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Xriiter 6iik
!$!€■€ bi^ f tgitteia
^crbcr'f^c Scrlagäl^anbluuiv
1895.
Bntigntebalafiungen in Ulm, JltrtMiri, 4lli(|ri iinb Jl, €$m\$, ')Ko.
^OJS fftt^t ber Ueberfe^ung in frembe ©prad^en loirb oorbel^olten.
^ie SSerlagäl^anblung fibt unb geniest bie 9ted^te bed Url^berS.
0tt4bnttferei bet «erbec'f^en Berlagf^nbltma in 9K<6»ra.
3-
'ffaama (^^j?), im 9r. S. 1. $crfoncnnotne:
bie ommomtijd^e ©emal^Itn @alomon8, toeld^e
ÜJhittcr KoboamS ttmrbe (3 Äön. U, 21). —
2. Ortfiname: eine ©tabt im-StamtneSubo glui«
jc^en ©et^bogon unb TOocebo, jiejt Want^ (3of.
15, 41). [Äaulenj
^ttanutn (i»?0/ im 91. S. 1. ber fünfte Sol^n
Benjamins, ßnfel bcö $atriordf|en Socob (®en.
46, 21). — 2. ein gnW SeniaminS öon beffen
älleflem Sol&ne 5)ale (1 $ar. 8, 4. 7). — 3. ber
gfclb^err be§ f^rifd^en ÄönigS ^aiatl, mlä)tx
hmdi Sliföud Dom 9lu§fa| gel^eilt unb baburd^ 5ur
Srfenntni^ be§ tool^ren ©otteS gefül^rt tourbe
(4 ftön. 5, 1 ff.; ögl. Suc. 4, 27). [ftoulen.]
9aa$ («r.5, b.l ©d^lange), im 91. %. 1. 5Wamc
beS ammonitifd^ fiönig§^ ber mit @aul gleid^«
leitig lebte unb burd^ einen SinfoU in ©olaab
9(nla^ iDurbe, bag baS 93oIt 3§tQeI einen jfönig
forberte (1 ©om. 11, 1 ff.), gr morb Don Soul
gefc^fagen unb in feine ©renken ^utüdgettnefen,
bemie§ fiä) aber gegen ®Qöib freunbftj^aftlid^
(2 6am. 10, 2). S)iefelbe ©efmnung bemal^rte
fein sioeiter ©ol^n Sobi (2 ©am. 17, 27), toö)^-
renb fein erfter ©o^n §anon, ber 9lad^foIger auf
feinem 3:^rDne, 2)aDib§ 3wt)or!ommen]^eit mit
§o^n Dergalt unb \\ä) boburd^ felbft ben Unter«
gang bereitete (2 ©am. 10, 1 ff.; 12, 29 ff.).—
2. ber 33ater ber 9lbigail, einer ©tieffd^mefter
XaDib§, folglid^ ber ^meite 2Kann Don S)aDib§
^D^utter, ber ©ema^lin 3foi'§, 2 ©am. 17, 25 ff.;
berielbe ift aud^ mo^I 1 $or. 4, 12 ju Der«
ftekn. [Äaulen.]
ISLaaffoUj ^af^affon (v^r.^), in ber l^eiligen
Sc^nft 1. einer ber9l^n^enen 3efue^rifti{2Katt]^.
1, 4. 2vLC, 3, 32), ^a6) ben 9lngaben be§91. %.
über i^n mar er ein ©o^n9lminabab§ au8 bem ®e»
1 djlec^tc ejron§ (9^um. 1, 7. ghit^ 4, 19. 20. 1 $ar.
2, 10), ©c^mager 9laron§ {gj. 6, 23), ein ©tam«
me^fürft Don 3uba (^f^um. 1, 7) unb burd^ Soo^
StammDatcrS)aDibS (SRutb 4, 20—22). — 2. eine
Certlic^feit im 5Reid^ 3§rael, jum ©tamm 9iej)b»
t^ali gehörig (lob. 1, 1). [ßaulen.]
Jlaftaf (^3:)/ i«i 91. %, ein reid^er ®ut§befi^er
bei 2Jiaon (f. b. 9lrt.), ber feinen Kamen „X^or"
mo^I al§ ©pottname loegen allgemein befannter
geijiiger ©efc^ronftl^eit erl^alten l^atte (1 ©am. 25,
25). gr Dermeigerte bei ber ©d^aff d^ur bem bamal§
no^ Dom ©(^merte lebenben 2)aDib bie mol^lDer»
biente Semirt^ung unb 50g pd^ baburd^ beffen Un«
ttiflen gu, fo ba| feine finge grau 9lbigail e§ ge«
col^ fonb, eine fd^Iimme, rnol^I nid^t in Dodem
Smfi auSgefprod^ene S)ro]^ung burd^ bo^pelte gfrei«
gebigteit untoirffam gu mad^en. Sei ber 9tad^rid^t
lierDon ftarb 9tabal gugleid^ Dor ©d^redt unb Dor
9lerger, unb bie fluge 9lbigail marb in ber Qfolflc
9>aDib§ grneite ©emal^Iin (1 ©am. 25, 3 ff.
2 ©am. 2, 2). [Äaulen.]
^abatäex (Naßataibe, NauaTaioi, Nabu-
thaei), im %, %. ein ben 9Rad^aböem freunblid^
geftnnter 9lraberftamm im ©üboften Don Suböa
(1 aWad^. 5, 25 ; 9, 35). Unter biefem Slamen
barf man gmeifelSol^ne baS nömlid^e 93oIf Der»
ftel^en, meines ®en. 25, 13. 1 $ar. 1, 29 unter
bem 5Ramen Kabajot)^ (n'-aa, NaßalVüö) Don 38-
mael abgeleitet mirb unb aud^ 3f* 60, 7 ebenfo
mie bei ^liniuS (H. N. 5, 11, 65) unb auf aff^rt«
fd^en Snfd^ttften (©d^raber, ®ie Äeilinfd^r. unb
baS 91. S., ®iepen 1872, 147) neben ben arabi-
fd^en Sebarenem genannt toirb. 2)ie 9tabatöer er-
f d^einen bei ben gried^ifd^en ®efd^id^tf d^reibem feit
bem 4. 3Q^t]^unbert D. gl^r. al§ ein füböftlid^ Don
^aläftina in bem fräl^em (Sbom mo^nl^afteS SBoIt.
Obgleid^ fie baS 9lramäifd^e nad^ bamaliger ©itte
al§ ©d^riftfprad^e gebraud^ten, fo toaren fie bod^
fidler arabifd^er 9lationaHtät; alle bei il^nen Dor«
fommenben Slamen flnb rein arabifd^, unb il^re
jfönige l^ei^en bei ben gleid^geitigen ®efd^id|t*
fd^reibem nur Äönige ber 9lraber. ®ie Kabatäer
l^atten, nad^bem bie gbomiter in baS entDölferte
2anb 3uba l^inübergegogen loaren, fid^ auf bem
nunmel^r Deröbeten ßbomitergebirge niebergelaffen
unb blieben Dorerft 9iomaben, bi§ bie ®elegen^eit,
mit ben arabifd^en ^robucten einen geioinnreid^en
ffaramanenbanbel nad^ bem Korben gu treiben,
fie gu einer anbem fiebenSmeife fül^rte. ®amit
nal^m il^re Kultur einen rafd^en unb l^o^en 9[uf«
fd^mung. 9lcu^ere 9lngriffe bienten bagu, il^re
bürgerlid^en unb politifd^en Serl^ältniffe gu Der-
DoÜfommnen. 9ll§ ber S)iabod^e 9lntigonu8 um
310 D. Kbr. ba§ Sbomitergebirge gu erobern fud^te,
fonnten bie Kabatäer il^m in bem feften ^etra,
bem frül^em ©cla, 2ro^ bieten unb il^n balb er-
f olgreid^ au§ i^rem ®ebiet Dermeifen. 93alb erf d^ei»
neu au(| ffönige an il^rer ©pije, meldte guerft nur
Tupavvoi ober Surften genannt mürben. ®er erfte
befannte berfelben ift 9lreta§ I., bei bem ber jübif d^e
§o^epriefter 3ofon 169 D. &)x. 3wPu^t fud^te
(2 2Kad^. 5, 8). ®egen gnbe be§ 2. Dord^rift-
lid^en 3al^rl^unbcrt§ l^atten bie Kabatäer ein Weid^
gcgrünbet, baö aUmöIig Dom rotl^cn 9Keer bis
gum ßiipl^rat unb Dom 9lntilibanon bis in ben
©üben ber arabifd^en §albinfel reid^te. 9IIS ©tifter
1
151653
KoBclfd^aucr — 9loBud&obonojor.
bcSfcIbcn nennt Suftin 39, 5, 5 einen geloiffen
grotimuS. hieben $etro toarb in biefer Seit oud^
Softra im §Quran (f. b. 3lrt. «ftorotl^ 2, ob. I,
1522) Ql§ §Quptpabt ber SRabotöer bejeid^net.
®iefe öerfd^iebenen grieci^ifd^en ^Warnen beweijen
fd^on, bofe bie S^obatäer aflmälig fid^ ber l^eflenifti=
jd^en Kultur jugetoenbct l^atten, toie benn aud^
aQe t)on ben ^cabotöem erl^oltenen monumentalen
SRejle ben gricdf|ifdf|en SiipuS jeigen. Sei ben §el=
lenen felbft l^ei^en fie, loie f^on gejagt, nur
„Araber", unb i^re Könige fmb „Slraberfönige".
ein fold^er ift ber 2 Sor. 11, 32 erttjö^nte ^re=
to8 (IV.), ber urfj)rünglid^ SleneaS l^iefe; benn um
80 ö. 6^r. ttjaren bie 9ZaBatäer ou(| in ben SefiJ
Don Eölef^rien unb ®ama8cu§ gelangt. ®ie na»^
batäifd^en ffönige ftanben ju ben ÜKadfiabäem erjt
infreunblid^emSerl^ältnife. ®a§felbe loarb geftört,
al§ Sllejanber 3onnäu§ ® 05a angriff unb bie ^dba-
täer ber ©tabt Seiftanb leiften wottten (Job. Antt.
13, 13, 3). 3n bem ©treit jloifd^en öprfan unb
^rijbbul nal^m ber bamalige jl^önig Kretas III.
Partei für ben erftem unb belagerte SlriftoBul in
äerufalem (Jos. Antt. 14, 1, 4 sqq.; B. J.
1, 6, 2). ®ie^ brad^te bie Kabatäer mit ben
^Römern in Serül^rung; ber römifd^e gelbl^err
@cauruS nötl^igte Kretas, bie Belagerung aufju«
lieben, 50g 62 1). Sl^r. gegen $etra unb smang ben
Surften jurSejal^lung einer ftriegSentf^äbigung,
f 0 ba| ^ompejuS fid^ auf einer SKünje ber Unter»
werfung be« arabifd^en ÄönigS rül^mt. 3n ber
Sl^at aber blieb baS 9{abatöerreid^ tro^ mannig«
falttgen 9lbbrud^8 burd^ bie SRömer f elbftänbig bis
106 n. Kl^r.; erft in biefem Sa^re mürbe „baS an
$etra anfto^enbe^rabien" burd^ KomeliuS $alma,
ben ©tattl^alter öon ©Qrien, in eine römifd^e $ro=
öinj öermanbelt (Dio Cass. 68, 14). 3tn 4. Sal^r»
l^unbert mürbe 9lrabien in jmei ^roöinjen get^eilt:
Arabia mit ber §auptjtabt Softra unb Palae-
stina mit ber ^auj)tf!abt $etra. Sediere erlangte
unter ber Wömerl^errfd^aft bie munbcrbare ffilüte
unb ^uSbel^nung, t)on meld^er nod^ ie|t il^re in
ben tJelfen gelftauenen ^aläfte 3^u9iii6 9*cn. (6.
99urdf]^arbt, SReifen in ©prien, $aläftina u. f. m.,
bcutfd^e Ueberfe^ung, beforgt öon ®efeniu§, SQ8ei«
mar 1823,1,364 ff.; LeDucdeLuynes, Voyage
d'exploration k la Mer morte , k Petra etc.,
Paris 1875, 1, 274 ss. IBgl. Quatremäre, Mem.
sur les Nabateens, im Nouv. Joum. asiat. XY,
Par. 1835, 5 ss. ; gle^, 3lrt. Nabataei in ^aul^'S
5Rcal»enc9noj). V, 1848, 377; ^Rölbefe, ®ie 5»a»
men ber aramäifd^en Station unb ©prad^e [3eit«
fd^rift ber®. HR. ®. XXV, 1871, 113]; guting,
9iabatäifd^e Snfd^riften ausarabien, »erlin 1 885 ;
©d^ürer, ®efc^. beS jüb. S5olfe§ im 3^italter
3efu Sl^rifti I, it\^m 1890, 93eU. H. ®efd^. ber
nabat. Könige, mo aud^ eine reid^e Siteratur Der«
geid^net ifl.) [Äaulen.]
iS^aitt^t^Mitt ^ ©))ottname ber ^ef^d^aften,
f. b. 9lrt.
^^0 (^33, LXX Naßao), im«. S. 1. 5Rame
eines babqlonif d^en ® otteS, ber in ben einl^eimif d^en
Snfd^riften Nabu (Nebo) lautet unb als Seftanb«
tl^eil fel^r Dieler ÄönigSnamen erfd^eint (3f . 46, 1).
®ie fo begeid^nete ®ott]^eit l^atte urfprünglid^ nur
locale SBerel^rung ju Sorft})pa, mo ein großer
Xem))el beS 9tabo ftanb ; Don bort verbreitete ber
SultuS berfelben fid^ über gang ffiab^lonien unb
marb fd^on t)or 1100 6. Kl^r. aud^ in Slff^rien ein«
gefül^rt. 5Rad^ ^uSbilbung m^tl^ologif^er SSor»
fteOungen galt 9labo als ein ©o^n HJterobad^S
(f. b. art.) unb marb gum §au})tgott ber S3abi5«
lonier erl^oben; obfd^on er urfprünglid^ im $la*
neten ÜRercur fQmboliftrt erfd^eint, fo l^ei^t er bod^
fpäter „er, ber ba maltet über bie §eere beS Fim-
mels unb ber grbe". gr ijt „ber l^öt^fte §err",
„ber Drbner ber SBelt", „ber ®ott ber SBiffen«
fd^aft", inSbefonbere aber „ber ®ott ber ©d^reibe«
funjl". 3luS bem frül^en ginflufe ber 95abt)lomer
auf il^re 9lad^bart)ölter ijt gu erflören, ba^ nad^
bem Sflamen bijfer ©ottl^eit Dertlid^feiten in $alä«
ftina genannt mürben; bal^er ift 9labo, einmal
(1 $ar. 5, 8) 5Webo genannt, im ä. %, 2. eine amo»
ritifd^e ©tabt, mel^e unter neuem Flamen bem
©tamme SRuben guget^eilt mürbe (5Rum. 32, 38),
fpäter aber ju SDloab gel^örte (3f. 15, 2. 3er.
48, 1) ; Dermutl^lid^ mar fie am Serge 5Rebo ge=
legen (f. b. Art.). [ftaulcn.]
^MoiXf (n*oD, LXX NaßoüdaO, ein SSraelit
m 3esrael, ber ftd^ meigerte, bem ßönig ^6:^clb
feinen SDßeinberg abzutreten, unb begmegen auf
3ejabelS 3lnftiften Opfer eines 3ujti5morbeS mürbe
(3 Äön. 21, 1 ff. Sgl. 4Äön. 9, 21 ff.), [«aulen.]
^glatm^obonofot (nx^pnatina , aff^r. Nabu-
kudur-usur, bal^er El^ettt ämal-^ist« msiaa, im
2:ejt 22mal nx^n-raiai, Naßooyoöovoa^p , f.
3a]^rbb. für proteiJontifd&e Il^eologie VH, 1881,
619), im 91. %, 1. ein aff^rifd^er ftönig im
93ud^ 3ubit]^ (1, 5 ff.), beffen 9Jame offenbar nur
bur4 einen ©d^reibfe^ler bal^in gefommen ift. —
2. ein befannter babQlonifd^er Äönig, ber eigent=
lid^e Segrünber beS neubab^lonifd^en ober d^al^
böifd^en Sleid^eS; er mar ber ©ol^n beS JlönigS
9labopolaffar, ber im ffiunbe mit bem SDlebertönigc
S^a^areS bem affqrifd^en Sleid^e ein Snbe mad^te.
Um baS 99ünbni| bauemb gu feftigen, l^atte 92a'
bud^obonofor bie Zod^ter beS mebifd^en Königs
als ®emapn l^eimgefül^rt. S)en Jlampf gmifd^en
Sabqlonien unb ^IH^rien mad^te fid^ ber ^l^arao
9ledf|ao gu 3hi^e, inbem er bie Jal^rl^unbertelangen
9lnfprüd^e Sleg^ptenS auf ©qrien unb ^alüftina
geltenb gu mad^en fud^te. 3tn 3. 609 rüdfte er in
$alaftina ein, um nad^ bem Supl^rat Dorgubringen.
®er Äönig 3ofiaS t)on 3uba [teilte p^l i^m bei
SKagebbo entgegen, Derlor ober bafelbft baS Beben
(4 Äön. 23, 29. 2 $or. 35, 20) unb fonnte i^n
nidf|t l^inbem, bie aff^rif d^ Sefijungen in SSorber»
afien ju befe^en, mäl^renb ber bab^lonifd^e Äönig
burd^ bie Belagerung Kincöel^S in Slnfprud^ ge-
nommen mar. 6rfi als biefe ©tabt gefaflen mar,
fonnte 3Jabopolaffar baran benfen, felbft baS aff^«
rifd^e 6rbe angutreten; ba er aber perfönlid^ nid(|t
in'S tJcft) rfldfen fonnte, fanbte er feinen ©ol^n unb
9tQ6u}arban.
VftmKAm Stafoid^bonof or gegen ^tä^ao. SBeibe
pirseii p (E^rcomiS am Supl^rat auf einanber
iiiL 46, 2). ^Robud^obonofor blieb Sieger unb
§raig bie ^eg^pter, Serien unb ißalöftina bor
üfm in räumen. 3u ben t^ürflen, luelc^e bemnad^
bie Ober^o^ beS d^Iböifc^en ^errf^erd aner-
femien mußten, gehörte aud^ Soafim bon 3uba
(4 l^^n. 24, 1). 92abu(i^obono]or jog in 3eru-
yolem ein, na^ einen %f^ ber Xem|)elgefa|e an
fi4 nnb führte mehrere eble Säuglinge, unter benen
axiä Daniel mar, mit nad^ Sabel 6r mürbe feinen
€kgc€Iauf bi§ nad^ 9egQpten l^inein berf olgt l^aben,
oerni bie ihtnbe bon 9labo))oIaffar8 Xobe il^n
vxäft Mranla|t ^e, nad^ 99abqIon gu eilen, um
ben Xtftüti fetner Sqnaftie gu kä^txn, (Sr felbft
fornile feine SegienmgSgeit auf 43 äal^re an^^
be^en (604—562). Ueber biefe lange ßeit gibt
ei fanm anbere ^ä^nd^Un als bie biblifd^en,
tadä^ ftc^ auf bie ®efd^id^te 3uba'8 begiel^en;
beim bie Don 92abud^obonofor l^rrül^renben Htxh
inf(^ften reben nur bon bett großartigen Sauten,
DeldK er }u Sabt^Ion unb im gangen bab^Ionif (i^en
&mbe aufrichten ließ. Sie ^uptftabterl^ielt unter
inner Regierung ein gang neueS Snfel^en; neue
8tra^ unb @tabtt)iertel mürben l^ingugefügt,
eine neue ftdnigSburg auf ber Oftfeite bed Supl^rat
oric^et, ber ^| in SRauem gebettet, unb bie
Stabtmauem nn^en berart bergrößert, ba| fte
Ott SBeltnmnber galten unb ber @tabt bie Un«
dime^barfeit gu fidlem fd^ienen (f. b. 9rt SBab^'
Ion I, 1812). ^ud^ baS alte SSorftppa marb mit
in ben Umfreid ber @tabt gegogen, unb bei biefer
dekgen^t Iie| 92abud^obonofor auf ben Sieften
bed uraUeit Soumerfed, bon beffen Srrid^tung
den, 11, 4 berichtet, ben meltberül^mten Xempel
be§©elerrid^ten(Herodot 1,181). ®a§ ©dingen
biejer großartigen Saut^ötigteit mar e§, ba§ nad^
Jan. 4, 26. 27 ben ©tolg 9iabud&obonofor§ mad^
rief unb fo gu einer empfinblid^en ©träfe fül^rte.
£<iB tr bei biefer ©elegenl^eit aud^ ba§ guhinf«
nge Sefc^icf SabelS borl^ergefagt f^aht, ift fpätere
kigen^fte ^u8f d^müdfung, meldte 6uf ebiuS (Praep.
Evang. 9, 41) ouS SRegaft^eneS aufbemal^rt l^at.
%üd^ augerlfalb Sab^IonS gab eS nad^ ^uSmeiS ber
3nf4riften im gangen Sanbe feinen olten Sempcl
ben er nic^t oerf d^önert, mieberl^ergeftedt ober gang
neu gebaut l^ötte. 3nbem er l^iermit ba§ eine
£'eben§element ber Sab^Ionier ftd^erte unb fo bie
4ülbäif4e ^errfcbaft innerlidfi bcfcftigtc, forgte er
Tür bie anbere Sj^iftengbebingung beg Keid^eS burd^
{benfo großartige SBafferbauten an ben j^anölen
unb bem ßupl^at unb ließ felbft bie Ufer be§ per-
mä^ S}{eerbufen§ burd^ gemaltige S)ämme gegen
Die Sturmfluten fic^m. 3n i^ren Säegiel^ungen
noc^ ^ßen betrad^tet, mar 9{abud^obonoforS 9^e«
giervng oer^Itnißmößig frieblid^. 3um Jhnege
rief i^n im 3. 603 ber ?lbfall 3oafim§ in 3uba,
ber im Ukrtrauen auf ögqptifd^e Unterftü^ung ben
Zribtttoermeigerte. 9{abud^obonofor eilte mit großer
^ccredma^t nad^ Serufalem unb belagerte eS. fturg
M^ marSoafim geftorben unb beffen erfi 18ja]^"
riger ©ol^n 3oad^in ober Sed^oniaS il^m auf bem
Sl^ron gefolgt. S)iefer capitulirte nad^ breimonat-
lid^er Belagerung unb mürbe mit fieiner t^amilie
unb allen Sbeln beS fianbeS, fomie mit allen friegS-
tüd^tigen Seuten unb allen ^olg* ober ÜRetdl-
arbeitem nad^ Sabqlon geführt. 3u biefen @e-
fangenen gel^örte aud^ ber ^ropl^et Sged^iel. Sfö
^enfd^er über baS Solf, meld^eS er feiner SBel^r-
&af t beraubt l^atte, fe^^te 9labu(|obonofor 3oafim8
Bruber 9)}att|ania8 ein unb gab il^m ben 9lamen
©ebeciaS. 2)iefer trug ad^t 3a^re lang ben SSer-
^öltniffen SRed^nung, bis er ftd^ burd^ ben $l^arao
SlprieS ober ^opl^ra, ber 589 auf 3ltd)ao gefolgt
mar, tro^ aOer SBamungen be§ ^ropl^eten 3ere-
miaS, mieber gum SbfaU berleiten ließ. SHe 3loÜ)»
menbigfeit, fid^ gegen ^eg^ptenS 93orbringen gu
ftd^em, bemog nunmel^r 92abud^obonofor gu einem
enbgültigen Untemel^men. Sr erfd^ien gum britten
ÜRal mit feinem ^eer bor 3erufalem unb belagerte
e§ bon feinem Hauptquartier äleblatl^a au§ gmei
3a]^re lang, bis eine größlid^e ^ungerSnotl^ bie
Sinnal^me ber ©tobt mögli^ mad^te. 2)er fiiel^enbe
©ebeciaS marb ergriffen, mußte erft aUe feine
ffinber fterben feigen, marb bann geblenbet unb in
jfetten. nad^ 99abel gefiil^rt. 3emfalem ließ 92a-
bud^obonofor burd^ feinen gfelbl^erm 9iabugarban
böOig gerftören, unb ade l^eiligen ©erötl^e brad^te
er in einen ber Xempel gu »abel (4 Äön. 25, 1 ff.).
9htn nal^men nod^ Sbom, ^mmon, SRoab, XpruS
unb ©ibon, meldte fid^ ebenfaUS gum Abfall l^atten
berleiten laffen (3er. 27, 3), 5Rabu^obonofor8
Zl^ötigleit in 9nfprud^ ; ade erl^ielten i|re 3üd^ti«
§ung außer 3:QruS, meld^eS unter feinem jfönig
itl^obal n. in breige^njöl^riger Belagerung il^m
^ro^ bot unb nid^t erobert merben tonnte. 92abud^O'
bonoforS ?Ju8bauer bei biefer Untemel^mung f d^eint
aud^ nod^ ben S^td gel^abt gu l^aben, fu^ freie
§anb für einen SSorftoß nad^ ^eggpten gu fidlem;
benn nod^ l^ierogl^pl^ifdjen 3nfd^riften fielet fefi,
baß 9^abud^obonofor nod^ gmeimal, erft unter
SlprieS, bann unter ?lmafi§, in 9legi)pten cinpcl
unb bis nad^ ©qene borbrang, mie e3 bon Sged^iel
(29, 10) gemct§fagt morben mar. 6r l^attc bamit
feine 9lbft^t enei(|t, ben geföl^rlid^cn ®egncr im
©d^ad^ gu galten; eine (Eroberung ^eg^ptenS ^atte
nie in feinem $Ian gelegen (SBicbcmann in 2cp»
ftuS' 3eitfd&r. f. äg^pt. ©pradfee XVI, 1878, 2 ff.).
(93gl. gb. aWetjcr, ®efd&. be« ^ltcrt]^um§ I, ©tuttg.
1884, 587 ff. ; Siele, Sab^l.-aff^r. ®cf d^.H, ©otl^a
1888, 421 ff.; §ugo SBindtler, ®efd^. »ob^lonicnS
u. ^ff^rienS, Scipg. 1892, 310 ff.) [ffaulen.]
'SP^oBttgatban (-j-NnTnas), im 91.2:. berObcrft
ber Seibioac^c Kabud^obonoforS, ber im ^luftrag
feines ÄönigS bie gerftörung SerufalemS bcmirfte
(4 ftön. 25, 8 ff. 3er. 39, 9 ff.), ffiä^renb fein
ßönig Jt)ru8 belagerte, fom ^iabugarban nod^ ein-
mal nad^ 3erufalcm unb fül^rtc 745 3uben als
®efangcne fort (3er. 52, 80). ®cn aff^rifd^en
5Ramen biefeS ^eerfülftrcrS erflört gberl^arb ©d^ra»
ber, fteilinfc^r. unb % %., 2. 9lufl., ®ießcn 1883,
364. [5?aulcn.]
1*
9lac(i^iantc — 9läflel, bie l^ciligen.
8
"^iac^nie (Naclantus), 3qco(, 0. Pr.,
%f)tolo%t, ftommtc anli Sfloreng, Icl^rtc längere Seit
$|Uofop]^ie unb t:]6eDlogte im OrbenScofleg Dum
l^L Sl^omaS ad Minervam p 9lom imb tourbe
1544 t)on ^opft ^ul in., ber tl^n wegen feiner
^erDorragenben ® clel^rfomf eit f d^öfete, jum ffiif d^of e
Don Sl^ioggia im ©ebiete t)on ^enebig erlauben.
Ätö er ouf bem Koncil öon Srient bei ben 6r»
örterungen über bie DueSen be§ ®Iauben§ fni^
bem ®eaete ber 4. ©ijung (1546) l^eftig toiber«
f e^te unb bie üxäfi\ä)t Srabition nid^t ber l^eiligen
©d^rift gleid^ onerf ennen moflte, »urbe feine SRe^t«
gläubigfeit Beameifelt (PaUavic. Eist Conc.Trid.
1. 6, c. 14, n. 4); nad^bem er ober fid^ untertoorfen
l^atte, gogenil^n bie))ät)ftIid^enSegatennad^äBieber'
eröffnung be§ KoncilS (1561) bei ben fd^toierig«
ien bogmotif d^en Unterfud^ungen an il^re @eite. Sr
tarb om 6. SDlai 1596. ©eine ejegetifd^en ©d^rif«
en über ben SRömer« unb ben gpl^ef erbrief, bie
Don Xl^omafftn gerübtnte Medulla s. Scripturae
vel arcanorum Christi, femer bie Tractaiiones
XVni theologales unb bie Theoremata theo-
logica, metaphysica, naturalia u. a. lourben
öon ^etruS gratinuä in gmei golianten p SScnebig
1567 l^erouSgegeben. (IBgl. Quetif et Eohard,
Script. 0. Pr. H, 202; Hurter,Nomencl.liter.,
ed. alt. I, Oeniponte 1892, 28 sq.) [©treber.]
^aAmanibt^j f. Siamban.
^a^ot (■^'iJ^O» in ber l&eiKgen ©d^rift 1. einer
ber ^atriard^en nod^ ber ©intffut, ber SBater
Zl^ore'S unb ©ro^Dater mrol^amS (®en. 11, 22.
2uc. 3, 84). — 2. ber ©ol^n Sisare'« unb SBruber
9tbrQ]^am§, mit biefem aud^ burd^ feine ©attin
aWeldfta, bie ©d^wefter ©ora'S, öerfdfittjägert, burd^
feinen ©ol^n SBotl^uel ©rofeöoter SRebecco'S, burd^
fteben onbere ©öl^ne ©tammt)Qter einer Steil^e t)on
aromäijd^en ©tämmen (®en. 11, 26: 22, 20;
24,15. 3of. 24, 2). [Äoulen.]
^aAti^aS^ f. fiuSciniu§.
fta^futa^fotitire, f. Bulla in coena.
ftabat (pii), im S. X. 1. ber ältefte ©ol^n
SoronS (gj. 6, 23), ber nebfl feinem ©ruber 3lbiu
Don ©Ott burd^ iJfeuer Dom ^Itor gelobtet toarb,
»eil fte beibe gegen bie liturgifd^e SSorfd^rift be«
jfiglid^ beS 9taud^o))fer8 gefünbigt l^otten (Set).
10, 1 f.). — 2. ber gtoeite Äönig im nörblic^en
%eid^ äSrael, ©ol^n unb 9{od^foIger S^roboamS
unb biefem on ©unbl^oftigfeit äl^nlid^, fo bo^
er ijur ©trofe ben S^od^fteUungen Soafo'S erlag
(3 Äön. 15, 25 ff.). — 3. ein ^Ingel^öriger be§
©tammeS 3uba auS bem ©efd^Ied^t ^e§ron§
(1 $or. 2, 28). [ffaulen.]
^ä^ttj bie l^eiligen, meldte jur jheujigung
be§ ^erm gebient l^aben, gel^ören gleid^ bem l^ei»
ligen Ärcuje , ber ©omenfrone u. f. m. ju ben
großen ^affionSreliquien. S)a^ bei ber iheujigung
beibe ^änoe unb ^^ü^e beS §eilanbe§ mit 9^ögeln
burd^bol^rt tourben, ijt im 5lrt. Äreujigung (Vn,
1124 f.) nad^gemiefen, »enn fd^on bie grage nad^
ber 3öW ber öertoenbeten 5RägeI eine offene bleibt.
Ol^e Sttjeifel l^aben bie bfiHgm 9Jögel nad^ ber
ffreujabnal^me gunöd^ft baS ©^id^al be§ JheugeS
felber getl^eilt, mie benn aud^ bie Segenbe bie l^ei-
ligen 9lägel gugleid^ mit bem l^eiligen ffreuge Don
ber Äoiferin §elena auf finben läjt (f. b. 9trt. ffreug«
erfinbung VÜ, 1098). «uS einem ber 9flägcl foH
bie Jtaiferin alSbann eine jhrone für il^ren ©ol^n
l^abm anfertigen laffen (bie fog. eifeme ffrone in
aKonja, f. b. ^rt. »rone Vn, 1222 f.), au8 einem
anbem einen ^ferbegaum für baS faiferlid^e fieib»
ro^. ©0 lautet baS beftimmte 3^ugni^ beS l^L 9m>
broftu§ in ber ©ebäd^tni|rebe Dom 2[a^re 395 auf
Äaif er Xl^eobofmS ben ©rofeen (c. 47. 48). gbenfo
fpred^en ftd^ um baS Sal^r 400 Stufin, um 440
©oaateS, um 450 Xl^eoboret auS, nur festen fte
an bie ©teile beS ©iabemS einen $elm, in mel*
dl^en ß^onftantin felbft ben einen 9tagel eingefügt
babe. ^el^nlid^ aud^ ©oDomenuS um 440, »eld^er
bingufügt, bie| fei gef^el^en gur SrfüDung ber
SBeiSfagung be^ ^rop^eten Sc^^^tiaS (14, 19):
Hoc erit peccatum Aegypti et hoc peccatum
omnium gentium, quae non ascenderint ad
celebrandam festivitatem tabemaculorum. In
die illa erit, quod super frenum equi est, san-
ctum Domino, „^elm unb Stolgaum alfo, ge«
fd^müdft mit ben 9JägeIn, bie bem §erm bie bitte«
ren SobeSföunben fd^Iugen, folltm bed ff aiferS nie
ml^enben ftampf unb enblid^en ©ieg mit ber §ilfe
be§ ©efreujigten gegm bie ginftemife Rnnbifeen,
ben Reiben unb 3ubm gum S^id^^n, ba| &]^riftu§
ber gefreugigte ©ieger fei unb für il^n ber flaifer
in^S tjclb giel^e gu p^ercm Sriumpl^e über alle
feine geinbe." ßbenfo fd^ön brüdft fid^ 9lmbrofui8
über bie ©^mbolif ber beibm l^eiligen 9?ägel auS:
„SBol^I fte^t ber 'Jlagel bem römif^m ftaifer, ber
ben gangen SrbfreiS bel^errfd^t; fd^ön giert er be§
Surften ©time, auf baj fie, toeld^e bie SBal^r«
l^eit bi§]^er Derf olgt, nunmel^r fte Derfünbigen. 5luf
bem^au))te bie (hone, in ben Rauben benSügel;
bie ^one Dom ffreuge, bamit l^eU leud^te ber
©taube, aber aud^ ber 3ügel Dom ftreuge, bamit
bie ©etoalt geredet unb milb regiere." Um ben
93efiJ ber beiben übrigm l^eiligen 9lägel flrciten
gar Diele ©täbte unb Satbebralen. JhauS göl^It
bereu nid^t weniger als 34 auf, SRol^auIt be tS^tuxt)
nur 29. 9Bie erflären wir un8 bicfe feltfame ®r=
fd^einung? ftrauS mad^t in biefer Segiel^ung an
erfter ©teDe barauf aufmerffam, „ha% bie ffrcugeS»
balfen wal^rfd^einlid^ mit eifemen 5RägeIn an ein»
anber befeftigt Waren, unb bafe biefc S^ögel glcid^
bem Äreuge felbft, aI8 SDßerfgeuge ber ©rlöjung unb
Don bem Slute beS ©ottmcnf df|en bene Jt, bem §rijt>
lidfien ©inne als el^rwürbig unb l^eilig erfd^einen
multen. ®a§ Kämlid^e gilt Don ben 5RägeIn, mit
benen ber ©i^pflodf ober bie gfufebanf, fowie bie
Xafel über bem Raupte E^rifti am ffreuge befeftigt
warm", ©egm bicfe 3lnnabme mad^t aber 9to«
l^ault be t^eur9 geltenb, bag ba§ Sifen bamalS
nod^ ein fe^r feltene§ unb tbeureS "^tiaü wor,
weld^eS man ebmfo wenig in 2tubäa afö in 9iom
unb in ©aQien oerfd^wenben fonnte, unb ba^ aQe§
3immerwerf in iener Seit mit l^ölgemen Wiegeln
fHä^tl, bie l^eiligen.
10
bffc^ tmitbe. SBeiterl^tn loirb gut Srflörung
bcr großen 3^4^ ^^ ^eiligen !RägeIn Don ffrauS
hanmf ^tngetmefen, ^bal Diele 3Jlattt)xtt mit ]oU
dfm ^ingerid^tet loorben finb, femer auf bie aud^
bei onbmn äteliquien gebrQU(J^Iid^e S^i^tl^^Iung
beifelbcii in neinere @tüdfe unb felbft in loingige
Srtülpäne, totlä^ bann entmeber für ftd^ aufbc
toofyi ober in nad^gentaci^te, ben erfteren gang dl^n-
\\ä^ 92ägel eingefugt »urben. ^öuftg lourben
aw^ bie ald dd^t anerfannten 9ldgel nad^gebilbet
mib biefe an bie Originalien angerül^rt, me^^alb
}vt bann eine gemiffe SSerel^ning genoffen. @o
lie| ^ 9. ber |l. ffarl Don Sonomeo nad^ bem
Wobcfl bed SRatlönber 92QgeId ad^t 9{agel Derfer-
tigen, loeld^ er bann an jenen onrül^rte. Sinen
btefer 92ägel erl^ielt ffönig $P)))) ü. Don @pa«
nicn* £ad Snburt^eil beS genannten £)iftortIer8
über bie Dielen l^eüigen 9lagel ift, «,ba| ben l^et-
ligen 92ägeln }u £rter unb Kpm nod^ am meiften
9nfpni4 auf Se^tl^ett gufommen bfirfte". 2Bir
Viben alfo noc^ Don beiben befonberS gu l^onbeln.
3kt ptüiqt JlüQtl gu 9lom befinbet ftd^ in ber
9afilt!a Dom l^eüigen jhreug in 3erufalem, bem
ongeMid^ Don Sonflantin in eine jfird^e Deth^au'
belten fefforianifd^en $alaft. S)ie l^eilige Sleliquie
ifl ber Sage nad^ Don ^elena nad^ ber ^auptftabt
ber Cl^ftml^eit übertragen morben. rflo^ unb
ihonS ftimmen barin uberein, „ba^ bie betgebrad^-
ten 3<»gntffe einen fo alten SBeft^ nid^t betoeifen
Onnen". SomeliuS a Sa))ibc befd^reibt il^n in
feinem Smmnentar gu SRatt^. 17, 35 mit folgen«
ben SBorten: ^3d^ l^be gu 9tom mit großer ®e«
näl^beiDegung ben gangen 92agel (Sil^rifti in bem
Xeoipd beö ^ligen JheugeS in äerufalem gefeiten.
Sr ijt long, mö^ig bidt, Dierfontig, l^at einen
fiarfen getoölbten ftopf unb Derjüngt ftc^ allmQ^»
li(^ bi§ gur Spifee." 9iad^ ber ^bbübung bei SRo«
^t be t$Ieur9 \)at er eine Sauge Don 12 cm, ift
ober feiner ©pi^e beraubt; mit berfelben mürbe er
circa 16 cm meffen. ^u(^ feine ©cftalt fommt
ber be§ Eiligen 9iagel§ gu Xrier am nöd^ften. ^n
^toeiter ©teile ift ber ^artifel Don bem Sricrcr
!)eüigen 9{agel in ber el^emaligen (Siat^ebrale Don
ioni, ©uffraganbi§t]^um Don Srier, gu gebcnfen.
^iffclbe heftest in ber gur Seit be§ l^ciligen Sifd^ofS
6erarbu§ Don Soul nod^ Crbauung bc§ bortigen
2ome§ (963 — 994) Don bem l^eiligen 5WageI in
irier abgenommenen ©pifee. ®iefe Uebertragung,
toeld^ burd^ febr alte Sifd^ofStataloge Don Soul
<£pitaphia episcoporum Tullensium seusedu-
Ue eujiislil>6tEpi8copi)Derbürgt ift, mu^ unter
bem Trierer (Srgbifd^of S^eoborid^ (965—977)
fiüttgefunben ^ben, meil in ber unter beffen 3laö:}'
folgrr ggbert (977—993) angefertigten ^üHe be§
Irierer ^eiligen 9iagel8 pd^ fein SRaum für bie
abgenommene ©pi^e finbet. S)ie b^iUge Steliquie
mibet noc^ ^eute in ber genannten jhrd^e bie größte
SSere^ng. 3)ie 95emei§ftü(fe für bie ^cd^tl^eit bc§
teiligen Stogefö in ber Srierer Satl^ebrale bedfen
M im SBefentlid^ mit benen be§ f^tWiqtn 9todfe§
(ber tonica) bed ^erm in berfelben jfird^e, Don
meldten fpäter auSfül^rltd^ gu l^anbeln ift. ©peciell
für ben l^eiligen 9iagel fprid^t nur nod^ ein monu-
mentum aere perenniuB, n)eId^eS mir bem Sndcen
be§ Srierer SanbeS, bem genannten Srgbifd^of Sg»
bert, Derbattfen. Sd ift bte^ ba§ metallene ©ebäufe
beS l^eiligen 9lagcl8. „S)a8felbe ift (nad^ gmft
?lu8'm SBeertl^) Don (Solb unb mit gbelfteinen,
$erlen unb ^aiUen befleibet" unb ^ai nad^ Seon
^aluftre ^einen fel^r großen ffunft« unb ard^öo«
logifd^en SBertl^, meld^er il^m einen $la| neben
ber eifemen ftrone Don SOtonga anmeift". Sinen
nod^ großem, namentlid^ aud^ l^iftorifd^en Sßertl^
l^at ber Sragaltar beS 1^1. SnbreaS, in meld^em
nebft ber ©anbale biefeS ^poftelS aud^ ber l^ei»
Hge 92agel aufbemal^rt mar. 6r bilbet nac^ 9u§^m
SBeert)^ ,,baS reid^fte unb eigentl^ümlid^fte 9Serf
ber ©olbfd^miebelunft beS 10. Sal^rl^unbertS unb
ijt ebenfoDS eine ©d^öpfung ggbertS". S5on bem
Url^eber be§felben unb Don bem l^eiligen 9lagel
legt folgenbe auf ben Dier Slänbem beS 2)edfel3 in
aufgenieteten ©olbbönbem eingroDirte Snfd^rift
3cugni^ ab : Hoc sacrum Heliquiarmn condi-
torimn Egbeitus Archiepiscopus fieri jussit
et in ea pignora sancta servari constituit :
clavum videlicet Domini, dentem S. Petri, de
barba ipsius et de catena, sandalium S. An-
dreae Apostoli aliasque Sanctormn reliquias.
Quae si quis ab hac ecclesia abstulerit, ana-
thema sit. Unbefümmert um biefeS ^nat^ema be*
möd^tigte fid^ 1803 bie l^ergoglid^ naffauifd^e 9te-
gierung, unter falfd^er Auslegung beS § 37 beS
9ietd^§beputationg'$auptfd^Iuffeg, mit bem größ-
ten Steile be§ trierifd^en2)omf d^a^e§ aud^ beS l^ei-
ligen !RageI§ mit feinem ©el^äufe unb botirte (!)
mit erfierem baS neue SiStl^um Simburg, möbrenb
fie mit le^terem ben öfteneid^ifd^en §qu§^ §of«
unb ©taatsfangler D. 2Kcttcmid& bcf^enfte. ®ic
Surüdgabe beS l^eiligen 9iQgcl§ on ben Sriercr
S)om erfolgte auf mieberl^olteS Sitten im 3. 1849.
S)a8 tJeft ber ^eiligen D^ögel mirb in bcr ftird^e
mit bem bcr l^eiligen fiangc Dcrbunben. 2)eutfd^«
lonb unb %öbmen feiern baSfelbe burd^ befonbereS
3nbult 3nnoceng' VI. am Sfreitag nac^ ber Öfter«
octoD. ^l§ festmn pro aliquibus locis fielet ein
onbereS Officium im SrcDier unb 2Kiffale für ben
Qfreitag ber erften gfaftenmod^e (f. b. ^xt Sauge
Vn, 1421 f.). 3n ber ©iöcefe 2rier mürbe bo§
gfeft fdf|on feit 1547 mit bem Sfefte be§ l^eiligen
ModfeS Dcrbunben unb am tJreitog nod^ bem meinen
©onntog gefeiert, 1844 auf ben aflgcmeincn preu^i*
fd^en Su6= unb 93ettog, feit 1893 enblid^, unter
Trennung Don bem Sf^fte bc8 l^eiligen SRodfeS, mel«
d^e§ fortcm am Dierten ©onntag nod^ Oftem be«
gongen merben fofl, bem römifd^cn SRituS gemöfe
auf ben Sfi^eitog nad^ bem erften iJaftenfonntog
Derlegt. (Sgl. S. 3E. ÄrauS, ®er ^eilige 9iagcl in
ber ®omfir§c gu Srier, Srier 1868; gfloi ®e-
fd^id^tlid^e 9iad^rid^ten über bie ^od^encr ^eilig»
tl^ümer, Sonn 1855 ; (Abbe Demange,) Le saint
Clou de Toul, Nancy 1888 ; 5lu§'m fflecrt^,
ftunftbenfmäler beS d^riftlid^en 3Kittclaltcr§ in ben
11
ÜRal^um — 9laim.
12
ai^ctnlanben, Seipjiö 1860; Rohault de Fleury,
Memoire sur les instniments de la Passion
de N. S. J. Chr., Paris 1870; Löon Palustre,
Le Tresor de Tröves, Paris 1880; P. ©tcpl^an
SSciffcI S. J., ®cfd^. bcr Trierer flirren, 2. 2^.:
3ur ®cfd^. bcS Reuigen SRotfcS ; 6. aOBittemS, ®cr
161. SRotf ju 2ricr, 2:ricr 1891.) [bc Sorenji.]
9a9ttlti (='^?, LXX NaobjjL) ift bcr ficbcntc
in ber SReil^e ber )U)öIf Ileinen ^ropl^eten. 93on
feinen Scbenööcrl&ältniffcn ift nur eines befannt:
in ber Ueberfd^rift feined Sud^eS mirb ßlfofd^ al§
feine f^eimat begeiti^net (t)gl. jhtobel, ^ropl^etiS«
mu8, »reölau 1837, H, 207). Streitig ift eS aber
unter ben ©ele^rten, too biefeS Slfof^ ju fud^en
ifl. 2)a bad %ud^ eine f o genaue Jtenntni| aff^ri»
fd^en SebenS an ben Sag legt, unb ba in ber 9lä]^e
bed l^eutigen SRofuI ein 2)orf Sllfufd^ mit einem
mobemen Jtenotapl^ Don Tial^um befannt geworben
ifi, fo l^aben Cinige geglaubt, ber ^ropl^ct fei in
äff^rien felbft geboren; 9la]&um toöre bann etwa
als ein in Sff^^en be^nblid^er Splant auS bem
Dormaligen S^^nftömmereid^ anjufel^en (Jhtobel
a. a. O.). hiergegen fprid^t iebod^ baS geringe
Sllter be§ fraglid^en Dorfes, unb ber 1^1. ^ieronQ>
muS beseugt, bag Slfofc^ nod^ ^u feiner 3eit al3
ein fleineS ^orf in ©alilöa befannt mar (Gomm.
in L. Nahum, ProL). Slud^ einzelne bialeftifd^e
SluSbrüde in bem %ud^ fönnen als IBemeiS für bie
^erfunft beS SSerfafferS au8 ®aliläa angefe^en
merben.
SDaS Sud^ 9la]^um l^at jum Snl^alte eine
UntergangSbrol^ung gegen SffQrien unb beffen
^auptftabt 9tinet)e|. 3uerft mirb @otte§ Sifer
^r fein 93oH unb gegen feine gfeinbe überl^upt
gefd^ilbert, unb bann ben ^ff^riem, meil fie p
Unteren gel^ören unb baS 93oIf ©otteS bebröngen,
in allgemeiner SBeife ber Untergang gebro^t (1,
2 bis 2, 1). @obann mirb ber feinblid^e JhiegSjiug
gegen Slff^rienS ^auptftabt bie Belagerung, @r*
oberung, ^lünberung unb 3«tftörung berfelbcn,
bie Sflud^t unb ©efangennel^mung feiner Sin»
ttol^ner, bie geredete SBieberDergeltung beffen, nmS
Sff^rien anberen 93ölfem getl^an, nö^er befd^rieben
(2, 1—13), unb enblid^, ba bie SSefc^reibung
}tt Snbe gefül^rt ift, mirb biefelbe, mie mit
einem neuen @d^munge, aber auf anbere Sßeife
unb unter ^erüorl^ebung anberer Seiten, mieber«
l^olt, unb namentlid^ auf bie Urfad^e eines fo
f d^redflid^en Unterganges ber möd^tigen ^auptflabt,
auf bie Scid^tigf eit il^rer Sroberung unb 3erftörung
unb ben Spott unb ^ol^n ber9lationen über bie«
fette l^ingemiefen (3). ?luS bief em Snl^alte ift fd^on
flar, baf ^lal^umS 2)ro]^ung gegen 9{inet)e]^ ein
}ufammen]^angenbeS ©anjeS ift unb einen einl^eit«
lid^en Sl^arafter l^at, menn gleid^ baS britte if apitel
im Sßefentlid^en biefette Bai)t befd^reibt toie baS
gmeite ; benn als eine eigentliche SBieberl^oIung beS
^meiten ober als eine neben bem ^meiten irgenbmie
unnä|e ober fiberf(üffige 93efd^reibung lögt eS ftd^
nid^t anfeilen. 9Ran ^at bal^er aud^ feinen ©runb,
mit Sertl^olbt (ginleitung in fämmtlid^e ©d^riften
beS SIten unb bleuen SeftamenteS, Sriangen 1814,
IV, 1661) anjunel^men, bag baS Sud^ auS brei
Derfd^iebenen Städten ^ufammengefe^t fei, bie nad^
furzen 3toifd6en3eiten entftanben feien, unb jtoar
fo, ba| bei Slbfaffung beS erften ber ^rop^et nod^
nid^t an baS ^meite unb beim jmeiten nod^ nid^t
an baS britte gebadet l^abe (ginleitung IV, 1661).
2)ie entfte^ungSaeit ber 2)ro]^ung lä|t ftd^ auS
i^rem ^nl^alte mit jiemlid^er Sid^erl^eit ermitteln.
3uöörberft ift flar, bafe jur 3cit, tt)o fie oorge«
tragen mürbe, baS äff Qrif d^e SReid^ mit feiner ^aupt»
ftabt 9Kneoe]^ nod^ beftanb. 3(^{^brt mürbe aber
9linet)e]^ im % 625 o. Sl^r., unb bie SBeiSfagung
fönt fomit in eine frül^cre, unb jmar, meil auf eine
ferne 3ufunft lautenb, in eine erl^eblid^ frül^ere
3eit. SlnbererfeitS er^eHt auS 1, 12 ; 2, 2, bafe
baS SReid^ ^uba Don ben SffQriem bereits l^art
bebröngt morben ift; fold^e Sebröngung aber fanb
nur einmal ftatt bur^ bie aff^rifd^e Snoafton unter
Sennad^erib jur 3^ beS JtönigS ßjed^iaS, ba
fogar 3erufalem fettft in ©efal^r fam, erobert ju
merben. ©iefer Sorfatt ift alfo bem ^ropl^eten
eine vergangene ^l^atfad^e. (Snblid^ mirb 8, 8
bis 11 gefagt, 9tineoe]^ fönne in bem Sd^dffal
Don 9{o- Simon (Xl^eben; Sulgata irrtl^ümlid^
Sllexanbria) in Seg^pten fein eigenes Sd^idlfal er«
blidfen; mie nömlid^ biefe Stabt, ungea^tet il^rer
au^erorbentlid^en gfeftigfeit unb ber il^r ^u ®e»
böte ftel^enben großen äRac^t, bem Untergange
nid^t ju entgelten Dermod^t l^abe, fo merbe aud^
3lffQrienS gro|e 9Jlad^t ben Seftanb beS SReid^S
unb feiner ^auptftabt nid^t }u ftd^em vermögen.
@ine groberung 9lo-2lmonS burd^ bie Slff^rier,
mobei bie Sleg^pter burd^ bie ^etl^iopier unter»
ftü^t mürben, f cmb aber nur einmal ftatt, nömlid^
unter ^furbanipal um 662 D. Sl^r., ju meld^er 3eit
Oberögopten in ber ©emalt ber ^et^iopier ftonb
(aßindfler, @efd^. SabQlonienS unb Slff^rienS,
Jieipjig 1892, 273 ff.). ®iefe Croberung erfd^eint
in 9ia|umS SRebe als etmaS erft Dor ffui^em ©e«
fd^el^eneS unb nod^ in ganj frifd^em Slnbenfen
Ste^enbeS, unb eS famt ba|er bie Siebe nid^t in
eine oiel fpötere 3^it gel^ören. S)emnad^ erfd^eint
Jlal^um als ein 3eitgenoffe beS ftönigS SKanaffeS,
mie aud^ bie rabbinif c^e Srabition feftl^ölt (Seder
Olam, ed. Meyer, Amstelod. 1699, 55. 105),
unb 3faiaS\ 3n öftbetifd^er ^tnftd^t gel^ört feine
SRebe unter baSSd^önfte, maS ftd^ oon bebröifd^en
$ro))]^eten in ben altteftamentlid^en Sd^riften er*
Italien l^at. äl^re Sed^tl^eit unb canonifd^e ©eltung
ift nie angefod&ten morben, (Sgl. Sd^egg, ©efd^. ber
legten ^ropbeten H, SRegenSb. 1854, 3 ff. ; ftleinert
in Sange'S Sibelmerf XIX, Sielefelb unb fieipaig
1868, 96 ff.; Ejiabenbauer, Comm. in Proph.
min. n, Par. 1886, 1 sq.; jtaulen, Einleitung,
3. aufl., Sreib. 1892, 421.) [(SBelte) ftaulen.]
Sralm (Natv), im 91. S. ein galilöifd&eS Stöbt«
d^en, Dor beffen Xbor ber ^eilanb ben Sobn einer
ffiittme DomSobe ermedCte. ®er Ort befielet unter
bem alten Flamen 9lain nod^ b^^te; eS ift fe^t ein
^örfd^en am gfu^ eines nörblid^en ißorfprungS
13
3lain — ?Romen, d^riftlic^c.
14
M ^Si\fyM el 2)a(i^t toeftl^ k)on bem el^emolt*
pn ^or, 7 — 8 km fübweftlid^ Dom Sobor. ®er
Seg Don Siogoret^ ^terl^er fül^rt burd^ einen ^ol^I«
n»eg im SBefien l^inouf . SReii^tS Dom Sßege. nod^
»cütr iDcftIi(^, liegen gfelfcngräber, unb fo mufe
her Seid^ug mit' ber Salute beS {ungen Cannes
ben %b^g )u ber fleinen OueSe toefhoörtS l^er*
gefommen ittd> bem ^erm auf ber ^ouptftra^e be-
geg;net fein. (55gl Conder, Tent Work in Pale-
stme. Lond. 1878, 2 vols., f. Palestine Explor.
Pund 1878, 115.) [ftoulen.1
^Uris, Ce, f. XiOemont.
9«i#f6 («ietib ns«, fteri ryh-z), in ben bib»
ft{<$ra UeoeTfe|nngen immer dS Sigennome be«
^onbelt (LXXNauöcd). ober eigentU(| nur ^lurol
iMm n^: = nna f. ü. q. „SBol^nungen", bejeid^nct
bod Sönobinm ber ißropl^etenfd^üler, tteld^e^ @a»
muel bei Kmna gegrünbet l^atte (Dgl. 1 @am. 19,
18 %), unb melc^ Dermutl^Iid^ tuie bie nieber»
Idnbifc^ Segl^nogen av& einer ^n^ol^I ein^el»
ner SBo^mmgcn innerl^alb einer SRingmouer be»
flanb. [ffaulenj
9mus, d^rifllid^e, ftnb afö perfönlid^e
Kgemuimen in ben ^cten unb SBerjeid^niffen ber
SRortprer^ f omie burd^ Snfd^riften auf SRonumenten
Don ber erfien (^rifüid^en 3^t mt bezeugt. 2)ie'
fdben flnb ben b^li{(i^en ^ßerf onen be§ Slten unb
beS 9lfutn SeflamenteS entlel^nt (mie ÜRaria, bie
Ipo^dnamen, @amfon, Solomon, Snno, @u-
famia u. f. m.) ober k)on d^riftlid^en heften oIS li«
tngifd^ 92amen ((ipxp^anM, $a§d^aftu§^ 92o»
loliS VL ä.), fomie Don Xugenben (gibeS, SpeS,
6op^) hergeleitet, ober brüden eine fromme @e«
fhnnmg auS (SeogratiaS, Ouobuultbeud u. f. U).;
ogL IhronS, «eal-Cnc^nopäbie 11, 481 f.). Sic
d^jtlid^n ©rabfd^riftcn in ben crften brei 3a^r»
lyunberten meijen aUerbingS Dorjug^meife l^eibnifd^e
^amm auf, unb nid^t feiten ftarben Sl^riften be§
^DtotertobeS^ tteü fie fid^ weigerten, ben ®ott»
betten §u opfern, beren 5Ramcn fie trugen. ®er
amtöfeige K^rafter jener f rofoncn, f omie ber bem
^eibnijd^ SuItuS entftammenben 92amen Der»
ft^Donb iebot^, uttb fie mürben, mie jene 2:age§> unb
ifigenbnomen, eigentlid^ ^riftUd^e 3lamtn, menn
ibr trager alS Doüfornmener El^rifJ anerfannt unb
aI§SWart^er Derel^rt mürbe. S)a§fclbe gilt Don ben
m fi^ tnrofanen Siamen, meldte bem germanijd^en
Sprad^ftomme angeboren unb feit bem üJlitteloIter
in 2)eutfc^Ianb aI3 ^eiligennamen eingebürgert
blieben, j. 93. ©uitbert, SBiaibrorb, SBoIfgang,
C^toalb u. ä. IBielfncf) nannten bie ®Iöubi'
Qen, menn fie im geri^tlid^n SBerl^ör nad^ xl)xtm
%mtn gefragt mürben, ftd^ einfadCibin (Sänften,
^nbönger S^rifK ; e3 gaben aber aud) SJlart^rer,
neben ben 92amen, meldte fie im bürgerlid^en fiebcn
fü^en, fold^e an, meldte i^nen al3 ßl^riftcn eigen
ooren. SufebiuS (De mart. Palaest. 11, bei Rui-
mit, Acta Martyrum [ed. Ratisb. 1859, 367,
n. 35]) berid&tet oon fünf ^Kart^rem in $alä«
^ um ba8 3a^ 305, meldte bie Don ben SItem
eii^enen 92amen mo^I be^balb, meil e§ 9}amen
l^eibnifd^er ©ottl^eiten maren, abgelegt unb 9iamen
au§ bem SIten Seftamente angenommen l^atten.
ein aWart^rer crHört Dor ©erid^t im 3. 311:
Nomine patemo Balsamus dicor, spirituali
vero nomine, quod in baptismo accepi, Petrus
dicor (Ruinart 1. c. 525 sq.). I)a§ Sorfommen
jmeier 9Jamen für 6ine $er|on auf aWonumenten
meidt mol^I aud^ barauf l^in, ba| neben bem bei
ber ©eburt beigelegten 5Ramen ein eigener Sauf«
name gefül^rt mürbe. ®a| ßrmad^ene bei ber
Sefebrung pm gl^riftentl^um i^ren 9camen med^»
feiten, mie bie^ feit ffaifer SaracaKa (212) ben
Sfreien gefe^Iicb erlaubt mar, bezeugt 93aroniu§
jum 3abre 259.
®emö| ber Jtated^umenatdbiScipUn l^atten bie
6onH)etenten ju 9lnfang ber fjaftenjeit bie 5Ramen
abzugeben, mag fad^gemö^, bamit biefe in bie
ftird^enbüd^er eingetragen mürben, mol^I aud^ f d^on
bei ber ^nmelbung jum jtated^umenat gefd^al^.
SBie bie Staats» ober ©emeinbeangel^örigteit bur^
Eintragung in baS IBürgerDer^ei^ni^ beurfunbet
mürbe, fo mod^ten aud^ bie S^riften burd^ Sinjeid^'
nung il^rer 9{amen in bie Jhrd^enbüd^er ben Srmerb
ber fird^Iid^en ©ered^tfame befunben. 2)urd^ bie
mand^erortS beftebenbe SRed^tSgemol^nl^eit, ba^ ber
§err jum Sci^^n feiner §errf d^aft bem neuermor»
httitn ©floDen einen neuen Kamen beilegte, mar
bei bem Eintritt in baS ftated^umenat bie 9ln»
nal^me eine§ neuen 9lamen§ jum 3cugni6 ber frei*
miOigen ^lingabe in ben S)ienft Sl^rifti unb be§
Eintritts in eine burd^auS neue SebenSmeife nal^e
gelegt. 2)er angenommene 9lame mürbe fortan
beibehalten, unb ba auf i^n bann anä) bie Xaufe
gefpenbet mürbe, fo erlangte er bie Sebeutung
eines XaufnamenS, obmo^l nad^ bem geltenben,
an bie altc^riftUd^e SDiScipIin ftd^ enge an|d^Ue|en»
ben SaufrituS eine 9iamengebung bei bem facra=
mentalen 2lcte ber 2:aufe felbft nid^t ftattpnbet.
9lad| bem 2:auforbo be§ SRömifd^en SitualS mirb
nömlid^ ber 9iame beS SöuflingS glcid^ jum 93e=
ginn ber 3:aufcerimonien bem ^riefter alS bem
Vertreter ber ftird^e Don bem 2:öufling felbft,
bejm. beffen ^at^en ober gltem, angegeben; mit
bemfclben mirb ber Söufling in ben gjordSmen
bejeid^nct unb bei ben einzelnen ßerimonien fomie
im Sauf acte felbft angerebet; in bem Drbo für bie
Saufe ber grmad^jenen mirb bann unmittelbar
Dor ber Sauf^anblung ber 9lamc nod^malS ange»
geben. ®ie ^nnal^me eine§ neuen 9^amcn§ bei
bem eintritt in ba§ ftated^umenat ober bei ber
Saufe mar übrigens in ben erften Sal^rbunbertcn
nid|t ^flid^t ober ftel^enber ©ebraud^ ; Siele be=
l^ielten ben frül^er geführten 9iamen bei, mie Ser=
tuEian, S^prian, ^uguftinuS u. f. m. Srft Don
ber 3ctt an, ba bie Saufe ber ffinber Kegel unb
®efc^ mürbe, fonnte aflgemein ber Saufname ber
perfönlid^e Eigenname merben.
SDie Swl^ning eines neuen KamenS Don ber S3e«
fel^rung jum gl^riftentl^um unb ber biefe befiegeln«
ben Saufe an l^at i^ren tiefem m^ftifd^en ©runb
in ber Don bem 1^1. ^auIuS in ben Derfd^iebenften
15
9lamen, d^ttfllid^e.
16
^ugbrflden betonten Sebeutung ber Saufe; fie tft
ein Sterben unb SegrobeniDerben be§ alten, fünb'
haften SKenfd^cn, eine Jlcufd^affung unb Sluf»
erftel^ung burd^ unb in S^riftuS, eine aSBieber»
gebuit unb Umgeftaltung be§ Säuflingd jur Sben>
bilblid^feit mit Sl^riftuS. 3Bie ber t)on meltlid^en
Serl^öltniffen l^ergenommene ©efd^Ied^tS« ober ga«
milienname feinem Sröger als SRitglieb biefer
^milie unb ber bürgerlid^en ©efeflfd^aft eigen
ift/ fo bejetd^net ber Soufname bie 3wgc^öngfeit
feine« SrögerS jum SReid^e S^rifti; biefe 2luf-
faffung finbet in ber Semerfung beS SRömifd&en
SRituatö (Kit. 2, cap. 1, § 54) i^re officieae
Seftötigung: lis qui baptizantur, tamquam
Dei filiis in Christo regenerandis et in ejus
militiam adscribendis, nomen imponitur. 3n
ben liturgifd^en ®ebeten mirb barum aud^ ^ur %e-
jeid^nung ber $erfon, für bie gebetet ober bie um
il^re gürfprad^e angerufen mirb, nur ber Soufname
gebrandet. 9{ad^ fird^Iid^er ^nf d^auung f oU femer
biefer 5Rame feinen Präger beftänbig auf bie Su«
genben beS ^lamenSl^eiligen ^inmeifen unb il^n bem
befonbem @d^u^ unb ber gfürfprad^e beSfelben em»
pfel^Ien (ogl. lütuale Rom. 1. c. unb Catech.
Rom. 2, 2, 52 [al. 72]) — eine Slnfd^auung,
meldte bem d^rtftlid^en SUtertbum burd^aud ni($t
fremb ift. Safe j. 83. in ber apoflolifd^en Seit ber
9lame äo^anneS, mag er bei ber ©eburt ober erft
bei ber Saufe ertl^eilt morben fein, öerl^ältnil»
mä|ig oft oorfommt, finbet ®ion9fiu§ t)on Slle»
sanbrien (geft. 264) barin begrünbet ba^ „Siele
aus Siebe, SSerel^rung unb ^ad^eiferung, fomie
aus bem SSerlangen, mie er t)om ^erm geliebt ^u
merben, biefen vtamtn ermöl^Iten, mie aud^ bie
Ainber ber ©laubigen oielfad^ $aulu§ unb $etruS
genannt merben" (bei Eusebius, H.E. 7, 25, 14).
SBie ein bem Soncil bon 9ticöa iugef(|riebener,
jebenfaHS fel^r alter Kanon, unb mie Sl^eoboret,
fo ermal^nt aud^ ber 1^1. Sol&anneS Kl^r^foftomuS
(Hom. 21 in Genes.) bie ßltem, il^ren ffinbem
nid^t bie Slamen il^rer Soreftem, fonbem bie öon
^eiligen ju geben, bamit fie baburd^ jur Sugenb
angefpomt werben, unb er lobt bie Slntiod^ener, ba|
ber Sflame beS 1^1. ÜReletiuS unter il^nen befonberS
beliebt fei (ögl. Ruinart 1. c. 526). gS ift jttwr
nid^t ftrengeS ®ebot, mol^I aber ber bringende
aBunfd5[ ber ffird^e, ba| ben Täuflingen Kamen
oon ^eiligen beigelegt merben ; baS SRömif d^e SRi-
tuale (a. a. D.) gibt bie SBeifung : Curet [pa-
rochus], ne obscoena, fabulosa aut ridicula,
vel inanimn deonun, vel impiomm ethni-
corum hominum nomina imponantur, sed
potius, quatenuB fieri potest, sanctomm,
quonun exemplis fideles ad pie vivendum
excitentur et patrocinüs protegantur. Uebri-
genS finb in Stalien wol^I infolge altrömifd^er
SReminiScenaen l^cibnif d^e unb m^tl^ologif d^e 5Ramen
nod^ beliebt ; „fo l^ic^ 5. 83. ^apft Seo XH. frül^er
§annibal bella ®enga, ber berül^mte ©taatSfecre»
tär unter ^JJiuS VE. ^erculeS ©onfaloi, ber grofee
ffird^en^iftorifer unb garbinal 6äfar SaroniuS,
obmol^l toeber ein^amtibal, nod^ einßöfar, nod^
ein derculeS im ÜJcart^rologium t)orfommt. Se«
manoem ben 9tamen ^efuS ju geben, trögt man
mit SRed^t S3eben!en ; bod& ^aben bie ©^rer ju-
fammengefe^te 9tamen, in benen SefuS tiorfommt,
j. 93. gbebiefu; in gfranfreid^Hft auc^ ©t. gjprit
ein Somame, j. 93. gfprit fjl^d^ier" (§efele. Sei-
träge jur ftird^engefd^., Slrd^äologie unb Siturgif
n, 294, Tübingen 1865) ; in Spanien fommen
bie 2:itel ber marianifd^en fjcfte (mie SWercebeS,
Soncepcion, 9{it)e§) als gfrauennamen l^äufig t)or,
in t^rauenflöftern l^ört man SRariä Opferung
u. bgl. als 9tame. 2)er ©ebraud^, einer ^erfon
mehrere 92amen beizulegen, unter benen einer al8
^aupt« ober SRufname beüor^ugt ift, fd^eint in
S)eutfd^lanb in ba§ 14. Sa^rl^unbert -surüdCju-
reid^en. 93ei ben 93öl!em, meiere ber fatl^olifd^en
Äird^e entfrembet pnb, mürben befonberö feit ber
^Reformation unb mit SSorliebe bei ben puritani«
fd^en @ecten biblifd^e unb ^umeift alttefiamentlid^e
92amen beoor^ugt; bie ©^nobe t)on2)oomi! oom
3abre 1574 erad^tet eine berartige 9{amengebung
an ftd^ jmar nid^t als tabelnSmertl^, unterfagt bie«
felbe jebod^ al§6igenart ber^äretifer in benSWeber»
lanben (haereticorum peculiare signaculom).
2)ie Beilegung eineg neuen 92amen§ an Stelle
be3)enigen ober aud^ neben bemienigen, meld^erbiS
babin geführt mürbe, l^ebt in ben ^öUen, meld^
in ber ^eiligen @d^rift ermähnt merben, eine neue
Sßärbe, eine auSgejeid^nete ßigenfd^aft l^erDor:
^ram mirb Sbral^am, @arai mirb @ara, @imon
mirb Äepl^aS, $ctru8, genannt. ®em 1^1. aBifli-
brorb legt ber $apft ben 92amen SlemenS bei,
aSinfrieb nennt er 93onifatiu8. ffier neue 9lame
foE eine SluSjeid^nung fein ober eine Snempfeb"
lung bebeuten.
^ud^ bei ber Firmung, meldte ä^nlid^ toit bie
Saufe il^ren Smpfänger in eine neue geiftige Seben^
fteUung einfe^t, mürbe nad^ bem 3<ugniffe ber
Kommentatoren jum 9tömifd^en SRituale, 93a«
ruffalbi (10, 68) unb Katalani (2, 1, 6, 9), ber
Xaufname oftmals mit einem neuen 92amen k)er«
taufd^t. ©egenmärtig mirb ber gfirmling in ber
SRegel nad^ bem 9{amen be§ ^atben genannt, biefer
9lame aber nid^t meitergefübrt. 2)a ber gintritt
in ben OrbenSftanb bem canonif d^en SRed^te gema|
eine t)5nige Trennung bon ben biSl^erigen SebenS«
öerl^ältniffcn bemirft, einen neuen Sebenöftanb unb
burd^ bie Singlteberung in ben Orben eine neue
tJamilienange|örigfeit begrünbet, fo mirb in ben
ölteren Orben mie aud^ in ben {üngeren f^rauen«
congregationen bei ber Sinfleibung jum 92ot)iciat
bur^meg f omol^l ber f$familien« al§ awä) ber Xauf«
name abgelegt unb t)on bem Jtlofterobem als bem
Raupte ber geiftlid^en gfamilie bem 9{o))igen ein
neuer 9{ame, gemö^nlid^ ber eines bem Orben an«
gel^örigen ^eiligen, gegeben.
@eit $apft SergiuS II. (844), mal^rfd^einlid^er
iebod^ feit 3o]^anne§ XH. (946), ber bei feiner
Srbebung auf ben pöpftlid^en @tul^l feinen 92amen
Octaöian mit jenem öertaufc^te, legt ber neu«
17
9iamen @otte§.
18
cns^tli $apfl ben Stomen ab, ben er big bal^in
grfi^ ^, ttm fd^ fortan naä) einem feiner 9$or«
göagcr |^ benernien. S)en neuen Flamen tDüp er
M^ fobalb er fid^ jur Uebemal^me ber papft«
It^Kn SBurbe bereit ertlört. 2)urd^ ben erften
Sinbinalbiacon toirb ber SrtDöl^Ite mit bem 92amen
9n>damtrt, ben er afö $a))ft fül^ren mirb. 2)ie
liSfertigung Don Urhtnben boKjiel^t ber ^opft
mit feinem ^ßapfhunnen, imtergei^net j[ebo4 bie
Crigtnale ber SuQen mit feinem Xaufnamen
iSBifeman, Srinnerungen an bie t)ier legten ^äpfte^
«öfa 1858, 168). gieren frül&em Jlamen l^aben
al§ $apftnamen nur ^abrian YL (1522) unb
IRarcefhiS IL (1555) beibel^Iten. SBol^I auS &^x-
furcht fyä nad^ bem Spoftelfürften $etrud teiner
feiner Sta^folger ftd^ benatmt; eine oltt @age lä^t
HÜ $etniS IL bie »eil^ ber ^opfte unb bie SBelt»
lett pSnbe gel^
£ad Serl^dltni^ 5mif(i^en bem ^eiligen unb bem
Srbenpüger, bem fein 9lame beigelegt morben ift,
erfd^eint mie eine geiftlid^e 93emxirü)tfd^aft; ber
fKÜige ifl ber 9lamen8« imb Sd^u^patron beffen^
ber na^ i^ benannt mirb; biefer Derel^rt i^n \>ox
ben übrigen heiligen unb oefhebt fid^, il^m nad^*
lio^en unb fi4 f^ined ^Ramend mürbig )u mad^en,
inbcm er gugletd^ boS SSertrauen ^egt, ba| ber
Samenfil^tge für i^n ein befonberer gfürfpred^er
ndi $otron am Xl^rone ©otteS fei. S)er Sag,
OB bem baft gfefi ober Slnbenfen beS ^eiligen be»
gongen nrirb, ift aud^ für feinen @($ü^Iing ein
Sfe^ ber 92amen§tag, ben er freubig begel^t, an
bem er feinem @d^u^tron burd^ ®thtt, Sacra»
aentenempfang unb gute Sßerle Sl^re ermei§t; bie
Sid)erfe^ biefed Saged mirb gemifferma^en sum
9ebö(^tni&feft ber TtamenSertl^eilung, ju meld^em
nüd) beutfc^r ©itte tJfreunbe unb SSermanbte bem
5{amen3träger ©lü^ünfd^e unb fiiebe§erit)eife
borbringen.
Xie @otte3^aufer, Aird^en unb ff apellen mxhtn
gleichfalls nad^ d^riftlid^en ©el^eimniffen, meiften§
aber nad^ ^eiligen benannt; ber 9iame mirb il^nen
bei ber grric^tung betgelegt (Rit. Rom. 8, 26, 4)
unb bei i^rer €infegnung (Rit. Rom. 8, 27, 6)
ober Sonfeaation (Pontificale Rom. 2 : De eccl.
dedicatione) feierlid^ beftötigt. S)icfer 3iame ift
bann ber titalas ober patronus ecclesiae unb
be« p ber ff irc^e ge^örenben SSerbanbeS oon ©löu»
trioen, ber ^fanei. S^ttt^eUen l^at aud^ bie ®iöccfe
ftnen eigenen ^tron. ®a§ Sitular« ober $otro*
cimum§fef! iji ton ber betreffenben ffird^e mit bem
%ong eines duplex 1. classis unb einer Octaü
m bege^ 93on bem ©otteS^aufe ift ber 9iame
beS ^eiligen oielfac^ al§ Sigenname auf bie ^n»
jieblung übergegangen, mlä)t ftd^ um ba§ ^eilig*
1^ gebilbet f^at, unb fo Ortsname gemorben.
Bc^ mand^e Serge unb ^öl^en tragen als alte
CnltiiSftatten 92amen oon ^eiligen ober religiöfen
®cgenfitanben. @eit bem Ausgange beS 10. ^al^r»
ioäertS merben beS Oeftem ben ©lodfen eigene
üffioen, fotoo^I |n:ofane alS aud^ 3lamm t)on ^ei»
Sgea, gegeben. ^S ^ontificale ']ä)xt\U ^roox nid^t
auSbrüdflid^ t)or, ba| bie ©lodte bei i^ter Sßeil^e
nad^ einem ^eiligen benannt merbe, beutet bie|
aber burd^ bie S^eifung an, ba| bie Salbung
unter 5lnrufung ber l^eiligften ©reifaltigfeit in
honorem Sancti N. gefd^el^en foQ. [ff. @d^rob.]
'^amen ^oü e$ {Inb Sejeid^nungen feiner 9Be>
fenl^eit, feiner gigenfd^aften unb fetner ffiirffam»
feit. Mgemein namlid^ foS ber 9lame einer $er»
fon ober @ad^e baS ^efen unb bie Sebeutung
berjelben be^ei^nen. S)ie| ift bei bem l^eutigen 3u-
ftanbe ber menfd^lid^en @prad^e nur unoottfommen
möglid^; benn möl^renb im Urguftanbe Segriffe
unb SRerf male auSgebrüdCt tourben, fteUt bie j[e|ige
Sprad^e nur Sorftellungen unb ffennseid^en bar.
3n biefem Sinne ift gu öerftel^en^ maS nad^ ^ri=
ftoteleS ber ^I. Xl^omaS (S. Th. 1, q. 13, a. 4 ad 1)
jagt: Ratio, quam significat nomen, est con-
ceptio intellectus de re significata per nomen.
Sei biefer untoUtommenen Se{d^affen|eit marb eS
möglid^, ba| bie 9Zamen, t)or aUen bie ^erfonen«
ober Sigennamen, contentioneUe ©eltung erl^ielten,
o^ne in i^rer eigentlid^en Sebeutung terftanben lu
werben ; bie älteren SSölfer füllten bei allen Slamen
bereu et^mologifd^e unb bei ben ßigennamen bereu
appeüattoe Sebeutung l^erauS. 2)ie 92amen Slbam^
ßöa^ ffain, ©etb. 5Roe, Sfaac, 3acob^ ÜRofeS u. a.
finb mit SRüdfftd^t auf bie Stellung ber 9lamenStröger
gemöl^lt Slbram, Sara) u. a. mürben bamad^ ter«
änbert, ^Srael, Sofue u. a. ben eigentlid^en 9{amen
bin^ugefügt. 9lud^ für ben SRefflaS mürbe ber 92ame
na^ feiner fiebenSaufgabe beftimmt {3Ratt^. 1, 28.
2uc. 1, 31). aOBie ber ©ebanfe fid^ im SBort öer-
förpert unb erl^ält, fo bient ber 92ame bem SBefen
ber SDinge unb ^erfonen jur öu|em 2)arftenung
unb )ur bleibenben Unterfd^eibung, morauf au^
bie beiben SBörtcr beS §ebräifd^en für ben Flamen
(©eböd^tnife unb ßrinnerung, S^iä^tn unb ffenn»
jeid^en) ^tnbeuten. S)ieß gilt öon allen gefd^affc»
neu SäJefcn; bei ©Ott l^ingegen fd^einen biefc beiben
©rünbc für bie 9lamengebung megjufaHen. SDenn
mir fcnnen baS SBejen ©otteS nx^i, ©ott ift unS
unbegrciflid^, unb ber einzige ©ott bebarf feines
9lamenS jur Untcrfd^eibung öon anbcrcn. 6S mar
allgemeine 5lnfid^t ber SSäter, ba| fein 9lame baS
SBefen ©otteS auS jubrüdten vermöge. ,,S)em Sater
beS 2ins fann fein 9iame gegeben merben, benn er
ift ungeboren, derjenige al jo, meld^er ©ott einen
9iamen beigelegt l^ätte, mü^te älter unb frül^er ba
gcmefen fein als ©ott felbft. SBenn er bal^er Sater
unb ©Ott unb Sd^öpfer unb §err unb ©ebieter
genannt mirb, fo finb bie| feine 9?omen, fonbem
Sejetd^nungen, bie öon feinen SBol^ltl^aten unb
SBerfen genommen finb" (Just. Apol. 2, 6). „Ob
man ©ott fiid^t ober Serftanb ober ©eift ober
SBeiSl^eit ober ftraft nennt, fo nennt man nid^t
x^n, fonbem fein SBcrf ober feine Sigenfd^aften
ober feine SBirtf amf eit" (Theoph., Ad Autol. 1,3).
„xixa^t nid^t nad^ bem 9iomcn ©otteS, ©ott ift
fein 9iame" (M. Felix, Tert., Cypr.). SefonberS
ben gunomianem gegenüber, meldte 9iamen unb
SCßefen ©otteS §u fennen glaubten (d7ev^.nr)aia).
19
Flomen ®otted.
20
brattgen bie SSäter auf ba§ Sefenntni^, bo^ @ott
uttQuSfpred^Itd^, uttttennbar fei. SDa§ Sßort be§
^feubos^reopogiten, meldtet ein SBerl über bie
tarnen ®otted gef daneben l^at, bol @ott ol^ne
9lomett fei (dvcüvojjioc), tft jum ©emcingut ber
Xl^eologie gelDorben; eS berul^t auf bem ^rincip
ber ®otte§erIenntni|, toonad^ man t)on ®ott nur
fogen foun, ba|, nid^t, toaS erift. 2)ennod^fQgt
berfelbe S)ion9|utS, ber Unnennbare f^aU Diele
9iamen (tüoXiSvojjloc). fficil »ir feinen ganj ber
unenblid^en 92atur entfpred^enben 92amen fennen,
fo legen toir berfelben öerfd^iebene 9Jamen bei, um
burd^ f old^e Se5eid^nungen ben SRangel be§ maleren
9tamen§ )u erfe^en, um titoa^ ju l^aben, morauf
fid^ bie grfenntni^ ftü^t (Clem. Alex. Strom. 5,
12 ; Migne, PP. gr. Vm, 695). SOBenn ba§ dv-
ovöjjLacTTov in bem ©inne genommen toirb, ba| in
Sßorten unb 3^id^cn ^W^ gefunben n)irb, maS
bie gigenfd^aften ©otteö auSbrüdfen fann, f o ift e§
mal^r. SBenn man aber unter 92amengebung baS
öerftcl^t, ba| toir eine gigentl^ümlid^feit bcSfelben
bejeid^nen, um ben Sul^i^rer jur ftenntni| ®otte§
anpleiten, fo meit eS bie menfd^Iid^e SSemunft ge<
ftottet fo tft e§ nid^t abfurb, wenn tt)ir @ott för
benennbar l^alten (Orig. C. Geis. 6, 65). S)a
bie Offenbarung un§ am beften ®otte§ SBefen
unb ßigenfd^aften funbgetl^an l^at, fo fmb bie
3lamtn ®otte§ au8 ber l^eiligen @d^rift ju fd^öpfen.
Sßeil ftd^ aber ®ott aur SoffungSfraft beS ÜRen»
fd^en l^erablaffen mu^te, fo ift aud^ ben geoffen»
hatim Flamen nur relatioe Sebeutung sugugeftel^en.
I. S)ie l^eilige @d^rift gebrandet ben ^u§brud(
;,?lamen ©otteö" (cb, ovofxa, nomen) aOgemein
5ur SSejeid^nung bed erfd^einenben ®otte§, fo ba|
ber 5Rame für ®ott felbft unb für feine fcenlid^feit
ober in Serbinbung mit feiner §errlid|feit gefegt
wirb (3|. 24, 15 ; 80, 27. ^f. 101, 16. @pr.
18, 10). S)er 9lame ®otte8 wirb gerül^mt; er ift
gro^, gefeiert, l^errlid^ in 3§tael (®eut. 28, 58 ;
32, 3. 3cr. 10, 6; 44, 26. (85. 39, 7) unb auf
ber ganjen ßrbe. ®ott gibt feinen 9lamen wie
feine 6$re feinem Slnbem (3f. 42, 8), fonbem
eifert für il^n (gj. 20, 9. 14. 22 ; 89, 7. 25), ba^
er nid^t entel^rt werbe unter ben Sölfem, fonbem
il^m bie ßl^re gegeben werbe (S)eut. 82, 8. $f.
101, 16; 142. 11. ajlal. 2,2). SBeilfein 5Rame
mit bem ®efd^id( be§ Offenbarung§t)oIfeS eng
oerflod^ten ift, fo wiQ ®ott um feines 92amen§
willen 3SraeI nid^t öerftofeen, fonbem öerl^errlid^cn
(1 ©am. 12, 22. 3f. 48, 9. 11. ^JJf. 78, 9) unb
bie grommen fül^ren, befd^ü^en unb emöl&ren (^f .
22, 8; 80, 4; 88, 25; 128, 8). ©ein ?Rame
Wirb auf 3§rael gelegt, um e8 5U fegnen, unb wol^nt
in feinen Heiligtümern (S)eut. 12, 5. 11 ; 16,
6. 11. 2 ©am. 7, 18. 8 ftön. 8, 2; 8, 17. 20.
29 ; 9, 8. 4 «ön. 28, 27). ffiie afle Sölfer im
92omen i^reS ®otte§ wanbeln, fo wanbelt ber öd^te
3SraeIit im 9lamen feines ®otte8 ewiglid^ (3Rid^.
4, 5; 5, 4), öertraut auf ben 5Ramen ®otte§ (^f.
32, 21; 117, 10 ff.) unb fro^Iodft in il^m ($|.
74, 2). SBer aber bem ?Ramen ®otte8 findet ober
burd^ leichtfertigen ©d^wur benfelben bemnel^rt,
ber l^at ®otte§ 6^re angetaftet unb ift bem Saune
oerf allen (% 20, 7. Set).24, 11). Sie^errlid^«
feit, wcld^c ®ott an feinem SJolfe offenbart, l^at
i^m einen 9lamen gemad^t (3f. 68, 12. 14. 3er.
82, 20. ^. 28, 2 ff.; 105, 8; 187, 2) unb fül^rt
anä) fjrembe ju feinem SRamen (3of. 9, 9. 8 ßön.
8, 41), wöl^renb bie ©ünbe unb baS Slenb ber ®e'
fangenfd^aft bie Siemnel^mng beS 9tamenS ®otteS
bei ben C^eiben oeranlalt (3f. 52, 5. ^f. 78, 10. 18 ;
ogl. $f. 113, 9 f.). ®e|^alb wirb ®ott gebeten, um
feines 92amenS, um ber ß^re f eineS 92amenS wiQen
biejenigen, weld^e i^n anrufen, t)on bm ©ünben ju
l^eüen unb ju retten (^f. 78, 9). ®ott felbft wirb
f ommen unb feinen 9lamen fennen leieren (3f. 52, 6.
6j. 89, 7), burd^ feine großen 2:^aten einen 5Ramm
mad^en unb ftd^ bie neue Sßelt ber 3ufunft ^um
9lamen fc^en (3er. 88, 9). 3)iefer allgemeine ®e«
braud^ beS 9tamenS für baS Sefm (numen) unb
bie $erf on ®otteS l^at aUerbingS in ber Stegel eine
Sejiel^ung 5U einer fpecieUen ^e^eid^nung @otteS.
3n ben meiften ^oätn ift ein befonberer 9{ame
]^ingugefe|t. %i^ bie aÜgemeinm SBenbungen:
®otteS 9tamen oetf ünbigen, anmfen, lieben, f ürd^»
ten, ent^eiligm, fennen lemm, il^m bie gl^re geben,
banfen u. f. w., weifen auf einen f old^en l^in. S)o$
ift eS gezwungen, wenn man annimmt, ba| ftetS
an einen befonbem?Ramen ju benfenfei; Dielmel^t
ftnb t)iele berartige ^uSbrüdte nur gu begreifen,
wenn ber 9lame ®otteS iwc Sejeid^nung ®otteS
felber, beS ftd^ in ben ®nabenerweifungen offen-
barenben ®otteS, ber ^eiligfeit, ^errlid^fett, S^re
unb ajtaieftöt ®otteS gebrandet ifl Senn 3ob
fügt: „®er §err l^at eS gegeben, ber ^n l^t eS
genommen, ber 9lame beS feerm fei gebenebeit"
(1, 21), fo ift gewil ber vtamt für baS gan^e
SBefen, bie ^erfönlid^feit ®otteS gefegt. Seo. 24,
11. 16. 3)eut. 28, 58 fielet ber 5ßame für 3e-
\)0M. 3n ber 97h{d^na fte^t er metouQmifd^ für
@ott, bie ©amaritaner lefen für 3el^ot)a ©d^ema,
wo bie 3uben Sbonai lefen. f^reilid^ wenn ®ott
bei feinem großen 9lamen fd^wört (3cr. 44, 26),
f 0 ift an ben fpecietlen 9lamen ju bcnfen. ®ie 93e=
beutung beS 9}amenS tritt nod^ ftörfer im bleuen
2:eftament l^croor, wo ber SluSbmdt „im Slamen
®otteS ober S^rifti" ju ben öerfd^iebenflen 93e-
jeid^nungen gebrandet wirb. (5r bebeutet bieSl^ätig«
feit im ^Auftrag ®otte8, baS SRcben, §anbeln in
ber ftraft bcSfelbm, im ®laubm ober ®efenntni|.
ÜRel^r auf Siel unb S^td weist bie ffienbung
„auf ben Kamen" ^in. I)ie Vergebung ber ©ün«
ben burd^ ben 9iamen ßl^rifti (%pg. 10, 48) wie
bie Xaufe auf ben 9lamm beS 93aterS unb beS
©ol^neS unb beS l^eiligen ®eifteS geigen bie SBir»
fung an, weld^e ®ott im ^ergen berjentgen ]^ert)or>
bringt, weld^e burd^ baS Sefenntni| feineS 9lamenS
5U il^m i^re 3uflud^t nel^men.
n. S)ie fubftantioifd^en Flamen ®otteS in ber
l^eiligen ©d^rift verfallen gunöd^ft in gwei ftlaffen,
bereu erfte baS SSerl^altnig ®otteS als ©d^öpferS
unb Crl^alterS ber ffielt, als fjerm ber 9latur, bie
21 gtamcn (SotttS. 22
iwdk ba« 93ei^Uiii^ @ottti }u fciium fHoltt, 3)einiertem(ii-V7, -n, -<:c)obcTiniteinem@ciietil)
iigldct afm oiu^ im @tgnifa^ gum @&^bitTt^ (@nt. 21, 33; 38. 20. ^I. 49, 1. "Sian. 11, 36).
bo« 3B(fen be« loa^it @otke bejett^net. Setfttrt 3in ^iI^TQl jle^t n uon äe^oDQ unb ben @B|ni
«WT« iP tmrtö 3e%0Da aUrin, bie tiflm bur^ (ej.l5,ll)imhtion3e5oiKianein{33at!.ll,S6).
a föoliün, aboitai Kpraientirl. ffiajii lommtn 3f. 9,5 gt^tel gibbor flu(bra3JttfjiaS. 9irttngl
ito4 €<^bai, erjon, Aobofc^, utie^e in ISet' fommt (Sloa!) cor ($f. 18, 32), meines 2 @ain.
binbimg mit bm anbnnt Ulamni, abtr aaä) felb- 22, 32 mit gl etfe^t ift. 3>ePani nirb e§ au^
^fabig inafi)Kllattt)ni8ebtutuiiQ gebraust mnbcn. als SSiriterbilbung bon Sl betrautet, |o ba| @lo^ini
1. & (^») üon Vi» = ftarl, mäd^tig fein (ögl. ittd^t bie ^ßlurolbiftung bacon wäre, fonbrni als
«S. 15, 2. ^f. 36 öebt.], 7 ; 80, 11 ; 90, 2) ift ber eine« iener aBörtet ju gdlen Ijiatte, niel^e feinen
öUipt fentiHfdK 9tQtne gm Stjei^ung bts gütt- <singulai ^abtn. SCoa^ totnmt ougei bem ^nä)
li^CD Beftn«. ftt bebeulet bie ffratt, Mmacbt 3o6 (41maO unb 35eut. 32, 15. 17 Bettinjell in
äotttS, mel^ bcibenlemitild^aSälEtm^ttSben fpättten ©Triften Cor (2 $ar. 32, 15. Vlti). 9,
Snmbbtsriff frintS ^{tng bilbete unb fti$ in btr 17). 3m SbaEbäifcbeniinb @9rif(!^en mirb tS Don
e^öpfimg tnü>Soife^g auSgebiücftfanb. Sit ^e^oua, aber au(!^ Don anbmn@üllmigtbrauil^t.
Stmtten ntfm im @tbtt rin einjtgeS gBttlid^eS Uebtr ^lobi^i unb ^e^oDa UgL b. Slrtt.
StftB. ben aflmfi^tigcn ^erm, an. 3)ief er t|S^[tf 2. Wit Cier iutij't(intiDJi(|en tarnen @otte€,
pa^iSia tidst Dnf^ubcnt Flamen na^ ben ^oUS' tatliit oft mit einanber abiiie(^|eln obec jufammen-
(tönmcB: SL 91on, Sloa^; Slion, ©abbai, Saal, gefi^ Derben unb baburd) ber mnbemen IfritU
Iboiun, Stinn, aNiltl, 9RoIo^, aber aOt btjeii^en etnf^einbare@9iec^tgeben,bieangeblii!)enOue11en>
bitfdbc^Jmßtnung. ben .^ertn", ben „^öf^jien", Ic^riflen nai^ bem ©ebroucf) her ©otleSnamen auS-
ben .9UIitiä4tt8tn''.2)it^berubt ober iDtntger auf jufi^eiben. loerben mit geuiffen ^eimärtem Dtr>
SofiaibegabunQ o!8 auf olter t^eohratifd^er lieber- bunben, meli^e entroeber bie ßrbaben^eif ©otleB
litfnunft. uicli^ bnrd^ ben urf^irünglii^en Süfien* über bie 9!atur ober feine ^enfd^aft über baö fSoÜ
nfettäraU befefHgt noiben fein mag. 3)ie mon' S^roel befonberl ]^ert)or!)ebtn follen. 2)aS ßr-
ai4it<!K Sfaiatfiotifaffung ^tte ntd^t nur bie ÜSor- flcrc gcf^idjl namentlich bei €1 unb @Io^im }ur
jtdbcig MR b« abfoluttn Maüfi bei $enfd)et3, Steigerung, baS äinbere bri SSe^oDa ober 3e^otia-
indieni auc^ bit 3bet bei 3:fieo[rotie jur SBorauS- gloiiim jur ^rfleQung beS ^eiligen unb gnSbi'
ifyng.3>itäIteflt9tegienaigSfonnbeiben9If!Qrern gen SBefenl @olteg. 3)ie gemb^nli^^ unb aitefte
Bn bic Irin QcDliatifc^. S^nenmie ben übrigen iBcjcic^nung ift el echaddai (-i» — gemaltlbälig
SanitatnMTbie^^Soä^eit bereinjigenu^ie fein), n)el(^cn Slatnen fii^ ©ott felb^ gab (®en.
«ne, ber iitiWe Äegent nur fein SteilDertreter. 17. 1; 28, 3; 85, 11; 43, 14; 48, 3. 6j. 6,
&a]|tf4etiilti( iß bie| in iSabqlon aud) fo ge* 2 ff.). iSd)abbai rairb aber aui^ allein jur St>
nefta. Sine gSttlii^e SSerebrung ber JfSnige mie jeii^nung @otteS gebrandet (@en. 49, 25. 9tut^
ia «eflWtn» pi»*«* i™n f'^)*- ®« öltefie bab^- 1, 20, 21). ^ufig biiiterifd) (3ob 24, 1 ; 27, 2
lDiiii*e Same für ben !)ß(^fien ©ott ift 31u, al- u. a. $f. 68. 15), abtntcölelnb mit 61 {3ob 23,
lobSd) fleraitif^?) Äu. Sot^ ifl berfelbe ni^t 16; 27, 2). 3)ie LXX überfejen geroB^nÜ^
Ihgtnnamc, fonbem 91}ipeIlatit)bejei(%nunH ®otle§ iravroxpciTuip, bie tßulgata omnipotens, ber „©e-
nab widi beft^alb anberen Diemen Doigefetit (31u wältige", loeil in tiefem Söort bie MgeroaltSotieS
Seb», 3ÜI aJlerobad^ u. f. m.). Ob 31u einen noä) ftärler al§ in SI allein jur ©eltung (ommt
äbei ben ^ödiflen ©Stiem fie^enben ©ctt bejeicb* unb ber ©egenfa^ ju ben ©altem ber Reiben
Ott. nhib neuerbingS bejmeifell; bodf) ift bie all' {(fjäcfer aulgebrüdt mirb. @1 ©d)abbai ift feinen
geoKiie Serbreitung bei Diamenl bei ben femiti'^ ^äefennem ein mächtiger ©ott. @ie tännen furcht*
fttrn Sölteni ein SBetneie für bie ^otie iScbcutung !oS unb fixier auf i^n Dertrauen. 9II§ ber „^b^fte"
MjelbeiL 9u4 ber rinjtge ©otteSname, meld^er (.v''',, w^urzo^, altiasimue) mirb @1 fd^on ®en.
ben affprem rigen ift, ?lfur = ber grcfee focn, 14, ISbejei^nel. S)a§6pit^eton Wirb auf ©lo^im
bet Rünig bei ©ötlei, jeigt feine fo^li^e l3et= (»ßf. 57, 3) unb SeboDo (SJeut. 26, 19. $f. 7,
nmbtfttxift mü 31u. aRil bei Sluäbtlbung beS 18) übeitiagen unb aui^ fubftantiuiit ($f. 9, 3;
lMMoiiifi^ffQnfd)en!I)ol9t^eiSmueift3Iuimmei 21, 8- 107, 11). Siei Diame entfpncbt bei alt-
>ebi }iiTÜd|jetrrten unb tourbe fdilicglid) burcEi jemitifc^en S^oifkUung Don bem ^eim ber ÜRatui.
flüöere ©ottiieiten wibiängt. gine ä^nlic^e Snt- D)ad(i ©ancbuniolfion foD bei pbönicifcbe Sal
mdbni0 na^m aui$ bie ©eft^it^te ber ^cbräift^en Sliun ge^eigen ^abcn (Eus., Fraep. ev. 1, 10,
dotttSnamen, nur mar eS bei auSgefpiDd^ene 36). Sia^ ©Ott ein lebenbigei ©Ott, baS Seben
SoBüt^Sraue, niil<^ einen Stomen als ben aus- felbft unb bie Ouetle bcs SebenS ift, mirb burc^
^a&^^n jur ©eltung brai^le. SDer ©ebtout^ ben Seifal) ber „Sebenbige" (-n, CS-., vivens
ii oben ftiflennamen enuriSt 6t al8 ben älteften b. vivus) angebeulet. SSetfelbe fle^l bei 61 (3of.
fiotttttiamni ber Hebräer. 6r niib o^ne unb mit 3, 10) unb (JlD^tm (4 ffBn. 19, 4. 16), mä) im
totiW sebnmd^t (Spf. 18 Rebr.], 31. 33. 48) unb 5ptural (©eut. 5, 23. 1 ©am. 17. 26. 36. 3er.
a4aBffrembe®öUetangenianbt(6E.34,14. 3f. 10, 10; 23,36) unb n)e<^felt mit @Io^im unb 61
«, 10. 15; 45, 20). Wit Sulno^me bei »ßoefle (*ßf. 42 [bebr.], 3) ober 3et|0Da unb 61 ($f. 42, 9).
()-S.3ob5, 8; 8,5) fte^t er regelmäßig mit S9efonberS(tgnetbiefe!Bejei^nung3e^oDaaISbem
Flamen @otlc3.
24
@titnt>rn, ber Sein unb Seben in a6{o{uttt Seife
ift(ti8l.3tr.2,13;17, 33. 5pi. 35, 10). — ®ie
nfl]|fcrtn iSejri^nunBen (iir baS !öert)Qltnife ©otteS
gu btm SBolIe 38roel jinb leine eiaentli^en Ülomra,
fonbem fotten nur bie innige flei^g-]itlli(^t SQei-
binbung, tätigt unter bem fSilbt bet d^e bat'
eepeQt wirb, üttanl^ouli^en. ©efetjaft i(l ^ieu
ni^t me^t €(, fonbem 3ef|0tia ober 3e^0Da'@Icf
^im, mel^c beibe HDamcn oft jufammengetafit tuet'
btn, um ben ^äiöp^a unb ^unbeSgoH als ben
einen maxien @ott bacjnfleHen, bei gebräut^lii^e
3iamt. a«6nQ^men pnb ®'n. 83, 20; 46, 3.
3f. 5, 16. SJiefer @oH ae^DBa-eiu^im ift ber
®o« mrc^oma (®en. 24, 12. 27j 28. 13) unb
3faac§ (®en. 32, 9; 46, 1), Mbra^otne. SfaocS
unb 3acD63 (gj. 3, 6. 15. 16; 4, 5). btr SBäter
(®en. 48, 15. e£. 3, 13), ber ^ebrätr (©£. 3, 18 ;
5, 3; 1. 16; 9, 1. 13; 10, 3). »n bie geiiiö&n'
lic^e Seeieid)t!un9 ,®ott 38raefö" i^lieSt fit^ ber
Diütiie „ber ^eilige 3äMelS" an, bec fiei SfaiaS
fleroB^nlic^ ift (1, 4; 5, 19. 24 u. o.), ober oui!)
ionft firf) pnbci (4 ÄBn. 19, 22. 3et. 50, 29;
51, 5. $!. 77. 41; 88, 19). ©aaSBort 6eje:c&-
nel nocfi bet föniiibbebeutung Bon «"r. in erpet
Stnit bit tinaiefiat unb ^eiel^Tung, ttilä)t Se^oua
in 3SrüeI goiiegl, beulet über äuglcic^ bie ftHlid)e
Singabe bei ffiolfeS an ben Öeiligen 3äiael§ an
eu. 11, 44). ffieß^alb Reifet Serosa «uc^ fc^le^t-
weg „ber ^eilige" (3o6 6, 10. 3[.40,25. §ab.
8, 3. «Pf. 21, 4), b. 6. ©Ott (3(. 5, 16. 1 ©am.
6. 20). 5)er 91üme ,93ater" fonimt f(it Ofeaa
für Se^otia bot, btjti^net aber baS befonbere
SiebrSDtr^ältnig gu SSrael (3)eut. 32, 6. 3}. 63,
16; 64,8) ober, tno tS o|ne «üa^ttbe^mmung
(le^t (3er. 2, 27; 3, 4. Wal. 1, 6), hie Ur(Q(^-
lif^feit unb ^uttoritöt, fo bai er nid|t al§ eigeni-
li^er ©otieSnome im ^tlcn Sieftoment betrai^tet
werben fann. — 3n ben öttcien, namenllit^ in ben
poetifi^tn Stieilcn, finbet |ii% ^öuftg ber 91ame
,®ottber§etrfd)aaren"(ni»=» n^n-lSam.l, 3;
4, 4. 31. 1, 24; 5, 24 u. a. 3et. 2, 19; 6, 6. 9.
«m. S, 13; 5, 14 u. a. s'st»', 3f. 10, 16). 3n
bei gtneiten $|atnten{aminlung (Slotiimpfolmen)
ift bafiit 6Io6im geft^ (80, 8. 15 u. a.), moä
bie neueren ffrttibr aus bem fpätem 9)er6ot,
ben 9iamtn 3e^otNi auSjuff retten, ttflären (ogl.
ffaujjifl, ®ie urjprünglicbe SBtbeutung beä iRamen§
Sa^DE ©übnot^. in ©tobe"« Seitf^r. f. b. attteft.
ÜBilfenfi^., 6. 3o^rg. 1886, 1). gine Sufornmen-
fdffung fieibet Rnbet fic6 3er. 5, 14; 15, 16; 38,
17; 44, 7. 9ßi. 59, 6; 80, 20. ®er 91ame btS
SunbeSgotteä fonntt ju ber Änfi<I)t fü^rtn, bie
urfprüngliii^e ägtbtutung fei Bon ben feetrjtfiQartn
3äraeI3 genommen, meiere alS fDl<f)e SotttS ^eer*
fi^aoren rooren (fh- T. 4 ; 12, 17. 41. 51. 9tum.
1, 3. 20; 2, 3 u. a.). (ä§ wirb auc^ @oH oft in
bi(^terifd)er SBeife gef^Ubert, mit er für 3€rael in
ben ihieg }ief)t, fdn @^Ia^t^eer muftert, feine
gelben fommclt (1 @am. 17, 45. $f. 23, 8;
43, 10; 59, 12; 107, 12. 3f. 13, 4). Mein
biefe Snmenbung ift bo^ mc^ eint Uebertragung
bt§ Sebonlene Don btr ^ilfe ®oite3 unb feiner
^immlifi^en ^etrf^aaien. 3u biefen gehören na(f|
alter Snf^iauung aQerbtngS auc^ bie ^immelS-
förper (5Deut. 4, 19. 3ob 38, 7. 3f- 34, 4; 40,
26. 3er. 19, 13; 33, 22), hoä) bei ben 3uben
ni(!^t als göttli<4 uere^rte Sßefen, benn eine folc^e
S$ereC)rung mürbe als Abfall gum @ü|enbienft gc
branbmarft (4 ffSn. 17, 16; 21, 3. 5; 23, 4f.).
5la§ Äämpfen bur^ bie ®eftime (iHictit. 5, 20) ift
trog 3of. 10, 12 etmaä profaifd^ ertlärt, »cnn
man barunler nur ben iOort^iil bet ndcblüi^en IBc*
leui^tung Derftebt, aber es linbett nichts, an ben
im Slllert^um itieit «erbreileten ©tauben uon bet
Scitung ber ©eftime burcb reine ®eiftei gu btnfen.
SDenn t@ toerben au(^ bie @ngelf(^aaren ote ©ottefi
§(erf^Qaren Ititid^nti {3Df. 5, 14. 3 Äön. 22, 19.
$f. 102, 21 ; 148, 2) unb mit bem ^immelS^eer
infammengefo^t (3o6 38, 7). 'S>a1}tt ift eS mo^r-
fc^etnlit^, ba^ ber ülome „®ott @abaol^" öon
ben Sngelf d^aaren auf bit ^immelSlBrper unb iibi'
fdjen ^eerfi^oaren übertragen norben ift 3Bit aU*
gemein btr 91ame @abaot^ loai, bejeugt Origenefi,
inbtm tr ben Dp^ionem (Opbi*en) oorwirft, fle
Ratten au§ btm ^ebrSifi^en ben goDia (3ao ober
3a), ben Sabaot^, btn ^bimaioS unb ben ISloaioS
entlehnt, meiere in btr ^eiligen ©c^rift 9iamtn
einea unb beSfelben ®ofteS feien (C. Geis. 6, 32).
^ieronqmuS (Ep. 25, aL 186) jit^lt «bn Stamen
Quf: ei, eioim, (Eloe, ©abaotb, eiion, gfer
3tit, übonai, 3o> 3:etragramm(at)on, ©abbat.
3uniliua ntnnt a<iit 9tamtn, Uitldit principaliter
baS gSttlic^t SSefen be}ti<4nen: Dens, DominoB,
Dominus Dens, Adonsi, Sabaoth, Heli, He-
loi. Est (Inst 1, 13). — Iiit LXX überft^
@1 unb Slo^im mit &e6;, 3e^oDa mit xüptoc, bit
SBulgata ^at Deus, Dominus. S)aB 91eue iefla-
mtnt ^t beibe luSbrütfe aufgenommen. ®it11n-
»enbung auf bie ©ötter ber Reiben ergab f'ft nac^
bem Vorgang bt3 Sllten Seftamenta üou ftlbfi,
ol^ne bog bieftibtn bamit ali mirflii^ ®ötttr an*
ertanntmürben($f.81,6. Igor. 8,5). SJerlRame
3e^oiia, ber alltin ©tienbt, mirb niemals uon tintm
^eibnifii|en@ott gebraud^t; (te^c, baS in ber Stegd
Don ÖEä^ui ^ flauen, t^eilmdft Oon d^eiv =
laufen ob« ai8nv = brennen abgeleitet wirb,
bebeutet btl btn @nt(!||en, mit bei ben Sattinem
DeuB, ganj allgtmetn baB gSttlicEie Stfen aI3
®attung§bcariff, ber burcti bie bcfonberen 91amni
trft fpecificirt, aber boi^ alä |>auptbtjtii^nung bei-
bef)aittn luirb, fo bQ& inSbefonbere im Slugenblid
btr 9tott| nicbt biefer ober jener ©Ott, fonbem
btr ©oft ongemftn Würbe. 3n ben inbo-euto-
päifd)en ©proben ifi boS SBefen ©otteS no^ einer
btn naturaliftif [^en ÜRoigenlänbem btfonberS in'9
fluge faQmben Srf^einung, nai!^ bem ©lanj btS
^immtlati^teä, b^eic^net morbcn. S)enn baS fonä-
hitifil^e Dyaus, Deva ift baS ®Iänjenbt, unb
Zeüc, Jovis, Zio, Tiu bemeijen bie allgemeine
llebereinftimmung in biefer SorfteQung. SaS
3Bort, meldicS in bei ältefltn ©pradiperiobe ben
Si| unb bit So^nung be§ ^Bitiflen ©otttS be-
»
Samen 3e{u.
26
ynißtat, tn ^imtnel, toutbe )u einer finnuoUen
9(yri4niing btefeS ®otteS felBß gemöl^H. 2)ie per«
fdifi^e luff affung aber erl&ielt ftd^ in Dyaus-Pitar
= Zeoc-noTTjp = Jupiter = Tyr. 3n Segug
af vjpioc ift no^ ^u bead^ten, ba^ ed in Ben
Hmqdxm auf ben IDlefftaS (SRatt]^. 21, 3; 22,
45. Ware 11, 3; 12, 36. Suc. 1, 43; 2, 11;
19. 34; 20, 44), im SucaS- unb Sol^anneSeöan-
ge&mit, in ber ^oflelgefd^id^te unb in ben pau'
linifd^ Sriefcn auf S^rifhiS übertragen unb bie
Sejeiitming i^unfer ^nt ä^fuS Sl^riftuS" ein»
grfu^ otib. 3o^. 20, 28 mirb 3efu§ als ^m
wib (Sott angerebet ßigentl^ümlid^ ifi bem bleuen
tt^anad hn 9lame „^itt" für bie erfte $er{on
m ber Gott^U (SRatt^. 11, 25 ff.), ßd ift bieg
.«Ott ber ^ierr^, ber „^bä^^k** (2uc. 1, 32), ber
@4dpfcr unb ßr^alter aUer 2)inge iQp% 3, 14.
15. §ebr. 12, 9), befonberS ber 9Renfd6en (ÜKattl^.
6. 4. 8. 15; 24, 36. Suc. 6, 36 u. a.). gr »ol^nt
in ^immd (HRattl^. 5, 16. 45. 48 u. a. Suc. 11
13), ift ber l^immlifd^ SSater ORattl^. 6, 14. 26.
32; 15, 13) unb afö SBater Sefugl^rifK aud^ ber
Sater oOer (Erlösten, ber »ruber g^rifti.
nL 3!)ie abjectiDen ober attributiDen 9tamen
6otte3 fallen mit ben (Sigen|d^aften ®otte§ (f. b.
lit Sott) §ufammen, tt)eil iebe ßigenfd^aft @otte§
Scfen fdbfi begeic^et, unb (Sott ba§, maS in ben
figoi{d^afteii oon i^m auSgefagt tt)irb, in emi»
Kntcm @tnne tfi, to^renb atte gef (i^affenen 2)inge
nr bnrd^ bie Sl^ilnal^me an feinem @ein unb
{aarn Sigenfd^f^ i^r @etn unb il^re gigen»
f^aftrn er^en. S>eg]^alb l^aben bie alten £|eo»
logm na^ bem Sorgang bed ${eubo*S)ion9fiu§
Mefe %imen @otted ben ßigeufd^aften ©otte§
glei^gefe^t ober fte menigftenS in SSerbinbung mit
benfdben bel^nbelt (Thom., S. fch. 1, q. 13; Pe-
Ut., De Deo Deique proprietatibus 8, 6 — 8).
3mnlin§ fteOt ben 9}amen, burd^ toeld^e ®otte§
Sefen principaliter bejeid^net merbe, biejenigen
{nr Seite, burd^ meldte bo§)elbe consequenter
tagefteOt »erbe, unb finbet biefe, inbcm er per-
BOüM aut operationem aut collationem ejus
(Dd) ad creaturas unterfud^t. 2)ie ißergleid^ung
gefi^ie^ confessione et negatione, n^ie fd^on
SümpfluS ge5eigt \^at ^anaä) ift eS üblid^ ge«
Dorben, poptioe unb negatiöe Flamen ®otte§ ju
mderfcbeiben unb biefclben nad^ ben pofitit^en unb
negatioen (ligenfc^aften ju beftimmcn. S)ie ein=
jetern dornen bejeid^nen nid^t reale SSerfd^ieben»
Wen in (Sott, fonbem fmb logifd^ unterjd^icben,
aber cum fundamento in re. 3nbem fte bie \\6)
bem betra<!^tenben 93erftanbe barbietenben ^lo'
srate bed abfolut einfachen SBefenS ®otte§ gur
Inic^ung bringen, derlei^en fte in il^rer ©e»
ifflumbeit eine IBorftellung ®otte§, fo meit ber Un»
kgreifltd^ oon ber menfd^Iid^en SSernunft erfaßt
»ben fonn. SBie gerabc bie negatiten ©igen*
i^sften bie l^dd^flen IBoDfommenl^eiten be§ gött=
^ia 9Sefen§ anzeigen, inf of em fte bie burd^ S^aum
«ib 3eit bem dnlbliä^tn gezogenen @(^ranfen be»
Kitigen, fo ftnb aud^ bie negativen Flamen ®otte§.
beS Unenblid^en, Unerme|Iid^en, ^Qgegenmartigen,
ßmigen, UnDerönberlid^en, bie Flamen beS abfo*
Inten SßefenS. SDaburd^ merben aud^ bie pofttiDen
Flamen be§ Mmiffenben, Mmeifen, ^Kmäd^tigen,
aflgütigen, ailbarml^erjigen, ^eiligen, ©ere^ten
in ©Ott entfpred^enber SBeife d^araherifirt. 2)arau3
lö^t ftd^ einerfeits abnel^men, ba| bie attributiven
5Ramen mit ben fubftantiöifd^en in enger Serbin«
bung ftel^en, toit benn aud^ beibe in ber Offen«
barung mit einanber t)erbunben merben; anberer«
feitS erfennen, ba| bie Flamen ©otteS nid^t miO-
fürlid^ getoöl^It ober gleid^gültig ftnb. @d^on
OrigeneS f^at gegen biefen $om)urf be§ Selfu§
bemerft, eS fei ni^t gleid^gültig, ob man ©ott ben
^öd^ften ober Sbonai ober @abaot^ ober ben ©ott
beS^immelö nenne, ober, toie bie ©ried^en, 3€uS,
ober mie anbere SSöIfer, 9legt)pter, 3nber u. f. m.,
benn bie 9lamen ber Offenbarung feien meber
menfd^Iid^er SBiUfür gu Derbanfen, mie %riftoteIe§
allgemein t)on ben 92amen bel^aupte, nod^ auS ber
3laturber®inge gefloffen, toie bieStoifer glaub»
ten, fonbem t)on ©ott als mirllid^e Seftimmungen
über fein SBefen gegeben, menn biefeS aud^ bem
9)2enf^en nie auf erfd^öpfenbe unb boUfommene
SBeife geoffenbart merben fönne (C. Geis. 1, 24;
6, 39). — 3«T^ Siterotur ogl. bie eingaben
in ben (SinjelartUeln, bie §anbbüd^er für bie 3:]^eo»
logie be§ ^Ilen Seftamentd oon (Sd^olj (SRegenS-
burg 1861), Oe^Ier (3. aufl. Stuttgart 1891),
©d^ul^ (4. Slup. ©öttingen 1889) u. 9L unb bie
tanbbüd^er ber S)ogmatif im ^bfd^nitt bon ben
igenfd^aften ©otteS. %IS Srgönjung ju ben betr.
9lrtt. I)alman, ©tubien jur bibl. Sl^eologie. S)er
©otteSnamc ^ibonai unb feine ©efd^id^te, Scriin
1889; Broglie, Elohim et Jahweh, Annales
de phü. ehret. 1891, 537 8. [©d^anj.]
^amm 3efit, Xitel mel^rerer religiöfen ®e»
noffenfdftaften. I. ÜKönnlid^e. 1. Kongregation
oom Flamen 3efu in ben ^Intillen, ein reformirter
3ft)eig bc§ ®ominicanerorben§, befa^ um 1849
ein Softer mit 20 ^farrfteaen. — 2. SRitterorben,
aud^ ©era))^im genannt, 1334 öon ben Königen
oon ©d^tüeben unb 9lortt)egen jur SSert^eibigung
bc§ 8anbe§ gegen ©infäfle ber Reiben gcftiftet;
ging burdC) bie Deformation unter.
n. SSeiblid^e ®cnoffcnfd^aften biefcS 9iamen§
beftcl^en in folgenben ©iöcefen gfranfreid^S: 1. 93e«
fan9on. ßranfenpflegcrinnen mit einem 9)ktter»
^aufc ju ®ranb' Sfontaine, 14 §äufem unb an
60 Smitgliebcm. — 2. 2Rarfcifle. eraie^ungS^auS
für TOäbd^cn, gegrünbet 1852 nad^ ber Kegel
be§ ^I. 5luguftinu§, ^atte 1880 53 ©d^ioeftem.
— 3. ^ari§. ein C)au§ mit 33 3WitgIiebem jur
grjicl^ung armer SJ^öbd^en uitb jur ffranfcnpflege.
— 4. Kobej. ®cnoffcnfd^aft mit 5)Zutter]^au8 )u
©ainte«SRabegonbe, lOSiüalcnunb 31 ©d^wcftem
äur ÜKäbd^enerjiel^ung unb ßranfenpflege, gegrün»
bet im ©eginn biefeS Sal^^l^unbertS. — 5. 3:ou-
loufe. Kongregation mit 9Wutter]^au§ ju Souloufe
unb 120 3WitgIiebem, 1827 ftaatli^ anerfannt
für Unterrid^t unb grjiebung. — 6. SSalence. 3m
27
Jlomctt 3c{u unb SKariä — Jlanc^.
28
Saläre 1815 (1825?) geftiftctc, 1855 ancrfanntc
Kongregation mit SRutterl^aug }u Soriol unb
125 @$U)eftem jur jhanlenvflege unb ÜRöbii^en»
erjiel^ung, bcjonbcrS in Sanbgemcinben. (SSgl. H^-
lyot, Dictionn. des ordres religieux etc., mise
par ordre alphabetique, corrigee etaugmentee
etc. par Badiche, publie par Migne [Encyclo-
pedie theologique XX— XXIV, Paris 1847 k
1859]; Keller, Les congregations religieuses
en France, Par. 1880.) P8cif|cl S. J.]
"ßamm ^efit unb ^Sdtii, Sitel tueibUd^er
tcitgiöfer ©cnoffcnjd^aftcn: 1. 3u ÜRarfciflc (ögl.
oben VI, 1465, 5). — 2. 3u SongueuU in ®a»
nabo, S)iflcefe SKontreol, geftiftet 1843 jum Un«
terrid^t ber »etblid^en Sugenb, jäl^Ite im 3. 1891
nad^ Sadlier's Gatholic Directory 443 $ro>
fe^jd^toeftem, 29 Jloöijen unb 29 ^oftulontinnen
in34§Qu[emt)erfd^iebener®iöcefen.(98gI.Helyot-
Migne tt)ic im torigen 2lrtifel.) [Sciffcl S. J.]
9ttiiteti-3»eftt-$e^ mirb auf ^norbnung be§
^apfteS Snnoceng Xni. t)om Saläre 1721 in
ber gefammlen lateinifd^en ffird^e begangen unb
ift feiner 93ebeutung nad^ baö Kentralfeft für bie
fjefte Sefu. gS gilt nämlid^ bie Seier, xoxt leicht
)u beuten ift, nid^t ben fünf SSud^ftaben, au8
benen baS SBort ^SefuS" jufammengefe^t ift, fon-
bem bemienigen, ber mit biefem SBorte bejcic^net
mirb. SOBö^renb bie übrigen S^fte 3cfu cinjelnc
ßreigniffe im irbifdften Sffiirfen beS §crm ben
©laubigen jur Setrad^tung öorlegen, bo8 SäJeil^«
nac^tSfeft ä. 93. bie ©eburt 3cfu gl^rifK, ba§ Öfter-
feft bie ^uferftel^ung be§felben, öereinigt biefeö
Die einzelnen Sabien ber gfefie 3«fu ju einem
©on^en, um bem Singe be§ ©löubigen alleS mit
einanbcr ju öergegenmärtigen, maS 3efu8 6^riftu§
ift, für un§ getrau IJat, tl&ut unb nod^ tl&un mirb.
Sber ©runb, marum e8 bcffen ungead^tet erft in fo
fpöter Seit eingefül&rt mürbe, ifi mol^I junäd^ji
barin gu fud^en, ba| e§ fein einzelnes ]&iftorifd^e§
tJoctum, fonbem eine, menn aud^ nod^ fo erl^abene
3bee gur ©runblage ^ot; aud& mar eS im ©runbe
o^nel^in in ba§ %t\i ber Sef d^neibung eingefd^loffen,
on meld^em, mie befannt, ber neugebomc SBelt«
^eilanb ben 9Jamcn erl^ielt, t)or bem fidft alle ffniee
im §immel, auf grben unb unter ber 6rbe ju beu»
gen laben. Slngebal^nt mürbe e§ burd^ ben 1^1. Sem-
Harbin öon ©iena (f. b. 5lrt.), mcld^er, um bie
gl^rfurd^t für ben 9iamcn 3efu gu öermel^ren, nad^
ber $rebigt ben 3u^ötem eine Safcl geigte, auf
meld^er biefer ?Rame mit ©tral^Ien abgegeid^nct mar,
eine ©arftellung, meldte nod& ie^t in ©iena gleid^
einem Stabtmappen ba§ SRat^l^auS unb bie größte
Sa^l ber SBol^nl^äufer fdCimüdft. 5Rod^ me^r 9Jor-
fd^ub erl^ielt ba§ §eft burd^ ba§ öon Seml^arbin
öon 93ufti (f. b. ^rt.) oerf a|te unb 1530 Don $apft
Siemens Vn. für ben SranciScanerorbcn genel^-
tnigte Officium gu Clären beS 9Jamen§ 3efu. 5Rad^
61emen§ mürbe nämlid^ ber ©ebraud^ biefeö Offi-
ciumS unb bie geier beS geftcS immer mel&r au8-
gebel^nt, bis enblid^ Snnoccnj XIII. baSfelbc all-
gemein einfül^rte. gfür ben t^franciScanerorben blieb
ber 1530 beftimmte 14. 3anuar alS ^efltermin
befleißen, möl^renb bie aUgemetne ^eier auf ben
gmeiten Sonntag nad^ Spipl^anie angefe^t mürbe.
SBirb baS f^eft an biefem ^ge burd^ ben Sonn-
tag @eptuageftma oerbröngt, fo ifi e§ auf ben
28. 3atmar, bei ber Occurreu} mit einem l^öl^em
gfefte jebod^ auf ben crften freien Sag gu oerlegen;
es foQ aber ftetS oor ber ^ftengeit begangen
merbcn. [fj. X. ©d^mib (ft. ©d^rob).]
9aiiC9, eine }ur Jhrd^enprooing Sefan9on ge-
l^örige ©iöcefe in granfreid^. ®er 9lame Slandj,
eigentlid^ 9^an)ig, Nancimn, Nancejum, fommt
als Ortsname fd^on im 9. 3al^r^unbert oor.
3m 12. 3a^r]^unbert mar eS nod^ ein @d^Io|,
mürbe aber fpöter ^auptftabt beS ^ergogt^umS
fiotl^ringen unb 1766 mit g^anfreid^ Dereinigt.
f)eute ift biefelbe ^auptort beS gleid^namigen
irronbiffemcnt im Departement ÜReurtJ^e-et-SRo-
feUe, linfS an ber SReurtl^e, meftlid^ bon Stras-
burg unb füblid^ öon SRc^, mit über 90 000
Sinmol^nem unb einer Sat^ebrale de N. D., in
meld^er fid^ bie ©röber ber ^ergoge t)on Sotl^ringen
befinben. 3n ber gfranciScanerfird^e ift baS ©rob«
mal ffarlS beS ifü^nen (geft. 1477) unb in ber
jfird^e Bon Secours baS beS el^emaligen ^olen-
fönigS StaniSIauS Sefgca^nfh (geft. 1766) unb fei-
ner ©emal^Un. t¥rü]^er|atte9tan5ig3$farr-unb
3 goncgiatfird^en, 2 «btcien, 17 ftlöfter unb ein
3efuiten«SoUeg; je^t beft|t eS eine Uniberfität mit
öier gacultaten, ein S^ceum, eine mebidnifd^e ©e-
cunbärfd^ule, bie einzige tJforftafabemie in Sran!-
reid^, ein großes ©eminar, eine9lormaIfd^uIe, jmei
^ofpitöler unb anbere SQiol^Itl^ötigteitSanftaiten.
Sifd^ofSft| mürbe biefe ©tabt erft am 19. 9tot>em-
ber 1777. SBeil nftmlid^ baS SiSt^um £ouI, gu bem
9lanc9 gel^örte, f el^r grofe mar — eS jöl&Ite über 1400
Pfarreien — , fo biSmembrirte $apfl $iuS VI.
oon bemfelben gmei neue ©prengel, @t-2)iö unb
%anc9. 2e|tereS mürbe, mie Sloul fettp, ber
aßetropole Xrier unterfteOt. 2)iefeS SerJ^äBni^
beftanb nur fur^e 3^it; benn baS (Soncorbat Dom
3a]^re 1801 ftellte 9^anc9 unter bie SRetropole
Sefan9on, mö^renb Soul ganj auf gel^oben mürbe.
aSaS bie Sifc^öfe t>on ^RancQ betri^, fo mürbe
ber erfte berfelben, SlpoQinariS Submig be la Zour
S)upin, ber am 15. 3)ecember 1777 bejiätigt unb
am 25. 3anuar 1778 confecrirt morben mar,
am 18. 3uli 1783 jum Srjbifd^of Don %iä^ pro-
moöirt. granj gfontangcS, confecrirt ben 17. Su-
guft 1783, mürbe 1787 erjbifd^of öon »ourgeS.
^nna Submig ^einrid^ be la f^fare, beftötigt am
17. ©ecember 1787, lieft fi^ 1801 nid^t jur
SReftgnation bemegen, untermarf ftd^ aber 1815
bem l^eiligen ©tul^Ie, mürbe ben 1. October
1817 grjbifd&of öon ©enS unb fpöter ßarbinal,
mar bann erfter ^Imofcnier ber ^erjogin oon
angoulöme, feit 1824 ©taatSminiftcr unb TOit-
glieb beS geheimen SRatl^S, bis er am 10. 3)ecember
1829ftarb. «nton eujtad^ b'OSmonb, 1785 »i-
fd^of öon ©t. Sertranb be 6omingeS unb 15. ^pril
1802 tranSferirt, mürbe 1810 jum grjbifd^of
39
9laneo — 9laogeor0u§.
80
cot^omi} entannt, feierte aber auf ben @tu^I
miSEbk9 $UTÜd unb ftarb 29. @e))tember 1823.
jÜiie9oTbm«3anfon, confecrirt 6. 2tum 1824,
iaflMnmt ald (Etnfül^rer beS fegenSDoUen iBer>
0^ ber ^igett ftinbl^eit. ©eboren p $Qri§ ben
3. Jborraber 1785, machte er in lungeren äal^ren
Idfm naä^ 9h)rbameri!a, Serufolem unb jtlein*
jjiai BBb flaxb auf einem Sonb^aufe ju WarfetQe
OB 12. 3iüi 1844. «lesanber 33aftliu§ aReniaub,
ieü 12. 3iim 1839 Sifii^of k)on 3oppe i. p. i.,
QKcebiite 1844, »urbe erjier faiferltc^er ^Imo«
fcner, ^ielt 1851 eine Siöcefanf^nobe unb tt)urbe
26. Sqiteinbcr 1859 ßrabifd^of üon Sourge§.
dmg 3)arbo9, confecrirt 30. 9lot)em6er 1859,
onbe 16. aRorg 1863 )um ßrabifd^of t)on $ari§
mnnomxt ftarl üRortial ^Ilemanb Sot^igerie, ^u-
Ditor ber Stota su Slom, am 22. SRöra 1863 alS
Sikbof Don 9{anc9 confecrirt, tt)urbe 27. SRöra
1867 6r}Mf(i^of Don Algier. 3ofe))^ ^Ifreb gou*
108, geb. SU ^ris 29. ^ril 1823, confecrirt am
L Soi unb int^ronifirt am 12. Wax 1867,
VBztc 1882 ald Sr^bifd^of nad^ Sefan9on tran§-
Mzt £cr gegenmdrtige Sifd^of ift Rati ^ranj
iirinai. geb. 1838, 93tfc^of oon Sarentaife feit
1873, nod^ 9ianc9 tronSferirt 1882. ©ein Spren-
gel nmfa^ ba8 Departement SReurtl^e:^ Wof eHe mit
a892) 444000 Seelen. Sr l^at mel^rere @ene»
obicorej fein @ecretariat bilben brei, fein Of-
üciakt }iDÖIf bö^er gefteÜte @etfilid^e. 2)a§ 2)om»
CBpild go^U nerni Xitular« Canonici unb Dier
^abenbaten. 2)idcefanpriefter leiten ba§ (£IericaI>
icmiiiar, bad tbeologifd^e unb baS pl^ilofopl^ifd^e
Seminar, bie @<j^ttle für l^öl^ere @tubien unb ba§
faabenfcininar, festeres ^u $ont>ä-9Rouffon. 2)er
IJfarreien ftnb 34, baüon 10 erfter iWaffe, ©uc=
3iriakn463, IBicoriate 14, au^erbem eine ^n^al^I
ron Aopeflen.
Crben unb (Kongregationen: Oblaten
JRoriä jn ©ton; Äort^aufer äuSBofiertiüe; ©ruber
DOS ber d^riftlid^n Se^re mit ^auptl^auS, 9{ot)iciat
unb ^ßen^at su 'ÜtancQ; ©^ulbrüber ju ^^ancQ,
Sünan&e unb SonguQon. Son ben metblid^en
Kongregationen ^aben ba§ HRutterl^auS in ber
SiabtSoncp: ©d^ulfii^meftcm; ©d^meftem öom
bL Sozi, mit Dielen 92ieberlaffungen in unb au^er
öerüflcefe; ©d^weftem Don ber l^eiligen flHnbl^eit
!RanQ, fomie ©d^meftem Dom l^eiligen ^erjcn
SRarid; ^u ^roue ift baS 9Jlutter]^au§ ber ©d^ioe«
ytan Dcd ®(auben§ unb }u Songu^on ba§ ^tutter»
boiS ber ©(j^meftem be ©te>€]^rötienne. SBeiter
nnben fic^: Cifiercienferinnen, ©enebictincrinnen
an §tDei Orten (^enfionat); ©ifttantinerinnen ^u
%mc^', Sanneliterinnen gu SuneDiQe; 9lonnen Don
bei ©eburt 9Kariä gu «ßont-ä-^Kouffon ($enfio»
Bat); Spornen Dom ^ligen ^tx^m ju 3lanc\) ($en-
WaX); bafelbft auc^ ^Dominicanerinnen ($en»
%Riat) unb ©d^meftem Dom guten ^irten, kleine
S4&>efkm ber Firmen, Sarm^erjige ©d^meftem,
Zd4ter bed göttlid^ ßrlbferS, ©d^meftem be§
9itieib§, ^Borfe^ungdfd^meftem, 2)ienerinnen beS
ki&gen ^genS, ©^toeftern Don ber guten ^ilfe.
©d^meftem beS armen JKnbeS 3efu unb anbere.
(Sgl. Moroni, Diz. XLVn, 157 sgg.; An-
nuaire histor., Paris 1847, 123 s.; Garns,
Series Epp. 580 sq. ; La France eccl. 1892,
497—506.) [5Re^cr.]
Slduea (NavaCa, ^efd^. ^ss)/ im 91. S. eine in
SIpmalS ober ^erfien Derel^rte ®öttin, in beren
Sempel unb Don bereu ^rieftcm 9lntiod^uä ßpi»
planes bei bem 93erfud^e, bie Sempelfd^ö^e ju
rauben, getöbtet mürbe (2 «IKad^. 1, 13—16). gS
ift ol^ue 3n}eifel bie nämlid^e (Sottl^eit gemeint,
tDÜä^t in ^ab^Ionien unter bem 9tamen 92ana Der«
el^rt mürbe. 2)iefelbe marb alg ©emal^Iin 9{abo^§
(f. b. ^rt.) betrachtet unb l^atte il^r ^eiligtl^um in
arad^ (f. b. art.). Son bort marb il^r 93ilb um
2200 D. ei^r. burd^ ben elamitifd^en ftönig ftubur-
nad^unbi nad^ Slam entfül^rt unb erft 1635 Saläre
fpöter burd^ ben aff^rifd^en Rbnx% Slffurbanipal
^urüdCgebrad^t, fo ba^ fid^ l^ierauS ber SultuS ber»
fclbcn auf perfifd&em 93oben erflört. ^©ie fd^eint
aud^ mit ber perfifd^«armenifd^en 'Avaixic ibentifd^
ju fein unb fann, meil fic Don 3ftar unterfd^ieben
mirb, nid^t mit ber gried^ifd^en ^(pl^robite ober
93enu§, fonbem nur mit ärtemiS ober 2)iana
jufammengefteHt werben. 5Rod^ auf faffanibifd^en
ÜRüngen erfd^eint fie unter bem 92amen Nanaia.
(Sagarbe, ®ef. «b^anblungen, ©öttingen 1866,
16. 143. 157. 295: ©d^raber, ffeilinfd^r. unb
91. %. 457 ; Siele, S9ab9lon.«aff9rifd^c ©efd^id^te
98. 394.) [flauten.]
^aniiSj f. SßiH^elm Don 92angi§.
^anUSf Cbict Don, f. Hugenotten VI, 364 ff.
9foO0eotgti$, £]^oma§, einer ber geleierten
9lbenteurer jur Seit ber fogen. Deformation, mit
feinem beutfd^en 9iamen ifird^moir genannt, mar
1511 auf einem ®orfe bei ©traubing geboren,
toarb lutl^erifd^er Pfarrer 1536 ju ©ulga, bonn
1541 ju ffal^la in Springen, blieb aber ben %üf)=
rem ber SBemegung immer megen feiner 9leigung
jum SttJingUaniSmuS Derbäd^tig unb mu^te be&=
megen fet)r oft ©tcDung unb 9lufent]ealt med^feln.
6r erfd^eint al8 S^Ibprebiger be§ fdemal(albifd[)en
©unbe§, als $forrer gu 9[ug§burg, ftaufbcuem,
Kempten, ©tuttgart, gelingen, Safel, bis er am
29. ©ecember 1563 al§ Pfarrer ju SBieSlod^ in
ber ^falj ftarb. ©eine §auptbebeutung erlangte
er burc^ feine fd&riftfteHerifd^e Sptigfeit. 6r trat
juerfl mit latcinifd^cn ©atiren unb Sragöbien
im ©inne fiutl^erS auf, g. 93. Tragoedia nova,
Mercator seu Judicium. In qua in conspectum
ponuntur Apostolica et Papistica doctrina,
quantum utraque in conscientiae certamine
valeat et efficiat, et quis utriusque futurus
sit exitus, Thema Naogeorgo Straubingensi
autore, s. 1. 1540 unb mieber 1560 unb 1590,
aud^ franjöfifd^ 1558 Don EreSpin gcbrudft. ®ie
boS^aftefte feiner ©d^mäl^fderiften, Regnum papi-
sticum, 8. 1. 1553 u. ö., überfe^te er auf öcfel^l
be§ fianbgraf en ^l^ilipp Don Reffen in'S ©eutfd^e ;
fie erfd^icn Don 1555—1575 fünfmal unter bem
Sitel: ®a8 ^äpftifd^ SRe^d^. 3ft ein 93ud^ lüftig
81
?Rarctffu8 — 9lo8.
82
gu lefen allen fo bie toar^eit Heb l^aben, SDorin ber
93ab[t mit feinen geKbem, leben, glauben, ®ottc§«
bienft gebreüii^en bnb Serimonien, fo t)U müglid^,
matl^afftig k)nb auffS für^eße befi^rieben, getl^eilt
in 493ü(i^er, SDurd^ S^oman ftird^mair . . . MDLV.
9lnbere feiner lateinifii^cn ©ji^riften würben öon
frember §anb in'S S)eutfd^e fiberfe^t unb l^erauS»
gegeben; er felbfi fd^rieb beutfd^: SDer ÜRort branbt.
Sin neutt)e Xragebi. 3nn tuel^er, be§ Sapft§
unb feiner ^apiften, erfd^redOid^e anfd^Iege, k)nb
barauff mit ber tl^at Dolnftredte ^anbel, t)ermelbet
Dnb entbedft merben. 2)urd^ Sl^omam AHrd^me^em
öon ©traubingen, artlid^ bcf d^ribcn, o. D. MDXLI
unb nod^ jmeimal. (93gl. 9lad^rid^t t)on Xl^omae
5Raogeorgii Seben unb ©duften öon 2lm 6nbe in
©trobetö SKiSceÜaneen m, 107 ff.; Corpus Re-
formatonim V, 290; ®öEinger, S)ie SReforma»
tion n, 134 ff.; ©oebefe, ©runbri^ jur ©efd^id^te
ber beutfdjen ©id^lung 11, 2. Sufl. ®re§ben 1886,
595.) [ftaulen.]
'^axdffii^f 1. in ber l^eiKgen ©d^rift ein römi»
fd^er tSfamilienöater, bcffen Sngcl&örigen ^ulu§
(SRöm. 16, 11) einen ©ru^ fd^idft; nad^ ber Sülei-
nung ßiniger ift berfelbe ibentifd^ mit bem bei
XadtuS unb ©ueton genannten ©ünftling beS
JtaiferS 6:iaubiu§, nad^ atiberer Slnftd^t mit bem im
römifd^en SWartprologium jum 31. Dctober ange«
fül^rtenSRart^rer. — 2. ein Sifd^of öon Serufalem
gu 6nbe beS 2. Sal&rl^unbcrtS, ber im 3. 198 toegen
berDfterjtreitigfeiten ein ^roöinjialconcil bafelbft
abl^ielt. 6r ttwr toegen feines l^eiligen Sebenö unb
feiner SBunbergabe allgemein öerel^rt, tooxb aber
öon öerleumberifd^cn SDienfd^en mit größter Un»
öerfd^ömtl^eit eines gemeinen SSerbred^enS bejid^«
tigt; bie^ erfd^ütterte il^n fo fel^r, ba| er tief in
bie Sßüfte l^inein jog unb lange äal^re al§ SScet
lebte. 9{ad^bem megen feineS ^erfd^minbenS fd^on
ber britte Sifd^of auf il^n gefolgt mar, erfd^ien er
mieber mie ein öon ben Sobtcn tuferftanbener unb
mu^te auf allgemeines Sitten, ba aud^ bie fjalfd^-
l&eit ber gegen il^n gcrid|teten SBerleumbung öon
©Ott (öngft an ben 2:ag gebrad^t morben, feinen
©tul^I toieber einnel^men. ©cineS öorgerüdften
SllterS megen mäl^Ite er ftd^ fpöter einen Koabjutor
in bem coppabodf d^en 93ifd^of Slepuber, ber nad^
Serufalem gepilgert toax, unb fül^rte mit befjcn
§ilfe fein ^mt nod^ bis jum 120. ficbenSjal^re fort,
^useb. Eist. eccl. 5, 12, Isq.; 6, 8, 7 sq.;
TiUemont, M^m. eccl., 2« ed. Paris 1701, HL,
177 SS.) [iJauIen.]
STarrettfe^e, f. gfcfte n, ob. IV, 1398.
frarf 9eie, eigentlid^ eine ^flanje, meldte Stutzen
lieferte, aud^ eineffopfel ober eingutteral bejcid^«
nenb, ift ber ted^nifd^e 5Rame für einen Seftanb«
tl^il ber alten Safilica gemorben. SBenn eine f old^e
ein eigenes Sltrium l^atte, fo mar baSfelbe gcmöl^n»
lid^ öon einer ©öulenl^alle umgeben; berienige
%i)txl ber Ie|tem, meld^er fid^ an bie ©d^malfeite
beS ßird&engebäubeS anfd^lo^, l^iefe Slartl^cs. S)a
berfelbe üd^ unmittelbar öor bem ftird^eneingange
bef anb, f o mar er für bie jmeite ftfaffe ber ©ü^er.
bie audientes, }um ^ufentl^alt mfil^renb ber $re*
bigt beftimmt; aud^ geftattete man mol^l ben Reiben
unb ben ^öretifem, l^ier ber ^rebigt angumo^nen.
(©. ffrauS, SRealenc^fl. 1, 122 f.) [flaulen.]
'^as (9}afuS), SobonneS, f^ranciScaner unb
Sffieibbifd^of öon Srijen, einer ber eifrigften 93e»
tämpfer ber fog. ^Reformation, mar am 19. ÜRör}
1534 }u gltman in Dftfranfen öon „frummen
erbam CItem'' geboren, ©einen Sater, Valentin
9laS, öerlor er frül^jeitig. 3m Sllter öon jmölf
3a]^ren lam 3ol^anneS als ©d^neiberlel^rling nad^
Samberg, manberte bann unb arbeitete als ©efeUe
in Slümberg, SRegenSburg unb 3lugSburg. ©o
lernte er baS 2:]^un unb Xreiben ber Reformatoren
fennen, befud^te il^ren ©otteSbienft, l^örte il^re $re«
bigten, lebte in il^rer ©efeUfd^aft unb fanb fold^eS
SSergnügen an ^Hem, ba^ er nal^e baran mar, }u
apoftafiren. Slflein im 3. 1551 fam er nad^ SDWin»
d^en; bort fiel il^m 1552 baS Süd^lein „2)ie 9lad^>
folge ßl^rifti" in bie §änbe, unb beffen fleifeige See-
türe bemog il^n, nid^t blo^ ber lutl^erifc^en Se^re ab«
^ufagen, fonbemaud^ber SßeltbenSRüdCen^u feieren:
er trat gu ^Ründ^en als fiaienbruber in ben Orben
ber Sarfülcr. «m 5. 9luguft 1558 legte er alS
tJfranciScanerbruber feine $rofe^ ah, ®oS ©d^nei-
berl^anbmerf übte er aud^ im j^lofter, fhtbirte aber
9}ad^tS ftunbentong bei ber Sampe, meldte öor
einem Silbe ber 2Wutter ©otteS brannte, bie latei»
nifd^e ©rammatif unb htaöfit eS in furjer 3^t
fo meit, ba^ er bie römifd^en Klaffifer mit Ser«
ftänbni^ Icfen fonnte. S)ie flauncnben Oberen
nol^men il^n nun in bie3öW ber 6leri!er auf; be-
reits im 3. 1557 erl^ielt er ju S'^eipng bie ^ricfter«
mei^e. 9?un fanbten il^n bie Oberen nad^ 3ngol»
ftabt, bamit er bort bie tl^eologifd^enSorlefungen ber
gelehrten 3efuiten«$atreS 2e 3a9, ©almeron unb
SaniftuS, f omie ber berühmten anberen ffor^pböen,
mie ©tapl^^IuS, gifengrein unb KaSpar grondf,
l^örcn f önne. @r f ammelte fid^ rcid^e ßenntniff e, unb
ba er eine befonbere Segabung für baS ^rebigtamt
an ben Sag legte, marb er 1560 jum EonüentS«
prebiger ernannt unb feitbem oorjugSmcife für bie
ffiirf jamfeit auf ber ftanael beftimmt. 3m 3. 1566
bemirfte er burd^ feine ^rebigten ju Straubing,
bafe SRatl^ unb Sürgerfd^aft fid^ für bie fat^olifd^e
Seigre entfd^ieben. 3m 3. 1568 l^iclt er Saften»
prebigten ju SKünd^en, 1569 prebigtc er in SBürj-
bürg. 3um ©uarbian beS fJranciScanerfloftcrS
in Stigolftabt unb jum guftoS ber ©tro|burger
OrbenSproöing ernannt, ging er ^fingften 1571
^um ©eneralcapitel nad^ SRom unb marb öon
$iuS V. mit bem Sitel eineS apoftolifd()cn ^re-
bigerS auSgejeid^net. 9lad^ feiner äiüdffcl^r marb
er Kommifjar ber OrbenSproöinjen ©tra^burg,
Oefterreid^ unb Söl^men unb mürbe öon Srj^crjog
tSferbinanb ju 3nnSbrudf als ^ofprebigcr erbeten,
©eit 1575 erfd&eint er ju Srijen, mo er fd^on
1571 baS Beneficium S. Barbarae erbalten batte.
3n ben 3a^ren 1577 unb 1578 bielt er bie haften»
prebigten juSlugSburg ; in le^terem 3al^re marb er
öon ©regor Xm. jum Kommiffar über alle in tjfer-
SRafiräer — Natale.
34
)inbl Skbitt bcfmbltd^n Softer ernannt. SSom
9IM ^ Srisen a» aSeil^bild^of gett)ö]^It tootb
S4jil am 18. @e)itein6er 1580 aum Sifd^of k)on
Um L p. L orbtnirt unb fomtte jtd^ an ber iBer«
Hbang ber 2)töcef e nod^ f afl gel^n 3a]^re betl^ei-
fi0BL Cr ßarb am 16. 9Rat 1590 }u 3nn§brud,
Bo^ i^n S^bttumb auf ben Sanbtag berufen
tatte, imb Regt baf elb{} in ber ^of- ober gfrandS«
ciKrfin^ begraben. @ein beigegebened SBappen
lagt Ine ed^neiberfd^re. SRit Siedet bemerft fein
iBvgmp^: ,,@eine Dielfeittge Xl^ttgfeit afö ^e»
\Hißx, Ott Setd^tuater unb Xatl^geber für Xauf enbe,
«K 9if<^f . . . begränben feinen Sinfprud^ auf
ba Dan! ber beutf ($en ffatl^olü en^ namentUd^ in
8o^ imb in Z^rol." Sebeutenber aber i^ er
Krbtf fat^olifd^e 3)eutfd^Ianb burd^ bie literarifd^e
2titigfnt geioorben^ toeld^e er neben ben Dielfeiti-
BMm fernen Stellungen geforberten @efd^öften
1565 nnermüblid^ fortfe^e. 91IS ^olemüer
wer (benfo gefürd^tet aI8 fd^Iagfertig. ^ie ftor^-
ititB ber Xef ormirten, toeld^ er in feinen S)ar-
tdniQm nid^t fd^onte, ^^gefielen fid^ barin, il^n
{tiitl^btDerfS xotQtn gu fd^möl^en unb mel^r }u
ui/ü^, als }u miberlegen. SucaS Oftanber
gib iW in ber ,9bleinung' 72 Sd^impfnamen,
bjeüafnfi im ,93ortrab' mit ber Semerfung gu-
(onnenflent, er f al^re barüber nid^t au8 ber ^aut ;
,0 Km! tirfad^, fie ge^en mi(i^ nid^t axL* 2)ad
gnunere 6tubium feiner in 9iorbbeutf d^Ianb wenig
Baheileteu @d^riften märbe aud^ l^ier mie bei 9Rur-
m ogdben, bo^ 9tad Diel bebeutenber mar, ald
HelBileleien über i^ glauben mad^en. 3n man-
4n ferner €d^riften, in benen l^in unb »iber ®e«
hiifit, 9nmt unb Sieber eingemifd^t finb, erfd^eint
fx, rnenn oud^ nid^t 9x\ä)ati, bod^ 9Kgrinu§ doli-
!ommen getDüd^fen". ©o ©ocbefc, ber ein fel^r ge-
noneS Ser^eid^ni^ feiner beutfd^ »erfaßten @d^rif>
tm mitt^lt (@runbri| gur ©efd^id^te ber beut«
id»en£idfttung, 2.9lup., ®re§b.l886, H, 486 ff.).
S§ ^ l(Kn4>^öd^Ud^ ^SBoIgegrünbter ^rebig"
mib ytäfi «Senturien" polemifd^er, meift an pra!«
tiidbe Seifpiele angehtüpfter Erörterungen, aUe
inieber^it aufgelegt, gfemer: Catechismus ca-
thob'coB, Ingoist 1567, fpöter tt)ieber 1598;
Examen chartaceae Lutheranorum concor-
diae, Ingoist 1581, gmeite Sluflage in bem«
felben Solare. S)a8 Skrgeid^ni^ fetner fämmtlid^en
Sd^ften f. bei 3. 93. ©d^öpf 0. S. Fr., 3o]&anne«
^am§, granciScaner uaib SBeil^bifd^of öon Srijcn,
9o§en 1860, 72 ff. (93gl. aud^ Hurter, Nomencl.
Kt I, 2. ed. Oenip. 1892, 71 sq.; abamSBolf,
SttcoS ©eiatofler u. f. ©elbftbiogr., 1550-1620,
Sien 1873, 119 ff. ; 3iil. Sung, 3ur ®efd^. ber
©egcnreformation inlirol, 3nn3br. 1874, 5 ff.;
fXmmpmuS,] 3o]^. 9tad unb bie 3efuiten, im Sir«
(bto f. eefd^ ber beutfd^ ©prad^e u. S)id^t. 1874,
49 ff. ; SBemer, ®efd^. ber apol. u. polem. Siteratur
IV, Sc^aff^ 1865, 505. 588. 604; Kafe, Sie
Coimertüen I, 298 ff.) [9nitterru^ner.]
IMriet, f. (Selubbe bei ben 3§raeliteny , 247.
fUijünrier, f. SRonböer.
ttr AcBlciiloB. IX. SL HnfL
Natale, Natalis, sc dies, Natalitium
(abgefärbt N., ST., W., NAT.), fommen in ber alt-
fird^Iid^en Spraye, in 3nfd^riften, SWart^roIogien
unb ftalenbarien mit mel^rfad^er Sebeutung t)or.
1. Natalitia sanctorum l^ei^en indbe«
fonberebieXobedtage ber^eiligen. äBa!^»
renb bie claffifd^en SUmer mit natalis ben ®e«
burtStag ober Eintritt in'g 01eifd^ be^eid^neten,
bebeutet eS in ber alten JKrd^e am pu^gften ben
Sterbetag eines ©löubigen, inSbef onbere Ben eines
ÜOtart^rerS, alfo ted^nif^ fobiel aI8 dies martyrii
ober pasBionis. 2)ie ©ried^en fagten entfpredj^enb
(^(jL^pa) 7evedXioc ober bIo| -{e^fibhoy; bal^er oft
7evedXta twv (jLapxupcov = natalitia martyrum.
@o l^ei^t e8 fd^on in ber Eccl. Smym. Epist. de
mart. S. Polycarp. c. 18: ©einen XobeStag (t9)v
Tou (jLaprupCou aOrou i^fjiepav ^eveOAtov) begeben
mir mit gfreuben. f^ragt man nad^ bem @runbe
biefer eigentpmlid^en 93enennung be§ Sobedtaged
als ©eburtStag, fo meinen Sinige, bie Reiben
hätten bereits baS SBort natalis in bem all-
gemeinen @inn k)on gefttag gebrandet, in biefer
k)erflad^ten 93ebeutung fei baS SBort in baS Sl^ri-
ftentl^um übergegangen, unb erft fpöter l^abe man
il^m bie d^riftlid^e 3bee unterf droben; fo tl^eilmeife
anä) $robft, S)iScipI. in ben brei erften d^riftl.
Sal^rl^unberten, Iflbingen 1878, 129. Diefe ift
irrig. SBo immer baS Sßort natalis ober ein ^equi«
t)alent bei ben »ömem für gfeft fte^t, ift jebeS-
mal ber @eban(e: ©eburt, Urfprung, Sntfte^ung,
flar bamit Derbunben, fo in natidis urbis =
©rünbungStag, ©eburtStag ber @tabt (9^om) unb
Slel^nlid^eS. SS ift auS ber clafftfd^en Sitera-
tur leine Stelle an}ufü^ren, too natale gefttag
fd^Icd^tl^in bebeutet. 3n ©teHen wie bcrjcmgen,
auf meldte ^robft o. a. D. fic^ beruft, ^ei|t na-
taUs nid^t SobeStag, fonbem ©eburtStag t)on
93crftorbenen, ben mon feftUd^ beging (ögl. ^aul^,
SReal-ßncpflop. V, 422 f.). aber abgefcl^cn ^ieroon
ftel^en bagegen auS ber d^riftlid^en Siteratur t)om
2. bis 6. 3al^r^unbert jal^lreid^e @teUen jur ißer-
fügung, meldte jcigcn, ba^ bie K^riften öon An-
fang an unb in allen Sal^rl^unbcrten ber neuen,
öd^t d^riftUd^en 3bee, meldte fte mit natalis t)erban-
ben, ftd^ lebenbig bemüht waren. UebrigenS bürften
SibcIftcHcn, wie SRöm. 7, 24, nad^ welchen ber leib-
lid^e £ob ben Eintritt in bie wal^re ^txmat bebeutet,
ben erften 9lnla| ju jener d^riftli^cn SorfteUung
t)on natalis gegeben l^aben, wie \a fd^on ber oben
citirte 93ricf ber ©m^macr flird^e ben SobcStag
ber Sülartprer alS einen gf^^eubentag d^arofterifirt.
3ur ^uffaffung ber 93ebeutung Don natalis nur
einige ©teilen. Ambrosius, Senn. 57 de depos.
S. Eusebii unde et depositionis ipsa dies
natalis dicitur, quod delictonun carcere libe-
rati libertati nascimur salvatoris; unb eben-
ba : Nam ideo haec dies pro celebritate ma-
xima procuratur ; quia vere est summa f estivi-
tas mortuum esse vitiis, soli vigere justitiae.
©cfonberS fräftig Tertull., Scqrpiace c. 15:
Tunc Paulus civitatis Romanae consequitur
2
85
9tQtQlt.
86
nativitatem y cum illic martjrii renascitur
generositate. Euseb., Eist, ecdes. 4, 15,
iDO SRufin ^|jLepa 7eveOXtoc getobe^u mit dies pas-
sionis überfe^t. Pseudo-Orig. Comm. in Job
1. 3 : Nos non nativitatis diem (tote bie Reiben)
celebramus, cum sit dolorum atque omninin
tentationum introitus, sed mortis diem cele-
bramus utpote omnium dolorum depositio-
nem . . . Diem mortis celebramus, quia non
moriuntur hi, quimori videntur. Sle^nltd^ Chry-
solog., Serm. 129; Aug., Serm. 10 de banctis
unb In Ps. 89. 93efonber§ bejeid^net bie SteQe be§
SöforiuS (?) in ber Homil. In natali de s. Genes,
in ber ©ommlung beS SufebiuS Sallicanud (Bibl.
Max. Lugd. VI, 670) : Beatorum martyrum
passiones natales vocamus dies etc., benn i^r
'JRactQtium gebar fte ber Stt)igleit (genuit aeter-
nitati). ©d^Itcfeltd^ gtoei Snfd^riften ftatt öicler :
SANCTIS MART YRIBVS TIBVRTIO | BA-
LERIANO ET MAXIMO QVORVM || NA-
TALES (-is) EST XVm KAL MAIAS (ögl.
Mazochius, Invetusmarmor. eccles. Neapolit.
Comm., Neap. 1788, 207) unb: PARENTES
PILIO MERCVRIO FECE || RVNT QVI VI-
XIT ANN V ET MENSES Vm || NATVS
(= geftorben) IN PACE ID FEBR (ögl. Ma-
machi, Originum et antiquitatum chiistiana-
rum Lib. 2, ed. altera, Rom. 1844, 280; Ma-
rangoni, Acta s. Victorini, Rom. 1740, 88). —
^Umölig famen pr Unterjd^eibung bie ^luSbrüde
natale genuinnm, natale de nativitate (Ma-
zochius 1. c. 17) für ben toirHid^en ©eburtstag,
unb natale allein ober mit 3ufä|en n)ie passionis,
de passione, abgefärbt NP, für ben Xobe§tag in
©ebraud^. ^nföngüd^ marb natale nur bon ben
Sterbetagen berüRart^rer gebraud^t; menn iebod^
£ertunian (De coron. c. 8) fagt: Oblationes pro
defunctis pro natalitiis annua die facimus,
fo fd^inen bereits bie XobeStage t)on 9li(^tmar-
t^rem ebenf aQi aüjöl^rlid^ gefeiert morben gu fein.
— $agi (ad Baron. Ann. 67, n. 4. 28) l&otte ben
@a| aufgefteüt: natalis bebeute in benftolen«
baden gemöl^nlid^ ben Sag ber Translation (ber
Reliquien), nid^t ben £ag bed SRart^riuntS, meil
ed in 3citett ber 93erfoIgung {a gar nid^t möglid^
gett)efen fei ober bod^ fd^mer, ben SobeStag ^u ent-
bedten ober }u fi^iren. Sem gegenüber fjat f^on
!Dhtratori auf bie ^l^atfad^e ]^tngen)iefen, ba^ bie
ftird^e mit peinlid^er Sorgfalt ben mirHid^en Xobed«
tag }u beftimmen ftrebte, mofür u. ^. bie Acta
8. Ignatii c. 6 (t)gl. Ruinart, Acta Martyrum,
ed. Ratisb. 1859, 70) unb Cypr. Ep. 12, 2 (dies
eorum, quibus excedunt, adnotate, ut com-
memorationes eorum inter memorias mar-
tyrum celebrare possimus) fpred^en. ^uS bie»
fen ^ufseid^nungen gingen bie Aalenbarien unb
SJlarttiroIogien l^ertor. S)a§ Sal^reSbatum pßegt
in ben äufgeid^nungen ju fehlen. 2)ie 9)ataUtien
berül^mter SKart^irer tourben bann felbfl jur SDa*
tirung benü^t; fo l^ci^t e§ 3. 53.: ©tubentia flarb
om natale s. Marcelli.
2. Natale (genuinum, de nativitate) t)om
Sintritt in^S S^eifd^ xouxht nur bei ßl^riftud (na-
tale Domini, natale Domini corporalis) unb bei
3ol^nne8 fdopt gebraud^t t)on le^terem bereits im
®elafianif(^en @acramentar; nur auSnal^mSmeife
Qud^ bon ber fjji. SlgneS (Mazochius L 0. 17).
8. Natale be^eid^et aud^ mol^I, befonberS in
\päitxtt Stxt, ben gfefttag eine§ ^eiligen über«
l^aupt. @o fleSt URajod^i in bem genannten ge-
leierten Kommentar menigftend für fein ftalen-
barium ben Sanon ouf : Passio bebeutet Xobed-
tag eines SOtart^rerS, depositio ZobeStag eineS
93ef ennerS, natale ^t^aq eineS ^eiligen im 9UI-
gemeinen, nömlid^ entmeber Xag ber Üuffinbung
ober ^ebung unb XranSIation ber Steßquien (fo
oftmals in jenem ftalenber) ; ober eS b^ieid^net ben
Sterbetag, aber nur bann, tottin baS S)atum un«
belannt ober bie gfeier t)erlegt mar. Sel^nlid^ im
MarfyroL Hieron., }. 93. IV Non. Aug. : In An-
tiochia natalis reliquiarum Stephani proto-
mart. et diac. äud^ im Laterc. Silv. fielet am 7. Ja-
nuar natalis Stephani, miemol^I man ton^it, ba^
ein@terbetaginben9luguftftel.S)iefe2:erminoIogie
i^rte fid^ iebenf aUS erft bamt, alS bie f^eße ber ^ei«
igengal^ireideer gemorben unb begüglid^ il^rer I&d^
U^en ^eier Unterfd^iebe feftgefe|t morben ttmren.
4. Natalis überl^oupt für gfeft ober Sal^reStag
= dies solemnis sive anniversarius. Salier:
natale Petri de cathedra im Bucheriannm;
natalis calicis (Elig. Noviom., Hom.20), natalis
coenae calicis (f 0 bef onberS im SRittelatter), na-
talis eucharistiae, alle brei für @rünbonner8tag.
@eit bem 4. äal^tl^unbert tt)urbe natalis fel^r ge-
bröud^Iid^ 5ur Sejeid^nung ber ^tal^reStage bif d^öf »
lid^er Sßal^Ien, SSBeil^en ic, fo natalis electionis,
consecrationis, ordinationis, inthronisationis
episcopi ; aud^ natalis cathedrae unb natalis
sedis bei Aug., Serm. 15 de sanct; eine Dictio
be§ SnnobiuS trögt bie Ueberfd^rift: In natali (ca-
thedrae) Laurentii Mediolanensis. Qu biefen
Sifd^ofSfeften mürben anbere Sifd^öfe eingelaben.
Paulin., Ep. 20 bom $apft 9lnaftaftu§: Ad nata-
lem suum, quod consacerdotibus suis tantum
deferre solet, invitare dignatus est. ^^id^t feiten
maren @Qnoben mit ben natales üerbunben (Sixt.
Pap. Ep. ad Cyrill. AI. [480] u. Leo, Serm. 1. 8).
5. ^a| natalis für Xauftag gefagt mürbe,
la|t fid^ 5mar, mie eS fd^eint nid(|t belegen, mol^l
aber finben jid^ Umfd^reibungen mie nativitas
secunda (Pontius, Vita Cypr. c. 2). (Sgl. oufecr
Ducange unb Hildebrand, De natal. vet. sacr.
et profan., Heimst. 1661, befonberS SRagocd^i'S
oben citirteS SBerf 0. ö. ©t.; 9lugufti, §anbb. ber
c^riftl. «rd^öol. I, Ztxpm 1836, 478 ff. 587 f.;
de Rossi, Roma Sott. lU, Rom. 1877; unb gur
S)eutung Isidor., De offic. eccl. 1, 84; Hraba-
nus M., De der. instit. 2, 48 ; Beleth, De divin.
offic. c. 4.) [ftrieg bei ffrauS, SRcalencQfl.]
^ataü, ^etruS be (de Natalibus), feit
1870 SSifd^of öon (Squilio ober 3efolo, ift als SSer«
faffer einer fe^r gefd^ä^ten ^eiligenlegcnbe, meldte
17 SotQlii «lesanbei — «atuttei^t. 38
kiiOiinnnia bcSTtn^It^Adlenbeifi btfalgt, bf baS £Sn&n(^nt ju Dtt^inbtnt, bttSäniDR ijaU
IbL S>tcftlbc nf^nt perft 1493 gu SHcnija abtx (tine ^h^äfl Oertitelt, inbtm er i^n eint matt
rf Bab oft latnnifi^, 1528 <ni4 fnmjBftfi^ qc Grii^t finben lieB, bü er bfcrbiglt. {o bog n ju
kadL Sine bei bt^ IalFnri|i^ lltäqaitn iß [fät na^ 3rru|alem gctommtn fh (De prophe-
kittitiibIi4gcbniAcDonl521,tDcId^eDpeOrtl' tarum Tita et interitn c. 1). — 2. Slu^ci btn
a^pÜK bcn Xittl tiSgt : Catidogns Sanotonun betbtn genannten lommtn in ben altttftament-
B ttrarais ae dootia voImninibiiB congaetne : It^m Sänften no^ fc^ ^crfontn bie|efl ^a-
t Benrendiaaimo in Chriato patre domino mtxä tot, bon benm {ebo^ Dcnig me^i gIB b»
F«bti de natalibna de venetÜB : dei gratis 9iaint Mcamt i{l (Calmet, Dictionariam bibli-
tjHMopo Eqnüino : ac jam denuo accurate com b. t. Nathan). [SStltt.]
nriana. Anno U. D. XXL [ffauint.] Stot^in S^liiHU, gen. 3Rotbt(^at, ein Jubi'
|Uf«n« JÜieUKtirr, f. Stltsanb«: 9tataliS. f^tt Sele^rtti btS 15. 3ti^r^imberte, ifl ber SSn-
ItoffUi (VH, LXX NeEftav), im K.X. 1. ein fafInbeier^SoiicoTb<in}gum^brfit{(^en!BibeI-
90(1^ jm 3eit S)at>ib9, ber bei btefem ASnige test (|. o. n, 640). Sugtrbtm Htfagte ei pole-
ii px^tm Vnft^ ^nb. Sunt rrfttn W<ä tv tm\äft ©cE|iifttn Qt^en bai Q^rißflit^m (J. B.
Htntt et bei tüoib, alS berftibe btn Snlfc^Iu^ de Robbi, Bibliotheca jndaica antichriatiuia,
lia^ Vit bcm ^trnt tintn Xtmftl ju bauen, Parmae 1800, 76 ; II med., Dizion. etor. dagli
nb ü&eibTtngt i^m am fDigmbtn %az bit SBet- aut. Ebrei U, Parma 1802, 76). [JJauIen.]
ingSotM, bit9ulfü^niitgnii$tmt^r{clbftDoi' 'glat^attaet O«*:":)' '" ^^ ^eiligen Sd^rift
pBUimn, foiÜKm ftintm ^Rat^foiger ju ÜbtiIof{en, 1. tin gür^ Dom ©lamme 3fTai$at d>ä^itnb btS
■it btm Seifügtn jugleic^, bag ©otteS ^ulb ^ttl i§iae(itif(^en 3Bü|itii}ugeä (9him. 1, 8). — 2. tin
flu i^ bnbltibtn, unb ba| fein ftönigt^um ein Stubtr tionibS (1 $ar. 2, 14). — 8. tin Eßrie-
«Mf fein Bwbi (2 ©am. 7, 1—17). aiB [pfl- per jut 3"« ^mM (1 5ßat. 15, 24). — 4. tin
kr iennib bot stobt Sttbtt^en an Utiae »nibt Stoit jui Seit SiaoibS (1 $ar. 24, 6). — 6. tintt
title, um cS 9Iat^ bei i^ luc 9teut unb !8u|e btr @tft|e3It^rer, ntli^e 3o|a|)f)at ali 3)tt{rionaTe
fteiitn nugle; et Qiot eS butcQ %nn»nbung einer burrfi'S fianb fanbie (2 Spar. 17, 7). — 6. ein
9aaM in foli^i ffleife, bafj 3>aBlb p^ flenül^igl ßeoit gnr Seil 3ofla8' (2 $«. 35, 9). — 7. eintr
|ät, fein tigtntS ÜkrbommungSuTt^til QuSguiprt' bermit9tu9ldnbtrinnenDeTt|eitattten3ubtn,n)eI^e
4aL KS er ober bit Knie unb 3ertniqi^ng unter €sbiaeibre^aueneRtla1ftn mußten (ISSbr.
WMnisSnNi^Tna^,foimte!natbani^fogIti(| 10,22). — 8. im Suangelinm S^tionnee einer ber
SlilbtmnabtrgtbrD^tenStrafeunbESeTgebungber ciftm junger 3t[u, tregen [einer @trabt)cit bon
Kiibtmiianbigra(2eam.l2,l— 15). Sßielleid^t Scju bcfunberB gtprie(en (3o^. 1, 45—50), ber
ifl S)atribB ®tfinnung gtgtn Ülot^n boburcb aue- nud) iiac^ btr Suferfle^ung in bti Umgebung bt9
(ebröift, bofe tr btn britttit ©obn ber Stttitobtt öcikinbcä erfi^tint (3o£|. 21, 2), aber in ben
tbenfo noimie (2 ©am. 5, 14). ai§ enblid^ 3)q- )i)iioyii)dim apopelntrjtic&nitjen ]tyü unb bt^-
vtbS tob (traimoble unb fein ©ol^n SlboniaS, oon megeti unter betn 3tatnen !Barti|oIomäu§ (f. b. 91rt.)
3oab unb Snbtren unttrftüt(t, bereits btrfuti^te, gefüllt nirb. [JFoulen.]
^ä) \v3a Aönigt aufjutberfen , bertitelle ^atttan Slafvi nnh 'JleBrniatllT, f. @tanb u. @nabe.
bitftn aStrfi«^ , inbtm tr S>aoib bal^in ju be- gtafiirfttft^, i- ®efe| n. HE oben V, 542.
BinnntR tmiglt, bofi er (ogIei(% (tintn ©c^n 3''>*''rc«0*"f'"i'"i''"*''f®ii'"""^Et5''f<*)t5=
€alomon, btm bit i^onjotge Jc^on [rütier juge- normen eher SRtc^tSgtjejfe, melcf)t für bit ©ocielät
fiifcrt ttwr, Bffentli^ ofö Äänig ausrufen unb fol- unb für ba§ fociale Seben ber UKenft^en im M-
bm liefe (8 Äön. 1, 5 ff.). SJofe Siolltiin ou^ ber gemeinen bcntliatur ouS, b. 5. inßraft bernatfir-
Sijit^t ©alomonS fltnitfen fti, folgt jronr ni^t lidien Orbnung malgtbenb finb. S)aS 91aturred)t
00« 2 ©am. 12, 25, ift iebodEi utgtn bt8 93er' ^e^t im ©egenfage }iim pofitiben Kt^te, unttr
^öUniffe«, in mtlditni ^at^n foiuD^l gu iiim a!3 VJtlijtm bie ©umme aller ättditenormen ober
m Jxsnb trfd)ttnt, ttineSmegS untna^c^einlir^. Üie^tSgefehe ju btrftel)tn ift, meldie in einer bt'
Soift 2 ^r. 29, 25 traf 31al6fln au^ in SBegug auf (onbem ©eleHf^aft hurd& bie baju bR:e<^ligle
bit rtligiöfe aitüfil beim ^eüigt^um gemifft ^n- Muctoritdt mfl) freiem ermeffen ftftgtfleHt fmb.
odnmngtn; audt ttnn(ber61^romflnoil&aiufjeic&' I. S)ec Segriff be§ Stentes lonn im fubjectititn
mmgtn con i(m über bie boDibifc^t unb falomo' unb im objectiDen ©inne gefaxt Serben. 3m jub'
nifitK Sttgitrang (1 ^r. 29, 29. 2 ^iar. S, 29 ; jtctilien ©inne ift baS Steigt eine moralifc^e Stfug-
»gl üitobtl, $ri}|)tietiSmu9 U, SreSlau 1837, nig einer ißerfSnli^ttit ju etmoS, fei e€ eint ^e*
55 — 59). 31«' f*'nt ©S^nt erhielten unter ©a- [ugni^, ettooS ju l^un ober ju unterloffen, bber
lomon iioi)t ©teOtn (S flSn. 4, 5). ®ie äuget- ttroae mit ^uSjdilufi aUer Slnbtren ju befilen,
btilif^tn ^tat^ri^ten über 3?at^an, beren S^^l ober ttuiaS Don SInberen ju forbem, toelc^e iStfug-
ani gering i% finb augenf^cinlit!^ fabtl^ft, »ie nife bon ftbermann ju atzten iß unb nit^t cerlegt
l. 9. bit Angabe bei SpipbaniuS, 9!at^an ifobt loerben borf. Sin foldiee !Red|t ift für ben, ber tS
MB brra Sbtbni^ 2)auib3 im !SarauS fhinbe er- befi^t, ein @uf, unb nl§ foli^e§ mug e€ ibm ju-
Mloi ntb p^ foglei^ bm feinem SSolinort €ba- gel!ietlt uxrbtn. ^itft 3ut^eiliing mürbe ibm aber
ial^ osfgtma^, um nacb 3enifaltm ju get)tn unb ni^lS nu|en, menn felbe nid|t in btr 3Beift gc
89
5Roturrcd^t.
40
fd^öl^e, bo^ baburd^ eo ipso oHe anbeten t)er«
p^iä^tti mxhtn, biefeS SRed^t }u aä^itn, eg ntd^t
anguta^en, t)telme]^r baS au tl^un, toa^ tttoa burd^
baS SRed^t Don tl^nen aeforbert tt)trb. S)arau§ folgt
ba^ iebeS SRed^t ein @efe| boraudjelt burd^ mel«
d^ e8 begrünbet tt)irb (SRed^tögefe^, Sted^tönorm).
S)te Sutl^cilung cineS SRed^teS an eine ^erf on fonn
nur al§ eine ge{e|Iid^e gebadet »erben. Sben be^-
l^olb aber^ meil boS SRed^t burd^ baS Sled^tSgefe^
begrünbet toirb, toenbct man ben ©egriff „SRed^t"
aud^ auf bo8 !Red^tggefe| an, unb fo erl^ölt man
ben 99egriff beS SRed^ted im obiectiden @inne.
SRan üerfiel^t bann unter „SRed^t" eben baS SRed^tS-
gefe|, bie SRed^tönorm, ober, coOectib genommen,
bte @umme aller Jener 9teAt8gefe^ ober SRed^tS-
normen, meldte in ber ^fäpaft überl^aupt
ober in einem befonbem gefeUfd^aftüd^en iBer«
banbe bte barin geltenben Sted^te begrünben unb
für fie mafegebenb ftnb. 9lun finb aber für bie
Societät unb für baS fociale Seben ber SOten«
fd^en im Mgemeinen fd^on in Jhaft ber natür«
lid^en Orbnung beftimmte 9ted^t8normen ma|«
gebenb, unb burd^ fie tt)erben Siedete begrünbet;
be^l^alb nennt man bie @umme biefer SRed^tdnor«
men Slaturrcd^t.
2)iefed 9taturred^t nun l^at im ®egenfa|e jum
pofitiDen 9ted^te ffir'g Srfte ben Sfarafter ber
Sllgemeinl^eit. Senn e8 ifl begrünbet in ber
natüiplid^en Orbnung, unb bief e ifi überall bie näm«
lid^e, tt)eU alle SRenfd^ bie gleid^e 9tatur ^aben,
unb eS fomit nid^t mel^rere, fonbem nur eine
natürlid^e Orbnung geben lann. S)a8 92aturred^t
gilt alfo in gleid^er SBeife für alle URenfd^en,
m5gen fie in tead immer für befonberen focialen
!Ber]^äItnif[en ftel^en. 2)aS pofttiDe 9ted^t bagegen
tl^eilt biefen Sl^aralter ber SCdgemeinl^eit feinem
iffiefen nad^ ni^t, ba eS je na$ ben i^erfd^iebe«
neu focialen SSerbönben, in meldten eS (Seltung
l^at, öerfd^ieben fein forni. gür'S 3weite H^at ba§
9laturred^t im ®egenf a^e }um pofttiDen 9ted^te ben
ßl^arafter ber Unöerftnberlid^fcit. S)enn eS
ift begrünbet in ber natürlid^en Orbnung, in
ben natürlid^en focialen SBerl^ältniffen ber ajlen»
fd^en. S)ie menfd^Iid^e 9tatur aber unb bereu na«
türlid^e fociale Serl^ältniffe finb immer biefelben unb
Idnnen leiner SSeränberung unterliegen. S)a]^er mu|
aud^ baS 92atuned^t biefen Sl^arafter ber UuDer-
änberlid^feit tl^eilen. S)aS pofttiDe SRed^t bagegen,
mett aus bem freien Srme^en einer gur SRec^tS«
fejung bered^tigten Sudorität entfpringenb, ift
feiner 9{atur nad^ Derönberlid^ ; e8 !5nnen bie be«
ßel^enben 9ted^tSnormen aud^ tt)ieber au|er Jhaft
gefe|t unb burd^ anbere erfe^t werben.
U. S)ie obige Definition beä Katurred^teö öor*
ausgefegt, erlebigt ftd^ t>on felbfi bie gfrage, mel»
d^eS benn ber l^öd^fte ®runb beS 9}aturred^teg ift,
bieOuelle, au§ meld^er ed ftd^ l^erleitet. 2)ad
9latuned^t iji gunad^ft begrünbet in ber natürli^en
Orbnung; biefe aber ift nid^t etwas 2lbfoIute8,
fonbem fie ftammt t)on ®ott, bem Url^eber ber
menfd^Iidgen 9tatur unb ber natürlid^en 93e)ie]^un-
gen, meldte in biefer angelegt finb. Sfolglid^ m»^
aud^ ba§ 9taturre(!^t, »eil in ber natürlid^ Orb-
nung begrünbet unb in biefer gegeben, feine ffiifiit
OueOe in ®ott l^aben. 2)a8 notürlid^ Sted^ i^
göttlid^eS Sted^; ed gel^t t)on ®ott umnUtdto
aus unb ifl t)on il^m unmittelbar gefegt S>aM
ift aber ein S)o))peIted ju unterfd^eU>en: ber 3n^
\)ali ber natürlid^en 9ie^t§normen, unb i^ jm3>
pflid^tenbe ffraft, gemö^ ber fie für ieben aitaf
]fyn binbenb finb. äl^rem Sn^^aBe nad^ finb
bie natürHd^en Sted^tSnormen begrünbet in bet
göttlid^en anteiligen). 3)enn in biefer ifl bie ge-
fammte SBelt unb bie gefammte Sßeltorbnung txm
Smigfeit l^er ibeal pröformirt, folglid^ aud^ bie
natürlid^e ftttlid^e Orbnung; unb ba in biefer bie
natürlid^en SRed^tSnormen begrünbet unb gegetei
fmb, f 0 gilt biefeS aud^ t)on ben natürlid^ Stents«
normen, t)on bem anhalte beS 9laturred^. 31^
obligatorifd^en Jhaft nad^ bagegen finb bie notSv"
lid^en SRed^tSnormen begrünbet in bem göttlid^
SBillen, fof em ®otteS SBiUe e8 ifl, meld^ fie oblii
gatorifd^ mad^t. 2)enn teenn ®ott einmal bie il^rem
Snl^alte nad^ in feiner emigen anteiligen) tirftfor-
mirten natürlid^en Sted^tSnormen in ber natürßd^
Orbnung )ur Offenbarung bringt, f o mug er oud^
mUm, ba| biefe für bad gefellfd^aftlid^e Xl^nunb
Saffen unbebingt ma^gebenb feien, unb ba^ alfo
bie 9Renf d^en gel^alten feien, fid^ biefen in au il^rem
Sl^un unb Saffen )u conf ormiren ; f onfl mürbe er
feinem eigenen Serie gegenüber fid^ gleid^gfittig
Derl^alten, maS unbenfbar ift. S§ fielet dfo auij^
nid^t in bem freien belieben beS gSttlid^en SBiOenS^
ob er bie obligatorifd^e Jhraft ben natürüd^
ated^tSnormen beilegen mollte ober nid^t; eS ifl
biefed Helmel^r für ben göttlid^en SBiUen etttxiS
UnabmciSbare«, oa er f onft mit ber göttlid^ 3n-
teüigeu), au8 mlä^tt bie natürlid^en Ked^tSnormen
i^rem 3nl^alte nad^ emaniren, in SBiberfprud^
treten mürbe, i^ai nun aber baS 92aturred^t in
fold^er SBeife feinen l^öd^ften ®runb in ®ott, fo
ifl bamit )ugleid^ gefagt, ba| ol^ne ® ott ton einem
natürlid^en fUtä^k gar nid^t bie 9tebe fein fönne.
SBenn bal^er ^ugo @rotiu8 bel^auptet, baS natA>
lid^e Siedet fei gültig unb l^abe obligatorifd^e Jltaft
aud^ in ber 9$orau§f e^ung, ba| e§ leinen ® ott gäbe,
fo ift biefe SBe^auptung entfd^ieben )urüd()utoeifen.
SBie ol^ne ®ott iebeS natürlid^e fittlid^e ®efe| mü
obligatorifd^er jhraft unbenfbar möre, f o aud^ |ebe8
natürlid^e 9ted^tggefe|, j[ebe natürlid^e Sled^tSnorm.
m. 2)ie Stiften) bed 9taturred^te§ ifl Dielfad^
in Wrebe gefleüt morben. @d^on filtere SRed^
pl^ilofopl^en, mie ^obbeS, 9tou{feau, ftant, long-
neten bie S^jleu) eines natürlid^en Sted^teS unb
vertraten bie ^nftd^t, bag alleS SRed^t ol^ne 9uS-
nal^me auf einer Ucbereinfunft ber SRenfd^en be-
rul^e. Sie f onntcn )u biefer Söugnung beS ?latur-
red^teS aUerbingS nur baburd^ fommcn, bo^ fie ben
9Jlenfd^en als fd^Ied^terbingS autonom betrad^teten
unb il^n nid^t unter eine göttlid^e Orbnung ftettten.
^ber in neuerer 3^t glaubte man aud^ ol^ne biefe
iBorauSfe|ung baS 9taturred^t bef eitigen }u lönnen.
41
Ütatutred^t.
42
ftn k^elt bie göttlicj^ aSettorbnung bei unb
fdk bot aDtotfd^n unter biefe, löugnete aber bod^
Mr fciPen) etneS 9ioturred^te8, burd^ toe^eS für
tei Ilntfd^ umnittelbar notfirlid^ Siechte unb
!fß^ begränbet mfirben. S)er l^auptDertreter
Mar Snfid^ ift ber Sled^tSp^ilofo))^ 3uKud @ta^I.
fl 0itb ffi^ueigt fein, auf beffen SDoctrin etmaS
iQer eiiqugepen.
6ia^I ge^t ton bem ©runbfa^e au8, ba| baS
SU^ i»Mr in ®otted Orbnung begrünbet fei, ba|
ate Mc ated^tSorbnung nid^t »ie bie fittlid^e Orb-
nng mmtiltelbar Don ®ott flamme^ fonbem nur
wMbax. 2hs ®otted Orbnung feien nSmlid^
decUngS bie $nnci)>ien ber Sled^töorbnung ge«
gdkit; aber bie ttirüid^e ®eflaltung biefer Sled^tS«
odmttn% fei m)n ®ott ben SRenfd^ überlaffen
Mcbcn, unb fie »erbe t)oII)ogen im Staate unb
bn4 ben Staat. S)ie Sled^tSorbnung fei l^iemad^
paU^ unb unmittelbar rein menf d^lid^ Orbnung,
im Staate unb burd^ ben Staat gefegt. Sie »ur^Ie
ttMr in ber göttli^ Orbnung, tt)eil biefe bie
9ciiici)iien be8 Sted^ted in fid^ f d^Iie^ ; aber fte fei
fdbfifaibia in fid^. S)er Ie|te ®runb beS binben*
ben Inf^end beS Sled^ted fei jttHxr ®otte§ Sßelt«
odmang, ober ber S^ beS Sted^teS fei bod^ bie
■mfd^rtd^ jefigefei^te Orbnung. MeS Siedet fei
ba^, ttdl Dom Staate gefegt, pofitiDed Siedet ;
ein fogen. naturlid^ Sted^t gebe e§ nid^t. SDiefe
Snmbgebanfen toerben barni rmitt auSgef ul^rt in
Msenbcr SBeife : a. & mftffen s^ar aOgemeine
m^tlibeen imb 9led^t8)Nrinci)rien angenommen
nb Mcfe Ott ®ebote ber göttlid^ SBeltorbnung,
wUft unbebingt sur (Beltung fommen foQen,
ictcod|iet »erben. 9ber biefe Sled^tSprincipien
jfad) nod^ feine „Sted^tSföle" , »eld^e ein mirl-
häfA Semunft« ober !Raturre(^t begrünben fönn*
teil, benn fie l^en, um biefeS fein }u fönnen,
nidber bie erforberltd^e Seftimmtl^eit ($röcifton),
BMJt bie binbenbe ihaft be§ 9ied^te8. S)ie erfor-
berHd^ ^räcifion !5nnen fte nur geioinnen burd^
Me pofttü) gefetöd^ Seftimmung ber Obrigfeit,
üb bie binbenoe ihaft beS 9led^te§ fönnen fte
gietd^aQS nur erhalten burd^ 9nerfennung unb
Sandion Don Seiten bed Staate^. — b. 6in
eigentlid^ 9Iaturred^t ift alfo unmöglid^; aQe§
ttofüd^ Ked^t ift Dom Staate feftgejteQt unb
ba^ mefentlid^ pofttioer Statur, ^är btefe§ ))oft'
tiDe Xed^t liegen ^toax bie ^rincipien in ber gött*
&^ SBeltorbnung; aber erfi burc^ bie pof\t\x>t
Scfe|gebung beS Staates fommt eS gum toirflid^en
Jtc^te. ?Sid^ fann bal^er aI8 mirflid^ beftel^enbeS
Xed^ gdten, maS mogi oom Siüate als foId^eS
grfe|t ober menigjtenS anerfannt, pofttio beftättgt
nb garantirt ift. S)er Staat foQ gmar, fooiel
■fi^td^/ bie in ber Sled^tSibee begrünbeten %x»
\taiäft fdmmtlid^ fanctioniren; tl^ut er eS aber
lid^ fo gelangen fie aud^ nid^t }u mirflid^er Sted^tS*
bosfL — c. 92od^ mel^r; eben meti bie menfd^Ud^
trfe|teSe(^t8orbnung feUbjianbig in ftd^ ift, barum
nn boS mirOid^ Sted^t gerabegu in SBtberfiteit
Um mit ®otte8 SBeltorbnung, ber e§ bienen foQ ;
bie menfd^Iidbe ®emeinfd^aft, meldte bem ®ebanfen
beS Stentes Die beftimmte ®eftalt geben foQ, fann
benfeßen in fein ®egent]^eil oerfel^ren, baS Un«
Demünftige unb Unoered^te anorbnen. Slber aud^ in
biefer gottmibrigen^efd^affenl^eit bel^ölt baS Stecht
fein binbenbeS ^nfel^en. S)a8 l^ei^t : Ser ®efe|-
geber f oO ixoax fein unt)emänf tigeS unb unaeredgteS
®efe^ geben; tl^ut er e§ aber bennod^, fo ifi W ®e"
fe^ barum nid^t o^ne Sled^tSfraft; ed ^at ©fiOigfeit
unb Derppd^tet ebenfo, mie menn baS ©egentl^eil
ftattf önbe. & bürf en ha^tx aud^ bie Unterit^anen,
einzeln ober in SRaffe, nid^t ettoa, geftü|t mtf ein
angeblid^eS 9laturred^t, ftd^ tt)iberfe|fen, fte mfiffen
Dielmel^r bem ®efe^e ge^ord^n.
2)iefe Seigre Stölzls mu| jebod^ entfd^ieben gu«
rudtgemiefen mxbtn. %n ber Ssif^eng eines !Ratur*
red^teS im ® egenfa^e gum pofttioen Siedete fann unb
barf man nid^t rütteln. & epftirt Dor allem ))oft«
tioen Siedete unb unabl^öngig t)on biefem ein na*
türlid^eS Siedet, tt)eld^e8 für fid^ allein unb ol^ne
baS pofttioe SRed^t DoOfommene Sled^tSfraft befi^t.
3n ber %W gibt eS a. gemiffe Siedete, bie überaO
unb Don allen SRenf d^n unb 935Hem als mirflid^e
Steckte anerfannt finb, bei benen eS aber nteman«
bem in ben Sinn fommt, fid^ für biefelben auf ein
pofitiDeS ®efe^ gu berufen, burd^ meld^eS fie be«
grünbet unb feftgefteüt morben mören, mie g. 93.
baS Siedet, metd^eS jeber auf fein Seben, auf bie 9Ln*
erfennung feiner $erfönlid^feit, auf feine Selbft*
erl^altung l^at. Sebermann nimmt biefe Siedete für
ftd^ in Slnfprud^, unb er mürbe fie in Snfprud^
nehmen unb nel^men muffen, menn ani^ fein poft«
tiDeS ®efe| epftirte, burd^ meld^eS fie möglid^er«
meif e begrünbet merben fbnnten. 2)a nun aber aud^
biefe ^td^it entfpred^enbe 9led^tSgefe|e torauS-
fe|en, f o fönnen le^tere nur f old^e fein, meldte au|er
unb über bem pofittten 9le^tSgefe|e ftel^en, b. 1^.
es muffen natürlid^e 9ied^tSgefe|e fein. SS e|iftirt
alfo ein natürlid^eS JRed^t. — b. 6S gibt femer
getoiffe ^anblungen, metd^e an ftd^ red^tsmibrig
finb, ol^ne Slüdfftd^t auf ein ))ofitiDeS ®efej, mel«
d^eS fte »erbietet. ®iefe merben Don imm als
fold^e anerfannt. 92iemanbem fommt eS beifpielS-
meife in ben Sinn, bie (Srmorbung ober 99erau>
bung eines SJtenfd^en blo^ befi^alb für red^ts«
mibrig gu Italien, meil fie burc^ ein ))ofitit)eS @e-
fe| Derboten ift. ^ebermann l^ölt bafür, ba| bie
Sled^tSioibrigfeit biefen ^anblungen an fid^ unb
mefentlic^ innemol^nt. £te SRenfc^en loürben eS
in ftraft il^rer gefunben Semunft gar nid^t Der»
ftel^en, loenn man il^nen fagte, fie bürften einen
Slnbem ermorben ober berauben, ol^ne ein Siedet
gu Der(e|en, menn nid^t ber Staat burd^ fein ®e*
fe^ ben 9Rorb unb Staub Derboten l^ötte. 2)a nun
aber fold^e ^anblungen bod^ nur baburd^ red^ts-
mibrig fein fönnen, ba| fte burd^ ein Sled^tSgefe^
Derboten ftnb, f o muffen wir fd^Iie^en, ba| fte burc5
ein au^er unb über bem pofitiDen Sted^tSgefe^e
fiel^enbeS, alfo burd^ ein natürlid^eS 9ied^tSgefe|
Derboten finb. 6S ejiftirt fomit ein natürlid^eS
«ed^t. — c. ®ibt es enb(id^ fein natürlid^eS Siedet,
48
9laturred^t.
44
iß Dielmel^r alled toitflid^e SRed^t t)om Staate ge«
Mt^ bann folgt barauS^ ba| bie SRenfd^en t)on
!Ratnr au8 ted^tloS Mxtn, b. 1^. ba| i^nen ton
9latur aus fein Sle^t }ufSme, unb ba| fte ballet
aaä^ burd^ feine StecqtSpflid^t gebunben mären.
9limmt man aber biefeS an, fo fann man auc^
nid^t mel^r fagen, ba^ fie Don 9tatur auS gefeü«
fd^pc^e SBefen, . b. 1^. ba^ fie burd^ il^re ^atut
Sur gefeQfd^aftlid^en SSerbinbung mit Snberen
t^refigleid^en l^ingeorbnet feien, meil eine ®efeD«
id^ft ol^ne SRed^t unb 9led^t§orbnung fid^ nid^t
»enfen lö^t. @o mu^ bie Söugnung be8 Ütatur-
red^teS s^Ie^t notl^menbig auf bie Slnfid^t fäl^ren,
ba| ber 9{atur{tanb ber SRenf c^en ein gefellf d^aftS-
lofer fei, unb ba| bie gefeUfd^aftli^e SBerbin«
bung Der SRenfd^en mit einanber auf einem (lo^en
Vertrage (@efeafd^aft8t)ertrag) (erul^e. SDiefe ^n-
id^t Ift aber falfd^ unb öermcrflid^ (f. b. 9lrt. ®e-
eUfd^aft V, 511 ff,). 3lud^ barauS mufe alfo ge-
d^Ioffen merben, oa^ ein 9laturred^t notl^menbig
esifKrt.
S)ie Spfteng eines natflrlid^en Sied^teS ijt benn
oud^ t)on aDen Sößem }u allen Seiten anerfannt
morben. SRan irrte aUerbingS oielfad^ im Sinsel*
neu in ber Seftimmung beSjienigen, maS aß natör*
lid^eS Sted^t anguerfennen fei ; aber baS 9taturred^t
überl^aupt löugnete man nie. Sud^ bem @taate
gegenüber gaben bie Sölfer baS natfirlid^e Siedet
nie auf : man betrad^tete ed ftetS aI8 ein f old^eS,
meld^eS bem Staate unb feinen ©efe^en torangel^e
unb alfo obligirenbe ihaft beft|e ol^ne ben @taat
unb feine @efek. S)e^]^alb l^abe aud^ bei einem
Sonftide jnnf^en bem natürlid^en unb pofttiten
Siedete baS le^tere bem erftem ju meid^en. 93eif))ieI8-
meife meifen mir nur l^in auf bie fopl^ofleifd^e
Sragöbie i^Slntigone", morin biejer ©ebanfe in
ergreifenber SBeife burd^geffil^rt mtrb. SS bröngt
fi$ in ber Xl^at bie 9tot]^menbigfeit ein natfir«
lidbed SRed^t an^unel^men, fo unmiberftel^Iid^ auf,
ba| felbft beffen ©egner Sugeftönbniffe mad^en,
meld^ }ule|t mieber auf baS !Raturred^t surüdt-
ffll^ren mäffen. @ie legen nämlid^ ein ^aupt-
gemid^t auf baS ®emo]^n|eit8red^t unb nel^men an,
ba| bie pofitite ®efe|gebung biefeS ©emol^nl^eitS*
re(|t }u ad^ten unb an baSfelbe an)ufnu))fen ^abe.
SHefed (Semol^nl^eitSred^t foH aber nad^ il^rer 9ln-
fid^t feinen (Srunb l^aben in bem SBoIfSgemiffen,
ouS meld^em ber Sted^tSfa^ l^erDorgel^e, ber bann
jum ©emol^nl^eitSred^t fid^ auSgeftalte. 9ber baS
SoIlSgemiffen fönnte feinen 9led^t8fa| erjeugen,
menn es nid^t informirt möre burd^ ein 9le(|t8«
gefe|, burd^ meld^eS e§ befHmmt mirb, etmaS als
9ied9t anjuerfennen. @o brängt biefeS (Semol^n«
l^tdred^t felbft mieberum l^in }ur ^nerfennung eines
9ied^tSgefe|eS, meld^eS nid^t blo^ bem pofftiten,
fonbem aud^ bem ©emol^nl^eitSred^t torauSgel^t:
unb baS i{t eben baS 92aturred^t.
®egen bief e Semeife fönnen bie ©rünbe, meldte
ber iuribif d^e ^ofitiöiSmuS für ft* in'8 Selb ffll^rt,
nid^t auf f ommen. a. Sor Mem ift nömlid^ 5U be«
merfen, ba^ bieienigen, meldte eine göttlid^e SBelt-
orbnung mit befiimmten ®eboten, bie als 9u8'
brudt beS göttlid^en SBiOenS gelten foQen, annel^-
men unb bod^ bie Ssiftens beS !Raturred^te§ löug»
neu, bamit in'8 Unterftönblid^e fallen. SBerni ne
nömlid^ }ugeben, ba^ in ber göttlid^en SBeltorb»
nung natürlid^e Sled^tSprincipien im Sinne ton
„göSlid^en ®eboten'' intofoirt feien, bagegen aber
löugnen, ba^ bie^ SRed^tSfö^e feien, moburd^ mirf-
lid^e Siedete unb $jlid^ten begrünbet merben, fo
l^ei^t baS bie ^Smiffe fe^en, ben @d^Iu^fa| ba-
gegen in Sbrebe fteUen. Senn bie natürlid^en
9ied^t8)mnci))ien fönnen |a ,,®ebote" nur unter
ber Sebingung fein, ba^ fie mirflid^e SRed^te unb
$f[i(^ten begrünben. SDiefe legieren Derl^alten fld^
|a correlatit) pm Segriffe be§ ®ebote§ ; fte finb
bie SBirfung beS Mtenu SS lö^t fid^ alfo gar fein
SRed^tSprinci)) im Sinne eines ®ebote8 ber g5tt-
lid^en SBeltorbnung benfen, ol^ne ba^ eS, eben
meil es le^tereS ift, mirflid^e SRed^te unb ^pä^im
er}eugt. — b. 9)}an fagt freilid^, bie natürlid^en
SRed^tSprincipien befö^en nid^t bie erforberlid^e
$räcifion, um gau} beftimmte natürlid^e Siedete
unb Mid^ten )u erjeugen, fie feien }u unbeftimmt
unb augemein l^ierfür. SlÖein baS ift unrid^tig.
S)ie natürlid^en SRed^tSprindpien finb jmar all-
gemeiner 5Ratur. aber für'S ßrfie ift biefe aD-
gemeinl^eit bei einem $rind)) nid^t gleid^bebeutenb
mit Unbeftimmt^dt unb 90tongel an ^dfbn.
3ebed ^rindp ift allgemein; aber man fann
nid^t fagen, ba| eS be^megen etmaS gan^ Un-
beftimmteS fei ; e§ l^at immer einen gang beftimm-
ten änl^alt, ber afö fold^er aud^ mit aller SBe«
flimmtl^eit erfannt mirb. gür^S ßwrite begrün-
ben fold^e allgemeine SRed^tSprindpien aUerbingS
aud^ aQgemeine Siedete unb ^flid^ten. aber biefe
finb be^l^alb, meil fie aügemdn ftnb, gldd^falls
nid^t unbeftimmt ; fie finb oielmej^r gan} beftimmte
SRed^te unb ^flid^ten , eben meU ber ^n^alt beS
begüglid^en allgemeinen 9ied^tS)nrind))8 ein gans
bestimmter ifL 2)er Sinmurf Derfennt bie 9tatur
dneS aUgemdnen ^nncipS. 2(n ber anmenbung
auf befonbere S&He mag baS allgemeine Sted^tS-
princip aüerbingS einer nöl^em $rödfton bebürfen
— bie| mirb f ogleid^ ju erörtern fdn — , aber an
unb für fid^ leibet e§ feineSmegS an Unbeftimmtl^eit.
— c. 2Ran fagt femer, bie natürlid^en JRedJtSprin-
cipien fönnten fdne mirflid^en Sted^te unb Mid^-
ten begrünben, meil il^nen bie binbenbe Jhaft f el^k,
bie fie erft burd^ anerfennung unb Sandion t)on
Seiten bed Staates geminnen fönnten. aber aud^
baS ift unnötig. 2)ie natflrlid^en 9ied^tS))nnd))ien
erhalten il^re obligatonfd^e Jhaft nid^t erft burd^
anerfennung unb Sanction t)on Seiten be§ Staa-
te«, fonbem fie l^abm biefe, mie gejdgt, fd^on an
unb für jid^ in ihaft bed göttli^en SßillenS.
SDurd^ biejen ift baS !Raturred^t mirflid^eS, bin-
benbed Stecht, ob eS ber Staat anerfennt unb fanc-
tionirt ober nid^t. 3Sn ber Il^at, ob ber Staat
baS SRed^t, baS id^ }. 93. auf mein Seben ober auf
anerfennung mdner $erf önlid^feit l^abe, anerfennt
ober nid^t, in ftraft bed göttlid^en SBiUenS beft|e
45 9lQturre(^t. 46
i4 MefcS yUd^t bemtod^, unb ieber anbete ifl Der- oonjiel^en unb baS ^toturred^t in biefer SBeife p
0i^, eS unatigeiaftet )u Metu @onf} mü^te ergangen. 2)a8 pofitiDe Siedet if} olfo oon biejem
■aa fagra, bie 9udf etotg beririnber, bie ^erab- ©eftd^tspunfte auS notl^menbig; e§ ijt burc^ ba^
Mrbigung beS HRetifd^ )um @nQt)en fei ehoaS iRaturred^t felbfi geforbert, »eil biefeS ol^ne |ene§
m ^ ßrUnibteS, fo lange bie Obrigfeit bie| nid^t l^inreid^ mürbe, um eine Doufommene unb
nSfi g^e|Iid^ oerbielet. Sbai faim aber bod^ im burd^greifenbe Orbnung be§ fociolen SebenS bi§
Cnifle nid^t bel^uptet tt)erben. 2)er Staat mu| in bie particularften SSerl^ältniffe l^inein }u er)ielen.
baft natürlid^ »ie iebed anbere SRed^t fd^ü^en ; 3}lan fann bal^er baS ))ofttit)e SRed^t aud^ bejeid^^^
ober er fd^fft ed nid^ unb mad^t e§ nid^t erft obli* neu aI8 eine »eitere Entfaltung beS 9laturred^te&
gotorifd^. gemö^ ben Sebürjniffen ber Societftt. 2)iefen 3u"
IV. CsifHrt nun ober o^ne S^t\\A ein natür* fammenl^ang mit bem 92aturred^te mu| baS pofi*
laifA Xed^t, fo mug »eiter bie ^tage fid^ ergeben, tite ^td^t überaQ unbebingt f eftl^alten ; e§ barf
ii lodd^ SSerl^filtnif fe benn baS 9laturred^t fid^ fein3i^I fe|en, tt)eld^e8 biefen 3ufammen^ang
|nm poJttik)en Siedete fle^t unb umgefel^rt. SDiefe oerfennt. S)ie ©efeQfd^aft ift feine tabula rasa,
gcQ^ beantmortet ^d^ ba^in, ba| baS ))ofitit)e meld^er burd^ bie ))ofttit)e ©efe^gebung baS SRed^t
Sed^ bad 9biturred^t DorouSfe^t, unb ba| erftereS erft gleid^fam eingefd^affen »erben mü^te. S)a8
nr ht^ befümmt ifl, bie allgemeinen naturred^t- 9taturred^t ift ba t)or bem pofltiDen Siedete, unb an
lid^ mrmen auf bie bef onberen Sonjuncturen jenes mu| le^tereS überall anlnüpf en. SS ift Sad^e
vaäb Ser^ttniff e, bie in ber Societät ftd^ ergeben, ber gef e^gebenben menf d^Iid^en Sluctoritöt , ba§
aBiniDeiiben imb für biefe n&l^ ju pröctfiren. natürlid^e Siedet überall }uerft }u ermitteln unb )u
S)ie natMid^ Sled^tSnormen baben nämlid^, für ftubiren unb e§ bann in i|rer ©efe^gebung )ur
fkl^ genommen, fletS einen aOgemeinen Sb^rafter entf))red^enben ^nmenbung ju bringen. SSerböIt
vaib bcgrünben bal^ s^i^^^fl <>ud^ allgemeine ed ftd^ ober alfo, bann ergibt fid^ barauS t)on felbft
Se^ unb $flid^ten. 2)ie befonberen Soniunc> eine »eitere ^olge. S)ad poJttit)e SRed^t barf fid^
tntn ttnb S^l^tniffe in ber @ociet&t ^nb aber nömlid^ nie in SBiberfprud^ fe|en mit bem natür*
ttatfS^Iu^ Don ber tnelf ad^ßen unb Derf d^ieben« lid^en Siedete. 3ened ftnbet in biefem feine 9torm,
^ 9rt nnb fbnnen fomit nid^t burd^göngig un« ton »eld^er eS nie abmeid^en, mit ber eS ^d^ nie
Buttdbot binrd^ baS !Raturred^t geregelt fein. SoO in Sonflict fej^en barf. SBürbe baS ))ofitit)e SRed^t
alfo bie fociale Orbnung nid^t bIo| in il^ren je in äBiberfprud^ treten mit bem 92aturred^te^
(Snnü^gtn fefifleben, fonbem aud^ in aOe be« fo »öre e§ nid^t mel^r Slnmenbung, fonbem
fonberen Sonjuncturen unb SSerl^öItniffe ber ©e- 92egation beS le^tem. S)a8 !Raturre($t ifi gött*
feiqd^ ein- unb burd^gef ül^rt »erben, f o erf d^eint lid^eS Siedet ; »ie aber überl^aupt baS SRenfd^Iid^e
d afil not^oenbig, ba| bie allgemeinen naturred^t- mit bem @)5ttlid^en nid^t in Sonflict treten barf.
lid^ 9lormen auf jene befonberen Soniuncturen fo aud^ l^ier nid^t baS ))ofitii) menfd^Iid^e mit bem
sab Serl^Itniffe angemenbet unb für biefe näl^er göttlid^en Siedete. 2)arum fann aud^ fein ))ofi-
liräciftrt merben. S)ie^ fann aber nur gefd^el^en tiDe§ 9led^t§gefe| ©ültigfeit unb obligatorifqe
auf bem SBege ber ©efe^gebung. S§ mu^ eine Jhaft l^aben, baS mit bem !Raturred^te in äBiber»
(nenfd^Iid^) ^ctorität bagmifd^en treten, »eld^e fprud^ fielet. 2)ie Untertl^anen bürfen felbeS gar
biefe 9[moenbung ber allgemeinen naturred^tlid^en nid^t a(§ obligatorif d^ betrad^ten. ©ibt eine menfd^«^
%>nnen auf bie befonberen Serl^ältniffe in ber lid^e Suctoritöt ein pofttioeS 9led^t§gefe|, »eld^eg
Socidfit unb bereu nü^ere $racifu)n für festere mit bem 92aturred^te in SBiberfprud^ fielet, fo le^nt
ge^id^ DoQsiebt. S)iefe ©efe|e nun ftnb , im fte fid^ bamit gegen baS göttlid^e 9ied^t, alfo gegen
(Segenfo^ m ben natürlid^en , ))ofttit)e ©efe|e ©Ott auf. 3n bief er Slufle^nung barf ibr niemanb
mb begrünben ))ofitit)e Siedete unb $flid^ten — folgen. S)a8»ürbe aber gefd^e]^en,»enn bie Unter«
Dofttioed Sted^t. — @o fe|t ba§ pofttioe in SBal^r- tränen biefem ©efe|e folgen »ürben.
^ ba§ natürlid^ SRed^t oorauS unb Derpit fid^ V. S§ bleibt nun nod^ gu erörtern, in »eld^em
pile|teremin gemiffem Sinne ergöngenb. !Rid^t SBerl^öItniffebaS^Raturred^tguräRoralfiebt. !Rad^
pDox in bem Sinne, alS Ȋre baS 92aturred^t eine Rani \)at baS Siedet mit ber SRoral gar feinen
blo^ fyiSbt Sinrid^tung, bereu SOlöngel unb Süden 3ufammen]^ang, beibe finb gang oon einanber ge-
ei^ burd^ baS ))ofttiDe SRed^t aufgefüllt »erben trennte ©ebiete. S)te Sled^tSpflid^t ift, an unb für
mülten. ©otteS Sßerf ift überaQ et»a§ SSoUf om- fid^ genommen , nad^ Rani obne aCen fittlid^en
neaeS. 3)aS 92aturred^t ift, an unb für ftd^ ge- Sl^arafter ; fte ift Dielmel^r eingig auf ben 3»<ing
nommen, für bie Orbnung be§ gefeUfd^afttid^en gefteUt, eine reine S^^angSpflid^t. 9htr »eil ber
2^en3 DoÖfonraten auSreid^enb ; e§ fd^Iie^t aOe öu^ere 3^<ntg ben SRenf^en bagu nötl^igt, mu^
Snl^tSnormen in ftd^. »eld^e für bie gebadete Orb- er bie SRed^tSpflid^t erfüllen ; ein ftttlid^er ©runb
nng erforberlid^ fitü) ; aber entfpred^enbe 9n»en- ift l^ierfür in feiner äBeife ma^gebenb. Sbenfo
bnag mü^tn fte finben auf bie f o mannigfaltigen trennt aud^ bie ©tal^rf d^e Sled^tSt^eorie SRoral unb
Coainnduren unb SBer^öltniffe in ber Societöt. 9ted^t t)on einanber. 2)a§ fubjectiüe Stl^oS (bie
Sab ba biefeS nur gefd^b^ fann auf bem SBege "JJloxaT), fo »irb geleiert, l^abe mit bem objectioen
ber (Befe|gebung, fo mu| bie ))ofitit)e Sted^tSgefe^- ßtl^oS (bem SRed^te) burd^auS nid^tS gu f^affen ;
gdog eintreten, um bie gebadete 9n»enbung gu beibe feien gang getrennte ©ebiete. S)ie ftttUd^e
47 Siatutttligion — KoiicIttuS. 48
SBtltoriinuiig Qt^i untnUttnuT Don ®oH au3 unb fittli^ Sßflt^t ift, fo iiWDbiiit aud^ bit EBtdetfunQ
ffobt gum Stwde, baS Silb @ottee im SRcnfc^nt tintS natütli^ 9)ei$tt3, ba« einem lÜTtbtm ju-
'j(u ei^alten unb jui €ntimdIiiRg gu bnngtn. S)it flc^t, gugltid^ eine fittlid^e iScifi^uibung.
Stt^teorbnung bagtQeti l^be gtoat i^re leitmben S)a§ Slaturrei^t ifl bon Ic^er meißtntl^ile )U>
SPrincipien in ®oüt6 aBettorbnung ; aber für p^ gleich mit ber )]f)iIoiop^if^en gt^« be^onbelt »w
genommen fei pe rein menf^Kcde Orbnung unb ben, tueil man ber ganj rid^tigen 91nfi^t mar, bai
oa^tt uon bei {Ittlit^n OibnunQ gong gti^ieben, bie Seljre Dorn ^iaturre^te nur ein Stoeig bei
unb bie^ }iiiar lii gu bem @robe, ba|, mie oben t>{)i'''!oi'^ii(4(n Sl^iC im allgemeinen ift. 9Qenig>
f^on enna^l, boi Slc^t fogat mit bei fittlitficn jlens fui^le man baS Statuned^t immer mt^i obn
Oibnung in SBibeifheit treten Iflnne, oline feine menigei in ^erMnbung mit bei St^it ju bringen.
tKxpflii^tenbc Jhaft gu oerliertn. — Z)oe ift falfd^. Son neueren Werfen, ntldit übet boS 91aturted^t
Sue 3ttä)l, gunädg^ hau ^aiamäjt, vt1)t mit ^anbeln, nennen mir OoijugSnKiferXrenbelenbura.
ber ünoial in innerem, wefentlit^em Sufammen« ©oSÜiatunec^tQufbemSrunbebtrS^itS.Sujr,
^onge unb ift boBon in (einer SBeife ju trennen, Seipgig 1868 ; Sßaltei, 9Iatune(l|t unb Sßolltil im
€8 leitet flc^ W 5Iatutre^t, mie oben gejeigt, un- öi^te bei ©egenraort, 2. Sufl., Sonn 1871;
mittelbar Don @ott ab, infofemeSeineifettl feinem CoBta-BoBBetti, FhiloBoplii& moralia Ben in-
^^alte nai^ in bei gStflie^en ^eQigeng piä= stitutiotieB ethicae et joris naturae, 2. ed.,
formiit ip unb anbeierfeitS bun!^ ben gBttIiiJ(itn Oenip. 1886; S^cob. SReqei, @iunbfä|c ber
SBiUen obligotDiifc^e Araft er:^lt. SSenn aber Sittlic^Ieit unb bcB 9{t(f|te, Sieibuig i. 99. 1868
biefefl, bann ift e« @otte§ affine, ba^ iebeimonn (S)ieenc9dicaSßapflSßiua'IX.tiDm8.a)ec.l864,
bie !ßfli<i^ten eifüOf, toeli^e ben natüilii^en Siebten Sfl-I^; Sattirein, DOIotaltitiilof op^ie , 2 ^be.,
«nberet ent[pr«j&en. ©otteS aSillen ju get)oi^ Srieiburg i. S., 2. »ufJ. 1893.) [©1B41.]
i{I ober jittli^e ^flic^t. t^oIglidEi ifl lebe natOi- Slafttttenflimt, f. Steligion.
lU^e ÄecgtSpfli^t olg \oiä]t ourf) ((f)Dn fittlicde "glmttems, 3o:^anntS, fle^ be9 cononi-
5ßflid6t ; biefei flttlidie Ufiiiratler ift Don i^i fd^en Wertes unb floiqlei bei Uniwrfität iüMn-
fc&Ie(%tetbing3 ni^t ju trennen. Slemnai^ fc^Iägt fltn, ifl not 9lllem belannt al6 ffierfoffer ein«
011$ bie natürtid^e Ke^tSoibnung mefenllii^ in S^ronit, beS „@roBen S9uc^e8 Bon iiibingen',
bie natüilii^ fittlitde SDeltorbnung ein; fie ift mie ^e fpatei genannt mürbe. 3iaucteru8 ip bie
nur ein S^eil, ein^iwiß bei: notürlic^m fittltdden grJtcifiite ^orm beS bcutfd(|en 9Iamen3 !8cigc
Oibnung. 3n ber 5ti|nt ^at baS fittli^e ®efcg (gS^rmann), megtialb bie in Siebe flt:^enbe $er*
bie Seflimmung, ba^ ^anbeln, unb jiuai allc€ fSnlid^teit audd bei „SQergtnbanne" ^ie|. Si
^onbeln bei !D7enfc^en, obligatoiifc^ ju legtln in flammte ouS einem niebem ^belSgefd^Ie^te in
ber SidEitung auf feine ewige Stpimmung. ^olg- ©cfiltiüben. 3*it "'i*' ^^ f^uff ®iburt Bie frin
l\ä) lann auc^ ba8 feciale ©anbeln bei fflenf^en ganjeä Sugenbleben bleiben bunfel; nad^ gemöbi'
l(tlert)Dn nid^t auSgefc^lnffen fein. Sei Wtn]ä) fielet licfier Slnna^me Hmi er gegen 1430 in ber Slä^e
in ber (Sef^f^aft, ift ton <l}atui aus gum fodalen &on Siübingtn geboren. 3ni 2t. 1450 eifd^eint er
Seben be^mmt ; er mu| alfo oue^ In fodalei 9tiii^- als Sedier beS @rafen Sber'^rb Oon 9Büitemberg>
tung t^tlg fdn, unb biefe X^Stigltit tonn glei^' Uioc^, bann (1460) als ^mpft am €oIIegiat|lift
falls in le|Iti S^nflong nur auf bie Snei^ung fei- gum % ffreug in Stuttgart, 1476 als ^fonei gu
ittr ewigen €nbbeftimmung gerichtet fein. Solgli^ ©laclen^eim inbei§erit(i6aftUra[5; 1477 würbe
finb ou^ bie notüili^n SReS^tSgefeJe, welche fein ei Sebici beS canonifc^ ated^tS unb 1478 Hang-
{otioIeS ßeboi legeln, in lettei änftang auf bitfeS ler ber eben gegrünbeten Uniüerfilät 34lbingen.
3lel ^inwoAnet. SBenn aber blefeS, bann ^abtn ginigemol tritt ei fpfltei nod^ in ©efd&äften be«
fle oHi^ öl 9lü<ffid^ auf bief en ibren ^bc^flen 3medr @rafen ßbei^rb auf, btffen @un^ er f ortwa^ienb
einen ^ttli^cnS^rter. weilte ber Onenfd^md^t befoi Sr fc^IoHein Seben ^odEibetagt um 1510.
übertreten fann unb baif, o^nc fehtet ewigen Snb* — S)ie fif)on emijl^nte S^ronif erfd^ien öffcntlid^
bcfÜmmung oeiluftlg gu ge^tn. ßs i^ alfo ebi- erf] 1516 unter bem Xitel Uemorabilinm onmis
bent, bog baS 3^atuirect|t mit bei SJtoiol in We- aetatis et onrnium gentium chronici commen-
fentlid^em 3uf^int"en^ge fie^t, unb bag )ebt tarii a Joaime Nauclero . . . digesti in an-
notüilid^ atec^tStipid^t guglei^ [ittli<^ m.iäfi num Baluüa MS. @ie fönte ein ©ammelUKtt
ift. ^lum tonn man oui^ baS SBcfenbepm- über bie gange aBeltgef^it^'' f^^t "xb uuibe in
mtnbe beS Sted^teS im llnterf(^iebe Don ber SRoral bem Sinne fpSttr oon ißeif^itbenm fortgef^t.
ni^t in ben ^manQ fekn, 3)er Swong ottf)&\t DJauderuS ^atte biefelbe auf ben SßJunfd^ Äoifet
P^ gum Se^te nur acteffoiifcti ; ei ifl blo6 moti- SDIajlmillana I. begonnen unb tot bem ßrfd^einen
öirt imä) bie UnOerlefelic^Ieit beS IReibteS unb in SteunbeSfieifen beieitS befannt gemad^t. @ie
burt^ bie Siot^wenbigteit , bie fodale Oibnung ift aber fcfion not bem Öffentlid^en gifd^einen uon
aufit^tgueifialten , unb mu| folglid^ nut bann einem ^nbctn bun^gefebcn unb ergängt werben,
eintreten, toenn jemanb eine !RedE|tSppid^t, beten wobl nii$l Don We1an(^l^on, fonbem oon bem
SrffiUung fäi ben geborten 3ioed erforbetli^ ijl, ^iifdgauet 3Iti^^ ^licoIouS EBafeniuS, ber aaif
nic^t fttiwinig aus fittlli^em S^otlD erfüllen wÜL bie eifle goitfe^ung fd^tieb. SloS SBÖt erfreute
SDie bann iebe natürlli^e ^ed)tspfli$t gugleid^ eine fid^ gio^en Slnfe^enS unb ifl mistig ni^t fowo^^I
49
9laumbur9«3eiJ — Slaufeo.
50
aÜ fdbfiftiibige VtMt, beim 9Iaud[eru8 i|l nur
b^rOotor, f onbem olS SRaterioIienf ammlung qu8
mekii, ^am %S^ für uns Derlorenen ©efd^^tS-
48eflm bc8 aRütdatter«. SBol^Itl^uenb berul^rt
cC bobei, bag 9taucleru8 als treuer Snl^önger
m Attifer unb 9tei$ toie t)on $o)){i unb JKrd^e
of^emt, ober ou^ ein offenes 9uge für beffe«
nngBbebärfttge €<l^öben l^t. Sej^tereS jeigt auä)
friae CQumißif d^ @<^ft Tractatus de Symonia
editOB a Joh. Nauclero vulgaritur Vergen-
banaa nimenpato, 8. L 1500. Sin anberer
Xrodot über ^raq/tn beS canonif d^en 9iec^tS (93er«
WBbimgSred^ ber gftfi^te eines SeneftdumS) be«
fiibet fä^ l^oibfd^r^id^ auf ber Xtibinger Untoer-
fitiMbibliot^ S)ie Unterführungen über bieSl^ro*
BBbcS9laudertt8 pb erfl t]^lu)eife abgef d^IoHen.
(Sgl 9xUfy äood^m, So^onneS SloucIeruS unb
feine e^nmif, (Söttingen 1874, ba)u bie Siecenfion
ii6^» ßifL 3eitf<Srift XXXIV, 1875, 423ff.,
mb ocrfd^eb^ne 9rtifel in ben t^forfd^ungen }ur
bentf^en ©cfd^. XVm, 57 ff. XXm , 595 ff.
XXVI, 188. Raxl ©teiff, ©er erfte ©ud^brudf
ii Znbtngen, Xübingen 1881, 62 ff. 128 ff. unb
210 ff., gät bie t>erf$iebenen ausgaben ber Sl^ro-
ntf an. 3nm (Skntgen f. ffilgem. beutfd^e 93iogr.
XXin, 296—298.) [«. gffer.]
9bnrait«g-^d^ oufj^l^obeneS SiStl^um in
€ad^^ timrbe 968 als SuffraganbtStl^um t)on
Hogbcburg unter ben nftmlid^en Umfiänben mit
bdl leitete (Dgl. b. 9rt.) gegrfinbet. SS umfaßte
8 (Baue imb tmirbe begrenjt burd^ bie (Sebiete ber
SÜf^iiiier^Ibtrfiabt, !Dlerfeburg,anei|en, $rag,
legeiiSbnrg, Somberg unb SRoin}. Srfter IBifd^of
mx ber 9mebictiner ^ugo (geft. 979), ber Sd^fi-
kr bcS Sr^bifd^ofS Smilbert, oon bem er bie IBi-
f4ofS&)ftbe empfing. @i| beS Sifd^ofS mar an»
Kngüd^ 3^4; tt>eil aber bie ßtnföue ber SBenben
imb Sö^men biefen Ort )u fel^r gefö^rbeten, fo
vnrbe mit 3uftitnmung beS $a))fteS 1032 ber
€i| bcS 9if4lofS nad^ 9Iaumburg »erlegt, meldten
Crt bie Vlotf grof en ^ermann unb SdFarb IL. bem
fH^t^ume fd^enften, nad^bem er befeftigt unb mit
^nmlegien ouSgefiattet mar. ©ie Sinfünfte beS
SiSt^umS moren onfanglid^ 3(^nten; im£aufe
ber 3tü fotnen Diele Sd^enfungen l^in^u. Unter
9ü4K>f CoboIuS (geft. 1045) mürbe ber Sau beS
prik^gen 2)omeS )u Staumburg begonnen. 93i»
t^ Sber^rb (ge^. 1078), oon C^einrid^ IH.
ciBQefe|t, mor pmeifi am faiferlid^en ^ofe; er
^ |n ^inrid^ IV. gegen Tregor VII., mos
bem @äfte Diele faifedid^ Sd^enfungen einbrad^te;
bogegen mar fein 9iadrf olger ©untl^er (geft. 1089)
eil ^reunb beS $a))fteS. Sßalram (geft. 1111),
Ben flittifer eingefe|t, Derfa^te ©d^riften für beffen
€ad^, bie ber 1^1. Snfelm Don SanterburQ burd^
«egenf^riften miberlegte. ©ietrid^ I. (geft. 1 123),
cia frommer, apoftoUfd^er SRann, grünbete bie
filfiper Sofau, €t. &tpfym m 3ei^ unb au Stifa.
Gn inifi^j^ SBenbe ermorbete ipn im fflofter
IMos. Unter Ubo L (geft. 1147), bem gfreunbe
M ^ 9l(nrbert, Dermel^rten fid^ bie fflöfter im
@tift. Sin bebeutenber SRann fomol^I im Sleid^
oIS in feiner ©ibcefe mar 93if dfiof gngell^arb (geft.
1242), unter bem bie i^franciScaner an mel^reren
Orten berfelben fld^ anflebciten. ©d^u^l^erren beS
SiStl^umS maren ton Slnfang an bie ^arfgrafen
Don SRei^en, bie |ebod^ aU^u oft il^re 93efugni|
überfd^ritten. Unter SngeH^arb unb feinen 9tad^«
folgern ®ietrid& n. (geft. 1272) unb SWeinl^er
(geß. 1280) mürbe baS IBerptnig beS @d^u|-
l&erm jum ©tif t georbnet ; SReinl^er erlangte mir!«
lid^e SanbeS^ol^eit für ben Sifd^of. S)ie beiben
f olgenben Sal^r^unberte bieten feine befonberS be«
merfenSmertl^en (Jreigniffe im Stift. S)er Sifdjoj,
meld^er für} Dor ber SReformation regierte, 309.
Don ©d^önberg (gefk. 1517), ffil^rte fein priefter-
lid^eS Seben, in meltlid^en S)ingen aber mar er ein
guter f^fürft. 9tad^ feinem Xobe möl^tte baS Sa-
pM ben Sifd^of Don greifing, $l^Ui)))), $fal)-
graf }u SRl^ein unb dergog Don Sägern (geft. 1 541),
meldte ^affi ber ffutfürft f^friebrid^ unb ^erjog
©eorg Derlangten. 2)a biefer Sifd^of feiten in
9taumburg mar, f onnte bie lut^erifd^e Sieformation
um fo freier il^ren Sin^ug in baS SiStl^um galten.
9taumburg mar fd^on 1588 faft gan} proteftan-
tifd^ gefinnt; in 3ci| W^^ f^4 ^^^ fatl^olifd^e Partei
langer. 93on ®emaltma|regeln, meldte ber Sifd^of
gegen bie Steuerung anmenben moHte, mal^nten
feine Statine 5U 3ei| il^n ab. %S er fiarb, ^atte
baS Sutl^ert^um im ©tift bie Oberl^anb. S)er
ffurfürft 3o]^ann Ofriebrid^ Derlangte nun Dom
Somcapitel bie SBal^I eines $roteftanten gum
Sifc^of ; biefeS mä^e jebod^ benfat^oIifd^enSDom«
propft 3uIiuS Don ^flug (Dgl. b. 9rt.). S)arauf
fe|te iener IRicoIauS Don SlmSborf (f. b. 9lrt.)
jum SSifd^of ein, ben Sut^er befanntUd^ in feiner
SBeife orbinirte. ^f[ug bagegen mürbe Dom flai«
fcr in @d^u| genommen, 1545 mit bem ©tift be=
lel^nt unb na(| ber ©d^Iad^t Don aOWil^lberg (1547)
in fein SiStl^um eingeführt. S)ie Derf^iebenen
SBerfud^e beS neuen Sifd^ofS, ben Jtatl^oIictSmuS
in feinem ©tift mieberl^erjufteHen, fd^Iugcn fel^I.
@r mar ber Ie|te Sifd^of Don 92aumburg. 9lad^
feinem Sobe (1564) mürbe Don ben proteftanti«
fd^en ©(^ujl^erren ein 9lbminiftrator eingefe^t; baS
©tift mürbe jum ^er^ogtl^um ©ad^fen»3«6 für
eine ©eitenlinie beS regierenben §aufeS Don ffur«
©ad^fen. 9luS biefer ging ©l^riftian ?lugufi, §cr«
sog Don ©ad^fen-3eij (f. b. Srt.), l^erDor, ber 1691
jur fatl^olifd^en ftirdje jurüdRel^rte unb fpäter 93i-
fd^of Don ^aah unb Sarbinat«$rimaS Don Ungarn
mürbe. 3n ben ©tobten Jlaumburg unb 3cit ft«b
erfi burc^ ben SonifatiuSDerein mieber fatl^olijd^e
SKifftonen gegrünbet morben. (SSgl. SepfmS, ®e-
fd^id^te ber »ifd^öfe beS ©o^^Pif^S 9laumburg,
Naumburg 1846; Pauli Langii Chronica Nura-
bürg, bei Mencken, Scriptt. rer. Genn., Lip-
siae 1728, ü, 1 sqq.) [ffiofer.]
^attmflitrgft ^fät^enfag, f. Sommenbone
m, 696 f.
9:aiifea, griebrid^, Sifd^of Don SBien, ein
Dielfcitigcr ©^riftfteHer, mar geboren 1480 (?)
51
9iaufea.
52
ju SBaifd^enfelb (Blancicampium) im el^emaligen
^od^fttft 93ambera alS ber ©ol^n be§ SßagnerS
Stau (®ratt)e, Sroe, latinifitt Nausea, t)on
grauen). Seine erften Stubien mod^te er oermutl^-
lic^ an ber Samberger Somfc^ule. 3^ifd^en 1511
unb 1514 fd^eint er unter Sol^ann SoddlöuS, bem
Stector ber Schute bei @t. ©ebalb in 9lümberg,
als ^öbagog gemirft unb baneben befonberS Xl^eo»
logie ftubirt }u l^aben. Sßäl^renb {eines Slufent*
^alteS in Bamberg ttHxr er mit bem fürftbif^öfUc^
bambergifd^en ^ofmeifter ^ol^ann ton Sd^marjen»
berg unb ^ol^enlanbSberg in 93erü]^rung gelom*
men, unb al§ biefer feinen @o]^n $auC Sanoni»
cuS in ^Bamberg, SBfii^burg unb Rbln, auf bie
Uniterfität in Seip^ig fanbte, gab er ibm IRaufea
als Segleiter mit; le^terer ift 1514 al§ Frideri-
cus Grawe de Weiszenfeldt in bie SRatrifel
eingetragen. Sßöl^renb er bort meiter ftubirte,
mirfte er gleid^^eitig aud^ als Seigrer. ^18 $aul oon
Sd^ttarjenberg 1518 bieUnioerfttat^abuabejog,
begleitete il^n !Raufea oud^ bortl^in. Sin ba»
felbft 1519 (2. aufl. SSenebig 1521) oeröffent-
üd^teS ©ebid^t in 179 SMfHd^en über bie ^aupU
totxft beS SactantiuS (Disticha in omnia capita
omnium libronun Lactantii) ift ton ben $ro«
fefforen OutntianuS @toa unb $etru8 @eorgiu§
el^rentoO betormortet. 3m 3uti 1521 l^abilitirte
ftd^ 92auf ea ju $abua als Seigrer ber $oetiI unb Stj^e«
toril unb begann }ugleid^ furibifd^e @tubien. S)ief e
mürben aber ^eitmeilig unterbrochen burd^ I&ngere
{franl^eiten, meldte er in einem ber SRutter @otte§
ton 9llt5tting in bemütl^igem Vertrauen gemib-
meten ©ebid^t ton 60 2)iitid^en fd^ilbert. Siner
Stetige ton fd^önmiffenfd^aftlid^en ^bl^anblungen
folgten ton 1523 an mel^rere juribifAe. 3m
@ommer biefeS Sal^reS erl^ielt er baS 3)octorat
ber 3uri8))ruben) ; baneben l^atte er immer aud^
tl^eologifd^e Stubien betrieben. Sßann er bie $rie«
ftermetl^e em))^ng, ift nid^t in eruiren. Salb öff*
nete fid^ für iRoufea ein meiterer SßirfungSfreiS.
31IS fein ®önner Sarbinal SaurentiuS Sampeggi
(f. b. art. n, 1779, 4) im ®ecember 1523 mit
bem SiStl^um ^Bologna betraut unb aI8 püpfilid^er
Segat 5ur Beilegung beS 9lef ormationSftreiteS nad^
S)eutf (|lanb gefanbt mürbe, rief biefer ben aüfeitig
geleierten 9laufea als Secretör an feine Seite. 9luf
ber Steife ton Bologna nad^ 9lümberg (19. fSfe«
bruar bis 14. SOtörj 1524) mad^te 9laufea einen
Sbfted^er nad^ Bretten in ber ^fal) unb fud^te
tergeblid^ ben bort in feiner SSaterftabt meilenben
SOteland^tl^on mieber für bie JKrd^e 5U gemimten.
3u 9htmberg arbeitete 9laufea in Sam))eggt'8
Auftrag eine für ben l^eiligen Stul^I beftimmte
Seleud^tung ber 100 ton ben @t&nben eingereid^ten
Gravamina auS (erft 1538 in jfdin gebrudCt), in
meld^er er mit großer Sfreimütl^igfeit SRi^bröud^e
bejüglid^ ber S)iS))enfen, Slblöffe, Serleil^ung ton
95eneficien :c. rügt unb ^Ibf^affung ber SKife»
bröud^e, nid^t aber, mie bie !Reuerer, ber firc^-
Ud^en Sinri4itungen fe(b{} forbert. Sin ber Sb*
faffung ber ton Sampeggi am 7. 3uli 1524 ter-
öffentlid^ten Constitutio ad removendos abusus
et ordinatio ad cleri vitam reformandam in
35 Srtifeln (Schannat-Hartzheim, Conc. Germ.
VI, Colon. 1765, 196 sqq.) l^at 5Raufea iebenfattS
l^ertorragenben Slntl^eil gel^abt Stad^bem Sam«
peggi im 3uli )u StegenSburg eine Sefpred^ung mit
einigen lat^olif d^en ^eid^Sftönben gehabt, begab fid^
9taufea mit il^m nad^ SBien; l^ier ernannte il^n Der
Sarbinal iwc Slnerfennung feiner auSgegeid^neten
äJerbienjte mit ))ö))ftUdeer SoQmad^t am 14. Sep-
tember jum Comes palaidi Lateranensis unb
}um Notarius apostolicae sedis. 3u Anfang
beS S)ecember reiste Sampeggi gum Sieid^Stag naq
Ofen, mo bie brol^enbe Xürfengefal^r befprod^en
unb gegen bie ^icarben (Sbamiten) in 93ö]^men
Iröftige SRa^regeln bef d^loffen mürben ; bann be-
gab er fid^ aRitte September 1525 nad^ 9h)m.
Sd^on im ^uguft mar IRaufea bem Sarbinol nad^
9lom torauSgereiSt, mo er an ber Surie Snge-
legenl^eiten berSeutfd^l^erren }u ter^anbeln l^oäe.
93on Stom nad^ ^Bologna gurüdgefel^rt, fanb er
fid^ tor bie äBal^I ^ttifd^en brei ^frünben gefkOt,
bie ton Seutfd^Iatd) auS il^m angetragen maten:
ber ^farrfteQe bei @t. Sartl^olomauS in gfron!"
fürt, ber Somlansel in SMu) unb ber Stelle
beS SBeil^bifdeofS in äBüraburg. i&x entfd^ieb fid^
für Sfranffurt, obf d^on bort bie f d^mierigfle Stellung
mar. 2)afelbfi mar nftmlid^ am 17. %pxü 1525 ein
^ufftanb auSgebrod^en, meld^er, mie ber iBouem-
aufrubr, tor)ügIide gegen ben 99eft|ftanb ber
j^löfter unb Säfte fid^ rid^tete. S)ie gegen bie
SBouem im treibe ftel^enben Jfurfürften ^d^rb
ton Xrier, Submig ton ber $f al} unb ber Stfd^of
SBiU^elm ton Stra^urg, Stattl^alter ton IDlain),
fd^idften am 19. 3uni an ben SRatl^ bie Sro^ung,
bie Stabt als (Senofftn beS SauemfriegeS )u be-
l^anbeln, menn nid^t MeS in ben frül^em Statd»
jurüdFgefül^rt mürbe. S)ie^ böm))fte aüerbingS ben
SücuIarifationSeifer ber Sürger. S)aS befonberfi
bebrol^te reid^e St. Sart^olomouSftift aber ftrebte
in biefer f d^meren 3^it für feine ^forrfielle einen
l^ertorragenb tüd^tigen SRann ju erl^alten, unb bot
biefelbe be^megen fammt einem Sanonicat 9taufea
an, meld^er nad^ löngerem 3ögem acceptirte. Sot*
binal Sampeggi führte il^n bei bem Slatl^ unb
ben geiftlid^en^el^örben burd^ glängenbe Sm))f d^-
lungSfd^reiben ein; allein erft nad^ mieberl^olten
aRal^ufd^reiben auS gfranffurt erfd^ien er bort um
SBeilnad^ten 1525. Obfd^on aud^ ber faiferlid^
Stattl^alter Srgl^erjog ^^rbinanb ein Smpfel^-
lungSfd^reiben d. d. 11. Januar 1526 für !Raufea
an ben Statl^ rid^tete, mad^te er bennod^ bort Die
fd^Iimmften Srfal^rungen. 2)ie ^räbicanten Igel-
ten gegen il^n, ber 3iai\) terbot il^m bie Jfanjel^
unb ein 93oIfSau|jknb am 25. gfebruar gmang il^n
5ur f^ud^t nad^ iDlain). piti erl^ielt er bie 2)om-
))rebtgerfteDe tmb j^atte jte bis Snbe 1534 tnne.
9luS ber SSorrebe einer feiner Sd^riften gel^t übri-
gens lEiertor, ba^ eS ber entfd^iebene Sßunfd^ beS
^apfteS mar, ber il^n nad^ SRain) f ül^rte. S)amalS
meiite bort ber junge Sluguftinermönd^ ^ol^anneS
53
9tQufea.
54
^nrneißer (f. b. 9tt) ^u loeiterer SluSbUbung;
bccikbe ^atte an htm feurigen 2)om))rebigeT ein
loxlid^ Sorbiß) für feine eigene, fpöter fo
geiNülig» $rebigtt^gfeit unb ftanb lebenSlöng*
Uf mit i^ in freunbfd^ftlid^em Srieftoed^fel
(foBüii. 3o^. ^offmeijler, gfreiburg 1891, 13 f.).
Bo^ienb bicfer 3cit gab 9Iaufea eine SRenge oon
fcti^m l^erauS: t>itx Senturien oon ^omilien,
wAdft 1540 in 5. Auflage erfd^ienen, a))ologetifc^e
SUcn, }tDci e^Uen 9Rarienptebigten (1530), Mis-
eellanea pro faoris canonicis (1531), e^egetifci^e
$id>i9tm über bad 8u4 XobiaS (1532), Yariae
de TfSiis variis orationes (1536), gal^Ireid^e
fccbigten über Steform bed SIeruS k. ^ud^ eine
tQubfd^itfüti!^ Sammlung Don Sl^ronilen über
Sfaraqer, SBormfer^ 9Ragbeburger unb Srfurter
Ocfi^ü^ loeld^ bie 9Ründ^er |)of ^ unb @taatö«
»Tto^cr (9hc 24163) befi^t, nnrb il^m suge-
MriebeiL 3in 3. 1532 Deröffentlid^te er ein notur-
siKenfd^ftlid^ 9ßerf Libri mirabilium septem,
in »e^iem er gegen bie aftrologifd^en Xröumereien
aiftntt, ober ben @a| Dertl^eibigt, ba^ ®ott burd^
prodigia, omina, ostenta etc. bie Wtn]ä}tn auf
gco|e Settereigniffe aufmerffam mad^e unb )ur
Siiebcttege. aßöbrenb beS Sieid^StagS in Speier
U29 ipcitte er bafelbft unb t)eröffentnd6te oon ben
hoA g^altenen ^rebigten Homiliae XU contra
anabaptiatas unb fünf ^omilien De vera chri-
lüam hominis institotione. — 93et)or er eine
VIk StcOimd befa|, fyittt er t)or)ug8tt)eife oon
taiC^reiigef<^enfen gelebt, rotlä^ t)on oomel^men
9bmm, benen er nad^ ber Sitte |ener 3eit feine
64riften gennbmet, gegeben mürben. SDiejo^I-
ni^en unb tafd^ auf etnanber folgenben ^ubli-
oitionen Ritten aber feine Jfaffe jtarf in Slnfprud^
gmommen. Srfl burd^ bie Srträgniffe eineS äBein-
goteS, meld^ed mit einer i^m Derliel^enen $röbenbe
bei Sancta Maria ad grados in SRoin^ Der-
bsten tDar^ tonnte er aUmälig feine S)rudfer-
^ifoSbrn becfen. |^ierin, fotme in mond^erlei 93er»
l^ta infolge feiner 93ertrauen§felig!eit, ifi ber
Sranb für feine bdupgen ©elboerlegenl^eiten 5u
h^en. Sr felbft lebte fd^Iid^t unb etnfad^. S)er
9h^, meld^ feine pubCiciftifd^e Sl^ötigfeit ber
0ird^ brad^te, mar aber aud^ ein l^inreid^enber
0rmib für bie pdpfUid^ 2)i§)>en§ super plurali-
tale beneficiomm. — Sieben bem Sin^u^ be§
£ombecan§ SaurentiuS £rud^fe| oon ^ommerS»
fclben mag ed namentlid^ ba§ SSBirlen IRaufea'S
getoefen fein, meld^ ben SRain^er Sr}bifd^of %U
baäfk oon Sranbenburg }u eutfd^ieben fird^Iid^er
3$^ig!eit bröngte (f. ob. 1, 449 ; )ur (Sl^renrettung
Sbred^ DgL feine Siogropl^ie ton ©reb^, SRains
1892). ftönig gferbinanb münfd^te ben geleierten
nb fedeneifrigen 92auf ea al§ ^of prebiger unb Slotl^
tn feiner Btitt )U l^oben. Sein t^reunb, Säifd^of
3o(ami gfdber Don SBien, rebete il^m eifrig 5u, bie
9cnifmig on^une^en. Sr aber moUte ^ur Sid^e-
omg fcmter Snbfiftenj aud^ im Se{i| feiner $f rünbe
iiRaini bleiben unb begab ftd^ mit einem fönig-
%n Smiyfe^IungSfd^reiben ^u SIemen§ vn. nad^
9lom, meld^er feinem äBunfd^emillfaierie. ©elegent«
lid^ biefer Keife erlangte er am 9. 3anuar 1534
nad^ glön}enbem S^amen ba§ S)octorat ber Xl^eo-
logie oon ber fjocultöt ju Siena, meldte SBürbe
il^m für feine neue SteOung münf d^ensmeril^ f d^ien.
äntmifd^en bearbeitete er fein großes ^omilienmer!
für bie beutfd^e SluSgabe, meldte 1535 erfd^ien.
Seine ^au))taufgabe in ber neuen SteOung mar,
oor bem ©ofe bie gaftenprebigten ju l^alten, unb
beren l^ielt er t)on ^{d^ermittmod^ bis OfterbienS-
tag 1535 gu SBien 49, im 3. 1536 ju »nnSbrud
50, 1537 }u $rag 33 unb nad^ Oftem nod^ 15,
bie er mit oerfd^iebenen anberen alle im 2)ru(I
l^erauSgab. 9tad^ ber $rebigtfaifon meilte er ge-
möl^nUde in SRainj, um friner 9lePem))f[id^t )u
genügen unb feine ftar! angegriffene (^efunbl^eit
SU ppegen. Sber eigentlid^e Stulpe gönnte jid^ ber
eifrige 9Jlann nid^t. Sm 27. 3>ecember 1536 oer-
liel^ fJf|fMnanb feinem oerbienten ßofprebiger bie
^farrei Slfpam an ber Sa^a in ^Rieberöfterreid^,
bie er jebod^ nie fal^, fonbem burd^ Sicare oer«
malten lie^. ^m 5. ÜJidr] 1538 möl^Ite Sifd^of
i^faber oon Sßien frinen Sfreunb !Raufea }um Soab-
jutor, unb jmar ol^ne beffen 9Bif[en, meil er öorauS«
fa]^, bo| er fid^ ungern bauernb an SBien feffeln
iaffen mürbe, ^ie iBeptigung t)on 9lom erfolgte
im SRär) 1539, unb }mar mit Selaffung aDer
übrigen ^frünben unb, ba er in SQSien ju prebigen
l^atte, unter S)i3))en8 ton ber Slefibenapflidet. Suf
Sßunfd^ bed J^önigS unb be§ $at)fted $aul m.
mol^nte 9taufea bem SteligionSgefpröd^ in S))rier
1540 bei, meld^eS im 3uni na^ ^agenau unb im
9lotember nad^ SßormS terlegt mürbe. 3n ^agenau
^atte er mit Sod^lduS ben $affauer S)ombedeanten
Stupred^t ton SKoSl^eim (f. b. %xt.) ju ter^ören,
toeld^er olle Sccten — unb als f old^e be^eid^nete er
aud^ bie fatl^olifd^e Äird^e — im (Stauben an ßj^ri^
ftuS sufammenfd^mel^en moQte. 3n SßormS l^atte
er einen ^ritatcongre^ mit Sneland^tl^on unb
93ukr, befJcnSSerlauf imSanuar 1541 tm3)rud!
erf djien. Seine trenifd^en Seftrebungen, meldte ton
SRand^en al§ ^u meit gel^enb be^rid^net mürben,
erl^teUen toQe SRed^tfertigung, a(S er an ba§ Sar»
binalScoDegium über feine ^l^ötigfeit in SQSormS
Serid^t erftattete. «18 Sifd^of gabcr am 21. 3Kai
1541 ftarb, folgte il^m Kaufea ol^ne meitere gfor«
malitöten al§ Sifd^of ton SBien, fanb aber eine
fd^mierige Stellung. 6r felbft mar jur S^it ter=
fd^ulbet, ba§ SiStl^um o^ne l^inreid^enbe S)otation,
aber belüftet mit ungel^euem Steuern, ber ©ifd^of
ton ©eiftlid^en unb SBeltlid^en in feiner Il^ätigfeit
gel^emmt. 3m SRotember 1542 erl^iielt er ton Sftom
bie grlaubnife, burd^ einen ©ifd^of unter Slfpftenj
jmeicr Prälaten bie ßonfccration ju em})fangen.
9Die S)iöcefe mar arg tn Unorbnung: ber §erren«
ftonb incUnirte jum ^rotcftantiSmuS, tiele junge
55(beKge ftubirien in SäJittenberg, Seipjig unb 2:ü*
bingen unb brad^ten proteftantifd^e Scbicnftete
mit in bie §eimat, jal^lrcid^e auSgefprungene ^ei=
mtfd^e unb auSIönbifd^e SRönd^e prebigten gegen
bie „®reuel beS $apftt|um§" ; über 300 Pfarreien
55
9lQufea.
56
tooren ol^ne Ritten unb mürben t)on $räbicanten
occu))trt. 9tQufea aber fd^redtte t)or feiner Slrbeit
jitrüd. 9n jebem Sonn« unb f^eiertag prebigte
er im @te|)|an§bom t)or jol^Ireid^en S^l^drem.
%iä^ in 935]^men ))rebigte er gegen bie ^uftten unb
Xbontiten (^icarben); in ®Iogau liefen fid^ nad^
einer ^rebigt aber bie t^firmung einige toufenb
SKenfdJen, barunter 40« btS SOiäl^rige, t)on il&m
firmen. IDlel^rere 2)om« unb SoQegiatftifte ttänfd^«
ten il^n ju ben 31^rigen )u jdl^Ien; bod^ gelang
bie^ nur bem Somftif t }u Olmü^. n)o er ein Sa«
nonicat erl^ielt. 3ur ©«ming be§ KleruS fül^rte er
bie $farrt)ifitationen ein, }ur SBedbtng ber l^öuS«
lid^en Slnbad^t fd^rieb er 1542 in beutf($er Bpxaä^t
eine ßrllörung beS ißaterunferS unb Deröffent«
lid^te in lateinifd^er unb beutfd^er Sprad^e eine
$rebigt an baS SDlilitär mit angefügten ©ebeten.
^eld^eS @ett)id^t fein 9tame aud^ bei ©egnem ber
ffird^e l^atte, mag barauS entnommen n^erben, ba|
fle mieberl^olt 93äd^er verbreiteten, n^eld^e fälf d^U(§
feinen 92amen trugen, fo ba| er fid^ genötl^igt Jal^,
1546 ben Lucubrationum catalogus, ein Ser«
}eid^ni| feiner äd^ten @d^riften, 5u oeröffentlid^en.
3n benfelben fül^rt er aud^ eine Stetige t)on tlb«
l^onblungen auf, bie tl^eilS in SSorbereitung, t^eilS
Doüenbet, aber nod^ nid^t ebirt n^aren, fo Libri HI
methodi de ratione concionandi. SI§ bie 3e«
juiten in 2)eutf d^Ianb erf d^ienen, trat er mit il^nen
in lebl^aften SBerfel^r; SobabUIa »ar 1543 in
SSBien; feit 1551 maren bie SSöter bort auf ber
flanjel unb an ber Unioerfität f^&üq, — ßine
neue Aufgabe f anb 9taufea burd^ feine Xl^eilnal^me
am Koncil oon Irient. 3ur ginleitung für baS-
felbe ^atte er fd^on 1538 (Seipgig) öeröffentlid^t:
Berom conciliarium libri quinque, in meldten
er alles, tt)a§ berül^mte Xl^eologen unb Sanoniften
über biefeS Xl^ema gef daneben, jufammenfa^t. SBie
Sifd^of t^faber bereits in einer 2)enffd^rift (oom
4. 3uli 1536) bem $a))ft $aul HI. empfohlen,
}u ben SoncilSberatl^ungen beutfd^e Xl^eologen,
unter biefen 92aufea, ju berufen, fo gefd^al^ ba3
ie|t Sßäl^renb feines Slufent^alteS in SRom gab
er ein bereits in SWainj begonnenes SDBerf l^erauS,
Catechismos catholicus sex libris compre-
hensus (Rbln, ^olio, 654 @. mit 2)ebication an
^aMt $aul t)om 1. Sanuar 1543), in »etd^em er
bie ®IaubenS« unb Sittenlel^re tt)ie aud^ bie Si-
turgte ber ffird^e a))oIogetifd^ bel^anbelt; eS ift ein
IBorlöufer beS Catechismus romanos. SBeitere
3eugen feiner Xl^ätigfeit als Sonfultor finb bie
oodd. 11095 unb 11096 ber aRünd^ener ^of«
unb @taatSbibIiot^ef, meldte eine gro^e 3q^I t)er«
fd^ebener, baS Soncil befd^ftigenben fragen be-
jubeln. Oferbinanb l^atte bereits 1542 9taufea
SU feinem Orator beim SoncU ernannt ; aber tro^
»ieberl^olter SRal^nungen Don @eiten beS ^apfieS
)5gerte Ütaufea, auf SBunfd^ beS JfaiferS, ben erften
@äungen besfelben beigumol^nen. 3m % 1545
Deroffentlid^te er fogar in SBien, lebenfaUS nad^ ber
Sntention (jerbinanbS, eine ©d^rift: Super deli-
gendo fnturae in Germania Synodi loco cata-
crisis, in meld^er er unter S)artegung fkiunenS«
mertl^er geograp^ifd^er, topograpl^if^er unb l^ijtori«
fd^er J(enntnif[e bafdr eintrat, ba| baS Soncil in
S)eutfd^Ianb, unb ^mar entmeber in fföln ober, Be«
f onberS megen beff en centraler Sage, in SiegenSburg
gel^alten merben möge. Srft als Julius m. boS
Soncil mieber nad^ Orient berufen unb ben 1. ÜRai
1551 als SrSffnungStag beftimmt l^otte, erfd^ien
!Raufea am 30. Sluguft bafelbft unb ilbergab tat ber
12. @i|ung (ber 2. unter 3uHuS) am 1. September
fein ananbat alS Orator beS römifd^en JfbnigS
(Theiner, Acta genuina C. Trid. I, Zagrabiae
1874, 486). 3n ber (Seneralcongregation Dom
21. September fprad^ er auSOpportunitätSgrünben
für bie ® eftattung ber Kommunion unter be^en ®e-
ftalten, moburd^ S)eutfd^Ianb leidster ^ur fird^Iid^en
Sinl^eit jurüdFgefül^rt merben fönne (1. c. 508 sq.);
in ber tom 6. Odober betl^eiligte er fid^ lebl^ft
an ber Debatte über bie t^formulirung ber canones
über bie ^eilige Sud^ariftie (1* c. 522), unb bie
befinitioe Raffung berfelben bemeist bie l^ol^e 9d^
tung ber SoncilStöter Dor 9taufea^S bogmatifd^
unb ftiliftif d^er ffritif . 3n ber @eneraIcongregation
Dom 20. 92oDember mad^te er Derfd^iebene emen-
birenbe SSorfd^Iöge bejüglid^ ber S^ffung ber Ca-
nones über bie ©acramente ber Su^e unb ber
legten Oelung (1. c. 593). 3n ber Dom 7. 3a-
nuar 1552 l^ielt er einen längeren IBortrag über
baS ^eilige SRe^opfer, bef onberS jur IBertl^eibigung
ber ^riDatmeffen Q. c. 637). S)ie Beteiligung
an ber S^ffung ber canones de sacrificio missae
et sacramento ordinis mar feine Ie|te Arbeit
(£r ftarb am 6. f^februar 1552 alS Opfer beS in
irient l^errfd^enben fJicberS. Sein Sefiament,
weld^eS er am 3. gfebruar münbUdJ erHörte, iji
uotarieQ Dom 8. gfebruar battrt. 3)ie SoncilSaden
berid^ten : Die sabbati 6. ejusdem mensis Fe-
bruarii obiit Tridenti Fridericus Nausea ep.
Vienn., orator regis Bomanorum in condlio,
vir optimae vitae et spectatissimorum momm,
ac scientiae omnis generis admirabilis : qui
multa pro fide catholica contra haereticos
hujus temporis scripsit: cujus anima requies-
cat in pace (1. c. 652). ^n ber Seid^enfeier be«
tl^eiligten ftd^ fämmtlid^e SoncilSDöter^ mit 9u8-
nal^me beS edranften Segaten. Seine Seid^e mürbe
nad^ SBien überfül^rt unb feinem Sßunfd^e gemft|
in ber Satl^ebrale beigefe^t. Sin Oelgemölbe, mel-
d^eS il^n als ^rebiger barfteUt, malert bie Srinne«
rung an il^n, mie aud^ eine ber Süften, meldte bie
(S^orftül^Ie gieren. Sie trägt bie Ueberfd^rift: Fri-
dericus Nausea, nonus Episcopus anno 1588
— baS Sal^r feiner ßmennung jum (Soabiutor. 3tt
feiner »aterjlabt SBaif d^enf elb lic^ er laut 3nf d^rift
im 3. 1550 auf feine Jfoften ben Sl^or ber ^forr-
fird^e neu erbauen unb ftiftete bort einen äal^rtag
unb ein Keines j^apital gur Unterftü^ung ber
Sinnen. SS folgte il^m ber 9htf eines 9RanneS
Don mufterl^aften Sitten, großer SBol^Itl^ätigfett
unb Sereitmilligfeit gu iebem SBer! ber 9läd^ften«
liebe, Don au^erorbentlid^em ^tx%, umfaffenber
57
9lat)arra — 9lajo8.
58
Sck^cjamteit, ^lü^enbem @<eleneifer. ftreng fird^-
li^cm 6imi, cmed SRanneS, ber Don Siom ftetS
all chR @äule ber JKr^e in SDeutjd^Ianb ae*
\^ tnnbe. (Sgl. SRe^ner, griebri^ 92aufeQ
Ol Saifd^eO), Sifc^of t)on SBien, StegenSburg
18S4.) [SBeber.]
IbUMm, $etru8 be. aRoroIifi, Don ®eburt
cm €|Nmtec, beffen SebenSumfi&nbe unb XobeS*
jo^r imbebnmi fuib, f d^eb De ablatorum resti-
tntioDe in foro conscieniiae LL. IV in 2 yoVL,
LagiL 1594, Brix. 1606, ein 3Ber!, n^etd^eS nad^
bOB 3«^l 9lic Sntonio'S (Bibl. Msp. nova U,
220) in leiner 3^t Diel gebrandet tturbe unb ie|t
io4 mi^ o^e SBert^ tjL [gurtet S. J.]
LSaltl^afar, {panif d^er S)omi'
; lebte }u Anfang bed 17. Sol^rl^unbertS. 3u
Uada eifidrte et bie l^ilige @d^rift unb nmtbe in
StBoboIib mit bem erjpten Sel^rftul^I ber Xl^eologie
bctnmt Sr l^tnterlie^ Gontroyersiae in d. Tho-
nae ei ejus scholae defensionem , Yaldol.
1605—1634, 8 foL, bie jid^ mU ben erften
64 M. bed 1. 3:^eiß ber Summa beS f)l Xl^omoS
bcfalfeii.— 93erfd^icbenDoni]^mift2.S)ominicu§
Jeibinonb SlaDorrete, geteöl^nltd^ t^fernan-
bc} genannt, ebenfaIl82)omtnicaner. 2)iefer mürbe
gehmiin^efLafielinSItcaftilien. Obtt)o]^Ii]^mbie
afm t^Iogifc^ Sel^angeln ©ponienS in 9lu8-
Mt Pimben, gogen i^n mel^r bie 9Ri{{ionen unter
beaf^eiben an. 6o fegelte er mit 27 feiner OrbenS-
kaet 1646 ob^ langte ober über SDlesico erft am
2S. 3ind 1649 auf ben $j^ili))))inen an unb er«
lUt ^ metjl SLuftrag, bie Xl^eologie }u leieren.
Siilb iinin>e i^m ber Unterrid^t ber Reiben unb
SeabeU^en übertragen ; im 3. 1659 fe|te er nad^
Otooio über, unb nad^bem er bie d^inefifd^e Sprad^e
edenxt bcttte, n^ibmete er ftd^ mit aOem Sifer ben
^inejifd^ SRifftonen. 3nf olge be§ @turme§, ber
OB 3. 1665 unber bie d^ftlid^en aRifponen (o3»
bm^r nnirbe er mit {o Dielen ^nberen relegtrt unb
in Smiton intemirt unb fud^te fid^ nun ttenigftenS
banl^ @d^ften für bie ^Verbreitung unb bie Se*
fe^gimg be^ ®liauben8 in ienen Sönbem nü|tid^
jB nod^ 2kl aber bod^ feine Xl^ötigfeit gel^emmt
iDor^ begab er ftd^ nad^ 9lom, um im Sntereffe ber
Stt^lion bafelbfl Sendet ^u erftatten. Sr txtoaxb
b^ bei biefer @elegen]^eit fo fel^r bie Sld^tung be§
(eißgen Saterd unb ber Kongregation de propa-
guida fide, ba| Sarbinal Ottoboni, nad^maliger
$apß «lejanber vm., il^n »um Sifd^of für jene
!Rif^ Dorf (^lug. Sr fc^Iug bie SBürbe ^mar au§,
aber nod^ feiner 9iüd9e|r nad^ Spanien fonnte er
ber Smennung gum Si^bifd^of Don @t. 2)omingo
ai^t entgeh (1677). 3nt folgenben Saläre begab
er fi^ an ben Ort feiner Seftimmung, mo er bis
fi feinem Xobe im 3. 1689 überaus fegenSretd^
BBtte. SBenn er and) in bem fog.SccommobationS»
teit Ö. b. «rt.) anberer «nftd^t al§ bie Scfuiten
■BT, ]a beren SReinung f cl^r f d^arf bef ömpf te, f o bc-
WA er benfelben bod^ in feiner 2)i5ce je bie gröfite
l^tnng ; er fd^rieb gu il^ren ©unften in ben mörm-
Itai Borten, mit Setoraing il^rer großen Sßerbienfte
um baS §eU ber @eelen, an ben ©tattl^alter Don
2)omingo unb ben j^önig Don Spanien unb ermög>
lid^te il^nen bie ßrrid^tung eines SoOegS in feiner
9ieftben}ftabt, nad^bem fie fid^ bereits feit 30 3a]^«
ren DergebenS barum bemü|^t l^atten unb f d^on baran
badeten, ben bortigen SßirfungSireiS anzugeben.
Seine in Sl^ina ermorbenen Ifenntniffe Dermer«
tl^ete er, inbem er ben Serlauf unb bie S3e«
beutung beS bamals fo berül^mten unb lebl^aft ge«
fül^rten SlccommobationSftreiteS in einem großen,
auf 3 t^foliobönbe bered^neten Sßerfe barjufteUen
fudjte, beffen I. Sanb ben Sitel fül^rt: Tratados
historicos, politicos, ethicos y religiosos de
la monarquia de la China. Descripcion breve
de aquel imperio, y exemplos rares de empe-
radores, y magistrados de el, con lanarracion
difiisa de varios sucesos, y cosas singulares de
otros reynoB, y diferentes navegaciones. Afia-
dense los decretos pontificios, y proposiciones
calificadas en Borna para la mision Chinica,
y una bulla de . . . demente X. en favor de los
misionarios, Madr. 1676. S)er U. 93anb, ber
in 9 ^bl^anblungen ftd^ befonberS mit jener Son«
troDerfe befaßt, n^ar beinal^e fd^on ganj gebrudü,
tt)urbe aber auf Sefel^I ber fpanifd^en 3nquifttion
1679 unterbrüdtt. SSom m. 93anb fd^eint felbfl
baS SRanufcript Derloren gegangen )u fein. (93gi.
Qn^tif et Echard, Scriptores Ord. Praed. 11,
720—723.) [^urter S. J.]
Stonamts, f. Slapilcueta, SRartin.
^axoSf Jtird^enproDins ber S^flaben«
Snfeln. 3m 5Rorben Don Kreta jie^t fid^ im
ögöifd^en SReere eine @ruppe Don 60 Kilanben
freisförmig um 2)eIoS unb trögt bal^er ben 92amen
Kqflaben. S)iefe 3nfetn sollten auf 2485 qkm
132000 giniDol^ncr, unter bicfcn etwa 30000
ffatl^olifen. Urfprüngfid^ Don Derfd)iebcnen 9}öl»
fem colonifirt, jule^t Don ^ellenen bemol^nt, famen
bie Kqflabcn fpäter an bie Kömcr, bcjicI^ungStoeife
an baS oftrömifd^e Sleid^. 93ou 1204 an ftanben
fie unter ber §crrfd^aft ber SSenctiancr unb feit
1574 unter ber Sotmö^igfeit ber lürfen, bis fte
bei Sonftituirung beS Jfönigreid^S ©ried^enlanb
ju biefcm gefd^lagcn tourben. 3ur 3cit ber Kömer
gel^örten bie Si^flaben ^ur äteid^Sbiöcefe beS pro»
confularifd^en apenS unb bilbeten eine eigene fird)«
lid^e ^roDinj. Sediere ftanb juerft, toie bie ganjc
Kcid^biöcefe Sfien, unter ber Dbcrmctropolitan«
gctoalt beS Sifd^ofS Don ßpl^efuS. 5Rad^ bem Kon-
eil Don Kl^alcebon Derblieb aber biefcm nur mel^r
ber gjard^cntitcl über bie Keid^Sbiöccfc ?lficn, toöl^«
renb bie E^flaben unter ber alten SRetropole Kl^o»
buS (f. b. ^rt.) mit ben übrigen ^roDinjen biefer
Keid^Sbiöccfe unter baS ^atriard^at ßonftantinopcl
famen, aber baburd^ aud^ in baS Sd^iSma beS
$f)otiu§ unb ©cruIariuS l&ineingegogen tourben.
^18 bie E^flaben infolge ber ff reujjügc toicber f a»
tl^olifd^e Sifd^öfe erl^ieltcn, würbe neben K^obuS
andi SRajoS lateinif^c 9Rctropole unb ift |eute,
nad^bcm Kl^obuS im 16. Sal^rl^unbert eingegangen
ift, bie einzige SRetropole auf ben Snfeln beS ^r^i»
59
92OS03.
60
)7el§ mit ben SuffraganbiSt^ümem 9Tibro§, 6^ii)§,
@antonn, Btjita, Xino mü) SR^fono, uel^e )u«
lammen bie ftird^enpiotHng ber ß^flabcn bilhen.
UebrigenS umfa|t biefe ftird^enpioDiiQ m^t blog
bie }um ftönigreuj^ (Sried^enlonb ge^&rigm S^
naben«3nfeln, fonbem gu ^io§ gelidren mul^ €a>
mos, äpfota, SRiforia mtb anbere fleineie ^u ben
Sporoben gegöl^Ue 3nfe(n beS 9ni^ipel§. ^f
QU' biefen 3nfeln loaren }uerfl bie Stfuüen mtb
nad^ i^en bie Sa^anflen unb SronciScaner al§
Sliffionare t^otig. 1. Archidioecesis Na-
xiensis. 2)ie 3nfel 9Iqso§, bie größte ber Spfla«
ben, füböfUi^ t)i)n SeloS, mit ber einzigen €tabt
92a|od, im Mittelalter 9{apa ober 9^, loar feit
ber amtte be§ 5. 3a^^mibert§ ei| eines Sif^of §.
3m 9.3a^r]^unbert, nad^ ^nberen erft 1083^ umrbe
biefeS SiSt^um mit bem ber 3tifel $aro§, votU
(^ fd^on Dor ber HRitte be§ 5. 3a]^r]^unbert§ ent>
ftanben mar, vereinigt mtb beibe als $aronasia
3ur SRetropoIe erl^oben. Son ben in baS @cl^iSma
hineingezogenen Sifd^öfen unirten ftc^ mand^ jeit«
meilig mieber mit ber JKrc^. 3m 14. 3a^r^un>
bert umrbe l^ier aud^ eine latetnif d^e 9RetropoIe er«
rid&tet unb ber SKetropolit ber Snfel 92ajo§, bie
oon 1207— 1566 unter (^ripiid^n ^er^gen fianb,
mürbe nad^ ber Sinna^me ber Snfel SR^obuS burd^
bie Surfen fogar ^rimaS beS ägfiifd^en SReereS.
Ser SReiropoIe !Rai:od unterftanb anfonglid^ nur
ba§ SBiStl^um Santorin alS Suffroganat; nad^
unb nad^, namentlid^ na^ bem Stngel^en ber ^'ietro«
pole SR^obuS, famen ba^ bie 93iSt(ümer SinbroS,
Xino, BtjitQ, ۟o unb SRilo ; le^ereS ging balb
mieber ein. £er erfte SRetropoIit mirb um 1345
erm&^nt. 3ni 3. 1627 grünbeten bie 3efuiten (ier
i^re erfte Kieberlaffung, meldte ber SRittelpunft
il^rer SBirffamfeit im ägäifd^ HReere nmrbe; feit
1641 batten fte audb eine 9lieber(affung auf $aroS.
S)er gegenmörtige Srjbifd^of iß 3ofep^ 3<^fftno,
%UumnuS ber ^ropaganba, geb. )u Sorfu 1824,
eitodl^U 30. 3uli 1875. 6ein Sprengel umfo^t
bie 3n)eln 1) 9iasoS mit 13000 Ginmobnem,
unter benen etmo 200 fiatl^olifen finb ; 2) $aroS
(8000 Cinmobner) mit bem bid^t babci Uegenben
Selfeneilanb SntiparoS (1200 Cinmo^ner) mit
faum 100 ftatlgoUfen; 8) 3ea ober ffeoS, 4600
Sinmol^ner, unter benen nur menige ffotbolifen
finb, maS aud^ ber gaü ifi bei ben meiteren 3nfeln ;
4) Srgentiera ober JKmolo mit 2400 Sinmob-
nem, unb 5) Seripl^o ober Serfanto mit 800 Gin«
modern. 3m ©on^en mögen eS etma 350 fta«
t^olifen fein. 9n b^ Gatl^ebrale Purificat B. V .
M. ftnb 13 (Sanonifer, unter i^nen 4 ^gnitöten;
2 ber Sanonicate ftnb patroimtif(b/ bie anberen
merben altematio oom Eiligen €tubl unb bem
Si^bifd^of t)erlicben. Se^terer l^t ein auf 300
fiammergulben ta^rteS Sinfommen. S^er $riefter
unb 20 (?), barunter Sasariften, granciScaner unb
ftapujiner ; ber Obere ber fiapu^iner auf Jlaj^oi
ifi sugleid^ Pfarrer oon $aroS. Seit Anfang biefeS
3ai^r|unbertS mirfen auf 92asoS auc^ toieber 3t-
fuiten. Sie Sajariften baben l^ier eine fe^ gute
Säpsk mit 30 S^ültm. Son meiblid^en Orben
ftnben ftd^ nur Ilrfulinennnen. (SSgl. Le C^uien,
Oriens chriat L 937—942. m, 1001—1008;
Moroni, Diz. XL VII, 251 ; G. Petri, L' Orbe
catt. II, 239.)
2. Dioecesis Andrensis. 3)ie gmifd^
Sino unb 92egroponte gelegene 3ufel SnbroS ibar
oom 7.-9. So^r^unbert 6i| eine« gried^ifd^oi
Sif(bof§ unb nmrbe um 1272 lateinijd^eS Suffra-
ganbiSt^um ber 9RetropoIe Itben. Ser Ie|te la«
teinif c^e Sifd^of erfd^emt um 1647 ; fpciter ftnben
ftd^ no(b einige gne^ifc^nmirte Sifc^öfe ouf 9n-
broS. SBegen ber geringen 3abl Itx ftail^olildi
— ^ute unter 22000 dnimo^nem faum 100 mit
einem einzigen ^ßriefler — umrbe biefeS SiStl^
bem Sifdbof uon Sino gur Sbminiftration über-
geben (1824). Sie eat^ebrale gum 1^1 9nbreaS
^e^t a^^ ^4' ^ttibt aber faff leer, (^l Le
Qnienl, 943—944. IH, 859—866; Moroni
n, 57 8g.; G. Petai D, 239.)
8. Dioecesis Ghiensis, f. b. Sirt. Sl^ioS
m, 163 f.
4. Dioecesis Sanctoriensis. 2)ie3nfel
Santorin, urfprünglidb %^a, bann @anctonum
ober Sancturinum, nac^ ber 1^1. 3tena f o benannt
meld^ Don ben um 304 d^fUid^ gemorbenen 3n-
fulanem ^ ^ßotronin eruiiil^lt umrbe, erl^elt tttoa
um 340 i^ren erflen 8if(bof, beffen fpötere 5Ra^
foiger fd^iSmatifd^ umrben. 3m 13. Sal^rl^unbert
erhielten bie etioa 1000 bem p&pfHid^ @tu|[e
treu gebliebenen ftat^Iifen einen lateinifd^ 9i*
f(bof ; bie erfien 9iad^f olger beSfelben futb aber bis
auf 3obanneS be 92arbo, ber 1423 ermö^lt umrbe,
nid^t befannt. £er fat^oftfd^ Snfelbemol^
nabm fic^ befonberS $apjt $aul Y. (1605 bis
1621) an; er fanbte unter bem 15. Sifd^ofe 9n«
breaS Sop^ian ober €oflani 3efuiten babtn, bie
ft(b in Sforo, ber Xefibens beS lateinif d^en 9if ^fS,
nieberlie|en. Simb bereu 93emü(ungen mar eine
uoUftanbige Union ber Srie^en mit Kom fafl ge»
ftd^ ; ba umrbe bie türfifcbe Regierung gegen Üe
3efuiten aufgefiadbelt S^iefe burften iroat bletten,
bagegen umrben ber 99if(bof unb fein Secretör Der«
baftet, unb eS marb für bereu gfreilaSfung ein fo
1^^ Söfegelb uerlangt, bog fammtlid^ l^ird^-
güter ueröuBert merben muBten, tun baSfelbe ai^*
gubringeu; au(^ ber Satbebrale unb anberer Shx»
dften bemächtigte man ft^. ^tt 92ad^f otger @o>
ftani'S, 9nton be ST^arcbiS, ber 1580 baS erfte
filofler ber Dominicanerinnen gu €faro gefiiftet,
fanb bie Siöcefe fo oerarmt, bog er gesmimgen
mar, als Se^rer feinen Unterl^lt p enoerben. ftm)
Oor^r mar mit Santorin auc^ baS im 3. 1370
auf ber 3nfel J{eoS ober 3ea erricbtete lateinifd^e
> $tSt^um Dereinigt morben (DgL Le Quien 111,
I 868—870; Moroni XI, 40 unb XLVH, 252).
^IS ber gried^ifc^e ¥ifd6of ^nbreaS SuffranuS, ber
5U ^QrgoS reftbirte, bie Stfuiten auc^ in feinem
Sprengel mirifen licB unb ftc^ 1642 fogar mit
9tomunirte, bracbten bie fd^i§matif(^9?iönd^ Dom
Serge 9t^oS imb Don Sentfalem ben $atnan!^en
61 «naEoe. 62
BH eonpanltRotKl baju, hai ti. um bic @ru- fui^t; ba§ $eti[tanat, mit bem eint SBai|(tiQn[taIt
(t« Bon bei Union mit JRom abjuidirtdtn, bic cerbunbcn, bat Söslinge üuS aUtn X^eiloi be«
jadgenmitbnfEstommimicatiDnbthtoSte, »elf^f fielltnif[6«i «Smgrtid^ iinb ift jualeii^ lindrt
fi btt fat^if^ ^T^t nfl^trten, fo bag ttD| ^Roimoltc^ult jui iBtibung Don Se^reiinnni für
M rifngfttn SBirfaiB btr ^tfuittn eine tDcilete gang @nt(^enlanb. IQtel @ule8 ftiflel aui^ ber
Ibrien nt^l )u €tanbc tarn. 3m 3. 17S2 uuibe feil 1846 gegrünbete üSetein beS 1)1. 9)incenttue,
tiefe IRilfiim bun!^ ))S))flIic^ee 2)ecTet ben Saia- namentlich aut^ tn|ofcm, al§ er ein immer innige-
tipRi moatiattt. 2)amalS tnot $etntS Seienba re9 3u{ammen|aUen betRal^oIilenbturiilt, (!BgL
»i^af (1774—1815); i^m (olgte (ein 9ieffe LeQuienI,941— 942.in, 1007— 1010; Mo-
toporSldeiiba (1815— 1826), bonnbergfran- roni LXI, 79 sg.; G.Petrin, 240; Äal^olif(]6t
cüconn Srang be Stoneffa, 1828 Submig be €i- Wifrumen, IJreib. 1884, 49—54.)
gols mib 1&47 gianj SucuKa. %(i)bem biefei 5. Dioecesis Syrensie. $ie 3nfel S^ra
lft59 ei)U(4ofiwn 9Ja{De otmoiben, btftieg ben mng j^on (nitie mit bem @(n{ient^ belonnt
£bi^ Wn €oiitoiin bei fOiiVIlt $rie^n; Tticolaue Qemorben fein ; €i|^tinee 39tMDfe, unb utiai eineS
Snif SRoiiiielU, ein !DIann m<]E>t »I)"' ®eI<^>1oi"' fine^f^en,n)uibe)ieal)eierftiml2.3a|c^unbeil
leit mib Scdnirifer, oBer bon lou^em €!|aiafter, Eingangs beS 13. Sn^r^unbeiti lie^ f\ä) bann eine
baMm Solle fo tutnig all beim SieniS iQettiauen Scbaar ihtu^fa^irei auf bem Slöi^ug aus bem ^ei*
geno^ unb unteibcm au4bitS)ominicaneTinnm ligenSanbefiiecmebei unb fe^bg mit ben einleimt-
>id in Iribtn ^en, neil et i^en eine neue Siegel fc^en giimilien 9!ett>inbungtn. ^ierbur^ nuTbt
■Diff^reiben ttonte. femurbt 1856 Situlorbiff^of ber lateintjii&e SRiluS eingefii^tt; benfelben no^m
»m Soli; auä) fein Sla^folger ÜDrenj Serge- felbp ber bamalige grie^ifd^e Sifd&of, Sß^QfoS,
letti nntibe 1862 Siitularbif^of Don %rftnoe. Sluf an unb eiSffnete fo bie Steige ber laleinifi^en SBi>
JibtiaSIbbah (1863—1878), btr Wie feinSor- ft^Bfe auf ©gra. ®a Mt einffianbertr, ffienctionet,
abiget gtondStaner Uxn;, folgte bet gegentnättige Senuefen, ^ranjofen u. f. tu., in ber We^rja^I
nf^f Snton @alibttt, Alumnus ber $ropa- naten unb ftft an il^rem @Iauben f)ielten, fo blieb
Ci, RtDä^It im aRoi 1879. Sr refibitt neue- S^ra bie qeute bet tat^olif^en fHrd^t erhalten.
ni^t vuffr in ©taro ober Sfauro, fonbem SÖegeni^reSSRituanrntbenbieSetoo^nerbetänfe!
ti 9^910 nnb ^t ein ßinlommen Don 240 €aibi. unter ber ottomanifd^en gerrfc^aft geuBfinlid^ nur
Sol üomatpM befielt ouS 5 ©ignitäten unb „Saleinci" gcimimt. Sßenn pe aut§ oft burt^ ben
itmmättm. Untei ben 14000 Stniuo^ern bet 3^1am {diffinticbräiigtmaien, fot)atteboc^bfl;be•
3BfcI €antorin unb ben 2000 Don 3o3 obet 91io, fonbere @(|u|t, nicken t^ranfreic^ ben ffat^olilen
nA^ 3nfdn feinen Sprenget Mlben (al. au^ bajelbft geioälirte. il]neu eine beDoi^ugte Stellung
fieot ober S"))' l^^It inon '<""n ^^0 Jfal^olilen, ferf^afft. Unter ber grie^ifc^en Stegierung nabm
ta bit 3<4I bnfetben ftc^ im Saufe ber 3<i^r^un> biefi ein @nbc, tnbem bie ffat^oliten, erft noi^
belle Miminbette, unb jnwr einjig burd^ ^lulman- auef^Iiefelirfic gigcnt^iimer ber Snfel , Don ben
benraß. SHe RaOialittn Tinb iüfällig bie Sleidiften ©c&i§mfltifem no^ unb mä) qu§ allen Sßop'wnen
bet 3nfel, tagen buri^ ©ilbung unb feftei 3u' Iiinauegebcängl luurben. 33ie fünf 6iS ftc^ä fd&i?-
>iBmen^Iten berooi unb dalbtn gegen bic Don ber nialif^en ganiilien S^ra'S ju @nbt be§ Dorigcn
giiei^fi^ Sttgierung auSge^enbtn Sßladereien f)^ 3al)rlitmbcrt€ ^abeii na^ bem ^af)xt 1820 raffen
ttaes fit f(!tiii|enben ^nfluft }U bena^ien getDugt SuIdq^S eibalttn ; auf biefer bem neuen Aänig-
l3o^fi.b.äßttbt.b.®lanbeu9,flBlnl861,l.§eft, lei^ ©riti^enlanb einoerleibten anjel liefen (ii^
30 ff.). 3n ben gßjei Sßfotteien, in welche bie ffü- nömlic^ Diele flüchtige ©riechen aul ßonftanti-
ttolilen ttnact^eilt finb, Birfen Sojariptn, 3 Sprit- notitl, Sfio, Spfota unb anbeten ©egenbtn ber
pernnb 2 Boienbtübet; biefe unterhalten jugfetdö Seüanie nieber. SDieft Säulen in btr Ülä^e be§
eineJhuibtnfdnilt (1860 unter 76 ©(^ülemiegrie- |)aftn5 eine Stenftabt, §ennupoIiS, toelcbe fi^ un-
if!fi)m SflenntniffeS), beren Unlerriiiit jum fein- oufbärlid^ ermeiterle (^tute btreiti SO 000 6in-
nitt in bie ßt^rcurfe eines SJ^ctiimS ober ber Uni. roo^ner) unb eine ^auK^anbelSniebectage ©rie-
wfitätStlini befähigt. 5IDIit Mefer ©c^ule ip eine c^enlanbs mmbe. 53ie6tbauei biefer Slobl Ratten
Giiifenan^It (30 Änoben) Derbnnben. ?Itücften§ ben flal^olilen bie um btefelbe V^ gelegenen San-
Vka Sominiconct ein 1864 eingemei^teB ^nflilj bewien einfnt!^ meggenommen, unb ä^nlicl) Perfä^rt
ettii!^ ntben btr Äiti^e bet ©ominiconennntn, ^eute noi^ bie grie(^it(!fie Regierung. 9ltle Sße-
}> berni Seitung fie ^iet^ergelommtn. SDiefe Or- amlenpeUen werben foft auf f(I|liEf[lii$ nur §efltnen
brnsfronen mußten ju Snfong biefeS 3atltfiunberis onDertrout, unb bie SRec&tfpfiege Doi ben grie^i-
iffc bnn Cinfhit} bro^enbe^ fflofter gu @taro Der- fi^en Seric^tg^Sfcn iDtrb Don ben jTal^oIilen bef
Iflffen nnb na^ ^Ijlirü übetjitbeln, wo ilinen bit gtftüll gefürc^ttl, bo& fie oft lieber ijiTem guten
Somlic S^elrnba ein neues iflofter famml Jhtc^t ^e^te entfagen, als eine gerid^ilii^e €entenj ab-
gebimt ^tte; ^ente finb bofetbft 14 ßbor- unb iDorlen, bie iebtnfaDS gegen fit auSfaflen mürbe.
3 &rinrid|tcirj)em. SBorm^erjige ©d^reepem (ber Unter ben fpateren Sifi^Bfen ift uor oQtn ^ertiof
4n91i4tn Siebe), feit 1841 auf ©antorin, balttn äu()tfienberSDminicaner3o^anneS9InbTeae&arQa
fl»iö<^terf<^e; bai gEtemat ift DonOTäbdien (1607—1617). Shirt^ neihtfc^eSdbiSmatiferbei
oS ollni btffntn tJamÜlen, felbft gritc^ift^en, 6e- ben Surfen angeflagt, oIS pe^t er mit ben 95tne'
63
9taso8.
64
tianem in Srieftoed^fel, um il^nen bie 3n{el auS*
guliefcm, tourbc er, ba er ben SSorfd^Ioö, jum 3^«
lom überjutreten uttb fo toenigfienS fein Seben }u
retten, mit Sntrüftung surfldmieS, tom türtifd^en
Slbmiral an bem SRafte feines Sd^iffeS aufge-
fnüpft. Sein Seid^nom tourbe feierlid^ in bie @t
©eorgSfird^e fibertrogen, unb an feinem ©rabe ge*
fd^al^en Diele Sßunber. SBoren bie Steten beS erften
cononifd^en ^roceffeS jur 3eit ber SReDoIution }u
Snbe beS vorigen So^rl^unbertS nid^t t)erfd^te))|)t
ober Demid^tet morben, fo märe er fd^on längft fetig
gefprod^en (ügl.3Q^rbb.l879, 2.^eft,74f.). ßiner
ber tl^ähgften Sifd^öfe mar ber amnorit Slo^S
iDlaria be 93(anci8. 9118 iunger $ater begleitete
er eine 3^tlang bie ^eere 92a))oIeon§ I. unb t>er>
meilte feit 1800 in einem jltofter )u Sm^ma.
^ier grünbete er ein eigenes ^ofpital für öfter»
reid^ifd^e Untertl^anen unb pflegte namentlid^ bie
^eftfronfen felbfi 2)aburd^ erlangte er fold^epra!«
tif d^e Jtenntniffe ton biefer ihanl^eit ba| er aud^
für Slerjte eine Sluctoritöt mürbe. Spöter fam er
nad^ Sonftantinopel an bie ftird^eU.S. f^frau, meldte
unter Oefterreid^S @d^u^ jtanb. Seim SluSbrud^e
ber gried^ifd^en Sletolution nal^m er l^ier aOmöIig
bei 4200 ©ried^en in feinem JHofter auf unb fd^idfte
fie unter terfd^iebenen Sflaggen an ^d^ere Orte.
S3on 1825 an leitete er, bie erpen fünf Saläre als
Soabjiutor, baS SiStl^um Sqra, baS er fogufagen
aus feinen Sluinen mieber aufbaute unb ermeiterte.
S)urd^ liebreid^ Slufnal^me ber flüd^tigen Sl^ioten
unb burd^ unentgettlid^e Ueberlaffung einer jfüften«
{hedk auf ber 3nfel jur Srrid^tung ton Sßol^I'
tl^ötigfeitSanftalten ermarb er fld^ aud^ l^ier bie
(ugemeine Sld^tung. Ueberbie^ baute er in @9ra
bie Satl^ebrale |um 1^1. ®eorg, bie $farrfird^e
@t. ©ebafüan, oie ftird^e ber Sefuiten ju gieren
SRariö t)om Serge Sarmel, eine jKrd^e ber Stopn»
5iner juml^I. So^anneS; meiter errid^tete er ein
JHofter ber Sd^meftem tom l^eiligen ^erjen SRariö,
baute eine neue bif d^öflid^e Stefibeng bei ber Satire»
brale unb eröffnete in berfelben ein Seminar unter
Seitung ber 2(efuiten, um baS Stubium ber tl^eo*
logifd^enaSJifjenfd^aften jubeleben. 6rftarb80.Dc-
tober 1851, im 81. SebenS» unb 54. ^riefterial^re,
arm an ©ütem, aber reid^ an Serbienften. Sin
feine Stelle trat fein EoaSjutor, Sofepl^ SKaria
aiberti, geft. 1879. ®er l^eutige Sifd^of ift Sl^eo-
p^il SKaffucci, SKinorit, ernannt 1. October 1880.
Sein Sinfommen befielt in 600 Scubi, moju bie
^ropaganba nod^ 200 }ufd^egt. So lange ber
Sifd^of }ugleid^ 2)elegat für ®ried^enlanb mar,
erhielt er Dom S^oner ^ifftonSterein iöl^rlid^ nod^
10—20 000 g-r. für bieSebürfniffe feineS Spreu-
gelS, l^eute empfängt er faum mel^r bie §älfte.
Sein Sprengel umfaßt bie Snfcl Sqra mit etma
7000 ftatl^olifen, unb ^mar über 5000 allein in
ber Stabt S^ra, 800 in ^ermupoliS, 700 im
S)orfe Saris, 400 in $offibonia; bie anbem leben
gerftrcut auf terfd^iebencn fünften ber Snfel. ®ie
ffatl^olüen finb in fed^S Pfarreien unb einige 9JHf-
fionSftationen eingetl^cilt unb werben paflorirt Don
25 aßelt- unb lOOrbenSgeiftlid^en; im Seminar
befinben fid^ 10 Alumnen. 9lu|er ffapujinem,
bie als bie erften SReligiofen auf S^ra fd^on 1629
eine 9lieberlaffung gegrünbet l^atten, ftnben ^^
au$ SefuUen unb feU 1860 d^riftlid^e Sd^ulbrüber,
meldte legiere Sd^ulen für jhiaben unb Jünglinge
leiten ; bann Urfulinerinnen, 3)ominicanerinnen,
Slariffen, Sd^meftem Dom 1^1. Sofep^ Don ber St-
fd^einung unb Sd^meftem Dom l^eüigen ^ergen
anariä. Severe leUen ein Snäbd^eninflitut; bie
Sofepl^fd^meftem l^ben ein fleineS ^enfionat uid)
ein 6^emat mit 150 SRäbd^eu; biettrfulinerinnen
leiten fünf SRäbd^fd^ulen. 3)ie Stabtgemeinbe
S^ra unterl^ält au^erbem nod^ jmei Sd^ulen ; bie
für Jhtaben fielet in geiftlid^er Sejiel^ung unter
Seitung eines ^efterS; bie für Mäbd^en mirb
Don einer einl^eimifd^en Sel^rerin unter Seil^ilfe
einer Urfulinerin geleitet, gür ©reife unb ffronfe
befielet ein Spital. (Sgl. Le Quien m, 865 sq.;
Moroni LXVI, 295 sg.; G. Petri H, 240;
Sal^rbb. j. Serbr. b. ®l. 1861, 1. §eft, 27—29;
1879, 2.^eft, 8—7; flatl^. amfl. 1888, 289.)
6. Dioecesis Tinensis et.Mioo-
n e n 8 i 8. 2)ie füblid^ Don ^nbroS gelegene 2^fel
Xino ober XenoS erl^ielt um bie SJlitte beS 6. ^iafyc»
l^unbertS ben erften Sifd^of (gried^ifd^en 9tituS)
unb mürbe gegen 6nbe beS 13. Sal^rl^mibertS
aud^ lateinifd^eS SiSt^um. SRit biefem Dereinigfo
am 31. mdxi 1400 $apft Sonifaa IX. baS Im^
Dorl^er auf ber 3nfel ÜR^fono errid^tete SiStl^um;
nad^ $etri gefd^)^ |ebod^ biefe Union erft burd^
SlicolauS V. am 3. October 1449. 3m 3. 1677
eröpeten bie 3efuiten il^re erfle 9lieberlaffung ouf
Xino, unb feit 1698 beft^en aud^ bief^franciSconer-
ObferDanten einen gonoent bafdbft. 91S bie XSr-
fen am 8. 3uli 1715 bie 3nfel eroberten, gerjiörten
fte bereu SouDent unb j^ird^e ; 1721 mürben biefe
©ebäube mieber l^ergefteUt. Slu^erbem befitot bie
Obferoanten nod^ ein mit Srlaubni^ ber $ropa-
ganba 1742 gegrünbeteS C^ofpig nebft fd^öner
^rd^e 5um 1^1. SlntoniuS Don $abua, mofelbß be«
ftänbig ein ^riefler unb ein Saienbruber meilten
(SSBemer S. J., »at^ol. aRiffionS-SltlaS, 2. «ufl.
1885, 11). ®er gegenmortige Sifd^of, SRid^ael Sa-
fteQi, SllumnuS ber ^ropaganba, geb. }u Sm^a
1824, ernannt im SKai 1879, ift, mie m4
feine Sorgänger, jugleid^ Slbminiftrator beS SiS«
tl^umS SnbroS. Sein Sprengel umfaßt bie 3nfel
ano (12 000 einmol^ner) unb SR^fono (5000
Sinmo^ner) mit etma 5000 Jfatl^olüen, moDon
4000 attein auf Sino; übrigens meilt ber Dlerte
Sl^eil ber jfatl^olifen meift in Sonftantinopel unb
Sm^ma. S)aS Sopitel jäl^lt 6 @!anoni!er; Don
ben 26 Pfarrern ftnb 12 ebenfalls ßanonifer,
b. 1^. fie laben als Pfarrer gemiffe S^renred^te.
3m ®orfe Äinara, ber SRcpbena beS Sifd^ofS, ifl
aud^ baS Seminar. 2luf Sino ift ein 3efuiten»
unb ein QfranciScanerHoficr; bafelbft flnb aud^
tSfranciScanerinnen feit 1614. 3n ber Stabt lino,
mit jmei fatl^olifd^en iHrd^en, ift aud^ eines ber
am meiften Derel^rten Heiligtümer ber ©ried^en^
€5
9lajaräer — iRajaretl^.
66
dl MnbetteeS SRorienbilb in ber ftird^e ^a-
liiiB bcm iUfOxd^ an ÜRariö ^immelfol^rt tool^I
lOOOO Vcrfonm tooSfal^ten. (SSgl. Le Quien
1,943—944. m, 1059—1060; Flaminius
OonelhiB, Greta sacra 11, Yenet. 1755, 137;
Moroni XLV, 23. LXXV, 183 sg. ; G. Petri
H 241.) [gießet.]
Jft^ixtn (Nasaraens) ftel^t in ber SSuIgata
M S. Z. bitnl^tt)e0 fär baS l^ebr. "nna unb boS
oied^ NaCipaibc, i. 9. 9tum. 6, 18. 1 SRod^.
i 49, bOftt and^ Sen. 49. 26. 3m 9}. X. gibt
bk Äilgato an ber einen Stelle SRattl^. 2, 23
tani bQ0 mtäi. NaCopatbc nrieber, »ofür jie
Ol dBcB aimren SteÜen Nazarentus fe|t. @o
Mmit ein ttntecf^id) )»if d^en le^terem olS genti-
Kcnm mb oflecem als appellaidymn f eftgefteQt
ntai m foOen. 9n ber Stelle 9pQ. 24. 5 ifi
hafdtc fceOtil^ nid^ eingeigten ; »o^l aber f c^eint
ii ber fitefkn JKrd^ berfelbe burc^meg gegolten
pi (oben. Unter bem Kamen NaCapaibt, Naza-
mi bcrid^ nftmüd^ bie iKrd^d^ftfteaer beS
8. ndi 4. 3a]^r^nnbert8 Don einer d^ripd^en 2)e«
■Wiiiinfiim, todi^ bie frfil^eren Serid^terftatter ju
bd eUomten red^ (f. b. %tt IV, 85), nnb
irU^ erfl mit ber 3eit einen l^tif d^en gl^ralter
oa^ (Epiph. Haer. 29). @ie umfaßte bie
tHtanfinge berjenigen Subend^nfien, meldte oor
baSerQfomg SemfalemS burd^ XituS nad^ ^ella
in $erdQ gepo^ maren; biefeßen l^atten ftd^
ftttoftrlfi am tobten 9Reer ongejtebelt unb UKiren
{i nfin SerUnbimg mit ber übrigen d^riftlic^en
Bett geMiden. Sie betoa^rten boS Soangelium
bei ^ 9Rat£^anS in ber Originalfprad^e. l^atten
tasfdbe aber bnrd^ mand^erlei 3ufö|e entjtellt. fo
boft es in biefer ®eflaU als t& xad' "Eßpa^ouc
mtXsJLcov, Evangelium juxta Hebraeos, für
opoarfp% galt 2)er l^L ^ieronpmuS l^ielt e§ frei*
ä^ iDegen feiner urfprünglid^en iBeftanbtl^eile für
tBütiäßg genug, um eS ftc^ ab^uf d^reiben unb ju über»
fc|en; menn aber Spipl^aniuS (Haer. 29, 9) oon ben
5^ar&em fagt, fle bettml^rten bod Soangelium
nötigt izXTjpearaTov £ßpai(rr(, ober loenn nod^
ftigobe beS ^L^ieron^uS gu beffen 3rit 9Rand^e
bdl 92aiarder*^>angelium für ba§ Original be§
^ SRattl^d hielten, fo ftnb bie^ Srril^ümer.
wdäft aus bem angegebenen Xl^tbeflonb erfläri
Mten fbmten (Jfoulen. Sinl. 399. 400). lieber
bie bogmatif d^ 9lnf d^uungen ber 92Q}Qräer ftnb
»ir mir fe^ nnoolßommen unterrid^tet; fie tt)oII*
im boS t^pifd^ aufgefaßte ®efe^ beS 9Iten Sun«
bei fnr ftd^ beobad^ten. nid^t aber beffen oügemeine
Scttnng be^an)iten; fie befannten Sl^rifti jung»
Hofid^ (Skbnrt, feinen Opferiob unb feine 9luj*
nfdfttaq, nnb ei ift ntc^t Ilar. in meldten StüdFen fte
f^te Hon ber Pird^enlel^re abgettid^en fmb. (93gl.
Bii^BiulIer, 2)ie Kogoröer. SlegenSburg 1864;
^fOfßuxMfytx, fkmbb. ber aDgem. JKrd^engefd^. I,
170f ., nnb bie bafelbft angef. Siter.) 3n ber ®egen-
mtt bnamt ber 9lamt ^lagoröer aud^ für bie
üyiHuHifii^ Secte Dor, »eld^e fonft ^Raforöer
aber 3o|aamiiunger. nd^tiger aber SRanbäer (f.
b. art.) genannt toirb; beßgleid^en fül^ren bie
»efte ber IRefbrianer (f. b. 9lrt) im Orient biefen
9Jamen. [ftaulen.]
9^}atetifr (Nazarenus, fpäter aud^ Naza-
reus unb Nazams). baS ©entilicium oon 9la«
garet^ (f. b. 9lrt. 5Rasaräer), erf d^eint im 5R. 3:. fo
conftant ate Seiname 3efu (ogl. 3ol&. 19, 19),
ba| baraui ber in ben erften Sal^rl^unberten be«
fte^enbe ©ebraud^ erfläri merben muß, fomol^I ben
teilanb felbft ali feine ^nl^önger fo in nennen,
•d^on jur Seit ber apopel tourben bie El^riflen
5Rajarener genannt (Slpg. 24, 5), unb ei fd^eint,
ba| ei biefe Segeic^nung \x>ax, meldte }uerft in
Slntiod^ien burd^ ben 9tamen Sl^riften Derbröngt
mürbe (Slpg. 11, 26). aber audj nod^ bei ^ru-
bentiui filmet ftd^ 0 Nazarene, lux Bethlem,
Verbum Patris (Cath. 7, 1). — 3n neuefter Seit
legt fid^ biefen Ütamen eine Secte bei, meldte in ben
fünf )iger 3a]^ren in Ungarn aufgetreten ift unb be«
f onberi im ftU)Iid^en Ungarn Verbreitung gefunben
bot. 2)ie SRitglieber berfelben betrad^ten bIo| bai
vltvLt Xeftament ali ©laubeniqueQe, glauben an bie
^eilige 2)reifaltig!eit unb bie SRenfd^merbung bei
Sol^nei, oermerfen aber bie Seigre oon ber £rani-
fubftantiation, oai ^riefleri^um ali bef onbere 3n«
ftitution unb bie Äinbertaufe, oerbieten 6ü), ©ol-
batenbienft, ^rojeffe, Il&eilnal^me an j)oIitifd^en
SBal^Ien unb gelel^rie Stubien unb t)er!ünbigen bai
SBeltenbe ali nal^e beoorftel^enb, fo baß pe gu ben
apocalQptifd^en Sd^mörmem gered^net merben
muffen (öligem. 3ritung, Seilage ju 5Rr. 152 oom
1. 3uni 1870). [Äaulen.]
9^tttd9 ift bie in ber offtdeOen ^uigabe ber
Sulgata eingehaltene 9tameniform ber 8tabt,
meldte ali §eimat 9Wariä unb SBo^nori 3cfu ein
unfterblid^ei ^nbenfen eriangt l^at. Sie fommt
im 9llten leftamcnt nid^t öor; in ben §anb}d^rif«
ten bei 92euen ^eftamenti fd^toanft bie Sd^reibung
bei Kameni gmifc^en NaCapex, NaCapeO, NaCa-
pdfO unb NaCapa (9Hatt]^. 4, 13. 2uc. 4, 16.
3:ifd^enb.). 3)ie gorm bei Nomen gentile Naja-
p7)v6c läßt fd^Iießen, baß bie gorm ^Rajara ur»
fprünglid^ mar, mie bieß aud^ ber ©ebraud^ ber-
felben bei nad^bibüfd^en Sd^rif tftellem (5, S. Eus.
H. E. 1, 7, 14; Juvenc. 2, 107) unb bie l^cu-
tige t$orm en-Nazir& nal^elegt. @i l^anbelt fid^
bcmnad^ bei ben einzelnen formen um üerfd^ie«
bene gfeminalbilbungen einei unb beifelben Orti«
nameni, alfo um einen Vorgang, ber nid^t gerabe
feiten ju nennen ift. yiad) bem conftanten ©ebraud^
nun, meieren bie LXX unb ber 1^1. ^ieronqmui
einl^alten, muß bie l^ebräifd^e 5Ramcnifonn ton
bem Stamme -^ti abgeleitet merben, fo baß jtoei
ben ^arabigmen nsV» unb n-iaa entfpred^enbe
tJormen nnrs unb nnra anjunei^nien fmb; bieß
mürbe fid^ mit SKattl^.' 2, 23 (nad^ ber erften gr-
flärung bei 1^1. ^ieron^mui [Comment in h. 1.]
Nazaraeus sanctus interpretatur) gang gut
oeretnigen laffen. SSBenn aber ^ieron^mui (Lib.
interpr. hebr. nomm. [de Lagarde, Onoma-
stica Sacra, 2. ed. Grottingae 1887, 62, 25])
3
67
3laiaxtif),
es
fagt : Scribitur autem non per z litteram, sed
per hebraeum sade, fo l^at er ben ©ebraiu^ ber
bomoltgcn Subcn oor Slugen. ffiicfelbcn nannten
ben §eUanb -»»s -»a, ote follte biefe eine Umfd^rei-
bung ton NaCapT)v6c fein; in SBal^rl^eit toax eS
eine unioürbige ©d^mäl^ung, infofem pe 3efu ben
Flamen eine« berüdjtiöten ÄäuberS -»»?. i» beilegten.
SDa^ l^ierbei an eine @tabt '^m gebadet »erben
mn^, folgt an^ ber ^Benennung nid^t unb ton ber
Ssiftena einer fold^en ift aud^ nid^tS befannt. 3)ie
«uSbrüdte ber ft)äteren Suben für Sl^riftuS, gl^rift
unb gl^rifttoerben C-?»*i3, -^^^r)^) jinb 8fortfe|ung
berfelben S(a8))]^emie/nid^t änbenfen an eine geo>
grai)]^tfd^e £l^atfad^e. — S)a8 l^eutige IRa^irä,
beffen ^bentität mit bem alten iRa^areti^ burd^ bie
Xrabition aUer 3(4r]^unberte fid^ergeftellt ift liegt
auf einem ber J^ügel, mit tteld^en ber Sibanon füb*
tt)ärt§ in bie (Sbmt SSbraelon abfäQt Sud^ nad^
Suc. 4, 29 (ag Sta^aretl^ auf einer Snl^öl^e, tteld^e
nad^ einer @eite l^in fentred^t ober bod^ fel^r fteil
abftürate, unb gehörte su (Salüäa (SKarc. 1, 9).
S)ie heutige Ortfd^aft gehört )u ben beffer gebauten
SDörfem beS l^eiligen SanbeS unb l^at 3000 bi§
4000 gintool&ner, »eld^e ju ^wei ©rittein gl^ri«
fien, ju einem ©rittel SDlol&ammebaner flnb, aber
feine 3uben unter fid^ sollten. %ud ber Sfrage
!Rat^anaefö 3o]^. 1, 46 fd^Hegt man gettöl^nli^,
ba| ^ta^aretl^ in feinem guten %ife geßanben f^aht,
unb bie Sel^anblung, tteld^e 3efu8 bafelbft nad^
SRarc. 6, 6. Suc. 4, 22 ff. erful^r, f^eint biefe
9lnftd^t gu red^tfertigen. SJieHeid^t \x>xU aber ber
5U (Jana geborene SRatl^anael nur feinen 3w«tfel
auSbrüden, ba^ ein fo unbebeutenber Ort, meld^er
in ber SßeiSfagung nirgenb enoöl^nt fei, SuSgangS*
punft fär bad ^eil ber SBelt »erbe. [Jtaulen.]
93i8 auf ff aifer Sonftantin »ar 9la}aretl^ nur
ton 3uben betool^nt. ©eine SKutter, bie l&I. He-
lena, erbaute über bem $aufe, in »eld^em ber (^5«
engel Gabriel SRaria als ajhttter ®otte§ gegrüßt,
einen ^errlid^en Xentpel (Niceph. Eist. Eccl.
8, 80). S)er 1^1. ^ieron^muS fanb ^iagaretl^
als einen t^fledFen mit ber genannten Safilifa ber
Serfünbigung unb einer gleiten ffird^e an bem
Orte, »0 ber ^err aufgemad^fen »ar. iBon ba
an nal^m ed infolge ber tielen $ilgerfa]^rten ju
biefem ©anctuarium immer mel^r }u. 2)o^ l^atten
bie $ilger balb ton ben nniben Sraberftömmen
unb röuberifd^en jhtrben p leiben, unb toxt und
ber ^. SBinibrorb im 8. So^r^unbert erjäl^It,
mußten bie Sl^riften ftd^ bie jKrd^e über bem l^ei«
ligen ^aufe ton ben Ungläubigen, »eld^e fie jer»
ftören »outen, burd^ jöl^rlid^en Sribut erfaufen.
9tod^ fd^Iimmer mürbe eS, aI8 bie Surfen biefe
@egenben eroberten. Seim erften ffreuggug be-
famen bie Sateiner aud^ iRajaretl^ in il^re ©emalt
(1100), unb ber eble ©icilianer lancreb, ber gürft
ton ©aliläa unb bamit pttt ton 3laiQxtif^ ge«
»orben mar, bezeugte bem |eiligen §aufe nid^t blo^
feine Serel^rung, fonbem befd^enfte eS audj auf §
©ro^müt^igfte. Salb bamad^ mürbe bie JKrc^e
beS l^eüigen ^aufeS megen ber ^eiligf eit beS Orted
Sur anetropolitanfird^e erfidrt (f. b. 9rt. 93ar(etta
I, 2018). 3m 3. 1252 befugte ber auS ber (Se-
fangenfd^aft beS ög^ptifd^en ©ultanS befreite 1^-
lige ffönig Submig tor feiner ^eimfe^r neben
atd>eren l^eiligen Stätten am 25. SCRän aud^ 9la-
}aret^. 3ur Erinnerung an biefen Sefud^ lie^ er
ein SBanbgemälbe im ^eiligen ^ufe felbft an«
bringen, meld^ed il^n im @ebet tor bem Silbe ber
aUerfeligflen 3ungfrau barfteüte. SDiefeS @emälbe
mar no$ im 3Q^re 1626 }u Soreto fid^tbar, unb
f elbft l^eute erblidt man bei aufmerffamer Setrad^
tung nod^ Slefte baton. 3m 3. 1263 tertrieb ber
milbe ©ultan SibarS bie Sl^riften auS iRagaretl^
unb gerftörte aUe l^eiligen SRerfmürbigfeiten^ na«
mentlid^ ton ®runb auS bie ton ber l^L ^lena
erbaute JKrd^, mäl^renb baS ^eilige ^auS unter-
fel^rt blieb, tid^t 3a]^re fpäter terfud^te eine fleine
@d^aar ton Jheugf al^rem unter ^ring Sbuarb ton
^glanb 92agaret]^ mieber }u erobern, aber biefe
Ie|te Snftrengung l^atte leinen bauemben Srfolg.
md im 3. 1291 bie le^te d^riftlic^e ©tabt beS
l^eiligen SanbeS, $toIemai§, in bie ^änbe ber
Surfen gefallen mar, l^at ®ott ber Sntmeil^ung
be§ l^eiligen^aufeS baburd^ torgebeugt, ba^ einer
frommen ©age }ufoIge baSjelbe burd^ Sngel nad^
S)almatien unb einige Sa^re fpäter nad^ Soreto
(f. b. 9lrt.) im jKrd^enflaate gebrad^t mürbe, mo
e§ bis jur ©tunbe nod^ terel^rt mirb. Um bie
9Jlitte beS 16. 3a]^r]^nbert8 mar bie ©rotte ber
SSerfünbigung nod^ gau) ton ähiinen umgeben
unb baS 2)orf ol^ne d^riftlid^e Semol^ner. Srfl
1620 erl^ielten bie t^frandScaner ton bem Sntir
gfaj^r eb«Sin biefe ©rotte in il^ren 93efi| unb )»•
gleid^ bie Srlaubni^ gu einem neuen ffird^« mib
ff lofierbau. Sue^it f anben nur einige SRönd^e ein
Unterfommen, bie gubem in fteter ^urd^t tor ben
labern teben mußten. S^tifd^en 1720 unb 1730
mürbe bann bie ffird^e SRariä Serfünbigung, menn
aud^ nid^t in frül^erer ®rö|e unb $rad^t, mieber
aufgebaut, unb l^ierton fd^reibt ftd^ ber tKuf«
fd^mung ber |e|igen ©tabt ^er. S)iefe ffird^e ift
gerabe über jener ©teDe erbaut, auf ber bie je^
}u Soreto befinblid^e Santa Gasa urfprüng^id^
fianb, mie bie nod^ tor^anbenen ©runbmauem
geigen. Unter bem erl^öl^ten S^or ber ffird^ ifi
eine ffr^pta in Sf^Ifen genauen, aber mit SDtarmor
überHeibet. 3n ber 2)Htte biefer ffr^ta ifl ber
untere Xl^eil einer t^efömanb fid^tbar, ber Seginn
einer ©rotte, bergleid^en l^eute nod^ in ben ^u«
fem )u IRagaretl^ läufig in bie ton bem anfteigen«
ben Serg gebübete Sfeismanb eingel^auen ^nb.
3n bem Slaum gmifd^en ber ton ber obem ffird^
l^erabfü^renben marmornen Sreppe unb biefem
Seginn ber t^felfengrotte ftanb einft bie Santa
Gasa, bie fomit ein SSorl^auS ber ©rotte mar.
S)a mo baS SBorl^auS aufl^ört, am Eingang ber
©rotte, ifi bie ©teile, mo SKaria betete, alfi ber
Sngel il^r erf d^ien, unb tor bem f d^on in ber ©rotte
befinblid^en 3RarmoraItar liest man auf bem meinen
SRarmor beS i^fu^bobenS bie mit golbenen fßnd^
ftaben gefd^riebenen unb burd^ ftibeme Sampen
■ a
n.
.n«
•:n-
v£r«
rtf.
y&m
igen,
rfttat
teften
ife ift
alter.
fird^e
i Se^>
(aber
ilefter»
8eben,
ünben.
(®ef(^.
f.)/ ..äw
5ricbrid)
atftalt 5u
:n fammt»
71
3lta\itl
72
il^rem 3Rarmt, überfiebelte, feine ©^mnaftalbU«
bung^ trat am @d^Iug biejer ^eriobe ^um ©^ri«
ftentl^um fiber unb nal^m bei ber %an\t ftatt beS
bidl^etigen 3lamm^ S)at)ib SRenbel einen neuen
cm, um baburd^ feine 3utt)enbung ju einem neuen
Seben (Sleonber = Sleumonn) onjubeuten. 9118
er bann ju Oftem 1806 bie UniDerfität bejog,
entf d^ieb et ft(^ gegenüber feiner auf önglid^en 9tei»
0ung 5ur 9ted^t8tt)iffenfd^Qft für bie Zl^eologie,
nnbmete ftd^ bem ©tubium berfelben 1806—1809
in C^oUe unb ©öttingen, l^abilitirte fid^ 1811 mit
einer älbl^onblung über ©louben unb SBiffen bei
Siemens Don 9Iesanbrien gu ^eibelberg unb tarn
1813 als «ßrofeffor nad^ »erfin. §ier blieb er
bid }u feinem %obt am 14. 3uü 1850, ein [tineS
©elel^rtenleben fül^renb. Sr Derfa^te mel^rere
SRonogropl^ien : lieber ben fto^f er SuIionuS unb
fnn Seitalter, Stypm 1812 ; ©er |l. »emljarb
unb fein Seitalter, Serlin 1813, 2. aufl. Ham-
burg unb @ot]^a 1848 ; ©enetifd^e Sutmidlung
ber Domebmften gnoftifd^en @9fteme, Serlin 1818;
2)er 1^1. 3o](ianned gl^r^foftomuS unb bie JKrd^e,
bef onberd beS Orients, in beffen Seitalter, 2 Sbe.,
»erlin 1821-1822, 3. «ufl. 1848; ©entoür-
bigfeiten auS ber @efd^id^te bed Sl^rifientl^umS
unb be§ d^ripd^en SebenS, 3 Sbe., Serlin 1822
bis 1824, 3.?tufl(. 1848; 9lnttgno[tifu8, (Seift
beS SertuUianuS unb Einleitung in beffen @d^rif-
ten, Berlin 1825, 2. ^n^. 1849; ©efd^id^te ber
^flanjung uub Seitung ber d^riftlid^en IKrd^e burd^
bie apoftel, 2 Sbe., ^mburg 1832—1833,
4. aup. 1847; ®a8 Seben 3efu g^rifti, ^m-
burg 1837, 5. «lufl. 1852. ©ein pavipixotd ift
bie Mgemeine ©efc^id^te ber (^rißlid^en äleligion
unb iKrd^e. 68 erfd^en, bis auf SonifatiuS vm.
reid^enb, in 5 Sönben bejtt). 10 Slbtl^eilungen
Hamburg 1825—1845, in 2. Auflage mit tl^eil«
»eifer Umarbeitung ber erften Sänbe 1842 ff.
(Einen elften X^Ai, bis 1431 gel^enb, fügte auS
ben nad^gelaffenen papieren 1852 ©d^neiber l^inju.
2)enfelben Umfang l^at bie 3. Sluflage, 2 Ouart-
bönbe 1856. 3n ber ©efammtauSgabe, meldte
1862—1875 in 14 Sänben erfd^ien unb aufeer-
bem bie beiben erften unb bie beiben legten ber
ongefül^rten ÜJlonograpl^ien, fomie bie 2)en!tt)ür"
bigteiten entl^ölt, füUt bie ftird^engefd^id^te bie
erften 9 Sönbe. Ueberbie| Derfa^te 9teanber gal^I-
reid^e Heinere Sbl^anblungen. Sine Sammlung
gab er f elbft l^erauS : Aleine ©elegenl^eitSfd^riften
praftifd^-d^rifilid^en, Domel^mlid^ e^egetifd^en unb
l^iftorifd^en Snl^altS, 1824, 3. fel^r t)erönberte
«ufl. Serlin 1829. „SBiffenfd^aftlid^e «bl^anb«
lungen" öeröffentlid^te (»erlin 1851) 3. S. 3a.
cobl StuS ben 9Ranufcri))ten unb auf ©runb
t)on 9lad^fd^riften mürben aud^ einige SSorlefungen
l^erauSgegeben : Sogmengefd^id^te, Serlin 1857;
ftatl^oIiciSmuS unb ^roteftantiSmuS, Serlin 1863 ;
©efd^id^te ber d^riftlid^en Stl^ü, Serlin 1864.
9leanber nimmt in ber proteftantifd^en Sl&eo«
logie unb namentlid^ jtird^engefd^id^tfd^reibung
eine bebeutfame ©teQung ein. ©egenüber ber ra*
tionaliftif d^en unb )}ant]^eiftif d^en Stid^tung, totli^
5ur Seit feines StuftretenS l^errfd^enb toar, mad^te
er eine glöubige 9nfd^auung geltenb. Sie jHr*
d^engefd^id^te ift il^m baS burd^ Sal^ttairfenbe
forttdnenbe Seugnil Don ber erlöfenben ftrdt
Sl^rifti in ber SReufd^l^eit. 3)emgemil^ bemüQt
er fid^, aud^ ber fnti^em Seit geredet }u toerben^
unb ^nbet in ben neuen Sogmen beS 16. Sol^
l^unbertS nid^t bloge Sßal^rl^eit, menn er gldd^
als ^roteftant bie ))roteftantifd^e JKrd^e $5^
fieOt als bie fatl^olifd^e. 2)a er in ben 2)ienft fei-
nes ©laubenS eine ftaunenSmertl^e ©eld^rfamfeit
fteOte, fo mar il^m eine tiefgreifenbe SBuftamlett
befd^ieben. ©eine auf auSgebel^ntem OueHeu"
ffatbium rul^enben SBetfe l^aben gum ^l^eil einen
über feine Seit l^inauSgel^enben SBertl^. (Sgl 3. S.
3acobi, Srinnerungen an 9ug. 9teanber, ^dSt
1882; p. ©d^aff, «uguft^teanber, ©ot^a 1886;
SBieganb, % 9teanberS Seben, Srfurt 1889. ©c^ff
bietet aud^ ein d^ronoIogifd^eS 93er)eid^ni| ber
SBerle 9leanberS, f omie ein SSerjeid^il ber ©d^rif-
ten über benfelben.) [d. ^unf.]
9^^ ©tabt, SrgbiStl^um unbftönig«
reid^ in Unteritalien. — I. ©tabt unb Uni-
t)erf ität 2)ie §au))tftabt ber frül^em Campania
felix unb beS \p&ittn ffönigreid^ beiber ©icüien,
Neapolis (itat. Napoli, 92euf!abt), urfprünglid^
ParÜienope (a tumulis Sirenis Parthenopea),
mürbe Don gried^ifc^en Soloniften gegrünbet wib
bel^ielt, aud^ nad^ ber Sroberung burd^ bie ©am-
niter, il^ren gried^ifd^en Sl^aralter, il^e altgried^i-
f c^en ©piele unb äBetttöm))fe ; ia nod^ auS bem
7. 3a]^r]^unbert ftnben fid^ gried^ifd^e 3nfd^riften
in Tteapel. ^ud^ bie SRömer, unter beren ©d^u^
ftd^ bie ©tabt balb banad^ gefteOt, beliehen i)^
als civitas foederata il^re eigent^ümlid^e Set>
faffung. IReapel ftieg nun rafd^ gu l^ol&er Slüte,
leiftete ben SRömem burd^ feine ^tte mefentßd^
©ienfte unb mar megen ber l^errlid^en ©egeid» vaib
ber bafelbft blül^enben gried^ifd^en Jhtnfi unb
SBiffenf d^af t ein SieblingSaufentl^alt gebilbeter unb
oomel^mer SRömer. IRa^bem eS unter ^ituS burd^
ein Srbbeben f aft gang jerftört morben, mürbe eS
im römifd^en ©efd^ma^e mieber aufgebaut. SBerni
eS aber aud^ neben Zarent bie größte ©eefiabt
Unteritaliens mar, gemann eS bod| erft nad^ wob
nad^ ben l^eutigen Umfang, unb erft im SRittd^
alter erl^ielt eS als äleftbenj ber normannifd^
Aönige feine bermalige ©rö^e unb SebeutfamMt.
^taptl blieb unter ber ^errfd^aft ber 9l5mer bis
auf Sl^eoborid^ (493), |atte aber mäl^renb ber
SSößermanberung Diel gu leiben. SS mürbe 410
burd^ SHarid^ unb 456 burd^ bie Skmbalen Der«
l^eert, bann oon ben Dftgoten erobert. 3m 3. 536
ben ©oten burd^ Selifar entriffen, gel^örte eS nun
5um b^jantinifd^en äleid^e, mar aber unter einem
eigenen ^er^og (S)uca ober 2)oge) faft gang un^
abl^ngig. SS mugte aud^ feine Unabl)ängig(ett
gegen bie langobarbifd^en t^ürften gu bel^aupten,
bis eS 1048 oon ben 9lormannen erobert murbe^
meldte bie ©ried^n unb ©aracenen vertrieben
73 3ltaptl 74
(attoL Dicfe l^errfd^ten l^ier 6i8 1266. 9lQd^ f)ai förmliche (Strafen, an benen su 6eiben (Seiten
bem Indßcrbnt bed legitimen aOtannedftammed bet bie AopeKen ald 9egrö6ni|ftötten ber Grübet-
i0nRanm{d^2)t)nQ{)ie(1194)fQme8bur(I^Son> f(|^QftSntitgUeber fielen. Sie finb nad^ bem SBege
faai/t, Qkma^Un Stax]tt ^einrid^ VI., an bie |in offen, ^oben in il^rem^intergrunbe einen 9ItQr,
MH^ Aoifer. griebrid^ n. erl^ob "Sltopü gut an ben ©eitenmönben ©robnifd^en unb [teilen unter
Scii^^aiiiitpttbt f&r bie f eßlänbif^en Seft^ungen bet Sufftd^t Don ftopusinem, ml^t l^ier ein Alofter
mb ßiftete bie UniDetfltöt 3m % 1266 ober l^aben. a)}er!n)ürbig ^nb aud^ bie Aatafornben (f.
Dc^ßc^ ba ^ft als Oberlel^enSl^ecr biefe Stobt b. ^rt. TU, 235 f.) unter ben ftird^en ©ennaro
OB ffttri oon Sniou, ber fie gleid^faSS sur^aupt« bei ^oDeri unb @ta. 3Ram beKo SSita, meldte
jfaiM feines Sieid^ mod^te. 3llf onS Don 9ra* größer ftnb oIS bie römif d^en unb nomentlid^ Diele
goncn enterte 9tea)>el im % 1442, unb je^t Blieb SRoIereien ouS ben 3^ten bed Urd^riftentl^umd ent«
cS VBiet einem Sicefdnig ben ©paniern, bis e§ l^alten. 3n ben Dielen Alöftem ber Stobt — ju
im 18. So^i^^mibert nad^ fur^er StDtfd^enjeit einen Snbe beS Dorigen Sol^rl^unbertS 104 SDlonnS- unb
ebenen iKtiig erl^ielt (1735). Seit 1860 ift biefe 42 ^rouennöfter, im äo^re 1845 nod^ 54, ^eute
fo melfSttigem SSEied^f el untermorf ene Stobt infolge todf^i oOe ouf gel^oben — mürben Dielfod^ nur 3üng«
ber Snacsion JUoptlQ an bod Äönigreid^ Stoßen Unge unb SUngfrouen Don gutem %bel auf genom»
wtt WKäß $roDiii)iaI]^u))tftobt toeld^e in 55 (bor- men, unb in ben meifien erhielten bie ÜJtitglieber
nfter tner ^oupt-) $farreien 470 000, begm. im nur Obbod^, möl^renb fie fär il^re »eiteren 93ebürf «
gn^cn Oemetnbegebiet über 500 000 Sinmol^ner niffe f elbft ju forgen l^otten. 2)o8 Domel^mfte obe-
fi/L Sor bie Sfatl^olüen, meldte nod^ in ben lige Ttonnenflofter mor Sto. ©^ioro, \tvi^tt fär
40cr 3«4iren nur bie Raptät in bem §oteI bed boS größte Alofter ber SBelt gel^oUen, inbem ge-
yim^fd^i ®efanbten, ein frongöfif d^ed unb ein n)ö]^nlid^ 300 Jungfrauen ouS ben erften ^öufem
oi^Ü^d^ Otatorium in ^riDat^&ufem l^otten, Be» borin »eilten. 93on ber großen ^njo^I SBol^I»
{k|eB ^otte fed^ proteftontifd^e ftird^en, nömlid^ tl^ötigfeitSonftoIten finb unter ben Spitälern boS
i«r engüfd^e unb ie eine frongdfifd^e unb beutf d^e. oDgemeine ihonfenl^ouS, boS beutfd^e unb boS eng-
Jbän ben 250 fotl^oUfd^ jhrd^en unb ftopeüen Iif(|e Spitol, unb unter ben 37 vlrmen- unb Sir*
ngt Ue 1299 erbaute fd^öne Satl^ebrole S. ©en- beitSl^öufem boSgro^ortige Sleole Stibergo bei ^o-
waa (St äonuariuS) mit ber reid^ Derjierten Sop« Deri für orme f^inblinge, äBoif en, Sol^me, 93Unbe
|db bei Zeforo bt S. ©ennoro l^erDor, in totU unb Xoubftumme, jufammen für 2000 ^erfonen,
ifs boS ^mtpt beS 1^1. äonuoriuS (f. b. 3lrt. VI, }u nennen ; boneben beftel^en nod^ ein großes gfin»
1287 f.) unb gioei @efö|e mit feinem Slute auf» beD^ouS, }U)ei SBoifenl^äufer, ein gro|ed ^rmen»
icM^rt ftnb. Die alte Soti^ebrolemor Sto. Slefti» DerforgungSl^oud unb 25 SonferDotorien gur Sr-
Ui, CEKf ben Xrümmem eined %poDo- unb 9lep« jiel^ung armer 9Röbd^en. Sämmtlid^e milbe Stif-
tntanpdS aufgebaut. 3^ nennen ift bonn S.S)o» tungen ber Stobt, bie nun Dom Stoote eingebogen
nenico, 1255 Don $opft ^le^onber IV. perfönlid^ ftnb, l^otten nod^ 1832, nod^ öfteren Seroubungen,
eiigeiDeil^t ; im onfbgenben fflofier }eigt mon nod^ ein Sinfommen Don 3 200 000 ©ulben.
bk3cflebeS^I.2:^omagDon3tquinunbben$örfaoI, 3n IReopel befielet oud^ bie einzige UniDerfitöt
Mrin biefer gro|e ffird^enlel^rer 1272 feine ^or» beS Dormoligen Jlömgreid^d ; fte ift eine ber ölteften
tzä§e ^tt. ^K^Ud^ ift oud^ bie 1584 erboute el^e» UntDerfttoten in Suropo, il^re Sntftel^ung^jtDeife ift
■atige SefuUenürd^e ©efü 9hioDo mit ber $rod^t» ober Derfd^ieben Don oHen onberen im Snittelolter.
ii^ bc§ ^1. ägnotiuS. Sto. Sl^ioro mürbe 1310 2)ie UniDerfttöten gingen in ber SRegel Don ber ftird^e
tei^ftönigXobertalSföniglid^effopenejuSl^ren ou§ ober mürben burd^ ^uSmonberung Don Sel^»
kl oOet^Iigften Wtor3faaomente§ (Corpus Do- rem unb Sd^ülem begrünbet ; bie Don ^eopel ober
■ni) gegrmtbet unb 1317 mit einem Sloriffenflo» rief ftoifer Qfriebrid^ 11. im 3uU 1224 not!^ lieber«
^Derbiniben.S'^nnun5ioto,1317gIeid^foII§Don toöltigung be§ SorocenenaufftonbeS in'§ Seben,
flSnigXobertgegrünbet, mürbe nod^ einem Sronbe in erfter Sinie ftd^crlid^ ou§ politifd^en ©rünben.
1760 binrd^ SSouDiteÜi gonj mit meinem SKormor „S^av batte eS oud^ l^ier", fogt §urter (©efd^.
siAer aufgebaut unb birgt bo§ ©robmol ber Snnocen}' m., ^omburg 1842, IV, 590 f.), „ju
Singtn äo^nna n. (geft. 1435). S. ^ngelo feiner 3^^^ on Sd^ulen gefel^It; ober t^riebri^
aStäo, 1410 Don Sarbinol ^roncoccio gegrünbet, fo^te ben grogortigen ©ebonfen, eine ^nftolt gu
mäfSit ein fd^neS ©robbenfmol beS äiinolbo grünben, in meld^er mit ben freien Jlünften fämmt«
Sto. SKorio bei gormine bie Seid^» lid^e SBiffenfd^often geleiert loürbcn. SDoju bcmog
ffourobinS unb tyriebrid^S Don Oefterreit!^, il^n bie ©röfee ber Stobt, bie Slnmutl^ il^rcr Soge,
ein nranbertl^ätige^ ß^riftu§bilb. Slbgcfel^en bie 2KUbe ber Sitten, bie Seid^tigfcit ber 3ufu^t
ben onberen JKrd^en unb AopeQen, gibt e§ oKer SebenSbebürfniffe }u Sonb unb über ^eer,
160 Stoptütn auf bem Sompo Sonto 9hioDo ber 93ort]^eil bo^ junge £eute nid^t ©efol^ren ber
fr bk 160 Sruberfd^often ber Stobt, unter benen Steifen ft^ ouSfe^en müßten. ^uS ollen Sönbem
■iRse ber Seod^tung mertl^ fmb. S)iefer ©otteS» berief er SRönner jeber üffiiffenfd^oft, bie fid^ einen
Ar in ber ^ö^e ber Stobt, on einem über bie« 92omen gemod^t, mit ongemiefenem ©el^oIt. S)en
lAe letetnragenben Sergob^onge 1836 ongelegt, Jünglingen, bie ouS ber Sfrembe nod^ 92eopeI lom«
■itei^ifenberlluSfid^t auf Stobt unb Umgebung, men mollten, gemalerte er Sid^erbeit für ^erfonen
75
9lea)iel.
76
unb ^obe, befreite fie Don ©teuer unb S)tenfi, ge«
{tattete tl^nen eigene Obere, fe|te bie äßietl^preife
für bie SBol^nungen feft, mied Seute an, bel^ benen
jte unter bestimmten Sebingungen @elb borgen
fonnten ; toar ober oud^ ber erfte grürft, toeld^er
mel^r afö ein l^oIbeS äol^rtoufenb friil^er, als er f onft
eingeffil^rt morben, ben meber mit bem Segriff
tt)Q$rer grteil^eit nod^ mit l^dl^erer SBurbigung beS
SBertl^eS ber SBiffenfd^aften t)ereinbaren Uniöcrfi«
tät8}tt)ang erfonn/' S)ie{e§ Urtbeil ^urterS ift l^er»
Dorgerufen burd^ eine @teSe auS Petaiis deVineis,
Ep.niyllytoeld^elautetrOmnes.quistudereyo-
luerint in aliqua facultate, vadant Neapolim
ad studendum, et nullus ausus sit pro scho-
lis extra regnum exire vel infra regnum in
aliis scholis addiscereveldocere: etquisunt
de regno extra regnum in scholis, usque ad
festum S. MichaeHs proximum yenturum, sine
morae dispendio revertantur. Rad I. (geft.
1284) ]^ob ben ©lang ber Unit)errität an toelci^e
er ben 1^1. Sl^omaS t)on Stquin berief. Bpäitt,
nomentUd^ unter ben Sourbonen, tarn fie etmoS
l^erob ; in neuerer Seit bot fte fid^ wiebcr gcl^oben,
unb il^re gfrequenj ift bie böd^fte in Italien; fie
bat in Dier gfacultöten 52 £e^rftäble mit 270
Se^rem unb 3300 @tubenten. 2)ie Unit)erfltät8»
bibliotl^ef ift ni(bt bebeutenb (60 000 Sönbe)^ ba»
gegen befinben fid^ in ber @tabt nod^: bie gfar«
nefif d^e Stationalbibliotl^e! mit 240 000 Sänben
unb 10 000 SKanufcripten, bie Srancacriona mit
100000 Sönben, eine Stabtbibliotl^et Sibliotl^et
@. @iacomo; überbie| l^aben cxaä^ Derfd^iebene
anbere aufgel^obene Alöfier Säd^er» unb !DlanU'
f cri^te » ©ammlungen. UnioerfitätSgebaube mar
früher ba§ l^eutige ÜJhifeo 9ta}ionaIe (oormalS
SDlufeo Sorbonico); feit 1780, mo bie Uniöerfttät
umgefialtet mürbe, ift bad Dormalige 3efuiten>
coüegium UnioerfttötSgeböube. 2)ie SSorftel^er unb
fed^d Seigrer ber UniDerfität ftanben Don 1780 an
als Oberbel^drbe an ber @pi^e be§ ©efammtunter»
rid^tSmefenS bieffeits beS ^xoj in ben ^roöinjen
moren il^nen befonbereSuSfd^äffegurUebermad^ung
beS öffentlid^en Unterrid^tS untergeorbnet. 3m
übrigen blieb bie färglid^e Sefolbung ber $rofef-
foren fld^ gleid^, unb bie ©tubirenben maren nod^
miefrül^erftrengftemStoange untermorfen. Sturer
ber Uniüerfltät befielet nod^ ein ^riejterf eminar mit
tbeologifd^er Sel^ranjtolt, ein l^öl^ered Sl^ceum (@e»
cunböruntDerfitöt), ein gemöl^nlid^eS S^ceum, Dier
@Qmnoflen, l^öl^ere 9tormaIfd^uIe, brei föniglid^e
Sel^r- unb grjicbungSinftitute für SORöbd^en, jabl«
reid^e Slementar» unb ^ribatfd^ulen. 92i(|t gu Der»
geffen ift baS d^inefifd^e Soüeg gur ^eranbilbung
iungcr ßl^inefen für bie Üllif poncn ibreS S3ater=
lanbeS (f. b. ?lrt. aJliffionSanftalten Vm, 1597),
f omie baS Snftitut Sa ^alma auf ber norbmefUid^en
Seite ber ©tabt, auf bem ®af o biSKonte, 1854 üon
bem eifrigen SfrandScanerP. Submigbagaforia jur
Srgiel^ung Don 92egerfinbem gegrünbet, momit er
bann 1860 aud^ eine 3lnftalt für Dermal^rloSte Ana»
ben öerbanb (ögl. ©aljb. iKrd^enbl. 1865, 232).
U. SrgbiStl^um. 2)aS Sl^rifientl^um tonAt
in ^tcOßtl nod^ gur Seit ber ^ofiel eingefüj^rt,
unb gmar Dom 1^1. $etru8 felbft, ber auf feiner
Steife t)on 3lntiod^ien nad^ 9lom im Saläre 42 oud^
burd^ 9tea))el !am. SHele glaubten auf feine ^re-
bigt l^in an Sil^riftuS, befonberg aud^ ber reid^
unb angefel^ene StSpronad ober ^8)}renu8. 2)er
l^eilige ^poftel befreite il^n Don einer langmiertgen
fl^anü^eit, taufte il^n, unb nad^bem er il^n DoOft&n-
big in ba§ Cl^riftentl^um'eingefül^rt, meil^te er tl^
etma im 3. 54 ober 57, al§ er mieber bal^in tarn,
gum SBifd^of biefer iungen ftird^e. 2)ag 9S))rona6
als ber erfte Sifd^of 9lea))el8 Dom l^eiligen SJpoftet»
fürften aufgeftdlt unb gemeil^t morben ift, mii^
allgemein angenommen, nur über bie 3eit feiner
Sr|ebung l^errfd^t SSerfd^iebenl^eit ber ÜJleinung,
ba (Sinige fagen, bag er f ^on im 3. 46, gleid^ nad^
feiner Saufe, jum Sifd^of erboben morben fet
S)ie eifrigen SBemül^ungen beSfelben bemirtten, ba6
nid^t nur in "Jltaptl, f onbem aud^ in ber UmgegenS
bie d^ftlid^e ^römmigfeit erblül^te. 93iele befel^rten
fid^ aud^, als ber 1^1. $aulud im 3. 59 t)on $u^
teoU na^ ^toptl !am;.ebenfo als ber 1^1. 3gnatiu8
als Sanbibat beS SRart^riumS l^ier lanbete. (Sx
ftörlte bie 9teapoHtaner burd^ SBort unb f8tx\pxü,
unb Diele folgten il^m aud^, fo bie l^eiligen ältar^
t^rer t^auftinuS, 3otnta, SRasimuS, ShtfuS u. f. m.
9lad^ einer fegenSreid^en äBirffamfeit im bifd^öf»
lid^en Slmte, bie nad^ ben Sinen 23, nad^ ^noeren
33 Saläre möbrte, ging ber 1^1. 9S)ironaS in l^ol^em
Sttter ein in bie fjreube beS $erm (Martyr. Rom.
3. Aug.). äl^m folgten : ber bl. SpitimituS, bann
ber bl. tHaxo ober StaruS, beffen Seib „megen ber
SSerbienfie feiner ^eiligfeit in bie ®t. ©tepl^anS«
fird^e übertragen mürbe'', unb ber 1^1. $robud,
meld^er placida morte quievit. 9tad^ $aulu8
!am ber 1^1. SlgrippinuS, ber megen feiner l^ol^en
Sugenben mie aud^ megen ber äBunbergabe, bie er
befa|, fel^r berül^mt mar (Martyr. Rom. 9. Nov.).
®er fjii, ßuftatl^iuS ober guftafiuS mirb am 17.' 9lo-
Dember (al. 10. SRai) nod^ oerel^rt. 2)en 1^1. Su-
p^ebiuS ober SpbebuS fe^t SaroniuS in'8 8. gal^-
Wnbert, möbrenb bie SBottanbiften (Maji V, 236)
bartl^un, ba| er bem 3. Sal^rbunbert angel^drt
Srmiefen ift feine befonbere SSerel^rung gu ^Itopd,
mo 5U feiner &)xt eine JKrd^e erbaut morben, gu
Sapua unb @aIemo (Martyr. Rom. 23. Maji).
2)er 1^1 gfortunatuS (BoUand. Jun. ü, 1052)
lebte gur Seit beS ^eiligen $apfte8 SuIiuS I., bet
il^n 347 als Segaten gum Soncil Don @atbica
fanbte (geft. 350). S)er bl. ÜKajimuS, meldtet
als fidem vindicans rectam be}eid^net toixb
(Bolland. Jun. ü, 517; ogl. aud^ A. Trama,
Dell' unico yescovo per nome Massimo nella
Serie de' Vescovi di Napoli, Nap. 1872), mürbe
als ©egner ber arianifd^en ©pnobe Don iRimini im
3. 359 in bie SSerbannung gefd^idü. @S marb ibm
ein arianifd^ gefinnter 5Rad^foIger SRamenS Qo^^
muS (362 ober 363) gegeben ; biefen belegte er mit
bem ^onne, unb nad^ ber Xrabition marb infolge«
beffen Sofin^uS, fobalb er bie Satl^ebrale betrat.
14
^tapzl
78
beroct an bet Sunoe gelftl^mt, bag er lein SBort
ipralien bnnte. 2)et 1^1. @et)eru8 ftonb tt)enig'
jM 20 3a^ (367—887), nad^ anbeten fogat
46 3o(re kmg bief er ftird^e bor — nad^ SaroniuS
Utte er )itr 3eU beS ftaijerS SSalentinion m.
(425—455?) gelebt (£r erbaute breiftlöiier unb
■e^iczc StM^, ertoedte aud^ einen Saugen Don
bcK Xf^ten, bamU einer 3Bittn)e burd^ beff en 3^9-
wi PL t^rem 9ted(fte oer^olfen tofirbe. 9Ran pflegt
iSß als ^ßatrtm ber Sterbenben gu Derel^en (iBoU.
ApriL m, 767). «uf ben ^I. Urfud ober UrfmuS
(etM 387—391) unb Solenne« (392—419)
folgt» bei ^L 9h){trianuS, ber mie ber 1^1. $ro§per
0. S. gegen bte Srianer fömpfte unb atö toal^rer
Safer femer Diöcefonen Sftber unb onbere ®e»
bfabe in 9tea)>el errid^tete^ n)eld^e feinen 9{amen
tmgen. Sr lebte ettoa um 444 (Bolland. Aug. m,
294 sq.), n)d^renb er bei 9Rigne in baS 7. ^obr»
kubcct Derfej^ mirb. 93on ben »eiteren 99if d^öfen
fiab no4 SV nennen : StepJ^n, 499 bei einem Soncil
piStom^ bem )u Sl^ren eineSaftlifa Stefania be>
waai tß : ber l^L $om))oniu8 (514 big ca. 536),
bem bte Srbattung ber JKrd^ @ta. ÜJlaria SRag»
giore^ mo fein Seib rul^t, ^ugefd^teben toirb (Boll.
Mmji m, 373); ber ^L ^tl^anafiud H. (876 big
902). ^Hefer, €o]^ beS ^er^ogS @ergiu8 Don
Dfopd, er^elt bon feinem SSater bie @üter be§
880 tNm ben @aracenen gerfidrten @i|eS 9Rif enum
ober SKfenoS, beS l^eutigen SRifeno am SSorgebirge
ffadftn VamtaS, för feine JKrd^ gugetoiefen. Sr
■04^ fid^ and^ burd^ feine ^reigebigleit gegen bie
Sin^ nnb bie apofloUfd^ Seitung feiner S)i5cefe
\äft Derident, mu^e aber iwn feinem ^Reffen, lotU
4er bie ^errfd^ ber @tabt erl^Iten l^atte unb
bsn^ feine Sfrou gegen ben Sifd^of eingenommen
iDor, fe^r üiel leiben, \a ftd^ fÜid^ten. ^u§ ben
Icten biefeS ^eiligen^ fomie au§ bem Umftanbe,
ba^ bamafö nod^ mel^rere gried^ifd^e ^riefter in
Keopei fid^ befanben, benen fed^S Jlird^en für
bie Dielen ^ier toeilenben ©ried^en angemiefen
tooren, sog man ben @d^Iu^, e§ muffe neben
bera tatetnifd^n aud^ ein gried^ifd^ Sifd^of l^ier
9eiDefen fein. S)er ^uctor, meld^r im 10. äal^r^
tsnbert bie genonnten ^cten üerfo^te, f d^reibt nöm*
tiä^: Nam et introrsus binas praesulum ge-
stat sedes adinstar duorum Testamentorum,
^[uamquam iina sit quae gubemat et regit.
Uein biefe @teUe befagt tttoali gans Ruberes.
Sie in Xom fünf ^triard^alfird^en, aber nur ein
$atnard^ ift, f o mar aud^ in 92eapel eine befonbere
^ouptürd^ für bie fiateincr unb eine befonbere
fnr bie @ned^, aber nur Sin Sifd^of für beibe.
2)ie| ifi nac^ €anteliu§ (Metrop. urb. bist. civ.
et eccL, Paris. 1685, 371—375), ber einen
md^x^adftn SemeiS bafür liefert, ber eigentlid^e
&aaL biefer Stelle. @omit mar l^ier niemals ein
qpidp^d^ Sifd^of neben bem lateinifd^en. Unter
l^onafing blühte 3ol^ne§ SHaconuS (f. b. 3trt.
VI, 1651), ber oIS Sfortfe^ung einer altem
C|nmü eine StSt^umdgefd^id^te Don 9lea))el oer«
ppe.
3m 10. 3a]^r]^unbert mürbe biefer 93ifd^of8fi^
Sur SRetropoIe erl^oben. @egenmörtig nimmt man
gemöl^nlid^ an, ba| bie| im % 992 erfolgt fei.
gfrü^er glaubten Sinige, bie Srl^ebung ^abej^on gu
Seiten ber Slpoftel ober längftenS jur Seit (öregor§
be§ ©rofeen ftattgefunben. ßanteliuS (1. c. 378)
entfd^eibet fid^ fiir bog äal^r 970. Unter meld^m
Zapfte biefe SSeränberung gef d^al^, ift nad^ il^m un-
befannt. Sr fagt aber: ^enn bie S)ocumente be§
j^ofterg @. ©ebaftiano öd^t ftnb, fo ift 9ticeta§
(962— 978)al8erftergrsbifd^oft)on3o]^nnXin.
eingefe^tmorben; fmb fie aberunöd^t, mieUgl^eüi
oermutlet, fo ift um biefe Seit @ergiu3 (990 bid
1005) basu ernannt morben. SJlag ed fic^ bamit
mie immer oerl^Iten, ftd^er ift, ba| Ißeapel um bie
amtte beS 11. 3a]&r]^unbert8 bereits al§ ajletro»
pole erfd^eint : benn ©ergiuS IL (1059—1065)
unterfd^rieb ftd^ beim Sondl su 99enet)ent afö
Archiepiscopns Neapolitanus. 9ud^ mit SRüdf»
fic^t auf bie erften @uffraganate l^errfd^t feine
Sinftimmigfeit unter ben alteren fird^lid^en ®eo-
grapl^en. 3ol^ann XTTT. foS biefer SRetrobole
unterfteUt l^aben: Nola, Cumae, Puteoli, Mi-
senum (f. ob.), Ischia, Aversa, Acerra. ^ein»
rid^ 93a(|i l^at ben t)on Sumö nid^t unb 3Ru:äu§
au|erbem aud^ 9Rifenum unb Sloerfa nid^t. 2)a8
le^tgenannte Sidtl^um !am balb mieber unmittel»
bar unter SRom, unter bem Dorl^er fämmtlid^e @i(e
tanben. S)ie Notitia Coelestim fül^rt f olgenbe
ünf @uffraganate auf: Aversanum, Nolanum,
!?uteolanum, Cumanum, Isdanum s. Insu-
lanum. 2)er @i^ oon Sumö ging unter Srs»
bifd^of anfelm (1191-1214) ein. «18 nämlid^
in Sampanien ber Sürgerfrieg entbrannt unb anä)
bie Sumaner fid^ gegen bie ^Neapolitaner erl^oben,
mürben fie als bie ©d^möd^cren befiegt, il^re ©tabt
unb Surg ooEftönbig gefc^leift unb ber größte
I^eil ber ginmol^ncr nad^ 5?eapel gebrad^t. Sw«
gleid^ mürben aud^ bie Siedete beS bifd^5flid^en©tu^»
le§ oon Sumö auf ben oon ^{eapel übertragen,
unb grjbifd^of ?lnfelm fam mit bem Sifd^of oon
«oerfa bal^in überein, ba^ biefer bie ©eiftUd^feit
ber biSl^erigen ®iöcefe ßumä unter bie feinige auf«
nal^m, ?lnfelm felbft aber für ben 2Ketropolitanfi^
bie ®üter unb 6infünfte be§ 93ifd^of§ behielt. 3m
15. Sal^rl^unbert unterftanben biefer SKetropole
nad^ ffiiltfd^ nod^: SRola, 9lüerfa unb ?lcerra;
Ausgangs be§ 18. Sol^rl^unbertS maren eS mieber
oier ©uffraganate: ^ujäuoli, SRola, ?lcerra unb
3§d^ia, meldte nod^ ^eute unter SReapel [teilen,
fturje S^it *öor au^ ©. Slgata be' ®oti ©uffra-
ganat oon SReapel, urfprünglid^ ©uffraganat oon
©cneöent; im 3. 1818 mürbe e§ mit ?lcerra unirt
unb SReapel unterfteUt, aber 1854 mieber baoon
getrennt unb bem l^eiligen ©tul^l untermorfen.
SBaS bie mciteren grjbifd^öfe betrifft, fo folgten
auf «nfelm: %^oma^ (1215—1217), $ctru8 oon
©orrento (1217—1247), ©cmarbuS garacdoli
Sofp (1253—1262), ©olpl^inaS (1266) unb
2l9gleriu§ (1267— 1281), meld^r 1278 Sitular-
^atrtard^ öon Serufalem marb. ^aä^ je^njöl^riger
79
^taptl
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©ebiStmcons beftieg biefen Stul^I $)^ilt^)) Sopece
amnutolo (1288 — 1301), toeld^cr bie l^eutige
Satl^ebrole ju bauen begann ; con jecrirt mürbe btefe
bon^umbert beSKontauro (1308—1320). SSon
ben fpöteren Srjbifd^öfen {inb ju nennen: ftddpar
be ©iano (1438—1451), unter toeld^em ftönig
aifonS ben §umaniften SaurentiuS SSalla (f. b.
9lrt.) nad^ SReafel berief; 6arbinal«6rjbifd^of
SMncenj €arafa (1505 — 1540), unter toeld^em
^erbinanb ber Aatl^olifd^e Don feinen @tamm-
länbem au§ bie Snquifltion aud^ nad^ 9tea))el Der*
pflonjen moOte; bie 93erfu(i^e baju mürben aber
burd^ mieberl^olte Sufftönbe vereitelt. 2)amal8
fud^te aud^ Sol^ann SSalbej (f. b. ^rt) eine a!a«
tl^olifd^e @ecte gu ftiften; biefelbe marb aber burd^
energifd^e SWa^regeln ber SRegierung unterbrüdft.
äol^ann $etru8 ^rafa (1549—1555) beftieg al§
^aul IV. (f. b. art.) ben »jöpftiid^en ©tul^L gine
ber größten Stäben beS Stul^Ieg Don Tteopel mar
SKariuS gorafa (1565—1576). ßr glänzte burd&
oOe ^irtentugenben, fül^rte bie ^Reformation beS
ßleruS, bei bem S)omcat)iteI beginnenb, im ©eifte
eines Aarl SorromöuS unb ^f^xlipp 9teri mit
ftlugl^eit unb Sudbauer burd^, grünbete ein Jhtaben»
feminar im @inne beS 34:ibentinum8 unb begfln»
ftigte auf biefe SBeife bie ©efeüfd^aft 3efu, burd^
oeren Sßitglieber er ben SIeruS in SBiffenfd^aft
unb t$rt5mmig!eit untermeifen Heg. lieber SunicuS
goraccioli f. b. «rt. H, 1981 ; beffen IRad^foIger,
«nton Pgnatelli (1687—1691), mar ber jmeite
Srsbifd^of 3ltQpt% ber ben pöpftlid^en @tul^I ofö
Snnocens XU. (f. b. «rt. VI, 758 ff.) beftieg.
garbinal-Srabifd^of 3acob gantelmi (1691 bis
1702), ber il^m gefolgt, l^ielt 1699 eine $ro-
uinaialf^nobe unb ^ranj ^ignateUi (1708 bis
1734) im 3. 1726 eine ©iöcefanf^nobe. Unter
Sofep^ ©J)inetti (1734—1754) mürbe burd^Sene-
bict Xrv, bie groge Qafjii ber ^^fttage Derminbert
unb unter garbinal Snton @erfale (1754 bid
1775) bie Sefuiten vertrieben. Suf ©erapnuS
gfUingeri 0. S. B. (1776—1782) folgte Sofepl^
(Sxiptct Surlo (1782—1801), ber ju ben »epubK-
fanem l^ielt. 2)er im 9tamen gferbinanbS bamald
regierenbe Sarbinal Sluff o mürbe Don 3urIo atö ber
Dor}ägIid^fte Url^eber beS UnglüdfS be§ SanbeS, als
ein S^örer unb eine @d^anbe ber Sieligion unb
ftird^e bejeid^net ; Sluffo bagegen e^communicirte
ben 3urIo aß ^einb @otted, ber JKrd^e, bed $a))»
{iegunbbeSffdnig8(®am§,®efd^.berftird^eS^rifti
I, SnnSbrudf 1854, 237). garbinal Surlo mürbe
1799, nad^ ber Sefiegung ber Qfranjofen, abgefefet
unb nad^ ber Sinfiebelei SRonte SSergine gefd^idft,
mo er 1801 unbefannt ftarb. 918 fein 92ad^foIger
äol^ann SSinceng SRonforte, ber 1802 Don 92oIa
l^ierl^er ))romoDirt mürbe, fd^on nad^ 14 ^agen mit
%oh abging, beftieg garbinal Submig Stuff o Scilla
ben 9Jletro)}oIitanftu]^I. S)a er fld^ gemeigert ^atte,
bem A5nig Sofep)^ ^lopokon ben Sib ber Streue
ju leiften, mürbe er 1806 mit feiner ganzen ga«
milie auS IReapel auSgemiefen, unb ber A5nig er»
nannte auS eigener SRad^tDoIIIommenl^eit an beflen
Stelle ben 99i{d^of Don Settere gum ©enerolDicor
ber SRetropoIitanfird^e unb ber SDiöcefe 92eapel mit
unumfd^ränfter SSoOmad^t (®amS a. a^ O. 250
u. 252). SBieber }urüdfge!e]^rt, mürbe Sluffo aud^
Don ftaifer Dtopoleon 1809 Derbannt unb lebte als
einer ber fog. fd^margen Sarbinöle Don 1810 bis
1813 gau} unbead^tet unb Derborgen in @t Duen»
tin. 9lad^bem er nod^ bei ben beiben SoncIaDen
1823 unb 1831 gemefen, ftarb er 1832 in l^ol^m
3mer, unb eS folgte il^m Sarbinal ^f^\i\pp ®iu-
bice garaccioIo-Seffi (1833—1844), bann ©ij-
tuS äliario ©forja, ber, 1845 Don Soerfa l^ierl^er
promoDirt, am 19. Januar 1846 Sarbinal mürbe
unb bis 5U feinem Xobe (29. 9toDember 1877)
unter fd^mierigen Ser^öltniffen mit groger SBeiS«
l^ett biefe ftird^e leitete. 3m 3. 1872 erlieg er ein
Slunbfd^reiben, in meld^em er feinen CleruS auf«
forberte, bie ©laubigen über bie 92ot]^menbigfeit
il^rer Setl^eiligung an ben SRunidpalmal^Ien su
belel^ren, maS in ben gegnerifd^en Jheifen unge«
l^eure ©enfation l^erDorrief. £)er gegenmörtige
117. ßrsbifd^of ift 92icoIauS ©anfeftce bei 2)ud^t
bi SlcquaDeila, Congr. Ben. Cassin., geboren gu
«Derfa 14. «pr« 1834, |)räconifirt 15. 3uH 1878,
als Sarbinal aeirt 24. 9Rdi^ 1884, bemjmet
SBeil^bifd^öfe mx ©eite ftel^en. Sr geniegt grogeS
3lnfe|en bei ber SeDößerung 9teapeIS, l^at aber
ftetS 5U Iöm|)fen, mie gegen bie ftrd^enfeinblid^
^Regierung, fo neuefienS aud^ gegen bie proteftan«
ti{($e ^ropaganba. SlnfangS beS 3a]^reS 1892
fal^ er fid^ gejmungen, einen fd^arfen Hirtenbrief
gegen bie in IReapel über bie ÜJlagen ^unel^men-
ben proteftantifd^en ©d^ulen }u erlaffen, burd^
meldte man ben 9{eapoIitanem baS „le^te SBert)^-
DoOe", baS fie nod^ beplen, ben @Iauben, nel^men
mia (ffatl^. »itd&enatg., ©aljb. 1892, 89). 3)6m
unterftel^en 700 000 ©eelen in 25 ©emeinben ber
$roDin5 IReapel, bie in 85 Pfarreien einget^eilt
ftnb unb Don 2803 ^rieftern paftorirt merben.
©ein Sapitel göl^U 30 ganonüer. ©ein (Sin-
fommen, baS bis auf bie neuefte S^it 9352 2)u-
caten betrug, mar, mie fd^on im 15. 3a]^r^unbert,
auf 2000 flor. aar. ta^rt. (SSgl. C. d' Engenio
Caracciolo, Napolisacra, Nap. 1624 ; B. Chioc-
carellos, Antistitum Neapolitanae eccl. cataL
ab apostol. temp. ad ann. 1643, Neap. 1648;
A. Caracciolus, De sacris eccl. Neapel, monu-
mentis liber (adusque ann. c. 900), Neap. 1645
et 1654; A. Symm. Mazochios, Dissert. bist,
de Cathedralis eccl. Neapel, semper unicae
variis vicibus etc., Nap. 1751; Id., De Sanc-
tomm Neapel. Eccl. Episcoporum culta dis-
sert, Neap. 1753; F. Ughelli, Italia s. 11,
7—217; J. CappeUetti, Le Chiese d' Italia
XIX, 369-525; Moroni, Diz. XLVH, 169
sino 216; G. Petri, L* Orbe Cattol. I, 209 sq.;
Garns, Ser. Epp. 904 sq. ; bann aud^ : Dizio-
nario statist. de' Communi del regne delle
due Sicilie, Napoli 1850; Stanisl. d'Aloe,
Storia della chiesa di Napoli provata con
documenti libri cinque, Napoli 1861 ; Sca-
81
3ltapt\.
82
dnio, Stato e chiesa delle due Sicilie, Pa-
Jonao 1887.)
ÜL ftöntgtetd^. 3n bem 3lrti!el Stalten
(VI, 1051 %) t{l bertitd bie !ird^Ud^))oatifd^e
Cffii^U^ 9tco^S bon feiner (^rifKaniftrung an
Ü auf bie neuefte 3^ nt^t ber ber übrigen ita*
Iknf^cR Staaten im Umriffe bargefieQt, megj^aK
^ nnr SSettiged na(l^}utragen ift. Um gu geigen,
sie tof^ bo8 S^ri^entl^m in Unteritalien unb
aaf Sttilien ^ t>erbreitet geben toit nad^ ber
fitePm Notitia bie bafelbfl in ben erften Sal^r-
tnbeden entfionbenen Sif(i^ofSfi|e. SS maren
beaiHi^Sidtl^iämer 1. in Campania (27): Abel-
fimim, Acerra, Amalfia, Aquinum, Atella,
Atina, Calatia, Calenam, Gapua, Cassinum,
Giimaey Foimia, Fandi, Litemum, Mintuma,
Miawwnn, Neapolis, Nola, Puteoli, Salemum,
8ora, Stabia, Suessa, Surrentum, Teanum,
Venafirmiy V nltamam ; 2. in Samnium (12) :
AedanmiL» AHpha, Beneventum, Bovianum,
Freqnientlun, Lstomum, Ortona, Saepinum,
Sanmiomy Salemo, Theate, Valva; 3. in
j^ulia (16) : Achenmtia, Aecana, Ai^i, Ba-
liam, Gannaey Ganusiiimy Cupersanum, £gna-
tia, Herdonia, Melfia, Rnbi, Salapia, Sipon-
inm, Tranum, Veniisia, Yigiliae ; 4. in Cala-
bria (11): Aletimn, Alexanüm, Bnmdusium,
(liUipoliB, Hydnmtum, Lecce, Lypia, Neri-
inm, Tarentum, üria, üxentum; 5. in Luca-
nia (7): Acropolis, Blanda, Buxentam, Oosi-
fianmii, Ghrnmentum, Paestum, Potentia ; 6. in
Bknttiiim (18): Bova, Carina, Cerillns, Oi-
leOa, Gonsentia, Grotona, Locri, Malvete,
Hieoiera, Orestds, Rhegiiim, Scyllatium, Sub-
mmniiiii y Tanrianum, Tempsa, Thurium,
Tropia, Yibo; 7. in Sicilia cum Malta (15) :
Sjraciisae, Agiigentum, Alaesa, Cameruna,
Catana, Leontini, Lipara, Lilybaemn, Melita,
Measana, Panormos, Tauromenium, Ther-
mae, Tindamm, Triocala. SSonbiefen 106 St»
f4of§fi|en gingen freiließ mand^e mieber nnter,
bk meisten mürben jeboc^ jpäter mieber auf gerid^»
let, ia ed tourben nod^ mel^r gegrünbet. 92a^ bem
£mio>rbate Dorn Saläre 1741 maren ed 181; ba§
SoiKotbot Dom ^atyct 1818 l^at fie auf 109 rebu»
eilt, tmb ^eute ftnb e§ 111, baüon 94 bie{feit§
nb 17 ienfeitS beS gforo (ögl. b. «rt. Stalien VI,
1 101 f., tto bie einzelnen ©ijc aufgcjöl^lt fmb).
SBoS bad Sel^gDer^ältnig biefed Aönigreid^S
}mn ^ßopfh^um betrifft, fo entftanb ed auf fol»
goibe SBeife. Sie altgermanifd^e @itte, monad^
bie ^Q)eligen gern auf Abenteuer aussogen, um
ffrieg^bienfte in fremben Sonbern )u f ud^en, l^errf d^te
aadf unter ben 9{ormannen in 3=ranfrei(^. S)iefe
fanun, gerufen Don a))ultfd^en ^enen, feit bem
iäSfn 1017 nad^ @ubitoUen unb mad^ten ftd^ balb
nttiitbe^rli(^. @ie bienten einem $erm gegen ben
anbem« einem durften gegen ben anbem, mad^ten
^er aaäf auf ffoften ber ©ried^en unb @aracenen
fsoberun^ unb errid^teten balb mel^rere ®raf*
Soften. S)ie ^{te fallen ben jtird^enftaat Don
ben rafd^ Doranfd^reitenben Eroberern bebrol^t, ba
btefe bereits bie ®üter ber römifd^en JKr^e in
älpuKen unb Salabrien angegriffen l^atten. 2)a
fte im S)ienfie ber langobarbifd^en ^ilrften ^an»
bulp]^ in. unb Sanbulp^ VI. felbft baS bem $apfte
Seo IX. Don bem Aaifer ftatt beg SiStl^umd 93am-
berg überlaffene ®ebiet Don SeneDent bemfetben
ftreitig mad^ten, überwog fie Seo mit jhieg ; allein
bie 9tormannen ftegten unb nal^men ben $apft
felbft gefangen. @ie begegneten il^m Jebod^ mit
ber größten ^d^tung unb geleiteten il^n ftd^er nad^
SeneDent D)o]^in er Derlangte. ^ier Derflänbigte
er fid^ mit il^nen bal^in, baf er fie mit allen fd^on
gemad^ten Eroberungen un^ im SSorauS aud^ mit
aDem, mag fie in Salabrien unb @tcilien nod^
ben @aracenen entreißen mürben, beleihe. 9{ad^
bem Xobe Seo'S IX. (geft. 1054) erl^ielt baS nor-
mannifd^e Slpulien burd^ bie fül^ne unb gUtdClid^
gfül^rung be§ ©rafen Stöbert ©uiScarb unb feinet
9ruber89toger einen bebeutenbenSumad^S. @Ieid^«
geitig geftalteten fid^ bie Ser^ältniffe gmifd^en ben
9tormannen unb ben ^ßöpften }u einem giemlid^
frieblid^en unb freunbU^en SSerlel^r. 2)en köpften
lag l^ieran befonberS aud^ barum fo Diel meil fie
für 9}ot^föIIe an ben 92ormannen eine @tü|e su
^aben münfd^ten. 2)e61^alb Derlie)^ ober Diel*
mel^r beftötigte ^ft 9UcoIau8 H. bem ®rafen
Stöbert ©uiScarb ben Xitel eines ^ergogS Don
3t))ulien unb ßalabrien unb belehnte ibn mit
biefem ^ergogtl^um, unb im SSorauS pgleid^ mit
bem Sefi^ Don ©idlien, gegen Sntri^tung eines
iäl^rlid^en SinfeS ; Stöbert bagegen reftttuirte baS
bem römif^en @tu]^I an ^trimonien (Entzogene,
fd^mor bem ^a))fte SSafaOentreue unb Derp^i^tete
ftd^, ben römifc^en ©tul^I unb bcffcn Seflfeungen,
jornie bie t^rei^ett ber $a))ftma]^I gu be[d^ü|en.
2Bä]^renb nun einerfeitS SRobert feine groberungen
auf bem Qfeftlanbe fortfejte unb DoEenbete unb Don
$apft ©regor VU. aud^ mit bem ©ebiet Don 93ene«
Dent, ol&ne bie ©tabt, im 3. 1080 belel^nt mürbe,
eroberte anbcrerfeitS fein Sruber Stoger (1061 bi§
1090) bie 3nfel ©iälicn, bcfam Don feinem SSruber
Stöbert 1062 l^ialb ßalabrien, lic6 fid^ Don «ßapft
^lejanber IL im 3. 1063 bamit belel^nen unb
mürbe 1098 Don ^apft Urban II. jum apoftoli«
fd^en fiegaten Don ©icilien ernannt, ein $riDi»
(cgium, meld^eS bie §errfd^er ©icilienS immer mel^r
auS^ubel^nen fud^ten, nic^t ol^ne mit bem römifd^en
©tul^Ie in Diclfad^en Streit ju geratl^en (f. b.
art. Monarchia Sicula Vm, 1768 f.). Sto-
bert n., Don $apft ^onoriuS II. im 3. 1128 mit
Julien unb Salabrten belehnt, erl^ieltDom ©egen«
pafft anacict H. baS 3ugeftänbni| beS 2:iteI8
eines „ffönigS Don ©icilien" unb bie Selel^nung
mit bem Qfürftenil^um ßapua unb bem Öerjog«
tbum9teapel(1180); 1137 aber Derlor er beina|e
ancS mieber auf bem feften Sanbe an ftaifcr 8o»
tl^ar II. unb ^apft 3nnocenä II. 9Son le^tercm
mürbe er auf bem Sateranconcil 1139 als ber Dor»
jüglid^fte Seförberer beS ©d^iSmaS eicommunicirt,
jebod^ balb barauf mieber loSgefprod^en, mcU er
83 92ea))oa8. 84
bog Sd^idmo aufgab unb 3nnocen} n. als red^t- erlief il^m ben 3in8 unb bel^iett ftd^ 6Io| bie
mögigem $ap{ie l^ulbigte. S)iefer Belel^nte t|n Sntrid^tung beS 3^^terS (chinea) Dor (^efele*
nun mit @idUen als Aönigteid^, fomie mit bem ^etgenrdtl^er, &onc."®e{d^. IX, 561). Slad^"
C^er)ogt^um spulten unb Solabrien unb (nxä^ mit bem infolge bed fpanifd^en @rbfoIge!iiege8 92eo))eI
bem ^er^ogt^um Copua. 9{ad^bem SRoger baS unb balb aud^ @tcilien hn 3. 1713 an Oefter-
^er}og1J^um 9tea))el jid^ unterworfen unb aud^ reid^ unb 1735 on ben ©ol^n bed AönigS ^ffi*
ba)u nod^ baS Sanb ber SRarfen genommen l^tte, Ixpp Y. Don BpaxAtn, ftarl m., gelommen,
mürbe fein 9tad^foIger, SBiD^elm L ber Söfe, Don regierte biefer nod^ ben bamafö allgemein gelten-
$a))ft ^abrian IV. im 3. 1156 aud^ mit bem ben Stegein eines aufgeHörten S)ef))oti8mud bis
^ergog^um Steapel unb bem ÜJlarfenlanbe be> 1759, mo er feinem 99ruber gferbinanb n. auf
lel^nt. Sr leiftete ben Sib als ligifd^er SSafoK beS bem f))anifd^en Sl^rone folgte unb feinem britten
römifd^en ©tul^IeS, tote äloger n., unb oerpflid^» Sol^ne baS A5nigreid^ 9tea))el unb Sicüien mit
tete fi^ }ur iö^rlid^en Sntrid^tung eineS meinen ooQer Souoerönitöt fär ftd^ unb feine 9lad^!om"
3eUerS, fomie eines XributeS oon 600 ©olbgulben. men überlief, g^ütbiefen, ber ftd^ oon 1815 an
^uf biefe SBeife entftanb unb entmidfelte ftd^ bie t$ferbinanb L, ,,ffönig beiber SicUien" nannte,
Oberlel^enSl^errKd^feit beS apoftolifd^en Stitl^IeS regierte, ba er beim ^Regierungsantritt erfi neun
über 3ltaptl unb Sicilien, moran berfelbe fortan ätal^re alt mar, lange 3cit ber mit ben frangöfifd^
als an einem il^m guftel^enben 9ted^te feftl^ielt 3u» SncQfIo)}abiften befreunbete Staatsmann Xanucci
gleid^ mürben bem ^apfte bie JKrd^enoifttation, bie (f. b. Slrt.). Unter biefem gemalttl^ätigen ÜRinifkr
@enbung oon Segaten unb bie Slnnal^me Don Slp- fanb 1767 bie graufame Vertreibung ber 3efuiten
peQationen ffir bie feftlönbifd^en 99e{t^ungen beS ftatt; au^erbem ging man an eine funbamentale
AönigS als Siedete Derbrieft; für @icilien maren 3^törung ber tird^Iid^en Orbnung unb 2(unS-
aber, nad^ bem ^riDileg UrbanS 11., biefe SRed^te biction. 9{atürlid^ mu|teau(^ bie päjpftUd^e Ober»
Sef^rönfungen untertoorfen unb namentUd^ Don lel^enSl^errlid^feit faOen als mittelalterlid^ P^P
ber föniglid^en 3uftimmung abl^dngig gemad^t ; lid^e Slnmagung, mie man bamalS alle (»äpftlid^
aud^ marb bie gfreibeit ber canonifd^en äBal^l Siedete ju benennen beliebte. @d^on im 3. 1777
jugefid^ert, bie in @icilien ber föniglid^en 93e« lie| ber ftönig bei ber Uebergabe beS 3(lterS et-
ftdtigung unterliegen f oKte. Hören, bag fie blo^ auS SSerel^rung gegen bie 1^-
Obfd^on Selben beS ^eiligen ©tul^IeS, mürbe bie« (igen 9))ofteI gefd^el^e; im 3. 1788 unterblieb bie
feS ffönigreid^, mie unter bem normannijd^en, fo Uebergabe ganj. 3tt)ei Saläre fpöter DergH(^ man
aud^ unter ber fiaufifd^en (1194 — 1266) unb bann fid^ gmifd^en 9^om unb 9leapel bal^, baj bie
ber fran5öjtfd^en^errfd^aft(1266— 1442) meiftenS Uebergabe beS 3eUerS aufhören unb ber Mnig
befiiotifd^ regiert unb gerfiel gule^t (feit 1282) in nid^t mel^r VafaS beS apoftolifd^en @tu^IeS fein
bie Seid^e Sleaf el unb ©icüien. 3n lejterem SReid^e folle, nur feien bei iebem Sl^ronmed^fel 500000
maren bie Sifd^öfe in brüdfenber ^bl^dngigfeit 2)ucati gu entrid^ten. SBie na(^ bem Sturge 9{a-
Dom ^ofe, faft ieoer gfreil^eit beraubt unb fd^mer poleonS bie miebereingefe|ten italienifd^en ^üx»
mit abgaben belaftet. 3lu^ nad^bem 92eapel gang ften im SSerein mit bem l^eiligen Stul^Ie bie fird^
unter aragonifdbe ^errfd^aft gef ommen (feit 1442), lid^n SSerl^öItniff e il^rer Staaten mieber gu orbnen
mürbe giemlid^ befpotif d^ regiert, ben köpften Diele fugten, f o aud^ ber Aönig Don IReapel burd^ baS
3ugeftönbniffe abgepreßt, baS fird^lid^e Seben mit Concorbat Dom 3a]^re 1818 (f. b. ^rt. Soncorbate
eifemer gfauft niebergel^alten. 2)ie| mar befonberS Ul, 835, mo ber ^n^ali beSfelben !urg angegeben
ber SfaS unter ftönig SUfonS Don ^tapzl (geft. ift). @o fel^r ben eblen $iuS vn. baS Srgebni^
1458), ber untauglid^e unb unmürbige ^erfonen biefer 93ereinbarung freuen mu^te, fo tief betrübte
gu Sifd^öfen ernannte unb in b^ftigen @treit mit i^n, neben ber Slufred^tl^altung ber Monarohia
bem ^apft geriet)^. 9US jHn 93aftarbfo^n ^erbi- Sicula unb beS alten @taatSabfoIutiSmuS in
nanb ben Zitron befteigen mollte, erfannte il^n jKrd^enfad^en, bie bel^arrlid^e SSermeigerung btt
Sapft Sali^ in. nid^t an, erflärte Dielmel^r baS ^nertennung beS alten Sel^enSDerbanbeS. 9tad^bem
mnigreid^ für gurüdgef aUen an bie römif d^e ffird^e. t^rang n. im 3. 1 860 burd^ f droben Verrat)^ fein
(Snblid^ anerfannt, mu|te gferbinanb ftd^ Derpfii^» Sonb an bie piemonteftf d^en Jcird^enf einbe Derloren,
ten, ben 3inS gu gal^Ien unb bie pöpftlid^en Siedete ift jebe Hoffnung auf Sßiebereinfe^ung in ben Dori-
anguerfennen, maS er aber haß) mieber Dermeigerte. gen @tanb mol^I für immer gefd^munben. [9te]^er.J
Sud^ in ©icilien ermirlte ^ferbinanb ber ftatl^o- ^^ityolis, ein im SUtertl^um l^öuftg Dorfom«
üfd^e fel^r fd^mer bie 3nDeftitur Dom $ap[t (1479) menber ©töbtename, bebeutet apg. 16, 11 eine im
unb mugte geloben, 8000 Ungen ®oIb jöl^rlid^en el^emaligen Xl^racien ober bem fpötemMacedonia
3inS, attebrei3abre einen meinen 3ritcr unb gum adjecta am ftr^monifd^en SKeerbufen, ber 3nfel
antritt jebeSmal 50000 S)ucaten, für ben ^eg ^l^afuS gegenüber liegenbe ^afenftabt (Strabo 7,
aber 300 SReiter gu ftcUen. ©a biefer Sribut p.330,32).93ei®rie(|enunbSRömemift9lea})ottS,
iebod^ bel^anßd^ Denoeigert mürbe, ertl^eilte ber DoOftönbiger Flavia Neapolis, bie ftetige 93egeid^
Sßapft in bem gmifd^en ßlemenS VII. unb ftaifer nung für bie ©amaritanerftabt ©id^cm (f. b. Srt),
j?arl V. 1529 gu Barcelona gefc^Ioffenen t^rie« fo bag ber an il^rer ©teile liegenbe Ort no^l^eute
ben bem ftaifer eine neue 3nDeftitur für 5Reapcl, ben 9lamen 9labIuS fül^rt. [ftuulen.]
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yitiaf^a^ — 9letfam.
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|bf«9«| (mia). im 9. %. einer ber ©ö^en,
taäft um ben in $aIft{Hna angefiebetten Slff^rem
mdgct ttmtben (4 ftön. 17, 31). Ueber bie Snbi»
otaamftt bedfclben ift nid^tö befonnt. [jf oulen.]
fUto Cias), im 9L X. 1. Ortsname: a. ein
|B bcn Gebirge Sborim gel^briger Serg, meld^er
dam 22 km 5flli^ bon ber 9{orbf))i^ be§ tobten
KceccS Ueg^ 2)erfelbe fietgt t)on Often l^er nur
goü) oBmaiig an, f[ür)t ober nad^ SQBeften {teil in
Me Xiefe ab, unb ha er mtd^ im 92orben unb @üben
m ticfcin0ef<!^ttenen Xb^Iem umgeben iß, fo
condgüc^t er eine {old^e Sludfid^t tt>ie nad^ Seut.
H 1—3 OlofeS Dor feinem Xobe gemöl^rt nmrbe;
bei flarem IBetter reU^t no(^ l^eute ber 93Udf bis
poB (Sormd, S^nmsm, Xobor unb ben ©ebirgen
m OPiorbonlonbe. — b. eine alte @tabt am
Sil bicfefi Serged, loeld^e bei ber Sroberung beS
OfHorbonlanbeS bem Stamme Stuben gugetl^eilt
mbe nnb fonfl 9{abo genannt mirb (1 $ar. 5, 8).
— 2. ^crfonenname eined ber @tamme§]^öu))ter,
wdäft mit 3o^^M <tud i>(^ ©efan^^fd^aft
psndrc^rien (1 SSbr. 2, 29; 10, 43. 2 ßsbr.
7, 8S). [ftoulen.]
Ibtrifm^, f. Antonius t)on Sebrija.
fUtwoiH^OT, f. 9tabud^obono{or.
9b#M (nsa, LXX Nexaci^), im «. X. ein
ögoptifc^ IMnig, ber erfte $]^arao, meldten bie
läige €d^rift mit feinem Eigennamen einfül^rt
(4 ftte. 23, 29). es ift nid^t 9ted^ao I. gemeint,
ha pa 3eü be9 Set^iopierd Xirl^ofa Aönig Don
6aif tmb SRempl^iS mar, fonbem 9ted^oo n., ber
6o^$fammftid^IL, ber Äönig über gon^Sleg^p«
tu gitr 3tit 9{abo))oIaffarg mar. Sr gel^örte ber
27. fottifi^ Stinaftie afö 5. ober 6. ffönig an
nb regierte nad^ ^erobot, mie nad^ ben SDen!»
Boloi, 16 3al&re (Her. 2, 159). gr mar ein
tniteniebineiü)er ®eift, benn er oerfud^te Don 92euem,
bm %I burd^ einen ftanal mit bem rotl^en SReer
ja oerbinben, unb mürbe biefen SBaffermeg l^er«
gebellt ^btn, menn ntd^t politifd^e Stüdfftd^ten il^n
beiDogen ^tten, Dor ber SfertigfteKung baDon ab'
plofkn. Um aber gleid^mol^I bie 3tegt)pter 5U einer
reefo^renben Station ^u erl^eben, Iie| er burd^ p^b^
nid^ @eeleute ^frifa umfd^iffen unb jo bem
d^tifd^ ^onbel bie fünftigen SBege geigen. SRit
beifeCben fü^nen Sered^nung l^ielt er, mäl^renb
5taiN)poIaffar üon Sab^Ionien im Sunbe mit S^a»
rorcS Don ^ebien Dor StineDel^ lag unb betbe bie
tfl^crrfc^ft Sffpriend ju ftür^en fud^ten, bie 3^it
fnr gefommen^ f\ä) toieber in ben 93efiJ ber jwi»
\äfm bem 9KI unb bem €up]^rat gelegenen £änber
jn fe|en, meldte Segppten an ^ffprien verloren
^otte. 3m 0rü]^)a]^r 608, ^mei ^af)xt nad^ feiner
X^nmbeßeigung, Derlie^ er mit feinem ^eere ben
ät^^fyn Soben unb überfd^ritt bie ©renken
$&i^§. ^ier regierte bamalS ber energifd^e SoftoS,
ber an Stelle ber jufammenbred^enben affqrifd^en
Sttd^ nid^t eine neue SBeltmad^t unb einen ge»
{i|cfi4en 92od^bar in Siegqpten erftel^en feigen
Mite. S)aber ßeSte er ft^ bem l^eranjiel^enben
Vtaroü bei Wagebbo (f- ^- ^^0 entgegen unb
fud^te il^m ben 9Beg 5U verlegen. 92ed^ao moOte
einen 3uf ammenflol bermeiben, meil er feine Streit«
fröfte für meitergel^enbe Untemel^mungen auf fparen
mugte, unb lief bal^er 3oPa8 ermahnen, er foSe
il^m freien SDurd^jug gemöl^ren. SDiefer meigerte
fid^, nad^^ugeben; tro^bem !am eS nid^t jumffampf ,
meil äo^aS no^ t)or bem erften 3ufammenfto|
burd^ ben $feil eineg ögpptifd^en 93ogenf(^ü^en
pel. SBöl^renb er beftattet mürbe, 50g 5Red^ao wei-
ter unb gelangte bis nad^ Cl^arcamiS am @u))brat.
Obmol^I er feinen SBiberftanb fanb, fül^Ite er fld^
bod^ nid^t ftarf genug, in SKefopotamien einzu-
fallen, fonbem fe|rte um, obne einen entfd^eiben«
ben grfolg errungen ju l^ben. Snjmifd^en batten
bie Suben 3ofw8' @o^n Soad^aj auf bcn Xl^ron
erhoben unb bamittl^atföd^Ud^bie^lid^tanerfennung
ber ög^ptifd^en Ober^o^eit auSgefprod^en. 9{I§
bal^r ba§ ög^ptifd^e $cer mieber nad^ 3uba ge-
fommen mar, befal^I IRed^ao bem neuen ff önige,
ju ibm nad^ älebia ju fommen. Heg i^n bafelbft
in ftetten merfen unb nal^m ibn mit nad^ SegQp«
ten, mo er balb ftarb. ^n feiner Statt ernannte
9led^ao Soad^aj' öttem Sruber Sliadm unter bem
9{amen Soafim ^um SSafadenfönig oon 3uba.
SBäbrenb beffen mar 92ineDe]^ gefallen, unb IKabo-
polaffar, ber nunmel^r feine Streitfröfte mieber
frei batte, moHte ben SSormarfd^ ber Seg^pter
nid^t rubig l^innel^men unb rüftete ftd^ inm 3uge
gegen Slegppten. 9uf bie 9{ad^rid^t l^ierDon eilte
9ted^ao mit einem großen $eere gum Supl^rat,
um bie Sefi^ungen in Sl^en p bel^aupten. 3n ber
erften Sd^Iad^t jebod^ marb 92ed^ao gefd^Iagen,
mu|te Serien ben Sab^Ioniem überlaffen unb gog
ftd^ eilig in fein Sanb jurüdf. 2)er bab^Ionifi^e
ftönig fanbte ibm feinen Sol^n 9labud^obonofor
nad^, unb biefer ftanb fd^on an ber ögQptifd^en
©rense, ald er bie 9tad^rid^t üon IRabopoIaffarg
Xob erl^ielt. 3efet 50g er öor, mit 5Red^ao grieben
5U f daliegen; ^reiS biefcS QfriebenS mar ber Ser«
luft fämmtlid^cr ägi)ptifd^en Scftjungen in 3lfien,
meldte anSab^Ionien fielen. Seit biefer Seit fonnte
5^cd^ao ftd^ an ben SBelibegebenl^eiten nid^t me^r
betbeiligen unb mugte fid^ begnügen, in feinem
ßanbe bie Regierung meiterjufübren. (5}gl.4ftön.
23, 29 bi§ 24, 7. 2 $ar. 35, 20 biS 36, 4. 3er.
22, 11 f.; 46, 1 ff. 65. 19, 3 f.; Herod. 2,
158. 159; Jos. Antiqq. 10, 5 et 6; Xiele, fBaht)U
affpr. ©efd^. 406 ff.; ffiiebemann, 3leg^pt. ©efc^.,
©otba 1884, 625 ff.) [ftaulen.]
"^tAam (9iequam, 5Ked^am), 9l(e|anber, re«
gulirtcr ßanonifer, Siebter unb Sd^riftfteKer, geb.
1157 ju §artfort in ßnglanb, marb in bem eng«
lifd^en ftlofter St. Sllban erlogen, trat fobann in
$art8 als fie^rer auf, feierte fpätcr nad^ gnglanb
jurüd unb ftarb al§ ^ropft ber ^^ox^txxm 5U
gjetcr 1215. ßr mad^te ficb früb al§ Sd^rift«
fteüer, namentlid^ aud^ al§ ©id^ter bemerfUd^.
Unter feinen Sd^riftcn ift mol^I biejenige bie be»
beutenbfte, meldte ben Xitel De naturis rerum
trägt. e§ ift eine ^rt SRcalenc^flopäbic; pe toarb
berauSgegebcn oon Xb. 9Brig||t, Sonbon 1863.
87
Slecrologien.
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aiejanber, ber einen SlnfKug öon ©pftemotif jeigt,
la|t bte Steil^enfolge ber ©egenftönbe nod^' ben
il^nen ju ©runbe liegenben Elementen auftreten.
3uerji ^aubelt er öon bem ^immel unb ben ®e«
ftimen, bann öon ber Suf t unb il&ren Seiool&nem,
bann Don bem äBaffer unb feinen ^robucten, enb-
Ud^ Don ber Srbe unb bem, maS auf tl^r Dorfommt.
§ür bie gförberung ber SBiffenf d^aften — ber Sep-
tem artes — tritt er ebenfo marm ein, toit er
gegen ben Wi^raud^ berfeßen mamt. @r liefert
in feinem Sud^ ein tntereffonteö Süb feiner S^xi
unb il^reS SreiBenS auf ben üerfd^iebenen ©ebieten
ber SBiffenfdftaft unb ihinft. (Sgl Fabricius-
Mansi I, 62 sq. ; Hist. Htter. de la France
XVm, Paris 1835, 521-523.) [95ad&.]
^bcrobgiett, Xobtenbüd^er, l^ei^en im engem
©inn offirieüe SSei^eid^niffe öon öerftorbenen SKit«
gliebem, SBol^Itl^ätem unb Qfreunben einer geift-
lid&en ©emeinfd^aft («(öfter, ga})itel, ^fanei),
meldte nad^ bem ^obeStag berSetreffenben lalen-
barifd^ }ufammengeftent unb baju Beftimmt finb,
im Sl^or Dorgelefen }u toerben unb ben an bem
betreffenben Xag Serfiorbenen bad gemeinfame
®ebet jujutoenben. @d^on auS biefer Definition
bürfte ^d^ ergeben, ba| fold^e XobtenUften Dor«
nel^mlid^ in flöfterlid^en ©enoffenfd^aften ange*
fertigt mürben, ba| fte pd^ nur aOmöIig aus»
bilben fonnten, unb ba^ il^re Sntftel^ung P($ fomit
geitlid^ nid^t genau fefl^eUen lä^t. Següglid^ ber
Srt ber Sntftel^ung finb bie ^nfid^ten gmar Der*
fd^ieben, bod^ erfd^int ed naturgemög, ba| in bie
fird^Iid^en Aalenbarien unb SRart^roIogien necro-
logifd^e Eintragungen gemad^t mürben, meldte
fi^ nad^ unb nad^ fo fe^r Dermel^rten, bag fie aI3
eigene officieOe Siften Don jenen abgefonbert mer»
ben mußten. 2)ie älteften d^riftlid^en Socumente
be}eugen auf d Sefttmmtefte bie Zl^tfad^e, ba| bie
(S^riften Don Slnfang an bie 34)bedtage ber ÜJlar-
t^rer unb anberer ^eiligen gum 3tt)edf ber gotted«
bienftlid^en gfeier aufgeid^neten, unb jmar mu|te
bieg felbftDerftönblid^ nad^ Orbnung beS römifd^en
ffalenberS gefd^el^en. @o entftanben frül^ijeitig
ftalenbarien unb SRart^roIogien einzelner Jhrd^,
meldte regelmögig ben Derfd^iebenen liturgifd^
Sudlern, namentlid^ ben @acramentarien, Doran»
gefieKt mürben. 3n biefe jlalenbarien unb 9Jlar*
t^rologien mürben aber au(^ frül^seitig Don ben
betreffenben (Seiftlid^en bie 3j)be8tage l^erDor»
ragenber SOtänner, Sifd^öfe, SRegcnten, SBol^I«
t^öter^ fomie aud^ tl^eurer ^ngel^örigen eingetra-
gen, tl^eilS um fte ber Sergeffen^eit ju entreißen,
tl^eild um il^nen ein pietötDoÜeS 9nbenfen beim
@ottedbienft gu fidlem. S)iefeXobtennoti5enmaren
auf önglid^ felbfhebenb nid^t officieQ, b. 1^. gef d^l^en
nid^t Don ^mtS megen, fonbem l^atten lebiglid^
))riDaten SJ^rafter. 2)ie ölteften befannt gemorbe«
neu berartigen 9lotigen flammen au8 bem 7. Sal^r»
l^unbert 91S fobonn namentlid^ bie )og. Sal^rtagS«
ftiftungen l^äufiger mürben, maS befonberd feit
Sudgang beS 8. ^Q^tj^unbertS gefd^l^, mar bereu
9(u^eid^nung gur $flid^t gemorben, unb aud^ für
fte fanb fid^ bie paffenbfte @teEe in ben ftolen-
barien unb ÜJlart^roIogien. 2)iefe erften necro«
logifd^en ^lufjeid^nungen erl^ielten Mtemotifd^
tJförberung unb SRel^rung burd^ bie Sutmidtlung
ber Höfterlid^en ©ebetSDerbrüberungen. SBie man
fid^ im Seben in bag ©ebet ber üöfierlid^en ®e-
noff enfd^af ten em|)fa]^I, f o a fortiori au(^ für ben
gfafl be§ tobeS. Stugerbem l^atte man aud^ ber
Derftorbenen SRitglieber bed eigenen fflofterS, f o«
mie ber mit il^m Derbrüberten ©enoffenfd^aften
gu gebenfen. 2)iefe commemoratio defünctonun
fanb gemöl^nltd^ im Sapitel ftatt, b. ^. in ber tag*'
lid^en SSerfammlung beS ffloftercouDentS nac^ ber
^m ober Xer^, unb f d^Iog ftd^ an bie SSerlefung
bed ÜJlartQroIogiumS an. äBann bie Serlefung ber
9tecroIogien in ben Sapiteln üblid^ mürbe, Ift^
fid^ nid^t genau feftftellen; fidler fd^eint nur }u fein,
ba| fie nid^t Don Anfang an ftattfanb, fonbem
nad^ unb nad^ an bie SSerlefung beS SRart^ro«
logiumS fid^ anfd^Io|. ©egen Snbe bed 9. unb
Anfang bed 10. Sa^rl^unbertS bfirfte bieg burd^
gefül^rt gemef en fein. 2)ie necrologif d^en Su^eidl»
nungen mürben mit ber 3^/ toie iene in bm
libris yitae, immer jal^Ireid^, fo ba| ber Staum
be§ ÜJlart^roIogiumS ober ftaienbariumS nid^t
mel^r auSreid^te. 2)ie ^amm ber derftorbenen
mugtm fomit in eigme Sbt^eilungm Dermiefen
merben, b. 1^. biefe SSergeid^niffe mürben oIS felbft-
ftänbig auSgef d^iebm unb alS offideKe 92e€rologien
meitergefül^rt. Sinm Harm SemeiS für biefe oB«
mälige SntmidFIung l^abm mir in benfmigm iltao*
logim, bie nod^ mit ben9)}artQroIogim }ufammen«
gefd^riebm ftnb, mie 5. 9. in bem ber Samberger
©omfird^e (f. ^ifl. Sa^rbud^ VIH [18871 479 ff.),
es ifl f elbftDerflänblid^ , bag biefe 9{eaoIogien,
mie fie fid^ in ben ftlöftem, Stiften unb Sononi-
caten audbilbeten, aud^ l^ier am reid^l^attigßen utü)
umfangreid^fien maren; la fte tragen bis etmo in'S
11. Sal^rl^imbert gerabeju intemationalm S)^»
ralter. @o !ann g. 99. ein 9leaoIogium etneS beut«
fd^en JnofierS fran^öftfd^e, mglifd^e^ fpanifd^e intb
italimifd^e 9lamen aufmeifm; Dor Mem gilt bieg
Don ben eiflercimfer» uttb ftartl^öufer-ftldftem.
©pötere 92ecroIogim, nammtlid^ Dom 14. ^dfyc»
l^unbert abmörts, entl^Um meifienS tmr mel^
yiamtti aus nöd^fter 9{ad^barfd^aft; gan^ befonberS
ift bieg ber t$fall bei ben Dleaologien ber $farr-
fird^m, fär meldte )uerfl Don ben ^riefterconfra«
temitöten eigene 9{eaoIogim mit localem ®^a«
rafter angelegt mürben. SDie Aloftemecrologien
bilbm übrigmS fein 9ud^ für ftd^, fonbem ftnb
meifi mit bem SRart^roIogium unb ber OrbenS«
regel )ufammengebunbm unb btibm bamit ben
fog. über capitularis, in meld^em nac^ Köfler«
Ii(|er Suffaffung bie triumpl^irenbe (SKart^ro-
logium), bie fheitenbe (OrbenSregel) unb bie lei*
benbe (3tecrologium) ftirt^ f^mbolifirt mar. 3}on
ben ölteften 9leaoIogien, auS bem 9. unb 10. 3a^r«
l^unbert, l^ben ftd^ nur fel^r menige erlitten unb
gmar auS bem einfad^en ©mnb, meil biefe Ser«
Seid^ffe nad^ einiger S^it überfüHt unb bann in
89
9l'e€tQriu8^ ^atriord^ Don Sonftontinopel.
90
um Xccenfum angefertigt toerben tnu|ten^ tt)o»
tafff^ boS olte Sseniplot fiberflüffig tourbe unb
wiKta ging.
Sie Smträge in bie 9teaoIogien {inb üBerouS
aa^oä^ : blo^ 9tanien mit bem Setfa^ obiit, l^öd^*
ptal niK^ eine hn^e Angabe beS geiftlic^en ober
wdS&dfm 6tonbeS. Snfänglid^ maren bie SSer*
in^niffe in trier Spalten aetl^eilt, moDon bie erfte
Me Vänä^ beS eigenen JrlofierS, bie gmeite bie
SitgfidM: bcr eonfrotemitftt, bie britte bie Biotinen
n^ bie otfcie bie Saien entl^ielt. Später fiel biefe
64o6üme meg. unb ber Stonb mürbe nad^ bem
ktccffenben Ütamen nur hir| angemerft, 5. 99.
•bb. = abbasy abb* = abbatissa, m. = mo-
■aehnSy m* = monaeha, can. = canonicus,
eatt^ = eanonica, fr. = frater, h. m. =
kugus monaaterii, n. c. = nostrae congregat.
obar Bootri conventuB, cfr. = confrater, cv.
= ecniTeraiiSy cv» = conversa, eps. = epi-
•eqpoBy dec. = decanos, pbr. = presbyter,
pM». = plebanuB, cap. = capellanus, sac.
= laocrdos, diac. = diaconus, acc. = aco-
Ijrihiis, p. = pater, ppos. = praepositus,
pr. = praebenda; cobl = comes, com* =
eoodtissa, L = laicus, 1* = laica etc. 3^'
jhai finben ftd^ mand^al aud^ frembartige
GidBüge^ 3. 9. übet ffird^en- unb tutartoeil^e,
Icßinite Scfle an ber betreffenben JKrd^e, über
IbBofen^ienben 2c, aUein l^ier geigen fld^ fd^on
Me n^ctgSnge )u ben ^uniüerfarien. Seiber ^nb
bie StntroQungen nid^t immer Derla^Iid^^ b. 1^. fie
pmmm nid^t immer mit bem toirüid^en ^obed»
tag ba betreffenben ^ßerfon. 92id^t feiten fmb bie
fioKB einen Xag frül^er ober fpäter angefe^t, ja
oft fogar um eine 3Bod^ unb felbft einen ÜJionat
ab nodb mel^r berrüdt, offenbar burd^ bie @d^ulb
der 9bf4|retber.
Serf d^ieben Don ben 92eaoIogien, aber au§ il^nen
^emorgegangen fmb bie ^nntDerfarien« ober @eel'
bni^, Ser^eid^iffe oon eigentlid^en 3al^rtag§«
THftongen. @d^on friil^e, nad^tt)ei§Ud^ fett bem
8. 3abr^unbert^ fam bie @itte auf, aud^ für ürd^»
lidjit SSürbenträger unb ^erDonagenbe SBol^Itl^äter
OB i^rrm ja^Iid^ ^obeStog in ber betreffenben
ffird^ itiiibt nur im Sl^or p beten, fonbem einen
eigenes äa^ag 5U begel^en, ber barin beftanb,
ba| an ber Sigil bie XobtenDefper gebetet, am
Xog felbp bie l^eilige 9Reffe für ben SSerftorbenen
gcfmigen unb eine $roceffton ju feinem ©rabe ge»
boiten nmrbe. Solche Sal^rtage tourben in 93älbe
aiib für onbere $erfonen geftiftet burd^ lieber»
iBeifnag einer befKmmten®eIbfumme, berSdrög»
lim erne§ ©runbpdfö, eines SEBalbeS, nuparer
Sed^ n. bgL Um bie Sb^altung für bie 3u^nf t
fi4ä|Bfienen, mad^ten bie Stifter bie ^lofter«
oge^gen felbfl, fomie bie ^rmen ju Sluffel^m
bttadb, baB erfleren am betreffenben Sol^rtag ein
te^eic^ fBlaffi, lederen aber beftimmte ^Imofen
ubni^t merben f oEten. 9u^erbem mürben nid^t
idlai an4 bie@ebuJ^ren für bie ßin^elnen 00m Sele>
kos an bt§ gnm Calcanten feftgefteOt, fa fogor
bie^al^I ber Sid^ter teftamentarifd^ beftimmt. 2)iefe
äal^rtogSftiftungen mußten felbftoerftönblid^ genau
Derjeid^net merben, unb l^ierfür fanb ftd^ anfönglid^
ber paffenbfte $Ia^ in ben 9tecrologien. Sfö aber
einerfeitd bie 3abttag§ftiftungen unb anbererfeitS
bie einzelnen Seftimmungen für biejelben fid^ f ort-
möl^renb meierten, tonnten bie ol^nebin mit Ißamen
überlafteten IRecroIogien fie nid^t me^r tootH foffen,
unb fo entflanben l^ierfür feit bem 12. Sal^rl^unbert
eigene SSerjeid^niffe, bie 3lnniöerfarien« ober ©eel»
büd^er. 3|re Doue 9lu§bilbung fanben le^tere erft
feit bem 14. ^al^rl^unbert^ namentlid^ an ben bi«
f d^öf Hd^en ftird^en. SS geben nömlid^ bie betreffen-
ben Sergeid^niff e nid^t blo| an, auS meldten SRitteln
ber äa^rtag gel^alten merben muffe, fonbem jäl^*
len aud^ betaiHirt auf, mie berfelbe gu feiern, unb
mie bad l^ierju beftimmte Sinfonraien, bie ^rä*
benbe, }u öert^eilen fei. ®ie Stnniöerfarien- ober
Seelbüd^er finb fomit im 12. ^al^rl^unbert aug ben
^{eaologien l^erDorgegangen, il^rem SBefen naä)
Don legieren aber Derfd^ieben. S)aS 9teaoIogium
biente gum Sl^orgebet unb mar ein Seftanbtl^eil
beS SreoierS (ber $rim); baS 9nniDerfarienbud^
bagegen gel^ört in bie Sacriftei, benn eS gibt^ln*
leitung, mie an ben betreffenben Sagen ber ©otteS*
bienft für bie SSerftorbenen gel^alten merben foD.
2)em entfprid^t ie^t bie fird^U^e SSorfd^rift, ba|
in ieber Sacriftei ein $er}eid^ni| ber an ber ftird^e
beftel^enben Stiftungen ftd^tbar aufgel^öngt fein
mu^. (93gl. Mon. Germ. lust. Necrologia 0er-
maniae I et IE ; SBattenbad^, 2)eutfd^Ianbd @e-
d^id^tSqueOen Seil. I; £. Saumann, Serid^t über
d^mäb. Xobtenbüd^er, bejm. lieber bie lobten-
md^er ber SiStl^ümer StugSburg, Sonftan^ unb
gur, im 91. ?lrd^iö ber ®ef. für ältere bcutfd^e ®e.
fd&id^tSfunbe VII [1882], 21 ff. Vni [1883],
427 ff. unb Xm [1888], 411 ff.; Dr. % gbner,
3)ie flöfterlid^en ®ebet§«SBerbrüberungcn bi§ jum
Ausgange bc§ farolingifd^en ScitalterS, SegcnSb.
1890, 130 ff.) [ffnöpfler.]
^eäatius^ erfter ^atriard^ öon gonftanti-
nopel, gebürtig au§ 2:arfu8 in ßilicien, Senator
unb Stabtprötor ju ßonftantinopel, beftieg nad^
ber ^bbonfung ®regor§ üon ^Kajianj ben bifd^öf«
lid^en Stul^I biefer Stabt. S)er 6Ieru8 unb baS
SSoIf l^atten ibn al§ ibrcn Dberl^irten »erlangt;
bie bei ber erften allgemeinen Spnobe oon Kon»
ftantinopel anmefenben Sifd^öfe, 150 an ber Sö^l
unb ber ftaifer 3:i^eobofm8 mifligten in bief e§ S3cr=
langen ein. Salb borauf »erliefen bie SSäter ber-
felben Si)nobe bem bifd^öflid^en Stul^l üon 6on*
ftantinopel ben erften SRang nad^ bem römifc^en
unb erfannten il^m bie SBürbe eine§ ^atriard^al»
ft^ed 5U (can. 8). 2)ie^ alle§ gefd^a^ nod^ Dor
»eginn beS SKonatS 9luguft im 3. 381 (Socrat.
H. E. 5 , 8 ; Theodoret. H. E. 5 , 9 ; Cod.
Theodos. 1. 16, tit. 1, leg. 3). SojomenuS er=
jäl^lt in feiner ftird^engefd^id^te (7, 8), bafe 9lec»
tariuS bi§ ju feiner grl^ebung auf ben ^atriard^al-
ftul^l Aate^umen gemefen fei, unb berid^tet ton
au^erorbentlid^en Umftänben, meldte bie SBabl
91
SlectoriuS, gried^. ^atriard^ öon Scrufalem — 9le]^emla8.
92
begleitet unb gered^tf ertigt l^ötten ; femer ertDö^nt
er (7, 12) in Uebereinftimmung mit ©ocrateö
(5, 10) bie qII}u groge IRad^giebigfeit bed 9tec-
tariud gegen bie 9tot)Qti(mer. SQein boS Srfiere
er^öl^It @o5omenu8 nur Dom ^drenfagen. unb in
93etreff bed le^tem fünftes mögen beibe ©efd^id^t»
fd^reiber, teeld^e, toit befannt, ben ^totmtianem
geneigt waren, 9?ectariu8^ Slad^giebigleit mi^r-
{tonben unb ju il^ren ©unjten ilbertrieben l^oben.
2)qS äBal^re ift, bo^ 9lectariu3, ofö ein bef d^eibener,
mögiger unb Huger ÜRonn allgemein befannt, bei
bem Aam|)fe n)iberf))red^enber Parteien, weld^
ber Mfttge ©regor bon Ißagians auSweid^en gu
mäffen glaubte, am geeignetften {d^ien, bie ftird^e
öon ©or^antinopel ju leiten (Socrat. 5, 8). gut»
f d^iebenen SKännem mag er freilid^ burd^ feine jmar
gut gemeinte, aber }u meit gel^enbe 92ad^fid^t 3lnla|
5ur Ungufriebenl^eit gegeben l^aben, Wie bie| na-
mentlidl @$regor t)on92asian} beflagt (Epist. 202,
Migne, PP. gr. XXXVII, 167). UebrigenS be-
rid^tet unS bie ©efd^id^te nur SBenigeS ton ber SBirl»
famfeit beS 9lectariu8. 9lm befannieften ift baS gr»
eigni^, weli^ed )ur Slufl^ebung be§ 9mte§ ber 99ug-
priefter aSeranlaffung gab (f. b. «rt. Scid^teH, 230,
unb ^xanl, S)ie t)er]^ängni|t)oIle Setd^ gu Son»
ftanttnopel, in ber I^eoLDuartalfd^r., Xüb. 1867,
529 ff.). 5Rad^ «ngabe »alfamonS (Hard. 1, 955)
foD unter 9tectariu8 ju Sonftantinopel im 3. 394
eine gro^e @Qnobe gel^alten werben fein, auf wel»
d^er befd^Ioffen werben fei, ba^ jur Slbfe^ung eines
Sif d^of 8 baS Urt^eil mel^rerer Sijd^öfe ber ^roöinj
nöt^ig fein foHe. Sine ^omilie beS 92ectariud in
Theodorum martyrem f. bei Migne, PP. gr.
XXXIX, 1821 sqq. SRectariu8ftarbim3.397ober
398 ; fein 9{ad^f olger würbe ber 1^1. Sol^anneS Sl^rl^-
foftomuS. (Sgl. Ceillier, Histoire des auteurs
sacrÖB VI, Par. 1860, 280 bs.) [®. Sirt^aufer.]
9e(tad]i$, gried^. ^atriard^ Don Serufalem,
würbe 1602 auf ber Snfel ftreta geboren. SDcn
erften wiffenfd^aftUd^enllnterrid^t erl^ielt er beiSRe»
letiuS, bem Sorftel^er eines SinaitenflofterS bort»
f elbft ; $^iIofo))]^ie bagegen ftubirte er }u ^tl^en
bei Xl^eopl^iluS ftor^baluS, bei weld^em er ben
f))fttem SRetropoIiten ©ermanud Don 3l\)Wa unb
2)ion9fiuS Don 92au))Iia }u ÜJtitf dualem l^atte. 3n
bem emften jfam|)f, \>tn bie gried^ifd^-ortl^obose
Jhrd^e bamalS nad^ jwei @eiten ju fül^ren l^atte,
einerfeitS gegen bie 6rf olge ber Tateinifd^cn SDWffio«
nare, anbererfeüS gegen bie ^oteftanti|trung8»
beftrebungen bed ^atriard^en St^rillud SucariS,
fianb 9{ectariuS gau} entfd^ieben auf ber ftreng
ortl^obo^en @eite; baS war aud^ wol^l ber ©runb,
ba| er 1661 jum ^atriard^en Don äerufalem
erwäl^It würbe. Sofort befannte er fid^ gur con-
fessio orthodoxa beS SRogilaS, beren erfte ^uS-
gäbe Don 1662 er mit ^artl^eniuS Don Sonftanti*
noptl burd^ ein empfel^IenbeS @d^reiben einfül^rte.
2118 eingfranciScaner 9lamen8 ^etru8 ju Serufolem
fünf Il^cf cn über bie ©ewalt be8 ^opfteS Derbrei»
tete, Derf a^te 5Rectariu8 bagegen eine ©d^rift : Ilepl
T^c <ipx^% toü IlcxTüa, bie fein Slad^f olger ©ofttl^euS
1682 5U 3a{fQ gried^ifd^ ]^erau8gab; in'8 Satei-
nifd^e überfe^ (Confutatio imperii papae in
ecclesiam, interprete Pet. Allix) erf^ett fie
Sonbon 1702 (Dgl. ActaEradit. 1703, 292 ad
305). 92ectariu8 fuc^t l^ier an ber ^anb gefd^id^»
lid^er 93or!ommniffe, bie er in feinem Sinn into-
pretirt, ben 9{ad^wei8 }u erbringen, ha% bie Ser»
f affung ber ftird^e feine monard^if d^, f onbem eine
ariftofratifd^e fei, unb ia% Weber bem % f^daa
nod^ feinen 9tad^foIgem eine ©ewalt }ufomme,
weld^e bie ber anberen 99if d^bfe überrage. SHe po-
tior principalitas be8 SrenöuS l^abe feine prin-
cipieUe 93ebeutung; fie be^iel^e fid^ nur auf bie ^«
ligfeit ber 93orfie$er, bie gro|e 3^^! ber ÜRattirer
in 9tom, bie ^enlid^feit be8 bortigen ffoifertl^umS
unb bie ©rö|e be8 ben ganzen Occibent umf äffen«
ben fird^Ud^en @prengel8. Mt SRed^te ber ^fte
finb nad^ 9{ectariu8 im Saufe ber Sni burd^ mo*
nard^ifd^e Ufurpation wiberred^tUd^ erworben wor»
ben. S)ie ^el^auptung, ba| nad^ Slblöfung ber
gried^ifd^en bie lateinifd^e ftird^e bie wal^e fei,
feiert er )u ©unften ber erftem um, inbem er auf
bie SSerföIfd^ung be8 Sl^mboIumS burd^ bie Sa«
teiner l^inweist. Sine zweite Sd^rift: Ad^oc icepl
divaßaim9(i.oü tu>v iv *Iepo9oXu(iotc Opatdpov
diirooravTac Würbe Dou SlectariuS 1674 Derf a|t
unb ifi am @d^Iu| ber erften abgebrud!t. Sine
britte Sd^rift: De artibus quibus missionarii
latini, praecipue in terra sancta degentes, ad
subvertendam Oraecorum fidem utuntor et
de quamplurimis ecclesiae romanae erroribna
et comiptelis libri tres ex autographo graeco
latine redditi, erfd^ien unter bem Flamen biefeS
5Rectariu8 1729 ju Sonbon. 3m 3. 1669 legte
9lectariu8 ba8 ^atriard^at wegen %ter8fd^wöd^
nieber, jog fid^ in ein ftlofJer in Serufalem gurflil
unb ftarb bafelbft am 14. 3uli 1676, 74 3a5re alt.
(Sgl. Fabricius-Harles, Bibl. gr. IX, 810 s. ;
Kimmel, Libri symbolici, Jenae 1843, Proleg.
p. 62. 75 sq. et 45; Demetracopulos, Graecia
orthodoxa, Lips. 1872 [neugrie(|ifd^]; Liohten-
berger, Encyclopödie des sciences religienaeB,
Paris 1880, IX, 568 ; SB. ©afe, ©Ijmbolif ber
gried^. iKr^e, Serlin 1872, 220.) [«nöpfler.]
^t^emias (^:^,ri^), im a. %. 1. eines Don ben
^amilienl^äuptem, weld^e mit Sorobabel unb 3o"
fue au8 ber ©efangenfd^aft in Sab^Ionien nad^
3erufalem jogen (2 göbr. 7, 7). — 2. ber @o^
9lgboc8, ein angefel^ener SKann au8 Setl^fur, ber
fid^ beim SBieberaufbau ber 9Jlauer Don Sem*
jalem l^erDortl^at (2 gsbr. 3, 16). — 3. ber
@o^n be8 |)eld^ia8, ber angefel^enfte 3t^ in
nad^e^^ilifd^er 3^t, über ben lebiglid^ ba8 nad$
il^m benannte ^ud^ ber l^eiligen Sd^rift 9lu8lun^
gibt. Sr beHeibete am ^ofe be8 perfifd^en RMfi
^rta^erseS n. S^nemon ba8 l^ol^e ^mt eine8
9Rutd)fd^enf8 unb erhielt im 20. Saläre Don beffen
SRegierung, 385 D. g|^r., burd^ jureifenbe 3uben
traurige ^ad^rid^ten über bie 3uftönbe, weld6e in
3erufalem unb bem 3ubenlanbe iiber]^au))t infolge
93 9temefiuS. S4
to i (Hbr. 4, 23 cnnd^tn (BenaUt^tiefeitm nungen berufen ouf btr ti(^tigai erfnminti, bog
ni|(lnta tDORn. 91^nniai fottnle fehtt ^trilli- boa )ogtii. 9uc^ Sie^emiai' dn btm Su^ ßSbraS'
4 knfibti BDI btm Jnnis ni$t Mibttgen, mugte nebengtorbneter ^tßanbt^tU eine! greiem SßnM
nf bfffm 3itR)mi itm ftin Stib offoioaren unb i\t. S)trjentgt S^riftQtle^rte, Dxlil^r eine 3n-
(liidt nn Utlanb, um na4 ätrufalem gu gtt^tn jal^I Dor^anbenei €^ftflüde fammeltt unb bun!^
üÄ fii bic ^erßdbma b« Stobt unb bei fodalen eigenen Deibinbenben Xt%i ju ehtet (Sef^id^le bet
Ctbimm jB f otgm. 3u bie|ein 3iwd erlangte er jübifc^en Dteftaurotion jufammenfteKte, nämlic^
nlerb^iile^luna^ mit bem Xitel eines nn« gSbraS (f. b. ^rt. IT, S99^, 1)at in fein 9Bei^
ito$af4<i' Sei feinen SonbSleuten, unter bencii and) bte Don ^e^emiai bor^anbenen Su^eid^nun*
biMll aaäi eabnü toeilte, toorb er mit 93egei' gen eingereiht. Sejitere [mb baburd^ lenntltii^, bo^
|knni0 oiitenottnntn unb fettbem gum SÜifl- bet SBerfaffet in ber erften Sperjon tebet, unb bie
hHh btt e^iifin^t gtub^id^ .ber Sirfc^t^*, iBebeutung, meiere €9braB ber SirFfamfett feines
9^%. Athenatba (etwo „bie gEccllcnj") gc- SDHlarbeilera beigelegt ^Qt, jeigt jid& bemnad^ flucti
wnl gflt (eine Birflomleit janb DlebemioS in btr mäctlic^en au^o^me feiner Stiebecft^fi
jibocl gn^ l^inbentiffe. 3ur §ier&eifiil)ning bei 91Bfaffung beS gebod^lengröfieni aBette«. SeJ-
taenbet 3wP*>be erfi^ tS junöt^fl n&t&iR, tere fälll in eine fpäte 3"l, ba 2 Esbr. 12, 10. 22
SrnfalcB )n E>efefHaen; bieg abet erregte bie gifer^ ^erfonen ettcätint ftnb, wtläft mit Slej^anber bem
Mtbeifaiiiaritan^(^$ftii|)tlinge in^aiäftinn. ®rogen g!ei<$jeitig lebten; allein in biefe 3eit
fiba|fl(e^emioflnutmitäu^er5ßDr[i^l, jeben rewj^t aui| baS 120jä^tige Seben glbraä'. ©einer
tiseibliil eine« fetaiblic^ Uebeifa[l3 geraürtig, 5ßietät gegen Ülel^emiae ift juäuf^reiben, bofe bofl
km San bet €tabtniauer ju €tanbe btingen 2 @sbr. 7, 6 ff. aufgenommene amtlid^e S^rift-
Imte. SO^mtb bcffen Umt feine Umfid^t unb ftüct beibef)alten tft, obno^l eB 1 SSbr. 2, 1 ff.
' tt on^ buiA X^euemng unb Sui^er fi^on milget^eilt morben; bie babet ouS Sierf^te*
i bei ®cnieiRoe in 9Jnfpru(^ genommen ben^ieit bet Slbfc^rift entponbenen Slbtwiii^ngen
; glei^no^ gelang eS ibm, bie <Dtauer in gobenbietübifc^en^ütetbedälejteeni^tfütnQtbig
UXopn fertig ju fleUni. 3e|t fam tä boiauf gebalten jubeffem. ^emadgeif^einenbieaud^bei
n^ bei emeuetten €bibt caiit) Sinuo^er ju tier> bemSSud^Sle^emiaSgemad^lentBetfut^cbieein^eit
|itt|f«, tmb gn bem (Snbe traf IRe^miaS bie 9e- be3 !Bu(^eS ju läugnen unb ffiälere ßinf^iebungen
jbnotna, bo^ ein St^mtel beS ganjen SJolteS nac^jumetfen, alS unnßtliig unb unhaltbar. (9)gl.
bm^S awl befHnnnt ourbe, feinen aöobnfi| in ffaulen, einteit, 3. tuf!. ^teiburg 1892, 251 ff. ;
* ''nsune^en. 3^^ ^^?i>ibe ber neuen Barde, Nähämie,etudecritiqueetäxeg4tique,
B baSJtnge ^t er {ebod^ bie leligtöfe Genäve 1861 [Tliöse p. le bacc. en theol.};
intQ beS Subei^innfi füt not^Det^iget als Sayce, An introduotion to the books of Ezra,
_lt fuciafcnSRo^CBeln; be^^ialb betoog et ben jum Neheniiah, and Esther, London 1885 ; Driver,
8e$ge^ bereiten gSbtaS, feine SKirTfamteit in Änintroduction to the lit«r.ofttie01d Test,
3enfaleminittinCTfetetli(^enlSmeuetungbet®e- 4. ed., Edinburgh 1892, 517f.) [J?aulen.]
fetdtteuegnbef^lieien. Sr fcVb^ hat Hit aud| in Jlnnefttte, ein (^riflli^cr ^^ilofopb. %if($of
föbniS' ftifgabe ein unb traf toirlfame^alregeln oon €mt|a in i)^^iSnicien, lebte nafirfil^einlii^ in
^ f^oltung bei erneuerten ^unbeS. 3u biefen gc ber gweiten ^älfte beS 4. 3aI)ibunbettS. Wan ^at
Uyrtaa4o^3tD'iftIbie23na$.2, 18 betid^tete i^n für ben Dormatigen @fQltt)altet oon gatipa"
eoige fitr bie 9ufben>a^tung bet ^eiligen ©d^rif' bocien gleid^eS SlomenS gehalten, ben (Sitgot bon
tei. JitiDif (^ nxir fein Urlaub abgelaufen, unb Dlajianj in Briefen Dar ber aibgötteret uamt ; bajn
n n^e im 32. 3abte be« MrloEerjeS, noiä^ jwölf- fc^It jebocb feber fiebere anbattipuntt. ÜBir be-
ji^rieei X^gfeit ju ^erufalem, vieber nad) fi|en Don 9£emefm8 ein SBerl über bie 91atur beS
^[fa (inücRe^ren. giod^ einmal aber führten i^n ÜJtenftben (llepl <püjeujc dvöpüurou), bai e^ebem
KK Sorgen nadb 3etufülem. Slac^ feinem SQSeg- ©regor non 9!pffa jugefi^rteben niorhen, roeil bie-
gngc fyüit bie alte Sanlelmütfiigfeit beS SQolteS, fer eine ©c^rift gleiten 2in^aIIS berfagt ^atte. 3n
pnnl ba bet ^o^epriefter ßlia^b mit fd)limmem bemfelben jeigt ber aUerfafjer für feine 3eit fe^r
Seif^el ponmging, balb nieber groge Untreuen onerfennensmertbe naturpfiilDfopbM'^'' ont^rotJO-
gigea baS gSttli^ ®efeg unb bomit gegen bie logifdie unb pf^diologifdie j^enntniffe, fomie ^t'
iooalt Otbmmg ^otgetufen. ^oH) einmal gc tanntf^aft mit ber griecbifc^en ^^ilofopbi'' bercn
log ce bem eifrigen ^efoimatot, bie Cerle^te 99egriffe er mit @emanbtticit jut Srläulerung ber
OÄnmig toiebct^upeDen, aSetn mit feinem tbeologif^en benu^t. 3n 45 ^auptftüden belian>
gong unb SJibe nal^men coiä) bie bcfferen 3u- belt er bie 9?atut beS ÜRenfc^en. bie ber @ecle, bie
c ein fetbe, unb es beniteten fii^ balb Slinge Sßer&inbung Don 2eib unb ©etle, bie Se|ct)affen-
MC, tDcU^ ben 1 ailac^. 1, 12 barge^aten %or- ^eit beS jf arpers, bie fftäfte ber Seele, bie ^reibeil
U eiCärii^ mai^ beS menfc^Iicben äBtOenS unb bie gittlid^e ^or*
SoB Sn^ Ste^emiaS' tommt unter biefem febung-^abeibelämpfterbieüe^renberWanJc^äer,
Smen bl0^ im jübifd^ Sonon boi. 3nber©ep' ber Süuomiatier, ber WpoQinariften unb bie bet
hipKla umb eS als briHeS, in ber EBuIgata all Reiben bejüglii$beSi3^tum3,bertfieibigt aber auc^
piikl 9b4 SatnnS' mifgefä^. S)iefe iBenen- bie Se^re be§ XiabucianiSmuS unb ber $[äe;.iflenj
95
Slemrim — Sleocäfarco.
96
ber @eelen. Sie ©d^rift ift gried^ifd^ mel^rfad^
l^erouSgegeben tDorben, guerft 1565 ^nknitottpm
(fel^Ierl^Qft), botm }uOfforb 1671, aud^ }u ^aOe
1802 bur^ e(r.gfnebr.aJlQtt]^öi ; mit Derfd^iebenen
SSorreben unb ben 9h)ten ber Osforber Ausgabe
pnbet fte ftd^ bei Migne, PP. gr. XL, 503 sqq.
(Sgl. Gallandias, Bibl. vet. Patr. VII, 353 sq. ;
$(Qtl9, Steal-Snc^cl. V, 532 ; CeiUier, Hist. des
aut. sacr^ VI, Par. 1860, 283 ss.) [Stemmer.]
9^ittrta( (D'")»Or tm 9. Z. eine moabitifd^e
Ortfd^aft tt)eld^e burd^ SBofferreid^tl^um beräl^mt
tt)Qr(3f. 15, 6. 3er. 48, 34). [ftaulen.]
JUmrob, Slimrob (^^i»?). im 91. %. un»
Ameifell^aft ^amt einer $erf önK^teit, toeld^e burd^
Sl^uS Don (Sfyim abfiammte, nid^t etnui eined
SoffiSftammeS. 9Bad t)on biefem SRanne ®en. 10,
8. 9 berid^tet toirb, ift f o )u Derftel^en, bQ| er burd^
®ett)Qltt]^fttigfeit bie bejtel^enben Serl^öltniffe an»
berte; benn er l^otte bur^ bie Uebung ber Sogb
eine fold^e Xl^atfraft erlangt, ia% feine @törife
fphd^mörtUd^ gemorben unb er allgemein gefürd^tet
mar. 9tad^bem bie Srbauung Labels als eines
(Sentrumd für bie gange ÜJlenfd^l^eit t)ereiteU mar,
bel^auptete er fid^ mit benen, meldte i^m anl^ingen,
in bem fertig gefteSten Xl^eile ber @tabt unb grün*
bete fo baS erfte Steid^ auf Srben, gu beffen 99e-
fejHgung er meitere dulturftötten im Süblanbe
©ennaar anlegte (®en. 10, 10). ®iefer Urfprung
ber babi^fonif^en 9Jlonard^ie, meldte be|megen
aWid&. 5, 6 ^SRimrobSlanb" l^eifet, mirb burd^ bie
einl^eimifd^en ©efd^id^tSqueÜen beftötigt (f. b. 9lrt.
Sabi^Ion I, 1804). 2)ie ^erfönlid^teit 9timrobg
inbeg l^at bei ben Sab^Ioniem nur in m^tl^ifd^er
©eftolt fortgelebt: benn offenbar ift er ber ^aupt»
l^Ib beS bab^Ionifd^en IßationalepoS, meld^er ben
affabifd^en ^amm IZ * DU • BAB trägt, mog
biefer 9lame 9tamrutu gelefen merben mfl^en ober
nid^t. (Sgl. ©eorge @mit]^8 gl^alböifd^e ®e-
nefiS, uberfe^t t)on §. Sieli^fd^, Seipsig 1876,
150 ff.; % ScremiaS, 38bubar»5ßimrob. ginealt-
bab^I. §elbenfage, ßeipaig 1891.) [ftaulen.]
^mnbis mirb ber fonjt unbefannte Serfoffer
einer mittelolterlid^en @d^rift genannt, toeld^e unter
bem Xitel Historia Britonum ober Eulogium
Britanniae bie fagenl^afte @efd^id^te ßnglanbS
üor anfunft ber 9lngeln unb ©ad^fen barftellt.
@ie liegt in ^nbfd^riften feit bem 10. 3a]^r]^un-
bert Dor, meldte bem Umfange nad^ fel^r oerfd^ie«
ben flnb ; offenbar ift bad Su$ Diel gelefen unb oft
burdd Sufö^e bereid^ert morben. 92ad^ oen beiben
SSorreben l^ötte ber SSerfaffer im ftlofter Sangor
unter bem 809 Derftorbenen 9lbt (SIbob gelebt
unb fein 93ud^, beffen ^n^ali er auS ben ^ei«
Ugen Sätem ^ierouQmuS, $rofper unb SufebiuS,
fomie au8 ben ®efd^id^tfd^reibern ber ©d^otten unb
©ad^fen gcfd^öpft, im 3. 858 öollenbet. Sfflein
biefe SSorreben finb fpätere Sutl^atenj eines ber
ältefien 5Wanufcri})te gibt al§ SSerfaffcr SKarcuS
ben ßinfiebler, einen um 870 lebeuben ©ifdftof in
3rlanb, an. 9Dtan barf annel^men, bag bie ©d^rift
um 700 entftanben unb ju öerfd^iebenen 3eiten
interpolirt morben ift. 3m 3. 1072 koorb fie bon
®ina Saeml^ain in'S 3rif(^e überfe^ unb oud^ in
biefer ©eftatt mit t)ielen auf 3rIanbS ©efd^id^te
bejüglid^en 3ut)^<tten t)erfe]^en. @ie ift ofyit ]^i|ii>
rif d^en SBertl^, aber gleid^mol^I Don englifd^ ®e-
fd^id^tfd^reibem fel^r Diel benu^t unb angefSJ^rt
morben. 93on StuSgaben finb gu nennen bie oon
@ale in ben Hist. Brit. . . . Scriptores XX, Ozo-
niae 1691, 938q.; t)on©tet)enfoninEngLhi8fcor.
Society, Lond. 1838, unb banad^ oonSon-äRarte
(ä. ©d^ula), 9lenniuS u. ©ilbaS, Serlin 1844 ; bie
irif d^e SJerj^on Don Xobb in ben Publ. of ihe Irish
ArchaeoL Society Xu, n. 16, Dublin 1848.
(93gL bie SSorreben ju bief en ausgaben ; b. Svat"
mer, Nexmius vindicatus. lieber (SntfteJ^ung,
©efd^id^te unb DueQen ber Historia Brittonum,
Berlin 1893.) [ftoulen.]
Tfiiocifaxeüf eine Keinafiatifd^e ©tobt, toüifyt
erft für} Dor ber d^rifUi(^en 3^tred6nung entfhm«
ben unb bal^er ben dafftfd^en ©djriftfteSem dor
PiniuS unbefannt ifi @ie lag im mittlem $oiip
tuS, nid^t meit Don ^olemonium, mar burd^ ®r5|e
unb ©dlönl^eit berühmt unb ift no(^ l^eute unär
bem 9lamen 9lUfar ober 92ilfara, etma 90 km
nörblid^ Don Xotat, Dorl^anben. ©ie ift am meinen
burd^ eine baf elbft im ^Anfang beS 4. Sal^rl^unbertS
gel^aitene ©i^nobe belannt gemorben, Don ber man
gried^ifd^ unb lateinifd^ 14 SianoneS beft|t S)ie
Ueberfd^riften, meldte le^tere in ben ^anbfd^ftm
fül^ren, befagen, ba| bie ©Quobe f))öter alS bie |U
Sncpra unb früher als bie Don SHcäa ftattfonb ;
fie föOt mUl^in smifd^n bie 3a]&re 314 unb 825.
Sinen nö^em d^ronologifd^en ^nl^altspunft fd^
neu nod^ bie iBer^eid^ntne ber auf ber ©Qnobe Der«
fammelten Sifd^öfe liefern ju fönnen, bie fid^ in
ben gebrudtten ausgaben finben. SS ftnb meifi
biefelben 9lamen, bie bei bem donalt Don 9n»
cQra genannt merben, SSitaliS Don Sntiod^ien an
ber ©pi^e. 2)ie S<^1 fd^toanlt gmifd^en 19 unb
20, gum Zl^eil Dariiren aud^ bie 9lamen. S)a8
©l^nobicon, mol^I gegen Snbe beS 9. 3Q^r]^unbertS
Derfa|t, gibt bie Qaffi ber Sifd^öfe auf 23 an
(Harduin Y, 1499). S)od^ fmb jene Sifd^ofSDer«
jeid^niffe l^öd^ft mal^rfd^einlid^ fpötem Urf^rungS:
fte fel^Ien in ben gried^ifd^en |)anbjd^riften unb M
SHouQfiuS SsiguuS, ^nben ftd^ aber bei 3ftboruS
9Rercator unb in ber $riSca beS 3ufteIIuS. SBie-
berum mürbe ein SSergeid^nil einigen Sbfd^ftai
ber Sion^ftfd^en ©ammlung ange^öngt. SDlon
l^atte fd^on früb Sebenfen gegen i^re 9ed(|t]^U
(Tillemont, Memoires, 2« öd. Paris 1704, VI,
200 SS.); bie SaUerini l^aben fte gerabe}u für
f))ätem UrfprungS erflärt (Leonis M. Opp., Ve-
netüs 1757, EI, p. XXH [1, 3, § 2]). ®e«
möbnlid^ meist man ber ©^nobe baS nömlid^
Sal^r an mte ber Don Snc^ra, nömlid^ 314 ober
815 * bod^ ift bie SSermutl^ung nid^t uubegdtid^et,
bag fie um einige 3a]^re fpöter faOe, meil in ben
SanoneS Don ben lapsi nid^t mel^r bie Sftebe ifL
S)ie ©pnobe Don ^nc^ra, balb naä^ einer fd^meren
SSerfoIgung Derfammelt, l^at 10 SanoneS vittt bie
S7
^top^i^ttn — ^tpf^iJ)aXl
98
9eM>^9 ^ lapsi. 2)Q nun }u 92eocöfarea
Um Xebe Don t^nen ift, liegt bie gfolgerung nal^e,
boB man ben ©egenjlanb für erlebtgt Betrad^tete
nsb feine Serori^nung barüber nte^r nötl^ig l^ielt.
jRÜi^ hielte baS Argument nid^t $robe, »enn
teS 6qnobtcon Ketl^t l^tte, bo^ nton ^u 9teO"
Chorea über bteientgen gel^onbelt l^be, bie in ber
Serf olgung opferten, Qbfd^muren ober @ö^enopf er
äsen. 9Qcm bie Sanoned entl^alten baoon feine
6tlbe ; ber oielf ad^ ungenaue SSerf affer be§ ©quo*
bicon f^etnt fie l^iertn mit ben Sonone^ t)on ^n»
c^ra ober oteQeid^ mit ber Epistola catholica
beS ®ngoriu8 2:i(Kntmaturgu8 (Harduin 1, 190)
yi oenoe^^feln. 3)te Snnal^me, bo| mir nur einen
VitH ber SononeS oon Ißeocäfarea befä^en , ift
t^t fyiÜL 3>ie Sononed oerbieten bie &^t bed
^^e^Rd (1); bie S^e im erjlen ®rabe ber Sd^mä-
gcrfc^ft (2); l^onbeln oon ber Su^e berer, bie ftd^
n^ oIS gmeimal oerl^rateten (3) ; Unfeufd^l^eit
Uoft in (Sebantoi )ie^t leine äu^erlid^e Suge nad^
^ (4) ; non ber Strafe bed Aated^umenen, ber
f(^ fünbtgt (5); Don ber Soufe ber ©d^toange«
101(6); ^efter fo0en bem ^od^jeitSfd^maufe bed
SigcnmiS ntd^t beitool^nen (7) : Dom Sl^ebmd^ (8) ;
im bem ^riefter, ber oor ober nad^ ber SBei^e
jldf^It^ f&ibigte (9) ; oon bem 2)iacon im gleid^en
Salk(lO); brei^igäal^remerbenerforbert^umSm"
^9 ber ^rteftenoei^ (1 1) ; ber eiinicud fann nur
oBfoa^Smeife gum ^riefier orbinirt »erben (12) ;
ber Sonbpriefier borf nur in ^bmefenl^eit be§ Si»
fi^S nnb ber $riefier ber €tabt, unb jtoar, »enn
er Bttmftragt mirb, in ber Satl^ebrale ba§ l^eilige
0|»fer barbringen unb baS Sbenbmal^I reid^en;
ben 2anbbifd^5fen bagegen ift foId^e§ el^renj^lBer
Deiftattet (18) ; aud^ gro^e @tabte f ollen in ber
Siegel nur fteben 2)toconen l^aben (14). 93ielfad^
fcrfönt San. 13 in ben grie^ifd^en ^anbfd^riften
in irod (Sononed, fo ba^ bann 15 neocQJareifd^e
<Ianone3 l^udfommen. (93gl. Mansi, Coli.
Conc. U, 539 ; Bouth, Reliquiae sacrae III,
Oxon. 1816, 457 sq.; Harduin I, 282 sq. ;
CeilUer , Hist. des auteurs sacr^ 11, Paris
1 S59, 640 SS. ; §efele, 6onc.*®efd^. I, 2. ^ufl.,
grtibnrgl873,242ff.) [fJIo6.]
Tfe^^Un (ve^ouToi) l^ei^en im bilbtt^en
eiirod^ebraud^ ber Jcird^e bie92eube!e]^rten, meldte
cli <Sroad6fene anS bem Suben* ober ^eibentl^ume
etat c^ in bie «i^ftlid^e JHrd^e aufgenommen
tsoAen, ober toie ber 1^1. ®regor ber ®ro|e (Epist.
5, 53) fbgt: qui adhuc noviter erat plantatus
in ßäe, @ol4e foEen nid^t ol^ne meitere Prüfung
um (Slericote gugelaffen merben. Unter ^inmei-
nag onf bie apoflolifd^ SSorfd^rift: Oportet ergo
episoopam irreprehensibilem esse , . . . non
nec^hytom, ne in superbiam elatus in judi-
ennn incidat diaboli (1 £im. 3, 6), oerorbnet
kbon baS erfte aDgemeine Soncil (Conc. Nie. I,
euL 2X ba| lunftig fein nod^ im l^ated^umenate
Scpriffener ober lungfi erfi ©etaufter al§balb jum
Sii^ofe ober ^riefler orbinirt totthm ober (nad^*
bea einmal ber fiufenmeife ßmDfang ber ordines
tiz^cBlcsiftfB- IX. 2. RnfL
gefc^lid^ cingefül^rt ttjor) aud^ nur eine nicbere
SBeil^e empfangen foSte. ©leid^mol^I fel^lt e§ in
ber ©efd^id^te nid^t an Seifpielen, ba| audnal^mS«
meife oud^ nod^ fpöter^in Steugetaufte in ben Sie»
ricalftanb aufgenommen, ia fogar (mie ). fö. ber
1^1. SlmbroftuS) jur bifd^öflid^en Sßürbe erl^oben
mürben. @oId^e fingulöre ^uSna^men gemal^ren
mir aber nur bei SRännem, meldte mit ben il^re
SBal^I beflimmenben Sor^ügen eine fo innige 2)e«
mutl^ beS ® eifted bef a|en , ha% bie 93ef ürd^tung
be§ 9lpofteI§, e§ fönne il^re ßrl^ebung il^nen bur^
^oäjmviif) ein gf^^nftridt beS @atan§ merben, leinen
Sureid^enben ®runb fanb. @o fagt SlmbroftuS in
einem Sriefe an bieSürger Don SSerceöi oon fld^
elbft: Neoph3rtus prohibetur ordinari, ne ex-
K)llatur in superbiam. Sed si non deest hu-
militas competens sacerdotio, ubi causa non
haeret, vitium non imputatur. Itaque ordi-
nationem meam Occidentales episcopi judi-
cio, Orientales etiam exemplo probarunt (c. 9,
Dist. LXI). fjortmäl^renb aber blieb eS bie l^err«
fd^enbe SSorfd^rift unb IßrasiS ber Aird^e, ba^ alle
biejenigen oorberl^anb Don ben SBeil^en 5urüd(>
gel^alten merben foDen, Don benen man, mie in
ber Siegel bei 9leop]^9ten, annel^men fann, ba| fie
in ben ®lauben§ma|r]^eiten ber fat^olifd^en fiird^e
nod^ nid^t aUfeitig genug unterrid^tet unb in ber
©emeinfd^aft beS Ür^lid^n SebenS nid^t l^inläng»
lid^ erftarft ftnb. SO^an nennt biefen mirflid^en
ober ))röfumtiDen ÜJlangel an gel^öriger ©laubenS*
feftigfeit ben defectus fidei (f. b. ^rt ärregula-
rität VI, 921). ©ie ©auer ber ^robe^eit blieb
bem Srmeffen be§ Sifd^ofd überlaffen unb mürbe
bi§meilen burd^ ^roDinjialconcUien auf ein be-
ftimmte§ S^itmafe fcftgcfe^t. 95ei ber großen SSer»
fd^iebcnlftcit ber inbitibueücn ©eiftcSanlagen, be§
Unterrichtes unb ber Sr^iel^ung l^at ba§ Xriben-
tinum öon einer beftimmlen $robebauer jmar ab»
gefeiten, aber fd^on bie ©rtl^eilung ber lonfur
Don bem Dorläu^gen Unterrid^te in ben ©runb»
mal^rl^etten ber fat^olifd^en Jhrd^e unb Don bem
@ntt)f ange be§ ©acramenteS ber t^irmung abl^öngig
gemad^t (Conc. Trid. Sess. XXITT, c. 4 De ref.).
^el^nlid^e Siorftd^t beobad^tet bie JHrd^e au§ bem
nämlid^cn ©runbe bei ©linilem (f. b. 9lrt. KU»
nifd^e Staufell, 553) unb KonDcrtiten ober fold^en,
bie Don einer l^öretifd^en ober fd^iSmatifd^en Secte
in ben @d^o| ber fat^olifd^en j^ird^e jurüdFgefel^rt
fmb. ©elegentlid^ fei l&icr nod^ bcmerft, bafe ju«
teilen aud^ AloftemoDt^en unb neugemeil^te $rie«
fter „^Keopl^ten" genannt merben. (Sgl. Ferraris,
Bibliotheca s. v.) [^ermaneber.]
^ey^i^afi (^VnB5, LXX Ne^öaXe^ , ber
fed^Ste ©o^n 3acob§, ber jmeite Don ber SiD^a
(®en. 30, 3—8). »ad^el fogte bei feiner ©cburt
(®en. 30, 8) : „ftänH)fe ©otte« l^be id^ gefäm^Dft
mit meiner ©d^mefter unb obgefiegt", unb nannte
il^n be^l^alb IRepl^tl^li (mein ffampf). — dl^p^-
tf)a\i ^atte Dier ©öl^ne : Söpcl, ©uni, Sefer unb
©allem (®en. 46, 24), bereu 9lad^fommen, in
Dier ©efd^led^ter (3epeliten, ©uniten, Seferiten
4
99
3ltpf^if^nxm — 9{e))o8.
100
imb €eaemiten) get^eilt (92um. 26, 48), \p^tt
ben na$ xf^m genannten iSraelUifd^en @tamm
9tet>]^t]^H bilbeten. 2hn @egen 3aco68 l^ei^ eS
Don tl^m: „^{epl^tl^n i[t eine fd^neSe ^inbin unb
gibt lieblid^e SBorte" (®en.49,21). S)a bie fd^neUe
^inbin Sinnbilb gettxinbter Sopferfeit {% unb
fd^öne lleblid^e SBorte (nipt— '^tew) ©id^temorte,
©efönge 6e}etd^nen, fo erinnert man babei getodl^n-
lid^ an Sarac auS bem @tamme Ütepl^t^ilt, ber
bie Sanaaniter bejiegte (3tid^t. 4) unb bann mit
Sebora ein @iege§Iieb anftimmte (Stid^t. 5). 3u
SRofed' 3eU jö^He ber @tamm }unäd^ft 53400
(9hsm. 1, 43 ; 2, 30), einige Stxi naäj^fyx aber
nur 45 400 (9hnn. 26, 50) n)affenf äl^ige 9Rönner.
3m iSraelitifd^en Sager l^tte ber @tamm 3ltpf^'
tl^aii toftl^renb ber äßanberungen burd^ bie SBüfte
feinen $Ia^ auf ber 9iorbf eite ber ©tiftSl^ütte neben
bem ©tamme ®an (9lum. 2, 25—30). Unter
3ofue tourbe il^m fein @tammgebiet im 9{orben
t)on $aläf)ina angemiefen; feine (Srenjen toaren
im Often ber Sorban, im ©üben ber ©tamm
3abubn, im SBeften ber ©tamm Stfer unb im
9fa)rben ber Sibanon unb baS ))]^önicifd^e ©ebiet
(3of. 19, 32—39). ©aS ©ebirge Sflepl^t^H auf
bem bie t$freiftabt SabeS lag, ift alfo ftd^er ein
SSorfprung bed Sibanon, toa^rfd^einlid^ ber ie^ige
2)fd^ebel@}affab(t>gl9taumer, ^alöftina, 3.3{ufl.,
30 f.). ©iefed ©tammgebiet toar eined ber frud^t*
barfien, toxt fd^on 2)eut. 33, 23 anbeutet, tonnte
iebod^ t)on ben 92e))]^t]^aliten (ange nid^t gan} er*
obertmerben, unb fle mußten fi$ begnügen, bie
bortigen Sanaontter, ftatt fie gu vertreiben, fid^
tributfijlid^tig }U mad^en (Stid^i 1, 33). UebrigenS
betl^eiligten ^e pd^ in ber 9tid^ter))ertobe eifrig an
ben Sf^eil^^itdlftm^fen 2HSraetö gegen bie Sanaa-
niter (Sid^t. 4, 6 ; 5, 18) unb SRabianiter (3Kd&t.
6, 35 ; 7, 23). 9tad^ ©alomon gel^drte Slepl^tl^ali
gum äleid^e SSrael unb l^atte als nbrblid^er @reng-
biftrid t)on ben f einblid^en 9tad^bart)5nem im 3lox»
ben unb 9torboften SDßand^eS }u leiben, ©d^on
unter Saofa mürbe ber ©iftrict burd^ bie ©^rer
unter Senabab t)er]^eert (3 ftdn. 15, 20), unb
unter ^l^acee mürbe fd^on ein großer Xl^eil beS
©tammeS burd^ ^eglat]^))]^lafar nad^ Sff^rien in
bie ©efangenf^aft abgefül^rt (4 Adn. 15, 29).
9{ad^ bem fjalle ©amaria'd marb ber Steft beS
©tammed burd^ ©argon nad^ Stff^rien unb 9Re«
bien beportirt; l^ierbei befanb fid^ aud^ bie gfamilie,
mit meld^er ftd^ bad IBud^ XobiaS bejd^öftigt. 2)ie
Stfionen unb äBeiSfagungen, meldte 9te))]^t|an im
apocr4)}]^ifd^en Testamentuinduodecim Patriar-
charam für j öor feinem Sobe feinen ©öl^nen funb
tl^ut, oerbienenl^ierl^öd^ftendeineSrmöl^nung. (93gl.
Pabricius, Codex pseudepigraphus Yet. Test,
etc. I, Hamburgi 1722, 659—674.) [SSSelte.]
9^9t9ttittt (s'n^Bs, LXX burd^ ©d^reibfel^ler
Ne(pdaXe(|ji), im 31. S. (®en. 10, 13. 1 ^ar. 1, 1 1)
ein ägQ))tifd^er SSoßSftamm, ber Dermutl^Iid^ norb»
meftlt(| oon Wempl^id bis jum 9Reere l^in mol^nte.
(©. ebcrS, «eggten unb bie S99. SKofeS I, Seipj.
1868, 112 5.)^ . . [ffaulen.]
9^oittiift, f. äol^anneS t)on 9{e))omuf.
9ev0$, ein ftgi9)}tifd^er Sifd^of, ber gu Chtbe
ber erften ^ölfte be§ 8. ^al^rl^unbertS in ber Sonb-
f d^aft Slrfmoid in SRittelägt^ten, koal^rfd^id^ ju
9rfinoe (ihoIobiIo))ong), einer d^riftlid^en Qk-
meinbe Dorftanb, mürbe na(^ feinem Xobe bie
93eranlaf[ung jur Silbung einer d^iliafüf d^, hoSb
mieber t)erfd^munbenen ©ecte, meld^ nad^ i^ bie
ber 9te))otianer genannt mürbe, ©ein (Segnet
S)ioni9fiuS t)on Sllesanbrien (f. b. %rt.) fd^iOiert
il^n afö einen frommen, tugenbJ^aften, burd^ 21^»
tigfeit unb ^tx% in erflörung ber l^iligen ©duf-
ten auSgejeid^neten 9tann, beffen fonftige Siedet«
gläubigfeit au|er allem 3toeifeI ^anb (Dionys.
Alex, apud Eus. H. E. 7, 24, 4). 3tud^ l^tte et
fid^ bur(§ Slbfaffung mel^rerer ^almen unb ^Qm»
neu 5um fir^Iid^en ©ebraud^e einen rül^mlid^
9{amen gemad^t. S)ie^ aUeS l^inberte aber bod^
nid^t, ha% 92epod bem bamald felbft unter ben
ftatl^olifen nod^ giemlid^ verbreiteten äßal^e eines
gu ermartenben lOOOjiöl^rigen Steid^eS berfiel (f. b.
3trt. Sl^iliaSmui). S)en emjten miffenfd^oftlic^
Eingriffen, benen ber Sl^iliaSmuS bamate tmn
©eitenOrigened' unb beffen ©d^ule au8gefe|tiDat,
glaubte er bur(^ eine ©d^rift mit bem Zitel^^Xs^-
Xoc TÄv dXXif)7opt(jTa)v begegnen ju muffen, üi
meld^er er auf bud^ftäblid^ Sluffaffung ber 9pocQF
l^p\t unb be§ barin )}ro))]^e)eiten neuen 3erufalem9
brang. S)ionQflu8 Don SIesanbrien erjöl^t, ba|
biefeS 93ud^, obgleid^ ed ^ftatt ber l^errlid^ unb
gbttUd^en 3ufunft unfereS ^erm, ftott unferet
liuferftel^ung unb unferer SSeröl^nHd^ung mit i|m
nur fieine unb bergänglidbe S)inge Dom äteU^
®otte§ l^offen leierte", bod^ Diele Semunberet im
arfinoitifd^en 9lomo8 f anb unb oI8 eine ©d^rift, bie
gro|e unb tiefe ©el^imniffe entölte ((bc |iiifa n
xal xexpu(i.(i.evov (Auan^piov)^ DOU ^aub }U {Kmb
lief. Ol^ne Stoeifel trug neben ber Derel^rten ^kr»
fönlid^feit be§ ©d^riftfteaerS bie balb barauf ein«
tretenbe becif d^e SBerf olgung ba}u bei, bem Don vUpfA
Dertretenen S^iliaSmuS in 3leg^ten nod^ gr5|em
Slnl^ang gu Derfd^offen. 92e))oS mar ingmifd^en ge«
ftorben, bie SSerfoIgung l^atte nad^gelaffen; bie
d^Uiaftifd^e Stid^tung mehrerer ®emeinben ber ar«
finoitifd^en Sanbfd^aft trat aber nun fo auSge^nrögt
^erDor, ba| ed bereits ju einer Zrennung Don ber
alesanbrinifd^enSOtutterfird^egefommenmar. 3iun
®Iäd(e ftanb bamalS ber ^rd^e Don Sllesonbrien
Origened^ ©d^üler SDioni^fiud Dor, ber mit mar«
mem fird^Iid^en Sifer öd^te Siberalttöt be§ (SeifkS
unb mit tiefem tl^eologifd^en SBiffen liebeDoUe
©onfmuil^ gegen Srrenbe Derbanb. Sion^fiitS
begab ftd^ in eigener $erfon im % 254 in bie
Sanbf d^aft 3(rftnotd unb rief bie ^riefter unb Sel^
rer auS ben f^edfen ^u einer Unterrebung }ufam*
men, gu meld^er au^ Saien ftd^ einfanben; l^er
mürbe bie Seigre beS Jtzpo^ einer forgföltigen ^•
fung untermotfen. S)iefe Sonferen^ bauerte brei
Sage l^inburd^ Dom frül^en SRorgen bis Elbenb.
Obmol^I 2)ion9Jiu8 SlnfongS baS Sud^ bed !RepoS
ofö ein ©d^ilb unb eine unbe^mingbare SDlouer
• •<
mgtgnmtftkl tmiitK, jeigttn fl(^ bo(g bii DItpo>
DdKT btiftTR Sclc^rüng guoönglit^. 3n b«r
<itta^ Oibantig, mit b« grC^tm 93tf(^eiben^fit
■Dbn fragen oufflcnnfni, ^tottftl ti^oim.
eik|iiec9anb«L IMmt erlaubte fit^, baniin
AK Sfrninie noc^ ^mtnldia gu be^ufilen, m\l
ttilft ttiitn angc^an^, tu>4l ftitUt jnnanb, tm
In^tinbciilBrunbtnMjunitjic^nL äRitftD^tin.
gqat 0ott lucit gtftgndtn ^«Dtii ntonnttn aUt
Mt 9a^t^ an, Coracion, baS ^ii;>t bltftr
4U»ptfi^1ßaTtduii0,int^tauSgtni>inmCTi. grtU
Bt im tmtn X^iditm im nugt geflanb n ^io>
qfnl brn Sieg tn, «itfagtc oiba Bfftntli^ bnn
3iilhn ttnb nciwra^, nie mt^ fut benfelbcr
. (Sgl xlitlri^, 3>iotß)fiu8 b. @i. Don
nt, gwi*- 1867, 69 ff.; §efrit, «onc..
«tf4- 1, 2- «ufl., 134.) [gfiant SStnitT.]
fkHfUWH», b. ^. SBtafii^Quna ber 9ittiotni
ibDcnmBbttn), ^|t in btr (Stf^ld^ boi JBt-
Mm bcr aRo^^btr, )nnial bn ^äpfit, i^itn
SnwniMnt ober (im toeitern @innt) SanbBlcutm
nb ^mibrtsniofitti tinpufitti^ Sttlltn ob»
'"" I gn oeifi^affai, o^ne 9lüdfic^t auf bie
t bra 99t(|aiifliQtnT. 3n Sejug auf bit
vapitt 111 bol SBori gnobtju (in l(itinifd|ti ^uS-
batf ontoibm. eoUfftt ^cpotiemuS ip dberaQ
tf üftnnitl )u utruTt^lm imb [oDte mit Wd-
Mt «f Snc 14, 26 (ugl. aRott^. 10, 37) 6ti
Eb^Bi^ $CTfontn aß it^t nidgt Dotfommen.
San aber bic Stinbt itiXMit ben !Re)>oti8mufi
ätSoiIi^ att ein oletmtintS unb «erac^tlic^
JUbd atnibc ber ffird^ Donveifen, fo borf bem
Pfmei wolfi auf bie glei^aitigen Srfdietmtngni
m Stoolcnleben ^gtiniefni nerben, j. fß. auf
M Vc^rrfien ber Aönigt. ji^ eine banimaüit
VI gtänben, auf bie ja^Iieiii^tn franjäfifd)cn u"b
■mnif^ ^rimi» unb Seninbogenituren im
le. ^o^nnbert. onf ben$aiiafd|ub im 19. 3a|^i>
Innbert. bun^ »ttc^c bit Siegieningen i^re glätte
iöcbeiB. 91i4t minbn jtigt fi^ ber 9Iti]otiSmuS
m bcn freien 91e))u61ifm, Do bie ^ßTäfibentcn
lin Scnunblen unb %itiiaitfler }u ben lauften
eteOcn bcfftTbent, unb f^lrelid^ ifl protection
sab eiiqnniiDcfen auf Dielen (gebieten [^rrit^Därt*
It4 gmodtcn. ^oMJm Stf^tinungen gegenübti
a^ für ben 91eiiolienm8 b« ^ jle aui^ eine mil-
bcn Seinl^cibmg bcItDcgen enooitet ntrben, neil
nttt ha gm^en 3q^I ber ^ßSpIte »eiljältitigmägiß
aodgc btCf^ten angttlagt Kftibcn. @ewi| |oÜ
m bct Wrtfli^ 9It)>otiSmu9 mijt al§ becet^ligl
Ingrt^obcrVctfc^tQentDetben. @roge@eiflet
geiobc untti ben Aat^olifen, ber 1)1. ^em^aib,
te (L SonoDcatuia, Slonle, itabtn eine foldje
Cakntnng in ben f4»äifj)en Sßorten geqeiBell (ogl.
fWtiBgcr, Sie gSttlit^ ffom&bie, 2, Slufl.. ^xn-
ivg 1889, 487 ff. 535 ff.). Kbec hiefe erlebet'
^Ht unD. nie jebe anbtie in ber ÜDeltgejdjidile,
nSÜ rnib Dtr^onben fein, unb baniit aud) in ricltn
9Ha i^ Xei^ertif^g finben.
L 3m VOgcmeinen ^nb babei f olgenbe fünfte ju
hi^: 1. SertDonbtfi^Ii^ nnb fttunbfi^ft'
SmuS. 102
lii^e Eßerbinbung mit einem SSif^oft, Sinflufi unb
^obt @ebuit mo(|)ten uoI)I bie Siat^folge auf einem
Sif^offllhiblt Dtrjtfyiffen fönnra. S)tr giefiotia-
muS in biefer gorm aber ift bei bem Sßapfttbume,
bieder 36a^lmonar(t)ie otinc @lei[^en, bun^ouS
ouegefc^loffen. Seber getcö^nlidie S^rift funntt
(ßopft »erben, e^er als bcr Sßtruanbte ober @ünft-
ling eines ^ßöfiftee boffen burfte, ti ju mcrben.
Wim beute an ©i;tu8 V. unb Eöleftin V.; boS-
, felbe wiQ au(^ bie Sagt Don @TtgotiuS auf btm
Steine befagtn.
2. 3)tr OlepotiBmui manäfti Eßäpße trfläit
i fi^ aus btm ©tpreben, bei ber fi^toierigen Sei-
tung ber gangen ffirc^t unb infibtfonbert bei
ÜirdieiiflaateS Dertraute unb erprobte ÜHänntT an
I ifirei Seite ju fc^en; naturgemäfi \uäfim fie fol^
I juer^ im Jmif e bet iSermaiibttn unb nöi^fttn Se-
. tonnten. €B gehört eine gro|e l£rfa^Tung in btn
@e[c^ätten bei fiiii^e übeifiaupl, ein longjä^Tiget,
Ctrtrauter SQetEebt mit ben bebeutenbjlen @ei|letn,
ein befonbereS ©efdiict unb ein flarer ßinblicf in
bieStitloge, oorMtm aufweint eigene 3]Itn|(^en'
lenntnifi baju, iebeSmal bie beften unb gttignt^en
ajtünner für bie ja!)Imi$en ffiit^tigen Semter aia-
gunäblen. SJtanc^e Sßäp^e aber naren bi8 ju i^tr
Sruä^Iung in ben grofien Sngelegen^eittn ber
Ainde gar nic|)t t^ätig gemtfen; fit übema^mtn
btl^alb bie MrontnortungeDoQflt ©teOung btr
ßrbe nur mit Sur^t unb 3ittem. 3^n bt^ W>-
fidllen, ibi Stieben unb ^nbeln mürben oft »et-
tonnt; unter ben Carbinolen, ilgren berufenen
SUil^gebem, fanben fie mandimal itirt grägten
(Begner, bie für fi^ eine Hauptrolle fjiielen nottten.
|)itrb(i ftanoen nic^t feiten bit Sltpoten ber !Sor'
güngtr im ^orbeigrunbe, fo bag ber neue $apft
fa;^ not^mcnbig ba}u gebrängt nmrbt, nun au^
[einetfeits SiepotiSmuS ju treiben, um fo bie @egncT
im ®ä)ad) ju galten.
Sf^nierig nurbt bie Stellung beS ^apfteS eift
cedfit, loenn in SRom, aI3 bem gentrafpunlt ber
S^rifttn^tit, bit Sonberinttrt^n btr Oürfltn unb
iSülIti auftinanbtr ftitgen. ^onn fpielten Se>
[tt^ung unb @tn)alt and) bei btr Surit i^re iRoQe,
unb oft genug fu^ttn gtiftlit^e unb meltlic^t !5e-
amten um bie fSüettt ben $apft für fid^ ju ge*
minnen. HRam^c jflagtn übtr bergleii^en Ü3or°
tommniffe mSgtn übtrtritbtn ober ber SluSbmd
gctäuj^ter^üffnungen fein; aberft^on ber 1)1. Sem-
^arb fictgl, ba| btr ^opft fid^ nur firmer btm
@in|Tug feiner täglid^tn, otitrauten Umgebung ju
tntjie^en ocrmäge (De consideratioiie 4, 1;
ogl. au^ g^ribanlee SBtf^eibenfieit, ^trauSg. Don
seejjtnbeiger, ^aüt 1872, 207 ff.). SBot)! mo^lt
ber ^apft nnler [oli^en Umfiänbtn litbtr trtut SJei-
manble. als Unbelannle unb UnjuDerläffige um
^ä) fe^en. 3)abti ift btr Deränbtrli^t S^aratttr
btS italienifc^en %olfeS ido^I ju bea^ttn. $oli'
tifi^e Unnigtn finb niigenbä fo ja^Irti^ toit in
Italien unb SRom. Seit alter 3eit fd)on tcoQten
bie 3talilet immer gmei öenen btenen, um einen
buri^ ben anbem in St^q ju galten (Luitprand,
103
!Re))oti§mu3.
104
Antapod. 1, c. 87, ad a. 894; t)gl. Seo. ®ef(i^.
ber italicn. ©toaten, Hamburg 1829, 1, 166 ff.).
Rdti Solf guropa'S l^ot eine f o öerwirrenbe SWenge
t)on 9iet)oIutionm gel^abt qI§ 9lom (@regorot)iu8,
©efd^. ber ©tobt Som m, 4. 3luf[., ©tuttgort
1892, 28), fo bofe es gerabeju betnerfenSwertl^ ifl,
tute bie $apfte immer tuieber bie ^errf(i^aft be^
l^auptet l^aben. S)te ©tdluttg bed $a))fie3 unter
fold^cn Serl^öltniffen gibt ber 1^1. Semtiorb (De
consid. 4, 2, § 2 et 4) mit ben SBorten: „fl&a%
foD id^ über boS Soß fogen? €§ ift eben ba§
römif^e 3SoI!. Slid^t fürjer, nid&t beutlid^er fann
iä^ eS fogen. . . . SBaS ift ben ^al^rl^unberten fo
befannt toxt bie UnDerfd^dmtl^eit unb ftol5e 9lüd»
jid&tSloPgMt ber Sömer ? gin 93olf, cm ben Qfrieben
nid^t genjol^nt, gemol^t an ^ufrul^r, ein Solf,
unmilbe utü) ungefügig biSl^er, baS nid^t Derftel^t
pd^ 5U unterwerfen, aI8 »enn eS feinen SOBiber-
ftonb mel^r p leiflen üermag. ©iel^e bo beine
Saft, biefe ©orge liegt bir ob, ba§ lö^t pd^ nid^t
t>tt^tfjHtn. 2)u tad^p t)ielleid()t über mid^ in ber
Ueberjeugung, eS fei unl^eilbar S)ie Qfürforge
bafür, nid^t bie öeilung »irb Don bir »erlangt
3(^ ^eig/ ba| Das ^er^ biefeS SoIfe§ t)er^örtet
ift — aBcnige l^ören auf ben $app, Me »ollen
t)on il^m empfangen. Sßenige fd^auen il^m nad^ bem
SJlunbe, Me i|m nad^ ben ^önben, in beren
©penben il^nen baS gan^e ))ci))PIid^e Smt aufgellt.
iEBen nennp bu mir auS ber gat^en großen ©tabt,
ber bid^ gum ^Qp\it angenommen ^ai, ol^ne ba|
Sol^n ober §offnung auf Sol^n mitfpielte? . . . ©ie
t)er|eigen Sreue, um leidster benen, bie il^nen trauen,
}u fd^aben. . . . UngePüm pnb pe, um gu em-
pfangen; ungebulbig, bis pe empfangen; unban!»
bar, wenn pe empfangen l^aben." ^app ßugen IIL
erful^r felbp bie SOBal^rl^eit biefer fd^orfen äBorte.
ÜRel^r als er galt ben 9Umem Smolb Don SreSda.
— Sud^ bie ©tellung beS $appeS als beS mlU
lid^en §erm beS ftird^enPaateS brad^te il^n oft-
mals in fd^Iimme Sagen. 2)ie ®eper beS $apft-
tl^umS begeid^nen be|]^alb bie nieltlid^e ^errfd^aft
ber $öppe als ber flfird^e unb bem ^apptl^um
öerberblid^, weil biefelbe bie $äppe in weltlid^e
Sngelegenl^eiten toerftridft, »eil bie ^öppe p beren
iBef auptung, bie »eltlid^en f^fürpen p beren Ge-
winnung k)iele JMege gefül^rt l^ötten. ^ter liegt
gewil aud^ in Dielen ^fällen bie Ouelle beS Stepo-
tiSmuS. 9ber bie f^fürpen l^aben bod^ nid^t ben
Rappen be^l^alb bie weltlid^e SJtad^t gegeben, um
te baburd^ für il^re l^abgierigen IRad^f olger gu
\ä)tm, f onbem nur auS SSerel^rung t)or ben Gop-
ten unb berftird^e, unb um biefe @^ebiete t)or ber
iBebrüdhmg anberer SRad^tbaber ju fd^ü^en unb
baS ^apptl^um minbePenS fo frei unb fo l^od^ wie
bie iBifd^öfe p Pellen, bie meip mit weltlid^er
SRad^t belleibet waren. SHefeirbifd^eniBep^tl^ümer
unb bie weltlidbe ©ouDeranitöt pelen bem $app-
tl^ume gu als eine notl^wenbige ©tü^e feiner groß-
artigen geipiid^en ©teUung. 3ti feiner weltlid^en
©ouöeränitöt befaß ber ^app bie wirff amPe Garan-
tie für feine Sfreil^eit unb feine moralifd^eüRad^t (ögl.
beS $rotePanten ©uigot L'^glise et la soci^
chröt. en 1861, Par. 1861, 77. 143 ss.). ®ewtß
aber l^atten bann aud^ bie $öppe als geitigeSer»
wefer biefeS ber gangen JKrd^e gugel^örigen ©taateS
baS SRed^t unb bie $pid^t, benfelben mit oOen
ÜRitteln, öußerPen tJraJDlS fogar burd^ jhieg, gu
üertl^eibigen unb gufammengul^alten (p%t b. 9tt
ftirc^enpaat; femer: b. ^oenSbroed^, S)er IKrd^en-
Paat in feiner bogmatifd^en unb l^iporifd^en 9e-
beutung, 2. 9{up., ^reiburg 1889). Unb bie^
war, aud^ ol^ne öußere iBebro^ung, feineStoegS
leidet. 3n ben eingelnen, gu berfdbiebenen 3^ten
gewonnenen, nad^ Sage unb IBerfafptng gef onber«
im, bagu öußerp milbe regierten ©ebteten beS
JKrd^enpaatS war ©efiil^I unb 99ewußtfein ber
3ufammenge]^örig!eit mit il^ren Siortl^leilen unb
6rf orbemiff en , namentlid^ feit ben SEBirren Der
atignonepf d^en 3dt unb beS ©d^iSmaS, nod^ weit
fd^wäd^er als anberSwo. ^©elbp in ben bepen
3eiten l^atten bie ^ppe bei meip lui^en 9iegie-
rungen unb trielfad^em ©QPemwed^fel biefe fepara-
tipifd^en Senbengen nid^t gu bemeipem üermod^t
gewöl^nlid^ eS aud^ nid^t einmal Derfud^t'' (Stot-
mont, ®efd^. b. ©tabt SRom m, 1, Serlin 1868,
55). aSBenn pe eS aber terfud^ten, um baS SluS-
einanberfaEen il^rer gangen ^errfd^aft gu t)er|in-
bem, fo l^atten pe nid^t immer einm ^ßelagnte
unb ^tlbomog im SarbinalScoUegium gut fßttß
fügung. — äBie nun enblid^ feine SReliglott meljr
9nfeinbungm erfal^rm als bie bePe, bie l^ge
fatl^olif d^e Religion, f o l^abm aud^ feine ^errfd^
mel^r @egner in aUer Sßelt gefunben als gerc^
bie ^öppe, mod^ten nun bie Seper ben bie d^rip-
lid^e äßelt bel^errfd^enbm moralifd^en Sin^ul ber
^öppe, wie bie römif d^m ff aifer besamttelaltei«,.
gu Demid^ten, ober, wie bie ffönige Don %tcad'
reid^ wöl^renb ber aDignonepfd^en Stit md) wie
5Rapoleon, il^rem eigenen Sntereffe bienpSor gu
mad^en fud^en. t^aßt man oQe biefe Derfd^iei^
um äußeren UmPönbe, weld^e eine Derontwor»
tungSboHe, bie SBelt umfa^enbe Aufgabe er*
fd^weren, afie bie Derfd^iebenm iBePrebungm, im
^ßapp gu beeinPuPen, bie ^arteiungm in 9tmn
unb im ffird^enPaate, bie gegen bie $erf5nlid^
feiten eingelner köpfte unb gegm baS ^ßapp*
tl^um unb bm JKrd^mPaat über|aupt gerid^täen
Eingriffe, gufammm, fo ip bie gefd^id^tlid^ (6>
flömng beS 9{epotiSmuS gegeben. SSaS lag bei
allebem nöl^er, olS baß bie ^pe in il^ren SBer»
wanbten unb SanbSleutm bie f ePePen ©tütot wob
treuePm ^nl^önger il^rer SRegiemng unb i|reS
©^PemS gu pnbm l^offten unb fud^tm? 3« i^inen
l^atten pe 3utrciuen; biefe fanntm pe, Don il^nen
f onnten pe am erPm Serpönbniß unb gförberung
il^rer $läne erwarten; mußte bod^ oud^ ben 9le»
potm felbp am meipen baran gelegm fein, im
betrepmben ^ontipcat möglid^P glorreid^ gu qjtß
palten. SuS bem namlid^m ©mnbe wftl^ltm bie
$öppe, weld^er ^Ration pe aud^ ongel^drm mod^
ten, in Som meip 3talimer, in 3lDignon me^
tJfrangofen gu il^rm Slatl^gebem unb Reifem. @o
105
9{e))oti8mu§.
106
i^ eS aud^ niil^t suföBig, ba| baS ^opfttl^um unb
öalSarbiiialScoDegmm gerobefeit bemSuffommen
bcr$)ce Don ber er^attung beS ©le^gemid^td fo
.üafiiiäffl^'' geiDorben ifL IBci einer nad^ ben 9{q-
üaofitätoi ott^ nod^ fo gut Dertl^eilten 99efe|ung
M liäp^id^ Stul^IeS tmb Sufammenf e|ung bed
CatbtnoIficoDeghtmS urilrbe baS $apftt$um erft
ttd^ bcm SottDurf e be9 9lepoti8mu8 unb ber ^ar*
tali4fät in nationalem Sinne nid^t entgelten
finoL SHe 6Io|e IBel^onblung ettoa irif $er 3ln«
gdcgoi^eUm burd^ Snglänber, rufrtfd^er burd^
fötal, bentf^er burd^ gfranjofen müroe Don bom*
(oein mit SRigtrouen aufgenommen toerben, unb
^ lie^ fti^ bad nid^t k)ermeiben. 2)a8 ift yx baS
Digl&I ber aotgnoneftfd^ Stxi beS ^Q))ftt]^umS
gaooitai^ nid^t ba| ed bomoIS mirllid^ bie 9n-
4eiien ber (B^riiknl^ in franjöfifd^em
nnb Stnteteffe bel^onbelte, f onbem ba| mon
^fabtt, eS gefd^^ fo^ unb ba| man alle @d^ritte
bff 92t^ in biefem @inne erOörte. @o mu^te
ffl4 ^obrion YL, ber Ie|te beutfd^e, ber te|te nid^t
ikficaifd^ fktpft übtO^avo^t, bem ffaifer jtarl Y.
Umtdiii mad^en, ba| bie anberen äJlöd^te il^n
{f^ni 6Io| tnegen ber alten guten IBe^iel^ungen )um
ftnfer f& {Ktrteitfd^ in beffen Sntereffe l^ielten,
i^iteiib Skai gerabe iä)en Ünterfc^ieb in ber ®e«
Ibamig beS $apfte8 gegen i^n f elbft unb gfran^ L
m ^nmlreid^ t>€axd%tt unb bejonbere fßthox*
ff\a% uedangte (Steumont, ®efd^. b. @tabt 9iom
2, Serltnl870, 156; e.ü.^5fler^ S)er beutf^e
Ai^ii.berle^beutfd^e^{t, aBienl876 [@on-
bcnbbnut asS: 6i|ung86er. ber Sßiener ^fab. ber
SiffenM^ 9^f.-$ift. ittaffe]). SBenn bie ^opfte
is bcB Mnco^Iid^en Otiten beS 15. unb 16. Sol^r*
Inibatd i^ 92epoten ju ben ^5d^ften militorifd^en
Sendern beriefen unb i^nen bie mieberermorbenen
düter im ftird^flaate alS Selben übergaben, fo
boben fie geglaubt, fo ben JMr^enftaat am beften
lU DerdSieibigen. 2)iefe ©iiter mürben baburd^ bem
ftirii^ei^iaate nid^t entfrembet, f onbem erl^alten,
unb f 0 ttmibe aflmölig ber ttebergang oom Seilend«
iq^on sum einl^eitlid^ gefd^Ioffenen Staate ge»
geben (ogL Civilis cattoL ser. YH [1868], U,
658 sqq. 662—663 ; bort ift freilid^ auS bem
Siberfolge unter SuIiuSÜ. gefd^Ioffen, mö^renb bei
iebem ^opfle im (Singelnen bie grage nad^ $Ian
nnb fUfi^t bei feinen IBerlei^ungen an IRepoten
gi^cuft mccben mu^). @o l^aben benn aud^ bie
C^cosi^ ben StepotiSmuS ber ^opfte in biefem
listig gemurbigt. $Iatina (Yitae Pontifi-
Cohmiae 1593, 830) ermö^nt Salist HL
kabt feinen 9{epoten $ietro fiub. Sorgia jum
^ßcdfeden twn Stom (faum mel^r als ein Sl^ren*
oBt Stcmnimtin, 1, 277), 5um gfelbl^auptmann
bcrftbni^ nnb gum ^erjoge t)on Spoleto ernannt,
fM facflina Barones nrbis Bomae in officio
CQBtmeret ,2)amit begann ber 92epoti§mu§, mel-
ier in einer gemiffen Slotl^menbigfeit ber SSerl^alt-
i4(ebegrunbetmar^ (^öfierbei^apencorbt, ®efd^.
ba etobt atom im ^Mittelalter, l^auSg. o. C)öfler,
fiberbom 1857^ 487, 9nm. 2; t)gl. I^öfler, 2)ie
roman. Sßelt unb bie 9ieformibeen bed 99iittelalter§
[SBiener afabem. @l^ung§berid^te, pl^Uof.-l^iftor.
ftlaffe, XCI, 1878, 471] ; C^ergenrötl^cr, «ird&en-
gefd^. n, 3. «uff. greib. 1885, 737; ©öUinger,
Äird^e unb ffirdgen, ^apfttl^um unb ftird^enftaat,
ajlün(^en 1861, 520 f.; CivütÄ catt. 1. c. 403;
^aftor, ®efd&. ber ^äpfte I, 2. Sufl., Qfrciburg
1891, 680). SBöl^renb man barauf oft l^ingemiefen
l^at, ift bie nod^ faft gmei ^al^rl^unberte öltere,
Diel beftimmter lautenbe 9loti} be§ ^erretuS SBi-
centinuS über 93enebict XI. meniger bead^tet mor^
ben: „S5on nieberer ^erfunft, fonnte er meber
aus böterlid^em nod^ auS mütterlid^em ®e{d^Ied^te
93ermanbte l^erangiel^en, nid^t iene ^lepoten, auf
bereu Sreue bauenb er fidler l^ötte oorgel^en tonnen"
gegen bie Snl^önger ^l^ilippS beS @d^önen unter
ben Sarbinälen unb bie S^rannei beS tibelS (Non
enim Agnatos Cognatosve, ex humili natus
progenie, ad se accersendos habebat, non
nepotes ülos, quorum Hducia fretus änderet
securus [Muratori, SS. rer. Ital. IX, 1012];
Ogl. ^apencorbt 340; g^nftopl^e, ®e{d^id^te bed
^a})ftt^um8 im 14. Sal&r^unbert, beutf c^ o. SRitter,
$aberbom 1853, 1, 126). ©eseid^nenb ift in biefer
^infid^t aud^, ba^ gerabe bann, menn ber ftir^en»
{taat berul^igt, bie getrennten (Sebiete Dereinigt
maren, »ie unter 3uliu8 11. unb Urban VIII.,
ber IRepotiSmuS menigftenS seitmeilig aufl^drte.
„@o maren bie IRepoten berSluSbrudt ber perfön«
lid^en fianbeSl^ol^eit ber köpfte unb gugleid^ bie
@tü^en mie SBerl^euge il^rer meltlid^en^errfd^aft,
i^re k)ertrauten SDlinifter unb ©enerale. Ser 92epo*
tiSmuS mürbe ivaa Softem bed römifd^en @taated
(feit ©ijtuS lY.) ; er erfe^te bie in il^m f el^Ienbe
Srblid^feit; er fd^uf für ben $apft eine 9^egterung§«
Partei unb aud^ einen 2)amm gegen ben S93iber«
fprud^ beS SarbinalateS 2)ie 92epoten über»
nal^men ben SSemid^tungSfampf gegen bie nod^ im
ffird^enftaate befte^enben tJeubaH^äufer unb Sie*
publifen, fte l^alfen ben Jhrd^enftaat in eine ÜRo-
nard^ie htmcmbtln, unb obtoo^I fte baS ^apft»
tl^um, beffen geföl^rlid^fte 9lu§geburt fie maren,
offenbar mit ber @äcuIarifation bebrol^ten, gelang
e§ bod^ felbft nid^t ben tü^nfien biefer Smpor-
fömmlinge, eine S)Qnaftie ^u ftiften unb i^r ben
ihrd^enftaat ^u unterioerf en. @ie bienten am 6nbe
bod^ immer bem ^apfttl^mne, in beffen fianb fie bie
gro|en einl^eimifd^en Parteien bönbigten unb bie
S^rannen nad^ unb nad^ untertoarfen 2)er
9lepoti8muS, im ^rieftertl^ume ober in ber Ihrd^e
eine Ausartung, l^at bal^er im Jhrd^enftaate feine
politifd^e Sere^tigung ober bie Urfad^e feiner notl^'
menbigen Sntftel^ung gel^abt'' (©regorooiuS YII,
229—230, aud^ angezogen öon Scnratl^ in §er-
jogS aeal-ßncpflopöbie XIY [2. 9lufl.],.326).
3. Oft fanben fi(^ gerabe unter ben SRcpoten, mie
t)iel Seröd^tlid^eS ftd^ aud^ mit biefem 92amen t>tf
bunbenl^abenmag, biemürbigften, auSge^eid^netften
ÜRönner. S§ toäre ein Unred^t gemefen, biefelben
oon l^ol^en ^Semtem audjufd^Iielen bIo| be^l^alb,
meil fte SSermanbte be§ $apfle§ toaren, unb meil man
107
9{e))ott8mu8.
108
bem Siomurfe beS ^lepotidmud berfoüen {onnte.
Sine getDiffe SBal^I* unb Seelent^emonbtfd^ft, eine
Sittl^ettnol^me an ben Sorjfigen beS ©efd^Ied^tS
unter leiblid^en IBemonbten ift unlftugbor. SBor
ya Qud^ ber Sorlöufer beS ^eilonbeS ein naiver
IBemanbter, unb einzelne ber ^n)5If Slpoftel {ianben
il^ Qud^ qIS Sermanbte nol^e (k)gl. Alvarus Pe-
lagius, De planctu ecclesie L. 2, Venet. 1560,
c. 15, fol. 48«'). @o fanben aud^ bie ^öpfte
unter il^ren SertDonbten 9J2Qnner, totld^t mit t>xtl
9ä]^ig!eit, Sted^tfi^feit unb ßifer im 2)ienfte ber
ffir^e tptig tüoxtn. 2)eren Sierbienft mürbe oft
genug aud^ üon ben Sarbinälen mel^r nod^ als
üom $apße felbft anerfamtt; mand^mal imtrben
{te in ber t^folgejeit felbfi gu $ä))jten gett>ö]^It. @o
finb bie ^öpfie Dom 6.-9. Sal^rl^unbert meift bie
gfreunbe unb Sd^üler il^rer Sorgönger gemefen
(^öfler, 2)ie beutfd^en ppfte I, StegenSb. 1839,
280 ff.). $aul I. 5. 99. nmrbe 9lad^foIger feines
SruberS ©tepl^an III. (757), t)on bem er mel^-
fad^ fd^on }u ®efanbtf(^aften an fiuitpranb t>er«
toenbet morben mar. 3nnocen) IIL er^ob jmei
Sermanbte guSarbinftlen unb gab feinem Sruber
Wd^arb mehrere Selben unb @ignorien. Seinen
naiven SSermanbten, t)ielleid^t Steffen, ^ugolin
mad^te er gleid^ 1198 }um ))ö))ftlid^en Staplan unb
bei ber erfien @!arbinaISemennung gum Sarbinat-
biacon, enblid^ 1206 jum Sarbinalbifd^of Don
OfKa. 2)iefer felbfl als ^ft ®regor IX. erl^ob
ttiid>er f ofort feinen Steffen Sla^nalb gum (Sarbinal*
biacon (1227) unb balb (1231) anä) }um Sar-
binalbifd^of Don Oftio: berfelbe nmrbe 1254
^apfi «lejanber IV. SBie mürbig biefe gjlänner
i|rer l^ol^n ßl^ren maren, }eigt eben il^ 93er»
menbung in bent)erantmortung8Do0ften®efd^öften
ber Stix^t, il^re Umfid^t unb t!^r Srf olg in ber Sr*
füllung il^rer Aufgabe unb bie Snerfennung il^rer
SSerbienfte burc^ oie Saü)inäle bei il^rer fpötem
SBa^I SU $ci))ften. Unbefd^bet ber SBfirbe ber
übrigen Sarbinftle leud^tete ^ugolin nad^ bem
Urtl^eile ^riebrid^S n. unter il^nen alS l^eller @tem.
93on ben f ed^S burd^ ®regor IX. bei ber erften Pro-
motion }u Sorbinälen erl^obenen SRftnnem mür-
ben oOein fd^on brei in ber t^folge ^jte. Ur-
bon V. (1362—1369) erl^ob nad^ ber Eingabe
feines Siograpl^en nur }mei feiner Sermanbten,
einen Steffen unb feinen Sruber 9ngelicu8 ®ri-
moarb, ^u SBifd^dfen, ben Ie|tem in ^Dignon,
einer frfil^em päpftlic^en Sommenbe. 6rft burc^
bie mieberl^olten Sorfiellungen beS Sarbino(8-
coÜegiumS lte| er, ftetS in ^urd^t, Don ber SSor-
liebe }u feinem SIutSDermanbten beeinflußt 5U fein,
fid^ beftimmen, feinen bemöl^rten iBruber gum Sar-
binal gu erl^eben (Baluzius, Vitae Pontif. Aven.
I, Paris. 1693, 865 sqq. 417; Sl^riftopl^e n,
268 ff. 300). ^iuS'H. ^ungel^örigeanl^änglid^reit
an feine SSermanbten'' mirb als „eine ber S^atten-
feiten" in feinem ^ontipcate bejeid^net, „bie nur ju
l^öufig l^erDortritt" (^ftor, ®efd^. ber ^Sipftt U
[1889]. 87; Soigt, gnea ©ilDio, »erlin 1863,
III, 554 ff.), gr ernannte u. 91. ben ©ol^n feiner
@d^mefter, gfrang $iccoIomini, ber bum 22 Raffet
alt mar, gum Sr)bif(^of Don @iena unb (Eorbinal
(1450). aber bie S^ronißen erfd^ö))fen ftd^ im Sobe
ber €ittenrein]^eit beS »eDonugten unb feiner über
Sein bitter l^inauSgel^enben inugl^eit unb »efd^-
lenl^eit : „9Ud^tS fel^Ite il^m )u einem großen SAamie
an ®enie, mürbigem Srnfi, @ittfandeit, Sifrr,
®emiffenl^fHg!eit unb Sfrömmigleit" (DgL Patri-
tius bei Freher, Ber. (}erm. Scriptt. n, 2. ed.
Argentorati 1717, 291). $aul n. rul^ feine
Xl^ötigfeit unb fonnte feinen beffem Segaten alS
il^ gum großen S^rifientage nad^ Slegen^burg
1471 fenben (Dgl. fßaftor n, ^vfym% 9h. 102.
104), unb bie dürften unb ber ffaifer begrüßten
biefe SBal^I auf S Sebl^aftefte (Steißermo^er, S)er
große Sbrißentag gu StegenSburg 1471, StegenSb.
1887, 1, 28. 44ff.- n [1888], 15. 29ff. u.ö.).
Seinen „mafellofenStuf erfennt oud^Söpffel (bei
^ei^og xn, 19) an, ber bod^ fo fd^ ben 9tet)oti8-
muS^iuS'n. rfigt ^la^bemXobeaiesonberSYL
mürbe gfrang ^ccolomini gum ^fte gemd^tt.
$iuS rv. ernannte brei aSßo|ften nadft feiner Cr-
Hebung gum ^opft feinen 23j[ä^rigen Steffen gum
ßrgbifd^of Don9Jlaüanb unb gumSorbinal: „Don
Sar(o99orromeo rebet bieSBeltgefd^d^te" (Stenmont
m, 2, 53 ff.). 2)aS finb nur ringeine »etfpiele.
eine DoHe ®efd^id^te beS 9le))oti8muS mürbe aber
il^re 3q^I berart l^ftufen, baß berSormurf beS
9le))oti§muS faß gu einem Sobe ber ^ßS^ mürbe,
bie fold^e ÜRönner erl^oben l^aben.
4. ^ben aber aud^ bie ^öpfte mand^mal un-
mflrbige Sermanbte, bagu in großer So^% gu ben
l^öd^ften fird^Iid^en unb meltlid^en Remtern er-
l^oben unb maßlos beDorgugt unb bereid^ert, fo
f ann man fte gunöd^{t nur beS 9RangelS an SRen-
fd^enfenntniß befd^ulbigen unb ber ©d^mäd^ ben
9Rönnem gegenüber, bie fie felbft erl^oben l^otten
unb bann ni^t mieber fallen laffen mollten. fteineS-
megS aber fann man ol^ne SBeitereS il^nen @e{bf}-
fu^t unb 3urüdtfe|ung ber äntereffen ber ftird^
unb beS iHrd^ftaateS Dormerfen. 9Jland^moI l^t
nur bie faft fprid^mörtlid^ gemorbene ffürge il^rer
Siegierung (Bemard. De consid., ep. ad Papam
Eagenimn[Migne,PP.lat.(}LXXXII,4308q.];
Petras Damiani, Epp. 1,17 [Migne, PP. lat
CXLV, 472 sq.] ; Job. Saresber., Polycrat 6,
24 Piigne, PP. lat. GXGIX, 624]; Machia-
velH, n Principe c. 11 ; Seumont HI, 1, 55) bie
köpfte gel^inbert, bie Sd^öben, bie fie etma bur^
bie Srl^ebung unföl^iger ^lepoten ber iKrd^e unb
bem ^apfltl^ume felbft gufügten, gu erfennen unb
gu befeitigen. SmeifeHoS l^ötte g. IB. ^ßoul IIL
bri längerem Seben bie Sahnen beS St^otiSmuS
Derlaffen, nad^bem er in ber jhanfl^eit geflagt:
Peccatum meum contra me est semper. Si
mei non fiiissent tunc dominati, immaculatoB
essem et emundarer a delicto maximo (Dgl.
aianfe, S)ie röm. ^äpfte, 6. «ufl., Seiogig 1874,
1, 175 ff.). S)aS ®Irid^e gilt Don (Salist m. (Dgl.
©regoroDiuS vn, 148) unb^auIIV. (Karaffa).
SaS Vertrauen ber ^ö^fle gu ben 9le))oten f oimk
m
KepottSmnS.
110
yt fril imiKr mr osf boxn BAcn, il^ S^dai"
s^kii sab 6üiQifUtii9t ib ntdMrtm &Uxobt
3s bcr nenm IfBffm €ldliin0 baaegm
k Bi^fln^Bta ^S^ wU^ pn f d^toinbclii'. Sann
mö^ 94 ^ %|M>lni nol^ inieuUK^iItd!^ §u
no^n» nb Me ^fäflftt tomdm fid^ i^rem fte
^ VL fönl^ feiia 6o^ iU/iax, tak
FT. fdae fttpottn f^dxo wob Sitokmo
Obnunitm, 1,206 ff.; fkiflorn,435ff.
442. S61 ff.; «ngonüiiiS VII, 229. 231. 236).
Sab vcm im bie fh^Ktai, entouil er^ben, \o
fk, hne bie Stiorio bei
bcr 9^ mb (Ufar Sorgio.
idüt Socb sab Xxsg nsb Sittoiloftgltit 4?fffr
In BoSt fo vide ftricge cotinnbd Globen, f o ift
4 te^ agym^t , bie ^ßä)'^ f^^bß in IRttf d^*
ÄfB fi fks^dB nab fie oi^ SBcttercS and^ für
oie ^uikI bcr SinotfB Bcmiitmortficl^ |n auid^en
«•iL Sopor n, 552 ff. 557).
5. Zter SfayotiSmaS tai riynffid^ Some, bk
Sz^daag TF^^y^fT. aattlzbtQa: Sttmuibtea
B VBEEIHCB SBO ilfilimnni ™tIIHti IL Plf IiIiItiI
■A Ana Cboioucr, 19R8I Suban^O^nig snb
3DS SBOODtflCa ^^^Y* UuOaiQI. aiu jjUMliiffiLUHfl
tt^un. beffer yfflfliirin SUaBcr, t^ Seini^
309 anl ftffb 010 beat fliu!^aif(l^a|e i^ber nit
SniBZB biS ffii^^ufpooM, iß für btt Un^ 3^
8^ Me laage Sdbe ber ^^äf^ äs^^ f^
Siefef tkf |n beBagenbe anb
|a kibriabf Hebd iierfd^mbet beteiaidnen
^RT Snab^aftigleit anb tritt bei
mA iflcs ujibciuu BN) cS fi4 finbct, larnd ^iniei
ter Qifai0L £ie gefd^id^ül^ 9e^miblmig be§
i^THPritfioiS nm^ jeben ein|elnfn §till mit Sr«
Bögang edler Uaftänbe ein^idn irtnfen. (Sgl Ci-
cattbL ser. YII [1868], befonberg I^ 395
4C'7 äst bie bort angefn^iten Sd^ften ton
^mlbSBti : Jnngnumn, Diasatatknies seleetae
s iiML eecskE. VI, Bsdsbonae 1886, 429
IL 3n ber @ef d^iil^te be§ Kcpoti^nntS fonn
BBC tnn ^[ki'iobeB luileiTd^eiben, tnnet^alb bercn
? v& bc mdeB $ä|P&en nn^M gor nid^, ox^tX'
Ui Beceacrfi^BBrBexnnieltftnbet X^oBerflärt
%& iMcnnfi, bii| bie Uebd, t»m benen bie <E^nfien«
kec iiTiffiMiiiiil |QtnxiHg ergriffen tDar^ cmd^ in
SrKQzrfUznb brongen, nnb bo^ gcnnffe ^*
ant ^farftt ent^d^eibenben feuflu^ cmf bie
iT «miHiiiivii 1, Sö^ienb ,,lein Staat
ix lange Seib^nstzMigerSorfl^er gehabt bot,
flK lier iJuuiitbe Sia^I onib cnr in bcn brei 3ti^*
XOT! Oregorb. (ih:.bi§Sxmifa}YL sohlte'
(^»SZkr. 2^ testid«! fi&pfte 1, 8 j, beginnt mit 9r«
BBÜlSSbpiganSdtaficn ^bie trübe, cnord^tfd^^eit
taS *itiiifi!fifp*»B DOT ben Biäd^ligen £aien Kt^
SopfttEBä' (XkSHiBger 498 j. 92enn»
Huifc, ttm beocn anr Sob^nme^ X. 14 äobre
f914 — 928j, folgten rafd^ nad^einonber
in ber Seit Bon 896—956. Son SBeiber- nnb
gfirftengunil, SRnttem nnb Sattem Bielfad^ er«
fyAm, fnd^ & fid^ bnrd^ (Er^ebnng il^ Ser»
Bwnbten^ il^rer niflergenoffen wib Mnbonger felb«
^önbig §n mad^ ober |n erholten. 3o^<mnedX.
nbertmg feinem Smber ^ßetmS bie Sfu^cnng gegen
SRorogia nnb il^ Semol^I (Shdbo Bon Xnicicn.
S)cfi ^ßa)yfle8 nnb feines SmberS Untergang be-
iengen bie ateinl^ feiner Sbftd^ (BgL Lau-
prud, Antip. 3, 43). Slberid^ @o^n Oc«
toBian, als $apft 3o^anned Xn. (956— 964) ben
eiblid^ So^id^gen gegen feinen Sooker ge«
m&l getofi^, ^ein ftinb', bkU^ Otto ber
(Sko^e aod^ bnrd^ boS Seiftiid ^akt VOmut
leu^t |n beffem l^offte (Luit{iraiid, Hiot OtU>-
niB c. 5)^ Bnid^Ioiberte bad ftird^engnt an feoK
(Eoncnbinen^ bie i^, bem 9bge^e|ten, aud^ bie
Städte^ BiidM: ermbglid^ten. 3i>^anne3 XV.
(985—996) nnrb befd^igt, ben rtetif(^ <Qe«
mS ^arf bepeneil nnb aOeS, moS er ^aben bnnfte^
an feine Senoanbten Bert^eilt |b (abm. 9bcr
aad^ f 0 geBNmn er an i^nen btne @tit|e gegen
(EreScentinS, ber ben S'ttritt |n i^ nnr gegen
gro^ 0ef<^en{e freigab, nnb toofjlL mag m gut
X^ beffoi, mos SrctentinS t^, bem ^M^
felb^ }nr Saß gelegt »orben fek S>ie ^ß^
Senktet Vm., So^eS XIX. nnb Senebid DL
(1012—1044), oHe and bem Qkfd^bd^ ber (Sra-
fen Bon TnSmfnm, er^ben nnb gcßnj^ Bon tl^cer
gfamilie, beftiegen alSSrnber, Biie esjd^eint nad^
einanber ben pdflfäUI^ Stnl^ bereid^erten i^
nöi^^ SeiBNmbten mit ®elb nnb eij^ben Jie |a
ben b5(^pat fiantem; ber grd^e X^ beS ^ßat^
moninmS ^ßetri bef anb fid^ in fremben ^änbea.
2)ie IHagen ber @d^rift^eller über baS feeiber*
mib ^Ü^Sregiment ^ouften ftd^. Xom nnnbe ge«
BKiItfam unteijod^ Bon ber fyaib eineS SBeibcS.
^ßatift Vtaxias& toacft offat Slberid^ nii^S |n
^nn, ein fd^ioereS iod^ lag auf bem rdmifd^
Stuhle (Watterich, Poni^cnm Bobl vitae,
Lipe. 1862, 1, 38. 40). @erbert flogt über bie
Soi^IenbenmgbeSihrd^engntS. 2)ie9Ri^(^tnng,
rotUfyn baS $a|)ßtbnm Berf ollen niar, |eigte fk^
f d^rf anf ben (SmdTm |u SeimS nnb ®^Ia, bn)
man ben $a)rßen onf ®mnb i^ SBanbdS baS
9ted^t beflntt, bie fiin^ in knfen. X)(^felbe |ei{^
ond^ bie üpi^Qä^, bo^ bte giibel Bon ber ^djE^ftin
dobcmno (f. oben VI, 1519) bei ber ^orfd^
ber Bieten fd^le^ten ^ßfit^fte mit bem 92mnen 3o*
banneS mü) ber SRod^ ber filtern nnb jungem
Xb^boro nnb ber 9too|ia fid^ anSbilben fomile.
^2ie aiiomer tbaten nxi§ fte tonnten, bo8 ^9'
tbum |n ®mnbe |u ri^^ten; aber bie moralifibe
ffioft ber Snfliluüon mar luiBeiioüfilid^^ (SM*
linger 498). ®emi| ftnb numd^ biefer $^
mobre Ungebener nod^ bem Sn^bnule beS Soco«
nin§, fieBxxren eine ^ßeßna(!^Som|o(5bfIer, Sie
bentfi^ ^[iairfte I, 337), fie boben nu^ regiert
f onbem boS ^[ktpft^inm Bexiouflet ; aber fte b^^ben
anib an i^ren &ef(^ti(l^reibem mn ^nftoger
gefiuiben.
111 ;». 1 : : : '- s iT 1 1 112
3r. htz 5i'i?^ Vi£ir. r.rr. riid r-urrr.Lj i-irt'. 2ii.-nii: -n:: tm rirrcnirT Iffl J'fonü (Süeu-
tru &eafnx.:dTi£ ünrrr. ä^frazr^cr itiies: zn: xi-n — l?:\. izi z:cz us lana ic große
Slsmsr hbznuz^., ur. rr. ümn: rr^rr ä:i.±i-: i?::?!: r^i ^i'iacr. ini-3 ^rauis ür Stieänung
ir^ i:^ !•£: i:^' :.*= !L-:r^= ;:*: irT^iK: ^n: i-r:» atLiTz -ir^ -.irr miii&r rar liiazi unmci ajoüeiL
tr^.. lilu-snix ihscnr:: i:.! ^-tisr^-^t £> .'jr. ^cr'"3n: fecnncr E?cari*Ä Annfa^ VIIL
aijrJ ZZ. ^rr^ ir ^jkt. ^ri::'!r =~ ''itt^-rs Tu. ll':-^ — :::^j.:: rtamönr 02= irxt ^an^oiRt
S«-::* titrrr-^sr Crr:m-cr. ir« =r. '•nr/.^ ofrr^u« LLmn ~. im: r«n: innrnnaü tiicca V. imr
-%'- •■*- i'.^r-?! Cn; :-:t. c si::: & :rrr :«;t : ::! •irrü'ris^crrmnnTimi ^THErö 3 3cr ^0-
S::ir. 2mi *::r7.1«. iii-rr: irr. xr^'i.-n:.:., li-ii» Irii ;»-rr?:cr.. I»2= Drt 5r^iiis5 IT. 23c tat^t
i^/.'zV'. I >'. ^ . U,:^^::: 3: ^üt-üt. iru»»j: i»:: .^- '; i^rirüEii oaiil CiJnmr Ti= kz:L IL oon
■»rxi i-rri» B±:'- i:'6:--.s IL xi ^»r:r.»r. vr^er. ?:5i:Ftl scDrmn: öc ILinr: 1: f-rrntiiLsL tvt
^zirvJi II'-* lET. Z-i^-»?^'--- ^*5 OKTtl. £i€rr. ^Ir^-r cmiix: bo*. idext " ^rz33f^zl g?th
.^rz-::r:.'. ZL ^'.-xn Jtr^i-^ rr- ^r-.rr J.r'rr. o :':!:i:::-jrric:. £.is hrlZipi 'Ijikrsa 50^
x^^j.'^, ■': nrrsrr.r: 'i- iibr. i-a lE;r::r* 22 ^iiroiiii, dr Sornc? TZl er Szgionrag
in nri* ^'iltdiei. z-t-Dtl n: vi- .'Jiirn: r-n atlsir:* it.- jyzrrji'jrxxiZ StzzA H rti aiit ber
ZI änn rr: zr. 2-.r--.rr> ü^tirr.::!« a^.srr.rrr.. Im» fe-.riiiii 3&crijE lais nrrnoci rirö, mit
zfii zrjfJ^tK Ä*rr 6e: i-tl fc:f er^-irl, r-r^tr. 2J:ini lI^c:: „ris dif§ üüfj ibc^JCEic Segün-
Cy-Tu:» ::: 'isxi Srsii.-r.: =:t: iL* :r. ^rtr^rr. Tirrrr ixT S&rrnäcnsic l»ö ginrrn: «^r^Ictfitfi"
Crr--?::: z^rrtr.. 'i7SJi'jrz.\ IV., :»:: -.r. ^Lzr. :trrr. r: r:rcT. S^rir-rt ihennmlL $2i»». 2te 3^i-
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^e:. Butfccri loll Dfi5{iar'n 5U :ni ttr. rtt-j:tr> ferriril crbibrr.cr äcttc prärben s»ar. Sein
uxne^iieTi 3?cnD<mfc:ni gtiogt ^cfei : „ääcrur. Jic'^e älierro crba Mc ©arrStbin gj'crta, mü
XDeinet i^r, Unulige? ^be id^ vüd) ric^t gema dlI:^ Rzzl U. ä>ien-r'§ SBoier bck^ ^e, unb
bcieii^ert? SBasDcrlangti^rnod^rrTini:!?* ßin eiiiel: r^cn rrlijcr.. »nn $ßr*ie }ADn früher"
Srrcurr auf Ü^ujorismus ttirb fid^ barru'hin :?rrbcr.ni üiib oIlTncrig iuT^ flanf txnnc^cn
obei faum bcgriinbcn lomn. 3?itlr.e^'r gilt ?(i:r« icnj. i-iciro'l Srfcri Srnrebo ^atttt bie reid^
Iau§ IIL aus bem ^auje ber Crir.i gcDtbnl'.di 6ibin SDlargcTcüia cur bcin ^Kniü SUbobnntbini,
für benjcnigcn , j,ber ftd^ jiicrjt rrn inicretini ^ann Jr^ainia, bie grbin oon fjonbi Sic erpe
feiner {^amilie bei feiner 2Bir^'anl!eit bcfhrimen @be sar ai:fGel0rt tDDibcn, cber ber $apft ^og
ließ* C^Popcncorbt 320 f.). ßr befreite SRrn xml ■Tj.ii blrB bae ftiiöciilfbcn Crbelelb ein für 8of-
ba§ ^popftt^um öon bem anJDurinifdben ffin^*u"e. ntlo'5 Snibcr Sencbirt, ben r5mi}(^ $f(d}-
3ö)ei Crjini nnirben C^rbincle. Sibcr Sarinr graben unb 3Jcnpcifr ron SuSrien, m&^rmb er
3HaIabranca »ar „ein SKann ton tief inr.crliycr bal geusnnrc grbc bcn Crftni überliefe. Sie
gröir.migleii unb alceii^'c^er Sid^turig, . . . :n dc1i= gamilic Gcctani überragte fcitbem bie ber Co«
lid^rn Xmgcn ebener bcoanben irie in ber 35}i"en= Irnna u, c. i.ogL $apcncorbt 327 ff.; Seumontn,
y^zh" «Scuaum: II, 597j. 2icnr srurbe üegai 629 r\X 5)ici)r ©unfl unb mit mc^r Unolüd, alS
in i^ nra ccrrr.r.cr.cn, aber bamal* iric jebcrjjcii an ieinc Slcrrten, bat 9?onif aj^ ^^IL an Roxi üon
t:r. :ör:i':^=^::"4':ni 95anci^QB burdbtcbtcn So« S?aloi§ Dcrid^«>cnbct, ©cld&er giciUen bem Äftiig
r,::T.x fr^ ?.t^e, innclto ©cntile, Crfim'§ griebrid^ cntrciBcn, bie Sd^roarjcn nnb SDBei|cn
S::t. zv::5 6:2? r-ci iRcsiagna: ein anbcrcr. in girrcnj Dcrfo^nen ioHte unb mit ?lemtem unb
C"':, =■:;:::•* JJizrtzl tti rciri^'6cn durie unb ß^fcrcn übcrbauft iimrbc. „Keid^icor unb ^-
'■r ■" :.j V" ii\,'\: 'IhYi' OTBB. cui.ido s\ Sidlicn niirlte. cntfrcmbetc er fidft Sicüien: »eine
113
9{e))oti§mu8.
114
RO) ma^te i^m ben größten SHc^tet ber Sl^rifien-
Ifdi nam erbitterten Sfrtnbe ; feine ^arteinal^nte in
Wfi^Utnb gegen Sllbred^t entzog il^m beS beut*
^ ftöttigS mäd^tigen Srm, big eS )u fpöt mar ;
jrine Sermüilnng in ben Samilienftreitigfeiten ber
fiolonna rief jene fföntpfe biefer großen ^milie
snb i^ Serbinbung mit ^l^ilipp bem @$5nen
\ßxoot, vodä^ bie oüignonefijc^e 3^it Dorbereiten
talfen; feine SSBal^I an eteUe (Söleftind V. trieb
ijocoponnft ba Xobi unb bie ftrengfte gartet im
Kinoritenorben in bie fd^ärffle Oppofttion. 918
er bie Segierung antrat, mar nirgenbS 3taf^t,
bie 9bmiagna ttor ein (If^ao^, @o galt er als
b Prineipe de' nnovi Farisei (Inf. 27, 85),
il grmn Ptete, a cui mal prenda (Inf. 27, 70).
Segen bie ^[kirteiungen im Rird^enftaat unb in ber
Stobt, oor SOern gegen bie Solonna'd, mit benen
ber ffomlif fd^on brei Saläre nad^ antritt [einer SRe-
K; anSbrad^, erl^ob er feine Sfamilie, unb bie
i Doren bie (Sinjigen, toeld^e bei bem Ueber»
fuOe bcS großen ^apfied in Snagni iEBiberftanb
kifleteiL ^, nod^ SiOani l^at ber ^ßa))ft nod^ nid^t
inng tu biefer Segunftigung ber IBermaubten ge-
wSi i^ren Serbienften unb ber fd^mierigen Sage
fX^OL ir^&dtte er gemußt, toie Irieg§tü(|tig unb
i^eqt fte nxiren^ fo tt)ie eS fld^ nad^ feinem Sobe
enrieS, geioi|, er ^(ütt fie 5U jtönigen ober großen
(zerren gemad^" (Vfllani, Chron. 8, c. 64, bei
Moratori, Scriptt. Xm, 898).
2. SmaDignonefifd^^ftt^um 1805—1876
mii| ein {»eifad^ 9le))oti8mu8 unterfd^ieben mer*
bei. Set 9tei>otidmud im eigentlid^en @inne^ bie
^egSaßignng ber IBemKmbten unb Steffen, ift
si^t fo mid^tig unb geföbtlid^ geworben, alS ber
52epoti5nnid im meitem @inne, bie @rl^ebung einer
Uebeqa^I fran^öfifd^er Sarbtnäle. ^abur$ erft
uiurbe bad franjöfifd^e ißa))ftt]^um fefter begrünbet;
in bem SBiberftreit ber anbem Elemente gegen bie
hmqjö^]d^ Sarbinale lag bie ®runb(age beS Der-
tahlidfoi Sd^iSmaS. 2)te Entfernung beS S^ap^U
4sm3 Don feinem natürlid^en @i^e mad^te 9lom
pir SBüfie, lie| bie tJül^rung ber SBelfen in Stalten
an bie Snioud t)erIoren gelten, 50g bie köpfte mel^r
als ie in bie politifd^en Angelegenheiten, befonberS
^ronfreid^, btnein unb mad^te bie Golfer meit
mdft, ofö bie Zl^tfad^en red^tfertigen, glauben,
tkiS ^ßapfhbum üerfolge national fran^öftfd^e 2Sn«
tertffoL €0 mürbe baS ^nfel^en beS ^opfttl^umS
is ber gefommten S^fienl^eit gefd^abigt (t)gl. Sar>
bind Crfini'S »rief an W^^P ben ©d^önen
[1814] bei Baluzius, Vitae Paparum Aven.
U, 289—293; f. au^ g^riftopbe n, 274 ff.).
Um f<!^immften treten bie @d^möd^en be§ at)igno-
seftfd^ ^fh^umS bei S(emen§ V. (1305 bis
1814) nnb, oJDerbingS neben großen »erbienften, bei
(lernend VL^eroor. 3« ben 18 Karbinälen unter
Soni^ Vm. fyiüt Senebict XI. nur nod^ 2
oeirt einen Statiener unb einen ßnglänber. 3n
bcri £arbtna(§emennungen cretrte EtemenS V.
23(E(ffbindIe, bie faft a0e au§ ber ®a3cogne unb
(Säb-)9ronfteid^ flammten, barunter 3 Jßepoten,
SRa^munb be gorgiiS, SBeml^arb be 3aröo unb
Sla^munb be ®ot; ba5u mar Stmolb ^elagrue
bem $a))fte oermanbt. Slu^erbem fa| $btli)>t>d
beS @d^5nen ffanjter unb Seid^tDater im ^eiligen
(Kollegium, unb eS maren bie beiben Sarbinale So«
lonna DoDftänbig reftituirt. S)ag ^eilige Solle«
gium jäl^lte bei SlemenS' V. lobe unter 23 9Rit-
gliebem mit ben Solomta 8 Italiener, bie übrigen
maren alle t^frangofen, barunter 12 au3 ber ®ag»
cogne (t)gl. Salujiud in ben SebenSbefd^reibungen
Siemens' V. p. c. I, 1-111], unb ÜRülIer,
S)er jtampf SubmigS beS Sägern mit ber rbmi-
fd^en Surie I, lübingen 1879, 352). Sarbinal
Orfini flagte, aüerbingS ftarf flbertrieben, bie ita«
lienifd^en Sarbinöle feien unter SIemenS Y. mie
@d^erben bei Seite gefd^oben morben. @id^er ift,
ba| bie SSermanbten beS $a))fteS nid^t jener S^ren
mürbig maren^ p meldten er fie erl^ob. Sinen
»ruber ernannte er jum ©tattbalter in Spoleto,
einen anbem ^um Siector in »enaifftn (Dgl. bie ©e»
nealogie ber Qfamilie Siemens' V. bei Keumont II,
1202). ©cS ^apftcS »orliebe für öulem^runf,
fitr ffönig ^b^Ii^p unb für feine »ermanbten ift
nid^t )u red^tfertigen, mol^I aber m erflören burd^
feine Sage, ©eftraft mürbe er f elb^ unb baS ^apft-
tf^um mit il^m. 3^^^ »rüber ftarben ^mei Sage
nad^ feinem Sin^uge in fi^on burd^ UnglüdSföDe;
im Sobe mar er öerlaffen üon atten feinen »er«
manbten; ^mei feiner Siepoten ftbrten gemaltfam
baS SoncIaDe in SarpentraS, unb baS ^apfttl^um
blieb für lange 3cit in ber »erbannung.
an »orliebe für $run!, fürgranfrci^ unb für
»ermanbte mürbe SIemenS V. nod^ übertroffen
Don Siemens VI. (1342 — 1352). Unter ben
10 Sarbinälen, bie er bei ber erftcn ^omotion
ernannte, maren fd^on 3 »ermanbte, fein »ruber
§ugo unb feine Steffen SBill^elm unb ©cralbuS
be ©uarbio, ber ©encral ber ©ominicaner, au^er«
bem nod^ jmei TOänner auS feiner §eimat, ber
©iöcefe iSimogeS. Unter ben gmei neuen Sarbi«
naicn öon 1344 mar mieber ein 3ltpok, 9JicoIauS
be »cffia; ber anbere mar ^ctruS »ertranbi, ber
5Reff e beS nod^ lebenben SorbinalS gleid^en 5RamenS.
3m 3. 1348 ernannte SIemenS nur feinen Die-
poten ^etruS SRogerii, ber f d^on apoftolifd^cr 5Rotar
unb ^rd^ibiacon t)on Slouen unb @enS mar unb
mel^rcre anbere ^frünben inne l^atte, obmol^I er erft
18 3a^re jaulte, jum Sarbinal. 9Im 17. S)ecember
1350 enblid^ ernannte ber ^apft auf inftänbigcS
»itten beS ffönigS öon granfreid^ 12 neue Sar«
binäle, barunter mieber einen 5Repoten, SBBilbelm
öon 9lgrifoIio, unb mel^rere auS ber ©iöcefe 2i«
mogeS. §umbert II. öon »ienne, ber bie ®au«
pbinö bem Sol^ne beS J?5nigS öon t^ranfreid^ ab-
trat, meiste er in ben brei Steffen am SBei^nad^tS«
tage 1350 nad^einanber gum Subbiacon, 2)iacon
unb ^riefter. 9Jod^ an bemfelben 3:age brachte ber
Jleugemeil^te feine erfte TOeffe bar unb mürbe am
folgenben Sage jum »ijd^ofe confecrirt. g^eifd^
unb »lut fpielten nad^ feinen »iograp^en unter
SIemenS eine gro^e SoKe. „©eine »rüber, JJeffen.
115
9let)0tidmul
116
SBertDonbten, SottbSIeute unb 3)iener Iie6te er fel^r/'
S)ie Saien unter feinen 93ertt)anbten er]^o6 er }u
Sl^renftellen mit reid^en ßinlfinften unb fd^affte
i^nen Sinf!u^ burd^ l^ol^e Dernrnnbifd^aftli^e Skr»
binbungen (f. bie Vitae bei Baluzios 1, 255. 265;
Heinrici Bebfordensis Annales imperatorom
et paparum, s. a. 1351 [Boehmer, Fontes Ber.
Germ. IV, Stuttg. 1868, 562 sq.]). ®en reid^en
@d^Q|, ben Sol^anneS XXH. unb Senebict XH.
gef ammelt, l^atte ßlemenS VI. in menigen 9Ronaten
üerbraud^t (gl^rijiopl^e H, 66. 67 ff.). MerbingS
nioren mel^rere biefer SSenoanbten beS ^opfteS l^er-
Dorrogenbe unb märbige 9Ränner. $etru§ Stogerii
xoax $od^bega6t, gelehrt, lurifKfd^ burd^gebilbet
babei bemütl^ig utU> fittenrein; er fährte benSSei-
namen bed frommen ; laum 40 Saläre alt, tt)urbe
er felbft pm ^apfte (®regor XI.) gemöl^It (gl^ri-
ftop^e n, 301 ; Steumont 11, 967). 2)ie 3:ugenb
unb SBürbe be§ SorbinalS ^ugo Sftoger em)ied
ftd^ am beften, al8 er in einem erften @crutinium
nad^ Snnocen}' VI. Xobe )um ^apße Qttoäfß
xouxht, aber bie SBal^I ablel^nte (Baluzios, Vitae
I, 848). S)ie Srl^ebung Stepl^an 9ubert8, beS
fpötem $a))fte9 3nnocen) VL, gum Sarbinat Don
@t. äol^anneS unb ^auIuS, bann Don Oftia, unb
bie hti Spaniers älbomo) }um Sarbinal oon
@t. Siemens betoeifen ben @d^arfblid beS gewal-
tigen ^apfteS, ber bie tüd^tigen ÜRönner l^erauS«
jufinben tonnte. — 9lud^ gegen Sol^anneS XXII.
|at man ben Sormurf beS ^{epotiSmud erl^oben,
niol^I mit Unred^t S)aS SSerl^öltnil ber gfran*
^ofen im SarbinalScoDegium blieb unter i^m baS
nömlic^e toit unter SIemenS V. @S }ö^Ite bei 3o«
l^anneS' XXIL 3U)be 16 gfranjofen, 7 Staliener
unb einen @t>anier. 9ber baS 93er]^öltni| toar
bod^ beffer als unter 99enebict xn., unter bem eS
bei 15 gfran^ofen nur 3 Staliener unb einen
Spanier jöl^lte. Sol^anneS XXII. I^atte ben 9Rut]^
gehabt, bem jfdnige Don ^ranfreidb feine IBitte
um Ernennung neuer f ran}öfifd^ Sarbinale ab*
gufd^lagen, unb ben $Ian gefaxt, nad^ Stom surädt*
^ufe^ren (ogl. SB. gfelten, ^e IBuIIe Ne praetereat
n [Irier 1887], 155). Statt ber beiben 1321
unb 1826 geftorbenen Sarbinöle Solonna erl^ob
er nur einen auS biefer ^amilie, aber neben bem
einen Orftni nod^ einen unb neben ben gmei ®ae-
tani nod^ einen britten, ben er als Segaten nad^
XuScien fanbte. So eierte er nod^ immer baS Sn*
benfen 93onifaj' Vin. Seine Cmcnnungen fielen
überl^aupt auf auSge^eif^nete Gönner (Faucon,
La Librairie des Papes d'Avignon [Biblio-
th^ue des ecoles fran9aises d' Äthanes et de
Rome XLUI], Paris 1886, I, 25). Unter
feinen brei 92epoten ragt (menn er überl^aupt
als Sflepotc gelten fann, f. ßl^riftopl^e ü, 349 ff.)
Sertranb be $ojet burd^ 2Bi^en unb Snergie l^er-
Dor, unb in ben Snnalen Don Sefena l^ei^t er
homo sapientissimus et magnanimus. Ueber
Scrtranb be Surre f. ^reger, $oliti! beS ^apfteS
Sol^anneS XXII. in »egug auf Stalien (Slbl^anbl.
ber l^ifi. Älaffe ber !gl. ba^er. aiab. ber SBiffenfd^.
XVn, 8.9bt]^. [1886], 505 ff.). Jlad^aJlat^iaSDott
92euenburg (SIbert Don ^ol^enberg) l^ötte ber fßopfi
feine IBerttKmbten erl^b^t vaib bereid^rt. Slber biefe
IBereid^ng fann nid^t f o fel^r gro^ gen)efen fein
nad^ bem, maS ber ^opft für Stid^r unb anbere
Stotdt ausgab unb bei feinem Xobe l^interlie^. 9ud(
tourbe Don feinem ®elbe bie ftird^ 9totre»g>ame
bei ^Dignon gegränbet (Dgl. Faucon I, p. Vm).
SBar ber ^apft feinen ^reunben befonberS gnöbig,
0 erflftrt ftd^ baS fd^on auS bem Stampf geaen
eine Dielen erbitterten gfeinbe. 2Benn bie römifdQen
köpfte bis 5um Soncil Don jf onftanj (Urban VL,
SSonifaj IX., Snnocenj VH., ®regor XH.) ein
faft gän}lid^ italienifd^eS SarbinalScoüegium bU-
beten gegenüber bem franjöftfc^en, wenn fte i^ren
92effen ober, toxt 99omfa) IX., il^ren 93räbeni bie
Signorien unb Stattl^lterfd^ften in ben Staaten
unb ©ebieten ber JHrd^, Dor Mem ben Ober-
befel^I in ber ßngelSburg übertrugen, fo ift baS
burd^ bie 9lot]^lage )u erQdren, bie ^e jtoang,
überall ^ilfe su nel^men, too fie gu finben mar.
Seiner Stellung unttürbig ertoieS ftd^ unter btefen
UrbanS VI. 9leffe grans ^gnono, für ben ber
^apfl ßopua unb 9mal^ unb bie fnutb ber ßrbin
Don Sicilien )u gewinnen trad^tete (Steumont n,
1052. 1057. 1070). S)ie unbebad^te »httt^
feines Steffen SuboDico aRigHorah trieb 3mu>-
ceu) VIL aus 9iom. ®regor XU ernannte jiDft
Steffen }u Karbinälen ; ber eine, «nton £orrer,
erl^ielt bem ^apfte bie Obebiem beS ffönigS 9lu-
pred^t; ber anbere, ®abriel Sonbulmer, nmrbe
nad^malS ^apft Sugen IV. Slnton ßorrer, ff&m«
merer, IBifd^of Don ÜRobon, bann Don SBoIogna,
fomie ein anberer 9leffe beS ^apfteS, ^ul Gorrcr,
foSen auf biefen einen ber Union ungünfHgen
ßinflul ausgeübt l^aben, vm il^r eigenes Sntettffe
)u toal^ren. ®od^ toidttn aud^ gau) anbere @rftnbe
mit (^efele, 6onc..®efd^. VI, 2. «ufl., 890 ff.).
3. anit ber SBal^l 9RartinS V. (11. 9loDember
1417) beginnt eine neue ßpod^e in ber Sefd^id^te
beS ^apfU^umS. CS galt, baS ^apfttl^ frei
unb felbftönbig }u mad^n in feiner SteOung dÜ
internationale, politifd^e unb fird^lid^e SRod^t, aß
ben gfriebenStröger SuropaS unb ben Jlteu)träger
gegen bie Suropa immer mel^r überßutenben X&r>
len. S)aS apoftolifd^eSnfel^en beSrdmifd^en Stul^-
teS mu^te gegenüber ber aßi|ad^tung, in mddft eS
ein äal^r^unbert lang DerfaÜen »ar, unb gegenüber
ber nod^ eine S^U^^ng anbauemben Op)>ofition
auf bem Sondl befeftigt »erben. 2)er nic^t mel^r
Derl^aHenbe 9iuf nad^ 9lef orm unb enblid^ bie balb
alle Sänber burd^tobenbe fird^en))olitij[d^e 9teDo«
lution beS 16. äal^rl^unberts fteOte bem pMt^um
gan} neue Aufgaben. S)aS SarbinalScoue^um
toax oft mel^r l^inberlid^ als f örberlid^. SS l^tte in
SlDignon unb in ber 3^^^ beS Sd^iSmaS einen
großartigen Sinfluß geioonnen unb fud^te il^n
immer nod^ }u fteigem. 2)ie SBäl^ler beS ^ßapfteS
»outen, tt)ie bie fturfürften ben römifd^ ftbnig,
il^ren Sanbibaten binben burd^ 9ßa|lcapituk«
tionen, um il^n in Sbl^ängigfeit su erl^alten. Sie
117
ÜtepottSmuS.
118
Smd^ Dot ber SBol^I b€8 ftortl^öufergenerald
äo^tioniell Siret, eincS entfd^iebenen, fUtenftcengen
VtitaM, bie 93eforgni|, bie eblen ^erbe unb
bfttaicn 6i|iti)xi0en gu t)€tlieten, l^tte bie fron«
fi^^fyn Sorbtiifile nad^ bnit Xobe Slemend^ YL
(1352) {ucifl Dccanlalt eine 9rt SBal^IcQ^rituIa-
ti0H in oerfoRen. SHe SafH ber Sarbinäle föurbe
anf 20 feßgqelt, eine 92eucretrung f oUte nid^t e^er
fkttfiitbcn bürfen, bis biefe Sal^I auf 16 gefunfen
fei 9^ Smennung, 9bfe|ung, Sscornmuni*
cathm^ 9enntbun0be8@timmred^tö follte, mie iebe
^däfimnq, Sn^Hung unb Sbfdkung ber l^d^em
Sniinten im J^ir<^enjtaQte, ber Suftintmung ber
eoibmdle bcbörf en. 3eber9krtDQnbtebeS$a))fte8
nmffe onSgefd^Ioffen fein üon ben Sunolömtem
nb ber Senoaltuna ber fird^Iid^ 99efi|ungen.
tter biefer Sertrag überlebte f oum baS SonctaDe,
Oll bem er l^orging. iBiele Sorbinäle fügten
i^rem <Rbe bie Slefebation bei, tuenn e8 red^tlid^
bcgrfinbet fei (Bajmald ad a. 1852, 26; S^ri-
9ttrt« n, ^^^ J-)* ^^4 ^^^ t^äpftlid^en, gemö^
bem bentfc^ SBorfd^bge aufgefteOten unb in ben
CoBCorboten ongenommenen Sntn)urfe t>on ff on«
^ foOte bod l^ige (EoUegium im ®ansen auS
24, 018 oOen ZJ^en ber Sl^nftenl^it Derl^öltnil-
mi^ )tt enhiel^menben Sarbinölen befielen ; ed
fDÜe mir, menn etma einmal eine 92ation nod^
li^ iKrtxetcn fei, bunl^ jmei neue unter bem 99ei«
n%bcr<Earbiitaieergftn)tmerben. 9htr9Ränner,
M^e ftd^ bur^ SBiffenfc^oft, @itte unb ©efd^ftS-
geMuM^ auS)eid^eten, 2)octoren ber Xl^eologie,
bd cammifd^ ober befi burgerlid^en SRed^ted, bürf •
tc8 SarbinSIe toerben, unb f onjl nur einige menige
fir^fii^ tCUunft, bei benen eine competens
Iheratara genügen folle. Sin neuer Sorbinol
birfe nid^ 93ruber ober Steffe eines (Sarbinofö,
mu^ ni^ mit Infamie ober SSerbred^en befledt
fein; aus einem unb bemfer6en9}lenbiconten«Orben
folk nur einer genommen merben. Sie feien col«
legialtter gu n}d|len unter bem 93eirat]^e ber ü6ri>
gen eari>infile (C^efele, (SoncUiengefd^. VU, 335 ff.
358. 859. 863). 2)iefe IBefiimmungen über bie
$oSfi itnb Sudmal^I ber Sarbinöle tt)urben in ber
S(4l€a)ntuIation nad^ 9Rarting V. Xobe (1481)
encncrt 2)a)u mürbe befümmt bo^ ber $Qpft
bei ber Reform, bei ber SBal^I bed OrteS unb ber
Seit beS SoncilS, bei 33ele]^nung, @teuerau§fd^rei»
bnig, IMegSerOörung, 99ünbni|Dertrögen unb {eber
|K>ritif4en l^mMung, meldte Sinfünfte, Sted^te
vub Snfprud^ ber iKrd^e betreffe, nur l^onbeln
f oQe unter bem fBeiratbe ber Sorbinöle. 3|te 3u*
fKmmnng fei ouSbrüdflid^ ^u enoöl^nen : il^nen l^abe
er bie ^dlfte ber Sinfünffe ju überlomn ; für fte
ffobt er aaä^ alle Sel^enSträger unb Beamten ber
ftird^ in Sib unb $f[i4t }u nel^men, fo ba^ biefe
dk bei Saconj beS ))ftp1Uid^en Stul^IeS unter bem
CobiiiolScoDegium fUhtben (Raynald ad a. 1481,
20q.;eeoIV, 1830, 576; SRcumontm, 1, 71 f.;
SUinger 51 9 ; ^f ele Vn, 429. Sei @ebt§t)acans
imx e§ oBd^ frü^ fo gebalten morben; f. Sll^einer,
Die )iDei allgemeinen Sondlien t)on SQon unb t)on
ffonftanj, Qfrcib. 1862, 38). SBie baSSaSIer 6on«
eil (^efele VH, 681), fejte bie SBa^IcapituIation
nad^ bem Xobe $iud' n. ein SIter kion minbeftenS
80 äabren f eft für bie Srl^ebung gum Sarbinal ;
iie moSte aud^ bem $at>{ie gefiatten, einem eingigen
einer SSenoanbten bie (SiarbinalSmürbe gu oer«
leiben, mäbtenb bad SaSIer Soncil bie ^iepoten
ganj auSgefd^Ioffen l^tte; fein Slngel^öriger beS
^opfteS foSte aber ©eneralcapitftn merben (SReu-
montlll, 1, 158). S)iefe SefKmmungen mürben
nad& bem lobe ©ijtuS' IV., ber ben 9le})0tiSmu8
fo ftarf geübt batte, erneuert unb nod^ baburd^ er-
meitert, ba| lein SSermanbter beS ^ßap{ie§ ©über«
nator ber Sngeldburg, in Siintat)ecd|ia, Xiooli,
©poleto unb ßefena »erben bürfe (Seo IV, 609).
Spöter (1518) mürben bie IBeftimmungen nod^
gefteigert gu ©unften ber Sarbinftle, unter meldte
bie t)erfd^iebenen Remter tiertl^eilt merben fo0ten,
unb meldte (1555) eine gu gro^e Siermebrung
audaufd^Iie^en fud^ten (f. ^bfler, 3ur ffritif unb
Oueflenfuiü)e ber erften StegierungSial^re ff arlS V.,
aOBien 1878, H, 60 [aud& in ben S)enff d^rif ten ber
SBiener «tob. ber aBilfenfdJ., ^il-bift. ffloffe,
XXVm, 1878, 215 ff.], unb ©eripanbi bei
^öfler, ^nalecten gur ®ef4. S)eutfd^Ianb8 u. 3ta«
lienS, in ben übl^anbL ber l^iftor. ffla^e ber fgl.
ba^er. «lab. ber SBiffeufd^. IV, 1846, 3. 3lbt^. B,
54). 2)ie[e IBeftimmungen ber SBablcapituIa-
tionen miro man einerfeitd auS mirflid^ fird^-
tid^em Sifer, anberfeitS auS bem Streben, ben
^a})ji mel^r }u beeinfluffen, erflören muffen. —
!ßad^bem «le^anber VI. unb Seo X. |e 42, Sie»
meng vn. 88 Sarbinöle ernannt l^atten, bie 3abl
ber Sarbinöle enblid^ bis auf 76 geftiegen, bann
oon ©ijtuS V. auf 70 feftgefc^t morben mar. Der-
fd^tt)inbcn in ber grofecn Qaifl unb bei ber Sl^ei-
lung ber «emter bie @arbtnalne))0ten me^r unb
mcl^r. ©erobe bie Serfud^e bc§ ßarbinoIcoDc»
giumS aber, ben ^apft gu bel^errfd^en unb alle
anberen Sinffüffe ^u bred^en, mußten bie ^äp\U
mieber gum StepotiSmud fül^ren. 2)ie 92e))oten
beS einen ^opfteS bereiteten bann bem IRad^foIger
©d^micrigfeiten unb Serlegenl^eiten, mürben be^«
l^alb verfolgt unb erfe^t buxä) bie IRepoten beS
neuen ^pfteS ; „f o marb gugleid^ ba§ «nbenfen
be§ tjorigen ^ßapfteS entel^rt, ber «uctorität beS
$a))fttbum§ eine SBunbe gefd^lagen" (S)öninger
528 ; ügl. 587 f.). 5Rad^bem bie ffiid^tigfeit 3toIien§
unb SRomS für ba§ ^apfttl^um unb feine gfreibeit,
unb bie 93ebeutung beS ^pfit^umS für 9lom unb
3talien feit ber aüignonefifd^en 3«it ber 9EBelt beut»
lid^ gemorben mar, nad^bem bie Stoltener f elbfi feit
bem ©d^eitem beS StbmerjugeS 9htpred^t§ t)on ber
$fals Italien beanfprud^ten, mürbe ba§ ^apft«
tbum in alle politifd^en ^anbel 3talien§ unb bamit
Suropa'dj^ineingejogen; benn auf unb um Italiens
Soben ftritten mit ben 3talienem in 2JlaiIanb, S8e«
nebig, fSflorenj, 5ReapeI bie ©d^meijer, gronjo^,
©panier unb SDeutfd^e unb — bie Surfen. S)ie
köpfte maren gmifd^en aQe bie gleid^möd^tigen unb
obnmöd^tigen^errf^aften in Italien gepellt, toaxtn
119 <Re;)DtiStnu8. 120
|iibtni au^ &el|«i3^emn oon Dleoptl. ®d wutbtn unb Italiens unb btt gtmeEnfamtn ^BetSinpfiing
f e bon ftOift in bicfe jf ämfift Dcnuiildt ober buic^ bn Surfen [üt i^e SOettoanbttn in unb auBet btm
bie ülcpottn, tneli^e fte au<i^ in ben entfetnten X^ti- ffiidjenflaate gioge Süi^ttnt^ümet gu grönben unb
Im bteffiid^nflaiilesju mächtigen ^enenmactien, mäi!(tltgt ^ntilientKtbinbungen onjuAiü^en; bic
ober bie fii^ felb[t au(((f)iDingen toDÜten, in bie« „ViliflotSiMen" würben geroö^nli^. 3)ie ^äbjtt
fetten ^ineineeritifo- ©elbft it)re 58emü^ungen, gaben itirenSBern)anbtenwi(^ti9e,einträßIi(löeä8n.
ben Srieben ju magren, bie ©effiftanbiafeit unb trauenSpoften unb btreicfierlen fte mit btm ©efte
Siniflfeit ^talimä ju begrünben, erregten nur neue beS Äird^enitaoteS, jo bog ha% ißolf hm neuen
ffdutlife. %\xi^ bie me!)t felbftänbige iSteKung btr päpftli^en ;,t!tamilien" ben Slbgabenbrnef fd^ulb
$äprtein9lDmIeitbertRiiAe^ra)]adin9V.(1420) gab, aüerbingg {e^i mit Unred)!, gumol einS^nid
mQrbfürfteüSetantaffung,fi^nie^rumbieASm))|e gornt^t beftanb (SJöQinger 541 ; SRanle I, 265;
in Stalten )u befiimmem. ^nbli^ galt eS, bie Dgl.UI.Of.; !)iaftDrU,420.56I; JReuntontlÜC
trielen äerjiteuten SeMele beS ffir^enfiaateS, wo 1, 279 jf.). — Karline V. (1417—1431) nwr-
Diele ©efc^Iet^ter tn alten, }eittDeilig Derliel^cnen tele eine jc^mere Slufgabe. 3n !Hom ^atte er [d-
SJicariaten ftiii fettfiänbig gemalt Ratten, tpo bie Aulagen ^QeS neu gu fc|a|fen, fiiidien unb $alAfIe,
pa;i[lltd(ie ^errf^aft me^i nomtneQ alS factifc^ toar engetsburg unb ^atican neu aufgubaum ober ju
(»glSReuntontni, 1, 38 — 56), toieber gu erobern, reftauriren, bie Armut gu Itnbem, b<i8 Släubtr-
unb bie ©tobt, too nodEi immer bie Orftnt unb bie unmejen gu befettigen, bie etngelnen unabhängig
ßoionna ftt^ belämiiftcn (»gl. Uachiayelli, H genorbenen ober oon ben S^oftenufutfiirttn, Don
Principeo,ll),n)ono^i«mereine!Berft5niBrung bct Äönigin So^amia Bon Sieopel in Sefi^ ge-
bie anbtre bröngte, unb Wo oft genug nod^ bai nommenen unb bon ^raccto ber^terten unb ocot'
Seben beS ^opflefi bebrofit mar, gu fic^em. SDie pirten Steile beä fliri^enftaaleS tnieber gu ge>
nun tinerftite baS Stepotennefen allen btefen poli> ninnen. S)a§ reii^e Srbgut ber golonna Utrmt^irte
tifi^en Umftänben feine gntfte^ung berbanFte. fo ber Ißopft not^ bur$ Diele @ütei ber Air^ um
nxiren eS onbererfeits gerobe niebei bie Üiepoten, 3iom ^erum, aui$ gegen ben EBiberfpnii^ ber (£<ir-
nel(^e ben ®ang ber püpftlicben ^olitil be^rrfdi- binäle. ISiit Aönigtn ^o^anna belehnte auf feine
ten, biefelbe itnmtr me^r ttieltlii^ umgeftalleten SSeranlaffung feinen Sniber Sotengo mit Stba
unb fo t^re Stellung befeftigten. 911S !Bunbe§' unb Celano unb er^ob t^n guni ffömmeret, tote
genoffe erfcE)ien aber ber $apft aui) be|^alb allen ben anbem Siuber @ü)rbanD gum ^vciß^ Don
^rteien bege^TenSmert!), neil er bic nacCigebore' ^malfi unb Surften Don @alenu>. 3)er $apfl
nra Sürfienf&Sne unb bie leitenbcn ^Jiinifter mit felbft «erlief i^nen Diele Orte unb 5Jefien, wie
firi^lt^tn 51emlem unb Sfßürben cerforgen fonnte. 5Jtarino, 9Irbea, Diettuno, ^fturn, bann ^iono
3n biefei ^infitbt bemiiblen pc^ bie Staaten oft unb ©oriono unb onbere, unb befreite biefe wie
genug, unb fetfift bie SflJüblccpitulatiDnen tiefeen bie grbgüter meift bon ber Sülg- unb ber ^b*
Jtlaum für bie Sr^ebung ber jjürftenföline gu ge- ftetlcnfteuer. Seine iJiit^tePat^arinüi^eiratet« ben
borenen Sorbinälen ber ^eiligen ffir^e. „Sa bie @rafen Don Uibino auS bem uiSt^tigen (Sefii^lei^tt
Satbtnäle ni^t gut ftnb, wie Wollen fie einen guten ültontefeltro. Seiner S^wefler $aula, bte ben
Sßapft wühlen?" pHcgle fi'üiiig Serbitiaiib I. gu feetm bon SßiDmbino heiratete, gob er gfroficütL
jagen (SRonte 1, 214). Sei tiefet guiQmmetife|im9 5Ba er nun ouc^ feinen SBiübemben SBeMI übet
beS b^ÜQ^n SoKeginniS uiib bei ber politifc^eit bie pöpRlit^en Gruppen unb bie ni^tigften Orte
aSid^tigltit beS ^pfll^umS ifl e§ Ifnr, bag mä) in ber Mift ber ©labt Dtxlkl) unb feinen Steffen
fiufcere unb innere Sntrigueu gar oft bei bcv ^apft- ^rofper, nie biefer er^ 17 ^a^re aü wot, gum
ma^l fpieltcn. 3m Sondabf traten je^l bie „^pojjft' (Sarbinol ernannte, fo fann an feinem StepoÜSnuiS
matfier" auf, unb gm' ißapftwttbl tinpfa^len Sa- (ein Sroetfel fein (5|Japencorbt 470; ®regorobiu3
milieunbäufeeteSingcnie^r.aläSittenflrengeunb VII, 10—13. 22. 24; SRcumont m, 1, 65 ff.;
lird^li^et ®eift. Shircingeln würben nocfiTOönc^e, ^oftorl, 186 ff.), aber Ditffeiil)t nie i^ ber 3tepo»
feit Siituä IV. erft reiebet Spnul IV., ^ßiuS V., liimuS auS ber Sage ber Umftänbe leichter j« ent-
Sijtufl V., SBenebict Xni., gum ^pfte gewählt f(^ulbigcii, baSJtartinV. überall nur ©cgncrfonb
ober gu^obenEuriülömlem berufen. 9lberim3)er- unbfiiJ6flberaIlfid£|emmu6te(@regorDDiu8VII,ll;
Iaufeeinee3o5r5unbeiia{U55— 1560)fte6tman Spaftor I, 187). 5Ben flampf gegen bte erioimo
je jWei SBorgia (ßaltEt ni, unb Älejonbet VI.). inber5QlgegeitIonnteernic5tbDrIierfeI)en;biefetIp(n
5ßtccofomini(^iu8II.u.IIL),IRoDere(SistuBrV. geigten fti^ anfangt ja aui^ nai^giebig unb liefer'
unb3uliuSII.)ünbnBebici(EeDX.,e(emenSVII., len bte feften$Iä|e bem neuen 5ßappeeugen IV.
bflju not^ Sßiua IV.) ben popflliii&en Stubl be- fogleii^ au«, earbinal Sprafper mar übrigens beS
fleigenjum9(uSbru(feber3eitri(^tunguiihber3u- ^urpurS ebenfo wüvbig wie bie bielen anbeten
fommenfehung be8 Zeitigen Kollegiums unb be§ in tugenb^affen unb gebilbeten ÜJlSnner, ntlätt3R(a-
i^m ■^enf^ben ffiei^eä. — 3n biefen aSer^äll- tin V. in bai SarbinalScoHegium berief (Ortgoto-
niffen ift bet WepotiSmuS im groBen Stile unb biuSVU,22ff.;3ieumontin,l. 254). Söon «mafi-
feine 3>auet bis gum Sonate oon Orient fiegriinbet. loS" (©regorobiuS VIT, H) unb „ungemeffen" (2eo
25ic Sßopfte fuii&ten t^eilS im 3ntereffe i^reS ^aufeS, IV, 576) jufpre^enbeülJIartinSlRepotiemuS, ift ju
tbeilS jum Swette bet €inigung beS ffir^enftoateS ^axi mä) ber ©arfteDung Ceo'S felbft (IV, 570ff.),
121
!Re))ott§tnu§.
122
unb ebenfo übertrieben tft bie 100 Sa^te fpöter er»
ioieiie fliage, bo^ mit SRortin V. über bem ®e-
raa on Stetd^tl^m unb 9Rad^t bie Sugenb Verloren
ging (®tegoroinuS Vn, 24), ba fte unter feinen
!2a(^geni toenigftend mieber ben ))ä))ftlid^en
8ls^I befüeg unb 9iom il^m „M ®IM feiner
3e!t^ Detbontte. — SDBie bie einen ÜRortin V.,
jo fe^ Snbere (^encorbt-^öfler 487) So»
lijtin. (1455—1458) ober gar erfl ©ijtuS IV.
(1471—1489) (Söninger 520 f.; aOBattenBod^,
9t\ä^ be« r5m. ^opfttl^umg^ IBerlin 1876, 290;
Stenmimtin, 1, 261) für ben IBegrünber beS 9lepO"
titanfi an. ,,9Benn Sali^t geai^nt l^ötte, bol feine
bünbe 92epotenHe6e feinen unbef ^oltenen gfamilien«
Wimen in ber @efd^id^te ber ffird^e ^um @QmboI
afler ScrtDorfenl^ett mad^ f oute, f o roüxht er too^l
bie 6ö(ne feiner k)ier Sd^ioeftem in bie tiefften
Sediere Spaniens t>erbannt l^ben" (®regorot)iud
Vn, 148). Stobrigo ©orgia erl^ielt, erft 25 Saläre
alt, boS opoflolif^e ^ßotariat unb mel^rere Sene«
ficien in ber S)i5cefe fßoXtada, bonn 1456 baS
Sadrtnalat unb baS SSicefonsIeromt ; ein 5tt)eiter
Jt^ Suis 3uan be Wla, touxht IBifd^of tion
Segrobe, ©tattl^lter üon IBoIogna unb sugleid^
mit 9bbrigo, unter Raffung oBer Seneftcien unb
einfiinfte, Sarbinal, ein bntter, $ietro, ^röfect
DOS 9bm, ^Ibl^auptmonn ber Äird^e unb ^erjog
DOS 6poIeto, Sicar in IBeneüent unb Xerro«
dsa. „Unter bem ßinfluffe ber IBorgta erlitt 9lom
eine f)^fd^ SnDafion'' ; benn bie catalanifd^e
lUnnft felbfi gab fd^on ein Snred^t auf Set)or«
jngmig gegenüber Snberen. S)er ^pft k)erlie^ ftd^
ofl^ntnel ouf feine 9lepoten, meldte bie Stobt mit
Sreneln aller 9rt erfüllten, Don benen er nid^tS
imt|te ober glaubte. ^Her äßiberfprud^ Saprani»
ax'i unb SeffarionS toat Dergeblid^. 2)em SRobrigo
ic^rieb er SBiffenf d^f t , Älugl^eit unb erprobte
ingenbbaftigfeit gu, unb aUerbingS rül^mt oud^
(änicciarbini bef|en Älugl^eit, UebenebungSfunft
unb @ef (^ftSgen^onbtl^eit, loie $iu§ 11. fein emfteS
mib bef^tibened SBefen. Slle biefe SSorjüge aber
bebeuten nid^tS gegen bie ftttlid^e Serniorfenl^eit
5iefe§ ^Rannt^. fealigt EQ. fonnte bei feiner fui^en
Regierung nidl^t me^r bie gange Safterl^aftigfeit
3(sSmQp'^ ]^ert)orbre(^en feigen unb bie Unfähig»
feit S^a'S erfennen. Slber unter feinem 9lo(|»
folger traten bie Alagen über feine ^linbl^eit unb
S<^d^ unb fein Unred^t in ber Segünftigung
ber Sorgia offen l^erDor. Sr felbft mu|te fd^on
nagen, hai feine Sd^mefter äfobeüa il^re ^d^ter
cnS bem Seutel be§ 1^1. $etru§ reid^ gu ma(|en
flrebe (ögL (BregorooiuS VII, 148 ff. ; SReumont
m, h 128 f.; ^aftor I, 630-653 ; 9lctenftüdfe
bttfelbp 9ttr. 67). §ier ift ber Sufong be§ öer-
berblii^fien DtepotiSmuS gu fud^en, unb be§ $ap-
ftA 92effe Kobrigo Sorgia begeid^net al§ ^ap\i
Kesonber VL ben ööl^epunft beSfelben. — ®er
»rid)e, ben «püiS IL (1458—1464) mit gerbi-
unb Don yUapü fd^Io|, biente, mie gur Serul^i*
^mg beS ffird^flaateS unb gur Untem)erfung be3
3acob ^iccinino burd^ Qferbinanb, fo
gur Srl^ebung ber ^Reffen beS ^opfteS. SIntonio
^iccolomini l^eiratete gerbinaubS Sod^ter ÜJtaria
unb roath C^ergog oon @ef[a unb ^malfi unb
©rogrid^ter be§ ]^5nigreid^eS. 2)er $apft ttt"
fd^affte il^m bie ©raffd^aft Selano, erl^ob il^n }um
©eneralcapitön ber Jtird^e unb )um ^efel^föl^aber
ber SngelSburg unb gab il^m aud^ Sinigaglia
unb SWonbaöio. ©eine SReffen 9lnbrea unb ®ia»
como erl^ob er gu §enen t)on Saftiglione. Sber
ber $apft fonnte aud^ Sntonio'd t)or}ügIid^e Sr*
gebenl^rit gegen bie jfird^e in fd^mierigen fällen
(CivüiA catt. ser. Vn [1868], H, 660) rül^-
men. IReben gfrangpccolomini erl^ob ^iu§ U. aud^
einen 93ermanbten Don mütterlid^er Seite, 9ticcoIo
gforteguerri, ber il^mbalbmid^tigemilitärifd^eunb
biplomatifd^e S)ienfte (Sleumont ÜI, 1, 258; ^a*
ftor n, 205) leiftete, gum Sarbinal. Slber „e§ mar
für il^n (ba bie granjofen il^m miberftanben unb
bie 3<^^1 ber Sarbinale um il^n nur 15 betrug)
eine Slotl^menbigfeit, ftd^ (im SarbinaföcoIIegium)
eine ergebene SJtel^rl^eit ju ftd^em; aud^ bie t)er-
rufene ©rl^ebung t)on 9lepoten mirb man unter
biefem ©efid^tSpunfte betrad^ten muffen". S)enn
,,$iu8 n. I^atte im l^eiligen Senat entfd^iebene
©egner unb menige gfreunbe Don Serlafe" (93oigt,
gnea Sitoio HI [1863], 528; ^ftor H, 204).
SBie unter (Sali^t 11. bie Gxitalanen, fo mürben
t)on $iuS n. aud^ feine SanbSIeute, bie Sie«
nefen, befonberS begünftigt. So^^ofe Sienefen
mürbe mit Remtern auSgeftattet. „Siena, fo fonnte
man fagen, blül^te in Ütom, mol^in ed auSgeman*
bert fd^ien" (©regoroöiuS VII, 188). 3n ber
Umgebung be§ $apfteS ftnbet man „faft nur
Sanefen unb unter biefen foft nur ^iccolomlni"
(SSoigt 554). S)ie befonberen Vertrauten be§ ^ap-
fte§ maren ber Sieneje 3öcob ^mmanati, ben er
aud^ 5um &irbinal erf)ob, unb ©regorto fiolli,
ber Sol^n einer Xante be§ $apfte§. 3lber bagegen
forgte ber ^apft aud^, bag man in Siena, mo man
ben 9lbel für unfäl^ig jur Sefleibung beS l^öd^ften
9Jlagi[trat§ erflärt unb nur gu ©unften ber ^ic=
colomini eine Sluönal^me gemad^t l^atte, biefen Se*
fd^lufe miberrief(SReumontin, 1,136). S)ie9lömer
marf en felbft bem ^apfte feine SSorliebe für bie Sie«
nefen öor (©regoroöiuö VII, 181). ^ber bie 9luf-
ftönbe ^iccinino'S, aRaIatcfta'8, be§ ©raf en göerf o
tjon ^InguiDara unb be§ 3:iburtio unb Saleriano
tjon SKaffa liefen bie Körner felbft nur gu fel^r al§
unjuöerlöffig erfd^einen. ®e§ ^apfteS bauembe
ftrönflid^feit (er beftieg mit 58 Sorten ben l^ei»
ligcn Stul^I, ^atte fid^ aber fd^on mit 43 Salären
einen ©rei§ genannt), bie Sage in SRom unb im
ffird^enftaate, bie eifrige Sorge gegen bie Surfen
lie| ^iu§ n. feine Sertrauten bort fud^en, mo er
fie in ber Sugenb fd^on gefunben l^atte, unb er
bereid^erte feine 5Repoten menigftenS nid^t auf
Äoften be§ ffird^enftaateS (©rcgoroöiuS VII, 188).
Sterbenb empfal^I ber ^opft ben ©arbinälen ben
ftird^enftaat unb feine SSermanbten unb feine
®iener, „menn fie fid^ mürbig geigen" (^aftor n,
257; ögl. Saumgartner in Stimmen au§2Raria*
123
9lepotiSmuS.
124
Soad^ XXXVUI [1890], 587). — ^aul n.
(^ictro Sarbo, 1464—1471), htt crfte ^ft,
tDüfyx mol^Itl^ötige Steformen an htt Surie felbft
begonn, jiDong ober berebete bie Sarbinöle, bie
2Ski]^Ica))ituIatu)n )u iDiberrufen, unb er^ob in
btn beiben erften Promotionen brei IReffen, SRar«
cuS Sarbo, Sifd^of t)on Serona unb ^atriard^
üon «quileja, 3oi 35a|)t. ßeno, Sifd^of üon
Siicenga, unb 3ol^anne8 ÜRtd^el, Sif^of oon
^obuQ, alle brei SRönner üon unbefd^oltenem
Sl^arofter, ^u Sorbinölen. Iteiner t)on i^nen er-
longte einen übertoiegenben 6influ| auf bie Sei«
hing ber ©efd^äfte. 3lvx ber in jeber SSe^iel^ung
l^od^gerül^mte 3R. iBorbo geno^ mit IBeffarion ein
be{onbere§ SSertrauen (^oftor 11, 341. 347 ; SReu-
mont m, 1, 155). „$quI IL juiang qu(| feine
^einbe menigftenS 5u bem Sobe, ba^ er nid^t Sie*
poitn nod^ Sfinftlinge emporbrod^te" (Sregoro-
Diu« Vn, 212). — „auf bie innere ©eftaltung
ber pQpftlid^en Xerritorien l^otte na^ einem epl^e-
meren SSerfud^e Sali|f in. ber 9ie))otiSmu§ bis-
l^er feinen bleibenben Sinf!u| geübt" (9teumont
III, 1, 163). S)ie brei einonber folgenben ^öpfte
©i£tu8 IV. (1471 — 1484), »nnocen} Vm.
(1484—1492), aiesanber VI. (1492—1503)
aber fud^ten in ben ©ebieten be§ ihrd^enftaateS
felbft ^ürftentl^ümer für i^re Sf^milien gu grün*
ben. Sie gelten allgemein in ber ©efd^id^te beS
!Re))otidmuS atö bie fd^limmften (Stanfe I, 30 ff.;
äBefjenberg, Sie großen ftirc^enoerfammlungen
beS 15. u. 16. Sal^r^unbertS H, ffonftanj 1840,
540; ®regorot)iu3 VU, 229 ff.; SBattenbad^ 290;
©öflinger 520 ff. ; ^apencorbt 488—492. 51 7 ff. ;
SReumont III, 1, 163. 261 ; Jungmann VI, 429.
436 sqq. ; $oftor U, 424 ff. 548 ff.).
Ser 92e))oti§muS im ®ro|en, politifd^ toxt fird^«
lid^, begann mit ©ijtuS IV. „©er SRepotiS-
mu8, nie )ut)or f o rüdffid^tslod betrieben , n)urbe
baS ^rinci}) aDer ^onblungen SistuS' IV." (®re-
goroDiud VU, 229). 2)er ^ranciScanermönd^
an^ armer gfamilie f^afit fd^on als Sarbinal feine
iBerUHmbten begünfhgt. Sr ernannte 34 Sar*
binöle, barunter 22 2itaUener, bod^ mar ,,bei ben
meijien biefer Ernennungen ber ftreng tird^Iid^e
©efld^tSpunft nid^t ber mafegebenbe" (^ftor 11,
548 ff.). 93on 23 Sarbinölen, bie im Sonclatie
Don 1492 S^obrigo Sorgia möl^Iten, maren 14
Don ©ijtuS V. ernannt. ®ie Wüdffid^t auf bie
$oIitif, auf ftfinig SRene, auf fforl ben Äü^nen,
ben ^erjog t)on 9RaiIanb, ber fo t)iel Sinflu^
auf feine Sßal^I ausgeübt, erflärt bie Ernennung
t)ieler ttnmürbigen. %m 9. Suguft mar ber $apft
gemöl^It morben; Dom 31. October finben fid^ fd^on
9nttieifungen Don 3250 ®oIbbucaten für brei fei»
ner Steffen ; im tjrül^ling 1472 gießen jwei feiner
Sd^meftem nad^ 9lom, mo ber ^apft il^nen eine
paffenbe SBBol^nung l^atte l^errid^ten laffen. IBei ber
erften CarbinalSpromotion (S)ecember 1471) er»
nannte ©ijtuS jmei !Reffen, Sulian SoDere unb
$ietro SRiario, ju Sarbinölen ; nad^ bem frül^cn
Sobe SRtario'S (5. Sanuar 1474) erl^ob er beffen
17iä§rigen Sleffen Safael ©anfoni (1477) unb
feinen Sleffen ©irolamo SSoffo, bem er feinen eige»
nen gfamüiennamen bella StoDere gab, ju Satbi-
n&Ien. Sn bie Stelle Srifbforo'S beua Slotxre
(aus einer anbem gfamilie biefeS StamenS ; gefl.
1. gfebruar 1478) trat f(^on am 10. gebruar 1478
beffen 99ruber SominicuS in baS SarbinalScoIIe«
gium ; er mibmete DorjugSmeife geifUid^en 2Ner«
effen fein fieben. Sntfd^ieben ber bebeutenb^,
emftefte unb murbigfte ber Slepoten mar Julian
(nad^malSSuIiusn.), vir singularis modestiae
et religionis. (Sr mürbe fofort )um IBifd^fe
Don EarpentraS, barauf 5ttm ßnbifd^ofe Don
^Dignon, bann Don Bologna erl^oben unb ber«
einigte nod^ bie IBiStl^ümer Don Saufanne, Cou«
tanceS, SiiDierS, Wtnht, enblid^ aud^ OfUa unb
SieHetri unb bie Abteien ©roffaferrata unb 9b)-
nantula mit allen i^ren ßinfünften in feiner ^vb,
Sie 92e))oten mürben (Samerlengo unb ®ro^5ni-
tentiar. SUario erhielt eine «btei mit 1000 3)tt-
caten (Sinfünfte, mürbe 99ifd^of Don XreDifo, $a«-
triard^ Don Sonftantinopel, (Irjbifd^of Don @e-
Dilla unb gfloren^ unb l^atte ein ßinfommen Don
60000 ©olbgulben, Don bem er einen Derfd^men*
berif d^en ©ebraud^ mad^te unb baS i^m bei n>eitem
nid^t genügte, ©irolamo 93affo, „ein unt(ä>el»
l^after g$rälat, ber bie ®unft feines Ol^eimS ebenfo
menig mie bie feines SSetterS SuIiuS IL nn|«
brauste" (»cumont m, 1, 261), mar 93ifd^of Don
Soreto unb 9tecanati. Mt maren gemanbte, gei^
reid^e ÜRönner mit l^ol^en fünftlerifd^en Sefhx-
bungen, nid^t alle flttenrein, aber aud^, bis auf
Sliario, nic^t gerabe fittenloS, nur )u allem 9nbem
e^er als jum geiftlid^en @tanbe unb biefer l^ol^
SteQung berufen. Serüd^tigt ifl baS gfeft, meld^eS
Sliario ju ß^ren ber Snmefenbeit Don gferrante'S
Xod^ter Eleonore in SRom gab (3Rax 1473) ; eS
ld|t ftd^ bei einem OfranciScanermbnd^'Sarbinal
aud^ mit ber @itte ber 3eit tro^ beS SSerfud^ ber
CiviltÄ cattol. ser. VU (1868), m, 693 sgg.
in feiner SBeif e biefe üppige 93erf d^menbung recht-
fertigen. 9hir DergoIbeteS ^auSgerotl^ mürbe ge-
brandet; baS Silbergefd^irr mar fo sal^lreid^, ba|
man nid^t geglaubt l^ätte, ber ®d^| ber ^rd^
reid^e baju l^in. „3u irgenb etmaS", fagt 3n-
feffura, „mu| bod^ ber @^a^ ber Aird^e bienen.''
Stiario fd^müdte feine ©eliebte Xirefia mit dd^ten
perlen bis auf bie ©d^ul^e unb trug ftatt beS
^ranciScanerl^abitS felbft im ^aufe golbftro^nbe
©emönber (@regoroDiuS VII, 233^.; Sleunumt
m, 1, 165 f. ; ^oftor n, 429 ff.). 9lad& bem lobe
beS 92epoten Seonarbo (geft. 1475) mürbe Julians
Sruber Sol^anneS @tabtpräfect in 9lom. Seo-
narbo mar Dermöl^lt morben mit einer natürlid^en
2:odetcr Qferrante'S Don 5ReapeI. S)er ^ft Der-
jid^tete gegen bie Serpflid^tung beS j{5nig8 ^um
Xürfenfnege auf ben gefammten Sel^enSjinS unb
auf @ora ; biefeS erl^ielt ber Stepot als Selben Don
9Jeapel, nad^malS ober blieb eS bei Jleapel. 3o-
^anneS erl^ielt @inigaglta unb SRonbaDio unb
mürbe mit ber Erbtod^ter Don Urbino Dermöl^lt ;
125
9le))oti8mu§.
126
^a8 ^cr)i>gt^iun ertte fein @o^n, unb ed blieb
ten 6ef4Ie4te bis ju feinem auSfterben. 9iiario^§
Snber Atcolomo erl^iett gforli unb 3molQ, l^ei*
lakli (Boleoiso Sfoqo'S Zoster unb mürbe ®e«
aeralcointfin bor fttr^e. SHe ^iolitit beS ^fieS
kikk DöSig nad^ Selieben petto unb nad^ ii^m
9uüUano Stiorio (^fiot U, 435. 476). 3a mon
m nun Scr}i4t be9 piffieS lu ®unflen petro'd
für mi^ul^ (^ftor 11, 438). 2)er un^DoÜe, ben
$app 00») umffaidenbe SinfiuB (SiroIomo^S ftür)te
i^ in iwlitif^le SermidHunaen unb brodele feinen
%nnen in Scrbinbung mit Der 93erfd^tt)5rung ber
^L S>ie eiftDä^. in ber ber $a))ß bie 92e-
poten ei^b, i^nen 90ed nod^al^. fie ben pöpft«
li^en (Hnfbtl unb Steic^tl^m mi|brmtd^ lie^,
m ber er nod^ bem @d^eitem ber lBerfd^tti5rung
ber $oui nid^t ertrugen fonnte« bal il^nen gef d^al^,
SMl fie ticrbient ^tten, l^t fein Anbeuten felbfi
aif « e^limmfie befkdtt unb (die feine IBerbienfte
Deitanliett. Sermirrung in SRom, gefieigerte S^^^
RQd^ in Statten, SH^ad^tung bed ^nterbicted unb
Somieft in Sfbren} unb SBenebig, befidnbige
Dro^mg mit einem Soncil ober @^i§ma, Ser»
Ktflütme befi SarbinalScoUegiumS unb @d^-
tcm ber geplanten 9tef orm — bad toatiti bie %oU
9« ber $oIitü €ictud' IV. ober otelmel^r feiner
^cpoten. 9Ran ^t ben !ße|)otii»muS btefeS $a))-
^ oli il piü seusabile di tutti (CiTÜtli catt.
Hr. Yn [1868], II, 654), feine 3ltpoitn, oud^
Sirolomo mib Stiorio (ib. 1, 666-688 ; m, 408
aiio423. 690— 708X alS mürbige 9Rönner bar-
siPeOcn Mtfnd^t. 9lber ,,bie Opporttion" ber Sarbi-
nökmorbaib^od^, ber$op{ifd^onim@ommer
1472 ,^OT ber Situation" (ogl. «Paftor H, 427,
«ran. 4), SRan ^t ouf bie Unauoerläfpöfeit feiner
£uiü>e§genoffen unb bie ®ef al^Itc^Ieit feiner !Ra(^>
bam in Sloren) ^ingeloiefen, um feinen 92et)oti§«
!aB§ )n erHaren (tJfran^, Si^tuS lY. unb bie Ste»
pnUif S^orena, 9tegen§burg 1880, 156 ff.), ^ber
bo^ bie 2)inge nur fd^Iimmer mürben burd^ bie
52epoten, ^atte er leidet erfennen lönnen (ogl. bie
^^rafterip beS $ietro bei $afior n, 428 ff.,
M ®croIamo Stiario ebb. 551. 561). SSielme^r
anrb man urtl^eilen muffen, ba^ ber ^ßQ))ft, ber oI§
3Renfd(), al§ 9Rönd^, (geleierter unb ihinftfreunb
onb olS £eiter ber ftird^e an fid^ trepd^ mar,
Y'eine fafi burd^meg unmürbigen 92e))0ten au§ 3^-
seigung, au8 aHju großem SSertrauen (t)g(. Softer
IL 477. 561), aus ©auf gegen ^aul Siorio,
ben Soter, er^ob, mie auS tteberfd^ö^ung il^rer
^dfrigfeitrn unb il^er ®efd^ft§!enntni|, mit SSer-
fnnmng beö ffiert^eS beg ®elbe§ unb ber ajlittel,
xit melc^ eS jufammengebtad^t mürbe, au§
Bdfioäd^ unb üieDeid^t aud^ auS bem ©efül^Ie ber
Unfi^er^it gegenüber oorl^nbenen unb angenom*
aenen @<^miengfeiten (ogl. ^aftor 11, 414. 425.
^1 ff.). ^3)er 9lej)ott5mu§ mar bie gro^e, fd^impf»
li*e »mibe be« ^ontificateS SistuS' IV." (ögl.
tBoftor n, 555, anm. 2). — 93ei feinen beiben
5lo*foIgeni 3nnocen§ Vin. (1484—1492) unb
Ik^onber VI (1492—1503) erf(^einen gor ftott
ber 3ltpoivx unb neben il^nen bie Jhnber ber $a))fte,
bei ännocens auS ber 3^it t)or ber ^rieftermeiJ^e,
bei SIesanber VI. aud^ au8 fpöterer Qtxi l^er*
ftammenb. S)er Sinf[u| ber SKooere erhielt fid^
aber unter ännoceu}. Seinen unel^elic^en , l^b«
gierigen unb unmärbigen Sol^n gfranceSd^etto liebte
er am meiften, il^m gab er Snguillara unb Seroetri,
erlangte fflr il^n bie ^anb oon Soren}o 9Jlebici'S
Xod^ter IRagbalena unb er^ob beren laum 1 5 Saläre
alten IBruberäol^annediumSarbinal. SDod^ mürbe
äol^anneS (nad^mafö Seo X.), ber „5mar nid^t bie
Itung unb SebenSmeife eines Jhrd^enfürften ^tte,
d^ aber t)or mand^en öltem burd^ 2Bürbe unb
nftanb auSaeid^nete", erft breiSol^refpöter (1492)
prociamirt. @r mürbe aud^ fiegat für baS ^tri«
monium unb ZuScien. ^en .unel^elid^en Sol^n
feines SruberS erl^ob ber ^apft )um Sorbinal unb
Srgbif^of t)on 99enet)ent. Seine Snfelin 99apti«
ftina f oQte ben ßnfel t^fenante^S t)on ^leapet, fiub«
mig oon Sragonien, lieiraten. S)ie ^oä)itxi fanb,
mie bie Sf^nceSd^etto'S, im 93atican ftatt. 2)er
9{epotiSmuS beS f d^mad^en ^apfleS, ber ftd^ überaU
oon fßtnäü^ttn umgeben fa^, unter bem bie Un*
fld^rl^eit uiü> bie 3ögenoftg!eit in ber Stobt auf S
^öd^^e flieg, ben Sfetrante befd^ulbigte, fein ein-
}iger S^^ti fei bie Srl^ebung feines Sol^neS, ber
bie gfreunbfd^aft Sorenjo 9Rebicf S unb ber Orfini
unb enblid^ aud^ t^^nante^S fuc^te, erfd^eint nod^
mafeoott unb entf^ulbbar (2eo IV, 610 ff. ;"®re-
goroüiuS VH, 272 ff.; Scumont m, 1, 191 ff.
264 ff.; Jnngmann VI, 439). 2)ie S^bo be-
gnügten fid^ mit ©lüdfSgütem unb einträglid^en
SBud^ergefd^öften, ol^ne fid^ in bie politifd^en Sn-
gelegen^iten einjumifd^en (©regoroöiuS VII, 283.
298. 312). ^lejonber VI. aber (f. b. ^rt.) be«
mieS, mie oiel ein ^apft mit ®elb unb mit feinen
ffröften auSrid^ten fann. SBenn aud^ bie einfei*
tige Seid^nung biefeS ^apfteS als eines ttngel^euerS
in fittlid^er IBeiiel^ung mel^r unb mel^r reoibirt unb
öeripcirt mirb, fo ftel)t über feinen IRepotiSmuS
boS Urt^eil feft (ogl. ffa^fcr, ®cr üieloerleumbete
gJopft ^lejonber VI, MegenSburg 1878, 3. 16).
„Seine bämonifd^e Siebe ju feinen iHnbem mürbe
für il^n unb für gong Italien tierl^ängnilooll. Sie
crft jog il^n ju SSerbred^en (?) fort, oon bcncn er ol^ne
icne mal^rfc^einlid^ frei geblieben märe" (®regoro«
oiuS Vn, 311). SRon fudftte unb fanb bei feiner
SQSal^l einen $a^ft mit meltlid^en ^ntereff en unb ben
gigenfd^aften eines meltlid^en ^errfd^erS (SReumoiit
EU, 1, 201). tJünf Sorgia, borunter feinen Sol^n
Köfor (^baS Sl^euerfte, moS mir auf biefer 6rbe
^ben" [Meumont in, 1, 228]), unb einen anbem
SJermanbten mod^te er ju ßarbinölen. 9lm 11. ^u»
guft 1492 gemäl^lt, ernannte er bei ber erften ßarbi-
nalSaeotion (1. September 1492) feinen ^epoten
Sol^onneS Sorgia, ber fpäter aud^ ben Dberbefel^I
über bie pöpftlid^en Gruppen gegen bie granjofen
erl&ielt. "^aä^ 3o^anneS' 2obe (1500) mürbe fein
©ruber 5ßetruS fiubmig, ©rofeprior ber Sol^an-
niter, ®orbinaI«6rjbif^of oon Salence, mit il^m
ber 5Repot tjronj, grjbifc^of Oon Sofenja (fpotcr
127 9Itt">t
bd bei Otifofttion 6*9"^ äuIiuSlL, ge{L 1511),
eoibnul. einm^mi9}e)iolinittHm91anien3o'
fyixmtS UMTb 1496SaibinaI, ßijtiii^of Don3Ron<
Etale, Olmü^ unb ^^mt (f. üba t^nKtumotit m,
1, 267). 2)fc ft^tt iß ^onj bc SoriS, earbntal
Don iSItuS. 3ßc^ als 30 Sotgia tDoren in gdjt'
[i^ unb HKltlit^ Sttllen (©ngoiotriue VII,
812). £a3ci^c9iSß|üm, unb ilnai ftin cigmtf,
9}alenct, btigab bn ^ßofi^ fcintm ©o^nc (Säiat unb
tr^ob ri }uglti$ |um!IRetto;)OlUan{iti; mit 17 ^cäf
RH nuibc @j[ar, it|t auf einmal atS Dleffe au§'
geßrttn, ßatbinal (1493) mü 35000 aWatm
ßinfünften. 9uf jtttun SUtßm Boiftt ^ttniS
üubnig folgte btfftit ^rubti 3o^atnieS alfl ^eipg
oon ©aiibia ; et nutbe aaü) ^etjos »oa Seffa,
loflrb ober 1497 ermorbet 3uft^ SSoigia ^■
ratete 1494 Sont^ia, bie Xoi^ter aUfonS'IL bon
5leapel ; bte »tnut erhielt boS Sörpent^um ©qnil-
lace a(e ÜIHtflift, ©ottfrttb Sribortco olfl gürflen-
t^um. 5)e8 ^pe8 So^tn: Siicrttia, juerp »er'
lobt mit einem fponlfdEitn Sbelmonn, tmtibc 1493
mit 3o^Qimei Sforza Dan $tfato Dennä^lt, bann
Don i^m gefi^ieben unb mit SlfonS Don ^iSceglia,
einem So^ne StfonS' II. uon Qleapel, bann na^
beffen Srmorbung 1499 mit 9IHonS Don gerrara
»ermiblt, 2)er ^p flob i&t 100000 ©ucaten
Snitgi^ unb ediel Seirara auf brei (Senerationen
ben St^^tnS. Sie burfte ben $a;)P au^ Der*
Inten in feiner 9IbtDtfenf)eiL SJer ^niber i!|ie3
ßematili, flitt^ol^ bon Sfte, „^it, gcmaltiam,
ra(f)füi^tig'', teuibe ßorbinal unb erfiielt bie 33i3*
tpnter Wailanb, Sapua, i^enora, S^obena, ^gram
mit meuteren reiben Sibirien (SHeumont III, 1,
269). giSjar SBorgia legtf bie (Sarbinalänmrbe
nitber unb trot in ben tneltlitfien Stanb. 5Ro^ ;
bem ber 93unb Neapels mit bem $at)ße gej^en
iJianfrtict), btt SfDtja unb Solonna bie flinber
befl 5ßa()pcS erb&bl unb beteif^ett '^otte, bot ber
SSunb beä SpoppeS mit giantceic^ nccB metir ®f
legen^eit baju. ail gäJDr bie ^anb ber Soiiiter
t$riebn(^§ uon ^tapü, €^arIolte, mit bem gür*
ftenttium 3!arent nit^t fristen tonnte, gab i^m
Subnig XU. Don 0ianhei^ SSaltnce alS £)ei^og<
t^m unb Dermittette feine £ieirat mit gparlotte
b'Mlbret, ber Sc^nitPer btB ffdnigS Bon gJnBarro.
ISbarlottenS 99niber^manien b'^tlbiet unb ©eorge
b'Stmboift, ber SDüniper EubmigS XII., mürben
giarbinält. 3e|t mürbe bie fStaifi ber melllit^en
§enen im Airc^enPaate ftebtoi^en unb oUe fürft*
lic^enfoerrfctiafien, üuSetÜDlontefeltro, jcrpört, SDJit
frang5pf <^er §ilfe eroberte Säfar als ©eneraltopi-
tftn Der ffirii^e Simini, *PefarD, ^orli unb Smola,
giiemia, Sefena unb $iombino, bann audfi llrbtno
unb Samerino. ©ein mieber^olter SJerfurfi, au^
SuScien ffi erobern, ft^eiterte Mo^ an bem SSiber-
fprud^e granlreic^S. ©ie Kolonna rourben gtagli^
unlerbriiiJt; ben (Jarbinal Orfni ^lett bet ^japft in
giQft, tro|bem berfelbe 25 000 3)ucaten für feine
^retlüffung bot unb bie Earhinäle pt^ für i^n Der»
roenbcten. Sine toieber^otte SarbinalSpromolion,
bie Diele @iinftlinge unb fpanifd^e fianbSIeute in
ImuS. 128
baS l^eilige ßoHegium (la^, bot bem ^Sat)ße
bie mtSglid^feit, bte eroberten <9elitrtt an SSfor jh
übertragen. Eüfoi imirbc mit Sttpimmung tin
Sarbinale ^tnoQ ber Slomapa (DgL Hadiia-
vellio. 3. 13). Sür2utietiii^itDii^tunge€iHiiie
bilbete ber ^a^ au8 Sermoiuta, 91^ €))iddo,
u>eIc^@ebieteSuattiabtö^feI(ßinnege^6t^aUt,
unb aüi ben eingqogenen @eHeten ber Solratu,
Sobelli unb @aetant jmei ^ergogt^ümit, @eiino>
neta unb 9!e))i (1. Ott, 1501). 3>ie Seie^ttgnne
ju bem 3}DTQe^ gegm bie iBorotte, bte fi^ unter
bem Xitel (Ȋ^Iic^er ESicore, ben einmal einei i^m
£3oTfaf|Tm erlangt l^e, al3 ^etren bctiae^teten,
nirb im ^gemeinen nii^t ju ulngnen fein ; ober
ber $a))p moQte bo<( nur ein Cibgut für feine ^>
milie grünben, nenn ou^ fpäterbte ßrfolge Cilfaät
bem Sßa^fte SuIiuS H. gu gute (amen. 0iunb jiun
SRi^trauen gegen bie Satbrnüh, befonbetfi @fo^
ßolonna, Stöbere, batte et au^i, babitfe feine w»
f e|ung ge;>lant ^ben f oQen ; tbenfo gegen SRAntiet
feiner Umgebung, toie ben ©ecretär bet Särrten,
ben Srjbifi^of Don Sofeuja, ber gefa^(^tc pSf^
üäjt Snllen miSgob ; aber ofieS baS bim ni^t tn
Entfernteren ^inreid^tn, bie ÜRa^pgfett feind
31e))otiSmu8, bie Erhebung fo bieln Unmüniigec,
unb bie 9nittel, mit benen et pe betrieb, gu r^
fertigen.
ajon ben 33 Äorbinölen StuKuS' U. traten 25,
baruntet 19 3talienet, am 4. aJiätj 1513 in bafl
Sondaoe; am 11. SDÜt} toor 3obanneS SReblci
als&eoX. gtma^It (1513—1521). S)iebeiben
f ap unmittelbar einanber folgenben $Appe ouS ben
§aufe ÜJtebiri, Ceo X. unb 6tem<n9 VH. (1523
bis 1534), muiben f<!^n ali bie D»l^ren ^eim
Don Igoren), bann ober an^ bun^ ilirtn g^
rafter unb bie Xrobittonen i^rer gtoilie lei^t in
bie Aänqife gmif^ ben beiben ©w^mS^ten
grranCrctc^ unb bein&auS&abSburg^ineingqogeH,
beren febe im galle be9 SugeS bie SdbpSnbigMt
ätaliene unb bie greibeit beS briligen Stupid in
gleidEier SBeife gu bebro^en festen. @ie liebten t^
^etmat, aber meljr als biefe fi$ (elbp unb i^re
§ttmtlie (JReumont, ®ie 3ugenb ßaterina'a be*
ajtebici, 2. aup., Serlin 1856, 11. 179). Selbe
galten als bop)Mlgilngig unb \<i)ma<S) (Steumont
Som m, 2, 123 ff. 266 ff.; ©erfelbe, gatetiua be"
ajtebici 166 ff. 176. 179): beibe traten btefi anS
3ßoIiti((SHanteI,55ff.). ©le ernannten einefflltttBe
Don garbinälen, 2eo X. 42, Kiemen« VII. 88.
glorenj unb biegamtlieSncbideifi^einentnJebee
SIQeife maßlos bcDoijugf. baneben bte Dtttnmtat
Snliänger beS ^aufes. „Slnbere mürben auf bcB
3Dunf(^ großer OürPen ernannt; miebet 9nbin
für ®elb' CO, fügt ©uiccinrbini Don 8eo X. (aofii
iebo^ Dgl. 9{eumont JU, 2, 274). iBmber, S^idc-
ßetn, Dleffen, ^Settern, IngebSrige unb Snl^biget
□eS^oufeS, aüe^offenb, aue bege^renb, oSeunge-*
bulbig bie §Qnb ouSpretfenb na^ rotben Ci^fR,
Sifc^ofSpten, Kbleien, SBenepcien, wettliÄienäBih«
ben, @elb unb @nabeii, umringten ben $apfL
^unberi SanbBleute erhoben lugleiifi flnfpräc^ mit
129
9}e))otiSmu8.
130
^vmn9 auf i^re aSerbiettfle um fein §a\i^ unb
DB 4b felbfl (DgL «noflo, Satire 7). £ie $oUH!
goi {14 btnb in ber Smennuttg beS ffur^Stj«
fai^ Slbre^t t)on SRaitt}, bed ftanalerS Don
figlonb, SBolffQ, beS eqbifd^ofS Don IBourged,
M O^m« b^ i^an)Ier8 bu ^at Don gfran!»
m4, bcS Sohnes SmmanuelS Don Portugal )u
Corbinaieii. Sieben 8 Sldmem {leiten 6 ^oxttf
tiacr unb 4 atibere auS XuSden. «^aum |e tft ein
fo!f^ fd^ in bcn Anfängen feiner ^Regierung in
jol^eoi iRa%t Don Sngel^örigen unb Sonb^Ieuten
nningt gnoef en urte 2eo X." (Steumont m, 2, 61).
6o cnümtfelte fic^ mit einem @d^Iage ein meit*
wypetflUft 9lepoteittoefen, tt)el(l^e8 bie mebiceifd^n
Jvteieffen, bomt aud^ Die fbrentinif d^en über]^u))t
Bit ben pfipfUid^ ganj )u Derfd^melsen fd^ien.
.IH uwc am pfipfUid^ ^ofe eine malere Sflut Don
Sftormttnetn. 3n aQen Semtem^ in oSen ®f
!4&ften, BomcnUid^ infinanjienen, begegnete man
%«n- (»eumont m,2, 71f.; Dgl.56.58.270ff.).
.Sic VtMd beburften aber au($ in gflorenj felbfl
ba^ßd)i{le,nm{id^]^Itengu!5nnen/ fagtSuicdar*
Mii, nb SRad^iabeli enoartet Don Seo X. baS
9M bc9 ^aufeS. Seinem Smber Julian unb
kixem Steffen Sorenjo gab Seo baS ^otriciat (®ep-
tember 1513). Snßan umrbe au^ ^eneralcopitdn
bcrftinl^, unb unter i^m ßanb Sorenjo. 99ei ber
ciPen Cocbinalficreation (1518) erl^ob Seo feinen
Setter Snßnd/ ben @obn be9 in ber Serf d^tt)örung
ber 9^i gefallenen Julian, ben Sol^anniterprior
Ml Catma, nad^alS SlemenS VII, unb ben
6i4k bdl gpnmceSd^tto S^bo unb ber Stogbolena
9tcbtd in (Earbinälen. SuHnd/ ein emjter, ge-
i<yift8fmibiger Wann, geno^ bad l^bd^fte SSer»
tzosen bed $a))fied unb umrbe ber Seiter beS $a))-
8eS lote Sonnys in gloren} ; neben il^m, tt)enig>
ßeni in ben erfien 3a|ren, toat iBeml^arb 2)0Di3i
(Stbbieno), ber Sertraute be§ ^opfleS auS feinen
Sngenbjo^ren, Sarbinal feit 1518, ber Siatl^geber
be« fktifte«. 3uliu8 erl^telt beS ^pfled eigene
Sioomie, baH Srjbidtl^um f^floren) unb bie Se*
gotion oon Sologna. gfranceSd^etto erl^ielt bie
&atf^terfd^ft Don Spoleto, fein ©ol^n 3nno-
ccB) im (Sktnjen 12 Sidtpmer unb ßrjbidtl^ümer.
3i4(an»S €alDiati, bed ^apjleS 9teffe, grgbifd^of
«m ^atata, unb SubU)ig be 9lubeiS, fein SSetter,
pmt ^emileS Stangono Don ÜRobena, ber ftd^ bem
^af^ ^ebem in feiner ®efongenfd^ft fo mol^l»
gneigt enoiefen l^tte, umrben ^rotonotore, alle
Im mü 92ica)Io Stibolfi, einem Steffen beiS $a)){)e8
iMi{etiKr€<^mefterSonteffina, bei ber großen Sar«
baalfilifomotion 1517 aud^ Sarbinöle. €alDiati
nt Sü>oIfi finb bie bebeutenbflen unter allen Sar*
Wtfien ans ber Senoanbtfd^ft beS $a))fteS (9teu>
m, 2, 271 ff.). ®en mel^r entfernten 55cr-
ans ber gfamilie Xomabuoni, Sulian unb
gob er bad Sidtl^um @alu}}0, bie @ena-
nnb bie @tatt^terf(^ft ber Siomogna.
^jhicd, ein treuer Snbdnger ber SRebici,
Cobinal 1518 unb erl^ielt bie ^önitentiarie
Siit^nmet Aber SiStl^flmer. 2)er SBunfd^,
IX. 2. mafL
feinen 93ruber Julian auf ben Sl^ron Don 9leat>et
in erbeben, ben granfreid^ Dermarf, trieb i^n auf
lie ©cite SKo jimilianS, bie 9lieberlage Don SWari»
Snano mieber auf bie Seite ^ranfreid^d unb sum
loncorbat. Julian, ber ©emal^I ^^iüberta'8 Don
€aDOQen, ber Xante bed jf 5nig8 grau) I., erl^ielt
baS ^er^ogtbum 9{emour8. 2)er ffrieg gegen Ur-
bino, meld^eS er mit mel^r Stecht al8 Unred^t (Steu«
mont Katerina, 12 [ju fd^arf] ; ©erfelbe, Slom
m, 2, 90 ff.; SRanfe I, 54) gfranj aRoria betta
SRoDere abjprad^, foftete bem $apfte ben SReft
ber tJfinansen unb bem ^aufe ÜRebid an Aojlen,
bem topfte an Vertrauen feiner Untertl^anen unb
an moraltfd^er 9)]ad^t mel^r, ald ber unftcbere ®e«
minn totitf^ mar. 9Rit bem 2obe Soren^o^S 1519
mürbe Urbino mit bem jfird^enflaate Dereinigt,
ajlit Soren}o l^atte ber ^apft gro|e S)inge Dor*
gel^abt. Sr Dermäl^lte i^n mit SRagbalena be la
Xour, Xod^ter llatl^arina^S Don Sourbon. SRit
biefer ^milieuDerbinbung mollte ber $a)){l fid^
Std^em gegen bie SRad^t ber f)abgburger, mie gegen
>ie Unjufriebenbeit in feinen Sanben unb bie 93er«
fd^mörung ber Sarbindle. 3ugleid^ foQte i^m bie
gro^e Sarbinatet>romotion Don 1517, in ber er
peben Sibmer au§ ben Derfd^iebenfien gfamilien
ernannte, bie Slbmer mieber geminnen. 3n Spa»
nien glaubte man gar, ber ^at>fi moHe Soren^o
ben SBeg ^ur jtaiferfrone bal^nen d^Wtx, ff arlS I.
äßal^I, im @i|ung§ber. ber ))]^il.-^ift. fflaffe ber
933iener 9l!ob. b. aOBiff. LXXIV, 933ien 1873, 96).
S)er Xob Soremo'd unb bed für granfreid^ tbdtigen
SarbinalS IBibbiena, bie 9Ra^Iofig!eit beS AönigS
pfran}, DieHeid^t aud^ bie iBef orgni^ um bie S)inge
in 2)eutfd^Ianb trieben ben ^opft ^um ^{nfc^luffe
on ffarl V. 3la^ bem Sertrage foHtc SKailanb
nid^t, mie man in SRom er^öblte, an ben &irbina(
SKebici, fonbern on gfronj ©forja, $arma unb
^iocenja an bie ffird^e (für ben Siarbinal ÜRebid?)
faflen; Sorcnjo'S ©o^n Slejanbcr foHtc ein Selben
in 9JeapeI, ber ^opft Unterftü^ung gegen gerrara
erl^alten. S)er lob beö $apfte§ (1. ®ecember
1521) Dereitelte 3lfleS. ®er 5Repoti8mu8 fico'öX.
ift, meil mikx ^urüdCreid^enb, n\i)i auS bem Kampfe
gegen Urbino unb O^errara ober gegen bie ©emalt*
Ferren in ttmbrien unb ben SRarfen unb aud ber
93erf d^mörung ber Sarbinöle ^u erllören, 2)inge, bie
für bie fpätere S^U benfelben otterbingS entf(|ul«
bigen, fonbern auS ben gamilienintereffen beS
g$apfieS unb ifl mitbeflimmenb für feine $oUHt
gemorben. ,,^IIe9 begann ftd^ ^um ©d^limmem gu
menben." ©ein ^ontificot ^aik bie großen Hoff-
nungen, bie man auf il^n gefegt l^atte, getoufd^t,
nid^t burd^ ben 9{epoti§mu§ allein, aber nid^t gum
menigften burd^ ben 9JepotiSmuS (f. f)öfler, 9lna-
lecten 52 ; ebenfo urt^eilt ©uicciorbini (f.Seumont
m, 2, 267). — S)ie ©efd&id&te 6Iemen§' VH.
ift bie feines UnglüdCeS. ©eine fd^manfenbe $oIi>
tif, feine tJurd^t Dor einem (Joncil loffen ftcb er-
flären, entfd^ulbigen, nid^t redfttfertigen. SDie Er-
nennung ber beiben üanfitt ffarlS unb ^ranj' I.^
@attinara unb bu $rat, fo Dieler anberer ben*
6
131
ÜtepotigmuS.
182
Siai\tx unb fjfranfreid^ nal^efiel^enber $erf önlid^feiten
uttb fo tneler SSenetianer ernören fld^ auS $oUti!.
SRand^mal finb eS SSertoanbte bon nod^ lebenben
ober !Qum gefbrbenen Sarbinälen, toie bie beiben
SJenetianer !Dtontio ©rimoni unb Sf^ott) Sor«
ttoro, bu ^xai, Senebict Slccolti. ©einen Söer-
manbten ^i))))ol9t ben @ol^n beS ^et}093 Don
ÜtemouxS, ernannte er )um Sarbinol, dbroof^l
biefer !aum 18 Saläre alt roax, mif^x jum ^ege
als }u ettoaS Slnberem iangltt unb fid^ ftetS un-
bel^agltd^ im geiftlid^en @tanbe fül^tte (Steu-
mont Som m, 2, 234. 275 ; ®erfette, (Saterina
149). &t))))ol9t tt)urbe reid^ afö @i^bif$of Don
Sbignon unb Snl^aber Dieler $frunben tmb Som*
menben unb ber Segation Don Perugia. IBon Der-
trauten Snl^ftngem ber SRebid in gloren^ unb
ZuScien tt)urben 9(ntonio $ucci Stf^of Don $t-
ftoia unb 92ad^fo{ger feine§ Ol^eimS Sorenjo im
©arbinalat, ;,in bebrängtejier S^t" Beim Sln-
marfd^e beS Sonnetable Don Sourbon Senebtct
Sccolti unb 92icoIo @abbi Sarbinöle (nid^t ^um
Selb", fonbem auS SSertrauen unb nad^ SSerbienft,
menn anä) SccoIti^S fiebenSmanbel unb Sl^aralter
nid^t ber befie mar). SDie SSermäl^lung Don So«
renjo'8 be' SWebid Sol^n Slejanber mit beS ffai-
ferS Zod^ter SRargaretl^a, Don Soren^o'S Zod^ter
mit bem jmeiten ©ol^ne ^xani' I., |)etnrid^, meldte
ber $a))ft betrieb unb ^um Sbfd^Iuffe brad^te, foUte
tjloreng ben SWebid ^ä)txn, fein ^u8 er^öl^en,
bie SSerbinbung mit ben möd^tigften ^errfd^em ber
Sl^nftenl^dt ben $aDfi fd^ät|en. 9}e))otigmu§ m
nad^ allebem SIemenS YII. nid^t DorAumerf en. (Sr
l^atte bem fran}öflfd^en SSermittler Sarbinal Don
®ramont fd^arf erhört, meber feine JRid^te nod^
irgenb dner ber ©einigen folle eine ^anbbreit Don
Jhrd^engut, Diel meniger nod^ $arma unb ^ia«
cenja, mie Derlangt mürbe, erl|alten. — 3Jlit Un-
red^t l^at man Ux $a))ft $aul IIL (1534 bis
1549) ben 92et)otigmuS als baS leitenbe SRotiD
feiner gangen $oIiti! angefel^en, meld^em fid^ bie
StudCfid^t auf bie ftird^enfpaltung l^ätte unterorbnen
mflffen unb baS il^n Don bem Sufammenmirfen mit
ffarl V. immer mieber in bie Slrme Qf^anfrrid^S
getrieben l^ätte, fo bag er gum ©Ifidte beS ^ro«
teflantiSmuS gemorben fei (S^^Pff^^ bd &ergog XI,
822). 2)ie Unterbrildfung beS $rotejtantiSmuS,
für bie er berdt mar, bem Ratfer auS aUen Jhöften,
mit aUen @d^ä^, fogar mit bem 93er!auf feiner
ftrone ju l^elfen (3lan!e 1, 165) ; bie JRcform ber
ftird^e, für meldte er bie SarbinalScommiffion Don
1536 dnfe^te, bie aud^ auffteUte, bem $at)f)e ge»
gieme eS nid^t, M Ausübung ber gdftlid^en Waä^t
fefhen dgenen 3bx^m unb ©elbgeminn }u fud^en,
für bie er nad^brüdOic^ eintrat mit ber ^Berufung
beS^SondlS juerft nad^ SJlantua, bann nad^ Snent
(Dgl. ba}u 9taumer, ^ift. Zafd^enbud^, 7. 3al^rg.,
1836, 480 ff.) unb mit ber »eftättgung beS 3e.
juitcnorbenS unb ber Sleubelebung ber 3uquifttion;
jein ßifer für bie ©inigung jmifd^en bem Äaifer
unb tjfranfrdd^ (9lrenbt in SftaumerS §ift. Safd^en-
bud&, 10. 3a]&rg., 1839, 468 ff. 520) unb für
bie Sefömpfung ber dürfen geigen, bag ber
©d^merpunft feiner SBirffamfeit unb Sebeutu^
in ber ^uffaffung Don feiner fird^Iid^en ©teOimg
unb 3(uf gäbe Hegt (Sleumont lU, 2, 489 ; DgpL
3lan!e 1, 158 ; SBeffenberg m, 136 ff. ; SReumont
477). ©erni^ tabelte man feine gro^e Stdoung,
bie ©einigen gro^ )u mad^en ; bie Siebe für feinen
©ol^n ^ier Suigi fd fo grog bd il^m, mie bd
feinem Sebenben md^r. 9ber oud^ bei ben Dielen
SarbinalSemennungen trug er neben perfönlid^
unb politifd^en iBer^iöItniffen Dormiegenb ben fird^
lid^en 9ied^nung. „3lxt Dielleid^t fyit dne fold^
©d^aar auSgegdd^nder Sarbinöle ben l^eiligen
©tul^I umgeben'' (Steumont HI, 2, 491). ©einen
©ol^n, ben erjuerft nod^ nid^t in Stom bulbete, unb
f dne Zod^ter ^onftanje, ® attin beS ®raf en ©f otja
Don ©anta fjfiora, befd^enlte er mit Sol^rgelbem,
ben ©ol^n unb feine ©emal^Iin mit 7200 SDucoten,
moDon er nod^ 20^au))tleute gu befolben l^atte, bie
Zod^ter mit 1800 2)ucaten. ©dne 6n!el, 3(Ie£anber
Sfamefe, fd^on unter SlemenS VIL Sifd^of Don
$arma, unb SScanio ©forja, 16 äal^re alt, erl^ob
er bd ber erften Promotion, nid^t jmei SRonote
nad^ feiner ftrönung, gu Sarbinölen ; f dn SnM
Stainucdo, ®ro|))nor ber SRaltefer in Senebig,
mürbe in feinem 16. Saläre Sarbinal, bann (Et)-
bifd^of Don 3ltapt\ unb Don StaDenna, ^triard^
Don Sonftantinopet, Sifd^of Don Bologna unb
©rolpönitenUar. S)en SSorfteHungen beS ffaiferS
gegenüber betreffs il^rer Sugenb berief er fld^ onf
baS Seifpiel feiner SSorgonger. aiejanber, mit
14 äal^ren Sarbinal, mürbe Srgbifd^of Don 9Di"
gnon, Don SWonreale, Sifd^of Don 3aön. ^?lber
er befa^ bamals f d^on fo Did SBerbienft unb SBdS«
l^eit, ba^ man il^n für bie f d^mierigften angelegen-
l^eiten gefd^idft ^ielt." gr mar Segat in %xcad»
xtxä) bd ber 3uf «nmenfunft ff arls V. mit grong L
(1539), Dermittelte bie Begegnung beS ffaiferS mit
bem $a))fte in Suffeto (1543), nal^m ^eU am
Steid^Stage }u äSßormS (1545) unb bemöl^rte fid^
als einer ber auSgegdd^netften Sarbinöle. S)em
Stainucdo gab SuliuS HL bie Segotion im Pa-
trimonium, bie er il^m aUerbingS nad^malS ott
tifeinb berSfamefemiebernal^m. ©d^Iimmermixf-
ten bie Seftrebungen beS ^opfteS, feinem ©ol^
unb beffen ftinbem gfürftentpmer gu geminnen.
@!amerino, burd^ bie ^eirat ber Srbtod^ter mit bem
Srb))rin}en Don Urbino tro^ beS äBiberfprud^eS
Siemens' Vn. mit Urbino Dereinigt, gog ^aul DDL
nad^ bem Zobe beS ^ergogS ^rang ^aria Don
Urbino ein unb bdel^nte bamit feinett Snfel Oc*
taDto. 2)em 99ruber beS neuen ^ergogS Derlie^ er
ben $urt)ur. SDer ßergog felbft l^dratete fpoter beft
$at)fteS (Snlelin Sittoria, OctaDio beS ffaiferS
Sod^ter SRargaretl^a Don Oeftendd^, Don bem fein
SSater %)Dara erhielt. SIS ber $a))ft Snailanb
nid^t für feinen ©ol^n erl^alten fonnte, mad^te er
il^n gum ^ergoge Don ^rma unb ^iacenga, tro|
beS SBiberfianbeS berSarbinöIe (1545), inbem er
bagegen Samerino unb Slepi als DoUmeril^igen
Srfai für bie ftird^e erlannte. 92ad^ $ier Suigl'S
91epotiStnuS. 134
_ 1547 bttnü^tt^ ^ bei faiftTliäe 9It|)otieinu3 }u fein. @Ittc^n)otil goQ i^n ftin öa%
SbälfoUn @Dtt)a(|a Bim iDtotlonb ^iocenjirS gegen bie Spanier unb [ein Sit« jür bie %e<
atV^ttou^ ^rma ju gmtnnen. Sla nä^ttte jceiung StalitnS Don bei Stetnb^ett{c^a{t tniibti
htflo^fie^ tDlcbeigianhtiii^ unb gebac^te fein auf biefe Salinen. „Sein ^epotientuS bemi^tt
ogoil fyia% tntaufI5aiic^ mit ^anltei^ ju Der- niiit auf btt @el£f^u(!^t unb g^militnneigung
Hita. ©ein (gnlel ^orotio follt« ferinrii^« ü. friibercr ^iSpfte: er begünftiflle feine Ülepokn, neu
iii(tter3)taiia litmüm, ^ntu unbtßiaccnja an fie feine SüttitunQ gegen Spanien unterp|tcn; ei
Mtffii<^ fallen, Octooioblo^&aBierinon^alttn. belTnci)tele fit als feine natürlid^n ©e^ilfen fat
Jett, m CT teinnt t)ttl>i)tiSniuS fitite, gerietl^ ei bti biefem ffampfe" (Sfanfel, 195, ugl. 188; Steumont
Srndm^, ba ti ifiijfxtt. obguf^Itegen, nie beim 111,2, 519 ff.)- iRom mtib unter i^tn uon bem Cent-
Äatfa iK bcu Scrba^t bei ^euiibtlei unb Süge, tianif^tn @e|anbten Wocenigo einem .ehrbaren
itit bot €tmiQni felbf) in ^nbfti^fL 2)ie <h- Stio\Ut" Derglii^en ; nur feine Ütepotcn matten
hntRil, baft cnu^ SIt[anbrr gfamtfe auf ©eile eine luSna^me, a^er qu^ nid)t alle unb nii^t
OdQBto'SQc^, bnft^mUSonjagajurSBieber' bouemb. ^tn ^iolnnnefen entriß er ^PaQiaiiD unb
ctubtnnifl ^nna'S tnMnbet ^e, braib if)m baS rooQtc tS fie^eniSeuten ge&en, bie eS treffet gegen bie
{>(q. »äiirtnb bie tmrfe^ontifc^en ®ifynit\lt\itt Spanier unb galonna jn ötrtlieibtgen ttiffen fflüt-
in bcn V&iuge bet pdpplid)tn Gruppen Cor bei ben. €i gab eS baEiei als ^erjogt^um feinem
&ttaäfi in ^StSSfibtxQ unb in bei ^nnö^eiung Steffen 3o^ann unb ei^ob i^n jum @entiaIcapUän
bet ^öflfxi an gfnnihei(^ nui ben ^a^ beS $ap' bei ffirc^e. Saua gab ei beffen @o^n 2)ioniebeS.
9^ gegn bot ilatfet fefien. bet feine SSiünf^e 3o^annee' Sruber ffarl. ben ei früliet, ba er nod^
bcticffSbciSi^cbnns feiner Snlelnic^ibefriebigtc, Sarbtnal mar, nid(it um fi<]^ ^atle ^oben tPoUen,
sab boi ^ßopft im ftlugenbticEt ni<i^tS fe^nli^er meil feine Slrme bis an ben SUbogen in ^M
■lüitittH U^im als einen Sieg ber beutfc^en getaucht feien, ma^te et gum Sarbinal unb Si>
§<lRttte (f. Sepffel bei ^eijog XI, 828; Dg!, gaten Don Bologna, feinen Ulefftn ^nlon jum
Xade 1,167), fe^ Me lot^olifditn barin nui bie SllarquiS Don QTtontebeSa. ^eigt cS Don ßatl, er
Cc^tani^ bÄ ^ht^lee Dot einer Uebetmac^t beS ^efidimit&itbinal^ofiuS, berlaleinif^fprad^,
tttdUtxt, btt bae @Ieid(igemit^t pre, bie SIuc* nur butd) einen S)oImetf$er Deiftänbigen tonnen
tonifit b(S^igen@bibIt3ttnc btt Sflbftänbiglcit (Seripanbi bei ^bfler, atnaleclen 5S), unb lebte
SlaGnS in i^itn legten Sieben btbro^ (Sttumont er au^ aie ihiegSmann lei(f|tf eitig unb befärbette
m, 2, 476; 3unffen, (ßef^. b. beutfc^en SDoOtS gieunbe unb Sn^ängei älinlid^cn S^Iagefi mit
ni,15.9up.,^buigl891,642). ^cütiltan- ^ebrüilung beSEBoifeS burt^ Steuern, fo laffen
btÜEflatl ni^ Mitca^mJI|ig unb ei^obmagloft fi(^ibinaud^anbeierfeit83:^Stigfeitunb@ef(^äfte«
^b^frUtt an bie iNi^tngfitet Oanffen a. a. O.). gemonbtbeit nit^t obfpte^en; ti galt alS'gefd^idter
3ai tUM%m untetna^ ber Sßapft bo(^ ni^te g^übrei im ifampft gegen bie ^olonna unb bie
gegen bm Paifet unb fc^Iofe ben geplanten Sunb Spanier, roiealSgefc^idterUnter^ÖnbleimitÖein-
gtgent^ni(^lab,mieUDbIbieSettetianergIaubten, n(^ n. Don 3^tanfcei% unb ber $apft äufierte
er fei no^ aQtni, mal er erlitten, ju febem ^ünbni^ fi^, ber ^eilige @tul^I ^ait nitmali einen beffetn
auf jAcStbingung^inbereditigt (Daniel, 172f.). t0!ann gehabt alS it)n. SefonberS aber liebte bei
$01113 HL 9ia^{olgei, Julius III. (1550 bis $apft feinen @iogneffen tülfonS, ber in feinem
1&S5), leigt fii^ in Mtm raenigei giDfi atS fein 18. Sabre (1557) Sarbinal, bolb auä) Si}*
Toigbigei, oucfi im DlepotiSmuS. di ^atte ben bifd^of oon 9ieape{ mürbe. Sebr miiibig mann
SiScn, ab« nii^t btt ®tlegenbeit unb bie ihaft, beS $apfieS ©rofinefftn, XiomebeB, ^Sifi^of Don
bif €cintn jn gärfltn ju trbeben ; allein ei t^at, Inano, ben er 1555 jum (Scrbinal et^ob. unb
aml a tmatit, fit gro^ gu machen. Seinem %nä)er Union, ber nod) Hr jutig nac^ Sforn tarn, bort
SoOnriii gab n Samerino auf fiebenljtit unb er- erlogen muibt uno bie ßämmtrermürbe unb ein
iffltgtt fin i^ SRontt San SoDtno aI3 St^tn Sononicat an St. $etei eibiell. 6r murbt fpäter
tn Co^mo Don ^rntj. SalbuinS Sobnt ^d- tion $iue T. unb @iegor XTTT. boi^gefi^ä^t.
toB Qob n Slepi, einem anbtm ^lepottn, 91§canio Don jenem jum garbinal, Don biefem jum pöpft-
btDa lEorgno, ben Obrrbeft^l in Slom, bem trüber liifien 99ibIiolt)e[ai crboben unb motzte fi^ um bie
Üanio'l, SniDb, SBifc^of Don Perugia, feinem Srflärung bei SCitcrete be3 @^oncile, bei S)tcie-
9i])|Bitfftii Slobtit be' ^obili unb ßieronQmuS lalen, ber Sätei unb ber ^eiligen Sdirift Dtibient
SisDiudli unb feinem aSettertSMftopb bei ülionte in einei ganjen ERei^e bebeutenbet SBerfe; feinen
ba^htiTiir, ,anberen9)tniKinbteti!Bi3tbümtiunb Ilob beflagte £B<tioniu3 alS ein gtogeä Unglüd
(■ßdlantini'' (Sltumonl m, 2, 504). So un* (f. Moreri, Dictionnaire hiator. II, Amster-
inbtg ftin SieblingStjouSgenoffe ber i^m Dei' daml7I7,50). ÜJiil bem Siege ber Spanier fanf
Uaun SaibinalSmüibt mar, fo müibig mar tro| bei Stern bei Stepottn $aulg IV., unb als ber
SHgenb Don 14 3ab"n Mobert be'^lobUi, 5ßapft jufäDig einmal St^ümmeS über hiefelben
bei Cngel bti Iptnn toegen feineS reinen eifubr unb reeitfr nacbforfd)te, ba tifclgte eitie
5kui(IV. (feiraffo, 1555— 1559) festen merttDÜrbige Ummanblung. „91ie ift bei ©turj
fttna emtjtn Äid^tung unb feinet Sbätighit tineS 9tepotengefd)Iec6tEä jäbet gettiefen" (SftEumonl
u.l^aa HL Ktfpnncmnmtffion unfäiiig bei 111,2,528). „Sie^abenbieaStlt,benopoflolif^
UoTa
135
92e})oti3muS.
186
@tu]^I unb Stom }u ©runbe gerid^tet". Ragte
ber ^Qpft unb l^offte, (Sott unb fein eigener Stad^-
folger merbe fie güii^tigen. SHe brei Sräber tt)urben
il^rer Slemter entjcjt unb berbannt. SKit großem 3Stf
grimm (fdrore) ging berfßopft toxi fforl nannte
er ^öretifer unb @d^i§matifer unb l^äufte feine
Sd^möl^uvgen auf il^n (@eri))anbi a. a. O. 54) ;
felbft 3(nton Derlor fein Canonicat; nur 9IfonS
Durfte in 3tom bleiben^ aber nie über bie iBer-
»anbten fpred^en (SRanfe 1, 197). ^TOerfwürbig
auf immer, ein ^apji, ber \\ä^ mit innerer (Bemalt«
famleit bon ber Steigung ju feinen Stnbermanbten
loSri^ ... (£3 mar, als märe iJ^m nid^tS gefd^el^en,
SRitleib fül^It er nid^t unb fd^eint leine (Erinnerung
an bie Seinigen übrig beimaßen ju l^aben . . .
(Semi^ auf immer bebeutenb ift biefe Umtoanb-
tung . . . @eit unbenllid^en (?) Sitten mar nun
^aul rv. ber erjie ^ft, ber o|ne 9le})oten re-
gierte ... (Er fd^ien faft Dergef[en )u l^aben, ba^
er ie eine anbere (Stid^tung als bie geiftlid^ flrenge
reftauratorifd^e) gel^egt; baS Slnbenfen an bie ber-
Poffenen 3«tt«ti mar in i^m erlofd^en* (SRanfe I,
196 ff.). 9}ur iBerbienfi unb SBürbigfeU galten nod^
bei tl^m. SDie Uebertragung oon gfürftentl^ümem,
bon Selben ber ftird^e an bie Sermanbten ber ^öpfte
l^örte bon ie^t an günjHd^ auf. 3)ie SuUe Be-
Bcissio alienaiionuin |ob aOe frül^eren iBeräu^e»
rungen bon ftird^engütem auf. ®er ^apfi, ber
bie gan^e @ad^e mit feinen SSermanbten rüdtftd^tS-
loS öffentlid^ im (Sonftftorium borgetragen l^atte
unb baS gefammte $erfonaI erneuerte, ^attt ben
92et)ottSmuS grunbti^ ausgefegt (9lan!e 1, 199;
bgl. fStnxhffi bei &er}og XI, 836). ©lei^mol^l
nagte er fterbenb, er fei nid^t $apft, fonbem ftned^t
gemefen (©€rit)anbi a. a. D. 55). ^aul IV.,
ber als @ouberön eine gemiffe 93ered^tigung beS
92et)otiSmuS ermeiSt ifl als fieiter ber ^d^e bie
SSerförperung {euer Steform am &au))t unb an ber
(Eurie, bie SSerförperung jieneS ^fttl^umS, baS
in ftd^ felbft bie ^raft gefunben, flc^ }u regene-
riren. S)ie SSerfoIgung ber Saraffa burd^ feinen
IRad^foIger mar für bicfen bon fclbft eine SKa)^»
nung, nid^t aud^ bie äSßege beS ^RepotiSmuS ju
manbeln. 2)er gro^e 9lepotiSmuS über]^au))t mar
feit $aul rv. gebro^cn. I)er (gmft ber 3eit brdngtc
ba^u, unb ber gan}e, burd^ baS @!onciI unb bie
äefuiten neu belebte fird^Iid^e (Seijt bot bie ^Jlög-
lid^feit, ben 9}epotiSmuS }u befeitigen. S)ic Sa-
raffa ftnb bie legten Slepoten, meldte unabböngige
tJfürftentl^ümer ^u grünben getrad^tet unb „um
politif d^er 3n)edfe miQen gro^e SBeltbemegungen (?)
^erborgerufen l^aben" (Stanlel, 209). 6S gab aud^
fp&ter nod^ SZepotenfamilien^ aber il^re Stellung
mar feine politifd^e mel^r, unb il^re ©Heber mürben
nur geiftlid^e SBürbentröger unb nur bei ber Stegie-
rungbeSftird^enftaateSbermenbet. Sieftrebtennur
reid^ unb angefel^en unb ben alten ^belSfamilien
StomS gleid^ ^u merben (bgl. 9}iangoIb bei C^erjog
Xn, 21 ; Keumont UI, 2, 504. 535 ; ©öBinger
524. 528). S)iefer fleine 5Repoti§muS mar un-
gteid^ meniger geföl^rlid^ unb fonnte, )umal ba er
ftc^ meift auf burc^auS mürbige SRönner erftredCte,
aud^ ben (Segnem ber Jhrd^e nid^t mel^r bie (Sntnb-
läge ju fo l^eftigen unb tl^eilmeif e bered^tigten 9n«
flagen bieten. SDer gro^e JRepotiSmuS l^fotte bon
©istuS IV. (1471) ober (Salijt UI. (1455) bis
p $aul IV. (geft. 1559) gebauert. «ber bobel
ift mol^l }u bea^ten, „ba| aud^ in biefer 3^ bet
fd^öne @egenfa^ bieler ^öpfte bie 9lergemi{fe beS
9let)otiSmuS ber 3(nbem überftral^Ite" (SBeffenberg
IV, 342), unb ba^ bei ben meiften nepotiftij^
geftnnten $äpjten ber JRepotiSmuS eben aud^ i9re
einzige Sd^möd^e mar. SDaS erfte gilt, mie bon
gugen IV. (1431—1447) unb SttcoIauS V. (1447
bis 1455), fo bon mitt (f. ©regorobluS Vn, 28,
137. 148), bon SWiuS IL (1503—1513), ^.
brianVL(1522— 1523)unbbenfebrfurJen3leßle•
rungcn$iuS'm.(1503)unbaBarceDuS'^.(1555)
(f. 9^an!e 1, 182 f.) unb aud^ bon $aul IV. in ber
legten 3^it; für bie 3^U beS Ileinen ÜtepotiSmuS
bon $iuS rv. (1559—1565) bis aiejanber VIL
(1655—1667) gilt eS bon $iuS IV., ^iuS V.
(1566—1572) (f. JReumont m, 2, 559. 561;
®öffinger 524), bon ©ijtuS V. (1585—1590)
(f. SBattenbadi 311), (SlemenSlX. (1667—1670)
(f. 3)bainger 538. 540, 3(nm. 1). 3)aS smeite be-
fennen felbft $roteftanten. 93on ben SSorg&ngent
aiesanberS VL f))rid^t 3o]^. bon !Dlüller alS bon
berfd^iebenen bortrcfflid^en ^ften (feigen IV.,
9licolauS V., ^iuS IL) unb einigen, bereu iEfyx^
rafter fld^ in feinem Sinne über ben gemöbnli^en
ana^ftab erl^ob^ unb er rül^mt ^abrian VL unb
bie 9lad^f olger $aulS IV., möl^renb er, aufeer SU«
janber VI. unb ßlemenS Vn., nur $aul HL unb
äuliuS m. als $ö))fte ju tabeln ftnbet (Sfimmt-
lid^e SBerfe, l^erauSgeg. bon 3. @. SKüller, V,
Stuttgart unb Sübingen 1831, 15 f. 108. 176),
„SDie $ö))fte . . . feit ^abrian . . . maren el^r-
bare, faft burd^göngig emft unb fromm geftnnte
anänner'' (^afe, ^anbbud^ ber proteft. $olemtt
3. ^up. S^m 1871, 146). ®ie (Sinfünfte beft
pöpftlid^en Stul^leS bleuten gro^ent^eilS ben aÖ«
gemeinen 99e{hebungen beS Jfat^oliciSmuS, fettoi
mel^r großen eigenen Unternehmungen, öfter großen
^Bauten, am meiften ^u Subfibien gegen bie Xfirbn.
3)en Stejt beS Ueberfd^uffeS glaubten bie $ft))fte
als i^r Sigentl^um auf eben unb bal^er }um 9ht|ai
il^rer 9$ermanbten bermenben }u bürfen (Stanfeäly
11 ff.). SDann gab man biefen ^obe Xitel mie
^erjog unb SRarquiS, als bereu Xräger fie l^aupi*
jöd^lid^ bie Steuern gemiffer fleiner ©ebiete bejogeit
(JRcumont m, 2, 541 ff.). ElemenS VUL foraite
in feiner 13iäbrigen Stegierung tro^ feiner ent^
fd^iebenen Sb^i^nabme am Xürfenfriege feinen
9leffen eine SKillion jumcnben. — ^iuS IV. er«
mieS fid^ banfbar gegen Softmo be' SDtebici, mel«
d^er 5u feiner SBabl mitgemirft unb fie als bie
eines SSermanbten freubig begrübt l^atte. St er«
nannte Softmo'S Sol^n So^anneS, ber erfi im
17. Saläre ftanb, aber ftd^ burd^ aJlilbe unb Sitten-
reinl^eit auSjeid^nete, )um (S^rbinal (1560). (£r
l^atte biele Steffen bon feinen Sd^mefiem, bie
137
9tef)oti§mu9.
138
9onsm&tt, @erbdIotti uiib bof^mS, ^u benen
er nae lA^ofte S^nteigimg oeimed, f o bo^ man
en wM ^otctircfliuient fürd^tete. 2)ie Sfurd^t
BOT gnmbloS. fßtm ben SerbeDoni tourbe ®a-
bnd, ein gef d^et Ingenieur, (Senerol bet pöpft-
fi^n Zsuppoi }u SBoffer unb gu Sonb; t^obri-
dal Dcctrat als (Senerd ber Xrup))en in 9t)ignon
caa§l{4, ober 1^^ bie €ad^ ber jfatl^olifen in
Sranbnil^ 2)cr britte, äol^anneS Snton, ein fei»
«r ^^Btito:, oeld^c auil^ tl^eiH^atte an ben
Mma ®cWftften unter ^d IV.^ $iu§ V.,
wcBOc XTTT. unb 6i^ V., tt)urbe Sorbinol
nab Scgoi Don ^ßerugia unb in ber Slomagna.
fBodger päktt ffir ben geilUid^en @tanb, in mel-
dfOL fritt O^etm ii^ l^einjog, SRarl @ittid^ t)on
^j6ffimM, bet Saä)bial mtb Segat beim Soncil
nadle. Üer nur Pari 99onomeo , ber ^in ber
901« bet 3a^. Stet^ote eine« ^apfleS unb im
iWffwiiwfiieu Sefi|e t>on beffen Sunf), an einem
f^ofe, no er fld^ iebe Sri k)on SSergnügungen tier-
filMfen bnnte, ein f o e^empIarifc^eS Seben f ül^rte^
(Sode I, 210; Steumont m, 2, 536 ff.), ber
mit 48000 Shtcaten Sinfänfte arm lebte unb
■ti!^ Qemig f^ottt, genxntn ben nacl^l^tigften Sin«
Pb| cnf bte Ükfd^e. ^93ef d^eiben unb gemüßigt
ho^ bet $apf} an bie ^uSflattung feiner 92e-
^dtai mib ol^ 9tad^tl^ irgenb eineS !Dlenf d^en^
(6critNmU bei ^dfler^ «nalecten 55). $iu8 V.
(1566—1572) begann bie Steform an fid^ felbft
nb ber Snrie unb befbrberte bie aOgemeine Sie*
fKOi bsn^ feinen Sifer unb fein Seifpiel. Sr er«
^ feiun Öro^effen Snton (im Orben ÜRid^ael)
Soadli 0. Pr., ber taum 25 Saläre alt mar, )um
€aibiiial, tl^einjigunb allein, 1566, ^meilmon
i^ fagte, e8 gel^dre baS gu einem t)ertraulid^em
Ser^ä&iiffe mü ben Sfurften" (Stanle I, 284).
nb itDor gab er il^m ^effanbria unb als Xitel»
fin^ 6. aRaria \opxa SRinerDa, fo mie er eS felbft
ge^t (otte. 2>ann mad^te er il^n gum ©eneral«
ftatt^alter unb tierliel^ il^m boS Samerlengat, mel-
dftü tx ^ fp^iter, al3 ber gro^e Xürlenfrieg
haifk, tnm i^m mieber abtreten Ixt^, um eS gu
oetfauftn, unb enblid^ baS ^riorat bon Snalta.
Seine Stdbmg aI3 (Befanbter in ©ponien, Sßor»
tagol mib gfranlreid^, mo er bie d^riftlid^en gfürften
gcgn bie Xurfen t)ereini9en foIUe, füHte Sonelli
dicaaM aufi. (Sx mürbe Don ben f olgenben ^äpften
BBb ben iDdtlid^ Sfurßen W^\pp U., ffarl IX.
bo4 gee^, bis er 1598 ftarb (bgl. Mor^ri,
IHrtJonw 8. ▼. BoneDo). Suc^ anbere ^tpoizn,
Scipto Sorgl^fe, ^ßaul ®bi§Iieri u. 9., erl^ob er
p flcnttern. 9(ber nie moSte er feine SSermanbten
ikr ben SRitteIßanb l^inauS erl^eben, unb nie lieg
er fie in größerem Sinftuffe gelangen, mie föl^ig
ie {U^ awl^ ermiefen. ä>en SSater beS €arbinal§,
tei bicfer nad^ Slom fommen lieg, gtt)ang $iu§
«4 ia ber 9ta(^ feiner Snfunft, 9tom gu berlaff en.
JBm 9Iet»otiSmu8 mar er freier als irgenb ein
9i^ feines mie beS Dorl^el^ben unb beS nad^»
W|Btai 3a^rlM>ertS'' (9teumont UI, 2, 559).
9n ^ ging benn au^ bie SBuIIe [f. unten] auS,
bie ben großen 9{epotiSmuS für bie ^ufunft un»
mögfid^ mad^te (ögl. Civ. cattoL ser. Vn[1868],
n, 405). ©regor Xm. (1572—1585) mad^te fei-
nen @o|n ©iacomo Suoncompagni gum ^efel^lS«
l^aber ber SngelSburg unb @eneralcapitdn. 3^^^
Stepoten erl^ob er gu Sarbinälen, barunter $l^i«
n|)}) 99u(mcom))agni, ^ben ]^au))tfäd^lid^ften Sl^eil-
ne|^mer an bemSlul^me feines ^onti^cateS". Sinen
britten 9{e))oten mieS er ab unb auS 9lom: feinem
99ruber, ber fd^on auf bem SBege mar, Iie| er be-
Hmmt bebeuten, er folle nur umfel^ren. @el6ft
einen Sol^n, ben er fel^r liebte, üermieS er ffir
)ie erften Solare auS ber @tabt; in bie Staats*
angelegenl^iten lieg er il^n nie eingreifen. @i£«
tuS y. gab ben Snfeln feiner @d^mefter feinen
gamiliennamen $eretti. Sllesonber erl^ob er, ob*
mol^I berfelbe laum 14 äal^re att mar, gum Sar-
binal; beffen 99ruber SJlid^ael erl^ielt in nod^ junge*
reu äal^ren baS ©ouDemement t)on 93orgo unb
baS TOarquifat t)on Sedfa, beS ^opfteS @$mefter
feinen gangen ©runbbefi^ SDie beiben ®rog*
nid^ten beS ^apfteS l^eirateten in bie fifamilien Or*
fini unb Solonna l^inein. jfein SSermanbter c^er
^atte einen mefentlid^en Sinflug auf il^n, menn
aud^ ber Sarbinal, ben felbfi beS ^opfteS gfeinbe
rfil^mten, Sntl^eil an ben ©efd^öften erhielt. Seine
]^o|e ^uff affung ber SarbinalSmurbe bemal^rte i^n
fd^on bor jieber leid^tfertigen Sefe^ung beS Sar*
binalateS. 2)urd^ bie JReuorbnung ber Songre*
gationen mürben bie etma möglid^en Singriffe ber
92epoten in bie innem fird^Ud^en 9(ngelegen]^eiten
befeitigt (SRanfe 1, 299f.; »eumont m, 2, 580ff.).
9$on einem nad^ SRag unb 9lrt ungel^örigen 9ce*
potiSmuS !ann fo menig mie fd^on unter $iuS IV.
unb V. unb ©rcgor XIII. bei il^m bie SRcbc fein
(SRonfe 1, 275. 300 ; SBottenbad^ 311). ©cit ©ij*
tuS V. aber bilbetc fid^ baS ©pftem auS, ha^ ein
9lepot als ©eiftlid^er unb Sarbinal einftugreid^,
ber anbere gut berl^eirotet unb mit f og. SRonti reid^
auSgeftattct mürbe. Cinen 9leffen, $aul ©fon*
broto, erl^ob ©regor XIV. gum Sorbinal unb
Segaten bon Bologna, ^ul mar befd^eiben, frei*
gebig gegen bie Sinnen unb bermad^te alleS feiner
ffir^e t)on ber 1^1. Södlia, meiere er renoüirt l^atte;
er ftarb ebenfo l^eilig, mie er gelebt l^atte (14. 0ebr.
1618). Stnen anbem, ^erculeS, erl^ob ber $apft
gum t^ergoge bon 9){ontemarriano, gum ©eneral
ber JKrd^e unb ^nfül^rer ber pöpftlid^en Gruppen
in gronfreic^ (Seumont HI, 2, 592; SRanfc H,
148). ®er Sieffe glcmenS' vm. (1592—1605),
$etruS ^Ibobranbini, l^atte bie erfolgreid^e Sei*
tung ber Untemel^mung gegen Qfenora. 55om Saläre
1603 ab mar ber gemanbte geiftreid^e Sarbinal aU*
Dermögenb beim $apfte (SRanfc H, 178 ff. 205 ff.),
nad^bem eS il^m gelungen mar, ben Sinflug eines
anbem Sarbinalnepoten, Sintl^iuS Raffen 9llbo*
branbini, gu öerbrängen. Unter ^aul V. (93org]^efe,
1605 — 1621) mar fein garbinalncpote ©cipio
ßaffarelli ber bomeljmfte SOWniftcr, ber unermeg*
lid^en Seid^tljum fammelte unb für eine grogartige
SautJ^ätigfeit gut anmanbte. S)cS ^opfteS 3^effe
189
9le))0tt3mtt8.
140
9Rarc 9nton l^eiratete eine Orfini, tt)urbe Sffirfl
k)on @uImona unb ©ronbe Don Spanien : fein
@ro|neffe $aul Sorg^efe bermel^rte feinen vUiä)^
tl^um nod^ bur4 C^eirat mit ber Srbin ber 9HbO"
bronbtni. 3)ie 2:^öti9leit unb Sföl^igfeit beS Sor-
binolncpoten beS ^apfteS ©regor XV. (1621 bis
1623X Subotnco Subouifi, ift tro^ feines iugenb-
lid^en 9UerS Don 25 doloren unbeftritten, felbft
Don feinen ^feinben. ^ol^r^fteS Talent füt bie
Seitung ber ©ef^öfte unb bie Sfäl^tgfeit aud^ in
ben fd^Iimmflen SermidRungen einen SuSmeg )u
entbeden, }eid^nen il^n avA. SuboDifi, fof ort gum
Srgbif d^of Don Bologna, Sorbinal, Samerlengounb
SSicefangler erl^oben, erbaute bie JKrd^e @t. 3gna-
tiuS (Sftonfen, 297 ff.; Meumontm, 2, 610 f.).
Urban Vm. füljlte ^ä) »ieber me^r ol8 »elt-
lid^en prften, bem bie Sfortf d^ritte beS JfaiferS bis
jum Sübeder StefiitutionSebict Sfurd^t einflößten ;
eS übertDogen bei il^m bie meltUd^en Sntereffen
(Steumont, Seitröge }ur italienif(!^en ©efd^ic^te
V, Serlin 1857, 127 ; 3)erf., ®efd^. SRomS m,
2, 618 f.; »ante H, 852. 876). ®en Heinen
9{et)otiSmuS l^at er am flärfften geübt, pr bie
erften 10 äal^re gemamten bie SSermanbten feinen
maßgebenben Sin^uß. Seinen SBruber Slnton,
einen einfod^en, mürbigen üapn^intt, mad^te ber
^apft aum Sarbinal ©ro^önitentiar unb SBiblio-
^e!ar. Seinen Steffen ^ranj erl^ob er gum Sar-
binalbifd^of Don Oftia, gum 3)ecan beS l^eiligen
Kollegiums unb ißicefangler ber ftird^e. SDiefer
galt als ein SSater ber 9(rmen unb 93efd^ü|er ber
©eleljrten. ©ein 9lcffe 9lnton »urbe 1627 6ar-
binattifd^of Don $rönef!e unb Samertengo, bann
oud^ ©rolprior ber 3ol^anniter in 9lom. 6r mürbe
Segat für ^Dignon unb Urbino, bann Segat a la^
iere in $iemont 1641 Segat in Bologna, f$fer-
rara unb Stomagna unb Oberbefel^lS^aber ber
päpfllid^en Xruppen. 2)er britte 9{effe, £^abbauS,
mürbe gfürft Don ^rönefte unb nad^ bem 9uS«
fterben ber StoDere 1681 $rafeä Don Stom. gfranj
mürbe l^od^gefeiert Don ^aÜaDicini megen feines
Sif erS für bie ffird^e unter Urban vm. unb feineS
guten ßinfluffeS nad^ bem Zobe beSfelben, Dor
^Hem aud^ megen feines reinen SebenS unb feiner
9täd^ftenUebe. 6r mißbraud^te feine ©emalt nid^t
unb bieU ftd^ im ©angen gemüßigt (ätanfe m,
15 ; Steumont m, 2, 618). 3:]^abböuS mar ber
meUIid^e Stepröfentant ber gfamUie, lebte fel^r
)urüdfge)ogen unb fül^rte eine muflerl^afte f)auS*
baltung; er mar Dermöl^It mit ^nna Solonna.
S)ie Summen, bie ben Sarberini an ®elb unb
©elbeSmertl^ 5U i^txl mürben, überfleigen aQeS
SKaß. Unter ©ijtuS V. befaß ber ßarbinalpronejpot
ein ©ntommen Don 100000, unter KlemenS Vm.
$etruS SIbobranbini fc^on 1599 ein foId^eS Don
60000 Scubi; ebenfo fein Sd^mager Sol^ann
^ranj, bem ber ^apft in ben 18 ^al^rett feines
^ontiftcateS über eine Snillion in Saar gefd^enft
f^ai. S)ie ^frünben, meldte ©ctpioSorgl^efe 1612
befaß, fotten ein 3al&reSein!ommen Don 150 000
©cubi bargefteQt l^aben. 2)ie ©efd^enfe, meldte
$aul y. an feine Steffen in (Selb, SBertl^pden unb
ißfrünben gab, belaufen fid^ auf 960 000, alfo f oft
eine SRillton Scubi. 9u^ bie SuboDi^ bßeben
tro^ ber furzen Stegierung ®regorS XV. nid^t meit
Don ber SRiDion. %ttt nie DieOeid^t l^t eine ^»
milie ^u einer unb berfelben 3^it f o Diel geifUi^
Sinlommen befeffen als bie Sarberini 9^^ ^
faß 1625 ein (Sinfommen Don 40000, 1627 Don
100 000, feine Srüber 9(nton unb Sil^bböuS 1685
aaä^ ein foId^eS Don ie 100000 ScubL Sfür
2:]^abbäuS faufte man StoDiano, bann ^ßrSnefle
für 775 000 Scubi Don ben Solonna, aßonte-
rotonbo Don ben Orftni unb Salmontone Don ben
Sforza für 2 SMionen ©cubi (9teumont, Seitröge
V, 184 ff.). Salb beredete man bie Sitdibtfte
ber Sarberini fiberl^aupt auf eine l^albe SMimi,
nad^ Steumont m, 2, 628 auf eine SRillion. ^SRon
moUte bered^nen, baß im Saufe biefeS fßontiflcalft
ben Sarberini bie unglaublid^e Summe Don 105
Millionen Scubi zugefallen fei" (Stanfe m, 16).
Sine pöpfind^e Sommiffion erHörte 1640, au8 ben
Srfpamiffen beS pöpftUd^en Prftentl^umS Omie
ber $apft feine Sermanbten bef d^eiden, fo baß boS
9Raj[orat 800 000 Scubi einbringe, bie SuS^eiter
ber Stid^ten 180 000 Scubi betragen bürfe. Sollte
baS beS ^apfteS (Semiffen berul^igen? 3)er $apfl
felbft f oQ feine Sermanbten f p5ttif d^ als il^ren Stel»
tungen miberftreitenbe Cl^araltere be^eid^net l^ben
(SReumont, »eitr. V, 181 ff. ; ®efd&. SRomS m, 2,
616 ff.). 3)aS mürbe bann erfl bie S^möd^ biefeS
fonft fo unnad^giebigen Irrten ^pfteS gegen feine
Sermanbten befunben. 3)urd^ fie Heß er |id^ audft
in ben jf ampf mit ^rma treiben, unb atS biefet fo
große jf often Derurfad^te, als bem Ißapfi unb feinen
Stepoten f o Diele f^einbe erftanben, ba fiel il^m fein
SlepotiSmuS, ber MeS Derfd^lbet, fd^mer omf boS
©emiffen, unb er berief eine neue Sommiffion Don
Xl^eologen betreffs biefer §rage, unter i^nen 6ar*
binal Sugo unb P. SupiS S. J. Sie antmorteten,
ber $apft folle ben Stepoten il^re 3Slad^t loffen,
bamit fie fid^ aud^ nad^ feinem Slobe il^rer ^^inbe
ermel^ren fönnten (Stanle m, 25). So fül^rte ber
eine Sf^Ier beS 9tepotiSmuS immer mieber }u neuen
tJel^Iem. — Snnoceng X. (1644 — 1655) begann
mit ber Verfolgung ber Sarberini. 3)en mdften
Sinfluß gemann auf ibn bie ®attin feines Derfb>&>
benen SruberS, Olympia SRaibatd^ini, bie ben
^ampl^ili ein großes Vermögen jugebrad^t l^otte
unb in ber Vermaltung ber g^^milienangel^en«
l^eiten fld^ fe^r gefd^idä ermieS, aud^ ben 9tnf
großer jfhtgl^eit genoß. 3^re Xöd^ter ttKiren Der-
möl^It mit einem SuboDift unb einem @iuflin{ani.
äl^r Sol^n SamiHo, urfprünglid^ gum Sorbtnal«
nepoten beftimmt, l^eiratetena^mals mit pöpfUid^er
SDiSpenS bie Srbin ber SIbobranbini, Olympia.
SS entflanb offene 3tDietrad^t gmifd^en ben beulen
Olympia. 2)ie öltere mürbe, als fie il^re ttn}u*
friebenl^eit mit ber Srbebung SamiHo ^ftaUi^S,
eines entfernten Vermanbten, jum Sorbinal*
nepoten öußerte, Don ber @^urie entfernt, bann aber
bei ben }mifd^en ben ^ampl^ili unb ben aftoKi
141
9let>otifmu9.
arttt^tnbcn SDtftisfcittn nttbct ptüdgcniftn,
warnt IflaQi fcbit EwDorjiiQtt Stt&ung Dttlor, int
Soibmiii ntdwT mt^r €tnf[u^ rrlongttn. Eßon
tt ob RQtcitt bn ^ßöpfi D^e Saibinalnfpottn ;
gm IfiUt et eakä) btm Shifliint bn ©(^iDagtrin,
b(t ftitiim tmb bei Aini^ Slnfc^n {o {i^ilbli^
was, M nttgogoi; bo4 füllte ti fitti gu f^tva^
bqn. SÖaii SRaibaUftini, mit 1 7 Sagten juin Sap
MboI tmonnt, nxtr lo^ imb ehtfaiHg imb edimnrtt
mdBTniS'IILeadiuuiIShniDcenjO. 3ule|tcnt<
fmdr ba $ap{i frint SntDonbten Don ft^ unb bt<
gnm {^iRii )ii iii^tn, nuS er i^nttt gegtliai ^attt
(Xaidein,26|T.75;9)nimiintni,2,625). ®n
npotiSmil neifltc boi^ ttnmn nte^i [einem Snbc
|i. Srnucnq' Sla^folgn SltEonbn YII. ^tte
■i^ n^r btn 4SiiifIug bon fRet>Dttn feintS !8or>
gfiaaa» ja M^ Sltsonbei (1655—1667)
}ät^ n^att jitfrfl o^ni 9lt))ot{n. Sßallabiciiii
lätiiitt ^n f^crn bt|^Ib, uxil et erflämt lonnte,
er ^abt «i4 feinen Sienai füt |te au6 ber Satneni
eatnoiinBeiL Wta am 24. Spril 1656 ßtOte er int
gimpilDriiim ble gfroge, ob efi i^m nid^l gejtemE,
fit biefilben ju folgen, obei ob ei fte, twnii jic
9Riewt feien, im S)ien{ie be« bnÜQnt ©tu^ieS
Mcröibenb&rfe (Laemmer, MeletematuinBom.
Hantirak, Batiab. 1875, 251). I£a et^o& fic^
Ub »iböfimul^. 3>er aitefte Sniber beS ^op-
M, SRoiiiS CHgi, erhielt bte «uffit^t Ober bie
E Sei^onllalt bei ^Innona unb bie 9ted^tB«
) im 99oigD, Stmter, bei benen ei bie
it ^otle todi bemi^te, fi^ Ju beiei^em
(•g|.~9ttiaiimtt HI, 3, 649 tT-j Kante m, 76).
Um btc ^itit ffimmerfe er ^i) mä)t. ^attiuS
C^ md« Coriiinal mit 100 000 @ntbi Sin-
BiifiE. €eine SBürbtgfeit tfl aneifeÜDS unb Don
ftanaoicfaii onetfannt. $e[onbeie gut «mite fit^
bei ^apfl ben ©ß^nen feines SSnibeie ^uguft;
für ben einen, augu^n, her bie 9Itrf|te SDlatc Sn-
tm SoTflMt'S heiratete, foufte et Iticcto um
100000, bie ^enfd^ft güme{e um 170000
SaM. »fi^nnb €ieginunb Diele teid^e ^ftütiben
a^idL @eCbß entfernte SBemanble unb SanbS-
lab ans Stnta bereite er (Sianle III, 35 f.).
Slottnb (onnte Sle^nbtr bie grä^igfeit |einer
SetiDanbten nDcd ^etDorfitben (Laenuuer 252),
au Clemens EX. (1667 — 1670) bie Searnttn
feinet SorgängeiS beftaügte, bem Sarbinal 6(iifli
feixtK Sinflug lie^, feint neuen iRepoten er^nb,
ba wax aii^ bei fleine 9ie))oti3mu3 gu €nbe
(DöQinfler 538; »mMn, 38(.), toenn anä;
eiemeni X. (1670—1676) no^ einmal feinem
Caibinalnefioten SItitri Diel Sinffug gBnnte.
4. £cbunb, bafc im SontlaDe fo oft ein ber polf-
Iif<^ »i^nß be« aSDtgänaerS abgeneigter 5ßapji
ffnaSfß nmrbe, tDai e3 gelommen, ba| bie IRf
Xtm bei aJorgängerS bcrfolgt unb, gum 3;^eil
f^m (mfi bem Sninbe, um i^nen getOQ^fen gu
fein, bie neuen Jlepoten erhoben mürben. Wanä)-
■d gingen bte Sdpfle in bei 9Ibneigung gegen
bit 5a|Kiten bei SpigängerS gu ineit unb luben.
Htm fie mm ebenfo anfingen mit bem 9Ie(]Dfii'
muS, wie i^te Sotgänget, um f o flrö^tm ©o^ auf
fi(!^ unb ben 3te))iiti3mue, fc^abettn alfo um fo
me^ bem 9nftl)en ber Äiti^c. &d)on ^tatat
S^IsiuB tabelte baS alUu fiibtofle <£infd^reiten
ftuginS IV. gegen bie Eolonna ((. äSitrf, I«r
Äölner ergbif^of 2>ietrid| @raf Don ÜJloerfi unb
SPapft gugen IV. , Sonn 1889, 21, Mnm. 1).
@ogIeidim(ifiigbiegei[lli(^e9)cntKiltungbn$ä))|)e
blieb, [o [el)t ctmangeite bie meltltd^e Settung beS
Aitc^en|iüQle3 unb bie pöpftlic^e ^olitif na^ au^
ber Stetigleit, eben burd^ ben 91epott8mu6, ba bit
9!epoten biefe trielfac^ befttmmttn unb bie ^äfiftt
gu un^eilDoüen ffriegen Deranla|ten. SaS ettannte
man au<5 ftf|on früfi (f. 5|Joruta bei ®Bllinger 538).
Sin bie ^ilcpoten Inanbten fid^ bie @efanbten auS<
toSttiger 3)iä^te, manblen ji^ alle, tocli^ bnrd^
i^ren @inPu| beim topfte etmaS eneu^en, ober
aud aDe, totify Derbiente Strafen oon ^ä) ab-
nienben rootiten. ©erobt mitten in i^rem Mei^
ttium unb i^ter OTac^t |ud)fen jie natSj reicher uiüi
mäddtiger gu merben burd^ bie @efi$enle unb ben
@influ| tI)Rr gablreic^ 91nt)Snger, menn^e aaift
nur ^S^ft feiten einmal einer mirflidien ^cft^-
lic^Ieit ft(^ ft^ulbig madEiten. @d traten [le mit
einem mät^tigen ^In^ange »on ßorbinälen. Die 1^
©ihmer unb Onlel ernannt, in baS ConcbiDe, boC
fle oft genug be^ettf^ten. 3^te flro|artim Be«
rei^nung grünbete in einer ftetfi flärfer nerbenben
ESerföufli^teit gei^li^ Stdien; bie golge mar
eint btfidtnbt €<dnilbenlajl beS Airc^en^ateS, bit
^ibntigung bee SoOeS gegen fie unb bit ^fie,
bei 9ieib Der alten grofen ^milien, bie fliage
ber gtiriftenlieit Über Btrfdimenbung i^refi Sel-
be« (Bgl. Kante I, S. Vm jf. ; UI, 1 1 R. 69 ff.).
Slber fo grogc €c^äben aud^ ber anigbraud^ an
fiä) mitbrad^te, fo mu| man bod) onerlcnntn, ba^
bie 3!epotcn im @anjtn niürbige SJtannei maren,
bit md)r butdE) bit ßinflüffe Don äugen, alB aus
fid^ ^erouB unb mei^ im guten ®Iauben t^ötig
maren für 3ntereffen, bie am 6nbe iioät (eine
firtblic^en maren. Sie ®etoo^nl)eit (elbft ftörfle
ben SJH^braucfi, ben man ni^t me^r laffen gu ton-
nen glaubte. S)ie Sßap^e fmb bitlfa^ bebenflie^
genorben Sbei bie @rbge beS aiiifibraucEieS, bte
i^ntn in ber SobcSfhinbe OoH bor bie Seele trat
(f. oben bei 5|JauI JR. unb IV., 3nno«ng X., Ur-
bon Vin.). ©ie iDoflten i^n nbf^affen unb »et-
mochten tS ni^t, tbeils aus i£d)tDä^e unb Dlat^-
giebigleit, t^eiie aus ülof^ unb totgen itirtr Um-
gebung, bie in btm 9?tpoHemu8 au|er htm mirflid^
Sertc^tigten unb 9lQtürlid^en eine @täitung i^iefi
eigenen SinfEuffeS etfa^ unb bem Sßo^ifte entgegen-
trat, menn er ben ÜltpotiSmuS btfeitigtn wollte
(bgl. Kanle HI, 35).
S5er QlepotiSmul roct im 3fttalter beS Huma-
nismus unb ber ©laubensfpallung faft eine 6in-
ricfitunB beS 5pap|ttt)um8 geroorben, bie in i^ter
SJauer natürliii immer fd^äbtii^er mirfte, ober aut^
immer weniger enlbe^rlid& f^ien. ©c^on ein
giebnet btS SBoSlet 6onciI§ finbet eS gar nt^t
fo übel, wenn ein $Qpft @5^ne liabe. um bit
US ffitpoiiimui. 144
Zt^ronnen )u vertreiben (Sianle I, 80). (Seraume . (ed. Colon. 1593, 261). Skr ^ft Mbrngt
Seit l^inburc^ meinte man, ein Sarbinalnepot bürfe ; aiDomS ^lagiiiS in ttebcreinflimmmm mit bem
an bem pdpftlid^en ^ofe nid^t fehlen (Xöninger ^I. IBeml^ (De conmd. 4, 4 [Mjgiie, PP. lai
528). ajlan \a^ gar nid^tS barin, ba| ein $apß GLXXXU, 780p, mdge für feine Umgetanfi, bc-
f eine ^milie emporbringe ; e^ mürbe man e§ f onberS ^u ben ^ö^fieii &itBm, nur WAnner toon
i^m Derbad^t l^aben, memt er ed nid^ get^n ^ötte. 93eiS^t nel^men, bie einaRußer dier Xugcnb Mn,
fiorenso be' SRebici brüdfte ed dnnocen^ VUUL nid^t{oI(^,biei(mticrttwnbtfden,ffmbenibie9nel
gegenüber freimütig unb rüdfi^tSloS auS (1489), gurüdmeijen nwllten, unb er möge fU^ ^thm^ @ioQ,
ber 9lepotidmu3 gel^dre gmn ^ftt^um, unb an- bie ftird^e, an gfleifc^ unb Sbtt (m Baagninibu)
bere Rupfte l^Stten nid^t f o lange Sl^rbarfeit unb gn laffen, m5ge nid^t anberen ^ßrOaten ein Seifjrid
3urfid^Itung barin bemiefen mie er. S^r $apft geben, i^re jungen Steffen (nepotolos), ßnSbm
fei ie|t nid^t bIo| entfd^igt, f onbem man tonnte unb fiinber p er^5l^ Sr ifl erftaunt borfiber,
biefeS eßbare betragen tneüeid^t nod^ tabeln unb ba| t)iele $öpfte reid^ junge Steffen unb anbete
anberS erflüren ; ein $apfl bebeute nur fo Diel, mie Demxmbte (Slerifer ni^t 6Io| ju ben ^5d^flen mÄ
er moUe, unb lönne nur baS fein eigen nennen, nic^ften $ralaturen, foid^em ond^ gu (Eorbinlbn
maS er ben ©einigen gebe (Stanfe 1, 80; Sleumont erl^öben unb Unmi{|enben unb tbmxBrbigen nnb
m, 1, 264. 498). aneinte ber eine, beranjknb Säuglingen, biefid^ felbft nid^t leiten ISnnten, bie
erforbere eS, bie IRepoten nid^t in niebrigen 93er- gan^e SBelt übeiigüben, ba6 fie il^ meltlid^
l^öltniffen }u laffen, f o fügte ber 9nbere nod^ baju, IBermanbten Saronien nnb gfürßentl^ümer fiiupes
eS fei nod^ be{fer, menn ber ^ßapft ftd^ ber 93er- nnb Sd^aren Solbaten aßS Segleilung mi^Sben,
manbten annel^me, aber fle in @d^ranfen l^Ite ba^ biefe fid^ (Sröfinnen nnb (jcrjoginnen gur
(Stanfe m, 35). 3U3 aie^anber VII. im (ton- &^t auSfud^ten, in $runfgett>änbmt einl^crgbigoi,
fißorium 1656 bie (Sarbinöle fragte, ob eS il^nen in ^alöften mo^en nnb baS feinde SBetgenteob
gut f d^eine, menn er ftd^ fetner 93em)anbten bebiene unb ^onig t)erf d^möl^ten. (Semiffe Cari)tnüle wob
)u ben Slngelegenl^eiten bed l^eiligen @tu]^Ie§, er- Diele ^iralaten folgten f^on biefem Seifpiele. (fo
i^obftd^feinSBiberfprud^. 3)er3efuitSuti(3Beffen- mol^nt ben ^ft mit ben Dielen 6teOen befi S)e-
berg IV, 342, ^nm. 1 mad^t barauS gleid^ „bie cretd unb ber ftird^, fid^ )u lauten, ffird^gut {n
3efuiten") f oÜ il^n gar unter einer Zobfünbe für entfremben, ba er nid^t Sigentl^ümer, fonbern !Bet»
Deippid^tet erHört j^aben, feine ^Repoten gu berufen, malter be^f elben fei, unb meist il^n barauf ^in,
ba bie fremben Sninifier }u biefen om meijlen 93er« ma§ er felbfi mei|, bag fein IKenfd^ in ber gonjen
trauen l^ötten, ber ^ft felbft, Don il^nen über SBelt in fo großer ©efal^r fiel^megenberfd^mcren
9neS be{fer unterrichtet, leidster fein 9mt fül^re allgemeinen 93erantmortungal8@tatt^oIterS^r{|li
(9tanfe a. a. O.). 3)te @tabt ^fermo malerte {id^ (Dgl. Sutl^er, @enbfd^reiben an ^{t 8eo X.
bis 1669 als 93orred^t, ba^ ein 93ermanbter beS [@ömmtlid^e SBerfe, l^eraudg. Don ärmifd^er Lü,
Sßa)){ie8b{e@tatt]^aIterfd^aftfü]^re(S)öatnger531). gfranlrurt unb Erlangen 1853, 44 ff.]; 8. Bei^
©egenüber biefen Dereinjelten Stimmen ftnb aber nardus, De consid. 1, 1 [Migne 1. c. 727);
ial^lreid^bieftlagenberfird^Iid^enSd^riftfieHerunb 4, 7 [Migne 787]; Bellarmin bei Laemmer
>ie 93erfud^ ber garbinüle unb ber $ö))fte felbft, 369). Sine grogartige ^ojhopl^e an bie ftird^e,
unter anberen au$ biefen SRigbraud^ absufteUen. f fliegt biefeS ffopitel Q. 2, c. 15) beS 9ud^ eincS
S)er^I.2:i^omaSDonaquinfteIltaI§®runbfa^auf, SRanneS, meld^er bem $a))j}e äol^anneS yxTT.
eS liege, menn ein menigeräSßürbigererl^obenmerbe, felbft fo nal^e fielet, mit ber beliebten allgemeinen
bie @ünbe bed 9(nfe]^end ber $erfon bei ber 93er- ffkge über bie 93ermeltlid^ung ber Surie^mo^ßSpfte
maltung eines geifHi^en ®uteS Dor, meil ber ^rä- ®elb aufhäufen ol^ne 3Ra|, il^re 93ermanbten er«
lat barüber nid^t als f)err nad^ SBiEfür Derf ügen l^ben unb beretd^em unb il^re ^fteunbe eieren, Sin*
lönne; feien aber bie SSermanbten gleid^ mürbig bere aber vertreten, unb mit bem ^inmeis auf bie
mie SInbere, fo fönne ber ^rälot fie erl^ebcn, meil alte befie 3rit ber ffird^e.
fie mel^r l^erDonagen, unb meti er il^nen mel^r Der« @d^on Dor ^iDaruS l^atte Carbinal Orftni in
trauen fönne, ba| fle einmütl^tg mit i^m baS geift- feinem 93riefe an $l^ilipi) ben Sd^önen nad^ bem
lid^e 9mt Dermalten. SDod^ möre eS aud^ bann als Zobe 6:iemenS' Y. gmif^en bem 20. ^xü unb
tttergemig )u unterlaffen, menn Rubere fld^ baS 29. %)Dember 1314 ftd^ fel^r fd^ über ben
)um 93eifpiele näl^men, ftird^engut an 93ermanbte 92epotiSmuS biefeS $a))fteS auSgefprod^en (Baln-
aud^ ol^ne SBürbigfeit }u geben (Summa 2, 2, zius, Vitae ü, 289—293). 3n ber britten ^
q. 63, 2 ad 1). riobe beS 92epotiSmuS geigen bie SBal^lcapitnla-
S)ie|e ©teile l^at fd^on @fonbrati angezogen tionen im SoncIaDe {ebenfa&S aud^ bie beutlid^
(f. OiviltÄ cattol. ser. VII [1868], II, 655, n. 3). «öpd^t ber (Sarbinöle, ben SlepoHSmuS ber ^ßäppe
@o fapt aud^ SlDaruS fßelagiuS (De planctu m befd^rönfen ober ju befeitigen, unb fte ^nben
ecole8iaen,c.20,fol.53*) Don ben93tfd^öfen: nd^ immer, memt gerabe ein befonberS bem
menn ein 93ermanbter mürbig fei, fo feien fte in iRepotlSmuS geneigter $opfi geftorben mar, 3)a»
ber Zl^t Derpflid^tet, il^n el^er als einen t^ftemben fünfte Sateranconcil Derbot bie ^uSftattung felbjt
gu erl^eben, unb aud^ ^^latina mill bie Srl^ebung armer unb mürbiger 93ermanbten mit Dielen $frün«
Don SSermanbten nid^t tabeln, menn fte mürbig ftnb ben unb il^re Seretd^entng mit ftrd^Itd^en @in-
XIC
mgSßdlen flatt fär SebenSjett nur auf jtoei
e, mib betonte, bag eS nid^t barauf onfomme,
Resffl^ mit Semtem ^u bereid^em, Jonbem
rie Semter gut Dertoaltet mürben burq 9Rön-
oa Serbienft unb SBurbe (C^öfler. «nalecten,
.; BeUarmin bei Laemmer 371 sqq. 378).
IcgibiuS, fo forbertSellarmin mit bem Soncil
tatat (Sess. XXIV, Decr. de Beform. o. 1),
Hx $c^ mit oOer |)flid^tgemä|en Sorgfalt
nr mtt ben mtfienDö^Iteften Sorbinölen um'
i wob nur bie beften unb geeignetfien Sifd^öfe
Hxift geben bfirfe. 3)o8 Soncil toeist babei
cidHil^ l^in mtf ^bie Dielen fd^merjten 9}ad^-
* bet 8ergangeni()eit (t)gl. Laemmer 368).
«btf beBogt in feiner ^ntmort bormtf bie
lierigfeit ber Kutool^I unb felbft ber 2in»
itfam; ®ott felbfi l^be jum Xrofte berer,
e bie SBo^I litten, ben 3uba8 unb ben
OR 9HcoImi8 l^ingefteDt. Sterbenb erflörte
laol »aOotncini (3uni 1667) bem P. ®ene-
B^beßer SRauruS eine Steform bed $Q))ft*
I betreffs ber^milien berHiäpfte fürnötl^tg
ibetntd^t ber 9^otl^ ber Camera apostolica,
SeMlocrben ber Sößer, ber fliagen ber pä-
r, bdl oflgemeinenSergemiffeS utü> äBnufd^eS.
Vlm, tdUMt er, fiimmten Diele audge)ei(^nete
ialk fiberein, unb fie l^ötten bei ber gegen«
ign SebiStxicm^ eine Sfef^eüung borüber im
fatte betrieben, ^aä) feiner ^nfi^t folle leiner
lemmibten beS ^opfleS mel^r einen Sitel, mie
ig mb gfürft, erl^olten unb ieber irgenbmie
■wnbe Senar nur )um ^eile ber Seelen
pnr Snfiofiung beS fßoltt& Dermenbet merben.
er ivic bo8 befi ®enerald ber itvcä^t follten
OUfanieni, bie gefd^idt feien, im ^folle ber
fk in DertDoIten, mtb nur mit müßigen Sin»
m Sbertrogen merben. S)er Smrbinol be Sugo
BflAbem er in ben (eilten f^obren Rdb beffer
unb Sfurd^t bor il^ren iBermonbten unb ber JRotl^
ber 3rit. Qfaft übertrieben fd^orf öerful^ren Diele
Don il^nen gegen il^re SSermoubten. Stemend IV.
ftattete feine beiben red^tmö^tgen Slöd^ter, Don
benen eine in'S fflofter ging, mit 30 refp. 300
fleinen Sotmofen au§, mit bem auSgefprod^enen
SBunfd^e, bie anbere foUe nur einen SRonn il^reS
Staubet l^eiroten, ber aud^ nid^tS Don il^m erl^ielt.
9uf bem Sterbebette boten il^n bie Sarbinäle, er
möge feinem ^Reffen, bem fronsöfifd^e Sifd^öfe brei
^frunben gegeben l^ätten, eine äBürbe geben; aber
er fagte nur, er fönne Don ben brei ^fiSnben eine,
meldte er moQe, bel^olten, muffe aber bie beiben
anberen jurüdfgeben. Söleftin V. DermieS feinen
Steffen Don ber Surie unb gab il^m nur auf brin«
genbeS Sitten ber Sarbinöle eine Heine fßfrünbe
mit ben SDBorten: „^^x fönnt ben ffeld^ trinfen,
ben id& im ©egriffe bin ju trinfen" (Alv. Pela-
gius n, c. 15, fol. 48*). «enebict XII. pflegte
)u fagen, ein fßapft muffe SJleld^tfebed^ gletd^en,
ber o|ne SSater, ol^ne SRutter, ol^ne Genealogie
mar. 2)ie Seneftden Derliel^ er Heber gar nit^t,
al§ Unmürbigen. Sinem Steffen gab er baS Sr}-
biStl^um SlrleS, aber nur auf bringenbeS ^Bitten
ber Sarbinäle unb mit 9täd(ftd^t auf feine au§»
gegeid^neten 9}erbtenfie. Seine Slid^te gab er, tro(
Dielfad^er Semerbungen Domel^mer Ferren, einem
einfad^en jfaufmann, ba e§ nid^t paffenb fei, bag
ein gemöl^nUd^ed $ferb einen reid^en Sattel l^abe.
jf einen feiner iBermanbten berief er in baS Sar»
binalScoUegium. 6mft, ftreng unb geredet Derful^r
3nnocen) VI. mä) feinem äBorte, bie fird^Iic^en
SEßürben mfi^ten ber Sol^n ber Sotgenb unb ni(^t
ber ®eburt fein. Sr blieb bie ein}ige fßttf^ttt'
lid^ung ber ^milie Hubert. Urban V. lel^nte eine
^enfion be§ JfönigS Don ^ranfreid^ für feinen
93ater ab unb Dermel^rte feinem Steffen, fid^ eine
(SSattin aus bfiberem ober aletdbem @tanbe tn fudBra.
147
SlepotiSmud.
148
binolS $ad^eco getroffen: „^xt Steform tmiffen
tt)ir bei unS felbft anfanflen!" (Slantel, 196.)
$iuS y. t)er6ot in ber Sülle Admonet nos Dom
29. aRärj 1567 (Magnum BuU. Rom. VH,
Aug.-Taurin. 1862, 560 sqq.) iebe Selel^nung
mit Gebieten be§ JHrd^enftoQteS unter irgenb xotU
(^em SSonoonbe unb lie^ bie SuIIe Don ollen
Sorbinölen unterfd^eiben (S)öIIinger 524; 9teu«
mont m, 2, 559) ; mieber^olt tt)urbe fte Don fei-
nen 9lad^foIgem befiötigt (©regor XTTT., SIemenS
unb Urban VUL). 2mt Snnocenj XI. (1676
bi§ 1689) ift aUer !ßepoti§mud ber $ö})fte ge-
brod^en. Seine SSerwanbten erlangten nid^t ben
geringften Sinflu^ auf bie ©efd^üfte. Seinem
9leffen ObeScald^i erHärt er, er l^abe Don il^m
nid^td ju l^offen, unb er molle il^n nid^t in bem $a-
lofte bulben^ tt)eU er il^n liebe toegen feiner tßf
fd^ibenl^eit. S)em loiferlid^en @efanbten, meld^er
ber t^familie ObeScald^i ben bef onbem @d^u| feines
>erm pfid^em rootlit, enoieberte er, er l^abe tt)eber
»Qu§ nod^ Sfomilie, unb feine SBürbe fei nur ein
leiten (Dgl. oud^ Stonfelll, 112). Sr bereitete fd^on
bie SuIIe gegen ben 92e))oti§muS Dor, toeld^e fein
gweiter Slad^folger Snnocenj XIE., ber bie Firmen
feine ^{epoten nannte, bie il^m, „bem fßater ber
^rmen", bis gmei SOteilen Dor 9tom entgegen*
gegen, um il^n in bie @tabt gu tragen, ausführte.
Simocenj XU. erHärte ben SSerteonbten fofort,
e8 fei il^m lieber, »enn fle SRom Derlic^en. Unter
il^m unb auf feinen Auftrag l^in f d^rieb Sfonbrati,
fpöter Sarbinal, fein IBud^ über ben 9lepotiSmuS,
meld^eS bie Sd^äben begfetben DoO aufbedfte. Sn«
nocenj erlief bie 99uIIe Bomanum decet Ponti-
ficem Dom 22. 3uni 1692 (Magnum Bull.Bom.
XX [1870], 440 sqq.); fie Derbot ben ppften, in
irgenb tt)el^er SBeife i|re SSermanbten mit ©ütem
ber ftird^c ^u bereid^em; arme SSermanbte feien
mie anbere ^rme ju bel^anbeln: eine gange Steil^e
Don Remtern unb Sitein (©onfoloniere, ©eneral«
capitön), bie faft flets biSl^er mit reid^en Sinfünften
an Sermanbte maren gegeben morben, mürben
aufgel^oben, il^re Smeuerung mürbe Derboten, nur
in 9{ot]^fänen foUten fie, ofne Stüdffid^t auf 93er«
manbte, Derbienten fälligen Seuten mit nur madi-
gen Sinfänften Derltel^en merben. 3)ie Sarbinal«
nepoten foQten nur 12 000 @cubi erhalten. 3eber
ber 85 Sarbinüte mu^te bie ^Ile unterfd^reiben
mit promitto, voveo et juro, unb in jebem €on«
claDe f oUte fle Don iebem ^arbinale unb bann Dom
^apfle befd^moren merben.
S)ie SuUe nmrbe Don ber gangen fatl^olifd^en
SEßelt lebl^aft begrübt; bie ^äretifer erl^oben ben
$apfl bis in ben ^immel unb fagten, fle allein
genüge fd^on, il^n unfterblid^ gu mad^en (CiviltÄ
cattol. ser. VII [1868], ü, 400 egg. ; SReumont
m, 2, 640). SHe folgenben ^äpfte IJielten fid^
ftrenge an biefe Seftimmungen, SDer JlepotiSmuS
beS ^apfttl^umS lebt fettbem nur nod^ in ber ©e»
fd&id^te (©öflinger 529 ; Dgl. Söpffcl bei §ergog
Vn, 360). «u^ ^iu8 VI. ma^te feine «uSnal^me.
Smar bereid^erte er bie 53ra8d^i fel^r; allein er
lel^nte bie Srl^öl^ung feined Steffen 93raSd^«One»
fttni burd^ ^aifer 3of epl^ IL ab^ tnbem et erHärte^
eS f olle nid^t f ^einen^ al§ ob er um ber iSertDonbt-
fd^aft miUen iRtä^it ber JKrd^e opfere, unb Derbot
feinen SSermanbten, nad^ 9tom gu lommen. Sb«
gefeiten Don ben ^öpfien beS 10. äal^l^ttnberiS
fmb eS in ber aDignonefifd^en 3^it bis gum fton«
fianger Soncil gmei ober im l^öd^ften QfaB fünf
köpfte, glemenS V. unb VI., Sol^ne« XXTT.,
Sonifag IX. unb ©regor XII., auS ber 3elt beS
tumaniSmuS bis gum Zribentiner Soncil fünf,
aligt ni., ©ijtuS IV., «leyanber VI., 2eo X.
unb ?PauI in., benen man nod^ Snuocenj VUL
unb Siemens vn. unb auS ber golgegett nod^
Urban vni. gugäl^Ien mag, meld^ einen toeber
burd^ bie Sage nod^ burd^ bie ermöl^Iten ^erfonen
felbft in biefem SJla^e geforberten unb bal^ bem
ainfel^en beS ^opfttl^umS unb ber IKrd^ f d^Iid^
92epoti§mu3 geübt l^aben. 2)aS mören 7, im Su|er-
fien SfaSe 18 Flamen, ßergogd Steal-enc^ffopöbie
gäl^It im Kegifter 16 Seförberer gegen 7 99elämpfer
bed 9{epoti§mu8 ; aber ^I IV. gel^ört minbeflenS
fo gut gu ben lejteren, mie gu ben erfieren. S>a8
ifl eine für bie lange Steige ber ^fle unb bie
i^nen gebotene ©elegenl^eit red^t geringe Sngo^I,
b. IJ. nur ie ber 16. ^apfi mar nepotifKfd^ gePnnt
2)abei fprid^t man nod^ immer Dom 9lepott8muS
als ber „grbfünbe" (ßergog vn, 351) unb
^^Sd^ofefünbe" ber $äpf!e (ebb. XH, 50).
SJlan l^at eS als eine folgenrei^e, g5ttlid^
iJfügung betrad^ten motten, ba^ $aul HL in fei-
ner Derblenbeten Siebe gu feinen 9lad^Iommen Den
fiegreid^en Äaifer Äarl V. Derl^inberte, bie oD»
mölige 3(uffaugung unb bie rafd^e Unterbtfidhmg
beS $rotefiantiSmuS gu Staube gu bringen (3öpf|^
bei ^ergog XI, 380; Dgl. 322, nad^ Stonfel,
166 ff.). Slel^nlid^ l^at man ^in biefem Xriumpl^
ber ©onberintereffen über bie SJntereffen ber Se«
ligion äefu Sl^rifti'' eine @d^mäd^ung unb IBer«
minberung beS pöpfUid^en Sl^rgeigeS gefel^, bie
gerabe gu einer S^i, mo Diele Umftönbe bie
^ßöpfte begünftigt l^ütten, nad^ bem Vorgänge
©regorS vn. unb Snnoceng' in. eine uniDerjtBe
Suprematie unb bie SDmad^t (!) i>^ l^iligen
@tu]^IeS mieberl^erguftetten, fie Don fold^en gro|en
Untemel^mungen abgegogen l^ätte (Dannou, Eraai
Bur la puissance temporelle des Papes I,
4« ed., Paris 1818, 285 ss.). 3lber Üwcl V.
f onnte felbft im ßiuDerflänbniffe mit f^abrian VI.
nid^t ben ^roteftantiSmuS in feiner Sntfhl^ung
unterbrüdfen. ®ie 3ett ber conciliaren Semegunwn,
ber ^ufltenlömpfe, ber Zürfennotl^ mit ber 3n«
noceng' HI. ober ©regorS VH. gu Dergleid^n,
gel^t nid^t an. 3)en 9lepotiSmuS für ^tteS Der-
antmortlid^ gu mad^en, ift ungefd^iddtlid^.
m. Sin 9lepotiSmuS ber SBif^öfe unb onberet
l^ol^en ©eiftlid^en tonnte nur in S^xkn, mo er mel^
allgemein geübt mürbe, für eine größere ©efammt«
l^eit, einen &aai, ein Sanb unb baS fird^Tid^
anfeilen in bemfclben gefäl^rlid^ merben. 6i«e
folc^e attgemeinere Uebung tonnte fid^ aber nur
149
9let)ott§mu3.
150
m einer 3rtt mo bod ^ojpfttl^um unb bie
(iMiiAIe mit betn f c^Ied^ Seifpiel Dorongingen,
nkBN) bie ^5^^eren unb nieberen fifürflengef^Ie||ter
■slgAenbcn (£infbt| auf bie Sefe^ung ber geiji-
iäjm Stellen erlangten. Unmittelbar rief ber
StpotifinntS ber ^ßöpße ben ber Sarbinöle unb
Snialbeaniten l^or (Shmfe HE, 43 f. 69 ff.).
Sie rei^^ßen SiStl^ämer unb Abteien ^ fo t)iele
fciorate, Commenben unb anbere ^frünben in
älalim fomen ben SRitgliebem ber Surie unmittel*
kir in gnte (9hmfe m, 77 ff.). 3n Spanien unb
Snudreii!^ l^e bie Stxont felbft burd^ bie ^oliti!
nb baS (foitoegenlommen ber ^äpfte in ben Son-
cocboten bie mfejptng faft aller, toenigftenS aller
kfjcvm Stellen erlangt, unb fie bebad^te il^re
Mnftliiige gut 3n SSentfd^Ianb litten bie Ca-
IKld i^ ffl^Ire^t behauptet äBie überl^aupt, fo
fkigecte fii^ in i^en mit ber SuSbilbung bed rö-
■t^i^ Sed^tS unb ber 9tieber]^tung be§ SSoßeS
nb Untarbrudung ber 93auem ber ßinflu^ be§
fßffttn unb niebem SbelS. SDaju trug bor Mem
oid^ bei boS gro|e SSerbienft, ba§ ftd^ ber Slbel
ta früheren S^ten um eingelne 2)iöcefen unb üvc'
iim enootben ^tte, unb bie ®unft, meldte ber
ffiim Vbel bei ber Surie fanb. So ftnbet man
fäfoa im 11. unb 12. Sal^rl^unbert mieberl^oU auf
boR SngSburger SifdJ^ofSffatl^I ®rafen t>on Sin»
bcd^, anf bem (Sic^ftätter (2) unb bem äBürg»
bnq^er (5) @rafen k)on Sotl^enburg, auf bem SBer«
bner bie Grafen k)on (S^inQ unb bie mit i^nen
wimubieu Ferren Don (Sranfon, fomie ®rafen
Ml Oronbprö unb Sd^5nberg unb %§premont
QL Anonymi Series ohronol. episcop. Virdun.
M Sehaonat, Vindemiae litter., Fuldae 1724,
n, 108 sqq.). Seit ber ÜRitte bed 15. äal^rl^un-
berlS aber fud^te ber ^bel {Qjtematifd^ bie nad^-
gAorenen Söl^ne auf reid^e SBifd^ofSftöl^Ie ju
kiagen. & lam mentger auf Sittenreinl^eit,
Sözbe unb ®ele]^rfam!eit al§ auf Sbftammung
an. Woiäf fj\n t)erfd^tt>inben bie SJlönd^e unb ein«
fa4<n treuen SBeltgeijlIid^en immer mel^r, unb e§
Mobe in Dielen Sapiteln, mie in 93af el, tlugSburg,
^^elbabom, Virn^tx, 0§nabrüdt Oanffen. ®ef(^.
beS betttfd^ Soße« I, 15. Sluft., 1890, 634 ff.),
SegenSburg (nad^ Ulrid^ t)on ^utten, SSabidcuS
ober bie römifd^ SDreif altigleit [Sömmtlid^e SBerfe,
(enrndg. d. 93ödfing IV, 8eipa. 1860, 209]), ftatu-
torifd^ feftoefe^t, bag nur, ober jum großen ^l^eil
(ipie in ftdln Vt) ^belige ober S)octoren (bie
cKBtneD ben S)octorgrab erfauften) in bie Sopitel
fommen fdmtten. 3)a§ fanb fd^on bamal§ biel
Sabd, fo bei SebafHan «rant, ®cilcr, SRumer,
Sofenplüt, ^tttten, gütiger (f. Sanjfen I, 632 ff.).
Ron Dereimgte m5glid^ft Diele $frünben unb Der«
pro^ bie Sinfönfte. 93remen unb Sterben, ^aber»
b«ni nnb OSnabrüdf, mie 3}?ain), SÄagbeburg unb
fKdberfiabt moren in einer ^anb Dereinigt beim
lifibnii^ ber ®(auben§fpaltung, bie ^ölfte ber
bmtH^ Stdt^mer bamalS in ben ^önben ber
Smßenfd^ 9teid^tbum unb Slang Derliel^en neuen
Seidjftbmn nnb 9tang. ^ßapft ^le^onber f oII fogar
tl^eoretifd^ ben Slbel für beffer geeignet jum SHenfte
®otte8 erHärt l^aben (SRanfe HI, 79). 3)a§ Be-
servatmn eoclesiastioum foUte bie noc^ treu
gebliebenen SiSt^mer bem ®Iauben erl^alten,
nad^bem fiutl^er baS JKrd^engut ben ))roteftanti-
f d^en tifürften ausgeliefert unb biefe e3 mit pfreuben
angenommen l^atten. Slber biefe 93eftimmung
mürbe gemaltfam Don ben $roteftanten übertreten;
jte tenorifirten unb proteftantijirten bie (Satntel.
3>ie norbbeutfd^en SiStpmer mürben f aft alle mit
irroteftantifd^enSfürftcnföl^nenbefeJt, bie ein cäfaro-
papiftifd^eS ätegiment einfül^rten (Stitter, S)eutfd^e
®efd^id^te im 3^itaßer ber ®egenreformation,
Stuttgart 1889, I, 71 ff.). SKerfeburg, 9laum.
bürg, SReilen gatten balb afö fad^ft)d^e8, mieSran-
benburg, gaoelberg, SebuS, Dor Mem aber 9Ragbe«
bürg feit äoad^im ^edorS Sol^ne Siegmunb unb
baS beutfd^e OrbenSIanb als branbenburgifd^eS
^auSeigentl^um ; 6xxmin fam on baS ^er^ogl^auS
in Sommern, Sd^merin unb Sta^eburg gelangten
an ^edlenburg, ^alberftabt nad^ SiegmunbS %ob
1566 an Sraunf ^meig-äBoIf enbüttel, meld^eS mit
SDänemar! unb Sac^{en«Sauenburg nod^ um 93re*
men ftritt, möi^renb 2)önemarl ft^ in Sübed unb
Serben, balb aud^ in Oefel unb SiDlanb feftfe^te.
S)ie Sopitel magten ber Sefted^ung unb bem offe-
nen 3itMxnge gegenüber gar nid^ mel^r Don ben
^ürftenföl^nen ab^ugel^en, unb }u größerer Sidj^er*
l^eit jmang man {te ju Soabiutorenmal^Ien (SRitter
1, 191 ff. 243). »on 36 SiStl^ämem im Mrid^
mürben tro^ beS Beservatum ecclesiasticum
18 im Saufe eineS äal^rbunbertS föcularifirt. Um
fo mel^r fd^ienen bie onberen bebrol^t. SDiefe SBe>
ftrebungen ber))roteftantifd^ent^ürften l^aben nid^t
gemixt bis jur aOgemeinen Säcularifation. Sin
^lan beS Königs Don $reu|en, feinen jmeiten
Sol^n 5um Soabjiutor in SBür^burg unb f8am'
berg ju mad^en, rief bie intereffanten S3riefe
jmeier Soml^enen (1787) l^crDor (f. 3ol^. Don
$müner, Sämmtl. SBerfe XXV [1833], 47 ff.).
S)iefem rüdfftd^tslofen ^nfturm gegenüber fu(^te
bie JKrd^e §u retten, maS gu retten mar. Wan
begegnete bem ^roteftantiSmuS mit feinen eigenen
SJHtteln, nad^bem man il^n fd^on aUju meit l^atte
Dorbringen laffen. S)er fat|oIifd^e l^ol^e unb niebere
^bel mu^te unb tonnte allein bie SRettung über*
nel^men. ®emif{e alte, möd^tige ®efd^Ied^ter, be«
fonberS fold^e, meldte bie ©rbomter befleiben, er»
fd^einen immer mieber, faft crblid^ in ben ®om«
capiteln. ®ie Sefejung ber Kapitel unb anberer
©teilen einer-, bcS bif(|öflid^en Stul^leS anberer«
feits bebingten unb beftimmten fid^ gegenfeitig.
Tlan l^öufte eine ganje äteil^e Don SBene^cien auf
bie ein}elnen ®Iieber ftreng fatl^olifd^er ^öufer.
®ro6e SiStpmer erfd^cinen meift enge mit ein-
anber Derbunben, nid^t blo^ ju jmei, fonbem aud^
5u brei unb Dier, in ber ^anb eines möd^tigen
änl^aberS. ^ud^ l^ier mürbe bie Soabiutorie oft
angemanbt. SOßenn JBellarmin flogt, bafe Sifd^öfe
5U ®unften il^rer 5fleffen Derjid^ten, um unter bie»
fem Sd^eine erblid^ baS §eiligtl^um gu bcp^en, fo
151
StepotiStnuS.
152
gilt biefeS ]^au))tf öd^Iid^ t)on ber Surie unb Italien
(Laemmer 379), nid^t obet t)on 2)eutfd^{Qnb, unb
feiten würben biefe Serjid^te totrflid^ angenommen.
Um 1680 sollen bie Sopitet in Sriet unb
SRain^ nur Slbelige, toöl^retd) in Sibln nod^ immer
ein 3)rittd Sürgerlid^e erjd^eint. Stod^bem in
Wtaxn^ üaxl ^einrid^ bon aRettemid^ geftorben
mar (1679), «fd^eint ein aWettcmid^ afö ^xopji
unb einer ofö S)omcQt)itulQr; neben il^nen )e
2 Sapitulore unb SomiceUore Sßaltpob bon Sof«
fen^eim, ein Sopitular unb 2 S)omicenare SDqI-
berg, jfommerer t)on SBormS, ie 2 Sopitulare bon
SSBaß)enburg unb bon Sftonfenftein, 2 SDomiceUore
bon (Sil, )e ein Sopitulor unb S)omiceIlar bon
@d^5nbom. SBie in ^Dlam^, f o finbet man in Zrier
bie jf effelfiatt (1 ^ropft, 1 Sc^olaftifer, 1 S)omi»
cdlar)^ bon 61^ (Sl^orbi j^of, 2 Sopitulare, 4 SDomi«
ceOare), bon ^ettemid^ (1 Sa))itular), Ouab bon
Sufd^felb unb bon StoQingen Qe 1 (Sl^orbifd^of,
2 3)omicenare), bon SBoIberboi^ (2 (Sopitulare),
bie bon ber Se^en, SoQneburg, S^önbom, SDal-
berg (2 S)omiceIIareX bon ©Qmnid^ in SSifd^el bon
©reiffenflau, bon Sidfen. 3n übln fielet man ie
2 fifürftenberg (1 2)ecan, 1 Sopitular, bogu nod^
3 S)omicettare), ©alm«SReifferfd^eib«aJlanberfd^eib
(ba^u nod^ 3 SDomiceUare), bon 92affau (^ropft unb
1 S)omicenar), bon f^ol^engollem (Sapitular unb
2 3)omiceIlare), ©rafen 3eü-äBaIbburg (2 S)omi-
ceHare). SDBie in TOaim unb Srier, fo erfd^einen
aud^ in Bamberg unb SBürgburg bie @d^önbom,
@idingen, @tabion, Sll^einedt, 3)alberg, Suffeg^
3ngel^eim, SBalberborff, gfranfenffein u. 91. (bgl.
Imhof, Noütia S. Born. Genn. imperii pro-
cerum, Tubing. 1697, 22 sqq. 26. 29 sq.).
@ofie]^tmanbennau(|in bemfelbenäal^rl^unbert
mieber^olt SOtitgßeber berfelben t^fomilie biefelben
gWfd^ofSp^Ie befteigen, in SRainj (2 aWettemi^
inirier 1), in Irier bon ber Se^en (2, in 3Rainj 1) ;
ba^u in IDlain) unb Zrier |e ein Sd^önbom, in
Salzburg 2 ©rafen bon Zl^un (baju nod^ einer in
ißaff au unb einer in @edfau), in Sid^ftStt bie @d^en!
bon SafleH, in ffonfian^ bie f)erren bon Stobt in
Sri^en bie ®rafen bon @t>aur, in Bamberg (2)
unb in SBür^burg (3) ®rafen bon Sd^önbom,
in $affau bie bon Samberg, in Stra^urg bie
bon gfürftenberg (2) unb bon äto^an (3). 3)ie
SBittelSbad^er befehlen (5 nad^ einanber) ben Sr}»
pul^I bonfföln 1583—1761, ber bei einer fo longe
onbauemben proteftantif d^en 93cf e^ung löngj} föat«
larifirt morben möre unb mit SRül^e gmeimal bem
einbringenben ^roteftantiSmuS entriffen ttmrbe.
Sauge Seit bereinigten fle mit Äöln SKünfter,
^ilbeSl^eim, Sättig, jeitmeilig aud^ Sf^^f^ng,
ÖSnabrüdt, $aberbom, StegenSburg. Speyer mar
faft ftetS mit £rier, SSormS bielfad^ mit ^Jlains
bereinigt. SlemenS äBen^edlauS regierte am Snbe
beS 18. äal^r^unbertS in Zrier unb SlugSburg,
3)alberg in SRains unb jfonfiana. S)ie ^ob^'
burger befagen lange ba§ 9)Uiftert]^um be§ beut«
fd^enOrbenS, bann l^in unb mieber aud^ Breslau,
53rijcn unb ^affau. aber feit bem SeftttutionS«
ebict toar ba9 f)au§ ^abgburg fafl böOig auS«
gefd^Ioffen bon ber SBefe^ung ber SiStl^ümer. 6S
mürbe in jf öln unb aßünfter 9lad^foIger beS ütteni
daufeS äBitteföbad^. — 3)a8 angemenbete aRittel
9atte ben ertoünfd^ten ßrfolg gel^abt. SS mar an
fid^ nid^t gerabe gut, bie JNrd^e f o arifbfratifd^ gn
geftalten, aber aud^ gar nid^t fd^Ied^t unb fSr Ue
Seit ba§ einjige ÜRitteL SBaren mand^ biefer
93ifd^öfe menig clerical gefinnt unb oft löfjig
unb mel^r meltlid^e als geiftlid^e ^ttttn, fo vnU
midtelte ftd^ baS bod^ erft fpäter, als ber ^rotefton«
tiSmud nid^t mel^r fo fel^r ©efal^r brol^te; |eben»
faQS aber lag c3 ber firc^Iid^en ^uffaffung burd^*
aus fem. SDer SBelt mar ber Unterfd^eb )mifd^
einer 93efe^ung ber Sifd^ofSfKil^Ie burd^ latl^oßfd^
unb burd^ proteftantifd^e f$fürftenf51^ne böllig flor.
3o]^. b. aRüHerS ©riefe ameier ffioml^erren (1787)
geigen, mie fd^mer eS ben Sapiteln marb, fld^ ber
äBal^I bon 9Rönnem qx& l^ol^en fürfUtd^en 6dufem
5u ermel^ren. 2)er jüngere SDoml^err min me mel^
als gmei ^rin^en auS bemfelben f)aufe folgm
laffen, ber ältere mill bie $rin}en iwcä^ ein oIIp
gemeines UAereinfommen ber Sapitel gan^ oüS'
gefd^Ioffen unb nie über ben unmittelbaren Seid^
ritterftonb l^inauSgegangen miffen (bgl. So% bon
aJlüHer, ©ömmtlid^e SDßerfe XXV, 51 ff.). — '©oS
Uebel, SSermanbte ^u bebor^ugen 5um JRad^t^etl
9Inberer, bie burd^ il^r Seben unb il^re SBiffen-
f d^aft bie Stellen berbient l^ötten, ift }u allgemein
menfd^Iid^, unb bal^er fd^on alt in ber ffirdbe, be«
fonberS in Seiten unb ^egenben, mo ber Sdlibot
nid^t ober bod^ meniger beobad^tet, um fo mel^r
aber Simonie geübt mürbe, lieber Sugenb vaib
Unfäl^igleit fal^ man auS SSermanbtenliebe unb
^errfd^fud^t l^inmeg. 2BaS alleS mu^te nid^t 3bo
bonSl^artreS in biefer SBegie^ung erleben! (Ep. 182,
bei Migne, PP. lat. CLXH, 183.) äBie fd^arf
fprad^en fid& ber f)l. Seml^arb (Tractatus de mori-
bus et officio episcopomm seu ep. 42 ad
Henrioum archiepiscopum Senonensem, c. 7
[Migne, PP. lat. CLXXXÜ, 325 sqq.]), @ttf^€lp
bon^eii^erSbcrg (Deinvestigatione Aniichristi,
bei Scheibelberger, Gerhohi Opera inedita
Lincii 1875, I, c. 44, 4 sqq.; bgl. Sturm«
^öfel, ©erljol^ bon Keid^erSperg, Seipjig 1888,
n, 6 ff.), «IbaruS ^elagiuS (H, c. 15, foL
48^ sqq.; c. 23, fol. 63*; c. 26, foL 64»>)
gegen biefen Sntgbraud^ auS! SDa trifft ber Zabel
gleid^mö^ig Sarbinöle, Sifd^öfe unb 9ebte. ^SBaS
ift mel^r berbreitet in ber Äird^e als bie bertoanbt«
fd^aftlid^e Suneigung ^u ben SSIutSbermanbten?
2)ie ^rölaten, 92effd^en unb anbere SSermanbte
finb l^eute il^re ®ötter^ bie fie mel^r alS ®ott unb
im ®egenfa|e }u ©Ott lieben unb eieren. Sie
füflen Äird^en unb fliöfter mit il^ren SSermanbten,
um mieber einen SSermanbten ^u erbeben unb baS
eiligtl^um nadl^ Srbred^t }u beft^en. 93on fel^r
atte bie ffird^e ben SSorftel^em berboten, irgenb
etmaS bom JHrd^engut ben Sermanbten ju geben ;
menn fie arm feien, folle man il^nen als ^rmen
Reifen, l^atte baS ftebente ßoncil (bon 9licäo, 787)
153
gier — IRereuS unb ad^tHeu«.
154
e. 12 dft (Btunbfal cmfgejlent; aber ba§ folle
n\äß Ott SotUMinb btenen^ ber üixä^t ®üter 5U
cniffcmbcit (DgL Corpus juris canon. c. 19,
& Xn, q. 2). 3eben Serfud^ ber Sijd^öfe, i^ren
SedDonbten Sortl^Ue gujutoetiben, belegte boS
yfyüt Cimdl Doit Soleboo. 3 unb im Sinf^Iu^
honm e. 6, Dist Lxxxix mit fd^tDerer Strafe.
Son bem neu Qmäffiim Sifd^ofe t)on @9racu§
Kdaagie ber ^apfi IßelagiuS eine ©orontie, ba^
er iDcbcr fehlem ffieibe nod^ {einen @öl^nen ober
anbcrai Senomibten etisoS Don ben jtird^engütem
gAtn ober ^terlaffen merbe (»gl. c. 18, Disi
XXVm). Unter bie großen ^oretifer foH ge-
ffUHt BKriwi, mer an blutdDermanbte Säten etmaS
gi^ rma IKnl^gute (t)gl. ®regof VIL in o. 18,
GL I, q. 8). aSBer einem Unmürbigen eine $frünbe
oßk, gitt als Sinumijt; mt feinen iBenoaubten
Sta^t 8^t, iKrd^gut anjugreifen, foO bem
Concfl nerfollen fein (c 7, C. X, q. 2). 3nno-
ccB| nL forberte ben ^triari^en bon 6^on«
ßoBtinopel^ ber bIo| feine Sanbdieute, bie SSene-
tiaaer, onfiente, burd^ ben Sarbinallegaten Don
6t narceüufi auf^ bamit aufjul^ören (Alv. Pe-
lagins n, e. 15). ®erabe in ber Stellung ber
9ttMnäk, mdä^ eine ajlenge $frünben Der-
ciaigleR nnb fo mieber i^e iBenoaubten bereid^er-
ta, md^ bie ^apftgetoalt fiberaU }u l^emmen
M^/ inn i^ eigenes Sntereffe me^r Dertreten
PL Onuen; fol^ Siele bie Urfad^e aOed Unl^eilS,
wk befonber« gferbinanb I. (Dgl. ?Ranfe 1, 224 f.).
Sk Coibinaföcommiffion Don 1586 Derlangte
aw^ fd^ Sbfd^ffung ber SRi^bröud^e bei SSer-
ki^niQ Don $frihtben an SSenoanbte ber geift-
Bifyn ^infyAtx. Strenge Derbot ba§ Sondl Don
Orient jcbe ftmoniftifd^e SSermenbung Don fird^»
lifyn Cinfünften (Sees. XXIV De reform. c. 1 4) ;
e§ Derbot mit ben SanoneS ber ^poftel ben 93i»
tiefen unb Sarbinülen, bie ürd^Ud^en ßinfunfte
fa serfplittem unb auS i^nen SSertoanbte unb
^)au§genoffen ^u er^öl^en, toieS fle Dielmel^r an,
biefe, menn fte arm feien, gleid^ tote bie anberen
Innen |u bejubeln, unb ermahnt fie, bie ganje
aienfdjlic^ 3wneigung gegen bie S3rübcr, gieffen
unb SerUKinbten aU eine Baat Dieler Uebel für
5ie flird^e abzulegen (Sess. XXV De ref. c. 1).
(H forbert alle, meldte ein Stecht baju l^aben, auf,
p forgen, ba| ol^ne SRüdft^t auf menf d^Iid^e 92ei«
gnng ober Sinpjlerung ber IBetoerber felbft nur
mäf Serbien^ unb nad^ ben fird^Iid^en tjforbe-
nmgen SVönner erl^oben tt)erben, unb em))fie]^It
dem $apfle bie forgf ditigfie ^uSttial^I bei ber Se»
>e^g ber Sifd^ofdftül^Ie, unb befonberS aud^
bei ber 9BcäjH ber garbinöle, ttield^e ber $apft
adglid^^ mit Serüdtftd^tigung aller ^Rationen er-
vmten foll (Sess. XXIV De ref. c. 1), Derbietet
md^ bie $luralitöt ber Seneftden im ^Qgemei«
KB, Biie für bie (Sarbinöle (Sess. XXIV, c. 17).
ftomilen ond^ ntd^t aOe biefe SBeftimmungen bei
ber 9tot^ ber 3^it mirflid^ eingel^alten merben,
1D MNirm t§ bod^ Oaxt, beftimmte ^eftfe^ungen,
Mdft benen man ßd^ gu rid^ten fud^te, fo gut man
fonnte, unb bie fofort in JTraft traten, als bie
JKrd^e Don ben Sd^toierigfeiten, bie fle bebtßdften,
befreit mar unb mit bem SSerlufte ber meltlid^en
SRad^t bie ©eiftlid^en aud^ bem Sinf[u| ber toeU«
(id^en 3}laä)t entzogen mürben. — SBenn man bie
©efal^ren unb SRi^bräud^e beS 92epotigmuS ber
$i{(^öfe, Sebte unb Sarbinäle betrad^tet, erfennt
man erjt red^t^ mie fegenSreid^ unb notl^menbig
bie Sinrid^tung beS SöIibatS gemefen ijt. Ol^ne Ü^n
möre bie JKrd^e im äBeltlid^en erftidft. S)urd^ ben
Sölibat fd^ob fle allen nepotiftifd^en meltlid^en 92ei«
gungen ben ftörfften Stiege! Dor. [SB. gfelten.]
^tt (-^a), im a. S. ein SSraelit auS bem
Stamme 99en|amin, ber SSater SlbnerS, beS gfelb-
l^erm unter Saul (1 Sam. 14, 51). S)a 9lbner
als iBermanbter SaulS bejeid^net mirb (1. c. 50),
fo gel^ötte aud^ 92er gu beffen tJfamilie ; bod^ ift ber
®rab ber SSermanbtfd^aft fd^mer }u beftimmen,
meü ber 92ad^meiS berfelben 1 $ar. 8, 83; 9, 89
(Dgl, 1 Sam. 9, 1 ; 14, 50. 51) an großer S)unfel«
l^eit leibet, meldte fd^merlid^ anberS als auf test-
fritifd^em SBege gel^oben merben fann. [Raulen.]
^ntus unb JU^ilbiis, amei trüber, be«
rül^mte römifd^e SJlartQrer auS bem erften äal^r*
l^unbert, maren auf olge einer für ibre ©rabftötte
Don $apft Skimaf uS Derf agten Derftficirten 3nf d^rif t
5uerft Solbaten, unb }mar, mie be Stof^ Dermutl^et
^ratorianer. SDiefe ]^eibnifd^e$eriobe il^reSSAen^
^eid^net unS bie (Srabfd^rift in menigen Iröftigen
äugen. SDie beiben ©ruber l^atten, freilid^ ^auS
gurd^t", einen „graufamen SDienft'' (saevum
officium) )u Derfel^en, inbem fte bie SBtuturtl^äle
eines S^rannen DoUgiel^en mußten; aber mit gro^*
l^ergigem ßntfd^Iu^ liefen fie fidfi in bie Sd^aar
ber SBefenner ß^rifti aufnebmen unb freuten fid^,
l^infort „ben 5:rium})]^ ß^rifti ju feiern" (gaudent
Christi portare triumphos). ©amafuS nennt
ben „3:t|rannen" nid^t, beffen blutige Sefc^Ie baS
eble 53rüber|)aar l^atte auSfül^ren muffen. ^Hem
Slnfd^einc nad^ mar eS 9lero, Don bem 3uDenal
bezeugt, bag er eine gange Sol^orte ^rötorianer
mit ber ®urd^fü^rung feiner Slutebicte befd^äf»
tigtc (Sat. 10, 15—18). Ucberbiefe maren aud^
fd^on bie SIcten ber l^fl. 9JereuS unb 5(d^iIIeuS jur
3eit beS ^I. S)amaf US im Umlauf (de Bossi, Bull.
1875, 32sg. ; Dgl. 6), unb biefe bezeugen auSbrüdf«
lid^, ba^ bie beiben SRart^rer (nad& il^rer gflud^t
aus ber ftafemc) in ben SDienfi ber gfloDier ttatm
unb mit ^lautiUa unb (ber Jüngern) S)omitiDa
(f. b. 5Irt. UI, 1954) Don $etru§ in bemfelben
äaljre, ba biefer ben 9Jlartertob erlitt, unterrid^tet
unb getauft mürben (Boll A. SS. Maj. UI, ed.
1680, 8). SBaS nun biefe ^cten betrifft, fo ge=
minnt man bei gel^öriger Unterfd^eibung gmifd^en
3luSfd^mürfung unb Äem auS benfclben ein Me«
fultat, baS burdd bie neuejten Qfunbe in ben ffata«
fomben jum größten X^eile beftätigt mirb. 3u-
näd^ft ifi gemig, ba^ 92ereuS unb ^d^iUeuS ft^
um S)omitiUa muffen Derbient gemad^t ^aben, fonft
lie^e ftd^ bereu Seifejung auf einem biefer §ei-
ligen jugel^örigen ^ofgute nid^t leidet erflären.
155
9tereuS unb ^d^illeuS.
156
ftierübcr geben unS nun bic Slcten f olgenben 9luf»
fd^Iu^. SDomitifla tt)urbe naä^ Sm))fQng ber 2x]iute
mit einem l^eibnifd^en Jüngling, 9}amen§ Sure-
lion, tttlobt Offenbar tt)ftre bei Singel^ung bief er
Sl^e il^r Seelenheil emftlid^ bebro^t gemefen, unb
barauf matten il^re jf ömmerer 9lereu3 unb SdftU»
(euS fle aufmerffom. 3)ie Sri unb SDßeije, tt)ie jie
nad^ ben %cten bie^ tl^aten, ift dS unöd^te 3ut]^<it
(m)ufe^en. ätid^tig tt)irb nur fein, hai fie 2)omi»
tilla berebeten, auf bie (Sf^t über]^au))t )u Dergid^»
ten unb ben @d^{eier gu nel^men. 9htn aber nal^m
Surelian Städte an i^x unb Deranla^te unter 3)o-
mitian il^re SDeportotion nad^ ber 3nfel $ontia.
2)ortl^in fanbte man aud^ il^re fiämmerer, in ber
^opung, fte tt)ürben SDomitUIa t)on il^rem 6nt-
fd^Iuffe gurüdtbringen unb bereu ßinmiOigung gur
(Sf^z mit Slurelian ermirfen. 9ber baS ®egent](ieU
mar ber gaO. SDie Srüber bemogen Helmel^r bie
Jungfrau ^ bei il^rem Sntfd^luffe gu t)er]^arren,
moraufl^in fte inSgefammt nad^ Xerracina e^ilirt
mürben. f)ier erlitten bie jmei flämmerer ben Zob
burd^^d @d^mert unb fanben, mie bie Scten mit-
tj^eilen, in einem Sömeterium an ber IBia Slrbea«
tina, IVi SKeilen bon ber ©tabt cmf einem ber
3)omitiIIa gugel^örigen ^ofgute, mo bereits bie
% ^etronifia beigef e^t morben mar , i^x ®rab.
®er iefet unter bem giamen lor SKoranria be-
fannte |)of liegt gerabe in biefer Sntfemung an
ber genannten ©tra^e, unb Snfd^riften bcmeifen
aud^, ba| er feiner 3(it im SBefi^ ber t^flabifd^en
Familie mar.
SDa^ nun mirflid^ bie beiben SRart^rer l^ier
il^re ©rabflätte fanben, bafür l^aben bie neueften
Ausgrabungen an biefem Sömeterium bie Ilarften
Semeife geliefert. 3)ie Grypta arenaria, in mel>
d^er bie äRart^rer urfprünglidti beigefe^t mürben,
bermanbelte man in ber gfolge in eine SSafilica,
bie t)on ber 1^1. ^etronilla ifren 92amen erl^iett.
^f)x Sau fönt, mie be »offi jeigt, in'S 3a]^r 395.
Als fie 1874 miebergefunben mürbe, entbed!te man
einen ©öulenfd^aft, ber als eine ber el^emaligen
©tü^en beS SiboriumaltarS erfannt mürbe ; ber>
felbe trägt ungefäl^r in feiner SWitte ein SRelief,
baS, im ©til ber altd^riftlid^en ©arfopl^age um
bie SBenbe beS 4. unb 5. Sal^rl^unbertS ausgeführt,
bie f)inrid^tung eines SRarti^irerS barfteüt. S)ie
babei angebra^te Snfd^rift Acilleus (= Achil-
leus) bemeiSt Rar ben l^ier bargefteUten ®egen-
fhxnb ; eS ift baS TOart^rtum beS Ad^iHeuS, bem
obne 3tt)eifel baSjenige beS 9lereuS auf einer ber
übrigen ©äulen beS KiboriumS entfprad^. SDie
®ebeine ber l^H. 9lereuS unb Ad^iQeuS mieten alfo
in biefer SBaftlica unter bem §au))taUar, möl^renb
bie ber 1^1. ^etronifla, bie feine ÜKart^rin mar,
nal^e ber %pfiht ber Saftlifa aufgefunben mürben.
äBeil nun bie beiben ^eiligen als borjüglid^fter
©(^a| biefer Saftlifa galten, fo mürbe baS Söme»
terium l^öuftg aud^ na^ il^nen benannt. 3n einem
fel^r alten, öon be Sloffi ebirten SSerjeid^ni^ ber
römifd^en Sömeterten lieSt man: Cimiterium
Domicile Nerei et Archilei ad sanctam Petro-
mUam via Ardeaüna (B. S. 1, 1 31). S)aS ^ft-
bud^ nennt unter Sol^anneS I. (523—526) bod
Sömeterium furgmeg nad^ ben beiben äßart^rent.
An biefer ©teile l^ielt ®regor ber ®ro|e feine
28. ^omilie, meldte na^ mel^reren SobiceS bie
Ueberf c^rif t la basilica bs. Nerei et Achillei trug
(Migne, PP. lat. LXXVI, 1210). 3n bem !Ber-
jeidtinig ber t)om Abte Solennes }ur 3ttt beSfelben
^apfteS gefammelten unb ber fiombarbenUnigin
Sl^eobelinbe überbrad^ten Steliquien mirb aud^ bafi
Oel ermäl^nt, meld^eS Dor bem Altare unfexer
f^eiligen brannte (de Bossi, B. S. 1, 180). Ueber«
l^aupt mürbe baS gange 7. äal^rl^unbert l^itUmrc^
bie ®rabftötte ber 1^1. ^etroniOa unb ber fß. 9le-
reuS unb Ad^iÜeuS t)on ben $ügem aller Statio-
nen befud^t unb t)ere]^rt, mofür bie Stinerarien
biefer S^it bie Belege liefern (t)gl. de Bossi L e.).
3m folgenben Sal^rl^unbert mar ber Subrang fo
ftarf, bafe ®regor HI. (731—741) fidj beronJofrt
fal^, bie @tationSanbad(|t mit bem ßömeterium bor
^I. ^etroniEa gu t)erbinben (Anast De yit. Born.
Pont. beiMigne, PP.lat. CXXVm, 1030). ©odj
im 3. 755 mürben bie ßömeterien in ber Um»
gegenb 9{omS Don ben Sangobarben oermüftet;
^45aul I. (757—767) liefe barum bie Ueberrefie
ber berül^mteren SRart^rer an fid^erere Orte über»
tragen. S)ie ^Reliquien ber 1^1. ^etronifla mürben
in ben SSatican gebrad^t, mo iM irndfi eine noc^
il^r benannte JfapeQe befielet, mt ®ebeine ber
1^0. JRereuS unb Ad^iOeuS fdfieinen bamalS nod^ an
^rem erften Orte geblieben ju fein. 2)od^ mürben
aud^ fte fammt benen ber 1^1. S)omitifla-1218 in
bie ftird^e beS 1^1. ^abrian am Forum Bomanum
übertragen. Ob biefe SranSIation oon ber Sia
Arbeatina ober oon ber ben p. 92ereuS unb Ad^il-
leuS innerl^alb ber ©tobt 9lom gemeinten ftird^
aus gefd^al^, meife be Sloffi nid^t 5u beftimmen. 3n
ber Sfolge famen SReliquientl^eile ber genannten
^eiligen aud^ in bie jfird^e beS 1^1. ©ebaftian nnb
in baS fliofter beS 1^1. ©Qloefter. AIS ber für boS
d^riftlid^e Altertl^um fo l^od^ begeifterte 99arontud
1596 5um S^arbinal ernannt mürbe, erbat er fid^
t)on Siemens YIU. bie innerl^alb ber ©tobt Xom
gelegene jf ird^e ber p. 92ereuS unb Ad^iUeuS gur
^itelfird^e, in ber Abfid^t, biefelbe mieber oottftän-
big hVL reftauriren. 3ugleid^ beauftragte ber ^ßapfi
bur(| SBreoe t>om 14. tjfebruar 1597 ben Sorbinal^
bie ^Reliquien ber l^U. 9!ereuS unb Ad^illeuS fammt
benen ber 1^1. S)omitiIIa mieber gu fammebt unb
in ber reftaurirten SSaftlüa bei^ufe^en. SHefe
erfolgte bei ber feierlid^en Sefijergreifung ber
JHrd^e burd^ ben ßiarbinal am 12. 9Rar) 1597.
®ie an ber 9Sia Arbeatina gelegene, im Alter*
tl^um fo fel^r befud^te Sixxä)t ber ^l. ^etronilla ge-
riet)^ nad^ ben iBermüftungen burd^ bie Sangobor*
ben in SSerfaH, mürbe mal^rfd^einlid^ unter Seo IlL
gefd^Ioffen unb nad^ unb nad^ oerfd^üttet, bis fie in
unferen Sagen mieber aufgefunben mürbe. (SSgl.
de Bossi, BuUettino 1874, 5—35. 68—75.
122—125 ; 1875, 5— 77 ; ffrauS, Born. Sotterr.,
2. Aufl., Sreib. 1879, 77—89. 522.) [^eterS.]
157
SHergcI — 9lero,
158
Wand (^y^^X bn 9. X. eine iai\jHon\]ä)t ® ott-
^cit »d^e lefonbetS )u Sutl^a (f. b. ^rt.) ber«
c^ BnAe (4 ft5n. 17, 30). @te entfptad^ bem
ttf^lMK» Vbai unb iDor tme biefer ber (Sott beS
ftncgei «ab ber 3agb. ber ©d^toertgott, ben man
gm « £jiiDenge{laIt abbilbete; mie ed f^eint, finb
Mc Stoocolone an ben (Eingängen ber aff^rifd^en
^MSPt f9iiiboli(d^ 3)arftenungen biefer ©ottl^eit.
Jkxgd ttob ond^, ttrfe Sbor, @ott ber ©röber unb
ber nntcitDelt genannt 918 fid^tbare Offenbarung
bdfdbcB galt ber planet SRarS. Sein Plante ift
dB ScPo^^t^ ber t>on ben ®ried^en erl^altenen
fkijoauuMimen IRerigliffor unb JRergiluS. (9$gl.
SißaitKt, fteiTutfd^. unb % %., 2. 9ufl. (Sieben
1888, 282 f.: Xtele, Sab^Ionifd^-aff^rifd^e ®efd^.
n, Oo4a 1888, 529 ff.) [jfaulen.]
fbri» f. $l^i)))mS 92eri.
Ibf», S.3)omitiu3, ber fünfte r5mifd^effai-
fcr« bcT fton 54 — 68 n. (Sfyc. regierte, fann xo6f)l
Ott ZmmS beS f)>ötem ^eibentl^umS betrad^tet
wabm, infofem fii^ bei il^m bie tl^örid^teften fßtx»
tinnigcK bed 93er|fambe8 mit ben empörenbften
Softem iKceinigt finben. 9Id ein „für ben @taat
MibcAid^ &l^]aV foO er fd^on bri ber ®f
bat Mm feinem 93ater Derfünbigt tt)orben fein.
3ibc6 burfte man, old er mit 15 Salären ben
Z^nnt beßieg, (ButeS Don il^m enoarten, ba er fid^
ber Seitang töd^tiger erjiel^, bed ^^ilofop^en
Battca unb bed oie $rötorianer befel^Iigenben
SntnS, ^gab. gfunf äal^re lang Dermod^te ber
tadltui biefer ÜRdnner aud^ für ben @taat glüdf«
fi4< Seiten l^orjurufen, meldte ein fpäterer
wymeiiienber ftaifer att baS Sbeal ber t)on il^m
PL eiPvAenben 3uflänbe anfeilen fonnte. Snbe^
tDor om^ biefeS Ouinquennium burd^ eine Steil^e
Mm Serbred^ gefenn^eid^net, iDeld^e 92ero inner«
IfiSb feiner 9<^inUi^ berübte, ol^ne ba^ fte }ur
5f[mffi4^ Penntnig gelangten. 2)ie ^uSfd^toei«
fragen ber früben Sugenb l^atten eben 9}ero fo
pe^erbt, bog frembe ßinpffe feinen ungezügelten
2eibcnf<!bafteii leinen 2)amm entgegenfteUen fonn*
toL Sld er feine red^tmögige ©attin Öctabia ber-
jta^m unb bie el^bred^erifd^e Sul^lerin ^oppaa
lir (Bemo^Iin genommen l^atte, marb er burd^
biefe DoOftönbig Don ©d^anbtl^at gu @d^anbtl^at
brtgeriffeiL @fine Safierl^aftigfeit brad^te i^n ^u
ciiKr ftct mol^nftnniger Snegt^eit, inbem bie in«
■cre Unxii]^ burd^ immer neue SOtittel befd^toid^«
tigk fein tooDte. SHefem 3uftanbe loirb e§ ju«
gn^neben, bog er Korn angünben lieg, um ftd^ in
best 9raid)e ben f^faU 2:roia'§ DorjufteQen unb
fi4 boran gu meiben. 9(13 ber Untergang Don
|Bei Srtttebt ber @tabt unb bie babur(§ entftan«
bcM mibefd^reiblid^e JRotl^ eine bebenüid^e @af)'
tnag im Solfe ^rDorgerufen l^otte, toöl^te er bie
S^lfiilb auf bie bomold in ätom bereits jal^Ireid^en
C|ciflen nnb benu|te bobei iDa^rfd^einlid^ eine ben«
ieOcB fd^ dorber nid^t günftig gemefene @tim-
■ng. @o entftanb bie groge Sl^riftenDerfoIgung,
kr and^ ^tntS unb ^ulu§ ^um Opfer fielen
(l b. «rt (B^PeuDerfoIgungen IE, 204). ©er
bei 9iero }u Sage tretenbe SBal^nftnn Dereinigte
ftd^ mit einer maglofen Sitelfeit, unb als ^robuct
beiber mug ongefel^n tt)erben, bog er als Sönger,
als @d^aufpieler unb als SBagenlenfer erft nur in
Ileinem jheife, fpöter aber öffentlid^ auftrat unb
feinen grögten Stul^m barin fud^te, megen feiner
Dermeintli^en fünftlerif d^en iBirtuofttot bemunbert
}u merben. äBal^nfmnig moren oud^ feine 9luS«
gaben. 92ad^bem er 9tom nad^ neuem $lane ouf
baS ^errlid^fte l^otte l^erftellen laffen, lieg er für
ftd^ felbft auf bem $aIatinuS eine äBol^nung l^er-
ri(|ten, toeld^e nad^ ber ungel^euem SRenge ber
angebrad^ten Ornamente Aurea domus genannt
mürbe. S)abei übit er eine magloge iBerfd^men«
bung für feinen ^ofl^alt, fomie fiir Sluffül^rung
öffentlid^er ©d^auftellungen unb @pie(e, für ^om«
fpenben an'S SBoIf, für ©efd^cnfe; ein armenifd^er
^riu) ZiribateS, ber nad^ 9tom feine SSafaÜen«
pftid^t p rcfüQen fam, erl^ielt mel^r oIS 15 Sßil-
üonen unfereS ©elbeS alS ©aftgefc^enl. gfür biefe
Summen mugte ^uerfi Stom unb Italien gebronb«
fd^a^t merben; alS bie unter aUm erbenflid^en
SSormönben angelegte @teuerfd^raube nid^t mel^r
genügte, um ®elb gufd^affen, mürben bie begüterten
toegen SSerbred^en angeHagt, meldte ben 9$erluft
i^reS SSermögenS }ur gfolge l^atten. @o meierte fid)
bie Uniufriebenl^eit, meldte fd^on löngft bie mal^n«
fmnigen @d^ritte beS laiferlid^ien Somöbianten be«
gleitete. SllS Stauen auSgepIünbert erfdfiien, 50g
9lero im 3. 67 nad^ @ried^enlanb, ongeblid^, um bort
als Jhinftler fiorbeeren einzuernten, in ber %f)at, um
bieZempel ju plünbem unb burd^ äBegfd^leppung
ber ßunftmerfe, burd^ SKorbbefel^Ie unb KonfiS«
cationen feine erfd^öpfte jfajfe mieber gu füHen.
^IS er aber nad^ 9iom jurüdfel^rte, mar bie @tim«
mung bajelbft eine äugerft bebro^Hd^e gemorben
unb fanb in ben ^roDin^en i^ren aBicbcrl^aH. 3n
©allien mie in ^isponten mad^te ber Unmille fid^
Suft, unb ber ^roconful ©. ©ulpiciuS ©alba er«
flärte ben ffrieg gegen ben römijd^en 3mperator.
9iod^ el^e er aber nad^ Wom aufbrcd^en fonnte,
mar cS mit 9Jcro'S Tlaä)i \ä)on ju gnbe. ®ie
KebcHion crl^ob ftd^ in ber §auptftabt felbft, unb
il^r 53eberrfd^er mugte fid^ fagen, bog er bafelbft
nid^t mel^r fidler fei. ©0 ftob er auf baS Sanb«
gut eines fjfreigelaffenen unb erful^r balb, bag ber
©cnat il^n jum Qfeinbe bcS SSofleS crflärt unb gc«
ödetet l^atte. 91IS bann SRoffeSl^ufe ertönten, naf m
er sögemb fid^ baS Seben ; feine ^anb gitterte fo
fcbr, bog ein gried^ifd^cr Sd^reibcr il^m l^clfen
mugte, bie le^te Sluttl^at gu DoUbringen. Sein
fiei^nam marb augenblidlid^ Derbrannt^ unb ba
ibm fein ©rabmal bereitet mürbe, fo f onntcn $l^an-
tafie unb Sage \\ä) ungel^inbert mit il^m befd^äf«
tigen. SSielfad^ marb geglaubt, er fei nid^t geftor«
ben, fonbem nad^ Offen über ben @upbrat geflol^en
unb merbe Don bort ju neuer §crrfd^aft jurüdf«
febten (Dial. de Orat. 11, Suet. 40). ®ieg mar
ein ©ebanfe, ber befonberS Icbl^aft bie ßl^riftcn
befd^äftigte, ba fie Don 5Rero'§ 95ßieberfcbr bie 6r«
neuerung ber über jie l^ereingebrod^enen Seiben ju
159
5Rcrfe8 L— IV., ^atrlord^en öon Armenien.
160
erioartcn l^otten. 3|^re 9lufmer!fainfcit blieb um fo
mel^r gefpomtt totxl breimol ein folfd^er 9}ero im
SRorgenlonb aufftonb unb bie beftel^enbe SrtDor»
tung ju erf üflen fud^te. ®emt!ad& bilbeten fte bie be»
flcl^enbe ©age in il^rer SDBcife bol^in um, bofe jie bie
SteUe Offb. 18, 3: et plaga mortis ejus curata
est, auf il^n onmanbten unb glaubten, er tDerbe
gur Snb}eit atö ber Sntic^rifi tt)ieber!e]^ren, um
baS ©el^eimnig ber Sodl^eit gu t)onenben. 99ei ben
S^riflfteHem beS 8. unb 4. Sa^rl&unbertS erfd^eint
bie| als feftftel^enbe Snoartung (Tacit. Ann. 15,
44; Sulpic. Sev. 2, 28; Aug. Civ. Dei 12,
19, 2; ögl. SiSping, «pocal^pje 213 f.; ©öl»
linger, Sl^rifientl^um unb Jhrd^e, ätegenSburg
1860, 287 ; ©ilgenfclb, 9lero ber 3ln«d^rift, in
ber Settfd&r. f. miReufd^. Xl^eologie xn, fielpaig
1869, 421 ff.). [Äaulen.]
^etfes I.— IT., ^atriard^en bon Armenien.
9lerfe8 L, ber ®ro|e, »ar ber fec^Ste ar-
menifd^e ffatl^olüoS (f. b. 3lrt.). ®ie alteften
Dueflenfd^riften über 9lerfe§ finb innerl^alb ber
armenifd^en ^ifioriograpl^ie : beS gfauftuS bon
939}an5 @)efd^id^te ber Armenier (anli bem 5. Sal^r*
l^unbert), beS StofeS t)on Sl^orene ©efd^id^te ber
Slrmenier (angeblid^ au§ bem 5., tl^atfäd^Iid^ erft
aus bem 7. ober 8. Sa^tl^unbert ftammenb) unb
bie 93iograp^ie bed 1^1. 92erfe3 (nic^t genau p ba«
tiren). SDie Prüfung biefer brei Serid^te ergibt,
ba^ bie beiben le^tgenannten auf bem erften ru^en.
9ber aud^ biefer ent^ölt in bem langen Slbfd^nitt,
toeld^er ber ^erfönlid^feit 92erfe3' b. ®r. gen)ibmet
ift (4, 8 bis 5, 81), bereits jal^Ireid^e fagenl^afte
3üge. S)aS SDBefentlid^e im Serid^te beS gauftuS
ift QfoIgenbeS. JlerfeS entftammte bem töniglid^en
i)aufe ber Srfaciben unb toar ein birecter 92ad^'
fomme beS l^L ©reQor beS Srleud^terS. 6r erhielt
feine Srjiel^ung in ©ried^enlanb , feierte fpäter
nad^ Armenien surüdt unb toaxh jfammerl^ beS
ffönigS Slrfd^af. SDem vereinten anbringen bon
flönig unb SSoIf nad^gebenb, entfagte 92erfeS
bem JfriegSbienfte unb beftieg, nad^bem er in So»
farea bie l^eilige SBeil^e empfangen ^atte, ben eben
erlebigten Stul^l beS ffatl^oIüoS. SIIS fold^er
toar er bemalet, einerfeitS bie Slnl^änglid^feit
beS erft IJalb d^riftianiflrten SSoIfcS an l^eibnifd^eS
SBefen ^u belämpf en unb anbererfeitS burd^ ®rün»
bung ftrd^Iid^er @d^ulen ben religiöfen unb fodalen
Suftanb Armeniens gu lieben. ®iefe I^ötigfeit
tt)arb baburd^, ba^ jf önig Srfd^a! il^n als ^ül^rer
einer @efanbf d^aft an flaifer SSoIenS nad^ ©ried^en»
lanb beorberte, unterbrod^en. ®a SlerJeS bem aria«
nifd^en jfaifer gegenüber benred^tgläuoigen Staub*
punift entfd^ieben bertrat, l^inberte i^n biefer an ber
SRüdffel^r nad^ Armenien imb berbannte il^n auf eine
einfame Snfcl. ^ier blieb SlerfeS bis gur Sl&ron«
befteigung Sl^eoooftuS' b. ®r.; bann fonnte er
nad^ Armenien }urüdRe]^ren, n)o ingmifd^en SBifd^of
Sl^ab bon Sagrabanb feine ©teile bertreten ^atte.
S)aS SSerl^öItnig gu jfönig Srfd^a! umrb iebod^
mel^r unb mel^r gefpannt tt)egen ber 9Ri|regierung
beS JfönigS, bie 92erfeS ungefd^eut rügte; nod^ mel^r
mar bie^ ber ^all gegenüber bon ^rfd^aß 9Iad^'
folger, bem moQüftigen ffönig $ap. Um ben
luftigen SRal^ner loS ju merben, bergiftete JFönig
$ap ben ffatl^oIüoS bei einem gfeftmal^le. 2>aS
$ontificat 92erfeS' b. ®x. tt)ö^rte nad^ 9RofeS t>on
S^orene (8, 88) 84 Saläre. (SS barf jebod^ biefet
9{ad^rid^t feine aOp gro|e Sebeutung beigemeffen
merben, meil ^ufhiS, beS 9RofeS OueOe, bie
SDauer beS $ontificateS gar nid^t angibt. Sid^r
ift, ba| baS jfotl^olüat SlerfeS' I. in bie jmeite
C)ölfte beS 4. 3a|r]^unbertS fiel. Zfd^amtf^ean
(®efd^. b. 5lrmenien [armenifd^] I, SSenebig 1874,
440—469) berlegt eS in bie Saläre 864—883;
3. 9. be @t. SJlartin, ber unter bem jf aifer, ttield^
SlerfeS in bie SSerbannung f d^idKe, ßonfiantiuS ü.
berflel^t, nimmt bie Saläre 840—874 an (Möm.
bist, et göogr. sur TArm. I, Paris 1818, 437).
5RerfeS H., ffatl^oItfoS bon 524— 538, fül^rte
ben Seinamen 9lf d^tarafa^i, meit er auS Wd^taraf
in ber ^robing S3agrabanb ftammte. Sr ffiüt
527 bie ^mitt S^nobe gu S)n)in ab, beren Sono«
neS fid^ mit ürd^ti^enSteformen befaßten (SCfd^forn*
tfd^ean n, 287—239. 493—508).
JlerfeS UL, Äatl^oIifoS bon 640—661, er«
l^ielt ben Seinamen Sd^inol, „ber grbouer*, toeil
er bie bon ben Arabern gerf^örte ^atriord^Iftabt
2)n)in mieber aufbaute. Sein IFatl^oIifat fid in
trübe Seiten; immer feierten Einfälle, balb htc
®ried^en, balb ber Araber mieber, benn beibe
mad^ten ^nfprud^ auf bie Oberl^enf d^af t über Sr»
menien. SIS eine fur}e $eriobe beS gfriebenS ein-
getreten mar, berief 9ierfeS eine S^nobe nad^
2)min, bie fünfte ber bort abgel^altenen (645).
ier mürbe baS Soncil bon Sl^alcebon bermorfen.
m folgenben Sö^te (646) erfolgte mieber ein
neuer dinfaU ber Araber, ber bie Armenier
nöt^igte, bie Oberl^errfd^aft ber ffl^alifen neuer*
bingS an}uer!ennen. SDie ffunbe l^ierbon berfe|te
jfaifer SonftanS IL in großen 3ont, fo ba| er
mit einem ftarfen §eere in Armenien einrütfte.
Ser flatl^otifoS !ßerfeS ging bem ffaifer entgegen
unb fud^te il^n gu befönftigen. SS gelang il^m,
SonftanS ju frieblid^em Sin^ug in 3)min }u be«
megen; bagegen mu^te 9lerfeS feierlid^, in @egen«
mart beS ^aiferS, baS Soncil bon Sl^alcebon an*
erfennen. SIS aber ber ffaifer mieber abgezogen
mar, gemann bie antid^alcebonenftfd^e ^rtei obtt*
malS bie Oberl^anb, unb eine neue @9nobe )u
S)min (648) bat ben Äaifer, bie Snerfennung ooer
9iid^tanerfennung beS goncilS bon Sl^alcebon ben
Armeniern freizugeben. SDer ffatl^oIüoS 5Rerfe8,
ber feiner frühem Srflärung ju ©unflen beS Son*
cilS bon Sl^alcebon treu blieb, marb aOmöIig im*
mer unpopulärer, megl^alb er 649 S)min berUe|
unb in feine ^eimat unb frül^ere SDiöcefe Xail^
jurüdffeljrte. 3u feinem Vertreter beftcflte ber ®e«
neral Sl^eoboroS, baS f)aupt ber antid^alcebonen*
ftfd^cn Partei, ben ffiarbapat (3)octor) Sol&anne»
bon SKana^fert. SDiefer l^ielt 651 eine Sfterf^nobe
}u SRana^fert, meldte baS Soncil bon Sl^alcebon
bermarf. Salb barauf (658) fielen bie Orabet
161
9lerfeS üon Sombron.
162
nneber in @ro|annemen ein; ioä^ t)erltef biefet
jug tüfot iDtitereS Slutoergiegen, rotxl bie 9t-
mada ^ f ormeQ t)on ben ®mä^tti loSfagten unb
^eB Seifen jal^lreid^ @ei{eln fteUten. Sn^iDifti^en
snr bei Senerol Xf^tohoxoi, ber ^ou))tgegnec beS
Coicül tKm e^Icebon, geftorben. 9uf bie 92a(i^-
ri^t Don feinem Xobe ^in feierte ber ffatl^oIifoS
5|äfeS oisbolb (654) nad^ 2)n)tn jurüd unb nol^m
die Oberieitung ber ormenifd^en JKtc^e iDtebet auf.
Son imn cm bid {u feinem Xobe nöl^erte er ftd^ in
ber ^olitif me^ unb mel^r ben 9rabem^ nament-
lich feitbem Vloannial^ ben Zitron ber ffl^alifen
be^i^ ^e (657). 3m 3. 661 fiarb 9lerfeS
niä^ einem ^ßontificat t)on 20 Salären unb 9 SRo-
aaten. 2)cr f)anpt)euge für bie ©efd^id^te 92er-
feS' IIL iß ber ^ifbrifer @ebeo8 au3 bem 7. 3a^r-
bmibert, au^ton Sol^nned jlatl^olüod (9. 3a]^r-
bmbcrt), etep]^n«foIü(10.u. ll.Sal^rl^unbert)^
Sarban unb ttvaOxA (13. Sol^rl^unbert) (Zfd^m-
ti4eon n, 344—860).
«erf efi IV., Äatl^olifo« öon 1166—1173, ge-
Bomit majej^i, ,,ber ff lojenfer" , föeil er feinen
@i| }n 9h>m-fflab b<^tte, ober Sd^norl^ali, ^^ber
Imnnt^e'', megen ber clQfnfd^ ^nmut)^ feiner
S^reiboetfe, ifl mol^I ber geiftig bebeutenbfte unter
bes ormeitifclb^ ftirc^enfd^riftftellem. ßr ftammte
imtleiful^eifeitS mtS einem QtD^Qt be§ alten arfa-
dbifc^ JHnigS^QufeS, mar ein Urenfel beS be-
t^iBten Sd^riftfienerS ©regorüRagißroS, beS grie-
^if^en @tatt^Iter8 Don SOlefopotamien, unb ein
Snber bc8 ber Union mit IRom fel^r gugeneigten
AitlJK!^ eregmrllL (1113— 1166). SSon bie-
fOB feinem Sruber em))fing 92erfe8 1135 bie
$nefier- unb bolb mui^l^er bie Sifd^ofSmet^e. 3m
3. 1139 mo^te er gemeinfam mit feinem Sruber
ber lateinifd^n @^obe Don ^ntiod^ien bei. 3m
3- 1165 berief ©regor III., ba er feinen Sob
beromaben fül^Ite, eine S^nobe nati^ SRom-fflal^
unb meiste mit 3uftimmung berfelben ben eben-
ia&S )dfon ^od^betagten 92erfe§ ^u feinem 9lad^-
folger in ber SQBurbe bed ffatl^oUfoS. 3m folgen-
ben 3abr« (1 166) fiorb (Srcgor. SJom Stnfange
^'etneS ftot^olifats on mar 9lerfe§ auf bie Union
mü ber griedbifd^ ffirci^e bebad^t. 2)er ^nftog
ju ben Unter^nblungen ging Dom ffaifer SDta-
cnd L anS; er lub ben ffatf oIi!o§ ©regor ein,
'cnen Sntber 9lerfed )ur Sefpred^ung ber Union
r^ Smiflantino))eI }u fenben. WS biefed @d^rei-
ben in%nnenien onfom, ttxir®regor bereits tobt.
5ceifeS, toeil in^mifd^en ffatl^oIiloS gemorben,
tmmt bie Seife noc^ Sonftantinopel nid^t antreten,
sflMe ober in einem langen Slntmortfd^reiben bem
Aoifer feine Sereitmilligfeit gur Einleitung ber
ümmiöDfr^anblungen. (Sielateinifc^eUeberfe^ung
dkieS ^ifm'btJnS f. in ben Nersetis Clajensis
Opera, studio J. Cappelletti, I, Venetia 1878,
1S»5— 204.) es folgte 1170 eine gleite ©cfanbt-
'*Va be§ ffaiferS an 92erfeS, ber feinerfeitS auf
eiser Spnobe Don Kom-JMa]^ im felben 3abre bie
tifdegen^t ber Union bel^anbelte (f. ba§ ^nt-
«iitHtnreiben beS flat^oUf oS bei Gappelletti 1. e.
ttröodcYttbs. OL. 2. KufL
I, 231—238). eine britte ©efanbtfd^aft beS
ÄaiferS, bie 1173 in SRom-ftlal^ an!am, formulirte
bereits genau bie neun fünfte, auf ®runb beren
bie Union gu @tanbe fommen foUte. 92erfeS l^atte
fd^on umfaffenbe TOa^regeln gum mirüid^en SBofl«
gug ber Union Dorbereitet (f. baS Slntmortf d^reiben
an ben ffaifer bei Gappelletti I, 289. 240, unb
baS SuSfd^reiben an ben SleruS ber armenifd^en
ffird^e, ib. I, 246. 247), alS er fd^mer erfranfte
unb im Filter Don 75 3al&ren, im Sluguft beS 3a]^-
rcS 1173, gu SRom-ftla| fiarb. — 5»erfeS befafe
ein gemaltigeS SRebnertalent. 3^wgen bafür finb
nid^t nur feine armenifd^cn S^itgenoffen, fonbem
au^ alle gebilbeten ©ried^en unb fiateiner, bie je
mit il^m in ©crül^rung famcn. 9llS ©d&riftfteHer
Derfa|tc er au^er einer eingigen ejegetif^en Sd^rift,
einer erflörung beS SRattl^öuSeDangeliumS, bie er
iebod^ nid^t mel^r DoUenben fonnte, feine f^ftema-
tifd^en SBerfe; Diclmel^r finb feine fämmtlid^en tl^eo-
logifd^en Zractate ©elegenl^eitsfd^riften, meift in
Sform Don ^Briefen (an ben flaifer SDtanuel, ben
gried^ifd^en $atriar^en SDtid^ael, ben f^rifd^en
^atriard^en SKid^ael u. 91.). 3n einem biefer
©riefe, bem erften an ftaifer SKanuel, erfcnnt
9lerfeS formell unb auSbrüdflid^ ben Primat beS
römifd^en Stul^leS an (Gappelletti 1, 202). Son
bef onbcrcm SBBertl^e für bie ^enntnife ber religiöfen
unb fittlid^en 3uftönbe Armeniens fmb unter ben
Snefen baS umfaffenbe ^irtenfd^reiben^ meld^S
9ierfeS beim eintritt feines ffat^olüatS an baS
gange 9)olI rid^tete, unb bie ^aftoralanmeifung
an bie $nefter Don @amofata über bie Sel^anb-
lung Don fold^en ffated^umenen, meldte Dorl^er ber
parfifd^en Seligion gugetl^an maren. 9lufeerbem
l^intcrlicfe 9lcrfe§ eine ^Ingal^l Don Seben, barunter
aud^ bie bei feiner SQßeil^e gum ftatl^oIifoS gcl^al»
tene. fflcfonberc fflcrül^mtl^eit erlangte baS furgc
©ebetsformular, baS er „für bie 24 ©tunben beS
2:agcS unb ber "Sfladjr Derfa^te (Gappelletti II,
171—175); CS mürbe in 86 ©prad^en überfejt
(mieberl^olt l^crauSgegeben, gum legten aWale 9Se-
nebig 1882). ffiaS aber in crfter Sinic 5Wer.
fcS' fd^riftfteHenfd^en Sul^m begrünbete, maren
feine ©id^tungen. 9lu6er gal^lreit^cn Heineren ®e«
bid^ten fmb eS folgenbe brei SBerfe, bie feinen
Spornen als ben beS größten armenifd^en ©id^terS
Derewigen : ein epoS über bie ©efd^id^te 9lrmenien§
(Wipasanuthiun), baS 9JerfcS nod^ in jungen
Salären Derfa^te; eine eiegie auf bie S^rftörung
ber 6tabt ebeffa burd^ ben ©ultan Don aieppo
(1144) mit bemlitcl „ff läge über ebeffa" (Ede-
ßioh wojb), unb bie grofe religidfe ®i(|tung
„3efuS ber ©ol^n" (Hisus wordi). (®ie ®id^«
tungen beS 1^1. 9ierfeS ©d^nor^ali, Scnebig 1830;
Dgl. Ifd^amtfd^ean IE, 83—88 ; Quadro della
storia letteraria di Armenia, Venezia 1829^
82 ; Dteumann, SSerfud^ einer ®efd^. ber armen.
Siteratur, Seipgig 1836, 151—160.) [SSettcr.]
"glerfes von <laitt6ton, armenifd^er ergbifd^of
Don XarfuS, voax mobl ber frud^tbarfte ber arme-
nifd^en ßird^enfd^riftftefler unb gugleid^ ber ent-
6
163
ÜterfeS t)on Sambron.
164
^icbcnftc SSorfämpfcr für bic Union bct ar»
menifd^en Jhrd^e mit bem tömif d^en ©tul^Ie. Sr
n:)urbe geboren 1153 ^u fiombron in Silicien
ol8 (Sol^n be3 ormenifci^en 2)t|naften Ofci^in I!.^
bejfen ©ro^üoter Ofd^in I. 1085 Dom flaifer
^HejiuS I. mit einem fleinen gfürftentl^um in ßi-
liden belel^nt ttjorben roax. ÜRütterKd^erfeitS ent«
ftammte 5Rcrfe8 bem alten ffönigSl^onfe ber Slrfa-
dben. 6rft 16 Saläre alt, warb 9lerfe8 üon feinem
Ol^eim, bem ffatl^olifoö 9ler|e8 IV., gum ^riefter
gemeil^t. 3nnere Steigung trieb ben jungen SIert«
!er jum Sinfieblerleben, bod^ gog il^n ber gemeffene
Sefel^I beS folgenben jfatl^oUIoS ©regor lY. baroud
Surüd. 9ierfe§ mu^te ^(^ 1176 gum Srgbifd^of
t)on SarfuS orbiniren laffen. ^tö folti^er mol^nte
er 1179 ber ©pobe üon Som-ffla)^ an, auf
mlä)tt bie Union gmifd^en ber grieci^ifti^en unb
ber armenifti^en jKrd^e vorbereitet mürbe. 9lerfeS
l^ielt im auftrage be§ Jlatl^oIifoS bie S^nobnlrebe
gu ® unften ber Union. 2)ie Union marb bef ci^Ioff en,
!am aber bod^ nid^t gur SluSffil^rung, meil im fol-
genben Saläre 1180 Äaifer SKanuel, ber fid^ um
ba§ SuPönbefommen berfelben feit Salären bcmül^t
l^atte, mit %ob obging. 3m 3. 1190, als ftaifer
Sriebrid^ I. ©arbaroffa an bie ©rengen öon Kili»
cxtn lata, unb 8eo, ber armenifd^e Qfürft Don ßili»
den, mit bem jfat^oIifoS ®regor bem flaifer ent>
gegenging, befanb fid^ aud^ 9lerfe§ unter ben Se»
giritem beS Qfürften. ©ie erreid^tcn aber ben ff aifer
nid^t mel^r, benn atö fie bei bem beutfd^en ^ecre
anlangten, mar gfriebrid^ f d^on tobt. ®er SBerid^t,
ben 9lerfeS felbft über biefe feine Seife nad^ Se»
leuda unb fiber ben Sob be3 ffaiferS t^^ebnd^
»erfaßt l^at, ift l^anbfd^nftlid^ erl^alten (fiberfejt
öon Setter, §iftor. 3ö)&rb. H, 1881, 288—291).
3m 3. 1197 mürbe 9lerfe8 Dom Surften 8eo unb
bem flatl^oIüoS ®regor VI. nad^ Sonftantinopel
gefanbt, um bem ffaifer Sllejiuö EQ. SSorfteHungen
megen religiöfer Sebrüdtungen gu mad^en, meldte
bie unter gried(|ifd^er ^errfd^aft flel^enben Armenier
gu erbulben l^atten. S)er faiferlid^e ^of em))fing
ben berfil^mten Srgbif^of t)on Zarfud in l^öd^ft
el^renDoUer SOBdfe, im Uebdgen aber mar bie ®e-
fanbtfd^aft refuItatloS. 3m folgenben Solare 1198
erfolgte bie formelle Union ber dlidf d^en tirmenier
mit bem römifd^en @tul^Ie: f^färft fieo l^atte ftd^
Don ^apft Söleftin m. ben Zitel dneS ffönigS
t)on Armenien erbeten, dn pöpftlid^er fiegat l^atte
im auftrage be§ ^üapfteS unb bed ffaiferS ^ein-
xxä) VI. bie ffönigSfrone nad^ SUiden überbrad^t,
unb am 6. 3anuar 1198 marb fieo gu ZarfuS
burd^ ben ffatl^olifoS ®regor VI. gum Äönig
gefalbt. ißorl^er l^atten gmölf Sifd^öfe bie t)om
f dligen ©tul^I formulirten Sebingungen gu be-
f d^mören, unb unter biefen gmölfen nennt ber §i-
ftodf er ftira!o§ (13.3ol^r]^unbert) an crfter ©teile
„9ierfc§ Don fiambron, ben Sifd^of üon SarfuS"
{SBenebig 1865, 76). 9lod& im felben 3a]^re, am
14. 3uli, ftarb 5Rerfe8 im ^Iter üon 45 3a]^ren.
9lerfc§ üon fiambron geno^ bei feinen 3cit-
genoffen ein gang au^ergemöl^nlid^eS ^nfe|en:
nid^t blog bie Armenier, fonbem aud^ Sateiner,
©ned^en unb ©prer maren üoD ißerel^ntng für
ben l^eiligen unb geleierten Srgbifd^of üon Xorfud
unb nannten il^n „ben gmeiten ^oftel ^uIuS üon
SarfuS" (Ifd^amtfd^ean HI, 94). gr mor aber
aud^ in ber Sl^at einer ber gelel^rteflen 3R&nner
fdner 3dt : aufeer feiner SWutterfjnrad^e bel^errfd^te
9lerfe§ ba§ Sateinifd^e, ba§ ®ned^if(|e, baS ©9-
rifd^e unb baS „Sleg^ptifd^e" (Sfd^amtfd^ean m,
94), morunter mol^I baS ff optifd^e, nid^t etma baft
^rabifd^e gu üerfte^en ift. 2)iefe fdne umfaffenben
©prad^tenntniffe bef öl^igten il^n in erfter Sinie gum
Ueberf e^er. Sr übertrug auS bem Sateinif d^en ou^r
üerfd^iebenen fldneren ©d^nften bie Stegel be$
1^1. Senebid, bie Dialogi beS 1^1. ®regor beS ®ro»
|en, fomie eine 99iograp]^ie eben biefeS l^eUigen
^apfteS. Unter feinen Ueberfe^ungen auS bem
Sned^ifd^en ift inSbefonbere gu nennen bie be&
Kommentars gur Spocal^pfe beS 1^1. 3o]^anne8 üon
SnbreaS üon Säfarea; auS bem ©pnfd^en übertrug
er bie ^omilien beS 3acob üon ©arug (Quadro
della storia letteraria di Armenia, Venezia
1829, 98 ; Quadro delle opere di vari autori
antdcamente tradotte in armeno, Ven. 1825^
12ßg.; 9leumann, Serfud^ einer ®efd^. b. armen.
Sit., 2eipg.l836, 173.174). ^uSlateinifd^en, grle-
d^ifd^cn unb „äg^ptifd^en'' ©d^riften gugleid^ fertigte
er „3)aS fieben ber SJäter" an. 9lid^t meniger gofl«
rdd^ unb umfaffenb als feine Ueberfe^ungen finb
bie OdginaIf(|>nften beS großen Sifd^ofS. ^n eje-
getifd^en SBBerfen l^interlie^ er Kommentare gu ben
$falmen, gu ben falomontfd^en ©d^nften (ndmlid^
©prüd^e, $rebiger unb 9ud^ ber SBeiSl^eit) unh
gu ben fleinen $rop]^eten. Siturgifd^en @tfyiUt^
ifl fein umfaffenbeS SBerf „Srflörung ber l^üigen
SKeffe" (9Senebig 1847). S)ie berül^mtefie feiner
©d^riften aber ift bie grofee ©^nobalrebe, bie er
1179 auf ber©^nobe üon 9tom«ff lal^ gu ®unfien
ber Union mit ben ©ned^en l^ielt (Senebig 1784*
1812. 1865; ital Ueberf. ü. P. ^PaSqual «ud^,
SSenebig 1812; beutfd^e Ueberf. üon K. S. 5Re«-
mann, Seipgig 1834). Sufecrbem fmb fünf onbere
Dieben üon i^m erl^alten (ffarefin, ®efd^. b. armen,
fiiteratur I, 533). ^ud^ ©id^ter mar 9lerfeÖ üon
Sambron ; au^cr Reineren ffird^enliebem üerfofete
er in ißerfen ben 92efrotog (nerbolakan warldi)
fdneS Oheims, beS ftatl^oIifoS !ßerfeS IV. Unter
feinen ©ncfen ift üor 9lflcm gu nennen baS ©d^rri-
ben an ben ftönig Seo I., baS er in ben legten
5Dflonaten feines ScbenS gu feiner perfönlid^en Siedet«
fertigung megen gemiffen^aften SoHgugS ber be»
f d^morenen UnionSbebingungen üerf a^t l^at (SSeneb.
1865). Duellenfd^dften gur ©efd^id^te beS 9ierfe§
üon Sambron finb aufeer feinen eigenen SBerfeti:
bie SBiograpl^ie feines ©d^üIcrS ©amuel üon ©leiD«
rab ; bie anbcre mel^r oratodft^e ©iograpl^ie be§
®rcgor üon ©femral^ (üom Anfang beS 13. Sal&r-
bunbertS) ; bie armenif d^e ®ef ^id^te beS ffirafo*
üon ®anga! (13. Sal^rbunbcrt, Senebig 1865).
(Sgl. Quadro della storia letteraria di Ar-
menia 94 sg.) [3}etter.]
165
WeröQ — 9lejioriu8 unb bic Slcflortoner.
166
fbcM, Setname breier römifd^en @efd^Ied^ter,
ijl bte ^«^^k^ 9e}eid^ung für einen r5mi-
}^ ftatfcr geiDorben, n^elc^er qu8 einem biefet
\Jkf(^Ie<l^ ttammte unb t)on 96 — 98 n. df^x. auf
bcm üforn {a^. Sr nar unter 92ero ^ürötor, mit
Scipafkm )um erften SRal uiü) mit 2)omitian
jBm ^toeiten 9RoI Sonful. Se^terer iDoIIte qI3
tfoifer i^ tobten, meil ein SBal^rfager Derfünbigt
batte, er toerbc auf ben Xl^ron gelangen, t)erf(i^onte
Uni aber« todi ein anberer Derftd^erte, ber frönf-
lidKp f4on über 60 3a^e alte ÜJlann l^abe ol^ne-
^ ni^t lange me^r gu leben. 9fö 2)omitian
bnr4 eine Skrf c^nörung gefallen xoax, erflörten bie
Setfi^iDorenen 9terDa tro| feines t)orgef(i^rittenen
UterS a[§ befjen Stad^folger. Seine Slegierung
iDor ^ouptföc^lid^ burd^ 9cte ber SRilbe begeid^net.
,mt ^ma\ fagt ZacituS (De vita Agric. 3),
.bcgoim ein glüdtlid^ed äal^r^unbert, loel^ed {loei
h§ ba^ unvereinbare SHnge mit einanber Der-
honb. ^rincipot unb greil^eit." Sr befreite bie
loegen 3Kaieftötdt)erbred^ Sngeflagten, rief bie
3krbannten jurüd unb gab il^nenil^re ®üter tote«
^cr, oerfolgte mit großer Strenge bie Angeber,
minberte bie 9(uflagen unb beioieS auSgebel^nte
So^tt^gteit. gfür ftd^ mar er f e^r fparfam unb
bcf(^etben unb gemann ftd^ fo allgemeine Siebe unb
IstiSnglifl^feit. Sine gegen il^n gefponnene, aber
fo^itig entbedtte Serfd^mörung beftrafte er nur
nzt Serbannung ber Sd^ulbigen nad^ Sarent. %nä)
ben S^rifien bemied er^d^ mol^ImoUenb, inbem er
bie flmoenbung Don ^omitianS Sbict, ba3 fie
Bcgcn ®ottü>figfdt unb jübifd^er @ebröud^e in
Ulagcsufitanb fe|te« verbot. Seiber traf er aud^)
eise IRagregel meldte ben Sl^riften in ber gfolge
nnbeilooE merben foEte. 9I§ er ftd^ meigerte, bie
)nm TlfdL ^od^gefteüten Gönner, meldte 2)omi-
nan gebürgt litten, l^inrid^ten ju laffen^ mürben
^ifie im ^ufru^r ermorbet. S)er SSorgang er«
idiiitterte ben bejal^rten unb frönflid^en ffaifer fo
kbr, ba6 er ftd^ in ber $er{on beS Don il^m abop-
tmen Trojan einen Soabjutor beigefeOte. SDtit
bemfelbcn regierte er nur nod^ brei SJtonate ju-
bsmien ; er ^orb im % 98, nid^t gans 66 3a]^re
alt. (Sgl. Dio Cass. 67, 15 et 68, 1 sqq.;
Saubi, Xeal'encQcIopabie beS claff. ^Itert^umS
V. 592 ff.) [ffaulen.]
9«st#4 (-^d:), nod& 4 ftön. 19, 37 unb 3f.
o7. 88 ein aff^rifd^er ®ott, in befjen Sempel
Scnnad^^rib Don ben eigenen Söhnen erf(^Iagen
70^. Someit ie|t bie icenntnig be§ alten 9lff9>
rra reicht, gibt e8 in beffen ^Pontl^on feine ®ott-
bext. tDcU^ ben angegebenen Flamen trögt, unb
^a biefer auc^ bei ben LXX in mefentlid^ anberer
Mtali erfc^int CAffpofy, Aaaapay, Mecrepdf/,
Kt^A* neben Neapay), fo borf man mo|i
tat SertDerberbni^ annel^men unb 9hi§fu fub«
^ilBiren. [ffoulen.]
IMtr, 3Rön(^ beS |)ö]^Ienno{ter8 auffiem, gilt
aB ber 9}oler ber rufpfdpen ©efd^id^te. 6r mar ge«
bocm um 1056, trat mit 17 Salären in ba§ jflofter
Cd lebte barin 40 3a^re. Sßöl^renb eS unter ben
t)iel gebilbeteren europöif d^en Stationen bamal§ eine
au^erorbentlid^e Seltenheit mor, ©efd^id^te in ber
SJhttterjprad^e gu f d^retben, t)erf a|te angeblid^ 9^eft or
bie Slnnolen feiner 92ation in ber SanbeSfprad^e.
®ief e erfte ßl^ronif, meldte bic SRuffcn erhielten, ift
aud^ für bie übrigen SSöIIer Don 3Bid^tig(eit; benn
obgleid^ fie gau} im @eifteunb ber 9lrt b^jantini-
fd^er Sd^riftfieUer abgefaßt ift, öffnet [te un8 bod^
in anjiel^enber unb glaubmürbiger äBetfe ben 92or-
ben unb mad^t unS mit ber ©efd^id^te, ben Sitten
unb ©emol^nl^eiten Don SSöffem befannt, meldte
fonft in unburd^bringlid^em 2)un!el geblieben
mären. ®ie 3lnnalen fangen mit ber Sintflut an^
gelten bann gur ©efd^id^te ber SlaDen unb beS
ruffif d^en SRei^eS über unb bef d^reiben beffen Sd^idf-
fale bis }um Sctl^te 1113 einfd^Ue^lid^ in be-
ftimmter S^itorbnung unb felbft mit eingerüdften
tjrieben8fd|lüffen. Son bem SEBerfe ejiftiren Diele
unter fid^ fel^r abmeid^enbe Slbfd^riften. (£§ ift oft
unmöglid^, bie 3ufä^e Don bem eigentlid^en 3BerIe
}u fd^eiben. UebrigenS ift bie Suctorfd^af 1 92eftorg
nid^t unbeftritten, unb e3 mirb felbft bie ^nnal^me,
ba^ bie erfte SujammenfteUung ber Snnalen Don
!Reftor l^errü^re, Dielfad^ aufgegeben (SeStufd^em
Stjumin, ©efd^id^teShi^Ianbg, überf. D. %% Sd^ie-
mann I, !Dlitau 1874, Slnl^ang: OueUen u. Site-
ratur ^ur ruff. ©efd^id^te 2 ff. 93gl. oud^ bie (Sin-
leitung }u SÖhnofid^S unten ermäl^nter Xe^tauS-
gabe, unb befonberS Leger, Chronique dite de
Nestor, traduite sur le texte Blayon-nisse
avec introduction etc., Paris 1884; SRecenfion
bogu Don SDtarttnoD [Bevue des quest. bist
XXXVI, 1884, 359 SS.] unb gjierling [Poly-
biblion XL, 1884, 438 s.]). Suerft erf($icn baS-
felbe SU Petersburg 1767 in 5 99änbcn; Sd^Iöaer
mad^te fi^ burd^ ffritif unb Uebcrfejung beSfelben
(©ötttngen 1802—1809, 5 ©bc.) Dcrbient. Sine
neue Ausgabe Deranftoltete SDtillofid^ (Chronica
Nestoris, Yindobonae 1860). 3)a§ in 92eftor§
Sl^ronif gegebene Seifpiel ermunterte Rubere gur
Qfortfc^ung ber ruffifd^en Stnnalen: ben fflif(|of
S^lDcfter Don ^erejaflaml (geft. 1124), bann
jmei anbere Ungenannte, ben Stfd^of Simon unb
Snbete in ununterbrod^ener SReil^e bis in^S 1 7. Sol^r-
l^unbert l^erab. — 5Wejlor fd^rieb aud^ baS ^cAz'
ricon beS Äiem'fd^en ^öl^lenflofterS unb fd^ilbert
barin baS ftrenge Seben ber SKönd^e biefeS Älo-
fterS, meld^eS bamalS al§ eine $flansftatte be§
flöfterlid^en SebenS, ber Sugenb unb miffenfd^aft«
lid^er Zbötigfeit Don l^öd^fter Sebeutung für 9^u^-
lanb mar. (Sgl. nod^ Sd^rödfl^, gl^riftl. ftird^en-
gefd^id^te XXIV, 8ei»)5ig 1797, 519 ff.; Stral^I,
^eitröge ^ur ruffifc^en JKrd^engefd^id^te I, ^aUe
1827, 80 u. 90; flaramfm, ©efd^id^te beS ruff.
Scid^eS I, Siga 1820, S. XXIX.) [Sd^röbl.]
^tfio^s tiitb bie "gleßotiatier, ber Stifter
unb bie ^nl^änger einer Secte. I. IReftoriuS mürbe
gu ©ermanicia im eu})]^ratifd^en Serien geboren,
mod^te Derfd^iebene Steifen, fam bann nöd^ ^ntio«
d^ien unb geno^ l^ier mol^rfd^einlid^ ben Unterrid^t
Stl^eoborS Don TOopfueftia. S)arouf trat er in boS
167
!Ref}otiu8 unb bie 9lefiorianer.
168
fflofter bed 1^1. Su))ret)iud bei ber @tabt ein unb
crtoorb fi^, jum gjriefter geweil^t aI8 gjrebigcr
grofeeS anfeilen, ©ein JRuf brong felbft in bie
gerne, unb fo »urbe er, als ber gjatriarci^ ©ipn-
niu8 t)on ßonpantinopel am 24. ®ecember 427
ftarb unb baS SoH über bie SOßa^I cineS 3laä)'
foIgerS uneinig toax, bur^ ben ©of für ben Si»
fc^ofgftul^I ber ^au])tflabt in 9luS{i(!^t genommen.
3)ie drl&ebung eine« Qfremben foUte bem grieben
in ber @enteinbe bienen. 9}efbriu8' SBeil^e fanb
am 10. 9lpril 428 ftatt; {ein gJontiftcat nxir aber
nur oon furjer ®auer. 6r jeigte großen Sifer
für bie Sinigung ber S^rifien; fd^on am Zage
feiner 9Beil)e rebete er ben ifaifer mit ben SBorten
an: ^®i6 mir, o flaifcr, bie Srbe üon ben |g)öre-
tif em gereinigt, unb id^ merbe bir bafür ben ^immel
geben ; be(öm))fe mit mir bie ^öretifer, unb id^
merbe mit bir bie ^Jerfer befämpfen." S)rei Sage
flHiter lie^ er bie JKrdfie ber 9lrioner nieberreifeen.
6r befömpfte aud^ bie SRacebonianer in Sonftanti-
nopel unb Umgegenb, {omie bie Ouartobedmaner
in Sften, Siebten unb Äarien aufd Snt{d^ieben[te.
Sbenfo moüte er ftd^ an ben 9boatianem in ber
^auptftabt üergreifen ; fein Ungeftüm mürbe aber
bier burd^ bie 93e^5rbe gegügelt @ein Sifer öu^erte
fid^ offenbar in einer iffieife, bie nic^t fM billigen
ift, unb mie berfelbe ba« 9Ra^ uberfd^ritt, fo ent«
iprang er SlUem nad^ au8 ni^t ganj lauterer Hb-
fi<ibt. Sbeoboret enttoirft, nad^bem er er^ä^tt, ba|
9te)tonuft jum $rieftcr gemeint unb mit bem fird^
lid)cn Sebramt betraut morben, oon bejfen Qfyx'
rafter f olgenbe 3(i<^nung. «^leftonud geigte fofort
im Anfang, mie er in feinem ganzen Seben fein
merbe. (Fr bcmfibte ftd^ nid^t um einen eblen, ^eil«
famen unb erbauU^n Vortrag, fonbem fud^te
bem ^^5bel ju gefallen, Ij/afd^te eifrig nad^ ^ifaU
burd) ^pänbeHatf dben unb )og baburd{| baS unrubige
unb unbejlönbige $ol( an fid(|. 6r trug ein fd^mar-
5e4 fiteib, ging mit trauriger 9)tiene einber, mieb
ben Särm ber 5ffentUd^en ^la|e, fud^te mit feiner
blaffen (^cfid^tffarbe für einen ftScetcn ju gelten,
las )u ^"mufe f^riBig in ben SMidbem unb lebte für
fid) in ber Stille, ^urd) biefe fünftUdK Haltung,
meldte er einen großen 2beil feincS SebcnS bin*
^urdb fortfefitc. (5bcrte er baS $olf. inbcm er ein
i^brift mebr fd)einen alS fein mcDte unb feinen
9iubm ber @bre Q^brifti tor^og (Haer. fab. 4.
12\, ^ie 3ridbnung mag etmaS \u fdmur} ge-
balten, aber bie (^lunMinicn nxrben riditig iein.
'JlcuoriuS' ^ifer mar ungcfunb unb fübne balb
5U einem fiampfe. ber für ibn felbft unbeilDoDe
feigen battt . 5a* i^erbaltniB ber beiben ^laniren
in ^bri^mS mar bamaU nc& nidit genau biitimmt.
^ ^(Mte nidit an iluSbrüdcn. bie. trenn cucb r.tdit
oar.^ unrid)::i;. bod) mebr c>er trcnioer rcr^äncltd?
:xiren. Einige rcMen por. IVirr^'djunci ber Sia«
ninm. S'ie anticd3<ni»d*c ecbule. au* ter 'Jlcfirru*
beir.^rcfcancen mar. ^n^r.a ^er4 ceceniiber jut
Un:crie:^ui:g. u^.^ ^er v?f ccr.'^f h;irÄ Kt Tr:::er
;u eirfr 5rcnnin:c. s^l±e ^:e iri::Ni: :r. Nr. «fr«
.J^'cr :n ifrrcge neHre. ^Scr ^r*^:: cr.nürbctc i:d}
über Der Segeid^nung ber feligften Jungfrau al§
©otteSgebärerin (^eoroxoc). 2)iefer ^uSbrudt mar
fd^on lange üblid^ ; er finbet ftd^ bei ben (Sappa»
bodem, bei Stl^anaftuS, SufebiuS, 9le£anber t)on
Slesanbrien, unb mie l^auftg er gebrandet murbc,
geigt ber SSormurf, ben Julian ber Slbtrfinnigc
Ben gl^riften mad^te, ba^ fte nid^t aufl^örten^ 97laria
©otteSgebörerin gu nennen (Adv. GhristiaiioB,
ed.Neumaim,Lip8.1880, 214). S)er Xl^rieber
^ntiod^ener l^ingegen miberftrebte biefeSenennung,
unb in Sonftantinopel (am eS barob gu einem
großen ff am))f . Sßie 92eftoriuS in einem Sriefe an
äol^ann Don ^ntiod^ien oerftd^eri, fanb er balb nod^
bem antritt feines Sifd^ofSamteS, ba| über ben
SluSbrud Streit befleiß; bie Sinen litten il^
gebrandet; Rubere Ratten bie l^eilige Sungfron
„SReufd^engebörerin" genannt, unb um gu oec^
mittein, l^abe er ben 9uSbrud ^Sl^riffaiSgeMreriii*
oorgefd^lagen, ba berfelbe beibeS begeid^ne, (Sott
unb ben SRenfd^en (Harduin, Cone. coIL I,
1381). 92ad^ bem Sendet beS ©ocrateS entfbnA
ber Streit baburd^, ba^ ein SSertrauter beS Sie^
ftoriuS, ber ^reSb^ter SnaflaftuS, ber mit i^
Don Untiod^ien nad^ Sonftantinopel gebnun«
mar, ben SuSbrud auf berffangel befom)^, ml
ba baS Sorgeben bei fßoVt unb ©eifUic^f eü %i|b|
erregte, ber ^^ifd^of fitr ben ^reSbpter eintrat SNe
eingaben ftel^en ftd^nid^tunbebtngt entgegen. 3)9
^uSbrud mürbe in tleineren Jheifen mo^I fta
früher erörtert ; bie $olemif ober, meld^ Snofiopii
unb 9}eftoriuS auf ber Mangel gegen t^ wän*
nal^men, führte gum eigentlid^ Streit. S)a ha
SuSbrud angegriffen mürbe, marb er Dert^etUit
unb bie^ um f o eifriger, meil mon mebrfad^ gkadl^
bie ©egner beSfelben bielten, gleid^ ^ul tum
mofata unb $^otinuS, Sl^riftuS für einen Uottf ^
S^enfd^en. S^er SermittlungSDorfd^Iag, ben Sb^j
ftoriuS madbte, (onnte onbererfeitS um fo wai04
erfolg f^ahtn, meil ber Sifd^of gegen baS
HsoToxoc mit einer ^ftigfeit auftrat, biet^i
fomobl als Sermittler mie als yarleimomi
fdbeinen lie^. ©leidb in ber erften ber
meldte er in ber ^ngelcgenbeit bielt unb md^e i
iDiariuS 9}lercator tbeilmeife aufbema^ 1^
Harte er: ^Sie fragen, ob SRoria ®oi
genannt trerben bürfe? tlber bat bcnn
9}iutter ? ^ann ift audb baS f>etbentibiim
fd}ulbi^cn, meld^eS ron !Diüitem ber ©öttcr '
"i^ulu^ aber ift bann ein Sügner, inbca
ron ber ©onbeit (Ftrifti ugt. fie fei obne
obne üiuner unb obne ©enealogie i^Ac 7,
9iein. mein Scfter, i^iüria bat nidit @ott gA»
. . . baS ©cfd:ör«f ba: nidit ^en Sdiöpfer geta
ü'^nbem ben S?ienYd;en. trel±rr boS SBer^eng'
0>rnbcit in; ^er beili^e @:iü bat nic^t bmä
c;cid:a*^en. ic^.^err. er bat nir ibn ouS ber 3ft
♦t.:u einen Ser.rd cric^^en. ben er bemofl
^'ll:e 5ie>e4 ßlc:^. Ntvn er kA bebici^ c
idj sreccn N*4:cr:.:cT: ^cr f:i üxcr bebient; W|
^ÄicTr;pe:: ^:: ^.::::: :\Tt:r^iT. in. bete i4 •
t?aS au!;:n er *»;::::: \?r-: irr i:r.;exnouim I
Don Uesanbrien ttot ber Seigre be§ Sijd^ofS
offaniHnopel fd^on 430 in einet Oftetprebigt
n: er befämpfte fte femer in einem @d^rei-
i ferne Wön^e. ®a biefeS Sd^riftftüd in
sbe befi angegriffenen tarn, erging ftd^ ber-
1 heftigen Keu^erungen über ben SBifd^of
eSKRibnen. S)te smdlf flopitel, meldte Stirill
KeftohuS sufonbte, [tiefen nid^t blo^ bei
fDBbem Qud^ bei bem Patriarchen Sol^ann
ttio^ien auf SBiberfprud^. @o nal^m ber
!iiie^ftigfeit unb einen Umfang an. ba^ }u
kücgung eine oflgemeine Sqnobe als not|-
erfd^ien. 3)ie ^erfammlung mürbe auf
n 431 nac^ Spl^fuS berufen ; il^re @e>
IP in bem «rt. e^efuS IV, 670-675
efl^ 9tef)onu8, burd^ bie ©^nobe abgefegt
Ol ^bfl 431 enbli(| aud^ burd^ ben ff aifer
Acn, ber i^ bisher gel^alten l^atte, unb in
0^ bei Sntiod^ien Dermiefen. 3m 3. 435
er nad^ $etra in Arabien berbannt. %f^aU
l^boA, toü^rfd^einlid^ infolge eine§ h)eitem
im SecreteS^ !am er nad^ ber OaftS in
Ol, unb nQ(^ @ocrate8 lebte er bort nod^
iUeferfdneffird^engefd^id^tefd^rieb. 2)urd^
( ttriJber €tömme )}eran(a^t. ffüdl^tete er
n nod^ ber S^ebaid. 2)er Stattl^alter lie^
f iSkpfymüm unb fpöter nad^ $anopoIi8
ijaberoud^l^ier fönte ernid^tbleiben.fonbem
■ neuen Ort nxmbem. SBol^in, fagt er in
i^olben nic^t QuS bem unS SoagriuS SJtit-
ijenvad^t, unb mit bem er au8 ber ®efd^id^te
aibet 3^t unb Ort feines ZobeS finb un-
L (89L Socrafc. H. E. 7, 29—34; Evagr.
1,2 — 7; Liberatos, Breviarimn causae
«fc Entych. c. 2—9 [Migne PP. lat.
n, 971 sqj; Manai, Conc. coli. IV,
I V, 420.)
fte^orianer. 3nbem StiriH t)on Sie-
5UyUU. VU\i, WCi lllU^l WUUK, 'Jlt]WL\U.V -<4U|CttUII^
nid^t unterfd^reiben muffe. Stttia 15 blieben ^art«
nödig unb mürben abgefegt. Sud^ tourben je^t
bie @d^riften beS !Reftoriu8 verbrannt. S)a nun-
mel^r feine Snl^önger fid^ an bie @d^riften beS
2:]^eobor t)on SRopfueftia unb S)iobor t)on SarfuS
l^ielten, fo feierte ftd^ ber ffampf gugleid^ gegen
biefe. 9tabula3 t)on Sbeffa vertrieb bie SSerel^rer
Zl^eoborS au3 feiner @d^ule unb foll fogar ba§
Snatl^em über benfelben gefprod^en l^aben. S)er
flampf ging aud^ fonft 5U meit, inbem t)on Sinigen
felbft rid^tige SuSfprüd^e Sl^eoborS für (e|erif d^ er-
flärt mürben. 2)ie @egner fanben fid^ fo felbft
veranlagt, etmaS einjulenfen, unb ber ffaifer ber-
bot, Snänner anguf d^mörjen, meldte in ber ©emein«
jd^ft ber flird^e geftorben feien. ®er Streit ru^te
infolge beffen auf einige 3^it/ sumal DiabuIaS nod^
435 ftarb unb 3ba8 (f. b.Strt.), ein erflärter »er-
el^rer Xl^eoborS, fein 9iad^foIger mürbe. 2)er 9Ie«
ftorianiSmuS felbft ging infolge ber faiferlid^en
Sbicte unb ber Slbfe^ung i^rer Ißertreter im römi«
f d^en iiReid^e bem Untergang entgegen. 918 flaifer
3eno 489 bie @d^ule oon Sbeffa, bie le^te 93urg
ber Snlel^re im SReid^e, fd^Iiefeen liefe, mar eS auf
bem römifd^en Soben im SQßefentlid^en um fte ge«
fd^el^en. @ie behauptete fid^ aber aufeer^alb beS*
felben; il^r^auptft| mürbe ^erften. ^iermarber
93oben f d^on geraume 3eit für fie vorbereitet. Salb
nad^ bem f^riebenSfc^lufe ber Sifd^öfe bon 3lle-
(anbrien unb Sntiod^ien gab 3bad in bem nad^«
malS berül^mt gemorbenen 93rief an ben IBifd^of
solaris Don ^rbafd^ir in ^erfien eine 2)arlegung
bed Streites, inbem er eine fid^tlid^e ißorliebe für
bie @ad^e beS 92eftoriu8 an ben Sag legte, menn
biefer aud^ felbft barin nid^t ol^ne Säbel bleibt.
2)er Srief gelangte }u meiter Verbreitung, unb in
berfelben ätid^tung mie er mirfte bie Ueberfe^ung
ber @d^ften 2)iobor8 unb Sl^oborS in'S S^rifd^e,
bie perfifdfte jMrdbenfprad^e. 9ud6 manbten fidb bie
171 giepDriuf unb bit Sleftorianet. 172
}u trtten, unb bit SBibtrj'hebenbm tmf ha Job. aKiffiimieiferS. 68 heltn nefiottani|<l&e ©t-
![}i4t luntigcr als 7700 (ßerfanen foHen auf bitfe miinbra in @t|mn, ^aläftina, SIegQ))ten, in
SBeifc baS £cben Derloren fyibtn, eine 3"^'' bie änbim, S^ina unb neittren Sänbem ^luttC j&
fTtiU^eincgTO&cUebtitreitiungtuent^altenfAdnt. Xngc. — 3n jOjlinbien fonb baS S^llptn*
9113 bann bie €c^ule bon Sbeffa, bie $flanj{(^ule l^um Slüem na^ {t^on in frü^ei 3flt eitöane-
für ben perfijd^en SIcruS, jeiftöd narb, Dutbe fie 'iiai) aita UebtrlitfeninQ futbigtc ber 9t^o^
buic^ tltar]a ben SluSfaiiQen, einen t^ter Seiirei, S:[;omct^bQ[en)ft, )o ba| bie inbif ^m C^imi in-
in 9iiftbl3 erneuert, äßa^renb bistier nod^ ein ge> JDlge bcffen ben Tanten X^omaäc^ftni fü^jrtat.
tniffee Sanb mit bet fhrc^e t>on ^ntioiiien be> Hm bas ^a^r 200 begab ficb bet ffotfi^ $(nt-
^anb, fofern ber St](!^of Don @eIeucia-JMeft|]^Dn, tänug bon SÜe^anbrien qIS ©laubenSbote in bÖA
baaaanpt ber perpfdien flirc^e, bort bie SBei^e 2anb (Eua. H. E. 5, 10, 3). 3nbenllnterf4riftoi
empfing, trat ba!b ein tJÖÜiger SBrut^ ein. Sa* ber ©qnobc bon 9Ücäa 325 erfc^eint rin w^
bäus, »etiler 498 jenen €tuf|I beftieg, fagte fid^ 3o^amte3 al3 £8i{^of für gonj ^erjlen unb <Ba|*
bon bent $atnaic!^ate älntioc^ien loS, unb bie^i* inbien (Harduin, Conc. coli. I, 424). SBdm
fc^öfe oon @tleuda nahmen ali 3^ni i^iec Un* biefe Slngaben einigem ^tneifel unterliegen, [o cf
ab^gigftil allinältg ben 3:itel eines AatboIiloS galten nie fixere ^aHjn^tm im 6. So^i^unbtd
ober Sßatriardien an. Kleben ber bogmatifc^en trat burd^ goSmaS SnbicopIeufteS. Sterfelbe etui^nt
fofoit au(^ eine biBcipIinäre S)iffennj ^roor. in feiner Topographia chriBtians (Mgao, FP.
S^onSarfumaS gemattete ben S8ifd)öfen,!ISrieftem gr. LXXXVin, 170) e^rifint in TOoI« (gjlola-
unb 3JlBn(!(ien, ju ^eiroten. ©obonnBerorbnetc eine bar) unb auf ber 3nfel laptobaneCße^Mi): o
©gnobe, «eli^e SBabäufl 499 ^ielt, baft eS ollen ermähnt ferner einen ©ifc^of in ßaHiona mit Mm
©etfilidtien, auc^ ben ^atriari^en unb Sifc^öfen, !Seifa{, ba| er feine Witiijt in ißtrfien empfoimm
fotoie ben Wlmäjm für btn ^aU i^re3 IRüdtrittti ^abc ; femer fprii^t er ba, no er eine nähere 3t<
in bitSßelt erlaubt fein foEe, mit Sinei g^au fi[^ fc^reibung Don IStqlon gibt, auij^ Don einem in
ju Dtrl^eiraten. SMS @tfet( looi o^ne 3>Deii(l ^erfien oibinirlen ^riefler, S^iacon unb tveitenm
tiauptfücfilicb bur^ bie ißet^ältniffe beS neuen Wt- SleniS für bie borfige ))cifi{(^e Soloniftengemetitbc
tropoliten öetanlüfet, inbem berfetbe oerfieiratet (ib. 446). S)ie inbifclien gbrif*«» erft^ebten alfo
»ar unb g^rau unb ffinbet fyiitt, ali et auf ben in enger SSerbinbung mit SPerflen. Sie bUbdn
Sifc&DfSftüt)! gelangte. 6S bebaupttle fi^ inbeffen hemgema| mo^t tc(|on bamolB einen S"'^ b«
in feinem urf^rüngli^en Umfange nid|t lange, neftorianifd^n ß'uäjt, unb immerhin begmft fl
S)te ©qnobe, mel<^ bei $atriaid^ mar %ba I. f4 bei bieftm ^et^älfnig, ba| fie mit b« 3ett
ober ber @rD|e (536 — 552) im % 544 ^ielt, ganj unter ben Sinftug ber ^eftorianer geriet^
^ob eS tfieilmeife miebei auf, inbem fte Derorbnete, 3^r Oberei- tnar junäd^ft ber 9}Ietiobolitt Don
ba| Weber ber SPtttriar(!& noä) bie Sifätüfe Der- Sßeifien. ^aiS) einiger 3"! trat aber inbtefeiSe-
titiratet fein bürfen. (Sßgl. Aeaemani, BibliotlL jiebung eine Wenbtrung ein. Sei $atnat^ 3cfu-
Orient. HI, I, 67, 93. 394. 429.) [ab (650—660) er&ebl in einem ©^reiben «fleii
Sffienn out^ bie 5Rtftorianer InfangB ©t^ui) ben perfifi^en röettopoliten ©imeon bie Jnt^it,
om peifijd^en ^ofe faiiben, fo »ar biefeS ffler* ha% iuräf feine ©c^ulb bie prieperliette ©ucajfini
l^ültntl boc^ fein bauembeS. 9!adgbem bie Jfatf|o- in 3nbien unterbrochen fei. ^m 8. 2(Qi|ir^i^ert
lifen, bie ©laubenSbrübtr bei StSmei, grogen* mürbe, fei efi, um äbnlic(ien SÜüfiftänbtn ooijit-
t^eilfi ausgerottet unb ouS bem Sleid^e oeibrängt beugen, fei eS aus anbeten SRotiOen, 3nbien fcÄp
DMien, fieC bei polilift^e @runb jur ©[(lonung gueinem3netT0pDlitanfprengelert)oben,unbDonba
binneg. Sie Stbneigung ber ßerrf^ei gegen bie on erbalten bie X^omaS^riften t^re SBif^fe utt*
Soften mugte ba^er ou^ bie Kieflonanet treffen, milteniar oon bem ^triare^en (ABBemani, BiU.
unb bieg um fo mefir, als hiefelben immertiin Orient. HI, II, 438). — 9tad^Sbina gtlonstm
aI8 ÖJIaubenSDenDonhte ber JRBmer fit^ baifteü- bie*)Jeftorianerim 3.636. ÜBirerfubrenwioon,!«-
ten. 68 fam bfl^er juniiebeifioItenSGerfDlgungen, «tcDonbenmeittrcnSi^idfüIenbeSS^ripeiil^iunl
namentlich menn ein IMeg jmi|d)en betben ^ei> in bem Sanbc, butd^ eine 3nfi^nfl in f^rif^tt utdl
cften au8btad6 ; fo inSbefonbeie unter (Sifo%iotS I. diinefif^et ©prac^e qu9 bem 3a§re 781, mtlÜft
(531 — B79). 33en SBebrüdungen folgten aber aut^ ein ©laubenSbefenntniS unb eine Elfte ber
fieta nrieber ßünftige 3«itni. unb bie Äirctie ber bofetbft tbäligennefforianifd(ien®eiRH((|enent^t.
Keftorianer entfallele in ben erften Sabr^unber« S)ie änft^rift niuibe bon ben 3cfuilen 1625 in
ten t^reS £8eftanbeS ein legeS unb reidteS Seben. ©an'juenbei©i'gan'fuaufgefunben;nad^bniitl^
6e mürben an Derf(t)iebenen Oden ©(bulen er* ^e^t^eit längere 3tit me^rfac^ bekrittln toomit,
rid^let, unb quS benfe^tn gingen lal^lreidie tüi^tigc fmb bie 3ii^cif<l jule^t aÜmSlig oerftummt. tlffc«
aUfinner deroor ; biefe jeigt ber Satalcg ber (ir^- mani gibt in ber Bibl. Orient. III, II, 538 — 552
liefen ©ifinftfteUei Don Sbebfefu, ben ^ffemani in eine S9efi^ieibung unb ben Segt beS fbiif4"i 3^^
ber Bibliotheca OrientaÜB HI, I, 5—862 leS, bie IRamen Don 70 ®IaubenSboten. 3u tilwm
uid> Appendix, 363 sq. DerSffentliil^t ^qI. ^oä) ^Dlttropolitanfprengel iDurbe baS Sonb bur^ btn
me^r als hierin offenboit fic^ bei blü^enbe ©lanb spatrian^en ©alibagadja (714 — 726) erhoben (jb.
in bei iBet^ätigung eineS lebhaften unb großen III, I, 346).
1 iO
92eftortu9 unb bie 9ieftortaner.
Oiadjöcm bie 5lraber im 7. Sol^rl^unbert ba§
rtrfifd)e 'iHeid^ erobert Ratten, geftaltetcn fid^ bie
i•cr^ülmif1e für bie ^icftorioner nod^ günftiger,
als fte njcnigften» im ^lUgemcinen bereite biSl^er
c,tx::kn n>arcn. 93on ü)^o^ammeb »irb erjä^It,
■: habe mit einem neftorianif^cn 9Kö«cl^ in IBer^^
t'.n^ung geftanben, unb eS imrb \>txmniijzt, ba^
a bieiem feine ßcnntni^ öom ©l^riftentl^um t)er»
^anre. 91u(^ foU ber bamalige ^atriarci^ Sefuiob
rcn (HabolQ (i528— 647) öon 5Kof}ammeb einen
Jtrcibrief erlangt l^aben, ein öielfad^ angefod^teneS
?Ci'ument, bo3 unter bem Sitel Testamentum
iri Pactiones initae inter Muhammedum et
christianae fidei cultores burd^ @abriel @iO'
Villa 1630 in ^^l^arid arabifd^ unb lateinifd^ ebirt
rurbe. Sarin tt)irb ben Grobem befolgten, bie
ii grillen ju unterftüjen, fte nid^t jum Äricg ober
}ur S.^cranbeTung il^rer Sitten unb Q^efe^e ju ndtl^i*
cen. ibnen bei ^erfteUung einer etma serfaUenen
il^iti^e Seibilfe gu leiften; bie $riefter unb SRönd^e
holten fleuerfrci fein, bie armen Saien üicr, bie
reidben .^niölf @elb|lüde bega^len u. f. m. ^IS gmei*
te$ 'IßriDileg erhielt berfelbe ^atriard^ t)on bem
i^baltfen Cmar bie Sufid^erung t)ölliger abgaben*
freibeit für fid^ unb feine Srüber, S)iener unb
Üia^f olger. S^aS Socument mar naci^ bem ^luctor,
bei boDcn um 1300 berid^tet, ju bejfen ^tii nod^
t-srbanben. Sin britteS ^riüileg mürbe bem fol-
5en^e^ ^atriard^en TOoreneS (647—650) burd^
ten ^^alifen ^Ui gu Sl^eil, mei( er bie ÜJ^ol^amme-
bcner bei ber Croberung öon 3KofuI unterftü|jte;
eS mar eine angelegentlid^e Qmpfel^Iung für il^n
unb aüe i^m untermorfenen Sl^riilen (Assemani,
Bibl. Orient, m, II, 94—95). ®ie ©iplome
bctoeiien, mag aud^ ba§ erfte a(§ unöd^t in SBeg»
^:ll fommen, eine frcunblid^e ©cfinnung ber ^Iraber
■;eg£n bie Dieftorianer. gbenfo erl^eltt biefc aus
etncm Sriefe be§ ^atriord^en Scfujab t)on ?Ibia«
Uxit i650 — 660) an ben Dktropoliten ©imeon
rrn Mcmarb)(^ir. Sarin mirb bemerft, bafe bie
Xr^bcr bie c^riftlid^e Weligion nid^t befeinben, fon=
icm empfehlen, bie c^riftlid^en ^riefter c^ren unb
^:^ fttrdJcn unb Älöfter unterftüjen (Bibl. Orient.
III, I, 181). Sie ©ele^rfomfeit, burc^ meldte bie
l'ifftonaner fic^ ouSjcid^neten, fid^erte i^nen aud^
':a:cr bie ©unft ber ^errfd^er. Sie mürben ®e-
■ eimfi^ieibcr, 5(erjte unb Sc^ojmcifter ber ff^o«
i'en. unb in bicfer Stettung fonntcn fic bie ^a6)t
•.brer (SlcubenSgenoffen nid^t menig förbem. 3^tc
fcric erfcfteint bemgemä^ au(^ in biefer ^eriobe
■.r. einem blü^enben Staub. Ser Si^ be§ ^a-
r.ariata mürbe oon bem gerfaüenben ©eleucia«
^:t»:;:hon noc^ öagbab, in bie §aupt[tabt be§
Ä;;u::?ai#. Dcriegt. Sie SDHffion mürbe mit ßifer
rr.5 (?r?Dlfl fortgefefet. (Sben im Einfang bie»cr
'ikricbe bcbnte Re fid) auf d^ina unb uon bo mt
Uz 3eit nod) tueiter im ÜJorben üon *ili)ien aul.
Jr. 1 1 . Sa^rbunbert mürbe ber gürft be« Satorcr;«^
üairmc» Der ftcrait. Der füblirf) Dom Saüalie-:
ucbnte, fcmmt einem großen 3:l;cil feine« Siollfr
crrrrrrc!:. Seri'elbe führte al353af all bc4cftinc?!?a?r
?IP-t *!• —
Keid)eS ben %M Dmang«ftöan. ?ir 5,?::::..
I^iep er ^reSb^ter 3o^onnefi, u^^ n.^a nr^n
3erftörung feine§ SReid^e§ burd) Spanne».«« ^:
1202 liefen über i^n aia «pricÄerfbrnc hir .::
teuerlid^e ©erüd^te um (f. b. to. ^obann« ü-
ht)ttx). Sie 3öi&I ber SDietiopohicr. mur-
mölig auf 25 an, unb bie Sif c bcricbsr cr:ru
fid^ öon ßl&ina bis ^egnpten. pon: S^ai::::!?
jum Sap ßomorin. 6in Scr^iciämii ür
fammt ben Sifd^ofSfifen gib: l'finnzn 1
Orient. III, n, 706— 788. »dr nnn i-ir
aber, au8 ber mir biefe Jiadbndr. iior»::. r-zz
ber 9liebergang. Sm 3. 125f mvzi). hzz
burd^ §ulapu, ben 6n!el ber Sidi:nai5«lhiZL
obert. 3wnä(i^ft mürbe boburd rm Laz: Jr
ftorianer nid^t üeränbert; f»c crrcurcr v,z zir:
aBobltüoHenö be§ erften SWcnapinuicr-i-^nE.
aber bie ff l^ane Sld^meb unb ßaDrimi>n.:»-. ;?rr \r
lam fid^ gumanbten, ^atte Mi 5»?cun±-j=n: r
@nbe, unb als Simur ober S^cmcricr ;-i?n »rn
beS 14. 3a]^r^unbert§ ^Jerncus um :»e :»rr. -
barten Sauber fid^ bemäd^ticit. braa -n:-- Tim
bare Verfolgung über fie ^rx. .SdiLiii: Czr-i!
mürben niebergeme^elt, bie StebxMinp*:: zii it
fernen Dflen erlofd^en unb bie rrmcitr &isnrni.*!
öerfümmerten. 3"9Wc^ brar.r De: ;^isr — ^
meiter öor. Sie Gl^riften miirötr pr:::; zj:
üemid^tet. Sie neftorionififee ftirmc iz zz zL-r-
öon 3nbien abgefeben, aiv ibrt uz'Sjz — i=r
befd^ränft. — Sie ftrcuggag! hv'-^»
T*tS.
rianer mit ben Slbenblonöcrr. r i^'"/,,, z
einige ^Patriard^ gaben m iL. icn^s^- :
rbmifd^en flird^e gegcmibr ".r ".r *■" ' r
ab. Unter $apft gugcr J^. sm .rr r - =^
obe öon tJIoren5«Äim-. ii::::v r: .rrrr
DIeftorianer auf (Friiirrr zz z=rr Izzz.:, •
Ximot^euS öon jLoriür :n.. . zz -i- : -
e^riftenin, 41—4.: .i. r==:r -
gungen fam el i«?n :i' . ,v „ :"* .. r :*
^änfto^ baju gd nn rr::: rr n:
öortretenbe Siul'
f? • — st
■nP"
1551 ftarb, becrtr:
bie ericbigle S&inp. liüis
ber Serorbnim: «-: ^s — r
Saläre 14r»^ oa'-
nödjjflen ^rjpn
©leit^mDij. srar: r~
f^ö^e Dor ^tzx^ r-gg- r:
öerfcmnttirr iz t:- i„, 'I' r
STOöndier. r: San-^xsrzr r— .
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bener r.. f
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Eaaiccri3=rz:=:-
awu'^'iry - — «^ -^.
»f I > II» .
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175
üteftoriuS unb bie ütejlorianer.
176
3un)Qd^§, inbem ber 9RetropoUte @imeon DonSelu^
@ert unb @alama8 ft^ t)om ^atrtar^eneiiaS V.,
bem 9ia(i^foIger beS @imeon Sar 3Slama, 1575
trennte unb mit bem unirten ^atriard^en Sabal«
lal^a üereinigte. gr tourbe beffen 9?od^f olger 1580
unb 1582 in Stom bejlöttgt. Seinen @i^ nal^m
er in Urmio, ebenf o feine 9la(i^foIger. bie alle nad^
il&m ben 5Wamen ©imeon fül^ren (Bibl. Orient,
m, 1, 621 s.). ®a5 ^atrior(|at erlofd^ um 1670.
Surd^ 3nnocen5 XI. mürbe aber 1681 ein neueä
ju Slmib ober ©iarbefr errid^tet, unb biefeS erl^ielt
!id^ ein Sal^rl^unbert. Seine Snl^aber fül^rten aUe
)en Flamen 3ofep^. !Rad^bem ber SRetropoIite SRar
^anna üonTOoful 1778 mit ber fatl^oIifd^enÄird^e
fid^ vereinigt l^otte, mürbe il^m 1780 bie S5ermal»
tung beS @prenge(§ übertragen, unb nad^bem ber
gJatriard^ 3ofep]^ IV. 1828 gcftorben mar, erl^ielt
er 1830 befjen SBürbe. ®er ©ij bcS ^otriard^ötS
mürbe 1830 nad^ IBagbab t)erlegt. 2)er Sprengel
umfaßte 1888 4 ßrabiöcefcn unb 7 ©iöcejen mit
etma 33 000 Seelen. 3^ Sejeid^nung ber Unirten
mürbe ber !Rame Sl^alböer ober d^albäif d^e Sl^riften
üBlid^. (S3gl. Werner, Orbis terrarum catho-
Hcus 1890, 165-171.)
®ie nid^tunirten 9ieftorianer erl^ielten nod^ bem
Sobe bed Simeon Sar 3Jlanm, bei beffen Sr»
l^ebung bie Spaltung eintrat, 1559 als $a>
triard^en Slia3, unb beffen 92ame mürbe t)on aUen
f olgenben $atriard^en angenommen. 3^r Si^ mar
feit 1559 anoful. Später lam er nod^ ffotfl^anneS
ober flod^äneS, in einem faft unjugönglid^en Xl^al
im lurbifd^en ©ebirge, in ber !Rö]^e be§ in ber
neuem 3^t erbauten Sd^loffed 2)fd^ulamerif, am
3flu^ 3ab, an ben ©renjen ^erfienS unb ber
Surfet, unb er blieb bafelbft mit einigen turnen
Unterbred^ungen bi3 l^eute. %uf bie lurbif^enlBerge
unb bie Sbene am See t)on Urmia)^ befd^rönft
ftd^ ie^t fiberl^aupt ber IBereid^ ber fd^iSmatifd^en
9lefiorianer. Sl^re ©efammtjal^l mürbe im 3. 1837
auf 70 000 gefd^äjt. Salb barauf erful^r pe burd^
bie Jhtrben eine erl^eblid^e SSeningerung. ®er fa-
natifd^e ^öuptling Seber IBet) ma^te auf fte gmei-
mal einen Mutigen Eingriff: 1843 auf ben SDiftrict
üonafd^il^tH 1846 auf ben ©ifirict öon Sfl^oma.
S)ie 3ai&l ber Opfer mirb t)on Sai^arb, ber 6alb
barauf bie ©egenb bereiste (populärer Seric^t
über bie Ausgrabungen ju 9linet)e]^, beutfd^ üon
ÜWeifener, fieipjig 1852, 85 ff.), für baS erfte Slut-
bab auf mel^r als 10000, in anbcrcn Sendeten
auf 5000—6000 angegeben. 3m 3. 1892 lief
burd^ bie öffentlid^en Slätter bie 5Rad^rid^t, ber
Steft ber Secte, ber ^atriard^ ooran, fei gur fatl^o»
lifd^en ffird^e übergetreten! Sie mürbe aber balb
als ungenau unb t)erfrül^t be^eic^net, unb ba feitbem
nid^tS mel^r über ben IBorgang üerlautete, f o l^atte
fte AOem nad^ feinen feften ®runb.
SBaS ben S^t\% ber Zl^omaSfird^e anlangt, fo
fd^eint baS S|riftent]^um auf Se^lon nad^ furger
3eit mieber t)erfd^munben ju fein. Som 9. Sal^r«
l^unbert an ermäl^nen bie ©efud^er ber 3nfcl feine
ß^riften mel^r, 3n 3nbien trat im Saufe beSSKittel«
alters gule^t mieber eine Art SSermaifung ein, mie
mir fie fd^on frül^er bafelbft angetroffen l&aben.
3m 3. 1490 gingen menigftenS einige Abgefanbte
SU bem ^atriard^en Simeon, um ft$ Sifd^öfe ju
erbitten, unb berfelbe meil^te für fte }mei ÜRön^e
unter bem 92amen Sl^omaS unb Sol^anneS, m&l^-
renb er fie felbft ju ^reSb^tem orbinirte. 9Kit
Stomas, ber in Salbe mieber nad^ SRefopotamien
jurüdffcl^rte, mäl^renb 3o]^anneS in 3nbien blieb,
gingen bann im 3. 1503 brei meitere 93ifd^5fe in
baS Sanb ab, SabaQal^a, 2)en^a unb 3acob. 2)ie-
felben erftatteten im folgenben 3al^re bem ^•
triard^en SliaS Sendet. 3n bem Sd^reiben mirb
bie 3a]^l ber Z^omaSd^riften auf 30 000 gfamtlien
angegeben, unb als i|re ^eimat mirb 9Dtalabar
begei^net. Unter ben ungeföl^r 20 Stöbten beS
SanbeS merben Sarangol, $alor unb Solom alft
befonberS ]^ert)onagenb ermöl^nt; oon allen aber
mirb bemerft, ba^ in il^nen S^rifien mol^nen unb
d^rifilid^e ftird^en beftel^en (Assemani, BibL
Orient, ni, U, 446—451). S)a eben bamatt
bie ^ortugiefen üon Snbien 93efiJ ergriffen, er»
gaben ftd^ mannigfaltige Serüj^rungen ^mifd^en
ben ffatl^olifen unb Sl^omaSd^riften. ®urd^ ben
Sr^bifd^of SReuejeS t)on ®oa mürbe auf ber @Qn-
obe t)on 3)iamper im Sommer 1599 eine Union
l^ergefteOt. ^iefelbe blieb inbeffen nid^t gan^
beftel^en. 2)ie ©eiftlid^en ber Zl^omaSd^riften,
namentlid^ ber Ard^ibiacon ®eorg unb fein !Rad^«
folger Sl^omaS, ertrugen bie untergeorbnete Stel-
lung, in meldte fie burd^ bie Union gerietl^en, unb
bie Äb^öngigfeit oon ben 3efuiten mit SBiber-
miUen. 3m 3. 1653 fagten ftd^ mel^rere ®emein-
ben oon ber Sinl^eit loS, unb als im folgenben
3a^re ber fd^iSmatifd^e Sifd^of At^aUal^, ber 1652
in baS Sanb gefommen mar, über beffen $erfon
unb Senbung aber feine JHarl^eit befielet, burd^
bie 3nquifttion gu ®oa }um f^feuertob üerurtl^eiU
marb, mürbe ber Abfall faft (^gemein. 2)od^ ge-
lang eS ben Sarmelitem, an meldte fid^ bie treu
gebliebenen Zl^omaSd^riften manbten unb benen
nun burd^ 9tom bie SDtiffion übertragen mürbe, in
furger Stxt mieber gal^lreid^e ©emeinben gur Union
)urüd(}ufül^ren, 84, mö^renb ben Sd^iSmatifem
34 verblieben. Unter biefen t)oIl)og ftd^ aber ba«
malS ein bebeutfamer bogmatif(|er Umf^mung.
2)ie 3acobiten mad^ten fid| bie ^I&xxxm ber S^it
}u 92u^en. 3m 3. 1665 erfd^ien, gefanbt Dom
^atriard^en 3gnatiuS oon Antiod^ien, ber 9Retro«
polite ©regor oon 3erufalem in SRalabar; er ge«
mann bie fd^iSmatifd^en Sl^omaSd^riften für bie
Seigre beS SutQd^eS, unb bief e, baS gerabe ®egen»
tl^eil ber biSl^er |errf d^enben neftorianifd^en Seigre,
blieb fortan bei il^nen beftel^en. An 3a^l ftanben
biefelben ben unirten Zl^omaSd^riften aud^ in ber
gfolgegett nad^. 3)ie Angaben lauten übrigens
jiemlid^ ocrf d^iebcn. ®cr englifd^e Sefibent SRunro
fprid^t in einer ®cnffd^rift um 1818 üon 10000
Seelen unb 53 ftird^cn bei ben Sd^iSmotifem
unb üon 150000 anberen ß^riftcn, mobei er ben
Unirten einige meitere SBefcl^rte beigäl^lt. ®a8
177
SJcjtoriuS unb bie SRcftoriancr.
178
Madras Catholic Directory für 1866 gibt bie
^I bcr mttrten @Qrer auf 160000 an mit
87 SMim, 100 StapOita, 254 gerieftem unb
6 ^ßnefterfeminarien, unb bqu f ommen noc^ einige
fnr^ ®emeinben im SSicariat Ouilon unb 18
Semdiibdi im Sprengel Don @oq. ®ie nid^t-
nnxten X^omaS^riften merben in berfelben @d^rif t
auf 40000 beregnet. 2)er offideUe Treyandnim
Ahnanac für 1871 gibt bieje. gegenüber 283 000
mixten unb lateinifc^ flat^olilen, auf 300000
an ; ber SRif^nar Safer b. 3. bemerft aber ba-
gefRi, ba| bie Soffi ber 3acobiten fid^ nid^t über
ITOCkK) belaufe. SDßemer üer^eid^net (Orbis terr.
cmtludiciis, 1890, p. 175) 208551 fatl^oHfd^e
Z^omoSc^en. (Sgl aRüabouer^ @efd^i(^te ber
fa^L SKffionen in OfHnbien, ÜJlünti^en 1851 ;
@ennami, S)ie iKrd^ ber X^omaSti^rifien, (SüterS*
lo^ 1877.)
Snbcm bief er gefd^ci^tlic^en Ueberfic^t einige 9e-
Qctfungen über bie Sigentl^ümlid^feiten ber @ecte
beigefügt n>erben, i|t Dor Mem über bie Seieid^-
mmg etUMSju fogen. 2)ie bei il^r felbft üblid^en
5iamenfmbaKe{16i$UK, b.i.9tad^foIgerbe8!Dleffia9,
%tfiront, b. i. ^ojaräer, S^rer, Slff^rier, Orien-
aüen. 3n ber neuem ^tii tommen bismeilen
011^ bie Sejeid^nungen 92eftorianer unb Sl^alböer
Mff. Sfrü^r bagegen mürbe ber 92ome t)on ber
6cde abgelel^nt, ba 9tefbriu§ il^r mol^I al3 3^uge^
ober niil^t alS Url^eber il^rer Seigre gilt. Siner
i^ bebeutenbflen Sd^riftfteller im SRittelalter,
ebebiefu, aßetropolit Don @oba ober !Riftbi§ (1290
M 1318), bemerft in ber ©d^rif t ^gbelflein" (c. 4),
tflbem er t)on einer breifad^ Spaltung ber ^ird^e
W^t mtb tttDäfftd, ba^ ein S^eil ber Sl^riften-
iieit (Sine Statur unb Sine ^rfon in Sl^riftuS be»
fenne, ein anberer gmei 92aturen unb Sine $erfon,
oon bem britten Xf^tü, bie Orientalen befännten
)vei Staturen unb ^mei $erfonen in S^riftuä, in-
tern fie bie äBal^r^eit nid^t Deränberten, fonbem
fte 10 bema^rten, mie fte il^nen t)on ben Spofteln
pifbrn; man nenne fie mit Unred^t 92eftortaner;
bemi 92ePonud fei nid^t il^r $atriard^ gemefen unb
habt auid^ nid^t i^re @prad^e Derftanben ; inbem
ne inelmel^r f^biim, bai t)on i^m jmei Staturen
mb »oei ^rfonen al§ Sin Bo^n ®otte§ unb
Kl S^rifhtS Derfünbigt merben, l^ötten fte feinen
SUmben atö ben ortl^obo^en beftötigt ba aud^ fte
Wbp bie gleid^e Se^re ^üm ; 9teftoriu8 fei alfo
tbnen gefolgt ni(^t fte bem StejtoriuS (Assemani,
BiW. Orient IH, I, 355). Sntfpred^enb i^rer
C^riPologie üenoeigem fte ber feligfien Sungfröu
^ f[rabicat ®otteSmutter unb befd^rönfen ftd^
caf bie Beaei^nung ^ßl^riftuSgebärerin", bie
bereits t>on 92ef}oriu8 empfohlen morben toar. ^ud^
9 bie Sere^rung^ bie fie SDtoria sollen, geringer
aH in ber fot^olifd^en ffird^e. Uebereinftimmenb
Mib ferner berid^tet, bag fte ben religidfen Silbern
abgeneigt ftnb, nid^t etma nur i^rer SJerel^rung,
iDibem oud^ i^rer 9uffleOung. S6ebiefu fü|rt al§
3crt(ttm ber SOteld^ten unb 3acobtten auf, ba^ fte
io^fidü^ Silber in ben Aird^en l^aben unb fogen,
fie feien alle 5U t)ere^ren (Assemani 1. c. 305).
92ur baS jheua unb ba§ !BtIb S^rifti ^at im un-
gemeinen eine @teUe in il^ren ©otteSl^äufem. SSaS
^ffemani (Bibl. Orient. HI, II, 349—354) ba-
gegen anfüj^rt, ben)ei3t gegen ben allgemeinen 2:]^at«
beftanb nid^t oiel. ^I^re Sacramentenlel^re ift
f d^manfenb unb unbefttmmt^ unb bei il^rem f rül^en
%[u§fd^eiben au§ ber ffird^e fann bie Srfd^einung
nid^t befremben. ^pcz mittelalterlid^en ©d^rift«
fteller l^aben jmar bie ©iebenjal^I. 3lber ber 3n»
balt ift nid^t berfelbe, mie in ber fatl^olifd^en ßtrd^e.
Sbebjefu fd^reibt in bem „Sbeljiein" nad^ ^ffe«
maniS lateinif^er Ueberfe^ung: Sacramenta ec-
clesiae septem sunt juxta mentem divinarum
scripturamm. Primumestsacerdotitun, quod
perficit omnia sacramenta; secundum sanc-
tum baptisma; tertium oleum imctionis; quar-
tum oblatio corporis et sanguinis Chnsti;
quintumremissiopeccatomm; sextum saönmi
fermentum ; septimum signum vivificae cru-
cis. ®er ^atriard^ 3:imot^eu8 n. (1318 bi§
1360) t)erfa6te ein Sud^ über bie fieben Sacra«
mente, unb barin mirb gebanbelt 1. de sacer-
dotio, 2. de consecratione ecclesiae et altaris,
3. de baptismo et sacro oleo, 4. de sanctis
sacramentis corporis et sanguinis, 5. de bene-
dictione monachorum, 6. de officio pro de-
fünctis, 7. desacramentodesponsationis; am
@d()tug be§ Sud^eS mirb bann nod^ ein Siopikl
de indidgentia seu poenitentia et remissione
peccatormn beigefügt (Bibl. Orient. HI, I,
356 ; m, n, 240). 3)ie eingaben ftimmen alfo
nid^t einmal unter ftd^ überein, gefd^ttjcige bemt,
bog fte mit ber fie^re ber fatl^olifd^en Jhrd^e ftd^
betfcn mürben, unb eine öl&nlid^e Unentfd^icbcnl^eit
pnbet fid^ fpäter. Slffemani bemerft öon ben neue»
reu 9Jeftorianem, ba^ fte nid^t meniger irren, in«
bem fte balb eine fleinere, balb eine größere 3ö^I
annel^men unb üerfd^iebene ®inge mit einanbcr
öermifc^cn. Sro^bem glaubt er, gegenüber ber 93e«
l^auptung Don Sa Sroje (Histoire du christia-
nisme des Indes, 1724), bie 9^eftorianer l^öttett
nur brei ©acramente: Saufe, Sud^ariftie unb
Drbo, unb blo^ Singeine erfännten aud^ bie SBu^e
al§ ©acrament an, auS ben Dtitualen nad^nieifen
gu fönnen, bafe bie 9leflorianer in biefer Segiel^ung
mit ber fatl^olifd^en ßird^e übereinftimmen (Bibl.
Orient, m, II, 241—337). 2)er apologetifd^c
Sifer trieb i^n aber l^ierbei offenbar gu weit. SJon
bcr SBeid^t räumt er (p. 288) jubem felbft ein, ba^
fie jd^on feit öielen Sal^r^unberten abgefd^afft fei.
®ie lejte Delung l^at in feinem ber angefütjrtcn
ffiergei^niffe eine ©teile. 3n bem erften fcl^It aud^
bie Si^e. S)ie Su^e erfd^cint in bem gmeiten al§
bloßer 5Wad^irag, unb fte fönnte im ©inne be§ S5er»
fafferS nur auf ffoflen ber ©iebcnjal^I ju ben
©acramenten gered^net toerbcn. ®iefe Qaffi fd^eint
übrigens oud^ fortan im 5lIIgemeinen fcftgel^alten
toorben ju fein. ®od& fügt Sa^arb (o. a. D. 99,
Seric^t über bie Ausgrabungen ju 9iincöe]^), in-
bem er barüber berid^tet, au^ bei, bo^ in Säejug
179
JleftoriuS unb bte SRcporianer.
180
Quf bte S<^^^ unb baS SBefen bec @acramente gro^e
3ipeifd gu l^crrfd^cn fd^cincn. ®ie gfoflcn flnb naci^
bcmfelbcn Serid^tcrftattcr jcl^r jol^lrcid^ unb werben
ftreng beoba^tct, naci^ einem anbem®ema]^r8ntann
iebo($ weniger ftreng afö bei ben ® ried^en unb 3lnne»
niem. S)er ©enufe üon gfleifti^ ift für 152 Sage,
alfo fap für biefeälfte be§ Saläre«, verboten. ®\txä)
bem @onntag ift auä) ber Sobbat^ ober @Qm8«
tag ein möd^entliti^er gfeiertag. S)ie Siturgie wirb
nur an biefen beiben Jagen, fotoie an ben Sal^reS»
f eften gefeiert, unb ^toar in ber gfaftengeit am Sbenb.
SDie gfeiertage beginnen über]^au))t mit bem 9lbenb.
S)ie ^ierar^ie ^at aci^t Stufen. SDiefelben finb :
1. ber flatl^oHfa ober gJatriarfa; 2. ber ÜRutran
ober SJtetropoIita, ber Sr^bifd^of ; 3. ber ffl^alfa
ober ßpiffopa, Sifd^of ; 4. ber arc^ibjafono, Slrd^i-
biaconuS; 5. ber Ra\ä)a ober ffafti^il^fti^a, bei ben
3:]^oma§d^riften ffajfanar, ^riefter; 6. ber @d^am-
mafti^a, 2)iaconug ; 7. ber ^ul^pobiafono, @ub«
biaconuS; 8. ber Jtarul^ia, fiector. 2)ann unb mann
merben aber auc^ nod^ einige weitere OrbineS an-
gegeben, änt Snf d^Iu^ an bie l^immlif d^e ^ierard^ie
)ö$Ite man in^befonbere gerne neun OrbineS, in-
bem man jwifti^en ben Urd^ibiacon unb $re§b9ter
ben ^eriobeuten aI3 Tiad^folger beS Sl^orbtfd^ofS
einfette, unb fa^te je brei afö ^totx^t ber @tufen
be§ S)iaconat§, ^reSb^teratS unb Spif copatS (Bibl.
Orient, m, n, 788-793). ®a5 für bieOrbina-
tion Dorgef (i^riebene 9llter ift im allgemeinen niebrig.
Sbebjefu forbert für ben ©iaconat nur 18 Saläre,
t^für ben @ubbiaconat unb ben fiectorat genügte ein
nod^ geringered Snter. 2)erg}re8bt|ter foUte 253a]^re
alt fein; eine alte SJerorbnung t)erlangte fogar
30 Saläre (Bibl. Orient, m, H, 336). SDie Sor«
f d^rift würbe inbeffen namentlid^ bei ben Xl^omaS-
d^riften fpäter ftarf t)erle(t. S)a| ben $rieftem unb
weiteren nieberen @eiftlid^en bie Sl^e erlaubt ift, war
bereits oben su erwöl^nen. ^ier ift beizufügen, ba^
bie Sl^e, im ©egenfa^e jur $rap§ ber ortl^obosen
morgenlönbifd^en jlird^e, au^ nad^ ber SBeil^e ein*
gegangen wirb, unb ba^, wenn nid^t fd^on f rül^er,
{o bod| in fpöterer 3^t eine mel^rmalige Sl^e ge«
ftattet war; benn Sbebjefu mad^t e3 ben Sacobiten
gum Vorwurf, ba^ fie eine }Weite Sl^e at§ ^inber-
nife ber SBei^e betrad^ten (Bibl. Orient, m, I,
305). ®er ^atriard^ würbe nad^ einer ißerorbnung
ajlar abaS' I. öon uier ÜKetropoKten unter Sei«
giel^ung t)on je brei Sifd^öfen au§ ben $rot)tngen
berf elben gewählt. 9lad^ einer ©^nobaloerorbnuug
bc§ «Patriard^en Simotl^euS I. (778—820) l^atten
nod^ einige weitere SRetropoIiten tl^etlgunel^men
(Bibl. Orient. HI, I, 77. 350). TOit bem fpäter
eintretenben S^^\^^ ücrringerte fid^ naturgemäß
wieber bie S^l^t ber SEBäl^Ier. Um bie SRitte be§
15. Sal^rl^unbertS würbe ed üblid^, ben ^atriard^en
au8 einer unb berfelben fSfamilie gu wäl^Ien, unb
bie ^rajiS be]^aul)tete fid^ bis in bie neuefte Stil
Um bie TOitte bcS 16. Sa^rl^unbertS erful^r fte mit
ßrl^ebung beS Sol^anneS ©ulafa gwar SBiberfprud^.
Aber eS folgte nur eine anbere Familie im 93efije
beS ^atriard^atS, bie be§ neuen Snl^aberS ber
SBürbe. 2)ie erblid^e @ucceffion würbe bid 1842
beobad^tet. 9tad^ ber Stegel foDte bie SSBürbe oom
O^eim auf einen 9leffen übergel^en, unb berfelbe
würbe für baS ^mt in bejtimmter SBeife ergogen.
Sr burfte inSbefonbere niemals f^f^eifd^ geniefen.
Sbenfo l^atte bie ÜJlutter wöl^renb ber SAt ber
@d^wangerfd^aft, unb fo lange baS ftinb geföugt
würbe, beS fJfleifd^genuffeS ftd| gu entl^alten. IBiS
}um Snbe beS 15. 3a^r^unbertS würbe Don ben
^atriard^en ber ffül^ere 3lamt ober ber Xonfnome
beibel^alten. Son ba an begegnet unS, mit einer
9u8na]^me, gunöd^ft jtetS ber !Rame @imeon, unb
bie @itte, einen beftimmten !Ramen ongune^men
unb fortgufül^ren, it^avipUk ^d^ fortan, wie fid^
fd^on aus ber ®efd^id|te ber mit bem ^al^re 1551
beginnenben Spaltung ergab. Sine Sifle ber ^-
triard^en gibt ^{femani BibL Orient. HI, I, 611
ad 623 unb in ber Schrift De Gatholicis seu
Patriarchis Ghaldaeorum et Nestorianomm
commentariushistorico-chronologicaSy 1775;
nad^ biefer ftnb im ißor^ergel^enben bie äol^reS«
jal^len gegeben. Sine anbere, gum S^eil bebeutenb
Derfd^iebene f. Elementa Unguae Chaldaicae,
qnibus accedit series patriarcharum Ghal-
daeorum a Josephe Guriel exarata, Bomae
1860, 144 sq. S)er Sifd^of würbe frül^er Dom
SIeruS unb SSoß in ©egenwart ber Sifd^öfe ber
^roDing frei gewöl^It. SKit ber Sefd^rönbtng beS
^atriard^ateS auf eine Sf^^milie würbe ober aud^
bie bifd^öflid^e SQBürbe in gewiffen f^familien erb-
lid^. S)emgemög werben aud^ bie näd^ften Ser-
wanbten beS SBtfd^ofS für feine 9iad^foIge enogen,
unb erft wenn unter il^nen (ein geeigneter Sanbi«
bat ftd^ finbet, finbet eine SBal^I auS bem SIeruS
ber ^Diöcefe \iait SDer $riefter wirb Don ber @e«
meinbe gewül^It, unb berSijd^of ift gel^atten, bem
©ewöl^Iten bie SBeil^e unb baS ^mt gu geben.
Sel^nlid^ fommt bie äBal^I ber übrigen @eifUid^
bem ^riefter unb ber ©emeinbe gu. Sei bem IBe«
fianbe ber gjriefterel^e folgt naturgemäß ber Qcifyx
nid^t feiten bem SSater. jflöfter faben bie Üteflo«
rianer gegenwartig nid^t mel^r, wennfid^ aud^ ein«
gelne ^erf onen ber ^Scefe wibmen unb inSbef onbere
baS @elübbe ber jleufd^l^eit ablegen. S)ogegen
l^atten fte in il^rer 99Iütegeit giemlid^ Diele Jaöper.
tlffemani göl^U bie 9tamen Don 31 Käufern ouf
unb weist nod^ einige weitere nid^t na|er belonnte
nad^ (BibL Orient. in,n, 874-881). aWitbem
9liebergang ber ffird^e fmb fie nad^ unb nad^ ger«
fallen. ®aS eingige, baS fid^ erl^ielt, ifl im ^e«
fi^ ber Sl^alböer. (!Bgt. auger ben bereits an«
gefül^rten ©d^riften: jfarl ätitter^ S)ie Srbfunbe
im Serl^öltnig gur 9latur unb gur ©efd^id^te
beS ÜWenfd&en, 19 93be., »erlin 1822—1859,
bef. Sb. IX; 3. ©ilbcmagl, Serfaffung unb
gegenwärtiger Seftanb fämmtlid^er Aird^en be^
Orients, SanbS^ut 1865, 202 ff.; aud^ Härder,
Historiae Primatium ecclesiae Nestoriano-
mm ab 'Amro filio Matthaei arabice scrip-
tae versionis specimen, 9leumünfter [^rogr.]
1890.) [D. Sunt]
181
9lcttcr — SReugart.
182
Jbftar, %\^omai, mit bem Seinamen SBal-
benfiS, doetorpraestantissimiis, ein berühmter
X^Ioge Qu8 bem Sarmeliterorben, 5U äBalben in
ber $romiig Sffes in Snglanb um 1380 geboren.
empfhig feine @tubim unb ben S)octor]^ut an ber
Umöerfitat Osfotb unb trat }u Sonbon in ben
Orben ber &!rmeliter. flönig ^einrid^ lY. t)on
Snglanb fanbte i^n 1409 jum Soncil t)on ^x]a,
in iDtld^m er gegen bie^nl^önger ber beiben®egen«
päpfle topfet (ömpfte. !Rod^ Snglanb gurüdgele^rt
imb 1414 )um $rotnn)iaIprii)r feineSOrbenS ge-
tollt, trat er gegen bie SBicIifiten mit größtem
(Eifer auf unb ttxigte cd fogar, jtönig ^einriti^ V.
%i^dffiglett in IBejtrafung ber |)öreti(er in öffent-
lidSiet $rebigt 5U rügen. 3m % 1415 mürbe er
inr €9nobe na^ Jfonftans gefenbet. 3m 3. 1419
nxnb er mit einer ©efonbtfd^ft an ben $oIen(5nig
äagcOo betraut, um biefen mit bem S^eutfd^meifter
SK^ael )u Derföl^nen. msSeid^ttmter ^einrid^SV.
Ponb er bemfelben bei feinem Sobe 1422 bei unb
befleibete nad^^biefelbe ©teile unb bie eines ®e-
(eimfecretärS bei jf önig ^einrid^ VI. SDief em folgte
er nod^ $ari8 {ur jhdnung, fiarb aber untermegS
|tt Slonen im 3. 1430. ^ttttx, t)on feinen OrbenS-
genoffen alfi il^r f)auptt^eoIoge Derel^rt, l^at eine
Stenge Don Sd^riften t)erfagt^ Don benen nur
ein einziges, ober fel^r umfajfenbed unb meitlöu-
figeS 9Beirf gum S)rud(e gelangte, ba§ Doctrinale
antiqnitatom fidei ecclesiae Gath. adversus
Wiclevitas et Hussitas, Paris. 1532, Salmant.
1556, Venet. 1571. ©orin l^anbelt Ketter Don
Sott, (E^riftuS, f^ttn%, ber JKrc^e, ben OrbenS«
knten, ben Saaomenten unb @acramentalien, unb
iBMt in ber 3Beife, bo| guerft bie 3rrtpmer SBBi«
difÄ ober ber SSBicIipten üorgetragen, bann biefen
3rrt^ümem ©teilen ou8 ber l^eiligen ©d^rift, ben
Sötem unb fird^Iid^en ^uctoren gegenübergefteüt,
vab sule}t, menn ed ndtl^ig f d^ien, barauS Sonclu-
jionen gqogen werben. 9lu§ biefem SBerfe, einer
rtic^^Itigen gunbgrube t)on ©teilen au§ Dielen
Inctoren, l^ben in ber gfolge Diele SontroDerftften
gef^öpft; bie^ ^tte ouc^ barin feinen ©runb, ba^
!ietter beinol^ atte bie aWaterien bel^anbelte unb
be^onbeln mu^te, bie nod^l^er gmifd^en ben ffat^o*
lifen unb ^roteftanten gur ©prad^e famen. SBa^r>
j(^Iid& ifl er oud^ ber S5erfof)er beS SOSerfcS Fas-
cicüli Zizaniorum Johannis Wyclif cum tri-
tico (berouSg. Don 9BB. ©l^trle^ in ben Rerum
britannicamm medii aevi scriptores, London
1858). (93gl. Cave, Hißt. Ut., Appendix, Basil.
1744, 112; Oudin, De script. eccles. III,
Lipsiae 1722, 2214 sq.; Du-Pin, Bibl. XH,
ed. 2, Paris. 1702, 88.) [©d^röbl.]
'gUmttittnfis^ f. SBil^elm Don S^etoburt).
Temgttti, Irubpert, 0. S. B., ^iftorifer,
gelehrter ÜRönc^ Don ©t. Slafien, mar am 23. gc-
bruar 1742 al§ ©o^n Dermöglic^er SItem 5U fßxU
lingen auf bem ©d^mar^malb geboren, mad^te feine
Stubien ju ©t. ®eorgen unb ©t. Slaficn im
BäftDaiitDQlh, legte an Icjtercr ©tcüe 1 759 bie Dr-
bfn$gelubbe ah unb mürbe am 1. 3uni 1765 5um
^riefter gemeil^t. TOit SSorliebe betrieb ber junge
^riefter unb DrbenSmann biblifd^e ©tubien, fo
ba^ er bereits 1767 otö «Profeffor für orientalifd^e
©prad^en unb ^ermeneutif an bie ^od^fd^ule gu
greiburg im Sreiögau berufen mürbe. 9lber fd^on
nad^ Dier 3nl^ren rief x^n fein 9lbt ©erbert nad^
©t. Slaften gurüd unb übertrug il^m baS fiel^ramt
ber Sl&eologie an berfliofterofabemie. Son 1780
an Dermaltete er at§ SspofituS Derfd^iebene feiner
^btei unterfteüte Pfarreien, namentlid^ ®urtmeit,
unb mar bann nad^ einanber ©tif tSbecon unb ©tatt«
Wolter be§ 9leid^§ftifte§. 2)ie ^btSmürbe fd^Iug er
aus Sefd^eibenl^eit au8 unb )og eS Dor, ftatt i|rer
bie ^ropftei gu jhogingen im ^eiSgau gu über»
nel^men. ^ier lebte er foft gan} ben l^iftorifd^en
©tubien, DoUenbete l^ier oud^ ben erften SBanb eine§
trefflid^en ffierfeS, ba§ ben litel f ü^rt : Episco-
patus Gonstantiensis. Scribebam Erozingae
in Brisgovia die 9°^* Augusti 1802, l^ei^t e§
in ber ^ibmung an ben t^ürften Don 3)alberg.
9118 ba§ jnofter ©t. Slaften an Soben !am, gab
Pd^ P. 5Reugart für beffen Sortbeftanb oDe SKü^e,
jebod^ Dergeblid^. ©0 }og er 1807 als Sbgefonbter
Don ^bt unb SonDent nad^ SBien, um megen Ueber«
fieblung beS ©tifteS nad^ Oefteneid^ gu Derl^n«
beln, unb eneid^te bofelbft, ba^ ben Angehörigen
ber ^btei baS auf gel^obene ff lofter ©t. $aul über«
laffen mürbe fl. b. Srtt. ©t. ©lafien unb ©erbert,
SRortin). !Rad9 berUeber^ebelung begann !Reugart
eine umfoffenbe Xl^ötigfeit gur Srforf^ung ber @e»
fd^id^te ffömtbenS, fe|te aber aud^ bie Sefd^id^te
beS SBiSt^umS ffonftang fort. Sr Derftarb gu
©t. $aul am 15. ®ecember 1825 al§ 3nbilar»
priefter, 83 3ö^te alt, unb liegt bort auf bem
Qfriebl^ofe ber 9lbtei begraben, ©ein ®rab trögt
bie Snfd^rift: P. Trudpertus Neugart, Decanus
conventus ad div. Blasium, Doctor et Prof.
Theologiae, * 23 Febr. 1742, f 15 Dec. 1825.
(©. ffrauS, 3)ie Äunftbenfm. b. ©rofel^ergogtl^umS
»oben m, Sreiburg 1892, 73 ; biograpl^ifd^e Auf«
geid^nungen Don 5Weugart§ SanbSmann, QtxU unb
ftloftergenofjen P. ftettcnadfer befinben fid^ l^anb«
fd^riftlid^ im ©tifte Sinfiebeln.)
5Reugart ift ber größte ^iftorifer ©t. SlafienS
unb näd^ft gürftabt ©erbert ber gelel^rtefte Sene»
bictiner beS an ©elel^rten fo reid^cn ©tifteS. 9ll§
©erbert ben großartigen $Ian gur Verausgabe
einer Germania sacra faßte, fiel P. S^cugart eine
Hauptaufgabe gu. ©eit 1780 arbeitete er an ber ®e«
fd^id^te beS uralten unb umfangreid^en SiStl^umS
ftonftang. 511S S5orarbeit l^icrgu Deröffentlid^te er
baS Ürfunbenbud^ Codex diplomaticus Aleman-
niae et Burgundiae trans-iuranae intra fines
dioecesis Constantiensis, S. Blas., tom.1 1791,
tom. II 1 795. ® er erfteSanb beS erften Xl^eileS beS
Episcopatus Constantiensis erf d^ien 1 803 gu ©t.
SBlapen; ber gmeitc, bis gum Saläre 1308 reid^enbe
93anb mürbe in ©t. $aul Dollenbet, aber erft 1862
bei §erber in greiburg gebrudCt (Episcopatus
Constantiensis Alemannicus sub metropoli
Moguntina. Chronologice et diplomatice illu-
183
Slcugric^ifti^e ffird^c — Slcujal^r.
184
Btratus. Partie I tom. 2 continens Annales tarn
profanos quam ecclesiasticoB cum statu Ute-
rarum ab anno 1101—1308, Friburg. 1862).
@ott)o^I l^inftd^tlid^ ber l^iftorifd^en SRet^obe qI§
bcr ®arftdlung teilet \\ä) bicfcS äBBcr! bcn bcftcn gc-
jd^id^tttd^cn Sciftungcn on. Qftül^^t l^atte 9leugart
öcröffentUd^t: 93cfd^rcibung bcr fcicrlid^cn lieber«
jejung einiger ©ebeine bc8 1^1. Finnin, @t. Sälapen
1777; Doctrina de sacramento poenitentiae
recte administrando, S. Blas. 1778; Spicile-
gium precum quotidianarum ad usum sacer-
dotum, ib. 1787. 9?ad^ iJämtl^en übergefiebelt ar=
beitete P. Srubpert mit allem difer an ber färnt^i«
fd^en ®e{d^id^te, n)oräber er mel^rere gebiegene
@d^nften l^erauSgab, nömlid^ : Analecta Carin-
thiaca et Juvaviensia, ^anbfd^rift üon 1816 ; Co-
dex traditionum monasterii S.Pauli notis illu-
stratuB, ^anbfd^rift t)on 1818; Historia mona-
sterii Ord. S. Benedicti ad S. Paulum in valle
inferioris Carinthiae Lavantina, 2 voll., ge«
brudtt filogenfurt 1848 u. 1854; Ruxit @efd^id^te
beS Sl^orl^enenftifteS Sbemborf in jförntl^en, ab«
gebrudt im Slrd^it) für tömt^ifd^e ©efd^id^te unb
XopoQXQpf^xt, 1. 3a^rg., ftlagenfurt 1817, 97 ff.
ferner berfa^te 92eugart Specimen lexici topo-
graph.-genealogici interioris Austriae, ^anb«
fd^rift t)on 1818, unbLibellus majores matemos
Eudolpbi I. regis exhibens (edidit L. Weber),
Klagenf. 1850. (Sgl. 6. öon SEBui^bad^, »iogr.
2e|ifon beS ftaif ert^umS Oefterreid^, SBien 1869,
XX, 246—249; 3. «aber, SDaS ehemalige ff lofter
@t. !BIaften auf bem Sd^mar^malbe unb feine ®e«
le^rten«9lfabemie, grcib. 1874, 115 ff., Sonber«
abbrudf auS b. greib. 3)iöcef an«Slrd^it) VIII ; SRone,
OueUenfammlung ber babifd^en fianbeSgefd^. I,
ffarlSru^e 1848, 49; ®erf., ©efd^id^te beS Dber-
rl^einS, neue Solge IV, 1, 46 ff.) [flrieg.]
SI^fltie^iMe <^iti6e, f. @ried^enlanb V,
1215 ff.
^mt^atüifdie $)nrai6e nnb c^ifetaftir, f.
9iab6inifd^e Sprad^e unb Siteralur.
9^i^t, b. 1^. ber 3:ag, t)on metd^em ab ein
neues ^af^x ge}ö]^It mirb, ift ein cont)entionener
Sermin, ber, ttjie bei ben einjelnen ffiölfem, fo
oud^ im SBed^fel ber Sitten bei bemfelben Solle
toerfd^ieben ttjar. 3n ber Qfrift eines SonnenJal^reS
tommen nad^ ben bonDaltenben Ser^öltniffen t)er«
fd^tebene 3al^te§gren)en unb bamit t)erfd^iebene
3Ql^teSanf önge )ur ©eltung : baS bürgerlid^e ober
ff alenberial^r ; baS an biefeS fid^ anf d^Iie^enbe ürd^«
lid^e 3ö^r ber feft batirtcn, ftel^enben gefte, ber
öorjugSmeifeffird^enjal^r genannte 3Q^teSIouf ber
betoeglid^en gfeftäciten; baS Steuer«, baS 2Kiet^=
unb ^ad^t« ober ffiicnftial^r u. bgl.
S)ie alten Slegi^pter begannen il^r ^af^x an
bem Sage, an ttjeld^em ber SiriuS in ber SKorgen«
bömmerung gum erften SRale fid^tbar mürbe, baS
jübifd^e S5oIf am erften Sage beS SKonateS 3Jifan,
in meldten baS grül^UngSäquinoctium unb baS
Dfterfeft einfielen; mit biefem Sage beginnen bie
3uben no(^ je^t il^r religiöfeS ober tJf^PJo^r, mäl^«
renb fte i^r bürgerKd^eS ^aJ^x am 1. Sifd^ri mit
bem eintritt beS 9{eumonbS sur S^it beS ^erbft«
öquinoctiumS (f. b. Srt. gfefte bei ben 3uDen 4,
ob. IV, 1442) anfangen, »ei ben d^riftti(^en SBöl«
fem waren bis in bie neuere ^txt, mo ber 1. 3önuar
als 9^euia]^rStag allgemein angenommen mürbe,
f ed^S berfd^iebene 3ci^reSanfönge in ©eltung : bei
ben ®rie(|en ber 1. September, im Sbenblanbe
(im ^nfd^Iu^ an ben altrömifd^en @ebraud^) ber
1. Tläxi unb ber 1. 3anuar, fomie mit 9^üd(ftd^t
auf bie d^riftlid^en gfeftgel^eimniffe bie ^efte 3Bei^-
nac^ten (25. S)ecember), SOlariö SSerfünbigung
(25. 2Rär3) unb Oftem. «IS baS E^riftent^m
im römif(|en SReid^e ftd^ ausbreitete, (onnte bie
ftaatlid^e Sal^reSbered^nung t)on ben Sl^riften un«
bebenQid^ befolgt merben, ba biefe rein bürgerlid^
Einrichtung ben d^riftlid^en ©tauben unb baS reli-
giöfe fieben nid^t berül^rte. 3)en 3ct]^teSanfan9,
ber feit ber ©rünbung 3tomS ber 1. SKars mar,
l^atte 3ul. (Söfar bei ber Sinfü^rung beS nad^ il^m
benannten ffalenberS (46 b. Sl^r.) enbgülttg auf
bie ffalenben beS 3ctnuar Derlegt. ®a nun aber
ber 3a^reStt)ed^feI, baS 5Weuia]^rSfeft, in SRom unb
in ben ^robinjen mit abgöttifd^en gfeftlid^fetten
ju eieren beS 3anuS, mit auSfd^meifenben ©elagen
unb einem aQe Sittlid^feit t)erle^enben SRummen-
fd^an} gefeiert mürbe unb aud^ Sl^riften an bie«
fem anftö|igen unb fünbl^aften Sreiben pd^ Jbe-
tl^eiligten, fo fallen fid^, nac^bem bereits Sertuuian
(De idololatr. 14) gegen biefeS l^eibnifd^e Un-
mefen fflage gefül^rt §atte, im Occibent mte im
Orient, in 3talien, ^frifa unb ©aEien bie 93i»
fd^öfe unb bie Soncilien bis über baS 8. Sal^r-
l^unbert l^inauS gejmungen, gegen bie «uSfd^mei-
fungenam92euia]^rSfefteeinbringIid^iuma]^nen;fD
bie |tt. ambrofiuS (Sermo 7), «uguftinuS (Senn.
197. 198 ; ögl. Contra Faust. 20, 4), ^etruS
Sl^rl^foIoguS (Sermo 155), Sl^rpfoftomuS (Hom.
in Kalendis), SRa^imuS t)on Surin (Hom. 1 6), baS
gmeite ßoncil bon SourS im 3. 567 (can. 17), baS
oierte t)on Solebo im 3. 633 (can. 11), baS trul-
lanifd^e Soncil 692 (can. 62) u. 9. Sine anbere
Sitte, bie ber 9leuj[a]^rSgefd^enfe, ber strenae,
mürbe megen i'^reS 3ufctmmen]^angS mit bem
©öttercult unb i^rer aberglöubifd^en Deutung,
bann aber audj^, meil fte infolge eines übertriebenen
fiupS bie focialen ißerl^ältnij^e fd^öbigte, bon ben
Krd^Iid^en Seigrem unb ben Soncilien nod^ im
6. Sol^rl^unbert nid^t minber befämpft (f. b. Sri
gefte, öoIfStpmlid^e, ob. IV, 1396 ff.). ©qS
t)ermerfenbe fird^Iid^e Urtl^eil rid^tete fid^ einjig
gegen bie ^eibnifd^en Slnfd^auungen unb ben tbi-
fug bei ber gfeier beS neuen 3cil^teS, nid^t aber
gegen biefe Qfeier felbft ober gegen ben ©ebraud^,
mit ben Reiben gleid^mft^ig baS 3a^r ju beginnen
unb )u ^äl^Ien. S)er 1. 3anuar als 9teuial^r er«
l^ielt ^ugleid^ mit bem jiulianifd^en ffatenber ge«
mifferma^en eine fird^Iid^e Slpprobation baburd^,
bafe bie Sterbetage ber 2Rarti)rer unb anbere reit«
giöfe ©ebenftage nad^ bem Sd^ema biefeS ffa-
lenberS feftgeftcfit mürben ; bie tJeftöergeid^niffe in
185
5Rcu}a^r.
186
ben lüurgt^^n %ud^m unb bie 9RemorialfaIenber
m Sfotm beS SifioiomtS (f. b. 9rt.) beginnen burd^
aUe äo^r^unbcrte l^inbunj^ aud^ in Jenen Sönbem
mit bem 1. SKmuor, in meldten für bog öffentliche
l'eben ein onberer äal^re^nfang ©eltung l^atte.
Bo tombt }. 93. in mond^en Xl^eilen f^franfreid^S,
obglet^ feit bem 13. Sa^rl^unbert bort Oftem
bcA äo^r tröpete, baS 92eujia]^r§feft nad^ mie
Dor om 1. 3onuar gefeiert. Um ber ^eibnifd^en
9Ieuia^tdfeier entgegen^umirfen, mar in einjelnen
Oegenben an biefem unb ben nöc^ftfolgenben Sagen
ein Sfaflen borgefd^eben, beffen Seobad^tung nod^
baS (Eoncil t)on %o\M im 3. 567 einfd^ärfte.
92a4bem ober im SbenbUmbe baS tJfeft ber @eburt
(E^rifK bon Spipl^ie getrennt unb auf ben 25. ®e-
cember angefe|t morben tDar, legte baS fieben be§
^erni ed natie, am ad^ten Xage nad^ SBeil^nad^ten,
am 9ieuia^rStage, bie 93efd^neibung feftlid^ ^u be«
g^en unb bomit ber ^er beS bürgerlid^en 92eu«
JQ^taged eine d^ftli(|e 93ebeutung ^u geben. %I§
fiii^lid^ gfefl unb @d^Iu^feier ber SSBei^nad^tS-
odoMt crf d^eint bie Circumcisio Domini mit bem
IsSgange bed 6. Sal^rl^unbertS. 2)ie aSmötige
Umgeßoltung biefer fjfeier mad^t eS erflärlid^, ba^
für biefen %a% im Sacramentarium Gregor,
brei SReffen unb nod^ im 13. Sal^rl^unbert jmei
SReffen (ton ber Sefd^neibung ober ber Octat)
oon SBei^d^ten, unb bon ber fei. Jungfrau) t)or»
gegeid^et toaren, unb ba^ baS Officium, mie eS
u)4 ie^ im SUmifd^en 93ret)ier recitirt mirb, au§
)iDei Officien sufammengefe|t ift. Site @acra>
mentarien fonnten an biefem Xage aud^ eine Weff e
deprohibendoabidolifi. 92euj[al^r unb Sefd^nei«
bnng bed ^erm bcgeid^en unter ben flatl^olifen ein
mtb baSfelbe Sf^ft, baS mit feinem liturgifd^en Site!
Circumcisio Domini et octava Nativitatis ge*
Ronnt nnrb. ®o§ Officium im fflreöicr unb 9JJtf-
fole entl^alt übrigen^ tetnerlei ^inmeiS auf ben
3a^retoed^fel, mie aud^ in ber Siturgie be§ erften
IbDcntSfonntoged ber 99eginn eineS neuen Jhrd^en«
:a^ nid^t angebeutet ift. S)a3 SDangelium ber
5{euia^nieffe gab Seranlaffung, biefen Zag aud^
ül« gep Dom 9iamen 3kfu gu betrad^ten, biö eine
eigene gtier ^u (Sffctn beS l^eiligften S^amenS 3efu
üblich nnirbe (f. b. Slrt. 5Ramen-3efu-3feft).
Sehbem bie bion^ftfd^e Sera mit ber 3ö^^ung
ber 3a^re t)on ber 9nen{d^h)erbung(£^riftt an mel^r
unb me^r Sufnal^me fanb, mürbe ba3 92euja]^r
vielfa^ bom 1. 3anuar auf Sßeil^nad^ten (baS i^eft
ber ©eburt) unb auf ben 25. ÜKörg (9Kariä SBer-
fünbigung oIS gfef! ber SJtenfd^merbung Sl^rifti)
Derf droben, fo ba| nid^t blog bie f ortlauf enbe
3a^re§rei^, f onbem aud^ ber Snfang beS einzelnen
jo^rcS a naüvitate ober ab incamatione Do-
mini fid^ bered^nete. SBeil^ad^ten galt afö 3a!)re§>
onfong u. S. in S)eutfd^Ianb, mo biefe 3ä^Iung
Do^I caidi in bem altgermanifd^en @ebraud^e mit-
ircgnmbet mar, ba§ Sol^r mit ber SBinterfonnen>
iDobnad^t gu beginnen, in gfranfreid^ unb Stauen,
in Snglonb ti^ in'd 13. Sal^rl^unbert, im jfölner
ftnrfhwt feit 1330, inSüttid^ feit 1333, in Spa-
nien feit 1350, in Portugal feit 1420, in ber
beutfd^en Sd^meig, in ber !Dlarf Sranbenburg bi§
in'8 16. 3o|rl&unbert. SWit bem 3a]^reganfang
am 1. 3anuar ober an SBeil^nad^ten längt au^
gufammen, ba^ an bem erften in ba§ neue 3a]^r
einfallenben ^aul)tfefte, 6pipl)anie, ber Sermin
beS OfterfefteS unb ber übrigen bemeglid^en Qfefte
beS Äird^enjial^red feierlid^ bei bem @otteSbienfte
üerfünbigt mürbe ; bie gorm biefer IBerKinbigung
ift im PontificaleRomanum (pars III) erl^alten,
ber babei ju beobad^tenbe Stitug im Cerimoniale
Episc. 2, 15 angegeben. — 9Kit bem Qfcftc ber
SJcrfünbigungSKariä (25. SKärj) begann ba83a]^r
in Spanien unb in ber (ölnifd^en JKrd^e bis ju bem
oben angegebenen 3a]^re, in S^orenj unb in $ifa
(mobei iebod^ bie f^florentiner S^^Iung gegen bie
^ifaner um ein 3a]^r jurüdftel^t), in Irier bi§
1567, in englanb öom 13. 3a)&r]^unbert bi§ 1753
unbmeiftenS inberpäpftlid^enj^anglei. 3)a§ Öfter«
feft, begm. S^arfamStag unb S^arfreitag, galt als
3a|re3anfang namentlid^ in ben 9Keberlanben unb
Surgunb, in fiüttid^ t)or 1333 unb geitmeife aud^
in ber päpftlid^en Äanjlei (ögl. Seift, Urfunben-
lelftre, Seipjig 1882, 231 ff.). 3)ie ffalenber beS
SRittelaltcrö öergeid^nen neben bem ßl^arfreitag,
bem iöl^rlid^ me^felnben liturgifd^en @eböd^tni^-
tage beS %obtd @]^rifti, giemlid^ aDgemein ben
25. 2Kor5 al8 ben fcften Äalenbertag feiner ffreuji*
gung, mie ben 27. ÜKärj al8 ben feiner Suferftel^ung,
fo ba^ bie (Sel^eimnine ber SReufd^merbung unb
ber Suferftel^ung be§ ^trm ^toax nid^t in ber li-
turgifd^en geier, mo^l aber für bie Snfd^auung
beS 93olfe8 bereinigt erfd^einen ; SKariä SJerKinbi»
gung unb Oftem fönnen infolgebeffen gcmiffer»
mafeen al8 ein einziger S^ermin aufgefaßt mcrbeu.
®icfcr 3a)^re§anfang mag benn au^ ju bem ®c«
braud^e einzelner Äird^en SSeranlajfung geboten
l^aben, eine 3al^re§- unb 3«ittafel mit ben ffa=
lenberbaten ber bemeglid^en gefte be§ ganjen 3ab*
res an bie Ofterferge angul^eften ober biefeS gfeft»
t)er)eid^ni^ auf bie Rtt^t felbft )u fd^reiben, mie
eS 5u S3eba'§ S^xt in 3tom unb nod^ im 17. 3al)t»
l&unbert in SRouen unb SReimS üblid^ mar (»gl.
Martene, Traetatus de antiqua ecclesiae dis-
ciplina in div. celebr. offieiis etc., Lugduni
1706, 407). — a»it bem altrömifd^en !ßeuia^|r,
bem 1. aWör^, mürbe baö 3a]^r mand^erortS nod^ im
5. 3al&r]^unbert begonnen; in Sfranfreid^ mürbe
bama(|[ bis in'§ 8. 3a]^r]^unbert gered^net; bie
Scpublif SBcnebig l^ielt bis ju il^rem Untergange
(1797) an biefem 2:crmine feft. — ®er 1. @ep«
tember mar ber Einfang beS bürgerlichen unb be§
f ird^lid^en 3a]^reS in 93i)5ang unb bei ben ©ried^en,
fomie bis 1699 in ffiufelanb. ®aS g^cujal^r beS
julianifd^en ftalenberS, ber 1. 3anuar, ift feit bem
16. 3a]^rl^unbert im 5lbenblanbe allgemein an=
genommen morben: in tjranfreid^ feit 1564, in
ben fpanifd^en 9Jieberlanben feit 1575, in ®eutfd&«
lanb feit bem meftfälifd^en Qfrieben, im ßird^en»
flaate feit 1691, in SRu^Ianb feit 1699, in 9J^itteU
italien feit 1750, in gnglanb feit 1773. ^l«
191
Slcumcn.
192
5U ber unetiblid^en 5DJaic|tät füllen loir unS ganj
crbrürft, bal^cr bringt unfcr Setlangcn mel^r ®c=
berben als SBortc ^cröor, ober l&öd^ftenS unarticu»
lirtc Saute, toit einft bie ^ropl^etcn riefen : ,a, a, a,
td^ mei^ ni(i^t )u fpred^en' ; a(§ nioUten fte fagen :
3d^ !ann nid^t auSbrüden, o ^err, maS id^
rDm]ä)t, Unbegreiflid^ ift mir bcine ^errlid^feit.
SrfüQe meinen 9)^unb mit fiob. SBenigflenS nad^
?lrt ber laüenben ffinber, ober wie bie jungen SRa»
ben ttjiH id^ mit offenem TOunbe ben Segen beS
§immel§ erfiel^en" (Syn. Byzunt. De horis ca-
nonicis, bei (Sd^Ied)t 65). — 3)ie urfprünglid^en
gregorianifd^en Subilotioncn finben fid^ in ben
oIten^anbf(|riften in genauerer Uebereinftimmung
tt)iebergegeben. 5lber bereits im 14.unbl5.3o^r«
l^unbert üerlieren fie in öielen SKanufcripten i^re
urfprünglid^c Raffung unb ©d^önl^eit. „Rotten bie
Kopiften bie »eife SSorfd^rift beS ^I. ©ernl^arb, bie
9iotengruppen ber SSorlage genau hiieber^ugeben,
immer befotgt, unb bie @önger ftd^ immer an bie
gut pl^rajirte SRelobie gel^alten, fo ptte man nie
baran gebad^t^ eine einzige !Rote t)on biefen jarten
Subilationen loegäufd^neiben. Unorbentlid^eSd^rtft
unb plumped Singen brad^ten fie )u ^cSlt, }um
großen ©d^aben für bie ftunft unb für bie ^n»
bod^t" (^ot^icr 144). ®ie nad^tribentinifd^en2lu8-
gaben ber S^oralbüd^er, loeld^e ben gefürjten S^o-
ral enthalten, bnngen aud^ t)on ben ^ubilationen
nur einen f d^mad^en Ueberreft. Ueber bie Sntftel^ung
ber Sequenjen unb Xropen auS einzelnen 9^eu-
mengcfängen f. bie betr. 9lrtt.
2. ®ie mittelalterlid^enaJhiriffd^riftftcner bejeid^«
nen aber nid)t nur bie genannte Subilation mit bem
SBorte 5Reuma, f onbem fie nennen aud^ einen Jl^eil
berfelben, ein einzelnes üJlelobieglieb be§ &)OxaU
gefongeS überl^aupt „9leuma". @o ©uibo t)on
^Äre^jo im Micrologus c. 15 (in Scriptt. eccl.
de musica, coli, a M. Gerberto, San-Blas.
1784, n, 14): ,,a8Bie eS im SerSmafec »ud^ftobcn
unb ©üben, Sl^eile unb fjü^e unb SJerfe gibt, fo
gibt e§ aud^ im ©efange jllönge, b. 1^. Söne, beren
einer, jmei ober brei gu ©ilben üerbunben »erben;
biefe (©üben) bilben einzeln ober üerboppclt ein
9^euma, b. I&. einen ©ajtl^eil; ein ©a^tl^cil aber
ober mehrere mad^en einen ©aj (S)tftinction),
b. 1^. eine geeignete ©teile jum Slt^men." ©o be«
fielet alfo na$ ®uibo eine Sl^oralmelobie aud
melobifd^cn ©ilben, 9Jeumen (©ajtl^eilen) unb
®iftinctionen (©äjen).
3. Unter 9leumen t)erfte]^t man enblid^ bie Zon*
geid^en ber ölteften liturgifd^en ©efangbüd^er feit
©regor b. ®r. 68 gibt gttiei 9lrten ber 9ieumen=
fd^rift : a. bie fog. ^unftneumenfd^rift, meldte au§
neben- unb übereinanbergefe^ten fünften beftel^t
unb burd^ biefelben ben (Sang ber äJlelobie ongeigt;
b. bie au§ ben grammatifd^en ^ccenten entftanbcne
9leumenfd^rift. ®ie le^tere toar bie am meiften
üblid^e. Sie ^ccente ber eilten finb ber accentus
gravis C), ber accentus acutus (') unb ber cir-
cumflexus C). 9Bie bie 5lccente in fprad^Iid^er
^infid^t, fo beuten bie au8 il^nen entflanbenen
92eumen in muftfalifd^er SSegiel^ung bad ©teigen,
gfaHen unb bie 93iegung ber ©timmen an. 2)er
gravis (ä) ift baS 3«^^« ^^ SieftonS im ©egen*
fa^ 5um acutus (ä), bem 3^i^^n be§ ^od^tond.
®er circumflexus ift au§ beiben gufommengefe^t
als 3^i<^^ ber SSerbinbung bed l^öl^em mit bem
nad^folgenben tiefem Sone (&). 3« ber IKufif er«
l^ölt ber gravis ('), too er nid^t mit bem acutus
üerbunben ift, g^onn unb !Ramen beS ^unlted
(punctum). SDer acutus (') l^ei^t aÜeinftel^enb
virga. ®er circumflexus C) bel^ölt bei einem
%l)tx\ ber Suctoren ben !Ramen flexa; Rubere nen-
nen i^n clinis, clivis t)on inclinis ober inclivis.
2)er anticircumflexus C) l^ei^t mol^I megen feiner
t^form pes, podatus. 2)er torculus beftel^t ouS bem
gravis, acutus unb gravis {^), 3ti ber Surfio«
fc^rift runben fid^ bie fd^arfen SDBinfel ber 3^4^
ah. tiuf biefe ©runbf ormen lö^t bie gange 9ieumen-
fd^rif t ftd^ gurfidfül^ren. 2)ie nod^ übrigen ^tid^tn
finb nur 3ufammenfe^ungen au8 ben genannten.
Sine oollftönbige Slabdie berfelben finbet man u.9.
in ^otl^ierS obengenanntem 93ud^ ©. 41 ff. 2)iefe
9^eumen, meldte tl^eitö einen £on, t]^ei(§ eine
©ruppe t)on 2:5nen barfteUen follen, mürben ol^ne
Sinien über ben liturgifd^en %tii gefd^rieben. @ie
oeranfd^aulid^en bem^uge baS Steigen ober ^Den
ber 9KcIobie im allgemeinen unb bie 3ufommett-
gel^örigleit ber einzelnen äJlelobietl^eile, nid^t ober
bie genaue Entfernung ber SnteroaUe. ߧ moren
nur Hilfsmittel bei Erlernung be§ Sl^oralgefanged-,
benn immer gel^örte ein Seigrer bagu, menn man
nad^ biefen 3^i^^ fingen lernen rnoUte. Uebrtgend
maren bie Seigrer über bie Sebeutung ber 92eumen
unter fid^ nid^t immer einig. 3o]^anne§ ßotto, ber
nad^ ©uibo t)on ^reggo fd^rieb, beflagt ftd^ über
bie 5Reumenfd^rift. ®er 6ine, fagt er, pnge bie
(leine Serg ob.er bie Ouart, mo ein Ruberer bie
gro^e 2:erg ober bie Ouint finge, unb ein S)ritter,
ber l^ingufomme, mad^e e§ mieber anber§. Selten
ftimmten brei in einem ©efange überein, gefc^meige
benn taufenb, unb »eil ieber feinen Seigrer an«
fü^re, fömen fo t)iele ißarianten gu Sage, al3
eS fie^rer in ber SBelt gebe. 3)ie 9leumenfdjrift,
föl^rt er fort, ergeuge nur 3*oeifel unb Snrtl^um
unb fei für ben ©önger t)on gar (einem 9hi^n,
fo bog iemanb, ber baS gange ©rabuale bis auf
ein Officium, ia bis auf eine Sommunio oon
bem Seigrer erlernt l^abe, biefeS eine übrig geblie-
bene ©tüd aus fi(| aUein nid^t erlernen f5nnc
(Gerbert, Scriptores 11, 257 sqq.). Um bie
9^eumen t)erftänblid^er gu mad^en, l^atte ber rdmifd^
©önger SRomanuS, ber gegen Snbe beS 8. Sol^r-
l^unbertS mit einer ^bfd^rift beS römifd^en Slnti-
pl^onarS nad^ ©t. ©aßen ge(ommen mar, biefelben
mit Säud^ftabcn üerfcl^cn, unb 5Rot(er Salbuluö (gcft.
912) er(lärte in einem ©riefe an ben Säruber Sam-
bert bie Sebeutung biefer ©ud^ftaben (Gerbert,
Scriptores I, 95—96). ®er SKönt^ ^ucbalb
(gcft. 930) fd^lug öor, bie Sud^ftabennotation mit
ber neumatifd^en gu ocrbinben unb gu ben 9ieumen
bie 9Jamen ber %bnt, in ©udrftoben auSgebrüÄ,
193
9leumonb — 9leupIatonl8mu8.
194
(miiquffiQm (Qerbert, Scriptt. 1, 117 ; bgl. n,
258). 3n ft^nlU^ SBeife ging ber 1^1. Obo (gefi.
942) t)or. 3)Qft Stttipl^onar t)on 9Ront])enier
(10. 3o^^i^itnbtrtX eigentUc^ ein Sd^uIBud^, f^ai
ndtr bcn 9leitmen bie 9tanten ber Söne in ^ud^»
pokn. ^ennonnuS ContraduS (geft. 1054) mUI
tai4 3itoixiII)ei(i^, bie ben 9teunten beigefügt
Mttn, bcm Sftnger ben ndc^jifolgenben 2:ün ge«
mn ORoden (Oerbert, Scriptt U, 149). SBö^>
RBb oSe bie^ SScrfud^ }irr Serbeff erung ber Sßeu«
fl»4c^ft feinen bleibenben Srfolg f^aittn, ent*
»iifdte flA nad^ nnb nad^ eine anbere SRetl^obe,
ttdSft hvt änterüQlberl^Itniffe ber 92eumen beffer
Mnmfd^oultij^te. SRon fd^rieb, unb jtoar ^uerft bei
ben ^unttnenmen, bie 3^4^n ^Sl^er ober tiefer,
um bdS €teigen ober f^Oen ber 9ReIobie angu*
beulen. SSBonbte ber S^reiber bie gel^Srtge @org-
fttit on, f 0 lonnte er bie ÜRelobie in fünften fo
notircn, ba| man ben Sbftonb ber 3ntert)aSe ge«
nas beredten lonnte. 3nteref[antef$facfimiIiobie!er
Irt ber Stototion ouS bem ^^mnar t)on SRoiffac
(10. 9a^]^.) finbet man in 2)ret)e8, Analecta
bjmmem 11 , Seipgig 1888 , 103 ff. @obann
pg man eine Sinie unb fd^rieb bie fünfte auf,
über nnb unter biefelbe. S)ief e fiinie l^atte bie 99e«
bcatnng bed mobemen 9totenfd^Iü{fefö; bie!Roten,
loel^e auf berfelben flonben, bebeuteteu ben Son f.
epto nol^m man nod( eine gmeite fiinie oberl^olb
SB ^fe, n>eld^ bie Ouint beS untern ZoneS on-
gab. SHefeS uxir bemnad^ bie G-fiinie. S)ie erftere
Mir häufig burd^ rotl^e, bie legiere burd^ gelbe
^nbe !enntn4 gemacht. 2)ie @ad^e fam gum enb-
göltigen Xbfd^Iu^ burd^ ®uibo t)on ^re^^o (geft.
mn 1050), ber bie 9{eumen in ein @Qftem t)on
Dier fitnien eintrug. ®amit l^otte bie 9leumen«
»4rift in anfd^oulid^er SBcife bie genau pjirte Se»
^futung ber einzelnen 33ne unb 3ntert)ane ge»
iDonnen. ®iefe8 ©ijftem Don ©uibo üon Slrejjo
i^ im ®runbe bi3 l^eute geblieben. 3)ie f$^onn ber
??enmen geftaltcte fid^ jwnr in ben einzelnen Son-
bem t>erf d()iebenartig, toie jo oud^ bie ©d^rift über«
banpt iierj^i^^neSformen annol^m; nur bte^unft-
neumen behielten im ® angen bie urf prünglid^c fjorm
bei 3n S)eutfd^Ianb bilbete fid^ bie gotfjd^e 9Jotcn»
fd^ft me^r au8. TOon nennt bicfe üerftärfte
^gotifd^) 5Reumenfd^rift aud^ „§»ufnageInotation"
tDcgen ber 91el&nlid^feit mit aufnageln. 3n3fran!»
reufe unb Stauen nal^m bie tateinifd^e 9{eumen»
^(^rift im 14. unb 15. Sal^rl^unbert quabratifd^e
^djltucx^t 9bten in fid^ auf, jebod^ f o, ba^ bie @rup»
ptnmg no<^ fel^r gut ju erfennen toax. ^§ in ber
jpötnn 3nt bod ^erftönbni^ für bie @d^ön]^eiten
bc§ S^oralgefanged immer mel^r abnal^m, (am
asnb bie olte (S^oralnotenfc^rift au^et @ebraud^.
Sn ifpct Stefle traten bie l^eute nod^ üblid^en t)ier>
«figen 9{oten, meld^ in il^rer 3ufammenfteIIung
Me alte (Sruppirung ooSftanbig abftreiften, inbem
in bcn S^orolbüd^em bie fiigaturen unb Obli»
fiitaten ber alten 9{otenfd^rift nid^t mel^r berüdC-
fU^gt ttmrben« 3n einseinen 2)iöcefen, g. 99. in
ber fdlnifdden, er^elt ft($ bie gotif d^e 9lotenfd^rift
ftit^CHlcsitOB. OL. 2. Cnff.
big in baS 18. Sabrl^unbert l^inein. pn ber neue«
ften 3cit gel^t ba§ ©eftreben bal^in, bie alte 5Roten»
fd^rift mieberberguftellen. 2)ie neuen S^oralbüd^er
ber Senebictiner, bie in loumai erfd^einen, pnb in
biefer ^inftd^t muftergültig. — 3lu^er ben bereits
angefül^rten Sudlern t)gl. nod^ Oerbert, De cantu
et musica sacra, S. Blas. 1774, 2 tom. ; Lam-
billotte, Antiphonaire de St. Gregoire, Brux.
1867; ©d^ubiger, 3)ie ©ängerfd^ule @t. (SalfenS,
Sinfiebeln 1858; E. de Coussemaker, Histoire
de rbannonie au moyen-äge, Paris 1852;
Idem, Scriptorum de musica medii aevi no-
yam seriem a Gerbertina alteram collegit etc.,
4 tom., Paris. 1865 — 1876; Paleographie
musicale. Fac-similes pbototypiques etc., So-
lesmes 1889 ss., unb Musical notation of the
Middle Ages, London 1890 ; ^^Södlia'', Organ
für fatl^ol. ffird^enmufi! (öon SK. ^ermeSborff)
XI— XVn, 1872—1878; 3)ie »eilagen gum
.^SregoriuSblatt" (t)on SBödeler in Satten) für
bie SKitglieber beS SSereinS jur (Srforfdiung alter
e^orall^anbfd^riftcn Dom Sal^rg. IV— IX, 1879
bis 1884; ^. Stiemann, @tubien jur @efd^. ber
9lotenfd^rift, 2t\piiQ 1878. [ffi. ©öumfer,]
'^mmonb (im 51. %. v-^K LXX. voü|itjv(<x,
IBulg. cidendae), ber ß^tpunft, ba ber ÜRonb nad^
feiner ßonjunction mit ber Sonne juerft toieber
öftlid^ t)on betjelben fid^tbar mirb, mar bei ben
38raeKten ber Sermin 5um Slnfang eines neuen
SKonateS. 3u bem 6nbe mufete baS ßrfd^einen
ber ÜRonbfi^el bem @9nebrium burd^ ^mei suDer-
Wfpge 3^wgen berid^tet werben. SBar bie 33eob»
ad^tung beS SRonbeS burd^ 92ebel ober SBoIfen ge«
binbert, f o toaxh ber üerffonene ÜKonat ju brci^ig
Jagen als IRajimum gcred^nct. ®cr 9Jcumonb
ttjurbe feftiid^, ober nid^t als Qfeiertag begangen;
blo^ ber 9leumonb beS ficbcnten TOonatS, ber Sln-
fang beS bürgerlid^cn Sal^reS, mar gcicrtag unb
würbe burd^ ipofauncnf d^oB üerfünbigt (Seö. 23, 24.
5Wum. 29, 1 ff.). Sin ben übrigen 9icumonbtagen
würben au^er ben gcwöl^nlid^en aEtöglid^en Opfern
nod^ 5tt)ci junge Winber, ein SBibbcr unb fieben
einjöl^rige ©d^afc alS Sranbopfer, baju bie ge«
möl^nlid^en ©pcnben an SKel^I unb SBcin als ©peiS-
opfer, enbli^ ein Si^ocnbod alS ©ünbopfer bar-
gcbrad^t; bei biefcn Opfern blief en bie ^riefter bie
filbcmen Srompctcn. ©päter opferten bie Äönige
am 9ieumonb unb l^ielten jwei 2:age l^inburd^ ^tfu
tafel (1 ©am. 20, 5. 24. 27); bei ben ^riöat-
Icuten war eS ein %a^ religiöfer greube unb ©amm»
lung (4 flön. 4, 23. 3ubit^ 8, 6). [ffaulen.]
'^imptatonismns ^ti^t eine p^tlofopbifd^e
©d^ule, weld^e bie lefete ^l^afc ber anti!=bcib»
nifd^en ^l^ilofopbie uno in gewiffcr §infid^t bie
S3olIenbung berfelben bilbct. I. ©eine @nt«
ftel^ung unb Slüteseit fällt in baS britte
d^riftlid^e Sal^rl^unbert, gerabe in biejenige $eriobe,
in welker auf ber einen ©cite ber 9?icbcrgang
beS antifen §eibent]^umS auf allen ©ebicten, wie
in ber Sitcratur unb ftunft, fo inSbefonbere aud^
in ber ^^itofopl^ie unb SReligion offenfunbig ju
7
199 mtutilatonismue. 200
d^otalteripil^et Sortfii^ritt ber ptotinifii£|cn Spl^Uo- fud^t, hie via remotiaiuB (negatioiiis), bie vi»
fop^ie gegenuliet bet )]Iatonifc^-ari{!otelifd|cn, ]fl causalitatiBunbBupereiiimentdae,ftnbt!ämf4ott
b« gtiammten biS^erißen ©ptcutatiim ber ISrie- |e^r ßtlaufig. Üiai^bem tc auf iwaatiöe SJJetfe bni
d^n. 3)abti get)t et oon bei an [ii$ ci^liQen 9?or> ©otteSbtgnff Idutemb ju be^tinmen Wrfuii^ (ot
aiiife^ung au§, bag ba§ Urprincip aDei 3)inße Deitna^rt er ^ä) ouSbrüÄi^ bogtgnt, oIS ob n boS
etnfieit unb Stnfatfibett [^le^t^in (t& Si ludEvnj „Sine" füi ttltiaS SSernunftlofeS, äiobteS, ÜBefoi'
Än^oüv, dnAoüfTTciTov äita'vruiv) [ein müRe, unb lojes ^Ite, unb behauptet, baSfelbt fei bic&n^
eil^tbt babuTc^ bie ©otteSibee übet tebnt feOift bQeUeben)emünfttQe,UebeTtDtfentIid^t,Utbnfdlcti-
ttgenbloic gtbai^tcn ©egenfab ^inauS, fogai bis bige, t$ fei fcgar baS Uebei-Sine, Uebtt-Sutt;
übet ben SeQtiff ber ffiemunp (voüc) ; btnn ^ier Utber-Sc^flnt (t6 6nef^"Ev, ön^eqaO^v, &m^
jet no(^ eine SUKibeit, nämlic^ gifenntnifetl^ätig- oümov, 6^ipxaXov), eine in j^j lelbp abfolnt
feil (vÄjmc) unb ferlenutniÖDbitct (voTj-rfv) tot- glüdfdige.bebürfiri&lDfc, eine mit niqlBaulett^ii
Rauben, ©o fc^raubl tt in hdi^ ^b^eiem ®rabe ju oeigleid^enbe, fru<^tbate, ISnigli^t unb Ueföi*
als ber 3ube ^^ilo, ^himeniuS u. ^. bie %ianä- |ofte @int)eit unb, tote itiir fagtn toüriwn, bie ab>
fcenbeng bcS ,@tntn' fogai bis über ieglii^eS @etn folute IßeifSnlii^feit, Don einet uuauSft)T«4Itil|K^
unb 2)enFen binauS, toie eS auf ben erften Süd fii^tanttnlolen, über SRoum unb 3"^ ed^fwmn
erfdEieint bis }ui in^alttofeften 3(bStcact^eit. ®a3 iStad^t. Slteft Uf unb Uebeima^ (Auva{juc
böd^fte „Eine" bot xuti^ SßloHn nebet Sietnunft ^ Kpt&ti], (leiwnj, Sjam xal ätcXetoj, 6it«p-äd-
noi^ aSilten, mebet Seben noiii ©ein, eB ip obue vaji«) terbatrt tn fliib felbft tmig unb unUKmbtI>
ßnerflie, o^ne Sugenb, o^ne Stenge, o^ne ©lö^e, bar. ©leiii^tiiDbl obre bringt fte aüeS Sein loA
oftne ®efiait, [ogar otine ©^^bfibetirufilfein; autb £eben in ben Sreahirenbenor, trägt unb ^pc;
niij^t 3a^[enein^eit ip tS, benn alle biefe Attribute benti , obmo^l f dEiIecbtbin tranSctnbtnt fibä bot
nnbetfpre^en fomobl feiner abfoluten 6infai$b"t SBelloQ unb gor nicbtS Don allem, tiiaS in^ %
dCS auäi fetner DoDtommenen ©clbftgenügfamfeit. ift, notint fte bennod^ mit i^ttt Ißnigli^ iSratn-
S)a3„@ine"ift abfolutDetfi^itbenDononttn, tcaS uiart oOm SQieftn inne unb bun$bttngt out. 2)ol
Quget iboi ba ift, eS ift ein SBefen einzig in feiner iß ber ©otteSbtgriff SßlotinS, toie er fid^ ans
Sltt (i^ovoeiEcc), unb getabe be^b^Ib, ttieil ja alle ben Detfc^ttbtnen ©teilen confhuimt lö^t Me ^
unfere menfd^tiditn Segriffe t)on ben enblic^en2)in- Ennead. 1, 7, o. 1; 2, 9, o. i; 3, 8, o. 9;
gen abstia^irt ftnb, ntiaben ubtt d&t SStnennun- 5, 3, c. 13. 14; 5, 4, o. 1; 5, 5, c. 10. 11, gca^
gen unb (Signtfd^aften, übet iegli^e Siebe, jeben befonbeti aber in ber Eniiead. 6 finben; bud
Segriff unb {ebe SBiffenf^aft (6, 9, o. 5 ; "O-^atui ^anbeln namentlid^ ^Ibbanblung G — 9 auSfä^tÖ^
ftiv xiiT* ilrtOstai oäSkt Trpoc^xov), mit^tn un- Übet baS „6ine" (@ott).
befiniibai unb obfolut unouSfptei^ltd^ (äveföeov, S)ie beiben SIngelpunttt nun, um ukI^ bat
öiä xai ä^^T^-zriv T^ ilrfltia). 5Iur burt^ nEgn= gange ©gftem fid) bre^t, ftnb bie gioei ^0^/%
tioe SBeftimmungeu ip fein Sßefen ciniafiiuofccu mie bie SBelt aus hem „ginen" geworben, mb
ju befi^reiben, menn man nömli^ Don itim \aQf, nie berOtnfd^ gut Sßereinigung mit @Dtt, feinem
ttuS tS nit^t t^ !9BeiI man ftc^ inbcffen bur<^ Iet)tcn 3i(I unb @nbe, gelange unb feine uxi^
bie ©prai^e botüber DerpSnhigen mu&, fo gibl ®[ü(ffelialeit finbe, Sei bet SBeonttoörtung bei
unfei Sßbilofopb feinem bö^ften 5|.lv!ncip üiiiti etfletn grage ift eS füt ^lotin, wie oben grfc^
bie fc^on genannten poptiuen tarnen, inbem et eine unantaftbare SBabtbeit, ba^ bie gefammJc
eS bnS „6ine", ba§ „®ute" unb baS „*lJrincip" fic^tbate unb unfid^tbare SBelt bem „Einen" i^
(ipX^) ntfnt, etflätt ahn jugleid^. bafi aui!^ biefe Safein Derbanft. Siegt eS jo in btt 91iitui bei
Flamen bod) leineSmegS baS SBefen ©otteS im „Sinen", nel^eS gugleic^ bie abfolule ®ült f^
eigenilid^en ©inne (xupW) bejei^nen, fonbetn netbloSmitjutbeilen unb, loäbtenbeSf eiber f(^it4t
nur analogen Sertb b^ben unb @otte@ Segiebung bin bebürfnifiloS ip unb in untDanbetboret <mfm-
gu ben au|etg5ttlic^en S^ingen anbeuten (xaö' ou get Stube oetbartt, allen ©ttMen beS ©einS Sa>
i|iEÜSai lat Ev eIvoi, oü [i^ lö-jo^, fiTjöi iiuunr^p,T]). ffin unb Seben unb lüIIeS gu oetleiben (3, 8, o. 9).
©n Derflüii^tiflen jid^ unfecem Sßbilofopb"! fflbp Mein nie benft fid^ ^itotin tiefen ^togefe btr ^wr»
biefe roenigen pofltiDen S|Jtäbicale gu rein relatiöen, Dorbtingung bet SÖJelt butdt) boS „ftine'' I ;We(t
[o foft negatiDen Stftimmungen, fobolb et fie auf grage etfi^etnt ibm felbet fo fdinierig, bafj ei nU(t
baS „Sine" annenben miK ^nnead. 5, 4, c. 1, obne inbtnnflige§®ebetgui@DttI)eit fi^onf^idt
et 5, 5, o. 6. 13 ; 6, 8, c. 8. 9 ; 6, 9, o. 3. 6). biefelbe gu beantraotten. SunädbP öetwa:^ et 9A
@Ieii$nobI iDärt eiS ein großer Snt^um, nat!^ fol* mit größter Sntfc^iebenbeit gegen aUe ponfgc^
^en f^einbat paraboj fltngenben Sebnuplungen fdben %iotftcQungen. melier 9ttt fle aiu^ imtnct
ongimebmen, haS „eine" fei bei *lJlotinelroaS9Jer- fein mögen. iRidbt blof; ben toben aJIaterialiftnnt
nunft- unb SBillenlofeä, mie man oft gemeint bat, ber nichts im eigentli^en ©inne ©einige« a»
etna eine beiou||lIofe, unmäd^ttge, mefenlofe mtb ertenntnmiU, meist er Don uotnbeteinolSgebaidkl^
unperfi^nlidbe iöionas, ein abfolul leeter, tobtet loSab; nid)t minbet nnDetftänbtg etf^id ibm
Begriff. ®ang baä ©egentbeil ift ber gaÖ. 3ene ber 5iantbei8mu8, mag et (tcie bei ben jonift^
befannten btei SBege, mittelft beien bie ©peculatton $biI°Iopb^n) n'^ ^qlogotSmuS auftreten, too ®ott
jut Sefttmmung beS göttlittien !ßiefenS gu gelangen unb SBelt nad^ Analogie beS S^bierlebenfi SinB fiiäl
197
92eupIatoni8muS.
198
iKfiiebigt \iSA\t, bis er }u9mmoniud SaftoS lotn;
bei beifai ^nbtid rief er fogleid^ au8 : „3)en l^abe
i4 immer Qefud)t, ber ift mein ^onn!'' Slf
3#e lang toor er nun ber roftloS ftetitge @(]^ü«
ler biefeS StanneS, bid er jid^ hn 3. 242 ober 243,
um bie SteligumSpl^ilofopQte ber ^rfer unb 3n>
Der famen gu lernen, bem Sw ^^ ^aiferS (Sor-
te m gegen Werften anfci^Io^. 918 biefe (&i*
pcbitum miggludäe, rettete fid^ Biotin bur(i^ bie
^ßui^ nad^ llntiod^ia in ^^rien. IBon ba ge-
langte er um 244 nad^ 9tom, eröffnete bort eine
rigme S^ule unb lehrte foft ein SRenfd^enalter
^urd^ mit großem Srfolge bie il^m eigentpm-
^t ^IfiiD^opffit. 3u feinen }Q]^Iretd^en Sd^ülem
Bnb Semunbereiti gel^örten !Dlönner unb g^rauen
osS ben ffid^fUn Stauben. Siefen Erfolg üerbonlte
f[Iotin nid^t blog ber Originalität unb ^ebeutung
feiner Gebanf en, f oniie bem Umfang f eined SBiff en§,
foBbem asd^ feiner f eltenen Sel^rgabe unb Dor allen
Singen feinem gebiegenen, Don einem l^ol^en, reli-
^ftttfid^ Srnfle getragenen Sl^arafter. @eine
fo^ Srfd^einung mu^ in l^o^em ©rabe liebenä-
smrbig unb Dertrauenermedfenb, feine ©ittlid^feit
ihr jeben 3tt)eifel erj^aben gemefen fein, ^atte
er ho4 nad^ ^orpl^^r in aO ben 26 ^al^ren feines
lömifd^ Sufent^atteS aud^ nid^t einen Sfeinb ge«
)abt Sogu lam feine an bie ^Scefe beS ^^tl^a»
goraS crinnembe SebenSmeife; er a| nie t^eifd^
nb lebte e^IoS, um gau) ber @))ecuIation unb
bm SfifKgen in bienen. Salier erflört fid^ bie
bei Vtamfyn fafi an Sd^märmerei grenjenbe 93er«
e^omg biefed 9RanneS. äteid^e g^i^tcn moOten
nr i$in bie Srgie^ung il^rer JKnber anoertrauen;
Inbere nahmen il^ jum Sd^iebdrid^ter in Sted^tS-
rtxritig^eiten ; STtand^e aud^, toie ber reid^e Senator
Xx)gatianu8, ja felbft Domel^me t$rauen, t)erliegen
bie (Senüffe ber äBelt, um in ber Surüdfgegogen-
^tt feine oScetifd^e Seben§n)ei)e nad^jual^men.
^lotind $]^iIofo))^ie üerfolgte in ber S^at mel^r
al§ fafI oQe frül^eren ^l^ilofopl^enfd^en Don 9ln-
rong an bie 3:enben3, nxä^i blo^ Sel^noeiSl^eit,
lonbem aud^ SebenSmeiSl^eit ^u fein unb, au§ ben
engen @d^ran!en ber @d^ule l^inauStretenb , im
£cben um fid^ gu greifen. 9ud^ ffaifer ©aUienuS
nnb beffen ®tmd^xn Salonina l^ielten Biotin in
hüfyn Streit, unb faft toöre eS biefem gelungen,
mit bcd ftaiferS Unterftü^ung auf ben Xrümmem
bnrd^ ffrieg jerftörten Stabt in Sampanien
^^ilofopbmflofler ober eine $]^iIofopl^enftabt
jB giäaiben, bie ben 9{amen $IatonopoIi§ tragen
nnb nad^ bem SRufter beS platonifd^en Staates
cmgerid^tet ©erben foüte, — ein $Ian, beffen 93cr»
virflid^g inbel an bem äBiberftanbe ber faifer»
&4en Sat^geber fd^eiterte. 3m fpötem 9Iter
b^ifdte Biotin forttt)a^renb infolge feiner ftreng
ototif^tn SebenSmeife unb 30g fi($ beg^alb na^
Cffi&iNnrifn iwcnd; ^xtx ftarb er um 270 auf bem
Smibgirtf eines S(|äIerS.
SRtt ben Spftemen ber frül^eren gried)ifd^en
S^fop^fi^en »ar Biotin, mie auS feinen
Streiften ^orgel^t burd^auS üertraut, unb $or«
pl^^riuS bezeugt, ba| er 2lriftoteIeS ebenfo gut mie
^lato gefannt l^abe. S3on unöerfennbarem gin-
flu| auf feine ^l^ilofopl^ie ftnb namentlid^ bie
S(|riften beS 9lumeniuS Don ^pamea gemefen,
baneben mol^I aud^ bie beS Suben $l^iIo, fomie
$Iutard^ Don Sl^öronea unb anberer pi^tl^ago-
räifirenben ^latonifer, meldte man alS bie SSor-
löufer beS 9leupIatoniSmuS betrad^ten !ann. SRag
^orpl^^riuS in ber Siograpl^ie feines Sel^rerS bie»
fen immerl^in gu ftarf ibealifirt l^aben, unlöug-
bar ift Biotin eine ber ebelften (Seftalten, bie unS
im Saufe beS 8. Sal^rl^unbertS auf l^eibnifd^em
Soben begegnen. 6r mar mol^I geeignet, ben
ßbleren unter feinen S^itgenoffen ju imponiren,
unb eS mu| begreif lid^ erfd^cinen, ba^ ein fol-
d^er ^ann burd^ feine ^l^ilofopl^ie bamalS unb
fpöter gro|e Semunberung erregte, ja Don IBielen
als ein gmeiter ^lato gefeiert mürbe. Selbft 9u-
guftinuS befennt Don il^m: Os illud Piatonis,
quod in philosophia purgatisaimum est et
lucidissimum , dunotia nubibus erroris emi-
cuit, maxime in Plotino, qui Platonicus
philosophus ita ejus similis judicatus est, ut
simul eos yixisse, tantum autem interest tem-
poris, ut in hoc ille reyixisse putandus sit
(Contra Acad. 3, 18, 41; Dgl. Civ. Dei 9, 10).
3a, Don mand^en Sa^en $IotinS l^atte bief er gro^e
JKrd^enlel^rer anfangs eine gu l^ol^e 9Reinung, fo
ba^ er fi(| fpöter corrigiren mu|te. Seine Se^re
l^at uns Biotin in 54 Übl^anblungen l^interlaffen^
meldte er auf Sitten feiner Sd^üler erft in feinem
50. 3a]^re gu fd^reiben begann. Sein Sd^üler
^orpl^^riuS l^at biefelben nad^ bem Sobe beS
SKeifterS in beffen 9luftrage je nad^ il^rer 9Ser-
manbtfd^aft gu 6 Sudlern Don je 9 Sbl^anblungen
(gnneaben) georbnet unb ftiliftifd^ Derbeffert, ba
Biotin Dielfad^ incorrect unb bagu bunfel unb
fäjmülftig fd^rieb, mie eS feine tl^eofopl^ifd^c, gum
3H9ftifd^en l^inncigenbe fiel^rmeife mit fic^ hvad^tt,
6in eigentlid^eS Softem ift in ben Snneaben nid^t
gu entbedten.
n. ®er 5«eupIatontSmuS ^(otinS ift in
feinen ©runblinien furg folgenber. SGßie ^(ato, fo
nimmt aud^ Biotin au^er ber Srfd^einungSmcIt
als felbftDerfiönblid^ eine überfmnlid^e, intefligible
aSelt (x6<jjjLoc voT]T(5c) an. Sßä^renb jener aber
als le^teS ^rincip an bie Spi^e feiner 3beenmelt
ben göttlidjen vouc ober, maS bei il^m baSfelbe ift,
bie 3bee beS ®uten (^ tou d^adou Ma) fteflt, ber
ßrfd^einungSmelt bagegen bie emige, ®ott coeji»
ftirenbe 3Haterie gu ©runbe legt, ftatuirt Biotin
als Urgrunb aUeS SeinS bie ©ottl^eit, meldte er
DorgugSmeife „baS 6ine" (tö "Ev), faft ebenfo
l^öufig aber aud^ baS ®ute (t6 d^aö^v) unb ^rin-
cip ((ipx>i) ober baS Srfte (t6 ::pü>Tov), biSmeilen
fogar irpwToc Oe6c nennt unb leitet Don i^m alle
SBeltmefen ol^ne^luSnal^me, nidjtblo^ bie intelligible
SDäelt mit bem l^ödjftcn vouc an ber Spifee, fonbcm
aud& bie 6rfd)einungSmelt unb felbft bie Materie ab.
Sein Softem ift bcmnad) ftreng monoll^eiftifd^, unb
in biefer Ueberminbung beS ©ualiSmuS liegt ein
199 Ütcuplatonismufi. 200
^amfleriftifii&H gottfc^ritl ber plnlinif^m !p^ilD' Ju(^t, bie via remodonis (negationis), Mc to
lop^ie (legenubet bei ))IatDnifc^-i:in[Joleli|(^en, }a cauealitatiBunbBupereminenti&e,ftnbi]^f40R
bet gtiommlm bisherigen ©peculation ber ®rie» je^r Reläupg. Siai^bem er au.\ ne gatioe SScife bot
^n. 3)abei ge^t er Don ber an |ii$ nötigen iOor- SoHeSbegri^ I&utetnb gu defUminni Mifu^t ^(A,
auSfe^ung auS, ba| bai Urprinop oQer S)in8e Dertoa^ri er ft^ anSbiädtic^ bagegen, alSo6nbaS
etn^eit unb ginfail^tictt fd^Ied^t^tn (-ci äi ncfvn] „Sine" fiii etwas ^entunftlofeS, Xobtefi, äBeftn-
Än^oüv, äirXoütrraTov iira'vruiv) fein müRe, iinb Infes ifaltt, unb fie^ouptet, boSfelbe (ei uielm^
ergebt babutc^ bie OotteSibee übet leben felbft ba8Ue6en)emünfttge,Uet>eittiefentIi^,UebfdebtR-
iiQenbniie gebauten Segenfal ^inauS, fogar bie btgc, eS fei fagor ba8 Uebei-Shte, Uefiet-OBt^
über ben äBegtiff bet aSemunft (voüc); benn ^ier Ueöer-Sii^äne {t6 6irEp-"Ev, ^j^tparjabiv, 6wp-
jei noc^ eine 3nci^t nämlid^ Srlenntnifetl^ätig- oünov, 6^ipxaXov), eine in jiq felbp oBfontt
feit (v^ok) unb «ttenntni^obiect (voTj-rfv) tot- glödfriige,bebfirfnt|lDft, eine mit nic^täQuIeti^B
^nben. @o fi^raubt et in noi^ ^ü|ietem ©tobe ju nergleic^enbe, frutiitbare, löniglid^e unb tDcfeRB
als ber 3iibe IJJ^ilo, ÜlumeniuS u. 91. bie SlianS- ^of < 'Sin^eit unb, wie mir fagen mürben, bie ob*
fcenbei^ beS .€tnen" fogar bis über ieglii$e3@ein (olute ^erfSnlid^fcit, Don einer unauSfpn^lIi^c^
unb 3)enten ^inauS, Wie tS auf btn ei^en EBlid jt^ronfenlofen, über ERoum unb ^ät erl^boKii
trfdifint, bis gur tn^attlofe^en ^bätract^eit. S)a3 aotaäit ^iefe Ur- unb Uebenna^t (iüvajut
^öti^fte „gine" fytt na^ ipiotin Hiebet SBetnunft ■^ itpÜTT], [aetwo], äipaToc xaläidE-roc, 6inp-Äu-
iu)4 Seinen, nebet Scben noU) ©ein, eS ift o^ne vatxK) Der^orrt in fi^ felbft enig unb unnaiibcl-
ßnetgie, o^ne Sugenb, o^ne ©renje, o^ne ©rö^e, Bar. ©leii^roo^I aber bringt pe aUtä ©ein unb
o^ne iSeftalt, jogat oW ©«IbfibetDu^tfein ; aud^ ßebtn in btn greatiirral&erBor, trägt unb WBP*;
nic^l 3a^Ieneint)eit ift eS, benn aüe bief e Attribute benn , obwohl f d^Ied^t^in tronScenbent übet bol
nibetfftec^en fonobi feiner abfoluten €infai^^eit SBeltall unb %« nichts uon allem, unS an|tt %
oIS aui^ feiner DoOtomnienen ©tlbftgenügfantCeit. ift, mobnt fie bennu^ mit i^iet löniglt^ @»n-
S)aS „@ine" ift abfolut oerfd^eben Don aCem, wa% roott oQen SBefen inne unb but^bringt oOe. vot
äuget i^m ba ift, e§ ift ein SQefen einjig in feiner i^ bet @otle§begnff ^lotinS, tote ei fld^ anl
?lrt (p>voei6ec), unb gerabe befittofb, meil ja aDe ben üerfc^iebenen ©teilen confttuiten U^t bte fU^
untetemenfii6ni!)enSegriffeDDnbenenbIiii^en3)in' Ennead. 1, 7, o. 1; 2, 9, o. 1; 8, 8, o. 9;
gen abstta^itt finb, et^obrn übet alle Sentnnun* 5, 3, c. 13. 14; 5, 4, o. 1 ; 5, 5, o. lO. 11, guiq
gen unb Sigenf^aften, über ieglid^e {Rebe, jeben befonbetS aber in bei Eniiead. 6 flnben; bnl
Begriff unb jebe SßJlffenfd&aff (6, 9, c. 5 : 'O-opx ^onbeln namentlt^ «b^anblung 6—9 ouSffil^tnit
jtiv xat' (äX'^&Eiov oüBJv npojijxov), mithin un- übet hnS „6ine" (©Ott),
beflnirbat unb abfolut unauSfptei^li^ {ivLlSeoi, Slie beiben Slngelpunlte nun, um toeli^ boS
fiii xal (fffi^Tov T^ iXirjÖEfa). Dluc butc^ nega- gange ©qftem fid& bte^t, ftnb bie gmei S^got,
ttoe Sepimmungtn ift fein iffiefen iinigcniiaten tote bie äßelt auS bem „Sinen" geworben, mdt
ju befc^reiben. Wenn man nämlicb ton i^m fagl, wie bet^enf^ jut üSeteinigung mit @ott, fettuni
noB es nicf|t ift, SBeil mon fid^ inbeffen haö) legten 3iel unb ISnbe, gelange unb feine ux^R
bie ©ptad^e horübet Detftänbigen niu&, fo gibt ©lüdfeligltit finbe. SBei ber ^Beantwortung btr
unfef ^^itofopli feinem böc^ften SPrintip oud) erlern ijiagt ift eS für pottn, wie oben grfotft
bie fc^on genannten pDfltioen i^amen, inbem et eine unantaftbote SBa^i^eit, ba^ bie gefanriBli
es ba§ „6ine", baS „©ute" unb baä „^rincip" fic^tbare unb unfit^tbate SBelt bem ,6inen' tÜt
(dp/TJ) nennt, etllärt aber juglei^, bog an^ biefe S^afein uetbunlt. Siegt ee ]a in bei ^aba bei
jlamen boc& leineSWegS baS Sffiefen ©otteS im „ginen", meld^eS gugleic^ bie obfolute ®ätt t^
eigentlichen ©inne (xupduc) bejeit^nen, fonbem neibloSmitjut&eilen unb, roäbtenb es fettet fd^fa^h
nut Dnofoiien äßertb ^iben unb ©otteS SejitÖuna ^in bebütfnifelDS ifi unb in unwanbelboter aDfdU
}u ben auletgöttlid^en ®ingen anbeuten (xatf oG get SRube üet^arrt, allen ©ttömen befi ®ttnS üa*
|eüSoe xot Ev eIvoi, oü jii] l6ioi, ]Ar]SJ Jnurrnji-Ti), fein unb Seben unb 9it(e§ gu terlei^en (3, 8, o. 9).
©0 DerfludEitigen ^ä) unferem 5Jt|ilDfnp^en fetbft Meiniuiebeirft ficöltilotin hiefen^tojefebetftet«
biefe menigcnpofitiBenSptäbicateäu rein relatioen, ootbringung ber SBcIt bur^ baS „Sine"? SiA.
[Q faft negatiöen Seftimmungen, fobalb er fie auf Stage erfi^eint ibm felber fo fi^roierig, ba| er nUgt
baS „Sine" onmcnben will ^onead. 5, 4, o. 1, o^ne inbrünftige3@ebetgut:@ottt|eit fl^ anf^Ut
et 5, 5, o. 6. 13; 6, 8, c. 8. 9; 6, 9, o. 3. 6). biefelbe ju beantworten, dunä^ft DtrWo^rt eiÜ
©leiebmo^I wäre eS ein gtogei ^^^uw, naä) fol- mit gro|ter Sntfd^iebenfieit gegen olle pan$ei|H>
ä)m fd^tinbar pataboj flingcnben ^ebauptungen fc^en SJoiftclIungen, weld^et ^tt fie au^ immtt
onjunelimen, baS „Sine" fei bei Biotin etwas Siez- fein mögen. 91i(^t blofi ben toben {DlaterialiBmidL
nunft' unb SBiUenlofeS, wie man oft gemeint ^at. bet nid^ts im eigentli(^en ©inne ©eifliget an> -
ttioa eine bewugtlofe, unmäd&tige, wefenlofe unb erfennen will, weist et Bon ootn^etein als gebaitfo^
unpetfbnlic^e 51JtonaS, ein abfolut leeiet, tobtet loSab; nic&t minbet unoetftänbig etfc^nt i!^
SBegriff. ©anj baS ©egentlieil ift bet gaQ. 3ene bet Spant^eiSmuS, mag et (wie bei ben jont^ai.
betannten btei äüege, mittelft beten bie ©peculation ^^ilofoplien) als ^glojoiSmuS auftreten, Uk) @ott
jut ffleftimmung beS gätllic^en SÖJefenS ju gelangen unb Sßelt nad^ Slnalogie beS S(|ietW»tnB SinS fbA
201
92eu))IatoniStnuS.
202
Bnbfi^ in cmanber tote Seele unb Selb üerl^oUen;
cbcr olft trctnfieunter ^ßontl^eiSmuä im @inne ber
Stoihr, iDctd^ bie (Sottl^eit gmat ofö bie @eele
bcr 9Bdt anfa^n, ober barüber l^maud il^r no(i^
eil eigenes Sebeti guerforniten; ober auä) olS b^«
«nrifd^ ^ntl^eidmud, fo ba^ bie Sßelt ft(]^ 3U
Qor Mtm Uxfad^ Derl^ielte. toie ber Saum ^u
fän 9Biit)c(, ber @trmn )u feiner OueQe. ®&enfo
Mrig J^nlbigt Biotin bem ßmanattSmui, ber im
9t9äbt bo4 mel^ ober toeniger mieber auf $an«
getauft ^faumdlftuft, inbem bie (Sefd^öpfe ent-
iRber bmi^ eine SJ^eilung ober infolge innerer
bofotioii ber göttlid^en ©ubftanj afö ein ^u8«
M ober eine SluSfiral^Iung ber göttlici^en SQßefen-
Ittt felbp betrautet merben. Biotin ift alfo bem
^mt^ettmuS in jeber t$orm, anä) in ber be3 Q^ma«
Mtümiti^ grom unb belömpft il^n in ben ungmei»
batigßen SebeUKubungen bei jeber ©elegenl^eit.
Sie 6ö|e Ennead. 5, 5, 0. 18: Tirip tgcutgc 2u)v
hoLWK TouTcuv arxioc, ^^ (i»^ a^T^C raura, unb
6, 9y e. 3: Fewi^tix^j ifÄp f) too 'Ev6c ^ootc
MO8 Ta>v icavTfDv, o^6ev lanv a^Tcuv, gelten il^m
neSsiomala unb feieren on l^unbert SteOen toie*
ko. Bcifl^^CH bie (xmtl^eiftifd^en äBal^noorfteOun«
in txgenbtoie auf SBal^rl^eit fo göbe ed, f agt $Io»
tk übt^aapi fein le^teö $rinctp ber Sßelt benn
dg^ imn Segriff beS $rinci))8^ ba^ eS fc^Ied^t-
Incäifa^iinbttntl^eilbar fei(T6 dl iravnr) drXouv,
IdbooTcaTov diroEvrojv), jugleid^abfolutoerfci^ieben
malleni, bcffen $rinci)) e8 ift (xal icavrcuv ^repov
A (irc^ a&T6 . . . oö jtejitYiJLevov toic öIt:' auToo,
fimead. 5, 4, c. 1 ; Dgl. 6, 5, c. 8). Mein
lu^ blo^ ber abfoluten Sinfod^^eit utri) Xrand«
jcataq bc8 «Sinen" miberfpred^e ber ^antl^etS«
ni«. fonbem au(i^ ber Don Biotin fo fd^arf beton«
tti gpivt]^ ber Demünftigen Sreatur, inSbefonbere
M Kcnfci^en. 9u|er anberen ©teUen (Ennead.
1, 8, c. 2, et 5, 5, 0. 9) ift e§ namcntlid^ ba§ erfte
ob ai^tt Sud^ ber britten Snneabe, toorin Biotin
haxd^ mehrere StapM aBe pantl^eiftif d^en unb ema«
■atifüfc^ 3:^eorien befömpft. Sinige, filiert er
aa§, Ictten alle 2)inge oon bem Ie|ten $rinci|) fo
tb, bag fie badfelbe fid^ in ba§ M gleid^fam er»
gifpoi, ober aber^ toxt ben Saum au§ ber 2Bur5eC
«ie einen lebenbigen Organismus aus bem 6m-
Iqo fid^ cntaideln laff en ; barauS folgern fte bann,
bo^ bie crfie Urfad^ baS Unioerfum nid^t blog be«
ttcgt fonbem i^rer SReinung nad^ fogar aEeS Sin»
yiiK tmxfL fjfiüum nennen fte biefen Mben)eger,
htm fie bann aud^ unfere eigenen ©ebanfen unb
{^oobiiingen oIS Oon il^m gemirlt gufd^reiben, ge»
Bie bd einem lebenbigen Organismus bie
nid^t Don ftd^ felbft, fonbem oon bem im»
SebenSprincip in Semegung gefegt mer-
Süzond mfirbe aber folgen, ba^ mir uns
WP sii^ nie^ gel^örten, ba^ mir felbft nid^t mel^r
mib ^nbelten, fonbem ein anbereS SBefen
Unb bo4 e^iftirt ein Seber oon unS als
^ßerfdnlid^feit. bie f elbf} benft unb l^an»
3ä)er mu| für feine guten toie böfen
Idbf iiiigi II oetontttortlid^ bleiben, unb am aQer»
loenigfien gel^t eS an, fflr feine fd^Ied^ten Xl^ateu
ein SlleS mirtenbeS $rincif) oerantmortlid^ }u ma»
d^en (3, 1, c. 2—4, et 8, 8, 0. 9. 10). ^reilid^
bie ^eroorbringung ber äBelt burd^ (Sott gu be*
fdftreiben, ift Biotin nad^ feinem eigenen (Seftänb-
ni^ unmöglid^. Salier nimmt er pr Süberfprad^e
feine Suflud^t. SBic baS geuer bie SBärme, ber
@d^nee bie ftölte, mie buf tenbe Jhöuter unb @alben
SBol^Igerüd^e auSftrömen laffen, mie ber @trom beS
fiid^teS oon ber @onne auSgel^t, äl^nlid^ lann man
ftd^ ben Ausgang aller SBefen oon ®ott oorfteüen,
mobei man aber nid^t oergeffen barf, bafe biefeS
aBeS nur Silber ftnb unb ba^ aSe SorfteOungen
oon einer Seit Semegung unb Seränbemng in
©Ott f emgel^alten merben muffen. Senn baS l^öd^fte
„6ine" (®ott), felbft o^ne Urf<)mng, inbem eS
aflm SBefm il^r SDafein oerleil^t (annoc too xal
eTvai, 5, 1, 0. 5), oerliert babei bod^ nid^tS oon
bem ©einigen, fonbem in unmanbelbarer SRul^e in
fid^ felber bel^arrenb, fd^afft eS baS %ti, unb gmar
oon Sn)igfeit l^er, meti eS unbenfbar ift, ba| baS
,,@ine" nid^t immer l^eroorgebrad^t ^ötte, maS eS
gu geben oermag (1, 6, 0. 7; 8, 8, c. 9; 5, 1,
c. 5 et 6 a ; 5, 2, c. 1). S)ie{e ^eroorbringung
bcr SBelt beruht nun meber auf einem freien, no^ auf
einem notl^ioenbigen Scte ©otteS, benn berartige
Seftimmungen fmb nad^ Biotin auf bie ©ottl^eit
überl^aupt nid^t anmenbbar, eS fei benn in bübli^er
SBeife (xpoiuxcoc ; ogl. 6, 9, c. 6 ; 6, 7, c. 88).
® er aWöglidifeitSgrunb für bie gntftel^ung bcr SBelt
ließt nad^ $Iotin in ber unenblid^en ^ad^tfüUe
(duva^ic aiteipoc, ßu9a6dev aTceipoc) ©ottcS, bie
iebeS S)en!en überragt. Sermöge biefer lann er als
baS fd^Ied^tl^in oottfommene SBefen anbere SQSefen
niebcrer 9lrt l^eroorbringen, ol^ne oon feinem etgc«
nen SBefm ettoaS gu Oerlieren (6, 5, c. 12; 5, 1,
c. 5, et 5, 2, c. 1 ; 3, 9, c. 8: nXTjpouv o5v Set
a^zh [sc. t6 '^Ev] xal iroteiv Travra, oöx slvat toc
iravra, S TroteT; ogl. 1, 8, C.2). S)en SBirflidjfeitS«
gmnb aber für bie grfd^affung ber SBelt pnbet
Potin in ber 9JaturbeS „ßinen", »eil eS gugleic^
bie abfolute ®üte ift, ber eS eignet, neibloS mit»
gutl^eilen. SKit anberen SBorten : Biotin Ijai fid^
bie ©ntftel^ung ber SBelt burd^ einen ©d^öpferact
ber göttlichen Slümad^t, alS eine ©d^ö<)fung aus
5Jid&tS gebadet. 2)ie6 ift eine not^menbige Son:«
fequeng feineS ©t)ftemS. SDenn menn bie gange
SBelt oon unb burd^ ®olt, aber auf feine Säeife
aus feinem SBefen ^eroorgebradjt ift, fo bleibt nur
übrig, ba^ fic burd^ feine ^lümac^t, bie |a nad^
Biotin eine unenblidje unb fd^ranfenlofe ift, mit
mir fagm, aus 5Rtd^tS erfd^affen fein mu^. 2)a]^er
ift eS unrid^tig, mcnn S^Her in feiner ^^ilofopl^ic
ber ©ried^en (8. 5lufl., III, 2, Seipgig 1881, 507)
ber lanbläufigen biSl^erigen 9Keinung, als l^abe
Biotin ber ßmanationSlel^re gel^ulbigt, gmar nid^t
mel^r beipflid^tet, bagcgen meint, eS fei oiefleidjt
rid^tiger, bie plotinifd^e Seigre als einen b^nami«
f^en ^antl^eiSmuS gu begeid^nen. §at ^lotin ben
?luSbrudt „aus 5Wid()tS exfd^affen" aud^ nidfet ge-
brandet, fo l^at er il^n eben nid^t gefannt ober oiel»
208
9leu))Iaton{Smu8.
204
tne^r fid^ biefer (i^riftUci^en SuSbtudfämeife nid^t
bebienen mollen, abgefel^en baDon, ba| bie grie»
i^\]ä)t Sprad^c einen flgirten SerminuS für baS,
maS wir mit „erfd^affen" bejeid^nen, nid^t l^atte.
9l6er bie @ad^e ift bei Biotin üorl^onben, unb eS
fel^It bei feiner ©arftellung feines ber toefenttid^en
ÜRomente, meldte ben ©d^öpfungSbegriff conftitui»
ren, menngleid^ }ugegeben merben !ann, ba^ unfer
$l^Uofop^ fid^ bis }ur DoIIen Steinl^eit be§ d^rif}»
Iid)en Sd^öpfungSbegriff eS nid^t buri^gerungen f^at,
unb jioar nid^t blo^ infofern, als er bie ffitoigfeit
ber ^elt lel^rt, fonbem nomentlid^ aud^ bo, mo
eS fid^ um bie S)arfteUung ber Sd^öpfung im @in-
}elnen l^onbelt. ®a§ erfte Don aQen äßefen nöm»
lid^, bie bem „Sinen" il^r SDafein öerbanfen (5,
1, 0. 5: [deöc] 6 a?Ttoc too xal eTvat xal tcoXüv
etvat TOüTov [sc. vouv]), ift ber l^öd&fte vouc, ba§
DoÜfommenfte, jebod^ nid[)t obaquate ^bbilb, gleid^*
fam ber ^bglanj beS „Sinen", ber x6(jjjloc vot)t6c
beS ^lato, in populärem ^uSbruä Don Biotin
bisweilen SeoTepoc ^e6c genannt. ®er vouc ift
ber Sräger ber il^m immanenten Sbeen unb bal^er
l^öd^ftcS Urbilb ber fid^tbaren SOBelt. 2)urd^ Ver-
mittlung beS vouc wirb bie ©eele (^^yr^) erfd^affen,
meldte nad^ bem Sinen ba§ 2)ritte ift, bie Sßelt»
feele ^lato'S, eine immateriefle ©ubftang unb baS
9lbbilb beS vouc, wie biefer be§ „ginen". 93on
bem „Sinen" bis jur Seele, fagt Biotin, rcid&t baS
(SöttUd^e, b. ]^. baS Unwonbelbare, bie unftd^tbare
SBelt, bereu ©piegelbilb baS fid^tbare Uniöcrfum
ift. ©aS^Ev, ber vouc unb bie ^uyi Silben jene
oftmals, jebod^ mit Unred^t gefeierte plotinifd^e
SriaS, worin ^and^e baS d^nftlid^e XrinitätS»
m^fterium ju ftnben üermeintcn. 3« SBal^rl^eit ift
nur eine gewiffe au^erlid)e Sel^nlid^feit barin ^u
finben, ba nad^ bem Sufc^mmenl^ang beS pIotini=
fd^en ©^ftemS fowol^I ber vouc alS bie ^ux^ nidjt
aus bem SQBcfcn bcS „Sinen", fonbem nur bie
erften unb öornel^mften Kreaturen ber göttUdjen
5inmad^t ftnb. Vermittels ber SBeltfeele wirb bie
SieH^eit ber ©eelcn gejd^affen, weld^e nid^t Il^eile
berfelben fmb, wol^I aber gu il^r in Segicl^ung
ftel^en, weil fie bie l^öd^fte üon allen ift. Biotin
unterfd^eibet brci fflaffcn öon Seelen: 1. bie gött«
lid^en, nämlid^ bie Seelen ber ©eftime, weld^e,
wie eS aud^ bei ben fräl^eren ^l^ilofop^en meijt
ber tJctll ift, olS belebt gebadet werben. §ier fd^uf
fid^ Biotin in feinem fonft flreng monotfeifiifd^en
Stiftern einen bequemen SlnlnüpfungSpunft für ben
pol^tl^eiftifd^en SoIfSglauben, benn biefe Stern-
götter ftnb bie ©ötter ber gried^ifd^en SReligionS»
m^tl^en; 2. bie bämonifd^en Seelen, bie in ber
irbifd^en, fublunorifd&en Kegion in ätl^erif d^en Sei-
bem als Halbgötter (®ämonen) il^ren Si| l^aben ;
3. bie SWenfd^enfeelen. ©urd^ bie SBeltfeele bringt
baS „gine" enblid^ bie gefommte jid^tbare ffielt
beröor, oud^ baS Subftrat berfelben, bie wefenlofe
SDlaterie (jjl^ ffv). Sie ift baS Se^te auf ber Stufen*
leiter aller SBeltwefen, weld^e gleid^fam in concen»
trif d^en, immer weiteren ftreifen burd^ bie UeberfüIIe
ber göttlid^en Stllmad^t in'S S)afein gerufen worben
ftnb. SDaS aßeltgonje ift Don Swigfeit l^r^ eS ifl
ein großer, lebenbiger Organismus t)on DoSenbeter
Sd^önl^eit, beffen wutri)ert)one Harmonie ^lotrn
nid^t genugfam bewunbem lann. lieber bem Uni«
Derfum waltet bie^HeS letdenbe göttUd^SSorfel^ung.
9htr Xl^oren Dermögen biefeS gu lougnen, inbem
fie entWeber Don 3uf aO ober Don einem b5fen ^ßritt-
cip reben, bem fte bie Sd^öpfung unb Seitung ber
SBelt gufd^reiben. Sin blinbeS gfatum anjunel^men,
ift Sßal^n unb Aberglaube unb taftet bie ^tet^
beS 3Jlenfd^en an. S)aS Uebel in ber Sßelt l^ängt
tl^eilS mit ber Snblid^feit ber gefd^ffenen 9^nge
jufammen, tl^eilS ifl eS eine golge ber Sfinbe,
weld^e auf bem IDK^braud^ ber Sfreil^eit Berul^t
3)ie SSorfel^ung ift fd^ulbfrei, benn baS Unit)erfum
ift fo Doüfommen, wie eS eine enblid^e 9Bdt nur
fein !ann. S)er 3Jlenf d^ inSbef onbere ift ein Soppel«
wefen, auS bem Seib unb ber unftd^tboren Seele
beftel^enb. SDiefe, fd^on Dor bem Seibe estfürenb,
burd^bringt ben Seib, wie fjfeuer bie Suft. Sie
gfuncMonen beS SeibeS unb aller feiner einlebten
Organe ftnb burd^ bie Seele bebingt, wäl^renb fie
felbft in il^ren l^öl^em gfunctionen ber leiblid^
Organe nid^t bebarf. SDaS l^öl^ere, bem Ueberfinn«
lid^en gugewanbte Seben ift baS eigentlidbe unb
wal^re fieben ber Seele. 3)a^ bie Seele unfterbßd^
ift, bemül^t fid^ Biotin einge|enb }u beweifen (En-
nead. 4, 7, c. 1 — 15). ffianeben ift il^m nid^tS
f 0 gewi| als bie Sfteil^eit beS ÜRenf d^en, ba^ nSm-
lid^ ieber für feine giiten unb böfen Xl^aten Der>
antwortlid^ ift. 0|ne t$reil^eit wören Wir gor
feine SWenfd^en. Um baS ©iiibringen ber ©ünbe
in bie SOBclt au erflören, leiert Biotin mit «piato
eine ^röeiifteng ber Seelen. SSor il^rem SeibeS*
leben befanben fid^ bie Seelen in einer fiberfinn«
lid^en äBelt, frei Don jeglid^em Seib, nur ben vouc
unb bie göttlid^en 3been fd^auenb. Aber gleid^am
mit magifd)er ®ewalt, bo^ nid^t ol^ne i^re eigene
Sd&ulb (benn bie Seelen ftnb frei), wuri)en fie
in bie Sinnenwelt nieberge}ogen ; fie woOten felb«
ftönbig fein unb ftd^ il^rer Selbft^errlid^feit freuen,
Dergagen barüber il^ren göttlid^en Urfpntng unb
il^re eigene äBürbe unb fielen fo auS bem iBrper»
lofen, glüdffeligenSuftanbe in bie materiellen Seiber
l^inab. SDaS irbtf^e Seben ift mithin eine Strafe
für eine frül^ere Sünbe. ©ev TOenf d^ fül^lt fldj in-
folge beffen fd^ulbbelaben unb gottDerlaffen, diein
er fann wieber umfel^ren gu ®ott, benn er ifl nod^
frei. Offenbar finb biefe 2lnnänge cm, ben bibli-
fd^en Ur^uftanb, bie Sünbe im $arabiefe unb bie
3bee ber Srlöfung. Umlel^r unbSEßieberDereinigung
mit ©Ott ftnb bemnad^ beS ÜRenfd^en l^öd^fkS 3iel
unb (Snbe; feine fittlid^e SebenSaufgabe befielt
barin, ftd^ Don ber jinnlid^en SBelt unb ber ÜRa-
terie, bem SiJ ber Seibenfd&aften, frei gu mad^en
unb jum ©öttlid^en ju erl^eben. 3ur Sinigung
mit Sott Dermag ber ÜRenfd^ einigermaßen fd^on
l^ienieben, wenn aud^ nid^t bauemb, ju gelon«
gen, unb gwar in ber efftatifd^en Srl^ebung. 9{ur
in ber efftatifd^en Slnft^^auung ift eS möglid^, boS
göttlid^e Urlid^t beS „Sinen" gu erfaffen, benn bie
20S
9ttu))Iatcniiinus.
lit^le VfL bic 4&4fle €tiif( bn men|[^Ii^ Si>
frnntni^ ^ toeli!^ oOt anbeten ßrCenntnigmeet
fi4 tun Die bit nitbtren €hiftn oer^alttn. S^
bifftt rfftatif4)cn &l)ama\Q itnb (Siniguna mit
Sott stlongt bcr WtnUi) biiTC^ bie 3:ugenß, bit
tlotin als boe etnbtn nadi ©ottä^nlid^feit (1,
2, c 1 : Öeü> 6tMtu>&^vai) befinirt. ^ngtiefonbrrt
üi^ ti bit Tfinigniben Xugenbtn, meiere bm Xllen>
f^cn bim^ bte ^uc^t ouS btr gum 933fen Dtrlei'
träbcn @uninii«lt Dan bei @ünbe (^F^upTfa) bt"
htin; bobui^ toiib btt €«le für bie tng5tt'
li^enbm Xngenbni, tsclt^c ^oufitlS^lt^ in ber
ioM^fyn Uebung bei tiiet Sorbinaltugenben bt*
R^CR, btffl^igt unb oHmä^Iid^ jut übetftnnlic^eit
Seil R^btn. ^inju bienen in gcmiflet S6ei|r
mät bit ftünfle unb Sßiflmf elften, gumal 3nat^e>
Botif tttib 3>iahHif. 3e eiSfier bti gifei in btt
lUmg ber Stctfc unb Xugtnb iß, btfto fieberet
hA f^odlei wirb blc mq^ij^c Sinigung mit bem
.Cäifli' cneit^t SJaju btbarf tS nii^t be3 ^erauS-
g^cirt bei @«It aus fiH), fonbem tielme^c bet
Cinfc^ in i^i eigenes 3nnerfle. ^lei, glett^fam
ia ifftem imteilten Sentnim, !)ängt jie, nie d\k
Btftn. mit bem „Uinen" unb „®ulen" jujnmmen
tmb Pcnnag efl auf eine unbe|^retblii^e 9Bei|e gu
fi^aucn. €(!^n bt|(^reibtt|Jlotin bie uerfc^iebentn
Stoffen bcr Snenf^tn in i^iem Streben naä) bei
«UsdfdlglnL einige antn{ä)cn, fagt er, bleiben
!■ ^tml^en befangen, ^Iten bie Suß für bai
Sott, bot &l)mvci fGi bai SBBfe unb fudien jene
a o^^, biefen lu flie^ ; hierin fe^en fie i^n
Stt^eit. Snberc jtnb einet geioiffen €r^ebung
jsa^i, wim&gen ieboc^ baS, toa^ oben tfi, ni^t ju
f^fen; inbcm fie ^ an bie bürgerlichen jiugentien
balten unb ^ä) bem piaftif^en Seben gumenben,
ftrebfn fie nur na^ bcr nötigen StuSroa^l unter
bem, maS boi^ ein 9!iebereS iß. 9Illein eS gibt
HD* eine britte ftlaffe ^ßenfi^en gbttlirfier 91rt.
lsxld)t, mit ^Bberer Äroft unb fc^örferem SBliile bf
gabt, btm ©lange au3 bei ^5^e \iä) gumenben unb
bübin fi(^ ergeben, ben Ort bei ftnßem ÜlebelS
über^eigen unb. alles 3rbii^e tieraqtenb, bort »et*
tDeilen. mo i^t mo^ieS Sßaterlanb i{t unb mo fie
bfT rei^Ien ffreube tfieil^aftig loerben (Ennead. 5,
9, c. 1). 3nbe6 Bermag ein OTenf^, fo lange er
ftitnieben iDtilt, nic^t für bieS)iiuet in biefemjeli-
geo 3ufianbe ber mqftifc^en Einigung mit ®olt
)n Dtr^rren, ba er burt!^ bie ni^t gcnj gu er*
töbtenbe finnli^e Dtatur immer »ieber jum Srbi-
idftn jurütfgegogen niirb. ©e Ibfl bem tugenb^afie-
ften unb göttlii^en 1SRm)<i)m wirb biefe?lrtfi^auung
Bui für eingelne tOtomente ju X()ti\ (6, 9, c. 10
«t 11). mie benn nai^ bem Jfeugntfi feinefl 5Bio>
^rapben ^oip^qriuS auä) ^IdKu felbft biefer m^ßi'
ld)en Seittniguug nur Uiermal in feinem Seben ge'
nüibigl norben märe. UebrigenS ift ber nabt^aft
Bnif unb 3ugenbt)afte na«^ $Iatin trof) aOer
Vti6gef(t)itfe btefeS SebenS nid|t unglücHi^, fou'
bem giüillt4. mie fiii^on bte @toifer lehren.
(H liegt in ber Sonfcquenj beS plotinif^n
SvBemS. baß barin neben ber Sefite Don ber ^rS*
206
! ejifltnä her ©eele fflr eine Äuferfte^a beS Seibe»
'teine Stelle ju finben iß. Sßie ber gefammten
, grie^ifc&en ^entlDeife, fo mar her @Inube an eine
^luferftcbuKg auct) unfetem ^^ilofopb^n geiabqu
■nnfiöötg; bie iÖEfteiung bet ©tele com Seibe,
, iiii^t bcffen aBiebeterwedung, ifi i|m bie Ma^re
IJluferftebuiig (3, 6, o. 6). SlJagegen gibt e§ na<^
Itlilotin ein ®tri^t nncf| bem lobe, unb baS SooS
' ber abgetriebenen Serien mirb Je Jiaä) ber ESe-
f(^ffent|eit IftreS irbifd^en SeibeSlebenS ein fe^r
Cerf^icbeneS fein. 5iur bie afleneinflen Seelen
fehlen in bie emige glütffelige ^eimat jurüd; bie
nieniget DDlHommenen , ober eblen ©eelen toer-
ben je nadb ibter 3:ugenb auf bie oerfii^iebenen
©eflime Derfe|t, Bon mo au8 fie baS aBelloa be«
fi)auEn ; bit niebrigen Seelen, bie in bie ©innen-
melt Derfunlen toaien, feliien je nac^ bem @tabe
i^tet Safler^ofttgleit entmebet in anbete ÜJten«
fd)enleiber gurüd, ober muffen fogar bur^ X^ief
unb $ßait genleibe r mnnbem, gemS| bem allge-
meinen @efet(e. bag bie Seele naä) bem Xobe
babin gelangt, mo^in i^re Neigung fie gie^t, um
nun entfptet^enbe SBetgeltung gu etlangen: ber
Sqtonn mitb jum ©Haoen, bet ungereil)(e Meiere
wirb arm, ber Sommüt^ige gum ttilben Xt|ieie,
2ßüßlinge unb S^lemmer loerben geile unb ge-
fräftige ©efd^Bpfe u. f. m. US gibt leinen Sffielt.
anfang unb fein SSeltenbe. 3m emigen jheiSIouf
betoegt fii^ baS SIK, um tmä) gemiffen gerieben
in feinen fcii^etn 3uftanb gutütfgulel^ten (3IbD<
(atoftofe).
iSiaS fein SBet^Sltnig jut EßoItSteligion angebt,
fo ifl spiotin meit entfernt, biefe naifi 91rt früherer
^öilofopben unb SDiii^tet gu tetfpollen, abet
auc^ gu Diel Sptiilofop^ , um, mie feine näegflen
©rfjület eä tlfiaten, fd^on feine Sp^ilofoptite an bie
pofitioe Seligion birecl anjulEbifn ober bamit
gar ju uerft^meljen. ©leiii&iDDbl trägt boS ©!)•
ftem SßlotinS, mie ber gefnmmie iJleuplatoniBmuS,
burttiroeg einen tfligiöfenß^Drafter; es ift in allen
3;^eilen oon bem ©ebanlen an bie ®oltl)df unb
uon ber ©el^nfud^t no^ (äinigung mit i^t be-
benf^t unb bur^brungen. 3)ie $^ilDfopI|ie iß
Dteligion, nur ni^tumgete^rt; bat)erfluc^ fein für
einen Reiben frommes, tugenb^afteS Seben. So
biirfen mir uns auäj ni($t munbem, menn mir bei
Ißlotin bie Steigung entberfen, bie ÜJlpt^en bc«
iSolfSglaubenS fpeculatie gu beulen, gu läulem
unb mit feinem ©tjftem in ßinflang gu bringen.
®r Beifuc^t, bie ifoiim unb nieberen ®btter hefi
grie^ifcfien §eibentl)iimS in bet ©lernen- unb
fublunorifc^en SßJelt untergubringen, ja fogat ben
pol^ttieifiifiien 6uttu§ einfi^licBlicEi bes fc^on friiö
anftof! erregenben ®5tter6ilber-6ultu§, foroie gjla-
gie unb jütantit bi§ gu einem gemiffen ©robe p^ilo»
]opij\\ii) gu begriinben. SJaS moren gut gemeinte
Sugeflänbniffe an ben ©eift feiner 3"!. bie frei»
üä) fd^mer gu uermeiben maren unb bal)er einiger-
maßen gu entfc^ulbigen fmb; fie foltttn aber für
bie SBeiterentmidlung ber neuplatonif^en Sß^ilo-
' ip^e gerabegu ber^ängnigooll nerben.
207
DteupIatontSmuS.
208
in. Set ^ItutilatoitifinniS fanb mäf Biotin
UKÜnc ^^cgc hmäf beffen ga^Ireidie S^üln,
untrt bmen als bie ti«ü§mt(flen jwei tjerDorroflEn,
SlmtriuS ober amdiui fl. b. 5lrt.) unb 5|Jdi>
p^grtuä. 9Iainentli(^ ber lefettre ift nüc§ ^pio-
tinS ^oht nit^t blog bti ^auptDcrtretei bei ganjcn
SUc^tung, fonbcm neben i^nt unftietttQ bei tieiDor-
lagenbfte @ei[l, ben baS ^eibentbutn jener 3ett
Quigumeifen ^t. Set i^m cntmideltc ^ä) bei im
Sßefen beä ^leupIotoniämuS liegenbe @egenfa^
fltflen boS S^rillenl^um beieilS gu bitecler gfinb-
ftMeit unb offenem Äompf. — Sgorp^griuB mar
guBotonen, einer tqriit^en IßflQnjjlabt in ©prien,
bon Domebfi^K b'ibnif^en SItem im 3. 233 gc
boren unb biffi urfprüngtiii^ iffialii^ui. 3n feinem
80. fiebenSjabre tarn er nad^ JRom, ffio er gucrft
@egner, balb aber Siebling3f<]^ülei ^totinS nuibe
unb i^n fed^ä 3abte lang f|&rte. 'S>it SJJl^ilDfopbie
beSfelben mad)te einen fo getoaltigen €inbiud ouf
it)n, boS ei anpng, bieSBeltju oera^len, unb fo»
aar baron bai^te, fitib ju entleiben, Sßlßlin aber
pielf i^n Dom ©etSftntorbe ab, unb auf beffen
ikail) unttmaSm er eine etfioliingfreife nai) ©i-
tilicn, bie ttm Bon feiner !IlIt!aii(6oIie beillc. QJq^
Korn guiüffgerebtt, begann er pftilofopfiifc&e SBor-
ttäge ju balten unb erntete grofien SBeifnn, fo ia^
et ben Xu^m bet ))lDttiiit{|cn ^tiilofoptiie nodt
Detmebrte. 3n3lom fi^eint er ^o^betagt um 304
flefiorben ju fein. fflJoS fein SGerpltnig ju ^ßlotin
unlongt, fn petlt er fi^ felbff, obwo^il fonjl ftftt
eitel, feinem Se^rer befdjeiben noc£|, bintti bem ei
mii^, fornobl toQ8 Siefe als gieic^lbmii ber ®f
banlen ongetit, lueit gurüffileibt. ©leidiniabi be-
fahl ei eine ton greunb unb geinb anerlannte fei*
tene (Sele^rfamteit unb großen ©ijorffinn. Sei
auguftin tjeifet er (Cit. Del 19, 22) docössiinua
pMloBophorum. Oblno^l er nii^t originett nrnr
unb leine befonberS fpeculotioe Slnlage befofe, bitte
n ein befto gröfiereS Salent, gu filmten unb gu
fgpematifiren , unb fein Süerhienft um bie neu-
^latonifcbe ^büofopbie ü^G' nidbt in einer tJort-
bilbung beS plotinif^en S^flemS, fonbem in ber
CrftSrung unb 9!erlbeibigung beSfetben. Singer
bet Verausgabe bet ©diiiften feines ÜJIeiftetS ter«
beiden nir tbm aud^ bie EBiogtapliie beSfelbeu, in
tuelcbet er feinen gelben, öbnlid^ roie Spbilofttatuä
5 inen MpoHoniuS Don Xrjana, beinobe olB ein
bemtenf^lid^eS SSefen gu fibilbem fudit, in un-
berfennbarem, luenn auc^ nt^t auSgcfprod^enem
@egenfQ|e gu bem (SbriffaiS ber ISoangelien. S)ai
Streben bei SßorpbqriuS ge^t babin, ber neu'
t)IatDnif(!ien ^blofobbif i" tiiet l^äberem @rabe,
als bie| bei Biotin bet ^U i^ einen leligiöfen
fl^oxo^tt aufguprägen, bie ^büofopbie gu popu*
loiiflten unb but^ eine oft feltfame Auslegung
bei Dielfod^ unfinntgen unb unfittlidien ^eibnifi^en
SJlptben unb beS potptbeiftifi^en ßultus fammt
allem boranbängenben 3iuberjpu! mit ber ^etb-
nifii^en ^ollStcligion gu oerfB^nen unb gu t>er-
ntSglen, um bann biefe fo geläuterte unb regene-
itrte pbiI»foP^iF<^( Stellgion a(8 SBieltrerigion ber
ä^tid^en entgegetqußellen. €d^ fifl!^ Inl
^orpl^qtiuS gegen ba3 ßbnftentbuDi in offenem
ffanipfe auf, unb gnxit burc^ bie ©treitfd^rift
Aii^oi xoTä XpwTiavüv. Ob er ebebem fel»i
U-brift geliiefen unb apDßafitt fei, lagt fu^ nf^
feflftellcn, gumal ba fein Siogiap^ SunapiuS bot«
übet nichts niittbeilt. 3nbe| mitb bon @ocrateS
(H. E. 3, 23) als ©lunb ber Slbfaffung ientt
©Ircitft^tift angegeben, ba^ ^oipbqriuS bem (t^ri>
^entbum guget^an geuefen fei; fpöler ober ^be
er, bon einigen €bnften gu Safatea in ^Utpina
^art getabelt, fitf) bacon abgemanbt, ba er bei
feinem öu^erft reijboren Temperamente leinen
aSiberfprurf) ^aSe ertragen fönnen. Um bie 6^ti-
fien JU ärgern, 1)abt er iene ©treitfc^rift in
15 Sudlern oeiüffentlicbt. Unabhängig bon bieftr
ÜRittbeilung beS @oaatc3 fdieint aucb bet bL ^u<
guftin ben ^orpfiqnuS für einen apo^af\rten Sän-
ften JU iiolten (CiT, Bei 10, 28 : quam [so. virta-
tem et sapientiani] bi vere ao fideliter amae-
seB, ChriBtum Dei virtutem et Dei sapientjam
cognoviBBeB, neo ab ejuB aalubemma hnmili-
tate tumore inflatuB vanae Bcientiae reai-
luiBBea). S)ana(^ mug SßorpbqriuS bem S^nfitn-
tbum in ber 3;bat einmal näber getreten fein, cnt-
neber alS ffote^untene, ober auä) mit, um aus
niffenfc^aftlic^em 3ntereffe, nie manii|e-%nbeie
bem3uge bei 3^ jolgenb, basfelbe Fennen ju
lernen. SebenfoüS betunbet er eine einge^tnbe
ffenntni^ bet beiligen ©d^rift, fomie ber dbiiftUc^
ßebren unb ^npitutionen, auf her anbem Seite
über oudd einen f o intenfiOen &d& gegen baS 6^
ftentbum, mie er ficb in ber Wegel nur bei ERene-
goten finbet. @let(!bniobI mu| anerlannt merboi,
bag feine iJampfcSmeife im @angen eine eblete i^
als bie eineS SelfuS unb £uctan, in beren bAnn-
j^en S^on ^orpbb^uS nur feiten unb er^ fpättt
oerfiel. fflber gerabe roegen feiner rubigen HJot"
beit unb ausgebreiteten ©elebrfomfeit , bie mit
einer leid&ten unb fd^Önen ®ar^ung oerbunben
ift, rote fie nur roenigen unter ben ber Kitäjt feinb-
liii)en @ct)nft^ellem unb feinem unter ben äüngeni
bet neuplatonif^en ©i^nle bor unb nacb i^m eigen
ifl, rouibe SßorpbtirtuS unter aQen literanfi^en
(Segnem beS IS^riftentbumS ienet 3^t ber ge-
fiir^tetfle. Seine nur in EBiud^flücten eibatenc
©t^rift mu6 ben anbeutungen c^irifllid^er ©^rift-
Peller gufolge ein roaljreS Slrfenol Bon ÜBaffen
gegen bie ^rifiliifte SReligion gemefen fein, €t griff
ben biflotifdben (Jbaratier beS S^riPent^umS an,
ba er alle SReligion auf bie ^iiilofop^ie baflite.
9(Q(b auguftin (CÜv. Dei 10, 28} achtete er
ßbtifhim befebolb für gering, meil fein j{btp«i
uon einem SBeibe geboren unb nacb^et getreujtgt
morbenfei. 31ud) lüugnetecr bieinbenguangeßen
benoteten SBunbec ßb^'f '/ inSbefonbere feine Suf-
etfle^ung, Ueber!]Qupt nrnr eS fein ©effeeben, bie
aiuctorität ber bon ben (£b^ft<" fb b^ibgebaltenen
Reuigen ©(^riften gu eifäiOhein. €i läugnete bie
Sed^lbeit maueret ioüt^r, g. 99. beS SQu^eS 3>a>
niel, erfifirte beffen 9ßeiSfagungen fut vatioinia
209
9leu))Iatoni8muS.
210
poii eTenimn (OgL Hieron. Praefat. in Da-
nUflm), flickte ferner ben SRongel eined Sufam*
mai(aiigeS ber ein}elnen ^üfyt, fomie t^ren
Sibnfpru^ unter einanber ouf^ubeden unb rooUtt
namentlul^ onf ®runb Don ®aL 2, 11 }eigen, ba|
jd&p bte erften 9}er!ünber bed S^riftentl^umg unter
^ m<l^ einig gen)e{en feien. 9ud^ get|elte er bie
bei ben C^rtften bamoIS gangbare, abermalig alle-
gonfc^ S^nftoudlegung, namentltd^ beS ^. %„
^am man p4 intr be|l(|alb bebienen muffe, um in
\m bei aRofeS erjö^lten Stöt^fel unb abstrufen
Onddfliritd^ 6inn unb 93ebeutung gu bringen,
eis Sonmirf, ber übrigens Diel mel^r il^n felber unb
ben 9tent»Iatonifimud uberl^aupt trifft. 2)abei be-
tnbet^orp^QriuS inbeffen eine Sefanntf d^aft mit
bcc ^eiligen Sd^rift, bie eingel^enber unb griinb»
fi^er oIS bie irgenb eines ber alten ^olemifcr i{i.
fine Doinommeneff enntni^ ber l^ebröifd^en @pra(|e
Im t^ babei gut )u Stotten. 3n mand^er §in»
]u^ \djffni er fogor über fein 3^italter l^inauS»
gegri^en unb Sd^tmerigleitenauf gemorf en ju ^aben,
bk numd^ unferer mobemen IRationaliften Sl^re
oKKtra tDurben. 9BieaudAng.Epist.49(aL102)
|i n\äfm, grij^ ^orpl^^uS baS S)ogma Don ber
Infer^^g Sl^rißi unb ber Xobten überl^aupt
(OL, eratnoftd^ in fpdttifd^en SSBorten über bie fpäte
Ukmft lEl^fK, foiDie über mauii^e 9uSfpräd)e
ba ftwngelien unb 9pofteI, befrittelte bie SBunber
bcf f^ertn, ber 9po{teI unb ÜRortt^rer unb fud^te
^VSufyx&ä^ ju mad^ SBeil übrigens ^orpl^^riuS
Megada nid^ löugnete, fonbem nur beren ^erneiS«
fiaft bnnl^ onbedoeitige Srflorung }u fd^toöd^en
^oäftt, fo liegt in feinen Angriffen ein fd^ö^boreS
(i^orifd^ 3^ugni| für bie gef d^id^tlid^e Sßal^rl^eit
bä eDongelifd^en SSerid^te. — S)ie SBebeutung biefer
gefö^idlen €d^ft xaxot XpKmavwv gel^t fd)on
bozand ^rDor, ba| fie bie großen ©egenf Triften beS
IRe^obiuS Don X^ruS, beS SufebiuS Don (Söfarea,
bc§ jungem ^oHinariS unb beS ^iftoriferS $^ilo>
äorgini l^orrief, unter benen bie beS ^poUinariS
bif gebiegenfte toar. IBon il^nen allen ift nidgts
vor^anben oIS bie menigen t$ragmente auS bem
nmfangreid^ IBud^e beS SRetl^obiuS, meldte ftd^
bci^o^onneS^maScenuS^nbenunb DonbemS)o»
mimcaner SombefiS gefammelt morbcn ftnb (Gal-
Undii BibUcÜL IQ, 803 sq.). $orp]^t)rS 92amc
UMH feiner €d^rtften megen bei aUen ß^l^riften ge«
bnmbniarft. ffaifer Sonftantin ber (Sro|e nennt
üpoL m einem Sbict gegen bie Srianer einen ^aupt»
feiiib bcS d^ßlid^en ®Iauben§ unb bie 9n|änger
bc§ SriuS bal^er ^orp^^rianer. Sl^eoboftuS' IL
Sbict^ boS bieäkmid^tung aller d^riftenfeinblic^cn
S<!^riften fhenge anbefal^I, nennt befonberS bie beS
^ßorp^prinS, beS „SBa|nftnnigen''. S)ie legten
fzemplare beS Sud^eS „gegen bie Sl^riften'' lieg
3ufHnion I. auffu^en unb Derbrennen.
(Eifer, momit biefe S)eaete ausgeführt mur»
bcH, mögen aud^ bie ©egenfd^riften gum Opfer
gefallen fein, meil in il^nen bel^ufS SBiberlegung
bie Streitf^rift beS ^orpl^^riuS )um großen 2:^eile
nptobncirt loar. SBenn bie erft 1867 aufgefun<»
bene unb Don Slonbel )u ^riS 1876 Deröffent-
lid^te Slpologie beS 93if^ofS a)ZacariuS 3JlagnuS,
mie eS ben ^nfd^ein l^at, gegen ^orpl^^riuS ge-
rid^tet mar, fo befögen n)ir einen guten Sl^eil ber
©treitfd^rift xaxot Xpioriavcov in ben Kitaten auS
berfelben. — ©atte ^orpl^^riuS anfangs alle SReli«
gion auf bie ^^ilofopl^ie als il^ren (e^ten ®runb
gebaut, fo Derlie^ er fpöter biefen Stanbpmtft
lieber, inbem er in einer jtoeiten ©d^rift fid^ ber
Don il^m früher befömpf ten 9nf ^auung anbequemte
unb bie ©runblage afler SReligion in bie unmittel-
bar göttlid^e Offenbarung Derlegte. S)aS Reiben-
tl^um, b. 1^. bie mittels ber neuplatonifd^en Sbeen
geläuterte p]^i(ofop]^ifd()e Sleligion^ foDte nun ebenfo
mie baS S^riftentl^um aud^ feine OffenbarungS*
urfunbe, fojufagen feine l^eibnifd^e SSibel l^aben,
meldte ebenfalls auf gbttlid^er 3nfpiration berul^enb
unb ba^er Don einer oQe3tDeifeInieberfd^(agenben
abfoluten, meü göttlid^en Sluctoritöt möre. 93on
biefer Uebergeugung geleitet, fammelte ^orpl^^riuS
bie alten Orafelfprüd^e beS ^eibentl^umS, nid^t
blog beS SpoEo, fonbem auä) ber übrigm ©ötter
unb guten Sömonen. @o entftanb bie „$l^iIo-
fopl^ie aus ben Oraf elf prüdem'', eine umfang-
reid^e Sd^rift, meldte eine po{itiDe 6rgön}ung fei-
ner 93e!ömpfung beS Sl^riftentl^umS in ben A^oi
xaTot Xpicmaviov bübete uub naä) ßufebiuS (Prae-
par. Evang. 4, 6 sqq.) ben Smedf Derfolgte,
bie irepd^feit (SBal^rl^eit) ber Seigren ber SeB-
gion }u ermeifm unb bie SReufd^en ^ur Sr!enntni|
ber gbttlid^m 2)inge an^ufpomm. „@id^er unb
feft fte^t berienige," fagt ^orpl^^riuS in ber 6in-
leitung, „toeld^er feine Hoffnungen auf ßnettung
l^ierauf alS auf baS einzig @id^ere grünbet.'' @r
betl^euert bei ben ®'6tttm, bag er an biejen, bie
SBal^rl^eit garantirenben göttlid^en Orafelfprüd^m
nid^tS geänbert l^abe, um ben nad^ SBal^rl^eit Kin-
genben burd^ bie @Iaubn)ürbigfeit ber erl^altenen
Seigren Sul^e in ber Oual beS 3weifelS gu gemöl^ren.
®ie bei Derf djiebenen Sätern (6ufebiuS, i^eoboret,
^uguftinuS, Sactang) nod^ Dorl^anbenenSfragmente
biefer „Ißl^ilofopl^ie auS bm Orafelfprüd^en" l^at
® . SBoIff (f. u.) gefammelt unb herausgegeben. Sie
fmb für uns um fo toertl^DoIIer, alS jur ©enüge auS
il^nen l^erDorgel^t, toeld^eS ^orpl^^rS pofitiDe Slnfid^t
Dom Kl^riftentl^um unb feinem Stifter getoefen ift.
®aS Orafel, einfi barüber befragt, ob ©l^riftuS
©Ott fei (e? ioTt öe6c), gab jur Slntmort :
,,6rft nad^ bem Xobe manbelt bie ©eele unfterblidj
einiger
Unb erfennt, burd^ SBeiSl^eit Derflört. ®ie ©eele
ober
SeneS 9KanneS ift burd^ fSfrömmigfeit l^od^ auS-
gegei^net."
„2)aS Orafel", fügt ^orpl^^riuS erflärenb bei,
„nennt il&n (El^riftum) alfo einen frommen SWann,
unb bie ©cele,'tt)eld^e bie unmiffenben (J^riften
anbeten, ift »ie bie ber anberen SWenfd^en erft nad^
bem 3:obe Dergöttlidjt Sorben." 3luf bie grage
aber, mamm benn S^riftuS fei bingerid^tet toorben,
erfolgte bie Slntmort beS OrafelS :
211
9leu))IatoniSmu8.
212
„Set Seib ber gfrommen umrbe oOe 3^it }ermal-
menben Ouolen
Eingegeben, il^re @eele aber meilt im l^immlifd^en
(ScfUbe/
®em ffigt ^otpl^^riuS erflärenb bei, gl^riftuS
fei bemnad^ olä frommer SRann mie oEe ^frommen
in ben ^immel aufgenommen ; bal^er bürf e man
il^n nid^t lafiem, fonbem nur ben Unöerjianb ber
Seute bemitleiben, b. 1^. ber gl^nfien, bie il^n al§
(Sott anbeten (Eusebius, Demonstrat. evang.
3, 6). 3)amit fiimmt im SOSefentlid^en baS bei
Sactans (Div. Institut. 4, 18) erhaltene Orafel
bed ^oOo SRilefiud uberein, ber über Sl^rijfatS
erHörte:
,,@terblid^ mar er bcm gfleifdje nad^, meife unb
Don munberDoEen Sßerfen,
^ber Don ben re(i^tfpre(i^enben!IRannemberS]^"
böer ergriffen,
Srlitt er burc^ !RageI angeheftet einen bittem Xob.''
«u(i^ ber ^L «ugufHn (Civ. Dei 19, 23) ^t
aus einer lateinifd^en Ueberfe^ung ber porpl^^ria»
nifd^en ©d^rift ®ötterff)rüd^e aufbema^rt. ^tSI§
{emanb bie g^rage fteDte, meldte ©ottl^eit er Der»
föl^nen muffe, um feine @attin Dom Sl^riftentl^um
mieber abmenbig }u mad^en, antwortete ^oDo:
CFl^er fönnteff bu auf baS äßaffer fd^reiben ober
mie ein 93ogeI mit leidstem tJfittig bie Suft burd^»
fliegen, als ben Sinn beiner bepedften, gottlofen
®attin abmenbig mad^n. 9Rog fte fortfal^ren,
mie fie miU, bei leeren Xrugbilbem gu beharren,
unb in trügerifd^en fflagen ben ®ott unter ben
Zobten )u befingen, meld^ ber gered()te ^uSfprud^
ber Stid^ter Derurtl^eilt fyii, unb ben bie fd^impf-
\x(fyt SobeSart unb ba}u nod^ ber Speer in ber
3eit feines gr5|ten ®Ian)e8 babinraffte/ 2)ie
Orafelfprfid^e ber ®dtter Aber S^riftuS flimm-
ten bemnad^ nid^t immer überein. S)aS ^eiben-
t^um foUte inbe^ nid^t blo| eine gdttlidbe Offen»
barungSurfunbe, fonbem mie bie ^brifhn oud^
feinen ^eilanb l^ben. ^|b<in» gab ffd^ $or-
pbpriud baran, aud^ biefem SBebürfniffe abjubelfen
unb in feinem «fieben beS ^ptbagoraS", gleich
mie es 200 3abre fntber suerß ber 9ltbener
$bilofhatuS mit feinem Seben beS ^poDoniuS Don
2QanQ Derfudbt ^tte, einen iSeilanb sured^t^u-
mad^n, auf ben bie frommen Reiben mit ebenfo*
Diel Stol$ bliden fönnten, alS bie ^bnfien auf
ibren eDangeflfd^n Sl^rifluS. 9uS beffen munber»
erfülltem unb Eiligem 9eben foUttn iene biefelbe
frobe 3uDcrfidbt beS ®laubenS unb beS Vertrauens
fd)&pfen« mie biefe auS bem gottli^n Seben ;^efu.
^ngeblidbe SBunber unb SSkiSfagungen n^urbeu
nun, obnliä mie beim Sbnfientbum. alS Veireife
für bie aSk^rbeit ber beibnifcben Religion beran-
gejogen, um ju geigen, bafe bie großen Seifen ber
Vorzeit mie ber ®egenmart unter ber unmitttl«
baren i!eitung ber @otter ftänben. baS ^ibentbum
mitbin feineSmegS Don®ottDerlaften fei i^iönner
mie ^tbagoroS, ^oQoniuS Don ^oana. Biotin
u. ^. n?urben in ibrem Seben. ibrea Sfbrtn un^
39unb<rtbaten gu oeiligen unb "^pbeten beS
{^entl^umS geflempelt, berenSBeiSl^eit unbSfrdm«
migfeit ben Sn^öngem beSfelben gum SSorbiO) bie«
nen foQte. 3n fpöteren Salären ging ^orpl^QtiuS'
Xl^dtigfeit immer mel^r in bem ^efheben auf, bie
S^ilof opl^ie mit bem SiolfSglauben gu Derfd^el^en.
&abei marb Don il^m bereitmiHig jebe 9laturreli«
gion anertannt; ÜRantif, äRagie, X^eurgie ttmrben
als Mittel betrad^tet, in IBerfel^r mit ben @5ttem
unb 3)amonen gu treten; in aOen Srfd^nungen
beS ^eibent^umS, ber gried()ifd^en mie ber borbort«
fd^en Sieligionen, im Zi^ierbienfi ber Seg^ter mie
in ben religidfen Snfd^auungen unb ®dftrftud^
ber aRagier unb S^alböer, ber 3uben unb Sral^«
manen moOte er nur Symbole ber il^nen gu ®runbe
liegenben Derborgenen religidfen SBa^r^eiten er*
blt(fen unb Derfiel fo f aft DöUig bem Aberglauben.
9hir gegen baS Sl^riftentl^um, bie eingig uxil^
äleligion, blieb ^orp^priuS ein unerbittltd^er gfeud)
bis gum Snbe. Unb bod^ mar er, ber fd^arffbmige
unb unoerf öbnlid^ ®egner beS S^rifientl^umS, Don
d^hftlid^en Sbeen unb Anfd^atmngen felbß burd^-
brungen, mie baS93rob Don bem Sauerteige; unb
in hm ^roftbriefe an feine ®attin SRarcdSia trögt
er btefe Seigren mit einer fo nxmnen 93egeifhrung
unb, mit äuSnabme meniger Stellen, fo correct
d^rifflid^ Dor, ba| man glauben fönnte, ber 93er«
f affer beS Briefes fei ein ifird^euDater ober d^r$«
lid^ier URpftüer gen}efen, menn aud^ ber Stenpla«
tonifer barin nid^t gu Derfennen ifL
^orpbQrS berübmtefter Sd^üler tft 3ambU«
d^uS. ÄuS SölefQrien gebürtig unb auS Domel^mem
®efd^Ie(^t fiommenb, mar er guerfl Schüler beS
9leuplatoniferS SnatoliuS, bann beS ^orpl^QriuS
in SRom; fpdter fe^rte er in fein Saterlanb gurfid
unb grünbete eine eigene Sd^ule. 9ßi|begierige
Sünglinge fhömten ii^m auS allen ®egenoen gu,
angegogen burd() feine Seutfeligleit unb bie 1^«
geminnenbe @üte, momit er feinen Sd^üleni )u«
getl^ mar. 9Rit Samblid^ tritt ber Steuploto«
niSmuS in ein neues Stabium, iebod^ nid^t ber
gfortbilbung, fonbem ber Sntartung. Sd^on Bio-
tins Spftem trogt ein florl religibfeS @epräge,
inbem eS me^r Xbeof opbie alS $]^iIof op^ ifL Sei
$orpbDnuS ift bie| in nod^ ^d^ertm @rabe ber
gon, ba er bie Steligion mit ber $^fop(ie gn
Dtrfämelgen beflrebt ifL 3it Sambtid^uS ober er*
reiÄt biefe 9Hd^tung ibren ^öbepunft (St ift nid^
mebr $bilofopb, fonbem Sbeologe, [a eigenfiid^
auA baS nidbt mebr. fonbem Xl^g. 2)am bei
ibm ift alle mabrt 9rfenntni| auf ben ®Iauben
! bafirt. ?aS bc<bfte ®emi(bt mirb ouf bie X^eurgie
, gelegt, inbem ber Vlenfdb nt^t mel^r, mie Biotin
I unb im ungemeinen aud) ^orp^pr lehrten, burd^
^Scefe unb lugmb ^u bem ®öttli(!^ ftd^ gu er«
beben tracbtet, fonbem baS ®öttlid^e gu ffq l^er«
niebeniebt unb 5nxtr DermittelS unfehlbar mitfcn-
ba gebeimc r. nur ben ©öttem befannter Symbole,
©ebete. gerimcnien unb Cpfer, fogor burd^ S8er«
ebrang ber lÄöiterbilber. um fo fein SBiffen auS
unminelbairm Verfebr mit bm ®5ttem gu fd^fen.
.?ie @5tter ronimm }u mir." antmortet be^^
218
92eu^lQtontSmu8.
214
SomHi^ttfi €ine§ ZogeS einem t$retmbe auf bie
einlabimg^ mit i^m in ben %txnpü ^u gelten,
^tDonm foD vä^ (u t^en qtf^V — ÜRantilunb
Ragte, ifhtologie unb 3<i^^^tn9ftit ntd^t mel^r
ft^ecttlatixieS Senfen, Jptelen bri SomblttluS bie
fyaptcoUt, ein getjUofer, nmfter Aberglaube über«
amtiert Me nenplotonift^e ^^tlofopl^ie unb brol^t
Me befferen 3been unb Dielen äBal^rl^eitSteime ber-
{dben t^oflenbS }u erftitfen. SSBaS an @pecuIatton
äbrig bleibt, mu^ ibm nur boju bienen, ben polQ«
t^ei^i^l^ Sult unb Sbergloui^en ^u red^tfertigen
imb eine Slafftficatton ber Derfii^iebenen ©ötter,
ein fdrmlid^ ©ötterf^ftem ju conftrutren, toAä)^
oielfai^ umoUUürlid^ an ben Don Biotin fo l^eftig
befömpften gnojlifd^en Stmoal^ erinnert 2)artn
fmbcn bie Sdtter a&er Steligionen ber ©rieci^en
imb Orientalen il^re @teQe mit alleiniger Au§«
na^me bcS C^flengotteS. 3n feinem pl^antafti»
i^en Xreiben gefiel fid^ 3amblid^u§ fogar in einer
fkrme^nmg ber oberften ^rinctpien, ba er über
ba^'^Ev bti $(otin no(i^ ein anbereS, f(i^Ie(i^t«
ibi elftes ''Ev als obfolut unauSfpreci^Iid^eS Ur«
Befen onfc^e. 3n ber IBertl^eibigung be§ ^t)t]^u§
mb bcS polQt^eiftifd^ SuItuS gel^t er f o tütii, ha^
er ben groben ^ult ber ®5tterbilber unb fogar
ben UnfUm ber fog. Zl^eopöie rechtfertigt al§ ob
bnn^ bie Sonfeaation i^rer @tatuen bie ®ötter
Iftbtaftig, gleid^fam opere operato l^emieber*
^jmungen mürben, mie au§ feinem IBud^e FIspl
^oXfMttoiv l^eröorgelftt. 9ln bie f d^on bem frül^em,
tnd m^r ober bem fp&tem ^etbentl^um gelöufige
9Me einer SRenfd^merbung ber ©ötter be^ufS 93e«
le^nmgunb^ilfeleiftung berSRenfd^enanlnüpfenb.
oerfud^ ouQ äomblid^uS in einem „itUn beS
^t^goroS" biefen alten Ißl^ilofopl^en al§ ein
übennenfd^Iid^eS, Dom f)immel auf bie 6rbe nie»
^9^f^9«i^ göttlid^eS 2Bef en barjujtcflen, aI8 eine
Urt incamirten Sogo§, unb er überbietet ben $or»
pf^tfTxxß in biefem ©efkeben. Aue, bie ben ^ptl^a«
qota§ je gefannt l^aben, ttjoren, fagt er, barin
eimg, ba§ er ein göttüd^eS 2Befen fei, in mcnfd^»
liä^ ©eflalt unter ben SWenfd^en erfd^ienen, um
alles ®ute bie 9Jlenfd^en ^u leieren, ©o mar alfo
Dtit 3ambUd^u§ bie $^tIofop!)ie jur ^l^eurgie unb
er ielbft jum ®ro|meifter berfclben gemorben.
(SUndpiDoil ober Dielmel^r gerabe be&l^alb — benn f o
«ig e§ im ©eifte jener S^xt — l^atte er balb feinc§
ÄcifterS ^orrt^riuS, ja bei 9)knd^en felbft Bio-
tins 92amen in @d^atten gefteHt. ©erabe bie
B^enrgie ift e§, um berenttoitten er auf ©runb
angeblicher großer äBunbertl^aten al§ gotterfüHter
@^er gefeiert mürbe, ber fid^ bc8 Ser!c!)r§ mit
ben (Böttem unb ©ämonen erfreue, unb bei ben
Ypöteren 9leu))latonifem bie ftel^enben 93einamen
dtlo^ unb daüpt-acitoc erl^ielt. ferjal^It bod^ fein
9togra|)^ SunapiuS unter anberen SBunberanec»
boten, bog er einft beim ®thti mt^x benn jel^n SUen
1f^ emporgel^oben, unb ba| babei fein jförper
nb fein ©emanb Don golbenem Sid^tglan^e um«
{loffen getoefen fei jfein äBunber, bag Sultan
ber Hbtrümtige, beffen Vorläufer unb Sorbilb er
ttmr, il^n fogar dei^xaToc nannte unb in feiner
Setounberung ibn ^omer, ©ocrateS unb felbft
bem göttlid^en ^ato gleid^fteHte. — 3KS Schrift-
fteller mar äamblid^uS anwerft fmd^tbar , aber
bunf et Dermorren unb Doli geiftlofer ^l^antafterei,
fo ba^ feine ©d^riften, fomeit fle unS ermatten
ftnb, feinen anbem SBertb l&abcn, mie Sennemann
fagt, ate bie Derfd^robcne S)enfart feiner Seit )u be-
funben. %on bem größten Sßerfe beSf elben über bie
p^tl^agoräifd^e @d^ule, baS and 10 Sudlern beftanb,
Don benen 5 erl^alten flnb, ift baS erfte 95ud^, bie
93iograp]^ie be§^Qt^agora§ ent^altenb, jugleid^mit
ber Vita Pythagorae Don ^orpl^^riuS burd^ ffiefe«
fing, Scipj. 1815 u. 1816, 2 93be., l^erauSgegeben.
Samblid^uS fiarb mal^rfd^einlid^ unter Sonftantin
bem ©ro^en. 3Jlit il^m l^atte ber 9ieupIatoni§mu3
feinen ^öl^epunft bereits überfd^ritten unb mürbe
mit jebem Sage ol^nmöd^tiger, bem Siegeslauf ber
d^rifUid^en Seigre ßinl^altju tt)un. !Rad^ Samblid^uS'
Sobe trat nämlid^ ftaifer ^onftantin ber ©ro^e
ber bem ß^^riftentl^nm feinblid^en Seigre birect ent-
gegen, fo bafe fic Don bem bereits tl^eilmeife er»
morbenen ©ebiete beS SebenS fid^ mieber in ben
engen JheiS ber @d^ule gurüdtgugiel^en ge^mungen
mar. SU/ mit bem Siebften unb Sl^euerften, ber
Xl^eurgie, mu|te ber !ReupIatoniSmuS ftd^ in'S
IBerborgene flutten, mie SunapiuS im Seben beS
SebeftuS flagt, ba ffaifer Sonftantin ben berül^m-
tejien (l^eibnijd^en) Sempel nicberrei^en, bagegen
d^riftlid^e jfird^en ^abe erbauen laff en. Sie ^aupt»
ft|e ber neuplatonifd^en @d^ule maren bamalS in
ben @töbten ffleinafienS unb Syriens, mo jene
ajlänner mirften, meldte „bie golbene ßette ber
9JeupIatonifer" bilbeten, b. 1^. bie Seilte ber biefe
©d^ule repräfentirenben Seigrer, metftenS auS ber
©d^ule bcS 3amblid6u§, 3. S. «ebefiuS, guftat^iuS
unb feine nod^ berühmtere ©attin ©ofipatra ncbft
il^rem ©o^nc ^IntoninuS; femer ^riScuS, 3Haji»
muS Don gpbefuS, (Jl^r^fantl^iuS auS Spbien u. %,
bie alle gröfelentl^cilS il^re 9lufgabe in ber t^eurgi«
fd^en ^rajiS anftatt in ber pl^ilof opbif 4en i^corie
fallen, faft alle einig in bem ©trebcn, eine Keac«
tion beS ^eibcntl^umS gegen baS Kl^riftentl^um
l^craufjubefd^mören. 3e bebeutungSlofer aber bie
pbilofopl^ifd^en Seiftungen biefer TOänner maren,
befto ma|lofer mud^S bie!ranf^afte©ud^t, bicfrül^e«
reu §äupter il^rer ©d^ule, inSbefonberc ben 3am«
blid^uS, ju Dcrgöttem. 6in begcifterter 3ö9ling ber
ncuplatonifd^en ©d^ule mar aud^ 3ulian ber 3lb»
trünnige (f. b. ^rt.), unb berfelben fd^ienen fid^ nod^
einmal neue glönjenbe ^uSpd&ten ju eröffnen, als
biefer fonft fo geniale junge Smperator mit bem
ganzen gfeuereif er feiner 3ugenb unb bem Aufgebote
aller it)m olsffaifer 3u©ebotefte]^enben3nad^tmittel
bem bereits jurSJlumie gemorbenen^elbcnll^ummit
&ilfe ber neuplatonifd^en 3bcen no^ einmal neues
Öcben einjuflöBcn Derfudjtc. ^lüein alS aud^ biefer
le^te, im großen ÜKa^ftabe unternommene 93er=
jud^ einer ßrneucrung ber antifen l^eibnifd^en SBelt
mißlungen mar, f al^ ftd^ ber 9JeupIatoniSmuS aber»
malS gegmungcn, Don bem praf tif djen ff ampf gegen
215
9{euf)Iatontdmu8.
216
baS Sl^riftentl^um oB^uIaffen unb \\ä) tDteber tnel^r
ben mtffenfd^aftltii^en SeftreBungen ^usumenben.
TOit erneutem Stfer tt)arf man ftd^ nun auf bie
ferflärung ber ©d^riftcn ber frül^cren ^]^iIo(opl^cn,
in§be(onbere ^Iato'8 unb 5lnftoteIe§' , unb au«
mölig bilbete fxä), }umal in ^t^en, bie eigentUd^e
©d^iüpl^tlofopl^ie au§, moburd^ ber 9leu))IatoniS«
muS {i(^ nod^ für lange 3^ großen 6influ| auf
bie geiftigeSilbungsubemal^renmugte. @eitbem
Snbe be3 4. unb bem Seginn beS 5. 3a^r]^unbert§
maren bie ^auptft^e biefer ^l^ilofopl^ie in SKe»
janbria unb Sltl^en. ©ort »irften ber ältere Ol^m»
piobomS unb im Anfang be§ 5. ^al^rl^unbertS bie
ip^ttof opl^in §5patia (f. b. 2lrt.). beren begeiftertfte
©dritter mand^e Sl^riften, roxt @Qnefiu8, fpöter
SBifd^of t)on ^tolemais (f. b. 2lrt.), toaren. ©er
@<i§ule }u ^t|en gel^örten al8 Se|rer an : ^ut»
ard^uS, beffen @d^üler @Qrianu§, fomie ber 6e»
beutenbfte unter ben fpäteren 9leupIatonifem, ^r o»
cIuS (410 — 485), gleid^fam ber Sd^olaftifer unter
ben gried^ifd^en^^ilofop^en, tt)eld^erbie®e)ammt«
maffe ber pl^ilofopl^ifd^en Ueberlieferung, mit eige*
neu 3ut]^aten ttxmtf^ü, burd^ ^ufammenfteKung,
Slnorbnung unb bialeftifd^e Sierarbeitung in eine
9lrt @Qfiem brad^te. $rocIu§ mar bie le^te Sendete
ber neuplatontfd^en ^l^Uofopl^ie, bie in il^m nod^
einen furzen Iriumpl^ feierte, beöor pc für immer
erlofd^. Sr mirb als ein frommer ^eibe gefd^il»
bert unb l^ulbigte in ber Xl^at allem Aberglauben,
toar ein !D2eifter ber tl^eurgifd^en ffunft unb ein
^ologet be§ ^ol^tl^eiSmuS , beg^alb üon ben
©einen l^od^gefetert. Sine 3Renge @d^üler arbei»
teten in feinem @inne meiter, allein ben Verfall
ber neuplatonif d^en unb ber alten ^l^ilof opl^ie über»
l^aupt t)ermod^ten fte nid^t mel^r aufsul^alten. ©ie
pl^ilofopl^ifd^e ©peculation Derfiel immer mel^r in
leeren tl^ormaliSmuS unb friftete ^ule^t ein fümmer»
lid^eS ©afein, ©abei maren biefe lejften $Iato»
nifer jum Il^eil f el^r erbitterte ® egner beS ßl^riften«
tl^umS unb befämpften ed in miffenfc^aftlid^en
©d^rif ten. So f d^rieb ^rocIuS felbfl ein Sud^ über
bie Orafel, fomie bie gerabe^u polemifd^e @(^rift
mit bem litel ^9ld()t5e|n SemeiSgrünbe gegen bie
ß^riften" CETrt^^eipyjjjLaTa (5xTioxatöexaxaTotXpi-
cmavcSvX toorin er bie d^riftftd^e Seigre öon ber
3eitlid^feit unb S3ergöngli^feit ber SSBelt angreift,
ol^ne babei grogen 9iu^m ju ernten, benn ba§
Sud^ ift inl^altlid^ mie formell überaus mangel»
l^aft. äol^anned ^l^iloponuS, ©rammatifcr unb
3J(|eoIog }u Sllesanbria am Anfang be§ 7. Sal^r»
l^unbertS, l^at t% in einer eigenen @d^nft miber»
legt. — SBie $rocIu§, fo maren aud^ bie platoni»
ftfenben gefeierten SRebner SibaniuS unb §imertu8,
fomie bie ^iftorifer SunapiuS unb Sof^ntuS bem
gl^rijientbum abfolut feinbfelig, tt)a|renb Rubere
5tt)ifd^en !ReupIatoniSmu8 unb Sl^riftentl^um gu
oermitteln fud^ten, mie Xl^emiftiuS, Sl^alcibiuS
u. a. — ÜJlarinuS auS fjlaüia IReapoIiS, be§
^ßrocluS Siograp]^, 3pboru§ auS ®a^a, 3eno-
botuS unb ©amaSciuS ftnb bie legten ©lieber ber
fog. golbenen ff ette. Svn innem Serrüttung famen
nod^ ungünfiige IBerl^öItniffe Don ^u^en, ba ffoifec
äuftinian I. burd^ Sbict Dom äal^re 529 fämmt«
lid^e l^eibnifd^e ^l^ilofop^enjd^ulen fc^Io^ unb ben
Unterrid^t in ber ^^ttofoplpie aud^ }u Stilen k)ei«
bot. ©ie neuplatonifd^en Seigrer manberten ouS
unb f anben bei bem ^erferldnig Sl^oSroeS freunb«
lid^e ^ufnal^me, meil SufHnian bmnalS mit bem«
felben im ff riege lag. 91I§ fte fpäter, burd^ trübe
Srfal^mngen enttöufd^t, nad^ bem 9frieben8[d^Iu|
ungeftört in il^r SSaterlanb gurüdtfel^rten, blieb il^r
ßinflu^ gleid^mol^I gebrod^en unb tl^re @(^ule ge«
fd^Ioffen; bie l^eüenifd^e $]^Uofop]^ie mar bem (S^ri-
ftentl^um erlegen, aber burd^ Sommentare )u ben
ariftotelifd^en unb platonifd^en @d^riften mad^ten
fid^ bamalS unb fpöter nod^ mand^e platonifiraibe
®ele]^rte um bie Ueberlieferung berfelben an bie
fpöteren ©efd^Ied^ter Derbient, unter il^nen ctaify
Sl^riflen, mie ber f d()on oben genannte ©rammotUer
äol^anneS ^^iloponuS unb 9oet]^iu8 (f. b. 9rt.),
le^terer ber einflu^reid^fte Vermittler ber antilen
$l^iIofop]^ie für bie erften äa^rl^unberte beS 3RttteI-
alterS. — lieber bie Sßieberaufnal^me ber neupln«
tonifd^en ^l^ilofopl^ie ^ur ^zxt beS 9ßiä)erauf*
lebenS ber clafftfd^en @tubien gegen Snbe beS
aRittefolterS f. b. Srt gficinuS; über ben ßinflit^
beS 9leu))Iatoni§mu8 auf ba§ Sl^rijtent^um f. b.
airt. ^latoniSmuS.
S i t e r a t u r. Biotins Snneaben erf d^ienen p-
erjt in ber lateinifd^en Ueberfe^ung beS üllarfiluifi
gficinuS 5u fjloren^ 1492, bann gried^. u. latein.
^afel 1580 unb öfter. 3n unferem Sal^rl^unbert
l^aben neue ausgaben beforgt: Sreu}er u. 9Ro{a
(Opp. Plotini) mü fritifd^em Apparat, Orfoib
1835, 3 93be., unb (Ennead.) ^ariS 1855; Sbolf
ffird^^off, Seipaig 1856. ©ie neueften SluSgaben
ftnb öon iQ. S. aWütter, »erlin 1878 unb 1880;
gleid^Seitig erfd^ien Don bemferben aud^ eine beutf^e
Ueberfekung; 9üd^arb SSoIfmann, gried^. Xest in
^anblidger ÜuSgabe mit ber aud^ fonft gemöl^^üd^
DorauSgel^enben Vita Plotini Don ^orpl^^rinfi,
Seipsig 1883 u. 1884. — Ueber fieben unb SOBe*
$orp]^Qr§ Dgl. Lucas Holstenius, De vita et
scriptis Porphyrii, in gfabriciuä' BibL graeca
IV, Hamburgi 1723, p. 11, 207 sqq.; Per-
ph3rrii de philosophia ex oraculis haurienda
libror. reliquiae, ed. Gust. Wolfif, BeroL 1856.
Ueber ben ^ißeupIatoniSmuS überhaupt mie aber
^lotin inSbefonberel^anbeln: Sogt, 9leupIatoml"
mu8 unb Sl^riftentl^um, 1. (einsiger) 5£^., Scdbt
1836 (Dgl. aud^ ^er^ogS 9leal«SncQfIop&bie fb
proteft. il^eologie, 2. 3lufJ., X, 519 ff.) ; etein«
^art, !Reoplatoni§mu§ , in ^aulQ'S 9teal-^c9-
flopäbie ber claff . ^Itertl^umSmiffenfd^aft V, fmm
ebenbafelbft bie ^rtifel $IoHnu8, ^orpl^^tfa«,
Samblid^uS; ffird^ner, ©ie ^l^ilofopl^ie beS SIb-
tin, Chatte 1854; ^rt^ur Slid^ter, IReuplatoniMe
etubten, §efte mit @onbertiteIn, ^aUe 1864 Ml
1867, fomie (bie für biefen «rtifel mel^rfa^ Uß
nu^te Dortreffltd^e <3d^rift) ff ellner, ^eBeniSniiiS n.
Sl^riftentl^um, fföln 1866; Yacherot, Histonre
crit. de Tecole d'Alexandrie, Paris 1846 k
2i7
9leufcr.
218
1851, StoIb.; Jules Simon, Histoire de l'ecole
d'Alexandrie, Paris 1844—1845, 2vol8.; —
nannitrul^ ou^ bte Sßerte uBer bte ©efd^id^te bet
Sbüofop^ie t)on Ritter et Preller, Historia
philosophiae graecae. Ed. VII*, Goth. 1888,
517—568; »itter, ©efd^. bcr ^ilofopl^ic IV,
^mtorg 1834; SronbtS^anbb. ber(Sejd^. ber
grie4«rihiL ^^(ofop^ie m, 2. W>Ü)., Serlin
1866, 811 ff.; €t5d(, Se^rbud^ ber ©efd^td^te
kt^lfio^op^t, 8.a[ufl., aRoing 1888, unb gana
kfonbet« StUn, ^^ilofop^ie ber ©ried^en IQ,
2.«b4, 8.«up., Seipj. 1881,419—865, m auS-
fa^rIt4überben9{euplQtomSmu$unbbe{|en^QU))t>
terfntet ge^mbelt totrb tmb oud^ bte fpedeUeren
IxMtm angegeben fhtb. [(SBörter) ff leper.]
fbttfoE; Vbam, ein antitrimtarifc]^ gefinnter
Vjtoloqit unb fpdterer ^Renegat, toat naä) bem Ur-
Qdle ber ort^obos-))rote{i(mti{(i)en3eitgenof[en ein
(tenfo nxmfelmütl^iger atö lofterl^fter SaterlonbS-
letxftt^. Sr ßornrnte ouS einer lutl^erifd^en ga-
Küie in S^moben, trat ober ^ur ref ormirten ffird^e
fba unb fonb Don Seiten beS ^fal^grofen t$rieb*
lid) HL ^InfteUung an ber @t. ^eter§fir^e ^u
{)cibdb€rg; aud^ foU i^m ein Sel^rftul^I an ber
QnttKrfitfit bafelbfi ^ugcbad^t getoefen fein. 3n-
brjfen Mrlor er bie ®nnft be§ ^folagrafen, ald er
bei beffen Serfud^, bie cofoinifd^e JKrd^enpd^t
ii ber $fal^ etn)ufü]^ren (Dgl. b. ^rtt. Sroftinia*
nlmiifi, Oletnan, ^falg), mit anberen Ißrebigem
Stberftanb leiftete. 9hm Derlor er feine SteKe,
Mibe an eine onbere Rixä^t in ^eibelberg t)erfe|t
od) bort nur }ur ^bl^dtung einer i^rül^betftunoe
{ogelaffen. @^on frül^er foll er, toie in ben @itten
Bij^ unbefc^olten, aud^ in feinen tl^eologifd^en
Siifid^ten ^nm ^ntitrinitoriSmuS geneigt loben.
3e|t png er an, getoifferma^en au§ SRad^e, toie
bie @egner bel^aupteten, jufammen mit ©^(öanuS
(]. b. *rt.) unb Ruberen, ben Unitari§mu§ ju för»
bem unbguoerbreiten; inSbef onbere f neigte er, toxt
iraie ^n^ger, burd^ %lanbrata, ben Seibargt
be§ Soittoben oon ©iebcnbürgen, mit ben bort
bffinblid^entlntitrinitaricm Serbinbung. 9luf bem
SWd^tog gu ©pe^er (1570), ben 9ieufcr im ®e-
folge be3 $fal§grafen befud^te, mürbe ein Srief
an ben SBoimoben ocrfa^t unb beffen ©efanbten
übergeben; 92eufer aber foQ nod^ meiter gegangen
kin unb bem fiebenbürgifd^en ®e{anbten einen
Srief an ben ©ultan Selim in. übergeben l^abcn,
in iDeld^em er nid^t§ ©eringere^ al§ einen IBenat)^
feines SJoterlonbeS oorgefd^Iagen, mit ber Segrün«
bmig, baB SJ^o^ammebaniSmuS unb Unitari§muS
i» SSefen CinS feien unb fidft be&l^atb gegenfeitig
isterfiä|en müßten. 2)ie Qaä^t fam jebod^ ju
C^ be§ PaiferS unb be§ ^falggrafen; e§ l^ei^t,
ban^ ben ®efanbten oon Siebenbürgen. 2)iefer
Ute ndmlid^ ein Sünbni^ mit ben beutfd^en tüfür-
6es gegen bie 3:urfen gu fd^Iie^en Oerfud^en. S)er
fiaifer fyihe fid^ ober gemeigert, mit bem grürften
•OB Siebenbürgen, einem ®egner ber fieiligen
Sieifaltigleit^ in SJerbinbung }u treten, ^o foH
ber (Sekmbte bie ©riefe 9Jeufer8 unb feiner fSfreunbe
öorgejeigt l^oben, jum Semeife, boft fogor in
©eutfd^Ionb ongefel^ene Sl^eologen bem 3lntitrini-
tori§mu§ l^ulbigten. 9lun mürben S^IoonuS,
9leufer unb bie onberen Setl^eiligten ofö S3ater-
lonbsoerrotl^er unb ße^r ergriffen. Sleufer ent«
fam, mürbe abermals gefangen genommen unb
entflol^ mieber. 5ßod^ längeren Shrrfa^rten gelongte
er nod^ Siebenbürgen, gog ober oud^ Don bort bolb
meiter unb ging nod^ Sonftantino))eI. ^ier trat
er gum 9Ro]^ammebani§mu8 über ; fpöter f oU er
gum t)önigen ^tl^eiämuS gelommen unb, felbfi Don
ben dürfen oIS Sol^n beS SotonS begeid^net, on
einer fd^änblid^en ftronf^eit geftorben fein (1576).
So berid^tet Stepl^on ®erIo4 ber lutl^erif^e $re>
biger eines foiferlid^en ®efonbten in Sonftonti-
nopel, in feinem Sogebud^, unb ö^nli^ Sol^onn
SWid^oel ^eberer Don SSretten, ber um jene 3«it
in türfifdften S)ienfien ftonb. Snbeffen finb gegen«
über biefer gangen ©orfteflung üerfd&iebene SSe-
benfen nid^t öon ber §anb gu meifen. Sefpng
inöbefonbere l^ot biefelben l^erüorgel^oben unb ouf
®runb eines Don il^m Deröffentlid^ten ^Briefes beS
^bom !Reufer eine Sl^renrettung biefeS SOtonneS
üerfud^t (f. SeffmgS Seiträge gur ®efd^id^te unb
Siterotur. 2luS ben Sd^öfeen ber l^ergogl. Siblio-
tidef gu aSßoIfenbüttel, 3. ©ertrag XVn [Sämmt-
lid^e Sd^riften, l^erouSg. üon Sad^monn, IX, Serlin
1839, 359—415]). gingeftonbenermo^en »er-
folgt Seffing bobei oBerbingS ben 3iDerf, 9leuferö
93erfoIgung unb Sd^idfol oIS bunfeln ^intergnmb
gu benu^en, Don meld^em ftd^ bie SDuIbung ber
Seiften (f. ben 3. SSe^trog XVm, (Einleitung
[Sod^monn 416]) um fo ^euer abgebt; fomit borf
fein Urtl^eil nid^t oIS burd(|ouS unparteiifc^ gelten.
®abei bleibt jebod^ beftel^cn, bo^ in ber %\)at Un=
mo^rfd^einlid^feiten in ber ©rgöl&Iung Don ÜieuferS
SSaterlonböoerrotl^ öorl^anben fmb. @S ift nid^t
red^t gloublid^, ba| bem ®efanbten Don ©ieben=
bürgen, ber ein 93ünbni6 gegen bie 3:ürfen fud^e,
ein Derrätl^erifc^er ffiricf on ben Sultan foHte on-
Dertrout morben fein, ober ba| ber ®efanbte, bie
^nnol^me beS ffiriefeS DorauSgefe^t, benfelben in
ber oben angegebenen ffieife benujt f)&ttt, 9lu(^
onbere Sl^otfo^en erfd^einen, menn man fie mit
bem Seri^te in 5JeuferS ffirief ouS Eonftontinopel
an einen fionbSmonn Dergleid^t, in ctmoS anberem
fiid^te. Srinnert man pd^ bobei gugleid^ an bie
oft gcrabegu efelerregenbe SWanier, mit ber gu jener
Seit bie ßämpfer ber Derfd^iebenen Eonfejflonen
fid^ gegenfeitig Derunglimpftcn (f. Seifpiele bei
3onffen, ®efd^. b. beutfdjen SSoIfeS V, 12. ^ufl.,
gfreib. 1886, 464—479. 489 f. 496 ff.), fo mivb
man Jenen ©rgäl&Iungen nid^t ol^ne äBeitereS trouen
unb ^bom 5Reufer nid^t Diel fd^Ummer beurtl^eilen
bürfen als mond^en onbcm il^eologcn jener 3cit,
ber boS ®Iütf l^otte, in ^mt unb Stürben gu blei-
ben. — @ine ouSfül^rlid^e ©arftcüung Don 9ieuferS
Sd^idffol auf ® runb ber alten grgäl^Iungen barüber
gibt 3feIinS 9JeuDcrme](|rteS l^ift. unb geogr. oE«
gem. Sejifon IH, 93afel 1729, 644 f. (Sgl. oud^
Nouv. Biogr. gen. XXXVII, 808 s.) [% ßffer.]
219
gieufiobt — Dlemmün.
220
TJUmlUM (äBimei-), seist^uni, {. aBiener'<neu'
^bt.
Slntfro, SiBttiutn, f. ®ran.
^Irmnatt, ^ol^tt ^tni^, Oiatonanetunb
eatbtital, imirbe am 21 . i)ie6ruaT 1801 ju Sonbon
gebonn. ©ein SBotet, rin Äoufmonn, roar angli-
coner, iDä^rtnb jeine tie[ religiös gefinnle ÜJtutter
gi) }u finem gemäßigten SoIoinigmuS belaitnte.
on 1808 bis 1816 ge&örte ber ffnabe ber ©c^ul-
tmpQlt ju ßaling bei Sonbon tm. ©ort laS er oDt
SQ^f r, xotläjt t§m in bie §änbe fitlen (Letters I,
26), baruntft bie ffitrte ton ®alter ©cott, f obonn
bie ©cdriften oon $Qi)ne unb ^ume, ferner 3o^n
DlerolonS Buc& über bie 3öei§|Qgungen. Dbgleii^
er genaue %elannt{i$aft mit ESibel unb Jfalet^iS*
muS fic^ rriDDiben iiatte. fo befaß er biS ba^in
bvtSi naä) leine leligiöfe Ueberjeugung, ^ulbigte
Btelmefii einer SIrt StationaliSmue. Unter bem ein»
|iu& 20. ÜJfagerä Dom Spembrole-eoliefl in Ojforb
gelangte Uiemmon enb(id) 1816 gu einem feften
©laubenlbelenntniß. @r trat im Secember beS
3a^reS in baS S^nnitQ-SoQeg ein unb faßte gleich»
«ttig ben Sntfi^luß, unoer^eiratet ju bleiben. 3ni
3. 1822 erinngte er bie e^renODÜe ©teile eines
^tüaxe tm Jüiiel-SDQcg, nadibem er fi^ in ben
DDiIierge^enben Sauren aümältg gu bem €ntf(^luffe
bur[!)gerungen ^atte, feine ffräfte bem Süenfte ber
iReligion }u neigen. 3)on Sin^uß auf i^n mar nod)
befonberä baä Sefen Don S3if(^of ^Butlers Analogy
of religion natural and revealed to the Con-
stitution and couree of natura (2. ed. Load.
1736), aus bem er neue fru^tbringenbe Sbeen über
ben Sufammenbang ämif(%en ber flt^tboren unb un-
fi^tbaren SBelt f(%ölifte, obne aber in 91tlem Suller
beijut)jli(^t(n. Sm Oriel-Solleg ftonb Üietuman
beftmberS nnter bem ffiinfluß ber entgegengefe^len
©eififSfttBmungen, toelt^e fi^ an bie 9!amen S^a-
tele^ unb Srnolb einer- unb ffeble unb feamtinB
unbererfeitS anfc^ließen; jene uettrotcn Die geu'
fetfenbe, biefe bieer^altenbe!Hiii6lnngimreIigiBien
Sebtn. SlQen benjenigen, mit melii^en er in ^f
rü^rung tam, ba'te Üteinman nü^lic^e Slnregungen
ju DerbanCen. Si gog ^ä) tebo^ Don ben ^nännem
ber erftgenannten ÜRit^tung gurüd, all beren libe-
ralifitenbe 3been Itotet berDortraten. Unferbeffen
Satte er 1824 bie ongliconif^en Sßeiben em-
pfangen unb betbeiligte [id) mit großem Eifer on
ber Ausübung ber Seelforge. ^on bem fog. <&oan-
gelicttliSmuS aber, einer piefipifi^-puritanif^en
©d&ute, bie feil ber *D!itte heä 18. Sa^r^unbertS
bie ^DlBIreife tieberrfi^te, gog er fid^ frübjtitig
gurütf unb wanbte fuf) unter bem 6influß <ßufet)'8
unb |)anilin8' bem ©tubium ber ÄirtfienDäter ju.
53on §amtin8 befonberä Würbe er auf hie „ijuaft
lafl^olif^e Set)re Don ber Ueberlieferung als einem
Öauptelemente jur geftfteUung unb $rebigt ber
SBafir^eiten beS gbriftenl^umS" SingEfü:&rt (Letr
tersi, 127). ©o brongte ft^ Slemmanfc^on bamais
bie 3bee Don ber üloi^roenbigteit eines tird^lii^ert
ße^romtes auf, unb biefer ©f bante giebt ficb wie ein
rot^r geben burdti fein Sonbon 1833 erf(^ieneneS
SQerl Tlie Arians of the fourtb centnr; (4^ ed.
1876). iBemerlenSroertb ip übrigens, ba|bet ii>^-
gebilbete ÜRannbei ber^emegung gur ^manci^jotiim
ber ftatboliten (1827) alS ©egner berfeiben auftml
unb ft(^ ber äiMeberwa^I ©ir Stöbert SßeelS uoit
©eiten ber Osforber UniDerfitÖt mit aller Vta^t
miberfelte. Sin äußeren ß^rcnbegeugungm ^atte
eS bem jungen ®elebrten unterbeffen nii^t gefehlt;
fo mar er Don Sifi^of ^omlep gum Sßrditgtr
beS ÜB^iteloOtJalafteS, bann (1831) gum seleot
Preacher bei UnioerfttSt ernannt morben. Sr
mar aucE) ^utot feiueS College (feit 1828), legte
bie ©teKe aber infolge eiueS ©treiteS mit ßanÄbil
nieber. ©ein SoQeg eit^etlte i^m noc^ tttuit lifr
fonbemSemeiS beS 3)ertrauen@ burd^ $TÖfeittiitioil
für bie ünarienpfarrei in Osforb. &iä^otllf
loanbte er fi^ immer me^r Don ber ©taatSt^toIngie
ab; feine Abneigung gegen biefelbe mui^unleibai
ßin^uffe beS talentoollen SttdEiarb ^unell g^nndie
(geft. 1836), ber i^n feit 1829 gelehrt ftolte, ptt-
licbe @rbße über wiffenfiiSafllidie SluSbilbuig m
fleden, fo baB er fii!^ con ber liberaüfirenben m^
tung SJS^ateleq'S enbgültigloSmadite. gioubc, 1odf>.
ä)ti bmd) ©[^ärfe beS SUerftanbeS mie Steii^t^n«.
beS Siffeni ^eroorragte, beränMJfte offen bie 91»««,
formatiiin unb i^r SSibelprincip, betonte bie Slot^.«
uenbigFeit ber ßrblel^re. lobte !Rom unb feine fl^^
bränd^e unb forberte ©etbftanbigfeit ha Kxi^f^
9}tit ibm machte ^eioman eine Keife lu^ ^^tg
iDHttelmecr, bie i^n 1838 aucE| nad^ Siom fü^c^
^ier legte er mandjefi SSorurt^eil gegen bie bJSfg-
lifcfie ffirdie ob, o^ne i£ir jebod) innerlit^ nfljn
treten, ßi felbft ftiiilberte biefe gange Seife
großer SBegeifterung in feinen Briefen, Dnrfi^f
aui) näbtenb berfeiben unter ben Dielen ergn^
ben Slnregungen einelKeibe Don @ebi4ten,in ban
religibfe Begeiftening ftc^ mit tqrifi^ ^a^
unb bibaTtif^er@Ef(!bi<fti4feitDerbinbet. 3bR|l«a
er in ©teilten eine fc^mere SrTranhmgüberßariai
balte, gelongle er im3ultl833 miebernmttir
lanb. gier bet^eiligte er fid^ fogleid^ an bo^orim
religiöfeii löcftrebungcn, inel^e in benoftgeia»
ten giugfc^riflen Tracte for the timee ne^i^
mürben unb beßmegen als 2;ractarianiSml ^
fommengefüßt roerben. 31I8 9iifcinii bifier bn (*■
t^olifcben 5lnf(^auungen ftdi rüfieniben 5?ciw9ia§
(annbieaml4.3uIil833guCrKitöDcnifl(Ncpt-
^Qltene, oon Sßufeq unb beffen ®fiiniiuiis?gtiuiSii
Der^enli^te Sßrebigl über Kational Aposasf
begeidbnel roerben. lieber ben lreilmia'(tliii:i6'A[
SeWegung, on ber ^iemma^l)c^lll!:;^lif^.^"3U•
t^ei( na^m, f. b. 31rl. XraetarianiSmtiB, Ma4
bie in biefe Seit faflenben ©Triften KeBW^ii
Sufammenl^ang Dorguf ü^ren finb. giergen^^
JU ermälinen, baß 5teffiman jnwr oif SbäU
SBifc^ofS SBagot 1841 bie öortfehinig bo Ito*
tinfteUle, ober am^ jeben 3Biberruf bei lettaffHt
ber befonbere öntrüpung unter ben <ii|)lif»p
berDorgerufen l)atte, ablehnte. 3Jie M^ 1^
gefiSrbert bur* fflJifemanS Slrtifel The Crihdi
aud Anglican Churchee (DabÜn Beww H
eäbk
221
9letoman.
222
I-
l
I
240), bcm 9lctDinan befonbere Sebeutung beimaß
(Letten ü, 748), fotoie burd^ bie Stiftung be§
pcotepontif^en Stötl^utnS Serufolem, gegen meldte
ff 1842 cid Siener ber Staatdfird^e IBemol^rung
einlegte. 3u Snbe beS Sal^reS t)eröf[entlt(]^te
5ltoman eine 91bl(|attblung übet bie ^fitii^Iid^en
Sunber" (An Essay on the miracles recor-
ded in the ecclesiastdcal history of the early
ages, Oxford and London 1843), meldte in
i^^tm @egen{Q| ^u ber %tit\t aber ,,bie S3un=
ber ber Siber (1826) mit il^ren l^eftigen 9n-
Snffen gegen bie ^eiligen ie|t bie ^^ontecebente
SaJ^d^einlid^feit" ber SBunber im Seben ber Ie^>
krn Dert^bigt (Two Essays on scripture mi-
ncles and on ecclesiastical, 2. ed. London
1870 ; ügl. ha^u bie anzeige in The Dublin Re-
Tiew, N. S. XVI, 1871, 226 ff., fpec. 229). 3m
September 1843 legte 92ett)man feine Stelle qI§
$farrer ber 9Rarienfird^e in Osforb nieber. „3d^
bin', fc^rieb er bamol§, ^lein l^inlonglid^ guter
€o(n ber englif(^ Rixä^z mebr, um eine Stelle
in i^ befleiben gu lönnen. Sie römifd^e Jlird^e
riebe ii^ gor fel^" (Letters n, 423). ^r gog ftd^
bann nad^ fiütlemore gurüdt, üon tt)o er ben na(i)-
moIS in feinen Essay on the development of
Christian doctrine (London 1845) aufgenom*
menen SBiberruf feiner gegen Stom Derf a^ten Sd^rif «
tCB oerSffentlid^te (Dubl. Bev. XIV, 271), or«
iMitcte an ben Seben ber englifd^en f)eiligen unb
f»«{orgte bie Verausgabe ber Sermons bearing
on snbjectB of the day (London 1843), meldte
in SerMnbung mit ben fed^ 93anben Parochial
■atmons , London and Oxford 1834 — 1842
Opöter Parochial and piain sermons. New ed.,
8 Tols., London 1868, ögl. Dubl. Rev., April
1869, 809) unb bem ©onbc ber Uniöerfitätg«
<>tebigten (Sermons, chiefly on the theory of
reHgju>n8 belief, preached before the üniver-
Bity of Oxford, London 1843, ögl. Dubl.
Bev., April 1872, 463) gu ben aKeiftcrtocrfcn
bcS englijd^ Stils gehören unb 9Un)mon§ un»
mteibro^e nitgidfe Sntn}idflung barlegen. 3n
feiner (tttbolifd^en ^eriobe l^at 92ett)man nur bie
on erßer unb britter SteQe genannten ^rebig»
Im mit Derbeffemben ^nmerfungen neu l^erauS»
gegeben. Obiool^I in faft unben)eglid)er Haltung
ttbgelefen, übten fie, nad^ ber 93emer!ung eine§
C^cen^engen, in O^orb einen erftaunlid^en @in«
fbs ans ^mie eine 93otfd^aft auS einer anbem
SBdt nnb mie als Ifunbgebung eines ^eiligen ober
StartiyrerS ber erften ^al^r^unberte, ber mieber
Wte nnS erfd^eint" (Dubl. Rev., Oct. 1892,
366). 3n Oi^orb toattn unterbe| an SteEe beS
iUini ZriummratS IRemman, RthU unb $ufeQ
jüngere unb lül^ere Wanner, mie 2B. ®. ^arb
nbOofelep, an bie Spi^e ber ^megung getreten.
In benen jener megen ber Sd^rift The ideal of
a Christian church (London 1844) im Februar
1845 feiner afabemifc^en Stürben entflcibet unb
kr Ie|hrre im 3uni megen feiner fat^olifd^en SRid^»
tng btnrd^ baS fog. 93ogengerid^t in Sonbon feiner
^f arrfteüe entl^oben mürbe. Sie Unerf d^rodenl^eit
biefer SRönner in ber 93e!öm]pfung ber StaatSfird^e
unb ber SntmidCtung latl^olifd^er ^rincipien l^atte
möl^renb ber SluSarbeitung beS genannten Essay
on the development of Christian doctrine
(London 1845) im Sommer 1845 in 9temman
bie legten 3tt)eifel befeitigt.
9lm 9. October 1845 mürbe Slemman mit fei«
neu t$reunben 93omIeS unb Stanton burd^ ben
^afftoniften S)omenico Sarberi gu Sittlemore in
bie fatl^olifd^e flird^e aufgenommen. 9lemmanS
austritt aus ber StaatSfird^e ift nad^ 93eniamin
SDiSraeli „ein Sd^Iag, unter meld^em fie annod^ ftd^
frümmt'' (J. A. Froude, The Earl of Beacons-
field, London 1890, 99). 9lemmanS erfterfd^ie»
neues äBert nad^ feiner ^ontierfion mar ber ge>
nannte Essay on development, ben er alS $ro-
teftant begann unb als ffat^olü im October
1846 in Sittlemore sum 9lbf(blu| brad^te. S)aS
®efe|[ ber Sntmidflung als S^x^^^ beS SebenS
auf bie ftird^e anmenbenb, ^eigt er, ba| baS Ur-
d^riftentl^um ftd^ naturgemö^ 5U ber fatl^oUfd^en
ftird^e auSgeftalten mu^te. 3m fSfebruar 1846
t)erlie| 9lemman fein ^eim in Sittlemore unb nal^m
auf Sinlabung oeS im üRariencoIIeg gu OScott
bei Sirmingl^am mol^nenben a))oftoUfd^en SMcarS
SBifeman üortöuftg bort feinen Sufentl^alt. SBife-
man bcitte il^m Merl^eiligen 1845 bie l^eiUge
t$irmung ertl^eiU unb führte i^n nun in baS Stu«
bium ber 2:^eoIogie ein; gur Sfortfe^ung beS-
felben begab er fi($ im October 1846 nad^ 9lom.
§icr empfing er burc^ Karbinal fSfranfoni tinfang
1847 bie ^rieftermeil^e unb erlangte öon $iuS EX.
bie Srlaubni^ gur Segrünbung beS Oratoriums
öom 1^1. ^^ilipp 5Weri in gnglanb. 3ln feinen
römif (|en ^uf entl^alt erinnert bie lateinif dje Ueber*
fejung oon öier urfprünglid^ in ber Sibliotl^e! ber
ff ird^enöäter erfdjienenenSlbl^anblungen überStl^a»
naftuS unb ben ^rianiSmuS (Tracts theological
ecclesiastical and crit. 1 — 93). 5Jcmman§ näd^fte
Schrift in feiner f atl^olif d^en ^eriobe mar Loss and
gain; or, the story of a convert [anonym],
London 1848 (7^^^ ed. London 1876). Sie
mar Deranla^t burd^ @eriid^te, meldte bie Semeg-
grünbe ber Djforber Konöertiten in falfd^eS Si(|t
fteflten. 5Remman fd^ilbert barin ben ©eifteSgang
eines Ojforber Stubenten in feinem Uebertritt
oon ber StaatSfird^e gum ffatl^oIiciSmuS mit ben
feinftcn pftid^ologifc^cn ©arftcflungen unb genauer
93efd^reibung beS afabemifd^en SebenS in Ojforb.
3lm 24. ©ecember 1847 feierte er nad^ gng«^
lanb gurüdf unb mibmete ftd^ raftloS ber Seel»
forge in 93irming]^am; am 25. 3uni 1848 er«
richtete er baS Oratorium unb leiftete mit feinem
greunbe 9lmbrofe St. Sol^n gu Silfton mäl^renb
ber ®l)oIera l^ertjorragenbe S)ienfte. Unter fJfaberS
aKitbilfe entftonb 1849 (f. b. ^rt. fjaber IV,
1169) als felbftänbigcS §auS ein Oratorium
ju Sonbon. 3n ©emeinfd^aft mit feinen OrbenS«
genoffen beforgte 5Remman bie Lives of the
English Saints, London 1844, 14 vols. 3n
223
Üteiomon.
224
boS Sal^r 1849 fallen anä) feine Discourses ad-
dressed to mixed congregations, London 1849
(5*^ ed. 1876). SSor ben rcbnerifd^en Seiftungen
aus ber anglicanifci^en Qtxi geid^nen fie ftc^ burd^
freie 9latürtt(^feit unerfd^ütterlid^e Seftiöfeit ber
Uebergeugung unb fjfeuer ber ^pxa^t au§. ©ie
nel^men eine SKittelftettung gtoifd^en gontroöerfe
unb SDogmatif ein unb entl^alten Setrad^tungen
über }eitgema^e äBal^rl^iten, n)ie9tatur unb (Snabe^
®Iaube unb ß^^iM bie ©eelenleiben beS f)ei«
lanbeS unb feiner l^eiligen ilRutter. 3n ben 1850
gel^Itenen Lectures on certain difficulties feit
by Anglicans in submitting to the Catholic
Church (London 1850) toÜL er weniger bie
SRerfmale ber wal^ren Shtö^t barlegen , als üiel»
mel^r altl^ergcbraci^ten ßinwenbungen ber Slngli«
caner begegnen. Ueberrafd^enb fitä) bie ©emeife,
bo^ bie StaatSfird^e als fold^e mit ber Osforber
93ett)egung nid^tS gu tl^un l^atte, fomie ba^ bie
Untere notl^menbig mit ber Untem)erfung unter
9tom enbigen mufte. SDie aSiebereinrid^tung ber
^ierard^ie burd^ puS IX. am 29. September
1850 gab 9lett)man SSeranlaffung gu ben Lec-
tures on the present position of Catholics in
England, London 1851 (4^^ ed. Lond. s. a.).
@ie begmedtten bie SBiberlegung ber anglicanifd^en
aSorurtl^eile unb ärrtl^ümer, meldte bie fatl^olifd^e
JKrd^e betrafen. Cine auS fpöteren Auflagen beS
Sud^eS entfernte ©teile l^atte eine Auflage pr
golge, tt)eId9emit5Rett)manSS3erurt]^eiIung enbete.
^teißd^ bejeid^neten bie Times (MeyneU 61) ben
QpxvLä) als eine IBergenmltigung beS Sted^tS, unb
bie ftatl^olifen beS 3n« unb ^uSlanbeS befunbeten
i^re 3uf^inimung gu bem Urtl^eil ber Times, in«
bem fle bie nid^t unbebeutenben ^roje^foften
jal^Iten. 3n biefe 3"t fällt baS erfte englijd^e
^oDinsialcondl, unter SBifeman gu OScott ab-
gel^alten, möl^renb bcffen 5Rett)man am 13. 3uli
1852 bie unter bem 9lamcn „^tx jmeite gfrül^Iing"
(The second Spring) befannte Slnrebe l^ielt;
Untergang unb äBieberaufleben ber !at]^oIif(^en
ffird^e in Snglanb toerben barin in großartigen
3ügen gefd^ilbert (Coli. Lacens. HI, 910 ; Ser-
mons preached on various occas., London
1857, 163). 3m 3. 1851 tourbe 5«ett)man als
Stector ber neu p errid^tenben latl^olifd^en Uni»
öerfttät nad^ SDublin berufen, ttjo er ftebcn 3Q^te
fegenSreid^ teirlte (SeEeSl^eim, ®ef(^. ber fatl^ol.
ftird^e in 3tlanb IH, 541). ^uS feinen „neun
Sieben an bie ftatl^olifen ®ubIinS" unb ben ge«
legentlid^en S3orIejungen unb Cffa^S an bie 5!Kit*
glieber ber UniDerfttöt entftanb bie Idea of a
üniversity defined : nine discourses, London
(4*1^ ed. 1875). 3n ber CathoHc üniversity
Gazette (Dublin) unb ber an tl^re ©teile getretenen
Atlantis lieferte er gel^altDoÜe^uffö^e über bie (Snt-
jtel^ung unb SnttDidflung ber ^od^fd^ulen (gefam«
melt in feinen Historioal Sketches, London
1872, 1). 51IS bie fat^olifd^e Uniöerritöt bie auf pe
gefegten Hoffnungen nid^t erfüllte, feierte !Rett)man
in fein ff lofter naä) Sirmingl^am gurüdf unb errid^-
ttU eine ^ö^ere fiel^ranftalt, bie Dom englif d^en Kbel
ftarl befud^t mürbe. S)ie auf SSunf^ SBifemanS
burd^ !Remman begonnene Uebertragung ber 1^«
ligen ©d^rift tu baS Snglifd^e mürbe ouS m^
fannten Urfad^en aufgegeben (Barry [f. u.] 18).
Sbenfo fd^eiterte fein $Ian sur €rrid()tung eines
Oratoriums nebft ©tubienanftalt in Osforb on
bem äBiberftanb beS (Spx]copatö, meld^ bie 9tl-
bung einer in ^^agen ber Sleligion liberalen $artei
unter ben englifd^en ffotl^olifen befürd^tete (jb. S.
SSeÜeSl^eim, Snanning, Sarbinal^Srgbifd^of Don
SBeftminfier, TOaina 1892, 110). Seitioeüig ar-
beitete 9lemman au(^ für ben Bambler, }og ftd^
aber unDergüglid^ Don bemfelben jurudf, als Si«
fd^of UQat](|ome bie geföl^rUd^e ^dtung berS^it«
fd^rift öffentlid^ lenngeid^nete (IJüathome, Let-
ters 76). 3n bie ©ubiiner 3eit fällt anä) ber fRß»
man Callista, a sketch of the third centuiy,
ber Sonbon 1852 ff. (guerft anonym) erfd^ien unb
bie Segiel^ungen gmif^en S^riftentl^um unb ^*
bentl^um im 3. Sal^rl^unbert fd^ilbert.
93eranla|t burd^ eine Sontrooerfe mit JKngSleq
(}unäd^ft in einem SBriefmed^fel gmifd^en Reiben),
gab ißemman bie Apologia pro yita sna, being
a History of bis religious opinions (London
1864) l^erauS, in meld^er er ben 93etoeiS erbringt,
ba| er lebiglid^ in f elbftlof em Streben nad^ SBo^r»
l^eit unb nad^ fed^Sj[a]()rigem ©eelenfampfe feinen
^nfd^Iu^ an bie fatl^olifd^e ffird^e DoEsogcn l^be.
S)iefeS 93ud^ l^at Dor anberen gur SuSfö^nung
ber l^bl^eren anglicanifd^en ©tänbe mit ber bi«
t^olifd^en ffird^e beigetragen, ©egen ^ufeQ'S
falfd^e UnionSbeftrebungen, befonberS im Eire-
nicon fett 1865, Derfafete 9lemman ienen 95rief
Letter to Pusey, on bis recent Eirenicoiiy
London 1866 (Difficulties feit by Anglicans,
354—490), in toeld^em er ^ufe^'S Srrtl^ümer
über ben SRariencuItuS unb bie lel^ramtlid^e Un-
fel^Ibartett beS ^apfteS abmeist 3u beanftonben
finb inbefe SlemmanS 93emerfungen über ben on-
geblid^enUnterfd^ieb gmifd^en englifd^en unb fremb*
lönbifd^en 9nba(|tSübungen unb feine l^erbe ftritil
an 9If onS Don Siguori unb ©rignon be 9Rontfott
(Dublin Beview, April 1866, 545). Q^ine ge»
naucre 93efanntf d^aft mit ben SBerfen biefer 9R£i«
ner ptte il^n ^u einer grünblid^em SBiberlegung
^ufc^^S beföl^igt. ©einer ^nl^änglid^feit an ben
^eiligen ©tul^I gab 92en)man ^uSbrud in ber am
7.Dctobcr 1866 gel^altenen^rebigt The Pope and
the Revolution. 92en)manS le^teS größeres SBerf
mar An Essay in Aid of a Grammar of Assent.
(Lond. 1870), in bem er eine Unterfud^ung über
bie gntfte^ung ber (Semi^l^eit in Sf^agen ber Re-
ligion anfteKt (Menth XH, 35). SSom ©tonb-
t)un!te ber ariftotelifd^^tl^omiftifd^en ^l^ilofopl^e
ift baS 93ud^ nid^t frei Don Sinmönben, maS jeben«
falls bem ginfJuffe ber nominaliftifd^en ^^ilofopl^ie
SBI^atele^^S unb ber Xl^eorie beS ©emeinftnneS Don
SReib i\U5ufd^reiben ift. SlnbererfeitS bel^auptet eS
Dom ©tanbpunfte ber fog. tnnem ^pologetil bie
erfte ©teile in ber englifd^en Siteratur. Sie Cin»
225
92icfta.
226
bibang )u bcn ^Botatfieiten für boS baticanifd^e
CoBcü Idp^ 9letDman avA Städtftd^t auf feine ®e«
fsnh^ ob (ColL Lac. YH, 1050). IBon bet
I^tomtlid^ Ui^el^Ibotfeit beS $ap{}ed xoat er
ibctjeugt bo^ beftritt er bie Opportunit&t ber
SefniHim im SRäq 1^70 in einem Briefe cm 99i-
l^of UQat^ome; burd^ einen SSertrauendbrud^ er*
Itien ber »rief }um Zl^eil im Standard (6. «pril
1870) itnb rief megen fetner borten %eu^erungen
ober bie fogen. tl^logifd^e SngriffStmrtet gro|e8
Crßoimen l^or (ColL Lac. YU, 1513). S)em
Spni4 bcd Concitt 1^ 9{enmian fid^ unterworfen
wäb benfdben meifier)^ in einem Srief e an ben
^ei^og iMm Storfol! (1875) gegen ©labftone'S An-
griffe onf bie Unterf^onentreue ber ffat^olüen Der*
t^cibigt Snf ber f^bJ^ feines literorif d^en SRul^meS
^fj^enb, nmrbe 3&mnan 1877 gum (^renfeJDott)
bcft ZrirntQ-CoOegd in Osf orb ernannt 2)ie 9n-
crfennOTQ bor iKrd^ für fein opf ert)oIIed SBirfen
olft S^jotfler unb Sd^ftjteller empfing er burd^
Seo Xm., ber il^ 1879 jum Sarbinalbiacon bon
@. ®iorgio in Selabro ernannte. 9htr ben brin-
gcibflcn SorfleHnngen beS Sifd^ofS UQatl^ome
iMHl^gAenb (ÜUathome, Letters 880)^ nol^m
ber bcfd^eibene OrbenSmonn bie Sßürbe an. %m
24. 9pöl 1879 l^ielt er in %om beim empfange
bd co^en SiretS bie beräumte Stebe nnber bie
Cinffi^nnig beS SiberaliSmuS in bie Xl^eologie.
S)CB bdeibtgenben Seu^erungen SöUingerd gegen
bcn ^ßo)ift urie gegen 9{en)man l^at ber Se^e eine
ipürbcttolte CrOämng entgegengef e^ (Meynell 82).
^Dtit päfl^a^ (Senel^migung bur^e 9lett)man aud^
Ott £aiWnoI nod^ femer in feinem ff lofter )u Sir«
wingffam lool^nen. 9tod^ gnieimal trat er nad^ 1879
al§ @4nftflener auf, in feinen Auffö^en über bie
3iifpiiation ber l^eiligen @d^rift, Don meld^er er
bie foQ. obiter dicta auSfd^Io^ (@d^an), Apolo*
gie bcS e^hftentl^umd U, gfrejburg 1888, 846),
snb in ber ^mel^r beS Don tJfairbaim nnber
i^ ez^benen SonourfS beS ©fepticiSmuS. @etn
%ob erfolgte im Oratorium }u ßbgbafton (^r*
aing^am) am 11. Sugufl 1890. ®an} Sng-
losb trauerte um il^n. 9uf bem ®ebtete ber
£iterato begeid^et 9lett)man8 $rofa ben pbf)f
mndt ber SntnndKung ber englifd^en Spradpe feit
S^ofefpeare (Meynell 16. 20). ^ anglicanifd^en
Stbcdft fyd er burd^ bie Stüdfel^r gum @tubium ber
beüigen Sdter unb bie i^bf^t feineS fittlid^en SbealS
nencd Seben eingel^d^t. Sie englif d^en ffatl^olifen
feiern in il^m einen il^rer bebeutenbften Apologeten,
tDel^er mad^tDoD ben Seföeid erbrad^t, ba^ nur
ber ^nfd^Iu^ an Stom bie Bafy bed S|nftentl^um§
ja retten üermag.
Literatur. Letters and Correspondence
of J. H. Newman during his Life in the £ng-
bsh Church , ed. by Anne Moziey, 2 toIs.,
London 1891 ; B. H. Hutton, Card. Newman,
2. ed. Lond. 1891 ; W. Meynell, J. H. Newman,
the founderof modern Anglicanism and a Card,
of the Roman Church, London 1890; J. S.
Fletcher, A short lifo of Card. Newman, Lon-
ftctienUxilon. IX. 2. 9tufL
don 1890 ; W. Barry, An Outline of the Life
of Card. Newman, Lond. 1891 ; E. A. Abbott,
The AnglicanCareer of Card. Newman, 2yols.y
Lond. 1892; W. S. Lilly, CharacteristicB from
the Writings of J. H. Newman, Lond. 1876;
Letters of Archbishop ÜUathome, London
1892 ; SeUeS^eim, im ^atl^oli! 1891, 1, 251 ff.
825 ff., mit Angabe ber engt Siteratur; 2)erfe(be,
^. e. SRanning, &n:binaI»ei^bifd^of bon SBefl-
minfter, SRaina 1892; S)erfe(be, (Skfd^id^te ber
fatbol. iMrd^e in Srianb, 3 93be., JWamj 1891 ;
@Kmmen au8 9naria-Saad^ XXXIX (1890),
468 jf . [«. SeUeS^eim.]
9^icAa, baS l^eutige 38ne!, eine @tabt in ber
Sanbfd^aft Sitl^^nien, i{l befannt afö ber Ort ber
erften unb ber fiebenten allgemeinen J^ird^enDer«
(ammlung. 1. SaS erfle Soncil }u 9licäa
nmrbe im 3. 325 berufen, um in ber @ad^e bed
«rianidmuS (f. b. «rt.) baS Urtl^eil ber @efammt»
fird^e au8}ufpred^en. ^ie ßinlabung 5ur S^nobe
erfolgte burd^ ben ffaifer Sonftantin im SinDer«
ftönbniffe mit $apft S^Ioefter L S)ie^ fte^t feft
aus ben Scten beS fed^ten aQgemeinen Soncifö,
tt)0 eS auSbrüddid^ l^ei^t: ,,Sonftontin unb @9l«
ücfter beriefen (ouveXeyov) bie gro^e ©^nobe )u
9Kcäa" (Actio 18 beiHarduin, ColL conc. m,
1417). S)a8 9lömlid^e bel^auptet aud^ baS $on-
tificalbud^ beS S)amafu8, unb Shtfin fagt (H. £.
1, 1), ber ffaifer l^abe ex sacerdotum senten-
tia bie S^nobe berufen, ^at er l^iemad^ mel^rere
Sifd^öfe über bie @ad^e befragt, fo bod^ t)or allen
genri^ aud^ ben erften berfelben. £aS 3^ugni^
ber fed^ten aUgemeinen ©^nobe ift aber um fo
mid^tiger, meil ^e metft Don @ried^en befud^t roax
unb in Sonftantinopel gel^alten föurbe su einer
3eit, mo gerabe bie Sifd^öfe biefer @tabt fd^on
als S^ioalen SRomS aufgetreten maren. Um man«
d^en Sifd^öfen bie SReife nad^ 3lkäa möglid^, an«
beren fte menigftenS leidster )u mad^en, fteDte i^nen
ber jfaifer bie öffentli(|en SBagen unb Sajltl^iere
Sur 93erfügung, toit er benn au^ fpöter, möl^renb
ber S)auer ber IBerfammlung, reid^Iid^ für il^reti
Unterl^alt forgte CEus. Vita Const. 8, 6 et 9).
2)ag Sonftantin nid^t blo^ bie Sifd^öfe beS rbmi»
fd^en SReid^S, fonbem aud^ SluSIönber gur®Qnobe
eingelaben l^at, ift gmar nid^t unumftöglid^ fidler,
aber bod^ tt)a]^rfd^einlid^, gumal ba xoixfixä^ Sud«
Idnber, namentli(| ber per^fd^e SSifd^of 3o|anne§
unb ber gotifd^e 9RetropoIit Xl^eopl^iluS, ju 9licäa
anmefenb maren (Ogl. Harduin 1,451; Mansi,
CoU. conc. n, 694. 696. 699. 702). ®ie Saljl
ber angefommencn ©ifd^öfc gibt ßujcbiuS (L c.
cap. 8) auf mcl^r al§ 250 an mit bem ©cifügcn.
;f
bap bie SJlenge ber bicfelbcn begleitenbcn $ric«
ftcr 2C faft unerme^Ud^ gcwcfcn fei ; 3lt]^onoftu§
bogcgcn fprid^t mcl^rmalS üon ungcfäl^r 300, unb
einmal auSbrüdflid^ üon 318 Sifd^öfcn, bie ju
9licäa üerfommelt gewefen (Ep. ad Afros c. 2);
lejtere So^l würbe fortan oI§ bie wol^rfd^cinlid&fte
angenommen; nur junge, ganj unjuDerläf fige ©c«
rid^te fpred^cn öon 2000 Sifd^öfen. SOSeitauS bie
. 8
227 9licäa. 228
tnetften biefer 818 SBifd^öfe »oren ©ried^en ; Don gebracht l^atte, ferner SRorcellud, Sifd^of Don %i-
Satetnem »erben nurj^ofiud Don Sorbuba, Sä- c^xa, unb ber ^reSbt^ter Slesonber Don Sonflon-
cilion Don Sortl^ago, 3Rarcud Don Salobrien^ 9li" tinopel, ber feinen alten Sifd^of Dertrat ^tfyx"
cofluS Don S)tion unb 2)omnuS Don @trtbon, nebft noftuS inSbefonbere ertoorb fid^ bomatö ben ytväßi
ben )tt)et römif d^en ^rieftem Situd unb SSincentiuS, bed geioanbteften 2)tale!töferd. Shifin, @0)omemt8
meldte ben $apft Dertreten f oUten, namentlich an* unb ©elajiud fpred^en oud^ Don l^eibnifd^ $]^iIo«
gefä|rt. S)ie l^erDorragenbften S^nobalen »aren \opf)m, bte {i^ ^^i ber S^nobe eingefunben l^tten^
neben ^ofiuS ber Sr^bif d^of ^le^onber Don %Ie- um gegen baS Sl^riftent^um }u lömpfen. @eIafbiS
sanbrien unb Suftatl^iuS Don Sntiod^ien, afö 3n- t]^eiltfogarein))aarangebltd^e2)tsputationenfold^
|aber fo alter a))o{toIifd^er Biäfflt. Slad^ il^nen Reiben mit d^riftlid^en Sifd^öf en mit (Eist cone.
folgten bie beiben Sufebii Don 9{icomebien unb Nie. 2, 12, beiMansi U, 826 sqq.); alkin biefe
Säforea ; über]^ou]}t jöl^Ite bie @Qnobe mand^e ganje 92ad^rid^t f d^eint fabeH^aft. — Sßäl^renb ber
Selenner, »eld^e in ben legten SSerfoIgungen Der« oben angefül^rten Sonferenjen unb SiSputatbnen
Pmmelt morben maren, mie ). 93. $a))]^nutiu3 toax ber ffaifer angefommen, unb bie feierlichen
aud SegQpten; neben il^nen au(| 9Ranner, meldte @i|ungen nal^men |e|t il^ren Anfang, ^r Jtaifer
fld^ burd| bie Sßunbergobe auS^eid^neten, g. 93. felbft eröpete bie @Qnobe mit großer gfefilü^Ieit
©piribion aud Supern. 93on beiben fprid^t 9ht- (ob in ber Jhrd^e ober im faiferlid^en ^alajie, ift
finuS (H. E. 1, 4. 5) audffll^rlid^er. ^uä) ^riuS atoeifeH^aft; nac^ £us. Vita Const. 8, 10; Theo-
unb feine tjreunbe »aren berufen morben. S)a^ doret. H. E. 1, 7), l^ielt babei eine [d^öne 9nrebe
bie @Qnobe unter ben Sonfuln SniduS $aulinu§ über ben gfrieben unb überlief bann oaS Sßort ben
unb 3lniciu8 SuIianuS im 636. Solare nad^ 9IIe- „S3orft|em ber ©^nobe" (icapeSföou töv X670V
Ijanber bem ©ro^en, alfo im 3. 325 n. ßl^r. ftatt« torc rrjc cjüv^öoü Trpoeßpotc, Eus. Vita Oonst.
fanb, mirb Don ben ^ten allgemein angegeben 8, 13). S)er ffaifer l^atte alfo, mie eine 9rt
(Socrat. H. E. 1, 13; Mansi VI, 955; Har- 6^ren})räftbent, bie ©^inobe eröffnet unb tool^nle
duinU, 286); meniger fidler bagegen lögt ftd^ il^r aud^ fortmöl^renb bei; aber bie Seitung ber
Sog unb SRonat beftimmen. Unter ben Sllten eigentlich tl^eologifd^en SSerl^anblungen überlief er,
fpred^en bie Sinen Dom 20. 9Rai, Rubere Dom ber 92atur ber @ad^e naäi, ben ßrd^Iid^en ^äup«
19. 3uni, unb »ieber Rubere laffen bie S^nobe tem ber S^nobe. Samit erl^ebt ftd^ bie o^ge
Dom 14. Suni bis 25. «uguft bauem. (SS ift nad^ bem ^röftbium. ©d^rödF^ fteQte ((Efy^l.
barum nid^t untoal^rfd^einlid^, ba^ fle auf ben ffird^engefd^. bis jur Seform. V, 2ci})jig 1778,
20. 3Rax berufen mar, ba^ aber, meil ber jfaifer 354) bie ^Qpotl^efe auf: We^anber Don Vlt&m*
an biefem Sage nod^ nid^t anmefenb mar, einft» brien unb Suftatl^iuS Don Sntiod^ien l^ötten afö
meilen nur minber feierlid^e IBerl^anblungen, na- bieSnl^aberberjmei^atriard^alftul^Iemiteinanbet
mentlid^ S)i3))utationen, abgel^alten, nad^ be§ ff ai- im $raftbium gemed^felt, unb fie feien bie icp6-
ferS SInfunft fobann am 14. 3uni bie ©ifcungen eöpoi beS 6ufebiu8. 9Jad^ ©elaftuS aber (2, 6,
eröffnet, am 19. 3uni ba§ S^mbolum oufgefteDt bei Mansi U, 806), ber im 5. Sal^rl^unbert eine
(mie bie %cten be§ Dierten allgemeinen 6!oncU§ ®efd^id^te beS 92icöner SondlS fd^rieb, Dertrat
angeben, bei Harduin n, 286), bie meiteren ®e> 6ofiu3 Don Sorbuba mit ben beiben Heftern
fd^öfte aber bis gum 25. ^uguft Derl^anbelt mur« Sito (SSituS) unb SincentiuS auf ber ©Qnobe 5U
ben. 3n bie S^Difd^engeit jmifd^en bem 93eginn 92icöa bie Stelle bed römifd^en 93ifd^ofd. ffatl^o-
ber ©^nobe (20. SJRai) unb ber erften feierlid^en lifd^e ©d^riftfteDer, j. ©. 93aroniu8, fd^lie^en bar-
®i|ung nad^ ber ^nfunf t be§ ff aif erS f aQen bie Son- auS, ^oftuS unb iene gmei römif d^en ^riefter l^ötten
ferengen unb ^Disputationen jmifd^en ffatl^olilen, ju 92icöa ben ^orfik gefül^rt , unb biefe !Ber«
^rianem unb ^l^ilofopl^en, bereu namentlid^ @0" mutl^ung l^ot au(^ in ber Sl^at fel^r SSieleS für ^d^;
crateS (H.E. 1,8) unb @05omenu§(H.E. 1,18) benn a. über ^ofiuS fagte fd^on ^tl^anafiuS
gebenfen. 9lud^ SIriuS nal^m an biefen ©iSputa« (Migne, PP. gr. XXV, 744), er pflege bei ben
tionen ^ntl^eil unb j^atte ungeföl^r 20—22 93i« ©^noben ben 9JorP| ju fül^ren, unb Il^eoboret
fd^öfe auf feiner Seite, namentlid^ SufebiuS Don (E. E. 2, 15): „SBeld^er @t|nobe l^at er nid^t
iRicomcbien, Sl^eogniS Don 5licäa, ÜKariS Don präfibirt?" — unb b. überall, mo bie JKitglieber
ßl^alccbon, Sl^eobor Don §eraclea in Sl^rocien, ber 5licäner ©^nobe aufgcfül^rt merben, nament»
SRenopl^antuS Don Spl^efuS, Xl^eonaS Don 9Rar- lid^ aud^ in ben nod^ Dorl^anbenen Siften il^rer
marica unb ©ecunbuS Don ^tolemais in ^eg^p« Unterfd^nften, merben immer ^ofiuS unb bie jmet
ten, tl^eilmeife aud^ ßufebiuS Don Säfarea. Ueber» römifd^en ^riefter juerft genannt, unb baim erft
bie| nal^men aud^ nod^ mond^e $defter unb Säten folgen bie anberen IBifd^öfe, nad^ ^roDin^en ge*
für il^n Partei, benn aud^ bialeftifd^ gebilbctc orbnet. gS ift gemife nid^t unbebeutenb, ba| in
fiaien maren, mie ©ocrateS berid^tct, ju biefen aDen, fonft mc|rfa(| Derfd^iebenen Unterfd^rifti-
(Sonfcrenjen gelommcn unb l^atten Sl^eil baran liften biefe brci immer obenan jte^en; in benjmei
genommen, bie 6inen für, bie SInbcren gegen fiiften bei ©elafiuS aber (Mansi 11, 882. 927)
^riuS. S3on ortl^obojer ©cite aber bisputirten unterfd^rcibt J)oftu§ auSbrüdflid^ im 9Jamen ber
mit ben 3lnancm befonberS ber ©iacon ^tl^ana« ffird^e Don 3fom unb ber ffir^en Don Stalien,
ftuS Don ^ilejanbrien, meldten fein grjbifd^of mit« ©panien unb bem übdgcn ^enblanb, unb bie
229 9{icSQ. 230
■m rtatfdben ^efier erfd^einen nur oIS feine erzeugt, bo^ audb ju Üticöa fd^on bie ^ntoefen-
ihgleüer. 9n ben onberen Unterfd^riftSIiften ba« ben tn einjelne Sommifftonen ober Songregotio«
gqjen (Mansi II, 692. 697) ift bei ^ofiuS ntd^t nen getl^eilt unb Don biefen oUe (Segenftönbe für
ivmäfi, bog er in bed Sopfled 92amen l^onble, bie großen unb allgemeinen @i|ungen vorbereitet
ftOQttnb bie| in ^Betreff ber beiben ^riejler be- morben feien. §iert)on finbet ^d^ iebo(!^ in ben
mit ttrirb. & ift bie^ nid^t f o auff oOenb, mie eS alten S^od^rid^ten feine @pur, unb bie angefül^rten
o^ ben erften Snblid fd^einen Unnte, benn nur Sr^öl^lungen be§ Sufebiud unb Slufinud laffen
bei ben $rieftem, bie an ftd^ }ur Unterfd^ft nid^t el^er Dermutl^en, ba| nid^t f old^e Sommifftonen,
beied^tigt uxiren, mu|te ber @runb, tt)arum fie fonbem nur allgemeine SBerfammlungen ber 9i-
bo4 niäer)eid^neten, angegeben merben. Sei ben fd^öfe ftattl^atten. 93on ^tl^anajiud erfal^ren toir
Sijd^fen mor bie| nid^t notl^^ioenbig. SinigeS über bie Zl^ötigfeit ber angeblid^en 9RitteI>
SRiu^bem ber ffaifer bie fieitung ber SSerfamm- patttx, meldte unter bem 9{amen ber Sufebianer
t. @ie beftanb gur 3eit bed ÜticönumS
ä^r 12-15 ©ifd^öfen, beren geiftigeS
bmg ben rpoe6potc übergeben f^aftt, begannen, befannt i
iirie SufeMä (L c. cap. 13) »eiter berid^tet l^ef- auS unge
tige Stfiputotionen unb gegenfeitige Sefd^ulbi- ^avOßi, lote fd^on il^r 9{ame jagte, ßufebiufi Don
gimgeiL 2)ieg foll mol^I l^ei^en, ba| bie ^rianer ^icomebien loor. 9ud^ ber ffird^enl^iftorifer Su-
Dos ben Ortl^obosen unb biefe oon Jenen ber febiuS oon (Söfarea trat öfter auf il^re Seite, ob-
fiörcfie angeflagt mürben. 2)ie anberen Ouellen gleid^ er bem ^rianiSmuS meniger nal^eftanb als
P0en nod) l^inju, ba| bem ffaifer meliere Xage Jene. Um SriuS )u unt^tüten, übergaben bie
(inbuifl^ twrfc^iebene IMagefd^riften, tl^eifö oon ßufebianer einen mal^rfd^einlic!^ oon bem nicomebi«
Stufen gegen einanber, tl^eifö oon Saien gegen fd^en (nid^t cöfareenfifd^en, mie IBaleftuS meinte)
Sif^^fe, eingereid^t morben feien ; er aber l^abe an SufebiuS oerfogten ßntmurf eines gmeibeutigen
bem |iir(SrIebigung ber IMagen anberaumten Sage St^mboIumS, bad ebenfo gut arianif^ als ort|o"
ofle biefe 2)emmciationSbriefe oerfiegelt oor bie bos ausgelegt loerben fonnte; aber bie ©^nobe
Spnobe gebrod^t unb unter ber Setl^euerung, bag oertoarf baSfelbe mit Unwillen. Sarauf fud^ten
er ptnid^tgelefen, bem pfeuer übergeben. Sabeil^abe j[ene bal^in ju loirfen, ba^ nur biblifd^e gformeln
er ben 9ifd^5fen erllört: ^3^r lönnet nid^t oon (alfo nid^t aud^ öpiootSaioc) gur 99e}eid^nung ber
IRcnf d^ gerid^tet, unb eure Streitigleiten fönnen ortl^obo^en Se^re gebrandet merben foDten ; aber
nnr tnm ®ott entfd^eben merben" (Socrat. 1, 8; bie S^nobe burd^fd^aute aud^ biefe Sift unb mahlte
SoEom. 1,17; Rnfin. 1, 2 ; Gelas. 2, 8 beiMansi gerabe ben SuSbrudE 6}ioou(7ioc, um bie SßefenS«
U, 819). lieber bie 9rt unb SBeife ber ^Debatten, gleid^l^eit unb bamit gleid^e ^errlid^feit beS @o]^«
i9d^ ]^fd^ ber feierlid^en Sröpung ber @9n« neS mit bem Sater feft gu begeid^nen. 3e|t mur»
tht bind^ ben ffaifer unb ber SuffteQung beS ben bie ßufebianer mutl^loS, unb bie meiften oon
S^mbotumS ftattl^en, ifl uns menig 92ä]^ereS be* il^nen liegen %riuS im @tid^e. S)en legten Ser-
tawaL fcifebiuS fäl^rt, nad^bem er bie gcgenfeiti» fud^ , ber ftrengen gformel 6iiooü(jtoc unb bem
gen ff lagen ermdl^t l^at, blog alfo fort: „Sonbei> gangen ®ett)id^te ber ftreng ftxirten SogoSlel^re
ben €eiten ttmrbe fel^r oiel S)erartigeS oorgebrad^t auSguioeid^en, mad^te ßufebiuS oon Söfarea, inbem
snb ein fe^r grogeS Sieben unb ©egenreben l^atte aud^ er je^t ber S^nobe eine Sf^ffung beS S^m-
anfangs ftott. ffier ffaifer l^örte mit groger ®e« boIumS ptoponixit, bie gioar gang ortl^oboj lau«
bnlb unb ^ufmedfamfeit beiben Xl^eilen gu, l^alf itit, aber bod^ baS 6fioou(7ioc oermieb unb ber
balb bem Sinen, balb bem Zubern unb mögigte fubjectioen Auslegung giemlid^en Spielraum bot.
bie aOgu heftigen. Sr fprad^ babei gried^ifd^ (fonft SKand^e, felbjt ber jfaifer, lobten biefen Snttt)urf,
iimicl^ er ndmlid^ gemöl^nli^ lateinifd^X i^^^^^te gu gingen aber bod^ k)on ber Slufnal^me beS 6fioou(7ioc
Men in fel^r milber SDSeife, »iberlegte bie ffiinen nid^t ah, unb fo tourbe nun, mie eS fd^eint, unter
biir4 ®runbe, lobte bie Ruberen, meldte gut ge» 3ugrunbelegung beS eben genannten eufebianifd^en
tpn>d^ ^tten, unb brad^te^Ue gur Sintrad^t, @ntti)urfSbaSSQnobaI»@QmboIumabgefagt.92ad^
\o bo| fie bei aller frül^em SSerfd^iebenl^eit ie|t ginigen loäre eS üon §ofiuS, nad& 3lnberen üon
eine« ©inneS mürben." SBir feigen l^ierauS, Sag Stl^anafiuS rcbigirt morbcn; feine biefer eingaben
bie fd^on Dor ber erften feierlid^en @i^ung begon- ift jebod^ guoerlöffig. SS lautete alfo : „fl&ix
neuen Debatten gmifd^en ^rianem unb Ortl^o« glauben an einen ®ott, ben aUmöd^tigen SSater,
bösen and^ ie|t nod^ einige S^it unb gmar in beS ben @d^5))fer aUer ftd^tbaren unb ^nftd^tbaren
faiferS ^Imoefeni^cit fortgebauert l^aben. Kupn ®inge, unb an einen §erm, Sefum Kl^riftum, ben
be^nif^tet meiter, eS feien ie|t täglid^ @i^ungen @o^ ©otteS, gegeugt alS Eingeborenen auS bem
qäfQÜm ttorben, meil man über eine fo mid^tige Sater, b. 1^. auS bem SQSefen beS SaterS (Ix ttjc
Sod^ ja nid^t leid^tfertig unb öorfd^neH f^aht oöffCac tou rarp^c), ®ott auS ®ott, fiid^t auS bem
««tfc^eiben motten, lud^ SlriuS fei oft in biefe Sid^te, magren ®ott auS bem mal&ren ®otte, gc»
SSer^mfungen berufen morben ; man l^abe über geugt, nid^t ßefd^affen, gleid^eS SBcfenS mit bem
fett Infxd^ten beftäiü)ig biScutirt unb genau ah' SSater (6}ioou<7iov tw irarpO, burd^ meldten 3lflcS
getoogen, maS i^nen gegenüber feftgcl^alten mer- gefd^affen ift, waS fowol^I im §immel als auf ber
b« muffe 2C. I)ie öorauSgefe^te Analogie beS 9^i« 6rbe ift ; ber megen unS aWenfd^en unb unferer
ctamtS mit fjwteren ©^noben ^at bie ffiorftcttung grrettung l^crabgefommen unb gPfeifd^ gcmorben
8*
281
Üticöo.
232
SKcnfd^ geworben ift gelitten f^ai, ouferftanben am
britten Sage, bann in bie §tmmel aufgcfal^ren
ijl unb fommen mirb, ju rid^ten bie Sebenbigen
unb bie Xobten; unb an ben l^eiligen ®ei{t. S)ie«
jenigen aber, toeld^e fagen, e8 fei eine 3^* 9^'
»efen, ba er (ber @o^n) nid^t »ar, unb beDor er
gezeugt »orben. fei er nid^t gemefen, unb er fei
aud !Rid^td entftanben ; ober bie fagen, er fei aud
einer anbem ^9))of}afe ober Ufia, ober ber ©ol^n
©otteS fei erf^affen, ober berönberlid^, ober einer
SBanbelbarleit untermorf en, biefe belegt bie latl^o«
lifd^e jKrd^e mit bem Sänne'' (k)gl. Mansi II,
666 et 878 sq. ; Harduin I, 421). Sämmtlid^e
Sifd^öfe, nur fünf ausgenommen, edlärten ftd^
ungefäumt }ur Ünterfd^rift biefeS S^mboIumS 6e>
reit; biefe fünf aber maren: CufebiuS öon 9lico»
mebien, Sll^eognid Don 9licäa, Snarid Don Sl^alce-
bon^ Sl^eonad Don 9Rarmarica unb @ecunbu3 Don
polemais. SnUi^t unterfd^rieben iebod^ aud^ bie
brei erfteren, unb nur Sl^eonaS unb @ecunbu8
mürben fammt ^riuS, beffen ©d^riften mit bem
^natl^em belegt mürben, aud ber ßird^e auSge«
fd^Ioffcn. 3ur S^t b^^ ßpifl^aniuS maren, mie
c8 fdjeint (Epiph. Haer. 69, 11), nod^ fämmt«
lid^e Unterfd^riften aEer 818 ©if(|öfe Dorl^önbwi/
aber bie auf und gefommenen ^bfd^riften finb
unDoUftänbig, l^aben nur 224 Atomen unb seigen
babei mand^e gel^Ier. ^I§ man bem jfaifer ba§
@9mboIum Don !Ricöa Dorlegte, Derel^rte er e§ mie
Don @ott eingegeben unb brol^te jeben )u epliren,
ber eS nid^t unterfd^reibcn mürbe. 3n ber Sl^at
mürben je^t aud^ tlriuS unb jene ^mei Sifd^öfe
mit mel^reren il^nen anl^angenben $neftem Dom
ffaifer in bie Verbannung nad^ ^^U^rien gefd^idtt.
3ugleid^ befal^I er, ba^ bie ©d^riften beS %riu§
unb feiner ijfreunbe überall 5um IBerbrennen aus-
geliefert merben foQten. @pöter mürbe aud^ über
SufebiuS Don 92icomebien unb Sl^eogniS Don 92i-
cäa 9bfe|ung unb (&ixl Derl^öngt , meil fie smar
baS S^mbolum angenommen, aber bie ^bfe^ung
beS %riuS nid^t billigen gemoUt unb ^rianer bei
ftd^ aufgenommen l^atten.
fficr jmeite §auptgcgcnftanb, meldten bie ©^n«
obe Don 3lkäa bel^anbelte, mar bie @d^Iid^tung
beS Dfterfeierftreite« (f. b. ^rt.). ©rittenS mürbe
)u 92icöa baS fogen. meletianifd^e @d^i3ma bei»
gelegt (f. b. 3lrt. 2»eletiu§ I.). ®a8 Dierte unb
Ie|te ^auptgefd^öft ber S^nobe mar bie ^uf«
ftellung Don 20 ßanoneS in ©etreff ber ftird^en»
biScipIin. S)a8 ganje d^riftlid^e 5Wtcrt^um, nament»
lid^ Sl^eoborct (H. E. 1, 8), ©elapuS (2, 30,
bei Mansi n, 890 sq.), SRufin (H. E. 1, 6)
unb aUe anberen Jhrd^enDäter unb JKrd^enfd^rift*
ftellcr bis in'S 16. Sal^rl^unbert , fannten nur
20 nicönifd^e SanoneS; menn Shtfin fd^einbar 22
auffül^rt, fo rül^rt bie| bal^er, ba| er ben fed^Sten
unb ben ad^ten @ianon \t in ^mei gerlegt. 92ur
ein anerfannt unäd^ter, blo^ latcinif^ ejiftirenbcr
Sricf bcS ]^I. atl^anafiuS an ^a^ft 5KarcuS er«
jäl^It, ba^ 5U TOcäa juerft 40 gried^ifd^e, bann
40 latcinifd^e KanoneS aufgcfiellt, Don ber ©^nobe
aber in 70 jufammengejogenmorben feien. Std^*
lid^ fanb man feit bem 16. Sal^rl^unbert in einigen
arabifd^en ^anbfd^riften tl^ilS 80, tl^eilS 84 an-
geblid^ nicönifd^e SanoneS, meldte nun mel^rfad^
in^S Sateinifd^e fiberfe^ unb unter bem Zttel
„^rabifd^e (SanoneS beS SlicänumS" in aOen
guten &)ncilienfammlungen obgebrudft morben
ftnb. Salb }eigte ftd^, ba| aud^ anbere morgen*
lönbifd^e Söller, nid^t blo^ bie Araber, biefe Dielen
SanoneS Ratten, |a man entbedCte ie|t in orabi*
fd^en SJtanufcripten nod^ ein paar mettere Serien
angeblid^ nicönif d^er Serorbnungen unb SanoneS,
bie au(fi fömmtlid^ in'S Sateinifd^e überfe^t unb
in bie Soncilienfammlungen aufgenommen ttmr»
ben. ^Qein fd^on ber Sn^alt mond^er biefer ora*
bifd^en &moneS, fomol^l unter ben erfien 80 aß
in ben fpöteren Serien, geigt unDerfennbar, ba^ fie
jünger finb als baS 9licönum. @o mirb in bem
angebli(|en 88. Sanon (Mansi n, 998) Don Son*
fiantinopel als ber laif erlid^en ätelibeng gefprod^,
möl^renb bod^ erfl fünf Saläre nad^ ber 3iic&ntt
S^nobe Sonftantin feine Steftbeng bal^in Derleote.
3a, biefer (Sanon rebet fogar fd^on Don bem $Q"
triard^at Sonftantinopel, mäl^renb bod^ ber bif d^5f «
lid^e @tu|^I bafelbft erft burd^ bie gmeite allgemeine
@9nobe im 3. 881 gur ^triard^almürbe erl^oben
mürbe. 3n ben meiteren @erien Don angeblid^
nicönifd^en Serorbnungen ober ift gar fd^on Don
bebten unb ^btifftnnen, Don9RannS» unb grauen*
flöftem, Jtloftergütem u. bgl. bie SRebe, maS 9Qe8
offenbar auf fpötere 3(iten l^inmeiSt. Sine auS«
fül^rlid^e S)arlegung, ba| biefe angeblid^ nicdni«
fd^en SanoneS nid^t öd^t ^nb, f. in ber (S^ibinger)
Duartalfd^rift XXXIH, 1851, 54 ff., fomie in
beS SerfafferS Sonc.-®efd^. I, § 41 ; an beiben
SteQen ift aud^ gegeigt, ba^ bie S^nobe übet-
l^au]}t nid^t mel^r als 20 SanoneS aufgefteüt l^at
S)ie SRel^rgal^I in ben arabifd^en ^nbfd^riften
rül^rt bal^er, ba| in ber alten ffird^e bie &moneS
Derfd^iebener @onoben in einSoIumen gufammen*
gefd^rieben, babei bie Don Üticäa ftetS DorangefieSt
mürben unb nun burd^ ^fd^reiber bie ÜReimmg
entftanb, eS rül^rten aUe folgenben SanoneS, au<|
bie nad^ ben 20 ödsten lommenben, Don ber 9H"
cöner @9nobe l^er. S)er Snl^alt ber 20 ödsten
nicänif(%en KanoncS aber ift: 1. „SBer Don Sar-
baren ober Don ben SIergtcn (in einer ßranü^eit)
Derfd^nitten mürbe, barf nad^l^er nod^ in ben SleruS
aufgenommen merben, ober menn er fd^on barin
ift, bartn bleiben; mer fid^ aber felbft entmannt l^t,
mu6 fein geiftlid^eS 9lmt nieberlegen, unb eS barf
in 3w^wft ^cin fold^er mel^r orbinirt merben."
Sine öl^nlid^e Serorbnung entl^olten f d^on bie a))o«
flolifd^en SanoneS (c. 21—24). 2. „gS fott nie-
manb balb nad^ feiner Saufe gum $riefter ober gar
gum Sifd^of crl^oben merben, bei ©efal^r, baS Kle-
ricalamt gu Derliercn. Sei bencn aber, bie bereits
gcmcil^t finb (Dorfd^neD ober nid^t), foB bie SRegel
gelten, ba^ ^it miebcr auSgefd^Ioffen merben, menn
fie eine fernere ©ünbe begel^cn." 3. „ftein Kle«
rifer barf eine (juvewaxToc bei fid^ l^oben, mit
233
9JlcäQ.
234
lafino^mc bei ^Dfhttter ober Biftot^tt ober Sante,
obci eh^lQ f ol^ ^Perfonen, bei benen burd^oud
Um »ei*Q^t itottfinbet/ 4. „©er Sifd^of foE
eigentfid^ t>oii (dien anberen Sifc^öfen ber $ro*
im^ ((^^d^te) QufgefieDt »erben; toenn ober
bieft f^töcr ^, }. 9. loegen äBelte beS Sßeged, fo
D^fen ttcniofiend brei 9tf(i^öfe fid^ oerfammeln
onb mit f^füid^ Siniotlligung ber Sbtoefenben
Me Sti^ twmel^men. Sie iBejiätigung ber SBal^I
aber p^ immer bem ÜRetropoIiten ju/ 5. ,,SBer
oon feinem Sifd^f oudgef d^Ioffen tourbe, barf oon
einem anbem nid^t toieber aufgenommen »erben;
bogegen tarnt auf ber ^ot)in}iaIf9nobe unterfud^t
Derben^ obbieSluSfd^Iie^ungred^tmd^lgioar, nxib
ob bic €9md)e nid^t ein milbereS Urtl^eil fpred^en
milL $rotnn)iaIf9noben aber foQen iöl^rlid^ gmei
gelten merben, eine t>or ber tJfaftenjeit, bie an«
bere im ^bjle/ 6. ^S)ie in 9leg9t)ten, fiib^en
mb in ber ^ßentapoUd befiej^enbe @itte, ba^ ber
SQc^ don ^lesanbrien überall bort ®eioaIt
^ be^ oud^ femer il^re ®ültig!ett ba aud^
fnr ben tdmifd^ Sif^of ein öl^nlid^eS Ser^ält-
m^ bcße^t. (Ebenfo foQen aud^ ju Sntiod^ien unb
in ben anberen Spard^ien OßroDingen) ben JTird^en
i^ Sorred^te erl^Iten bleiben. Surd^auS flar ift
aber, ba|, toenn jemanb ol^ne bie 3uftimmung beS
Stefaropoßten Sifd^of geworben ift, bie groge
69iu>be i^m nid^t 99ifd^of gu bleiben geftattet.
Senn ober ber gemeinfamen SBal^I SlEer, bie gu«
gkU^ tiemunftig unb ben ffird^engefe^en gemög
tp» ItoA ober brei auS befotiberer @treitfud^t toiber«
fftä^, fo fon bie Stimme ber ^Dte^al^I fiegen."
(Heber biefen mid^tigen unb fd^mierigen ^anon
^ $l^tOip8, JKrd^ennd^t U, 85 ff. unb bie ba-
felbfl angeführte fiiteratur; gr. 9Raa|cn, S)cr
^[kiinat beS Sifd^ofd oon iRom unb bie alten
^ßatriard^mrd^en, Sonn 1853; @;onc.>®efd^. I,
389 ff.) 7. ^S)a ed einmal ©ctool^nl^eit unb alte
Uebalieferung ift, ba^ ber ®if d^of ber ^tlxa (3cru»
falent) Qtt^ftt toirb, fo foO er aud^ bie dxoXouOia
T^c '^r^<:, b. 1^. bie 9Jad^foIgc ber Sl^re genießen"
0>. L er foQ ben Siang unmittelbar nad^ ben brei
großen SRetropoIiten Don 9iom, ^le^aubrien unb
|[titio<^ien ^aben, mie SJlarca bie Stelle auflegt,
ober er foQ ben SRang unmittelbar nad^ bem palö«
flmenftfc^n ÜRetropoliten oon Söfarea l^aben,
toie Setieribge meint), „Mf^xtvb ber SJtetropoIe
iCöforea) bie il^r ^ufie^enbe SBürbe geioal^rt bleibt."
8. ,fBenn Klerifer ber Äatl^arer (JJooatiancr) in
bie fat^olifd^e ffird^e eintreten »oüen, fo foDen fte
^tierfi ein f^riftlid^ed (SlaubenSbefenntni^ über«
reid^, bann bie ^ötibeauflegung erl^alten (b. 1^.
ö^id^ be^anbelt merben loie bie oon Rtttm ©e«
tauften, oon neuer ^nefterioeil^e aber ift |ier nid^t
bie Xebe) unb bfirfen bann im SIeruS oerbleiben.
8irb ein nooatianifd^er Sifd^of fatl^olifd^, unb ift
in ber betreffenben @tabt fd^on ein fatl^olifd^er
Sifd^f oor^nben, fo foQ ber frül^ere 92ooatianer
yriefierlid^ S^re erbalten, loenn nid^t ettt)a ber
«if((of ii^ an ber ßl^re beS (bifd^5flid^en) %\m
tWnebmen laffen will. SDBiH er ober biefe nid^t.
fo oerfd^affe er il^m bie SteDe eined Sanbbifd^ofS
ober ^riefterS, bamit er ooQpnbig als üßitglieb
beS STeruS erfd^eine, utd) bod^ in einer @tabt nid^t
jioei ©ifd^öf e feien." 9. „©ünbergeioifferÄIaffen,
toeld^e gu ®ei^Iidl^en geioeibt morben, muffen toie«
ber abgefegt werben." 10. ,,ßbenfo ift e§ )u bal*
ten, toenn lapsi orbinirt lourben." 11. ^©ieieni«
gen, meldte loöl^renb ber SSerfoIgung bed Sidniud
abgefaQen finb, ol^ne burd^ eine Oual ober @äter*
confiScation gebrängt gu fein, f oUen 3 Saläre unter
ben audientes, 7 Sa^re unter ben substrati tmb
2 Saläre unter ben consistentes 93u^e tl^un."
12. „SBer ben ffriegSbienft unter Siciniud oerlaffen
l^atte, bann aber }u bemfelben gurüdfgefel^rt ift (alf o
bie ^ä)t be§ ^eibentbumS unterftü^t l^at unb f eiber
a))oftaftrt ift, loaS Sicin oon aDen feinen @oI-
baten oerlangte), foK 3 Saläre unter ben audien-
tes unb 10 Saläre unter ben substrati bleiben.
SBer aber gro|e 9ieue an ben Sag legt, barf oon
feinem 93ifd^ofe aud^ milber bel^anbelt werben."
13. ,,3P ein ßjcommunicirter bem Sobe nal^e, fo
foE il^m bie SBeggebrung gereid^t werben. SBirb
er barauf wieber gefunb, fo foD er (für bie S)auer
feiner nod^ reftirenben 99u|)eit) unter bie con-
sistentes eingereiht werben." 14. „ffated^ume-
neu, weld^e abgefaQen finb, foKen brei Sabre in
bie Stufe ber audientes )urü(IOerfe|t, benuu^ aber
ben anberen ff ated^umenen gleid^gebalten werben."
15. „ff ein 99ifd^of, $riefter ober S)iacon foQ oon
einer ©emeinbe jur atibem übergel^en." 16. ,,ßle«
riler, weld^e bennod^ il^re ffird^e oerlaffen, bürfen
anberwörtS nid^t aufgenommen, fonbem muffen
gur StüdDFebr gezwungen werben. %ud^ barf lein
95ifd^of iemanben, ber einer anbem ©iöcefe an«
gebort, weilten." 17. „SBer Stufen nimmt ober
irgenb Sßud^er treibt, foU aud bem SleruS au§-
gefd^Ioffcn werben." 18. „SncinigenOrtenberrfd^t
bie Unfttte, ba^ ®iaconen ben $rieftem bie bd«
lige ßud^oriftie borrcid^en (b. 1^. nur au§tbeilen,
nid^t confccriren). ®ie^ mu^ aufboren, unb bie
S)iaconen muffen bie Sud^riftie erft nad^ ben
^rieftem empfangen, ^ud^ biirfen fte nid^t jwi-
fd^en ben ^ricftem fi|en." 19. „Slnböngcr beS
^ul oon Samofata, weld^e gur ffird^e gurüdE«
Slüd^ten, muffen wieber getauft werben. SBorcn
le bei ber 6ecte ßlcrifer, fo foHen fte, wenn fle
tüd^tig fd^einen, wieber geweift werben ; bie un«
tüd^tigen bagegen ftnb abgufe^en. Sbenfo (in 99e«
treff ber 9lbfe|ung ober 93eibcboItung im 3lmte)
oerbält eS fld^ mit ben ©iaconiffinnen ber 6ecte;
nur geboren fte blo^ gu benSaien." 20. „9ln ben
©onntogen unb an ben Sogen ber $cntecofte (oon
OPern bis ^fingften) foll man ftc^enb beten."
(Unterfud^ungen über biefe 20 KononeS finben ftd^
bei van Espen, Scholia in Canones Nicaenos
[Jns eccles. nnivers. lH, Coloniae Agripp.
1777, 103 sqq.J, in ber (Sübingcr) Duortalfd^rift
1822, 30 ff., unb gonc.»®cfd^. 1, 376 ff.) — 5«ad^
©ocroteS (1, 11), ©ogomenuS (1, 23) unb ®c«
lofiuS (2, 32, bei Mansi II, 906) foII bic ©t|nobe
oon 5Ricäa aud^ im Sinne gebabt boben, äbnlid^
235
5Kicäa.
236
iDie bie Don (SMra (f. b. %rtX ein Sölibatögefe^
}u erloffen, in ber SBeife, bo^ bie Detl^etrateten
Sifd^öfe, ^rieftet unb Siaconen (@03omenu§
ffigt aud^ bie Subbiaconen bei), mlö^t fd^on t)or
il^rer Orbination Derl^eirotet gemefen »aren, ben
el^elid^en Umgang nid^t fortfe^en bürften. ®q foU
^opl^nuauS, 93i)(]^of einer @tabt in Obertl^ebaid
in iit^^pkn, ein 3Rann Don fe^r großem ^nfe^en,
ber in ber Verfolgung unter SRosimion ein ^uge
verloren f^atk, burd^ SBunber (erä^mt toax unb
bei bem ffoifer in fo l^ol^en Sl^ren ftonb, bog er
oft ooQ Sl^rfurd^t feine leere Sugenl^öl^Ie fä^te,
öffentlid^ unb mit Sntfd^iebenl^eit bogegen auf»
getreten fein unb mit ißarfer Stimme gerufen
laben : ^9Ran fo&e ben ®eiftlid^en lein )u l^orteS
3od^ auflegen, benn bie (Sf^t unb ber el^elid^e Um-
gang feien tftoa^ (^rmärbigeS unb Unbefledtted,
unb man fo&e io burd^ übertriebene Strenge ber
JTird^e nid^t fd^aben; benn nid^t SUe fönnten eine
gön)Iid^e Segierbelofigleit burd^fül^ren, unb ed
merbe aud^ (ourd^ baS !Rid^toerbot bed el^elid^en
Umgangs) bie 3üd^tigleit ieber gfrau am beften
bemal^rt merben. Sud^ ber Umgang eines 9RanneS
mit feiner red^tmä|igen ®attin fei etmaS 3üd^-
tigeS. @3 genäge, menn ber, meld^erunDerl^etratet
in ben SIeruS eintritt, nid^t mel^r ^ur (Sf)t fd^reite,
nad^ ber alten Ueberlief erung ber ffird^e ; ober man
folle ben ©eiftlid^en nid^t Don ber gfrau trennen,
toeld^e er frfll^er, afö er nod^ Soie (®elafiud fugt
bei: ober Sector ober Santor) mar, in einmaliger
(Si^t gel^eiratet l^abe.'' S)iefe %ebe bed ^apl^nutiud
foU um fo mel^r SinbrudC gemod^t l^aben, meil er
lelbft nie in ber (S^t gelebt unb nie mit einem SBeibe
Umgang gehabt l^abe, Don Sugenb auf in einem
9dceten|aufe ergogen morben unb megen großer
ffeufd^l^eit berül^mt gemefen fei. Sie Serfamm«
lung folgte barum feiner ÜRal^nung, l^ob bie IBer-
l^aiSlung über biefen @egenftanb auf unb über»
liel eS bem freien SBUlen iebeS einjelnen ®eift«
lid^en, ob er ftd^ feiner i$frau entl^alten moUe ober
nid^t. Sie SBal^rl^eU biefer ®efd^id^te ift oon
SaroniuS (ad ann. 58, n. 21), SalefiuS (Annot.
ad Socrat. H.£. 1, 11) unb Ruberen in3tt)eifel
gejogen morben. ßrfierer bemerft, bie ©^nobe
|abe ia in Sanon 3 felbjl ein (SöUbatdgefe| ge>
geben ; f olglid^ fei ed unmal^r, ba| fie bur$ $aj)]^»
nutiuS Don ber %uffteUung eines fold^en jurüdE-
gel^alten morben fei. 3n Sanon 3 aber miS
iSaroniuS ein @^IibatSgefe| barum finben, mett
bort mol^I erlaubt morben, ba| bie ®eiftlid^en i^re
SRfitter ober @d^meftem bei Rcl l^aben, Don grauen
aber feine SRebe fei. S)iefe SDeutung ijUebod^ ge«
malttl^ötig unb unbefugt; benn ba ber Simon Don
ben (7uvebaxToi rebet, lann er unmöglid^ aud^ bie
®^efrau nennen, meil ßl^efrau unb ouvefoaxToc
®egenfd|e finb. SluSffll^rlid^er l^anbelt borüber
5»atali8 «Tejanber (H. E. Saec. IV, t. VH, Diss.
19, 482 sqq., ed. Bing. 1787), ber aud^ bie Se«
l^ai^jtung ©ettarminS mibcrlegt, ©ocrateS l^obe
bie oai^e ©efd^id^te mit ^apl^nutiuS ju ®unften
ber yloDatianer fingirt, unb ba er fonft öfter Un-
rid^tiged bel^u^ite, Derbiene er aud^ l^ier feinen
©lauben. SBenn bie StoDationer urfrOid^, ttrte
@))i))]^aniud (Haer. 59, 4) bel^auptet, ben Se]^a|
auffteQten, in betreff ber (Sf^t fei ben eierifem
baSfelbe erlaubt mie ben Säten, fo tl^eilt menigftenS
@ocrateS biefe Slnftd^t nid^t; benn er Id|t ed burd^
^opl^nutiud für ein alteS ®ef e^ erflären, ba| bie-
ienigen, meldte uuDerl^eiratet orbinirt mürben^
nid^t mel^r 5ur (Sf^t fd^reiten bürften. %u|erbem
ift @ocrated nur in einjelnen @tüd[en ber @9m-
pat^ie für bie 92oDatianer Derbäd^tig, feineSmegS
aber gel^örte er Doüflönbig }u il^nen, unb nod^
meniger lö^t fid^ ermeifen, bag er }u i^ren ®un*
ften irgenbmo bie ®efd^id^te Derfdlfd^te. SBenn er
aber ba unb bort ungenau unb felbft unrid^tig
erjöl^U, f 0 folgt borauS nod^ nid^t, ba^ bie gcmje
®ef(^id^te über $Q))]^nutiuS eine abfi^tlid^e Un«
ma^rl^eit fei Suf eine anbere SBeife argumentirt
9}aIefiuS, nömlid^ ex silentio: a. Stufin ei^fil^Ie
in feiner JTird^engefd^id^te (1, 4) 3Re]^rere8 Don
$a))^nutiu3, namentlid^ über fein 9Rartertl^um^
aber Don ber gangen Sölibatdfad^ miffe er fein
SQßort, unb b. unter ben ög^ptifd^en Sifd^fen^
meldte auf ber S^nobe moren, merbe fein $a))]^-
nutiuS genannt. 9Ran fiebt, bie gmei ®rünbe beS
SaleftuS lieben fid^ felbft auf; benn ba eben Slufin,
mie er angibt, ^opl^nutiuS afö }u Säcöa anmefenb
aup^rt, f 0 ift bamit fein jmeited Argument fd^on
umge{to|en. SBÜl er aber nid^ts meiter fagen^ atö
bafe in ben Unterfd^riftSRjien ber nicünif^ »i-
f d^öfe fid^ fein ^apl^nutiuS finbe, fo ift bieg sttxtr
rid^tig, bemeidt aber nid^tS, tnbem biefe Siflen, mie
oben bemerft mürbe, unDoQftänbi^ finb unb cax^
anbere ^fd^5f e nid^t nennen, bie ermeislid^ ju 9K"
cäa gemefen finb. SaS argumentum ex silentio
ift (Att offenbar nid^t fröfttg genug, um eine Sr«
}d]^Iung 5u Dermerfen, meld^emitberalten, befonberd
gried^if d^en iKrd^enl)raji8 in 95etreff ber ^riefterel^e
gang in Uebereinftimmung ift. Siifle anbere £eu*
tung als bie im SSiSl^erigen gegebene l^at SupuS
(Prima diss. prooem. de Latin, episc. et
cleric. continentia c. 2, in f. Opp, FV, Venet.
1725, 5) bem ^luftreten beS ^opl^nutiuS gegeben,
atö l^abe er nid^t gegen ein SöIibatSgebot im un-
gemeinen, f onbem nur bagegen gefprod^en, bag bie
@9nobe biefed aud^ auf bie @ubbiaconen ^abe
audbel^nen mollen. S)iefe Seutung fielet iebod^
mit bem oben mitgetl^eilten Sscerpte aud @ocrate8^
@o)omenu3 unb ©elaftuS in ftd^tlid^em äBiber«
fprud^e ; benn biefe reben offenbar Don bem dSIi-
bate aud^ ber ^riefter unb ©iaconen. — SBol^r-
fd^einlid^ am Snbe il^rer gefammten Sll^Mgfeit
erlieg bie nicönifd^e @^nobe ein offtcieÜeS @d^rei-
ben an bie ög^ptifii^en unb libi^fd^en 93ifd^öfe^
morin bie 99efd^Iüf|e über bie brei ^auptgefd^äfte
be§ Sondfö, bie arianifd^e, meletianifd^e um)
^affo^-^ngelegenl^eit, mitget^eilt merben. Sdifl
aufbewahrt bei Socrat. H. E. 1, 9 unb Theo-
doret. H. E. 1, 9.
92ad^bem bie @t)nobe il^re ®efd^öfte beenbet
l^atte, feierte ftaifer ßonftantin feine SSicennoIia
287
5licäa.
238
mb bib dSe 3Stf e^fe ju einer pröd^tigen a^al^I-
^ in bm lo^erU^en $alafi. Sm ©(J^IuRe bed
SjfcnS bcf^^cnlte er bann nod^ aQe ßinjetnen, lie^
einige Zage jp&ter abermoß eine @i^ung Italien,
erfd^ien bobei toieber felbfi, ermal^nte in einer
Sebe fimmai^ Sifd^öfe bringenb ^um flifrieben,
bat fit, aud^ feiner im ®ebete f!etö eingebenl ^u
lein, nnb ertöte enblid^ ollen bie Srlaubni^ )ur
SUidR^. @te mad^ten oud^ fogleid^ bat)on Se>
brond^, twU gfreube über baS t)on bem jf aifer unb
ber @9nobe geftiftete gro|e gfriebenSmerl, unb
oedmibeien bie Sefd^Iüffe beS SoncilS in i^ren
beimaüt^cn ®egenben (Eos. Vita Const. 3, 15.
16. 20). ael^id^ ri^tete ber Jtoifer mel^rere
Sk^ibcn fS^\& an aOe ffird^en, tl^eils inSbefon»
bete cm bie nid^t )u 92icöa gett)e(enen 99ifd^öfe,
unb er^b barin bie SBefd^Iüffe ber ©Qnobe }u«
gleti^ jn Xeid^efe|en (Socrat. 1,9; Gelas.
2, 36, bei Mansi 11, 919 sqq.). StttaS fpöter
begannen bann bie ©ried^en, @9rer unb ^eg^pter
oajd^i^ ein befonbered gfeft ber 318 ntcönifd^en
S$4^ )u feiern, über oud^ bie Soteiner l^ielten
boi Slicfinum Don Einfang an in l^ol^en ßl^ren,
nnb e« tfl gar lein 3tt)eifel, ba^ ^opft @Qlt)efter
bemfdben feine bolle 3uftimnmng gab, »enn aud^
bie 9Zad^t biefe pöppd^e 3uftimmung fei in
gfonn einer eigentlid(|en Seftöttgung Don ber 9U-
cämx @9nobe audbrflddid^ nad^gefud^t unb oon
@9fDefier feierlid^ gegeben »orben, nur auf einigen
nnftd^ten Socumenten berul^t (Mansi ü, 719.
720. 721. 1081 et 615 sqq.). 3ur grage, ob
bie tDeüI&tfigeren Steten ber Ü^cöner S^nobe oer«
bntn gegangen ftnb, ober ob 5u 9licöa niemals
me^ aufgef(^eben föurbe, ald tt)ir je^t nod^ be«
fi|ett, f. (Eonc..®efd^. I, 283 ff. (S5gl. §efele,
6imc-®ef4 I, 2. 3lufl., greiburg 1873, 38 f.
unb 282 ff. 3u ben bort genannten SSerfen fann
no4 hinzugefügt werben: Bevillout, Le concile
de Nicee d'apr^s les Textes coptes et les
diverses collections canoniques, Paris 1873 k
1881, Extr. du Joum. asiat.)
2. 2)adsn)eiteeonciIt)on!Ricöa, bog
fiebente allgemeine, »urbe im 3. 787 abgcl^oltcn
unb befd^ftigte ftd^ oor Mem mit ber ^Beilegung
be« fog. »überflreUeS (f. b. 3lrt.). SKit bem lobe
ito'i IV., ber »ie fein SSater ßonftontin 6io})ro«
n^nntd bem SconocIaSmuS gel^ulbigt l^atte, atl^me«
ten bie Silberfreunbe tt)ieber auf, ba bie ffoiferin
Stene (f. b. ?lrt) bie SSormunbfd^oft für ben jel^n»
jöbrigen (Sonftantin VI. führte. ®ie ©trafgefe^e
Durben nid^t me^ angemenbet, unb man begann,
befonberS in fflöpem, bie Silber mteber ^u oer»
eieren. S^u !am, ba^ ber $atriard^ $aulu3 oon
6onpantino|)el im 3. 784 fein 3lmt nicbcrlcgte
imb in ein ff lofier ging, metl bie gried^ifd^e ff trd^e
t>uidf ben Silberffairm oon ber @emetnfd^aft mit
Som unb ben anberen ^atriard^en getrennt mor»
ben fei, unb er nid^t baS ©einige ^ur SBieberoer«
einignng getrau l^abe : bafür tt)oIIe unb muffe er
\tp Suge t^un; bie ffaiferin aber unb i^r ©ol^n
mnfiten, oerni fie feiig merben moQten, eine aO«
gemeine ©gnobe berufen (SBald^, gntmurf einer
üoUft. Mtorie ber ffe|ereien X, Scipa. 1782, 507).
^ud^ ^in 92ad^foIger Saraftud, biSl^er Saie unb
Staatsbeamter, nal^m bie SBürbe nur unter ber
99ebingung an, bog bie gried^ifd^effird^e mieber mit
ben übrigen ffird^en oereinigt, unb ba^ l^ierju eine
öcumenifd^e ©^nobe gel^alten »erbe; bie^ fe|te er
aud^ in einer ^nrebe an baS SoR auSeinanber,
um baSfelbe für bie ^bl^altung einer allgemeinen
©Qnobe ju geminnen (Harduin IV, 23 sqq.).
TOand^e »ermutigen, bie ffaiferin 3rene l^abc l^ier«
bei bie ^anb im ©piele gel^abt, meil fie tl^eitö au§
eigener religibfer Slnfid^t, tl^eild au3 ))oUtifd^en
®rünben, nämlid^ um 3talien mieber gu geminnen,
bie SäilberDerel^rung l^abe mteberl^erftellen moQen.
SBoQte fie aber biefeS, fo mu^te baS Snfel^en ber
genannten bilberfeinblid^en ©Quobe oonSonftantt«
nopel burd^ ein größeres, aud^ oon ben übrigen
$atriard^en anerfannted unb allgemeines Soncit
entfröftet unb aufgel^oben merben (SBald^ 527).
Sine ber erften ^anblungen bed XiarafiuS mar,
ba| er mit bem Sopft unb ben ^atriard^en oon 9n*
tiod^ien, SIesanorien unb 3erufalem mieber in 93er-
binbung trat (ogl. Harduin IV, 26). Sr fe|te fte in
einem ©d^reiben oon feiner ßrl^ebung in ffenntni^,
legte barin aud^ ein ortl^obo^eS ©laubenSbelemtt'
ni^ ab, fprad^ ftd^ entfd^teben für bie Silber-
oerel^rung au3 unb bemerfte, er l^abe bie ffaifer
(b. f). bie ffaiferin-ÜRutter unb il^ren ©ol^n) um
Berufung einer allgemeinen ©^nobe gebeten unb
oon il^nen aud^ ba§ Serfpred^en l^ierju erl^alten
(Harduin IV, 129—135). 3ugiad^ fd^idtten
3rene unb Sonfiantin im Suguft 784 einen @e*
fanbten mit einem ©d^reiben an ben ^ßapft, morin
fie biefen baten, ber ))roiecttrten allgemeinen ©Qn«
obe perfönlid^ ober menigftenS bur^ ©teUoertreter
anjuwol^nen (Harduin L c. 21 sqq.). 3m De-
tober be§ folgenben Sal^reS antwortete ^abrian L
fomol^I ben beiben ^errfd^em als bem ^atriard^en
SarofiuS. 3u bem ©d^reiben an erftere brüdt er
oor ^Dem feine f^reube auS über il^ren ßntfd^Iu^,
5ur SReinl^eit be§ ©laubenS gurüdEsufel^ren unb bie
Silberoerel^rung mieberl^erjuftcHen. SBenn fie bie&
burd^fül^rten, mürben fie ein neuer (Sonftantin unb
eine jmeite ^elena fein, befonberS menn fie aud^,
mie biefe, ben JJad^folger $etri unb bie römifdje
ffird^e eierten, mel^e bie summa sedes fei utü>
ben ^rimat oon @ott erl^alten l^abe. S)arauf folgt
eine fel^r auSfül^rlid^e ^))oIogie ber Silber aui^
biblifd^en imb })otrifttfd^en SemeiSfteEen. Unter
Ruberem beruft fid^ barin ber ^apft aud^ auf bie
opocr^ipl^e 9Jad^rid^t, bo^ bem ffaifer (Sonftantin
bem ©ro^en in einer Sifton bie iipo\ttl ^etruS
unb $auIuS erfd^ienen feien unb il^n ermal^nt
l^ütten, er foDe fid^ üon ^ap^ ©^loefter taufen
laffen, bann merbe il^n ber 3lu§fafe oerlaffen. S)ä
ffaifer, nod^ l^cibnifd^, l^abe bie beiben ©eftalten
für (Sötter gehalten; al§ il^m aber ©^ilüefter eine
abbilbung ber beiben 3lpofteI geigte, l^abe er aus-
gerufen : ^®o§ ftnb eben bie SWänner, bie id^ ge-
feiten l^abe." aSBciterl^tn ermal^nt bann ^abrian
289
SticftQ.
240
bie (eiben ^errfd^er, bie SUberDerel^ruttg alsbalb
praftifd^ toteber einjufül^ren, bomit fie in bie Srme
ber l^eiligen fatl^oUfd^en unb apoftolifd^en JHrd^e
»ieber aufgenommen »erben lönnten. äSenn ober
bie aSteberJ^erfteUung ber 93tlber nid^t ol^ne eine
allgemeine @i)nobe gefd^el^en fönne, fo »oQe er
füne ®efanbten fd^tden, unb in beren (Segenmart
foQe bann t)or SUem |ene 9ftert>er{ammlung (ju
(Son{iantino))eI) anat^ematifirt »erben ^ meil jle
ol^ne ben apoflolifd^en @tu^I ^eillofe 93efd^Iäf[e
oegen bie Silber gefaxt l^abe. @obann foQe ber
mifer, bie jf aiferin, ber ^triar^ unb ber @enat
nad^ alter Sitte bem $a))fte pia saora, b.l^. eine
^eilige Urtunbe übermad^en, »orin fte eibUd^ ge*
loben, (bei ber gu l^altenben @t^nobe) unpartetifd^
)u fein unb ben pöpfilid^en Segaten feine ©eioalt
angut^un, Dielmeor auf alle Sßeife fie )u eieren unb
)u unterftii|en uno, »enn leine Sereinigung ergielt
merbc, auf« Sreunblid^fte für i^re SRüdtreife }u
forgen. 9ber ^abrian l^atte nodb einen ©egenftanb
auf bem f)er)en unb fogt be|]^alb gegen £nbe
feines Sd^reibenS, toenn bie ^errfd^er toirnid^ gur
Sinl^eit ber ftird^e jurfldRel^ren moQten, fo foQten
fie aud^ ber römifd^en JHrd^e il^re (unter ben vorigen
Regierungen) entzogenen ©üter unb Sonf ecration^
redete in ben )u SRom gel^örigen S)iöcefen toieber
guiildffteUen. Sr ifi femer ungufrieben, ba| Sa-
rafiuft felbfi in bem (aifcrlid^en @d^reiben öcu«
menifd^ $atriar(^ genannt »erbe, f o»te barüber,
ba| er ben SanoneS gumiber au9 bem Soienftanbe
))Ift|Iid^ iur ^triard^almürbe erhoben »orben fei.
9Benn er fid^ nid^t in betreff ber Silber fo ortbo-
bos auSgefprod^en bätte, »ürbe ber ^pfi bie 3u-
fümmung )u feiner Sonfecration nid^t baben geben
(önnen. 9Benn aber bie ^errfd^er bie Silbert>er-
ebrung »ieberberfteUten, fo mürben fie mit Ißetri
Mfe über oQe Sarbaren ftegen, mie itati ber
®ro^e, beffen gfreigebigfeit gegen bie iKrd^e ben
grie(bifd^n (^errf d^m f^Ue|lid6 Dor Xugen gefiellt
mirb. 3u Ueberbringern biefed Sd^rtibenfi befteüte
ber ^pfk smei $nefter, ben 9lrd^ipre«bQter $etru«
unb ben ^bt ^etru9 bon @. €aba in 9tom (Hai^uin
IV, 79-96 unb fflJaldft 451 ff. 533). — Sctröd^t-
lid^ für^er mar (^abriand Sdbrciben an Sarafmd.
9x tabelt barin mieber bie fdbneQe Sef5rberung
bcdfelben ; mie er ober burdb biefe betrübt, f o fei er
bunb befjen Stedbtglöubigfeit erfreut morbcn. &r
lobt lim, ermabnt ibn« fo fortjuf obren, unb bemerft«
er babe mit Sergnügen 2u ber abjubaltenben aO«
gemeinen Snnobe )mei ^riefter ald feine Sttll-
ttrtreter ^u fdbidfen befdbloffen; ber ^triardb aber
foüe babin mirfen, ba6 iene ^ftemriammlung
gegen bie Silber, melcbe obne ben apofkoUfcbcn
Stubl orbnungtoibrig abgebalten mürbe, in
i^kgenmart ber päpftlidien "ftpoaifiarii anatbema*
tifirt mtrbe. bomit aOeft Unfraut aufgerufen unb
bo« SBort (^brifK erfüDt mcrbe. melcbtil ber r5mi>
fdKn ffinbe ben %>rimat gegeben babe. SBenn $a«
roftui bieiem Stuble angeboren moUe. fo ioQe er
bofür ior^en. bo^ bie j^erridKr bie Silber in ber
{>auptttaM unb überall miebcrberilellten . fonft
Ibnne er feine Sonfecrationnid^tanerfennen. (Snb*
lid^ möge er bie pöpftlid^ (Sefanbten, bie genann-
ten beiben ^riefter, freunblid^ aufnel^men (Har-
duin IV, 98-103; SBald^ 454). gSBal^rfdJeinlid^
etmad fpäter lief aud^ ein @d^reiben auS ben mor»
genlönbifd^en $atriard^aten ein. 2)a8felbe rü^
iebod^ fid^tlid^ nid^t Don biefen ^triard^ felbf},.
f onbem Don morgenlänbifd^ ÜRbnd^ 1^, toeil,
mie biefe barin felbft angeben^ bie Soten befi Za-
rafmS megen ber gfeiubfeligleit ber Araber, Me
bereits bie SRorgenlonbe erobert l^atten, nid^t )u
ben ^atriard^en felbft gelangen lonnten. S^ 3n«
balt biefed @d^eiben§ aber lautet ber Srief beS
Sarafiud fei ein f^mlii^tli Sid^t gemefen für fie,
bie im ginftem fö^en, b. b- ben ungl&ubigeit 9lra»
bem untermorfen feien. S)ie @efanbten beS Xa-
raftuS feim auf il^rer Steife (gu bm bni morgen-
lönbifd^en ^atriard^en) )u i^nm gefommen md>
bötten i^nen bie^fid^t ibrerSIUffion mitgeteilt;
fie aber l^ätten megen ber i^feinbf eligfeit ber 9xabtx
ibnen bringenb abgeratl^en, gu bm ^triard^
felbft gu reifen, meil baburd^ nur eine nme 93er-
folgung ber Sl^riften entftel^en mürbe. 2)te ®e»
fatätm b^ttm anfangs auf ibrem Sorl^bm be*
|arrm unb felbft bad Sebm magm moOm, fte aber
bötten ibnen DorgefteÜt, ba^ eS fid^ l^ier nid^t bb^
um il^re eigene ^^erfon, fonbem um bai^ gro|e
@ange Raubte, ba§ bur(^ fte in ®efabr fftme. Um
aber bie Soten be§ ZaraftuS gu bem^igm, b^m
fte gmei au8 ibrer SRitte, ^^obanned unb ifynaOSi,
ortbobo^e SRänner unb gleid^ gefimtt mit ben gtoei
beiligm unb großen ^atriord^^ beren S^cdlen
^e feim, auSerf el^en unb il^nen Dorgeßellt, ba| bie
Seit ie(t SBid^tigereS »erlange, ald bie fldperltc^e
@tUIe. Sie foQten bie Sotm beS Slaraftud gurfid-
begleitm, fte gu Sonftantinopel entfd^igm utü>
bort münblid^ vorbringen, mad fd^ftlicbnid^tom
$ta|e fei Selanntli(b fei j[a ber ^triard^ Don
äenqalem auf eine unbebeutenbe Sbälage bin in
meite gfeme Derbonnt morben. SBenn fte aber gu
Sonftantinopel bie apofloltf d^e Srabition ber tax*
<ben Don ^leg^pten unb Serien (fte Dertratm olfo
bie ^triar^n Don ^esanbrien unb %ttiod^m
unb toarm berm S^nceÖi) nferirt b^ttm, bann
foDten fte bemjenigm beippid^tm, maS man Don
ibnm Derlange (bie Sotm bed Zaraftud l^ttm fa
bereits bm S^^ ber gu boÜeiü>m S^nobe auS-
einanbergefe^t, unb man fomtte bamm bm gmei
Wönd^n unbebenflid^ ben ebm angefül^rtm, megm
feiner UnbeftimmtbeitDielleid^tauffalletibm^nftrag
geben), ^iefe jmei SRönd^e feim mit bem gemein-
1 fdbaftlidben ®laubm ber brei apoftolifd^m Stühle
I ^iile|:onbrim :c.1 febr mobi belaratt, fte anerfämi-
tm bie fedbS aQgemeinm eonobm, unb oermörfm
bie fölfdblidb fogmannte ftebente (Don Sonftanti«
! nopel). meldbe bie Silber Dcmicbten moSte. 2)ie
^btrefmbett breier ^nionbm unb ibrer Sifd^öfe
l^bei ber Sonobel ioüe nid^t i(bmer genommen
tperbm, bmn ber ^inb fei Urfadbe boDon. 9ud^
i(bon bei ber fe<bSten Sonobe fei fein Sitd^of ber
unter arabif (ber ^vrrt'cbah ftebenbm (Segenbm an-
241
9ltcaa.
242
acjenb gnoefen, unb bod^ l^be bie^ betn Snfe^en
ber 69iu)bt lernen SiJ^ben gebraut, sumol ber
^igf^ unb Qpofbtij^ Sapp ton Storn bomit
übemngefKinint V^be unb our^ feine 9))ocrtfiarii
gegnnoftctig fl€U)e{en fei. Sbenfo m5ge ed aaä)
J4t mit (SotteS ^fe gefd^l^en. 3ur Selröfttgung
tM Srief eft ober Veiten fte bod ©^nobalf (^reiben
beft Deiftortenen ^atriord^ %J)tohot Don 3eru«
falem beigelegt, totlfySi biefer an bie gnm anbeten
BungenUKnbif d^ ^triard^ gerid^tet l^abe. Sie«
M 69nbbiam Xb^^botd beginnt mit einem fel^r
ouffüMU^ ortl^obosen ®IaubenSbefenntni|,
fpric^t bomi bie Suerfennung ber fed^ allgemeinen
a^noben auS, b^It febe meitere fär überpffig,
cdlärt eft für eine apo^Iifd^ Zrabition ber ftird^e,
boB man bie f^eiligen el^ren^ t)ere]^ren unb grüben
näffe, unb fprid^t fid^ enblic^ aaä) für bie IBer«
^lung ber Silber Sbtifii 9Rariö^ ber ^ofiel tc.
(bA, rodfy Serel^rrung Don bem in ber S3ibel
gebotenen Silberbienfte uiefentlid^ Derfd^ieben fei
(Hardoin IV, 135—151 ; SDßal(b 456 ff. 551 ff.).
Sa im Cingcmge beS obigen Schreibend ber mor-
goddiibifi^ SU^ncbe bie SBorte fteben: „bem l^ei«
Itgßm SoxofiuS umnfdden bie dpxiepeic bed Wor-
gcnUmbcd olleS iQtü", unb ba bie beiben ÜRöndbe
do^amicfi unb Xl^omaS in ben %cten beS SoncilS
oB bie eteODertreter ber apoftolifd^en Stühle
(8p6v»v) beS Worgenlonbed aufgeführt merben,
lo kot man baraud bie Slnflage ableiten ju f önnen
ocgianbt, eS fei bier irgenb eine Unreblid^Ieit im
e^ide getoefen (SBald^ 558, %nm. 2). «Hein
ba§ 64^eiben ber morgenIötd)ifd^en SJUnd^e, bad
bell gongen l^ier ergöb^^ C^^tgang t)5Qig un>
tfcji^iüifl unb umftänblid^ berietet, mürbe öff ent*
114 in ber britten @i|ung ^u 9licöa beriefen, fo
ba6 au4 ni(^t ein 9Renfd^ glauben tonnte, bie
)i9ei Vlinä^t feien Don ben morgenlänbifd^en $a«
trion^ birect abgefd^idft morben. S)emgemö^
boxf anib ba8 fraglid^e dpyiepeic ntd^t mit $a»
triord^ überfe|t merben, jonbem ed finb mor*
geslänbif«!^ ^efter ^ö^em SRangeS barunter gu
r-erßeben, »ie fie au(^ je^t nod^ im 9RorgenIanbe
gaoUfoliify in ff löfiem mobnen ; f ol(^e 9Rönner
boBbeÜen bomald ftatt ber un^ugönglid^en $atriar«
eben. Ser %otbfianb, sedibus impeditlB, mod^te
^'ieB reti^tfertigen. S)ie gmei SJUnd^e SobanneS
uBb X^ouiod aber l^igen nid^t IBicarien ber $a-
aiar^m, fonbem ber a))oftoIifd^en Stülpte, b. b*
ffinben bed SRorgenlanbeS, unb man tonnte fie
satoidl mit 9le(btalfo benennen; benn fie reprö»
lentiiten in Serbinbung mit ben ©d^reiben i^rer
SZonbanlen unb bem S^nobicon beS $atriard^en
59B 3entfalem in ber S^at ben (Stauben be§
SorgcnlanbS in Setreff ber Silber unb il^rer Ser«
^nmg.
9Iad^bem bie rbmifd^ unb morgenlönbUd^en
ScKmbten ongefommen maren, beriefen bie ^err>
4er ancb bie übrigen Sifd^öfe gu einer @Qnobe
mal Sonfiantinot>eI im 3. 786. SJlel^rere oon
ten moren jebod^ nod^ bilberfeinblid^ gefinnt
Kib Derbanben fid^ nun mit nid^t mentgen Saien^
um bie @Qnobe ju oerl^inbem unb baS Sitber-
Derbot aufredet }u erbalten. 3ugleid^ intriguirten
fie qegen ben $atriard^en unb hielten befonbere
Serfammlungen. 9l(d ber ^atriard^ il^nen melben
lie|, ba| SBerfammlungen ber Sifd^öfe feines
©prengetö o^ne fein Sormiffen burd^ bie SanoneS
bei @trofe ber ^bfe|ung oerboten feien, gingen fie
auSeinanber, unb oie ^errfd^er oerlünbeten ie|t
feierlid^, ba^ bie @^be in ber el^rmürbigen
ffird^e ber ^eiligen %pofieI ju Sonftantinopel ftatt«
baben foQe. ^ber am Sage t>or ber anberaumten
gfrift entfianb ein^ufrul^r unter bem SRilitör; bie
Solbaten f d^aarten fid^ um bie ftird^e unb erl^oben
ein milbeS Dermonened @efd^, mooon nur baS
flar mar, ba^ leine @Qnobe gel^atten merben bürf e.
Siefe mürbe bennod^ eröpet, unb ed mürben oer»
f (biebene Urfunben Derief en; aber auf Slnfiiften ber
bilberfeinblid^en Sifd^öfe begann bie ©olbaten-
emeute auf 8 9leue, fo ba| bie ^errfd^cr ber 93er»
f ammlung f agen liefen, fie möge ber ® emalt meid^en
unb auSeinanberge^en. ^IS nun bie Sifd^öfe mirf-
lid^ bie JKrd^e oerlie^en, mad^ten bie ^^inbe ber
SBol^rl^eit mieber einen gemaltigen Sörm unb pm\m
bie fog. ftebente ©^nobe (bie gu Sonftantinopel
im 3. 754) unb i^re Sefd^Iüffe. Salb barauf ent-
fernten bie ^errfd^er unter fd^idflid^em Sormanbe
baS 9Rilitör aud ber @tabt unb fd^idEten bann bie
unrul^igen ÜMt gang in il^re ()eimat gurüdf ; bie
@9nobe aber oeriefen fie |e|t nad^ 9licäa. 2)ort
l^ielt fie oom Snbe be§ September bid gur SJtitte
beS Öctober 787 i^re fieben erflen @i|ungen
in ber ©opl^ienfird^e. Sie |^errfd^er felbft maren
nid^t anmefenb, iebod^ burdi gtoei boi^e @taat§*
beamte t)ertreten; unter ben geiftlid^en üßitgliebem
aber ftcDen bie ^cten bie beiben römifd^en ®e«
fanbten, ben Slrd^ij^reSb^tcr $etru8 unb ben ^bt
$etru§, bcl^orrlid^ an bie ©))i^e, unb erft nad^
ibnen merben ber $atriard^ SarafiuS unb bie
©telloertreter ber morgenlänbifd^en ©tü^Ie, 3o»
Joannes unb SbomaS, genannt. %ud ben Serl^anb*
lungen felbft aber ge^t l^erDor, bog eigentUd^
SarafiuS bie ©efd^ö^e leitete. S)ie 3a^I ber TOit-
glieber, tl^eilS Sifd^öfe, t^eifö ©teüöertreter ber«
fetten, mirb oon üielen ©d^riftfieBem auf 350
angegeben (SBald^ 549 f.), unb menn ber fpötere
gried^ifd^e ^atriard^ 9licepboru8 nur toon 1 50 fprid^t
(Harduin 17, 995), fo ift bie§ offenbar unrid^tig,
inbem ben ©Qnobalbefd^Iu^ oon T^icöa nid^t meni-
ger atö 308 Stfd^öfe unb ©tcHöertrcter berfelben
untergeid^neten (Harduin IV, 455 — 470). ^u^er«
bem maren aber aud^ nod^, mie bie ^cten ba unb
bort anbeuten, giemlid^ oiele nid^t ftimmbered^tigte
3Könd^e unb 6Ieri!er anmefenb (ogl. Harduin IV,
51 sqq., mo ein 9Rönd^ ©tepbQUUS unb anbere
SKönd^e genannt merben, ebcnfo 58 9J^önd^e in
Segleitung beö ©abbaS). ®tc erfte ©i^ung, ben
24. ©eptember 787, eröffnete SarafmS mit einer
furgcn Scbe. ®arauf mürbe ein ©ecret (sacra)
ber §errfd^er oeriefen, morin fte ben ©^nobal«
mitgliebem ooüe Wcbefrcil^eit gufid^erten 2c. ; aud^
fül^rte man jc^t brei Sif^öfe ein, melrf)e bisher
243
9licöa.
244
(ilberfeinblid^ iporen, aber nun um IBer^eil^unQ
baten unb eine ortl^obose ®Iau(en§« unb SBiber-
rufsformel aWafen. @ie würben in bie ©emein»
f d^aft aufgenommen unb erl^ielten il^re $Iä^e in ber
@9nobe angemiefen. 3Rtf)x 9lnftanb f anb bie 3u-
lajfung Don fteben anberen 93ifd^öfen, me^e nid^t
nur tjeinbe ber Silber gewefen, fonbem oud^ im
Sa^re juöor gegen bie beaBfid^tigte ©^nobe in»
triguirt unb befonbere IBerfammlungen gel^alten
l^atten. Um über {ie in'S JHare ^u lommen^ tt)ur»
ben }a]^Ireid^e @teUen aud alten Sondlien, SSötem
unb jhrd^enfd^riftfteUem Derlefen, loeld^e geigten,
bag man mä) jrül^er (d^on ^öretiler unb fold^e^
bie Don §äreti!em orbinirt ttjorben waren, in bie
(Semeinf^aft loieber aufgenommen l^abe. S)iett)irf'
lid^e Sulaffung ber fieben fraglid^en Sifd^öfe aber
würbe auf eine fpötereSi^ung Derf droben (Harduin
IV, 27—75). 3n ber peitenSitung am 26. ©e})»
tember erflörte ein weiterer biSl^erigerSilberfeinb,
Sifd^of ®regor Don 9leocöfarea, feine 9teue, unb
aud^ feine ^ufnal^me würbe auf bie f oIgenbe@i^ung
oerf droben, ^ugerbem Derlad man bie bereits oben
angefül^rten ^wei ©d^reiben £)abriand an bie ^en«
fd^er unb an XarafiuS. %uf 93efragen ber beiben
i)äpftlid^en ©efanbten erflärte festerer, ba| er mit
ber in biefen ©riefen entl^altenen Se^rc überein»
ftimme, unb aud^ bie ©Qnobe fprad^ baS ©leid^e
in umftönblid^er ^bftimmung aud (Harduin lY,
75—123). 3)ie britte ©i|ung am 28. ober nad^
ben lateinif d^en Scten am 29. @e))tember entfd^ieb
ftd^ enblid^ für bie 3ulaffung ber el^emaß bilber»
f einblid^en 93ifd^öfe, unb aud^il^en würben ie|ti]^re
$Iä|e in ber Serfammlung angewiefen. Sarauf
wuroe, um bie Sel^rübereinftimmung jwifd^enStom
unb Sonftantinof)e( }u erweifen, baS ©d^reiben
Derlefen, weld^eS Sarafiud an bie brei morgen»
länbifd^en ^atriard^ate gerid^tetl^atte. Sbenfo Der»
las man bie Slntwort beS Orients (b. 1^., wie oben
gezeigt, ber orientalifd^en 3Mnfy) fammt bem
beigelegten ©Qnobicon beS el^emaligen ^atriardben
Xl^eobor Don Serufalem, unb bie römifd^en ^e»
fanbten erflärten unter ©eiftimmung ber gefamm-
ten ©Qnobe, ba^ aQe biefe ©tüdfe bie ortl^obose
Seigre entl^ielten (HarduinlV, 123—158). 3n ber
Dierten ©i^ung, ben 1. October, DerlaS man eine
SReij^e biblif d^er unb ))atriftifd^er ©teQen jur Siedet»
f ertigung ber SilberDerel^rung. XarafiuS unb aUe
S9ifd^5fe erflärten, l^icrin bie ortl^obo^e Seigre ^u
Demel^men, fprad^en baS Snatl^em über bie Seigre
ber iBilberfeinbe auS unb faxten il^re fiel^re in
einem ©^mbolum jufammen (Harduin IV, 263),
worin bie Sbololatrie Derworfen, aber bie IBer»
el^rung ber ^eiligen unb SSilbcr anerfannt würbe.
Me dinjelnen unterf daneben (Harduin IV, 158
ad 286). 92un würbe bie oben begonnene patriftifd^e
SeweiSf ül^rung in ber fünften ©i|ung, ben 4. Oc»
tober, fortgefe^t, unb eS warb gezeigt, ba^ mel^rere
unter benSIlten, wie 5.99. SufebiuS DonSöfarea, auf
wcld^e fid^ bie 93ilberfreunbe berufen l^atten, feine
Sluctorität l^ätten unb nid^t ortl^oboj gewefen feien.
Vorauf DerlaS (Harduin IV, 319) ber SWönd^ 3o»
l^anneS, einer ber ißicarien ber orientalifd^en $a«
triard^ate, feine ^b^anUung über ben Ibfpnmg
beS Silberl^afleS, ba| nämli^ ein bösartiger 2N^
aus Liberias bem arabifd^en Jtl^alif en 3e5ib intsfjt
baau geratl^en l^abe (Dgl. Sßald^ 147). S)te €911-
obe bef d^Io^ nun, in SRitte il^rer eigenen 93erf amm^
lung ein l^eiligeS 99ilb )ur SJerel^rung aufjuflellen
(Harduin IV, 322); aUe bilberfeinblid^ ©d^rif«
ten würben mit bem Slnatl^em belegt, mib aOe ^ßcr*
fönen, weld^e bie Silber auf einbeten, auS ber jrad^
auSgefd^loffen (Harduin IV, 286—323). Sfaxd^
wid^tiger war bie fed^te ©i|ung am 5. ober 6. Oe«
tober. S)ie Sefd^Iüffe ber berüd^tigten bilberfetnb-
lid^en ©Qnobe Don Sonftantino))eI (im 3. 754) wur^
ben Don ©a| )u ©a| Derlefen unb |ebem @o|e eine
jiemlid^ auSfül^rlid^e Entgegnung unb äBiberlegung
beSfelben beigefügt. 2)aS ©anje war in 6 tomi ol-
getl^eUt unb giemlid^ umfaffenb (Harduin IV, 825
ad 444). 3n ber fiebenten ©i^ung enblid^ würbe
bie ©d^Iugentfd^eibung ber ©^nobe burd^ ben 99i*
f d^of SÜ^eobor auS ©icUien ))uMicirt. Sie ©Qnobe
erflört barin : fie woEe Don ber firc^Iid^ £rabi>
tion nid^tS l^inwegnel^men unb nid^tS ]^in)ufflgen,
fonbem nur alleS ffatl^olifd^e unDerönbert Bewol^
reu unb ben fed^S allgemeinen ©^noben folgen.
©ie repetirt bann baS ©Qmbolum Don 9H€fta unb
gonftantinopel (in bem gried^ifc^en 3:ei;te ol^
filioque), fprid^t bie ßscommunication über Strinfi,
SRaceboniuS unb il^re ^nl^önger auS, erktmt
mit ber ©Quobe Don Spb^fuS an, bafi 9Ratia
uml^r^aft ©otteSgebörerin fei, glaubt mit ber Sm»
obe Don Sl^alcebon an jwei 9iaturen in Sl^ripo,
onatl^emati^rt, wie baS fünfte Soncil, bie falfd^
Seigren beS OrigeneS, ßDagriuS unb Sib^muS
(Don ben brei jfapiteln ift feine Siebe), lel^rt mit
ber fed^Sten ©Quobe }Wei SBÜlen in Sl^rifb unb
wUI aäe gefd^riebene unb ungefd^riebene liebet-
lieferung treu bewal^ren, barunter aud^ bie ttebop"
lieferung in ©etreff ber Silber, ©ie befd^üeSt
barum : „bai wie bie gigur beS l^eiligen Rm^,
fo aud^ l^eilige Silber, mögen fie Don ^rbe ober
aus ©tein ober jonft einer SKaterie fein, in ben
^eiligen Jtird^en @otteS. auf l^eiligen (Sefä^en unb
Kleibern unb an SBönben unb auf Safein, in ben
^öufem unb auf ben SBegen anjubringen feieq,
nämlid^ bie Silber 3efu ß^rifK, unferer unbeffe*
ten Srau, ber el^rwürbigen ßngel unb oller IJeU
ligen $erf onen. 3e öfter man fie in SbbiQmngen
anfd^aue, befto mel^r werben bie Sefd^auer gum
©ebäd^tni^ unb gur Slad^al^mung ber Urbilber
angeregt, aud^ bagu, ba| fte biefen ®ru^ (ftuD
unb Serel^rung (d(jira(jji.6v xal tiji-tjtix^v irpoc-
x6vy)(jtv) wibmen, nid^t bie eigentüd^e Xax^zla.
(t9)v (iXT)div9)v Xarpetav), Wcld^e blo^ ber ®Ott^
^eit gejiemt, fonbem ba^ fie il^nen, wie bem
Silbe beS l^eiligen JheugeS, ben l^eiligen CDon«
gelten unb anberen l^eiligm ©erötl^en, SBeil^nmc^
unb Sid^ter barbringen, wie bie^ fd^on bei ben
eilten eine fromme ©ewol^nl^eit war: benn bie
gl^re, bie man bem Silbe erweist, ge^e auf boft
Urbilb über. SBer anberS leiert, foUe, wenn »i^
245
9Jicäo.
246
j(^ ob« Öcriitt, Qbgef e|t toeim SRönd^ ober £aie,
«Konnmmiritt Yoetben (Harduin IV, 451 sqq.).
tkien S^^d)tuf( unterfd^eben bie SniDejenben,
bb5 ab rief eil : ^€o glauben toir, bte^ tft bie Seigre
b(r!U)oftel; %u§fd^tie^ung ollen, bie il^rnid^tan»
bongen, bie Sdilbec ni^t gruben (füfTen), fte Sbole
»mm, bcn Sofien be|^Q(b @ö^nbien[t t)or-
Bcrien u. bgl.; C^communicoKon inSbejonbere
ban Z^bouuS, bem foljc^en Sifd^ofe Don S))l^e«
iil. bem SifitmiuS, ben ^atriord^en Slnoftoflud,
(onftantin unb 92icetQ8 Don Sonftontinopel, bem
Soiifitantnitoon9lQCOltQ, ben Silberf eitlen" (Har-
duin IV, 470 sq.). Sugleid^ f(i^rieb ie^t XoraftuS
im %imen ber Spnobe on bie ^errf^er, erftattete
fMäfi über bad ®ef(^e]^ene, erlöuterte ben %u§>
had cpocxuvciv unb }eigte, bo^ oud^ bie 93ibel
mb bie Sfiter biefed SBort in Sejiel^ung auf
Otmfd^ gebnmd^, mö^nnb bie XatpeCa allein
doti toocbe^ten »erbe, knä) mugte eine SDepu«
tutiim Don Sifd^öfen unb bebten ben ^errfd^em
tutt Intoo^I ber Don ber S^nobe gebrauchten pa-
tripi^cn SeneiSßellen überreid^en (Harduin IV,
471 sq.). Cht goeiteS schreiben rid^tete bie @9nobe
an bk ^Muipt« unb anberen i?ird^en t)on Sonftantt"
■apd, tDorin jte Don bem^ maS bie ©Qnobe getl^an
hatir, bfiuu^rid^tigt mürben. Sarauf befaßten bie
fyaifcjici ben S^nobalmitgliebem, nad^ G^onftonti»
mpd jn fornmen. SfimmtKd^ erfd^ienen, unb ed
■nbe mm eine neue, bie od^te@i|ung^ am 2d.Oc«
tDbcr im faiferli^ $ala{}e ÜRognaura unter bem
8oifi|e beS jungen ff aiferS unb feiner ÜRutter ge-
2)er @9nobaIbef d^Iu| ber ftebenten @i|ung
ocriefen, unb auf Sefragen ber ()err[d^er
oBe SRUglieber ber @Qnobe : ^2)ie| ift
onfiere Uebergeugung, fo glauben tüxx, bie| ift apo«
iDlifc^ £e^; ffird^nftrafe benen^ bie anberS
'jüfm uib (atibeln" 2C. 68 »oren faft biefelben
Sorte mie bei ber fiebenten @i^ung (Harduin
TV, 470. 483 ; baS Siecret mit mel^reren Varianten
2b4 bei Pitra, Jor. eccL Graec. bist, et monum.
n, Bomae 1868, 101 sq.). S)amit Derbanben
ne Sobeft- unb 3)anfedrufe an ben ffoifer unb bie
ABXfcrm. Vuf Sefebl ber ^errfd^er mürben bann
a4 Bo4 bie patrijtifd^en Semeife für bie Silber»
Box^mng aus S^r^fofbmuS unb Ruberen t)er>
':dbi, imb SBifd^öfe unb SSoII gaben in lauten
Icdamotionen bem ®elefenen SSeifaK. %ud^ er«
btben ft4 olle SRitglieber Don i^ren @i|en, sum
jn^cn i^r 3ufHmmung (Harduin IV, 486).
3n bcn %cten ber Spnobe ftnben ftd^ nod^
22 SononeS olS bon berfelben aufgefteUt. S)a^
M biefelben erft 5u Confiantinopel in ber ad^ten
BfBn% erlaffen fyil gel^t aud Sonon 10 beutlid^
bBior« XDO tS ^eigt: ^in biefer faiferlid^en iReft«
ktOoM'. 2)er 3nbalt biefer 22 SanoneS ift:
L 2ic conontfc^en ißorfd^riften ftnb bie 92orm
fc bie Slerifer. 9fö lBorf(^rif ten aber onerfennt
bi S^nobe bie &inone8 ber ^poftel, ber fed^S
%flKinen SoncUien unb ber l^eiligen 93öter.
1 Scr yun Sifd^ofe gemeint merben miU, mujg
Itf ^^oimenbw^ gonj fennen^ unb ber SnetropoUt
foU forfd^en, ob er oud^ bie l^eiltgen SanoneS, ba§
6t)angelium, ben ^Slpoftel" unb bie gange Sibel
nid^t blog curforifd^, fonbem aud^ forfd^enb gu
lefen beftrebt fei unb ben göttlid^en ©eboten gemö^
manbeln unb boS IBoß Ie|ren molle. 8. ffein melt*
lid^er gfürft barf iemanben gum Söifd^of, ^riefter
ober S)iacon auffteQen. 4. ffein SSif^of barf Don
anberen 99ifd^5fen ober ben il^m untergebenen Sie»
rilem unb 3R5nd^en ®elb ober ^el^nlid^ed ver-
langen. 5. aSer iemonben um ®elb me^t, unb
mer fid^ bie SBeil^en erfouft, iebmcber foD abgefegt
unb escommunicirt merben. 6. £er Sanon ber
fed^Sten allgemeinen @Qnobe, bo^ iäl^rlid^ eine $ro«
Dingialf^nobe gel^alten merbe, mirb erneuert, unb
ben Surften, mel^e bie^ l^inbem, fomie ben Metro-
politen, bie hierin nad^Iöf ftg finb, Strafe angebrol^t.
S)er 9RetropoIit aber bürfe oon ben 99ifd^5fen feine
Slbgabe oerlangen. (^noftaftud mod^t l^ier bie
^nmerfung, ba| biefe IBerorbnung Don benSatei-
nem nid^t angenommen morben fei. Ob er bamit
ben gangen Sonon ober nur ben legten $un!t meint,
ift gmeifeD^aft; Dgl. Harduin IV, 491.) 7. SBo
Äird^en ol^ne SReliquien gemeint morben finb,
muffen fold^e nod^ nad^tröglid^ beigefe^t merben.
S)er 99if d^of aber, ber in 3ufunft eine jnrd^e ol^ne
^Reliquien meil^t, mirb abgefegt. 8. S)a Diele
Suben nid^t aufrid^tig gum S|riftent^um über-
treten, fo f ofl man fünftig mit ber Slufna^me ftren-
ger unb oorfid^tiger fein. 9. 3file ©d^riften gegen
bie el^rmürbigen Silber f ollen im bifd^öflid^en ^of e
gu Sonftontinopel abgegeben unb bort mit ben
übrigen f e|erif d^en Sudlern bef eitigt (eingef d^Ioff en)
merben. SÜBer aber f old^e Sudler Derl^eimlid^t, mirb,
wenn Sifd^of, ^riefter ober SDiacon, abgefefet,
menn ÜKönd^ ober fiaie, ejcommunicirt. 10. ®a
einige SIcrifer, bie canonifd^c SSerorbnung mi^»
ad^tenb, il^re ^arod^ie Derlaffen unb anberSmol^in
ge|en, ftd^ gu üomel^men Ferren begeben unb in
bereu Oratorien (söxtr^pioi;) ben l^eiligen ®ienft
beforgen, fo barf biefe niemanb o|ne SSormiffen
il^reS unb be§ conftantino))oIitQnifd^en S3ifd^of§
meber in einer ffird^e nod^ in einem ^aufe auf-
nel^men. SBer eS bod^ tl^ut unb barin öcrl^arrt,
foll abgefegt merben. ©iejenigen aber, meldte mit
SSormiRen ber genannten Sif(|öfe bie^ tl^un, biefe
bürfen (bei ben Surften, bereu ©d^Iof geiftlid^e fic
werben) feine meltlid^en ©efd^äfte übemel^meu;
mer ober bod^ bie fogen. großen ©efd^äfte über-
nimmt, foII fie nicbcriegen ober abgefegt »erben,
fiieber foII er bie ffinber unb ^ouSbemol^ner unter«
rieten unb il^nen bie l^eiligen ©d^riften üorlefen ;
benn bagu bot er bie l^eilige SBeil^e erl^alten.
11. 9ln jcber ffird^e foB ein Oeconomu§ fein.
12. S)cr SSifd^of ober W)i barf öon ben fftrd^en=
ober ftlöftergütem nid^tS an einen Surften ober
an eine anbere $erfon bergeben, bei ©träfe ber
5IbfeJung. 13. SBer in biefen öermirrten Seiten
ftd^ ein geiftlid^e§ ober bifd^öflit^eS §auS ober ein
ftlofter angeeignet unb c§ ju einer Verberge um-
geftaltet f)at mufe eS gurüdfgeben, ober er mirb,
menn ßlcrifer, abgefegt, menn 5Rönd^ ober fiaie.
247
9licäntf(i^e8 ®Iauben8be!cntttni| ■— Slicanor.
248
ei;communicirt. 14. SBer blo^ bie Sonfur f^at unb
nid^t sunt Sector getoeil^t x\t, borf auf bem %mbo
ttid^t lefen. S)te SBei^e beS SectorotS ober barf
ber Sl^orbtfd^qf unb für feine inofterfornilie ber
abt toenn er ^riefter ift, ert^eilen. 15. ®n He-
fter barf nid^t auS ^abfud^t ffotx IKrd^en angel^ören.
3lvix in fold^en ©egenben, too ^rteftermangel ift
barf bie| gebulbet »erben. 16. 2)ie Sifd^öfe unb
6(erifer foSen ftd^ loparer IMeiber, Salben 2C.
nid^t bebienen. 17. 9{iemanb barf ein Setl^auS )u
bauen anfangen, »enn er nid^t aud^ baS gur 93oU«
enbung nötl^tge Sermdgen befi|t 18. 3n ben
Sifd^ofSl^öfen unb in ben j?löjlem barf fein
t^frauengimmer iDol^nen. 19. 9liemanb barf bon
benen, meldte in ben geiftlid^en @tanb ober in ein
Jtlofler treten moUen, (^um ßintritt) (Selb Der»
langen. 20. Sd barf feine S^oppelflöfter, für
SRftnner unb gfrouen jugleid^, geben ; SJlönd^ unb
IRonne bürf en nid^t in ebtem ^auf e mol^nen, nid^t
priDatim mit einanber reben 2c. 21. Jtein SRönd^
barf fein jftofter Derlaffen, um in ein anbered über«
gutreten. 22. SBer ein gottgeueil^teS einfamed
Seben fül^rt (SJUnd^ unb Sölibatör), barf nid^t
mit einer 3BeibSperfonf))eifen, mofemnid^t anbere
gottedfürd^tige 9Rönner ober gfrauen babei finb.
SBenn ein Slerifer ober SKönd^ reist, barf er, wenn
eS nötl^ig ift, in einem Xenobod^ium ober in einem
anbem §aufe einfel^ren (Harduin IV, 486—502 ;
ögl. au| Pitra 1. c. 108—124 unb bie 3ln-
merfungen bafelbft). — 9lad^ bicfen ßanoneS ent-
Italien bie S^nobalacten nod^ eine Don bem fici>
lifd^en SDiacon ßpipl^aniuS gel^altene Sobrebe auf
bie @9nobe, tt)ot)on ber lateinifd^e Sest fd^on
in ben ölteren SoncUienfammlungen, ber grie«
d^ifd^e aber erft t)on SRonft (XIÜ, 442 sqq.)
mitget^eilt mürbe. 3n einer anbem Urfunbe
melbet SaraftuS t)on Sonftantinopel bem $apfte
^abrian ben gangen Hergang unb bie X^ötig'
feit ber S^nobe (Harduin IV. 507 sqq.). 3n
einem gmeiten @d^reiben an Den ^opft (1. c.
511 sqq.) fe|tXara{tu§ auSeinanber, mieungered^t
eS fei, SBeil^en um @elb }u ertl^eilen, unb bringt
Semeife bafür auS ber Sibel unb ben jhrd^eu"
Dätem bei. SSerbunben bamit ift bie ©itte, ber
$a))ft f olle bie^ öffentUd^ Derfünben ; er unb Me
moUten il^n l^ören unb il^m folgen (1. c. 519).
Ebenfalls 9lad^rid^ten über bie S^nobe unb il^re
Sefd^lüffe gibt Sarajiud in einem @d^reiben an
ben SRönd^ Sol^anned (1. c. 519 sqq.). Sine mei«
tere Urfunbe entl^ölt eine Srflörung an ben jfaifer,
mie bie SibelfieQen, meldte ber ^ilberDerel^rung
entgegen gu fein fd^einen, Derftanben merben
muffen. Sinen ^nl^ang bilbet ^abrianS @d^rei-
ben an Äarl ben ©rofeen, betreff cnb bie ffior«
mürfe, meldte in ben fog. j^arolingifd^en Süt^em
ber @9nobe oon 9ticda gemad^t mürben (Har-
duin IV, 774 sqq.; Ogl. b. 9lrt. Stlberftreit).
ßnblid^ tl^ciltc SJiontfaucon unb nad^ bicf em 3Kanft
(Xm, 809 sqq.) ou8 ber coiSIinianifd^en 93iblio-
tl^ef nod^ eine Urfunbe mit unter bem iitcl „Sricf
ber l^eiltgcn, großen unb allgemeinen ©^nobe
gu 9licöa an bie JTird^e Don ^lesanbrien". &fyon
SJlontfaucon bemerfte jebod^, ba| nur bie er|k
^älfte nicönifd^ fein fönne, unb e8 ift bie| weni-
ger ein Srief old eine 9iebe an einem Stvcäf»
meil^fefte, mobei ber SBieberl^erfteOung ber Silber
rfll^menb gebadet mirb. S)ie gmeite f)ölfte ba-
gegen, Sobpreifungen ber Silberfreunbe nxib Sec^
urtl^eilung Don bereu gfeinben entl^Itenb, ifi, mie
bie angefül^rten 9lamen geigen, fid^Üid^ auS bem
11.3a|r]^unbert. 2)iefe gmeite^älfte beghmt mit
'Eirl TOüTotc, bei Mansi Xm, 816. — S)er grie-
d^ifd^e %tp ber 9{icäner Spnobalacten ift au8 gmei
^anbfd^riften guerft in bie römifd^e unb bairauf
in aUe anberen Soncilienfammlungen aufgenom*
men morben. Sine biefer ^anbfd^riften foS boS
Original fein^ meld^eS bie pöpftlid^ @efanbten
Don 9licäa nad^ ätom gurüdCgebrad^t ^ben (SBald^
421). IBon biefen ^cten lie^ ^fl ^brian L
aisbalb eine latdnifd^e Ueberfe^ng mad^en, Don
meld^er fld^ nur nod^ 93rud^d(e in ben ff arolingi-
fd^en Sudlern erlitten ^aben. S8 ifl aber biefe
Ueberfe|ung fel^r mangeH^aft^ mörtlid^ unb mi|«
Derftänblid^ audgefaQen, fo ba| ber gelel^ rd*
mifd^e Sibliotl^efar SnaftafiuS fagt, niemanb 1^
fte lefen mögen, unb er l^abe barum bie 9cten
bief er gmeiten S^tcöner @9nobe auf '8 9leue überfej^
(Harduin IV, 19); biefe feine neue Ueberf^pmg
ift nun in ben gemöl^nlid^en Sonrilienfammlungen
bem gried^ifd^en Se^t an bie Seite gefteüt. &
fe^It aber barin ba§ ^rotocoQ ber ad^ten @i|uiig;
bie (Sanoned bagegen ftnb aufgenommen. Sine
britte Ueberfe|ung fertigte (Sidbert SongoKuS nad^
einer il^m gugefommenen gried^ifd^en ^anbfd^rtft
unb gab fie im 2t. 1540 gu fföln l^erauS. 9ud^
fte finbet ftd^ in ben Sammlungen unb l^at bie
nömlid^e SüdEe in 93etreff ber ad^ten Si^ung^ oie
bie iBerfton beS ^naftaftud; bie bem griec$i{(^
Seste ber ad^ten @i|ung beigegebene Iateittif<^
Ueberfe^ung ift alfo nid^t Don ^nafiafiud, fonbem
rül^ri Don SiniuS au§ bem anfange bed 17. 3q]^
l^unbertS l^er. (Ißgl. bie '3)iffertation beS StaioHS
^le^anber über biefe fiebente S^nobe [XI, IHbs. 8,
194 sqq., ed. Bing. 1788] ; gu ben Sanoned aud^
van Espen, Scholia in canones Sjnodi Ni-
caenae II [Jus eccles. univers. HI, Goloniae
Agripp. 1777, 451 sqq.]; femer §efele, Sonc«
®efd^. m, 2. aufl., gfreiburg 1877, 441 ff. «ine
Seri^eibigung ber Seien bed SonrilS gegen $i-
gl^iuS gab SombefiS in feiner Hist. haer. Mono-
thelitarmn,Par. 1648, 11,102 sq.) [D.^efele.]
^U&nifd^es ^tiitt6eti$6efteitttht{j|, f. @Iau»
bendbefenntni^ IL unb ^icäa, oben 280.
JfiUänns ^atbinaßs, f. 93effarion.
flUattot (Nixavcjp), in ber ^eiligen Schrift
1. ein f^rifd^er fjfelbl^err in ber äßad^abäergeit.
9U§ Sntiod^uS ^p\3pf)ant^ nad^ $erften gegogen
mar unb feinen 9}ermanbten S^ftaS al8 SReid^
Dcrmefer in Serien gurüdtgeloffen l^atte, f d^idtte bie»
fer brei Snönner au3 ber Umgebung beS ffbnigS,
unter il^nen aud^ 9licanor, mit einem §eere nad^
3uböa, um bie aufftönbifd^en 3uben auSgurotten
249
9licelfd^e Sfotmel — SßiccplJoruS, bcr 1^1.
250
(l SRa4. 3. 38. 2 ^Rad^. 8, 9). Mein bie S^rer
nnrben bei emmaud t>on 3ubaS Wad^iabdud Doli"
jidnbig ouf S ^upt gefd^Iagen (1 3Raä^. A, 14).
Später iDor Shconor in l^of er Stellung bei £e-
netriuS L (1 HRad^. 7, 26) unb roaxh Don i^m
dll einer, «^ber SSroel fel^r feinbfelig gefinnt mar'',
fls4 duboa )ur Sefeitigung 3ubad' bed ^aä^»
MM nnb )ur Sufri^tung ber f Qrif d^en Oberl^o^eit
bafeSbfi gefanbt (1 QRad^. 7, 26). 3n Serufolem
fligdoinmen, toerfud^te 9licanor ben SRad^iaböet
junfi mit Sijl in feine @ttoalt }u befommen ; ofö
itm bieg m(^t gelang, sollte er 3uba§ im ^elbe
übcnDiid^en, uxirb ober erft bei Sopl^orfalama,
bann |u SBetiftoron gefd^agen unb Derlor in Ie|>
tecR @<^d^t als erfter ber ©efaüenen bad Seben
(1 gtad^. 7, 43). 3um Snbenlen an biefe Stettung
nnrb ein gefl eingelegt, tteld^ bie Suben no$
beute feiern (1 SRad^. 7, 48. 2 aRod^. 14, 12 bis
1 5, 37). — 2. einer ber fteben Don ben SIpofteln ein»
gcfettcn S)iaconen (%)g. 6, 5). [Raulen.]
iace^#€ SfmtteC, f. SrianidmuS I, 1286.
fncc|^l#rM 9tmmj^ts, f. 99Iemmiba.
Jßiun^tM^ ber bl./ ^triard^ Don So n«
9anttnopeI (806 — 815), einer ber berDonagenb»
^ fiird^firrften unb Zi^eologen im b9)antini-
f4Rt 3<i^^Iter. I. @ein Seben fallt in bie beioegte
3cit bc8 }»eiten SBilberftreiteS, an bem er atö
fociUitueiibeibiger beS SilbercuIteS neben Zl^eobor,
Sbt ftm @tubium, einen großen Snt^eil na^m. SBie
fräi Sorgänger XorafiuS, f o loar aud^ !Ricep^oru8
■iNb Saie, qI8 er Don bem ff aifer ^iicepl^orud (802 :
Mi 811) auf ben $atriard^Iftu^I Don Sonftana- 1
iu)|id e^ben umrbe. Seine gfamilie gel^örte §u !
tat oitgefebenften ber ^auptftabt; fein IBater:
XbeoboruS, ber bad Slmt eine§ faiferlid^en @ecre»
lärS DertDoItet ^atte, mar Don ff aifer SonftantinuS
Sopron^muS abgefegt unb nad^ 9licöa in Sit^Q«
nicn in bie SSerbonnung gefd^idft morben, ein
SeoS, melcbeS bie ^Rutter 92ice))|oru3' grogmütl^ig
dieilte. 3)a9 ©eburtsjal^r 9Kce))l^oru§' fennen
Dir nic^ genau; nad^ bem S3organge ber SäoOan-
bt^ Derlegt man ed auf 758. Sr mürbe nad^
feiner eigenen Angabe fd^on frü^ an ben faifer»
li^en ^of gebogen unb, mie fein 93ater, ^um
-jzo7pa9£uc TCüv ßaotXixwv ernannt. 3n biejcr
Stellung t^ot er fid^ burd^ groge 93erebfam!eit
bcTDor. SBobrfd^nlid^erl^ieltererftnad^bemXobe
Seo^S IV. (775—780) biefe SBertraucnöftellung.
Qiter ber ffaiferin Srene mol^nte er ber ftebenten
ellgemetnen @Qnobe al§ faiferlid^er S3ertreter bei
Bib fandionirte in biefer Sigenfd^af t bie 99efd^Iüffe
bcr Sater (787). Salb nad^^er 30g er ftd^ in eine
vilbe (Hnöbe am t^racifd^en So§))oru§ jurüdf,
,»ie ein anberer ßliaS auf ein neues Sarmel*
g^birge", um fid^ ber Sdcefe unb bem @tubium
|iii{iigeben. @ein 93iogra))|, ber S)iacon 2[gna»
tot, ein früherer @^üler Don i^m, l^ebt rül^menb
ta»or, hai er bie Pflege ber meltlid^en SBif[en«
Mten, Dorab ber (Srammati! unb ber Dier matl^e»
■otif^m SBiffenf duften , ber ^ftronomie, ®eo«
■rtrie, 9Rufif unb «rit^meti!, bann aud^ bcr ^l^ilo-
fopl^ie, mit bem @tubium ber l^elligen Sd^rift
barmonifd^ ju Derbinben gemußt. 3n Sonftanti«
nopel f^cdit man il^n iebod^ ni^t au3 ben ^ugen
Derloren; er mürbe bal^in jurüdfberufen, um bie
Seitung beS großen ^ofpitalS )u übernehmen.
Seim Xobe beS ^atriard^en XarafiuS mürbe er
beffen !Rad^f olger, nad^bem er ft(^ bie Sonfur
l^atte geben laffen unb bie SBeil^en ber Steibe nad^
empfangen l^atte.
^iefe Srbebung mar mit ber 3uftimmung mel^-
rerer Sifd^öfe gef(|e^en; bie ftrengere Partei unter
ben @eif)Iid^en unb SJlönd^en erblidte {ebod^ barin
bie ^bftd^t, bie ^atriard^en regelmö^ig auS bem
Saienfianbe 5U nel^men, um fo mel^r, als bie (Er-
hebung be§ Xarafiud ftd^ unter benf etben Umftönben
DoIIjogen l^atte. Sn ber Spi^e ber Unsufriebenen
bef anben ftd^ bie Sebte $Iaton Don @ai^obien unb
3:|eobor Don @tubium, Don benen ber ledere
f päter ein inniger gfreunb 92icep]^oru3' mürbe, ßin
meiterer Slnlaf }ur Ungufrieben^eit bot ftd^ balb
bar im Serlauf beS f ogen. möd^ianifd^en Streites,
meld^er fd^on unter SaraftuS begonnen b^tte (Dgl.
feergenröt^cr, ff.»®. I, 8. «up., 777 f.). S)er
ffaifer l^atte nömlid^ Don bem neuen $atriard^en
bie SRel^abilitation eines ^riefterS Sofepl^ Der*
langt, ber megen Sinf egnung ber unerlaubten Ser»
binbung ßonftontinS VI. mit S^eobota feiner
Sßürbe entf e|t morben mar. Üticepl^oruS millfal^rte
bem SBiUen oeS ff aif erS auf einer \n bief em 3tDede
einberufenen ©^nobe, maS ber ftrengem oportet
als eine unerl^örte Tlad^giebigleit unb f d^mere Ser-
le^ung ber f ird^Iid^en S)iSci))Iin erfd^ien. 3u biefer
Slnftd^t befannte ftd^ aud^ ber Srgbifd^of Sofepl^
Don Sl^effalonica, Sruber Sl^eoborS Don @tubium,
unb nun trat bie ^uerft ftiUe Oppofition gegen
ben $atriard^en au^ in ber Oeffentlid^feit l^erDor
(808). 5licepl&oruS gab ber gforberung Sl^eoborS,
ben ^riefter Sofep^ mieber abjufelen, nid^t nod^
unb fd^ritt fogar jur Serurtl^eilung ber ®cgen»
Partei ouf einer ©pnobe im 3. 809. ffiicfc 5IRa6«
rcgclung unb bie boran fid^ anfd^Iic^enbe Ser«
bannung fonnte jebod^ bie ^cbte fammt il^rem
3lnbonge nid^t erfd^üttem. Som Orte il^rer Ser»
bannung auS appeQirten fte an ben $apft Seo III.
in einem ©d^reiben, baS ben römijd^en ^rimat
auf baS Seftimmtefte auSfprid^t (810). fficr $apft
fd^idttc ben Serbannten ein lroftf<|reiben , tl^ot
aber feine ©dritte gegen 9iicep]^oruS, Don bem er
nod^ feine epistolasynodica erl^alten l^atte. Unter«
beffen mar ber ffaijer immer gemoUtl^ätiger ge»
morben; gegen bie ®ro6en KonftontinopclS ging
er mit Serbannung unb ©üterein^iel^ung Dor, lie|
bie ^ulicianer unb Sfonomod^en frei auftreten
unb erregte ben Unmutig ber SRed^tglöubtgen immer
me^r, bis er im 3uli 811 im ffampfc gegen bie
Sulgaren umfam. ©ein ©ol^n ©taurariuS, ber im
©inne feines SaterS meiterregieren moHte unb ben
grmal^nungen 9iicep]^oruS' jur Su^^ütferftattuiig
ber geraubten ®üter fein @if)'6x fd^enfte, mürbe
fd^on nod^ mcnigen 9Ronaten burd^ feinen Qä^rva-
ger, SWi^ael I. SR^angabe, erfc^t (2. Cctobcr
251 9licep]^orud^ ber ^l 252
811). 9lice))^oruS frönte ben neuen jfaijer, nad^- ßsil gefd^(ep))t. In jeine @teQe erl^ob Seo, ber
bem biefer feierlid^ \>tx^pxoä^, bie ©etDoIttptig- bem vertriebenen ^tnord^en ben Sormurf mad^te,
fetten feiner iBorgönger ntd^t )u mieberl^olen. 3e|t feine Jtird^e fd^mö^tid^ Derloffen }u ^aben^ einen
fom bie IBerföl^nung mit ber ©egenportei, bie aud untt)iffenben Soien unb entfd^iebenen Sfonoftoften,
ber Verbannung gurüdgerufen morben »or, }u Sl^eobotuS mit 92amen, auf ben $atriard^alffatl^l
@tonbe, inbem 9lice))]^oru§ ben $nefter 3ofep]^ t)on Sonftantinopel. Sie IBerbonnung fonnte bot
mieber abfegte, bie Orbendleute aber Tlicepl^oruS SRutl^ beS 93efenner§ nid^t bred^en ; beina|^e gtodlf
ald red^tmöfigen unb ortl^obo^en ^atriord^en an- Saläre l^ielt er in berfelben auS, unb in biefe 3<it
erfannten. S)amit l^atte biefer feine fräl^ere ^anb» föSt gum größten Sl^eil feine fd^riftfleüerifd^ Zl^
lungSmeif e tt)iberruf en , bie Don @d^tt)äd^e unb tigf eit. 9I§ SRid^ael n. ber ©tammler (820 6tt
übergroßer 9lad^giebigfeit nid^t freijufpred^en ift. 829) ben S^ron beftieg, fteBte er bem neuen ffo^
3e|t erß fanbte er an ben ^aipft Seo m. bie bie fiel^re Don ben 99ilbem bar unb ermal^nte i|n
l^ömmlid^e ©Qnobica unter ber 93et^euerung, gur SReftituirung berfelben. üßid^ael l^ing bm
burd^ bie X^rannei bed frül^em ff aiferS an ber SfonoflaSmuSnid^t mit Jenem gfanatiSmuS an, toel-
9ln}eige feiner ßrl^ebung bis gu {euer @tunbe Der« ber bie gange ^anblungStteife Seo beS %rmemetfi
l^inbert morben gu fein. Unter ber SRegierung 9Jh« bel^errfd^t l^atte ; er gab ben Ueberbringem beS
(|aetö I. betrieb 9licep]^orud bie 99efämpfung ber 93riefed gur Sntmort, er xooUt \xä) nic^t in rdi-
^aulirianer, gegen meldte ber ff aifer auf fein %n> giöfe S!)inge einmifd^en, f onbem fie in bem @toid»e
ratl^en bie Zobedftrafe Derl^öngte. 3ugleid^ fud^te klaffen, in bem er jie Dorgefunben; ed folle in ^
er bie in mand^en fflöftem DerfaUene ^Sctplin fünft meber für nod^ gegen bie ISilber geftritten
toieberl^ergufteUen, namentUd^ burd^ ^ufl^ebung ber »erben ; menn 9licep]^oru8 tiefeS ©d^meigen fibet
ffioppelfUJfter. Seiber bauerte bie Regierung 3Ki- biefe Slngelegen^eit gelobe, fo förnie er ouS bem
d^aelS nur furge Qüt S)en nöd^ften 9nla| gum Ssil gurüdtfommen. ^uf ein foId^eS Snfimten ging
Sl^ronmed^fel bot aud^ je^t mieber baS 9Rißgefd^idE biefer nid^t ein, fonbem Derl^rrte im S^il bis gu
ber @ried^en im ffriege gegen bie Vulgaren. SDie feinem feiigen Zobe im 3. 826 (nad^ Ruberen 828).
DoOftönbige 92teberlage 9Rid^aeI§ am 22. 3uni 92eunge]^n Saläre fpöter mürbe fein Seid^nam auf
813 hxaci^k Seo Y. ben Armenier auf ben Sl^ron. bie Anregung beS ^atriard^en 9}letl^obiu8, ber im
anfangs geigte fid^ Sticepl^oruS mieber gu nad^« 3. 842 bem Sinbringling Sol^nned nad^ge^Igt
giebig, inbem er ben ffoijer frönte, o^ne guDor bie mar, feierlid^ nad^ Sonftantinopel gebrad^t, guorfl
üblid^e ^blegung bed ^laubenSbefenntniffeS gu in ber ^agia @opl^ia gur Serel^rung auigeßdOli
forbem. 918 aber Seo feine bilberfeinblic^e ®e- unb fobann in ber Spoftelfird^e am 18. 9Röq 846
finnung immer flarer l^eroortreten ließ, nal^m beigefefet. S)ie gried^ifd^e ffird^e begel^t fein gfef^
9licep]^oruS eine entfd^iebene Stellung ein, bie an biefem Zage unb am 2. 3uni, al§ am Xage
il^n ben berül^mteften IBertl^eibigem ber ^tä^U feines ginfd^eibenS.
glöubigfeit beigefeÖt l^at. Sein ^iograp^ Sgna» 11. Sie in ber ©efd^id^te ber gried^ifd^en ffird^e,
tiu§fd^iIbertau§fü]^rIid^9licep]^oruS'99emü]^ungen, fo nimmt S^icep^oruS aud^ unter ben b^ganthri"
ben ffaifer bilberfreunblid^ gu ftimmen. ^Id Seo fd^en S^eologen eine l^erDorragenbe Stdie ein.
erful^r, baß Wicep^oruS eine gange 5Rad^t mit einer Seine Sd^riften laffen fid^ in brei fflaffen ein-
großen SJtenge SSoIfeS in ber §agia Sopl^ia im tl^eilen. A. S)iet]^eoIogifd^en. SRan l^at bie
mMt Derbrad^t l^atte, ließ er il^n gu fid^ rufen, Stelle in SgnatiuS' Siograpl^ie Don einem detoc
unb eS entfpann fid^ gmifdjen bem ffaifer unb TOfioc t^c ^riWcüc, ben JJicep^oruS bei feiner
bem ^atriard^en eine längere Untenebung über Sßeil^e in bie ^önbe nal^m unb als Saugen feines
ben 99ilbercult, meldte unS SgnatiuS erl^alten ©laubenS anrief, bal^inoerfianben, baß eS eineiig
l^at (Migne, PP. gr. C, 88—113). Sie 3led6t« logtfd^e Sd^rift gemefen, bie 9Jicep]^oruS frfl^
^eit biefeS ^erid^teS ift neuerbingS angegmeifelt Derfaßt l^atte, unb biefelbe mit bem ApologeticiiB
morben {i^xx\ä), V^gantinifd^e Stubien, Seipgig major ibentificirt. Se|tereS ift auf ieben gfoll un«
1876, 19), aber o|ne genügenben ®runb. 9luf rid^tig, mie fid^ auS ber 3lbfaffungSgeit beS Apolo-
ber Seite beS ffaiferS ftanben Diele 99if(^öfe unb geticus ergeben mirb; eS muß aber überbieß in
©eiftlid^e, bie fd^on an bem erflen 93ilberftreit Sbrebe gefteflt »erben, baß an jener Stelle eine
t^eilgenommcn l^otten unb , ffianf ber 5Ra4pd^t Sd^rift JJicepl^oruS' gemeint ift ; eine fold^e l^e
beS ^atriard^cn SaraftuS, in il^rcm 3lmte Der» nid^t als deioc t^jioc begeid^net merben fönnen.
bliebenmoren. ®tcfenal^menbenffaifcr gegen 5Rice« 1. WS erfte t^eologifd^e Sd^rift 5licep]^oruS' muß
pl^oruS ein, l^ielten S^noben ab unb traten gegen bal^er biejenige gelten, meldte SgnatiuS gleid^ nad^>
ben erfranften $atriard^en mit SobeSbrol^ungen l^er ermahnt: eine (öngere Sb^anblung gegen bie
auf. aiS ber SBiberftanb SRicep^truS' unüber- 3ubcn, ffatapl^r^gier unb JKonidJaer, melt^e bis«
minblid^ blieb, obgleid^ er ingmifd^en in baS ®e» ^tx nod^ nirgenbS aufgetaud^t ift unb Derloren gu
fängniß gemorfen unb für abgefegt erflärt loorben fein fd^eint. 2. S)er Seit nad^ folgt bie fleinere
mar, mürbe er im TOärg 815 mitten in ber 9lac^t 9lb^anblung gur 5Jert|eibtgung beS SilbercuIteS,
über ben SoSporuS guerft in baS fflofter tou meldte ben Sitel fül^rt : 'AttoXoytjtix^c irpöc rPjv
'A7adoü unb l^ierauf in baS Sl^coboruSf fofter, bie xaöoXix^jv ixx/.rjciav Tiept tou xara Tiov (jeirrÄv
beibe Don il^m felbft erbaut morbcn marcn, in baS e?x6va)v TiaXiv veou (r/tafiaTo; (Migne, PP. gr.
VA mctpf)oxu^,htxr^l 254
0, 8M-84S), fciemad^ tturbe fic ju ©eginn mcl^r l^ijbrifd^cr SRotur ift ber itotxk tiod^toctSt
MmeUmSUbetl^eiteS unter Seo bem^rmeniet bo^ ber SBilbercuIt fein @5|enbienft tft unb ber
iB M 30^ BIS— 814 gef einrieben ;baraufbeu« britte aber bie Sorbilber beS fird^ltd^en Silber»
tet OB^ bte StnUttung, wotxn 92ice))]^oru8 auf culted im Sitten Zeftontente l^onbelt. %n]^ang§-
Ue 9^ifi\t mib ^rießer an\pitli, meldte fid^ Seo meife [teilt 9lice))]^oruS am Snbe 26 gitate auS
kmlrmenierongef^Ioffenl^atten, unb gegen meldte ber l^eiligen @(i^rift unb ben iBötem }ufammen
biefe fp^Iogie gerietet t^. Slud ber Sd^tour- ^um ßtotdt einer lurgen 9ieca))ituIatton feiner
fDOBd, tteU^ t>on benfelben befd^moren morben SSemeiSfül^rung. Ser itozxit S^eil ber Sd^rift bie
anr, folgert 9ltce))l^ru8, ba^ bie obgefaDenen LL. IQ Antdirbetici, menbet fi(^ gegen bie fal«
9i|<W< ^Sle^t l^otten^ eine neue Unterführung fd^en ^uffieüungen, meldte gegnerifd^erfeits über
ber Sfrooe {u Derlongen; bem Jtoifer feien bie ^u§» bie Sncomation gemad^t tt)urben, um ben ©Über«
briid^ bei Sftter unterbreitet toorben, bereu DoU« cutt Don ©runb au§ ^u untergraben. 3n ben ^loei
Pftnbigc €4nften bem fiebenten aQgemeinen Son« erften SBüd^em fd^Iie^t ftd^ Slicepl^orud eng an eine
eil twqfämta litten, ^uf biefe 9b|anblung folgt Sd^rift beS ff aiferS Sonftantinud So))ron9muS an
bei Migne C , 849 eine fur)e SrHörung }u (er nennt il^n ftönbig Maficpvdfc)/ auS ttjeld^er er
CmPctt beS SfUbercutted, bie mit ben Sd^riften iebeSmal toörtlid^e 9u§}üge feiner SBiberlegung
9iicep]^onift' iDOl^ nid^td gu tl^n l^t. 3.u.4.SBeit ooraugfd^idtt. S)amit ift und biefe ©d^rift im
gidftmi UinfaitgeS aI8 bie genannten ftnb gmei SBefentlid^en erl^atten. 3n bem britten ^näft loirb
oabm opologetifd^e Sd^ften Slicepl^orud' für ben biefer Snfd^Iu^ Derlaffen ; bie ®ränbe für ben
OObcmilt, bk Don bem erflen Herausgeber, Sar- SBilbercuIt tt)erben in t^ietifd^er f^orm ol^ne erftd^t-
biaal fbig. 9Rai, ald Libri m Anürrhetici lid^e Orbnung enttoidtett. %ud6 biefem ^loeiten
adrersas (Jonstantiniiin Gopronymum unb Sl^eile gab S^icepl^orud 75 9u§}äge auS SSöter«
Apologeticns pro saoris imaginibus bejeid^net fd^riften bei, bie bei SDlai fel^Ien, aber t)on Sar«
»Bibeii. Stin^erSetrad^tungfteQen^d^iebodr binal $itra au§ $arifer Codd. herausgegeben
Mife €<l^ften aß ein gufammenl^angenbed Sßerf mürben (Spicileg. Solesmense I, Paris. 1852,
bac 3n ber (Einleitung j^ei^t eS nömlidb, 3lxcf 887—370). Se|terer mad^te jebodi auf ben be-
^^oibS toolle bie beiben Sel^auibtungen oer 99il- fagten ^ufammenl^ang nid^t aufmerffam unb lie^
bccfeinbe toiberlegen, ba| ber Silbercutt ®5|en« ba^er bie 9Reinung auffommen, als fei baS eine
bvnßfeiuiibba|S]^fiuSeinaü>(xa(iiüepCypairrov eigene Sd^rift !Rice))]roruS'. 5. u. 6. Snl^attlid^
«Bgouraimen l^obe. £er erfte Sinmanb toirb aber nal^e Dermanbt finb jioei »eitere Sd^riften, toeld^e
18 bem Apologetious beS Sängern bel^anbett: oon Sarbinal $itra )uerft l^erauSgegeben tourben.
A*|oc örip T^c djKDjii^TOüxalxadapac xal e2Xt- JJicepl^oruS beleud^tet barin bie Seugniffe früherer
xpcvooc fjfiÄv TÄv xp»mavcüv ic(bTeü>c xal xaxot ffird^enfd^rif tfteEer, auf »eld^e fl^ bie 93ilberfeinbe
Twv do&tC^vrcDv eSdwXoic 7:po<jxexüvy)x£vai. ®ie mit befouberem 5Rad^brudt ftüjten, unb loeld^e il^m
Siberlegung ber bilberfeinblid^en ^uffteUungen k)on ben ©egnem gugefd^idtt loorben loaren. SDie
aber bie TOenfc^toerbung ift fobann ber S3or» erfic: 'ETnxptJic, rjToiötaja^TjdicTüivoöxeöaYCDc
arnzf ber LL. HI Anürrbetici: ä^ppr^ai^ xal ixXTj^deiacjv xaTot tu>v lepwv e^x^vcuv vpi^jecov,
2-/aTporf| Twv Tiapd too fiüCTCTeßouc jxajKDva xaxa Tevoji^vY) Tiapot toSv Trpo£(JTCJTü)v toü opdoU t^c
T^c 9<0Trjpu>u TOÜ Ö£Oü X^-jfoo aapxcjaecoc . . . XTjpTj- 'ExxX7)(jiac So^jiaTo; (Spicileg. Solesm. I, 302
jisTiw. 3n ber (Einleitung }u biefem jioeiten Sl^eil ad 335), befd^öftigt fid^ mit ben SuS^ügen aus
miib anSbrüddid^ auf bie rp^repoi X6701 l^inge- SnacariuS ÜRagneS unb erbringt in 54 92ummem
tnefcn unb bie neue SettjeiSfül^rung ber frül^em ben 93eioeiS, ba^ bie ju Ungunften ber ^eiligen«
an^i(bert.S)ieSBa]^me]^mungbiefeS3ufammen> bilber J^erange^ogenen Stellen nid^t gegen biefe,
^anged ift in ber ^uSgabe oon Wai baburd^ er» fonbem gegen bie l^eibnifd^en @ö|enbilber gerid^tet
if^Dcrt, ba^ bie LL. HI Antirrbetici üoron« waren. ®er Sitcl biefer ©d^rift ift öiel aDgemeiner
3e^ ; in bem Cod. Vatic, ber il^r 5U @runbe liegt, alS il^r ^nl^att, toaS bie SSermutl^ung auf fommen
%d^i jebod^ ber Apologeticus an erfter @te0e. lögt, ba^ urfprünglid^ aud^ bie ^toeite bamit t)er«
Sttfem Xl^tbefianbe mü|te SRed^nung getragen bunben loar. S)tefe bel^anbelt unter bem Sitel
Bcrben; bann ^dtte aud^ bie Benennung Don 'Avt{^^t](7ic xal dvaoxeu^) twv EuaeßCou xal Etti-
Apolc^eticus major unb minor, bie (Sarbinal opavföou X^^cov, tcjv xaxot t^c tou IwxTJpoc f^p.a>v
fflai eingefül^rt l^ot, größere Sered^tigung, inbem Api<TToo (japxwjecüc XtipcdStjöevtcdv (Spicileg.
Apologeticas major alS furjer Sitel beS ie^t in Solesm.1,371— 503etIV,292— 880)bte^u$»
ppei Seiften gerfaüenben großem SBerfeS )u fprüd^et)on@ufebiuSt)on£öfareaunbbeS$feubo-
9Bltm^atte,unterApologeticu8 minor bie @d^rtft Spipl^aniuS Don SQ))em gegen bie iBilber. 92ice>
Jta). 2 öeipanben würbe. S)en Apologeticus pl^oruSlä^tbie^e^tl^eitoonffiufebiuS'^luSfprüd^cn
■ajor (etnfd^Iiellid^ ber LL. m Antirrbetici) getten, erftrebt aber ben iBeweiS, ba^ @ufebiuS
Vfoib 9Kcep]^oniS nad^ feiner eigenen Angabe nid^t blo^ arianifd^ gefmnt war, fonbem aud^ aUen
tigefö^r 30 So^re nad^ ber ©Qnobe Dom Saläre früheren ^örefien beS 9)kneS , Snarcion , ber
787, olfo um baS 3a^r 817, ju weld^er Seit ÜKcffaltoner l^ulbigte. Snfolge beffen wirb barin
er \i^ im dj^ weilte. S)er erfte Sl^eil ger» baS @e]^eimnt| ber 9)^enfd^werbung etngel^enb be-
Wx m brei fbfd^nitte, Don benen ber erfte l^onbelt. S)ie ^ed^tl^eit ber Spipl^oniuS ^uge»
255
TiiztvtoTU^, ber (L
fc^riebenm ftudfpruc^ läugnet er aber ; fit Ratten
einen 9In^ger Don SRorcion unb 9R(me$, 6pi«
p^antbe§, )um SSerfailer. Cbgleid^ bamtt ber
StDtd ber Siert^eibigung f^on erreid^t uxir, ergel^t
fid^ yixctp^DivS in längeren Ausführungen nteift
c^ftologifc^er 92atur, mobci er fotDol^I bie Se^re
jenes ßpipl^ibeS nö^ Derfolgt, al§ caxd^ ben
®egenfo| berfeSben jur uxi^ren Se^e beS Spi>
pl^niuS Don Supern flarlegt. 3um S^Iuffe oer»
ben aud^ nod^ einige anbcre jtirc^enoöter, »ie @re-
gor Don 9}a}ian5, DZiluS unb SaftiiuS Don Seleucio,
fun befprod^en, fonie einige arianifc^e @<^ft-
fteuer nörtlid^ citirt. 7. GHne »eitere 9))oIogie
beS SilbercuIteS fann fj\n c^onologifd^ eingereiht
n>erben. ^licepl^oruS beruft ftd^ barin auf anbere
feiner @d^riften, bie er jeboc^ ni^t näl^er bejeid^
net, unb niU eine 9tad^Iefe gu biefen geben, ^itra
begeid}net fte fur^ ald Antirrheticus adversos
iconomachos. S^en 3ul|alt Qibt ber grie(!^i)d^e Xitel
äur ®cnügc ju erfcnncn: Kat^ tü>v djsScuc ts-
xal OTi dtX Sneaf^ai raic Tratpixaii: rapaoo9£aiv,
£Ti dl xal Ti £Tn YpaTTTOv xal irEpi-jfparTöv, xai
-üic voTjxeov t6* „00 roiTjSsic rav 6(jL0t(ü(jLa^\
avaax£oiQ re ttuv doajsßcü^ Et;XT]^8et3cüv rarpi-
Xüiv ^r^ff&cuv 7:apdt tcüv tt,c 'Exxi.TjOiac iyUpcüv
(Spicü,Sole8m. IV, 233-291). 8. ffine'iejte,
nod^ unebirte @d^rift9licep]^oruS' über ben lBilbcr>
cult ift aus bcm unten )u enoöl^nenben Programm
Don SnfcImuS IBanburiuS befannt geworben. 9tad()
ber 3n]^aItSangabe beS le^tem fd^eint biefe @d^rif t
Don bef onberer IBebeutung su fein. 3n bem erftcn
Xl^eil n)irb baS S)ecret ber @Qnobe, moburd^ Sco
ber Armenier bie $feuboft)nobe unter Sonftantin
SopronQinuS gegen baS ftebente allgemeine Soncil
beftätigenlie^(815), nod^oQen Seiten l^inbeleud^tet
unb mit ben S)ecreten ber magren Soncilien Der>
glid^en. 3m)n)eitenbefprid^t9ticep(oruS einegro^e
An5al)I Don AuSfprüc^en frül^crer ftird[)enfd^rift>
fteUcr. Unfereffenntnife beS Iiteroriid)en®trcite§ber
3fononQften5eit mürbe burd^ bie 9}eröffentlid^ung
biefer ©d^rift bebeutenb bcreid^crt loerben; fie ftcUt
fid^ als eine Sufammenfaffung aQeS beffen bar,
maS 92icep]^oruS borl^er in bicfcr @ad^e gefd^rieben
f)atte. S)ie AuSfül^rungen 9iicep]^ontS* in biefen
(Sd^riften fmb fe^r DoHftönbig; eS bürfte ftd^ faum
ein ©efid^tSpunft finben Iaf)en, ber l^ier nid}t in^S
Auge gefaxt toorben möre. 9^tcep]^oruS geigt eine
QUSgebel^nte Jlenntni^ ber I)eiligen @d)rift, auS
meld^er er eine SReil^e Don Semeifen für ben SBilber»
cult 5u entnehmen mei^, möl^renb bie ^altfofigfeit
ber barauS gefd)öpften ©egengrünbe nid^t o^nc
®efd&id borgetl^on mirb. SSon feiner SBelcfcn^eit
in ben 9)öterfd^riften jeugen bie Dielen Sitate aus
frül^eren ffird^enfd^riftfteQem, bie im SSerlaufe
feiner AuSfü!|rungen l^erongcjogen ober ben einjcl»
neu ©d^riften beigegeben merben. SEBiebcrljoIungcn
maren bei ber ©leid^l^eit beS @egenftanbe§ unDer«
meiblid^; fte laffcn Dteneid()t aud^ barauf fd^Iie^en,
baft 9Jicepl)oruS Derfd^iebene Abrcffatcn Dor Augen
()attc. — B. ®ie ]^iftorifd()cn ©d^riftcn.
9}on geringerer SAeutnng fhib bie itoei l^i|loriHgi
©elften, mel(^ 9liccp]ioniB einen $Id| unter km
, bo^aminii^en e^rimifim gefid^ ^otaL I.Sie
erfte, meißle gcnyd^id^ BreTiarimn cititt «M
(in ber einzigen gried^f^en ^onbfd^ jA fk
[ überfc^eben: 'iTiopfa auvro|ioc SliA trc «»-
pixio'j SaxAEitxc). enfi^It; bie bMoniiniiae Se>
: ]q\afit Don ber Z^ronbefteigung beS floifaf ff^
I f as bis )ur Sknnö^Iung beS ffoijetS Seo 17. alt
j 3rene (769). Sie 3)arfleIIungBkDetfe iß ^ ^
Derfc^ieben Don ber fetner tl^IogiUen €<$rlfia|,
! ba| man ol^e baS 3eugni| beft ^^tinS (KU.
1 cod. 66) Derf udftt tofire, bie Sbentttfit beS Sndnlyi
beanftanben. ©e^r auff allenb ifi in8bBfod)CR bs
ruhige Son, mit meld^ im BreviAriam im hm
äfonoflaftenfaifem Seoul, bem Sfoitrier unbC»
flantinuS SopronomuS gefprod^en toixb, im Qcgai'
fa|e }u ben erregten AuS^mngenSHcep^otnl'ttK
ben le|tem in feinen übrigen ©d^rifien. 3dMi>
falls i)t burd^ biefen ®e^fa| anSgefd^toffcn, iN^
9Hcep^oruS baS Breviarinm nod^ feiner Cridvpg
auf ben $atriard^alfhi]^l gefd^rieoen ffäbt, 9m
beften Derlegt man bie Abfaffung biefer €<(^ ift
bie 3eit feiner 5C]^ötig(eit am ^ofe, loo fie om
e^eften pf^d^ologifi!^ erflörbar i{L S)afi Sd^ioeign
feines SBiograp^en SgnatiuS föllt nid^ bcfonbedl
in'S@en)i^t. ^^otiuSrü^mtberJ^iflorifdHnSioPi
fteUungSmeife !Ricepl^oruS' Sinfad^l^eü unb AbBü
bcit nac^ ; biefe Sigenfd^aften ^eid^nen ü^ te ber
Ibat Dor Dielen anberenb^)antinifd^enSl^roiri|lai
aus. ©eine OueQenftnbnid^tbelonnt; Don Z9C0>
pl)aneS ift er unabl^ängig. ®eoraioS SRono^ol
l^at i^n }um S^eil auSgefd^neben. 2. 9toi
mürbe noc^ meniger an bie Auctorfd^ft 9Hce-
pl^oruS' bei ber XpovoYpoo&c oovtouoc, einer
trodenen Steige Don Sabeuen ber Icönige ber
äubcn unb Werfer, ber ^tolemöer, ber rtoifd^
ffaifer, fomie ber IBifd^öfe Don Sonftontini^Kl
9tom, Serufalem, Ale^anbrien unb Antiod^
glauben, menn fte i^m nid^t in mehreren ^ondK
f d^riften jugcf d)rieben loürbe. gür bie SBeurtJ^iKoüg
ber literanfd^en IBebeutung 92icepl^oruS' iß Uc
92omenclatur Don feinem ©emic^te; aud^ ficgt
fte itnS nid)t mel^r in ber urfprünglid^n ^nm
Dor. S^ic le^te ber SabeDen ift ein Ski^eid^ni^
ber SBüd^er beS Alten unb bleuen ZeflamentS mit
ben avTi>x7^(X£va unb (iroxposa, befannt unter btt
9e}eid)nung Stichometria NicephorL @ie iß
Don IBebeutung für bie ©efd^ici^te beS ßanon unb
mürbe neucftenS Diel genannt loegen ber Doctrina
Apostoloiiim , bie unter ben Apocrt^pl^en beS
dienen XeftamcittS aufgefül^rt mirb. 9Ran l^at fid^
barauf geftü^t jum Srmeife, bog bie Apoflellei^re
in ber bijsantinifd^cn ffird^e nod^ im 9. 3al^
l^unbcrt beifannt mar. IBieQcid^t barf man aber auS
biefer faft gans Dereinjelt ftel^enben Srmöl^nung
fd^Uc|cn, ba^ baS gan^e SSer^eid^ni^ Diel ölter ifl.
ßrmäl^nt fei nod) bie 9Jcrmut{)ung Don 6ari)inal
^itra (Juris eccl. Graecor. hist. et monu-
menta, Romae 1868, II, 204), bo^ 9licep5oruS
eine XcüooYpa^Ca gcfd^rieben ^abe, bereu jmeiter
257
Jlictpl^oxvLi, ber H
258
tSftü bie XpovoTpaoCoc loftre. — G. 3u einer
Mtten ftlafie lafjen ftd^ folgenbe Sd^riften 9{ice-
p^oniS' bereinigen: 1. S)te oben ertoftl^nte Epi-
■iola Bynodica ad Leonem HL @te l^ot
etBCB großen Umfang unb entl^ält nad^ einigen
Nograp^ifc^ Angaben ein auSgebel^nted ©lau»
knibcfemibiiB. 3m Sd^Iuffe Derfprid^t 9Hce-
ptociiA bcm ^ßayfie meitete SBerid^te über bie SSor-
Zoommffe in Confbmtinopel. S)er IBrief nebft ®e-
f4|ciden mnte bon SRid^el, bem SRetropoIiten bon
f^äoMp^, nad^ 9imn gebrad^t. 2. ^ier mögen
flB4 Uc Mrfd^iebenen Canones eoclesiastici Sr>
ooflmiig fnibiRi, bie in ^anbfc^riften, Soncilien-
anb orimtalifd^ IKrd^eined^tSfammlungen 9{ice-
PtonS jugefc^bcn merben. 9m DoSftönbigften
tot fteSarbind^itraauS mel^r att 50 ^nbf d^riften
gefönmdt (Spicileg.Sole8m.IV, 881—415, unb
Juris eeeL Oraecor. hiet et mon. II, 814 ad
SSO); er bdmd^tet fte als gragmente eines großem
lypicum. UcbrigenS I5nnen biefe SanoneS nur
neigentlid^ }tt ben gf^d^ten feiner literarifc^en
it&tigfeit gejd^It »erben. 8. W,i undd^te Sd^rif-
101 fSb an}ufc]^en: eine Vita Dionysii Areo-
pagitae»iDeId^e ein9u8sugau8berftird^engefd(|id^te
BOB fHcep^ontS SoIIifK i{l; Sd^olien au ©pneftuS,
bk 9Hcep^mi8 ®regora8 angel^ören; Interpreta-
mentaaommomm; In Herodiadem etreUquas
improlMB mulieres; ein. Carmen de jejuniis
Gneeomm; inSbefonbere oud^ jnei Sriefe ad
Hieodosiiim monachom, bie einem 9ticepJ^oruS
C^ottop^plas aujujd^ben finb; ^voti lueitere
Sriefc ad MetLodium, ad Hilarionem et Eu-
■tratiiim, moDon Unterer X^eobor Don @tubium
pige^örL Seiber ift au^er ber Epistola ad Leo-
nem HL unb einem gragmente auS einem IBrief e
cn £'eo ben Armenier (Migne 0, 128) fein ödster
8rief 92icep^onxS' erl^alten. S)ie^ ifl um fo mel^r
js beflagen« alS gerabe baS lange ß|il 9tice-
PbonxS' jn einer auSgebel^nten, mannigfad^ inter>
enonten Sorrefponbenj fül^ren mu^te. SgnatiuS
exDfi^ Dier Srief e 9licep]^oruS' auSbrüdRid^ : an
!ne ffaiferin, ben @d^a^meifter, ben erften ©el^eim-
Kcntör bed ff aifcrS Seo beS SlrmenierS unb an ben
fioifer aßic^el U.
linSgaben unb ^ilfSmittel. A. Sine
ooEpönbige Ausgabe ber tl^eologifd^en Schriften
%cep^omfi' f el^It. gr. SombefiS badete guerft baran ;
ei gab ober nur bie Disputatio Nie. cum Leone
Armeno (f. vl) berauS unb baS fjfragment De
Kj. Bjnodis aus einer ber übrigen @d^riften
(Uist haer. Monothel., Par. 1648, 603 sqq.).
&nelmu8 SanburiuS f c^eint eine DoOftänbige 9iuS»
3xbe 9{icepboniS' Dorbereitet ju fidbtn nac^ bem
^Srogramm: Gonspectus operum S. Nicepfaori,
Patr. Const, quae propediem duobus tomis
edenda sunt et quorum pauca hactenus edita
foenmty com interpretatione latina, notis et
isfiertationibas criticis, dogmaticis et histori-
cü, Paris. 1705. 3n ben Lectiones antiquae
Rm Canisiaa-Basnage, II, Amstelod. 1725,
1—19, fiff^imen 4 opuscnla Nicephori contra
tTöfnlailDB. IX. 8L KnlL
iconomachos lateinifd^, bie aber nur 9uS)iige
aus ben LL. HE Antirrhetici barfteQen. Sin
fleineS gfragment ouS benfelben IBüd^em l^otte Dör-
fer Seo ^OotiuS in feiner @d^rift De perpetua
consensione eccl. occidental. et orientalis,
Born. 1648, 1222 oufgenommen. Sarbinal 3Rai
gab guerfi ben griec^ifd^en Xe^t 5U Canisios-Bas-
nage im Spicilegium Bomanum X, 156 — 160,
bann aber ben ganzen Apologeticus major unb
minor in Bibl. PP. nova V, Rom. 1849, 1 ad
276, abgebrudt in Migne, PP. gr. C, 201 ad
850. 3)ie 9luSgabe Don Sarbinal ^ai berul^t nur
auf 2 Codd. Vatic. unb ift fritifd^ ungenügenb.
Sin äbnlic^eS 93erbienft lote Sarbinal 3Rai enoarb
fid^ Sarbinal $itra burd^ bie Verausgabe Don Dier
»eiteren Schriften IRicep^oruS' in feinem Spicil.
Solesmense (IL cc.) auS ^arifer ^anbfd^riften.
S)ie Ic^te @d^rift gegen bie Silberf einbe f oUte tool^l
ben ^auptinlalt eines tmitm SBanbeS ber Ana-
lecta Sacra et classica bilben, U^elci^er 93b. V
[1 888], 46 olS praelo paratus angelünbigtmurbe,
ober ni^t erfd^tenen ift. Sine fritifd^e @efammt-
auSgobe ift nod^ Don ber 3ulunft )u ertoarten.
S)ie bifiorifd^en Sd^riften 9{icep]^oruS' tourben
Diel el^er burd^ ben S)rud( aSgemein sugftnglid^.
2)aS Breviarium lourbe juerft Don S). ^etaDiuS
berauSgegeben, ^ariS 1616, unb in bem $arifer
Corpus byzantinaehistoriae, 1648. 3m93onner
Corpus Script, byzantin. erfd^ien eine neue Auf-
lage (I. Sb. 1837) Don 3. »effer ol&ne »efentlidje
93erbefferung. 3)ie befle SluSgabe ifl bie Don
C. de Boor, Nicephori Constantinop. opus-
cola bist., Lipsiae 1880; alle berufen auf ber
einzigen ^anbfd^rift, bie Dom Breviarium Dor-
l^anben ift. 2)ie Chronographia ern^ien guerft
lateinifd^ in 93afel 1561 in ber ©ejlaft, toeld&e
i^r SlnaflaftuS SibIiot()ecQriuS um baS Sal^r
870 gab ; ber Urtext mürbe guerft l^erauSgegeben
Don Job. Justus Scaliger, Thesaurus tem-
porum . . . , Lugd. Batav. 1606 , 293 sqq.,
neuerbingS auf ermeiterter ©runblage Don be IBoor
(1. c. 81 — 135). 2)ie Epistola ad Leonem ju-
erft lateinifd^ bei IBaroniuS (ad ann. 811, n. 20
ad 43), gried()if(^ Don Theodorus Peltanns,
Acta synodi Ephesinae, Heidelb. 1591, 842
unb l^ierauS in Migne, PP. gr. C, 169—200.
SS folgen bort einige Canones unb bie uned^ten
Briefe ad Theodosium monachmn. — B. fßoXb
nad& bem lobe 9Jicepboni§' erfd^ien fein Beben, ge»
(daneben Don Ignatius diaconus et sceuophylax
(Bolland. Martii 11, 294 sqq. [lat.] 704 sqq.
[gried^.]; Migne, PP. gr. C, 37 sqq.; de Boor
1. c. 139 sqq.). ®iefe Vita ift nid^t ganj juDer»
löffig, mil fie bie Streitigfeiten ju beginn ber
^Regierung 5Ricepboru§\ bie mir auS 3:bcopl^aneS
fennen, unermäbnt Iä|t. Srgönjenb baju eine
Oratio de exilio S. Nicephori et translatione
reliquiarum Don Theophanes presbyter et
praepositus (Migne C, 160 sqq., nur kteinifd^).
^ie angebltd)e Vita Nicephori Don X^eoboruS
©raptuS, aus melc^er SombeftS bie oben ermöbnte
9
259
9licep]^oru8 ealliftl
260
2)iSputottj)n 9}ice))]^oru8' mit fieo bem ^nnenier
publicirte (Originum renimque Constantinop.
manipulus, Par. 1664, 159 sqq.) e£tftirt nici^t;
eS i{t bie Vita bed SgnotiuS. ^eransujiel^en finb fo»
bann bü gried^if d^en ®ef d^ic^tf d^reiber bed 9. Sal^r-
l^unbertS: ©eorgiuS SRonod^uS, Xl^eopl^oneS unb
fetale Sfortfe^er, fieo ©tommaticuS^ @Qmeon ÜRa-
j^er (f. C^irfd^, S^ontfau ©tubien, Seips. 1876).
(S^gl. M. Hanke, De byzant. remm scriptt.
graecis, Lips. 1677, 223 sqq. ; W. Cave, Scriptt.
ecijles. historia, Basileae 1745, IE, 4 sqq. ;
Oudin, Commentarius de scriptoribas eocL,
Lips. 1722,11, 4—19; Ceillier, Histoiregen^
rale des auteurs eccL, 2^ öd., Paris 1862,
Xn, 278 SS.; Fabricius-Harles, Bibliotheca
graeca YII, 462. 603 sqq. Sine S>arfteaung
ber ^Ideologie IRicepl^oruS' fel^It; über fein ftrc^-
lid^eS SOBirfenf. ^ergenrötl^er, $]^oHu8 H, 261 ff.,
unb ft..®. I, 3. «ufl., 778 ff. Uebet feine l^ifto-
rifd^en Sd^riften f. jmtmbad^er, ®efd^. ber bQgont.
Siteratur,aRänd^enl891426^.;überbiee]^rono-
QXQJfyit iQ. (Seiger, SestuS 3uliu8 SfriconuS unb
bie bQgont. ^xcmecQpffit ü, 1, 8ei))5ig 1885,
384 ff. [e^r^atb.]
ffActfl^0mi^ ÜrOlRß (b. 1^. @o]^n beS Sal«
UftuS) mit bem ^Beinamen Xontl^opuIoS ift ber ein«
Sige eigentßd^e fiird^enl^ifiotUer ber b^gontinifd^en
3eit. Ueber feine SebenSDerl^älhiiffe gibt eS tt)enige
9lad^rid(|ten« 9Ran lDei| nur auS feinen eigenen
Angaben, boK er fd^on in früher 3ugenb in bie
Steilen beS (SIeruS ber ^agio Sopl^ia in Son«
flantinopel eintrat unb im 36. SebenSlal^re bie
18 Sudler feiner JMrd^engefd^ic^te fertiggefteUt
l^atte. S)iefe umfongreid^e @d^rift ift oaS ^aupt«
tDert 9}ice))l^oru§\ Sr toibmete eS bem Aoifer
«nbronicu« IL (1282—1328), »ie ein long»
QlBmiged irpo(7<pcüVT))jLa on ber @pi^e berfelben an-
gibt. ÜRit biefer SBibmung ift aud^ bie SebenSgeit
9licepl^oru8^ annäl^emb beftimmt. 2)a ber ifaifer
barin als fd^on in l^öl^erem SebenSalter ftel^enb
begeid^net mirb, fo borf man bie Seenbigung ber
ffird^engefd^id^te etma in baS gleite Sal^rgel^nt
beS 14. Sol^rl^unbertS Derlegen. Ueber fein 93er«
l^ölhii^ gu ben frül^eren gried^ifd^en JKrd^enl^ifto-
rifem fprid^t fit^ ^{icepl^oruS felbft auS, luenn
aud^ nur in fel^r aQgemeinen 9lu§brüden (H. E.
1, 1): er benu^te ßufebiuS, ©ocrateS, ©ogomenuS,
Si^eoboret, Xl^eoboruS Sector, SafiliuS Sü^
SDagriuS, gog aber baneben au^ bie 6i70(jLvi^(jLaTa
l^eran, meldte inber IBibliotl^ef ber l^eiligen @op]^ien«
Krd^e aufbeiDabrt mürben. S)ie Quellen 9^ice-
pl^oruS' mürben Don fiubmig 3eep im 14. @u))ple-
mentbanb öon tJfledfeifenS Sal^rbüd^em für Üaffif d^e
^l^ilologie (1885) tl^eilmeife untcrfud^t (98 ff.).
9uf ©runb ber ^nal^fe be« 13. IBud^eS fd^Iie^t
3eep, ba| Wcelil^oruS in erfter Sinie ©ogomenuS
unb @ocrate8 benu^t l^at 93on ^l^iloftorgiuS
fannte aud^ er nur nod^ bie f^ragmente, meldte
$]^otiu8 uns erl^alten l^at. S)iefe Slnalpfe geigt
gugleid^, ba| 9{icep]^oruS neben ben @efammt«
barfteüungen ber genannten ^ifbrüer anä^ Spe-
cialfd^riften fiber bie iemeiligen 99egeben^eiten, bie
er barfteUte, gu Statine gog. äßenigftenS i{l bie|
ber SfaK im 13. Sud^e, unb e« ift feut ®runb p
Slnnal^me Dorl^anben, ba| l^ier ein SuSna^mefaS
Dorliegt.
Sine in'd ßingelne gel^enbe JhitU f ebier ^ifbri«
fd^en ©laubmürbigleit fel^It; SoronutS unb $offe-
DinuS ^aben auf manti^e Unrid^tigleiten oufmerf-
fam gemad^t, unb eS lö^t fid^ k)on isoml^ereiii tiet-
mutl^en, ba| befonberS in ben erften IBüd^em ber
SRangel an genögenber ^tif fid^ ffil^Ien laffen
mu|. S)er Umfang beS gangen SBerfeS mar biel
meiter geplant, afö er ie^t tl^atf&d^Hd^ ifl 3)if
18 IBü^er erftredten fid^ n&alxä) nur big gum tobe
beg AaiferS ^j^ofaS (602—610), möl^mib 9»ce-
pl^oruS feine.mrd^engefd^id^te bis na^e an feine 3eit
^eran fortftÜ^ren moUte. 3n ber X^at entplt L 1,
c. 1 bie 3n]^altdangabe Don fünf meUeren SBüd^em,
meldte bid gum Saläre 911 reid^en. S)iefe fünf
Sudler l^ben jebod^ niemals mit ben 18 bor*
l^anbenen ein langes gebilbet; benn biefe fbd)
burd^ baS 9!roftid^on N(X7)<p6pou KaXXCarou, boS
burc^ bie 9lnfangSbud^ftaben ber efatgelnen 9äd^
gebilbet mirb, dulerlid^ gu einem ®angen Der-
einigt. 9licepl^oruS erHftrt felbft, ba| er biefeS
9l!roftid^on angebrad^t l^abe, um fein äSBerf Dor ber
Siermifc^ung mit fremben ©d^riften gu bemal^ren.
2)a Don ienen fünf peiteren Sudlern gar nid^iS
erl^alten ift, fo ift eS unmöglid^, gu entfd^eiben, ob
!Ricep]^oruS ber erftern eine gmeite übtl^ilung anp*
reil^en moSte. 2)er Umftanb iebod^, ba^ er bie
18 IBäd^er im ^Iter Don 36 äal^ren fd^on DoB-
enbet b^itte, Derbunben mit bem meitem, ba^
bie Dorliegenben Sudler nid^t einnud bie ^fte
ber 3^it umfaffen, meldte 9tice))(oruS bel^onbebt
moQte, mad^t jenes 93or^aben fel^r ttml^rfd^entrul^
S)a aber bie fünf meiteren SBiid^er ber 3n]^I^
angäbe gufolge fd^on bis 911 reid^ten, fo Ifi|t
fid^ bie Sermutl^ung nid^t unterbriidten, ba^
biefe gmeite Slbtl^eilung fürger unb DieOeid^t mit
bem tifroftid^on SavdoirouXou Derfel^en toerben
foüte.
9lu^er bem ^auptmerte SHcep^oruS' finb nod^
mel^rere anbere @d^riften unter feinem Flamen {Über-
lief ert. 3unö(^ft fommt eine SReil^e Don Oposcola
poetica et epigrammata (35 Stummem), loeld^
äol^anneS IBebeliuS l^erauSgegeben 1^ (Safel
1536). @ie finb l^iftorifd^en änl^altS unb Der^
tbeilen fid^ auf ben gangen Umfang ber antif-
profanen, fomie ber alt- unb neuteftamentßd^
©efd^id^te. Sinige baDon erftredten fid^ and^ auf
baS ©ebiet ber iKrd^engefd^id^te, nämliA bie
Aataloge ber b^gantinifc^en ifaifer, ber ^ßatri«
ard^en Don Sonftantinopel, ber Xl^eologen unb
fir(|li(^en ^9mnogra))]^en, enblid^ ber 92onat8*
beiligen. S)ie SBafeler SluSgabe biefer iambifd^
IBerSftfldte ift nid^t DoQftänbig; bemt ^anbfd^
lid^ ift oud^ ein Catalogus o^ciomm aulae Con-
stantinop. unter Sticepl^oruS' 9lamen Dor^anben.
ein if atalog ber $atriard^en Don Sonftantino)>eI in
$rofa ift guerft Don 9nf elmuS SanbunuS l^erouS-
261
9licep]^oru8 ©regotaS — !Riceron.
262
gegeten toorben (Imperiuin orient. I, 190 sqq.)
BOb Pe^t bei Migne, PP. gr. CXLVn, 449 sqq.).
Jticcp^ontS t)nfQ|te^ »eitet eine 97lonogra|)|ie
Iltpl miTcdatoK tou 9eßaj|i(ou o&ou t^c iv
Kov9Tavnvouic6Xei limodiyou t^'p]^^ xal tu>v iv
a^ 6T;ep9uu>c TeXej&ivrcov daufjLarwv, tt)eld)e
in fünfscbnten SBud^e ber H. E. ettoöl^nt unb in
rinem fuxjen 91u8)ug ntttgetJ^eilt toirb ; {ie iDurbe
(enniSgegeben Don bem toaloc^ifd^en SRönd^e 9lm-
Bropiift $ompmu8 (Yiennae 1802). S)ie 9lug»
gäbe rfl febod^ Derloren gcc^ongen bi§ auf ein Ssem-
ploc in ber äSBienet ^ofbibliotl^et n)0 übrigens
mS^ bie ^anbjd^ft, toeld^e i^r ^u ®runbe liegt
(ntfbeiix4rt toirb. 6in gmeiteS !D{qI iDurbe bieje
Sd^ in Confiantinopel 1812 l^erouSgegeben,
abn te einer fel^r abtteic^enben Stecenfton. 9ud^
bieje Vnfigabe i{l fe^r feiten. S)ie unter SHcepl^oruS'
Atmen gebenben C^cerpte au8 ber JKrd^enge{d)id^te
oon S^eoboruS fiector l^at S. be Soor enbgüIHg
Ott nndd^ eruiefen; bagegen lögt er eine Ss'
ccqrtenfannnlung auS ber iKrd^engefd^i(fite Don
Zb<U)boret ä,TA fcDv^c NtxT)96pou KoXXurtou in
bem Cod. Barocc. 142 für äd^t gelten (3tfd^r. f.
«r^gefd^. VI [1884], 485. 490). ßnblic^ f^ai
Seotuft Sb^namtö feiner Ausgabe ber Auetores
bistoiiae eccl. eine Historia eccl. a Nicephoro
graeco monacho conscripta, incertmn quo-
oam interprete jam olim latine versa einDer»
leibt (BaaiL 1544, 590— 615). X^eologifd^e
Sänften 92icepl^oruS' finb nod^ foft feine Der»
hfttaXLid^t; l^nbfd^riftlid^ »erben i^m ober meb*
^geeignet ^ie bebeutenbfte berfelben ift mol^I
ber Cornmentor m ben $falmen in Cod. Paris.
gr. 149. SSon ben Derf^iebenen ^omilien, bie
feinen 9lamtn tragen, ift nur eine ^ebe über bie
bL Blorio aWagboIena gebrudft (Migne CXLVH,
540—576). 3n einer onbem ^Panjer §anbfd^rift
flebt eine Vita S. Andreae junioris, m\d)t nod^
bobur^ bemerfen§U)ertb ift, bog 92icep()oru§ f^xt:
ben 3ufa| t^C \i£'{dkri^ lxx)T|C7tac irpeffßutepoc
trägt, ^ud^ @^oIien gu SReben be§ "ffi. ©regor
Den 9{Q5iQn5 merben ifm sugefd^rieben, fobonn
Eheiorices progymnasmata, beS SBeitem me^»
irre ftirc^enb^nmen auf bie beilige Jungfrau u. f. U).
nnb eine t^eoretifd^e @d^rift über bie gform ber
C)9mnen. 2)e|g(ei^en U)irb fein ^amt mit jmei
iitnrgifd^en Supern ber gried^ifd^en jftrd^e, bem
Sriobtum unb S^nosarium, in SSerbinbung ge»
bracbt Sie ®tUtt, mlä)t Migne GXLVn, 576
ad 590 bietet, finb nid^t Don ibm ; benn aI8 Scrfaff er
virb SdliftuS ber ^triard^ genannt. Ob ein mU
leres &thct (l c. 592—600), ba§ feinen SRamen
trägt ibm juge^ört, ift febr )n)eifelbaft.
Sbie Donflonbige 9lu§gabe ber €d^riften S^ice»
ptjornS' feblt. Sie erfte ^u§ga6e ber JKrd^en-
gqcbi^te gab 3ob. Sang su 93afel 1553 lateintfd^;
d folgte 1588 eine beutfd^e Ueberfe^ung Don
R. 0ugger jSxtif^txx Don ßiri^berg ju 3ngoIftabt.
Sa griecbifd^« Sejt tourbe erft Don gfronto ®u-
Obs ebirt (^riS 1630). Siefe %u§gabe ber
ecclesiastica auS ber ein}igen (SBiener)
§anbfd&rift, bie biSber befannt tourbe, ift «lieber-
bolt bei Migne, PP. gr. CXLV, 559 ad CXLVn,
448. es folgen bort einige Opuscula poetica,
U)obei aber n)eber bie genannte Ausgabe berfelben,
nod^ aDe in anberen @d^rif ten gugönglicben ©tüdte
berüdtfid^tigt Djurben. (Sgl. Possevinus, Appa-
ratus sacerll, 139 sqq.; Oudin, Commenta-
rius de scriptoribus eccl. III, 700 sqq. ; Fabri-
cius-Harles, Biblioth. graeca Vit, Hamburgi
1801, 437 sqq.; für bie biftorifd^en Sd^riften
6. J. Voss, De historicis graecis [ed. Wester-
mann], Lips. 1838, 367 ; ©täublin, ©efd^ic^te
unb Siteratur ber ftird^engefd^id^te, ^antu)Der
1837, 111 ; fjf. ßbr. 93aur, ®ie gt)od^en ber fird^-
lid^en ©efd^id^tfd^rdbung, Tübingen 1852, 32 ff.;
ft. ffrumbad^er, ®efd^. ber btijantinifd^en Sitera-
tur, SKünd^en 1891, 92 f.; Ju bem jambifd^en
jf atalog ber ^atriard^en Don Sonftantinopel Fr.
Fischer, De patriarch. Constant. catalogis,
in Commentationes philologae Jenenses HE,
Lips. 1884, 265 sqq. Sine SBürbigung 9tice-
p^oruS' als tl^eologifd^en Sd^riftfieDerS feblt; für
biefe mu| übrigens eine fritifd^e SluSgabe feiner
©d^riften, Don benen fid^ nod^ eine Douftönbigere
Stfte aus ^anbfd^riftenfatalogen l^erfteÜen liege,
abgemartct »erben.) , [feb'^^Qt^O
Wictfl^0xns ^tfgoros, f. ©regoraS.
^Ueton^ 3ean-$ierre, Serfaffer einer ge-
fd^ö^ten 9lad^rid^tenfammlung über literarifcb be-
rül^mte !Dtönner, mar ju $ariS im 3. 1685 ge-
boren, ftubirte im SoQöge ÜRajarin unb trat 1702
in ben Samabitenorben. 6r mürbe 1708 ^riefter
unb lebrte einige Saläre fd^öne SBiffenfd^aften unb
$biIofopl^ie, mibmete ft^ aber feit 1716 auS-
jd^Ueglid^ ber Siterörgefd)i(!)te. hierbei famen ibm
neben tüd^tigen ©prad)fenntniffen, einem eifemen
tJIcifee unb burd^bringenbcm ©d^arffmne bieSWuge
beS ftlofterlebcnS, bie Süd^crfd^ä^e feiner 93atcr«
ftabt fotoie gelebrte SRdfcn, bie er 1712—1716
untemabm, Dorlrcfflid^ ju Statten. SRiceron ftarb
fd^on am 8. 3uli 1735, allein feine Memoires
pour servir ä Thistoire des hommes illustres
dans la republique des lettres, avec un cata-
logue raisonne de leurs ouvrages (3 ^b^i^^/
^ariS 1727, bann neu abgebrudft unb fortgefc^t,
$ariS 1729-1745, 43 3:beile in 44 SBönben) er-
balten feinen Flamen bei ber 5Rad&tocU in banfbarcm
^nbcnfen. ®ie übrigens nur bis jum 39. SSanbe Don
9iiceron fclbft l^erauSgegebenen TOcmoircn bleiben
eine tjunbgrube für ßitcraturgefd)id^te tro^ einjel-
ncr ©d^mäd^en unb TOangel an 3Kctbobe. Sejtcrer
gfcbler mirb übrigens grögtentbeilS geboben burd^
umf affcnbe Segiftcr, bie er Dom 31.Sanb ah bem
SQ8cr!e beigab. StbeilS mit ^luSlaffungen, tbeilS
mit Sufä^cn erfdiien eine beutjd^e Ucbcrfe^ung beS
SBerfeS burd^ ©. 3. Saumgarlen u. % als „9Jacb-
rid^tcn Don ben 33egcbcnbciten unb ©d()riften be-
rümter ©elcbrtcn", paUt 1749—1777, 24 93be.
®en SRicfcnplan, eine Biblioth6que fran9aise
ju liefern, tocld^c bie SebenSbcfd^reibung unb ein
!rüifd(|eS SScrjcicf^niS ber SQßerfe eineS jcben ent»
9*
268
!Ricetad ^[cominatuS — ÜlicetaS, Sijd^of t>on Stomatiana.
264
galten joDte, bet iemoIS in franjöftfd^er Sprod^e
fd^ricb, Dcrcitcltc 9Hccron8 %oh ; boc^ l^atte er bic
erften brei ©uci^ftabcn bereits fertig unb für bie
folgenben Diele SRaterioIien gefammelt. Sinige
anbere Schriften SliceronS, jum H^eil Uebcr-
fefeungen auS bem englijd^en, f. in ber Nouv.
Biographie generale XXXVII, 937 s. (SSgl.
Goujet, J.-P.Niceron, am©(i^Iu| beS 40.1Banbe§
[p. 879—896] ber Memoires.) [§ögele.]
ffAcäa^ iicondnains ober Sl^oniata, f.
9lIontinQto8.
ffAcdas k)on Squileia, 9}iceta3 oud S)a"
cien, f. 9liceta§ k)on Slomatiana.
ffAcäaSf 2)ak)ib, mit bent ^Beinamen $o-
pl^Iago, aus Sonftantinopel gebürtig, uxir ein
d^riftlici^er SBeltn^eifer unb na^ bem Serid^te beS
£eo SOatiuS, Sifd^ofS in ^opj^logonien, Unter-
metropolit 5U ©ongröo. Sr lebte gegen 6nbe beS
9. äal^rl^unbertS unb iserfo^te bolb nod^ 880 eine
SebenSbefd^eibung bed 1^1. 3gnatiu8, $atriard^en
Don Sonftantinopel. SHefelbe »orb ben SSerl^onb*
lungen ber Dierten conftontinopolitonifc^en (ber
ad^ten öcumenifd^en) S^nobe beigegeben (Har-
duin V, 943—1009). SWceto« fd^rieb aud& mcl^-
rere Sobreben auf ^eilige, fo Apostolomm XII
encomia. Seine @d^riften l^at QlombefiS l^erauS»
gegeben in Bibliothecae graecormn Patnim
Auctarium novissimum, Par. 1672, 1, 327 sqq.
S)eS 9licetQg Sommentor In Gregorii Nazianzeni
tetrasticha et monosticha erf^ien loteinifd^ )u
Smola 1588, grie^ifd^ ^u 9)enebig 1563. SoDe
(Scriptt eccL bist, literaria 11, Basil. 1745,
62. 473) fd^reibt biefe @d^rift aUerbingS bem
9licetaS @erron lu, toit er benn oud^ für ben Liber
pro synodo Chalcedonensi adv. epistolam
regia Armeniae einen Nicetas junior glaubt
annel^men p muffen. (93gl. aud^ Fabricius-
Harles, Bibliotheca graeca VII, Hamburgi
1801, 747 sqq.) [©ÜJ.]
'^Uäas^ Sifd^of Don Stomatiana, ein
lateinifd^er ftird^enf^riftftetter, über beffen fd^rift«
flellerifd&e Il^ätigfeit ein furjcr SBerid^t bei ©enna»
biuS (De vir. iU. c. 22, bei Migne, PP. lat. LVHI,
1073—1074) bie §auptqucUe ift. §ier wirb er
nad^ bem umlaufenben Siebte Niceas genannt; in
einem Cod. Vaticanus saec. VII lautet ber
9lame inbeffen Niceta (f. SB. §erbing8 SiuSgabe
ber ©d)riften De vir. iU. Don |)ieron9mu8 unb
öon ©ennabiuS, 2eip3. 1879, 81), unb bie §anb.
fd^riften fd^ttjanfcn überl^aupt faft bei jeber ®e»
legenl^eit )tt)ifd)en ben @d^reibn)ei{en Nicaeas,
Niceas, Nicetas, Nicetus, Nicetius. Sd^iote«
rigfeiten bereiten aber bie bei ®ennabiu§ f olgcnbcn
äBorte Romatianae civitatis episcopus. 3m
binnenlänbifd^en ®acien, in ber (Segenb bc§ !)cu=
tigen ^Salanfo in Serbien, lag ein Stäbtd^cn Ro-
mansiana ober Romesiana ober Remisiana
u. f. f. (SBelegftetten für bie öerfd^icbenen 9lamen8-
formen bei 3;]^. SKommfen im Corpus inscriptio-
num latinarum III, 1, Berolini 1873, 268),
unb Don einem Sifd^ofe KicetaS au8 S)acien ift
in ben ©ebid^ten unb ^Briefen beS l^L $aufittud
Don ^ola loieber^olt bie Siebe. 9liceta8 !am 898
unb loieberum 402 auS S)acien nad^ Stalten, be«
fud^te !RoIa unb ba§ ©rab be§ 1^1. ^lis unb fd^Iog
mit $aulinu§ innige Sfreunbfd^ft; anlftpd^ feiner
^eimlel^r im 3. 398 befingt ^ulinuS in einem
eigenen ©ebid^te beS f$freunbe§ Sugenben unb Ser^
bienfte (Poema 17 : Ad Nicetam redenntem in
Daciam ; PP. lat. LXI, 483—490). 3n biefem
!Rifd^ofe IRicetad auS S)acien l^ot man in frul^eret
3eit bielf ad^ ben Don®ennabiud ermäl^nten @d^rift-
fteUer miebererfennen mollen (Dgl. bie Siterotur»
angaben bei Cbevalier, Report des sourceB
bist, du moyen-äge, Paris 1883, 1625, s. v.
Nicetas, ^vdq. .Remessianen.'). 3n neuerer
3eit l^at man ben Sd^riftfteller meift in einem j[ün"
gern Sifd^ofe 9liceta8 gefud^t. ^iniuS (Nat hisl
3, 18 [22]) gebenft nömlid^ eineS OrteS Boma-
tmum, nad^ anberer fieSart freilid^ Beatinumy
an ber JNifte be§ abriatif d^en ÜReereS, unfern ^qui^
lejia, unb oon ^Qp\t Seo bem ©ro|en befi|en mir
ein löngereS, Dom 21. SRär^ 458 batirteS @d^-
ben ad Nicetam episcopum Aquileiensem
(Ep. 159; PP. lai LIV, 1135—1140). «ttUa
unb feine Sorben Ratten 452 Squüeia unb feine
Umgebung Dermüflet, unb in heiterer gfolge biefer
^eimfud^ung l^atten fid^ fird^Iid^e SRi^ftfinbe er«
geben, begüglid^ bereu !Riceta8 bie Sntfd^eibung
be§ ^apfted einl^olte. S)en ^irtenftab Don SquIf
lela f oU IRicetaS bis jum ^al^re 485 gefül^rt l^ben
(Dgl. bie bei Cbevalier L c. 1623—1624 Der-
aeid^nete Siteratur). — Slfö ©d^riften be« SBifd^ft
9liceta§ Don Slomatiana nennt ©ennabiuS eine in
einfad^er unb gefälliger Sprad^e Derfa^te Ifaiter*
n)ei{ung für €aufcanbibaten in fe^g Süd^em
(Competentibus ad baptismum instractionis
Ubellos sex) unb ein OSud^ an eine gefoUene
Jungfrau (Ad lapsam virginem libellnin). 9ud^
ben 2[n^alt ber einzelnen $üd^er iener Unter»
meifung gibt ©ennabiuS an: Continet primiiB
(libellus) qualiter se debeant babere com»
potentes qui ad baptismi gratiam cupiont
pervenire. Secundus est de Gentilitatis errori-
bus . . . Tertius liber de Fide unicae majesta-
tis ; quartus adversus genetblologiam (9lati"
DitötSfteUerei), quintus de Symbole, seztnis de
Agni pascbalis victima. Seinem ganjen Um-
fange nad^ ^at fid^ biefeS äßerf, mie eS fd^eint»
nid^t mel^r erl^alten. SDaS fünfte SBud^ bedfelben^
De symbolo, barf mol^I mit Si^erl^eit nrieber-
gefunben totxbtn in ber juerft Don Sarbinal SBor>
gia ($abua 1799) l^erauSgegebenen, fel^r fd^nen
unb für bie ©efd^id^te beS Sauff^mbofö l^od^nrid^
tigen Explanatio symboli babita ad compeien-
tes (PP. lat. LU, 865—874). S)ie Don »orgio
benu^te §anbfd)rift (be§ 14. Sol^rl^unbertS) be»
5eid)net auSbrüdtUd^ Sifd^of 92icetaS Don 3quile}a
als SSerfafjer. ©leid^too^l woHte 3. ^r. 3abeo
(Explanationem symboli, quae prodiitPatavii
anno 1799, tribuendam probabilios esse 8.
Niceae Dacorum episcopo quam B. Nicetae
265
9llceta8 6 axTi&axoc.
266
eiweopo Aquilejensi. Dissertatio. Venetiis
1803) Ue eij^iitt für ben gfreunb beS 1^1. $au-
liraS in Vnfptu^ nel^men; ^. IBrotba {ebod^
(S. Ißeetae EpiBcopi Aqmlejensis opuscula,
qoie supersimt, duo, Utini 1810) binbi«
cizte bicfelbe mit überlegenen ©rünben bem 3^t-
gmofjcii Seo'fi beS ®ro|en. ^aijltm ÜR. 3)eni8
(Sien 1802) fe^ Heine gfragmente Derfd^iebe-
ner Su^er bet Untenoeifung an^8 Sid^t gejogen
^ ö. lügne, PP. lai LH, 878—876),
gab Coibinal Oloi (SS. Episcoporum Nicetae
et Panlini Scripta ex Yaticanis codicibus
edita, Bomae 1827; bie Scripta S. Nicetae
psb toieber obgebnicft in ÜRat'S Scriptomm
Tetemm noTa coUectio YII, Bomae 1833,
pan 1, 314—840) brei neue Zroctote unter bem
Stomeii bcS ^L 9ticetaS Don ^Iquilejo l^erauS : De
ratione fidei (bei Migne, PP. lai Ln, 847 ad
852), De Spiritus S. potentia (ib. 853—864),
De diverna appellationibns D. N. Jesu Christo
eoDTeiiientibas (ib. 868—866). S)er erfte biefer
Zrodote bedt ^ ttml^rfd^einlid^ mit bem britten
8mte ber Unteraei^g, tueld^ee laut ©ennabiuS
de fide onicae majestatis l^anbelte. Sine neue
lüfigabe ber Explanatio symboli t)eron{!oItete
wä besonnter Sorgfalt S. $. gafpari (JKrd^en-
(iPocif^e «necbota I, (Sl^rifiiania 1888, 841 big
MO). St )og (au|er ber ^)anb|d^rift IBorgia'S)
flo4 fünf koeitere ^nbfd^nften (beS 12. §al^r-
fßäbatS) }n Statte, meiere aber fämmtlid^ Sepien
einer nnb berfelben öltem ^anbfd^rift ftnb unb,
idtcBfolId unrid^tig, OrigeneS a(8 lBerfa|fer an-
geben. 9{a4 einer berfelben l^at gleid^jeitig Sar-
btuil Vitra (Analecta sacra HE, Yenet. 1888,
584—588) bie Explanatio (ober ben größten
2)eU berfelben) abbruden laffen. 9ln @afpari'§
Soigabe anfnüpf enb, ^at f$f. ffattenbuf d) (Seitröge
)nr Qkf4. beS altfird^Iid^en Xaufipmbofö [$rogr.].
©iefeen 1892, 34—52) bie ©d^rift Don IRcuem
sntrrfnc^t unb nnfl bie Sutfiel^ung berfelben in bie
3übre 410—420 berlegen, ben Serf affer 9Hccta§
ober na^l einem unbefannten Orte ®allien§ üer-
Deifen. £a8 burd^ ©ennabiuS bezeugte fBnä) Ad
lapeam Tirginem ift fc^on oft mit mel^r ober
Dcniger großer Sntfddiebenl^eit mit ber unter ben
Seifen be« l&I. «mbropuS (PP. lai XVI, 367 ad
384) ftebenben @d^rift De lapsu virginis con-
Beeratae ibentificirt morben ; Sraiba l^at bief elbe afö
S^nft be9 1^1. 9ticeta8 k)on ^quilejia in bie Dorl^in
peunnite 9u§gabe aufgenommen; SJ^ai l^ingegen
i4b^ fie Don feiner Sbition au§. S)er neuefte
^cnniAgeber ber SBerfe beS bl. ^mbrofiuS, $. %
Sonerini, fonnte biefe Sd^rift (nad^ einer ^anb«
i4nft bfd 7. ober 8. Sal^rl^unbertS) in einer
ioettm, dxoaH lur^em, freilid^ aud^ unoollftän-
Ngm Xectedrecenfion mittl^eilen (S. Ambrosii
0^. IV, MedioL 1879, 401—417), toeld^e bie
InfM^rift trägt : Epistola Nicetae episcopi . . .
ob bi( ünterfd^ft: Hanc epistolam sanctus
cmendaTit Ambrosius . . . (ibid. 381—382).
S&tbe biefe (entere lBemerfung}utreffen, fo fönnte
ber atö 93erfaffer begeid^nete Sifc^of 9Hceta8 nid^t
ber Seitgenoffe Seo'8 beS ©rofeen fein, ba 9lm-
brofiuS bereits am 4. ^pril 397 ftarb. S)o(^ toirb
ed rid^tiger fein, bie ©laubtoürbigleit ber Angabe
in 3n>eifel ju jiel^en, al§ auf ®runb berfelben mit
33aQerini bie fragliche ©d^rift bem gfreunbe beS
bl. ^ulinuS jusueignen. [IBarbenl^eioer.]
'^Uetas 6 (rcrfia'z6<:, ober latinifirtpectoratus,
^riefter unb SRönd^ im iflofter ©tubion p @on>
ftantinopel, mar eifriger ©enoffe beS ^atriard^en
SJKd^ael SeruIariuS in ber IBeldmpfung ber Sa-
teiner. 9118 aJtid^ael im 3. 1053 feine unglüdtlid^e
SuDectiDe gegen bie ^benblönber publicirte, bie
ben befinittDen Srud^ dU)ifd^en Orient unb Ocd-
bent einleiten foKte, fecunbirte il^m ber ÜRbnd^
92iceta8 aföbaib in einer eigenen ftl^nlic^en 9ln-
flagefd^rift: Ueber bie SjQmen, baS ©abbatfaften
unb ben ^riepercblibat. SBiH »ermutiget, ba| 3W-
ceta§ biefe ©d^rift erft nad^ Slnfunft ber pöpftlid^en
©efanbtfd^aft auf Seranlaffung beS ^atriard^en
SRid^ael Derfagt b^be, ber felbft nid^t offen auf-
treten moUte ober fid^ beffen nid^t getraute. Uebri-
genS Iö|t fid^ nid^t mol^I fagen, ba| ber ^atriard^
mit feiner feinbfeligen ©efinnung gegen bie Sa-
teiner mö^renb berflnmefenl^eit berSegaten allp-
fel^r jurüdgel^alten l^ötte. Sorbinal ^umbert, oer
an ber ©pi^e ber päpftlid^en ©efanbtfd^aft im
3uni 1054 in Sonftantinopel anlangte, tt)iberlegte
mie bie ^uHagen SRid^aefö, fo aud^ obige ©d^rift
be§ 92iceta8, aUerbingS in einer ©prad^e unb f$form,
meldte eber oerle^en als Derföl^nen mugte. S)er
ffaifer SRonomac^uS Iie| bie ©egenfc^riften ^um-
bertS in^S ©ried^ifd^e überfe^en, unb am Zage bed
bl. äol^anneS 1054 begaben ßd^ ber ifaifer unb
feine ©rofeen fotoie bie pöpftlid^en ©efanbtcn in'8
ftloftcr ©tubion. §ier trieben le^tere ben 9Könd^
megcn feiner 9lufftcflungen fo fc|r in bie 6nge,
baf er feine eigene ©^rift Dermarf, alle 9ln«
flogen jurüdnal^m unb ben ^rimat KomS feier-
Ixä) ancrfannte. 9luf SBefcbl beS ÄaiferS mürbe
bann bie genannte ©d^rift be§ 9{iceta§ oerbrannt.
^m folgenben Sage erfd^ien festerer frcimiHig in
ber SBBobnuug ber Bcgaten im $alafte ^ägä au|cr-
balb ber ©tabt, erl^ielt Don il^nen DoQftönbige
^uf flörung über aUe feine 3lDeif el unb nal^m nun
abermals feierlid^ alleS gurüdE, tt)a§ er gegen ben
apoftolifd^en ©tu^I getrau ober gefagt batte. Sr
mürbe l^ierauf mieber in bie ftird^engemeinfd&aft
aufgenommen unb foK nun, mie ber SBerid^t ber
Segaten fagt, i^r aufrid)tiger greunb geworben
fein. Somit f^hxtn bie S^ad^rii^ten über 9liceta8
auf. 9lufecr oben genannter ©d)rift gegen bie Sa-
leiner, bie fid^ DoUftänbig erbaltcn bot (f. Cani-
sius, Leci antiqq. III, Amstelodami 1725,
308 sqq. ; bann Wül, Acta et scripta quae de
controY. eccl. gr. et lat. saec. XI composita
extant, Lips. et Marpurgi 1861, 127 sqq.;
aud^ bie ©cgenfd&rift ^umbertS ib., 136 sqq.;
auc^ bei Migne, PP. gr. CXX, 1011 sqq.; bie
©egenfd^rift ib. 1021 sqq.), merben 5liceta8 no(b
folgenbe meitere ©d^riftcn jugefd^rieben : 1. De
267
!Rtcettu8, ber f^l
272
irci
I iiii
■*!• ■• '
processione Spiritus S. 2. KatÄ 'Apjievtcüv
xal Aa-nvcov itepl eöJojjLcov xai d^uficov, bctHer-
genroether, Monumcnta graeca ad Photium
pertinentia, Ratisbonae 1869, 139. 3. (Sin
}ambij(^c§ Ökbid)! auf bcn jungem ©imeon,^ ab-
gebrüht bei L. AUatius, De Symeonum scriptis
diairiba, Paris. 1664, 168 sq., Qud^ bei Migne
1. c. 307 sq. 4. Gin Hexaömeron in 15 äq= j fcf;'
piteln, §bj. in Scnebig, Marc. 625. au^erbcm ' ^■.
ift nod^ eine SRei^e fleincrer SBerfc: Capitula | *" ..
ascetica, De coelcsti hierarchia. De auim». '
De paradiso, Epistolae Ijanbfd^riftlicl) mduy
miejen bei Fabricius-Harles, Biblioth. graor-
VII, Hamburgi 1801, 753 sq.; öon biejen ft'*' '
bie suerft genannte jejt bei Migne, PP. gr. CV^"
851 sq. Sgl. QUd^ Demetracopulos, Grnf-*
ortbodoxa, Lips. 1872, 7 ; ©frörcr^SBeift ^-
5anttn. ®ejd)i(i^tcn IE, ©ras 1877, 52^^ ''•
546. [Ählöprlr- •
:picrfw5, ber \^l, Sif^of bon '^••
(527—566), wirb ebenfo trcffenb iüic i»'^ -
bem gleichseitigen ©id^tcr SSenantius ivi^»'-
(Carm. 3, 11) in folgenben SBerfcn d)*n*.»'—
Splendor apex fidei, vcnerabilo iiieiüt* ■
Totius orbis amor poniificuin(()"
Summus apostolico pracctrUeiis r .,
Auxisti mentis, quidquid hnr*> : '
Divino insistens operi tcrrona r- '
Cuimoriturmuiidu8,non mori^*"
Tepascente greges nuinijuüiii iiii»*'-
bunt bene securi, qiios i.i.t •::>
Templa vetasta Dei n'\ «• a. :
Et floret senior to n p's'
Hie populis longoH trü»"?»"
Et maneas pastor, ';e '••■
SBie jd^onber9JQmeV>^
gaüifd^cr 3l6funfl ; j-i".- ^*'
in 9lcint§ geftanbcv'
mit bem SRegicrnr.. •"••
fönigS S^Iobtüio
QuSfül^rlid^en in: "
beS ^eiligen I)a! .
IDHtt^eilungcn i
bc8 TOcctiu«,
l^interlaffen. '/
DesaIlcto^':
nac^ trat ^Jii.-
in n)el^eni -.
tJrömmigfci-
beS ^btc§
ftönig %b'
feines Sbvi.
iigcn 3Ka:.
Sel&Ier ür
ßrenge V:
9lbnincii'
ber iV6\v
Slicetiii-
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feiner \
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benen öor.
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:z -z ÄTouif cm. §u 0£rc;brtem
.: jzzz snö yx Dcnudjief.. Zd
-ri-rn: Dtlfy cn Den: Ö^auDcr.
=::::nr am übeliier. S3c:!amsr.,
. := -jr. rifjemgcn ftatfeclücr tiii:.
jz rsr: .::5en, boB fic ctroar freier,
: :3£r ^sr.^nt »er, backten Ir:I:^c^
:z=: _<: icrbl gar in cineir. ber
-= -rafttel:. [Sdiröbl.]
r - r . i. gamiliftcn.
- .rrel, O.Pr., ein Dcrbicrac:
— r:r irarre im 3. ir»^4 ju
- £i.:pc 2?irt?un geboren, gr
U3ii:' äabrc alt, gu Scrbun
—-:: c-.r legte 1612 feine ©c«
•••-.
Izz izLrib:ti^±in unb tJ^colocii^n
= r a Scri unb crtoarb nd) ba=
- - := ^!:: Sorbonne bcn 2)ocio:-
rr -nnaaLi ^fr il&eologic, in ncr«
rrr::^ Cwcnlämtem unb burdj
:=:z::z:. Irkiiencntttideltccr bann
: 2s^:-^\r:i in ben janfcnimicbcn
. r: •^. rai 2?Hne be§ 17. Jiobr«
:.- -I: -r-.rpi niibrannten, jeigtc er
-:.-:n:.-: ö'.prr: be§ Sanfenismu*.
:■::- -« :: SJIrine ttar er 9Kir«
-rr-",- r-.:^ bie janjeniiHit^
rj r j*;: th ÄT-rt^eilte mib ber
:-. : . :.T :: 21 ^cr Sorbonne na4
■ /.?..:. £:: rrdicint benn aud)
• : :: ir^rn; M^rlefe Nicolai all
:-■ ..- -\r. i^cr.ii , meiere in 9?cr«
.• :..::::r:r ^en Sanfenismul
...' • : -r TtUt- üomiften bejeidj«
. •.: „•..:.:: t r.j« giferS inS^eob«
r. •:;..-.. .-c *:::d) feine gröm«
: .... : :..;ir Cv-iie, fo ba| er ju
.: .:. ":::r. ^ierben beS 2o«
T • ":.:::.?• -^ :.:::. — ®ic 5übl«
., : r .:\:.::r :n brei fflaffcn:
. . _-:• ::i -i^-rer Sl^eologen,
-. : \\:\.w\ ur.^ binjugefügtcn
;. ::^:ne tj^eologifd»
:.•..::• -cc Si^rif ten. 3"
*.- ^uziuiia j^^r aud^ Pan-
r . :'...:!\T? 5iaincriu« Don
.-. ..".:•:«*: ceorbnete Uni«
•:.•.. ir }u S^on 1655
!:.:!'iv':iriv:CT unb SDiffcr»
.. i'-. r* 'irr-moncn maren
• 1': •»
::e 3anfeniften
ili':.:c;e beS großen
u:jn 1670 öer«
•. ■. •iii 'iv.-.^lui mel^rere ber
.. r.:oi::.:4 neu l^erauS-
**:!i: :•.:•!:::: unb anmer»
^t :l .'JC.: ben ber Summa
•./T'.^tial^'s. ber Catena
> . :!i::tcri:jre in episto-
i** ^'i>i7cl:cn Sommeitfmi
269
9li(l^tigfeit86efd^tt)erbe — Üticolai, f^friebrid^.
270
bei 3Bo4€ )tt ffi^nen. 3n einet stoetten Don i^m
tKifa|ten€!d^ft ^SonbemSQBettl^ebet^oImobie''
frtl|cUt er oIKen @Ifiubtgen^ toeld^e an bem tftg-
lutcit G^orgcbete tl^nel^men^ Anleitung unb 9uf «
sumtcntng, biefen Sienjl mit frommem Sinne,
cü^cflig unb anböd^tig }u erfüSen, benn ^ber
$falm tcößet bie »etrfibten^ mö|igt bie %xo^-
li^cn, icfänftigt bie 3ontigen, richtet auf bie
ftmirn, mad^t bemüt^ig bie Steigen, bietet j[ebem
eine ^fame Slnnei^ ben @ihibem bie ©nobe ber
Sn^ti^ronen*. 3u ben SBerbienften bed 1^1. 9H"
cctinS nm feinen JKrd^prengel ifi (efonberS bie
Sioric^tuitg einer SilbungSonfialt für ^efter ju
lö^Ien. Stne foU^ l^t feitbem immer in ober bei
bcr SBo^nmig beS Sifd^ofS unb unter be^en fiei-
timg bcjianben. 3uS ber ^ftonjfd^ule beS ffi. IRi-
ceHnS ging SrebiuS, ber 9bt ju SimogeS, f^ttt>ox.
Um iDir bie SebenSbefd^reibung feines Sel^rmeifterS
bei Gregor m)n £our8 oerbonfen; ebenfo ber
^L aRagnericuS, ber !Rad^foIger beS ^eiligen auf
bem Znerer €tu]^Ie, mit meld^em eine glön^enbe
Reihenfolge Don 93tf(^5fen germanifd^er ^bftam-
aning beginnt^ mö^renb 9licetiu8 ber le^te römifc^«
goIIiK^ SluteS nmr. Sd^Iiepd^ fei nod^ l^in-
gemicfen ouf bie Xl^ötigfeit, meldte biefer gro^e
VUam tocit über bie ®ren)en feined JKrd^en-
ürcengett unb feiner ftird^enproDin} l^inauS ent-
faltete. 6r iDOl^nte 535 ber S^nobe ju Slermont-
Serranb« 549 ber }u Orleans unb einer folc^en
in $anS^ 550 einer )u Xoul bei. 9lu§ feinen
le|ten SebenSjal^ren finb gloei @enbfd^reiben Don
19111 an erlaud^te ^ßerfonen in tt>eiter gerne auf-
bODd^, nwld^ und 3nigni| geben oon feinem
Skmbenfieifer unb Don bem l^ol^en Snfel^en, mU
4e< er bei ben 3Räd^tigften biefer SBelt genoffen
^ 3n bem erften menbet er \\6) an bie £od()ter
beS gronfenfönigS ßl^Iotar, „an feine gütigftc
l^ecrin in S^fto, an feine Zod^ter, bie Aönigin
Slobctoinbe'' , ©attin beS SangobarbenfönigS
Wboin, meld^ er bittet unb bei bem furd^tbaren
Serid^te ©otteS befd^loört, il^ren arianifd^en ©e»
mo^I )u beleihten unb su bem maleren ©tauben gu
befehlen. 3n bem gmeiten mad^t er in feinem unb
feiner 9Jlitbif d^öfe 92amen bem ofkömifd^en ffaifer
äsjHnian, ^bem ^od^geliebten'', bringenbe Sor«
Mungen, er möge fein 565 erlaffeneS l^aretifd^eS
f Oict De incomiDtibilitate corporis Christi,
ia oeld^ er ber inrd^e feine SReinung, al§ ob
bcr Seib S^rifti Dor feiner ^uferftel^ung ebenfo
BOieioedHd^ gemefen fei mie nad^ berfelben, mit
SeiDoIt als Sogma aufbrängen tooQte, gurüdf«
le^en. «®ib/ fo fd^Iie^t baS toal^r^aft apofto-
fif^c Sd^iben, Jta^ mir unS enblid^ über S)id^
fituen, bie 2)u in Xrauer Derfe^t l^afi über S)einen
Serfnft, S)u, ber Sht fo lange unfere tJfreube ge»
ncfen DorfL^ S)ie| mar ber Sc^manengefang beS
\tai\d^ SRanneS; balb bana(^ (566) fd)ieb er
Ol biefem fieben. (93gl. Greg. Tut. Opera,
ii MdL Germ. hist. Scriptt. rer. Meroving. I,
727 sqq.; Nieetii Opera, bei Migne, PP. lat.
LIYIU, 361 sqq.; Mabillon, Act. SS. ord.
S. Bened. I, Lutei-Paris. 1668, 191 sqq.;
Hontheim, Hist. Trevir. dipL etc. I, Aug.-
VindeL 1750, 34 sqq. ; Id., Prodr. hist. Trevi-
rensis I, Aug.-Vindel. 1 757, 41 5 sqq. ; Blattao,
Statuta Syn. . . . Archidioecesis l^everens. I,
Augustae-Trevir. 1844, 395; AaQfer, lieber baS
Seben unb bie @d^riften beS 1^1. 92icetiuS, Srier
1872; Sauerlanb, S)er 1^1. !RiceKuS, im Pastor
bonus n [1890], 80; beSorenai, 3ur Siteratur«
gef d^. beS dcgpifteS Irier, ebb. 804.) [be Sorensl]
^U^imsief^etbij f. SRed^tSmitteL
^icobenmf», im 31. %. ein Domel^mer 2hibe
unb ^l^artfüer^ in meld^em burd^ 3efu SBunber
ein Stampf smifd^en Ueberaeugung unb menf d^Iid^er
Stüdffid^t etüfianben mar. S)iefem Smiefpalt [ud^te
er burd^ eine Unterrebung mit 3efu ein Snbe }u
mad^en unb marb f 0 93eranlaffung }u ber programm-
artigen Selel^rung^ meldte oer l^L 3ol^anneS im
3. Aapitel feines SDangeliumS unS aufbel^alten (at
3nan barf annehmen, ba| eS berfelbe 9licobemuS
ben ©orion mar, ben aud^ ber 3:almub fennt unb
als einen fel^r reid^en unb angefel^enen ÜRann be»
geid^net (Lightfoot, Her. hebr. in Opp., Franeq.
1699, n,608). Sermut^Iid^ mar ber ^l. Sol^anneS
3euge ber gebadeten Untenebung unb lonnte unS
fo ein Seiffnel Don ber 9lrt unb Steife (interlaffen^
mie 3efuS ben gebilbeten Stauben gegenüber feine
Sel^rmeife einrid^tete. SQBeld^en Srfolg bie Selel^
tung 3efu bei 92icobemuS l^erDoraerufen, ttHrb un-
mittelbar nid^t mitgetl^eilt. @ein fpfttereS (Eintreten
für 3efuS aber Ool^. 7, 50) barf, menn oud^ in
Dorftd^tiger äSBeife gefd^el^en, bod^ auf fortgefd^ritte-
nen innem ©tauben jurüclgefül^rt merben. SHe«
fer erfte Sd^ritt l^at il^m mol^I meitere ©nabe
Derfd^afft, fo ba^ er beim lobe 3efu offen als
beffcn äünger auftrat (3ol^. 19, 39) unb bamit
ben Srud^ jmifd^en ^^arifaiSmuS unb d(|riftlid^em
©lauben DoDsog. hiermit nimmt bie l^eilige @d^rift
Don il^m ^bf^ieb; aSein nad^ bem jule^t er^ö^Iten
SBorgel^en erf d^eincn bie aufeerbiblift^en ÜJad&rid^ten
innerlid^ bered^tigt unb glaubmürbig. S)iefen 5U«
folge marb er nad^ 3efu Sluferftel^ung Don $etruS
unb Sol^onneS getauft unb gefirmt, be^megen aber
Don ben $l^arifäem auS ber Synagoge auSge«
fto^en, f örperlid^ mi^l^onbelt unb feines SSermögenS
Beraubt, ©ein el^emoligcr Seigrer ©amaliel Der-
barg il^n bann in feinem ^auf e unb pflegte il^n bis
}U feinem Sobe. (£r marb in baSfelbe ©rab ge-
legt, in melc^em aud^ ber 1^1. @tepl^anuS Beftattet
morben, fo ba^ nad^ bem Martyrologium Bo-
nianum bie ^uffinbung feiner S^eliquien jugleid^
mit benen beS 1^1. Stepl^anuS am 3. ^uguft ge-
eiert mirb. ^nberSmo ift ber 25. S)ecemBer als
ein ©eböd^tntgtag angefe|t. (Petrus de Nata-
ibus, CataL Sanctorum 4, 3; @tabler, ^eiligen-
ßeiifon IV, 535.) [ffaulen.]
^i^ofai, gfricbrid^, ber bcfanntc Sertiner
Sud^bönbler unb ?luf Härcr (geb. 1 738, gcft. 181 1),
ift l^ier ju ermöl^nen als ßerauSgcBer ber berüd^-
tigten ^3lflgcmeinen beutfd^cn Sibliotl^cf" (feit
1765 l^erauSgegeben), in melc^er SBerfe auS aÖen
271
9llcolQi, ©clnrld^ — 5RlcoIai, Sol^onneS.
272
tjf&d^em bet ©elel^rfamfett nad^ bem ünoPabe
rattonaliftif d^er, tteimaurerifd^et, fird^enfeinbUc^er,
ontid^riftitd^et, inuminotiftif d^er, beifHf d^et unb na-
ütroUftijd^ec Sleutoeid)^ bergeftolt beurtl^eilt (Der-
ben f oQten, ba| gugletd^ auf eine rofd^e, umf offenbe
unb tief einnnrfenbe SQBeife bie biSl^erige Sl^eologie
unb $]^iIojop]^te als SDberglaube unb 3efuitiSmu§
über ben Raufen jetDorfen unb baS Sntid^riften-
tl^um tmter »ol^mtngenben Spanien (reine 9)er«
nunftreligion, »al^reS Sl^rtflentl^um u. f. m.) )ur
allgemeinen ®eItunggebrad^ttt)ürbe.Sinem3Ranne
tüit 3lkolax ^ielt eS nid^t fd^uer, für feinen $Ian
eine bebeutenbe %^a^\ Don SRitorbeitem }ufQm'
menjubringen, ba bie tJfreibenferei in S)eutfd^Iaub
ol^nd^in f d^on eine gro^e Sn^al^I Don Slbepten l^atte ;
in berSSonebe bedSinl^angd jum 53.-86. IBb. ber
»ibliofi^el V (1791) rebet er Don über 130 Mit-
arbeitern. S)ie Stauten berf elben »aren grunbf ö^Iic^
in ein tiefeS ®e]^eintni| ge^üllt^ bal)er tt)ei| man
aaä^ nur u^enige mit ® eui^j^eit aujugeben ; }u bie«
fen gel^örten, au|er 9ücoIai felbft unb bem Suben
SDlofed 9J2enbeIgfo]^n, Domel^mlid^ ber protefton-
tifd^e ^opft SQBU^elm 9lbra|am SeUer, ber $re-
biger ©ermanuS Süble, ber ^rebiger ßberl^arb,
Sefftng u. % S§ umren nid^t allein SRönner rei-
fem SlterS^ fonbem 9licoIai fud^te aud^ junge
Seute an fid^ gugiel^en; jene befaßten fi(^ me^r
mit bem Untermül^Ien/ befämpften ben ®Iauben
in fd^Ieid^enbem Zone unb l^ielten jtd^ Derl^ältnig-
mö^ig innerl^alb gett){ffer ©c^ranlen einer glei|-
nerif ^en ÜRft^igung ; biefe mad^ten bie rüd!fid^t§«
(ofen SJlauerbred^er unb ftimmten einen fo fred^en
Xon an, ba| eS 92icoIai jumeilen für ratl^fam
fanb, ben jiungen Sufflärem baS ßinjtel^en ber
ouSgeftredttenSfül^D^ömer )u commonbiren unb Süe
mit äßeile ju empfehlen, ^ie Srf olge ber Deretnten
Xl^fttigfeit biefer SRenfd^en entsprachen DoUfommen
bem $Iane, meld^er ber S)eutfd^en SBibliotl^el 5U
®runbe lag, unb Slicolai l^at nid^t mit Unre^t
gefagt, ba^ bie (bamalige) gro^e SleDoIution in
ber Zl^eologie unb gl^l^ilofopl^ie in SDeutfd^lanb
eigentltd^ baS SSerf feiner Mgemeinen beutfd^en
Sibliotl^ef fei. SBenigftenS tonnten bie einjeln
erfd^einenben, D^enn aud^ nod^ fo Dielen @d^rif-
ten unb IBrofd^üren gegen bie SReligion bei meitem
nid^t fo rafd^, umfaffenb unb tief eingreifcnb Djir-
len, aI3 bie unabldfrtg fortorbeitenbe gfabrif eS
Dermod^te. S)a5u fam nod^, bag biefe Sibliotl^ef
als eine über ©d^riften auS aQen S^äd^em ber ®e-
lel^rf amf eit unb JNinfte ftd^ Derbreitenbe SKecenftonS-
anftalt notl^menbig aud^ Diel ®ute3 unb 9{ü^Iid^e§
entl^alten mu^te, unb ba| il^reSenu^ung für ®e-
lel^rte, bie mit bem ©ange ber Siteratur nid^t un-
befannt bleiben motttcn, ein Scbürfnife Djurbc. ©o
übte Re auf bem ©ebiet ber gefammten Siteratur
eine Sen^alt auS, Dor ber ftd^ baß) 9Ue beugten,
bie Stnen, um burd^ ba§ in ber Sibliotl^ef il^ren
©d^riften gefpenbete Sob eine ßelebrität ju merben,
bie Slnbem, um ber in ©d^impf, ©d^anbe unb
®ift getaud^ten gcber ber SRecenfenten gu ent-
gelten; benn in einer biSl^er in S)eutfd^tanb nod^
nie bageD^efenen äSBeife Derftanben eS biefe Seute,
il^ren Smim getreu ju beröud^em, ^u DergBttem,
SU bef ^impfen, ju löftem unb ju Demid^ten. S)aft
babei bie jfatl^olifd^en, meldte an bem Glauben
ii^rer JHrd^e feftl^telten, am übelften meglamen,
Derftel^t fi(^ Don felbft; biej[enigen ffatl^olilen "^in-
gegen, meldte merfen liefen, ba| fie etmaS freier,
als man eS biSl^er gemol^nt mar, badeten, mürben
mit Sob überl^öuft, ober mol^I gar in einem bec
SBönbe im Portrait bargefteOt [©d^öbl.]
ffAcoUAy jpeinrtd^, f. tJfamiKften.
^kotaiy Sol^anneS, O.Pr., ein oerbienter
franjöftfdder ®ele]^rter, nmrbe im 3. 1594 m
SJlou^a^ in ber S)idcefe 9)erbun geboren, (et
trat fc^on 1607, jmölf Saläre alt, )u Seri)un
in ben $rebigerorben unb legte 1612 feine ®e-
lübbe ab. ©eine pl^ilofopl^ifd^en unb tl^ologtf Am
©tubien mad^te er 5U ^riS unb ermarb fld^ oa-
felbfi aud^ 1632 an ber ©orbonne ben Soctor-
titel Suf bem Se^rfhilgle ber Sl^eologie, in tier»
fd^iebenen mid^tigen OrbenSämtem unb burd^
mannigf ad^e literarif d^e arbeiten entmidteße er bam
eine Dielfeitige Xl^ätigfeit. 3n ben ianfenifUfd^
©treitigfeiten, bie um bie 9Ritte beS 17. ^c^
l^unbertS an ber ©orbonne entbrannten, }eigte er
ftd^ als entfd^iebenen ®egner beS SanfeniSmuS.
3)m Somet, Sail unb Se ÜRoine mar er SRit-
gßeb ber Sommiffion, meldte bie |anfenifttfd^
S)octrinen unb ©d^riften Derurtl^eiße unb ba
SluSbreitung j[ener Seigren an ber ©orbonne nod^
ihäften entgegentrat, ©o erfd^eint bemt omS^
in ^aScalS erftem ^roDingialbriefe 9HcoIai ott
^auptDertreter berjentgen $artei , meldte in Sec^
binbung mit ben SRoßniften ben 3anfeniSnui§
befömpft unb als bie ber neuen Zl^omtfien be^eidb*
net mirb. ^ud^ l^inftd^tßd^ feines SiferS in 93eoD-
ad^tung ber OrbenSregel unb burd^ feine 8frömp>
migleit ftanb 9licoIai in l^ol^em 9lufe, fo baf er jn
feiner 3^ß als eine ber größten Sterben beS S>o-
minicanerorbenS in f$franfreid^ goß. — Sie ^oSfi*
reid^en SBerfe 9KcoIaiS jerfaDen in brei iMaffoi:
a. neue ausgaben Don SSßerren frül^erer Zl^Iogen^
meldte 9licoIai mit Srflörungen unb l^in^ugefügien
^bl^anblungen bereid^erte; b. eigene t^eologifd^
SBerf e ; c. poetif d^e unb politifc^e ©d^riften. ^
ben erfien gel^ört bie Summa ober aud^ Pan-
theologia beS ^Dominicaners SRaineriuS Dott
$tfa (1351), eine alpl^abeüfd^ georbnete Utti^
Derfaß^eologie , meldte Nikolai )U S^on 1655
in 3 Sfoliobönben mit Snmerfungen unb S)if|ec-
tationen l^erauSgab. S)ie Siffertationen moren
Don Sebeutung, ba fte gegen bie 3anfenif}en
gertd^tet maren. Sine neue Auflage beS groloi
SBerleS mürbe Don 92icoIai ju S^on 1670 Des-
anftaßet. tJfemer mürben Don !RicoIai mel^rere ber
größeren SBerfe beS 1^1. Zl^omaS neu l^eronS-
gegeben, Dielfad^ mit SrÜärungen unb Snmer-
fungen. S)a]^tn gel^ören bie SluSgaben ber SummA
theologica, ber Quodlibetales, ber Catena
super Evangelia, ber Kommentare in episto-
las 8. Pauli, fomie beS boppeßen Sommentarf
273
9llcoIaitcn — JlicoIaS, 9lrmclla.
274
in libroB Sententianun; benn Qud^ ben fpatem
glaubte SKcoIai bem ffi, Xl^omoS 5ujd^reiben }u
muffen. — Unter ben bon SWcoIoi fclbcr öcrfafeten
t^Iogif^en @d^ften ift auger ben f d^on genann-
ten SHflertationen )u enoö^nen eine 1656 latet-
inf4 unb fran^öfifqerfd^ieneneSb^anblung gegen
Sniaiilb über bie bem ^L $etrud ertl^eilte @nabe.
dm iiftiiili(^ ^xt tourben Don einem feiner
S4üler TheseB theologicae de gratia Dertl^ei»
biQt, iDeI4^ bie iaufeniftifc^en S)octrinen angriffen.
Ser Sonjenifl SKcoIe gab fie l^erauS unter bem
UM Theses molinisticae Fr. Joan. Nicolai
doetoris Parisiensis, thomisticis notis ex-
pimctae. 3n ben Slnmerfungen, bie im ianfenifti»
}^m 6inne geleiten »aren, fu^te er ^licolai afö
SRoltni&n baqufiellen unb ju »iberlegen. gferner
fctfrieb Sticoloi gegen Saunop : De jejunii chri-
gtimm et chrisüanae abstinentiae vero ac
legitimo ritu juxta veterem Ecclesiae um-
Teraatia nsnm oecomenica dissertatio, 1667;
asi^ anbcre ^iftorifd^bogmalifdde ^l^anblungen
jinb ffccapt^äflxä^ gegen fiauno^ gerid^tet. 92ico(at
bclsm|»ftc ben geklärten ^Qperfritifer balb mel^r
bolb npeniger glüdlid^^ urlb in bie Sontrouerfe
nif^ta ftd^ ouf beiben Seiten perfönlid^e 9[n»
griffe, bie f^on k)on ben 3fitgenoffen migbifligt
miÄen. — S)ie Heineren politifd^en unb poetijc^en
&^lflett 9ticoIai8 ge^en barauf av&, bie SBürbe
mb ben 9ht(m Sfranheid^S unb feiner ftönige gu
feinn. Cr fd^eint biefe ®elegenl^eit§fd^riften, in
Sabeinul^t feiner Dielfeitigen Silbung unb ® elel^r«
iflodeit, im auftrage feiner Obern Derf agt gu l^aben.
6o Ipüt er fd^on 1628 ju 9lom eine Sobrebe über
bieSrobenmg Don SaStod^eUe burd^ St^uig XTTT.,
unb 1661 iJerfagte er ein ©ebid^t jur geier ber
@ebuzt beS erftgeborenen @o^ned SubloigS XIY.
(Er fianb benn auc^ bei ^ofe in großem ^nfel^en
nnb geno^ eine $en{ion Don 600 gfranfen. 3lkO'
Uli paaci im Silter Don 78 Sorten ju $ari§ am
7. Stoi 1673 unb »urbe in ber Raptüt be§ %
Stomas in ber ffird^e be§ JflofterS @t. äacqueS
begraben; eine 9RarmortafeI neben bem @rabe
ei^It ein längere^ Spitapl^ium, in bem feine ®e»
Ic^omfeit, feine Xugenben unb 93erbienfte l^erDor»
gelben loerben. (3)gl. Qu^tif et Echard II,
M7sq.; Harter, Nomenclat. lit. U, ed. 2,
Oeniponte 1893, 40 sqq.; Bapin, Mömoires
L n.) [93. Sungmonn.]
Jßu$UMtn l^eigen 1. im 9^. Z. ©ectirer, meldte
f4ni SV opoftolif^er 3eit Unl^eil in ber JHrd^e
fliui4ileieiL ^a| biefeS Unl^eil fe^r gro^ geioefen,
tum ans Cffenb. 2, 6 gejd^Iofjen loerben. S)eut»
fiäfa »irb bie 91rt be^jelben 9(poc. 2, 15 ba^in
ngegeben, ba^ bie 9hcoIaiten in bie gfu^ftapfen
woamS eintraten, inbem fie ba§ Sffen be§ ® ö^en«
4feifkif(^ unb bie Un^ud^t geftatleten. %u§ ben
häMn Stellen erbeut, ba^ bie 92tcoIaiten in Splie^^
fal mb in $ergamum tbr SBefen trieben; nad^
Cfnb. 2, 20 aber gab eS au(^ ^u ^!)t)atira ^u»
Küger ber nämlid^en @ecte. 93on biefen l^etgt e§
S.24: ij-^cu^av rd ßa^ea xou aaxava. ^u§bie«
fen farfaftif (^ ju f affeuben SBorten barf man »ol^l
fd^Iie^en, Da| bie bamalS auftauc^enbe ®nof{g
au(^ Don ben in SRebe ftel^enben ©ectirem begierig
gepflegt »urbe, fo bag bie 92icolaiten ber apo-
ftolifc^en 3eit in SSerbinbung mit einer gnoftif^en
@ecte gebadet merben muffen. S)er Urf))rung ber
@ecte tt)irb gemö^nlid^ auf ben Siacon 9tico-
lauS jurüdtgefül^rt, ber Sl})g. 6, 5 ebenfo an'8
Snbe ber Sieil^e gefegt ju fein fd^eint, xoxt 3ubaS
äScariot an^§ Snbe ber SlpoftelDerjeic^niffe. Ob
berfelbe mit böfem SEßitten bie Snlel^re auf gebrad^t
l^abe, ober ob, U)ie (SIemenS Don ällesanbrien
(Strom, m, 4; Dgl. Eus., H. E. 8, 29) erso^It,
eine tugenb^afte Sleu^erung Don il^m burd^ 9Ri|»
Derftönbnil ben^rrtl^um^erDorgerufenl^abe, mirb
fc^merauSjumad^enfein; geu)i|ift, ba^ baSd^rift»
lid^e 9llter£^um il^n als ben Url^eber ber nicolaiti-
fd^en Snle^re bejeid^net. (9SgI. 3laml)f, ®er ©rief
3ubae, ©ulabad^ 1854, 102 ff. 112 ff.) — 2. 3m
971.-^. I^iegen biejenigen €Ieri!er, mld^t ftd^ ben
S5Iibatdgefe|en miberfe^ten, 92icoIaiten ober Sin»
l^önger ber vlicolaitifd^en ^örefie. [Aaulen.]
I^i^obts, ^rmella, DomSSoIfelabonne
Armelle genannt, gel^ört gu benjenigen gott«
feiigen ^erfonen 3fratäreid^§, bie im 17. 3a^r»
l^unbert burd^ il^ren erbauIi(^enSeben§man^eIunb
il^r inneres Seben fd^on ju il^ren Sebgeiten in l^ol^em
älufe ber f$frömmig!eit ftanben. Sl^r Slnbenlen ift
aud^ bei ber 3la6^mli in SSerel^rung geblieben, ob-
gleid^ Don Seiten ber ffirc^e fein ^ugfprud^ über
S^re Sugenben unb SSerbienfte erfolgt ift. 3lr«
mella mürbe gu Sam))eneac in ber Bretagne am
9. September 1606 Don bürftigen 93auerSleuten
geboren; ber 93ater ]^ie| ©eorg 9IicoIa8, bie
3Kutter granciSca K^ant 3lu§ il^rer frü^eften
Äinbl^eit merben manche 3üge garter tJrömmigfeit
beridf)tct; inbej Poffcn i^re Sugcnbjal^re in ber
einfachen SSßeife eineS frommen fiebenS auf bem
Sanbe unter beftönbiger Arbeit ba^in. ^13 i^re
Sitem fie im 22. SebenSjal^re gu Derl^eiraten ge«
bod^ten, folgte pe biefem ffiunf^e ni^t, fonbem
entfd^loj fid^, im Jungfräulid^en ©tonbe gu bleiben.
9Kit ginioiUigung ber 6Itcm DerlicJ fie nun baS
Sanb unb begab ftd^ in bie nöd^ftgelegene Stabt
^loärmel, um bort alS 9}{agb gu bienen unb mel^r
©elegenl^eit für i^re religiöfen Hebungen unb Se«
bürfniffe gu finben. Sie lebte guerft l^ier, einige
^a\)xt fpäter in ber großem ©tobt SanneS unb beren
Umgegenb bei Der[d^iebenen §errfd&aftcn, barauf
onbert^alb Saläre als ^pr^üterin im jflofter ber
Urfulinerinnen gu SanneS. Unter DieIfo(^en S3cr»
fud^ungen unb Prüfungen, bei anflrengenber ^r»
beit unb mannigfad^en Su^übungen, entmidfelte
fid^ mel^r unb mel^r il^r inneres Seben unb eine
innige Bereinigung mit®ott; aud^ fanb fie glüdt-
lid^erttjcife, befonbcrS bei ben 3efuitcn, 9)Zönner,
bie ]\ä) il^rer onnol^men unb fie bei ben il^ gu»
flie^enben au^erorbentlid^en ®naben in Derftön»
biger SBeife leiteten. 3m fflofter fd^Io^ fie fid^
befonberS einer ©d^locfter 3eQnne bc lo 9JotiDite
an, mit ber fie au4 befreunbet blieb, als fie nad)
275
SlicoIaS, 9(U9U{!.
276
einiger 3eü tl^re SteEung toiebec Derlieg^ obgleich
bie ©enoffenfc^oft fte gern oIS Sd^mefler auf«
genommen l^ätte. S)q8 Se6en Wtn bort il^rem
innem 2)range nad^ ^btöbtung nid^t }u genügen;
fie (eierte ju einer frül^em fterrfc^oft auf bcren
bringenben SBunfd^ prüd unb blieb bei berfelben
Icntge Solare l^inburc^ bis ^um Snbe il^reS SebenS.
ffier ©(^ttjefter Sol^onna t^eilte fie, bo jle felber
loeber lefen nod^ jd^reibcn tonnte, auf bercn SQSunfc^
unb auf ben S^atl^ il^reS gemeinfamen @eeten>
fü|^rerd fortmöl^renb 93iele§ au§ il^rem ®eifte§Ieben
mit; bie Urfulinerin jd^rieb biefe ÜRitt^eilungen
auf, unb fie xoax ed aud^, bie f))öter ba§ Seben ber
^guten armetta" berfa^te. 3n «rmella^S SEßanbel
Seigte ftd^ ein bel^arrlid^eS Streben nad^ ber 93oQ-
fommenl^eit, treue Erfüllung tl^rer ^fiid^ten aI8
2)ienftmagb, f ortteö^renbe SluSübung ber Xugen«
ben, befonberS ber S)emut^ unb ^btöbtung. Der«
bunben mit einem fteten SSanbel in ber ©egen»
loart ©otteS unb einer mQftijc^en ^Bereinigung mit
bem göttUd^en ^eilanbe. Sl^r Seben blieb ein ver-
borgenes, menngleid^ fie il^rer Xugenben loegen
fel^r gefd^ä^t mar unb man fid^ bielfad^ il^rem le-
bete em))fa^I. infolge eines Seinbrud^eS l^atte fie
in ben legten Salären il^reS SebenS gro^e ©d^merjen
SU erbuloen unb bemäl^rte fld^ au$ l^ierbei als ein
SKufter ber ©ebulb unb freubigen Srgebung in
©otteS SBiQen. 3n il^rer legten ffranf^eit geigte
fid^ befonberS bie SBerel^rung, bie fie genog, burd^
einen großen 3ubrang oon ^erfonen iebeS @tan«
beS }u il^rem Sterbebett. Sie entfd^Iief gottfelig
am 24. October 1671. 3(ud^ bei ber ^uSfteÜung
ber fieid^e offenbarte jid^ burd^ ben 3ubrang ber
ÜRenge bie l^o^e SReinung, bie man oon ber Xu»
Senb ber SSerftorbenen l^atte. S)ie 3efuiten, bie
e befonberS geleitet l^atten, erhielten auf il^ren
äSBunfd^ baS ^erj Strmdla'S, um eS in il^rer Stixäft
beijufe^en ; bie fieid^e mürbe bann fel^r feierlid^ in
ber Äird^e ber Urfulincrinnen beftattet. Sieben bem
®rabe marb eine Xaf el angebrad^t mit einem @pi-
tapl^ium, in ber il^reS 9{amenS als ber .bonne
Armelle*, ber aufeerorbentlid^en ®nabcn, bie fie
oon @ott empfangen, unb il^rer Xugenben Sr-
mäl^nung gef d^iel^t, mobei {ie bem @thtit empf ol^Ien
mirb mit ber SRal^nung, il^rem 93eifpiele in ber
Siebe ©otteS ju folgen. S)ie SSercl^rung ber S3er«
ftorbenen bauerte fort, unb9Ran^e famen gum
®rabe, um ftd^ il^rer gürbitte ju empfel^Ien, ober
für ©naben, bie fte bicfer fjürbitte jufd^riebcn, ^u
banfen. 3m folgenben 3a$re gab i^re gfreunbtn
)u SSanneS ^rmeüa'S Seben l^erauS; fd^on nad^
wenigen Salären (1678) erfolgte eine ^meite, öer«
meierte Auflage. S)er litel beS SBerfeS ift: Le
triomphe de Tamour divin dans la vie d'une
grande servante de Dieu, nommee Armelle
Nicolas, döcedee l'an de Notre-Seigneur 1671 ;
fidMement ecrite par une religieuse du mo-
nastere de sainte Ursule de Vannes, de la
congregation de Bordeaux, et divisee en deux
parties. A Yannes, chez Jean Gilles, im>
primeur, 1678, avec approbation. — 9Kau
^at ^rmeQa 92icoIaS ju ben Ouietiften gegfil^tt
(^eppe, ®ef(^. ber quietifL SR^fti! in ber fatl^oL
ßird^e, Berlin 1875, 97), unb fte l^at ouc^ €901«
patl^ien bei ben proteftantifd^en $ieti{ten ober
^feubom^ftifem gefunben. 93on ^oiret (f. b. Slrt)
mürbe baS Seben ^rmeOa'S überarbeitet unb 1704
5u Slmfterbam unter bem 2:itel „2)ie @d^Ie ber
reinen Siebe ©olteS'' l^erauSgegeben. ^ienntS
beranftaltete Xerfteegen (f. b. %rt.) einen SluSgug
unter bem Xitel ,,S)aS Seben ber SlrmeSa Wxo»
taS" inben ^^^uSerlefenenSebenSbefd^reibungen l^eip
liger Seelen'' 1, 2. ^ufl. 1 754. SS mögen immerhin
einige SluSbrüde in ben SRittl^eilungen StrmeQo'S,
meldte burd^ bie genannte Urfulinerin oufgejeid^el
mürben, einen gemiffen 9nftrid^ oon quiettftifd^
SR^ftil l^aben ; ba bie SontroDerfe über ben Ouiet^
muS, burd^ meldte SRand^eS Üarer gefteüt muibe,
in iJfranfreid^ bamalS nod^ nid^t begonnen l^otte,
fo märe baS Ieid)t }u erflören. äSBemt man tnbe|
baS arbeitfame Seben SlrmeEa^S unb {ene Steu^»
rungen im 3ufammenl^ange mit il^r praltifd^
Sfrömmigfeit unb il^rer ganzen ©eifteSric^tung
betrad^tet unb s^gleic^ ermögt, ba| fie Don etn-
MtSooQen ÜRönnem geleitet mürbe unb ibnen
folgte, fo gelangt man 5U bem Urtl^eil, ba^ fie
t7om quietiftifd^en ^{eubom^fticiSmuS frei 5U fpre-
d^en ifl unb il^r inneres Seben in ben rid^ttgen
©renken ber 9lScefe unb ber red^tglöubigen SRq«
ftil blieb, ^nä) mar il^r Slnbenfen immer ge«
el^rt, unb bon fatl^olifd^en Sd^riftftellem muäe
mel^rfad^ il^r Seben als SDlufter eines gotteSfürd^
tigen unb tugenbl^aften SBanbelS bargejteDt. (fBgL
au^er ber genannten SebenSbefd^reibung: L'abbö
C. J. Bussen, Vie d' Armelle Nicolas, ou le
regne de Tamour de Dieu dans une ftme,
Paris 1844; % Stol), Segenbe ber ^iligen,
24. Dctober.) [99. Sungmamu]
9i^ora$, Sugufl, einer ber naml^fteflen
franjöfifd^en Slpologeten beS Sl^riflentl^umS im
gegenmörtigen 3a]^r|unbert, mar geboren im 3.
1807 juSorbeaus, mibmeteftd^ bem Sted^tSfiubinm
unb mürbe SRcd)tSanmaIt am !5nigl. ©erid^tSl^ofe
bafelbft. Salb (1841) mürbe er jum gfnebenS«
rid^ter beS vierten ^rronbtffement oon ^orbeous
ernannt. 92ad^ 1848 mürbe er ^btl^eilungSd^f im
SuItuSminifterium p $ariS unter bem SRinifiet
be gaflouj. 6r blieb in biefer feiner gundion
aud^ nad^ bem Sturse biefeS ÜRinifterS unb eti^ielt
im % 1854 bie ©eneralinfpection über alle Siblto«
tl^efen tJfranfreid^S. 92ad)ge]^enbS mürbe er a&
JRid^ter bem ©erid^tSl^ofe erfler Snjianj ber Seine
jugetl^eilt. Qx parb im 3. 1888 }u SSerfailleö. —
9JHt einem tief religiöfen ©emüt^e unb mit reid^
©eifteSgaben auSgeftattet, mugte 9{icoIa8, obgleid^
burd^ bie ©efd^öfte feines IBerufeS nad^ QUen
Seiten l^in in ^nfprud^ genommen, eS bod^ )u er-
mögltd^en, ba^ er eine ausgebreitete literorifd^
Xl^ötigfeit entfaltete, bie faft auSf(^Iie|Ud^ auf
bem apologetijd^en ©ebiete ftd^ bemegte. (&c lyd
fein ganjeS Seben ber Segrünbung unb SScrt^l»
bigung beS Sl^riftentl^umS gegenüber ben pfeubo«
277
!R{cotaS, SugufL
278
p^fopl^tfd^ mobemen Strt^ümem geiDibmet
Bnb eine SRei^ Don SBerfen in biefer Slid^tung ge-
f^riebcn. S)i€ (ouptf öd^Iid^ßen berfelben, bie aud^
uC% Seutfd^ überfett niurben, fmb folgenbe:
a. $^fop^i|d^e 6tubien übet bog Sl^riftentl^um
(Etodes pluloBophiques sur le christianisme),
Sorbcaus 1842^1845, 4 9be., ein aSert bQ§
in S^onfrcic^ in tHelen Auflagen erfd^ien nnb Don
^cfher md^ ber 7. Auflage in'S S)eut[(^e überfeM
iDini)e. b. SHe Sungfnm ÜRoria unb ber göttlid^e
f^UoL 9teue €tubien fibet bog Sj^nftentl^um (La
Vierge Marie et le plan divin. Nouvelles
etüdes pfailosophiques sur le christiamsmeX
¥azi8 1852. 1853. 1861, 4 Sbe., überfe^t in'S
£cntf4cD.AarI9tei(l^ing, StegenSb. 1856—1860.
Sd^Tcnb boS erßere SBerl eine ooQflönbige ^po-
bgic bc« (Sl^flent^umd bietet, fd^tlbert bog festere
btc @telhuig, meldte bie l^ige Shntgfrau in ber
4fri{}liij^ ^85conontie einnimmt. S)o}U f om«
nm ferner: c. Sie ftunft beS ©loubenS, ober
ptüofop^d^ Vorbereitung, um d^riftlid^ ju glou»
ben^ 2 IBbe., bentfd^ Don molf ^lifle, StegenSb.
1867. d. Sie (Sottl^it (S^rifti, neuer IBetoeiS,
abgeleitet au8 ben neuerlid^en Angriffen beg Un-
gbmbenS, }ugleid^ 3fort|e|ung ber pl^ilofopl^ifd^en
Stnbien über baS Sl^riflentl^um, beutjd^ nad^ ber
3. «n{L, aiegenSb. 1864. 68 ift biefed SBerl gegen
Straon gerietet. Snblid^ e. Vom $roteftanti§mu§
unb allen ^rejien in il^rer Sejtel^ung ^um @octa-
Iifinm8,^ß(ni81852 u.l853,293be.,beutfd^$aber-
bom 1854. Se ift in biefen SBerlen ein reid^er
SfonbS beg SBiffenS ntebergelegt ; bie elegante gform
ber S)arfleIIung tt)etteifert mit ber Xiefe beS @e-
banbnS, fo ba6 bereu fiectüre nid^t blog über*
fengenb nnrft, fonbem aud^ bem ©emütl^e einen
bolien ®enug geloöl^rt. Ueber ben S^^^^ ben
$Iffli unb bie SBefd^affenl^eit feiner SBüd^er fprid^t
fu6 KicoIaS in ber SSorrebe ju feinem erften SBerfe
.^^tlofop^ifd^e @tubien über baS Sl^riftentJ^um"
in folgenber SBeife an^: „^ä^ l^abe e§ mir jur
Snfgobe gemalt, in ben @etftem bie @r!enntni^
ber 9UIigion mieberl^eriuftellen, inbem id^ oUe
(Slieber ber itette lieber aufnel^me, Don ben ein»
häfftta SBol^rl^eiten an, tt)ie }. S. Don einem gei«
^en ^rinctp im ÜRenfd^en, Don ©Ott, Don ber
n^erblid^feit ber @eele u. f. m., bis gu ben be«
Simmteften (Srünben unb auSfül^rlid^ften 33eit)etfen
bcS Idt^olifd^n ®Iauben§. 3d^ fd^reite babei ftetS
in p^ilofopl^ifd^en Erörterungen fiufenioeife Doron
snb p|e jeben $unft mit Argumenten unb mit
Sengniffen, bie foDiel al§ möglid^ au§ ben SBiffen-
fioften unb neueren 9uctorüötcn gefd^öpft ftnb,
befonberfi auS benen, bie ou^erl^olb ber äleltgion
9e^ bomit bie SBal^r^eit, au§ ber DoIIfommenen
ncbereinftimmung jener mit ber S^eligion l^erDor»
ge^enb, bie »iberftrebenbften ©eifter treffe. 3n
biefer Sejie^ung bietet meine Arbeit eine @eite
bar. Don ber ouS betrad^tet fte an ©eioid^t einiger»
■alcn geminnt 3d^ barf biefeS »ol^I o^ne ^el^I
■fifpred^ 3n ber 2BeIt erjogen, mitten unter
benen lebenb, bie ber Steligion entfrembet ftnb.
fann id^ iffc ÜRi^trauen rok aud^ il^re ßntpfäng-
lid^feit beffer fennen lernen, fonn auf Dertrautere
SBeife mid^ il^nen nöl^em atS Solmetfd^er ber reli-
giöf en SBal^rl^eit, bereu ©prad^e fle Dergeffen l^oben,
mit il^nen Derfel^ren unb il^nen biefelbe }ugöng-
lid^er mad^en, inbem id^ fie il^nen in fold^en f$for-
men, gleid^fam in tt)ettlid^en if leibem biete, loeld^e,
ol^ne bie @ad)e felbft gu Detlefen, il^r nur ein on-
bereS StuSfel^en geben. Siefe ßrmögung, in einer
glöubigen 3^it ol^ne SBebeutung, gewinnt 6m[t
unb SBid^tigfeit in einem Sol^rl^unbert, ba man
Don ber 9teligion xAä)\^ ^nbered lennt als bie
Sorurtl^eile, bie fle entftcllen, unb bie fie gemiffen
©eiftem tt)ie ein ©efpenft erfd^einen laffen, bem
man nid^t folgen lönne, ol^ne mit ben Sebenben
ju bred^cn . . . ©ieS^it ifi ebeuDorangefd^ritten;
bie Stimmung mie aud^ ba3 93ebürfnig ber ©eifter
ifi ein anbereS gcmorben, unb ber fjorlfd^ritt ber
SBiffenfd^aft l^at ben ©efid^tSpunft ber SBal^rl^eit
DerrüdK. S)ie f$foIge baDon i[t, ba| mond^eS un«
fterblid^e SBerf, loeld^eS im ©taube war, bie 3r-
religiofität feiner ß^it ju bejd&ömen, bem gegen»
mörtigen Sebürfni||e ber ©eifter nid^t mel^r ent«
fprid^t, weil e§ fünfte Dertl^eibigt, bie man bereits
aufgegeben unb Derlaffen, unb weil eS nid^t ant-
wortet auf bie Eingriffe, bie man gegen neue
fünfte gerid^tet l^at. 3)ie SBal^rbeit ift in ftd^
felbft unwanbelbar; weil aber ber Srrtl^um (eben
lugenblidt feine ©tellung gegen fie wed^felt, fo ift
eS notl^wenbig, bog fie fid^ il^m unter mel^reren
©eftalten entgegenfteUt unb, ol^ne Dom $Ia^ }u
weichen, il^rem unfteten unb beweglidben fjfembe
Don jeber ©eite bie ©tim bietet" 6$ewi| ftnb
bie l^icr ^erDorge^obenen ©eftd^tspunfte fel^r rid^-
tig, unb man mufe gcftcl^en, ba^ 91icoIa8 fle in
att' feinen ©d^riftcn mit gro|cm ©cfd^idt jur ©el-
tung unb sur ^nwenbung gebrad^t l^at. ©eine
apologetijd^en Ausführungen ftnb überaQ nid^t fo
faft für ^l^eologen alS Dielmel^r für fiaien beredt-
net, weld^e in ber SBelt ftel^en unb mit biefer unb
il^ren 3nt^ümem Derfel^ren; fte berüdtftd^tigen oud^
übcratt DorjugSweife bie mobemen Srrtpmcr, jene
foIfd)en ®octrinen, wcld^e l^eutgutage bie ©eifter
faSciniren unb bem pofitioen ßl^riftentl^um ent»
fremben. ®ie 5RicoIo§'fd^en ©d^riften ftnb bal^er
gonj geeignet, gleid^fam einen ©auerteig ju bilben,
um bamit bie bem ßl^riftentl^um entfrembete mo»
bcme SBelt ju burd^bringen unb in il^r bie d^rift-
lid^e 3bee wieber neu gu beleben unb jur |)errfd^aft
ju bringen, ©o erweist fid^ 5RicoIaS alS ein wür»
bigeS ©lieb jener „religiöfen ©d&ule" in granf-
reid^, weld)e im laufenben Sal^rl^unbertc fd^on fo
ScbeutenbeS für bie SÖBieberbelcbung beS d&riftlid^en
©elftes auf bem ©ebiete ber SBiffenfd^aft unb beS
ßcbenS gciciftet l^at. @r ift aud^, einige trabitio»
naliftifd^e Slnflänge abgered^net, jenen Sntl^ümem
ferne geblieben, in weld)e man^e TOitgliebcr biefer
„religiöfcn ©^ule" ftd^ leibcr Derftridft l^abcn.
©eine ©d^riften blieben batier aud^ Don ber fird^»
lidfien 3luctorität nid^t blo| ftetS unbeanftonbet,
fonbem fte würben Don ben 93ifd^öfcn aud^ auf S
279
5Ricolau8, ©iacon — JlicolauS L, bcr 1^1.
280
SBärrnfte empfol^lcn. 6inc SebcnSbcjd^reibung 9li-
coIaS' 0Qb P. Lapeyre, Aug. Nicolas, sa yie
et ses Oeuvres, d'apräs ses Mömoires in-
ödits, ses papiers et sa correspondance, Par.
1892. [StörfL]
'^icotanSj im 91. 2:. einer ber fieben t)on ben
Slpoftcln eingejefcten ©iaconcn (^pg. 6, 5). S)a8
d^rijHid^e «Itcrt^um fal^ t^n aß ben (Stifter bcr
©ecte ber SRicoloiten (f. b. ?lrt.) an, unb obtool^I
ElemenS öon ^llesanbrien, 6u}ebiu8 unb 9lu0ufti«
nu8 biejer SReinung nid^t beipflid^ten su lönnen
glauben, i{! 9{icoIau8 bod^ ber einzige Don ben
jleben ©iaconen, toeld^er im römifd^cn ÜRart^ro«
logium nid^t aufgefül^rt mtrb. [Aaulen.]
yicotous L— V., ^äpfle. — !R{colau8 L,
ber H (858—867), war ber Sol^n be8 ^rimi-
ceriuS X^eobor. $apft @ergiu§ ü. nal^m i^n in
ben pöpftlid^en $alaft auf unb »eil^te il^n )um
©ubbiacon, Seo IV. jum ffiiacon ; SSenebict m.
fd^enfte il^m fein befonbereS SSertrauen unb ge«
braud^te i^n bei oQen luid^tigen ©efc^öften. f$ftinf-
}e^n Sage nac^ bem 2:obe be§ le^tem, am 24. ^ril
858, ttmrbe er ju beffen 9tad^foIger geuöl^It unb
am felben Sage intl^ronifirt unb gefrönt. @ott)eit
befannt, ift bie| ber erfte f^aU ber ihönung eines
^apfted. ffaifer Subluig n., mlä^tt pd^ in ber
Ställe 9lomS befanb, begab fid^ auf bie jhtnbe
Don bem Slbleben SBenebtctS bortl^in, toax bei ber
SBal^I suQCden unb {oQ jte aud^ begfinftigt l^aben.
3ur öffentlichen 93efräftigung il^rer gfreunbfd^aft
l^ielten $apft unb Aaifer brei 2age lang ein f e{er>
lid^eS (Saftmal^I. 9118 ber Aatfer in fein fiager
giuitdCgefel^rt mar, befud^te il^n ber $apft balb
barauf ; ber ffaifer fam i^m entgegen unb fül^rte,
ebenfo mie bei ber Slbreife, nad^ $ipin8 Scifpiel
eine ©tredte lang beffen ^ferb, mie eS fpäter al§
CerimonieQ gur IBegeigung ber S^rfurd)t Dor bem
oeiftlid^en Oberl^aupte allgemein äblid^ marb. S)a§
^ontificat 3licoJau§' I. pel in eine zerrüttete 3cit;
er mu|;te einen l^arten jfam))f gegen fittenlofe ©rope
unb feile $rölaten füliren^ au§ bem aber bie pöpft-
lid^e ©emolt ftegreid^ l^erDorging. Salb fd)on l^atte
er mit bem übermütl^igen ßrjbifc^of 3o]^anne§ üon
SfiaDenna }u fäm))fen, gegen ben er fomol^I ba§
SRed^t Ruberer als auc^ fein eigenes 3iti}i md) ^n»
feigen sugleid^ Dertl^eibigen mu^te. S)erfelbe l^atte
SleruS unb 93oIf l^art bebrüdtt, fie in il^rem
9efi^ beeintröd^tigt unb ©eiftlid^e eingeferfert.
S)ie 9Ra]^nungen be3 ^ßapfteS blieben niddt aQein
frud^tloS, fonbem reiften il^n }u nod^ größeren ®e-
malttl^atigfeiten; er ri| fogar ©fiter beS ))a))ftlid^en
©tul^IeS an \\ä), Demid^tete bie bafür fpre^enben
Urfunben unb legte geföljd^te Dor, bie pö))ftlid^en
©efanbten lie^ er einferfcm unb mi^l^anbeln. SDa
er einer breimaligen Sorlabung nac^ 5Rom nid^t
nad^fam, belegte il^n 92icoIau§ mit bem IBanne.
Sol^anneS ffol^ gum ifaifer nad^ $auia unb fom
mit beffen Slbgefanbtcn nad^ SRom. S)icfe über«
jeugten pd^ jicbod^, bo^ ber grjbif d^of il^rcn ©d^u^
mi^raud^e. 92icoIau8 felbp begab pd^ auf Sitten
ber Sinmol^ner be§ S^^^rd^ateS mä) S^aDenna,
fteUte l^ier bie Orbnung mieber l^er unb gab
ben ^Beraubten il^re ©fiter jurfidt. ^8 SoJ^omteS
mieber nac^ ^oDia lam, moQte ^ier niemonb ben
©ebannten aufnel^men; berifaifer felbp rietl^ ^
unter 3upd^erung feiner gfürf^rad^ jur tbrter-
merfung. ®iefe erfolgte auf einer römtfd^ ©^n»
obe im92ouember961. Sol^anneS, ber fein Orbi«
nationSgelöbni^ Derfölfd^t l^atte, tag eine neue
gformel Dor unb mürbe bann mieber in bie ftird^en»
gemeinfd^aft aufgenommen. Unter 3uftimmung
ber ©pnobe befahl iJ^m ber $apft, SUIeS ^u refK-
tuiren, aUiöl^rlic^ einmal pd| in 9tom p PeOeR,
in Slemilien ol^ne Dorangegangene Sßal^I burd^
SIeruS unb 93ol! feine Sifd^öfe )u confecriren vaab
feine ©uffragane nic^t an ber SReife nad^ 9tom )u
binbem. fieiber bauerte ber t^riebe nu^t lange;
f d^on nad^ einigen ^af^ttti trat ber Sr^bif d^of mieber
f einblic^ gegen ben ^Qp\i auf unb betl^eiligte W^ an
bem Kampfe, ben bie ßrjbifd^öfe 2:|eotgaub Don
Srier unb ©fintier Don ßöln gegen 9ticoIau8 fiU^«
ten. Serfelbe galt ber ßl^eangelegenl^it Sotl^arS, bie
im 9lrt. ßotl^ar (VHI, 160 ff.) be^anbelt ip. ©iefcr
©treit nal^m bie gan^e StegierungSgeit 9HcoIauS' I.
in Snfprud^, unb er l^atte nid^t bie gfreube, ibn be-
enbet gu feigen. llnerfd)ütterlid^ auf bem Soboi
beS fird^Iid^en S^ed^teS ftel^enb, mar er bod^ milbe in
Ausübung ber fird^Iid^en ©trafgemalt. &o| ber
einbringlid^pen SRal^nungen unb entfd^iebenPen
Srol^ungen, bie er gegen ben gefrönten ßl^bred^
Sotl^ar hd^tete, ip er bod^ nid^t baju fibergegangen^
il^n mit bem ^anm }u belegen. Sine anbere®^
angelegenl^eit mar bie ber (Sngeltrube, ber ©emal^
lin be§ ©rafen SBofo, mal^rfd^einlid^ eines SruberS
ber Königin Sl^ietberga. ^iefelbe l^atte pd^ um
bie 9Ritte be§ Sal^reS 857 Don einem SBul^Ien ent-
ffil^ren (apen unb pd^ mit bemfelben in Derfdbi^be*
neu ©egenben f$franh:eid^S uml^ergetrieben. 9Hc0"
lauS, beffen 93orgönger Senebict Don 93ofo um
$ilfe angerufen mar, nal^m pd^ ber ©ad^e fräftig
an. 3laä)ttm mel^rere ÜRal^nbriefe Dergeblid^ ge«
biteben maren, beauftragte er eine ©Quobe gu !Dlai-
lanb im 3. 860, Sngeltrube Dor^ukiben unb, toenn
pe nic^t erfd^iene, mit bem Slnatl^em }u belegen.
®a pe ber Sabung nid^t folgte, mürbe iene @en-
teu) mirflid^ über pe geföQt unb Dom ^apfte be*
ftötigt. %uf einer Sateranf^nobe im October 863
mürbe biefelbe ©träfe nod^mald auSgefprod^.
Stl^eotgaub Don Srier unb ©fintl^er Don ftöln,
xot\ä)t in beiben Sl^eangelegenl^eiten baS fird^Iid^
Siecht arg Derle^t, bie pöppiid^en IBefe^Ie nid^t be»
folgt unb pöppli^e 93riefe gefölfd^t l^atten, mürben
auf berfelben ©^nobe il^reS SiStl^umS entfejt,
ebenfo 3ol)anne§ Don SRaDenna unb ^agano Don
IBergamo, bie mit i^nen gemeinfame @ad^ ge-
mad^t l^atten. S)ie ^bgefe^ten fud^ten unb fanben
§ilfe bei ffaifer ßubmig IL, bem pe DorPeUten;
i^re ^Ibfe^ung fei, meil ol^ne Suftimmung i^
SanbeSl^erm, beS ifaiferS, gefd^cfcn, ungere^t; bcr
$app fiabe ftaifer Sotl^ar unb beflen ©efanbte,
Sl^eotgaub unb ©fintl^er, befc^impf t. Submig rüdfte
Don SeneDent aui mit einem $eere gegen 9tom in
281
9»lC0lQU§ I., bct ^l
282
bei Sbft^t ben ^ßat)jl enttoeber jur 3utfldnal^me
bei Scnteii) gu sioingen ober (Semalt gegen il^n
)tt gebrani^ St^tgoub unb ©üntl^er befaitben
jficb in bcr SegIeÜung bed ftaiferS unb Deröffent-
lü!^ Quf bem SBe^ nod^ Stont ein Stunbf d^reiben
an ofie Sifd^fe, tn ttyeld^em fte ben $Qp{! aI8
Strömten barßeflten; felbj! nod^ Sonftontinopel
ionbten fte ein fold^ Sd^reiben. 9tö 9ticoIauS
«m bem Sntfiden bed ff oiferS Jhtnbe erl^ielt, orb-
arte er ein aUgemetneS f^oflen unb Sittgänge in
Stom an; aber er blieb aud^ ungebeugt, als Sub-
Bng£ Solbaten in bie Stabt einbrangen unb eine
f^rocefjton onfielen. S^oti Xage lang blieb ber
$app 0^ Slal^nmg in @t. $eter eingefd^Ioffen.
€iB Sieber, baS ben ffaifer plöj^Iic^ befiel unb
UngUittf Afie im ^eere brad^ten benfelben jur 99e»
fiBinnig ; bun^ Smnittlung feiner ©emal^Iin f öl^nte
er fi4 toieber mit bem Ißapfle au8 unb Derlie^ bie
6tiibi @unt^ Derfud^te burd^ feinen Sruber
fnlbnin einen heftigen @d^mä(brief gegen 92icO'
laaS auf bem ®rabe bed ^I. $etru§ nieber^ulegen.
Zio| ber tDormen gfürfprod^e fiubn)ig§ beS SDeut-
f4en unb mel^rerer 99ifd^dfe ^ielt ber $a))ft feinen
8|mu( 9^9^ ^^ beiben Sr^bild^öf e aufredet. Sine
britte S^eangelegenl^it, in meldte 9{icoIauS ein«
griff, mar bie ber Subitl^, einer £od^ter be§ tot\U
fränfif^en Stbmqß ffarl be§ ffol^Ien. S)iefelbe
mar mit bem ®rafen IBoIbuin Don Sf^anbem in
ein Ser^tnig getreten unb entf(o^en, ba il^r Sater
biife Serbinbung nid^t gugeben tt^oüte. ^uf Se-
treiben Aarß nmrbe fie oon ben meftfrönüfd^en
Sifi^feii mit bem Sänne belegt. Salbuin rief bie
Scrmittliing beS $a))fteS an, tt)el(^er biefelbe im
3nteref{e ber freien SBal^I be§ @atten getDöl^rte.
^ bot nrieberl^olt bad ffönigSpaar um ^lad^ftd^t,
imb ald Srjbifd^of ^incmor bon SReimS t)on
^ilbe nichts mijfen moUte, bcrmied er il)m mit
brobenben SBorten fein Ser^olten unb befal)! il^m,
^eCb^ bie ft5nig§tod^ter jur Scrföl^nung bem Sater
tix^nfä^ren. ßarl geftattete bonn bie Serl^eirotung.
:Aud^ auf €arbinien fd^ü^te 91icoIau§ bog ürd^Ud^e
^^ere^t §ier ttmren feit längerer 3^it inccftuofe
?^ eingeriffen ; er fonbte Segoien bort^in unb
brang auf ^bftedung berfelben. Wxt bem eben
cfsonnten Sr^bifd^of ^incmor bon SReimS l^atte
SicolauS einen anbem f eftigen Stampf ju befleißen,
in meinem ed ftc^ um bie oberfte ®erid)t§barfeit
bei topfte« ^belte. Si)d^of SRotl^ab t)on @oif-
ionS mar im 3. 861 auf einer $rot)in5iaI{Qnobe
50 SoiffonS Don ber ©emeinfd^oft ber Sifd^öfe
cn^efd^Ioffen morben, bis er gel^ord^en tt)ürbe,
aeil er, mie ^incmor fagt, immer ungel^orforn
gegen baS canonifd^e SRed^t, bie ^ol^eit be§ ffönig§
ob bie $rioüegien beS Snetropoliten geioefen.
Sbtbab bagegen gab an, er f^aU einen feiner
Seijilid^ megen einer Unjud^tSffinbe abgefegt,
toi Jo^R fpäter l^abe ^incmar benfelben mieber
Qagefe|t: ba er jld^ aI3 Sifd^of im Sntereffe ber
ogcnen ^Sciplinargemalt biefer SJtagregel nid^t
Bdermorfen l^be, fei auf bem Soncil Auflage
natffpi erhoben morben. 3)ie SSkil^rl^eit in biefer
@ad^e mar bie, bag eine ^roDin^ialf^nobe ba§ Ur-
tl^eil SRotl^abS aufgel^oben l^atte, ol^ne ba^ biefer
ben Sntfc^eib anerfannte. Sro^ ber @entens t>on
@oif{on§ erfd^ien 9tot]^ab im folgenben äal^re auf
einer @Qnobe ju $ifte§. S)a bief e auf Eintrag ^inc-
marg bie ^bfe^ung über il^n auSfpred^en moHte,
fo appeUirte er an ben $apft, mürbe aber an ber
SReife gel^inbert unter bem Sorgeben, er l^abe felbft
auf bie Slppellation nad^träglid^ oerjic^tet. 9uf
einer neuen S^nobe ju (SoiffonS (862) mürbe er
abgefe|t unb in flöfterlid^e ^aft gebrad^t. Se^t
na|m jid^ 92icolau8 ber @ad^e an. S)er @treit, mel-
d^er smifd^en il^m unb bem Srjbij^of Don SReimd
entbrannte, ift burd^ bie ^rindpienfragen, bie in
il^m 5ur Sntfd^eibung fommen, eine ber mid^tigften
erfd^einungen be§ 9. Sal^rl^unbertS. Einfang 868
forberte 9licolau8 §incmar auf, entmeber inner»
^alb 30 Sagen nad^ Smpfang beS @d^reiben8
ä^otl^ab 5U reftituiren ober i^n nad^ 9lom ju fen-
ben, jugleid^ aber felbft ober burd^ SeDoHmäd^tigte
bort )u erfd^einen, mibrigenfaüd er fuSpenbirt fei
(Mansi XV, 295 sq.). SBeitere @d^reiben an ^tnc»
mar, an bie ju Soif jonS Derfammelt gemefenen Si»
fd^öfe, an ffarl ben ffal^len unb bie Königin ^er-
mintrub bemirften, ba^ auf einer ©^nobe ju Her-
berte am 25. October 863 befd^loffen mürbe, bem
SBiUen be§ ^apfteS ju millfal^ren unb Slotl^ab mit
SeDoQmäd^tigten nad^ SRom }u fenben. Slotl^ab
lam im 3uni be§ folgenben 3a]^e§ ju SRom an ;
ba ftd^ feine Auflager einfanben, lie^ il^n ber $ap{t
inx Sertl^eibigung ^u, fprad^ il^n am SSei^nad^tS«
f efte frei, fe^te il^n toieber in fein SiStl^um ein unb
fd)idFte il^n mit bem Sifd^of SlrfeniuS Don Orta
als päpftlid)em Segaten jurädt. 3n einem SRunb-
fd^rciben an bie Sijd^öfe ®aflien§ (Mansi XV,
693 sqq.) belcl^rte er bie jelbcn fobann über bie in ber
^erfon be§ 9lpofteIfürften bem römifd^cn ©tu^Ie
übertragene Sefugni^, in ber Dorliegenben, un»
jiimeifell^aft ^u ben majora negotia jöl^lenben
Qfrage felbftänbig ju entj^eiben. fficnn fd^on über-
t)aupt bei ber Scrurtbeilung eines Sifd^ofS bie
©ene^migung SRomS eingel^oU werben muffe, fo
fei bicfe um fo mel^r erforberlid), menn auSbrüdf»
lid^ Scrufung eingelegt morben. S)ie SluSflud^t,
SRotl^ab l^obe nod) berfelben micberum baS ©erid^t
ber ©9nobe begehrt, fei allju obfurb, jumal bo
nad^ einer SlppeUation an ben l^öd^ften Mid^tcr jebe
anbere SuriSbiction aufl^öre. So überl^aupt Der«
flo^e bie Slbfe^ung eineS Sifd^ofS o^ne Scfragen
beS 5Popfte§ gegen jol^lreid^e unb gcmicf)tigc 2)e-
crete, bie man nid)t unter bem Sormanbe, fie be-
fänben pd^ nid^t im Codex canonum (bem §a«
brianifd^en), l^intanfc^en bürfe. 63 ftel^e jebod^
ben Slnflägem JRotl^obS jeberjeit frei, ff lagen gegen
il^n in 5Rom Dorsubringcn, nur muffe er Dörfer
reftituirt fein. 3n bemfelben Sricfe fprid^t ber
$apft oud^ Dom ffaifertl^um; er nennt e§ ein „gott«
befd^ü|te§", „mit ber Senebiction unb ber Sal-
bung burd^ ben ®ienft be§ apoftolifd^en Dber-
l^irten empfangen" ; ba§ ©d^mert l^abe ber ffoifer
Don ^Petrus gegen bie Ungläubigen empfongen, bie
288
ÜlicoIauS L, htt ^l
284
Stcom buxä) 6rb|(^aft erl^olten ; fte fei i^m burt!^
bte aiuctotität beS opoftolifd^en Stul^led beftötigt
unb Dotn $Qpfte aufgefegt. SBer gegen ben ifoi'
fer onfämpfe, l^abe ®ott unb ben opoftoUfd^en
@tu]^I )u ^^inben. Slel^nlid^e @d^reiben tid^tete
9HcoIqu8 an itaxl ben Aol^Ien unb an ^incntar.
Se^terem brol^te er mit ber @u§penfton, ttmm
er \iä) bei feiner @enten) nid^t beruhige ober nid^t
mit Stotl^ob nad^ SRom lomme. ^incmar gdb
fid^ }ufriebeiu Saß) nad^bem biefe Slngelegen^eit
bcenbct toax, griff 3licoIau§ eine anbere im frönfi»
fd^en aieid^e auf, nämlid^ bie ber SReimfer Seift-
lid^en. Sr^bifd^of ßbo Don SteimS (f. b. %xtl
^incmarS Vorgänger, l^atte aud^ nad^ feiner 9lb-
^^ung im 3. 835 ©eißlid^e gett)et]^t. ^incmar
Derbot benfelben oXit SluSübung geiftlid^er gfunctio»
neu ; bie @9nobe ju @oiffon8 853 beftötigte biefe
@enten5 unb fügte ben Sann ^in^u. ^incmar
moKte biefen Sefc^Iu^ in SRom fanctioniren laffen;
2eo rv., an ben bie Klerifer at)penirt l^atten, »in«
fal^rte iJ^m nid^t, xoclffl aber Senebict UE. im 3.
855, unb aud^ 92icoIau8 erneuerte 868 auf ^inc»
mord 92a(^fud^en bie IBeftätigung unter ber 93e-
bingung : ita tarnen, si in nullo negotdo, apo-
stoücae Bomanae sedis jussionibus inventus
fueris inobediens (MansiXV, 375). S)0(!^ liefen
Serid^te auf Serid^te Dom ©egent^eil an ben $apft
ein, unb e§ lam l^ingu, bag Aarl ber ftal^Ie einen bie»
fer €Ierifer, Sßulfab, auf ben er^bifd^ö^id^en @tu]^I
Don SBourgeS erl^oben feigen tt)oQte. 9I§ be^l^alb
IRicoIauS bie Seien ber @9nobe Don SoiffonS einer
nod^maligen S)urd^fid^t unterzog, lam er ju ber
Slnfid^t, bie SRe(^tmä|ig!ett ber Seftrafung iener
® eiftlid^en fei bo(^ nid^t über {eben 3iDeif el erl^aben.
ßr rid^tete be&l^alb am 3. ^Ipril 866 ein Sd^rei«
ben an ^incmar (Mansi XV, 705 sqq.), in totU
6)m er il^m rictl^, bie Slerifer felbft gu reftituiren;
molle er baS nid^t, fo foQe für ben 18. Sluguft eine
gro^e @9nobe nad^ @oiff onS berufen mxhtn ; n)ürbe
$ier feine Einigung erhielt, fo gebenfe er bie Baä^t
Dor fein ©erid^t ju giel^en. S)ie @Qnobe entf d^ieb in
bem ©inne einer Don ^incmar Dorgelegten ®enr»
d^rift, ber $apft möge bie ßkrifer auS ®nabe re«
Htuiren, bie 93if d^öfe moDten bann bie SluSfül^rung
)e§ pä))ftli(^en 3Ranbate§ übemel^men (Mansi XV,
728 sqq.). $a))ft 92icoIau§ mar bamit feineSmegg
E 'rieben, fonbem tabelte bie Unregelmä^igfeit ber
l^em mie ber je^igen ©^nobc gu ©oi^onS, for»
it, ba| ^incmar entmeber bie Slefiitution alS
red^tlid^ begrünbet anerlenne ober bie Sbfe^ung
als gefe^mö^ig nad^meife, unb fe^te SBuIfab unb
feine @5enoffen mieber ein (Mansi XV, 738 sqq.).
^incmar rid^tete nun ein bemütl^igeg Untermer-
ntngSfd^reiben an ben ^apfi, in meld^em er er-
härte, bie Sntfd^eibung ol^ne SRüdtj^alt annel^men
)u moQen; er umgiitg aber baS birecte S^ugni^,
bie 9lbfe^ung ber Siedler fei ungefe^mö^ig ge-
toefen (Mansi 1. c. 772 sqq.). 3nbc| ertlörtc ber
$a))ft ftc^ aufrieben. Sine ©Qnobe p Sro^eS
am 25. October 867 ergönjte bie frül^eren Se-
rid^te unb erbat ba§ $aSium für SBuIfab. 3uglei(^
erfud^ten bie 93ifd^5fe ben ^fi, er möge gfS^otge
treffen, ba| lünftig lein Sifd^of mel^r ol^e 3^
ftimmung beS ^opfteS abgefe^ merbe, mie boS in
Dielen S)ecretalen ber köpfte Derorbnet fei (Mann
1. c. 791). 9Rit biefen S)ecreten finb bie ))feitbo-
iflborifd^en (f. b. 9lrt. ^feuboiftbor) gemeint. Ob
$ap[t 9^icoIauS biefelben gefannt l^at, ifl cotttxo-
Derd, aber nid^t mal^rfd^einlid^. ©id^erlid^ l^at er
fte erft 868 fennen gelernt; auf feinen ^jcä fj^ er
fte benu^t. ^9lirgettb§ in ben jal^Ireid^en, oft gu
Sbl^anbfungen angemad^fenen ©d^reiben Sood-
laug^ L Iö|t fid^ ein pfeuboiftborifd^ed Sitat nod^
meifen, utü) boA l^dtte er ben folgen 2)ecretotoi
eine t^üQe ber fd^Iagenbften SemeiSfiellen gegen
bie gaUif d^en Sifd^öf e entnel^men fBmten" (©^rörS
[f. u.] 267 Snm.); Dielmel^r bemeist er bie Slucton«
tat unb bie 9led)te beS päppd^en ©tul^Ied auS aO*
gemeinen ©runbfa^en, meldte ftd^ auf bie SBorte
Sl^rifti ftü^en, auS (Sononen, 2)ecretalen md) an-
beren Ueberlieferungen, bie fd^on längft befannt
maren unb feiner SontroDerf e untermorf en finb (DgL
©d^rörS 259, «um. 82. 265 u. 266, «mn. 111;
^ergenrötl^er, 9lnti-3anu8, greib. 1870, 106 ff.
unbff.-®.n,8.2luf[.gfreib.l885,16ff.;B.Jung-
mann, Dissert. sei. in historiam ecd. m,
Baidsb. 1882, 306). Slud^ fonft ft^irmte SHco-
lauS aUentl^alben bie Unterbrüd^en. ©o fe|te er
ben gemaltt^ötig entfernten Sifd^of ©eufrteo Hon
^iacenga unb ben Don feinem SBifd^of ißanbulpt
beS ^mteS beraubten S)iacon $onU)o su Sa)ma
mieber ein. %üx S)eutf d^Ianb mar er tl^ötig, inbem
er feine 3uftimmung gur 9)ereinigung beS bifil^er
}ur iKrd^enproDing ^öln gehörigen SBiSt^umS SBre-
men mit bem SrgbiStl^um Hamburg gab unb bie
jd^on Don ®regor IV. gegebene SSerorbmmg er-
neuerte, ba| Singgar unb feine 9tad^f olger auf bem
©tul^Ie Don Hamburg gugleid^ pöpfilid^e Segaten
bei ben SDönen, ©darneben tmb ©laDen fein feilten
(f. b. 3(rtt. SlnSgar unb §amburg).
S)en größten jf ampf l^atte 9licoIau8 L mit ben
getfüid^en unb ben tt)eltli(|en SRad^tl^abem }u Son«
ftantinopel }u beftel)en. Sin 3abr Dor feiner %fyamF
befteigung mar ber ^atriard^ SgnatiuS (f. b. 9rt.)
miberred^tlid^ abgefegt unb ebenfo miberred^tlid^
ber Saie ^l^oüug (f. b. Slrt.) an feine ©teOe gefegt
morben. Um fidler p gelten, manbte ftd^ mifer
SRid^ael m. an ben ^a))ft; $]^otiu8 betl^euerte
l^euc^Ierifd^, nur mit SBiberftreben baS ^triord^t
angenommen ju l^aben. 9^icoIauS, Don bem mal^
ren Hergang ber ^a6)t noc^ nid^t genau itnter-
rid^tet, Derful^r mit SSorfid^t; in feiner Sntmort
tabelte er bie uncanonifd^e pld^Iic^e ßrl^ebung
beS $]^otiu8 aus bem fiaienftanoe unb erfidrte,
feine Slnerfennung bis }u genauer Slufl^ellung beS
©ad^Derl^alteS Derfd^ieben ju muffen (Mansi XV,
160. 162). S)ie Don il^m nad^ Sonfiantinopel ge«
fanbten fiegaten liefen fid^ tüufd^en unb fprad^en
auf einer ©Qnobe (Sfnll^iQ^t 861) bie 9bfe^ng
beS ägnatiuS unb bie Slnerfemtung beS ^l^otiud
aus. Mein 9iicoIauS burd^fd^aute baS ®emebe
Don Xrug unb ®emaltt]^at unb lie^ fid^ mebet
285
üticoIauS L, ber 1^1.
286
biint bie Kod^ru^ten feiner Segaten, nod^ burd^ bie
(ciu^Icnfd^ @<l^iben bon 6onftQnttnot)eI töu*
{4nL 6r Derfatntnelte ben r5mifd^en SIeruS unb
ecflfirtc feierlid^ in (Begenmort ber bt|}antini|d^en
dcfonbtcn, ba| feine fiegaten il^re iBoürnod^t über-
f^iitten ^en unb er il^ren Sntjd^eib nid^t on-
eilmnc. 2)QSfeIbe fprad^ er in einem @d^reiben
an ben ftaifcr unb an ^l^otiuS auS unb rid^tete
am 18. V&xi 862 ein Sd^reiben ad omnes fideles,
nm bie gan^e S^rifienl^eit t)on ben iBorgängen in
Coofiantinopel unb feinem eigenen Urt^eil in ff ennt-
niB iu fe|en (Mansi L o. 168. 170. 174). Sluf
einer €9nobe su Anfang 863 fprad^ er über ben
einen ba Segaten unb über Ißl^otiuS 9lbfe|ung
mb Sonn au8; über ben anbem Segaten^ ber fi^
in (Sauten befanb, erfolgte biefette Sentenz im
folgenben 3a]^ O^ansi L o. 178. 183. 245).
ein ^ö4fi beleibigenbed @<i^reiben ÜRid^oeld IU.,
Deld^ im Si^ufl 865 naä^ SRom !am, beQntn)ortete
9licoIaud im Sefül^I ber Ueberlegenl^eit mit SSßürbe
onb ftlng^t. S)ie bem Stul^Ie bed 1^1. $etru§
S&gefügten Seleibtgungen nned er inx&d, bie il^m
perfönlid^ zugefügten überging er mit StiUfd^tuei«
geiL Sr erhörte fxd^ nad^brüdlid^ gegen ben b^son-
tinif^ SedpotiSmuS in ffird^enfad^en ; bie $ri«
»acgien feined Stul^IeS, bie Don S^riftuS felbft
mlie^, (5nnten mol^I angetoftet unb Derle^t,
ober nie }erftört »erben. Um alle IRüdfftd^t su
le^en, geftattete er eine in SRom, fem oon ben
Sutriguen ber ^ßarteien Dor^unel^menbe SteDifion
beft ^togeffeS, su ber fotool^I SgnatiuS als Ißl^o-
tinS ober bereu 93et)oIImöd^tigte mit Slbgeorbneten
be< ^ofeS unb mel^rere IBifd^öfe erf d^einen möd^ten
(Manai L c. 211). 3ttstmfd^en l^atte ftd^ ein mif-
fionSgefd^id^tlid^eS Sreigni^ vorbereitet, tt)eld^e§ in
feinen ^ol^tn ben @egenfa| Derfd^örfte. S)ie oon
ben (Sried^en befel^rten ^Bulgaren begannen nöm»
&4 mit 9tom in ^erbinbung 5u treten (f. b. Art.
Sulgorien). 3]6r Surft »oriS (2Kid^aeI) fc^idfte im
Ingufl 866 @efanbte nod^ tRom unb Iie| bem
$a|){b 106 fiepte unb S)i§cit)Un betreffenbe gfra«
gm Dorlegen. 92icoIauS beantn)ortete biefelben
cmgebenb unb fd^idfte Segaten bortl^in (Besponsa
Kcolai ad consulta Bulgarormn, Mansi 1. c.
401 sqq.). ^Siefe 9lnttt)orten äeigen/ ttic 9Jeon="
ber («ag. ®efd^. ber d^riftl. SRcligion unb fiird^e IV,
6amb. 1836, 55) treffenb bemerft, Mi e§ bem
$opfle ttid^t blo^ barauf anfam, bie ßinrid^tungen
ber romif(|en ffird^e, baS Ißopfttl^um unb einen
4nfllid^ Seremonienbienft unter ben ^Bulgaren
oniufü^ren; fonbem, ba^ er eS \iä) anä) fel^r an«
«legen fepn ließ, fie auf ba§, n)a§ ^ur ^riftlid^en
»benfibilbung erforbert mxbz, aufmertfam 5u
■ai^*, ba^ er meit mel^r al§ ein gried^ifd^er ^a*
liiaid^ für i^re reltgiöfen lBebürfmf[e gu forgen
leeignet nxir. SRit ben ®efanbten an bie 93ul«
«ocn ^en brei anbere, um burd^ bereu Sonb nad^
tonfiontinopel )u gelten. @ie nal^men ad^t oom
18. Kooember 866 bahrte Briefe an ben ffaifer,
9gnatiu8, $^otiud, SarbaS, bteffaiferinnen2:]^eo-
krat nnb Cubopa, ben CleruS unb bie Senatoren
oon Sonftantino))eI mit, bie legten, meldte 9lico>
lauS nad^ 939}an} rid^tete (Mansil. o. 216 sqq.).
@ie famen iebodd nid^t an ben Ort il^rer 93eftim-
mung^ ba ben brei fiegaten baS ^Betreten beS oft-
römifd^en Sleid^eS unterfagt mürbe. 9118 nun $^0«
tiuS feine t)erf5nlid^e @a^e }ur Sad^e ber gansen
orientalifd^en Aird^e 5U ma^en fud^te, in einem
langem @d^reiben bie S)tff erenjpunfte berfelbm mit
ber abenblänbif d^en ff ird^e aufjöl^Ite, mobei er bief e,
ben $apft an ber @pi^e, ber ^ärefie befd^uß)igte,
meiterl^in über 92icoIau8 auf einer @^nobe im
% 867 bm 93ann auSfprad^ unb il^n bed Ißonü-
ficateS für unmürbig erflörte, manbte fid^ biefer
an ^inmiar Don SteimS unb anbere IBifd^öfe
beS gfranfenreid^eS, tl^eilte il^nen bm Hergang ber
orientalifd^en SBinen mit unb forberte fte auf, bie
gel^öfftgen iBorn)ürfe beS ^l^otiuS }u miberlegen.
Sreffenb d^arafterifirt er biefe Auflagen bal^in, ba^
fie t]()eil8 Singe betreffen, bie, in ber uralten Ueber-
liefemng ber Sateiner begrünbet, t)on feinem ffir*
d^mlel^rer ober fonftmie biSl^er angefod^ten feien,
jum Sl^eil DöDig aUer SBabrl^eit entbel^rten, }um
Sl^eil aud^ gegm bie (Sried^en retorquirt merbm
fönntm (Mansi 1. c. 355 sqq.). 2)er neueffaifer
IBaftliuS ftürjte fd^on am 25. September 867, jmei
Sage nad^ feiner Sl^ronbefteigung, ben ^l^otiuS,
fe|te am 23. StoDember ben 3gnatiu8 mieber ein
unb fud^te bie SluSföl^nung mit IRom. 9Sein 92ico-
Iau§ l^atte nid^t mel^r bie gfreube, biefe }u erlebm.
Seit bem Sugnft 867 t)on fd^merm förperlid^m
fieibm l^eimgefud^t unb Don innerem ®ram über
bie b^jantinifd^m 3^tt)ürfniffe aufgeriebm, l^atte
er am 13. 92o))ember fein t|atmreid^ed, fturm-
betoegteS Sebm gembet. ^l^m folgte ^abrian IL
SRicoIauS L mar oon ebler, f d^öner (Seftalt, ^od^-
gebilbet unb berebt, fromm, fittenftreng unb mol^I«
tl^ätig. 2[n feinem Sl^arafter maren ffraft unb
iBefonnenl^eit be§ Staatsmannes im reinften Sbm«
ma^ mit bem mitten Qfcucr einer l^ol^en priefter-
lid^en Seele gepaart. 3n allem, maS er tl^at, tmg
unb l^ob il^n bie unerfd^ütterlid^e Ueber^eugung,
ba^ bie römifd^e ffird^e baS ^aupt aDer ffird^m,
bie äJJntter unb Sel^rerin fömmtlid^er Sl^riftglöU'
bigen fei; ba§ ^apfttl^um ift il^m ber Sngelpunft
ber d^riftlid^en Sßelt, ber ©mnbpfeiler, auf bem
bie SBoblfa^rt unb baS ©ebetl^en be§ ftaatlid^m
unb fir^Iid^en SebmS beml^t. S)ie Soned^te be§
apoftolifd^en Stul^IeS, bie berfelbe Don S^riftu§
unmittelbar, nid^t burd^ f^nobale 93efd^Iüffe im
Saufe ber Seiten erl^alten, fmb, um feine eige»
nm SBorte 5u gebraud^en, „bie Heilmittel ber ge-
fammtm fatl^olifd^en SBelt, bie SBaffen gegm {eben
^nbrang ber Ungered^tigfeit, ber Sd^u^ unb ba§
5ühifier ber ^ricfter be§ §erm, aUer SBürben-
träger mie aller ungered^t Verfolgten" (Mansi 1. c.
298). S)urd^bmngen öon biefer 3bee be§ $opft-
tbumS, „öerftonb er e§, ba§ ^Infel^en ber römifd^en
JHrd^e unb bie SSoUgeioalt be§ opoftolifd^en Stul^-
Ic§ im Orient unb Occibent fürftlid^er SBiüfür
unb bifd^öflid^er Slnmafeung gegenüber ju tl^otfäd)»
lid^er ^nerfennung 5u bringen. ®ie menigen Saläre
287
üttcolauS n.
288
feines glänjenben ^ontificateS l^oben jtoar nid^t l^in-
gereid^t, um baS gro^eäBerf oUfeitig guDoUenben
unb ben Slad^folgem qI§ geftd^erted Srbe ju über-
iQJjen; bo^u fel^Iten in ber näd^ften golgeseit bor
Mtm nod^ bie äußeren IBebingungen. Slber nid^t^
beftotoentger l^at S^icoIouS ben @runb gelegt, auf
bem ein ©regor vn. fortbouen (onnte; er juerft
l^ot bie 3been beS ntitteloUerlid^en $o))ftt|umS
geltenb gemad^t. Wi if^m unb Jtarl bem @ro^en
brid^t erft bie 3sit bed 97HtteIalterS im eigentli(^en
@inne on ; bie tiorouSgel^enben ^Q^tl^unberte flnb
nur 9lnbQ]|nung unb ^Vorbereitung'' (@d^r5r8 2).
ffien übenoältigenben ßinbrudt, ben feine Ißerfön»
lid^f eit unb fein Sßirfen auf bie 3^tgenof|en mad^te,
fd^ilbert ber frönfifd^e S^ronift Slegino mit fol-
genben Sorten : „93on bem feligen ©regor bis
Quf bie ©egenttxirt fd^eint fein sur Sßürbe beS
$Qp|[t]^um8 Srl^obener il^m tiergleid^bar. 2)en
j^5nigen unb S^ronnen gebot er, gleid^ als tt)öre
er ber ^err beS SrbfreifeS. S)en guten IBifd^öfen
unb $neftem unb ben gf^ommen toox er l^erob«
loffenb, freunblid^, gütig unb milbe; ben fd^Ied^ten
unb benen, bie t)om redeten Sßege abgemid^en, toax
er furd^tbar unb doH @d^red(en. 3Ilit Sted^t glaubt
man, ba^ ©ott einen ^loeiten ßliaS ermedt l^abe,
Itüax ni^t bem Rhxptx nad^, aber an ©etft unb
jhaft'' (Ghronicon a. 868, Mon. Germ. bist.
Script. I, 679). ®urd& feine weife unb fraftöoUe
SRegierung ^at er ftd^ ben 95einamcn beS ©ro^en
üerbient. (5SgI. A. Thiel, De Nicoiao papa T
commentiones duae, Brunsb. 1859; Sommer,
^Qp\i 9^icoIauS L unb bie b^^antinifd^e Biaai^'
firdde feiner Seit, 93erlin 1857: ^ergcnröt^er,
«pi^otiuS I., SRegenSburg 1867; ®erf.. St,-®. H,
3. aufl., Qfreib. 1885, 12 ff.; §efele, gonc.-©efd^.
rv, 2. aufl., 224 ff. ; ©d^rörS, §incmar, grj»
bifd^of üon SeimS, Qfreiburg 1884. S)ie ©riefe
TOcoIauS^ I. bei Mansi XV, 143 sqq.; Harduin
y, 119 Bqq. ; Jaffe, Eegesta I, 2. ed., Lipsiae
1885, 342—368.)
9iicolau8 n. (1059—1061) l^iefe öorl^er
©erl^arb unb flammte auS 99urgunb. ^it bem
fpätern $apfte @tep]^an X. toar er S^anonicuS in
SütHd^, feit 1046 Sifd&of öon glorens. 3118 nad^
bem Xobe Stepl^anS X. bie tuSculanifd^e gartet
beS römifd^en ^bel§ ben Karbinalbifd^of äol^anneS
aJlinciuS öon SSeÜetri unter bem 9iamen SBcne-
biet X. (f. b. 3lrt.) auf ben pöpftlid^en ©tul^I er-
l^ob, lenfte ^ilbebronb auf einer iBerfammlung ^u
©iena im S)eccmber 1058 bie SBal^l auf ©erl^arb.
S)ie ftaiferin 2lgne§ ertl^eilte il^m bie ^Jnertennung
unb beauftragte ben ^er^og ©ottfrieb t)on Sotl^»
nngen«34)Scana, il^n nad^ Stom gu führen. 3luf
bem Sßege bortl^in tieranftaltete 92icoIau§ ju @utri
eine S^nobe, auf toeld^er bie 9bfe^ung unb @s>
communication beS SinbringlingS auSgefprod^en
tourbe. 3u ®utri lie^ ber $apft baS friegerifd^e
©efolge jurüdf unb jog, nur öon ben Sarbinälen
begleitet, nad^ SRom, too er öon 93olf unb gleruS
el^renöofl empfangen unb am 24. 3anuar 1059
gefrönt tourbe. S)er neue $apf} galt als ein burd^
@ittenftrenge, Sßo^Itl^ötigfeit unb ©elel^rfamtdt
auSge^eid^neter ÜRann. Sie eigentlid^e @eele feituS
^ontificateS toar ^ilbebranb, ben er Snbe 1059
}um Slrd^tbiacon ber römifd^en ftird^ pxomo\}\xtL
3u Oftem berief 9licoIauS eine gro|e S^nobe
nad^ 9iom, auf meld^er 118 93ifd^öfe erfd^enen. 9uf
berfelben gab er, um bie äBal^I beS OberJ^upM
ber Jhrd^e f oiool^I ben römifd^en ^ßarteien, als cmd^
bem beutfd^en ^ofe gegenüber möglid^ fid^ }u
fteSen, ein 2)ecret über bie ^apftoal^L SMdfelbe
mürbe baburd^ mefentlid^ in bie pävbt ber &tr-
binalbifd^öfe gelegt, iebod^ foSte fte orfd^e^ mit
SSorbel^alt ber f d^iäbigen 9d^tung unb S^rerbiehmg
gegen ff önig ^einrid^ unb beff en 9lad^f olger, mdS^
biefeS Siedet perfönlid^ t)om apofiolifd^en Sttäflt
erlangen mürben (f. b. 9rt. ^apfhoal^l). ^ferner
erlief bie S^nobe 18 SononeS, oon benen ber
britte baS ^nl^ören ber ÜReffe etneS im ConcuU«
nate lebenben ^riefterS oerbot, ber oierte ben Sie«
rifem baS gemeinfame Seben borfd^rieb C^anai
XIX, 898). 3luf ber ©Quobe erfd^ien aud^ Se-
rengar oon SourS , meld^er feine @d^riften ttf
brannte unb eine oon ^ilbebranb berfa^te Formel
über bie ßud^ariftie befd^mor (f. b. 9rt Serengoc
n, 896). Snbe Suni begab fid^ 9ticolauS xuOf
9Ronte»^af flno , too er baS ^ol^annisfefl feierte
unb ben ^bt 2)eftberiuS }um Sarbinol unb }u
feinem SteÜoertreter in Unteritalien ernannte. IBon
ba ging er nad^ ÜRelfi unb l^ielt bort im 3ult eine
@9nobe 5ur 2)urd^fu]^rung ber fird^lid^en Stefot»
men (Gmllermus Apuliensifi, Gresta Boberti
Wiscardi, in ben Mon. Genn. bist. ed. Portal
Hannover 1851, XI bcstt). Scriptt. IX, 261).
SDann trat er mit bem T^ormannenl^erjog Stöbert
©uiScarb in Unterl^anblung unb belel^nte {^
Don ber ^olitif feiner SSorgönger, nomentlid^
Seo'S IX., abge^enb, mit Julien, Salabrien nnb
@icilien gegen Sntrid^tung eines 3ittfeS unb bie
$$erpflid^tung, bie ©üter ber römif ^en ffird^e uid)
bie ^rei^eit ber ^opftmal^l su fd^ü^en. (2)ie (EibeS-
formel SRobertS bei Baronius a. 1059, n. 70. 71.)
3u biefer Slnnöl^erung an bie 9lormannen mürbe
9^icolauS oeranla^t burd^ bie f eiiü)felige ©efimtung,
meldte ftd^ in S)eutfd^lanb gegen 9lom (unbgab.
92ad^bem ber $apft im ^uguft ^u 99enet)ent eine
@t)nobe gej^alten, fe^rte er nad^ 9tom }urüdC, ae«
folgt Don einem normannifd^en §eere, meld^eS Sie
gefäl^rlid^ften ©egner, bie ©rafen oon ZuSculum
utib ©aleria, jur Untertoerfung brad^te. Qwc
^urd^fü^rung ber IBefd^lüffe gegen Simonie unb
Koncubinat fd^idfte SiicolauS nod^ im 3. 1059
Segaten in bie oerfd^tebenen ©egenben auS. 9lad^
3J2atlanb gingen ^etruS S)amiani unb ^nfdm
t)on Succa unb brad^ten bie @tabt ^ur SuSföl^ung
mit bem ^apftc (©crid[)t ®amiani'S bei BaFonius
a. 1059, n. 44). ®amiani burd^jog bann Stalten,
freilid^ tocnig jufricben mit ber IDlilbe beS ^ßopfteS
gegen bie concubinarifd^en unb fimoniftifd^en SBi»
f d^öf e (t)gl. beffen ©rief, abgebr. bei Baronius L c
n. 39). Slnfelm oon Succa ging nad^ 2)eutfd^lanb,
fanb aber ^ier eine überaus feinbfelige ©ejtntnmg
2S9
5RicoIau8 HI.
290
gegen ben $o))fl« tteld^r ben Srjbifd^of Slnno t)on
ttbia ans nic^t nöl^er befonnten Urfod^en fd^rf 5U-
R^tgetDiefen ^ottt. 9uf einem SoticiHobuIum }u
SBonnft« tool^I )u SBei^tuid^ten 1060, tourbe fogor
bcfd^ffen, ben Slomen bed ^opfle^ im Sanon }u
fhinc^ Sn^tDtf^ bereiste Carbinol Stepl^n
i^conlrfid^ unb oirfte l^ier, imterftä^t t)on bem
^btc ^ngo bon Slugn^, )ut S)urd^fü]^rung ber
fizt^li^ Xeform (@t|noben p SSienne 31. 3a-
nnar 1060^ an 3:0ur8 17. gf^bruar). 9uf einet
DcUtm Tömifd^ @9nobe (1061) t)erorbnete ber
$apf}: «SBetDon einem ©imomften, aber obne
Smumie, gen)eibt ift, foS in feinem Orbo t)er-
blriben, n^enn fonf) fein Sergel^en feinerfeitS t)or-
liegt ; oofem aber (unftia iemanb t)on einem 93i'
}^ fti^ n)ei^n lä^t, ben er atö Simoniften
fennt, fo foHen beibe, ber äSkil^enbe unb ber @e-
ipo^te. obgefe^t fein"* (Mansi XIX, 899). 9lud^
bicr nnirbe eine SSerorbnung über bie Ißapfhoal^I
(gegeben; unter 9BieberboIung früberer äSeftim»
mungen nmrbe baS bem beutfd^enjtönige t)erlie]^ene
3nbidt ^nxir nic^t auSbrüdli^ mel^r ertt)öbnt, aber
as4 nu^t Qu8bru(flid^ jurüdgenommen. SticoIouS,
ber nid in Stalten, um )u bef{em, l^erumretSte,
funb am 19. 3uli 1061 ju gfloren} unb mürbe
in feiiKi frül^cm Sotl^ebrale betgefe^t. 3laä) einem
^^imtificai Don 2Vt Sauren l^interlie^ er feinem
Tioibfolaec bie ffird^ freier als j[e; ben Sorbinölen
nur bieSobn Dorge^eid^net, meldte fie ein}uf dalagen
tdtcn. @ein 9{od^f olger mar Sle^anber IL (Sgl.
iafkt, 3)ic beutfd^en ^dpfie ü, StegenSb. 1839,
239—360; ^^ergenrötl^er, «..®. H, 3. «ufl.,
54-58; f)efele, €onc..®efd^. IV, 2. Sufl., 798
bis 850 ; Jafl^, Begesta I, 2. ed., 557 sqq.)
«icolauS in. (1277—1280) l^icfe Oorl^er
SobonneS ®aetanuS unb ftammte auS bem |)aufe
t'cr Orfini. ©einSSater, ber nod^ bem 2:obe feiner
@emabltn in ben britten Orben beS 1^1. ^franciS-
niS getnten toar, bot ben jhtaben bem ^eiligen
5ur ftnfnal^mf in ben Orben an; biefer foD er«
mi£bnt beben, ber Qerr ^abe benf elben auSerfe^en,
ben Crben )u bef d^ü^en unb einft ein §err ber SBelt
yjL iDcrben. Snnocen^ IV. ernannte 3o]^anneS @ae»
inmS 1244 )um (Siarbinal unb Sllej^anber IV. il^n
jum ^tector beS gfranciScanerorbenS. €r gel^örte
u ben Dter (Sarbinölen, meldte am 28. Sunt 1265
Don ftoil Don 9niou im Sluftrage Siemens^ IV.
bcsScbenSeib entgegennabmen; ^abrian V. fd^idte
um nad^ SSiterbo, um bie 3toiftig!eiten 5n)ijd^en
Pari unbXuboIf oon ^abSburg beizulegen, ^o«
bosneSXXI. emonnte il^n am 18.£)ctober 1276
ism Xrc^ipTeSb^ter Don @t. $eter, als meld^er er
scbrrre 99eflimmungen über baS Seben ber Sa«
lÄxfer erliefe. 9la^ bem Xobe 3obanncS' XXI.
<20.3Rai 1277) fpalteten ^xä) bie ad^t su S3iterbo
tofomnielten Sarbinöle in eine italienifd^e unb
m fnmsöfifd^ ^ßortei. S)a bie ftrenge Sonclaoe«
txbnnig anfgeboben mar, fo zögerten bie Sar-
\aak, unb bie 3Ba^l !am nid^t el^er 5U @tanbc,
iä bis bie Sürger Don IBiterbo btefelben in baS
Etabt^anS cinfperrten; am 25. 92oDember tt)urbe
92icoIauS gemöl^It. 93alb barauf begab er fid^ nad^
9iom, mo am 26. S)ecember bie Jhönung ftattfanb.
@d^on Dorl^er mar er mit Stubolf Don ^absburg
in SSerbinbung getreten, um beffen ftaiferfrönung
5u ermöglidden. 9(uf fein Slnfud^en befiätigte biefer
am 29. 9Rai bie pöpftlid^ ^errfd^ftSre^te über
ben JKrd^enftaat unb entbanb bie @täbte ber 9lo«
magna Don bem ^ulbigungSeib, ben fein Jtansler
Don il^nen entgegengenommen batte. S)ie SReid^S-
fürften pflid^teten fpöter bei. 3m ©ommer 1278
liefe 92icoIauS burd^ feinen Steffen Satino, ben er
am 12. SOtör^ mit ad^t Ruberen, unter ibnen
ben gf^anciScanergeneral ^ieron^muS Don ^Scoli,
ft)äter SWcoIauS IV.,jium Karbinal erl^oben l^atte,
Don ber SKomagna 93eft^ nel^men; ^um ©rafen
berf elben ernannte er einen anbem9Jeffen, Sertl^olb.
ffarl Don Slnjou nötl^igte er, baS Steid^Dicariat
in SuScien unb baS Slmt beS Senators ber @tabt
9tom, baS il^m SIemenS IV. auf ^el^n 3abre über«
tragen l^atte, näd^ Ablauf biefer ß^t niebersulcgen.
S)arauf Derbot er, bafe bie SBürbe beS römif^en
Senators fünftig an gf^embe übertragen merbe.
Slud^ brad^te er im 3. 1280 ^mif^en SKuboIf Don
^abSburg unb Itarl einen SSergleid^ ^u Staube,
nad^ meld^em biefer bie (Sraffd^aft ber ^rooence
unb gforcalquier Dom beutfd^en SKeid^e su Seben
nal^m unb feinen Snfel mit SluboIfS Sod^ter Der*
lobte. Sin italienifd^er Sl^ronift (f. bei Muratori,
Scriptt. XI, 1183) berid^tet, ber $apft l^abe mit
Stubolf über eine Sl^eilung beS Sleid^eS in Dier
Itönigreid^e Derbanbelt; baS eine, Seutfd^Ianb
f oUte SRuboIf als ßrbmonard^ie erl^alten; baS ^meite,
Srelat, ber ßnfcl ftarlS Don ^njou ; bie beiben
anberen, Sombarbei unb XuScien, bie Sermanbten
beS ^papfteS. Snmiemcit biefc SRod^rid^t ber SBirl-
lid^f eit entfprid}t, läfet fid^ bei bem SRangel an 3laä)'
rid^ten nid^t fagen (D9I. gidfer, öforfd^ungcn }ur
Scid^S« unb SRed^tSgcfd^id&te 3taIienS H, 3nnS.
brudf 1869, 461). Um bie Serfd^mörung gegen
ßaxl auf Sicilien foQ 9ticoIauS gemufet baben
(8co, ®efd^. b. ital. Staaten IV, Hamburg 1830,
627). 3laä) Eonftantinopel fd^idtte er ©efanbte,
um bie 1274 gefd^loffcne Union aud^ factifd^ burd^«
jufübren. 3« ben änftructionen bcrfelbcn (Mar-
tine et Durand, Veterum scriptt. et monum.
. . . amplissima coU. VII, Paris. 1733, 261 sq.)
erneuerte er tl^eilS bie gorberungcn feiner S3or»
gönger, tbeilS ging er, ber 3lufrid^tiglcit ber ©rie-
ben mifetrauenb, über bief elben l^inauS. 3^ar
unterfd^rieben ber ßaifer 9)iid^oeI unb fein So^n
^nbronicuS für il^re eigene ^erfon boS S^m«
bolum, fonft mürbe aber nid^tS erreid^t. SCßeitcrbin
manbte JlicoIauS bem fernen Orient feine ^ufmerl»
famfeit ^u, inbem er an ben 3:ataren«6bau ®e«
fanbte aborbnete (Eaynald ad a. 1278, n. 18 sq.;
f. b. art. Mongolen Vm, 1773). ^aä) Ungarn
fanbte er ben Sifd^of Dou Qfermo als Scgoten mit
ben auSgcbcbntcften SoHmad^ten (Eaynald 1278,
n. 23 ; Theiner, Vetera monumenta historica
Hungariam sacram illustrantia I, Born. 1859,
327 sqq.). ®en ungarifd^cn ßönig SabiSlauS^
10
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auf i§n ;
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Irift fi'ilf; (Mit )f;tii inffirti 'Ur l^rjll^rfriifiunQ in
7'iil/in»jiiiiM um)/ )i*i.Illf hn ''^nuirn^r nfier f^n Vln-
Thiih m", »/'i'hrirri in l^hillrn rr|rfjrinni. Vlüein
iiiifiifitiiiilr fc)liri;rnil||r fidtni firr Vlii<'4ü(jrHii() etil'
({»<|iii, Im V(|»ttl \?MU |(f;i(flr brliOnffi hir H^opft
• lMiii'<'>iiiiliii (III )iriiAi'itil(iMffiyiialfl ml u. 12^0,
II lii) Vliiiti iifrti tiiil ;\tMl)(f)rM liriMl riiie&)uiii'
iiiiMtf iIm )iiiiii)(tit)( hiihitiif). b(if( ^KirnlmilS IDte
|rliii' liiitirii *Miii|fi)ii||n in hrtii ''i/Ircilr /|lDifd)ni
''.1:~ 1! Si"^! r-.: r-r rem r-i^ Äj~r c«in«
•:l:tT_ c: rr !:• :rt>: »Tir/TiTr«!" ^«4 5Hor«
;».-.« :r! 2.:n:.rr-:..l ;ur: ^?— j^-f ;r* sinb liefe
2zrilir.'zz^rr. i::r]zbc:zi:-rz rr^ r-sli« 23eifc
:»-=-. ir:.:'.r. £—.:«• cü*: rscrir: r<rrfn fönne.
2[.f -rlv.r.r r ::'."£ grrjr'T: r^ir:^^ lui'Drecften,
(^««.:.,« V-r-t TT-r— --"f^ "LT^ ^^T iTüIl ÖDll
a. 12C^l.n.2&.:3vt. 5?!:n£r. -.r. rirä •Jer.ü^ungen
ftarb ?c:::Irj§ cm 4. >irril 1292 u^^ mürbe w
' 2. ÜJlGiia üT^-ggicre bc!.:i^£f :; S:rn:r T. errichtete
ifem e:n trcä::qz^ Jenfma'.. DJicoIau* »ar ein
fittenftrenser unb gclc&ncr 5Diann ; er lArieb HMif^e
Kommentare unb eine ßrflörung bunfler SteÖen
ber Sentenzen; bo(^ fmb feine Sd^riften Don il^m
me^r erhalten. S^ie Stnbt Som fc^müdte er mit
üerfd^iebenen neuen (SebÖuben, Warn 9Raggiort
unb bie lateranenfifd^e SBafiUffl mit SBerfen ber
mnfiDijc^enftunft (Scumont ®c|d^. berStabtSRom
ir, Berlin 1867, 707). Se^r bemüht toax er aud&
nm bie S^rijtianifirung ber Sataren unb fd^itfte
i^ncn tüd)tigc ÜKifponare, unter il^nen ben be-
rülftmten SJlinoriten 3of)Qnne5 be Sfionte Sorolno
293
9licoIau8 V.
294
(I. b. «rt). eritt 3laä)]o\%tx toat (Eölcftin V.
(8gL ^genröt^r, Rxxä^mqt^ä^iä)k II, 3. %ufl.,
311; ^fele, €onc.-®cfd&. VI, 2. 9lufl., 212 ff.;
Potthast, Begesta U, 1826—1915.)
KicoIouS y. nannte fid^ ber t)on Submig bem
Saoern am 12. TOoi 1828 }um ©egenpopft gegen
do^neS XXTT. etl^oBene ÜRinorit $eter Siat-
Balbncd t)on Corboro. Ueber feinen Sl^orofter
f. b. Sxt Suburtg ber 99ot)er (Vm, 282). 93or
Mncm (Eintritt in ben Orben mar er t)er]^eiratet
genpefen (ogL Martine, Thes. n, 760). %m
20. Ipril 1829 fprad^ Sol^anneS ben 93ann über
Um aus. 9IS Submig $ifa t)erHe|, blieb ber
6egenpap{l bort lurüd, unb nur bie ^(nmefenl^eit
eines fotferli^en SicorS f(i^u^te il^n t)or (Semalt-
t^gMten ber $ifaner. Slber bie ©teUung beS
SicorS iDurbe immer fd^luieriger ; be^l^alb Derlie^
Soinolbucci bie @tabt, unb ber ®raf IBontfatiuS
Bon Sonorotico gemöl^rte il^m eine l^eimlid^e 3u-
jbu^tfiftfitte. 2)araufl^in ermal^nte Sol^anneS XXU.
ben ®cafen, ben ®egen))a)){l auf Sofien ber Surie
mlb unter fidlerem iSkleit nadd Slüignon ju f d^idfen.
Statt beffen fd^idCte ober ätainalbucd einen be«
nüt^gen Srief on ben ^pft unb erflörte fid^ ^ur
Untemerfung bereit. Ser ^ßapft fprad^ ü)m barob
icinc Sreube au8 unb ftd^erte il^m ©nabe ^u. 9m
25. 2Nüt 1880 mibernef $eter su $ifa unb reigte
bamt midf VDtgnon^ mo er am 24. 9uguft in tuelt«
li^er SHcibung anfom. 9m folgenben Sage tuie-
bcr^olte er, )u ben gfü^en bed ^apfted l^ingeftredt,
{ein 9ef ernttni^ im 5ffentlid^en Sonflfbrium; ber
$a)yß (ob i^n auf unb lie^ il^n }um ^w^; ^anb«
nb Shmbtu^ gu. Unter ber Sd^a^fammer im
pdpf&ic^en ^laj^e erl^ielt er eine SBol^nung, tt)o er
in e^renooller ^ft gel^alten mürbe; feine 3dt
neigte er bem ®thttt unb bem @tubium, bis er am
16. Cctober 1838 flarb. S)a8 tiaticanifd^e Srd^it)
kwafftt einen Stegifterbanb Don i^m. (9uger ber
Literatur im 9rt. Subtoig ber 99at)er t)gl. nod^:
Subel, 3)er (Segenpapft 9^icoIauS V. unb feine
^ierard&ie, im ©ip. Sa^rbud^ XH [1891], 277
bis 308; @IaSfd^röber, S)ie Unterwerfung beS
degen)xip{}eS ^truS Don Sorbara, in ber gfeft«
gäbe |inn 25|ö]^rigen @tiftungSfefte ber ^Serbin«
bnig Snfiria, ShtnSbrudC 1889, 28—86 ; iBatica-
3if4e 9cten jur ®efd(|id^te SubmigS b. ^., 3nnS«
bnuf 1891.)
XicoIauS V. (1447—1455) nannte pd^ bann
ber am 6. SRftr) 1447 nad^ bem Zobe SugenS IV.
gemfi^Ite Xl^omaS ^entuceKi. Sr mar am
15. fZooember 1897 mal^rfd^einlid^ ju Sarjana
gdorcn. 3n fe^ jungen äal^ren begann er bie
Btsbicn }u ^oloqi^a, unterbrad^ biefelben aber auf
pd Sofyct, um als ^uSlel^rer in Sporen) ftd^
Stittel )um SBeiter^ubium ju ermerben. S)ann
mSfm t(n ber (eiligmö|ige IBifd^of Don Bologna,
tiatoiS Vlbergati^ in feine Sienfte. ßr blieb
W bemfelben 20 Saläre unb ftebelte. als 9Iber-
p& 1426 }um Sorbinal ernannt mürbe, mit il^m
«4 9hmi über. @d^on in biefer Stii benu^te
4k Cngen IV. ju Derfd^iebenen @efd^öften. 9tad^
bem Xobe feines ©önnerS ernannte il^n ber $a)))l
jum IBicecamerlengo unb am 27. 9loDember 1444
jum Sifd^of Don ^Bologna. S)a er megen bort
auSgebrod^ener Unrul^en fein 9mt nid^t antreten
fonnte, betraute il^n ber $o^ft jmeimal mit l^od^-
mid^tigen fiegationen nad^ S)eutfd^Ianb; auf ber
jmeiten Steife gelang eS t^m, in SSerbinbung
mit garDaial (f. b. 9rt. n, 2008), auf bem Qfran!-
furter Steid^Stag bie beutfd^en gfürften Don ber
fogen. 92eutralitöt auf bie Seite ^omS }u jiel^en.
3um SDanfe bafür er|ob il^n ßugen am 16. S)e*
cember 1446 jum Sarbinal. Srei 9Ronate ft)öter
beftieg er felbft ben fäpfütd^en Stul^I. ©etabe
[eine ©emanbtl^eit in ben Unterl^anblungen mit
Den 2)eutf d^en mag bie Sarbinäle bemogen l^aben,
il^n 5u möl^Ien; fein 93iagrapb SSefpaftano ba
3)ifticci berid^tet inbeg, ba| bie Siebe, meldte
er bei ber Seid^enfeier (SugenS IV. I^ielt, feine
S&a^l Deranla|t l^abe. 3n banfbarer ßrinne-
rung an feinen SSBol^Itl^öter nal^m er ben 9lamen
5RicoIauS V. an. 9lm 19. SKärj fanb bie ftrö-
nung fiatt. S)ie Sage ber ürd^Iid^en unb po-
litifd^en IBerl^öItniffe mar f d^mierig , allein burd^
finge 9lad^giebigfeit unb feltenen ßifer brad^te
9IicoIauS Diel ju Staube, iim fd^mierigften lagen
bie Singe in S)eutfd^Ianb, mo nod^ immer baS
Sondl ju IBafel tagte. S)er ^apft beSfelben,
3felij V., forberte TOcotouS in einem fafi (omifd^
$atboS p fd^Ieunigfter Siefignation auf (Mansi
XXXI, 189). SticoIauS ging inbeffen unbeirrt
auf bem SBege meiter, ben Sugen IV. eingef dalagen
batte, inbem er auf bem ffranfenbette nod^ bie f og.
gfürftenconcorbate unterjeid^nete (f. b. Slrt. Son-
corbate IQ, 826). Sd^on am Sage ber ffrönung
Derfprod^ SlicoIouS bem ftönig Qfriebrid^ IIL bie
33eobad^tung ber Don feinem Vorgänger abge*
fd^Ioffenen Uebereinfunft unb erneuerte biefeS S3er=
fpred^en in einer SBuHe Dom 28. SDtärj (über bie
Auslegung berfelben f. ©d^eeben, S)oS öcumenifd^c
goncil Dom Sobre 1869 n, SiegenSburg 1870,
398 ff.). Äönig griebrid^ unb einige Sieid^Sfürften
batten il^n als $apft anetfannt; bagegen Derbanben
fid^ bie Dicr ffurf ürfien Don ftöln, 3:rier, ber «pfolj
unb Sad^fen mit bem Don ben 93aSlem gemonne*
nen franjöfifd^en Äönig Äarl VII. SJun mürben
jmei SSeriammlungen ju SäourgeS unb S^on im
äuni unb 3uli 1447 gel^alten, an benen au^er
ben genannten ffurfürften aud^ ©efanbte Don Sa»
Do^en, ßnglonb unb einige SWitglieber berSäoSIer
SQuobe tl^eilnabmen; man bef^Io^, gfelis foHe
reftgniren, SlicoIauS aber in fel^r Dielen fünften
ben 95aSlem nad^geben unb in fürjcfter Seit ein
allgemeines Soncil in eine franjöftfd^e Stabt be«
rufen. S)er ^opft gab jebod^ junäd^ft feine %nU
mort. Qfaft ju berfelben Seit Derfammelte griebrid^
bie gfärften ber anbem Partei ju ^Ifd^affenburg.
5)ier mürbe bie Snerfennung SlicoIouS' V. auS«
gejprod^en unter ber 95ebingung, bafe er bie 3für=
ftenconcorbate beftätige; jur mcitem ^luSgleid^ung
oUe ein Sleid^Stag nad^ 92ümberg berufen mer-
en. 9la^ 95eenbigung ber gürflenDerfamm»
10*
i
295
5licolou8 V.
296
Iun9 erliefe Öfriebrid^ am 21. auguft 1447 ein
aKgemeineS Sbict, toorin er entf Rieben befallt
iebermatm im SReid^e foSe WcoIquS onerlennen.
S)a boSfelbe iebod^ nid^t bie ertDänfd^te Sßtrhing
l^erDorbrod^te, fo ^ielt ed ber t)(i))ftlid^e Segat, Sar-
binol Sart)Qj[aI, für gerotl^en^ rdä^i auf ben SReid^S«
tag }u märten, fonbem ^uDor fd^on mit bem Üb'
nige unb ben einzelnen Sfurfien ^u unterl^anbeln.
SHe gfntd^t biefer Unterfanblungen toax baS am
17. gfebruor 1448 abgefd^foffene SBiener (Soncor-
bat (aud^ mol^I Slfd^affenburger genannt), totlä)^
9HcoIau8 am 19. m&ct beftötigte (über ben 3n-
l^alt f. b. «rt. «oncorbate HI, 828; SBeurtl^eilung
beSfetten bei ^a\iot [f. u.] 819). SRit bem «b-
fd^Iufe biefed SoncorbateS l^atte fiir bie f d^iSmatifd^e
@9nobe }u Säafel notl^menbig bie Ie|te Stunbe
gefd^Iagen. Snfolge ber ÜRal^nung be§ Statines
tierliefeen bie @t)nobaIen bie @tabt unb begaben
ftd^ bann nad^ fiaufanne, ttorauf ber IBifd^of t)on
Säafel unb bie @tabt ftd^ SlicoIauS unterwarfen.
9lud^ Äönig Äarl Vn. fdfeidte im ©ommer 1448
eine Obebien^gefanbtfd^aft nad^ 9lom, meldte p-
gleid^ißorf daläge ^ur ^Beilegung be§ @d^i§ma8 über-
brad^te. Sm IKerlauf ber Unterj^anblungen l^ier-
über ging 9ticoIau§ in feiner tJfriebenSIiebe bi§ an
bie öufeerfte (Sren^eber ylad^giebigleit. 9m 18. Ja-
nuar 1449 l^ob er in einer feierlid^en SäuIIe alle
gegen %i\\i, bie S^nobe }u Säafel utib il^re Sn-
l&nger t)on il^m unb feinem SSorgönger t)erl^ängten
©trafen auf. Sbenfo na^m gf^Iis am 5. ^ril
mit Sriaubnife bed $a))fte8 bie t)on il^m gegen
Sugen, 9KcoIauS unb il^re Slnl^önger auSgefprod^e«
nen Senfuren feierlid^ jurüdf utü) beftätigte (die
tt)ö]^renb feiner ^Regierung t)on feinen ©egnem t)er-
liel^enen $rit)ilegien unb @naben. Svotx Sage
fpöter legte er, d&enfalld mit SlicoIauS' ©enel^mi-
gung, feine Sßürbe in bie ^önbe ber }u fiaufonne
^erfammelten nieber. S)iefe iDöl^Iten unter ber
iBorgabe, ber t)ö))ftlid^e Stul^I fei nun erft t)acant,
92icoIau8 V. aud^ il^rerfeitS }um $a))fte. 9m
18. 3uni erliefe 9licoIau8 Don BpoUto au8 brei
93uIIen }u ©unflen beS abgebanöen ®egenpa))fte8
gfelis unb feines ^nl^angeS, ol^ne jebod^ bie
basier 2)ecrete im ®eringften ^u beftötigen. 2)ie
SSieberl^erftellung ber fird^Iid^en Sinl^eit mürbe }u
SRom feftlid^ begangen. Sbenfo mar SlicoIauS in
$oIen, Ungarn, 99o§nien, jhoatien, felbft auf S^«
pem mit Srfolg für ben tird^Iid^en g^neben tl^ötig;
nur in IBöl^men mifelangen ^tt)a\al% Säemül^ungen
DoÜftünbig. 3n 9lom unb im Jnrd^enftaat mufete
9KcoIau8 ol^ne 93Iutt)ergiefeen Stulpe unb Orb»
nung ]^er}uftellen unb }u erlitten unb im ®rofeen
unb ®an}en bie tiefen SSßunben 5U l^eilen, meldte
bort möl^renb ber ^Regierung SugenS IV. gef dalagen
morben maren. 3m % 1450 Hefe er in SRom baS
fed^Ste grofee Subilftum abl^alten. 2)ie S^^^ ber
atompilger fd^eint aufeerorbentlid^ grofe gemefen
5U fein; ber $opfl felbft befud^te mit blofeen tJfüfeen
bie Stationen. 3lm $fingftf onntag (24. SRai) fanb
bie ^eiligfpred^ung IBeml^arbinS t)on @iena ftatt,
mobei ber ^apft eine fiobrebe auf benfelben l^ielt.
fieiber brad^ in 9lom bie $efl au8 ; aud^ eine burdd
fd^ gemorbene $ferbe auf ber 6ngel8bräd[e ein-
getretene Jtataftrot)]^e f orberte an 200 Opfer, ^üx
baS folgenbe 3al^r bel^e ber Ißapft baS Jubiläum
auf bie anberen Sönber au8. 3u biefem 3tt)tde
fanbte er Segaten bortl^in, meld^ jugleid^ auf bie
SbfteDung ber eingeriffenenSRifebr^d^e l^inorbeito
foSten. 9tad^ gfronlreidd V^Q Sarbinal Sfbute-
DiUe mit bem auftrage, ftd^ um einen befinitiDen
gfrieben mit Snglanb, eine 9teform ber ^ptarifo:
6od^fd^uIe unb bie Sbfd^apng ber pragmotifd^
Sanction t)on 1438 )u bemül^en. SS gelang il^
nur ber ^meite. f8t\\tm Srfolg l^atte 9{icoIau8
Don Sufa in S)eutfd^Ianb, mol^in auf gfriebrid^ lEL
^Sitten aud^ Sol^anneS Sopiftrano gefanbt mürbe.
3m 3. 1452 trat Jt5nig gfriebrid^ m. feine Stonu
fal^rt an, am 16. 3Jläx^ mürbe er Dom $apfte mit
ber eifemen ffrone gefrönt unb mit SIeonore Don
Portugal Dermöl^It; am 19. SRör) fanb bie Stai\t>
frönung ftatt, bie Ie|te in SRom. ©egen baS an-
bringen ber Surfen unterftü^te 9HcoIau8 befonberS
bie Ungarn, 9Ibanefen uno Itönig 3ol^ann Don
C^Qpem unb liefe überaU^in bringenbe ^ilfentj^
ergel^en ; aud^ für bie Unterftü^ung ber ftäm)>fe
gegen bie ÜRauren in Spanien mar er eifrig tl^tig.
2)en ©ried^en gegenüber mad^te er in einem
Sd^reiben Dom 11. October 1451 feiner $flid^
gemäfe bie ©emäl^rung ber ^ilf e Don ber enblid^
2)urd^fü]^rung ber S^rentiner Union abl^gig,
inbem er jugleid^ beflagte, bafe baS UnionSbecret
mol^l in aUen Sönbem bed SbenblanbeS, feines«
megS aber im b^gantinifd^en 9teid^e publicirt feL
2)a nun ber Jtaifer bie pöpftlid^n IBebingungen
annal^m, fanbte ber $opft ben Sarbinal 3ftbor
mit ^ilfStruppen nad^ Sonftantinopel unb f^idtte
aud^ ©elbmittel. 9m 12. 2)ecember 1452 mürbe
in ber Sopl^ienfird^e baS UnionSfeft gefeiert.
9t(ein eS mar nid^tS al§ eine Somöbie; bie fa«
natifd^en unb Derblenbeten ©ried^en }ogen ben
türftf ^en Surban ber popftlid^en Siara Dor ; am
29. ÜJtära 1458 fiel Conftantinopel in bie ^önbe
ber Surfen. S)ie 9lad^rid^t baDon mad^te auf ben
$apft einen gerabe^u nieberfd^metternben Sin-
brudf ; allein er mufete fid^ ^u faf[en unb )u l^on-
beln. Sofort fd^idte er £egaten an bie M )er>
fleifd^enben italienifd^en äRöd^te; in lBend)tg Iie|
er auf feine Itoften fünf Sriremen auSrüften: am
80. September 1458 erliefe er eine grofee 93ulle,
in meld^er er bie gefammte Sl^riftenl^eit }um
j^reusguge auff orberte; bie jfird^ molle burd^
©elbfpenben baran tl^eilnel^men, bie SarbinSIe
unb bie ^Beamten ber Surie foüten ben 3^^n«
ten il^rer Sinfünfte bap l^ergeben. Mein baS
}erriffene Suropa Derl^ielt fid^ tl^eilnal^mloS. Um
menigftenS in 3talien ben Qfrieben l&erjufteEe«
unb Don l^ier au§ einen 3ug gegen bie Slürfen
berbeijufül^ren, berief ber $opft einen Kongreß
nad^ Sftom, ber aber, l^auptföd^lid^ infolge beS )&t*
Italiens be§ JfönigS 9(fon8 Don 9teopel ol^ne St*
folg blieb. S)od^ fd^loffen, burd^ IBermittlung befi
tJfranciScanerS Simon Don Samerino, SSenebig^
297
9licolQu8 Don 9mien8 — 92tcoIau8 Don SlemangeS.
298
naifanb nnb Sfloteng Sfneben; bet Don 9ticolQuS
nail^ Steopel gefonbte ^irbinal Sopronica ü&er-
vbdt ben ftönig }um Seitritt, unb am 25. gfe-
fanoz 1455 fd^Ioffen bie genannten SOt&d^te unb bet
$a)>fl mtf 25 ^Ofct ein @d^u^ unb Zru^bünb-
m|. 3>t^ Sbmel^r bet Süden gefd^ol^ iebod^ nid^tö
fni{Uid^. ate^nlid^ erging ed in S)eut{(I^Ianb.
(in Sletc^tag )u 9tegen8burg (rad^te nid^tS ^u
Stonbc ; ein anberer }u gfronffurt a. SR. befd^Io^
)»« bie Sbfenbung eines ^ilfSl^eered nod^ Un«
gotn für baS folgenbe ^af^t, auf einem britten
ober PL 2Biener*92euftabt mad^te bie 2:ür!enfrage
e^ Süd- als Sfortfd^ritte. Unterbeflen ftarb mcc
lonS in ber Stad^t Dom 24. auf ben 25. SOtör^
1455 nnb nmrbe in @t $eter beigefe^t. @etn
^tod^olger UKir SalistuS IH
%coIaufi V. gel^ört p ben bejlen köpften, bie
ie ben etu^I $etrl gegiert l^aben. ,,S)aS Sid^t
imb ben Säpami ber iard^e @otteS unb feines
äa^r^rnibettfi" nennt il^ nid^t mit Unred^t fein
9iogra))^ Sefpafiano ba Sifticd. S)ie 3eitgeno{f en
MUbem il^ als einen fleinen fd^möd^tigen 9Rann
mit fc^gcf d^ittenen ® efld^tS^ügen unb bli^enben
f^loaqen Sugen ; feine (Seftd^tSfarbe toar bleid^^
fetne 6timme DoStönenb. Slber in bem üeinen
iUteper aol^nte ein großer @ei^ Sr toar fitten-
tcin, fromm, ent^Itfam, geredet unb gütig; öngft-
K4 imeb er jeben @d^ein beS ^{epotiSmuS. Seine
Seit^ügfeit trat bef onberS in feiner tJfriebenSliebe
imb Otilbt^ätigfrit in Sage. SBieHeid^t l^at fein
Ssrß feiner St\i eine fold^e Abneigung miber ben
Ihitg empfuiü>en mie er. Sin glön^enbeS 3^ugni^
feiner fafi unbegrenzten Sllilbtl^ötigf eit ift baS Don
i^ an ber ftird^e beS beutfd^ Santpo Santo
gegrunbete gro^e 9rmenl^auS, in tteld^em jeben
SRontag unb gf^eitag gegen 2000 iBebürftige
Srob unb SOßein^ aUe Sage aber 18 ^rme ein
StittagSmal^I erl^ielten. @ein einziger gfel^Ier, fagt
$latina, mor ein l^eftigeS, in fd^neUem 3onte ge«
iteigttS Semperament baS er felbft oft bitter be-
flogte. 9IS feinen l^öd^ften ßl^rgei^ unb fein Streben
bejfid^nete er felbft, „@otteS Sl^re unb ätul^m ^u
m^n unb baS ^eil ber 3J{enfd^en ^u förbem''.
Sie Ser^enlid^ung ber JHrd^e burd^ bie SBerfe
beS (BetfteS unb ber jhtnft »ar baS l^öd^fte 3tel
kineS $ontificateS ; in biefer C^inftd^t l^at er
tociffi, mtfjit geleiflet alS fonft einer unter ben
$öpfini, nnb gerabe barin liegt bie meltl^iftorifd^e
Sebentung feineS $ontiftcateS: mit il^m beftieg bie
i^cifUii^ %enaiffance ben pöpftlid^en Sl^ron. gfein
gebübet unb geifboU, trat er an bie @pi(e ber
literarifd^ unb fünftlerifd^en Stenaiffance, ben
Sntereffen ber 993iffenfd^aft unb Jhtnft fteOte er bie
Indorität unb ben SReid^tl^um ber päpftlid^en
ütoi^ ^ SSerfügung unb leitete bamit eine neue
lent ein in ber Sefd^id^te beS ^fttl^umS. 2)ie
Wehrten unb Siteraten maren feine eigentlid^en
SeUinge, i^en gab er mit faft unbegrenzter
Snigebiglett. S)o^ mu^te er ben Sd^mer^ er-
Mopoi, boB einer ber ^umaniften, Stefano $or-
(sa, eine Serfc^mdrung anzettelte, bereu 3tDedC
nid^tS Ruberes mar als bie IBefeitigung beS $ap-
fteS. ©lüdflid^enoeife mürbe fie zeitig entbecft;
Stefano tourbe am 9. 3anuar 1453 l^ingerid^tet.
iBomel^mlid^ begünftigte SttcoIauS bie gried^if^e
fiiteratur. 9Rit großen ff often unb äRül^en grünbete
er bie Daticanif^e IBibliotl^et bie bei feinem Sobe
1160 toertl^DoUe ^anbfd^riften zöl^Ite. Stid^t min-
ber erftaunlid^ mar bie gförberung ber ffünfte.
gfaft alle not^menbigen 9teftaurationen in SRom,
fomol^I an fird^Iid^en als profanen ©eböuben,
mürben möl^renb feiner ^Regierung DoÜenbet bie
^eterSürd^e unb ber iBatican erfüllten bebeutenbe
SBerönberungen. 3ln ber 3luSfü]^rung beS güefen-
planes für ben Umbau ber fieoftabt, ben 93au
einer neuen IßeterSürd^e unb eines neuen Ißopft*
palafteS l^inberte il^n ber Sob. Seine ^anb mar
eS, meldte bie ^auptftabt ber (Sl^riftenl^eit zu einem
glämenben SWittelpunft in ftunft unb SBiffenf d^aft
erl^ob. Seine ®rabf d^rift rül^mt Don i^m, er l^abe
atom golbene äal^rl^unberte gegeben. (Sine IBio«
grapl^ie 9JicoIauS' V. mitSSermertl^ung ungebmdfter
ajlaterialien lieferte neueftenS ^aftor, ®efd^. ber
köpfte f. b. Ausgang beS aJlittelalterS I, 2. «ufL,
greiburg 1891, 291—531.) [aBurm.]
^icotans Don SimienS (Nicolaus Ambia-
nensis), ein mittelalterlid^er Sl^ronift, mürbe ge«
boren im 3. 1147 unb fd^rieb in ad^t Sudlern
eine allgemeine S^ronif, bie jiebod^ faft SBort für
SBort aus ßufebiuS, ^ieron^muS, Sigebert unb
beffen gfottfe^em compilirt ift. 92ur l^ier unb ba
fe^t er einige meitere S)etailS bei, bie ebenfaUS
Don anberen Sl^roniften entlel^nt finb. $er^ l^at
in feinen Monumenta Germ, historica biefe
3ufö^e gefammelt; fte ftnb aber ol^ne l^iftorifd^en
SBerti S)ic gl^ronif reid^t bis zum Saläre 1203.
SßicoIauS lebte in SlmienS, mo er auf @mpfe^Iung'
beS ^apfteS aiejanber ni. Don bcm 93if d^of ©ein»
rid^ Don SReimS eine fird^Iid^e ^frünbe erl^alten
l^aben foU. ^ad^ 99rial foQ aud^ bie Sd^enS«
gefd)id&te beS 1^1. ©ottfrieb, alS bereu SSerfaffer
gemöl)nlid^ ein SKönd^ 9{icoIauS Don SoiffonS ge*
nannt mirb, Don il^m l^errül^ren. Süperbem mirb
il^m aud^ nod^ ein^ud^ Ars fidel catholicae zu-
gefd^riebcn, mcld^eS nur im SWanufcript Dorl^janben
ift. (Sgl. Eist. Utt. de la France XXI, 659 s.;
Fabricius, Bibliotheca medii aevi V, Florent.
1858, 100; Nouv. Biogr. Generale XXXIH,
983 88. ; Pertz, Mon. Germ. bist. Scriptt. VI,
473 sq.) [Stödtt.]
Tßiicotans Don SIemangeS (de Cleman-
giis), fo genannt nad^ feinem ©eburtSort, bilbete
mit ®crf on unb $eter b'^ill? boS berül^mte Srei-
geftim ber ^orifer UniDerfitöt in ben SReforma-
tionS- unb UnionSbemegungen on ber SBenbe beS
14. Sal&rl^unbertS. 6r mürbe geboren um 1360
im S)orfe ßlemangeS in ber gl^ompogne (im l^eu-
tigen ©epartement K^aIon5=fur«5ERame) Don od^t»
baren, aber unbemittelten filtern (bumilis erat
fortunae, fogt SuIäuS). Siä^ereS über feine ga»
milienoerl^öltniffe ift nid^t befannt. SKit znjölf
Salären fam er in baS Kollegium JlaDatta \\v^ccn&.
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reinr, S^l ir»av-i:irz\';i :€: Üßi-i'in» iilj !: riX:.: '''liCT xmn- uir Sltar mer nurict ^j.
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UüH DirüT V::ni }lj:.r7-:»:p. üc ms irr'iin \L:.c:« 1 11-^ cnr ml ^rnuT*m »üimüiii. Iu5 SöiÄni
iaai. ?ri ir;.l:i irin»! £leniCTi»l i-ire .^tütth. niri rnu 5:sn:iaiL ir mnr 5t Hframsex Älr
HC LTr-iüTTr.- SLiir-l rj.: cnxcn 'd aii uns ^E^::c rnu Tiiian (rauCT. umcE tOic: ^ ^er
'i»r.Ti5: K'iCT. £:ii:ii±;c M» ^I.inirt: ru ***i« F.n-.nnniuöür ra öaiinunritninrriicr ä 22:»
ifcr.::i:r4: '»üitiE £:'li!::i5T. .r "i'-ricir v'?-n.!ii :»:i >r'-iz er. imc: nr inr mm imrln: £^iii±c. ^
•r '»irjT -ir m«* ',\i\xr: I-:?: rxir SiL-r::^ Iüt Urs inri! Ilinirt üiirLf tLL i!nr nmi ÄmaEü !=■'§
wr'nir ^emiijj: ntinn jIct. :c et ittvjT^! ^.r cht^ fx itacr. LI; Iiu^'k E-nrrber icrEi €!*•
Ispr» m;i :r :ivt e^.rr.ricr r.iirrr:: r^icrf,!3- mrrin'J fxn S^rrir^irr im irrfxu eie: rJ^g jer
TiiHTi'T'j.i V.Z '.1^ i'iii'r.iT r.:.: zuil-iicr Lor::« 3 rJcnEit SxinEr er &ciu:^ir XZH X-cni*
:i::'i«'rT tt:: i*.:r .»jm :»!r -';-'.•:•':: :•?* 'iLvTnTr.rjhz !•• imi acniiEn Änr !c racr r'^cr ?cn»
MT Z-'l^^rr/z va:- i::r.;-5 :»n:uini ^i :u Ätrrtt rrnrü:?. rci ircr !i=r äsrr lh=: ti: bcriiz«
'^ir.:i»r^:iir v/ron rir &r.i'.:::r.: :»!i 'liirr. t: Iiei Irrr. ,!c±r cJ g-araunäärr' \äa£ir£f»
*iT/ai ''»rr IlT^ :i::a!r:-:»!:r. 5'i- irrii*. rir^rr. sk» rirr^ii* rr Ict i^u^ »ir-nnm "ä fi i^r, ^^2S
:«r:=..6t ^:1^-t *i -37 ^•ztL.txL ix: i:lrr'r»n r-rul Cln.^r>crL *ial •■.■Xiixrrj &frrr!rr: rzic
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^i-r.: -ix: d:-: ir:'.^» yr-Kz. :•:■: -.Tr-'-Tc: i-mr.« Irzu z^x^.tsz ircrcirc r:::r rr r-rrTFir, ^m»
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v3. s;.-':^:-::-»^: rr..::». (»rer. r.rf.-.r-.:: (fr::: lo&5 crrc^rtcr». ?,r-.: £:r.i4 r-ir^ite: SecretöiS
sano-
con-
Sienfk
301
9ltcoIau8 Don SlemongeS.
302
oon 8ettm beft ^opfieS felBft }u Sl^eil, bem er oud^
^infod in finbli^ Siebe unb IBerel^rung }uge«
Hjflti hVvA, unb ben er fd^ilbert oIS Papam, licet
gnviter accusatum, magnmn et laudabüem,
UDO sanctum Timm, nee bcIo an laudabilio-
rem unquani ullum viderim. allein feinen
^Jcaturanlagen nad^ fonnte SlemongeS (eatenus
jogi nescins) an bem ^ofleben unb ^ofgetriebe
leinen (SefoOen finben^ obttol^l er bie Surie in
morolifc^ ^inftd^t nod^ tt)eit über bie t^fürften*
^ bomoliger 3^ fiellte. S)qsu tarn noä) Diel«
\aitt SiDergcns ber ^nftd^ten unb IBeftrebuugen
mit feinen frfi^ren gfreunben unb ßoüegen on
ber UniDerftt&t, namentlidd bejügliii^ ber Obe-
bicnjcnigie^g. @o fteUte ftd^ in 93ölbe Ueber-
bnig an ben Curialgefd^ften unb Sel^nfud^t
lui^ ber frül^fm unob|ängigen Stellung bei i^m
ein. Magna yalde, fd^reibt er, etiam ante obe-
dientiae aublationem me serviendi tenebat
Bttietas, taedebat me vehementer Curiae,
taedebat turbae, taedebat tumultus, taedebat
imbitionis et moniminplerisquevitioBorum.
bätu er frül^ genug bie Sonfequeu} qu§ biefent
lleberbru^ am Curialleben ge}ogen, fo UJöre i^m
»0^ mand^ bittere Srfa^rung erfpart geblieben,
allein fein Sbelmutl^ unb feine ^ietot gegen ben
$a|iP verboten ed i^m^ biefen gerobe bann }u Der-
loffo^ M er Hd^ in ber bebröngtefien Sage befanb.
So lom baS 3ä^x 1407 mit ben gang entfd^iebe«
Ben ItaionSbemül^ungen Don Seiten fJfranfreid^S.
Uiberffdnig ben emigen SluSflfld^ten beS ^Digno»
nenjcr ^fteS gegenfiber mit abermaliger Obe-
bicBien^iebung brol^te, antmortete Säenebict TTTTT.
ii iiei SuSen mit Slnbrol^ung ber S^communi*
catiim mib beS SnterbicteS über gfranlreid^ unb
HiseniKnig. S)ie Srregung unb ber Unioille über
biejen 8(^rttt tnanbten fid^ in DoIIer @d^arfe auc^
Segen SlemangeS oIS ben mutl^ma^Iid^en SBerf affer
in BiiwbtxL S(n einem mönnli(|en unb toüxht*
oolen @(!^reiben an bie UniDerfitöt fteUte biefer
aber jeglic^ iBetl^eiligung feinerfeitS in 9lbrebe.
Stets ^be ed il^m ber Patriotismus Derboten, an
ii9enbn)el(!^em ©d^ritt gegen gf^anfreid^ tl^eilau»
täßOL Sd^on brei iDlonate Dor Sriag jener
Si^rt^ l^be er fem Don ber ßurie in @enua
gettilt Unter ^eiliger Setl^euerung Derfid^ert er :
^lod nnnquam visu, nunquam auditu, nun-
qium verbo, aut ullo scripto, fama vel ru-
more aliquo, allove quolibet notitiae signo,
qnidauam de litteris illis antea persensi. 92un
tKriiel SlemangeS bie Surie unb 50g fid^ auf ba§
um tun Dorl^er Derliel^ene Sanontcat in SangreS
lUzüd ffwc jeben Unbefangenen mu^te bie DöOige
Unfc^Ib unb Ütid^tbetl^eiligung Don SIemangeS an
cUgon Sd^ritte beS ^opfteS au^er allem Sm\\tl
fofien ; oQein bie 9ngelegenl^eit bot ein }u gün»
fägA SgUationSmittel, al§ ba| eS nid^t feine ^einbe
ii ergiebigfter SBeife l^atten au§nu^en foHen. @o
ininbe benn SIemangeS als 9$aterlanb3feinb Der-
f^cieen unb feine e£em))Iarifd^e IBeftrafung Der*
lögt SRon brol^te mit ©cföngni^^ Sntaiel^ung
be§ KanonicatS, ßjil, [a mit ber ©träfe ber 5IRaie«
tötsbeleibigung. Sr |ielt e§ bal^er für geratl^en,
id^ für einige SAi bem 3öni unb ©a^ feiner
Sfeinbe ju entgiel^en; be^l^alb Derlie^ er SangreS
unb begab fldd }u ben ffartl^öufem nad^ IBalpro*
fonbS, fpöter nad^ Sfontoine bu 93o§c. Se^terer
Sluf enthalt mar ibm DorMem}ufagenb; baS ein*
fame, ftiQe %^al brad^te ^r ®eift unb Rbtptx rine
mol^Itl^uenbe Shtl^e^ bie il^n mel^r, al§ bie| bis
bal^in ber gfall gemefen, }u innerer Sinfel^r fül^rte.
iBor Mem Dertiefte er ftd^ jie^t in ba§ Stubium
ber l^eiligen Sd^rif t, meld^eS er, nad^ eigenem ®e*
fiönbni^, bem @tubium ber Slaffifer gegenüber
biSl^er gu fe^r Demad^läfftgt l^atte. @tubium unb
SJlebitation maren nun feine Säefd^öftigung unb
erzeugten in il^m einen innem gfrieben unb eine
SQSonne, meldte il^m im ißerglei^ gu bem biSl^eri«
gen bemegten Seben afö IBoral^nung ber ©eligfeit
be§ ^immete galten. ^aS mar benn aud^ ber
gauptgrunb, marum er allen SBemül^ungen feiner
^reunbe, il^n mieber nad^ $ariS in l^erDonagenbere
Stellungen }u bringen, miberftrebte. Audio te
summopere laborare, fd^reibt er an SOtonftrelet,
ut me iterum Parisios revoces rursusque in
lab3rrinthumy unde lubens semel ac laetuB
evasiy relabi facias. Sr bittet, i^n nid^t an
Orte 5urüdtrufen gu moUen, ubi nulla pax animi,
nuUa quies conscientiae, nulla fides, nulla
charitas, nulla Becuritas, ubi blanda aseen-
tatio, amicitiae simulatio, injuriae disBimi-
latio, ubi latentia odia etc. Desiete igitur,
föl^rt er fort, me ulterius latitare volentem et
secreta silentia quietaque otia cordi quidem
pergrata et corpori accommoda perquirentem
in medios aularum etrepitus . . . inducere
velle. 3n biefer licbgcioonnenen ßinfamfeit fd^ricb
er bie fd^önften unb gemütl^DoUftcn Sriefe an feine
Qfreunbe ©erfon, V%\Xi\), SWonftrcIet, TOoc^et
u. 51. ßbenfo Derfa^te er l^ier bie geiftrcid^ften
feiner ©d^riftcn, bie Don fold^er Snnigfeit beS
©laubenS, fold^er 3<ii^tl^eit ber Smpfinbung unb
fold^em @ifer für bie ©ad^e ® otteS unb ba§ §eil ber
©eelen geugen, ba^ fie un§ unmiOfürlid^ mit %d^-
tung unb SSegcifterung für ben ffierfaffer erfüllen.
6§ fmb biefe bie ©d^riften : De fructu eremi, an
b'Slill^ gerid^tct, morin baS (Slüdf unb bie S3or-
tl^eile ber ßinfamfeit gefd^ilbert Werben. De
fhictu rerum adversarum, über ben 9hi^en,
ben ber Sl^rift au§ bem UnglüdC ^ur gfortbtlbung
beS geiftigen ScbenS jiel&en foll. SBeit mid^tiger
ift bie ©d^rift De novis festivitatibus non
instituendisy meldte gegen bie ißermel^rung ber
§ciligenfe[te t)oIemifirt unb ju ben beften unb
intereffanteften feiner ©d^riften gel^ört. Sieben ber
Sfeinl^eit unb Sleganj ber ^uSfül^rung jeigt Ste>
mangeS l^ier Dor allem emften unb gcfunben reli«
giöfen ©inn, ber mit bem Slabel be§ SWi^bröud^-
lid^en t)ietötDone ©d^onung beS ^eiligen 5U Der«
binbcn mei^. Sor 9lC[em eifert er gegen bie friDoIc
gntmeil^ung ber Sage be§ t^erm burd^ Safter aller
5lrt, mäl^renb man ber religiöfen ^flid^t gar nid^t
808
92icoIau8 Don SIemange§.
804
ober nur fel^r oitdiäijiüä) nod^fornrnt. 9n bie
Dorongc^enbe ©d^rift rcil^t jld^ ttürbig bic »eitere
De studio theologico, tt)o]^I bie befte aller @d^rtf-
ten t)on SlentangeS, ein auremn opiusculum,
ernditiBsiiniim, solide pimn ao doctrinam an-
tiquomin patrum redolentem libmm nennt ed
ber ^erouSgeber b'Sld^er^. ®ie ©d^rift tp an einen
fungen Zl^eologen gerid^tet tot^tx SlemongeS um
SRat)^ angegangen ^atte^ ob er ofö Seigrer an ber
Uniöerfität bleiben ober in bie Seelforge eintreten
foDe. 3n einbringlid^en unb begeijlerten Sßorten
fd^ilbert nun SIemangeS bie 92ot]^tt)enbig!eit tud^*
ttger unb eifriger ©eelforger, bie 9lrt ibrer ?lu8«
biß)ung, bie ^fiid^ten i^reS ^mted unb bie f d^tt)ere
$eranttt)ortung berjenigen^ loeld^enurnad^reid^en
^frflnben trad^ten, Sie Erfüllung ber SmtS^flid^ten
aber SJlietblingen überlaffen. $od^ emfler ift baS
SBilb, »el^eS SIemanged Dom bamaligen SIeruS
entmirft, in feiner ©d^rift De praesnlibos simo-
niacis, eine büftere ^Huftration ber emften Sßorte:
Yos autem fecistis illam speluncam latronnm
(TOattl^. 21, 18). 3)a| in bem aufrid^Hg reli-
giöf en, für ® ott unb feine l^eilige Jtird^e begeiferten
^er}en aud^ nod^ Sd^te unb innige SSoterlaubSliebe
$Ia^ ^attt, bett)ei§t SIemanged burd^ feine Oratio
ad Galliomm principes; er bittet Die Sfurften^
Don bem brubermörberifd^en 95ürgerfriege abju»
laffen, ba er bie jfraft gfranfreid^S fd^möd^e unb
eS ber gr5|ten ©efal^r ausgefegt fei, si fdriis
exagitata in se saevire incipiat. 3m gleid^en
eblen (Seifte ift aud^ bic weitere ©d^rift gefd^deben:
Non mente solum e Babjlone discedendmn
esse, sed etiam corpore, in totlä)tt er bie SOtab'
nung gibt, Säob^Ion, b. 1^. bie Dom gfactionSgeifi
bur($tt)üblten framöfifd^en ©tobte ^u Derlaffen,
um an einem anoem^ fletnem, aber rul^tgen
Orte feinem ®ett)if[en gemä^ leben }u fömten. Sifö
baS lang erfe^nte j^onftan^er 9teformconciI enb*
Hd^ gufammengetreten toat, bie ^opungen auf
SBefferung aber burd^ bie befannten bortigen
SSorfommniffe bebeutenb bcrabgejHmmt tourben,
rid^tete SIemangeS in fjorm Don ©riefen (Dis-
pntatio de concilio generali) emfie SRabnungen
an bie SRitglieber beSfelben. 3m äettu^tfein bed
flttlid^ entarteten 3eitgeifteS unb ber Snttäufd^ung,
meldte bie S^oncilien Don $tfa unb 9lom ben Ste»
formfreunben gebrad^t, fud^t er ben S?ätem ben
€mft ber Sage mit gflammenfd^rift in bie ©eele
gu fd^reibcn, inbem er bie ©runbföje über 9luf»
gäbe, $f{id^t unb Suctoritöt eines angemeinen
€onciI8 barjulcgen Dcrfud^t. 3m gifer für bie ge«
f äbrbete fflcf orm Iie| er fid^ gu aufftcKungen fort-
reiten, bie ibn bei 5IRand^en in ben 93erbad^t ber
Unfird^Iid^feit gebrad^t baben, als ob er bie Un»
feblbarfeit ber allgemeinen Eondlien in Qfwge
fiellen ttoHe. Dberfläd^Iid&e Setrad^tung ber ©d^rift
lönnte freilid^ gu biefer «nfl^t fübren. Slemangc«
mabnt nömlid^ bie Dielf ad^ Denoeltlid^ten fird^Iid^en
SBürbenträger, pd^ nid^t leid^t^in auf ben einer
attgemcincn ftird^enoerfammlung Derl^ei^enen bei»
ligen ©eift gu berufen, ba berfelbe in peifd^Ii(^ ge-
finnten SDtenfd^en nid^t mol^ne, pe Dielmel^ ptel^,
felbp tt)enn pe SJütglieber eineS allgemeinen Con«
diS Pub. !Non debent, fö^rt er fort, nimis
illa inniti existlmatione: generale ooncilium
sumus, fidenter agamos, errare non possu-
mus. S)em gegenüber ruft er ibnenbieempenSBorte
bd 3er. 7, 4 in'S ®eböd^tni| : Nolite confldere
in yerbis mendacü, dicentes : templnm Do-
mini est etc. fßox Mem müßten pd^ bie 9Rit«
glieber eineS SondlS gu einer n)ürbigen äBobmmn
beS bdiigen @eifted bereit mad^n, unb {e bdfig-
ntö^iger pe fden, bePo bdliger unb auctontötS«
DoIIer mürben aud^ ibre IBefd^Iü^e fein. & feien
barum nid^t alle aUgemdnen Soncilien ejosdem
aut aequalis auctoritatis. S)ie ongefel^enPen
fden bie Dier erften aUgemdnen, mdl bort f ap lautet
beiligmö^ige, angefebene SRitgKeber loaren. Mein
biefeS Derf^iebene, Don bem innem Sl^aratter bec
SRitglieber abl^öngenbe 9nfeben begiebe pd^ nid^t
etma auf ©laubenSpunfte ; auSbrüdlid^ fagt Cle»
mangeS : non dico in bis, qoae fidei sunt. 3n bie«
fen 93ef d^lüpen fei bie Aird^e unf eblbar nad^ ben un«
mi^Derftanblid^en Sßorten Sb^fH: Petra, rogayt
pro te, ut non deficiat fides tua (Suc. 22, 32).
^aS größere ober geringere Snfel^en eines SondK,
moDon er fpdd^t, fann pd^ bal^er nur auf ^fragen
bisd))linörer 9latur, auf 9leformfragen begielfen.
S)a| aber bier ein (Soncil um fo DoSIommenere
85ef d^IüPe f aflen »irb, Je l^eiligmöfeiger feine SDKt-
glieber pnb, biefe Snpc^t mirb tooblniemanb Sie*
mangeS gum SSormurf mad^en moEen. St^mnd^
biefdben ©ebanfen liegen aud^ bem SBrief gu
®runbe, ben SIemangeS an baS Sondl Don Äon*
ftang felbp nd^tde, als er bbrte, ba| im @d^o|e
beSf elben 3tt)iftigfdten auSgebrod^en maren: Decet
TOS praecipue et ante omnia cum Domino
pacem habere, cum Ipso per gratiam recon-
ciliatos esse, qui hujus pacis et gratiae pro
tota catholica ecclesia apud Ulum impetran-
dae intercessores estis ac mediatores. äBegen
biefer ängftlid^en ©orge um ben ßrfolg beS Son*
cilS gu J^onftang mürbe ClemangeS ber Sb^^Htd
Inx concilii Gonstantiensis gu Sl^eil, morott^
äRand^e abnebmen moHten, ba| er t)erfönlid^ m
ffonpang anmefenbgemefen; bie^ mar aber burd^attS
nid^t ber ^aU. SineS ber legten Sßerfe Don (Sk*
mangeS ip baS Snabnfd^rdben an ^ergog $btli)>)»
ben QinUn Don 93urgunb : De lapsu et repara-
tione justitiae, 1419 Derfa^t. ^au))tquene aDer
Sdben, an benen tjranfreid^ franfe, fei bie 2Rt§«
ad^tung ber ©ered^tigfdt bei ben ©ro^en. S)er
Öergog, gu bem aüt ©utgcpnnten j^offenb auf-
blidften, möge Siedet unb ©ered^tigfeit mieber^er*
PeUen unb bie ©eneralftaaten einberufen. S)ie
beiben Heinen ©d^npen De filio predige uxib
De Antichristo Pnb tbeologifd^en 3n]^aIteS, aber
nid^t Don Sebeutung. Singer ben genannten
©d^riften beP^en mir Don SlemangeS nod^ 149
IBnefe, auS benen d^araftenftifd^e ©teilen fd^on
oben mitgetbeilt pnb. 9lud^ in ber S)id^tfunP Der-
fud^te pd^ SlemangeS, unb bie menigen Don \fyn
805
ÜttcoIauS t)on Sufa.
806
tinterlafldien (Bebid^te {eugen Don einer bamalS
fdtenen Slegong, U)urbig ber großen ÜReiftet, nod^
beaen i^ 93erf^er ^ä) geBiß)et l^otte.
UAn ben lej^ ^bfd^nitt t)on SIemanged'
ficben ^ben mir nur mel^ fofirlid^e Stod^rid^ten.
Cr refignirte auf fein Sanomcot in SongreS, um
em onbercft on ber Sotl^ebrole }u IBo^eus in ber
%nnanbie onjunel^men ; bagegen mied er mettere
Scnefiden, bie tl^m angeboten mürben, iwcxxd, totxl
er cS mit feinem ®ennf[en nid^t Dereinigen fonnte,
gegen bie (inl^fid^ @a^ungen meliere IBeneficien
p 6efi|en. 3m 3. 1421 Dertj^eibtgte er au Sl^artreS
ii öj^nitli^ SiSDutatbn bie f^rei^eiten ber goUi-
omif<^ iKrd^. ^om Saläre 1425 an finben mir
HfBL micber in ^ris, mo er im SoKegium TtoDorra
Sodefitngen l^elt über 9tl^etori! unb Sil^eologie.
6« bef^IoB er aud^ feine 2:age unb mürbe in ber
inpdb beS SnfUtuted unter bem emigen fiid^t Dor
bcm ^ixi^Qar 6eigefe|t. (SS mar bie^ ber Ort,
1» er ald 3^^itig mand^e @tunbe ber 92ad^t ftu-
biit ^e, menn fein anbered Sid^t im (SoIIeg mel^r
homtc. 9iS )um Saläre 1793 laS man bort nod^
bk Don i^m felbf} Derfa^te ©rabfd^rift; in biefem
Si^rt iczftörte fjFranfrei^ mie fo Diele anbere aud^
bk^ Snbenlen eineS feiner ebeljten Säürger. ®e-
laa Ift|t fid^ bo8 Xobed^al^r SlemangeS^ nid^t be»
jtimmcn, nur foDiel ifl gemi|, ba^ eS smifd^en 1425
lab 1440 an)ufe|en ift; gem5]^nlid| nimmt man
1484 on.
9id in bie neuefle 3tit mürben SIemanged nod^
pm meitere Sd^riften jugefd^rieben, bie il^m bei
hoL (Bncn bie Sl^re eines iBorl&uferS ber IRefor«
■otidn, bei Snberen baS IBranbmal eined leiben
6fotiferd eingetragen. 68 ftnb bie| bie @d^rif ten :
De mma ecclesiae seu de corrupto ecclesiae
fftata unb Apostoli et responsio per nationem
Gallieanam etc. ober De annatis non solven-
dis. £e|tere Sd^rift ifi il^rem Snl^alte pfolge auf
bem (Sondl ju Jtonjtan} Derfa^t unb bemfelben
jofoftt Dorgelegt morben. Sa nun SIemanged nad^*
wnSli^ niemald in Jtonfiana mar, fann er aud^
ici4^ ber Serfaffer fein. S)agegen fprid^t au^er-
bexn baS f^Ied^te fiatein unb bie Se^anblung Don
Scnebict Xm. 2)a| erftere ©d^rif t gleid^faHS nid^t
Don etanange§ Derfa|t fein fann, l^at Slbolf ÜRün^
(f. n.) mit öberjeugenben ®ränben barget^an. Ser
nm^ Stil, bie fd^Ied^te fiatinitöt fomte ber l^eftige
Zxm tocmoniren nid^t mit ben ödsten @d^riften
beS Slemonged. 3laä) eigener Eingabe ift bie
6<!^ft 1401 Derfa^t, alfo ^u einer 3eU, ba Sle-
))d^fllid^er @eaetör mar, unb mäl^renb
^ßo))ft unb Surie ^u ^Dignon ftet§ mit
W^tmig unb $ietat bel^anbelte, ijt bie Sd^rift Doli
Iota: finflagen gegen IBenebtct Xm. Snblid^
^aäbtt fic^ bei Slemange^ felbft nirgenbS bie leifefte
iBf^cIung auf btefe @d^rift, mie fte i^m auc^ erft
HK Späteren gugefd^rieben morben ift. @egen
Mefe }iinngenben SuSful^rungen Derfud^te @d^u«
Ia4 (f- u.) eine SteDinbication ber Sd^rift für
flaumgcS, allein er Dermod^te bie triftigen ®rünbe
9l&i| nid^t }u entfröften, unb feine Dorge-
brad^ten ®egenbemeije, namentlid^ bie angeblid^en
Snflänge in ®ebanfen unb ^uSbrüdCen an ä(^te
@d^riften beS SIemangeS, ünb ein SRufier pl^ilo»
logif d^en @ubj[ectiDi8mu§. 2)amit bürfte nun aud^
ein Unred^t gut gemad^t fein, baS (SIemangeS in«
fofem miberful^r^ als er {ietS im Sßerbad^t eines
mel^r unfird^Iid^en unb ref ormatorifd^en ®eifteS ge-
jtanben. TOc^t berjienige i|i ein ^Reformator im
®eifte bcS 16. Sal^rl^unbertS, ber freimüt^ig 9JU6.
ftönbe im fird^Hd^en fieben beflagt ober aud^ emji«
lid^ tabelt, fonbem mer feine fubjectiDe ^njid^t über
baS Urtl^eU ber ®efammtfird^e fteOen miK. 2)ag
fid^ aber S^IemangeS ftetS in S)emut]^ ber Seigre ber
ftird^e untermarf unb untermerfen mollte, ba^ er
Dom ®IaubenSIeben ber JKrd^e um feines ^aareS
^Breite abgumeid^en Dorl^atte, mirb nur beftreiten,
mer feine ©d^riften nid^t gelefen l^at. — Su^er ben
oben genannten SBerfen Don SIemangeS finben ftd^
nod^ einige ^Briefe unb ateben, fomie ein Kommen-
tar 3U SfaiaS bis Rap. 60 ^anbfd^riftlid^ in meh-
reren Sibliotl^efen. Sinjelne feiner SBerfe, bie fietS
l^od^ in Klaren ftanben, erfd^ienen fd^on im 15. 3a]^r«
l^unbert im S)rudf, fo De lapsu et reparatione
justitiae 1481 gu SSieU; Disputatio de con-
oilio generali, ib. 1482. S)te meiften berfelben
fammelte ber ^aftor 3o]^. SKart. StibiuS Don Qfranf •
fürt unb ebirte jie gu Serben 1613, 2 93be. in 4»;
meitere ©d^riften mürben bann Deröffentlid^t Don
IBuIöuS in feiner Historia nniversitatis Pari-
siensifl IV, Paris. 1668, 696 sq. 717 sqq. ; V,
1670, 154 sqq. 908; Donb'Sd^er^ (Spicüegium
sive coUectio veterom aliquot scriptt. etc.,
ed. Paris. 1723, 1, 473 sqq.) unb SalugiuS (Mis-
cellanea VI, Paris. 1713, 539 sqq.). (93gl.
Launoj, Historia gymnasii regii Navarrae
Parisiensis [Opera omnia IV, Goloniae AUo-
broguinl732, 99sqq. 342sqq. 555sqq]; Opera
Gersonii, ed. Dupin, Antverpiae 1706, I,
p. XXXIX ; Ad. Müntz, Nicolas de Clömanges,
savie et ses ecrits, Strasbourg 1846 [Thäse];
®uftaD ©d^ubert)^, 92icoIauS Don GilemangeS als
SSerfaffer ber ©d^rift De corrupto ecclesiae statu
[^rogr.], ©rofeenl^ain 1882; [3nauguralbiffer-
tation] ®ro6en|ain 1888.) [ffnöpfler.]
^icotans Don 6ufa (Cusanus), Sarbinal
unb Sifd^of Don Srijen, geb. 1401 in bem gfledfen
ßueS an ber ajlofel, mar ber ©olftn ^i"^ siemlid^
mol^Il^abenben ©d^ifferS (nauta) ^amenS Sl^rQpffS
(ffreM) unb fül^rte bal^er einen ftrebs in feinem
Sßa))pen. 93on bem 93ater l^art bel^anbelt, befon-
berS als er für befjen ®emerbe menig Suji unb
®ef d^idtlid^f cit an ben Sag legte, flo)^ ber talentDoKe
jhtabe aus bem elterlid^en^anS unb fanb bei bem
®rafen Don SWanberfd^eib in ber 6ifel frcunblid^e
Slufnal^me. SBol^I mit Unterftü^ung biefeS ®önnerS
befud^te er bann bie ©d^ule ber SSrübcr Dom ge-
meinfamen Scbcn ju S)eDenter. 3m 3. 1416 er-
fc^eint er in ber TOatrifel ber UniDerptät §eibel-
berg. ©potcr bejog er bie UniDcrfität $abua, mo
er bem ©tubium ber SRed^te fid^ mtbmete. ©aneben
betrieb er aud^ 3Mat]^ematif, ^l^Uofopl^ie unb claf-
807
)ticoIau3 Don Sufa.
308
\\\<S)t SileratuT unler Stitung Sultan £t[annt'ö.
3m aittr oon 23 Surren ptnmDOirte et jmn
Doctor decretorum. 9(l§ Doctor in jure ca^
nonico ijt er im 3. 1425 in bit ^Ratrilel bet Uni'
terptät fföln (ingejeic^ntt. S^icniad) hivnt er bic
Sa^n bei Sttt^tepiasie, entfrtjlott fidj abei halb
für hm gtifili^nt Stnif. Diadj einer freilii^ nii^t
ßanj unotrbfi^tigen, vmi im ifample gcfc^c^enen
9ttugtning Limburgs \dü er bic& bcfioegen _
t^ ^oöen, twil et infolge cine§ Sonnfe^krS
feinen erften ^roce& inSQioitijDerlDreiififilif. 3Bo
ei leine t^eologifc^en Stub ten ma^te, ift unbefannt :
im 3. 1430 «I^eint er ole 3)tccni faeS gonegiat-
ftiftefl et. Iflorin in eoblenj. 3m geftnior be8
Salutes 1432 nur er auf ber S^nobe Don iBaftl.
§tan 'kat uermutl^et, ba| ei burc^ ben i^m oon
^bua ^r 6eFannten 3ulian Sefatini, b« in-
}iDifd)en gum Sarbinal ernannt unb mit ber Sei'
tung be3 Soncilä beauftragt tsorbcn uar, gut
X^eÜnatime an ben EQtr^anblungen aufgetorbert
tDuibe. @i mag au^ Don bem $räfibentcn eine
Sinlabung eifialten ^oben. Sicher ift, baft er als
^auftragtei befi ©raftn Ulrii^ Don !II!anberf<i^eib,
crtDä^lten Srjbif^ofS bott Sirter, in ißafel \iä) ein-
fanb, um beffen !He^te gegen ben Dom Zapfte auf
ben Stu^l Don Stier erhobenen Staban Don Ijelm-
^ott, IBifc^of Don Speyer, beim ßoncil ju Dett^ei-
bigen, bejm. eine ginigung jniifi^en beiben ^etbei-
gufü^ren. S)ie @ac^e gog ficti Dier 3alire ^in unb
enbigte mit einem SBergleic^. Söenn inbeffen ülico-
lauS burc^ biefebefonberelngeleaentieit nac^^Bafel
geführt iDurbe, fo bet^eiligte er fid) bo(^ aucb mit
ßifcr an ben allgemeinen Ser^nblungen bct @Qn'
obe. Salb no^ feiner Snhinft nmrbe er, mo^I in
^nbettai^t feineS großen t^eologifi^en SBiffenS, ber
©laubenBbeDutütion jugetSeill. Sior Sltlem be-
ft^äftigle i^n bie Bngelegentieit bet ^ufiten ; er
Derfü^te jmei ©(nbfi^reiben on biefelben. 9(oc^
me^r na^m i^n ber ©tnit jroijctien Sßopft unb
Goncil in Sinfpruc^. Cr {anb fi^ Deranla|t, bie
Stellung beS $apfle3 in bet Stixfy unb gu ben
allgemeinen (Soncilien gu untetfu^en, unb als
glnti^t bieftr Stubicu entftanb bie @[^rift De
concordantia catholica, DerSffentlii^t in ber
gneiten gälfte beS 3a^reS 1433 unb gtmibmct
bem ßoncil, befonbeiB bem Sarbinal Sefarini unb
bemifoiferSigiemunb. Sie Slnf^auung, bie barin
Dorgetragen nrirb, entfpri^t ber lüuf fajf ung, atify
aus 9nla| bei Sc^SmaS bamaie in »eiteren
ffreifen fi4 @tttuna betf^afft ^tte. Set $rimal
bei ißapfteS mirb (ür eine tiidjlidie Sinrii!(|iung
unb nur infofetn aui^ für eine gSttli^e Snoit-
nung crHätt, ale alle ®enxilt. nenn fie buri$ all»
gemeine Uebereinftimmung ber Untergebenen ent-
fielt, eine gSItli^e ift. £>a3 allgemeine goncil
wirb übet ben ^ßapf) gefieOt; e8 ^abe feine @tUKiIt
unmittelbar Don S^riftul unb ISnne ben pifift
nbfetten, nic^t ein» nur Im g^ß bet ^refie, in
bem ber ißcrlufl einet lir^li^en £Qiütbe ale feibfl-
Derfiänblic^ galt, fonbem aui$ in anbcren i^äUen,
UMnn er fein Slmt nic^l gum 91ut^ ber Stiify
Denoalle. Ser fotibauembe Sonflict gab Stico'
laug noä) meiletc Gelegenheit, fiq mit ber %«■
gelegeti^eit gu bcfcffen, S)er Don lüij (f. iL) I,
475Derflffentlid|tEa;raclatDeauctoritflt6prao8i-
dendi in concUio generali ift 00%! eine Ätbe,
bie et aus biefem änlafi gehalten ^1, ober eint
lotiiete auäfüfttung f eineS JßottrügeB. 3)ie ©^rift
beioegt pc^ in bemfelben SbeenftriB, nne bie otwt
an erfler ©teile genannte, Sätirenb abtt 9lico"
laus bamalS auf ber @eite be« SoncilS flanb,
ttat et, als bie ^rage ber Union mit ben OrieAcit
einen neuen ©treit ergeugte unb bog Sonril M
überftütjte, auf bie Seite ber Siertl^eibigeT beS
ißa))fte3, o^ne übrigens, mie man Dielfai^ onnal^
feine @runbfätye über ben $rimat niefenlliA )u
änbem. 3Ron beruft pt^ jUiar auf eine Sie«,
toeI(^e et am 21. 3uni 1442 auf bem Stiic^Slas
gu granlfutt ^ielt, unb auf einen lEBrief bom
20. nrtai 1442 an ben eapilifi^en ©efanbten auf
bem Steic^tag, Stobtigo bc IteDalo, Slt^ibtacon
Don 3:reDino ; bcibe Seu^tungen aber ergeben bei
unbefangener Sßtüfung leinen SeioeiB für eine Ke>
traclation. SiicoIauS ftimmte im iJrü^ja^ 1437
mit ben pSpftli^en £egaten füt bie Ib^aUung
beS UnionSconciie in ^otogtta unb tourbe intt
gmei iBif(!^Bfen bort^in gefanbt, um bem $<t))^
ber in biefer @tabl bamols feinen ^of ^ielt, üJEm:
bie Sßoigänge SSeric^t gu erftatten unb bann no^
<Sonftantinoptl gu reifen, mo bie SÜer^nblungen
mit ben ©rieben meitergefü^ naben foUten.
@eine ^bretfe Don Safel erfolgte am 20. Stiti
1437, feine Slntunft in Sonpantinopel im €ct>-
temberbefifelbenSabreS. Srbenu^te feinett Slufent«
balt im Often aui^ im 3nteteffe bet SSSiffnri^^oft,
unb t% gelang i^m, eine olle ^onbfc^ft bei wem
beS ^1, ^aftliuS beS @rogen gu enoerben, bie na4
feiner Siüdfe^r in'S Slbenblonb alS Stuflnil ffll
baB Fiüoque bei ben S}er^nbbmgen mit In
©rieben gu gfloi^tng tine 3tj^ fpielte. (Er ftlbp
tritt auf ber ©Quobe ni(!^t ^mor. 3)agtaat a>
f ^eiut er al8 pöpfllic^er @efanbter auf ben Stii^
tagen Don 3Raing, Üiümbetg unb ^ronlfuTt 14SB
bis 1442, als <ßa)ift Sugen IV. forno^I nie bal
Soncil Don iSafel pd| bemühten, Sieutf^lonb, bal
in bem ISonpict eine neutrale Stellung ango
nommen^tte, je füt fi(^gu gewinnen. Stonfeiiur
Säebeutung bei ben 3)er]^blungm uugt bet SnS>
fpru^ be§ 91eneaS SqluiuB, b<S wrtitteift b«
£&a§ler auf bem Sieid^lage; er nnntt SBiöloBl
Dongufa ben .^erculeS aller Sugenimter'. Sbafi
mar et, nai^bcm er inimifii^ rooffi bie €ciibHi|
na^ gtanfreic^ ausgeführt, Don ueläerSioconrif
in bem Seben StitolauS' V. fpri^, auf bem Xci^ft-
tag uon granffurt 1446 unb auf bem Sürfladog
Don %jc^ffenburg 1447. ^ier würbe bit Qo-
fB^inung ber beutfc^en Slation mit bem ibmiÜn
@tu^l eingeleitet, unb nac^bembief clbe imSf^ffo^
burger ober Siener goncorbat 1448 einen fe^CB
®tunb imb eine grb|ete SluBbe^nung erlangt ^|dl^
erhielt ^RicoIauS ben Detbirnten So^n für feine B^
mü^ungen. WcolauS T. er^b i^ am 2S. S)^
S09
9ltcolQU§ t)on Sufa.
810
cmbtT 1448 }um Sarbtnal. S)te Srl^cbung toax
um fo e^renooQer, toeil cht beutfd^er Sotbinal bo-
m% tok emSdtgenoffe Umttti, etnmonstrum
eoiTo albo rarluB UKir. Sltö Xitel iDurbe il^m
Die ttixä^ 8. Petri ad vinonla übettragetu 3m
(Ktb^ 1449 trat er bie Steife in bie etuige ©tobt
an. Kad^bem er bofelbf) eingetroffen mar, »urbe
um fof Ott eine neue SBürbe unb 93ürbe ^u Xl^I.
£ci $iiipp ernannte i^ am 23. SRara 1450 }um
Sif^of t»m Srisen unb ertl^eiltc il^m felbft bie
Hf^öfliil^ SBeil^e. 9ud^ nwrb il^m ber Auftrag
gegeben. ba9 3ubiläum in Seutfd^Ianb ju Der«
fimben unb jugleid^ eine äteform ber jflöfter unb
berSeiftltci^feit }u t)eranftQlten. ßr begann bamit
in Sebnior 1451 in Salzburg, burd^jog t)on ba
auf, fetnec Aufgabe entfpre^enb, Oefteneid^,
Soocm, Sfnmien, Xl^firingen, @ad^fen unb bie
%eberUmbe unb ernannte allenthalben, um feinem
Skrfe Sefionb }u fidlem, SSifitatoren. 2)ann
begab er fic^ in feine ^eimat, mo er au§ ben
QMtem feiner Sfamilie unb eigenen Sinfünf ten ein
Spüal für 33 ftranfe errid^tete. Sr f c^Iog JN^ine
Sigotion, tnbcm er einer $rot)in}iaIf Qnobe ^u Röln
nn 23. Februar bis 8. SRörs 1452 t)rörtbirte.
SerSenbung ^u ben Söl^men, bie il^m mit jenen
Infgaben fibertragen morben mar, entfprad^ er
tai4 einige @enbf d^reiben an baS böl^mif d^e fßoll,
te Uc 3<^ ju unmittelbaren Serj^anblungen nid^t
gn^g uxir. 92ad^bem er feine 9Rif fion in 2)eutf d^«
laib DoDenbet ^atte, begab er \\ä) nad^ 99ri£en,
n DOB bem IBifitl^um 99efi^ }u ergreifen. S)iefem
Ide Rotten frfil^er bebeutenbe ©c^mierigfeiten ent«
gtgengefianben. S)a8 Somcapitel batte fd^on am
IL IRfit) 1450, smei SSBod^en nad^ Sriebigung
be§ Sif i^of dftubleS , burd^ einen SluSfd^u^ au§
mer SRitte Seonbarb SBieSma^er gemö^It. @§
legte banun SSermabnmg gegen bie p(ipftli(|e $ro«
oifiim ein; ebenfo tm\]x^x ber ^er^og Sigmunb
ton Oefierreid^ al§ ®raf t)on Xirol. S)a anberer-
ieh# ber {mpftltd^ @tul^I an fetner SJla^regel feft-
biclt, brol^ten fd^mere ißermidlungen }u folgen.
Xod^ tarn bereits am 15. ÜRör^ 1451, im Stnfang
0011 92icoIauS' SegationSreif e, gu Salzburg ein ^er«
glci(b iu €tanbe. SBieSma^er trat surüdf; 9iico-
laaS regelte aud^ feine SBejiel^ungen gu f)er5og
Stcpminb. 3u Oftem 1452 fonnte er fo un-
bctimbert bie SBermaltung beS IBiStl^umS über«
rndfmm. 9ber ber tJfriebebauertenid^t lange. 2)ie
Scforoi« bie i^m für Seutfd^Ianb aufgetragen mar,
fcflie inftbef onbere in feinem IBiStl^um burd^gef ül^rt
mntm, unb bie S?omal^me berfelben begegnete
eoKB nid^t unbetröd^tlid^ SBiberftanb. !Ricolau§
■i^ni uberbiel aUmöIig bie lanbeSf ürftltd^en Siedete
m fttflnud^, bie ber IBifd^of Don SSri^en lool^I
dbcmalS befcffen, bie aber im Saufe ber betben le^«
kB Sa^r^unberte an ben ®rafen Don Xirol über»
fcgongen maren. Ser entfiel^enbe Streit Derfe^te
■oq Zirol in Aufregung unb erftredte ftd^ 5ule^t
pgotUfiuberbiefanbeSgren^en. S)a in einer 8ad^e,
Bri^ boSSenebictinerinnenfttftSonnenburg mit
fiRiflien ibm unterftel^enben ©emeinben botte, bie
Slbtijftn 93erena fid^ an ben ^er^og @igmunb als
SanbcSfürften unb Sogt beS ÄlofterS, bie 93e-
mol^nerSnnebergS, einer jener ©emeinben, bagegen
ftd^ an ben Sifd^of manbten unb biefer bie oberfte
Dogteilid^e unb rid^terlid^ ©emalt über bie ©e»
meinben unb über baS fflofler Sonnenburg be»
anfprud^te, trat il^m ber ^er^og entgegen, unb
bie^ um fo mel^r, als baS Stift felbft il^n als fei«
neu 93ogt um @d^u^ gegen ben 99ifd^of anging.
S)ie fird^Iid^e 9tef orm bot biefem itoai eine ^attb*
babe, um bie @ad^e meiter )u Derfolgen. dr be-
nu^te aud^ feine Senbung nad^ Oefterreid^, too er
im ^erbft 1452 jioifd^en gfriebrid^ in. unb beffen
IBetter, bem jungen Äönig SabiSIauS Don Söl^men
unb Ungarn, ben ^rieben Dermitteln follte, um
ftd^ burd^ ben Jtaifer bie @d^en!ungSurfunbe gfrieb-
ri(|sn. Dom^abre 1218 über aUe @ilbergruben,
SOtetaU- unb Sal^gönge im Umfang beS SiStl^umS
beftöttgen ju laffen, möbrenb baS Saljbergmer!
}u ^aS im Snntl^al Don Anfang als lanbeSfürfi-
lid^eS Sigentl^um galt unb bie Serge bei (Sd^maj
biSl^er unangefod^ten Don bem ^er^og @igmutd>
ausgebeutet mürben. 3m t^frül^jal^r 1453 reiste
9{icolauS nad^ SRom, um über feine biSl^erige
SKiffion in ®cutfd^Ianb Säerid^t ^u erftatten unb
ftd^ mit größeren IBoOmad^ten für bie 9lef orm fei»
ner 2)iöcefe Derfel^en }u laffen. 2)a aber in (Sonnen-
burg, baS ^unöd^ft reformirt merben foIIte, fd^on
bur$ baS S^rül^ere ber Srgmol^n erregt mar unb
bie ^Reform in i^rer Strenge bie meltltd^en Siedete
beS Stiftes bebrol^te, mürbe neue Sinfprad^e er-
l^oben, unb bie 9ngelegenl^eit fül^rte }u ben un-
erquicflic^ften SSermidlungen. 2)aSffIofter bel^arrte
bei feinem Sßiberftanb unb mürbe be^l^alb gebotmt.
3ugleid^ erging aud^ baS SSerbot, i|m 3infe unb
Lebensmittel jujufül^ren. 9lud& bie Sejicl^ungen
5u Sigmunb, ber einige 3^it megen anbermeitiger
SSerlegen^eiten ftd^ auf ben ßarbinal angemiefen
gefeben battc, Dcrfrfjlimmerlen ftd^ balb mieber.
S)a SßicoIauS in Verfolgung feiner Siedete, mie er
fte auffaßte, bei bem ^er3og auf unüberminblid^en
SBtberftanb ftie^, babei aud^ bei SIeruS unb
SBoII nid^t baS ermartete iBcrlraucn fanb, meil er
le^tereS namentlid^ burd^ baS Verbot ber Jhrd^*
metl^iabrmarfte mit i^ren San^beluftigungen ftd^
tl^eilmeife entfrembete, trug er feit 1455 fid^ mit
bem ©ebanlen, ju ©unflen eines bai)rifd^en $rin«
5en ju refigniren, unb mit ^Beginn beS 3abreS
1457 trot er mit biefer Slbpd^t offen l^erDor. ®er
^lon Dcrfe^tc ben l^erjoglid^en ho^, gegen ben
er feine Spije feierte, in gro^e Aufregung, unb
bie ©inlobung, meldte an SRicolauS gu einer per-
fönlid^cn Serl^anblung über bie SKifeb^ß^Ö^^i*^
^tging, fül^rte gum Srud^. 9ticoIauS glaubte auf
ber Seife nad^ SnnSbrudf unb bei bem ^lufentl^alt
in ber Stabt bie ßrfol^rung ju mad^en, bofe ber
Öer^og eS auf feine Qfreil^eit unb fein Scben abfeile.
! S)er Serbad^t mor mo^I unbegrünbct; bieSor«
i fälle, meldte il^n ju bcmfelben Deranla^ten, gingen,
! f omeit fte ni(|t juf eiliger 9iatur moren , mo^r=
' fd^einlid^ Don ffaSpar Don ©uftbaun auS, mit bem
Uli 92icoIau8 Don Sufa. 312
rv nln(f)|uilä einen (Streit ^ntte; er führte fie ober
in jeineni VlrvVUDl)u ouf beu t^er^oo ^urücf, unb
ba er nnd) feiner iHiicffcIir and) in Söriyen fitift
nui)t niel)r {id)er |iil)1te, beflob er fid) aldbalb md^
vreben nnb um iO. ;XuU 1457 in bnö {cftc ©d)(oB
Vlnbrrt.^ j\n 'iMid)enjteiii an ber |üblid)en (Srcnjc
be« 'iMöllnun«. ihm bort berid)lctc er über lebcnS-
\\e|iil)rlid)e *Jiiid)ftellnnrten, uield)e er uon bem §er»
\\)\\ (ifubrcn bttbe, und) 'Jtom. ^Kläbnlb imirbc eine
'J^erniittlnurt oer[nd)l. *Die *i^erl)anblmuien jcr-
!d)lnrten jld) über, nnb jo Iprad) (5ali|t 111. in-
jol\ic uieitcrer 'i^erid)te nnb SUw^xcw im ^lerbft 1457
bii« OSntevbicl über beu JjOf^.UHl "«b leiiie 'Än!)iin9cr
iin«. biö berl^arbinnl in {Vrcilieit ivfcUt jei. Äig
erjog bie SSajfen 5U ergreifen, unb bereits im
erbft 1460 entbrannte ber j^rieg, in mlfym bie
öfterreid^ifc^en Sefi^ungen im 2:^urgau Derlocen
gingen. 2)ie gfeinbfeUgfeiten nal^men itoax ein Bai«
bigeS Snbe, unb nod^ t)or @d^Iu^ bed So^refi mürbe
mit ^b|d^(u^ eines SßaffenftiEftanbed bie ßin-
Icitung jum grieben getroffen. ®er finijilid^e $ro-
Se^ l^atte aber feinen Sfortgang. Sa bie Haltung
beS §er5og8 unb feiner Sln^nger olS !BerIe(ung
beS ©laubenSartUelS t)on ber Sinen l^eiligen,
fatbolifd^en unb apoftolifd^en JHrd^e erf(](|ien, er«
ging am 23. Sanuar 1461 eine Sude mit ber
^^iinff orbcmng , fid^ binnen 50 Zagen fiber bie
9i'ed^tglöubigfeit in '^Betreff ieneS SrtifelS )u Der^
Hiunb ovvellirte bogegnt an ben beffer 5U unter« ! antioorten. @regor ^eimburg, ber bomalS im
M(i)tenben 'i^opft nub (teilte bem (>arbinal mittels \ Sienfte beS^>r5ogS ftanb unb bur^ feine ^eftig-
lUrunbe ein jidiereS l^kleite auS ; bod^ luieS bief er . feit jur 3.^erf ^ärfung be§ @treiteS nic^t menig bei'
ba<»felbe aU nbertlnj|ig «urüdf. 'I^urd) bie Tonnen- ■ trug, lourbe in ber S^at eicommunicirt, ba er
l<^ )uni ^SununmenftoH. uu'bei jene faft alle | miebcrt)olt eine xot'itttt j^rifi bemiUigt. %ber bie
'I ob f lnl^cn. 'S'a^J Älouer iclbft unirbe ge- " JrriebniSpennittlung idjeiterte ftets an bem (äegen-
binaU
timmt. bie\\\Mnie« md):cu ibr^v^il i» ^^^r itlucbt. |a| ber beiDer«eirigen erorberungen: ber ftam)if
^i^abvKt)eiulid)inH^U;c>icier*Waftrin^lwunirbeber| würbe Toruwft unb inSbefcnbere aucb, um bQ§
^ :;v'a enMul) im (Yviibiabr Uo9 gc»d;lidjtct. 'Jll'cr ' l^i"»!! Per» bem [rür'icn abvavieben. ieber Scrb^r
>'.f i^ctU'iitluüii ;iviii<:i bem Ve';5.\i unb bem . mit *5:rol rerboien. J:e Siasregeln ber Strome
^^ub'.iMl bl'.cb. ?ie i^errr.ittlunü. ivelAc N:r neue e:iib<l3nfi: :nb<"en cleidifaHs beS (JrfoIgeS, xmb fo
lsU»»i *l*iu* II v.i bem *?Iicol.ii;4 jid) bc'.b r..:cb fe^^:e xcav. immer rpttber auf >en cnöeni SBcg
♦er.ur 5iV,5jl ^e»:cbeu bviitr. ^v.if Nr ttüifter.rc:« y.:rl± £e:t öertn 1461 lies ni Sknebig bie
Mm-iiluna ro:i *"^u::ua im ;?,?mm<r 14o9 lit'ir* *j.^em:rtlun{; betjr.^rS angelegen fein, jmSommrr
?u!t!u !iv»r ei*;*!^:^*^'. 'Jtl* ^cr l5»::>:::ul izi *J<« 14oo irai er.^I:i Nr Ä-i'er Nr 'äzcelegen^
^l•.uu 14Ö0 :v;fN: r..:kb iirvl ;:lr;:.^:::^: !:::^ r.iNr. ^c 'e:~e üi::i ir. Nr Usnn 3^ ^ Mt>
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• ■ * . . i ^aV^a .a t I aa. •»! ...I. . r. r. a .1 . ' .X,'
313
9{icoIau8 tion Sufo.
814
Kicobmd Don Sufo'd fieben toax J^temod^ Dtel-
hmttf, tri^ an Xl^ten unb fietben. Sro^bem f anb
a SRuge |n gal^Itei^en miffenfd^ftlid^en Slrbeiten.
Sic meifkn wob bebeutenbften feinet @d^riften
cntponben no4 t»or bem cmfreibenben Streit mit
^oi {»0)00 €ignmnb. 9Ber oud^ biefe $etiobe
Witt nod^ eine betrfic^tlid^e Sn^al^I auf. S)te
Süffmfd^ft toor i^ mö^renb unb naä) ben Sin«
drangen beS öu|em SebenS Srl^olung unb
SxfrtHl^img, unb jo U%iit er immer ujieber }u il^r
isr&L goß fein (Sebiet menfd^lid^en SBiffenS toax
, itm fctmb. Seine Sprod^fenntni^ toax für feine
I jett (Ad^ bebeutenb; er oerftonb nid^t bIo| baS
* driei^i^, f onbem aud^ baS^ebröifd^e. %I§ er bie
Scmä^ungen befi $opfted ^iuS n. su SDkntuo
1459 um einen ftreujsug gegen bie Surfen burd^
COR ftritif bc8 i^oran in ber @d^rift De cribra-
tkme Alchorani literorifd^ ya unterftfi|en unter«
ruSßi, fncl^te er felbf) baS Srabifd^e )u erlernen.
3m @ebiete ber Sinologie, Ißl^tlofopl^ie unb
not^anattf eignete er fid^ nid^t bIo| an, nwS
i^B bie SBiffenfd^ feiner 3^it )u bieten Der-
wtödjlti, f onbem er brong mit feinem genialen ® eifte
n numc^ fünften über bie 3^t l^inauS. 3n
ba Concordantia catholica in, 2 gab er ben
oPm 9en9eiS für bie Unöd^tl^eit ber donatio
Coostantini unb öu^erte begrünbete 3to^f^t an
berSec^tl^ »eiterer ^ocumente berpfeuboifibori"
iitm Sommlung, namentlid^ ber ben köpften Sle-
waA unb Snaclet ^ugefd^riebenen 2)ecretalen. 3n
bcrlb^onblung De reparatione Galendarii mied
ff 1486 bie Ütot^menbigf eit einer iBerbeff erung bed
Anlenbecft nad^ ; er em))fa]^I aud^ bie angelegen*
tcit ber S^nobe Don Safel, bei ben bqlb ein-
tntenben 9Birren f reüid^ ol^ne ßrf olg. Sr erfannte
ferner bie Semegung ber Stbe, unb bie Srfenntni^
bleibt tnraierl^in bemerfenSmert)^^ menn fte aud^,
joeü mc^ auf fpeculatit)en Sbeen, al§ auf aftro«
ndmifd^Qhrünben berul^enb, nod^ jener Seftimmt«
bfit unb Sid^rl^t entbel^rt, meldte fpöter ge«
oonnen ttmrbe. 3n ber pl^ilofopl^ifd^en @pecu«
lütion betrod^tete er eS ai§ Aufgabe, 5U jener
^Tu^ fnl^ }u erl^eben, in meld^er bie ©egenfö^e
uxfdmmöifallen« Sr betonte, ba| baS innerfteSBefen
Der Singe unferem SSeiftanbe ungugönglid^, ba^
all imfcr SBiffen Don einem 92id^tmiffen begleitet
in. €€ine einfd^Iftgige ^uptfd^rift fül^rt bem»
entfpieil^enb ben Xitel De docta ignorantia.
fiFhie Srgbyung bilbet bie Apologia doctae igno-
eine Sertl^eibigung jenes SQ3er!eS gegen
Sngriff, meldten 3. IBen^ in ^eibelberg in
ber &^ft De ignota litteratnra gegen baSfelbe
riii^te, unb bie @d^nft De conjecturis, möl^»
roib bie €(l^ft De venatione sapienüae, bie
Le|te bcbeutenbere pl^ilofopl^ifd^e Arbeit, eine 3^*
kmincnfte&ung ber ^au))tergebnif[e feines S)enf en§
MctcL SBie er am @(^Iu^ ber Docta ignorantia
boBorft, empfing er ben ©runbgebanfen feiner
Speculotion auf ber Siüdffel^r au3 ©ried^enlanb,
oibcm er borauf fam, baS Unbegreiflid^e al§ un«
begreiflich oufsufaffen in ber aBiffenfd^aft be§
Slid^tmiffenS. ©r meinte, bie grfenntni^ einer gr-
leud^tung öon oben ju öerbanfen. 3n SBal^rl^eit
mirb bamal§ fein ®enfen sur Älarl^eit fi^ bur^-
gearbeitet l^aben, unb bur(| bie großen unb neuen
ginbrüdte, bie if)m bie ffleije braute, mag ber
©urd^brud^ gefördert morben fein, ©eine ©pecula-
tion fielet jur ©d^olaftif in einem gemiffen Segens
faj unb greift auf bie aw^ftif jurüdC, namentlidj
ouf ®ioniiriu8 9lreoj)agita. SWand^e ©ä^e l^aben
ein pantj^eiftifd^eS 6^epräge; bod^ fmb fte nid^t
pant^eiftifd^ ju beuten. Snbere ©ä^e [teilen il^m
entgegen, mie aud^ bie 6ntf d^iebenl^eit, mit ber im
®an}en bie d^riftlid^eSBeltanfd^auungfeftge^aUen
mirb. ®ie Spxad^t beS 9iicolau§ ift me|rfa^
ftngulär. gine ber ©d^riften fül^rt ben Sitel De
possest. 3M bem SBorte mirb ®ott bejeid^net,
um auSpbrüden, ba^ in ®ott ba§ jtönnen unb
baS ©ein, posse unb est, ibentif(^ ftnb. Sie
©peculation fanb 93eifaH bei gfaber ©tapuIenfiS
unb öoDittuS (ögl. b. 3lrtt.), nod^ mel^r bei ®ior-
bano 93runo (ögl. b. Slrt.), ber fie inbef[en pan-
tl^eiftifd^ umbilbete. 9lu§gaben t)on SufanuS'
©d^riften liegen brei oor, aber feine ift gang
üoOftönbig. S)ie erfte erf^ien ol^ne Angabe beS
OrteS unb äal^reS, mal^rfd^einlid^ nod^ oor bem
Saläre 1476. ®ie gmeite erfd^ien 1514 gu ^•
riS, bie britte 1565 ju Säafel. ®ine Ueberfejung
ber bebeutenbften fpeculatioen unb bogmatifd^*
etl^ifd^en ©d^riften oeröffentlid^te g. 21. ©d^arpff,
2)eS SarbinalS unb Sifd^ofS 9licoIauS oon Sufa
mid^tigfte ©d^riften in beutfd^er Ucberfejung,
gfreiburg 1862. @ine 9nalt|fe fömmtlid^er ^aupt-
fd^riften nebft einer literarl^iftorifd^en ßrflärung
bietet baS Sßerf beSfelben SSerfafferS: 2)er Sar-
binol unb 95ifd^of SlicoIauS oon ßufo alS JRefor»
mator in j?ird^e, 9ieid^ unb ^l^ilofopl^ie be§
15. 3o]^r]^unbert§, Tübingen 1871. (S3gl. g.a.
©d^arpff, ®er Sarbinal unb Sifd^of TOcoIauS
oon 6ufo, ÜRoinj 1843; 3. m. ©üj, ®er beutfd^e
ßarbinol SRicoIauS oon 6ufa unb bie ftird^e feiner
3eit, 2 iBbe., SRegenSburg 1847; 21. Säger, S)er
©treit be§ ßarbinoB 5ßic. o. 6ufo mit bem §er«
5oge ©tgmunb Don Oefterrei(^ al§ ®rafen oon
Xirol, 2 ©be., 2. 3lufl., 3nn§brudf 1866 ; 21. ©tödfl,
®efd^. ber «P^ilofopl^ie be§ajatteIoItcr§in, SKoinä
1866, 23—84; %h, ©tumpf, ®ie politifd^cn
Sbeen be§ Wc. o. Kueö, fföln 1865; ©d^anj,
® er garb. 5nic. 0. 6ufa al§ ÜKotl&ematüer, fflottmeil
1872; S)erf., ®ie aftronomifd^en 2lnfd^auungen
be§ 5nic. 0. 6ufa unb feiner 3eit, SRottmeil 1873;
a^eol. Ouartalfd^rift LV [Tübingen 1873], 3 bis
57. 220—285; LXXHI [1891], 355—370;
LXXIV [1892], 61 7— 642 ; galfenburg, ®runb-
jüge ber ^Iftilofopl^ie be§ 5Kic. o. 6ufa, 93re§Iau
1880; 3. Uebinger, S)ie ®ottc§re]i«be§ Sßic. ü.
6ufa, ÜKünfter u. ^aberbom 1888; TJ^. 3oa(^im-
fol^n, ®regor §eimburg, in ben §ift. 2lb]^anb«
lungen au§ bem SWünd^ener ©eminor, l^erouS«
gegeben Don §eigel u. ®rauert I, Samberg 1891 ;
m. ®Iofener, IRic. 0. 6ufa unb TOariuS SRigO'
liuS ol§ Vorläufer ber neuem ^l^Uofopl^ie pibbrudt
315
9{icoIau§ Don Sinfelebu^l — {Ricolaus Don Qlüt, bei fei.
316
aus bem 3a^c6u(^ für $^Uof. unb fpccul. 3:(eo(.
m, 1889], aWünftcr 1891 ; §ift. 3a^rb. I [1880],
393 ff.; Vm [1687], 629 ff.; XIH [1892],
770 ff. ; XIV [1893], 549 ff.) [o. gun!.]
JlUaliiits DonSinfeUbu^I, bie Sierbe
bei SBiener Uniterfttat im Anfang be§ 15. 3a^c-
^unbertS, fkmmte au3 ber 9iet(^§ftabt 2)in!el§>
bü^l ober, toie er fetbft fc^retbt, S^infctjpü^eL an
ber SBömil in S^toaben. Sr hxir geboren gegen
1860 unb erfc^eint in ber artiftif(^ fjfocultat
ber Sßiener Unioerfttöt feit 1385 al3 Sacca-
lattnS, fett 1390 ald Soctor. Son 1390 bi§
1398 unb uneber oon 1402—1405 ^ielt er 93or»
lefungen über ))^ilofo))^if(^e, mat^ematijc^e unb
p^^fifaßfc^e Sternen; bann ging er jur %f}tO'
logie über, nod^ibem er fi(^ fc^on 1398—1402
als Cursor bibHcus bamit bejd^äftigt ^atte. 3m
3a^re 1405 mürbe er Baccalareus in tbeologia
fonnatuB, 1408 Sicentiat unb 1409 S^octor auc^
ber S^eologie. Sc^on früher ^tte er me^rfac^
^2(emter in ber ))^iIofop^if(^en gfacultöt befleibet,
fpöter mar er (1405 — 1406) SRector, bann breimai
^ecan ber t^eologif c^en gfacultat ; als er gum gmeiten
Tlai jum Stector gemä^It mürbe, lehnte er ab, 3n>
jmifc^en mar er auc^ ganonicud bei @t. 8tept)an
gemorben. 9{icD(au§ mar ju feiner 3cit bie beben»
tenbfte ^erfönlic^feit an ber SBiener UniDerfitöt
(lux Sueviae) unb ^od^gefd^ö^t als Se^rer, al§
ffanselrebner unb a(3 IBeforger mic^tiger @efd^äfte
für bie Unit^erfitöt unb feinen Sonbee^erm. Sine
befonbere SRoBc fpielle er infolge beRen bei bcn Se»
mü^ungen jur ^erfteUung ber f irc^Iic^en (Sinigfeit.
3m 3. 1404 mar er auf Anregung ber ^arifer
^^eologen (f. b. %rt. 9licoIau§ tjon S(emange§
oben Bp, 300) in biefer Sac^e tl^ätig bei feinem
l'anbeS^erm unb auf bem ffonftanjer 6onci( im
'iluftrage ^erjog Sllbrec^tS V. ; jufammen mit bem
Vertreter ber Uniocrfität, ^etruS oon $ulfa, öer»
foc^t er beren SRed^te gegen ben ^^affauer S)om»
öerm Sl^iem. 3n ftonftanü marb i^m öerfd^iebene
^ale bie ßl^re ^u X^eil, ^nreben an l^o^e $er-
fonen ^u galten, fo an ffaifer SigiSmunb unb an
ben neugemä^Iten ^opft ÜJlartin V., bei beffcn
2Ba^I er auc^ al§ einer ber fed^d ^bgeorbneten
beutfd^er Station t^eilgenommen ^atte (f. b. ^rt.
ftonftanj VII, 998). 3n ber ©ad^e be§ §ieroni)mu8
Don $rag mar i^m unb bem $atriard^en 3o^anne§
Don 6!onftantino))eI baS Qtvic^tm)ni)öx übertragen
(^pril unb ÜJlai 1416). 3m 3. 1418 fc^rte
iJ2ico(au8 nad^ SSBien ^unidt unb nal^m feine 9$or«
lefungen mieber auf, marb aber aud^ nod^ Dielfad^
für anbere Slngelegenl^eiten in 9(n)prud& genom-
men. Slbred^t V., ber i^n 1425 ju feinem Seid^t«
Dater mäl^Ite, beabftd^tigte, i^n ^um Sifd^of Don
$affau )u mad^en ; bod^ gelang ed 9licoIau§, il^n
baDon abzubringen. %[n ber UniDerfitöt befleibete
er nod^ Derfd^iebene Stemter, Dertrat 1423 ben
ffan^Ier bei ben t^eologifd^en ^Promotionen unb
mar 1427 nod^malS ®ecan. Seit 1431 finbet fid^
fein 9iame nid^t mel^r in ben %cten ber UniDerfitöt;
er fd^eint ftd^ überhaupt mö^renb ber legten brei
3a^re feine§ SebenS Don ber SBelt ^iemlic^ SF^'
gebogen 5u boben. Sr ^arb 1433 im Kbper
aRariaieü. SieOei^t mor biefe X^ad^ Sei^
ontafiung, ba^ SRanc^ i^ für einen SugufKnm
Sremiten angefe^en ^oben; bie^ ijt \dism beft^
unjulöifig, meil er alS fold^er bod Kedoroi ber
UniDerfitöt nic^t ^e nertDoUen fönnen. Son
feinen zahlreichen Sänften ftnb nur mirige ge*
brudt, barunter bieDielgelefenePoatiUaeiimaer-
monibuB eyangeliorum dominicaliiim , |nerß
ZU Strasburg 1796; bie meiften finben ft^ oÜ
9Ranufcript in ben Sibliot^efen ju SBien (f. Ta-
bulae codd. mss. in Biblioth. palatina Vindo-
bon. asservat, Vindobonae 1854 sqq., 1, 353;
n, 368 ; m, 533 sq. ; IV, 385 ; VH, 342 ;
vm, 191 sq.), bann befonberS zu SRüiu^ (f.
CataL codd. manuscriptt. biblioÜi. reg. Hoda-
censis, Monachii 1871 sqq., UI, 2 [^ Codd.
lat. I, 2], 245 ; IH, 3 [1, 3], 231 ; IV, 2 [H, 2),
268; IV, 3 [H, 3], 316; IV, 4 [H, 4], 271;
V et VI [= Seutf d^e §anbf t^rift. I u. IT], 590),
au(^ fonft zerftreut im 3n* unb 9nSIaiü)e (Dg^
au4 A. Gabrielli, II Codice ,Mss. Vaiis 4'
della Biblioteca Nazionale dl Roma, im Ar-
chivio della R. Societ4 Rom. diStoiiaPatria
IX, 1886, 231 [DictamenMagistriNicDindel-
spuel]). Sin SBerzeid^ni^ berfelben f. bei 9f((bo4
(f. u.) 437. ^ier foUen Don jieber 9rt nur einige
bei)piel§meife genannt fein. S^egetifc^er 9tatur frab
feine Sommentare zu ben ^falmen, zu SfaiaS, gnm
Soangelium !D{att^i unb zu Derf^iebenen pcai*
linifd^en IBriefen. 93on feiner auSgebel^nten l^omi^
letif (^en S^ötigfeit zeugen feine Sermones de tem-
pore, de sanctis, morales, bann über einzelne
©cgenftönbe (ac^t @eligfeiten, Slbenbma^I u. f. m.);
mit^ejug auf biefe bemertt ^enead S^lDiuS (Eist
rerum Friderici III imp. [ed. Heimst 17001, 8)
Don 9{icoIau§: Cujus sermones hodie avide a
doctis legimtur. S)ogmatif(^er Statur fmb bie
Sommentarien zu ben Dier Sentenzenbüd^em inü)
bie Quaestiones senientiarum. daneben fie^
nod^ eine ganze Steige Don ^ractaten unb @d^riften,
atebcn, Briefen, @utad^ten u. bgl., z- ^- ^ &^
achten über baS iBibellefen in ber iBoffdfproc^e,
eine Segenbe be§ % &ci&viS u. a. (Sgl. bie um*
faffenbe S)arfteIIung bei ^fc^bad^, ®efd^i((te ber
SBiener UniDerfitöt im erften Sol^rl^. i^reSSBeftelgenS
I, SBien 1865, 430-440.) [a. gffer.]
^Uofaits ^mericits, f. SQmericuS.
^xcotaus Don tJflüe, ber fei., aud(|93ru-
b e r jf la u S genannt, Sinfiebler im fd^meizerifc^
fianton Untermalben, mar geboren ben 21. 9Rdrz
1417. Seine €ltem maren red^tf(^affene unb
mol^l^abenbe Sanbleute zu @ad^feln in Obmalben.
Seine 3ugenbia]^re Derbrad^te er im elterlid^
^aufe unb unterftü^te mä^renb berfelben feinen
^ter bei beffen lönblid^en SIrbeiten. Sd^on bQ>
ma(§ z^i^uete er fid^ burc^ gro|e grömmigfeit
aus. Seine 9{amen§patrone 9ticolau3 Don 9)lQra
unb 9licoIau3 Don Solentino al^mte er bur^
ftrengeS t$aftcn nad^ ; bei Sag unb bei 9iad^t fanb
317
9licolQuS Don xSlüt, bet fet.
318
er 3ni ium @e6et unb )u frommer SSetrod^tung.
Cboo^I er {{^ immer )ur Sinfamfeit l^ingejogen
fi(tte, im^ er bod^ auf iBBunfc]^ feiner SItem bte
fimme Sorot^ 3Bt|Iing, bie Xod^ter ehter aäjU
toen gfamilie feiner ^eimatögemeinbe, gur ©ottin.
IbS bieffr (Sf^ gingen gel^n ffinber l^erüor ; einer
bcr65^e nmrbe fpöter $faner Don @ad^feln,
foA anbert ^tten nod^ einanber ald fianbammonn
Me (fl^fle €teae bed SanbeS inne. S)te ^omilie
tot ftc( bis auf ben l^utigen Xog erl^alten unb
tarffinj^ MS {e^t über 80 ^riefler geliefert. 9lico«
ksA felbft beneibete ISngere Seit bod 9mt eined
Sinter« ; bagegen lel^nte er ed bel^anlid^ ob, oß
Sonbannnann an bie @pi|e bed Sanbed gu treten.
Sieberl^ott na^m er an ffnegSgfigen Xl^eil. SSBol^r«
j(trtn(t4 tDor fr im alten SüridQer j^riege bei ber
Magenntg ton 3üri^ unb bei ber B6)laä)i t)on
St Socob an ber €il^t (1448) unb ebenfo bei
mmn Streifguge gegen bie Oefierreid^er in Sor«
pA unb Xaga) jugegen. Sicher bet^eUigte er
|i4 oIS Kottenfü|rer am alten Xl^urgauer Kriege
a460). @ane IhnegSgenoffen loollten boS fftojler
&. ffat^orinentl^al, in tt)el<i^em bie Oefterreid^er
Hlxrf^onjt litten, einafd^em; 9{icoIau§ erl^ob
kd|egen entfd^iebene 6infi)rad^e unb rettete ba>
mi boft ® otteSl^uS unb bef|en SBemol^ner. Sud^
iB €o1bat feto er feine frommen Uebungen fort,
kMc uib fapete Diel unb hmmte feine ©efö^rten
oir Süsellofigldt unb SuSfd^meifungen. timmtx
n&^tiget aber nxirb in 92icoIau§ ber SDrang gur
finfamfeit; nad^bem er bal^er bie 'Sinmilligung
ieincr Gattin er^Iten, orbnete er bie angelegen»
itüm feiner Sfamilie unb fd^idFte ftd^ an, bie Belt
|n Dofoffen. ßuerfl l^atte er ben ^lan, in femer
@fgmb als Sinfiebler ftd^ nieberjulonen. @r fom
£id in bie 9iä^e Don SBafel, feierte aber auf ben
3i^ eines frommen fianbmanneS mieber um unb
begßb fid^ auf bie 9llp j^lpfier im a^eld^tl^ale, mo
er unter einem Saume feine SSBol^nung nol^m. 9113
er (ier bnrd^ 3öger entbedft unb burd^ Sefuci^e Diel
Mö^gt nmrbe, Derlie^ er biefen Ort unb errid^tete
für fid^ eine ßinflebelei in ber oben ©d^lud^t
Sanft am Ufer ber 3KeId^, nur eine SSicrtcI«
ibznbe non feinem ^aufe entfernt. S)ie ©einigen
bauten i^m ^ier eine ff opelle unb eine fleineSeOie;
er fdbfi fKftete 1482 für ben Stanf t eine Sfaplcmtl
fUtolcasS führte ald Sinfiebler ein überaus ftrengeS
Seben. 3n ber engen Seile tonnte ber l^od^geuxid^fene
Tltctm ni^t einmal aufredet {leiten; jur fiager-
3atte fyxttt er ein l^arteS IBrett, als ff o))ffinen einen
felbfl bei jJrenger aDBinterfoIte ging er an
unb Sfeiertagen barfu| unb barl^nupt gu
eine Stunbe entfernten $farr!ird^e ©ad^feln.
Soennäbtid^ lag er bem ®ebete unb ber 93etrad^tung
ob, öfters nHiIIfal^ete er nad^ Sinftebeln unb Sngel«
berg. (Er nnirb balb ber Statl^geber unb £röfter aQer
Strängten. 92id^t aOetn auS ber ^ai)t f amen Seute
•Ber €tdnbe }u i^, felbft tt)eit über bie ©renjen
ber £4mei3 l^inauS geno| er baS ]^5d^fte ^nfe^en
Hb Darb (^egenßanb ber |5d^ften93ere]^rung. IBon
Bbn^ Mm fHiffe, f on Strasburg, auS ben 9t^ein>
lanben, felbft auS Italien erhielt er 93efud^e Don
^erDorrogenben ^Jerfonen. ffein 93efümmcrter ging
ungetröftet Don il^m ; jebem lie^ er feinen liebe»
Doßen SRat)^. ßr war freunblid^, leutfelig, frö^Iid^
unb umgönglid^ ; Subringlid^feiten unb ©d^wö Jc-
reien wieS er jltenge ai ; Don fid^ \pxai^ er ftetS
befd^eiben unb geringfd^ö^ig. 93on ®ott nmrbe er
befonberer ©naben, Sröflungen unb 6rf d^einungen
gennirbigt. SBBöl^renb ber ganjen ffiauer feines
SinfieblerlebenS, alfo ungeföl^r 20 Sollte lang,
lebte er ol^ne jcglid^e irbifd^e 5Ra]^rung ; ber Seib
beS §crm, ben er öfter in ber l^eiligen Kommunion
emp^ng, ftSrfte il^n auf übematürlid^e SBeife unb
erl^ielt fo aud^ fein leiblid^eS Seben. SDiefeS fort-
möl^renbe SBunber toaxh Don geiftlid^er unb melt-
lid^er Scl^örbe fkenge unterfud^t. ©er SBBeil^bifd^of
Don ff onftan^ ftellte perfönlid^ eine genaue ^^rü-
fung an, unb bie SanbeSregierung Iie| einen 3Ro-
not l^inburd^ bie 3^0^ ftrengftenS beioac^en; aQein
bie S^atfad^e mu^te a(S mal^r anerfonnt nierben.
Slud^ fonft mirfte er SBunber. 3HS ber gfledten
©amen im 3. 1468 burd^ eine tJeuerSbrunft l^eim»
gcfud^t tourbe. Ibfd^te 9licoIauS biefelbe burd^ fein
®ebet unb baS S^xä^tn beS ffreujeS. ©einer S)a-
})oifd^enfunft fd^reibt eS bie ©d^mei^ nod^ l^eute
ju, bafe fie in ber erften 3^t il^rcr ©elbftönbigfeit
nid^t fd^on burd^ innere 3tt)ietrad^t gu ©runbe
ging. 3m 3. 1481, auf bem Sage ju ©tanS, ge»
riet^en bie @ibgenoffen U)egen SSertl^eilung ber
fflurgunberbeute unb Slufnal^me ber ©tobte gfrei-
bürg unb ©olotl^um in heftige StDietrad^t. ®a
eilte ber ^foncr Don ©tanS jum ©ruber fflauS;
biefer erfd^ien auf ber Sagfa^ung, unb burd^ feine
Vermittlung würbe ber ©treit frieblid^ gefd^lid^tet
(Dgl. ®uibo ®ömS, ®er fei. 5RicolQU§ D. b. gflüe
unb bie ßibgenoffen auf bem Sage ju ©tonj,
aWünd^en 1831 ; SRiggcnbo^ TOcoIauS D.b. glüe
unb ber Sag Don ©tanj, Safel 1882). 5Rico-
lauS ftarb eineS feiigen SobeS o'm 21. ÜJlärj
1487. ©ein Seib mürbe in ©ad^feln beigefejt.
©d^on balb nad^ feinem Sobe würbe er öffentlid^
Dere!|rt ; feine ©eligfpred^ung erfolgte im 3. 1669
burd^ ^Qpft KlemenS IX. 9?on SlemenS X. würbe
bie geier beS gefteS in Officium unb SKeffe für
bie ©istpmer ffonftanj unb Gl^ur, fowie für bie
ganjc ©^wcij geftattet. ®er ffanton Unterwalben
erwäl^Ite ben feiigen JJicoIauS ju feinem Patron,
unb eö ftel^t berfelbe in ber ©d^weij überl^aupt in
^ol^er Serel^rung. ffiie ^farrfird^e ©ad^feln, wo
fein Seib ru^t, ift ein befud^ter SBaUfa^rtSort.
9lud^ ju ber nod^ wol^I erl^altenen 3cöc iwi Sanft
jiel^en Diele ^Jilger. 3n neuerer 3eit wirb bie Igci-
ligfpred^ung beS ©eligen betrieben (f. Analecta
juriB pontificii XII [Paris. 1873], 638 sqq.).
Siograpl^ien beS fei. DlicoIauS fmb erfd^iencn Don
SBöIflin (Sfreiburg i. b. ©d^w. 1508), ©alat (Su-
pern 1536), Ulrid^ SDßittW^Ier (Ailingen 1 5 71 u. ö.),
^etruS eanifiuS (Sfreiburg i. b. ©c^w. 1586), ßid^-
]^om (iJreiburg i. b. ©d^w. 1608), ^JetruS §«90
(Sfreiburg i. b. ©d)W. 1636), Suffi (Sujem 1732)
u. f. W. (Sgl. Bolland. Mart. III, 399— 4?»^\
819
9ticolQu8 Don ®orran — 9licoIau§ Don ^dnnQ})e8.
320
ajling, ©er feL TOcoIouS üon glue, jcin geben unb
SBirf en, 4 93be., Sugem 1860—1878; 3. 3. Don
W), ®e8 feliaen ginfteblerS TOcotouS Don 9flüe
wunberboreS Seben u. f. »., gtnpcbeln 1887;
reid^l^altige Siteroturongaben bei Chevalier, Bö-
pertoire 8. v.) [®. SKa^er.]
^icotoiis Don ©ort an (©orl^am), 0. Pr.,
ein befonberS oIS Kommentator ber l^eiligen @d^rift
gerfil^mter X^eologe beS 18. Sal^rl^unbertS, flammte
nad^ rid^tiger Snnal^me auS bem Orte ®orron in
ber fran^öfifd^en ^roDin^ ÜRdne. 9Ran l^at il^n
lool^I öfters für einen ßngiftnber angefel^en ober
neben um nod^ einen englif d^en S)ominicaner ftl^n-
tid^en 9camen§ angenommen; DieEei(^t erflärt fid^
biefeS barouS, ba^ ein 3^^g ber gfamilie au§
ber }eitmeüig ^u Cnglanb gel^örigen^roDins^Raine
nad^ Snglanb übergeftebelt hmr (Dgl. 0. C. Oorham,
Additional particulars relating to the family
de Gorram, in Nichols, CoUectanea topogr.
et genealogica Yll, Lond. 1841, 283 sqq.).
9ticoIau8 toat geboren um 1210 unb begann feine
@tubien bei ben S)ominicanem }u Se 9RanS;
fpöter lam er nad^ ^ariS an ben SonDent Don
@t-3acque§. ^ier l^ielt er SSorlefungen, tt)urbe
1276 $rior unb jeitioeilig aud^ 93eid^tDater $^t-
l\ppQ beS @(!^5nen. Sr ftarb 1295. SSon ben Dielen
Schriften, bie man il&m jufti^reibt, fmb nur einige
gebrudft. 6r Derfa^tc unter 3lnberem ^oftiHen ober
Kommentare jur gonjen l^eiligen ©d&rift, bann
ßermones de Tempore et de Sanctis, aud^
Srflörungen ju ben @entensenbäd^em u. f. )o.
ßinigeS tt)irb il^m DieÜeid^t irrt^mlid^ }ugelegt
n)ö]^renb aud^ SBer!e Don il^m unter anberen Flamen
gelten mögen. (SJgl. bie auSfül^rlid^e SDarfteUung
Don Sajarb in ber Histoire litt, de France XX,
Paris 1842, 824—856, ttosu bie SSerbeffcrungen
bafelbft 792—794 au bead^ten ftnb. ®ie übrige
Siteratur bei Chevalier, Repertoire s. v. unb im
Supplement, bei Denifle etChatelain, Chartu-
larium ünivers. Parisiens. n, 1, Paris. 1891,
108, finben ftd& mel^rere Don 5RicoIau§' ^o[tiHen
mit Angabe be§ amtlich Don ber UniDerfttöt feft>
gefegten SSerfaufSpreifeS.) [21. gffer.]
^icotaus Don6annapeg, Tester lateini-
fd^er $atriard^ Don 3erufalem, geft. 1291, war
geboren um 1225 ju ^annapeS, einem S)orfe ber
®iöcefe SReimS in ben Slrbennen. SIKit 15 Salä-
ren trat er }u SteimS in ben SDominicanerorben
unb tourbe borni ju meiterer njiffenfd^aftlid^er
^uSbilbung in baS Iflofter @t. Sacob nad^ $ari3
gefd^idft. §ier jeid^nete er fld^ burd^ Qflei^ unb
Talent in fold^er SBeife auS, ba| er nad^ feiner
^riefterweil^e, ol^ne grabuirt ju fein, ate Seigrer
ber %f)tolo^it Denoenbet mürbe. SSerfd^icbene
ff löfter, in bie er gefanbt mürbe, loäl^Iten i6n jum
$rior. 3n $ari§ wor ber fpötere Karbinal Satino
SJKalabranca fein ÜJlitfd^üIer gemefcn, unb burd^
il^n ober ben Drbcn§general ujurbe man in 9lom
oufmerffam auf ^annapeS. 6r ttjurbe bortl^in gc«
rufen unb burd& 92icoIau8 III. ober ÜJlartin IV.
5um ©ro^pönitentiar ernannt. 91I§ bann ber 5pa«
triard^ SliaS Don Strufalem flarb, ernannte ^opft
9licoIau§ IV. nad^ bem 9iat^ ber Sarbinäle fyxa*
napeS im ajtai 1288 su beffen9lad^foIger unb tt^i^
i^n perfönltd^ )um ^ifd^of. £§ mar ein überaus
fd^mereS Slmt, baS 9ticoIauS auS ber ^nb beS
$apfte§ empfing. @ein Sprengel mar auf Sccon,
ben legten Seft^ ber Slbenblönber in gkiläfttno,
befd^ränft, unb ber fittlid^e Suftanb fetner neuen
^eerbe mirb al§ ein gerabe^u troftlofer gefd^Ubert
SUe Srten Don Safter, fd^mlofe 9udf^meifung,
2:reuIoftg!eit, Staub, ÜJtorb mud^erten in uppigfter
t^ülle unb l^atten bie bortigen S^riften in einen
Übgrunb ftttlid^er SSerfommenl^eit gePrjt^ ouS
bem nid^t mol^I eine Stettung p hoffen mar. Xcd|-
bem ging ber neue $atriar(| mit d^riftlid^em ®ott-
Dertrauen an ba§ SBerl ber IBelel^rung. Um feine
Suctorität }u erl^öl^en, l^tte il^n ber ^fl 1289
)um Segaten für gan} Serien, Supern unb 9r«
menien ernannt unb Derfprad^ am 13. @eptenti^
1289, il^m 20 ©aleeren }u ^ilfe }u fd^idfen. iS^
aber ber $atriard^ eine irgenbmie erfo(greid|e
Zl^ötigfeit beginnen fonnte, l^atten bie S^riften
bereits felbft über fid^ baS Serl^öngnig l^ab«
gerufen. 3n il^rer Sierblenbung maren fte ireu-
brüd^ig über bie SRo^ammebaner l^ergefaüen nob
Ratten Diele berfelben ermorbet unb ausgeraubt
@ultan ffalaun Don Seg^pten Derlangte hierfür
® enugtl^uung unb Auslieferung ber ^auptanfKfto:.
S)iefe mürbe il^m Dermeigert, l^auptfad^Iid^ anä^ mtf
ben atat^ bcS $atriar^en, ber eS nid^t bulben
monte, ba^ Sl^riften in bie ^önbe ber Ungläubigen
geliefert mürben. SDal^er brad^ ber Sultan im Oc-
tober 1290 mit einem ^eere Don 200000 ÜRamt
nad^ ^alöftina auf. @r flarb ^mar auf bem Qu^
allein fein Sol^n nal^m ben Siad^eplan beS SaterS
mit erneutem Sifer auf. Am 5. April 1291 er-
fd^ien er Dor $toIemaiS, beffen IBefa^ung, un-
geföl^r 12000 maffenföl^ige Wönner, Dom ^•
triard^en angefeuert, }u mutl^iger SSertl^eibiguitg
entfd^loffen mar. Am 4. 9)tai mar aud^ ffönig
^einrid^ n. Don SQpem mit 200 SKttem unb
500 gufefolbatcn er
d^ienen. S)a aber meitete
§ilfe nid^t in AuSftd^t ftanb, mar an einen fteg-
reid^en SSBiberftanb gegen bie Uebermad^t ber ^inbe
nid^t mo^I 3u benfen. Auf ben Statl^ beS ^atrior-
d^en fanbte man bal^r aQe Steliquien, bann ©reife,
grauen unb ftinber, fomie alle jum Äampfe Un-
tauglid^en, auf @d^iffen nad^ Supern. Am 18. ÜRot
1291 feierte ber ^atriard^ ^um legten 3RaIe bie
^eiligen ©el^eimniff e ; fel^r Siele empfingen nod^
aus feiner $anb bie l^eiligen @acramente, um fui^
jum l^ei^en Äampf ju ftärfen. 9lad^ furjer ©e-
rennung maren bie ©aracenen an jenem Sage burd^
eine Srefd^e in bie @tabt gebrungen ; ein 'üfM
ber Scfa^ung Dcrtl^eibigtc fx§ l^elbenmütl^ig, SSiele
aber eilten mutl^IoS ju ben ©d^iffen, um fld^ )u
retten. ®er ^atriard^ f^aitt unerfd^rodf en bei feiner
§eerbe ausgemalten ; man brängte i^n aber gcmolt-
fam nod^ bem §afen, um il^n auf ein ©d^iff )u
retten. Allein bie ©d^aluppe, bie il^n nad^ einer ber
naiven ©aleeren fül^rcn foHtc, mürbe Don fliel&enben
321
SticoIouS ftobaftloS — 9ttcotauS t)on St)ra.
822
C^riPm üBotfiOt, fo boB fie fenterte unb fammt-
li^e 3nfd^ US auf ehten in ben iBBellen be§
StecS begraben nmrben. @o enbtgte ber le^te
Idsimfil^ ^ßairiord^ oIS ein guter ^xüt, ber fein
Men gibt für feine @^fe. lieber bie l^elben-
nöt^ige nnb ouSbauembe Xl^dtigfeit be§ ^^atriar-
4en tofil^tcnb ber Sefagerung unb @inna^me
IcamS entgolten bie 9uf}eid^ungen eines 9no>
VfoaA : Historia ezddii Acconis eto. ausfuhr»
Miß Sngoben, tt>orau8 Ou^tif>S(]^arb (Scriptt.
Ord. Rned. I, 422 sqq.) einige SluS^üge mit»
tteili. — 9KcoIau8 loerben au^ einige inl^altlid^
iiibd)aiienbe SBerfe }ugefd^eben, bie er mol^I afö
^P&mtcntiar, fid^ aber Dor feinem ^atriard^at
Mfo^l^ Sa8 belanntefie, eine 9(rt d^riftlid^en
MlSbud^ nad^ bem SRufler ber Snecbotenfamm-
bog bc8 SoIetiuS 9Rasimu8, xouxbt 1477 )u
Itattbig gebntdt, ebenfo 1490, unb mit Unre^t
SonoMntnni gngefd^eben. SBeitere Sudgaben, fo
Zftingen 1588, Senebig 1588 u. f. m., Dergeid^»
KtOniltif a o. 426). 9nbere, nur ^anbfd^rifüid^
N^onbcne SBerfe, mie Diaeta salutis, Typicon
^ jejnnÜB Graecomm, Praedicationes quae
CnBt sab Evangelüs in Quadragesima, loerben
(sgL Qn^tif L c. 427) jmar 9HcoIau§ Don ^an»
aiqieS fugefd^rieben, aQein bie Sudorf d^af t ifl mel^r
oll flDR^C^ft. OBgl. Tonron, Hist. des hommes
Ohistr. de l'ordre de St. Domin. I, Paris 1748,
529 — 541 ; Bouillot, Biographie Ardennaise
n, Pazia 1880, 18 ss. ; Hist. litt, de la France
XX, Paria 1842, 51—78 et 785 s.; Lecoy de
hMardie, La Ghaire fran9aise an moyen
Ige etc., 2« M. Paris 1886, 524.) [Jht5pper.]
IRctbms jUtajRfos, f. Jfoba^IaS 2.
fKk§Ums 0 0 n S 9 r a (Lyranns), 0. Min.,
doctor planus et ntilis, ber berül^mte Sieget
nnb ^oftillenoerfafler, mürbe geboren gu S^ra
(Kre), einem fleinen Orte ber Slormonbie, in ber
iipeiten ^fte be§ 13. 3a]^r]^unbert§. Unrid^tig
iDtrb ^umeilen Snglonb (5. 9. Trithemius, De
seriptoribus ecclesiast, in f. Opera I, Franco-
farti 1601, 309) ober tJIanbem bejtt). Srabont
(). ¥. Sixtos Senensis, Biblioth. sancta, Colon.
1626, 847) als fein SSoterlanb angegeben. SDafe
er ein belehrter 3ube gewcfen, ift |e!|r oft bc«
tosptet ttiorben, fann aber nid^t bemiefen werben;
ba§ (Segentl^eil ift glaubl^after. Sr na^m ba§
Meib bed fjl. iJfranciScuS im JRojter )u SJemeuil
rmonasterinm Vemoliense) in ber Stormanbie
in 3. 1291 ober 1292. Später !am er nad^
tariS, ttio er t^eologifd^e SSprIefungen l^ielt; er
färb am 23. October 1840 unb mürbe im t^ran-
cücanernofler gu ^ßariS begraben. iBon feinen
«Aeren fiebenSDerl^öItniffen iji nur nod^ befannt,
boft er 1825 ^roüingial feines DrbcnS in Sur«
gunb &Hir, 1332 mit anberen S)octoren ber ^arifer
nrnserfttöt ein ©utad^ten aber bie visio beatifica
nte^d^nete unb in bemfelben Sa^re !Dtite|ecutor
teSeflomentS berSo^onna, ©rafinöonSurgunb,
Bar, roilä^ bie Srr{((tung eines College de Bour-
ftne rSurfe) in fßadQ funbirt f)aüt. SulöuS
Wi^uilcttfoB. IX. 2l dtH.
(Historia universitatis Parisiensis IV, Par.
1670,976) bel^auptet, 9licoIauS fei aud^ Seigrer ber
Sl^eologie )u Djforb gemefen. — L Unter ben
oielen t]^eoIogif^en@d^riften beSlRicoIauSDonS^ra
ift bie bebeutenbfte unb befanntefte eine Siteral-
ernörung jur ganjen l^eiligen Sd^rift nad^ bem
lateinifd^en Sejte. 6r felbjl gab i^r ben Slamen
Postilla, ber i^raud^ geblieben ifi SRattl^iaS S)ö-
ring fagt in bem Prol. gu ben unten gu nennenben
Replicae : Nicolaus . . . opus egregium com-
posuit ... et hoc ipsum opus suum Postillam
nuncupare decrevit. Seine ÜRet^obe ift bie rid^>
tige, benn nad^ bem Prologus de intentione
auctoris et modo proceden£n)in er ben genauen
SEBortftnn erforfc^en unb barlegen, nur gumeilen
aud^ ben mpftifc^en Sinn berüdffid^tigen (intendo
circa litteralem sensum insistere et pancas
valde et breves expositiones mysticas ali-
quando interponere licet raro). ^ilfSmittel
foSen il^m fein bie dicta doctorum catholicorum
unb bei ber Srflarung beS %lten SeftamentS gu
ei;egeti{d^en unb polemif d^en S^^^^ ou^ bie dicta
Hebraeorum, maxime Rabbi Salomonis (b. i
Sard^i). 2)a^ in ben lateinifd^en Stbeltest bei
bem^bfd^reiben (burd^ baS SSermed^feln Don öl^n»
lid^en 93ud^ftaben unb burd^ falfd^e SBort- unb
@a^t)erbinbung begm. Trennung) fid^ S^l^Ier ein«
gef(^Iid^en l^aben, ift i^m nid^t unbefannt. 3n
Segug auf bie hebraica veritas l^at er bie 9in-
ftd^t beS 1^1. ^ieron^muS mieberl^olt, ebenfo glaubt
er an bie tenbengiöfe t^ölfd^ung beS l^ebräifd^en
leiteS burd^ bie 3uben. — ffiie ©rflärung geigt,
ba^ 9licoIauS feinen im Prologus auSgefprod^men
$Ian burd^gefül^rt l^at ; inSbefonbere mu| ^erüor-
ge^oben nierben, ba| er bei mel^rfad^ erflörten
©teilen aud^ feincrfcitS bie SluSlegung begeid^net,
meldte er Dorgiel^t. ^ud^ ber fjform na$ lonn feine
Srflärung alS ÜJlufter einer gcbrängten Siteral-
erflörung biencn. S)er m^flif^e ©inn ift feiten
berürffid^tigt, burd^gcl^cnbS nur bei ben ?ßfalmen
unb gttjar in ttcnigen SBorten am ©d^Iuffe ber
Siteralcrflärung. — 3)ie d^riftlid^en Sjcgeten finb
nad^ SKo^gabe il^rer SBebeutung benufet, aber fei-
teuer citirt. ®ie Kommentare beS $1. Il^omaS
öon Slquin gu bem S3ud^e SfaiaS, bem Cöangelium
Sol^anniS, ben paultnijd^en ©riefen fmb fel^r oft
gu Statte gegogen; ja ber Kommentar gum ^ud^e
3ob ift faft nid^tS Ruberes alS ein ^uSgug auS bem
Kommentare beS 1^1. Xl^omaS. 93on jübifd^en Kse»
geten ift Sard^i fe^r oft benu^t unb citirt, anbere
feltener. Sie jübif d^en SBerte jd^einen in einer latei»
nijd^en Uebertragung ober toenigftenS unter SKit-
benu^ung einer fold^en gebraud^t gu fein, ha feine
l^cbräifd^en Äenntniffe für eine fclbftanbige SSer»
ttjenbung oon l^ebröifd^en ©dferiften ttjol^l nid^t ge»
nugenb waren (ögl. aud^ ÜJlafd^fotoSfi, SRafd^fS
ginfiuB auf 5Ric. ö. S^ra i. b. SluSIegung beS gjobuS
[3eitfd^r. für altteft. SBBiJfenJd^. XI, 1891, 268 bis
316]). 3n8bcfonbere ift oud^ eine birecte W>^
^öngigfeit tjon bem Pugio fidei adversus Mauros
et Judaeos beS S^ai^munb ÜJtartin nad^toex^^ox
11
823
92tcoIaud Don S^ra.
824
(Dgl. j. ©. bic erflärungcn öon 3). 9, 7 mit
Pugio fidei, ed. Carpzov, Lipsiae 1687, 427 ;
3j. 52, 13 mit P. f. 311 sqq.; So*. 9. 9 unb
P. f. 852), tt)ic ?Kco(au8 mä) fclber auSbrüdttid^
angibt (ögl. bie erflörung öon DJ. 9, 12 unb
P. f. 549. 696). S5Bo ein Sorgum ober ber
Äoron citirt tDirb, folgt er offenbar einer lateini-
fd^en Ueberjejung, benn er t)erftanb tteber ä^aU
böifd^ (f. SU ®an. 2, 4) nod(| arabifd^; feine
OueDe ift aud^ ^ter Sta^munb 9Jiartin (t)gl.
g. 95. bie Eitate M ber erflärung öon 3f. 9, 6
unb P. f. 425; oon 3f. 8, 1 unb P. f. 587);
an anberen ©teilen iji bie Slbl^ängigfeit fel^r su
t)ermut]§en (ogl. s. 95. bie grllärung üon 3f. 8,
1. 4 unb P. f. 589; öon 3f. 11, 5 unb P. f.
600 ; 3ad^. 3, 8 unb P. f. 308 ; öon 3f. ffop. 2
«nf. unb P. f. 346). SejtWtif, fottol^I öcr-
glei(!^enbe afö auf ben lateinifci^en Xtj^t allein
bejüglid^e, ift unferem Kommentator fremb ; nur
im ejegetifd^en Sntereffe öergleici^t er mitunter
lejte (f. s. 95. in 5pf. 32 3lnf. 3f. 4, 2), ober er
entnimmt bie 9SergIeid^ung einem anbem Sje«
geten, ol^ne einen beftimmten Smed p l^aben
(f. s. 95. ^Jf. 21, 2 ; ogl. Hier. Ep. 57 ad Pamm.
c. 10, bei Migne, PP. lat. XXU, 577). — gine
SSeöorsugung beS l^ebröifd^en Se^teS auf ffoften
be§ lateinifd^en finbet nid^t ftatt; bei 2)ifferensen
)n)ifd^en beiben Xesten erhört er }uöor ben latei-
nifd^en lejt für p^, bann ben ]^cbräif(i^en. ®ie
Äenntniffe beS JlicoIauS im §ebräifd^en überPcigen
ein elementares SSBiffen nic^t, menn er aucid Siniged
über ©^nagogenrolien ju fagen weife (f. ju Df. 9,
12). 2)iefe beioeifcn ^unöci^ft grammatifci^e ober
lejifalif d^e 95emcrlungen in ber Postilla, j. 95. bei
ber erflörung ber Ueberfd^rift öon ^f. 5 unb ^f.8;
öon 3f. 2, 6; 9, 6; ferner bie 9li(i^tberü(!fui^tigung
beS l^ebröifd^en SejteS an ©teilen, »o Slnlafe oor»
l^anbcn ip, benfelben ju ernjöl^nen, j. 95. 3f. 9, 14;
19, 15; 3f. 4, 2, ögl. 3ad^. 3, 8 unb 6, 12;
$f.21, 17; 109,3. «ud^ fagt ^aul öon 95urgo8
(in ber Additio super utrumque prologum) :
(Nicolaus) non videtur fuisse sufficienter eru-
ditus (in Utera Hebraica), quasi iUam in pue-
ritia didicisset, sed de lila videtur habuisse
notiüam, quasi ab alüs in aetate adulta men-
dicato sufFragio acquisitam. UebrigenS legt pd^
SflicolauS felbp eine öoUcnbete flcnntnife ber l^e-
bröifd^en ©prad^e aud^ nid^t bei (Prol. de intent.
auctor. et mod. proced.). — ®ie gried^ijd^e
©))rad^e ip il^m unbefannt geniefen. SDiefeS ge|t
l^eröor au3 feiner gt^mologie öon gried^ifd^en 9SB5r>
lern (a. 95. p aRatt|. 23, 5. 3o|. 7, 2) unb auS
ber öonftönbigen ^ufeerad^tlaPung be§ gried^ifd^en
JejteS bei ber erflörung beS bleuen 2:epament8.
93erein5elte Srörterungen über bie ©eptuaginta
unb ri^tige S)eutungen gried^ifd^er SBörter (j. 95.
JU ®en. 2, 12; 3, 7) pnb anberen ©d^ripen
entlel^nt. SKattl^iaS ©öring fagt (Prol. in repl.
defens.), 9^icoIauS fei in lingua Hebraica si-
mul et Latina peritus gemefen. §dtte 9iicoIau§
irgenbmeld^e ffenntnife be§ ®ried^if(|en befeffen, fo
mürbe biefer fein ^ol^r 93ere]^rer eS errnftl^ l^oBen.
%ud^ ©uiUelmuS S^fengrein (Oatalogus testium
veritatis, Diling. 1565, fol. 130 v) nerait i^n
Hebraeo et Latino instruetus eloquio. äBie
S^ra^d jfenntnife ber ^ebröifc^en ©prad^e, fo ift
and^ feine 95ebeutung für bie ©efd^id^te ber Ssegefe
in ber S^^Id^d^^t oft überfd^ö^t morben. SS ip
unrid^tig, il^n für ben einzig bebeutenben (Sit%tU!n
be§ ünittelalterS ober für ben ©d^öpfer einer neuen
SRetl^obe ber ©d^riperflörung )u l^alten. SRabonuS
9nauru§, SSßalaprieb ©trabo, Albertus SRagnud
unb öor ^Uem ber ^I. ^l^omaS öon SOiquin Pelzen
l^inter il^m nid^t jurüdt, obfd^on bie brei Se|t«
genannten ber l^ebröif d^en ©prad^e untunbig toaren.
^ud^ ba§ Urtl^eil über bie SBid^tigfeit be§ Süerol-
pnneS, meld^eS er im Prologus de intentione
auctoris et modo procedendi auSfprid^t, ip faP
mörtlid^ ber Summ. theoL 1, q^ 1, a. 10 ad 1 ent-
lel^nt (ögl. aud^ Paul, de Burjgos, Add. s. ntr.
prol). S)ie gintl^eilung ber einzelnen Slbfd^nitte
unb äerfe ip in ber Postilla burd^auS fo bef d^ffen
mie bei ben fd^olaftifd^en ©jegeten. 3n ber 95e-
nu^ung ber Dicta Hebraeorum l^at 9iicoIau§
ben Sta^munb SRartin jum 93or6iIb, menn er auc^
nod^ mel^r ©d^ripen ermöl^nt afö bie SlaQmunbd
ober bie öon festerem angegebenen, ©eine ma^re
IBebeutung für bie Ssegefe bepelzt öielmel^r barin,
ha^ er ben rid^tig erfannten Unterfd^ieb jtuif^en
Siteralpnn unb m^ftifd^em ©inn aud^ in ber $rai;i8
burd^fül^rte, unb bafe er bie ganje ^eilige ©d^rift
mit geringer SuSnal^me commentirte unb auf biefe
SSeife ein ^anbbud^ fd^uf, meld^eS über ben Site»
ralpnn ieber ©teQe ^uSlunp gab. 9ud^ toar feine
Postilla bie erfte gebrudte ^belerflönmg^ tooS
5ur meitem 98crbrcitung öiel beitrug. ®ie 9lnpd&t
bed 9{icoIau§ über bie 3nfpiration ip correct. Son
ber Srflörung auSgefd^Ioffen l^at 9licoIau3 nur bie
fog. beuterocanonifd^en Xl^eile bed95ud^edSp]^er;
fonP commentirt er foiool^t proto- mie beutero-
canonifd^e IBüd^er, obfd^on er Ie|tere nic^t für co»
nonifd^ l^ölt. ^ufeerbem erflörte er aud^ bad (nid^t-
canonif^e) britte 95ud^ @§bra§ unb ba§ ®tbtt beS
ffönigS SKonaffe. ®ie 27 ©d^ripcn beö 9leuen
SepamentS l^ölt er fömmtlid^ für canonifd^ ; oud^
bie ^utl^entie berjelben erfd^eint il^m nid^t jioeifel-
^ap. ®er Sntl^eil be« SlicoIauS an ben 95orreben,
meldte ben meiften IBüd^em öorauSgel^en, ip ouS
feinen eigenen SSBorten ju erfel^en: Omissis pro-
logis a principio Genesis incipiam . . . Ali-
quorum tamen librorum prologos exposui,
super quos scripsi, antequam a Ubro GeneBis
inchoarem. SDemgemö^ rül^ren bie ßrflärungen
JU benPrologi ber altteftamentlid^en 95üd^er nid^t
öon il^m })tx, fonbem öon einem gleid^jeitigen
OrbenSbruber 9{amen§ SQSiU^elm (Guillielmos,
Galfredus, megen feiner angelföd^pfd^en ^eimat
Brito jubenannt), mö^renb ba3 ^Inbere bei ben
Prologi JU ben Söangelien unb ju ber SIpocalQpfe
ber gatt ip. ©ie 95üd^er 3ofue, 3ob, 3faia8,
3ercmia§, ber fleinen ^ropl^eten (ausgenommen
baS fSnä) %mo§), bie 95rief e beS 9^euen SePomentft
325
9licotau8 t)on Stiro.
826
inb Me S)H)€aIt^e l^ben ein Don SHtcoIouS l^er«
lüiraiM Argamentüin. Oft ift baSfelbe eine
grÄidte Sufmmnenjieaung t)on C^cerpten ouS
64tiften anbetet Cq^egeten; boS Argumentum
)ttr Spocol^fe ). 9. ijl bem ^I. ^ieron^mud Ep. 53
ad PkoL 8 bei Migne, PP. lat. XXTT, 548 sq.
määfoL SuSbtüdlid^ i{l }u bemetfen, bo^ Don
DcnSb^nbUmgen, toelc^ oIS SSoneben gut gangen
PostQla in ben S>nKlau8gaben ße^en, nut gniei
4n jelbfi gum Url^ebet ^aben, nömlic^ ber Pro-
logus primuB de commendatioiie sacrae scrip-
nma in generali unb bet Prologus secundus
de intentione auctoris et modo procedendi.
3n ben SyntdouSgaben, meldte bte m(ijif)tt gu et-
örteinben Moralitates entl^olten, fommt alS britte
Don 8910 gef d^riebene Sorrebe l^ingu ber Prologus
in Moralitates. iBon nid^tfQt]^oUf(]^er @eite mirb
JHcoIand loegen feiner @<i^nftfenntnt| gumeilen
Ott ein Sorlöufet Sutl^ borgefteDt. 2)iefe 9n>
W bot i^i^^ SluSbmd in bem Serd gefunben:
KiedauB ni lyrasset, Lntherusnon saltasset.
6ie ifi folfc^, bemt fi^ra ifi 1. ein ^nbönger ber
64oIafli{; 2. frei Don aller falfd^en @ubiectiDität
(0^ ben Prologus de intentione auctoris et
modo procedendi); 3. frei Don aUem 3t^^if^I
m ben ®lauben§Iebren, meldte Sutl^er Dertoarf;
4. ond^ bel^alb nid^t in geifüger SSermonbtfd^aft
Kit iaX^, meil er eine unrid^tige ^nftd^t über
bie fügen, beuterocanonifd^ 93äd^er bed Eliten
tcßamentd l^ot, benn biefe tl^eilt er mit Dielen
anbeten (Belehrten beS 9RitteIatter3 ; in feiner
4eoIogifd^ (Sefanraitanfd^auung U)urbe er ba-
buni^ nid^t beeinflußt. — 3u ber Postüla fd^rieb
bet «if^of ^ul Don SurgoS (f. b. 3lrt.) 5ln»
metfungen, tt>eld^e er Additiones nannte. Ueber
bie ürfadbe ber Sntfte^ung unb über ben 3^^^
beifelben ffnid^t er ftd^ in einem @d^reiben an
reinen @obn ^Ifon§ ouS, bem er ba§ @tu»
bium boc b^iligen Sd^rift nad^ ber Postüla be§
$icoIau3 Don fi^ra anrat^. ^ei bem @tubium
bet Postilla l^at $aul ndmlid^ gumeilen am
9tanbe 91nmetfungen gemad^t, unb gniar i^aupU
^lid^ bort, ubi sanctorum doctrinas aliqua-
tenus praetermissas aspexi. Nee fuit pro-
positi mei curiose inquirere quod supplerem,
sed libenter sine supplementis transivi, nisi
abi ipsa me supplementa Yoearunt. Quare
nee Yolmnen proposui scribere nee libri no-
mine gloriariy sed postillam ipsam cum pau-
cis admodum additionibus in margine trans-
seriptis tibi donare. @eine Additiones ftnb
ratmebet ueiterfü^renbe @rlöuterungen ber Sr-
flbungen S^ra^g ober eine JMti! htm. Sorrectur
bafelben. 3u ben Sudlern SRutl^, (SsbraS, ^Rc^e-
■ioS, bem apocr^pl^en britten Sud^ S§bra§, £0»
Knl^ 3ubttb, Sorud^, femer gu ben gniei Sudlern
ber iRad^bder, ben @a))ientialbäd^em mit 9u§-
la^e bed Suc^ed 3ob unb ber ^^falmen, enblid^ gu
boB 9nefe an ^l^ilemon, bem britten ^Briefe be§
iL So^onneS unb bem SubaSbriefe bat ^aul feine
Additiones Derfa^t. Sinen heftigen Angriff rid^»
kit SRattl^iad S)5ring (2)orindf, Thoringius, gefi.
1469 gu Äiril in ber SRarl Sranbenburg), $ro-
Dingial ber fd^fifd^en gfranäScaner, gegen bie Ad-
ditiones. 3n Jeiner Entgegnung (Oorrectorium,
Beplicae) tt)iu er bie Snfid^ten be§ 9KcoIaug fi^«
ranuS unbebingt aufredet erl^alten; babet geigt
er, im ®egenfa| gu bem milben Xone ber Addi-
tiones, gro^e ^eftigleit unb SBitterfett f 0 f d^on im
Prologus in Beplicas defensivas. ©egenüber
ben ungeföl^r 1100 Additiones gibt er 400 Be-
plicae. !Dtatt^ia3S)öring niurbe feincrfeitS n^ieber
befämpft burc^ ®ega (f. b. 9lrt. m, 1660). —
n. Sine gloeite auf bie 93ibel begüglid^e @d^rift
be§ 9licoIau8 trögt ben Flamen Moralitates
(bie äncunabeln loeifen fretlid^ Moralia auf).
Ueber il^ren 3tt)ed( ]pnä)t fld^ WcoIauS in bem
Prologus in Moralitates Bibliae auS. S)ie Se^r»
büd^er beS $lten Xeftamentd, au^er bem Sud^e
3ob unb bem Sud^e ber ^falmen, l^aben natur-
gemäß feine Moralitates; ebenfo bie ^Briefe be§
9leuen SeftamentS; Don ben pro^l^etifd^en Sudlern
be§ Sllten SeftamentS ift baS Sud^ 93arud^ boS
eingige, meines berfelben entbel^rt; Don ben biftori-
fd^en trifft biefeS gu bei ben ^occt^p\)tn, nömlidd
bem britten ^ud^e SSbraS unb bem ©ebete be§
JtönigS ÜJtanaffe.
S)ie Postilla (ol^e unb mit Additiones unb
Replicae) toit bie Moralitates ftnb fel^r oft
gebrutft, fo baß eS laum möglid^ fein mirb, eine
Doüftönbige 3ufammenf}eIIung ber S)ru(Ie gu
geben. SHe 2)rud(auSgaben gerfaHen in folgenbe
fflaffen: 1. fold^e, U)eld^e nut bie @rflörung S^ra^S
ol^ne benSibeltejct entl^alten: a. 2)rudtau§gaben
ber Postilla: Ooloniae 1478; Norimbergae
1479 ; eine ^u§gabe s. L et an. @ine $u§gabe
ber Postilla gu ben 4 @DangeIien s. 1. et an.
b. S)rudfau§gaben ber Moralitates; eine^uSgabe
s. 1. et an.; Coloniae 1478; Mantuae 1481;
Eothomagi 1497. c. Postilla unb Moralitates
finb Derbunben gebrudft ßomae 1471/72 (ältcfter
SDrudf). — 2. fold^e, in tteld^en bie ßrflärungen
8^ra^§ mit 3ntbatcn entbalten ftnb : a. bie Postüla
(ol^ne Additiones unb Beplicae) mit bem latei*
nifd^cn Sibcitcjt: Venetüs 1482 (gu unterfd^ciben
Don ber unten gunennenbenSSenebiger Ausgabe beS*
felbcn 3a]^re§X bie eingige, böd^ft fcltene 9lu§gabc
biefer 9lrt. b. Postilla, Additiones mit Beplicae,
lateinifd^er Sibelte^t (Biblia latina cum Postillis
Nicolai de Lyra): Norimbergae 1481, 1485,
1487, 1498, 1497; Venetiis 1481, 1482;
Argentinae 1492; (Lugduni) 1494. c. Po-
stilla, Additiones mit Beplicae, lateinijd^er
Sibelte^t, glossa ordinaria (Biblia latina cum
Glossa ordinaria et Postillis Nicolai de Lyra) :
Venetiis 1485, 1495 ; ib. 1489 mit bem 3:itel
Biblia latina cum Glossa ordinaria Walafridi
Strabonis et Nicolai de LyraPostillis; mit äbn=
lieb lautenbcm Xitel aud^ Nuremb. 1487. d. Po-
stilla, Moralitates, Additiones mit Beplicae,
Glossa ordinaria : Basileae 1498, 1498—1502,
1506—1508: Lugduni 1520, 1528, 1545;
827
9iicoIau§ Don S^ra.
828
Parisiifl 1524. e. SHe unter d. genannten Xl^etle
unb bie Glossa inierlineariB : Veneidis 1588»
1603; ParisÜB 1588, 1589, 1590; Duaci
161 7 ; Antverpiae 1634 (befle «uSgabe). — (Eine
©onberfteHung nimmt ein bie SuSgabe Venetüs
1495 ()u unterfc^eiben Don bei Docl^in genannten);
fie entl^ölt biebeiben ©loffen. biePostilla (o^ne Ad-
ditiones unbBeplicae) unb ben lateinifd^enSibel»
test 2)ie Additiones mit ben Beplicae finb ein
einjigeS SKal feparat gebrudt (Venetiis 1483).
©ämmtlid^e Ausgaben pnb in gfoKo. — Slu^erbcm
ift baS 93ibeIU)er! S^ra'S abgebrudt in ber Biblia
maxima versionum . . . earumque concordia
cum Yulgata . . . cum amiotationibus NicoL
de Lyra . . . Lutetiae Paris. 1660. — gemer
gibt e§ eine ^n^affi Z^eilauSgaben (Don ben $fal-
men unb Don bem bleuen Xeftament), fogar fünf
^falmenauSgaben mit beutfd^erUeberfe^ung; Dgl.
Bibliotheca sacra post J. Lelong et 0. F.
Boemeri curas . . . contiiiuata ab A. 6.
Masch, Halae 1785, P. H, vol. m, 390 ad
392. 3um 9lad^f dalagen bienen: Bepertorium
. . . Nicolai de Lyra super bibliam , Mem-
mingae 1492, unb Bepertorium in postillas . . .
Nicolai de Lyra super vetus et novum testa-
mentum, Nuermberg. 1494.
m. ®ie übrigen ©d^riften S^ra'S fmb
minber bebeutenb ; ein DJeil berjelben ejiftirt nur
l^anbfd^riftlid^. ©ebrudte @(^riften: 1. Libellus
quaestionum judaicam perfidiam in catholica
fide improbantium (aud^ unter bem %\itl Contra
Judaeos ober Disputatio contra perfidiam
Judaeorum), alS ^nl^ang ber oben erloöl^nten
Sudgaben Venetiis 1481, 1482 (bie SuSgabe,
meldte nur ben SBibeltq^t unb bie Postilla entl^ölt),
1485, Antverpiae 1492. ÜJlit biefer S^rift
muffen aud^ ibentifd^ fein Quaestiones de in-
camatione verbi adversus Judaeos, Norim-
bergae 1485, 1487, 1493, 1497; Basüeae
1498, 1502, 1508; Lugdunil520, 1528,1545;
Parisiis 1524; Antverpiae 1634. 2. Trac-
tatuluB contra Judaeum ex verbis evangelii
Christum et ejus doctrinam impugnantem
(aud^ unter bem ^itel Libellus contra Judaeum
quendam ex ipsis verbis evangelii secundum
Matthaeum Christi divinitatem ejusque doc-
trinam impugnantem ober Tractatulus contra
quendam Judaeum impugnatorem evangelii
secundum Matthaeum), ebenfa0§ al§ Anfang
ber Dorl^in ermähnten Sluägaben, Basileae 1508;
Lugduni 1520, 1528, 1545; Parisiis 1524;
Antverpiae 1634. 3. Probatio adventus Mes-
siae per scripturas a Judaeis reeeptas, ge-
brudft mit ber @d^nft Hebraeomastix be§ Hie-
ronymus de sancta fide, Francofurti 1602.
4. Postilla seu expositio litteralis et moralis
super epistolas et evangelia quadragesimalia
cum quaestionibus Anton. Bitontini, Venetiis
1492; anbere 5lu8gaben f. bei Hain, Beper-
torium bibliogr. H, 1, 304 sqq., bcjonberS
309 sqq.; Dgl. Le Long-Masch, Bibliotheca
Sacra p. U, voL ICE, 858. 5. Tractatna de
differentia nostrae translationis ab helnraiea
litera in Veteri Testamente, Bothomagii s. a.;
Dgl. Bichard Simon, Critique de la .Biblio-
th^ue des anteurs ecclösiastiqnes etc. par
M. Elie Du-Pin«, Paris 1730, I, 858—857.
6. Quaestiones veteris et novi Testamenti (aui(
unter bem Xitel Liber differentiarmn novi et
veteris Testamenti, Bothomagii s. an. 7. Con-
templatio de vita et gestis s. Frandsci, ed.
Luc. Waddingus, Antverpiae 1623. 2)ie 9e^*
l^it biefer @d^rift U)irb mitunter be}tDeifelt; cS ift
aber nid^t anjunel^men, ba| Suc SBabbing fid^
geirrt l^abe. 8. Postillae in evangelia et epi-
stolas de tempore et sanctis, 1^1 8. L ; oet
Hain L c. 310. Sotoeit fid^ au8 ben gdnrudEto
OueUen ein Urtl^eil bilben ISi^t, ftnb in biefe Po-
stillae f olgenbe {toei unter S^ra'S 9iamen citirten
Sd^riften 5ufammengefa|t: Sermones de tem-
pore, ßermones de sanctis.
Ungebrutfte @d^riften: 1. Quodlibeta theo-
logica. 2. Tractatulus de animae clanstro.
3. Tractatus de visione beatifica, tool^t ibentlfd^
mit ber @d^rift De visione divinae essentiae
ab animabus a corpore separatis. 4. Com*
mentarii in quatuor libros sententiarom. —
Unter 9licoIauS' Don fi^ra 9tamen ift nod^ mel^
rere ÜRate gebrudtt: Expositio decem praecep-
torum ober Praeceptorium seu expositio in
decalogum; biefe Sd^rift rül^rt l^er Don ^^"
ric^ Don fjfriemar (f. b. ^rt; ben bort genomitai
ausgaben ift l^in^usufügen: Goloniae 1505 imb
eine anbere Don 1505 s. 1.). Stoeifell^aft bQüglid^
ber ^ed^tl^eit ift : (Tractatulus) de idoneo mini-
strante et suscipiente sacramentum encha-
ristiae (aud^ unter bem £itel Dicta de sacra-
mento), sufammengebrudCt mit ber Sd^rift bed
1^1. %i)oma^ Don %quin : (Tractatulus) de mira-
bili quidditate et efficacia venerabilis sacra-
menti eucharistiae (= Tractatulus de cor-
pore Christi) unb mit ber ^l^anblung alicujua
docti collectoris de expositione dominicae
orationis, eine ^uSgabe s. 1. et an. ; eine anbete
Coloniae s. a. 3m SRegifter nomlid^ l^ei^t eS:
In secundo tractatulo, quem dicitur com-
posuisse . . . Nicolaus de Lyra . . . Sbentifd^
mit biefer ^bl^anblung mu^ fein bie unter bem
Xitel De corpore Christi cittrte unb 9ticoIaud
beigelegte ©d^rift.
fiiteratur (au^er ber bereits genannten):
9ticoIau§ Don S^ra unb feine Stellung in ber (Sk*
fd^id^te ber mittelalterlichen ©d^rifteÄörung, im
^^ffat^oU!" 31. gf. II, 1859, 934-954; BoU-
arminus, De scriptoribus eccl., Colon. 1645,
270 ; Fabricius-Mansi, Bibliotheca latina me-
diae et infimae aetatis, ed. nova, Florentiae
1858, y, 114 sq.; Launojus, Academia Pari-
siensis ülustrata I, Paris. 1682, 61 ; Wad-
dingus, Annaies Minorum V, Bomae 1738,
264— 267; VII, 237—239; Cave, Scriptorum
eccl. historialiteraria, Basileae 1744, Appen-
829
9t.icotau8 Don Sßetl^one.
880
diz p. 23; Grevier, Histoire de rUniversite
dePariB n, Paris. 1761, 280; 3ö(3^cr, Mg.
Sele^cieii-fiesifon II, Setpaig 1750, 2627; gfort-
ietung nnb Srgdngmigen Don Stotermunb IV,
SrrmenlSlS, 264—267 ; Comely, Introductio
gen. dye de u. T. canonis . . . bist. , PariB.
1886^ 660—662; ©iegfrieb, «ofd^i^Ö güijlufe
nf Stcolanfi Don S^ra unb Sutl^er in ber 9u§-
kgimg ber (BeneftS in aRers" ard^tD I, 428. 456
mb n, 89—65 ; Sol^bb. für Drotej}. Xl^eologte
IV, 1889, 482; P. 9Ib«rt, SJtottl^iaö Döring,
etnttgart 1892.) [^oberg.]
|H(ifk»f, Sifd^of Don Sßetl^one im^elo-
pomuS, nimmt unter ben b^santinifd^en S^ologen
M 12. 3a^unbert8 eine J^etDorrogenbe €teQe
dl. ©eine Sebeutung ift erft in unferem Sal^r-
(nbert erbnnt morben unb lann qu3 Vlcmgel an
gomgenbem OnellemnateriQl an^ ie^t nod^ nid^t
ia i^ gonjen Xrogmeite gemürbigt merben. 9i8
1625 ttor nur Sine Sd^rift unter feinem Flamen
WaaaL @eitbem finb burd^ bie IBemül^ungen ber
nten nom^ft gemad^ten ^ox\i^ mehrere feiner
64rtften j^eroufigegeben tt)orben.
L neber 92icoIaud' SebenSumjiänbe ifi
iebm^ bunl^ biefe 93eröffentlid^ungen leine loeitere
Aemdnil onoonnen »orben ofö bie ber Sl^at-
^, ba| 9HcoIaud }ur 3^ beS Siomnenen 99la-
mtd L (1148—1180) lebte unb )u biefem Jtaifer
in w^em gfreunbfd^ftSDerl^ältnifle ftonb. S)Qmit
iß bie Unftd^l^eit ber frfil^eren Sngoben flbem)un>
boi, w6iä)t jmifd^ 1080 unb 1180 fd^manßen.
3n feinen Soften nimmt ndmlid^ Sticoloud @tel-
lang ga ben ^eologifd^en SiontroDerfen, meldte bie
Xegienmg 9tanuel§ bejeid^nen. S)ie ]^au))tfdd^-
li^fh betraf bie gfrage, ob ba§ Opfer 6;^ritti nur
Dem 93ater unb bem 1^1. (Seifte ober )ugleid^ bem ftd^
opfemben SogoS borgebrod^t merbe; jur Sntfd^ei»
bung ber ^^ge umrben }tt)ei S^noben geißelten
(1156 nnb 1158), benen 9licolQu§ ober nid^t bei«
txw^te. 3n berfelben Sngelegenl^eit tt)urbe S^ico«
lau£ Don 3Rmiue( in Derfd^iebene @töbte gefanbt,
um ben reiften ®(miben ^u Dert^eibigen. S)a ftd^
%coIanft in einer ber l^ier^er gel^örigen @d^riften
aI4 einen ^od^betogten ®rei§ bejeid^net, fo mu^
ieise @eburt etioa in bie 3<it ber brei legten S)e»
camien bed ll.SalQirl^unbertS ongefe^t Serben.
n. Son 9HcoIau8' Sd^riften liegen ^mei Siften
twr; bie erfte (Don @imonibe§) umfaßt 23 9{um«
mem^ bie anbere (Don 2)emetrQcot)uIoS) 22, aber
nsr bie fleinere S^^^ ^^ 3:itel ftimmt in beiben
cberein. O^ne umfaf|enbe l^anbfd^riftlid^e @tu-
bicn, bie bi§^ nod^ Don feiner Seite untemom«
men nmrben, ift eS nid^t möglid^, bie SKd^tigfeit
biefer £iften )u ))rüfen ober )u entfd^eiben, ob fte
nber^oupt afle Sd^riften beS betr. IRicoIauS ent-
Vdtcn. 2)a9 f^olgenbe lann nur eine furje @fi5-
fiamg ber bis je|t publicirten ©d^riften fein, unb
{Dar, ba eine d|ronoIogifd(|e Slnorbnung berfelben
pffdeit unburd^ful^rbar ift, nad^^e^nlid^feit ber be-
VoMten SRoterien. 1. ^^ilofopbif^-apolo-
getif d^e @d^rtften: 'Avairrutic t^c ö«oXo7ix^c
oToi^euoaetüc üp^xXou ÜXaTiovixou — Befutatio
institutionis theologicae ProcliPlatonici, pri-
mum edidit annotationesque subjecit J. Th.
Voemel, Prancof. 1825 (bilbet ben Dierten Il^eil
ber Initia philosophiae ac theologiae ePlatoni-
cis fontibus ducta, l^erauSgegeben Don Sreu^er).
Sie Ausgabe berul^t auf brei SeQbener unb einer
ÜRünd^ener ^anbfd^rift, über mel^e SSoemel in ber
SSorrebe miöfül^rlid^ berid^tct. ®ie ©d^rift ritztet
fid^ gegen biejenigen, meldte auf ©runb i^rer pro- •
fönen Silbung ju feiner Seit an bem Kl^riften-
tl^um Snfto^ nal^men unb, „hntd^ bie SRad^t
fopl^ifKfd^er SRebe Derfül^rt, in gotteSlöftcrlid^e
3rrle]^ren Derfielen". 68 mu| bal^er bie betreff enbe
@d^rift Don $rocIu8 nod^ im 12. ^al^r^unbert
eifrig gelefen morben fein, menn 9ticoIau3 eS
als ein 89ebürfni| erad^tete, «,bie Sßiberfpräd^e
gegen ben l^eiligcn ©lauben in jebem einjelnen
äbfd^nitte biefeS 99ud^e8 forgfältig an}U5eigen unb
biefen liftig Dorgebrad^ten unb funftDoQ Derl^üü-
ten, baburd^ aber ben SReiften fid^ ent^iel^enben
ärrtl^um aufgubedten". S)ie Befutatio gel^ört
SU ben Dorjüglid^ften arbeiten jener 3«t. SJn
feiner ^olemit fep eS 9KcoIau8 nid^t an geifl-
DoDen unb fd^arffinnigen SuSfül^rungen, bod^ ge]()t
er aud^ öfters auf ^rocIuS^ Seigren nid^t näl^er ein,
fonbem begnügt fid^ bamit, i^nen bie ^rd^en-
lebren entgegensul^alten. £r fd^Iie^t fid^ babei be*
fonberS an @regor Don 9{a)ian5 unb S^iouQfiuS ben
Sreopagiten an. — Sine jmeite Heinere ©d^rift
9ticotauS' gab ebenfaDS ISoemel in ^loei ^ro«
grammen beS gf^anffurter ©QmnaftumS l^erauS :
'fIpcoTvjaeic xol diTzoxpiisziq deoXo7txa(, Nicol.
Methon. Anecdot. Pars 1 et 2, ed. Voemel
1825 u. 1826. @te entl^ölt t^eilS pl^ilofop^ifd^e
^fragen unb ^ntioorten, meldte ftc^ auf l^etbnifd^e
ßinnjcnbungen gegen d^riftlid^e S)ogmcn bejie^cn,
tl^eilS »eitere SluSfül^rungen ber Seigren Don ®ott,
Don ber SBcItfd^öpf ung unb Don Sl^riftuS, l^ier mit
befonberer Serüd^fu^tigung beS Wonopl^^fttiSmuS.
3um ©d^Iuffc folgt nod^ eine 3lu§cinonberfeJung
über baS l^öd^fte ®ut unb baS ^öd^fte Uebel. S)e-
metracopuloS machte {ebod^ bie SBal^mel^mung,
ha^ ein beträd^tlid^er il^eil biefer ©d^rift ibcntif^
ift mit einer ©d^rift bcS Xl^eoboruS SR^aibuenfiS
aus bem 7. 3a^r|unbert. SSormiegenb p^ilofopl^i-
fd^er Statur fmb aud^ brei Don S)emetracopuIoS
in feiner Bibliotheca ecclesiast. I, Lips. 1866,
219—265 ebirte Äbl^anblungen, in ttcl^cn TOco-
louS auf bie gfrage antttjortet, ob für Seben unb
Sob beS SKenfd^en beftimmtc ©renjen gebogen
pnb, unb ob nid^t ®ott baburd^ Urfad^e beS Söfen
Djirb. 9licoIauS antwortet in brei getrennten 3lb-
^anblungen; bie erfte berfelben ift pl^ilofopl^ifd^
gehalten, bie ättieite bringt ©d^rift- unb 5}äter»
bctteife, bie britte wiberlegt bie gegnerifd^e SKei«
nung burd^ 3wrüdffü^rung ad absurdum. —
2. ©d^riften über ben l^eiligen ®eift.
eine Seilte Don ©d^rif ten beS 5RicoIauS befaßt fid^
mit ber etoigen KontroDerfe ber SB^aantiner gegen
bie Sateiner über ben SluSgang beS l^eiligen ®e\\t^.
885
92icolQu8 Don Iß^fe — DticotouS t>on Strasburg.
886
Yenetiis 1581, 254^ sqq. ; Tillemont, Möm.
VI. Paris 1704, 688-691. 823—825; fonfttge
}a]^Iretd^e Siteraturangaben bei Chevah'er 1688 s.
unb [im Supplement] 2750 s.) [@d^röbl.]
Tßiicotaus t)on Tl^fe, 0. Min., aud^ 9lico-
lauS 2)ii)n9fii genannt, ein berül^mter ^rebiger
unb Sl^eologe beS 15. ^al^rl^unbertS, mor au§ 92is3a
gebürtig. @r trat iung in ben Orben ein unb mürbe,
nac^bem er bem SRinoritenconDent )u Stouen t)or>
geftanben bcitte, }u mieberl^olten SRalen Minister
provincialisberfranjöftfd^enOrbenSproDin). 3n
ber Sl^eologie fd^tog er afö SRinorite ftd^ ber fco«
tiftif(^en Sel^d^tung an. @ein beriil^mtejieS SSßer!
fül^rte ben Sitel Etesolutio Theologorum seu
Gommentarii in lY libros sententiarum. Sa^u
fommen femer eine Summa seu gemma prae-
dicantium: Sermones aestivales, hiemales,
quadragesimales et dominicales ; De adventn
et de tempore, unb ein Speculum mortalium
seu de novissimis. Sr ftorb im 3. 1509 ju
SRouen. 93ei feinen DrbenSgenoffen f^elnt er in
l^ol^er Sd^tung geftanben gu ^aben, toxt fein (&pu
i<üpit)inm beweist: Hie jacet Pater observan-
dissimus, cum scientia tum virtutibus illu-
stris, Frater Nicolaus Denisse, qui ob doc-
trinam morumque gravitatem Guardianus,
Cnstos ac Provinciae Franciae Vicarius plu-
ries extitit. (Sgl. Fabricius-Mansi, Biblioth.
medn aevi V, Florent. 1858, 109.) [StödH.]
^Uofattd 6'0f0eire$, f. OrbeÜed.
StUofans ^e$iim$, f. Ore§mu§.
flkofoits DonOfimo (Auximanus), 0.
Mm., ein burd^ ^eiligfeit unb SBiffenfd^aft au§-
ge)ei(|neter gfranciScaner auS ber erften ^Ifte bed
15. 3a]§r]^unbert§, toax )u Oftmo in ber ^arl 9n«
cona Don angefel^enenSItem geboren. SSon JHnbl^eit
an }eid^nete er ftd^ burd^ gfrömmigfeit unb Talent
au8 ; er ftublrte bie 3led^t8tt)iffenf($af t unb erwarb
fid^ in ^Bologna ben S)octortiteI. Jtaum l^atte er
bie $rap§ etned 9led^t8antt)alte§ angefangen, als
er, erfd^üttert burd^ ein nät^tlid^eS Sraumgefld^t,
am nö(^ften SKorgen flc^ bei ben ÜRinberbrübem
ber regiüören Dbf eröanj jum ßintritt in ben Drben
melbete unb aud^ bie Slufnal&me erl^ielt. 9lad^ SSoH-
enbung feiner tl^eologifd^en ©tubien tturbe er einer
jener auögejeid^neten ©efäl^rten be« l^I. Seml^arbin
t)0tt ©iena, »eld^e mit großem grf olge fid^ ber 6r-
neuerung beS DrbenS unb ber Sefferung ber tief»
gefunlenen religiöfen unb ftttlid^cn Suftänbe 3ta-
lienS mibmeten. 9licoIaud burd^jog Italien, pre-
bigte mit großem Segen, bilbete aI8 Seigrer ber
Ideologie üiele öortrefflit^e ^rebiger feines Dr»
benS unb mar eine S^itlang Oberer ber ^proöinj
©. «ngcli imb Siptator ber Älöfter im ^eiligen
Sanbe. 93on Sugen IV. mürbe er aud^ gum SuftoS
ebenberfelben fflö jier ernannt ; ba aber feine SBa^I
SBiberfprud^ fanb, Dergid^tete ber bemütl^ige 9Rann
freimillig, obmol^I fein berül^mter DrbenSgenoffe
Albertus a ©art^tano feine SSertl^eibigung über-
nal^m unb in biefem ©inne jmei auSfül^rlid^e,
l&errlid^e Briefe on ben $a})fi unb an ben DrbenS-
general fd^rieb (abgebr. bei Wadding, Annalee
ad an. 1438, n. 21. 22). m ber ^l fßtaifyaim
bie tJfomilie ber ObferDan} afö Vicarius gene-
ralis regierte, ma^te er ben P. 9licolau§ }u feinem
Sommi^ar unb 93icar unb l^atte an il^m eine frdf«
tige ©tü^e. 9ticoIau§ ftarb afö ©reiS )u 9lom im
Stufe feltener ^eUigleit S)a§ Sal^r feined XobtSi
ift ungemi^. — 5RicoIau8 ip ber SJerfaffer ber
turnen Declarationes )u einigen fünften ber
OrbenSregel, meldte ber 1^1 Sdernl^rbin in einem
IBriefe t)om 31. 3uli 1440 feiner OrbenSfamilie
als 92orm Dorlegte (gebrudtt in Firmamenta trium
Ord. S. Franc, Paris. 1512, IV, 72 unb fonfl
öfter), gfemer fd^rieb er: Supplementum Sum-
mae Magistratiae sive PisaneUae, Venetüs
1473, oft abgebrudEt, aud^ Steutlingen 1484 in
gfot. unb 9lärnberg in4<^: Quadriga spiritnale,
ein popul&red ^aid>bud^ ber Steligion in itoliem^
f d^er @))rad^e, gebrudCt fisii 1475 unb fpäter (1494)
unter bem 92amen beS 1^1. Sernl^arbin; Apologia
adversus Fr. Eobertum Liciensem ; Giardino
di orazione, einen Unterrid^t über baS ®ebet^ in
italienif d^er ©prad^e. UngebrudCt fd^en gebßden
5U fein ein Liber unus Sermonum unb ein
Quadragesimale. (Sgl. Wadding, Annales ad
an. 1427, n. 12 — 15 ; Idem, Scriptores Ord.
Minor, mit bem Supplementum beS ©baragßa ;
D. ©d^ulte, 2)ie ©ej^id^te ber Duellen unb ber
Siteratur beS canonifd^en 9led^t§ ü, ©tuttg. 1877,
435—487.) [3gnattu8 Seiler 0. S. F.].
^UobiiisDon ©traPurg, IRameAtoeier
Orbengleute. 1. IRicoIauS Don ©tra|b]trg^
0. Pr., au§ bem Anfang beS 14. Sal^rl^mÄettS,
fhtbirte in $ari8 unb belleibete f))öter boS Sector»
amt im j^ölner S)ominicanernofter. 3m 3. 1825
mürbe er Don ^apft Sol^anneS XXTT. gum Sicar
be§ OrbenSgeneralS fär bie beutfc^e OrbenSpto«
Dins ernannt, ©id^ere Jhmbe l^ierüber geben )mei
pö))ftlid^e ©d^reiben Dom 1. Suguft 1325, Don
S)entfle Deröffentlid^t im Srd^iD für Siteratur unb
Äird^engef d^id^te beS aRittelalterg IV, »erlin 1888,
312 ff. SQßie au§ bem erften ©d^reiben, an ben
©eneral beS S)ominicanerorben§ gerid^tet, J^erDor«
gel^t, fönten auf Sefel^I beS ^apfted bie betben
©ruber Sencbict Don Komo, SKagifler ber 50^to»
logie, unb 9licoIau§ Don ©tra^urg, einfl Sector
im J^Iofter ju jföln, als SSicare be§ ©enerals bie
beutf d^e DrbenSproDinj Difitiren. 3n bem jnmten
©d^reiben, ba§ fi(^ an bie genannten SRönd^e toen«
bet, l^ei^t e§, e§ fei )u ben Clären beS $a))fted bie
jhtnbe gefommen, ba| in ber beutfd^en ^Din}
unter ben SBrübem Unfrieben uubStoiefpalt l^errfd^
unb infolge boDon bafelbft SluSf^teitungen gegen
bie Orben§obf erDon} unb SQßilllür ber Oberen gegen
fittenftrenge Untergebene Dorfömen. S)er ^ßopfl
trägt bal^er beibcn ^Ibrcffaten auf, ba| fie, ober
menigftenS einer Don il^ncn, fid^ perfönlid^ ^in»
begeben, um fid^ aber bie ©ad^Iage ju unterrid^ten
unb bann nad^ (S^utbünfen an ^aupt unb ©liebem
}u ref ormiren. Sn^Uxä) mürben fie ate Sifttatoren
ber ©d^mefterhcouDente befteüt S)a Don 93enebict
838
9llcoIau8 Don SDl^ra, ber ^I.
834
-nk Aativooc, 116) mit näheren biogropl^i«
ritfli ingaben ertiKil^nen. S)a8 Seben biefe§ 9itco-
Iflol fönt in baS 13. go^rl^unbert, unb S)töfe!e
9 ^rarigt i^m 14 Sdbriften ber Sifte Don @t-
Doinbcd suguiDeifen. fteine berfelben ift inbe^
inblicirt; felbfl boS fd^eint jmeifell^Qft^ ob aüe
iM becfelben richtig angegeben ftnb. SebenfaQS
liegt aber fein ®runb Dor, bem jungem SticotouS
as^ ein SBerf gegen $rodu§ }U5uf(]^reiben, mie
iRc^ SrSfefe tbut. — Sine ©efammtauSgabe Don
l&akuS' ©Triften gibt e§ nad^ bem ©ejagten
p 3^ nid^t ; Don ben SingelouSgoben betfelben
ift feine einjige üom fritifd^en ®eftc^t§t)unf te auS
gesiigenb. (Sbenfo ftnb bie Uteror^ijtorifc^en An-
gaben Don Cave, Scriptt. eccl. bist, literar. 11,
Btfileae 1745, 159.253; Oudin, Comment.
de scriptt eccL U, Lipsiael722, 854-^857;
LeQnien, Oriens christ. U, Paris. 1740, 230;
Ceflüer, Hist. des aut eccl. XUI, Paris 1863,
571 B.; Fabriciufi-Harles, Bibl. gr. XI, Ham-
targi 1808, 290 sq., u. % )um grö|ten Xl^eil un-
lültig. Sraud^bar fbtb nur bie Slotijen Don 2)e>
Ktmcopulod in ben genannten ausgaben unb in
Gneda orthodoxa, Lipsiae 1872, 24, fobann
^Sb^onblung üon Uflmann (92icoIau§ Don ÜJte«
ttoae 2C in etubien unb ffritifen 1833, 647 bis
748) nnb enblic^ t>er toim Suffo^ Don S)röfe!e
(3b KicoIauS üon ÜRetlgone, in ber Seitfd^rift f.
Kn^engefd^ic^te IX [1888], 405—431, 565 bis
590). [g^r^orb.]
Jfi€$ttms DonüR^ra in Steten, ber |U
Setomer unb Sifd^of, mürbe fd^on frü^ ntd^t nur
iM Horamlonbe, fonbem nad^ SluSmeiS occiben-
fB^iftt iRartqrotogien (be§ Ufuarb, 9lbo, SBon-
belbett, f^rabon) ctnä) im Slbenblanbe ofö einer
hR größten Sßunbertl^Qter Derel^rt. SBie fel^r er
6ei ben (Sriec^en ©egenflanb ber SSerel^rung mar,
bemeist bie befonbere Anrufung beS ^eiligen, bie
in bie £iturgie beS % Sl^r^foftomuS eingefügt ift.
Son ben (Sried^en fom ber Sult biefeS ^eiligen
p ben 9ht)fen, benen 9licolQU§ nod^ Diel mel^r als
Den €)xmiem ber ^l Sacob, ben gfransofen ber
4L ^rttn Don XourS unb ben Srlönbem ber
(L ^triciuS morb. äJterhoürbigermeife aber l^at
man über bie SebenSDerl^öItniffe biefeS DielDerel^rten
C)eüigen auger ber (Semigl^it feiner ^ftenj unb
ieincS ßpifcopateS }u äJt^ra feine einzige ganj
näfxt Jla^nä^t; borauS fd^eint l^erDor^ugel^en,
boB fi4 ber augerorbentlid^e 9KcoIauS*Sultu§ mel^r
an bie Dielfältigen, burd^ feine Snterccfflon ge«
T^e^en SBunber unb ®ebetSer]^5rungen gefnüpft
)al, als an bie Sreigntffe unb 3:|Qien feines
SebenS. 3)a| 9?icoIauS ©ifd^of ju aw^ra gcmefen,
tann bei ber allgemeinen Uebereinftimmung aQer
52ad^ri(^ten feinem 3tDeifel unterliegen; gemig
f^nnt eS aud^ ju fein^ bag er in ber legten S3er«
folgang Dor Sonftantin bem ®ro|en ben SRul^m
eines SBefennerS fld^ ermorben l^abe. Ob er fid^
Ar ütt ber erfien öcumenifd^en S^nobe Don 9^icäa
cingefnnben, famt be^meifelt merben, menn man
ii Snoögung jtel^t, bog bie alten ^iftorifer, meldte
}iemlid^ genau aUe berül^mteren ju 9iicöa erfd^ie«
neuen fflifd^öfe, namentlid^ bie ©onfefforen, an-
geben, beS 1^1. 9licoIauS, beS Sktroipoltten einer
großen ^roDinj, nic^t gebenfen. 9ud^ ber ^I. Slt^a-
nafiuS fül^rt il^n unter oen berühmteren gried^ifd^en
g3if(^öfen jmifd^en 320—855 nid^t auf. 3)a|er
geminnt eS ben ^nfd^ein, als l^abe 9HcolauS, tt)ie
SiÜemont Dermutl^et, entmeber frül^er ober f^äter,
jebod^ nod^ Dor ber Siegierung beS JlaiferS Suftinian
(ju beffen Seit bem 1^1. SlicoIauS mel^rere Äird^en
)u Sonftantinopel gemeil^t maren) gelebt (ober aber,
er fei ju feiner Sebjeit unter ber Segierung ber
jtaifer Sonftantin unb SonftantiuS nod^ nid^t fo
gefeiert gemefen, mie er eS nad^ feinem Slobe marb).
S)ie übrigen ißad^rid^ten über bie Xl^aten unb 3Bun«
ber beS ^l WcoIauS, Don SRetapl^rafteS (Migne,
PP. gr. CXVI, 317 sqq.) unb anberen fpöteren
Segenbifien aufge^eid^net entbel^ren gleichfalls einer
fiesem l^iftorifc^en ^uctoritöt. 9lad^ @uibaS )eid^«
nete il^n ein gan^ augerorbentlid^eS SSertrauen auf
©Ott aus, unb er l^örte nid^t el^er auf, }u ©ott ^u
ffel^en, als bis feine ®zhtk mit @r]^örung gefrönt
mürben. @o Diel möd^te auS allem, maS über bie
Zitaten unb SSBunber beS 1^1. 9ticoIauS berid^tet
mirb, als gemig ftd^ l^erauSfteDen, bag er Unglüdt«
lid^en unb Sebröngten aQer 9rt ein groger unb
möd^tiger Qfürbitter unb Reifer mar. 3n biefer
Se^ie^ung erjö^It unter Ruberem bie befannte Se«
genbe Don il^m, bag er einem SRanne Don abeligem
©efd^Ied^t, ber auS Slrmut bie Unfd^ulb feiner brei
3:öd^ter preiszugeben im Segriffe fianb, breimal
nad^ einanber 9lad^tS einen @öd(el Doli ®oIb in baS
@d^Iafgemad^ gemorfen unb baburd^ bie Unfd^ulb
ber aRöbd^en gerettet unb fte mit einer anftönbigen
^uSfteuer jur Serl^eiratung Dcrforgt l^abe. ®iefe
Segcnbe mag Seranloffung gegeben |aben, baS
befannte ffinberfeft mit SScfd^erung an ben Sag
beS 1^1. 9KcoIauS ju fnüpfcn (f. b. 3lrt. gefte IV,
1427). ®aS 3:obcSia]&r beS ^eiligen ift unbefannt;
ber 2:obeStag fd^eint ber 6. S)ecember gemefen )u
fein, an meld^em Sage Don jiel^er baS 9licoIauS«
©eböd^tnig gefeiert mürbe. ÜJtetapl^rafteS berid^tet
als eine gau} befannte Sl^atfac^e, bog nod^ )u
feiner Qtxt auS bem Seibe beS ^eiligen munber«
boreS Oel auSgefloffen fei, burd^ meld^eS Diele
ffranfe gel^eilt mürben. 3m 3. 1087 mürbe Jlico«
lauS' l^eiliger fieid^nam nad^ S3ari im Jl5nigreid^
^Reapef übertragen, mo berfelbe am 9. 3Rai beS
3a]§reS anlangte unb feitbem l^öufig Don ^ilger-
fd^aaren befud^t mürbe. S)er Sr^biacon 3ol^anneS
Don Sari fd^rieb auS bem 5Ölunbe beS ©rj»
bifd^ofS UrfuS Don 93ari, unter beffen Spifcopat
bie Translation gef d^al^, bie SranSlationSgef d^id^te.
SOlerfmürbig ift, bog ber fromme SKetropoIit Don
SRuglanb, gp^raim (1090—1096), baSDon^apjl
Urbon II. auf ben 9. 9Kai gefegte gfeft ber Trans-
lation nad^ 93ari alS einen allgemeinen Sfcfttag
für bie gefammte ruffifd^e ftird^e einfül^rte, bie eS
aud^ l^cute nod^ feiert, mol^ingegen bie f d^iSmatifd^e
gried^ifd&e ftird&e biefcS SranSlationSfeft nid^t an«
nal^m. (33gl. Surius, De vitis sanctorum VI,
885
9licoIauS t)on Dl^fc — 9licoIau8 Don ©tra^Burg.
886
Yenetiis 1581, 254^ sqq.; Tillemont, Möm.
VI. Paris 1704, 688-691. 823—825; fonftige
jol^Ireid^e Siteraturcmgaben bei Chevalier 1638 s.
unb [im Supplement] 2750 s.) [@(^r5bl.]
^Uotans t)on 9l^fe, 0. Min., aud^ 92ico-
toud SiottQfii genannt, einbenil^mter ^ebiger
unb Sl^eologe beS 15. ^Q^rl^unbertS, toat au§ 3l\iia
gebürtig. (St trat iung in ben Orben ein unb mürbe,
nadjlttm er bem SRinoritenconDent )u Slouen Dor>
geftanben l^atte, ^u ttneberl^olten SRalen Minister
provincialisberfranjöfifd^enOrbenSt^roDin}. 3n
Der Xl^eologie fd^Io^ er aß SRinorite fid^ ber fco«
tiftifd^en Se^rrid^tung an. Sein berül^mtejieS 3BerI
fül^rte ben Zitel Etesolutio Theologorum seu
Commentarii in lY libros sententiarum. S)a5U
fommen femer eine Summa seu gemma prae-
dicantium: Sermones aestivales, hiemales,
quadragesimales et dominicales ; De adventu
et de tempore, unb ein Speculum mortalium
seu de noyissimis. @r ftarb im 3. 1509 ^u
Stouen. Sei feinen OrbenSgenoffen fd^eint er in
l^ol^er Sd^tung geftanben }u l^aben, toit fein Spi>
ta))]^ium bemeidt: Hie jacet Pater observan-
dissimus, cum scientia tum virtutibus illu-
stris, Frater Nicolaus Denisse, qui ob doc-
trinam morumque gravitatem Guardianus,
Custos ac Provinciae Franciae Vicarius plu-
ries extitit. (SJgl. Fabricius-Mansi, Biblioth.
medn aevi V, Florent. 1858, 109.) [StödH.]
^Uotaus V^teSeSj f. OrbeÜeS.
^UoUms ^xt^vmSf f. OredmuS.
flkoCflits t)onOfimo (Auximanus), 0.
Min., ein burd^ ^eiligfeit unb SBiffenfd^aft auS«
ge}eid^neter ^ranciScaner auS ber erften ^ölfte beS
15. Sal^rl^unbertS, »ar ju Dfimo in ber Slarl ?ln«
CDua Don angef eigenen @Item geboren. S3on JKnbl^eit
an jeid^nete er ftd^ burd^ Sf^ömmigfeit unb Salent
au8 ; er ftubirte bie SRed^t8tt)iffenf(|af t unb ertoarb
Sid^ in ^Bologna ben S)octorttteI. Stanm l^atte er
)ie ^ap§ eines 9led^t§ann)alte§ angefangen, al§
er, erfd^fittert burd^ ein näd^tßd^eS Sraumgcfld^t
am näd^Pen ÜRorgen jld^ bei ben SKinberbrübem
ber regiüören Dbferöanj lum gintritt in ben Drben
melbete unb aud^ bie Slufnal^me erl^ielt. IRad^ 93oII«
enbung feiner tl^eologifd^cn ©tubien »urbe er einer
jener auSgejeid^neten ©eföl^rten beö 1^1. Seml^arbin
Don ©iena, weld^e mit großem 6rf olge fid^ ber 6r-
neuerung be§ OrbenS unb ber Sefferung ber tief«
gefunfenen religiöfen unb ftttlid^en Suftänbe Sta-
uend loibmeten. 9HcoIau8 burd^jog Italien, ptf
bigte mit großem ©cgen, bilbete als Seigrer ber
Ideologie Diele Dortrepd^e ^rebiger feines Or«
benS unb »ar eine Scitlang Oberer ber 5ßroüin}
©. «ngeli imb Stptator ber Älöfter im ^eiligen
Sanbe. 93on 6ugen IV. mürbe er aud^ jum KuftoS
ebenberfclben fltöfter ernannt ; ba aber feine SBol^I
SBiberfprud^ fanb, Derjid^tete ber bemütl^ige ÜRann
freimillig, obmol^I fein berül^mter DrbenSgenoffe
Albertus a ©artl^iano feine Sertl^eibigung über-
nal^m unb in biefem ©inne smei auSfül^rlid^e,
l&errlid^e Srief e an ben ^Qp\i unb an ben DrbenS-
general fd^rieb (abgebr. bei Wadding, Annalea
ad an. 1438, n. 21. 22). m ber l^L ^mfyväm
bie gfamilie ber ObferDang als Vicarius gene-
ralis regierte, machte er ben P. 9licolauS }u feinem
Siommiffar unb SSicar unb l^atte an i^m eine frdf«
tige ©tü^e. SRicoIauS ftarb als ®reiS )u 9lom im
Stufe feltener ^eiligfeit. 2)aS Sal^r feines XobeS
ijl ungemi^. — JKcoIauS ip ber SBerfaffer ber
furzen Dedarationes }u einigen fünften ber
OrbenSregel^ meldte ber 1^1 99ern]^rbin in einem
IBriefe Dom 31. Suli 1440 feiner OrbenSfamilie
als 9iorm Dorlegte (gebrudtt in Firmamenta trium
Ord. S. Franc, Paris. 1512, IV, 72 unb fonft
öfter). Sfemer fd^rieb er: Supplementum Sum-
mae Magistratiae sive Pisanellae, Venetiis
1473, oft abgebrudtt, aud^ Steutlingen 1484 in
Sfot. unb 9Ulmberg in 4® : Quadriga spirituale,
ein t)o))uIäreS ^atd)bud^ ber Steligion in itolieni^
fd^er ©prad^e^ gebrudtt£sii 1475 unb f))(iter(1494)
unter bem Flamen beS 1^1. 99ern]^arbin; Apologia
adversus Fr. Bobertum Liciensem ; Giardino
di orazione, einen Unterrid^t über baS ®ebet^ in
italienif d^er ©prad^e. UngebrudCt fd^nen gebliden
)u fein ein Liber unus Sermonum unb ein
Quadragesimale. (Sgl. Wadding, Annales ad
an. 1427, n. 12 — 15 ; Idem, Scriptores Ord.
Minor, mit bem Supplementum beS ©baraglia ;
D. ©d^ulte, S)ie ©ef^ic^te ber OueDen unb ber
Siteratur beS canonif(^en Sled^tS ü, ©tuttg. 1877^
435—487.) [3gnatiuS Seiler 0. S. F.],
9Uo(iiiis Don ©tra^burg, IRameAtteier
OrbenSleute. 1. 9licotauS Don ©tra|buzg^
0. Pr., aus bem Anfang beS 14. Sal^rl^unbertS,
ftubirte in $ariS unb belleibete fpöter baS &ctor^
amt im j^ölner S)ominicanernojter. 3m 3. 1825
tt)urbe er Don ^apft Sol^anneS XXTT. gum SSicor
beS OrbenSgeneralS für bie beutfd^e OrbenSpro«
Dins ernannt, ©id^ere Jhtnbe bieritber geben )tDei
t)ö)){Uid^e ©d^reiben Dom 1. Suguft 1325^ Don
S)enifle DeröffentUd^t im ^rd^iD für Siteratur unb
«ird^engef djid^te beS SKittelalterS IV, »erlin 1888,
312 ff. SÖSie auS bem erften ©d^reiben, an ben^
©enerat beS S)ominicanerorbenS gerid^tet, l^etDop-
gel^t fönten auf Sefebl beS $a))fteS bie beiben
trüber Senebtct Don Somo, 99lagifter ber Xf^tü»
logie, unb 92icoIauS Don ©tragburg, einft Sectot
im j^lofter p j^öln^ als ißicare beS ©eneralS bie
beutfd^e OrbenSproDtn} Difitiren. 3n bem jDieiten
©d^reiben^ baS ftd^ an bie genannten SOtönd^e tom»
M, l^ei^t eS^ eS fei }u ben Clären beS ^ap^eS bie
jhtnbe gefommen, ba| in ber beutfd^en ^roDtn)
unter ben Srübem Unfrieben unb Smiefpalt l^errfd^e
unb infolge baDon bafelbft ^uSf(^reitungen gegen
bie OrbenSobf erDans unb SBiUfür ber Oberen gegen
fittenftrenge Untergebene Dorfömen. 2)er ^ßa))fi
trögt bal^er beiben ^breffaten auf, bag fie, ober
nienigftenS einer Don il^nen, ftd^ perfbnlid^ l^in«
begeben, um fid^ über bie ©ad^Iage gu unterrid^ten
unb bann nad^ ©utbünfen an ^aupt unb (SUebem
)u ref ormiren. S^gteid^ mürben fie als 93^tatoren
ber ©d^mefterhcouDente befteOt SDa Don ^3enebict
337
92icoIauS Don ©tragburg.
388
oon Como irid^tfi ntcl^r tjerloutet unb nad^l^ec nur
mSKcoIanfi bieStebe t{l, fo mtrb mo^I blo| le^-
um bem {ȊpfHi^n auftrage noii^gefommen fein.
lol beiben ^ocumenten ergibt fi$ ^ubem, bag
Jiicolaitf t»om $Qt>fie nii^t n)egen anflogen, tüelc^e
gegea btc Srüber ber htnt\ä^tn Orben3prot)in} um
itrer Sc^ miQm erl^oben morben hmren, jum
Sifitato uitb änqui^tor ernannt mürbe, no(^
miger aber fpecieQ, ttne Dielfod^ bej^auptet »or*
bot |ur Unterfud^ung ber Seigre ÜReifter Sd^artS
(f. b. 9xt, moju mm bie gnmblegenben ^uSfül^-
mgen Senifle'd ju Dergleid^n finb: SReifter @d[-
gartS Ideinifc^ @(^ften u. bie ©mnbanfd^auung
Mner 8e^, im Srd^iD. f. Sit unb ffird^engefd^.
n [1886], 417—652. 673—687). ©erabe um
jene 3eit mar bon @eiten beS ffölner Sr^bifd^ofS
eia $ro)e| gegen Sdf^art toegen beffen l^etero-
boser 2e^ eingeleitet morben. 9licolQu§, ber bie
fotf<(cibmig biefer €ad^ ffir fi<i^ in Snfprud^
naffm, gimtbte feinen OrbenSbruber t)on jeber
34nlbfreifpre4en}u!önnen(1326). S)amittt)Qr
icboc^ ber (Erjbifd^of bon ftöln nid^t jufrieben.
Son feiner Seite umrbe mn 14. ^anmx 1827
bei $ro)eft mieber aufgenommen unb ^uerfl 9iico-
UmS oli 9egfinfliger ber Snlel^ren Sdl^artd Dor-
gefobciL S)a im (»dpfilid^ Sluftrage mit leiner
&üb€ enod^nt loar, ba| 9KcoIau8 aud^ baS %mt
riBf§ Snqinfttorfi ausüben unb fid^ mit ber Unter-
fw^mig (äretifd^ ober ber ^örefte Derböd^tiger
Scf^ren befd^ftigen f oOte, f o begreift man, megl^alb
bo§ cqKfil^fIi(^e 3nquifitbn8geri(^t bem 193ifttator
ont grofiiem 9Ri|trauen begegnete. @r fonnte ftd^
mdft genSgenb auSaeifen, mod^te er au(^ im Siedete
fcixL 2>a$er blieb i^m nichts übrig, al§ an ben
a|»ofioltf((en Stu^I ^u appe&iren. Ob er fid^ toir!>
Ii(^ lum feftgefe^ten Sermin (4. ÜJtai 1327) nad^
'Ücignim begeben, ifl nid^t befannt. Um biefelbe
3ett fyitit ein Derleumberifd^er Steligiofe, ^ermann
Don £>dd^ft, aus ^afy für eine il^m oon 9iicoIau§
yiertpeilte mo^loerbiente ©träfe biefen in j^öln
Derflag;t unb feine gjcommunication enoirft. ®od^
smxbe 9}icoIau8 balb barauf üon Sol^onneS XXn.
de £acto bi^enfirt, um auf bem am 31. Tlai
1327 )u erdffnenben ©eneralcapitel in ^erpignan
aI4 Sefinitor erfd^einen p fönnen. Ueber feine
Röteren £ebenSfc^idtfaIe ift nid^tS befannt; man
9eig nur, ba^ er nod^ nad^ 93eenbigung be§ ^^ro-
yncS gegen üdf^ti (1329) Sicar in S)eutf d^Ianb
301. — SSon 3McoIau8, ber ^ier unb ba ben fog.
@ottcdfreunben (f. b. «rt.) beigeaö^It loirb, befi^en
7ir 13 beutf(^ ^rebigten (abgebr. bei Qfr. Pfeiffer,
Sfiitfc^ an^ftüer bed 14. Sal^r^unbertS I, Seip$.
1M5, 261—305). ©iefe ^prebigten fmb am
Cbcrr^ein geleiten morben, meiftentl^eiß bei ben
Xoninicanem unb 2)ominicanennnen ^u t^reiburg
aü) Abel^fen. 9licoIau§ ift toeniger fpeculatit)
al§ Schart unb Sauter, unb üonoiegenb pra!»
tn^ ; aud^ l^at er einen fel^r anfd^aulid^en, t)oIf§-
t^nmlidben 9}ortrag. Sr galt lange aud^ alS toixU
Sx^cr Serfoffer ber lateinifd^en @d^rift De ad-
Tentn Christi. S^enifle l^at iebodb (im %xd)\t) f.
Sit. unb «irc^engefd^. IV, 312 ff.) neueftenS nad^'
geioief en, ba| er babei ffoti @d^riften be§ Sol^anned
öon ^ariS (f. b. Slrt. 2.) faft »örtlid^ abgefd^rieben
]^at, alfonurafö Plagiator gelten fonn. (193gl. auger-
bem 6. ©(^mibt, 3o^. Sauler, ftamb. 1841, 5 f.;
SD8. ^reger, SDleifter gdl^art unb bie Snquimion,
in ben Sbbanbl. ber ]()ifi jtlaffe ber Jlgl. ^a^e»
rifd^en «fabemie ber aDBiffenfc^. XI, 2, 9Wünd^en
1869, 1 ff.; ®erf., ©efd^id^te ber beutfc^en SK^flü
imOTittcIaltern, Seip^. 1881, 67—79; ffienifle,
actenfiüdfe su SDleifter gdf^artS $roae|, in ber 3cit-
fd^rift f. beutf d^eS ^Itertl^um unb beutfd^e fiiteratur
XXTX [31, g. XVII, 1885J, 259—266.)
2. 9ticotau§ t)on Strasburg (Nicolaus
Eempf de Argentina), 0. Cs^th., mar geboren
im % 1397 unb ma^te feine l^öl^eren @tubien
auf ber Unit)erfität SBien. IRad^bem er ÜRagifter
ber freien iKinftc gemorben, öerlegte er ftd^ unter
9licoIau8 öon ffiinfelSbül^I (f. b. Slrt.) auf bad
@tubium ber Sl^eologie. ^t großem Srfolge
mirfte er bann meistere äal^re binburd^ afö ^ro»
feffor ber ^Pbilofopl^ie ; 1437 erfd^eint er alS Ma-
gister regens (3. Sfd^bad^, ®efd^. ber SäBiener
Unioerfttät I, SQSien 1865, 617). ®odJ ber »ei-
faQ, ber feinen Sorlefungen unb @d^riften }u Sb^
mürbe, fonnte fein ebleS §en feinedmegS befriebi-
gen, be|!)alb trat er 1440 gu ©aming (9tieberöfter-
reid^) in ben jfartl^auferorben. StuSgejeid^net burd^
groge ®ele]()rfamleit, Umfid^t unb ßrfal^rung,
mürbe er 1447 ber j^artl^aufe oon ©eirad^ in Sla-
üonien al§ $rior t)orgefe^t unb leierte SInfangS
1451 aß $rior na(^ ^aming }urüd(. Se|tered
fflofter t)ermaUete er fel^r fegenSreid^ beinahe ad^t
Saläre, bis il^m (Jloöember 1458) auf fein inftän«
bigeS Sitten bie Sifttatoren bie fd^mere Sürbe
abnal^men. 3m 3. 1462 mürbe er mieber atö
$rior nad^ ^(etriad^ in ffrain gefanbt; 1467
übernahm er sum ^meiten 3Jtak bie 93ermaltung
öon ©eirad^, mo er nun 23 3a]^re oerblieb. 3luf
bem ©eneralcapitel, meld^eS 1490 in ber ©ro^en
ifartl^aufe bei ©renoble ftattfanb, mürbe il^m enb«
lid^ (am 10. 2Kai) gcftattet, bie nod^ übrige 3cit
feines SebcnS in ftiUer Su'^üdfgesogenl^eit juju-
bringen. @o feierte er in |of>em ©reifenalter na(^
©aming jurüdt unb ftarb bafelbft, 100 3Q^te alt,
om 20. ^f^oöember 1497. — 3)ie meiften ©d^riften,
meldte biefcr ebrmürbige jtartl^öufer l^interlaffen
f)at, l^anbeln über SlScetif unb TOpftü. Sem|&arb
^t^, ber geleierte SBibliotl^efar ber Senebictiner«
abtei äJtelf , fonnte baoon 36 namhaft mad^en
(f. B. Pezius, Bibliotheca ascetica, Eatisbon.
1723—1740, Praef. in tlV). 5Rur eine biefcr
Sd^riften mürbe bei fiebjeiten beS SerfafferS bw«
ausgegeben: Tractatus de modo perveniendi ad
yeram et perfectam Dei et proximi dilectio-
nem, habens fundamentum in theologia my-
stica. A Carthnsiano quodam editus. S. 1.
et a. (Basileae ca. 1470). 2)rei onbere nal^m
$e5 in feine Bibliotheca ascetica auf, nömlid^:
Yen. Nicolai de Argentina Dialogus de recto
studiorum fine ac ordine, et fugiendis vitae
339
5Ricolau8 Don Solentino, bcr 1^1. — ?RtcoIau8 be Ultricuria. 340
Baecularis vanitatibus (TV, 257—492); fcr«
ncr (IX, 379—532) Tractatus de discretione
unb (XI et Xn) Expositiones mysticae in Can-
tica Canticorum. S)ie übrigen ©d^riften blieben
ungebrudtt. Safe fie ober in ben ftlöftem gern
gelefen wnrben, bezeugen bie öielen Slbfd^riften, bie
fid^ ^eute nod^ in oerfd^iebenen Sibliotl^efen, na»
menttid^ in ber SRiinti^ener ©tootsbibliotl^e! unb
in ber SBiener ^ofbibliotl^ef, öorpnbcn. 6ine be»
jonbere ©noöl^nung Derbient baS SBcrf De my-
stica theologia, toeld^eS ^u äJtünd^en in }n)ei
«bf(i^riften Dor^anben ift (Clm. 5828 u. 18587).
®rö|ere§ 3ntereffe bietet jebod^ ber ®iolog De
recto stndiorum fine ac ordine, in toeld^em baS
Stubium ber Sl^eologie anempfol^Ien unb ^ugleid^
gezeigt tt)irb, tuie man biefem @tubium obliegen
f ofie. Ueber biefe ©d^rift unb beren SSerf . ögl ben
lauffol beS Unterjeidlneten imÄatl^olif 1891, H,
346—364. eine auSp^rlid^e Siogra^l^ie fammt
tl^eilweifer Ueberfejung feiner ©d^rift DialoguB
de recto studiorum fine ac ordine et fagiendis
yitae saeciüaris vanitatibus Don P. ^ug. 9lö§-
1er 0. SS. ß. ift in einem ber nöd^jien 93änbe ber
„Sibliotl^ef ber f ot^olijd^en pbogogi!" (greiburg)
5U erwarten. SiogrQi)bifd^e Slotijen über 9lico«
lauS ftemfjf pnbet man in ber ertoäl^wten Biblio-
theca ascetica, in ben Soneben ju tom. IV (oon
95. $eä) unb XI (Don SBeml^arb Soiaie, 9lbt be§
©d^ottenllofterS ^u StegenSburg). ©c^Iie^Iid^ fei
nodd bemerft, bo^ biefer jtortl^dufer 9licolQU§ Don
©trogburg nid^t ^u Dermed^feln ift mit 92icolQu8
bem ^ortl^öufer, ber im 15. ^ol^rl^unbert gu ^vxn'
berg lebte, unb Don bem in einigen ffatologen
l^onbfd^riftlid^e beutfd^e ^rebigten ongefül^rt wer«
ben. [91. ^auIuSj
9icoCfiit$ Don Solentino, ber 1^1., mar
ber ©ol^n armer, frommer gttem, bie il^n, nad^»
bem fie lange finberloS gewefen, burd^ il^r ®ebet
im 3. 1246 erlangten. t)a% ffinb wuc^S in garte«
fier tjfrömmigfeit l^eran unb f d^ien bereits in frül^cm
alter ein Dofienbeter ^eiliger ju fein, gbenfo jeid^»
nete {td^ 92icoIau§ in ben ©tubien au§, fo ba^
ibm nod^ Dor i^rer Seenbigung ein Sanonicat in
Solentino Derliel^en mürbe ; al8 er aber einft Don
ber ^rebigt eines 9luguftiner-eremiten über ben
Sejt „®ie aOSelt Dergel^t mit il^rer ßuft'' munber-
bar ergriffen mürbe, na!|m er bei ben Sluguftiner»
Sremiten baS OrbenSfleib. ©ein 9loDiciat mad^te
er gleid^ berart, ba| man il^n als ein SSeifpiel
grol^erjigen ©trebenS nad^ Heiligung in Derfd^ie«
bene ftlöfter f d^idfte. 3um ^riefter gemeil^t, Derfal^
er nad^ Derfd^iebenen anbermcitigen ©ejd^äften ju
Solentino baS $rebigtamt 30 ^al^re lang mit
munberbarem ©egen. Sine engclgleid^e ©anft»
mutl^ jierte il^n ebcnfo fel^r, mie bie gerabe, arg»
Io|e ginfalt unb bie jarte Siebe jur 3ungfräuU(|«
feit, bie er, nad) allgemeinem ©lauben, niemals
au^ nur im geringften entmeil^te. ©(^merglid^e
ihanf^eiten gaben il^m Dielföltige ©elegenl^cit, bie
©d^ule ber ©ebulb burd^jumad^en ; er fügte eine
l^arte, bis jur SobeSftunbe fortgefejte äbtöbtung
binju unb ftarb im tiefften gfrieben im 3. 1806
am 10. ©eptember, an meld^em Sage fein 3fe{i
gefeiert mirb. 2)ie d^riftlid^e ftunft bilbet il^n im
jd^margen OrbenSfleib ber 9iuguftiner«£remiten
ab, einen ©tem über il^m ober auf ber SBruft, bie
Silie ober ein mit Stiien ummunbeneS Srucifis in
ber ^anb. Sluf anberen SarfteUungen l^at er eine
©d^ale mit ®elb ober 93robe in ber ^onb. (SSgL
BoU. Sept. m, 636 sqq. ; Siteratur bei Cheva-
lier, Kapert, s. V. unb im SuppL) [^ögele.]
Wicotans 6e $it6e$(9i$, 0. S. B., ergbifc^of
Don Palermo, bebeutenber Sanonift, dtirt al8
Abbas modernus, Siculus, Panormitanns, mar
geboren ^u &itanea 1386. Um 1400 trat er in
ben S3enebictinerorben, promoDirte }u$abua, leierte
1421 in ©iena, bann in $arma, enbßd^ in Bo-
logna. Sm 3. 1425 erl^ielt er eine ^tei in ber
S)i5cefe Weffina, befleibete in Stom mel^rete
Remter unb mürbe enblid^ 1434 Srjbifd^of Don
Palermo. 91IS ©efanbter feines SanbeS^erm,
beS ftönigS 3llf onS V. Don Aragon, auf bem Kon»
eil }u IBafel, trat er nad^gerabe gur ^ßortei beS
®egent)a})fteS gfelig V. über unb erhielt Don biefem
bie SarbinalSmürbe. Sr ftarb mal^rfd^einlid^ 1445,
nad^ 3lnberen 1453. ®ie hirje 3cit feiner ßä^r«
tl^ötigfeit reid^te l^in, um fein juriftifd^eS Salent
5U Dotter Entfaltung unb allgemeiner ^nerfennung
gelangen ju Iaf{en. ©eine ^al^Ireid^en ©d^iriften
befallen fid^ mit ber ßrnörung ber brei offirieittcn
S)eaeta(enfammlungen; baju fd^rieb er jiraftifd^
angelegte (225) Consilia, Quaestiones, Flores
utriusque juris unb ^lel^nlid^eS. 3n einem Tra-
ctatus de concilio Basileensi (ed. Yen. Nie.
Jenson 1479) Dert^eibigt er ^mar bie ©uperio«
rität beS (JoncilS über ben ^apft, erHärt fi^ aber
gegen bie exorbitanten 93cftrebungen bericnigen,
meldte @ugen gerabeju als j^e^er abfe^ ober aud^
5Rid^tbifd^öfcn ©timmred^t juerlennen toofftcn.
©eine fpötere ©teQung jum ^apfttl^um Dermoc^te
ben Sul^m feiner frül^eren juriftijd^en SäBerfe, toeld^
bie ©renjmarfe für bie SntmidKung ber f^olafK-
fd^en äJtetl^obe bilben, nid^t p fd^mölern. ©eine
3eitgenoffen nannten il^n lucema juris. 9HIe feine
SBerfe pnb, oft mieberl^olt, gebrucft (Opp., Ven.
1617, 9 foL). (Sgl. d. ©d^ulte, ®cfd^. ber Oueflen
unb ber Sit. beS canonif d^en 5Red^teS n, ©tuttgart
1877, 312 f.; Mira, Bibliografia SiciHana, Pa-
lermo 1881, 397 sg.) [D. ©d^erer.]
^icotan^ bellltricuria ober b'Slutricourt,
ein SDlagifter an ber ^arifer UniDerjität, ber im
% 1348 Don ber ©orbonne unb Dom römifd^en
©tul^I ge^mungen mürbe, eine Stetige Don ©ö|en
aus feinen ©d^riften ju miberrufen. ©iefelbenbc«
funben ben ©fepticiSmuS, meld^em Dccam ben
SBeg gebal^nt l^atte, unb mürben }um größten
Sl^eil als böretifd^, fonft als falfd^ bejeid^net. «b-
gebrudtt finb fte u. ^. bei Natalis Alex. Hist.
Eccl., ed. Bing. XV, 195; neueftenS aud^ bei
Denifle et Chatelain, Chartularium ünivers.
Parisiensis II, 1, Paris. 1891, 576 sqq., mo
aud^ eine SReil^e anberer auf il^n be^ügli^er IBe-
S41
5RlcoIe — giibcr.
842
nerfungen gegeben loerben (f. b. änbe^ b. SßerfeS
s. ▼.). (Sfll. Fmbriciiis-Mansi V, Flor. 1858,
129; Jourdain, Index chron. chart. pertinen-
tinm ad hist. nxiivers. Paris. , Paris. 1862,
624.) [Äaulen.]
ptoCe, $eter^ Sanfenifl, imtrbe am 19. Oc»
iokr 1625 }u S^ortred Don angefel^enen Sltem
geboren. @em SSater, äol^ann 9Hcole, mar 9b-
üocat beim ^ßorifet Parlament unb SSemoIter ber
fcr^li^Kn Slentfdmnter juSl^rtred; feine Wutter
ftieB 2ouife Sonftont. 2)er fßattx, beS ®rie<
üfiiäim unb Sateinifd^en oonfommen möd^tig, lei»
tele felbfi bie toiffenfd^ftli^ Srjiel^ung be§ tolent«
totbn @o]^ne§; biejer i^üt bereits mit 14 Starren
Me )iemli(^ ^nso^I Don Sloffif em gelef en, meldte
fi4 in ber Sibliot^e! feinet SSaterS befanben.
Segen Snbe beS Sal^red 1642 tarn ber junge
Sticole nac^ ^rid. ftubirte l^ier ^^bitofopl^ie unb
enoorb am 28. 3uli 1644 ben SRagiftergrob.
Samt ging er ^ur 3:^eoIogie über^ ba Steigung
imb Sorliebe i^n gum geiftlid^en @tanbe ^in^og.
Sr ftnbirte an ber Sorbonne unter Se 3Roine unb
Sointe-Semie in ben Sauren 1645 unb 1646
nnb fe|te hierauf bie tl^eologifd^en Stubien unter
Se Staifhe, Se^rer ber %f^tolo%\t am SoIIeg 9{a«
tMmi^ fort €ein eifriges @rlemen bed |ßebröi«
f4eit umrbe bur<i^ ein onbaltenbeS ^ugenübel ge»
bemmt Sefonberd großen gflei^ oermonbte er
tnfter Anleitung beS $rofeffor3 @ainte«9em)e ouf
boS @inbium beS ^I. Stuguftin unb bed 1^1. Stomas.
So4 ^inberte i^n biefe iBefd^öftigung nid^t <inen
"Xkdi feiner Seit ber @d^ule oon ^ort-Sto^al }u
nnboien, beren S^g^utge er in ben SBiffenf^aften
inctcTcid^tete. 3m 3. 1649 tourbe er SaccalareuS
ber 3:beologte unb bereitete ^d^ auf bag fiicentiat
Dor. @erabe bomalS befd^öftigte bie Sanfeniften»
frage l^inftd^tlid^ ber fünf Proportionen bie fran«
^löftfd^en X^eologen^ inSbefonbere bie ber ©or»
tonne. 9licoIe, ber f d^on ju tief in bie janfeniftifd^e
Stnfort t)erf(o(l^ten mar, mod^te eS be^l^alb für
perot^ener ^Iten, fld^ ben fi^eligen f^ragen bar-
übcr bei 93emerbung um ba§ Sicentiat unb S)oc»
tprat jn entgiel^en. Sr ging nad^ ^oxU^o\)aUht^^
^bampS, mo er mel^rere Saläre oerblieb. Snbe
1654 fe^rte er nad^ ^ariS ^urüdf, um ben berüd^«
tig;ten Smoulb, mit bem er burd^ enge Sfceunbfd^aft
tKrbmiben mar, in feinen fird^enfcinblid^cn litera»
ni6en f^febben ^u unterftü^en. SBö^renb biefeS
Unfent^ItS in ^riS fül^rte er pfeubon^m ben
tarnen ^n be StoSnQ. 9uf einer SReife nad^
Sdttfddkmb 1658 überfe|te er unter bem 9^amen
Si^elm SBenbrodt bie ^rootn^ialbriefe ^$a§cal§
tR'§ gateinifc^c. ©onft lebten er unb Slmaulb
fmommen; 1664 brad^ten fte einige 3^tt bei
¥ortt, bem fpätem ©eneraloicar üon @enS, in
Sbotiflon }u, bann oermeilte 9^icoIe mieber balb
jn $ariS, balb in ^ort-Sto^al unb anber§mo. 3m
3o^ 1676 befd^ftigte i^n (ebl^aft ber ©ebanfe,
bie (oberen SBei|en }u empfangen; bod^ ber %i»
Mof ^on S^rtred Dermeigerte bie @inmiQigung,
nnb 9if(^of ^DiOon Don ^let ermahnte il^n.
barin eine SBBeifung ber Borfel^ung ju erfennen,
ba^ er im @tanbe eines einfad^en SIeriferS t)er*
bleiben foHe. ©ein »rief für bie »ifd^öfe Don
©aint-^onS unb 9lna8 an 3nnocens XL (1677)
gegen bie &ifuiften enegte geredeten UnmiUen. S)er
%oh feines SBaterS gab il^m ©elegenl^eit, fid^ nad^
ßl^artreS surüd^ujiel^en, mo er bie geringe hinter«
la^enfd^aft beS SSaterS mit ben beiben ©d^meftem
ßl^arlotte unb ÜJlarie t^eilte. ??ad^ einigen Heine-
ren Seifen ocrmeiUe er lurje 3rit bei bem ©ifdjof e
Sl^oart be »u^enoal in »eauoaiS, bann begleitete
er 1679 amaulb auf ber gflud^t nad^ »rüffel unb
mol^nte barauf balb in Sömen, balb an anberen
Drien ^Belgiens. 6in ©d^reiben an ben Sifd^of
be ^arlaQ oon $ariS, morin 9licoIe l^alb retrac>
tirte, unb bie »emül^ungen eines SanbSmanneS,
ber SanonicuS an 9lotre-2)ame in $ariS mar, fih:
il^n ermirften il^m bie Srlaubni^, nad^ Sl^artreS,
1683 fogar nad(| $ariS }urüdf)ufe^ren. 3m 3al^re
1698 l^atten feine j^örperfröfte fo fel^r abgenom»
men, ba| ernid^t mel^r eigen^nbig fd^reiben, fon-
httn nur nod^ feinem »ebienten bictiren lonnte.
Sr ftarb am 16. 9loDember 1695 im 9Iter Don
70 3a]^ren an mieber^olten SnfäDen Don 9po-
piepe, ©eine literarifd^e ©törle beftanb in ber
SontroDerfe, bie er fein unb fräftig l^anbl^abte;
leiber Dermanbte er fein Talent mel^r gegen als für
bie ^rd^e. ©eine literarifd^e S^ätigfeit mar fel^r
umfangreid^; Sliceron (Memoires XKJX, Paris
1784, 285 88.) jöp nidgt ni(^t meniger als 88
freilid^ meift Heinere ©d^riften Don il^m auf. (Sine
IBiograpl^ie IRicoIe'S erf^ien ju Su^emburg 1732
unter bem £itel Continuation des essais de
morale, 2 vols. [9^0^.]
9U090fi$ (Ntx($iroXtc), im 91. 3:. eine ©tabt,
in meld^er ber i)l $auIuS einen SBinter ^ubrad^te
unb in meldte er be^megen feinen 3üngcr berief
(Xit. 3, 12). Unter ben Dielen ©tobten in Europa,
^ficn unb ^frifa, meldte ben angegebenen 9lamen
fül^rten (^Pault), »eal^gnc^nop. V, 637), fann
als bamalS fd^on beftel^enb nur baS dlidfd^e ober
baS epirotif d^e 9licopoIiS gemeint fein. 6in ®mnb
für bie Uebermintcrung in ßilicien ijt faum ju
finben, ba ber ©d^merpunft Don $auli Sl^ätigfeit
fürffleinafien nid^t an ber ©übfüfte liegen fonnte.
SBol^I aber fonnte i!)m bie ^iahi in @piruS ge>
eignet erfd^einen, baS nad^ SRöm. 15, 19 boril^in
Derlegte ärbeitSfclb ju Difitiren, unb barum mirb
bie^ an ber bejeid^neten ©teQe Don ben Auslegern
aßgemein Derftanben. [Äaulen.]
^iber, 3o]^anneS, 0. Pr., ein gefeierter
©d^riftfteHer unb ^rofeffor, eifriger Reformator
unb gemanbter ®ipIomat, nnirb um'S 3a]^r 1380 in
ber ehemaligen SReid^Sfiabt 3^nt) in ©d^maben ge«
boren unb trat frübjeitig in ben Drben beS 1^1. ®o=
minicuS ju Eolmar ein. §ier mürbe er ber größte
©d^üler beS P. Äonrab Don ^ruffw, ber bamalS
als ?ßrior bem ffloftcr Dorftanb, unb marb mit
ßiebe unb 6ifer für bie SReform beS DrbenS erfüllt.
3lad) abgelegter ^rofe| betrieb er neun Dolle ^a^xt
pbilofoplifd^e unb tl^eologifd^e ©tubien. S^^^^
348
9liber.
844
lata er nad^ SQßien an bie aufblül^enbe UntDerfttat,
wo ein SDlitglieb beS DrbenS, P. Sfrang öon Se^,
als einer ber gcfciertften ^rofefforen Sl^eologie
bocirte, unb wo ein rcformirter ßonoent ber $re-
bigcrbrübcr jtd^ befanb; bann würbe er 5ur 9}olI»
enbung feiner @tubten nad^ fföln gefd^idt, wo
immer nod^ ^rebigerbrfiber al§ ÜJtagifter t^ötig
waren. S)ort emt)fing er bie ^riefterweil^e unb
begann fein prtefterU^eS SSBirfen auf ber j^anjel
unb im Seid^tftuj^Ie. 3n ber gfotgejeit warb er
ein in gang S)eutfd^Ianb unb über beffen ©renken
l^inauS gefeierter ffan^elrebner unb ein fel^r ge«
fud^ter Seid^toater unb ©eelenfiil^rer, an weld^en
man fid^ an^ ber 9iö]§e unb greme mit SSertrauen
wanbte. gfür 5Riber8 ffjätere SBirffamfeit war ber
9ufentl^alt 5U jfonftan^ wöl^renb be§ SoncUS t)on
großer Sebeutung; feine Oberen l^atten il^n bort-
$in gefanbt, bamit er fid^ genaue ff enntni^ ber 93er>
l^ältniffe oerfd^affc unb bie l^eröorragenbften SDlit-
glieber beS ® ominiconerorbenS f ennen lerne. 6§ war
bie^ für il^n eine frud^treid^e Sel^r^eit. ^ud^ foQte
er nad^ @d^Iu^ ber @9nobe eine SReife nad^ Stauen
imtemel^men, um in ben reformirten fliöftem bie»
fe§ Sanbed bie Don S^ol^anneS S)ominici (Oardina-
lis Bagusinus) eingef ül^rte ftrenge Obf eroan^ unb
ba§ 8cbcn in benf elben f ennen 5U lernen (ogl. b. Slrt.,
SU beffen Siteratur ie|t nod^ ^u^ufügen ift: SRöSler,
(Sarb. 3o]^. ®ominiä 0. Pr., greiburg 1893).
3Ba8 92iber bafelbft fa^ unb erfuhr, war gang ge«
eignet, fein ©tonnen ju erregen. 5la(^ feiner Südl-
!e^r würbe er gunöd^ft für bie lel^ramtlid^e S^&tig-
feit beftimmt ; be^l^alb mu^te er fid^ nad^ SBien
begeben, um fid^ bafelbft auf bie Uebemal^me be§
öffentUd^en Se^ramteS an ber UniDerfttöt burd^ @r«
Werbung ber afabemifd^en Sel^rgrabe Dorjubereiten.
SDiefe erlangte er nad^ ben ftrengen Sorfd^riften
ber t^eologifd^en tjfacultöt ; alSbamt (im 3. 1425)
trat er fogleid^ als SRagifter an ber Uniöerfttät
unb in ber KonüentSft^uIe auf. gS fd^eint, bap er
über bie ©entensen beS Sombarben gelefcn, ba
unter feinen ja^Ireid^en SBerfen ein fel^r gerül^mter
Kommentar über bie oier Büdner ber ©entenjen
fid^ pnbet unb bie Slbfaffung biefeS ffierfeS un-
ftreitig in biefe ^periobe feines SebenS gel^ört.
92iber, ber fd^on als SaccalareuS unb Sicentiat
gro^e Bewunberung erregt l^atte, gel^örte gu ben
bebeutenbfien ^Jrofefforen ber SBBiener §od^fd^uIe,
unb fein 9luf 50g öielc ©d^üler an. SJor anberen
bamaligen Xl^eologen ^eid^net il^n auS, ba| er nid^t
feinen Sbl^m in eitlen ©op^iSmen unb ber S3er»
tl^eibigung verwegener liefen fud^te, fonbem auf
bie l^erfömmlid^e Sl^eologie ber ©d^ule jurüdfging
unb forgfältlg bie l^eiligc ©d^rift unb bie SSätcr
fhibirte. gr fielet ganj in ben Slnfd^auungen beS
% SlftomaS öon ^quin, beffen Seigre su folgen il^m
bie OrbenSrcgeIt)orfd^rieb; unb wie er eifrtgft be-
mül^t war, feine DrbenSbrüber jur ftrengen 93e-
obad^timg ber DrbenSrcgel unb jur alten Cinfad^«
l&eit jurüdf jufül^ren, fo war er aud^ bcfirebt, in bem
©tubium ber SBBiffenfd^aft bie alten bewäl^rten
©a^ungen beS OrbenS }ur ©eltung gu bringen.
S)abei Derbr er baS praftifd^e (Element nie ata
bem Suge, wie benn aud^ bie 3Rt^xi(äjil feinet
©d^riften praftifd^e 3^^!^ verfolgte unb auf bie
Sebürfnijfe ber 3eit SlüdCfid^t nal^m. 9Hd^t lange
lonnte 9liber baS tl^eologtfd^e Sel^ramt in äBien
verwalten, ©eine OrbenSbrüber in 92ümberg
Ratten il^n nömlid^ )u il^rem $rior erwöl^It, unb
92iber entfagte feinem Se|rftu]^Ie am ©d^Iuffe befi
©d^uQal^reS 1427, ba eS galt, im 92ämberget
Sonoente, ber einer ber bebeutenbflen ber beutfd^en
OrbenSproviu) war, bie von bem ©eneralmagiftet
Sta^munbuS von Sapua eingeführte ftrenge Ob«
fervan^ ^u erl^alten unb von ba auS in anbete
Konvente ein^ufül^ren. 3m 3. 1428 reformirte et
in 9lümberg unter ben 9ugen beS ©enerolmagi-
fterS Sartl^oIomäuS SepriuS ben tJftouenconvent
^ur 1^1. ffatl^arina unb begleitete ]()ierauf ben ffit
bie OrbenSreform begeifterten ©eneralmagifter ouf
feiner SSifttationSretfe burd^ bie beutfd^e Orbend«
proviti}. Se^eriuS fd^ö^te 9tiberS Sifer unb Um-
fid^t im Steformwerle fo l^od^, ba| er il^n )um
Sicar aller reformirten fflöfter ber beutfdjen Dt-
benSprovin^ ernannte. 93on nun an befd^öftigte ftd^
SWiber in SQSort, ©d^rift unb ^ai mit ber Slefotm
feines OrbenS bis an fein SebenSenbe^ unb eS ge-
lang il^m aud^, eine Sln^al^l fflöfter }ur ftrengen Ob«
fervans jurüdsufül^ren. Ueberbaupt mad^t feinSmt
als Sicar aKer reformirten Jtlöfter ber beutfd^
^rovinj bie ^nnal^me fel^r wal^rf d^einlid^, bog er cm
aflen in bie 3Q)^te 1429—1431 faflenben Äloftet-
reformationen in2)eutf d^lanb betl^eiligt war. ©ebte
reformatorifd^e Sl^ätigfeit erftredtte ftd^ inbeg aud^
auf Konvente anberer Orben ; man wanbte ^ an
il^n, ber als gewanbter unb fluger 9ief ormator 6e«
lannt war, wenn eS fid^ um bie Sleform irgenb
eines JllofterS ober um bie Stegelung anberer wt4«
tiger OrbenSangelegenl^eiten fanbelte. 2)enn bei
aller Snl^önglid^feit an ben eigenen Orben Der«
ad^tete er bie anberen Orben unb il^re SRitglieber
nid^t, fonbem lieg il^nen vollfommene ®ered^tig«
feit wiberfal^ren. ^ud^ ber Steform beS SBeltcletuS,
bereu groge ©d^wierigfeit er rid^tig erlannte,
fd^enfte SRiber feine 9lufmerffamfeit unb Sfürfotge^
foweit es feine Jhöfte unb SerufSfienung il^m et«
möglid^ten. fjfür fte wirfte er ^auptfäd^lid^ butc^
feine ©d^riften, fobann aud^ burd^ feine ^rebigten
unb feine Zl^ötigfeit in ber SSerwaltung beS $htg-
facramenteS. Sine allgemeine Steformation bet
fiird^e an §aupt unb ^liebem, weld^e bie $ro«
gramme ber Koncilien im 15. Sal^rl^unbert fot»
berten, unb an weld^er einige ^äpfte unb ^ervot«
ragenbe SKänner gearbeitet, l^ielt SWbet für ptol«
tif ^ unburd^fü^rbar ; feine Krfal^rung fül^rte iJpn,
3U ber Ueber^eugung , bog nur eine particulöte
Seform ber Äird^e in vielen ©täuben unb Orben
möglid^ fei. 2)enn eS fel^le einmal ber gute äBUIe
ber Untergebenen; fobann biete bie böfe ©eftnnung
ber ?pralaten ein §inbemig ; enblid^ fei eS für bie
3luSerwä]^lten ©otteS von Slu^en, burd(| bie S5et-
folgungen von ©eiten ber 93öfen geprüft ju wer-
ben. 9lad^bem in bem SaSlet Konvente oie Sie«
M
9?iber.
346
form fflricr tneten Sd^iDierigf eiten unb lattgbauem-
taiMmpf^ butd^efül^tt iDorbeniDar, iiBemal^m
Säkr bitf ^nomtamt in bemfelben unb »ibmete
nm isnäd^p feine ^uptt^tigfeit bcm eben er«
ajfncten eoncil Don Sofel (1431). 2)a feine
flbmtHiffe unb (Seff^öftftgenKntbtl^eit allgemein ge-
f(|ä|t nmtben, t»emenbete man il^n gu ben »id^
tqj&B SnfgoJtoi, unb ec gel^ötte löngere 3^tt
ioibni^ iu ben l^onogenbfien SRitgliebetn bet
Sauer S^nobe. 9Hber l^ieU, mie f o 93iele in ba-
woüxffx Seit, eine S^nobe ffir unumgönglid^ notl^*
Knbig unb l^offte Don il^r, ba jie in S)eutf^Iatü)
o^otten xmxAt, qcofyn Segen aerobe für biefeS
8nib. S)e^^ mar er bemül^t äntereffe für bad
(oncil jn »cden, unb nal^m an allen t)orbereitenben
Ideu ber fporlid^ oerfamnteUen SoncilSböter t^eil,
\fidi au4 bie ^rebigt bei ber feierlichen (Eröffnung
OB 27. SKüi im 2)om )u Safel unb röumte fein
fll0^ bem Soncil ju beffen Seratl^ungen ein.
Sobonn (nebigte er im auftrage bed pöj^fßid^en
£egatni SarbinalS Julian baS ftreuj gegen bie
Qnfiten unb reifite ald Segat beS SondlS nad^ ber
Sti^Ioge beS ihceujl^ered bei Sau^ mit bem
Sißerrienfer Sol^onned t)on (Belnl^auf en }u einigen
ben fetifiten benachbarten fjürften, um fie in tl^rer
Srgmn^ nnb Siebe }ur tdtl^olifd^en fttr^e ju
bcffofrn nnb }u befHmmen, feine SSertröge mit
Mcfen gfeinben abjufd^Iie^en. 9m 28. 9tot)ember
tnt er btcfe Sefanbtfd^aft an ; fie mar überall t)on
bcßcn Srfolge begleitet. 9u4 gelang ed feiner
nmfid^ unb Z^tlraft, bie Söl^men gemö| bem
Sinlobmigdfil^niben oer Sonciföt)öter gur Sl^eil-
«o^mc Ott ber ffird^euDerfammlung gu bemegen.
Sm 4. SKumar 1433 trafen bie böl^mifd^en 3I6>
gcorimcten in 9afel ein, mo na^ langen SSer^onb»
brngcn unb Seratl^ungen eht SSerglei^, bie f ogen.
Präger Sompactaten, ju @tanbe fam (f. b. ^rt.
Öufiten VI, 498). 9u^ an ben naci^fotgenben
Ser^atiblungen mit ben 93ö]^men na^m 9iiber
firtt^l; er mar bei ber Herten ©efanbtfci^aft (im
3a^ 1434), meldte auf bem SReid^Stage ju StegenS*
bürg in Sachen ber Union t^ötig mar. $on SRe»
gmiburg fe^e 9tiber nid^t mel^r nad^ S3afel gu»
rnif ^ f onbem begab ftd^ na^ SBien, um bie SReform
ber öfterreid^ifd^en fflöfier l^erbeigufül^ren. 2)en
üxiteren Serl^nblungen beS SoncilS mit ben 9301^»
aes blieb er be^megen nid^t ferne unb freute fi^,
als biefelben enblid^ im % 1436 einen glüdtlic^en
Sbic^Iu^ fanben unb bie Union Dom Soncit be-
stätigt nnb Don ^apft Sugen gutgel^ei^en mürbe;
er übcrf^ä^e aber baS SRefuItat ber langmierigen
9er(KnibIungen feineSmegS unb flagte, ba| ba§
^cner, meldfied fd^on fo lange angegünbet, nod^ nid^t
gan) eriofd^ fei. aerobe burd^ feine Sl^ötigfeit
in SBieberDereinigung ber ^uftten mit ber ffird^e
MX 39ibcr in jene ^ngelegenl^eit beS SoncilS oer«
BciMt, melc^ für $apfi Sugen ein ©runb ge-
nfen. bofifelbe aufgulöfen. @r l^atte iebod^ feine
Qötigfdt ald Segat bed Concild an bie ^uftten
Bkmommen, el^ bie 9tad^rid^t Don ber Suflöfung
Bo^ Safel gelangt mar^ unb er ooüfü^rte fte in
ber befien Sbftd^t, um bie jf ird^e unb fein SSater-
lanb t)or meiterem Unglüdfe }u bemal^ren unb fo
oiele @eelen au8 bem ärrtl^um gu retten. 918 er
ffenntni^ oon ber 9lufI5fung beS SoncitS erlangte,
mar er für bie f$fortfe|ung bedfelben unb fuc^te
burd^ feine S3ttten, IBorflellungen unb SJlelbungen
bie SSöter beS SoncilS }u bemegen, gegen ben äBtUen
beS $a))fie8 bie @9nobe f ort^ufe^n. OI)ne 3meifel
leitete il^n bie C^offnung, ba| ber $a))ft bie fjort«
fe|ung bed SoncilS geftatten mürbe, menn er über
bie |)ufitengefal^r unb ben traurigen 3ufianb ber
ftir^e 2)eutfd^Ianb8 rid^tig belehrt fein merbe,
unb l^ierin l^atte er fid^ nid^t getöufd^t. 918 $apft
Sugen lY. bie 9b^altung be8 SonciI8 in IBafel }u*
geftanb, l^ielt er treu }u biefem, unb aI8 bad Soncil
anfing, feine eigenen 93a]^nen }u gelten, nal^m er
feinen if^txl mel^r an bemfelben, lieg fogar }u*
Ie|t nod^ ben S^nobalen bie Sl^ore feines ff lofterS
fd^tiegen. 2)aburd^ gog er fid^ l^arte 93erf olgungen
gu. ©tanbbaft ertrug er biefelben unb begab fid^
nad^ äBien, um an ber Unioetfitöt ba8 öffentlid^e
Sel^ramt aI8 $rofeffor ber S^eologie mieber }u
übemebmen. 3m 3. 1436 ermä^Ite bie tbeolo-
gifd^e gfacultöt ben oerbienftoollen SJiann gmeimol
gu tbrem 2)ecan, um il^rer fifteube 9u8brud! }u
oerleiben, „bie 3^erbe'' ber Unioerptät mieber
actit) in il^rer 9Jlitte }u l^aben. 9Ud^t lange mel^r
foUte inbeg 9liber ber Unioerfltät angel^ören; bie
fortmö^renben arbeiten, bie aufreibenben 9n«
trengungen ber legten Saläre, bie traurigen @r«
abrungen, ba8 fjfeblfd^lagen fo oieler Hoffnungen
unb bittere SSerfoIgungen befd^Ieunigten feinen
%oi, 3m 3. 1438 oertieg er äßien, um in bem
@d^meftemcont)ent }u Solmar bie regulöre Ob»
feroanj einjufül^rcn; \)m ereilte i^n ber lob
am 13. 9uguft 1438. 3n ber fllofterfird^e, üor
bcm §od^altare, an ber ©eite feine§ oormnligen
@eneralmagifter8 äia^munbuS Don Sa))ua berei«
teten i^m feine traucmben SWitbrüber bie Ic|tc
SRul^cftätte.
Obgleid^ 9Uber mä^renb feines nid^t fel^r langen
SebenS mit ben oerf^iebenften ©efd^äftcn, ^um
Jl^cil fel^r mid^tiger unb fd^micrigcr 9lrt, betraut
mar, l^at er bennod^ eine ftattlid^e Seilte ©d^riften
l&interloffcn unb unter biefcn einige öon bebeuten«
bem Umfange. — I. S)er erfte SRang unter feinen
SBcrfen gebührt bem Formicarius (9mcifenbud^),
meld^er eigentlid^ ba8 SBerf foft feines gonjen
fiebcnS mor. 6§ ift ein an ©fr. 6, 6 angefnüf fter,
bem Apiarius beS ^ijoma^ Don 93rabant nad^>
gcbilbetcr ©iolog ^mifd^en einem Xl^cologcn unb
einem „^iger", morin SBciSl^eit burd^ ßrörtcrung
unb ßrjäl^lung geleiert merben foü unb bcmna(|
febr öiele Seiträge jur bamaligen 3cit= unb ©itten=
gcfd^id^te entl^olten finb. ÜJlanufcriptc bcfinben fid^
in SBien, Safel, 5Wünd^en unb aßtcSbaben. ©cd^S«
mal morb eS unter öerfd^iebenen Xiteln ebirt. SDie
jmci erften Sbitioncn fmb SncunabelouSgaben
ß. a. et 1.; fobann erfd^ien eS ju ©tragburg 1517,
au 5Pari§ 1519, gu S)ouQi 1602 unb ju §elm-
ftöbt 1692.
847
9lieberaltad^.
348
II.SroerfemorQlif(I^CTi3Ti^aItc8:l.Prae-
ct'ptorium divinae legis i. e. Tractatus de
decom praecoptis, erfc^ien nad) ^ain in 17 ^u§'
gaben Dor 1500, »oDon fe^S fd^on in bie Sa^re
Dor 1472 fallen, ein fe^r bebeutenbeS, l^od^gefc^ö^teS
SRoraltDerf. 2. Tractatus de contractibus mer-
catonim, »obon ^ain 8 Shtcunabelau^gaben bor
1500 fennt. 8. Consolatorium timoratae con-
scientiae, bad in 7 ^ludgaben Dor 1500 erfd^ien ;
in SHoni marb eS 1604 gebrudt. 4. De morali
lepra, ein opusculum, bnS t)or 1500 in 6 (Sbt-
tionen erfd^ien. 5. Manuale confessorum ad
instruoüouem spiritualium pastorum, ein t)iel"
gefudjited, foftbarcS SSierf, Don meld^em gal^Ireid^e
^anbfd^rlften esiftiren, unb baS Dor 1500 jmölf«
nml flebrudft mürbe.
[II. SBerfe aScetifd^en^nl^alted: l.SSier-
unbjiDansig gulbin l^arfen Italien ben nöd^ften SBeg
5unt .s);)immel (bad einzige gebrudte ^liber^fd^e Sßerf,
\oM)t^ in beutf(j^er @prad^e gefd^rieben ift). $ain
fennt 9 ßbitioucn Dor 1500; ed ift eine ganj freie
Seorbeitnng berSoUationen Saffians. 2.Dispo8i-
toriun) nioriondi, ein Sßerld^en, bad nid^t f o Diele
'^ludgaben erlebte; nur jrnei finb befonnt. 3. Alpha-
botum divini amoris, ein Sßcrf, bad man mit Un-
ied)t (Serf on jugefdbrieben^ ein l^enlid^ed S^s^rcitien*
büd)Iein. 4. De modo bene vivendi, bad man
aud^ unter ben Sl^erfen bed 1^1. ^enil^arb finbet, je^t
aber aOgemein 9iiber ^ufprid^t. 5. De reforma-
tione roligiosorum, moDon ^xoti Srudfaudgaben
betount fmb. ^arid 1512 unb 9lntmerpen 1611,
ein opus praeclorum — dootrina et mirabili
piotate refertum. 'iloä^ nicbt gebrudft ftnb : 6. De
paupertate perfecta; 7. De vigore consue-
tudinis et disponsatione canonica ; 8. De sae-
oulariuiu religionibus ; 9. De abstinentia esus
oarnium; 10. Locus de restitutione famae.
Jterner werben nod) ald 9Berfe 9iiberä angeführt :
Ta^ '^ud) Don bem loabren unb falfdben "äbel unb
Spiegel ber $ottrommenbeit leteiU); Reguläres
Ordinis S. Bonodioti unb Kogulae beno vi-
vendi prv> omni statu i^Codex VI u. XXI ber
l>uiin5er ^JraMbiMioibcD.
lY. 'i'rebigten. "Jeu oft an ibn geridbteten
bringenben 'Eilten . ..bie jablreidben i^rebigten, I
bie er gebülten. fd)rifUid) bem ^uNcnfen ^u iet« I
nem unb "Snberer 'Jiu^en ju üN^rltercm", ent« ;
f;Ha£b Wbcr blofe tbeiln?eite unb bititcrliefe nur:,
1. 'i^rebigten über bie l?pifteln ber 3onmage;|
-. i^rc^iiiren üNrr bie ^?W!:c:cl:en ; S. *^.^re^ti;:en :
*:ir bie (tu'tenutt : 4. i'rcMcUen cur (>eilu:e ;
obre ^nc:abe be4 Cri«4 unb OaI3r^J ^cr ^^:t^.''^ :
ertcbienen ne in 5 ^u4ocN*n. ron 1479 — 14S1 i
in J> ^tt^^iatea. ^lur fc^ln^♦d;n^:l: A ^;^^ rcrtor.NT. :
i^bigten über i^iah»: \v:::tn:i::r.JL. i:^c^l>I::•.»n
i>is:me-*i:i:r. ülrer l'»:nvr:en ar.> ^:e 'l^n:^:^::::
.:^e^ :^;e 5et!t \?>e^,'':e u^^ ^:e neben ^ccTwT.c:::?
:;^^ •:::^enr vÄe::e!t•:i:^^e - ^c^e;. ctc»\trieN:r. 1474
:m ¥e»i5e >c4 1J';:ner* i\:v.f >u iiV:§^.^c^:•:? ,
V. ^j.:t.^::Ȋ< iScrJe. l. Cor-mencarius
iu lY übnNs ScawnriArum, nur rrör Ti*::»
Rauben; aud^ iDirb il^m 2. ein Compendinm
theologiae }ugef daneben; 8. Liber contra The-
sim Hussitarum in Bohemia degentium.
^u^erbem befi^en mir bon 9liber nod^ YL eine
Slnjal^I SSrief e, bie er H^eild an bie 93ö^men, tl^
an einige äJöter bed Soncild, t^eild an fdmmtlid^
@9nobaIen t)on S3afel rid^tete. @ie finb för bie
©efd^id^te bief ed Soncild, für bie Seurtl^eilung bed
SSerl^attend ber m^yxtn aud 9liberd Sl^ötigldt
t)on groger äBid^tigfeit. 96gebrudft finben fte ft^ in
Monum. Conciliorum General, saec. XV. Conc.
Basil. Scriptt. I, Vindobonae 1857. (Sgl.
Quetif et Echard, Scriptores 0. Praed. I,
792 sqq. U, 822; Apfalterer, Scriptores an-
tiquiss. et celeberr. univers. Viennensis I,
Viennae 1741, 112 sqq.; Colvenerius, J. Ni-
deri Formicarius, Duaci 1602 ; P. F. Steill,
Ord. Praed. Ephemerides Dominicono-Sacrae
n, Dilling. 1692, 280 sqq. ; Touren, Histoire
des hommes illustres de l'ordre de St. Domi-
nique m, Paris 1746, 218 ss.; 3of. 9ii#ad&,
©ejd^id^te ber SBiener Unit)erfttöt im erften 3a(r-
^unbert i^red 93efte^end I, äBien 1865^ 446 ff.;
R, @d^ieler, 9Jlagifter 2^ol^anned 9iiber aud bem
Orben ber $rebiger>93rüber. Sin Seitrag gut
ffird^engefd^i^te bed 15. äa^rl^unbertd, SRainj
1885.) [©d&ieler.]
^iebttatta^ el^emalige Senebictinerabtei an
ber S)onau, im Sidt^um $affau, ftammte auS bcx
erften 3^ ber Sl^rifHaniftrung SDeutfd^Idnbd.
^Q% in Saiumarien neu gepflangte Sl^riftentl^nuR
mu$te bur^ ^ierard^ifd^e Orbnung ebenfo loie
burdb flöfterlid^e Stiftungen befeftigtmerben. SDer
bl. Sonifag mar in biefer le^tem Se^ie^ung nic^t
minber t^tig atd in erflerer. ffaum maren bie
Siöcefen georbnet, fo ging er an bie Srrid^tung
neuer JJlöfter. Cbne S^tx^^l gef^al^ ed auf feine
^nregung^ bag ^r5og Catilo in ber 3läbt feiner
ißfal) Cfterbofen an einem Sttmaffer (iütQfyi)
ber ^onau eine größere 9iieber!affung für SUn^e
5u grünben befd)lo|. S^er ^jog felbft, feine ®t*
mablin oilbetni^, ber^bel jiener@egenb unb bie
'Siinifterialen beftimmten bi^^ reid^e gfunba«
tioncn. ?er bL Sonifa) b^^tte nod^ feine genügenbe
3abl f on 1^1 oncben : baber menbete man fic^ an ^if
min aud dteicbenau. unb ed 5ogen 741 auf 9norb-
nung bed $^if:t:ofd öe^bo Don Strasburg^ ber an
^Mrmind ereile aucb ^bt oon 3ieid)enau mar^ t)on
bort 12 i^Joncbe unter bem ^bie ßberdmtnb mit
SrliiubniB ^ed §ürnen l^irin in bad ^Ronritiu»-
r.ofter \VL ai:.:d?. *ld Äarl Der ®roBe SBapem
übernahm, musre «lud) ^bc Urolf nodbrneifen. met
4e4 ^er S^rts ^lti:±4 ^"et unb mcber er fiamme^
dbnlicb !r:f ^t*cbcf ilm con Saljburg. 3)ad
V?»ü:errer5c:±n:5 ir ur.d ^uri Äbr öermann über-
lief:: (i:t Mon. Boioa XI. Monach. 1771,
lo^qq. le:^e: 'e-:: ü':::e:tc»:iit^e^ru£!t^. S^aroud
e:»:ct: aicn. ^c$ ^c4 vingt ÄLw füx mehrere
Äiricr. 15-4 Yu-i'j»i:n^ J^rlbcA. SSofleid-
\*r 5*?e■ier.^er^' vr:«n xasie und im 9bNcb-
Tcl^e ;it ^ÄuerNiii •el>»t 'cfeL'n eine ^eUmie mit
S49
^xthtxaliad).
850
flirre angelegt l^tte, um bie Sultur toeiter t)or-
fMitbiiL Salb tondfi ixt 3q^I ber Sultur« unb
fnllndpätten^ bie ju isHiaä^ gel^örten, tDte SaKing,
tn#eig, ffttd^borf, 9u6er- unb ^nneraeU, @t.
CüwcHb, Stella u. f. f. 92i^t mtnber na^m bie
jati ber 9lön(^e lu, \o ba^ bereits um 753 naä)
ScRobrunn ein Sbt 3Ifung, 777 nad^ JhemS»
odinper ein W>i Sfoter mit 12 SDlönd^en gefenbet
Mrbm tonnte. SaS 93er6rüberung§6ud^ Don 9tet-
iftnaa (ed. Piper, Mon. Germ. hist. Lib. con-
fratemitatum 184 sqq.) gibt Sinfid^t in ben
^'onalftanb unter Urolf. S§ mu^ olfo für ba§
i\ßfttt felbft fomo^I n)ie für bie oielen baoon ob*
tangigen Seelforgepoften unb beren SIeruS eine
64nle (ter bejtanben l^aben, beren (i^elel^rfamfeit
man gerobe nic^t nad^ bem indiculus Urolfi ju
kurt^eilen brauet.
Sie 9ebte nahmen an ben öffentlid^en $er-
^onblungen bed SanbeS unb SReid^ed Sl^eil. S§ er«
^vat ber 9bt SberSttinb o. 762 au SlttiguQ in
B«6er SSerfammlung, ber 2. %bi, SHJoIfbcrt, c. 770
anf ber Spnobe )u $ingoIfing, ber 3. ^bt, Urolf,
auf l>en @Qnoben )u SRegenSburg 796, ju SReiS"
badi 799, )u 9It5tting 806, ju Salzburg 807, ber
4. %ht XiutpaO), 828 bei ben SSerbanblungen au
Crgolbing. £er 5. W)i, (Boabolb, niar an^ ftonaler
bcd Pönig9 Subttig beS S)eutfdten unb 93ii^of
um aBurjburg (842—855); ber 6. 2lbt, Otgor,
tsnamt 865 als episcopus vocatus (Mon. Boica
n, 123, DieOeic^t oon Sid^ftött) oor, barf jebo^
m^t mit bem Srjbifd^of Otgor Don ÜRoin) (826
Bis 847) tKitDec^felt merben, toie ed bei P. fiadtner
(Memoriale, seu Altachae inferioris memo-
ria saperstes, Passaviae 1779, 30) unb Ru-
beren gefd^ie^t. 2:ro| beS bereits anfel^nltd^en
9e{t)Kft nnirbe auf ber S3er[amm(ung m ^ac^en
817 aita^ in bie ameiteÄlaffe ber Ätöfter ge=
ftdlt, fo bafe eS nur ftriegsfteuem ju jal^lcn,
ober feine Srupt^en au ftefien l^atte unb Don
Xegemfee unb äRonbfee übertroffen mürbe. —
£a§ SkrbrüberungSbud^ Don SReic^enau ermahnt
TLDd^ einen W)i 92iao, Don bem fonft feine @pur
oorfommL Sd fc^eint nad^ Otgar bie jf lofterorb«
inmg f^nnrnfenb gemorben unb fc^on bamols ber
Sommenbeauflanb eingetreten au fein (Dgt. Mon.
Boica XI, 125 sqq.), ba fein regulärer ^bt mel^r
genannt mirb unb bie f$fürften unb SSögte am
fttoflergute SBiüfür übten. S)te^ bauerte bi§ über
bie Ungomaüge l^inauS, mö^renb melc^er 3eit ein
fold^ Shiin eintrat, ba| ftatt ber 3Rönd^e nur mel^r
einige gemeinfam lebenbe SBeltpriefter (canonici)
lot^bürftig bim (Sottedbienfi beforgten. S)amQl§
botte Srabifd^of f$friebrid^ Don Sataburg (958 bi§
991) bie Commenbe %Itad^ inne; er lie^ einem
inngen begabten Sanonif er, ® ottbarb Don SReid}er3»
boif, ber aur ffird^e be§ f)l Wantiim^ gehörte,
cmc f^b^m SuSbilbung au Sl^eil merben. Unter
bem einffuffe ber 93ifd^5fe @t. SBoIfgang Don
IkgenSburg unb $ilgrim Don $af[au, fomie be§
6mog9 ^einrid^ IL Don SBnqem gelang eS, bie
Klopenegel in 9Itad^ 990 mieberl^eraufteUen, unb
bereits 997 iDurbe ©ottl^arb ber 2. W>i in ber neuen
9teibe, bie nun big 1803 ununterbrod^en bauerte.
lieber bed ffi. ©ottborb reformatorifd^ed Sßirfen
als jflofterobem unb feine bod^gepriefene S^ötig*
feit alö Sifd^ofö Don C)ilbe8beim (1022—1038)
fiebe oben S5b. V, 936 ff. gr gemonn bem ftlofter
mieber Diel Don bem aerftreuten @ute, Dermebrte
ba§felbe unb fid^erte ben ^eft^ftanb. %xä^ er brad^te
bie @d^ufe au neuer 93Iüte, bilbete ben jungen
©rafen ©üntber Don ©d^maraburg au einem ^ei»
ligen l^eran unb eraog unter Slnberen ben ^bt
@igimar Don JfremSmünfter, Sanb))ert, 3Ibt Don
Dftrott) (in SSöbmcn), ÜJleginbarb, ^bt Don SreD»
nom, SBenaeSlauS, 9bt Don fieon,f^öter Don ^ttad^,
bie %ebte Sßolfram, 9tatmunb (©ottbarbS !Re[fen),
SRed^min, bann einen anbem SBoIfram, 9bt Don
Dlfiod^, ffäter Sifd^of Don SreDifo (1065 bis
1070) ; befonberS aber flammte au§ ber @d^ule
bed bl. ©ottbarb ber ajlönd^ SRibber, ein fo tü(b-
tiger 9){ann, bog ffaifer jf onrab II., mabrfd^einlid^
1030 bei feinem ^ufentbalte in ^Itacb, i^n mit
fid^ nal^m unb ibn auerft aunt %Ut in fieon bei
SreScia, bann 1038 aum ^bte Don aJlonte gaf»
ftno erbob, meil er ibn für tauglid^ erad^tete, ben
überaus f^mierigen SSerbältniffen bort abaubelfen
(Dgl. Mon. Germ. hist. Scriptt. VII, 671 sqq.;
XX, 793). Unter unb mit «bt SBaltber (c. 1070
bi§ 1090) gebieb eine anbere $erle in 9lltadb aur
fcbönften (SntmidFIung; eS mar Siemo Don SOfeb*
iing, ein ebenfo funftfertiger unb gelebrter al§
bemütl^iger SRönd^. Sr mürbe 1079 aum Sbte in
@t. $eter au @alaburg gemäbtt, mugte, Don ben
©egnem Dertrieben, mand^ed ^df)x in ber f$frembe
au §irfau unb 2lbmont leben, marb 1090 auf ben
eramfd^öfüdben @tubl Don @alaburg erboben unb
ftarb 1101 auf einem ffreuaauge unter bem 2Rorb«
[table ber ©aracencn.
m>i ff onrab erbicit 1 148 Dom ^opfte gugcn IH.
eine 33eftättgung§urfunbe über minbcften§ 42 ff ir«
d^en, meldte bamalS Don Slltacb abbingen (Mon.
Boica XI, 163); i^reSabl ift icbod& nid^t DoOftän-
big, ba bie ff ird^en 5Imbrudf, ©t. OSmalb, 3ttJic|cI
u. f. f. barin nod^ nid^t Dorfommen. Um jene 3cit
erlitt baS fflofter, meld^eS bis babin alS rei^S-
unmittelbar galt, eine ©d^mälerung feiner f oU«
tifd^cn SRed^te. ®er bifd^öflid^e ©tul^l Don Bam-
berg befa^ in ber^löbeDon^Itad^gro^eSeftlungen,
namcntli^ Dfterbofen. Um nun biefen ©tubl für
ermiefene ©ienfte an bclobnen unb beffcn (Slana
au erböben, nal^m ffaifer i^riebrid^ I. 1152 bem
fflofter feine Stellung unter ben SReid^Sfreien unb
unterwarf eS politifd^ bem ©tuble Don 33amberg,
f 0 bafe beff en Sifd^of binf ort alle SRcd^te be§ ff lofterS
im SReid^e au Dertreten batte. 3um Srfa^e bafür
burfte ber %hi Don Slltad^, menn er in 33ambcrg
mar, an ber redeten ©eite beS 33ifd^ofS Dor ben
übrigen Siebten p^en, mu^te aber bort feine Seftäti-
gung unb SnDeftitur bofen unb bie biSber bem
9{eid^e beaabtte ©teuer an ben Stfd^of abliefern.
S)ie fird^Iid^e ©tellung beS fflofterS blieb un»
Deränbert, bie 5lbtSmabI frei, baS ffloftergut un-
3r,l \:*::t:z::z± 852
incerane:. 'o "Ja^ xen:qf:cr*» frn sr-'^üri'jter jl:±* '"crrirn wnaBie @e|(^i(^te fernes fffoflerS. Unter
■firl »nrtanö. Xa§ ao^rie ':^±vi^7i±t '^h rr^ri ''?r:en Tu^folgent ragt befonberS So^nn Su} Dmi
Samäm in*, uäerrjq sber ::e2-T:cfane m:* .Ä:sinm:sJ:crf beröor (1619 — 1634). ^romm
hrajtn 'ici Sccen. xefÄe ''.e :crier mi ^'dcri urL^ i€i£hn. eiferte er fiir StScipltn unb@tubten.
3r ium fiefei :e5 k*jz^tz%. ^<ttx zr. lier ^u :e'"er. 3-jnce Src^efien lie^ er auf ber Unü)erfttät Shtgol*
24»aßrn 3r>^en Janen. 2,'Jt JUtit tczü:^. äier '^ir"''n::tren, unb al§ bie Senebictiner'UntDerfi«
^He ^f-T:i±inßen ^u üsicen 'ccL Sni^'.ea 'jr.2 :i: Salzburg geplont nmrbe, gehörte er ju ben
üctnSe::. rjs :eni ggneS.^Cr^en 18-^1. I. 5^^.: erren uri5 rü^rigften Seförberem berfelboi unb
Mon- 'TernL hiat. äcriptt. XVII. S73 «*:q.i. Tcr au§ ben bagrift^en ^rolaten bereu erfler
J/inrais .^ui^e aflmdlia nan :«« »•r.^aiert Ä-t^ä irres. Siegrage ber CrbenSref orm griff er mit
jTe Scienrang ^'Jceieraliacö" ' Aitaha Liierior r:Il£ai gmfie auf unb wottte bie SRegel genau ge«
^eSnuifiiiifi v-^ Itaer'c^ieö ccn Ivr, uni IIC-O bellen njinen. (Jür fici^ unb ben eifrigem S^eil
ler.^eren itlzKx: Cberalracb. 6ri ca zrX* teai »einer 9Jlön(^ beute er auf bem f)au3fteine bei ber
iu*itrf<n ier Segner j1242i Deren (Jrben. Die Snrel Älrfier^etten, um in 3urä(fge}ogen]^eit ber
4^er^3ce 3on Scsem, bie 3B:ctet erbtelten, nnSe IBetracbnxng 5u leben, ^reilic^ brod^te er baburd^
!d SeT'e:. 'jnD Die il&ersalnnig fie§ !lbte4 cenncnn aui^ Un5ufriedenbeit unb Spaltung unter Ue Sei«
1242 — 127:3). ;;enaIteterc^3uetnernei:ei©L:n5« nigen. gfie bie fd^Dierige Steform feftere @efialt
jencce Dc2 Criming^ grinnnigfeit un5 frelebr« . out meölidjem SSege gewinnen fonnte, brod^ baS
•ümfet:. £ie ftliner 3[swiclö, Siburg, et. gmme« UnbeilDeÄgcftnjebenfriegeafiberbaSfflofier^creiu:
r^nx. ^^bcrf, f^ormbac^, ÜKenen. Cbeii:I:acb, Die meisten SJlöncbe nnzBten in fiebere (Segenben
']Eriil xd^Iten ficfe ^ebte au§ öermamis üJiön*; enrf.ieten; ber Sbt felbft ftorb auf ber fflu^
cten , unb no4 »fl^se oerfpürte" man bie •?iai4« | in $ciiau.
trtrfang »eTner S(^ule. (Heber 2lbt öermamt f. ' 3n3rDtfdjen rourben üon üicien jnöfiem , be-
ö. Urt.) 'Äbt SSem^orb fl289— 1317) erbaute »onr;er5 aegemfee unb St. ©mmeram, bie SBe-
mit Dielen iJcnen au§ Cuaberiteinen bie m}(b je^t nrebungen fortgefe^t, burd^ jeitgema^e Statuten
f^tebenfie ftird^e mit 26 Altären, ein groBe§ impo* unb Srricbtung einer baprijd^en ßongregoüan baS
fan:ei 33erf, aelc^eS ben oft genuiltigen SS^oc^en Crbensleben unb benSeftanb ber ftlö{ter felbft }u
3er Xonau SSiberfianb leiften fonnte. Unter ilbt femcen. gine gremtion fürd^tenb, l^ielten aber
Kuger fonb bonn ' 1326) bie feierliübe gintteibung Die SBi^'cbi:?« Don %a^a\x bie 99enebictiner4n5{!er
her ftirtöe ftott. Die fünfte Äirc^raeibe feir (5r«;i^re4 Sprengel* ab, einer ßongregotion beiju»
bauung be§ ftfofters. rnten. üiacb iorgfamer Serat^ung nmrben für
7\r{ Der Äeformbewegung be§ folgenben 3übr- ^Itacb in 30 ffopiteln Statuten aufgejtettt, »eld^e,
^unbertS f(^(oB fi(^ Sltac^ an bie ^lelfer Cbier« I trexm gut eingebalten, eine entfpred^enbe flöfter*
san) an, xotify trog mancher S(f:rcanfungen nie liebe ?i§di7lin unb Crbnung begrunben fotmten
qan) erlcfc:^, ii(^ »on ba aud^ in anbere bcnacb^ \ unb iäbrlicb bei %\\fy »orgelefen hierben follten.
fecrreÄIcner oerprlan^te unb nocb bi§ beute (\. 3?. I *^iidjpf Secyclb 2iMibelm öerppid^tete 1654 ben
reini^nl re(!^t rsacfere ^ebte, rocicbe für ben inncm gationr^erbcinDe ber bagrifd^en ftlöfler l^inauS«
rr/e äuB*rn jfieftanb out icrgten. 3u i^ncn jäblt gcidboben unb mußte bie ftörenben Umtriebe unb
on [rrÄt ne \t%\ nocb neben), fonnte aber nur ben baus war ber Sranb Don 1671, n)oburci6 ni^t
fiir*c ben ärgncn Schoben litt, fonbeni
lictbcf unb boS ^Irc^iö üerloren gingen.
atalcge Don 1611 (Cod. Monacens.
'3^c/n ?yt\i mut^DoII unb ccrüänbig cntgccifn. ' lat. 1324) enlcbt man einigcrmafeen, toeld^er SJer-
lüä^TtTibberftirdöenc^rammlunginirienthfbrteiluft an JOanb?*riftcn 3U bcflagen War; bofelbfl
2lbt ^^Qul ryjmair.er riooO— 1585) ba» Steuer- werben auf 413 §oliofeitcn 687 Codd. manu-
ruber mit f^fter unb neuerer öanb , in wcIAc scripti oufi^c^ählt.
118 ^ßoDi^en ifere iCrofcB nicbcrfecten. t!Iu§ biefcr 5ic ffircbe'crbicU crft burd^ ben fel^r üerbienfl-
Zifyiit flin(ien nic^t bloß tüchtige klebte für ^3lltücf) üoUcn "IXhi Sioecio inambcrger (1700—1739) rine
fcert)or, fonbem a}x6:^ (Sleinf, ÜJIetten, -D^onbfce arünbUAe. wenn oiidi bcm Öcjd^madfe ber bamolt«
miniitraloten. 5lbt 5paul ^interliefe nebft einem hat ben S^mtbeil, \><x% bei ben pufigcn gjrofeen
in jeber Sejie^ung gefegneten ?lnbenfen aud& eine Ucbevicbwemmuiigcn. welche bie ff ird^enftü^ile unter
858
9llcberlanbe.
354
Soffer fe|en^ ber ®ottedbten{l auf ben Dielen 91«
tdren ber ringsum gel^enbenSmporen fann gel^alten
»erben. 9iö(ere3 betid^tet l^ierübet bie fieigige
XrMt Don fforl SRutl^ mit bem Sitel: 2)ie ele-
ndige BiD\itttxtä^ in 9tieber-SItQi^, ^affou
1S93. 3o8rio baute au(^ fonft Diel unb erbaute
juglei^ feinen SouDtnt in erfreuli^fter SDSeife. —
Hin iDcnigec glüdltc^eS SooS fiel feinen 3lafy
folgern gu. 2)ie beftönbigen jhiege unb bie Suf«
flärung tnirften nac^tl^eilig auf Sleu^ereS unb
SnnereS, unb ber ftlofterfturm tt)orf bereits feine
Statten DorouS. 9m Snbe bed Dorigen 3a]^r«
Wbertd nmrbe ber le^te 9bt ffilian Subi| ge«
tDäiit, ein tüd^tiger SRann, ber mit 49 SJiitbrübem
1803 bur(^ bie @dcuIarifaHon fein Höfterlid^eS
fmn üerlor. Son ben ^rieftem im jflofter »ib-
metm ^ einige bem Sel^rfac^e, bie meiften ber
€€elf orge (Dgl. P. ®am8, 9{eaoIogien ber Wönä^t
nngi8t$. ^ajfau, SSer^. b. l^ift. SSer. 9tieberba9em§
XXIV, 167 ff.). 2Rit bem SDlutternofter »urben
natürlich aud^ beff en ^ropfteien SRind^nad^, @t. OS«
tDoIb uvb @pi| (in Oefterreid^) aufgel^oben. S)ie
ASüter, befonberS bie großen SBöIber, gingen in
^Qotiif^ 9efi| über, SSieleS nmrbe um ein ®e*
tingeS Dcrfii^Itubert, Don ben ffird^enjd^ä^en Der-
fc^Miib numd^eS fofibare @tädf in ber $anb
bct Suf]^bungScommtf(ion ; menig mürbe auS ber
€tixnnjlut gerettet. Sieffloftergeböubeftnb gro^en-
t^eilS obgeriffen : bie ftirc^e bient als $fan!ir(^e
für eine Semeinoe, meldte ein $riefter beforgt.
SHe Siteratur, fomol^I bie gebrudCte als bie ge-
fc^ebene, 1^ Sug. Qe^t P. $trmin) Sinbner
StiBiQ sufammengeßellt in ^S)ie Sd^riftfleller . . .
beS Senebictiner-OrbenS im l^eutigen ff önigreid^
Sägern" H, SlegenSb. 1880, 22 f. S)en bereits
ermähnten €d^riften i{i no(^ beizufügen: ü. @tabl-
banr. 2)ie legten ^thit beS mofterS 9t.-9Itatd^
(va Ser^. b. ^ift. 95er. 9lieberba9emS XXIU,
41 ff.)/ eine oberfläd^Iid^e, einfeitige Arbeit, toeld^c
ni(^t einmal fiadnerS Memoriale berüdffid^tigt,
ober 3. Stampf, @(^metna(^gau (2. ^ufl. 1855)
n, 82—152. [93rQunmüflcr 0. S. B.]
^iebfrfattbf, baS ffönigreic^ ber, im 2». 1815
in'S geben gerufen, jcbod^ bur^ bie SeDoIution
beS 3a(|reS 1830 mieber auSeinanber geriffen, um-
foBt iijfi bie ^roDingen (Sroningen, grieSlanb,
Srent^e, ODerijffel, ©elbcrlanb, Utred^t, 9lorb-
^o&anb, Süb-lhoIIanb, 9{orb»93rabant unb Sim-
bnrg. L ^eionifc^e ^eriobe. S)ie 93e»
co^ner ber 92ieberlanbe, ^oüanber genannt (fte
foulen Dielmel^r fjfriefen l^eijen), gel^ören jum
isbogermonifd^en Stamme unb trugen ben ölte»
»kn lleberlieferungen gemafe bie Sinjelnamen
^riefen, SBataDer (am SR^ein), ffaninefaten (norb-
wfili^ am SKeer), ©turier, Subantcn (an
ber Cftgren^e), g^amaDen, Sajanbricr (in 9lorb-
Srobant) , Cburonen (in Simburg) u. a. — S)er
xäc^tigfte unb berü^mtefte btefer 93o(fSftamme
wren bie Sfriejen, beren SSol^nort ftd^ Dom nörb-
ü<^ SoIIart an über bie ffüfte ^ollanbS, @ee-
l&bS unb SflonbemS bis an bie ©ren^e i^franf-
ftix±cnleritün. IX. 2. StufL
reid^S ^injog. SBaS SacituS Don ben ©ermanen
er^ö^It, gilt meiftenS aud^ Don ben SBemol^nem
ber 5lieberlanbe bamaliger Qtü. 93e!anntli^ mufe
aber baS fiob beS berül^mten ©efd^id^tfd^reiberS
cum grano salis aufgenommen unb tl^eilmeife
feiner äbneigung gegen bie römifd^en ©itten in
ber ^eriobe beS Verfalles gugefd^rieben merben.
ffluS anberen l^eibnifd^en 3«ugniffen gel^t inbeffen
l^erDor, baj bie SSorfa^ren ber l^cutigen 9lieber-
lönber bie Sreue übten unb ben Sl^ebrud^ Derab-
fd^euten, memt fie aud^ ro^ beanlagt unb mand^-
mal infolge beS SrunfeS }u aUerl^anb ^uSfc^mei-
fungen geneigt maren. ©erabe i^rer Sreue megen
maren fie aud^ ben 9l5mem als @oIbaten miE-
fommen, unb bie SBataDer bilbeten in 9lom eine
(S^renmad^e. Sl^re äteligion fd^eint in einer ^rt
9laturbienft beftanben ju ^aben. Sonne unb treuer
gel^örten ju ben ©egenftönben i^rer tiefften 98er-
el^nmg (Caes. De bello Galileo 6, 21). @ie
Derbrannten i^refieid^en unb fammelten beren ^fd^e.
Sl^re ©robftätten ftnb tl^eilmeife nod^ Dorbanben
(in ber ^roDing 2)rentl^e) unb unter bem 9iamen
unnebebben (^ünenbetten) befannt. 2)er römif^e
elbl^err ©rufuS (38—9 D. gl^r.) fdjeint eine fe^r
günftige 9Jleinung Don ben 93eh)o|nem ber 92ieber-
lanbe gel^abt gu faben. Sr fd^Io^ mit il^nen ein
93ünbni^, marb eine groge Sn^al^I JhiegSleute
aus il^rer SKitte für bie faiferlid^e Armee, grub
il^nen tiefe ftanöle gur Sd^iffal^rt, baute 93er!e]^rS-
n)ege unb gab überhaupt bie erfte burd^greifenbe
93eranla[fung gur ^ebung i^rer Sultur, l^aupt-
föd^Iid^ bei ben 93ataDem. ^Dein bei ben im ^ol^en
9lorben bcS ßanbeS anföffigen, freil^eitSUebenben
gfriefen ftiefe er auf SÖiberftanb. 6r jmang fie
be^l^alb 5u einer in Od^fen^öuten beftel^enben
©teuer (Lucan. Phars. 1 , 431). 3)ie SRömer
legten l^auptfäd^Iid^ bei Utred^t (Trajectum ad
Khenum, SBiltaburg) , in ©clberlanb (in ber
SR^einproDinj) unb mciter auf bem ftüftengebict
il&re gfeftungcn an. SDaS ßinDerftönbniJ mit ben
93crbünbeten l^atte aber nod^ eine größere Srag«
meite. 93iele SRömer mäl^Iten fid^ ©attinncn unter
ben „barbarifd^en gfrauen", unb fo gefd^al^ eS,
ba| bie 9lieberlönber burc^ bie d^riftlic^en Stömer,
ttjcld^e pd^ unter ben Gruppen Don S)rufuS' SRad^-
f olgem befanben, baS S^riftentl^um fenncn lernten.
51IS nun bie römifc^e §errfd^aft im SBeften fid)
5um t^all neigte unb bie römifd^en 2:ru))))en fid^
aus ben nörblid^en Sanben gurüdjogen, l^atten bie
öerfd^iebenen 93olf§ftämme fxdi aflmälig Dcrfd^mol»
5en ober marcn tl^eiirteife in ber römifd^cn 95eDöIfe«
rung aufgegangen. 6S l^atte fid^ ber 93ölferbunb
ber Qfranfcn gebilbet, rtoran bie niebcrlänbifd^cn
©tämme mit ^uSnal^mc ber Qfriejen t^eilnal^men.
S)ie Qfranfen befömpften bie römifd^e Maä^i, bie
ftd^ unter ben gelbl^erren ßonftantiuS unb 3ulia-
nuS geltenb mad^tc, unb bemöd^tigtcn ftd^ aller
jübli(|cn ^roDingen ber 9JieberIanbe (33eIgienS),
möl^rcnb im 5Rorboften pd^ bie ©od^fen unb Engeln
nieberliefeen unb bis an bie TOcereSfüfte Dorbrangen,
Don n?o fte über'S TOccr nad^ gnglanb jogcu; jüb«
12
355
9ltcbcrlanbe.
85e
lid^cr encid^tcn bie Sfriefen bie ^roöin^ ©cclonb
(Dirks, Koophandel der Friezen [N. Verband,
van het Utrechtsch. Gen. van Kunst en
Wetensch. XV, 1850], 96). ®ic SRcIiöton bcr
93et)öl!erung geftaltete fi(^ aUmöIig ju bem, mnS
SacituS uns Icl^rt. ®le 9lQtwrIräftc crft^cincn per«
f onificirt in äBotan unb S)onQr^ an bie noä) ntand^e
(Erinnerung in Ortsnamen unb SSoÜSgebrdud^en
fortlebt. Sfro l^ieg mal^rfc^einlic^ ber Sonnengott.
tSforfeti (fjfofeti) nmr ber glönjenbe ©ott ber ®e-
red^tigfeit unb mürbe nod^ im 7. äal^rl^unbert Don
ben gfriefen auf ber SJnfel §eIgoIanb öerel^rt. 9lß
(Böttinnen ober Sefd^ü^erinnen ber5ledfer unbbeö
$audtt)efen§ mürben bie oft mit einanber Der*
tt)ed^fe(ten t^riga, ^frome unb ^olba betrad^tet.
Ütel^alennia, bie au^ unter bem yiamen t^foUa er-
ffi^eint, mar offenbar bie ®öttin beS ^anbelS unb
ber ©d^iffol^rt. ®ie Slttribute ber (Sötter mürben
öfters mit benen ber ©öttinnen Dermed^felt. @inn>
lid^e lBer^öItnif[e, mie bie ©ötterlel^re ber ©ried^en
unb atömer fie und Dorf ül^ren, mürben il^nen nid^t
angebid^tet, menngleic^ ber Don ben ©öttem ju
fpenbenbe @egen ftd^ faft auSfd^Ue|Ii(^ auf baS ma*
terieUe fieben bejiel^t. Sin eigenttid^er SeufeC ein
(Srg" unb Urfeinb ber ©ötter mar unbefannt; bie
5?iffer, SBaftergeifter u. f. m., mand^mal mutl^»
miUig unb bos|aft in il^rem ^Betragen, leifteten
beffen S)ienfte. $roco)) er^äl^It, er l^abe auS bem
9Jlunbe ber ftäftenbemol^ner Demommen, ba| bie
Seelen ber Stbgeftorbenen nad^ ber 3njcl SSrittia
l^inflberfül^ren (De beUo Goth. 4, 20). @d^tie^-
lid^ leieren und bie SebenSlef d^reibungen ber ©lau-
bcnSprebiger bie f^efte }u Sl^ren S)onar8 unb
anberer ©ötter lennen, mie fie im 8. ^al^rl^unbert
nod^ beflanben. SS gab aud^ eine ^rt ^ultuS*
Dorftel^er, meldte im Änege bie ©öfeenbilber Doran«
trugen, bei SSoIfSDerfammlungen bie Orbnung
aufredet erl^ielten unb bie gemeil^ten SBalbungen
fd^üfeten. Sie f d^Iad^teten bie Df fertl&iere ($f erbe,
Od^fen, Siegen) unb Dertl^eilten beren Qfleifd^,
meisfagten auS ben (Singemeiben berfelben mie
aud^ aus bem SSie^em ber $ferbe, unb Dolljogen
an SJerbrcd^em, namentlid^ 6eiIigt]^umS[d^önbem,
bie SobeSftrafe. ®iefe ^riefter, menn man pe fo
nennen barf , möl^tten bie jf önige unb bef orgten
bie Seid^enDerbrennung. ®ie friefifd^en ©d^rift-
flefler beS 16. Sa^rl^unbertS Derfld^em fogar, ba^
m Olbenl^oDen (l^eute Seeumarben) eine $rie{)er>
pule beftanben l^abe, maS {ebod^ ipäittt ^ifto«
tifer nidftt o^ne ©runb in Swjeifel giel^en.
n. (Jl^rifitid^eS ÜKtttelalter. Sefanntlid^
untermarf Sl^Iobmig im 5. ^al^rl^unbert bie fub*
lid^en SSotlSftömme ber 9{ieberlanbe feiner ÜRad^t
imb manbte ftd^ f elb{i bem Sl^riftentl^um gu. S)amit
mar bie SBal^n gur SiuSbreitung beS Sl^riftentl^umS
in ben füblid^en ^roDingen geöffnet. 93alb traten
oud^ in ben ffibmeftlid^en ^roDinjen (^ennegau
u. f. m.) ber 1^1. ^iatuS unb Rubere als ©laubenS*
boten auf (Dgl. b. art. Scigien), unb in 2im*
bürg erfd^eint Don ber SRitte beS 4. Sal^rbunbertS
an ber 1^1. SerDatiuS , ber feit 835 93ifd^of ber
Jungem mar. SerbatiuS (f. b. %ti.) übertrug ben
SBifd^ofSfi^ nad^ aRaaStrt^t (888); bort blieb
ber @i|; bis 721, in meld^em 3al^re ber l^L Hu-
bertus i^n meiter bie 9JlaaS l^inauf nad^ Sümd^
Derlegte. S)ie Dier 3al^rbunberte, meld^ nad^ @er-
DatiuS' auftreten Derflo^en, l^atten in ben nörb«
liefen ^roDingen menige (Sl^riftiantjirungSDer-
fu^e aufgumeifen. Um 600 jebod^ mu^ in ber
3läS)t Utred^tS eine HaptUt gegrünbet morbm
fein; Don mem, ifi unbefannt. SDiefelbe mürbe
jebod^ nad^ einigen Salären Don ben Reiben mie-
ber aerftört. ^IS nömlid^ ^Dagobert ffönig beS
gangen frönfifd^en 9tei(^eS gemorben mar. Der-
fud^ten bie gfriefen il^re ^enfc^aft nad^ @iU)en
um baS 9Jteer OfleDo (bie f))ötere 3uiberfee) ^erum
über früher Don 9tömem bemol^nte äanbfhtd^e
auSgubel^nen unb namentlid^ Utred^t unb 9Bii!-
bii»3)uurftebe (®oreftat) ju ermerben. ®iefer
auSgejeid^neten 6anbeIS))Iö^e l^atten Jid^ feit ber
römif^en ^errfd^aft Derfd^iebene SSoIföjIcitnine
mieber^olt bemöd^tigt. 3e^t fanbte ber gfranlen-
fönig eine betröd^tlid^e ^eereSmad^t nad^ Siorben,
fd^Iug bie Sfriefen unb grünbete bort eine ffapelle
unb bie erfte (^riftlid^e SIniiebelung. 3n einem
Sd^reiben beS |l. SSonifa) (um 752) an $a|)ft
©tepl^an ni. mirb gefagt, Dagobert L (gcfi. 638),
antiqnus rex, l^abe baS @d^fo^ ültrajectum
mit einer ecclesiola berfföInerS)iöce[e unter ber
Sebingung gefd^enft, ba^ ber S3ifd^of Don itöln
ben Sfriefen ben d^riftlid^en ©lauben pnbige.
Mein eS fanben feine 93efebrungen flatt, unb bie
jhrd^e mürbe gerftört. SbenfaUS gu ^gobert^
3eit traten ^manbuS unb \päitx SligiuS (f. b.
9rtt.) in gflanbem unb Simburg als Glaubens«
boten auf. Mein bie fjfurd^t Dor ber frönfifd^n
ßerrfd^aft, meldte bie 3«rftörung ber Utred^ter
Rird^e Deranlapt l^aben mag, fianb ben ©laubenS»
boten überall im SOßege. 3e meniger bie ^riefen,
bie „tS^anbrenfeS" unb bie „^Barbaren ber See-
füfte" Dermutl^eten, ba^ bie ©laubenSboten Don
ber fränfifd^en ^Regierung abge[anbt maren, beflo
leidster maren fie }ur ^nnabme ber d^rijtlid^
©laubenStel^re }u bemegen. SmanbuS mürbe Don
einer ^roDinj gur anbern getrieben; SiDinuS erlitt
in t^anbem benSRart^rertob; €IigiuS,S)agobertS
gfreunb, f onnte nur gang furge 3^it in f$flanbem
mirfen, menn aud^ in ©ent ber ©runb }u einer
^tei gelegt mürbe, mo 6t. SaDo um 640 be-
graben marb. 9luS bem fieben SBitfriebS Don ^orf
unb SBi&ibrorbS, beren (SDangeliftrungSreife eine
größere Unabl^öngigfeit Don ber frönKfd^en 3te-
gierung befunbete, gel^t beutlid^ ^erDor, ba| bie
9$oIl^ftömme, in beren SJiitte fte i|r großes ^erf
untemal^men, größeres Vertrauen in bie atein)^
i^rer Se|re festen unb il^rem SBirfen feine poli-
tifd^en 3medfe jufd^rieben. SBüfrieb (f. b. «rt),
Don irijd^en ®eiftli(^en auf ber Snfel SinbiS^e
erjogen, mar Don burd^auS unabl^öngigem S^-
rafter. 6r {taub in $aupt- unb 92ebenf ad^n, aud^
in ber OPerbered^nung, auf römifd^er Seite, ob-
gleid^ bie irifd^ ©egenpartei f o fiarf mar, ba| fte
857
92ieberlattbe.
358
iis iiDhigen bmnte, eine Seitlang Don bem ^orfer
9if4ofS^ entfernt )u bleiben. 3m 3. 678 würbe
t(miiUfit nni bet er}bif4öfli^e Sitel Don ^ot!
Ml eqUfi^f X^oborud Don SanterbutQ jtrei"
^ gona^t fonbem {eine S)i5cefe mürbe in brei
ttdie ppdelt. S)arauf fc^iffte er fid^ na^ bem
gnejlfanbe ein nnb lanbete in gfrieSIonb am Ufer
bei Steben^einS. Sbgil^ ber bamalige ftönig ber
^riefen, empfing ben Sifd^of mit großer 3uDor«
fiommen^t nnb gefiattete il^m f ogor ba§ ^rebigen
ber c^rifUid^ Sieligion, möl^renb ber belannte
9biiorbomu8 Sbroin Ma aufbot, um ben ®Iau-
taiSboten obiufongen, unb feine Seute an ber
fränfifd^ ftüfie anfftellte, meil er al^nte, bag
Silfrieb att Sertl^eibiger bed {ungen S)ago6ert 11.
auftreten imb (SbroinS ÜRad^t f(^mölem merbe.
Silfrieb td)o<l^, fo berid^tet fein geitgenBfftfd^er
Siogrop^ @tep^, belel^rte in SfrieSlanb Diele
SUinfenbe {um S^ftentl^um^ unter meldten fid^
eine Snta^l Vertreter ber Domel^mfien ®ef d^Ied^ter
bcfoitb. 3m f^rül^ial^r 679 reiste SBilfrieb meiter
aai4 9tom. (Sin SierteQal^rl^unbert ]pättx tarn er
a>f S 9lene nad^ Utrecht unb traf bafelbft mit
fBUIifrrorti }ufammen. Unterbef[en mar ^ipin Don
fQen^ol Ott oOeinl^errfd^enber 3Roiorbomu§ an
bie @)n|e ber frönfifd^ ^Regierung gelangt unb
«DoOtc tte aRad^t ber frSnIif d^en SBaff en in fJfrieS-
Umb oicrmQld geUenb machen. Sbgild 92ad^f ol9^
Stobbob, ein fä^rner unb frei^eitSIiebenber 9Rann,
bot ben gfronfen Dersmeifelten SBiberfianb unb
Mnri4tete gro^tl^Id i^re SRad^t in ben nörb-
Q^ni $robin)en ber 9lieberlanbe. 2)ie^ tonnte
fnr bie Snfibreitung beö Sl^ftentl^umS nur Der-
IfäBCpaiffM roahtn, htm SRabbob mu^te in
ter aSa^ntng ber Döterlid^en ateligion eine 93ürg-
k^ft für bie Don ben tJfranfen bebrol^te nationale
Qnob^gigteit erblidfen. Mein Don 689 an
amrbe 9tä)bob Don ^ipinS %vvOpptn mieberl^olt
aefd^gen, mugte IhiegSfofien bejol^Ien unb @ei«
fein fieOen. Utred^t leierte in bie ÜRad^t ber f$fran«
fen luzild. ^ipin iebod^ fürd^tete ben be^munge-
nen ^mib, ber nur }um @d^etn bie ^rebigt beS
S^rifient^umS 3ulie|. Sr Derl^eiratete be^l^alb
kinen @o^ (Srimoalb mit SSabbobS Soc^ter
Z^eobeftnrinbe ; biefe nmrbe getauft, il^r iSater
idiod^ Der^arrte im ^eibentl^um, utü) ©rimoalb
ourbe ermorbet 3u gleid^er 3eit mor nun SBiUi«
btoTb, ein ed^äler and SBilfnebg ftlofier Slipon,
anfgetreten. Sr flubirte in 3tlanb bei Egbert,
ber fid^ Dergeblid^ bemül^te, bei ber SSefel^rung ber
deiben onf bem geftlanbe perfönlid^ einzugreifen.
Som ndmlic^ triebe angefeuert, }og SBifitbrorb
ober boS SReer unb betrat in Utred^t mit feinen
Steilem boS fianb. ^ier fal^ er aldbalb ein,
te| o^e ben @(i^u| ber meltlid^en SRad^t jeber
Sofsd^ )ur Cl^fKanifirung fc^eitem mürbe, ba
Me t^rifUid^ Solonie in Uhred^t auSeinanber ge-
rieben morben mar. Slabbob empfanb feinerlei
Kgmig, eine Se^ anjune^men, meldte il^m burd^
teniit£mg feiner ^nbe Derfünbigt mürbe.
SeinerfeitS moHte SBUIibrorb bem frdnfif d^en $err-
ft^er feinen großem ginffufe einräumen, alS er
jum ©d^uje ber ©einigen beburfte. 6r reiste
ameimal nad^ 9lom, um ben Stat^ beS pöpftlid^en
Stul^IeS ein^ul^olen, unb befuc^te aud^ ben ^of
^ipinS. SBä^renb biefer 3eit nal^m ©uitbertuS
feinen Jpiaj alS §aupt ber ÜJliffion ein. S)erfelbe
erlangte unter bem ßinfluffe beS fränüfd^en f^ofeS
alSbalb ben 93if(^ofSttteI. m SBiflibrorb auS
9lom aurfldffel^rte, 30g ©uitbertuS ftd^ jurüdf unb
crl^ielt burd^ bie Vermittlung Don ftarl ÜJlortellS
©ema^Iin ^lectrubiS bie 3nfel ÄaiferSmert^ im
Sl^ein, mo er 713 Derfd^ieb. SBiflibrorb mürbe
695 in Som pm SSij^of ber Qfriefen ernannt
unb lieg fid^ (im SiuDemel^men mit $ipin, fagt
SSeba) in Utre^t uieber. Sieben ber bereits frül^er
Don tW gegrünbeten @t. ©alDatorfird^e (ogl. P.
Alberdingk Thijm, H. Willibrordus, apostel
der Nederlanden, 's Gravenhage en Leuven
1861, beutfcö Don Srog. ÜJlünfter 1863) erbaute
er eine @t. SJlartinSfir^e. SBiUibrorb fanbte nun
feine ©d^üler bel^ufS Soangeliftrung nad^ Der-
fd^iebenen Sl^eilen feiner Äirt^enproDinj. 6r felbft
befud^te bie S)önen, l^öd^ft mal^rfd^einlid^ aud^
bie fiuj^emburger unb Sl^üringer, befonberS aber
bie jfüfte t^anbemS bis ©raDetingen, mo il^m
eine Jhrd^e gemeil^t ifi. Mein eS erl^eifd^te groge
^nfirengung, um baS Sl^riftentl^um auf bem ge-
monnenen Soben aufredet ju erl^alten. SBieber-
l^olt Derfud^te Slabboo baS iBerlorene mieber ju
geminnen; er bemöd^tigte fid^ ber f^anbelsftabt
S)ore{lat unb ful^r 716 mit ^al^Ireid^en Sruppen
ben Sll^ein hinauf bis nad^ ftötn. SJlit reid^er
93eute belaben leierte er jurüdf. S)od^ ein 3a^r
fpöter ging S)oreftat Derloren. SlabbobS SobeS-
ftunbenal^tc; furj Dörfer mürbe Don fränfifd^er
@eite nochmals ber Serfud^ gemad^t, il^n gum
Sl^riftentl^um ju bcfcl^ren. SBuIfram, Sifd^of Don
©enS, mol^I Don ^ipin jum ftönige gefanbt, er-
fd^ien in gricSIanb. 5fflein nat^ einer je^t mel^r
unb mel^r beglaubigten Sr^öl^Iung mieS ^abbob
ben ©laubenSboten ab, meil biefer il^m gefagt
^atte, er merbe im §immel nid^t mit feinen l^eib-
nifd^cn W)ntn Dereint merben. 3)ic SSorauSfekung
ift nid^t 5U fül^n, bafe SRabbob in bem fränfi)(^en
SSifd^of ben Vertreter ber fränüfd^en ^olitif er-
blidfte. SBiflibrorb aber erfd^ien il^m nid^t in bie-
fem Sid^t; bal^er entbot er le^tem gu ftd^, um
getauft )u merben. Mein als ber S3ifd^of Dor bem
flönige erfd^ien, mar biefer thm geftorben (719).
95on biejer 3eit an bel^nte fid^ baS ßl^riftentl^um be-
beutenb auS. SBiKibrorb, ber im 3. 714 feinen
Sifc^ofSpt l^atte Derlaffen muffen, feierte nun nod^
Utred^t jurüdf. 95on aUtn ©eitcn ftrömten il^m ®e-
fd^enfe 5U, befonberS mürbe bem j^lofter ßd^temad^
im Sujcmburgifd^en, mo erfic^aüer SBal^rfd^einlic^-
feit nad^ längere 3eit auffielt, großer SanbbcfiJ
Dermad^t. ftarl ÜJlartefl fd^Iug bie griefen nod^ ein-
mal im 3. 736 unb gmar im ^erjcn gfrieSIanbS.
®amit mürbe ber ^uSfd&Iag jur Sefcftigung beS
g^riftentl^umS bafelbft gegeben. SBiUibrorb über-
lebte biefeS Srcignife nid^t lange; er ftarb am
12*
859
9liebcrlanbc.
860
6. 9loöcmber 739 unb würbe ju ßd^tcrnad^ be-
graben. Unterbeffen moren ber $1. SBontfotiuS unb
im ©üben ber % SombertuS (f. b. 9lrtt.) fd^on auf-
getreten, umSBinibrorbSSOßerf aubefeftigen. IRo^-
bem SonifatiuS (unb n)a]^r[d^einU^ aud^ fiam«
bertuS) fid^ längere 3ctt mit tl^m über bie 3ufunft
ber 9{teberIonbe berat^en, begab fid^ SBonifatiuS,
ol^ne 93i[(^of t)on Utrecht }u fein« nad^ ben nörb-
lid^en ^robinsen ber 9{ieberlanbe, nio er belannt-
lid^ (bei Sodum) am SoOart t)on ben Reiben er-
fd^Iagen mürbe. ^Dreimal feit SRabbobS f obe l^atte
er bie Steife nad^ Utred^t unternommen unb bem
ftölner 93ifd^of befjen SSemad^löffigung ber niebcr-
länbifd^en^robinÄcn öorgemorfen; in ber3tt)ifd^en-
Seit mad^te er »ieber^olte Steifen nad^ 9tom. S)a>
|er unterliegt ed feinem 3^#l ba^ fein ganjeS
SBirlen in ben Stieberlanben im Sinüemel^men
mit bem pöpfilid^en Stülpte gefd^al^. SS barf aud^
angenommen merben, ba^ 93onif atiu§ fid^ fe^r um
bie Sförberung ber Utred^ter Sa))itelf^ule be-
mfil^te, mlä^t Don SBiKibrorb in'S Seben gerufen
tt)ar unb unter bie Seitung beS ^bteS @regortu§,
eines @))roffen auS föniglid^em 93Iut unb ®d^ü^-
lingS bed ^l SBonifatiuS, gefteUt mürbe. SSnUi-
brat, S^^atbrat, 9Jtard^eImu§ u. % maren fd^on
}u SBiQibrorbS 3^it mit ber @d^ule oerbunben
gemefen ober barauS entlaffen morben. Unter
©regorS Seitung mürbe fte ber miffenfd^aftlid^e
^Kittelpunft ber beutfd^-fränlifd^en ScüöHerung.
%xi @üb- unb 9torbbeutf(^Ianb , auS f^franf-
reid^ unb Snglanb ftrömten bie @d^üler jufam-
men. ©regorS 9lad^folger 9tt6erid&, jmeiter Sifd^of
Don Utre^t, förberte ba§ ^ufblül^en ber @d^ule
nid^t meniger. ®er % Subger (f. b. 5lrt.) ging
auö ber @^ule l^eröor, unb ber ^ngelfad^fe Seaf»
min (SebuinuS) fd^lo^ fid^ jur ^efel^rung ber
@ad^fen unb ^riefen bem Utred^ter 9JtitteI))unfte
an, unb )mar um an ber Siffel al§ ©laubenSbote
aufzutreten unb mit einem anbem ^ngetfad^fen,
3Jlard^eImu§, bie ^roüinj Döerijffelmit Der ©tabt
S)et)enter ju bef ud^en. 2)er ffampf gegen bie Rei-
ben bauerte immer nod^ fort, unb als bie ©a^fen
fi(^ um 772 gegen ftarl ben ©ro^en erl^oben, fiel
bie ftird^e S)et)entcr8 in i^re §änbe. Seofmin fiol^
nad^ Utred^t, bis ffarl bie Reiben bertrieben ^atte.
6r ftarb um 777. «ud^ SBinel^ab (ber nad^malige
©if^of t)on Sremen) mibmete ber Sefel^rung ber
griefen einen großen Sl^eil feines fiebenS, balb in
ber ledigen ^roöinj gfricSIanb, balb in ©roningen,
mo fi§ in Dodfum jmar eine ©rupfe (Sl^riften ge-
bilbet l^atte, aber nid^tsbeftomeniger fein fieben be«
brol^t mürbe. 6r ftarb am 8. SRoöember 749. ®cm
Öl. SubgeruS, bem ff ötem berül^mten ÜJlünftcr'«
fd^en 93ifd^of, mar eS öergönnt, bie ftird^e inS)cüen-
ter auf's 9leue ju erbauen. 6r burd^jog mcl^rere
^rooinjen, um bie alten l^eibnifd^cn Sempel ju
jerftören, mad^te Steifen nad6 Utred^t, bann no^
Stom, bis ftarl ber ©ro^e il^n mit ber SScrmaltung
fünf friefifd^cr ©aue betraute. Sr trat fd^Iie^Iic^
an bie ©pt^e bcS SiStl^umS 9)tünfter, meld^eS
forton einen Sl^eil ber fünf ©aue auSmad^en fußte.
©0 maren balb bie gefammten Stieberlanbe (ogL
b. ^rt. ^Belgien) in SiSt^fimer eingetl^eilt, beren
Snl^aber iebod^ nid^t alle il^ren @i^ auf ie^igem
nieberlönbifd^en 93oben litten. %uq reid^te bie
©emalt beS Utred^ter S3ifd^ofS nod^ nic^t bis }ur
norbmejilid^en ©eefüfle, benn le^tere mar twd^ ntm
einer l^eibnif d^en 93eDölf erung bemol^nt. UebrigenS
mürben fpöter bie ©tobte Smmerid^, Olbengaal,
©roningen, S)od(um (^ugmerc^i, fomie in ©eiber«
lanb ©rol, unb ^engelo gel^örten )u SRünfler)
norböftlid^e unb öjtlid^e ©ren^orte. 3m ©üben
trafen an ber SRermebe, meldte SRaaS unb SBaol
oerbinbet, brei SSiStl^ümer (Utred^t, ff öln unb Sut-
tidg) }ufamn\en. Stimmegen, baS ©tübtd^ Som-
mel unb baS berül^mte Soeüefiein an ber SEBaal
lagen im SiStl^um Aöln ; Sl^iel, biefen gegenüber
gelegen, gehörte )u Utrecht ; Si^ein, SBaal aßer-
mebe unb SRaaS maren alfo bie ©renken gegen
©üben. SBeiter fübmeftlid^ lief bie ©ren)e butd^
bie©trine; SergiS (S3ergen«op-3oom) mar ein
Süttid^er ©renjort; ^ier trafen Utred^t^ Süttid^,
ftameriit unb S)0Dmit jufpmmen. S)ie ©d^elbe
mürbe ©renjffu^ gmifd^en ffamerijif unb S)oomil.
S)aS SBaeferlanb im S)oomil'fd^en mar bie ©ren^e
nad^ Utred^t ju. SBeiter lief bie Utred^ter ©renje
bei 93rügge Dorbei (baS mal^rfd^einlid^ gu Utre^t
gel^örte) mefilid^ nad^ ber ©ee. @o blieb bie
©renje beS SiStl^umS bis gum 16. Sal^rl^unbert
befielen (ügl. bie ff arte bei P. Alberdingk Thijm,
Karel de Groote en zijne eeuw, 'sGravenhage
1867 ; beutfd^e Ueberfe^ung SJtünfter 1868). 2Bie
feit Snbe beS 13. äal^rl^unbertS baS Slugenmerf
ber köpfte fd^on barauf gerid^tet mar, eine mel^ir
naturgemäße ßintl^eilung ber nieberlönbif d^en S)i5>
cefen borgunel^men, unb mie ftd^ bie ©ad^e femer-
l^in entmidfelte, i^ im Slrt. ^Belgien auSfül^rlid^
bargefteOt. Sro^ ber rafd^en Organifirung ber
SiStpmer, fomie beS ©d^u^eS, ben ff arl ber Stoße
ben neuen Abteien gemalerte, l^atte baS S^tiflen«
tl^um nod^ fd^mere ffämpfe gu beftel^en. 9lm gefd^r*
lid^ften maren mol^l bie Einfälle ber Stormannen,
meldte raubenb unb brennenb bie ©egenb burd^
gogen, einerfeitS burd^ bie ^olitit ber ©öl^ne Sub«
mtgS beS fjfrommen, anbererfeitS burd^ bie ^un-
berte bort nod^ anfäßiger Reiben unterftü|t. @ie
gerftörten bie beiben Utred^ter ffird^en unb t)er«
trieben ben SBifd^of. S)iefer, 93alberi^^ ber gm5lfte
93ifdöof oon Utred(|t, ging nad^ S)eoenter, mo er
fid^ nod^ gur 3(it C^einrid^ beS ^intlerS befanb.
SS gelang il^m unter bem ©d^u| beS Srgbifd^ofS
^runo t)on ff öln, fid^ mieber in feiner alten ^5«
cefe niebergulaffen. iBiS gum 11. Sal^rl^unbert
iebod^ ^atte Utred^t ftd^ noc^ gegen bie Stormonnen
gu bertl^eibigen. ^ie Steil^enfolge ber Sifd^öfe
mürbe inbeffen laum unterbrochen. S)ie elf Si-
fd^öfe, meldte oor SBalberic^ lebten unb fid^ immer*
mäl^renb öom ffriege bebrol^t, bon SSermüfhmgen
l^eimgefuc^t fallen, finb gmar bem Stamen nad^
befannt, aUein über il^ren SebenSlauf ftnb und
feine meiteren Stad^rid^ten überliefert. Sliur 95i-
fd^of gfriebric^, aBittibrorbS fünfter Slad^folger, ift
861
5?tcbcrIaTibc.
862
M Hne SBiberftanbdlrQft in oHen iD^ül^felig-
fnten foioie butd^ fem öd^t ftrd^Iid^eS SSerfialten
bei Sot^rS S^d^bung el^rettDoII befonnt ge-
morben. S)e8 emöl^nten Solberid^ britter 9{q^-
folger 1901 ber berfl^te SnSfneb. 2)erf elBe glanjte
1111$^ iDenigec bur(| feine in jf öln unb Srier er*
Bwrbene (Selel^rfamleit olS burd^ feine Sreue gegen
bie Stvcä^ unb feine fjfrömmigfeit. Otto m. er-
nannte i^ ium Sifd^of Don Utred^t. @etn 9}ame
ftmad onf ntel^reren @^noben t)or (1005 )u S)ort'
nnmb, 1007 }u gfran^urt). S)ie Utred^ter 93tfd^5fe
biefcr ttpoSft fionben im beutfc^en äieid^e in l^ol^em
9nfe^ ; ber Aoifer gog fte man^mol }u Statine.
9m Stabbob (900—911) allein, einem ber un-
ob^bigigften, ifi befonnt, ba^ er ftd^ meigerte, an
liofitif Acti SBerotl^ungen tl^eil^unelpmen. Obgleid^
ber (L SUIibrorb boS fflofterleben nod^ ben Siegeln
bei ffi, Senebict Dorgefd^rieben l^otte, mürben Don
fdneii Stod^folgem meniger jflöfler beS 1^1. Sene«
Intt, oIS coOegioIe Sopitel nod^ ber Siegel be§
VL C^begong gegrünSbet. Sulerl^olb Utred^tS
§d^te mon in Derf^iebenen ©tobten beren o^t,
todd^ icboi^ gegen bod äol^r 1000 afimalig Der-
f^BKmben ober anfingen, nad^ ber Siegel be§
%L Senebtd )u leben. 3n ber berü^mteften biefer
Snfbillen, bem um 900 gegrünbeten Sgmonb,
Idten bie Orbendleute nod^ ben ölteften S3ene*
bictinciregeln. ^ferner meist ba§ 8. Sol^rl^unbert
iio4 nne jnofierfHftung bei ^merdfoort auf unb
dn ^nmennofier bei @ufieren im Simburgifd^en.
IRit bem 11. Sal^rl^unbert brod^ für bog SBiStl^um
nired^t nnb feine Sifd^öfe eine ^eriobe ftets }u>
ne^menben ®Ian§ed an. S>ie geifttid^en Ober-
Hirten mußten meiftenS ben meltlid^en ^ntereffen
ber ff oifer unb }ugleid^ ben geiftlid^en 93ebürfniffen
i^rer ®iöcefe entgcgenjufommen. ffioburc^ mür-
ben fte au(^ bolb meltUd^e t$fürften unb faiferlid^e
Se^S^erren, beren ßrgebenl^eit unter ben Si-
fc^öfen SBü^elm (1057 — 1076) unb ifonrob
(1076—1099) il^ren ^bf^tpnnft eneid^tc unb bcibe
jnm Skrrot^ on $o))ft unb ffird^e trieb, äßil-
^m nnter^eid^nete nod^ bem Srjbif^of t)on ÜJtain}
OK erfler Sifd^of bo§ foiferlid^e ^bfe^ungSbeaet
gegen ^ßopft ®regor Vit auf ber @9nobe }u
Sonnd am 24. Sonuor 1076; er ftorb furg
Tuxdjf^ im ftird^enbonn. Solb borouf mürbe ber
S<^be fionrob burd^ ^etnric^ lY. auf ben Ut-
redjiter Stul^I erl^oben. Sombert t)on ^erSfelb
mmt il^ einen @d^tSmotifer, beS 93ifd^of§titelS
mmmrbig. 6r erf^eint im 3. 1080 auf ber 5Ber»
kimmlung }u Sri^en, um. mie fein SSorgänger,
bei $op^ ,ofö frtil^em @d^üter be§ Jle^erg 93e-
rauor" gu Derleumben unb }u uerurtl^eilen. S3on
biefem Sugenblidf an Dermeilte er mel^r im ®ef olge
bei Poiferö ofö in ber eigenen S)iöcefe unb be«
fimnerte fid^ flberJ^ouJpt mel^r um onbere 93i§-
H/mn ali um baS feinige (Buperti Chron., in
XfliL Genn. hist. Scriptt. VUI, 278 ; Dgl ib.
1, 242. 248. 281; XU, 123). ©d^Iiefelid^ fiel er
Nnt^ JRdrber^nb. S)er in ben 9iieberlanbett ouS-
ItfeM^ ffir(^enfireit bouerte oud^ im 12. 3ol^r-
^unbert fort. 2)ie foiferlid^e Subeftitur lom mel^r
unb mel^r in Uebung bis gum äBormfer Soncor-
bot (1122). 2)ie foiferlid^en Siedete mürben burd^
boSfelbe begrenjt, ober in ben 9lieberIonben fud^te
nun eine onbere SJiod^t ben Utred^ter S3ifd^of gu be-
l^errf(^en, nömlid^ bie ®rofen oon f^oUonb unb
®etberlanb, gmifd^en beren ®ebiet boS Utred^ter
fionb eingeHemmt mor. SDiefe f^erren rnoUten burd^
bie fogenonnten S3eben (Sitten, preces supplica-
toriae , eine 9lrt SSef el^l in tJorm einer Sitte)
einen S)rudf ouf bie Utred^ter ®eiftUd^feit ausüben,
um bie Sifc^ofSmol^I gu beeinfluffen. 2)arouS ent>
ftonb mieberl^olt bei ber Sifd^ofSmol^I @treit. ®er
^o))ft unb ber ffoifer liegen fic^ burc^ SeooUmäd^-
tigte t)ertreten; l^ierburd^ mürbe Jebod^ nid^t immer
bie äßo^I beS SBürbigften ergielt. Sinmol reiste
Aoifer tJfriebric^ Sorboroffo fogor felbft nod^
Utred^t, um ben @trett über bie Sifd^ofsmol^l gu
f(^Iid^ten. 2)ie Sononiler ber 9Jlünfterfird^e be*
fonben fid^ feiten im ginöcrftänbnig mit ben öier
onbem Sopiteln ber @tobt, unb fo fom eS, bog
nur feiten mel^r energifc^e unb mürbige 9Jlönner
on bie @))i|e ber 2)iöcefe traten. ^Umälig mürbe
ein unmittelboreS Singreif en beS))ä))ftIid^en ©tul^IeS
bei ber Sifd^ofSmol^I unerlöglid^. @eit ber SRitte
beS 14. Sol^rl^unbertS fom benn ouc^ biefer goU
immer öfter Dor unb ^mor gum Sinken unb ^frommen
ber Jlird^e fomol^I mie ber Utre^ter Seoölferung.
O^ne jebe Siüdtfid^t ouf bie Utred^ter @treitigfeiten
emonnte g. 93. SenebictXII. gu ^oignon jum Siod^-
folger beS 3on öon ®ieft einen in ben 5?ieber«
Innben gong unbefonnten römifd^en Sbelmonn,
SiicoIouS be &o))ucio (1341). S)iefer trot iebod^
olsbolb gurüdf, morouf ßlemenS VI. 3on öon 5lrfel
ernannte, ber in ©ctrcff ber fird^Iid^cn ffiiSciplin
bie beften Sorfö^e l^otte unb fid^ überbieg burd^
groge ©elel^rfomfeit ouSjcid^ncte , allein megen
öfterer ^bmefcnl^eit ouS feinem SiSt^um, ®elb-
mangels unb SBiberfionbS ber ®of itelSmitglieber
feine ^löne nid^t ouSfül^ren fonnte. 6r mürbe
(1364) auf ben Süttid^er Sifd^ofSftul^I öerfefet, unb
ber $apft begeid^nete unmittelbar feinen 5Rad5f olger.
6S fd^ien oud^, oIS muffe boS groge @d^iSma in
Utred^t einen befonbem äBieberllang finben. 3m
3. 1378 ftritten SfloriS üon aBeüeIin!|ot)en, Sif^of
t)on SKünfter, Dom Raffte nod^ Utred^t ucrfe^t, unb
^rnolb Don ^oom ein 3o]^r long um ben Utred^ter
©tu^I. 9ImoIb, ber auf ben Süttidjer ©tul^I be-
rufen morben mar, lieg fid^ nur burd^ groge ®elb«
fummen beftimmen, Utred^t aufzugeben (Ant.
Matthaeus, Veteris aevi annal. V, Hag. Comi-
tum 1738, 385 sqq.). QfloriS mirb oügcmein ge-
rül^mt megen ber ®un{i, meldte er bem berül^mten
®er^orb ®roote (f. b.9Irt.) unb feiner bcöentcrifd^en
@d^ule ermieS, obgleid^ er burd^ Serleumbungen
fid^ gegmungen f al^ , bie ©penbung feiner SBol^I-
traten einjufteUen. Sefanntlid^ föUt oud^ in biefe
3cit boS 9Iuf treten ber SoIIarben, gegen meldte
5IoriS mit aller gnergie in'S gelb gog, fomie beS
gronciSconerS Socob Dan ®ülif. ®iefer mar traft
gefälfd^ter f ö<)ftlid^er Urfunben burd^ tPforiS jum
363
9licbcrlanbe.
a
Sßei^bifc^of erl^oben toorben, ))rebtgte, ttal^m $rie-
ftertDeil^en unb t^innungen t)or unb lueil^te ^Itöre.
@r enbete (per gratiam) bur^ ba§ Sä^totti, ttod^»
bem er Dorl^er in fod^enbed Oel getaud^t iDor>
ben war (1392). — 9«8 totcber ©trctt über bie
92a^f olge entfianb, ernannte Somfaj IX. fSfriebrid^
Don 931anlen]^eim gum 93if(i^ot beffen ätegierung
als baS golbene 3^ttalter ber Utred^ter Rixä^t be>
geid^net »erben barf. Sr l^atte gegen bie aufrül^«
rerifd^en ©roninger 3ufönt))f en, bie unbiScipIinirten
tJfriefen nieber}u|alten, bie abnied^felnben SinföQe
ber ^oUönber unb ©elberer in ba§ 93i§t]^um ab«
3Utt)el^ren. S)ie l^öd^ften @efd^Ied^ter mußten \xä)
feiner ©emalt unb Snergie beugen. Sl^omad a ffem«
M, 3o]^. 93urd^ u. 31. fpenben i^m bie größten
äobfprü^e. Sr befd^ü^te ba§ SSilbungSmerf, xoxt
®er]^arb ®roote baSfelBe begonnen, unb folgte
barin Sifd^of gftoris nad^. ©eine unDergleid^Iid^e
gfrömmigfeit bilbet ben ©langpunft ber bifd^öf»
lid^en SSenoaltung im 15. S^a^rl^unbert. allein
gfriebridj felbft »arf öor feinem Sobe (1423)
forgenfd^mere 93Iid(e in bie 3u!unft. Salb brad^
aud^ ein neues @d^iSma in ber S)iöcefe auS.
tJfünf Sanbibaten, fömmtlid^ burd^ einflu|reid^e
ffird^enfürften ober weltliche fjfflrften unterf!ü|t
beioarben fi(^ um ben bifd^öfli^en ©tul^I. 9{a^»
bem bie miberftrebenben Sinpffe möglid^ft be«
f eitigt, fiel bie SBal^I bed SapitelS auf ben Sanbi-
baten unb 93ertt)atü)ten bed ^er^ogS Don Siebe,
Shtbolf Don S)ie))]^oU, unb man geleitete benf elben
unter ben ftlöngen bed Te Demn feierlid^ gum
bifd^öflid^en Sll^rone in ber aRiinfterfird^e. $apft
SOtartin Y. jebod^ fonnte bie SBal^I nic^t gutl^eigen,
Dielmel^r ernannte er StabanuS, 93if d^of t)on @peier,
)um 93ifd^of oon Utred^t. S)iefer iebod^ fflrd^tete
bie 93ertt)id(Iungen, tt)eld|en er bie @time gu bieten
l^aben fönnte, unb Iie| fid^ bal^er um fo leidster
burd^ ben rönfefüd^tigen Utred^ter S)ompro))ft
3tt>eber öan ftuilenburg bewegen, feinem Ked^te
gu entfagen unb JhtilenburgS SBal^I beim pöpft«
lid^en @tu]^Ie gu beantragen. 9hin erfolgte aud^
mirflic^ beffen Smemtung. Stubotf iebod^ würbe
Don einer mäd^tigen ^Partei unterftüjt. ßin Sl^eil
beS eieruö Derff rad^ i^m, feine 5lnff rüd^e beim
nöd^ften Soncil geltenb gu mad^en. allein Sweber
Dermod^te anfönglid^ burd^gubringen unb ftd^ in
Utred^t niebergulaffen. Wxi %a%t feines SingugeS
öufeerte ftd^ ber 3om ber ©egenpartei auf 8 §ef-
tigfle; 3tt)eber inbej fd^redtte nit^t Dor ben fhreng»
ften 9Ra^regeIn gurudf. Shtbolf warb escommuni*
cirt, unb 3weber rief ^l^ilipp Don Surgunb gur
Öilfe, woburc^ ber fird^lic^e ©treit einen gang
weltli^en Kl^arafter erl^ielt. 3tD*erö Partei er-
rang in ber Zi^at beim 9bel f owie bei ber ®eift>
lid^feit einen petS wad^fenben ginflufe. «nein
Shibolf erflärte öffentlich bem feauptfeinbe unter
feinen weltlid^en ®egnem ben ^eg unb fd^tog
ein SBünbnife mit ber ^rtei Sacobäa'S Don Sapem,
$]^ilip})8 ©egnerin, unb anberen abeligen, ©ie
brei ©tönbe beS ^untern unb obem ©tifteS" (Ut-
red^t) Derfajten nun ein bis l^ute bewal^rteS, ^an
aUe fjfürften unb SSöIIer bed g^riftentl^umS' (
rid^teteS ©d^riftftüdC, worin fie i^re „fßt^d^totAt
gegen $a))ft unb Sifd^of auSeinanberfe^ten. S
Utred^ter äiegierung gab einen Sriag, traft befj
jeber, ber eine päpftlid^e SBuUe ober bergleid^
Derbreiten wagte, mit bem Xobe befkaft wÜ
3weber warb fd^Iieglid^ genötl^igt, fid^ gu (euoi
Derlie^ ba8 Sanb unb ftarb gu Safel (1433). 9
beffen bauerte ber Jhieg fort, ©rouenl^fte S
wüftungen begleiteten ähtbolfd Städte an ouen, i
i^m wiberftrebten. ^ft aJlartinS 9iad^foIget d
gen lY. Iie| burd^ einen bef onbem Segaten @^ti
t^un, um bem ftird^enftreit ein 6nbe gu inad(
unb 9luboIf§ SBal^I gu beftötigen. SHefer vm
nun feierlich confecrirt. Mein 3tDeber8 Wsfyx
regte fid^ abermals ; SBalraDen DanäReurd, I
ganbibat be§ ftölner Srgbifd^ofS unb 3web<
Sruber, würbe afö ©egencanbibat aufgefteOt u
Dom 93afeler SoncUe anerfannt ^fö ^ßopft Euffl
Dom Soncil Derurtl^eilt, ben $m^gu ®imß
IJelij^ V. räumen mu|te , würbe SBalraDen pt
Sarbinal erl^oben unb al§ S3ifd^of Don VM
beftötigt. 9)i(^t§beftoweniger mu^te er weid^
burc^ möd^tige @inf!üf|e erl^ielt er ben 93ifd^
ftul^I Don 3)lünfter. 2)amit war baS Uirn^te
©d^idma nad^ 25 ^al^ren gu gnbe. Slld fid^ SbiM
iebod^ mit SSalraoen Derbünbete, entftxmn p^ A
neuer ©treit, bis bie nötl^igen ©eiber auSginga
aisbann erl^oben ftd^ bie Canonici gegen %tto|
welcher 1455 ftarb. $on SRuboIfS etwaigen 8»
miil^ungen um bie äBal^rung ber lird^Iid^ ^
tereffen fpred^en unfere CueUen nid^t. SOton fd^
il^m iebod^ gro^e 9ieigung gum Unterrid^t unb «
auSübung ber ©laSmalerei gu. — SBieber tan#oi
nun brei Sanbibaten für ben Utred^ter93ifd^oni|
auf; ©iiSbred^t Dan Sreberobe, ber ^ropjiM
QxipxitU, würbe gewählt, aaein $^iIi))))S IM
Surgunb flberwiegenber Sinflu^ in %om fejüe Mr
Sanbibatur feines unel^elid^en ©o]^neSS)aDlboiii4
^t gegücftem ©d^wert gog ^f^xlxpp furg na^ls
Don ©tabt gu ©tabt ; am 6. auguft 1456 vm
2)aDib feierlid^ in bie Satl^ebrallird^ gcfttt
©ijSbred^t felbft geleitete i^n gum bifd^iplfl
£]^ron. ^ixlxpp unb beffen ©ol^n ffarl nxl»
ftü|ten i^n fortwö^renb. aiS aber W^^ 9^
ben unb ffarl ber Sin\)nt gu 92ancQ gefallen W
l^atte S3tfd^of SkiDib feine beften ©tä|en DediM
3e|t bot ft^ ber ©eiftlid^feit, ber mtM
unb ben ©tobten eine willfommene ©elegeM
il^re aUl^ergebrad^ten Siedete, weld^e fie bur^ w
Dib beeintröd^tigt glaubten, unumfd^räntt tmnß
l^ergufteHen. S)er S3ifd^of wiberfe^te fid^ jM
unb tl^at bie ©tabt Utred^t in ben Samt, oH
Dergebli(^. Sie fönf bamalS gu Utred^t htf$ß
ben Sapitel a))peuirten an ben Sifd^of Don Uk
unb als biefe ÜRagregel frud^tloS blieb, an 9$
tuS lY. 2)iefer l^ob nad^ grünblid^er UntnMhN
ben S3ann wieber auf. 2)ie Stitterfd^ft ei^i
aufs 92eue gegen ben Sifd^of unb wAl^Ite m
IQjöl^rigen Sngelbre(^t Don SIeDe gum «^fAI
S3i)d^of". S)ie Sapitel würben mit S)ro]^ tn
365
9liebcrlanbe.
866
(goNiIt gejttnmgen^ biefetn Sd^ritte (eijupfii^ten.
Willem SiituS IV. fprod^ ben %ann über Sngel-
bnd^ aitft(1482). Slnfönglid^ festen nun bie Sittter-
K^oft {i4 untermerf en }u xooUtn ; S)Qt}ib, ber Der-
triebm looiben ttxir, tonnte, qI§ 9JlQsimiItan Don
Oeßermd^ Utttd^i eingenommen unb Sngelbred^t
mbie Sfbtd^t getrieben $atte, mieber jeitmeiUg feine
lodDrUät ausüben. ÜRosimilian ging einen neuen
Sectrag mit il^m ein, toobei er ftd^ {elbft jum melt-
Säfm Ober^upt ber @tabt erfldrte. S)QDib tou^te
tn^bcm nod^ eine 3^^<>ng feine frül^ere @teUung
|B behaupten, ftarb jiebod^ am 16. ^ril 1496 ju
Sii(-Mi-2)uurfiebe. 9u8 bem ^laä^rnl meldten
Bun il^m tmbmete, gel^t l^eruor, ba^ er Amor ol^ne
ptffid^ (Sxn% ober ein 93ef(^ü|er ber itunft unb
Si^fd^ft UMF unb ben Unterrid^t in ben jf löftem
bdSnlber Dom gemeinfamen fieben unb in onberen
Stiftungen nod^ ftröften }u lieben ftd^ beftrebte. Sr
Bixlte OAUl^ für bie Silbung ber ©eifllid^Ieit. Sinen
Obnat fpäter lourbe ber ISjö^rige ©ubbiocon
nb EononicuS griebrid^ oon 93aben, boS @d^og-
fiab Sliq^Uiand unb ^l^itippd be§ @(^önen,
cnpimmtg Don ben fünf Sopiteln gum S3if d^of er«
foiis. 9m 17. September, nod^ beDor bie pöpft»
li4e Seflfitigung eingetroffen, l^ielt ber neue 93i-
Mof bereite einen glön^enben Sinjug in Utred^t.
Ita4 einigen müßigen ^l^ben mit ben $er}ögen
MiCicDeunb®eQ)em, unbnad^bem er Dergeblid^
bieSepetgung beS SJle^r Sifc^offtul^Ieg erftrebt,
tmt er Dom Spifcopate jurüdf unb ftarb im Solare
1517. er l^interlieg ben Stuf eined äBol^It^äterS
ba SOper unb fJreunbeS ber ©eifilid^feit, f d^eint
^ aber um bie l^öl^eren 3ntere|fen ber JNrd^e
Mig gdfimmert }u l^aben. ^friebrid^S 9lad^f olger,
WVP ^on Surgunb, ber 57. 93ifd^of Don Ut-
ir^t, 3)aDibS Saftarbbruber, bajumal nod^ ein
Saie, empfing }tt)ifd^en bem 2. gfebruar unb bem
16. VOai 1518 ber Steige nad^ bie Derfd^iebenen
9ei^ bis }um Spifcopat. @r mad^te fid^ Der»
bicnt um bie ^ebung ber 3ud^t unb @itte unb
i^olfte Diele ÜRigbröud^e ab. ^mer xoax er ein
9ejj^ü|er ber f c^önen jf ünfte unb mad^te bie 9{ieber'
lobe mit ben neueften italienifd^en SJiaterfd^uIen
Unmt. Sfür bie d^rifUtd^e Aird^e fd^tiegt l^iermit
M .Otittelalter" in ben ^lieberlonben. ۤ maren,
|iar ni^t fo rafd^ xoxt in S3elgten, ffird^en unb
Kiipcr in großer Sln^al^I entftanben at§ ebenfo
Me aXittelpunfte ber ®otte§furd^t unb SBiffen-
f4^, obtDol^I fid^ im 15. Sal^rl^unbert mand^eS
'Stößer lum SSergnügungSort ber Sbelleute ge«
hitete.. Säenebictinerflöfter fanb man im 15. 3a§r«
tntot px Sgmonb, Utred^t, Ooftbroel, Oubmijt
Ctaoeren, SliinSburg, SBerfeloo, t$fo§ioerb unb
- Attnoater. diftercienfer famen fpöter ebenfalls
a^ ftlaarmater : femer befanben fn^ foI(^e }u
6bnt Sla^atti^, Sloemfamp, ^buarb, 3effe u.f . m.
B ber $roDin3 fJfrieSIanb. SSeiter füblic^ finben
lir Storienlamp, ÜRarienborft unb 9toermonb,
jL€erDattu§ unb 9Ranenbaat, bie Softer Soo§-
I liiiBai unb fieeumenl^orft in ^ollanb. IBetl^tel^em
J ab StcDe«93roume!amer in @eelanb, ÜRarienfrone I
in 9lorb«93robant. ^rämonftratenfer treffen loir
in anibbelburg unb in jmei ^ropfteien im ^aag,
in SJlarienmaarb bei jf uilenburg (f)tutt SoUegium
ber Sefuiten), Sem bei f^cuSben unb ben $rop»
fteien SDioaSmonb, SWaarSbergen unb §ce§tt)ijidf.
9ud^ ^aUum unb Siblum l^atten ^römonftra»
tenferflöfter. 3n fJfrieSIanb befafe ber nämlid^e
Orben bie fflöfter ju 93Ioem]^of unb SBittemiemm
nebft ben ^ropfteien Stosenfamp unb ©d^UtmoIbe ;
femer bie ju ^oflel, Utred^t, ßönigSf clb unb f^aar«
lem. ®ic tJfranciöcaner l^atten fflöfter u. a. in
Stoermonb, $er5ogenbufd^, Utred^t ; bie Slariffen
in S)elft, S)orbred^t ; bie Dominicaner in Utred^t
Seeuioarben, ^aarlem; Serminpufer Derfd^iebener
Srt befanben fid^ in SDorbred^t unb anberSmo,
9lonnenKöfter u. a. in 2Biif«bii»®uurftebe, SBefle«
roQen. Karmeliter l^atten fid^ in f^aarlem, @d^oon*
l^oDen, ©orberen, Utred^t niebergelaffen; Slugu«
ftiner-Sremiten in 2)orbred^t, Snf|u9^en; reguläre
Canonici @. ^uguftini in Subingaferl, ftlofter
Setl^lebcm, Utre^t, SmUt, ®emftein, ©oom,
Simfterbam; ftartl^öufer in ©eertruibenberg bei
Slml^em, SRoermonb, Utredjt; ftrcujbrüber in
^§peren, ätoermonb, ©oeS; Srigittinnm ju^er-
}ogenbufd^, Rampen, @oeft. S)ie Sempier l^attm
tauf er bei ^elmonb, in SBi! (bei i^euSben in
orb«S5rabant) , in 5DlibbeIburg, Sierilgee; bie
Stitter Don @t. SobanneS in Ttimmegm, Utred^t,
^aarlem; bie S)eutfd^orben3ritter bemol^nten ^öu»
{er in Utred^t, S)ieren unb 9JtibbeIburg. Seguinm
fanb man in 9JlibbeIburg, im $aag, in f^aarlem,
©orbred^t, ©clft, Utred^t. ®ie trüber be§ gemein-
f^aftlit^en SebenS toaren in ®eDenter, SmoIIe u. f.,
bie ©d^weftem ju ®eDenter, Sml^cm, ffioetint^em,
3tt)otte u. f.
9lu8 ber ©cfd^id^te biefer ftlöfter gel^t troj i^rcr
Südtenl^aftigfeit ticrDor, ba^ mit bem äußern 5luf=
fd^tt)ung bie innere SSerDoIHommnung nid^t glcid^en
©d^ritt l^iclt. S)ie 91btei ßgmonb war feit bem
12. Sa^rl^unbcrt rtad^fenber SSenocItlid^ung an«
l^eimgefaUen unb ton^tt jebe Steform }u Dereiteln.
3m 15. 3a]^r]^unbcrt fd^citerten l^ier fogar be«
TOcoIau§ Don gufa (f. b. 5lrt.) emftlid^fte SSer-
fud^e ju einer folc^en, menngleid^ mel^rere S3ene«
bictinerHöftcr fid^ ber SurSfelber Gongregation
(f. b. 91rt.) angefd^loffen l^otten. 3[ud^ in bem
Dtonnenflofter SRijnSburg mürben ßufa'S 93eftre»
bungen l^artnädRg jurüdfgewiefcn. SRur burd^
Unterftü^ung bed C^erjogS Don 93urgunb gelang
e§ Gufa, bie KijnSburger 5Ronuen, obglei^ nur
auf furge 2)auer, 5um ©el^orfam }u jmingen.
9le]^nlid^eö fam aud^ anbermört§ Dor. ®ie ßifter-
cienfer fd^wanften unb erl^oben fid^ abmed^felnb,
bis fte fd^liegli(^ bem SBerfaU entgegengingen.
ÜJlit fJfranciScanem unb 3)ominicanem ftanb eS
nid^t Diel bcffer. Srtar feierten lejtere ju einer
geregelteren S)i8ctplin jurüdf, allein bie alte ftrcngc
3ud^t mürbe nie mieberl^crgcftellt. S)ie Dermelt«
lid^ten fflöfter fd^euten ftd^ fogar nid^t, unter fal«
fc^er Darlegung il^rcr Suftänbe an ben römifd^en
©tul^I JU appelliren. greilid^ gab e§ aud^ fflöfter
867 9{teberlQnbe. 868
jenug, xotl^t baS 93etfpiel guter Otbnung unb iDurbe beronlaBt bie Abtretung guhul^^etu S)oi»
iretigcr 3udjt gaben. SBIen gingen bie Raufet (Sapitel t)ergi(^tete auf bie ^riöUegien^ toeld^ ber
)er regulären Sononiler t)on SBinbeSl^eim (f. b. pftpfllid^e Stul^I unb bie ffaifer il^m feit 1145
%xt Canonici reguläres no. 17) unb 2)ie^em)een guerfannt l^atten, nömlid^ bad iRed^t ber Sifii^ofS*
burd^ erbaulici^e t^römmigleit unb arbeitfamed toafjil, »ie ed au^ bie Sanoniler t)on ber Air^e Don
Sebenöoran. 3^reÄnabenf^ulcn würben berül^mt. St. SDlartin unb beö ©rlöferS unb ]p&itt bie an-
3Burben au^ bie l^öl^eren @tubien jumeift int bereu (Kapitel befa^en. S)iefe8 Siedet iibertrugen bie
^uSlanb betrieben, fo erl^ielt bod^ bie pflege ber Sapitel freiwillig an ffarl Y. al§ ben &er}og Don
äBiffenjd^af t t)on äBinbeSl^eim au§ einen lebenbigen 93rabant unb ®raf en t)on ^ollanb, w& gelobten,
antrieb. S)ie f ^olaflif d^e SD^eoIogie f anb in «bei« benienigen }u »ä^Ien, »eld^en ftarl ober beffen
boQ) Don Utred^t einen fröftigen ^efd^ü^er. 3o]^. !Ra^foIger il^nen Dorfd^Iagen »ärbe. Obgleid^
Dan Sampen, $einrid^ kmn ®orfum, f^einrid^ oan SIei|ienS VH biefen Sntfd^Iu^ opptcivctt, burfte
®ouba unb Diele Rubere oerbreiteten il^re tl^eo« unter $aul IV. unb $iu8 lY. ber Sanbibat ißl^t-
logifd^en @d^riften mä^ allen $imntel§gegenben. Ii))fi§ IL nid^t ntel^r bem Sapitel, todfjH aber bem
Sdmurbenjal^Ireic^e^rebigtfammlungen angelegt; l^eiligen Sti^I belauf d Ernennung DorgefAlagen
aud^bieSiturgilfanbnaml^afteSBearbeiter. Sifd^of »erben. 2)er erfte oon Aarl beftimmte Sifd^of,
kalbert felbft nnn: ein Vertreter ber geiftlid^en SarbinalSBil^elmSndeoorfl^Sifc^ofoonSiortofa,
^oefie, in gleid^er Sßeife aud^ S)ietrid^ Dan fersen, grönbete gtoar ein ^oipitium in 9RierIo, flarb fe«
^lesanber ^egiuS, tJfriebriA Dan ^eilo, Stomas bod^ )u Stom, ol^ne }e feine SDibcefe gefel^ gu
a Rtxtipx^, S)ionQftu8 ber ^artl^öufer; in nieber« l^aben (1534). 3m 3. 1559 erfolgte nid^t ol^e
lönbif^er @))ra(i^e l^ulbigten il^r eine äieil^e Don SBiberftanb unb Aufregung bie neue 93i8tl^umS«
3)id^tem bis auf SRaerlant (1300); fpöter Srug- eintl^eilung ber 5RieberIanbe (f. b. 3lrt. Selgien n,
man, Sertfe Dan Utred^t u. 9. — S)a| iebod^ aud^ 277). hierbei lourbe in ben nörblid^en ^roDinjen
Aberglaube unb ^örefle eine gro^e atoKe fpielten, S^^ebri^ @d^ent Don 3:autenburg burd^ eine pftpfl«
lel^rt bie @efd^id^te Sand^etmS (f. b. Art.), beffen lid^e SBuQe Dom Sal^r 1560 auf benerjbifd^öflid^
Seigren inbe^ in ben nörblid^en 9tieberlanben Stul^I Don Utrecht erl^oben mit ben @uffragan-
feine SBurjel f äffen tonnten. Sein Anl^ang Der» ftul^Ien ^aarlem , ^erjogenbufd^ , ^bbelburg,
pffanjte fid^ nad^ Antn)er))en, unb balb fd^Ioffen S)eDenter, Seeumarben unb ©roningen. SRe^rere
ftd^ ®efinnung§genoffen au§ SRagbeburg unb Sre« ^röbenben ber fflnf (SxipM, bie Sinfänfte be§
men an. 2)ie @ecte gelangte ieboc^ in ^ollanb SBenebictinerflofierS @t. ^auIuS }u Utred^t u. f. id.
nid^t }u toeiter Verbreitung. 9ud^ bie ^ei|ter bübeten feine SRenfa. SBäl^renb feines SpifcopateS
traten eine 3^^<ing )u S)orbred^t unb @(uQS auf. brang ber ^roteftantiSmud in Utred^t ein. S)ie
S)ie SBeguinen unb ©erarbinen mürben eine furge fogen. Utred^ter Union (1579), burd^ meldte bie
3eit bei @)IemenS Y. ber JTe^erei Derböd^tigt unb fteben ndrblidgen ^roDinjen ben ®runb }u i^ittt
aud^ Derurtl^eilt. ffur} ermö^nt feien nod^ bie 3rr- Unabl^ängigleit legten, mad^te Don ben calDinifK-
lel^ren Sqo'S Dan ^aarlem unb 9ticoIai'S Dan fc^en Seigren praTtifd^e Anmenbung unb biente fo
9taarben, meldte burd^ bie bifd^öfUd^e Snquifttion gur S3efeftigung ber neuen Seigre. SBeld^en SBiber-
5um äBiberruf e Deranla^t mürben, unb bie fte^erei märtigleiten bie SeDölferung ber 92ieberlanbe in
^ermannS Dan 9tk)8miid, ber ben ©lauben an bie ben Salären 1560 — 1579 ausgefegt mar: mie ber
Sergänglid^Ieit ber @eele Derbreitete unb i^art« Aufftanb gegen bie fpanifd^e Slegierung Dorjflgltd^
nödtig an feiner ÜReinung feft^ielt; er mürbe im burd^ bie ^öupter beS Abels organiftrt mürbe,
^aag 1512 Derbrannt. @d^on im % 1293, auf meldte bur^ bie neue Sintl^eHung ber S3iSt^ümer
einer 2)iöcefanf9nobe, mo SSud^erer, fjfalfd^münjer unb bie not^menbige Serbefferung ber ffloflei^ud^t
unb anbere fd^Iimme SSerbred^er Derurt^eift mur* um il^re SSergnfigungen gebracht mürben; mie Don
ben, fomie auf einer @k)nobe beS äal^reS 1810 ber einen @eite bie ®leid^gültig!eit beS @tatt^
mürbe megenSunal^me ber Jfe^ereiSRatl^ gepflogen. l^aßerS SBiD^elm beS ©d^meigerS ben fatl^olifd^
3m 3a]^re 1427 erhielt bie Utred^ter 3)iöcefe bur^ Sntereffen gegenüber unb auf ber anbem Seite
SRartin Y. einen eigenen 3uquifitor in ber ^erfon bie fanatifd^en Seflrebungen ber EalDiniflen, mit
beS S)ominicanerS Willem 93ruinart. !Rad^ biefem 9)}amis Don @t. Albegonbe an ber @pi^e, ben
treffen mir im 15. 3al^r]^unbert in ben SRieber« Sürgerlrieg fd^ürten; mie bie fortmä]^reid)en ^re-
lanben feinen ©eifllid^en mel^r, ber im 5Ramen beS bigtcn ber KalDiniften gegen bie pfäffifd^e ^Ab«
^apfteS unb mit ©utl^eijung beS SanbeSl^erm götterei" einen allgemeinen 93ilberfiurm l^erDor-
öffentlid^ l^äretifd^en 93emegungen nad^fpürte. riefen ; mie l^ier Sruppcn Alba's, bort bie fremben
in. 9leuereunbneuefte3uftänbe. 3m ©ölbner DranienS burd^ il^re Saublufl baS S3oII in
3. 1528 trot Sifd^of ^einrid^ Don »a^em mit SBut)^ Derfe^ten, ift in b. Artt. ©ranoeHa, 5Dlamis,
ber Suftimmung ber 5 gapitel (capitulum Tra- Dranien auSfü^rlid^ bargefteDt. §ier folgen nur ^
jectense) Don bem bifd^öflid^en ©tul^Ie ju Utred^t einige Semerfungen bejüglid^ ber neuen ©iöcefen. *
prüdf unb legte feine meltlid^e 3Rad^t in bie §änbe grjbifd^of ©c^enf ftarb im 3. 1580 ju SBiif-bij-
beß Antonius Don Salaing,®rafen Don §oogffiaten, ©uurftebe. Unter feinem gpijcopate erlitten bie
ieS Vertreters beS ftaiferS. So !am Utred^t unter 19 ©orfumer ^rieftcr unb Saien ben ÜJlart^rertob
bie SouDerönität ftarls Y., unb KlemenS YII. (f. b. Art. ®or!um). Seinen Don ^l^ilipp ernannten
869
5llebcrlQnbc.
370
Kdd^olgem toorb ntemolS bie conomfd^e SBeftöti*
am%ni%!jifXi, unb bie (Senerolftaaten t)er]^inberten
peanldHDebcrVudubunQtl^red^mted. S)erfat]^o-
Iif^eCuItttS iDurbe aufgehoben unb bie geiftlic^en
Oäer conftSmt. gfriebrid^ max bec erfte unb le^te
SqMfd^f Dor bem 19. Sal^rl^unbert. — 3n aJltb>
Mbnrg uxir KicoIauS tmn ber %ord^t (a Castro)
baerfieSifd^of (1562), nad^ i^m f onnte nientanb
n^ ben bift^öflid^ @tu]^I befteigen. — 3m neuen
9iSt^um fymltm (oud ben S)ecanQten jfennemer-
lanb [ber ^rotnn) Slorb-^oÜanb], Smftenonb
unb aOBeflfriedlanb )ufammengefe|t) befiieg 9{ico-
lanA KieuiDlcmb (a Nova Terra) ben 93if(^of§ft^
im 3. 1561. gffir feine 9)}enfa ^atte bie 93enebic*
üncrabtet Sgmonb @orge )u tragen, tt)urbe {ebod^
balb biefer Sorge entl^oben. ^Bereits im 3. 1569
legte ber 9if<l^f fein mül^fameS 9mt nieber. Unter
fernem SSodjfoIger Dan ^ierlo tt)urbe bie Satire«
bcale midgeplünbert (ÜRai 1578). S)ie @tabt
ourbc bur$ Xrup))en ber Oranier befe|t, unb eS
ttnirbe feine Sifd^ofdmal^I mel^r oorgenommen. —
3n Groningen l^ielt ber fjfrancidcaner 3ol^ann
ffn^ff im 3. 1568 feinen einjug als Sifd^of in
bk SiKtl^tale. Sr ftie| nur auf f^h)0(^en äBiber«
fiimb, Q&ein Oranien gtoang (Groningen burd^
OdiNitt iitr Snnoldme ber Utrec^ter Union, fo bo^
]ia4 tttl^ Xobe (1578) bie Smennung eines
92a4foIger9 mraiöglid^ nnirb. — 2)aS neue 93iS-
t^nm 'S ^ertogenbofd^ (C^erjogenbuf d^) mürbe t)on
^infi IV. bnrd^ }U)ei l^fonbere SBuKen bem be-
xöl^en €omtiuS (f. b. 9rt. unb b. ^rt. 93el-
gien U, 280) anvertraut. SHe %btei Xonger«
loo (in ber je^igen $rot)in} 9ntn)er))en) follte für
bie Dotation beS Sifc^ofd einftel^en. allein baS
fllofler »iberfefcte ft(^ biefer Verfügung, bis ber
^eriog Don SIba Smft mad^te unb bem S3ifd^of
bte SBurbe eines 3IbteS übertrug. @onniuS iebod^
marb btr^ nac^l^er gum 93tf(i^of Don 3Intn)er))en
ernannt unb burd^ fiaurentiuS 9)le|, ben S)ecan
Don et. ©ubuto in Srüffcl, erfejt (1570). ®er
fromme unb eifrige ÜRetfiuS l^atte burd^auS ürd^*
Wdft unb antireDoIutionöre @efinnungen. ^Oein
1577, aI8 bie Staaten DonS3rabant bem ^rin^en
Don Oranien gebulbigt l^atten, fal^ er ftd^ ge-
gnmngen, ben bifd^öflid^en Stul^I ju Derlajfen.
€ein Stod^folger SrabbeelS mugte auf bie SBürbe
ebttö SbteS Don Songerloo Derjic^ten, allein bie
Utri erflarte fid^ bereit, bem 93ifd^of eine Sal^reS«
rmte Don 8011 ®ulben auS^ujal^Ien. ^apft unb
ftdnig l^ie^en bie Vereinbarung gut (1590 bis
1592). 3m anfang beS 17. 3a]^r]^unbertS (1637)
mn^ ber Sifd^of ÜJli^ael 0))|oDen 0. Praed.,
oon ber SieDoIutionSpartei ge^ttungen, feine geift*
ftSum Schein im @tid^e laffen; 1644 jebod^
gelang ed bem Ie|ten Sift^of, 3ofe))^uS SBergaigne,
ii ber fleinen @tabt ©l^eel bie fjfirmung ju er*
^nlen. Sie bifd^öflid^en ®üter aber maren con-
fücirt nnb bie 9Re^abI ber JKrd^en bem ))rotef!an«
t$^ £uItuS uberlaffen morben. 3lad)htm baS
gnqe Satutel eingegangen mar, l^ob ^le^anber VII.
1662 baS SiSt^um auf. — S)er erfte Sifd&of üon
äloermonb, ber gelehrte SinbanuS (DanSint), 1563
gemeint, tonnte erft fed^S ^aX^xt fpöter feinen @i^
einnel^men (»gl. b. «rt.Selgien II, 281). SBeber
feinSifer, feine SBol^ttl^ötigfeit, feinSJlut)^ nod^ feine
milbe 9iad(|ftd^t tonnten bie gegen il^n auf gel^e^te
SSeDölferungbefd^mid^tigen; fogar f ein Seben marb
bebrol^t. 6r mu^te meinen unb mürbe nod^ ®ent
Derfe^t. S)er SRoermonber 93ifd6ofSfi| blieb DermaiSt
bis 5um 3. 1597. ^olttifd^er Umftönbe megen marb
bie SReil^cnfoIge ber »ifd^öfe Dor bem 18. 3a]^r-
l^unbert mieberl^olt unterbrod^en, unb fd^Iieglid^
l^örte baS SSiStl^um bis 1853 gän)Ud^ auf ju be-
fteigen. — 3)aS SiStlJum Secumarben (Ooftergo,
SBeftergo, @eDenmoIben) beftanb auS Sl^eilen
ber frül^eren SBiStl^ümer 9)}inben unb Utred^t.
2)rieu£ (2)riutiuS) auS Saffel mürbe gmar ernannt,
Dermo^te ieboc^ nie ben bifd^öflid^en @tu]^l ein*
junebmen unb mürbe 1569 nad^ 93rügge Derfejt.
®en 1570 ermöblten ßuneruS ^etri (auS ©ee»
lanb) fd^ü^te «Iba'S möd^tiger %rm. ^Dein aud^
er ftarb in ber Verbannung im 3. 1580, unb eS
mürbe tein 5Rad^f olger ernannt. — ®er erfte S5i«
fd^of Don 2)eDenter mar 3obanneS SJlal^ieu {^Ra^
^ufiuS), ein gfranciScaner auS Oubenaarbe. Ob«
mol^I un hemme saint et decte, mie ©rauDeUa
ft($ auSbrüdCte, tonnte er megen beS äBiberftanbeS
ber Staaten Don ODeriiffel nie gemeil^t merben.
Sr Der}id^tete freimiüig auf ben Vifc^ofSftul^I unb
mürbe 1570 burd^ SegibiuS be 9Jlonte (2)umont)
erfe^t. Siefer marb Don @onniuS gemeil^t, ftarb
jcbod^ fd^on im 3. 1577 unb erhielt feinen 9Jad^»
folger. @o ging bie Vorl^erfagung ©rauDella'S
Don 1561 in grfüttung (Papiers d'Etat VI,
Paris 1846, 242), bafe bie »iStpmer Seeumar-
ben, 2)eDenter unb ©roningen fid^ tl^eils megen beS
^rotcftontiSmuS, tl^cilS megen anbercr anti^icrar«
d^ifd^en Vemegungen in Jenen ©egenben nid^t auf«
red^t erl^alten mürben.
3m 9lrti!el IV ber ©enter Ratification, mel-
d^em gemöl)nlid^ bie ©efd^id^tsforfc^er gu menig
aiufmertfamfeit mibmen, marb bem Rrinjen Don
Oranien in ben feiner ©tattl^alterfd^aft unter«
morfenen $roDin5en ^ollanb unb @eelanb eine
unbcfd^räntte grcil^eit in SReligionSfad^en einge-
räumt, unb als l^albbeutfd^er ^ürft manbte er baS
Cujus regio illius et religio an. @(^on tui^
nad^ ber ©enter Racification (1576) mürben
fömmtlid^e tatl^olifd^e ©eiftlid^e ^mfterbamS ^gan)
rul^ig" auf mcl^reren ©d^iffcn auf's SWeer l^nauS
beförbert. SuneruS Retri, Sifd^of Don £eeu-
marben, mürbe eingef))ent. Qu S3rüffel, Sntmer-
ptn unb ©ent marb bie ätegierung unter beS
^rinjcn ginflufe fo geänbert, bafe bie (Eotoiniften
bie Oberl^anb erl^ielten. 93rabant unb ^lonbem
mürben Don bilberftürmenben Solbcltr über«
f d^memmt ; gu ©rüfjel trat ein SSerbti m Stich,
gegen bie öffentlid^e Ausübung t>^ ^^xlnt^ : he
3efuiten mürben einer SSerfc^imünrntj W^iin?::
unb mie bie granciSconer iKnnxutn r. \ i-
3)arouf folgte bie $ertreUrun^ ur. G^r^H-ibr
nebft Silbcrfturm $u QJer:. %lIlfrt:M| z-^zr 2ir
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;r*n::-.:f ^c^::. r:rr-.i Drlis ni Hu ciuiliid^
^1 JI?, V ; i';/:^ '•'•";""*> '.'■•'" Staatsbeamten blieb ntrf.t lange qu§. 911 aMori|
//., .,.;'''' " :"*' "":' '«'l*'"'"""^' n.f,tnßefrfint auS {Jlanbem 5urii(ffcbrte. tamnhk
r , 1 ";: '';:/"!"'"! »'"',••'"< '"" CloenbamDelbtunbmiberenSiberaleninbenSet.
i(f;t nad) ber fout)eränen Wac^t ju ftreben. Sie
J7S 51ieberlnnbe. 874
StiaM (tAtilttcn auf einen untet giin[tignt ^t> i „^latate" uttioten nurbt, bilbelen um 1625 bie
UUmffni fortbauembtn tyritbtn mit @t)anien Sat^olittn no^ bit ÜKe^Tga^I ber %eti5tlening.
bo, nwmiif TOorifc inbtfjen oitföngltc^ gar niätt ©ie btm otanil^^tn ßolDinianiuä gtgemitiet gu«
«tgt^ toDÜtt. er mtjnititc ft^ bahurc^ norf) nelimenbe ©(eii^aüItiglEil, fomlt btt ^oOclnbMe
liffa mit Olbnibanitt)tlbt.2)K3ttgn)uibe grabet, §anbeI§gdft,lDel[^emberiR([tgion§t|aBfiltba8®t'
aU OlbflibonuDtlbt Sinfpiai^e gfgen PDrigcnä fdCiäft na^t^eilig bünfte, t)enir{a<t|ttn. bag man^eS
fetchntg )ut SBürite eintS ©auutnuuTB unb S^tafat, borjüglie^ in ^mfterbam, ein tobter Sud(i'
SttmalaipitänS bn iGertinigten Ütiebeilanb« er« ^abe blieb, ^amentlii^ in ^ollanb unb Sßeft-
^ 918 nun Don £tQbcn eine $eme^ng au3- tneSlanb blieb bie Sanbbcb<eiunQ lat^olif^; in
gng gegen ba9 iBeftreben bet calniniftii^en ^re* Oueniiyel unb @elberlanb maien bei Sinflug ber
bign, btn SalDtniSntuS jur SanbeSteligion ju allobeltgen Iat^on[d)en ©eldile^tei, bie ^äfft bet
■Ä^ni, unb 3a^nn Mn Olhenbntneiielbt (mit lat^DÜi^en beutl(!)en ißroBinjen unb baS aSirfen
{mgo ®iDtiuS u. %.) fit^ biefei me^i freifinnigen ber 3e|uiten bem ffat^oliciimuS günftig, obgleii^
Si4tung anf(^lD|, ba tmirbt er fpQnien(reunb- ju Sw«'« (in ffrieSIonb) eine jmeite ^ftanj-
li^ä ®tfinnungen unb bei SanbeSDerratfieS bc fcCiuIe für jufünftige3:^eDlogen(Unii}er(ität 1585)
Mnlbigt unb im f>aae Bffenttiii^ entl^uptet (1619). gegriinbet warben laar. Um bie ÜJIitte beS 1 7. 3a^i'
3lie Stönon^tonten (Siminimier) Duiben con ber ^unbertS bilbeten mä) allen Staliftifen bie ort^O'
@9iu^ miSgef^Iofltn, meiere gut uätiem £ßeflim' bo^en unb orQngt|'lifd)en Salniniften noi^ niii^t bie
mnng bti finttlt^-oiangifüic^en fiebre jufammen' ^ülfte ber EBeDüIterung. unb bennoc^ tnar bie )ier<
tnt (f. b. «rt. ÄrminiuB 1, 1380). '^oä) blieb (online Sffint^t, mtläjt bie cQlBiniftijc&en 5(Jrebiger
i^ ^ßoitet troj oller Serfolgungen forlbefteben ; in ibren (Semeinben bamalS ausübten, weit grä|er
iiii4 V"»*« Wben fie eine feliftänbige proteftanlift^e als bie (leutige gei|tliii(|e Sluctorität in ttgenb tDeIt|er
€cctc, neld^ rhu geuifle Abneigung bezeigt gegen @emeinbe. 3(uf ber ffangel rourbe nicbt nur bie
«MC ihtuHfi atlirini^i|d|ei hrc^lic^er Siorfc^nlten. @Iauben^Ic^re, fonbem auä) jebt pDlitif^e {^rage
S)ct eoMtriSmuS madite fic^ na^ ber Slorb- be^anbelt unb bie SReUgion me^i unb me^r alB
iM^tcr €qniibe immer mebi gelftnb ; im tarnen ein ülDtittel gur ^ebung be€ SinfluffeS ber Sie*
bn .tm^Ttn Stdigion" unb im Stamen bei „9Iuc- geuten unb ijirebiger gebraucht. £egtere mif^ten
lanlät' Bniri>en on Dielen Orten bie ffatfiolifen, fi$ fogar in alle äuferen Stngelegen^eiten i^rer
xn{(^ jum 3tat^ geldBrten, abgefegt; bie miber* ©emeinben (Inbafraue^en, @d|nutifen, Sangen,
ftrArtiben Semonftanten, niel<|e nii^t beS San- ffleibertiüi^ten u. j. ro.). 3Jor Stttem troten fie
bcC DRinieltn lourben, blieben bei ilircit 3nK"n- ^ortmäbienb gegen bie paepBche auperstiden en
mcnfünften genau übermalt. ®ie aieligiim Imtte stouticheden (ben papifttftben Slberglauben unb
fi4 nw^t nnb melir nai^ ftaatli(](|en 'itoridiriitm SSMnjiHigteit) auf. ®ie anma^ung ging fo meit,
fa rillen, unb jnai ni^t o^ne ben (Hinflug ba| 1655 bie ^ollnnbifi^e ©qnobe bei Ben $ro>
Snglonbe, roelt^eä bie freien unb jii (Vranfreic^ DinjiQlftaoten barauf brang, bie fat^olifc^e Seift-
binttrigenben ©cfinnungen ber 3iemDiiftronicn lid^teit au8 i^ren göoljnungcn ju Dertieiben. 33ie
tüidflete. (Eatoiniftifi^e „Sptotate" , Borgüglii^ ©loaten gingen jebO(| auf tiefen Sßorfcdlag ni^t
Segen bie Sefuiten gerit^tet, würben im 3. 1622 ein, unb fo gefdEia^ e§ manrfimal, bafi oudti in rein
unb 1629 in ^ollanb Derbreitet unb SBifd^of So- tbeologif^en fragen ein ©treit QUäbra^ gtuifcten
DCBiui, ber feit 1614 burt^ ipoul V. jum apo- ber 5[Jartei bcS ©tatlbotterä, be8 ^aupteä ber gal-
itoltf^nt Bicar ber bereinigten 31ieberlanbe er- uiniften, unb ben ©laaten, rae((^e fi^ gu einet
nonnt Würben, qu9 Utre^t, feinem aöobufiBe, Der- freiem 9Iirf]tung hinneigten, ©d gerietben j. 93.
bannt. 33ag([i(6en ßi^ig^^nife^geln würben bie^rDfefforenä3oel(ju91mfterbQm)unb6occeiuS
wm 3*1* i" 3nt in einigen ©tobten auf's 9!eue (guCepben), üon benen bet erftere metitiiumDra'
öorgmommen unb baS ©efui^en bet Sefuiten- nicr, ber lejtete mef)r gubenStnafenbiell, inleb-
iinlni fogor in ßmmeri^ unb onberen Orten bafien Streit burc^ eine SJerf^iebenbeit in ber
otrbottn. Slie ®runbfä|e ber fiegenben Spartet 5luffaffung ber cartepfc^en SB&ilofopEiie, mogu fl^
beljifltm rnttfr unb mel)r bie Ober^ianb; in 9tim- aDmälig eine SBIenge untergeorbnelet fragen ge-
loeßni, ©toningen u. f. lo. mürbe nur ber Pal- feilten. SDal SBeffreben beS officieüen SalüiniS-
ciniSmul gebulbet. lue SRegieningäämter rourben muS, ben Staat unb heffen poülij^e 3ntere(fen
iiuSf4lit|li4 on ßolDiniften ßergeben. 3eannin gu befierric^En , trat mit jebem Sabie beutlid^et
bmdrfrti in feinen Memoires f^on im 3. 1608 ^ertior. 5DIan^raaI waren bieOiegenten genötf)igt,
btmfnmjöfifc^^jofe; „3)ie®enerQlflaatenbegen gegen biefe ^InmaSung aufgutreten, obgleich anbe-
We Öffnung, bafe mit bem jefet lebcnben ©eft^ilei^t terfeitS hie 5ßrebiger bei aßen iJffcntlicfjen iBelegen-
bo oüe ©loube auSfterbe." ?tllein trog oller ©e- t)eiten geebrt unb benorjugt würben, wä&renb bie
■oltiBOftnfleln, unb obgleich Diele Soufenbe ob- Siemonftranten, üorjüglid) ber berübmle Sßrebiget
BetoOmei Äot^Dlifen au3 glonbem unb Sötabant Uuttenbogaetb (geft. 1650), ©moul u. % m.. ^iS)
M ni b«n nBrbtif^ ^louinjen, Dorgüglic^ in toie fonflige D)ii)tcolDiniften buri^ bie giu^t ber
6etl0Rb unb in ^ottonbifi^en ©labten, j. 58. in SBerfoIgung entgieben mufilen. 3)ie Sut^eroner,
itifba, niebnliegen unb bie Su^übung ber falfiO' unter benen Diele ucmbeulfi^erStbftammungniaren,
tt«^ Sttligion fi^on feit 1573 bnr* meijtere tonnten nur ^eimüAe Snfammentiinfle on ent-
875
Mieberlanbc.
876
I
legenen Orten l^alten, unb c§ tDurben il^nen
feinerlei Remter jugemiefen. 9iad^ bem %oht
bc§ ^rinjcn SKorife, unter ber ©tattl^alterfd^aft
feines 93rubcr§ gfrieorid^ ^^vmä), tt)urbc bie Sage
ber jf atl^oltf en titoa^ ertröglid^er ; tt)enigften§ bul-
bcte ber ^rini; bie Sefuiten unb forbcrte feine
ftrenge ffiurd^fül^rung ber auf ben ^lafoten an-
gefül^rten SSeftimmungen. JRid^elieu'^S ^lan, bie
iDoKonifd^en ^roöin^en ber SRieberlonbe an tSfronf-
reid^ }u bringen, mö^renb auS ben übrigen ftd^ ein
sufammenl^angenber ©toot bilben f oOte, mag mol^I
Sfriebrid^ ^einrid^ gur ^iad^ftd^t gegen bie ^atl^o«
lüen geftimmt l^aben. 9I0ein bie $rebiger unb
sunt S^eil aud^ bie ®eneralftaaten maren niöd^»
tiger afö ber $rin5, unb man bearbeitete ba§ 93olf
burd^ ©d^mäl^f d^riften gegen bie jf atl^olüen. trau-
rig aber ftanb e§ mit ber ftrd^Iid^en ^ierard^ie. 913
ber le^te Srjbifd^of t)on Utred^t, tif^iebrid^ @d^en!
öon lautenburg, geftorben war (1580), »urbe
itoat ber ®raf t)on Stennenberg unb nad^ biefem
2£o]^anne§ 93ru]^efiu§ al§ 9iad^f olger ernannt, allein
le oermod^ten ben bifd^öflid^en @tu]^I nid^t ^u be*
teigen. «rul^ermS ftarb im 3. 1600 ju fföln.
ffio^I war bereits im 3. 1583 ©aSbout 9SoS-
mcer gum bifd^öflid^en 93icar, 1602 jum 6rä«
bifd^of t)on $]^ili))))i i. p. i. unb ^um apoftolifd^en
93icar für Utred^t, ^ollanb unb bie übrigen ^ro-
öingcn ber bereinigten 9lieberlanbe ernannt wor»
ben; bod^ balb na^^er beS ^od^oerratl^S befd^ul«
bigt, mürbe er jum %oht oerurtl^eilt. 3nbe| marb
er bIo| t)erbannt, unb feine @üter mürben einge*
jogen. 9Son Äöln au8 regierte er nod^ eine S^it-
lang fein «istl^um unb ftarb im 3. 1614. Salb
ftedte ftd^ aud^ ein großer SRangel an ®eiftlid^en
ein; OrbenSleute auS bem @üben mußten auS ber
yioif) l^elfen, unb feitl^er ftanben in ben 5Heber«
lanben immer mel^rere Pfarreien unter ber 9Ser«
maltung Don ®ominicanem, gi^anciScanem unb
Sefuitcn. ®er bereits oben ermäl^nte SRoöeniuS
mürbe SSoSmeerS 5Rad^f olger ; eine übereifrige $ar«
tei moQte il^n burd^ ben ßinflug beS fpanifd^en
ftönigS auf ben Utred^ter ©tul^I erl^eben laffen.
©0 Diel brandete e§ nid^t, um bie SSerfoIger in ben
§amifd^ gu bringen, ^ud^ er mürbe öerbannt,
fein Sefi^tl^um confiScirt. 6r ftarb 1651 ju
Utred^t, mol^in er ftd^ ab unb gu l^eimlid^ begeben
l^atte. SRoDeniuS' 92ad^foIger be \a £orre mar be-
reits öor feiner ßmennung beS SanbeS üermiefen
morbcn, meil er ba§ ©acrament ber Qfirmung er«
t^eilt l^atte. SlIS ernannter Sifd^of öon ^pem
ftarb er 1661. SBieberum trat ein ©rjbifd^of üon
^l^ilippi i. p. i., 93albuin Dan (^tö, baS apofto«
Hfdfte SSicariat an, fd^liellid^ 3o]^ann öon 9Jeer«
caffel. ®ic Sifd^öfe oon ^erjogenbufd^ unb 9loer-
monb Dermalteten inbeffen bie füblid^en %f)t\\t ber
SRepubli! (5Korb«95rabant unb fiimburg). 3m 3.
1629 jebod^, nad^ ber ßinnal^me öon §f^äögcn»
bufd^ burd^ Qfriebrid^ §einrid^, mu^te ber ^Bifd^of
SKid^acI Dan Dpl^ooen abtreten (geft. 1637),
unb mit beffen 5Wad^foIger, 3of. SSergaignc (geft.
1647), frfilie^t öorläupg bie SReil^e ber betr.
SBifd^öfe. 3tn 3. 1662 erl^ielt ^erjogenbufd^ einen
eigenen apoftolifd^en SSicar, Sugen b^^Oamont,
iBifd^of Don Sioermonb. S)ie ©eneralftoaten ober
Dielmel^r bie ^rebigerpartei fhengte üOeS an, um
burd^ Sinpftanjung proteftantifd^er Familien bie
SeDöRerung Don 99rabant „iwc maleren SReligion"
}u fül^ren. S)iefe SRa^regeln unter[tü|ten gal^I-
reid^e ^lalate (93erbote aQer 9rt), meld^ bann
unb mann aud^ auSlönbifd^e ^rrfd^aften trafen,
S. 93. bie @rafin Don ^ol^enjoüem, Sigentl^ümerin
ber Snarfgraffd^aft 93ergen-o))>3oom, meldte man
beS 9ied^teS beraubte, bie SRagiftrate anjufteDen,
meil fte fatl^olifd^e Beamte ernannt unb bie ^ud^t
ber Sod^ter |^riebri(^8 Don ber $falg, beS äßinter«
fönigS, meldte jum Jfatl^oIiciSmuS übergetreten toar,
beförbert l^atte. — 3m 18. 3a]&r]^unbert tonnten
bie jfatl^olüen aufatl^men, möl^renb ber ©treit im
©d^o^ ber 9}ationaIfird^e mel^r gunal^m. 3^ 9[n-
fang beS 3a|^r]^unbertS l^atten bie m^ftifd^-t^eo«
logifd^en Süd^Iein beS ^rebigerS SBrafel einen
großen Srfolg, unb anbere ©d^mörmer (Dan Ipot«
tem, ©d^ortingl^uiS u. f. m.) gaben ben Ort]^oboi:en
im „SReid^e 3Sraetö" Diel gu fd^affen. 9118 bie fran«
göftfd^e $l^iIofo))]^ie nun au^ nod^ anfing fid^
geltenb gu mad^en, mürbe ben ödsten CalDtnijten
„SSater ^rafel" eine immer tl^eurere Seetüre, bie
man neben „ißater &)tS" fteQte, mö]^renb fid(| on«
bercrfeits SWönner mie bie beiben SSitringa, SBater
unb ©ol^n, Dan ben §onert, SSater unb ©o^n, Sol^.
Gilbert u. f. m. als Xl^eologen einen gemiffen Stuf
ermarben. 3nt9nigemeinen ftanb jebo^ bem ort^o-
boxen ^roteftantiSmuS eine immer gune^menbe
@leid^gültigfeit gegenüber. S)er Dor einigen 3a^"
l^ren geftorbene ®roen Dan ^rinfterer, ber ®e»
fd^id^tfd^reiber ber 9lntireDoIutionären, ber or-
tl^obo^en &)lDiniften unb beS ^aufeS Oronien,
f(^reibt biefe ^Ibnal^me beS ffieligionSeiferS, biefe
®leid^gültigfeit Dorgüglid^ bem Sinflu^ beS fron«
göftfd^en ^Rationalismus gu, menn aud^ l^in unb
mieber gemiffe $rebiger, ©tinftra, Dan ber 08,
Dan ber 9Kardt u. f. m., megen §eteroboxie il^
SlmteS entl^oben unb bie äBerfe eines anbent
(Don ^a|felb, eines ©ad^fen) öffentlid^ Derbrannt
mürben. S)agegen !am bie gunel^menbe, Don ber
rationaliftif d^en ^l^ilofopl^ie Dorgef d^riebene ^lole«
rang'' ben jfatl^olifen mirüid^ gu gute, inbem bie
ißerorbnungen gegen bie SluSübung ber SReligion
immer weniger f($arf angemenbet mürben. ^|-
l^alb mar ber jf atl^oIidSmuS benn aud^ an mond^en
Orten mel^r burdj ben 3anfeniSmuS (f. b. 9lrt.
3anfeniuS VI, 1235) alS burd^ bie ^ffinber ber
maleren ^Religion'' geföl^rbet. S)agu mad^te ber
frangöftf(^e ©ocinianiSmuS ftd^ aUerortS geltenb
unb untergrub bie ort^obo^e ©taatsfird^e. S)er
3anfeniSmuS l^ingegen, feit 6nbe beS 17. Sal^r«
l^unbcrtS ein neuer Qfactor im ©treite gegen bie
fatl^olif d^e jf ird^e, mar guerft burd^ ben obgenonnten
apoftolifd^en SSicar 5Reercaf)el, einen Qfreunb ber avA
tJfranfreid^ gepd^teten 3anfenif!en 9lmaulb unb
OueSnel geförbertmorbcn. 9Jecrcaf|elS Slad^folger,
$etruS jf obbe, mürbe, obgleid^ gefe^mö^ig ernannt.
377
9ltcbcrlanbc.
378
wtqm ffiibeijpdnfltgfeit bon (SIemenS XI. fuSpen«
biet imb X^obor be Socq als ^rooicar ernannt.
^ fclielen bie SYOt)tn)taI{}aaten Don ^ollanb ein
^tofot, traft beffen fein apofiolifd^er SBicar in 3u-
toift me^ ol^ne (Sene^migung ber ba^u gecom-
miteerde Baden feineS SlmteS malten bürf e. @o
nnirbe ber 3an{eni§mud mit ber ©taatSfird^e ge*
mificnnagen Derbunben (1702). SBöl^renb beS
gongen 3a^r^unbert8, bis gum Saläre 1793, njur«
bcn imn bie fleben ^roDingen burd^ ben Snter*
mmtittS }u Srüffel ober gu jf öln t)em7altet, benn
bun!^ baS 3uf<)ntmenge]^en ber refomtirten $re«
biger mit ben 3an{eni{kn blieb bie ßmennung
id»e9 atK)ftolif(l^ SSicarS erfolglos. S)ie San-
fcnifien behaupteten^ eS fei baS alte Utred^ter Sa-
püel feineSmegS )u @runbe gegangen; eS l^abe
Dtcline^ boS äted^t/ einen ©eneraloicar gu er«
nnmen. Sold^ g^fd^^ benn aud^ in ber $erf on
Don J^ffenS (1706), beS befannten SSerfafferS ber
Batavia sacra; man fteOte il^n bem pöi^flUd^en
^oDicoc be Socq entgegen, unb biefer mu^te
bem Hon feinen (Segnem auSgeflbten 3^<^nge toei*
dtm. «nein nid^t ein ©ed^Stel ber ©eifUid^feit
folgte biefer Semegung, obgleid^ man perft einen
crif«^ Sifd^of, nad^^er ben ^rangofen SBarlet,
9if4of Hon Sabt^Ion, gu bemegen mu^te, ba| er
bk Sifi^ofSmeil^e oomal^m. 92un tourbe mit @e«
nd^igitng ber Staaten Som. Steenl^ooen, Pfar-
rer jn tttred^t, )um Sifd^of ernannt unb gemeil^t,
aber Don Senebict xm. escommunicirt. ©eiliger
(aben bie Sanfeniften il^re eigene ^ierard^te (1 724).
— Ibn biefe S^i befanben fid^ in ben ficben^ro»
lyinien 271 »eltlid^e unb 108 jfloftergeipd^e,
tDomnter 34 Sefuiten. SMe Sanfeniften göl^Iten
72 ^iefler.
3n ben füblid^en ^roDinjen, Trabant unb Sim»
bmrg, fonben feit bem 16. Sal^rl^unbert mieberl^otte
Serönberungen ber 2)iöcefen ftatt. S)urd^ ben Ut«
letzter Sfrieben (1713) war baS fog. „fpanifd^e"
3elber(anb (mit ber ^auptftabt Sloermonb) gmif d^en
Oefterreid^ unb ^reu^en getl^etlt worben. ffurg
noc^^ emmrb bie nieberlönbifd^e Siepublif bie
Sejfamgen Senloo unb SteoenSioeert unter ber 9e*
btngung, ba| bie Ausübung beSfatl^oIifd^en ©otteS*
bienjIeS unbebeQigt flattfinben fönne, maS aud^ bis
ytt Coronen fran)5ftfd^en SReDotution gefd^al^. S)ag
bie mneralftaaten für biefe 92ad^fid^t in 93rabant
iei(^id^ Srfa| fanben, mirb Don (Sd^riftfteQem
jeber Sonfeffion unbebingt anerfannt. @eit ber
Sinna^me üon ^ergogenbufd^ h)urbe ein form»
^er ffrieg gegen ben Jfatl^oIiciSmuS organifirt;
Mm 1648 an mürben alle ©eiftlid^en Dertrieben
nib ber (SalDiniSmuS offtciell in ber gangen $ro»
tnng eingeführt, ftird^en unb $fanl^Qufcr ben rc«
formirten ©eijtlid^en überlafjcn. SWeffcIefen würbe
oetboten unb bie 3efuiten beS SonbeSDerratl^S an«
geflogt. SOein bie ITatboIüen l^arrten in aller
Stille auS; bie proteftantifd^en jfird^en ftanben
ieer. ©ie 3anfeniflen aber öerfud^ten SllleS, um bie
ttin gebliebene (Seiftlic^feit gu beeinftufjen. SiS
inm äabre 1731 maren bie IBicare, meldte bie
Äird^e in Srabont öerttjalteten, nod^ immer gc«
nötbigt, fi(^ in IBetgien aufgu^alten. 92unme]^r
aber lenften bie Staaten einigermaßen ein unb ge*
ftatteten f ogar $a))ft SIemenS XII., ©ijsbregt Dan
ber SlSbondf, Pfarrer gu Dirfd^ot, gum apoftoli«
fd^en SBicar gu ernennen. UebrigenS mürben aber
bie meiften frül^eren ®emaltma|regetn gegen bie
jfatl^olifen aufredet erl^alten; fein ^riefter burfte
frei über fein öäterli^eS grbtbeil Derfügen; ein
93eamter, ber eine fatbolifd^e gfrau l^eiratete, mürbe
abgefegt u. f. m. @o verarmte bie fatbolifd^e 93e«
Dölferung SrabantS unb fam pb^ftf d^ unb moratif d^
berunter, bis bie neuere Seit bie Seöölferung mie»
ber etmaS aufat^men ließ. SBöl^renb ber SReoo«
lutionSjal^re öon 1781—1795 nal^m bie SKad^t
ber i^ormulare ber S)orbred^ter S^nobe immer
mebr ab unb räumte bem S)eiSmuS f omie ber Slouf >
feau'fd^en Sentimentalität baS Qfelb. 3!llan fud^te
einen SWittelmeg gmifd^en ben SSorfd^riften ber
reformirten ftird^e unb bem Unglauben. ^ierauS
ging eine Srfd^Iaffung l^erDor, meldte, mie @roen
\)an $rinfterer fagt, meit fd^neüer eine bauembe
ffranfbeit l^erbcifü^rte, als bie Qfortfe^ung eines
beftebenben UebelS. ^Qmölig emancipirten fid^
bie JfatboUfen. 3n ber 92ationaIt)erfammIung beS
Sal^reS 1796 treten eine Sugal^I fatl^olifd^er Sb»
georbneten 93rabantS l^anbelnb auf; allein eS be«
fanben fid^ mehrere Sd^einfatboUfen unb mobeme
^bilofopb^n unter i^nen. S)ie oranifd^«caIöini«
ftifd^e Partei l^atte unterbeffen im 3. 1795 burc^
bie gflud^t SBil^elmS V. i^r §aupt unb ibre ©tü^e
öerlorcn. S)ie „Patrioten" mürben SWeifter; balb
iebod^ löste bie $artei ftd^ auf. Sine neue Spal-
tung entftanb jmifd^en göberaliften unb Unita»
riem. ßrftere fd^märmten für ein Sünbniß un«
abhängiger Staaten, lejtere für ein mebr gufam»
mcnbängenbeS gefd^loffeneS poIitifd^cS fiebcn, unb
gmar, mie in Qfranfreid^, auf üoüftänbig neuer
©runblage. 3« ben lebtcren geborte bie 3Kebr=
gabl ber ftatbolifen. 9lue Parteien ftimmten bei
ber 5Wationalt)erfammlung beS SabreS 1798 in
ber ^ufbebung ber ortbobojcn StaatSfird^e über«
ein. 99iS gum Sabre 1814 jebod^ üermocbten bie
ffatbolifen feinen bebeutenben 6influ§ auSguüben
obgleiA bie gonftitution beS 3abreS 1798 auf poli«
tifd^e ©leid^bered^tigung lautete. Snbeffen mürbe
aber gu SBarmonb in ber ©iöccfe §aarlem ba§
erfle ^riefterfcminor c^egrünbet. ?lu^ blieben bie
ffatbolifen im 3. 1806 nid^t untbätig bei ben
Scrbanblungen über boS ®eje^ für ben Glementar«
unterrid^t. Dbgleid^ in fpöteren 3abren biefe§
©efc^ bie ffatbolifen gu beeinträd^tigen fd^icn, mar
eS für ben Slugenblidt ein Hilfsmittel, um ber
ortl^oboj«calöiniftifd^en Supremotie bie Stime
gu bieten, unb als fold^cS ein ermünfd^teS @reigniß.
„6in d^riftlid^er, nid^t bogmatif(ber Unterrid)t,
biftorifd^ unb fittlid^ o^ne ©laubenSfö^c", fd^icn
bomalS nod^ ein SRettungSanfer für bie ßultuS»
freil^eit ber ffatbolifen unb ein ÜJ^ittel, um oflmälig
gur SluSübung i^rer Sed^tc gu gelangen. ®iefe
maren gmar conftitutioneU garantirt, in ber ^rarj§
379
5?icbcrlanbc.
380
tebod^ nod^ ntd^t burd^fül^rbor. S)ie g^onftitution
bcSSal^reS 1815, burd^ tücld^e fömmtlid^c nicber»
lönbifd^en ^rooin^en unter SBitl^elm I. ein )u«
famnienl^angenbed jfönigreid^ geworben, tüox ben
Kalöiniften niiji günftiger. ®q§ ©cfej, »eldfeeS
baS regierenbe ^auS ^um 93efenntni| be§ SalDi»
niSmuS Derpflicä^tete, tt)urbe obgcfii^afft unb über»
l^Qupt fein g^uItuS mel^r ermö^nt. ^o^ bie bei«
gifd^e ©ciftUd&feit, la aüe «otl^olücn bo§ neue
Softem ber ©leic^gültigfeit in SieligionSfad^en,
toeld^eS Don bem SRinifter t>an Snoonen ausging,
nid^t ol^ne bange Sll^nungen l^innal^men, brau($t
nid^t gefagt )u tt)erben. ^n bie Spi^e ber £)))))0'
iltionSpartei in Belgien flcllte fic^ ber ©enter 93i»
d^of SWaurice be SÖroglic, ber Don fronjöfild^er
^crfunft ttjar. gr forberte größere ©arantien öon
ber {Regierung unb öu^erte [ogar ben SBunfd^,
Belgien unter boS ©cepter ber IBourbonen gefietit
gu feigen. Mein ber burd^au§ fatl^olifd^e unb anti«
loUänbifd^e ©efd^id^tSforfd^er be ©erlad^e u. 9.
urtl^eilten, bafe ber 93ifd&of unöorfid^tige Slnfor-
berungen fteUte unb mit Unred^t gu alten, unmög-
lichen 3uftönben gurüdfgufe^ren h)ünfd^te. 3nbe^
proteftirte ber gange belgifd^e 6pifco))at gegen bie
©leid^bered^tigung aQer SReligionen unb mamte
feine ©emeinben öffentlid^ üon ber Äangel l^erab.
S)ie neue Sonftitution mürbe hiegen be§ ^rtifetö
ber freien Seligion üertt)orfen, fam aber bennod^
gu ©tanbe. 2)ie 95if d^öf e weigerten [\ä) , toegen
beS ben SuItuS betreffenben ^rtife(§ ben Sib gu
leiften, unb ber S3ifd^of öon ©ent ttjanbtc fid^ in
biefer @ad^e 1815 an ben ))a))ftlid^en Stul^I.
$iuS VII. f onntc bie Haltung beS belgifd^en epi-
fcopate§ nur gutl^ei^en, allein er rietl^ gu einer
tJform beS SibeS, ttjoburd^ einerfeitS ber Äönig ber
Irene feiner fatl^olifd^en Untertl^anen öerft^ert,
anbercrfeits aber bie fatl^olifd^en ©emütl^er be«
rul^igt würben. 3n biefem ©inne rid^tete ber $apft
ein eigenpnbigcS ©d^rciben on ffönig SBil^elm.
3m 5D^onat 5mai 1817 würbe SKfgr. be SKean,
meld^er bei feiner ßmennung gum SJlilglieb ber
erften ftammer ben Sib auf bie SSerfaffung ge»
fd^ttjoren l^atte, Dom ßönig für ben ergbifd^öflid^en
©tul^I Don Wcd^eln öorgcfd[)Iagen. ®a er er«
flört l^atte, ba^ fein 6ib fid^ in Setreff ber 93er«
waltung confejfioneHer Slngelegenl^eiten nur auf
bfirgerlid^e ©ac^en begiel^e, unb er feineSWegS ge«
fonnen fei, bie Don ber fatl^olifd^en ftird^e öerur«
tl^eilten ©ä|e gu Dertl^cibigen, erl^ielt er bie pöpft«
lid^e 93eftätigung. ©el^r Diele ftatl^oüfen erflärten
fid^ nun bereit, im nämlid^en ©inne ben 6ib auf
Die SSerf affung gu fd^wören. SKfgr. be 93rogIie fe^te
jebod^ feinen SBiberftanb fort unb öerweigerte bie
Sbl^altung öffentlid^er ®tbtU gelegentlich ber §od&«
geit beS ^ringen öon Oranien, wäl^rcnb bie übri«
gen Sifd^öfc il^ren Pfarrern fold^e üorgefd^rieben
Ratten. 3lun würbe burd^ ben SJlinifter txm ^aa*
neu eine gerid^tUd^e Verfolgung gegen ben ©enter
»ifd^of eingeleitet. S)er ©ifd^of woHte bem Siöil-
gcri(^t nid^t baS SRed^t guerfcnnen, in biefer ©ad^e
gu l^anbeln, öerliefe baS Sanb unb würbe in
contumaciam Derurtl^eilt ©ein ©enerolütcac
Sefure, aud^ ein f^rangofe, würbe im SRonatäRoi
1818 auSgewiefen. S)er Sifd^of felbft [tarb 1821
gu ^arid. 2)ie ©enter S)om]^enen erhärten fid^
bereit, ben ßib auf bie Sonftitution gu fd^Wdren
für aÜeS, waS baS bfirgerlid^e Seben anging, unb
ber g^apitularticar würbe bom ffSnige anerfannt
S)ie S^egierung woQte aber bie ffibfter, ^oceffb-
nen, SRiffionen u. f. w. einer fd^rfen Sontrole
untergiel^en; baS ajlinifterium begfinftigte bie ®e»
feOfd^aften l^ottönbifd^-rationaliftifd^er lenben)
unb benad^tl^eiligte bie fatl^oIifd^enSinrid^tungen;
furgum, bie Siegierung bemül^te fid^ offen&ir, bie
jfird^e gu bel^errfd^en, obgleid^ ber ffönig mit bem
päpftlilien ©tul^Ie ein Soncorbat abfd^Io^. 2)(qu
fam, ba^ im 3. 1818 für ben reformirten SuÜud
1300000, für ben fatl^oßfd^en 1800 000 Sflorind
beftimmt würben, wöl^renb bie jfatl^oliftn bodl^
ungeföl^r gweimal fo ga^Ireid^ waren wie bie $yo-
teftanten. Wit biefe ÜRalregeln fonnten bie Rcd^o*
lif en nur erbittern. S)ie {Regierung l^ingegen meiii^e,
man muffe ben eingebrungenen antinationaI«fran"
göftfd^en ©inn unter bem Stem§ befftmpfen unb
fud^te be^wegen il^ren ©d^u| bei ben Siberaleu.
S)arauS entftanben bie übertriebenen SSorfd^riften
l^inftd^tlid^ beS ©ebraud^eS ber nieberlönbifd^
©prad^e, weld^e fpöter gurüdfgegogen werben muß-
ten, um einer SieDotution oorgubeugen. S)er SU»
nig grünbete aud^ ein Don i|m abl^öngigeS Gol-
legium philosophicum, an bem bie ©ei^Iid^f eit in
feinem ©inne auSgebilbet werben foUte, obgleicl^
ber Srgbifd^of t)on SRed^eln gum lebenSIönglülen
Surator angefteQt war unb bie ^rofefforen nid^t
o^ne beffen Sffiiffen ernannt würben. Wit ©emina«
riften foUten ftd^ im Gollegium philosophicum
gu ben tl^eotogifd^en ©tubien vorbereiten. ^Oein
bie Sifd^öfe befd^loffen, feine ©d^üler in il^re ©c»
minarien aufgunel^men, weld^e burd^ baSSoUegium
gegangen, unb fo würbe bie Srri(^tung beSfelben
eine ber 93erantaffungen gur nad^maligen 9ieüO"
lution. S)ie Stegierung {lanb gwar ber Glaubens«
lel^re ber belgifd^en ©eiftlid^feit gleid^güttig gegen-
über, allein ^e erad^tete al§ fe^r wichtig bie Sfrage
be§ canonifd^en 9le(|teS, weld^e§ bie ©tellung bed
^eiligen ©tu^leS gur Regierung fei Ueber biefen
^unft foHte ber ©eiftlid^feit im SoUegium Die
änftd^t ber Siegierung beigebrad^t werben. S>a3
SSerl^öItni^ gum l^eiligen ©tul^I blieb iebod^ du-
ftig genug, um bie SSerl^anbtungen über ein Son«
corbat wieber aufgune^men. Scigien rid^tete flc^
nod^ immer nad^ bem Soncorbate beS 3a]&reS 1801.
®ie nieberlönbifd^en ffatl^ottfen würben wie eine
SKiffton betrad^tet, weld^e, burd^ einen Crgpriefler
verwaltet, Don bem ©efanbten be§ l^eiligen ©tu^IeS
abl^öngig war. S)er jfönig j[ebod^ fhebte eine
befjere Siegelung bed 3uftanbe8 unb ein SSerl^öIt«
ni^ gu 9iom an wie ba§jenige ÜRaria lerefio^S
ober 9Japoleon§, wöl^renb ber $apfi fid^ — bem
proteftantifd^en ffönige gegenüber — ouf ben
©tanbpunft be§ Irienter SoncilS fteUte. Snfolge
beffen fonnte erft 1827 eine Vereinbarung getroffen
SSI
5RicbcrIanbe.
382
toerben. (Kapitel ttmrben gegrfinbct Seminarien
crrici^tet, unb btr Se{u(!^ beS Collegiom philo-
•opliieiim iDUtbe fornltoKt). S)ie liberale Partei
^5 ft4 inbeffen mel^r unb mel^r. 9n il^rer @pi^e
ftaxib be Rottet auS Srügge. ber ben ©eifttid^en
ftmblid^ fieftnnt mit bem SRinifler Dan ©obbet«
fc^TDQ bagegen innig befreunbet mar. ßr unb feine
^ßorteisrnoffen erl^oben il^re Stimmen gegen bie
fog. clmcalen Uebergriffe unb ffel^ten um Stettung,
als ^onbte eS fi^ um bie Sinfül^rung ber fpani»
f^m änquifttion, fo ba| bie ^Regierung fui^ ge«
ndt^gt fa(, ©d^ritte gu tl^un^ um bie antifatl^o«
lifd^ 9ttfn)ieglet gu befd^mid^tigen. SlnbererfeitS
entftanb aber barouS ein 9Jli|trauen, h)etd^e§ bie
Süifi ber fhibirenben Sl^eologen bis auf bie f)alfte
rri>itciite. $er SRinifter tmn ©l^ert mar einer ber
^uptagitatoren in ber Semegung, meldte bie
tönigli^ SRod^t }u frftftigen begmedHe^ biefelbe
aber fd^Ue|Iid^ gerabe untermfil^tte. S)ie fiiberalen
erhoben mel^r unb mel^ bie Stimme^ bie treffe
fUidftUt baS SoH auf. Sinige ©eifttid^e nmrben
angeblt^ Suf^una gegen bie ^Regierung art'
oefla^ 9hin ging oe $otter gur fatl^olifd^en
Ikirtet über unb gog für bie Sefuiten in^S tJfelb,
tDä^mb er bie Stegierung bejito l^eftiger angriff.
3er ftönig untemal^m eine Steife burd^ Belgien ;
öberall fanb er ^anbel unb ^nbuftrie im ^uf«
USüfytn, überaS tmtrbe er mit 6ntl^ufta§mu3 be*
0itt^. S)aS gefd^^ im ÜRonat Wai 1829. j?ö*
mg Sil^Im n)inigte borauf nod^ in einige anbere
Sonofftonen ein; eS burften nun mieber üeine
Seminare u. f. m. gegrünbet merben; für ben
CnltudnmAe imeber ein allgemeiner Slbminiftrator
enunmt, unb ber unbeliebte ÜRinifier bau ©obbel*
?4n>q oarb entlaffen. Sine gönjtid^e gfreil^eit be§
Unterrichts tmtrbe inbeffen no^ nid^t gefiattet. 3)aS
neue für ben ßlementarunterrid^it vorgelegte ©efc^
mar ben nörblid^en ^rooingen ein S)om im ^uge,
iDfil bie Belgier eine gu gro^e Steilheit etl^ieltcu;
biefe felbp aber fanben il^re Qfreil^eit baburd^ nod^
\u fe^ beeintröd^tigt ; baS ©efe^ mürbe fd^Uepd^
)urä(fge|ogen. Sin föniglid^er @rla^ Dom 27. Wa\
1830 gab bie ßrrid^tung prioater glementar«
fc^nlen frei, tD0}u nur nod^ bie ©enel^migung ber
®emeinbet)em)altung unb ein ©utad^ten ber ^ro»
raqialftaaten erf orberlid^ fein f oUte ; biefe t^freil^eit
tDar namenttid^ für bie füblid^en ^rooinsen Don
go|cr 99ebeutung. Sd^Iie^lid^ erfd^ien am 4. 3uni
ein fdniglid^eS ßbict, morin ber ©ebraud^ ber
fmn^öfifd^ ©prad^e für facultatio erflört mürbe.
mein cd mar gu fpdt. 3m @üben mar bie 93e«
Äöifcnmg öon Derfd^iebenen Seiten aufgereiht.
Sie ffatlolifen reiften ben Siberalen bie ^anb
{BT Oppofttion. 3m ^aag baute ber jfönig nod^
oaf bie Sfrüd^te ber {üngjten Soncefftonen unb ben
tmd feines SoIfeS, aSein baS 93eifpiel gfranf-
mäß unb ber 3uIireDo(ution mirfte fo ^ünbenb,
b4 boS Solf, melc^eS fortmäl^renb burd^ bie fran«
f^iift treffe bearbeitet mürbe, nid^t langer ju
ÜÄigen mar. 9m 24. Sugufl 1830, nad^ ber
liffü^rung ber Oper i,S)ie Stumme Don $or«
tici", morin baS Sieb Amour sacrö de la patrie
rends-moi Taudace Dorf ommt entftanb in Trüffel
ber crfte Stra|en!ramatt. 9lm 26. mar ber ^öbel
bereits Weifier in ber Stabt, el^e ber Äönig Don
biefen 93or!ommniffen eine Sll^nung l^atte. 93alb
sogen bie beiben $rin}en mit Gruppen nad^ bem
Süben. SKer ÜRonate fpäter mar bie §älfte Sei-
gienS abgefallen. S)er ^rin^ Don Oranien fam
am 4. October in iBegteitung beS pdpftlid^en
3ntemuntiuS Sapaccini ^um ^meiten SRate nad^
Selgien, um eine etmaigc abminiftratioe Trennung
Don 5Worb unb Süb ju bemerfftefligen. ®er SDlittel«
ftanb fd^ien ba^u geneigt, aber baS ißolf mar ^u
fel^r gegen bie oranifd^e unb calDiniftifd^e ^err«
fd^aft aufgebrad^t, a(S ba| man eS eines Seffem
l^ötte belehren fönnen. 3m Mgemeinen l^atte aud^
bie ©eiftnd^feit eine Abneigung Dor bemOranier,
meld^em $iele nid^t einmal baS Siedet ^uerfannten,
überhaupt über Belgien ^u l^enfd^en. S)ie burd^-
aus franjöfifd^e ßrjiel^ung Dieler taufenb Bürger
unb bie franjöflf d^e treffe DoObrad^ten baS Uebrige.
ßnglanb arbeitete l^inter ben ßouliffen für feine
eigenen 3ntereffen, unb gmar burd^ bie ^almer-
fton^fd^e ^olitif. Bergeblid^ bemül^te fid^ ber
^ring Don Oranien, bie erregten ©emütfier burd^
f^öne Berfpred^ungen gu befd^mid^tigen, fo bafe er
fogar infolge bcffen ben §oIIänbem Derbäc^tig
mürbe. S)er Slufftanb l^atte bereits p meit um fic^
gegriffen. 3n ber gelcgentlid^ ber Eröffnung ber
©eneralftaaten am 18. October gel^altenen Sbton«
rebe prociamirte ftönig SDSiD^^^m I. bie Irennung
ber beiben 9lieberlanbe. 3m TOonat 9JoDember
mürbe gu Brüffel baS ^auS Oranien beS Sl^roneS
Derluftig erflört. ®ie Diplomatie, Dorjügli^ aber
franjöfifd^e 3:ruppen l^alfen nad^, um bie burd^
bie fiegreid^en l^oüänbifd^en 3:ruppen nod^ Der»
l^inberte Spaltung unl^eilbar ju mad^en. 2llS
fd^Iicfelid^ nad^ mel^rercn 3aljren, Dorjüglid^ in
Betreff ber ^roDinj Simburg, eine Bereinbarung ju
Staube gefommen, als Äönig SBil^elm abgetreten
mar unb fein Sol^n ben nieberlänbifd^en 3:]^ron
beftiegen l^atte (1840), fd^ien für bie religiöfen
Parteien in ben 9lieberlanben baS OTorgenrotl^
fricblid^erer Sage anjubrcd&en. SBiU^elm II. I^atte
einen gro|müt!^igen Gl^orafter unb Derl^ielt fid^ bem
@ialDiniSmuS gegenüber giemlid^ gleid^gültig. 3)ars
aus folgte, ba^ er bei ben ßalDinem in geringerem
Slnfcl^en ftanb als feine Borgänger. Somo|l bie
Ausübung beS fatl^olifd^en, als bie beS l^eterobo^«
calDiniftifd^en, beS lut^erifd^en i^ultuS u. f. m. mar
il^m red^t, unb bie Berbefferung ber 2age fämmt«
lid^er religiöfen Parteien mar il^m gerabe |o er»
münfd^t, mie g. B. bie ber gcrrütteten ginangen.
tSfemer fudftte er bie gegen bie ßinrid^tung beS
rationaliftif d^en Unterrid^tS erl^obencn Bef d^merben,
morin bie ortl^obojen ßalDiniften mit ben ffatl^o-
lifen übereinftimmten, gu lieben. Slllein baS Sanb
mar, mie gefagt, burd^ bie rationaliftijd^e ^l^ilo«
fopl^ie bereits untermül)lt. SBie f ollte bem f o plö^lid^
abgcl^olfen merben fönnen? @in föniglid^eS Sccret
regelte bie SluSfül^rung beS jüngfien Unterrid^tS»
333
'JiieDerlanbe.
884
gefej^a ^u ©unfien ber gläubigen Q.i)ivxtn, 'ttd^
^^rincip jeöoc^ biitb forttefie^en. iDon proteftan«
rtfc^er Seite er^o6 fic^ aber ein ©ef^rei, qI§
mürben bie 'Tcieberlonbe nun balb „tuxd; Ütom
be^err^t". £te geiftlic^en Korporationen S8ra»
bants unb fiimburgS erhielten bie gfreibeiten in*
lud, Xütid^t fie unter ber {Regierung 2Bi[^e[m§ I.
t^eittneife eingebüßt Ratten. 2er fiönig roodte
nun auc^ baS Don feinem SSater mit bem pöpi>
liefen Stu^I abgefc^Ioffene Soncorbat^ rotl^t^ biä
}e$t faum berüäjlc^tigt »orben, )ur SuSfü^rung
gelangen fajien. Seine ^läne fcl^eiterten jebocl
an ber Stimmung feiner Umgebung. 6» »ar
V 93. unmöglich, für ^Imfterbam einen Sifc^of er-
nennen ju lafjcn. !Run fam fotgenbe 9?ereinbarung
)u Stanbe. Sie nörblic^en ^roDin^en blieben unter
ber fieitung einc§ fog. SBicc«Superior§ ber ^oflön«
bif(f)en ÜKiifion, iKfgr. Dan ßurium. S^ie beiben
fublic^en ^rooinjen mürben in apoftolijc^e Ü?ica-
riate öcrt^eilt: 1. ganj Simburg mit bem ^faner
3. ^. ^arebi§ ju SRoermonb an ber Spi^e, ber
nun .^um Sif cf)of t»on ^irenc i. p. i. gemeint mürbe ;
2. ba§ SBicariat ©raoc, JRaöeftcpu unb biegen,
vereint mit ^er^ogenbuidf), unter ber Seitung Don
'})lfgr.2en5ubbeIben,Sijc^oft)on6mmauSLp.i.,
beffen (£oabjutor 3. 3^iif«"/ Pfarrer ju 3:ilburg,
ber noc^moligc grjbifdiof Don Utrecht, jum Sijcfjof
Don ßcrra ernannt murfcc ; 3. ba? SJicariat 5?rcba,
beffen Cbcr^aupt, 9JI|gr. t)an §oot)bon(f, bcn
litcl ein<§ 53ifd^of§ uon Jarbania i. p. i. erf)iclt.
•iönig 2Bil^e(m II. befümmerte fu^ nic^t t)iel um
Die res circa sacra; er übte ba§ föniglid^e $Iacet
nur noc^ hi^ ium ^af^xt 1848. 9lud& leitete er
eine S3crfö^mmg ein ^mifc^en ben ortljobojen 6a(=
üiniften unb ben fogcn. 'öibgetrennten (Afgeachei-
denen), meldte meniger ftrengen ffiorfcftriften ber
.ftircf)enfe^re nachlebten unb t)on iftrcu @Iou»
benabrübcru öiclerfei 9Jad)fte[(ungen ju erbulben
Ratten. W\t einem SDßort, ber ffönig übte in rcli«
giöfcr tBe.^ic^ung eine t)crfö^nlid)e ^olitif an^.
(?§ bauerte jeboc^ biSjum 3a[jre 1847, ebe er \id)
bemegen lie^, feine 3wpinimung jur 5Reüifion ber
Conftitution ^u geben, morau§ birecte SÖal^Ien,
eine größere 8frcif)cit bc§ llnterricf)t§, 9}ercin§rerf)te,
Dor^üglid) aber bie 9(uf[)ebung be§ !önigüd)en
$(acet§ unb anbete 93ortf)eiIe für bie Jfat^oUfen
t)eröorgingen. Cin gon^ freie» fat^olifdfteS Sebcn
fonnte jebod) noc^ nid;t entfte£)eu, mci( ber Staat
in fir(^Iid)cn 9(ngclegenf)eitcn bie Ober^aub bcl)iclt.
^ie Partei ber ijjrcbiger crblidte natürlich in ben
9trtife(n, meldje ben Jlifat^olifcn mc^r Sreif)eit gc»
mä(}rtcn, eine neue ®efaf)r, non „Moni" über»
mältigt ^ii mcrbeu ; aflein bn§ (?Icub, meld;e§ bie
franjöfifdjeSfJeüoIntion f 1 848) [)crbeif ü^rte, ftimmte
SJiele ^\it ?iad)fid)t, unb fo na^m ba§ 5}oIf bciiu
auc^ bie neue Konftitutiou mit ftiöer Öemintlftuung
entgegen. S)ie 3)tonat§fd)rift ,;2erflatf}olif", ba-3
ai^odjcnblatt ,,®ie fat()oIifd)eu Stimmen", ba§
lageblatt „®ie Seit" üerbreiteten fid) immer me^r
unb Oatten il)rcn eigenen 2Birfung§frciÄ. 3»i^53e»
frieblgung fonben bie ffatbolifen, ^u iVfdimcrbcu
bie !Ric6tfat6oU(en SSeranlaffmig, att im 3(4n
1353 unter Sgorbede'd attmfhtünn boS Ca»
corbat Dom Raffet 1827 enblid^ aufigfp^ n*
bie bifc^öflic^e ^terard^ie bnr^ boS gan|e SoA
mieber^ergeflellt merbm foOte. Sin tri^t^tl
93reDe Dom 4. 3R^^ 1858 fJ^eOte baS ftM^
nun in fünf '^BiSt^umer: S)a8 (ErjbiSt^l<
((?r5bijd^of 3o^anne3 3»iifen)/ bie f&iaSßm
Öaarlem OBifc^of 3ac. Dan Siee), ßam»
bufc^ (admin. apost 3o^Rne8 Sloilfen), fA
(Sifc^of 3o^anne§ Dan ^oot^bond), Sioctmnk
(IBifc^of 3o^anne§ «ug. $arebiS). Son Mftt
^Dk^regel ermarteten bie SRi^tlai^orden bie fA'
fe^Iic^ften folgen für ben eigenen (Slmifien nA
i^re ^rei^eit. 3n mand^en @töbten tuurben bn^
allerlei ^mittel Solfäframalle att fßroteßation mn
bie pöpftlic^en „Uebergriffe' }u @ianbe gemtt
(9(pnlbemegung), fo ba^ Sl^or&ede'S 9la4folj|B
e3 für nöt^ig ^ie(t, burc^ gemiffe pebantif(^ w
orbnungen feine ®egncr ju beru]^igen(Wet(mdi
kerkgenootechappen). @o lourbe }. SB. ein W
bot bc§ @Iodengeläute3 erlaffen, ein anbeicS, nxi'
d^eS ben $neftem baS öffenttid^e Xragen iiier
JÜrd^engemönber bei Segrdbniffen, bei SeiM*
gängcn u. f. m. unterfagte. 3m 3. 1857 gab ob
neues ©efef für ben gfementarunterrid^t enf»
5ieue 93cranlaffung ju heftigen ©treitigfeitcn. Set
obengenannte ort^obo^-calDiniflifd^e ®roen um
^rinfterer mar ber große 93orf ftmpfer be« $rliKi|«
ber confeffioneQcn Sd)ulen. Mein ber ®ebank
fd^eiterte in ber jfammer am SBiberftanb berSüei
ralcn, meiere nur bie SBorte ^grjie^ungju (JnP»
lid^en Sugenben" im @efe^e gulie^en. Sm nend
Unterrid;tagefc^ fam im 3- 1878 ju Stonbt
Mein ba§ alte rationaliftifd^e $rincip Joimc bie
confe)fiou§Io)e Sinrid^tung mürben beioel^iÄai;
bie ^Ibänberuugen betrafen ^auptföd^Iid^ finonjidle
fragen. So mürbe aud^ biefeS ®efe| auSfd^Ii(|F
lid^ Don ben Siberalen gutgel^eigen. Zrok aDer
^Ipinbemiffe entfaltete ft(| bennod^ ba9 latgoltj^e
Öeben, unb fc^liefelid^, im 3. 1893, iß man fogflr
fo meit gefommeu, einen fat^olifc^en ©eiftlid^ in
bie {{anuner ju möl^Ien unb beim l^öl^em Unter«
rid^t fporabifc^ einen jfatl^olifen )u bulben, maS
Dor menigen Salären nod^ nid^t benfbar mar. 3<^l*
lofe coufcffioneüc (fatr}oIifd^e) Sd^ulen lourben in
bcn brei legten Sotjtjel^nten gegrünbet.
Sie fünf SJiStl^ümer pnb jur Seit folgenber»
mafjcn Dermaltet: ßrjbiatl^um Utred^t, Crjbifd^of
Petrus TOattljiaS SuicferS; Si§t]&um $aarlem,
93ifd)of fla^par 3ofep]^ 9)hrtitm§ Sottemanne;
SBiStl^um öcrjogenbufd^, Sifc^of SlntoniuS Dan be
Saar; Si^t^um Sreba, 93if^of ^etruS Seiten;
lBi§tt)um S^oermonb, Sifd^of SfranciScuS Antonius
Hubertus 95oermau§. filofterorbcn fmb burd^ bad
ganje Saub üerbreitet, unb smar ^Jrämonftratenfer,
3)ominicancr, iJranciScancr, Sefuiten, 3:rappi{len
u. f. m. 3n ben protc^autifc^en ^JroDinjen finb
bie patres in Grmaugelung fatl^olifd^er Söeltgeifi»
lidien mit ber 5?ermaltung einiger ?j}faneien be-
auftragt.
:
i
9Hcm — Slieremberg. 886
tiftifd^eS.9ta(l^betIe^ten3S]^Iung(1892) SBeIt))rteftem ani) mit ber Skrtoaltung einiger
ie 9üebetl(mbe auf 88 000 qkm 4 621 744 Pfarreien (etraut.
ntr. 9tad^ ^übnerS geogropl^if d^ « ftotijli« ^g^i, F. H. van Heussen, Historia episcopa-
ibeDen für 1898 gab eS bem 9ieIigton8> tuum foederati Belgii, Antverp. 1738; Idem,
tiffenac^ 1590 000 jfatl^olüen, 2195000 Batayiasacra,Brax.etUltrajectil754;MoU,
fd^Xeformirte, 588000 anbereStefomtirte, Eerkgesohiedenisyan Nederlandvöör de Her-
Kmfenipen, 97000 Shiben unb 82000 vonning, Amhem en Utrecht 1864 ff.; J. P.
llfiubige. 2)ie ITatl^oIifen, für toeld^e eine Arend, Algemeene Geschiedenis des Yader-
irmmt) Utred^t mit ben 99i§tpmem Utred^t^ lands, Amsterdam 1857 ff. ; W. J. F. Nujens,
^oarlem,^eqogenbufd^unb9toermonbbe' Geschiedenis der Nederlandsche Beroerten
ibcn fid^ nametülid^ feit 1879, mo fie be» in de XYP eeuw, Amsterd. 1865 ff., 8 deelen;
97 410 @eelen ^Sfitn (1 858 nod^ @. $etri Dezelve, Algemeene Geschiedenis des Neder-
^3627), beinal^e um Vt t^ermel^rt unb bil- landschen Volks, Amsterd. 1871 ff., 2 deelen;
efiber85^octntber@efammtbet)5(ferung. Dezelve, Geschiedenis yanhetNederlandsche
icnbe XobeÜen mögen bie SSertl^eilung ber Volk yan 1815 tot op onze dagen, Amster-
)en auf bie einzelnen ^robinjen unb bie dam 1888 ff., 4 deelen; P. Alberdingk Thijm,
1 SHScefen, refp. aud^ beren Skrme^rung H. Willibrordus , apostel der Nederlanden,
ttulidöen. 3m 3. 1879 öertl^eilten fie ft^ •sGravenhageenLeuvenl861; ®erf., ^f^xÜpp
Dan 9Kamig, §err öon 6t. aibcgonbe, Äöln 1882
[SereinSf d^r. b. ® örreSgef eQf d^.] ; L. Mozzi, Storia
delle Riyolozioni deUa Chiesa d'ütrecht, Ye-
nezia 1787, 8 yols.) [3llberbing! Il^iim.]
^itm^ f. SHetrid^ oon 9iiem.
^ietmteti^ Sol^ann ßuf ebiuS, berül^mter
fpanif d^er 3efuit beutfd^er Sbftammung, t>ereinigte
in ooUfommener Sßeife eine reid^e ^iffenfd^aft,
fomol^I l^eilige als profane, mit großer f^ömmtg-
!ett unb eifriger $aftoraIt]^ötigfeit. Sr UKir ber
fpötgeborene @o]^n angefel^ener unb tugenbl^ofter
ßltem, toeld^e Don 3Ram, ber üenoittmeten ®e«
mapn jf aifer ÜRasimilianS U., auS S)eutf d^Ianb
. a% ' tu /c^ toit (^^^ 53ater ttjor ein geborener Siroler, bie SKutter
tfen ^roomjen gehören jum (&nhm^nm eine 95at|rin) mit nad^ Spanien »aren l^inüber
Utw^t, fJneSlanb, Oüenjjfcl, ©rpmngen genommen tt)orben. gufcbiu§ ttjar 1590 ^u ÜRabrib
tnt^e gana, bann ber .Ötößte Xjcil t)on geboren unb geigte fd&on in jarter 3ugenb unge-
m wnb ein Hemer X^cil öon ©ubJoUonb njö^nlid^c Siebe unb ginfld^t für rcligiöfe ®inge,
^rb^oHanb ; jum 18i|t^um »rcba : ber ganftmut^ unb feeracnSgüte. gr mad^te Jeine erften
i:^ berJProötna 5Rorbbrabant unb ©ee- @tubicn in 3Rabrib unb befuc^te bann bie Uni-
""v*clfTt"^«^l r •.'*^'? gona ©üb« uerfttöt ©alomanco ; l^ier ftubirte er^umaniora
«nb 5^orb]6oUanb, fott)ie cm X^eil öon unb Surisprubens unb unterl^ielt mit einigen gleid^-
; jum SiStJum §eraogenbufc§ : je Vi gcfmntcn 3ünglingcn eine cbenfo tt)iffenidöaftnd6
rbbrabant unb ©clberlanb ; gum 53i§t^m betricbfamc al§ fromme unb tugenbl^afte ©emein«
. -• i!? Ö?"^^ *)^^^i"l o^^^!l* -Ö. ®er ^^a]t Smmer me^r aber erioad^tc in il^m ber
wier ®töcc)en war im 3. 1890, rcjp. 1887, g^^^^g ^^^ OrbcnSleben, ber fd^on longer in il^m
d^em 3ia^re aud^ bte Sal^I ber Äatl^ohfen fd^iummerte; bem üemcl^mlid^en 3ugc ber gött-
tnmen tit : ll^en ®nabe f olgenb , entfogte er enblid^ allen
1»?^^"^ ^*«**«- ?dS! !?&"• 9lu8pö&tcn auf eine günftige ©teHung in ber SBelt
826000 831700 536 269 821 ' uub trat mit fidlerem unb freubigem Sntfd^Iuffe
■fd^ 859000 886000 606 239 423 vl(3 ber äsoter t)on bem bereits getrauen ©d^ntte
: 3*1782 260000 CQ. 700 190 227_ ffy^^^^ er^|elt, flogte er über berfül^rerifd^e ©ettjolt,
1 14Ö0747 1527650 2662 1017 1420 ^^mit ber ^offnungSöoDe gufebiuS für bie ©efefl-
il ber ^rieftcr in ber ©iöcefe SRoermonb fd^aft gewonnen worben fei. ®arauf]^in gab ber
j^Ib nid^t genau angegeben werben, weil apoftolifdfee 5?untiu8 gu Wabrib ben Sefebl eS
w 422 SBeltprieftem gegen ober über 800 fotte ber ©ol^n bem SSater wiebergegeben werben.
iriefler fid^ finbcn, bie 3o^I ber lejteren gufebiuS mu^te alfo wibcr SQBiUen in'§ SSaterl^auS
c »ed^felt. ^n DrbenSprieftem fmb burd^ jurüdffe^ren, unb ^llleS würbe oerfud^t, il^n in ber
ije 2ainb l^uptfäd^Iid^ Derbreitet: $rä« SBcIt gu bel^olten. 3)oc& öermod^ten bie gltem
Inifer, Dominicaner, QfranciScaner, 3e- feinem frommen DrbenSbrang nid^t lang gu wiber»
txc^ipifien. 3n ben proteftantifd^cn $ro» ftel^cn. 6r feierte gur ©efcüfd^aft jurüdC unb trat
inb OrbenSpriefter in Srmangelung oon biegmat in ba§ OrbenS^auS ju SRabrib ein, wo
itfOttra. DL 2. «ufL 18
rma^en:
iKa.
ftat^omen.
fPforreieiL
fta))ellen.
ibant
411680
251
292
mb
170040
186
147
onb
150610
95
101
lanb
181 960
108
121
48120
88
40
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42
48
tb
26500
29
80
e(
79860
64
69
[en
18000
15
16
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8
10
1
285 920
168
240
Gumma
1397410
954
1114
867 m
gniu^ utl^e baS SBeifpiel guttt Orbnung unb
finnger 3"^t gaben. Sütn ßingm bit Käufer
bet «gutären 6anoni(er ddh SßJittbeBlieiTn (|. b.
9trt, Canonici reguläres no. 17) unb ®ief eitDCen
buiil^ erbauliche ^rOmniiglett unb arbettfameS
Seben »otan. ^^rt Jhiabenft^ulen tmiibcn berühmt.
3Burbm audi bie bS^t>^^ Stubitn jumei[t int
Sluilanb bettitben, [o tzfiwU bo$ bie Pflege bet
SBiffenfifiaft Don SSinbeeb^im aus einen lebenbigen
antrieb. S)U ii^otafHIi^t Ibeotog« fanb in Stiel-
bolb Don Utrecht einen ftäftigen !8ef<^ü|(er. 3o^.
Bon Eam}ien, §etntic6 Dan (Sorlum, §emriiir Bon
®ouba unb Diele fflnbere Derbreiteloi i^re t^eo-
loglf^tn Sd^ften uaä) aSen ^immelSgegenben.
68 mürben go^ttrid)« Sprebigrtamnilungeu ana'lEgf ;
aud^ bieSiturgiT fanb nom^ofle Bearbeiter. Sifd)Df
?Öiatttrt \tm mar ein Vertreter ber gtifllii^En
$oefie, in gleit^er SBeiie auc^ Sietridi Dan fersen,
Wlejonber ^egiuS, jjriebri* »an §eiIo, Sl^omai
a ftempi3, SiionflfiuS ber Kart^äujcr; In niebtr-
IBnbif(^er Sprache ^ulbigten i^r rint SHtl^e Bon
3)t^tem bis ou| imaerlant (1300); fpäfer 93rug-
man, ffiertfe Bon Uhtt^t u. a. — Sofe leboi^ aud)
abetglaabe unb ^ärefit eint grofet ifioÄe fpielten,
It^rt bte @tmäiit Xanc&elmS 0. b. %xt.), bellen
Seiten inbep in ben nBrblit^en SJiebetlanben
tdne SBui^et fallen tonnten. Sein Sln^ong uer*
pflanjtf fid) na^ HlntDcrptn, unb balb fc^toffen
^äj @e|innungSgenof{tn aus SRagbcburg unb 93rt-
men an. S)ic @ecte gelangte [ttoä) in fioKanb
ntd^t ju neitei Sierbiettung. ^uc^ bie @etgler
traten eine S^ÜIang ju3)orbre(^t uubSIugS auf.
®i( ©eguinen unb ©erarbinen mürben eine hirjc
3eit bei SIemoiS V. ber ffeferei Detbätfjtigt unb
aud| üerurlbeilt. (hitj ermfibnl ieien noi^ blt Srr-
lehren gljo'S Dan ^'o^f'«"' ""b 51icoIfli'B Dan
Sioarhen, ttelct)« burc^ bie bift^Öflic^e Snquifition
)ura 5fiJiberrufe Beranlaßt würben, unb bie ffef erti
germannS Dan SlqSroiid, ber ben ©tauben an bie
%lergSngIii^Ieit ber Seele Berbreitete unb ^art-
nädig an feiner ISteinung fefl^telt; er mürbe im
^aaQ 1512 Derbronnt. ©cbon im 3- 1298, auf
nner SJiöcefanfljnDbe, mo SUBu^erer, gfalfd^münjcr
unb anbere [dilimme Söerbredicr Derurt^eift mür-
ben, fottiie auf einer ©ynohe beS 3atireB 1310
nmrbe liiegen Suna^me bet ftegerei Matb gepflogen.
3nt 3a6re 1427 erhielt bit Utre(^ter ffiiöcefe bur^
Martin V. einen dgenot Snquifttor in ber 9)erfon
btfl ©ominfcanerS SBiDem Sruinart. ^aä) Diefem
treffen mir im 15. Sa^rbunbett in ben Süeber-
lanben leinen ©eljlHd^en me^r, bet im 3!amen beS
^ßeS unb mit @ut^tifiung beS SonbeS^ettn
itfftntlt^ ^firttifijdnt Semegungtn nad^fpürte.
ni. 5Reueieunbneuefie3uflänbe. 3m
3. 1528 ttat SBif^Df fteintiii^ Don SBD^etn mit
bet 3u^munfl ber 5 Sopilel {capitulum Tra-
jectenae) Don bem bifd^äflidien Stuhle ju Utre^t
jurüij unb legte feine roeltltc^e iDlnc^t in bie §iänbe
MaMntoniu8DonSJa!ain8,®tafenDonßoogfttaten,
bei aJertretetS beS ffaiferS. So tarn Utrtd^t unter
bit ©ouDetÜnität fforlS V., unb Siemens VII.
mürbe Deronlo^t, blt abtittung guttu^gen. SkiS
ßopitel ueTjid(|tett auf bie ^riDÜegien, meldet ber
p&pftli^e Stu^I unb bie ftaiftt i^m feit 1145
juerlannt Ijatten, nämlii^ baS 3li^t btt Sifc^ofS-
toa^l, mie e8 au^ bie eononilei Don ber ffit^e Doa
©t. ffltattin unb beS ßtlSferS unb pter bie on«
bertn So^itel befagen. S)ief eS Steilst übertrugen bie
ISopitel freimiSig on ffarl V. aI8 btn 6tr}og Don
©tübant unb ©tofen Don ^ottanb, uiw getobten,
benjenigen jn mähten, meieren flarl ober btffen
9Iad)foIger i^nen Dotfd^lagen mürbe. Obgleid^
Glemenä VIL biefen gntf^lug approbirte. Durfte
unter ?Saul IV. unb $iuS IV. ber Eanbibut ^:^i-
Iipp§ n. nii^t me^r btm Uopitel aotfi ober btm
^eiligen ©ti^l b^ufB ßmennuug Dorge|d(|(agen
netben. 2)er er^e Don fforl beftimmtt SStf^of,
5arbinoI3Sil^eImgntftbDrfl,!9if(bofDonSj)rfo(a,
grünbett jmar ein §oipitium in ÜJlitrlo, fiatb je-
bocEi ju Siom, obne je feine ^iSctfe gefc^ gu
baben (1634). 3m 3. 1559 erfolgte nid^t o^e
^ibtrflonb unb auftegung bie neue SBiSIbumS-
eintbcilung bet iHieberlanbe {f.b.att,5BelgienII,
277). §ierbei würbe in ben nfitblidien sproDinjen
griebri^ ©li^tnt üon S^outtnburg butd^i eine päpft-
li<]^t !3ullt Dom 3a^r 1560 auf ben etgbifc^&flid^
©tu^I Don Utre^t trbobtn mit btn ©uffragon-
ftütilen §QarIem, ^eiqogenbuftfi , ^Dhbbilburg,
^cBenter, Setumorben unb @roningen. SRt^retc
^rSbenbtn ber fünf Kapitel, bie ginfün^ beS
iSenebictinctFtofterS ©I. SßouluS ju Utretfit u. f. tu.
bilbtten feine ÜJIcnfn. SBälirenb feines epifcopateS
brang ber ^roteftantiSmuB in Utrcttt ein. S)it
fogen. Utte(f|ter Union (1579), bvxi) totl^e bit
fieben nürbli^en iproDinjen ben ®Tunb ju i^rtr
Unab^angjgfeit legten, mad|te Don ben caloini^-
f^en flehten proftif^e fflnmenbnng unb biente \o
jur SBcfeftigung bet neuen Se^re. SSel^en SBiber-
mäitigfeiten bie SBeuöHetung ber Stiebttlanbe in
ben Sagten 1560—1579 auSgefe^t roor: tote ber
aufffonb gegen bit fpantfdCie Siegitning Dorjugli^
bur^ bit 6(iu))let beS abelB otganifirt nmtbc,
meit^e bui^ bit neue (Sintbtilung ber ^iSt^ümet
unb bie notiimenbigeSJerbefferungberÄtoflffsud^t
um ilite SJergnügungen gebrat^f tourbtn ; tote Don
btt einen ©tite bit ©tetiJ6gülti9ftlt btS ©tatt-
balttrS SßJil^elm beS ©c^meigetS ben lQttiolifd6«i
3ntcreffcn gegenübet unb auf ber anbent ©tttt
bie fanalifc^en Sefttebungen ber (Saluiniften, mit
!DlQmij Don ©t. SUbegrnbe an ber ©pi|t, b«i
SBürgerttieg fi^ürten ; mie bie fortmübrenben ^ire-
bigten ber EalDinifttn gegen bie pfäffifc^e ,ab-
gStterei" einen aHgtmeinen 99ilberfiurm Ijtmof
tiefen; mie bierSruppenSIIba'B, bort biefremben
©älbner OranienB bur^ il^re Slaublufl baS 9)oII in
S!But'& Detfe^len, ifl in b. attt. ©rauDcKo, anomiE,
Dtanien auSfübdid^ bargeftellt. §ier folgen nur _
einige iSemerlungen be}üglid| bet neuen Slificeftn.
erjbifc^of ©t^enf ftarb im 3. 1580 ju Sßjiif.bii-
©uur^ebe. Unter feinem Spifcopate etlitten bie
19 (Sorfumer ^rJe^cr unb Säten ben aitartqtertob
(f.b.%rt.@Drfuni). ©einen Don $tiilipp ernannten
369
Slicbcrlonbc.
370
Scai^folgem toarb niemals bie cononifd^e iBeftöti»
gnng lu tSudi, unb bie ® enerdfiaaten Derl^tnberten
feaitld)tDeber9udäBunQil^re§3mteS. 2)erfat]^o«
lif^e SttttttS iDurbe aufgehoben unb bie geiftlid^en
<g(äcr cimfiddrt. Sfriebrid^ mor ber er[te unb le^te
iSzfin\ä^o\ Dor bem 19. Sal^rl^unbert. — 3n SRib-
bdburg mar 9licolau8 Dan ber Sord^t (a Castro)
bcr erfie Sifd^of (1562), nad^ il^m fonnte ntemonb
m^ ben bif(^öfli(^ ©tul^l befteigen. — 3m neuen
SiSt^um ^oariem (auS ben S)ecanaten jf ennemer-
Umb [ber $roDin) 9iorb>^oUanb], ^mftellanb
imb aSeßfrieSlanb }u{ammengefe|t) beftieg 9}tco*
UniS 92ieu»Ianb (a Nova Terra) ben Sifd^ofSfi^
im 3. 1561. Sfür feine ÜJienfa l^atte bie 93enebic*
tinerabtei Cgmonb @orge }u tragen, tt)urbe {ebod^
balb biefer @orge entl^oben. bereits im 3. 1569
legte bcr Sifd^of fein mül^fameSSmtnieber. Unter
fcmem %Q^oIger Dan Sßierlo tourbe bie Satire»
biole auSgeplünbert (ÜRai 1578). S)ie @tabt
toucbc bur^ ixvpptn ber Oranier befe^t, unb e§
umxbc feine Sifd^ofdmol^l mel^r vorgenommen. —
du tSroningen ^ielt ber Sf^anciScaner äol^ann
ihi9ff im 3. 1568 feinen Cinaug olS Sifd^of in
btc Sai^cbrale. Sr fiie| nur auf f^niad^en SBiber«
flanb, aSein Oranien gmang ©roningen burd^
GctDolt gur Snnal^me ber Utred^ter Union, fo bo^
xuu!^ ftiuiffä Zobe (1578) bie Ernennung eine§
Stod^tgerd unmdglid^ morb. — S)ag neue SBi§«
t^itm '3 ^ertogenbofd^ (^er^ogenbufd^) mürbe Don
^infi IV. burd^ )mei l^fonbere iBuQen bem be«
zü^mten €onniu§ (f. b. 9lrt. unb b. ^rt. ^tU
gien n, 280) anDertrout. S)ie SIbtei Songer-
loo (in bcr )e|igen ^roDing Slntmerpen) foKte ffir
bie Dotation bed Sifd^ofS einftel^en. Mm ba§
Atofkr oibcrfekte ftd^ biefer Seifügung, bi§ ber
^ei^ Don ii&a Smß mad^te unb bem 93ifd^of
bie SBnrbe eined W>M übertrug. @onniuS jebod^
oorb forg nad^l^er gum 99ifd^of Don 3lntn)er))en
cnunmt unb burd^ fiaurentiud 3)U$, ben S)ecan
Don ©t ©ubula in ©rüffcl, erfc^t (1570). S)er
fromme unb eifrige SRetftuS l^atte burd^auS fird^*
lid^ nnb ontireDoIutionöre ©eftnnungen. Mein
1577, qIS bie Staaten Don Trabant bem ^ringen
Don Oranien ge^ulbigt l^atten, fol^ er ftd^ ge-
gumngcn, ben bifd^öfUd^en ©tul^I )u Derloffen.
Sein 92ad^foIger SrabbeelS mu^te auf bie SBürbe
eincd 9bte§ Don SEongerloo Dergid^ten, aQein bie
abtci erflorte pd^ bereit, bem 93ifd&of eine 3a]^re8«
rcnte Don 8011 ©ulben au^gugal^ten. ^apft unb
lt5nig ^e^en bie SSereinbarung gut (1590 bi§
1592). 3m «nfang beS 17. 3a]^r]&unbertS (1637)
mu|te ber Sifd^of 9)Md^eI 0))|oDen 0. Praed.,
Don bcr 9ieDolution§))artei gegmungen, feine geift*
li^cn €d^f(ein im @tid^e laffen; 1644 jebod^
gelang c« bem Ie|ten Sift^of, 3ofcp]^u§ Sergaigne,
in ber fleinen @tabt ©l^eel bie Firmung }u er«
t^cilen. 2)ie bifd^öflid^en @üter aber n)aren con>
fildrt mib bie 9Re^r)abI ber Jhrd^en bem proteftan«
tif^en SuItuS übcriaffen morben. 92ad^bem ba§
gonge Capitel eingegangen mar, l^ob ^le^anber Y II.
1662 boS SiSt^um auf. — ®er erfte Sifd^of Don
Sioermonb, ber geleierte SinbanuS (Danfitnt), 1563
gemeint, fonnte erft fed^S 3a^re fpöter feinen @i^
einnel^men (Dgl. b. 9lrt. Scigien U, 281). SBeber
feinSifer, feine SBol^ttl^ötigfeit, feinSJtutl^ nod^ feine
milbe 9iad^ftd^t fonnten bie gegen i^n aufgel^e^te
SeDöIfemngbefd^mid^tigen; fogar f ein fieben marb
bebrol^t. Sr mu^te meinen unb mürbe nad^ ®ent
Derfe^t. S)er 9ioermonberiBifd^of§ft| blieb DermaiSt
bis gum 3. 1597. $olitifd^er Umftönbe megen marb
bie SReil^enfolge ber S3ifd^öfe Dor bem 18. Sal^r-
l^unbert mieberl^olt unterbrod^en, unb fd^IiegUd^
l^örte ba§ SBiStl^um bis 1853 gänglid^ auf gu be-
fleißen. — S)o8 S3i§t]ßum Seeumarben (Ooftergo,
SBeftergo, @eDenmoIben) beftanb au3 SIßeilen
ber früheren SiStlßümer SRinben unb Utredßt.
SWeuj (S)riutiu8) au8 Saffel mürbe gmar ernannt,
Dermo^te jebodß nie ben bifdßöflidßen BinfjH ein«
gunelßmen unb mürbe 1569 nadß 53rügge Derfefet.
S)en 1570 ermäpen ßuneruS ^ctri (au8 See»
lanb) fc^ü^te Sllba'S mödßtiger «rm. SlOein audß
er ftarb in ber SSerbannung im 3. 1580, unb e§
mürbe fein 5Rad^foIger ernannt. — ®er erfte 95i-
fdßof Don ®eDenter mar 3olßanneS 9Ma]&ieu (ÜJla-
^ufmS), ein grandScaner au8 Oubenaorbe. Ob-
tociffl. im hemme saint et decte, mie ©rauDeOa
ft^ auSbrüdtte, fonnte er megen beö SDSibcrftanbeS
ber Staaten Don DDeriiffcI nie gemeiißt werben,
gr Dergidßtete freimillig auf ben ©ifdßofsftulßl unb
mürbe 1570 burdß 9legibiu§ be SJlonte (®umont)
erfejt. ®iefer marb Don ©onniuS gemcilßt, ftarb
jebodß fdßon im 3. 1577 unb erißielt feinen 9ladß-
folger. ©o ging bie SSorlßcrfagung ©ranDeHa'S
Don 1561 in Erfüllung (Papiers d'Etat VI,
Paris 1846, 242), baj bie S3i§tpmer Seeumar-
ben, SeDenter unb ©roningen fidß tIßeilS megen be§
$roteftanti8mu8, tlßeils megen anbcrer anti^ierar-
dßifdßen Semegungen in ienen ©egenbcn nidßt auf-
redet erlßültcn mürben.
3m artifcl IV ber ®cnter ^acificatton, mel-
dßem gcmölßnlidß bie ©efdßidßtsforf^er gu menig
^lufmerffamfeit mibmen, marb bem ^ringen Don
Oranien in ben feiner ©tattlßaltcrfd^aft unter-
morfenen ^JroDingen §oIIanb unb ©celanb eine
unbefdßränfte Qfrei^eit in 5ReIigion§fodßcn einge-
räumt, unb als Ißülbbeutfdßcr gürft mnnbtc er bo§
Cujus regle illius et religio an. ©d^on furg
nad^ ber ©enter ^acification (1576) mürben
fömmtUd^e fatl^olifd^e ®eiftlid&e9lmfterbam§ „gang
rul^ig" auf mcl^rercn ©d^iffen auf's SKecr l^inouS
beförbert. SuneruS $etri, Sifd^of Don Sceu-
marben, mürbe eingefperrt. 3u 93rüffel, 9lntmer-.
ptn unb ®ent marb bie Regierung unter bc§
^ringen ßinflu^ fo geänbert, ba^ bie SalDiniften
bie Oberl^anb crl^ieltcn. 99rabant unb tJIanbem
mürben Don bilbcrftürmenben ©olbaten über-
fd^memmt ; gu 93rüffcl trat ein Verbot in ftraft
gegen bie öffentlid^e Ausübung bc§ SuItuS ; bie
Sefuitcn mürben einer SJerfd^mörung befd^ulbigt
unb mie bie granciSconer Dertrieben u. f. m.
®arauf folgte bie Vertreibung ber ©eiftlid^feit
ncbft Silbcrfturm gu ®cnt. ^lücrbingg murbc nun
871 9ii(tiEi
witlwt Don eiiwmMtligionSfriebnt eefproc^en; bte
gatBinillMi jebof^ münf^ttn bentribeii nuc in fol-
i)m ©cgenbeti einju|ü((rtn, wo fit in bet SDiinber-
l^eit waren. 3" ^DÜanb unb ©eelanb burfle oon
friöjfatnec Sloltranj (rine Ißebe fein, ®it atgen
bie ffal^Dlifen Betübttn ©emaftt&ateii ningen jt|it
aU(^ auf bit 5proCingen ®elbertanb unb ©eelanb
über, Dbglei^ bit ßalDinipen ^ier fo gtring «n btr
3ü6I raartu, ba| im October 1578 ber cnluini-
ftifiiie Sßrebiger }u ©ceS in ©eetanb [aum jt^«
Su^ÖTCT ^atte. Stogbem tuurbm btn SalBinifltn
bie mtiptn ffirc^en jur aBerfüguitg geftelH. 5)er
ftird&enfi^mud wurbt „forgfältig" in fii^tm ©e-
Wö'^rfam gebrad^t. „©d fpitite man bamalä bie
äBefiie", fagl ber calBiniflifi^e SDii^tet Silberbijf
int 19. Sa^r^unbtrt, Don bergleii^en ©ttealtt^aten
gu@enl fpred)tnb. Sie ®rtudt^aten blieben nit^t
obnc EReattion ; fornof)! im @üben nie im Sorben
regte fitf( bie fatlioItfÄte SSeDölterung, unb btr Biir-
gtmieg bracft blutig üu8. Die Unt^üten ber oro-
nifdien gelbl^enen öo^enlotie. Sobann Bon 5Ra(Iau
unb ©ono^ riefen im UJorben einen uerjiDeifelien
SHJibtrftonb ^emor; eS cntflanb bie ^Jartei ber (ng.
5DcSpetaten. äJiefelbe rourbe jinar beftegt, allein
balb nac&^er rourbt SBil^elm üon Otanien buri^
ben fponifi^enÄönig in bie %ä)i gel^an, bem ffönig
felbft aber otä ®rafen Ben ^ofianb rourbe ber ®e-
^orfam flefünbel unb bie Ausübung ber fnlliolift^en
Steligion me^r unb uieTir unterfagt. SEßäfirenb ber
Susfül^irung biefer 3}la|regeln unb bei ^er^anb-
lungen, meiere bem $rinjen ben ©rafentitd Bon
^oUanb unb @eelanb antragen f outen, tsurbe äöil'
§elm bei Si^meigfame gu®elft ermorbet (1584).
®er 17iäiiriße ©ofjn unb Dta^folger SBilbclmS
mar ni^t ber geeignete 3)tann, um auf ber @runb-
läge aeitcrjuarbeittn, luclt^ feiniSattr jum Sluf-
bau einer calBiniftifi^en @taat@fird!|e gelegt ^attc.
ajloriti Bon Dlaflau'S 6inn war ju Biet auf ben
©eminn militärif^er Sorbeeren gertditef. DiitbiB-
beftoweniger tonren bie neuen 3uPönb( f^on ju
febr gefertigt, um o^ne SBeltereS Berläugnet wer-
ben JU fönnen; fjätte mon i^nen nii^t ffieiibnnng
getragen, fo würbe man eine einflu&reidie ^tlei
btfi SanbeS aufgereijt baben. gintrfeitl buri^
bie calBiniftif^tn ^rebiger unb beren Sqnobe
gebunben, mar OTorif anbererfeitS im 3aum ge-
ijalttn burdi bie Bon ben „©taaten" jeber ipro»
Binj emonnlen Slatt^atler Bon Ulre^t unb anbe-
ten üßrobinjeu, beten Sinpufi fo flro| War, bafe fie
Irofe bei Sinwenbungen beS Sprinjcn bie nBrblii^en
91ieberlanbe grantreid^ überantworten mollten unb
teinrit^ ITE. bie ©ßUBtrÖnität, barüber anfioten.
IS gieinri(^ bitfen 9Intraß abltlinte, briidten bie
©taafenbenaBunid|)auS,gIifabet:&l)ongngIanbbie
Ober^rafi^aft j^u übertragen. ÜJIori^ jog [\ii ebien-
BoIIau8bem3»iefpaIt,ber5ierburt5mbcr©lQaten»
ttgieiung entponb, boburt^, ba| er fiift jum ©tatt-
l^ttei Don ^oQnnb unb ©eelanb, 1590 ou$ jum
©tattöolier Bon Doertjffel, UtteÄit unb ©tlbetianb
ernennen ließ, wäl&renb bem ©tafen Setceftet, ben
eiifobet^ na^ ber Stepublif abfanbtt, ber 3;itel
ranbt. 872
eines @eneraIgoubtmenr8)neTtamttWurtit. Mein
üon ainfang an geriet^ ber neue ©ouDemeut mit
ben Staaten Bon ^oßanb in Sonflict, ba ^ä) bie-
felben in i^rer ^uetorität gehängt füllten. Stice^
wanbte fid) atsbalb an baS üßoH, um feine calui«
niftijdien $lane buri^jufetien ; bie Staaten aber
biangen in ben $nn)en, er möge feine Sonfi^rien
obei^ir(^enBerfammlungenbulben,tt»Ici|emd(|lDim
i^nen gutgebei^en feien, unb Feint anbtrtn <DIagi-
ftiate ernennen als bie Bon i^inen genebmigten, femti
aui^ jur Sitrbtrung ber refoimirten SReligion biet
ober Bitr $etfonen anfteUen, um bie ^tiigfeiten
ber canbibitenben 5ßrebiger ju prüfen. 68 foBe
itbo$ niemanb in Seireff feines @IaubenS auS^
gefocfc^t unb nit^t gebulbet werben, bag iemanb
beßbilb benai^tbeiligt werbe. Stice^tr Beifügte
nun, fidd beS iBorrtl)enben ber ©taattn, So^tnt
Ban Olbenbanteoelbf, ju bemfii^tigen, B«il ^iSf
biefer ^äupljai^Ui^ ben tJorberungen ber calBinifti-
fd)en 5ßrebiger wiberfetite. Sejitere fanbtn, bafe bie
^oUünbifi^en ©taaten bie SfluSübung ber fot|oli-
ft^en unb ber lutbetifdien Weligion nicE)t enttgifd^
genug beCampften, unb ba^ i^r ©e^alt ju un-
bebeutenb fei. SlUcrbingS fiatte bie lat^oltfil^ 91t'
ligion wälirenb biefer jfaljre bur^ bie g^retfiiraig-
leii ber ©taaten gewiffe 3ottfd(iritte aufjuDeifen,
welttie bie 9!ieberlage @ebbarb8 Bon Xntd||ft$
noiib befärberte. Suicb biefe ^eberlagt Winiten
nämlich bie öftlii^en $toBinjtn ber 9ÜebnIanb(
faft BoUftänbig bem SßroteftantiSmi^ entriffen.
©e^r fegenBreicb wirften bie 3efuittn, um in
grieSlanb unb anberen nüiblii^en ^roBttijm bie
^roteflanten Withcr in ben @^og bei jKrc^e gu>
lüdjufütiren. ^nbtrerfeitS ^rengttn ficE) bie räl*
Biniftifdien iprtbigei me!)i unb mt^r an, bot
@taaten gegenüber ber leformirten Religion einen
officieHen ^Inftrid) gu geben. €inige liegen fii^
fogar al8 @rfanbtt ju (Slifabel^ Bon ISnglanb
fd)iden, um bieje ju bitten, fit mögt ben ^ol^
bljdjen ateformivlMi bie ^anb jum £8unbe rei^icn.
Slifabelb gnb (eine ungünftige Slntmod. ®er fe»
folg blieb jeboc^ au8 wegen be6 9rtiFeI8, mtle^
fic^ auf bie Unterbrüdung ber jfat^olilen in bct
SiepubliF htfioa, ; bi'rju wolte fic^ bie englifi^
$oIitif nic^t fierbeiloffen. Slud^ n»i ber nettoitf
gr3||ert X^til ber nitbtrlitnbifi^en SSeoölfemngbtm
ffat^oItci8mu§ treu geblieben. tDtan erlit| be|^Ib
prenge SBerorbnungen gegen ben „papiftif^en^Tber»
glauben" unb fu^te and) bie QUennontten (3!eItio>
boptiften), woBon bie SBiebertäufer eine ^Tbart
waren, unb bie Sutbtraner auB i^rer Slu^e auf«
jufc&reden. aQein bie (SalBiniflen jtigten [tlbet
bie grämte Uneinigteit unter einanber, gegen ti>tl(^
btr iti^t republifanifi^ gefinnle OlbenbametKibt
unb anbert bem !Saterlanb ergebene, aber frei-
finnige 9Känner Bergcblic^ anfdmpften. 3)er 3wi*"
fpnlt jwifi^en bem ißrinjen unb feinem ^Bt^en
Stoütäbeamten blieb nid)t lange auS. 816 ÜÄorik
ru^mgeFrönt au€ tJ^anbtm gurüdfebrte, Fam er bn
OlbenbameBelbt unb anberen Siberaten in ben S3tr>
bad|l, nai^ btr fouBeränen SRadit )u fheben. S)ie
37S Siiebertanbe. 374
3laatnt oAtitrten auf dnen unltr günfttani Sßer- „*lJIalatt" uetbottit »urbe, 6ilbetcn um 1625 bie
Mlhriffm lortbrninnben gtirttn mit ©ponien flatfioliftn noi) bU ÜKctirja^l bet SBetiöKtnmfl.
bin, normif SBioiiJ iiibt|ltn anfönflli^ gar nic^t 3)ie btm DtonijcE)«! galniniärnuä geflenüber ju-
nngt^ toontt. ei entjiwite fi^ babuii^ nac^ ne^mtnbe @Irt<4gültigfeit, fomic bet ^oUanbi^e
ticket mit OlbenbameDelbt. S)er Stil mürbe gröfiei, $aiibel§geift, meli^mbtr^eltgion^^ag fürba8@t-
oU OlbfnbarntDtIbt ßinlpiac^ gegen üflorigenS ^ättna^t^eiligbüntte. Ccrurlai^ten, ba|iniQii<!^ee
Si^btntg iui SBürbt eines SouDemeurS unb ijJtatat, Doijüglii^ in ^m^erbam, ein tobter fBud^*
®cntiaIca))U&n3 ber Sereinigien Kiebeclanbe er- ftabe blieb, äiamentlic^ in |)oIlanb imb SBeft-
bob. SI6 imn Bon Serben eine SBemegirag auB- frieSIanb blteb bie SanbbeDöllerung fat^olil^; in
giag 9*8" ba« Stfheben btr calBiniftij^en üpte- DBerijflel unb ©elberlanb maren bet einfluf ber
biger, bcn ßaltnnifimue jur Sanbelieligion gu altabetigen fat^olifcben Sefc^IecCiter, bie 91ä^e ber
nia^ä, unb 3o^n tun OlbenbameCelbt (mit latficlifdien beutfi^en $rol)ingen unb ba§ SBirTen
Öngo @tDtiu8 u. %.) ftd^ bie(tr me^i fteifiniiigen ber Sejuiten bem Jfot^oIictimuS günfttg, ofiglei^
xti^tiug auffiel, bo lourbe er fpanienfreunb- tu S^raneEcr (in grieSlanb) eine jmeite $flang<
Itt^ (Scfntiningen unb be6 Sanbefoerrüt^ee be- ft^ule für jufiinftige3;tieoIogen(Uniuerfititi 1585)
fi^nlbigt unb imftaag öflentlii^ Enthauptet (1619). gegriinbet morben war. Um bie 5DHtle be§ 17. 3a^t'
S^ StenuHißniiiten (änninioner) mürben Bon ber funberlS bilbeten naä) oKen ©tatiptlen bie otl^O'
^nfibc auSQcf^Ioflen, mtl^e jur nö^etn Se^m- bojen unb DrQngiftiS(^en 6aluini({en noi^ nii^t bie
nmiifl ber fii4li(^oningifti|cE)en Se^re ju^ammen- dülfte ber SSeobHerung, unb bennoc^ mar bie per*
trat (1. b. Sit. aminiuS I, 1380). Sod) blieb (anliefe 3)la(^t, meldte bte calDiniftifd^en $rebtger
i^ stattet tro| aner SBeifolgungen fortbeffc^en ; in i^ren ®emeinben bamal§ ausübten, meit grölet
tto4 (tntt btiben |te tine felbflünbtge 4)tDteftantifd!|e aI3 bie heutige geiftlii^e 9tuctorität in irgenb mel(^er
Gtctt, mtUft eine geB)iffe3[bncigung bezeigt gegen iSemetnbe. ^uf ber Aanjel mürbe mä)t nur bie
eiiir 911)0^1 cabtntfltf<iet fin^üd^ei SQorf^nften. Slaubenäle^rc, fonbem auc^ iebe polttififte grage
'Da SidDimSmuS nutzte fi^ naä) ber Siorb- be^anbelt unb bie SRefigian me^t unb me^t als
m^tei @bnDbc immer me^t gelfenb; im S'Jamen ein ÜCflittel gut §ebung be§ ßinRuReS ber Ke-
bn .»u^Ttn Sttligion' unb im Slamen ber „Sur- genten unb ^Stebtger gebtaud&t. Segtere mtfiiiten
toritdt' tntrbm mt Bitten Orten bie jlat^oljten, fic^ (ogat in aQe äußeren 91ngelegenl)eiten t^ter
mli^ jUBi Slotbe fic^&rten, abgef{|t; bie mibcr> (Semeinben (3:abaftau^en, Schnupfen, ä^anjen,
^nbcnben Senumflianten, mtl^e ni^t btS San- ßleibertrac^ten u. [. n.). $or StUem traten fie
b(< Knnie^m tourben. blieben bei x^un S\i)air\- fortma^renb gegen bie paepsche superstitien eu
mmZniften genau übermalt. 3)it Slcligion !)atlc etoaticheden (ben papiftifdim Slberglauben unb
^ nit^ nnb me^t nat^ ftaatlid^n %<cirjif)t:ifteii DBüSroiUigleit) auf. S)ic Slnmagung ging fo raeit,
ju rieten, unb ^oat nid^t ol^ne ben @influg ba| 1655 bie bi^ßünbildie «S^nobe bei ben ^d-
(snglanbS, »elc!ie3 bie freien unb ju ^rniilrdi^ Binjialflanten barouf brong, bie lal^Dlijcöe ®ei|i'
biimdgtnbtn (Besinnungen ber ÜiEmonftraiiicii Iid)[eit ouä it)ren SlßDfinungEn ju nertrei&en. 3)ie
iütdbttte. EolDiniftiJc^e „^lalate" , Oorjiiglidfi ©toaten gingen jebDii) auf biejtn SJorj^lag nid)t
geßen bie 3tfuiten geri(f)tet, mürben im 3- 1622 ein, unb Jo ge^i^at) eS manctimat, bafe au^ in rein
unb 1629 in ^oOanb Beibrcitet unb %i|i^cif Sto- t^eobgifi^en i^ragen ein ©treit au§btaijg jmi|i4en
EicniuS, brr feit 1614 bur<^ Ißaul V. jum apo- ber $arlei btS ©tatt^alterS, beS §aupte@ ber (£al'
^Iif<^ SicDt ber S}ereinigten ^ieberlanbe er- tiniften, unb ben ©taaten. meiere \\äj ju einer
Qdinit DDtben, aus Utrecht, jfinem SSo^nfilfe, Der. freiem SÄit^tung ^inntiöffi- ©" geriel^en j. f&.
bannt. Swgleif^en SmangSmagtegeln mürben bie ^Jitofefforen SJoet (ju Qlmfterbam) unb Saccejuä
WB Seit gu 3ei* in einigen Stäbfen auf's 9ieue (ju Serben), non benen ber etftere met)t gum Dtü»
Mrgrnonimtn unb baS Sefuc&en bet Sefuiten- nier, ber fejtere me^r gu bcn ©taalen ^ielt, in leb«
Üfiäm fogat in Emmerich unb anbertn Orten fiof'f" ©tteit butd) eine SBerfc^ieben^eit in bet
wrbotm. S)ie ®iunbfä|(e ber fiegenben ipartei Suffaffung ber cartefifdEiert 5ß6'Iofopl^ie, Wogu fii§
btbielttn oie^r unb me^r bie Oberlianb; in *Rtm« aUmältg eine TOengc untergeorbneter iJrQgen ge-
oegtn, (Stoningen u. f. ro. tmirbe nur ber 6al. feilten. 3)a§ Sefireben beS officieöen galBiniö'
Diniamufl gebutbtt. Me SRegierungSämter ttutben muS, ben ©taot unb beffen politijd^t 3nterefjen
au3|4Iie|Ii[^ an Saldi niften Oergeben. 3eannin ju be^errj^en, trat mit jebcm Sa^re beutü^er
imiiMt in feinen Memoires fc^cn im 3. 1608 IjetBor. 3Jiani^maI maren bieMegenten genöl^igt,
bonfranjöfifi^^ofe: „^ieSencralftaatenfeegen gegen biefe ?Inmo6ung aufjutreten, obgleich anbt«
bie ^ffiüing, ba|i mit bem jeht lebenben (Sefc^Ied^t rerfeitS bie Sßrebiger bei allen öffEnllid^en (SelegEu.
bei alle ©laube auSfterbe." mltein tro& allet ®e- ^Etlen geehrt unb beBatgugt mürben, mä^tenb bie
MiUmaliegeln, unb obgleid) niele Süufenbe ab- ffiemonftranfen, Botjüglicb ber beriii)mte ^rtbiger
SefoHener Potliolifen au8 glaubem unb ©rabant Uuttenbogoerb (geft. 1650), ©mout u. 1. m., ^^
M in btn nörblii^en ^roBinjEn, DorgüglicE) in mie fnnftige 9!id()tcalBiniften burtfi bie Slud||t ber
€(tlanb unb in ^oKänbifi^en ©tähten, g. SB. in ißerfolgung enigielien mufeten. S>ie Sutöernnet,
&4bcn, niebnlielen unb bie^IuSübung ber [otbo- unterbenentieleBDnbeutfd^er^lbftammungtBaren,
fitzen Stfltgion ftbon feit 1573 bnrift mei)rere tonnten nut ^eimliÄe SiiftiinmEnEünfte an ent>
37:»
Diicbcrfaiibc.
376
Irnnicu Orten l)altcu, unb cfi untrbcn i^ucn
frlnriici Vlcnitcr jngnuicfcn. ^J2a4 bcm lobe
beö %\x'\\\it\\ ^JJJorit, unter ber ©tattljoUerfd^Qft
lelneö 4^rnber§ JVricbrid) Ij^einrid), würbe bie 2age
ber 5fntl)DUfen etumä ertränlidjer ; iweninftenS bul-
bete ber Sfl^x'ms bie Öefniten unb forbcrte feine
Itreniie 1^nrd)|nlunnn ber auf ben ^-Plafaten an-
iiejülnten *iV|liuimun(\en. ^Kid)elieu'ö ^Man, bie
uuillonijd)en ^^^nnnnjen ber ^lieberlanbe an granf-
reid) ^n brin^un. uuibreub an;$ ben übrigen \\ä) ein
^nfanunenbangcuber Staat bilben jolite, mag ivol}I
itriebrid) ^vimidi ^nr 'Jiad)fid)t gegen bie flatbo»
iilen geftiinntt haben. '^lUein bie 'ißrebiger unb
,unn 'ibcil and) bie Ckneralftaaten u^aren mild)'
liger al* ber^JJriui^ unb man bearbeitete ba§ l'olf
bnrdi \cdnn(ibfd)riiten \\<i}m bie ffatbolifeu. Sran»
vig aber ftanb <$ mit ber fird)lid)en ^>icrardiie. 911*
^er lefte (J^i;bi*d)i>f von lUredjt. (tViebrid) edjenf
oon 'lantenbnrg. geftorben umr 0&SOV lourbe
uvar ber önat von Siemtenberg unb nad) biefcm
,\obanuc$ *iHubc):r.§ al<j '?u:cb»olger ernannt, allein
ne veimoA^ten ber. bi»djoflid?en ^inbl nid?i 5u bc-
Mci^Kn, i^niboln« ft.::b im C^. 1000 5n \*L^Sn.
9tfo'ol i;Mr beiti:$ i-x ^. i:>So ^.>5boi;: in^i-
«evi Vii": V-.^Ä'MV.vtc:*. *^';.v,:. loOü ;u:n i?r;«
%*i%lik iUft l4i»i%Kt ^ft *•»>.•« ••••« 4 k« «■««»««(•4 4?*«
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S8i)(^öfea 3m 3. 1662 cr()iclt ©crjogenbufd^ einen
eigenen npoftolifd^en SSicar, ßugen b'^Üamont,
93i|d^of t)on S^oermonb. 2)ie @eneratftaaten ober
))ielmer)r bie ^rebigerportei ftrengte 9I0e§ an, um
burd^ Sin))flan)ung ))roteftQnti|d^er f$famUien bie
IBcDölfemng t)on 99rabant „im wahren {Religion"
)u fül}ren. S)iefe SRo^regeln unter[tü^ten gal^I-
reid^c $Iafate (SBerbote oUer %xi), meldte bann
unb loann oud^ auSIönbijc^e ^errfd^ften trafen,
5. 9^. bie (Srönn Don ^o^en^oQem, Sigent^ümerin
ber 9){arfgraffc^aft 93ergen»op«3oom, weld^ man
be§ Wcd}tca beraubte, bie SWogiftrate anjuflellen,
u>cil fie fat^olifdie l^eamte ernannt unb bie g^uc^t
ber ^lod^ter griebrid)« Don ber ^falj, beS SSinter-
I f önig$, iDeld^e jum Aat^olicirmuS übergetreten loar,
beförbert hatte. — 3m 18. 3a^r^unbert tonnten
bie J7atI)olifen aufat^men, mä^renb ber Streit im
ed)og ber ^lationalfiribe mebr juna^m. 3u Sin«
' fang be$ 3abrbunben§ hatten bie mpftifc^t^eo-
logii&fu i^üilein bes ^*rtbiger§ IBralel einen
grofee:: (rrfol^;. urib anbere Sd)trärmer (Dan §at«
iema SA'aTnr.^buir Ua \ lr.^ gaben ben Crtboboyen
• in: ,?icid:e jlr^cl** riel 5-.:?ic:»»en. Sllr bie fran-
5iM~;»ic '3J^:'.:\*rt:c n'.:n üi;± ncÄ annng fid{|
celrcr,^ ;:: r:k:±cra. rrur^i ^a: a±:en Solriniften
.iV.:c: *j:.:!£l' eine irr.ziix rteurere Sectüre, bie
r.:::: ::ib<r. .S?:::£:&c:4* '::11:£. rrcirtnJ ndi an«
«aa4a «aaa ^.aaaaaaaa* •« aa »•» «a.^a«. ^^ a»« »«a^b. ^^^U&SA
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^»....'. . :r....-t .•..-.a a 1. « a l.ta-« al?S a. • . O^-
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877
9licbcrlQnbc.
378
loegen SBibnfpAnjiigftU bon (Siemens XI. fuSpen«
bixt unb X^bor be Socq olS ^roDicar ernannt.
3)a niie|en bie Srot)in)iai{}QQten Don ^ollonb ein
^lafot, fcoft beffen fein opoftonfd^er iBicor in 3u-
tonft me^ ol^ne ®ene^migung ber ba^u gecom-
miteerde Baden feineS %mteS malten bürf e. @o
nntrbe ber SanfeniSmud mit ber ©taatSürd^e ge*
Qriffcrma^ berbunben (1702). SBöl^renb beS
gonien So^rl^bertS, bis ^um Saläre 1793, nmr-
bcn nun Ue |leben ^roDingen burd^ ben Snter«
mmtiuS )u Srttffel ober gu ffötn bem^altet, benn
bnrd^ bcä 3uf<>ntmengel^en ber reformirten ^re*
biger mit ben Sanfenifien blieb bie Smennung
idfeS opoftolifd^ SSicarS erfolglos. S)ie 3an-
fcnifien behaupteten^ ed fei baS alte Utreci^ter Sa>
pitel feineSmegS )u @runbe gegangen; eS l^abe
otelm^ bod Siedet, einen ©eneraloicar ju er«
ncrnien. Sold^ed gefd^al^ benn aud^ in ber $erf on
oan ^{fenS (1706), beS befannten SSerfafferS ber
Batavia sacra ; man {teilte il^n bem pöpftlid^en
^ßroincar be Cocq entgegen, unb biefer mu^te
bem bon feinen (Segnem ausgeübten 3^cinge »lei-
ten. aOein nid^t ein ©ed^Stel ber ©eifllid^feit
folgte biefer Semegung, obgleid^ man peift einen
ir^d^ Sifd^of, nad^|ier ben ^rangofen Sarlet,
9i(4of bon 99abQlon, gu belegen tt)u|te, ba| er
bic Sifd^ofSioeil^e bomal^m. 9iun mürbe mit ®e*
nd^Smig ber Staaten Som. ©teenl^oben, $far*
rcr |u ntred^t, }um Sifd^of ernannt unb getoeil^t,
ober ttm Senebict xm. escommunicirt. @eit]^er
^oBen bie Sonfenifien il^re eigene ^ierard^ie (1 724).
— Um biefe3eit befanben fid^ in ben fteben$ro>
oinsen 271 meltlic^e unb 108 ffloftergeiftlid^e,
ttHnmiter 34 Sefuiten. Sie Sanfeniften )öl^Iten
72 ^efler.
3n ben füblid^en ^robinjen, iBrabant unb Sim»
bürg, fanben feit bem 16. Sa^rl^unbert mieber^olte
Serdnberungen ber 2)t5cefen ftatt. S)urd^ ben Ut«
led^ter Sfrieben (1713) tt)or baS fog. ^Jpanifd^e"
@elberlanb (mit ber ^auptftabt 9loermonb) gioif d^en
Oefierreid^ unb $reu^en getl^eilt morben. Äurg
nac^^ emxirb bie nieberlönbifd^e SRepublif bie
Sfefiungen Senloo unb @tebenStt)eert unter ber Se*
bingung, ba| bie Ausübung beS fatl^olifd^en ® otteS*
bienjieS unbel^eOigt ftattfinben f önne, maS aud^ bis
gnoplen fran)5fifd^en9ieboIutiongefd^a]^. S)ag
bie @kneroIjtaaten für biefe 92ad^ftd^t in SSrabant
lei^Iid^ Srfa| fanben, mirb bon (Sd^riftftellem
jÄer Confeffion unbebingt oncrfonnt. ©eit ber
Sinna^me bon ^ergogenbufd^ tourbe ein form*
tid^ ffrieg gegen ben ffatl^oIiciSmuS organifirt;
bon 1648 an mürben alle ©eiftlid^en bertrieben
imb ber (SalbiniSmuS officiell in ber gangen $ro»
bing eingeführt, ffird^cn unb ^fanl^öufer ben re-
formirten ®eijMid^en überlafjcn. aKeffcIefen mürbe
oerboten unb bie 3efuiten beS SanbeSberratl^S an«
geflogt. SUIein bie jfat^olüen l^arrten in aQer
Stille auS; bie proteftantifd^en ffird^en ftanben
leer. 5>te 3anfeniflen aber berfud^ten ^HeS, um bie
tren gebliebene (Seiftlid^feit gu beeinflufjen. SiS
jum 3a^re 1731 maren bie IBicare, meldte bie
ffird^e in Srabont bermalteten, nod^ immer gc-
nötl&igt, ftd^ in ^Belgien aufgu^altcn. Jiunmel^r
aber lenften bie Staaten einigermaßen ein unb ge*
ftatteten fogar $a))ft SlemenS XII., ©ijsbregt bau
ber SiSbondf, Pfarrer gu Oirfd^ot, gum apoftoli*
fd^en $icar gu ernennen. UebrigenS mürben aber
bie meifien frül^eren ®emaltma|regeln gegen bie
jfatl^olifen aufredet erl^alten; fein $riefter burfte
frei über fein bäterIi(|eS grbtl^eil berfügenj ein
^Beamter, ber eine fat^olifd^e tifrau heiratete, mürbe
abgefegt u. f. m. ©o berarmte bie fatbolifd^e 95e»
bölf erung iBrabantS unb !am pl^^fif d^ unb moralifd^
l^eruntcr, bis bie neuere 3eit bie Scbölferung mie»
ber etmaS aufat^men ließ. SBöl^renb ber S^ebo«
lutionSjal^re bon 1781—1795 nal^m bie 9Kad^t
ber tJormulare ber ©orbrcd^ter ©tjuobe immer
mel^r ab unb räumte bem S)eiSmuS fomie ber Slouf*
feau'fd^en Sentimentalität baS gelb. 3Kan fud^te
einen SDJittcImeg gmifd^en ben Sorfd^riften ber
reformirten Aird^e unb bem Unglauben. ^ierauS
ging eine Srfd^Iapng l^erbor, meldte, mie ©roen
bau $rinftcrer fagt, meit fd^neKer eine bauembe
jfranf^eit l^erbeifü^rte, als bie gf^rtfe^ung eines
befte^enben UebelS. ^Qmälig emanci))irten fid^
bie jfatl^olifen. 3n ber Stationalberfammlung beS
3o]^reS 1796 traten eine Sugal^l fatl^olifd^er 9lb«
georbneten 93rabantS boubelnb auf; allein eS be»
fanben fid^ mehrere Sd^einfatl^oUfen unb mobeme
^bttofop^^n wwter i^nen. 2Die oranifd^«caIbini«
ftifd^e ^Partei ^aiit unterbcffen im 3. 1795 burc^
bie gflud^t SBil^elmS V. i^r §aupt unb ibre Stü^c
berloren. S)ie „Patrioten" mürben SKeifter; balb
iebod^ löste bie Partei ftd^ auf. Sine neue Spal«
tung entftanb gmifd^en göberaliften unb Unita»
riem. ßrftere fd^märmten für ein Sünbniß un«
obl^öngiger Staaten, legiere für ein me^r gufam»
men^ängenbeS gefd^IoffeneS poIitifd^eS fieben, unb
gmar, mie in granfreid^, auf boüftänbig neuer
©runbloge. 3« ben lebteren gehörte bie 3Ke§r=
gabi ber ffatbolifen. ?Iue Parteien fKmmten bei
ber 9JationaIüerfammIung beS SabreS 1798 in
ber aufbebung ber ortbobosen StoatSfird^e über«
ein. SiS gum Sabre 1814 jebod^ bermo(^ten bie
ffotbolifen feinen bebeutenben ginfluß auSguüben
obgleiA bie eonftituHon beS SabreS 1798 auf poli-
tifd&e ©leid^bered^tigung lautete. Snbeffen mürbe
aber gu SBarmonb in ber ©iöcefe §oarIem bü§
erfie ^riefterfeminor c^egrünbet. äu§ blieben bie
ffotbolifen im 3. 1806 nid^t untbätig bei ben
Serbonblungen über boS ©efc^ für ben ßlementar«
unterrid^t. Dbgleid^ in fpöteren 3nbren biefcS
®efe^ bieffatbolifengubeeinträd^tigenfd^ien, mar
eS für ben Slugenblidt ein §ilfsmittel, um ber
ortboboj-calöiniftifd^en Suprematie bie Stime
gu bieten, unb alS foId^eS ein crmünfd^teS ßreigniß.
„6in d^riftUd^er, nid^t bogmatif(ber Unterrid)t,
biftorifd^ unb fittlid^ obne ©laubenSfö^e", fd^ien
bomalS nod^ ein SRettungSanfer für bie ßuItuS»
freil^eit ber ffatbolifen unb ein ÜJ^ittel, um aflmälig
gur SluSübung ibrer Sed^te gu gelangen. ®iefe
maren gmar conftitutioneU garantirt, in ber ^rari§
379
5?icberlanbc.
380
iebod^ nod^ nid^t burd^fül^rbor. S)te g^onftitution
bcSSal^rcS 1815, bur^ tDcId^c fämmtlid^c nicber»
lönbifd^en ^roDin^en unter SBill^elm I. ein ^u«
{nmnienl^angenbed ffönigreid^ gemorben, toax ben
CalDiniften nid^t günftiger. S)a§ ®efe|, »etd^eS
baS regierenbe ^auS jum Sefenntni^ be§ SalDi»
nidmud t)er))fli(l^tete, mürbe obgefd^offt unb über'
f^awpi fein @!ultu§ me^r ermöl^nt. ^a^ bie htU
gifd^e ©eiftlid^feit, {q olle Ratf^olxUn ba§ neue
@9ftem ber ©leic^gültigfeit in SleltgionSfad^en,
toeld^eS öon bem 3Kinifter öon 3KaQnen ausging,
nid^t ol^ne bange ^l^nungen j^innal^men, brandet
nid^t gefagt }u merben. ^n bie Spxijt ber Oppo*
ptionSpartei in Belgien flellte fid^ ber ©enter S3i«
fdjof SWaurice be SÖroglte, ber öon franjöftfd^er
^erfunft toar. 6r f orberte größere ©arantien üon
ber Siegierung unb äußerte fogar ben SBunfd^,
Selgien unter bo8 ©cepter ber 93ourbonen geftellt
gu feigen. ^Oein ber burd^au§ fatl^olifd^e unb anti»
loQönbifd^e ©efd^id^tsforfd^er be ©ertad^e u. %.
urtl^eilten, baft ber SSifd^of unöorfid^tigc Slnfor-
berungen [teilte unb mit Unred^t gu olten, unmög«
lid^en ßuftönben gurädfgufel^ren h)finfd^te. 3nbe|
))rotefttrte ber gange belgijd^e 6pifco))at gegen bie
©leid^berec^tigung aller ^Religionen unb toamte
feine ©emeinben öffentlid^ öon ber ffangel l^erab.
S)ie neue Sonftitution n)urbe n^egen beS SlrtifetS
ber freien Seligion öertoorfen, tarn aber bennod^
gu ©tanbc. 2)ie Sifd^öfe weigerten ftd^, toegen
beS ben SuItuS betreffenben ^rtife(§ ben Sib gu
leiften, unb ber SSifd^of öon ©ent »anbte fid^ in
biefer Sad^e 1815 an ben pöpftlid^en ©tul^L
$iuS VII. f onnte bie Haltung be§ belgifd^en 6pi«
fcopateS nur gutl^ei^en, aOein er rietl^ gu einer
Qform be§ ßibeS, tooburd^ einerfeitS ber ffönig ber
Sreue feiner fatl^oUfd^en Untertl^anen öerfl^ert,
anbererfeits aber bie fatl^olifd^en ©emütl^er be»
ru^igt tt)ürben. 3n biefent ©inne rid^tete ber ^apft
ein eigenl^änbigeS ©d^reiben an ffönig SBill^elm.
3m SÖ^onat 5mai 1817 tourbe SKfgr. be aWean,
Weld^er bei feiner ßmennung gum 3MitgIieb ber
erften Kammer ben gib auf bie Serfaffung ge»
fd)tt)oren l^atte, öom ftönig für ben ergbifd^öflid^en
©tu^l öon Wcd^eln öorgefdf)Iagen. ®a er er«
flärt l^atte, ba^ fein gib pc^ in Setreff ber Ser-
maltung confejftoneller ^ngelegenl^eiten nur auf
bürgerlid^e ©a^en begiel^e, unb er feine§tt)eg§ ge«
fonnen fei, bie öon ber fatl^olifd^en Äird^e öerur«
tl^eilten ©ä|e gu öertl^eibigen, erl^ielt er bie pöpft-
lid^e 93eftätigung. ©el^r öiele Äatl^olifen erflorten
fid^ nun bereit, im nämlid^en ©inne ben 6ib auf
bie SSerfaffung gu fd^tüören. SMfgr. be 99rogIie fejte
jebod^ feinen SBiberftanb fort unb öertt)eigerte bie
Sbl^attung öffentlid^er ®thtit gelegentüd^ ber f)od^«
geit bed ^ringen öon Oranien, n)ö]^renb bie übri»
gen Sifd^öfe il^ren Pfarrern fold^e öorgefd^riebcn
Ratten. 3lun tourbe burd^ ben SKinifter r>an ^aa*
neu eine gerid^tlid^e Serfotgung gegen ben ©enter
Sifd^of eingeleitet. S)er Sifd^of wollte bem 6iöil»
geriet nid^t baS SRed^t guerfennen, in biefer ©ad^e
gu l^anbetn, öerlieg baS Sanb unb würbe in
contumaciam öerurtl^eilt. ©ein ©enerolöicac
Sefure, aud^ ein f^rangofe^ mürbe im SRonat SRai
1818 auggetöiefen. S)er93i)d^of felbfi ftarb 1821
gu $and. 2)ie ©enter S)om]^enen erhärten fid^
bereit^ ben Sib auf bie Sonftitution gu fd^wdren
für aUeS, waS ba§ bürgerlid^e fieben anging, unb
ber ßiapitularöicar mürbe öom ffönige anerfannt
S)ie IRegierung moOte aber bieffibjter, ^oceffb*
neu, SKiffionen u. f. m. einer fd^en Sontrole
untergiel^en; ba§ SRinifterium begünjtigte bie ®e»
feflfd^aften ]^oQönbifd^»rationaUftifd^er Zenbenj
unb benad^tl^eiligte bie fat^oIifd^enSinrid^tungen;
furgum, bie ^Regierung bemül^te fid^ offenbar, bie
JHrc^e gu bel^errfd^en, obgleid^ ber ffönig mit bem
pöpftlid^en ©tul^Ie ein Soncorbat abfd^Io^. 2)(qu
!am, ba| im 3. 1818 für ben reformirten Suttud
1 300 000, für ben fat]^oIif d^en 1 800 000 glonnS
beftimmt mürben, möl^renb bie jfat^olifen bod^
ungef öl^r gmeimat fo ga^lreid^ marcn mie bie $ro-
teftanten. SlUe biefe Wa|regeln tonnten bie Stat^o»
lif en nur erbittern. ® ie ^Regierung l^ingegen meinte,
man muffe ben eingebrungenen antinational-frau"
göftfd^en ©inn unter bem gteruS befftmpfen imb
fud^te be^megen il^ren ©d^u^ bei ben Siberalen.
S)arau§ entftanben bie übertriebenen SSorfd^nften
l^infid^tHd^ be§ ©ebraud^eS ber nieberlonbifd^
©prac^e, meldte fpötergurüdfgegogen werben tmt|«
ten, um einer SReöoIution öorgubeugen. Ser SU»
nig grünbete aud^ ein öon il^m abl^ängiged Gol-
legium philosophicum, an bem bie © eiftlid^f eit in
feinem ©inne auSgebilbet merben foUte, obgleid^
ber ßrgbifd^of öon SRed^eln gum tebendlöngltd^en
Kurator angefteüt mar unb bie $rofefforen nic^t
ol^ne beffen Sffiiffen ernannt mürben. Wt ©emina-
riften follten fid^ im Gollegium philosophicum
gu ben tl^eologifd^en ©tubien öorbereiten. 90ein
bie 93ifd^öfe befd^Ioffen, feine ©d^üler in i^re ®e»
minarien aufgunel^men, meldte burd^ baSSoÜegitun
gegangen, unb fo mürbe bie @rri(|tung beweiben
eine ber Seranlaffungen gur nad^maligen Sfteöo«
lution. Sie SRegierung ftanb gmar ber ©lauBenS«
lel^re ber betgifd^en ©etftUd^feit gteid^gültig gegen*
über, allein ^e erad^tete at§ fel^r mic^tig bie gfrage
be§ canonifd^en 9ied^te§, meld^eS bie ©tellung bed
l^eiligen ©tul^Ied gur S^egierung fei Ueber biefen
^unft foflte ber ©eiftlid^feit im Kollegium bie
änfid^t ber Siegierung beigebrad^t werben. S)a3
SSerl^öUni^ gum l^eiligen ©tul^I blieb iebod^ du-
ftig genug, um bie Serl^anblungen über ein Son*
corbat wieber aufgunel^men. ^Belgien rid^tete ftd^
nod^ immer nad^ bem @ioncorbate bed 3a^re§ 1801.
S)ie nieberlönbifd^en ffatl^oUfen würben wie eine
5Ki[fton betrad^tet, weld^e, burd^ einen ßrgpriefler
öerwaltet, öon bem ©efanbten be§ l^eUigen ©tu^leS
abl^öngig war. S)er jfönig j[ebod^ flrebte eine
befjere ^Regelung beS SuftonbeS unb ein SSerl^öIt«
ni^ gu 9tom an wie baSjenige Waria Zerefki'S
ober 5RapoIeon§, wäl^renb ber ^apft fid^ — bem
protcftantifd^en ftönige gegenüber — auf ben
©tanbpunft be§ 3:rienter SoncilS fiellte. 3nfolge
beffen tonnte erft 1827 eine Vereinbarung getroffen
SSI
5RieberIanbe.
382
tocri)cn. (Kapitel tmirben gegrflnbct Seminarien
crrici^tet, unb ber Sefuc!^ bei Collegiom philo-
Kmhienm umrbe famltotit). Die liberale Partei
f^ ft4 inbeffen mel^r unb mel^r. 9n il^rec @pi^e
Ponb be Rottet auS Srügge, ber ben ©eifllid^en
frinblii^ gefhint, mit bem 9Rini{ler t)on ©obbel«
fc^TDQ bo^en innig befreunbet mar. Sr unb feine
^ßartdgmoffen erlauben il^re @Kmmen gegen bte
fog. clmcalen Uebergriffe unb ffel^ten um S^ettung,
als ^onbte eS fid^ um bie Sinfül^rung ber fpani-
f(^ 3nquiption, fo ba| bie älegierung ftd^ ge*
ndt^gt fa(, Sd^ritte )u tl^un, um bie antifatl^o«
lx|d^ 9ttfQ)iegIer gu befd^mid^tigen. ^nbererfeitS
entftanb aber borauS ein aRi|trouen, meld^eS bie
3aijH ber fhibirenben Sl^eologen bis au^ bie ^al\U
rri>itciite. Der SRinifler tan Qi^ttt toax einer ber
^mnptagittttoren in ber SBemegung, meldte bie
lonigli^Ne 9Rad^ ju fräftigen BeatoedHe, biefelbe
aber f(^Ue|Iid^ gerabe untermü^Ite. 2)ie fiiberalen
cr^bcn me^r unb mel^r bie Stimme, bie treffe
fUid^Ut boS SoH auf. Sinige ®eipd^e nmrben
aac^Wdj^ Suf^una gegen bie ^Regierung an»
geflagt 9Iun ging oe $otter jur fatl^oUfd^en
^ßortd über unb }og für bie 3efuiten in'S f^elb,
tDä^mb er bie Stegierung bef[o l^eftiger angriff.
3er Pdnig unternahm eine Steife burjl Belgien ;
überall fanb er ^anbel unb 2(nbuftrie im 9luf «
Uo^ei^ überoS tmtrbe er mit 6ntl^ufia§mu8 be»
gm|t S)aS gefd^]^ im ÜRonat 3Rai 1829. j?ö-
nig SBil^Im nnüigte barauf nod^ in einige anbere
Conceffionen ein; ed burf^en nun lieber üeine
Seminare u. f. tt. gegrünbet merben; für ben
(EitItnSiimrbe mieber ein aOgemeiner Sbminiftrator
ernannt, unb ber unbeliebte ÜJlinijter Dan ©obbel*
k^q oarb cntlaffen. Sine gönjlid^e gfreil^eit be§
Unterri^td tmtrbe inbeffen nod^ nid^t geftattet. 3)a3
neue für ben ßlementarunterrid^t vorgelegte ©efe^
iDor ben nörbtid^en ^rooinjen ein S)om im ^uge,
veil bie 99elaier eine 5u gro^e gfreil^eit erl^ielten;
biefe felb^ aoer fanben il^re ^reil^eit baburd^ nod^
}tt fe^ beeinträd^tigt; baS ©efe^ mürbe fd^Iie^Iid^
|Knt(fge)ogen. Sin fSniglid^er 6rla^ Dom 27. ^ai
1880 gab bie ßrrid^tung privater Slementor»
}dfaltn frei, loi^u nur nod^ bie ©enel^migung ber
SemeinbeDemxiItung unb ein ©utad^ten ber $ro>
oingiolftaaten erforberlid^ fein foQte; biefe t^freil^eit
axir namenttid^ für bie füblid^en ^roDinsen Don
Sro|cr99ebeutung. @d^Iie|lid^ erfd^ien am 4. 3uni
ria fdniglid^d ßbict, morin ber ©ebraud^ ber
fnm^dfifd^ ©prad^e für facuItatiD erflört mürbe.
mein cd mar }u fpöt 3m @üben mar bie SSe*
Dölfemng t)on t>erfd^iebenen Seiten aufgereiht.
Sie I^It(oIi^en reid^ten ben Siberalen bie ^anb
{BT Oppofttion. 3m ^aag baute ber ffönig nod^
oof bie Sfrüc^te ber {üngjtcn Soncefftonen unb ben
Sonf feines SoIfeS, aSein baS 93ei|piel gfrant-
mSß unb ber 3uIiret)oIution mirfte fo jünbenb,
ba^ boS 93oIf, melc^ed fortmöl^renb burd^ bie fran*
)dfiK^ treffe bearbeitet mürbe, nid^t langer ju
Mbbigen mar. 9m 24. Suguft 1830, nad^ ber
laffu|rung ber Oper i,S)ie Stumme Don $or-
tici'', morin ba§ Sieb Amour sacrö de la patrie
rends-moiTaudace Dorfommt, entftanb in Trüffel
ber erfte Stra|en!ramatt. Sm 26. mar ber $öbel
bereits SKeifter in ber Stabt, el&e ber Äönig Don
biefen Sorfommniffen eine Sil^nung l^atte. 95alb
sogen bie bciben ^JJrinjen mit Sruppen nad^ bem
Süben. SMer SKonate fpäter mar bie §älfte Sei-
gienS abgefallen. S)er ^rinj Don Dranicn fam
am 4. October in ^Begleitung be§ pöpftlid^en
SntemuntiuS Sapaccini ^um ^meiten !IRaIe nad^
Belgien, um eine etmaige abminiftratiDe 3:rennung
Don 9lorb unb Süb ju bemerffteüigen. ®er Wittcl«
taub fd^ien ba}u geneigt, aber baS 93ol! mar ^u
el^r gegen bie oranifd^e unb calDiniflifd^e §err«
d^aft auf gebrad^t a(8 ba^ man eS eined Seff ern
l^ötte belehren fönnen. 3m Sldgemeinen l^atte aud^
bie ©eifttid^feit eine Abneigung Dor bem Oranier,
meld^em Siele nid^t einmal baS Sed^t juerfannten,
überhaupt über Belgien in l^enfd^en. S)ie burd^-
aus franjöfifd^e ßrjiel^ung Dieler taufcnb Bürger
unb bie fran^öfifd^e treffe DoHbrad^ten ba§ Uebrige.
Cnglanb arbeitete l^inter ben ßouUffen für feine
eigenen 3nterej)en, unb jmar burd^ bie ?|}almer»
fton^fd^e ^olitif. SBergeblid^ bemül^te ftd^ ber
^rin^ Don Oranien, bie erregten ©emütl^er burd^
fd^5ne 33erfpred^ungen ^u bef^mid^tigen, fo ba^ er
fogar infolge beffen ben ^ollönbem Derbö(|tig
mürbe. S)er Slufftanb l^atte bereits ^u meit um ftc^
gegriffen. 3n ber gelegentlid^ ber ßröffnung ber
©eneralftaaten am 18. October gel^attenen Sl^ron-
rebe prociamirte ff önig SBiD^elm I. bie Trennung
ber beiben 5RieberIanbe. 3ni SDbnat SloDember
mürbe gu Srüffel ba§ ßauS Oranien beS S^roneS
Derluftig erflört. ®ie Diplomatie, Dorjüglid^ aber
franjöfifd^e 3:ruppen l^alfen nad^, um bie burd^
bie ftegreid^en l^otlönbifd^en Gruppen nod^ Der«
l^inberte Spaltung unl^eilBar ju mad^cn. 9I§
fd^Iie^Iid^ nad^ mel^reren 3al)ren, Dorjüglid^ in
Setreff ber ^roDinj Simburg, eine Vereinbarung ju
Staube gefommen, als ffönig SBil^elm abgetreten
mar unb fein Sof)n ben meberlänbi|d^cn Sl^ron
beftiegcn l^atte (1840), fd^ien für bie religiöfen
Parteien in ben Slicberlanben baS OTorgenrotl^
frieblid^crer 3:age anjubred^cn. S33il§elm IL l^atte
einen gro^müt^igen Gl^orafter unb Derl^ielt fid^ bem
ßalDiniSmuS gegenüber jicmlid^ gleid^gültig. ®ür«
aus folgte, ba^ er bei ben ßalDinem in geringcrem
^Infel^en ftanb als feine SSorgänger. Somo|l bie
Ausübung beS fatl^olifd^en, als bie beS l^eterobo^^«
calDiniftifd^en, beS luti^erifd^cn i^uItuS u. f. m. mar
il^m red^t, unb bie SSerbefJerung ber Sage fämmt«
lid^er religiöfen Parteien mar il^m gerabe |o er»
münfd^t, mie j. S. bie ber zerrütteten gfiiianjen.
^ferner fudftte er bie gegen bie ßinrid^tung beS
rationaliftifd^enUnterrid^tSerl^obenenSefd^merben,
morin bie ortl^obojen ßalDiniften mit ben ffatl^o«
lifen übereinftimmten, ju lieben. 9HIein baS Sanb
mar, mie gefagt, burd& bie rationaliftifd^e ^l^ilo«
fopl^ie bereits untcrmüfitt. 2Bie f oEte bem f o plö^lid^
abgel^olfcn merben fönnen ? 6in föniglid^cS beeret
regelte bie ^uSfül^rung beS jüngften Unterrid^tS«^
gtfetfeS gu ©unweit btt gläutiigen @I|rißtn, tiaS
^Jrinciti ithoä) iVitb fotifiepe^en. ffion proteltair
rtj^er ©eile ttfjob fic^ aber ein ®e|ii)rct, als
niütben bie Stieberlonbe nun balb „buri^ Kom
be^errfd^i". 3)ie geipUdEitn Sorporationen SBra-
bantS unb SimburgS erhielten bie ^Jrcibeiten JU'
rüd, tätigt fit unter ber SRegieiung SBil^etinS I.
t^eilroeife eingcbü||t Ratten. S)er Rdnig noDte
nun nuc^ ba@ Don feinem dualer mit bem pö^ft-
III^ ©tu^l obgej^tofjene fioncocbat, nielctie« bii
te^ fflum fierüdfi^tigt rooiben, jur 9Iu8(üt)rung
gelangen lafjen. ©eine $Iäne jc^eiierten JebDc^
an ber ©timmung feiner Umgebung. (Sä mar
g, 9J. unmöglich, für Wmfterbam einen SöifiidDf er-
nennen äulalfcn. 9iun fam (olgenbe SlQeteinbarung
}u @tanbe. 3)ie nörbüiiien ^rotitnjen blieben unter
Set fieihing eineS fog. SBice-SufieriotS ber '^oDän-
bifditn 3]]i{{ion, Sftfgr. »an Surium. 3)ie betben
füblii^en ^lODinjen mürben in ofiDJloIiji^t 9)ica-
riate nertfieilt : 1. gang Simburg mit bem Pfarrer
3. 91, SßarebiS gu SKoermonb an ber ©pijie, ber
nun jum ^\]ä>o] Don fttrent i. p. i. gemeil|t mürbe; :
2. baS Sicatiat ®raDe, Stabe^eQn unb Stegen,
Dereint mit ^erjDgenbuji^, unter ber £tituitg tion
Illfßr.3)en5)ubbelben,!9if^ofoonffimmau3i.p,i.,
beffen Eoobiutor 3. Sicijlen, 5ßfflrrer gu Silbnrg,
btr na^malige Srjbtlc^of oon utret^t, jum Stfi^of
Don ®erra ernannt toiirbe ; 3. boS SÖitariaf Srcba,
bepen Oberhaupt, ÜHigr. Dan ^oogbonil, ben
3:ilel eintS !Sifi$i]F§ ucn Xarbonia i. p. i. erhielt.
JTünig SSiltielm U. befümmerte fi^ ni^t Diel um
bie ree circa aacra; er übte baS IBniglid^e Hßlacet
nur notd biä gum 3a6« 1848- ^^^ 'eit't« "
eine 9)er{ül)nung ein jlnift^en ben ort^obOEen Sa!* j
üinijlen unb ben [ogeii. Slbgettennten (Äfgescbei- ,
denen), meld^ie Weniger ftiengen !ßDr|t5ri(ten ber
Äirct|enle£|re na<i)Iebten unb Don i^ren ©lau-
benSbräbern Dielerlei !l?ad)fteDungen ju erbulben
Ratten. TOit einem äfflort, ber Äflnig üble in reli-
giSjer JBejie^ung eine Derfö^nlii^e Sßolitit oü9,
e« bauerte jebo| bi§ jum Sa^re 1847, ebe er ft^
bemegen liefe, feine 3uftimmung gur SteDifion oer
Sonftitution gu geben, tooraui birecte SBalilen,
eine größere ^freilieit beS Unterri(^t§, 3}erein§rec^te,
Dorjtigliiid aber bie ^luf^ebung be§ tSnlgli^en
Sßlacetl unb anbere SQort^eile für bie Aat^olifen
^erDorgingen. Sin gang (reieS fatbolifi^ei Seben
lonnte jeboc^ no^ nid^t entftefien, mcil ber Staat
in tir^lie^en Slngelegen^eiten bie Ober^anb behielt.
5)ie 5|Jarlei ber ^IJrehiger eiblidte natürüi^ in ben
Hrfileln, roclö)e ben «atbolittn mel)r Sreibeit ge-
mäbrten, eine neue ©efa^r, oon „Sfiom" über-
uältigt gu nerben ; allein baS Slenb. tueld)e§ bie
franjSfift5eiReDoIutiona848)I)erbeifüf|rte,ftimmte
iBielc gur Ülad^Mt, unb |o na^m baS ESolt beim
aui) bie neue Sonftitution mit [tiQer @enuglf)uung
entgegen. SüeTOonatslc^rift „SDerffolfioli!", baä
ÜBoifienblatt „3)ie fttt&oIiftScn Stimmen", baS
Sageblült „5Eiie 3eit" oeibreitelen fu^ immer me&t
unb Satten ibren eigenen SBirfungSfreie. 'Quz SÖe-
friebigung fanben bie Äatbolifen. ju Sejc^roerben
lanbt. 884
Ibic 9Iii!(|tIatf)olifen 9)eranlaffung, oli im 3a^rt
j 1853 unter Sfiotbecle'e ÜRiniflerium ba8 Kon-
corbat com 3a^re 1827 enbli^ auSgefö^rt unb
' bie bii^Sflii^^ ^ierard!)ie buri!^ baS gongt Sonb
mieber^ergeftellt merben foHte. Sin bOp^Iti^
%teDe Dom 4. ÜDIärg 1853 t^etlte baS ff&nigin^
I nun in fünf ^i^t^ämer: S)o8 ISrgbiSt^m lure^
l(fräbi)d)Df SotianneS SKtif«!)- bit »iflt^fimtt
ijaailem (^iji^of 3ac. Dan SSiee), fenügen*
bufcE) (admin. apost. 3i>banneS Snitftn)' %lnba
(Sifi^of 3i}ganne€ Dan ^ooQbond), Koermonb
fißif^of 3o(ianne§ »ug. SSarebiS). ®on biefer
Ulafercgel erwarteten bie Ütit^Hat^ofifen bie ent-
fejiicbften folgen für ben eigenen ©laubtn unb
i^re grei^eit. 3n mant^en ©tobten mürben bun^
allerlei 5nittel5!Dm(ramane als ^rDtepotiongtflO»
bie )iät)fllic()en „Uebergriffe" gu @tanbt gebca^
(Stpiilbemegung), fo ba| X^oxbtit'S tÜai^fDlgti
ee für nötbig ^ielt, bur^ gemiffe pebantif^ !{)«•
orbnungen feine ®egncr gu berutiigen (Wet op de
kerkgenootechappen). ©o mürbe g. SB, ehtfett-
bot beS ©locTengeläuteS erlaffen, ein anbertS, hkI-
c^ea ben ^rieftem baS öffentlidie SIragen i^rtr
flirt^engemänber bei Segräbnifjen , bei £ßerfelg«
gangen u, f. m. unterfagte. 3m 3- 1357 gab ein
neue? ©efe^ für ben Slementarunterrt^t oufs
9Jeue fflerüntflffung gu heftigen ©treitigteiten. 3)er
obengenannte ort^oboj'cotoiniptf(^e @roen Don
Sjjrinfterer mar ber große SJorHmpfer beS SßrincipB
ber confeffioneKen ©c^ulen. 911Ietn ber ©tbonft
fc^eiterle in ber flammer am SBiberfianb btrSibe»
ralen, meldfie nur bie Sffiorle ,(Srjie^ung ju i^rip«
lidien Sugenben" im @efebe gultegen. Sin neues
Untertid^tSgefe^ tam im 3. 1878 gu ©tonbe.
91Dein baS alte rationnliftifc^e $rinctp foroie bie
confeffionSlofe 6inrid)lung muiben beibe^atten;
bie ttlbänberungen betrafen ficuptfdc^IicEi finongidEe
t^ragen. ©o mürbe auä) biefeS ©efefi auSfc^Iie^»
li<^ oon ben Siberolen gutgeheißen. 3:ro| oQer
©inbemiffe entfaltete fi^ bennocb bafl latbolifi^e
Seben, unb fi^Iieötic^, im 3, 1893, iß man fogar
fo meit getommen, einen fat^olif^en ©eifllit^n in
bie ffammer gu mäbten unb beim b&^ern Unter-
rii^t fporabifcl einen ffat^olifen gu butben, tooS
Cor wenigen Sauren no^ nii^t benÄar mar. 3abf-
loft confeffionetle (fatbolifdie) Schulen tcurben in
ben brei legten Sa^rjebnten gegriinbet.
Xie fünf £Bi§tbümer flnb jur 3nt folgenbcc-
maßen Uermaltet: ßrgbietbum Utrecht, ISrgbifd^of
iPetruS !DIattI)ia8 SnirterS; SBiSt^um ^aarlem,
Sifd&of ffaäpar 3ofepf) 9Kartinu§ fflottemanne;
^iStliiim ©erjogenbuj^, Sifc^of 3Intoniu§ Dan be
Saor; S9i§tbum Breba, SBif^of 5ßetruä üeqten;
SSiet^um Sloermonb. Sif^of 3^ranci§cuS Antonius
Hubertus SSoermanS. ffilofterorbcn finb butd^ baS
gange 8anb Deibreitet, unb jlDar SPrämonftrotenftr,
©ominitaner, iJranciScaner, 3efuit(n, Siroppiflen
u. f. 10. 3n ben proteftoiififc^ert ^roüinjen frab
bie patres in (Frmnugelung latbolifcber Sßeltgetfl-
lidien mit btr 3?trmaltung einiger Pfarreien be-
auftragt.
S85
9llein — SltercmBerg.
886
etatipif ^e8. 91q^ ber Ie^en3a]^Iung(1892)
iattnMe9lifberIatibe auf 88000 qkm 4621 744
SvBOBtäfm. Jlaä^ ^übntrS geogropl^ifd^-ftatifti-
f^ ZobeOen ffit 1898 gab e8 bem SteligionS»
befemitmffe no^ 1 590 000 j^atbolif en, 2 195 000
Mibibifd^ateformirte, 588000Qnbere9leformtrte,
7600 aonfenijten, 97000 3uben unb 82000
SnbertgUhibtge. SHe ftotl^olilen, für toeld^e eine
tfird^nnmij Utre(^t mit ben SiStpmem Utred^t
Sicba, ^«irlem, ^ei^ogenbufd^ unb Sloermonb be-
Mt W^ fi4 namentlid^ feit 1879, m fie be»
Kits 1897410@eeIensdbtten(1858nQ(i^®.$etri
oft 1 178627), beinal^e um Vt t)ermebrt unb bil-
bcn ^cnte fibcr 85 $rocent ber ® ef ommtbeDöIIdrung.
91a4f)e^cnbe ZobeUen mögen bie SSertl^eilung ber
flat^ifen auf bie ein}elnen $rot)inun unb bie
ciii)dneii S)töcefen, refp. aud^ bereu ^hrmel^rung
Munfc^id^ 3m 3. 1879 üertl^eilten fie {t($
fofgciibcr Ulanen i
|^s0Otai|ea.
Srot^olUen.
ipfarreien.
Uta^tUtn.
fbxbbmbant
411680
251
292
•flberlanb
170040
186
147
€ftb^Sanb
150610
95
101
9l0rb(oQanb
181960
108
121
6telanb
48120
88
40
tltn4t
68120
42
48
9ncilanb
26500
29
80
OocnjITel
79860
64
69
Sroningen
18000
15
16
2>tatt(e
6600
8
10
SiabiiTg
285920
168
240
6umna
1397410
954
1114
Son biefen ^roDin^en gel^dren gum SrgbiStl^um
ntxtd^: ntre^t, fjfriedlanb, Oüeriiffel, Groningen
mib Srent^e gau), bann ber größte Sl^eil Don
fielberlonb unb ein Heiner Zl^eil Don Sübl^oQonb
mb Don Storbl^oQanb; 5um ^istl^um 93reba: ber
gcöBte %^ ber ^roDtng 92orbbrabant unb @ee»
bmb; }um 9i§tl^um ^oarlem: faft gan^ @üb<
^Honb unb 92orb]^oQanb, foioie ein Zl^eil Don
Seekmb; §um SiStl^um §er5ogenbuf(i^ : je Vi
Don 9}orbbrabant unb ©elberlanb ; jum %i§t^um
Soermonb: bie gan^e ^roDing Simburg. SDer
@tQnb biefer ffiiöcefen »or im 3. 1890, refp. 1887,
mm tDeld^ So^re aud^ bie 3^^^ ber ftatl^oUfen
onfgenommen ift :
1887. 189a
826000 881700
162966 169960
Btmti
tuiUm 871000 400000
fia|o«eataf4 859000 886000
241782 260000 ca. 700
9r{efter.
ipfar« IHrc^enu.
reitn. ftapellnt.
636
269 821
233
91 140
687
228 809
606
239 423
a.700
190 227
1460747 1627660 2662 1017 1420
^ So^ffi ber ^rieper in ber ©iöcefe SRoermonb
fom be^l^alb nid^t genau angegeben merben, mW
vben ben 422 SBeltpriefiem gegen ober über 300
OrbenSinriePer fic^ pnben, bie Sal&I ber lejteren
lier fe^r Djecbfelt 8[n OrbenSprieftcm fmb burd^
kal gcmse Sonb l^uptföd^Iid^ Derbreitet: $rö-
»oajliuleufer, Dominicaner, tJfrandScaner, ^t^
Uta, Xrappifien. 3n ben proteftantifd^en $ro-
taqai ftnb OrbenSpriefhr in Ermangelung Don
8fx4<itf(ltfdiL DL 2. 8ufL
SBeltprieftem aud^ mit ber SSenoaltung einiger
Ißfarreien betraut.
(Sgl. F. H. van Heussen, Historia episcopa-
tuum foederati Belgii, Antverp. 1783; Idem,
Batavia sacra, Brux. etUltrajecti 1754; Moli,
Eerkgeschiedenisyan Nederland vöör de Her-
vorming, Amhem en Utrecht 1864 ff.; J. P.
Arend, Algemeene Geschiedenis des Yader-
lands, Amsterdam 1857 ff. ; W. J. F. Nuyens,
Geschiedenis der Nederlandsche Beroerten
in de XYI" eeuw, Amsterd. 1865 ff., 8 deelen;
Dezelve, Algemeene Geschiedenis des Neder-
landschen Volks, Amsterd. 1871 ff., 2 deelen;
De^elye, Geschiedenis van hetNederlandsche
Volk yan 1815 tot op onze dagen, Amster-
dam 1888 ff., 4 deelen ; P. Alberdingk Thijm,
H. Willibrordus, apostel der Nederlanden,
'sGrayenhage en Leuyen 1861 ; S)er]., $^ili))p
Dan anamis, §en Don St. aibegonbe, Äöln 1882
[SSereinSf d^r. b. ® örreSgefeEf d^.] ; L. Mozzi, Storia
delle Biyolozioni deUa Chiesa d'ütrecht, Ve-
nezia 1787, 3 yols.) [?«berbingf Xl^iim.]
^ittOy f. 2)ietrid^ Don 9{iem.
9ietem0etrg, 3o|^ann Suf ebiuS, berül^mter
fpanifd^er Sefuit beutfd^er Slbftammung, Dereinigte
in Dottfommener SBeife eine reid^e ffiiffenfd^aft,
foiDol^I l^eilige als ))rofane, mit großer fjfrömmig«
feit unb eifriger ^aftoraltl^ötigfeit. Sr tt)ar ber
fpötgeborene ©ol^n angefel^ener unb tugenbl^after
SItern, totlä^t Don 9Raria, ber Dertt)itttDeten Qit*
mal^Iin ffaifer SnaiimilianS U., au3 2)eutfd^Ianb
(ber SSater war ein geborener Siroler, bie SlWutter
eine Sa^rin) mit nad^ Spanien tt)aren l^inüber
genommen tt)orben. SufebiuS toax 1590 5u SRabrib
geboren unb geigte fd^on in parier Sugenb unge-
wöl^nlid^e Siebe unb ginfid^t für religiöfe ®inge,
Sanftmut]^ unb ^erjenSgüte. 6r mad^te feine erften
Stubicn in SKaorib unb befud^te bann bie Uni-
Derfitöt ©alamanca; l^ier ftubirte er§umaniora
unb SuriSprubenj unb unterl^ielt mit einigen gleid^-
gefmnten 3ünglingen eine ebenfo miffenfd^aftlid^
betriebfame als fromme unb tugenbl^afte ©emein-
fd^aft. 3mmcr mel^r aber ermad^te in il^m ber
®rang jum OrbenSIeben, ber fd^on länger in il^m
jd^Iummerte; bem Dcmel^mlid^cn 3ug^ ber gött»
Ud^cn ®nabe folgenb, entfagte er enblid^ aßen
3lu8fid^ten auf eine günftige Stellung in ber SBelt
unb trat mit fidlerem unb freubigem ßntfd^Iuffe
ju Salamanca in ben Orbcn ber Sefuiten (1614).
3118 ber 95ater Don bem bereits getl^ancn Sd^ritte
ffunbe erl^ielt, flagte er über Derfül^rerifd^c ©emalt,
toomit ber bopungSDoHe ©ufebiuS für bie ©efell«
fd^oft gemonnen morben fei. ©araufl^in gab ber
apoftolifdöe 5Runtiu§ in SKabrib ben Sefebl, e3
foDe ber So^n bem 93ater toiebcrgegeben toerben.
ßufcbiuS mufete alf o mibcr SBiUen in'§ SSaterbauS
jurüdffebren, unb ^llleS tourbe Derfud^t, i^n in ber
SBelt 5U bebaltcn. SDod^ Dcrmod^tcn bie @Ucm
einem frommen Drben§brang nid^t lang ju miber«
tebcn. 6r fe^rte jur ©efeDfd^aft jurüdf unb trat
bteftmal in ba§ DrbenSböuS ju SWabrib ein, mo
13
387
öliger.
888
er pd^ bolb burd^ feine tSfortfd^ritte im geipd^en
fieben auSaeid^nete. ^aä) mt\\Sf)nQtm IRoöidot
legte er bie brei einfaci^en ©elübbe ob, tourbe in
baS SoQegiunt gu Nicola aufgenommen, fiubirte
l&ier od^t Saläre $]^iIofol)]6ie unb Sbeologie unb
Derfol^ baneben boS fiel^romt eineS Sd^oIafticuS mit
t)iel difer unb ßrfolg; om meijtcn liebte er aber
bie @d^ule be§ ©ebeteS unb ber ^btöbtung. 3la^
feiner ^rieftertoei^e tourbe er in bie toletanifd^en
Serge gef(i^itft, ben armen Ummol^nem baS ^rob
ber SBal^rl^eit unb beS SebenS gu bringen, unb er
enttoidfelte ben fegenSreid^ftenSKifrionSeifcr. Sieben«
bei trieb er auf feinen apoftolifc^en SBanberungen
auä) botanifd^e unb mineralogifd^e @tubien unb
erwarb fid^ aHmälig ausgebreitete Äenntniffe in
ber 5Raturgefd^id^te. ?U8 aWiffionar unb als ®e«
lel^rter ^atte er bereits einen bebeutenben 92amen,
als er nad^ SRabrib gur Uebemal^me beS l^öl^em
Sel^ramteS berufen tourbe. 3n ber erften 3«t leierte
er 9laturtt)iffenfd^aftenunb ^^ilofopl^ie, fpäter aud^
baS tl^eologifd^e QfQ^ ^^^ ßgegefe. Sieben feiner
literarifd^en unb lel^r^aften Sl^ätigfeit lag er bem
©ebete unb bem ©efd^öfte ber ©eelenleitung mit
immer ttad^fenbem ßifer ob. Snfolge einer Sä)^«
mung Derlor er gule^t ben ©ebrau^ ber 3ungc
unb ber ^önbe, trug aber baS Ungemad^ ber
ftranfl^eit mit großer ßrgebung bis an feinen
gottfeligen £ob (7. april 1658). - 5lieremberg
mar ein fel^r tüd^tiger unb frud^tbarer @d^rift=
fteller, unb feine f d^rif tftellerif d^e 3:]^ätig!eit erftredf te
Id^ auf bie Derfd^iebenften ©ebiete meufd^Iid^en
Kiffens. 6in bleibenbeS 3ntcreffe be]^aut)ten feine
tl^eologifd^en 2Ber!e tl^eilS aScetifd^en, tl^eilS tt)iffen>
f^aftlid^en 3n^aItS. ©eine aScetif(^en Sd^riften,
auSgejeid^net burd^ l^eilige Salbung mie burd^
SReinl^eit beS ©tilS, tourben in bie meiften lebenben
©prad^en übcrfejt. S)at)on fmb Vida divina y
Camino real de grande atajo para la per-
feccion ; De la diferencia entre lo temporal
7 etemo ; De adoratione in spiritu et veritate
LL. rv Einleitungen gu d^riftltc^er SSoDfommcn«
l^eit in ber gorm öon ©oliloquien mit öormiegenb
erbaulid^er S^enbenj ; bagegen ftnb bie Doctrinae
asceticae sive spiritualium institutionum pan-
dectae eine me$r miffenjc^aftlid^ gel^altene ^S-
cetif. 3ttJöIf fördere Elbl^anblungen ftnb mit ber
Vida divina jufammengeftellt unter bem Xitel
Tratados espiritnales, 4. Impr., £n Madrid
1647. SDie 93iogra})]^en rül^men an Slierem»
berg befonberS feine begeifterte Sercl&rung ber
SKutter ©otteS ; biefe l&eilige ©lut ber 3)larienliebe
otl^men mirflid^ feine tj^eotogifd^en, gumalaScetifd^en
©d^riften. 6S ttjar il^m aud^ öergönnt, bie 6|re
ber l^eiligen Sungfrau, bcfonbcrS aber il&rcr un«
befiedften 6nH)fängni^, in eigenen ©d^riften ebenfo
geleiert als berebt )u befd^reiben. Sagu geboren:
De affectu et amore erga Mariam Virginem ;
Opera parthenica, de supereximia et omni-
moda puritate Matris Dei (Lugd. 1659), morin
eine Slngal^I gum 3:i^eil fd(|on gebrudfter ©d^riften
gufammengefa^t ftnb: De perpetuo objecto festi
Conceptionis immac. (Valentiae 1653) unb De
sanctitate instituti Festi certa (ib. 1657) ; Ex-
ceptiones Conc. Trid. pro omnimoda Deiparae
puritate expensae ; Theoria compendiosa de
solida veritate conceptae Deiparae absque
labe original! unb Sacrosyllabus de explieata
ab ecclesia et patribos scriptura pro imm.
Conc. Virg. (Valentiae 1656) ; De concordia
debiti peccati negati in Deipara cum gratia
Bedemptoris; enblid^ Dissertationes epiato-
licae de immac. Conc. Deiparae (20 Sriefe),
Antwerpiae 1655. S^mer ftnb gu nettnen:
Del aprecio y estima de la divina grada,
Saragosa 1640, beutfd^ bearbeitet Don ©ci^ben
u. b. £. S)ie ^errlid^feiten ber gdttHd^en ®nabe,
gfreib. 1862 u. ö.; Theopoliticiis seubreviaillu-
cidatio et rationale divinorum opemm atque
Providentia humanorimiy Antverp. 1641 ; baS
^^ud^ entl^ölt im erften Xl^eU bogmatifd^e Störte«
rungen ol^ne fheng f^ftematifd^e Orbnung; ber
smette ))ra!tif d^e unb moralifd^e Z^til befd^retbt im
^nfd^Iug an ben erften bie Slegierung berStoatm
burd^ bie Könige unb dürften nad^ il^rem äbeol,
bf em jte ein ^bbilb ber göttlid^en SBeltregienmg
ein fou. Sine f^rud^t ber e^egetifd^en ©tubien ftnb
!)e origine S. Scripturae LL. XII, Lugd. 1641.
SinemoraUfd^»aScetifd^e9lnt]^ologieau8benSäteni
unb ffird^enfd^riftftenem atter 3^iten bilbet bie
Hieromelissa biblioth. de doctrina evangelü,
imitatione Christi et perfectione spirituali,
Lugdimi 1659, ein umfaffenbeS SBer! t)on feite»
ncr ©elel^^amfeit. 9lud^ auf bem ©ebiete ber
§iftorie bemegte fid^ 9lteremberg mit ©lüdt in ber
Vida del gloriose Patriarcha San Ignacio,
Madrid 1631. SSon feiner claffifd^ Snibition
gibt 3(Udni6 Sigalion, sive de Sapientia my-
thica übri VHI, Matriti 1629. SSon ben ©d^-
ten natunuiffeufd^aftlid^en Snl^altS finb oit^uffll^
reu : Ctiriosa filosofia y tesoro de maravfllas
de la naturaleza, Barcelon. 1644; Historia na-
tnrae maxime peregrinae libris XVI distincta,
Antverpiae 1635. (Sin SSer^eid^ni^ fömmfiid^
©d^riften geben bie Opp. parthen., ebenfo ber
Succus prudentiae sacropoliticae ex nonnullis
Job. Eus. N. operibus expressus . . . Opera
Pauli Ant. de Tarsia, Lugd. 1659 (in benPro-
legg.) ; befonberS reic^l^altige eingaben f. bei de
Backer s. v. Sine meitlöuftge, über bie ttnffen«
i^aftlic^e unb f^riftfteQerifd^e SSiiffamreit beft
^lanneS jebod^ fel^r mangelhafte Stogropl^ie iß
ber Hieromelissa, unb bie nömlid^e aud^ ben
Opp. pmiJien. DorangefteQt (Sgl. Hnrter,
Nomenclat., ed. altera I, Oeniponte 1892,
395 sq.) [Ott]
^igetr, $eter ©eorg, ift ber latini^rte
9lame beS ^eroorragenben beutfd^en 2)ominicanetS
^. ©d^marj auS ber jmeiten §älfte beS 15. 3a^
bunbertS. Ueber fein Sebcn unb SBirfen toor Kfi»
l^er ebenfo menig 3uöerIäfpgeS befannt tote über
3a^I unb Umfang feiner ©d^riften. S)ie »iblio-
t^ief beS el&emaligen ©omintcanerflofterS gu (Kd^
389
9liget.
890
9M tnäfitU in {teben SamtnelbSnbm eine Stetige
D0fl SRonufcripten Don $eler ©eorg Bä^xmx^
Dd^e einet feiner 6(^üler, Er. Roniah @e^erUn
üun US8), nebjt eigenen unb Anbeter Sd^riften
^ejammelt ^tte. S)iefe SRonufaipte, gegenaörtig
in ba fgL StaatSbibliot^et au eic^ftött entl^alten
su^reit biogra))^if(l^ 9lottgen, meldte in baS Seben
5iefEd mcrfmürbigen äRonneS menigftenS einiget
Si4t bringen. £iner ber legten 9R5nd(|e beS ouf-
gc(K)bcnen iHoßerd^ P. Slpoüinar Siitterma^r, H^at
aai bicfen unb anbeten ganbfd^riftlid^en Duellen
in einem mitfriti{(!^9ftiMet)etfa^ten92eaoIogium
bed Si^flöttet S)ominicanercont)entg (^cmbf^rift
im fn^dfifl. Ori)inatiat8atd^iDe, 132 foL) eine 93io»
gcap^ bed genannten Iß. Sc^marg jufammen«
geßcOt unb gugleid^ bie Sbentitöt be§ P. $eter
@eorg &6fwati mit P. $eter 9{iget obet 92igri
Sn giä^et SBol^tf^einlicidfeit erl^oben. ^iemad^
»nrbc ^etet @eotg @d^marg im % 1434 5U ftaaben
ober ffaban (niddt Satbana in ber Sombarbei^ tt)ie
SReberer [Annal. Ingolstad. Acad. I, Ingolstad.
1782, 4] fd^ibt) an ber Sger in 935]^men geboren,
Qnbizte {tt Srudt unb trat mit 18 ^a^xm 1452
in ben Sonoent ber 2)omintcaner in Sid^ftötl.
^Met morb er balb eined ber l^eroonagenbften iHlxU
^iä)€r unb einer ber bebeutenbften ©elel^rten feiner
S/äL St loar nid^t bIo| in ben pl^tlofopl^ifd^en
mib t^logtfc^en 9Siffen{(^aften bemanbert, fon»
ben mul^ mehrerer @prad^en funbig, nomentlid^
ein gemonbter ^braift unb jfenner ber iübijd^en
9itetotnr; aud^ befag er bie @aht ber Siebe in
ngemi^id^ 9na|e. 92ad^ ooQenbetem 92o«
oidot begab er ftd^ auf (Sel^ei^ feiner Oberen
in ben fur^ Dorl^ reformirten Sonoent }u Seip'
lig. ©ort fhibirle er unter tüd^tigen Seigrem
Sibetorif^ Iß^ilofopl^te unb Sl^eologie unb mad^te
icine erßen literarifc^en SSerfud^e. Sr oerfa^te
nömlid^ im % 1457 ^ttiei Slbl^anblungen De
modo praedicandi, aud^ copirte er eine ^n^al^I
5er Don feinen DrbenSgenoffcn »erfaßten Sebr=
nüteL koeld^ in ber oben genannten ^aubf d^riften-
iommlung erl^alten finb unb einen intereffanten
Sinblid in ben @tubienbetrieb iener 3eit geioöl^ren.
3in 3. 1459 oertl^eibigtc er ju Qfteiburg im SreiS»
cfia öffentlich eine Steige Don Zl^efen mit fold^em
infolge, ba^ baS im nömlid^en Sial^re bafelbft ab»
gehaltene $roDingiaIca))itel befd^Io^, ben jungen,
Vrebfamen &tU^xitn 5ur meitem ^uSbilbung in
her S^ologie unb namentlid^ im canonifd^en
Sc^te an bie UniDerfttöt Don Bologna ^u fd^iden ;
eine folc^e SuS^eid^nung geioäl^rte ber Orben in
ber Kegel nur l^erDorragenben Talenten. 92ad^
pDeijö^rigen frud^treid^en @tubien bafelbft loarb
P. S^niar) Don feinen Oberen ^urüdgerufen unb,
shoobl erft 27 3a^re alt, mit bem Sectorate ber
2)coü)gie an ber fflofterf d^ule in Sid^fiött betraut.
^ UNir er au|erbem alQ $rebigcr in ber @tabt
nb in ber Umgegenb t^tig. Sine Sammlung fei«
■er $rebigten ^nbet ftd& unter ben ermöl^nten ^anb»
iWftni (L c. VI et VH). 3m 3. 1465 mürbe
P. @^^»xn3 na(^ ttbtn beorbert, um bort $btto>
fopl^ie 5u leieren unb bieSeitung ber @tubenten gu
übemel^men. S^ti 3al^re barauf (1467) erfd^eint er
als Sector ber Xl^eologie in Ulm (VI, 215*), mo
er wicberum neben feiner geleierten Sl^ötigfeit eifrig
in @tabt unb fianb bem ^rebigtamte oMag. 3ni
Saläre 1469 ober 1470 lourbe P. Sd^toara ^rior
be§S)ominicanerconDent§unb$orftanbber^Iofter>
fd^ule SU et^ftött. 2)ie nöfterlid^e SDigcijiIin, bie
miffeufd^aftlid^cn ©tubien, fomie nid^t minber bie
öconomtf d^en SSerl^öItntff e beS SonDentg (Dgl Sager-
bud^ be§ 2)ominicanernofter§ Std^ftött im bifd^öf«
UddenOrbinariatSard^tD fol. 79 u. 147) gelangten
unter feiner Seitung 5U großer ^Ifite. Slugerbem
mar er aI3 ^rebiger unoblöfftg bemül^t, 3tr-
lel^ren unb SDli|bräud^e ju bcfämpf en. Sein SBirf en
in biefer SSid^tung ging ^anb in ^anb mit ben
9leformbeftrebungen beS SSifd^ofS äBil^elm Don
Seid^cnau, ben bie ©id^ftöttcr Äird^e ju il^ren be»
beutenbften unb ein|Iu|reid(|ften ^irten säl^It. Um
jene ßcit trieben bie fog. Duäftoren (^bla^Dcr-
fünbiger unb SHmofenfammler), mie anberttärtS,
fo au^ in ber ©iöcefe ©td^ftätt il^r Unmefcn. ®er
$rior beS SDominicanerflofterS trat mit einer Sor-
tcHung Dor 93ifd(|of SOBiD^cIm, um il^n 5ur SSer«
reibung biefer Duöftoren, bereu lßerfönUd(|!eit
unb ©ebal^ren er mit ben büfterften gfarben fd(|il>
beri, 5u betoegen. ^terin recapituliri er aQe gegen
biefe Ouöftoren erlaffenen fird^Iid^en S)ecrete unb
a))^eUirt an ba§ ©emiffen be§ Sifd^ofS, ber Der-
l)flidetet fei, biefe SSerorbnungen mit aBer Strenge
in feinem SSiStl^ume burd^suf ül^ren , um „jene
SBöIfe 8U Derjagen" (DgLftatl^oKf 1891, 1, 574).
S)aS beutfd^e 9lei(^ befanb ftd^ bamals in großer
IBebröngnig megen beS brol^enben Sinbrud^g ber
Surfen. ®er granciScaner 30)^. Kaptftran unb
ßarbinal S3effarion bitten aud^ in ber Stobt unb
©iöcefe gid^ftätt ba§ Äreuj loibcr fie gcprebigt ;
$eter Sc^marj fd^Io^ mit feiner feurigen Sereb=
fomfeit fi(^ ibnen an (Dgl. feine Sürtenrebe u. f. m.
t. VI ber ang. 5micr. unb So? [f. u.] 313). 5lm
31. 5mai 1473 tourbc P. $eter Sd^toara ju 3n-
golflabt 5um ©octor ber 2:^eoIogie promoDiri.
^IS fold^er arbeitete er fd^on 3o]er5e|nte Dor SSictor
Don ßorben unb ^fefferfom in äBort unb Sd^rif t
eifrig an ber SSertbeibigung be§ ßieriftentl^ums
gegen bad talmubifd^e 3ubent]eum unb an ber %e»
fel^rung ber 3uben. ®a^ er aber (ogl. (Seiger,
30)^. SReud^Iin, fein Seben unb feine äBerfe, Seip«
5ig 1871, 227) ein getaufter 3ube getüefen, ift
nid^t ermiefen. ©agegen erjäblt er felbft (Praef.
in Tract. contra perf. Judaeos), „er l^abe loöb»
renb fcine§ ^ufentbaltcS in Spanien (Dor feinem
Eintritte in ben Orben l^atte er fd^on bie Uniocr«
fitäten Don SRontpeEier unb Salamanca befud^t)
im Vereine mit 3ubenfinbem l^cimlid^ Don 3iab«
binem bie l^ebräifd^e Sprad^e erlernt", Don meld^er
er in feineu ontifemitifd^en Sd^riften eine nid^t
geringe ftenntnig Derrötl^. ^ierburd^ toarb eS il^m
möglid^, in ^rebigten unb öffentlid^en S)i§puto»
tionen bie d^riftlid^c SBol^rbeit gegen bie tQlmu=
biftifd^en 3:räumereien ber3uben ju Dertb^ibigeu;
13*
891
IRiger.
892
beim, wie Dr. grf htdä^tti (Subenbüed^ün 0, 2;
ügL Y, 2 *>), l^at ^^ctruS Sd^ioaq prebiger orbenS,
tote er Don Solamin tarn, ^ebräifd^ unb orabifd^
gelernt offt ben iuben aufboten mit il^n 5u bt§"
putiem, fonberlid^ gu gfran^rt, 9tegenf))ura unb
SBomtS : Sriangt bei bem ^oifer, ba| bie iuben
gu 9legen{purg mußten an fein ))rebig gan". S)a3
meifte Sluffel^^ enegten bie ^ebigten, mlä^t
Ißeter ©jidworj im 3. 1474 ju Oftem unter
freiem Ipimmel in 9iegenSburg t)or bem bortigen
eifrigen Sif d^ofe ^einrid^ IV. üon abSberg (1465
bis 1492) unb einer großen Sul^brerfd^aft, an^
QuS ben äuben, gel^olten l^atte (Oefellius, Beruni
Boicamm Scriptt. I, Augustae Vindelicorum
1763, 224). ®en 3n^alt biefer geben, ie brei
Stunben bauemben ^rebigten unb 2)i§))utQtionen
legte er auf 2)röngen be§ genannten 93if d^ofS nieber
in ber anwerft feltenen ©d^rift Tractatus contra
perfidos Judaeos de condicionibus veri Mes-
siae i. e. Christi vel üncti, ex textibus he-
braicis, latinorum elementis utcunque figu-
ratis confectos; biefelbe mürbe 1475 ju ge-
lingen t)on Aonrab ^r^xitt be (Serl^uffen unter
feiner perfönlid^en Seitung gebrudtt. SDiefe 3n«
cunabel als S)rudffd^nf t ma^rfd^einßd^ ba§ öltefte
antiiübifd^e »ud^, gäl^It 49 Slätter in 4« unb
entl^ölt bie erflen $roben l^ebräifd^en S)rudeS.
3mei Saläre fpäter (1477) öeröffentlid&te er bei
bemfelben 95erleger ^©onrabuS ferner t)on ®er«
Raufen in ber fatferlid^en ftat ßfsling" ein SBerf
Dermanbten Snl^altS in beutf d^er @prad^e unter bem
Sitel (foL 316»): ^K^od^af l^amf^ial^, baS ift ge-
tülmecjt epn @temn beS SRefd^ia^ be| gefaßten
fung beS ^immlifd^en uaterS . . . 3ft gemalt allein
au^ bem alten gefecj qn einer erclerung unb be-
ftetigung befd friftlid^en glaubend unb cgu einer
befferung unb beferung ber armen Süben ober qn
einer fd^enbtung ^rS Dalfd^en ©laubend unb l^at
XI tractat." SReud^Iin in feinem „Slugenfpieger
(herausgegeben oon TOa^erl^off, Serün 1836, 25)
bemerft, ber Stern beS ÜJieffiaS „ift gu latin
unb JU teutfd^ getrudft". ®iefe Slngabe beruht
mol^I auf einer Sbentifidrung befi vorgenannten
lateinifd^en Tractatus contra perf. Judaeos
mit bem „©tem beS SKeffmS", ben man aller«
bingS als eine fej^r erweiterte beutfd^e Umarbeitung
beS erftem bcjeid^nen fann. 3n bem lateintfd^en
3:ractate mirb ber SSerfaffer mieberl^olt fr. Petrus
Nigri (nid^t Niger) genannt, unb aud^ SSeudöIin
(a. a. D.) nennt il^n nur fo ; im „©tem beS ÜWef»
paS" aber l^eijt er „©ruber $eter fd^warcj pre«
biger orbenS" (fol. 309 ^) ; in Dr. gdf§ „^ine«
Subenbüd^linS öcriegung" fommen beibe Flamen
t)or. 2)er lateinifd^en Slbl^anblung folgt ein %n-
l^ang oon 12 ©eiten mit ben l^ebräifd^en 92amen
unb ben SlnfangSmorten ber bibltfd^en Sudler,
bem l^ebräif d^en ^Ipl^abet in l^ebröif d^en unb latei>
nifd^en S^pen, bem S^ecalog unb einigen meffm»
nifd^en 3:ejten beS ^Iten SeftamentS bel^ufs leid^»
terer Erlernung ber l^ebröifd^en ©pra^e; einen
öl^nlid^en ^nl^ang ent^ölt baS beutfd^e 9ud^ mit
©elel^rungen über bie l^ebröifd^ (fonfonanten
unb SSocale unb über bie ©d^reibmeife unb 9xA»
fprad^e beS ^ebräifd^en. ZHefe Slnmeifungen gdtat
als ber erfte Slnfa^ einer l^ebröifd^ (Srammaüf
feitenS eineS d^ftlid^en ®tU^tttn in S)eutfd^Iatd>.
©ie fmb abgebrudft in ber anonymen Gommen-
tatio de primis linguae hebraeae elementis
a Petro JSfigro primum in lucem editis (mm
bem ^tborfer UnioerfttötSprofeffor ©d^toar^), Alt-
dorf. 1764. 9uSgäge auS bem ^Xradate' unb
bem „©tem beS SReffiaS'' finben fi^ bei Qudtif
I, 861 sq.; in SßolfS BibUoth. hebr. II, Ham-
burgi 1721, 1110 sqq. IV, 527 sqq.; Bibl.
Solger. n, Norimb. 1761, 187; Beimann,
Catalog. bibUoth. theol. System, crit. I, Hil-
desiae 1731, 359; ^an^er, Slnnalen ber ditem
beutfd^en Siteratur I, Mmberg 1788, 95 f., unb
namentlidd in Sonfl. Don ^amlifomsli, ^unbett
Sogen auS mel^r als fünfl^unbert alten uno neuen
Sü^em über bie 3uben neben ben Soften,
gfreib. 1859, 1, 614— 645. Sauer in feiner BiM.
libr. rar. m, 9lümberg 1771, 128, fagt tumi
„©tem beS ^efftaS" opus tam infrequens, nt
sint, qui dubitant, an umquam in luoem fiierit
editum.
Um bie Stit ber SRegenSburger SRiffion oet-
d^minbet P. ©d^mar^ auS ben Slnnalen beS Sid^
tötter 2)ominicanercont)entS. Sr blieb in StegenS-
)urg gurüd unb mürbe Sector an ber bortig^
fflofterfd^ule. 3m ^erbfle beS äa^reS 1478 ^-
bilitirte er ftd^ an oer Unioerfttöt Sngolfiabt für
altteftamentlid^e Siiegefe: quia fr. Georgias Nigri
de (>adana 0. Pr. quaestionem sibi assigna-
tam ex ordinacione facultatis competenter et
ingeniöse recitavit, ad cursum in biblia le-
gendum assumptus frdt (Eintrag Dom 20. Oc«
tober 1478 in bem l^anbfddriftl. 3)ecanatSbud^ ber
tbeol. t^acultöt I). (St laS über bie fünf fleineren
^ropl^eten, meldte biSl^er nid^t gelefen morben
maren (ebb.). 9{id^t lange banad^ finben mir il^n
an ber ©eite beS UngamfönigS SDIatt^iaS Sor^
DinuS, ber mit mebiceifd^er gfreigebigleit ftünfle
unb SBiffenfd^aften förberte, Sibliotl^efen unb
Sel^ranftalten errid^tete unb Don allen OtÜtn
l^er j^nftler unb ©elel^rte in fein Slei^ gu §iel^
fud^te (f. tJrafnöi, SWattl^. (SoroinuS, Sfreiburg
1891, 296). S)er jfönig l^atte in feiner ^upt-
ftabt bei bem S)omtnicanercont)ente eine pbilo«
fopl^ifd^-tl^eologifd^e ^fabemie (universale gym-
nasium philosophiae, theologiae sanctaeqne
scripturae) gegrünbet unb fie reid^li(^ mit Se^r>
mittein unb 6in!ünften oerfel^en. ^ter ©d^mar^
mürbe il^r Sorftanb, Seiter unb Seigrer. ^uS 2)an{«
barfeit l^ierfür mibmete er feinem SIRöcen fein
miffenfd^af tlid^eS $au))tmer!, meld^eS er Glypeus
thomistarum betitelte, mie er angibt : ea potis-
simum ratione, quia beati Thomae Aquinatis
singularem incomparabüemque doctrinamad-
versus impugnantes quosquedefenderenitar.
^etruS 9iigri geprt nömlid^ in bie 9tei]^ jener
Selel^rten ber ^meiten ^ölfte beS 15. äa^unbertH,
m
9li^u8.
894
tri^ Ptenge am 1^1. X^omoS feftl^telten unb aOen
ätorüdenbcn 9Reinungen unb 92euerung8t)trfud^en
atfgegoitraten. S)te fiepte bed ^quinoten galt i^m
aß bk r^tige, ber man ht allen 3)i§ctpUnen 5U
iolgm ^be (et in sacra theologia et in rermn
DatQraHamlinnianonimqaeactuum disciplina
anii» beati Thomae Aquinatis admirabilem
ooelieamqne doctrinam complectendam ab
omiubuB 6886 censeo). Sd^mot) bef(i(|rönft fl(i^
jebcK^ anf bie <h5rteTung einer Sleil^e Don aU-
ttactm Sfragtn ouS bem ®eMete ber formalen
Sogif (super arte veteri Aristotelis) unb ber
fröbicamenlenle^re^ n)el(i(ien er einigepf^c^ologtfcide
nnb erfnmtni^tl^eontifc^e Probleme, mie über baS
Ser^&Itni^ ber Sermögen 5ur @eele, über ben
Unterf^ieb Don Srfernitnil unb SBille, über ben
mtellectiis agens unb possibilis u. f. m., anfügt.
hierbei gie^t er balb gegen bie @cottften, balb
gegen bie 9lümtnaltf!en ober Xermini^en, balb
gegen bie SIbertißen, mlä) festere er xocifi in Rbln
peijßtalid^ fennen gelernt, gu gfelbe, befömpft il^re
Inffldliingen unb löst ni^t ol^ne Sd^arfftnn im
4oiiiifiif(tlen ®ei{}e il^re Sintt)enbungen (ugl.
^nnttl (Brfd^id^te ber Sogü im 3(benblanbe IV,
eeipiig 1870, 221 ff.). S)a8 SSer! tt)urbe gmei-
ad gdmtdt au ißenebig. guer{! im 3. 1481 unb
»ifbcntin 1504. Sie Se^ranftalt, mlä^t unter
9dff BifiDOXi* Seitung einen trielDerfpred^enben
Viff^nmng genommen, ging leiber mi) furjem
Sefiimbe unter ber ^errf ($aft ber Xürfen im 3a^re
1541 p ®nmbe. 2)a8 XobeSial^r beS $eter
Stigii tfl nid^t feflgefleüt; er fd^eint j[ebo(i^ ben
ctfin Shnd feines Cljpens nici^t lange überlebt
p ^ben, benn fdmmtlt(|e Siogropbnt {e^en feinen
Xob sttnf(j^ 1481 unb 1484 (Sigism. Ferra-
rioB, De rebos hungaricae provinciae 0. Pr.,
Tiennae 1887, m, 8, 449 sqq.; Quetif-Echard,
Scriptores 0. Pr. I, 868). «ßetruS Seuto 0. Fr.
iQuetif 1. c. 855) ift offenbar berfelbe mit $cter
Sigri ober Sd^nwrs, aber burd^ einen ©rudffel^Ier
ift fein Tractatns adversns Judaeos bejeid^net
qIS Tract. contra Indes. Slud^ ber $etru§ Saftet«
snftS, auf ben fi(^ Sd in feinem Chrysopassus
(}ent XLIX beruft, fd^eint mit bem Dominicaner«
wler ®. ©d^morj ibentifd^ ju fein. (SSgl. ferner
Fabricius-Mansi, Biblioth. V, Florent. 1858,
133; Frejtag, Analecta litteraria de libris
rvioribiis, Lips. 1750, 684 sq.; Touren, Hist.
deshommes illustres m, Far. 1746, 528 ss.;
35^er, «Dg. ©ercl^rtenlejüon s. v. ; gr. ff. ^ir-
H(ing^ Serfud^ einer Sefd^reibung fe]^en§n)ürbiger
«bliot^efen Seutfd^IanbS, erlangen 1786 ff., I,
198. n, 886. ni, 48 f. 552. IV, 138; Michaud,
Biographie universelle XXX, 598; Nouv.
Kogr. gen. XLIII, 604; 3. ©aj, ^ie »i«
Möfe unb Steic^fürften Don Sid^ftöbt I, Sanb§»
|tf 1884, 388 u. ö.) [ÜJJorgott.]
|li|KS, Sartl^olb, gontroDerftft unb SBei)^»
Mj^of gn Erfurt, mar geboren ju ^oltorf (^mif d^en
Sienbnrg unb 2)radPenburg im beutigen ^annooer)
m 7. gebruar 1590, ttne er felbfi in feinem Apo-
logeticus angibt, unb ftammte Don unbemittelten
eitern. @d(|on frü^ !am er nad^ Sterben unb
®o8lar, um bort bie erfte 93ilbung fid^ ju eigen gu
mad^en, unb bejog bann im 3. 1607 bie Unioer«
ptät §elmftäbt; l^ier mu^te er feiner bürftigen
Sßerl^ältniffe megen bei bem ^rofeffor ber Sogü,
SomeliuS SD^artint, ein Srontukt fud^en. 3n ber
tJolge erl^ielt er ein @ti^)enbium oon bem ^rin^en
Sigmunb uon 93raunfd^n)eig, Sifd^of uon OSna-
brüdC, meld^eS il^m ermöglid^te, im 3. 1612 ben
SRagiftergrab ju ermerben. @d^on bamalS mürbe
ibm eine @d(|nft be§ ÜRain^er 3efuiten SecanuS
über bie Kommunion unter beiben ©eftalten Ser-
anfoffung, mit biefem in Sricfmeddfcl ju treten.
Unliebfame S3orfommnif[e, bie ibn in ben ©treit
ber ^elmftöbter ^rofeff oren üermidtciten, uerleibeten
il^m ben Slufentbalt an biefer ^od^fd^ule. Sr Der-
Ue| ^elmftöbt, ging 5uerft na^ 3ena, fpöter mä)
SSeimar unb mar l^ier al§ 3nftructor ber föd^fi'
fd^en ^rinjen, u. a. be§ berühmten Sembarb Don
©ad^fen-Sßeimar, einige ^f)xt tl^ötig. Um biefe
3eit lernte er infolge ber S^rmürfniffe unter ben
Xl^eologen feines Se!enntniffe3 baS ^rincit) ber
reien Sibelforfd^ung aI8 irrig erfennen unb »anbte
1(6 1622 nad^ fföln, um bort mit ber fatbolifd^en
ißabrl^eit fic^ nöber Dertrout gu mad^en. ^ier
fanb er ^ufnal^me in bem $ro§elQten]^aufe, melc^eS
ber ßr^bruberfd^aft Dom ^eiligen ffreuje gehörte,
unb morüber bamalS ^erjog 9Ra£imiIian Don
Sägern als Sl^renDorßanb gefe|t mar. 9bd^ im
felben 3a]^re trat 9li||u8 gur fat]^oItfd(|en ffird^e
über unb empfing fpöter anä) bie ^rieftermeil^e.
9lad^bem er eine 3^itlang bie Seitung ber oben
ermöbnten ^nftalt geführt batte, Dermaltete er um
baS 3abt 1627 bie ^ropftei be§ Siftercicnfer-
5Wonncnf(oftcr8 ^ItboIbenSlcbcn unmcit JDlogbe«
bürg unb mürbe balb barauf jum Slbte be§ $rö-
monftrateuferftifteS SIcfelb am ^arj berufen. 3n-
folge ber ©d^lad^t bei Sreitcnfelb fal^ er fid^ gegen
6nbe September 1631 au§ feiner 3lbtei Dertrieben,
unb Dergeblid^ rief er in feiner neuen Stellung aI8
Sanonicu§ an ber ^eilig^ffreujfird^e ju öübeS-
beim ftaifer unb Sei§ um Sd^u^ gegen biefe SSer«
gemaltigung an. ^ud^ auS §ilbe§]^eim mu^te er
infolge ber ffriegSunrul^en ffieben; er ging nat^
Slmfterbam, mo er fd^on 1633 im SSerfel^re mit
bem berühmten SSofftuS erfd^eint. Um ba§ ?io^x
1645 berief Qfabio 6bi9i/ ber nad^molige $a})ft
5llejanbcr VH., 9?ibu§, Dielleid^t burd^ Seo Ma-
tiuS auf il^n aufmerfjam gemad^t, nad(| SJlünfter;
bod^ fd^eint fein bortiger ^ufentbalt ni^t lange
gebauert ju f^dbm. einige 3cit l^emad^ gemann
ibn erjbifd^of 3o]^ann ^][|ilipp Don SWainj für
feine ©iöcefe unb f anbte il^n 1654 nad^ Sngol«
ftabt, bamit er ibm über baS SBeltpricfterinftitut
be§ 93artboIomau§ ^ol^baufer^ meld^e§ ipöter Don
Singen au§ fo fegenSreid^ mirfte, S3erid)t erfiatte.
3m 3. 1655 crf(^eint er ju erfurt al§ Decanus
B. Marg. Virg. unb al§ SQBeibbifd^of für 3:büringen
unb ©ad^fen. lRad(| nur jmeijätiriger 3:bätig!eit in
biefem 5lmte ftarb er ^\x erfurt am 10. TOöra 1657.
395
mton.
896
3)ie erften polemifci^en ^(l^anblungen, meiere
92i]^u8 nad^ feinem Uebertritte t)eröffentü(i(|te, Ars
nova (1632) unb Apologetious (1640), nd(|teten
fid^ junäd^ft gegen ©eorg Kalijt, ber anfangs in
SSorlefungen, fpäter in meisteren S)rudff(i^riften
feine Siücffel^r 5ur fiird^e (emöngelt l^atte. 3n bem
erftem SBerÖein befämj)ft er nid^t ol^ne Sronie bte
moberneproteflantifd^eihmftmiteinjelnenSd^rift-
fteQen 5U argumentiren, mäl^renb ber fat^olifci^e
@Iaube nid^t auf tt)illfürlid^en Auflegungen, fon>
bem auf ber pd^em (Srunblage einer irrtl^umSlofen
Sel^rouctorität berul^e. 9lud^ mit ftonrab §omeiu§,
KomeliuS 9Rartini unb 5JicoIau§93ebeIiu§ njecfifelte
IRil^uS Streitfd^riften über uerwanbte Sl^emata.
SSon entfd^iebenem ßinfluffe auf bie fird^enl^iftori«
fd^en ©tubien jener S^xt war bie Qfreunbfddaft, bie
er burd^ Vermittlung beS 5Jiciu§ ßrpt^räuS mit
bem gelehrten ©ried^en Seo 5lIIatiu§ (f. b. Art.)
fd^fo^. Sr gab biefem feltenen SRanne nid^t nur
bie erfte Anregung ^ur Verausgabe tt)id(|tiger
©d^riften, fonbem beförberte auc^ mel^rere ber«
felben mit toertl^öollen eigenen Seiträgen gum
®rudfe. ©eine l^auptfäd^Ii^ften gorfd^ungen im
SSerein mit AöotiuS galten ber Kommunion unter
Siner ©eftalt unb ber missa praesanctificato-
mm, toie fie in ber griedbifd^en ffird^e in Uebung
mar, unb um über biefe Sfrage \\ä) genau ^u unter«
rid^ten, fefcte er fid^ felbft mit orientalifd^en Sl^eo«
logen in SBerbinbung. Äu^crbem ftanb er mit 3o«
Joannes ÜRorinuS, Saramuel Sobfomi^, Atl^anafiuS
ff ird^er, gferbinanb öon gfirftenberg, Söcob Salbe
unb onberen (Selel^rten in regem Uterarif d^em 55er*
fe^re. % m^ beflagt, boft bie t)on 5»i]^u3 her-
ausgegebenen ©d^riften nur fel^r unüoüftänbig
t)er5eid^net feien. AIS feine l^auptföd^Iid^ften $U"
blicationen fmb folgenbe 5U nennen: 1. De enun-
ciationibus et syllogismis modalibus, Jenae
1621; 2. Ars nova, dicto scriptnrae unico
lucrandi e pontificiis plurimos, Hildeshem.
1632 ; 3. Apologeticus pro arte nova contra
Andabatam Helmstetensem, Coloniae 1640 ;
4. Facula, in Conradii Homeji gratiam ac-
censa, Colon. 1641 ; 5. Epigrammatum libri
duo, ib. 1641 ; 6. Epigrammata disticha poe-
tarum latinorum, ib. 1642; 7. Anticriticns
de fabrica crucis dominicae, ib. 1644 ; 8. Com-
mentatio de communione Graecorum sub
unica speeie, Moguntiae 1644 ; 9. Prosphone-
maticus ad senatores aulicos Brunsuigios et
Luneburgicos, acced. Morosophus in Vede-
liumetSynacticus, Colon. 1646; 10. De cruce
epistola ad Thomam Bartholinum, Anticritici
prosequutio, ib. 1647; 11. Hypodigma, quo
diluuntur nonnulla contra catholicos dispu-
tata in Comelii Martini tractatu de analysi
logica, ib. 1648 ; 12. Tractatus chorographi-
cus de nonnullis Asiae provinciis, s. 1. 1658.
Snnerl^alb ber Sa^re 1640—1645 gab ^Ril^uS
mel^rere polemifd^e gflugfd^riften unter ben 3:iteln
Obelus, Pastillus, £nerius, Suscitabulum,
Telescopiunj, ^um Sl^eile mit beutfdfeer Ueber»
fe|ung, l^erauS. SBie 35d^ bemerft, Iie| (Beotg
Kali^t Nihusii notas in Becani opuaculimi de
communione sub utraque im 2)rud!e etfd^einen.
9{ad^fte]^enbe 2Bcr!e beS £eo AOatiuS ttmtben Mi
!ßil^uS^ t^eilmeife jum erften ÜRoIe, ficrdffenilid^:
1. De templis Graecorum recentioiibiis , de
narthece ecclesiae veteris, de Graecorum or-
dinationibus , Colon. 1645; 2. De mensnra
temporum antiquorum et praecipue Graeco-
rum, ib. 1645 ; 3. Confatatio fabulae de Jo-
anna papissa ex monumentis graecis, ib.
1645; 4. De ecclesiae occidentalis et orien-
talis perpetua consensione libri HI, ib. 1648
(mit mid^tigen Seigaben beS Herausgebers über
bie communio sub unica specie unb bie missa
praesanctificatorum bei ben ©ried^en) ; 5. Sym-
mieta seu opusculorum graecorum atque la-
tinorum libri II, ib. 1653; 6. Disseitatio ex-
ponens utriusque ecclesiae orientalis et ocei-
dentalis consensionem perpetuam in dogmate
de purgatorio, Francof. 1656. 2)ie erfterttd^te
j^ölner Ausgabe ber ©d^rift De templis Grae-
corum recentioribus etc. entölt einen reid^
l^altigen Catalogus librorum AUatii, ber bem
Don Sarbinal ^ergenrötl^er gegebenen SSei^eid^niffe
ber SBerfe beSfelben (f. b. Art. AQatiuS 1, 550) gur
Srgönsung bienen fann. (93gl. Ammon, @(äkm
benfmürbiger Ißerfonen, bie t)on ber edongeL §tir
fatl^ol. ^rd^e surüdgefel^rt ftnb, Sriangen 1833^
28-31 ; ffod^, ®ie grfurter ffiei^bifd^öfe, in ber
Seitfd^rift für tpringifd^e ©efd^id^te VI [1865],
104—109; A. SRöl, Sie gonöertiten V, 97
bis 103.) [®. Sßefterma^er.]
"Sli&on, ein megen feiner merfmürbigen @d^d*
fale Diel genannter ruffifd^er ^triard^ (1652 bä
1658), mar im % 1605 geboren; er Rammte oufi
einer ^auemfamilie in ber ©egenb Don 9{ifd^et>
^^omgorob unb l^ie^ urfprüngli(^ 9{ilita. 2)at
erften Unterrid^t fanb er in einem jflofter, tool^
feine fpätereSiebe jumfflofterleben flammen mod^;
bod^ mürbe er ^unöd^ft äBeltpriefter in SRoSfou, mo
er ftd^ aud^ Derl^eiratete. 2>ann aber trat er unter
bem Flamen 92ifon als Snönd^ in ein jHofter auf
einer Snfel beS meinen SMeereS ein. ©i)äter nmrbe
er S3orftel()er eines anbem JflofterS unb lom ge*
legentlid^ einer Steife nad^ 9noS!au mit bem Sgaren
AlcjiS anid^ailomitfd^ (1645—1676) in »erul^.
rung. 2)iefer lernte il^n balb fd^ä^en unb erl^ob 'ifyx
i\um Ard^imanbriten beS 92omo«@))aSKi'fd^ IHo«
fterS. 3m 3. 1648 mürbe 5ni!on bann jum SWetro»
politen Don !Rifd^nei-9lomgorob erl^oben. S)ort
red^tfertigte er baS groge Dom Sparen auf il^n ge-
fegte SSertrauen in glön^enber Sffieife; }umal bei
einem Aufrul^r, ber infolge einer ^ungerSnot^
cntftanb, trat er mit eigener SebenSgcfal^r ben 3Beu-
terem entgegen unb mu^te burd^ feine f tuge Sner»
gie fd^Iimme ^folgen Don ber ©tabt abgutoenben.
©0 tonnte eS nid^t fehlen, ba^ er baS SSol^U
gefallen ber S^egierung behielt, unb \D\xtt\di nmrbe
er im 3. 1652 gur föd^ften SBürbe in ber ruffi-
f d^en fttrdfte bef örbert. AIS neuemannter ^triard^
897
91x1 - 9?ilu8.
398
m SRoSfott na^m 9Hfon baS SBerf mieber auf,
OB rodijm f^on tot il^m DergebenS gearbeitet
ooiben toor, nätnnd^ eine SSerbefferung ber Diel»
kSi entßclltcn Hturgif (^en 9fi(i^er unter 3ugrunbe-
kgung ber alten morgenlönbifciden Siturgien. S)ie
Srbeitfd^ritt langfam DormärtS, erregte aber fd^neQ
dncn 6tunn ber Sntruftung feitenS Dieler fögen.
Iltglöubigen, bie feine Steuerungen bulben tt)on-
taL S<^Iie6li(^ führte bie Semegung ba^u, ba|
Meielbcn ft^ lu dner eigenen @ecte, ben SlaSfoI»
nilen (f. b. Ilrt.), sufammenfci^Ioffen. 92ifon ^ötte
M glei^tDol^I in feiner SBürbe behaupten fönnen,
veim nid^t feit bem Saläre 1657 eine Slenberung
in feinem !Ber]^äItni| )um Sporen eingetreten möre.
Cr Derlor bie ®unft bed i^ttx^fyxQ unb legte im
3o^ 1658 bie ^triard^enmürbe öffentlich in
ber Suäjit nieber, tt)orauf er fid^ in ein jHofter
|iini(|}og. 3laäf mel^reren, aber fci^maci^en Ser«
fiuben einer Suftfd^nung, benen auf ber anbem
Seite eine 9iei^ Don ffrdnfungen unb SSerfoI-
^mgen gegenuberfianb, tturbeber^triarc^f(i(|Ue^-
liA DOT ein geifltid^ed ®erid^t gefteüt totld)^ xf^n
feiner SBnrbe Derluftig erflörte unb xiaä) bem 9e-
Iffier'fc^ien fflofkr beS ^I. Xl^erapontiuS Derbonnte
(1667). @|)öter nurbe ber ^of milber gegen
itn geftimmt; ber £gar S^eobor ^Iesej[ett)itf d^ be*
gnabigte i(n im 3. 1681 DoOftönbig; gleich bar»
auf aber (17. 3(uguß 1681) ftarb 92ifon auf ber
9iatdft in fein geliebtes SSoSfref enSlif d^eS jf lofter.
ISe entjogenen S^ren^ aud^ ber Xitel ^triard^,
Bsrben i^m nad^ bem Sobe lieber guerfannt. —
Heber bie 93eranlaffung gu 92i!ond ^bbanfung ober
Ibfelimg ftnb Derfd^tebene SSermutl^ungen auf»
geeilt toorben. 2)ie il^m günftig gefmnten ruffi»
fd^ @efd^id^tfd^niber (g. S. ^^ilaret) finben
bie Srflörung be§ 93organge§ in einer ^ofintrigue,
iDcI^ 92ifond ®egner unter ben ^fürften il^m
fpielten. Snbere f d^teben im ©egentl^eU bie @d^ulb
auf tRifond energif d^e§, aber 5U f d^roff e§, aud^ ben
S^ren nic^t fd^onenbeS Sluftreten. 3m ©egenfa^
^ beiben Sel^auptungen finbet eine britte 3$er»
mnt^ung ben @runb in einem principiellen ©egen»
k^, in n)dd^en 92ifon gegenüber ber ruffifd^en
3taat§fir(^e geratl^en fei. Sr l^abe nömlid^ ent»
Deber baS ^atriard^at Don ber loeltlid^en ^ad^t
imab^ngig mad^en unb il^m eine ©tellung gleid^
bem )iäpftli(^ @tul^le Derfd^affen moUen (|o
GerebtzofT, Essai sur rhistoire de la civili-
tttion en Bussie II, Paris 1858, 514), ober
aber, er fei gerabe^u 5ur fatl^olifd^en fiird^e über»
getreten. SS lö^t fxä) nid^t löugnen, ba^ aud^ bie
lejte ^Infid^t eine gett)iffe äBal^rf d^einlid^feit für fid^
bat ®erabe §u jener S^xi nmrben belanntUd^ bie
Sbiffen me^r nie früher mit ber abenblönbifd^en
t)eologif(^en SSiffenfd^aft befonberS burd^ bie 3e»
hiten befonnt, unb e§ fanben jioifd^en biefen unb
ben $rölaten ber rufftfd^en jtird^e Disputationen
aber bie Derfc^iebenen t|eologif^en gfragen ftatt.
Sei^t glaublid^ ift eS ba^er, ba| au^ 9li!on ge»
nmcr mit ben fie^ren ber römifd^en Jhrd^e befannt
fenbe. 3)ie enbgültige Ueber^eugung Don ber
SBal^rl^eit berfelben mu|te bann in il^m Don felbft
burd^ ein @reigni| entftel^en, tt)eld^ed unter ben
autl^entif d^en SBunbem in ben Sanonif ationSacten
beS ^l. 9JtartQrer3 ^ofapl^at Don $0105! ermäl^nt
tt)irb. 9{i!on l^abe nömlid^ einft bei polnifd^en
©efangenen ein Silb beS i^l äofap^at gefunben
unb bagfelbe Deräd^tlid^ 5U 99oben gett)orfen. $lö|»
lid^ fei er DöOig geläl^mt geuiefen, bann aber ebenfo
lounberbar burd^ bie SSerel^rung beS 93ilbe8 ge-
l^eilt tt)orben. 92immt man an, ba| er infolge
l^ierDon gur fat^olifd^en JHrd^e übertrat, fo tt)ürbe
baburd^ bie plö^lid^e Ungnabe beS S^jaren unb bie
ebenfo unerttiartete Slbbanfung erllärlid^. Sßirflid^
tt)urbe il^m aud^ ber 93ortt)urf einer Hinneigung
5u ben lateinifd^en S)ogmen gemad^t. @ein f ogen.
fd(iroffeS Sluftreten gegenüber bem Sondl, tt)eld^ed
bie rufftfd^e ®efd(|id^tfc^reibung il^m gum befonbem
Soriourf mad^t ^öre bann ald eine SarfteDung
beS redeten ©laubenS }u beuten, unb bie f))ötere
SBieberoerleil^ung aller Sl^ren unb Sitel ein öd^t
ruffifd^er SSerfud^, bie SBal^r^eit, fotteit fle in'8
SSol! gebrungen, )u Dertufc^en. 9u8 bem legten
©eftd^tspunfte betrad^tet, fönnen bie rufftfc^en
S)arfteIIungen Don 9{i!onS $roge^ eine DoDeSlaub»
»ürbigfeit nid^t beanfpru^en. — 5Kifon ifl aud^
ber S3crfaffer Derfd^iebener Sd^riften, befonberS
aScetifd^en 3ti^alte§. S)agegen fyxt bie fogen.
„5Wifonifd^e ß^ronü", eine Sammlung ruffifd^er
^nnalen, tbeld^e bie IßeterSburger Slfabemie 1767
bis 1792 in 8 SBönben publicirte, il^ren 92amen
boDon, ba| 92iIon bie ^anbfd^rift beS äBerfeS im
jf lofter SBoSfref enSf nieber gelegt l^atte. OBgl. Nouv.
Biogr. gönör. XXXVIII , 80 ss. ; Subbotin,
®er «ßrosefe IRUonS, aWoSfau 1862 [ruffifd^];
$id^ter, ©efd^id^te ber ürd^l. Trennung gmifd^en
bem Orient unb Dccibent II, ÜWünd^en 1865,
131 ff.; Pilarct, ©cfd^id^te ber ftird^e SRu^lanbi
beutfc^ Don «lumentl^al, II, granff. 1872, 22
bi§40. 119 ff.; anafarioS, S)er ^otriard^ Slifon,
«DbSfau 1881 [rufpfd^]. ®ie ältere Siteratur ift
in ben Dorbenannten ©d^riftcn benu|t unb an-
gegeben; neue Snaterialien gum ^roge^ 92ifonS
finb Don ^übbenet auS ben bieten beS @taats-
ard^iDS gu @t. Petersburg publicirt morben
[1884]). 1% effer.]
'gilt, Qflui f. 5lcg9»)ten.
'^xtns ift ber 9^ame gioeier berül^mten ^Sceten
gried^ifd^er ^erfunft, bie beibe als ^eilige Derel^rt
werben. 1. IRiluS ber Pleitere, mit bem Sei-
namen ber SBeife, lebte im Orient in ber gtoeiten
^ölfte beS 4. Sal^r^unbertS. Sr ftammte auS einer
Domel^men Ofamilie gu %nc\)ta in ©alatien unb
geno|, loie aud^ feine ©d^riften betocifen, eine
toiffenfd^ftlid^e ffirjicbung. 93or feinem ffiinficbler-
Icben toar er Derl^eiratet unb foll einige 3cit $rä-
fect ber ©tabt Konftantinopel getoefcn fein, ^ier
ftanb er in SSerbinbung mit bem bl ß^r^f oftomuS.
9ia(^bem il^m ® ott in ber 6^e gioei ftinber gefd^enft
l^atte, 30g er fid^ mit Setftimmung feiner ©emal^-
lin, ber er eineS feiner fiinber gurüdfliefe, gu ben
9lna(^oretcn auf bem ©inai gurüdf (um 390).
399
3ltlu8.
400
tier lebte er Diele Saläre mit feinem Seltne
^eobut ben er mitgenommen l^atte, ber ftreng-
{ten 9l3cefe l^ingegeben. 3n monnigfad^en inne«
ren ffämpfen fommelte er einen großen 3ttxä^»
tl^um Don 6rfQ]^rungen, burd^ ben er in feinen
iß^lxtid^tn ^Briefen unb anberen ©(i^riften bei ^er»
onen quS oQen @tönben^ namentlich bei Sinfieb»
lern unb 9Rdn(i^en, großen 9{u|en f(|affte. Seine
cax% ber Sinfomfeit bed Sinai nad^ oQen @eiten
1^ QuSgel^enben fci^riftlid^en SRal^nungen unb
Stägen an^ifd^öfe, @eiftli(^e« SSomel^me unbon«
bere ^erfonen blieben nid^t o^ne Srfolg, unb um
ben ©lauben unb bie Sleinl^eit begfelben mod^te er
Pd^ Qleid^faHS Derbient, inbem er in feinen ©d^rif«
ten Die Reiben, ©noftifer, ajlonid^öer, Srianer,
Orlgeniften, 9lot)otianer unb Slbelpl^ioner be»
fämpfte. S)e8 1^1. S^r^foftomuS nal^m er ftd^ bei
bem ffaif er SlrcabiuS, ber ^d^ ^u beffen SSerbannung
Jdatte herleiten laffen, mit rüdCfid^tdlofem Sifer an.
2)er jf aifer l^atte nad^ beffen SSerbannung an 92ilu3
gefd^rieben unb il^n um fein @ebet 5ur ^bmenbung
ber über Sonftantinopel l^ereingebrod^enen 2)rang»
fale erfud^t. SBie, antwortete 9{ilud, fönne ber
jfaifer ermarten, ®ott merbe fid^ gegen Sonflan-
tinopel gnöbig ermeifen, ba biefe ©tabt fo Diele
SSerbred^en begebe, ba man ben 1^1. Sl^rQfoflomuS,
bie ©öule ber ffird^e, baS Sid^t ber SQBal^rl^eit ben
Iperolb 3efu Kl^rifti, verbannt lsabel SBie fönne
er (9tilu8) fein ® ebet mit bem @ebete 'einer ©tabt
tereinigen, too fold^e 2)inge gefd^öl^en? 3uglei(^
tertl^eibigte 9{iIuS ben eblen gfreimutl^ bed uerbonn«
ten ^triard^en unb bemerke unter Slnberem, bie
93if(^öfe, meldte ben ffaifer }ur ißerbannung beS
Sl^r^foftomud verleitet Ratten, ptten bie| auS
Siferfud^t gegen bie Xugenb biefeS großen 9Ran«
neS getl^an. SHele 3a]^re l^atte 9{ilud auf bem
©inai 5ugebra(^t, als fein unterbe^ l^erangemad^fe»
ner ©ol^n Sl^eobul Don ben Arabern, meldte bie
ßinfiebler auf bem ©inai überfielen, in bie ®e-
fangenfd^aft abgefül^rt mürbe. ^InfangS beftimmt,
ben ©Ottern 5um Opfer gefd^Iad^tet )u merben,
entfam Z^eobul nac^ ^ei^em ®ebet biefem Zobe
babur(^, ba| bie Slraber an bem Sage, an meld^em
fte il^n t)or ©onnenaufgang opfern moSten, erft
nad^ ©onnenaufgang ermatten; bal^er begnügten
fle fid^, il^n ju oerfaufen, unb fo geriet)^ er in bie
^önbe beS Sifd^ofS t)on SIeufa in ^alöftina.
2)iefer nal^m il^n in ben €teru8 auf unb betraute
il^n mit bem S)ienfte be8 ^te^nerd unb Pförtners
an feiner ffird^e. Snjmifd^en fud^te 92ilud feinen
©ol^n auf unb fanb il^n 5u feiner unbefd(|reib«
lid^en greube ju gleufa. ®iefe8 6reigni| fällt
ungefäl^r in ben Anfang be« 5. Sal^rl^unbertS.
!ßad(|bem beibe, SSater unb ©ol^n, Don bem 93i-
d^of gu ?Prieflem gemei^it morben waren, feierten
te mieber nad^ bem ©inai gurüdC. Um 430 lebte
Rilud nod^; fein XobeSjal^r lö^t ftd^ nid^t genau
beftimmen. ^m 12. JJoöember öerel^rt i^n bie
orientalifd^e unb occibentalifd^e jfird^eald|)eiligen,
unb am 14. Januar mirb ba% ®eböd^tni| feines
©o^ne§ Sl^eobul mit bem ber ©inaiten gefeiert.
meldte bei bem UeberfaÜe ber ©arocenen gemartett
unb getöbtet morben moren. — 93on wJxA bem
Sleltem l^at man eine Steige Don ©d^riften, bie ft^
DorjugSmeife mit ber Untermeifung ber 3R^nä^wab
Sinfiebler befaffen; befonberS feine Sriefe ffatb,
nadd SDupinS ^ugbrudC, ein SRagojin htm unenb-
lid^ Dielen fd^önen ®ebanlen über oDe 9rten iMm
©egenftönben. 2)ie erl^altenen ©d^riften fte^
bei Migne, PP. gr. LXXIX, 81—1280 ; 1^
mögen ermöl^nt werben: eine ^bl^anbbm^ Dom
®thttt, eine Dom aScetifd^en Seben, eine an ben
9Rönd^ Sgatl^iuS, meldte ben 9iamen $erifleria
f ül^rt ; eine Slbl^anblung über bie freimUlige Kr-
mut an bie Siaconif ftn SRagna Don Snc^ra ; smei
Sractate an SuIogiuS über bie 98cefe unb übet
bie ben Zugenben entgegengefe^ten Softer; ehi
Xractat über ben SSorjug beS SinfteblerlebenS Dor
bem Seben ber SRönd^e in ©tobten; mel^rere
©ammlungen Don ©prüd^en, bie aber §um S^^etle
bem SDagriuS angehören; Siractate über bie ad^
böfen ©eifter unb über bie böfen ©ebonfen; eine
SRebe über Suc. 22, 36, nebß fjfragmenten au8 an«
bereu Sieben; Srgöl^Iungen Don ber Srmorbtmg
ber Sinftebler Dom ©inai unb ber ©efangen-
nel^mung S^eobuIS; eine Stebe auf ben nitri«
f d(|en 9Rönd^ tllbianuS ; eine 6£pofttion bed ^o^en^
liebes, meiere ben Sommentarien beS ©regor Don
9{^ffa, aRapmuS unb IßfeOuS über ba« ^ol^Iieb
beigemifd^t ift, fo ba| man nid^t mei^, maS bem
^L 9{iIuS ongel^ört. 2>a8 $anbbu(^ (Epicteid Q.
b. %rt.) unb ber Sractat ober bie Siebe über Der»
fd(|iebene moralifd^e ©egenftönbe finb nid|t Don
il^m, wie aud^ einige anbere Sudler, bie !ßUud' 9la-
men tragen (Migne L c. 1280—1316). (Einige
anbere ©d^riften (©egen bie Reiben; lieber bie
SSeue) fmb Derloren gegangen. 3Rxt Unred^t ifl
9tiIuS Don Sinigen alS ©egner ber l^eiligen 9}il>
ber in JHrd^en angefel^en morben; nur bem Ueber>
ma^e unb ben f^mbolifd^en ©emölben Don Xi^er-
geftalten • unb öl^nlidden 92aturgegenftanben galt
feine Slbmal^nung an einen Dome^men 9Rann gu
Sonflantinopel, ber eine JKrd^ erbauen unb mit
Dielen bergleid^en ©emälben f d^müdkn wollte. (!BgL
TiUemont, Mem. XIV, Paris 1709, 189 as.
742 SS. ; BoUand. Jan. I, 953 sqq. ; Allatius,
De Nilis Diatribe, alS ^nl^ang Don Nili Epi-
stolanim LL. lY, Rom. 1668 ; Ceillier, 2« ed.,
Vni, 205 SS. ausgaben einzelner SBerfe finb
öfter Deranflaltet worben; eine größere 3ufannnen-
fteHung Don ^offmuS [Par. 1639] unb Don@uQ«
rej [Romae 1673] mit Erörterungen über Seben
unb SBerfe beS 1^1. !RiIuS. 2)a8 SiffenSweril^e^
aus ben Derfd^iebenen OueSen 1^ SRigne [L o.
1317 sqq.] aufgenommen.)
2. 9liIuS ber jüngere (BossanensisX
SWöndft unb ginfiebter in ©übitaKen, ©tifter Der»
d^iebener fflöjter, war geboren um 910 ^u 9tof«
ano Don SItem gried^ifd^er ^funft SSonftintU
)eit an laS er gerne in ben Seben ber großen l^igen
SRönd^e unb SinfieMer, flo^ baS ©itteuDerbemn
in ben ^öufem ber IBomel^men, bilbete feinen
m
gilluS ÄoBofilaS — 9?inian.
402
K^arffnmigen ®eifl bur^ @tubien unb Derabf d^eute
phylÄcteria et adjuratdones, obgleid^ er SSüd^er
aber bcrgleic^ @uperftitü)nen ouS angeborener
Si§bcgierbe laS. UnUar bleibt in {einer iBio-
gropfiie, ob er fid^ Der^eiratete ober eine S^itlong
m unedoubted 93erbaltni| unterbielt. Salb na($
bei (Seburt einer Xod^ter ober folgte 9lUu3 feinem
io einer ffronf^ttoieberermad^tenSuge nod^ einem
gottgemcibten unb einfomen Seben unb trat in ba§
Aoßer bed ^L SRcrcuriuS ein, in loeld^em, loie in
emtgen anberen benad^borten jflöftem, mehrere
a8iige)eid^et fromme unb mit ber Sefung ber bei-
ligen €4rift unb SBdter befd^aftigte SRön^e lebten.
Strenger Su^geift, 9rmut, j^euf d(ibeit, ©e^orfam,
Scmutb, ®thit, t>erbunben mit beiligen @tubien
mib überfd^ttet Don ben (Sl^ariSmen beS b^Uigen
@eifled, emxirben 9tiIuS balb ein großes 9ln>
k^ in feinem unb anberen jf löftem unb in ber
gon^ Umgegenb unb ermirften ibm uon feinen
Cberrn bie ®nnfl, auf einem benachbarten Serge
in einer gfelfenbb^Ie als Sinftebler leben 5U bärfen.
Siejen Sufentbatt t>ertauf d^te er in ber gfolge etlid^e
2RaIe mit anberen einfamen Orten, unb ba fid^
nberaO Sd^uler um i^n Derfammelten, entftanben
bobnrd^ mehrere neue IMölter. 3n feiner €infam-
(dt ^gerte er bie @trengbeiten feiner Seben§tt)eife
bis }ttr f^b< feiner beUigen SSorbilber, beS 1^1. 9n>
tonind n. 9. S)amit Dereinigte er ^anbarbeit,
{let|igefi unb fd^bneS 99ä(^erab)d^reiben unb Sec-
tsie ber belügen Sd^ften unb ber gried^ifd^en unb
lateimfc^ SSüter; unter Ruberem mad^te er eine
$ügeimfe vad) Slom, um bie @raber ber Sipo«
fei m befucben unb ftd^ gugleid^ Sudler 5U Der»
Kbaffen. Sld erleud^teter Sebrer tt)arb er b^ufig
mit Sfragen über bie l^eilige @d^rift ober religiöfe
®egenfiänbe angegangen. Sr Derftanb eS, mie bie
eibabenen 9(ntn>orten bemeifen, ebenfo, bie nü^*
lic^ 9^agen falbungSDoU unb ))raftifd^ 5U beant-
worten, mie unnu^e unb Dormi^ige ab5un)eifen.
![u(b als SBunbertböter geno^ er in gan^ Stalten
anb im Orient groigeS ^nfeben. ^xixä) feinen
(Hnjlul unb feine gfürfprad^e lourbe er ber Sletter
^er @täbte ; Firmen unb Sebrängten toax er
ein liebreid^er Reifer, mad^te oft gro^e unb be«
»(ftmerlicbe SBege, um SSerfoIgte 5U retten, furj, er
entfaltete eine SJirffamfeit, ba| felbft 3uben unb
Soracenen ibm ibre Sld^tung nid^t Derfagten. 3)a«
bei blieb er bod^ ftetS ber ftrengfte ^önd^ unb
antennieS feine ^ablreid^en @d^üler, barunter
ioUbe aus Domebmen @tänben, in 9Q3ortunb Sei»
ipiel nnb burd^ Prüfungen mand^erlei %rt in ber
giimblid^n SoSfd^ölung beS ^er^enS Don aller
irbifcben ^nbänglid^feit, befonberS aud^ im ftreng«
nen ®e^orfam. SnoöbnenStoertl^ ift fein ^totu
naliger Sefud^ beS jtlofterS Don Wonte glaffmo
(i oben VIII, 1844). Saß) nad^ bem jiDeiten
Srfn4 ^um 995) Derlie^ er baS Dou ^onte Saf«
jiiD (^böngige unb ibm Dom W)k 9lligemu§ ein»
(mhonte fffofler SBaQeluce, 100 er 15 Sabre 5U-
0md^ b^^tte, unb 50g in bie 9^äbe Don ©aäta.
liBige Sol^n Dor feinem £obe intercebirte er bei
bem Ißapfte (Sregor V. unb bem Äaifer Otto IIL
für feinen SanbSmann, ben Si^bifd^of ^bi^^^d^'
tbuS ober äobanneS Don ^iacenja, ber gegen
feinen Slatl^ fid^ als ©egenpapft b^tte auffteuen
laffen (f. b. 3lrt. 3obanneS XVI. oben VI, 1580).
911S ber Aaifer ben unglüdtlid^en Sr^bifcbof , ben
man ber ?lugen, 3wwge unb ^Rafe beraubt, 9HluS
gefd^enft l^atte, ber Unglüdlid^e aber bod^ nad^>
ber wieber neuer ©d^macb unterworfen »arb, er«
flärte 9liluS bem $apfte unb bem jf aifer, fte bätten
fid^ baburd^ fd^wer an ©ott Derfünbigt, bem ^u»
liebe fte gu Der^eiben Derfprod^en, unb bürften aud^
für ftd^ feine ßrbarmung Don ©ott erwarten. Um
nadd feinem Xobe }u ©aöta nid^t als ein ^eiliger
Derebrt ju werben, untemabm er eine Steife nad^
9tom. ^uf bem SBege bal^in leierte er in einem
gried^ifd^en Alofter bei OfraScati ein unb blieb ba-
felbft bis 8u feinem 2obe im 3. 1005. SSorber
batte er bie 9nönd^e gebeten, fie mbcbten mit feinem
Segröbni^ nid(|t sögem, ibn ni(bt in einer ffird^e
begraben, feinen Sogen unb fein anbereS ®enf«
mal auf feinem ©rabe auffül^ren, fonbem, wenn
fte fein ©rab bod^ fenntlic^ mad^en woSten, folle
eS ein ähibepla^ für SBanberer fein, benn aud^ er
babe ftetS als ein SBanberer gelebt. S)ie Jhrd^e
Derel^rt ibn als ^eiligen am 26. September. Sein
Seben würbe Don einem feiner @d^üler befd^rieben.
(@. biefe Siograpl^ie gried^ifd^ mit lat. Ueber-
fejung in BoUand. Sept. Vn, 279 sqq. ; «uS-
^üge barauS in ben Mon. Germ. bist. Scriptt.
IV, 616—618; aud^ Migne, PP. gr. CXX, 9
ad 166. Sßeitere Siteraturangaben bei Chevalier
8. V.) [©d^röbl.]
9:i(tt$ ^atafUas^ f. JfabaftlaS 1.
9iitiBtt$, f. J)eiligenfcbein.
^iwtob, f. 9?emrob.
fliniait, ^poftel beS füblid^en @d(|ottlanb§,
war um 350 im nörblid^en Sritannien als @obn
eines ber bort berrfd^enben d(|riftli(^en jf önige ge»
boren unb erbielt eine f orgföltige Srjiel^ung. SBaS
er Don ben ^eiligtbümern äiomS bbrte, erwedte
frübsettig in ibm baS Serlangen, bortbin 5U pil-
gern, unb er rubte nid^t, bis eS ibm möglid^ würbe,
feiner ©ebnfud^t 5U genügen. Unter ^opft SDa-
mafuS, um 370, fam er in bie ewige ©tobt unb
brad^te bafelbft eine Stetige Don ^af^xtn mit tbeo-
logiftben ©tubien 5U. 3m 3. 394 erl^iclt er Don
$apft ©iriciuS bie bifd^öflid^e SBeil^e, unb eS warb
ibm als tJfelb feiner äBirffamfeit baS weftlid^e
Sritannien angewiefen. 3luf ber Keife babin be-
fud^te er ju SourS ben bl. 3Kartin, ber, wie eS
fd^eint, fein Serwanbter war; berfelbe gob il^m
funbige Sauleute mit, weld^e ibm jhrcben nacb
römif^er 2lrt errid^ten foflten. SDaS erfte derartige
©otteSb^^uS baute er ju SBitema, je^t SBl^itbern
in äBigtonfbire. 6S war nod^ nid^t unter ®ad6,
als ibn bie 92ad^rid^t Don OTartinS 3:ob erreid^te,
unb nun weil^te er eS bei feiner Soflenbung (398)
biefem l^eiligen Sefenner. 3nbe& genügte bie
(briftlid^e ^roDinj, weld^e ibm angewiefen war,
^inianS Sifer nid^t, unb fo 30g er als Scrfünber
403
!Rtntt)e — gfJisoIiuS.
404
beS 6]^ri{lent]^utnS norbdfiltd^ ^u ben ^eibnifd^en
ff elten, »eld^e ber römtf d^en SRoci^t unter Signcola
getrost l^atten unb unter bem Spornen Rieten im
fübnd^en @(i^ottIanb il^re nationale @elb[tönbig-
feit bewal^rten. 3ur Unterftüfeung feiner SOSirf»
famfeit grünbete er bei benfcloen ein flöfterlid^eS
^{titut, melci^ed getoöl^nlicid aU Magnum mona-
sterium ober Candida casa be^eici^net mirb : ba§»
felbc warb fpäter ber SKittelpunft aller loiffenfd^aft«
Heiden Silbung für Sd^ottlanb unb Srianb, bis e§
oon ben Slngelfad^fen gerftört würbe. 3n biefem
ftlofter warb 92inian aud^ bei feinem am 16. @ep"
tember 432 erfolgten Sobe begraben. 9?on feiner
SDSirffamfeit jeugt eine Seilte fd^ottifd^er flird^en,
weld^e il^re ©rünbung ober Sinweil^ung auf il^n
jurüdffü^ren. ©d^on frül^jeitig warb er als §ei»
liger uere^rt, unb fein geft wirb am 16. September
begangen. S)ie gro^e SBerel^rung, wcld^e fw^ an
feinen 9lamen fnüt)fte, warb nad^ feinem 3:obe Ur=
fad^e, ba| eine SKenge legenbet^after 3ügc öon
il^m er5ö^lt unb eine ^ngal^l frommer ^bl^anb«
lungen öon il^m l^ergeleitet würben, ol^ne baft für
beibeS fid^ gefd^id^tlid^e ©ewäl^r beibringen lie^e.
®ie wid^tigfteSiograpl^ie über il^nifi VitaNiniani
Pictorum Australium apostoli auctore Aü-
redo Beivallensi, juerft gebrudt Don ^inferton
(Vit. Ant. SS., London 1789), wieberl^olt öon
^orbeS (Historians of Scotland Y, Edinb.
1874); aufterbem f. Beda, Hist. Eccl. 3, 4;
BoUand.Sept.V, 3188qq.; »elleSl^eim^Seld^.ber
!at^olif(^en ffird^e in S^ottlanb I, 9Raina 1883,
8—15. [ffaulen.]
^ittiiie, 5Kinet)en"!irO/ C)auptftabt öon
aff9rien(f.b.9lrt.1, 1511f.).
9:iv9tt$, ^uguftinuS (Slgoftino 9{ifo), ein
italienifd^er ^j^iloTo^ unb Kommentator be§ 3lri»
ftoteleS, fon im % 1472 in Kalabrien geboren
fein: er bejeid^nete fid^ jebod^ al8 einen Jlngel^öri«
gen ber @tabt @ueffa in Sampanien (Suessanus),
weil er t)on ffinbl^ett an in Sueffa gewefen, bort
Don einem Sürger erlogen worben war unb ftd^
aud^ bort uerl^eiratet l^atte. Sr ftubirte 5U $abua
peripatetifd^e ^l^ilofopl^ie unb SKebicin unb leierte
bann fpäterl^in (öon 1492 an) felbft peripatetifd^e
?p]^ilofop]^ie an oerfd^iebenen Unioerfitäten 3ta=
lien§, 5U $abua, ^ifa, Bologna, @alemo unb
Slom. «IS «bept, «ftrolog unb ^l^ilofopb er-
warb er ftd^ fold^en Slul^m, ba^ il^m ^apft
Seo X. ben 5Ramen unb baS SBappen ber SKebici
5u fül^ren erlaubte. 95on feinem Seigrer 92icoletti
SSemiaS, ber ju ben eifrigften ^oerroiften gel^örte,
l^atte er ftd^ bie aüerroiftifd^e Slnftd^t t)on ber @in=
l^eit beS SSerftanbeS in aÖen 9nenfd^en angeeignet
unb fud^te biefelbe in feinem Sud^e De intellectu
et daemonibus Weitläufig 5U entwideln unb ^u
begrünben. 6r 50g fid^ baburd^ öiele ©cgner ju,
würbe aber, wie fein Seigrer, burd^ ben Sifd^of
Saroggi t)on ^abua fd^lie^lid^ beftimmt, biefer
^nfid^t 5u cntfagen. 9lun fd^loft er fid^ in ber
^f^d^ologie mel^r ben älteren f(^olaftif(^en Seigrem
unb ben ^latonüem feiner 3^it an. Siuf 93eran«
laffung beS lßap{led Seo X. fd^rieb er fpöter^in
eine ^iberlegungSfc^rift gegen bie Sffil^anblung
beS $etru3 IßomponatiuS De immortalitate ani-
mae unter bem Sitel De immortalitate animae
contra Pomponatium (1521). IßomponotiuS
l^atte nömlid^i bel^auptet, bie 3mmaterialttöt unb
Unfterblid^feit ber 9Renfd^enfeeIe muffe }War a^
bem @tanbpunfte be3 d^riftlid^en ©laubenS feß-
gel^alten werben, auf bem @tanbpunfte ber Sßer-
nunft unb ber Ißl^ilofopl^ie bagegen fei bie @ede
al3 materiell unb fterblid^ )u betrad^ten. ®egen
biefe ^nftd^t , weld^e principieO ben SBiberfpru^
jwifd^en Offenbarung unb SSemunft proclamirt,
wenbet ftd^ 9{ip]^u3 in ber gebadeten @d^rift. 9(u^er-
bem l^at er faft fämmtli^e @d^riften beS Urifio-
teleS commentirt unb aud^ 5a]^lrei(^e naturwiffen-
fd^aftlid^e unb politifd^e ^üd^er gefd^riebeti. 3»
nennen ftnb unter feinen ®d(|riften namentlid^:
De infinitate primi motoris (1504), Dialectica
ludicra (1521) unb De pulohro et amore
(1539). ©eine Opera würben gu SSenebig 1559
in fed^§ Sönben Deröff entließt; feine Opuseiüa
moralia et politica würben 1645 }u ^kiriS be-
fonberS gebrudft. 9{ip]^ud^ Sl^arafter war nid^t
mafelloS. @r l^ielt t)iel auf bie ®unft ber weßtid^
@ro|en unb t)erfd^mä^te eSnid^t, ftd^ ju niebrlgen
©d^meid^eleien berbeijulaffen. ^m ^ofe ffarß V.
foQ er gern gefeiten gewefen fein unb ftd^ befonberS
bei ben gfrauen be§ ^ofe§ burd^ fein gefd^meibigeS,
]^öfifd^e§ SBefen empf ol^len l^ben, obglei^ er ni(^
weniger als fd^ön war. S£ceffit)e @efd^Ied^t8Iiebe
gel^örte überl^aupt ^u feinen @d^wäd{int. 9ud^
feine ©d^riften finb , bem gl^arafter feiner Seit
entfpred^enb, mit ben ärgerlid^ften Dbfcönitöten
angefüllt. 2tn feiner ©d^rift gegen ^omponatiuS
leiert er eine fel^r freie SRoral, weld^e mit aQen
©ütern be§ üppigen Seben3 ftd^ 5U umgeben fud^;
bie Seifpiele be§ 9lltert]^um§ finb überall gur
§anb, um ben feinen ®enu|, wie i^n Stipl^uS ^d^
badete, als 9Bei§]^eit beS SebenS an^upreifen. ~
Um bie SRitte be§ 16. ^al^r^unbertS (1545 MS
1550) foQ !Ripbu§ burd^ SJetfmIen in eine mit
©d^nee überbedite @rube auf einer Steife unf§
Seben gefommen fein. (93gl. Brucker, Hist
phiL IV, 1, Lipsiae 1743, 186 sqq.; St. SBer-
ner, ®efd^. be§ S^omiSmuS [S)er $L Xl^omad
oon 5lquino III], SRegenSb. 1859, 128 «nm. 2,
fül^rt aUe SQBerfe beS 5ßip^uS fpectefl auf.) [StödR.]
^ifan^ l^ebr. ÜWonat, f. 3«tred^nung.
'gnioßitd, 9Rariu§, gel^i^rt gu jenen pl^ilo«
fopbif^ gebilbeten ®ele]&rten ber S8enaiffancc-3«t
meldte al§ entfd(|iebene ®egner ber ©d^olafül unb
ber bamaligen peripatetif^en $]^ilofop]^te über*
l^aupt auftraten unb namentlid^ bie peripotetifd^
©ialeftif unb 9Retap]^9p' ou8 bem ftreife ber
SBiffenfd^aften ^u eliminiren fud^ten, um fie burd^
bie SRI^etori! allein ^u erfe^en. 9R. 9H5oliud witrbe
)u SreSceOa im ^er^ogtl^um 9Robena im % 1498
geboren unb befd^öftigte ft(^ t)or}ug§weife mit ber
grflärung 6icero'§, woraus fein berül^mte« SBerf
Thesaurus Giceronianus l^eroorgtng. 2)0^ lie^
405
9?o — KottillcS.
406
f er A (ieitei trid^t betoenben. 9118 ÜRorco Slntonio
iRajoragio bie ^robosen Stcero'8 angriff unb
boM bcr arijlotelifc^ ^]^tIo{o))]^te ftd^ bebiente,
Ktrieb er gegen i^n bie @d^rift De veris prin-
eipiis et vera ratione philosophandi, tDeld^e er
Im 3. 1558 )u ^rma ^eroudgab^ too er bamalS
ktite. 3)iefe8 fein SBerl ift ^ier üoraugSioeife in'§
Suge in faffen. 9u8 bemfelben ift gu entnel^men,
boB StisoUud ben fc^oloftifci^en S)ia(e!ti!em unb
SRetop^^fifem ttm ^ergen gram ift; er tDei| nid^t
baufig unb ^ftig genug gegen biefelben loggu«
\aifan unb nennt fte faft nie anberS ald $feubo-
p^fop^ unb $l()Uofo))]^after. „^l^re $rin»
(it»ien', fügt er, «finb grö^tentl^eilg ber Sßa^rl^eit
ehenfo ttiberfpret^enb, nrie baS SBaffer bem treuer.
%xmentli(l^ gilt biefeS t)on ben ^rincipien, bie fte
in ber Sialeftil unb SRetapl^^fit feft^alten. SBer
bo^ i^ Seigren befolgt, ber toirb nie in regier
Seife p^ilofopl^iren unb nie gur DoIIen Sr!enntni|
ber SBa^r^t gelangen." 3n biefem jfampfe gegen
S^olafiif unb 9riftoteIe8 befennt fid^ 92i5oIiu§
ndf^ieben }u bem 92ominaIi§mud Occamg. Sie
oBgemetnen Segriffe ftnb nad^ i^m feinedmegS
ettDoS ObiectiDeS ober in ber Objectioitöt 93egrün>
beted, fonbem ba§ 9QIgemeine ^nbet fid^ nur im
ioro^Iic^ ^uSbrudfe. S)ie UniDerfalien ftnb il^rer
Sebentung nQ(^ nid^t§ 9nbere§ als coüectioe 93e«
nemmngen für eine ©efammtl^eit t)on S)ingen, toie
M Sßort „^ttt" ein SoQectiDname für aQe @oI>
boten ift, meld^ baS §eer bilben. S)ie ©attungen
nsb Vrten finb nid^tS meiter al§ eine @efammtfeit
Mm (gingelmefen. 9{immt man aQe Singelioefen
^tmoeg, f o bleibt Don ber begüglid^en ©attung ober
irt gar nid^t§ mel^r übrig, ebenfo mentg nne ein
i;fer oIS foId^e§ nod^ benfbar ift, menn man aQe
golboten, aus benen c8 befielet, l^inttegnimmt.
Jo^er ift ba§ Unioerfale nur als 5i^Qmc aQgemein;
bQ$, mos baburd^ begeid^net mirb, ift nur eine
Sammlung oon Snbioibuen; einen meitem 3n=
balt ^obnt bie Unioerfalien nid^t. SDamit finb
bemi nun freilid^ bie S)iale!ti! f omobi als aud^ bie
Wctopl^^fif aus bem Sercid^c ber SQSiffenjd^aften
eliminirt, benn fie baben feinen ©egenftonb me^r
Bnb fpielen in ben aQgemeinen ^Begriffen, mit
benen fie o})erircn, bIo| mit SQSortcn. ^n bereu
$la| tritt bie »betori!. ©eftl^alb fteQt benn 9ii«
joliuS an bie Sp^e aQer SBiffenfd^af ten bie ißb^^o»
fopbie unb bie Stbetorif. SBeibe ftnb nid^t jmei
tun einanber getrennte Singe, fonbem fie bilben
ein <2kin§eS, mie @eele unb Seib; bie ^b^^afopbie
entfjmd^t bcr ©eele, bie SRb^torU bem Seibe. 6in
mb biefelbe SBiffenfd^ft bei^t $biIc)fop]^te, info»
tarn fie SBeiSbeit unb äugenb, unb SRbetorif, in«
fefrm jie bie gfäbigfeit ift, rid^tig unb gut über
bie SHnge §u fprecben. ^bi^afopbic ift nid^t ol^ne
Sbetorü, unb Kb^tonf nid^t obne ^bi^ofopl^ie mög«
fi^. — S)ur(^ bie ßliminirung ber Sioleftif unb
ndapb^fif aus ber ^l^Uofopbie erbölt bie le^tere
effrnbar einen entfd^ieben emptriftifd^en Sbarafter.
)ii4t mit Unretbt bat man ba^er ^^igoIiuS als einen
Smiäufer jeneS pl^ilofopbif^^^n SmpinSmuS be*
geid^net, ber feit Saco t)on SBeruIam in ber neuem
$biIaf<>P^^^ f^in SSefen getrieben l^at. ^RigoUuS
ftarb um baS 3abr 1576 ju ©abbioneta, mo er
bomalS UnioerfitötSlel^rer mar. @ein obengmann«
teS pl^ilofopl^ifd^eS ^auptmerl »urbe im 3. 1670
t)on Seibnis neu berauSgegeben unb mit einer SSor«
rebe öerfcl^m. (Sgl. 9R. ©loftner, 9licolauS oon
ßufa unb SR. JiijoIiuS als Vorläufer ber neuem
^bilofopl^ie, aWünftcr 1891.) [©tödtl.]
5S^ («0/ einmal 9flobeS9lmon (in»« w),
ber bebraif(!^e !Rame für baS l^unberttl^orige Sb^en
in ^egppten, mirb an ben fünf ©teQen, mo er
oorfommt, in ber Sulgata regetmögig mit Ale-
xandria miebergegeben (3cr. 46, 25. 65. 30, 14.
15. 16. ^a^, 3, 8); bie^ gcfd^iel^t nad^ ber jübifd^m
^nf d^auung ber 3ubm, meldte f c^on im Targ. Jon.
an aQen biefcn SteQen vorliegt, unb meld^er ber
bl. Ö^eron^muS nad^ eigener Eingabe (in Nahum
3 , 8, bei Migne , PP. lat. XXV , 1260) ge=
folgt ift. [ffaulen.]
'Süoailbd, Submig ^nton be, Sarbinal
unb grjbifd^of Don ^oriS im Anfang beS 18.3abr«
bunberts, mürbe auS l^od^angefel^ener tJfamtlie am
27. 3Wai 1651 geboren. 6r mar ber 5meite Sol^n
beS ÖerjogS %nne be 92oaiQeS unb feiner ©attin
Souife Soper, g^renbame ber Königin ^nna t)on
Dcfterreid^, bie aud^ il^rer grömmigfcit megen in
großer 3l(btung ftanb. ®er Junge 9loaiQeS erl^ielt
eine forgföltige ßrjiel^ung unb mürbe gum geift«
lid^cn ©taube beftimmt, für meldten er burd(| fein
fanfteS SBefen unb feine IReigung 5ur grömmig«
feit oonffinbl^eit an geeignet fd^ien. ©eine ©tubien
mad^te er an ber ©orbonne ju $aris ; l^ier jeigte
er ein bebeutenbeS Xalent unb ermarb ftcb mit^luS«
äeidjnung baS fiicentiat, barauf aud^ am 14. a^ärj
1676 baS ©octorat in ber Xbeologic. 9iad^ ©itte
jener S^tt mar \f)m fd^on früf) ein rcid^eS 93ene=
pcium, bie ©omerie öon ^mbrac, übertragen mor«
ben; bei bem bob^n^nfeben feiner gfamiUe murbc
er bann nad^ SoQenbung feiner ©tubien balbigft
5U ben l^öd^ften fircblid^en SQSürben beförbert. 3nt
^2llter t)on 28 ^af)xtn erbielt er im TOörg 1679
baS SiStbum gal^orS. 9KS balb barauf baS SöiS«
t^umS 6baIonS frei mürbe, beförberte ber ffönig
fiubmig XIV. il^n 1680 auf biefen bifd^öflid^en
©ij, mit meld^cm bie ^airSmürbe öerbunben mar.
3n ben fünfjebn 3abren feiner SBirfjamfeit ^u
©balonS ermarb fid^ 9ioatQeS ben 5Ruf eines eifri«
gen, frommen unb babei gelebrten Prälaten. 3nbe|
folgte er, menn aud^ niit ^DMfetgung, gleid^ ben
meiften Sifd^öfen feiner Seit, ben gaQicanifd^cn
Xenbenjen. ©0 mar er auf ber SSerfammlung beS
ßlcmS oon 1681, mo eS fid^ um bie Regalien
^anbeltc, fomie auf ber folgenbcn Don 1682, mo
bie öier gaQicanifdjen ?lrtifel aufgefteQt lourben,
unter ben 93ertretem biefer ?lnfd^auungen, obne
jebod^ eine b^^öorragenbe SoQc ju fpielen. ^l§
bie quietiftif^e ßontroüerfe infolge beS 5luf tretenS
ber gfrau oon ®ui)on (f. b. ^rt.) ftd^ entmidfelte,
mürbe er auf ben SBunfib ber Qfrau öon DJlaintenon
jum SKitglicb ber oom ff önige aufgefteQten 60m»
407
9toQtIIeg.
408
mif fion ernannt, an beten @))i|e belanntUci^ Soffuet
ftonb. Sr mf)m nun an ben fog. Sonferen)en 5U
3ff9 l^eil, in benen beftünmte ©runbjö^e über
ortl^obose 9)}Qfttf aufgefteüt tourben, unb trat l^ier
fotDOl^I mit Soffuet als mit gfeneton in naivere
Sejicl^ungen. — 6in Derpngni^öoIIer Qfe^Igriff
be§ ^\\ä)o\^ Don S^alonS \dqx im 3. 1694 bie
empf el^Ienbe Approbation einer neuen Auflage Don
DueSnelS 9RoraIi jd^en SSeflesionen über bad 92eue
leftament. ®ie erfte Ausgabe Don 1671, »eld^e
blog in einem Sanbe bie uier Soangelien mit
furjen Anmerfungen unb 93e]^er5igungen entl^ielt,
mar Don SSialart, 9ioaiSe§' SSorgönger auf bem
bif(i^öflic^en @tu^Ie Don Sl^alonS, approbirt. 2)ie
Auflage Don 1694 entl^ielt aber bad gan^e 92eue
Xeftament mit äiefle^ionen in 4 OctaDbanben,
unb mie \\ä) ber Umfang beS SBerfeS Dergrö^ert
^atte, fo l^atten ftd^ au($ bie jianfeniftifd^en 3n»
tl^ümer in bemfelben gemeiert. 2ht einem ^aftoral»
fd^ireiben empfal^I 92oaine§ biefe Ausgabe berSRo-
ralif(i^en SReflejionen auf SSBärmfte; eS ]ä)tint, ba^
er ^c^ burd^ bie Approbation feines Vorgängers
beftimmen lieg; jebenfaQS burci^fd^aute er bie jan»
feniftifc^en ©octrincn beS SaßerfcS nid^t. — Salb
barauf ftarb ber Sr^bifd^of Don ^ariS be ^arla^
(6. Auguft 1695), unb nun würbe ber Sifd^of
Don S^alonS, meld^er bef onberS ber gfrau Don SRain-
tenon als ein frommer, eifriger Ißrölat ermünfddt
mar, 5um Sr^bifd^of Don IßanS beforbert. SDer
P. 2a g^aife, ber fonft bei ben bifd^öflid^en gr-
nennungen einen großen Sinflu^ ausübte, mürbe
bei biefer Ernennung nxd)t gu Statine gebogen. @o
l^atte nun 92oaiIIeS baS mid^tigfte 93iSt^um Don
3ftan!reid^ inne. Seim ffönig ftanb er in fo l^ol^er
®unft, ba| berfelbe il^m im 3. 1700 aud& ben
ßarbinalS^ut Derfd^affte. 3m nämlid^en Saläre
fül^rte 9ioaineS baS ^röfibium bei ber SBerfamm«
lung beS @IeruS ^u ^ariS ; mit Sif er f örberte er
aud^ baS SBol^I ber fird^Iid^en Anftalten in ber
^auptftabt fotool^l mie in ben anberen ©tobten
feiner S)iöcefe. AlleS liefe im Anfange l^offen, bafe
bie Regierung eincS ßrjbifd^ofS, meld^er fid(| bur^
Sifer unb einen fittlic^ reinen fiebenSmanbel auS»
Scid^nete, nid^t nur für bie ftird^e Don ^ariS, fon«
bem für gan^ granfreid^ erfpricfelid^ unb fegenS«
reidd fein mürbe. Snbefe bemöl^rte fid(| biefe Hoff-
nung nid^t. 3m Saufe ber Saläre jeigte eS fid(|,
bafe IRoailleS ben ©d^mierigfeiten feiner Stellung
ni(|t gemad^fen mar; eS mad^ten ftd(| ©d^möd^en
feines ßlftarafterS geltenb, mel(|e in einer bejddeibe«
nem ©tefluttg weniger l^erDorgetreten mären. ®ie
fjfel^lgriffe beS SarbinalS brad^ten in ber fran-
55ftf(|en jtird^e eine Derberblid^e Spaltung zu-
wege unb fül^rten il^n felbft ju einem traurigen
3ermürfnife mit Slom unb bis an bie ©rense beS
©d^iSmaS. 3n menigen, aber treffenbenSügen gibt
ber KarbinalSauffet in feiner ©efd^id^te QfenelonS
(Hist. de Fenelonm, VersaiUes 1817, 401 s.)
foIgenbeS Silb Dom S^arafter beS Sr^bifd^ofS:
„Seim garbinal SfloaitteS fanb fid^, neben fe^r
fd^äjbaren Xugenben unb Cigenfd^aften, jene äJli«
f(^ung Don Sigenfinn unb ©d^mäd^c, meU^ nur
5U l^öufig Ißer jönlid^feiten eigen ift, bie jmar lobend«
mertl^e ©efinnungen unb Abftd^ten ^aben, benen
eS aber an rid^tigem Urtl^eü unb ©d^rfbltd f el^It
©ein ßpifcopat Derflofe in ununterbrod^enen ©tiei«
tigfeiten, in benen er ftd^ fortmö^renb genötigt
fal^, )urüd(}umeid(|en, nad^bem er in unDorftd^tiger
Sßeife gu meit gegangen mar, fo bofe er enblid^
aQe ^arteien gegen \xä) aufbrachte.'' 2)ie eigeirtfid^
für bie JKrd^eg^ranfreid^S fo unl^eilDoUe ^ßartet iener
3eit maren befanntlic^ bie 3anfemfien: aber oud^
unter ben jfatl^olifen, meldte biejanfeniftifd^Sti'
t^ümer Dermarfen, fel^Ite eS nic^t an ^orteiungen.
Als ©egner ber 3anfeniften flonben bie 3efuiten
im Sorbertreffen; allein nid^t wenige Sif(^öfe unb
SRitglieber beS @)IeruS waren, obgleid^ fte ben
3anf eniSmuS Derurtl^eilten, ben 3efuiten nid^t gün-
ftig geftnnt, tabelten ii^re ®naben(ebre unb tl^r
SRoralf^jtem unb warfen il^nen ein }u leiben»
fd^aftlid^eS Sorgel^en Dor. ®iefe ®eiftlid^en bil-
deten eine Art SDKttelpartei, bie gar oft bie 9e«
fd^ulbigung l^bren mufete, bafe fte fid^ ben Sanfe-
niften mel^r als biEig naivere. 9!oaiSeS felber war
Don Anfang an ben 3efuiten wenig gewogen; im
Saufe ber 3(it fteigerten ftd^ feine Sorurt^eile unb
f ein 9Ri|trauen gegen biefelben bis gu einer feinb«
feiigen ©eftnnung, bie er bei mand^en ©elegen-
l^eiten befunbete. @S war, wie eS fd^int, bie
Abftd^t beS Srsbifd^ofS, in felbftönbiger SBeife gwi-
fd^en ben ^rteien bie feiner 9Reimtng nad^ rid^
tige Glitte gu l^alten; er wollte ein ®egner ber
ianfeniftifd^en Srrtl^ümer fein, bie ^erfonen aber
mögliddft f d^onen, jumal ba bie ftrenge 3Roxal, bie
fie 5ur ©d^au trugen, il^m sufagte. 3nbefe befa^
er Weber bie Alugl^eit no(| bie Sl^arafterftörle,
bie unter ben f d^wierigen Serl^öltniffen erf orberlid^
waren; gubem fül^rten i^n feine gaUicanifd^
©runbf ö|e unb bie Smpftnblid^f eit, mit weld^er er,
auf il^nen fufeenb, feine Auctoritöt geltenb mad^te,
ju immer neuen ÜJiifegriffen. — ©einen ßifcr
für bie ortl^obo^e Se^re betl^ötigte 9loaiQeS nod^
im erften ^af)xt feiner ergbifd^öflid^en S^ätigfett
burd^ bie Sermerfung ber Exposition de la
foi, touchant la gräce et la predestiziatioiiy
meldte SarcoS (f. b. Art.), ber 5»effe beS «bb^'S
Don ©t. ßpran (f. b. Art. 3)u SSerger), gan)
ber jianfeniftifd^en ©nabenlel^re gemö| Derfa^t
^atte. S)er Srgbif (^of Derurti^eilte baS Sud^ burd^
ein ^aftoraljd^reiben, in welchem er bie Derfd^iebe-
nen irrigen Seigren beS SarcoS begeid^nete unb
als rid^tige ©nabenle^rebie {Irengen Anfd^auungen
ber Sl^omiften auffteQte; gugleid^ aber mahnte er,
bafe man nid^t ol^ne triftige @rünbe j[emanben
beS 3anfeniSmuS befd^ulbige ober in ber aRorol
gu la^e ®runbfö|e befolge. 9lid^t lange nad^ Ser-
öffentlid^ung biefeS Hirtenbriefes im 3. 1698 er*
fd^icn eine anonyme Srofd^üre unter bem Stiel:
Probleme eccl^siastique . . . ä qui ron doli
croire de Mr. L. A. de Noailles evdque de
Chalons en 1695, ou de Mr. L. A. de Noailles
archevßque de Paris en 1696. ®er SSerfajfer
409 9loQtTIe8. 410
In @4# l^ifi^ o^n< 3Mf^t burd^ eine 92e(en« ]^inftd^tli(i^ bed factum genüge t%, ein el^retbietigeS
(inaabeirei^g ber ®ö^, ba| bie Seigren, toeld^e SKÜfd^uieigen }u beoba(i(|ten. StoaineS fül^rte ba§
In Srjbifd^of in feinetn $41 jlorolf einreiben {of(i^arf $röfibium in ber äJerfammlung beS SIerud ju
oenrttleiU (latte, gott^ biefelben maren, tme bie ^oriS, toeld^e ftd^ mit bet Ißublication ber Son«
in ben Seflesimien OueSnefö entl^Itenen S)oc- ftitution befaßte. Sie SuIIe toocb gtt)Qr einftimmig
teiiren, bie 97oatne§ für} Dorl^er approbirt unb angenommen; inbe| betonte ber SarbinoHn einer
anf S SBarmfte empfohlen l^atte. 2)er ergbifd^of Siebe bie gollicantj^en ^rincipien, nod^ benen erft
tötte bon malitiöfen ^ngri^ bie @pi^e abbred^en bie Slcceptotion ber Sifd^öfe ben pöpftlid^en Son«
föinai burd^ eine Snerfennung feiner Ueberetlung ftitutionen il^re DöIIige @ä(tig!eit Derletl^e, unb
bei Approbation ber Ste^lesionen unb eine SSer- aud^ in bem ^aftoralfd^reiben, in tt)eld^em bie99i-
nxrfmig berfelben. 3nbe^ fal^ er in ber Srofd^üre jd^öf e bie SuUe publicirten, famen SluSbrüdCe Dor,
inr bie Seleibigung feiner $erfon unb bie !Dh|« bie eine Seeintröd^tigung ber pöpflltd^en Sluctori-
aditung feiner ^(uctoritQt unb fül^Ite ftd^ auf S tat angubeuten fd^ienen. Sttfolge beffen entftonb
^bäf\it oefronft unb erbittert. 6r erlangte aud^. in SRom Un^ufriebenl^eit. SRel^rere 93ifd^öfe ent-
ba( boS Sibefl im Sonuar 1699 t)on ^enferSl^anb fd^Ioffen fid(| be^l^Ib gu einer el^rerbietigen, bem
oecbnmnt unb 1702 auf ben Sttbes gefe|t tt)urbe; l^eiHgen Stul^Ie genel^men SrHörung, tt)eld^e eine
ober baS önberte nid^tö an ber f d^ief en SteDung, DoSe Slnerfennung ber ^uctorität beS $opfte§ ent-
in bie er bur^ fein unfid^red ©d^manlen geratl^en ^ielt^ unb fanbten biefelbe im ÜRai 1710 nad^äiom.
»ar, unb auf bie fernere 6nttt)idnung ber 2)inge ^ud^ StoaiUeS ^atte fid^ bereit gegeigt, bie ßr-
»ar jened an Umfang unbebeutenbe @d^riftd^en Tlärung gu untergetd^nen; er önberte aber feinen
oon großem Sinflu|. SSergeblid^ f orfd^te man nad^ Sntfd(|Iu| mieber unb Dermeigerte bie Unterfd^rift.
bem Serfaffer bed onon^men StbeQg. SDer Srg- @rft nad^ längeren 93erl^anblungen entfd^Io^ er ftd^
bi>4of unb Diele Rubere l^ielten bafür, ba| e§t)on im 3. 1711, ein befriebigenbeS Sd^reiben nad^
ben Sejniten ausgegangen fei, unb feine Wi^ftim- 9lom gu fenben, hmä) toeld^eS bie entftanbenen
mmg gegen biefelben fteigerte ftd^. 3n fpöteren SD^i^l^enigfeiten gel^oben mürben. Sngmifd^en l^atte
jobren bra(^ üd^ bie Uebergeugung 93abn, ba| SIemenS XI. bie ^oralifd^en 9ief[e£ionen Dued-
bk @(^ft im Sager ber ^anfeniften t)erfa^t mar, nelS, nad^bem fie fd^on t)on mel^reren 93ifd^öfen
nnb ber Senebictiner S)om 3:^^^^ ^^ SiaipeS t^ranfreid^d oerurtbeilt maren, burd^ baS 93ret)e
snbe als 93erfafferangefeben;nad^ neueren grünb- üniversi dominici oom 13. 3uli 1708 gleid^-
liif|enSforf(^ungenmörefiebem93encbictinerS)om falls Dermorfen unb bie Sefung berfelben unter
^)tIarion9Ronnier5U5uf(^reiben(Vacant,Lepro- Strafe ber ß^communication t)erboten. 3nbe^
Uäme ecdesiastique in ber Bevue des Sciences fonnte 92oaiQeS fid^ mä)i entfd^Iie^en, feine f rül^ere
eccles. 1890). Soc^ bleibt eS jel^r leidet mög» ^probation beS SBerfeS gu miberrufen unb fid^
H4, mod aud^ b'^orign^ (in feinen Memoires ber SSerurtl^eilung an^ufd^Iielen. 3nf olge ber SSer«
pour servir k riiistoire universelle de l'Eu- toerfung beS Su^eS burd^ ben apoftolifc^en Stubl
rope, de 1600 k 1716, Paris 1757, ad a. 1699) erliefen nun bie Sifd^öfe öon 2u9on unb öon fia
vd oerftel^en gibt, ba| ber S)rud[ oon bem Sefuiten SRod^eOe einen gemeinsamen Hirtenbrief gegen bie
P. bf Souatre ausging, bem man eine (Sopie äleflej^onen, beffen SSeröffentlid^ung 9lnla| gab^
^ 9RanufcriptS in bie ^önbe gefpielt batte, um ba^ ber Sarbinal fid^ auf's ^bä)\k beleibigt fül^Ite
Die Veröffentlichung ju oeranlaffen. — 3m 5ln» unb burd^ fein leibenfd^aftlid^cS SSorgel^en neue
Tonge beS 18. Sal^r^unbertS entbrannten bie jan» Scrmidflungenl^erbcifübrte. ®aS ^aftoralf d^reiben
ksi^fc^n ßontrooerfen mteber mit erneuter ^ef« ber 93ifd^öfe mürbe nämlid^ anä) in $artS burd^
ligteit, unb burd^ fein fd^manfenbcSSSerl^altcn unb bie Sud^l^änbler oerfauf t, unb fein 6rf feinen, mie
nraberlegteS SSorgeben bereitete ftd^ ber ©arbinal eS ©itte mar, burd^ öffentlid^e ^nfd^Iäge befannt
immer größere ©cfttoierigfeiten. Sei ber gragc beS gemad^t. 6in fold^er 2lnfd^Iag mürbe, oieüeid^t
»og. ® e to i f f e n S f a U S (f. b. Slrt. SanfeniuS, burd^ bie Unoorfid^tigfeit eincS Sud^l^änblerS, aud^
oben VI, 1230) mifibiüigte er 9lnfangS bie ben
3(mfeniften günftige fiöfung nid^t; ba er inbe^ {ab,
boB bie ^ngelegenbeit einen großen @turm l^eroor»
hef, fo na^m er bie gegentl^eilige ^uffafjung an
BBb fud^te bie Stetractation ber Sboctoren, meldte
icae Sdfung unter^eid^et bitten, 5u erlangen. 3)er
tob ©offuetS (1704), meld^er in f^mierigen göllen
fein Satbgeber gemefen, mar für 92oaineS ein großer
SerlufL 9Jon ba an lie^ er fid^ öfter oon ^er=
ioBlidbfeiten berat^en unb bestimmen, meldte nur
in fe^ ben gallicanifd^en unb janfenifti{d^en ^n»
j^ungen ^ulbigten. 3m 3. 1705 oermarf @le»
«nS SX burd^ bie IBuHe Vineam Domini nod^*
■aH fderlid^ bie janfeniftifd^e Unterfd^eibung 3mi>
'^dftn bem jus unb factum unb bie ^e^auptung.
an baS Xl^or beS erjibifd^öflicben ^alafteS geheftet.
S)er ffrjbifd^of erblidfte barin eine abfid^tlicbe Se«
leibigung, unb bei feiner ff mpfinblid^feit in Setreff
jeiner ^uctorität mürbe er auf's §öd^fte erbittert,
gr oermieS ^mci 9}effen jener Sij^öfe, bie er als
Xbeilnebmer ber gegen ibn, mie er mahnte, ge»
richteten 3ntrigue betrad^tete, auS bem ©eminar
©t. ©ulpice, unb ba er bie 3efuitcn als bie ctgent«
lid^en Url^eber JeneS §irtenbriefeS anfab, f o entgog
er allen, nur einzelne ausgenommen, in ber 6r5-
biöceje bie 3uriSbiction. 3« einem am 4. TOörj
1711 erlaffcnen ^Jaftoralfd^rciben befd^ulbigte er
jene Sijd^öfe felber beS 3anfcniSmuS, ber SSerad^«
tung 5luguftinS unb lajcr 9J?oral unb oerbot, ibre
3nftruction in feinem grjbistbum ^u lefen. Üeber
411
9loQiIIe§.
412
btefeS SSorgel^en tourbe ber jfönig ungel^alten, unb
ha bie SSerfud^e, eine Sludföl^nung mit ben beiben
äifd^öfcn l^erbci^ufül^ren, an ber ^artnädigfeit be§
SarbinolS f(i(|eiterten, fo sog ftd^ biefer bie t)5IIige
Ungnobe beS ^ofeS 511. S)ie Sifd^öfe Don Su9on
unb So aSod^eUe monbten ficid nun mit 9e{(i(|tt)erben
gegen 92oaiEe8 nad^ SSom, unb mel^r unb mel^r
fäuften pd^ bie SSerwidHungen in ber franjöfifd^en
Äird^e. 2hti ber Hoffnung, bie SBirren ju beenbi«
Sen, wanbte fid^ Subtoig XIV. gegen ßnbe beS
iol^reS 1711 an ben opoftolifd^en @tu]^t um t)on
bemfelben eine au^entif d^e 53ertt3erfung ber in ben
äleflesionen Ouednefö entl^altenen 2^Pmer 5U
erlangen, 5umal ba aud^ 92oaiIIe§ geäußert l^alte,
einem berartigen beftttitioen Urtl^eU beS ^apfteS
würbe er fid(| unterwerfen. S^^ad^ mannigfad^en
Unterl^anblungen unb Smift^enfäflen erlief bann
eiemeng XI. am 8. September 1713 bie SuUe
ünigenitus, burd^ meldte 101 au3 ben moralijd^en
Setrad^tungen DueSneld gezogene @a^e unter
Derfd(|iebenen Dualificationen in globo Derworfen
würben. 9{oaiIIe§ Derbot nunmel^r bad f8\iä) OueS»
nete unb Derftd^erte aud^ anfangs, er werbe ftd^
ber Sntfd^eibung beS ^apfted fügen; inbe| in ben
äSerl^anblungen um ben ^cceptationSmobuS unb
bie ^ublication ber SonfHtution geigte üd^ balb
wieber ber fd^wanfenbe unb ^weibeutige S^arafter
be§ !IRanne§. 3ur Seratl^ung war nad^ $ari3 eine
SSer'ammlung öon 7 grjBifd^öfen unb 22 SBi»
fd^öfen berufen. S)ie Slbfid^t be§ f)ofe8 war, bie
Sutte einfad(| unb unbebingt annel^men 5U laffen,
unb bie 9){e]^rl^eit ber ißerfammlung war berfelben
^nfid^t. 92oaiQe§ aber fud^te biefer einfad^en unb
unbebingten ^cceptation ber Sonftitution entgegen«
5uwirlen. £r beantragte eine Prüfung ber SuQe
unb ber Derurtl^eilten @a|e, fowie ba| bem ^ubli«
cationSbeaet ein S)ocument t)orau§gefd^tdft werbe,
worin bie öerworfenenlßropofttionen erflärtunb il^r
fatl^olifd^er ebenfo wiei^r l^öretifd^er Sinnbe^eid^net
würbe, gemer f ottte in ber gu erlaff enben ^aftoral-
inftruction bem 93ud^e unb ben S^octrinen OueS»
nelS fein Srrtl^um jugefd^rieben werben, fonbem
nur in einem 5U be^eid^nenben Sinne bie ^ropoft»
tionen verworfen unb bie SuBle angenommen wer«
ben. S)urd(| eine berartige reftringirte ^cceptation
unb burdd bie Unterfd^eibung eines fatl^olifd^en
unb eines ^äretifd^en ©inneS ber Derworf enen ^ro«
pofttionen fud(|te ber Srjbifd^of , Weld^er nod^ immer
bie Sneinung feftl^ielt, ba^ eS fid^ in ber ganzen
^(ngelegenl^eit 5um großen Sl^eii um feine $erfon
^atü)Ie wegen ber frül^em Slpprobation bed 93udbeS,
gu erwirf en, ba| jene frül^ere Slpprobation al§ ge«
red^tfertigt ober wenigftenS entfd^ulbigt erfd^eine.
%u|erbem ftanben aud^ feine gaUicanifd^en ©runb«
fö^e einer einfad^en, unbebingten ^cceptation ber
päpftlid^en SonfHtution im SBege. ^l^atföd^Iid^
aber l^atte er fid^ auf ben @tanbpunft ber San«
feniften gcfteüt, inbem er bereu S)iftinction jwi«
fd^en jus unb factum l^inftd^tlid^ ber Kefle^o«
neu Cuc§nel8 aboptirte. i^em Earbinal fd^lo^
fid^ eine TOinberbeit Don wenigen 93if(^öfen an.
9{ad^ breimonatlid^en SSerl^anblungen tourbe bie
Sonftitution nebft einem gemeinfamen ^ßafloral«
fd^reiben gur ^ublication Don 40 Sifd^öfen be-
bingungSloS angenommen, wöl^renb 92i>ailled mit
fieben anberen Ißrölaten bie unbebingte Slnna^me
verweigerte unb ftd^ einen 9lecur8 an ben $apf[
Dorbel^ieU. 3n einem ^Briefe Dom 5. S^bruar Der-
langten bie Opponenten in DerbinbUd^er ^orm
Dom Ißapft nähere Srflärungen wegen ber Un«
beftimmtl^eit ber ß^onftitution unb berbaroud bcr-
Dorgel^enben Unftd^erdeit, toa^ eigentlid^ Derurt^eilt
fei. Siemens XL woUte mit Siedet auf biefeS Sn-
fmnen nid^t eingel^en unb eiferte ben ft5ntg an,
entfd^tebene SRafregeln }ur aQgemeinen Unnol^
unb 5ur ^ublication ber Sonftitution }u ergreifen.
S)er JJönig war aud^ entfd^Ioffen, mit Smft unb
Strenge Dorgugel^eu; inbe| bereiteten nun bie gafli-
canifc^en ^rincipien ber fd^neQen 93eenbigung ber
Qaä^i mand^eS ^inbemifi. 92ad^ il^nen tonnte ber
Sarbinal 9{oaineS nid^t, wie ber ^apfi ed wunf d^te,
birect Dor fein Tribunal citirt unb gu 9lom ge«
rid^tet werben, fonbem ber canonifd^e $roge| gegen
il^n mu|te in fjfranfreid^ burd^ frangdfifd^ $rö«
laten geführt werben. @o 50g ftd^ bie &Qd^ in
bie Sauge, unb ingwifd^en (am 1. September 1715)
ftarb Subwig XIV. SDer Xob beS ftdnigS fährte
eine fiir bie Opponenten fel^r günftige äBenbung
ber S)inge l^erbei, benn beim älegenten ^^iligp
Don Orleans ftanb 92oaiQeS in großer ®uiifL Sr
würbe Don il^m gum ^röfibenten feines ®ewif{enS«
ratl^ erwählt unb ^atte als fold^er auf bie 8e«
fe|ung ber erlebigten 93iSt^ümer fowie auf bie
fird^Ud^en ^ngelegenl^eiten gfranfreid^ im SS-
gemeinen großen 6influ|. S)a fid^ bie SBirren
fortwöl^renb meierten, erlief ber $apfi mehrere
emfte Sd^reiben an ben ^Regenten unb mahnte ^fn,
mit Strenge gegen bie Opponenten Dorguge^;
aud^ entgog er ber Sorbonne, bie ftd^ auf bie Seite
berfelben gefteUt l^atte, aQe il^r Dom apoftolifd^en
Stul^Ie Derlie^enen ^rioilegien. %m appeflirten
juerft am 1. aSärg 1717 Dier Sifd^öfe gegen bie
unbebingte Snnal^me ber SonftitutionUnigenitiis
oom $apft an ein allgemeines Soncil, unb im
^prü beSfelben ^al^reS erlieg aud^ ber Sarbinal
92oaiIIeS eine a]^nli(^e Appellation. Sobilbeteful^
bie ^ortci ber Slppellanten (f- ^- Art.), an
bereu Spi^e ber Sarbinalergbifcbof Don ^(knifi
ftanb. S^a^bem SIemenS aQe möglid^ 3S^M
angewanbt l^atte, um bie ^peUanten gu i^n^c
^fltd^t surüdgufül^ren, erflörte er enblid^ am
28. Auguft 1718 burd^ bie Sufle Pastoralis
officii, baß bie ©egner ber Sonfütution üni-
genitus bis gu il^rem reuigen äBibemtfe ber
^Kcommunication DerfaQen feien. 3)er Scrrbinol
ÜioaiQeS, Don janfeniftifd^ gefmnten Stotl^ebarn
beeinflußt, blieb in fetner Oppofttion bis jum Xobe
Siemens' XI. unb aud^ unter bem barauf folgenben
^ontificat ^nnocenj' Xni. ^ad^ bem Xobe biefeS
^apfteS beftieg Senebict Xm. auS bem $rebigei^
orben ben apoftolijd^en Stul^I (29. Wilai 1724);
er war frül^er mit ^loaiOeS befreunbet gewefen.
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9lobc — giobilt.
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imb bo btefer ^ßa)){} olS Dominicaner perfönlic^
Der t^omifitfc^ ©nobenlel^re sugetl^on toax, \o
f^ieii nneSieconciltation beS SorbinalS j;e|t letcid«
irr tmäibax. 92a(^ Dtelfaci^en Unterl^anblungen,
in Dcl^ni 6ef onberS bie SmpfinbUd^f eit unb Sitel»
tu bed (Er)btf(^of§ monnigtad^e @(i(|U)tengfetten
(erieifä^rten, entfd^Io^ ftd^ btefer enblid^, bmä)
b(ii3uipru(^ iDOl^Igeftnnter Sfreunbe unb bie ^Bitten
bcS EorbincdS gfleur^ befiegt, ber @timme feines
SctDiffend ivi folgen^ burd^ unbebtngte Slnnal^me
ber SonfHtution UnigenituB ftd^ mit ber ffird^e
on^fS^nen unb tuo möglid^ Die SBirren in ber
IKrd^ gfranfreid^ gu lieben. 3n einem @d^reiben
an bcR $o))ß fprad^ er am 19. Suli 1728 biefe
Untexoerfung feierlid^ au§ unb Derfprad^ suglei^,
einen Hirtenbrief betreffs ber Seobocidtung ber
MIe ^ oerdff entließen, ^m 11. October 1728
rrf((|ien benn oud^ biefeS $aftoraIf d^reiben, in xoiU
4em ^^oailied, unter ^inaeiS auf bie 9le(i(|enf d^af t,
bie er bei feinem l^ol^ 9Iter balbtgft t)or ©otteS
Xi^terffat^I merbe obsulegen l^oben, bie SuIIe
ümgemtns «mit ber aufri(i(|tigften Sl^rerbietung
unb Untenoerfung" annal^m, baS 99uc^ DueSnelS
in berfetten SBeife mie ber ^pft Dertearf, bie
Icceptation ber ßonftitution allen ©laubigen feiner
S)idcefe befahl, unb MtS tt)iberrief , mad in feinem
9bnneiit»eröffentlid^t morbenunb btefer Slcceptation
jUiDiber getoefen. 2)ie 3cmfeniften unb fonftigen
@egiifr ber Sonftitution toaren über biefe Umfel^r
bc§ (irsbif^ofd fel^r erbittert; inbe^ für ben ^apft.
boS Kollegium ber (Sarbinöle unb alle @utge-
ffamten mar bie Untermerfung unb 9ieconciIiation
bcfi (EarbtnalS ein überaus freubigeS Sreigni^, unb
fflu^ 9b)QiIIeS finrad^ fid^ loieberl^olt bal^in auS,
ba6 er burdd biefelbe bie Stulpe unb ben gfrieben
reine« ^ergenS mieber erlangt l^abe. ®ie SRul^c in
ber Srsbiöcefe ^riS unb in ber fran^öfif d^en ftirc^e
nmrbe inbe^ baburd^ nod^ nid^t loteberl^ergeftellt,
nnb noc^ geraume Stxt bauerten bie 9Q3irren beS
jonfeniSmuS, benen bie lange unb bebauemS-
isert^ Oppofition beS SarbinalS nur 5u fel^r SBor»
J4nb geleiftet l^atte. ÜRoaiOeS felber geno^ nur
einige 9Ronate ben iDiebfterlangten grieben. Sm
2. SJiai beS f olgenben Sal^reS traf i^n ein @d^lag-
Ui. unb jmei Sage barouf, am 4. Wai 1729,
oerfddieb er. gaft 50 3al&te mar er Sifd^of ge=
öefen^ bie Crjbiöcefe $ari§ l^attc er 34 3a^rc
geleitet — 3n ber ®ef d^it^te beS 3onf cniSmuS bil-
bct bie Oppofttion beS Sarbinalerabif d^of 3 92oaiaeS
gegen bie Sonftitution ünigenitus eine ber trau»
rig^en Spifoben. S)en mannigfad^en Sugenben
bä Srjbifc^ofS mu| man aber @ered^tigfeit toiber«
fo^en laffen. Sr mar fromm, untabel^aft in fei»
atm $rioatIeben, leutfelig, fel^r freigebig gegen
bie Srmen unb auf baS äBol^I ber fir^Iid^en ^n-
jbUen bebad^t. 68 fehlten i^m nur bie ßigen-
Hio^kn für feine ^obe unb fd^mierige Stellung,
■ib in ben furc^Iid^en Slngelegenbeiten mad^ten ftd(|
bie i^ onl^ftenben SRöngel balb in Der^öngnil*
loOer SBeife geltenb. ^Befangen in ben falfd^en
tBBicanifc^ @runbfa|en, mod^te er lange S^i
baS Strafbare feiner Oppofttion gegen ba§ Ober«
^aupt ber JHrd^e nid^t t)öOig erfennen. ©lüdQidder'
toeife trugen enblid^ bod^ feine toirflidde f$römmig«
feit unb feine fird^Iid^e Xreue ben Sieg baoon, fo
ba^ er mit bem b^ilig^n Stülpte unb ber JKrd^e
auSgeföbnt in trieben bal^infd^ieb. (Sgl. nod(|
Lafiteau, Histoire de la Constitution üni-
genitus, Liäge 1741, 2 vols.; Picot, Memoires
pour servir k Thlst. ecclösiastique pendant
le XVniö siöcle, 3« ^., Paris 1854—1857,
I et II ; @d^in, S)ie Sonfiitution ünigenitus,
gfreiburg 1876.) [95. 3iingmann.]
Tfottj ^ot (aiJ, n=b), im 91. %. eine ^riefier-
[tobt im ©ebiete beS @tammeS 93enj[amin, in
ber 9^öbe oon 3emfalem, lag auf einer 9ln^öbe
unb bilbete auf ber Strafe Don 9{orben l^er bie
Ie|te Station oor ber ^auptftabt, fo ba| biefelbe
Don ibr aus ^uerft ftd^tbar mürbe. 2)ie^ folgt auS
ber ©d^tlberung oom §eranmarfd^ ber ^ff^rer
bei 3faiaS (10, 28-32). 3ur 3eit S)aoibS be-
fanb ftd^ 3u 92obe bie @tifts|ütte, mol^l ol^ne bie
SunbeSIabe, meldte Dermutl^Iid^ nod^ }uftiriat^
3earim aufbemal^rt mürbe. S)aS freunblid^e dnt«
gegenfommen beS ^ol^eupriefterS 9lbimeled| gegen
3)auib, meld^eS ber Sbomiter S)oeg alf obalb @aul
mittbeilte, marb Urfac^e, ba| 92obe ber Sd^aupla^
milben SlutoergiegenS mürbe, inbem @aul aSeS
Sebenbe bafelbft umbringen Iie| (1 ©am. 22, 17
bis 19). 9)on ba an f^eint Wöbe müfte gelegen
gu fein, bis ftd^ nai) ber SRüdtfel^r auS ber ®e-
fangenfd^aft mieber ein £^eil beS Stammes 93en-
jamin bafelbft nieberlie^ (2 ßsbr. 11, 32). Me
93erfud^e, bie Sage ber Stabt auf^ufinben ober
fte mit einer anberS benannten Dertlid^feit 5u
ibentificiren, pnb bis Je^t gefd^eitert. (93gl. Palest.
Explor. Fund 1875, 35. 94. 183; 1877, 51.
60.204; 1881,93.) [Äaulen.]
'gHoJlß, P. K 0 b e r t b e', latiniftri de NobiH-
bus, b^iligntögiger ^J^fftonar auS ber ©efeüfc^aft
3efu, mar 1577 ju SRonte ^ulriano in ioScana
aus einer oornebmen Sfamilie geboren; er mar ein
92effe beS SarbinalS SeHarmiu unb Sermanbter
bcS ^apfteS Sö^arceDuS II. 6r trat auS 5Reigung
in ben geiftlid^en Staub unb ftubirte bie Sb^ologie
erft }u 9lom, bann ^u 92eapel. SDen ebrenooQen
Slusfid^ten, meldte il^m feine Öfamilienoerbinbungett
eröffneten, entfagte er, inbem er 1597, 20 3a5rc
alt, in bie ©efeüfd^aft 3efu eintrat unb mit ßifer
bie Sugenben beS OrbenSftanbeS übte. 3m 3abre
1605 erlangte er burd^ fortgefejte SBitten Dorn
©eneral Slquaoiöa bie ßrlaubnife, fid^ ber SKiffion
in 3nbien ju mibmen. S)er ^rooinjial üon SKala»
bar, meld^em erfidöbemjufolge jurSSerfügungfiente,
bxadjit ibn nad^ 3Rabura in S3orberinbien, mo feit
14 Sötten fein DrbenSgenoffe, ber ^Jortugiefe
P. gernanbej, ftationirt mar. S)ie 3:bätigfeit beS
lejtem l^atte ftd(| barauf befd^ränfen muffen, bie
t)om bl- Si^onj Xaöer befebrten 93emobner ber
tSfifd^erfüfte ju pafloriren, unb eS mar i^m mäl^»
renb ber gangen 3(it feines Slufentl^alteS nid^t
möglid^ gemefen, aud^ nur Sinen eingeborenen
415
!Ro6in.
416
Reiben ju bclcl^ren. 9luf bcn Juitöen P. Stöbert
mod^te biefe XJ^otfod^e, meldte )u feinem feurigen
ßifer unb feinen gnoortungen in greflem ®cgen-
JQ^ flonb, einen tiefen Sinbrud, unb er toanbte
feine gonje Slufmerffornfeit borauf, ben ®runb
biefer grfolgloftgfeit ju finben. ©e^r balb über»
jeugte er fld^, ba^ berfelbe nur in ben inbifd^en
StanbedDorurtl^eilen )u fud^en fei. SBöl^renb bie
99ett)ol^ner ber JNtfte burd^ ben Umgang mit
Suro))öem mand^e Sigentl^ämlid^feitenil^resSoIfS»
^arofterS abgeftreift l^otten, bel^errfd^te in SRo«
bura, mie überhaupt im 3nnem beS SanbeS, ber
VbelSfbls ber SBrol^minen unb bie gonje Sud«
fd^Iie^Iid^feit ber bevorzugten ffaften alle Sebend-
t^erl^öltniffe. äBod nur t)on ben nationalen ©e»
bröud^en ber 3nber abtoid^, galt ald unrein; bie
portugieftfd^en 9Riffionare bemnad^, meldte f$=Ieifd^
a|en, Sßein tranfen unb mit ben Ißariad Der-
fel^rten, tuaren $rangi'S, „Sertoorfene", unb aud^
bie Steligion, meldte fie prebigten, mar ein ®reuel
für leben ®ebilbeten. 9lod^ meniger t)erftanben
fid^ bie SRitglieber ber l^öl^eren jfaften ba^u, in
SSerfel^r mit ben nieberen @tönben unb ben $ariad
}u treten, toie man bidl^eralSSebingunggurSuf-
nal^me in bie ftird^e t)on il^nen verlangt l^atte.
SHefem großen §inbemi| für bie ßl^riftianifirung
bed fianbeS bejd^Iol P. be^ 92obiIi entgegenzutreten,
inbem er nad^ bem Seifpiel bed 1^1. $aulu8 90en
Me8 mürbe. 92ad^ reiflid^erUeberlegung mit bem
Sr^bifd^of t)on Sranganore legte er unter beffen
®utl^eif(ung bie Xrad^t ber SBral^minen an unb
bequemte ftd^, in 90em nad^ bereu @itten p leben;
\a, um nod^ einbringlid^er mirfen }u fönnen, ent-
fd^Iol er fld^ fogar, bie ftrenge fieben§metfe ber
@aniaffi, ber inbifd^en Sü^er, anjunel^men. 92un
fonberte er fid^ üon ber SBcIt ab, erfd^merte {eben
Sefud^ bei il^m unb vertiefte fid^ in baS @tubium
fomol^I beS clafftfd^en @an§!rit als ber lebenben
5;amul« unb Xelingafprad^en. 3m ®ebraud& ber
beiben legieren erlangte er balb eine gro^e gertig«
feit; baS ©anSfrit aber lernte er mit claffifd^cr
SReinl^eit unb glegan^ fd^reibcn, fo ba^ er fpäter
für bie eingeborenen ©elel^rten ein ©cgenftanb ber
l^öd^ften 93ctt)unberung mar. ^uf ®runb ber ge»
monnenen ftenntntffe vertiefte er fid^ bann in baS
©tubium ber auSgebcl^nten pl^ilof opl^ifd^en Sitera«
tur, meldte bie Snber bcpjen, unb e§ gelang il^m,
nad6 SScrIauf einiger 3a|re fid^ öottftänbig in ben
©ebanfcnfreiS ber inbifc^en ©peculation l^inein«
juleben. 5Wun erft glaubte er fid^ sum TOiffionS«
merf befäl^igt unb begann ba§felbe in einer ben
nationalen SSorurtl^eilen angepaßten SBeife. 6r
fnüpfte iSezie^ungen 5U ben @ebilbeten au§ bem
SBral^minenftanbe an, ftettte il^nen bie d^riftüd^en
Seigren als bie von ber inbifd^en ©peculation ge«
forberte SBeiterentmidttung bar unb Heß fi^ in
miffeufd^aftlid^e ffiisputationen ein, bei meldten er
feine ffenntni| ber ©anSfrit-Sitcratur jum ©ton-
nen ber gingeborenen vermertl^en fonnte. Ueber
baS Slufgeben ber ftaflenüoned^te t)erIor er fein
aaSort, bielmel^r geigte er burd^ fein Seifpiel, ba|
ftd^ tint \o\fy bürgerlid^ SBeüorred^tigung mit
d^rifilid^emSeben gang gut vereinigen laffe. 3ugIeiA
begann er bie ^bfaffung von opologetif^ itiio
polemifd^en Sbl^nblungen in ©ondfrit uiib Von
aScetifd^en ©d^riften in ber SonbeSfprad^. S)iefe
äßittel erreid^ten il^ren 3tvcd. ©obalb boS £1^«
ftentl^um nid^t mel^r $rangi mar unb bie WxncSfmt
beSfelben nid^t mel^r gum aufgeben ber ©tonbefi-
vorredete nöt^igte, ließen fld^ bie SBrol^minen leid^
ür badfelbe geminnen, unb eS bilbete ftd^ au8 ben«
elben dne ddriftlid^e @emeinbe in einem S^itroum,
beffen Jtürge burd^ ben @egenfa| gu einer vieqel^'
)al^rigen erf olglofen 3:]^ötigfeit erft red^t bemerbnS*
mertld mürbe. S)ie Dteopl^^ten maren von l^eißgem
Sifer entbrannt, mie bie (S^riften gur Spoftelgeit,
unb ruhten nid^t, bid P. be" Dtobili fie mit ©enb*
fd^reiben an bie ^5fe ber benad^borten ^fitpen«
tl^ümer fd^idHe, um auc^ l^ier ben ©amen b^
Sl^riftentl^umd audguftreuen. ©el^r bofb meierten
fld^ bie Uebertritte ; ba§ Seifpiel ber Some^men
unb ®ebilbeten fül^rte aud^ bie nieberen fiafien ber
d^riftlid^en Steligion gu, unb eS fd^ien, aI8 foDten
bie 3^iten bed 1^1. SfrancidcuS Xaveriud in änbien
mieber aufleben, ^ei einem folc^ Srfotg fontiie
inbeß aud^ bie ^fung nid^t ausbleiben, tveld^e
ben eifrigen Arbeiter bemö^ren mußte. 9n ber
SRetl^obe be' 92obiIi'§ nal^men bie übrigen Smf-
ftonare im Sanbe Zufloß, ©ie glaubten, bie Sei«
bel^altung ber ffaftenunterfc^iebe unb il^rer Vb*
geid^en afö einer bem ^eibentl^um entfprungenen
Sinrid^tung fei an fid^ vermerflid^ unb miberftreite
ber ®runble]^re beS Sl^riftentl^umS, baß ber SqA*
lanb für ^iQe gefommen fei, um %Ut feiig )u
mad^en. ©o entftanb eine Stetige von 3mmgen
unb ^uSeinanberfe^ungen, meldte man gemöl^nltd^
ben ©treit über bie malabarifd^en ®ebröud^ nennt
(f. b. ^rt. aiccommobationSftreit I, 159), unb
meldte für eine Steige von Salären bem SBefbmb
ber inbifd^en ftird^e große ©efal^ren bereiteten,
^m cntfd^iebenften trat gegen P. be' 9lobiIl beffen
OrbenSgenoffe unb 2)Htarbeiter P. Semonbeg auf.
Sr verflagte il^n bei bem ^rovingial unb bem
Sifitator, aI3 amalgamire er bie l^eibnifd^en 9n«
fd^auungen ber Sral^minen mit ben d^rifUid^en
Seigren, ftatt fie burd^ biefelben gu erfe^en, unb
geftatte eine älcil^e aberglöubifd^er ®ebröudge,
meldte ba§ Sl^riftentbum verbieten muffe. 5&te
^Inf^ulbigung fanb leiber ®Iauben, fo boß ber
SSifitator ftrenge TOaßregeln gegen be* Slobili in
^Inmenbung gebrad^t ^aben mürbe, menn nid^t ber
grgbifd^ofvon Sranganore, mit beffen Suftimmung
er gel^anbelt l^atte, unb fpöter ber Srgbifd^of von
®oa als IßrimaS von Snbicn, ber bie inbifd^en
SBerl^ältniffe rid^tig beurtl^eilte, entfd^ieben für \S^n
eingetreten mären. Snbcffen mußte ber eifrige
SKiffionar vorerft feine Sbätigfeit einpeilen unb
foUte eine von 9lom eingul^olenbe Sntfd^eibung
abmarten. ®ortl^in aber mürben jefet Serid^te ge«
fanbt, meldte bie einfcitige ffiarfteuung beö ®e»
fd^el^enen bid in'S Ungel^euerlid^e übertrieben unb
9lobi(i fogar ber ^^eilnal^me an bem inbifd^
417 ÜfloBiliuS — 9locturn. 418
6ö)nbteiiP bef ^Ibigten. €o nttt^te er ben baburd^ ein Snbe, bo^ er Dom Stobja Don ÜRobura
641BR) erleben, bo| ber OrbenSgeneral il^m bie bie ouSbrüdlid^e Srlaubni| gur Serfönbigung
fbcngpen SortDüzfe unb Skrbote gufommen Ite^, unb jum 99e!enntni| beS Sl^riftentl^umd ertoirfte.
ob iMft Wi f^ Obeim, ber Sorbinal SBeUar- 3ngnnf(i(ien ober toar feine ©efunbl^eit gebrod^en.
m, i^ in eineni Srief e befd^toor, in ftd^ gu gelten S)e§ 9ugenlid^te§ foft gong beraubt unb Don Dielen
nb nit ferner armen @eele 9RitIeib }u l^ben. Sd^mergen l^eimgefud^t, fe^te er gleid^mol^C feine
^M flötlen Me Sendete beS ^rimoS Don @oa X^ätigfeit unermüblid^ fort, bi§ ber $roDin}ial
oBb bc8 Cr)btfd^fd Don Srongonore balb beibe i^m gebot, fu^ gur @d^onung feiner Jhöfte nad^
DUnner über ben mobren Stonb ber @Qd^e auf, SReliopore gu begeben, ^ier fud^te er burd^ ®ebet
od» P. be'KobUi cxbielt bie (Senugtbuung, bol unb Sbtöbtung für bie 9Riffion, für meldte er
fiaib!naI8eflarmint^m)um gmeiten SlRoI tröftenb nid^t mebr old Setter tl^ötig fein tonnte, ol§ gfür«
mb eimmUenib fd^rieb, unb bo^ ber OrbenS- bitter gu toirfen, bis ber SOiöl^rige ®reid om
gmeml fein Serfa^en gutl^ie^ unb il^m bomit 16. Januar 1656 inmitten feiner trauemben
ftn^o^ircn erlaubte. S^ßwc erl^ob fid^ nod^ ein- OrbenSbrüber Derfd^ieb. Sr l^interlie^ ben Stuf
Bol ein @turm gegen ben unerf d^odtenen fiömpf er eines ^eiligen, unb bie ©efeKfc^af t, meld^er er an-
vBbS>nlber, ald ber bidl^erige ^rimaS Don @oa gel^örte, Dere^rt i^n mit Siedet afö ben gioeiten
1104 Sroga 6ef ürbert unb burd^ eine $erf5nlid^!eit Sipoftel Don Snbien unb als ein leud^tenbeS 99ei-
cxfe|tiimrbe,tteld^}ube'9tobili'S®egnemgeb5rte. fpiel, mie Diel bie mitftlugl^eit gepaarte Siebe gum
Ufm eine auSfül^rlid^e unb flore S)en!f^rift, ^eil ber ÜRitmenf^en auSgurid^ten Dermag. (Sgl.
vdibc P. be' 9tobin )ur S)arlegung ber Serl^lt« de Backer, Bibliothöque s. y. ; Bertrand, La
nffe nnb gnr Sled^tfertigung feineS SSerfabrenS Mission du Mandorö d'aprös des documents
cr^ bem Stfitator in Snbien Dorlegte unb bann in^dits U et lU, Paris 1848 et 1850; S)ie
»4 9lom fonbte, l^otte ben (Erfolg, ba| er bie !at^. SRifftonen, Sfreiburg 1875, 13 ff.; 3)a^l-
mei^ feiner @egner in änbien gum Sd^toeigen mann, 2)ie @prad^funbe unb bie SRiffionen, gfrei-
toubte. unb ba| ^apft (Sregor XV. im 3. 1628 bürg 1891, 17 f.) [ffaulen.]
bü auf aSeitereS bie Beibehaltung ber angefod^« "gioMRus^ f. f^aminiuS IV, 1542.
ton Sebrfiud^e geftottete. @o fonnte ber f eelen« ^oct^ f. 3bxct.
eifrige OrbenSmann nad^ Dier langen SeibenS- ^oäntn (noctumum sc. officium) mar in
Yäfm, iDdd^ über ben Sei^blungen Derfloffen ber öltem 3sit bie liturgifd^e iBegeic^nung für baS
ntten, baS angefangene SRiffbnSmerl mieber be* gange, ber 9lad^tgeit entfpred^enbe ©ebetspenfum,
ginKB, unb mit ^ilfe eineS ©eföl^rten, ber il^m alfo {euer ^l^eil beS Of^dumS, meld^er ie^t 9Ra-
mnfd^fitterlid^ treu gur Seite geblieben mar, ge- tutin (f. b. ^rt.) genannt mirb (Noctumum of-
laaq eS i^ ie|^, an Derfd^iebenen Stellen inner- ficium in quatuor est partes distinctum, sc.
balb bet bcna^borten fjürftentl^ümer ffird^en gu in tres noctumos et matutinas laudes ; Du-
crnibten unb ®emeinben gu grünben, bereu 9Jlit« randus , Bationale divinorum officiorum 5,
glieber burdj gifer unb Sugcnb bie beftc 6m« 3, 6). 5Rac^ bem je^igen liturgifc^ien ©prad^«
Ablnng ber d^ripiid^en Se)^ bilbeten. 6r felbft gebraud^ bcgcid^net 5Koctum (noctumus sc. cur-
bei^iränfte fid^ nod^ immer auf bie 2Birffam!eit sus, feltener nocturna sc. hora) t>a^ gum ^lad^t«'
bei ben Srabminen unb ben übrigen Doruej^men officium gehörige ^falmengebetfammtbenSefungen
Äaiten ; allein er f orgte baffir, ba| aud^ für bie unb ben fleinen ämifd^cngliebem (?lntip^onen,
nieberen Plaffen ber inbif d^en ©cfeUfd^aft eigene 95er8, ^folution, Sencbictionen unb Slefpon-
DWnonore oufgepettt mürben, unb gur 9iad^tgeit, forten). ®ie 3loctum mit ben gingangSgebeten
To er feine ®efabr lief, erfannt gu werben, mib- bilbct baS gange 5Kadi>toffirium ber fjferialtage unb
nifte er fid^ aud^ ben $aria§, unterrid^tete fte unb ber festa simplicia, fomie ber 2:age in ber Ofter-
'^pnhitt ibnen bie ©acramente. ®er SBerfel^r unb ^fingftoctaDe. 3m ©onntagSofficium ba-
iDirdben ben eingelnen ffifliffionaren unb bereu gegen unb an ben fog. fjfeflcn novem lectionum,
*Iegbefoblenen»arbinbürgerlidben®ingengang fomie aud^ im Sobtenofficium fe^t ftd^ bie SJ^a-
beai inbifdben gerimonieü entfpred^enb eingerid^tct, tutin au§ brei 91octumen gufammcn. S)er $falm
sö^renb er in religiöfen @ad^en unbefd^rönft blieb. Venite exsultemus unb ber ^^mnuS gelten ber
2o iDiirben ungegöl^lte ©eelen für baS ßbnften- erften 5Roctum al§ befonbere ginlcitungSgebete
Ann unb baS emigefieben gemonnen. ^reilid^ Doran (f. Bubr. gener. Brev. Born. XUI, 1
tomte eine fold^e gottgefällige Sl^ätigfeit nid^t ad 3). ®ie S^octumcn ber größeren Djficien
ctßt ^eimfud^ung burd^ Seiben bleiben, ^n merben ber älei^enfolge nad^ als erfte, gmette unb
apreren St^en mürben bie Sl^riften Don ber britte 9loctum gegöblt; als horae noctumae
Ubnifc^ Cbrigfeit f^avt gebrüdft unb Derfolgt, ober vigiliae f(^lie^en fte ftd^ ber altrömifd^en
nb gu HRabura mürbe P. be' 9lobili felbft ncbft Xl^eilung ber 9lad^t in 5Rad&tmad^cn an unb ent=
feien ©efäbrten Don 1640—1642 unter nid^- fpred^en ber Xerg, ©ejt unb 9lon im 3:age§=
cgem Bormanbe im ©eföngni^ gel^altcn. 9lllein officium. 3ebe 9loctum umfaßt brei ipfolmen, bie
bir (Slonbe unb ber foelbenmutb beS l^eiligen erfte 5Woctum be§ ©onntagS ober brei ©ruppen
9amt% fiegte über alle ^inbemiffe, unb im Sobre Don je Dier ^falmen. ®ie gferialnoctum bat gmölf
1644 mad^te er allen Ouälereien ber Sl^rtften ^falmen, meldte gu je gmei unter einer 9lntipboti
tirAenUrÜoiL IX. 2. ICnfL 14
419
5Roe.
420
))er6unben flnb. ßbenfo l^ot jebe 92octum brei (im
tnoiiQJlifd^en Dfpdum ötcr) Scfungcn; für bie
Qferiainoctum loetben fte bcr l^eiligcn ©d^rift ent-
nommen ; für bie Öfter- unb ^ftngftoctaö unb feit
^iu8 V. aud^ für bie SSigilien unb Safttage flnb
l^omiletifd^e Slbfd^nitte ^um Sageöetxingelium öor-
gefel^en. ^n einem festum simplex tritt in ber
Siegel flatt beS britten, be^to. bed gmetten unb
britten @d^riftabfd^nitteg bie SebenSgefd^id^te beS
^eiligen ein. 3n ber erften 9loctum ber gefte mit
neun Sectionen toerben bie fiefungen ftetS auS ber
l^eiligen @d^rift getwmmen, unb ^mar Beim semi-
duplex unb einfad^en duplex aud ber Scriptura
occurrens, beim duplex majus unb allen ^eften
l^ö^em 9litu§ aud bem Commune, fofem ni^t am
gel^örigen Orte im iSreDier anberd angegeben ift.
S)te Sefungen ber jmeiten Woctum im Semporal-
officium ftnb ben l^eiligen SSötem entnommen, an
ben Qfeften ber |)eiligen pnb fle l^iftorifd^en 3n-
]^alte§. 3n ber Dritten 9toctum fd^Ue^en ftc^ bie
fiectionen al§ ^omilie an ba§ ZageS- ober fSfeft-
eDangelium an. Statt ber neunten Section tritt
an ben nur commemorirten gferien, Sonntagen
unb f$feften (n)enige ^öüt ausgenommen) eine
Sefung au§ bem commemorirten Officium ein.
Sie Sbfolutionen unb SBenebictionen geben ben
9loctumen eine iSejiel^ung ^u ben brei göttlid^en
^erfonen. [St, ©d^rob.]
'^0t (n^, Nwe), ber ^mxit @tamnU)ater bed
SRenfd^engefd^Ied^teg, toar ber sel^nte in ber äleil^e
t)on ^bamS ^bfömmlingen au3 ber fiinie Setl^S
(®en. b, 28), ber @ol^n fiamed^S unb Snfel
aSatl&ufala'S. ©ein 5Wame, ber fo Diel aß SRul^e
ober 3^rofl bebeutet, bejeid^nete nac^ ber ^bfic^t
beS SSaterg bie Srmartung, meldte bei feiner ®e-
burt auf il^n gefegt mürbe. ®iefe fd^eint feine
geringere gemefen 5U fein, afö ba^ bie ^opung
auf einen Srlöfer burd^ il^n erfüUt merbe (®en.
5, 29); benn ba§ allgemeine Senm^tfein Don
ben fd^toerlaftenben f^folgen ber ©ünbe mu^te in
@etl^§ ^bftamm unter ber ©etoalttl^ötigreit ber
fiainiten befonberd brüdEenb toerben, fo ba^ er ftd^
tt)0]6I als ecclesia pressa betrad^ten fonnte. Se-
jeid^nenb fmb in biefer ^infid^t bie Sporte bed
fetl^itifd^en fiamed^ gegenüber ben jenigen, toeld^e
und Don bem gleid()namigen ^bfömmling JfainS
oufbel&alten ftnb (®en. 4, 23). S)er ermartung
be§ 93ater§ tonnte 9{oe nur infomeit entfpred^en,
als er ein SSorbilb beS fünftigen Sriöferg mürbe
unb beffen SBirffamfeit tqpifd^ barfteUte. ^ier^u
mar er Dor ^Qem beföl^igt, toeil er ftd^ Don bem
©itteuDerberbni^, bad ju feiner S^t allgemein
mürbe, frei l^ielt. 3lud ben nur nad^ ftnnlid^en
9lüd(jid^ten l^erDorgegangenen Sl^en, meldte jmif d^en
©etl^itenunbjfainitinnen gefd^Ioffen mürben, ent-
fprang ein ©efd^Ied^t, in totlä^tm naä) bem 93or-
bilbe be§ gotttofen fiamed^ bie nal^e Dermanbten
Softer ber SBoQuft unb ber ®raufam!cit jebeS
ibeale Streben ertöbtct l^attcn, fo ba^ fd^lie^Iid^
bie 9Renfd^I)eit Dor ber gbttlid^en ®ered^tigfeit ba§
Äed^t auf il^re ßiiftens Dermirft l^atte (®en. 6, 2
bid 7). !Rur 9{oe toar eS, ber bie Derbtente Döllige
SSemid^tung Don bem SRenfd^engefd^Ie^ie ablfitü,
meil er ;,®nabe bei bem §erm fanb" (Sen. 6, 8);
benn „er mar DoUfommen unb geredet in aOm
©tüdEen unb manbelte mit ®ott'' mie f^eno^
(93. 9, Dgl. 5, 22). @o fonnte er einen SRatffd^Iii»
®otte§ ber SBelt afö mdglid^ ermeifen, ber beim
Srlöfer nad^ ben SBorten bed Vpoftetö Stdm. 5, 18
gur Sßirflid^feit mürbe. Sorerft bebeutete 9toe ben
ßrlöfer burd^ bie geitlid^e Stettung beS Slenfd^-
gefd^Ied^teS, bereu 93ermittler er mürbe. 9Rit ber
llnfünbigung einer f$=Iut, meldte ber ffinbigen
äßenf d^l^eit unb bereu Sebendbebingungen ein Snbe
mad^en foDte, erl^ielt 9loe ben Sluftrag, einen poJ%»
iavi J^er^ufteUen, in meld^em er felbft mit ^er
Sfamilie ald Urjprung eines neuen gottgefälligen
®efd^Ied^teS erhalten bleiben foUte. SOt Uefcft
SRettungSmittel tfl nad^ alter Srabition bie bentfd^
SBegeid^nung ^Srd^e" üblid^ gemorben. @ie ijl
aus bem lateinif d^en arca umgebübet unb begeicj^et
mie biefeS junäd^ft einen jfaften ober eine Xru^e,,
morin man merti^DoKe ©ad^en birgt; bal^ oud^
bie aSegeid^nung i,9rd^e beSSunbeS'' fürSunbcfi-
labe. 2)er l^ebrötfd^e £e|t l^at bafür baS gfremb-
mort nzr, meld^eS nur no^ 6s. 2, 8. 5 für bo9
5U SRofeS^ ^Rettung bienenbe jföftd^en gebrandet
mirb unb Don ben LXX ^ier in ber gform Offiv)
beibel^alten mirb, möl^renb eS in Stoe'S ®efdbid^te
mit xtßcoToc miebergegeben ifL ^Qe biefe tlnfi«
brüdEe geigen, moran bei bem fraglid^en ^olgbou
gu beuten ift; 9loe foUte fein ©d^iff bauen, morin
er eine SReife gu mad^en l^ötte, fonbem nur eine
^olgconftruction l^erfteUen, meldte il^n fammt allem.
maS bie fjlut überbauem f oQte, Dor bem Srtritden
ftd^erte. Sin f$=Io^ fonnte bie^ nid^t fein, meil un«
gel^eure Stegengüjfe unb SBolfenbrüd^e in SuSfid^t
ftanbeu; einzig ein faftenf5rmiger IBau entfprad^
ber gemoüten Seftimmung. t$ür einen fold^en gibt
bie ^eilige ©d()rift ®en. 6, 15 bie Don ®ott Dor-
gefd^riebenen 3Ra^t an, meldte, menn fie aud^ nid^t
mit matl^ematifd^er ®emi|l^eit beregnet merbcit
fönnen, bod^ eine ©d^ö^ung erlauben, monad^ bie
Sr^e beinahe ben jhibif inl^alt beS fi5Iner SomeS
befa^. S)aS SSerl^öItni^ Don fiönge, SBreite unb
^öl^e mar 80 : 5 : 8, mobei bie Sinl^eit ein 3Ra|
Don gebn „ßUen" barfteUt; bie Slrd^e mar alfD
na$ unferer SuSbrudESmeife ein ^raUelepipebon
unb l^atte bamit gemi^ bie gu il^rem 3kDedte oller-
geeignetftc ®eftalt. SBenn ® Ott ber §err Dorfd^rieb^
fte in brei gleid^ l^ol^e ©todtmerfe eingutl|eilen, fo
barf man annel^men, ba^ gmei berfelben unter bie
SBafferfföd^e einfanfen, mäl^renb eineS über bie»
felbe emponagte. Se^tereS mu|te natürlid^ Sid^t
erl^alten ; baS l^icrgu Don ®ott angegebene SRittel
mirb megen ber SSuIgata-Ueberfe^ung fenestram
(®en. 6, 16) oft irrig als ein einziges QfenPer auf-
gefaßt, mäl^rcnb bcr Xejt nur angibt, ®ott l^abe
Sid^töffnungcn Dorgefd^rieben, mcl(|c eine ßtte Dom
3)ad^e ber ^rd^c entfernt bleiben f oüten. Ob biefe
offen blieben ober Derfd&Iießbar maren, mirb ^ier
nid^t angegeben; fpötcr aber (8, 6) jeigt fid^, bo^
421
9locI — 9loemQ.
422
rit DiiQ^e gntfter mit Serfc^lu^ toaren. SDer
goB^ 9au mu|te. feiner Seftimmmtg ]^5d^{i ent-
int^tRb, aus Sopreffenl^ols (LXX ix SuXcov
HTpsTtuvoiv; Sulg. de lignis laevigatis) l^er*
jc^ itnb boppelt t^erpic^t toetben. gut bie @r«
n^tang bcdfelben blieben 9loe, ber fld^ bebet felbft-
Do^mibli^ bet i^m gu @ebote flel^enben äßenfd^en-
fEöfte bebiente, 120 Solare. SB%enb biefet 3eit
3101 er .ein $rebiget bet ®ere<i^ttgrett'' (2 $etr.
2. 5), nid^t blo^« toeil fein gongeS Untemel^men ein
Strafgerid^t ®otM t)erfütd>igte (per quam dam-
niTit mundum, ^ebr. 11, 7), fonbem gtDeifeld»
otne aaä^, nml er feinen S^^Q^noffen mal^nenb
nnb loamenb entgegentrat. S^oax fogt un§ ber
Öeikmb felbft, bo^ 9ioe mit 3Bort unb äBerf gleid^
scirig «inbrud l^eroorrief (TtaiÜ^. 24, 87 ff. Suc.
17, 26. 27) ; aOein ber IBetlauf ber ereignijfe gab
mr $rebigt eine entfe^id^e Seftötigung. lieber
^kfm Serlauf unb über eine 9ie% Don ^fragen,
lodift belfans burd^ benSerid^t ber j^eUigen Sd^rift
bflnorgemfen merben, f. b. ^rt. Sintflut. Snbem
m bie Slrid^ über ben SBaffem fd^mcbte unb ad^t
Seilen atettung iKrfd^ffte (1 $etr. 3, 20), toarb
ber emig unDcrönbetUd^e 9tatl^fd(|Iu^ ®otte3 nid^t
M0ft 0» aBiOe, bie aRenfd^l^eit }u erhalten, offen-
bar, fonbem eS ttarb aud^ bie StettungSonftalt
wtgebilbet, uield^ gur einigen SoUenbung bed
Dkiifi^cngefd^Iec^teS t)on ®ott gemollt mar. Sie
Ir^e nxir bie tqpifd^ 2)arfleUung ber JNrd^e
CttifK: »er in bie eine mie in bie anbere nic^t
äägiSfi, mug )u ®runbe gelten. @elbft bie fün«
b^ SRitglieber ber Stxx^t l^aben, mie bie un-
smen Z^iere in ber ^rd^, tUn be^megen, meti
ne )ui ilird^ getreu, bie ^nmartf^aft auf bie
itfriir^Ii^e SRettung unb Sefeligung. 2Bie bann
bieSirc^ Don ben ndmlid^en äBaffem, meldte aUed
labere gerftörten, emporgel^oben unb ftd^er getragen
anrbe, fo erhalt fid^ an^ bie JNrd^e ^o^ über afien
Stürmen unb t)emid^tenben ®eioaüen ber 3(ii;
mbafleS, UMdfonfl gerftörenb über bieSrbe gel^t,
imft ber ffird^e ftetS neuen Kul^m unb neue Sfeftig-
fnt geben. — S)er grbauer unb Seiter ber ?lr^e
aber erfd^int i^um gmeiten 3RaU al§ oorbilblid^er
(hI5ier, alS bie gflut Dorüber ift unb ber 9left ber
3bm'4b<it mieber bie Srbe betritt, um ein neue§
SeHblec^l auf berfelben gu grünben. SBirb ber
aene Stommooter in bie ^u^^apf en ^bamS treten
Jber mitb er feinen Stad^fommen baS SBol^Igef aUen
Sottet )un>enben? Sie Sntaort gibt un§ bie mu
Teilung ber l^eiligen Sd^rift, bag 9loe bie neue
fmuricflung ber Singe mit bem Sau eines SKtarS
mb einem @ott too^lgefolligen Opfer begann
^Sen. 8, 20). 3um So^ne bafür etl^ielt er bie
jnfid^Tung, bog bie neue S^iften^ be§ SJienfd^en»
9r«4Ief^te9 ouf (Srben gefid^ert bleiben foUte (8,
21. 22), unb ed tooxh im ^nfd^Iu^ an bie burd^
bif $Im ^beigefu^rte Scnberung ber pl^^ftfd^en
Scrtfältni^e aud^ bie ®en. 1, 29 eingefül^rte Orb>
oag ba^in ertoeitert, ba^ bie menfd)iid^e ?2al^rung
Bon mm an ou(^ au§ bem Sbi^treid^ genommen
Verben burfte (@en. 9, 3). 3n munberbarer &erab-
kffung tooKte ®ott ber £)err bie neue Orbnung
ber Singe %um ®egenflanoe eines SunbeS mad^en,
als beffen 2öeglaubigung er ben ^Regenbogen l^in«
fteBte (®en. 9, 11 ff.). Sie^ fann nur fo gebeutet
merben, ba^ ®ott fic^ ^ur ^ufred^terl^altung ber-
ienigen pl^^fifalifd^en SSerl^öItnijfe Derpßid^tete,
meldte ben SKegenbogen l^erbeifül^ren, möl^renb Dor
ber t^flut anbere ßinrid^tungen auf Srben Dorl^an«
ben maren. 9$on Seiten ber 9Renfd^en foOte ber
99unb burd^ bie Seobad^tung ber^enigen ®ebote
gel^alten toerben, meldte bur$ bie Srfal^rung bei
ber frühem ^Renfd^enenttoidtlung nbtl^ig getoorben
toaren: ed marb Dorgefd^rieben, bie Süfteml^eit
burd^ Sntl^altung Don IBIutgenu^ }u ^öl^men unb
baS Seben beS 9)litmenfd^en als baS eines Sben-
bilbeS ®otteS l^eilig gu galten. Sie iübifd^e 6r-
meiterung biefer l^orfd^riften auf fteben fogen.
noad^ifd^e ®ebote, totl^t Sinige aud^ ^g. 15, 29
berädtftc^tigt glauben, ift ol^ne l^iftorifc^e Sered^ti«
gung. Sen ^norbnungen ®otteS entfprad^ 9^oe
aud^ baburd^, ba^ er bie Srbe bebaute, unb im
SSerlauf biefer 2:^ötig!eit ppangte er ben SBeinftodt
an. 93iS bal^in ^atte bie SRebe nur mtlb in ben
SBöIbern gemud^^ert unb eine unanfel^nlid^e rSmä^i
3U mattem @etranf geliefert. Unter ber Pflege beS
SRenfd^en aber gebte| ber SBeinftodt gu einem ebeln
@en)ä(|s, unb feine f$frud^t lieferte nun feurigen
SS$ein, gang mie fid^ bie| im fernen Kalifornien
unter ben ^önben beutfd^er OrbenSleute mieber»
l^olt ^at. Siefer ißerönberung l^atte 9toe ftd^ nid^t
Derfel^en, unb ba er baS foftbare Xraubenblut fo,
mie frül^er ben matten SBein ber milben SRebe ttant,
marb er Don einer ungefannten ®en)alt übermannt
unb lag beraufd^t in feinem 3ctt auSgeftredtt (®en.
9, 20 f.). Sie^ gab 9lnla6, ba^ in feinen brci
Söl^nen fid^ gang entgegengefe^te ®eftnnungen
offenbarten: ©^amlofigfeitunbgfred^l^eit iuKl^am,
garte @dbam unb finbUd()e Sl^rfurd^t in @em unb
3ap^ct (93. 22. 23). gS fonnte 91oc nid&t entgelten,
ba^ l^iermit für baS fünftige SJienfd^engefd^Iedbt
gang Derfd^iebene SBege angebal^nt xoaxtn, unb bie
göttlid^e Srleud^tung fam ^ingu, um il^n erfennen
gu laflen, meldte 2Bege il^rerfeitS bie göttlid^e
©nabenlettung eingufd)lagen l^abe. @o marb 9{oe
gum ^ropl^eten, ber in tt)unberbarem, breifad^ gc»
gliebertcm @prud^ baS Programm ber gefammten
9}len|c^cngefcöid^te bargefteHt l^at (9J. 24 ff.). g§
ift nid^t ol^ne IBebeutung, ba| bie l^eilige Sd^rift
aus bem gangen 950 Saläre auSfüUenben Sebcn
5Roe'S uns nur biefeS eine SBort Don i^ni auf*
beftal^rt l^at; benn bie Erfüllung biefer 2Bci§=
agung, bie ftd^ bis gum Snbe aller Singe l^in er»
tredt, ift eine ftcte Sarlcgung ber 93ebeutung,
loeld^e bem gmeiten StammDater ber ÜJlenfd()]^cit
gufommt, unb eine Slufforberung gut Sanfbarfeit
für bie l^ol^en ®üter, meldte bie 9!Renfd)^ett burc^
3loe erlangt l^at. [fiaulcn.]
'gJoef, f. aiejanbcr ^lataliS.
^oenta ("»y)/ ii" %, %. bie ^od^ter beS fai=
nitijd^en fiamed^ unb ber ©cün (®cn. 4, 22). 3I)r
5fJame (bie ©(|öne) ift auS ber in ffainS Sinie
14 •
423
9loemi — 5Rominalijlen.
424
Jcrrfd^cnb gciüorbenen SRid^tung auf baS ©inti«
Ud^e, bic in ber ©oppelcl^c il^reS SotetS einen t)cr>
bred^erifd^en SuSbrud fanb, ^u erflören. 2)o fte
bie ©d^ioefter SuboIfainS ttjor, tt)irb fie (ol^ne
@runb) qI3 Srftnberin be§ Spinnend unb äBebend
ongefel^en. [ftaulenj
^oenti ("^^0/ tm 9I- 2:. 5Wame bcr ©d^ftieger«
mutter Mutlos (SHut^ 1, 2 ff.).
9^od, ber patripafftonifd^e ^InKtrinitarier,
ftammte nad^ ^ippol^t, bem ölteften unb für olle
Späteren gmnblegenbcn Serid^terftotter (foftol^l
in ber ©d^rift Contra haeresin No3ti alS in
ben $l^iIofop]^umenen 9, 7), oud Sm^mo unb
trat gegen Snbe be§ 2. Sol^rl^unbertd mit ber Seigre
auf, e^riftuS fei felbft ber SJaler, unb ber SSater
fei geboren, l^abe gelitten unb fei geflorben. ©o
glaubte er bie SBorte ber ©d^rift öon ber ßinjig»
feit ©otted unb ber Sinl^eit beS IBaterS unb bed
©Dianes beuten ^u foQen. ^ud^ foS er ftd^ felbfi
für 9Rofe8 unb beffen 99ruber ^oron ausgegeben
^aben. WS il^n bie ^reSbQter barob jur 9.%ant-
iDortung sogen, löugnete er unb bemerfte, er be-
fd^föftige fi^ nid^t mit ben Urgrünben. 3m ®e«
Reimen aber n^irfte er für feine Seigre, unb als er
miebentm jur 3ted^enfd^aft t)orgeforbert luurbe, er«
flörte er : ^aQ tl^ue xd^ ©d^IimmeS, menn id^ Sl^ri-
ftud t)er]^errlid^e? S^arouf fd^Ioffen bie $re§bt)ter
il^n au9 ber ©emeinbe au§. 6r bilbete nun eine
eigene ©djule ober ©ecte, bie balb aud^ in 9tom,
jucrft burd^ ^rajeaS, SSertreter f anb. lieber ben Ur-
heber ift weiter nicbtS befannt. (95gl. b. 9lrt. ?lnti-
trinitaricr 1, 973; ^ilgenfelb, Äejergefdö. beSUr«
d^riftentbum§,Seip3.1884,615-618.) [ö.Qfunf.]
Sloaard bt <£a ^afeffe, f. 2a Palette 2.
ttofeSan ("."«C!?). iw ^. S. ber 9iame, mit
iDel({)em Adnig (Sitd^xaS bie bon ^ofeS l^errüb»
renbe eherne Sdblange benannte, feitbem bie 3§»
racliten biefelbe ju aberglöubifd^en 3^^^^ ^^'
nu^ten (4 ftön. 18, 4).
IHofasctts, f. ^^etruS 92ola3cu3.
^omenctaiox^ ^ontestcttfaf or, f. $alatinal-
ridbter.
ftontinaßsnttis, f. b. folgenben ^Irtifel unb
Uniuerfalien.
ftonttnanSnt lourben im 9){ittelalter jene
f dboloftifdbcn 'il.'biloiopben genannt, n?eldbe ben aU«
gemeinen "Gegriffen in feiner 9Sci)e unb in feinem
©inne eine cbiectitie Äcalität jugeftanben. fonbem
lie inclmcbr cinjig al4 allgemeine S^cnennungen
(nominal für eine ©efammtbeit ton gUiAartigen
5^ingen betracbtcteTT. ^in ber objcctivcn SsJirflid)«
feit Citbt ^5 nur Jnbifibuen ; ba tt?ir aber nidbt
afle i!inbitfibuen mit eigenen Flamen 3u bc^eidb«
nen wrmödbtcn. ü> fafeten mir eine (jicfammt«
beit Don gleicbarrigen fingen ju^ammen unb be»
jeiineten fie mit einem gemeinfamen"!)iairen. unb
bü« fei e4. wa* man ^en , allgemeinen iPCi^riff"
nenne. Jen ?iominalinen ftanben gegenüber bie
Äealiften : ne fdbreiben ennreber bem alliTeRTcineu
'-Pegri"e. in »einer '3lllc;cmci^^eir geiicmme::. ob-
iectipe 3i-:alität 5« unb L^t'en ^ie 0^^tp:^l::n Ml>b
burd^ ^ccibentien fid^ unterfd^eiben (ber fogen. c;«
ceffiDe Siealidmud), ober ober fte feigen bIo| ben
Snl^It beS allgemeinen SBegriffeS in ben Stäriin'
buen objectit) Dermirflid^t, füliren bagegen bie gfotm
ber ^Ügemeinl^eit beS aSgemeinen SBegriffeS auf
baS Senfen ^urüdf (gemö^gter unb rid^tiger 9tea-
liSmuS). SS ifl Üar, ba^ bie Stontinalißen mit
il^rer Seigre auf bem ©tanbpunite beS SmpiriSmnS
ftanben. Senn memt bie oiOlgemeinen Segriffe gor
feinen eiaenen ibealen Snl^alt l^ben, ber einem
objectit) (Begebenen entfpri^t, rottm fie lebigKd^
allgemeine S^amen finb, mit meldten toir unS, nm
bie Singe )u überfd^auen, bereifen unb bel^elfm
muffen: fo ift bamit gefagt, ba^ ttnr an boS in
ftc^ inteüigible SBefen ber Singe mit unfetem
Senfen gar nid^t l^eranfommen fö'nnen, ba^ nrir
in aU unferem Srfennen bei ber Srfd^einung ber
Singe ftel^en bleiben muffen unb bag böiger eine
eigentlid^ inteüectueUe ^rfirnntnig, bie Joon ber finn«
lid^en mefentlid^ t)erfd^ieben möre, für un8 unmAg»
lid| ift. ^ier liegt bie tiefere 99ebeutung beö mittel-
alterlid^ 9{ominaIi8mu8. ®eu)öl|nlid^ unrb aI8
ber Segrünber ber Stominaliftenfd^ule im SütteU
alter ber Sanontcud in ^mpiegne StoSce&in (im
11. äal^rl^unbert) be^eid^et. 6r l^atte j[ebod^ fd^
Sorlöufer unb fd^eint ber nominalifüfd^enSoctrin
nur fd^arfen SuSbrudt Derliel^en )u ^ben. 9to((
bem 99erid^te beS bl. ^nfelm leierte SftoSceÜin, ba|
bie allgemeinen Segriffe blo^e flatus vocis, b. (.
leere 9lamen, feien. Ob StoficeUin felbft biefm
TluSbrudE gebrandet ^t, tt)iffen toir nid^t. Sem-
gemag fabelt ^nfelm bie 9}ominalif[en barüber,
ba^ fie, gans in ba§ ©innlic^ unb in bie Silber
ber (^inbilbungSfraft DerftridEt, nid^t baSjenige, ttxiS
abgefonbert üon ber SorfteÜung rein für ffd^ Don
ber Semunft erf onnt unb betrad^et merben muffe,
3U untcxfcbeiben im ©taube feien. Serjenige er*
femte bie !Ratur be§ S^enf d^en nid^t, ber blo| beim
3nbit)ibuum atö foldbem ^el^en bleibe vmb nu^
begreife, mie mehrere ^enfd^en ber 9rt nad^ Sinfi
ieien. ^an fte^t barauS, mie fd^on Snfelm onf
bie falf(^e empiriftifd^ Senbeu) ber ^lominarifhn
ba$ ^aiqjtgemid^t legte unb gerabe t)on biefem Sc-
fidEit^punfte auli fie fabeln ju muffen glaubte. Suf
felm beridbtet meiter (De fide Trinitatis o. 2et8X
Ko^ceÜin f^aht gelebrt, bie brei göttlid^en ^ßerfonen
feien bloB ber 9}2ad^t unb bem SBillen na^ Sinfi;
fonft aber feien fte brei ^Singe", brei ^SDBefen«
beiten", brei ^©ubflanjen", bie man, toenn e8ber
©pradbgebroudb erlaubte, mobi aud^ brei „(Sötter'
nennen fonnte. Siefe ^nftc^t pafet genau in feine
nominaliftifcbe 9lnf d^auung l^inein. (Sr fd^int n&n*
lidb alfo gefcbtoffen 5U babcn : SSenn in ber SBiz!"
lid}feit (gcmöB ber nomtnali{hfd6en Soctrin) nur
C^nbipibiien e^iftiren. bann muffen aud^ bie brei
^Ikrionen in ber (j^cttbeit al4 brei inbioibueBeSuB-
ftanben aufgeuiSt werben. Samit mar freilic!^ ber
Irilbei-jmu*4 fertig, unb e« läßt ftd^ begreifen,
n?arum icbon bamalr bie nominalifttfd^e Soctrin
Kamer.rlidj vcm bl. "Jlr.ielm fdborf beföntpft nnnrbe.
^ine ^erm•tteln^e Stellung jroifdben ?RominaIiflett
42S mgminalifltn. 426
ntb 3t(ülip«i MÜtt Vüülaiti ritnu^mni ; CT neigte getndne tiloMn intjmi Seele. 3nbem tr näni'
m oba bo^ nt^ bttn DlominaliemuS ju. l^uit{tre@eeIetrtennt,ertennteTQii(^bie3:^ä%
3iil8.tmbl3.3otli^unbeittiKirt)«!liDmimf leit, mit melc^er mit ben aUgemetnen Sebanlen
litail VOB ben ero^ @4i)laftiltm bie|tr 3tit bUben, unb biefen |eßift. tiefem ^ominaliäntuS
iifftiifd^i^ooIUoininraüfieitounbenmDibtnunb gemä^ beruht ba^cr audi her iSegriff niii^t mel^
Kf^nanb Don bti Silbflä^e. XHit bem l4t. Sa^r- auf tiittr apeoies intolligibilis, buti$ ndc^e bn
^nlint ain toui^tt n toicbtr auf uttb coiifolibirtf Ster^onb bie aSefenfieit ber IDinge crfennt, nie bte
{üf ju rinn fSnnli^m <S(^ule. 91S iBegtünbei Slealiflen lehrten, fonbem er ift einblogeS SBort,
Wfdbm nfdittnt äBtT^Im Don Octatn, obgleid) bQ§ ais 3ei(^^ fÜT Diele S)inge gelten lann, ein
■14 biefn fd^n SGoisüngcr ^tle, bie, nie $etruB bloßer a:eTminuS, bei für bitfe S)inge jupi^oniit.
InmAd nttb Sil^dtn X)umnbu9, jum !RDmiiia' Slie ^otninaliften bet Occam'fd)en ©c^iüie nur»
litauiBübnltUtten. Occam^äitbafüc. bagbieSi' ben bal(|ei aiic^ „Strmtniften" genannt. StDijt^fli
tamtnifc mit bn fmnlit^en Snfi^auung beginne ^iominaliSmue unb SerminiSmue ifl al|D fein
■nb Bon btefn jut inteUectutllen Silenntni| fort* wefentlic^er Unterfd^ieb, bctbe Soctiincn fmb Diel*
f^trite. 3)tt inledectuelle &ilcnntni| obei, le^rt ei me^r ibentiji^ ; nur au8 bem angegebenen <äiunbe
wiki. tft tstebenun auf er^eT Sinie inhiitiDe unb tourben beim Ausgange beS XDittelaiterS bie Dlo-
ml jBctln Sinie obstractinc grlenntnife. 3n ber minoliften auä) Serminiften genannt. — ffitt
iitintiofn Silenntni| bei^ ber iSerftonb baS S)ing Occom'jdie DtominaltämuS gewann balb ja^lreid^
■o^ [liiuc nfo^iungemögigen Sefi^ffen^etl, 3" 91n^nget, OccamS Kitineä Sluftteten unb feine
tet oMtnctiben 6ilenntni| bagegen f\tf)t tt Hon offene O^ipafition gegen bie befte^enben Spulen
ba flii|)irif4en Stfi^affen^ oeS änbiDibuumS unb beren Seiten führten ibm alleSene gu, nelttie,
it ntb bttilt boSfelbe o^ne biefe. 9Senn nun bet nid|t jufiieben mit bem S8cftet)enben, Neuerungen
Seißantl in ber intuitiDenßcIenntnift einen ©egen- nünf^ten. 2}er OccamiemuS lourbe bal^er ou^
|Db bcidt aU ben inbinibueHen @egenflanb, ate als bie „neue Soctrin" gegenüber ber »alten" be*
Bil^n n i^m fi^ barfteHt, bann Etat et eine jeitfinet. Unter feinen Slnliängem jinb befonbetS
Icpimmtc Crltnntnif; bsn bemfelben. Jßjenn er ^etootju^eben So^anneS SBuribanuS, ein unmit'
■tu ia ber abStractiDcn ^enntniß Don ber inbi- telbarer @d^üler OccamS , gierte b'^iUq (itn
libidlen SSefümmt^eU bee S)inge8 abfielt, bann 14. 3a^r:^unbert) unb (Sabriel iSiel gu Tübingen
bnlt ra boSfelbc infofetn unbeftimmt, als (im 15. 3al)r^unbert), genöbnlii^ ber „lefite @($o>
ad Bi4t me^t Don ben anbcitDeiligen inbiui' lafiitei" genannt (f. b. betr. tSrtt.). S)ie llniDerfität
Wien Singen, bie i^m ä^nlit^ ftnb, unterfi^ei- ^anä mehrte fii$ träftig gegen baS Umfic^greifen
b(L Sicfe imbefttmmteStfcnntniibeSSJingee ift ber nominaltftifii^en SDoctrin in t^iem @(^oge.
IsD bo«, »08 mir allgemeinen Segriff — Uni- ©i^on im 3- 1339 unb 1340 erfi^ienen 5Decrete,
tnfolc — nennen. S>nnnaii^ (|üt ba8 Uniöetfale in meli^en OccamS fie^re Dotjuttagen uetboten
lAer als folt^ eine abjectioe Stealität, noi!^ ifl würbe. 3ni 3. 1473 erf(^ien unter Submig XI.
i feinein Sohlte na^ in ber ObjecKDitüt be- neuerbingi ein föniglidieS S^ecret gegen bie ^iomi-
onitbet. fonbemeSifteinjigein^robuctbeSSJet- naiiften, naii^ meli^em bie gebadete S)octrin ju
pnbe4, ein nnbeftimmtn @ebante, ber in ber ah§' lehren Derboten unb bie Sedier ber UniDerfititt auf
IndiMn <Sifenntni| njeugt nirb, im (Segenfa^e btn 9ieali3mu3 eibUc^ Der)]^it^let mürben. 2)iefeS
11 bem btfhmmten (Sebanfen. melier aue ber in* Seaet blieb in äiec^tslraft nur biS gum Sobte
tiiiioen Srienntnig entfpringt. Sein 9)er^ältnift 1481, wo eS niebn aufgefiDben nurbe. <&S fel^ilte
in ben Singen benimmt fid^fomit lebiglii^ ba^in, aut^ ni^t an folc^en Snännem, meiere in bem
iiB ti ein 95egriff i|t, fo geeigenfc^aflet, bn|; er ©Ireile jroift^en äSealiften unb Serminiften eine
3™^ für Dielt 3)inge fein, für eine aSielbeit Don uermittelnbe flioHe gu fpielen oetfui^len. ©ogu
Xingen fupt»miren (ann. 3n bicfet Sejie^ung ift gehört namentlii^ Sn^anneS ©etjon (f. b. 9Irt.),
et ttnui allgemeines, mäbrenb bas UniuetfaEe, als bet auf ber @runblage bei gemä|igten unb ri^-
fikbanft gefaxt, etnnS rein StnguläreS ift. S}em- ttgen9ieali3mu§, melden ber ^LSibomaiDetttetcn.
»4 beruht au[^ bie Olieberung ber Singe naä) bie beiben^eitenben Parteien juDerfbbnenftrebte.
Sattungen imb Wirten nic^t auf einem obfectiD be* Soc^ fonnte er baburc^ ben ©treu nic^t jur 3tut)e
gmnbcini Sierbältniffe, fonbem fie Ijal i^ten ®runb bringen. 3m 16. 3al)t^unbert getnann bet Öcca*
KKC barin, bae ber eine ^Begriff al3 Seichen für migmuSbie@Qmpatt|ienber „9{efDtmatDren",nia9
■^me, bn anbere nur für nentger Singe fup' übrigens mo^I Weniger auf ^edjnung feiner Soc
pniien fonn. Sbenfo gibt eS in bem gütilid^en Irin, als bielme^t auf SHti^nung feiner titc^eu'
Sopanbc nii^t 3been be§ Mgemetnen, fonbem (Rilitiic^enOppDrition gegen ben $apft, bie man
Sbeen bes ßinjelnen, b. ^. nicf)t bie an f\ä) nabeju a[i fanatifd) begei^nen mu§, gu fe^en ift.
einen 91aturen bn Singe finb in bem galt* 3in Siaiife beS 16. Sa^tl^unbertS tierf(f)lDanb aU-
Serpanbe ibeal präformirt, fonbem nur mälici ber IHominaliSmuS bom Si^aupla^e ber
Mf 3iit>iDibuen, eben meil eS folijie an fi^ aü- @etc^icf)le. febod^ nur, um im 17. Sa^t^unbert
" iw Staturen nii^t gibt. Sa baS ungemeine in einer onbem Sorm mieber aufguleben, näm»
rine unbeßimmte (Srlenntni| im menfc^° li(^ aB auigefptod^enet SnipiriSmuS in bet Sode'-
1 Sn^onbe iß, fo erftnnt ®ott biefeS M- fc^en Soctrin. Sode (f. b. ^rt.) fielet in feiner
427
Nominatio regia — !Ron.
428
fic^rc öoti ben altgcmeincn Segriffen ganj auf bem
©tatibpunfte ber alten Slominaliften, unb e8 ergibt
ftd^ für il^n biefe ^nfd)auung al§ natürlid^e gfolge
aus feinem 6mpiri8mu8. 3)er 91ominaIi§mu§ l^at,
toit oben gezeigt, an ftd^ fd^on einen toefentlid^ em<
piriftifd^en ß^arafter : eS ift bal^er nici^t 5U t)er«
munbem, luenn ber SrnpiriSmuS überl^aupt bie
nominaliftifd^e ®octrin fld^ aneignet, tt)ie foId^e§
t)Dn Seiten fiocfe'd gefd^al^ unb bt§ auf ben l^eu«
tigen Xag öon empirtfHfd^ gefmnten ®enfem nad^«
geal^mt mirb.
Ueber 9tominali§mu8 (unb KealiSmuS) fd^rie»
ben: Baumgarten -Crusius, Progr. de vero
scholasticonun, realium et nominalium die-
crimine, Jenae 1821; 6j;ncr, Ucber 9lomina»
liSmuS unb SRealiSmuS, $rag 1842; ©törfl, ®er
9lominaIi8mu8 unb SealiSmuS in ber ©efd^id^te
ber ^l^ilofopl^ie, gid^ftätt 1854; ftö^Ier, SealiS«
muS unb 9{omina(i§mu§ in il^rem Sinfluffe auf
bie bogntatifd^en ©^fteme beS aWittelalterS, ®ot^a
1858 ; e. @. IBarad^, 3ur ©efd^idf^te beS 5Woniina=
HSmuS öor SRoSceUtn, SBien 1866, u. % Sgl.
aud^ Bouchitte, Le rationalisme chr^tien ä la
fin du onziäme siecle, Paris 1842. [Stödl.]
Nominatio regia ift bie fird^enred^tlid^e Se«
jeid^nung für eine beftimmte Qform ber Sefefeung
cine§ fjb^ttn ffird^enamteS, befonberS eined Sid»
tl^um§. 2)er römifd^e @tu]^l röumt nömlid^ ein»
jelnen Surften als ^riöilegium unb Snbult ober
it»urd^ Soncorbat baS Siedet ein, bie Ißerfon 5U
ernennen, toeld^cr eine erlebigte Ißrälatur öerliel^en
merben foU. @omit ftellt bie nominatio regia
gen)5l^nlid^ eine Sefd^rönfung beS fonft einer be-
ftimmten Korporation (Sapttel) pflel^enben SBol^l-
red^teS bar, toxt benn aud^ gef^id^tlid^ baS lanbeS-
fütjllid^e SmennungSred^t l^önfig mit ber Se»
fe^ung ber SiStl^ümer burd^ SBal^l abgemed^felt
l^at. ©d^on jur Seit ber SKerowinger mar eine
fold^e Sefugnig t^eilS Don einzelnen jfönigen,
t^eilS im 8. Sal^r^unbcrt t)on bem IDlaior 2)omu§,
jcbod^ ol^ne ßuftimmung ber Oberl^öupter ber
ftird^e, ausgeübt morbcn. j?arl ber ®ro^e Der^id^«
tete im 3. 808 burd^ ein eigenes ju biefem Sttjede
erlaffeneS Sapitulare auf bie aud^ uon il^m geübte
Cmennung ber Sifc^öfe unb 9lebte, fotoie aud^
fiubtoig ber ^^omme bie t)on feinem Satcr feft«
geflellte SBal^lfreil^eit anerfannte. allein unter ben
fpöteren jf arolingem f omie unter ben Ottonen im
oflfränfifd^en unb ben Gapetingem im meftfrönfi»
fd^en 9teid^e mar bod^ mieber, obfd^on baneben
oudb gemifle SBal^lformen beobachtet mürben, bie
Sefe^ung ber meiflen SiStpmer in ben ^^önben
ber ftönige. 2)aS SBormfer S^oncorbat, burd^ mel-
dte« ber Snüeftiturftreit beenbet mürbe, [teilte baS
SBa^lred^t mieber l^er; benfelben Smd l^atten,
nad^bem baSfelbe mand^e Sinbu^e erlitten l^atte, bie
Koncorbate beS 15.3a]&r^unbertS. 3n granfreid^
l^atte um biefelbe S^it bie pragmatifd^e ©anction
für bie SiStl^ümer unb t)iele ^Abteien SBal^l unb
^oftulation eingeführt, mol^ingegen baS ^mifd^en
ito X. unb tJfrana I. im 3. 1516 abgefd^loffene
Soncorbat bie SBal^len )u ben ^rötaturen abf d^ffte
unb an bereu Stelle im britten Xifd bie nomi-
natio regia f e|te. — 2)ie 9lomtnation Dertritt bie
©teile ber Ißoftulation unb SBal^I unb ift bal^
au6) gan^ mie biefe 5U beurtl^eilen. S)emgemö^
if! aud^ in ^Betreff jeber nominirten $erfon ber
SuformatiDpro^e^ an^uflellen; fel^tt il^r eine ca«
nonifd^e ßigenfd^af t, fo ift, mie bei ber $offaiIattmi,
ber ^apft jur Seftötigung nid^t üerpfttd^tet. 9uf
biefen beDolüirt aud^ bie Sefe^ung, menn bie9lo>
mination nid^t innerl^alb fed^ ÜHonaten nad^ Stn-
tritt ber ©ebiSDacan^ t)orgenommen mirb. — Sie
Sönber, in meldten bem SonbeSl^erm baS 9lomina>
tionSred^t für bie SiSt^ümer juftel^t, f. im «rt
SBiStl^umlU, ob.U, 883; in Setreff ber eanoni-
cate f. b. art. ganonicat n, ob, n, 1836 f. ©pe-
cieHe ^bmeid^ungen für eingelne 99iSt]^ümec finb
unter bem t)on il^nen l^anbelnben ^rtifel ange«
merft. [$l&inip8.]
'^omocanones l^ei^en in ber morgenidnbif d^en
ffirc^ bie feit bem 6. 3Ql&r]^unbert oSrndlig ent-
ftanbenen Sammlungen t)on ffird^enred^tSqueÜen,
in meldten fog. xavövsc (fird^lid^e Sorfd^riften)
mit ben v^ftoi (faiferlid^en ®efe|en circa sacn)
materien« unb rubrifenmeife Derbunben maren.
Söldner 9{omocanoneS finb fünf ober fed^ nä^er
befannt. 2)er erfte ift ber balb nad^ 3uftinianS Xobe
uon einem unbefannten Sompilator sufammen-
gefteQte (f. b. Srt. Sanonfammlungenll, 1849 f.).
3)er jmeite ip ber im 3lrt. SBalfamon (ob. t
1901 f.) ermähnte. ®er britte bilbet ben jmrften
(in ben ^anbfd^riften erften) %f)txl ber grq|en
Sammlung beS ^l^otiuS (f. ob. n, 1850 f.). 5oer
Dierte ift eine menig bebeutenbe, au^ bem 14. Sal^
l^unbert ftammenbe Sammlung. Sie ifl baS l^ö^ft
Dermonene SBerf eines unbefannten SompilatorS
(9luSg. t)on SoteleriuS in ben Eccl. graec. mon.,
Paris. 1677, I, 86 sqq. et 724 sqq., mit tat
Ueberf . u. ^nmerf .). ®er fünfte ift bie Sammlung
beS SRatt^. SlaftareS, fül^rt aber nid^t ben 9{Qmen
9Jomocanon, fonbem l^ei^t Suvra^ji^ (f. ob. H,
1852 f.). 3)er fec^Ste ifi bie Arbeit beS SRonud '
a»aIaruS in Sl^eben (beenbigt im 3. 1561); biej^
Dtomocanon mar fe^r Verbreitet unb ift in jol^t'
reid^en Slbfd^riften borl^onben (f. Zachimae, Hi-
storiae juris graeco-romani delineatio, Hei-
delberg. 1839, 88 sq.). (3ur Sit. ögl. ben «rt.
Ganonfammlungcn II, b— d.) [^ermoneber.]
9^011 (Nona sc. hora), bie le^te ber fog. fleinen
ober apoftolifd^en ^oren beS canonifd^en Offi*
ciumS, entfpri^t il^rem !Ramen nad^ ber neunten
Stunbe beS 2:ageS. 2)er ganje Sag t)om Aufgang
bis )um Untergange ber Sonne mirb nömtid^
in }mölf gleid^e Slbfd^nitte (Stunben) getl^eilt ge«
bac^t, unb bie !Ron ift alfo bie 3eit, mo bie Sonne
il^ren nad^mittögigen Sauf gur |)ölfte gurüdEoelegt
l^at unb ber %benb nal^t; fte bient bemna^ ber
@ebetsmeil^e für baS abgelaufene britte Siertel ber
SageSarbeit. ^)luf bie beDorftel^enbe 9[benb}eit
meist aud^ ber ^^mnuS l^in, melc^er bie §ore er*
dffnet ; er fprid)t bie Sitte auS, baS ©nobenlid^
439
92onanto(a.
430
möge am Sbenb bed Sebmd und ntd^t entf d^toittben.
Seil jebod^ fqon früIijeUig bie f8t\pn Dom ^Benb
in ben Kail^Utag gerüdt lourbe, fo t)erfd^ob jtd^
otfpicd^ bie 92on Dor ben 9mttag. 3m aRittel«
alter nrurbe ed für bad öffentliche Sl^orgebet @e»
vo^n^, mit ber €est ani) bie 9fa)n an bie Son*
Deniualmeffe an^ufd^Iie^en, an Sr^fttagen aber fte
Mcfer Doranjuf dulden. 3n ben Stubrif en nmrbe biefe
SctDol^n^ pm ®efe| erl^oben. S)ie Erinnerung
aa bie urf)>nmglt(l^e S^übeftimmung für biefe ®e«
betsfinnbe ^t ^ im S^orbienfl infof em erl^alten,
Ott an|er ben gäfitagen bie 9ton unmittelbar t)or
ber Sefper recitirt mirb. ^ud^ bie mittelalterlid^e,
an bie finl^Iid^ Sagjeiten ft^ anfd^Iie^enbe Seit»
befümmung ,eü nonen zit^ bejeid^net bie ©tun*
bes oor bff Sejper^eit, baS noon ber englifd^en
Sprad^ ben Ölittag. — SBie bie übrigen ^oren,
io beginnt aud^ bie 3lon nod^ Pater unb Ave
nit DeuB in adjutorium unb Gloria Patri. S)ie
ffolmobie umfaßt im römifd^n 93ret)iere an allen
zögen gleid^ö^ig bie legten fed(|8 Octonare beS
118. $falm8, meld^ gu je gmeien unter einem
Gloria Patri t)ereinigt ftnb unb f o brei ^falmen,
cBtfpred^enb ber gleid^ 3<t^I ^on Ißfalmen ober
9falmgruppcn ber fonn- unb fefttöglid^en 9toc»
bräen, borfteüen. gut bie Sonntage unb gferien,
mU^ feiner Sfefigeit angel^5ren, ift bie Sntipl^on
im ^faltcrium ongegeben; in ben gfeftgeiten unb
OB bot S^en tritt bie 5. ^ntipl^on au§ ben SaubeS
m, iDenn nid^ rigene Sntipl^onen für bie fleinen
fynm toorgefel^en ftnb. ^aS an bie furge Sd^rift«
bfung (Capitolum) fi^ anfd^Iie^enbe Stefpon«
iorinm ifl in ber Ouabragefimol«, ^affionS* unb
Cflergeit, fomie an ben ^ften auS bem Serje
ber 3. 92octum gebilbet. ^bgefd^Ioffen mirb bie
52on mit ber XageS- begm. ^ftoration; an ben
gröBeren Serien unb ben 9$igilten gelten il^r nod^
hit gfetialpreced t)oran. 3m monaftifd^en Offi»
dum tntfaQen auf bie 9{on am Sonntage unb
üJfamtage nur fe brei Octonare be§ 118. $jalm§;
an ben übrigen SBod^entagen treten an bereu Stelle
Me ou^ ber 9{on be§ fleinen marianifd^en Offi»
dumS (Offic. parvum B. M. V.) gugel^örigen
^Sfalmen (125—127) ; flatt beS KefponforiumS
bot biefeS Officium ben entfpred^enben 9$er3 mit
Kyrie unb Pater noster. ^^mnuS unb $fal-
Tsiobie beS ombroftanifd^en 9iitud meid^en Don bem
Vd römifd^en nic^t ab. lieber bie Dton ber gried^i«
f^enftir(^ef.b.art.99ret)ierll,1282. [ft.SdJrob.]
Stoscirfabt, e^emte ^enebictinerabtei, liegt in
Cberitalien, norböftlic^ Don SDtobena. 3n bem
^id^omigen, b^ute etn>a 2000 Seelen göblen-
ben Sflecfen nmrbe Dom 1^1. 9lnfelm, C^^og Don
griaul, mit ^ilfe frineS Sd^UKigerS, bed fiango»
bari>enI5nig8 Sliftulf, im 3. 752 ein jflofter ge-
g^nnbct, mobei er mit eigenen ^önben bie 2)om'
geßxöuc^ ausrotten balf . 2)arauf ging %nf elm nad^
xon unb nwrb bafelbft Don Ißapft Stepl^an in. in
ben Senebictinerorben aufgenommen, ^er Ißopft
fc|te i^ bann gum erften 9bt bed Don i^m erbauten
filofkifi ein unb fd^enfte i^m bie Steliquien bed
bl. S^lDefter. S)iefe mürben feierlid^ nad^ 9lonan-
tola übertragen, unb ^u Sbren beS C^eiligen er-
hielt baS fflofter ben Dtamen Abbatia S. Sjl-
yestri Nonantolensis. jf önig Siftulf genel^migte
bie Stiftung burd^ S)ipIom Dom Saläre 753,
unb er mie feine Stad^folger bebad^ten fte mit
fo reid^en Sd^enfungen, ba^ ftd^ in fhtrgem l^ier
1144 SRbnd^e aufbalten tonnten, ungere^net bie
ftnabcn, meldte Don i^ren Sltem für baö ftlofter
beftimmt maren, unb bie fog. pukantes, b. i. bie
ermad^f enen S^d^inge (f. Du Gange s. v. pulsare).
Son ftönig ^efiberiuS aber marb ber l^eüige 3lbt
Sinfelm Derbannt unb lebte fieben ^af^xt in 9Ronte
Saffmo, bis er nad^ ber ©efangennebmung beS
JfönigS mieber in fein eigenes jflojter ^urüdtfel^ren
fonnte; er ftarb bafelbft 803, nad^bem er 50 3abre
ben Seinigen mit Segen Dorgeftanben (f. Vita
Anselmi, in Mon. Germ. bist. Scriptt. Lang.
566 sqq.; De fundatione monasterii Non.,
ib. 570 ; Gatalogi abbat. Non. duo, ib. 570 sqq. ;
DgL aud^ Bortolotti, Antica vita di S. Anselmo
abbate di Nonantola, Modena 1892). 3tn 3*
899 mürbe baS Jilofter fammt ber Don bem StaDen*
nefer grjbifd^of SergiuS (748—769) erbauten
ffird^eSS. App.PetrietPauli burd^ gfeuer gerftbri,
aber balb gro|artiger mieber aufgebaut, ^te aud^
Don ftaifem unb ^pften mit rrid^en ®V(ittn unb
Dielen $riDiIegien audgeftattete 9btet mar im
äßittelalter bie Domel^mfte 3talien§ neben SRonte
Eaffino. 3n il^r f anben bie SBiffcnfd^ften jietö bie
eifrigfte Pflege, unb Diele berül^mte unb b^i^tge
SRönner lebten in il^ren IDlauem. ^erDor^ubeben
ift ber $rtor Ißlacibud, ber Jtd^ in bem Derböngni^>
DoHen 3nDejtiturftreite burdp fröfttge9$eribeibipng
ber fird^Ud^en SRcd^te unb grcibcitcn rübmlid^ l^er«
Doribat (Dgl. fein 93ud^ De honore Ecclesiae, bei
Pez, Thesaurus Anecd. noviss. 11, 2, August.
Vindel. 1721, 73 sqq.). 5Rad^bem bie 9lbtei feit
1419 als Sommenbe gule^t fajt augfd^lieglid^
an 3JKtgIieber be§ ^aufed 6jle Derlieben morben
mar, unb nad^bem fte 1514 an bie Siftercienfer
gefommen, fan! fte Don il^rer frübem ^ö^e l^erab
unb mürbe 1768 Don ßlemenS XI IT. ganj auf«
geboben. IßiuS VII. beftätigte nodfi 1803 bie ae«
fd^ebene ^ufbebung, miberrief fte aber burd^ Die
Sonftitution Componendis Dom 23. 3anuar 1821
unb fteQte bie cremte Slbtei mieber l^er, bod^ nur in
ber SBetfe, ba| ber Sr^bifd^of Don ^obena ftetS
OrbinariuS bed e^emten SprengelS fein f oUte. Se^
terer jä^lt l^eute in 30 Ißfarreien, bie ftd^ auf
7 ©emcinben ber ^ßroDinj SWobcna Dcrib^Icn unb
in 9 Vicariatus foranei eingetbeilt ftnb, 85 050
Seelen, bie Don 69 Ißricftem paftorirt metben. ffiie
W>M felbft ift ber legten fflofteraufbebung jum
Opfer gefallen. (9JgI. Lubin, Abbat, ital. brevis
notitia, Rom. 1693, 2588q.; Tiraboschi, Storia
della Badia di Nonantola, Modena 1784 sino
1785, 2 voll.; Moroni, Diz. XLV, 324 8g.;
Cappelletti, Le chiese d'Italia XV, Venezia
1859, 332 Bg. ; 0. Werner S. J., Orbis terrarum
cath. 16 ; bann aud^ Zuccagni-Orlandini, Coro-
431
Jlonconformijien — 9lonnen.
482
grafia fisica, storica e statistica dell' Italia,
Firenze 1845—1850, VEI, 330 sg.) [9lc^cr.]
'gioncoufotniflen totihtn in Sttglonb offt-
ciett jucrfl in bcr gfünfmcilcnoctc bom Saj^rc 1665
(an act for restraining Non-conformists from
inhabiting corporations) biejenigen genannt,
meldte bie ©leid^förmigfeitSncte t)om Sa^e 1662
nid^t ancrfannten (f. b. 9lrtt. ©iHenterS u. ßng«
tanb IV, 565). [«. ejlcrj
^oniaxaxs^ f. 3acobiten U.
91:01111a, bie l^lv ^Jlutter bed 1^1. ©regor t)on
Jlnaianj, beffcn ©d^riften bie einzige Duette für
il^r SebenSbilb finb, mar Sod^ter beS ^IfttWatiuS
unb ber ©orgonia (Greg. Naz., Epitaph. 99),
(Sema^lin beS öltem 1^1. ©regor, 3)ifd^ofS t)on
SSasion^, SHutter ber ©orgonia, beS |l. ®re-
gor, be§ SöfariuS^ unb fomit ©attin unb SRutter
Don ^eiligen, ,,eine ©projftn au8 l^eiliger SEBurjel"
unb „felbft l^eiliger qI8 biefe" (Garm. de se ipso
45, 221; 11, 59). 3^r ©eburtSial^r ift nid^t
überliefert. ® od^ wirb fle als gleid^alterig mit il^rem
©cmal^I beaeid^net (Or. 7, 4), ber um 374 faft
lOOjäl^rig ftarb.
9tonna'§ perfönlid^er ^eiligfeit fpenbet ©regor
baS l^öd^fte Sob. 6r ^eid^net in il^r ba§ 3beal einer
d^riftlid^en ^rau. ^ötte man^ meint er, auS otten
^enfd^en ber Srbe ein (Sl^epaar ^ufammengefügt,
man l^ötte nid^tS 93oIlfommenered gefunben al§
feine eitern (Or. 18, 7). ßr bergleid^t 3lonna
mit @ara unb ben beiben Slnna ber l^eiligen
©d^rift (Epit. 68), mit ©ufanna unb SKaria (Suc.
8, 2. 3 [Epit. 69]), mit ben f^frauen, meldte bem
^erm bienten utä i^n nad^ ber ^uferftel^ung
fd^auten (Carm. 45, 228), jia mit ben l^eiligen
äRart^rem, benn fie l^abe gegen ben(elben gfeinb
gefömpf t unb fid^ felbft ^um Opfer gebrad^t CBpit.
76). %\iä) fonft preist er il^ren ©tarhnutl^ unb
il^re ©ebulb (Or. 18, 11); alS gfrau Don gan^
mämtlid^em ©eift (Cann. 1, 119; 11, 57) l^abe
fie il^re 3unge bel^enfd^t (Epii 66), ber ftrengften
SBa^rl^aftigfeit fid^ befliffen (Carm. 11, 63), in
Sfaften unb Stad^tmad^en fid^ geübt (Or. 18, 9).
Sie Z^rönen, bie il^r l^öuftg in bie Slugen famen,
Derftanb fte }u ftitten, inbem fie baS Jheu) auf bie
naffen 9lugen seid^nete (Or. 18, 10 ; Epit. 66). ®aS
©ebet liebte fte über SltteS (Or. 18, 9) unb geigte
bie größte Sl^rfurd^t Dor bem ^riefter (ib.) unb in
ber Jtird^e (ib. 10). S)en ©tauben fd^ö^te fte fo
l^od^, ba| fte mit l^eibnifd^en Sermanbten faum
Derfel^ren mod^te (ib.). mit f^fleil unb ©efd^idt
beforgte fie baS ^auSmefen, als toiffe fte nichts
Don Uebungen ber ^fiömmigfeit, unb toax ©ott
unb göttlid^en Singen fo ergeben, als toiffe fie Don
nid^tS ^berm (Or. 18, 8). 2)aS IBermögen tourbe
Don il^r nid^t gur ffleiberprad^t Dermanbt benn pe
Derad^tete bergleid^en ebenfo toit ©d^önl^eit, Sbel,
SReid^tl^um (ib.), fonbem auf Unterftü^ung Don
SBittmen unb Sßaifen (ib. 9). Sllmofengcben toar
il^r gur ^eiligen Seibenfd^aft getoorben. @id^ felbft
unb i^re ffinber möd^te fie Derfaufen, fagte 9{onna
felbfl nur um Sllmofen gu l^ben (Or. 18, 21).
Xro^ Otter irbifd^en ©orgen «^beräirte fie bie Sibe
nur toie einen @tü|punft, um 9tt» Don i^m ouS
gegen ^immel }u meifen, tmmec bereit, i^
©Urningen gur Steife nad^ Oben {u entfoUen"
(Carm. 1, 117).
92onna'S eigene ^eiligfeit ttmrbe bie Ouette ffir
bie ^eiligleü Ruberer. S)ie Sdefe^runa il^ (Be-
mal^lS sum Sl^rifientl^um Derbanft bie ftird^ il^cem
unc^läfftgen 99eten unb äßal^nen unb namentTuI^
il^rem guten »eifpiel (Epii 68; Or. 18, 11. 12).
%uä) bie ^eiligfeit beS ©emal^lS une ber iKnbex
»ar aum großen Sl^eil il&r SBerf (Or. 7, 4). Sftr
SieblingSf ol^n ©regor loor red^t eigentßd^ iM ftinb
i^rer ©ebete (Epit. 68). Srft in Iftö^erem 9Uer
l^atte fie il^n geboren (Carm. 1, 442), nad^bem fie
lange um einen männlid^en 9tQd^fommen gefld^t
unb Derfproc^en l^atte, im gfott ber grl^örung ba§
jKnb bem Sienfte ©otteS }u meil^en (Carm. 1,
424 sq.; 11, 68 sq.; 45, 198). — Sieffraft )tt
il^rem Opferleben 50g 9lonna auS bem ©ebet. ^tte
fie bie SBod^e l^inburd^ fld^ il^ren ^fltd^ten getoib«
met, fo mar ber ©onntag il^re ßrl^olung unb il^
Xroft; an il^m fd^öpfte fte neue ihaft im ©otteS-
l^aufe (Epit. 66). 3n ber ffird^e, i,ber 3eugin il^rer
gfreuben unb Seiben, bie fie fo oft mit il^ren
SJ^tantn benelt", ^at fte benn aud^ ii^ren Xob ge-
funben (ib.). 9Bä|renb beS ©otteSbienfieS fon(
bie ^od^beial^rte plö|lid^ gufammen (Epit. 92),
ein le^teS ^ort beS ©ebeteS nod^ auf ben Sip)mt
CE^it 78. 89). fturg Dorl^er toar il^r ©emol^I i^
DorauSgegongen (Carm. 90), bei ber Sobrebe beS
©ol^neS auf ben SSater mar fie nod^ gegemoörtig
(Or. 18, 41 sq.). ©regor Don 9la)ians empfai^I
ftc^ bem ©ebete ber Derftorbenen ÜJbitter OBpit 78).
2)aS römifd^e ajlartqrologium Dergeid^net t(r gefl
auf ben 5. Suguft (Dgl. Acta SS. BoU., Paris.
1867, Aug. n, 78). — 3lonna ift au^ ber
9tame unbefannter SRart^rinnen im l^ieron^mia«
nifd^en 9Rartt)rologium itnter bem 17. 3R&rg unb
23. aWai. [ffnetter S. J.]
^onsieit im ftreng fird^red^tlid^ ©tnne
Reifen bie OrbenSfrauen in fird^lid^ approbtrten
Orben mit feierlid^en ©elübben ; im meitem Sinne
begeid^net baS SBort atte toeiblid^en ^erfonen, bie
in einer religiöfen ©emeinfd^aft tmd^ einer be-
ftimmten Siegel leben. Nonna l^at urfprüngßd^
bieienige Sebeutung, meldte feinem IDlaSculimsm
Nonnus (f. b. Slrt.) entfprid^t. 91S aetoöl^nltd^
aSegeid^nung gottgemeil^ter gfrauen erfcpeint eS fdt
bem 8. 3a|rbimbert, g. 93. bei Bonifatios, Ep. 62
(Migne LXXXTX, 762). Weitere 93eifpiele bei
Du Cange s. y. Slnbere 92amen gur Segeid^nung
meiblid^er OrbenSleute flnb sanctunoniales femi-
nae, moniales, sorores, ancillae Christi, asce-
triae, monasticae u. f. lo.
I. 1. 9tonnen im engem unb eigentlid^n
©inne, b. 1^. fold^e grauen unb Sungfrauen,
toeld^e burd§ feterlid^e ©elübbe ftd^ ©ott gemeiljit
^aben unb in einem firt^lid^ approbirten Orben
unter beftimmter SRegel leben, pnb OrbenSper-
fonen (moniales) im Dotten ©inn; nur biefe ^t
438
5Ronnen.
434
M flitd^emi^t in feinen Seftimmungen über
moniileB im Suge. @oId^e 9lonnenorben lel^n«
Im {14 nrfprungli^ an bie 9Rftnnerorben al§ ent-
nnei^aibc loeiblid^e 3tt>eige an ; benn obgef el^en ehua
Mm bcn SfifabetJ^inerinnen, tft bis jum 16. Sol^t«
tuBbert unter ben Orben faum ein einziger, ber
Mm Dom^rein in erjler Sinie für %xaut\\ ge«
ghinbet toöxt. @o l^cÄen ntd^t nur bie Wönd^^'
8Bb Settelorben n)eibn(i^e 3tt)^igS/ fonbem (oaar
einige Stitterorben, 5. 93. ber t)on Salotraüa, ber
ka!^ Orben. @elb{! ber 9tttterf d^Iag fom bei eini<
gm Canoniffen Dor (Du Cange s. y. militissa).
I114 ben XegulaKononifem entfpred^en einiger«
aalen bie Canomssae (f. b. ^rt.); an einige
Offifoiorben« 5. 93. bie Sl^eotiner, fd^lofjen ftd^
(tenfttOS n5fterli(^ OfrouenDereinipngen an. 2)a
isbcft bec 3wd mand^ Orben üon gfrouen birect
ai^t angeftrebt oerben fann^ fo bef d^rönft fid^ bie
3B0e§jyrigIeit gu benfelben oft auf gemeinfomen
fyMt uttb 2tnfignien, auf £]^eilnal^me on ber Sei-
tang burc^ bie OrbenSobem, auf gemiffe Sel^nlid^«
Int in ben Siegeln, auf Unterftükung be§ OrbenS«
livedeS bur4 ®ebet unb 93ufe unb befonberS
(mf bie Z^nafime an bem befonbeni ®eift unb
C)aratter beö betreffenben OrbenS. ^e^^alb eben
glieberten jid^ ben SRännerorben alsbalb gfrauen
OB, oett fie tlieiH^ben sollten an bem Sluf«
\lfmin%, ben in iebem neuen Orben ber religiöje
6ciß in eigent^ümlid^er gfonn toieberum nal^m
(HgL Snarez, De relig. IX, 1, c. 10). 3:^eilt
nm bie Orben in contemplatiüe, tl^ötige unb ge«
■ifc^, fo gel^ören bie eigentlid^en flennen faft
ofle bct erfien JHaffe an. SBöl^renb alfo bie 93e-
gciffe OrbimSmonn unb 9R5nd^ burd^auS nid^t
)nfammenf a&en, ifl bte^ bei ben Gegriffen OrbenS«
frau unb Slonnen f o jiemlid^ ber gfatt. — 3nner«
fyHb ber einzelnen OrbenSl^aufer unterfd^eibet man
^^or« unb Saienfd^meftem (conversae), erftere
^lun gemeinfamen S^orgebet^ (entere für bie ge»
Döl^nlid^f^auSbienjle befttmmt. Ueber eine anbete
iirt oon oonversae im ^Mittelalter f. b. 9lrt. unb
ogl. Muratori, Antiqq. Italicae V, Mediolani
1741, 567; Mabillon, Acta SS. saec. III, 1,
pnef. TL 21 (Dgl. saec. VI, 2, praef. n. 90). Mo-
ziAchae ad succurrendum nannte man t^rauen,
nxli^e (ur§ Dor il^rem Zobe ben OrbenS^abit an»
nahmen (Mabillon 1. c). S!)ie conversi in gfrauen»
aöjtem nxiren SJcrmalter, meldte au^erl^alb ber
Slanfnt mo^nten (Muratori 571). Ueber bie Ob»
laten in 92onnenorben f. b. 3lrt. Oblaten.
2. Sie (ird^Iid^e ©efe^gebung tft na«
lärltc^ für 9{onnen biefelbe mie für Orben§Ieute
aber^upt. ^n ben $rit)ilegien aQer Steligiofen
an benen il^reS OrbenS nel^men fie tl^eit fO'
biefelben auf gfrauen auSbel^nbar ftnb. aud^
bann, toenn ber Sßortlaut ber meiblid^en Sleligio»
kn (dne Snoä^nung tl^ut (g. 93. am Privilegium
canonis). Sefonbere IRüdfi^t nimmt W Jfird^eU'
teS^t auf 92onnen nur in einigen fünften, üor
tOLan a. in ben IBefiimmungen über Slaufur
(f. b. «rt.X weld&e für 5Ronnen t)iel fd^ärfcr als
für SKännerorben finb; b. in einigen 93eftim«
mungen }um @d^u^ bed sexus fragilis. @o foUen
StonnenHöfter ntd^t in menfd^enleeren @egenben
liegen (Trid. Sess. XXV, c. 5 De reg.) ; wer
Sum Eintritt in Stonnenflöfter smingt ober mit
(Semalt t)om Eintritt abl^ölt, ift escommunicirt
(ib. c. 18). ®er 95ifd^of fofl öor ber «ßrofefe fragen,
ob ber eintritt gang frei gefd^icl^t (ib. c. 17). 3lud^
le^tere SBeftimmungen finb bei ben Jtird^enoatem
fdfton öorgebilbct (Basil. Ep. 199, n. 18, bei
Migne, PP. gr. XXXII, 719). c. Sefonbere
®eje|e regeln bag 9$er]^öltni| jum 2)iöcefanbifd^of
unb 5u bem Orben, meld^em fie angel^ören (ogl.
Bouix, Tractatus de jure regularium, Paris.
1861, n, 310). SBaS ba§ erftere betrifft, fo maren
urfprünglid^ alle fSfrauenflöfter bem Sif d^ofe unter-
fteät. 3m äJtittelalter erlangten oiele berfelben
S^cnttion oon ber bifd^5flid§en ©emalt ; biefe VuS«
nal^men aber nmrben 00m Soncil oon Srient
(Sees. XXV, De Reg. et Mon. c. 9) fe^r be-
fc^ränft. 3n ber lejtern Schiebung ift ^iftorifd^
bemerfenSmertl^ baS IBerbot ber S!)oppel!löfter (f.
Du Cange s. v. Monasterium duplex), b. 1^.
f old^er SRannS" unb gfrauentlöfter, meldte entmeber
unmittelbar bei einanber lagen ober betbe ®e«
fd^Ied^ter unter Sinem Sad^e bel^erbergten (ogl.
Balsamon, Ad Gene. VII, c. 20, bei Migne,
PP. gr. CXXXVn, 990). Ad defensionem vel
admonitionem (Muratori 1. c. 528) bagegen
ftanben Slonnen l^öufig unter einem benad^barten
SRönd^Sflofler. 2)a8 ^meite Soncil oon Seoilla
act. 10 beftimmte, bie SRönd^e l^otten bie gfelber
ber 9tonnen ju befteUen, bie Spönnen ben 9R5nd^en
bieÄIeiber angufertigen; ber SSerf el^r f oHe auf baS
9lotbujenbigfte bc jd^ränft fein unb nur oor Sangen
ftattfinbcn. ®ic geiftlid^e Scitung oon ^Tonnen
felbft bc§ eigenen DrbcnS l^aben meistere OrbenS-
ftifter nur ^öd^ft ungern angenommen ober ganj ab-
gelel^nt (für t|franci§caner, ßiftercicnfcr, ^rämon-
ftratenfer f. Analecta jur. pont. V, 1 [1867],
143, für bie 3e)uiten Constitut. Soc. Jesu VI,
3, 5). d. äBeitere 9$orfd^riften bejiel^en ftd^ auf
bie S^\)l ber Spönnen in jebem ftlofter unb in§=
befonbere auf bie beim ßintritt gu fteßenbe 3Rit-
gift. ^ie gforberung einer ^Jlitgift föQt nad^ auS»
brüdPIi^er (Srflörung ber S. Congr. Conc. nid^t
unter ben Segriff ber ©imonie. Sine Snfammen«
fteflung ber bejüglid^cn SSorfd^riften gibt Ferraris
8. y. Moniales art. II. e. 9lod^ finb gum 6d^u^
ber fflofterfrauen bejonbere ©efe^e bejüglic^ be§
Seid^toaterd gegeben, oon benen unten auSfül^r-
lid^er jiu l^anbcln ift.
3. SwedC ber 9lonnenorben ift, bie ßintretenben
oor ben ©efa^ren ber 9BeIt gu fd^üj^en unb burd^
Seobad^tung ber Statine, ®ebet unb Su^e ju l^ei-
ligen. a^ätigf eit für baS SBol^I beS 3läd^ften fonnte
urfprünglid^ nie ^auptgioedt toerben. @d§ulen für
ausmärtige ftinbcr ju Ratten, mar ben Spönnen im
Mittelalter mcift oerboten (CarollM. Capitul. 6 ad
Salz, bei Migne, PP.lat.XCVII, 276; «ö^mer-
ORü^Iba^er, Reg. imperii, 3nnsbruc( 1889,
435
Slonnen.
486
161 ; Caesarii Reg. monial. 5, beiMigne, PP.
lat. LXVII, 1108). auSnol&mcn jcbod^ ^ah eS
mand^c. 3m ftranfenbicnfl tl&aten pc mcl^r, aber
nur fo toeit, ald bie ®efe|e über Sloufur eS er«
loubten (ögl. gia|inger, @t\ä). ber Rrd^I. armen«
Pflege, 2. «ujl., Qfrcib. 1884, 810. 320. 323. 342.
350). (Segen miffenfd^^ftlid^e SBUbung {(^lof|en
fie ftd§ nid^t ob; baS äbjd^retben ber Sudler tourbe
auq öon 9^onnen betrieben (f. b. 9lrt. SibUotl^efen
II, 789 unb Acta SS. BoD. Oct. XIH, 127 sqq.).
©d^onSifd^of aurelion fd^rieb feinen 9lonnen oor,
literas omnes discant (Migne, PP. lat. LXVill,
402). Ueber geleierte 5Ronnen ögl. Acta SS. Oct.
xni, 130 sq., unb ^onffen, ®efd^. bed beutfd^en
SSolfeS 1, 15. aufl., 83. Sgl. aud^ bie ^üt §tlbe«
garb, Sioba, SRoSUjit^a. — 9Iud^ tuenn bie 5Ronnen
feine Zl^ötigfeit nod^ 9u^en enhoidEelten, fo mürbe
i^r Staub tro^bem aU^eit in ber ffird^e l^od^geod^tet
unb t^r ®ebet oIS OueSe be§ @egen§ betrad^tet.
Hamm talis yita est atque in tantum lacrimis
et abstinentia distriota, ut credamus, quia
ei ipsae non essent, nuÜus nostrum jam per
tot annos in loco hoc subsistere inter Lango-
bardorumgladios potuisset, fd^reibt Gregor. M.,
Epißt. 7, 26 (Migne, PP. lat. LXXVIl, 881).
Senebict XIV. (Instit. eccl. 29, n. 30) nrieber«
l&olt biefen 9Iu8fprud^ für feine 3«it. ^ahmn VI.
mad^t ber 9ief ormation bad (Sinfd^reiten gegen bie
91onnen jum befonbern SJorlDurf (Harduin IX,
1903), $iu8 VI. (Ad Card. Rupefuscald.
10 mart. 1791) eignet fld^ ebenfalls ber SReöoIu»
tion gegenüber bie enuöl^nten ^uSfprüd^e an. tjfür«
flen unb Sürger tuettetferten im SJhttelalter In
fflofiergrünbungen (Muratori 1. c. 496 sq. 504).
99efannt ift, mie gerabe ftreng t)on ber SBelt ab«
gefd^Ioffene Sfionnenflöfter in ber SReformation rül^«
renbe Xreue im alten ©lauben bemiefen, ). 93. bie
91ümberger Klariffen (f. b. Art. 9lümberg) unD
bie 5Konnen öon 5Riga (f. Gretser, Opp. XVII,
2 [Ratisbonae 1741], 180 sqq. 192 sqq.), Si«
berad^, ©ieffcnl^ofen, Strasburg unb aKemmingcn
(f.3anffen, ®efd^.b.beutfd^en93o«e8m, 15.9IufI.,
98. 100. 102), §ilbe§]^eim (ftiftor.-pol. SI. CI
[1888], 487. 493); in englanb Waren bon 1560
9lonnen nur jmei jum 9lu8tritt bereit (f. ©aSquet,
^einrid^ vm. unb bie englifd^en ftlöfter, SKaina
1890, n, 147. 170).
4. 2)ie gefd^td^tlid^e Sntmidriung ber
weiblid^en Drben l^olt gleid^en ©d^ritt mit ber-
jenigenber Drben überl^aupt. 6igen§5u bel^anbeln
ift l^ier nur bie ßcit ber erften Anfänge bis jur
Königen &erau8bilbung fefter 9Jormen. a. ®ott«
getoeil^te Jungfrauen gab eS fd^on in ben erften
Sal^rl^unberten berÄir^e. ®iefetben bilbetcn einen
eigenen ©tanb, benn fie waren ju lebcnSlänglid^er
6|eIofigfeit berpfKd^tet. 3)ie Sungf röulid^feit warb
als geiftige e^e mit Kl&riftuS aufgefaßt (Tertull.,
Ad uxor. 1, 4; Ambros. 1. c. 1, 3), unb eine
6be nad^ erwöl^lter Sungfräulid^fcit galt als gl^e»
brud^ (Ps.- Ambros., De laps. virg. 5, bei Migne
XVI, 373; Chrysost, De virg. 39, bei Migne,
PP. gr. XLVm, 561). ®ie Sticht nal^m ba8
betr. l^erfpred^en entgegen unb fanctitmirte tS, in«
bem fie in öffentUd^r unb fetetlid^er SBeife ben
Jungfrauen baS ^b^eid^en i^reS neuen StcaäM,
ben auf bem SItar geweiften Sd^Ieier (Hieron.
Ep. 130, bei Migne, PP. lat. XXTT, 1108), an-
legte. 9lur ber 3)if c^of ^atte im Occibent baS Sted^t,
btefe yelatio ober consecratio Tirginum üoqu«
nel^men (Concil. Carth. a. 890, can. 3; a. 398,
can. 34; f. ^efele, eonc.«®efd§. U, 2. 9ufL, 49 u.
59). Ss gefd^l^ biefelbe an ben ^5^{}en gießen (gn
St)i))l^anie, umOftem, aud^ am^ße berp.$eiruS
unb ^auIuS), in ©egenmort beS gomen ISoUeS
(Ps.-Ambros., bei Migne XVI, 372). Soneetten
ber f 0 @ott @ett)ei]§ten mar ber Sä ein öffoitli^eS
@elübbe, ba fte il^ren SBillenSentfd^Iul burd^ ein
öu^ereS S^^^n an ben 3:ag legten. Ob baS Se«
lübbe aud^ in einer gformel auSaefprod^en tovaä^t,
Iö|t fid^ nid^t leicht entfd^iben (f.Bomx, Dejur.
reg. 1, 130 — 142); bei ben SWönnem toar eine
fold^e gformel nid^t gebröud^Kd^ (Basil. Ep. 199,
19 ; Migne 1. c. XXXH, 719). Sungfrauen follten
na^ bem SBunf d^ beS 1^1. IBafUiuS t)or ber yelatio
um il^ren SBiUenSentfd^Iu^ auSbrüdDid^ befragt
merben. — Sd^mierig ift bie Sfrage, ob fd^on ba-
malS ein fol^eS ®elübbe ein feierlid^eS loar, ob
alfo eine nad^ bemfelben Derfud^te (Sf^t nid^t bIo|
unerlaubt, fonbem aud^ ungültig mar; SnnocenjI.
bejeid^net bie &)t einer virgo velata als (El^btud^
unb miQ biefelbe alS Sl^ebred^erin bel^onbelt mif^
pai aber eine Jungfrau nur Dor ®ott, nid^t aud^
im Sngeftc^t ber ftird^e baS ®elübbe abgdegt,
fo crKärt er : Ista pollicitatio quam cum Deo
pepigit solvi sine y indicta (ol^ne fird^Iid^e 9u|e)
non debet. 3n Unterem gfaU alfo tourbe oon bm
©elübbe biSpenfirt, im erftemnid^t (InnocentL
Ep. 2, § 15. 16, bei Migne, PP. lat. XX, 1879).
Spätere Soncilien (XourS 567, Barcelona 599
u. f. m.) forbem aud^ Trennung ber Sl^e unb
jöl^Ien baS @elübbe einer yelata unter ben onbem
trennenben Sl^el^tnbemiff en auf. 9)land^ JKrd^«
oöter entf d^eiben aber anberS als Ißapft Jnnocen),
fo Cypr. Ep. 4, 2 unb August. De bon. yid. 10.
93gl. über biefe Qfrage Pontius 0. S. A., De matri-
monio VII, Lugd. 1640, c. 14 8q. ; Acta SS.
Oct. VII, 2, 828 sq. ; bann Oon SKo^, 3)aS S^e-
red^t ber Sl^riften in ber morgenlönb. unb abenb«
länb. flirre bis aur 3cit ftarlS b. ®r., «egenSb.
1833, 1, 63; SBilpert in ber Seitfd^r. f. lofi^oL
ai^eol. Xm [1889], 317). Sin beftimmteS «tter
mar urfprünglid^ für bie yelatio nid^t oorge-
fd^rieben. 3n Sfrifa tourben anfangs beS 5. 3Q§r*
^unbertS 25 3a^« geforbert (Cono. Garthag.
a. 418, can. 18, ogl. Hard. I, 935). gtn «Iter
oon 40 Salären beftimmten Conc. Caesaraug.
(380) c. 8; Conc. Agath. (506) c. 19 unb
ftaifer aRajorian (Noy. Major. VI, 1). ^rioatim
fonnte baS ®elübbe fd^on frül^er abgelegt toeiben.
®ie Siten für Sonfecration einer Sungfran f.
bei Martine et Durand, De ant. eccl. rii L 2,
c. 6 ; Muratori 1. c. 573 sq. ; Sacramentar. Leo-
487
5flonnen.
438
nÜL (Migne, PP. lat LV, 50. 129); Gelasian.
iMigne LXXIV, 1152); Gregorian. (Migne
LXXVm, 173. 429). S)cn ©^leicr trugen bic
jimgfranni beflfinbig ald 9(b)et(^en il^reS StonbeS.
9Ia4 bcr velatio nmrbe ein einfad^e^ jfleib Don
MBit Sforbe (Hieron. Ep. 24, 8, Ep. 128, 2,
bei Migne I.e. 428, 1096) angelegt. 3^re!RQmen
Doien in bef onberen SRatrifeln oufgejeid^net (So-
critee, H. E. 1, 17). — Stoecf be§ ®e(übbe§ biefet
gottgetDri^en Sungftouen mar, gan^ ®ott }u ge«
töten nnb ber SBelt }u entfagen. S)a]^er foHten
jic i|r Scben ganj in ®ebet unb 9u|e, 3unt(I-
^ogen^, S^meigen, ^anbarbett zubringen.
eo lägm fofl oUe ftird^enDöter in il^ren SRal^n«
xAcB an bie gjtungfranen. Sorbilb (Ambros. De
Tirg. 2, 2, bei Migne XVI, 208) unb Patronin
(Greg. Nac In b. Gypr. n. 11) foltte bie STlutter
€4rifK fein. — ein auSbrüdFIid^ed ©elübbe ber
tneast unb befi ®e]^orfam§ beftanb in ben erften
jo^^unberten no^ nid^t , bod^ ftnben ftd^ 9lnfa^e
teju. 2)ie äungfrauen flanben gan^ bef onberS unter
örrCb^ unb bem ©el^orfam beS Sifd^ofd (Cypr.
Enst 4; Chrysost. De sac. 8, 17, bei Migne,
PP. gr. XLVm, 656). ©ie entfagten mm wenig«
^ b€m @enu^ unb ®ebraud^ be§ utetd^tl^umd
imilU V08 habendi cnpiditas inflammat, Am-
faroB. De yirg. 1, 9, bei Migne 1. c. 203). SSiele
ttcen unrnid^ arm, fo ba^ bie SHxä)t auä) bie
Sorge für i^ren Unterl^alt äbemel^men mu^te.
Sie ^mSfi il^rer Vxhtii foUte ben Ernten ^u gute
^mmm, (Sgl. Thomassin, Yetus et nova
eecL diaciplin. I, 3, c. 42; SBilpert^ 2)ie gott»
ffpioei^ten Jungfrauen in ben erften Sa^rl^unberten
bcr fttr^^ Sfreiburg 1892.)
b. Sntflel^ungber 9{onnen!I5fter. 2)ie
Jungfrauen ber ölteften Stxt mol^nten bei il^ren
Scrttonbten, bod^ t)ereinigten fte ftd^ t)ielfad^ fd^on
frü^ |u gemeinfamem Seben. 3tt Sologna gob e8
%m 3^t beS ]^I. ^mbroftuS ein sacrarium vir-
ginitatdB (Devirg. 1, 10, bei Migne XYI, 205).
£cr ^I. Antonius felbft brad^te feine ©d^mefter in
einem foIt^enrapÄevcov unter, beöor er in bie SBüftc
ging ( Athanas. Vita Ant. 3, bei Migne, PP. gr.
XXVI, 844). «(S9lntoniu8ba§ eigentlid^ea^önd^-
tf^nm bcgrihtbete, folgten balb entfpred^enbe ^n«
ficblimgen X)on fjfrauen, beren IBorftel^erin bie
€<^mc$er be§ ^eiligen luurbe (Athanas. 1. c. 922).
Xie C>rganifation bed SRönd^tl^umg burd^ ben
&L ^d^omiuS übertrug beffen Sd^mefter ouf bie
^Jotmen (Vite Pachomii 28, bei Migne, PP. lat.
LXXin, 248). ©ie Kegel unb ScbenSfteife toat
bei 9Rön(!^en unb 9{onnen bie gleid^e. @ie l^ntten
eine regelmölige SlageSorbnung unb tl^eilten il^re
Stit ^loifd^en ®ebet unb §anbarbeit. Streng marb
cnf bic Trennung t)on ben äßönd^en gead^tet (Yita
Paeh. 1. c). 92ur am Sonntag bedienen ftc il^re
.3ellm, um gur Äird^e unb jur Kommunion gu
geben (Pallad. Hist. Laus. 138, bei Migne,
PP. gr. XXXIV, 1236), ober e§ tourbe aud^ mo^l
cm €omitag ein Ißriefter gu il^nen gefanbt (Yita
Pach. 1. c). ®ro§en ©influfe gewann bie fjl @t)n«
cletica auf bie Verbreitung ber 5RonnenfIöjlcr (Vita
8. Syncl., bei Migne, PP. gr. XXVlü, 1488),
totl^t mit berjienigen ber 9)^5nd^dflö{}er gleid^en
Sd^ritt l^ielt (Eus. Dem. evang. 3, 6, bei Migne,
PP. gr. XXII, 229 ; Greg. Naz. Carm. ad Hell.
V. 257 sq., bei Migne, PP.gr.XXXVlI, 1470).
2)ad fflofter be§ 1^1. $ad^omiud aö^Ite 400 9lonnen
(Hist. Laus. 39, bei Migne 1. c. 1105). 2ht
SlntinoupoIiS gab ed 12 S^onnenfldfter, barunter
eine« mit 60 «Rönnen (ib. 1235 sq.), in Sltl^ribe
Säl^Ite ein ftloper 300 9lonncn (ib. 1097), ti&eo«
boret (Hist. rel. 30, bei Migne, PP. gr.LXXXH,
1494) erjöl^lt t)on einem fold^en mit 250 9lonnen.
9m 9uf f ^tt)ungbe§ OrbendlebenS burd^ ben 1^1. Sa*
ftliuS nal^men aud^ bie uon biefem geftifteten 9ton»
nenflöfter t^eil (f. b. 9Irt. 95afiUu8). 3m Dccibent
mürben bie Stiftungen ber p. Antonius unb ^a«
d^omiuS burd^ ben ^l ^tl^anafmS befannt. S)ie
Srfte, meldte in SRom ein ftlofter für Qf^^auen er-
rid^tete, mar SWarcetta (Hieron. Ep. 127, 5, bei
Migne, PP. lat. XXH, 1089). ^^x »eifpiel
l^atte bie®rünbung t)ieler öl^nlidden Sinfieblungen
aur golge (ib. 1092). 2)ie Siömerinnen $aula
unb Sufto^ium grünbeten in SBetl^lel^em brei
^rauenflöfter (Hieron. Ep. 108, bei Migne 1. c.
896 sq.), SKelania ein fold^eß in Serufalem.
Sin 9JonnenHofler in (Saflien ermäl^nt Sulp. Sev.
Dial. 2, 11. Snafrifa errid^tete ber ^I. auguftin
beren Diele. SHe Siegel bed 1^1. IBenebict galt aud^
für 92onnen unb Derbrängte aud^ bei i|nen aU«
möUg anbere Dtormen. ^ie 1^1. @(|oIaftica gilt al§
erfte Sorftel^erin ber Senebictinerinnen (f. Ma-
billon. Acta SS. saec. I, praef. § 3, n. 44).
Rubere Stegein fpeciell für 9tonnen maren bie bes
^I. 6äfariu§ (Migne, PP. lat. LXVH, 1103),
«urelian öon ^rle§ (ib. LXVIH, 399), be§ ®o-
natu§ (ib. LXXXVII, 273), Cujusdam patris
regula (ib. LXXXVIII, 1051), S. Leandri
Hispal. Reg. s. de institutione virginum et
contemptu mundi ad Florentinam sororem
über (ib. LXXH, 871) (ügl. Harduin IV,
1147 sq.; aud^ August. Ep. 211, bei Migne,
PP. lat. XXXIII, 958). SSon bpaantinijd^cn
fflöftcm be§ a^ittelalterS gibt einen 93cgriff ba§
3:t)pifon ber ftaiferin 3rene (f. Migne, PP. gr.
CXXVn, 985 sq.). — 9lud^ bei ben Können gab
e§ ben Unterfd^ieb ^mifd^en uerfd^Ieierten unb un»
öerfc^Ieierten Slonnen. lieber bic Statur il^rer ®e»
lübbe gilt ebenfaU§ baS oben ©efagte. ^ber aud^
nad^ ßrrid^tung ber jflöfter gab eS nod^ immer
mand^e Jungfrauen, meldte im elterlid^en ^(xu]t
für pd^ allein lebten (Greg. Naz. Ad Hellen.
V. 257, bei Migne, PP. gr. XXXVH, 1470).
®ieje ftanben im Orient unter einer SSorftel^erin
(Sozomen. H. E. 8, 23); in Stalten trugen
fle befonbere ffleibung, vestimentum s. matris
D. N. Jesu Christi genannt (Muratori 1. c.
577 c). 3n ber ftarolinger^eit nal^mcn bef onber§
aSittmen balb nad^ bem Sobe be§ ÜJlanncS gern
ben ©d^Ieier, fo bafe ©efcfe bcr 6ttte entgegen«
traten (Thomassin 1. c. c. 43).
439
5Ronncn.
440
c. ®ie tueiterc ©tittoidlung bcr 5Ronnetiorben
fd^Iiefet ^ä^, toie oben gcfaöt, an bic ber Bett.
ÜRännerorben an unb ift on gcl^öriger ©teile be«
l&anbelt. (3um ©atijen ögl. noä) Fr. Pellizzarius
S. J., Tractatio de monialibus, ed. correcta,
Bomae 1755; Tamburinus, De jure abbatis-
Banun et monialium, Bomae 1638 ; Muratori,
Ant. Ital. dies. 66 de monast. monialimn, 1. c.
495 sqq.)
n. 1. 3lonnenim weitem ©inne l^ei^en
olle jene in ©emeinfc^aft lebenben relifliöfen Sfrouen»
vereine, meldte nid^t eigentlid^e ©elübbe im oben
be^eid^neten @ittne l^aben, fonbem nur einfädle,
ober nur geitnieilige, ober nur baS eine ober
anbere ©elübbe oblegen. S)a]^in gel^ören alle bie
neueren Kongregationen, uielc^c ftc^ bem Unter»
rid^t ber Jhanfenpflege u. f. tt). ofö il^rem ^aupU
itotät loibmen. S)iefed 3^^^^ loegen oer^ic^ten
bie Kongregationen auf bie ftrenge ))ö))ftlid^e
Slaufur. Sa bad einfache ^rmutgelübbe 5um
SBeft^ nid^t unfäl^ig mad^t, fo bel^alten bie ©d^me«
ftem ben IBefl^ i^reS IBermögend unb üerlieien nur
ba§ Siedet be§ freien ©ebraud^eS. SBei ben älteren
92onnen ifi mit loenig ^uSnal^men (Orben t)on
SfontebrauU, Siftercienferinnen t)on Sa§ ^ue(ga3
be 95urgo§, Slifabetl^inerinnen öon 1429—1458)
iebeS einjelne OrbenS^auS felbftönbig. 3n ben
meiften neueren Kongregationen bagegen bilben
fömmtlid^e ^öufer eine Sinl^eit unter gemeinfamer
Seitung einer ©eneraloberin. 2)enn in ben fiel^r*
unb $Pegeorben fmb ^nftalten für bie SluSbilbung
ber ©d^mefiem ju ü^rem Seruf twtl^menbig, unb
mel^rere oerbunbene ^öufer f önnen f old^e SInftalten
leidster unterl^alten. 9lud^ mu| bie SRöglid^feit
geboten fein, fiel^r- unb $flege!röfte jmedbnö^ig
in bie öerft^iebenen §)äufer }u öertl^eilen, ent»
ftanbene fiücfcn rafd^ ju erfe^en u. f. m. Snblid^
muffen bie ^öufer in pecuniörer ^inftd^t fid^ 5u
^ilfe fommen fönnen, moburd^ ed möglid^ mirb,
in ormen ©emeinben 5WieberIaffungen ju grünben.
Ueber^auft aber fmb ein^eitlid^e ^rincipien in
©d^ule unb ftranfenfaal, im 95erfe|r mit gcift«
lid^en unb meltlid^en Sel^örben münfc^engmert)^.
2. 9$ereine mit d^aritatiDem S^^^ o|ne Klau-
fur unb f eierlid^e ©elübbe gab eS fd^on im SJlittel«
alter, j. 95. bie SSeguinen, bie SSrüber unb ©d^we-
ftem öom gemeinfamen Seben, bie öerfd^icbenen
SSercine öon lertiarierinnen. 6ine gemiffe öor»
bilblid^e SSebeutung für bie mobemen Kongrega-
tionen l^atte baS Snftitut ber Dliöetaner-Dbla-
tinnen ber 1^1. gfranciSca SRomana (f. b. 5lrt.). 55on
fird^Iid^er Seite xoax eS belobt toorben; bie 9Jer«
tl^eibiger ber entftel^enben Kongregationen fonnten
alfo bie 9lngrcif er barauf oertoeif en (Bougaud, Vie
de 8. Fran9. de Chantal U, Paris 1863, 461).
3m Ucbrigen »aren ä^nlid^e 3nftitute im SWittel-
alter oielfad^ nid^t gern gefeiten. Sonifaj VIII.
(c. un. in VI 3, 16), baS Koncilium öon Srient
(Sess. XXV, c. 5 De regul.), befonberS $iu8 V.
(IBuUe Circa pastoralis ö. 3. 1566) tourben burc^
SWifebröuc^e gebrängt, alle grauenüereine olf^nt
Kkufur 5u unterfagen. Seit bem 16. Sal^tl^ttnbeit
meierten ftd^ bie SSerfud^e, reltgidfe Skreine für (Er*
Siel^ung unb ihanfenppege )u f d^affen, unb eSmor
nun bie Aufgabe, biefelben mit ben fird^tid^ ©c«
fe^en über Klaufur in Kinllang gu bringen. SHe
\)l Angela ÜTlerici l^atte bie Urfulinen urtorSnglid^
afö Saient)erein geftiftet (1517); dtö fpäter ein
Xl^eil berfelben bie Klaufur annahm, befianb gum
erften SRal ein eigentlid^er 9lonnenorben, beffen
pavifi^mi ein d^aritatiber n>ar. SBol^ mit ätüdt-
ftd^t auf bie gludDid^en Krfolge beS Orbend erilärte
am 31. Slugufl 1575 bie Congr. Ep. et Beg. (f.
Ferraris, s. y. Moniales art 1, 1) allgemein, bie
Stonnenorben, meldte f d^on t)or bem Xrienter Kon*
cü mit Krgiel^ung fid^ abgegeben l^ätten, burften
barin fortf al^ren, bod^ unter ^al^rung ber Klaufur.
^er 1^1. tSfrang t)on ©aleS badete ftc^ urfprun^id^
in ben 9lonnen t)on ber ^eimfud^img rinen SS^ein
nad^ bem SRufter ber Oblatimten ber ^I. §fran«
d§ca Stomana. ^er SDBiberftonb mar inbe| fo
bebeutenb, ba| er ed t)oi^og, einen etgentlid^
Orben mel^r contempIatiDen K^alterS gu grün-
ben. Sal^nbred^enb mirfte ber 1^1. SSinceng üon
$aul burd^ feine soeurs de la chaiitöy VkU^t
inbe^ nur gang prioate ©elübbe immer nur auf
ein 3o^r ablegten unb nur eine SBruberfd^ft fein
fönten, bem Sifd^of unb Pfarrer untermorfen.
S!)ie SBegeifterung für d^aritatiDe iBereinigmigen
xoax bur$ biefe ©tiftung gemedEt.
2)ie Organifation fol^er SSerbönbe unter einer
©eneraloberin mar baS enblic^e Krgebnig ber üiet«
fad^ t)erunglüdtten 93erfud^e, bie ißerfafTung ber
©efeUfd^aft 3efu für gfrauenoereine gu aDo))tiren.
SnlBelgien beftanben nod^ gu Einfang bed 16. 3a]^
l^unbertS mand^e SaieuDerbönbe t)on gfrauen mit
bem einfad^en ff eufd^l^eitSgelübbe. 3n il^rem Sifer
für ff ated^ef e f ud^ten mel^rere 3efuiten burd^ ©d^rif-
ten (SefftuS, KoSme^b) ober burd^ 9{eugrünbungen
(SRortaigne) fold^e IBereine gu t)erbreiten unb für
ben Unterrid^t ber meiblid^en 3ugenb ni^bar gu
mad^en (Dgl. Manareus, De rebus S. «f. oom-
mentarius, Florentiae 1886, 46). Siod^ bem
Sorbilb biefer belgifd^en SBruberf d^aften t)ereini0ten
fid^ unter 9Raria &arb einige beS ©laubend tt)egen
auSKnglanb vertriebene grauen, umetuxi89e^n«
Iid^e§ für bie ^eimat gu f d^affen. lieber bie betgi-
fd^en Vereine finauS erftrebten fie eine feflere£5r«
ganifation unter einem gemeinfamen ^au))t. Un«
Hugl^eiten unb Uebereifer fül^rten gurUnterbrüdung
biefer „3efuiteffen" burd^ Urban Vm. (Helyoir
Badiche, Dictionnaire des ordres relig. s. ▼•
Jesuitesses). Krft Senebict XIV. erfannte für
bie „Knglifd^en gräulein'' (f. b. 9Iri.) 1749 eine
©eneraloberin an.
9{ad§ t)orüberge]^enber UnterbrüdCung in ber
KeDolutiondgeit na|men bie Kongregationen im
19. Sa^rl^unberi ungeal^nten Suffd^mung. ®Iän>
genbed Sob fpenbeten il^nen namentlid^ bie amen«
fanifd^enSijd^öfe auf bem Ißlenarcondl t)on93aIti«
more 1866 (Coll.Lac.IU,511):Nonpo6samii8
quin agamus omnipotenti Deo gratias; qui
441
9lonnen.
442
harom t&m utilium Congregationum tantum
namenim, tantamque varietatem in Ecclesiae
snbddium excitaverit. Hisce quippe Congre-
gationibiiB acceptum referimus, quod tot
poellinmi iimocentiae servandae habeamus
pinta tataque domicilia; bis debet America
oostn iiiBtitationem numerosae juventutis
tarn in literifl, tum in christianis moribus,
itqne adeo difhindendae Catholicae Fidei effi-
eix adjumentum. lieber bie red^tlid^en SSer^öIt»
irijje unb bieSongregationen im Singelnen f. b. Srt.
fongcegationen II, ob. HI, 924 ff. (93gl De
TDgimbus Anglis Judicium P. Suaresii, in
Soaresii Opuscula sex inedita, ed. Midou,
BraxeU. et Paris 1859, 357, mit ber (Einleitung
Le.350; &^t% 2)ie neueren religiöfen gfrauen-
((
en
en
geioHntfd^ften nad^ il^ren red^tlid^en ^Berl^öltnif
boigepdtt, @4aff]^. 1857; Sd^uppe, 2)q§ 9Be
mb bie 9te(^ldDer]^äItniffe ber neueren religiöfen
gtanengenoffenfd^n, SRatns 1868; 3R. bu
Comp, SHe aBol^It^otigfeitSonftalten ber d^rifll.
Sonn^igfeit in ^rid [überfe^t mä) ber 2. franj.
IttHl TOainj 1887.) [»neller S. J.]
Sa ber @tanb ber gottgetoeil^ten Suttgfrauen
daer 6ef onbem Pflege unb eine§ f orgf amen @d^uk§
DB^ig ift^ fo ^t bie lird^lid^e ©efe^gebung be*
foBbere auSgebe^nte iBorfel^rungen be^üglid^ ber
Seic^tDöter fik 9lonnen getroffen. 3)ie ®e«
BriftnSIeitung ber 9lonnen gilt afö eine ber fd^mie«
rigpm Aufgaben ber €eeIforge, unb ein fonft ap*
mobirter Sei^ttHxter toirb bamit nod^ nid^t al3 für
Aloßnfcouen geeignet betrad^tet. 93ielmel^r f oS für
jcbcS Srouenflofler Sin ^riefier aI8 orbentlid^er
Seid^tDater aller ^ugel^örigen $erfonen beftimmt
»erben, fo ba^ eS biefen nid^t freiftel^t, ftd^ einen
beliebigen Sei^tüater ju toöl^Ien. 2)Qbei foQ aber
denfelben n)enigfiend ^toei» bis breimal jal^rltd^ @e«
Ugen^ geboten merben, bei einem anbem (au^er-
orbentIi(^en) 99eid^tt>ater ^u beid^ten. 2)ie be^üg»
ü^en SSefümmungen be§ Äird§enred|te8 fmb ent»
!)aUen im Conc. Trid. Sess. XXV, c. 10 De
regal., in ben ßonftitutionen Inscrutabili ®re»
gor§ XV. (5. Sfebruar 1622), Supema 6(e»
mtn^' X. (21. 3uni 1670), Pastoralis curae
«enebict« XIV. (5. augufl 1748), bcm ®ecrctc
Qoemadmodum Seo'S Xm. (17. 2)ec. 1890)
unb in ben ßrllörungen ber S. Congr. Epp. et
Regal. Streitig ift iebod^, ob babei nur für bie
5ümnen im eigentlid^ Sinne ober aud^ für bie
fflofterfrauen ol^ne Slaufur ein @efe^ aufgefteUt
toerbtn foIL 92immt man baS Srftere an, fo mürbe
ber Seid^töoter für bie 9lbfoIution ber Spönnen im
aieitem Sinne feiner befonbernSSoIImad^t bebürfen.
3eb<nfaad aber fiejSit feft, a. bag bie SefteUung
dscS bcfonbem SBeid^tDaterS aud^ für bie neueren
^niuenorben angemeffen unb gemöl^nlic^ in beren
Statuten Dorgefd^eben if!, fomie ba| mteberl^olt
etne borauf bejüglic^e Seftimmung t)om pöpftli^en
Stuhle Dor ®ut^i|ung fold^er Statuten oerlangt
tpurbc; b. bag ^roDinjialconcilienoberbifd^öflid^e
ScfKmmungen in dielen 2)töce)en eine befonbere
Approbation für bie SBeid^ttoter aller gfrauen»
Höfter t)orf daneben ; c. ba| überall ba, mo ein
befonberer orbentlid^er Seid^tDater beftimmt ift,
ppid^tma|ig aud^ ein au^erorbentlid^er ^u be»
fteflen ift.
Siedet unb $Hid^t ^ur Smennung fomol^I be§
orbentlid^en mie oed au^erorbentlid^enSeid^tüaterg
Hegt bei bem Obern beS fflofterS, b. 1^. für bie
esemten ^Konncnflöfter bei bcm DrbcnSobem, für
bie nid^te;;emten beim Sifd^ofe. 3)abei ift bie
Siegel, ba^ ber SBifc^of ben orbentlid^en 93eid^t»
t)ater avi% bem 2BeltcIeru§ nel^men mu^; ber 9le>
gularobere bagegen fann benfelben nur ouS ben
^riefiem be§ eigenen OrbenS möl^Ien, foll bafür
aber mcnigftenS einmal im Saläre einen Ißrieftcr
aus einem anbem Orben ober au§ bem Söcular«
cleruS als ougerorbentlid^en SBeid^toater bet)oQ«
möd^tigen. 3nbe^ aber bebarf ber t)om Stegu»
larobem beftgnirte Seid^tDater nod^ ber Appro»
bation feitenS beg S)i5cefanbifd^ofS. SS ift nid^t
auSgefd^Ioffen, ba^ ber Sifd^of ^ur Ermittelung
ber ZaugUd^Ieit für baS Amt eineS fflofterbeid^t-
DaterS ein eigenes S^amen abgalten lägt S)ie
Seftimmung beS orbentlid^en SBeid^tüaterS ge<
fd^iel^t auf |5d^fienS brei Saläre; foU berfelbe für
ein neues Xriennium beputirt merben, fo bebarf
eS eines bcfonbem 3nbuIteS ber S. Congr. Epp.
et Begul., meld^eS gcmöl^nlid^ über ein britteS
Zrienntum l^inauS Dermeigert mirb. Aud^ mirb
ben 9lonncn bei ber jmeiten bc^m. britten ®epu»
tation beSfelben 99ei^tt)aterS ein gemiffeS €in«
fpmc^Sred^t ^ugeftanben. S!)aS t)om JNrd^enred^t
geforberte Alter beS Jfloftcrbeic^tDaterS ifi baS
öottcnbete 40. SebcnSjal^r, moöon jcbod^ auf be-
fonbere ®rünbc l^in bispenfirt mirb. Au^erbem
finb unter ben übrigens geeigneten ^erfoncn einige
t)om Amt beS 9lonnenbeid^toaterS rec^tlid^ auS>
gefd^loffen, fo bcfonbcrS ber ©cncralöicar, aud^ bie
^faner, fomeit beren anbcrmcitige ^flidfeten bar»
unter leiben f önnten ; ferner bie ^riefter öerf d^iebener
Orben ($. S. bie ft-atres minores conventuales),
bie fog. Äloftercommiffare unb ber Siegel nad^ bie
ftapläne ber Älofterfird^en. — ®er au^erorbent«
lid^e Setd^tüater foQ, nad^ ber Anftd^t geuiid^ti»
ger Auetoren, eigentlid^ nid^t auf eine beftimmte
3eit, fonbem für j[cben einzelnen fjfatt befonberS
beauftragt merben; bod^ pflegt man gemöl^nlid^
aud^ i^n für eine S^it öon brei Salären ju appro*
biren. 3n ber Seit, ba er feines Amtes maltet,
joU ber orbentU^e Seid^töater feine jum ftloftcr
irgenbmie gebörige ^erfon Seid^t l^ören, ftd^ über«
l^aupt im ftlofter gar nid^t jeigen. Sxoax ift feine
Forint Derpflid^tet, bei bem au^erorbentUd^en
Seid^tüater eine facramentale IBeirfjt abzulegen;
bod^ l^aben fid^ alle 9lonnen einzeln öor bcmfclben
ein^u^nben, um etmaige Srmal^nungen Don il^m
entgegen^unel^men. SBie oft ber au^erorbcnt^
lid^e Seid^tüater im fflofter ju erfd^cinen l^at^ be«
ftimmt bie Jtlofterregel ; auSbrüdtUd^ aber mirb
jeber 9lonne baS ^td^t ^uerfannt, aus gemid^ttgen
©rünben ieberjeit einen au^erorbentlid^en 99et^t«
443
9tonnotte.
444
Doter }u t^erlangen. 3)iefe§ Sted^t tDirb iefonberS
burd^ baS ettDöl^nte 2)eaet Quemadmodmn auf §
9leue ieftöttgt unb t)on bem SBiUen ber Oberin
gotig unabhängig erHört : bod^ foU ed nid^t bagu
bienen, au§ Jebem beliebigen ©runbe ober gar
regelmäßig ben orbentüc^en 93eid^tt)ater ^u um»
ge|en (S. Congr. Epp. et Reg. 1. Febr. 1892).
Snblid^ ift no^ gu bemerfen, ba| 92onnen, meldte
ftd^ mit (£r(aubni| außerl^alb il^reS JflofterS auf-
halten, bei jebem approbirten $rie[ter beid^ten
f5nnen (S. Congr. Epp. et Reg. 27. Aug. 1852).
^er 99eid^tt)ater l^at ben 92onnen gegenüber baS
9lmt eines quasi-parochus ; er ift befl^alb allein
befugt, il^nen bie fonft bem Pfarrer ^ufte^enben
<3acramente )u fpenbcn, unb er barf, aber aud^ nur
5U biefem 3^^^^/ itn 9totl^faS bie Slaufur be-
treten. Sbenfo !ann ber 99if(^of nur bem orbent-
lid^en Seic^tDater bie SSoUmac^t übertragen, ben
Spönnen bie fog. (Seneralabfolution )u ert^eilen
(S. Congr. Indulg. 20. Sept. 1775). S)aS Sed^t
gur 3)eerbigung ber oerftorbenen ^Rönnen fielet beg-
gleid^en bem Seid^tDater )u, unb ^toax principieU
aud^ bann, menn biefelben auf bem augemeinen
Jhrd^l^ofe begraben toerben (t)gl. IBeringd Slr^it)
für ftird^enred^t XL [1878], 329 ff.). Um bie
ftloftergefc^öfte foU ftd^ ber Seid^tüater nid^t be-
fümmem, ebenfo uienig um bie öu^eie jflofter«
orbnung; bagegen liegt il^m allein bie Seelen-
leitung ber jflofterfd^meftem ob, unb iebe 6in-
mifd(|ung ber Oberin in biefelbe, namentlid^
mag ben Smpfang ber l^eiligen Sommunion an-
gelet, ift unterfagt (f. ba§ S)ecret Quemadmodum
n. 5). Um iebe fold^e Sinmifd^ung möglid^ft gu
befd^ränfen, ift e§ ber Oberin auf ba§ @trenafte
t)erboten, bie Sd^toeftem irgenbmie gu einer @e-
toiffenSerdffnung il^r gegenüber gu oeranlaffen;
too eine folc^e „@en)iffen3re(^enfd^aft'' frül^er t)or-
gefd^rieben toar, ift biefe $flid^t aufgel^oben,
iebod^ bie gang freiwillige ^blegung berfelben
nid^t üerboten (ib. 1—3). 3)a8 SRed^t ber SRüge
bei öffentlidd begangenen ^fel^Iem bleibt ber Obe-
rin unbenommen (ib. 5). — 3)er Seid^töatcr ber
92onnen l^at feinem Sterte entfpred^enb bie jtoenge
^fiid^t, oQeg 5U Dermeiben, loaS bem @eeienl(|eil
feiner Seid^tfinber fd^aben fönnte, unb befonbem
®ifer auf bie gförberung berfelben in ber Sugenb
5U üermenben. S8 genügen ba^er für il^n nid^t
bie gemö^nlic^en jfenntniffe ber 3Sloxal; er muß
t)ielmel^r baneben üerfie^en, feine IBeid^ttinber auf
bem orbentli^en SBege ber SoHfommenl^eit gu
führen, unb muß über bie außerorbentlid^eu gföQe
größerer SJoIIfommenl^eit, über m^ftifd^e 3uftänbe
u. bgl. toenigfteng einige jfenntniffe ^aben. 9li(^t
minber groß muß aud^ feine jftugl^eit unb fein
2:act fein, um bei allen f^fel^Iem unb Sc^toöd^en
ber ftlofterfrauen baS 3toedPmößigfie gu treffen,
bamit ebenfo Sifer unb Sfortfd^ritt im @uten mie
ßintrad^t unb Siebe geftal^rt bleiben. Srefflic^e
^ntt)cifungen in biefer Sejie^ung geben Tambu-
rini, De jure abbatissanmi, Disp. XVI, q. 9 ;
Lehmkuiü, Theol. mor. II, ed. 7, Friburgi
1893, 359 ; t)gl. aud^ iKrd^lid^ 9n}eieei für bie
Sribibcefe J7öln 1893, 111 ff. (3um (Skuijcn
Dgl. Analecta juris pontificii V, 1 [1867],
539 sqq. ; jf o^n im Slrd^it) für fatl^. IKrd^enred^t
XLU [1879], 241 ff.; Lehmkuhl L c. 288 sqq.
Sine Srflörung beS 2)ecreted Quemadmodum q&
ber äefuit @econbo fSfranco [italienif d^ , W§
^eutfd^e überfe|t t)on ^uber S. J., 3togen8burg
1892] ; f. aud^ ffird^lid^ed Amtsblatt für bie £id-
cefe aitünfter 1892, 35 ff. ; Pastor bonns IV
[1892], 292 ff. unb anbere loiffenfd^apd^prd«
tifd&e t^eol. 3eitfd^riften.) [«. effer.]
ifounoütf Slaube 9brien (nid^t Clmibe
Sfran9oi§), S. J., polemif d§er @d^riftfteQer , ttwr
am 29. 3uli 1711 juSefancon geboren unb trat
am 7. September 1730 in bie ©efeSfd^aft 3efu.
6r roax tl^ötig als $rebiger in 9mienS, $arid,
^erfaiQeS unb ^ule^t in Xurin. Sortl^inl^aäe i^
ber jfönig t)on @arbinien, Raü Smmamtel m,
felbft eingelaben unb be^anbelte i]^nmit9uS)et(l^
nung. SBelannt nmrbe 92onnotte^8 9tome befonberS
bur^ feine literarifd^n Dfel^ben mit SSoltaire. 3)a
bie @d^riften ber fogen. „Ißl^ilofopl^en'' fo Diel Uiif
l^eil anrid^teten, begann 9tonnotte feit 1757 bie
^auptfd^riften Soltaire^S }u !enn}eid^nen. S>er
angegriffene ließ eS an (Entgegnungen in feiner
SBeife nid^t fel^len; itoan^ig 3Q^re lang übet«
fd^üttete er Dtonnotte mit ben gemeinften Sd^mfil^
ungen (Jheiten, SSoltaire, 2. 3lufl., Sfreiburg 1885,
476 f.). 9{ad^ ber UnterbrüdCung ber (SefeUfd^ft
3efu in gfranfreid^ 50g 9lonnotte ftd^ itad^ 9e-
fan9on ^urüdC unb ful^r l^ier in feiner fd^rtftfteOe»
rifc^en Sl^ötigfeit gegen IBoltaire fort. Stö 9Rit«
glieb ber 3Uabemie Don Sefan9on lieferte er oud^
mel^rere (ungebrudfte) Slbl^anblungen über bie ®tß
fd^id^te feiner engem ^eimat, ber gfrand^-Somte.
3u 93efan9on ftarb er am 3. September 1793.
9fa)nnotte^§ Sd^riften ftnb : 1. Examen critique
ou Refutation du livre des Moeurs (anonym),
Paris 1757. 2. Les erreurs deM. de Voltaire
sur les faits historiques et dogmatiques (ano-
nym), Avignon 1762, 2 vols., 6 ^6d. 1774,
9leubrudEe 1818 unb (mit bem 9lamen beS ^ctotS)
1820 unb 1823; überf. in'd 3)eutf d^e, @))anifd^,
Stalienifd^e unb ^olnifd^e. 9b. I gibt eine 9uf«
5ö]^lung ber l^iftorif d^en Unnd^tigf eiten in ben SBer»
!en SSoltaire^ l^auptföc^lid^ na$ beffen Essai snr
rhistoire generale, in meld^em Voltaire bie 9BeIt«
gef d^id^te in einer äBeife jur ^efömpfung beS (SfyA'
ftentl^umS üerbrel^t, baß feine früheren antid^rift«
lid^en Sd^riften, nad^ 9lonnotte^8 Urtl^eil, baburd^
in Sd^atten gefteUt toerben. Sb. n legt Sol-
taire^S bogmatifd^e Srrtl^ümer unb bie entgegen«
gefegten SBal^rl^eiten in f Qftematif d^er Orbnung bar.
9^amentlid^ ber 9lad^U)eiS ber ^iftorifd^ 3rr«
tl^ümer erbitterte 9$oltaire auf § ^d^fte. (Segen
feine ©euiol^nl^eit üerftanb er fid^ 1762 )u einet
Slntmort, bie umgearbeitet 1765 nod^ einmal er-
fd^ien. ^on ben me^r ald 1000 üorgetoorfenen
Shnrtpmem üerfud^t er bie Sertl^eibigung t)on mu:
menigen unb erfe^t baS Uebrige burc^ perfönlid^ie-
445
Nonnus — 92onnu8 auS $ano))oH8.
446
JaMctioen. 9lmutotte blieb il^m bie 9nttt)ort nid^t
Vfotbia, Sracn britten 9anb }U ben Erreurs
antte xonnotte 1779 ol^ne Angabe beS S)ru(!-
oM trf(!^nen laff^- 3^ ^riS ü n'a pu ob-
tenir ni approbation ni permission, ni inöme
decenseur; la douce tolörance consistant k
donner une trös-libre drculation ä toutes les
errenre et k s'opposer avec la morgue des
tyrans ä tout ce qui peut les combattrel
(Jomu bist, et litt., 15 Oct. 1780, 255.)
3. Dictionnaire philosophique de la religion
(anoii9m), Avignon 1 772, 9« ed. 1835, übetf.in'S
^, Stalten., &pan., ^ortug.^ 2)eutfd^e. fßoU
tdre^atle 1764 fein Dictionnaire philosophique
portiktif erfd^en loffen^ um dle§^ mad bidl^er
in cinjelnen Sänften gegen bad (S^tiftentl^um
Mzgebro^t toar, )u einem populär gel^altenen
öonMu^ )u Dereinen (jheiten 274. 408—412).
xomutte gibt in feiner @egenfd^rift, ebenfalls in
baMiebten lesifolifd^en Sfonn, Erörterungen über
IktffXobffnlUfym @d()Iagtt)orte ber 3ett unb SBiber-
kgimgen ber lanbläufigen ßintoürf e. SSoItaire ant>
Boctetcbie|maI nid^t. 4. 2)en „^l^ilofopl^en" feiner
jeit bie oom (Sl^riftentl^um abfielen, ^eSt 9{on-
ntle bie $^fop]^en gegenfiber, bie in ben erften
3aii^miberten {um S^riftentl^um übertraten, in
ba S^ft Les philosophes des trois premiers
aeeles de l'Eglise, Paris 1789, 3« ed. Igl8.
— Slmmotte^d @prad^e unb 3>arfteSung ift rul^ig
nb Oor. £r Dei^id^tet burd^auS auf perfönlid^e
Ingriffe unb erfennt bie Xalente feinet ©egnerS
mnummmbcn an. 2)ie Sebeutung feiner Sd^riften
f«t Jifyct 3eit erl^nt auS ben l^öuftgen ausgaben
unb ans bem 3ngrimm, mit weitem SSoItaire
»einen ©egner in ^rofa unb 93erfen öcrfolgte.
Clement Xm. fanbte am 7. 3Ipril 1768 an 9lon-
notte ein anerfennenbeS SreDe. S)er ]^(. 9IIf on§ Don
Siguori nannte 1778 in einem IBriefe an 9lonnotte
beffen SBerfe »golbene Süci^er^ bie er „immer öor
fid^' fyihc 3n jebem ^bfd^nitte ftnbe er \a bie
^ouptTDa^r^eiten bed ®Iauben3 mit ©elel^rfamleit
bcbcmbelt unb gonj jutreffenbe unb flare ^Intmorten
auf bie @<^ma]^ungen in ben IBüd^em SBoItaire^§
unb feiner ®enof|en (Lottere düi S. Alfonsö
Maria de' Liguori 1, 2, Borna s. a. [1890], 473).
»Sgl. de Backer, Biblioth. s. v. ; Sommervogel,
Dictionn. des ouvrages anonymes et Pseudo-
nymes publies par des relig. de la comp, de
Jesus, Paris 1884, 1350.) [JhteSer S. J.]
If OBBns ifl urfprüngli^ ein Sl^rentitel jum
Xsdbntdf finblid^er ßl^rfurd^t gegen ältere ober Dor-
gefe|te $erfonen; fo finbet ftd^ ba§ SBort bei»
hrielStDcife alS Sl^name eine§ Srjiel^rS auf einer
®iobf<4nft (Zaccaria, Storia lett. dltalia IX,
Modena 1756, 492). SnSbejonbere aber bejeic^«
«ete e§ gottgetoeil^te $erfonen unb lommt in biefem
Sinne befonberS t>erbunben mit castus ober sanc-
tOB not, 5. 9. Hieron. Ep. 22 ad Eustoch.
OCgne, PP. lat. XXH, 404), Ep. 1 1 7 (1. c. 956) ;
Amob. jnn. In ps. 105 (Migne LIU, 486), In
pa. 140 (L c. 552). 3Beiter^in h)urbe ba§ Sßort
in ben jlloftem angemenbet al§ Xitel für ältere
ÜJlönd^e, bie ein fflofteramt (afö $rior, S)ecan
u. f. to.) befleibeten. 3ttö 9lamc für bie Sorftel^cr
mirb ed 3. 93. t)orgefd^rieben auf ber @Qnobe }u
5lad^en üom Saläre 817 (Migne, PP. lat. XCVII,
390) : ut, qui proponuntur, nonni vocentur ;
äl^nlid^ nennt Solumban Ep. 5 (Mon. Germ. bist.
Ep. in, 175) ben Spoftel $etru§ communis om-
nium nonnus. 3n ber IBenebictinerregel c. 63
tt)irb nonnus ald Xitel älterer ^bni^t angeorbnet
unb entfprid^t gan^ bem fpätem domnus (f. Sma-
ragdus in Beg. S. Ben., bei Migne, PP. lat.
GU, 913). S)ie)e ertoeiterung bed ©ebraud^eS lä^t
flA aud^ fonft nad^tt)eijen (f. Du Gange s. v.).
vlumälig fam bad Sßort in !D25nd^§orben auger
®ebrau$, l^at ftd^ aber in bem entfpred^enben
iJfemininum nonna für meiblid^e Orben erl^aUen
unb ift fogar allgemeine Sejeid^nung berfelben ge-
toorben (f. b. Srt. 5Ronncn). [ifneHer S. J.]
^onnns )}on ßbeffa xomht t)om Stäuber-
concil (449) nad^ Slbfe^ung beS 3ba§ }um IBifc^of
t)on Sbeffa ernannt (Liberatus, Brev. 12 [Migne,
PP. lat. LXVm, 1005]). 5118 3ba8 ju g^alcebon
451 in feine äBürbe mieber ein^efe^t mürbe, mu^te
92onnu3 il^m meid^en; baS Soncil mied x^n an
bie S3eftimmung beS ^atriard^en t)on Slntiod^ien
(Sess. X, bei Mansi VH, 262 sq.). 5Rad^ 3ba8'
3:obe 457 erfd^eint 9lonnu8 mieber als ÜJletropotit
Don Sbeffa. 918 f old^er unterjeid^net er ein @d^rei«
ben an J?aifer Seo 1., in meld^em er mit feinen
@uffraganen baS Soncil t)on S^atcebon anerlennt
(Mansi VH, 553). SBal^rfd^ctnlid^ ift 9lonnu8
Don ßbeffa ibentifd^ mit bem 1^1. 92onnu3 (Mar-
tyrol. Bom. 2 Dec), ber bie ^l $e(agta befel^rte.
Db9^onnu8451— 457Si|d6oföonöeIiopoIi8tt)ar,
f. Acta SS. BoU. Oct. IV, 253 sq. (Sgl. aud^ Asse-
mani, Bibl. Orient. I, 257 sq.) [ÄneHcr S. J.]
^onnns au§$anopoIt3in OberögQpten,
berül^mter l^eibnifd^^gried^ifd^er S)id^ter gegen 6nbe
be§4. Sol^rl^unbertS, ift nat!^ ber l^errfd^enben 3ln«
ftd^t im fpötern 9Iter 5um S]^riftent|um über*
getreten unb l^at qI§ Sl^rift eine Umfd^reibung
(jieTaßoXiq, 7:apa9pa<jtc) bc§ So^anueScöange«
liumS in ^ejametem öerfud^t. Süngft l^at jebod^
3. ®rä)c!e Stt^eifel an ber SRid^tigfeit biefcr 3tn-
fid^t, bcjm. an ber Sled^tl^eit ber ^arafl^rofe ge-
äußert (Sl^cologifd^e Sücraturscitung 1891, 332;
aaßod^enfd^rift f. claff. ^l^ilotogie 1893, 349). S)ie
Seugniffe ber §anbf^riftcn über ben SSerfa^er
jcigen ein gemiffcS ©c^monfen. 3n ber ältcften unb
beften ^anbfd^hft (God. Laurentianus saec. XI)
ift ber litcl Nöwou Tcapacppajic erft oon fpätcrcr
^anb eingetragen ; in einer iüngem §anbfd^rift
(God. Marcianus saec. XIV) mirb ber SBerfaffer
„5lmmoniu8, ^l^ilofopl^ unb Sl^etor", genannt,
©d^merer al§ biefcS ©d^manfen miegt ber Um-
ftanb, bafe in ©ad^en ber SKetri! unb ber ®ram«
matif jiDifd^en ber $arai)^rafc unb bem ^avOpU
merfc beS l^eibnifd^en ®id^tcr§, bem großen 6po§
Atovuaiaxa, ein burd^greifenbcr Unterfd^ieb ober
oielmcl^r ©egenfoj befielet, gignet biefem ßfo«
447
9lorbcrt, bcr f^h
448
„eine bis jur ßintönigfeit gefteigcrtc ©trcnge bcr
metrifd&en 9form" (SB. ßl^rift ®cfd^. ber gricci^.
Siteratur, 2. 3lup., SRünd^en 1890, 655), fo »eist
ber 93er3 ber $QrQ))]^ra{e sal^Ireid^e metrifd^e iBer-
iibie unb aud^ mannigfo(i^e grommatif d^e Unregel-
mögigleiten auf; bieje Xl^atfod^e bürfte in ber
(Sebunbenbeit ber $Qra))^rafe an il^re IBorlage
leine befriebigenbe Srflörung ftnben. 2)agegen
befunbet l^inmieberunt ber @til unb audd ber Sffiort«
fd^ia^ in beiben SBerlen eine unDerfennbare iBer*
n)anbtfd^aft. 2)ie üppige SBeitf(i^tt)eifig!eit be§
SuSbrudS, bie ermübenbe ^öufung ber (S^non^ma
unb gpitl^eta, bie feltfame gfreube an SBieber«
l^olungen tl^eilt bie ^arapl^rafe mit ben Diony-
siaca; IBelege für ben beiberfeitigen ©ebraud^
fcltener SDBortbilbungen fmb ben umf affenben 9lad^«
n)eifen fi. ©d^mabe'S über baS ^b^ängig!eit§t)er>
l^ältnife 5tt)i|rf)en 5Konnu8 unb 5IKufäu§ (De Mu-
saeo Nonni imitatore über, Tubingae 1876
[Programm]) ju entnel^men. 6nbli^ ift ber
Uebertritt beS l^eibnifd^en SpiferS ^um Sl^riften-
t^ume burd^ lein birecteS 3^ugni^ beglaubigt, f on-
bem nnrb lebiglid^ au§ ber ^orauSfe^ung, er fei
ber SSerfaffer ber ^arapl^rafe, erfc^Ioffen. S)od^
barf anbererfeitS aud§ n)ieber nid^t unbead^tet blei-
ben, bafe wir über bie SebcnSöerl^ältniffe be§ 93er«
fafferd ber Dionysiaca überl^aupt nur fel^r un«
genügenb unterrid^tet ftnb. Srfd^eint bemnad^ ein
93erbad^t gegen bie Sted^tl^eit ber ^arapl^rafe nid^t
unbered^tigt, fo entbehrt bie SSermut^ung 2)rö"
feie'S, bie ^arapl^rafe gel^öre SlpoUinariS öon
fiaobicea an, Dorlöufig menigfteng aUer unb ieber
IBegrünbung. Sin genauerer SSergleid^ 5tt)ifd^en
ber in Siebe fte^enben ^arapl^rafe unb ber Don
9IpoEinan§ Derfagten ^arapl^rafe ber $ja(men ift
nod§ nid^t angefteüt tt)orben. S)ie erftere fd^Iie^t
fid^ infofem fc|r enge an ben biblifd&en %tii an,
als aüe @ö^e beSfelben ol^ne ^uSnal^me 5u il^rem
Siedete fommen unb irgenbmie miebergegeben tt)er-
ben. 3ugleid^ n)irb jiebod^ faft jebeS 9Bort me^r
ober tt)eniger umftönblid^ erläutert, faft jebe @ccne
mel^r ober minber glüdtlid^ ausgemalt. S)er erfte
SSerS be§ 6öangelium§ 5. 93. lautet in ber $ara-
pl^rafe :
aypovoc ^v, dxt^TOC, iv d^ppr^Tcp X670C «PX^»
Jjo^ü^c ^evET^poc 6p.7)Xtxoc üiic dfnfjTwp,
xal X670C aÖTOcpoTOto deoü^^voc, ix ^öfeoc 90)?,
TTttTpO» ItjV dfxeptoToc, ^Tepfiovi JUV&pOVOC ^ÖpiQ,
xal i)e^c ü^^qeveöXoc eyjv X^^oc.
^Üern 9Infd)eine nad^ l^at ber ißarapl^raft nur
Hiner ffunft obliegen tt)oUen, o^ne tl^eologifd^e ober
bogmatifdf)e Sntereffen ju öerfolgen. SKigne (PP.
gr. XUII, 749—1228) l^at bie «u§gabe ber
^arap^rafe üon ffi. §einfiu8, Serben 1627, ab»
brudfen laffcn. 9leucre ausgaben lieferten nament-
Iid& gr. ^affom, Seipsig 1834, unb 31. ©d^einbler,
Seip^ig 1881, beibe unter 93eifügung be§ ^e^teS
be§ göangeliumS (ögl. 31. ©d^einbter, 3ur ftritif
ber ^arap^rafe be§ 92onno3 t)on ^anopolid, in
ben SBiencr Stubien, Sabrg. 1881, 219—252;
Sa^rg. 1882, 77—95). S)ie 93carbeitung, meldte
bie ^rapl^rafe biSl^er gefunben 1^, bemegt fid^
faft au§fd^Iie|lid^ im Slal^men ber Xestedfritif.
@. inSbefonbere Arm. Koechly, De £Tsiigelü
Joannei paraphrasi a Nonno facta disser-
tatio, Turici 1860 (ißrogr.); ttrfebcr abgebrucft
in Arm. Eoeclily, Opuscula philologica I,
edidit G. Kinkel, Lipsiae 1881, 421—446;
®. jhnfel, 2)ie Ueberlieferung ber ^ropl^e bcS
SDangeliumd Sol^anniS t)on Ißonnod, ^eft 1,
3üri($ 1870 ; H. Tiedke, Quaesidonum Non-
nianarum specimen, Berolini 1873 (Dm.
inaug.) ; Id., Nonniana, BeroL 1888 ($rogr.).
— Unter bem Slamen eines SDlönd^eS ober SttteS
9{onnu8 finb fad^Iid^ n)ert]^t)oSe Sommentore über
tner SHeben beS fjji ©regor t)on Slo^ianj (Oratt. n
invectivae in Julianum imp., Orat. in laudem
S. Basilii Magni, Orat. in sancta lumina)
auf un§ gelommen. Sin 3lbbrudt berfelben ftnbet
fid^ bei Migne, PP. gr. XXXVI, 985—1072.
3um 3tt)ed einer neuen fritifd^en SluSgabe l^t
ß. $a|ig (De Nonnianis in IV oratt. Gre-
gorii Naz. commentarüs, Lips. 1890 [$rogr.])
biefen Kommentaren, il^rer l^anbfddriftlidden Ueber-
lieferung, il^ren Spuren in ber b^^ontinif d^ Site«
ratur imb il^rer ^erfunft eine grünblid^e Unter«
fud^ung geloibmet unb ift in ber le^tgenonnten
gfrage ju bem Srgebniffe gelangt, hai ber SSor-
faffer ^u 3lnfang beS 6. 3al^r|unbertS in Se-
rien ober ^löfUna lebte, ber 9{ame StonmiS
aber auf l^altlofen 93ermut]^ungen fpötciti 3^
berul^t. ^arben^eiDer.]
^oxtextj b e r ]^ (. , Sr^bif d^of t)on Sllagbeburg
unb ©tifter beS ^rämonftratenferorbenS (f.b.9lrL),
mar afö ber ^meite @ol^n beS ©rafen ^ibert Don
©ennep unb feiner ©emal^Iin ^abmigid t)on 3Eanten
um baS 3a^r 1080 geboren. 93on ben SItem
jum geiftlid^en Staube beftimmt, erhielt er frü(-
jeitig ein Sanonicat ^u Xanten, !am bann an ben
^of beS €r5bifd^of§ Don ff5In unb gel^örte fpftter
5ur Rcm^Ux ^einrid^S V. Septem begleitete er
auf feinem Stömerguge unb mar im Sfebruar 1111
3euge Don ben ©emalttl^ötigleiten beSfelben gegen
$af ^aliS n. ; au^er ßrjbif $of ffonrao Don @ab-
burg mar er ber Sinjige, mel(^er barüber feine 9Ri|«
billigung au§5ufpred^en magte. 2)ad 99i8t^um
Sambrai, meld^ed i^m|^einri$ 1118 anbot, lel^nte
er ab: obmol^I er bie SubbiaconatSmei^ em-
pfangen batte, gefiel e§ i^m bod^ beffer, ein fel^r
meltlid^eS Seben in fül^ren. 3nt % 1115 iebod^ trat
pI5|flid^ eine für fein fieben entfd^eibenbe SBenbung
ein. 3luf einem Slittc, bei bem i^n nur ein einjiger
S)iener begleitete, mürbe er pIöMid^ Don einem
Unmetter überraf d^t ; Dor il^m fd^lug ein 99li| in
bie Srbe, ba§ $ferb marf i^n ob, unb er meinte
eine Stimme ju l^ören, meldte i^n ob feined bis-
herigen SebenS ansagte, ^ierburd^ gleid^ bem
1^1. ^auIuS gan^lid^ umgemanbelt, befd^Io| er,
aUen feinen S^eid^tl^ümem unb 93ergnügen |U ent-
fagen, ein Seben ber Sntbe^rung unb SRul^e ^u
führen unb ftd^ ]^auptföc^Iid^ ber ^rebigt {U mib-
men. Sr begab fid^ 5U bem burd^ feine tjftömmigfeit
449
ülorbcrt, bcr H
450
Unffioktt 9bt Stnno bon ©iegburg, bem {po-
len (1126— 1182) Sifd^of t)on SÄegenSburg,
nnb )iett (ier tine emfte ßiitfel^r in ftd^ felbft.
Sn CHomStag (17. SlpriO 1115 ert^etlte tl^m
auf febt nifiänbiged Sitten Srsbijd^of fjfnebrid^
MS Ä5In nad^ rinonber bie 2)taconat§- unb bie
$nf|lettDei(e; er ging bann nod^mdS für 40 Xage
104 6ieg6urg jurfid unb begab ftd^ barauf nad^
ioniRi, um einen ißerfud^ }ur Steformirung beS
hastigen 6tifte8 }u mad^en. 2)a ifyn biefe nid^t
gdoi^ )og er {id^ auf fein @ut gfärjlenberg }u-
md Übte bort in 9bt5btung unb SBetrad^tung unb
bcgaim ou^ als $rebiger umbersu^iel^en. @ein
idigidfer Sifer l^tte i^m mel^rere ®egner enoedtt;
Meje Hagien i(n auf ber @Qnobe gu t^fri^tar
(28. 3uli 1 1 18) bei bem pöpftlid^en Segaten fhino
nm $ränefle an, ba^ er jlc^ bad Sirebigtamt an«
Bo^, fi4 tDie ein 9R5nd^ Ileibe uno bod^ im SBeft^
fchnft Vermögens bleibe. 9}orbert berief fid^ auf
bol 9eif)nel 3o]^anne8' be§ 3:öuferd unb umrbe
Mgefproc^en. 9ber er Derfaufte ie^t feine ®üter
mb Dert^itte ben (ErI58 an bie ^rmen. SBarfug
nb in elenbem (Semanbe burd^^og er ^unäd^ft
8nmfrei4 unb traf im 9{ot)ember 1118 ^u
6t ®iae8 in ber Sidcefe gtimee mit ^{t ®e-
lafhA IL pfammen. Serf elbe ertl^eilte il^m ^bf olu-
Hon Don oer Srregularitöt, in iDeld^e er tt)egen bed
fmpfongeS ivmtx ^ö^eren SBei^en an ßinem 2:age
«faüen }u fein fürd^tete, unb gab il^m, ba er ftd^
pnb^ft meigerte, in ber ^Begleitung beS $apfte§
§a bleiben, bie ßrlaubnig sum ^rebigen, tt)o er
QoOe. 9m Sage Dor bem ^Imjonntag 1119
üom er nac^ ißalencienned, tt)o er infolge über«
menfd^Ii^er anfirengungen feine beiben ®ef alerten,
einen Saien unb einen @ubbiacon, verlor unb felbft
fc^mer erfranfte. 2)od^ gemann er ben Kaplan beS
Sifd^ofS SBurd^rb oon Sambrai, ^ugo mit 92a'
nten, ber fein getreucfter Begleiter tt)urbe. 3118 er
nieberl^gefieät mar, manberte er prebigenb, t^frie»
ben ftiftenb, SEBunber mirfenb uml^er unb !am im
iperbft nac^ KeimS au $apft gali£tu§ U., ber bort
om 20. October eine ©^nobe l^ielt unb il^m bie
erlaubnig fetneS SBorgängerS erneuerte. 3n SReimS
lieg er fi^ t)on bem Sijd^of SBartl^oIomöuS oon
Saon bemegen, mit in beffen S)iöcef e ju jte^en. S)ie
ÜRartinSfird^e bei Saon gu übemel^men, lel^nte er
cb unb mahlte oielmel^r ba§ n)ilbe %tial ^römontrö
(Praemonstratum , pratum monstratum) im
SSoIbe }u Soucp (2)ep. ^iSne) jur Tiieberlaffung.
?2adbbem er in ber gfaftenjeit 1121 brei^el^n Sd^üler
fietDonnen ^atte, unter benen aud^ Soermob, fpöter
iSif^of Don 9ta|eburg, toax, fd^rieb er btefen eine
9^cl tor unb jtiftete f o ben Örbcn, tocld^cr fpöter
ben Flamen ber $römonftratenfer erl^ielt. %m
4. aRüi 1122 mürbe bie neue jfird^e be§ OrteS
oon bem 99ifd^of 93art]^oIomau§ oon fiaon im
Stifcin beS Sifd^ofS oon @oiffon§ unter großem
Suloiif beS aSoIfed eingemeil^t. 9{orbert felbft
mad^it fi4 mieber auf bie SBanberprebigt. Sinen
^frcunb fanb er an bem 1^1. Säeml^arb, einen @egner
09 Sbölorb. Salb meierten fid^ bie)enigen, meldte
aii^nfcriroB. ix. 2. anfi.
ßintritt in ben Drben »erlangten. ®a er ben
©rafen @ottfrieb oon ffappenberg au§ Sßeftfalen
aufnal^m, mürbe 5Korbert oon bejfen ©d^mieger«
oater, bem ®rafen iJfriebrid^ oon 9Im§berg, ge-
fangen genommen, entging iebod^ burd^ gf^ebrid^
plö^Iid^en %oh bem i^m felbft angebrol^ten Xobe.
S)en @rafen Xl^eobalb oon ber Sl^ampagne ba«
gegen l^ielt er oon bem (Eintritt in feinen Orben
ai, ba er l^örte, bog berfelbe oiel ®ute8 mirfe.
%uf Sitten beS Sijd^ofS Surd^arb oon Sambrat
begab ftd^ 9lorbert 1124 nad^ ^Intmerpen, um
gegen bie Srrlel^re be§ Xand^elm (f. b. %rt.) }tt
prebigen; man überlief bie bortige ÜRid^aeföfird^
feinen Orbendbrübem, unb er mugte oon ba au8 bie
ffe^erd aOmöIig ^u unterbrüdten. (Snbe beS fol«
genben 3al^re§ reiste er al§ SBrautmerber für Xl^eo«
balb oon ber ßl^ampagne }u bem SRarfgrafen (Sn-
gelbert oon t^riaul unb bann meiter nad^ 9tom ,
^onoriuS 11. nal^m il^n freunblid^ auf unb ert^eilte
il^m am 16.t$februar 1126 bie Seftötigung feines
OrbenS. ^uf bem Siüdmege fam 9lorbert burdl^
Sßürgburg unb gab bort möl^renb ber SNeffe im
Som einer blinben t^rau bad Slugenlic^t mieber.
2)a man il^n ^um Sifd^of l^aben moKte, entmid^
er l^eimlid^ auS ber @tabt. @pöter mad^te 9ior«
bert im Auftrag beS ®rafen 2:i^eobaIb oon ber
S^ampagne eine ^meite Steife nad^ Seutfd^Ianb
unb !am auf berfelben nad^ @peier, mo jl^önig
Sotl^ar 11. gerabe einen Sieid^Stag l^ielt. ©egen«
ftanb ber Seratl^ung auf bemfelben mar aud^ bie
Sefe^ung bed er^bif^öf Ud^en ©tul^leS oon SRagbe«
bürg, mo nad^ bem Xobe StoIferS (19. S)ecember
1125) eine ^miefpäUige SBal^l erfolgt mar. ^uf
Sitten ber Serfammelten l&ielt IRorbert eine $re«
bigt. Snfolge baoon mürbe burd^ ben ßinflug bed
anmcfenben pöpftlid^en Segaten ©crl^arb unb beS
2Re^erffiompropfte§3lIbero üonaKontreuil (fpötem
ßrjbifd^ofS oon irier) nunmcl^r 5Rorbert felbft jum
drjbijd^of gcmal< nod^ längerem SBiberftreben
nol^m er an, unb bcr Scgat ert|eiltc il^m fof ort bie
Seftötigung. 92ad^bem er ben Jlönig nod^ nad^
©trafeburg begleitet f^aitt, 50g er unter ©cleit
ber Sifd^öfe Otto oon ^alberftobt unb Subolf oon
Sranbenburg nad^ SNagbeburg. Son aOen ©eiten
ftrömte ba3 Solf jufammen. Sarfug 50g er am
18. 3uli in bie ©tabt unb bann üuerft in ben
®om. 31I§ er in ben erjbifd^öflid^cn $olaft mollte,
mürbe er megen feiner örmlid^en jfleibung oon
bem Xprl^üter gurüdgemiefen. „S)u l^aft mid^
bcffer erfannt, unb mit l^eflerem ?ttuge fd^ouft bu
mid^ an, al§ biejentgen, meldte mid^ 5U bie) em ^-
(afte bröngen, )u bem id^ armer unb niebriger
9Wenfrf) nid^t l^ätte erl^obcn merben f ollen/' antmor-
tete er bem ®iener, als il^n berfelbe, oon ^Inbercn
aufmerffom gemacht, um Serjcil^ung bat. ^m
25. 3uli erhielt er burdft ben Sifd^of Ubo Oon 3ei^
bie bifd^öflid&e SBcil^e. S)ie ©iöccfe crf orberte einen
encrgif (^en 5IRann ; unter 9lorbert§ Sorgängem mar
bie ürd^Iid^e 3ud^t arg getodfert unb bie Sefi^ungen
beS SiStbumS marcn fo fel^r Oerfcf)lcubcrt morben„
bog bie Sinfünfte faum für oier ÜJ^onate genügten.
15
451
Norbert, ber l^L
452
9}orbert ertt)te§ fid^, mie fein fiebenSbefd^reiber
faßt, als „ein treuer SSertoalter feines §Qufe§";
er nm^te bie ®üter beS SBiSt^umS mieber ^urücf'
juertDerben unb l^ielt ftrenge auf bie IBeobad^tung
ber ürd^Iid^en ©efe^e. S)Qburd^ aber mürbe er balb
mißliebig unb t)erl^Q^t ; einen ^Qu))tgegner fanb
er an bem ^Ird^ibiacon ^a^ed^o ober StticuS. ^13
er baö SKarienftift ju SWagbeburg (gegrünbet 1015
ober 1016 üon ©ifd&of (Sero) in ein $römonftra»
tenjerflofter ummanbeln moSte, fteigerte ftd^ bie
Erbitterung bis gu bem (Srabe, ba^ teieberl^olt
SDtorbanföüe auf il^n gemad^t mürben. SnbUd^
gelang eS il^m bod^ 1129, mitSuftimmungSotl^arS
burd^ reid^Iid^e Sntfd^öbigung ber ^anonifer baS
Stift für feinen Drben ^u ermerben. 9118 er in ber
^ad^t Dom 29. auf ben 30. guni ben burd^ ein
SSergcl^cn entmell&ten S)om in ©egenmart ber Si-
fd^öfe @obeboIb Don 9Reigen unb SInfelm oon
paDzlbtxQ mieber einreiben moOte, verbreiteten
feine ®egner ba§ ®ercbe, er motte ben ffird^en»
fd^a^ unb bieSRcIiquienentfül^ren; e§ entftanb ein
förmlid^er Sßolföauflauf, üor bem er ftd^ auf einen
Sl^urm beS ffiomcS jurüdtjog. „Sl^eib ut, tl^eib
ut!" rief i^m ba§ Sßolf ju; er mürbe fogar burd^
einen @d^mertbieb Dermunbet. @o \a^ ftd^ ber
ßrjbifd^of genötbigt, bie @tabt ^u Derlaffen unb
ben S3ann über biefelbe ^u Derl^öngen, bis man
il^m ©enugtbuung gab unb il^n ^urüdrief. Sifrig
betl^eiligte fid^ 92orbert an ben Steid^Sangelegen-
l^eiten. 6r na^m SBeil^nad^ten 1127 an ber $er»
fammlung gu SBür^burg t^eil, auf meld^er über
ben ^ol^enftaufen ffonrab ber Sann auSgefprod^en
mürbe. 9ll§ 1130 gegen Snnocenj n. ^ctruS
SeoniS als 9lnaclet ü. gemöblt mürbe, mar eS faupt»
fäd^lid^ 9lorbcrt, meld^er auf ber ©^nobe ju SBürj«
bürg bie SInerlennung beS redeten ^apfteS in
S)eutfd^Ianb burd^fe^te, morin t^franfreid^ auf beS
1^1. 93em]^arb Setreiben ju ßtampeS öorangegangen
mar. ^näj begleitete 9lorbert im folgenben 9)Mrj
flönig Sotbar nadft Süttid^ jur 3ufammen!unft mit
Snnocenj. ^HS ©efanbter SotbarS crfd^ien er im
October auf ber ©Qnobe ju SeimS unb melbete,
bafe ber ffönig balb feinen SRömerjug jur 3wJ^üdf»
fül^rung beS ^affteS nad^ SRom antreten merbe.
3u SReimS erlangte 9lorbert Dorn $a})fte bie Se-
ftötigung ber alten ^rioilcgien feiner ffird^e unb
bie grlaubnife jur ginfübrung feincS DrbenS an
ber ®omfird^e ju 9Wagbeburg. IRad^ bem Eondl
befud^te Snnocenj aud} $remontrö. 9In fiotbarS
3uge nad^ 3talicn nabm 9?orbert als einflu^reid^«
fter SRatl^geber unb ffanjler für Stalien ebenfattS
tbeil. 9luf fein Setreiben ücrmarf Sotbar bie von
9lnaclet t)orgefdf)lagene nod^maligc SQBal^lprüfung.
®a bie ^eterSfird^e nodft in ber ®emalt beS ®egen«
l)apfteS mar, mad^te 9lorbert ben Sßorfd^log, bie
ffaiferfrönung im Sateran oorjunebmen, maS am
4. Sunt 1133 gef d^ab. ®urd^ feine einbringlidf)e
SKobnung mufete er Sotl^ar ju bemegen, bog er bie
tJorbenmg, bie 3n0eftitur ber SifdE)öf c in berfelben
Sßeife mie feine SSorgänger öorjunebmen, mieber
fallen liefe. Snnocenj 11. betätigte bei bicfer ®e«
legenbeit bie jpol^eitSred^te ÜRagbeburgS über tM
Sr^biStl^um @nefen unb beffen Suffragane. Seit
ber Stütffel^r auS 9Ragbeburg fing 9h)rbert an git
frönfein, blieb aber möl^renb ber fed^ erften 9Ro-
nate feines ^lufentl^altS in Seutft^lanb nod^ fhlft
beim ffaifer. SJlit bem Seginn ber Sfoftenjett 1184
begab er ftd^ nad^ äßagbeburg unb morb mit großen
Sl^renbejeigungen begrübt. 90ein fein Sefbtben
befferte fid^ aud^ l^ier ni^t; am ®runbonneretag
raffte er ftd^ nod^ auf, um bie l^igen Oele gu
meil^en, unb am Oftertag (15. Slpril) laS er gimt
legten 3Ra\t bie l^eilige Weffe. S^e Snfhengung
üoerftieg bereits feine Jhäfte; am 6. 3unt gab er
feinen ®eift auf. S)en Streit über ben Segröb«
nifeort jmifd^en ben 2)om]^erren unb ben^römon«
ftratenfem beS SNarienftifteS entfd^ieb Sotbar )u
®unften ber Unteren. 9iid^t gan} ad^t ^f^xt [ofe
Norbert auf bem er}bifd^öflid^en @tu]^lt)on SRagoe»
bürg, aber feine ^erfönlid^feit l^at in biefem fui^eii
3eitraum einen f old^en ßinflufe auf feine Umg^ung
ausgeübt, bafe bie ®efd^id^tfdbreiber Jener 3eit Jur
fein fiob faum Sßorte finben fönnen. „Sinen großen
unb unDergleid^lid^en SRann'' nennt t](|n fein 3la^
folger ff onrab. S)aS Chron. Magdeburg, ruft bei
ber ßr^öl^lung oon feinem Sobe auS: „@o mürbe«
aä), burd^ ben fd^mer^lid^en unb unverl^offten Xob
mie eine plb^Wä) ba|infinfenbe Slume uns Jener
benfmürbige Tlawx entzogen, Jener Doi^ügficbe
^rebiger ; ein SKann, beffen längere Sebenflbauer
für bie ffird^e fo nöt^ig unb münfcbenSmert)^ ge-
mefen märe; einSNann, bei bem bie Slenben fletS
eine 3uflud^t unb bie Setrübten Iroft fanben; ein
ajlann, in bem bie Siebe ju ben 9Henfd^en mit
bem §afe gegen bie Safter fid& fo eng berbanb."
gfreilid^ l^at eS aud^ an Xablem nid^t gefeblt; man
l^at 5Korbert ßl^rgeij, §ärte unb §errfd^fud(|t ^um
Sormurf gemad^t. allein eine rubige Setrad^tung
feines ScbenS im Sirfite feiner 3fit unb eine üor-
urtl^eilSlofe Seetüre ber Ouetten laffen fold&e S5or«
mürfe nid^t auffommen. 3m 3. 1582 mürbe 5Ror^
bert beilig gefprod^en, gur Seftätigung ber fdl^on
lange geübten Serebrung ; fein ®ebä^tnife feiert
bie ffird^e an feinem 3;obeStage (6. 3uni). «IS
SRagbeburg proteftantifd^ gemorben, mürben feine
®ebeine 1627 inbieffird^e beS ff lofterS Strabom
(mons Sion) bei $rag übertragen, unb ber ^ei«
lige marb bei biefer ®elegen]^eit feierlid^ unter bie
SanbeSpatrone SöbmenS aufgenommen; bod^ nmb
oon ^roteftanten bebauptet, eS fei eine Serme^
lung mit bem ebenfattS im Snarienfiift begrabenen
gr^bifd^of §einrtd^ (1305—1307) üorgefommen.
(Sgl. bie beiben alten SebenSbefd^reibungen 9lot*
bertS in ben Act. SS. Bell. Juni I, 819 sqq.
[gemöbnlid^ Vita B genonnt] unb in ben Mon.
Genn. hist. Scriptt. Xu, 663 sqq. [Vita A] ;
über baS Serbältnig beiber 5U einanber flnb eine
Sieibe Don Unterfud()ungen angeftettt morben,
morüber 2Hannl im Sit. ^anbmdfer 1890, 297 ff.
®enauereS angibt, ^u^erbem Ogt nod^ Leuck-
feld, Antiquitates Praemonstratenses, Magde-
burg, et Lipsiae 1721 ; SBinter, 2)ie ^ßrämon«
45S
IRorBett, ^ater — IRotbamcrüa,
454
Bniniferb. 12. 3a^r]^imbert8, Berlin 1865, 7 ff.;
Mfllveretedt, Regesta archiepisc. Magde-
burg. I, Magdeburg. 1876, 382—421 ; SSotteif
H S)eutid)e (Sefc^id^töqueaen n, 5. 9[ufl. 93er-
lia 1886, 233 ff. ; fonftige Siteroturangaben bei
Chevtlier s. v.) [SBurm.]
|bff<rf,$Qtet,f. ^rifot.
ITfrtejFrift«, f. Sfrtfa oben L 302 u. 311 ff.
IbtteiserUUi, Siereinigte Staaten Don,
iifirc^Hd^er Sejiel^ung. 2)a8 nieite Sönber»
geMet ber ^Bereinigten Staaten Don 9}orbamerifa
sirb dfUid^ Dom atlantif^en Oceon, tt)eftnd^ Dom
tiOcn 9Reer, ndrblid^ Don ber Dominion of Sa«
uba, fäbli^ Don Vte^ico unb bem me^icanifd^en
IRecrbnfen begrenzt ; ))oIitif d^ ift e§ in ben IBunbeS-
bi^ct Solumbia, 45 Staaten unb 5 fog. Terri-
torien geglieberi, aber burd^ eine nad^ Sluf en ftarf e
(mtroIgeiDatt ^um mäd^tigen, einl^eitlid^en 93un-
bcljlaat Dereinigt. & umfaßt bemnad^ ben mittlem
nb onfe^ii^em Xl^eil beS gefammten 9iorb-
onerilamit einemtJflöddenraumDon 9 212 300 qkm
nb 62 981 000 Sinmol^nem (3ö^Iung Don 1890).
Ser d^fHi4"euro))öifd^en Sultur xouxht baSfelbe
0$ burd^ bie großen Sntbedungen am Snbe bed
15. 3a^^unbertd erf^Ioffen. 2)enn bie Sntbedung
.Sinlanbis'' burc^ bie 9brmannen l^atte feine ^n-
fUtog gur ^olqt, unb felbft ber SQBeg bal^in fiel
i«ber ber SSergeffenl^t an^eim (f. b. 9lrt. ®rön-
kmb).
L Sie 3ctt ber erften jßioniere (Don
1497—1602). SBalb nadd goIumbuS' erften
Seifen lonbete ber in englifd^em Sienfte ftel^enbe
dtoliener 3o(ann Sabotto 1497 an ber ^fte Don
Sobrobor; 1498 ful^r fein Sol^n Sebafttan aber-
malS babin, entbedfte bie 3nfel 9leufunblanb unb
fn^ ber fiäfte entlang big nad^ gloriba. "Hai^'
bem in^mifd^n Sorte) in 9J^e|ico eingebrungen
war unb baSfelbe erobert l^atte (1519 — 1521),
Uxnbete ber ^^rentiner Sieragjani, in fran^öftf d^en
Zienften, 1524 an ber Jhtfte Don SaroUna unb
fcgelte Don bier meiter nad(| 9{eu-Sd^ottIanb. S^bn
3cbTe fpoter (1534) fu^r ber Sfranjofe SacqucS
Sartier burd^ bie St-Soren^bai in ben St.^fio-
renjftrom, 1535 Derfolgte er biefe iJfabrt big in
bie @egenb be3 b^utid^ 9JlontreaI, unb 1541
grünbete er ein gort in ber 92öbe be§ blutigen
Cuebec. gfranjbftfd^e Hugenotten unter 2iean
Shbout Hegen fu^ 1562 am ^u^flug beS St.-2[obn-
fLaf\ۤ nieber unb errid^teten bafelbft bad t^ort
Carolina. 2)ie Sntbedhtngen an ber 9lorbTüfte
xurben b^ntptfad^Iid^ burdb englifd^e Seefahrer
BKüer Derfolgt: TOortin grobifbcr (1576 unb
1579), Sir f)unU)bre9 ©ilbert (1582) unb beffcn
|)albbniber Sir 3BaIter Sialeigb (1584. 1585
nb 1587); bodb glüdfte feine ber Derfud^ten
ffieberloffungen, meber in 92eufunblanb nod^ auf
ber 3Tifel Sbanofe. Srfolgreid^er maren bie S3e-
■rn^ngen ber Spanier, Don Süben ^n t$ug
iB 92orbamenfa p faffen. %m ^almfonntag
1512 entbedfte $once be Seon bie ^albinfel g^o»
xiba, iDeU^ in bem 3fi^^nci§caner 3uan Suarej
1528 ibren erften SRiffiondbifd^of erbielt. SSBenn
aud^ biefer erfte ÜJliffiondDerfud^ migglüdfte, würbe
bie ÜRiffton bod^ nid^t aufgegeben. S)ominicaner
übemabmen fte 1549 ; ibnen folgten, Dom bt. Sf^^au)
Sorgia entfanbt, 1570 3efuiten, unb 1573 liegen
ftd^ aud^ tt)ieber gfrandScaner baf elbftnieber ; Donben
Sefuitcn tt)cibtc P. Segura (1570), Don ben §ran-
ciScanem P. ba Korpa (1597), beibe mit Dier ®e-
f öbrten, ben S3oben ber neuen äBelt mit ibrem ÜRor-
t^rerblut. Stad^bem ber fpanifd^e ©ouDemeur Don
Suba, be Soto, 1541 Don ber Xampa SBa^ au8
burdj^ ba§ blutige ©eorgia unb SUabama bid an ben
füblid^en Sauf be§ ÜRifftfftppi Dorgebrungen mar,
gelang eS bem iJfrancidcaner P. OlmaS, 1544 eine
SRifftondftation in Xe^ad }u grünben. 3n 9leu«
Wiltiko liegen ftcb bie gftanciScaner bereits 1539
unb 1540 nieber; P. 3uan be $abiUa unb SBru«
ber äobanneS Dom Jheug eröffneten 1541 bie
lange Sieibe Don ©taubenSboten ibreS Orbend,
bie ^itt um beS ©laubend miUen ben £ob er-
litten. 2)er tübmiral ÜJlelenbe^ grünbete 1565
bie Stabt St. tüuguftin in gloriba, ber Sbel-
mann @fpeio 1583 bie Stabt Santa gö in
9leu»3We£ico: bie jmei erften Stöbte ber blu-
tigen SSereinigten Staaten, ißon Sanaba auS
brangen fran5öftfd^e Sefuiten gu ben Srofefen unb
^uronen Dor (1633—1649) ; Don ©recn Sa^
(SBiSconfln) au8 erf orfd^te P. SRarquette S. J. ben
Sauf beS ÜRiffifftppi unb pflanate ba§ Jheus in
9lrfanfa8 auf (Sommer 1673). SSon einer proDi-
bentieüen $rioritöt bed proteftantifd^en SlementS
in 5Rorbamerifa, mie $b- Sd^aff meint (^erjogS
SReal-enc^Hopäbie, 2. «ufl. X, 632), fann alfo
gar feine SRebe fein. 3)ie erften Pioniere toaren
fatbolijd^e gfranjofcn, 3taliener, Spanier, bie erften
5Wifftonare granciScaner, ©ominicancr, Sefuitcn,
bie erften jmci Stäbte fatbolijd^c 5Wiffion§nieber-
laffungen (f. aud^ b. ^rt. ^mcrifa).
II. ®ie eolonialscit (1602 biS 1776).
6rft mit bem 17. Sabrbunbert begann eine So-
lonifation in grögcrem Stile, unb tocnn bierbei
baS proteftantifd^e SIement aud^ in ben ißorber-
grunb trat, fo Dermod^te eS bod^ mcber bie fd^on
DoKjogene Occupation burd^ fatboUfd^e SSöIfer p
Dcrciteln, nod^ bie mad^fcnbe S^rfplitterung in
Secten 5U b^nrnten, meld^er ber $roteftanti3muS
bereits in ßuropa Derfaüen mar, unb meldte in
ber neuen SBelt einen nod^ Diel günftigem S3oben
fanb. ^nfnüpfenb an bie SoIonifationSDerfud^e
Sir SBalter SRaIcigbS, ber fd^on 1584 bie ftüfte
nörblid^ Don ber Snfel Sioanofe 5U Sbren ber
wjungfräulid^en ffönigin" Slifobetb Sirginia ge-
nannt batte, fomie an bie Unterfud)ung§reifen beS
® artboIomäuS © oSnoIb (1 602) unb SKartin $ring
(1603) unb^lnberer, grünbete eine englif rf)e §an-
befögefcllfdboft unter bem SdE)u|c unb ber Ober«
auffidbt ber Ärone junäd^ft bie ßolonie SSirginien,
bie 1607 einen Freibrief unb barin baS SRed^t
jur ©mennung eines eigenen ßoloniolratbes er-
hielt. S)ie)er Solonialratb mürbe jebod^ einem
Dom jlönig ernannten Obercolonialratb in Sonbon
15*
455 9lorbamerifQ. 456
untergeorbnet tmb bet ffönig (el^ieU ftd^ felbft gebung erl^ielten bie Kolonien 9letD ^oMi wob
Dor, bie Siedete ber Kolonie gu orbnen. 2)ie jfird^e Connecticut, bie ftdd 1643 mit benjenigen mm
t)onSnglanbtDurbeoud^ für SSirginienald Staats- ^I^ntoutl^ unb SRoffad^ufettS 9al^ }u ben «Scd-
fird^e erflört, bie Siolonie bem 93i§t^um Sonbon einigten Kolonien t)on ^teto-Snglanb" t^erbonben.
augetl^eilt, jfatl^olüen, S^iffenterS unb 3uben burd^ S)et $oliaei>6obes k)on Somtecticut (bie fogen.
ftrenge ©trafen Don ber Kolonie auSgef d^Ioff en. Blue Laws) überbot nod^ ben Don SRaffad^ettft.
Ouöler tt)ie Puritaner traf bie SBerbannung; eine 2)ie in ben puritanifd^en Kolonien l^errfd^^nbe 3n*
ftrenge SittenpoUgei ntifd^te ftd^ fogar in bad iJfa- toleran^ fül^rte jur ®rünbung ber Kolonie ^ßro-
milienleben, ^tal^rung unb j^leibung. ^uf 93er« Dibence ober Sil^obe SSlonb burdd 9togcr äBiDiaiiiS
no^Iäfjigung bed fonntöglid^en ©otteSbienfteS (1636), ber ftd^ felbft ben 9a))tt^en anfd^Io^ ober
ftonb eine l^ol^e ©elbftrafe, int SBieberl^oIunaSf au SlnberSgloubigen Sulbung getoöl^ ; bie 9o|»-
100 $eitf(|en]&iebe, auf aSerfpottung eines Seift- tiften aerfplitterten fid^ Mb (1650—1670) in
lid^en 20 ^eitfd^enl^iebe. 3m f d^ropen ©egenfa^ mel^rere 3tt)eige, unb ber 3usug ber Derfd^iebenPen
}u biejer cöfaropa))iftifd^ geregelten Jhoncotonie @ecten Derurfad^te nid^t geringen politifd^ mie
entn)idelte ftdd bie ))uritamf^e Solonie Don SNaffa- religiöfen äBimoaCT. 2)ie Solonie 3lm 9m{ta>
d^fettd;fiett)argegrünbetDonbenfog.$i(gerDätem, bam, 1626—1664 Don l^oQänbifd^en ®ouDeD>
englifd^en Puritanern, bie, Don IBerbonnung ober neuren ($eter SRinuit, Konter Dan XeDiflec,
Xob bebroI)t, 1607 ^uerft nad^ ^oSanb pc^teten, SBiSem ftieft unb bem energifd^ $eter Stu^De-
Don ba 1620 auf bem Sd^iff ,,9J{aiblume'' nad^ fant) geleitet, feit 1664 afö 92en)^orf unter eng-
^merila fegelten. 2)er Sag il^rer ^Infunft in $tQ- lifd^en ©ouDemeuren, bot ben Sinmo^nem prol«
moutl^ (11. 2)ecember 1620) gilt afö ber ©rün- tifd^ ebenfo Diel S)ulbung, olS bomold in ben
bungdtag ber 92eu-SngIanb-@taaten unb xoxxh aU 9ÜeberIanben felbft beftanb ; ber jmeite engßfd^
9{ationaIfefi (Eorefathers'-Day) ^eute nod^ ge* ©ouDemeur, 3:]^oma8S)ongan,einirifd^mtl^O"
feiert 2)ie neue Kolonie fu^te auf ber bemofrati- KI, prockmirte 1683 ©emiffenSfreil^eit unb I^
fd(|en ©emeinbeDerfaffung ber Puritaner. 2)ie ®e* burc!^ fein Dongan dharter (1686) bie ®nttü)"
meinbe n)öblte ftd^ felbft i^ren ^rebiger (Minister), läge ^u ben f))öteren Sled^tSDerl^Itniffen ber Stobt
il^re jlated^eten (Teacher Eiders) unb il^re SHu 3ltto 9)orf. @d^on 1689 mürbe iebod^ bie Solonie
d^enDermaltungSrätl^e (Ruling Eiders). 3)ie9}er« bem ©ifd^of Don ßonbon unterfteHt, 1700 bie
fudde äacobd I., fte unter bad 3od^ ber ^od(|» 9leIigiondfreil^eitaufbieproteftantif(^en@eäenbe-
fir^eju beugen, mißlangen; 1630 erl^ielten fte fd^rönlt unb bie ftrengften ®efe^e gegen fot^olifd^
einen Qfreibrief (Charter), toeld^er il^nen DöHige $rieftcrerlaffen. 3n ben Kolonien Slem^ampf^irt
Unabl^öngigleit auftd^erte unb il^nen bad Ste^t (gegrünbet 1623), 9lorb*earoUna (1650), @ÜD-
ertl^eilte, ftd^ einen ©ouDemeur, einen SSice» Earolina (1670), ©eorgia (1733) blieben We
gouDemeur unb 18 Sfftftenten felbft ^u möblen. ffatl^olifen burd^ brüdCenbe, tl^eilmeife graufame
S)ie ©efe^gebung f oSte in 92id^t§ ber englifd^en ©efe^e Dom Sutritt auSgefd^Ioffen ; bie Don ^ßenn
miberfpre^en ; aber bem ßinflu^ ber föniglid^en 1682 gegrünbete OuöIer*SoIonie ^ennfQlDanien
Suprematie maren bie Puritaner bereits 1629 unb ba§ bi§ 1775 bamit Derbunbene Selauiate
burdft einen „KoDenant" ^uDorgefommen, ber olle Derftottete il^nen onfönglid^ gfreil&eit; ober ^km
geiftlidfte © cmolt ouf bie ©emeinbe übertrug, ffaum felbft mürbe fd^on olS ^Dcrfoppter Sefuif Derf olgt,
unabhängig gemorben, entmidfelten fte aber gegen unb nod^ feinem lobe (1718) mürben bieffot^o«
olle anberen ^eligionggenoffenjd^aften ein meit in* lifen „iwc @id^erung ber Spifcopolfird^e'' qu4
toleranteres ^uSfd^lie^ungSfQftem, al3 bie jfron* au§ biefer Kolonie Derbonnt. Sin ä^nlid^ 8oo8
colonie SSirginien, unb il^re ©ittenpolijei, burd^ traf fd^liefelid^ oud^ bie Kolonie ÜKori^Ionb, bie
bie ^olijeigorbe ber Selectmen mit unnod^ftd^t- erfle unb eittjige, bereu ©rünbung Don (fatl^o-
lid^er Strenge burd^gefübrt, erinnert an baS bra> lifen gefd^a)^ unb nur furje 3^t noc^ berjenigen
conifd^e Regiment KalDtnS in ©enf. 9iad& ben Don Sirginio, 5Kem ?)orf, SWoffad^fettS, We»
1648 Don ber SRegterung beftätigtcn „©efejen ^ompf^ire unb Konnecticut erfolgte, ©er pon
unb Steilheiten Don TOaffod&ufcttS" fionb lobeS- )u biefer ^nftebelung ging Don bem erften Sod)
ftrofe ouf ©öjenbienft, ©otteSläfterung, TOenfd^en- Baltimore au§, einem KouDertiten, ber ol8 Staats-
raub, gl^ebrud^, 9Reineib (menn ein aJJenfd^cnlebcn fecretär unter 3acob L bie glänjeiibflen 9luSfidJteii
boDon ob^ing), 5Wi6^anblung ber 6(tcm (menn jum Opfer brod^te, um feiner beffem Uebergeugung
boS ffinb über 16 Sa^re alt), auf ber Sßermerfung ju folgen. 3ur SuSfül^rung fom ber ^lon ober
einer ber im ©efe^bud^ auf gejöl^ltenj^eiligenSd^rif» erft burd^ feine Sölme, Don bcnen ber ältere, Kedl
ten, auf ber SRüdffel^r eines (otl^olifd^en ^riefterS Kaloert , jmciter Sorb ^Baltimore , Don fforl L
ober Sefuiten. ^uSpeitfd^ung, jflo^, oranger, boS fionb Don ber SKünbung beS ^otomoc bis )um
eifeme §oföbanber, Sronbmole, Sd^onbjeid^en 40. ©rob n. Sr. olS erblid^eS 93eft Jtl^um jugetfeüt
tooren auf eine longe SReil^e Don SSergel^en gefegt; erl^ielt (20. 3uni 1632), ber jüngere, Seonlftorb,
f d^on ben Sabbat Sonntag ju nennen, galt als begleitet Don ben Sefuiten SBl^ite unb ?llt]^om vmb
Serbred^en. ©egen bie l^ormlofen Ouofer mürben etma300fot]^olifd()cn5luSmonberem,om25.aRärj
1656 nod^ eigene ©efe|e erloflen unb mit blutiger 1634 feierlich Don biefem fionbprid^ SeftJ ergriff
IBerfolgung burd^gefül^rt. Kine äl^nlid^e ©efe^» unb benfelben}u Klaren ber ^immelSfoniginlDlorQ-
457
92orbQmeriIa.
458
kmb Boimte. «SRorqlanb mod^te in einem l^aKen
9tt^ grünere gotifd^ritte^ afö SStrginien in mel^«
mm 3a^ . . . Seine (Sefd^id^te ifi eine @e-
\Sfiifit ber ioktatii, ber ®üit, ber Sonfbarfeit
bei Sriebend' (Soncroft). @d^on im % 1637
Mp{It(^ fidd ber Stattl^lter Seonl^arb Robert
mi feinen 9tätl^ eiblid^ bagu, niemonben au8
ba $roimi), ber ben ©lauben an Sl^riftu^ be-
hm, bixect ober inbirect ^u l^inbem, 5U beloftigen
oba iu bennm^igen. 9Id Seonl^arb 1647 ßarb,
counmte Sorb Sattimore einen ^rotefianten SQßit-
liam @tone gum Statthalter unb gab bemfelben
lier Ifd^oltfd^ unb imi ))rotejtantt)d^e Stötl^e gut
Seite. S)cr gemif(i()te Solonialrat^ erl^ob 1649 bie
Uagfi geofi^rte (SeuriffenSfreil^eit burd^ eine %0'
knnjocte oudbrüdlidd }um @taat§gefe|. „Emi-
granten ftrdmten Don Jebem ^immetößric^ |erbei,
nb bie Sotonialgefe^ebung bebnte i^re S^m-
fsäpm über bie oerfc^iebenften Golfer toit über
Ue Mrfddiebenften Secten ouS. ^uS gf^anfreid^
famcn Hugenotten; aud 2)eutfd^Ianb, ^oüanb,
S^Mben^ Sfinnlanb, id^ glaube fogar au8 $ie»
Bont fttd^ten jtinber beS Unglüdtd @d^u^ unb
6ilfe unter bem bulbfamen ©cepter ber ri3mifd^en
td^lilen' (Sancroft). S)iefe freifinnige, ebel*
Bät^e 2)ulbung »arb inbe^ fd^Ied^t belol^nt.
€4on 1654 entzog eine ))roteftantifd^e 9Rel^r^eit
bei SoIonialrat^eS ben ffat^olifen ÜJlar^IanbS
hm @(^ bei ®efe|ed. Sr|t nad^ einem Sürger-
trieg famen biefe mieber gu il^rem IRed^te. S)od^
mr für etnxi brei^ig Saläre gelangte bie fatl^o-
filid^ Solonte tt)ieber p ibrer DoSen IBIüte. ff aum
^otte Sorb Saltimore feine ^ugen gefd^Ioffen
(1675), als f4on bie $rebiger in ÜRarQlanb ^n«
fc^Iug an bie ^oäßxä^t (verlangten; burd^ einen
Siifftonb Deranlagte ber $rebiger 3obn Soobe
1689 bie^nterDentionber Slegierung; 1692 mürbe
bei fCnfd(|Iu| an bie J)od§ürc^e smangStseife burd^«
geführt, unb neue 93erfoIgung§gefe^e Don 1704
nuK^ten bie ftatbolifen, bie ©rünber ber Kolonie,
uöQig )u nd^tlofen ^eloten. Ein S^eil Don i^nen
iDonbcrte nac^ IßennJQloanien au8, anbete unter«
(onbelten mit gftanfreid^, um ftd^ neue SBol^nft^e
gn fad^m. S)ie S^l^I ber ffatbolifen in ben See«
einigten Staaten betrug um 1785 etma 25000^
eine Derfc^minbenbe SNinberl^eit unter ben 3 bis
4 StÜIionen Sinmol^nem, meldte bie norbameri-
Iinnf4en Kolonien bamalS göl^Iten. Sie fd^ienen
§sm 9tud|lerben oerurt^eilt, als für fte tote {ür bie
Kolonien felbft bie Stunbe ber ^Befreiung fd^Iug.
nL S)er SBefreiungSfampf unb bie
Keugeftaltung ber ürd^enpolitifd^en
»er^ältniffe (1765—1789). S)aS Sßcriongen
aai^ polttifc^er unb religiöfer Selbftänbigleit l^atte
bet ^9leuen SQSelt" bi§ bal^in bie meiflen ßinman«
berer )ugefübrt. 3n bem raul^en ^ioniermerf ber
Colonifation nmd(|8 ein möd^tigeS Unabl^öngigfeitS»
gefügt beran, unb bie SSerbaltniffe mand^er Eolo*
nen entsprachen bemfelben tt)enigften§ tl^eilmeife.
Sic engbeij|ige unb übermütl^ige ^olitif SnglanbS,
wddft bäffin ging, bie neue Staatenbilbung unter
ba§ 3od^ ber englifd^en Siernxtitung unb StaatS-
ürd^e 5U beugen, mu^te SBiberfprud^ unb SBiber-
ftanb leroorrufen. Söldner erfolgte dffentlid^ nad^
ßrlafe ber fogen. Stemfelacte (1765) ; auf einem
Kongreß ^u $büabelp]^ia (5. Sept. 1774) fünbeten
bie bereinigten Kolonien bem Stammlanbe ben ®e«
borfam auf; am 4. 3uli 1776 erflärten fte fid^ auf
einem allgemeinen Kongreß für freie unb unabl^ön«
gige Staaten. 92ad^ langem, med^felooüem ffatnpfe
fab ftd^ Snglanb gejmungen, im trieben oonSSer«
faäleS 1783 bie Unabböngtgleit ber Kolonien angu«
erfennen ; am 17. September 1787 erbielt bie neue
Union ibre IBerfaffung. 2)urd^ bie SoSrei^ung oon
Snglanb toax bie 3Rad^i ber englifd^en ^od^ttrd^e
in ämerila für immer gebrod^en. in ben SunbeS-
artifeln oon ^l^ilabelpbia oom 9. 3uli 1778 tourbe
bie Siegelung ber reltgiöjen fragen ben Kinjel-
ftaaten überlaffen. ®ie Serfaffung üon 1787 blieb
bterbei unb oeifügte nur (^rt. 6, 5lr. 3), ba^ nie
ein religiöfer Seftetb als SSorbebingung gu irgenb
einem 3lmte ober öffentKd^en Soften geforbert »er-
ben folle. Kin^menbement aber, ba§ am 15.S)e«
cember 1791 in bie Konftitution aufgenommen
mürbe, prodamirte mit aOgemeiner 9teIigton§frei«
beit jugleid^ Siebe« unb ^regfreibeit, SSereinS* unb
$etition§frei^eit als a0gemeine@runbred^te: „S)er
Kongreß barf fein ©efe^ erlaffen, baS eine Steli«
gion jur StaatSreltgion erl^ebt ober beten freie
Ausübung oetbietet, ober bie ^i^eil^eit ber Siebe
unb ber $teffe ober ba§ SBetfammlungS« unb
^ehtiondred^t be§ ISoIfeS befd^rön»." S)iefe SBe-
ftimmungen^ meldte ben @efammtftaat für immer
oon ber ftird^e trennten, gingen nid^t auS @ering«
fd^ö^ung ber Sieligion l^eroor, fonbern au§ bem
ptaftijd^en Sebütfni^, ben 53e!ennetn ber öerfc^ie-
benften d^tiftüd^en JRcligionSgenoffenfd^often, mie
fie in bet Union ootl^anben maten unb ju il^ter
©eftaltung jufammengemitft l^atten, ein meitercS
friebli(^e§3ufammenleben möglid^ )u mad^en. „KS
ift fel^t mabtfc^einlid^/' fagt bet ametüanifd^eSurift
3. Stoti), „bo^ aut 3«t ba bie Setfafjung an-
genommen mutbe, bie ^medianer jiemlid^ aOge«
mein, menn nid^t allgemein, bie ^nftd^t liegten,
ba^ ba§ Kl^tiftentbum oom &aak aUen Sd^u^
etbalten foUte, bet ftd^ mit ben inbioibueUen Sied^«
ten be§ ©emiffenS unb mit bet KuItuSfteibeit oet«
föbncn liefee." ffiafe bie SieligionSfteibeit nur aU
politif d^e§ ^uSfunf tSmittel, nt^t al§ pl^ilof opl^if d^eS
$rincip im atl^eiftifd^en ober uncbriftlid^en Simte
aufgefaßt mutbe, bafür bürgen jal^Ireid^eSRomente:
bie Sieligiofttöt SBafbingtonS unb anberer Utbeber
ber Sßerfaffung; beutlid^c 3lu§brüdfe religtofcr 3luf-
foffung in ber Unabl^ängigfeitSetflätung unb in ber
93crf äff ung ; bet ® ebtaurf), bie Kongtc^f i^ungcn mit
®cbet ju etöffnen; biegeiet eines Jäbtlid^en SBet-,
tjaft« unb SufetageS, f oiöie eincS iäbtlid^en ®anf»
f efteS (Thankgiving'sday) ; bie §eiligbaltung bcS
Sonntags; bie Kjemtion bet ®ciftlid^!cit oom
fftiegSbienfte unb bie Steuetfteibcit bet fitd&Iid^en
®üter; ber StaatSfd^uJ in SBejug auf freie fitd^-
lid^e Dtganifation unb 3:bätigfeit. Sd^on 1779
459
Ttotbamerifo.
460
legte P. Sol^n garroll bie gettäl^rte SReligionSfrei«
l^eit bal^in ouS: „@taat§fd^u^ unb ©taatSgunft
crftredt ^ä) glcid^ermofeen auf alle rcUgiöfen 95e«
fernttitiffe." dr fnüpfte baran fogar bie Hoffnung,
^amerifo möd^te einft ber SBcll bcn ©etteiS liefern,
ba^ eine aügenteine gleid^e 2)ulbung, meldte reb-
lid^er grörterung freien Umlauf gemalert, baS befte
mtttl i% aUe ^riftli^en SBefenntniffe aur ßinl^eit
beS ®Iauben§ gurüdjufül^ren''.
®ie Union umfaßte juerft nur bie 13 ©toaten:
1. SJirginia, 2. 3lm^oxf, 8. SDlaffad^uf ettS, 4.9lctt)
ßanH)f^ire, 5. Connecticut 6. ajlar^lonb, 7. SRl^obe
äsionb, 8. ®elatt)ore, 9. 9?orb»Earolina, 10. Süb-
Carolina, 11. $ennf ^löania , 12. 9lett) Serfe?,
13. ©eorgia; an bicfclbcn fci^Ioffen ftd^: 14.93er-
mont (1791), 15.Äentud9(1792X IG.Ienneffee
(1796), 17. Dl^io (1802), 18. Souifiana (1812),
19. Subiana (1816), 20. aRiffifpppi (1817),
21. SflinoiS (1818), 22. «labama (1819),
28. aRaine (1820), 24. 3Kiffouri (1821), 25. «r-
fanfaS (1886), 26. ÜKid^igan (1837), 27. gfloriba
(1845), 28. 2esa8 (1845), 29. 3oma (1846),
30. SBiSconfm (1848), 31. Kalifornien (1850),
32. aWinnefota (1858), 33. Oregon (1859),
34. ffanfaS (1861), 85. SBeft^SSirginia (1868),
36. mmha (1864), 87. 5Kebra8!a (1867), 88. go-
Iorabo(1876), 89.5Rorb=®afota(1889), 40. ©üb-
©afota (1889), 41. aWontana (1889), 42. SBa.
fl^ington (1889), 48. aB9oming(1890), 44. Sbal^o
(1890), 45. Uta)^ (1893). ©aaufommtber SBunbeS-
biftrict ßolumbia unb bie Territorien 3lrijona, 5ßett)
9)h£ico, Oflal^oma, ^laSfa unb 2(ubian Serritor^.
©er lird^enpolitifd^en ©efejgebung biefcr ein«
seinen Staaten mar mit ber oon bem neuen IBunbeS»
red^t prociamirten SReligionSfreil^cit im ©inne ber
tteiteften S)ulbung im Sflgemeinen 3ifl unb SRid^»
tung gegeben ; bod^ lagen bie 93er]^öltnif[e in ben-
felben fel^r oerfd^icben, unb bie praftif(i)e Trennung
ber Sixxijt oom ©taat DoK^og ftd^ be^l^alb in Der«
teiebenen SIbftufungen, in einigen ©taatcn nur
in befd^ränftcm SKa^e, naci^ unb nad^. ®er 93rud^
mit ber englifd^en ^od^fird^e mürbe, unter Seffer«
fonS einPuB, fd^on 1785 am fd^roffften in 93ir«
ginta burd^gefül^rt. @§ mürbe il^r nid^t nur jebe
©taatSunterftü^ung entjogen, fonbem aud^ ba§
Dorl^anbene JHrd^engut Dom ©taate eingebogen.
®er SSorfd^tag, bie ©eiftlid^en aller 93efenntniffe
pro rata au§ ©taatSmitteln ^u unterftü^en, marb
t)on fömmtlid^en ©ifftbenten be!äm))ft unb brang
begl^alb nid^t burd^; 93efoIbung ber ©eiftlic^en mie
Unterl&alt ber ffird^en blieb forton ben einjcincn
SeIigion8genoffcnf(|aften überlaffcn. TOarQlanb
begnügte ftd^, ber ^od^fird^c i^re Privilegien 5U
en&iel^en unb fie ben anberen93efenntniffen glcid^ju«
jleuen. 3n ben puritanif d^en 9^cm=6ngIanb«©taoten
mar ba§ ©taatSIeben gu innig mit ber ^Religion
üermad^fen, als ba^ bie SeligionSfreil^eit l^ier mit
einem ©daläge l^ätte burd^bringen fönnen; bie
SSerfaffungen öon SKaffad^ufettS unb IRem §omp»
fl^ire trafen Sfürforge, ba^ ffird^en unb ©d^ulen
oud^ femer öon ben ©emeinben fubüentionirt mer>
ben f oUten. ©te erfien 93erf affimgen txm ©elamare
unb ^ennf QlDania f orberten Don aOen ©taotSbemn-
ten ein ©laubenSbefenntniB/ meld^ bie 9ner!en-
nung ber l^eiligen ©reieinigfeit unb ber gdttlid^
Eingebung ber SBibel in ftd^fd^Io^. SieSerfafftmg
Don ©üb«garoIina gemö^rte mix ouSgeflnro^en
(^riftlid^en gonfejjionen bad CorporattonSre^.
2)ie Uebemal^me eines 5ffentlid^ ^mteS in Xen-
neffee mürbe an bie Sebingung gebtüpft^ ba| ber
Sfpirant an bie ßsiften} ®otte8 unb bie Unßerb-
Iid^!eit ber ©ee(e glaube, in 9lem ^ontpfl^ire aber
fogar fpecieU Don bem SBelenntntf berprotefian^
tifd^en Steligion abl^ftngig gemacht, ©er 6influ|
ber alten golonialgefe^e Don ^I^moutl^ }eigt fU^
nod^ in ben ftrengen 93eftimmungen Aber ©abbat*
f eier, meldte bie 93erf affung Don 9Raffacl^ufettS 1780
feftfe|te, unb meldte anä^ 1821 unb bei fpftteren
SteDifionen nid^t in SBegfaS lamen. Sei ber an'
fönglid^ geringen 3(^1 ber ffatl^olifen bel^ielten bie
meiften ölteren ©taaten fiberl^aupt nod^ lange ein
Dormiegenb proteftantifd^eS ©epröge. ©er ^Beitritt
Don ©taaten mit ftarfer fatl^olif^er SBedöUerung
(mie Souifiana unb ÜRifftfftppi) unb bie Silbung
neuer mit DöIIig gemifd^ter S3eDöIferung fdbufen
inbe^ bereite Dom Anfang beS 19. Sal^r^unoertS
an ein l^eilfameS ©egengemic^t, unb ber mad^fenbe
©trom ber ginmanberung befeitigte nad^ unb tmd^
aud^ in ben 92em-gnglanb«@taaten bie alte pro*
teftontifd^e 3lu§fd^Iie61id^!eit.
rv. ©a§ gfreimilligfeitSf^ftem unb
bie proteftantifd^en Steligiondgenoffen*
fd^af ten. ©urd^ IBefeitigung Jeber ©taatSfird^
unb leber ftaatlid^en ©otation maren bie fömmt«
lid^en Selenntniffe einanber nid^t nur politifd^
gleid^gefteOt, fonbem aud^ für il^re geitlid^ Se«
bürfuiffe an bie freimifligen Seiträge il^rer 9ln«
l^önger gemiefen. ©ie ürd^Iid^e SSermalhmg mie
bie SKad^t ber „ßird^en" ober „©enominationen"
rul^te fürber auf bem ^^SfreimittigfeitSf^Pem", ba3
bie ©iffenterS fd^on bei ber ©rünbung i^rer go-
lonien au§ bem ©tammlanb mit l^erüber gebrad^t
l^atten. ©a aller Steid^tl^um bei ©rünbung ber
Union faft auSfd^Heglid^ in proteftantifd^ ^än*
ben tag, fd^ien ba§ ©^ftem ben proteftantifd^
IBelenntniffen, Dorab ben auf bem ©emeinbeprbicip
m^enben, fel^r günftig ^u fein. SBirflid^ gelangten
einige biefer „JHrd^en" }u einer ^iemlid^ anfel^n«
lid^en gntmidilung. IRa^ bem officieHen genfuS
Don 1870, alfo etma l^unbert ^aixz naä) ®rän*
bung ber Union, befa^en bie
SKrcfien*
ftird^en. 6i^Ifi^e. bermOQeti
in SoIIait.
21337 6528209 69854121
12857 3997116 39229221
5683 2198900 47828782
gongregattonaliflen 2715 1117212 25069698
gptfcopalen 2601 991051 86514549
Öut^eraner 2776 977332 14917747
©a§ fmb aber bie einzigen proteftantifd^ ©e-
nominationcn, bereu ^n|änger eine aRillion über-
ftiegen ober nal^eju erreid^ten. ©ie „©ilpUlle"
IDletl^obiflen
a3a))ti{len
$re8b^terianer
461
9torbQtnetifa.
462
get» bobri nur einen annö^emben SBertl^, ha fte
Dcber olle Derfouft nod^ bie Derfauften regelmögig
b(j(}t {inb. S)ie SRet^obifien, »el^e bie größten
3#n aufjutueifen l^ben^ fteUen burc^auS fein
rinteitli^ed SSefenntnig bar, fonbem serfaUen in
df jelbjiäibige Secten : 1. Methodist Episcopal,
2. Methodist Episcopal, South, 3. Methodist
£pi8Copaly AMcan, 4. Methodist Episcopal,
iLoi African, 5. Methodist Episcopal , Co-
loared, 6. Methodist, Evangelical Association,
7. Methodist, Free, 8. Methodist, Nonepisco-
S, 9. Methodist, Primitive, 10. Methodist,
itestant, 1 1. Methodist, Wesleyan. 9iid^t
Miger als jel^n neue „ftir^en" l^aben fid^ al[o
in £aufe Don l^unbert äal^ren aHein Don ber ur«
{pmnglti!^ @ecte ber SBeSle^oner abge5tt)eigt. 9Q3ie
Me Sl^t^obiften, fo l^aben aud^ bie Saptiften unb
^leSbpterianer i^re felbftänbigen @eiten5tt)eige.
3tt biefen gefeUen ftc^ femer bie fogen. S^riften,
bie £eutf4-9ieformirten, bie C^oHönbifd^^Slefor-
oirten^ bie Stxmgelifdie ^Iffociation, bie UniDer«
fdli^ bie Unitarier, bie ^Bereinigten IBrüber in
£l^rifb, bie Seconb ^bdentiften, bie Ouöfer, bie
ttormonen, bie@piritualiften, bie Jlird^eDonSleu-
Serujalem, bie !iRa]^ri{d^n93rüber, bie @l^aler unb
csblt^ eine gan}e Steij^e Derjd^iebenarttger Socal»
imb Uniondtirc^en. 2)ie Spaltung ölterer @ecten,
bie SUbung gang neuer, ber Uebergang jal^Ireid^er
(Semeinbemitglieber ober l^alber ©emeinben ju
einer anbem riefen nid^t feiten l^eftige ffömpfe l^er-
tfOT (fo 1829 bad Umftd^greifen ber Unitarier
unb UniDerfaliften in bem puritanifd^en 9Raffad^u>
fettS) unb bröngten aud^ in fold^en Staaten, totli)t
m>d^ an il^ren alten 3teligion§t)er]^äItniffen l^ingen,
ju f c^ärferer Trennung ber jlird^e Dom Staat. 2)ie
SJcjie^ung be§ Staate« ju bcn „ftird^en" rcfp.
Secten befc^ränfte fxi) immer mel^r auf folgenbe brei
fünfte : 1. ^er Staat entl^ölt ftd^ jeber Sinmifd^ung
in bie inneren, bogmatif(^en unb biScipUnören ^n-
gelegen^iten berfclben ; 2. er üerfel^rt officicK nur
mit ber einzelnen j?ird^gemeinbe al§ ftaatlid^ an»
erfaimter Korporation ; 8. er gemöl^rt ber eingelnen
fiird^gemeinbe feinen mxkm SHed^tSfd^u^ aI3 ben
i^re^ corporatiDen93erein§red^te§. S)ie 3ii(i)it aber,
tDcIcJ^ einreligiöf er hierein (bgm. eine JHrd^gemcinbe)
bur4 bie ftaatlid^e ßinregiftrirung erlangt, fmb
folgenbe: l.t)om Staate al§6^orporation anerfannt
pi »erben ; 2. al§ f old^e unbett)eglid^e @üter gu be-
ji^in, iOermöd^tniffe anjunel^men, Sontracte ein»
]uge^ 2c, fürs aOe SRe^te einer juriftifd^en ^er»
foti auszuüben; 8. in aUen biefen Siedeten be§
@taatdf(^|e8 ^u genießen; 4. in il^ren inneren
flatutgetnä^ Steinten gegenüber ben einzelnen
SDtügliebem, fon)ie in ber ftatutgemö^en S:i^ötig>
feit nad^ klugen Dom Staat bef^ü^t gu merben ;
5. Don ber IBefteuerung il^reS fiird^engutcS e^emt gu
bleiben. — Sei ber ©rtl^eilung ber SorporationS»
redete famen gmei Srten in ^nn)enbung: 1. bie
®ciDa^rung Don Spedald^arter«, burd^ roeld^e bie
cotporatiDen 9{ed^te für eine beftimmte einzelne
®cmeinbe (Sd^ule, SBo^ItJ^ötigfeit^anftalt 2C.) ge-
nau begrenzt n)urben, unb 2. bie ®en)öl^rung au«
gemeiner Sl^arterS, in »eld^en bie SRed^te ber $farr-
gemeinbe xc, inSbefonbere il^re ßrn)erbgfa]^ig!eit,
nad^ einer aügemetn gültigen 9{orm beftimmt ftnb.
92ad^ ben 3ltto ^orler @efe|en Don 1858 unb 1868
barf g. 93. eine (Semeinbe in größeren Stöbten bis
5U 6000 2)oaar§, in ÜJlarttfleden unb Dörfern
bis 5U 3000 S)oaar8 Sinfünfte beft^n, min bie
jhr(|ftu^Irenten unb bie freiwilligen ©oben ber
(Slöubigen nid^t eingered^net finb. JHrc^e (ffapeUe
ober IBet^auS), ^farrl^uS, Sd^ule, fomie ber }u-
gel^brige @runb unb IBoben, aud^ ber t^riebl^of,
finb ebenfaüSnid^t einbegriffen. S)ie SBef^rönfung
trifft alfo nur bie feftangelegten j^apitalien unb
ben ^ad^tginS beS ©runbeigentl^umS; fte !ann
begl^alb !aum brüdenb merben, unb tt)ürbe fie eS,
fo lann bie X^eilung ber ©emeinbe il^re 3fo^9^
Deretteln.
ännerl^alb ber Dom Starter (ßrrid^tungSbocu-
ment) gejogenen S(^ranlen geniest bie ^ird^en-
gemeinbe bie DoUfte Selbftönbigfeit ; ber Staat
übt tt)eber 2infpection nod^ Sontrole. 2)ie ®t»
meinbe ernennt aUjöbrlid^ eine beftimmte 3q^I
Seftr^men unb SrufteeS, ttetd^e baS ftird^enDer-
mögen in il^rem IRamen Derwatten unb il^r }u
iö^rlid^er Siec^nungSablage Derpflid^tet finb. 2)iefe
Derpad^ten baS ber ©emeinbe guge^örige ©runb«
eigentl^um, fi?;iren bie ffird^ftu^lrente, Dertreten bie
@emeinbeaI§StenDertreter,9ürgenoberJ{IögerDor
©erid^t. 3lnt in bem einen t^aUe finb fie ftaatlid^er
Sontrole untermorfen, menn ed fic^ um SSeröu^e-
rung Don j?ir(^eneigentbum l^anbelt. S)ann muffen
ft(^ bie Xrufteeg Don ber ©emeinbe ^um Sertauf
beDoIImöd^tigen laffen unb barauf bie Slatification
be§ ®erid^t§|ofe§ in bem betreffenben Sount^ ein»
Idolen, ber ben niebrigften $rei§ ju beftimmen l^at unb
ba§ ®efud^, je nac^ beff en juriftifd^cr 93ered^tigung,
billigen ober Dermerfen lann. 3^re nötl^igen Sub>
fiftcnjmittcl Derfd^affcn fic^ bie ©cmeinben nad^
bem SreitoilligfcitSprincip (voluntary principle) :
1. aus frcimiUigen Stiftungen unb Sd^enfungen;
2. burdE) bie ifir^ftul^Irente, b. 1^. burd& ^ermietljen
ober SScrfauf ber Si^plä^e (pews) in bcn ftird^en;
3. burd) regelmäßige unb außerorbentlid^e Samm»
lungen (coUections) für bie einjelnen S3ebürf niffe,
mie JNrc^enbau, ^uSftattung, ^rebigergel^att,
93ibeK3:ractat»unb9WtffionSmcfen, ©r^altung Don
Seminarien unb Sd^ulen sc; 4. burd^ Subfcrip*
tionen, Sl^ariti) SermonS, Secture§, 93ajore (fairs),
$idfuidf§, Säue unb bie Dcrfd^iebenften 3lrten ber
SHecIame. 9ßa§ ba§ ganje Softem d^arafterifirt, ift
bie DöKige Sfolirung ber Sinselgemeinbe ober be§
religiöfen ßinjelinftitutS gegenüber bem Staate,
bie S3ertt)anblung beS ftabtlen ürd^Iid^en @igen»
t^umSred^tS in ein ftuctuirenbeg ©elbgefd^öft, bie
©emoftatifirung ber ftird^c burd^ t^eilmetfeS iäaien»
regiment unb enblid^ bie tjrcil^cit, ftetS neue SReli»
gionSgenoffcnfc^af ten ober Secten 5u bilbcn. ®a8
„Sreitt)img!eit8fi)ftem", baS gefte^t ^^ilipp Sd^aff
{^^^0Q, JRealcncQflop. X, 638) offen ein, „^ixf^xt
auerlei ^ladtereien unb Unanncl^mlid^feiten, bef on»
463
{Rotbamerifa.
464
berd in neuen Smigrantengenteinben, mit f\ä), bie
nod^ an baS europöif d^e SBeDormunbung^- unb ^er»
forgungSf^ftem getDö^nt ftnb^ unb (abet ben ©^n«
oben unb anbeten fird^U^en 93er jamntlungen eine
ÜKafje unerbaulid^er finanjiener (Sefc^äfte ouf".
2)a^ aber biefe Stad^tl^eile burd^ eine intenftDe freie
Set^ötigung be§ religiöfen SebenS aufgewogen
iDÜrben, lö^t f\ä) nid^t nad^toeifen. 9lad^ ben offt»
cieHen 6enfu3Ii[ten ift ixoat ba§ ftird^euDermdgen
fömmtlid^er proteftantifd^en 2)enominationen Don
78 aniflionen ©oHarS im 3. 1850 auf 144 im
3. 1860 unb auf 293 im 3. 1870 gcfliegen;
aSetn tt)enn e§ aud^ in ben f olgenben Salären öl^n»
lid^ angemad^fen möre, fo erfd^einen bod^ aKe biefe
3a]^Ien nid^t fe^r l^od^ gegenüber ber 2:i^atfad^e,
bog fömmtlid^eS Derfteuerbare Sigentl^um in ben
bereinigten ©toalen 1880 bie ©ummc öon 16902
3Rittionen ©ollarS betrug unb bie gabrifen in
jenem Saläre einen SBcrtl^ öon 5369 ÜKillionen
probucirten. 9lod^ geringer erfc^einen jene S^^W^^
toenn man ern)ägt, ba^ öon ben 3infen iene§
Aird^enöermögenS ettt)a 55000 ®eift(id^e unb
menigftenS ebenfo oiele ©otteSl^öufer unterl^alten
merben foHten, baB fie ba^u bei miitm nid^t au§-
reid^en, unb ba^ be|l^alb eine beftönbige SDoHarjiagb
mit allen nur erbenflid^en SRitteln aufgeboten mer«
ben mvL^, um für bie jlofien be8 öu|em jfird^en-
loefenS aufgulommen. 2)a§ Sebenllid^fte aber ift,
ba^ bie 3^^! ^^^ mirllid^en, praftidrenben ®e-
meinbemitglieber bei allen @ecten im SBerl^öItniffe
jur 3Q^t ber $rebigcr eine fel^r geringe ift. 9lad^
@d^aff§ Angaben }ö^Iten 1880 bie
Communis
ghrebißer. canten.
SBoptiften 20739 2687281
btf^öflid^en SJletl^obifien beS
Sflorben» 12096 1564105
nid^t bifd^öflidgen SJlet^obiflen
be8@üben8 11886 1718092
IBut^eranex 3182 944860
®a§ finb bie einjigen Denominationen, beren
Sommunicantensal^I einer SniHion ftd^ nöl^ert ober
fie überfd^reitet. Sei ben Sa))tiften lommt Sin
^rebiger auf 180 Sommunicanten, bei ben bifd^öf»
lid&en SRetl^obiften auf 129, bei ben nid^t bifd)öf-
lid^en Stetl^obiften auf 145, bei ben Sutl^eranern
auf 302. S)ie SRed^nung ©d^affö, bafe bur^fd^nitt-
Iid9 auf 1000 @ee(en ein $rebiger fomme, bebarf
bejl^alb einer bebeutenben SRectification. S)er ^ro«
centfa| bei ben Sutl^eranem fielet oereingelt ba. Sei
oOen übrigen @ecten fommen auf einen ^rebiger
l^öd&ftenS 100—200 ßommunicanten, mö^renb
800—900 oonben lOOOSeelenftd^umftird^eunb
^rebiger wenig ober gar nid^tS fümmem. S)a8
Heine ^öuf lein ber ^uSerwöl^Iten mu^ l^obe jfird^en»
Peuer jal^Ien, um für ff ird^e, ^rebiger unb ^rebiger«
familie aufjutommen; baS ^rebigeramt bleibt beg-
l^alb ein rentables ©efd^öft, aber 80—90 ^roccnt
ber Seoöfferung pnb unb bleiben ber Keligion ent«
frembet. 9Wit 5Red&t fagte be^^alb ber Soptiften«
i)rebiger 3. ^. 2:i^om})fon f(|on 1873 oon bem
5reitt)ilIig!citSft)ftem : „ffiieSlad^tl&eile liegen barin.
bag biefeS Softem ^ut SluSfd^ße^ng ber Srmen
fül^rt, unb nid^t allein ber gon^ Srmen, fonbem
auc^ ber ^erfonen öon geringem Sinfommen,
meldte fold^e bebeutenben SuSgaben, wie fie in
großen @töbten ^ur Seftreitung beS dffentßd^en
©otteSbienfteS erforberlid^ {inb, nid^t erfd^mingen
fönnen.'' 9{od^ beutlid(|er fagt berS)eutf(^-9mni"
laner 3ol^n Seder : »Xl^atföd^Iid^ jlnb bie ffird^
gemeinben in ben bereinigten Staaten überall, ido
fie nid^t auS rein adCerbautreibenber SeööOenmg
befleißen, ariftofratifd^fafl^ionable gefd^Iojfene ®e«
fedfd^aften geworben. 2)ie nid(|t reiche fflaffe btr
amerifanifd^en Stabtbeöölferung, bie fid^ nid^t ber
S)emüt]^igung ausfegen will, in ber ffird^e mit
@önnermiene ober mit ©eringfc^ö^una beJ^lanbett
)u werben, f öngt an, ßd(| be8 ffird^nbefuc^ gfin)-
l\ä) )u entwöl^nen.'' ^o erKart ed fid^, bag einer-
f eitS f 0 öiele ^rebigerf amilien befiel^en fönnen, ba|
beliebte $rebiger, wie ber befannte ÜKr. Seed^er,
e§ )u einem 3al^re§einfommen öon 59000 SoDorS
brad^ten, ba^ bie ameritanifd^enStöbte eineSRenge
fleiner unb größerer, bequem eingerid^teter ffirc^
beft^en, ba^ für religiöfe unb wol^Itl^otige Swede
aus reid^eren ffreifen fel^r l^ol^e Summen gefpenbet
werben; ba^ aber anbererfeitd audd ^unberte unb
Saufenbe öon ffird^ftül^Ien leer bleiben, ba^ jal^I«
reid^e ffird^en wegen äßangelS an ffird^gängem
aufgegeben unb öertauft werben muffen, ba^ über
ganje @ecten fdrmlid^e ©elbfrifen l^ereinbred^n,
unb bog bie fflage über @elbmangel unb XobeS«
notl^ nie öerftummt. 3m 3. 1876 waren öon bot
5000 ffird^en ber ^reSb^terianer 1074 öacant,
weitere 1799 nur mit jtänblgen ©upplenten Be-
fejt. 3m 3. 1877 waren bie 56 ffird^en ber
@tabt 9{ew ^orf mit einer ©efammtfddulbenlaft
öon 2 867 886 SoUarS bel^aftet; baöon adelten
6 ffird^en nid^t einmal 100 ©emeinbemitglieber
unb tonnten barum laum befleißen. (Sgl. Stimmen
aus 2Raria-2aad^ XIV [1878], 59—82.)
V. ßonfeffionSlofigfeit unb Unglaube.
SBie baS gfreiwiaigleitsf^ftem ben 3erfaa ber alten
SReligionSgenoffenfd^aften unb bie Silbung neuer
Secten begünfttgte, fo begünftigte eS aud^ natur-
notl^wenbig ben fiatitubinariSmuS unb bie reli-
giöfe 3nbiffcrenj. Sei ber ©ectenbilbung ent-
widfelten fid^ auf bogmatif d^em wie auf moralif d^em
©ebiete immer freiere ^Inp^tcn. ©elbft bie ®nmb-
lel^rcn bcS ßl^riftentl^umS, ber ©laube an bie ®ott«
l^cit ®^rifti unb an bie l^cilige S)reif altigfeit, nmr-
ben öielfad^ ))reiSgegeben, unb burd^ l^od^begobte
TOönncr loie ^arfer, Gl^anning, ßmerfon brang ein
blo^ ))]^ilant]^ropi[d^eS unb fd^dngeiftigeS ©efül^lS-
d^riftentl^um öorl^enfd^enb in bie l^öl^eren ffreife
ber ©efetlfd^aft ein, wä^renb fog. SReöiöalS, Kamp-
meetingS, Stra^enprebigten unb anbere öl^nlic^e
SIRittel in ben unteren SolfSfd^id^tcn wol^l öorüber-
gcl^enb eine gcwaltfame religiöfe Erregung j^eröor«
jurufen im ©taube waren, aber feinen bleibenbcn
@d^u^ gegen ben immer mel)r um ftd^ greifenben
Unglauben boten. ®o bie mciftcn ©ecten in SSe«
5ug auf &)t unb @^ef Reibung f el^r lasen ® runbfft|en
465 9lorbamertfa. 466
tolbigten niib ber Uebertritt t)on einer @ecte pr S)te Unabl^angigteitSerKarung önberte an biefem
OBbera iebermoim freiflanb, tonnten aud^ bie fitt» 3uftonb ntd^t§. S)te burci^ bie 2:]^Qtig!ett Don
Ii4paiSiTfunQenbettmnierfort{(i^reitenben@ecten- ©eiftlid^en unb ^nt)aten errtd^teten @c^ulen tt)ur-
jffiplitterung unb Sectenntifd^ung feine günftigen ben meber red^tlid^ angetastet nod^ unter ©taats-
jem, unb }ttne^meid)e Smmoralitöt arbeitete bem aufftci^t gefteSt, blieben Dielmel^r jelbftönbiger 9e*
Qnglonben in bie ^nbe. Sitbeg l^ielt n)ie in @ng- tl^ötigung überloffen. 9{od^ int Anfang ber )}ier5iger
\a^, fo aud^ in zlnierita ber Unglaube nod^ auf Saläre tt)urbe überad (92en) ^orf ausgenommen)
gonflt äuim gönnen, ein geteiffed 2)ecorum, in ben $rimär[d§ulen biblifd^er Unterrid^t ert^eilt.
äefog. SefpcctaMIitQ. 2)ie Don 3oä @mit]^ 1830 3n ben neueren Staaten ergriff bie Slegierung bei
JaSoDcttt CNen) 9)orf) begrünbete @ecte ber SNor» ber @rünbung Don @d^uten bie SnitiatiDe, botirte
Honen (f. b. 9rt.) ermarb pd^ itoat balb au§ ber biefelben unb f d^rieb bie @d^ulfteuer au§ ; bod^
ntnfien Solfdl^efe über 1200 Slnl^önger, ftie^ blieb bie fieitung beS Untenic^t§ unabl^öngigen
ober cntf ben entfd^iebenftenSEßiberfianb ber anberen Sd^ulbel^örben (Boards of School) überlafjen,
Secten unb ber StaatSgemalt \tlh% mürbe immer nur bie ^nan^ieOe Siermaltung mürbe Don ben ®e-
Beitcr in ben SBeflen, )ule|t in baS 2:erritonum Don meinben (townships) übermad^t. S)aneben bauerte
IIiii()nxüdgebr&ngt,moftd^i]^re3<i^Hm3.1880 bie @rünbung Don ^^eifd^ulen ungel^inbert fort.
(56 Sa^re nad^ i^rer ®rünbung) auf 111820 @o bel^ielt bie SBolföfc^uIe allgemein einen con«
€telen belief. SBöl^renb im Kampfe gegen bie fefftoneHen (sectarian) (Sl^arafter. S)ie SSerDiel*
übrmonen bad $nnci|) ber allgemeinen SReligionSs f öltigung unb immer buntere 3Rif d^ung ber IBefennt-
ftrüeit uneber^oU mit bemaffneter ^anb burd^« niffe fül^rte inbe^ Diele Unjutröglic^feiten mit ftd^,
Broten ttxirb, ^ielt man baSfelbe ^u ©unften bed unb bie junetimenbe Srfd^Iaffung beS religiöfen
Oogiaubend unb beffen SBerbreitung DoUftönbig Seben§unbba§SBad^§t^umbe§Ung(aubendbeein-
aafml^L SBie bie Seigre einer beliebigen @ecte, fugten bie dffentlid^e ID^einung feit ben Dierjiger
finnte and^ t^oretifd^er unb praftifd^er Unglaube Sauren immer mel^r gu ©unften eined Unterric^tS-
ftei unb offen in 9tebe unb @d^rift gelehrt. Der- mefenS, ba§ Don ber religiöfen IBilbung DöOig abs-
Dznbd unb Derbreitet merben. @c^on am 4. 3uli tra]^irenfonte(unsectarian). 9{ad^ unb na(^ mürbe
1826, bem 50iö^rigen S(ubilöum ber Union, for» be^^alb in allen Staaten bie ftaatlid^e SiolfSfd^uIe
berte ber englijd^ ©orialifl SRobert Omen in feiner föcularifirt, ®tUl Sibel unb religiöfer Unterrid^t
Deelaration of Mental Independence bemon« auS berfelben Derbannt unb bie religiöfe Seite ber
^tio sum DbUigen iSrud^ mit ben beftel^enben SBilbung ber gfamilie überlaffen. S)a§ gefammte
pofitiDen 9efenntniffen auf. S)er boctrinöre Un- ftaatlid^e@d^ulmefener]^ieltbaburd(|nid)t nur einen
gUmbe befa^ feit 1830 an bem Investigator fein und^riftlid^en, fonbem einen mel^r ober meniger
«gcned Organ, baS fpöter burd^ ben Index nod^ antid^riftlid^en S^arafter. S)ie S<^V^ fömmtlic^er
abraten ttmrbe. Saptain 2(ngerfon unb äl^nlid^e @taat§fd^ulen betrögt (nad^ bem SenfuS Don 1880)
Sectuttr mad^ten bie ^Verbreitung beS Unglauben^ 225 880, barunter 5430 l^ö^ere, bie übrigen @Ie»
jnm (Sctoerbe. SDie 1867 gegrünbete Free Eeli- mentarfrfiulen ; bie fömmtlic^cn ginnol^men für
^oos Association fe|te eS fid^ ^um 3is^/ ba§ biefe @d)ulen beliefen fid^ auf 96 85 7534 S)onar§,
pontioc K^riftentl^um in allen feinen gformen ju bie^luSgaben auf 79 339 814ffionar§. ®erDer-
&«fämpfen unb eine allgemeine SBerbrüberung auf berblid^e ßinflu^ bie)e§ confeffionSlofen <Sd^uI-
Treibcnferifc^ ©runblage l&erbeijufül^ren. 6ine f^ftemS ift mieberl^olt Don ongefcl^enen unb ein»
ISTSentfianbene^SiberaleSiga" forbertebieSIb» fid^tigen ^rotcftontcn Derurtl^eilt morben. @o
idKiTpniQ aller @taat§einrid^tungen beS $unbe§ fagt Salbmin (The Art of School Manage-
die ber ßinjelftaaten, meldte nod^ irgenbmie einen ment, New York 1881): „S)ie ©efeflfd&aft gel^t
(^rifüid^ Sl^arafter befunbeten, möbi^enb bie in il^rem $roteft gegen bigottes jlird^entl^um unb
Slizte beS KabicaliSmuS ftd^ 1867 a(§ Order clericale fieihtng bed Unterrid^tS in ba§ anbere
of American Union jufammentl^at, um einen @j:trem ber SHeligionSlofigleit. Wit ftimmen barin
tnrc^eifenben ffampf gegen ben ftat]^oIici§mu§ überein, ba^ eine gefunbe 9)2oraIitöt ben Unter«
)n eröffnen, bie Sefteuerung be§ ffird^euDermögenS grunb eine§ Jeben Srjie^ungSfQftemS bilben mu^.
bnrt^^ufüJ^ren unb bie confefftonSIofe ©taatsfd^ule ^Iber mie mollen mir einen fittlid^cn S^arafter
cbfigatorifd^ )u mad^en. 2)iefe legieren ^löne bilben, menn mir ®ott, 93ibe(, ftttlid^e Sierant»
Td)eiterten ^mar an bem t^freiftnn be§ amerifani» mortlid^feit unb ein jenfeitigeS Seben au§ unferen
kben SoIfeS; aber bie confefftonSlofe @taat§fd^ule @d^ulen auSfd^Iie^en?"
be!oäbrte ^d^ aud^ ol^ne bie beabftd^tigte Sr^ebung ©rötere 3äbigl^it l^aben bie Derfd^iebenen SHcIi»
for S^soanq^^äpilt aI8 eine immer mö(^tiger fu| gion§genoffenfd^aften auf bem ©ebiete be§ l^öl^em
entfaltcnbe ^fl^öPötte beS Unglaubens. Untcrrid^tS bemäl&rt. 9?on ben im 3. 1868 be-
TL Sonfeffionelle ^xti^ä^nU unb ftcl^cnben Universitios and Colleges maren 90
confeffionSlofe Staats fdftule. ®ie©d^ule ©taotSinflitute unb bcmgcmä^ confcffionSloS, 201
Dar in ben Colonialjeiten Slnnejum ber Derf d^icbe« confcffioncllc grcifd^ulcn, unb jmar gel^örtcn 59 ben
va »eligionSgenoffenfc^aften. ®ie Seligion galt 3Ket^obiften, 39 ben ©opliften, 32 ben $re8-
aö SBafiS beS Unterrid^tS unb ber ©rjieöung, bie bijteriancrn, 31 ben ffatl^olifen, 15 ben gpifco=
Seitnng ber ©djulen ftanb bei ber ©eiftlic^feit. palen, 12 ben fiutl^eranem, 11 ben Kongregotio«
467
9lorbameritQ.
468
naiipen, 2 bcn Utiitaricm (Hippeau, L'instruc-
tionpubliqueauxEtats-ünis, 2* öd. Par. 1872).
5Ra(l& einer ftartftijc^eu Ueberric^t Dom 3a^re 1879
Befofeen bieSereiniglen Staaten 358 Universities
and Colleges, b. 1^. l^ö^ere Unterric^t§an[talten,
toobti bte l^ö^eren ^öd^tetfd^ulen, nid^t ober bie rein
tl^eologifd^en ^nftalten mitgerechnet jtnb; baDon
loaren 89 confef jlonMofe ©taotSinftitute, bie übri-
gen confefftoneQ^ unb itoax gehörten 52 ben römi«
f^en ff Qtl^oHfen, 38 ben 53al)tiften, 33 ben bifd^öf-
lid^en ÜRet^obiften, 22 ben^reSb^terionern, 15 ben
Songregationaliften, 12 benbifd^öfIid^en9)let]^obi"
ften be§ ©übenS, 12 ben froteftantifc^en ßfijco»
palen, 11 ben fog. Kl^riften, je 7 ben Sutl^eranem,
ben SDangelifd^'Sutl^erifci^en nnb ben Vereinten
Srübem, je 6 ben ßumberlanb-^reäb^terianem,
ben ÜKet^obiften, ben Duofem unb ben SRef ormir«
ten; bie übrigen Dert^eilen fid^ 5U 3 bi§ 1 auf bie
Reineren ©ecten (The New Book of Education,
New York 1879). 2Kit löirflid^ bebeutenben,
ftetS tt)a(i^{enben 3^^^^ f^^^t nur bie fatl^olifc^e
ßird^e ben confeJfionSIofen ©taatsfd^ulen gegen»
über. Unter ben ^roteftonten l^enfd^t ouf bem
©ebicte ber @d)ule biefelbc S^tfplitterung wie auf
bem rein fird^lid^en unb religiöfen ©ebiete. 6ine
confefftoneQ geförbte l^öl^ere ^ilbung aber vermag
ben ©tauben nid&t ober faum toieberl^erjuftellen,
iDenn er burd^ bie confefftonSlofe ßrjiel^ung in ben
nieberen ©deuten bereits öerloren gegangen ift. ^n
183 ber l^öl^eren proteftantifd^en ©tubienanftalten
erl^alten Junge fieute beiberlei ®ef^Ied^te§ gemein«
famen Unterrid^t, ttjaS ton ber Freimaurerei laut
gepriefen unb anempf ol^Ien, Don aUen einfid^tigeren
^äbagogen öertoorfen toirb. S)ie fd^äblid^en gol«
gen fmb notori jd^ unb fpiegeln fid^ fottjol^l im öffent«
lid^en fieben, al§ awd) in einer Don allen djrift»
lid&en Ueberlieferungen, öon d^riftlid^er 3ud^t unb
©itte abgef ommcnen Siteratur »ieber. — ®a§ con»
feffionSlofe ©taatsfc^ulf^ftcm ftcl|t nid)t nur in
fd)reienbem SBiberfprudö su ber üonberScrfaffung
garantirten ©eiüiffenSfrei^eit , e8 ift aud^ eine
brüdtenbe SJergemaltigung ber d^riftlidien 93efennt=
nifje, bereu ^Inl^önger einerjcitS bie ©taatsfd^ulc
mit il^ren Steuern unterl^alten muffen, anberer«
feits aus ©emiffenSrüdtfid^ten gejmungcn finb, auf
bie SBenu^ung berfelbcn 5U r>txi\6)kn unb mit
ben größten Dpfeni eigene confejfionelle grei-
fd^ulen 5U grünben.
VII. ßrfte Ausbreitung unb Drganl»
fation ber fatl^oIifdEjen ffird^e (1776 bis
1830). S)cn f)auptftüfepun!t ber !at^olif*en 2Kif»
fion in ben bereinigten Staaten bilbcte oon An-
fang an SWar^Ianb, mol^in jiüci ^riefter unb jmei
Saienbrüber ber ©cfeüfd^aft 3efu bie ßjpebition
beS fiorb S3aItimore 1634 begleiteten. Sro^ ber
Verfolgung, meldte fd^on am 6nbe beS 17. Sal^r«
l^unbertS über bie Jfatl^oUfen l^ereinbrad) unb fie
in ber oon il^nen gegrünbeten Kolonie aller SRed^te
beraubte, toirften nodf) 1767 in 2)lar^lanb 19 3e=
fuiten. 6ine fleine ©d^ule, meldte fie leiteten,
toar bamalS bie einzige fat^otifd^e Unterrid^tS-
anftalt in ben iBereintgten Stoatett S)ie StiffUm
toat nod^ DöHig on bie ^tlfsfr&fte gemiefen, bie
i^r aus Suropa infamen. Sin fd^merer &Sfia%
mar eS für fie, als ber Sefuitenorben 1773 auf«
gel^oben mürbe unb ber opoftolifdde Sicar tum
£onbon, Dr. S^aUoner, Don benüJlifftonaren einen
SReoerS Derlangte, ba^ fie jtd^ bem Sufl^bung?«
breDe SIemenS' XIY. untermfirfen. SSereint bmä^
Siebe unb ©eeleneif er festen fie inbe^ il^t äRiffumi*
mer! fort. 3m % 1774 gefcHte fid^ }u il^en
P. Sol^n SarroU. Sr mar am 8. Sanuat 1735
aus einer mo^r^abenben t^amiUe in Sßat^Urab
geboren, feit 1753 3cfuü, mel^rere So^tc $rofe|}or
in ©t. Omer unb Süttid^; im October 1773 unöbe
er in bem OrbenSl^aufe }u IBrügge mit feinen (Se>
noffen auSgepIünbert unb Derbannt, tDar bann
einige Seit alS ^üd^tling ©oft beS Sorb Arunbet
auf SBarbour (Snglanb). SanoE mar ein l^od^
begabter, tl^eologif^ grünblid^ gebilbeter unb pa*
f önlic^ überaus liebenSmürbiger SRann. 9(Id 9Rif-
fionar in SHod Sreef t^eilte er baS fd^mierige opfet*
reid^e ^poftolat feiner frül^eren OrbenSbruber unb
paftorirte bie meit Derftreuten ftatl^oliten bis nai(
SStrginia biuüber. SSon entfd^eibenbet Sebeutung
mürbe eS, bog fein S3ruber 2)aniel unb fein Setter
ftarl SarroK Don SarroUton als Siertreter mm
SD^ar^Ianb an ber UnabböngigleitSbemegung l^tx*
Dorragenben ^ntl^eil nal^men; jener untei^eid^nett
bie Unabl^öngigleitSernärung Don 1776, biefec bie
Serfaffung ber bereinigten Staaten Don 1787.
äol^nSarroU felbft begleitete 1776 eine ®e{anbt-
fd^aft nad^ Sanaba, an beren @pi^ Seniamfai
t^ranflin ftanb, unb gemann beffen Sdbtung unb
grcunbfc^aft. SQ3ie S)aniel unb ffarl Korroa, fo
mirften nod^ anbere J?atl^oItfen bei ber ©rünbung
beS neuen ©taateS mit ; ganje ©d^aaren Don Jtatl^o-
lifen (^mcrifaner, $oIen, granjofen) fompften an
ber ©eite il^rer anberSglöubigen SRitbürger unb
greunbe für bie ©ad^e ber grei^eit. 3)er Mtnbe
^a% mit meld^em baS alte Suropa bamalS bie
^rd^e Derfolgte, fanb feinen 3ugang in biegfunba*
mente, meldte bie neue Siepublit ftd^ felbft gab.
SBafl^ington unb tJfranflin felbft unterftü^ten bie
S)enffd^rift, burd^ meldte bie jfatbolifen auf bem
conftitutiDen Songreg für ftd^ iJfreil^eit unb ®Ieid^
bered^tigung mit ben übrigen 9ieIigionSgenoffen«
fd^aften Derlangten. ^IS bie ffatl^olifen 1789 bem
erften $rö)ibenten ©eorge SBafl^ington gu feinet
SBal^I gratulirten. ermieberte er ibnen: „^ä^ ^offe,
^mcrifa, maS ©crcd^Hgfeit unb SiberalÜöt betrifft,
tctS als 93ei)picl an ber ©pi^e ber ^Rationen gu
el^en. 3d^ fe^e DorauS, ba| eure äJHtbürger nie
ben patriotifd^en 9IntI)eii Dergeffen merben, meld^
il^r an ber S)urd^fü]^rung ber ©taatSummöI}ung
unb an bem Aufbau ber Skrfaffung genommen
babt. . . SKögen bie SKitgliebcr eurer ©enoffen«
fd^aft in ^merifa, aUein befeelt Don bem reinen
©eifte beS S]^riftentI;umS unb babei alS treue
Untertbanen unferer freien Siegierung ftd^ be«
mö^renb, ieglicbeS }eitlid^e unb geiftlid^e ©Ifldt
genießen \" S)aS mar ber erfte feierlid^e äBitKomm
469
92otbQmertfa.
470
bff snini SBeltrepublit an bie fatl^oKjd^e Jhrd^.
Unterbcl maren oud^ )ut Orbnung ber Krd^Iic^en
Sfitalmiffebcrffot^olifenbereUdbieerftenSd^dtte
gefifeeien. 92od^ beoot biefe (in einer Petition Dom
6.Seirtember 1783) ben opofiolifdden @tu]^I um
{oStremiung k)on bem opoftolifdden SSicahot t)on
&sbon unb um einen eigenen ÜRifftonSobem mit
KJ4öflid(|er SuriSbiction gebeten l^atten, mar
fmS VL ] (^on burc^ ben 92untiu§ 2)ona (28. 3uÜ
1783) mit Dr. Sfronflin unb bur^ biefen mit bem
bngreB in Unterl^onblung getreten unb l^atte bie-
fen bie SBal^I ^mifd^ Srri($tung eines ÜRifftonS-
Ut^mS ober einer bloßen $räfectur überlafjen.
SerSmigre^ enoieberte: 2)er l^eilige QtvXfi be«
Mirfe feiner Sinmtfligung nici^t um in ben SSer-
räigten Staaten ein SiStl^um ^u errid^ten. SBegen
Sebenfen beS amerifanifd^ (SleruS begnügte fid^
bcr opoftolifc^ @tu]^I Dorlöuftg mit Snid^tung
naeS opofblifi^en Siicariatd, unb auf bie Smpfel^-
iBng granflinS l^in mürbe Sol^n SonoU (9. 3uni
1784) gum opoftolifd^en SSicar ernannt. 3lad^
feinem erften 9eri(i()t an bie $ropaganba (1785)
füflü aJtar^Ianb bamald 15800 ftatl^oUIen, nöm-
Ii4 12000 iffieiBe unb 3800 9legerfnot)en; in
$«mf9lixinta lebten etma 7000, in SSirginia
200, in 92etD $orf 1500 ftatl^olifen. SBon ben
24 ^hefiem ber ÜRiffton mirften 19 in 3)}art)Ianb,
5 in $ennfpIt)onia; mel^rere maren bereits ©reife
ober fronfii^ unb ben Strapazen be§ f d^mierigen
Ipoftolotä nid^t mel^r gemad^f en. 93or ^IKem mu|te
bcl^lb auf @runbung einer ^flansfd^ule für einen
fiinftigen ^cruS IBebad^t genommen merben; eine
fol^e fam ouc^ 1789 in @eorgetomn, nal^e bei
ber fpQtem 93unbeSb<iuptftabt SBafbington, ju
Stanbe unb erhielt 1815 bie Siechte einer Unioer«
ntöt. dlad^ oielen 93eben!en hat ber amerifantfc^e
ßlerus 1788 enblid^ felbft um einen eigenen 93ifd^of
snb fii^Iug ald foI(^en 3o^n SorruU Dor. Surd^
»uttc oom 6. «pril 1 789 errid^tete $al)ft $iu§ VI.
ben Sifc^ofSft^ ^Baltimore unb ernannte 3o^n
üorroQ ju bejfen erftcm §irten. ®ie neue ®iöcefe
umfaßte baS gan^e ungel^eure @ebiet Don gloriba
bi§ an bie ©renje Don (tanaba unb Dom atlanti»
^'tben Ccean bis an ben «mifpfllWi. ^m 15. ^uguft
1790 in Sulmortb Saple, bem gfamilienfi^e ber
93clb3 in Snglanb, confecrirt, trat ber neue SBi)d§of
am 7. September gu ^Baltimore fein ^mt an ; am
17. 9loDember 1791 traten unter feinem SorfiJ
reine ©eneralüicare 3acob ^eflcnj, Stöbert 9Wo«
lineus unb Snton gfleming, fein Seminarregens
ftorl 92agot unb 16 anbere ^riefter )ur erften
Siöcefanf^nobe Don Baltimore jufammen. Unter
ben Secreten berfelben regelte eines bie 2:i^eilung
ber firdj|Iid6en Dpf ergaben (V, für Unterbalt ber
Urxeßer, */, für bie Srmen, Vi für Üix^t unb
6otte4bienftIid^e SluSgaben) ; ein anbereS erneuerte
bie fircblidben SBeftimmungen gegen bie gemifd}ten
fbcn ; ein britteS er(eid()terte bie (S^efd^Iie^ung ber
Seger. 9luS gfranfreid^ erl^ielt Sifd^of ßarrott ju«
lä^ft $rofefforen für fein Seminar unb ^riefter
fnr feine aiisgebe^nte 2)idcefe. 92od^ 1791 langten
bie Sulpicianer 5lagot, ©amier, Sef per, S)eIaDau,
Seoabous unb fed^S Seminariften in ©eorgetonm
an, f 0 ba| Don biefem SoUeg eine jteeite ^nftalt als
Seminar St. SNar^'S abge^meigt merben f onnte. 3m
3anuar 1792 folgte eine jmeite Slbtl^eilung Sulpi-
cianer, bie9Ibbö'St$lQget, S)aDib, Sbi^^^i^ueauunb
Sabin, im 3uni beSfelben 3o]^reS bie Stbbö'S ÜRa-
tignon, SJiaröd^al unb jmei anbere ^riefter ; im näd^
ften Sabre fd^Iol ftd^ ber Prft 2)emetriuS ©aHi^in
(f. 0. V, 78) ben Sulpidanem in 9lorbameri(a an,
Karmeliter liefen ftd^ 1792 in ©eorgetomn nieber,
^uguftiner in ^^ilabelpl^ia, 2)ominicaner in Of^xo,
Sa5ariften in ftentud^, Srappiften in SRar^Ianb.
SSifitantinnen grünbeten in ©eorgetomn ein 3n"
ftitut für l^öbere meiblid^e Sr^iebung (Academy);
im Sluguft 1 809 eröffnete bie gouDertitin Slifabetl^
Seton in bem2)orfe SmmittSburg baS erfte ffloftec
ber barmherzigen Sd^ttjeftem. 3m % 1808 batte
ber unteme^menbe Sifcbof bereits 70 $riefier,
80 jhrd^en unb Stationen unb 50 000 ©laubige
unter feiner Seitung; ber ©runbftein einer mürbi«
genSatl^ebrale xmx gelegt, unb in eben jenem 3al^re
lonnte er 8 ^riefter toetben. SS foSte nun }ur
erften 3:beilung bcS großen 3lrbeitSf elbeS gef d^ritten
toerben. 3luf ffiorfdE)Iag Sifd^ofS ©arroll errid^tete
$iuS VIL am 8. Slpril 1808 oier neue Sifd^ofS-
fi^e: in 93ofton, ber einfügen ^od^burg beS ^urita«
niSmuS, in ^bi^Q^^Wö/ bem erften Silber 93un-
beSregierung, in 92en) ^orl, bem ^auptftopelpla^
ber ßinmanberung, unb in 93arbston)n, bem Dor«
läufigen Zentrum ber gablreid^en 9]lifftonSftationen
in ÄentudtQ; IBaltimore mürbe gugleid^ jum @r}-
biStbum erhoben. Sifd^of Don 93ofton marb ber
feingebilbete W)h6 be Sb^^^niS, ber burd^ feinen
Opfermut)^ bie 3Id6tung ber ^rotcftanten in bobem
©rabc gemonnen l^otte ; IBif^of Don ^bi^o^^^Pb^ö
ber irif^e granciScaner 6gan, ber bie Heine Pfarre
bafelbft 5u boffnungSDoÜer IBIüte gebrad^t bcitte;
93i)d^of Don IBarbStomn ber unermübli^e ^bbe
t^Inget, ber gan^ jf entucfp burd^manbert unb aud^ in
Snbiona TOijfionSftotionen gegrünbet botte. S^m
erften Sifd^of Don 9Jctt) ^orf mürbe ber irifd^e
Dominicaner SucaS Koncanen auSerfeben; ber«
felbe ftorb aber in Stauen, obne fein 3lmt antreten
ju fönnen, unb erbielt 1814 in feinem DrbenS-
bruberSotin^onnoili) einen 3lad^foIger. Snsmifd^en
Dcrtoaltete 93ifd)of Kb^DeruS aud^ bie 3)iöcefe 9lem
^orf. ®urd^ ben ^lufd^lufe Don Souiriano on bie
Union (1812) tam au^ bie früher (1793) Don
dnha obgcjmcigte ü)iiffionSbiöccfe 5Rem Orleans
unter bie Oberleitung beS firjbifd^ofS ßanoH, ber
ibr an bem ^rieftcr fiouiS S)ubourg einen auS«
gcjeid^netcn 9lbminiftrator Derfd^offte. ®amit mar
baS ScbenSmerf 3obn SarroIlS DoHenbet; am
2. fficcember 1815 Derfrf)ieb er fanft unb feiig im
pcrm. — Seine näd^ften D^ad^folger, ber frübere
äejuit Seonbarb S^eale (1815—1817) unb ber
; Sulpicianer ^JlmbroS TOoredEjal (1817—1828),
' fübrten boS begonnene SDßerf rüftig meiter. 9lm
31. 9Wai 1821 fonntc bie ßatbebrale Don «alti»
more confecrirt merben, bis babin ber ftottlicbfte
471
9iorbaincrtfa.
472
St\xä)tt(bau beS ganzen fianbeS. 9lu8 Suropa floffen
anfel^nlid^c ©oben ; bcr SScrfauf bcr ©i^plä Je oflein
ergab 40 000 ® ollarS. ©crabe baS §freitoiUigf citS-
f^ftem bereitete inbe^ ber oufblül^enben Stxxd^t aud^
emftlid^e ©d^ioierigfeiten. Vermöge beSfelbenfonn-
im pd^ einzelne ^riefter toic fiaien, befonbcrS bie
f og. IruftecS (ftirci^eTtöerttjaltungMtl^eX fel^r ftarf
in bo8 ßird^enregiment etnmifd^en unb bie SBirf«
iatnfeit ber bifd^öflid^en ©eioalt burc^freujen. 2)er
)emofratif d^e 5lnfd&cin berortiger Unabl^ängigfeitS-
beftrebungen gefiel ben ^roteftanten unb fanb bereu
Unterftüjung. Sutriguaute ©eiftlici^e toufetcn niit-
imter jogar bie Kongregation ber ^ropagauba
fär i^re $Iöne ^u geu)innen. @o n)urbeu ol^ne
SJorttJtflen be§ ©rsbifd^ofS SKoröd^al (11. 3ulii
1820) 5mei neue ©iöcefen, SRid&monb (für SSir- i
ginia) unb Sl^arleSton (für bie beiben Carolinas),
Don Baltimore abge5n)eigt unb 9ifd^5fe für bie*
felben ernannt ; bie gange 2)iöcefe äüd^monb aber
beftanb nur auS jmei l^önbelfüd^tigen irif d^en ® eift«
n^en unb @emeinben, n)eld()e bem ernannten IBi«
fd^of Dr. ftell^ balb nad^ feiner 5lnfunft ben 3""
tritt in bie jfird^e Denoel^rten unb bie $ropaganba
td^Iieglic^ nötl^igten, Dr. RtUr) abzuberufen unb
lie S)iöcefe Don 1822 m 1841 mieber unter
bie birecte SSenoaltung be§ Srgbifd^ofS ju fteUen.
Sol^n ßonnoU^ 0. P., jtoeiter Sifd^of üon 5Rctt)
^or! (1814—1825), fa^ ftd^ Don feinem Amts-
antritt an in bie unerquidflid^ften @treitigleiten
mit einigen feiner ©eiftlid^en unb miber^aarigen
IrufteeS üerwidfclt. 3)ie fatbolifdEjen 3ren ftritten
unter ftd^, unb bie proteftantijd^en Orangemen be«
Kmpften bie ßatl^olifen mit offenen Angriffen.
9lur burd^ allerlei Soncefftonen xoanh fid^ ber S3i-
f d^of 5tt)if ^en aSen biefen @d^tt)ierigleiten burd^ mit
nur 6 $rieftem für bie 80 000 loeit jerftreutcn
©laubigen in IRett) ^orl fclbft unb mit 4 anberen
für bie ebenfo jal^lrcid^e 93cööl!erung bcr übrigen
®iöcefe. Unter bem ewigen ©trcite war nod& fein
Seminar, nod^ feine l&öl^ere ©d^ule gegrünbet. —
3tud^ ber britte Sifd&of oon 5Keio ^orf, Sol^n ®u-
boiS (1826—1842), l^atte ttäl^renb feiner ganzen
9tmt§t)ermaltung mit ber Slnmagung unb ^errfc^»
fud^t ber 2:ruftee§ ju fömpf en, bie i^m einmal fogar
baS SefeJungSred^t an feiner eigenen ßatl^ebrale
ffareitig mad^ten. 9}od^ Diel Der^öngnigooIIer wirfte
baS Zruftee-Unmefen in ^l^ilabelpl^ia, wo auf ben
berfiorbenen QfranriScaner 6gan ber 73iä^rige
Dr. gonweH alS »weiter Sif^of (1819—1842)
folgte. ©leid^ bei feinem Amtsantritt \a^ er ftd^
genötl^igt, ben Pfarrer feiner Satl^ebrale, §ogan,
}u fuSpenbiren; biefer üerbanb fid^ mit einigen ber
2aientruflee§ unb öerbrängte ben 93if d^of auS feiner
eigenen Sat^ebrale, weld^e burd^ eine blutige @d^Iö-
gerei entweil^t würbe. SS fam in @d^iSma unb
änterbict ; ber S3if d^of öerfud^te ben ©treit burd&
ein Kompromiß beizulegen, ging aber babei )u
weit unb würbe be^l^alb »ur SSerantwortung 1828
nac^ 5Rom berufen, wo man ftrcng auf ben gorbe«
rungen beS fird^Iid^en Sied^teS beftanb. S)iefe unb
öl^nlid^e ©treitigfeiten bilben einen leiber nid^t un»
erl^eblid^en Ü^M ber JKrd^gefd^id^te bet ber-
einigten ©tauten. 3)aS ]^ei|blütige Xemperament
ber 3ren fpielt babei eine l^roorragenbc Stofle;
bod^ famen öl^nlid^e iBerwidlungen aud^ in beut-
fd^en ©emeinben t)or. ©ro^e ©d^ulb trifft babei
unbotmäßige, mitunter ftttenlofe ©eifUi^ie, Don
benen einige mit offener Apoflafie enbeten, mib
Saien, bie um fo me^r in bie fird^Iid^ fßttffiäß
niffe l^ineinregieren woSten, ie weniger pe feürft
il^re fird^Iid^en ^pd^ten erfüllten. 95ie Oigoni-
fation ber S)iöcefen 92ew $ort unb ^l^ilobdp]^
würbe baburdd um mehrere S(a^r}el^nte Dergögert
Aud^ in biefen ©d^wierigfeiten »eigte fid^ inbe| bie
ftegreid^SebenSfraft ber fat^olifd^en mc^ SBurbe
bie Organifation aud^ Dei^ögert, fo würbe fte bo4
nid^t DdUig ge^inbert UeberaQ entfianben nene
©emeinben, jfird^en, ©d^ulen, SBo^ltlgöttgfeitfi-
anftatten. Sinen blül^enben 9uffd^wung nahmen
t)or AOem bie 2)i5cefen Baltimore unb Sorbdtottm.
93on ber lejtem würbe 1821 baS neue 93i8t^
Sincinnati abgezweigt unb bem eifrigen S)omiiiica«
ner Sbw. 2)om. ^^nwidC übergeben. 93if d^of Sftaget
Don SarbStown überlebte mit feinem langen Spifco«
pate (1808—1850) brei il^m }ugetl^eilte ^ilfft-
bif d^5f e unb legte ben ©runb p ben S)iö€efen 93in-
cenneS, Slafl^Diüe unb SouiSDiQe. Senebict 3ofep(
^enwid S. J., an'eiter SBifd^of Don Soflon (1825
bis 1846), nad^bem SBifd^of Sl^eDeruS itod^ Suropa
jurüdtgefel^rt War, unterrid^tete felbft in feinem
^aufe eine Anzal^I junger SIerifer in ber ^l^Io«
fopl^ie unb Xl^eologie, bis eS il^m mdglid^ war,
ein ©eminar }u grünben. Sfür weltlid^e Srsie^ung
forgten fd^on Dier l^ö^ere unb mel^rere ntebere
©deuten, barunter eine befonbere für bie änbioner.
©egen 1829 aöl^lte 9{eu-englanb fdbon 14000
flatl^olifen mit 8 ^riejiem unb 16 ifird^ 3n
bem erften S3ifd^of Don S^arleSton, Dr. Sng*
lanb (1820—1842), erhielten nid^t nur bieTOtf-
ftonen ber beiben Carolinas einen feeleneifrigen
^irten, fonbem ganz Amerifa einen auSgejeid^
neten Apologeten unb SontroDerftften, ber fid^ Ue
Ad^tung ber ^rotejianten in l^ol^em ©rabe erwarb,
bie ür(^lid^en ^tä)tt meifter^aft Deril^eibigte unb
allen Angriffen gewac^fcn war. (£r erblirfte ben
©runb beS 2:mftee«UnwefenS l^auptfäd^Iid^ in bem
93erfaufberJfird^enpIöJe,benbieffat]^oIifenDonben
$roteftanten l^erübergenommen batten, unb wollte
biefe ©itte beßl^alb einfad^ abfd^affen. 2)iefeffie
l^atte ftd^ inbeß fd^on zu fel^r eingewui^elt, unb
man begnügte ftd^ barum, bie SRad^t ber ZrufteeS
unb bereu Saienregiment in anberer SEßeife )u
bred^en. — 3n ber S)iöcefe 5Rew Orleans, weldje
Souiftana unb bie beiben tJ^oriba umfaßte wib
frül^er zur ^roDinz ©anttago Don Suba gel^drt
batte, l^errfd^ten fel^r trübe Suftönbe, als Abbi
S)ubourg bie geiftlid^e Seitung übemal^m. Um
äSanbel fd^affen zu fönnen, ging er nad^ IRom, wo
er 1815 zum 93ifd^of ernannt unb geweil^t würbe
unb baS 9]öt^ige mit ber ^ropaganba Derabrebete.
Sr brachte auS Europa frifd^e, tüd(|tige ^ilfsfrftfte
mit, gewann UrfuHnerinnen, 2)amenDom]^eiIigen
473
9lorbQmerifa.
474
^fn, 0Hf^8)mefler Dom 1^1. SSincen), @d^u(-
bnbcr, Sefuiten unb Sajoriften für fein toeiteS
ImtSgebiet, errid|tete ein neueS ÜJlifftonScentrum
tB 6t Souid, l^ielt in 3ltto Orleans eine S)i5€efQn-
tmobe (1820), orbnete bie Serl^öltniffe in ÜRifjoun
ob gfloriba unb beantragte bann in 9iom felbft
MeZddlung bed umfangreidden SRifftonSgebieteS.
Hl 8if4of eines neuen Si^eS in @t. SouiS, ^b-
nrifhaiDi tum 9teu Orleans unb beS a))oftoU-
Hrn Siconotfi aRiffifftppi trat 1827 gunä^ft ber
Sminiconer 3of- 9tofati an feine @teSe, ba S)U'
knxg bei Döllig erfd^öpfter (Sefunbl^eit auf biefelbe
Mji^ten multe. ^üx Slabama xoax baS Sal^r
jDDor ein opofiolifd^eS ißicariat in ÜRobile errid^tet
iorbcn, an beffen €pi^e VI. $ortier^ Sijd^of t)on
Clrna L p., trat. Sm 3. 1829 tt)urbe er ^um
oflen Sifd^of don Vlobile, ber Seigier 8eo Stai-
nnb be !Redere }um Sifd^of Don 3lttD Orleans
cnunmt, fo hob ber @üben nun 8 SiStl^ünter
Mai 9lad^ 20iö(rigem 93eftanb umfaßte bie Sra«
MkefeSoItimorenunmel^r 10 SuffraganbiStl^ümer
Bt etiDa 500000 ffat^olifen. S)ie Si^biöcefe
i^Ite allein fd^on 52 ^riefier. 9luf bie 407 000
finDo^ner WarqlanbS red^nete man 60 000 bis
80 000 Jtat^olifen, auf bie 33000 ßinmol^ner
M SMfirictS (Solumbia 6000—7000 ffat^o-
fifm. Sie €tabt Baltimore l^atte auger il^rer ^i^t»
brale nod^ 3 iürd^en unb eine ffapeSe; SBaj^ing-
toä ^tte 8 ftir(|en; ©eorgetomn, Sle^anbria,
SnboiAtonm, Sane^totmt, SmmittSburg unb
boMiiüton Ibotten ftdnbtge ÜRifftonSpfarreien.
ln|er ben SoOegien ber Sefuiten unb ber @ulpi«
daan befianb ie ein fflofter ber ißifttation unb
ber Sarmeßtcrimten; bie 3abl ber barml^er^igen
^toefiem uberfHeg fd^on 100.
VIII. ®ie 3«^t ^^^ ^roüinjialcon»
eilten (1829—1852). SamcS SBl&itficIb, tncrtcr
erjbifcbof Don »altimore (1828—1834), berief
onr Einfang October 1829 feine @uffragone ^um
einen $ronin}iaIconciI. t$ür bie norbamerifanijd^e
ftircbe begann bamit eine neue 3cit : bie 3^^ d^'
meinfamer umfaffenber Organisation mit 9iüd'
fidit auf bie oor^nbenen Sigenttiümlid^Ieiten unb
3uf:änbe beS fianbeS, ober in engftem Stnfd^Iug
an %om unb an bie ial^rj^unbertalte ©efe^gebung
nib lleberlieferung ber fatl^olifd^en JKrd^e. S)em
af.en Soncil folgte 1833 ein smeiteS. S)er 9iadd-
fclQfT SSB^itfielbS, Dr. ©amuel(?cctcfton, ber fünfte
«rjbifcftof (1834—1851), l^iclt in ben näd^flen
12 3a^rtn nic^t meniger alS fünf $roöinäial=
omrilim (1837, 1840/lW3, 1846, 1849). 9luf
tm elften tagten 6, auf bem legten 25 IBifd^öfe.
Son ben gmei Srjbifd^öfen toat SBl^ttftelb ge=
borener Cnglönber, ©cclefton Slmerifoner (auS
naiplanb), beibe tüd^tige tl^eologen unb SD^iffiO'
nre, ber erfte alS bifd(|5f lid^er Soabjutor, ber an«
hct als @eminarregenS für fein 9Imt föol^I Ijeran*
gekbuIL Snbere (^örbcrer unb t^ül^rer biejer con>
riKarifcben S^atigfeit maren: ber ermähnte ^polo«
Od Dr. CFnglanb, Sifd^of DonSl^arleSton; f^ran^
^atrid fienrid, britter Sifd^of Don $^i(abelp^ia.
unb 3o]&n§ug]deS, feit 1837 goabiutor, Don 1843
an Dierter S3if (|of unb Don 1 850 an erfler ©rjbif d^of
Don $Rett) ^orf ; afle brei maren 3ren Don ®eburt.
S)er (entere, als ihnb armer SluSmanberer no^
9lmeri!a gef ommen, erft Saglö^ner, bann ©örtner,
arbeitete fid^ burd^ eifemen gleife unb felteneS
Xalent }u einem ber erften Stebner unb $ubliciften
9lmerifa'S empor. 6r gumeift l^at bie ®iöcefe yitto
^orf aus i^ren enblof en SBinen l^erauSgeriffcn unb
näd^ft Baltimore ^um tt)id(|tigften Sentraifi^ beS
religiöfen SebenS erl^oben.
3u ben ^auptberatbungSgegenftönben ber ge-
nannten Soncilien gel^örten: bie Slnbal^nung unb
ßircumf cription neuer ©iöcefen ; Sfeftf e^ung unb
S^meuerung ber ürd^Iid^en S)iSciplin; ^röDentiD«
magregeln gegen bie obmaltenben eigenartigen
©efobren (tt)ie Blifd^el^e, confefftonSIoje ©dftule,
f d^Ied^te treffe, Xrunlfuc^t, gel^eime ©efeüfd^aften
u. f. tt).) ; enblid^ ^Regelung oeS ürd^Iid^en ßigen-
tl^umS unb ber tird(|Iid^en Sermaltung gegenüber ben
@(^tt)iengleiten, meldte baS t^freimiHigleitSf^ftem
barbot. ^or SlQem tt)urbe in biefer ^inftd^t ber
©runbfa^ jur ©eltung gebrad^t, bog aUe frommen
(Sd^enfungen ^u gotteSbienftli^en unb religiöfen
3toedten ber jfird^e gel^ören unb begl^alb Don ber
fird^Ud^en Obrigleit ^u Dernxtiten ftnb, unb ^mar,
tt)ofem eS ftd^ nid^t um religi5fe Orben l^anbelt,
Dom Sifd^of. ©arauf fugt ber weitere Sefd^lug,
bag bie SSifd^dfe baS fömmtlid^e jfirdftengut mit
DoUem SRed^tStitel auf il^ren eigenen IRamen (als
fee simple, nid^tblog alStrust) beft^en unb Der*
malten f oQten, unb bag alle Xitel berjenigen, meldte
bie ©üter burd^ 3ncorporationSd^arter Dor bem
bürgerlid^en gforum befi Jen, auf ben 53eft Jtitel beS
Sij^ofS jurüdfjufül^ren feien; bog bie ®ifd^öfe
bemgemög genaue Snoentare über fämmtlid^eS ffir«
d^engut ju führen l^ötten; bog Saien unb ©levifer,
bie baSfelbc feinem ©tiftungSjmedfe entfrembeten,
ben Dom Xribentinum ouSgcfprod^enen ©trafen
unterlägen. ®ie Sifd^öfc i^rerfeitS mürben an»
gemiefen, für bie ©id^erung beS ffird)engut§ Dor
bem meltlid^en gorum ju forgen, bie bürgerlid^cn
S3efijtitcl, mo bieg möglid^i, burd^ Sncorporotion
ju ermerbcn ober, mo bieg nidE)t möglid^, boS
ftirdftengut burd^ Seftament fid^erjufteflen. ffien
^rieftcm mugte, bei ber precören Sage ber 9Ser»
moltung, eingefdEjorft merben, baS il^rer Obforge
anDertraute fiird^engut pftid^tgemög unb getrennt
Don il^rem ^rioatDermögen ju Dermalten, il^re
f^ixdit nid^t mit ©d[}ulben unb 9Serpflirf)tungen ju
beloften, ol^ne 3uftimmung beS ®ifc^of8 unb ol^ne
SBiffen jUDerlöfpger Vertrauensmänner feine gröge»
ren ^luSgaben ju morf)en. ®urdf) biefc 9Sor jdjriften,
bie ebenfo bem ff ird()enred^t olS bem meltlid^en JRed^t
ber ©taoten Wed^nung trugen, mar baS 3;ruftee«
Unmefcn oHerbingS nod^ nic^t befeitigt. 3n $ÖiIa-
belpl)ia unb S^ett) ?)or! beburfte e§ ber fflugl^eit
unb gncrgie eineS 93i{döofS ffcnrirf unb §ugöeS,
um enblidd boS Saicnregiment ju bred^en. Sei
biefen f d^mierigcn ff ämpf cn toaren inbeg nidE)t blog
bie conciliarifd^en Jlormen an fid^ Don l^ol^er Se-
475
Ütorbameiila.
476
beutung; baS genteinfame, ein'^eitlid^e SSorgel^en
ber ftird^enfürften unterftü^te bie einjelnen auf d
^iQd^brüdltd^fte unb gab il^rer ^l^ötigleit eine Jhaf t
unb ßinl^eit toeld^e gegen bie inneren gfel^ben unb
bie 3^fpliit^^un9 b^^ @ecten großartig abftad^
unb felbft ben ^rotejlanten ^d^tung ein^5^te.
S)a3 SQBad^Stl^um ber Union, meld^er 1836 bis
1850 bie Staaten »rfanfaS, SKid^igan, gfloriba,
%tiali, 3oma, SQBiSconftn unb Kalifornien bei«
traten, fomie bie ftarle SSerme^rung ber ff atl^olilen
burd^ neue Sinmanberung erl^eifd^te rajd^ nad^
einanber bie ßrrid^tung ^al^Ireid^er neuer SiS«
tl^ümer. 3" ben öor^anbenen 11 ®iöcefen (1. Bal-
timore, 2. Softon, 3. ^I^ilabelpl^ia, 4. 5Kem ?)orl
5. 99arb§tomn, 6. 3lm Orleans, 7. ß^arleSton,
8. Slid^monb, 9. ßincinnati, 10. @t. SouiS,
11. aWobile) traten: 12. Detroit (für SKid^igan,
1833); 13. SincenneS (für 3nbiana, 1834);
14. ©ubuque (für ^om, 1837); 15. 5Raf]^t)iUe
(für 3:enneifee, 1837) ; 16. Katd^ej (für SKiffiffUJpi,
1837); 17. 2Hontere9 (für galifomien, 1840);
1 8. ^ittSburg (für ^ennf^löania, 1843) ; 19. 6^i-
cago (fürSainoiS, 1843); 20. Sittle SRodC (für
artanfaS, 1843) ; 21. ^artforb (für Eonnecticut
unb a^obe 3§Ianb, 1843); 22. 9Kil»au!ee (für
aOBiSconfin, 1843); 23. Oregon 6it^ (für Oregon,
1846); 24. SBaOa SBaUa (für SBaf^ington Serri«
tor^, 1846); 25. ©alöefton (für 3:eja8, 1847);
26. Suffalo (für 5Re» ?)orr, 1847); 27. Sleöelanb
(f. O^io, 1847) ; 28. Sllban^ (f. dUto ?)or!, 1847) :
29. SB^eeling (für Sirginien, 1850) ; SO.gaöannal^
(für ©eorgia, 1850); 31.©t.$aul (für SDUnne-
fota, 1850). ©aju erhielt no^ ba§ Subianer»
lerritorium einen apoftolifd^en SBicar mit bifd^öf«
lid^er SBürbe an P. 9Kiöge S. J. gin treues 93ilb
beS bamaligen S^iffionSlebenS im 9Beften gibt baS
t)on Sifd^of WartQ gefd^riebene fieben beS erften
Sifd^ofS unb Sr^bifd^ofS Don Wilmaufee, 3ol^.
SWartin §enni, eines ©d^mei^erS, ber 1828 alS
iunger Klerifer nad^ 9tmerifa fam, als ^riefter
in ber ®iöcefe ßincinnoti »irfte, in Einrinnoti
20. 3uli 1837 ben ^SBal^rl^eitSfreunb", bie erfle
latl^oUfd^e S^itung in beutfd^er @prad^e, grünbete
unb am 19. SKärj 1844 ebenbajelbft jum erften
93if d^of für SKilmaufee conf ecrirt mürbe. Ser ©taat
SQBiSconfm, ben bie Siöcef e umfaßte, jäl^lte bamalS
auf etma 70000 ginmol^ner ungefäljr 20000
ffatl^olifen, bie in 20 ©emeinbcn öercinigt maren
unb jufammcn 6 ^riefter Italien; 12 ©emcinben
befud^te er monatlid^, bie anberen öicrteljäf)rlid().
91IS ber „^atriard^ beS WorbmeftenS" (7. September
1881) ftarb, maren auS feiner fleinen TOiffionS-
biöcefe ein ßrjbistl^um unb brei ©uffrogoubis«
tl^ümcr gemorben mit 312 800 ffat^olifcn, 471
ßird^en, 337 ^rieftem, 162 fat^oIifd[)en ^forr-
fd^ulen, 14 l^öl^eren Se^ranftalten unb 15 ffijot)!-
tl^ötigfeitSinftituten. SBie Sifd^of §enni, f o tl^il»
ten bie SBijd^öfe beS SBeftenS f aft ausnahmslos bie
fd^mierige, opfertJoHe Pionierarbeit il^reS ßleruS
unter ßoloniften unb 3nbiancm, mö^renb bie
Sifd^öfe beS OftenS bereits mit ber Uebercultur
unb bem ßlenb mobemer (Bro^ftöbte m ringen
l^atten. %IS ber ^SIBa'^rl^eitSfreunb'' in Cincimioti
gegrünbet mürbe, gab eS in benSereini0ten@taaten
erft fteben fatl^olifd^e Slötter, bie ade nur einmal
möc^entlid^ erfd^ienen: The United States' Gatho-
licMisceÜany, dharleston; The Gatholic Tele-
graph, Cincinnati ; The Catholic Herald, Phil-
adelphia ; The Shepherd of the Valley, Si
Louis ; The Green Banner, New York ; The
Truth TeUer, New York ; The Catholic Ad-
Yocate, Bardstown. Obmol^I mit feelforgerli^c
Slrbeit überl^öuft, na^m fic^ ber ßleruS mit ma(t<
f enbem Sifer ber treffe an, unb bur^ bie So»
Derfion beS OrefteS %. Sromnfon (October 1844)
gemann bie fatl^olifd^e @ad^e einen ber erften amerii
tanijd^en ^ubliciften unb beffen Quarterlj Be-
yiew. — 3Bie bie ^uSmanberung unter anbena
jmeibeutigen Elementen mond^e fij^led^te $rb>
fter nad^ ^Jlmerifa brad^te, fo erhielt baSfelbc on^
aus Suropa eine nid^t geringe Slmo^I ber auS*
gejei^netftcn SKifftonäre, 3ren, SDeutfdJe, itUß
Itener, gtansofen, Spanier, IRieberl&nber, Seigier,
Sd^meijer, $oIen. Snöd^tlatlgoIMerSBeifenain
bie ganje alte SBelt an bem Slufbau ber amerifoi
nifd^en ffird^e t^eil. gfür bie Snbiancr tmtrbe in
aOen S)i5cefen, mo fold^e fid^ fanben, ßebeodb
@orge getragen unb, fomeit mBglid^, eigene 9Rif"
ftonSftationen unb @d^ulen errichtet. %u^er bot
IBifd^öfen plaget, 99araga u. 91. ermarb fi^ oaf
biefem ©ebiete befonberS ber belgifd^e Sefuit $eiic
% be @met gro|e SSerbienfte, ber fd^on 1821 na4
Slmerifa fam unb, nad^bem er 1827 pm $riePcr
gemeit)t morben, ftd^ gang ber €eeIforge Bei ben
3nbianem mei'^te, erft bei ben OfageS unb ^ottO"
matomicS am ftanfaS't$Iu|, bann (oon 1840 mO
bei ben t)erfc^iebenen @tömmen ber gfelfengebirgt
3m 3. 1844 brad^te er eine gange @d^aar feiner
OrbenSbrüber ouS ßuropa gu i^nen unb grilnbete
ga^Ireid^e Stationen.
2)ie canabifd^en @ettler in Oregon er^ieOea
fd^on 1838 einen apoftolifd^en Sicar, 9nfgr.99Imi-
d)z\, ber ftd^ ebenfaÜS eifrig ber Sefe^rung ber
3nbianer mibmete; 1845 marb er in SRontRoI
5um IBifd^of gemeil^t, fd^on baS Sol^r borauf f/m
Srgbifd^of t)on Oregon SitQ erl^oben; bie Srrid^
tuug ber Jlird^enproDing Oregon Sit!) erfolgte in-
beg erft 1850. @t. SouiS mürbe 1845 gum erj-
bifd^öflid^cn @i( mit ben SuffraganbiStl^umeni
Sl^icago, S)ubuque, SRilmaufee, 9la)]^t)inc unb
@t. ^aul. 9tm 19. 3uli 1850 mürben auc^ bie
IBifd^öfe t)on 9iem ^orf, Sincinnati unb 92ei9
Orleans gu Srgbifd^öfen er'^oben unb fo baS Sfin^
bergebiet ber Union nunmeldr in fed^ ftir^-
proöinjen getl^eilt.
IX. S)ie 3^it ber ^lenarconcilien
(1852—1892). am 9. TOai 1852, nur ein aW^
nac^ bem ^obe ßrgbifd^of SccIefionS, tDeld^er mit
nur 8 Si)(4öfen baS brüte $roDin)iaIconci( ge«
feiert l^atte, eröffnete Oftang $atridf ffenricf, fed^ter
Srgbiic^of t)on Baltimore, als 2)eIegot $iuS' LL,
umgeben Don 5 Srgbifd^ofen unb 25 9ifd^5fen, baS
Ütorbamerila.
478
IHenot- obct 9{atiotiQlconcU ber Siereinigten
en. StvxnA nmr 1796 )u ^Dublin geboren
B Stom 1814—1821 jum $riefter l^ernn«
rt; er ^e old funger SRiffionor in ffentutft)
bk SNu^fale ber erften Sßionierjeit burd^»
% 1829 afö Slgeologe bed Sifd^ofS ^a^ti
^ ^odingiolconcil beigettol^nt feit 1830
ßroDin^ioIconcUien mitgema^t unb alle
fe ber jitDeiten ^eriobe mitgeftritten. %fö
10 M SBif^of in ^l^ilabelpl^ta eimog, mel^r-
n bie Xrufieed ben Eintritt in bie Sotl^ebTale,
in ein ^efierfeminar einjurid^ten, mu^te er
mmer feiner SRietl^mol^ung a(8 Sl^eologie-
bemi]^ 3m 3. 1845 brannten il^m bie
Bo^gS mehrere berntül^fam erbauten fiir-
ieber. Salb aber reid^te ba§ flattlid^e @emi«
r bie 3o^I ber @d^uler nid^t mel^r l^in ; alle
öcefen ^tten bereits mentg{!en§ l^öl^ere Seigr-
en, meiere aud^ ^riefterfeminare; über
Rird^en unb StoptUm erl^oben fid^ burd^ ba§
Bebiet ber Union, unb bie latl^olifd^e ftird^e
iK eine 9Rad^t ba.
e ber ^ouptarbeiten bed $lenarconciI§ xoax
teber 10 neue Sidtpmer ^u planen, ba
It^ung bringenb nötl^ig gett)orben mar.
S Secrete erfhedtten fid^ auf bie Derfd^ieben»
mSRaterien: Snerfennung be§ ))(ipftlid^en
id unb bed SoncilS oon Srient, ^uSbel^nung
coete ber fteben ^roDinsialconrilien t)on
lore auf bie gefammte Union, Snnal^me
ftn^eUIid^ Kitu§, ßinfc^örfung ber Steft»
i^^ ber Sifd^öfe, Sorftd^t3ma|rege(n bei
^me frember ^priefter, ^Ibgrenjung ber $farr-
e u. f. tt). 99efonberg mürbe barauf ge«
n, ba| 5u jeber ffird^e eine fatl^olifd^e $farr>
^egrünbet merbcn foBe, für jebe ©iöccfe ein
rfeminar, ober njcnigftcnS für jebe ffird^en-
\ ein größeres ^riefterfeminar. ®ie @in-
ung ber ^rufteed mürbe oon !Reuem ein>
ft, TOifd^el^cn unb ginfegnung ber Sl^en
nid^tfat^olifd^e ©eiftlid^e ftreng üerpönt 2C.
liiid^e ®ecrete mürben (26. ®tpt 1852)
loMte beftöHgt. ®er apoftolifc^e S^untiuS
, ber im folgenben So^te im ^Auftrag be§
8 bie Union berei§te, mar l^öd^Iid^ erftaunt
:e geUKiItige Sntmidlung, meldte bie ilird^e
t genommen. S)iefe Sortfd&ritte mürben
nid^t ol^ne fd^mere ^nfed^tung errungen.
(ten SSerleumbungen gegen bie fatl^olifd^e
befonber§ gegen il^rc Drben, mochten oud^
rrifa bie Shinbe. Qfonatifd^e ^rebiger ber
benflen Secten, ungläubige ^gitotoren, be»
' aber bie gel^eimen ©efeüfd^aften fül^rten
treffe einen ftänbigen ftleinfricg gegen fie,
eber^olt gelang e§, aud^ bie Waffen miber
i^Iifen aufgurei^en. %m ll.^uguft 1834
ein ^öbel^aufe au§ IBofton, t)on bem
lyman Seed^er oerl^e^t, baS Urfulinerinnen»
9tount 99enebict unb legte e§ in ^fc^e.
t 2)imenfionen nal^m bie fogen. „^\)\h
a KM" (3. SWai bis 5. 3uli 1844) an^
2 fatl^olifd^e ftird^en mürben niebergebrannt, eine
jmeimal entmeil^t unb ebenfalls in Sranb ge«
ftedft, ein Seminar, eine mert'^üoHe Sibliotj^ef,
2 ^fanl^dufer unb 40 SQBol^nungen ber ff atl^olüen
}erft5rt, gegen 40 ffat^olüen gelobtet unb ebenfo
Diele fd^mer Dermunbet. @elbft bie SRegierungS-
tru))pen mürben t)on ben aufftönbifd^en $5bel-
l^aufen angegriffen, unb crft mit ^lufbietung
größerer 3:ru))penmad^t (onnte ber Sufrul^r ge>
bömpft merben. Suropöif d^e tjflüd^tlinge Don 1848,
befonberS ber 9))oftat ©aDajgi, fadsten nad^ eini-
gen rul^igeren S^^^^ten ben Fanatismus }u neuen
©luten an. 6S bilbete fid^ bie 93anbe ber fogen.
ffnomnot'^ingS, meldte eS junöd^fl barauf abjagen,
bie ffatl^olifen l^erauSjuforbem, um bann gemalt-
tl^ötig gegen fte t)orge|en ^u fönnen. 3laä^ tumul-
tuarifd^en SSerfammlungen im ®ecember 1853
mürbe ber Äampf miber bie ffat'^olifen offen auf
ben ©trafen gejjrebigt. 9lm 3. 3utt 1854 jer-
ftbrte ber $öbel bie ffird^e Don SRand^efter (92em
^ampfl^ire) unb befd^äbtgte aQe ^öufer ber ffatl^o«
lUen ; bie ftird^e Don Sord^efter mürbe mit ^ulDer
in bie Suft gef:prengt. 9lm 8. 3uli 1854 entmeil^te
ber ^öbet bie ffird^e in SBat^ (9Raine) unb legte
fie bann in «fd^e ; als Sifd^of SaDib 3B. Sacon
(18. $RoDember 1855) bie feierlid^e ©runbftein-
legung einer neuen ffird^e Dome^men moOte, mürbe
bie Serimonie gemaltfam geftört, bie Sl^eilne^mer
mig'^anbeU, ber Ißla^ gefd^änbet. 6in 3ug Don
Drangcmen jerftörte (4. ©ejjtember 1854) bie
beutfd^e ftird^e in 92emarf bei ^tUtm Sage ; ben
8. 5RoDember 1854 traf baSfelbe ©d^idffal bie ftird^e
Don SBifliamSburg bei 5Kem ?)orf. Slm 14. De»
tober beSfelben Sa'^reS mürbe ber beutfd^e 3efuit
3o^ann ®apft ju gflsmortl^ (9Jiaine) überfallen,
feiner ftleiber beraubt, mit 3:^eer beftrid^en unb
ingebem gemöljt unb fo l^albtobt in einem ®raben
liegen gelaffen. 3ni 3uli 1855 oerfünbete ein
S^ationalconoent ber ffnomnot^ingS in $Rem ^orf
ben offenen Semid^tungSfompf gegen bie fatl^olifd^e
ffird^e unb il^re @d^ulen. Slm 6. ^uguft fanb ein
^öbelaufftanb in SouiSDille \iati, bei bem mel^r
als 20 ffatl^olifen umgebrad^t mürben. S)ie Satl^e-
brale felbft mürbe bebrol^t; Sifd^of ©palbing
übergab bie ©d^lüffel bcrfelben bem TOoi^or ber
©tobt, einem erflärten finomnotl^ing, ber je^t Dor
ber 3Serantmortlid^!eit erfd^rad unb ben 9lufftanb
nieberfc^lug.
®er meitere SluSbou ber §ierard^ie nal^m in»
gmifd^en feinen rui&igcn Qfortgang. ®aS raf d& auf»
blül^enbe Kalifornien befam 1853 einen Srjbifd^of
in ^an SfranciSco, bem ber 93if d^of Don ^onterei^
untergeorbnet mürbe; auf ber erften ©iöcefanf^nobe
Don ©an gfranciSco (1862) tagten bereits 44 ^rie»
fter. ebenfalls 1853 mürben Don 9iem ?)or! bie
neucnSiStpmer Sroofl^nunb Wemarf abgcjmeigt ;
Don ^ittSburg 6rie ; Don ©etroit baS apoftolifd^e
93icoriatDber=9Kid6igan ; Don fiouiSDille, baS fd^on
1834 an bie ©teile ber ®iöcefc SarbStomn ge«
treten mar, SoDington ; Don 93ofton bie ®iöcefe
Surlington; Don $Rem Orleans bie ®iöcefe 5^atd&i»
479
92orbamertIa.
480
tod^eS. Sitte ebenfaüd 1853 geplante 2)töcefe,
DuiitcQ, t)Oit S^icogo abgejtoeigt lam ttid^t jur
Srrid^lung unb tourbc 1857 ttad^ Slltott öer»
legt. 93oit 93o[ton irurbe 1855 9Kame olä ®iö«
cefc ^ortlonb abgetrennt; öon 93incennc8 1857
bie ®iöcefe gort SBat)ne: ba§ öon ©etroit 1853
abgetrennte apoftoltfd&e Sicariat Dber-ÜWid^tgan
nmrbe 1857 pr ©iöceje 2Harquette unb ©autt
@t. ^arie erl^oben ; baS apoftoUfd^e SSicariat ff an«
fa§-92ebra§Ia ober mürbe in ^met getl^eilt. Um
nac^l^altig burd^jufül^ren, tt)aS baS $lenarconciI
oerfügt, würben in ben einzelnen ff ir(i^en})rot)in5en
^roDinjialconrilten gel^alten: in Baltimore 1855
unb 1858; in 3ltro ^or! 1854, 1857, 1861;
in gincinnati 1855, 1858, 1861 ; in ©t. SouiS
1855, 1858; in ?lett) Orleans 1856, 1860.
Unter 9Wartin Sol^n ©palbing, bem fiebenten
grjbifd^of öon ^Baltimore, öerfammelte pd^ (7. bis
21.Dctobcr 1866) bie norbantcrifanifd^e^ierard^ie
jum jnjeiten ^lenarconcil in Baltimore. S)em feier»
lid^en ©d^Iufe-Sebeum »ol^nte 9lnbrem Sol^nfon,
ber 17. ^räpbent ber 93unbeSret)ubIif, bei. ©icben
grjbifc^öfc unb 37 Sifd^öfe jeid^neten bie ®ecrete,
in meldten bie frül^er bel^anbelten ©toffe toeiter
t)räcifirt unb namentlid^ aud^ für bie 9^eger«©eel»
forge liebeöolle SBorfel^r getroffen »urbe. Sie pa*
triotifd^e |)alttmg ber fatl^olifd^en ©enerale unb
©olbaten, wie bie l^elbenmütbige ^2Iuf Opferung ber
barml^erjigen ©c^meftem wöl^renb beS ©eceffionS«
!riege§ (1861—1865) trugen nic^t wenig baju bei,
oiele Sorurt^eüe gegen bieftatl^olifcn ju jerftreuen.
S)ie Sefeitigung ber ©nat)erei burd^ baS 13. unb
14. ^menbement jur SSerfaffung bot ber ffird^e
mittfornmenen Slnlafe , ben befreiten Siegern ein«
gel^enbere gfniloi^gc sujumenben. ^ud^ baS zweite
ißlenarconcil unterbreitete ber ^ropaganba wieber
mol)IüberIegte SSorfd^Iöge ^ur Srri^tung neuer
93ifdöof§fi^e, weld^e bann in ber näd^ftcn 3fit jur
?Q[u§fü]^rung famen. ®ie 2)iöcefe SDUImaufee war
fo ftarf gewad^fcn, bafe fic 1868 in 3 SBiStl^ünter
gct^eilt werben tonnte: TOilwaufee, ©reenSa^unb
ßacroffe; ber 1875 crrid&tcten ftir^enproöinj TOil»
waufee würbe ^ugleid^ ba§ SiStl^um ©t. $aul unb
ba§ apoftolifd&e Sßicariat öon 9^orb»3Kinnefota ju-
get^cilt. 5Iu§ bem ®i§t^um ^l^ilabelpl^ia erwud^fen
1868 bie neuen ®iöcefcn ^arrisburg unb ©cron=
ton; öon ®uffaIo warb SRod^eftcr abgc5Weigt, öon
Sid^monb SBilmington, uon ©t. SouiS ©t. Sofepl^,
öon 6incinnati Kolumbus, t)on ©an Francisco
®xai SSaUet). 3m 3. 1870 würben bie ©iöcefen
©pringfielb (für TOaffad^ufettS) unb ©t. «uguftine
(für gloriba) errid^tet; 1872 DgbenSburg (5Kew
^orf) unb ^rooibence (5R^obe 3§Ianb); 1874
©an ^Intonio (3:eja§) ; 1875 aUcgl^ant) (^enn-
f^Iöania), beffeu Verwaltung inbcfe balb an ben
SBifd^of öon ^ittSburg gurüdffiel, unb ^eoria
OUinoiS); 1877ficat)enwortMffanfa§). 3m fol-
genben Sal^rgel^nt grünbete 2eo Xin. nid^t wcni»
2er als 20 neue®iöcefen: 1881 ®at)cnport(3owa),
Tanjas Eiti) (ffanfaS) unb Sirenton (9icw Scrfet)) ;
1 882 ©ranb WapibS (ÜJlid^igan) ; 1884 aWand^eftcr
(92ew ^ampfl^) unb ^elena (aObrntona); 1885
Omal^a (92ebraSla) ; 1886 SeOeDiOe OuinoiS),
©Qracuf e (92ew ^orf) unb ©acramento (Soltf ornim
unb 92ek)aba); 1887 fiincoln CRebraSla), ei^eQeiiiie
(SB^oming), Senuer (Solorabo), SBid^ita (Adn-
faS), eoncorb (ftanfaS): 1889 @t Slottb (^BOaUß
fota), SBinona (9mnnefota), S)ulut]^ (SRiimefota),
©ious gfalls (3)aIota), SameStoitm (3)Qtota).
S)urd^ biefe ©rünbungen tourbe fowo^I bie litd^
lid^e Organifatton ber O jlfiaaten nod^ ergänjt, olS
l^auptf öd^Iid^ bteienige beS SBeflenS in grofrniigßer
SBeife eingeleitet unb DoHsogen« W& Sotbereitong
5u weiteren SBiSt^mem ftnb bie folgenben apo«
ftoltfd^en Stcariate ju betrad^ten: 9loTb"(SaroIiiia
(errid^tet 1868), SBrownStriOe (3:esa8, 1874), Sti^
|ona (1868) unb 3nbian Ztmiott^ (1891). 3m
Saläre 1890 würbe für baS norbwefUid^ ScsoS
bie 2)iöcefe 'S)aUai errid^tet, im 3Stai 1891 boS
SiStl^um fieoüenwortl^ nad^ ffanfaS Sit^ (üdnfofi)
tranSferirt unb banac^ umgetauft 2)a8 opofiO'
lifd^e SBicariat Utal^ würbe 1891 jum SiSt^nn
©alt Safe, 3ba]^o 1893 sum SiStl^m Soif^ Citt,
enblid^ baS SBiStl^um S)ubuque. 1898 )um (Eq*
bistl^um er'^oben.
bereits 1850, alS ber allgemein beliebte Sifd^
ugl^eS 5um erften Sr^bifd^of Don 92etD jnorf e^
oben würbe, öugerte bie 9tegierung ber 95ereittig"
ten ©taaten ben SBunfd^, ba| einem ber oinnribi«
nifd^en ^rölaten bie S^re beS SarbinalaiS ii
S^eil werben möd^te. 9m 15. mac^ 1875 erfOlUe
$iuS IX. biefen SBunfd^, inbem er ben frfil^
Soabjutor unb 92ad^foIger beS Sr^bifd^ofS, 3o^
9J{ac SloSte^, jum Sarbinal ernannte. 3)ie (ff>
nennung rief in Slmerifa allgemeinen 3ubel 1^
öor. 'iRQä) bem Sobe beSfelben (10. October 1885)
gab fieo Xin. ber amerifanifd^en fftrd^e obermatt
einen Sarbinal, ben {ewigen neunten ßrjbifd^f
Don Baltimore, 3ameS @ibbonS. Unter bem Sot»
ft( biefeS ^rölaten alS apoftolifd^en S)elegateii
tagte (6.-27. 5Rot)ember 1884) baS britte ^lenof
concil k)on ^Baltimore, weld^em 18 Sr)bifd^5fe,
57 IBifd^öfe unb 8 ©teat)ertreter t)on Sifc^öfoi,
7 9lebte unb ein ©eneraloberer beiwol^nten. 6m>
binal SJiac SloSfe^ war burd^ ff ranf^eit Derl^inbol
t^uger einem bogmatifd^en Slbfd^nitt, weld^er Ue
©octrinen beS SBaticanumS refumirt, befd^Sftigen
fid^ bie übrigen 2)ecrete mit lauter praftifc^en ^ta-
gen (ber Seform beS EleruS unb genauerer Orgo-
nifation ber ©eelforge, §eranbilbung beS SIentS,
ber ©d^ulfrage, bem ISBereinSwefen, ber SertDaltung
beS ff ird^engutS, bem fird^lid^en Segrabni^). SboB
Soncil bringt auf Srrid^tung ftanbiger Pfarreien,
foweit fold^e möglid^, unb fe^t bie tjfölle fe{!, in
weld^en ein Pfarrer abfe^bar ifi, befürwortet aud^
bie Sinfül^rung Don S)ecanaten unb beftimmt bie
Aufgabe ber S)ecane; jugleid^ werben aud^ für
eine freiere SWiffionSfcelforge, foweit bie Umftöttbe
cS er](ieifd)cn, bie nötl^igen Seftimmungen getroffen,
ber llebertritt öon einer ©iöcefe in bie anbcre ein»
gefd^rönft u. f. w. ©el^r auSfü^rlid^ ftnb bie Se»
ftimmungen über bie nieberen unb l^öj^eren Senil«
481
JRorbamcrifa.
482
norim unb Ue t^Iogif^e Silbung, unb baran
Ritt ft(( ber Sefddlul jur ©rünbung eines aü-
gnumeii ^ffvcn «SemmariumS" für bie gefanimte
nnon »mäf 9{orm einer loü^Iifc^en UniDerfttöt'',
selbes DöIIig unter Seitung unb 9ufftd^t ber 93i-
fiiftfc fiO^ f oOte. 3)ie Sförberung ber fat^olifd^en
fkeffe mirb fe^r einbringlid^ etnpfol^Ien, jugleid^
okr ben Sertretem berfelben bie emfie SJlal^nung
atteilt. ber fir^Rd^ Sod^e nid^t burd^ ^änbel-
p^ unb unbefugte ihitif ber fir^Iid^en Obrigfeit
|i f^oben. 3)ie @d^enfung einer 9Ri^ (Stoenbo-
IflK eolbtueü (800000 SoOard) unb freimiUige
jri^mnig Don 500000 SDoUarS burd^ Rubere er-
lögliAte bie rafd^ Sudfäl^rung beS UniDerfttötS-
)dane3; am lO.^ril 1887 mürben bie Statuten
te4 ben ^opfi genehmigt unb im September 1 887
9if4of Sttaat sum SRector ernannt. %m 24. 9Rat
1888 ourbe ber ®mnbßein gelegt unb am 20. 92o-
Miber 1889 bie neue Unioerfttöt in 9ntoefen^eit
te earbinöle ®ib6onS unb Xafd^reau, bed $rö-
fibraten ^Munifon unb anberer ](|ert>onagenben
Smmer feierlid^ eröffnet 9Rit ber ^ier Derbanb
fi4 bad l^unbertjö^rige Subiloum ber 2)i5cefe fSaU
timore. 9Reinungdt)erfd^ieben]^iten über bie Sd^ul«
fmge^ oelc^e im Sd^ofee bed ßpif copatS auftaud^ten,
ttranklten Seo Xm.. im gfrü^jal^r 1893 einen
apoftol^dfm Delegaten, SRfgr. gfrana ©ateEi,
■04 ben bereinigten Staaten }u entfenben. 2)er«
fdbe f<^8 feinen @i| in ber SSunbedl^auptftabt
SBofl^in^on auf unb befud^te als Stepröfentant
6l ^Uigfeit bie SQBettauSftellung Don S^icago.
lUer ben Serlauf ber Sd^ulcontrooerfe t)gl.
Woesie, La Question religieuse et scolaire
anx Etats-üniB, in ber Revue Generale, Bru-
xeUea 1893, 815—834, unb Sannet-fföntpfe
{}, VL) 495—499.
X. @e gen» artig er @tanb ber fatbo«
lifd^en ftird^e (1891/1892). 2)aS SOBod^S»
ijpim beS legten Sabr^e^titS toar ein fo bebeu«
tenbeS , bag bie im ^rt. ^Imerifa (oben I, 729
bt§ 732) gegebenen SDaten nid^t mel^r ausreichen.
3o unDonfommen ba§ feitber gebotene ftatiftifd^e
IRaterial ifl, getoöl^rt e§ bod^ immerl^in ein ge-
noneS Silb ber augenblidßid^en fird^üd^en Sin«
t^eilung, bie i^ren Slbfd^Iu^ freilid^ nod^ nid^t
dangt f^at, unb ein anna^embeS Silb ber t)or]^Qn-
teen Cntuncflung. S)ie 3obIangaben ftnb ^off'
monnS Directory für 1892 entnommen ; fte ftü^en
ftb auf 9laäjind)itn aud ben S)i5cefen. S)er @taat§«
crafnS, mtiitx ®etaufte unter 9 Salären (ungeföl^r
15^0 aller ffat^olifen) nid^t mitred^net, gibt bie
jabl ber ff atl^olüen auf 6 250 045 an. S)od^ ift
rädft nur hit fid^ l^ierauS ergebenbe 3<^^l fon«
bexn aud^ bie auS ben ^5cejanangaben l^eroor»
g4eiü>e ®efammtsa^I 8 647 221 unsioeifel^aft
Ui nicbrig gegriffen unb bürfte too^I auf ettoa
10 ÜRillionen ^u corrigiren fein, menn man ben
Srocentfa^ ber latbolifd^en Sinmonberer unb on»
bcR Unrftanbe in fdtttai^i jiel^t. 2)a§ ift auc^ bie
€<bö|ung be§ Sifd^ofS ffeane (Tablet, June 6'^
1889). Sei ber SBerfd^iebenl^eit unter ftatbolifen
CtrAesIcxtfoa. IX. 2. SufL
balb blo^ bie regelmäßigen Sommunicanten, balb
aae latl^olifd^ ©etauften )u säl^Ien, bei ber tJfluc«
tuation ber @tabtbeoöI!erung u. f. to. werben ge-
naue 3cib^^n nod^ lange ein SDefiberatum bleiben.
3n ^offmanng Angaben felbft muß fid^ beim
S)rud eine Irrung eingefd^lid^en l^aben, ba bie
Sbbition ald ©efammtjabl ber fiatbolüen nic^t
8647221, fonbem 8646566 ergibt (f. bie Sa-
bcBe auf @p. 483—486).
SDaS Directory für 1893 meist feine auffaUen-
ben IBerönbemngen, mol^I aber einen ml^igen, fteti-
gen fUfortf d^ritt auf. S)ie ^ierard^ie befte^t bamad^
aus einem (Sarbinal-ßrjbifd^of, 13 ßr^bifd^öfen,
68 Sifd^öfen unb 4 apoftolifd^en SSicaren. Siefen
fd^Iießen ftd^ 2 Srsabte unb 10 infulirte ^ebte
an. 2)ie 3a^I ber SBeltpriefter beträgt 6945,
bie 3(t^l ber OrbenSpriefter 2443, bie (Sefammt-
jal^l ber «Priefter 9388, bie 3a^l ber ftird^en
unb fiapeüen ^ufammen 10240, bie 3^^^ ber
SnifftonSftationen (bie nod^ feinen eigenen $ne-
fter l^aben) 3485. %n ber @pi^ ber fird^-
lid^en Unterrid^tSanftoIten fielet b^ute bie Unioer-
fität ju SBafl^ington mit einem 93ifdf|of Pr. % 3-
fieane) ald 9tector unb 13 ^rofefforen. SBie big-
l^er ftubiren t)iele ^inbibaten bed ^rieftertbumd
am Slmerifanifd^en SoEegium in 9tom, am ^me-
rifanifd^en SoEegium in fiömen unb an ber Uni-
üerfttät ännSbrudC; alle brei ^nftalten nmrben
neuerbingS Dom britten ^lenarconcü empfol^Ien.
3n ben Siereinigten Staaten felbft befi^en nod^
nid^t alle Siöcefen il^r Seminar , nur mit 3u"
Söl^lung ber OrbenSfeminarien ergibt fid|) bie ®e-
fammtgal^l Don 54 geiftlid^en @eminarien; l^ol^en
StufeS erfreuen ftd^ bef onberS boS @aleftanum Don
^tilmaufee, bie @d^uie ber SenebictinereSr^abtei
©t. Sincent (^cnnj^Ioania) unb baS große 3e-
fuitenfdfiolafticat SBoobftodC (TOar^Ianb). — Col-
leges (®t)mnafien) jäblt ba§ Directory (1892)
138 auf, Academies (l^öl^ere Söd^terfd^ulen, fojt
fömmtUd^ Don DrbenSfrouen geleitet) 655. S)ie
Sefuitcn allein leiten 27 Kollegien, bie 1891 ju-
fammen 6536 ©d^üler jö^Iten. — ®ie 3öl^l ber
fatbolifc^en ^fanfd&ulen »irb (1892) auf 3406
mit 700 753 ©d&uffinbem angegeben, 1893 auf
3587 mit 738 269 ©d^ulfinbem ; bod^ pnb biefe
3iffem febr unDoIlftänbig. 3tn SHlgemeinen j^aben
bie eingetoanberten ®eutfd^en in biefcr &infid^t
mebr getrau al§ bie Sren. S)a§ britte ^lenar-
concil bat bie 6rridf|tung Don ^farrfd^ulen ouf^ä
S^cue eingefd^örft unb bie SSerurt^eilung ber con-
fcffionSlofen ©taatSfd^ulen erneuert.
Ofaft aQe Orben unb OrbenScongregationen
ßuropa^S l^aben fid^ in S^orbamcrifa eingebürgert
unb entfalten bie freiefte SBirfiomfeit. §ouptfi^
ber SBenebictiner (»cld^c ctttja 380 patres jäblen
unb 15 Unterridf|tSanftalten leiten) ift bie blülienbe
grjabtei ©t. Sinccnt in Seattt) (^ennfplöania);
außerbem b^ben fie bie ^Ibteien 9icu=Sngclberg
(9}«f|ouri), et. Sobn'S (^Kinnefota), ©t. SRein-
rab§ Onbiana), ©t. SJenebictS (9ltdf|infon, Raw
fa§), 9Karia.§ilf (9?orb«6arolina), ©t. aRar^'ö
ÜIoTbamerifa.
§i*mf4t 'gMtt^ knr iai^onf^tn ^in0( in km ^eccMgin $UuiiaL
IHintEnDtiMiinint
etsatrn nbci ZcnU
Sil
M
L filTAiTipraiilN! finitimiirr
€ufTi. SpailtSton ....
, Wii^mBiib .....
, Saconnaft
, 6t. augupinc . . .
8. ClTdinipiaiiini ßaflea.
KxibibctU fflolion . .
Cufft. fflutlinfllon . . .
, ^arifoib
, aKon^tfln
, SJorllanb
, ^DVibcnci
. epringfidb . . . ,
8. Clrdirniiiiinir) fftiUagn.
etjblöcff. S&icoflo .
6uffT.ailon
, SStStdiOc
1875
eolumfiia.ÜJfathlb,
Eüb'Saialtna
SitfliniQ
Sforgia
Sitginia
©ttomim. Blar^Ib.
iRoib-Caiolina
Kermoiit
SotiiKcItcul
*9l6obe 3eranb(
1870 ajlaMuitttfi
1848 aainoiS
18-57 gainpia
1836 aninoiä
1875 aCinoU
i CteAnrpriinN^ aindnniilL
er)biö[t(( gincinnot
€ufft. 61(Dt(anb
, CoIumtiuS
, CoDinaton
, SetiDit ;
, öort 3&a^(
, (Btanb ERapibä. . . . I
, SouilniHt (aatMlolon) '
, Kof^niltt
, SQtnctnncB
S. tiTAtnpraiitn; Iltibni)iu.
ttijbiScEftaubuqut . .
©ufli.SaDtnpDTl
, Omoüfl ........ I
, Bintoln . i
, ttfie^enne i
C, filrAtnpriiPin! Milmimku.
eijbiaccfe ünilroaufee |
6uffr.l8«mSBa^
, Sa Sroflf
, Snaiqutttc unb Saull/ '
St. Blam i I
7. ltiiiDtniraiitii;)l(Eii0ilti>iu. |
"" " " "" Ciltanä I
ü.giei
, (SalDtpon
, Sittlt Mod
, 3no6itt
, matäm
, Statdbilo^ri
. 6an Hntonio ....
, 9tp. 93tc. fBroiDnlDiQt
, ati.iß.anbioiiatTiit.
Ünic^igan
Snbiono
SHii^igon
ftcntudq
XcnntfTce
Onbiann
%tttH. afitjDiniiig
^ntbiaBTo
aSiStonfin
3Bi«(onfi:i
aäisconfiii
ÜJliaiigan
ÖDuiRatifl
Ztiat
artonfnä
ülabama. ^lorjba
SKilRlRppi
Souifiano
3nbian StrrilotB
ttcbtttrag
550000
46 000
2.50 OOO
74000
195000
nOOOOi 178
I
497000i 357
75000|
50000: 70
lOOOOOi 127
1695001 228' 166
200000 210
55000 87
45000 64
131000 141
60000 132
80000
110000
18000
90126 158
200000 24S
120000 109
72000' 103
168i 13! 51
150 34!
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70; 35
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RanfnB
RanfaB
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Satota
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mafi. 91(Daba
Swrit. !ntu-5IJttpco
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184 125; 75 43
200 116; 9 18
194 170: e! 11
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206000
64980
78000
70000
55844
32000! 50 55 S8
300001 38 81 75
40000 49 54 108
400000 326
6OOOO! 72
89500; 60
185000' 246
100000 110
190000
12000
60 000
40000
40000
38000
230000
46000
128000
50000
43000
8042'3552]Tl
793,3-
(Snaa, 9tciD 3nfeQ), €L EBernorb'S (^laBfa)
mät Vm SubiacD (Sdanfai). Scn et^tidenfei-
«bm Dtitntt bie Xta)M>tpnta!btti @ft^fnnani in
StüiUbf <9ir^2miiSDUIt) mit 54 fmitgUebtm.
SnSomiiiicattcnnbnt i&dit 178 ÜRitßlltbct, bat'
Mtt 102 ^Mt^, inSOibetiSiJTODinjm »trtlieilt ;
ks CttnnelUnunbtn 104 9Ritgliebn, batunt»
41 fricßei; bei ausitßtnnoibtn 81 ältitQlitber,
knadn 57 Vritjltr. Sint fe^r auageb«^nte
X^OItgtett ratfalten bie atebemtoriften, timn juiet
DrbetiBpxoöingen (St. Scmii unb 58aItitiior()ju-
lammen 433 3J«taIlehet, bunmltr 207 Eßrieper,
jaulen. ®ie SranciSconer jinb in jmei ^ßtobingeii
unb jlDti Eupobien gegJieönrt. Sie aUete Spro-
Dinj .jum titiligpen §(nen" in ©1. 2ouii (affij.
jouri) umfa|t (1891) 27 !Ricbertaffimßeii mil
327 ÜJiitgliebtm, haruntet 129 SßriePern; bi(
jünflert ^Probinj .jum ^I. 3o6ann Soptift" tn
487
ÜtorbamerÜQ.
488
eindnnati (Ol^io) 16 Ütieberloffungen mit 170
aRügliebem, unter blef cn 69 ^rieftet ; bic Kuftobicn
oon Suffalo (5«ett) ?)orO unb ^aterfon (5Rcm
äerfe^) gufammen 21 9^ieberlaffungeti. 2)ie ÜRtno-
rtten-Sont)entuaIen l^oben jid^ feit 1855 an neun
Orten niebergelaffen. Sin fd^tteijerifd^er StapU'
jiner grünbete 1857 baS erfte Älofter feines Dr«
benS in ßolöar^ (^iSconfm) ; 1891 toaren 176
ÜWitglieber be8 DrbenS, unter bief en 85 ^riefier, in
16 ftlöfiem unb Stationen unb jtoei Drben§«
))rot)in5en vereint. 99ei ben Rapuimtin, mie bei
ben tJranciSconem , ift feit bem „ßulturfompf"
bod beutfd^e SIement f el^r ftarf vertreten. 2)er britte
Orben be§ 1^1. (JfranciScud, 1847 burd^ SRid^el
O'Konnor, ben erfien Sifd^of öon ^ittSburg, ein«
gefül^rt, ^ai fid^ ^u erfreulid^fter 99Iüte entfaltet:
22 n)eibnd^e®eni)ffenf(^aftenbedfelben mibmenftd^
tl^eilS bem @$ulunterrid^t, tl^eild ber Jhanlen-
pflege unb anberen d^aritatiöen SBerfen (P. 93onaö.
Jammer, 2)ie gfranciScaner in ben 93er. Staaten
^orbamerifa% ftöln 1892). ®er Sefuitenorben
Söl^lt in ben ^Bereinigten &aattn 1162 SRit-
glicber, bie in jmei ^roöinjen, biejemge t)on
9Mar^Ianb-5Reti) ?)orI (564 SRitglieber) unb SWif*
fouri (403) unb bie SRiffton Wem Orleans (195),
getl^eilt flnb. Slu^erbem mirfen aber in ben S3er«
einigten StaaUn nod^ 184 auS S)eutfd^lanb Der»
bannte ^efuiten ber beutfd^en Orben§))rot)in3^ Don
bencn fed^S fid^ ben 3noianem im (Jelfengcbirge
mibmen, bie übrigen ftd^ auf bie Kollegien Don
Suffalo, Eleöelanb, ^rairie bu Kleien unb bie
aWilfionSl^äufer SKanfato, Solebo unb Suffalo
Dertl^eilen; 67 vertriebene Sefuiten auS 3ltapti
arbeiten in Eolorabo unb 5Reu»5IReyico, 131 3Kit-
glicber ber OrbenSproöin^ öon Surin in Kali«
f omien, 95 berf elben ^roöinj unter ben 3nbianem
ber tjelfengcbirgc. ®ie ©efammtjal^I ber Sefuiten
betrug 1891 fomit 1639 aWitgliebcr. — Unab«
f el^bor ift bie Söl^l ber meiblid^en Orben unb Or«
benSgenoffenf(|aften, bie fid^ tl^eitö bem befd^au»
lid^en Seben, oorjugSmetfe aber ber Srgiel^ung unb
ben öerfd^iebenftcn SBerfen ber Sarml^crjigfeit
mibmen. fieiber l^aben aud^ fie nod^ feinen @tati«
ftiler gefunben. S)ie ©tabt ifltro ^rl allein jä^lt
39 tjrauenflöftcr, baruntcr ein uRutterl^auS ber
barml^erjigen ©d^meftem (mit82^rofe6fd^meftem,
83 Sloöijen unb 13 ^oftulantinnen), ein grofecS
Snfiitut ber Dames du Sacre Coeur, bann icföfter
ber Urfulinerinncn, ^Dominicanerinnen, S^nnciS»
canerinnen unb ber öerfd^iebenften neuen Eon«
gregationen. SS gibt feine ^rt t)on gro^ftäbtifd^em
6Ienb, ju beffen Sinberung nid^t bie eine ober bie
anbere biefer ©enoffenfd^aften unermüblid^ tl^ätig
ift. auf bie ©iöcefe 9lem ?)orf fommen 2372
DrbenSfd^meftem (^Roöijen unb ^oftulantinnen
mitgejäl^It). ®ie etaVt S^icago l^at 57 mciblid&e
OrbenSnieberlaff ungen, t)on benen baS ÜKutterl^auS
ber barml^erjigcn ©d^meftcm allein 196 2Rit«
güeber jäl^It. SBofton, bie einfüge ©tabt ber ^ilger«
ööter, bcl^erbcrgt 14 grauenflöfter, bie grjbiöcefe
93ofton 55 grauenflöftcr mit 961 ©d^mcftcm. —
3)ie ScXii ber SBaifenl^fet mirb (für 1892)
auf 228 angegeben, bie ber borntuntergebrad^ten
SBaifenfinber auf 25518. lieber anbertoettige
d^aritatiDe Snftitute liegen nur X)ereiit)elte 9n«
gaben auS biefen ober jenen 2>iöcefen Dor. @o
|at }. 99. !Rem ^orf 9 99efferung8anftalten mit
3173 Snfaffen, 17 Suflud&tspifer mtt 9795 öer-
taffenen iKnbem, 8 i^o]piiSkt mit 4677 3n«
faffen, 3 Suflud^tSl^äufer für 9Ite unb ®ebrtd^
lid^e mit 816, eine änenanflatt fär 56 3rre, ein
rJfinbel^uS mit 1737 Sfinblingen — ba}u 44 Son«
ferenjen beS @t. iBincensDerdug mit 12 000 SRit«
gliebem. 3n öl^nlid^er SQBeife ifl in ben anberen
©tobten für aUe ^rten t)on 9lot^ unb ^ilfS«
bebürftigfeit geforgt. — 6in befonberer, über bie
ganje Union verbreiteter Serein j^at ftd^ bte Sr«
giel^ung unb üittfyxvipi baS geifUid^ unb jeitlid^
U&df)l oer 92eger unb änbianer jum Sitlt gefejj^
^n ber @))i|e beSf elben flel^en (Sorbinal (BibbonS,
gr^bifd^of St^an t)on ^^Uabelpl^ia unb Sifd^of
ffatn t)on SBl^eeling (ie|t Soobiutor beS Sq«
bifd^ofS t)on ©t. fiouiS). &ie ©ammlungen biefeS
aSereinS ertrugen t)on 1887 bis 1891 inclufbe Die
©umme t)on 361 559 3)onarS. 2)ie Unterfiutun-
gen an bie 9ieger üertl^eilten fid^ auf 21 iKrd^ unb
115 ©d^ulen mit über 8000 9iegerfinbem, ein
©eminar, ein ^finbeH^auS, 2 ©pitöler, 6 SBaifen-
l^äufer unb 4 anbere SSo^Itl^ätigfeitSanfialten.
^uSfd^Iie^lid^ bem Sienfie ber 9leger mibmeten
fid^ 34 $riefter unb ^al^Ireid^e ©d^meflem auS
19 öerfd^iebenen (Senoffenfd^aften. — Qfüt bie 3u«
bianer beftanben 87 JKrd^en unb 78 ©d^ulen mit
4246 ©d^ülem; auSfd^Iie|Iid^ il^rer Seelforge
mibmeten fid^ 63 ^riefler, il^rer Pflege ©(^mejlem
aus 21 Derfd^iebenen ©enoffenfd^aften. ®r5^e
©elbmittel fianben l^ier mie in anberen 3)ingett
ben ^roteftanten ju ®ebot. 3]^re üerfd^iebenen
Steige jufammen foHen feit bem ©ecefflonSfriJg
bis 1891 an 18000000 3)oIIarS für bie 9leger
unb änbianer jufammengebrad^tl^aben; aber bie
größere ))erfönlid^e %[uf Opferung unb Eingabe fielet
auf ©citen ber fatl^olifd^en ^riefter unb OrbenS«
fd^meftem unb l^at oft bie ^nerfennung üonnrtl^eilS«
freier ^rotefianten gefunben.
2)ie fiarfe Entmiddung beS SSereinSlebenS
nötbigte baS britte ^lenarconcil ebenfo mie frül^
©Qnoben, t)or ben iJfreimaurem unb ben anberen
ja^lreid^en gel^eimen ©efeüfd^aften )u mamen,
meldte burd^ bie gan^e Union verbreitet finb; ba«
gegen mürbe bie emfige Pflege ber oorl^anbenen
fat^olifd^en Vereine em})fo]^Ien, fo bie fird^Iid^n
Sruberfd^often, ber 95erein jur Serbreitung beS
©laubenS, ber Serein oon ber l^eiligen ftinbl^eit,
bie fatl^olifdfien ©d^ul« unb Slrmenoereine, ber ©i
S3incenjl)erein;bannbiebefonberenS3ereinejurSil«
gung oon jf ird^enfd^ulben, für ffird^enf d^mudf unb
^uSftattung armer ff ird^en, bie fatl^ofifd^enSKäfeig-
feitsoereine unb ^rbeiteroereine unb ber allgemeine
3ünglingSt)crein (Catholic Young MenNational
Union). ^\ä)t ujcnig l&at jur Srl^altung beS ®Iau«
benS ber in ©eutfd^Ianb begrünbete SRap^aelS«95er«
489
Ütorbbeutfd^e 9Rtffton.
490
(in (lAXit ScieinStDefen) betgetragen. (Jfür bie
9a^i^ befielt au|erbem efatlat^oHfd^er Sentral-
KRtn, m beutfd^merifamfd^er $rieftert)ereiti,
ÖS Centrolbunb ber lotl^olif d^en SütiglingSDereine,
(in 8t äofep^SDerein (f&r Uttterflü|ung armer
IffiffumSpememben) tmb ein amerilanif^er Sä«
cäienMrem. — 9u|er mel^reren töglid^ erfd^ei-
Boto SeUmtgen: «SBoIfsfreunb'' (Üteto $orf).
.fnerifa' (€t. SoutS), ^^l^ilabelpl^ia SBoRS-
M' (^^ilobelpl^iaX „^totai^ttt'* (^ittSburg),
tbnmtn^ beulfd^, befi^en bie ffatl^oIUen ber
Settinigtot Staaten 183 !Dlonat8' ober Sßod^en'
ii^riften (Ie|tere bei meitem jal^Ireic^er), baDon
41 in beutf(^ Sptaä^t, 15 franjöjifd^e, 5 poU
in{(te. 2 (oU&nbifd^, 1 ^ortugieftfd^e, 1 fpanifd^e,
l^^^c, 1 italientfd^e, bie flibrigen englifd^.
9(m ben 3<^<^^t^ tagen an toiffenfd^aftlid^er
9ebcntung l^or bie American Catholic Ee-
mm (Philadelphia) , American Ecclesiasti-
eal Review (New York), United States Cath.
Historical Magazine (New York), Catholic
World (New York) ; Don ben ^ubliciften l^at fid^
bq4 O. Srottmfon toofjii gat^er ^eder, ebenfalls
ioaoaixt, bie gr5^ SBerbienfte ermorben. %fö
Ipologeten ber ftird^, in ber $reffe tt)ie auf ber
m^, finb übrigens ber IReil^e nad^ bie befann>
trPm SrjMfd^dfe unb Sifd^öfe^ »ie ßnglanb^
biigiefi^ bie beben Spalbing, jfenrid, ^enni,
tobonfi u. 9. mit tiefgreifenbem Srfolge aufge-
tKten. Wd f^iftorifer jeiqneten jid^ ®ümar9 @]^ea,
(L Sattem O'&dlag^n, Stomas b'^rcQ URc ®ee
cnfi; als 3Hd^ter unb Seüetrilien ^ram % St^an^
the Poei-Priest of the South, Sol^n SBo^Ie
OTWn^, mi Kar? «. Sablier, ajhrfe. 9lnna
Öonfon Sorfe^, ©eorge i^tnrt) 9JliIe§ u. %,
S i t e r a t u r : Ramsay, Hist. of the ün. St.,
Philadelphia 1824; Bancroft, History of the
United States, Boston 1834 ff. u. '6,, beutfd^
2eiMig 1847—1854; The same, History of
the Formation of the Constitution of the
ün. St, New York 1882 ; Daniel Rupp, An
original History of the Religious Denomi-
nations in the ün. St., Philadelphia 1844;
totoj, ®ef d^. ber golonifation öon 5Rcu«gngIanb,
Seipj. 1847; $^. ©c^aff, «merifa, Scrlin 1854,
anb 9rt 9lorbameri!a in ^erjogd Steal-ßnc^flo»
pübie X, 2. auf!., Seipjig 1882; J. Gilmary
Shea, The Catholic (3hurch in the United
States, New York 1857 ; The same, The Ca-
tholic Church in ColonialDays 1521—1763,
New York 1886; The same, Life and Times
of John Carroll, New York 1888; The same,
History of the Catholic Church in the ün. St.
frwn 1808 to 1843, New York 1890; The
Bune. History of the Catholic Church in the
Dn.St from 1843 to 1866, New York 1892;
Henry Hudson, The Navigator, London 1860
(Bit bem 99erid^t Seragaano'S 199—288) ; Navi-
gatioii par le Capitaine Jacques Cartier aux
fl« de Canada (ed. Avezac), Paris 1863;
C. C. Goss, The first Century of American
Methodism, New York 1866 ; ®. be Sl^abrol
SDie religiöfe ©efe^gebung in ben 93er. &,, m
tuttler, »atl^olifd^e ©tubien H, 3. ^t% 1870;
ichard H. Clarke, Lives of the deceased
Bishops of the Cath. Church in the ün. St.,
New York 1872 ; ^o\. ^. %i)omp\on, Äird^c
unb Staat in ben SSereinigten ^taaitn, ^Berlin
1873; grandS ^arfman, SDle Pioniere granf-
reid^ in ber bleuen SBelt (beutfd^ k)on %t, ikopp),
©tuttg. 1875 ; Sol&n »edfer, $)ie l^unbertiäl^rige
mtpühlxt, «ugSb. 1876; 9t. Saumgartner, ftirc^e
unb Staat in 92orbameri!a (Stimmen auS Waria>
Saad^ Xni [1877], 42—69. 139-163. 328
bis 343. 505—527; XIV [1878], 59—82.
341—357. 511—523); ®erf., SDaS erfte Sal^r-
l^unbert ber fatl^ol. ßir^e in ben 93er. Staaten
(Stimmen auS ÜJlaria-Saad^ XV [1878], 117
bis 133. 282—299. 360-374. 512—529; fer-
ner X [1876), 18—42; XXXVH [1889], 329
bis 347); Collectio Lacensis m, Friburgi
Brisg. 1875, 1 sqq.; Acta et Decreta Conc.
Plen. Baltimorensis lU, Baltimorae 1886;
Sop^uS Shige, ©efd^id^te beS 3eitaIterS ber Snt-
bedungen, Serlin 1881 ; H. Harrisse, Jean et
Sebastien Cabot, Paris 1882 ; Claudio Jannet,
Les Etats-Ünis contemporains, 4® öd. Paris
1888, beutf^ t)on SQBalter ff ämpf e, (Jfreiburg i. S.
1893. [M. Saumgartner S. J.]
^oxbhttttf^t ^iffiou ijt bie gebräud^Iid^e
Seseid^nung für bie Sl^ätigfeit, »eld^e bie fatl^o«
üf(^e ffird^e feit ber Stef ormation in ben ))roteftan-
tifd^en ©ebieten !Rorbbeutfd^IanbS entttidelt l^at,
um bie bort in ber 3)iaS))ora lebenben ftatl^olifen
bem ©lauben }u erl^alten. L S)ie (Sefd^id^te
ber norbbeutfd^en IDliffton Iö|t M in t)ier $erio>
ben eintl^eilcn. 1. ®ie erfte berfelben umfaßt bie
ßeit bis jum toeflfälifd^en griebcn (1648). gs
ift bie 3eit beS ffampfeS, tt)ä|renb beffen ber $ro«
teftantiSmuS auf feinem SiegeS}ug in 92orbbeutfd^>
lanb an mand^em fatl^olifd^en §^Ifen mit feiner
2Jlad^t ab})rante. ®enn fpäter famen — 3nfein im
ajleere gleid^ — eine Sei^e öon fflöftem, Äird^en,
fird^lid^en Stellen u. f. m. ^um Sorfd^ein, beren
SefiJ bie fatl^olifd^e flird^e mitten im ^roteftan-
tiSmuS bel^auj^tet l^atte unb mit ^Berufung auf baS
Wormalja^r (f. b. «rt.) fortpil^ren burfte. ©ie ßr-
l^altung biefeS Seft^eS ift ein Shil^meSblatt in ber
@$efd^i$te iener 3eit obfd^on fpöter unter unglüdf-
lid^en Umftönben SJlanc^eS bat)on toieber verloren
ging. 3ugleid^ mürbe aber aud^ ber SSerfuc!^ nid^t
unterlaffen, burd^ frieblid^e SKiffionStl^ätigfeit öer«
loreneS (Sebiet toieberjugeminnen. 93om Snbe beS
16. äal^rl^unbertS an lag bie Sorge unb fieihmg
aller biefer Seftrebungen bei ber })äi)ftlid^en 5Run»
tiatur in Rbin, meldte ben ganjen 92orben (£uro))a'S
iuriSbictioneD ju il^rcm Sprengel ^atit, nad^bem
bie alten 93iSt^ümer in bemfelben oemidf|tet maren.
SKit ber 6rrid^tung ber Congregatio de Propa-
ganda fide burd^ $apft ®regor XV. (1622) fam
biefcS ® ebiet unb ebenfo bie öerfd^icbenen aKifftonS«
öerfud^e unter beren Oberleitung. Sie Eongrcqa«
491
9torbbeutf(J^e ÜRiffion.
492
I
tton tl^eitte in i^ret britten @i^utig betn 9htnttu§
u Srüffcl ©änemarl unb ^lottotqtn, ber polni«
d^en 9lutitiQtur Sd^meben unb bem ftölner 9htn-
tiuS bic aWifPonen in 5Rorbbeutf d^Ionb ju. 3n bcm
Ie|tgenQnnten aRifftonSgebiete mar gamburg ber
erfic ^la^, an bem (1589) eine aRifjlonSjiene er-
rid^tet toorben roat, äSkltgeiftlid^ ttne OrbenS«
priefter, beJonberS Sefuiten, ©ominicaner unb
gfronciScaner, ttmren bie erften SRifiionare in Storb«
beutfd^fonb. allein il^re ganje Xl^ötigfett fonnte
nur in größter ^eimlid^teit unb unter fleter ® efal^r
für ^rei^eit uno Seben ausgeübt tDerben, meit ber
latl^olifd^en SReligion nirgenbS bad Siedet }u 5ffent-
lid^er unb freier Uebung gugeftonben tDar. 99efon«
bere ^ilfe leifteten unter fold^en 93er]^tniffen bie
latl^olifd^en ©efanbten an ))rotef)antifd^en ^öfen,
benen man xAä^i t^enoel^ren fonnte, fid^ einen |)au8-
geifilid^en mitgubringen; ein fold^er t)emu)d9te im
^el^eimen ben näd^ften fiatl^oltfen beiguftel^en.
2. Sie )tt)eite ^eriobe ber norbbeutfd^en 9Rif-
fion bauerte Dom n)eftfälifd^en iJfrieben bis gum
9tetd^3be))utation§]^auptfd^Iu| (1648 bis 1802).
3)er anbert^albl^unbertidl^rige ffampf beS $ro-
teflantiSmuS mit bem ffatl^oIiciSmuS enbigte ba-
mit, ba^ 9iorbbeut{d^Ianb im großen ©angen pro«
teftantifd^ blieb. 3m SBeften maren freilid^ bie
Territorien ber getftlid^en Surften Don {fünfter,
Rb\n, $aberbom unb Xrier rein fatBoItf d^, ebenfo
im öu^erftenOften bie ))0lnifd^enfianDe, bagtotfd^en
aud^ }erflreute Gebiete anberer geifilid^en unb meß-
lid^en latl^olifd^en S^A^ten. Sl^arafteriftifd^ aber
für bie 3^t ift, ba| faft überall bie Territorien
unb Orte confe{jionen gefd^Ioffen toaren. 2)ie|
nmr bie gfolge beS jus reformandi, auf meld^em
))roteftantifd^e toie fatl^oltfd^e dürften gleid^ eifrig
beftanben. ÜRit berfelben 3&^i0fsit beanfprud^ten
bie proteftantifd^en ^enen bie epifcopale ®emalt
über alle il^re Üntert|anen, fotoeit nid^t ber toeft-
fättfd^e tJfriebe unb baS 92ormalia]^r ^uSnal^men
Dorfd^rieben. Semgemö^ l^atten bie gerftreut mol^"
nenben jf atl^olüen nur ein Siedet auf prioaten ^auS-
gotteSbienft, möl^renb fte bem ^arod^ialgmang ber
lerrfd^enben Sonfefjion unterftanben, aQe $aro-
^ial^anblungen t)om proteftantif d^en Pfarrer t)or-
nel^men laffen mußten ober toenigjtenS, menn auf
bie SSomal^me ber ^anblung felbft Dergid^tet tt)er-
ben burfte, bie @toIgebü^ren an il^n gu begal^Ien
l^atten. Unter fold^en Umftönben mar eine eigent-
lid^e @eeIforge ober gar bie ©rünbung einer €eel*
forgerfteDe in fold^en Territorien faft unmöglid^.
©efd^al^ eS bennod^, fo liefen bie ffatl^olifen ftetS
©efal^r, bejtraft ju merben, ba fie ben 93eftim«
mungen beS meftföHfd^en gfriebenS unb vielerorts
nod^ ftrengeren fianbeSgefe^en entgegenl^anbelten.
SJlitunter freilid^ tourben aud^ oon ben ^fürften
Soncefibnen gemad^t, f o befonberS, toenn ber regie>
renbe ffürft felbft conöertirte, menn lat^olif d^e ©ol-
baten unter ber SBebingung freier SteligionSübung
S)ienft nal^men, unb unter dl^nlic^en Umftönben.
©0 befamen aümölig bie größeren @täbte 9iorb>
beutfd^IanbS fatl^oKfd^e SKiffionen. 9lud^ begann
nad^ unb nad^ eine größere Simoanbenmg Don
fiatl^oliten; befonberS fud^ten itoUenifd^ mnf'
leute bie @töbte mit größeren SRörlten auf wib
mad^ten ftd^ bort anföfflg : latl^olifd^e @tubenten
lamen an proteflantif^e unit)erfUdten; Sibeiter
unb SHenflboten auS latl^oßfd^ ftrmeren (Stegen*
ben gogen in bie frud^tbore norbbeutfd^ (Ebaie.
Sin nid^t geringes Kontingent )u ben SliffbmS'
gemeinben fteOten aud^ bie itolienifd^, 69|mif4at
unb fübbeutfd^en Xonfünftier unb OpemfSnger,
fomie frana5ftfd^@d^uf)neler beiberlel @efd^Ie<|tS.
— SHef e gmeite ^eriobe iß meiterl^in bobm^ ^«
rafteriflrt, ba% 1667 für Storbbeutf^Umb ein eige*
neS apoftoIifd^eSSSicariatgebilbet mürbe, beffenerjie
Xröger SSalerb aRaccioni unb ber berfil^mte 2)&ne
9KeIS Stenfen maren. 3m 3. 1709 mürbe 9qo-
{Hno @teff ani^ ber 9if d^of t)on @triga, a)>o|bßf$er
Sicar t)on 9lorbbetüfd^lanb ; )ugleid^ dber taiaAt
bat)on ein eigenes SSicariat beS 9{orben8 aboelrerott,
meld^eS bem Sßeil^bif d^of t)on OSnabrüd )upel. S>ie
l^auptföd^Kd^ften SRiffionen, bie in IRorbbeutfd^
lanb um biefe 3eit blül^ten, maren Serlin, Stettin,
iJfranffurt a. O., ^aOe, Seipjig, S)reSben, S>effau,
Hamburg, fiübedf, 99remen, @d^IeSmig, Sd^merin
©tüdftabt ^annooer, SeOe, Sraunfd^meig, 9BoI<
fenbüttel, ßmben, fieer, 9loorben. ®egen Snbe
oeS 18. 3Ql^^unbertS fanfen bie meinen in ffym
@eelen)a^I, maS im Anfang unfereS Sol^ri^mtbertfi
gunöd^^ nod^ meiter fortbauerte.
3. Sine neue ^eriobe beginnt bann für bie
norbbeutfd^e SRiffton mit ber napoleonifd^ 3tit
unb bauerte bis 1848. 3)urd^ bie {toatßd^en Um*
mölgungen, burd^ bie ßinfü^rung ber frai^^fifd^
tSfreil^eitSibeen unb burd^ eine Stetige Don ®efe|en
^elen bie confefjionellen @d^anfen, mel^e ber mefl>
fölifd^e Sriebe aufgerid^tet l^atte. 2)ie ftatl^olifen
unter ))roteftantifd^en SanbeS^erren mürben frei,
bie URiffionen namentlid^ unter ber meflfölifd^
^Regierung gu $arod^ten unb }um Xl^eil {hiafiid^
botirt. ^uf ber anbern Seite aber f d^Iug bie €&cu-
larifation beS ßird^enguteS aud^ ben 9Riffionen
bie l^örteften SBunben, inbem bie OueOe ffix i^
Soften} bamit jum guten Sl^eil Demid^tet mürbe.
SHe Jhiege entoöRerten bie ©emeinben nod^ vaäß;
bie S)otationSfa))itaUen, meldte im Saufe ber 3^
an einigen URiffionen gefammelt maren, mud)en
burd^ bie oerfd^iebenen @taatSbanferotte, in bereu
SBertl^en fie angelegt maren, bedmirt ; überhaupt
trat überaU ein »üdlfd^ritt ein. @elbfl bie 3uri8-
bictionSoerl^ältniffe unb bie oberfte Seitung ber
9Rif jionen famen in'S ©d^manfen, md) alS burdft
bie Derfd^iebenen Soncorbate aud^ l^ierin cdCbnSKg
eine neue Orbnung gefd^affen mürbe, maren bie
Oberl^irten junöd^ft nid^t im Staube, benüRifflonen
mit ber n5t|igen ffraft jur ^ilfe }u fommen. 3n
SBejug auf bie bifd^öflid^e SuriSbiction mar eine
Trennung ber einjelnen ©ebiete Dorgenommen
morben. S)er größte S^eil ber norbbeutfd^en 9Kf*
fton fam an bie benad^barten Sifd^öfe als Snü^iC
il^rer S)iöcefen. Sigenttid^eS URifftonSgebiet blieben
baS If önigreid^ @ad^fen, baS gürftentl^um 9t^t
493
IRorbbeutfd^e ÜRiffion.
494
nb bcr 9lorbeiu ^ierauS aber tourbe für ©ad^fen
anb %vfyäi \t ein etaened opoftolifd^eS SBicariat
gebilbet (f. b. betr. 9lrti) unb ber 9te^ unter bem
Umm Kotbbeutfd^ ober 92orbifd^e URiffton (Yic.
aposi miBsionum sepieniaionalium nuncupa-
timm in Germania inferiori) ^ufammengefa^t.
S&B&ifi (1826) {teilte man biefe unter bie 3uriS-
bidüm beftStf^ofS t)on ^berbom, f^rei^erm Don
iebeinr-SBid^In, ber aber burd^ fein SiStl^um f o
inlnfpnt^ genommen ttxxr, bo^ er bie norbifd^en
Stifjionen nid^t ein einziges ^I befud^te (ogl.
SnöeS, (Bcfdd. b. fatl^. ©emeinben )u Hamburg
nb Wtona, 2. Sufl., Sc^aff^aufen 1866, 288).
9e^^ iDonte ber opofblifi^e Stul^I einen etge-
laSicot fiirbie norbtf d^e SRiffion ernennen, ber,
all Stjd^f i p. L gemeil^t, in ^xnnburg feinen
6^ nehmen foDte. 2)ie @ad^e fqeiterte an bem
IKoerflanbe, oeld^en ber proteftontifd^e t^fanatiS»
innS load^ef (f. b. 9rt. ^mburg Y, 1479, unb
Saarent YQ, 1519 f.; ogl. oudb 99rüdC, @efd^. b.
M^ ftird^ in S)eutf4I. im 19. ^0)1^. U, aRainj
1889, 136 ff.). 3nfoIgebef[en mürbe für dnft-
loeilen ber (Senerdoicor %, Süpie t)on OdnabnidC
Srnn ^rooicot ber norbifd^en SRifftonen befteUt
(1840) unb feitbem blieben biefelben in biefer 9Beife
mit bem SiSt^um OSnabrüd t)erbunben (f. u. U).
— 5btr mit Stulpe mürbe in biefer 3eit ber Seftmtb
bcr einzelnen 9Rif{ion8fleQen erl^olten, mo}u be-
fonberd ber 3E(U)eriu8-3Riffbn8oerein feit 1842 eine
Summe \^n%ob. Steugrunbungen lamen in biefer
^ßeriobe laum t)or. SBol^I aber geigte fid^ um baS
3a(r 1848, ba| überall in ber Siadpora jf atl^olifen
jerfheut mol^nten, ba| bie Sintoanberung berfelben
feit ben Sfnil^dfriegen beft&nbig Angenommen
fyxüt, sugleic^ aber aud^, ba| überall bie (öd^fte
hxdßä^tflof^ l^rrfd^te unbXaufenbe t)on ftotl^o*
lifen imb beren ffinber an ben ^roteftantiSmuS
Mrloren gingen, meil e§ an ßird^en, @d^ulen unb
®ei{Ui(!^ fel^lte. Sine neue S^\i ixaä) aud^ für
bie IRiffionen in 9iorbbeutfd^Ianb an mit bem
oOgemebien Suffd^mung latl^olifd^en fieben§ in
3:^d^lanb.
4. SHefe neuefte $eriobe in ber ©efd^id^te ber
noibbeutfdSien SJtiffion ift d^arafteriftrt burd^ bie
großartige X^ötigfeit be§ SonifatiuSoereinS (f. b.
irL). 9uf ber erften ©eneraloerfammlung ber
ffot^oltfen S)eutfd^Ianbd 1849 gegrünbet, l^at ber»
fdbe ^ier bis (Snbe 1892 über 500 ÜRiffionen in'g
&ben gerufen ober unterftü^t unb gegen 18 9){il«
Ronen Warf für fle gefammelt. 3n ber furjcn Seit
oon 42 Solaren if! burd^ beffen SBirlen ^cl^nmal
ne^ in biefer Wiffionerreid^t loorben, als in ben
brei 3ol^r]^unberten oorl^er. Slber in bemf elben S3er>
^Itni^ 1^ aud^ ba§ 99ebürfniß ftd^ gefteigert. @eit
bcr Vftiht beS Sa^rl^unbertS l^at bie Sinmanberung
Mm ffotl^oßlen in baS ®ebtet ber norbbeutfd^en
SKffion in einer Sßeife }ugenommen, für meldte
■an ouS früherer 3eit feinen ^Dlalftab finben fann.
tAi mtfblü^nbe beutfd^e ^nbuftrie, bie S^^^^'
nbenfabrilation, bie S^isügigfeit, bie fieid^tigfeit
bd XeifenS unb $erf e|rd, für) aUe mobemen $er-
l^öltniffe l^oben ba}u beigetragen. Sie URifd^ung
ber Sonfeffionen in 92orbbeutfd^Ianb gel^t fletig
meiter, unb bie alk confefftoneQe ®efd|loffenbeit
befielet factifd^ nur nod^ in toenigen ©egenben;
red^tlidb ift fte nirgenbd mel^r. 3Ran fann fid^ eine
93orfieUung oon ber 3una|me ber norbbeutfd^en
S)ia8porafatboIifen mad^en, toenn man Serlin ^um
9Ra|ftabe nimmt, baS je^t ettoa 150000 ffatbo*
lifen )ö()lt; im SiegierungSbesirf SJlerfeburg ift oon
1845 bis 1890 bie ffatl^olifenda]^! Oon 1790 auf
30 000 geftiegen. iBon 1885 bis 1890 ift in ben
^auptfäd^lid^ften preugifd^en S)iaS))ora))rooin}en
eine Sunal^me oon 167 000 ffatl^olifen conftatirt,
in Serlin aUein oon 35000, in @ad^fen oon
25 300. SDie Sal^l ber fatl^olifd^en Sd^ulfinber
in $reu|en, meldte oon nid^tfatl^olifd^en fiel^rem
unterrid^tet merben, betrögt nad^ neuefter 3ö^Iung
154668, mobei bie @imultanfd^ulen eingered^net
ftnb; oon biefen abgefe^en, bleiben immer nod^
55367, unb biefe fommen auf bie SiaSpora.
2)arauS ergibt ftd^, mie groß nod^ baS Sebürfniß
nad^ JKrd^ unb @d^ulen in ber norbbeutfd^en
SDiaSpora, unb mie groß bie Slufgabe beS 93oni*
fatiuSoereinS ift. 6in Slbf d^Iuß biefer Oierten ßpod^e
ber norbbeutf d^en 9Rif fton fann erft eintreten, menn
biefe Sluf gäbe gelöst ift. — 2)aS ©enauere in 93e}ug
auf bie einjelnen ®ebiete ifl in ben betr. Srtifeln
ju finben (ogI.b.9lrtt. Sremen, ^mburg, SWedtten«
bürg, ^ommem u. f. m.). (Sine SarfteKung ber
norbbeutfd^en SJtiffton, lebod^ tenbenjiöS gefärbt,
gibtSRejer, SDie ^ropaganba, il^re ^rooinjen unb
i^r SRed^t H, ©ötttngen 1853, 248 ff. 507 ff.
93gl. außerbem SBofer, ®efd^. ber norbbeutfd^en
fJranriScanermiffton, greib. 1880; ©erf., ®efd^.
ber fatl^ol. ßird^e unb ®emeinbe in ßannooer unb
Kelle, ^aberbom 1889; ferner bie ®örreSOercinS«
fd^ri^cn: SGBofcr, 9luS norbbeutfd^en ÜRifponen beS
17. unb 18. Sal&rbunbertS [1884]: ®erf., 9tuS
ben papieren beS furpfäljifd^en SRinijlerS 9tgo«
ftino ©teffani [1885]; ®erf., «goftino ©teffani,
Sifd^of oon ©piga [1886]; $ieper, ®ie fpropa«
ganba-Songregation unb bie norbifd^en URiffionen
im 17. Sa^r^unbert [1886].)
II. ®ie oben 3. ermöl^nte norbbeutfd^e 9Rif«
fion im engem ©inne, bie fogen. 5Rorbifd^en
9Riffionen, umf offen nad^ bem je^igen Se«
ftonbe baS ®ebiet oon beiben SKedflenburg, §am«
bürg, fiübed, Bremen, baS gfürftentl^um ©d^aum-
burg«ßippe, fomie bie Pfarre 6utin in Dlben«
bürg; baju nod^ bie a))oftolifd^e fßrüfectur Oon
©(^lesmig^^olftcin (©önemarf ift feit 1869 als
felbftönbigc apoftolifd^c ^röfectur abgetrennt).
®ie SuriSbiction über biefe ®ebiete ift mit bem
99ifd^offtu]^le oon OSnabrüdC bauemb oerbunben.
®er Seftanb an Äatl^olifen mürbe im 3. 1888
(f. ©^ematiSmuS ber römifd&«fat]^olifdf|cn Äird^e
beS ©eutfd^en SReid^eS, greiburg 1888, 253) auf
ca. 42500 angegeben, für meiere 37 SRiffionS-
pricfter tl^atig loaren (©d^cmatiSmuS 258). 9tud&
flloftcrfd&meftem finben fid& in ^ofpitälem unb
Äinberbemal^ranftalten ber größeren ©tobte (©d^e«
495
9lorbl)ol.
496
matiSmuS 259). 3)er Sutoad^ ber Ie|ten äal^r«
ul^nte jetgt fid^, toenn man beifpieldtoeife bamit bie
Angaben Don @cl^u(te (Status dioecesium etc.,
Gissae 1866, 153) t)ergleid^t. [SBofer.]
^rorbyot, «pofiolifd^e^röfectur. 3m
S)ecember 1854, oIS $apfl $iu8 IX. ftd^ eben
bamit befd^äftigte, aud^ ben nörblid^ften Siegionen
ßuropQ^d unb ^merüa'd baS Soangelium t)erfün>
ben }u (offen , erbot ftd^ ber ruffifd^e SonDertit
©rof @tep]^n 2)iunfotDdK (geb. 1821. ju 9tom
conDertirt 1845), eine SrfunbigungSreife in biefe
©egenben }u untemel^men. Sr mürbe, toit t)on
ben Semol^nem StonoegenS, fo oud^ t)on ben Sapt)-
länbem auf bad ^Qerbefte aufgenommen; aud^
olle meiteren Srfunbigungen, bie man über ben
ßbotafter unb bie gute Stimmung fotool^I ber
iBöRerfd^aften ate ber OrtSbe^örben eingejogen
^atte, bered^tigten }u ben fd^önften Hoffnungen auf
eine erfolgreid^e 2Bir!{am!eit. ^e^l^Ib mürbe burd^
SDecret ber Ißropaganba oom 3. Secember 1855
bie neue ^räfectur ber ^lorbpotregionen (Prae-
fectura Poli Arctici) errid^tet unb burd^ Srüö«
rung beS l^eiligen SJaterS Dom 5. S)ecember 1855
unter ben @d^u^ ber l^eiligften ^erjen Sefu unb
9Rariö gejieUt. i)\t $räf ecüir umfaßte auf önglid^
baS fd^meoifd^e unb normegifd^e fiapplanb, bie
Sforöer, SSIanb, ©rönlanb (f. b. Srtt.) unb ben
nörblid^ften X^eil ^Imerifa'S oon ber SaffinS-
bai bis 5ur 3nfel aRelDiÜe. 2)urd^ S)ecret ber
^ropaganba oom 16. Tlooember 1860 fomen
bonn aud^ bie Sl^etlanbS* unb Orfne4>3nfeIn
im 92orben Sd^ottlanbd bagu. ß^malS l^otte
bie lat^olifd^e IKrd^ blfib^nbe ©emeinben in bie-
ten ©egenben, beren Sefel^rung bi§ in baS 9. 2to]^r«
^unbert (inaufreid^t. 2)ad f^mebifd^e Sopplanb
ge^rte jum SrgbiSt^um Upfala, baS normegifd^e
pm SrgbiStl^um 9Hbarod (f. b. %rt.2)ront]^eim);
bie ^ätbtt bilbeten ein eigene^ Stdt^um; 3§>
lanb mar in bie gmei SBid^ümer ®faIl^olt unb
^olor getl^etlt; ouf ©rönlanb beftanb baSSBiS«
tbum @arbe unb für bie Orcoben unb Sl^etlanbS«
Snfeln bad SBiSt^um AirfmaU. Mt biefe bifd^öf-
lid^ @i|e gingen sur 3eit ber Sieformation unter,
unb mit i^nen oerfd^monb ber JfatboIicidmuS auS
biefen ©egenben bid auf unfere Sage (og(. Sin«
nalen ber ^Verbreitung bed ©laubenS, Strasburg
1861, 272 ff.). S)er jum erjlen apoftolifc^en
^räfecten ernannte ©raf S)iunIomdfi fd^rieb om
25. 9iugufi 1856 : ^SBor einem l^alben Sa^re l^tit
id(| nod^ feine $rie^er, ic^ mar allein an ber Ar-
beit mit bem boppelten auftrage, fomol^I bie fönf
ebemaligen 93idt^ämer, au8 benen unfere ^räfectur
beilegt, mieberber^ufteOien, als aud^ bie Serfünbi-
gung bed ©laubenS bei ben in ben neu entbedten
^iorBpoHänbem lebenben 6§fimoS an^ubabnen.
34 ^f<^^ ^^ beftimmte ©elbmittel gur 9lu§»
fübrung biefeS $IaneS, nod^ anä^ bie ©emi^beit,
ha^ id^ als Siifftonar in irgenb einem Sb^i^ beS
mir untergebenen ©ebieteS merbe oorbringen fön>
nen. @S gab feine ffatbolifen in biefen ©egenben.
bie pitüeicbt me^r alS eine SiiUion Sinmobner
sohlten, aud^ feine iNrd^, fein $farr^ouS, fein
Seminar, feine Unterp^ng irgenb meId(Hnc Sd,
feine in ber fianbeSfpradde gd)ru(tten (fatboHfd^)
99ü(ber; nirgenbS jeigte fid^ au4 nur ein @d^atten
t)on Hilfsmitteln ober Anlagen ju fird^Iid^ Snt-
midSung." S)agegen fyüit er nad^ einem Ibolben
Saläre in Sapplanb f(|on fieben SRiffumore )nr
Seite, gmei l^öljemc ftird^ nebfl )mei tragbaren
fiapeDen, eine binreid^enbe SBol^nung w& ben
Anfang eines Seminars mit oiec 3j3^ingen (in
SItengaarb); aud^ mar ein ffated^SmuS, eine
Sontrot)erSf^rift tmb ein ©ebetbud^ in ber Sanbtil-
fprad^e gebrutft (^nnalen 1857, 231 ff.). 9iad^
bem fo im normegifd^en Sapplanb bie erjte (vob
H<utpt-) SRifftonSftation gegrünbet mar, bie aud^
t)om ©ouoemeur anerfannt mürbe« ging Sfnn^
fomsfi baran, bem in 9iom er^tenen Snftroge g^
mag nad^ unb nad^ aucb inäSIanb, auf benSfäxöem,
in ©rönlanb unb in ben amerifanif(^ ©ebieten
beS ^otarfreifeS ä^nlid^e Süeberlaffungcn }u griin-
ben. 93iS 1859 maren jmei meitere Stationen er«
rid^tet: bie eine auf SSIanb leitete ber apoflolifd^
S3icepröfectSemarbuS99emarb, bie anbere Station
auf ben göröem marb bem belgif eben $riefhr Sam
berftraeten anoertraut. SDiuntomSfi »erlief bieSlif-
fu)n 1866. ßr mar in ein unerlaubtes Serböltnt|
geratben, fe^rte inf olgebeffen nacb ^ßeterSburg ui-
rüdC unb fc^Iog fid^ ber gried^ifcben ffird^ midber
an. ^itt mürbe er balb ÜRitglieb ber (eiligen Squ«
obe unb ber SRiffionSgefeOfd^ft. Sr ffarb nad^
langer Jhanfl^ 1870 (f. Sal^urger ftirdbenttg.
1870, 110). Sein Siad^folger in ber $röfednr
mürbe ber SHcepröf ect SernarbuS Semarb, todS^ec
bie ganse ÜRiffwn bis 1869 leitete; in biefem Sabre
mürbe er apoftolifcber $röfe€t oon Slormegen. £S
fanben ftd^ ba mit bort fcbon jablreid^ ©ruppen
oon Sieubefebrten; bie tbeilS proteflantifd^, tbeflS
beibnifd^ SeDößerung jeigte überall eine, menn
aud^ nicbt }utraulid^e, bod^ menigilenS moblmidtenbe
©eftnnung gegen bie SRiffionare; biefelben bmntoi
ibr e tJforf ddungSr eif en in ber Stunbe bis auf eine (Ent-
fernung t)on 60 Stunben oon ibrer ^ouptnidHnr-
laffung fortfe^en, obne auf irgenb eine fetnbfelige
^Begegnung ju flogen. 3)ie SBebörben felbfi f^tot
ber SluSübung ibreS b^üigen ^mteS aud^ fein »in*
bemig in ben SBeg (Vnnalen 1860, 197), nnb büfe
fcbmierige Siiffton gelangte balb )u einer getmfflEn
Slüte, mürbe aber 1869 alS $röfectur beS %otb-
poIS aufgeboben, be^ie^ungSmeife bie einzelnen
Sbeüe berfelben anberen, neu errid^teten ^Pköfec«
turen sugetbeilt. Unter bem 29. 3uli 1868 maib
nömlid^ Sanemarf ^u einer $rafectur erboben imb
Siormegen oon bem apoftolif eben Sicariate Sd^me*
ben als felbftönbige ^röfecmr abgejmeigt (Es
fd^ien nun befier, bie ju biefen Seiten gcbörigen
93eftanbtbeile ber btSberigen ^röfectur beS Siorb*
polS ben neuen "^röfecturen ju^umeifen. ^Mm
; mürbe burdb Secrct ber $ropaganba Dom 2. 9Rat
; 1S69 (publicin am 17. ^uguft) bie $rafeäur bcS
I 'JiorbpolS als aufgeboben erüärt. £aS normegifd^
Sapplanb fam ^ur neuen $räfectur SioriDcgen,
497 giorfolf — Kormaljal^r. 498
Mi f^vcMid^jutm at)of}i)Hfd^iBtcariat Sd^toe- probe ber ftrengftenllnterfud^ung ]^ert)or. S)enen-
ben (f. b. Srt Sappen YII, 1432) ; bie bönifd^en ungead^tet fe^te ber ©ro^inqutiUor t)on Spanien
^fpjsmgen bagegen, nömlid^ bie f^öröer, ®rön* baSfelbe lange nad^l^er (im 3. 1747) in ben 3nbe£
knb unb 3timib, mürben §ur neuen Ißröfectur ber verbotenen 99üd^er. S)arüber befd^toerte ftd^
Umad (f.b.«rt. m, 1318 f.) gefd^lagen; bie im 3. 1748 SBenebict XTV. in einem ©d^reiben
lörbli^cn ®ebiete @d^ottIanbS, nämlid^ bie @raf> (f. baSfelbe im „Staif^oliV 1884, 1, 181 ff.) on biefen
ii^it Sait^el, bie Orcaben unb Sl^etlanbS' Snquifttor; berfelbe ad^tete jebod^ nid^t barauf,
jifeln, umrben einem opoflolifd^en ^röfecten tool^t aber annuQirte fein 92a^f olger im 3* 1758
nter bem apofbtifd^en Sicar bed 92orbbe)ir!§ t)on baS betreffenbe SDeaet. 9uger ber ,,!ße(agianifd^en
S^ottkmb, bestt). feit 1878 bem SBifd^of Pon 9lber> ©efd^id^te'' ftnb f olgenbe @d^riften t)on 92ori3 er-
btts am>ertraut; ^olaromerüa enblid^, b. i. bie mä^mingdtoürbig : 1. Dissertatio historica de
jiMn ber SSfimoS, 92eu>SumberIanb :c.. Ober* synodo quinta oecumenica; 2. Vindiciae Au-
(noba einüctleibt (93gl. nod^ Notices sur les gustinianae (biefe beiben Sd^rtften }ufammen*
Xissions de Pole Arctique, Bmxelles 1861 ; gebrudCtmitberHistoriaPelagiana); 3. Disser-
Wemer, Orbis terr. cailiol. 86 sq.) [9ie]^er.] tatio de Uno ex Trinitate in came passo ;
Ifoffttt, Sorbinal, f. ^omarb. 4. Apologia monachorum Scythiae, ab Ano-
9#ris,&einrid^, O.S.Aug.,eintüd^tiger9r* nymiscrupulisvindicata; 5. Anonymi scrupoli
(|öoIogeuiioS)ogmen^i^ri!er, n)arbim3. 1631 circa veteres Semipelagianorum sectaiores
ji Serona auS einer urfprünglidl^ irlänbifd^en evulsi et eradicati; 6. Besponsio ad appen-
Somilie geboren. @ein Spater Wesonber, ein dicem auctoris scrupulonun; 7. Besponsiones
^tPoriler, forgte frül^^eitig für bie SuSbilbung ber tres etc. ; 8. Somnia Francisci Macedo etc.
leiten Xaktdt, meldte er an feinem ©ol^ne be» (Dgl. b. ^rt. Wacebo) ; 9. Annus et epochae
■cdte. 3)iefer ffatbirte guSUmini unter ber Sei- Syro-Macedonum; 10. De duobus nummis
ina ber Sefuilim. 99alb jeigte fid^ bei il^m eine Diocletiani et Licinii diss. duplex; 11. Pa-
pB< SorfiÄe fflr baS Stubium ber Sater, be« raenesis ad Patrem Harduinum. ($atte fd^on
\otäM beS 1^1. SugufünuS ; biefe toax eine ber frül^er Sarbinal 92ori§ bie Sstratmgangen biefed
Uzfo^en, toeld^ il^inbenOrbenber^ugufliner- Sefuiten in mel^reren feiner @d^riften geragt fo
fecembcn führten. Seinmiffenfd^aftlid^erStuf brang tl^ut er bie| in ber (e^termö^nten @d^rift auf eine
Sbcn Cl^ beS OrbenSgeneralS unb betoog bie- gang befonberS fröfttge SBeife, mie benn 9iori§
, i^ na4 Kom ju rufen. 92oriS mu^te nun in ben (Jfeberfrieg liebte unb nid^t befonberd glimpflid^
•etfil^iebenen ^ftufent feinet OrbenS baS fie^ramt mit ben ad^tbarften ®egnem oerful^r, toenn fie fein
Mfe^; ber treffHd^ Srfolg, momit er biefeS Sßiffen nid^t gebül^renb anerfannten.) 12. Ceno-
tißi, ticranla|te ben ®ro|]^^g Don Xodcana, taphia Pisana Caii et Lucii Caesarum. S3on
itn in feinem Zoologen ju M^ltn unb il^m im 9iori§^ Historia Pelagiana l^at man eine Sötoe-
3a^ 1674 ben Sel^r^l^I ber ßird^engef d^ic^te an ner%[u§gabe OomSal^re 1702, bie nod^ anbere
ber Unioerfttöt)u$ifa5U übertragen, nad^bemil^n l^iftorifd^e S)iffertattonen t)on il^m entl^ölt. @ine
{Büor SIemend X. }um Dualiftcator bed l^eiligen ©efammtauSgabe feiner SBerfe erfc^ien ju SSerona
Officium« auSflom befümmt l^tte. ®a393i§t^um in 4 goliobänben öon 1729—1732, ein fünfter
$ißoia l^e er auSgefd^Iagen, um nid^t au§ feiner !Banb (Mantova 1741) enthält bie Istoria delle
vi^enfd^aftiid^X^gfeit l^erauSgeriffen jumer* investiture delle dignitä ecclesiastiche unb
ben. 3m 3. 1692 marb er Don 3nnocen5 XII. 204 Briefe über gelehrte ©egenftönbe. ^bbrudte
ym Sibliot^far ber oaticanif d^en Sibliot^ef unb einzelner SBerfe finb öfter Deranftaltet. 9itd^t ju
1695 Iran Sorbinal ernannt, ffurg ^uoor l^atte er (äugnen ift« ba^ ftd^ in ben SBerfen beS 6!arbinalg
am^ baS 9mt eines SonfuItorS bei ber 3nquifition 9iori3 manche« finbet, baS gu extremen SReinungen
erhalten, unb im 3. 1697 erl^ielt er ben Auftrag, hinneigt. Slud^ ift bie ^eftigfeit, mit meld^er er
an ber Serbefferung bed ftalenberd mitzuarbeiten, feine Slnftd^ten oertl^eibigt, nid^t immer ein 93etoei§
Kit bie^ Srbeit fonnte er fid^ jebod^ nid^t lange für bie älid^tigfeit berfelben. Ueber bie fpötere
beff^fttgen ; er erlitt balb bie erften Slnf öUe einer Schola Augustiniana Norisiana f. b. %xt 9lu»
m^eiibartn SBafferfud^t, meld^r er im 3. 1704, guftiner ©d^ule, oben I, 1667 ff. (Sgl. Moroni
78 3a^ alt, erlaa. SDie 2Biffenfdftaft betrauerte XLVm, 103 sgg. ; Hurter, Nomenclat. lit.
bcB Serlufl eine«9Ranned Don fel^r lebenbigem II, ed. altera, Oenip. 1893, 827 sqq.; ogl. 360;
Seifte, gro^ SrbeitSfraft unb einem glüdRt^en 9{eufd^,2)er3nbes ber verbotenen 99ü(^er II, IBoun
«ebäi^ffe. S)ie erpe grud^t feines »iffeufd^aft- 1885, 671 ff. 832 ff.) [®üj.]
^m Siferd nxir bie Historia Pelagiana (ge« ^SÜomtaQaQi: (annus decretorius) toirb ba§
bnbiu gfloren^ 1673), meldte Diele Slnfed^tungen 3a^r 1624 genannt, meil eS Don ben ^aciScenten
hab; bie 3efuiten erüörten il^n gerabe^u beS 3an- beS toeftfälif^en gfriebenS al§ entfd^eibenber Ser*
kntmift Derböc^tig. 68 erfd^ien eine Wenge Don min bel^ufS ^Regelung oerfd^iebener ftaatsfird^lid^en
S^^ciftcn gegen Ü^, auf n^eld^e er aud^ antn)ortete. SBerl^öItniffe in S)eutfd^Ianb angenommen tourbe.
3)cr Streit entgünbete fid^ berma^en , ba| er Dor SDie im ^affauer Vertrag unb im ^ug§burger 9^e«
balZrifomaIber3nqutfttion gebrad^tn)arb. 3n« ligionSfrieben auSgefprod^ene SRed^tSgleid^l^eit ber
bcffen ging baS ffierf unDerfe^rt au3 ber geuer* reid^Sunmittelbaren @tönbe in SteügionSfad^en
499
IRormannen.
50O
tourbe im tt)ejifänfd6cn grfeben («rt. V, § 1) rcid^
grunbgefe^Iidd anerfannt; ebenf o tourbe b^n reid^S»
unmittelbaren @tönben bad jog. IReformationdred^t
ofö eininber XerritoriaD^ol^eitmur^elnbedunb burd^
gemeines 9teid^§]^er!ommen gebilltgted Siedet gefe^-
Itd^ 5uge[tanben (q. q. O. § 30). 2)iefe8 Sie^t
fönte jebod^ nid^t gonj miUfürlid^, fonbem nur
nad^ befttmmten S3orQU§fe^ungen ausgeübt merben
fönnen, bamit nid^t etma burd^ bie }ufönige 3u'
gel^örigfeit be§ fianbeSl^erm ju einer anbem Son»
feffton ober burd^ ben SBed^fel berfelben fortmöl^-
renb ber red^tlid^e SBeflanb in Sejug auf bie „^t'
UgionSäbung ber Untertl^anen'' in ^f^age gefieüt
mürbe. IDlan ging l^ierbei nömlid^ nid^t t)om@tonb-
punlte bed Sted^ted, fonbem t)on bem be§ factifd^en
SBeft^ftanbeS auS, unb eS mürbe beftimmt: 1. 2)ie
proteftantifd^en Untertl^anen latl^otifd^er SanbeS-
^erren unb umgefel^rt, meldte fid^ in irgenb einem
Seitpunfte be§ Sal^reS 1624 im tl^atföd^Ud^en
9efi^ einer öffentlid^en ober ))rioaten SteligionS-
Übung befunben l^aben^ f ollen in biefem sBefi^-
tanbe aud^ für bie ßufunft belaffen ober in ben»
elben mieber refiituirt merben (a. a. O. § 31 unb
32). 2. S)enj[enigen SonfefftonSgenoffen, meldte
im 3. 1624 feinen Sefi^ftanb l^atten, foO baS
fd^on im SlugSburger SleligionSfrieben gemöl^rte
iRed^t ber ^udmanberung^ meldte ber SanbeSl^err
unter Stefpectirung il^rer liegenben ®üter befel^Ien
fann, neuerbingS gemö^rleiftet fein (§ 30 unb 36).
3. SSBenn ein fianbeS^err bie Untertl^anen einer
anbem Sonfeffu)n, meldte im 9lormaIjia]^r leinen
99efi^fianb l^tte, bulbet, fo mug er bmfelbm un»
gefd^mölert baS Siedet ber |mu§anbad^t gema^ren,
fle ben ©otteSbimft il^rer gonfeffion in ber "Staä)'
barfd^aft befud^m (äffen unb geftatten, ba^ il^re
jhnber auSmörtS ober burd^ ^auSlel^rer unter»
rietet merben (§ 34). 4. C^infid^tlid^ ber ®üter,
jf ird^en unb S^ulgeböube foll ber factifd^e iSeft^*
ftanb am 1. Sanuar 1624, bem fogen. 92 or»
maltag, für bie 3ufunft aud^ red^tlid^ mag-
gebenb fein, fo }mar, bag ein geiftlid^er Steid^d-
ftanb, melier bie Sonfef^on me^feU. infolge bed
fd^on im Steid^Sfd^Iug Don 1555 aufgefteuten Be-
servatum ecclesiasticum ba§ fraft f eineS SImteS
innegel^abte jhrd^engut ber Sonfeffton, meiere er
öerlägt, l^erauSjugeben l^at (§ 14 unb 15). —
S)iefe Siegelung bed SSerl^öItniffeS smifd^m ben
brei Konfeffionen, bie in S)eutfd^Ianb feit ber SRe»
formation factifd^ }ur ©eltung gelangt marm, ifi
eine burd^aud fünftlid^e. @te fie^t t)on ber Sted^tS»
frage gän^Iid^ ah unb beml^t auf millfürlid^ an»
genommenen t'^atföd^Iid^en Soraugfe^ungen. S)a8
^rinci}) ber SBa^Ifreil^eit in Setreff ber Konfef fion,
fomeit ed bie SluSübung innerl^alb eines Terri-
toriums Betrifft, fommt nid^t jur ©eltung ; nur
ämmebiatftänbe l^aben baS 9ted^t freier SieligtonS»
mal^I. 99ei ben 93er]^anblungen l^attm bie ffatl^o-
lifen baS äal^r 1629, meld^eS il^nen günftig mar,
Dorgefdftlagm, bie ^roteftanten il^rerfeitS 1618.
@ine Einigung mar nid^t ju erzielen; beg^alb
tüurbe fd^Iiep^ baS 3KitteIja]^r 1624 als annus
decretoriuB gum ißad^l^ ber ffatl^olüm fefl-
gefe^t. 3n biefer 9norbnung i{} bie OueHe bcS
@imuItaneumS in 2)eutfd^Ianb unb no4 m^t bie
Duelle ber fielen SteligionSbefc^metben in ba
tJolgeseit au fud^ [SMenborfet.]
^otmanuen , b. 1^. IRorbmänner, loar )itec|i
im Mgemeinen bie 99e}etd^nung für bie fdtmofpm
ber ffanbinat)ifd^m |)albinfel (f. b. Sri @d^tDcbeii).
änSbefonbere aber feigm fo bie auS @fanbtnalrten
auSgel^mben ffriegerl^ufen, meU^ befonbetS feU
bem 9. äal^r^unbert bie 9lorbIüflen9mtteIeitn>pa'fi
mit il^rm 9laub}ügen beimfudbten unb an einigen
©tellm eine bauembe ^errfd^f t begrünbeten. %ä
ber ©efd^id^te ifl Belannt, mie Don biefen 9hn>
mannen S)eutf erlaub, §ranfreid^ unb bie brttifd^
unfein unter ben fd^dfid^ftm (Breuebi termfipd;
aüm^alben ftird^m unb fflöfler jerfUrt unb ^ßri^
fier, Ifloflergeiftlid^ unb 9lonnm auf bie gnni-
famfle Sßeife ermorbet murbm. Sugteid^ f^ctot
biefe Staub^üge bie traurigflm ^folgen für ben
religiös -fittlid^m 3uftanb berj[enigen d^iifQiil^
fianoer l^erbei, meldte Don ben ]^ett>nif4en 8oi»
barenl^orben fo fürd^terlid^ ^eimgefud^t nmxben.
S)er fiaienflanb M in bie frül^ere feibnifd^ SBUb-
l^eit iurüdC, bie ©eifilid^ entbbigtm fid^ ber den«
calen 3ud^t unb Dergagen bie Stubien; boS ftlofb*
leben ^5rte tl^eilS gang auf, tl^eilS beflonb eS nur
nod^ bem 92amen na^. Mmälig nahmen tnbc|
bie graufamm ^orbm, bie in ben bereits ^^•
lid^en Sönbem Stieberlaffungm grfinbeten, ben
d^ripd^m @Iaubm axu S)er grofe Ifönig SlfrA
Don ßnglanb (f. b. Slrt.) Iäm))fte fo gtüdBid^ mgen
fie, bag il^nen sule^t nid^tS anbereS übrig ivSA,
als entmeber bie Snfel )u Derlaffm ober fid^ bem
@ieger atS SafaEen ju untermerfen« SHejienmen,
mel(|e baS le^tere traten, murbm mit bm Sin*
geborenen Dermifd^t unb liegen ftd^ taufen, oDein
in il^rm Sitten unb 99egriffm bliebm fie nod^
lange ^eibm unb mirtten auf bie Singeborenen
nad^tl^eilig ein. Um bie Sefel^mng ber fpötet in
Snglanb anfögig gemorbmm 9lormannen mib
2)önen mad^te pd^ befonberS Ifönig Sonut ber
©roge (f. b. %[rt.) Derbimt. S)ie 9iormannen,
meldte baS oftmannifd^e^eid^ in 2)ubnn gegrünbet
l^attm, mürben, nad^bem fie aud^ in 3danb «dt
gemol^nter Sßilbl^eit unb 9iaubfu(^t gel^ouSt unb
Diele ber blül^mbften fird^Iid^en ^nflaltm Dermüfid
Ratten, tl^eils nod^ im 10., tl^eilS im 11. 3o^
l^unbert S^riften unb erl^ieltm um 1040 }u2)ubiin
il^ren erften 9if d^of SonatuS ; ber gmeite SBifd^of
Don S)ublin, ^atriciuS, mad^te um 1074 boS
SBiStl^um 2)ublin ju einer @uffraganfird^ Don
Santerbur^, obgleid^ biSl^er feine ßird^ SrtoibS
in einem f old^en Serbanbe mit ber englif d^ SRetro«
))ole geftanbm l^atte. ^ierauS fd^nt l^rDorgu-
gel^en, bag bie 9iormannm unb 3)(inm in 3r"
lanb nur auS flammDermanbtfd^ftlid^er ginnet«
gung }u ben nunmehr in Sngtanb ^errfd^enben
9lormannen i^re ffirdfie ber Don Kanterburij unter«
orbneten (f. S)5Qinger, fiel^rbud^ ber iKrd^mgefd^.
n, mi\). 1, Segensburg 1838, 110). — 3ii
501
Jlortoegen — Wortocgifd^e fiiteratur.
502
^nmfceiii^ ^tn bie 3loimanmn, toie fc^on Siaxl
brr 6ro|e DorauSfo^, einen fd^redüid^en 9iutn
)frleige|[fi^rt; in ben Ie|ten bret S)ecennien be§
9. imb im erficn 3>ecenmum bed 10. Sal^rl^unbertS
sor (S Dor Ülem 9loQo ober 9iotf, il^r mad^tigfter
^ISftn, tDcId^ gonj gf^anfreid^ mit Sd^redfen er>
fällte. 2)a man jtd^ in ber Unmöglid^feit befanb,
innen Ser^nntgen ein 3tel in fe^en , fd^idte
fing Roxi ha (Etnfdltige im 3. 911 ©efonbte
n i(in mit bem Snerbieten, i^m einen Xl^il {eines
inSfA unb bie ^anb feiner Sod^ter @i]tla )u
geben, locnn er C^rifl werben unb Sieben leiten
Bolle. SoDo ging auf ben Antrag ein unb begab
fi4 912 an bie Spte 5U einer 3ufammenfunft mit
ben ft5nige ffarl, bem ^ergog 9iobert Don Scan-
nen mib bem Cnbifd^of gfranco Don Siouen. 3n
bem Sectragc erhielt er baS oon il^m geforberte
9cfi|t(mn, ndmlid^ baS Sanb oon ber Qpit 6i§
St SReere unb uberbie^ bie Bretagne unb lie|
taufen. SMe laufe na|m ber Sr^bif d^of tJfranco
M, unb ben Xaufpatl^n mad^te ^ergog Robert,
lon bem StoIIo ben Saufnamen Stöbert annal^m.
Otit i^ nmrbe ein großer Xl^eil ber 92onnannen
getauft 3n ber erßen SBod^ nad^ feiner Saufe,
tsäfovb er ttod^ bad toei^e Sauf getoanb trug, oer»
lecrli^te Stöbert jeben Sag burd^ eine Sonation an
fieten iHrd^, oeld^ il^m ßrsbifd^of tJfranco l^atte
k)ei4iien muffen. 92ad^bem er bann am atzten
Zöge bad Zaufüeib abgelegt l^atte, tl^eilte er ba§
cn^angene Sanb, feitbem Ütormanbie genannt,
nta ferne ®efä^en auS unb t)ermöblte fid^ mit
ftönig ftarlS Zoid^ter ®ifela. Unter fetner fraft-
ndbn, 9ht^ unb @td^er^t }uräd(fü|renben 9ie>
gieniag berf d^monben balb bie Spuren ber frul^eren
«cnmi|htngen ; er üerme^rte bie 99et)ölferung burd^
aene %n!ömm(inge auS @fanbinat)ien unb burd^
Sran^ofcn, baute bie gerftörten JKrd^en toieber auf
mib grünbete neue, ftiftete filöfter, [teUte bie IBe»
fe^gimgen ber @tabte toieber ||er unb begränbete
burd^ feine ®efe|e unb ftrenge ©ered^tigfeit einen
georbneten 3u{tanb. @o fül^rte biefe Snfteblung
ber 9tonnannen in gfranfreid^ ba§ Snbe ber $er>
(enungtn berfelben l^erbei; bie nod^ tt)td^tigere
Solge aber mar, ba^ bie ^et)öl!erung beS nörb«
li^eng^ranfreid^ einen neuen, Oielf ad^ einn)ir!enben
Sejbmbtbeil erhielt 2)ie SBirfungen biefer $er>
ne^rung öu^en fid^ aud^ bejüglid^ be§ fird^Ud^en
Sufionbed, menn aud^ nid^t in ber ^uSbebnung
snb bem ®rabe tt)ie in ber englifd^en ftird^e.
Spätere 9n!ömmlinge auS bem 9torben nahmen
ii ^nfreidd gleid^faUd baS S^nftentbum an;
awIUen fte Reiben bleiben, fo mußten fte meiter
Sie^. Ueber bie 9tormannen in @icilien unb
Jleopel f. b.«rtt.®regor VII., 3talien VI, 1871 ff.,
Monarchia Sicula, SRonte Saffmo, yitoptl IX,
82 ff. (IBgl. Andr. Duchesne, Historiae Kor-
manoram scriptores antiqui, Lut. Paris. 1619 ;
Orderici Vitalis Hist. Eccl. 3, 2 sq., bei Migne,
PP. lat. CLXXXVm, 231 sq.; Weathon,
Uistorj of the Northmen from the earliest
times to the conquest of England, London
1831 ; Depping, Hist. des expeditions mari-
times des Nonnands et leur etablissement en
France, 2« öd. Paris 1843; iß. «. SUtund^, ®a§
beroifd^e3eitaIter ber norbifd^>germani{d^en 93ölf er,
aus Dem SDönifd^en oon Slauffen, fiübed 1854 ;
Sübinger, Ueber bie 9lormannen unb i^re Staaten*
grünbungen [©^belS C)«P- 3eitf(^rift 1860, IV,
331]; ©onborff, ®ie 9tormannen unb i^re 93e=
beutung für bad europöifd^e Kulturleben im 9Jt.-^.,
Serlinl875; Steenstrup, Normanneme, 4B.,
Kjöbenhavn 1876—1882; Barlow, History
of the Normans in South Europe, London
1886.) LSti&röbl.]
^lottorgett, f. @d^tt)eben.
^oxwt^if^t cJLtt erafttr, ^uSbrud bed ®ei'
fteSIebenS in bem mit @d^meben bereinigten ff önig^
reid^ 9tonoegen, fällt bis gegen Snbe beg 14. 3abr^
bunbertS in Sprad^e unb Stoff gro^entbeilS mit
ber iSIänbif d^en Siteratur (f. b. 91rt. oben VI, 979 ff .)
jufammen. 3toar bilbeten ftd^ in ber Sprad^e^
mie fie auf äSIanb unb mie fte in Ttortoegen ge=
f))rod^en mürbe, nad^ unb nad^ abmeid^enbe 6igen=
tbflmlid^feiten au§. SJtand^e Siteraturergeugniffe,
mie ber „AönigSfpieger', bie oon ffönig ^a!on
@t)erri§fon bearbeitete Sarlaam- unb äofapbQtS^«
Saga, bie (Sbronif bed aitönd^ed 2)ietnd^ oon 9ti^
barod, ber Sleifeberid^t be§ t^tanciScanerd 3Ran-
ritiud, Oiele 9tttterromane, ®efe^e unb Urf unben
meifen fid^ ald fpecififd^ nortoegifd^ auS. S)ie mei»
ften normegifd^en ftönige unb Surften begünftigten
S)id^tfunft unb Siteratur. 93on ben altnorbif^en
Sfalben aber, bie bis }um Sa^re 1400 nambaft
gemad^t tt)erb?n, fmb nur 45 Jlormeger, einer
3)äne, bie übrigen 379 SSIänber; ber Sutbeil ber
9Jortt)eger an ber ^rofa«2iteratur ift ein nod^ ge*
ringerer. ®ie reid^e Saga-fiiteratur toie bie ®e=
fd^id^tfd^reibung unb bie religiöfe fiiteratur geboren
gum toeitauS großem Xi^tiU Sdlanb an. ^ud^
noc^bem 9tortoegen 1380 mit S)änemarf vereinigt
toorbcn, erlangte e§ feine felbftänbige fiiteratur.
3n ben IBcrgt^älcrn erhielt fid^ ber ältere 95olf§=
bialcft, an ben S3er!ebr§plä|en mif d^te fid^ berfelbc
mit bem 2)änifd^en, ba§ fnb fd^on t)iel toeiter t)on
ber einft gemeinfamen altnorbif(ben Sprad^e ent^
fcmt ^atk, 3ut ßrrid^tung einer eigenen Uni=
ücrrität erbielt 6rid^ (oon $ommem) oon ^opft
TOartin V. 1418 bie nötbigcn SoUmadfiten unb
^rioilegien; e§ !am aber nic^t ba}u. 2)agegen
bejud^tcn ja^lreid^e Wortoeger bie 1419 erridfetete
Uniocrfität Softod, too fie fpäter ein eigenes Col-
legium Norwegianorum ober Begentia Sancti
Olavi batten. Sbcnfo ftubirten ^brtoegcr in $an§,
^Bologna, Djforb, fiömen. ®aS ^rot)inäiaIconcil
gu Oslo (1436) fcbrieb auSbrüdflid^ oor, bo^ ber
Srjbifd^of unb feine Suffraganen je einen ober
mei^rere Slerifer an auSlönbifd^en ^od^fd^ulen auS=
btlben laffcn foUtcn. ®er oorle^te Srjbifd^of uon
S)rontbeim, grid^ SBalfcnborff (1513—1522),
lie^ ba§ Missale unb Breviarium Nidrosiense
brudfen. 93on ben 29 fidler nad)toeiSbaren ftlöftern
toaren mehrere mit Sd^ulen oerbunben. ^olitifdjc
503
9}orit)egif(l^e Siterotur.
504
SBinen j^ielten iebod^ fd^on im 15. 2ki^r]^unbett
baS geifiige Seben Dtelfod^ bonieber. S)te feit 1519
gemaltfotn burd^gefül^rte ©loubenStretinung }er»
ftörte bie t)or]^Qnbenen Silbungdftätten, ol^ne fie
burd^ anbete ^u erfe^en, }erfd^nitt gninblid^ bie
Serbinbung mit ber äbrigen fotl^oHfd^en SQSelt,
fül^rte neue SBinfale l^erbei unb brad^te baS Sonb
in üoHfommene Slb^ängigfeit t)on Sänemarf.
SBie bie 33lönber, nniren aud^ bie 92onoegei ge-
jtDungen, il^re l^ö^ere Silbung in ffopenl^ogen
5U fud^en, tDoS mit Dielen Sd^mierigfeiten Der-
bunben mar unb jebe @elb{iönbig!eit löl^mte. ^u§
bem gonjen 16. Sa^r^unbert fmb faum ein paox
8d^riftfteIIer befannt; fiauritS Raufen begann bie
t)erge{fenen ffönigSfögur 5U überfe^en, ^falon
^ebetjen (geft. 1574) lieferte eine ,,93efd^reibung
g^ormegenS", $ebcr fflau§fön (1545—1614) öer-
fa^te ebenfalls eine ,,99efd^reibung92ormegen§'' unb
überfe^te bie altnormegifd^enfiönigSfögur, bie bann
ber bönifd^e ©elel^rte Ole fßom (1*633) Veraus-
gab ; bie S)id^tfunft Derftummte gönjli^ bis auf
baS ^BoßSIieb, baS als @tab'9teimerei im SSoIf
fümmerlid^ meiterüegetirte. 2)aS 17. Sal^rl^unbert
l^at einen einzigen nennenSmertl^en S)id^ter auf^u-
meifen, $eber ®a| (1647—1708), einen ein-
gemanberten ©(Rotten, ber 1689 bie ipfanei
älftal^oug im 9lorbIanb erl^ielt. Seine ,,ffated^iS-
muS-ßieber", feine biblifd^cn ®ebi^te, feine „^aU*
oifen", befonberS aber feine „9JorblanbS Srompct"
finb bis ^eute DoßSt^iimlid^ geblieben, [teilen aber
poetifd^ nid^t fel^r l^od^. 9n il^n reil^t ftd^ nod^ bie
$forrerSfrauS)orot]^eaSngeIbreltS^atter, bie „elfte
Wufe'' (@a))))Vo als gel^nte gebadet), beren geift-
Iid^e®ebid^te in frommer Xreul^ergigteitben feinigen
gleid^en.
92id^t einmol auf SSlanb l^at bie ©laubenS-
trennung in geiftiger C)infid^t fo jerftörenb unb
läl^menb gemirft mie auf 92ormegen. fßon patrio-
tifd^en 5^ormegem felbft ift be^l^alb biefe ^eriobe
als eine „me|r]^unbertj[ö]^rige 92ad^t'' bejeid^et
morben, unb mit SRed^t. jfaum nod^ als IBorbote
einer Sommerung ju bctrad^ten ift ber urmüc^pge
SDramatifer ßubmig ^olberg (1684—1754);
benn obmol^I in Sergen geboren, brad^te er bod^
nad^ löngeren Steifen fein ganjeS übriges fieben
als $rofeffor unb ©d^riftfteüer in ffot)enVagcn gu
unb gehört ber bänifd^cn fiiteratur (f. b. 3lrt.) an.
5)urd^ feine freieren Slnfid^ten rüttelte er übrigens
mäd&tig an ber Ortl^obo jie, bem ©runbpf eiler ber
l^errfd^enben @taatsfird^e, mie an bem l^ergebrad^-
ten Sopftl^um in feinen öerf d^iebenen formen, unb
fein bur^fd^lagenber ßrfolg ermut|igte anbere
Wormeger, fid^ ber fiiteratur jugumenben.
1. 6rfie9lnfäje ju einer eigenen Si-
te r a t u r (1750—1830). Sinnens ba^nbred^enbe
Seiftungen regten aud^ in 92ormegen ju natur-
mifjenf d^aftlid^er Sl^ötigf cit an. 93if d^of 3. 6. ®un-
neruS (1718—1773) mibmete fid^ eifrig ber 93o»
tanif unb 3oologie unb grünbete (1760) ^u
©rontbeim „®et abronbbjcmsfe 95ibenj!abS-
felffab". SBeitem 3hif erlangte ber Sotanifer
aRartinaßa]^l(1749-1804Xein@4uIer8tiinö'S,
ber ftd^ aber mit Sdnen in ffopen^gen }u ber
„ Seif f ab til ^latur^ifiorienS Sfremme" t)er6anb.
©erl^arb Sd^öning (1722—1780) begann eine
92ormegifd^e IReid^gefd^id^te ju fd^eiben, mit ber
er aber nur bis jum Saläre 1000 gelangte ; ebenfo
DoÜenbete er Don einer neuen Suflage ber «r^ttmS-
fringla" nur jmei ^nbe, ben britten gab oer 3S-
lönber Sfiili 2:botlaauS l^erauS. Sl^rifHon Sronn-
mann SuUin, gfabrilbeft^er in gl^fÜania (1728
bis 1765), mad^te ftd^ burc^ noturbefd^reibenbe ®e-
bid^te in ber 9ri 6aQerS (ÜRaibagen, Om @5f orienS
Oprinbelfe og SSirfninger, Om SfobningenS f)^
perligbeb) einen Ütamen unb gemann }n>et greife in
fio))enl^agen. 3n öbnlid^er 9tid^tung unb mit
ebenf 0 günftigem Srf olg bid^teten $. (Sfpc. Stenerfen
(geft. 1776), ZJ). ». be ©todpetlj (gefi. 1808),
^. §. f^rimann (geft. 1839). 3)aS 3ntereffe f&
bie Sd^önl^eit il^reSSanbeS meäte balboud^ fMo»
tif d^eS ® efül^l biefeS binmieber baS Serlai^ nt^
größerer Selbftönbigfeit, nac^ polUifd^ ®leid^
bered^tigung, nac^ einer eigenen normegifd^ Itni-
oerfttöt. Sie 92ormeger in ff openbagen t^lahn {14
(1772) }u einer „9iormegifd^en ©^eOfd^iaft" }»
fammen, bie fomoblberbönifd^en „®efeIIfd^t}l(r
Sfbrberung ber fd^önen unb nullid^en äBffjeiiF
fd^aften'' alS aud^ ben iRad^tretem fflopflodS (bie
fld^ 1775 jur „Sänifd^en SiteraturgefenfdHt'' ttttß
einigten) felbftönbig gegenübertrat. iHafin bem
ermöl^nten Iß. ^. tJfrimann, ber oIS SoOS-
bid^ter Diel ^nflang fanb, gefeilte ^d^ )u i^nen
beffen Smber JHauS, bann ber Spigrammatifet
Alans t^afting, ber glegienbid^ter 3onad SMn.
bie S^rifer äo^ann SSibe unb 3enS 3etli|, unb
äol^ann Ütorbal 99mn, ber ftd^ fomol^I burd^ patno'
tifd^e ®efönge als aud^ burd^ Sramen l^eroortl^
Sie 99übne mar nod^ Dom ®efd^mad(e SoUoire'S
bel^errfd^t. Obmol^l ein l^od^patbetifd^eS @tüd beS
92ormegerS 92ielS Jhog SBrebal, „2)ieX|^ronfolgein
©ibon" (1771), Don ber ftritif l^ort mitgenommen
morben mar unb fogar ju S^eaterprügeteien ge-
fül^rt l^atte, magte pd^ So^. 5«orbaI »nm (1772)
mit einem öl^nlid^enStüdC, „S^nne", auf bieSul^
unb fanb Seifall. ®egen biefe gange SRid^tung trat
aber ebenfalls ein 92ormeger, Sobann ^enmnm
SDBeffel (1742—1785), nod^ im felben Sol&r mit
ber graufamen ^arobie „ffjiaerligl^eb üben @ti0m-
per" (Siebe obne Strümpfe) auf, meld^ gmar baS
fentimentale ^at^oS nid^t alsbalb Don ber fßSffnt
Derbröngte, aber bod^ eine Oppofition bogegen
madfirief . — 6. Storm trat ber normegifd^ ®e-
feOfd^aft nid^t bei, bid^tete aber Dorgüglid^e Siebet
im eigentlid^en SoRSbialeft. iSf). ^. $ram l^iett fid^
}u benSönen; er Derfagte baS erfte größere bfinifd^
gpoS „Störfobber" (1785), bem Obenm SBie.
lanbS nad^gebilbet, unb grünbete mit bem Sfinen
ffnub St)ne SRa^bel bie Seitfc^rift „aHinerlKi'',
gleid^ ber 1791 Don SRal^bel allein geleiteten ,,S)en
banSfc Silffuer" ein Organ für allgemeine SoIS-
auf flärung. 6ine 2Jlenge junger ftröf te geriet]^ in
baS f eid^te gal^rroaff er biefer ^ufflörerei, bie befon«
m
^iotioegifd^e Siteratur.
506
5frS in ffo|>en]^gen üppig etn))Ot(Iü^te. S)etbegQ6-
trfleber jungem 9totU)eger, ^enril Steffens (1773
^ 1845), geboren in StaDonger, burc^i Sc^eÜing
isr befjcn 9tatutp^iIof opl^ie uxS> füt bie Slomantil
pMmtn, felbfl t)oS tiefen Ütatutgefül^fö, btad^te
j/m bie erßen fteime ber 9tomantif in ben 92orben
nb toirfte fel^ onregenb in ftopen^agen, tt)Qnbte
^ aber na^ funer 3^ loieber 2)eutfd^lanb )u
mb flarb alS $rofef{or in Serlin.
i(A gaiQe ®ei{ledleben StonoegenS l^tte )u
loBge in Sblfftngigfeit Don S)önemarf geftanben,
d! Uli bie SrricQtung einer eigenen UnU)erfitöt
aC^rifKania (1811)^ bie Sblöfung oon S)äne-
iMzf, bie $erfonaIunion mit @d^tt)eben unb bie
jifliili^ freie, felbftönbige Serfaffung Don SibS-
oolb (1814) einen fofortigen Umfc^mung l^ötten
beimrfcn tonnen. S)a8 politifd^ Seben befd^öftigte
PoiUsfig bie beflen ihöfte, unb ba§ neubelebte
6eIbpönbi0leU8gefu^l bie ^9ior8f^eb", mad^te fi(^
iaprofaifd^ ttie poetifd^ Ueberfd^toönglid^feiten
£uft eine ihaftleiftung biefer 3lrt ift baS Don
9.1. Sierregoorb (1792—1842) oerfa^te Sater-
laidMHieb „€önner af Storge" ; in feinem „^ielb-
eDent^rct' brad^te er audb ein Stfid SlDtagSIeben
onf bie Su^ne. aRouritS ftriftopl^er ^anfen (1794
bis 1842) )og erft bad 93auernleben, nad^ unb nad^
os^ bofi €tQbtIeben in feine romantifd^ onge«
^an^ SloDelliflit ^ntin, baS le^tere mit mel^r
6lfid att bad erftere. 9n biefe fjcoti S)id^ter
i#ie^ fid^ mit i^ren patriotifc^en Stebem @. O.
Soljf' 3- @t. SRun^. e. 9t. Sd^mac^, ber S)ra-
motifer S. gfalfen unb ber Seftl^etiler S. @agen.
Siefeiben bringen mo^I bie greube über bie er-
langte ttnab^gigleit, aber noc^ nid^t bie nor-
vxgifd^ Eigenart )um ^u§brucf.
2. @turm unb 2)rang. Siomantil (1830
bil 1860). Sie Sulibemegung, bie gan} Suropa
biznl^judte, regte nid^t blo^ ben nonoegifd^en
Soneinftanb, ben eigentlid^en Aem ber 93et)öl!e'
nmg, in fl^rferer Set^eiligung am politifd^en
i'eben an^ fie ful^r aud^ in bie Siteratur. 3l^r
Spr«^ ttorb öenrif SOSergelanb (1808—1845),
So^ eines SRanneS, ber ftd^ 00m Siel^l^irten jum
Pfarrer unb )um STtitgli^b ber 9letd^§oerfammIung
Dcn eibteolb emporgearbeitet l^atte. ^13 21iö]^ri'
3er Stubent Deröffentlid^te er feine formlofe, un»
gebniedUl^e, Don reDoIutionärer @d^ti)örmerei be«
!Knf4te3)id^tung ^S)ie©d()öpfung, ber5Wenfd^unb
Der3Reffia8% Don i^m felbft „S)er 9)lenfd^]^eitepo§
mb bed »epublifonerS SBibel" genannt, ©ie füfit
720 Seiten unb ift ein göl^renbeS Sl^aoS Don polt»
tSäftc SBü^Ierei, SibelreminiScenjen unb !Ratur»
iigeiftening. Me Süffeln f ollten gefprcngt werben,
^ blog bie ber bisherigen fitteraturentn)idF(ung,
'scbem aud^ bie ber ^orm unb be3 !ünft(erifc^en
eef4ma(fft. ^für baS fßolt f c^ioärmenb, bie SoIfS-
örai^ in i^rer urmüd^ftgen jhaft be^errfd^enb,
bib SSergelanb im Solfe ben möc^tigften SBicber»
kD. unter ben ©ebilbeten aber aud^ ben ent»
Hftiebenfien itBiberfprud^. 3l(§ Sfrei^eit§>^gitator
wg er im Sanbe ^erum, grünbetc Sereinc für \)a^
®tmmro6f)l bonnerte gegen bie ftommud^erer,
bie Seamten, bie fd^mebifd^e (Sinmifd^ung in nor«
tt)egifd(|en @ad^en, bie 93ebrüdfung ber 3uben, bie
9u§Iäid)erei in SRobe unb Siteratur, ben Susu§
unb bie SIegan) ber Domel^men SBelt. Qi toax
inbe^ mel^r Sntl^uftaft al§ SteDolutionär, unb Diele
feiner Heineren ©ebid^te ftnb Don ber innigften,
mal^rften Siebe )um Solf e eingegeben, äd^te Solfö«
poefie. ®egen feine Ueberfd^mänglid^feiten erl^ob
ftd^ erfolgreid^ ber fetnfinnige jhtnftbid^ter 3ol^.
©ebaft. 6. SBell^aDen (1807—1873), erft in einer
fddarf en ff ritif f eine§ ^auptmerleS, bann in einem
meifterl^aften Sonettenfranj „Ütormegeng S)öm-
merung" (1834), ber in f^önfier §form bie ab«
urben Sorberungen SßergelanbS an ben oranger
teUte, aber )ugleid^ einer ö^t nationalen $oefte
>ie Salinen mieS. S)er @treit rief eine gatue St«
teratur ^erDor. 3n ben breiten SWaffen blieb SBßerge«
lonb DoUStl^ümltd^, in ben l^öl^eren Jheifen ba«
gegen gemann 9Q3el|aDend9Uc^tung, toeld^e gtoifd^en
Slomantif unb SlafficiSmuS, 92ationalgetft unb
SBertl^fd^ö^ung frember Silbung freunbli^ Der«
mittelte, Dorlöuftg bie Oberl^anb. 3n Sßell^aDenS
eigenen Siebent, SaQaben, Steifefüj^en, Itteratur«
gefd^id^tlid^en ßffa^S Dereinigt ftc^ eine l^erglid^e
U}aterlanb§liebe mit ber feinften formellen Sotten«
bung. Sinen ftörfem romontifd^en 3ug "^ai 9tn«
breaS ÜKund^ (1811—1884), ein ebenfo fein-
fül^liger S^rifer, aber mit meland^olifc^emSlnl^aud^ ;
eine ©ebid^tfammlung nannte er @org og Xröft
(SrauerunbZroft). Srlebtunbtoebtgemimfatl^o«
lifdften SKittelalter. 3«wflc Neffen ift fein beliebter
9iomangen!ran} „Ser JtöntgStod^ter S3rautfa]^rt".
3n feinem ©inacter „6in ?lbenb auf ®t8fe" Der«
]^errlid()t er liebeDofl ben bl. Olaf; in feinem „$npfl
unb {Reformator" fielet §abrian VI. faft günftiger
ba als Sutl^er; ein Sieb auf bie reftaurirte Gat^e«
brale Don S)rontl^eim tönt beinal^e fatl^olifd^ ; in
anberen ®id()tungen proteftirt er allerbingS wieber
gegen ]o\ä)t anwanblungen. SBie SBeD^aDen war
aud^ er ju fein f ünftlerif d(), um Diel in'S SBolf ju brin«
gen ; bod^ bat er baS SBolfSioefen in einigen beliebten
©ebid^ten wie „S)ie Srautfal^rt im |)arbanger"
fe^r anmutl^ig gefeiert. (Sro^artig ift fein 2)rama
„©alomon be 6au§", bie Sragöbte ^Sorb SBil»
Uam Siiffett" bagegen leibet an weid^em Stjri§mu§.
— SBie in ©eutfd^lanb, fo regte aud& in S^oriocgen
bie Komantif jur Sammlung ber SSolfSmärc^en,
SSolfSfagen unb SolfSlieber an. §ieran bet^ei»
ligten fid^ 91. gfape, 9«. 5). Sanbftab, ©. Sugge ;
am wertl^öoflften ift bie Sammlung Don SBolfS»
mörd^en, ju ber fid^ 3. 9)^oe (1813-1882) unb
$. 6^r. 5l§biömfen (1816—1885) Deretnigten.
2)iefe SJlärc^en unb Sagen reid^en in alte 3cit
btnauf unb l^aben in Stoff unb SorftcHung Diel
93ertt)anbte§ mit ber altnorbifd^cn Saga ; fic finb
Doü ödster 93o(f§poerte unb fpiegeln ebenfo bie ge=
loaltige 9?atur be§ SanbeS, a(§ Seben, treiben unb
ß^araftcr ber wadfent bäuerlirfjcn 93eDölferung.
j ^Sbjömfen Ite^ ber gemeinfamen Sommlung no^
weitere folgen. 9)toe Derlegte fic^ auf ftunftpoefic
50'
7icrrcai?<fce £';:eraiur.
508
icib Dflegtc mit &lüd bc§ religiDtc $oܧI:e^. Sic
Tjincn ütrigen Süter unb ScfirihftcIIer ©anticn
nö aiii Sorliebt te 3<fc;15en:ng i^rer ^cimoi
ssh b<fi SBoIfilcbcns va. fo ». &«rre, !R. Ceü-
%!S Tfiner ftiniTtl^rifer bemanne nc^ ber ©colcgc
2^. fticrulf, ein Stftüler SEJelbaoenÄ; ber ftraft
unb bem Bd^nnmg Sergelonbs eiferte S^r.^EJlonfen
r.üdi, Suä bem ^une^menben '}{atioiuIgefü^l er*
mu(^ ber @ebaii!e ber logen. „^UJaaiftraecer"
f Sprcdinreber), bie oeric^iebenen 9?olf#biaIefte ^ur
rn^itlic^ Sprach in Dereinen unb al§ Sanbe§-
madit bem Xönii'c^n gegenüber^ufteüen. Xtn
groBen iprac^lic^en unb poetifd^en Xeici^t^um ber
^oUsiXJrQdse Derfcrpene Soar ^aien (geb. 1813)
:n feinem „Crbbcg ooer bet norffe gfolfefprog",
neue 9(u§gcbe mit bem Xitel „?2or§f Crbbog meb
ban§f iJorfloring'', S^riftionia 1873, fonie in
Xid^tungen, meiere er in ber 93oIf§fpra(^ DerfaBte.
9. C. SBinje begnügte fic^, biejelbe gelegentlich ^u
cemenben, beionbers in feiner poetifc^en ^r^öblung
^ Stcregut" . Ariftop^er Sonion Cgeb. 1841) {d^rieb
dagegen gonje Sr^ä^Iungen in ber SBoifefprad^e,
bie bann für ba§ StabtDclf in^S 97om)egifd^'Sö*
r.vii überfe|t imirben.
Xie bebeutfamften unb reifflen iJrüc^te, toelc^e
tie Komonti! seitigte, gehören bem @ebiete ber
@eid)i(^te unb ber Sprocl^miffenfc^ft an. Sie
Ißoefie ^tte in bie Seiten beS ^ttelalterS )urücf«
gefü^n ; ba gab eS ein !RorU)egen doQ felbftön«
biger Araft, ÜJ^ac^t unb @röBe. 3Ro(^ten babei
einzelne Siebter iid^ mebr con bem alt^eibnifc^en,
als bem fat^olifc^n SfanbinoDien angemut^et
füllen, eine emfte @ef(^i(^tj(^reibung unterfuc^te
bebäc^tig bie alte IRu^meS^eit unb grub bie lieber«
lieferungen aus, meiere eine SOOja^rige Trennung
abgerifien, unterbrochen, t^eiln)eije Derfc^üttet unb
^erftdrt ^alte. ^n ber 3pi|e biefer gebiegenen
gforicfier [te^t «Peber % TOun^ (1810—1863),
ber ©ruber be§ Ii(l)ter§, mit feinem umfafjcnbcn
SBerf „Xet 9lor§fe golfs ioiitom** unb ga^Ircid^cn
«Sonographien; bann Subolf ßepfer (1803 bis
1864j mit feinen einge^enben arbeiten über ftir«
d)en« unb Gulturgefc^it^tc, ^S^en 9lor§!e ftirfeS
feiftorie", „TcorgcS ßiftoric", „TJorbmaenbencS
9?ibenf!abelig^eb og Literatur i SRibbelalberen'',
,/JRorge§ giats- og 3let§forfatning i aKibbel-
alberen". TOund^ ^ielt ftc^ für feine Vorarbeiten
lange in SRom, ffepfer mehrere 3a^rc in 3§Ianb
auf. ®eibe jufammen ebirten bie alten ®efeh=
büc^er ,,«orgeS gamle 2oöe" (1846—1849).
e^riftian Sänge (1810—1861) f(ftrieb bie ®c-
fcl^it^te ber norrtegifd^en ßlöftcr unb gab mit (S.
9i. Unger baS Diplom atarium Norvegicum
heraus, nac^ feinem Xobe ton ^. 3. §uitfelbt
(geb. 1834J fortgefe^t. Unger felbft (geb. 1817)
oeröffentlic^te eine (ange Sei^e ber mi^tigften alt-
norbift^en Cuellen unb Siteraturfd^äje in ftreng
fritifc^cn ausgaben. %, 6. 93ang (geb. 1840)
Dertiefte bie biSberigcn g^orfc^ungcn über bie mittel«
olterlid^e ftxrtbc, für bcicn SBürbtgpig aud^ bie
funngei(fci(^tlic^en Stnbien Don Sticola^fen unb
£ietri6fcn uiib bie Segenben-Sforfd(|utigen Don
SubtD. Zaat Don Sebaitung iDoren. @opl^u8
Sugge «geb. 1833j, einer ber tüd^tigften ftemier
ber ähmeninf elften , gab eine epod^emad^enbe
ßöitirn ber Sbba ^ouS (1867) unb )og ju berea
^rflörung namentlich c^rifilic^ Sinflüffe unb
Ueberlieferungen ^enm, bereid^erte auc!^ fonfl bie
biftohtc^e Sprac^miffenfc^ft mit jal^Ireici^enUnta-
fu6ungen. Sabtbunbertolte Sorurtl^eile gegen bie
fat^olifc^e ftirc^ ftnb burd^ biefe @tubien gcni)
ober t^Umeife befeitigt iDorben, unb man trifft
Ui normegif d(|en X^ologen nül^t feiten eine relo^
freunblic^ ^uffaffung beS ff ot^oIiciSmuS. — Su^
bie neuere @ef dbic^te f anb mannigfad^e Pflege, Dor
Einern an emfi SorS (geb. 1835), S. 3)aae (geb.
1834), X gfope (1802—1869), ®.@tonn ^.
1845», m. Sirfelanb (geb. 1830), TOelfen (g*.
1843».
CbmobI baS Sanb nur eine UniDcrfUöt befi|t
(Sbnftiania, 1886 mit 43 orbentlid^en unb 10
auBerorbentlicben ^rofefforen unb ungefäl^ 1500
Stubentenj, ifl feit 1811 auc^ für bie flbrigm
SBiffenfcbaften Sr^blid^ geleiflet iDorben. Ser
ibeologe SS. «. SBejccI (1797-1866) befämpfte
lebhaft ben Nationalismus unb lom baburd^ in
§e^be mit bem $^ilofopben 9KeIS 3:refc^oiD (1751
bis 1 833), ber bie Se^re ff ontS jmar nid^t aboptirte,
aber fic^ boc^ ^9tand^ borauS aneignete. SBesett
„SInbagtSbog for SRenigmonb" ifl nöd^ ber Sibel
baS Derbreitetfte Sud^ in SIortDegen, feine „C^*
ftelig ^uuSpcftiHe" ebenfafiS fe^r beliebt. ®isle
3obnfon (geb. 1822) Dert^eibigte baS or^obose
Sutbertbum gegen ben Don 2)änemarf einbringen-
ben ®runbtDigianiSmuS. S. $. SoSpari, Don
jübifc^en @Uem in Seffau geboren (1814X 1838
jum S^rifientbum übergetreten, feit 1847 in 9lor*
megen, ^eid^nete fid^ alS Orientalift, Ssegä nnb
S)ogmen^iftorifer auS. 3. SRonrab (geb. 1816)
jeigte fid^ alS gemanbten IBertreter ber ^egeFfd^
^^ilofop^ie, S. SB. S9ugge entmidelte etn &j^
ber ^ö^em $&bagogi(. ^uf bem @ebiete ber Sto^tS-
miffenfd^aft unb $oIiti( }eid^neten fid^ «. 9R.
Sd^meigaarb, %. ^. ^Ifd^el^oug, gfr. @tang mib
1$. ^aüager auS ; in ben S^aturmiffenfd^ftoi ber
aftronom ffrifiopl^er ^nfteen, bie SRot^ematiftr
Cle 3. Sroc^ unb 9t. ^. ^bel, bie Soologen
5mid^. 6arS, ®. O. ©arS, SR. eoflett, bie ©ec
logen 37t. ff eill^au unb %}). ffierulf ; in ben Spnid^
miffenfd^aften au^er ben fd^on genannten @op§.
SBugge unb (F. % Unger aud^ ber ®ermamfl 30^
^ri^ner (geb. 1812), ber Orientaliji ff. «. ©olm-
boe, ber um Srforfdftung ber lappifd^en Spraye
Derbiente 5». 6tocfflet]& unb 3. «. SriiS. ©er be-
rühmte 3nboIoge &)x, fiaff^n (1800—1876) g^
bort burc^ ®eburt unb erfte ßrjiel^unö ebenfcutt
!)tortt)egen an.
3n einem Sanb, beffen SeDölferung noc^ Dor«
^enfd^enb bemSauemftanb ange^rt, mcldjer flarfe
bemcfratif4c Tteigungcn unb auSgebel^nte poli-
9lortt)egifd^e Siteratur.
510
)te beft^, mu|te übrigen» bie $oIitif
af i^o{ten ber Silbung baS allgenieine
in Hnfprud^ nel^men. 93olf§agitation für
X no^ größerer ))oIitifd^en t^rei^eiten,
SoSiremumg Don @d^tt)eben, ^emül^un-
ilte patrtQKldalifd^ SolfSleben burd^ an-
ul^iungen gu t>erbrangen, ftam))f gegen
enbe lut^fd^e @taat§ürd^e l^aben feit
b eine SJlenge Heiner SoIfStribunen be-
mier benen @ören gaabael (geb. 1814)
le Popularität l^erDonagt. IBoMeben
ttnr ^ben unter biefem politifd^en Zrei«
m, unb bie l^öufige Volenti! unter ben
len )nroteflantifd^en 9iid)tungen l^at nic^t
(u beigetragen, ben SBimoarr nod^ gu
L
iTOobernen (1860— 1892). SHe jtoei
1 neueren SHd^ter, 93iömfon unb 3bfen,
iä^ in i^ren Slnföngen nod^ ber Slomantiif
ifiiemeSibmfon, 1832 auf einem $fan-
otnregebirge geboren, in einem ber l^err-
Ifent^dler, bem 9tomStl^al auf gema^fen,
Dtolbe (am 9Reer) unb in S^rifHania
M, begann feine Sd^riftftellerlaufbal^n
Sinacter «,3^!^^ ben Sd^Iad^ten''
n eine Spif obe au8 bem Seben beS ff önigS
muttiftrt Sßal^r^poetifd^erunbfeffeln-
jenb einer feiner Sorgönger, fd^ilberte er
Hm ^intergrunbe ber ^enlid^ften Ütatur-
i8 normegif^e 93auemleben in ben fpan-
ir)ä]^Iungen (S^nöoe @oIbaI!en, 1857;
8; Sn glab ®ut unb @maaflQRar [Hei-
ilungen], 1868; gifferienten, 1872).
Gearbeitete er Stoffe avA ber alten ^el«
ben S)ramcn „^ulba" (1858), ,,flong
1861), «©igurb ©lembe" (1862), „©i-
ilfar" (1872) unb in ben 6poS „«mljot
L 870) ; nur gmei @tücf e ftel^en au^er ienem
atal^men: 9Raria Stuart (1864) unb
xmä^Itcn (1865). 9118 nationaler S)ra-
^t ©iömfon in biefen SBerfen bebeutfam,
ifl unübertro^en ba; aud^ feine 2\)txt (in
.870)beft^t eine öl^nlid^epoetifd^e^ftifd^e
loDdQen. S)ie enblofen @treitigfeiten, bie
i^e Seben 92ortt)egen3burd^tt)ogten, ff rilif
I riffen il^ j[ebod^ au§ bem romantifc^en
i^re 2BirbeI binein, mad^ten i^n jum
une focialen Slgitator unb fteüten auc^
li^ Xalent in ben S)ienf} ber mober»
Sfragen. 3n ben neuen 2)ramen (@n
74; »cbaftöm, 1874; ffongen, 1877;
1879; ®et npe Softem, 1879; gn
J83; OoerÄeOne, 1883; ©eograp^ie
1886) pulftrt ein aä)i bid^terifd^er ©eift,
ifon ifl barin nid^t mel^r ber gemütl^Ii^e
er dien Seit, f onbem ber mobeme ^fab»
: toeber mit Sleltgion unb mit $oIitif,
Biffenfd^ft unb Solfötl^um im Steinen
n^ bleibt er für fein Sanb unb Solf be-
wctrdgt aber bie £age§publtciftif in bie
l> pdit ber $oefie Probleme, meldte fte
nid^t gu Ibfen oermag. 3bfen, geb. 1828 }u @fien
im füblid^en 92om)egen, l^at toeber bie I^rifd^e
Stifc^e, noc^ ben ^rol^mut)^, nod^ baS ßrgal^ler-
talent SiömfonS, übenagt i^n aber al8 S)rama«
tifer. er begann aI8 ^otl^efertel^rttng 1848 mit
SleootutionSgebid^ten unb einem ttilben S)rama
^Sattlina''; erft 1850 marb er UnioerfitötSftubent,
1852 £^eaterbirector in Sergen, bann 1857 bis
1862 Z^eaterbirector in Sl^riftiania. 3n biefer
Stellung fd^rieb er bie S)ramen „^xan 3nger
SU öftrot" (1855), „S)a8 gefl auf ©oll^oug"
(1856), „!Rorbifd^e ^eerfal^rt nad^ ^elgolanb"
(1858), ^ffiie eomöbie ber Siebe" (1862) unb
balb barauf no$ „2)ie ffronprötenbenten". S)er
Sagenfloff gu „9iorbifd^e ^eerfal^rt nad^ ^elgo-
lanb'' ift mit urgermanifd^er ffraft in Sompoft-
tion unb Spraye burd^gefül^rt, bie aber in'8
Ueberma^ f^reitet. S)ie l^iftorifd^en Stoffe „S^au
Snger" unb ^ffronprätenbenten" finb ebenfattS
(rafboQ bramatifc^ ausgeführt, aber bie ®e-
fd^id^te ift babei arg mi^l^anbelt. 3n ber „So-
möbie ber Siebe'' geid^nete ber ^ä^itt ironifc^
mand^e äkrbältniffe ber ©egenttart; fie enegte
einen Sturm beS UnmiSenS gegen il^n, unb über
baS Zl^eater felbft brad^ ber SoncurS l^erein. (Sr
oertieg nun baS unbanfbare ^eimatlanb unb brad^te
f af} 30 Saläre in ber fjfrembe gu, erft in 9tom, bann
in SreSben unb ÜBünd^en. 3n meiflerl^after fjform
unb Sprad^e fd^rieb er nun guerft brei religibS«
pl&ilofopl^ifd^e ffiramen: „SBranb" (1866), bie
Zragbbie beS fianen nom)egif d^en Sutl^ert^umS ;
„$eer ©^nt" (1867), eine 3lrt üon nortoegifdiem
Ofauft, beffen ^elb aber ein pbantaftif d^er, gtoif ^en
Aberglauben unb Unglauben fd^manfenber 92or«
toeger ift; „ffaifer unb ©aliläcr" (1873), eine
pl^antaftifd^e 3<i$nung beS ffaiferS Julian, bie
gum Sd^Iug ftatt ^eibentl^um unb Sl^riftentl^um
eine neue SBeltreligion burd^ SOtifd^ung beiber in
^luSpc^t fteüt. „Sranb" unb „$eer ©^nt" finb
SbfenS ge^altooDfte uiieformooIIenbetfleSd^öpfun-
gen, ooD fü^ner, öd^t norbif d^er $l^antafH! unb |in-
tDxthtx oon lebenStpal^rer 3eic^nungen beSnonoegi-
fd^en SSoItSddaralterS. Sem l^enf^enben Sül^nen«
gefd^madte ttaren fte jebod^ gu bo^ unb gu emft.
3um Siebling beS mobemen ^ublifumS mürbe
äbfen erft burd^ eine neue Sleil^e oon S)ramen, in
meldten er oon 1869 an mit meijlerlid^er Sül^nen*
ted^nif unb fd^neibenb fd^arfer Sl^arafterifUf, aber
gugleid^ mit troftlofem pefftmiftifd^em ^Inl^aud^e,
burd^ unb burc^ realiftif d(| , in $rofabialog bie
Sd^öben ber mobemen ©efeOfd^aft auf bie Sül^ne
brad^te, fomol^l baS politifd^e Stenb (Ser 93unb
ber äugenb; 2)ie Stufen ber ©efeUfd^aft; Ser
IBoItSfeinb) als aud^ baS fjfamilienelenb, unglüdt'
lid^e 6bC/ Siebe, Sibertinage unb Saflerüercrbung
(gin ^uppenl^eim; Sie ©cfpenfter; SRoSmerS-
^olm; S)ie SBBübentc). ®aS ßolorit ift in attem
normegifd^, bie bel^anbelten Scanbale aber ber
gangen überciüilifirten ©efettfd^aft gemein. Sbfen
fanb befel^alb in gang Kuropa Sntereffe unb Sei«
fott. ObgleidJ er aber bei weitem emfter unb tiefer
511
9tofitabamu8.
512
tft oß bU fronaöftfd^ 9iean{|ien, fel^It e§ i^m
bod^ an bem imerfe^baten d^rifilid^ mf)alit, unb
er Dermag bie fd^reienben S)iffottan5en nid^t )u
I5fen, in bie feine Sramatif auSflingt unb bie ^u«
fommen ttie eine %rt SBanfetotterflörunQ bet mo-
bemen ©efeDfddaft lauten.
tJfreunblid^ere Seiten beS nonoegifc^en SoR§«
Ieben§{d^ilbem in i]^ten(Sr}öl^Iun9en,9tomanenunb
9loöeIIen SOlagbalcnoSl^orefen, gcb.ffrag]^ (1819),
SWorie 6oIban (1814—1884), 3onaS 2ie (1833)
unb Äriftofetffriftoferfen (1851). 6amiEa6onet
bagegen (geb. 1813), eine ©d^toefier aOBergeloubS,
greift in il^rem 9ioman ,,Se§ ^mtmanng f ödster''
$erb bie mobemen ©efeOf d^aftSDerl^öItniffe an. Sin
nod^ fd^örferer Jhitiler ber nortoegifd^en @ociaI-
öerl^ältniffe, befonberS ber ortl^obojen dJeijHid^feit,
ber ^Beamten, ber §anbeI8» unb Snbuftriewelt, ift
Sllesanber ff jeUanb (geb. 1849) in feinen IRoDellen
unb S)ramen. 9lme ©arborg (geb. 1851) erneuerte
ben SSerfud^ ber ÜJlaatftraeDer, inbem er eine größere
Srjä^lung (gnSntenfjar — ßinfjfreimann, 1881)
in 3t)ar ^afen§ @prad^e fd^rieb; trefflid^ t)erfiftirte
er in feinem „93auemftubenten" (1883) ben burc^
mobeme^olbbilbung unb ©ro^mannSfud^t l^erbei«
gefäl^rten Siutn beS SauemftanbeS; aber mit fei-
nem ,,Ungbom" (1884) unb ^3RannfoIf" eröffnete
er ben oerberblid^en Steigen einer eigentlid^en So«
l^dme-fiiteratur, tteld^e an ©emeinl^eit faum l^inter
öl^nlid^en $arifer fieiftungen jurüdfftel^t unb mit
Sted^t lebl^aften SBiberfpruc^ beim beHem Sll^eile
be§ ^ublifumd »ad^rief . 3u bief er neueften @c^ule,
loeld^e bie SJli^Derl^öltniffe ber (Sf^t befömpft, um
bie freie Siebe gu prociamiren, gel^ören ^an§ Säger
(geb. 1854) unb iSfyt. ffrogl^. Segen bieje Sd^mu^»
literatur l^at fid^ in neuefter Seit Siömfon als
©ittlid^feitSprebiger erl^oben. 2)aS bcftänbige SRüt«
teln an allen bcftel^enben focialcn SJerl^öItniffen,
bie religiöfe 3«rfal^r«n]^cit unb baS ftetige Qfort»
fd^reiten mobemer Uebcrcultur in bie füllen SBerg«
tl^äler l^inein laffen inbe^ baS einft fo fräftige, ge«
funbe SBolfStl^um mel^r al§ ie bebrol^t erfd^einen.
SReid^cS ÜKaterial jur Seurtl^eilung ber neueren
SScrl^ältnifje bieten bie Patiftifd()en arbeiten unb
Kulturfd^ilberungen üon gilert ©unbt (1817 bis
1875) über ©ittlid^feit, ©terblid^feit, Srunf unb
SKö^igfcit, Aberglauben, Sauart u. f. tt).
® cn erften 9lnf ang ju einer fatl^olif d^en Sitcratur
bilbet bie an jiel^enbe ßonöerftonSfd^rif t beS 83ama»
biten P. Sol^ann ®aniel ©tub ,,2cbfagelfe fra
fjforbommc til religiös ©anbl^cb meb fiacrligl^cbS«
fulbe gjiinbeblif ttl fjaebrelanbet", Sergen 1861.
®er Serfaffer, 1813 in Sergen geboren, fam als
junger ftoufmann nad^ ®enua, trat l^ier 1830 jur
latl^olifd^en ftird^e äurürf, fd^loB fid^ 1832 bem
Sarnabitenorbcn an, warb 1837 in Som jum
^riefter getoeil^t, bann Oberer beS ftlofterS in
turin, fpäter 5DWffionar in ©öteborg (©d^tteben)
unb jule^t in feiner Soterftabt Sergen, wo er in
jal^lreid^en fleinen apologetifd^en ©d^riftd^en bie
f atl^olifd^e ftird^e öertl^eibigte (ögl. Sof ent^ol, Kon-
üertitenbilber auS bem 19. 3a^r^. I, 2, ©d&off^.
1871, 1—23). Seit 1890 erfd^nt in (BMßiatrift
ein f atl^olif dH SBod^enblatt @t. Oldf . (SgL J. E.
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H. Jaeger, Litteraturhistonske Pennetegnin-
ger, Eopenh. 1878; A. £. Eriksen, Dansk og
Norsk Literaturhistorie, Kristiania 1 878 ; Fr.
Winkel Hom, Den danske Litteratnrs His-
torie, Kjobenh. 1879; S)erf., ®ef(^teberSite>
ratur beS f!anbinat)ifd^en SlorbenS, fieipgig 1880;
$]^il. @d6iDei^, ©efc^id^te ber ffanb. Siteratnr,
Seipaig 1886—1889, 8 Sbe.; G. Brandes, Dei
moderne Gjennembruds Maend., EjObenhavn
1883; % Saumgartner, ^. Sbfen [Stimmen auS
SDi..8aad& XXXIV (1888), 554—576]; ©ctL
gjorbifd^e fja^rten II, greib. 1890, 150 ff. 196 ff.
233 ff. 240 ff. lieber aßergetanb unb SBeD^mieii,
Sjömf on unb 3bf en liegt bereits eine umfangreid^
Specialliteratur Dor.) \%. Saumgartner 8. J.]
'^ofttabavmSf Ütame )meier Slfbologen auS
einer gfamilie jübif d^er Slbfunf t, beren Urfpntng su-
»eilen mit Sejug auf 1 $ar. 12, 82 Dom Stamme
3ffa(^r l^rgeleitet mürbe. 1. !Dli(^aeI 9floftra'
bamuS ber öltere unb berül^mtere mürbe geooren
am 14. 2)ecember 1503 ju @t. SRemQ bei Stied oß
@o]^n eines ÜtotarS, ffatbirte )u aRontpeÜier IRe-
bicin unb mad(|te bei ©elegenl^t ber $eft fd^
1525—1529, namentlich aber 1546 }u Vis unb
1547 au Spon glüdClid^e Ihtren burd^ ein aRittd
feiner Srfinbung. 3n @aton, mo er feit 1544
feinen gemöl^nlid^en SBol^nort l^atte, mar et tro^
bem nid^t f el^r angef el^en ; bie Sereinfomung brSngte
il^n jum @tubium unb jum ©rübetn, unb er glaubte
ft(^ enblid^ über bie 3ufunft erleud^tet. Son 1555
bis 1560 Deröffentlid^te er 1000 ^ropl^es'eiungen,
aUt in Dieraeilige @trop]^en (quatrains) gefaxt unb
nad^ (^enturien georbnet. 2)er Srfolg toar ein
ungel^eurer. ^einrid^n. unb ftatl^arina Don Vle«
biet beriefen benSlftroIogen nad^ ^pktrid, empfingen
i^n mit großen S^ren unb liegen il^m in SloiS
bie löniglid^en bringen DorfteQen, bamit 9loftca*
bamu§ über beren 3ufunft berid^te. 3m 3. 1558
burfte 92oftrabamu§ fogar einige Senturien feiner
$rop]^eaeiungen bem ff önig felbft mibmen. auf 8
^öd^fte aber ftieg fein Snfe^en, afö |)einrid6 IL
im Zumier einen tbbtlid^en Sanaenftid^ in'8 9uge
erl^ielt unb man biefeS traurige Sreignig bei
9loftrabamu§ t)orau8gefagt f anb :
Le lyon jeune le vieux sormontera
En champ bellique par singulier duelle,
Dans caige d'or les yeux luy creuera
Deux plaies une, puis mourir, mort cruelle.
(Cent. 1, quatr. 35.)
Si§ ju feinem 2obe (2. 3uU 1566) mürbe 9lofira.
bamuS jejt üon ben l^öd^fien ^erfoncn aufgefud^t
unb geeiert. TOorl^of (Polyhistor I, Labecae
1732, 93 sqq.) ift geneigt, in 9Joftrabamu3 einen
513
3?otar — Sflotburga, bie babifd^c.
514
jjMfü) inftnrirten ^opl^ten )u feigen. 3nbe^ er-
ofttra ^ bie (Erfolge toöl^renb feitied SebenS
Ol bcm Aberglauben bed bontoligen fronjbftfd^en
fylfA, an UM^em burd^ ftatl^na be' SRebici bie
SPioIogie SRobefad^e gnoorben mar (Dgl. b. Art.
IjirDlogie; 9. Secomt, (Sefd^. bed @atanS u. f. ».,
Ol bcm Sfransöf., 9legen8b. 1868, 268). 3n ber
^olgcieit fpiette 9lo{farabamu§ no^ eine iiemlid^e
SoBe; 1652 beutete man feine Sßiergeilen gegen
Vta^Bom auS; nod^ 1840 lieferte Sarefier eine
frflänmg, unb 1850 9i5fd^ eine beutfc^e lieber«
lelttng. Snd^ SBiberlegungen erfd^ienen. Sefannt
fft ba8 (Eingramm eines Unbelannten auf il^n :
Ifoitra damoB cum falsa damus, nam fallere
nostrum est,
£t com falsa damus, nil nisi nostra damus.
eine auf StoftrabamuS jurfidtgel^enbe $rop]^e«
jriimg (Qoando Marcus Pascha dabit etc.)
nud^ no^ 1886 einiget Auffeilen (Dgl. 3:^eol.>
ptdt. Ouortapr. XXXIX [1886], 229). 0Bgt.
Moreri, Le grand dict bist. s. v. ; Nouv. Bio-
gn^ gen. XXXYIU, 802 ss. ; Secanu a. a. O.
274 unb bie (Einleitungen in ben fpöteren 9lu§-
gobcn fetner 9Berfe. (Ein IBergeid^nig ber 9luS-
gaben, (Eommentare, SBiberlegungen, ^Biographien
gibt (Sröffe, Sel^b. einer aUgem. Siterörgef d^. XU,
lit^ 1, Seip}. 1 852, 948 f. ; Dgl. Oraesse, Tresor
IV, 688 BS. ; Vn, 485.) [Änefler S. J.]
2.9Ri(^aeI9}ofirabamu8 ber jüngere,
ber €o^ beS Vorgenannten, tl^eilte ttol^I feine§
9ateA Streben na$ Srf orf d^ung ber 3ufunft, aber
nd^ fein (BIüdL Seine ^ropl^ejeiungen n)urben
Rgelmä|ig burd^ bie (Ereigniffe »iberlegt unb
M^ $m felber fd^Iie^Iid^ auf merfmürbtge
8eije ben lob. Sei ber ^Belagerung ber fjfeftung
$ou)in nämlid^ l^tte i^n ber ^nf ül^rer be§ fönig»
li^en l^eered nad^ bem Sd^idtfal ber belagerten
Stobt gefragt SRid^ael Derfünbigte, biefelbe n)erbe
(^ d^^ ju (S^runbe gelten ; nod^ ber Sinnal^me
l)er Stabt fud^te er nun bem (Eintreffen feiner
Seidfagung baburd^ nad^^ul^elfen, ba^ er {elbft
einige ^noufer anjünbete, n)orüber er ertappt tourbe.
9ffl oiü)em Xage lie^ ber ^eerfül^rer tl^n rufen
inb fragte, ob er nid^tS Don einem ibm felber
^rjte^ben Ungludfe Dor^ermiffe. SJlid^ael Der»
ntime, aorauf jener il^n mit bem $ferbe übenttt
imb töbtete (1574). (SSgl. Nouv. Biogr. gener.
XXXVni, 307.) [31. gffer.]
Jtotor, f. Protonotarius.
IMfesga, bie 1^1., bie belannte fromme
^fimagb unb ©d^u^atronin be§ bienenben
Stanbed, flammte auS bem Xiroler Stöbtd^en
Xattenburg (Siottenburg) am 3nn. 3n§ ®eburt§»
jabr nrirb bad 3a]^r 1268 angegeben. !Rad^ fromm
Mrbrad^ter Sugenbgeit fam fie mit 18 ^(al^ren in
bm S^ienft bed ®rafen ^einrid^ unb ber ©räfln
(Sntta auf ber Slotl^enburg. ^ier betl^ötigte fte
i^ opf ermutbige Ütäd^itenliebe auf ba§ ^enlid^fte.
Soi( blieb aud^ bie (ampfeSDoSe $robe il^rer @e«
bilb nid^ aus, benn nad^ bem Xobe il^rer erften
^eoff^ folgte bed ®rafen @o^n ^einrid^ al§
Iht^CBfccfroiL IX. 2. ZufL
bm ber Slot^nburg, unb feine geijige ®attin
Ottilia fud^te ber i^r Der^a^ten 9iotburga ben
3lufent]^(t möglid^ft au erfd^toeren. Se^l^alb fud^te
bie ^eilige ft($ einen neuen SHenft unb fano i|n
bei einem 93auem be§ na^gelegenen S)orf e§ Sbnet.
äl^rer frül^em ^errin Dergalt fte aSe Jhönfungen
burc^ liebeDoDe Pflege bei bereu (efeter JhanI»
l^eit. 3lud^ in il^rem neuen Sienfie fe^te fie il^r
frommes unb milbtl^ötigeS Seben fort ^ier fiel
bann baS (Ereignis Dor, toeld^eS )u ber getooQU-
(id^en ^Ibbtlbung ber ^eiligen mit einer fd|toeben-
ben @id^el Slnla^ tourbe. 31IS nämlic^ ber Sauer
bei bringenber Slrbeit am Sorabenbe eines ^fteS
oertangte, 92otburga folle nid^t toie fonjl unb mie
auSbebungen,5urSefper5eitmitber3lrbeitaufl^ören,
l^öngte biefelbe mit ben SBorten : „Sie @id^I fei
Sid^terin jwifd^en mir unb bir", il^re ©id^el frei in
bie Suft auf, morauf ber SSauer, burd^ baS SBunber
betroffen, oon feinem SSerlangen abftanb. Unter«
bef[en mar auf ber Slotbenburg burd^ ^l^be unb
Jmeg baS Unglüd eingef el^rt. infolge l^ierDon bat
unb erreid^te ®raf ^einrid^, ba^ Ütotburga in
feinen Sienft surüdffel^rte. 9$on nun an blieb fie
bei bem ®rafen unb beffen }toeiter ®ema]^Iin,
®röfin SRargaretl^a oon i^ol^enedf, alS Seiterin beS
ganzen ^auSmefenS. @ie ftarb mal^rfc^einlidd om
14. September, im % 1313. ^f)xt Seid^ mürbe
nad^ ber fiegenbe munberbarermeife Don Od^fen auf
einem SBagen über ben 3nnftu| sur ätupertuS«
ürd^e beim Orte Sbnet gebrod^t, too fie beim SQtare
beigefe^t marb. 2)ie SSerel^rung ber 1^1 9lotburga
l^at feit il^rem £obe nid^t aufgel^ört; bie ffapeOe
beS %\. SRupertuS, in ber fte rul^te, mürbe erneuert
unb oergrö|ert unb aEmalig na^ ii^r genannt unb
jal^Ireid^e IBotiDtafeln bemeifen bie groge Siebe unb
Serel^rung beS »olfeS au il^r. 3m 3. 1718 er«
folgte feitenS beS gütftbifd^iofeS öon 93rijen bie
Sr^ebimg unb Slecognitton il^rer Sieliquien, fomie
bie Untersuchung über bie SBered^tigung ber 93er*
el^rung 9Jotburga'S; im 3. 1785 famen bie SReli-
quien nad^ ber ^fatrfird^e ^u ^ä)VDaii unb mürben
bann nad^ (Erneuerung ber ftird^e )u @bnet im
Saläre 1788 bortl^in jurüdfgebrad^t Sine eub-
gültige SBeftätigung ber uuDorbenflid^en SSerel^rung
ber ^eiligen erfolgte am 27. SKörj 1862 bur^
^apft $iu§ IX. ®er gefttag ift ber 14. (Sep-
tember. (Sgl. AA. SS. BoU. Sept. IV, 709 sqq. ;
Anal. jur. pontif. HI, 2 [1863], 1811 sq. gine
auSfülirlid^e ©arfteüung gibt ©tabler, SoUftän.
bigeS ^tilxQmlti^ton IV, «ugSburg 1875, 586
bis 592. auBerbem gibt eS nod^ eine Seilte öon
fiebenSbefd^rcibungen ber ^eiligen jum 3toedfe ber
(Erbauung.) [% gffer.]
9lof6ittga, bie babifd^e, foD eine Xod^ter beS
ftönigS ©agobcrt I. gemcfen fein. Um nic^t bem
^eibnifd^en SBenbenf ürften ©amo öermäl^lt ju toer«
ben, entftol^ fie auS bem ©d^loffe 9Jio8bad^ ober
^ombad^, mo ber 93ater §of l^ielt unb oerbarg
fid^ in ber SBilbni^. Sine ^inbin hxai)k \f)x
92a]^rung oon ber Däterlid^en Xafel. 2)er iBater
fud^te fie, moDte fte aus ber ^öl^le l^erau^ie)^,
17
515
Slotl^crlien — Slotljljelfer.
516
bel^ielt ober il^ren %xm in ber ^ottb. 2)ie Sutig*
\tau, tounberbat gel^tilt, lebte ttod^ lange in ber
|)5(Ie. (Sine JKrd^e biefer ^eiligen ift in &od^-
fym\tn am 9ledfar. (Sgl. ®rimm, ©eutfd^e Sa-
gen I, Serlin 1816, 451 ; ©d^nealer, »abi|d^e8
@agenbud|n, ftarförul^e 1846^ 584 ff.; ®lod,
9totbutga. (Sin SBilb auS 93abenS @agentt)elt,
flartörul^e 1888.) [©trcbet.]
'^otl^etitn (haeredes necessarii) l^ei^enbie«
ienigen $erfonen, toeldjen ber Jeftator ober 6rb«
laffer nad^ ben befte^enben ©efe^en loenigfteng
einen Xl^eit feines 93erm5gen§ al§ Srbfd^aft )u
l^interlaffen l^ot. 9Ran nennt eine berartige lieber»
leitung be§ 93enn5gend aud^ gefe^li(i^e ober 3n«
teftaterbfolge (haereditas abintestato), hiöl^renb
bie ®emfnng jur Erbfolge burdd freie, le^te aBifienS«
erflörung be§ SrblafferS teftamentarif^e Erbfolge
(haereditas voluntaria, extranea ober extesta-
mento) l^ei^t. S)ie SuccefftonSorbnung, Srb>
t^eile 2C. bei ber 92ot]^erbfoIge rid^ten fid^ nad^ bem
bürgerlid^en 9ted^te, baS je nod^ ben ©efe^en beS
fianbeS öerf d^ieben ift (f. b. 9lrt. Serfügungen, le^t«
ttrtllige). SBaS fperieH bie Erbfolge in baS l^inter»
lajf ene SSermögen öon ©eiftlid^en betrifft, fo gelten
^ier na^ canonifd^em Siedete folgenbe ©runbfö^e:
Sie bona patrimonialia, industrialia unb parci-
monialia eineS Siertferg faUen gefe^Iid^ ben SlutS»
Dertoanbten beS ßrblaJferS ju (c. 1, 0. XU, q. 5),
benn biefe ®üter unterteilen bem öollen unb freien
SerfügungSred^te ber ©eiftltd^en, fo bag fie be«
^üglid^ biefer red^tlid^ afö Säten betrad^tet h)erben.
@inb {eine gefe^Iid^en 92otl^erben üorl^anben, fo
erbt bie ftird^e, an toeldfter ber betreffcnbe ®eift>
lid^e ein Seneficium befafe (c. 1, X 3, 27 nebft
®loJfe V. Traduntur). §at ber öcrftorbenc Kle«
rifer ein Scneficium an einer ftird^e nid()t bcfeffen,
fo fuccebirt nadj einftimmigcr Seigre ber Kano«
niften ber bifd^öflid^e ©tul^l (Santi, Praelect. jur.
can. in, 242). 2)0$ toürben aud^ l^ier in ben
mciften ßonbem bie ftaatlid^en Seftimmungen jur
S)urd()fü]^rung gebrad()t toerbcn. Ueber bie 6rb«
folge in bie l^interlaffcnen eigentlid^en 93eneficial=
guter beS ßlerifcrS f. b. Srt. Xeftirfreil^eit ber
®eiftlid^en. [C^ciner.]
ifioi^etfetf bie tiier^el^n l^eiligen,
]^ei|t beim fatl^olif d^en Sol! eine ®ruppe Don Dier-
jel^n ^eiligen, tüt\i)t befonberS üertrauenSüoQ an*
gerufen toerben, weil fie in bebrängter ßage unb
ÖilfSbebfirftigfeit fid^ oft als toirffame gürfpred^er
beuiäl^rt l^aben. S)ie Jlird^enfprad^e bejeid^net fie
getoöl^nli^ als XIV Auxiliatores, f eltener Inter-
cessores, Adjutores ober Coadjutores, aud^
m^ als XIV Martyres, obtool^I nid^t oDe
biefe ^eiligen SKartprer finb.
I. ®ie ffird^e öerel^rt bie ^eiligen unb ruft fie
um il^re gürbitte an; fte öerelirt fte fotool^l einjeln,
als in il^rer ®efammt]^eit (am f^^efte ^Üerl^eiligcn),
fie Derel^rt fie aber aud^ in ©nippen, unb ^loar
nid^t blo6, »eil pe gemcinfom ben 9Kartertob
erlitten l^aben, tt)ie bie Quadraginta Martyres
(10. SRärj) unb bie Quatuor coronati (8. !Ro>
Dember), fonbem oud^, toeil man gerabetwni^nai
eine befonberS mirfnngSDoIIe gffirbitte in allen ober
in eingelnen Slnliegen emxirtet @o dere^tte man
in ber ff ölner jKrddenproDin} bie fog. Dier l^igen
ünarfd^olfe: Hl quatuor sancti Antonius, Cor-
nelius, Quirinus et Hubertus sunt quatuor
patroni, qui Marscalci omnipotentiB Dei in
hisce regionibuB ob eorundem singnlarim
merita et auxilia nuncupantur (Weidenbach,
Calendarium hi8t.-christ. medii et noyi aevi,
Batisbonae 1855, 200). SRarfd^If fielet 1^
im @inn eines Domel^men, einflu^d^ ^of*
beamten, burd^ beffen SSermittlung mand^rlei
©naben erlangt »erben (Sd^meller^ 93aQrifd^eS
SaSörterbudft H, 2. aufl. aJlünc^en 1877, 410). Sin
Utrec^ter Sniffale Don 1514 ^at eine Miasa de
quinque sanctis Privilegiatis mit ber SoOecte:
Deus, qui sanctorum tuorum Dionjsii, Geor^
gii, Christophori, Blasii et Aegidii memo-
riam facientibus et eorum opem poscentibos
auxilium in tribulatione promisisti, ipsorum
nos, quaesumus, tuere praesidüs, sicut in
Omnibus fidelis es verbis. 2)arauS, ba| ber
1^1. ^ion^fiuS, ber Sd^u^atron Don fjfranfreid^,
an erfter ^ttUt fielet, fd^lie^en bie Sononbifiea
(AA. SS. BoU. Apr. m, 149), ba| biefeS %ßCß
mular »al^rfd^einlic^ auS gfranfreic^ ftammi 3n
gleid^er SBeife finb bie a^iot OaujiaToup^ol dvdfp-
7upoi ber orientalifd^en ftird^ (flabifd^ bezsre-
brennikov, rumönif d^ forä de argentu) ^üige^
bie bei leiblid^en ober geiftigen 3lbÜ^n unentgelt*
lid^ §ilfe geleiftet. S)ie gried^if^en fialenber ffil^
ren jtoei $aare jold^er ^eiligen auf, am 81. 3a-
nuar: 'Eop-rfj Kupoo xal 'lojawou täv Oauiia-
TOüp^üiv dvapYupcüv (KpruS toor ^Irjt in Slesan«
brien, ber unter unentgeltlid^er SluSübung feiner
ffunft ben c^riftUd^en ©lauben prebigte, ^ol^anneS
ein befonberer SBol^ltl^öter ber jhanfen), unb am
1. 3uli: Tu>v ÖLfltay xal daufiaToup^oiv dvapTupiuv
Ko(7p.<St xal AafJLiavou (f. b. 3lrt. SoSmoS unb
^amionuS unb Nilles, Calend. manuale utrius-
que ecclesiae, Oeniponte 1879, 88. 197).
n. 2)ie befanntefte unb meiftüere^rte unterbieten
^eiligengruppen ift eben bie ber l^eiligen Din^d^
92ot]^]^elfer. 3Ran red^net baju folgenbe ^eilige:
1. ben 1^1. ^d^atiuS (Acacius, Agathius) auS
(Sappabocien , ber im römif^en ^eere bieiäe
(8. SRai); über feine nid^t feiten Dorfommenbe fßff
»ed^Slung mit bem ^l. ^d)atiuS, 93ifd^of Don9ReIi-
tene, k)gl. SBeber, S)ie SSerel^rung ber l^igen
öieräe^n 5ßot]^^elfcr (f. u.) 123, 5Rote 28 ; 2. ben
bl. mt «egibiuS (1. September); 8. bie l^t 99ar-
bara, Sungfrau unb TOart^rin (4. S)ecember);
4. ben |l. «laftuS, Sifdftof unb SKart^rer (8.§^
bruar); 5. ben ^l. Sl^riftopl^oruS, SDtartQrer
(25. 3uli); 6. ben ^l. K^iiacuS, SRartijrer
(8. auguft) ; 7. ben 1^1. ©iomjpuS, SBifd^of unb
aWart^rer (9. Dctober). [3ur erKärung ber Se-
genbe, ba^ biefer nad^ ber Sntl^auptung fein ^loupt
nod^ eine @trcdte »eit getragen, fei l^ingenriefen
auf bie fd^öne S3emer!ung beS 1^1. S^r^fofbmufi,
517
9lot]^]^eIfcr.
518
Ui bie SRartQitr, loeld^e huxä^ Sntl^uptung il^t
Mm enben, (f^mbolifd^) il^re ^öupter in ben ^ön«
ha tragen. @o erflärt ft^ ba| neunje^n anbete
(leiltge, bte p. Slbon, 2)ecuniQnu8, 6pi))erQn«
tiis, girmht ic., bargefteüt merben, baS abgefd^ta-
p ^Hnipt in ben ^dnben l^ltenb ; f. SSBeffelQ,
5foBograp^ie®otte8unbber ^eiligen. Sei))). 1874,
422.] 8. ben ^I. ßraSmuS, Sifd^of unb aRor-
toter (2. 3uni) ; 9. ben ^I. ßuftad^ud, anart^rer
(20. 6cptember) ; 10. ben ffi. ©eorgiuS, IDlar-
tmir (23. «|>riO; 11. bic l^L «atl^arina, 3ung-
fnm nnb SRortprin (25. 9tobember); 12. bie
^L Otargaret^, Sungfrau unb ÜRort^in (18.
bqiD. 20. 3uli); 18. ben 1^1. ^ontateon, anart^ret
(27.3ttli)j; 14. ben ]^I. Situ«, aWart^rer (15. 3uni).
ncler bie einzelnen Dgl. bie betr. Slrtt. Sdi^meilen
yäjü man fünfsel^n l^eilige 9{ot]^l^elfer, unb bonn
rennet man }uii^neninS)eutfd^Ianb ben l^l.lDlagnuS
(i b. «rt.). abt bed SenebictinernofterS in Pffen,
m Italien ben 1^1. SRagnuS, Sifd^of Don Ober^o
fOpherginin) in ber IDlar! XreDtfo (SBeber a. a.O.
119, 9lt. 6. 9; OflL AA. SS. BoU. Oct. IH, 793).
3cir l^fig ßeOt man an bie @pi^ ber l^etltgen
5lo^^Ifer bie aUerfeligfle Jungfrau als bie Köni-
gin oUer heiligen unb bie ^elferin ber Sf)riften in
aller 9{ot9. €o ^t baS Auctarium Hermanni
Greveni gu bem SV^art^roIogium üsuardi (t)gl.
AA. 88. BolL Juni Vn, 456) jum 8. ^Tuguft:
In Hongaria . . . festum quindecim Auxilia-
toram, qaomm nomina haoc sunt: Gloriosa
Dd G^nitrix semper Yirgo Maria, Blasius,
Dkmysiiis etc. 9u4 in ber ff ird^e 5U ^aSIac^,
giöcefe ^Bamberg, ift SRaria 9Ritpatronin;
leiten in ber SßaÜfal^rtSürd^e )u IBierjel^n-
Migen in t$ranfent^at in berfelben ^iöceje, voo
aber nic^t ju überfe^en x\t ba^ btefe el^emalige
ßifterrienferfircl^e, tt)ie alle Ihrc^en bicjeS OrbcnS,
al§ 3:ttel Assmnptio B. M. Y. ^at. — ^ber aud^
abgejc^ Don ber 3öl^Iung 14 ober 15 {inb bie
Samen ber l^ligen 92ot]^l^eIfer nid^t DöIIig conftant.
3n ber ^rebella be§ @t. @eba)tianoItor§ in ber
$farrKr^e }u Slofenl^eim, Srjbiöcefe ÜRünd^en,
^en anflatt ber l^n. 3)ionpftu3 unb Sra§mug bie
\/L Kicolaud unb fieonl^arb. Suf bem ©rabmal
der ffinfürftin ^nna Don 93ranbenburg im el^e-
adigen Eiftercienferflofier §eilSbronn (©tiHf rieb,
«Oper ^eüSbronn, SSerlin 1877, 140) unb auf
mem {)oI§f4nitt au8 bem Saläre 1460 in ber
8eigel^j(^ien Sammlung (fieipjig 1866, !Rr. 110)
fisbct {t(^ ber 1^1. Seon^arb ftatt be§ 1^1. S^riacuS
nb auf bemfelben Slatt ber ^I. 92icoIau§ ftaü
bcd (I. S^ionpftuS. 3n ber ie|t t)roteftantt{d^en
INn^ ^u !Biei^e]^n^eiIigen bei 3ena mürbe ftatt
beS ^. ^antaleon ber 1^1. Siod^uS Dere^rt OBrüdF-
ler. Seitrage jur SanbeSfunbe be§ ^erjogtl^umS
BWningen n, SWeiningen 1853, 768 ff.), gin
auf Pergament gefc^riebeneS ^ugSburger SRiffale
iot in ber CoEecte ber Missa de quatuordecim
legümÜB intercessoribus ftatt ber 1^1. ^ar»
gnet^ ben ^l lD^agnu§. 'iDer Codex Indersdorf.
417 ans bem 3a^re 1519, je^t in ber §of» unb
®taat§bibIiot]^ef in Snänd^en, l^at fol. 223 1> ftatt
be3 1^1. SHon^ftuS ben ffl. Si^tuS. 3lad^ einem
Sobes berfelben Sibliotl^el (Cod. germ. Monac.
719, foL 56 »>) erfd^ien (El^riftuS bem ^I. Dsmalb
unb fprad^ )u il^m:
Du lebst nicht lenger dann zwayn iar,
Oswalt, daz sag ich dir fOr war,
So soltu dan der vierzehn nothelfer ainer sein,
Daz soltu haben von den gnaden mein.
S)od^ ift ba§ nur ein SSergleid^ ber ÜJiac^t feiner
gürbitte mit jener ber l^eiligcn Dierjel^n SJotl^l^cIfer,
loie aud^ ber 1^1. @ebaftian, ber 1^1. Antonius Don
$abua oft 92ot]^]^eIfer genannt, aber nie in ben
Dierjel^n Siot^l^elfem gered^net »erben.
^ie 3^t, in ber bie ^nbad^t ju ben Dierjel^n
9lot]^]^elfem entftanb, Wirb Don ginjelnen fel^r |od^
l^inaufgefe^t. ^ber ein SemeiS für ben Einfang
berfelben ift nid^t ju erbringen, ©id^er ift, bafe in
einem %ib(a^brief be§ S3ifd^of§ ff onrab Don $affau
für bie ^farrfird^e j^u ffremS Dom Sa^re 1284
ein bort bepnbüd^er ?Htar ber Dierjel^n 5ßot]^«
l^elfer ertoäl^nt tt)irb (ßerfd^baumer, (Sefd^id^te ber
©tabt ffremS, ffremö 1885, 167), Dieücid^t ber
ältefte, gur S^xi befannte urfunblidde unb be^»
l^alb fidler batirte Seleg. 3n ber {e^t ))roteftanti>
fd^en $farrfird^e ju ©teigertl^al bei 9lorb]^aufen,
S)i5cefe ^ilbeSl^eim, befanben ftd^ )tt)ei uralte
@Iodfen in 3udter]^utform, bie eine ber 1^1. ffatl^a»
rina, bie anbere ben Diergel^n ^totl^l^elfem ge*
loeil^t, tteld^e in x6f)tt gform bie betreffenben 93ilb-
niffe unb 3nfd^riften jjeigten (Dgl. ®. ®. ßoerS,
Unter Säuern, SWains 1892, 183). ®er ange«
gebenen fjform nad^ bürften biefelben big in^§
11. Sal^r^unbert jurüdhreid^en. Seiber tturben fte
(laut einer brieflid^cn SRittl^eilung) 1870 um»
gegoffcn, ol^ne ba^ 3ci4)«ungcn ober Slbgüffe ge=
mad^t mürben. — (Sbenf omenig lö^t pd^ ergrünben,
Don mo bie ^nba^t ii)xtn Ausgang nal^m. Sic
SoUanbiften glauben annel^men gu bürfen, bag
bie l^eiligen 9iot]^]^clfer gucrft in Stalten burd^ eine
gemeinfame TOcffe Derel^rt morben feien (AA. SS.
Bell. Apr. m, 150). £^atfäd()lid^ läfet \xä) bic an-
bad^t Derfolgen Don Stalten (©icilien, ©anbiofe in
ber ^roDing ßatansaro, Srefcia) bis in bie nörb«
lid^en S)iöcefen S)eutfd^lanb§ (^ilbeSl^eim, Sre§-
lau, Srmlanb), DonKlfa^, Sotl^ringen, ßupemburg
big nad6 Söljmen, SWäl^ren unb Ungarn. SluJ«"
orbentlidö Derbreitet ift fte in ber ©(^meij, in 5:irol,
©übbeutfd^lanb unb Dcfterreid^, mo eS jal^lreid^e
ffird()en unb Elitäre, Sotiobilber unb Sruberfc^aften
,^u K^ren ber l^eiligen Dierjel^n ^Jotl^l^elfer gibt. 3n
^ranfreid^, Snglanb, $olen, in berS)iöcefe®nefen=
^$ofen, in Kroatien, SDalmatien, in ben mag^ari«
fd^en ©egenben Ungarns ift bie ^nbad^t nt(|t be-
fannt, mol^l aber in ben beutfd^en ©egenben
Ungarns ; ein Silb befinbct ftd& in ber ßatl^ebrale
ju 3ip§/ äu Seutfd^au in berfelben ©iöcefe, in ber
^farrfir(fte ju SubafeSj bei Subapeft, in ber
ff apujinerfirdöe ju Subapeft (Ofen) f elbft, in einem
SQBalb bei ©tul)lmci6enburg. 3n ber Siöcefe 6ulm,
in Sjirien, in ber ®iöcefe ^rjemiSl in ®alisien.
519 9Iot:^i
in Stgrom uiib {tt ba unb boit unter btm 9SoIIf
Qtülit. ^aTQuä baif man no^IbenSt^lugmaii^tn,
bäg es Don Einfang an tint ^nbad(|l btS beutfi^n
SBoHe« tuat. unb bafi fit bur^ 3)cut{d^ in bie Qt-
nannten fremben ©proi^grtiete gdomnun ift unb
bort auc^ nui ob» Dotgugliueife untei ben ®eut^
Stijm ft^ erhalten ^at. Sluif) nad) Omenta (@ai'
lenDiSr, SiSetfe Sßuffato) lam fit tDot)! bur^
beutf^e SintDonberer ; fo fii^er in bie bcut^d^e
Air^e gu ^Baltimore (Hount and Pratt Streets),
SRo^Ianb. ^ie ütcie^mng in Sicilien unb Obei'
ilalitn, in SSö^men (ijktrone ber Sßfanfini&en in
©rtiliQrfen [cjediii^ TH aekery], ^ttett^om
[cjed6i[(^ Äbertany], Jhflmbac^, bft Älnftetlir^e
ju Äaban, aitar in Sepaj) unb ÜJlätiten (ffiti^e
gu SJiüfau [cge<^i{d^ Brezori], lfIetn<37}D^Tau
[Morava Homi], ütitoleburg, SRahloniij) niitb
\\ä) U\i)t huxä) beutft^en Sin^ug erCIiken lafjen.
9118 ®njnb, iDonim ßerabe bieje ^eiligen ge-
meinfam oeteSil würben, bücfte eint IpePftuc^e
angmonimen »erben, ffiie ©pmptome btS Bon
1346 bis 1M9 gonj guioiJQ ter^tereiibtii „fdjwor-
jtn SobeS" toaren: ©d^marglDetben bcr S'i'igf-
auStroJnen btS St^IunbeS, Vf^ß« IfopfftÖnifrj
mit Sieber, If^mtrj^ajte SBtuIen am Uiiterleib;
läufig füfirte bieffrant^eitrafÄtjuriBciDuftllDrig-
Itit unb naä) Dtnigen ^tunben gum %obi. fo bag
Diele ofpit bie ^eiligen Sacramente fterben mußten.
Sü^t nenige ftoiben aus blo|er %uxä)\ burc^ bis
(ö^ttitnbe aßa^t beS Sntf^e. ^ie locialen unb
tJantUienbanbe naren Dielfai$ gang gelbst (C)ä[er,
Seörbucö ber ®e(c^ic(ite ber SKebirin n, 2. 2luf(.
3tna 1859, 139 t(.). Slefinli^t tiüt^Dlogittfie, ^
t)g)d||if(^e unb feciale Srfc^tinungtn traten bei
allen großen ©eueren früt)trer unb fpäierer Seit
ju Sage, g. SB. fiei ber $eft ju Sitten 430
D. 6br. (ügl. Thucydides 2, 47—84, unb 3. 93.
SBeii Stltgefc^ic^te I, 2. 91u|I., 857) unb bei
ber gu Siom 1167 (tgl. Säumer, ®ef(l&ict)tE ber
go^enftaufen U, 2. 9lufl. Seipäis 1841, 217).
9iotürIiiI)e §ilf«miltel moCttn bei biefen mit furd&l-
barer ^eftigttit auftretenben ©cud)en nic^t an-
f(^lagen. Sicher nanbte man fld^ in f olc^en 3'>'en
oßgemeiner ^ilfe- unb Srofllofigieit, geleitet uom
©eifle frommen 3)ertTauenS, ou^ aubie^eüigen,
um burdi beren mäd^tige t^ürbitte t>on ber fdired-^
litten Jhanf^eit frei gu bleiben bjn. Don if)t befreit
gu werben, ober uenigftenS bie @nabe eines guten
SobeS gu erlangen. Dlnu Würben feit alter 3eif nl8
5ßatron gegen bie Sßeft angerufen ber bt. G^rifto^
PboniS unb ber ^l. 9IegibiuS, gegen ffopfleiben
©iongjiuS, gegen foal§t(f)nteräen BlaftuS, gegen
Seiben ber 3unge ffatbarina, gegen ©c^mergen
beS Unterleibes eroSmuS, gegen lieber Sarbara,
gegen foflenbe ©uc^t ber bl- 3)ilu3 ; ^atron ber
9lei^te ift ber bt- 5panlaIeon; gegen Slnfet^tungen
beS bßfen gfeinbeS, ber fidb in ber SobeSftunbe be=
[onberg mürfitig geigt, wirb ber ^1. EqriacuS an-
gerufen; in iDbeSangft ber t|I. Ifld&aHuS, gegen
unoorbereiteten %ob bie b^- 1ifd^op1)omS, 5Bar-
boro unb Äat^orina, jur Sfilegung einer guten
^i<S)t bcr (I. ^ttgibiuS. Sier ^I. Sufbi^iii
StUgemeinen Sßatron in oOen fi^tiiiaigtn
lagen ; ^itr mag er, beibur^ eigent^tnli^
fale bon feiner SamUie getrennt mä>t, U
als Patron gegen bie con^atirte tolbänu
luflSfung aller t)ramtlienbanbe inEBetta^tl
SBeranntli(^ würben au^ bie ^auSt^iöe
^errfdienben ©tu^e ergriffen, unb aß !
gegen beten ffranr^eiten werben ongeni
fü. @eorg, SraSmuS, $antalton unb SitU'
wirb gugefte^en muffen, ba^ bafi ^otnini
heiligen begüglic^ ber Aninf^eitSjqmtitDi
feeliji^en 3upänbe unb ber fodolcn 9lot§,
naäf geitgenbf fif <^en ©c^ilbeningcn bei aitia
*Peftf euifen bert)Dtt«ten, ein medlufiibig gi
beS ift. @ine uxiltte ©tü|e bicfer 9ttna]
ba| Diele ©pitaier bie ^igen^lot^^elfn«
trone ^aben, fo baS ^offpUal in SBütgbu
©pital gu SBeingarten in ^ürttmberg, bot
toISburg, Sliöcef e 58riinn, Bis in bie It^t S'
in^eran; einESiOii^iRberSpUalflr^ j
ötting, Siicefe ^f|au; ferner weifen bai
bie jum Ifieii ie[(t uoi^ bc^e^cnben SBall
ml^e wgtn einer ipeftteuc^e gu 6[)ien bet
Dlottibelfer gelobt würben: gu greiburg
©^loeig, gu fflargarelbenberg bei SHtW
liRoppoltentird^en in 9!ieberÖfterrei(b , )n
Irnrg, Ssiöcefe SBiürgburg; bie ex voto gar
(1729) erric&lele SUoH)^elfErlapelle gu ©ob
bei 53)iiinj, baS auä gleidjeni ©mnb 171S
9}Dii)u@(apelIe bei ^Bingen oufgeflellle IRol
bilb ic. 5ieben bein „^eft-SotleSarfer" be
haä), ©iöccfe SlugSbutg, ftetjt eint SJi
^f Dlbbclfer^ffopeÜe. Sief c jflblreiÄen Stgii
gmifdien einer ^eftnot^ unb ber 9}cie^
i(ltiltgeu 3loti)l^elfei in oerfc^iebenen 3al^r^
berei^tigen wo^I gu bem ©$Iu|, bog auiSj
gemeinfame ißerebrung btrfelbtn ouS gltiit
onlaffung tntflanben ifl. ^ 3)argt^eIIt
biefe ^eiligen entWtber ifirem ©tonb un
SebenSbtrbältniffen enlfpredienb mit ben
fi^en Smblemen, ober oIS gleidtimä^igE .
geftalttn, wie fic bet ber gweittn, na^ifte
beri^tenben Srf^einung fid) gegeigt ijaht
24. ©eptember 1445 unb am 28. 3uni 1'
bei junge {giermann, ©obn btS flloflerf^
bem bei SifterdenfeiabteiSang'^eim, S>UM
beig, geistigen @ut giantent^I, bafi a
baSSefuKub allein, bo3 gweiteSIlal umge
ciergetin anberen ffinbergeftaCten. 91IS eri«
bei ntterbeiiigften Slreifaltigttit umbitSt
ber erft^Eiiiung fragte, erl^iell er bie S
„Sßit finb bie Bierge^n ^üot^btlfer; nrir a
bier eint jfapeQe gu ^abtn unb tooSen
fyenbtnb ^ier wtilen. ©ei bu unfer Di
rooUtn Qui^ wir birguEieujitn fein." 3t(
Sangb^iiu war bie ISnba^t fd|On frü^
unb würbe burd^ eine gemeinfame SDhff
^ac^bem aber ft^ bmH) eine auffaOatbc,
rufung ber ^eiligen gef^^cne Sdcttc
bie Sirm^Ieit bei eift^tnmng tt^M^
521
9toi](|]^iIfe.
522
Wc sunt an ber Stelle berfelben eine ffopeUe,
sd^e 1448 öon bem SBamberger Sifd^of anton
oon Sloten^n confecrirt mürbe. SerettS 1466 ift
Mfllrß an4 eine Stuberfd^ft )u beten S^te er«
Dä^nt toel^e am 27. 9}ot)ember 1618 k)on ^apft
fonl Y. befiätigt unb mit Sblaffen Derfel^en mürbe.
3aifm^ auffaUenbe ©ebet^er^drungen {inb Der»
Sntnet 3m 3. 1748 mürbe ber ®runb)tetn ^u
Der ie|t jlel^enben |nrad^tt)oQen JKrd^e gelegt, meldte
am 16. September 1772 confecrirt mürbe. 3la^
ber 6acuIari{ation mürbe ber ©otteSbienft Don
Sdtprieftem beforgt feit 1889 burd^ gfranciS»
auKr-Seformaten. Sei ber ad^ttögigen Söcutar«
fwr 1872 erfc^ienen gegen 100000 SBaUfal^rer,
Mm iDcI^en über 26 000 bie l^eilige Kommunion
cnpfingen; bie iäl^Iid^ S)urd^f^nitt9)a]^I ber
Cmmmmionen betrögt gegen 60—70000 (ogl.
Scber, Sier}e]^n]^Iigen in gf^^anlentl^at 9am»
ben 1884).
3n einigen SRiffalien ifl ein befonbered Uneg«
fninilar lu (Sfyctn ber Zeitigen Dierjel^n 9{otl^l^eIf er
enitalten (Missa de quatuordecim auxiliatori-
bos), fo in bem Wainjer 9RiffaIe oon 1498, im
ntred^ t>on 1514, im Samberger IDliffate oon
1490 (f. bei SBeber, SMe l^etligen 92ot]^^eIfer,
107 f.). Sine }u Senebig gebrucfte Missa de quin-
deeim anxiliatoribus mürbe iebod^ am 16. ^a*
■or 1617 oon ber S. B. C. oerboten, unb am
20.9looember 1628 beftimmte biefelbe, ba^, menn
OK Sotiomeffe su ßb^en ber l^eiligen 9}ot^]^6lfer
gflsnnfd^ toerbe, bie Missa de communi pluri-
■omni martymm ^u nehmen fei. Unterm 4. ^ril
1889 mürbe oon Seo XTTT. für bie genannte
SolIfabrtSfird^ eine eigene ^effe genehmigt.
IntroitoB : Multae tribulationes (ut in festo
8.Vitietc. 15.Junii). CoUecta: Omnipotens
umpiteme et mitissime Deus, qui electos
Stnctos tuoB, Oeorgium, Blasium, Erasmum,
Pmtaleonem, Yitum, Christophorum, Dio-
ojBimn, G3rriacum, Achatium, Eustachium,
iegidiom, Margaritam, Barbaram et Catha-
rinim specialibus priyilegiis decorasti: da
uMb, qnaesmnus, nostrorum veniam pecca-
tormn; et, ipsorum intercedentibns meritis,
ab onmibus adversitatibus nos libera, et de-
Ctiones nostras benignus exaudi. Per
Dum. Epistola : Sancti per fidem (Hebr.
11 f). Evang. : Respondens Jesus dixit: Con-
iiteor tibi Pater (Matth. 11 d). Offert.: Mira-
KliaD€Us(PB.67). Comm.: Posuerunt(Ps.78).
— Unterm 8. aWärg 1890 enblidft mürbe oon ber
8. B.C. genehmigt, ba^ in ber gfranciScanerürd^e
ja f)ammelburg, 2)iöcefe Sßürjburg, mo bie Ser=
4nmg ber l^eiligen 92ot^b(^f^ f^it alter 3(it be»
B4t rnib in ber genannten 9ßaUfo^rt§fird^e ju
Sieqebn^eiligen am oierten Sonntag nad^ Oftem
boen gfefi snb ritu dupl. I. cl. mit eigenem
Offidum in f olgenber SQßeife gefeiert merbe : Omnia
ie eoDim. Martyr. temp. pasch, praeter sequ.
Ontio de Missa. In I. Noct. Lectiones: Fra-
tres debitcres, de comm. plur. Hart. 11. Noct.
Lect. Dignum et congruum, de comm. Mart.
temp. Pasch. 1^ loco. III. Noct. Lectio S.
Eyang. sec. Matth. cap. 11, 25 sqq., ut in
proprio Fratrum Minorum 18. Maji in festo
S. Felicis de Cantalicio. IX. Lect. de homil.
in Eyang. Dom. IV. p. Pascha. (Sgl. Sffleber,
S)ie SSere^rung ber l^eiligen oierjel^n ^lotl^b^^/
i^re Sntftebung unb 93erbreitung, fiempten 1886 ;
in biefer, mie in ber oben genannten ©d^rift beS«
felbcn SerfofferS ift bie ältere, ben aOBallfal^rtS-
ort Siergebnl^eiligen betreffenbe Siteratur oerjetc^«
net. Sine pb^^ntafieoolle @5egenfd^nft bagu lieferte
Übrig in ber Xübinger %f)to\o^. Ouartalfd^rift,
70. 3abrg., 1888, 72 ff.; ügl. auc^ [ftblner] ^afto-
ralblatt XXVH [1898], 270 ff.) [SBeber.]
'9^otmtie l^ei^t in ber ajloraltl^eologie eine
im fogen. 9{otbftanbe oorgenommene ^anblung,
meldte $erfon ober Sigentl^um bed 92öd^ften ge«
föbrbet, ol^ne ba^ baburd^ eine fittlid^e @d^uQ)
oermirft mirb. Siotbftanb bejeid^net babei ben
Suftanb ber äu^erften 92ot]^ (extrema necessi-
tas), b. b. eine Sage, in meld^er Stettung beS SebenS
ober eines notbmenbigen fförpergliebeS burdd an-
bere aRittet abf otut unmöglid^ ift. ^ud^ ber Slec^tS-
miffenfd^aft fmb 92ot]^ftanb unb 92otbbilfe im be«
jeid^neten @inne nid^t fremb; ber 9{otbftanb gilt,
menn ed aud^ nid^t immer auSbrüdflid^ feftgefe^t
ift, atö ftrafauSfd^lie^enb. 3n§befonbere beftimmt
baS @trafgefe|bud^ beS S)eutf(^en 9teid^e§ (§ 54),
ba| eine ^anolung ftrafIo9 ift, „memt fte (au^er
bem gaSe ber 92ot]^mebr) in einem unoerf c^utbeten,
auf anbere Sßeife nid^t )u befeitigenben 9!otbftanbe
)ur Stettung (m§i einer gegenmörtigen ©efa^r für
Seib ober Seben beS Zl^öterS ober eines ^nge«
börigen begangen ift". 5lu8 biefer SRed^tSbeftim«
mung ergibt ft^, ba^ baS @trafgefe^ eine ftraf lofe
92otb^iIfe aud^ in t^äKen annehmen mug, mo oom
@tanbpunft ber 9J2oral auS an erlaubte Ttotl^bi^^
nid^t gebadet merben !ann^ inbem ). 93. bie ^öbtung
eines unfd^ulbigen SWenfdftcn jjur eigenen SRettung
ftrafloS fei. 3ur SRedfttf ertigung biefer meitge^enben
©traflofigfeit beruft man p^ barauf, bap ber
Srieb ber ©elbfterbaltung im 2Kenfd^en fo mäd^-
tig fei, ba^ eS als beroifd^ erfd^cinen mü^te, menn
ber aRenfdl auf bie ^Rettung oerjid^tet, fo lange er
irgenb eine 3RögItd^feit baju f^at. ®aS ©traf»
gefe^ mtU unb fann oon feinem @tanbpunft auS
nidftt ju einem folc^en l^eroifd^en 3Icte oerpflicbten;
bie OT^oraltbeoIogie hingegen fann aud^ ben @elbft-
erbaltungStrieb als bered^tigt unb ftttUd^ nur mit
Unterorbnung unter f)'öf)txt SRücfftd^ten anerfennen.
6S muffen bal^er bei ber Segrünbung ber Erlaubt»
beit ber Slotbbilf ^ juglcid^ beren ©renken angegeben
merben. I. 3n biefer Sejiebung finb folgenbe
$rincipien ma^gcbenb: 1. %x6) in ber äu^er«
ften !Rotb ift feine §QnbIung erlaubt, bie in ficb
unftttlid^ ift (j. 93. ©laubenSoerlängnung); nur an
pd) inbifferente §anblungen, bie fonft mit Süd»
fid^t auf ben 5^äd^ften unerlaubt pnb, tonnen burd^
bie äu^erfte 9iotb erlaubt merben. 2. !Rotbbilfe
ift aud^ bann nid^t juläffig, menn ber TOenfc^ burd^
523
SRotl^l&ilfe.
524
(efonbere gefe^Uc^e Sefiimmungen, burd^ fein Smt
ober burd^ befonbem dontract Der))flt(l^tet ifi, el^er
bie öu|erfie ©efal^t ju erleiben, afö bie betreffenbe
^nblung Dorjunel^men. SBer alfo übernommen
]()ötte, ba§ Sigentl^um be3 Slnbem bis jum Zobe
5U Dertl^eibigen, bürfte ftd^ nid^t burd^ ^reiSgebung
beSfelben retten. SHefeS ^rincip gilt aud^ im
toeltlid^en Strafrec^te, befonberS in ber @eemannS»
unb ÜJtilitörorbnung. Ob im beftimmten f^alle
eine fold^e Serpflid^tung ^um ^eugerften vorliegt,
ifl natürlidi eine SÜ^atfrage. 3. 6nbUd^ ift ^u be«
rüdfftc^tigen, ba^ ein angemeffeneS Serl^ältni^
^toifc^en bem ®ute ber eigenen Slettung unb bem
Schaben, mlä^tn ber 92Qd^fte burdd bie 9{ot]^]^Ufe
erleibet, beftel^en mu^. a. 3)emgemä^ tt)öre e§
nid^t 5u red^tf ertigen, toenn man, um ftd^ f elbft avi%
ber äufeerftcn 3loi^ ju retten, ben änbem birect
in eine fold^e 9tot| Derfe^en loürbe, toenn man
alf 0 ben eigenen %c!b bur^ ben Xob beS 92öd^ften
abmenben ttoHte, ausgenommen ben t^all, hai ber
Jläd^fte burd^ einen Angriff feinerfeitS bie öufeerfte
92otl^ l^eroorgerufen l^ätte. S)ie{en f^^all t)Pegen
bie SDloraliften übrigens nidjt jur 9Jot^]^i(fe, fon»
bem 5ur Slotl^wel^r (f. b. 3lrt.) )u red^ncn, toftl^renb
bie Sled^tSgelel^rten aÜerbingS ben Singriff eineS
Un5ure(|nungSfö]^igen unter ben 92ot]^ftanb fub»
fumiren (f. OlSl^aufen, Sommentar }um @traf«
gefekbud^ beS S)eutfd^en Steid^eS I, Berlin 1880,
224). !Rad^ bem angefül^rten ©runbfa^ ift oud^
bie Procuratio abortos (f. b. 9rt.) oom morali«
fd^en ©tanbpunft unerlaubt. — 6ine grofee ®e-
fal^r für baS Seben beS 9tad^ften tt)irb ))ra!tif(^ ber
öu^erften 92ot]^ gleid^ ^u ad^ten fein; bagegen bürfte
eine mirllid^ (abfolut unb relatio) geringfügigere
SJerIeJung ber $crfon beS 5Räd^ften (j. 95. ein ge»
ringer ©^merj ober ©d[|red(en) bie StuSübung ber
S^otl^l^ilfe nid^t unerlaubt mad^en. b. Sie weitere
grage, ob 9Jotl^l^Ufe in fold^cn fjällen erlaubt ift,
100 ber 92äd^fte nur inbirect baburd^ in bie öu^erfte
5lotl^ lommt, ift nac^ ben $rincipien über baS in-
birect 3freitt)iEige ju beurtl^eilen (f. Lehmkuhl,
Theol. mor. I, 7. ed., Friburg. 1893, 20. 21).
®ie ben 9Jäd)ften oerle^enbe ^anblung ift alSbann
nömlid^ nid()t fott)o]^I bie Uqad^e für bie ©eföl^r^
bung beS ^nbem, olS oielmel^r eine ^ugelaffene
©elegenl^eit )u berfelben , totlä^t hmi) bie eigene
öu^erfte 5Rotl^ entfc^ulbigt wirb. UcbrigenS werben
bie t$öUe unter a. unb b. nid^t immer gleid^mö^ig
oon ben SWoraltl^eoIogen entfd^ieben, weil eS mit«
unter fraglid^ fein fann, ob eine §anblung birect
ober inbirect baS 2tbm beS 5Ko§ften geföl^rbet.
c. gnblic^ ifl nod^ ber fjafl ^u bcfpred^en, wo nid^t
fowol^l junäd^fl bie ^erfon als üielmel^r baS ® gen»
tlfium beS 5Rä^ftcn geföl^rbet wirb. 5ßid&t julöffig
wöre eine fold^e Sd^öbigung beS 92äd^ften am
ßigentl^um, wenn biefelbe bie äu^erfte 9lot]^ beS
Släd^ften birect )ur g^olge l^ötte, benn alsbann löge
ber unter a. gegebene gaE oor. 9lnberS ift ju ur»
ti^eilen, wenn man gur eigenen Stettung eine ®ai)i
oorwegnöl^me, weld^e ber 92öd^fte ebenf aQS )u feiner
Kettung fidft erft oerfd^affen wollte. ®ie| würbe
5. 9. ber ^ fein in bem betomten 9eif|ride
(ogl. Cicero, De officiis 3, 28) lu>n bem SdOen,
ber nur einen @d(|iprfid^igen )u tragen Dermag.
@o lange berfelbe nod^ nid^t Don Sinem jur Stet*
tung in 93eft^ genommen, bürfte ieber banad^
treben, i^n oor bem Subern }u erreid^en. — Son«
tige Verlegungen fremben Sigent^umft bageop
inb aur 9{ot]^]^ilf e erlaubt, wenigfienS f oweit eS ^
um bie Srgreifung ber gewöl^nlid^ Dorbmimenben
SDinge banbelt (f. de Lugo, De jostitia efc jure,
disp. 16, n. 159). Ob man freilid^ oud^ gan)
au^erorbentlid^e unb au^ergewbl^nlid^ S>inge jur
Stettung beS SebenS bem 9löd^ften entwenben bSrfe,
ift controoerS (de Lugo L c).
Sie 93ered^tigung gur 9lot|^ilfe in ben Begeid^
neten ©renken ergibt fid^ auS folgenben Snoftgun-
gen. S)aS perfbnlid^e Sigentl^umSred^t bran nur
als ein relatioeS betrachtet werben, ed bleibt boi
©efe^en ber göttlid^en ißorfeldung uniergeorbnet.
%m ift aber (ogl. S. Thom. 2, 2, q. 66, a. 7)
ber erfie S'o>td ber gefd^affenen 2)inge, bem SRen*
f d^en )ur (Erl^altung feines SebenS m bienen, erft
ber gweite Stotd dber, pvJoaM Sigentl^um hk
Singeinen gu werben. S)iefer muf; olfo im 9lotl^
fall ienem weid^en, b. 1^. in extrema neoessitate
omnia communia (quoad usom). 2)ie oben
unter c. ftatuirten ^uSnal^men berul^en barcntf,
ba^ in ben genannten SföDen baS Sigent^um fei-
nem Sefi^er felbft gum erften 3tt)edfe bieneti mu|.
&t\Li fid^ nun ^ier bie 92ot]^^ilfe als ein JFampf
gwifdden bem Steckte auf Selbfterl^ltung einerfeits
unb bem Sigentl^umSred^te anbererfeitS bar, fo ijl
eS in ben unter a. unb b. genontüen tJf&Oen ein
SBiberftreit gwifd^en bem Siedete ber @elbfier^aliung
beiberfeitS. ®ie bort gegebenen $rincii)ien folgen
aus bem @a^e, ba^ Jeber ein 9ted^t gu esiftiren 1^,
fo lange er baSfelbe nid^t burc^ feine ^anblung?«
weife oerwirft. ffeiner barf il^m biefeS ^ed^t gegen
feinen SBiUen nel^inen; bo(^ brandet aud^ niemmtb,
um biefeS 9ted^t nid^t inbirect gu oerle^en, fid^
felber birect gu opfern.
n. Srfte Sebingung gur Srlaubt^eit ber
92ot^]^ilfe ift baS SSorl^anbenfein beröu|erften
3loii) (f. 0.). (£S genügt alfo nid^t eine blo| gro|e
'Sloii) (obfd^on biefe bie @d^ulb einer ifyxt mU«
bert). 2)od^ ad^ten bie ÜRoraliften ber neceasitas
extrema bie fogen. necessitas quasi-extrema
gleid^, wenigftenS wenn eS ftd^ um Sc^äbigung
beS 92äd^ften an untergeorbneten ®ütem l^anbelt.
SDie le^tere begeid^net bann eine fold^e 9iot]^, welche
einer XobeSgefal^r moralifd() gleid^ gu ad^ten ift,
g. 9. Serluft ber greil^eit (ogl. Lebmkuhl 1. c.
575 sq.). ^a^ ber 92ot^ftanb unoerfd^et fein
muffe, ift für bie moralifd^e Srlaubtbeit ber 9lot]^«
l^ilfe nid^t burd^auS erforbert; bod^ liegt in biefem
^Qe eine oorl^erge^enbe fittlid^e Schutt) oor, toe^-
l^alb aud^ baS @trafred^t bie 92ot]^l^ilfe unter fold^
Umftänben nic^t für ftrafloS erflört. — (Jine wei-
tere Sebingung ift, bafe man fidft bei ber ülotl^l^ilfe
auf baS ftreng 5Wöt]^ige befd^ränfe. SBürbe bie
@renge beS Stotl^wenbigen überfd^ritten, fo l^ötte
525
!Rot^toufe — Slotl^toel^r.
526
ber @ef4äUgte boS Siedet bec ^loÜ^toO^x, iDeil
m ber Eingriff in fein Siedet nid^t mel^r (ered^»
ligt iDöre. Sin Stecht gegen bie erlaubte 9{ot]^>
tOfe bogegen fann Dom @tQnbpun!t ber Tloxd
nit^ onerfannt loetben (anberS »ieberum Dom
Stonbinmfte beS @trafred^te§; f.OlSl^aufena.a.O.
225 tt. 231). @ofem Dor ber fd^&bigenben ^anb-
Irn^i eine Sitte ober SBomung on ben 92öd^ften
gerietet loerben fann, mu^ biefelbe gef d^el^en. Ob
btt Untedaffung berfelben fc^toer ober meniger
fi^tDer {d^bar ift, l^mtgt Don ben Umftönben
nb befonberS Don ber grage ab, tt)ie toeit ber
Stoben bur^ bie Unterlaf|ung größer n)irb.
HLSIdnad^foIgenbe $flid6t bei ber 9h)t]^-
(ilje ifl bie in getoiffen ^en eintretenbe 9teftt-
tationSpJIid^ }u bejeid^nen. Sine fold^e tritt ol^ne
SMifel immer bann ein, menn bie 9}ot]^]^iIfe burd^
eigene! Serf c^ulben l^erbeigefül^rt tourbe. S)enn mx
^ frettotUig in eine ®ef al^r begeben l^at , au8
Deiner er nur mit @d^dbtgung be§ 92öd(|{ien fid^
ictten forni, ift fidler erfa^ftid^tig. 3m anbem
SdOe ober l^ngt bie ^i(^t be3 6rfa|e§ baDon ob,
ob ber im 9h)tl^{ianb ^anbelnbe gu ber 3eit {id^er
ober bod^ DorouSfid^tliq im @tanbe mar, eine Snt>
MSbigung }n leiflen. SUdbann ermirbt ber @e«
MSbigte im felben SlugenbUd ein ©egenred^t ouf
bol @ut be8 Slnbem; benn ber Srftere ift nur
ongenbiidtlid^ Der^inbert, feine eigenen 3RitteI gur
Stettmig |u benu|en, ber Rubere brandet i^m alfo
mr getDifferma^en lei^meife bie feinigen )u über-
laffen. 9Benn bagegen ein Srfa^ für ben @d^oben
im Sngenblide ber 9tot^]^iIfe meber Dorl^anben,
B0(( oud^ als fpäter möglich DorauSgufel^en ij!, fo
fiegt feine ^flid^t gur Sntfd^öbigung Dor. S)enn
ein Sted^t ouf eine Sod^e fann ber ®efd^öbtgte nid^t
geltenb machen, bo eine fold^e eben nid^t Dorl^anben
in. Sin9nfprudg an bie ^erfon ift ebenfalls nid^t
^nläffig, meil bie $erfon be§ @dgäbigenben feine
£4nlb trifft. & brandet alfo ber im 5Rot]^ftanb
Oonbelnbe, aud^ toenn er fpöter bie 9J2itteI gu
«nem ßrfo^ miber Crroorten l^aben f oUte, in bief em
iSfüHe nad^ ftrengcm JRed^te nid^tS gu erfekn. —
Job man nid^t bloj gur eigenen SRettung, fonbem
au4 )u @unfien eines ^nbem eine 92ot]^ftanb§«
bonblung Domel^men fann, beborf feiner toeitcm
Erörterung, bodj crfcnnt ba§ beutfd^e ©trafred^t
bie Serec^tigung berfelben nur gu (Sunften ber
(nä(^ten) ^ngebörigen an. (Sgl. gum ©angen bie
moroltbeologifd^en SBerfe, in benen bie oben er-
örterten fSfragcn gelegentlid^ in ber fiel^re Don ber
Selb^iebe, ber 9tad^ftenliebe unb bem ßigen-
^§red^t bel^onbelt merben.) \%, ®ffer J
9#f9tftstfe, f. Saufe.
TBL$Hwel^X (defensio naturalis, necessa-
ria; moderamen inculpatae tutelae) begeid^«
wt in ber 9Roral unb ber SRcd^tStoiffcnfd^aft bie
wtbgebrungene unb bered^tigte Sertl^cibigung
gegen einen gegenmörtigen unbered^tigten ^n«
griff. L 5)ie 3utäffigfeit ber ^iotl^ioel^r unter ben
normen SorouSfe^ungen ifi unbeftrettbar unb
ii ouen Sted^ten onerfannt. ߧ ergibt fic^ Don
felbft, ba^ bort, mo ein fofortiger @d^u^ fettend
ber red^tmägigen Obrigfeit nic^t möglid^ ift, ber
ßingelne ben Angriff auf fein ober Slnberer Seben
ober onbere mid^tige ©üter mit eigenen Snttteln
abmeieren borf, ou^ auf bie ©efol^r ^in, ben ®eg»
ner gu Derle^en ober gu tobten. S)ementft)red^enb
wirb fd^ou gj. 22, 2 erflärt, bafe bie löbtung
eines nöd^tlid^en 2)iebe§ ungeol^nbet bleiben foQ.
3m 9leuen Sunbe mod^t (^b^iftuS bie @elbftliebe
gur 9lorm ber 92äd^ftenliebe; ed fann olfo Don
fetner ^flid^t bie 9iebe fein, boS eigene Seben gu
opfern, um baS beSÜtöd^ften gu fd^onen; Dietme|r
geftattet boS 3itä)i , meld^eS ber @elbft(iebe oud^
bie SRittel ber ©elbfterl^oltung in bie ^önbe gibt,
bie 93ertbeibigung beS eigenen Sofeind unb ber
©afeinSred^te ol^ne Müdffld^t auf baS 2)afein eines
Slnbem abStroct unb für ftd^ betrad^tet, unb eS
märe eine oufopfembe Siebe, boS eigene Seben für
boS Seben eines Slnbem bingugeben. — ®aS ca«
nonif d^e Med^t entfd^ulbigt bie 2:öbtung, Serftüm«
melung ober fonftige Unfd^öblid^mod^ung beS un-
gered^ten Angreifers (c. 6. 7, 0. XXUI, q. 3;
c. 6, in VI 5, 11), mcnn ber angriff auf boS
Seben, bie jfeufd^l^eit ober boS geitlid^e ®ut ge»
rid^tet, bie 9Ibmcbr ober ougenbli^id^ notl^toenbig
mar unb burd^ fein onbereS 3RitteI erreid^t merben
fonnte (Dgl. c. 2. 3. 18, X 5, 12). Sie 2:öbtung
eines 2)iebeS, ber bei Zog einen Sinbruc^ Der-
fud^t, loffen biefelben ©efe^e nur bann ungefiroft,
menn er mit SBoffen Derfe^en auf ber %^ai er-
tappt mirb unb ftd^ gum SBiberftonbe bereit bätt;
ben nöd^tlid^en 2)ieb burfte man aber tobten, menn
man ft^ feiner nid^t onberS entlebigen fonnte
(c. 8, X 5, 12). S)aS römifd^e "SSizdji geftattet bie
5Rotbmebr (Tit. Quando Hceat Cod. 3 , 27),
miQ aber ben Excessus moderaminis Dermieben
miffen (L. 1, Cod. unde vi [8, 4]). SBon mober=
neu SRcd^ten möge bingeioicfen fein auf boS ©traf»
gefe^bu(^ beS SDeutfd^en 9^eid^eS, meld^eS (§ 58)
eine „SSertbeibigung, meldte erforberltd^ ift, um
einen gegenträrtigen, red^tsmibrigen Angriff Don
fid^ ober einem Anberen obgumenben", für ftrafloS
erflärt. @S mufe jebod^ barauf bingemiefcn merben,
ba6 ber Segriff, melier bier Don ber 5ßotbmebr
gegeben mirb, etmaS enger ift otS ber gemöbnlid^
Don ber 2KoraltbeoIogie oufgefteüte. 3)er Angriff
eines Unfd^ulbigcn, ©eifteSgcftörten u. bgl. fällt
nid^t unter ben Segriff cincS „rcd^tsmibrigen"
(OlSbaufen, ßommentor gum ©trafgefejbud^ beS
SBeutfd^en SReid^eSl, Serlin 1880, 224), begrünbet
alfo nid^t ein 5Red^t ber 5Rotbmebr, fonbem allen»
fofls beS 5RotbftanbeS (f. b. Art. 9lotb^ilfe), mö^-
renb baS canonifd^e SÄed^t unb bie SWoraltbeologie
bie Sertbeibigung gegen einen Unfd^ulbigen, ber
Seben unb gigentbum beS Anbem gcfäbrbct, unter
bie SRotbmebr fubfumircn.
n. 3)ieSebingungen für bie grlaubt-
b e i t ber 9Jot^tt)ebr ergeben ftd^ auS ber SegriffS»
beftimmung Don felber. 1. 6S mu^ ein Angriff tbot»
föd^lid^ unb gegenmärtig Dor^anben fein, b. b- ber
Serfu^ einer ©ef äbrbung an Seben, Seib ober tt)id^=
527
9?ot]^we]^r.
528
tigen ®nittn mu^ tiid^t (lo^ %tp\au\ ober gebto^t
fottbem tDirüid^ unb augettbUÄtd^ in SluSf ül^rung
gebtad^t fein. S)od^ brauet bte Sd^äbigung nid^t
bereits begonnen ^u l^aben, ja bte SJioraUften ge»
ftatten fogar, bem Eingriff juöorjuf ommen, toof em
er olS unmittelbar beDorftel^enb erfannt tt)irb.
2. 2)er Angriff mu^ ein angeredeter fein in bem
€inne, ba^ ber 9lngreifer nid^t burd^ 3Imt ober
fonftige SSerpffid^tung p ber ^onblung bered^tigt
ip, toeldje ben 3lnbem gefälftrbet unb biefer eben
ou8 bemfelben ©runbe bie ©eföl^rbung 5U5uIaf)en
Derpfii(^tet ift. @o gibt e§ ). 93. fein Sted^t ber
Slotl^me^r gegen eine Derbiente IBeßrafung. 8. 3n
Snfel^ung ber $erfon, gegen ttield^e bie ^otl^tDel^r
gerid^tet ift, ftellt bie 9)loraI alS (Srunbfo^ auf,
biefefbe f oÜe nid^t leidet ftatt^aben gegen ^eqonen,
an loeldpen bem öffentlid^en SBo^te fel^r Diel ge»
legen ift. liefen gegenüber fann e§ nomlid^ $fli(^t
fein, bem allgemeinen SSol^I baS eigene Seben 5um
Opfer )u bringen; bod^ l^t biefer ^qü t)raftifde
l^eutgutage laum Sebeutung. ^el^nli^ed gilt aud^
Don ber Ofrage, toetd^e bei ben Z^eologen mand^»
mal bel^anbelt mirb, ob eS nid^t ber d^riftlid^en
Siebe gema| fei, ftd^ tobten 5u laffen, falls mon
ber @eligfeit gemi^ märe unb ebenfo bie ®e«
loi^l^eit f^attt, hai ber Angreifer Derbammt mürbe,
menn er in bem Slugenblidte gu ®runbe ginge.
Sa baS emige ^eil allen geitlid^en ®ütem unb
folglid^ aud^ bem Seben oorge^t, fo fönnte Dom
@tanbpunfte c^rijUid^er Siebe aUerbingS bejal^enb
geonttDortet mrrben. ^ein für bie ißrasis ^at
eine fold^e fjfrage leinen SBert^ ; berni falls mir
aud^ ftd^r mören be^üglid^ unferer Seligfeit unb
beS 92öc^f!cn Serberben, mer gibt unS bie mei»
tere Sid^er^it, bag ber böSmiQige Angreifer ftdb
jemals beffem mirb, ober ba| mir unter ben
Effecten, meiere mit berlei S^orföUen not^menbig
Derbunben ftnb, nic^t unfer eigenes ^eil gefä^r»
ben? Sbenfo unpraftifdd ijt bie gfrage, ob jur
(Frl^altung eineS einjelnen ®liebeS bie S5btung
beS SIngreiferS erlaubt fei ; benn ber tHngegriffene
fann nic^t genau mtffen, ob ber Angreifer nur eine
fold^ im Sinne fübrt. 4. 3ur Sert^eibigung ber
ffeuf(!b^it ift 9iotbme^r naA ben neueren 3)?ora»
Uften, tine audb nacb bem meltlic^en Stetbte geftattet.
9lugnfHn lebrt jmor baS @egent^eil, ba bie
förperlid^e Sntegrität ber angegriffenen in feinem
SBerbältniffe ftebe ^u bem Seben beS Angreifers,
bie Xugenb ber Keinigfeil aber gegen ben ariden
ber ^brobten nicbt geraubt merben fönne (De
über, arbitr. lib. 1 . c. 5 : pgl. De civit. Dei IIb. 1 ,
c. 25>. Stigegen fmb audi unter ben alleren ^lü*
raliften Diele anbercr 1^2etitung. ^ar^tnal Suao.
ber fiift nicbt gerabebin für bie Affinnatipc ent*
i<beiben min. glaubt überbaurt nicbt. bas ein
'I^ätdien miber ibren Sillen miBtraud^i trcr^en
fcnne: jebcnfaÜS. fäbrt er fort, bätte ^.:r*£lbe
aUe 5?^ttel in Ann^n^ung )u bringen, berrr eS
$u bem Aeufierften fcbritte, felbft baim. treim ^er
cetraltfame Ängnifcr ibm mit bem ivU brcb:e.
o. Cb aut^ bie oiiBer^ SKnel erlouh feien ^ur
Srl^altung Don ^b unb*®itt, ifi iei ben 9Ronii
liften glei^f als controDerS, beim eS f^eint glotfd^
^ab unb ®ut unb bem Seben beS Siebes fein 9ta>
l^ltni^u befleißen. Sie SReiften etbmben 9tofi^
mej^r, menn ein nam^fter Serlnft brol^t ober bei
Sieb gemaffnet unb 5um Sßiberflaiibe bereit mif«
tritt, ba SoS^eit unb Ungere^tigfeü mm eine
@eite, fomie bie @d^Iofigfeit auf anbecer Seili
baS 9Ri^Der^öltnig auSgleid^ 3n nä^mr 9e<
ftimmung beS naml^aften SerlußeS ^Ifni ftd^ bii
alteren S'toroliften bamit, ba^ fie bie Xdbtinii
erlauben, menn ber Staub ober Siebfio^I ein foU^
ift, bag il^n bie (früberen) ®efe|e mit bem ZidM
beftraften. Sie @ä|e: Begolariter occiden
possum fiirem pro conservatione unioB sore:
(Prop. 31) unb Non Bolmn lidtam est, de
f endere defensione occisiYa, quae acta poan
demus, sed etiam ad quae jus inchoatomha
bemuB et quae nos possessnroa speranuii
(Prop. 32) fyd ^nocens XL (2. Mart 1679) Dct
morfen. 6.9lutige9tot]^me]^rsurSettunQber(E^
unb beS guten 9{amenS iß Derboten ; S^e imi
guter 3lamt bangen nic^t ^ierDon, fonbem Don ben
Urt^eil Demünftiger 3Renfd^ unb bem SuSfpntd^
ber Obrigfeit ober beS Kic^terS ob. Slesonber YII
(Decr. d. d. 24. Sept. 1665) Deimirft bie ۊ]|e
Est licitum religioso vel clerieo, calnmniato
rem gravia crimina de se vel de soa religioiM
spargere minantem occidere, quando aüu
modus defendendi non snppetit; otisappeten
non Tidetur, si calnmniator edt paratos ve
ipsi religioso vel ejus religione publice e
coram grayissimis viris praedicta impingere
nisi occidatur (Prop. 17), unb (Prop. 18)
Licet interficere falsum accnsatorem, Mboi
testes ac etiam judicem, a quo iniqua eaiA
imminet sententia, si alia via non poteet in
nocens damnum evitare. 3nnocen) XL (Deci
d. d. 2. Mart. 1679k cenfurirt bicrsu noi^ bei
Sa^i Fas est viro honorato occidere invaso
rem, qui nititur calumniam inferre, si alite
haec ignominia vitari neqoit ; idem qooqn
dicendum. si qnis impingat alapam, vel ftisi
percutiat et post impactam alapam vel ictui
fustis fugiat (Prop. oOi Sbenfo menig fann e
- bem @atten sufteben. bie im Sreubrud^ betroffen
j @attin )u tobten. Sen 8a^: Non peccat ma
; ritus occidens propria auctoritate oxorem ii
ladulterio deprehensam, ^ 9Iesanber VD
! (Prop. 19) Dermcrfen.
! m. t)ns ®renu ber berecbtigten 9iot^me^
' muB angegeben trer^en. baB auS ^io^mebr ein
Sd)ä^igung bc4 ^ncretferS fomeit, ober au^ ^
metter geftatret in. alS jur 9bmebr beS Angriffe
: erforberlid) ift. ^emnaA muffen alS leitenb
; @runbfä|e fc»lgenbe gelten. Skr S^ utd) ®e
legenbeit bat. bem Angriffe burcb bie gludEft auS
jun?e:±en. foH flieben. ebne ficb burdb baS $l^an
tcm einer f alf eben l?bre ober ben 3^ormurf ber geig
bett beirren jiu l::*«en. 3?er üdb bunb ein geliiibere
Tlir.ii xtmri fann. foü nidit boS ^örtere tool^Ien
529
9tot^aud^t
580
«er bot Segnet entiDaffnen famt, foU i^n nic^t
ommiiAen; »er i^n burd^ SSemunbung unfd^äb«
Ii4 nuK^ tonn, barf il^ ni^t tobten. 2)od^ loirb
bei biefra Srengen ber ^loiijxot^x DotauSgefe^t,
iMB ber angegriffene bie gelinberen äRittel anju^
mben3<it unb (Gelegenheit l^atte unb aud^ ol^ne
alle onbere &^afpc fär fid^ amoenben lonnte. SBer
). 8. mit einem €ci^e|gett)e]^r ongegriff en mxh,
brnn ftc^ butd^ bie gflu^t nid^t immer retten; ein
Soüat ouf bem Soften barf nid^t entfliegen; mx
einen neuen greinb im ^interl^alt ^u fürd^ten l^at.
Hm bem famt nid^t gef orbert merben, bag er burc^
bie Slu(^t einer neuen ©efal^r entgegengel^e. äBer
bem meicfienben gfeinbe nad^fe^t unb il^n )u Soben
^, ber ^t bie (Srenje ber 92ot^tt)e]^r über«
kbritien, unb feine ^anblung ift nid^t mel^r eine
^jonblung ber ^iDifftot^x, foid)em ber Slad^e. Sie
Ibberfdifreitung ber (Srenjen ber Ütotl^mel^r !ann
jogar ben er{ten Angreifer in baS Siedet ber 92ot]^*
wift oerfe|en, fofem er fid^ gegen ben Ssce^ be3
angegriffenen t)ert^eibigt. SBer 5. 93. o^ne töbtlic^e
SBo^euge einen Anbem blo^ mit @d^Iögen mi|-
tmibdt unb nun Don bief em auf eine lebenSgef öl^r-
\}fy SBeife angegriffen tt)irb, l^at natürlid^ j[e^t
boSSed^t, gegen biefen als nunmehrigen Angreifer
brt Seben gu t)ert^etbigen. So^ finbet megen
lUerraft^ng beS Angegriffenen, übermöfiiger
Snr^t SRongel an 9ef onnenl^it 2c. in ben meiften
Saien bie Ueberfd^tung ber 92ot^n)e^r i^re ßnt«
i^nlbigmig, unb eS {leiten bem Angegriffenen aud^
aibere rei^tlid^e Sermutl^ungen jur Seite. äBer
aler feinen ®egner auS "Hloff^totf^x getöbtet l^at,
flmB bie| fogleid^ )ur itenntni| beS guftänbigen
Seri^teS bringen, ba fonft gegen il^n bie 93er-
mnt^nng entfielt bag er bie ©renken ber "Jloif)'
me^ übaf d^tten l&abe. — 9Jur bie Ueberf d^reitung
ber ©renken ber 3loi^tot^x, nid^t bie 3iot^tt)el^r
ielbfl, gie^t bie Stregularitöt nad^ ^\ä), tt)ie bie^ am
bejten an einem f^factum, meld^ed c. 10, X 5, 12
T^M mirb, l^erDorgel^t. Sti'ei SRönd^e l^ottcn auf
Seje^I beS AbteS bie Seuiad^ung eines ^au)e§
übernommen ; möl^renb ber !Rad^t brad^en Siebe
rin mtb fingen an, fie )u mi^j^nbeln unb ibrer
fteiber gu berauben; bie 93rüber jebod^ über»
nannten balb bie SRöuber unb feffelten fie. ^ä^=
rmb nun ber eine binging, bem Abte unb @iapitel
baoon Anzeige )u mad^en, fud^ten ftd^ , nid^t ol^ne
Srfolg, bie Köuber Don il^ren Rauben gu befreien;
am nun nic^t Don il^nen ermorbet 5U beerben,
löbtete ber ÜKönc^ bie Siebe. Alcjanber III. tt)ie§
i^ Dom Altarbienfte gurüdf, ba er bie ©renken
ber Jhtfymtfyc überfd^ritten, inbem er ebenfo leidet
bsn^ Sbu^t fein Seben j^ötte retten fönnen, al§
bar4 Srmorbung ber ätöuber. — SaS beutfd^e
Strofret^t erflört eine Ueberfc^reitung ber ©renken
ber »otbmebr bann für ftrafloS (§ 53), „mm ber
i^oter in Seftüi^ung, tJurd^t ober 8d^redfen über
bie Srengen ber SSertb^ibigung btnau§gegangen
9". 80m moraIifd^en@tanbt)un!tbetrad^tetfann
icbo4 in biefem gfaUe eine mel^r ober minber
ftocre fittlid^ Serfd^ulbung Dorliegen. (SSgl.
grüner , Seigre Dom SRed^t unb Don ber ®ered(|=
Hgfeit H, SRegenSburg 1858, 128 ff.; Marc,
Instit. mor. Alphons. n. 733; Lehmkuhl,
Theologia moralis I, 7. ed., Priburg. 1893,
494 sqq.) LSberl.]
'9^ott^in^t (stuprum violentum) nennt man
gemeinl^in ben gemaltfamen IWi^braud^ einer meib*
Ud^en $erfon gur Sefriebigung fünblid^er Süfle.
Stuprum überl^aupt begeid^net im canonifd^en
@trafred^t a. bie @d^tt)äd(|ung einer Jungfrau (de-
floratio virginis) im ©egenfa^e gur fomicatio
(i e. concubitus naturalis soluti cum soluta
meretrice); b. ^en gegen ben freien SBiQen eines
el^rbaren ÜJiöb^enS ober einer unbefd^oltenen
SS^ittme errungenen Seifd^laf, fei e§, ba^ biefelbe,
burd^ Sift, Setrug ober ßinfd^üd^terung beioogen,
f id^ enblid^ l^ingibt (stuprum consentaneum), ober
c. DoUenbS burd^ Anmenbung pl^^fifd^er ©emalt ge«
fd^önbet h)irb (stuprum violentum). Sa§ d^arafte-
riftifd^e Snoment bei ber Ütotl^gud^t ift bemnad^ bie
Ann)enbung))1^9{tfd^er©en)alt. äebod^mirb eSbiefer
Anmenbung Don ©emalt gleid^gead^tet, menn bie
$erf on bur^ geiftige ©etrönfe ober ö^nlid^e SRittel
gur ©egenmel^r untüd^tig gemad^t tourbe ober bei
berfelben megen ©eifteSftörung, großer 3ugenb k.
SinmiHigung ober äBiberftanb überl^aupt moralif d^
unmögli^ mar. Siner meiblid^en $erfon, meldte
Dorgibt, ©emalt erlitten gu baben, mirb nad^ ge»
meinem Siedete nur bamt geglaubt, rnenn fie balb,
iebenfaOS Dor jhinbmerbung il^reS 3uftanbe§, baS,
mag il^r begegnet, gmei ^lutSDertoanbten, i^rer
Sienft|errf(|aft ober fonft gmei el^rbaren ^erfonen
anDertiuut l^at (Mayer, De serto virginali, Er-
furt. 1693). Sag canonifd^e SRed^t ftraft baS
stuprum überhaupt an ©eiftlid^en mit @u§pen«
fion, nad^ Umftänben mit Abfe^ung (Barbosa,
De offic. et potestate episc. XU, alleg. 110,
n. 10) ; an Saieu, menn ber ©tu<)rator bie ©e=
jd^möd^te nid^t e^elid^en miQ, mit förperli^er
3üd()tigung, gjcommunication, ftloftergefängni^
(c. 2, X 5, 16). Sie aWoraliften Derppid^ten i^n,
entmeber bie $erfon gu l^eiraten ober fte menig»
ftenS au§guftatten unb ba8 ßinb gu alimentiren.
Sie ©tupration einer !Ronne (sacrilegium car-
nale) l^atte nad^ ben SanoneS, xotnn ber 8d^an»
ber ein ©eiftlid^er mar, Abfe^ung (c. 6, C. XXVn,
q. 1), menn er fiaie mar, gjcommunication, unb
für bie 9lonne engfte ginf^liejung ober fterter
unb ftafteiung gur Sfolge (c. 11 eod.). 9Jad^
bem römifd^en Sed^te traf ben ©d^önber einer
©ottgcmeil^ten bie Enthauptung (L. 5, Cod. de
episc. et clero [1, 3], NoveD. 134, c. 43); bie
©üter, menn ©emalt ober SRaub bagmifd^en famen,
gel^örten bem ftlofter (L. 54, § Bona autem, Cod.
de episc. [1, 3]). Aud^ bie gemaltfamc ©tiipra=
tion einer laicalen ^erf on ftraf te baS römif d^e 3itä)t
mit bem 2obe (L. 1, Dig. de extraord. crim.
[47,11]), bagegen menn feine © cmalttl^at mit unter«
lief, mit gingiel^ung ber p'd\]U be§ SermögenS.
2ßaren bie ^erfonen gemeinen ©tonbeS, fo traf fte
ßeibeSftrafe fammt SanbeSDermeifung (L. 3, Cod.
531
SJotfer.
582
de incest. nupt. [5, 5]). ütac^ ber ^afögertc^tS"
orbnung »arte V. (9lrt. 119) folltc bcr ^l^äter mit
bem ©d^tuerte l^ingeriddtet toerben, biefelbe Strafe
traf Unter^önblet unb Siat^geber; xoax bie tniB»
htQui)it $er|on eine öffentli(|c ®ime, fo toar bie
©trofc arbiträr. SGBer eine Snngfrau unter jtoölf
Sauren gefc^önbet, foDte mit Staupenfd^Iögen be§
lionbesf oenoiefen, l^atte biefelbe ©d^aben gelitten,
mit bcm Sobe beftraft werben. 9leuere ®efej»
gebungen achten aud^ ®ett)oItt]^at an einer SRannS*
perfon k)erübt, um unnatürlid^er äBoUuft tt)iUen,
bem Btuprum gleid^. Ueber bie ©trafen, meldje
nad^ bem neuen beutfd^en Siedete ^erl^öngt n)erben,
f. bad Sleid^Sftrofgefe^bud^ §§ 174 ff. Ob bie an-
gegriffene il^re Ünfd^ulb felbft mit löbtung be§
^emaltigerS Dert^eibigen bfirfe, barüber f. b. %rt.
9lot()iuebr. [(gberl.]
9otfter l^iegen mel^rere auSge^eid^nete 9J2önd^e
bed @t. Voller SenebictinerflofterS, Don benen be«
fonberS bie golgenben als Sterben il^reSDrbenS ju
nennen fmb. 1 . iR o t f e r , ber fei., mit bem Seinamen
Balbulus (Stammler), befannt alS ©efangeS«
fimbiger unb @equen)enbid^ter, mar um 830 bis
840 in bem Ort ftlgg (im ie^igen Äanton 3ürid^),
frül^er Ipeiligau ober &eIg>Slgg, geboren, mie
Rffebarb V. in feiner Vita b. Notkeri c. 2 (bei
OoldaHt, llor. Alam. Scriptt. I, Francof. 1661,
228) bebmtptet. 9todi 9lnberen foU SonSmil im
ie|)igen fianton @t. (Salleu ber ©eburtSort fein
(Dgl. (S. 9)leQer oon ihionau, SebenSbilb be§
1)1. 9iotrer öon ©t. (Saflen, 3ürid^ 1877). SSon
feinen (Sitent, bie })o\)tm 9lbel entfproffen maren,
mürbe ber ffnabe in bie berübmte ff lofierfd^ule ber
*eneblctiucr ^w St. (Mallen gefc^icft. Seine Sc^rer
lunreu 3fo unb bantad^ 9)lbngal, oud^ 3Rarceäu§
genannt. ^I^^tfcr mad)te in ben SBiffenfd^aften unb
in ber Orb(u4)nd)t fold)e t^ortfd)ritte« ba^ er einer
ber gelebrt<^ft(u unb f römmften Wönd^e beS ftlofterS
umroe. Seine Obeni übertrugen ibm Derfd^iebene
(»breuämter ; im :^^. 890 unrb er M !SBibliot^efar
be« JYIuftcr« aufgefübrt, unb 892 f)aitt er alS
HoHpitariuH bie Sorge für bie ©äfte bed fflofterd.
tfffebarb IV. d)arüftciifirt ibn f olgenbermafien :
M^h^tfer, am JT5rper, nid)t am (Meifte l^ager, mit
ber Stimme, uidjt im (Reifte ftammelnb, in gött-
lid^en fingen ergaben, in SlMbenuärtigteiten ge«
bulbig, JU Mtm milb, mar ein fd^arfcr 9luffeber
für bie i{ud)t ber llnferigen. 'j^ci plö^Udt)en unb
um>ermull)eteu i^orfiillen jeigte er fid) furd)tfam,
abgefeben uou ben S^eunrubigungcn burd) bie Dä-
monen, bie er energifdb 5u befämpfen pflegte. 3m
*eten, Jlefen unb 4U'»rtrageu uhu er fcl)r fleifeig.
unb um in ihirjem bie (Raben feiner gan5eu bci-
ligen ^rfdjeinung jufammenjufaffcn : er mar ein
(Sefäft be« beiligen (Jieifte«, mie cS \x\ feiner 3fit
nirgenbftöolUounnener fid) geigte" i^Casus S. Galli
c. 3. bei Goldast 1. o. I, 2oV ^Sie bcrüljmteftcn
3}täuner jener ^fit* wie ber IK&nd) Otfricb i^on
SSeifeenburg, ber ftrjbifdjof Kuobbert t»on l^ief,
bcr (^rjraujler ?iutu>art uon 9?erceUi u. %, ftanben
mit ibm in i^crlebr. Sogar Äaifer ffarl ber S'icfe
fud^te Dielfad^ feinen Stotl^, unb als er im 3k>
cember b. 3. 888 baS ffloßer befud^te, bel^nbdk
er !Rot!er mit gan^ befonberer SuSseid^nung. 3m
^Iter lag 92otfer nur ben frommen Uebungen imb
bem @ebete ob, unb nac^bem er mit rö^tesbcr
^nbaddt bie l^eiligen Sacramente empfangen imb
bie S3rüber gefegnet ^atte, entf d^Iief er am 6. Spril
912. grft im 3. 1513 übertrug gkpP SuHuSiL
bem 93if d^of §ugo Don ff onftanj bieSeligfpred^ung.
3nfolge beffen mürbe bem Stifte bie Sere^nmg
92ot!erS geftattet, ol^ne ba^ eine (Sanonifation bui4
pöpftlid^eS 2)ecret erfolgte. Sie Scten beS Ca-
nonifationSprojeffeS finben fid^ l^anbf AriftHd^ im
Cod. 613 ber StiftSbibliotl^ef in @t ®auen Dmn
3al^re 1528 (abgebmdtt bei Ganisius-Basiiage,
Thes. mon. IV, Amstel. 1725, 796 sqq.; Dgl.
auc^ Mabillon, Ann. ordinis S. Benedict! in,
Lucae 1789, 315). — 92ot!er8 Sebeutung liegt
auf bem ©ebiete ber ffird^enmufit Sr ijt berSe*
grünber berienigen 9rt Don ffird^engeföngen, rneU^
mit bem Flamen Sequetqen (f. b. 9lrt.) bejeid^
merben. 92ad(| feinen eigenen Angaben l^tte er bie
(Srfal^mng gemad^t, ba^ bie f^dnen SRelobten,
nad^ meldten t)on alters |er baS le|te 9IIelujia beS
@rabual§ gefungen mürben, mel^r unb mel^ in
IBergeffenl^eit gerietl^en. Sr fann über ÜRtttel unb
SHBege nad^, mie man biefelben mieberl^teSen unb
bem ©eböd^tniffe einprögen (önne. S)a (am gerobe
ein $riefter auS bem im 3. 862 t)on ben 9lor*
mannen gerftörten ftlofier ($)imebion (3umi^e8
a. b. Seine) mit einem ^ntipl^onar nad^ St (BallnL
3n biefem entbedtte 92ot!er Derfd^iebene SRelobten
auf baS ^Uelnja, benen man Xe^te unterlegt ^tte.
Obmol^l fie nid^t nad^ feinem ®efd^madCe maren,
mürbe er baburd^ bod^ angeregt, felbft f old^e ® efdnge
gu Derf äff en. 2)ie erften Serfu^e : LaudoB Deo con-
cinat orbis, Dominus in Sina unb PsaUat ecde-
sia mater illibata, bearbeitete et unter Anleitung
feiner Sel)rer 3fo unb SRarcellug, meld^ il^n gu
meiterem Sd^ff en ermutl^igten. 92ot!er legte biefen
^lelobien ie nad^ il^rer ^erfunft befonbere 92amen
bei, 5. 93. Met^nsis major et minor, bie gr5|ere
unb fleinere Singmeife au§ 3Re^; oft benafimte er
fte nad^ ben TlnfangSmorten beS ®robualS, }. 9.
Justus ut palma, ober er l^ielt ftd^ an ©efönge
unb !Ramen, bereu Sebeutung ie^t nid^t me^lt ju
ermitteln ifi. 6ine Sammlung fold^er Sequenjen
mibmete !Rotfer auf 3ureben feiner Stitbrübet bem
Sifd^of Suitmart t)on 18erceUi, Srgfangler ffttifer
ff arl§ be§ liefen (f. Gerbert, De cantu et musioa
Sacra I, S. Blas. 1774, 412 sqq.). 2)te SRe-
lobien biefer Sequen5en ermeifen fi(§ mit menigen
^)luSnabmen als 9iotfer$ eigene Sonfc^pfungen.
Sd^ubiqer (5!)ie Sängerfd^ule St. ©oHenö, 6in«
fiebeln 1858, 40 u. 45) fc^reibt i^m 50 Derfd^te-
bene ^DJelobien ju mit 78 'terten, barunter 18 nur
mit 9i^abrfcbeinUd)feit, SQ^. äBilmand bagegen nur
35 9)ieiobien mit 41 5eyten (l ^KmptS 3«itfd&t. f.
beutf(6e3 aUertbum, 9L g. HI [1872], 267 ff.).
S'aS neuefte Dictionary of Hymnology (Lon-
don 1892, 813 ff.) fübrt 46 Sequenzen al§ ftd^
538
9lot!er.
534
DOS 5lüSn ^erriil^tenb^ 24 als il^m toaljrjd^ein*
Ij^i 37 aI8 i^m mdglid^ertDeife ongel^örenb, unb
8 im \im f&If4It4 sugefc^rieben auf. Slu^er»
hm Derfa^te 92otfer für ben ßr^bifd^of Shiotbert
Dm 92e| 4 ^qmnen in foppl^fd^em IBerSmag auf
bcB (L @tep^u8 (Garmina de S. Stephane,
tri CaniBius-Basnage ü, 3, 220 sqq.). ^ud^
ben Ojtergefong Cum rex gloriae Ghristns,
ipaler ein beutf^eS Sieb (Dgl. 93öumler, 3)aS fatl^.
bentj«^ ffird^enlieb u. f. ». I, Sfreiburg 1886,
555), unb ben ^^mnuS auf baS ^feft Mer«
(eiligen Omnes anperni ordinis fd^reibt @d^ubi»
ger (0. a. C. 54) i^m ^u. ©ans unbebeutenbe
nturltt^ Srfc^einungen Dermod^ten 9totfer ^ut
Compojition anzuregen. 9lad(| bent tactmö^tgen
ftnarren eineS Snül^IrabeS in ber 92a]^e bed itlofterg
bübete er bie fd^öne SRelobte gur Sequenj Spiri-
tDB Sancti adsit nobis graüa für ^^ngften.
lU er einß bei bent neuen 93rüdenbau über
ben SRortinStobel bie SBerfleute über bem tiefen
tbgmnb mie |tt)ifd^ Seben unb %6b fd^mebcn
\oSi, legte er feine ®efü^Ie in bem berül^mten
Media vita in morte Bumus nieber, ba§, nad^»
nulä in gong Suropa ausgebreitet, Don ben dJ^rift«
lüten ^eren in ben Sd^lad^ten gefungen unb am
S^n old 3<nibergefang betrad^tet touxht, fo ba^
bal $xotnn$iaIconciI gu ftöln k)om Saläre 1310
^ Deranla|t fanb, ha% Slbftngen biefed Siebes
CKgen gemiffe $erfonen ol^ne oorl^er eingel^olte
Srloubni^ )u verbieten (Saumfer a. a. O. 593).
61leM>V. fd^bt über bie @efänge !Rot!erS:
.Sott Derliel^ bem fei. 9lotfer bie @abt bie|er eng»
\^/ta ®efönge, bamit ber ÜRenfd^ bei Snl^örung
berjelben in feinem ©emütl^e jur ^nbad^t geftimmt,
km öerj ermeitert, fein ®eift über fid^ felbft gc»
teben unb Derfiart merbe." ®te IRotfer'fd^en @e>
(|nen)en erhielten ftd^ in ben @rabualien unb 3Rij«
Milien MS auf bie Sleform ber liturgifd^en 93üd^er
bim^ puS V. — Slud^ als Seigrer im ftird^en=
gefrage mirfte 9Jot!er jefjr fegenSreic^. 6r unter»
nutete bie @d^ü(er im ©ejange nad^ bem %nti»
Plionar beS I^L ®regor, n)eId^eS in 9teumen notirt
unb üon bem römijd^en @önger StomanuS nad^
Sl @aDen gebrad^t morben mar (f. b. %rt. Sl^oral
m. 181). KomanuS l^atte }u ben 92eumen beS
lei^tem IBerftanbniffeS megen gemiffe SSud^ftoben
gej^t, beren Sebeutung 9iot!er in einem ©riefe
an ben Sruber Santbert flarlegte : (Explanatio)
quid singolae literae in superscriptione signi-
fieent cantilenae (Gerbert, Scriptt. I, S. Blas.
1784, 95 sqq.). Sein Xractat De musica et
lymphonia ift biS I^eute nod^ nid^t mieber auf»
gefnnben uorben. Stugerbem Derfagte er ein ^ax*
nitologium (Canisius-Basnage n, 3, 89 sqq.),
dnt Litania ad regem (Cod. 881 auf ber @tiftS»
bibliotbe! in St. ©allen), f obann Versus de fungo
(Canisius-Basnage IL, 3, 223). ^ud^ ein SBer!
nber bie Sc^ftouSIeger mirb i|m jugefd^rieben,
Liber de interpretibus divinarum Scriptura-
nim (Pez, Thesaorns anecd. novissimus I,
Aügnst-Vind. 1721, 1 sqq.). [303. Söumfer.]
2. 9totfer Physicus, mit bem 93einamen
Piperis granum, mar berühmt alS ^r)t unb ÜJialer.
er lebte um bie ÜJiitte beS 10. Sal^rl^unbertS im
fflofter @t. ©allen, mo er frül^geitig eingetreten
mar. Sein %ot> erfolgte im 3. 975. Son biefem
9lotfer mirb berid^tet, ba^ er bie SÜri^t beS Son-
t)enteS mit g^reScomatereien gefd^müdtt, aud^ Diete
^anbfd^riften mit gemalten Initialen Der^iertbabe.
Süperbem merben ibm üerfc^iebene ^pmnen )u»
gef^rieben (ögl. Migne, PF. lat. LXXX VH, 48),
barunter ber lange gefungene Rector metuende
saeculi. ®en 3unamen „^fcfferforn" l^atte er
megen feiner Strenge in ber ^eobad^tung ber Or-
benSbiScipIin erbalten. (93gl. 6oldast,Eer. Alam.
Scriptt. I, Francof. 1661, 52; »urgener, Hel-
vetia sancta II, Sinftebeln 1860, 132 f.; Siret,
Dictionnaire bist, des peintres etc., nouv. öd.,
Paris 1874, 640.
3. 9lotfer, einSleffe beS unter 2. genannten,
mar Sbt beS ff lofterS St. ©allen unb ftarb einige
SBod^en nad^ feinem Onfel. (ißgl. Mabillon, Acta
SS. 0. S. Benedict, saec. V [1685], 21 ; Fabri-
cius-Mansi, Bibliotheca Y, Florentiae 1858,
139.)
4. 5Rot!er (Siotger), ^ropft öon St. ©allen
unb fpöter Sifd^of t)on Süttid^, mar bebeutenb als
©elel^rter, alS^olitifer unb alSlBif(^of. Srftammte
aus einer Domebmen f d^mäbif d^en ^familie unb mar
burd^ feine 3Rutter ein 9Jeff e ftaifer Otto'S I. 9Ja(^»
bem er )u St. ©allen ^ropft gemefen, mürbe er an
bie benil^mte Senebictinerabtei Stablo (StaDelot)
berufen, um bort bie labberen äBiffenfd^aften gu
lehren. 3m 3. 972 mürbe er »ifd^of öon Sütti^
alS92ad^foIger@brad^arS.Ueberfeine]^ert)orragenbe
bifc^öflid^e SBBirffamfcit f. b. ?lrt. Süttid^ Vm,
271. ^IS ^olitifer trat 5Rotfcr befonberS unter
Otto III. berDor, an meld^em er jur S^xt öon beffen
Unmünbigfeit treu feftl^iclt. Sr mar aud^ in 93e=
gleitung bcS ftaiferS auf beffen 3ug nad^ Italien
unb begleitete nad^ bem früfjen 3:obe beS jungen
t^ürften bie Seid^e beSf elben nad^ Seutf erlaub jurüdf .
^ac^bem er ftd^ im 93orgefübI beS eigenen £obeS
ganj öon ber SQBclt jurücfgcgogen, ftarb er am
10. 51pril 1008 beiligmäjig, toie er gelebt batte.
— 9lotfcr gilt als ^Bcrfoffer mel^rerer ^eiligen«
6efd^reibungen(f.AA.SS.Boll.Febr.1, 370); irr»
t^ümlid()ermeif e aber ^ai man i^m bie Gesta ponti-
ficum Leodiensium jugefd^rieben, bie üielmel^r
üon bem i^m nQbefteI)enben3lbte §eriger (f.b.^rt.)
berrül^ren ; bod^ mag !Rotfer oon Cinflufe auf bie
^Ibfaffung berfelben gemefen fein. 9lot!erS Sluf brei»
tete \xä) meitl^in auS burc^ auSgegeid^nete Gönner,
bie an ber ßüttid&er Sd^ule gebilbet maren. So
leierte ber Süttid^er ^ucbalb mit augerorbentlid^em
Seifüll an St. ©enoöefa ju ^oriS, aud^ eine 3cit»
long in ^rag. 9lnbere Sd^üler SiotfcrS maren
©untrer oon Salzburg, SRutfearb unb ßrluin öon
Kambrai, §eimo öon SBerbun, ?lbcbolb öon Ut=
rct^t, |)egclo öon Soul u. f. m. (Sgl. Migne,
PF. lat. CXXXIX, 1135 sqq.; CeiUier XIII
[2« ed.], 39 SS.; üöattenbod^, ©cutfd^lanbS ®e=
535
gioticr.
586
fd^id^tSqueHen im 9RitteIoIter I, 5. 3luf(., Serlin
1885, 353 f. ©onftigc ßiteraturangaben bei
Chevalier, Repert. b. v.) [^. ©ffcrj
5. Slotfcr Labeo, b. 1^. bcr ©rofelcfjige, W
üon bcr 9lo(J^tt)cIt bcn clfirenbcn Scinotnen Teu-
tonicus, b. i. ber Seutfd^e, erl^alten. St ftarb nod)
^u§tDei§be3@t.®Qner2:obtenbud^e§, l^erauSg. Don
®ümtnlcr unb SBortmanu (©t. ® oHcr 9Kittlf|ciIun»
gen XI, 45), am 29. 3um 1022 (obitus Notkeri
docfcissiini atque benignissimi magistri) qI§
ein Opfer ber $eft bie burc^ boS ipeer ^einrid^S II.
au§ Italien eingefd^Ie]}))! morben mar. @onft ift
ber 92Qd^tt)eU über baS fieben be§ bielgepriefenen
Sel^rerS nid^t t)iel überliefert. SBal^rfd^einlid^ mar
er gegen boS 3a]^r 950 unujeit ©t. ©allen ge-
boren unb Don feinem O^eim Sffel^arb I., bem be»
rannten Sid^ter bed SBalt^ariuS, )um Eintritt in
baS Älofter @t. Sauen üeranla^t, ju beffen f d^ön=
fien Sterben er in ber gfolge gel^örte. ©ein Seigrer
bürfte tt)o]^l berfelbe gffel^arb (geft. 973) getoefen
fein. ©t)äter leitete er f elbft bie ff lofterf d^ule. Unter
feinen ©d^ülem ragt befonberS gffel^arb IV. I^er»
t)or, ber aud^ an bem Sobtenbette be§ „unDergleid^»
lid^en" Sel^rerS geftanben unb in feinem Liber
benedictionam beffen ^infd^eiben fe^r rül^renb ge»
fc^ilbert l^at. %l§ ein großer IBerel^rer be§ 1^1. $etru§
fei er aud^ an beffen gefte l^eimgegangen. 3m 51n*
gefid^te beS SobeS l^abe er eine öffentlid^e Seid^te
abgelegt unb barin al§ fd^nierfte ©ünbe befannt,
ba| er al§ junger Wönä^ einft einen 2Bolf ge»
tobtet. ®arauf l^abe er feine TOitbrüber gebeten,
bie Somplet 5u fingen, bamit i^m ber 1^1. $etru§
ein freubigeS 6ube befd^ere. ^uf feinen legten
Sßunfd^ feien bann nod^ an feinem ©terbebette bie
^rmen geft)ei3t morben. 2)amit niemanb bie ff ette
fäl^e, bie er um feine fienben trug, l^abe er Verlangt,
nad^ bem Sobe nid^t entfleibet ^u merben. unb fo
fei er betenb öerfd^ieben. Hunc merito flebunt,
simili qui deinde carebunt, fd^lie^t ber $3erid^t.
3n ber %^ai l&at ©t. ©allen ni^t mel^r ©eines«
gleid^en gefeiten. — 9lotfer ber ©eutfd^e trar
leiber eine nur ju rafd^ öorüberge^enbe @rfdöei=
nung, öielleid^t ber bcbcutenbfte ©c^riflfteller un»
ferer alt]^od6beutfd)cn Siteratur. ©eine fd^riftfleKe*
rifd^e 2:bätigfeit trägt ein ganj eigenes ©epräge.
9luS Siebe ju feinen ©d^ülem nämlid^, fagt ber=
felbe ßffel^arb, l^abe ^Zotfcr, ol^ne einen Vorgänger
l^ierin gehabt ju l^aben, eine ^n^al)! lateinifcber
Sudler beutfd^ ausgelegt. ®er 2e^rcr felbft be»
[tätigt bie ^uSfage beS ©d&ülerS. 3n einem ©riefe
an SBifd^of §ugo II. Don ©ittcn (f. benfelben bei 3.
©rimm, ftleinere©c^riften V, «erlin 1871, 190 f.)
fd^reibt 9Jotfer, eS fei jum Serftänbni^ ber fird}^
iid^en ©d^riftcn, namcntlid^ ber ©c^ullectüre, üor»
l^er baS ©tubium ber freien ffünfte not^wenbig,
unb fo l^abe er, um feinen ©d^ülem bie Arbeit ju
erleid^tem, etmaS ganj 9lu6ergeiDöbnlid^eS gewagt,
inbem er lateinif^ ©efd^riebcncS in bie SDlutter«
fprad^e ju überfe^en Derfud^t l^abe. 92otfer gibt
fobann ein Serjeid^ni^ beffen, waS er überfejt
^abe. „9Jod& mäl^renb id^ mit jwci SSüd^em beS
Soetl^iuS, bem einen De consolatione pUL,
bem anbem De s. Trinitate, befd^öftigt mar, Hn
id^ gebeten tt)orben, aud^ einige Dtd^tenfd^e WMtt
in biefelbe ©prad^e )u übertragen, ndmlic^ Cido,
Vergilii Bucolica unb Terentii Andria. Solb
verlangte man, ba^ id^ mid^ aud^ an )>rofaif4ien
2)arftellungen ber fieben freien ffünfte Derfiuie,
unb id^ überfe^te Nuptias phOologiae, Aristo-
telis Categorias et Perüierineiiias unb bit
Principia arithmetieae. hierauf l^obe i^ tni^
nneber5ut]^eologif(^en2Ber!engett)anbtbenganjen
^falter DoHftänbig überfe^t unb na^ Slugußnmfi
ausgelegt, aud^ 3ob angefangen, obmol^I td^ fonm
ben britten Sl^eil fertig befommen t^t." (Stk*
l^arb IV. bezeugt, bo^ 92otfer gerabe an feinem
Sterbetage ben 3ob — eS finb »ol^I ©regorS Lflni
moralium in Job in ber berfüqten ^Bearbeitung
beS Obo t)on SluuQ Derflanben — DoUenbet l^aie.
^u^erbem ermäl^nt ^otUx nod^ einige toteintf^e
9Ber!e, eine neue Sl^etoril, einen neuen Computos
unb Ruberes, umS er Derfa^t l^be. S)ec Com-
putus ift eine Einleitung )ur Sered^nung beS Oflec*
fefteS. 3u ber SU^etorif merben mol^I bie beiben
fleinen ^bl^anblungen De Bjllogismis unb ,,S)ie
^rud^ftüdfe einer fiogi!" )u jiel^en fein. Sie beut*
fd^en ärud^ftüde bagegen, »eld^e unter bem ge>
meinfamen 9}amen De musica gufammengefaftt
n)erben, finb DieQeid^t erft na^ lenem 9}riefe
entftanben, meil fte barin feine Q^rmöl^nung {m>
ben. Serloren gegangen Don biefen 93kr!en finb:
Libri moralium in Job, De s. Trinitate
beS 93oet^iuS, bie Principia arithmetieae,
Sato'S Disticha de moribus, bie Bucolica unb
bie Andria. Slm beliebteften fd^eint baS Psal-
terium gen)efen ju fein. 93on i|m lieg {td^ bie
ffaiferin ©ifela, bie ^hitter beS fagenberül^mten
^erjogS Smft, bei einem 93efud^e in @t. ©allen
(1027) eine ^bfd^rift anfertigen, tt)enn nid^t Dtd>
mel^r angenommen nierben mug, bag fie baS Ori«
ginal ^um ©efd^enfe erl^alten l^abe. — SDßegen ber
aWaffc ber 91rbeiten, bie für einen 3Kann ju gro|
fei, iprad^ man früher gerne — unb Sinige ^Iten
nod) an ber alten 9)ieiuung feft — t)on einer @L
©aUer Iteberfe^erfd^ule, auS ber unter 92otfer8
Seitimg bie SBerfe, bie feinen 9lamen tragen, ^er»
vorgegangen feien. 9lber )unäd^ft fielet baS flare
unb unjiDcibeutige S^ugnig auS bem Srief e 9totIer8
felbft entgegen. Sa^u ift neuerbingS au8 bem
fprad^lid^en ^uSbrudf unb auS ber 9rt unb
SBeife ber Sel^anblung beS lateinifd^en ©runb-
te^teS ein neuer Sen)eiS für bie alleinige Suctor-
fd^aft DbtferS mit ©lüdf gefül^rt worben (S-ffette.
5ule^t in ber ©efd^id^te ber beutfd^en Siterotnr
u. f. tt)., Serlin 1892, 244 ff. 402 ff.), ©erobe
in biefer 91rt unb SBeife liegt 92otfer3 größtes
SSerbienft. ®a^ 92ot!er beS fiateinS bollfommen
mäd^tig toax, Derftel^t fid^ bei bem mittelalterlid^
9)}önd^e Don felbft. 6r be^errfd^te aber auc^ ebenfo
DoUftänbig feine ^utterfprad^e unb l^at ben lotei«
nifd^en ^e£t mit fidlerer ©emanbtbeit äc^t beutfd^
überfe^t. 3ct eS burd^mel^t ein gemiffer bi^teri»
587
giotorlctät.
538
J4(r ^ttd^ feine Uebertragungen ber ailetro beS
Soet^iu«, fclbfl bi« }ur IRod^l^mung beS S3erfe§.
8riter bat Sbtfer bie beutfcbe ©prod^e nid^t toenig
ktdfyxi, tnbem er bie fiAHIen ftunjtauSbrüde
M $^iU>fopben gaii) im (Seifte bet beutfd^en
SpmdK DoU finnli^ ^nf d^auung treff enb toieber«
gibt, oft fogar, fi4 feines Steid^tbumS betüu^t, ^toti
ober mebme beutfd^e S^non^ma neben einanber
Ml €4Iie^i(l^ ifl eS fein Serbienfi, bie beutjd^e
Iccentnotion DoUft&nbig burd^gefül^rt 5n l^aben.
Sabei bleibt baS (Eigenartige jciner arbeiten be*
Mn* ba^ f^ onc# für feine @d^üler »erfaßt, ein
pöbogogifc^ ©eprdge an ftd^ trogen. 3tt ollen
Diib mit ber Ueberfe^ung sugleid^ eine erflörung
Nchmbcn, um ben Sd^^em baS SSerftönbni^ )u
dei^tem. Siefe Srifiuterungen f cl^Ue^en ftd^ juiar
OB bie üorbonbenen Kommentare an, bleiben aber
ismer eine felbflönbige Arbeit. — SJlan l^ot 92ot!er
bei £eutfd(|en ,,nad^ ftorl bem @ro^en unb JRa«
temiS ben erfien großen @rammati!er unferer
S^ibe' genannt. Sag »ar er, al§ ein emfig
tnser itfj^ im SRönd^emanbe, eine 3isrbe ber
5t Sofler ftlofterfd^iüe, beren ®tan) er nod^
enmal ijimliäi oufleud^ten Iie|. (9}gl. befonberS
j. Me 0. 0. 0. 232 ff. unb bie gugel^örigen ^n-
nnfmigen, mo bie Siterotur oollftönbig bis auf
Me nenefte 3eit Der^eid^et fielet, ^ier mögen nod^
gRumnt merben $. ^iptx, S)ie @d^riften 9{otferg
nb fetner @d^ule, 3 93be., gfreiburg i. f8. unb
Ubingcn 1882—1883; S)erfelbe, 2)ie ä(tefte
baitfd)eeiteratur. IBerlin u. Stuttgart s.a. [1884],
517.) [91. ©cbeib S. J.]
9ifirid&f (notorietas) ol8 juriftifd^er ftunft-
oönul be}ei(bnet bie ©emeinfunbigfeit einer
Eüibe in größeren ober fleinercn ftrcifen ber
nenfc^Iic^ @ef eüf d^aft. 92otorifd^ i[t bemnad^
lM§ienige, morüber jicbermann ober aud^ eine ge«
»if|e ßemeinfd^aft oon 9)ien)d^cn in ibrer über«
ancgenben TOebrl^cit unjmeifclbafte unb fid)erc
ftnnbe bat 3n ben OueUen be§ römifd^en yitä)it§^
^vxm ber ^luSbnidt ^totorietät in bem gegebenen
Sinne nicbt Dor (f. Joh. Sam. Stryk, Dissert.
jnnlXII, diss. 4, 1, § 4 sq.); bcnn bort be=
^nitet notorium ben öon einem untcrgcorbneten
*«inmen erftatteten anjcigeberidftt (9Kittermaier,
Jos beutfcbe ©trafoerfai(>ren II, §eibelberg 1846,
27, 91nm. 2). ®od& ift nid^t anjuncl^men, bo^
b«r Segriff im römifd^en SRct^te ööllig unbead)tet
Esb gletdbfam latent geblieben fei, ba er in ber
Sifflir ber Saä)t Hegt unb alfo jcberjeit, löcnn
QsA in einer unentmidfelten ©ejtolt unb äßeife,
|«5 geltenb mad^en mufete. 3n ber %i)at weißt
Hbim ein ScbriftfteHer ber alten 3cit, wenn aud^
na Hiebt juriftifc^er, ouf bie 9Jotorietat als fid^erc
8cn8 ber Ueberjeugung ober beS SettjeifeS biti
lA.6elli!i8, Noct. Att. 14, 2, 3 sq.). A. ©eine
BCRitlicbe 9Iu§bilbung unb DolIe red^tlid^e IBebeu*
fing bat aber ber begriff burd^ baS canonif^e
hiß erlongt, unb gtoar finbet er bier regelmäßig
of SJerbred^ unb ©ünben feine Snmenbung.
2m formeQen auSgangS" unb Snl^oltSpunft bat
er in ber t)aulinifd^en Stelle ®al. 5, 19—21
(Manifesta sunt opera camis etc.) , n)ie au3
ber Srflörung be§ ^mbrofiafter )u 1 6or. 5, auf
meiere c. 17, C. 11, q. 1 fid^ beruft unb moöon
c. 15 eod. ein Kjcer})! ift, mie aud^ au8 c. 16 eod.
l^crDorgebt. S)a]^er ift ed )u erflären, baß berSe«
griff ber 92otorietät obmol^l nad^ feiner ]^au))tfäd^«
lid^en 93ebeutung im 9led^t fd^on fertig, bod^ 5U
Anfang nod^ mit bem 9}amen be§ manifestum
unb erft etmaS fpöter allgemein mit bem ted^nif d^en
SluSbrudf beS notorium bejeid^net mürbe. SEßöl^«
renb nömlid^ im Decretum Gratiani nur ber
^udbrudt manifestum Don bem im SQBefentUd^en
fd^on öorl^anbcnen Segriff ber 5Rotorietät gebrandet
mirb, ifi bagegen inbenS)ecretalen neben bem mani-
festum bie 93e}eid^nung notorium Dorl^errfd^enb,
unb nod^ mel^r als in ben canonifd^en SRed^tS«
büd^em mag ber legiere SluSbrudf unter ben ®ecre»
tauften conftont gettjorben fein. ®ie Unterfd^eibung
Smijd^en notorium unb manifestum bat in bem
mirflid^en canonifd^en Sted^te feine objectiue IBee
grünbung, fonbem erfd^eint mebr als eine forma«
liftifd^e Spielerei bei einigen fpäteren Sanoniften.
— - So unfid^cr unb fd^manfenb aud^, auf gemiffe
Sinjelpunf tc angef el^en, ber ^Begriff bcS notorium
im canonifd^en S^ed^te ift, fo geben bod^ bie Sied^tS»
büd^er felbft an jmei »erfd^iebenen Stellen eine
gleid^förmige unb babei )iemlid^ llarc unb ge«
nügenbe SegriffSbeftimmung. SDie SteUe c. 24,
X 5, 40 fprid^t Don einer ofifensa manifesta,
quae vel per confessionem vel probationem
legitime nota fuerit, aut evidentia rei, quae
nuUa possit t^rgiversatione celari, unb c. 10,
X 3, 2 fagt: Notorium per sententiam, seu
confessionem factam in jure, aut per eviden-
tiam rei, quae tergiversatione aliqua celari
non possit. Sug^^icb entbalten bie je beiben Stellen
in ber §aut)t)adi)c aud^ fd^on bie ffiint^eilung ber
9?otorietät. ®ic üerfcbicbenen fflafjen beS 9loto«
rifdften, luie fie üon ben Kanoniften gcmöl^nlid^ auf«
geführt ttjerben, bcjeid^nen nid^t nur 9lriuntcrf(biebe,
fonbem aud^ Derfd^iebene ©rababftufungcn ber
9Jotorictöt unb fmb barum t^eilmeife öou Der«
fd)iebencr red^tlid^er SHBirfung. I. 3n erfter Sinie
fte^t baS TOenfd^enhmbige (notorium per evi-
dentiam), b. i. boSjenige, maS an fid^ gcmi^ ift,
obne baft eS eincS befonbem SemeifeS bcbürfte,
ober ttJoS fo gemi^ ift, ba§ eS burd^ feine ßbicone
(nulla tergiversatione) in feiner ®ett)i^l)cit er»
fd^üttert mcrben fann, fonbem üon allen, bie nur
mit gefunbem menfd^lid^en Sinne auSgerüftct finb,
crfannt unb anerfannt merbm mufe. ©al^in ge*
l)ören namentlid^ biejenigcn SBSa^r^eiten, meldte
auf gau) einfad^en matbcmatifd^en unb pl^^fifd^en
©efe^en berul^en, bie jebermann üon felbft ein«
leudjten. IL 3)em ÜJ^enfd^enfuubigen am nöd^ften
fonimt baS ®efd)id^t§funbige (notorium facti).
®iefe fmb fold^e ®inge, üon meld)cn jebermann
unsmeifelbaft meife, bo^ fie gefd^eljen finb. ®obin
geboren biejenigen 3Berbred^en unb gebier, meldte
in ©egenmart mel^rerer $erfonen begangen ober
539
5Rotorietät.
540
benfeI6en outl^enttfd^ befatitit tourbeti. Störte unb
©rob biefcr 5Rotorictät toirb pd^ nun aber Don ücr«
fd^ebenen ©eftd^tspunften au8 in berfd^iebener
SBeife befttmmen, unb bte^ ntad^t niieber bef onbere
Sintl^eilungen ber notorietas facti notl^menbig
ober julöffig. 1. Wit Sejug auf ben modus ber
Sntjlel^ung ber 9}otorietöt meld^er Jtd^ nod^ ber
93efd^Qffenl|eit be§ gfoctumg felbft rid^tet unb l^in«
mieberum auf ben ®rab ber 9}otorietöt Don Sin*
flu^ ift unterfd^eibet man ; a. ein notorium facti
permanentis , tt)enn baS factum Don längerer
unb anl^altenber SDouer ift unb olfo jeberjeit ber
Sinftd^t unb ftenntnignal^me ftd^ barfteQt ober
aufbrängt 8-53. ein fortbauembeS ßoncubinat;
b. ein notorium facti transeuntis , tt)enn boS
Qfactum Dor ben Slugen ber ÜKcnjd^en, ober nur
einmal unb Dorübergel^enb, fid^ zugetragen l^at,
8. 93. ein 9!Korb auf öffentlid^er ©trafee ; c. ein
notorium facti interpolati, mnn ein t^octum
burd^ öftere SBieberl^oUing Don ^anblungen ber-
fclben ärt ©egenftanb ber öffentlid^en unb au«
gemeinen ffenntnife geworben ift, j. ©. notorifd^eS
3in8tt)ud^ert]^um. 2. 9lö^er nod^ fd^eint für bie
@d^ö^ung Don @törfe unb ®rab einer 92otorietöt
bie einfädle Siüdfftd^tnal^me auf Qa^l unb ^e«
fd^affenijeit ber ^erjoncn 5U liegen, benen baS be«
treffenbe ^factum befonnt ift, unb l^iemadf) unter«
fd^eibet man ^mifd^en einfad^er unb DoUftönbiger
9lotorietät. Sc^tere ift Dorl^onben, wenn ein S5er=
bred^en bem größten il^eile einer beftimmten ßom*
munitöt befannt geworben; erftere bann, Wenn ba§
SSerbred^en 5ur jf enntnig Don fo Dielen unb fold^en
5Kenfd^en gefommen ifi, ba^ ein ferneres SBer«
borgenfein ober ein SSerl^eimlid^en bedfelben als
unmögitd^ erfd^eint (ut nulla tergiversatione
celari possit). Sanoniften unb äßoraliften l^aben
ftd^ bemüht, aud^ ber3ct^I nad^ 5U beftimmen,
wie Dielen $erf onen ein Serbred^en ober ein Qfel^Ier
befannt fein muffe, um als einfad^ notorif^ an«
gefeiten ju werben, ^ber eS fommt l^ier weit
weniger auf bie SJ^engc, als auf bie Oualität ber
betreffenben ^erfonen an, unb barum wirb eS im
einjclncn gaKe immer bem Demünftigen grmeffen
überlaffen fein, gu beftimmen, ob eine 9Jotorietät
Dorl&anben ift ober nid^t. ®aS TOenfd^enfunbige
unb baS @ef^ic^tSfunbtge, wetlinnerlid^ Derwanbt
unb jufammengel^örenb, werben in ben Sied^tS«
büd^em !aum merflid^ auSeinanber gel^alten, unb
le bilben, beibe jufammen genommen, im canoni»
d^en SRed^t bie ältere unb wid^tigerc 9lrt ber 9Jo-
orietöt. 3n bem Decretum Gratiani wenigftenS
berul^t ber 93egriff beS notorium nod^ blo^ auf ber
evidentia facti, unb erft burd^ Snnocenj III.
fd^eint berfelbe berma^en auSgebel^nt worben )u
fein, bafe pd^ nod^ eine neue 9lrt Don 9?oto«
rietät enwidfclte. ®iefe ift HI. baS ®erid^tS=
funbige (notorium juris), ©erid^tsfunbig ift im
ungemeinen aQeS, waS gertd^tSmä^ig DoUfom»
men beglaubigt unb auSgemad^t ift. S)al)iu gel^ört
iebeS SSerbred^en, beffen iemanb Dor ©erid^t über«
fül^rt ober geftänbig ift (notorium per sen-
tentiam seu confessionem factam in jure).
IV. SllS Dierte 9lrt ber 92otorietöt wirb Don (Eisii*
gen bie notorietas praesumtionis unterfd^iÄen.
2)iefe ge^t auf fold^e SDinge, weld^ nid^t auS bem
älugenfd^ein ober autl^eniifd^er SSBal^el^mung ge-
rabesu bewiefen, aber auSfonftfeftjlel^enbenX^-
fad^en unb Umftänben mit genflgenbet Confequttq
bewal^rl^eitet unb red^tsfräftig fefigel^Iten werbcii
!önnen. 2)aS war ). 93. in fm^erer 3tit ber gdlt
wenn ein 2infamirter ber purgatio canonica {i4
unter)ie]^en mu^te unb eS nid^t tl^at; bamit nftm-
lid^ trat bie red^tswirffame $rdfumtüm {cfaier
©d^ulb ein (c. 11. 13, X 5, 3; c. 15, X 5, 34).
Sinige enbUd^ wollen V. nod^ eine notorietaa
famae unterf d^eiben , unb unter ben Hßoralificn
ift biefe Unterfd^eibung 5iemlid^ confiant; b^in
würbe nämlid^ alles gehören, waS burd^ baS @e-
rüd^t öffentUd^ Derbreitet worben ift. Vbn fo fe^
in einzelnen S^öHen biegfama bem notorium nol^e
ober gleid^ fommen !ann, ift {ie io^ il^rem 93egri|f
nad^ Don bem le^tem ftreng genommen gu unter-
fd^eiben unb wirb aud^ im canonifc^en Sted^t bent-
lid^ unterfd^ieben (Dgl. c. 8, X 3, 2 ; c. 11. 18. 81,
X 5, 3). S)ie t^ama nämltc^, wenn oud^ Don
93ielen geglaubt unb Don 93ielen für wo^r ge^KÜteiip
fann immer nod^ unwal^r fein ober Unwahres ent-
l^alten (c. 31 , X 5, 3) unb ift iebenfaUS bem
3wcifel unterworfen, wäl^renb ein notorium, mit
baS canonif d^e Sted^t auSbrüdtlid^ fagt^ allen 3weifel
(Dgl. c. U, X 2, 28) unb bamit oUe aUdglid^feit ber
^Jlblöugnung (c. 15, X 5, 34) auSfd^lie^t. 3^
^5rt bie 9lotorietät im ^ugenblid auf, wo ber
Stid^ier 3tD6ifel an ber Siid^tigleit einer Xl^tfad^
befommt. ^inwieber wirb freilid^ aud^ Don ber
gfama (e. 24, X 5, 1) in einer SDßeifc gerebct,
woburd^ fte bem @ebiete beS 3weifel]^aften, 93c«
ftanb- unb ©el^altlofen fo giemlic^ enthoben unb
bagegen me^r auf ben foliben unb suoerlSfftgen
93oben ber !Rotorietöt l^inübergerüdt wirb. ^
gfama ift l^ier bie unter guten unb befotmenen
^enfd^en curftrenbe unb babei conftonte öffentltd^
@age, gleid^fam bie Stimme beS öffentlid^enSted^iS-
unb kugenbintereffeS, weld()e bie böfen X^aten
funbmad^t unb ® erid^t unb Strafe barüber anruft
B. 2!)aS SBeitere über bie red^tlid^e Sßiriung
ber 5Rotorietät
nifc^eS. §ier i
. im 21rt. ^roje^Derfal^ren, cano«
t nod^ bie t^rage auS ber 9DtordI
5U erwäl^nen, ob unb in weld^en SfäQen eS ertaubt
ober fünbl^aft ift, Don notorifd^en t^fel^lem Snberer
5U reben. 3n allen ^fallen ber 9btonetöt ift eS
wenigftenS !eine@ünbe, Don einem^fel^ler beSSleben«
menf ^en innerl^alb beS JheifeS )u reben^ auf weld^
bie 9lotorietät fid^ eiftrcdft. ^nberS Derbölt eS ftd^
mit ber ^ißerbreitung eines gfel^lerS in fold^en ffreifen,
in weld^en berfelbe nod^ nid^t befannt ift unb eS
DorauSfid^tlid^ aud^ nid^t leidet Wirb. S^^oat tarn
eS nid^t als SSerle^ung einer 9ied^tSpf(id^t angefel^
werben, wenn im t^c^Il einer notorietas juris em
gfebler aud^ ba befannt gemad^t Wirb, wo er Dor-
auSfid^tlid^ unbefannt bleiben würbe; juweilen fami
eS fogar ^fiid^t werben, il^n befannt gu mad^
541
3?ourr9 — Üloüationifd^eS ©d^iSma.
542
Ibci in iricten SäUen toirb eS bie SiUigfett unb
bii Siebe er^ifd^ ben gfel^Ier ^u Derfd^meigen,
bamit nidgt bem fjel^lntben bie aRöglicidfcit be§
goittommenfi unb bamit ber Sefferung genommen
srirb. SBejüglid^ ber notorietas facti unb felbft«
setpSnbli^ no4 toeit me^r ber ^ama, Derbient bie
li^tt bo^ bie f raglid^e ^Verbreitung eineS t^fel^IerS
m Sn^tfiDerle^ung fei, t)or ber entgegengefe^ten
silbern einiger SRorolifien ben 93or5ug; benn
temuS, ba^ iemanb in einer befiimmten Umgebung,
nb )toar nid^t bur^ rid^terticl^en ^u3ft)ru(i^, fein
%4t auf guten 9hif eingebüßt, folgt nid^t, ba| bie^
asd) für eine anbere Umgebung ber gfoll fein muffe.
(Sgl 8. Alph., Theol. mor. lY, 6, n. 974 sqq. ;
Ldbikuhl, Thed. mor. I, 7. ed. Friburgi
1893, 751 sqq.) LOtt.]
Tfmtxvfj f. Se 9IourrQ.
|bMnti0, %loQfiu§, itolienifd^er Sieget
Oll bem Orben ber Sl^eatiner, erblidte ba§ XageS*
S4t im 3. 1594 unb erl^ielt in ber Xaufe ben
Stomett ^ieronQmuS. 92o4 iung trat er 1612 in
bn Crben unb fiorb am 14. 3anuar 1650. & ift
gmibcju ftaunenSmertl^, mie er neben feinen Dielen
Wfocgliil^ arbeiten unb bei feinem gerabe nid^t
üngm Seben fo Diel f^reiben f onnte, unb smar
iba Derfd^ebene ®egenftänbe, bie Dor i^m menig
bmbeitet oort^en unb gro^e ^elefenl^eit Dorau^
rc|cB. Xnerbtngd )eigt er barin mel^r gflei^ afö
iMne , bietet reid^ed SRaterial meniger ® eifteS«
odKiL Seine Dor^üglid^eren SBerte ftnb folgenbe:
Sicronimelectonimtom.I,inquoqnaexlatiiio
gneeo, hebraico et chaldaico fönte, qua ex
ntiqiiis hebraeorum, persarmn, graecorum,
ramanonmi alianimque gentium ritibus quae-
dun divinae Scripturae loca noviter expli-
eantor et illustrantor : antiquitates plurimae
in lucem eniuntur: omnia monitis sacris
ttpersa et excursibus moralibus locupletata,
sooon in Spon 1689 bie britte ^u§gabe ceteris
pnrior et locnpletior in gfolio erf(|ien; biefem
Sonbc folgten nod^ Dier anbere, bie Dom Sobe
tti 3imgfrau unb be§ 1^1. Sofepl^ (Lugduni
1647, ed. 4), Don ber gud^ariftie (ib. 1638) unb
der &ft (1640) l^anbeln; ber fünfte, ber gon^
ögenttfömlid^e Xb^niata (medicus chirurgus,
eolmmia sepulchralis, fümue bellicus, terrae
fides, inBitio sacro-profana, tesserae litera-
riie) mit Se^iebung auf Derfd^iebene @teQen ber
küigenS(!^ftbel^nbelt^erfd^ien5uiBeronal646.
Scbediasmata sacro-profana, h. e. observatio-
BM antiqnis christianorum, hebraeorum alia-
mnqne gentium ritibus in lucem eruendis,
•iiqiiot 8. Scripturae, ss. patrum aliorumque
ioriptonmi locis illustrandis. variae erudi-
tioms snpeUectili augendae, pietati fovendae,
moKenaae impietati, Lugduni 1635 ; Adagia
CS ».patrum ecclesiasticorumque scriptorum
■OBumentis prompta, ib. 1637, 2 tom. ; Mat-
diMUB et Marcus expensi notis monitisque
Mcrifl, qua ex linguarum fontibus, qua ex
Tariamm versionum collatione, qua ex ss.
patrum aliorumque auctorum observationi-
bus, quae ad mores informandos praecipue
spectant, illustrati, ib. 1642. 3n brei meiteren
©änben (1643—1645) bietet er einen Kommentar
5u ben übrigen %üd^em beS 92. %., ber aber mel^r
für ^rebiger beftimmt ift. ßr f^ien auf ftl^nlid^e
SBeife ba§ %, X. bearbeiten 5U mollen, menigftenS
Ijinterltc^ er analog: Moyses expensus etc., Ve-
ronae 1647. 1648, 2 tom.; Omnium scien-
tiarum anima, h. e. axiomata physico-theo-
logica ex probae notae auctoribus editis aut
ineditis prompta et suo ordine distributa,
quae explicantur, illustrantur, porriguntur
et coercentur ; eademque opera plures diffi-
cultates expenduntur, rebus multis, alioquin
coecis et subobscuris, lux immititur, occultis
clausisque aditus aperitur, plurima scitu
digna, nee ita obvia depromuntur, ac plurium
depromendarum occasiodatur, Lugduni 1644,
1645, 8 tom. ; Variorum opusculorum 3 tom.,
Veronae 1645—1649, morin fid^ oud^ ber Com-
mentarius in Proverbia Sfdomonis Don SlgeQi^
ber il^n feinem OrbenSbruber bintertoffen botte,
finbet; namentUd^ aber entbalten biefelben Diele a§-
cetifd^e ©d^riften, bie grö^tentl^eilS fd^on frül^er
einzeln erfd^ienenmaren. 3<i^Iteid^e SBede, bie 9}o-
Darino begonnen batte, blieben unDoUenbete SRanu*
]cx\ptt, barunter eine auf 6 Sönbe bered^nete Nova
SS. bibliorum editio innumeris versionibus in-
signita ex variis unguis exque plus quam
LX auctoribus magno labore collecta. (Sgl.
Vezzozi , I Scrittori de' Chierici regolari
detti Teatini, Roma 1781, ü, 100—112; Hur-
ter, Nomenciator I, cd. alt. Oeniponte 1892,
446 sq.) [^urter S. J.]
^ovatianif^ts ^dUsma l^ei^t eine jfird^en-
fpaltung im 3. SJal^rbunbert, meldte an bie 9lomen
beS 92oDatu§ in Kartl^ago unb be§ 9loDatian in
3lom gefnüpft ift. 3^rcn Anfang na^m fie auS
einer ÜJ^einungSDerfd^iebcnl^eit in Setreff ber fird^«
lid^en $ra£t§ gegenüber ben fogen. lapsi; im
weitem SSerlauf aber ging fie jur birecten 2luf=
lel^nung gegen bie bifd^öflid^e unb pöpftlid^e 9(ucto»
rität über. SDie ©treitigfeiten entmidfeltcn fid^ ju«
erft felbftänbig in Slfrifa unb in SRom, griffen aber
bei bem regen SScrfe^re jmifdfien beiben Säubern
balb in einanber ein. L 91I§ @Q))rian im % 248
5um Sifd^of Don Sartl^ago gemöl^It U)urbe, mar
eine flcinc ^artci bamit nid^t cinDcrftanben ; na-
mentlich gcl^örten baju fünf ^riefter, bereu er felbft
in feinem 43. ©riefe gebenft, ol^nc il^re 5Ramen ju
nennen. 9Iber balb nad^ bem SluSbrud^e ber beci«
fd^en Verfolgung (anfangs be§ 3a^re§ 250) ent»
ftanb eine nod^ heftigere Dppofition, inbem Kl)*
prian bie gfriebenSbriefe, meldte einzelne 5Karti)rcr
o^ne gel^örige Umfid^t ben SlbgefaHenen auSftcHten,
im 3nteref je ber ff ir d^en j\ud^t nid^t DoUftönbig berüdf-
fid^tigte (Dgl. CyprianiEpist., ed. Hartel, 15, 1).
9Kan befd^ulbigte il&n bcfelialb übertriebener §ärtc
gegen bie ©efollenen, unb feine eigene Slbmefen-
§eit (Dom gcbruar 250 bis Slpril ober TOai 251)
643
SIoDattanifc^tS @^i3tna.
bfQQnßigte baS SBo^et^um bei Unjuliiebtn^eit.
9£At nSd^jlt äJnanlaffung ju tinti S^ialtuns gab
jtbo^ ein anbmr Umjlanb. S^piian ^attt Don
leincm SSerftedt ouS jmei ^tfc^öfe unb jnei ^üf
\ttt vaii Sartfiaso Qtf^itft, um untti bie boTtigen
axmm gläubigen, berat manche gemig burc^ bie
aUetf olgung Derarmt inaten, Unlnftüiiuitgen aus ju-
t^cihn. ®en 3>etmlitten ßyptianä Biberje^te \iä)
jebocö b« ®iocon SeUa|rinm8 (|. b. ail.)- fiel-
leidet »eil er bie ^nnenppege für ein gan) ejclu*
flbri Stecht bee S)iacDn3 anfa^ uttb banim befon-
bfre ßommifyare bea ©ifc^o^ in biefet ©ni^
ni^t buQien niDlIte. Siefe gtf^ati am ßnbe bt«
3a^ie3 250 ober int 91n[ang beS f olgenben 3atireB,
S^elitiffimuS aber toat o^ne SBilTen unb o^e ßr-
Inubnifi ggfirians, wa^tfc^lnlic^ tofiljrenb ftinEr
freitoiDigm 9Jerbannung, Don betn 3Jriefter 91o'
tMtua gum S)iacon beptHt Uotben, obno^I einer'
feilS biefet Sorgel^ allen Ttr^li^en Sanonee ju-
reibet, unb onMierfeiB SfeliriffimuS wegen leinet
iBetrügereien unb Unlauteifeit eines tiTi$Iii!|en
Smtefi ganj unmQibig toar (Cypr. Ep. 41, 1 ;
52, 2 ; 69, 1 ; Dgl. SBalt^, gntmurf einer SiipoiriE
ber flejereien u. J. ». U, 296 f.). «uf ben SBe-
rii^t feiner (Sonmtiffaie belegte jebt Sqptian ben
T$elici|fintu9 unb einige %lnf)änger beifetben megen
UngeI|or[ame mit bem Sann (Ep. 41, 2); alltin
boe Signal gum SQiberfianbe gegen ben Sifd^of
vaax einmal gegeben, unb e§ f^Iofen flc^ iegt an
0eiici{fimue foioo:^! Jene fSnf ^riefter, bie alten
@egneT (SijpTiang, aie auc^ aUt biejenigen an,
nel^e i^ gu großer ^äite gegen bie lapei unb
einer 3Ri|a^tung ber IDIaitqrerbriefe antlagten.
S>antit erhielt bie O))t)ofition einen gang an^
bem ßiiatarter. Sieger War fie einfaifier Un-
gel^orfam einiger SBenigen, nun bcfam fie eint
gninb|ät)Iii$e Unterlage unb natim bie milberc
ve^anbiung ber lapai ju i^rem @(f|!a^truf.
Slarum traten i^r je^t in jiemlid^er 3a^I nic^t
blog lapsi, fonbem au^ confeesores bei, bie
buif^ St)priani Siit^lbea^tnng ber llbelü pacie
beleibigt roorben Maren (DgI.5!!Bfl[(6 11,305). Ob
unter ben genannten fünf ^rieftem aut^ 5ioDolus
8eiDelen.iftbefirittETi(So!^n,299);ÜbErl^auplift
in äSetieff feines gangen SJertiältniffeS ju gelicifri-
muS nur Ein SPunR Aar, ba^ er näinli^ biefen
jum Sliacon getoei^f l^atte, mn!)cfi^EinIiÄ fc^on
BeDor betfelbe mit ben ßtimmifiortn be§ !8ifc[)i)i@
3uftreitEnbeaann(2Balt^II,296f.). SIij^erbEmbe.
geidinet ßgprian ben 3ioBatu§ (Ep. 52, 2) als einen
gto|tn Unnibeftifter unb StÖrefriEb, \a nIS ben
eigentlii^en Urbeber ber 3tDi*trad)t unb beS ©c^iS-
maS (quiapud noe primum discordiae [et scliie-
matie} incendium Beminnvit;). fo bog man glau'
ben t&nnte, SIoDatuS ijabt geliciffimu€ nur ODr*
gef^oben. S)a jebo^ 6i|prian an anbeten Stellen
Don 9)oDatuS gSnjIii^ f^neigt, bagEgEn Scliciffi'
muS als ben Urfieber ber Spaltung bejeic^net unb
Ep. 41, 2 fogat fagt, le^tcrer ^att inatiiictu buo
g^anbelt, fo i^ biefe Eingabe mit ber obigen Taum
gu Mreinigen. ©öi^PenB fönnte man onntl&men.
644
SlooatuS ^obe olletbingS Don Stnfong an unb p
erft gegen gqprtan intiiguitt, bie <BcnuU^ gtga
i^n geieigt, SigemnOii^ttgttltai (tgangcn, gd»
ciffimuB loibtcnii^tli^ gum Siiocon anfgepefl'
unb bamit bie gonge Stioegttng Dcnmlo^; n'
bet anbem Seite ober fei ^iciffinmft gnüß umI
felbflSnbig in bet SCImofenfat^e gtgtn ben 8i
fd)Df aufgetreten, unb et fei tS genxfen, ha nt
mentlic^ bur^ ^beigit^img bn orage mgn
btt Upsi ein offenes S^tBma tmb eine fötnlii^
Sectt begrünbet ^abc 3>a& StotnluS bet bet ei^
SBiberfe^li^feit beS ^didffimuS gegen bit Com
miffare be3 SBifd^ofS UKitigflenS nl^ offa itX^
ligt gemefen, ge^t au^ iextaä '^trbot, ba^ ni
^liciffimuS guglei^ einige Vnbtit, i, Q. IngtR
bu3, ni^t abei 9loöatu6, escommuindit UmÄa
(Ep. 41 et 42). UebtigenS lofleten auf KoDoU
auc| noä) anbete f(^iwtt SuOagen, ntib nammt
[i<^ fugt SQptian (£p. 52, 2) uon t^ et fyib
SBittmen unb SBaifen beraubt, feinen rigem)
SBatei cer^ungem laffen unb feine gfrai ebunol fi
mipanbeit, bag ein ^ortuS entflanb unb « |i
fein eigenes ftinb umgebta^t fyäx, &!fym bb
bem ^uSbiui^ bet ^etfolgung ^ttcn banint U
übrigen ^rieftet feine !Se^fung uerlangt. ctfäMd
^abe bie Ißerf olgung benugt, um Unru^ gu emga
unb nac^ Som gu entflieben. — SQprion h^ttt
ba feine SSanmngtn DergebenS geöefen, Oflen
251 petfönlidd nacE| gatt^ago gntüd uid> benm
ftaltete im Wa\ 251 eine Sqnobe, itieU^ Selidffi
mitö unb bie fünf $rie^ mit bem Siume bdrat
(ngl. Ep. 59, 9) unb gugleid^ bie ®runbfa^ iit
tÖE^anblung ber lapsi auSeinanberfe^te (Sp, 57)
^bet bie gartet mar bamit bo^ nod) ni^ unter
brüllt. Erhielt uielmetir iefft einen eigenen S^f^
an ^ortunatuS, einem jenet fünf 3ßriefler, tnclc^
»DU fünf afritanifc^en iBif^öfen, bie fömmtlt^ ht
neS guten DiomenS fi(^ erfreuten, confecrirt tmtrit
(Ep. 59, 10. 11). Sie füllten Detgebli^ «ner
rennung in Siom bei ißapft SomeliuS (ib. 9). Sa
ba an uerfdininben fie aus ber ©ef^iti^ un)
i^re Slufle^nung fcbeint übet^upt in SÜlbe er
lofdiEu JU fein, näbrenb baS um biefelbe S^Ü h
atom entftanbene Schisma eine biet gtBgere 8»
beutung etiangte.
n. ?(ii$ bei biefer rijmij(l)en Spaltung nwc be
catl^agif^e 'JloDotuS in löoftem ®rabe betl^eiltgt
fojufagen ber inteltEctuetle Urfiebet ober bieusBi
prima, obglei^ bet Sßriefter gfoDotiün baS eigent
lidje §iQupt toar unb ber Secte ben Ülamen gab
Eiefer ütoDotian mirb oon ben grieiiiifd^en Oudln
(g. SB. ©itfebiuS) unb aud^ Don fpäteren Satetnem
mie Jiufin, bebarrtie^ *)iDüatuS genannt, gerabe fi
tme ber cart&agifc^e ©ettirer; €qprian bagegei
unb SPapft EomdiuS, welche bie Bafy gemn
roiffen raufetEii- fiftreiben immer 9iDöatian, imb «
mar öergebtit^e iDlüijt einiger ©elebrten (j. 8
ßorbnetS), in biefem gälte ben ©tiet^en gegen
übet ben galeinem SÄEc^t geben gu «allen (ogl
Wa\ä) n, 168 ff.), miefiä) ift übrigens, ba| be
fragli(^ SRann, mie mt^iete anbete, btibc 9iaine
545 92oDatianifd^e8 @d^i§ma. 546
Kkn riiumber \üSfctt (Dgl. Sßold^ 11, 191 f.). 3Bte 366). S^prian fonb borum für gut ben römifd^ett
bem (An fei, geim| ift, ba^ in bie ©efd^i^te beS SleruS toöl^renb biefer ©ebistmconj Don ber 9}or>
iiDt»liamj(^ S^iSmoS burc^ bie SSeme^Slung fd^rift in ftenntni^ su {e|en. nield^e er für feinen
Mm Sbmotuft unb 9fa)))atianu9 ntand^e UnHarl^eit IBejir! in ^Betreff ber lapsi erlaffen l^atte, ba^ nöm-
gefoimnen, bie fe^t fd^tter ju entwirren ift. ^uS Ud^ einfhoeilen feiner berfelBen lieber aufgenom»
todäftm Sonbe Qlotxttian ftammte, ift unbefannt, men toerben bürfe, ba| aber, menn lieber Stulpe
nb bie Sngobe beS $]^iIoj}orgiu9, ^l^r^gien fei eingetreten fei, auf einer @Qnobe Don ben 93if(^öf en
frin Saterlonb gen)efen, Derbient »enig ©lauben eine genteinfante unb übereinflintmenbe SOta^regel
(BaI4II»195). 3hifeiner3ugenber]^ieltertt)if[en« il^retroegcn befd^Ioffcn »erben folle (Ep. 55, 5).
{((afUi^c 99ilbiing unb f oU nantentlid^ ber jtoi- ^iefe ßntfd^eibung »ar f o abgefaßt, ba^ bie beiben
jfifm $^iIofo)>(te }uget^ geniefen fein, mli^ auf in SRont bereits oorl^anbenen ^id^tungen, bie ftren»
ftbie pienge Snft^t »egen ber lapsi Sinfiu^ ge* gere unb bie milbere, mit biefer proDif orifd^en Sin»
tobt ^ben mag (Dgl. C^r. Ep. 55, 10 et 60, 8; orbnung einoerftanben fein fonnten. SDer römifd^
Salt n, 230). Ueberbie^ fpred^ einige feiner SIeruS biOigte barum ben Sntfd^eib S^prianS mit
«o4 er^ttenen @d^riften (mel^rere gingen Der« bem aud^ il^m (Dgl. Ep. 57 im Slnfange) genel^men
ton) für feine @ele]^rfam!eit. @ie tt)urben u. a. 3ufa^e, ,,nur in articulo mortis bürfe fd^on je^
Mm fficlii^ann (Oxon. 1724), 3ctdtfon (Lond. ein lapsus mieber aufgenommen werben'', unb
1728), (SaOanbiuS (Bibliothec. Patrum III, tl^eilte bann bie SrHörung ber übrigen d^riftlid^en
287 sqq. ; DgL bie Prolegomena ib. XVI— XIX) SBelt sur ffenntni^na^me mit (Ep. 55, 5). Unter
iDd)DonCbert^ür(inf.91u§gobeb.3Ber!eSQt)riang, ben römifd^en $rieftem aber, meiere ben@a^£Q-
Snijb. 1782) J^erauSgegeben unb ftnb t^eilS Dor, prianS billigten, maren aud^ ber Sonfeffor 9)2oQfe3
4nIS na4 feinem W)\ai Don ber JHrd^e gefd^rie« unb 9loDatianu3 (ib.). S^prian l^ebt bie^ auSbrüd«
bo. SBie er nad^ Stom lam, unb roit er baS Sl^ri- Itd^ l^erDor, meil 9}oDatian, tt)ie e§ fd^eint bamals
^aaäjam fennen lernte, ifi gleid^mö^ig unbefannt, fd^on, auf jeben gfall aber nad^malS, ba§ ^aupt
nnb mb: loiffen nur, ba^ er fd^on Dor feiner Saufe, ber ftrengem Sitd^tung mar. Sinige 3^it fpüter, im
Ma^rfteinlid^ aie ftated^umen, Don böfen ©eiftcrn Slnfange 3uni 251, f^ritt man }ur äSßieberbefe^ung
geplflgt unb babei Don d^riftlid^en ßsorciften be« be§ römifd^en @tu!^Iee, unb StoDatian erflörte ba-
töibelt mürbe. Später Derfiel er in eine ]i)rotxz bei mit feierlid^em Sibe, ;,er für feine $erfon
AnmQeit unb empfing in ber XobeSgefal^r bie ftrebe nid^tnad^ bem @pifcopate''(G7pr.Ep. 45,1).
ätt^ Xaufe, o^ne ba^ er Don bem 93ifd^ofe be- Sr mollte bamit, mie e§ fd^eint, bie 93eranlaffung
pegelt, b. (. confirmirt morben möre (f. ben IBrief für eine etmaige ftreitige äBal^I Don ftd^ ablenfen,
tcfi $opfleS SomeliuS bei Eos. H. E. 6, 43, 5 ; Dgl. unb f o mürbe benn je^t ein Snitglieb ber milbem
SoUi n, 196). 92ad^ alter $ra^3 fd^Io^ biefe Siid^tung, ber tugenbl^afte $riefter eomeliuS, ber,
Zoufe Don bem Sintriüe in ben geiftli^en @tanb mie 6t)prian fagt, alle Stufen be§ geiftlid^en ^mte§
aod;QlIeineinrömif(^er93ifd§of,ungemi^ob3fabian burd^gemad^t l^atte (Ep. 55, 8), ^um $apfte ge»
ober einer feiner ffiorfal^ren, fe^te befonbere§ S8er« möl^lt. SDcr meitouS größere %itxl beS ßleru§, ba§
Innien in 92oDatian unb meiste i^n im SBiberfprud^ SBoI! unb bie SomproDinjialbif d^öf e maren für il^n,
mit feinem SleruS unb per saltum ^um ^riefter. ia man^mang il^n eigentlid^, bie Stelle an^unel^men,
Sotrenb ber balb barauf eingetretenen becifd^en unb bie SBa|l mar eine burd^anS gefe^Iic^e (ib.).
Serfolgung foU !RoDatian au3 grurd^tfamfeit ftd^ ^^oDatian unb feine t^reunbe maren natürlid^ bar»
eingefc^Ioff en unb gemeigert l^aben, bie feiner geift» über nid^t erfreut, jumal ba ßomeliuS gleid^ beim
l\fyn f)ilfe bebüiftigen ©laubigen (mo^l ®efan« beginne feines SlmteS grofee 9Milbe gegen bie lapsi
gme) }u befud^en, mit bem ^Beifügen, „er moUe nid^t an ben Sag legte unb befonber§ einen gemiffen Sro»
Bfiripriefter fein, fonbem fei einer anbem ^l&ilo« pl^imuS aufnal&m (Cypr. Ep. 55, 10). 9?oDatu8,
fop^if augetl^an" (EomeliuS bei Eus. 1. c. 16). ber Unru^eftifter au§ ßartl^ago, ber eben in Mom
Jiefe Wa^rid^t mirb jebod^ bejmcifelt, inbem an» mar, go^ Del in'S geuer unb Derleitete namentlid^
bcreCueHeni^m eine gro^eStanbl^aftigfeitmöl)« mel^rere angefel)ene SonfefforeS, ba^ fte ftd^ Don
raib ber Verfolgung jufd^reiben, fo ber anont)mc, 6omclin§ trennten unb ber ftrengcrn ^Partei ju«
gtgen 9?oDotian forift feinblid^ gcjjnnte SSerfaffcr monbtcn. gS maren biefe bie ^ricfter ÜJ^ajimuS,
ber ©(^rift Ad Novatianum, bie ben Sffierfen UrbanuS, ©iboniuS, ßelerinuS u. %, fd^merlid^
UoprionS ongel^ängt ift (Dgl. aSJald^ 11,198). 5Ko» aber auc^ ber nad^l^erige TOart^rcr ÜJ^ot)fe§, mie
lotion mar bereits ^riefter in SRom, al§ bie gfrage, ffiald^ (n, 225) meint (Dgl. Cypr. Ep. 49, 1. 2 ;
»ie bie mä^renb ber becifd^en Verfolgung gefalle« 51, 1; 53; 54, 1 unb ßomeliu§ bei Eus. 1. c).
im ©laubigen ju bel^anbeln feien, in fflom mie ^ufeerbcm brangen 5RoDatuS unb ein gemiff er goa«
inCartlJago (Segenftanb Derfc^iebener KontroDcrfen riftuS fo lange in 5KoDation, biö berfclbe, angeb»
■wbe. 6§ mar biefe mol^l um f o beben! lid^cr, meil lid^ ungeme , fid^ al§ ® eqenbifd)of 6omeliu§
8apfl gfabian ju 9lom gleid^ im 9lnfange ber gegenüberjuftellen befd^lofe (Eus. 6, 45), mefel^alb
bmfi^en Verfolgung ein Opfer berfelben mürbe mcl;rere ber Sllten 9ioDatu§ unb güarift als bie
(20. Januar 250) unb nun bie römifd^e ©emcinbc eigentlid^en Url^eber bc§ römifdjen ©d^iSmaS be«
W anbert^lb So^re eincS §auptc§ entbehrte jeid^ncn (fo Cypr. Ep. 52 ; Pacian. Ep. 3 ad
(Tiflemont, Memoires etc. HF, Paris 1701, Sympron., bei Migne, PP. lat. XIII, 1067, unb
thlcnlcxtroiL IX. 2. SufL 18
547 9toDQtiQnifd^e8 @d^t8ma. 648
SomeliuS bei Cjpr. Ep. 50). S)ie btjc^öfltd^e l^telt S^prion, balb nai^ feiner JtSUtkfyc auS feinem
Sonfecrotton tt)u|t6 ^tobatton f ofort baburd^ ju er- SSerfiede, bie fd^on frül^er t)erf)>ro(Qene sS^ttabt,
langen , hai }n)ei feiner gfreunbe brei Sifd^öfe auf toeld^er über bie Se^onbtung ber lapsi ebi
fleiner italifd^en @töbtd^en, untoiffenbe SRönner, gemeinfamer 93efd^Iu^ gefaxt tterben fottte (im
unter bem Vorgeben, fie müßten bie Sinigfeit in 9Jlai 251 unb ben folgenben 9Ronaten). !Dbm
SRom »ieberl^erftellen, in biefe Stobt lodtten, fte ]a^ bamofö bereits eine neue Verfolgung tot»
l^ier mit niemonbem 5ufammenfomnten liegen, ou3 unb rodüit be^l^olb bie SBieberaufnal^ ber
il^nen tud^tig mit SBein )ufprod^en unb fte fo enb« n)Ql^rl(|Qft Sleumütl^igen nic^t k>er}5gem, bomit fle,
\xä^ bal^in brod^ten, iai jie ^totmtian Die ^önbe burd^ ben fieib unb baS Slut S^rißi geftfirtt
auflegten (SomeliuS bei Eus. 6, 43, 8). 3ugleid^ in ber beDorfiel^nben SSerf olgung £eib uiü) fBM
mürben aDerlei Sägen über SomeliuSauSgefprengt: für Sl^riftuS l^ingeben !5nnten (Ep. 57, 1. 5).
er fei felbft ein libellaticus unb unterhalte Air« (Sing bieg gegen bie Stobationer, fo tourbe p*
d^engemetnfd^aft mit IBifd^öfen, meldte ben ®ö^en gleid^ au^ im (Begenfa^ ju 3fe(iciffimu9, oer
geoi)fert l^ätten (Cypr. Ep. 55, 10). ®ieje Ol)po« fommt feinem Slnl&ange, mie oben gefagt, oon biefer
fttion gegen SomeliuS mar f o hatb nad^ feiner S^nobe mit bem 99anne belegt mürbe, befd^Ioffen,
SBal^I eingetreten, bog mit bem 93riefe, morin er ut poenitentiam non agentibus nemo temero
biefe ben ^fritanem nad^ gemöl^nlid^er SBeife an» pacem daret (Ep. 59, 13); überbieß tourbe ein
Tünbigte, aud^ fd^on bie 9{ad^rid^t, feine Srl^ebung genauer Unterfd^ieb gmifd^en ben einzelnen 9rten
^aht großen SSiberfprud^ gefunben, fammt l^ef« ber ©efaüenen nad^ bem ®rabe il^rer @d^ulb ge-
tigen jflagen über il)n 5U Sart^ago anlangte. mad^t(£p. 55, 13)unbanedbieg ineinembefoii>
6t)prian unb bie afrifanif (|en Sif d^öfe befd^Io^en bem Su(|e (einer ^rt ^önitentialbud^) Dergeid^eL
barum, Dorftd^tig ju fein. 6inerfeit§ liegen fie S)ie 93efd^Iüffe biefer (S^nobe tl^ilte Cpprion fo-
^mar ba3 Sd^reiben be§ ßorneliuS, nid^t ober bog bann bem $apfte SomeliuS mit, ber nun eben«
feiner ©cgner (megen feined l^eftigen, leibenfc^oft- fo0S ein Soncil oon 60 Sifd^dfen unb Dielen an«
lid^en SnboIteS) in i^rer @^nobe oortefen ; onberer- bereu Slerifem berief; biefed befiötigte bie }u (iax»
feits fonben fte ober bod^ für nötbig, eigene IBeDoII« tl^ogo oufgefteOten @runbfa|e unb fc^Iog !Rooation
mäd^tigte, bie 5mei of rüonif d^en Sifd^öfe Sa(boniu3 unb feine ^nl^önger ouS ber jrird^e aud (Eus. 6, 48,
unb gfortunotuS, nod^ 9iom ^u f^idfen, um l^ier 21; CyprianiEp. 55,6;57). 3rrtbümlid^ ^ben
an Ort unb Stelle, nomentlid^ burd^ Sefpred^ung bie Soncilienfammler ouS biefen jmei S^noben {U
mit ben 16 93ifd^5fen, meldte bei SomeliuS' C^r« Sort^ogo unb JRom oier gemod^t (f. ^efele, Sonc-
bebung mitgemirft batten, bie t)oOe SBo^rbeit ju er- ©efcb. 1, 2. ^ujl., 114). 9uf bieg l^in f ehrten t)iele,
fobren(Ep.44,l;45,1.4). Unterbeffenrid^tctenfie bie^loöotianbetbörtbotte, mieberjurftird^e jurül
ibre Sd^reiben nic^t on bie $erfon be§ SomeliuS, (Fr ober ergriff ein gon^ eigentpmlid^eS brojtifd^
fonbem an ben römifd^en SleruS in communi, ^Kittel, meitere 6ont)erftonen ^u derbinbent; er
mag 6'omeIiuS übelnobm, St)prian ober Dertbei- lieg nomlid^ fortan feine Sommuniconten auf ben
bigte (Ep. 48). S^orouf fomen oud^ Soten t)on 9eib unb boS %Iut ßbnfti fc^mören, il^n nid^t }u
leiten 9^ot)atian3 nodf) Sartbogo ; ober fobolb fte Derloifcn unb nid^t ^u SomeliuS überzugeben (Eos.
crtlörten, 9?0Datian l^abe bie biicböflid^e SBeibe on« 1. c. 1 8). D^oootion gob feine &a6)t feineSmegd Der«
genommen, brad^ man oOe ©emeinfdfjaft mit ibnen loren, fuc^te oielme^r burd^ Briefe unb Q^mifffire
(xh, meil biefer ed^ritt auf jeben ^aU, audh fo in ollen ^roOinsenbe^römifd^euDleid^edSnbänger
lange @omeliu§' Srbebung nodi) beonftonbet mürbe, in geminnen unb bie bereits oor^nbenen SBifd^fe
freoelboft mar. 3nbem melbcteu jefit bie ^mei nod^ entmebcr auf feine Seite ju Rieben ober anbete fa
SRom gefd^idftcu SBitcböfe ba§ iPefte über (?omeliu§, beftellcn (Cypr. Ep. 55, 24; ogl. Eus. 6, 45). So
unb gleidie "ilkdiriditen brodhten ^met onbcrc ofri- fteUten bie '3{ot)Qtianer 3. SB. in Sortbogo einen
fonif^e 95ifd)öfe, ^^ompejuS unb Stcpbonua, fo ^ipriefter ^JajimuS bem % S^prion otö 99if^f
bog nunmcbr (>i)prian unb feine gan5;e fiircben- entgcgen(Ep. 59, 9); inSoflien ober trotSifdJof
prooin3 (Fomcliu§ feierlicb onerfontitc (Ep. 44, 1 : 9}^arcian oon 5lrle§ auf il^re Seite (Cypr. Ep. 68,
45, 1; 48, 4). S^osfelbe gcidbob oncb faft in ber 1. 2). Z\t §auptgemeinbe ber 9loöatianer blieb
ganzen übrigen (briftlicbeu '^^clt, namcntlicb oon 'iKom, ouccrbem ober bitten fie nod^ ©emeinben
Sioni)§ b. @r. oon ^Uefonbrien (Ogl. Eus. H. E. in ßonftantinopel, 5Hcäo, TOcomebien, ^ontuS,
6, 45 et 46), unb gerobe (Jnprian bcmübtc fi* ganj ^"brtjgicn, 3llcronbrien, 9lfrifa, ©oHien, ©ponien
befonbcrÄ, oud) onbcre »ifcböfe oon bem llnrecbtc unb anbermärt3(a5?aldhll, 209. 236.237. 261 f.).
ÜloDotionÄ unb bem Äed)te bei (FonicliuÄ ^u über- 3n fectircrifd&em Stolpe nannten fie M xaOapo(
jeugen (ogl. Ep. 55, 8 sqq.), unb juglcidj bie rö- b. i. bie Weinen xaV £;o)nr,v. 3br |)ouptlebrfa|
mifcfien (Jonfeijoren, meldje auf Seite bc* Sd!ii§- blieb ftct§, ma§ 9ioüütian'bebouptete: „eS fei un«
moÄ getreten morcn, miebcr für bie ftircbe 5U gc- erlaubt, jemonben, ber ßbriftum oerläugnet IJobe,
mittuen (Ep. 46. 47). Sieg gelang ibm in ber ii hat, u?ieber in bie fiircbcngemcinfcbaft oufsunel^men;
nocbbem ^iooolu«, ber ieue ocrfübrt, Sern micber man foDe ibn jmar jur iBuge ermobnen, bie Set*
oerlouen hatte (Ep. 52, 2\ unb ?omeliuÄ freute gebung aber C^ott überiaffen, ber aÜein boS Äedjl
ficb in hohem ©rabc bicfe*3 grcigniffe§ (Ep. 49. 1 ; baju bobe" (Socrat. H. E. 4, 28). Sie beflrtt*
ogl. 53. 54 unb Eus. 6, 43). Um bicfelbe 3"t ten olio ber Äircbe ba3 Sec^t, fd^mere Sünben )U
549
Stoüiciat.
550
MTgetoi unb bie Sieuigen iDteber )u ben l^eiligen
Socxomentm jusulaffen, unb gingen bontit t)om
blo&m @4i8mo jur t^öUigen ^ärefte ä6er (t)gl. Na-
tiLlIex. H. E.yi, ed. Bing. 1 786, 843 sqq.). Ob
bü %nMtiancT urfprüngli^ 6Io^ bie lapsi ober
(o^anbeit Zobfunber bleibenb Qu§fd^Iof)en, i[t un-
bcfamit^iur 3eit beS 9licöm{d^cn SoncilS aber l^atten
jk i^ ^osime entf d^ieben auf fömmtlid^e f (Imere
Sönben audgebe^nt, benn ber noüattanifd^e ^ifd^of
VcejiuS t)on Son{iantino)>eI erflörte bem jfaifer
f onjlantin }u 9}icöo, ba^ fein ,,Sobfänber'' mieber
}B bcn ^igen (Se^imniffen jugelaffen merben
borfe (Soerat. H. E. 1, 10). äBeiter^in hiiffen
9tr, baft bie 92oDotianer alle, bie ju i^nen über«
tmtm. auf d 92eue tauften (C^r. Ep. 73, 2) ; e3
nxir bie6 ieboc^ ein Sntl^um, meld^er bamalS, als
M Bä^xima entftanb, aud^ bei Dielen red^tglöu«
MgmSc^rrm ^IcA gegriffen ^atte (f. b. 9(rt. Jte^er«
tonflheit). 92ad^ (SpiploniuS (Haer. 59, 4) l^ätten
jv ai4 gelehrt, in Setreff ber Sl^e fei ben fiaien
n^t mebr erlaubt toit ben SIeritem. Sin £^eil
bcrSIoiKitianer, }umal biejenigen, nield^e in ^l^r^»
gicB VDofynttn, x>erboten bie ^toeite Sl^e, inbem fte
biete anfielt ma^rfd^etnlid^ t)on ben 9)2ontani{len,
on^ benen fte bort lebten, entlehnten (Dgl. ben
S.Sanon beS erften SoncüS Don 92icda unb SBald^
0,258). Ueberbaupt litten bie 9}oDatianer mit ben
IRontoniflen ben gleid^en S^arafter bed StigoriS-
nS, fo bo^ man fte nid^t feiten mit einanber Der«
M^icÜe unb bie 92oDatianer, mie nad^malS aud^
bie i^ Dermanbten SDonatiften, mitunter Mon-
tuistae unb Montenses nannte. Spipb^tniuS
iDeirigßenfi bezeugt (Ancorat. c. 13), bag man fte
iaJIioni Movn^oioi genannt babe. 9}a^ einiger
3nt entjlanb unter ben 92oDatianem felbft mieber
eise Spaltung nngen ber Ofterfeier, namentlid^
ia (Fonflantinopel, meil ein Zb^il ^on i^nen, ^u«
lütft toicber bie pbrt^gif d^en, bie quartobecimanif c^e
CjicTprapS angenommen bcttte (Soerat. H. E. 4,
28; 5, 21; 7, 5. 12. 25; Sozom. H.E. 7, 18j.
ißn ben oeiben mürben fie ö^nlid^ mie bie £)rt[)o»
bccnt, nad^ SQprian (Ep. 58, 3) meniger, Derf olgt,
(betijo Don ben ^rianent; ob aber i^r Stifter
SoDQtian in ber Verfolgung 93alerian§ mirflid^
Sintjeuge gemorben, mie @ocrate§ (4, 28) fngt,
'A })Deifelbaft (Dgl. Tillemont, Memoires lÜ,
480; fflald& U, 198. 276 f.). (Sinen Serfud^,
bie %oDatianer mieber mit ber ftird^e 5u Dereinigen,
nud^te ba§ erfte allgemeine Soncil gu 9}icöa burd^
toten 8. ganon (f. b. 9lrt. 9^icäa, oben 233).
ttlein ber Serfud^ mißlang, unb bie 9ioDatianer
erretten ftd^ nod^ mebrere Sabr^unberte. @pöter
etlif^ flaifer ßonfiantin ber ®ro^e im 3. 326 ein
tbscn ni(bt ungünftigeS ®efe^, ^e^n ^af)xt naä)\}zx
aber Derbot er ibre gotteSbicnftlid^en SSerfamm«
langen. Julian ber ^poftat unb aud^ Sb^oboftuS
bcx@n)Be fd^u^ten fte mieber; aber JTaijer ^ono«
rinS unb 2J^oboflu8 II. maren gegen fte mie gegen
ab (>äretifer febr fhenge, unb nun liegen ifjnen
G&4 bie $ä)>fte ännocenj L unb Söleftin I. ibre
SHx^ megite^men. Sa jebod^ nocb am Snbe be§
fed^Sten Sal^cbunbertS ber $atriard^ SuIogiuS Don
9lle|anbrien für nötbig eracbtete, bie 5RoDatianer
in einem ie^t Derlorenen iBud^e ju befömpfen, fo
erbeOt barauS, bog Slefte biefer @ecte bis auf feine
Seit gelommen maren. (Sgl. 3BaI4 ßntttmrf einer
DoUftönbigen ^iftone ber fte^ereien u. f. tt). n,
Seipaig 1764, 185—310; Tülemont, Mem. etc.
m, Paris 1701, in ben amei Slrtifeln über gSapp
Cornelius unb bie 9loDatianer 428. 471 imb in
ben ^oim baju 735. 746 sqq. ; aHarand Vita
S. Cypriani Dor ber 9JJauriner 9Iu8g. ber SBerfe
beS bl. 6wrian; §efele, ßonc.-(Sefd^. I, 2.3Iufl,
111 ff.; Meters, ©er % g^prian, SRegenSburg
1877; gedi^trup, ®cr bL Ewrian I, SRünfter
1878; 31. §amodf, Sie «riefe beS röm. 6Ieru8
au§ ber 3eit ber @ebi§Dacan} im 3. 250, in ben
%f)tol Slbbanblungen für Sßeijfäder, tJfreiburg
1892, 1-36.) [D. ©efcle.]
9^iciaf ift bie fircbenred^tlid^e Sejeid^nung
für bie $robe}eit, toeld^e Dor ber 3lufnabme in
einen geiftlid^ien Orben ju befteben ift. 3n ber
%f)at forbem ja bie fd^meren $f(id^ten, »eld^e ber
OrbenSftanb auferlegt, eine emfte unb lönger
bauembe Prüfung be§ SBiUenS unb ber ffröfte
beffen, ber mit freubigem SRutbe baS Sitl böberer
®ottfeIig!eit anftrebt. S)arum beftanben biefe Prü-
fungen ebemafö mitunter in ben niebrigften unb
mibermörtigften 3Irbeiten, in bereu SrfüÜung ftd^
bie öugerfte S)emutb unb Stanbbaftigfeit erproben
fonnte. $[ud^ je^t nod^ merben bie OrbeitSjünger
unter ber fpeneuen 3lufftd^t unb Sdtung beS Don
bem jf lofterobem auf gefteUten ^loDi^enmeifterS (ma-
gister novitiortun), fomie bie Sanbibatinnen ber
Sfrauenflöfter unter ber ftrengftenObbut ibrer 9lo-
Di^enmeifterin Derfcbiebencn a3cetif(ben Uebungen
unterworfen, an bie genauefte Seobad^tung ber
burd^ bie OrbenSregel unb befonberen Statuten
be§ JflofterS Dorgefcbriebenen Seben§orbnung ge«
möbnt unb im liturgifd^en S)ienfte unb ben fpeciellen
Dbliegenbeiten ibreS SerufeS untcrmiefen. S)iefe
^robejeU barf meber Don bemfflofter» oberOrbenS«
obemnad^gelaffen, nod^ Don bem ^loDi^en umgangen
merben. @ie beginnt mit ber Sinfleibung unb
bauert minbeftenS ein DodeS unb ununterbrod^eneS
^oif^x (Conc. Trid. Sess. XXV, c. 15 De regtil.
et mon.), biSmeilen aber aud^ nad^ einzelnen
OrbenSregeln 5mei ober brei Sabre. 93or überftan-
bcnem 9^oDiciat foll bie ^rofefe (f. b. %xt DrbenS-
profeg) nid^t abgenommen toerben, mibrigenfals
biefe ungültig ift. 'ülnx bei ben unjmeibeutigften
Semeifen eines unmanbelbaren Sntfd^IuffeS burfte
ebcbem ber jf lofterobere nad^ reifUd^er Ueberlegung
bie Prüfung abfürsen (Dgl. c. 16, X 3, 31). Sffiäb-
renb ber ^robejeit, fo lange nömlid^ ber ^^oDije
nod^ nid^t bie ©elübbe abgelegt b^t, ftebt e§ ibm
frei, mieber auS bem Orben auSjutreten (c. 9. 20.
21. 23, X 3, 31). Sffienn biefer 3lu§tritt beS $Ko-
Dijen aud^ nid^t bie ^folgc geönberten SebenSpIaneS
ober ber Ueber^eugung Don ber Un^ulöngli^feit fei«
ner fträfte, fonbern burd^ anbermeitige ®rünbe Der«
anlagt toar, unb ber 3lu§getretene fpöter in benfelben
18*
551
ÜluBlen.
55S
Orbcn »tebcr eintreten »itt, f o mu& boS 9li)Dtriat
neuerbingS unb Doüftänbig beftanben werben. 9(n
baS fßttmbqtn be3 9tot)i}en f^at bad ftlofter no(^
feinen 9!nfprud&, unb wenn berfclbe wäl^renb feine«
SRoöiriQteSftirbt aud^ fein 3nteftat»grbred^t (Nov.
V, c. h), f onbern f ann nur bie bis bal^in aufgelaufe-
nen 93erpfIegung§fofien forbem. 3a eS ift f ogar jcbe
S5ermdgenSbi8t)ofition beS ßanbiboten ju ©unften
be§ IHofterg »äl^renb ber $robe5eit ungültig, menn
fle nicl^t erft binnen ber legten jwei SKonate ber-
felben mit Seuilligung beS auftönbigen Sifd^ofS
ober beffen ®cneraü)icar8 getroffen ttjorben unb
bie ^rofe^Ieiftung fobonn aud^ h)irfßd^ erfolgt i{!
(Conc.Trid.Ses8. XXV, c. 16 De reg. et mon,).
SBicI^tige Seftimmungen in SBctreff ber 3ulaf[ung
)um IRoDiciat unb ber ©elübbeablegung l^at
ißiud IX. erlaffen. SDiefelben l^aben jum Xl^eü
aügentein Derbinblid^e ffraft, 5unt Xl^eil gelten fie
afä ®efe|e nur fär Italien unb bie anliegenben
Snfeln, flnb aber im legten gaUe aud^ für bie
©efammtfird^e eine fel^r em{)fe]^Ien8tt)ert]^e Siid^t-
fd^nur. Snbefonbere oerlangt baS SDecret t)om
25. äanuar 1848 oor ber 3ulaffung 5um 92ot)iciat
3cugniffe über baS SSorlcben ber ^oftulanten unb
Snformationen über bereu Kl^arafter unb SSerl^ält«
niffe. ©crutinien »äl^renb ber ^robejeit, Serid^te
über bie 9}ot)igen, 99efragung aQer ^um ^aufe ge«
porigen Orbendmitglieber um il^r Urtl^eil merben
afö fel^r 5tt)edfmö^ig be^eid^net (für Stauen Dor-
gefd^rieben). SDie »eiteren 93orfd^riften über bie
erfte ® elübbeablegung f. im ^rt. OrbenSprof e^. —
SDie 9?ot)i)en nel^men niöl^renb ber ^robe^eit il^eil
an ben ^riöilcgicn unb 9lbIoffen bcSDrocnS; an
bie 93eobad^tnng ber OrbenSregel finb fte ^mar
nod^ nid^t ex justitia, aber bod^ ex decentia
gebunben, weil fie mit ben OrbcnSprofeffcn ju»
fammenleben unb il^re Xauglid^f eit für ba§ ÖrbenS-
lebcn betoeifen moDen. ®ie tJf^age, ob bie !Ro«
üijen bei {ebcm ap})robirten ^ricfter gültig bcid^ten
fönnen, wirb üon oielen älteren ^uctoren bejal&t
(f. Ferraris, s. v. Approbatio art. 2, n. 5 sqq.
unb Noviciatus n. 13 sqq.). ©ic nel^men näm«
lid^ an, ba^ bie ^toot^en ber 3uri§biction ber
OrbenSoberen nod^ nid^t oöKig unterworfen unb
aud^ bie im Orben referoirten @ünben für fie nic^t
referüirt feien. SRid^tiger wirb jebod^ üon anberen
Sluctoren bie Qfrage oemeint; wo aber tro^bem
mit 3Borwiffen ber Oberen bie gcgentl^cilige ^rajiS
befielet, fann man baS ©tidfd^weigen ber Oberen
afö genügenbe Srlaubni^ berfelben 5ur ^eid^te ber
IRoüijett bei einem blo^ oom Sifd^of approbirten
Seid^ttmter anfeilen (f. Lehmkuld, Theol. mor.
n, ed. 7, Friburgi 1893, 287). 3n ben weib-
Kd^en Orben unb Kongregationen flnb bie 9?o«
Dijen entweber burd^ ^erf ommen ober burd^ btfd^öf >
lid^e Slnorbnung an ben jflofterbeid^toater in glei»
d^er SBSeife wie bie ^rofe^fd^weftem gewiefen.
(SSgl. Ferraris, Biblioth. s. v. Noviciatus unb
Annus probationis.) [$ermaneber.]
9lit6teit, Sanb in 9?orboftofrifa, erftredft fid^
Don ^ffu&n nad^ @üben bis gegen Sl^artum unb
Dom rotl^en 9Reere bis an ben Oafenfron) meflBd^
Dom Ütil unb an bie gro^ SBufte. ^olUif d^ %äfitk
92ubien fange )u ^egQpten, bis im lej^ Sol^
jel^nt burd§ ben Slufjpkinb beS SRal^bi ber fübr^
Xl^eil ber ägt)))tifd^en ^errfd^ft entjogen tmtrbc.
2)ie alte ©eograpl^ie faft aüe fübßd^ Don ^leg^titai
gelegenen Sönber mit Sinf d^Iu^ SbefftnienS setoM^
Hd^ unter bem 9tamen Setl^iopien (bem (SM
ober Sl^uS ber l^eiligen @d^rift) )ufanmien. Sei
@trabo, $toIemöuS unb $liniuS ifi JtafAm nod^
bloßer SSotfSname (Nubae, Nubi, Nobei) ; oft
fpöter Wirb Nubia aud^ wol^I 9iame beS SanbeS,
als beffen ^auptfiöbte ber Oeographtts Nu-
biensis, Sbrifi (um 1150), Nuabia (a qua
nomen habet Nubia regio ut et Nnbitoe)
Cusa, Ghalua, Dunkala, Jalae unb Sula be-
jeid^net. ©ewöl^nlid^ aber wirb ber 9lame 9et]^
pien unterfd^iebSIoS Don 9htbien unb Stbeprien
gebrandet unb nur gelegentlid^ als Aethiopia in-
ferior ober Bupra Aegyptum imb superior ge*
nauer beftimmt. S)ie^ ift aud^ nad^ bem gelehrten
Sienaubot ber wal^rfd^einlid^e ®runb, ba| wir fo
wenig ®enaueS über bie altnubifd^e ffird^ wiffen.
— I. ®aS Dord^riftlid^e 9?ubien, 3a]Jt
reid^e, 5um ^l^eil großartige Sempel unb ^olafi^
ruinen, bie feit bem Dorigen Sal^rl^unbert burd^
wiffenfd^aftlid^e t^orfd^ungen wieber befamtt ge*
worben, weifen auf bie filtere ®Ian}))eriobe M
berül^mten, ^um SJ^eil fabelhaften ißriefterftaaieB
aneroö (Slüteaeit 800—700 D. 6^r.) auf ber
Sflußl^albinfel @enaar in Obemubien unb boS
Don ^egt)))ten auS gegrünbete Sieid^ Don 9la)Hrta
in Untcmubien jurüdf.
n. SDaS d^riftIid^e5Rubien. 1. 3n alter
3eit. !Rad^ ber fiegcnbe war ber Äämmerer ber
Äönigin Kaubace (f. b. 9Irt.) ber erfte SpoPd
^etl^iopienS. Sl^atfäd^Iid^ l^errfd^te nod^ ju 9u^
guftuS' 3^it 5u 3laJpata eine Königin Sonboce,
weld^er 45 9?egerfürften tributpflid^tig waren.
®regor ^bulfarag (bei Le Quien, Orions chri-
stianus U, Paris. 1740, 660) läßt baS (Sf^nftvn'
tl^um unter Sonftantin bem ®ro6en in 3bxVxn
Singang finben (eo imperatore Nigritas omni-
genos Aethiopes et Nubios Ghristianos eya-
sisse). Slußcrbem fd^reibt 2e Ouien Ql, c. 878,
55) aud^ ben Sinfteblem unb SOtdnd^en ber 21^
baiS eine apoftolifd^e Xl^ätigfeit nad^ 9htbien (in
5U. StbenfaHS ift nid^t wal^rfd^einlid^, baß boS
Sl^riftentl^um, wie l^eute Dielfad^ auf ®runb ber
neu aufgefunbenen fprifd^en iNrd^engefd^id^te btf
monoi)]^9fitifd^en „Sifd^ofS" 3o]^anneS Don Cj))^
fuS (f. b. 2lrt. VI, 1657) behauptet wirb, i^
burd^ ben monot)]^9fitifd^en ^riefter 3ulian unb
ben monopbt)ptif d^cn 93if d^of SonginuS im 6. 3a(i*
^unbert in 9}ubien Eingang gefunben l^be. 2)(m
Sut^d^iuS ^ki,, ber übrigens Don 3ulian unb
SonginuS nid^tS weiß , l^ebt in feinen Annalee
(Migne, PP. gr. CXI, 1122) auSbrüdtlid^ l&erDor,
baß 9lubien erft nad^ ber Eroberung Sleg^ptenS
burd^ bie Slraber (640) jur monopl^^fltifd^en 3n>
lel^re abgefallen fei (ogt. Le Quien L c. 364, 46.
553
9?uBien.
554
378, 55). ebcnf 0 urtl^eilt anä) Kenoubot (Liturg.
Orient Collect. I, Paris. 1716, 373, n. 15).
Sdol bem S^u^ ber ortl^obos b^janttnifd^en
Aaija iaüm bamolS bte fatl^oUfd^ tneld^itijd^en
^Pdrian^ in gong SegQpten fo entfd^iebeti bie
Cber(aid>, nt ecclesiae fere omnes ab ortho-
doxiB j^aesulibus tenerentur (Le Quien 1. c.
364)« nnb bag bieSRonopl^Qfiten nur toenig Sin>
|bB iefa^en. S)o8 nmrbe gong anbetd^ als Omai
640/641 «mit m^t\ b. 1^. burd^ ben SSenatl^ ber
Vtmp\n\^tm, äegQpten eroberte unb bie Ortl^o*
bosaatt))oIitifd^e®egner(9Q}antiner) bel^anbelte.
^{anmtlic^ePird^n fielen nun in bie ^önbe ber
äocobiten. Ser meld^itifd^e Ißatriord^ ©eorg fto)^
»K^ Sonfiantinopel, unb {eitbem blieb ber red^t-
glilsMgc $atriard^f4 Don^Ie^anbrien 97 3a^re
log Mittxiidt. 9tun nmrbe bog alte Sorred^t ber
olcsonbrinifi^ ^triarc^en, felbft i^re förnrnt«
Ii4en6uffraganen ))erfönlid^ ^umeil^en, Derl^äng-
w^fitä; benn ba fein nteld^itifd^er ^atriard^ ba
WC, Nubii qni Episcopos more majorum Ale-
xaadria petebant, eos cum a Jacobitis Pa-
tnirchiB ordinatos atqne haeresi infectos
mcepisBent, eam qnoque incauti accepenint
et in hunc modum tota Nubia facta est Jaco-
iRÜea (Benandot 1. c. 441 ; Le Quien 11. cc).
- Sie toeitere ßntnyidRung ber altnubifc^en
Bn^e i{i für bie ^eriobe t)om 7. bis 14. 3a^r-
inbect faft nur oud arabifc^en OueUen, 5umal
m 3hl @elim el ^Iffuani (962 n. S^r.) , ber
räiigen fo^ufagen einl^eimifd^en OueHe, bie in
fffüptm bei 3Racri)i (um 1450) auf ung ge«
bnmm (mitgetl^It Don Quatremöre, Memoires
Seographiqnes et bist sur l'Egypte etc. 11,
Piris 1811, 6 SS., unb bei J. L. Burckhardt,
TriTels in Nubia, 2. ed. Lond. 1822, 448 ff.).
rimgenna|en ju Derfoigen^ ba 92ubien burc^ baS
t^Iifat ttrie burd^ eine SDlauer oon ben übri«
gm^Tifllic^en 93öl!em getrennt unb il^ren @d^nft«
Htm fo gut tt)ie unbetannt blieb. "iHaä^ ben
oaUj(^en Sc^riftftellem blül^te in 9{ubien ein
Bfl^hged d^riftlid^eS SReid^ auf^ beffen ftönige bem
oorbnngenben SSIam ein |albe3 Sal^rtauf enb lang
(dbemnutfiig unb erfolgreid^ SBiberftonb leifteten.
3m 3. 651 marb bie ^auptftabt be§ nubifd^-d^rift-
^ta »ei^ie«, «It»® ongola (® onf olab, ©anfalal^,
iangalabX t)on ben Arabern ^um erften Wal be-
lagert unb ii|re ^auptürd^e mit @d^Ieubermaf deinen
jRprt Sie Araber ^ogen ab^ ol^ne 2)ongoIa 5u
Robeni, unb begnügten ftd^ mit einem iö^rlid^en
Ztibut, ber fpöter bei sunel^menber 9)kd^t oon
bcB mibijc^ ftönigen Denoeigert mürbe, ^uf bie
Slüte ber altnubif 4en JHrd^e meist bie gro^e 3<>^t
ber Xninen t)on Ihrd^en unb ftlöftem ^in^ mcld)e
i()t no4 ba§ Sanb fallen. Sine groge S^^V^ ber
ol^eibnifd^en Tempel im ög^ptifd^-nubifd^en @til
nrbe in ^riftlid{^e ^eiligt^ümer umgemanbelt,
vie bie in i^en Dorgefunbenen d^riftlid^en @Qm»
kk, bie foptifd^en unb gried^ifc^en Snfd^riften
(igL A. B. (3. Niebubr, Inscriptt Nub. Gom-
■entat, Bomae 1820) unb bte d^riftlic^en SBanb«
gemälbe auf bem (S^pSüber^ug bezeugen, mit met«
^em bie Sl^riften bie barunter fteOenmeife nod^
edcnnbaren l^eibnifd^en iBilber subedften (f. ^aä^»
meid befonberd bei Borckbardt 1. c. 25 f. ; H.
Light, Trav. inEgypt, Nubia etc., Lond. 1818;
S. 9t. SepftuS, S)enfmäler auS^eg^pten unb Stetl^io-
pien, Serlin s. a. [1849—1856], 12 93be.).
3m 3. 962 n. (Sf^x. marb 3bn ©elim Dom
Smir Don ^eg^pten nad^ 2)ongoIa 5um d^riftltd^en
Jf^riafoS gefenbet, um biefen jum 3dlam su be-
fe^ren. SDer 93er(ud§ mißlang, mie ftd^ auS ber mer!«
mürbigen Untenebung ergibt, bie 3bn @eUm auf-
ge^eid^net (Quatremäre II, 82). ^ai) bemfelben
^iftorifer f^atU ftd§ bamalS baS Sl^riftentl^um
auä) in Obemubien über bie ganse tjflu^infel
@enaar (SDleroe) ausgebreitet SDie ^auptftabt bed
ftönigS Don 3Uoa l^ei^e @ouba (@ouia]^ bei Ouatre*
möre) unb entl^alte fd^öne, meitläufige Sauten unb
reid^ mit @olb gefd^müdte ftird^en. 2)enn alle
bortigen ßinmol^ner feien auS @aböem Sl^riften
gemorben, unb il^re IBifd^öfe mürben mie bie ber
92ubaS Don ^le^anbrien auS befteQt Sl^re l^eiligen
Sucher feien gried^ifd^, bod^ litten fte aud^ lieber*
fe^ungen in ^rer eigenen Sprudle. 2)en SJlol^am-
mebanem fei blo^ eine 93orftabt referDirt u. bgl. m.
9lod^ merfmürbiger ift, maS 9lbu @ela]^ (Quatre-
möre 11, 38) Don ben 92ubiem erjöl^lt SDreijel^n
SSicef önige regierten bie ^roDinjen ; äße feien Ober«
priefter unb läfen bie SDleffe, fo lange fte frei Don
SIutDergie^en geblieben. S)er jfönig aber nel^me
bei ber Serimonie Dor bem ^ner|eiUgften bie
ffrone Dom Raupte unb bleibe fo lange unbebedCt,
bis bie ® emeinbe bie Kommunion em{)f angen l^abe.
ftönig unb priefter feien l^od^ geeiert @ie be-
bicnten fid^ ber f^rifd^cn, ber foptijd^en, ber gried^i«
fc^en unb nod^ einer eigenen Schrift u. bgl. m.
— - gbcnfo crfol^rcn mir, ba^ bie nubifd^en Kö-
nige mieber^olt il^re in ^eg^pten b^irt bebrüdten
©laubenSbrüber mit SBaffengemalt su fd^ü^en
untemal^men. ©enfmürbtg ift befonberS ber 3ug
beS ffönigS „gpriacuS" jur Befreiung beS in
©efangenjd^aft fd^mad^tenben jacobitifd^en ?Patri-
ard^en SWid^ael (ß^ail, (S^ael, ?lbana^at)I, geft.
767) (f. BoUand. Jun. V, 80»; Dgl. Le Quien
I. c. 662). — ®aS aaSenige, maS über bie altnubi-
fd^en SDiöcefen unb SKetropoIiten ju erfalfiren ift,
l^oben £e Outen unb Dlenaubot gefammelt @ieben-
jel^n Sifd^ofSfi^e merben ermäl^nt in brei §oiipt-
proDinacn : ^jum (Ojum, 9Ico(|um, $RiejamitiS),
aibabia (9IIoa) unb 9Maracu (aRafona, 9Mofar-
xa'i), Wotxa, Maxoupta, mol^l baS l^eunge SRograt
jmifd^en Berber unb 2)ongoIa). Se^tereS mirb eine
§auptbiöcefe 92ubienS genannt, ju meld^er Aorta,
brim, SucoraS, ffiunfala, @ai, SermuS, ©uen-
fur gel^örten (Quatremöre 11, 36). ©eit bem
I I . Satirl^unbert fd^mod^tcn innere Stüiftigfciten bie
ftraft beS d^riftlid^-nubtfd^en Keid^cS unb öffneten
aOmölig bem SSIom ben SQScg. 3m 3. 1173 pel
3brim (mo^I baS ^JSremiS ber Körner) jammt „ber
geftung auf bem Berge, mo eine fd&öne, ber Ifieilig-
ften 3ungfrau gcttjei^te ftird^e mit l^ol^em ®om
555
Üluce.
556
unb fhcuje ftanb". Sifd^of unb ßinwol^ner wür-
ben in bie @nat)eret ofigefül^rt (Quatremäre 1. c.
91 ; Le Quien L c. 662). 1275 toaxh auö^ SDon-
gola erobert, unb ber d^rtftUd^e ftdnig SDaoub
(ffiaötb) mufete flicl^en. 3n ber einen §au})t!irci^e
ffionöoIo'S, bie einft t)on friegSgefangenen 9Ko8«
lemin im niauri[(i§en Stile toax aufgefül^rt Sor-
ben, erbeuteten bie @ieger allein an golbenen ftreu«
5en 4640 2)inare unb an ftibemen ®ef ä^en 8660
S)inare (Quatremäre n, 99). Sod^ erl^olte M
büS nubifd^e Sieid^ nod^ einmal unb tarn mieoer
}U 3Jlad)t unb ^nfel^en, bis ed enbUd^ gegen ^uS*
gang bed 14. Sal^rl^unbertd mel^r unb mel)r )er>
pel. UebrigenS nennt nod^ 3bn Satuta (um 1354)
9htbien ba§ Sanb ber Sl^riften, obgleid^ bamalS
ber neue §errfd^cr ©ongola^S bereits ein SWoSlim
mar. ßbenfo fpricl^tnod^übulfeba unb im 15.2[a]^r>
l^unbert 93afui Don ben 9htbiem als Don Sl^riften^
unb SBanSIeben, ber 1675 ?leg9t)ten bereiste, fogt
in ber Histoire de reglise d'AIexandrie (Paris
1677), ba^ bie jfird^en in 9htbien noc^ erhalten,
aber gefd^lofjen feien, weil cS an ^riejiem fel^Ie
(Dgl. iebocl^ baju Bolland. 1. c, Praefat. n. 2).
Seit jener 3^i ^irb baS Sanb immer me^r üon
orabifd^n 9^omaben[tämmen überfd^föemmt, bie
jtd^ mit ben t)ormalS d^riftlid^en ^irtenDöIfem Der«
mifd^en; il^re Sieligion ift ein bunteS ©emifcl^
d^riftlid^er unb mol^ammebanifd^er SIemente.
3ntt)iett)eit unb mit weld^em grfolge bie mittel«
alterlid^e SJliffionStl^ätigfeit ber ^frandScaner unb
2)ominicaner Don ^egt)))ten unb Slbefftnien auS
oud^ 92ubien berül^rte, ift nid^t gan^ flar. Snünjen«
berger («beffinien, greiburg 1892, 64) gibt an,
ba^ um 1816 ad^t S)ominicaner in 9lubien ein«
brangen unb bort ein fatboIifd^eS SiStl^um S)on«
gola errid^teten unb ein Älofter „^Üelnja" grün«
beten. 9lüd^ goDaleriuS (Galler. Dom. 1, 137,
n. 169, bei Le Quien in, 1413 sq.) ernannte
^apft Sol^anneS XXH. ben gr. Sortl^ol. be SiDoIi
0. P. 3um Sifd^of Don SDongoIa (Dancalae), unb
berfelbe 50g 1330 mit jmei DrbcnSbrübem in bie
bortige ^iffton (Dgl. Bremond, Bullarium U,
Romae 1731, 215). ®er franaöfifd^e «ratß.S.
Poncet, ber 1698—1701 ben 5RiI aufwärts nad^
^eg^pten jog, traf nur nod^ fläglid^e Srümmer
unb Spuren ber altnubif d^en ^rd^e unb in Senaar
Dereinjelte, toal^rfd^einlid^ abeffinifd^c ßl^riften (Dgl.
ßülb, ®cfd^. ber SWifponSreifen nad^ «frifa n
[®ie SReifen ber aRifponare, 2. ^bt^.], SRegenS«
bürg 1862, 157. 180).
2. SDie neuere SWiffionSgef d^id^tc 9?u«
bienS beginnt mit ber Srrid^tung beS apoftoli«
fd^en SicariatS Don ßcntroI»5lfrifa burd^ ®re«
gor XVI. (3. «pril 1846 ; f. b. ^rt. 9lfrifa 5).
(Sgl. nod^ Assemani, Bibl. orient. U, 70 et
329 sqq. ; d'Herbelot, Bibl. orient., La Haye
1777—1779, B. V. Noubah; g. SÄittcr. ©rbfunbc
1, 1, afrifa [2. Slufl.], 571 ff.; g. ®au, 5Reu«
entbedfte Senfmöler Don Diubien, ©tuttg. 1822 ;
Bosellini, I monumenti dell' Egitto e della
Nubia, Pisa 1832—1844, 3 parti in 9 tom.;
Champollion, Monuments de TEgypte efc de
la Nubie, Paris 1844, 2 vols.; 8. Gherobmi,
Nubie, in L'Univ. Pittor. Afriqne m, Parii
1847; 3. ^. Sanb, Sol^. ». D. epl^., Serben
1856 [^nl^ang: lieber bie UrftyrOnge ber inibi^
JKrd^e]; 9)l5^Ier«®amS, ftird^gefc^. I, Stegenfi-
burg 1867, 521 f.) [«. ßuouba 8. JJ
9tice (92oce), 9ngeIuS be, 0. 8. Ben
(ni^t Sl^eatiner, toxt Garns, 8erie8 episo. 918
angibt), ein italienifd^ ©elel^rter unb Sqbifd^
Don Sloffano, entflammte einer eblen neopoliftmi«
f d^en Sfamilie unb xoat im 3. 1600 }u SRaffa bei
Sonento geboren. 9Rit 22 ^fjitm legte er ^pirofef
auf SJtonte Saffino ab. Sein überaus treues (S^
böd^tni^, ein fd^arfer SBerftanb unb fonfKge ®v^
gaben befö^igten il^n, auf bem @ebiete ber fd^Mien
fiiteratur (latein. unb ital.), ber ®efd^td(|te, ba
$l^iIofo))]^ie unb Xl^eologie eine l^erDorragenbi
Stelle einjunebmen unb als getoanbter Sel^ treff*
lid^e Sd^üler |eransubtlben. 9tad^ ben Statuten
ber Saffinenfer Kongregation iDurbe er (für ii
3 Solare) Slbt in Derfd^iebenen JMöftem; in 9Ronti
Safftno felbft fül^rte er gegen 12 3a]^re ben ^irten«
ftab. Sr errid^tete 93auten, Dermel^rte bie Stequifi'
ten für ben Kultus, tranSferirte bie Steltquien bei
teiligen beS fflofterS in alabafteme Särge imb
d^reine, förberte SDiSdplin unb Sd^ule tmb
ppegte mit Sifer bie ©elel^rfamfcit So öeröffent-
lid^te er aud^ auS ben ^anbf d^riften bie Don $etntS
S)iafon unb Seo 9RarficanuS Derfa^te ®efd^d^
Don 9Ronte Saffmo mit fe^r geleierten, ouSfül^
lid^en Kommentaren ($ariS 1668, fpöter SRai«
lanb 1724), eine Slrbeit, bie aud^ je|t nod^ 9ne^
fennung ftnbet (Dgl. Pertz , Mon. Germ, bist
Scriptt. VII, 574), loenn oud^ SWuratori (Scriptt
rer. ital. IV, 153) mitJluce'S ffieitldufigfeit nic^l
aufrieben mar. 93ei ben Karbinölen unb $ö)){faii
ftanb 2lngcluS fel^r in gieren. SIemenS EX. tt*
nannte i^n 5U feinem ^l^eologen, jum au^erorben^
lid^en K^aminator beim SnformatiDproseffe ba
^ifd^öfe unb ^um Konfultor ber 3nbescongr^
gation ; ja er loürbe i^n, mie eS l^ie^, itfS S(n>
binalScoHegium aufgenommen l^aben, l^ötte ni^
ber ^ob ben ^apft baran gel^inbert. KlemenS X.
Dertraute 9^uce baS Kr^biStl^um Sloffano in 6a«
labrien an, loeld^eS er 4 Saläre lang mit aUem
Sobe Derioaltete. Slber man Dermi^te feine Xl^ötig«
feit in SRom fo fel^r, ba^ Karbinal Sarberini il$ii
im 3. 1675 bcwog, ju rejigniren unb ju ben
tt)iff enf d^af tlid^en arbeiten in bie ett)ige Stabt )unidt*
5ufe]^ren. So blieb er nun mieber im engem ähitl^
bei ben Karbinölen 93arberini, be Sugo, Sforyi
^aÜaDicino, ^Iguirre u. f. f. SSoUnnd^tig maren
bamalS feine tt)if[enfd^aftlic^en ®utad^ten gegen
bie Dier gaUtconif d^enillrtifel ber franjöftf d^ Sei^
lid^leit Don 1682 unb gegen bie janfeniftifd^
Sö^e OueSnelS. SIIS bie Königin Kl^riftina Don
Sd^ioeben in 9iom bie geleierte Sfabemie Don
Wännem grünbetc, meldte fid^ }u miffenfd^ftlid^
unb fd^öngeiftigen ^Irbciten in ben $alatinifd^
®ärten Derfammelten (f. oben III, 236), um»
S57
9lubit)ebale8 — Slfirnbcrg.
558
be Jhicc unter bem {Romen ^iSmentuS SangianuS
(OKfl bcr erßen unb t^Hgften 9Ritglteber. 2)od^
cmgte bctfelbe einmal bort Diel äiertounberung,
Ott er ben abdtruf en @oj^ Dertl^cibigte, ber 1^1. X^o«
mS (Don Squin) fei $rofe^ in SJtonte Saffino
geaxlen, beoor er S)omintcaner tt)urbe. 92uce be>
\i^i {ein Seben DoU gfrömmigfeit geleierter gfor-
|i^g imb anerfonnter Sarml^eriigleit am 8. 3uU
1691. Sei @. Soren^o in Sknnafo mürbe er bei«
gqett. Sein Seben fd^rieb 3. 9n. SreScimbeni
is bem SBerfe über bie berübmten ^fabemüer
(Vit illust Arcadiae Acadexn., Born. 1708).
ftue'd SSerle }öblt W)i SRarian ^rmettim (BibUo-
theet Benedictino-Casinen. I, Assis. 1781,
38 sqq., unb Addit. et Correctiones biblioth.
ben. Gas., Fulgin. 1785, 8 sqq.) auf. (Sgl.
andlZiegeibauer, Historia rei Ut. U, August.
Vini et HerbipoU 1754, 111 sq. 404 sq.
unb befonberS ILI, 407 sqq.; IV, passim.;
Harter, Nomenclator II, 2. ed. Oeniponte
1893, 542 sq.) [Sraunmüaer 0. S. B.]
|biUfeb«te, f. aSarfü^er.
JfMmtUm, f. ffleiber YU, 747.
Ili^famfett, 1. als Xugenb. f. b.^rt. aßö^ig-
IritYin, 442 ; 2. alS Vorbereitung auf ben gm-
Ifang ber ^eiligen Sommunion, f. b. 9lrtt. SItarg«
fürament 1, 621 unb Sommunion lU, 717. ^ier
(|l }tt ben an festerer Stelle angeführten au|er*
nbentlic^ gfiHIen päpftlid^er SiSpenfation Don
bsSeobad^tung ber Stü^teml^eit beizufügen, ba|
bsiNlpjUi^e @tub( feit einigen Salären öfters Don
ba:^jli(l(|t ber Slfld^teml^eitju @unften Donffranfen
bä^firt fyit Sin DorliegenbeS, für einen be-
jHmmten ffaU auSgeftellted 2)iS))en§f ormular, mit
bnn Siegel S.* Rom. et ünivers. Inquisitionis,
m^It bie erbetene ffiiSpcnS in f olgenbcr gform :
Feria (VI), die (29. Maji) 189(1) Sanctissi-
mns D. N. (Leo) Divina Providentia PP.
(Xm in audientia) R. P. D. Adsessori S. Of-
fidi impertit(a) benigne indulsit, ut orat(or)
sumere valeat aliquid per modum potus ante
sanetissimam Eucharisticam Gommunionem
(bis in mense), durante tantum exposita male
affecta valetudine, de consilio confessarii et
remoto scandalo. Contrariis etc. SDaS t^or-
nmlar ifl gebrudt, bie Dorfteldenb eingeflammerten
Sorte unb iBuci^ftoben finb b<inbfd^nftlid^ ein-
gefügt 3ur Srlöuterung mögen folgenbe Semer«
tragen bienen. 1. 93orau§fe^ung 5ur Srlongung
einer fold^ien S)i§pen§ ift eine anbauembe ShanU
ieit, loelc^ bem SittfteHer bie Seobad^tung ber
Sii4|ternb<i^ unmöglid^ mad^t. 2)od^ brandet bie
Aumf^it meber eine töbtlid^e nod^ äber]^au))t eine
(abfoint) fd^mere )u fein, mie benn aud^ bie SDi§*
poA fU^ nid^t auf bie §au3> ober Jhanfencom«
inmion im engem @inne befd^rönft. Sei öffent-
li^erSommunion märe inbeffen gegebenen t$falle§
bie Claufel remoto scandalo )u bead^ten. Uebri»
gni§ tpiri) bie S)i3))en3, menn bie genannte Soc*
atfjejping jutrifft, leidet unb gratis ertl^eilt. S)er
<irbestIic^SBeg}ur (Erlangung berfelben märe ein
motiDirteS ®efud^ beS Seid^tDaterd beS ftranfen
burd^ Vermittlung ber bifd^öflid^en 93ebörbe; bod^
iß eine birecte 92ad^fud^ung ber SiSpenS in 9lom
aud^ möglidd. 2. Sie SHSpenS mirb für eine be»
ftimmte3a^I Don Sommunionen ertl^eilt, unb 5mar,
mie au§ bem angefül^rten gfaUe berDorgel^t toobl
in ber SEßeife, bafe ber SittfteHer feine frühere ®e«
mobnbeit in beftimmten Qfriften ju communidren,
beibehalten fann. 93ei bem Sittgefud^e ift alfo
bierauf SRüdftd^t )u nel^men ober eDentueU ein be*
f onberer SBunfd^ auSjufpred^en. 3. S)a8 S)iS})en8-
formular geftattet nur, Dor ber b^iKg^n Som>
munion tttoa% per modum potus }u genießen,
äebocb mirb mon ben SluSbrudt potus l^ier nid^t
in bem @inne ju nehmen brauchen, ben er beim
jejunium ecclesiasticum f)ai, ba eS ftd^ beim
jejunium naturale um eine mit bem jejunium
ecclesiasticum nid^t jufammenbängenbe 93or*
fd^rift banbelt. 3ubem ift bie gorm per modum
potus mol^I mit ^Jlbftd^t gemöblt, um nid^t f omobi
ben @toff als Dielmebr bie ^rt unb SBeife ber
92a]^rung§5ufübrung 5u be^eid^nen (ogl. ben 9(uS-
brud per modum salivae). Snblid^ b^^belt e§
fid^ um eine 93ergünftigung, bei meld^er bie 9lug-
brüde im meiteften @inne gefaxt merben bürfen.
SS fann alfo mo^I au3 inneren ®rünben afö pro«
babel bejeid^net merben, ba| bem bispenftrten
ffranfen au^ geftattet ift, nä^renbe Sflüffigfeiten
Dor ber l^eiligen Kommunion ju fid^ 5U nebmen.
Sine @tü|e finbet biefe Snfid^t nod| in bem er-
mähnten SpedalfaUe infofem, als in bem Sitt-
gefud^ auSbrüdlid^ angegeben mar, ba^ ber Jhanfe
genötbigt fei, öfters nä^renbe Stoffe 5U ftd^ )u
nehmen. 4. Sie @d^Iu|beftimmungen bebürfen
feiner mdtem Srflärung. 3« bead^ten ift jebod^,
ba^ nod^ auSbrüdltd^ auf baS consilium confes-
sarii bingemiefen mirb. S§ ift alfo @ad^e beS
SeicbtDaterS, inSbefonbere über ben ®runb jur
t^ortbauer ber S)iSpenS in urtbeilen, äberbau))t
jeben 9)li|braud^ nad^ Jhäften bintan^ubalten unb
ben ©ispcnfirten anpleiten, ben 9JJongel ber för«
perlid^en 92üd^tembdt burd^ um fo bef[ere geiftige
Vorbereitung ju erfc|en. [ä. Sffer.]
9tnni6etg, ebemalS freie Stdd^Sftabt in t^tan«
fen. I. ^olitifcbe unb fir(bli(be Verbält-
niffe bis jur ^Reformation. SDer 3lame
Noremberc^uorinberg),meld^erjumerften9Kal
in einer Urfunbe §einnd^8 III. Dom 16. 3uU 1050
(Lang, Regesta, sive rerum Boicarum auto-
grapha I, Monachii 1822, 85 sq.) genannt mirb,
foü Don ben 9Jorifem berfommen, meldte 451 Don
ben ^unnen auS il^ren 2Bobnfi|en an ber SDonau
Derbrangt mürben unb angeblid^ ^kx eine 3)urg
gebaut baben. ©elbftDerftänblid^ ift bie Dermeint«
lid^e ßt^mologie bie dn^ige @tü^e biefer ^nnabme.
®aS bcjfifcbe 5Rom, 5Rüm = gcls, gelScdf (Sud,
Oberbeut jd^esgflumamenbud^, ©tuttg. 1880, 192)
erflärt ben 9?amcn beffcr. ®ie Surg liegt auf einem
ifolirt aus ber gbene aufftdgenben gfdfen. 3)er
©age nad^ ift fie Don ffonrab I. (912), mabrfd^ein*
lid^er Don ^eindd^ III. erbaut morben, mdd^er
559 9turnberg. 6W
am dbtn genannten Xoge unb »ieber am 31. 3uli melcl^er 1138 aß castellanns deNnrenberglMM^
1051 Urfunben t)on ^ier auS balirte (SBend, Ur- fommt. S)er lejte biefer SdmÜie ijl ftontab, feit
funbenbui^ jur MPf^^n SonbeSgefd&id^te ni, 1163, tteld^eranerjibenSitelburggraviuflfffl^
^ranifurt 1803, 56). S)er mieberl^olte 3lufent« (bie9{et^eberi)or)onerifd^en9utgt)ögteimbSb^
l^all ^mnäß bafelbft unb ba§ gcl^lcn einer grafen f. bei ©tälin, SBirtemb. ®ef4 H, etitt^
nöl^em ^e5et(^nung toit castrum ober castellom u. Sab. 1847, 528 ff.). Seffen (fobtod^ter &ibtfli
in ben Annales Augustani ad a. 1070 (Mon. mar t)er]^etratetan3friebnd^t)on^o^en)oneni,imb
Oerm. bist Scriptt HE, 128) unb bei Lamber- burd^ il^n tarn 1191 bie Surggraffd^ft an Ueft
tus Hersfeld. (1. c. V, 191) Iö|t nid^t ^nieifeln, t^amilie (bie Sieil^enfolge u. Stegeften b. j^ol^cngolb-
ba^ 9?umberg bamalS bereits eine ©tabt war. rifd^en ^Burggrafen bei ©tölin n, 502 ff.). Sri*-
Sambert fd^reibt }um ^al^re 1072, ba^ in biejen nd^m.er]^ieUburd^Urfunbe9tuboIfdt)Oin25.0c-
3eiten baS 9lnben!en be§ 1^1. ©ebalb in 9}ümberg tobef 1273 bie 93eftätigung beS Surggrafent^umS,
gro^ unb berül^ntt gemefen, unb ba^ beffen ®rab 5U mlä)tm bereits ein ^iemlid^ auSgebe^nteS Sectio
Don ial^Irei^em SSoIf befud^t morben fei tt)egen ber torium gel^örte, afö eines aud^ in meiblid^ Stnie
tilfe, bie ©ott bafelbft oft ben ffranfen \)ait ju erblid^en Steid^Slel^enS. SDurd^ (Ererben ber aben8-
^eil »erben laff en. 2)ief en SBaüfal^rten Derbanfte bergifd^en ® üter legten bie Burggrafen auS ber
9tümberg feinen rafd^en 3luffd^tt)ung. ^einrid^ni. Ofantilie ^ol^enjoUem ben ®runb }u berSRoiI-
gab fogar baS STtarftred^t, meld^eS biSl^er gfürtl^ graffd^aft 9ln§bad^ ; ber Slnfall ber meranifd^
befeffen l^atte^ an 92ümberg; bod^ Derlegte ^ein* @^üter begrünbete bie 9Rar!graffd^ft So^reut^
rid^ IV. biefeS ^tä^t nebft 3oII> unb üRüns« (k)gl. 3)e8 StitterS Subtmg Don dtfi Senftourbig-
red^t am 19. 2^Ii 1062 lieber nad^ gürtl^ 5U* feiten branbenburgifd^erC^ol^enjoUerifd^erJ^ilrPen,
rüd (f. üssermann, Episcop. Bamberg., S. unb bie Einleitung ba}u t)on ^öfler, Sa^reuü^
Blas. 1802, Cod. prob. 41). ^ud^ §einrid^ IV. 1849). 5Reben ben Burggrafen finben pd& oft
»eilte oft unb gerne in 9}umberg. 913 ^ein» mel^rere abelige ^^Surgl^üter''. gfriebrid^ SorbO"
rid^ V. im Sommer 1105 gegen feinen 93ater ju roffa, meld^er öon 1156 — 1188 fiebenmal Idngem
t^Ibe )og, nal^m er nad§ längerer Belagerung bie Slufentl^alt in 92ümberg nal^m, baute Dermut^Ii^
@tabt ^t)ont)ntrett)en)egen berauben" ein unb 5er> baS je^t nod^ Dorl^anbene ftaiferfd^Io^ mit ber
fUrte biefelbe (aJldfterlin in ben S^ron. b. beutfd^. ftaiferfapeUe. gfriebrid^ ü. beftötigte bur^ lb>
etöbte m [g^ron. ber frönlifd^en ©tobte, Stüm- funbe Dom 8. 9toDember 1219 ber ©tabt bie Sleid^
berg ni), Seips. 1864, 86). Unter benen, meldte unmittelbarleit, bie Soüfreil^eit unb baS 9Rün}-
92eubauten auffül^rten, »erben genannt ;,bie Don red^t (Dgl. ben Prodromus jur citirten Hist. No-
9laf[att(?),bie©»ej)]^ermann,bie6gIoffp[einerunb rimb. diplom. mit Urfunben Don 1219 — 1721).
bie alten Burggrafen" (a. a. D. 88). S)ieje ffata- Bei bem 9Iufftrcben ber ©tobt trat bie Burg*
firopl^e begrünbete bie engere 3uge]^örigfeit ^^üm« grafenmürbe immer me^r in ben ^intergnno.
bergg sum Sieid^e. Bereits 1108 mirb bort ein ^it berfelben mar jmar baS Sted^t beS taiferlid^
Butigler (buticularius), ein faiferlid^er gfinonj- fianbgerid^teS Derbunben ; ollein ber Burggraf
beamter, ermöl^nt; unb in einer Urfunbe Dom mu^te baSfelbe mit bem bürgerlid^en ©d^ultl^gen
Saläre 1112 gehört Norenberc mit Francken- tl^eilen, meld^er übrigens aud^ ein faiferlic^er Be«
fort, Boparten u. a. 5U ben locis imperiali amter mar. ^aS ©tabtgerid^t übte ber ©d^ult^ei^
potestaii assignatis (Dgl. [SSBöIfem ,] Hist. No- mit ben ©d^öffen auSf^Iie^Iid^. 6in 9uSbrud
rimb. diplom., IKümb. 1738, Prodromus 322). biefer \\ä) entmidfeinben ©elbftäTÄigfeit toar, ba|
Uebcr bie gfamilienangel^örigfeit ber ölteren Burg« bie ©tabt ftd^ 1256 bem rl^einifd^en ©töbte-
grafen l^errfd^t gro^e Unflarl^eit (Dgl u. % aRütt« bunb anfd^lo^. Siubolf Don ^abSburg beftötigte
ncrS Slnnalen, IfierauSg. D. 9Mat)cr, I, 9lümberg (15. Äug. 1287) i^rc ^riDilegien ; ebenfo «bolf
1836, 205—221). Unter §einrid^ IV. fofl be. Don 5Raffau (1293) unb mre^t Don Defierreid^,
reits 1060 ein ®raf DonBo^burg eingefe^t mor« meld^er am 16. 9}oDember 1298 feine ©ema^&i
ben fein. Bei ber Belagerung Don 1105 maren Don bem Sr^bifd^of SBicboIb Don ftöln in ber
Bertl^cibiger ber Burg bie ©rafen ©ottfricb unb ©t. ©cbalbSfird^e frönen lie§. !Rad^ bem ^[JriDi-
ftonrab , meldte Don älteren §iftorifem (Dgl. legium, meld^eS ber ©tabt Don §einrid^ VIL, d. d.
Detter, Berjud^ einer ©efd^id^te ber . . . Burg« gSifa am 11. 3uni 1313, gegeben nmrbe, l^e
graDcn ju9?ümbergl, 3franffurtu.Seip3igl751, i^re Autonomie fd^on bebeutenbe 3fortfd^ritte ge-
8. 10) als ©rufen Don ^ol^enlo^e, Don ©tillfrieb mad^t. ®ie faiferlid^en Beamten, BurgDogt unb
(©enealog. ®ejd§. b. Burggrafen D. 9lümb., @ör« ©d^ultl^eife, maren in ein bem ©tabtrat^ unter»
lij 1843, 1 ff.) als ©rafen Don SRa^ (SRaga^a in georbneteS Berl^ältnife getreten (Hist. Nor. dipL
Defteneid^ u. b. 6nnS, ober — na§ ©ruber — n. 71). Bon fiubmig bem Bapem erl^ielt bie ©tabt
SRaabS an bem 3ufommenfIu| ber beutfd^cn unb (13. ®tpt. 1318) aWarftfreil^eit— beranfang ber
böl^mifd^en Sl^a^a; f. ©täbted^r. III, 86, 9lnm. 3) fpäter fo bcbcutenben Dftermeffe — unb (12. ©ef-
bejeid^net merben ; biefe ©rofen Don SRafe l^ölt tember 1332) DöÜige feanbelSfreil^eit, fo bafe fidj
©tiHfrieb für Slbfömmlingc ber öfterrei(§if(|en bamolS bereits ber §anDel 9?ümbergS erpredtte Don
Babenberger. "üHaä) jenen ©rafen erfd^eint auS ber ©d^meij bis nod^ ftöln, ^lanbern unb einem
berfelben gamilie ein ©ottfrieb ber 3üngere, X^eil SBcftfalenS. ©d^on 1320 ^tte 2ub»ig bem
561
ÜlürnBerg,
562
]bit( neben bem fotferlid^en Sd^ultl^ei^eti ben >
!Mnn Derliel^ (1. c. n. 77). 913 biefer gfreunb
mib 9ef4ä|er tAütt 92ümberget g^amilien fiorb
(11. Od. 1847), bm ein fang vergoltener ©rott
uBtec ben Sürgtm }unt SuSbrud^. Sie ^otricier
idtencine eng gefd^faffene ißb^fans gebilbet toeld^e
ben eigentlid^en Siat^ t)on 26 ©liebem unb bie
.Scrnrnnten", einen \ot\ttm 9iat( Don unbefKmm>
ttr ^l aufif4Iie^i4 befehle. S)ie Unsufriebe»
nen, meijienS panhtDtdtt, üertrieben am 11. 3uni
1348 bie ®ef($[e(i^ter unb \tptn einen neuen Statl^
cm, io wüd^tn avA ben alten t^amilien nur einige
Bemgt aufgenommen »urben. S)ie Vertriebenen
Sefi^ter festen fid^ nun mit bem Sanbabel in
SerMsbung unb übten an ber @tabt l^arte 3tt*
fcrffolien. S)ie gebrüdCten ^Bürger bagegen l^ielten
jkt an ben ^faiferlid^en ffammerfned^ten", ben
jsben, ff^lod, ^plünberten biejelben (am 5. 2)ec.
1348), Derbrannten mel^rere unb Derj[agten bie übri*
gm. ftaifer ftarl IV. fam im September 1349 mit
^eoedmad^t }og am 2. October in bie @tabt, [e^te
ben alten Statq mieber ein unb lie^ bie ^öupter be§
Ittfiianbe«, fiber 100 on ber S(^% bei Xobe^ftrafe
onf eiDig auS ber @tabt Derbannen (Dgl. @töbted^r.
m, 817—327, unb Sod^ner, ©efd^. b. Scic^Sftabt
Wnib.j.3.«orteIV.,95erI.1873,l ff.), ©iefpäter
(1378) erfolgte ^lufna^me Don ad^t ^anbnierfem
ii bcB fleinen SHatl^ mar, ba fte in ber SDlinoritöt
Mcben, mel^r eine Sefeftigung bed oriftofratifd^en
dementes, aI8 ein 3ugeftanbni^ an baS bemo-
baüj4e. 9uf ber Sranbftätte ber Subenl^öufer
M^bieaRarienfopelle erbaut. 3m3. 1381 mürbe
IE))|Klin Don ©ailingen in 92eumarf l^ingerid^tet,
bsDon feinem @d^Io| Xrama^fel auS faft 50 Sabre
kmg bie Qmgegenb 9tämberg§ gebranbf d^a^t unb
bie Kaufleute geplünbert b^tte. S)a§ SRe(|t beS
temtorimn clausuni, beffen Segriff burd^ bie
Solbene SBuüe (erlaffen ju Nürnberg am 23. 2)e>
cenber 1356) gefd^affen morben mar, mürbe, mie
Don ben ffurfurften, fo aud^ Don ben Burggrafen
in Snfprud^ genommen. @ie bitten fid^ biefeS
Set^t 1368 Don ftarl formell befiötigen laffen. ^ber
negen bedfelben entfpannen ftd^ blutige @treittg-
feitra mit ber @tabt, meldte ein 1383 ^u 9?ümberg
M^toffener gfriebe beenbigen foHte. S)od^ bie Un»
iit^eit ber Strafen unb bie ^ladfereien Don
&iten beö^beß bauerten fort. — ^m 19. October
1414 fam ÜRagifter $u3 auf feiner SReife nad^
Itonftan) burd^ 9?ämberg, fd^Iug, mie allenthalben,
rine loteinifd^e unb beutf d^e Srflärung feiner gfa^rt
snf baS Soncil an unb b^tte mit Dr. albert gfleif^«
«nra, Pfarrer Don @t.©ebalb, unb anberen ©eift«
li^en eine Dierftünb ige 2)i§))utation über feine Sebr e.
Inf bem Soncil mar 9{ümberg Dertreten burd^ 2io«
(orni Don ^oOfelb, Pfarrer bei @t. Soren^, unb
bie$atricier @ebalb ißfin^ing unb $eter93ol!amer. |
ßne für bie Stabt mid^tige ^ed^t§bnnblung mürbe
iBöbrenb bed Soncilg DoUjogen : Burggraf t$fneb>
tuj VL nomlitb, ber jebnte auS biefer gflniiüc,
awrbe am 18. 9lpril 1417 Don ftaifer ©igiSmunb
Bit ber 9Rar! Sronbenburg belebnt unb baburc^
jturfürft. nad^bem il^m bereits burd^ Urfunbe Dom
30. ^rtl 1415 baS Siedet l^ierauf )ugefprod^en
morben mar. SDa feine 93urg 1420 in einer t$febbe
mit SQztioq Submig Don Ba^em-Sngolftabt in
flammen aufgegangen mar, Derfaufte er 1427
feine biSl^enge 9lefiben5 fammt aOen baju gebörigen
ffiörfem, ©ütem unb SRcd^tcn für 120000 ©olb-
gulben an bie @tabt (Hist. Nor. dipl. n. 304 ad
309). 3bxn mad^te biefe ba§ Siedet be§ territorimn
clausuni für ftd^ geltenb unb !am baburd^ in gfel^be
mit gfriebrid^S @obn, ailadgraf en mbxtä)i Sl^iüeS
Don ^nSbad^, mel(ber ibr baS ©eteitSred^t unb baS
faiferlid^e Sanbgerid^t abfprad^. S)er Der^eerenbe
ftrieg baucrtc Don 1449—1450 (f. ßrl^arb ©d^ür«
ftabS JhiegSberid^t, in OueHen unb Srdrterungen
5ur ba^er. u. beutfd^. ©efd^. Vm, 5Künd&. 1860,
23 ff.); ben SRed^tSftreit fübrte ber S^nbicuS ber
©tabt, ©regor ^eimburg (f. b. 9Irt. unb Soad^im-
fobn, ©regor §eimburg [^ift. ^bbonbl. auS bem
SKünd^cner Seminar I], ©amberg 1891, 96 bis
143 ; Dgl aud^ Bogel, SDeS SiitterS Submig Don
(S^b Sluf^eid^nung [um 1480] über baS faif erliefe
Sanbger. b. SurggraftbumS 9lümberg, Kriangen
1867). SDie ^ßrincipienfrage mürbe erft burd^ ben
93ergleid^ 5u ^nSbad^ Dom 6. Sanuar 1496 (^r-
rafftfd^er Vertrag, nad^ bem Vermittler SDietrid^
Don ^arraS) gelbSt, inbem ber Siatb bem SJlar!-
grafen baS faiferlid^e fianbgerid^t in binglid^en
©ad^en au^erbalb ber ©tabtmarfung überlieg;
bod^ foOte baSfelbe Don )mei SlatbSl^erren befd^idt
merben unb beffen SluSfprüd^e fid^ nid^t auf baS
)erfönlid^e Siedet ber 9lümberger Untertbanen er-
tredfen. 3m2anb8butererbfoIgefrieg 1503/1504
rat 9htmberg auf ©eite beS C)etdogS ^Ibrec^t Don
SWünd^en gegen bie grbanfprüd^e ber gSfaljgräfin
glifabetb, fom bobur^ in benSöep^ Don §er§brudf,
SReid^ened, Sauf, ©ticrberg, Sejenftein, ©rünS-
berg, SDcinfd^mang, §cimburg, §auSbcrgunb3BeI-
bcn unb erbielt bie Sogtei über bie Älöfter 6ngel«
tbaL SEßeigenobe unb ©nabenberg nebft bem ©d^Io|
^enfenfelb unb überbieg bie IBelel^nung mit ben
böbmifd^en ?Pfanbgütem in ber Umgegenb, fo bag
92ümberg, mie bisher burd^ Sieid^tl^um, Sautbötig«
feit unb ffunftfinn in jcber Qform, Jejt aud^ burd^
feinen SerritorialbepJ alle SReid^Sftäbte übenagte.
SleneaS ©plDiuS b^ttte ja fd^on ein balbeS 3abr>
bunbert früber geöugert, ein ^önig Don ©d^ottlanb
mürbe ftd^ glüdtlid^ fd^ökn, menn er mobnen fbnnte
mie ein gemöbnlid^er 5lümbergcr Sürger. SDod^
mürbe Don bem SReid^tbum aud^ ein ebler ©ebraud^
gemad^t, mie bie ja^lreid^en ©tiftungen Don ftird^en
unb ftlöftem unb für bie d^riftlid^c Sbai^itaS be«
meifen. ?lu§ ber einen gamilie fte^el 3. S. fmb ouS
bem 15. 3abrbunbert ad^t ©lieber bcfannt, meldte
in Scrufalem ben SRitterorbcn beS beiligcn ©rabcS
erbielten. TOartin ff efecl mad^tc, meil er untermegS
baS 9Kag ber 6ntf ernungcn ber einzelnen SeibenS«
ftationen Derlorcn battc, jum jmeiten ÜJ^al bie SReifc
babin, unb nad^ biefen ÜJ^agcn ftelltc ?lbam ftroft
feine berübmten Stationen auf (Dgl. SDie ^ilger«
fabrtcn 5Rümbergcr Sürger nod^ 3eru|alcm im
563
92ärn6erg.
564
15. 3ü]&r]6utibcrt, in anitt^eilungcn bc§ Sercinä für
®cfd&id^te bcr Stobt 5Rürnbcrg II [1880], 78 bis
164). — S)ic Scrfofiimg ber ©tobt mar feit ber
Untcrbrüdung beS ^anbtocrfcroufftonbcS uortoic-
getib oriftofrotifd^ geblieben. Sie ^©enonnten",
unter biefen einige ouS ben 3ünften, bilbeten beu
„großen Kot^", welcher ober foft nur confultotioe
Stimme Iiotte (»gl. ßlfinftop^ ©d^eurl§ ei)iftel
über bie Sßerfoffung 9Jümberg§, 1516, in ben
S^J^onifen ber beutf^en ©tobte XI [Slümberg V],
Scipäig 1874, 785 ff.).
Nürnberg geborte bi§ jum 11. ^ol^rl^unbert
5ur Siöcefe Sic^ftött. l?ei ber (Srünbung beS
%i§t^um8 Bamberg (1007) mar alS ©rense
gegen &id)ftätt bie ©d)iDabod^, einige ©tunben
nörblid^ Don 97ümberg, beftimmt morben. 3m
3. 1015 iDurbe aber bie $cgni(, an bereu beiben
llfent 92ümberg liegt, al§ (Srenje f eftgefe^t, fo ba^
Don ba on bie ©t. ©ebolber ©eite Don mntberg
ber äurisbiction be§ 3?ambergcr ipiatbum§ imter«
wovfen iPür iUssermann 1. c. p. XXXVIII, unb
Cod. prob. 22 ; 'iJJopp, llJotrifcl be§ Si^tb. 6i(^"
ftütt, (ridiftütt 1836, 6). SoS fübtöärtä ber ^pcgnif
gelegene i^cbiet, auf melAem fpöter bie ^forrfird^e
5U ©t. ^orcu) erbaut iDurbe, geborte nod^ eine
;Reitlang ju ^icbftän unb fam erft fpöter jum
;SiPecf einbeitUdjer !3?ermalnina an ^^amberg (pgl.
ÜJiüUner? 9lnnalcn 255 f.). ^^ie ©t. aSalburgi*«
fapelle auf bcr ¥urg batte bereite eine i^orläuferin
gebabt, ^ie ©t. CtbmargfapeUe, uielcbc nod^ bi§ in
bie l?id)itdtter ^fiJ jiurücfrciAen mag. — S?on
%'f orrltrdicn ift uierft Me ©tif i«f ircbe ju ©t. ©ebalD
$u nennen. 'Jiacb alter SroMtion ioll um ba^
Sübr 716 ber bl. iPoninitiu« in 'üiumbcrg eine
fiü|?c(ie 5U irbren bc* bl. ^^cmis eibaui baben.
*?tabe berfelbcn lebte 014 irinfieblcr Der bl. Se«
balbu4. iinaeblidj ein Jacier ; in bcr ©equcn^ ieiner
5?ie'"c aber r:rb c: acnann: de Francis geniius
(AA, SS. IV^ll. Au\:. HI. 762». *:i:5 er uim
iv^. *^li:i;i;ü 740» fiarb. ivurbc ieinc Scidiie in ber
Äarcllc bci.;c'cft. illcbcr bie fiel ur.»":r;ncnc 3«it
ü".r.^J Ccbcn* y Ussornnum 1. c. 2S2 sqq.: bic'cr
uiir.n:: cu.t? c.i\, ^ui; ^:c ft.u:flle crii «rwic: ::ber
»eir.c::: v>^;\:be crbw'.::: ^:o:^c:: »ci.i Ja ^tcclbein«
fc»K:c e:::c4 '^lii/irwirlc--:- \,r..:± 1140 1 cbbr.:r:::e
^^Ol.l... .«^aW».«* X\'t I «.Mkt.hl. .o^.,« , %.»•• »'S. *iU-
,*••»• l!^~'s •—•■•■'S j N^i; 1^ i. <» ..^ ».»»..•*.• ^i* ö'»'*«j
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15« 6 b*- 'öliii — i*'--- *2»-'r-'- -'*• — • "V.
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23. ^pril 1387 entfd^ieb ißopfl Urban YL, baft
ber ißforrer bei ©t. ©ebolb tefibire unb $oppeii-
reutl^ burd^ einen SBicar beSfelben paftortrt tDinbe
(Hist. Norimb. diplom. n. 236); 1477 erl^b
©i£tuS IV. bie $fonei )u einer ^opfiei, nad^bem
ai^ortin V. bereits 1425 burd^ SBuUe Dom 26. Wai
bie erl^ebung ber ©ebeine beS 1^1. ©ebalbuS an>
georbnet unb feine SBerel^rung für ben 19. 9Iuguf!
formen opprobirt ^atte (AA. SS. BolL Aug. III,
763). — S)ie gSfonfird^e St. Sorens entfianb
au§ einer Reinen itird^e, ml^ um 1003 fübli^
ber $egni^, augerl^olb ber SRouer, unter bem
Sitel „Svati l^eiligen (grobe" erbout toorben toox.
Siefelbe toor 91nfang§ Don ber ftir^e in gürt^
abhängig, erhielt aber fpöter ißforrreddte (Süllen
^le^onberS UI. Don 1163 unb Sregorg IX. Don
1235 bei Lang [f. o.] I, 247. U, 243 unb
Deduct. Fürth., Bamberg. 1774, 63.64). !Bom
3abre 1274 an mürbe fte ouf ff often bec }u 92uni'
berg mo^nenben @rafen Don 92af|au neu erbaut
unb ©t. Soren) benonnt. Vber nod^ 1312 ift
eine Urfunbe geftegelt mit bem Sigillum ecclesiae
parochialis sancti sepulchri in Nürnberg
(Ü)täQner§ ^tnnolen 239). S^en re^td fte^enben
£burm boute ber fpotere ftönig Sbolf, bamdS
©tobtric^tcr in 92ümberg. (©o nac^ Uff ermann unb
Ü}teifterlin ; noc^ ^egel, d^f^xon. b. beiüfd^. ©tobte
in, 71, 'Jiote 4, mürben bie @rafen Don 9{affau
erft gegen ta^ &nbe biefe§ Sa^rbunbertS ingranfen
oniäifig.) Hai 6bor mürbe 1439 — 1477 gebaut
3m 3.^1316 erbob Siic^of 'ip^iltpp DonSid^iiatt
bie XeliQuien be4 beiligen 9bte$ Seod^aruS (gejL
SdO), ©tifter« be§ Äloüerg ^aJenrieb (feit 888
Gbcrbcrrenfiin, feitbem oerrcnrieb, je^t Verrieben
genannt) unb fd^enfie einen Sbeil berfelbennad^
*)iümberg. n-o fie in bem 3n?ölT«*3lponei«?l!tar bcr
©t. 2crcnj!ird)e bc:gc»cKt mürben. 3ni 3. 1416
famin ue in bie r.euerbaure 2t. leocftarS- ober
i>>i?rtl:eb»!»irelle (Greiser. Opp. omn. X. Ratisb.
1737, S25': 14G7 curbe ein bftbarer fUbemer
2cr!:rb.:c fü:::;»clbcnc;eTernat; lS45!amen fie
r.a± (ri±^':i:i • C^.^±J!r.. Bavaria sanctal, ^^n^.
lf»?l. o42». öenrrrragen^eßur/nrerfeberÄinbe,
nreli-: tr.:r 14 Allüren cvl^zviztm nwr, fmb ba§
64 ijUB b:be 2c:rcr.er.:5iüu5Cben v:n ^bam Jhafi
un^ :£: -^ncl'.'ieiSn:^'. relÄer. *)lntrn iudjicT
IMS ^ur± i*c:: 2:j5 ^tri^tr. lies. 2ie ^ari'
h:±£ rur^e 1477 r-^liii r.:: b«: rrn ©i. ©ebalb
v.:r l^:::»:-:: crb.'b-ir.. — 3?:r. ben 5ablrei<lb<n Kei>
r.c:;:: $t\:t-:r. ur: ß.:ri'-{n ü-Ller. nur jmei be-
Kz:±iT, r:i:^iT^ J:e ftirie ;u Unferer Sieben
*(truU rurN r:r. ISö? er. »:-J ber ©relle ber mit
\^-.r.i':T.:z-j:T.z ßi:l5 IV. r.ii^er^erj'enen ©ona*
.:::: ur.b^^: 1 >4S r.'.-::«:^ebr::r.r.:en 3ub<nbäufer
irtcu:. 2-.::± l::^:r.:< r:r. S. o~lt 1355, be«
r:r. 5r/±:* üijr:!^ --:: 2?cs:berg am
Viz'lz'.i >.*T ft2:»er, baß ber
v2':n;£r.;r.': r:- ::i: "I-r.rierr. cebalien merbe,
:>::ii ^:n Fr^rJcL-rr :•!: i\irLen!aj?eIle in
V::^ ur.:::'::-: Lr.: ::r. ::r. r<n 2?i»d»of Don
•c.:r!:::,: ::-'jr.:.:: -r.^r: '':'l:zz, 9ic»b einet
!• •
565
9tfltn6erg.
566
Brbnbe don 1379 foUe loegen Sermel^rungen
M etiftöDenndgene bie 3q^I ber bepfrünbeten
$rießer auf neun tt^h^i »erben, xoo^vi nod^ ein
Sicor fotn. SHefe ^rieftet maren Derpflid^tet, boS
Officium unb bie Missa de B. M. V. täglid^ in
berfelbm SBeife )u leiten, xo\t bie^ Ißapft Sie-
flnSYI. für bie 9Rarien!ird^e in ^rog Dorge*
i^pAm fyittt. 3m 3. 1358 n^urbe bie ftird^e ein-
gdoei^t unb am 11. Spril 1361 in ©egenn^att
M PaiferS eine gro^e ^eiligt^umSfd^au mit ben
um $rag gebrad^ten Reliquien Don bem SBoIfon
üBer bem portal au8 geleiten. 3m 3. 1392 ftif-
tdni 19 Stitter unb 6 Sbelfned^te gu S^ren ber
beiligen Sunofrau in biefer JKrd^e ben Siitter«
oibcn ber gfmipönger, beffen Snitglieber im redeten
Cd i^ SBüt)penfcl^iIbe8 eine golbene ©ürtel«
^Qe führten. 2)ie SBoppenf d^ilber berf elben n)ur«
ben nod^ i^rem Xob in ber tjfrouenfird^e auf-
gdjQngt. 3lad^ ber fog. Steformotion fud^ten bie
tottoUfd^ gebliebenen ^itglieber il^re Segröbnig«
^ in ben grauenfirc^en ^u Bamberg unb SBürj-
tnr9(9Re|ner, @aalbu(^ b. g^ouenfird^ in 92üm'
bcTd im ^ift. SSereinSber. Don Bamberg XXXII,
1869, ©. V f.). eine ftird^e gum l^eiligen (Seift
befonb ftd^ im Steuen @pital. 2)iefe3 @pital f o
gournnt im ®egenfa( )u bem öttem @t. Slifa«
bcttenfpitd, mürbe 1331, bie ffird^e 1333 Don
jtonxob ^etnj, genannt ®ro|, erbaut. Sin 1343
Don Ihinigunbe Don Orlamünb, SBittme beS
Nm Otto, babei geftifteted fflofter für Sifter-
cienfmnnen mürbe bereits 1348 unter bem 92amen
.dirnmelSt^on" nod^ ©rünbtad^ tranSferirt (Dgl.
^'ttt^, (Srünblad^ unb feine Seft^er, in ben Stit«
itriinnqen auS b. @ef d^id^te 92ümberg§ UI [1881],
201 ff.'). 3n ber ftird^e mürben bie 5Rcid^§neino.
bim, unter il^nen ein (Sind Dom l^eiltgen Jheuj,
bie ^eilige 2anje, ein l^eiliger 9JagcI aufbcmal^rt
(bcrra Äufjö^lung f. in ber Urfunbe SubmigS,
Karfgrofen Don Sranbenburg, d. d. $niünd^en am
12.ffiQrs 1350, laut mcld^er er fic an ffarl IV.
übergibt, bei üssermann 1. c. Cod. prob. 200;
tgL Qu4 SWurr, SKerfmürbigfeiten 9?ürnberg§,
Ühirnb. 1778, 157— 285, unbSoc!,ßIcinobicnbe§
röm. Äei(!b«, aBienl864). Entgegen Jeincm 55cr»
ipin^en, fie innerl^alb breicr Sage naÄ granffurt
ober 9lümberg ju bringen, l^atte ffarl fte nad^
Jrog gebrad^t f Albert. Argentin. bei Urstisius,
Germ. Historicorum etc. II, Francofurdi
1585, 156). ^uf feine Sitte genel^migte $apft
3nnocenj VI. (d. d. ^iDignon am 13. Qfcbruar
1354), ba^ ba§ Festum de lancea et clavis
am Sreitag nad^ ber OctaD beS OfterfefteS in
Jeutf(^lanb unb Söl^men gefeiert merbe (f. b.
Sit. Sanje I, bie l^eilige). t9I§ @igi§munb megen
ber ^ufttengefabr bie JTleinobten ju $rag nid)t
mebr ftc!^ glaubte, famen fie gunäd^ft auf bie
Slinbenburg in Ungarn, ßinige bcrfclben übcr=
naiven bie 9{fimberger $atricier @igmunb @tro«
mer \ux 9tofen unb ®eorg ^finsing um !Dnd)acIi
1423 }u Ofen unb brauten fic am 29. aWärj
1424 nad^ !Rümberg; bort mürben fie in ber
C)eiliggei{lfird^e in einem Dor bem SUar an ffetten
l^öngenben, mie ein ^öuSd^en geftalteten @d^rein
Dermal^rt (Sl^ron. ber beutfd^en @töbte U, 42 ff.),
^apft SKartin V. genel^migte nad^träglid^ Die
Üebertragung burd^ 99uDe Dom 31. 2)ecember 1424
(üssermann 1. c. Cod. prob. 234). 3»n 3.
1524 mürben fte bei bem oben genannten g^eft )um
legten SJial öffentlich gur93erel^rung au§gefe|t, maS
in fatbolifd^er 3^it aUjö^rlid^ gefd^el^en mar. 93er-
gebenS reclamirte fte bie ftird^e in ^ad^en, mo bie
übrigen ffleinobien aufbemabrt maren. 2)od^ mur«
ben fte gu jeber ftaiferfrönung burd^ eine eigene
©efanbtf d^af t überbrad^t. 3nf olge ber franjöflfd^en
SReDoIutionöfriege mürben fte 1797 nad^ Sffiien ge-
hxaä^t, mo fte jejt nod^ finb. — 6ine Sefd^reibung
ber S)iöcefe ^Bamberg Dom 3Ql^re 1510 jöl^It ben
9iümberger ßleruS f olgenberma^en auf : in ©t.
©ebalb ber ^ropft, ^rebiger, Slrd^ibiacon, 8 fta-
plane, 18 ?lltariften unb 7 ©eiftlid^e an Sieben-
fird^en; in ©t. Sorenj ber ^ropft, ^ßrebiger,
?lrc^ibiacon, 6 ftaplöne, 14 Slltariften unb 7 an
9lebenfird^cn ; in ber gfrauenfird^e 9Seneficiaten;
in @t. ftatl^arina 5 ^Itariften, im neuen ^ofpital
10; in ©umma 90 (©d^uberti $ift. SSerfud^ über
bie geiftUd^e unb meltlid^e ©taatS- unb @erid^tS-
DerfaffungbeS^od^ftiftSSamberg, Sriangen 1790,
241 ff.). 2)aau fommt nod^ ber SleruS ber fflöfter.
m^ öttefted ftlofter mirb ba§ ber Senebictiner
anjufel^en fein. @incr aÜerbingS nid^t l^inreid^enb
begrünbeten ©age nad^ foE f d^on ftarl b. ®r. um'8
3a]^r 805 eine ©t. SRartinSfapcÜe mit ftird^l^of
bei Slümberg gegrünbet l^aben, bereu ffat^arinen«
altar $apft ßeo IH. im 3. 805 gclegentlid^ ber
SRüdfreife Don ffarl§ C^oflag« nad^ Som confecrirt
l^ötte. (Sin babei gcgrünbcteS fflofter fd^ottifd^er
Sencbictiner foE 1105 bei ber Belagerung 9lüni»
berg§ burd^ §einrid^ V. jcrftört morben fein (Pa-
storius, Francon. rediviva, Norimberg. 1702,
245. 450). ®er 3Bal)r^cit fommt nä^er, ba^ ftönig
ffonrab III. im 3. 1140 bie ©t. ?legtbienfird^e er-
baute, in bicfelbe bie alte ©t. 9Kartin§fapefle l^inein«
jog unb babei ein ffloftcr für 3rofd^otten grün-
bete. (Srftcr W)i beSjelbcn mürbe fein §offapIan
Saru§, Dorl^er 3lbt be§ ©d^ottcnflofterS in SOßürj-
burg (Scncsi)ctm, ffird^cngefd^. 3rlanb8 1, SWainj
1890, 342). ®a übrigens bie neue ^Ibtei ntd^t,
mie bie $u SBürgburg unb gu SRegenSburg, bem
1^1. SacobuS bebicirt mürbe, fo ift e§ mal^rfd^ein-
lid^, bafe Dorl^er mirflid^ fd^on Senebictiner, aber
fränfifd)e, l^ier gemcjen, meldte ältere ffapeBen ju
g^rcn ber in granfreid^ l^od^oerel^rten I)E. SKar-
tinuS unb 3legibiu§ erbaut l^atten. SDer lejte
©d^ottenabt bc§ an $erfonaI unb Vermögen arg
l^erabgcfommcnen ffloftcrS mar 9J?auritiu§n. (geft.
1418). ®rei Don gulba berufene 9J?önd)e, Don
mcld)cn einer 1416 al§ Ocgcnabt aufgeteilt mor-
ben mar, Dcrmod^tcn fid^ nid^t juljalten; brei au§
©d^ottlanb gcfommene Scnebtctiner maren eben-
faflS nid^t jur Weform geeignet. S)c6^alb berief
bie gommif jion, meldte dou bem Samberger Sifd^of
Gilbert 5ur ©urd^fü^rung ber Don bem ff onftaujer
567
92ätn6erg.
5^
SoncQ an6ef ol^tenen SReform gebilbet toaxh, im 3.
1418 Qd^t aJlönd^e qu3 Steid^enbod^ (im SiStl^um
IReöenSburg), öon tocld^cn® corg 9Röringcr qI§ crftcr
beutfd^er Slbt baSfflofter noc^ feiner geiftigen unb
materieOen Seite mieber l^ob. ^bcr ben Sodungen
ber ®lQuben§neuerung miberflonb ber KonDent
hoä) nid^t. — S)a§ ftlofter ber 3luguftiner«6rc=
miten mürbe 1218 (al. 1224) ongeblid^ Don ben
©rafen öon 9lQffau gegrünbet urä Don ?llcgan»
ber rv. mit mid^tigen ^rioilegien ouSgeftattet,
beren Slnerfennung unb @d^u| Sifd^of ^ertl^olb
Don Bamberg 1275 bem Snogiftrat unb ben beiben
Pfarrern empfal^I. 3ni Saufe bc8 15. Sal^rl^unbcrtS
mürben nid^t meniger als fünf bi§ fed^S SSerfud^e
gemad^t, baSfflofter infird^Iid^em ©innejuref ormi«
ren, afle mit geringem 6rf olg. ®cfto f d^neller fielen
bie 9R(3nd^e ber $f euboref orm )u. @taupi^, ber Don
1512 on öfters in Sflümberg meilte, erntete jmor
für feine ^rebigten großen SeifaH ; aber er, ber
S^reunb unb Sßertl^eibiger Sut^erS, trug aud^ baju
bei, bie ©eifler für bie Steuerung Dorjubcreiten. —
S)ie tjfranciScaner famen 1224 in bie @tabt. 2)a-
malS fd^idfte nömlid^ ber ^roDinjial Fr. tHlbert
Don ^ifa, mcld^er an 9Rariä §immelf al^rt in SSBürj»
bürg baS ^roDin^iatcapitel gel^alten, Don bort auS
einige93rüberna(|9lümberg,umbeiber©t.^aulS»
f apeUe ein fflofter ^u grünben (Subel, ® efd^. b.Ober«
beutfd^en 9KinoritenproDina, SBürab. 1886, 204,
9lr. 52). 3u ben Dorjüglid^ften SBol^ltl^äteru bei
ber ©rünbung gel^örte ber ^atricier ff onrab äBalb»
ftromer, meld^er bei einem Slufentl^alt in Stalten
ben 1^1. SfrandScuS perfönlid^ fennen gelernt l^atte.
3)ie ^Jiönd^e, SouDentualen, maren aber im Sauf
ber Stit in Seobad^tung ber SRegel fel^r nadbläffig
gemorben; auf erl^obene ftlage gab ßugenlV. am
29. 3anuar 1447 bem 9Ibt beS SlegibienflofterS
5u9Jürnberg als apoftolifdöem Kommiffar bicSBei«
fung, nur biejenigen im Jf loftcr $u bclaffen, meldte
bie flrenge DbferDanj annehmen mürben, unb bie
SBefiJtl^ümer, meldte baS ff lofler biSl^er, ber Wegel
jumiber, befcffen, für anbcre ftird^en unb fromme
3tDecfe ju Dermenben. Wxi ©ene^migung beS 93i»
fd^ofS Slnton Don Siotenl^an famen bie ©üter an
baS neue ^ofpital. 3nt 3. 1447 brad^tcn 18 auS
^eibelberg unb anberen Orten berufene ©ruber
bie ftrenge Obferoan^ bal^in unb errid^teten nod^
in bemfelben Saläre eine ©d^ule für $l^iIofop^ie
unb il^cologie. S)iefe Keform mürbe im 3. 1452
burd^ bie perjönlid^e ^nmefenl^eit beS 1^1. Sol^anneS
EapiftranuS DoEcnbet. SSom 17. 3uli bis 13. «u-
guft prebigte biefer gu 9Jümberg töglid^, unb jmar
fo einbringlid^, bag baS 93olf fed^S gro^e SQSagen
mit muftfalifd^en 3nftrumenten, Sffiürfeln, ffar-
ten 2C. auf ben SKarft bradE)tc unb öffentlid^ Der«
brannte. SBic l^od^ er bie bortige fflofterfd^ulc
fd^ö^te, mag barauS entnommen merben, bog er
nod^ in bemfelben 3Q^re Don Seipjig auS 34 5^o=
Digen unter Qfül^rung feines ©efäl)rtcn P. 6t)riftopb
be SSariSco bal^in fanbte. S)ie Keform mar aud^
nad^^altig. P. aibert ȟd^elbac^ ftarb 1471 im
SRufe ber §ciligfeit. S)ie §altung bcS KonoenteS
in ber Stef ormattonSgeit mar bemunbenmgdumcbig.
— ^ud^ bie S)omimcaner befa|en in IRfimbcxg
ein fflofter. 3m 3- 1248 begannen bie Ißfim«
berger IBürger 3o^ann unb Otto SBiidler btn
Sau eines airebigerflofterS; 1271 mar bieffird^
1288 baS fflofter DoUenbet. fßon 1277 bis 1486
mürben fed^S gro|e OrbenScopitel bort gegolten.
Sebeutenber @d^riftfteOer unb Seigrer ber X^
logie mar Fr. Sol^anneS 9liber (f. b. Art). —
Sarmeliten mürben 1255 befonberS burd^ bie grei«
gebigteit ber Sfamilie $e^ter berufen. Um boS
3al^r 1416 nal^men fte bie ftrenge Obfenxm)
an. — ffart^öufer finben ftd^ feit bem Snbe beS
14. 3al^r]^uTÜ)ertS in ber @tabt. S)ie ffortl^mtfe
Cella S. Mariae mürbe 1380 Don einem 9tfim«
berger ^atricier SJtarquarb SRenbel für 13 $rie-
fter unb 6 Saienbrüber gefüftet; am 2. gebmor
1382 mürbe baS fflofter bereits belogen unb am
10. april b. 3. bem Orben incorporirt. — S>ie
S)eutfd^orbenScommenbe mar bei ber ffir^e {u
@t. 3acob, meldte ffaifer Otto IV. burd^ Urfunbe
Dom 20. gfebruar 1209 bem SDeutfd^orben fd^enfie
(Dgl. Boehmer, Reg. imper. inde ab a. 1198
usque ad a. 1254, Stuttgart 1849, 59, n. 170).
S)ie im Seutfd^en $auS befinblid^e Slifabetlien-
tapeUe mürbe 1290 erbaut, ^m 11. 3um 1350
mürbe smifd^en bem Somtl^ur ^oppo Don Rennen*
berg unb bem 3taÜ) ein 93ergleid^ über ben umfang
beS bem S)eutfd^en ^aufe jufle^enben SfQlred^teS
gefd^Ioffen (Ussermaim 1. c. Cod. prob. 201).
3)ie anfange beS fflofterS ber Dominicanerinnen
f^einen bis in ben SSeginn beS 13. Sa^rl^unbertS
mrüdf5uge]^en, mo au^erl^alb ber @tabt ftd^ eine
^eguinenclaufe gebilbetl^atte; bie Semo^nerinnen
berfelben nal^men gegen Snbe beS 3a]^rl^unberi8
bie Siegel beS 1^1. S)ominicuS an unb btibeten mit
16 aus bem fflofter grauenaurad^ (Somberger
SiStl^umS) gefommenen OrbenSfrauen ben (Eon«
Dent 5ur |l. ffatl^arina. S)ie ffird^e mar 1300
DoHenbet. 3m 3. 1358 befreite ffarl IV. baS
fflofter Don aQen SBelafiungen unb nal^m eS un«
mittelbar in ben @d^u| beS IReid^eS ; 1428 mürbe
ftrenge Slaufur eingefüt)rt, unb 5ur ^urd^fül^rung
ber 9{eform mürben jel^n @d^meftem auS bem
fflofter @d)5nfteinbad^ bei ßnfiSl^eim im Slfa|
berufen. ®ie erfte ^riorin nad& ber Sef orm, ©er-
trubiS ©emid^tmad^er, meldte Don 1428 bis 1469
SSorftcl^erin mar, l^atte bie ^rofefe über 100
@c!^meftem abgenommen, burd^ meldte Dier anbere
fflofter refonnirt mürben. — Slariffen entftanben
aus einer altem Sfrauencongregation, Sorores
S. Mariae Magdalenae, bie nad^ ber IRegel beS
1^1. ?luguftinuS lebte unb 1274 bie gmeite SRegel
beS 1^1. QfranriScuS annal^m. ©ie ftebelte 1277 in
baS Don ben ffirübem Qfriebrid^ unb 6ber]&arb
ebner für fie erbaute fflofter gu ©t. Slara über.
3)ie pöpftlid^e ©enel^migung beS SBed^felS ber
SRegel erfolgte 1278; jur ginfül^rung berfelben
famen 1279 einige (S(|mefieni auS bem ftlojler
iSöpngen bei Ulm ; 1290 mürbe bie erjte 9b-
tiffin gcmöfilt. 3u (Snbe beS 14. 3aWwnbettt
5«9
5Rürnbcrg.
570
0tt boS IKoflet gegen 40 Stonnen, unter biefen
gpioffm bec oomelmfien Sfamilien. 2hn 3. 1452
nfomrirte ber ^t. So^nned SopifhonuS baS ff lo«
fa mit fold^ Srfolg, ba^ bolb bon l^ier au§
k out bie ftföfler )u Somberg (1460^ @ger (1465)
ubSRänten (am Snger^ 1481) reformirt merben
bnmm. Ser SRagtftrat mt^raud^te ober fein
BVlinifi ntib Derlangte fd^on um 1466, bo^
ot» feine ®fne^migung feine 92ot)i}en aufge«
WDnm ttriicben.
n. Mmbergbon ber Deformation bis
)sx Senget t. mt feiner äußern SRad^ifteUung
bstte ber Stot^ bun^ ^tronatSreci^te u. f. m. au^
gE0|en (Einfluß anf bie fird^Iic^en 93er^altniffe ^u
gonmien geurngt S)ie fiebren Sut^erd über bod
So^filtni^ 3tmf<l^ Staat unb ff ird^e paßten bor«
iüglitt SU ben ^errfd^elüften bed XatbeS. 9ud^
mSfim bie SugufiinermSnd^e ^ropagonba für bie
tk^bungen il^refi OrbenSbruberS, meld^er im
Cttober 1518 auf ber Steife nad^ uiü) oon SugS*
ha% bei ibnen Sinlel^r genommen l^atte. 91S Be-
gleiter ^tte fid^ ibm angefd^loffen ber 9{ümberger
InptfKner SBenceSIauS £int loeld^er fpöter (SuftoS
0Bb$rcbiger im neuen Spital nnirbe. SRdncbe
oiSQnberenfflöflem, btefid^ bort nid^t mel^red^t
!)nffiif4 ffi^Iten, tme ber ffartl^öufer ^ranj ff olb,
imben Dorlöufige Sufnal^me bei ben Suguftinem.
bbnaSOftanber, feit 1522 ^rebiger bei @t. So«
n^ neigte ftd^ ber neuen Seigre ju. 9I§ aber aud^
RS SommicanermSnd^ @allu8 ffont in biefem
Sine prebtgte, »erboten il^m feine 9Jtitbrüber bie
tonjcl; er entfprong au8 bem fflofter unb beqab
H iiQ(b SBittenberg. 2)er 9tatb aber temporifirte
üonalS no4- ^I^ int 3. 1522 in 92ümberg ein
Shctetag geleiten mürbe, oerbot ber 3iQi\) ben
febigem fhreng, irgenb eine Streitfrage auf ber
ffanjel }u berübren. S)ennod^ mugte am SamStag
aaä 52euiabr 1528 ein pöpftlic^er Segat Dor ben
XtiiHftanben filage erj^eben, ba| ber ^att) tnU
Nme Crben§Ieute fd^ü^e, unb bog oier $rebiger
in ber €tabt £utber§ Seigre t)erfünbigten. £te
ilnnoort Imitete üorfid^tig auSmeid^enb. 3n ber
^bcTDOd^ be§felben Sal^reS mürben bie $röpfte
ber beiben ^fanfird^en ?Bamen§ il^rer fficmeinbcn
om SuStl^eilung ber Somihunion unter beiben ®c«
ftcitm erfud^t. 2)ie SSittfteller mürben jmor nad^
6mfd}eibung bed Statines an ben 93tf d^of üon 99am«
berg unb Don biefem an ein !ünftige§ Sonett oer»
miffen. Aber biefeS marteten bie ^röpfte (Seorg
Sedier Don St. Sebalb unb ^ector $oemer oon
Sl Sorenj nic^t ah, f onbem f dfeaff ten in ber ßl^ar»
mc^ 1524 bie l^ilige ÜJteffe ah unb fül^rten
^ Kommunion unter beiben @eftalten ein. 2)a§
9!ämli(be tl^at ber ^uguftinerpnor SBoIfgang 93oI»
bretfit. tDeld^er baS Süd^Iein Sutberg über ben ^Ib»
Uz^ batte natbbruden laffen unb bereits am ®rün-
bimnerltag beS DorauSgebenben Sa'^reS feinen
Conoenlualen unb einigen bürgern bie Ofiercom*
mmüm unter beiben ®ef!aUen gereid^t l^atte. ^m
Bei^ 9uffe(en enegte, bag SfabeÜa, Sd^mefter
MSiiberiogS gferbinanb, ©emablin beS abgefegten
ff önigS Sbnftian oon S)äuemart fid^ öffentlid^ in
ber Sd^Io|fird^e burc^ Oftanber Die Sommunion
unter beiben ©eftalten reid^en Iie|. 9113 ber Segat
Sampeggio am 14. SJiörg 1524 gu bem Xeid^Stage
nad^ 9]ümberg !am, mar bie IBeDöIferung bereits
fo Derl^e^t, ba| bie entgegenreitenben ^ütrften il^m
rietl^en, nid^t im geiftUd^en Ornat, f onbem in etn-
fad^em Steifeanjug bie Stabt gu betreten. Xro^em
gogen bie ^rebiger gegen il^n unb bie fatl^olifd^en
S^eologen loS (f. SKeJner, grtebr. 9laufea, SlegenS-
bürg 1884, 23). ®ie fatl^olifd^en Prälaten unb bie
als entfd^ieben befannten ^riefter mürben offen Don
bem $öbel Derböl^nt. SDer Sifd^of Don SSamberg
citirte bie beiben ^röpfte unb ben ^uguftinerprior
jum SJerl^ör auf ben 12. September Dor fein go«
mm, mo fte erfd^ienen. 93ci ber 93erfünbigung beS
Urtl^eilS am 19. September liefen fte fid^ aber
burd^ einm anmalt Dertreten, melc^er bie ÜrtbeilS«
Derlefung burd^ bie SlppeÜation an ein „fünftig frei,
d^riftlid^ unb gottfeligeS Soncilium'' unterbrad^.
SDoraufbin murbm bie brei benannten il^rer SBür«
ben entfe^t unb mit bem großen %ann belegt, eine
Sentmj, meldte ber SKotb DöUig ignorirte. 9{ad^-
bem nod^ in ber legten 3cit einige 9Könd^e, bie
aus bem fflofter getreten maren, unb ein Sluguftiner
Sodann SQBattcr, ber ftd^ Derl^eiratet batte, auS ber
Stabt Dermiefen morben moren, önberte ie^t ber
SHatl^ feine 3:a!tif unb geftattete bie ^riefterel^e.
9$on biefer @rlaubni^ mad^te i^uerft 3)ominimS
Sd^Icupner, ^rebiger bei St.SeboIb, ein Sd^lcfier,
am 19. Sfebmar 1526 ©cbraud^. S)er el^emalige
^uguftiner Sin! mar fd^on 1523 ju ^(tcnburg Don
SutT^er f clbft getrout morben. ®er ?lbt Don St. 5le-
gibien, ^ropft ^e^Icr unb Oftanber folgten balb
nadl). S)er SRatl^ Deranla^te am S.SO^ör^ 1525 ein
KeligtonSgefprädl), bei meIdE)cm baS ganje ^rä«
fibtum nur quS „eDongelifd^" ©efmntcn jufammen«
gefegt mar. ^IIS Vertreter ber ffatl^oUfen maren
nur ßarmelitcn, tJranciSconer unb Dominicaner
erfd^ienen. 53ebcutcnbe Kebner unter it)nen mareu
ber ßarmelitenprior ^InbrcaS Stofe, ber Sol^n beS
berül)mten SilbbauerS Seit Stofe, ber granciS^
cancrguarbian 2)^id|^ocl griefe unb ber ^rebiger
bei St. Clara P. 5^icoIatiS Stein. 9Jüd^bcm f d^on
bei ber crften Sijung auS ber TOitte beS SSoIfcS
SRufe ertönt »aren: „SQSerft bic9Könd^e jumQfen*
ftcrbinauS!" erfd)ienen biefclbcn auf ber fünften
Sifeung am 14. SKorj nid^t mel^r, fonbcm erflär=
ten fcbriftlid^, eS feien feine unparteiifd^en Wid^ter
ba, fie aber toürben ben Reifungen i^reS Drbi=
nariuS ©cl^orfam Iciftcn. UcbrigcnS barf man
nid^t glauben, bafe baS 93oIf in I)eUcn Raufen jur
neuen Seigre übergelaufen fei. ®ie ^Ibtiffin iöcr
Klarifjen, EbaritaS ^irf^cimer, fd^reibt: „3d^
l^ör oft, baS Dil mcnjd^en in bifer (tat finb, bie
l^alb Dcrjtücifclnb fmb unb in fein prebigt mer
gen, fagcn, f^ fmb burd^ bie prebig Dcrirret, bafe
19 nit miffen, maS fp gelaubcn foUen, unb geben
gcm Dil bammb, baS fQ berfelben nit gel^ört-l^etten"
(§iöfler, 5)er l^od^berübmten Sb- ^irf^eimer ®enf«
mürbigfeiten a. b. SReformattonSjeitalter, 93amb.
571
9lürnbcrg.
57S
1852, 130). S)er Koll^ ober Bcfd^Iofe ben lieber-
tritt jur Deformation, ©en Drben mürbe bie ©cel»
forge übet bie grauenflöfter abgenommen, i^nen
überl^aupt baS ^rebigen unb Seid^tl^ören unter-
lagt, bie Safttage tourben auf gel^oben u. bgl. 9m
12. ajlai 1 525 erl^ielten bie ^riefter 93ef ej^I, Sürger
gu werben unb aüt bürgerlid^en Saften mitzutragen.
2)enen, loeld^e ©el^orfam leiften n)ürben, mürbe
k)erfprod^en, ba^ fie Ieben§löngli(i^ il^re ^frünbe
beibel^alten bürftcn. ®iefer Sorfung gaben öiele
nad^. S)er 9lbt oon ©t. ?legibien, griebri(]^ ^ifto-
riuS, übergab mit 3uftimmung be§ bamalg 25 $er-
fönen ^äl^Ienben SomienteS am 12. 3uU baS Alofter
bem ^agiftrot gegen eine Seibrente für fid^ unb
bie ©einigen. 2)er ^uguftinerprior 93o(brec^t l^atte
f^on gegen Snbe 1524 mit feinem Sonoent ben
pahii ausgesogen ; am 22. Snörj 1525 übergaben
pe il^r ftlofter an ben SRatl^. S)ie meiften ber
24 Sonoentualen apoftaftrten, bie übrigen mürben
jur lebenSlängUd^en ©uftentation in baS ftar*
tl^äuferHofter gefd^idt. 9m SRontag nad^ SO^artini
1526 mürbe baS fflofter gefperrt. ®ie granciS-
caner ertrugen aUe mit l^eroijd^er ©ebulb bie über
fie Derl^öngten liBej^ationen unb bie öugerfte 9rmut.
SWel^rere blieben unter SScrfleibung in ber ©tabt.
aiS ber le^te ftarb am 6. ©ecember 1562 P. ^etruS
^fingftftätter, nad^bem er feine 60iä]^rige DrbenS»
profei gefeiert l^atte. 6r mürbe in feinem ^abit
im 6|or ber Äird^e begraben. Slad^bem oon ben
S)ominicanem einige geftorben, anbere in unbe-
l^eEigte fflöfter il^reS DrbenS übergetreten maren,
übergaben bie fünf legten, manfenb gemorben, am
4. ^xü 1543 il^r fflofter bem 9Ragiflrat gegen
eine Seibrente. S^er ßarmelitenprior Dr. tbeol.
SlnbrcaS ©tofe, meld^er fid^ energifd^ ben erftcn
Anfängen ber Deformation miberfejt ^atte, mürbe
oom 5Rat]^ au8 ber ©tabt oermiefcn. ©ein 9lad^»
folger 9nbrea§ ©d^ürftab übergab bereits am
5. 3uli 1525 fein fflofier, meld^eS 15 «pricfter
unb 7 Saienbrüber jäl^tte, ber ftäbtifd^cn Sel^örbe.
S)ieieniaen, meldte ftanbl^aft blieben, mürben tl^eilS
im ^egioicnflofter, t^cilS in ber ff aril^aufe lebenS»
längli^ fuflentirt. ©ieftaril^äufer l^atte il^re ftrenge
SRegel nid^t oor SJcrmeltlid^ung ju f^ü^cn öcrmod^t.
®er $rior ®eorg ffcberer lieferte am 5. 3uli 1525
fein ff lofter an ben 5Rat|& au§. ®ie meiften SKönd^e
traten ^ur neuen Seigre über, bie anberen bef d^loff en
il^r Seben im ff lofter unter Scjug einer Sompetenj.
SDem ftlofter ber ©ominicanerinnen mürbe Dom
ÜKagiftrat ein $räbicont in ber ^erfon be§ el^e«
maligen ©tif t§prebiger8 bei ©t. ®angolf in Bam-
berg, Sol^ann ©d^manl^äufer, aufgenöt^igt unb bie
9lufna]^me öon Doöijen öerboten. ®a bie S^^^
ber ©d^meftem balb auf jmölf l^erabgefunfcn mar
unb bie meiften über 70 Saläre jaulten, fd^idtte
il^nen ba§ Samberger ftlofter tro( be§ 93erbote§
öier Doöijen, unter biefen bie fpätere $riorin 6or«
bulo ftnorr, bie le^te i^reö SlmteS. ©ie ftarb am
26. 3uni 1596 (nad^ Ruberen 26. 3an. 1595).
S)te einjige fie überlebenbe ftlofterfrau SRargaretlia
^inber, meld^er bog Sragen be3 OrbenSgemanbed
berboten mürbe, begab fid^ in baS ftloßer ber Gfat>
riffen in SBantberg. Sri ben Slariffen, 60 an be
3al^l mürben bie Xöd^tec bed ^ieron^muS (Sbna
&i§par Dü^el unb tjfriebrid^ itj^l t>fm il^ien Sq
gehörigen gemaltfam unb unter Stil^ttbhmgci
aus bem ftlofter gel^olt ; fpater folgte nod| eine tried
92onne. S)ie übrigen blieben treu unb erbulbetei
ein mal^reS geiftiged 9)lartQrium neben junger unl
bitterer Dotl^. 3m 3. 1526 mürbe il^ fttr^e ge
f d^loff en unb aller äBeril^f ad^en beraubt. Sl^rSeid^
Dater mürbe auS ber ©tabt Dertrieben^ unb fS
ieben anbem ^riefter mar eS mit SebenSgefob
Derbunben, il^nen griftlid^e ^ilfe jn bringen, fi
bag fie einmal fünf ^of^xt lang ber griltgen ©acm
mente beraubt maren. 2)agegen mürbe il^nen be
^röbicant 3o]^ann ^olianber jugemiefen. Of
brangen bie ^rebiger unb bie Stat^S^erren getoaU
am in bie Slaufur, um bie ©d^meflem bui$ 93er
pred^ungen imb S)ro]^ungen )um Abfall 5u Der
leiten. 9$ergeben3 rid|tete SBiOibalb ^irfi^etmei
an ben S^agiftrat eine ©d^u^fd^ft (f. feine Opp.
ed. Goldast, Prancof. 1610, 375—385) für boi
ftlofter, beffen abtifpn bon 1503—1582 fri»
©d^mefter Sl^aritaS ^irü^eimer (f. b. Slri.) mar
3l^re ©d^mefter Slara folgte il^r in glrid^er SBürbi
mit einer nur 17möd^entlid^en9mt§bauer. SQSiUi
balbS Xod^ter ftatl^arina l^atte bri i^rem Smtd*
antritt no(^ 23 aJHtfd^meftem ; 30 Saläre ftanb fl
unter ben fd^mierigften 93er]^öltniffen bem ftloftei
oor, bi§ 1563 ber Xob fte erlöste. 3]^r Sob fan<
93ruf d^iuS, il^r SSermanbter, in rinem (Sebid^t. (&(
unter ber legten Slbtiffm, ber Stril^e nad^ bie 55.
Urfula 9Ruffel (1563—1590) mürbe (1565) boi
ftlofter Don ber Seläftigung burc^ bie ^rdbicatüei
befreit, meldte bafelbft prebigten unb, freilidSi Der
gebenS, Derlangten, bafe bie ftlofterfrauen i^r«
prebigten beimol^nen foüten. Um il^nen bie l^<
ligen ©acramente }u fpenben, fam Don 1586 oi
öfters im 3a]^re ber ©uarbian beS t^ranriSconer
floftcrS in Bamberg, P. Sconl^arb ©raff, in melt
lid^em®emanb; gldd^en SiebeSbienft ermieS il^ei
biSmeilcn ber ©tif tsbecan Don ©palt. Um bief e ^tt
maren nod^ brei Slariffen am Seben: rine Saien<
fd^mcftcr Urfula (geft. 1587), bie «btiffm (geR
1590) unb ©d^mcfter gelicitaS Obermann: (gep
1591). 3önen l^atten fid^ fed^S Slugufünerinnei
Don $iHenreut^ angefd^loffen, beren ftlofter 1551
Don ben Snartgröflid^en niebergebrannt morbet
mar. 2)ie le^te Don biefen, Slifabetl^ 92e|enl^ofet,
ftarb erft am 29. ©eptember 1596. S)urd^ eini
merfmürbigc gfügung maren bie erflen unb lefeter
Semol^nerinnen be§ ©t. ß^laraflofterS 9lugufhne>
rinnen gemefen. !Ro(^ lange l^at fid^ beim pn>
; teftantif^en 9$ol!e bie ©age erl^alten, ba| in bei
Elariffen» unb in ber 3frond§canerfird^e an g^
miffcn l^öl^cren 9fcften ber (S^oral Don geifterl^ofte
©timmen gefungen merbe. 9$on ben übrigen an*
I SRümbcrgcr ©ebiet gelegenen ftlöftem ergab pd
ba§ (Siftercienferinnenflofter ^u ®rünbla$, md
d)e§ nur nod^ Dier ßinmol^nerinnen, aQe abeligei
!Ramen§, aöl^lte, bereits am 28. 3uli 1525 ; bai
573
92flrn6etg.
574
to VngufKnerinnen juSngeltl^al fiel erft 1565
an bie 6tabt
£ie64|tDei)et9ieformatoren3tDingU unbOeto-
kunpobniS ^tten in bei @tabt t)iele ferfönltd^e
^nunbe, unb unter bem fßolh fanben i^re Seigren
yidbeu^ Sn^önger. Sber bec Stotl^ Derbot aOe
g4|riften bec Siefonnirten als „%tn\tl^hnä)tx*' .
3vif4en 3ttnngli unbOftanber, n^ie jmifii^en $irf-
(eimer nid> OecotompabiuS entfpannen ftd^ l^ef«
tige lüerorifd^e gfel^ben über bie ^benbmal^lS-
Ictrt Sm 3. 1524 metUen in !Rämberg ^^o-
wA SRün^er (f. b. 9rt.), fein ®eno)fe ^einrii]^
ffeijfcr unb ber Sn^önger J?arlftabtS, Dr. 9iein-
tßb; nad^bem i^r antilutl^erifc^ed Seigren rud^-
iar geaorben, würben alle fof ort au3 ber @tabt
Mnoiefen. S)er SBiebertöufer unb ^ntitrinitorier
teil! ({. b. art.X iDeld^er um 1523 unb 1527 ^ier
Mute, ^tte eifrige Sd^üler in ben SRalem ®eorg
tenc), @ebalb unb Sartl^el SBel^am, mlä^t olS
Socialtfien auSgemiefen nnirben; ebenfo berSBie«
MInfer f>an8 ^utt. 2)er onQbaptiflijd^ geftnnte
^foim in bem benod^barten SIterSborf, SBoIfgong
9ogcI, tmirbe fogar am 26. SRör^ 1527 l^ingeri^tet.
Smtrcn ber miebertöuferifd^en Seigre erl^ielten ftd^
vd) lange. — 3)urcl^ ben am 23. 3uli 1532 in
Siirnberg abgefd^Ioffenen SteligionSfrieben nur»
bm bie neu gefd^offenen 3uftanbe bon @eiten beS
Srid^ vorläufig anerfonnt, unb aud^ fpätermorb
nitß me^r geanbert. S)ie @tabt blieb ftreng pro«
kMiid^. 3m 3. 1571 mürben ^toei ffaplöne bei
6l Sebalb megcn ber ffacionifd^en @treitigfeiten
i)iffiS)ienfte§ entlaffen; 1577 mürben olle ©eift-
^ai auf 8 atatl^l^aud berufen unb ermol^nt unter
Ible^ung ber Soncorbienformel ber ^ugSburger
(onfrifmn treu ^u bleiben; ouftretenbe ©(^loörmer
ab Sectirer mürben au8 ber ©tobt öermiefen. ®q=»
gtgm (at jid^ SRond^eS ouS fot^olifd^er ßeit lange
cWten. ferft 1783 mürbe ber 6jorci§mu8 bei
btt laufe, 1789 ber toglid^e grül^» unb SSefpcr»
i&sr unb ba§ Salve Regina in ber gfrauenfird^e
öbgti^offt. Crft öom 21. Sonntag nod^ 2:rimtoti§
1810 an bebienten ftc^ bie ©eiftUc^en bei ber 9lu§«
Teilung bed ^benbma^IS nid^t mel^r ber SRe^«
gnudnber (ogl. $fifter, ^onbbud^ ber öor5ügUc^-
tai Senf- unb TOerfmürbigfeitcn 9lümberg§,
2 »b(^n„ 8. 1. 1830-1833).
SSom Souemfrieg blieb bie ©tobt unb il^r ®e»
Met jiemlid^ frei, ^ud) ber fd^maßalbifd^e 99unb
unb ber gegen benfelben in il^ren Snauem (am
lö. 3uli 1538) gefd^Ioffene „^eilige SJunb" Der-
auK!)ten nid^t, ben Dorfic^tigen 9iat^ a\\^ feiner
«mralen SteQung l^erau^gulodfen. ^(ber mie er
ei ben Säuern ni^t Dermel^rt l^atte, in 92umberg
Soffen ein jufauf en (93enfen, ® ef d^. b. SaucmfricgS
in Cftfronfcn, erlangen 1840, 360 ff. 381), fo
grBottete er im fc^malfalbifd^en J^rieg, bag iiu§ ber
Stobt ben beiben ^rteien $rok)iant geliefert merbe ;
bies foftete 92ämberg eine SSranbfd^a^ung Don
300 000 ©ulben, meldte ff arl V. ibr auflegte. 5n§
lif oncb in bem ^TOarfgrafenfricg" neutral bleiben
uab burd^ eine Suboention t)on 100 000 ©ulben an
ben 9Rarfgrafen Slbred^t SlkibiabeS t)on SaQreutl^
Don ber Zl^eilnal^me ftd^ loStaufen moQte, marf
i^r biefer in bitteren SBorten il^re gmeibeutige ^aU
tung öor (6. SRöi^ 1552) unb überjog fte mit
ffrieg, ber i^r binnen menigen SBod^en einen
©d^ben Don 1 800000 ©ulben Derurfad^te. 9lüm-
bergS SSerl^öItnig ^u ffaifer unb 9tei^ mar fd^on
feit längerer Seit ein fel^r locfereS gemorben. S)er
SReid^Sf ^ultl^eig mar nur mel^r ein Sj^ecutiDbeamter
bed 9tat^e8. ©emdl^nlid^ mar er, öl^nlid^ mie ber
italienif(|e ^obefiä, ein auSmörtiger ^beliger, mel-
d^er auf eine beftimmte 3^it in Sienft genommen
mürbe, auSmörtige Sotf^aften übernahm unb bis«
meilen ben Dberbefel^I über bie ©ölbner fül^rte.
©eit 1571 ^örte biefeS ^mt ganj auf unb ber
Sitel ging enblid^ auf ben erften ^^Sofunger" ober
Sürgermeifter über. 9ieid^3tag§gejanbte tagten feit
bem religibfen ^faQ nid^t mel^r in ber ftreng
))roteftantifd^en ©tobt; aber bie ffaifer meilten
mieberl^olt bort, unb am 7. 3uU 1570 bereitete
bie ©tobt bem ffaifer SRasimilian ü. einen glön-
genben Smpfang. ^uf bie 2)auer Dermod^te fte ftd^
aber in biefer fd^manfenben |)altung, bie burd^ ben
fpecuIatiDen ffaufmannSgeijt bictirt mar, nid^t gu
Italien, unb fo trat fie (am 10. 5IKai 1609) ber
proteftantifd^en Union bei, mürbe inbe^ nad^ ber
©d^Iad^t am meinen IBerg burc^ ben Sfd^affen«
burger JReceg (24. SJtai 1621) gegmungen, Don
berfelben gurüdfgutreten. 3m 30|ö^rigen ffrieg
l^atte bie ©tobt Don 1625 an faft jöl^rlid^ fd^mere
Kontributionen an bie faiferlid^en^efel^lSl^aber 5U
gal^Ien. ^13 ©uftoD ^bolf nad^ ber ©d^Iad^t bei
fieipjig (1 7. ©eptember 1631) Don ben biöl^er 5Rcu«
' tralen eine beftimmte grflärung f orberte, ob gfreunb
ober Qffinb, bcfd^Io^ bie Weid^Sflobt (om 14. De-
tober), fid^ auf feine ©eite ju ftclfcn, fomcit eS
„ol^ne SSerIeJung Don faifertid^er 9)kicftät 5Repu-
totion gefd^el[icn fönne". 9ll§ fie aber bem faifer»
lid^en ^ecre bie Sl^ore Derfd^lo^, belagerte %xfl\)
fte Dom 18. DJoDembcr bis 23. Secembcr, bod&
ol^nc einen emftlid^en Singriff ju Dcrfud^en. 3m
folgcnbcn Sa^re (21. mäx^ 1632) l^ielt ©uftaD
Slbolf in Dlüniberg feinen ßinjug unb fprad^ Don
ber DJotl^menbigfcit, bafe ber proteftantifc^c Sunb
ftd^ ein eigenes Ober'^aupt mäble; ba erflörten bie
gcfinnungStreuen 9Jümbergcr, „fte müßten fein
beffercS ©ubjectum jum Dberl)auft oIS 3bre
aj^ajeftät felbft". S)en Sol^n bafür erl^ielten fte,
als ©uftoD Slbolf om 9. 3uni jurücffebrte, bie
©tobt umfd^anjcn lie^, ^roDiont für fein §cer
unb ein ©arteigen Don 200 000 p. Derlangtc unb
bei feinem Slbjug (am 8. ©eptember) eine ^Sefo^ung
Don 4400 ©darneben unter ©cnerol ffnipl^oufen
gurüdflicfe. S^a baS ConbDoIf maffcnl^aft ©d)uj
in ber ©tobt gefud^t fjottc, geigten fid^ balb ^mc\tic
unb ©cud^cn; ^Hümberg batte nie^r als 10 000
©intoobner gu begraben. 3m Cctober 1634 raffte
abermals eine ©cud^e 11 125 ÜJ^en]dE)cn meg. ®er
®rudf biefer Serl^ältnifje lic^ bie ©i)mpatbien für
bie ©darneben erfoltcn, unb ber SRatb monbte ftd^
an bie ©tänbe mit ber Sitte um fjörberung beS
575
Slürnberg.
SriebenS, bcr aber noc^ in »tttcr Qfemc ftanb.
3m aSBintcr 1640 logen brci foiferlid^e SRegtnicntcr
in bcr ©tobt, unb 1647 crl^ob bcr fd^mcbifd^c
©cnerol aBrangel fd^merc Kontributionen. Sm
njcftfälifc^cn ^rieben mürbe bie SRcid^Sftanbfd^ft
9lümberö8ancr!Qnnt. ©eincf olitifd^e ©elbftönbig«
feit tt)Qr gerettet; ober mit bcmSinfenberftaifer-
maiil bie burd^ bcn toeftf älif d^en grieben cobipcirt
»urbe, neigte ^d^ aud^ bie Sebeutung 92ümberg§
jum Kiebergong. ®ie ©ejd^idfe ber SReid^Sftäbte
maren eben eng mit bem @d^itffal be§ ffoifertl^umS,
burd^ beffen ®nabe fie il^re ^Jribilcgien erl^alten
l^atten, t)er!nü))ft. 2)er Staatshaushalt n^ar fd^mer
belaftet. S)ie SRatricuIarbeitröge für baS SReid^
fofteten öon 1678—1697 über eine aWiEion. Slud^
im folgenben Sürfenfricge, im ff anifd^cn unb im
öfterreid^if dfeen 6rbf olgefrieg l^atte bie ©tabt f d^mere
SReid^Slaften ju tragen. Sei ber Snöafton bcr
^reu^en im ficbcniöl^rigcn ffrieg legten Dberft-
licutenant ö. SKotier (1757) unb ©cneralmajor
b. ftleift (1762) ber ©tabt gro^c Kontributionen
auf; angcfel^enc Sürger, fclbft ber äfteite „So-
funger" Sfol^ann ©igmunb ^finjing, »urben al§
©cifcln mit f origefd^Icf f t. 9lt§ bem ^reufeenfönig
griebrid^ SBil^cIm H. 1791 bie SRarfgraffd^aftcn
Üngbad^ unb 93aQreut^ zugefallen toaxm, mad^tc
er Deraltetc burggröf li(|c tHnfprüd^c auf Nürnberg
geltenb, unb feine §ufaren befejten (4. 3uli 1796)
bie äiorftöbte SBöl^rb unb ©oftenl^of. ©Icid^aciHg
l^attc bie ©tabt infolge be§ am 5. ^rü 1795 ju
93afel g»ijd^cn ^reu^en unb granheidö g«fd^toffe»
nen griebenS öom 9. ?luguft 1796 anSurd^jüge
fronjöfifd^cr Sruppen unter 3ourban ^u erbulben,
meldte Die ©tabt binnen 16 lagen 1 500000 ®ul-
bcn fofteten. 9lm 1. Dctober jogen bie ^reu|cn ah ;
aber nod^ 1797 unb 1799 erneuerten ficil^rcSln«
fprüd^c auf 9iümbergcr ©cbict, unb bie Sejationen
ber <)rcufeifd^cn SoUbcomtcn fül^rten oft ju blutigen
§änbeln. — Um biefe Seit jäl^Itc bie ©tabt o^nc
bie Sßorfläbtc SBöl^rb unb ® oftcnl^of etma 30 000
ßinmol^ncr, ba§ ©cfammtgebiet auf 20 Duabrat«
meilcn cttoa 80 000. 3" ^i^fcn gcljörten bie jttjölf
$flegcämter: 5lItborf, gngeltl^al, ®räfenberg,
ßauSedC, §er§brudf, §iIpoIt[iein , ^ol^cnftcin,
Sauf, Sid^tcnau, ^cjenftein mit ©tierberg, SRci-
d^cnedf unb Selben, mlä)t burd^gcl^enbS öon pa»
tririfd^en Pflegern bermaltet mürben. SRatl^Sfäl^ig
waren 23 fatricifd^cgamilien: Sel^aim, @bncr,
tJürer, ®euber, ©runbl^crr, ®ugcl ^aller, §ar8«
borf, ^olafd&ul^cr, 3m]^of, ffre^, Söffcl^ol^, Dcl«
Isafen, geller, ^ömer, ^raun, ©d^curl, ©tromcr,
Sudler, SSoIfamcr, SBalbftromcr, SBcIjcr unb
SBöIfcrn. 9lu8 Dicren bcrfelben, bcn fog. Unge«
nic|enben, maren aber bis 1800 nod^ feine ®Iicbcr
in bcn Siatl^ gcmöl^It morben. ®erid^t§fä]^ig maren
nod^ fiebcn anbere Sfamilicn. ®ie f rül^erc jäl^rUd^c
SBal^l beS innem Statines l^attc löngft ber ©tabili»
tat auf SebenS^eit $Ia^ gemad^t, unb bei ber engen
SBcgrcnjung ber paffib »al^Ifä^igcn gamiUen mar
bie ©tabtDcrmaltung tl^atföd^Iid^ erblid^. @inc
Organifation berfclbcn mar erft am 25. 9lfril
unb 16. ajlai 1794 burd^ Serttag gmif«
SRatl^ unb bcn ;,®cnannten'' oie Sleprftf
ber Sürgerfd^aft feftgefc^t morben. 3Rq
Don berfclbcn Sefferung ber innem unb
Scrl^öltniffc. Son bem SuneDiQer Sfriel
bcr bort befd^IofTcnen 92cugcflaltung be
2)eutf d^IanbS mürbe 9lümberg nid^t berül^
burd^ bcn 17. ^rtifel ber Sll^cir^unbSacte (
1806) fam 9}ümbcrg an baS ffönigreid^
meld^cS am 15. ©eptember babon Sefijf
mit bcr ©tabt unb bereu @ebict fam
IBaQcm aud^ eine ©d^ulbenlaft Don 9 9)
@ulben, meldte als ©taatsf d^ulb übemomn
bcn. Sefreit Don bem 3)rud( oligard^ifd
faffung, entfaltet bie ©tabt reid^e Xl^&tti
gcmcrblid^em ®ebictc.
9^ümbcrg l^at aud^ burd^ bie pflege bi
unb Sßiffcnfd^aft einen großen Stufm
allein bie Scanner, meldte als Xr&ger bi
ftrebungen angufcl^cn finb, l^abcn fafi (
Silbung in Dorref ormatorifd^cr 3^it crl^all
^ftronom 3o]^QnneS SMlcr (SRcgiomonta
rid^tetc mäl^rcnb feines bortigcn^ufent]^aIt<
bis 1475) eine ©temmarte, bie erftc in
©ein ©(|üler SWartin SBc^aim (1459-
Krfinber beS tSftrolabiumS, umfegclte l
ber guten Hoffnung. Ueber Sßi&ibalb $i
(1470-1530) f. b. ^rt. ®ie mit 200
fd^nitten iQuftririe SBcltd^ronif, beutfd^ ui
nifd^, Don ^artmann ©d^ebel (1493), fonl
unb 3luSlanb großartige SBcrbrritung. 3)er l
§umamf! Dr. gl^rifiof 1^ ©d^curl (1481-
blteb immer bei bem f atl^olifd^cn ®lauben.
^llbrcd^t ®ürer (1471—1528), bcr l
ÜKaler, §ol5- unb ßlfcnbcinfd^ni^cr, S(
ber ^crfpcctiDc unb ber ftupfcrftcd^funft
ffraft, geb. um 1430, gcft. 1507, ber Sc
beS ©acramcntSl^öuSd^cnS in ©t. Soreng
®rablcgung in ber ^oljfd^ul^crfd^cn Rq\
bem 3ol^anncSfird^]^ofj Sdt ©tofe (1447-
auS beffen §anb ber ©nglif d^e ®rufe in ©
unb baS Kruciftj: in ©t. ©cbalb l^crDorgin«
Sifd^cr, geb. um 1460, gcft. 1529, md
feinen fünf ©öl^ncn Jenes ÜKciftcrmerf 1
guff eS, baS ©t. ©ebalbuSgrab, f d^uf ; $e
mcld^cr um 1500 bie erften lafd^cnul^
9iümbcrgcr 6icr) Derfertigte. S)er ®ei
SDfiönncr mirfte menigftenS in bcr SDBcifc f
bie Deformation nid^t Don einem Silberf:
gleitet mürbe, fonbem baß auf bem ganje
berger ®ebiet bie fird^lid^cn Jhinftmerfe ai
lifd^cr Seit crl^altcn blieben. ®cr ÜRciffe
mcld^cr anbermäriS bereits auSgeftorben m
in 9iümberg nod^ feinen ^auptDcrtrctcr
formator in §an8 ©ad^S (1494—1576)
aber Dom Jfatl^oliciSmuS nur nod^ baS
fcnnt. Sffienn er auf bie ffird^e ju fpred^ct
fo gefd^ic^t cS nur, um feine Sefer Don „
®Iodtenflingcn, Sfaften, SBcil^raud^buft
mafjer, TOönd^crei, 5lblaßfram", furj, mil
gen ^uSf öEcn ju untcrl^altcn (Dgl. Srugier,
577
9lürnberg.
578
Stdionolfiteratur^ Sreiturg 1898, 148). 2)ie
3nft ber 9Ret{terftiiger erl^ielt ftd^ gu 92ürn6erg
bis in'8 18. 3a(r^unbert. Sin 9}Q(]^flang xoax
dttt ber 1644 gestiftete, nod^ iet|t befte|(nbe „fßf
giefli^e Slumenorben", eine Sid^tergefeUfd^oft.
Jimä^ i^rexi Sleid^tl^um bermod^te bie Stobt,
B»B Inner anbem SReid^dftabt mdglici^ nmr, eine
eigne Omoerfttät in 9(Itborf gu grfinben. 9m
29.dnin 1575 nmrbe bort baS neuerbaute ®Qm-
lapnm eröffnet unb bal^in baS t)on @t Segibien
ii Nürnberg, xotlä^ ^tlanä)i^on eingerid^tet
^t!e, mit ben nad^ Stiftung be3 ffonrab ®rog
tm 3a(re 1341 beim @pital gum ^eiligen ®eift
KipPegten )n)5If Cl^orfd^ulem tranSferirt. tSm
6. Kobember 1578 berliel^ ffoifer Shtbolf U.
berflnftalt ben Sl^rofter einer Sltabemie; 1581
Burbe bie erfte p^ilofopl^ifd^e Promotion borge-
Bommcn. 9m 8. October 1622 tourbe bie tSfabemte
in UmDerfttdt erhoben mit bem ^romotionSred^t
{» bie meltlid^n gfacultöten : bie tl^eologifd^e er«
tidtbQSfeIbeerftburd^ffaiferSeo))oIbI.oml0.3)e-
cmkr 1696. ZkiS ©Qmnaftum mürbe 1688 nad^
Unberg )urfidDerIegt. 3m 3. 1640 fd^enfte ber
Unibergec ^tricier Sobfl Sd^mtbtmaier bon
8(tiMr}enbrud( ber UniDerfttöt eine S)rud(erei mit
tciirfiif($en^ fpnjd^ unb arobifd^en Settern. tSber
bcr^cimaliSmuS, ber rol^e Stubentenunfug, l^otte
bort laut eines SRanbated beS ^nürnberger 9Ragi-
Ntfi Don 1661 auf's ^öd^fte um ftd^ gegriffen.
Sie €orinianer, ffr^ptoforinianer ober ^l^oti«
Hirten k. litten il^re Vertretung unter $rof eff oren
mb 6tubenten. Ißietiften, n^ie ber SporergefeÜe
H @eorg Siofenbac^ unb Sol^. Sßil^elm $eter-
k IKfteten bort Sonbentifel. Unter ben Xl^eologen
9Qb efi, mie überall, fhenge Sutl^eraner, SBit»
anberger, Ubiquitifien, Ißl^ilippiflen („l^cimlid^e
falöiniften*) unb ßolijtiner. 2)ie ©trcitigfciten
'f^ai ben Sngel^Brigen biefer SieKgionSgefell»
iibaften trugen oiel }um 92iebergange ber Uniber«
Stöt bei; 1809 nmrbe fie mit ber 1743 gegrün«
ktm Unioerfitat ßrlangen tierfd^molgen. (S)ie
cmfongreid^ Siteratur f. bei 9)^un, SBefd^reibung
^■et Domel^mften 9Rer!mürbig!eiten in beS l^ciligen
!Rmn. ^txdfi frepen ©tobt 92ämberg u. f. lo.,
Nürnberg 1778, 563 ff.; bagu SDBiH, ®efd^. ber
UniDerfuät «Itborf , aitborf 1795; J)artmann,
Sulturbilber auS9l(tborfS afabemifd^er SSergangen«
4eit, in ben 9)iittf)eilungen auS ber ©ef^id^te ber
EtQbt JJümberg VI [1886], 1 ff.- C)ip.'poI. SI.
CE [1892], 17 ff. 111 ff.; 3onjien, ®efd^. be§
beml^ «Bolle« VU, 1893, 200 ff.)
Sie fird^Ii(^en IBerl^ältniffe ber JJatl^otifen ge«
^eten ft^ nad^ ber 9Ief ormation f olgenbcrmagen.
3nr Sef ormationSjeit berbot ber 9}Mgi[trat lote in
ben übrigen Airc^en fo aud^ in ber 5ur S)eutfd^«
orbenkommenbe gcl^örigen @t. S(i)abct^cnfa})eIIe
ben lot^olifd^en ®otte§bienft. S!^icfe§ fül^rte ju
langwierigen ^rojeffen bor bem Steid^^fonimer«
geridjt, beren Kefultat ber Drbcn 1631 im 2ru(f
»eroffentUd^te. Um biefe 3eit (1629/30) lebten
natu laiferlic^em Sd^u( im Orbcn§f)auje jtoei
SirAnilaif DIL IX. 2. Knfl.
ffapu^iner. ßnblid^ mürbe am 19. SD^ärg 1649
burd^ ben S)eutfd^meifter Sr^l^ergog Seopolb Sßil-
l&elm mit bem ÜKagiftrat ber ©ertrag gefd^Ioffen,
bog bie ber Sommenbe gegenüberliegende @t. 3a«
cobSfird^e paritätijd^ fei, bogcgen in ber @t. ßlifa«
betl^entapeüe nur fatl^oUfd^er ©otteSbienft, unb
)mar unter ©lodengelöute gel^alten merben foUe.
3n beiben ßird^en follten nur 2)eutfd^orben§«
priefter ben fatl^olifd^en ®otteSbienft oome^men
bürfen. S)agegen berpflid^teten ftd^ bie S)eutfc^«
Irenen, ba^ ^meber Sapuciner ober 3efuiter, nod^
anbere münci^en ober geiftlid^e OrbenSperfol^nen
. . . barju gebogen, nod^ aud^ fonften, ba fte gleid^
5um fQtl^oIijd^en exercitio aud^ nid^t gebraud^t
merben, in ^cütfd^ l^of beftenbid^ eingenol^men
unb bel^alten merben. 3ebod^ foQ bie hospitatur
(gaftlid^e Sufnal^me) oorementen gciftlid^en bem
Orben in l^iefiger commenda, aud^ bemfelben jeit
mel^renber hospitatur in ber ffapeQ ober beuen
oratoriis ju celebriren unbenommen fein" (Usser-
mann 1. c. Cod. prob. 260). 9Ig bie Slifabetl^en«
fapelle 1784 eingerifjen mürbe, um ber jc^t bort
[tel^enben ftattlid^en ffuppelfird^e $Ia( gu mad^en,
mürbe ben ffatl^oltten bie ffartl^öuferfird^e ein«
geräumt, in meld^er ftd^ feit 1853 hali germanifd^e
Ü72ufeum befinbet. 2)ie 2)eutfdmorben§priefter, brei
an ber 3^^!/ paftorirten bie menigeu ffatl^o«
lifen in 9tümberg unb ber Umgegenb bis gum
1. Wax 1810, au^ nad^bem burd^ D^apoIeonijd^eS
S)ecret oom 24. 5lpril 1809 ber Orben in allen
©taaten beS Sil^einbunbeS auf gel^oben morben mar.
3)a aber bie ftatl^olifen nid^t auSgepfarrt maren
unb bie proteftantifd)en Pfarrer baS 9ied^t beS
©egräbniffeS beanfprud^ten, mürben bie fatl^on=
[d^en Scid^en meiftcnS auf bie näd^ften, ftunbeu^
meit entlegenen fatl^olifd^enffirdjl^öfe gcbrad^t. 3ni
3. 1810 mürbe eine fot^olifd^e Pfarrei gcgrünbet,
ju beren ^aftoration bie brei el^emaügcn DrbenS«
pricfter blieben, ffiiefelbc jaulte in ^Hümberg 900,
in ber meitcn Umgegenb etma 1200 ©eelcn (©am«
berger ©d^ematiSmen oon 1811 unb 1813). Sejt
(Sä^Iung oon 1890) umfaßt fie im ©tabtbejirf
32 794 ffatj^olüen unter 109 796 ^nberSgläu«
Bigen. Qu i^nen fommcn in 19 fianbgemeinben
4267 ff at^olifcn. SDer ©eelforgScIeruS befielet auS
einem Pfarrer, 9 ffaplänen, einem SKililörcuratuS
unb einem 3eßengefängni6gei[ilid^en. $farr!ird^e
ift feit 1816 bie grauenfird^c; SKcbenürc^en finb
(feit 1857) bie ©t. Slarofirdj^e, (feit 1885) bie
©t. SUfobetl^enfird^e mit öoKem ®otte§bicnft; (feit
1858) bie SSoIburgiSfapcIIe ouf ber Surg mit
einer fonntöglid^en Ijciligen 5Keffe. 3it bor bafclbft
bcfinblid^en, 1 1 58 erbauten ff aiferfapeüe ift ©otteSr
bienp bei Slnmefenl^eit eincS ©liebeS ber fönig«
lid^en gamilie. ©eit 1861 befielet in Dtürubcrg
ein fat^olijd^er ®cfeIIenoerein ; feit 1854 ein 3n«
ftitut ber ßnglifd^en gräulcin mit ^jicnfionot unb
l&öl^erer 3:öd^tcrf^ule; feit 1890 eine gilialc ber
D^ieberbronncr ©d^meftern für ambulante ff raufen«
pflege. 2)ie Pfarrei befij^t gur Seit 40 füt(}oIifd}c
©d^ulen. — 5lu§ ber rcidjcn Literatur feien Qufjcc
10
579
giuIHtätSflage — OatcS.
ben bereits citirten SBerfen nod^ ertoäl^nt bie
ß^ronüen bon Ulman ©trotncr, 6nbre§ unb 93er-
tl^olb Sudler, ©igmunb, 9Ret|!erUn, 3)eid^8ler,
aWuffcI IC, in ben Kl^ronifen ber bcutfd^cn ©tobte,
l^erouSgeöeben öon ^egel I— III, X u. XI, 8eip«
jig 1862—1874; ßl^riftton ©d^eurlS aSricfbud^
(1505—1540), :|erau8gegeben öon ©oben unb
ftnoQfe, 2 S9be., «PotSbam 1867 ff. ®ie übrigen
jal^Irci^cn Urfunbenfornmlungen f. bei Dejtcrle^,
Sßeg»eifcr burd^ bie Siterotur ber Urfunbenfamm-
lungcn, SSerlin 1885, 400f. ; Erdtmann (^feubo-
nt|m für ben 93amberger SBeil^bifd^of gfömer; f. b.
%rt.)/ Norimberga in flore avitae Catholicae
ReHgionis, 1629; Wagenseil, Delibera civit.
Norib. commentatio, Altdorp. 1697; [SQSöI«
fem], Singularia Norimbergensia ober . . .
Wümbergif^e OTtertl&fimer n. f. »., 9lümberg
1739; Würfel (Hirsch), Dipiycborum Eccle-
sianunNorimb. succincta enucleatio, Norimb.
1766 ; Soc^ner, ©ieSReformottonSgefd^. ber SRcid^ö»
[tobt giflmberg, giümbcrg 1845 ; ®erf., 9lürn.
bergS SSorjcit unb ©egenmart, 9lümbcrg 1845;
SWo^er, ffleine ß^roni! ber Scid^ftobt Slürnberg,
giümb. 1847; Säaober, 3)er Keid^Sftabt 9lümberg
IcJteS ©d^id!fal, 9lümberg 1863; SRotl^, S)ic gin-
fül^rung ber SRef ormation in 9lümberg , SBürjb.
1885 ; §erolb, «It-gtümberg in fdnen ©otteS«
bienjicn, ©üterSlol^ 1890 ; 8ube»ig, ®ie ^oliti!
9lümbcrgS im 3citQlter ber SReforniotion, (Söt-
tingen 1893. ®ic reid^e neuefle Siterotur in ben
„SRittl^cilungen qu8 ber ©ef^. ber ©tobt Wüm-
berg^ 1879 ff. [SBeber.]
^ntRtäisHUifitj f. $ro)e|oerfa]^
fltiitteititi^ (^oufii^viocX ©ol^n beS t
im % %. ein 3ube Don gried^fd^er Sil
unter ben SRad^aböerfürften Sonotl^an m
gmeimol nad^ 9iom (unb bei biefen ®d
aud^ nod^ ©porta unbanberSool^in) gefd^
um bog fd^on unter SuboS gefd^Ioffene
gu erneuern (1 ÜRad^. 12, 16; 14, 22. 24
Jos. Antt. 14, 8, 5). [Ä
^nmttAj f. ^entateud^.
frtm (Tia), im % %. Sofue'S SJotn
11 u. f.), ber einmal aud^ (Sccii. 46
gried^ifd^er gorm 9?at)e ]^|t.
^ntMatnxftteU nennt man gen)öl
ienigcn ©treitigfeiten, »cld^e unter R
\tpf) n. (f. b. 9lrt.) am gnbe beS 18. SJal^
in 2)eutfd^Ianb megen angeblid^ Uebei
pö^ftlid^en 9{untiu3 in ftöln unb infolge
errid^tung einer ))d))f[Iid^en 9htntiatur in
burd^ ben fturfürften ftarl Sl^eobor Don
entftanben. ©egenüber frül^eren @ti
tt)egen ber 9?untien erl^ieft biefer feinen ei
Itd^en Sl^arafter baburd^, ba^ bie alte
^mifd^en ber nieltlid^enunb ber geiftlid^en!
bie Seftrebungen ber bcutjd^en gciftlid^
gegen ben päpftlid^en ©tu^I l^ier im ®el
äBiffcnfd^aft unb mit ber auctorität eine«
ftd^ geltenb mad^ten unb fömiUd^ auf !Bi
ber ))ö|)ftlid^en Siedete ausgingen. Ueber bi
biefc§ ©trcitcS f. b.9lrt.6mf er Eongrefe.
^nnttns^ f. Segaten.
^tfffenns^ f. ©regor t)on 92Qffa.
^.
0afe$, Situs, l&iefe ein elenber ffierleumber,
»eld^er burd^ feine meineibigen 9(u8fagen bie lejte
groge ffat^oIÜenoerfolgung in Snglanb Deran-
lafete. ftarl n. (1660-1685) botte ben ©lau-
benSgenoffen feiner fatl^olifd^en 5IKutter §enrietta
9Karia oon granfrctd^ greil^cit ber SReligion gu-
gefagt unb 1662 bie fatl^olifd^e ^rinjeffm üaüja^
rina t)on33raganja jur ®emal)lin genommen. ®iefc
©d^ritte aber, mic aud^ (1663) eine Serorbnung
jur milbem ^anbl^abung ber ©trafgcfeje gegen
bie ftat^olifen erregten ben §ofe ber f rotcftanti-
fd^en gfanatifer. ©eftcigert ujurbc biefe 3lbneigung
burd^ ben großen Sranb öon Sonbon (1666),
meldten mon ungered^tcrwcife ben ftatl^olifcn jur
Saft legte, fomie burd^ bie Dom Sefuitcn P. Sobb
(1669) bemirfte Konocrfion beS ^erjogS öon ^ot!,
beS fpötem ftönigS 3acob II., unb beffcn 93er=
mäl^Tung mit ber ^rinjeffm 9J?aria SBeatrij öon
9Kobena (1673). 3"^ Serul^igung ber erregten
öffentlid^en 3Keinung erliefe ber ftanfelmüt^ige
Äarin. eine fd^arfe ^roclamation gegen bie fat^o»
lifd^en ^rieftcr. S)aS §oul)t5ieI ber protcfla«ti=
fd^en Partei jebod^ bilbete bie SuSfd^Iiefeung be§
^erjogS oon ^orf öon ber Sl^ronfolg«
Stoedte biente bie öon DateS 1678 nnb
fuiten angebettelte 93crfd^tt)örung. — i
©ol^n eine§ 93anbmeber§, mar in Kam
Sl^eologe gebilbet; bann übemal^m er
eines ©d^iffSf rebigerS, mufete fie aber \
natürlid^er Safter unb nad^ einer megen
gegen il^n erl^obenen Auflage öerlaffen.
er in SSerbinbung mit bem ^rebiger 3
Sonbon, toeld^cr feit Salären öon papiftif<
ploteu träumte unb feine |)aQucinationei
blättern unb ^rebigten befannt mad^te. ]
fonncne55erfcI)tt)örung glaubhaft mad^en \
liefe OateS fic^ in baS engtifc^e ©eminor
bolib aufnel^men. 5Rad6bem er f^xtr q\
morben, aber miebcr SScrjeil^ung crl^al
erlangte er am 10. ®ecember 1677 bie \
in ba§ ©cminar ju ©t. Dmer. Sud^
tercm mürbe er am 23. 3uni 1678 ©e
l^öd^ft anftöfeigen Senel^menS entlaffen.
brängtc er fi^ in Sonbon ben Sefuiter
burd^ 6()icanen ©clb öon il^nen ju erprej
aber aud^ sugtetd^ in IBerbinbung mi
5S1
DateS.
582
43 fünfte bet „SBal^r^ftigen unb getreuen @r»
0Ujuig beS {(^redltd^ SompIoteS ber papifti»
idifli Partei" gujamnten. SBegen SRangelS an
SeDrifen lehnte ber Sd^o^meifter S)anbQ bie an-
flöge ab. Sekt fanbte OateS an ben in SBinbjor
all Paplan beim ^erjog t)on ^ort mo^nenben
Jfjiriten SJbimforb einen Srief, in mläjm, ein
.nniefannter" ftd^ über ben großen $Ian t)er-
bmtetc, mtliitt nad^ ber SReinung ber Sefuiten
hoU), ober ol^ne SSormiffen bed C^er^ogd, gur ^uS*
ütooig gelangen foDe. SBö^renb 9Rumforb ba§
Sdjniben bem fiönig überreid^en lieg unb ftrenge
äittriu(^ung beantragte, bejeic^nete ber ^roDinjial
P. S(|itebreab, bei »eitlem OateS bettelnb unb
bzD(cnb erf^ien, ben Ie|tem atö ben Url^eber.
%ni beponirte OoteS am 27. September 1678
bm gtieben^rid^ter @ir Qbmunbburt) ©obfreQ in
iSegentDort Don ^mei Saugen 81 ^Inflagepunfte,
oeRDidelte ftc^ aber im fßtxf^bx t)or bem ftönig
tot in Siibcrjprud^e, bag ffarl ü. il^n ben
iialogmften Schuft nannte, ben er je gefeiten.
Skic^o^I kourbe jur lBef(]^n)id^tigung ber öffent»
li^ni Sleinung bie SnHage angenommen; fte
lotete auf JtönigSmorb, Sufrul^r, Sanbe§t)errat]^
sib Snmbftiftung. OateS bejc^mor, bag er einer
ünatlgeföl^rlid^en ^roDin^ialDerfammlung ber eng*
!ii4en Stfuiten im SSß^ite ^orje XaDem $u Son»
bon am 27. tOpril 1678 beigemol^nt l^abe, unb
Riiaftete bann auf ®runb ber il^m ertl^eilten 9$oU"
nodittn ben ^ocurator ber Sejuiten P. 3relanb,
hm ben ^roDinjiat Sßbitebreab, bei meld^em
^önmtlic^e Rapiere ber CrbenSprot)in5, in§be>
'mbere bie Serbanblungen öom 27. «pril 1678,
bcjAlagnabmt mürben. 2)ie)e entl^ielten aud^ nid^t
^ minbeften ®runb ju einer ^Inflage. 9lIIein
Me %ngft Dor einem Somplot erl^ielt neue dlaH)'
nmg burc^ baS plo^Iid^e 93erf c^minben be§ tJ^riebenS*
nitcr« Sir ©obfrep, ber al§ Ceid^e, anfd^einenb
erDrofielt, auf gefunben mürbe. SDaSfieid^enbegöng»
niß befijelben »arb SSeranlaffung ju einer toüftcn
u-TUifat^ioIifc^en Jhmbgebung; gleid^^eitig ging im
i&nlament ein ®e{e^ burd^, meld^eS ben 3:eftcib
rori^irieb unb ben fatl^olifc^en SorbS il^re ©timme
zahm. Cateö ftanb nod^ al§ Qm^t aMn, erl^telt
iha f^on eine ^enfton üon 1200 ^fb. ©t. unb
So^nung im ißalaft SSßl^ite^aa. 93alb aber gab
'"i* ein burd^triebener ©auner, SBiüiam Sebloe,
^)u b^, ibn in feinen ^uSfagen ^u unterflü^en.
Sei ben Seric^tSDerbanblungen, in meldten OateS
3nb Scbloe als ftronjeugen auftraten, fiel Sbmarb
ticleman, Secretör ber ^er^ogin Don ^orf, aI3
TVä Cpfer. ©ein 93rief an P. Sad^aije in ^ari§
rxBertc ben SSunf d^ nad^ balbiger 9Q3ieber^er{teUung
yx tatbolifc^en SIeligion inSnglanb; bieg mürbe
fä Sanbeöoerrat^ aufgelegt. 9Jod^ auf ber SRid^t* ;
fete fteüte er jebeS ÄMffen um ein (Somplot in
Sbiebc. 9lm 27. S^ecember begannen bie SSer»
taiblungen gegen bie Sefuiten SBb^tebreab, 3re»
laab nnb gfenmidf, ben 3efuiten«8aienbruber ©roöe
nb b«i SJenebictiner-Saienbrubcr ^idfering. Ser
ciblii&en 9u§fage CaM' über feine angebnd)e
Stnmefenl^eit in ber ^roöin5ialDerfommIung ber
3e|'uiten in Sonbon am 27. april 1678 fteflte
man ba§ t)on ben franjöftfc^en ^e^örben beglau«
bigte 3^9ni6 ber ^Profefforen be§ Eotteg§ Don
©t. Dmcr über baS bamalige Scrmcilen beS DatcS
im bortigen englifd^en ßoKeg entgegen, ber SRid^ter
lel^nte eö aber au8 formellen ©rünben db, S)a»
gegen ftempelte ber j^ronanmalt bie Sinlabung
be3 ^roDin5ta(3 SBI^itebreab an einen $ater jur
^ProDinjialDerfammlung mit bem 6rfu(^en, bar»
über ©tifif d^meigen ju beobad^ten, ^u einem ©taatS«
Derbrec^en. SB^itebreab unb tjfcnmicf, bie man megen
9Wangel8 an Semeifen bötte freifpred^en muffen,
liefe ber Slid^ter bis jur Ermittelung mciterer 3«u=
gen in'S ©efängnife merfen. ©agegen mürben 3re«
lanb, ^idfering unb ©roDe auf ©runb ber mein*
eibigen tluSfagen DateS' jum lobe Derurtbeilt,
nacbbem ber Stid^ter ber ©c^mefter 3relanb§ bie
äJiöglid^feit jur 9$orIabung ber ©d^u^5eugen be«
nommen ^atte. 3m 3uni 1679 mürben bie 3c-
fuiten aSbi^cbreab, gfenmidf, SBaring, Sumer unb
©aDan Dor ©erid^t gefte0t. 3)er befd^morenen ^u§«
fage beS Oate§ über feine Snmefenbeit auf ber ^ro*
DinjialDerfammlung om 27. april 1678 fleflten
je^t 14 ©cbüler bed SoHegS Don ©t. Omer ba§
3eugnife über fein bamaligeS SSermeilen in biefem
SoKeg entgegen. Sabq ©outl^cot überführte Oate§
beS 3Keineibe§, inbem fie bie 3lnmefenbeit be8 un«
geredet DcrurtbcUten P. 3relanb im SBeftcn 6ng=
lanbs mäbrenb ber 3Konate 9luguft unb ©eptember
1678 bezeugte, mo OateS ifn in Sonbon ge>
fprod^n ^aben moßte. 9llle ©d^ujjeugniffe mur«
ben aber burd^ bie 9u§flud^t ber SRi^ter abge»
miefen, ein 3rrtbum in ben Sci^mftänben fei
leicht mögtid^. ffiinfd^üd^tcrung ber 3urt), 55cr«
l^öbnung ber ©c^ujjeugen, empörenbe Sebanb-
lung ber ^(ngcflagten, Aufregung ber religiöfen
8eiben|ct)aften, ba§ maren bie OKittel, burd^ meiere
bie Sftid^ter i^ren 3ufti5morb bemirften. SroJ ber
berrlid^en SSertbeibigung bc8 P. ©oDau mürben
bie fünf 3efuiten ncbft bem fat^olift^en anmalt
Mid^arb Sangborne Dcrurtbeilt unb bann, nocb
feierlid^er Setbcucrung ibrcr Unfd^ulb auf ber
SRid^tftättc, am 20. 3uni unter furd^tbaren Dualen
bingericbtct. 9Im 26. aJlai 1685 liefe 3acob II.
ben ^rojefe einer Prüfung unterbieten, mobei bem
Oatt^ ein boppelter 3Keineib gegen P. Srelanb
nad^gemiefen unb ente^renbe ©trafen über i^n Der«
bangt mürben. ®ie S^l^ronbefteigung bc§ Dränier«
(1688) Derfd^affte DateS bie grcibeit unb fogar
eine ^enpon. 53on ba an Derf^minbet er au8 ber
©cfd^icbtc. 9Kit SRed^t nennt Sorb 2KacauIat) bie
^Inhage beß 2:itu8 DateS gegen bie ffatbolifen
„einen abfd^recfenbcn SRoman, meld^er mit bem
3:raum eineö gieberfranfcn gröfeere ^Icbnlid^fcit
befi^t, al% jebe anbere Sntriguc, bie je auf ber
SBelt gefpielt mürbe". (Sgl. Th. Macaulay, The
Hist. of Engl. I, Lond. 1857, 239 If.; D. fflopp,
S)er ^aU bc§ §aufes ©tuart II u. III, SBicn
1875 u. 1876, passim; lY, ebb. 1876, 471;
Henry Foley, Records of the Engl. Provinco
1(1*
591
Oberraud^.
592
ben folgcnben Ihtcgen erlitten l^otte, nod^ nic^t
erl^olt. Dbedin, ber mit ^riebr. ©imon, ^ro»
feffor am ^l^ilontl^ropittum ju ©effou, in Kor-
teffonbcnj ftanb unb öom Safebott^fd^en „(Sit'
mentormerf" Slnregung empfangen l^atte (Ä. ®.
D. SRaumer, ®efd^. b. pbog. n, 5. «up., ©üterS-
lo^ 1879, 236 f.). machte fid) um jcine arme
^forrci, ju meld^er fünf äBciler gcl^örten, hnxS)
§ebung ber ©d^ulen, beS ?lcf erbaucS unb ber Sic)^-
jud^t, fomie burd^ ginfül^rung ber SaumtuoKen»
i^anbfpinnerei wol^I öcrbient. ©einen SRuf in ber
pöbagogifd^enSßelt Derbanft er bemUmftanbe, bag
er bie öorf^ulppid^tigen ftinber, toeld^e fid^ ol^ne
SJufftd^t auf ber ®affe l^erumtrieben, in gemietl^ctcn
@ölen fammelte, bur(| t$frauen§))erfonen, votlä^t
Don i^m unb feiner @attin angeleitet n)urben,
beaufftd^tigen, in ber ^nfd^auung üUn unb im
©tridfen, 9?a^en, (Spinnen unb ©prcd^en unter*
weifen liefe, gr ftarb am 1.3uni 1826, nad^bem
er 60 ^af)xt im ©teintl^ole fegenSrcid^ gemirft
l^atte; feine Siograpl^en lieben eS befonberS ^er-
Dor, bafe fat^olifc^e @eiftlid^e in il^rer jfird^en«
fleibung ftd^ bei feiner 93eerbigung bctl^eiligten.
^18 ßrpnbcr ber ßinberbetoal^ranftolten fann
Dberlin nid^t angefel)en merben, ba lange öor il^m
in oEen cioilifirten Säubern ^riöotanftalten biefer
9rt beftanben, ). 99. in Stauen bie scuole delle
creature, toorin ffinber bi§ ju 7 Sauren oon
einer maestra befd^öftigt mürben, in Snglanb
bie Dames-schools mit äl^ntid^er Sinrid^tung,
in ben 9JieberIanbcn bie öon ©rabner (Sriefe über
bie öereinigten 9iieberTanbe, ©otl^a 1792) be-
fd^riebenen „©piclfd^ulen". ®er Senebictincr-
orben gab fd^on in frül^eren SSal^rl^unbcrten, feiner
SRegel entfpred^enb, in Dielen feiner Jf löftcr ftinbem
Dom Diertcn fiebenSjal^re an Verpflegung, Unter«
rid^t unb Einleitung ju |)anbarbciten. 5lber meun
eS aud^ al8 ein 3rrti^um bcseid^net werben mufe, bafe
Dberlin ftd^ juerft ber öorfd^ulpflid^tigcn Sngenb
angenommen f)aU, fo foll bamit fein menfd^en»
freunblidE)e5 Vorgehen nid^t öerfleinert werben.
6§ fanb um fo mel^r ^nerfennung unb Semun»
berung, weil e8 in eine Seit pel, bie unjäl^Uge
anbere anftalten d^riftli^er gtäd^ftenlicbe jer-
ftört ^at. Kationaliften, wie §einrid^ Sfd^offe,
unb Drtl^oboje in Qfranfreic^ unb ©eutfd^Ionb
wetteiferten in ber 93er]^errlid)ung Dberlin§. Sie
9iad^ftcnUebe DberlinS ging übrigeng au8 pofi»
tioem S^riftu§g(auben fjeroor, bcnn ber SWann,
Weld^er im 3. 1777 an bie Mitarbeiter Safebowö
fd^rieb: „®ott gebe eud^ järtlid^e, immer järt«
liiere Siebe ju 3efu unb ben i^m fo lieben,
burd^ fein 93Iut erfauften ffinbern" (D. Waumer
a. a. D.), I^atte feine ©cmeinfd^aft mit ben auti»
d^riftlid^en ^nfd^auungen eines Safebow ober
Sfd^offe. ^ber ^u biefer d^riftlid)en Siebe unb ju
bem §eiligenfd^eine, mit weld^em bie pietiftifdde
Segenoe baS §aupt OberlinS umgab, pafet fcl^r
wenig bie 2:^atfa(^e , bnfe festerer mit anbcren '
proteftanti|dE)en ©ciftlid^en bem Sacobinerclub in '
©trafeburg beitrat; benn biefer Derfolgte mit fa=
natifd^em ßifer bie fird^entreuen ^riefte unb fo
trieb ben Serfauf ber ffird^engüter (DgL 3. ® unter,
9r. gr. S. Siebermann, fjfreiburg L %r. 1880, 86)
9ud^ fann nid^t gelöugnet werben, ba^ Oberiir
fel^r Diet ju ber ISerbröngung beS 2)euftfc^t^umi
im ©teintl^ale beitrug, ba er {teenge batan'
^ielt, bafe in feinen Slnfialten nur fronjBfifd^ g»
fprod^en würbe, lieber bie SBered^tigimg bei
jfinberbewal^ranftalt DgL b. Srt.ftinbergarten YII
471. [Äned^L]
0tnxand^j 9nton 3lxco\auS, 0. S. Fr.
gewö^nlid^ nad^ feinem ffloftemamen P. f^erculoi
gel^ei^en, ein befonberS Don ben SOuminoten an<
gefeinbeter Sl^eologe, geno| großes Snfel^ e6en>
fowo^I als tüchtiger iDloralift imb Sanonift, wi
als eifriger ©eelenfü^rer. Sr flammte aud Xtro
unb war im ©amicale 1728 geboren. Stad^bcn
er 5u 3nnSbrud( ftubirt unb bort bei bem gewA^'
lid^en ^lamtn ber t$franci8caner, bem er nur all
3u^örer l^atte beiwohnen wollen, burc!^ feine Oorer
^ntiDorten aQe überrafd^t ^atte, trat er auf Sntraj
beS OrbenS im % 1750 in bo8 fflofier hatten
tin unb mad^te bort gemöB ben OrbenSflotutet
nod^maß grünblid^e ©tubien. 3m 3. 1753 em>
pfing er bie ^riefterweil^e ; bann beOeibete er hcA
^mt eines SectorS ber ^l^ilofop^ie unb beS ^rc^en^
red^teS in Derfd^iebenen ftlöftem, fett 1765 in
^auptftofter feines OrbenS gu SnnSbrud. f^ir
war er aud^ Don 1766—1782 Ißrofeffor bti
jf ird^enred^tS an ber UniDerfitöt. 3m Orben witrb
il^m mel^rmalS baS 9lmt eineS 2)efimtot8 über
tragen; Dor Mem aber war er gefd^t d*
©ewiffenSrat^, wie erbennnad^ eigenen tlu^eid^
nungen me^r als 2000 3ünglingen bei ber Staubet
waT^I be^ilflid^ war. gbenfo war er feit 178:
IBcid^tDater ber ju 3nnSbmd( refibirenben Sr|
l^erjogin ©lifabet)^. Srofe feiner Dielumfcflenbei
unb aufreibenben Xl^ötigfeit erreid^te er ein 9Ute
Don 80 3a]^ren. 3m 93orgefü^I beS SobeS lieg e
fid^ im max 1808 in baS ftlofter )u ©d^wo^
bringen unb fiarb bafelbft im October beSfelben
3aI)reS. — Dberraud^ §auptwerl waren bie In-
Btituüones justitiae christianae, seu Theo*
logiamoralis, Oenipontel774etl775, 4yolL
®aS SDBerf würbe jwar 1796 auf ben Snbej gefejft,
weit mand^e ©ö^e barin nid^t Don bitten im lat^o*
lifd^en ©inne ausgelegt werben würben, wie Sar*
binal tBorgia auf eine ^2lnfrage beutfd^er Sifd^öfe
crflärte (f. SReufd^, 3nbc5 II, 999), ein Sleubrui
aber (Theol. moralis, Bamberg, et Norimb.
1797—1798, 8 voU.) blieb unbeanftanbet. SJiel-
leicht trug 5ur Senfurirung beS SBerfeS ber Um-
ftanb mit bei, bag Oberraud^ burd^ baSfelbe
mit anberen ©elel^rten in literarifd^e ^tljlbt ge«
ratl^en war. 3n JflüpfetS Nova bibliotheca
eccles. Friburg. I, 1775, 168 sqq. War baS
93ud& fd^arf reccnfirt, worauf Oberraud^ pdj in
ben Vindiciae tbeologiae moralis contra re-
censentem Friburgensem , Oeniponti 1776,
Dert^eibigte. Sine weitere ©d^rift: Zl^eon unb
^m^ntaS, ober ©efpräd^e über 9le(igion unb ©e«
593 £)6errl^eintfd^e Jlird^enptoDing. 594
xn^gleü, 3tm86rud( 1786—1788, in 4 f&hn., ptö^lid^ mel^r ober meniger groge fot^olifd^e San-
grgen ben SnbifferentiSmuS unb @!e))tictSmuS ge- bestreite er|alten l^atten, erliegen fofort ßbictc,
li^td, Denoidette Obenoud^ in neue Streitig- morin nad^ SRoggabe ber f reilid^ ü6er @e6ä^r auS*
fdtni; auc^ mad^ten bie äQnminaten bamalS gebel^nten SRoieftötdred^te bie fird^Iid^en ISer^ält»
me^rla^, aber tergeblid^, ben Serfud^, il^n qu§ niffe il^rer fat^olifd^en Untert]^anen georbnet tt)er>
3^bnt(t )u Derbrangen. 3)enn Oberraud^S Sin* ben foQten. @o erfd^ien in 9Bürtem6erg am
uns Dar ed unter ^inberem mit ju^ufd^reiben, 1. Januar 1803 ein OrganifationSebict, am
i>a§ rndf 3ofep^8 ü. 3:obe bie ©eneralfemi- 14.gfebrnarl803ein9leIigion§ebict,aml8.aKära
nonm loieber burd^ S)töcefan)eminare erfe^t tont* 1806 ein Organtfationdmanifeft, am 15. October
bfiL Sie ?lug5burger „ffritif über geiüiffe ftri- 1806 ein SRcligionSebict; in 93abcn am 11. Qf^-
lifcr- Vni [1794], 89 ff. 337 ff., griff befonberS bruar 1803 ein SReligionScbict, am 14. gebruar
rise Stelle in S^on unbSimQntad an. S)ie^nt- 1803 ein Sbict über bie (Stifter unb ff (öfter, am
iDottCbenaud^ blieb nid^t aus ;fte trug ben £itet: 31. October eine tat^olifd^e Jlird^encommiffion3>
Som Staube ber 3<^ntic^tung an bie Ferren Stxi* orbnung, am 14. 9Rai 1807 ein SonftitutionS«
tifn:juaug8burg,ß.l.l794. — Slufeerbengenann* ebict, am 26. IRoöcmber 1809 ein Organifationö»
tm Skrfen ^interlieg Oberraud^ nod^ eine 5iem- ebict. t$ür bie Ausübung ber Ianbe§^enlid^en
li^e Snjal^l Don ^bl^anblungen befonberS aSceti« SKed^te auf bem äußern ®ebiete bed fat^olifd^en
f^tnSntialtS, bie nur sum S^eil gebrudft finb, fo Jhrd^enmefenS mürben befonbereSel^örbenerrit^tet,
nne Einleitung jur d^riftlid^en ^oQfommenbeit, fatl^olifd^er geiftlid^er SRatl^, ffirc^enratl^, ffird^en-
3nii§6ru(I 1800 (neu abgebrudft Sojen 1839); commiffton, Äird^enfection, Oberürd^enratl^ be«
ter^Iigelhmt^meg, ^nnSbrud 1800 ; S)a3 Silier« nannt. ^Kmälig mürben aud^ Serl^anblungen mit
m^tigile unb einjig 9{ot]^menbige, ebenbaf. 1801 bem römifc^en Stul^Ie angehtüpft. SBürtemberg
L |. ». (IBgl. X^eop^. ^t\t [pfeubon^m für mar fd^on 1807 bem Sbfd^Iug eined 6oncorbate3
P. 1 9. 9BaibeI], ^erculan Oberraud^. Sine nal^e. 2)ie 9)er^anMungen fd^eiterten junöd^ft alle
nnfloürbige SebenSgefd^ic^te, 2. 9u{!., 39tünc^en an ber Ungunft ber Seiten, unb fo lange bie terri«
1834; 9Burjba4, IBiogr. Sei^fon bed ftaifertl^umS torialen SSerönberungen fortbauerten, mar aud^ ber
0«ilfrreid& XX, SBien 1869, 462 ff.) [%. gffer.] Slugcnblidf nod& nic^t gefommen, um bleibenbe ein»
fkn^riuif^ ^bc^tnpxwini ift bie ju* rid^tungen su treffen. 2Burtemberg errid^tete unter
iomnenfaitenbe Sejeid^nung für bad SrjbiStl^um biefen Umftänben, als ber Sifd^of Stemend SBen«
Smbnrg unb bie SiSt^ümer Sftottenburg, 9)lain5, jeSlauS Don Augsburg 1812 ftarb, für bie biSl^er
Solba unb Simbura. @ie ijt baS 9lefultat Tanger ju biefem @prengel unb jur eiemten $ropftei SU'
So^Iungen }tDifd^en ben bet^eiligten Staaten mangen geprigen ffatl^olifen ein ©eneralDicariat
n^bem römifd^en @tul^Ie, meiere burd^ bie poli» ju gUmangen; eS mürben bemfelben in ben nöd^-
tinten Senberungen in S)eutfc^Ianb ju Anfang ften Salären aud^ bie Don anberen SBiStpmem in
Mefeö Sfl^^unbertS nöt^ig mürben. Slm 25. §c« baS ffönigrcid§ l^ereinragcnben Sl^eile unterfteüt.
taiat 1803 ^tte ber 5Reid^§beputation§^ouptfd^Iu^ 3)icfe§ (SeneralDicariat mürbe im 3. 1817 m6)
(«i Srunb Don ^rtifel 7 beS fJriebenS Don 8une» JRottenburg Dcricgt. ^e^nlidjermeife untcrfteHte
oille bie geiftlic^en gürftentpmer in 3)eutfd^lanb man bie ff atl^olifcn in ©oben ben ju Srud^fal,
oingf^obm (bi§ auf jmei, bie nad^ furjer Seit ber SRefibenj be§ 93ifd^of8 Don ©peier, unb in
MB bemfelben Sc^idCfalerreid^t mürben), bie® üter ffonftanj befte^enben SSicoriaten, bie in 9Jaffau
bff Somcapitel unb i^rer ®ignitarien ben S)o* bem SSicoriat ju fiimburg.
mänm ber 93ifc^öfe ciuDerleibt unb mit ben ^x»= ^l§ auf bem SBiener Kongreß bie politifd^en
ftränern ben gürften juge jprod^en , bcnen biefe Scrl^ältniffe ©uropa^S neu geregelt mürben, fteüte
flngeiDiefen mürben (§ 34), aud& ;,atte ®ütcr ber ber Dormalige ffurerjfanjler ff. %i). Don ®al»
funbirten Stifter, Slbteien unb ff löfter... ber freien berg, grjbijc^of Don KegenSburg unb Sifd^of
rab DoIIen 2Di8pofition ber refpectioen fionbe^« Don SQ3orm§ unb ffonftanj, burc^ feinen 93e»
ientn, fomo^l jum Sel^uf beS SlufmanbcS für DoÜmäd^tigten, ben ffonftanjcr ©eneralDicar grei«
ßottesbienft, Unterrid^t§= unb anbere gemein= l^erm Don SBeffenbcrg, ben Eintrag, für bie
w|ige ?lnftalten al3 jur grleid^terung i^rer ginrid^tung unb Sid^crftcUung ber fat]^oIifdE)cn
^inanjen" überlaffen (§ 35). ®amit mar eine ffird^e im Umfange bc§ beutjd()en SunbcS burc^
fo groBe Umgeftaltung in ber ffird^e Seutfdd« ein mit bem pöpftlid^cn ©tul^Ie e^eftcnS abju^
lonb^ bewirft, ba^ mcitere Seräuberungen nid)t fdjIicfeenbeS Koncorbat tJürforge ju treffen unb
an5Meiben tonnten. ®a ja^Ireid^e ffatl^olifen an bie Einleitung boju ber oberften Sunbe§be]^örbe
neue 2anbe§^erren famen, tonnte fid^ ber ©ebanfe ju übertragen. S)ie im ^pril 1815 Dert^eiltc
an eine neue fird^lid^e Crganifation nahelegen, ©d^rift 2Bcffenberg§ : „S)ie beutfd^e ffird^e, ein
anb biefe um fo mel^r, meil bie alten SiSt^ümer in Sorfd^üag 5U il^rer neuen 9?egrünbuiig unb Gin*
feir imgleic^er SBeife in bie neuen ©taatengebilbe ric^tung", gab ju bem ^an eine näljcve Srlöute»
hineinragten. 3)er Seid^Srecep nimmt bereits felbft rung. 68 mar auf eine einl^eitlid^e, unter einem
eine neue 3)iöcefaneinrid^tung in ^tuSpd^t (§ 62). ^rimaS ftcl^enbe unb unter bem ©d^u^ ber Suii=
3n ber ifyit mürben balb ©d^ritte in biefcr iRid^- beSDerfammlung organifirte beutfc^e 9^ationaIfird^e
tong get^KHt 3)ie proteftantifd^en Surften, meldte abgefe^en. Sa ber Eintrag in ber beutfd^cn 93nn-
595
Obecrl^einifd^e ffird^enproDinj.
beSacte feine SerüdCftd^tigung fonb, betrieb SQBefjen»
berg bie ^ngelegettl^eit meiter. 92od^ Don SSJien
QuS rid^tete er ein ^romemoria an äße beutfd^en
^öfe, inbem er {einen Eintrag njieberl^olte unb öor»
fc^Iug, burd^ geeignete ^eDoDmöd^tigte in gfranf*
fürt, bem ©ij beS fünftigen SBunbeStogcS, bie
entfpred^enben IBerat^ungen ju Sier^anblungen
mit bem römifd^en Stul^I eintreten ju loffen. ®er
Eintrag ftic| aber aud^ je^t auf SQBiberfpruc^. Sin
SunbeSconcorbat fd^ien, tote f8at)txn bemerfte,
mit ber Souoeranitöt ber Sin^elftaaten ftd^ nid^t
5U Verträgen. SBeffenberg oerfolgte bie ®aä)t nod)
einige Qnt 3m ©ommer 1816 untemol&m er
eine Umarbeitung feiner „©eutfd^en Äird^e". ®ie
©d^rift »urbe ettoaS erweitert unb 1818 8.1. (ÄarlS»
rul^e) gebrudft unter bem Sitel „Setrad^tungen
über bie 93er]^öltniffe ber fatl^olifd^en ffird^e im
Umfang bed beutf d^en iBunbed". 2)od^ trat ber
@ebanfe an ein SBunbeSconcorbat aQmöIig bei il^m
5urüdf. @d^on feit 1816 fud^te er einige beutfc^e
Staaten )u gemeinfamen Sieratl^ungen ^u oeran«
laffen; balb nxiren aud^ einige ^Regierungen in
biefer Süd^tung tl^ätig. 93aben fül^Ite ftd^ fd^on
burd^ bie ©d^wierigfeiten, mit benen ffieffenberg
eben bamalS in 9tom ^u fämpfen l^atte, ^u gemein«
famem SJorgel^en mit anberen ©taatcn auf gef orbert.
^13 im 92ot)ember 1816 ber ©taatSfanaler SRetter-
nid^ Don SBien au§ mal^nte, ba^ mt Stegulirung
ber im 9tei(^§be))utation§]^au))t|d^Iu| oorbel^altenen
2)iöcefaneintl^eilung bie t)or5ÜgU^ babei inter»
effirten ©ouoeröne förberfamft eine SRüdffprad^e
unter ftd^ nel^men unb gu bem Snbe ®efd^aft§»
funbige ju einem Oorläufigen Sufoiwtnentritt ah^
orbnenmöd^ten, überreid^te fficffenbcrg, ber fei»
neu Setter TOettemid^ ju bicfem ©d^ritte oeranla^t
l^atte, bieenoä]^nteS)enffd^rift. ©agegenlie^SBür«
temberg ein ©utad^ten erftatten, loel^eS gau) ober
t]^eiltt)ei[c oon S. SBerfmeifter, 9RitgIieb bc§ fatl^o«
lifd^en ffird^enratl^cS, l^erftammtc. ®er mürtem«
bergifd^e 6ultu§minifter Qfreil^err oon SDBangcn-
l^eim Iie| in ber crftcn ^ölfte bc§ Sal^reS 1817,
voofjH burd^ SaSerfmeiftcr unb ben ®eneraloicariat§»
ratl^ Soumann, bie „OTgemcinen ©runbfä^e,
nad^ n^eld^en in beutfd^en ©taaten ein Soncorbat
abjufd^Iielen toäre", aufarbeiten, unb al§ er im
folgenben ©f ötl^crbft al§ »ürtembcrgifd^cr 93un«
beSgefanbter nad^ Q-ranffurt fam, tticiltc er ba§
©d^riftftücf ben Vertretern anberer SRcgierungen
mit. @S mar feine älbfid^t, tüo möglid^ aüe beut«
fd^en ©taaten ^u gemeinfamen IBeratl^ungen gu
beftimmen. Wim nur einige Regierungen fanbcn
fid^ baju bereit. 93on biefen mürben am 24. TOärj
1818 Sonferensen eröffnet, meldte bie Silbung bor
obenl^einifd^en Äird^eni)rooin5 einleiten f oUten, unb
bei meldten o. SBangcnl^eim ben Sorfi^ fül^rte. 6§
maren oertrcten baS ftönigreid) SBürtembcrg burd^
ben ^röfibenten, fomie burd^ ben ©taaisratl^ oon
©d^mife»®roEenburg, oormaligcn $räfibenteu bc»
fatl^oUfd^en ftirdE)enrat]^c§ in Stuttgart, ben ®e=
neraloicariat^ratt) Oon Saumann unb ben Scqq«
tionSratl^ oon Slomberg , meld^er ba§ 5ßrotocolI
fül^rte; baS ®rogl^er}ogt^um SBaben l
©taatSratl^ oon Sttner unb ben (&A\il\i
2)ecan Dr. 93urg; baS ®ro|I^Dgt]^u
burd^ ben ©el^eimen ©taatSreferenbat S
oon SBreben; baS Ihirfurftent^um ^e{]
ben SiegierungSratl^ Stied; baS ^ei^ogt^u:
burd^ ben j^ird^en« unb Oberfd^ulratl^ So
famen Vertreter ber grogl^ergoglid^ unb 1
fäd^ftfd^n ©taaten, ber ®ro|]^gogt^ümet
bürg unb Otbenburg, ber freien ©tob
unb Sremen, bie inbeffen bei ber gering
i^rer fatl^olifd^en Vemo^ner in gmeiter S
ben. 3n ber fed^ten ©i^ung trat bie fri
Qfranffurt bei, in ber gelftnten bie Qfürftentl^ü:
unb SBalbedC. 3)ie beiben f^ürftentl^üme
5oQem, ^ed^ingen unb ©igmoringen,
einen ©eparatoertrag mit Saben, be^en l
fie i^re fat^olifc^en Semol^ner einoerleibet
2)er Sntmurf, melc^er ben ^ur %f^x
ben Verl^anblungen eingelabenen 9iegieru:
Voraus mitgetl^eilt unb je^t ben Veratl^
®runbe gelegt mürbe, bie i^Mgemeinen
fö^, na($ meldten in beutjd^en ©taaten
corbat abjufd^Iie^en märe", bel^anbelt )i
®runbfö|e unb bann bie ®egen{tänbe, l
ba§ Soncorbat aufgenommen merben bürf
^bf d^nitt über bie ®runbfa|e entl^ölt fün
92ad^ bem erften $unft foUen bie @run
ben Verl^anblungen bilben: bie tJurftenci
oom Saläre 1447, fomeit il^r Sn^alt noc
gegenmörtige 3cit unb bie gegenmörtigen
oer^öttniff e in S)eutf d^tanb paffe ; bie $
neu be§ 6mfer Songreff eS; bie ©d^riften
fd^en fatl^olifc^en Sanoniftcn oon entf c^ieb(
feigen; bie ffirc^enoerfaffung Defterreid^§
fatl^olifd^en ©taate§, mie fie feit ßaifer 3
beftel^e; ber 9leid^§beputation§]^auptfd^]
Saläre 1803. 3m britten ^unft toirl
mün(d)en§mert]^ bejeid^net, bog ben !a;
unb proteftantifd^en 2anbe§^erren bie Qi
aller Äird^enoorftänbe, Vifd^öfe, ©oml&er
minariumSoorftel^er, SDecane, öffentlid^e
unter gemiffen 9Kobificationen 5ugeftanb(
ba oon ber ffial^I biefer ^erfonen bie i
SRul^e ber ©taaten unb eine fortfd^reitei
f lörung ber fatl^olif d)en ®eiftlid^feit unb bi
abl}ange. 9?ad^ bem oierten Slrtifel foflen
in meldten 9tom burd^auS nid^t nad^geb
lieber gan^ meggelaffen ober nur in oH
StuSbrüdten gefaxt merben; nod^ bem fünf
attgemcine ©runbfö^e fo oiel aI8 möglid^ r
f c^meigen übergangen merben, ba SRom cl^i
fei, im ßingclnen, al§ bejüglid^ ber ^
nad^^ugeben. ^I§ in ba§ (Soncorbat auf^ui
®egenftänbe merben oierbejeid^net: 1. 6
unb ®otirung ber ßrjbiötpmer unb Si
bor ®omcapiteI unb ©eminarien; 2. 1
Scftimmungen in §inftd^t ber Srjbifd
Vifd)öfc, ber ©oml^crren unb ©eminarSOi
3. ,ftird)cnredf)te ber ffaH^oIifen in ben
Staaten; 4. ßird^cnfonbS ber fatl^olifd^
597
Obcrrl^clnifd^c Äird^enprobinj.
598
jB tat bottf^en Staaten. S)ie toid^tigften Sin^el-
bfßjmmmigen finb folgenbe. Sei ber Srri(]^tunQ
bcrSilt^umer foQen bie politifd^en ©renken ber
dfutj^en Staaten ma^gebenb fein, ftleinere
2mtm, bie fein eigened IBiStl^um l^aben moQen,
ümn ft(^ an einen Qrö|em @taat anfd^Ue^en.
Sbenfo tonnen Staaten, bie nur @inen IBifd^of
nä^tg ^ben, fxi^ über bie Sereinigung il^rer 93i§«
tliiuner }u einer firc^Iid^en ^roding t)erabreben.
Ivt 9ejKmmung ber 3q^I unb ber ®ren5en ber
SiSt^ümer fomie ber bifd^öflid^en @i^e foE unter
^KibDtrfung beS ißapjted unb in Uebereinftimmung
nit ben etnxt no^ befiebenben l^ö^eren geiftUd^en
Starben (nämlid^ ben Sleften ber alten bifd^öf«
lu^ Kcgierungen) bem SanbeSb^nnt jufommen.
3a ä^nli^er SBeife foK biefem in feiner boppelten
Sigenfd^ft atö fianbeiil^err unb S)otator bie Sr«
oenmmg beS SrAbifd^ofS unb ber Sifd^öfe in ber
SMje aufleben, oa| er aus t)ier t)om 2)omca))iteI
Mtgef^Iagenen Sanbibaten Sinen n^öl^Ien !ann.
£fli 3nfonnatit)proge| fül^rt ber Sr^bifd^of. 3)er
$op9 ^t feine Seftötigung längftenS binnen Dier
Oloaatcn sn ertbeilen, fonf! beftötigt ber Srgbif d^of .
CtBKrige Snfiönbe begüglid^ ber SBal^I j^at ber ^apft
in ber $rot)in) unter bem Sorft^ eined Sifd^ofS
M bie bifd^öf (id^n Stötl^e unb Untt)erfttöt§Drof ef-
im )nr Siüfd^eibung bringen gu laffen; ftnb fte
Bsiiegnmbet, f o beftötigt er in gmei 9Ronaten, f onft
tritt uieber ber ß^bifd^of ein. 2)aS Sr^biStl^um
jol na^ einer befUmmten Steibenfotge allen @taa-
ta bejm. SiStl^ämem )u X^eil »werben. 2)er in
iein 9mt etngefe^e Sif^of fann feine S)iöcefe frei
Mtvalten, koie ed bie fat^oUfd^e Jtird^ent)erfaffung
«iocbert Z)ie Duinquennalfacultdten bed ^apfteS
ioOen aufboren unb bie Sifd^öfe au§ eigener '^a^t
bie ^anbiungen t)ome]^men fönnen, 5U benen bie
genannten tl^cultöten bie SoOmad^t Derleil^en.
iuf ber anbem Seite foE ber Sifc^of , ba bie
Siify in i^rem SBirfen ben Staot auf mannig-
faltige Srt berül^rt, um Störungen ju öermeiben,
ni^tS o^ine SSormiffen unb ©ene^migung be§
Staates öomel^men. — S)er gntmurf entbielt
biema^ eine betröc^tlid^e ^niaf)t Don ©runbfö^en
ntibgorberungen, bie feine ^luSftd^t auf ännobme
toen« beS römifd^en Stul^leS l^atten, unb bicfclbcn
timrben auc^ in ben nun folgenben Seratl^ungen
nur tDenig gemilbert. 3Jlan be5eid)nete je^t aud^
^i Jribentinum al§ gntfd^eibungSnorm, jebod^
mitbemlBeifaJ: «fomeit e8 angcmeffenfei". ^(ud^
'am man überein, ba^ bie ersbifd^öflid^e SBürbe
T^i^t einfad^ nad^ einem beftimmten ^umuS ober
ber Sei^ienfolge ber ©iöcefen, fonbem nad^ bem
liniftolter ber ©ifd&öfe med^feln foflte ; biefe jcboc^
in ber SDSeife, bafe fte erft bann auf einen bifd^öf*
ti^en @tu()l )urücffe]^re, n)enn fömmtlid^c Si§»
ibümer ber ^rooinj biefen Sorjug genoffen böttcn.
Sic £om^enen foEten alternirenb oom 2anbe§«
fKnn unb oom Sifd^of, oon le^terem aber mit
lonbefi^^errlid^er Seftätigung ernannt merben. 5Rur
bie erjie Konftituirung ber Kapitel muffe ou§=
i^Iiegli^ bem SanbeSl^erm gufommen. S)ie Se-
minarlel^rer foEe ber Sif d^of unter lanbeSl^errlid^er
Seftötigung ernennen ; in gleid^er SQBeife foEe er
ben SSßeil^bifd^of unb ©eneraloicar auS bem Sa*
pitel möl^Ien bärfen. 2)ie ^tronate, n^eld^e ber
fianbeSl^err auS irgenb einem @runbe befeffen l^abe,
foEe er bcl^alten; nur möge er bem Sifd^of eine
^nja^I SteEen jur 93efejung überlaffen. — S)ie
(Erörterung beS SntttmrfS nal^m jel^n Si^ungen
in tlnfprud^. ®ann tourbcn bie Kefultate rcbigirt
unb in ber 17. Si|ung am 80. tSpril bie tSrbeit
als ^©runbsüge }u einer Vereinbarung über bie
Serl^ältniffe ber fatl^olifd^en ff ird^e in ben beutfd^en
SunbeSftaaten" oorgelegt. S)ie Sd^rift, »elc^e ge*
brudCt unb bem ^rotofoE ber Si^ung als Seitage
angcfd^Ioffen mürbe, jerföEt in 100 $aragrap]&en.
3m legten mar gefagt, bag für aEe fünfte, über
meldte in ben @runb)ügen feine Seftimmung ftd^
finbe, baS öfterreid^ifd^e ff ird^enred^t als fubfibiöre
® runblage gu gelten l^abe. 3n ber genannten Si^ung
fam manaud^ überein, oon einem Soncorbate abgu»
feben unb bie SBünfc^e in tjform einer 2)ecIaration
bem römifd^en Stul^I p unterbreiten, mobei etma
über 3ufüt^ wnb fJfaffungSfragen, nid^t aber über
baS SßaterieEe ^u unter^anbeln fei, ba l^ier ber
fatl^olifd^en ffird^e aEeS gegeben ei, maS fie er>
märten fönne. ^ud^ mürbe befd^Ioffen, gu ber
3eit, ba bie ©efanbtfc^aft nad^ Stom gel^e, ^an»
nooer, $reu|en unb Oefteneid^ oon bem Srgeb»
nig ber Serl^anblimgen in ff enntni^ )u fe^en unb
biefe Staaten ein^ulaben, entmeber an ben Unter*
l^anblungen nad^ ben aufgefteEten ®runbfö^en
felbft unmittelbar tl^eiljunel^men ober biefelben
bod^ mittelbar }u untetftü^en. 2)arauf oertagte
fid^ bie Sommifpn, um neue Snftructionen oon
ben §öfen einjubolen. ®ie Serat^ungen mürben
am 17. 3uli mieber aufgenommen, unb in ben
beiben folgenben Si^ungen mürben nad^ ben ein»
gegangenen SBeifungen bie ©runbjüge in bie
Qfaffung gebro(bt, meldte il^nen im äBefentlid^en ge»
blieben ift ; bie fpätercn ^lenberungen betrafen nur
bie gorm ober maren fonft oon geringer Sebeu«
tung. ®ie S^^^ ber Konferenjmitgliebcr aber oer-
minberte fi^ aEmälig, inbem bie nur in jmeiter
Sinie betl^ciligten SRegierungen fid^ entmeber 5urüdf=
jogen ober nur principieE bcitrotcn unb im Uebri«
gen fid^ freie $anb oorbel^ielten. 3n oier meiteren
Si^ungen mürbe bie ®ecIaration in neun 9lrtifeln
feftgefteEt. ßuö^^i^ tourbe für baSjenige, ma§
man in fie nid^t aufnel^men fonnte ober moEte, ein
ovganifd^eS StaatSgefe^ beratl^en. 3n ber 2)eclas
ration ift in bem gnnjen Umfang ber betl^eiligtcn
Staaten ber fatl^oUfd^en ff ird^e baS freie Sefcnnt«
ni^ il^rcS ©laubcnS unb bie freie öffentli^e 3lu§«
Übung i^reS EultuS gcmöp ben mefentlid^en ®runb=
fä^en ibrcr 5ReIigion jugcfid^crt (1). gcmer mirb
bie ßrrid^tung oon oier bejm. fünf SoubeabiS«
t^ümcm beantragt, ba ffurbeffeu julejt aud^ nod^
ür ein eigenes SiStbum ficb erflärte, möl^renb c§
riil^er an ein anbereS ftd^ ^aik anfd)licjjen moUen.
SS foEtc alfo je eines für 2Bürtemberg, Sabcn,
§eficn-®armftabt, DJaffau unb granffurt, ffur=
599
OBcrrl^cini|c^e Äird^cnproDinj.
l^cffcn crrid^tet »erben (2). 93ei Scfeöung eines
^ifdbofSftul^IeS [outen burd^ bte 3Dom^erren unb
ebenfo Diele Sanbbecone brei tüd^tige (Sanbiboten
Qttoäffit unb aug biefen ber IBifd^of burd^ ben
SonbeSl^erm ernannt »erben ; ber ^af [t f otte bem«
felBen binnen fed^S SRonaten bie (Sonfirmation er»
tl^eilen (5). gbenfo tt)ie bie Sifd^öfe füllten bie
©oml^erren befteüt, ber ©ombecan au§ ber SKitte
bed SopitelS burd^ ben Sanbe§l^erm ernannt »er»
ben; mit ber Sefejung ber Pfarreien unb anberer
^fninbcn foKe e§ bei bcm bisherigen SRed^t öer»
bleiben (7). Qfür bie SBiStpmer, ®omca|)iteI unb
©eminorien »urbe bie entfpred^enbe Dotation ju«
gtfoöt, unb ixoax foflte fie auf liegenbe ®üter, bie
ber ffird^e gu übermeifen unb unter ^ufftc^t be§
93ifd^of8 ju Dermalten feien, ober, mennbielburd^»
aus nic^t möglid^ fei, auf fefte unb fidlere Stenten
begrünbet »erben (8). 2)ie SiSt^ümer foüten gu»
fammen Sine ^roDinj bilben, beren SSenoaltung,
ba ber ergbifd^öflid^e @i( nod^ nid^t beftimmt fei,
einfttoeilen bem Sifd^of öon Kottenburg übertragen
»erben möge (9). Segiiglid^ beS @taat§gefeieS
»urbe befd^Ioffen, fämmtlid^e Sifd^öfe feien fd^on
bei il^rer 9}omination )u Derpfiid^ten, baSfelbe gu
beobad^ten unb feine il^m gu»iberIaufenDe Ser»
binbli(|feit ju übemel^men. @nbli(^ »urbe bie
3n[tructionfürbie®cfanbtf(^aft, mit »eld^erman
SSBürtemberg unb iBaben betraute, fo»ie ber Snt«
»urf einer noc^ oor bem Slbgang ber ©efanbtfd^aft
5»ifd^en ben t)ereinigten (Staaten abjufd^Iie^enben
oorläupgen Vereinbarung feftgefteUt. 3n Unterer
öerbinben M bie ©taoten namentUd^, niemals
einfcitig über bie Angelegenheit ju oerl^anbeln,
bie oerabrebeten @runbbeftimmungen beS organi-
fd^en @taatSgefc^eS olS gemeinfd^aftlid^e unb un»
»anbeibare ©runbföje anjuerfennen unb nad^ Ab»
fd^Iufe ber SSerbanblungen mitSom jur Ausführung
ju bringen. 3n ber 28. ©ifeung am 7. Dctobcr
»urbe bie Vereinbarung parapl^irt; fie l^cifet be^»
l^alb fpötcr „ber ©taatSoertrag Dom 7. JDctobcr
1818". 9?a^ 5»ei »eiteren ©i^ungen trat für
bie Konferenz eine lange Vertagung ein ; cS »ar
nun junäd^ft mit 5Rom ju oetl^anbeln. ®ie an
^reu|en unb ^annoöcr ergangene ginlabung, bem
Untemel^mcn fid^ anjufd^Iic^en, bej». beffen Sei»
tung gu übernel^men ober eS »enigftenS )u unter»
[tü^en, »ar erfolglos. S)ic Sitte um Unterftü^ung
!onnte$»arnid^tabgefd^Iagen »erben; ber preu|ifd^e
©efanbte in Som erhielt aber nur bie SOßeifung, im
Allgemeinen ju erüären, ba^ fein ffönig für biefe
terfieüung ber fird^lid&en Drbnung fic^ intcreffire.
on einer ©inlabungOefterreid^S jur 2Rit»itfung
fd^einen bie Staaten julc^t ganj abgefc^en ^u l^abcn.
S)ie Verl^anblungen mit 9lom »utben burd^
SBürtemberg unb 93aben ben Qfreiberren bon
©d^miJ'SroKenburg unb öon €ürf|eim über»
tragen. Am 23. SWörj 1819 erlangten biefelben
bie erfte Aubienj beim ^apft unb übeneid^ten bie
S)ecIaration. S)er KarbinalftaatSfecretär ßonfalöi
antmortete barauf am 21. 3Jlai mit einer Vcr»
balnote bej». mit einer Anjal^I ton Kanbbemer»
hingen, bie er gu bem @d^riftflfid( gema
®ie officieKe ßrflärung ttfolgtc am 10. ?
ber Esposizione dei Senidmenti di 8
titä Bulla Dichiarazione de' Prmcipi
Protestanti riuniti della Confederazi<
manica. Sine Verßänbigung »ar Don
3U erreid^en. ®ie ©efanbten erl^ielten ]
Aufenthalt in SRom g»ar eine gfriftecrli
Don 5»ei SRonaten (urfprftngli^ »oren
für brei SRonate beDoKmöd^tigt), jugb
»urbe bie 2)ecIaration in allen »efentlid^i
ten auf's 9lcue für unabänberfid^ erflärt,
fonnte fte burd^ ben römifd^en @tu^I ni
nommen »erben. S)agegen mad^te mar
beiben ©eiten mit bem ©ebanfen Dertrout,
eine Kircumfcription ber ©iöcefen unb J
ber ©istpmer Dorjunel^men. SRömifd^er
baS Anerbieten am ©d^tug ber Esposizi«
Dor. 3n ber 9lote ßonfalDi^S Dom 2
tember beg». in einer Veilage bagu »irb
bereits nä^er pröciprt. Am 8. Dctober ^
©efanbten beim ^apfte i^re Abfd^iebi
92un galt eS, in S)eutfd^tanb )u bem Ai
Stellung ju nel^men. S)ie Qfranffurter 6
trat 3u biefem Vel^ufe am 22. SRörj 182
gufammen unb tagte bis jum 24. 3anu(
S)ie Sircumfcription »urbe angenommen,
berfelben erforberlid^e ftatiftifd^e SWateria
melt unb bie »eiteren not]^»enbigen Vetc
gepflogen, gür baS grjbistl^um »urbe,
mifd^cn Vorfd^Iag entfpred^enb, alsbalb (
©i^ in AuSfid^t genommen. 2)aS»eitereAn
cDentucII ejemte ViSt^ümer einjurid^ter
nid^t. ÜKan nal^m an unb l^offte, eine
proDiuj mit einem ©r^bistl^um »erbe SRoi
über felbftänbiger fein als ejemte Sifd^öf
fo balb aber fonnte man ftd^ barüber eini^
d^er ©taut bie SBürbe erl^alten follte. l
^^^0/ §effen»®armftabt unb Saben !(
Vorfd^lag ober erhoben Anfprüd&e. 93al
inbeffen, ba eS unter ben betreff enben
»eitauS bie meiften Äatl^olüen jäl^Ite, l
baDon. gS l^atte biSl^er fietS SRaftatt für
beS SanbeSbifd^ofS in AuSfid^t genomm^
7. 3uli »urbe ftatt biefer ©tabt greib
gefegt, unb fo fam aud^ baS grjbiSt^ui
Sugleid^ »urbe bie Ausarbeitung beS im
Dom 7. Dctober 1818 befd^loffenen orj
©taatSgefe^cS in bie §anb genommen ui
bie Umgeftaltung ber alten ©runbbeftin
in bie fpötcr fogcnannteffird^enpragmatif b
Kbenf 0 »urbe ein QfunbationSinftrument f e
»eld^eS bie »id^tigften Seftimmungen ber
pragmati! aufnehmen unb als ©runbgefej
treff enben ©tif tungen ben Vif d^öf en unb S
tcln bei i^rer @infe^ung ouf gelegt »erben f c
@nt»ürfe für bie beiben Verorbnungen
laffe »urben in ber 88. unb 89. ©i^ung ti
S)ic grflörung ber Regierungen ging ii
i 1821 mdj Mom ab, unb am 16. Augu
! bie ßiraimfcriptionSbutte Provida so!
601
Oberrl^einijd^e ffird^enproütn^.
602
erlajftn. Sarin »erben baS iBtStl^um ffonftang
nnb bie esemte ^ropftei SOmaitgen fu))primirt,
Die Siät^umer ÜRainj unb tjfulba neu unigrengt
Die SiSt^mer Siottenturg, fiintburg unb §ret=
bürg neu errichtet unb oQe fünf p einer ober*
rbeinij(^ JKrd^enproDiu} mit ber 3Rtttopolt
gfrciburg {ufammengefa^t. 3)a3 ßr^bistl^um f oQte
UA @rog^ogt]^um Saben unb bie gfütften«
t^öaer^ol^n^IIem-^ed^ingen unb ^ol^en^oUem«
Slgottnngen umfaffen, boS 93i§tl^um iDiainj ba§
So^ogt^um Reffen, boS 93i§t^um 9iotten>
bnri) baS ^önigreic^ SBürtemberg. ba§ SiStl^um
äiniurg bad ^erjogtl^um ^tafjau unb bie freie
Stobt ^ranffurt, baS SiStl^um gfulbo baS Jhtr»
fDxjtaitljum Reffen unb bie neun Pfarreien im
SnBierpgt^um @ad^fen-SBeimar, bie fd^on bi§»
Ina iu i^m gehört ^tten, nad^ einer ^norbnung
$isä'IX. t)om Saläre 1857 au« bie übrigen Ra'
tiolifm biefeS Staates. 2)ie 2)omcapitel foUten
je mi einem 2)ecanat unb einer Beftimmtcn tSn«
}fiii oon Sononicaten (^reiburg, Slottenburg unb
ütaini je 6, ßimburgö, gfulba 4) beilegen, ^lu^er»
boB {oSte an ben 3)omfird^en eine entfpred^enbe
^ Don $röbenben ober SBicarien eingerichtet
MÄm. 3)eS »eitern »urben ]^au))tföd^Iid^ bie
Sinfimfte ber SixxfS^tn geregelt unb bie ß^ecution
bei 9uQe bcm Sif d^of oon ßoara unb ©eneral*
im Don (SOnxmgen bes». Siottenburg, 3. IB. oon
tdlei, übertragen. ^IS Unterl^önbler »erben
intfter ben Staaten^ beren 3:erritorien ben Sereid^
beritirc^rooins bilben foüten, aud^ noc^ bie
oben in stoeiter Sinie er»öbnten genannt; biefelben
mtm aber in ber 93uIIe nic^t »eiter berüor. @ie
(Qtten fid^ fd^on an ben le^en Verätzungen nur
ta allgemeinen betl^eiligt, ol^ne 5U beftimmten
&nji4Ii«pngen für eine Drbnung ber !ird)Iid^en
Sai)dltnij]e il^rer fat^olifd^en Semol^ner gu !om>
ira. 5om gfrübial^r 1822 an fd^ieben fie gänj«
U Don ben SSer^anblungen au§.
tu bie Vertreter ber ©toatcn am 16. Dctober
lö21 loieber ^u Seratl^ungcn in Sfronffurt ju*
iionnentraten^ »urbe g»ar bcmerft, ba^ bie SuHe
&er8n|fQf|ung unb ben aBünfd^en ber SRegienmgen
ni(^ DöQig entfpred^e. S)oci^ erflörte man fie im
Sfflqen für befriebigenb unb befd^Iop il^re 5ln«
3ötnie. Sejüglid^ ber anberen Seftimmungen
^6te man ein SRittel ju il^rer 93efeitigung in
^an $(acet gu ^aben , ba popftlid^e SuQen nur
tafofem gejelHd^e ®eltung l^oben foUten, oI§ fic
iie toibes^Iid^e ©anction erl^alten »ürbcn. ® em-
bflnöl foflte im erften ?lrtifel be§ @taat§Oertrages
Snagt loerben, bafe bie SuIIe bie Se»illigung unb
Scnction ber oereinigten ©taatcn infofem erhalte,
dS bie fad^Iid^en unb 5um Son5ug bienenben 99e=
äinrarangen berfelben mit ben bicSfeitigcn ?(n=
tragen übereinftimmten. ®ie SSermal^rung mag
iier, foiem bie IBuKe auf Scr^anblungcn mit ben
Staaten ^in erlaffen »urbe, im ungemeinen ni(^t
p beonftonben fein, ^ber e3 l^anbelte fid^ sugleid^
zzm Se^immung beS Sin}elnen. 3ubem gaben bie
Ses^enmgen aud^ bem $Iacet eine gan3 ungebül^r«
lid^e 9lu§be§nung, inbem biejer Jeber5eit »iber-
ruflid^en ©enel^migung nid^t nur fömmtlid^e t)on
jfird^enbel^örben auSgebenben iBerorbnungen an
©eiftlid^feit unb SHbcefanen, „burd^ »el^e bie-
felben lu et»a§ t)erbunben »erben foKen", fonbem
aud^ frühere pöpftlid^e ^norbnungen unterliegen
foQten, fobalb baDon ©ebraud^ gemad^t »erben
»ürbe. 9(m 27. ©ecember 1821 ging bie grflärung
nad^ 9tom ab, man gcbenfe unDerjüglic^ ^ur 93e>
fe^ung ber bifd^öflid^en @täble ju f (freiten; l^er«
nad^ fönne ber apoftolifd^e Stul^I bie »eiteren
nötl^igen Sinrid^tungen, über »eld^e man über-
eingefommen fei, mit ben Sifd^öfen treffen. ®ie
Stegierungen tl^aten aud^ alsbalb @d^ritte, um bie
93i§t!^um§canbibaten au§5u»ö]^Ien, »eld^e fie bem
^opfte Dorfc^kgen »ollten. S3abcn befignirte ben
^rofeffor SBanfer in greiburg, SBürtemberg ben
$rofefjor ©re? in 2:übingen, Simburg ben ®ecan
Sranb in SBciSürd^en, §effen»®armftabt ben
® oml^erm öon SQ3rcben. 2)od^ nal^m f d^on bief e än-
gelegenl^eit einige 3^it in Slufprud^. 92od^ größere
Scrjögcrung oerurfad^te bie ^altung ffurbeffenS.
S)a§felbe ratificirte erft am linfang beS 3ol^re8
1823 ben iStaatSDertrag, »eld^er in ber legten
Sonferen5 feine befinitioe Sf^ffung erl^alten l^atte
unb burd^ bie Vertreter ber anberen Regierungen
am 8. gebruar 1822 untergeid^net »orben »ar.
ßinige Seit fpäter enblid^ befignirte eS ben ©tabt-
Pfarrer Sieger oon Saffel alS SBiStl^umScanbibaten.
Salb nad^ bem biefeS gefc^el^en »ar, um bie SJtitte
aJlärj 1828, traf in Stuttgart eine Dom Kar»
binalftaatSfecretär ßonfaloi am 27. Qfebruar an
ben »ürtcmbergifd^en ©efd^äftSträgcr in SRom, Se«
gationSratl^ öon ftöUe, gerid^tete 9lote ein, in
»eld^er me^rfod^ über bie SRegierungen geflagt »ar :
bo^ fte bie iBuUe nod^ nid^t ausgeführt ptten; bog
na^ eingegangenen 5Ro^rid^ten bie SiStl^umS*
canbibüten mittels Slbftimmung ber fatl^olifd^en
®eiftlid)feit ge»äblt »orben feien, ba bod^ biefer
»ebcr ein SOßol^lred^t, nod) ben üJcgierungen, »ie
man nad^ jenem S3erfal|ren annel^mcn fönnte, ein
9Jominatiou§red)t öerliel^en »orben fei; ha^ bie
Scfignirten auf bie fogen. ffird^cnpragmatif unb
bamit auf fünfte oerpflid^tet »orben feien, locld^e
mit ber Q^reibcit ber ftird^e unb ben !ird)lid^en
©runbprincipien in SBiberfprud^ ftönben unb bem«
gcmö^ in ber Esposizione au§brüdlid^ oermorfen
»orben feien. Sm ©d^lu^ »urbe bemcrft, ba|
ba§ Scrfa^ren bem ^apfte »eitere SSerl^anblungen
mit ben älegierungen erfd^mere ober unmöglid^
maä^t, unb ba^ er niemanben jum Sifd^of er-
nennen »erbe, ber bie Äird^enpragmati! anerfannt
l^abe. 3n einem beigefügten ^rioatbrief »urben
ferner oon Konfaloi 14 DJ^änner au§ ben Spren-
gein oon TOainj, fiimburg unb grciburg genannt,
an »eld^e bei Sefc^ung ber obcrr]^cinijd|en 33i»
fd^of«ftüble pöpftlidjerjeitS et»a gebadet »erben
!önnc. 2)ieje ßröffnung modjte gro6cn ©inbrud,
namentlid^ in Saben, »eil bort bei bcm Seftanbe
Oon 5»ei SSicariatcn unb bei ben Sd^»icrigifciten,
»eld()e bamal§ bie ^ßerfönlid^fcit bc§ Sfrei^crm oon
G03
Oberr^eintfd^e ffitd^en))toD{n3.
604
aSkRcnbcrg, beS ScitcrS bc8 SicariatcS öon Äon«
ftanj, bereitete, bie Serl^ältnifie berort waren, ba|
eine balbige ©urc^fül^rung ber neuen Drganifation
afö bringenbeS 93ebürfni| erjd^ien. 3Jlan moUte
ober Don bem @Qftem ni^t loffen unb hoffte aud^
bie Kurie jum 6inlen!en beftimmen ju fönnen.
S)iefe l&ielt inbeffen, toie fie nic^t onberS fonnte,
i^rcn ©tanbpunft mit ©ntft^iebentieit aufredet unb
fo brol^te ein 93rud^ ober längerer ©tiUftonb in
bcn Serl^anblungen einzutreten, olS bie größere
MfSbebürftigfeit SSabenS unb baS gingreifen
ueflerreid^S bie Slngelegenl^cit wieber in Slu|
brauten. 3)a ®oben bie ^ilfe beS öfteneid^ifd^en
StaatSfan^IerS angerufen |atte, um ein ^roDifo*
rium gu crl^alten, wie eS SBürtemberg befofe, fo
mal^nte SDlettemid^, man folle bie ^ragmatif fallen
lafjen. Son 5Rom au8 legte man SSaben nal^e, pd^
Don feinen 3?erbünbeten ju trennen ; mit i^m allein
werbe leidet ein ^bfd^Iu| gu eneid^en fein, wie e3
mit Sägern, $reu|en unb §annot)cr gefd^e^en fei.
OTcttemid^ unterftüfete ben Sorfd^lag, unb wenn
Saben, gebunben burd^ ben @taat§t)ertrag Dom
8. f^ebruar 1822, ben Antrag nid^t gan) an«
nehmen tonnte, fo ging e§ aUmöIig bod^ infoweit
auf benfelben ein, ba^ e8 in ©eparatöerl^anblungcn
fid^ einlief, in ber §offnung, auf biefem SBege
ein SRcfuItat ju erzielen, wel(|e8 bann für bie ge»
meinfd^aftlid)en ißerl^anblungen ju Derwertl^en fei.
^ie ißerl^anblungen würben in gel^eimer SBeife
burd^ ben öfteneid^ifd^en @efanbtf(|aft§rat]^ Siitter
öon ©ennotte gcfül^rt. Sie begannen im §erbft
1824. 3)a§ ^bfel^en iBabenS war }unäd^ft nod^
ba§ alte, ©ennottc ftettte neben ber ®itte um S3or»
fd^töge für bie beftnitiDe Orbnung ber angelegen»
^eit fofort ben Antrag, 9iom möge bie ^wei be»
ftel^enben Sicariate aufl^ebcn, proöiforifd^ ein ein»
jigeS mit bem ©ij in fjreiburg errid^ten, mit
fieitung beSjclben bcn SDÜünfterpfaner 93ott be«
trauen, ber in ber legten S^it an ©teile beS in»
jwifd^en öerftorbenencn ^rofefforS SBBanfer für
ben crjbifd^öfltd^en ©tul^l befignirt worben war,
unb benjelben ju biejem SBebufe jum ©rjbifcöof i. p.
ernennen. ®a8 $rot)iforium würbe mit gntfd^ie»
benbeit abgelel^nt. 93aben bötte fid^ mit il^m für
bie näd^fte S^it jufrieben gegeben, unb bie befini-
tiöe Siegelung l^ätte ftd^ nod^ weiter öerjögert.
2)agegen gelang e§, im Uebrigen aUmölig fi^ 5u
öerftänbigen. 3(m 8. S)ecember würben burd^ bie
päpftlid^en SBc^örben öier ^ropoptionen al§ SafiS
ber Serl^anblungen vorgelegt, unb in fünf 9)lo=
naten fam man jum 9lbfd^lu|. SSejüglid^ ber brei
erften 3lrti!el ging ber päpftlid^e ©tul^I auf bie
SGBünfd^e ber Regierung ein ; bejüglid^ be§ öierten
gob SBaben jule|t feine Sebenfen auf. Sie S3er=
cinbarung würbe am 16. 3uni 1825 al§ Ulti»
matum aud^ ben terbünbeten SRegierungen juge»
fd^idft- nur war fie in fed^S 9lrtifel getl^eilt, inbem
ber erfte in brei jerlegt würbe, unb i^aik Slenbc«
rungen crfaljrcn, bie ftd^ baburd^ ergaben, bafe ber
5unäd^ft für Saben aflein bercd^nete ßntwurf nun
nuf bie ganje ^roöinj auSgebel^nt werben mufete.
93aben befürwortete bei ben SSerbunbeten bie Sn*
nal^me, aKein aKe lel^nten cib. 2)en ^Qu)rtan{io|
bilbeten ber ju geringe Sinflu^, ber mit SSewUK«
gung bed fogen. irif^en Skto'S ben Stegtenmgen
auf bie iBifd^ofSwal^Ien eingeröumt )u fein fd^,
unb ba§ für ben 93ifd^of in SlnfprudQ genommew
SRed^t feine SDiöcefe nad^ ben canones nunc Ti-
gentes )u regieren. ^nbererfeitS aber erOfirti
man fid^ }u ißerl^anblungen bereit. 2)emgemA|
trat am 4. f^ebruar 1826 in ^tmtfnit txAAtx
eine Sionfereng gufammen. SBärtemberg verlangte,
um nid^t allenfaOS eine persona minus grata
annel^men }u muffen, für ben erften $unft (bie
Sifd^ofdwalO ein unbebingteS 93eto, unb bie aa*
beren Stegierungen flimmten bei. %iä) bie weti^
ren fünfte würben me^r ober weniger beanßanbei
2)od^ erflärte man fid^ bereits in einer t)ertnm-
lid^en Sefpred^ung am 30. ^pril für einf ad^ 9n-
na|me ber ^rtüel 2—4, unb aud^ bie beÜ)en
weiteren woHte man annehmen, j[ebod^ unter SBd^
rung ber lanbeSl^errlid^en Siedete. Ser ^SxÜM 5
befagt, ba| bie erforberlid^e St^al^I Don Slerihm
nad^ ben 3)ecreten bed £onciIS Don Sirient in
©eminarien ergogen werben folle; ber Srtilel 6,
ba| ber Serfel^r mit bem l^igen ©tul^Ie in lird^
litten ^ngelegenl^eiten frei fein unb bem Sr)Bifd^of
unb ben iBi[(^öfen in il^ren ©prengeln bie Dofie
Ausübung ber bifd^öflid^n äuridbiction juxta
canones vigentes et praesentem ecdesiae
disciplinam gufommen foHe. fdt^mlid^ ber 91-
fc^ofswal^l wünfd^te man ^u ber iBulfe ein Sreoe,
baS ben ©taaten ein öl^nli^ed ißeto fidlere, wie eS
$reu|en ^u Sl^eil geworben war.
iBaben l^atte nun, ba eS für ftd^ mit bem Ulti-
matum fid^ einDerftanben erflört l^atte, baSfelbe aber
bei ben ^erbünbeten nid^t einfad^ burd^fe|en tonnte,
in 9lom weitere ©d^ritte }u tl^un. 2)aS gewünfdSfte
iBreDe würbe bafelbft am 11. 3uli jugefagt. 9e-
SÜglid^ ber übrigen ©d^wierigfeiten würbe ber
^Öffnung ^uSbrudC gegeben, 9lom werbe ftd^ mit
il^nen sured^tfinben fönnen. S)ie Regierungen
legten in i^rer 5Wote Dom 4./7. ©eptember, mit ber
fte ibre Srflärung über ba§ Ultimatum abgaben.
Der ß^urie nabe, ba| bie beiben legten 9rti!el in
berSuIIe übergangen werben Knuten: ber eine,
weil ©eminarien burd^ i^re Qfreigebigleit bereits
botirt feien ; ber anbere, weil fie über feine SHd^t«
julaffung ftd^ fd^on früber geöugert l^ötten ind)
ber l^eilige ©tul^l fid^ mit ber iBerfid^erung |u»
friebengeben fönne, bie fte bamald be^ugßd^ber
Sorrefponbeng mit bem römifd^en ^ofe ab>
gegeben l^ätten; aubemfaHS, wenn ber l^eilige
©tul^l bie 5lrtifel aufjunebmen fid^ genötl^igt feben
werbe, müßten fie bejüglid^ berfelben il^re unDer*
äu|erlid^en ©ouDerönitötSred^te wahren. Soben
batte überbiel am 8. 3uli 1826 bie SSerftd^mng
gegeben, e§ fei ibm gelungen, „bie übrigen ^5fe
5U bem @ntfd)lu^ ^u bringen, fid^ nid^t mebr auf
bie in ber fogcn. ifird^enpragmatif entgoltenen
! ©runbfö^e ju berufen unb il^re Suftininiung jur
! bud^ftöblid^en ^ufnal^me be3 Ultimatums in bie
m
06err]^etn\f^e ffitd^enproüins.
606
CzifänjimgSddle unb ju beten ^ubUcation ju er»
tteUen'. 2)fT Sarbtnal beQa @omagIia bemerfte
pKrfeitS mit atüdftd^t auf bie fraglid^en fünfte,
ber ^ige Stu^I fti meit entfernt bie legitimen
JlN^bergfürfienonjutaften. Snäiommu^teman
tinnad^ ju bem @d^Iu| fommen, bie beiben 9lr«
tifd tDurben angenommen unb bie Snnal^me nur
Bit einer SenDo^tung }u ®unften ber mirHici^en
SomerönitätSrec^te ober gegen etmoige fird^Itd^e
MrvsdWt in bo8 ®ebiet be§ ©taoted begleitet
wdm. ^e fünfte tourben bemgemn| in ber Sr»
göqimg^bulle Ad dominici gregis custodiam
(mfgenommen , bie am 11. ^pril 1827 erfd^ien.
tai Sertrauen XomS nmrbe aber getöufd^t. 3)ie
Agenten glaubten gegenüber ber fottjolif d^en flird^e
rät Q^Ii(|e3 9le<^t }u ^aben^ wie fte eS oI§ 2an'
bc§Mj((|öfe gegenüber ber proteftantifd^en flird^e
ausgeübt ^tten, unb bementj))red^enb faxten fie
i^ @ouDeranitdt§red^te auf. ^ie Sonferen^,
aiel^eam 11. unb 12.9uguftint$frantfurt tagte,
nitnpg ben €taatSDertrag Dom 8. ^ebr. 1 822 unb
ktne Mben Seilagen, baS gfunbationSinftrument
iotb bie (anbeS^errlid^e SSerorbnung, benjenigen
ülobijicationen, U)eld^e burd^ ben ®ang ber legten
Ser^htnAen not^nienbig geworben waren, unb
bd^Iog, b6%^i)d^öfenunb$omcapiteIn bei il^rer
[ bief e beiben ^ctenftüdfe ju übergeben unb
i» Quf biefelben ju berpflid^ten ; bie $ubIication aber
f'o&te erfl eintreten, wenn jammtlid^e iBifd^ofSpl^te
Vtfi feien. Sie Slaufel Denätl^, ba^ bie Stegie*
nngen bie SouoeranitatSred^te anberS auffaßten,
oIS efi Som ifyxi unb nad^ ben legten SSerl^anblungen
pi tinn oDen ®runb l^atte. 3n ber Sonferen^ Dom
S.Cctober 1827 ttmrbe auf ®runb ber injwifd^en
Pen ben Regierungen eingelaufenen Snftructionen
NS$rrtofott Dom 11. unb 12. ^uguft mit ben bc=
antiQgtm SRobificationen be§ @taat3k)ertragc§ ra»
nncirt 3)ie toidjtigfte Seftimmung bc§ ^rotofofla
teijft bie ^nna^me ber beiben Süllen. Siejelbeu
'?Ilten nid^t unbebingt angenommen »erben, fon»
ta nur infomeit, als fie ;,bie SSilbung ber ober«
fW^en IKrd^enproöinä, bie Segren^ung, 9tu§=
fbtnmg unb Sinrid^tung ber ba^ugel^örigen fünf
Si^t^ümer mit il^ren ©omcapiteln, fomie bie 93e*
»ehmg ber erjbifd^öflid^en unb bift^öflic^en ©tü^Ic
aJb ber bomftiftifd^en $räbcnben jum ®egen«
Tonbe boben", unb „ol^ne bag au§ benfclbcn auf
irgenb eine SBeife ttma§i abgeleitet werben fönnte,
|m3 ben fürftlid^en §o^eit§rcd^ten fd^aben ober
iimen (Eintrag t^un möd^te, ober ben 2anbe§gefekn
sttb 9legterung§oerorbnungen, ben er^bifd^öflid^en
anb bifd^öflid^en SRed^ten ober ben SRcd^tcn ber eoan«
fliiiften 6'onfeffion unb Äird^c entgegen wäre",
^ie Sublication ber Sutten fonb bann in oier
Staaten nod^ im Saufe be§ 5Wonat§ Cctober ftatt,
Ä^enb fie in ffurbefjen erj! am 31. ^uguft 1829
erfolgte, unb an fie fd^Iop ftd^ bie 33efeJ«ng ber
9iK^of§{lu^(e an. Soll würbe am 27. October
ftan Srjbifd^of geweift unb intfjroniftrt. Sranb
mibe f4on am 21. Cctober geweift, fonnte ieboc^
ffhien (Sinjug in Simburg erft am 11. Sccember
! l^alten. 5Im 20. aJlai 1828 folgte in Mottenburg
bie Sntl^ronifation beS Sifd^ofS 3. S. oon fteüer,
ber in ber legten 3cit an ©teile ©rei)'8 öorgefc^la-
gen worben war, am 22. September 1829 bie 3n-
t^rcnifation SKiegerS in gfulba, am 12. Januar
1830 bie Surgg in aJlaing. §ier öerjögerte ftd^
bie ^(ngelegenl^eit fo lange, weil ^effen-S^armflabt,
nad^bem ?Rafjau unb ffm^effen il^re alten, früher
Don 9lom oerworfenen Sanbibaten burc^gefe^t
l^atten, nun aud^ feinen Sanbibaten aufredet erl^ielt
unb bei bem ftanbl()aften SBiberfprud^ beS päpft»
lid^en ©tul)le8 erft ber Sob 0. SBrebcnS eine SJer»
ftönbigung möglid^ mad^te. (Sr^oben würbe ie^t
Surg, ber SJertrauenSmann ber babifd^en SRegie«
rung in ben biSl^erigen 93crl|anblungen, ber bei
Srrid^tung be§ Kapitels in g^reiburg jum 2)om"
becan bafelbft ernannt unb jum SGBeil^bifd^of con-
fecrirt worben war.
Sie obenl^ciuifd^e Äirc^enproüinj war fomit
errid^tet, bie Sif^oföftül^le waren befe|t. SJon
einer befriebigenben Örbnung war man aber nod^
jiemlid^ weit entfernt. ®ie Regierungen l^atten
äwar in ber ?lote oom 13./16. September 1824
Rom gegenüber bie Scclaration unb bie ftird^en«
pragmatif für fuSpenbirt erflört, aber fie gaben
bie ©runbfö^e nie auf, oon benen biefe ©d^riftftüde
getragen finb, unb bei bem SBiberfprud^ jwifd^en
benfelben unb ber Serfaffung ber fatl^olif^en flird^e
fonnten ©c^wierigfeiten nid^t ausbleiben. Der
©egenfafe trat fofort bei ber ^ublication ber
SBufien pertjor. Sie Slnnal^me erfolgte mit ber
Qugefül^rten ginfd^ränfung. SBie bie ßlaufel ju
oerftel^en war, ba§ jeigte Sffiürtemberg fofort bei ber
3ntl^ronifation beS Sifd(|ofS o. fleller, inbem ber
anwefenbe TOinifter erflärte, ba^ bie beiben legten
^rtifel ber SrgänjungSbuüe oon ber ©taatSrcgie-
rung nid^t anerfannt feien. Sie ffirflörung war
offenbar wiber bie Rom gegenüber eingegangene
Verpflichtung. SQ8enn fie ouc^ augcnblirflid^ feine
weitere Qfolge l^atte, fo änberte fi(| bie Sage, als
bie Regierungen nad^ Sefe^ung fämmtlid()er 93i=
fdfjofSftü^Ie am 30. Sanuar 1830 bie fog. lanbeS»
bcrrlid^e Serorbnung ober bie „Serorbnung betreff
fenb bie SluSübung beS oerfaffungSmäfeigen ©d^u^«
unb^luffid^tSrcc^teS bc8 Biaait^ über bie fat5oIifd[)c
SanbeSfird^e" oeröffcntlid^ten, nad^bem bieSifd^öfe
bereits bei i^rer Sinfe^ung auf bicjelbc l^ingctoiefcn
unb oerpflid^tet worben waren. Sie Serorbnung
ift im SBefentlid^en nid^tS Ruberes als eine neue
Auflage ber alten f^ranffurter Äird^enpragmatif
mit ben Seränberungen, weld^e burd^ bie fpöteren
Scr^anblungen als not^wenbig fid& ergaben, im
Ucbrigen unb ^um großem ^l^eil wörtlidf) mit ber«
felben übereinftimmenb. Sie ^Infprüc^e, welche
barin erl^oben waren, gingen, wie je^t aügcmein
anerfonnt wirb, entfd^ieben ju weit. Sie bifc^öf«
lid^cn unb päpftlid^en Serorbnungcn würben aüe
bem ftaatli^en $lacet unterworfen (?(rt. 4—5);
firc^lid^e ©treitfad^cn foütcn in feinem galle au^cr*
l)Qlb ber ^rooinj oer^onbelt werben bürfen (10);
nur ber Sifd^of ober SiStliumSDerwefcr follte in
607 0(err]^etni{d^e ffird^enprot^ing. 608
firc^Iid^en Sngeleaenl^etten freien ißerfel^r mit bem Burg tourbe 1844 bie SSergeBung Don 15 ^ar*
Ober]^au))te ber äix^t l^aben, oHe übrigen ®eift« reien bemiEigt. 9Io^ in f^ufto beffamb eine beffen
lid^en ftd^ aber an il^ren f8i]ä)o\ menben ntüffen Orbnung. 2)er fturfürft Don C>effen überlief Den
(19) ; bie fird^Iid^e (Soncur§prü|ung feilte Don einer 93ifd^of bie 93efe^ung ber fßfrünben ; nur l^tte fi^
burd^ bie @tnat§' unb bifd^öfltd^en IBel^örben ge- berf elbe bed iBeirotl^eS bed 3)omca))itett gu bebienen
meinfd^aftlid^ onguorbnenben (Sommiffion Dorge* unb bie lanbeS^errlid^e Suftimmung auf bem SBege
nommen werben (29) ; ba§ fotl^oUf d^e ftird^enDer- ber Dorl^ergel&enben SKittl^eilung an bie Stegienmg
m5gen fönte unter SnitQufftd^tbeSiBifd^ofS in feiner eingul^olen. Slel^nlid^ n}ar eS in anberen Singen.
SoÜftönbigfeit erl^alten toerben, bie ißertooltung UebrigenS tritt bie Jfird^enproDingaldfold^ in Den
ober bent @taate jufommen u. f. to. @^ erl^oben erften So^el^nten il^reS iBeftonbeS nid^t befonbetfl
ftd^ bol^er baß) ga^Ireid^e Sinfprüd^e. 2)er pötjft» l^erDor. S)ie einzelnen SHöcefen unb Staaten ban>
lid^e @tu]^I f ül^rte j^lage in bem Sreoe Pervenerat betten mel^r für ftd^, benn afö ©lieber eineS gr5|em
Dom 30. 3uni 1830 unb forberte bie 93ifd^öfe ber ©angen. 2)emgemö|ift in biefer^innd^tn)ieaudj
^oDing auf, bei i^ren Siegierungen gegen bie ißer» be^üglid^ ber nähern (Sinrid^tung ber 2)iöcefen anj
orbnung SSorftettungen ju erl^eben. S)cr Slufforbe» bie ben einzelnen 95i§tpmem getoibmeten SdiW
rung D}urbe inbe| nur menig entfprod^en. S)er iBi« gu Dertoeifen. 3u einem gemeinfamen Sorgel^
fd^of IBurg Don SRain^ mar an ben SSerl^anblungen lam e§ erft nad^i bem SemegungSjal^r 1848.
ber Staaten )u fel^r betl^eiligt, al§ ba| Don il^m Suf ßinlabung be§ Srgbifd^ofd Don RNn trat
eine energifd^eSinfprad^eguermarten mar. 2)iean' am 21. October 1848 ber ©efammtepifcopat Don
bereu 99ifd(|bfe l^atten biefelbe ©eftnnung ober fte 3)eutfd^Ianb gu einer Seratl^ung in Sßürgburg gu«
fd^euten ein fröftigeS auftreten als un5eitgemö|.3)er fammen, unb e§ mürben in einer 2)en!fd^rift bie
fjrcil^eitsbrang, meld^er in ber beulf d^en ftird^e in fjorberungcn bejeid^net, meldte bie ffird^e gu jietten
ber gmeiten ^ölfte be§ legten Sal^r^unbertS l^erDor« l^atte. 9iad^bem bann in ber 3toifd^engeit ber Scg*
getreten mar, mar nod^ nid^t erlofd^^n; man moUte btfd^of Don ^^eiburg bereits bei ber babifd^en 9b>
bem Ißapfte gegenüber unabhängiger merben, unb gierung, freiließ Dergeblid^, für bie JHrd^e bie il^
ba bie SKegierungen in biefer S^id^tung Unterftü^ung gufommenben SRed^te gurücfoerlangt l^tte, Derfam-
gemöl^rten, fonnteman glauben, aud^ meitergel^enbe melten ftd^ im ÜRarg 1851 bie iBifd^öfe ber oba>
Qforberungen bcrfclben fid^ gefallen laffen gu foHcn. rl^einifd(ien flird^enproDing in Qfreiburg^ um i^
2)iefe ©e^nnung unb Stimmung bel^errfd^te aud^ Siedete f eftgufteUen. ^l^re ^orberungen gingen nad^
einen großen Xl^eil beg SIeruS, unb bei biefer @ad^» ber 3ufammenfajfung be§ 93ifc^of§ Don 3Raing
läge ift e§ gmeifel^aft, ob bie Siegierungen aföbalb namentlid^ auf Dier fünfte. @ie Derlangten baS
gum ßinlenfen gu beftimmen gemefen mären, aud^ SRed^t: 1. il^re $rieftcr gu ergießen unb frei angu-
menn bieSifd^öfe gumftampfefid^erl^obenl&öttcn. ftcKen unb über ^rieftcr unb ßaicn bie fird&lid^
Jhtrl^effen ftanb aUerbingS infolge ber ftanbl^aften 3)i§ci))Iin gul^anbl^aben; 2. latl^olifd^e @d^ulen ^
Semül^ungen beSlBifd^ofS unb be§ 2)omca))itelS beft^en unb gu enid^ten; 3. ba§ religiöfe Seben
Don gulba in 93älbe Don ben unbiQigften gforbe» gu leiten, namentlid^ aud^ bie gu beffen ^iflege bi^
rungcn ah. SBegüglid^ ber ©cnffd^rif t ber Sifd^öfe nenben Snftitute unb ©enoffenjd^aftcn gu errid^teit
ber $roDing Dom Sa^re 1853 fonnte ber $ifd^of unb gu befi^en; 4. ba§ ber fatl^olifd^en ^rd^e g^
Don gulba erflären, ba| er grofeenttjcilS bereits ](|örigc, burd^ ben meftfälifd^en Qfriebcn unb in
MeS an Siedeten beftk, maS in bcrfelben reclamirt Siei^SbeputationSl^auptfd^Iul auSbrüdRid^ garon«
merbc. Slber e§ ift ftaglid^, ob ba§fclbc SRcfuItat tirte SSermögen aud^ felbft gu Dermalten. S)ie 9fo^
f ofort aud^ anbermärts gu crreid^en mar. 2Bie c§ fid^ bcrungen mürben in einer 3)en!fd^rift ben Sflegie-
ober bamit Derl^altcn mog — bie Scrorbnung blieb rungcn unterbreitet, ©iefe fd^idften im Sfebruoi
beftel^en, unb auf ©runb il^rer ^eftimmungen f omie 1852 (S^ommiffare gu einer gemeinfamen Seratl^ung
be§ ©eifteS, ber fle in'8 fieben gerufen, mürben bie nad^ ff arl§rul}e, unb mätireub l^ier megen mangebi«
©iöcefen ber ^roDing mtijx Don ben ©taatSregie* ber Snflructionen fein 93efd^lufe gu ©taube !an,
rungen als Don i^ren ürd^lid^cn Oberen geleitet. rid)teten bie SBifd^öfe, bie um biefelbe Seit gu einet
©0 mürbe foft allcntl^olben bie93efe^img ber $far* gmeiten SBeratljung in Qf^iburg pd^ etnfanben^ an
reien unb meiteren niebercn ffird^enflcllen als 5DZaje« 10. gebruar ein SDZonitorium an bie Regierungen,
ftätSrcd^t in 9lnfprud^ genommen, unb menn in um Don 5Reuem bie „^bfd^affung eines gang prln-
§eff cn*3)armftabt unb in 9laffau bem 93ifd^of babci cipienl^af t auf geftctttcn ©^ftemS gu Derlangen, bejfen
ein QJorjd^lag eingeräumt mürbe, fo marb in Saben reefle unb conjcquente ^anb^abung ben DoOfifinbi«
unb SBürtemberg burd^ bie l^icr beftel^cnben ftaatS« gen SRuin ber ffird^e in ber $roDing ^erbeifuljren
fird^lid^en SBcl^örben, ben Dberfird^enrat!) unb !a= müfete unb mürbe", ©egen 6nbe beS Sal^reS 1852
t^olifd^en ffird^enratl^, baS Died^t feitcnS ber Siegie
rung Doli geübt. SRur eine Keine Gonceffion mürbe
gemad^t, als gegen baS SSerfal^ren eine emftlid^e
©infprad^e erl^oben mürbe. ®cm grgbifd^of Sgnag
Demeter (1836—1842) mürbe auS bcfonbercr
f d^irften bie JRcgicnmgen il^re SIbgcorbneten miebei
uad& ffarlSrul^c, unb am 5. SJlärg 1853 ging enbfidj
ben S9ifd[)öfen bie 5Intmort aufil^re Dor gmei 3a^ren
crlaffene S)cnffd^rift jü. 3n oerfelbcn maren »ol^l
einige Sugcftänbniffc gemad^t. ®aben unb SBürtem«
©nabc perfönlid^ baS ^räfcntationSrcd^t auf berg mollten ben SanbcSbifd^öfen bie 93efe|ung b«
24 Pfarreien Derliet)en; bem öifd^of Don SRottcn« inben5Dlonaten3uniimbS)ecembergur6rlebiBun{
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Oberrl^einifd^t l}ir$ent>toi)in).
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foRBOibcn Vfrunben fiBcrlaffen. Qn^kiä) Der»
jfml^ pe, bei 9krge6ung fird^Iid^er Stellen burd^
ben 8anbc8(emt boS ®utQd^ten beS Sifd^ofS ein«
^äfkn tmb i^m iebe möglid^e Slüdftd^t angebellten
ß lofftn. Sei ber Prüfung ffir ^ufna^me in
M ^rifperfcminar unb bei ber SoncurSprfifung
mUm bic Regierungen burd^ einen Sommiffor
nb eisen ober {loei Ssominotoren fid^ betl^eiligen,
tq». mit biefem ^nt^txl fid^ begnügen, möl^renb
Uter bie Seitung ber ^fangen in il^rer ^onb
I119. Sei ber Sertoaltung bed ffird^em)ennögen§
»sbeben9if(i(|5fen einelDlitauffnibt betoiEigt unb
fIfssßiSfit Serfidfid^tigung i^rer Sßunf d^e jugefagt
I. f. ID. 3)ie Concef^onen tmttn ober ungenügenb.
Sie Sifd^fe erH&rten ftd^ barüber fof ort, fotto^I
jte fifar fid^ oIS alle gemeinfam, inbent fte ont
6. Oiär) tDieber eine SSerfantmlung in f^reiburg
d^idten unb 5ur nö^em ßrlöuterung unb tiefem
tiißäfm SBegrünbung i^rer Sf^rberungen am
18.3inn eine }iDeite Sentfd^rift abfaßten. Pr
ben goD, bog ber Sefd^eib »ieberum ungenügenb
(ofifdlen f oflte, umren fie überbie^ entf d^Ioffen, je^t
iiatffid^ic^ Doronjugel^. S)ie Slegierungen be-
Mm tmrllid^ bei i^rem ©Qjlem, unb fo fd^ritten
bie Sifc^fe für ftd^ gur 9(u§übung ber ibnen ge»
üitrad)en Sterte. Sen Snfang mad^te ber Srg-
bifiiof Don Sfreiburg. (Er Iie| im £)erb{t 1853 bie
IMfnng gur Sufnol^me in'8 ^ßrie^erfeminor ol^ne
Imitfen^eit eines StegierungScommiffarS abl^alten,
enunnte einen S)om})räbenbQr }um SRitglieb be§
qMf4öfIi4en OrbinoriotS unb befehle eine $far«
m. SHe onbcren Sifd^öfe folgten balb nad^. iflnx
berSifd^of Don ^läba machte eine SluSno^me ; für
iß lag fein f 0 bringenber 9(nIo^ t)or, ba jhirl^eff en
ber ^xfy fd^on frül^er ntel^r entgegengefommen
BioL 3n Soben fönt e§ infolge beffen gu einem
leftidni Sonflict. 2)ie Siegierung tooUte ben be»
Mcnben 3uP<^b magren unb trat ben Slnorb«
Hangen ber gfreiburger Surie entgegen. S)er Sr^»
Uj^of nmrbe unter $oIi}eiaufftc^t gefleUt, bie il^m
gMonten @ei[tltd^en traf Strafe. ^nbererfeit§
mibe über bie 9RitgIieber bed Oberürd^enrat^eS
unb ben mit ber Uebermad^ung bed Srgbifd^ofS be*
o&ftragten Specialcommiffar ber fird^Iid^e 93ann
tni^ngt 3m anfange be§ Sal^reS 1854 mürben
^ftarSer^blungen gu einem friebltd^en^uSgleid^
«ngcfnüpft; biefelben nal^men inbefjen einen fel^r
bngfamen gfortgang. S)er Jtampf bauerte gugteic^
fwt S)er Sigbifd^of nmrbe öom 22.— 31. TOai
1854 in feinem $alai3 fogar aI3 ©efangener be»
^onbelt. 9ud^ in 92affau fam eS ^u einem l^eftigem
3ufmnmenftoB. 2)agegen liegen fid^ Sßürtemberg
nsb^ffen balb in Unterl^nbtungen mit ben IBi«
i^öfen ein. 3®if^^ Stuttgart unb Siottenburg
fam no4 im S)ecember 1853 ein Uebereinfommen
pStanbe. SDa§fetbe erhielt inbeffen nid^t bie @e«
K^gung beS opoftolifc^en Stubled, befjen UrtbetI
<S nnterbreüet mürbe, ma^rfd^einltc^ meniger megen
feines änboIteS, als meil man in 9iom münfdfjte,
bo% bie 9ngelegenbeit gum Sebufe einer feftem
Shgeinng burc^ baS Oberhaupt ber jhrd^e felbft
tbdbnIcxifoiL IX. 2. 9nfL
georbnet mürbe. 3n ber Xl^at mürben nun, mie
t)on 93aben, fo oud^ Don SBürtemberg unb 92affau,.
mit 5Rom SScrbanblungen eingeleitet. 3m 3. 1855
mürbe ben @efanbten ber brei Staaten burd^ ben
pöpfUid^en Stu^I eine 9lote als SafiS für eine ab-
)uf d^Itelenbe SonDention übeneid^t. 3tn f^rü^iabr
1857 famen gunöd^ft bie SSerbanblungen mit SBür-
temberg 5um Slbfd^Iug. 2)ie6on))entionSbuneCum
in sublimi erfd^ien bann am 22. 3uli 1857. S)ie
SSerbanblungen mit 93aben aber }ogen ftd^ nod^
über ein 3abr l()inauS. 2)ie fßublication ber SuIIe
Aetemi pastoris, meldte bie SonDention mit bem
®ro|btraog entl^ölt, erfolgte am 19. October 1859.
9iod^ löngere Seit nal^m bie Angelegenheit im britten
Qtaai in Slnfprud^. Kaffau fnüpfte neben ben S3er-
l^anblungen mit 9iom balb aud^ fold^e mit bem
Sifd^of Don Simburg an. 9lad^ einiger S^it «^t-
id^ieb eS fid^, Don jenen gang al^ufel^en unb allein
»urd^ SSerl^anblungen mit bem 93ifd^of eine ißer«
ftänbigung gu erftreben. Am 2. 3)ecember 1857
legte ber Sifd^of ju biefem Se^ufe feine ^ßropofl-
tionen Dor. Sin ißergleid^ mürbe bei ber ^art«
nödigleit, mit meldtet bie Slegierung Don 92affau
an i^ren alten Anfprütben feft^ielt, erft nacb meb«
reren ^a^nn erhielt. 3)ie bergoglid^e ißerorbnung,
meldte bie SSerböltniffe menigftenSproDiforifd^ regeln
foüte, trägt baS 3)atum Dom 25. SRai 1861. 2)a-
gegen lam gmifd^en bem ©ro^b^^og Don Reffen
unb bem iBifd^of Don SJlain) f^on am 23. Auguft
1 854 eine SonDention jum Abf (blu|. 3)er römif d^e
Stubl mar gmar auS bem oben bereits angefül^rten
©runbe nid^t gang mit berfelben einDerftanben.
3)o(b gelang eS bem SBtfd^of 2B. S. Don Äetteler,
ber fid^ eben bamalS nad^ 9iom begab, burd^ feine
perf önlid)en 93cmübungen, fein SBerf aufredet gu er-
balten, nur mußten einige fünfte gcänbert merben.
S)ie SSerbanblungen barüber mit ber l^effif d^en 5Re«
gierung bauerten bis in ben Sommer 1856.
®ic ermäbnten Vereinbarungen bebaupteten ftd^
inbeffen nid^t lange. 3n ber protcftantifd^en S3e-
Dölfcrung erbob fid^ gegen bie SonDentionen mit
Som fofort ein gemaltigcr Sturm, unb aud^ ein
%^txl ber ff atbolüen befämi)fte biefelben. 3n SSaben
mürbe bie ßouDention burd^ bie Staube bereits
im grübjnbr 1860 Dermorfen unb bie SSerl&ältniffe
ber fatbolifd^en ffird^e fofort auf bem SGBege ber
fianbcSgefe jgebung geregelt. ®aS begügli^e ®efej
erfd)icn am 9.Dctober 1860. Aebnlid^ ging eS in
Söürtemberg, als bie EonDention um biefelbc 3eit
ben Stauben Dorgelegt mürbe. S)aS neue mürtem»
bcrgifd^e flird^engcfe^ mürbe am 30. 3anuar 1862
Deröffentlid^t. gbenfo begannen 1860 in §cffen
ff ömpfe gegen bie Uebercinfunf t ber Regierung mit
bem 93ifi^of . S)icfclbe blieb gmar nodf) einige 3eit
bcftebcn, allein bie ffammer ber Slbgeorbneten fogte
einen Scfd^lug, ber im ®runbe auf Aufl^cbung
lautete. 3)ic ffammer ber Stanbeßbenrcn trat bem«
felben jebod^ nid^t bei. ©bcnfo ging bicfe nid^t auf
bie SSorfd^läge ber gmeiten ffammer ein, als bie
Regierung, um bie 93emegung niebergu^alten, im
3. 1863 ben Stänben, obne übrigens bie ßon«
20
611
Obettpr.
61S
Dention aufjugcBcn, einen mit bem Bobifd^en
ftird^engefe^ jum Sl^cil übereinfKmmenben ®e»
ieJcSentwurf öoricgen Iie|. S)a aber bie unfein»
mngen fortbauerten unb bie Sonoention aud^ gu
tt)eitergcbenben angriffen auf bie Regierung benufet
timrbe, fo leiftete ber Sifd^of im 3. 1866 jule|t
fclbft auf fie 35enid^t. 2Bie bie öerfd^iebenen Son»
t)entionen unb jnrd^engefe|e geigen, gingen bie
einzelnen Staaten unb ^iöcefen ber ^roDing nad^
ben gemeinfamen SSer^anblungen am Anfang ber
fünfziger Saläre balb mieber i^re eigenen äBege.
2)ie nömlid^e Srfd^einung »eist bie Sfolgegeit auf.
Sie ©efd^i^te ber ^roötnj ift fo öon ber Seit i^rer
Sonftituirung an Dortt)iegenb eine ©efd^id^te ber
©iöcefen, bej». ber Staaten, ju bencn biefe ge«
]^5ren. Somit ift l^ier nur nod^ SBeniged ju be*
merfen. 3n SBürtembcrg würben bie fird^Iid^en
ißerl^öltniff e burd^ baS genannte @efe^ inf omeit ge«
orbnet, ba^ fortan im Mgemeinentjfriebe l^errfd^te,
wenn aud^ ber ablel^nenbe SBefd^eib an ben 99tf(|of
Don Stottenburg auf beffen mieberl^olte 93ttte um
3ulaffung oon ÜRännerorben bei ben jfatbolifen
gule|t eine gemi^e 99etoegung ]^ert)orrief. Sßeniger
frieblid^ aber geftalteten fid^ bie 2)inge in 93aben.
Ss mar inSbefonbere ba§ Sd^ulgefe^ oom 29. 3uli
1864,burd^n)eld^edbie9eiie]^ungen}n)ifd^en@taat
unb Jhrd^e emp^nblid^ getrübt mürben. 91I§ ber
erjbifd^of §ermann öon Sicari 1868 ftarb, trat
eine 14j[ö]^rige ißacang beS ergbifd^dflic^en Stul^IeS
ein. 3)ie ißermaltung ber 2)iöcefe mürbe möl^renb
biefer 3(it burd^ ben Sapitularüicar unb SSJei^«
bifd^of Sotl^ar Don ffübel gefül^rt, unb erft nad^
beffen Sob (1881) mürbe eine SSerftänbigung über
bie 93efe|ung be§ Stul^Ied ergielt. Srmöl^It mürbe
1882 Sol^ann Saptift Drbin, ber Slad^folger
ffübefö als SopituIarDicar unb 2)ombecan, unb
als berfelbe 1886 fiarb, folgte ber Sift^of Sol^ann
ßl^rifiian SRooS öon Simburg. SefonberS fd^Iimm
geftalteten fid^ bie SSerl^ältniffe in bem l^ol^cnäolleri«
fd^en Sntl^cil ber ©rjbiöcefe, fomie in ben brei
nörblid^cn SiStpmem ber ^rotinj in ben fiebcn«
jiger Salären. 3)ic ©iöcefen Qfulba unb Simburg
fielen mit ben Staaten fturl^effcn, ^Raffauunbgranf«
fürt burd^ ben fitieg be§ 3a^re§ 1866 ^reufeen an-
^eim. ®iebeiben dürften Don ^ol^cnjollem maren
burd^ bie Unruhen be§ 3a]^re§ 1848 Deranla^t
morben, il^re fiänber ber ffrone ^reufeen gu über-
geben, ber gürft öon Sigmaringen fd^on 1848,
ber Don §e^ingen 1849. Unter biefen Umftän-
ben maren bie ürc^enfeinblid^en ®efe^, meldte in
^reufeen nad^ bem beutfd^^franjöfifd^cn ftrieg 1 870
erlaffen mürben, aud^ in jenen ©prengeln mirffam.
gbenfo !am eS in ber Diöcefe SWainj ju einer
l^eftigen SSefeinbung ber ftird^e, ba Reffen, baS
SSerfabren be§ ®ro|ftaate8 na(|a]^menb, 1875 ein
äl^nlid^eS ®efej erliefe, ©er „Kulturfampf" bielt
eine Sril^e Don Salären an. 3n ^reufeen mürben
bie betreff enben ®efe^e erft Dom 3obre 1880 an
ollmälig gemilbert ober jurüdfgenommen. 3n Reffen
mürbe baS ©efcj Dom 3abte 1875 im 3. 1887
aufgcl^oben. (Sgl. 6. SMünd^, SoHfi. Sammlung
aller älteren unb neueren ßoncorbate, 2 99be., 2d)i|
1830 — 1831 \J)\tt ftnb aufeet ben grunblegenba
SSuIlenabgebrudft: bieffird^en))ragmotif,baSSfnnp
bation§inftrument, bie ©runb^fige einet Smbip
barung über bie ißerl^altniffe ber fatl^ol. ftird^ \n
beutfd^ SunbeSftaaten, bie Esposizione da
Sentimenti di Sua Santitä in beutfd^ Ueta^
f e^ung u. 31.] ; 3. Songner, S)arf}dlmig ber Stcd^
Derbältniffe ber Sifd^öfe in ber oberrl^. ffM^
proDing, Tübingen 1840; S)erf., Seitrftge i»
®efc^i^te ber obenl^einifd^ ffird^entnroDiit}, dh.
1863 :^. Srfldt, S)ie obcrr^. StrxfyxtptotAa^ mm
i^rer ©rünbung big }ur @egenmart, Slaittg 1868
[^nl^ang : S)eclaration b. Derbünbeten 9kgicnni0ai
an ben apoftolifd^enStul^l; baS babifd^ ftird^
gefe| Dom ^a^xt 1860, bad müriembergifd^ DM
3. 1862 unb anbere ^ctenfiüdte] ; S)erf., <Be^
ber latl^olif d^en ftird^e in 3)eutf d^lonb im 19. 3a|x)i
bunbertn, aJlaing 1889, 102—135.211—240;
O. SReier, 3ur @efd^id^te ber römifd^beutf^cn
Srage I-m, 1, »oftodt 1871—1874; m, 2,
grciburg 1885.) [D. gfrnif.]
dtert^är, ^tani, 2$eologe, geb. gu aBto
bürg am 6. 9ugufi 1745, gefi ebenba 30. Sug^l
1831, Derbanite ber ®unfl bed gfürfibifd^ofS S. %.
Don SeinSl^eim bie ÜRdglid^IeU einer umfaf^
ben ©eifteSbilbung. Seit 1769 ^rieftet, Sn^mg
1771 Jtaplan im 3uliu8f))ital, Dier aRcmate ffidter
}u l^dl^erer SuSbilbung nad^ 9bm gefd^dt, mAt
er fofort nad^ feiner Stüdßel^r, im 3uli 1778,
SSicariatS- unb Sonftfiorialratl^ unb im SloDenAer
beSfelben 3abted ^rofeffor ber Dogmatil on ber
UniDerfltät SBüraburg. ©er folgenbe fJOrfttifd^f,
gfr. S. Don Sril^al, ernannte il^n 1780 gum ©w
rector ber fömmtlid^en Stabtfd^ulen unb 1782
}um 3Birfli(|en ® eiftlid^en SKatl^, fud^te i^ aber, ba
er ftetg mel^r in ben 9htf ber 92eologie genetl^ unb
obnel^in ber Sel^rgabe entbel^rie, burd^ el^renDiÄe
iBef örberung gum $räfibenten bed neu gegrihtbeim
^rmeninftitutg Don feiner Se^rfteQe gu entfernen.
Obertl^ür bebauptete ftd^ j[ebod^ in fetner Stdlmig
an ber UniDerfttöt tro| ber mad^fenben aRife^tm-
mung biefe§ mie bed folgenben f^ürftbifd^ofeS, Mi
nad^ ber äefi|ergreifung SBürgburgg bur^ SoQmi
bei ber Umgestaltung ber UniDerfttöt tl^ bie ffite»
beranfteHung Derfagt mürbe. S)urd^ lebl^fte 9e-
fd^merben in SJlünd^en gelangte er inbe^ 1805
mieber gur $rofef[ur, erl^ielt fid^ in berfelben aitd(
unter ber ^errfd^aft bed ®ro|]^er)og8 Don Xo8*
cana, mu^te aber 1809 gurüdfäreten unb eine ^ßen^
fion annehmen. iBei ber 9teuerrid^tung bei SBfiq«
burger 3)omcapttel8 erl^ielt er 1821 Don 9Ras L
ein Sanonicat unter iBelaffung feiner ^rofefforen*
penfton unb mürbe Dom (Kapitel gum Canonicns
theologtis gemäl^lt. Seit 1809 lebte er eingig
fd^riftfteKerifd^en unb bunumitären Sefhebungen,
fomie einem febr auigebebnten, burd^ Briefe trab
Siunbreifen unterbaltenen freunbfd^aftltd^en 93ei>
febre mit 9lotabilitäten ber Derfd^iebenften fht,
namentlid^ 92orbbeutfd^en unb $rotefianten. 2)if
öuBerfie ©enügfamfeit in Segug auf feine Sebenfi«
m
Obloten — Dblaten-Konöreöotlonen.
614
Mörfniffe mndglid^ ifyn bie 9(uSübung um*
jinfober ffio^^öHgreit ; namentlid^ armer @tU'
Mm, Simjlbottn unb ^anbioerf er nal^m er ftd^
wt p|er SRilbc an. 9ud^ baS nod^ immer an*
f^nlüie Sennögett, bad er ^interlie|, beftimmte
ec für tDO^tt^ge Smedte. Surd^ Anregung mel^
mcr imjfli^cn änftttute, tbit ber nod^ je^t be-
Menben SefegefeSf^aft ^^armonte" unb bed
.9ol9te4mfi^ SSereinS" (für SBilbung beS ®e-
0R6e>imb^onbiDerfer{!anbeS), emmrb er Rd^ aud^
foBJt mn feine SSaterjiabt SSerbienfte. Sin ber
Siffraf^aft geleifteter 2)ienft ift bie t)on i^m t^er-
oBfialtete ^nblid^ 9u8gobe ber polemifd^en Säter*
Doie: Opera polemica SS. PP. de veritate reli-
gkniB christianae contra Gentiles et Judaeos
iB34Sänben (SBür^b. 1777— 1 794). meift nad^
bcB Ibmriner SuSgaben gebrudK unb oft mit um*
faigRi4enSinIeitungenterfe]^en.9(ud^beranftaItete
ereiiieSudgabebed3ofep]^uSSfIaDiu8(Seip3. 1782
M 1785, 3 Sbe.) ; bie Siterörgefd^id^te bief eS «uc-
tnf bearbeitete er für bie ^omburger 92euau8gabe
her Bibliotheca Oraeca bed SfabriciuS. Sbenf o
Kneb er bie Sorreben ^u ben gried'f d^en 3ofep^u8-
ntef^mtgen; ber t)on il^m borbereitete unb an«
gefnnbigte Sommentar gu 3ofe))]^8 ifi Jebod^ nid^t
tMpmiL ^ttntt toax er für bie $flege frön«
fiM^ imb SBürjburger ®efd^d^te unb topograpl^ie
48tig; er oerfa^te 99iogra))]^ien mel^rerer SBürg«
targer $rofefforen, Dor Mem bed „®efd^id^t-
mka ber S^utfd^". SR. 3. ©d^mibt. ber-
hu(te pd^ oud^ in ]^oetifd^ arbeiten unb be«
toA bie (Srfinbung einer 2)i4teralabemie, meiere
riae neue (Epod^ ber frönhfd^en Siteratur an»
hdSfm f ofite ; überhaupt mar er unerf d^öpflid^ in
vnen ^rojecten unb gemeinnü^igen Unteme^«
mmgen. 6in Unglüdt mar e§, ba| btefer bei
äberjlie^er ÜRenfd^enfreunblid^fett entl^uftaftifd^
mbp^ta{li]d^ angelegte SJlann, bem e§ an genau
atatt^nbem fd^arf en Renten nid^t minber gebrad^,
alä an logifdder Orbnung ber @ebanfen, jum
idfm ber 2)ogmati! fid^ berufen glaubte, aud^ für
biejc§9mt beftimmt unb über 30 Saläre barin er-
balten tsurbe. Sei einer an'd ffinblic^e ftreifenben
nderf^dlung feiner eigenen 93ebeutung unb SBe-
gohmg ^te er bis gum Xobe bie Ueberjeugung, in
bn^ogmati! „mirflid^ Spod^e gemad^t ^u l^aben".
Sö^renb fein ^örfaal oielfad^ leer ftanb unb ber
JRongcI an Se^rgabe bei ibm notorifd^ mar, l^telt er
bem §ärflbifd^of Don Srtl^al entgegen, ^.er fül^Ie,
^ba9 Schrämt ber il^m Don ®ott gegebene ^eruf
Hi'. Xuf einen fold^en S^aralter mu^te ber jene
9B&)e 3eit beberrfd^enbe 3ug ber 3luf flörerei unb
Bügtöjen Serfd^mommenbeit mit boppelter @emalt
önirfcn. SuS einer braoen unb religiös geftnnten
lanilie ftammenb, mar er innerlid^ feiner ^Religion
Büfli^ jugetbon; aber nur bie öftbetifd^e unb
tnumitare Seite mugte er an ibrem Scl^rgebaube
Ji Ktälen, unb er na^m ftd^ begb^Ib aud^ bie Sfret»
(eit bte ganje t^eologifd^e SBi^enfd^aft fo 5u re>
fKoiren, bog bie fatbolifd^e Sel^e in ibrer ,,ßin»
Mint unb @d^ön^eit rei^enb unb mirfjam'' bar»
gefteüt merbe. 2)aburd^ glaubte er aud^ am beßen
eine SBieberoereinigung ber Sonfeffionen anju-
babnen. @einen @tanbpunf t oenatl^en bie SBorte
(1798): ^Sei unS mar eS fd^on oon öielen 3abren
ber baS ©efd^öft fatl^oßfd^er Zl^eologen, ben i^rer
S)ogmatif angeführten Sd^utt aümolig mieber ab-
gutragen, baS Unnü^e auSgumergen, baS Ueber-
triebene in feine ®ren)en jurüd^umeifen, baS
©runblofe faden ju Iaf[en, ben ffatl^oIiciSmuS
überl^aupt fo ju bearbeiten, mie eS bie neu gefun-
benen ^ilfSmittel unb ber ®efd^madt beS 3citalter8
erforbem." Unb fpöter: „SDlan barf fagen, Hu-
manität finbe ftd^ nur im Sl^rijtentl^um, unb maS
nid^t nab ober fem gur iBilbung ber maleren,
reinen ^umanitöt beitrage, gebore nid^t jum
SBefentlid^en beS e^riftent^umS/ 3ebod^ moUte
er unberbrüd^Hd^ feft^alten an ber 9luctorität ber
beiligen @d^rift, mie an bem „unfebibaren 3tug-
ni| ber Jhrd^e'' unb am Primat. SBol^I burd^ SRif-
oerflanbnil l^at il^m @d^mab (f. u.) bie 3)leinung
beigelegt, baS fßapfttbum fei für bie Jtird^e ent-
bel^rlid^. Ober^ür meint bieg nur oon ber melt^
Kd^en ^errfd^aft, ber „öugerlid^en |)errlid^feit''
bed $ap{ted. Zro^bem fd^reibt SBenter (f. u.)
@. 258 gang rid^tig, ba| „fein Jfati^oIiciSmuS an
einen religbnSmengerifd^en J?o3mopoIitt3mud an-
ftreifte, mie er benn aud^ in feinen SJortrögen über
2)ogmatiI nid^t feiten gegen mefentlid^e SejHm-
mungen beS fird^Iid^en SebrbegriffeS oerftiel unb
bamit geigte, ba| eS il^m bei feinen irenifd^en unb
reformatorifd^en $Iönen an tbeologifd^er Sorrect-
l^eit unb überbaupt an ber nötl^igen SSertraut^eit
mit bem ©eifte unb 3nbalt ber ürd^lid^en Sebr-
trabition fel^Ie". Obertl^ürS ©d^riften fmb über-
aus gal^lreid^; unter ben tbeologiftben mirb bie
„93ibIifd^e2lnt^ropoIogie\2nünfterl807— 1810,
4 ^l^le. in 5 iBbn., gemöbnlid^ als baS beben«
tenbfte begeid^net. 3tibeg leiben alle feine tbeo-
logifd^cn SGBerfe an benfelben Qfel^Iem: SRangel
logifd^er Orbnung, Sinmifd^ung aKer mbglitben
Motria unb oor Mem Abgang bogmatifd^er Sor-
redl^eit; fte fanben bal^er oon Anfang an ungün«
füge Sufnal^me. S^ter SSermonenbeit unb Un«
Derftänblid^fett mie i^rem geringen Slnfel^en utü)
ßinflug mag eS gugufd^reiben fein, ba^ nur ein
eingigeS fleinereS äßer! oon il^m, ,,9neine Slnpd^t
t)on ber 93eftimmung ber S)omcapiteI unb oon bem
©ottcSbienfte in ben Katl^ebralfird^n" (SQ8ürgburg
1826) auf ben 3nbey, fom. (Sgl. A. Ruland,
Series et vitae Professonun S. Theol. Wirce-
burgensium, Wirceb. 1835, 167 88.; SReufd^,
3nbcjII, «onn 1088; 3. ©c^toab, grang SSerg,
SBürgburg 1869, befonbcrS 235 f.; Ä. ferner,
@efd&. ber fatb. Sbeol., SRünd&en 1866, 257 f.
u. 370 ; Harter, Nomencl. liter. HI, Oenip.
1886, 834 8q.) [D. ^fülf S. J.]
^Kaien^ 1. als Segeid^nung f ür baS gur Son-
fecration öermenbete 93rob f. b. ^rt. 5)oftie ; 2. im
Sinne öon Dpfergabcn f. b. 3lrt. Dblationen.
^tUden'Hongttiaüontn nennt fid^ eine 9n«
gal^l öon regulären @5cnoffenf(baften, öon benen
20*
615
Oblaten »Kongregationen.
61€
meistere jiatt eigentfid^er ©cIübbeaMcgung nur
eine „Dblation" an bte Obern ober ben 93i{d^of
mit bem SScrfpred^cn bcr ©tabilität lennen. S)ie
]^auptfäd)Iid^[tenfmbfoIgenbe: I. SKännlid^e.
l.Sie Oblaten bes|l.9lmbrofiuS(f})äter
bed 1^1. ffarl genannt), eine Don bem 1^1. ffarl
äorromäuS gegrünbete Kongregation öon ©äcular»
cIerifem(f.b.3lrt.9lmbrotianer5, obenl, 690 ff.).
§ier fei ergönjenb bemerft, ba| bie Kongrega«
tion ber Oblaten Dom 1^1. ffarL toit fie j[e|t
genannt werben, in SWailanb 1848 burd^ ben
Srjbif d^of StomiOi mieber l^ergefieüt n^urbe. 3lai^
bem ißorbilb ber ÜRailönber Oblaten fanb ba§
Snftitut mit Slnpaffung ber SRegel an bie localen
SSerl&ältniff e aud^ in öielen ®iöcef en anberer Sänber
Singang, fo burd^ ben fpötem Karbinal ÜRanning
im herein mit beffen gegenwärtigem Slad^folger,
Karbinal Herbert SJaug^an u. 31. 1856 in 6ng-
lanb. SE)ie englifd^en Oblaten, beren Statuten
Dom l^eiligen ©tu^Ie 1857 unb 1877 gebilligt
würben, Wirten bis IJeute fel^r fegenSreid^ in ber
©eelforge unb im Se^rfad^. (93gl. au|er ber im
3lrt. ^mbrofxaner angegebenen Siteratur noc^
Barth. Bossi, De origine et progressu Congr.
oblat. SS. Ambrosii et Caroli, Mediol. 1739;
Oh. Sylvain, Eist, de St. Charles Borromäe
III, Lille 1884, 39 ss. ; The Eeligious Houses
of the United Eingdom, Lond. 1 887 ; ^. fStM'
l^eim, §. e. TOamting, aWaing 1892, 26 f. u. ö.)
2. ©ie Kongregation berSRif fionare,
Oblaten ber unbefledften Jungfrau
9Raria, gegrünbet Don üaxl ßugen Don^Tla»
Senob (geb. 1782, feit 1837 »ifd^of Don 9Diar«
feine, geft. 1861). ©ie religiöfe Serwal^rlofung
ber fran^öfifd^en SanbbeDölferung, weld^e burc^ bie
WeDoIution ber fßriefter unb OrbenSIeute beraubt
worben, wedtte in bem iungen feeleneifrigen ^rie«
fter ben ®eban!en, jum Swedte ber SReform eine
©enoffenfd^aft apoftolifd^er SJlänner ju grünben,
weld^e Dor Mem „ben ^rmen ba§ ßDangelium
prebigen" foUten. ^m 25. 3anuar 1816 fam bie
©efeüfd^aft }u Staube. ®a§ alte baufällige Kar-
melitenflofter ju 9lig war bie erfie TOeberlaffung
ber ^SDliffionare bcr ^roDence" ober ,,Oblaten
Dom 1^1. ftarl", wie SKajenob unb feine ©enoffen
anfangs genannt würben. 9lm 17,3febniarl826
würbe bie Dom ©rünber entworfene Siegel Don
Seo Xn, approbirt, unb bie ®enoffcnfd(iaft erl^ielt
ben offtcieÜen 92amen Congregatio Missiona-
riorum Oblatorum Sanctissimae et Imma-
culatae Mariae, befjcn Derfürjte ©d^reibart 0.
M. I. Oblatus Mariae Immaculatae bebeutet,
©er ^auptjwed! liegt in il^rer 3)eDife: Evangeli-
zare pauperibus misit me auSgefprod^en. 31I§
weiterer S^Jed wirb in ben ©a^ungen bie fieitung
Don ^riefterfeminaricn unb bie religiöje §eran=
bilbung ber Sugenb bejeid^net. 3n bicfem ©eifte
il^reS bciJigttiä|igen ©tifterS bot bie ju großer
Slüte gelangte ©enoffenfd^oft bis l^eute in §ranf»
reid^, Snglanb, Stianb, in Sanaba, ben bereinig-
ten Staaten u. f. mit fegenSreid^em Srfolge ge«
arbeitet, ©eit il^rer Berufung nad^ Sonoba (1841]
!am als neuer 3wedt bie Zl^ätigfeU in ben ^etbc»
mifftonen ]^in}u^ unb l^ier gumal l^oben tne Ob-
laten ^erDonagenbeS geleiftet; \fyct 9ßtnbnen n»
mentltd^ in 93ritifd^"9loitamenfa uiu> auf ba
3nfel KeQlon gel^dren }u ben blfil^enbflen ber Ste»
seit (Dgl. ffatlji. SRiff., Sfreiburg, aal^rg. 1877,
1881 ff.). S)ie Kongregation W ftd^ ieit Ofict ffiaf
Sßelttl^eUe Derbreitet, läfß augenblidau$ ffittf $to-
Din^en (©üb- unb 9lorb«i$ranfreid^, (higUmb,
Kanaba, SSereinigte ©taaten — eine üaßentfd^
fpanif d^e, beutf d^e $roDing ftnb im Sntfl^en), 70
Käufer unb ca. 1220 SRitglieber, unter i|nen ca.
700 $atreS, Derwaltet in ben aOtiffiondlftnbeni, iit
benen fie nal^e^u an 400 ÜRitgtieber befd^SfM
2 KrabiStpmer, 8 iBiSt^fimer, 4 apoftol^ ^
cariate unb 2 opofiolif d^e ^räfecturen (DgL b. 9xL
SRiffionen), leitet bie beiben $riefterfeminare txm
^iaccio unb S^rejuS^ bie ÜRif^nSprieflerfenrinate
in 3)f d^affna unb Kolombo (Ket|lon), 2 SJenentngS"
anftalten für jugenblid^e SBerbred^er in @Iencrce
unb fßl^ilippStown (Srlanb), femer bie fatl^orif^e
UniDerfttät in Ottawa (Kanaba) unb eine 9td^
Don Kollegien unb ©d^ulen. 9lud^ bie 6er}-3efti^
Safilifa auf SRontmartre gu ^8 tft in te^
f onberer SBeife il^r Sßerf. Unter ben bebeutenbcn
ailännem, bie auS ber Kongregation l^erDorgingei^
feien nur erwöl^nt ber Karbinol-Kr^bif d^of (Suttot
Don ^riS, Don $a))fi puS JX. „bie Settd^ mib
ber Siul^m'' berOblatencongregation genannt fo«
wie bie auSge^eid^neten SRiffionSbif (^5fe SRf gr. g^-
raub, apojtolifd^er ißicar Don Sltl^baSla-SRadtaiF
5ie, 9Rfgr. iBonjean, Krjbifd^of Don Kolombo, unb
ber greife, nod^ lebenbe Krgbifd^of Don ©i !Bo-
nifojj (Kanaba), SKfgr. %aä)6, ber fflegrürt>er
ber SRiffionen in Sritifd^-5Rorbamerifa. 3)ie Kon-
gregation wirb geleitet burd^ einen auf Sebjeiten
gewäl^Iten ©eneral, bem Dier ©eneralafftftenten
unb ein ©eneralprocurator }ur ©eite flel^
©i^ beS ©eneralS ift $ariS. Me fed^ 3a^
finbet ein ©eneralcapitel ftatt. S)ie SRitglieber
legen nad^ einjiäl^rigem 9loDiciat ein Sal^reSgelfiBbe
unb nad^ einem weitem Sal^r bie einf ad^m ewigen
OrbenSgelübbe (in ber ©enoffenfd^oft „OblotioR*
genannt) ab. 3ur ©id^emng beS JRad^wud^cS
befi^t bie Kongregation eine ^eil^e Don ©tubien-
anftalten, Suniorate genannt, für jhtaben unb
Sünglinge, weld^e Steigung unb SBiOen geigei^
fpäter in ber Kongregation ju wirfen. 3)ie be-
beutenbfte berfelben ift gegenwärtig bie beutfd^
SRiffionSanftalt ©t. ftarl bei SJalfenburg (§oIL-
Stmburg) mit 180 auSfd^Iie|lic^ beutfc^en 3^
lingen. (S3gl. Helyot-Migne, Dict. des ordree
relig., Suppl. s. y.; Eicard, Mgr de Mazenod,
ev6que de Marseille, fondateuretc., Par. 1892;
Ch. Tyck, Notices historiques sur les Congr^
gations etc. du XIX*e°»« siäcle, Louyain 1892,
102 ; 93taria Smmaculata (fleinebeutfdfeeTOif jiott«-
jeitfd^rift), Saifcnburg [erfd&eint feitOct 1898].]
3. Oblaten beS 1^1. ^xani Don ©alef
in Sro^eS (granfreid^) würben 1872 auf 91»
617
Oblaten-Songregotionen.
618
I Rgimg bet e^. SRutter SRoria Don @ale§ Sl^ot)»
{ fü, Mm Orben ber ^imfud^ung, burd^ ben
r M». P. Submig Sriffon gegrünbet. Sl^rSmed
ifl (Eqie^ung boit ftnoben^ foioie @c^u^ unb fütx*
jorgong junger 9rbetttr. 3)ie®eno{fenfd^af tieftet
^äfcr m Sranfreid^, Snglanb unb im Orient.
1884 nnitbe ben SSätem bie apoftolifd^e $röfectur
M Onmicfluife« (@übafrifa) unb 1889 bie Sei»
teig bcfi iwm ^eiligen fßattt gegrünbeten Seonini*
{((meoOegj» Dom]^l.S)ionQ|iuS in^t^en (©ried^en«
ianb) aimertraut. 2)ie Sßitglieber mod^en in ben
ePtn fünf 3ü]^ äa^reSgelübbe, bonn bie emigen.
€ic sc^en aud^ Saienbi^er auf. gfür bie innere
geijUkl^ fieitung folgen fie ben iBorfd^riften bed
$L %mi Don €ale8, tt)d^renb fte jid^ für ba§
le&leR an bie Siegel bed % tluguftinud an-
Wie|en. Sie @a|ungen mürben am 7. Secember
1877 tKim 1^1. @tu$Ie apptobirt. (93gl. Em. Keller,
LesCongi^^t relig. en France, Paris 1880,
600; Xyck L c. 209.)
4.0blQten beS H ^ilariuS Don $oi-
tier«. Sei (Selegenl^eit be§ 3ubilQumg 1850
tot« fi4 bem Sif^of, fpötem Sarbinal, Snfgr.
$ic twu^oUierS einige Sßeltpriefter für baS mi]'
\mSmt an. Sr gab il^nen bie Siegel ber Ob-
latm Dom 1^1. SmbroftuS (f. ob. 1), conftituirte fie
niiir bem £itel „ Jtinber SRarienS, ber UnbefledC-
H Cblaten beS 1^1. ^ilariuS'' aI8 Z)iöcefan-@e»
nofienjc^ft unb übergab il^nen bie Seitung einiger
In^en. 3^r Smedt ifl bie @eelf orge unb $r ebigt.
Sol 3nfKtut mürbe 1855 Dom ^eiligen Stülpte
klobt (Sgl. Baonard, Histoire du Cardinal
Pie I, Paris 1886, 432 ss.) — Sine analoge
Oiirobuig, menn aud^ ol^ne ben 9iamen Oblaten,
$ bie Don Sifd^of SRartin in $aberbom 1867
gegrünbete ^SRarianifd^e ^riejler-Kongregation".
(SgL Stamm, ffonr. TOartin I, ^abcrbom 1892,
98 ff.)
5. Oblaten ber feligften Sungfrau
Karia Don^inerolo (^iemont), gegrünbet
1816 burd^ ben feeleneifrigen SBeltpriefter $iu§
»nmo2anteri {geb.l759in$incroIo, geft.1830).
Der mrter fieitung beS grio'uiten P. 3of. 91lbert,
@nifm Don 2)ie§bad^, SJHfftonarS in Xurin unb
Sien, als 6|erntienmeifter unb SJlifftonar ®ro|e3
injtfte. 3)ie (Senoffenfd^aft ging au3 einer Ser<
rärigung Don SBeltprieftem l^erDor, meldte Santeri
unter bem Siamen „93unb beS % ^auluS" um fid^
gffanmelt. Sie ©enofjenfd^aft mürbe am 1. ©cp»
lonber 1826 Don fieo XII. gutgeheißen unb er«
M bie ^riDilegien unb Snbulte ber Stebemto»
rijim. ^e SRitglieber geloben in bcfonbcrcr SQ8eife
Sc^oriom unb treue ^nl^önglid^feit an ben l^ei*
ligm Stubl, mel^alb fie aud^ ben 1^1. $etm§ ju
ifran 6(^u^tron ermä^Iten. Sl^r Stifter be»
pedte, bef onber§ burd^ bie S^ercitien be§ 1^1. 3gna-
inrt auf Xeform bed SIeruS 5u mirfen, ben bä-
ndigen Seftrebungen bed 3anjeni3mu§ burd^ bie
getnnbe 9loraI be§ % ^IfonS 3R. Don fiiguori, unb
ber gI(mben§Iofen Siteratur burd^ Sammlung unb
Sobreitungguter Schriften unb iBüd^er, fomieburc^
Serftörung Don fd^Ied^ten entgegenjumirfen. 9lud^
als Seid^tDäter unb ©eelforgcr in ©efängniffcn,
©pitälem :c. ermarben fid^ biefe Oblaten gro|e
SJerbienfte. ®ie ajlitglieber mad^en bie einfad^en
©elübbe ber Srmut, fteufd^l^eit, beS (Sel^orfamS
unb ber SSebarrlid^feit im 93crufe, bie $riefter (ur»
fprünglid^) nad^ einjöl^rigem, bieSrüber nad^ jmei-
iöbrigem SloDtciat. S)er ©eneralobere l^|t ®ro|»
rector unb mirb auf Sebjeiten gemäl^It. SDie ^rie«
fter [teilen ftd^ bem ©iöcefanbifd^of jur freien
Verfügung, fomeit bie| mit ben ©a^ungen Der«
einbar ift. 3m 3. 1842 jä^Ite bie ©enoffenfd^aft
in 3talien in Derfd^iebenen §äufem ca. 100 SKit»
glieber. 3nt felben 3al^re übemal^m fte bie SJlif«
pon Don ^Da unb ^cgu in SSirma (§interinbien),
mu^te aber, ba fte burd^ bie SleDoIution in Ober«
Italien bart mitgenommen morben, biefelbe 1856
an baS ^arifer ^ö^ifftonSfeminar übertragen. (9SgL
Moroni, Diz. 1. c. 207 sgg. ; D. Siebenfelb, Ur»
fprung . . . fömmtlid^er SDRönc^S» unb jflofter»
frauenorben n, SDBeimor 1841, ©upplem. 88 ff.)
IL Sßeiblid^e. 1. Oblaten Don ben f ieben
©d^merjen ber fei. Snngfrau, eine ©enoffen»
fd^aft Don tSfrauen, meldte 1659 Don einer römi-
fd^en ®ame, 3)onna SamiÜa SSirginia ©aDdli
tSfamefe, ^erjogin Don Satera, gegrünbet unb am
16. 3uni 1663 Don Mlejanber vn. unb mieber
am 25. SWärä 1671 Don SIemenS X. approbirt
mürbe. @ie nimmt (au|er ben fiaienfd^meftem)
bIo| abelige S)amen auf unb lebt nad^ ber Siegel
be§ ^I. Sluguftin. ^^x ^aupt^medC ift, fold^e ^er»
fönen auf^unel^men, meldte ben 93eruf gum Or-
benSleben füllten, aber megen ffrönflid^teit unb au§
öbnticben ©rünben fonft nirgenbS ^ufnal^me fin-
ben. 3)ie 3a^l ber g^orfrauen ift auf 33, bie
ber Saicnfd^meftem auf 14 feftgefefet. 3)ie Ob«
lation befielt in einem S3erfpre|ien, ben ©el^or»
fam nad^ ben ©a^ungen unb ©emol^nl^eiten beS
flIofterS 5U üUn unb im Seruf auSjul^arren.
@in eigentUd^eS ©elübbe legen bie S)amen nid^t
ab, l^aben aud^ leine Slaufur, leben aber fonft
ganj nad^ ^rt Don fflofterfrauen, mit ß^orgebet,
Betrachtung, iBu|übungen u. f. m. @ie tragen
einen ^abit Don fd^marjer ©erge, fd^mar^moOenen
Slodt mit gleichem ©ürtel unb ein fd^Kd^teS, nid^t
geftörfteS §al§» unb Äopftud^ Don gelblicher Qfarbe.
Seim 91u§geben finb fie ganj in einen SDlantel
gebüßt, beffcn- Dorbcre 3ipfß^ i« ben ©ürtel ein«
gefd^Iagen merben. (Sgl. Moroni, Diz. XLVm,
203 sgg.; D. SBiebenfelb a. a. O. I, 209).
2. Oblaten ber i)l. g^ranciSca Slomana
(®amen Don %ox be^©pecd^i) entftanben
au§ einer Don ber genannten ^eiligen (f. b. Srt.)
gefammelten ©d^aar abeliger römifd^er ®amcn,
bie im meltlid^en ©tanbe burcb fromme Uebungen,
2Ber!e ber Sßarml^erjigfeit zc. fid^ ju beiligen fud^ten.
Surc^ Slnfd^Iufe an bie Kongregation ber OliDeta«
ner (f.b. to.) fonb ber Screin feit 1425 feftcm§alt.
Sie Don ber ^eiligen Derfafeten, auf bie Segel be§
1^1. SBcnebict bafirten ©tatutcn babcn eine religiöje
©enoffenfc^aft im Singe, meldte jmifd^en SBelt« unb
619
Oblati (Oblatae).
6M
OrbenSIeben bie ÜJtttte l^ölt. 9lm 25. ^Rät) 1433
(egogen bte erften jel^n ®efQ](|rtinnen ba3 Xor
be^ Specd^i genannte, im Ouartier Sampitello ge>
Ugene ^av&, ba§ einzige ber ®enoj|enfd^aft, wo fte
(eute nod^ mol^nt. 9lm 4. 3uli 1433 beftöKgte
(Eugen IV. bie Statuten. S)a8 ^f onberbare ftlofter
o^ne ©clübbe, ol^ne ßlaufur, ol^ne Cinfünfte" er-
regte SlnfangS Dielen SBiberfprud^, fanb aber in
bem t)on inneren Jtömpfen arg t)em)äfteten Stont ein
reidfteS fjelb für Setl^ätigung l^eroifd^er IRöd^ften»
Hebe. 3laä) bem Slobe i^red @atten fiebelte bie
1^1 tlfrandSca )u il^ren Söd^tem über, aI3 beren
Oberin jie am 9. SKära 1440 ftarb. Äurj nat^l^er
würbe bie®enoJfenfd6aftber3uri8bictionberDliüe-
taner entjogen unb unmittelbar bem l^eiligen ©tuge
unterfteUt, m^^alb $iu§ vn. unb ©regor XVI.
bie Oberin f(!^er^n)eife la madre independente
nannten, ©iefelbe toirb unter bem SJorfi| eine§
pöpftlid^en 3)elegaten auf Sebjeiten gemäl^It unb
fül^rt ben litel „^räflbentin". Sie ©d^meftem,
au3 öomel^men ©amen beftel^enb, l^aben feine ®e«
lübbe unb feine Klaufur, fonbcm öerfprcd^en bei
il^rer „Oblation", bie na^ einem SloöiciatSial^r
am ®rab ber l^eiligen ©tifterin ftattfinbct, ein-
fad^en ®e]^orfam gegen bie Oberin in ®emag-
^eit ber ©a^ungen. 3)ie j^cibung befielet au§
einem meinen Unterfleib, fd^margem Obcrgetoonb
aus grobem ©toff unb j^opf fd^Ieier, ber Xrad^t ber
alten römifd^en SRatronen. ißon bem bie SReguIar-
orben bctreffenben SReformbecret beS Irienter Kon»
cil§ nmrben neben ben Sefuiten aud^ bie 2)amen
Don Xor be' ©pecd^i aufgenommen, ^^xt &a'
tuten gaben bem 1^1. gran^ t)on @ale§ bie Sbee 5u
feiner urfprünglid^ geplanten ©rünbung. ®ie ®e»
noffenfd^aft bot burd^ Pflege ber Firmen unb ®e»
fangenen unb anbere ffierfe ber Siebe, fomie burd^
il^ren ßinflufe auf bie l^öberen ©lönbe bis auf
unfere Sage red^t mol^Itbätig gemirft. 3)er 9lad^=
toeiS, ba6 pe fein eigentlid^er Drben feien, l^at fte
t)or ben ^irfungen beS italienijd^en jf loftergeje^eS
gefd^ü^t. (93gl. ©ougaub, ®efd^. ber ^I. gran»
ciSca t)on Sl^antal, nad^ ber 3. frangöf. Ausgabe,
fjreiburg 1869, 1, ffop. 13; Helyot-Migne s. v,;
Moroni, Diz. XL VIII, 196 sgg. ; ©tcljer, Scben
ber 1^1. SfranciSca SRomana, SDlainj 1888, »o wei-
tere Duetten angegeben fmb.)
3. Oblaten 3Karien8t)onS3iterbo, geftif-
tet öon §i)acint]^o ßlarifla 9Ware§cotti, Sot^tcr be§
9K.9lntonaJlare8cotti, ®rafcnt)on5MgnoneIIo, geb.
1585, geft. 30. 3uni 1640. Sie junge ©röfin gab
fid^ bei Sermäl^Iung il^rer ©d^wcfter auS giferfud^t
einem finftem®ronunbfranfbafter6rbitterung]^in,
trat bann auf SRatl^ i^reS S3ater§ bei ben Slariffen
öon ©t. Semarbin in Siterbo ein, bod^ fo, ba|
Pe nad^ il^rer ^rofefpon in InjuriöS für pe ein-
gerichteten ®emäd^em ein wenig flöperlid^eS ißeben
führte, bis eine fd^were ffranf^eit pe gur beRcm
6rifenntni| brad^te. 5Run begann pe ein ftrengcS
Sufelebcn unb jeigte bei ©elegen^eit einer $eft
in Siterbo j^eroifc^e Siebe in ber ftranfcnppege.
©ie grünbete gwei ®enoffen{d^aften, öon benen bie
eine ben St^edt l^atte, für bie fnAden tttib tw
f d^ömten Firmen ^Imofen }u betteln, bie anbere, U
jf raufen in ben ©pitälem 5U pflegen. @ie Idtd
beibe bis }u il^rem ^eUigmö^ig^ Xob. Sem
biet Xm. fprad^ pe 1726 fe% $iuS VIL m
24. ailai 1807 beilig. (SSgL Moroni, Diz. Q
232 ; Helyot-Migne, SuppL s. y.)
4. Oblaten beS 1^1. gran^ Don €ale
DonXrotieS (gfranfreid^), ber wetblid^e S^
ber oben unter I, 3 genannten ®enonenfd^
gegrünbet t)on ber el^rw. üRutter fDiada @oii
Sl^appuiS, aus bem Orben ber ^eimfud^ng, tn
aWfgr. SKermittob. Sl^r befonberer Swed tft (b
jiel^ung unb ©d^u^ armer ^irbeitermäbd^ 9tt|a
bem arbeiten pe an ber ©eite ber gleid^nomige
SJlifponare in ber apoftolifd^ ^rafectur bc
OranjefluPeS unb bep^n au|er mel^reren SnfiaUe
in f^ranfreid^ baS ÜRöbd^enpenponat ©anta Sfio^ i
3icoIpa unb eine ©d^ule in Sanor (Scuobor, ©fit
amerifa). ^^x SJlutterl^auS ip in 3j:o9eS. S)(
®enoPenfd^aft würben fpöter bie öon 9bbe (Sffci
Pop]^ ebuarb granj, ®rafen öonaKalet, gepiftrfe
©d^wefiem Don ber l^ettigen SRaria Don Soret
eiuDerleibt, bie pd^ gum b^roifd^en Sieb^d ffi
bie armen ©eelen Derppid^teten unb ormer Sienfl
möbd^en pd^ annal^men. (93gl. Em. Keller L c
606 ; Tyck 1. c. 209.)
5. Oblaten Don ber ^immelfol^rl
eine ®enoPenfd^aft in 9iimeS (gfranfreid^), 5^11
im 3. 1880 35 amtglieber. Stotd berfelben i|
er^icl^ung. (Sgl. KeUerl.c.338.) iDle^erean
bere weiblid^e (^Kongregationen, bie }u ben Oblate
gel^ören, werben gewö^nlid^ mit cmberen 92amr
be^eic^net unb pnb begl^alb in befonberen 9i
tifeln bebanbclt (Dgl. b. 3lrtt. ftinb »efu, obe
VII, 456; $büippinerinnen ; Sil^eatineriunr
u. f. w.). [§uonber S. J.]
Oblati — Oblatae, 92ame für boS in bc
mittelalterlid^en jfloftergefd^id^te l^od^bebeutfam
änftitut gottgewei^ter Jhnber unb Smxid^fener
A. 2)ie jfinberoblaten. Pueri oblal
(Puellae oblatae) Waren jf inber, weld^e f d^ t
frül^eper Sugenb Don i^ren SItem in feierlid^
SSeife ®ott geweift unb einem jfloper gleid^ai
als Sigent^um übergeben würben, um bafeffil
für baS OrbenSleben erlogen gu werben. L ®c
fd^id^tlid^e@ntwidlung. 3)te ©itte, ftinb«
ber Jtird^e refp. bem ftlofter 5U opfern, l^at il^r cül
teftamentlid^eS SSorbilb bereits im 92apröat bc
Suben (f. b. Slrt. ®eläbbe bei ben SSraeliten "V
248, unb Dgl. bie ©tetten SRid^t. 13, 5. 7. 24
1 ©am. 1, 11. Suc. 1, 15), auS benen ba
Snittelalter aud^ gern bie ^ered^tigung jener ©itl
l^crleitcte. 1. 3m Oriente reid^en bie 2lnfänge be
OblateninpitutS gurüdC in bie Sauren ober Sin
peblercolonien ber SSöter in ber SBüfte (Bosweyd
Vitae Patrum, Antverp. 1628, 126. 739. 926;
^IS eigentlid^er ®rünber mug SapIiuS ber ®rDf
gelten, ber in feiner Segel (Reg. maj., Interro|
15, bei Migne, PP. gr. XXXI, 951 sqq.) juet
genaue Seftimmungen barüber aufpellte. Sui
621
Oblati (Oblatae).
622
81 jimge ftinber tDoren ber Sufnal^me fällig,
ifcnfmber follttn ol^ne Sßeitered aufgenommen
tteibim, anbete ftinber nur, menn fte Don Ben 6Uem
pgefü^ unb im 93eifein Don Saugen übergeben
tmuben. S)ie Oblation legte aber ben ftinbem nad^
SofOiud im ®egenfQ| jur fpätem $rasi8 feine
aifobite Seipfli^tung }um SRönd^ftonbe auf;
Kclmctr fönten ft^ biefelben, menn fte jur Sieife
ba Seimmft gelangt moren^ felbflönbig fär ober
gegeR flbbgung ber @eläbbe entfd^eiben. 91IS Seit"
paaä bafür galt baS 16.— 17. SebenSjal^r. Sßer
einnal jurfidgetreten mar, mürbe nid^t mieber auf-
yRommen. ^e| blieb bie ^ra^iS im Orient mit
cimeen Xbmeid^ngen bis auf ben beutigen Sag
(»gl Sinterim, 3)entmarbigfeiten m, 2, 483 f. ;
ThomasB. Vet. et noY. Eccl. disc. I, 3, c. 53,
0.4—6). ^6 biefe Sinrid^tung aud^ in ben
abenblSnbif d^en Jtlöjlern Dor bem % iBe-
«d^ict bcfianb, ge^t auS gelegentlid^en ßrmöl^»
nmgni ). 33. bei ^ieron^muS (Ep. 107 ad Lae-
tam; Ep. 128 ad Gaudent), @alDianu§ (f.
Migne, PP. lat LUI, 192. 209), l^erDor. «ud^
Me Siegel bed ^L (SöfariuS Don 9lrle§ für baS oon
i^m um 510 gefhftete Slonnennofter fennt SÜn^
baobbüen (Migne, PP. lat. LXVH, 1108).
2. 3)ie Kegel bed (I. iBenebict führte in baS
OlkteninjKtut ein mefentlid^ neueS Moment ein,
inbem pe ber feierlid^ DoH^ogenen Oblation eine
abfoIuteSerpflid^tung }um JDlbnd^ftanbe
ieikQte. Ser Oblate mu^te, )u ben Salären ber
Siift gelangt bie Don ben SItem gemachte Ob-
lation rotificiren unb burfte nid^t me|r in bie 3BeIt
IBTÜdle^. Um ibm jeben Stei^ gum Siüdttritt
ii icne^en, Derlangte ber 1^1. 93enebtct Don reid^en
SItem baS eiblid^ befröftigte SSerfpred^en, bag fie
bem Oblaten Don i^rem Sigentl^um toeber felbft
no4 bur4 eine SRittelSperfon irgenb etma§ geben,
no4 oxuäf irgenbmie il^m eine ©elegenbeit bieten
iDüiben, etmaS }u erlangen. gaUS fte baS nid^t
ownten, fonbem bem fflofter gum Srfa^e irgenb
ctiDQS als Sllmofen bargubringen münf^ten, fo
!)atte bie^ fo gu gefd^e^en, ba| fte bem fliofter
W ein @efd^enf Don il^ren @ütem maä^itn,
bnä9hi(nie|ung fte jebod^, toenn fte moHten, ftd^
oocbc^Iten tonnten, ^uf biefe SBetfe foHte bem
Anoben ieber Slnrei) fem bleiben, moburd^ er Der»
fn^ iDerben unb }u ®runbe gelten fönnte (Reg.
8. Bened. 59).
9e)üglid^ beS 9(IterS fieHte 93enebict leine gfor-
benmgen, mie bieg bie ^uSbrüde puer minori
tttate, pueri paryuli, infantes (Reg. c. 45. 63)
BBb bie^ufnabme Don $lacibu§ unb^fauftuS als
Tjö^ger irnaben geigen. ßS gibt f ogar Setfpiele,
koBSBiegenfinber aufgenommen mürben. — 9)lit
bs luSbreitung ber Siegel beS % Senebtct ging
out boS Oblateninftitut in bie Senebictinerflöfter
>on gronfreid^, 3)eutfd^Ianb, Spanten unb ßng»
faab über; namentlid^ in bem le^tem fianbe blühte
fi tenlidb auf unb geitigte in loeba, SBiOibrorb,
Sinfneb OBonifattuS) u. 31. bie fd^önften Sfrüd^te.
ftut in ben Itlöftem anberer ober combtntrter
Siegeln fanb eS mit einiaen Slbmeid^ungen 3luf-
nabme. @o beftimmt g. 93. bie Siegel beS 1^1 3lu«
relian Don SlrleS baS 10. SebenSjal^r als 93ebingung
}ur Slufna^me unb Iä|t bem Oblaten baS Sted^t
fpäterer teftamentarif d^er ißerfügung über fein Srbe
(Migne, PP. lat. LXVni, 387). Sie Mn-
fd^auung beS 1^1. iBenebict ging aud^ in bie Siegel
beS b(. Sfibor Don SeDilla unb beS ergbifd^ofS
tjfructuofuS Don iBraga über, uttb auf bem Dierten
Soncil Don £olebo marb für äa^rl^unberte eine
Slid^tfd^nur in bem Sanon 49 aufgefteUt: Mo-
nachum aut patema devotio aut propria pro-
fessio facit; quidquid hortim fuerit, aUigatmn
tenebit. Proinde bis ad miuidum reverti inter-
cludimus aditum et omnem ad saeculum inter-
dicimus regressum. 3. @d^merer als ben roma«
nif d^en SSölf em moUte bie 3lnerf emtung ber abf oluten
ißerbinblid^feit ber Oblation nod^ unmünbiger ftin*
ber ben ©ermanen mit il^rem ftörler auSgeprögten
tJfrei^eitSftnn eingel^en. 3)od^ mürbe eine bie|»
begüglid^e f^rage beS 1^1. Sonifag bei $apft @re«
gor IL im 3. 725 Don SKom auS entfd^ieben ju
©unften ber alten 3lnf d^auung beantmortet ( Jaffö,
Bibl. Ber. Germ. HI [Monum. Mogtint.], 90).
Sediere mürbe aud^ gegenüber bem Serfuc^e JtarlS
beS ©rogen in feinen Kapitularien (f. Mon. Genn.
bist. Leg. 1, 167, n. 10), ber freien Selbflbeftim-
mung ber Oblaten baS Sßort )u reben, in ber
auf ber ©eneralDerfammlung ber Siebte in Sad^en
817 Derfafeten Reg. Monach. feftgel^alten, frei»
lid^ mit ber SRobification, ba^ bie Oblaten tem-
pore intelügibili , b. 1^. menn fie einmal 3U
ben Unterfc^eibungSjal^ren gelangt feien, bie Ob«
lation il^rer Sltem ratificiren foUten (Mon. Germ.
1. c. 202, n. 36). 3nbeB ^attt biefe Siatification
blofe bie 93ebeutung einer quasi votonim reno-
vatio. Sbenfo ftegte bie alte $ra|iS bei bem
©treite, ber ftd^ in »etreff beS ©ottfd^alf Don
Orbais (f. b. Slrt. V, 942) entfpann. ©iefelben
Slnfd^auungen Dertraten bie Siationalconcilten Don
SCBormS (868) unb 2ribur (895). 4. grft bie auS
benfllofterreformcn beS 10. unb 11. So^tl^unbertS
ermad^fenen neuen Kongregationen Don KluguQ in
tSfranfreid^, ßamalboli unb SJallumbrofa in 3ta»
lien fül^rten auf ©runb beS traurigen SerfaHS,
ber burd^ berufSlofe Oblaten in bie j?l5fter ge«
f ommen, bie Stenberung ein, ba^ bie Segnung ber
Oblaten bis jum gefe^lid^en Filter, nömlid^ bis
jum 15.2ebenSia]^r, „toennnid^t länger", ju Der-
((Rieben fei, b. 1^. nad^ ber ßrflörung SJiabiUonS
bis jur 3eit, ba fte ftc^ entfd^eiben fonnten (Ma-
billon, Vet. Anal. [nov. ed., Par.1723], 157).
®ie beutjd^e, Don %U SBil^elm (1069—1091)
gegrünbete Kongregation Don ^irfau unb bie
boDon abl^öngigen ftlöficr fd^loffen boS Oblaten-
inftitut fogar gonj auS, unb äBiU^elm toirb Don
Ubalricb (f. Antiq. Consuet. Clun., bei Migne,
PP. lat. CXLIX, 637) belobt, bo^ er „biefe
ginrid^tung, burcb toeld^e fo Diele fflöfter ruinirt
morben, fo grünblid^ ausgerottet". ®ie Segrün-
bung, „bie SBeltleute foHten fid^ nur nad^ anberen
623
Oblati (Oblatae).
Slejiem umfcl^cn, um il^re mi|gc|iolteten unb ent-
erbten 3ungcn unterzubringen" , beutet juglcid^
auf bte Don gletd^)eittgen unb späteren @($rift'
fteDem bitter beflagte Unjltte ^in, bie «Möfter otö
eine 3lrt SlbfagerungSpIa J unb SerforgungSanftoIt
für mißliebige ober übergäl^liöe Äinber ju betrod^-
ten. 3)Qgegen blieb boS Snftitut in feiner alten
gorm in ßnglanb unb Statten beftel^en, unb bie
t)ieIenbarau§]^ert)orge]^enbenau§geseid^neten3nän"
ncr, wie Snfelm, ßanfranc, Sanbulf, Sol^ann öon
®aöta (ber fpätere ©efafiuS IT.), jeigten, ba| nur
ber Snigbraud^ unb bie ^emad^Iöfftgung ber alten
toeifen Serorbnungen bie ©inrid^tung gefäl^rlid^
madjten. Sluf einen f olc^en äRifebraud^ mu| ber aH-
mölige SRiebergang 6lugnt|'8 jurudgefül^rt »erben,
n)eld^en bie ißerorbnung $eterS beS S^duürbigen
(gefl. 1156), ba| fortan nid^t mel^r als fed^S Ob-
toten gfeid^jeitig im ftlofter fein bürften, nid^t
aufl^alten fonnte. 68 ift barum nid^t ju öertoun»
bern, ba| bie neugegrfinbeten Orben be§ 11. unb
12. Sal^rl^unbertS, bie Karmeliter, ^römonftraten-
fer, Äartl^äufer, Kifterdenfcr, ©uilbertiner, §umi»
ttaten, beßgleid^en bie im 12. Sa^rl^unbert ent-
ftanbenen Witterorben unb bie fpäteren 9Kenbi»
cantenorben. baS Snftitut grunbfä^Iid^ auSfd^Ioffen
(ügl. a. 95. bie »egel ber 2empell^enen ffap. 61
[Migne, PP. lat. CLXVI, 870 sq.]). ©ie 95e-
lauptung aRabüIonS (1. c. 157), aRartöne'S u. ^.,
baß aud^ SRonte 6a{ftno im 12. So^rl^unbert ba§
SnjHtut abgefd^afft l^abe, toirb öon 5Dlagagnotti
(De antiq. Bitu offerendi Deo Pueros etc.
o. 10, n. 2, bei Eleuiy, Discipl. populi Del,
Venet. 1761, U, 3, diss. 47, p. 321 sqq.) be»
ftritten. hingegen fanben bie Dbtoten gingang
In bie feit Witte beS 11. 3a^r^unbert§ auS bem
ßl^robegong^fd^en Snftitut l^erauSgemadfefcnen 5Re-
gutor» unb ©äcutorcanonicate. 3ni Slllgcmeinen
würbe Jeft bte Dblation immer {eltener, erl^ielt
fid^ aber namentlich in ben SScnebictinerflöftem
bis jum Sribentinum unb borüber ^inauS. S)ie
abfolute Serbinblic^feit ber Dblation ift aber f d^on
beim 1^1. Il^omaS (S. Th. 2, 2, q. 88, a. 8 et 9)
ein längP übermunbener ©tanbpunft, ber enblid^
aud^ in ber ürt^lid^en ©efe^gebung (c. 11 , X
3, 31) abgefd^offt tourbe. 9la(^ biefer 93cftimmung
Wirb bie Dblation minberiö^riger ftinber erft Der»
binblid^, menn biefelbe na(^ erlangter ^ubertöt
(b. 1^. nad^ bem alten SRed^t bei ffnoben im 15., bei
ajläbd^en im 13., nad^ bem Trid. Sess. XXV,
c. 15 De reg. im 17. Saläre), fei eS burd^ mir!-
Kd^e, fei eS burc^ ftillfd^ttjeigenbe ^rofc|, beftätigt
h)irb (Dgl. aud^ Barbosa, Collect. Doct. in jus
Pontif., Lugd. 1737 sqq., ju c. 11, X 3, 31).
Ob baS Sribentinum baS Dblateninftitut ab»
rogirt ^abe, ijt eine öielumftrittenc tJ^^age; }cben-
fafe mußten bie biefebejüglidben fpäteren ürd^-
lid^en Crtoffe (Thomassin, Vet. et nov. Eccl.
discipl. I, 3, c. 58, n. 5; c. 59, n. 7) baS
gönjlit^e Serfd^minben beSfclben bejd^leunigen.
3)a8 SEßicbcraufleben beS DblateninftitutS in ber
neuen caffmenftfd^en Kongregation unb in ber oon
Neuron berul^t auf einer loefentlid^ t)erfd^
©ejialtung.
n. innere SntlDidflungbeSObl
inftitutS. 1. 3)aS Siedet ber Oblatio«
nad^ ber Siegel ber Mfk. SaftliuS unb Send^
ben Sltem, nad^ fpöteren ßommentalore:
mol^l ben SSormänbem gu. 2. S)er jiemlU^
mäßige unb feierlid^e SKtuS ber Sufnal^n
im 3Befentlid^en fd^on in ber Stege! bed 1^1.
biet Dorgefd^rieben ift, fanb »öl^renb ber 1^
SReffe beim Dffertorium fiatt unb entl^
Seftanbtl^eile, nömlid^ bie SSerlefung unb
fd^rift ber petitio, mit ber }uglei$ fette
Sieid^en bie eiblid^e Srflörung, bem Oblaten
me^r gufommen }u laffen, unb ber Snterbu
Derbunben mar; bie S)arbringung eined £
gemöl^nlid^ Don Srob unb 3Bein, bie ber
fammt ber petitio bem celebrirenben ^
übeneid^te, unb bie Sinmidtlung ber ^Sn
Oblaten in bie palla altaris, b. 1^. baS
Slltartud^, nebft Uebergabe beS JKnbeS on be]
ftanb beS ftlofterS. ©emöl^nlid^ folgte gleid^
auc^ bie Sinfleibung unb Xonfurirung ber ft
S)ie Sinl^altung biefer @olemnttdt n)ar }ur <l
leit notl^menbig. %\<t fpötere formeQe $ro]
Oblaten unterfc^ieb ftd^ Don ber anberer 9i
blo| baburd^, ba^ bie Segnung unb Sinfi
unterblieb. 3. 3)ie Srgie^ung ber Obtote
nad^ trefflid^en pöbagogifd^en ®nmbfö|ei
gerid^tet unb namentli^ burd^ DöQige Sbfonl
bon ben SJlönd^en augerl^alb beS S^orS,
fhrenge unb bod^ Döterlid^e 3ud^t feitenS ber
aufgefteOten Magistri (au^Praepositi, D
Seniores genannt), meldte bie Stutze unb
Strafen ni^t f porten, unb burd^ einen guten i
fd^aftlid^en Untcrrid&t (ogl. Äatl^olif XVI,
314 ff.) d^aralteriftrt. 3n ber 5Ra]^rung »ur
jarte 9llter bcrüdffid^tigt, fonft mad^ten bte
5Rönd^e fojicmltd^ baS gange Älofterlebei
nöc^tlid^en ®^or eingejd^loffen, mit.
m. SBürbigung beS Oblaten
tut 3. ®ie Sitte ber JHnberoblation gx
menigftenS urfprüngltd^ eineStl^eilS in ber
SBertl^fd^ö^ung beS priefterlid^-flöfterlid^en
beS, bie eS frommen feltem als ein ®lüdt erfi
lie|, eines i^rer Äinber il^m ju »eilten u
3:]^euerfteS ®ott jum Opfer ju bringen, a
tl^eilS in bem 9{u^en, ben bie Sinrid^tung
frül^geitige Slngemöl^nung ^xi baS ÜJlönd^
unb burd^ Std^erung unfc^ulbiger Sittei
Orben bot. ®aS Oblateninftitut mor alfo i
burd^auS gmedhnä^ig unb ift burd^ bie 93tl
bcrftird^e, baS Urtl^cil öicler großen Seigrer,
feinen faft taufenbjiä|rigen Seftanb unb burd
lid^e Sfrüd^te gerechtfertigt. S)aS f örmlid^e gu
meife ßinftcdcn, %, 93. öon föniglid^en ?{!
(Thomass. 1. c. 11, 1 , c. 27, n. 5), unb finu)«
TOifebräud^c bilben ^uSnal^men (ögl. Mign
lat. CLXXm, 207 sq.). %tx attmälige ;
ging l^eroor auS ber 9{i^tbeobad^tung ber no)
bigen Sautelen gegenüber ber tl^atfäd^lid^en €
e25
Oblationen.
626
wäift boS unreife iugenblid^ Sllter ber Oblaten
tet Senn bie Sf^ge, ob für SRinberiäl^rige burd^
fmnbe ober eigene Oblotion eine mirfli^e Ser-
j^iittung enoad^le unb ob biefelben }u einer gül-
%n OibenSprof eg befö^igt feien^ nad^ l^eutigent
llintenrc^t entf Rieben Demeinenb gelöst mirb (Dgl.
CoDC Trid. S. XXV, c. 15 De reg.), fo inboltirt
\n^ gemä^ bem Ssiom Distingue tempora et
coBecordabis jura feine Snconf equenj. 3)ie ff ird^e
btnt i^ Sed^tdle^re mit ^feftl^altung ber unioan'
bdkren 9}ormen beS ©laubenS unb ber @ttte
» bie ^fd^ben Sted^tdanfd^auungen unb bie
banmf fu^enben änflitutionen unb ©emol^n^eiten
ber Sölfer an. S)ie frül^ere Snftd^t Don ber ah'
M>ten Serbinblid^feit ber Oblation baftrte auf
ber anl bem römifd^en Siedet in bie lateinifd^e d^rift-
^tVMi (erubergenommenen übermäßigen ^uS*
bctmmg ber patema potestas unb erl^ielt fid^^
bü bim^ ben £injlu| bed germanifd^en Sted^teS
bk freiere Vnfd^ung me^r unb me^r 93oben ge*
iDaimmibf(tlie|nd^au(4 in ba§ ffird^enred^t über»
f^. (Hne Siiebereinrid^tung bed OblateninftitutS
ii ber alten Sform fd^nt barum l^eutjutage au3-
9tHloj|en. Sod^ finbet pd^ eine ^rt Analogie
pi bem alten Oblateninflitut in ben l^eute mit
nm^enOrben unb Songregationen oerbunbenen
(opoßolii^en) aRifftonSfd^uIen. (Sgl. nod^ Du
Ginge, Dict med. et inf. latin. s. y. ; Petr.
GaDide, Paer Religioni Oblatus, Heidelberg.
1759; Bened. XIV, De Synod. Dioec. 6, 3;
TbomiasBin, Vet et nov. Eccl. diso., be[. I,
8, 53 sqq. ; Stubien über bie ff (öfter beS 9RitteI»
alters, lud b. Snglifd^en ton % ffobler, SiegenS-
hirg 1867, 287 ff. ; 3. 91. ©eibl ®ie ©ottüer-
lohing oon ffinbem, SJlünd^en 1872 [mit reid^er
äteroturangabe] ; ®. §eigl, 3)ie meltlid^en Ob-
laten bed ^(. Senebictud, in @tubten unb mu
tteüimgen aud bem Senebictiner- unb bem Sifter-
nenferorben VI, 2, 1885, 349 ff.; IX, 1888,
628 ff.; Messager des fidMes, petite revue
benedictine, Maredsous, 1886—1887, bcf.
156 BS. 209 SS.)
B. Sie ermad^fenen (meltlic^en) Ob-
laten b e r ff I ö ft e r. Oblati (Condonati, Do-
niti, )uttei(en aud^ Conversi genannt) l^te^en
femer fold^e Srmad^fene, toeld^e auf oerfd^iebene
Seile in einen nö^em Serbanb mit einem Orben
obcrlflofier traten unb baburd^ mebr ober meniger
an beffen @ebeten , guten SGBerfen , ^rioilegien
nbXec^ten t^eilna^men. @oIc^e Oblaten maren
m Si^eil SSBeltleute, bie i|r ^ai unb ®ut bem
fllofier Eingaben, um bann felbft SRönd^e ober
Baienbrüber, gemd^nlid^ mit einer leidstem ®i§"
öplin, )u uierben. ^Qein bie eigentlichen meltlid^en
ebbten befinirt ba« Conc. Lat. IV, c. 57, al§
eonfratres . . . qui vel adhuc manentes in sae-
enlo eorum ordini sunt oblati mutato habitu
Mecnlari vel qui eis (ben SKönc^en) inter vivos
na bona dederunt, retento sibi, quamdiu in
SMcnlo vixerint, usu fructu, b. ^. e3 toaren
eatiD^ fol<^e Saien, namentUd^ ^belige, meldte
eine @d^enfung mit ober ol^ne SSorbel^alt bed 9lu|«
nie|ungdred^ted unter ber iBebingung mad^ten, ba^
man pe, fobalb fle eS oertangten, in'8 fflofter auf»
nehmen, ober fold^e, meldte fid^ ju gemiffen 3)ienft-
(eiftungen an^S fflofter Derpffid^teten ober gar ftd^
felbft (oft mit ibrer ganzen tjfamilie) atö £)örige
nad^ Slrt ber fieibeigenen unter bie ^otma|igfeit
beS fflofterd fteUten unb Don biefem 92a]^mng unb
ffleibung belogen. Se|itere l^iegen bann Oblatio-
narii (Donati), Hospites ober aud^ Offerti. 3n
fpöterer S^it befc^rönfte fu^ biefe Oblation aud^
mobi barauf, ba| bie Oblaten unter bie befon-
bere geiftUd^e fieitung be3 9lbte§ traten unb burd^
Sifer in SSert^eibigung ber Siedete unb Snter-
effen be§ OrbenS ober burd^ SBol^lt^aten i^re Sr-
gebenl^eit unb Slnl^önglid^feit an ben Orben ober
baS fflofter bemiefen. 3n biefer Sßcife ift baS
3nftitut in bem jur caffinenfifc^en Kongregation
gel^örigen SSenebictinerflofter ju 3lffJig]^em mieber
eingefül^rt (f. P. ®. ^eigl a. a. O. VI, 2, 349 ff.,
XDO aud^ ber Unterfd^teb jmifd^en ben Oblaten unb
ben Sertiariem beS t$franci§canerorbenS bargelegt
ift). Sld anderes S^i^^n ber ^ngel^örigfeit }um
Orben unb ald 3lu§brud ber abgelegten meltlid^en
@eftnnung (morum conversionem habitus mu-
tatio designat) trugen bie toeltlid^en Oblaten
im SRittelalter, in Stauen aud^ nod^ in ben legten
Sal&rbunberten, baS OrbenSflcib; bie öeränberten
Seiten rebucirten baSfelbe auf ein @capulier u. bg(.
(lieber ben fd^önen 9Utu§ ber Oblation unb bie Der-
f d^iebenen Qformeln unb Qformen f. Du Gange s. v.
Oblati Monasteriorum.) [|)uonber S. J.]
^Maüonen ^ei|en in ber ffird^enfprad^e aUe
@aben, melcbe Don ben ©laubigen für bie fird^-
lid^en Sebürfniffe, ben Unterbalt ber glerifer ober
bie Firmen bargebrad^t unb ber ffird^e jur Ser-
menbung übergeben nierben (oblationis nomine
intelligitur, quidquid offertur ecclesiae, quo-
cmnque modo in missa vel extra, et in eccle-
sia vel extra ; c. 29, X 5, 40). — 3n feinem
uriprünglic^en actiDen Sinne bejeid^net oblatio
bie ^anblung be§ Opfem§ unb mirb bemgemö|
glei^bebeutenb mit sacrificium, Tpoo^opd, ge»
braud^t; enger gefaxt l^eigt oblatio bann ber«
fenige ib«il ber liturgifd^en Opferl^anblung, bei
meldjcm bie eud^ariftifd^en Opferelemente (Srob
unb SBein) bargebrad^t mürben, alfo ba3 fog.
Offertorium ber SDlcffe. S)urd^ eine aud^ fonft
Dorfommenbe unb naturgemäße Uebertragung ging
f^ließlid^ bie ^Benennung oblatio auf baS (Ge-
opferte über, fo baß oblatio aucb gleicb oblatum
ober oblata h)urbe. SDabei befd^ränfte ftc^ ber
©ebrauc^ beS SBorteS nid^t auf bie Dom ^riefter
bargebrad^tcn Dpferelemente, fonbem umfaßte ju»
gleich bie fog. fiaien-Oblationen, b. f). alle bei
©elegenbeit be§ 3Reßopfer§ Don ben Saien bar-
gebrad^ten ®aben, felbft menn fie nid^t mie 93rob
unb SQBein in unmittelborcr 93cjiebung jur ?lbenb»
ma]^l§feicr ftanben (Dgl. $robft, Stturgie ber brei
erften d^riftlid^en So^rbunberte, Tübingen 1870,
99 f.). gine Sermenbung biefer ©oben für gotteS-
627
Oblationen.
bienpd^ ober anbete gottgeföüige 3^^^'^ U)Qr
fdPftftoer^änblid^. UebrigenS mar bie Sarbrtngung
fold^er @aben gerabe bei ber SRe^feier nid^t
fo mefentlid^, ba| man ntc^t überl^upt ®aben,
meldte ber fticd^e übergeben mürben, mit bem
9tamen Oblationen l^ätte begeid^nen fönnen; fo
erlangte bann baS Sßort aQmälig bie oben an»
gegebene allgemeine 93ebeutung (t)g(. Du Gange
s. y., too neben ben SelegfteQen. aud^ bie Sebeu«
tungen angegeben {tnb, meldte oblatio in ben t)tt'
fd^iebenen SSerbinbungen unb SufammenfteÜungen
erhielt).
1. S)ie urfprünglid^e t^form ber Oblationen ^at
jid^ als fog. Dpfergang tieilmeife bis je^t erl^alten.
Opfergang ^ei|t nömlid^ ber procejftonSartige
®ang, meld^er bei gotteSbienftlid^en tjfunctionen
um ben ^Itar ober in beffen 3läf)t t)eranftaltet
»irb, um bafelbji ©penben für fird^Ud^e 3tt)ed(e
barjubringen; er reid^t mol^I in bie apoftolifd^e
3eit l^inauf (Dgl. ^robft 376). fßon ha an bis
in^S 11. äal^rl^unbert hinein brad^ten bie Saien,
meldte ber l^eiligenüKeffc beimol^nten unb bie Kom-
munion empfingen, unb jmar (nad^ bem Ordo
Romanus 11 unb UI) juerft bie SJlänner, bann
bie gfrauen, )ule|t bie ^riefter unb 3)iaconen^ ^ur
Dpferf eicr 95rob in meinem Sinnen (fanon, sindon,
aud^ pallium genannt) unb SBein, fotote anbere
im ®otteSbienfte ju oermenbenbe @aben an bie
@d^ranfen beS $reSbt)teriumS ober gum Altäre
unb übergaben fie bem 3)iacon. 3Bo bie örtlid^en
SSerl^ältniffe einen förmlid^en Dpfergang nid^tmol^I
ge|tatteten, nal^m ber 3)iacon bei ben ©laubigen,
ol^ne bafe bicfe il^re ^läje öerliefecn, biefc ®aben
in Smpfang. Sin S^eil mürbe für bie Kommunion
ber ®Iöubtgen auSgef onbert unb gur Konfecration
auf ben 3l(tar gelegt; bie übrigen Opfergaben
bienten jur ^nric^tung ber 9Igapcn (f. b. lirt.),
fomie )um Unterl^att beS KleruS, ber ftird^e unb
ber Firmen. 3)ief e Set^eiligung am ^eiligen Opfer,
moburd^ bie @penber ftdd aud^ fpecieO in baS
Opfergebet empfal^Ien, mar ein SSeftanbtl^eil unb
eine ffunbgebung ber fird^Ud^en ©emeinf d^aft, eine
^flid^t unb ein ^tä)i ber ©laubigen. 9Ber nid^t
opferte, fd^Io^ fid^ jebod^ baburd^ nid^t t)on ber
ftird^engemeinfd^aft ober ton bem ßmpfange ber
l^eiligen Kommunion auS; mol^I aber burfte ber-
Jenige nid^t opfern, ber red^tlid^ öon ber Kom-
munion auSgefd^Ioffen mar (ögl. ?Probft 376).
3)er ]^t. Üaxl SBorromöuS i)at btefe alt(^riftlid^e
SBeftimmung für feine Äird^enprooinj auf bem
öierten 3WaiIänber ^ßroöinjialconcil (1576) mieber
erneuert. S)iefer Dpfergang fanb am Kingange
i)cr missa fidelium, jum ^Beginn beS fog. Dffer«
toriumS, \iatt unb mürbe öon bem Offertorial»
gefange begleitet, ©eit bem 11. 3a]^r!)unbcrt ift
bie alte OblationSmeife aQmöIig auger Uebung
gefommen unb burd^ ben ©ebraud^ erfe^t morben,
ba| bie fiaien ftatt SBrob unb SBBein, für bereu
Säefd^affung ber KleruS ober bie ifird^en fortan
eintraten, ein ©elbopfer am 9lltare barbrad^ten.
9IS auc^ bief er ©ebraud^ mel^r unb mel^r abnal^m.
fud^ten mie baS ermö^nte SRailftnbec Sondl im
1576 fo aud^ einselne ©Qnoben nod^ im Sbifonge
beS 17. 2hil^r^unbertS ben Opfergang n)cnigflal
an ben ©onn- unb gebotenen ^iertagen obabo^
an ben ^5d^ften geften unb brt 9Reffen für See*
ftorbene aufredet ju erl^alten. S)er (Befang tue
Oblation, ber im 9lntip]^onar ©regorS bed ©ifofcR
mel^rere $falmt)erfe mit einer fid^ tmeber^olenbcB
Sntipl^on umfaßte unb Don gmei Sl^ren in ba
SBeife eines StefponforiumS vorgetragen tourbe, ip
infolge ber geänberten S)iSdpIin k)erfäi^t loorben;
baS Sßiffale l^at als „Offertorium" nur einen
SSerS ober eine 9(ntip](|on unb eingig in ber Se^
quiemSmeffe ein SRefponforium bemo^rt (&m
äerpflid^tung, ^ur ÜRe^feier ©aben borgubringen,
beftel!)t nid^t; eine Krinnerung an bie alte Sitte
l^at fid^ aber in berSiturgie fe&ft erl^ten, inboB
mel^rfad^ in ber Oratio super oblata (©eccete)
ber Dblationen ber ©löubigen Snoöl^nung ge-
fd^iel^t (Dgl. }. 9. bie ©ecrete am 7. ©onn^
nad^ ^^ngften ; am ^ej) beS ^l. SocobuS ; an ber
ißigil beS ^efteS beS 1^1. äol^anneS beS XftufetS).
^IS ein ber Opferfeier eingefügter StitnS blidi
jebod^ ber Opfergang jur S)arbringung einer Ob-
lation bei einigen für bie Jhrd^e mistigen Sn-
löffen beftel^en. ©o bringen im feierlid^ ^o^"
amte ber ambroftanifd^en Siturgie gum Offertorium
It^n ©reife unb ^el^n SRatronen als iBertreter beS
SSolfeS Srob unb 3Bein an ben (Eingang beS
Kl^oreS unb übergeben beibeS bem Kelebranten
(ögl. b. 3lrt. ambrofianer 4, oben I, 690). Sfür
bie 9)2ef[e, meldte ftd^ an bie Krtl^eilung ber ein-
zelnen äBeil^eftufen Dom Oftiariat bis gum Spi-
fcopat, an bie Senebiction eineSSbteS, eineSffdnigS
ober einer Jtöntgin. an bie ^blegung ber ©elübbe
anfd^Iiegt, fd^reibt baS Siömifc^e $ontificaIe k)or,
ba| bie Orbinanben fomie bie benebicirten $er»
fönen brennenbe ütxitn, ber neugemeil^te Sifd^of
ober W)t au^erbem ^rob unb SSein bem fimc-
tionirenbenStfd^of überreid^n möl^renb baS Offer»
torium gefungen mtrb. 9lm Kl^arfreitag ifi imSRif-
fale ftatt ber Dblation )um l^eiligen Opfer, melci^eS
an biefem 2:age nid^t gefeiert mirb, eine ©elb*
fpenbe bei ber ^erel^rung beS ffreujeS Dorgefe^n.
Kine bloge Umgeftaltung ober ein Steft beS dt-
^riftlid^en OpfergangeS befielet barin, ba| bei
Kafualmeffen , inSbefonbece bei Zobtenönüem,
^odf)5ettSmefjen unb üielerortS aud^ im ^od^omte
an l^o^en rS^\kn, bie ©laubigen }um Offertorium
einen ©ang um ben ^Itar Deranftalten unb ba«
fclbft ein ©elbopfer ober fterjcn, unb bei befon-
beren ^nlöffen aud^ auger ber l^Iigen 9Reffe in
äl^nlid^er SBeife eine ©penbe für ben ©eiftlid^
nieberlegen. 3n ©übbeutfd^lanb „finbet auf ton
Sanbe bei fietd^engotteSbtenften ein boppelter Dpfer-
gang ftatt, ber erfte t)or bem KDangelium (gleid^
uad^ ber KoHecte), ber ^meite nad^ bem ßoangelium;
bei beiben mirb ©elb geopfert" (ll^al&ofer, §anb«
hnäi ber ßiturgif U, greib. 1890, 151, 9lnm. 1).
S)amit, bag bie ©laubigen baS Opfergelb füffen^
bet)or fte eS auf ben ^Itar legen, moQen fte auS-
629
Dbleien.
630
brifH ^i r^^ mit bemfeßen \i)xt Snül^en unb
fintfogungen imb i(|re ganje ißerfönüd^fett on @ott
(ingebcn, grijtigtrtDeife auf ben^Itar legen {%^aU
tofer n, 152). (Sgl. J. Bona, Rerum liturgi-
earam II, 8, 4 sqq. ; Benedictus XIV. , De
n. llisBae sacrificio L 3, o. 21 ; ^eg in ftrauS'
Sfal-Sncqüopäbie 11, 509 ff. unb bie bort an-
gegebene fiiteratur.) [St. Sd^rob.]
2. Seit bem ollmaligen f^ortfallen beS Opfer»
googefi finben {td^ bie Oblationen, t)ielfad^ unter
anbeten 9{ainen, ald®aben an bie jfird^e ober bie
(riefler. @o ftnb bie 9)^e|fti))enbien (f. b. ^rt.)
m4t9 SnbereS afö ein Srfa| für bie megfaUenbe
Cblotion in bei SReffe. ^e^nlid^ treten bie @toI'
gcbülren (f. b. 9rt.) ald normirte Abgabe an QitUt
berfru^ beliebigen ®aht bei gemiffen ftrd^Iid^en
Functionen. Snbere Obtationen, ). 9. bie Srft-
linge, famen nac^ unb nad^ ganj au^er ®ebraud^
ober erhielten fid^ in ber gform Don Sammlungen
fnimüliger ®ej(^fe (Sier jur Ofterjeit, t$fla(j^3
mb fon^e 9taturolien; t)gl. b. 9rt. SoUecten U).
— lieber bie Oblationen entl^ölt ba§ Jhrd^enred^t
eint Sei^ Don Seftimmungen. 92amentlt(i^ toer»
ben im Snfd^tug on ben 1^1. Xl^omaS (S. TheoL
2.2,q. 86, a. 1) t)ier gfälle aufgegälilt, in meieren
bie Cblationen pflid^tmä^ig bar^ubringen finb,
nömli^ 1) auf ®runb oon ißerträgen u. bgl.;
2) auf ®runb eineS XeftamenteS, einer @d^en!ung
nnter Sebenben, eines ®elübbe8 ; 3) um bem SIeru§
ben not^toenbigen Unterl^It }u Derfd^affen^ too bie
fonßigen ßinfünfte nid^t genügen; 4) enblic^ au§
n4ttm£|(ger ®elDO^n]^eit. 2tn biefen gföllen er»
lonbt boS Siedet aud^ bie ißer^dngung ürd^Iid^er
@Men sur ^Beitreibung ber Oblationen, ^de
ionfHgen @aben unb ®efd^nf6 gelten alS frei»
villige Cblationen. UebrigenS barf niemals bie
fir4Ii((e ^^unction üon ber @penbung ber Obla-
tion ob^ngig gemad^t unb bei SSermeigerung
biffer oerfagt toerben. — 3n Setreff ber SSer-
tbeiümg ber Oblationen beftimmt baS ßird^en»
ntit, ba^ aGe innerhalb einer ftird^e unb im $farr>
bewirf überhaupt gemachten Oblationen bem Pfarrer
sufollen, \Dtnn nid^t entmeber bie befannte ^bftd^t
MSpenberS ober gefe^Iidie Seftimmungen bc5n).
@etto^n^eitgre(!^t anberS feftfe^en (Dgl. bef. c. 9,
1 3, 10 imb bie anberen bei Ferraris s. v. Ob-
lationes zl 1 3 angeführten 9iormen). S)abei mad)en
cberSleiffenjhiel oandfpen unb^lnberc barouf auf»
Difrifam, ba| f(^on ju i^rer 3cit nur bie Obia»
tionen, »elt^e ton ben Öläubigcn bei ber ÜJ^effe,
bei Trauungen, ^uSmeil^ungen ber SBöd^nerinnen
nb ö^nlic^en ®elegen]^eiten auf ben ^Itar gelegt
»nrben, bem $faner jutomen, tt)cil man öon
Cblationen bei anberen iBeranlaffungen (5. $. in
dnobenfapeQen, an beftimmten Altären) anneb»
Qcn muffe, bag bie ^bfic^t ber ®eber in erfter
Snie auf einen 9iu|en ber betrcffe;iben ff ird^e, bie
Serberrlic^ung beS ®otte§bienfteS u. bg(. gerid^tet
fei gür bie de^t^eit ift eine fold^e ^bft^t ber
€penber um f 0 mebr an^une^men, al§ tbatföd^Iid^
ben Denigften @(aubigen bie urfprünglid()en !Rc^ ts«
beftimmungen über SSenoenbung ber Oblationen
befannt fitü), unb mand^erortS fogar bie ^nftd^t
allgemein ift, ba^ felbft bie ^lltaropfer bem func«
tionirenben ^riefter (nid^t bem Pfarrer) jufielen.
®rögere Oblationen in t$form Don ®efd^enfen
ober teflamentarifd^en 3utt>cnbuugen pflegen über-
l^aupt mit Angabe eines beftimmten 3^edfeS ge*
mac^t 5u nierben; fte gelten bamit in baS ff ird^en-
(bejtt). ©tiftungS«) öermögen über, unb i^re SSer«
maltung unb ißermenbung unterliegt ben für baS
ffird^enbermögen (f. b. 9lrt., ob. VII, 706 ff.) gel*
tenben Siegeln. (ißglBerlendi, Deoblationibus,
Venet 1743 [urfprüngUd6 italienifd^, ib. 1738];
Barbosa, Jus eccles. uniyers. 1. 2, c. 23 ; van
Espen, Jus eccles. uniyers. II, sect. 4, tit. 2,
c. 10 [ed. Coloniae Agripp. 1777, II, 59 sqq.];
Ferraris s. v. Oblationes.) [91. ßffcr.]
0t(eieit (oblagium, oblegium, obliga, ob-
liaria, oubleia, uplada, oblata) maren nad^
mittelalterlichem Sprachgebrauch ®aben ber uer-
f d^iebenflen ^rt. ^n bfteneid^ifd^en Urfunben l^ei^t
f 0 baS für ein fieid^enbegöngni^ an bie ffird^e ge«
gebene Opfer. !Dtand^maI merben barunter ge«
miffe ®aben Derftanben, meiere an bie Sanonifer
Don einem auS i^rer SRitte, bem obellarius, für
il^re ^nmefenl^eit bei geftifteten ®otteSbienflen
verabreicht n^erben, fo nad^ ber Urfunbe §ein-
ri(^§ n. Don SRegenSburg Dom 14. Suguft 1278
(f. Hund, Metropolis Salisb. I, Ratispon. 1719,
176 sq.) artocreas (aptöxpsac, eine 9lrt Sßaftete)
et simulas (Semmeln) majores. — 3)ie Oblai
(oblaium) in fflöftem toax ein }um 3)Dedfe ber
Sefleibung unb beffem Serföftigung ber EouDen«
tualen auS bem fflofterDermögen auSgefd^iebeneS
unb gefonbert DcrttjaltcteS ®ut, mofür auc^ 3«"
ftiftuugcn möglich ttjaren ; ein ©eifpiel auS bem
15. Sa^rl^unbert gibt aBid[)ner, @efd^. beS Sene-
bictinerftifteS 9lbmont HI, ©raj 1878, 23 f.
— 3n ben ttjeltgeiftlid^cn Stiftern maren bie Ob«
Icien ftiftungSgemöße Ergänzungen ber einjelnen
^röbenben, meldte Don ffird^en, ®emeinben ober
^riDatcn geiciftet mürben, ©iefclben bilben eine
9InaIogie 5U ben obedientiae, meldte Dom ^aupt»
flofter ober ©tift abhängige Filialen, §öfe, §uben
maren, l^öufig ^ropfteien ober cellae genannt
unb Don einzelnen ©tiftS^encn Dermaltet mürben.
SRegelmäßig mürben bie fäcularen Obcbien^en op*
tirt (f. Dürr, Diss. de obedientiis et oblegüs
ecclesiarum cathed. et colleg. in Germania,
Mogunt. 1782, Ui Mayer, Thes. nov. 11,
Ratisbon. 1791, 105—172). — 3n einem mei-
tcrn Sinne bebeutet oblia bie Derfd^iebcnftcn fleinen
®aUn unb @efd^enfe (res censuales), meiere
in 5RaturaIien, Srob, SBein, gflcifd^, SBolb ober
Selb feitenS bcS SafaÜen ober Untertl}anen (ob-
lialis, obliarius) an beftimmten 3:agen an ben
^erm, befonberS ben geiftlid)en öerrn (obla-
giariuö) ju leiflen maren (droit d'oublie, d'ou-
bliage). (ißgl. bie 9?ad^meifungen bei Du Gange,
Glossar, s. v. oblata ; 93rinf meier, Glossar, diplo-
mat. IL ®otba 1859, 375.) ['Si. D. Sd^erer.]
681
Obolus — Obferöonten.
68S
Obolus, in ber ißulgata nad^ bem SSorgonge
ber LXX bic Scjcid^nung für btc l^cbröifd^c ®cra
(f. b. «rt. Selb unb ©eiotd^t V, 231), öon ber
im 31. 1. Qn fünf ©teilen gefagt mirb, ba| fle
ber jttwmaigfte S^eil eines ©efelS gemefen fei (ßg.
30, 13 u. f.). [ffoulen.]
^tofxiten^ ein flaoifd^er ober menbtfd^er SSoßS'
flamm, mol^nten )ur 3ctt flarlS be§ @rogen im
l^eutigen SRedflenburg unb mürben Don i|m qI3
SunbeSgenoffen gegen bie @ad^fen gemonnen.
©päter fampften fxe mit ben Qfranlen gegen bie
3)önen, unb fo (efreunbeten ftd^ aud^ mand^e unter
il^nen mit bem ßl^riftentfium. Sei ben SBenben«
friegen ber föd^fifd^en jfönige aber erflörten fie
fid^ gegen bie S)eut{d^en unb festen fortan and)
allem Sl^riftlid^en einen milben §a| entgegen.
3)urd^ Otto I. mürben fie unterworfen unb mit
@ad^fen bem ^erjog ^ermann IBiUung unterfteüt,
mobei baS SiStl^um 3lltenburg ober Olbenburg
für fie gegrünbet mürbe. 3l0ein biefer mie aOe
anberen SSerfud^e jur Kl&riftianiprung riefen für
^mei Sal^rl^unberte nur blutige SReactionen ^erüor,
bei benen bie nörblic^e (Srenjmarf burc^ bie milbe
SerftörungSmutl^ unb unmenfd^Iid^e ®raufamfeit
ber Obotriten namenlofe fieiben erbulbete. @o
mußten bie beutfd^en ffaifer lange unb blutige
ftriege mit ben Obotriten fül^ren, bis §einrid^
ber Söme mit ftarfer §anb ha^ flaDifd^e Reiben»
tl^um niebermarf unb burd^ Uebertragung be§ 9i§-
tl^umS nad^ ©d^merin (1160) d^riftUd^en (Slauben
unb d^riftlic^e Sitte unter ben Obotriten anbal^nte.
SWit bem Slnfang be8 13. 3al^r]^unbert§ terfd^min»
bct ber 9lame ber Obotriten au§ ber ©efd^id^te, unb
bie d^riftlid^ gemorbenen 3fürften berfelben nennen
fid^ §enen Don TOedfIcnburg. (Sgl. bie 3lrtt. §at)el»
berg, fiübedt unb DZedttenburg.) [ffaulen.]
^tregoneti, ani^ SJlinimen^Sied^enbrüber unb
§ofpitaIiter tom brittcn Orben be§ % 3franci§«
cu8 genannt, fmb ein S^^'^Q beS frud^tbaren 3ftan«
ci§conerorben§ unb mürben geftiftet ton SSeml^arbin
öon Obregon. Siefer l^eiligmäfeige Orben§mann
mar geboren am 20. 3Rai 1540 ju SaS ^uelgaS
bei SurgoS au§ einem alten SRittergefdJled()te unb
trat no(| jung in baS §ecr ^^ilippS II. gineS
lageS befpri^te ein Straßenfeger ben Iebcn§»
luftigen Dfficter anfällig mit ffotl^ unb empfing
bafür eine Ol^rfeige. S)ie d^riftUd^e (Sebulb, mit
meld^er biefer TOann bie Seleibigung ertrug, mod^te
auf Seml^arbin einen fold^cn ginbrndt, ba| er ben
SQ8affen entfagte unb fortan ben ffranfen im großen
§ofi)itaI 3U TOabrib feinen ®ienft meil^te. ©päter
nal^m er ba§ ftleib beS britten DrbcnS be§ i)l grau«
ciScuS. MHmöIig fd^loffen pd& il&m ©efä^rten an ;
biefen gab er 1567 mit SemiHigung ber geift»
lid^en unb meltlid^en Sel^örbe boSfelbe flieib. 9{od^
im felben Saläre ftieg bie Sal^I feiner ©enoffen auf
20. 3)a er 1568 mieberum 20 neue Sünger ge«
monnen, erbat er fid& bie Seftätigung feiner ®rün»
bung öom 5Runtiu8 Saraffa. 93alb folgten TOeber«
laffungen ju 93urgo§, SWurcia unb anberSmo. 3m
Sa^re 1581 mürben mit grlaubniß ®regor§XIII.
bie örmeren ©pitaler 9Rabribfi mit ben tetd^ecm
Dereint unb f o ber 3BirfungSfrei8 Seml^arbinS t>
meitert. Um ber ©d^dpfung mel^t innem ^cdt in
geben, legten bie Srüber am 6. S)ecember 1580
bie brei OrbenSgelübbe auf bie britte 9tegel be§
1^1. gfrandScuS ah unb fügten ein trterted (BeülBbt
ba§ ber ® aflfrei^eit, l^ingu. ZHe ® enoffenf d^ft bieii
ktt fid^ meiter auS, befonberS nod^ Siolebo, &a»
goffauubSoHaboIib. 3m3.1592famSeni]M>n
mit 12 @efö]^rten nad^ Siffabon, um bort b«
ffranlenbienft ju lieben. 3^t Saläre \pdUx )og
er ftd^ für einige S^it jurüdt, um bie ©a^ungm
feiner ®rünbung enbgültig fefijuftellen. %dt
©panien gurüdfgefe^rt, fianb et ^l^ilipp IL is
beffen le^ter jhanf^eit (1598) bei 3m folgenben
3a^re, ben 6. Suguft 1599, morb SBem^acUs
felbft au§ biefem Seben abgerufetu S)ie ©enoffen*
fd^aft entfaltete i^re Sl^atigfeit aud^ in Se^gies
(Slted^eln) unb 3nbien. 3m 3. 1609 geffa^
^ul V. ben Obregonen, ein fc^mai^eS Imu) anf
ber linfen 93ruft gu tragen, }um Unterfd^ieb rm
anberen, ö^nlid^ gefleibetenOrbenSbrübem; 1^
e^ftirt ber Orben in ©panien nid^t mel^r. OBfiL
Heljot-Migne, Dictionn. des ordres religieiix
8. V.; gf. 0. Siebenfelb, Urfprung . . . fämmtii
lid^er 9Rönd^§» unb ftlofterfrauenorben, SQSeimor
1837.) [3of. ©öDelmann S. J.]
Obsequiale fommt in ber mittelatterli^
IKrd^enfprad^e entfpred^enb bem fpätlateinifd^
obsequiare (obsequium, obsequiae) l^auptfiiii^
Ud^ in gmei 93ebeutungen oor. Obsequiare ]^|t
nämlid^ gleid^ obsequi f. b. a. famulari, unb bä
obsequium ecclesiasticum entfprid^t genau bem
beutfc^en „fird^lid^erS^ienft". Obsequiideiflbem"
gemäg bie Orbnung biefeS fird^li^en SHenfieS,
fomie ba§ $ud^, meld^e§ biefe Orbnung angibt,
foöiel mie Slgenbe (f. b. ^rt.). 3m engem ©im«
aber ^ei^t obsequium (obsequiae = ezsequiae)
ber „Sobtenbienft", b. 1^. bad 9egrabni| ud)
Xobtenofficium fammt ©eelenamt; banad^^Ob-
sequiale fpecieU aud^ ber 9Utu§ unb boS Slituafe
für bie tird^Ud^e Segröbnigfeier. (!BgI. Du Gange
s. V. Obsequiae etc.) [91. 6ffer.]
^tfett^anten (in uneigentlid^m ©inne osd^
coUectiotf d^ O b f e rD a n 5) ift ber fpedeOe Ütome
für einen ber brei felbftänbigen SKönnerorben,
meldte auS ber ©tiftung bed |l. gfranciScuS t)Oii
5lf pfi l^crüorgegangen fmb. SRebcn ben beiben Or»
ben ber gonoentualen (in 3)eutfd^Ianb gemöl^nüd^
^Dlinoriten ober fd^marje granciScaner genannt)
unb ber Äapujiner befielet als britter ber Orben
ber TOinberbrüber Don ber Obferüanj, auc^ in
fpectfifd^em ©inne ber ^franciScanerorben genannt
Siefer ocreinigt unter ber Oberleitung eines ein-
{igen (SeneralmmifterS, meld^er nad^ ber SBuIIe
Seo'S X. (1517) offiden ben Sitel Minister
generab's totius Ordinis Minorum fü^rt, biet
unterfd^iebene Familien, morüber bie 3lrtt. Srmut
1, 1394 unb i^ranciScanerorben 5U bergleid^en finb.
anfangs begeid^ncte ber 9iame ber Dbferuonj
(de obBervantia) nur einen @egenfo| )u ber
m
ObferDQtiteu.
634
£ebeiift9ri{e ber GonDnüualen, loeld^e nteiftenS in
giö^otii SonDenten ber @töbte nad^ ber burd^
^^xilß ^rikiilegien befonberd in ber Uebung
ber Snnut gemilberten Siegel lebten, tt)a]^renb bie
Sxübcr Don ber Obfenxin) toöl^renb i^rer erften
$(riobe in einfamen fflöfterd^en ein fe^r ormed,
n^icontanplatiiKö qI8 feelforglid^ tj^ötigeS fieben
fnitten. (B f onnte nid^t lange ausbleiben, bag eine
io^e Serf d^ieben^ett ber OrbimSbiSdpIin innerhalb
tafkben Orbenögemeinfd^ft Uneinigfeit Deran«
k^, toeli^ enblid^ 1517 )u gänglid^cr Trennung
\äfdL S)en SonDentualen unb aUen, totlä)t ft^
itnm anf^loffen, nmrben xf^it ^rioilegien unb
SiSpenfen Don ben ^äpften beftötigt ; anbererfeitS
vn^ mehrere Heinere, unter anberem 9tamen
kße^enbe ®enoffen(d^ften mit ben ObferDanten
|H einem einjigen OrbenSförper Dereinigt. SBalb
libo4 betdm ber 9{ame ObferDang nod^ eine engere
9d)eiitinig, alS im 16. unb 17. Sal^rl^unbert neue
Scfoimgenolfenf^aften fid^ Don bem alten Stamme
ber ObfetDan), ber feinen 9lamen behielt, ab-
(iDeigten, ober bod^ in bem gemeinfamen ®ene-
zaiimnifter bie Sinl^t beS OrbenS bemal^rten.
6o entflanben bie brei tJf^^müien ber SRefor*
mtm, ber SHScalceoten (SLIcantariner) unb ber
SKoOecten, m\^ in Derfd^iebenen Säubern aQ-
nölig jid^ auSbilbeten. Siefonberten fid^ Don ber
dun CiferDans mit Srlaubni^, [a mit 99eför-
bcnmg bc8 beigen Stul^IeS in ber SBeife ab, ba^
fie {ü^ nii^t blo^ )u eigenen Alöftem, f onbem au^
SB DoDßfinbigen ^roDingen aneinanberfd^Iofjen,
ncl^e nod^ je|t, unabl^öngig Don ber ObferDanj,
nunitttlbor ber SuriSbiction beS ©eneralminifterd
nierPeben. S)iefe brei gf^intiUen führen officieQ
flu^ ben gemeinfamen 9lamen Fratres minores
itrietioris observantiae, toö^renb bie alte t)fa-
nüie mit bem IRamen regularis observantiae
h^^äpntt »irb. 2)a§ ®emeinfame biefer Dier ^a^
milira, toeld^ ermöglid^t, ba^ fte unter @inem
Seneral ju Sinem ©eneralcopitel fid^ Dereinigen,
k^ barin, bo^ fie biefelbe Don ^onoriuS III.
^ötigte Xegel galten unb principiell bie Gebote
bnielbcn, tt)ie fte burd^ bie aut^entifd^en ^eclara-
tioiten ber ^opfte, befonberS !RicoIau§' III. unb
ftenenS' V., feftgefe^t fmb, ol^ne Snbulte bcob-
(uitm moOen. 9Bo bie ÖrbenSbiScipIin je^t nid^t
gehmfen iji, ba betrifft aud^ ber Unterfd^ieb biefer
^omilien unter fid^ nur 92ebenfad^Iid^ed ober Der«
Wcbette @rabe ber Strenge in ber 93eobad^tung
beifelben ®ebote; namentlid^ gilt biefeS Don ben
ttt^migen mit bem Sitel Btrictioris obser-
vntiae.
liefe Siel^eit Derfdf|iebener ObfcrDanjen unb
Reformen, meldte ber Stiftung be§ ^l. t$ranci§cu§
(«ienfo ttie ber frud^tbaren Wegcl beä großen 1^1. 93c«
Kbict)befonber3 eigent^ümlid^ ift, l^at iliren innem
8nmb in ber SBefd^affenbeit ber Segel felbft (Dgl.
Ne oben angeführten 9lrtt.). S)a§ l^ol^e Sbeal DoS«
bnmener ^rmut unb S)emut]^, föeld^eS ber ^eilige
Slifter erfirebtt unb perfönlid^ barfteSte, mu|te
offenbar, maS bad andere £eben betrifft, ben
mannigfad^en SBebürfniffen SSieler angepaßt »er«
ben, fobalb e§ fid^ barum l^anbelte, in einem großen
Orben biefen ®eift bargufteQen unb feftjubalten.
2Ba§ für ein ein jetneS, attein ftebenbeS SnbiDibuum
pa^t ober mögtid^ ift, fann Demünftigertoeife nid^t
einmal für eine au8 wenigen 5Dlitgtiebem be«
ftel^enbe t^familie ol^ne einige Sinfd^rönfung Dor«
gefd^rieben werben, ffiöl^renb ber 1^1. gfranciScuS
in betreff feines perfönli^en CebenS unb ber S)ar«
fteSung feines gbealS gang flar unb entfd^ieben
mar, blieb er in SBejug auf bie enbgültige ^t\t'
fejung ber OrbcnSregel Diele Saläre unfd^Iüffig.
Sr mar biScret genug, einjufel^en, ba^ erft bie
erfa^rung geigen !5nne, inmiemeit feine l^ol^e
3bee ben SSer^öItniffen eines großen OrbenS fo
angepaßt werben muffe, ba^ beffen organifd^e
Sntwidlung nid^t )u f e^r bef d^rönlt mürbe. 2)e^«
l^alb l^at er mel^rere SRegeln gefd^rieben, mel^e
itoax benfelben ®eift unb bie nämlid^en ®runb«
gebauten entbalten, aber nur aümölig gu einer für
einen gal^Ireid^en unb meitDerbreiteten Orben ge«
eigneten Raffung fid^ entmidfelten. grft furg Dor fei«
nem Sobe (1223) legte er bie le^te Siegel in jmölf
fleinen Jlapiteln bem ^apft^onoriuS UI. gur
99eftötigung Dor. 2)enfelben SBeg l^aben übrigens
ade großen OrbenSftifter eingef dalagen: erft bie
$ra^S, bann bie Z^eorie; erft baS Seben mit feinen
Srfal^rungen, bann bie enbgültige t$fi£trung ber
Serpflid^tungen. S)a^ Wat^olifen, meldte Dom
OrbenSleben nur il^re abstracten, mel^r ober meni«
gerfubiectiDenSorftellungenl^aben, für einefold^e
organifd^e ßntmidlung eines OrbenS fein 93er«
ftönbni^ l^aben, begreift ftd^ leidet. So l^at man
benn aud^ Don proteftantifd^er Seite mel^rfad^
bartl^un moQen, ba^ fd^on ber ^I. t^franciScuS
felbft Don feiner urfprünglid^en 3bee fpätcr ab«
gemid^en fei. 2)e|t)alb l^at man fid^ bie unnü^
SRübe gegeben, bie erfte Siegel nad^ fc^mad^en 9In«
^altspunften gu reconftruiren, um baburd^ gur
ffenntni^ ber eigentlichen, Don Zubern nid^t beein«
flutten äbfid^t beS ^eiligen gu gelangen. ®egen
biefc ^Inftc^t mad^t aud^ P. e^rle S. J. (Mrd^iD für
Sitcratur« unb ftird^engefd^id^te b. 2JlittetaIterS in
[1887], 558 f.) ben ©runbfafe organifd^er gut«
toidlung gcltenb. — Offenbar fann für ben Orben
nur bie le^te, fird^Iid^ approbirte SRegel bie Der«
pf!id)tenbc 5iorm bilben, nidf|t aber, mcnigftcnS nid^t
in crfter 2inie, baS l^eroifd^e Seben beS ^I. grau«
ciScuS, aud^ nid^t bie erhabenen Se^ren unb ßr«
mabnungen, meldfie ber ^eilige anbermeitig unb
aud^ in feinem Seftamente (Don ibm felbft nid^t
als neue Siegel, fonbem als ßrma^nung begeid^«
net) auSgefprod^en unb alS foftbaren Sd^a^ fei«
neu fiinbcm binterlafjen ^at 6S ift ungmeifel«
^aft, ba^ ber §cilige an erftcr Stelle ein contem«
platiDcS, bußfertiges Seben mit ftrcngftcr Uebung
ber ^rmut mottte; barum cn^praddcn einfame
fflöfterd^en, fog. ßrcmitorien, für meld^ie er aud^
eine befonbere SebenSmeife fd^riftlid^ binterlaffen
l^at, feinen pcrföntid^cn SBünfd^en. 5lnbererfeitS
moQte er bod^ nid^t baS tl^ätige Seben gum ^eile
685
Ob(ert)Qnten.
ber €eelen auSfd^tte^en unb red^ete Beftimmt auf
eine gro^e 9lu§be]^nung unb 2)Quer bed OrbenS.
ÜRit SBeriidTtd^tigung biefer 3been ift bie le^te
ategel entn)orfen. Semgemä^ ftnb bie ftrengen
SSerpfftd^tungen, toetd^e bicfe befonberS in betreff
ber SInnut enthalt fo allgemeiner Statur, ba^ fie
einen meiten Spielraum loJPfen; namentUd^ tt)irb
gar nid^t gefagt ba^ bie Vorüber nur in Sremi-
tonen ober fleinen fflöftem leben bürften. 2)ie
^ftid^t lein ®elb, meber felbft nod^ burd^ unter-
georbnete ^erfonen, )u gebraud^en, mirb baburd^
befd^rönft, ba^ e§ ben Obern fogar geboten towcht,
für gemifjfe größere Sebürfniffe „in geiftlid^en
treunben i^re ^upud^t }u n^men", nömlid^ burd^
elbalmofen berfelben ba§ 9töt|^ige ^u beforgen.
2)ie beiben @tönbe ber Saienbrüber unb Skrifer
loerben ouSbrüdlid^ unterfd^ieben unb ilinen Der*
Sd^iebene ^flid^ten auferlegt ebenfo toxt ben ^re-
»igem unb ÜRifftonaren unter ben Ungläubigen.
£3 ift falfd^^ totm man fagt, ber Orben fei ur-
fprünglid^ ein Saienorben gemefen, menngleid^ bie
9n}a^I ber Saien anfangs überwog. SSBenn man
biefen 9lb{d^Iu^ ber gefe^gebenben S^ötigfeit beS
Stifters, biefe ^Inpaflung feiner erhabenen 3bee
an größere iBerl^öItniffe eine ^bfd^fööd^ung ber-
felben nennen mill, fo mag baS l^inge^en, ober
mit bem ^ufa^e, ba^ ber ^eilige felbft, o^ne fei-
nen $Ian umguänbem, biefe t^freil^eit ber Snttt)idf-
lung afö notl(|tt)enbig erfannt unb pgelaffen ^at.
3n ber Zl^at ift bie Stegel mit f o weitem 99IidP unb
fold^er 2)i8cretion enth)orfen, ba^ fte SRaum bietet
nid^t nur für auSbrüddidd gerat^ene l^öl^ere Uebun-
gen, fonbem aud^ für eine ftrengere unb milbere
lluffaffung unb Obfert)an) ber oerpflid^tenben Ge-
bote. S)aDon !ann ieber einftd^tige Sefer ber SRegel
id^ lei^t überzeugen, unb auc^ aQe Ausleger ber-
elben ftimmen hierin überein. S)iefe 2)e^nbarfeit
)er SRegel begünftigt eine gro^e SSerfd^iebenl^eit ber
Obferoanj, nid^t aUein bei ben einzelnen Srübern,
fonbem aud^ bei ganzen Alöftem unb t^familien,
abgefe^en Don lasen unb mi^bräud^Iid^enSemol^n-
l^eiten. ^u§ bemfelben ®runbe entftanben aber
aud^ leidet Snjeifcl über bie ©renjcn einzelner SSer-
pflid^tungen, beren autl^entifd^e fiöfung nur bem
^eiligen Stülpte juftanb. Sold^e declarationes
pnb f d^on \tni) öon ®rcgor EX., 9licoIau§ HI. unb
KlemcnS V. gegeben unb fottten feincStoegS 3n-
bulte ober 2)i§penfationen fein, t^reilid^ fel^It e§
fpäter aud^ nid^t an njirüid^en S)i§penfcn unb 9Kit-
berungen Don Seiten anberer köpfte, föeld^e mel^r
ober meniger ben SEBorten unb ^Ibftd^ten be§ l^ei-
ligen Stifters miberfpred^en. ®iefe f önnen nidfetS«
bcftotoeniger ganj legitim befielen, tt)aS offenbar
öon benjenigen gilt, meldte bem Orben ber 6on-
öentualcn eine gemilbertc ^rajiS ber 2Irmut ge-
ftattcn. Seffer ift eS ja, eine gemilbcrte Segel ge-
loben unb galten, als bie DolIe Strenge ber SRegel
t)erfpred^en, aber nid^t Italien. @S ift itüax auä)
öon ftatl^olifcn bis in bie neuefte 3^it unb felbft
Don mol^lmollenber Seite auSgefpro^en, ba^ aud^
iene brei erfööl^nten päpftlid^en 2)eclarationen,
mli^t fld^ felbft als autl^tifd^e, ber Stein
Stegel (puritati Begolae) nid^t )U nal^ :
ßrflörungen berfelben ausgeben, bod^nutäi
unb ^JKlberungen ber Stegel feien, unb )toa
tteld^e eine Umgeftaltung beS OrbenS o
bett)irften. 9lud^ bie Seigren beS 1^1. Sonot
auf meldte ftd^ bie Srloffe Don 9licoIau8 I
Siemens Y. burd^tt)eg ftü^, foUen nadj
Suffaffung bem eigentlid^en ®eifie beS 1^1
ciScuS Sbbrud^ getl^an l^oben. 2)ie| meinte
bingS bie meiften Spiritualen (f. oben IV,
0^^ ift 3U)ugeben, ba^ bie lopnre, feit ben
beS eiiaS oon (Sortona (f. b. 9ri) madige
biefe Srflörungen benu^te, um tt)eit übet
ftedften ©renken ]^inauS}ugel^n. 3nbe| in
auf jene brei Srlaffe tt)iberfpred^ biefer S
tung afie fpöterenSrflörer ber StegelouSbem
unb tt)aS mel^r ift, alle bie l^eiligenSefMx
großen SReformen, }. 99. bie I^IL Sernl^arl
Siena unb Sol^anneS (SopifbronuS, ber
ftrenge $etruS oon Slcantara u. 9L 2)ie|
men fdmmtlid^ jene 2)ecretalen als outl^
Stegelerflörungen an, namentlid^ oud^ ber
syndicus apostolicus (eine nähere Seßti
ber in ber Siegel geftatteten amici spirit
aber mit ben Don jenen beiben ^ßüpften
ftenten 99efd^ränfungen. lieber bie etUKiS
gel^enben ßugeftönbniffe ber $öpfte 9Ran
unb Snartin Y. finb oUerbingS Derf d^iebei
fldl)ten laut gemorben; biefe Snbulte Pn
aud^ Don ben ftrengeren t^familien nid^t x
9lid^tSbeftomeniger !ann man tl^eoretif d^ au
99eftimmungen nid^t als eigentlid^e SDiSpen
seidenen, ofne ber ßntfd^eibung beS $app
nocen^ XI. ju nal^e gu treten. 3n beffer
ftitution SoÜicitudo pastoralis (20. 9to
1679) mirb guerft bie pura obBervanti
gefd^örft; nad()bem bann bie einzelnen iBe
tungen ber Siegel gemö^ ben ermö^nten jn
cretalen aufge^öl^lt ftnb, mirb l^in^ugefe^
clarantes tarnen parlier, quod per pnu
non prohibentur in dicto Ordine Syndio
stolici, cum eorum usus non sit di
B a ti 0 in Regula, sed modus a Romanis
ficibus, praedecessoribus Nostris, pr
pro puriori illius observatione, sive ej'
S3nidici assumantur ad praescriptum C
tutionum Nicolai III. et Clementis Y. . .
secundum dispositionem Constitutioni
colendae mem. Martini lY. et Martini
Pauli lY. . . . prout illorum usus in si
Familiis, Congregationibus, Reformati<
aut Provinciis Ordinis praedicü resp
fuerit receptus. 9lid^t nad^ ben me^r obe
ger fubjectioen ^nftd^ten mand^er Spiri
fonbem nad^ biefen ürd^lid^en Crloffen rni
bie gefd^id^tlid^ l^erDortretenben Aöntpfe un
teien im Orben beurtl^eilen. S)ann fielet mc
bei bem jf ampf e um bie ^rmut ^mifd^en bev
ggtremen, nömlid^ ben Uebertreibungen t
Spiritualen unb bem fia^SmuS ber a
6S7
ObferDanten.
688
tette |i4 Ptcnben Conoentuolen, in ber 9Jtitte
no4 m britte ^rtei ^Iq^ fanb, toeld^e bte ge-
mSixfft Vuffaffxnig unb SBeobad^tung ber Siegel
iaSiime ber erüfi^nten Qut^entif(^en ßrnörungen
für fflb ooDle, ober jugleid^ t^frei^eit }u einer ftren-
gmi Uebnng für f old^, rotlä^t baju berufen maren.
Sfim biefe ^rtei in jenen @treitigfeiten aud^
Darin Sit SBort fam, fo lo^t ftd^ bod^ nad^meifen,
ba| jie iDtrnid^ beftonb unb, tt)ie oud^ P. Sl^rle
flioibt SnfongS lool^l bie ^el^rja^I ausmalte,
eben biefe gemö^igte 9luffaffung unterfd^ieb bie
fiijmber ber Obfertuin) DortJ^^eill^aft t)on ben t^fül^-
van ber Spiritualen. 9n bud^flöblid^er 99eob-
attmg ber Xegel unb ber SBünfd^e bed l^eiligen
Stifters übertrafen jene ftd^er bie meiften Spiri-
tialen, ober fte t^erbammten barunt nid^t eine
ailbetc Uebung berfelben f ofort als regelmibrtg ;
anb ffaitt fid^ in geföl^rlid^e Aömpfe gegen ein-
gmmrjeUe SRi^br&ud^e einsulaffen, entniidfelten fie
^ friebßd^ in ibren Reinen ftlöftem unter beut
S^öifaine ber minber ftrengen Oberen. Spater
|mH4, als fte unter bem 1^1. S9embarbin unb
{mn großen @d^ülem an S^fjH unb Sinpu^ bie
CooDeidualen }u überflügeln begannen, maren
vm ffoinpfe unb bo8 Streben nad^ größerer Un*
obtängigfeit nid(|t gu Dermeiben. ^aburd^ mürbe
oÜic^ 1517 bie DoHflönbige Trennung ber Obfer-
radm Mm ben SonDentualen ^erbeigefül^rt. S)a§
fieff^fid^e bi^ber unb über bie ßntfiel^ung
f ber Iriti aus ber fog. Obferoan} l^erDorgegangenen
I Itfbnnen f. im 9lrt. gfranciScanerorben (lY, 1661
I iü 1679). Sie Socumente finb jufammengeftellt
', M P. SominicuS be ®ubematiS (Orbis Sera-
pUc II, Bomae et Lugduni 1685, 1 sqq.).
9la4 ben Dielen mobemen Stürmen unb föieber-
Uten ftloflerauf Hebungen in Europa unb ^merifa
$ jtit ber 39eftanb beS OrbenS fel^r geminbert.
bf bem legten ©eneralcopitel beSfelben (3. Oc-
tober 1889) nmren noc^, au^er ber Suftobie bc§
(eäigen SanbeS, 82 ^roDingen vertreten, unter
isel^en 6 Suftobien (fleinere ^roDinjen) fid^ be-
fanbcn. 92id^t vertreten föaren föegen Verbot ber
Stgimmg 6 ^roüingen im ruf fif d^cn SReid^e, äußer-
ten 7 ^roDin^en in ben fübamerifanifd)en SRepu-
Ubn, oon melden übrigens, töte aud^ Don ben $ro-
Äqen SübitalienS, nur nod^ Xrümmer Dorlianben
Pub. 9ud^ bie 7 1 2 ^tanciScaner in Spanien, meldte
öua beionbem commissarius generalis \)abm
(»gLob.rv, 1677), fotoie bie toenigen öortrefflid^cn
Außer in Portugal, l^atten auf bem Sapitel feinen
Iqffäjentanten. — SSon jenen 82 ^roöinjen ge-
iScm 34 unb 1 Suftobie ju ber regulären Ob»
kata^ 34 ^roDinjen unb 4 Suftobien ju ben
lifonnaten, 5 ^roDtn^en unb 1 Suftobie gu ben
iKoBecten, 3 ^romn^en ^u ben 3)iScalceaten.
Sie 3abl ber CrbenSperfonen (fiaienbrüber unb
Somsen mitgejä^It), meldte in biefen ^roDin^en
knalS kbten, nmrbe auf 14 798 angegeben, Don
Bd^en 6516 Obfenmnten, 5803 SReformaten,
1621 Secoüecten, 858 S)tScaIceaten maren. 3u-
gld(b aber nmrbe officieQ bemerft, baß biefe fta*
tiftif d^en Angaben nid^t ganj DoÜflönbig feien. 9ud^
l^at feit ben legten Salären bie S^ffi in einigen
tJfomilien abgenommen unb ifl in anberen, }. SB.
bei ben StecoUecten, um einige ^unbert gemad^fen.
S)ie ObferDanten unb bie Steformaten faben il^re
^roDin^en l^auptföd^Iid^ in 3talien, Spanien unb
Oefteneid^, bie 2)iScaIceaten im 9teapoIitanifd^en,
auf ben ^^ilippinen unb in Sübamerifa ; bie Ste-
coäecten in Snglanb, Srlanb, ^Belgien, ^oUanb ;
in 2)eutfd^Ianb gel^ören ^u legieren bie (Suftobie
ber 1^1. eiifabet^ (gulba) unb bie füd^r^f^^e $ro-
Din} beS l^eiligen ftreu^eS, auS meld^er aud^ bie
norbamerilanifd^e ^roDinj beS ^eiligften ^er-
jenS 3efu ^erDorgegangen ift. SWel^rere ber auf«
ge}ö]^Iten ^roDin^en gelten als SJtifftonSproDinjen.
3u ben alteren Darunter gehören: SBoSnien mit
250 Steligiofen, ^er^egomina mit 83, bie $ro'
Diu) auf ben ^b^ippinen mit 228, bie Su-
ftobie Don (Sonftantinopcl mit 37 9RitgIiebem,
enblid^ bie Suftobie Dom l^eiligen Sanbe mit
28 aJtiffionSfteSen in ^aldftina, ^^öniden^
Si^rien, Armenien unb Supern unb mit etma
300 SReligiofen. Sit Ober« unb Unterög^ten
finb 112 OrbenSperfonen, in SRarocco 50, in
SripoIiS 18; in fflffab ift nur gin ÜWifflo«
nar. Sußerbem mirfen in ßpiruS 9, in 9Jtace«
bonien 8, in Serbien 5, in 9Jtontenegro 8, in
£]^racien 3, in ben ^röfecturen Don ^llbanien
28 t$franciScaner«9Jlifftonare. 3n S^ina ^aben
bie t^franciScaner 8 apoflolifd^e SJicariate: S^enfi
l^at 127 d^riftlid^e ©emcinben, 15 ÜKiffionore beS
DrbenS; fel^anp 211 ©emeinben, 8 SWiffionare;
baS füblid^e Sd^anfi 115 ©emeinben, 12aRiffio-
nare; Sd^angton 358 (Semeinben, 15 9Kifftonare;
baS öftlid^e §upe 200 ©cmeinben, 18 SWiffio«
narc; baS nörblid^e §upe 112 ©emeinben, 8 SOWf-
fionare; baS füblid^e §upe 55 ©emcinben, 10
SRifftonare; baS fübli^e ^unan 93 ®emeinben,
3 SWif ponare ; f onad^ finb in ganj (J^ina 89 ÜJlif«
fionarc. 3n ^Betreff ber menig befannten 5Dtiffionen
ber fübamcrifanifd^en SRepublifen ift i\u bemerfen,
ba^ bort au^er ben Dielfad^ faft Demid^teten $ro«
Dingen man^e unabhängige, nur bem ©eneral«
minifter untermorfene unb rcd^t blübenbe SoOegien,
befonberS in ben legten 50 Sauren, errietet fmb,
n)eld^e ftd^ burd^ i|re Snifftonen fomobi in ben
Pfarreien als unter ben SBilben grofee Serbienfte
ettüerbcn. ®iefe Kollegien finb in ber oben ge-
gebenen Statifiif ber ^roDinjen nid^t mit auf«
gcjöIiU. 3n ber SRepublif 9lrgentina, in welcher
fi(^ nod^ bie $roDin} SRio be la $Iata mit 156
2RitgIiebem erl^alten l^at, befielen 4 9JliffionScot«
legien, nömlid^ einS in Salta; bann baS SoUegium
St. ßorlo; ein britteS in SRioquarto, cinoierteSin
KorrienteS unb ein ^ofpij in Sujui, meldte jufom«
men 127SReIigiofenI|aben. — 3n93oIiDia i^at bie
^roDinj Dom §1. 5lntoniuS nur nod^ 40 3KitgIieber ;
bie fünf Kollegien ju 2:ariia, be la $03, 3:arata,
Sucre unb ^Jotofi l^aben jufammen 115 SBrüber.
3n ßbil« befielen bie ^roDinj Santipma Srinibab
mit 92 SReligiofen unb bie brei SoÜegien, be la
689
ObferDan}.
640
Sabeja, )u (Sf)\üan unb Safiro nebft Dier ^ofpttten,
in 9llmebral, Ofomto, Soton unb 9lncub, mit
jufommcn 140 SBrübem. — 3n Kolombio l^abcn
bie beiben ^roDin^en Don ^Bogota unb ©uotemola
nur geringes ^erfonal, bie SoQegien in (Sali unb
©uotemola 35 SDMtglieber. — 3n Ccuabor be-
fleißen brei SoSegien in ®uai)oquiI, Soja unb
Quito mit 46 SBrübem. — 3n ÜJlejico f^ai bie
$roDin) Don XaliSco nur nodß 22 99rüber, bie
Don SRedßoacan 105; anbere 90 SReligiofen Der-
tßeilen fidß auf bte 7 (Soüegienju Slßolulo, Ori»
laia, ^odßuca, Dueretaro, SOfce^ico, ^acaitcai
unb S^^oJpan. — 3n Srofilien ift au|er wenigen
alten Jllbttem ein fleineS SRiffionScoQegium gu
ÜRanaod; aber oor Jhtnem fmb Don ber (öd^fiid^en
^roDinj Dom ^eiligen ffreuge auS 9lieberla|{ungen
befe^t morben (f.u.)/ totlä^t eine'SReftauration beS
OrbenS bafelbft hoffen lafjen. ßum @c^Iu(f e mögen
nodß einige fpecieHere Slotigen über bie gfrandScaner
in 2)eutf(iß(anb gegeben werben. — 2)ie $roDin}
Don Sägern (9teformaten) f^ai 16 jfl5fter unb
11 ^ofpitien ober 9tefiben}en mit geringerem $er»
[onal. JlI5fter fmb in SJtündßen, Bamberg, 3ngoI-
[tabt, fianböl&ut, gSfrcimb, ©ettelbadß, Sola, mu
tenberg, auf bem Sedßfelbe, gu äJlarienmei^er,
eggenfelb, ?lltftabt, 5ßeufirdß, ©ietfurt, «teuj-
berg, ©ö^meinftein. Qfcmer fmb ^ofpitien in
Qfüjfen, Cngelberg, ©ingolfing, SSoIferSberg, 9lm-
berg, SSerdßteSgaben. Qfreifiabt, ©erging, ©rafratt,
iBier}e]ßn]ßeiIigen unb Snülßlborf. 2)ie ^roDin^
)ö^Ite bei ilßrem legten Aapitel 106 ^riefter,
32 SIerifer in bcn Stubien unb im 92oDictate, 223
Saienbrüber, tl^cilS $rofeffen, tl^eilS 9JoDijen. —
Sie födßftfd^e ^roDing Dom ^eiligen Jheu5e (9{e-
coüecten) ^at bie bur^ ben Sulturfampf 1875 ge«
fdßloffenen Alöfier mieber erhalten unb nodß meh-
rere neue ?liebcrlaffungen gegrünbet. SoKftänbige
Älöfter befi^t fic iej^t in ®orften, SBarenborf, $a-
berbom^aSiebenbrüdf, Sietberg, ^arbenberg. ®iefe
bcftanbcn fdßon in ben Dorigen 3al&r^unbertcn; feit
1850 ftnb aflmälig Ißinjugefommcn bie fflöfter in
2Berl SDüffclborf, 5lnnaberg (Oberfdßlcficn) unb
ba§ 92oDiciatnofter unb SoUegium )u ^aneDelb
(^oüanb). Sefibenjen fmb in SWünfter, Semagen
(^poUinariSbcrg), in ^ladßen, in 5Reuftabt (Dbcr-
fdßlcfien), in ©ingelftebt unb auf bem ^ülfen§bergc
(bcibc auf bem gid^Sfelb); in Stxx^xat^ (^oUanb),
in 93re§lau, auf bem ffrcujberge bei Sonn, in
SKündßen-SIabbadß, in SWarientlßal an ber ©ieg.
anderere bicfer Sefibenäen, namentUdß in ^a^en
unb aKündßen«®labba^ , werben DorauSfidßtlit^
balb Donftönbige ftlöfter fein. SÖßöl^rcnb be§ lefeten
3a]&re8 (1893) ^at biefe ^roDing aWiffionSlßäufer
in Sraftlien gegrünbet, nämlidß ein fflofter mit
9loDiciat unb ©tubium in Sa^ia, ein Soflegium in
Slumenau unb SRefibenjen in SIßerefiopoUS unb
ßageS. 3n bicfen Dier 5)äufcm leben gegenwärtig
18 ^riefter, 17 6leri!er, unter weldßen 13 motix^tn
fmb, unb 18 Saienbrüber. ®ie Salßl aller ^riefter,
Don welchen melßrere t^eilS in 3talien (SRom unb
Duaracd^i), tlßeilS im ^eiligen Sanbe, in KIßina
unb Srafilien Derweilen, betr> etttmS mel^ oQ
150 ; nodß etwas größer ifi bie gal^I ber (SMbx,
9{oDi5en mitgeredßnet; mit allen Soienbrfibem mb
Sertiariem )ö^lt man ungefölßr 500 SRitgHeboc.
— 2)ie guftobie ber ffi. eiifabetlß (Stecollecttn),
weldße burdß ben (Sultur!am))f fdßwer gelitten md»
meißrere ^dufer in Smerifa gegrünbet Ißat, bef^
wieber baS groge fflofter g^auenberg bei %ma
unb bie 9{eftben)en }u Ottbergen bei ^ilbeS^eim»
SBomIßofen am %^ein, Snarientl^I im Sil^eingaa,
©orlßeim bei Sigmaringen. 9Ran Ißofft auä^ b(d
alte Alofter in @almünfter balb wieber befe|en jn
bürf en. 3ur 3eit befielet baS ^onal au8 79 SRit-
gliebem, nömlidß 18 ^rieftem, 28 €lerifent unb
33 Saienbrübem. — ^ie 1875 unterbrudte, and
Dier Jllöftem beftelßenbe (Suftobie Don ber Uli«
befledten Sm))fängni^ in SBeftpreugen unb ^ßofen
(polnifdße äleformaten) ift nodii nidßt wieber fjtf
geftent. [SgnatiuS Seiler 0. S. Fr.]
0ftfeniast), ein 9luSbrudP beS canonifdben 9M^
teS, begeidßnet einen SIßeil beS (SewoIßnl^üSred^
(f. b. ^rt. ©ewolßnlßeit). a)lan Derftebt banmter
nömltdß bie bei einer Korporation (®emetnbe, (Sol^
legium u. f. w.) burdß ma^gebenbe £)anblungen
feftgcfteUte unb in SBirffamfeit gefegte K^
(Dgl. Sidß^om, ©runbfo^e beS IKrdßenredßtS H,
©öttingen 1833, 39 ff. ; ^nd^ia, S)aS ©ewol^-
^eitSredßtn, Erlangen 1837, 105 ff.; f^ffiSBf»,
ftirdßenredßt ni, 2, IRegenSburg 1850, 716.741,
^nm. 1). 3^re binbenbe jhaft berulßt in ber Sin^
Ißeit, 5U weldßer bie SJlitglieber ber ©emeinbe ober
Korporation burdß iißren ©efeHf^baftS^wed De^
bunben ftnb unb Dermöge bereu ®leidßförmig(dt
unb Uebereinftimmung ber ^anblungSweife eine
9iot^wenbtg!eit ift, fo bog bie aßinbergal^l ber
Snel^rgal^I, ber Stad^folger bem Sorgönger fidß on«
f^liegen mu^. 2)iefe Sinißeit wirft audß für fi^
felbft in 2)ingen, bie mit bem ®efellfdßaftS}Wede
nidßt in unmittelbarem S^if^^ntmen^ange flel^
aSBeil aber bie ®efeUfdßaftSgiieber nur burdß ben
Don i^nen allen gewollten 3^^^ dur Sin^eit Dec«
bunben fmb, fo ift audß i|r SBiUe oIS ber le|ie
®runb ber ®ültig!eit ber ObferDonj wie Ser
auSbrüdflidß feftgefe^ten Statuten ^u betroii^
Statuten unb ObferDanj ftelßen alfo auf dri«
d^er Sinie als ber auSbrüdtlid^ unb ber pD*
fd^weigenb funbgegebene SBille ber ®efellfd^ft8*
glieber, unb fo weit biefer SBille in einer ^infidjt
^ad^t f)ai, fo weit l^at er fie aud^ in ber anbem.
S)e^wegen fann aud^ burd^ einen einzigen 9ct eine
ObferDan) bcgrünbet werben, fobalb auS bemfelben
l^inreid^enb ber SBille, l^iermit eine SRegel feftn«
fe^en, l^erDorgel^t, unb bte SBieberl^olung gleid^
förmiger ^anblungen bient in Srmanglung beffen
nur }um ^eweife einer fold^en 9lbfid^t, ni^t ober
an unb für ftd^ jur Segrünbung ber Obfer«
Danj. aJlan l^at begwegen aud^ bie ObferDau} aß
eine ftillfd^wetgenbe Uebereinfunft ber Sorpora*
tion§« ober KoHegiumSmitglieber begeid^net, iebo^
mit Unredfet. 3)enn ber ®runb il^rer ©ültigfeit ift
nic^t in ber (Sinwilligung aller ®lieber )u borfelbw
M
Occatn — • OccaflonaliSmuS.
642
)8 fairen, fonbem in beren fd^on beftel^enber Ser«
i^uitang, {tcid SU ber einmal begrünbeten Sin*
teit )n Rotten. S)ogegen i{l bie ©ültigfett einer
Cbfotxnn oOerbingS burd^ il^r Serl^öltni^ )um
(Seieafd^tSjtDcdPe bebingt, infofem fie nad) bem-
fdben t^t ^nar geiabeju Demiinftig-not^iDenbig
ober smdma^g, ober bod^ loenigftenS t)emünftig>
plöjpg fein mu^ unb infofem eine bem 3tt)eäe
»iberipre^enbe ^anblungStoeife aI8 einSRi^broud^
cri^nnt, nnb )iDar qI8 ein befto größerer, )e öfter fie
nit ihcber^oU. je ntel^ fie alfo Ben Sl^orafter einer
floDO^eit ongenommen l^tte (Dgl. ^I^illips III,
707ff. 765 f.). S)a8 ^at al]o bie Obf erDong mit bem
SoDO^n^itered^te gemein, ba^ fte rationabel fein
n^, iDä^renb fte fi4 t)on bemf elben boburd^ unter-
Hteibet, bo| SU il^rer Segrünbung fo n)enig ein
beßmonter 3<it^^^uf, olS eine öftere SBieber-
tolng gleid^förmiger Scte erforberlid^ ift. 9tur
iniofem einem 2)ntten burd^ eine Obferoan} gu-
SlciÄ ttn4 bie SufiüBung getDiffer SRed^te geftottet
Ktib, bie et gegen bie Corporation burd^ bie fßtX'
iolmig em>erben fönnte, n)irb aud^ ber gu biefer Sr«
Bxihmg not^toenbige 3^itt)erlauf erf orbert (c. 50,
X 1, 69; e. 3, X 2, 12; Sid^l^om H, 42). ^uf
MeQien Serl^Itnine )um ®efeUfd^aft§5U)edPe be«
nk and^ bie oBrogirenbe Jtraft einer Obfert)an5
gcgouber einem ouSbrudHid^en ®efe^. Siefejhoft
fflsn ber ObferDang um fo weniger abgefprod^en
iDRbm, meil gerabe in ben befonberen ^erl^ölt»
njfen einer Sorporation ber Dorjüglid^fte ®nmb
iin Sirffamteit ju fud^en ift (ogl. ^l^iOipS IH,
763 ff.). [ö. aWo?.]
fciu«, f. SBiD^elm t)on Occam.
9caif^$nütHmus l^eigt bie pl^llofop^ifd^e
iitmt nad^ toeld^er bie gefd^öpfltd^en S)inge nur
Senmiaffungen ober gelegenl^eitlid^e Urfad^en (oc-
etsionea s. causae occasionales), aber mdjt
Ti^üfyn im eigentltd^en Sinne biefeS SBorteS, b. i),
aüttttrirfenbe ober l^erDorbringcnbeUrfad^en fmb.
Sodaufer bief er Sebre finben fid^ f c^on an bem fpani>
•4« 3uben äoicebron (f. b. ?lrt.) ober ^öencebrol
«SicfL 1070) unb anberen ^b^^of^pben Dor ber 3fit
■(^IiI.ibonia§ üon 9quin (ogl. S. Thom. Summ.
tli€oLI,q. 115, a. 1; Summ. C. G. HI, 69; In
-Sent d. 1 , q. 1 , a. 4 ; De pot. q. 3, a. 7 : De verit.
3.5, Ä. 9 ad 4). 5)cn ?lnflo6 gur principicüen 5Iuf«
"düng unb Sntmidtlung ber ^b^o^i^ O^b aber erft
M gron^oie SRen^ S)e§carte§ (gcft. 1650; f. b.
te. (»ortejiu«). Wodf| feiner SWcinung ift nämlid^
^ Seele be8 5Kenfd^en mit feinem ftörper nicbt
a einer SBefenSeinbcit oerbunben (f. Medit. de
priraa phil., resp. ad 4. obj. , in Renati Car-
tesii Opera philosophica II, Francof. 1692,
K4); bie Seele loobnt oiclmebr im ftörpcr al§
one Don ibm ganj unabbangige Subftan^, unb
ber fföTper feinerfeitd ift ein Automat ober eine
Rof^ine mit eigenen fenfttioen unb DegetatiOen
^indionen« mel^e er aud^ bann Oenid^ten fönnte.
Denn bie Seele nid^t in ibm mobnte (Medit. 6; |
Principia phiL I, 71 ; De hom. c. 83. 106). S)a '
nun na(b bem S^igni^ ber ßrfabrung bie 2:bätig- ■■
tfrAcBlcrfZon. IX. 2. ffttfU
feiten bed JlörperS benen ber Seele unb ebenfo aud^
umgefebrt bie Sbätigfeiten ber Seele benen beS
fförperS entfpred^en, fo ixoax, bag eS gang ben Sin«
brudf mad^t, als ob bie einen oon ben anberen l^er«
Dorgerufen mürben, f o mar S)e§carted not bie aufrage
gefteüt, ob ^mifd^en ber Seele unb bem Aörper beS
ÜRenfd^en eine reale unb pbtififtbe Sßed^felmirfung
beftebt ober nid^t (ögl. Princ. phü. II, 40). 3n
ber SBeantmortung biefer f^frage fd^eint er jmifd^en
S3ej[abung unb Verneinung bin unb ber gu fd^man-
fen. 99alb laffen feine SEBorte burd^blidten, ba^ er
eine med^felfeitige pbQftfd^e ßinmirfung gmif^en
Seele unb Aörper be§ SDtenfd^en tro| ber Ser-
fd^iebenbeit tbrer Subftan^ gan^ mobi für möglid^
balte (Medit. de prima phil. resp. ad 5. obj.;
Princ. phü. n, 40; IV, 189), balb fprid^t er e«
beutlid^ aus, ba^ eine fold^ ßinmirfung nid^t
möglid^ fei (Descriptio corp. hum. c. 8) ober
menigftenS tbatföd^Ii^ nid^t ftattfinbe (De meth.
recte utendi ratione c. 5). 3u le^terer fiöfung
beS Problems mu^ er mobt am meiften bingeneigt
baben j fie mar Ja eine Eonfequenj feiner Seigre
über ®ott. 3)enn miemobt er ®ott nur als bie
causa generalis sive universalis et primaria
aaer ^bötigleiten be§ SQBeltaUS unb ber äßeltmefen
binfteSte unb neben ibm aud^ nod^ causae parti-
culares sive secundariae annabm (Princ. phil.
U, 36 sq.), fo galt ibm bod^, ba biefe causae se-
cundariae nid^tS 9lnbereS als regulae quaedam
sive leges naturae maren (ib. c. 37), @ott als
bie einzige causa generalis omnium motuum,
qui sunt in mundo. SBar bie^ ber t^aU, fo mu^te
er ®ott felbft audd für bie alleinige bemirfenbe Ur«
fad^e ber 93en)egungcn ober ^bötigfeiten \)a\itn,
meld&c Don Seele unb Aörper beS ^Kcufd^cn oer»
rid^tet merben. ^^freilid) blieb ibm babci nod^ ^u
erflören übrig, in mclcbcr SBBeife (Sott bie 2:bätig=
feiten ber mcnfd^lid^en Seele unb bie beS menfcb*
lid^en ÄörperS berüorrufe. 3)a er eS aber bierüber
5U feiner feftcn 5Keinung gebrad^t b^tte, fo be=
fd^rönfte er fid^ auf allgemeine ^nbeutungen, inbem
er fagte, ba^ bie ^b^tigfeiten beS menfcbli^en
fförperS ber menjd}ltd^en Seele unb bie 3:bätig»
feiten ber le^tcm bem erftem eine occasio, b. i.
eine Scranlaffung ober eine ©elegenbeit barböten,
entfpred^enbe 3;bätig!eitcn jU öolljicben (Medit.
de prima phil., Notae in progr. 1647 ; De hom.
c. 29. 34. 35. 37. 47. 53). ffiaS ®cScnrte§ in
feiner 2ebre über bie 2Be(bfeItt)irfung giüifcben Seele
unb Seib beS SWenfd^en nur leife ongebeutet batte,
baS fpradfi ber ^ollänbcr 9lmolb ©culincj; (geft.
1669; Amoldi GeuUncx Opp. philos., Hagae
Comit. 1893) mit fü^ncr Offenbeit auS; er 50g
bie Konfcquenscn, meldfie ®cScarte§ auS feiner Sebre
JU jiebcn fi(b gefreut batte, mit beioufstcr ff larl)eit
unb mürbe baburd^ ber eigentlid)e 93cgrünbcr beS
OccafionaliSmuS. 5lud& nadb (5Jculincr beftebt ami»
fd^en Seele unb Seib beS 9Jienfd)cn fein unmittel«
barer, auf SEBefenSeinbeit berubenber ^ufammen»
bang (Met. vera II, 2 ; Phys. vera VI, 1 ; Annott.
in Cartes. IV, 189). S)ie Seele toobnt nur in bem
21
643
OccafionaliSmuS.
644
fibxptx, in ben fte toie in ein ©eföngni^ jur Strafe
für i^re früher begangene ©ünbe Don ®ott öer«
miejen tt)urbe (Ethic. II, 3, 9 ; Annott. ad Ethic.
1, 2, 2, 2, 34; Annott. in Cart. I, 71). 3ebtt)eber
Sl^eil beS 9Jtenfd^en i^ai feine eigene Sptigfeit,
bemirft aber feine Zl^ötigfeit in bent anbem Sl^eil,
totü beibe beS urfö^Iici^en S^orafterS Doüftänbig
entbel^ren (Metaph. veral, 8; Phys. veralU, 1 ;
Ethic. IV, 1 ; Annott. in Ethic. I, 2, 2, 2, 19 ;
Annott. in Cart. II, 36). S^ax fd^eint eS, a(3 ob
bie Seele Derfd^iebene Xptigfeiten in bem ffdrper
IderDorjubringen Vermöge, unb ebenfo gilt aud^ boS
Umgefel^rte; t^atföd^Iid^ ift aber feineS Don beiben
ber gfaa (Metaph. yera I, 5 ; Ethic. 1, 2, 2, 2, 4 ;
Annott. ad Ethic. I, 2, 2, 2, 19). ®enn eö gibt
für bie Derf d^iebenen 99ett)egungen in ber SBelt nid^t
etnia einen erften unb baneben nod^ mehrere }n)eite
Semeger, fonbem fürfömmtlid^eSeföegungen nur
einen einzigen ©eioeger, unb biefer ifl ®ott (Me-
taph. Vera III, 4 ; Annott. ad Metaph. in, 4
et 8; Annott. in Gart. II, 36). 3ft bie^ aber ber
San, fo ift ed aud^ aQein ®ott felbft, totlä^tx bie
in ber Seele tt)ie im übxptx ftattftnbcnben 99e-
n)egungen l^erDorruft (Annott. ad Metaph. III, 8 ;
Annott ad Metaph. Perip. I, 3 ; Annott ad
Phya. propr. 14; Ethic. I, 2, 2, 2, 4; Metaph.
Vera 1, 1 1 ; Annott ad Ethic. 1, 2, 2, 2, 9 et 17 ;
Annott in Cart IV, 189 et 190). ®ott loirft
iebod^ nid^t birect unb unmittelbar auf bie Seele
unb ebenfo loenig birect unb unmittelbar auf ben
ftörper ein, um Stl^ötigfeiten in jener ober in biefem
(ertorjurufen ; Dielme^r bebicnt er ftd^ immer be§
einen oon beiben ald eineS 3nftrumente§, Dermit-
telft beffen (mediante, interveniente , inter-
ventu) er auf bad anbere einmirft (Metaph. vera
I, 9 et 11 ; III, 6 et 8; Annott ad Metaph.
Perip. I, 3 ; Annott ad Ethic. I, 2, 2, 2, 5 et 9 ;
Annott. in Cart. IV, 190). 3n biefer mittet»
baren SSctfe mu6 ®ott einmirfen, toenigftenS auf
bie Seele M ÜJtenfd^en, tt)eil er ja, ö^nlid^ mie
bie Seele, einfadb ift unb be^b^i^ f^^nft eine Ser»
fd)tebenbeit unb Vknnigfaltigleit ber ®eban!en in
ber Seele gar nid)t 5u Staube fommen tonnte
(Met vera I, 6), bie bod^ tbatföd^Iid^ Dorbanben
ift. ®ott tt)irft aber auf jeben ber beiben Steile
M Wenfd^en nur bann ein, nenn ibm basu in
bem anbem Sl^eil ein 9lnla^ ober eine ®elegen«
beit (occasio) gegeben »irb (Metaph. vera 1, 9;
Annott in Ethic. I, 2, 2, 2, 5) ; nur bei ®elegen-
beit einer beftimmtett ^bötigleit, inSbefonbere M
(S^ebimS. ruft er in ber Seele einen S)enf« ober
SBiflen^ct, unb nur bei @elegenbeit eined beftimm«
ten 9lMllen$acteS eine förperlidie Seniegung berDor
(Metaph. vera 1, 9 : Annott. ad Metaph. III, 8 ;
Annott ad Ethic. L 2, 2, 2, 17 et 19). Sem-
gemiig oerbalten ftd) bie Ibatigfeiten oon Seele
unb Selb be<S S)^enfdben }u einanber mie bie 5Be«
megungen ^nwier unter einanber unb mit bem tag«
lidien Sauf ber Sonne übereinftimmenben Ubren.
SlMe ber flünftler, meld^cr bie beiben Ufaren an-
fertigte, burd) tcine ®e)d(|i(ni(b!eit ber eigentlidie
®runb bofür ift, ba^ bie Ul^ren, obgleid^ fk in
feiner SBeife auf einanber eingumirfen Dermögcn,
bennod^ gleid^mö^ig f dalagen utU) biefelbe Stunbim«
)a]^I angeben, fo ift eS aud^ ®ott, ber "^bdfit
ffünftler, gau} allein, meld^er bie 2:^g!eiten ber
Seele uiib be§ Seibed l^armonifd^ auf einanber be^
red^net, fo ba^ g. 93. eine 93etDegung ber Sunge
einen unferer SBiUenSacte unb umgefel^rt biefer obec
jener SBiUenSact eine SBemegung unfereS ftdrpert
begleitet, ol^ne ba| in beiben Stallen bie etneX^äig*
feit Don ber anbem irgenbtoie abhängig mare (Me-
taph. vera I, 13 ; Annott. ad Metaph. Perip.
I, 3; Annott ad Ethic. I, 2, 2, 2, 19 et 48;
Annott in Cart I, 70). 2)er ÜRmfd^ ifl ber bIo|e
3ufd^auer biefeS boppelfeitig m il^m flottfinbenben
Vorganges (Ethic. I, 2, 2, 2, 8 et 11). — %m
fehlte bem OccaftonaliSmuS aber nod^ bie f^fie-
matifd^e SluSbilbung. SHefe erl^elt er Don bem
Oratorianer 9ticoIe 3RaIebrand^e (geft. 1715 ; f. b.
^rt.), ber nid^t bIo| bie SBed^fetoirfung gmtfd^
Seele unb Seib beS 9)lenfd^en, fonbem bie SBed^
mirfung aller gefd^öpflic^en 2)inge überl^upt anfi-
brüdQi^ im Sinne bed £)ccafu)naIiSmud erfidd^
ma§ ®euIinQ; nur nebenbei get^n l^e (t>gL
Annot ad Ethic. I, 2, 2, 2, 9 et 48). 92a4
äJlalebrand^e gibt eS, mie er in UebeieiuflimmuBg
mit feinen beiben SSorgfingem lel^rt, nur eine cin^
gige mal^r^afte Urfad^e (caose veritable), b. ^
nur eine eingige causa efficiens für bie Semegtmi-
gen ber SBelt unb att il^rer SBefm, md) biefe et«
allgemeine Urfad^e ift ®ott ([Oeuvres de Male-
branche, Paris 1842] Recherche de la verite
VI, 2, 3). 3Ba3 man particulore Urfad^ nennt,
ftnb feine Urfad^m im magren Sinne beS SEBorteS,
meil fte feine eigene Sßirffamfeit, feine eigene Scti&i*
tot unb Saufalitöt baben (Med. ehret 5, 14 ab.;
Eclaircissement 15, preuve 2). Sie tonnen eine
fold^e aud^ gar nid^t beft^ S)enn memi @ott
il^nm eine eigene ÜJtad^t fiberbaupt mitt^eüen
f önnte, fo f önnte er fte aud^ an feiner SQmac^ mdl
Sd^öpferfraft tl^lne^men laffen, unb ho& t$ bo4
offenbar nicbt m5glicb (Recherche VI, 2, 3). Sia
gefd^öpflicbeS 2)ing fann bol^ mit eigener Arofl
audb nid^t auf ein anbereS einmirfen, meber eia
®eift auf einen ff 5rper, nod^ ehi ftörpor auf eiHi
I Rbxptx, nod^ ein ®eift auf emm ®eift ^Entret
; sur la metaph. 4,^1 ; Recherche III, 2, 3;
IV, 10; VI, 2, 3; Eclaircissement 15).
nocb ftnb bie gefd)öpflid^en £inge nid)t gon)
beteiligt an ben Semegungm uid) X^gfeäni ii
I ber SBelt. Sie ftnb nömlid^ bie gelegei^^id^
j Urfad^en (causes occasionnelles), biin^ todfß
\ ber S(böpfer beftimmt mirb, bei ibrem 3n$<nnnn'
tnff cn mit etma§ Ruberem in biefer ober jener SScqt
)u mirfen (Recherche VI, 2, 3), fo toie c§ ba
planen feiner 3Bei§beit entipricbt (MediL cbnL
5. 15 et 17; 11, 15). gntfiebt ^ $. eine 6»
pftnbung ober IBemegung im Äöiper bcfi SRnttot
fo bilbet fte für ®ott eine ®eiegenbtit ote So^
anlaffung, in ber Seele beä ffimf^Kn ena a^
fprecbenben ®ebanfm ober Siflentect
645
Occurrcttj.
646
nfoi imb ijt in ber Seele bed ÜRenf d^en ein SQBunfd^
oberSoiangen Dorl^nben^ fo ifl bte| für ®ott bie
Seronidffimg, ein ®Iieb ober Organ beS menfd^
liitcn ftdiperd entfpre^enb )u belegen (Mödii
chz«t 11, 15 ; Eclaircissement 1 7, 25). ©an)
ötnlüt (ot ® Ott ben Skrfel^r oller onberen SBeltbinge
nntetnanber eingerichtet (Medit. chr^i 11, 14;
Eelurdssement 15). SUlüberaQ lel^nt ®ott (ein
Sitten an bie gelegenl^^eitlid^ Urfad^en an, meldfje
bie gef^fipfliii^en Singe il^m barbieten (Medit.
ehrat 5, 15). €o mu| e§ übrigens aud^ fein,
banit auf ber einen Seite baS Sßirfen ©otteS baS
(hpiüge ber SBeiS^eU trage unb anbererfeitS auf
bcm Qebiete ber 9latur tt)ie ,ber @ittlid^feit eine
amjiimte Orbnung l^errfd^ (Eclaircissement 17,
43). 2He SReinung, ba| )tt)ii(i^en ben Xl^ätigleiten
^0t{4dpfUd^enS)inge ein ttirflid^er, urfö^lid^er
jofaiimienJ^ng ftattfinbe, entfielet bei ung baburd^,
bo| ttir bei und uie bei anberen 2)ingen gen)iffe
Stfltigfeiten t)on geuiffen SSBirfungen regelmäßig
begleitet fe^n. Wim biefe SReinung tmd^i fi(|
bei Ureter Unterfud^ung atö ein Srrtbum (Medit.
diret 5, 2 ss.; 6, 5ss.; Becherche IV, 10;
£eliircl5).
Sofi nun fc^Iie^Iid^ bie Seurtl^eilung bed Oc*
(BJioiQlifimufi betrifft,, fo ift er im ®runbe ni^tS
aabenft oß ein falid^er Serfud^, ben SnifrofoSmoS
DieienSRafrofofimoS in bem ©etriebe feiner oielen
mb Dielgefialtigen X^öägfeiten )u erflören (ogl.
auf ben 9rt. Harmonia praestabilita). 2)er
Soobfe^ ber X^eorie Hegt in ber 93e^au))tung,
bsf el feine gefd^öpflid^ Urfad^en (causae se-
emdM) im Sinne einer eigentlid^ fo 5u nennen«
boi Urjod^ gebe. 2)er 93ett)eife, meldte bie Un»
li^tigfeit biefer Se^re balb mel^r balb n)eniger
f^kigenb bar^utbun im Staube finb, gibt ed eine
SÖ^e SRenge. S)er 1^1. ^oma§ üon ^quin \^at
jie gegen bieienigen, meldte üor feiner 3^it bie
gki^eSebouptung aufgefteQt baben^ alle fd^on Der*
OKrt^et (ogL bie oben citirten SteSen). S)er baupt»
äfeli^ jie Semeis (ogl. Malebranche, Eclairc. 15,
preuve 6) für bie gf^lfd^b^i^ biefer SBebauptung
liegt in einem 3^ugniß unfereS SemußtfeinS,
m toelddem SRalebrand^e (Mödii ehret. 6, 7)
iogt, baB e§ unS über baSjenige, ma§ in un§ Dor»
Ml niddt töufd^e. ®öbe eS nömlid^ überhaupt
Uu ge{(böt)flid^en Urfad^en im magren Sinne be§
SoiteS, fo fdnnten aud^ mir Snenfd^en fold^e Ur>
Men jelbftoerftonblid^ nid^t fein. 9^un bezeugt un§
tkt unfer SBemußtfein auf bad Unjmeibeutigfte,
boB iDir felbfi für gablreid^e, um nid^t ^u fagen
)oÜIofe Xb^i^igfeiten, für immanente fomobi als
für tronfcenbente, nid^t bloß baS Subjicct bil»
ba, bem jie angeboren, fonbem jugleid^ aud^
boS$nncip« auS bem fie entfpringen. 2)arau§
folgt, baß mir SRenfd^en üon bemjenigen, maS
binb iene Zbdtigfeiten ^u Stanbe gebrad^t mirb,
bie eiasa e^ciens, bie Urfad^e im ftrengen unb
rigestlic^en Sinne beS SBorteS ftnb. t^freili^ fönnte
mBn, un bie Stid^tigfeit ber gezogenen Sd^lußfolge
}a beflrciten, no(^ eine SuSjIud^t gebraud^en, mic
SRalebrand^e bieß aud^ mirflid^ getrau l^at, unb
fagen, baß ber SKcnfd^ fid^ irre, menn er meine,
baß eine große 9)lenge feiner geiftigen unb f örper-
lid^en Sbötigfeiten auS ibm felbft ibren nöd^flen
Utfprung i^tmt'f^mt. S)iefer ärrtbum fei aÜerbingS
Der^eibli^ ; benn ber SRenf d^ beobad^te regelmäßig
einen 3ufammenbang gmifd^en gemiffen Sb^tig-
feiten feiner Seele unb gemiffen 2:bätigfeiten feines
JlörperS, nel^me aber bie etgentli(be Urfad^e biefer
Sl^ötigfeiten unb ibreS 3ufammenbangS, b. 1^. ®ott
unb beffen SBirfen, niemals mabr. SDem gegen«
über bürfte man aber mit uoHem SRed^te barauf
binmeifen, baß eine folcbe ben Sntbum begünfü«
genbe @inrid^tung beS ^enfd^en, menn @ott fie
mirflid^ getroffen bötte, ein tbatföd^Iid^er unb un-
miberlegbarer SBemeiS gegen bie unenblid^e SEBeiS»
beit unb Sümad^t ®otteS möre, meldte bie Oc-
cafbnaliften bod^ fo febr betonen; benn bei ber
gemad^ten ^nnabme märe ja @ott felbft ber Ur-
beber ber Xäufd^ung unb beS SrrtbumS, maS )u
bebaupten abfurb unb friüol möre. Sinb bie SRen«
fd^en aber Ui^ad^en im mabren Sinne beS SBorteS
(causes veritables), menn aud^ gan) aUein unter
allen (Sefd^öpfen (maS übrigens nid^t ber ^U ift),
fo ift ber OccafionaliSmuS falfd^. 2)ie %f^tom beS
OccafionaliSmuS ift benn auä) fd^on längft Doü*
ftönbig preisgegeben; bie SJertreter ber $bil^'
fopbie mie ber 92aturmiffenfd^aft l^aben ftd^ gleid^
müßig oon ibr abgemenbet. Sie aQe, fomol^I bie-
jenigen, mel^e an einen ®ott glauben, als aud^
biejenigen, meldte fein 2)afein löugnen, lebren ge-
meinfam, baß iebeS SHng ber SBelt eine beftimmte
9latur unb mit biefer gemiffe Äröfte ober Sßer-
mbgen als bie nöd^ften Urfprünge ober ^rincipien
feiner Xbötigfcitcn bcft^t, baß jebeS ^aturbing
alfo in SQiabrbeit eine causa efficiens barfteüt
unb als fold^e ftd^ aud^ nad^ ber einen ober anbern
SRid^tung ftctS bcmäbrt. S^Jor fügen bie d^rift»
lieben ^^ilofopben in Uebereinftimmung mit ben
^b^ologen nD(b bingu, baß (Sott in jebem einzelnen
2Icte feiner ®efd^öpfc, fomobl ber freien als ber
unfreien, mitmirfe, erflören aber aud^ s^gleid^, baß
@ott baburd^ ben urföd^Iid^en Sb^^^^ter feiner ©e«
fd^öpfe nid^t aufgebe. [Sd^üjj.]
^ccuxxen% (occurrentia), liturgif^^ted^nijd^er
^uSbrudP, be^eid^net baS 3ufammentreffen mebre-
rer gefte ober Dfpcien an einem unb bemfclben
Xage. S)a nömlid^ jöbrlid^ bie SBod^entage im
Sergleid^e ^u ben Jlalenberbaten um einen Sag
(im Sd^altjabr um gmei Sage) ^urüdfbleiben unb
bie bemeglicbcn gfeftc mit ben 3feftseitcn um SBod^en
pd^ öerfd^ieben, fo faKen mit jcbem SabrcSmed^fel
bieunbemegltcben, einem beftimmten SRonatSbatum
angcbörigen gefte auf einen anbern SBodfientag,
oftmals aud) in eine anbcre fjeftmod^c unb felbft in
eine anberegeftjcit. Snfolgcbeffcn treffen nicbt feiten
an bemfclben Sage oerfd^icbene 9cierlid)feiten gu«
fammen: baS burcb fein S)atum pjirtc geft occunirt
mit einer großem Sericobei93igil, einem Sonntage,
einem fjcfte, mcIc^eS burd^ ben Öfter c^duS ober burcb
pofitiöe ^norbnung einem beftimmten Sonn- ober
21*
647
Oceaniett
.6«
SBod^entage ^ugeiDiejenift. SBeiterl^in beanfprud^en
l^in unb loicbcr ^articulorfeftc einzelner flird^en
ober ^Territorien, bte f esta propria locorum, eine
?5fe[tfeier an fold^en Sogen, auf totlä)t im allge«
meinen ffalenber, bem Ealendarium Romanum,
bereits gefte für bie gefammte ffird^e pjirt ftnb.
©0 entfielet getoiffermofeen ein Singen ber Sfefte
nnb Dfficien um ben SefiJ beS SageS unb ben
Sorrang in ber geier, toobei baS eine Qfeft ober
SageSofpcium bie onberen Derbrängt, fo ba| bieje
auf onbere Sage öertegt (tranSferirt) ober auf eine
blo^e 3Jlitfeier (ßommemoration) befd^rönft ober
enblid^ gan^ übergangen merben muffen. SBirb
bie Dccurrenj einzig burd^ bie jäl^rlid^ med^felnbe
©teflung ber beweglid^en gfefte l^erbeigefül^rt, fo
if} fte eine Dorübergel^enbe unb mu^ in bem S)irec>
torium Don tJfaQ )u SfaQ für j[ebe3 3a^r Dorgefel^en
»erben ; ift aber mel^reren Sfeften ein unb baSfelbe
te^enbe S)atum gemein, fo ift bie Occunenj eine
tdnbige unb l^at ^ur Sfolge, ba^ ba§ Derbröngte
Sfeft gem5{)nlid^ im Aalenbarium felbft auf ben
näd^ften freien Sag ein für allemal üerlegt (fijiri
ober reponirt) wirb, ©iefer Sag ift bann fortan
ber ftel^cnbe Sermin, bie sedes fixa be§ Derlegten
gfefteS. S)ie burd^ bie Occunenj geforberte ffier»
fd^iebung ber tJfefte bringt ed mit fid^, ba^ baSfelbe
t$feft in oerfd^iebenen SDiöcefen unb Aird^en auf
üerfd^iebene Sage fi^rt erfd^cint. 9lad^bem am
28. 3uli 1882 bie SBeftimmung getroffen morben
ift, ba^ bie festa duplicia (mit ^uSnal^me ber
gfefie ber Aird^enlel^rer) unb semiduplicia bei
einer Dorübergelenben Occurreng mit einem il^re
tJeier l^inbemben Officium ober 3fcfte nur com-
memorirt be}m. übergangen, aber nid^t mel^r Der>
legt merben fotten, ift bie Sluffteüung ber fjeft-
orbnung für ba§ ®irectorium jebeS SafircS fe^r
oereinf ad^t ; bie Verlegung jener gefte mit bem er»
tt)ä]^nten gcftrange, beren Sfeier an x^xtm eigent«
lid^en Sermine burd^ Ocairrenj ftetS bel^inbert ift,
bie fixa festorum repositio seu assignatio,
mirb Don biefcr 93cftimmung nid^t berül^rt. ®ie
Segeln, nadfi benen bie occurrirenbcn Offiden unb
Qfefte 5U öerlegcn, ju commcmoriren ober ju
übergeben fmb, gibt im ßinjelnen ber 10. Site!
ber allgemeinen Subrifen beS 93rcDier8 unb bie
Sabefle Si occurrat am ©dfiluffe ber SRubrifen
an ; ba« biefer SabcHe öorangefteüte SScr jeid^ni^
fül^rt bie Officien unb fjefte nadd ben Sangftufen
auf, meldte bei ber Occurreng in Setrad^t gcjogen
tocrben muffen. 51I§ ©runbregcl gilt, ba| jenes
gcft feinen PaJ bel^auptet, toeld^e§ bem SRituS
nad^ l^öl^er fielet. Sei gteid^em SRituS entf^cibet
im 9lflgemeinen bie fogcn. dignitas beS tJ^fteS,
b. 1^. ber mcl)r ober minbcr ^o^e 5Rang, meieren
ba§ gefeierie ©el^eimnife ober ber betrcffenbe §ei«
lige einnimmt. ®ie Sangorbnung ber ^eiligen
ergibt fidf| au§ il^rer ©teflung in ber 5lflcr]^ciligen=
litanci. 3)od^ ift bei ber gmeiten SHcgel oorau§=
gefcj^t, ba6 e§ fid^ um gefte tianbelt, bie in gleid^er
SBeifc festa primaria fmb, b. 1^. ftd^ birect unb
unmittelbar auf bie gefeierte göttlid^e ^erfon ober
ben ^eiligen begiej^en, nid^t inbitect unb mitteOa
(festa secundaria, 5. 99. ^en-3efu-t$^ft, ©d^
feft be§ 1^1. äofepl^). Senn bei Occurren) eine
festmn primarium mit einem festum secmida
rium gleid^en SRituS l^t ba3 erftete ol^ne Stüd
fid^t auf bie dignitas ben 93or}ug. 2)iefe frfil^
nid^t gleid^mölig befolgte SRegel tjl neuefien!
(2. Suli 1893) Dom $a))fte auf Sorfd^Iag be
S. R. C. beftötigt morben (f. Analecta eccles. I
Romae 1893, 295 sqq., tt)0 aud^ bad intereffont
SSotum eined SonfultorS ber S. B. G. abgebrud
ift). S)em5ufolge tourbe auf Sefel^l bed $a)yfki
ein Elenchus fest. prim. et second. aufgefUI
(Analecta 1. c. 359 sqq.). — 99ei gleid^em 9M
unb gleid^er dignitas treten eine aingal^I onbere
SRegeln in Araft, meldte in ben rubridfKfd^
SBerfen auSfül^rlid^ gegeben loerben (f. de Herdt
S. liturgiae praxis, ed. 7, Lovanii 1888, II
366 sqq.). Se^üglid^ ber bleibenben Sierlegunj
(Stepofition ober Sfftgnation) ber tJfefle ftnb mi^
bem ^al^lreid^e pofttiDe Seftimmungen unb bie 9n§
fül^rungen ber Sfhtbridften (mie Gavanti-Mermti
Thesaurus SS. Rit. U, 3, c. 10 ; AL a Garpo
Compendiosa Bibliotheca liturgica IE, 2. ed.
Bononiae 1879, c. 10; Id., Ealendarimn per
petuum, 3. ed., Ferrariae 1875, c. 4; deHerdi
1. c. n, 387 sqq.) au bead^ten. 2)ie befinitiDe 8fefl<
ftellung eineS Ealendarium proprium, in xodä^
bie allgemrinen unb bie ))articulären gfeftefo f^
merben, mie ed ben Stegein ber Occunenj entfprii^t
ift nad^ bem geltenben liturgifd^en Sted^t ber 9tüen'
congregation Dorbel^alten. [A. @d^rob.]
0cfaftiett in fird^lid^^geograpl^ifd^em @inne if
bie ganje Snfelmelt, meldte im ftiSen Ocean unl
im Dften beS inbifd^en OceanS fid^ auSbrntet, mi
^u§fd^luB be§ f$eftlanbe§ «uftralien. @em5]^id
merben biefe Shitfcln unterfd^ieben in SRifrone^
ober 5Rorboceanien, b. i. bie fleinen SJnfeln ffibfidi
oom SQSenbefrcife be§ ffrebfeS bi§ ju ben ffan)>
linen, bann in SJtelanefien ober bie um ben Su^M*
continent liegenben Snfeln, enblid^ in ^olpnefia
ober bie ganje übrige 3nfclmelt ber ©übfee. 3ti te
Ueberfid^t auf ©p. 649 finb p« 8ufammengefi«BI.
$olitifdE| unabl^ängig fmb l^eute unter ben gröje»
ren unfein au^er ^amaii nur nod^ bie @ainM>
unb bie Songa=3nfeln; bie übrigen ftelften rxato
europöifd^er |)errfd^aft, unb jmar unter Sngbnb:
5^eufeelanb, Die SJiti« unb anbere fleinere 3nfÄ
fomie baS füböfilic^e 5ßeuguinea (521034qkBi
mit 876 950 ginm.) ; unter gfranfrrid^ : 9leucafo-
bonien unb bie Snfeln Saljiti unb SJlarquefad mit
i^ren ©cpcnbenaen (22 608 qkm mit 85 760
Sinm.) ; unter ^oKanb : baS meftlid^e 9leugutnn
unb bie 5RebeninfeIn (397 088 qkm mit 265000
6inm.); unter ©(janicn: bie SDiarianen m* bie
ftarolineninfeln (2590 qkm mit 44665 ginto.);
unter ^eutf(^Ianb enblid): Jfaifer-SSiD^elmS-Said!
(norböftlid^c§ IKcuguinea), ber Siömard» (?tai»
britannia^^) ^rd^ipcl, bie 3Karf]^an« unb bie nöA
lid^en ©alomonSinfeln (251 350 qkm mit 39000(
i (Sinmo^ncm).
' 1M16U
Sn ein ftciner Xlttxi Don Octanicn toaib (^on
a 16. So^T^unbert buri^ bit Spatiiti. bcr übdgt
*r nfl ^it 1760 but^ ©e([a6rer anberer 91a-
üan tnlbedt, unb trft ]tü 1 820 i^ bie niropaiF^e
9dt DoOftä:ü)ig mit biefm unfein ticTannt gc'
iMbcn. SJmnacg fällt bit !DliniDn§eef^id|te
Mdhit ou9fci|Iit&Ii(^ in bit ntueftt 3cit- %o
lagt 6;Kmien bit Utbenna(^t in btn ®enä[(tnt
M IHlItn antntä bt[a6, toutbtn nirfit 6Id6 bie
^iliWinm (f. b. Wrt. 3nbien VI, 691 ff.) nat^
•Ä niu^ ganj i^nftianifirt, (onbem audd auf btn
taida bdonntoi Siat^boiinfeln berftifitn iiiurht
talK^Pfnl^m tingefü^, 2)a ober bieft llebtr-
»J^t ftit (fnbt beS üorigen Salir^unbertS me^r
ob mt^ ttfi^ütttrt tmtbt, unb gnglanb joroie
obtn prottTlantili^t Staaten baä bon Spanien
Moitm Sibe antcattn, muBtt soteift jebe Fal^u^
% 3RiffiongtI|ätigTeil au{!)emi, nid)t bbg beft^
l|alb,iiinl bit€nglönbtt langt 3(it "ui^ t>i'ftoteflini=
tii^ Sltligion bulbtttn, (onbern nnmtnilit^ aui^.
»ril itbt fold^t St|ütig[eit bur(^ bie franäüriitfie
■«ÄitiDn unb bie europäift()en ffriege foft jur
KiBiJgli^ftü gttrmrbtn loar. So foni es, bafi bie
iKf^idmijlen ti«it((tanli|(^tn 2'fiioniiiidtioTieii
■dB btm ^ipiit bet proteftanli|<$en Seemäi^le
~"' "" groloitigt ükrfm^t madien tonnlen, bie
OctanienS gum protepantifc^tn '
nitn. S50
®IauEitn gu beCefirtn, tt|t bit lat^olifc^t RinJ^
nur baten btnien tonnte, Sniffiontn bafelbft juer*
üffntn. S^reilid) jinb bit tnoimtn ausgaben bet
*lJroteflanlen nur, mit aHorftian (S)it ^riflltc^m
ailiiftDnen U, SDtoinä 1863, 202 ff.) mtift natfi
prottftatitti(^en OueQen unb Dielfoi^ fcgar an ber
^anbbtr!8eri(^teprotfflantif(^etaKttfionatena(^=
U3ti§t, hurd^ atlgemeine gorruptinn unb jugepan-
btntS Sf^ljc&lagtn IitlD^nt werben, ©obalb aber
fat^olif^t ÜRiffionaie bie eine unb anbete 2lnftl
ju betteten nagten, obtt toie bit ^totefianten
meinten, „in fiembel 5IrfieitSftlb einbrangen", um
ba8 .prottftantif[^e 'Hiiffiiinewer! gu jerftäten",
^ben jene btn äblit^n ßritg btr @enialtt^ätig'
fett unb ißeiteumbung eröffnet, finb aber buri^
be^artlic^e Siebt unb fiangmutti gtfd^Iagtn notben
unb tiaben fdjliefilii^ i^te 9Iiebeilagt unb Eßti-
niditung betennen muffen. Sen ptoteftnntift^en
ÜRiffionen nutbe befonbeti Don 9leu^otlanb ou8
btr Sffitg ju btn octonifc^tn Snlelti gtbobnt 2e^
tttt tnuiben immer b^ufiger Don europaifti^en
Sd)iffen tiefud)t, mtldit bit (Singtborenen mit btn
Sitten ber Europäer betanni mad)ten. fitiber
liefen fiii ioblrtidif tntTommtne SBetbre^er ober
entlaufene aRatrofen auf biefen unfein nitber,
mel^^t burt^ itiren großen Sinftug auf bie SDiotali-
tut ber ©inmobnet öufietft ninftt^eilig einroirtten.
®Qgtgen trugen fit Diel baju bei, bie anbonglti^-
ftit ber Siifulantr an i^re alten @ö^en ju gtr-
ftüren, moburcf) fie, nai) bem @eftänbniffe 3)tei-
nede'3. ntftntli^ bem fpättm Erfolgt ber ptO'
teftantif^tn IRif fionate öorarbeiteten. 33 itf e niurbtn
in grofetr älnja^l unb mit überrtid^tn ©elbmitteln
ba^in gefonbt, unb troj) bet großen fittlii^en 3(er-
gemiffe, mett^e namentlich bie etften gjiiifionan
gaben (ugt. iDlatf^aß a. a. O. 217 ff.), Ratten fit
taft^e ßtfolge aufimotifen. ©it fii^einen aber,
nie ein franjofifiiier Si^riflfteüer fagt, me^r „eine
^^eofratit uitb ein gefiltertes S)afein für i^re
jali Ire t dien ^aäjlBmmtn" auf biefen unfein trftrebt
juliaben. Se^ttteS fiaben fie, mie!DIarf()a!l (a.a.O.)
beifügt, tfjeilmtife bemirft, etftete bagegen ip
miiglüdt. 3nbem ftt bit meltlii^e Wai)t bet
Häuptlinge benu^ttn, um einerfeits bie ptoieflan-
tifc^e Sebre ben gingeborenen mit ©emalt aufjU'
bringen nnb onbererjeilä bie 5RieberIaffung talbo-
lifc^er Miffionare bafelbft um jeben 5pret8 ju oer-
binbtm, fanben bie polittfc^en Sntriguen unb bie
angereeubeten geroaltfamen iÖültel nidjt feiten einen
entf^iebentn Sibtrflanb »on Seiten ber Snfulanet.
$ieft tiatle auf mehreren Snfeln fogar oet^eerenbe
SSürgerfriege unb bebetitlif^e SIbnübme bet Sie-
oölferung gur gotge. SeUift ba, roo bie ptoleftnn-
tifd^e Cebre SBurjel geft^logen ^alle, blieben bie
bogmalif[i)en Segriffe äußerft mangtlbnft unb
ft^mantenb. §üt auci) bie ©efitlung gemonnen, fo
ift fie hoä) feiten rea^rfeaft ^riftlid) ; oielfad^ maren
aui^ bie Singeborenen, roenigflens frütjet, mtip
nur au5 Sur(^t fc^cinbor bem 61)rifltnlbum ju-
gtt^an, unb fie mareu, mie e§ ftd^ beä Cefttm gt-
jeigt, ftttS bettit, oon btmftlben loitbtr abguf ollen.
651
Oceaniett
651
@o fielet ber tl^atfftd^Itd^e Srfolg ber proteftanti-
fd^en 9Jli{{U)n3t^Qtig!eit in Oceonten feineSfaQS
im SSetl^öItni^ 5u ber @rö^e ber aufgemenbeten
ÜRittel ^eute l^aben bte Derfd^iebenen proteftan-
tifd^en 2)eni)minotionen 99 Stationen inOceanien,
auf meldten 82 europöifd^e unb 3178 eingeborene
Snifftonare unb ©el^ilfen tt)irfen. 2)ie Qa'fjii ber
©laubigen tt)irb auf 278 950 angegeben (Dgl. be»
fonberS §. ©unbert, S)ic ebang. aWijflon, 2. *2lujl.,
gallo 1886, 337 ff. 424).
SDie fat^olifd^en SJliffionen OceanienS batiren
erft feü 1827. Smar l&atte fd^on 1819 ber ©d^iffS-
faplan be§ franadfifd^en AapitönS tJfreQctnet aI3
biefer zufällig in Honolulu auf ben @anbn)id^'
tnfeln lanbete unb ben grieben jtoifd^en bem ftö«
nige unb feinen empörten Häuptlingen oermittelte,
biefe nad^ fur^er Vorbereitung getauft, ^ud^ oer»
fprad^ t^fre^cinet, i^nen eine ^n}al^I fat^olifd^er
Snifftonare ju fenben. allein ungludHid^enoeife
Dergögerte fi(^ biefe Sbfenbung um mel^rere äal^re^
unb unterbefjen festen fid^ proteftantifd^e ©enb»
finge feft. 6rft 1827 lanbeten brei ÜJliffionare ber
$icpu§»@efeSfd^aft, mürben aber balb vertrieben,
^ac^bem nod^ auf mel^reren anberen Snfeln fat^o-
lifd&e 3Wiffu)nare auS tJ^^anfreid^ il^re Sl^ätigfeit
begonnen, würbe 1830 biefe auSgebel^nte 90liffion
bem apoftoUfd^en ^räfecten @oIage3 auf ber 3nfel
äleunion (l^eute 2)iöcefe ^ort»Soui§) anoertraut.
3m 3. 1833 fonnten feiner SuriSbiction fd^on
entzogen werben alle 3nfcln öftUd^ oon ber 3nfel
ÜRangaia, meldte mit 6inf d^Iu^ ber ©anbwid^infeln
ben SWiffionaren ber ^icpuSgefettfd^aft anoertraul
unb alSOftoceanien ^u einem ^icariat erl^oben
würben. 9tad^bem balb barauf @oIage3 gefbrben,
erhielten am 13. ÜJlai 1836 bte Smariftcn bie an-
bcrcn Snfeln, bie il^m nod& untcrftanben, a(8 ÜJlif«
fionSfelb, bQ§ fte al§ SBeftoceanien nod^ inne
^oben. 3m 3. 1842 fonnte bann üon SBeffoceanien
fd^on ba§ 93icariat Sentraloceanien abge»
^meigt werben, fo ba^ e§ nunmel^r brei apofto»
lijd^e Sßicariate für Oceanicn gab. ©citbem würben
tro^ großen S5ßiberftanbe§ öon ©citen ber $ro»
teftanten wie ber Reiben immer neue SJicariate ab-
getrennt, fo oon Oftoceanien 1844 ba§ SSicariat
ber ©anbwid^infeln unb 1848 ba§ ber 9Karquefa§«
infein, wöl^renb ber SReft juerft jur ^räfectur, bann
^um SJicariat %a\)xü erl^oben würbe. 93on Ken«
Iraloceanien würben 1845 bie gfteunbfd^aft§infeln
3U SBeftoceanien gefd&lagen unb 1847, 1859 unb
1863 bie SSicariate Kcucalebonlen, ©d^ifferinjeln
unb 9}iti«3nf ein erridf|tet. SSon SBeftoceanien würbe
1844 baS SSicariat TOelanepen unb ÜJlifronefien
au§gefdf|ieben; Don Ic^terem ift neueftenS bie3Rif«
fion ber ftoroUneninf ein abgetrennt, wäl^renb ÜJlela«
nefien 1 889 in jwei SSicariate (Neuguinea unb 5Reu»
britannia, ober wie eö feit 1884 Reifet, ftaifer äBil^
belm§-Sanb unb5Reupommem) getl^cilt würbe. ®er
SReft be§ 9}icariat§ SBcftoceanien, 9Jeuf eelanb, würbe
fd^on früher in ©iöcefen get^eilt, bejw. 1887 ju
einer ffir^enproDinj erl^oben. ©d^on biefer fnappe
^Ibri^ ber l^eutigen ^ierard^ie auf biefen unwirt^»
baren 3nfeln, wo nod^ Dor l^unbert ?icifynn vw
SBilbe auf irgenb einen ©d^tf^rud^ lauerten^ un
baS t$fa]^r}eug ju plünbem unb bie aRatrofen auf<
5ufre))en, mu| unS ^ur SBewunberung beffen l^>
reiben, wa§ ber ©4weig unb tnelfad^ ou^ bai
93lut ber SRiffionare )u ©tanbe gebrod^t. ©ega
200 000 eingeborene ftnb in t)er]^tntBmä|ii
htrjer 3(it für ba§ Steid^ S^rifti gewomitn wor
ben. 2)ie{elben ftnb l^eute in folgenbe 14 größer
Sprengel eingetl^eilt:
I. 3m el^emaligen SSicariat Oftoceanien
1. ^pofiolifd^eS SSicariat ber @anbwi(|
infein. Srft 1827 langten bie Don gfre^cine
oerfprod^enen SDliffionare, unb ^war brei ani
ber eben entftanbenen Kongregation ber lieiliga
gerben (^icpuS-® efettfd^aft) auf biefen 3nfeln an
^aum l^atten fte eine Aird^e gebaut, fo iDudMt pi
auf SSetreiben beS proteftantif^enSRifftonSbiredoi!
S9ingl|am gewaltfam f ortgefd^afft, unb bie toenigei
Aatl^olifen würben l^art bebröngt. 918 1838 cXb
3n{eln beS dftlid^en OceanienS unter Me 3nriS>
biction eines apoftolif d^en SSicarS (©tepl^an Stond^
ou^e, Sitularbifd^of Don 9{ilopolid) gefteltt tmtp
ben, unter weld^em swei $röfecten, ber eine onl
%Qi)xü, ber anbere auf ben ©anbwid^infebt, bi(
9nif fton leiten foQten, fanbte SRoud^ouje ben P. 9x*
fentu§ aSBalfl^ bal^in. »ber erft feit 1889 burfti
laut eines SSertragS mit t^franfreid^ bte lat^olifd^
Steligion frei oerlünbet werben, worauf fxd^ bii
Sal^l ber ffat^olifen rafd^ Dermel^rte. Snbe 184S
Söl^lte man bereits 12000 Aat^olüen unb m^
als 100 ©d^ulen, fo bag ber l^eifige ©tul^I f^oi
1845 bie ^röfectur ju einem SSicariat mit P. S3fai«
cen^ S)uboiS , Xitularbif d^of Don S9[rab , an br
©pik, erl^eben fonnte. Unter beffen 9{ad^fbl^
P. ©eftberiuS (2ubwig 9)toigret), fomen mid
©d^weftem gur Seitung einer Srgiel^ungSanfhil
bal^in (1858), unb 1859 bUbeten bie in ^ono
lulu anwefenben Europäer, 2)eutfd^, Snglänber
Sfranjofen unb 3tafiener, einen ftatl^olifeiiDerein,
Ur eS jld^ gur Aufgabe mad^te, auf aSe mögfi^c
»rt bie ©^weftem unb überl^aupt bie fat^ofifd^
©ad^e auf ben ©anbwid^infeln gu unta$ü|ai
SSon ba an fonnte bie Jhrd^e i^ren wo^Itfiit^
ßinftu^ immer mel^r auSbel^nen. 2)em geg»
wörtigen apoftolifd^en SSicar ^ermann ft5dtan
unterftc^en fömmtlid^e ©anbwid^infeln, nMt
Hawaii, 9naui, Aouai, ^Rolofai, Sanai, %il^
unb Aal^ulaui. 3n 15 ^aupt« unb 78 KdcBi
ftationen mit 33 JJird^en unb 59 ftapdien jinb
unter 80—90 000 ginwol^nem 27630 Äo^
lifen, Don benen 13 700 eingeborene unb 12000
$ortugiefen ftnb. S)ie 3<i^l ber eingeboren»
nimmt immer mel^r ah, weil ber SiuSfa^ gc0|e
SSerl^eerungen anrid^tet. 9lpof!el ber SuSf^igm
auf ber 3nfel 5Rolofai war feit 1878 ber l^lbefiF
mütl^ige P. S)amian ©eoeuPer (geji 15. 9ptO
1889). S)ie 24 OKifPonare («picpufianer) leiten ^
gleid^, unterftü^t Don 22 9nariftenbrübem unb 8S
OrbenSfd^weftem, ein Kolleg S. Alojsii in ^ono*
lulu, 2 ^ö^ere ©d^ulen für SRäbd^en, 8 ftnaben^
653
Oceanien.
654
5 SRöMN' unb 9 gemifd^te @d^ulen. ^ud^
giM e8 2 ^ojpitäler unb ein ^f^I für Seprofen.
- 2.X)>o{loafd^e§ Sicariat ber SRarque»
faSinfdn. 3)ie groge Stol^dt ber bis ^ur 9Ren-
ji^rnfcefiem V^abgefunfenen Setool^ner ^inberte
to lon^ ieben Suffd^tmtng ber fd^on ntel^r als
50 3a^ beße^nben ÜRiffion. 3m % 1838
iamnelten bie jioei erflen SÄiffionore ber $tc))uS>
9^]d^ eine @emeinbe auf @t. S^riftina unb
1889 auf 9htl^ikKi. ^ier erregte ber t)on pro*
tfjiantifd^ TOif^naren ^uZal^iti erlogene ^awpU
tilgXemoana na4 feiner Stüdfe^r einen furd^tbaren
Ammbolenfcieg, mu^te aber gule^t franjöftfd^e
Sermittlung anrufen. S)amal3 »urbe }ugleid^ bie
6t(flnng bei fotl^olif d^ ÜJtiffion gefid^ert^ unb bie
^ttponlen, xsldl Don ber U)eltlid^en SRad^t nid^t
OK^ H<4ä|^/ ioqtn fid^ jurüdF. 3lad) bem @d^rei-
bcB ciat« beutf (^ $aterS (S. Sd^ulte) ift eS erfi
Wt 1878 gelungen, fefte d^riftlid^e ©emeinben ^u
bcgdnben. 2)aS am 15. ipxxl 1848 für bie aä)i
norqtielafiinfelnerrid^teteSicariat }ft]^It]^eute unter
5216 Simoo^nem 2800 ftatl^olilen in 8 ^aupt>
mb 47 9lebenftationen mit 44 JNrd^en unb j?a-
Mol 2)ie 9 SRiffionare ber ^icpuS'SefeOfd^aft
iKbcn Don 6 ftated^ten unb 10 OrbenSfd^tteftem
ntrrPult in ber Seitung t>on 3 ffnaben« unb
2!lläb4enfd^ulen mit 320 ffnaben unb 340 aßäb-
4a. — 3. apofioIifddeS SJicariat Xal^iti.
Int Me SRiffion ouf ben ©ambierinfeln, auf
Zotiti unb ben fog. niebrigen 3nfeln ging Don
ba¥ic|m8-®efeafd^aft auS. 3m 3. 1884 knbeten
\^ eipen ^treS, Saret unb Satml, mit einem
ftdn^eten, unb tro| anfänglid^er @d^tt)ierigfeiten
pmam fie ollmölig baS SSertrauen beS SoIfeS.
&4iDfrer ttxirb eS ben SKifponoren, auf ben eigent«
ü^en @ef ellf d^ftSinjeln f eften g^ug au f äffen. Srft
flaf iDieberl^oUeS Sinfd^eiten fran^öfifd^er Sopi«
tiine tonnten fte eine eigentlid^e ^ijfion beginnen.
Sk bafür 1836 errid^tete ^röfectur »urbe fd^on
1848 |u einem SJicoriat erl^oben. @S umfaßt
^ 3nfel Sa^iti, bann bie Xubuai', Sambier^
ob ZuamotU'änfeln, fomie bie Ofterinfel unb
JfiifH unter etma 80 000 Sintool^nem 6600 ffa-
ttolüffi in 24 ^aupt« unb 30 92ebenftationen mit
SSÄinften unb 24 ftopcllen. kleben 17 ^atreS
te$icpuS-®efeafd^aft mirfen nod^ 60ftated^ipen
nb iH ben 47 Sd^ulen mit 1500 ftinbem 9 Or-
te*Wiber unb 16 DrbenSfd^meftcm; 4 ein«
9EbomieOrbenS)d^meflem leiten eine ßr^ie^ungS«
oÜaU für 9{abd^en.
IL €entraloceanien. 2)er nad^malige apo>
JUij^e Sicor $ompamer l^atte 1887 bie erjle
nifjion mtf SSJalliS (Ibea) gegrünbet. Sr befcl^rte
ok 2600 (Sinmo^ner biefer Snfel unb balb ba-
»4 bie etnw 1000 ginmo^ner ber Snfcl gutuna
(^onie.3nfeO, auf ber P. g^anel (1889 jclig gc-
\9toäfm) ben SRart^rertob erlitt. @pater tuarb
enr Slifjlon auf ber Snfel Stotuma gegrünbet.
Ann ^otte bie fat^olifd^e Steligion in Central»
iKeamen feflen gfuft gefafit fo mürbe eS 1843 ^u
emem befonbem apoftolifd^en Sicariat erhoben
unb Songatabu jum @i| beSfelben beftimmt.
®amaIS umfaßte eS alle Snfeln öon 160« m. 2.
oon ©reenmid^ meftlid^ bis ju ben Salomonen,
1600 ö. 8. ®er erfte apoftoUfd^e «icar Ba-
taillon, ber 1842 fd^ricb: ,,®ie 93efe^rung üon
Uoea (SßaniS) ift eines ber größten SSBunber m-
ferer 3ctt; eS mar nad^ bem ©erid^te Jeber ©ede
bie gottlofefte 3nfel DccanienS", befud^te 1844
aum erften 9RaI bie 3nfel 2:onga, bann aud^ bie
SSiti«3nfeIn, mo er auf ber 3nfel 5lamufa bie erfte
fatl^olifd^e SD^ffton grünbete. @benfo mürbe ba«
malS auf ben @d^ifferinfeln, bem ^auptboQmerfe
beS ^roteftantiSmuS in Sentraloceanien, ber ^n»
fang gur SSerbreitung beS fat^olifd^en ©laubenS
gemacht — 1. ^poftolifd^es SJicariat Ken«
traloceanien. 9la^bem feit 1847 brei meitere
SSicariate oon Scntraloceanien abge^meigt mürben,
oerbliebenIe^teremnurme]^r@amoa, |$utuna unb
SBaQiS. 2)er gegcnmärtige apoftolifd^e Sicar
^manbuS Samase, 5Rarift, sä^It unter 36000
Sinmol^nem 8450 ffatl^olifen ; bie ßinmol^ner oon
aSBoIIiS unb Sfutuna finb fömmtlid^ !at^oIifd^. 3n
ben 12 Stationen gibt eS 12 ffird^en unb 24 Ha»
pellen. ®ie 18 SDiariftenmiffionare, üon benen
4 eingeboren ftnb, leiten ^ugleid^ ein Seminar für
eingeborene Slerifer (48 Alumnen) in Sano. @onft
gibt eS nod^ 44 Sd^ulen, 2 Kollegien unb 9 Kon*
oicte für SKöbd^en, lejtere geleitet öon äßariftinnen
beS britten OrbenS. — 2. ^Äpoftolifd^eS Sica-
riat Kcucalebonien. ®ie aWariftenmifponare,
meldte 1843 l^ier lanbeten, waren bie erften Kuro»
pöer, meldte fid^ bleibenb nieberaulaffen magten.
@S mar ber nad^malige erfte apoftoUfd^e Sicar
S!)ouane, Zitularbifd^of oon ^mata, mit ^mei
^rieftem unb jmei Sattä^ttm. Sro J aÖer ©d^mie»
rigfciten unb ^inbemiffe tonnten balb einige ®e«
meinbcn gegrünbet unb biefe 3nfcln burd^ ®ccret
Dom 2. 3uli unb burd^ 93reDc oom 13. 3uli 1847
oon Kentraloceanien oIS felbftönbigeS SSicariat ab«
getrennt werben. SQ3cnn aud^ bie 3Kiffionore im«
mer nod^ gegen neue ©d^mierigfeiten ju lömpfen
l^atten, fo mud^S bod^ nad^ unb nad^ bie 3q^I b^t
©cfc^rtcn, unb bie SKariften mieten nid&t, bis pe
ben größten X^eil ber Seoölferung ber Sielmcibe»
rei unb ber 3Kenfd^enfrefferci entmöl^nt unb pe
Scflcibung, 5ldterbau unb SSiel^jud^t gelehrt l^atten.
^m 24. ©eptcmber 1853 nal^m granfreid^ biefe
®ruppe in Sep^ unb mad^te pe 1865 ju einer
Strafcolonie. ®er l^eutige apopolifd^e Sßicar §i»
larion Sfra^Pe, 3:itularbifd^of üon ^bilene, bem
au^er 9leucalebonien bie benad^borten 3nfcln 93e«
lep, Äonie, SoQolt^, fämmtlid^ unter Qfranfreid^,
fomie bie 5Reul^ebribcn, unter ein^eimifd^en §äupt«
lingen Pel^enb, untergeben pnb, gäl^lt unter 70000
KinttJO^nem 28 500 i^attjoUfen, unb jwar 10000
Kingeborene unb 18500 europäifd^e ^npcbler, in
31 §aupt- unb 40 5^ebenftationcn. ®ic SWa«
ripenmifponare pnb 45 an 3öbl ; P^ leiten gu«
gleid^ für bie europöifd^en Kolonipcn 2 Konoicte
unb 5 Klementarfc^ulen unb für bie Äinber ber
©tröflinge meitere 2 Konüicte unb 2 Klcmentar«
655
Oceanien.
656
f deuten, bann 2 ßrjie^ungS* unb $robation§-
läufer für ftatcd^iften, 19 qttobf^nlii^t unb 2 3n-
buftrield^ulcn für bic ©ingeborenen, ©agu fom=
men nod^ 2 ßofpitäler unb ein SBaijcnl^QuS. —
3. apoftoUfc^eS Sicariat ber ©d^iffer«
infetn. 3m 3. 1845 grünbcte ber apoftolifcl&e
iBicar SataiQon auf btefen 3nfeln bie erfte fat^o»
Ufd^e SRiffionSftation, unb ^toax su ^io auf ber
5»orbfüfte ber 3nfel Upolu. S)iefe Smijpon »urbc
1850 }u einem felbftönbigen SSicariat erl^oben mit
ben ^au))tinfeln Upohx, SRonono, Saüaii, Zu«
tuUa unb ÜRanuQ. 2)Q§feIbe mirb Dom Q|)oftoIi-
fd^en Sicar Don Sentraloceanien obminiftrirt unb
}ö^tt unter 35 000 einmo^nem 5250 ffatl^olifen
in 15 Stationen mit 11 jfird^en, 22 StaJptütn unb
43 Heineren Oratorien. Unter ben 17 SKariften»
mifjlonaren ift ein eingeborener; neben i^nen toir»
!en 67 eingeborene Jlated^iften. 2)ie 10 Sllumnen
loerben im Seminar Don (Sentraloceanien gu Sano
auf SBaQiS gebilbet; au^erbem befielet in 9)aea
ein SoQegium für Ifated^iften mit 45 Alumnen,
«ud^ befielen 2 Konöicte für (67) SWäbd^en. —
4.9lpojtoUfd^ed Sicariat berlBiti-3nfeIn.
Sm 3. 1844 erri^tcte 93ataiflon, apoftoHfd^er
SSicar Don Sentraloceanien^ eine Station auf ber
3nfel 9tamufa, unb nad^bem im Saufe ber S^tt
nod^ tt)eitere Stationen errid^tet maren, mürben
biefe unter Snglanb fte^enben 3nfeln burd^ 2)ecret
Dom 10. ajidr) 1863 Dom ißicariat Sentraloceanien
getrennt unb gu einer felKftönbigen apoftolifd^en
^röfectur, enblid^ burd^ S)ecret Dom 5. SWai 1887
}u einem apoftolifd^en SSicariat erl^oben, meld^em
gugleid^ aud^ bie biSl^er )um SSicariat Sentral-
oceanien gehörige 3nfel Slotuma )ugett)etlt mürbe.
2)em gegenmörtigen apoftolifd^en Sicar 3ulian
SJibal, aWarift, Situtarbifd^of Don «b^buS, unter-
ftel^en fömmtlid^e 3nieln smifd^en 172« 20' 9"
unb 182 « 20' 9" ö. 2. Don ©reenmid^ unb smi-
fd^n 14 « 30' f. 95r. unb bem SEBenbefreiS beS
RrebfeS, fomie bie Snfel Sotuma unter 12 « f. 93r.
®a8 Sicariat gätilt 10 000 eingeborene unb 230
europäi{d^e ffatl^olüen unter etma 150000 ßin>
mol&nem in 11 Stationen unb 90 ©emcinben mit
65 ftird^en unb ftapellen. ®ie aWariftenpatreS
fmb 17 an Sal^I mit einigen goobiutoren unb
ffated^iften.
in. SSeftoceanien mürbe 1836 ein eigenes
apoftoIifd^e393icariat; Don x^m mürbe fed^S 3a^re
fpäter baS SSicariat Oftoceanien unb mieber ^mei
Sal&re fpäter aJlelanefien (b. i. Neuguinea mit
äluSnal^me beS l^oQönbifd^en ^nt^eilg unb alle
Don $a|)ua8 bemol^nten 3nfcln) unb 3Kifro»
neften^ moju bamalS aud^ bie Carolinen gered^net
mürben, abgetrennt. 9lu8 bem übrig gebliebenen
SSicariat SBeftoceanien entftanben folgcnbe S|3ren-
gel: 1. SlpoftoUfd^cS Sicariat Neuguinea.
3für aWelanefien unb 5Rifroncficn mürbe, mic bc»
merft, fd^on 1844 ein SSicariat crrid^tet, unb
aJlfgr. gpafle, aWarift, lanbete 1845 auf ber 3njel
3fabetta (SalomonSgruppe). attein fd^on nad^ brei
Sagen (15. ©ecember) mürbe er fammt feinen
S3egleitem Don ben milben 3nfulanem erfd^en.
^ud^ bie SBemü^ungen feinet 9{ad^foIgerS, SDtfgr.
SoIIomb, maren Dergeblid^. Serfelbe lanbete 1847
in San Sriftobal, mo bie SRifftonore fett ber Sr>
morbung (SpaOe^S einen 9Rif{ion^rfu(^ gemad^
Ratten. S3eDor er aber biefe ^d betrat, Dema^m
er, ba| bie Aanntbalen ^mei ^treS unb einen
93ruberermorbet]^atten, unb jmeianbereäßiffumate
bem ftlima erlegen feien. !Diigr. SoOomb mad^
einen legten Serf ud^ auf ber 3nf el SBooblatt (Soui«
iaben) ; l(|ier ftorb er nebft einigen onberen Stif*
ionaren, ol^ne ba| il^re arbeiten entfpreddenbe
i^früd^te gebrad^t l^ätten. So riefen bie Oboen
ber 9Jtariftencongregation bie übrigen äßifftonoR
ab, um biefelben in einem frud^tbarem SBeinbei^e
5U Dermenben. (Einige 3a]^re fpöter (1852) moIUe
bag 9Railönber Seminar ber auSmörtigen 9Hf«
fionen, bem ber nömlid^e ^rd^ipel, ober j[e|t nur
aü a))oftoIifd^e ^räfectur, 5ugemiefen mürbe, bie
fd^mierige Arbeit übemel^men; allein audd ferne
©laubenSboten mußten baS SBerl ber Sefel^rung
aufgeben, nad^bem einer ibrer ^riefter Don b(m
3nfulanem erfd^lagen morben mar. Srft 1881
mürbe bann biefe au§gebel(|nte SDtiffton ber Con^
gregation Dom b^iligen öer^en 3€fu Don Sffoubun
auDertraut, aber burd^ 2)eaet Dom 1. 3Rax 1889
in smei SSicariate getl^eilt. S)a§ eine, Sleugutnea,
umfaßt nur einen %i^t\l biefer 3nf e(, meld^er tl^
unter englifd^er, tl^eild unter beutfd^ ^errf^aft
fte^t. S)er apoftolifd^e SSicar Submtg ^ubtttS
!RaDane, Zitularersbifd^of Don Sirene, l^t unter
ca. 300 000 einmobnem erft 700 ftatbolifen in
4 Ipauptftationen mit 14 JKrd^en unb ftat>enen.
S)ie 9)lif iionare finb 5 an Soifi mü 6 Soobiutoren
unb 13 Sd^ulen. — 2. 2)ag apoftolif^e Si-
cariat ^Reupommern ift baS ^meite, boS 1889
au3 SRelaneften gebilbet mürbe. S8 umfaßt biefe,
früher 9}eubritannien genannte 3nfel, bann 9ieu-
fd^ottlanb unb bie Salomonen. Unter ber Ser«
maltung be§ opoftolifd^en SicarS 9lloQ8 Sou))at,
Xitularbifd^of Don Sero, fielet aud^ bad SÜca»
riat SRifroneften, befte^enb aud ben SRarfbaO«,
ÜJlulgraDe«, ©ilbert« unb 6nice«3nfeln. Uirter
ca. 200000 Sinmobnem gibt eS bereits 2200
jfatbolifen in einer ^aupt« unb mehreren 92eben«
ftationen mit 13 Jlird^enunb JlapeÜen. SHe^e*
fter fmb 7 an S^bl unterftü^t Don 8 Soabjutoren.
— 3. SKiffionen auf ben ftarolinen. SDiefe
3nfeln geborten bis 1886 gum SSicariat TOifro«
neften. 92ac^bem bann infolge beS befannten
Sd^iebSfprud^S Seo'S XIH. biefe 3nfeln Bpanitn
jugefprod^en mürben, b^t bie ^ropaganba bur^
©ecret Dom 15. aWai 1886 eine eigene ÜÄifpon für
biefelben enid^tet unb ben fpanif^en ßaptt}inem
übertragen. Sie gerföUt aber in gmei Don einonber
unabhängige Xl^eile, bie je unter einem befonbem
SQflifftonSfuperior ftebcn; ber eine ift für bie öfl-
lid^en Carolinen, mit bem ©enlrum auf ber 3nfel
$onape, ber anbere für bie meftlid^en ftarolinen,
mit bem Sentrum auf ber 3nfel SQap, beftimmt
3)ie 6 patres unb 8 Saienbrüber ber ihxpu^iner.
657
Oceanien.
658
mit ^Itootra^uS )u SRanila (^l^ilippinen), l^aben
imler hm 40 000 Sintoo^nem Dorber^onb 4 Sta^
tioneR erru^tet.
lY.ftirddenproDing äBellingtonauf 9}eu»
feclosb. Kad^bem 1836 baS apoftoltjd^e SSicariat
SSepoceonien errichtet toorben, f am ber erfte ^icax,
SRfgt^ompaflier^ aud^ naä^ Steujeelanb unb lie|
ti4 aaf ber SBcftfütte ber nörblid^en 3nfel am
£ofianga nieber, gur gfreube ber bort anjöjfigen
jdtlnber unb fat^oUfd^en Snglönber. Unter fteter
Infdnbung Don Seiten ber prote[tantijd^en 9}tif-
jbaffl», bie ftd^ fd^on feit 1814 be^U). feit 1819
||kr (tngefunben, enangen bie fat^olifd^en SRif fio*
me bo4 fc^eH eine @teUung^ unb mit ber 93e-
i4img ber Snfel burd^ bie Snglonber (1839) be-
gann bie fatl^olifd^ jhrd^e l^ier aufzublinken. ^13
hR protefianttfd^ getaufte Häuptling ^efi 1845
bn itompf gegen bie ^nftebler begann, blieb baS
lattoGfd^ 9Kffion§]^aud auf feinen SBefel^I Der»
J4oBt, imb felbft Diele ^öufer ber Snglänber mur«
bn aus biefem ®runbe gerettet; fo fel^r l^atten
ji4 bie fot^olifd^en ÜRiffionen in fur^er 3^it 9d^»
tnBQ unb Siebe unb bem (S^riftentl^um feften
Soben gemonnen. Surdd 2)ecret Dom 20. 3uni
1848 tonnten für biefen Sl^eil be§ SBicariatg SBeft«
ocomien bereits jmei IBidt^ümer gegrünbet tt)er>
bea, SBettington unb 9udlanb. 3m 3. 1869
nnd)e bamt Don SßeQington eine neue 2)iöcefe
abgetrennt, mit bem @i]^ in 2)unebin, unb 1887
abamal§ eine meitere mit bem @i( in ^^rifid^urd^.
jn le|tgenannten Stil^re tt)urbe ^ugleid^ 92eufee»
lonb in einer Jhrd^enDroDin} mit ber Snetropole
SeOmgton erhoben. 93on ber ßrrid^tung ber erften
8i£t^er an trat bie religiöfe lIBeroegung Don
Zog ^Xag fiörfer unb nad^^altiger auf, unb bie
(Qtl)oiif(^en!Dliffbn§beftrebungen »urben feit 1877
^ fegenSreid^ geförbert burd^ bie Snö^igfeitS«
vereine. S)ie ÜJlitglieber ber rcligiöfcn Drben, bie
ji4 ouf 9teufee(anb niebergelaffen, finb Senebic»
tiner, 3Jlariften, ©d^toeftem ber Sarml^crjigfcit,
ÄijjionSbamen, ©d^meftem Dom l^eiligen §erjcii.
Selber finb fie nod^ in geringer So^l Dertreten unb
tönnm nid^t aQen ®emeinben genügen ; begl^alb
$ ber größte ^^eil berfclben noc^ ber 2Bof)It^at
ber fat^otifd^en @d^ulen beraubt, bie bcfonber§
Iner fo not^roenbig mören. — 1. Archidioe-
eesisYellingtonensis. 3)en fübiic^en £^eil
ber !ßorbinfeI einnebmenb , jä^It bie (Srjbiöcefc
imter gr^bifd^of Qfranj 3Karia SRebtt)Oob — al§
NtemSBifc^of nad^ bem 3:obe SSiarbS (1850 bi§
1872) — 25 000 ffat^oltfen in 20 §aupt- unb
62 9lebenftattonen mit 62 ffird^en unb 15 ffa=
peüm. Unter ben 35 TOifponaren pnb 20 maü\itn
wb 15 SSBeltpriefter. gür ben ^öl^em Unterrid^t be=
Ht in aBcflington ein fircf)Iic^c§ ßofleg ©t. ^atrij
Böer 7 SWariften alS ^rofef joren (131 Änaben, bar=
wter 17 gjteme), fotoie eine ]^5t)cre ©d^ule für
Kabinen, ©onft gibt e§ Diele glcmentarfd^ulen, bar»
wter jioei nur für eingeborene ftinber; bann Dier
ßoiJÄlläufer unter Seitung Don DrbenSfd^meftem.
^ 2.Dioeee8is Aucopolitana. ^uf ber
9torbinfel, al§ bem gceignetften Orte für ben @i^
beS meitfd^id^tigen SSicariateS Sßeftoceanien, l^atte
fd^on 1837 SRfgr. ^ompaSier feine SRefibens ge-
nommen, unb itoat in ber @tabt Aororarefa.
grft 1840 Derlegte er bann feine Wefibenj nad^
SudDanb, mol^in bamafö aud^ bie (SiDilregierung
Derlegt »urbe. 3m 3. 1848 tourbe er erfter 93i«
fd^of Don ^udtlanb, refignirte 1869 unb ftarb als
Sitularbifd^of Donamafia 1871. ®er gegentoör-
tige fünfte »ifd^of ift Cbmunb 2udt 0. S. B. feit
11. 3uli 1882. ©ein ©prengel, ben nörblid^en
%f)t\i ber 9}orbinf el fammt ben umliegenben 3nfeln
umfaffenb, sö^lt 20200 europöifd^e unb 5000
eingeborene Aatl^olüen unter 130379 europäi*
fd^en Soloniften unb etma 35 000 OnaoriS (1886)
in 19 ^farrbiftricten unb 54 9}ebenftationen mit
35 ftird^en für bie ßuropöer unb 36 für bie
aWaoriS. 3)urd^ ©ecret Dom 21. 3uni 1887 mürbe
im füblid^en Xl^eil ber 2)iöcefe eine neue SRiffion
für bie ^aoriS errid^tet, meldte ben 9)tiffionaren
beS ©eminarS ©t 3ofep]^ in 9Jlifl-§iö Qtiöertraut
mürbe, ©ie SDJiffionSpriefter fmb an 3abl 30,
unter benen einer ein ©ingeborener ift. Elementar«
f d^ulen gibt eS 25, ba^u 2 3nbuftriefd^ulen ; bann
3 SonDicte für ÜRäbd^en, 1 SBaifenbauS, 1 ^auS
für arme unb alte Jhanfe. — 3. Dioecesis
Christopolitana. 2)iefelbe marb errid^tet
5. 3Kai 1887 : il^r erfter »ifd^of l^ei^t 3ol^ann
(SrimeS unb ift TOarift. Unter 140000einn)o]^.
nem ää^lt pe 20000 ftatl^oUfen in 18 ftaupt-
unb 37 ^Rebenftationen mit ca. 50 ffird^en unb
ftapetten. Unter ben 29 SWiffionSprieftem pnb
21 aßariften unb 8 SBeltpriefter. ©d^ulen gibt e§
10 ; aud^ ein ^önitentiarbauS. — 4. Dioecesis
Dunedensis. 2)iefer am 4. October 1869
erri(^tete ©prcngel umfaßt ben fübmeftlid^en 3:]^eil
ber ©übinfel, fomie bie ©tematt» unb anberc um^
liegenbe 3nfeln. ©ie mirb nod^ Dom erften 93ifd^of
^atrij OKoran geleitet unb ^at 20 000 Äat^olifen
unter 154000 ginmol^nem in 15 §aupt» unb
59 5Rebenftationen mit 36 ffir^en. ®ie 18 TOif«
fionSpricfter finb lauter ©uropäer. 9Jebcn 20 ©d^u=
len für 1800 j^inber befielen nod^ 5 l^öl^ere ©d^u*
len unter Seitung Don ©d^ulbrübem unb S)omini»
canerinnen. (93gt. nod^ TOeinidte, 3)ie Snfeln bc§
ftiHcn DceanS, 2 93be., Seipa. 1875—1876; Mur-
ray, Forty Year's Mission Work in Polynesia,
Lond. 1876 ;Blin,VoyageenOceanie,LeMans
1881; §agcr, ®ie aWarj^allinfeln [?ln^ang: ®ie
©ilbertinfeln], Seipg. 1886 ; bann außer ben Der«
fd^iebencn 3Q^rgängen ber „^Innalen ber SSerbrei»
tung bc8 ©laubenS" unb ben „ftatl|oI. OKiffionen"
[tJrciburg] befonberS nod^ @. 50?id^eliS, 3)ie SSölfer
ber ©übfee unb bie ® efd^. b. prot. u. fatl^i. TOiffionen
unter benfelben, a}^ünfter 1847; Dr. ^.^ai^n,
®efd^. ber fot^. a}^i|f. IV, ftöln 1861, 1-233;
Moroni, Dizion. XLVIII, 240—255; XCVm,
377—385; G. Petri, L'Orbe cattol. III, 244
ad 250; 0. Werner S. J., Orbis terr. cath.,
Friburg. 1890, 253—255; Missiones cath.,
Rom. 1891, 523-539.) [^^iel^er.]
659 Od^ino. 660
Mino, iBernarbtno, ttolienifd^er Wpo\iai felbfl fanb leibet ben gfrieben nid^, ineil et p
unb ;,9leformator'', tourbe 1487 ^u Siena geboren, großes @elbftt)ertrauen befa^. €ehie %dcefe htß
®cr SSater, ©otnenico Sotnmafini, lebte in be» Jörberte boSfelbe. Dbfd^on bei Sauren, teistt et
f d^eibenen SBerböItniff en unb mol^nte in bem BtobU immer ^u tS^% borl^aupt bei jebem SSetter, tofn|
Diertel t^fontebranba in ber Strafe beU^ Ocq, ba^er auf S)omen unb Steinen. SBein tranf er nie; afö
ber 'Jlamt be§ Sol^neS (Sloubio Solomei fd^reibt 92a]^rung bettelte er ftd^ ein @tüd( Stob DonX^
Ocd^ino unb 9(oniuS $aleariu§ latinifirt OcelluS; 5U %f)\xx. SRu^te er in ben ^Idften ber (Bro^
in Semarbino^S eigenen Sd^riften finbet fid^ iebod^ einf eieren, f o t^erfd^mö^te er boS reid^ fOtaffi iab
nur Od^ino, lot. Od^inuS). S3on feiner Sugenb meid^e 99ett ; er na^im nur Sine unb itoox bie ein-
ift n)enig befonnt. 2)er Unterrid^t, ben er er- fad^fte ©peife unb fd^Iief auf bem l^orten Soben.
l^ielt, fonn nur fel^r mangelhaft gemefen fein; ba§ @o lebte er ad^t äa^re im Ao))U)inerori)cn unb
@ried^ifd^e unb ^ebräifd^e blieb i^m fremb, nid^t ioarbl541in9teapeIein5tt)eite83Ra()um®enemI-
einmal baS Sateinifd^e mar il^m geläufig. Sr be« üicar ermöl^lt. Unterbeffen l^atte ftcp boS längp
biente ftd^ nur feiner SJlutterfprad^e unb überlief Dorbereitet, maS bie ÜRorfgröfin Don ffitSaxta be»
e§ 9lnberen, feine ©d^riften in'§ Sateinifd^e gu über« f ürd^tet ^atte. 3u 3ltcipt\ trat er 1536 in tMX»
tragen, ©eine tl^eologifd^en Aenntniffe maren nid^t trauten ^erfe^r mit 2)on 3uan SSoIbej, @ecretfir
grünblid^, unb 5um Stebner mar er nid^t gebilbet, be§ fpanifd^en Statthalters, unb ^tntfi Wartet
fonbem geboren. Sfrül^ fd^on trat er in ben Orben Sermigli, meldte beibe mit ben Sd^riften Sut^,
bed 1^1. gfranciScuS ein, uerlie^ benfelben mieber $ucer§ unb SaloinS befannt unb ber 92euenmg
unb ftubirte ^Rebicin ^u Perugia, mo er fid^ mit bereits ergeben maren. S3 gelang il^nen, and^
bem fpätcm 6Iemen§ vn. befreunbete. !Rad^ eini» Dd^ino für biefelbe gu geminnen. Offen magte
gen Sauren fe^rtc er gu ben ^fwnciScanem gurüdf. er Dorerft nod^ nid^t für bie SnW^re eingufreten;
Sobalb bie ftrengere ObferDang ber Jlapuginer mobi aber tbat er e9 Derftedtt unb nmrbe bamald
gegrünbet mar unb biefe in Siena ein fflofier fd^on Derböd^tig, bod^ fd^ü^e il^ ber ähtl^m beS
batten, trat Dd^ino bort ein (1534). ©efrönfter ftrengen Su^rcbigerS. S)rei Solare ft)ätcr, 1539,
^^^9^g fd^eint i^n gu biefem Sd^ritte bemogen gu prebigte er mieber in !Reapel. Unter Ruberem
baben ; im gftanciScanerorben i^attt er bie ^ürbe löugncte er bamafö nid^t blo^ bie SRitmirfuna
eine§ ©eneralbefinitorS erlangt, aber Dergeblid^ beS SSBillenS gum SSerfe bed ^eiled, fonbem fd^oo
nad^ ber beS ®eneral§ geftrebt. SebenfaüS mar aud^ bem ^l ^uguftinuS biefe Snjtd^t unter. Sen
unb blieb er ein ftolger Wann. 3n bem neuen @a^ beS ^eiligen: Qui te creavit sine te,
Orben mürbe er balb ©eneralbefinitor unb !am non te salvabit sine te , beutete er ol8 eine
fd^on 1538 burd^ SBabI bed OrbenScapitefö in gfrage unb gab ibn fo al§ SBort unb Si^ beS
tjloreng alS ©eneralüicar an bie Spi^e ber @e» i^l. liuguftinuS auS. Od^ino mürbe angeUagt,
noffenf^aft. Unterbeffen b^itte fid^ fein ähibm al§ unb e§ marb eine Unterfud^ung gegen i^n ein*
eines lBoI!§prebtger§ über gang Italien ausgebreitet, geleitet; bod^ fam eS aud^ bie^mal nidbt gum
®ie größeren ©tobte ftritten fid^ um ibn, unb ber ^rogcffe, f o bafe er, baburd^ breifter gemod^t, be-
^apft mu^te fd^Iie^Iid^ entfd^eiben, meldte ©tobt fonberS im Sabre 1541 gu 93enebig mel^r utd>
für baS fommenbe Sal^r t^fra Semarbino als me^r bie SJtaSfe f aSen lie^. 2)abei üagte er öffent«
gfaftcnprebiger böben fotte. ftarl V. borte ibn lid^ üon ber ffangel über bie SSerl^aftung eines
1536 in92eapeIunbfpenbeteibmbaSböd^ftefiob: 92euererS, beS ®iuIio Serengiano t)on SDtailonb.
,,©teine fönne er gu 3:bränen bringen", ©abolet ^er pöpftlid^e 9tuntiuS t^erbot i^m be^bolb baS
fteUt ibn auf gleid^e ©tufe mit ben berfibmteften $rebigen;bod^brad^tenbiefürOd^inobegeiflerten
Sf^ebnem beS ^Itert^umS. Sarbinal 99embo, fonft SBenetianer eS babin, bag biefeS SSerbot nadb brei
fein tJteunb ber ^rebiger feiner ßtxi, f)bxit i^n 3:agen aufgeboben mürbe, ^aul ILL, üon ben
in SSenebig 1537 unb mürbe gang für ibnbegeiftert. 93orgängen guSSenebig inÄenntnife gefegt, mar
^ie ^Rarfgräftn Don ^eScara fd(|ä^te ibn ebenfo nun bo$ migtrauifd^ gemorben unb Iie| Od^ino
bod^ unb unterbielt brieflid^en 93erfebr mit il^m ; burd^ einen f ebr freunbUd^en 99rief beS SorbinolS
bod^ finbet fid^ in il^ren 93riefen berböltni^mägig t^amefe einlaben, nad^ 9lom gu fommen. 2)er
früb bie t^fur^t auSgefprod^en> ^xa 93emarbino $apft foU bamalS nod^ baran gebadet l^ben, ibn
fönne auf Slbmege fommen. ©eine bagere grf d^ei« gum ßarbinal gu ernennen. ® er 93rief traf Oid&tno
nung, baS frönflid^e, aScetifd^e ^uSfeben, feine in 93erona 1542, mo er Diele feiner OrbenSbrüber
öu^erft ftrenge SebenSmeife, baS raube OrbenS» um fid^ Derfammelt b^tte unb biefelben burdb bie
gemanb unb ber lange Sart — 5ltte§ trug bagu grflärung ber SBricfe beS bl. $auluS für bie
bei, ben ©inbrudt feiner SBorte gu erböbcn unb ibm Dieuerung gu geminnen fud^te. §ier fiel eS auf,
ben 9luf eines ^eiligen gu Derfd^affen. ^ud^ bie hai er baS ®tUi, befonberS baS Sborgebet, uid)
ßeitDerbältniffe maren ibm burcbauS günftig. 3n bicl^cilige^Keffeoemacbläfrigte. darüber gurSebe
jenen politifdb mie religiös oermirrtcn 3:agen geftcllt, mujjte er fid& gu entfdfiulbigen. SDie Cin«
Italiens, mo fid^ 9lleS nadb Smeuetung unb labung nad^ 9iom aber brad^te ibn in SJerlegenbeit,
Qfrieben febnte, geigte ber grofee 95u6prebiger als obgleid^ er fid^ frübcr immer unb gulejt nodb in
eingig rid^tigen SBeg ben J^ampf gegen Unorbnung ißenebig bitter barüber beflagte, ba| man einen
unb Safter gunötbft im eigenen §crgen. Odbino Odftino ber §ärefie oerböd^tige. ®er eble Sifdbof
661
Dd^ino.
662
SiMi longe 3al^re Od^ino'S gfreunb, rietl^ bem
Uijpfligen mü oQer entfd^iebenl^eit bie Steife
nod^ 9tm fofort on}uireten. Sr foKe nun burd^
iifitai feine 2)enmt| bett)eifen, nid^t burd^ SBorte.
C4im madfU {id^ aud^ auf ben SQBeg unb tarn
über Bologna, uo ber (Sotbinol Sontarini il^m
tion {etnem Sterbebette nur glüdtlt^e Steife n)ün-
f^en tonnte, M8 Sporen}. S)ort fonb er feinen
^Ronb $etni8 SOtort^r Scrmigli, ber i^n bemog,
nt i^m in bie @<i^tt)ei} gu fliegen. Od^ino ging
m4 ®ntf . Sor feiner i$Iud^t f d^rieb er an Sittorio
(olomui, inbem er fein iBorl^oben ju entf d^ulbigen
\aätt imb, aud^ j[e^t nod^ fd^nmnlenb, um il^ren
nbtobinal^oIe'S fRaij bat. SSittorta Solonna
tat4f4aute i^n unb fd^rieb barüber an Sarbinal
!RoixeIIo£en)im: ^S8fd^mer}t mid^fel^r, bag er,
ie me^ er fid^ )u red^tfertigen fud^t befto me^r fld^
anllogt unb, ie nte^r er Rubere au8 bem @d^ift»
bndll ^ retten ftrebt, um f o mel^r fte ber Sintflut
Mo^^ ha er ou^erl^olb ber ^rd^e ifi, meldte
Rttet nnb fid^." Od^ino eilte Don t^florenj gu-
mSfi nu^ gferroro unb reiste oon bort, mit Briefen
bn^pgin Xenata oerfel^en, burd^ ©roubünben
Marc. Unter bem SSorgeben, ben Stef ormirten pre>
^jen )u »ollen, berebete er einen Soienbruber tJfra
übiiano ha Duingano, einen el^emaligen fionb^»
tar(^ ber bed gfrangöfifd^en unb beS Seutfd^en
oöttig loar, i^ )u begleiten. 2)od^ fobalb biefer
Um 9etntg erfamtte, teerte er mit bem OrbenS»
M baS il^m Od^ino übergeben ^atte, gurfidP.
SnOctober 1542 famOd^ino in ®enf an. SDag
Itt offene 99rud^ Od^no'S mit ber ftird^e bie ebel»
peaimb beßen Stänner in Stauen ebenfo f^mergte,
<iß er bie teuerer in 2)eutfd^lanb unb ber Sd^meig
flfmrte, ifl fclbftoerftanblid^. Karaffa, ber fpätere
Jopp ^5aul rv., »enbete [\i) in längcrem ©d^rei«
b« mit ergreifenben SBorten an ben tjlüd^tling ;
^jelbe t^at mit üieler Siebe fein früherer 3freunb
SMo 2i>lomei aud Siena. 2)iefer miberlegte
ööbei f(^on bie SuSreben Dd^ino'8 unb bie 5ln«
griffe auf bie rbmifd^e JHrd^e, meldte in einem
fni^ Schreiben enthalten maren. ^ud^ an ^o-
loffld toie an ben Wat^ feiner SSaterftabt ©iena
rir^tete Oc^ino ein Wed^tfertigungSfd^rciben. S)ic
Äictorität ber ftird^e üenoirft er; ber ^ap^i
SttSom ifl i^m ber Slntic^rift. ®ie ^eilige ©dftrif t
bot i^in eine« Seffem belehrt, er interpretirt fie
felbfl mit feiner oon ®ott burd^ @laube unb ®nabe
erieu^teten Skmunft. ^3ne id^," fo fd^reibt er,
pbomi ^aben oom anfange ber äßelt bt§ gu biefer
Sümbealle biejenigen audd geint, weld^e in SQBal^r»
(eit ^lige moren, bie ^poftel unb namentlid^
$aulu§, ja aud^ 6^ftu§, unb uerbienen ei;com»
nranicirt, oenoorfen unb üerffud^t ju merben."
Tli^w unb ber ^Dominicaner ^mbrogio Satarino
Mampften i^n in oerfd^iebenen Sd^riften. SalDin
(atte ibn unterbeffen in ®enf aufgenommen, il^n
Mmift nnb beauftragt, ben nad^ ®enf gepd^teten
Stefienem p prebigen. Spöter ift Stebe oon fei»
Km Seibe unb feinen ffinbem, fo bag er um bie
angegebene 3^t aud^ eine fog. Sl^e gef(!^Iof|en l^aben
mufe. 93on nun an mar Dd^ino befonberS fd^rift«
I ftcHerifd^ tl^ötig. ©eine erfte ©d^rift l^atte er 1542
, bis 1 543 5u Senebig u. b. S. Dialogi Vn ^erau§»
I gegeben. ®od^ fd^eint eö, bafe er fc^on im 3. 1541
' einige feiner ^rebigten üeröffentlid^te. 3n ®enf
gab er 1542 — 1544 balb nad^ einanber 6 Saub-
ren ^rebigten l^erauS. ÜRan barf ben berühmten
ätebner nic^t nad^ biefen gefd^ebenen SJorlrögen
beurtl^eilen ; Od^ino l^at bief elben nid^t f o gehalten,
unb man !ann einen ^rebiger überhaupt nid^t
allein nad^ bem gefd^riebenen SBorte mürbigen.
3m 3. 1544 erfd^ienen feine Apologi, fatirifd^e
9Inecboten über ben $apft unb bie fatl^olifd^e
®eiftlid^reit Son unb 3nl^alt biefer ©d^rift ifl
niebrig, ja gemein. Stod^ niebriger ift ein ©d^mäl^«
brief gegen $aul III., ber ebenfalls Dd^ino su«
gefd^rieben mirb. Slu^erbem gab er gu ®enf nod^
eine ßrnörung beS Briefes beS l^L ^uIuS an bie
»ömer l^erauS (1545). 3n ®enf l^iclt eS i^n nic^t
lönger; eSfc^eint, ba^ erftd^mitSaloin nid^toer«
tragen fonnte, unb fo 50g er 1545 über SBafel unb
©tra^burg nad^ ^lugSburg, marb l^ier als $rebiger
einer italtenifd^en ®emeinbe angefteOt, erflörte ben
Srief beS ^poftelS $auIuS an bie ®alater unb
oeröffentlid^te biefe grAörung bafelbft 1546. Um
biefe Seit (12. ®ec. 1545) fc^rieb ber 1^1. 3gnattuS
bon 2o\)oia an P. SlaubiuS £e 3q9/ ber bamalS
in Ailingen bei Karbinal Otto Srud^fe^ meilte,
unb gab il^m ben Auftrag, mnn immer möglid^,
auf Od^ino etn^umirfen unb feine SSerfö^nung mit
SRom an^ubal^nen (Cartas de San Ignacio de
Loyola I, Madrid 1874, 217—219). 5lugSburg
tourbe 1547 oomftaifer erobert, unbOd&ino fiof
nun über ffonftau) nad^ ©tra^burg. 93on bort
berief t^n Stomas Sranmer sugleid^ mit $etruS
5!Jiart9r na^ Sonbon, bamit er bort als ^rebiger
feiner ßanbSIeute unb als ©tü^e ber SRcformation
tl^ätig fei. 3n biefer ©tettung fdfirieb er „(&\nt
Sragöbie", Don ber ber ncucfte proteftantifd^c §er«
auSgebcr (®cS ^Japfttl^umS gntfte^ung unb gatt.
ein ®efpräd& MDXLVni. 5luS b. 3tal. überfejt
0. ft. 93cnrati ^aüe 1893) fagt: „©0 fd^mcreS litc-
rarifd^eS ©cfd^üj ift feiten auf baS ^apfttl^um ge«
rirfitet morben." gS ift mirflid^ „grobes ®efd^üj"
unb eine Srogöbie, in ber infernaler §a^ gegen
5Rom, Unmiffcn^eit in l^iftorifd^cn ®ingen unb cfel-
l^afte ©d^meid^clei gegen ben tt)üften ^cinrid^ VIII.
unb ben möd^tigen Sorb ^rotector um bie $alme
ftreiten. 511S im 3. 1553 SKaria ben Sl^ron Cng.
lanbS bcftieg, mu^teOd^inoSonbonöerlaffen, fe^rte
nad^ ®enf gurüd, marb aber l^ier oon Saloin
nid^t gebulbet, jumal ba er bie ^inridfttung ©er«
öetS gctobelt Ijatte. 3m 3. 1555 mar er in
93afel unb erhielt bafelbft einen Stuf natu) 3ürid&
als ^rebigcr ber locamifdfien ©emeinbe. dufter
©uflinger (f. b. 5lrt.) unb ^etruS TOart^r traf er
bort aud^ feinen SanbSmnnn SöliuS ©ocinuS (f.
b. 5lrt.). 3n 3ürid^ fd^rieb er einen Sialog über
boS tJegfeuer, in mcld^em er mit f 0 freien ^nfidfeten
l)ert)ortrat, ba§ er 5lnfto& erregte. ÜRod^ im fclben
3al&re (1556) erfd^ien oon il)m eine Sßertl^eibigung
663
Od^ogiaS.
664
bcr Slbcnbmal^telcl^rc öcgen SBeftpl^Ql unb 1561
in JRebefortn eine Unterfudfjunö über bie ©egen-
©Qtt beS SeibeS ßl^rifti im ©QctQmente beS Slbenb-
mol^IS. 3m ©onjen unb ©rogen bertl^eibigt Oci^ino
bie CQlöiniftifd^e Seilte, neigt ober fteBenmeife ju
3tt>ingli'8 ftrflärung. ©einer SocQrner ©emeinbe
mibmete er 1561 einen Jfote(i^i§mu§ in2)iQlogform,
ber jeboc^ mel^r geleierte Unterfud^ungen alg iStatt*
d^iSmuSmal^rl^eiten entl^ält. Sßa^rftleinlid^ burd^
ben Serfel^r mit SöIiuS @orinu3 mürben Od^ino^g
Slnfid^ten immer }erfQ]^rener, obgleid^ fid^ biefeS
aud^ au§ feinem eigenen SntmidtlungSgang leidet
erflären lä^t. 3n jeinen ^fiob^rintl^en" (93afel8.a.
[1 562]) grübelt er über ben SOSiberftreit öon menf d|»
lidf)er t^reil^eit ober Unf reil^eit unb göttUd^em $or-
auSmijjen. (Sr üerfpriddt im Sitel be§ SBerfeS, ben
SluSmeg oud ben Sabprintl^en ^u seigen; eS gelingt
tl^m aber nid^t. 3laä^ bem Sobe $etruS SRort^rS
trat er nod^ offener mit feinen Slnfd^ouungen l^r-
t)or in bem legten SBerfe, ba§ 1563 )u So[eI in
lateinifd^er Ueberfe^ung gebrudft mürbe. 6g ftnb
bie berüd^tigten 30 2)iQloge in itotx 93üd^em, burd^
bie Od^ino ftd^ ben 9iamen eines ^(ntitrinttarierg
unb eines Sertl^eibigerS ber ^olQgomie ermorben
l^Qt. 2)ie mid^tigften Sßal^r^eiten beS SJ^riftentJ^umS
merben ^ier öon ©egnem fd^orf angegriffen; ber
Serfaffer aber miberlegt biefelben fo fd^mad^, ba|
ber Sefer burd^fül^It, mie menig emft eS i^m bomit
ift. %m meiften Sluf feigen mad^te ber 21. S)iaIog
über bie ^oli^gamie. 2)erfelbe ift 5um guten X^eil
auSgef daneben auS einer fdf)on 1541 erfd^ienenen
9Sert]^eibigung ber ffiielmeiberei. S)er Sßerfaffer
berfetten (^rebiger fienning) nannte fidft §ulbe»
ric^uS 9{eobuIu3 unb f d^rieb bem Sanbgrafen $^i»
Ii|)p üon $)effen }u lieb. Obgeid^ nun Od^ino in
feinem ©iaioge in bie Sfufeftapfen Sutl^erS, SBle»
land^tl^onS unb IBucerS trat, unb obgleid^ felbft baS
(Sonfiftorium öon 3ürid6 1559 in ©ad^en be§
^ard^efe bei SSico, ©alea^^o Siaracciolo, me^r
ober weniger nad^ Od^ino'8 9lnftd^t entfd^iebeu
l^atte, tt)arb er jc^t bod^ angeflagt, öerurtl^cilt unb
au^ 3ürid^ auSgemiefen (22. 9ioöember 1563).
SSergebenS hat er um bie ®nabe, bis gum näd^ften
tJrül^Iing bleiben gu bürfen. S)ie grau, meldte er
genommen, mar furg öorl^er geftorben, unb fo marb
benn ber 76iä]^rige ®reiS mit feinen öier ffinbem
mitten im SBinter (2. ©ecember) in bie Qfrembe
]^inauSgefto|en. 3n S3a|el unb TOül^aufcn mieS
man il^n ah, %f^tohox $ega bel^auptet, er l^abe fid^
in ©d^aPaufen bem ©arbinal öon fiotl^ringen, ber
eben öom ©oncil ju Stricut l^eimfel^rte, jur S3e»
fämpfung ber JReformirten angeboten, fei aber öer«
fd^mäl^t morben. 3n 9^ümberg marb i^m öergjönnt,
feine ©d^u^fc^rift gegen bie Sürid^cr Sl^eologen
ju fd^reiben. ©ie ift ebenfalls in ®ialogform ab-
gefaßt unb finbet fid^ molftl jum erften ^al gebrudt
in ©(^el^ornS „ergö^Iidifeiten" [f.u.] HI, 2009 ff.
S)er Son ift bitter, gereijt; mit ftoljem ©clbft»
bemußtfein mirft er eS bem Statte öon 3ürid^ öor,
baß er einen „SBemarbino, ber nid^t bloß in
gang Italien berühmt ift burd^ ©ele^rfamfeit unb
Slnmutl^ im ^rebigen, fonbem faft in gati) (Eu-
ropa", öerurt^eilt |at. 2)ie3ürid^er ^röbicontcn
nennt er ,,$faffen unb ^opfle, ))efiilen}ialif4ct
als bie ^apiften'' ic. 2)afür mirb er in bet %it^
mort beS ^ei^rmürbigen SRinifterium" öon 3ün4
ein „^eud^ler", eine ,,giftige ©erlange", ein .^SRein^
eibiger" ic. gel^eißen. UebrigenS gel^t auS Od^ino'fi
©d^u^fd^rif t l^eröor, baß bie freien ^nfid^ten feiner
.^Sialoge" mirflid^ feine eigenen maren. SonStutn-
berg gog Oc^ino nad^ Aratou. 3n feinet etfiea
^rebigt, bie er ben bortigen 3talienem l^ielt, fidU
er fid^ öor als „einen magren ^oflel S^fti, bcr
me^r erbulbet für Sj^rifti Sl^re als alle Snbeim
§abe er aud^ nidf)t bie ®abe ber SBunber, fo mSPe
man feine Seigre bod^ glauben mie bie ber Spofbl
ba er fie empfangen öom felben ®ott 3m ttebr^
fei eS ein SBunber, baß er felbft l^aU auSgel^altac
maS er leiben mußte". 2)aS gmeite 9u4 feiitr
2)ialoge l^atte er fd^on öon 3ürid^ auS einem pot^
nifd^en gfürften 9}icolauS äiab^imUI gemibwt;
öieHeid^t l^offte er burd^ feine Seigre über bie $0^
gamie bem Aönig ©igiSmunb, ber Bei Sebjeilai
feiner red^tmößigen ©attin eine anbere }u ne^m
öorl^atte, genel^m }u fein. Sr trat in Serbintnu
mit ben polnif(|en ^ntitrinitariem, mürbe aber mq
baS föniglid^e Sbict öom 6. Sluguft 1564 (in ool-
gemiefen. ^uf ber SBeiteneife befiel i^n ju ^
cjom bie $eft; brei feiner jfinber ftarben. £t ge>
naS gmar unb eilte meiter, ftarb aber nod^ in bo»
felben Seigre, einfam unb öerlaffen, gu ©ddloliniL
einem fleinen ©töbtd^en in SRö^ren. Unftät loat
fein Seben, eine rul^lofe SBanberfd^ft; fein @ei|l
geriet^ in ein SabQrintl^, er fanb ben äuSmegin(|L
S)er bamaligen proteftantifc^en 3cit ging er no4
5u rafd^ unb gu rabical öor; beffer paßt er in unfoe
„freiere" 3cit, barum mirb Semarbino Oijiw
aud^ l)eute öielfad^ apotl^eoftrt. (IBgl. Boyerini,
Annal. Min. Capucin. I, Lugduni 1632, ad
a. 1534—1543 passim; ©d^el^om, &rgöjflii|>
feiten auS ber ftirclienl^tft. u. Siteratur I, SeipH
unb Ulm 1762, 635 f.; H, 216 f.; HI, 765|
979 ff. 1141 ff. 2104 ff.; Tiraboschi, Storia
della Letteratura Ital. YII, 1, 1. 2, n. 39aqq.;
C. Cantü, Gli eretici d* Italia II, Torino 186«,
298gg. 269; lU [1867], 319; Ä.Scnratt »»
narbino Od)ino öon ©iena, fieipj. 1875, 2. Sup.
gSraunfd^mcig 1892 ; ^cttinger, ^uS SBelt mk
ftird^e I, 3. ^:)lufl. greib. 1893, 258 ff. Od^üirt
©d^riften finb oben angeführt, ein öoüft. SSerjeUb»
niß berfclben finbet ]\d) in ßberts Sibliogr.Sejitai
n, 221f.) [3. Pilgers S. J.]
^^Oiias (":Tr!N, •'":!»j?<X ini 91. 3:. 1. «
ffönig beS nörblid)en Stei^eS, ber ©o^n %iiM
(3 ffön. 22, 40 ff. 2 ^ar. 20. 35), ber no^ (nf
bem 3:obeÄbett bem §ange jur Abgötterei ra4t
entfagen fonnte (4 Äön. 1, 2). — 2. ein Sßm
im füblid^en $Rei^, ber ©o^n SoramS unb 9tJ>
lia% bcr äugleid^ mit ft'öuig Soram öon SStod,
bei bem er jum S3efud| mar, öon 3c^u erjc^oRca
mürbe (4 ilön. 8, 24 ff. 1 ^ßar. 3, 11. 2^
22, 1 ff.). [ffaulen,]
O'EonncU.
666
«eff, ©oniel, „ber 93efreicr", be-
Bortffi]^ beS trifc^en SSoIfeS, iDar am
1775 )u Sargen in ber ©rofi^aft Rtxtt)
\ Don jel^n ftinbem einer t)ermöglid^en,
fif^en f^milie geboren unb marb oon
t)erIojen O^im oboptirt. Sr erl^ielt bte
tibung }u Sooe bei Sorf, ftubirte feit
bem t)on Sßeltfmeftem geleiteten 3n*
7t Omer in gfranfreidd unb begann bad
ber $l^iIofop]^ie ^u 2)ouai S)ie in
^err{<i^enbeUnfi(]^er^eit Deranlagte ^titte
(^mmfel^r; feit 1794 mibmete er fid^ in
t Sle^tSoiffenfd^oft. 93ereit§ 1797 lie^
tnMxn ald SRed^tSanmalt nieber, fourn
t, nad^bem bieje Sarriere für fot^olifd^e
geöffnet l^tte ; 1802 t)tmäWt er fid^
mtfemten SBenoanbten, SRaria O'6on-
toeld^er er 85 Saläre eineS ungetrübten
Slücled erlebte. Seinen erften Sifolg
it unb befien Sinflu^ auf feine meitere
er)&^It €arbtnal äüfentan (Srinne-
; bie legten Dier ^pfte, gmeite beutfd^e
ttbln 1858, 275, ^nm. 2). ©alb ge-
i ben gefud^teften Slboocoten. 3nt erften
te er 58 $funb t)erbient; bereits 1813
m feine |$ra£id 3808 $funb, 1828
rnib borüber. Sugleid^ enoorb er burd^
tten gro^e Popularität, unb ^al^HoS
9neIboten unb Sßi^morte, bie man au3
ocotenprapg ftd^ erjö^Ite. IBon $)au§
inen politifd^en Snfc^auungen %oxt),
ftd^ roäl^renb feiner @tubien in Sonbon
Infd^auungen gu unb trat balb nad^ fei^
5ir ber reöolutionären Bereinigung ber
n Srlänber" fomie ber Sfreimourcrioge
rfte SSerbinbung Iö§te er 1 798, bie Soge
obalb er öon bem entgcgenftel^enben fir^«
}ote ffcnntni^ erlangt l^atte. Sntgegen
^en feiner {Jamilie bct^eiligte er fi^ oon
i auf's 2eb|afteftc am poIitii'd|cn Seben.
m ibm befannte politijd^e JRebe (1 3. San.
itet fic^ in fdjarfer SBeife gegen bie ba«
0er englifci^en {Regierung mit allen 9Wit«
bene Union 3rlanb§ mit (Jnglanb ju
eitli^en ©toatsmejen. Seitbem gcioann
an ^(nfe^en unb trat bolb bei aflen
fragen ^eroor. 3m Sebruar 1800 tJOÜ«
nftli(^ bearbeitete irifdt)e Parlament bie
e engUf(^e Regierung l^atte al§ 6rfa^
einer ganjen ^f^ation auigejmungene
ligung bie politijd^e ®Ieid)ftenung ber
mit ben ^roteftanten, bie ;;6moncipa=
rfagt. 5Rac^trägIid^ erflörte ber Äönig,
äugeftönbnip jei miber feinen ff rönung§*
ber bie 3"iage gegeben, fd^ieb auS bem
a(3 er 1 804 abermols eintrat, gefd^al^
i au8brü(flid)en 5?erfprecöen, ben ffönig
er Srage ju bcl^elligen. S)ief e Säufd^ung
lifcn wie bie Ungered^tigfeit ber Ser-
on ftd^ brad)ten in Sriaub eine heftige
l^or, meldte burd^ eine gleid^^eitig
fd^mebenbe lird^Iid^e gfrage nod^ t)erme]^rt mürbe.
3)ie 3(bjid^t ber englif(^en SRcgierung ging näm«
lidd bal^in, bie fat^olifd^e ^ierard^ie Srianbd in
eine gemi{fe Sbl^ängigfeit Don ber @taatggemaU
gu bringen; fte moUte bal^er 93i8tbümer unb ^far*
reien botiren gegen Sinröumung eineS beftimmten
®rabeg oon Sinftug auf bie !Bef e^ung ber 93ifd^ofd-
ftellen, menigftenS im SBege eines „SSeto", unb
bie Sinröumung biefeS SSeto'S f oDte alS 93ebingung
an bie ©emöl^rung ber Smandpation ft^ fnüpfen.
S)ie ^nftc^ten ber ffatl^olifen über biefeS 3uge-
ftdnbni^ an bie proteftontifd^e StaatSgemalt moren
getl^eilt. O'ßonnell Derlangte — eine einzige furje
3eit beS Sd^manfenS abgered^net — t)oIIftönbige
©leid^beit ber ffatl^olilen auf büraerlid^em uid>
ftaatSbürgerlid^em ©ebiete oJ^ne Segenleiftung,
ol^ne iBeto, o^ne ftaatlid^e SBejoIbung ber fatl^o-
Ufd^en ©eifllid^feit. Slber für il^n fam ju biefen
5h)ei |)auptf ragen nod^ eine britte l^insu, bie SRüdt-
göngigmad^ung (Bepeal) ber Union, bereu Der-
böngni^DoDe ^irfungen auf ben SBol^Iftanb beS
lOanbeS ftd^ fd^on nad^ menigen Salären in ftetS
teigenbem @rabe fü!^ß)ar mad^ten. 2>ie 93eto«
rage Derfd^manb nad^ langem @treit Don felbft;
bie beiben anberen (^fragen tl^eilten O'SonnellS
politifd^e fiaufbal^n in gmei gro^e ^älften, bie 3^tt
beS ffampfcS für ßmancipation Don 1801—1829,
für Bepeal Don 1829—1847.
3m ^ebruar 1805 l^atte eine iBoIfSDerfammlung
)uS)ubIin in ber SmancipationSfrage bie SnitiatiDe
ergriffen. $itt mieS tl^re Petition gurüd; ^oi
Dertrat fie gmar im Unterl^aufe, aber in beiben
Käufern mürbe fie Dermorfen. ©eitbem blieb bie
SmancipationSfrage an ber SageSorbnung unb mar
für bie englifdt)en ©taatSmänner eine SEBaffe falter
^arteipolitif, mit ber ein 5Kinifterium um baS
anbere 5u ijfall gebrad^t mürbe. SBöbrenb unter bem
aWinifterium beS ^er^ogS Don ^ortlanb baS No-
popery-®ef(^rci ganj (Snglanb erfüllte, enang fid^
in Sublin O^ßonncfl bie fjül^rcrfd^aft über fein
SSolf. 6r l^atte bie 9lnftd^t Dertreten, ba^ man
obne meitem SSerjug Dom Parlament bie fofortige
gön^Iid^e 9lbfd^affung ber alten ©trafgefe^c Der«
longcn foKe, unb trug mit biefer Slnfic^t über
ffeogb. ber feit 1792 ber politifdfje gül^rer ber
3ren gemefcn mar, 1808 einen DoUftänbigen ©ieg
boDon. 5lun begann bie Organifation ber ftat^o«
lifen. 3ni ganjen Sanbe bilbeten fid^ ftebcnbe SSer-
eine, bie mit bem ©entralcomite in 3)ublin in
fteter Qfül^lung blieben; mit bem ©d^Iufjc beS
Sal^reS 1810 mor Cßonneas ©teflung alS erften
gübrerS ber ffatl^olifen feft begrünbet. ©d^on
1811 Derfod^t ber berühmte irij^e JRebner ®rat^
tan bie ßmancipationSbill im Parlament, 1812
brad^te fie (Janning im Unterbaufe glängenb jur
^(nnabme, unb fclbft im Dberbaufe mar bie €b-
ftimmung günftig. 3nt gfebruar 1813 brad^tc
©rattan bie SiH auPS 9ieue ein. Ganning unb
ßaftlereag]^ maren für bie ftatl^olifcn ; aflein bie
SiÜ mar mit fold^en ßlaufeln Dcrfeben, bog felbft
bie SWel^rgabl ber ffatl^olifen mit D'gonnell fie
667
O'KonncII.
66
öerWQrf als bic ^[(J^iSmotifd^c SSitt". 3nbcf|cn
loar am 12. gfcbruar 1811 ba§ gentralcomitö bcr
Äatl^olifcn burd& bic SRcflicning aufgelöst toorbcn,
anbete fat^olifd^e Serfamtnlungen tl^eUten biefeS
SooS, gegen einzelne Somitömitglteber mürbe ein»
gefd^ritten; aud^ ber an ^küt beS Somitö ge-
tretene Catholic Board mürbe (3unt 1814) burd^
^roclamation unterbrüd^. Slber bereits l^atte bief er
Board bem Unter!^aufe eine Petition um bebin»
gungSlofe Smancipotion eingereicht; eS gefd^l^ auf
O^KonneHS Slnregung unb mar beffen eigenfter
®eban!e. ©rattan, ber als ^roteftant mand^e
^nfd^auungen unb SBebenfen feiner fatl^olifd^en
SanbSleute nid^t ^u mürbigen mu^te, lehnte bie
SSertretung biefeS ©efud^eS ab. Srft 1815 fanb
D^Sonnett bie SDWnner, meldte bereit maren, auf
feine @ebanfen etnsugel^en: im Unterl^aufe @tr
|)enrQ $ameU, im ^aufe ber SorbS feinen per-
f5nli(|en gfreunb Sorb SDonougl^more. Seiber lie^
fic^ O^ßonneK im ^arteigetriebe biefeS Sal^reS
baju l^inrei^en, auf smei S)ueflforberungen einju«
gelten. 2)aS erfte mit bem Stabtrat^Smitglieb
b^Cflene öon ®ublin, bei meld^em D^gonneE fein
eigenes Seben ber au^enfc^einlid^ften ©efal^r aus-
fegte, enbete mit bem %oh feines ® egnerS ; baS 5meite
mit @ir Stöbert $eel mürbe burd^ bie ^oli^ei Der-
l^inbert. O^SonneU benal^m ftd^ nid^t nur l^oc^-
^er^ig gegen bie ijfamüie beS @5etöbteten, fonbem
erfannte aud^ baS begangene Unred^t offen an unb
leiftete 9(bbitte beim Sr^bifd^of ; bie ^anh, meldte
ben ©egner getöbtet, bebedte t)on ba an als 3eid^en
ber £rauer ftetS ein fd^marjer^onbfd^u]^.
® er gintritt SanningS in'S Eabinet, bem ßaftle-
reag]^ bereits feit 1812 angel^örte, fd^ien feit 1816
ben Äatl^olifen beffere 3«iten ju öerl^eifeen, unb
mirflid^ mürbe 1817 im Parlament für biefe
ein SSort^eil errungen (SKöglid^feit beS 2löance»
mentS in §eer unb f^flotte). ^ber eben je^t ftanb
O^SonneÜS 93olfSpartei, ber Catholic Associa-
tion, in ärlanb felbft, mie nodf) mel^r in Snglanb,
bie ariftofratifd^e gartet ber Seceders entgegen,
unb ber ©treit mürbe felbft in'S Parlament ge-
tragen, mo ©rattan bie Seceders vertrat, $ameQ
aber am 30. 9nai ^u ber Singabe ber SoUSpartei
nodft bie 93Ötfd^rift öon 23 irifd^en »ifc^öfen unb
1052 ^rieftem öorlegte. SBieber mürbe SUIeS
abgelel^nt, aber eS gelang je^t O'ßonnell, ftinig-
feit unter ben ftatl^olifen l^erjufteKen. Sm Qfebruar
1817 bilbete er baS „öerfö^nenbe Komitee Slud^
mit ben englifd^en ffatl^olüen unb beren gfiil^rem
marb 1818 ber Qfriebe J^ergefteflt, unb baS SBer»
l^öltni^ ber irifd^en ^roteftanten gu ben fat^olifd^en
^orberungen geftaltete fid^ me^r unb me^r freunb-
lid^. D^gonnett i^at ftd^ ftetS um ein gutes gin-
öemel^men unb einl^eitlid^eS SSorgel^cn mit i^nen
bemalet unb maril^nen ftetS rüdfftd^tSboII begegnet;
eS mar ein Sriumpl^ für il^n, als 1819 ein jal^I-
reid^ befud^teS HJroteftantenmeeting in ®«blin fid|
für politifdje ©leid^fteUung ber ffatl^olifen auS-
fprad^ unb eine Äat^olifenoerfommlung unter fei-
ner Seitung mit einer S)anfobreffe barauf ermie-
berte. änbemfelben Solare crl^ob ber eble^rotefkn
©rattan ^um legten 3RaU feine berebte @timme fi
bie ftat^olüen SklanbS; O^SonneQ aber fprt»
feit October biefeS äal^reS aum erfttn SRal i
«offenen Briefen" ^u feiner S^iation. gr mid)ci
l^olte biefeS neue mtrffame %gitationSmitteI aui
in ben äal^ren 1821 unb 1822. Xro^ beS 3^
med^felS 1820 moren inbeffen bie 9uSftd^ten bi
ff atl^olifen nid^t beffer gemorben ; bie t)on ^\xad
1821 eingebrad^te SmancipationSbiO h&txAt
einen Slüdgang auf bie ^fd^iSmatifd^" Don 1811
O^Sonnett entfc^Io^ ftc^ )u neuer Orgomfotioii, b
aUeS biSl^er 2)agemef ene übertraf unb auSfd^Iie|l»
baS SBeii feines eigenen ©eifteS mar. 9la(^ fot(
faltiger 93orbereitung trat am 12. SRoi 1823 tu
„Srifd^e ffatl^oIUenDerein" gufammen. 9Bö^
aber £y SonneS mit ben angef el^nftenSifdjfdf en na
fiaien SrlanbS 1825 in Sonbon meilte, um tt
ber Sommiffion beS Parlaments über bie irif^
^ngelegenl^eiten oer]^ört }u merben, unb in bi
^auptftabt allgemein einen günfUgen Sinbm
mad^te, mürben burd^ einen engl^er}igen Sef^
beS ^rlamentS auf gmei Saläre ^inouS at
politifd^en 93ereine unb SSerfammlungen oexboini
Slm 1. äuli in Urlaub tro^ beS am|erfoIgS nri
Subel empfangen^ l^atte O'Sonnell in Stvoc^
feine gange Organifation als d^ritatiDen ^BnA
faft nod^ möd^tiger als borl^er in'S Seben ffsM
gerufen; Don 1826—1829 burd^eifie er git 9^
tationSgmedCen baS gange Sanb, überall im tmmti
empfangen. 2)aS äal^r 1826 brad^te bie etfk
Kraftprobe: bei einer ^arlamentSmal^I in SBdt^
f orb genügte baS äBort O^SonueUS, um bie Stin-
men ber armen abl^öngigen ^äd^ter Don i^
eigenen ©utS^erm ab- unb bem Don CySon«!
begeid^neten Sanbibaten gugumenben. 3>n 3a|ie
1828 tratCSonnea felbft bei ber SBol^I in eine
als Sanbibat für baS Unterl^auS auf; inner|aft
einer SBod^e maren 14 000 $funb für äBaJ^Igtoeft
gu feiner Serfügung gefteüt. 3Rvt unge^cnnt
aßel^rl^eit fiegte er. m ffat^olil fonnte er M
Unterl^auS ni^t eintreten, aber in Sonbon erbrnnk
man, ba^ bie Smancipation ber ftat^oßbn m
ateid^e ©ro^britannien je^t gur Stotl^menbigldt
gemorben mar. 9iad^bemam5.t$februarl829bQl
Parlament mieber erbpet, legte @ir Stöbert ^
am 10. gfebruar eine IBiU gur Slufldfung ber Gt-
tholic Association, am 5. SRörg aber bie (Eman^
cipationSbiU Dor. 2)iefe ftegte am 80. SDUrg m
Unterl^auS, am 10. ^Ipril im Oberl^auS; ms
13. Slpril mürbe fie Don ©eorg IV. unmitlig unter»
fd^rieben. Um fte für ben anglicanifd^en f^natül"
muS meniger anftögig gu mad^en, l^atte man eine
l^ö^Ud^e, gum ©lüdf DöKig unauSfül^rbare Slanfd
gegen bie fat^olifd^en Orben beigefügt, bie Sil
gur^uflöfung ber ^ffoctation neben^erge|^Iaf{ca
unb enblid^ ben SBabIcenfuS Don 40 Shilling asj
10 $funb (baS pnffad^e) erl^ö^t Se^tereS mar füi
bie ffat^olifen Urlaubs ein fc^merer @d^Iag. %m
ben fünftigen Eintritt in^S Parlament mürben bi
für Jtatbolifen unannel^mbaren SibeSf ormeln ni^
669
O^ßonnell.
670
n^r txiknfit ; abet otö O'Sonnell nun feinen
Sil im Unterl^fe einnehmen tooDte, tourbe i^m.
bcr uKt unter ber alten ®e{e|Qebung gemöl^It fei,
bcr alte eib sugemut^et. Sr lie^ fi$ bie i^ormel
Dotiegen unb )pxad^ t)or bem Derfamntelten ^aufe
über biefelbe, ba ftc offene Unwahrheiten entlalte,
frierfi^ fem Serbict. S)qS ^rloment entjd^ieb,
bot er ni^t jugeloffen »erben f oUe, unb er feierte
tzinaptirenb nad^ Stlonb jurüd, um ftc^ ber SBie-
boDoi^ ^ unterjteben. — !Bi8 ^u biefem 3eit-
pfle terrf^t über O^SonneUS gon^c $oIitif ein«
^md^iA itA, in bem merfnuirbigermeife ^Sibe»
ide' Brie ^^UUromontane" , Sotican unb Soge t)5Uig
Bboeinfamen. O^SonneD l^atte einen prei§tt)ärbi«
ga irfolg errungen, ber mond^en gärten ein
fibe na<^te. Ueberbie| l^atte er bie Aufgabe ge*
M, ben breiten SDtaffen bed niebergetretenen 93oI«
M Bricber bad Semu^tfein il^reS Sted^tS unb i^rer
Soatlbärgerlid^en SEBürbe einju flögen ; „er fd^uf auS
bn Ri(()t8 eine lawinenartig onmod^fenbe gettial-
hgtSolfBpartei" (Sluntfd^Ii im 2)eutf(^en ©taatS-
!ita(u4 VU,etuttg.u.Seipa. 1862, 339). 2)ie
bcibem Iett)enfd^aftlid^en (Kf^axaltti ber 3ren erfal^'
nagBgcmö^ fo überaus f ddoer ^u erjielenbe Sinl^eit
ba Scjhebungen oie bie t^oUenbetfie ^orteibiS-
c^Hb l(|at er junege gebrad^t. SRitten in ber "Sloti^
bd IngenblitfS, bei oft tt)ieber]^oItem 9)ä|erf olg
nk \fyxabain ^offnungSloftgfeit ift e3 i^m ge»
bngfli, bie SBegeifterung unb ben Sif er nie erf alten
ploHm; ober aud^ bei ber l^eftigften Erregung
bcr 0et^ büt er fein IBoII ftreng ouf bem $fab
ba6cfe|li(b!eit ersten als ein großer ftenner beS
mßdjßu Xed^teS unb nod^ größerer ff enner feines
Son 1830 beginnt für O'Sonnea eine aiän»
jobe (Kirlamenlarifd^e Xl^ötigfeit, mel^r }u @un-
m feines Stul^eS als feiner SBörfe. ©eine ein»
ttögtü^SbDocaturftanb ftiH, fein 93ermögen, mit
bn er ^iemlid^ forgloS fdf)altete, roax löngft ^u«
jmancngefd^molsen. Slber fein IBoIf, für tt)eId^eS er
«Mete unb lebte, begriff bie 93inig!eit unb 9^otb»
feeabigleit, feinen großen IBertbeibiger aud^ ju
Bdertolten. 9Ran fd^ritt gur Sntri^tung einer
O-'Comien-^lbgabe ; biefer freitt)iflige Tribut beS
SoUcS, Don ben Sinen il^m 5ur Sc^mad^, uon
bffl Inberen mit Stecht i^m ^ur 6^re angered^net,
innnirte fid^ in ben So^en 1829—1834 ju ber
6ö^ tion 91 800 fßfunb, nid^t }u Diel für O'^on«
Klfi gldnsenbeS auftreten, aber grog als frei>
Büge €teuer ber irifd^en 9(rmut. O^€onne0s
polfflnentarifd^ Sl^ötigfeit befd^rönfte fid^ feines«
MgS blo^ auf bie fatl^olifd^en il^ragen; er gel^5rte
m {u ben ))oIitifd^n ®r5^en beS Unter^aufeS
Bk tatte überall ein gemid^tigeS SEßort. ^ud^ in
krlntifflaDereibemegung fpielte er eine nid^t un«
kbentenbe SftoUe. SSei ber SBilbung beS aJlini«
JkrinmS (Srep (1881) fud^te Sorb Slnglefep il^n au
kiDegen, in bie ^Regierung einzutreten; er fd^Iug
(i ob. Stebrere SRiniflerien fa^ er ftür^en, ^um
(cpgen Z^eil burd^ feinen ßinflu^, aber für 3r-
taub ober bie ftat^olifen neue ^ortl^eile ju er«
ringen, gelang il^m nicbt. Umfonft fömpfte er gegen
baS ^rmengefc^ (1837) unb fagte bcffen fd^limme
äSBirfung mit aller fflarl^eit oorauS; umfonft
machte er IBerbefferungSDorfd^Iöge ju Dem fcbäb-
Ud^en ®efe^e über fircblid^e SSermöd^tniffe (1844).
S)aS Sinsige, maS burd^ feine SRit^ilfe (1838)
gelang, baS S^tintgcfe^, bemsufolge ber ffird^en«
}e^nten nid^t me^r Don ben fatl^olifd^en ^öd^tem,
fonbem Don ben SutSl^enen an bie anglicanifd^en
^rebtger gejal^lt Serben foUte, hxaä^it ben armen
ärlänbem feinerlei ©ewinn. 6S fd^cint aud^ fafi,
als fei es O^SonneU um @efe^e, meldte bie ffat^o-
lüen StIanbS mit ber englif c^ien $arIamentStt)irt]()-
fd^ft auSsuföl^nen geeignet UMtren, gar nid^t ^u
tbun gemefen. 2)ie SBiberrufung ber Union ftanb
il^m als 3iel t)or Sugen; fd^on 1830 l^atte er bie^
als fiofung ausgegeben unb bafür eine neue SSer-
einigung ber ,,§i^eunbe ärlanbS Don allen Son-
feffionen" in'S Seben gerufen. Sie SRegierung
löste ben SSerein auf, O^ßonnett mürbe am 19. Ja-
nuar 1831 Derl^aftet, aber gerabe bamalS mu|te
baS SRinifterium abtreten, unb man lie^ il^n un*
belöftigt. @d^on 1834, möl^renb auf ber grünen
Snfel bie Spolera i^re @d^reden Derbreitete, l^atte
O^SonneE bie ffül^nl^eit, im Parlament ben 9n*
trag auf Bepeal ju fteUen; berfelbe tourbe Der«
morfen mit 523 gegen 38 (Stimmen, ^ber ber
9luf nad^ Bepeal Derftummte nid(|t mel^r inO^Son«
neUS 9nunb. Sei il^m ftanb bie Uebei^eugung f eft,
ba^ bie Union auf unreddtmö^ige ^eife, burcb
eine ftörperfd^aft, meldte ju fold^em %efd(|Iu^ nid^t
93oIImadE)t nod^ Siedet gehabt, p @tanbe gefom«
men, unb ba^ biefe Union für Urlaub bie OueUe
alles UebelS fei. SS galt nur, mit berfelben Ueber«
}eugung bie gan^e ^aixon ju burd^bringen.
9^ocb ftanb in Snglanb O^SonneUS ^Jtubm auf
bcr ^ö^e. ®em gleiten aWiniftcrium SRelbourne
(1835 — 1841) mar er eng Derbünbet; in ©teilen«
befe^ungen unb Dielen Slngelegen^eiten 3rlanb^
ixbk er meitgel^enben Sinflu^; aud^ feine ^n»
l^önger mürben reic^lid^ bebad^t. 3b^ f^^ft einen
l^o^en SSermaltunc^Spoften ju geben, magte man
nid^t mel^r; feine Bepeal-Seflrebungen boten 5u
Diele SEßaffen gegen i^n. Slber er fal^ fid^ in Sonbon
bod^gefeiert ; felbft Don ber ffönigin mürbe er 1838
empfangen. 3m Parlament fab er an feiner @eite
brei ©öl^ne, jioei ©d^miegerf öl^ne unb 50irif(^e ®e-
ftnnungSgenoffen, über bie er in Dielen f^^agen
mit ©ic^er^eit gebot. 2)aS SB^igminifterium unter
Snelboume mar aUerbingS baS erfte Sabinet, mel«
d^eS bie „Smancipation" Dom bloßen Suc^ftaben
5ur SBabrbeit mad^te, ^jcneS SDlinifterium", mie
O'6onnefl nod^ 1838 DertrauenSfeligfd^reibt, „baS
feit fed^S 3abr^unberten jum erften anale ebrlicb
unb treu bem irifd^enSßolfebienlidft ju feinmünfcbt".
^ber in Srlanb mar man Dielfad^ unaufrieben, baj
ficb D'ßonnett biefem aninifteriumgana in bie^lrme
gemorfen l^abe, unb bafe Don biefem SKinifterium
für Srianb nid&tS gefc^ebe. ©eit 1838 fanf ju-
febenbs ber D'6onnen«Sribut, baS SDlinifterium
Melbourne feinerfeitS fam immermebr in^SSSBanfen.
«71 DH5,onnelI.
C^'l^iMinrll httWit \\Ah blt Itopoiil-Vrtücnunn. bie
ri Trhirii VUiiKiiMIcT am hm '){\\\\t verloren, gu
oi-i\iMil)lr(ii. bruor bic I oit)<$ uürbcr uii*tf ^Jtubcr
riliiini. ü^xitt is:is rief er blt lrbifllid)Uorbcrcitcube
I
SDtuIIagl^mQft fd^ä^te man auf 500 OOC
iiel)iner. S^on ^läx^ bis %U9uft 184S
30 fold^er SRiejenmeetingS gel^olten loor
^^ctträgen f ür Repeal-Stt'^d^ tDoren Snf an
U(ibin«lo)l\\tclt. über \\\m\ Uiul) locniivu Woiiaten „(Mmd^tSbof ber S^rei^unbert" cinjuxic^ti
UMv e« (Uibn<9. Vlu OVoiiiidl^ c'citc ftunb ber ! mal cingcriAtet tonne biefer leicht in cii
klMt uu\Kicbeue IKitnuer mi« bem ^bel. <£it)on taufenbeauf bcmSi^eg. umanbemgrcBot:
ijeiHl IS 10 uniiben "^.Wift'emyrMmmlungen iv- Ni-Jaiif S.CctpbcrinlJlrniarfcr^rc^iD
\>\\\U\\ jiubeiKU Viele ^alOcu^e5uKlmmenftr^mten. 5unebmen. cl4 in b<r ^riner. ^J±:rt3a
i'»fWw «br< iVxUbei *l\\itibeu> ber lu'eierte IKu^ici- ^e4 7. Ccrcber ein« iJrccliiRinrz i<r S
^u*»^^o»tel »euteu be^oub^iubeu V*sri»liife a\i* hi4 er\t:<:i. ireli« ^ie lVr\:r.r±:r.i rrnrS:
uv\tv ?\*lt -Tie'ei wollte 5Uvr V;mi *Uler IVliit! »cbun u^mcclü. ^te rcr.iHjr. £r-:e::i«:ri
Mk^ »ein |S;l;eK iiv.> »»!b e* r.iwt: ^'ll5'.i ^:^n: N:«: ^<n i\en»i<V.r.r~er. ?-jr2ij-icl:cL. =2 :
»v,ut C'vS**tt!ull «i Nx W»*r.»tw;T»\ir»f;on vC*"^en: cieRer. »i:er. urr^*rnr^::± : ;cr:»r:ühia3
ISK^^ ei\tw!i ^.Nri V'.f. Si':i?eR i:n:::«':«f?r ^.e3iec:?r-r.y^i:<Ä-r.-Jntr'rcn::vr3c;
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673
O'eonnell.
674
^ emnt legten Spf^eD ein, ober bie Strafe
nm^ fofort angetreten mxhtn. 3n ber S^^ t)on
bcr 9eenbtgun0 bed ^roaeRed Bid aur SBerfünbt-
gusg befi Urt^S loar er in Sonbon im Parla-
ment geisefen unb mit großer Sud^eid^nung em-
pfangen iDorben. 3n Srlanb ging bie Agitation für
benBepeal i^ren ®ang rmitt, unb ald am 5. ©ep-
tenber 1844 bo3 OMaud baS Urt^eil caffirte
nnb (yConnell in bie gfteil^it gurüdfel^rte, f d^ien
ber Bepeal geful^. 9u(^ im SuSlanb geno^
OUmmeQ fd^on I&ngji eine begeijlerte SSere^rung ;
nter ben %bre{{en, bie il^m ie|t bon aOen Seiten
{Bgiagen, nnir aud^ eine ber fatl^olifc^en ®eifUid§-
M hon SBfirtemberg. $rof eff or SBalter in 93onn
tattr \iftm im gebruar ein ,,of[ened Senbfc^reiben''
on i|^ gerid^t ; ee fd^Io^: „®an} 2)eutfd^Ianb,
onq (äropa ^t auf @ie unb Sl^re Snfel bie
lagen gerietet. Sie totxhta ftd^ ber großen Auf-
gabe, bie Sinnen (Sott auferlegt \^i, ttürbig gei-
p!" 9ber ber ®reid t)on 69 3a^ren, ber unter
ben anbei Jeine« SioReS baS ®ef öngni^ berlie^^
not ein georod^ener SDtann. So e^renboO fein
ttojeft für il^ herlaufen, in ber Xl^at bebeutete
er eine Sieberlage. 2)ie 93I5^n, bie fid^ O'Son-
mD in etn}elnen Sieben gegeben, namentlid^ fein
<nl fiaatdred^tlid^em Srrtl^um ]^ert)orgegangene§
Srüngm, ba| bie jfönigin mit Ueberge^ung beS
Vdomentfi Sie Söfung ber Union auSfpred^en
Jolle, \folk bie Stegierung Üug benu^t ; bie 93ered^-
nnngm ber englifd^en Staatsmänner l^atten ftd^
BMtegen gegeigt. 3n biefer 9iteberlage erfannte
C'bnnea sugleid^, bog bie gefe^Iid^en 9RitteI, bie
Stbermfung ber Union ^u erreichen, erfd^öpft
^ Stn Snglonb toar man feft entfd^Ioffen, bie
Man aufredet gu erl^Iten ; fte galt bamafö nod^
oügenein olS mefentlid^e SBebingung beS IBeftanbed
^ giogbritannifd^en SJlonard^ie. ©ro^arttgerer
^s^ngungen , gewaltigerer 2)emonftrationen
mafyüb ber ®rensen ber Sopalitöt toar bie irifd^e
Mm xddft mel^r fällig. SS blieb nid^ts aU ber
Snzgerfrieg ober bie |)ilfe be§ 9lu§Iaube§ ; beibeS
^ O'SonneS au8 Srunbfa^ t)on ftd^, unb fo
iBor boS gro^e SBer! gefd^eitert. ^nbere§ fam
imifi, bem großen Patrioten ooOenbS ba§ ^erj
^ bre^en. 3n feiner ^rtei felbft jeigte ftd^ eine
jiefe Spaltung; biSl^rige eifrige ijfreunbe tt)urben
iW feinb. S§ mar eine neue Sd^ule junger,
gn^ipru^enber Xalente aufgefommen (,,3ung»
3rlanb*); fie l^atte il^n biSl^er unterftü^t, ober pc
tieilte ni^t feine ®runbfä^e, mie fte nid^t feinen
btioIif(^ ®Iauben tl^eilte. Sie münfd^te bie
conjeffionSlofen SoUegien gu beförbem, er an ber
6eüe beS alten John of Tuam (Srabifd^of ^ac
fHde) befampfte biefe. Sr moKte ©ered^ttgfeit unb
Snijeit für Srionb, aber in afler So^alität unb ®e«
^it^t; 3ung-3tlanb fd&rieb auf fein panier baS
SötionalitatSprincip unb ben Stacenbag. 3u ber
Serfcjiebenbeit ber ®runbfä|e unb SBeftrebungen
fionen perfönlid^e jhönfungen unb ßmpfinblid^«
feilrn; felbfi in ber Ceffentlic^fett fam e§ gu petn=
Hd^ Erörterungen. 3u aUebem brad^te ba§ Sal^r
ftrlcntfxifoiL IX. 2. VufL
1846 biegröpd^eßungerdnot^. CeonneD tfyd,
toie er jur Seit ber Sl^olera 1834 getl^an ; er geigte
fu^ als maleren SSater feines SoReS, allein aU ber
Sammer brad§ i^m baS ^erj. 9lm 8. gfebruar
1847 fprad^ er im Parlament unb flel^te um ^ilfe
für fein SSoIf, öon bem, wie er fagte, 25 % bem
^ungertobe entgegenfal^en. & mar feine Ie|te
^ebe im ^rlament; eS mar bereits bie eines Ster-
benben. Sin Antrag beS Sorb 93entindF gu ®unften
ber l^ungemben Srlftnber mürbe mit großer 9Ra*
iorität Dermorf en ] \totx Sage fpöter lag O'SonneU
hoffnungslos (rant am ftörper mie am ®emüt]^.
2)ie ^erjte brongen auf eine Steife in ben Süben;
am 21. ÜRärg fonnte er fid^ nad^ Soulogne ein-
fd&iffen. 3n ^riS begrüßten i^n 5Kfgr. b'affre,
®raf 9JtontaIembert unb anbere l^ert)onagenbe
fatl^olifd^e ®rögen ; Snbe ^ril mar ber Süben
t^franfreid^ eneic^t, unb O^SonneB fd^ien mieber
aufguleben, aber mit leibenfddaftlid^em Sierlangen
brängte eS il^n nad^ 9lom. 3n ®enua Derfd^Um-
merte fld^ ber ßuftanb. S)er 88jiä^rige Crjbifdjof
brad^te il^m mitten tn ber 9ia(^t baS l^eilige Sacra-
ment. Sin ber Seite beS Jhanfen flanben gmei
feiner Söl^ne unb fein ^auSgeifUid^r, als er am
abenb beS 15. aJlai 1847 mit 3eid&en einer rüb-
renben Sfrömmigfeit Derf d^ieb. Sein Ie|ter Sßunfd^
mar, ba^ fein^erg in 9lom, fein Seib in 3tlanb
rul^en möge. SS gefd^l^ nad^ feinem SBunfd^. 3n
SRom lieg ibm $iuS IX. eine grogartige Xrauer-
feier beranftalten; in 3tlanb trauerte bie gange
Station; in 2)ubUn geleiteten 2 Srgbifd^öfe unb
16 SBifd^öfe feine fterblid^en Uebenefte gumf^frieb-
bofe ®IaSnet)in. 9lm 14. SRai 1869 mürben
feine ®ebeine nad^ bem neu errid^teten foparen
®rabben!mal übertragen; ber berül^mte 2)omini«
caner Sl&om Surfe, einer ber großen Patrioten
unb ber größte SRebner SrlfanbS in biefem 3a^r»
l^unbert, fjitlt ibm babei bie Seid^enrebe. %m 5.
unb 6. 5ttuguft 1875 feierte gang 3rlanb bie grog»
artige Sentenarfcier Don D'ßonnellS ®eburt;
33 erjbifd^öfe unb Sifd^öfe, 500 «ßriefter unb
ga^Irei^e 9{otabiütaten beS 3n- unb SuSIanbeS
batten fid^ bagu in S)ublin berfammelt 2)aS grog-
artige 9nonument, baS il^m gugebad^t mar unb
baS an biefem Xage entl^üUt merben foUte, mar
burd^ ben unüorl^ergefebenen £ob beS ffünftlerS
unooKenbet geblieben. Seit 1862 batte man bafür
gearbeitet unb gefammelt; erft fpöter erreid^te eS
feine SoUenbung.
^bgefeben t)on ber politifd^en Saufbal^n, ^at
O'ßonneU aud^ fonft um mand^e mid^tige fird^*
lidie Untemel^mungen groge Sßerbienfte. ?Kit
Dr. SBifeman unb einem TOr. Duin mar er ber
SBegrünber ber Dublin Review ; ebenfo mar er
bie treuefte unb gerabegu unentbebrlid^e Stü^e beS
Tablet , beS erften fat^olifd^cn SBIatteS in gng«
lanb, unb en^og in ber bocb^ergigften SBeife biefem
feine Unterftüjung aud& bann nicbt, alS ber Ke-
boctcur aus Ueberjeugung gegen bie Repeal-Se»
megung polemifirte. 2lud^ bei ber ©rünbung beS
irifd^en SWiffionSfeminarS burd^ Fr. ^avb (1842)
22
675
CKonnen.
676
unb be§ StanciSconerGfofterg in Sorf mar et ein
perfönlid^er SBo^Itl^öter; aDen fat^olifci^en Unter«
nel^mungen ftonb er mit 3tatf) unb %f)ai jur Seite.
Sabei gab er baS tBeifptel eined mufterl^aft \d)bmn
gamilienlebenS, eines öd^t d^riftlid^en SBanbelS
nnb fird^Iid^er ^flici^ttreue. Sr oar ein Cl^rafter
im großen @tU^ uneigennü^ig, l^od^l^ersig, t)on
eblem @toIg^ babei menfd^enfreunbttd^, bulbfam,
mol^Itl^ötig. SOS Stebner gel^ört er ^u ben beben«
tenbften Srfd^einungen bed Sal^rl^unbertd, menn
aud§ Dormiegenb als 3}oR8- unb (Selegenl^eitS-
rebner. jtenner röumen freilid^ ein, „ba| bie
IRad^melt, bie nid^t unter ber ©emalt feiner maje-
{tötifd^en (Srfd^einung, bem Sauber feines feelen-
boHen SugeS, ... ber magifd^en 3Ru{if feiner
Stimme fte^t, ganje ^ßerioben feiner Sieben un-
genießbar finben merbe'', allein bie| mirb mel^r
ober minber bei aKen großen SSolfSrebnem ber
9aa fein. ©labfione feierte il^n 1889 als einen
„auSgejeid^neten Staatsmann''. %ber feine daupt-
bebeutung l^at 0'@^onneB als 9Rann beS SoÜeS.
©labftone meinte, man foUe il^n nid^t, mie bie Sng«
länber fo gerne traten, einen ^®emagogen" nen-
nen; er fei im molaren Sinn ein „dtj^nogoge",
ber IBormann unb Sfül^rer einer 92ation. Sin
irifd^er Patriot (SDuf^) nennt il^n „bie SSerförpe-
rung (the incamation) eineS ganzen SBoßeS,
meld^er jmei ©enerationen beSfelben, bie Srben
beS SIenbeS unb ber Sflaüerei geleiert l^abe auf«
antreten als freie SWänner". „Seit ^erifleS l^at
mol^I jf einer in bem ®rabe in feiner ^erfon aUe
nationalen ©efül^Ie unb ©ebanfen fo t^oDenbet
borgefteOt, ol^ne eine SmtSgemalt an^ufpred^en
unb o^ne bie moralifd^e ©emalt, bie il^m t)on ber
Siebe feiner SMitbürger öertraut morben, je ju miß«
braud^en. (SS l^at mol^I größere StaatSmönner,
aber eS l^at feinen großem unb reinem IBoIfS«
tribun gegeben alS il^n'' (2)eutfd^eS StaatS<»SBör-
terbuc^ VH, 339). gS ift eröärlid^, baß ein SDlann,
ber fo Diel unb unter f o fd^mierigen Umftönben im
J?anU)fe ftanb, aud^ t)ielfad^en, oft jebod^ übertrie-
benen unb ungered^ten Xabel gefunben i^at. S)m
SSormurf, melden man bem 93oIfSrebner auS feinen
JhaftauSbrüdFen unb ^nmanblungen naturmüd^fi-
ger 2)erb]^eit gemad^t l^at, l^aben fd^on Saumftar!
(60,f.u.)unbe.fiucaS(TheLifeofFred.Luca8l,
Lond. 1886, 29) in einfid^tSuoOer SEßeife beleud^tet.
3n O^feonnellS ©riefen finben ftd^ tercinjelte l^arte
unb borfd^neUe UrtJ^eile über fel^r üerbiente 93if d^öfe
einer $)eimatinfel aber eS ftnb meift ganj con«
ibentieüe 2leußerungen, mitten in ben Aufregungen
>eS ^arteilampfeS Don einem gum Uebermaß be«
fd^öftigten SRann mit feltifd^em Ungeftüm im
SuStaufd^ mit feinen Sfreunben l^ingemorfen ; fte
foUten mel^r einen augenblidHid^en SinbrudF funb«
geben als ein Urtbeil unb maren nid^t für bie
Oeffentlid^feit beftimmt. Seine große ßl^rfurd^t
Dor 93ifd^öfen unb ^rieftem mar allgemein be»
fannt. ©egen bie Sugcftönbniffe, bie ber $apft in
IBe^ug auf bie ürc^Ii^e Sermaltung 2h:IanbS ber
mglifd^en Siegierung ju machen ^eittoeife geneigt
mar, l^ot O^SonueH ftd^ fd^roff abbl^enb ber^aUcii
unb moUte nid^ts miffm oon einer Sinmifc^fmig
beS l^eiligen Stul^IeS in baS, maS er fclbft et»
feitig als „politifd^e" fragen auffaßte. Sr nm^
l^ierin unter fc^mierigen SermidKungen ju ttieil
gegangen fein, in fird^Iid^ t^cagen f^at txftttii
feine DoHe Srgebenl^eit unb unbebingtc Unter«
merfung unter bie Sntfd^eibungen bed l^eUigeii
Shi^IeS offen be!annt. S)ie SSormürfe, meiere fetm
3eitgenoffen auS ber Sd^ule „aung-SrlanbS"
mie nod^ jie|t bie UItra-3ren unb Untierföl^id^
gegm feine ^olitif erl^eben, gereid^ \t^m toeü
mel^r )um Sobe; fte laffen fi4 borauf gurüdtfü^,
baß er feftl^ielt an fat^olifc^en @runbfä|en, an
Sopalitöt unb ©efe^Iid^feit. Sm metften begrihibet
ift DieDeid^t ber Sabel, baß er gu menig Sorgfall
unb Oeconomie fannte in SJegug oitf (Selbfad^
unb beßl^Ib für feine großartigen Agitationen unb
aur Unterftü^ung ber treffe ftetS mit neuen ®elb-
forberungen an feine Station l^eratttreten mußte,
gfemer bermod^te er fid^ nid^t gu ber ^oltttt einet
oöUig unabl^angigen irifd^m t^raction im Parla-
ment }u oerftel^en, meldte burd^^reauSfd^Iaggebenbc
Stellung balb ber einen, balb ber anbem ber ri-
baltftrenben ^ßarteien 3ugeftönbniffe abgerungen
bötte. Sine fold^e finge $oIitif, meld^ f^et tum
ben 3ren mit großem Stf olge angemenbet mürbe,
fd^ien feinem großartigen unb eblen S^orofter )n
miberftreben, augleid^ baS l^bl^ere 3i^l baS er ei^
ftrebte, ju öersögem. 91IS gü^rer foB er su jettfl-
^enlid^ gemefen fein, fo baß er feinen Nebenbuhler
buß)ete, feine längeren ffröfte b^^n^og, bie fttA»
famen Talente neben ftd^ nid^t auffommen ließ.
SBirb bieß fiberl^aupt leicht gum t^febler großer unb
erfolgreid^er ^arteifül^rer, fo l^atte bieß beiO^fion-
neU nod^ feine befonberen ©rünbe, ^u benen man
feinen SBunfd^, bie gübrenolle einft einem feiner
Söbne )u l^interlaffen, nid^t oorauS}ufebenbraud^.
@r fab Har Dor klugen, baß bie glön^enben Talente
beS „3ung«3tlanb" eine Wid^tung öerfolgten, bie
oerberblid^ mar, bie nur auSmünben f onttte im SBfir«
gerfrieg unb im Stampf gegen bie fatl^olif d^ fttrd^.
Ungered^t ift eS jebenfaES, bie gefammte ))oUtifdiic
2:böii9^^it Ö^&onneDS feit ber ßmancipatton, alfo
bie legten 18 Saläre feineS fiebenS, alS berfeblte jn
be5eid9nen. Siefe le^te ^eriobe feineS SebenS ift bie
confequente unb ^ielbemußte t^fortfe^ung ber frul^
^eriobe gemefen. 3tDar l^at ber äußere Srfolg,
ben früher ber SRann errungen, fpöter bem ®reiS
gefel^lt, aber ber SRuf nad^ 9lufbebung ber Union,
ben er guerft unb aOein erboben, ift feit feinem
Sobe nid^t Derftummt; ber ©ebanfe, ber fein gan«
geS Seben bel^enfd^t |at, bel^errfd^t j[e|t tut^u
feine ganje 9iation. !Bor SlUem aber ift er^ maS
immer feine politifd^en SRißgriffe gemefen fein
mögen, aud^ in bief er jmeiten ^eriobe feines SebenS
ber ßr^teber unb Sel^rmeifter feineS ttnglüdflid^
33oIfeS unb ein einftd^tSOoHer gfbrberer beS firii^
lidpen fiebenSinSrianb geblieben. (SBgLTh. Wjrse,
Historical Sketch of the late Catholic Asso-
ciation of Ireland, 2 vols. , London 1829:
677
Octavarium Romanum — OctoDe.
678
Joho O'ConneD, Life and Speeches of Daniel
O'Coimdl, 2 vols., Dablin 1846 f.; K. Saum-
fiort SametCeoimcn, S^Ontq 1873 Lbafelbß
228 1 boB anSfü^Gd^e Seqeid^ntB ber öltem
Olbnidl-SüecQtur]; Spencer Wdpole, His-
toij of England from the Gonclusion of the
GxMt War 1815, 5Yol8.,Lond. 1878—1886;
CL Gavan Dnffy, Young Ireland, a Frag-
mot of Iriah History, new ed., Lond. 1883;
The same, Fonr Tears of Irish History [1845
to 1849], a Sequel to «Toung Ireland"", Lon-
don 1883; Barry O'Brien, Fifly Years of
Conoessionstolreland [1831— 1881], 2 vols.,
London 1885; W. J. Amherst S. J., The
History of the Catholic Emancipation and
the Progresa of the Catholic Chnrch in the
Britieh Isles, 2 vols., London 1886 ; W. J.
Fitx-Patrick, Correspond. of Daniel O'Con-
neO the Liberator, edited with Notices of his
Lire ind Times, 2 vols., London 1888 [ba^u
igL MeS^m in bxft.'pDl 931. Cm (1889),
508 ff. u. 573 ff.]; O'BeiUy, John Mac Haie,
Anhbiahop of Tuam, 2 vols., New York 1890 ;
ISeOcSJ^m, ®ef(t. ber fatl^ol. fttrd^e in 3rlanb
m, Rah^ 1891, 774.) [O. $fülf S. J.]
OetaTarinm Romanum tft ber Sitel eines
SiM)Iement3 )u bem römifd^en SSretHer. 3u fol-
gen Scflen nämlid^, für rotlä^t im römif(i^en ffa-
lobffhim tmb SnDier eine od^ttögige Sfeier nid^t
torgtf^en ift, toeld^ ober als Xitularf ejte ober ^«
tnxinai in engeren Greifen ober em}elnen iHxi)tn
vitrittcr OdoD begangen merben muffen, entl^ölt
baSfdBe bie Sectionen, mlä^t an ben einzelnen
tagen ber SefhDod^e(diesinfraoctayam imb dies
oetaya) in ber ^toeiten unb britten 9ioctum einju-
legra jinb. 2>iefe Sefungen itmrben t)on IBartl^oIo-
nonfi Sotxinti (f. b. Sri.) unter ber Set^eiligung
MtnntnS auS ben Sd^riften ber l^eüigeh Söter
imSgetDQ^Ii unb für ben liturgifd^en ©ebraud^ ge»
«teet ®er erjie I^eü (Octavae propriae)
Qttjpiuj^t bem Proprium Sanetorum be§ IBreuierg
oib fd^Iie^ ftd^ beffen @Qng im allgemeinen an;
brr peite £^eü ift bem Commune angepaßt. 2)ie
Sitmcongregation l^t ba§ Octatmr am 19. gfe-
huor 1622 ad usum totius orbis Ecclesiarum
ovptdbixt, aber nid^t ol3 obligatorifd^ t)orgefc^rie-
^ Sie erfie S)rudKegung beforgten 1628 gleid^»
zeitig bie Sud^bruder S. @congiug in 92eapel unb
f 4r. ^lontin in Änttoerpen. ®er neueflen 9lu8-
9^. toeld^e $ufiet in 9legen§burg 1883 ^er«
SfjtdU fyii, finb im ^inl^ang gel^n gfefioctot^en bei»
gegeben, toeld^ in neuerer S^it für einjelne 2än«
öe^bietf unb religiöfe ©enoffenfd^often genel^migt
amrben. — 3n neuefter 3eit ^at bo8 Octavarium
fiomanom eine l^ö^ere Sebeutung erl^alten unb
nfdjeint einer ineitem SBerbreitung toert^, »eil im
ffin^alenber, feit bie festa duplicia minora
anb semidnplicia nid^t me^r Derlegt merben, öfter
Ott frü^ ber gaO eintreten mirb, bag ein offi-
ciiim de die infra octavam gel^alten merben
na^ Seim grellen bed CctoDariumS l^at man
bei ben nic^t im allgemeinen jfalenber fiebenben
gfeßen in ber 2. unb 3. !Roctum ftd^ mit ben im
^ret)ier angegebenen Sectionen beS jutrej^enben
Commune Sanetorum }u bel^elfen ; mo in einem
Commune Sectionen primo, secundo, tertio
loco fielen, barf man an ben t)erf d^iebenen Xagen
in ber Cctabe bamit med^feln, mit ben Sectionen
ber 3. 9ioctum nahlrlid^ nur, f omeit fte gu bem betr.
SfefietKingelium gel^ören. IBei gfeflen, benen fein
Commune entfprid^t, merben bie gefUectionen
einfad^ mieberl^olt. [St. Sd^rob.]
i^dai^t (octava) in ber Siturgie begeic^net eine
auf ad^t Sage auSgebel^nte gfeflf eier. Ser altteßa-
mentlid^e ©otteSbienfl beging mit fold^er ^ier baS
Saubpttenfeft, bieSempelmei^e unb befonberSbaS
Ofterf efl ; ba Sl^riftuS baran t^eilgenommen l^atte,
lag für bie iKrd^e Iflierin ein ®mnb, il^re l^öd^ften
t^fefte aud^ mit biefer ermeiterten @oIemnitat auSgu-
geid^nen. 2)er 3lamt Octat)e meist gunöc^ft auf eine
9{ad^feier, gemifferma^en eine 9SBieber]^oIung be§
^fteS am ad)ten Sage l^in ; biefer mirb dies octava,
einfad^l^in bie Octat)e genannt. S)ie Don bem gr^fte
unb ber Octabe umf^Io{fenen Sage bilben eine
}um gfefte gel^örige SBod^e, gleid^faHS OctaDe ge-
nannt, in meld^er bie einzelnen Sage als dies
secunda, tertia . . . infra octavam gegäl^It
merben. S)ie Octaoen, meldte nac^ ber Ofter-
unb ^fingftmod^e in bie liturgifc^e gfeftorbnung
aufgenommen mürben, bilbeten ftd^ in ber Seife
aus, bag gunöd^ft ber ad^te Sag nad^ bem 9eftc
als eine 9^ieber](|oIung beSfelben begangen unb
fobann aud^ bie Soge gmifd^en bem ijfefte unb feinem
Octaütage in biegfeier einbegogen mürben. 2)ie dies
octava ^ai il^ren IBonang barin bemal^rt, bog
fte als duplex minus begangen mirb; j[ebe ber dies
infra octavam ift semiduplex. 2)ie feit ber
älteften 3cit beftel^enben Dctoöen pnb bie Öfter«
unb ^pngftmo^e, in benen eine l^ö^ere Qfeier beS
ad^ten SogeS nid^t ftottfinbet, meil beibe gf^fte be-
reits mit ber Sigil, fei eS in ber uorl^ergel^enben
9{ad^t ober am uorl^ergel^enben Sage, beginnen,
unb ber Sonntag, an mel(|em bie Octaoe )u l^altett
märe, ol^nel^in als ßmeuerung beS DfierfefteS er-
fd^eint. 2)iefe beiben gfefte l^aben il^re ad^ttägige
fjcier olS ^ tep^c raviQYUpic too Ilao^^aroc ouv vfi
EOpT^ ^xTaT)fjLep(p unb als eßöofiÄc t^c &-^(olz
rievTTjxoöT^c aud^ in ber gried^ifdfien Siturgie be-
mal^rt, meldte Octaten anberer 3f^fte nid^t fennt.
3m 4. 3a]^r]^unbert maren in 3erufalem au^erbem
@pi))]^anie unb baS ©eböd^tni^ ber ftird^mei|e (auf
©olgot^a unb über bem l^eiligen ©rabe) burc^
eine Octaüe auSgegeid^net (f. Peregrinatio Silviae
bei Duchesne, Origines du culte chretien,
Paris 1889, 499). 3lQä) bem ftalenbarium ber
lateinifdften ftird^e finb mit ßinfd^Iufe ber Dfter-
unb ^fingftmod^e 16 Octaüen aUgemein 5U be-
gel^en. ©ed^S berfefiien gel^ören ben Sfeftjeiten, bem
ftird^enjol^r im ftrengem ©inne, on : bie Octo«
tjen öon SBei^nad^ten, ßpipl^anie, Dftem, Kl^rifti
§immclfal6rt, ^pngften unb iJrof)n(ei(^nQm; unter
ben ÜBarienfeften l^aben 3)lam gmpfängnig (für
23 •
679
Oculi — O'Sal^.
680
SSenebtg feit 1665^ für bie abenblönbifd^e Jhrd^e
feit 1693), aRariä ©cburt fleit Snnocenj IV.)
unb SKoriä ^^iimnelfa^rt Oeit 2eo IV. [847]) biefe
ad^ttögifle gfeier. 3Iuf bie Qfefte ber ©eiligen ent«
faDen fteben Octat)en, bon benen einzelne im
8. Sol^rl^unbert bejeugt finb, nömlid^ brei auf bie
festa concomitantia Don SBeil^nac^ten: t)om
1^1. @te))]^anu§, Dom l^eiligen ^poftel ^ol^anned unb
Don ben unfd^ulbigen Jhnbem. SBeiter^in l^aben
bie ^fte ber ®eburt be§ l^eiligen Käufers 3o-
l^anned, ber l^eiligen ^oftelfflrften ^etruS unb
^ouIuS. beS |l. SaurenKuS unb feit 1480 bad
^ft Merl^eüigen bie glrid^e 9u8aei(i^ung. 3u
biefen treten als allgemein Dorgef d^riebene OctoDen
in ben einjelnen ^rd^en no$ bie bed Sitular-
l^eiligen ober ^atronS unb ber JKrd^meil^e, be^rn.
il^reS Sal^tgebäd^tniffeS , l^inju: lejtere ift Diel«
fad^ in gonjen 2)i5cefen ober Sönbem ald „od*
gemeines Jhrd^meil^f eft'' auf einen unb benfelben
Termin für ade jtird^en feftgefe^t. Sinjelne ftir-
(j^enflntngel, Serritorien, DrbenSgenoffenfd^aften
unb iKrd^en feiern au^erbem particuIöreOctaDen,
mie 5. 93. bie S(inber beS römifd^en SReid^ed beut-
fd^er Station bie OctaDe bed @d^u|engelf eftee (am
erften Sonntage bed September). 2)iefe ÖctaDen,
meldte ber aDgemeinen gr^ftorbnung fremb ftnb,
tonnen in ber 3^it Dom Sfdfiermittmod^ bid ^um
meinen Sonntage, Don ber ^fingftDigU bis }um
erflen Sonntag nad^ $^ngften unb Dom 17. 2)e-
cember bis ßpipl^anie nid^t gel^alten werben; tritt
eine biefer gefd^Ioffenen Seiten in bie Qfeier einer
fold^en OctaDe ein, fo mirb biefe einf ad^ abge-
brod^en (octava exspirat) (f. Brev. Born. Rubr.
gen. VII, 1). S)ie DctaDe rüdt Don ber im Äa«
lenbarium i|r ^ugeniiefenen Stelle nid^t meiter.
SBenn baS ^eft t\\oa Don feinem Sage tt)eid^en
mufe, fo tt)irb eS auf ben erften freien Sag, wenn
ein fold^er in bie OctaD}eit fäUt, Derfd^oben unb bie
OctaDe Derfürjt; mu| aber ba§ ^t^i auf bie dies
octava ober barüber l^inauS Derlegt merben, fo
f öOt bie gan^e OctaDe auS. 9ln bem 9lang unb ber
SBürbe beS g^efteS nimmt aud^ bie OctaDe tl^eil,
fo ba^, menn imi ober mel^rere OctaDen gufam'
mentreffen, bie beS l^öl^em gfcfleS 5U feiern unb
bie anbere nur p commemoriren ift. Snfolge il^reS
SiangeS unb il^rer SBürbe ftnb bie OctaDen ber
fünf ©auptfefte beS Äird^enjal^reS in bem Sinne
priDilegirt (octavae privilegiatae), ba^ fie occur«
rirenbe unb tranSferirte fjefte fomie SotiDmejfen
mel^r ober Djeniger auSfd^liefeen ; rüdffid^tlid^ il^rer
SBürbe gilt folgenbe Sleil^enf olge : 1. Oftem unb
^flngften, 2. gpipl^anie, 3. grol^nleid^nam unb
4. SBeil^nad^ten. — 2)a§ officium de die infra
octavam ifl baSfelbe tt)ie am fSfefttage, nur ritu
semiduplici ; bie Sectionen ber erften SRoctum tt)er«
ben ftetS auS ber scriptura occurrens genommen;
megen ber 3tt)eiten unb britten 5Roctum f. b. Slrt.
Octavarium. Slbmeid^ungen Don biefen Stegeln
fmb am betreffenben Ort im 93reDier angegeben
unb befonberS bei ben priDilegirten Octaucn ju
bead^ten. S)ie SBeSper ber Sage in ber OctaDe ift
bie f og. jmeite SeSper beS gfefteS^ ber OctoDtag felbp
aber beginnt mit ber erften SkSper. [ft. @$rob.]
Oculi, baS SlnfangSmort beS au8 $f. 24, 15
entnommenen 3ntroituS 5ur 9Reffe bed britten
Sonntags ber ^ften^eit, bient oIS DoUSt^Omlul^
SBejeid^nung biefeS Sonntags. 3n Urbmben ik
SOtittelalterS tt)irb berf elbc nad^ feinem SDongeltun
oft Dominica daemon mutos, meift aber Domi-
nica ante medium Quadragesimae genannt
2)er folgenbe ÜRittmod^ fd^Iie^t nömlid^ bie er^
^ölfte ber gfaften ab unb l^ei^t barum man^
ortS SOfUttfaften, tt)ie anä^ bie gange SBod^ doc
SllterS Dielfad^ septimana media jejtinoram
paschalium ^ie^ unb Don ben ©rieben nod{|
eß6op.acfi.e(jovT^(mfioc genannt wirb. Der Sonn«
tag Oculi felbft trögt in ber gried^ifd^n Siturgie
megen einer befonbem ^ier }ur Skrel^runa beS
l^etligen ftreujeS ben 92amen 9TaupoirpocxuvT)aic
(f. Nilles, Ealendarium manuale utr. eccL II,
Oenip. 1881, 126). 2)a ®regor ber ®ro|e nod^
Dor feiner Sonfecration (590) für biefen Sonntag
gur äbmenbung einer peftartigen Seud^e, ber Siele
burd^ blogeS Stiegen jum Opfer fielen, einen 99itt^
gang angeorbnet l^atte, tt)irb ber Sonntag in
^5^men IRie^fonntag genannt. Sei ben ftrooten
unb Serben l^ei^t er „Sonntag ol^ne 92amen'', ba
er in i^rer Siturgie im ©egenfa^e gu ben übrigen
gfaftenf onntagen feine eigene 93egei(!|nung erl^otten
^at (f. Nilles 134). SHe Scrutinien, toeld^e Dom
Snbe beS 4. ^al^r^unbertS bis gur Seit ®regor«
beS ©ro^en einen SBeftanbtj^eil beS ftated^enotfi«
rituS bilbeten, begannen in 9lom in ber britten
fjfaftenmod^e; il^r Sonntag l^ie^ barum auä^ Do-
minica scrutiniL IBon ber Uebergabe beS ®Iau«
benSbefenntniffeS unb beS ©ebeteS beS ^ttm an
bie kompetenten, meldte nad^ bem Sacramenta-
rium Gelasianum in einem ber Scrutinien ftott«
fanb, erl^ielt ber SRittmod^ nac^ Oculi ben !Rameti
Feria traditionum. S)ie römif(^e StationSlirc!^
für biefen Sonntag ift bie SBaftlifa beS 1^1. Sauren*
tiuS au^erl^alb ber Stabt. [jf . Sd^rob.]
0'5äC?, ®aniel, 0. Pr., im ÄIofierDo-
minicus de Rosario, ftammte auS ber trifd^
©raffd^aft fterr^, trat aber frül^geitig In Spaniel
in ben 2)ominicanerorben unb erfd^eint 1624 dÜ
Seigrer am irifd^en ßolleg gu Sömen. 3m 3. 1684
mar er mieber auf ber p^renöifd^en ^albinfel uni
errid^tete im Auftrag feines OrbenS baS irifd^
SoHeg gu Siffabon. SBie am ffönigSl^ofe beS ba<
malS Dereinigten Spaniens unb Portugals, fo uxn
er aud^ nad^ ber Trennung beiber Sieid^e (1641J
bei jfönig Sodann IV. Don Portugal l^od^ ange>
feigen unb mar beffen 93eid^tDater. €r benu|le
feinen Sinfiu^, um am Sargo bi Sorpo S^
gu Siffabon ein Älofter feines OrbenS unb gu
^elem (an ber Seiomünbung) ein fold^ fu:
2)ominicanerinnen gu errid^ten. Spöter (1657)
mar O^S)aIt) ©efanbter Portugals am ^ofe Sub«
migS XIV., 100 er bie Sl^ronbefteigung Sl^onS^ VI
angeigte unb Derfd^iebene SJerl^anblungen fül^rte;
öl^nlid^ mürbe er bei ffarl II. Don Spanien unb
681 Oberid^ Don $orbenone — Obedcalci^i 682
M$#3nnocen)X. DertDenbet. !Bei ollen melt- @tootd(ecretar3 ^occa Detonlo^te. 9ia(]^ ber Slfid*
li^ffl Sefr^ouneen unb C^ren blieb er fietS fel^r beS ^opfteS mürbe ObeScald^i 9ubitor ber
bertef^etbeneOrbenSmonn. S)en eqbifd^dflid^en Stoto. 3m 3. 1819 mu^te er, mf^l mit 9lü(ifid^t
&äjl nm 93roga fd^Iug er auS ; sum 99tf (i^of Don auf bte Dielen SBe}ie]^ungen }um ^errfci^erl^ouS »te
Soinbro beftimmt fiarb er Dor ber Sonfecrotion ^um l^ol^en %bel Don Oeftenetd^, abermaß olS
(SO. 3um 1662). O^al^ Derfa^te baS litmlxi^ ^Megat naci^ SBien reifen, um bem SBruber be§
frlleiie SBerf Initinm , incrementa et exitus ffaiferg, ßr}](K^OQ Slubolf^ baS Sarbinald-SBiret
fiunilifte Geraldinomin Desmoniae comitum, )u überbringen^ fanb ober bei Derlöngertem %uf"
palidnomm Kyerriae in Hybemia, ac per- etttl^olte in &ien ou^ fonfl ©elegenl^eit unb ^n*
seeotionis haereticomm descriptio , üljssi- lo^, ft(]^ um bie fotl^oHfd^e ftird^e in Oefierreid^
ponae 1655 (engtifd^e Ueberfe^ung Don SReel^on, Derbient gu mod^en. SuriQdgefel^rt, tt)urbe er bolb
2. Infi, Subltn 1878). (!Bgl. Quötif-Eohard, ^ubitor @r. ^eiliofeit unb eonontcuS Don @t.
ScripttO.Pr. 11,617 sq.; Nouv.Biogr.gän. ^eter, am 10. aWärg 1828 ober, nod^bem er
Xnvin, 464; SSeDeS^im, ®efd^. ber fot^ol. furg Dorl^er (Sorbinalpriefter gemorben^ Srjbifd^of
tinie in 3rIonb ü, SRaing 1890, 820 f. 361 ; Don gferroro. 3um Sterbelager ^iu8' YII.
m [1891], 701. 756.) pr. gjler.] ^otte er al8 Vertrauter Dor «nberen Sutritt, unb
#k€ri4 Don^orbenone, f. Oborid^. er l^ot über bie legten Xoge beS fßopßeS genaue
fkerin» TfHaOs^ f. Orberi4 Sufjeid^nungen l^bfd^riftlid^ l^interloffen. 9iad^
|kcf<ftI4i, (Eorlo, Sfürft, gorbinolbifd^of ber Sßol^I Seo'S Xn. trat er im 2)ecem6er
nb^rieper ber (SefeUfd^oft 3efu, mar geboren 1828 mit opoftolifd^em Smfte bie Semmltung
}ftSomam 5. SRür) 1786 unb ftorb gu ^obeno feines fd^mierigen (Srgbidtl^umd an; beim 3ubi-
n.lugujl 1841. @ein Sioter, au8 ber burd^ löum 1825 morb il^m bie StuSgeid^nung , bie
M ämiüceng XL berfll^mt unb burd§ bie ®unft l^eilige Pforte in @. (SioDonni im Soteron gu
btfi ^e8 ^bdburg gro^ gemorbenen Sfdmilie öpen. SRitte beS Sol^red 1826 legte er un«
CbeScald^marberStei^f&ftSBoItl^aforn., ^er- ermortet fein ei^bifd^öfli^ieS 9mt nieber^ ttrie man
piKmSinnien (inUngarn); feine fromme SRutter Dermutl^et^ megen Sel^inberung in beffen freier
pimteaudberfürfUid^enSiimiIieber®iuftiniani. Ausübung. 3n 9tom mürbe er an bie @))i|e ber
%^ unfd^Ibig Derlebter 3ugenb unb emften Stu» Kongregation für Sifd^bf e unb Steguloren gefteOt
bien, bie fein ^od^gebUbeter, oud^ felbfl literorifd^ unb mar im SoncIoDe Don 1831 S^uge^ ^ie feinem
4%r Sater übermod^te, mibmete Sorlo ftd^ au8 Onfel (Siocomo ©iuftinioni bie fd^on geftd^erte
xeipng bem geifilid^en ©tonbe unb feierte am SBol^I gur ]^5d^f}en SBürbe burd^ bie fponifd^e
1.3amiar 1809 fein erfied ^eiliges aRegopfer. @o Si^cIufiDe endogen mürbe. 3}on ®regor XYI. mit
iK(IberS)ienfi beSl^eiligen @tu|led il^m 3^t lie^, SuSgeid^nung bel^onbelt, mürbe er Sorbinolbifd^of
tätigte er ftdl^ l^infort burd§ ^rebigen, jtoted^i- Don @obina, SSicefongler ber römifc^en iKrd^e unb
fntn, Seid^tl^ören unb Slbl^oltung Don S3oI!§- gorbinolDicor ber @tabt. ^tö Unterer geigte er
miflionen, ebenfo mie burd^ eine umfaffenbe unb großes poftoroIeS SSerftönbni^ unb unermüblid^en
nlni^tete d^ritotiDe Xl^ötigfeit oIS mol^rl^oft opo- Sifer unb ertl^eilte oud^ 1837 in feiner eigenen
|bIif4en3Rann. 9Ifö ©eelenfül^rer mar er gefud^t, ^auSfopelle nod^einonber bie l^eiligen SBei^en an
cI8$tebiger fe^r getül^mt. SRit einer ^ngal^I Don Sood^im ^ecci (2eo XlU.). 6r galt als eine ber 3iei-
Setfonen, bie im Stufe ber $)etligfeit geftorben benbeSJ^eUigenSoIIegiumS. oberer l^otteeinft nur
itnb, loar er in naivem $erfe|r; fo mit93ifd^of miberfirebenb boS Sarbinolot angenommen. 9{ad^-
%sc. SRor. Strombi, mit ffoSpor bei Suffolo, bem er fd^on als Süngling mit gmei ^erDorrogenben
antMabboIeno bi ßonoffo. 3luf einer feiner aJlif- SWitgliebem ber ©cfeüfd^oft 3efu, P. Suigi gfelice
iÜRKn in Sinigoglio unterflä|te il^n ein junger unb Sofep]^ ^ignoteHi, in Dertrautem SSerfel^r ge-
Slcrifer, ®iammaria SRoftoi, mit bem er fortan in ftonben, l^otte er 1814, fobolb biefer Orben Don
^rambft^ftlid^ Segiel^ungen blieb, unb beffen ^tuS vn. für bie gange iKrd^e l^ergefteDt mar,
9n)^3tt^fterDorauSgefagt^abenfoD.9nsJfnabe bie ^ufnol^me begel^rt unb erl^olten. 3m legten
All ObeScoId^i auf ber Siädfreife Don Ungom ^ugenblidt l^otten bie SSermonbten ein SBerbot beS
in Senebig angelangt, oIS bort eben $iuS YII. $a{)fteS ermirlt ; ObeScoId^t gel^ord^te, mürbe ober
9^l\ morben mar; er mürbe Don feinem Soter in feinem SBeruf nid^t monfenb. Siierunbgmongig
^ neuen topfte DorgefieHt unb erl^ielt fd^on 3a]^re long l^otte er bie fd^riftttd^e Sngeige feiner
Ms Szxä^tn großer ^uß). @pater ernannte Sufnol^me beflönbig auf feinem Sd^reibtif (| liegen ;
M $iue 711. gum ®e]^mfdmmerer unb be« gur Uebemol^me beS ßarbinoIoteS l^otte il^n SBi-
<Kftiagte i^n, bem grürftbifd^of SoIIorebo Don f d^of @trambi l^ouptföd^Iid^ burd^ bie 3}erft(|emng
Cbnu| bie Snftgnien beS SorbinoIoteS gu über- bemogen, bo^ er oud^ olS Sorbinal nod^ 3efuit
Wj^n. 3n ber fdjmeren 3^it/ toeld^c ber ®e» merben fönne. 6nblic| bot er im October 1837
ioninme^mung beS ^fteS DorouSging, mar @regor XYI. um bie ßrlaubnig, nod^ 9{ieber«
Cbekold^i meift in beS ^fteS nöd^fter Um» legung feiner Slemter unb SBürben in ben Orben
D^img unb geno^ beffen befonbereS SSertrouen ; eingutreten. %uf Antrag einer Sommiffton Don
er Dar and^ an beS ^opfteS @eite bei ber l^eftigen Dier Sorbinölen mürbe boS ©efud^ obgelel^nt; erft
6cen«, meld^ bie Derfud^te Sbfül^rung beS $ro« nod^ erneutem bricflid^cn ©rängen Don ^erugio
688
Obtüa, bie 1^1.
684
Qu8 lie^ ®regor XVI. fid^ (etpegen unb fprad^ im
gel^eimen (£onftftorium am 30. yiot>tn(btt 1838
unter großen Sobederl^ebungen ouf ObeScald^i
bie SintoiEigung qu8. ObeScaldbi toar bereits in
ber @tille t)on STom abaereidt unb »artete im 3e-
fuitencoDegium ju 9Jtobena auf baS le^te SBort
bed ^apfted ; am 6. Secember begann er in Skrona
(bem eben gegrünbeten )tt)eiten 9cot)iriatdl^aufe ber
bamals no$ geeinten italienifd^en OrbenSprot^inj)
fein 9{oDiciat. WS er einft, ba er nodd Sarbinal-
Sr^bifd^of toax, bad 3efuitencoIIeg in gferrara be-
f uc^te, l^atte mit ben anberen ein junger @c^oIaftif er
9tamen8 93idcarbini il^m }ur SBegrü^ung bie ^anb
gefügt. Siefen fanb er ie^t ald feinen 9tot)i)en«
meifter. 3loä^ bet)or er mit ber ^rofegablegung
(2. S^bruar 1840) bie Dom Orbendgeneral abge-
(ürjte ^robejeit beenbet l^e, begann er burd^
tßrebigen, SBeidbtl^bren unb befonberS burd§ Sr-
t^eilung geiftli^er (Si;ercitien tl^eild öffentlid^ fär
baS fßolt, tl^eilS fflr ^riefter ober Orbendl^ftufer
fegenSreid^ ui mirfen unb »urbe aud^ ^um SSeid^t-
Dater unb @eelenfü]^rer für bie im Stubium ber
Stl^etorif begriffenen {üngeren Orbendbrüber er-
nannt. aOein fd^on feit 3uli 1840 Ratten M bie
Spuren eined innem SeibenS funbgegeben, bem er
troji aller SBerfud^e ber Stettung am 17. Suguft
1841 in 9Robena. mol^in er jur 8uftt)erönberung
gefanbt mar, in l^eUigmögigem Sobe erlag. Obed«
cald^i'fi (E^arafter uxir ein ungetöbl^nlidgi liebend«
mürbiger ; f d^on lange Dor feinem Zobe unb me^r
nod^ nad§ bemfelben ftanb er im Stufe magrer
^eiligteit. Sarbinal äBifeman (Erinnerungen an
bie legten Dier ^fipfie, jmeite beutf ($e Ausgabe Aö(n
1858, 59 f.) fprid^t Don il^m ald einem, ber in'8
@4)ncIaDe 1823 ol^ne 3tt>eifel l^ineinging mie er
berauStom, ol^ne einen SnRug Don Sangigfeit.
Obeftcald^i, nod^ iung, f^Niß ebel Don Stang unb
f^er), l^be eine 9Riene gelabt, in toeld^ 6eüig-
uit eingefd^rieben toar, unb mabrfd^nlid^ bereits
bamalS auf feinen Siüdftritt Don SEBürbe unb 9mt,
auf bie Skrtaufd^ung bed ^urpurgenxinbed gegen
bie fd^nxirje 9loDi)enfutte gefonnen.
@d|)on als äflngling mor ObeScald^i feinem
augenleibenben SSottr bebilflid^ bei 9bf offung eines
ni^t unmid^tigen b^f^orifd^ äBerfeS Memorie
iBtorioo-oritiche dell* Accademia de' Linod, e
del prinoipe F. Gesi, Borna 1806. 3n 9uS-
übung feineS bifd(^5fU4tn %mteS erlieg er felbfl
einige 5ffentUd^ 9luSf ^reiben (Hirtenbrief, 3n-
fkrudion für ben QleniS), befonbtrS oud^ : Mas-
sime sacerdotali per ciascun giomo della set-
timana proposte al suo clero di Sabina dal
Card. YeecoTo Carlo Odescalchi, Roma 1834.
($gl W. Sin(eU (Frboulidbe Erinnerungen auS
bem CrbenSIebcn beS S'imerS @otteS P. ftari
Cbefcoldii a. b. ®. i^., gefarnmelt oon einem
liattr berielbm ®efenfd»aft [o. b. Stolientf«^],
l^anbSbut iS44; Antonio Angelim. Storia della
vita del P. Carlo Odescalchi deUa Comp, di
liesü. Roma 1S50: de Backer. Biblioth. de
la Comp, de %Tesus. nouv. ed. par Sommer-
vogell, Bruxelles et Paris 1890, 1342; V
[1894], 1871.) [O. *fülf 8. J.]
0bUiii (OttUiaX bie bl., 1. bie (Sriinberin befi
JHofterS ^o^urg (Obilienberg), ttxtr bie Xod^tei
beS alamannifd^en ^ergogS Sbalrid^ (oud^ äticuS,
Stl^ico iij. tt). genannt); il^re 9Rutter l^ie| 8mS>
tt)inba (SerfinbiS, ^ere^finbe). C^ergog SbaMd^
lebte tt)O^I unter ftönig C^ilberid^ IL (656-^70j
unb toax, obfc^on Sl^rift, Don raul^ (SemfitbSort
S)egl^alb moBte er Obilia, tueld^ blinb gut SSBeU
fam^ tbbten laffen unb mar nur fd^mer ju bemegen,
biefelbe einer fremben t^frau }ur Srgiel^ung itter-
geben }u laffen. 9uf alle gfmle aber foIUe fie an
einen Ort gebrad^t merben, mo fie auf immer Der-
borgen unb unbetannt bliebe. @o fam baS Xvaib
in baS burgunbifd^ fflofter $alma. 2)ie &geite
lä^t fie bort Don bem SBifd^of ßrl^rb Don XegenS-
burg (f. b. 9(rt.) getauft merben ; jugleid^ mit bet
Xauf e erl^ielt fie aud§ baS 9ugenlid^t, als ber 9i-
f d^of im Vertrauen auf ® otteS Snimad^t il^re tHugen
mit bem l^eiligen Oele falbte. ObUia nmd^ nun
im JHofter l^eran, ^atte aber Don einigen 9fanmen
Sieles auSsuftel^en. 3)e^^Ib lie^ ibr Sruber, ben
üe baDon in jtenntni^ gefe^, fte o^ne SBiffen bet
ßltem in'S Sd^IoB il^reS SSaterS jurüdbringen.
S)er ^er}og marb aber über biefeS SBerfo^ren fenicfl
Sohnes f 0 er}ümt, ba| er il^n burd^ einen @d^Iag
t5btlid^ Derle^te. S)er Xob beSfelben brad^ Sbd-
rid^ iebod^ }ur Vernunft unb gum Senmftfein bei
WW d^^ feine Xod^ter }urfid; ergeioäiSirtei^
eine geringe %uSflattung unb überaab fte einei
9tonne auS Snglmib jur Obf orge. SDer Stefi Don
Abneigung gegen Obilia^ ber in bem ^Htrjog nod^
geblieben ttxir, fd^manb oDmöIig, olS er i|r fUBefl
unb mol^ltl^ageS SBirfen beobad^tete. S^Uellüt
gab er i^r fogar feine ^obenburg, um bafelbßein
äungfrauenüofier eingurid^ten. Sine fpotere Süd
fteUung lö^t Jebod^ ben Sater erfi ben Serfnd^
mad^, feine Xod^ter ju Derbeiraten; fte fei bc^
(alb, ba ber 6ei^og ©eUKiIt^be anmmbenmoOa,
beimlid^ enthoben. SIS ber Soter i^ @|mi
folgte unb ObUia fafi eingel^olt ^tte, fei fie in
einen gfelfenfpalt getreten, ber fid^ Dor ben fingen
ber Verfolger gef(bIoffen l^be. (Erfi dS Sbofru^
Derfprod^n bobe, feiner Xod^ter )u miUfol^ren, fei
biefe ebenfo munberbar ouS bem pfeifen bcronS«
gelommen. — 3n ^obenburg bradbte bie ^ctligf
nun ben Siefi ibreS SebenS gu. Sob icdit ^
130 Stonnen um ftd^ gefammelt, banmter biei
£5d^ter ibreSSruberS9baIbert; eine boDon, (Ea-
genia, nmrbe ^re erfle Koibfoloenn. ^UbrnSHo»
fin ^obenburg (f. b. 9rt) ertötete Obifia cm
mittlem ^bbong beS 9er^ ein ^ofpi| für bii
)ablrei(ben ^ilger unb {pöter am gfu^ bk Sctgel
iboS jhofler 9liebermänftet. S)ici Sinbenbanme.
'meldbe fie bei beüen (Srnnbnng eigenbonbtg |ii
(E^itn ber billigen Steifalnglrit gepfUmit, be<
nrabrten ibr Snbenfm olS Stiftcrin. Snfi ibicni
' itbm mirb nodb beionberS ibre freunblii!^ Sorg«
für bie tHlger, Dor 9ücm anS drionb imb (hig>
lanb. unb ibre Strenge gegen ftcb Mbß inbmciA
685
Obtiia, bte U
686
tnäfoL @ie a^, Sf^jUage ausgenommen, nur
0a|bibrob unb (Skmüfe ; il^r Sett beflonb auS
im Säten^ut unb einem (Stein, beffen fie {id^
oB Sopffiffen bebiente ; baS ®ute, bad fte tl^ot,
fn^ti pe f 0 Diel m5glid§ mit bem Schleier ber
Sontt^ )a Derbergen. 9Rit befonberer ^nbad^t
taäfttit ftt ben 1^1. Sol^anned ben Xäufer, meil fie
ia ber Zaufe bafi defU^t erlangt l^otte. äl^m sur
(Sfx er&oute fie ein fifird^Iein utü) lie^ ftd^ boneben
n» 3dle gured^t mad^. 9118 fte fid§ bem Sobe
ntift füllte, Dei^ammelte fie alle il^re 9ionnen in
b(t3oWne8fird(|e, ertlfl^Ite i^nen l^eilfame SOtal^-
nssgen unb flarb^ möl^renb bie @(^meftem in ber
ftii^e auf i^ %norbnung ^falmen fangen. %Id
tk %mnen nun, trofHoS befonberd barüber, bag
i^ Kbtifpn ol^ bie l^eilige SBeg^el^rung gefior«
bot loar, jammerten unb beteten, feierte bie (Seele
ber Serflorbenen nod^mald in ben Seib ^urüd;
Obilia iie| fid^ ben ffeld^, in quo dominicum
oorpos et sangais habebatur, l^erbeibringen,
no^ i^n propiiis manibos unb f))enbete ftd^
beqiePoIt felbfl bo8 beiltge @aaament. 2)iefen
iäi bettKibrte boS inofier jum Snbenfen il^rer
Sttfterin als großes ^ligtl^m auf, bis er 1546,
oll boS ftlofier abbrannte, in ben bifd^öflid^en
6^ iu 3<ibem fam, mo er im 30iö]^rigen Arieg
^^^^^^^ 9tng (Dgl. Slbrec^t, ^iftor^ Don ^o^en-
bng, e^etfiatt 1751, 230). Obilia fiarb am
13. S)ecember, an meld^em Sage bie ftird^e i^r
flcbä^tni^ begebt ; baS SiStl^um Strasburg Der-
e^it fie als befonbere ^tronin. Ueber ben gfort»
fioig nnb bie Sd^dffale beS @tifteS ^ol^nburg ober
Obiüenberg f. b. 9rt. ^ol^enburg. 2)ie ^I. Obilia
Mir fletS eine ber DoOStj^ümHci^flen ^eiligen^ unb
iite SebenSgefd^id^te tfi infolge beffen l^äufig bar»
^ »orben. Sie miffenfd^oftli^en Unter-
lu^nngen, meldte über bie ©laubmürbigfeit ber
2egenbe öfters, aber nic^t immer Dorurt^eilSfrei
ongeßellt niorben finb, bemegen ftd^ in i^ren 9le-
foliiicn jmifd^n ber Söugnuna fogar ber Siiftens
«»er % Obilia unb bem IBetfud^, bie Süge ber
icsenbe bis in'S Singeine ^iftorifd^ gu red^tferttgen.
Stt neuefle berartige Erörterung Don $ft[ter (f. u.)
bunt )u bem Crgebni^, ba| Obilia als bifto-
tijii^ ^ßerfönlid^teit gelten mu^ unb als ©rün-
bctm beS ftlofterS ^o|enburg gu betrad^ten ift, ba
bie 9la(^rid|^ten fiber biefe jmei S^atfac^en |in-
löglu^ meit gurüdhrdd^en unb glaubl^aft ftnb. 2)er
|hm ber Obilienlegenbe finbet fid^ juerfi, f omeit
jttt befannt, in einem alten, menigftenS auS bem
9. äo^nnbert ftammenben SJlanuf cript (je^t auf
becSibliotl^ef ^93em, mobl auS ©tra^burg ber»
tüNb; ^fifler 40 f.) ; enoäbnt mirb bie ^eilige
lobami in ber Vüä S. ffidulphi (f. AA. SS. BoU.
M m, 223. 225), loelc^e in ber Dorliegenben
ScRoU ber aRitte beS 10. Sa^rbunbertS angehört,
fut aber auf eine öltere Siograp^ie ftä^t ($^jler
37 f.). S)ie auSgebilbete Scgenbe (Vita S. Otiliae,
beiMabillon, AA. SS. 0. S. B. saec. lU, 2,
486 sqq. [ed. Lut-Paris. 1672]) fc^t ^fifter j
(46) in bie erfle $)älfte beS 10. Sa^rbunbertS unb •
(breibt fte, anberen Stuctoren entgegen, einem ^rie»
ter beS JtlofterS ^o^enburg gu. 2)iefe Vita fyit
in jal^Ireid^en Sbfcbriften meite Verbreitung ge»
funben. 3M Senu|ung berfelben mad^t bie Sb^o*
nit Don (SberSbeim (Chron. Ebersheimense, in
ben Mon. Germ. bist. Scriptt. XXTTT, 427 sqq.)
aus bem 12. äabr^unbert ben Serfud^, ©enauereS
über bie SSorfabren unb IBermaubten ber ^eiligen
feftjufelfen; biefe Sl^roni! ift in mand^en fünften
für ©pötereOueHe gemorben, tro|bem baS Steifte
in ibr nur auf Kombinationen uno SBermutl^ungen
berubt (^fifter 81 ff.). Son fpöteren ©ocumenten
(f. ^fifter 85 ff.) möge ^ier nur nod^ bie Vita in
SSerf en ertt)öbnt merben, meil in il^r guerft bie glud^t
ber ^eiligen, um ber SSerlobung 5U entgelten, er>
mabnt mirb. 2)iefe Vita, melcbe ^ugo $eltre Dor
ficb f)citit, ift Derloren gegangen, lebod^ inl^alttid^
aus ben Angaben ^eltre'S 5U reconftruiren (^fter
106 ff.). Spötere ^Bearbeitungen ber Segenbe ftnb
d^rafteriftifcb burd^ ben SSerfud^, auf ®runb ge-
nealogifcber Erörterungen mebrere ^errfd^erbäufer
Suropa^S mit ber gfamilie ObUia^S in Dermanbt-
ftbaftUd&e »erbinbung au bringen (^fifter 116 ff.).
Ob man fid^ babei ^um Zf^tÜ gefdlfd^ter Slcten-
ftüdfe bebient, fann für bie fiegenbe ber 1^1. Obilia
j'elbft nicbt meiter in Setracbt fommen. — Suf
®runb biefer 9iad^rid^ten unb einiger bilblid^en
2)arftenungen, auf benen ObUia alS Sod^ter
Stbico'*S unb ©rünberin Don $)obenburg erfd^eint
(f. b. «rt. C)obenburg VI, 161, unb ^fifter 92 ff.),
fann an ber (Sefcbid^tlid^feit ber fjH Obilia nicbt
ge^meifelt merben. 2)en meiteren Siefultaten Don
^flfterS Unterfucbungen bagegen fann man nid^t
immer bei))f[i(bten. ^fifter glaubt nämlid^ ouf
©runb Don 93erfd^iebenbeiten bejm. SBiberfprüd^en
in ben einzelnen 93erfu)nen ber Segenbe unb auS
ber ^ebnlid^feit berfelben mit Sreigniffen, bie aud^
Don anberen ^eiligenberid^tet merben, aUeS Uebrige,
angefangen Don ber Slinbbeit bei ber ®eburt bis
3u bem Sunber bei bem Xobe ber % Obilia, als
ungefd^id^tlid^e %uSf d^müdfung befeitigen ^u muffen.
MerbingS ift eine iBermed^Iung Obilia'S mit
Reuigen gleichen StamenS (f. u. 2) unb Ueber»
tragung i^rer Segenbe auf anbere ^erfonen öbn«
lid^en 5RamenS (j. S. eine % 3lbele; ^fifter 65 f.)
nid^t unbenfbar. 9Uein mm man felbft einen
großen %\)ül ber Segenbe auf Sled^nung fold^er
äSermed^Slungen , Sntlel^nungen u. f. m. fe^n
moUte, fo bleibt bod^ immer ein guter Sieft übrig,
ttjcld^er ber 1^1. Obilia obne Smcifel angebört.
UebrigenS f e^t bie Slebnlicbfeit in ber Segettbe mit
Sretgniffen auS bem Seben anberer ^eiligen nicbt
notbn)ettbig eine Snttel^nung DorauS. Sßie gut
ber S^bfl^o^c^ Sbalrid^S au ber Srjöblung Don
Obilia'S 3ngenb pafet, läfet fid^ auS ben ßr«
örterungen ^fifterS (16 ff.) nebenbei entnebmen.
(Sgl. befonberS ®9^, S)er Obilienbcrg, SRij«
beim 1874; Pfister, Le duche Märovingien
d'Alsace et la legende de Ste Odile, Paris-
Nancy 1892, tt)0 aucb bie fonflige Siteratur Der-
Scicbnet ift.) [((Sd^röbO «. ßffer.]
687
Obiüenberö — Dbilo, ber 1^1.
688
2. 3}on ben anbeten ^eiligen bed 9tamenS
Obilia mögen l^ier folgenbe genannt merben, mü
fie öfter mit ber erjigenannten bertocd^felt werben
(u. 91. Don Chevalier, Böpert., Suppl. 2754) :
Obilia l^iefe eine ©eföl^rttn ber 1^1. Urfula; il^re
£rondIation mirb in ben Analecta Bolland. in
(1884), 20 sqq. mitget^eilt, fonjiige Siteratur gibt
^fifter 183. Sine anbere 1^1. ObUia lebte als
fromme SBitttte au Süttid^ im 13. Sol^rl^unbert
(Stifter ebb.), ^tm^ t^er j^L Obilia, m^t in
ber äaptUt ^u @t. Ottilien bei t^freiburg im Sreid«
gou t^erel^rt nnrb, l^dngt baS Urtl^eil ab t)on bem
Stanbpunft, ben man ^ur Segenbe ber elfö^ifd^en
Obilia einnimmt. 2)ie fpötere S)arfteaung k)erlegt
nSmliä^ bie munberbare f^flud^t ber |)eiligen in ben
Seifen (f. o.) an bie SteBe, U)o je^t bie genannte
Äapettejlel^t. [91. dffer.]
0bmenittt9 f. $)o]^enburg.
#bi(d, ber i)U fünfter 9lbt beS beriil^mten
SBcnebictinerftifteS Klugnp (f. b. 9lrt.), marb um
bad äal^r 962 geboren. @ein SSater SBeralb, ^err
Don 9Jtercoeur, unb feine 3Rutter ®irberga ge-
l^örten bem l^öd^ften 9lbel ber 9Iut)ergne an. Ütod^
als jfinb erfranfte Obilo fo bebenflici^, ba^ DoD-
fidnbige fiäl^mung eintrat, oarb aber piMxä^ unb
auf tt)unberbare SQ3eif e in einer 9J{orienfir($e gel^eilt
SSon jener 3eit an liegte er ftetS eine jarte SSer»
e^rung gegen bie 1^1. Sungfrau, ber er fid^ fpäter in
eben berfelben Jtird^e gan^ unb gar töei^te (f. b. Srt.
eiugn^ m, 557). ($frfi^}eitig Ue| fid^ Obilo in
ben dleruS aufnel^men unb erl^ielt einige Sanonicate
unb Sommenben }u 93rioube, le $u^ unb SR&con,
o^ne fid^ im @enuffe fo betröd^tlid^er Sinfünfte
Slfidlid^ )u fül^Ien. Sein gfreunb, ber W>t SBil»
elm Don @. ^Benignus in 5S)xyon, frül^er SRönd^
gu Slugnt), Dermittelte il^m nun eine 3ufammen-
fünft mit bem 9lbte SJlaioIuS Don SIugnQ; ba%
Siefultat mar Obilo'S Eintritt in baS genannte
ftlofter (991). Stod^ Dor 9lblauf be§ ^robejal^red
befteüte ber altembe 9lbt SWajoIuS ben 5RoDijen ju
feinem ßoabiutor unb liefe i^n, trofe beffen SBiber-
tkebenS, furj Dor feinem am 11. SKai 994 erfolg»
ten Xobe feierlid^ gum 9(bte roä^lm. 3laä) SRajo-
luS^ Xobe nal^m Obilo nur au§ Srgebung in ben
SBiUen @otteg bie 9lbt§h)ürbe unb gugleid^ bie
^rieftenoeil^e an. — 2)amafö göl^Ite Slugn^ titoa
177 9Rönd^e; ungead^tet entgegenftel^enber 93e-
benfen mand^er feiner SRitbrüber nal^m Obilo
ftetS Diele ^ioDigen bagu auf, unb eS gelang i^m,
bei ben Dielen in Slugn^ unter ben SRönd^cn Der-
tretenen ^Nationalitäten unb @tönben fletS Sintrad^t
unb l^armonifd^ed Sufammenmirfen aufredet }u
erhalten, ©eine ÜKittel waren Sfreunblid^f eit, Siebe,
®ebulb, gutes SBeifpiel, unb nur menn bad aDeS
nid^tS 5alf, Strenge. 93ejeid^nenb ift fein (Srunb-
fa^ : Ego magis volo de misericordia miseri-
corditer judicari, quam de crudelitate cru-
deliter damnari ( Jotsald, Vita S. Odilonis 1 , 8).
%tä)t monaftifd^ roax fein Sifer für bie genauefte
Sini^altung be§ S^l^orgebeteS unb eifrige SBeforgung
be§ (SotteSbienfteS. gür alleS, m% mit biefem in
irgenb einer 93e}iel^ung ftanb, l^atte er bafi tooil^
famfte 9luge, fo bafe SBifd^of SorboneS auf ber
S^nobe guSimogeS 1031 gerabe befel^alb benSUtai-
d^en baS größte Sob fpenbete. StuS Siebe jum opus
Dei f diente Obilo aud^ mo^t Sto^m nid^t. 6o
baute er über bem @t. $etru8altar feiner Sbtei-
fird^e ein giborium, b. 1^. einen auf €dukn Tvfyn»
ben Ueberbau, Don beffen @mbVbt baS (Seföfe mit
bem l^eiligften Sacramente l^erabl^ing. Sie &aka
toattn mit Silber befleibet, baS mit SKeHo-at^
beiten gefd^müdK toax. 2)en jheuggong baute er
gau) neu auf unb liefe bie ba}u erfotbedi4en
SRarmorföuIen mit l^erfd^affen. Sbenfo forgte er
für bie geiftige erbauung feiner ffloftergemembe
burd^ häufige SSortröge. S)ad Stubium ber 1^-
ligen Sd^riften betrieb er felbft auf baS eifrigfie
unb munterte aud^ feine SOtönd^e bogu auf. SMe
Serie ber ftird^euDöter, bie IKrd^en- imb Sßrofon-
gefd^id^te mürben fteifeig fiubirt, burc^ unauS-
gefegtes 9lbfd^reiben bie Sibliotl^e! immer Demu^
unb ber Unterrid^t ber 3ugenb gemiffenl^ ge-
pflegt, ailel^rere feiner SRönd^, Don benen nur
Sotfalb, @9ruS unb Shibolf ®Iaber ^ier ertoe^
rnerben mögen, maren fd^riftfiellerifd^ ü^idtig.
SBöl^renb Obilo baS innere, religiöfe unb uriffen-
fd^aftlid^e Seben feinet Stiftes erfolgreid^ förberte,
mürbe ber 93ef}anb Slugn^'d burd^ eine gonge
Sieil^e l^eftiger Eingriffe gef dl^rbet. 3uerfi fc^möler»
ten mäd^tige Saien Den 93eftä ber SObtei. Sd^rnt
994 mufete Obilo bagegen auf ber S^nobe gu %^
bei S^on fragen. 2)ie$ö))fte®regory.unb!Bene«
biet vm., ebenfaUS bie ffönige Stöbert Dongfronf-
reid^ unb Stubolf m. Don Surgunb nahmen fid^
beS mel^rlofen 9lbte§ fröftig an, fo bafe Don 1016
an mel^r Stulpe eintrat. 2)a8 ©eraubte mürbe fo«
gar gröfetent^eild mieber gurüdCerfiattet, unb neue
Sd^enfungen mad^ten alted Unred^t mieber gut
Um bie SBefi^titel ber ®üter gu ftd^em unb meiteren
Streitigfeiten möglid^ft Dorgubeugen, liefe Obib
bie Sartularien ber Slbtei anlegen. — S)en gmeiten
Angriff unternahm 93ifd^of 9lbalbero Don Soon,
meld^er in einem ® ebid^te Obilo unb beffen SRön^ie
beim jfönig Stöbert föd^erlid^ gu mad^en fud(^te.
2)er IBerfud^ blieb ol^ne Sirfung; befel^alb mabt
ein anberer Sd^Iag gegen Slugn^ gefül^rt, melier
beffen S^ifteng unb gange SBirffomfeit gu Der«
nid^ten geeignet mar. Slugn^ mar nömlid^ feit feiner
©rünbung ber 3urigbiction beS IBifd^ofd Don SRA-
con, in beffen 2)iöcefe ed lag, endogen unb un«
mittelbar bem apoftolifd^en Stuhle unterfidDt.
2)amit maren aber bie bamaligen fübfrangöfifd^
unb burgunbifd^en SBifd^öfe ungufrieben, unb auf
ber S^nobe gu 9lnfa im 3. 1025 erflörten bie
SRetropoIiten Don Spon, SSienne unb Xarentoife
gugleid^ mit il^ren Suffraganen bie 6|emtion unb
aDe päpftlid^en ^riDilegien Slugn^^d für ungültig
unb nid^tig. Sie moHten il^re Srflörung l^upt«
föd^Iid^ auf ben Dierten Sanon bed ConcilS Don
Sl^alcebon Dom Saläre 451 ftü|en. fßapfi 3o(an«
ne§ XIX. aber mied auf bie jflagen Obilo'S bie
IBifd^öfe gured^t, empfal^I bem jfönig Stöbert ben
m
Obtlo, bcr ^l
694
I
=1
J
icm, an Röntg Stepl^n L oon Ungarn gerichtet,
SanSbem 9Ranufaipt9376 ber ^orifer Tiotional-
mb^t }um er{ien SJlale bei »ingl^ols XXXY f.
gebnuft; hxt in Sriefform gelfioltene Narratio
domni Odilonis Gluniacensis abbatis de quo-
dam miraculo sancti Thomae Apostoli ift t)on
bffl neuen Sottanbißen au8 bem SS^anufcript 7461
ber föirigL SBibliot^f )u SBrüffel in bem Gata-
logOBCodicum Hagiographorum Bibliothecae
fi^ie Bruxellensis I, 2, Bruxellis 1889, 29
ad 31, («rauSgegeben.
am 9Bintec*1046 untemal^ni Obtlo^ bereits
Mjä^g unb fd^on feit längerer 3^t leibenb, feine
ys/Bt itolienifd^ Steife. 9m 24. 2)ecember erreid^te
er Rom unb mar gugegen bei ber SBol^I beS 93i'
f4i^ Suibger Don Bamberg (Glemend II.) jum
tilifie. beffm Srl^ebung er audbrüdlici^ beiftimmte.
fifäreid geifheid^ Kombination (^ßopft ®rego-
liBiVILu. f. Seitalter VI, ©d^fflft. 1860, 568ff.),
CMio fei na(i^9lom gereist, um SlemenS jur ^b-
kndmg }n bctoegen, ift Sngeftc^td ber neu auf-
gifnibenen, unten citirtenOueEel^altloS. SbenfaUS
tttiüeObüo bcr ftaiferfrönung ^einric^S m. bei.
3i berStorgenbömmerung beS 13. Sanuar 1047
Mtv er fd^eren ^r^enS ^bfd^ieb Don @t. $eter
nb log bann neftmörtd jur @tabt l^inauS. 9uf
bn l^leil^ten SEBege ftür^te er Dom $ferbe, bafi
i(ta geiDorben ttKir unb il^n in bie (Seite fd^Iug.
Sie Segleitung trug ben @d^merDerie|ten in baS
vnift Alofter @t. $ancratiu8 unb om näd^ften
i^jt in bie @tabt in baS SIuniacenfer>$riorat
€t Raria auf bem %Dentin (itj^t ^orat ber
IRaltejer), feinem geteö^nlid^ Slbfteigequartier.
Si^P Siemens, ber Don feinem @i^e Dertriebene
Sijiifd^f SaurentiuS Don Smalfi u. 9. befud^ten
iftv ^fig. 9m 28. 9pri( enblid^ fonnte er bie
Stobt Derlaffen unb fam nad^ ungefal^r fed^S
So^en toieber in Sfugn^ an (Dgl. ben Don @adur
»mn erfkn Stale ebirten 93end^t SotjalbS, eineS
Begleiters beS ^eiligen, auS bem SJlanufcript
1 8 304 ber $anfer 92ationaIbibIiot]^ef im 92euen
«rc^iD u. f. w. X\^ [1890], 119 ff.). 3m October
1 048 begob ftd^ Obilo auf eine SSifttationSreife unb
faielt fi(( mel^rere SBod^en im jflofter ©ouDiguQ
auf. Snfiatt ftd^ ju fd^onen, prebtgte er oft unb
hielt auäf m benad^barten ftird^en @otteSbienft.
Sitte Secember befiel iJ^n fein alteS Seiben, luf-
tige Slagenfd^mer^en , h)ieber. S)ef|enungead^tet
Derri^tete er mit feinen SD^önc^en in ber 9nanen>
fapellc ober in ber ftranfen5eUe baS ß^orgebet. 9IIS
ex ben Sob nal^e füllte, lieg er ftd^ auf ben Soben,
auf bäS mit %]äft befWeute Su^gemanb legen unb
^am^te fo feine reine Seele auS. SS toai am 9benb
M 31. £ecember 1048 (m(^t 1. Sanuar 1049).
da Si^iff ber Siixd^t )u SouDignQ fanb er fein
drab. £ie ffla^I feineS 9{ad^folgerS ^atte er ben •
IRdadfm überlafien, n)aS Dor i^m in Slugnt) nid^t i
€ctte mar. 9IS Srben feines @eifteS binterlieg er I
fetncn 92adbfo(ger ^ugo unb ben groBen $apft !
Siegor Vn. Seibe erhielten ij^re ßrsie^ung unter
Cbilo. ei^erer auSfd^üeBli^ in Slugnp, festerer :
in bem Sluniacenferflofter auf bem Soentin }u
9tom, mo Obilo fo oft meilte, unb ebenfalls jum
Zl^eile in Slugnp felbft. Obilo bcitte beiben ben
Soben bereitet, auf bem fie für bie f^freil^eit unb
lBe{ferung ber jfird^e tämpfen tonnten.
Obilo mar mittlerer ®rö^e, mager, Don bleid^er
® efid^tSfarbe — eine Sfolge f ortmä^renben URagen-
leibenS. SRilb gegen Rubere, mar er ftrenge gegen
ftc^ felb)!, trug ein rau^eS SBu^fleib, fogar, nad^
ber ©itte jener S^it, Äetten auf bem ßeibe, l^ielt
aber, mie überall, fo auc^ in feinen S9u|übungen
baS Don ber IBemunft unb bem ©emiffen feft»
gefegte 9Ra| ein. 9Rit jungfröulid^r SReinigfeit
Derbanb er bie rül^renbfte Slnbac^t ^um SefuSfinb
unb ber aQerfeligften Sungfrau. £äglid^ brad^te
er baS l^eilige ^{egopfer bar. $ied^t fat^olifd^ unb
monaftifc^ mar feine innige Siebe ^um l^eiligen
ffreuje. 9Rit ber ünbltd^ften Unbefangenheit unb
SiebenSmürbigfeit fonnte er mit feinen Sfreunben,
befonberS bem ^bit ^fam Don @t. Victor ^u
SKarf eine, fd^cr Jen. — ©d^onmäl^rcnb feines SebenS
mirfte Obilo Diele SBunber, mel^r nod^ nad^ feinem
Xobe, fo ba| er balb als ^eiliger Dere^rt mürbe.
3)er fjil, ^truS 3)amiani, ber im ^^erbfle 1063
als ))ä))ftlid^er Segat nad^ @ouDign9 !am, nal^m
bie Srl^ebung beS l^iligen SeibeS unb bie Sanoni«
fation Obilo'S Dor ; aud^ Derfagte er bei biefem 9ln-
laffe eine SebenSbefd^reibung beS $)eiligen, meldte
iebod^ nur ein Dierfad^ fürjerer ^uSjug auS 3ot«
falbS ©d^rift (f. u.) ift, unb einen ^pmnuS. —
^od^Derebrt blieben bie Sleliquien beS 1^1. Obilo
5U @ouDign9, bis im 3. 1793 bie SteDolutionS-
mönner fte jugleid^ mit benen beS ^l. SDtajoluS
^auf bem Slltare beS SSaterlanbeS" Derbrannten.
9lur einzelne fleinere Sl^cild^en tonnten mit Slotft
gerettet merben. S)aS geft beS ^^eiltgen feierten
bie Kluniacenfer am 2. 3anuar. S)ie SSenebic»
tiner-gongregotionen Don ©oleSmcS unb SSeuron
begel^en eS am 19. beSfelben SJlonateS, biefd^mei-
jerif^e 93enebictiner»6ongregation om 6. gfebruar.
Cbilo^S Seben unb Sterben fd^ilberte fein ©d^üler
3otfalb, ber inßlugn^ auferjogen unb öfters Keife»
begleiter beS 3lbteS gcmefen mar. 3)erfelbe Der«
faf te aud^ eine gang bramatifd^ gel^altene lobten-
flagc in Serien. 3otfalbS beibe ©d^riftcn finb
gcbrudft bei Marrier, Bibl. Cluniac, Lutet.-
Paris. 1614, 329 sqq.; Mabillon, Acta SS.
0. S. B. VI, 1, 679 sqq.; Migne, PP. lat.
CXLII, 897 sqq. u. 1043 sqq. ; ©adfur im Svenen
^Ird^iD a. a. O. 122 ff. (53gl. au^erbem nod^
Cucherat, Cluny au onzieme siecle, Lyon et
Paris 1851, 2-^ öd., 1873; Ceillier, Histoire
des auteurs sacres, 2^ ed. [1863], XIII,
150 SS.; Hist. litt, de la France ^^I [1746],
414 SS.; Pignot, Histoire de Tordre de Gluny
1, Autun et Paris 1868, 304 ss.; liernard et
Bruel, Recueil des Ghartes de l'Abbaye de
Gluny III [Paris 1884] et IV [1888], in ber
Gollection de documents inedits sur l'hist. de
la France, 1. ser.; SRing^ol^, Ser l^eilige %bt
Cbilo in feinem Seben unb SSirfcn, 93rünn 1885
691
Obilo, ber 1^1.
692
QÜee bol^tn, ma^ er l^otte. ^Rt^Uiä^t, Jhrd^en-
5ierben, bie t)on ^tmiä) ü. gefd^enf ten jfleinobien
Deröu|erte er unb foufte batnit fßxob für bie
^ungemben. 2)Qnn iDonberte er felbft Don SBurg
)u Surg, Dott @tobt ^u ©tobt, um bei ben SBol^I»
labenben }u famtneln; enblid^ fd^rieb er an ffönig
©orciaS ni. Don 92aDana um ^Qx^t. @o ^ot er
allein Diele tauf enb SJlenfd^en Dom ^ungertobe er»
rettet. — 3(n ben Seftrebungen, ben ©otteSfrieben
(f. b. 9trt.) einjufü^ren, betl&eiligte fl(^ Obilo
anfangs nic^t: er loor nömlic^ mit ben oH^u
ftrengen ^nforberungen, meldte bie 93i(d^öfe old
Sieranftalter bed ©ottedfriebenS befonberS im 3*
1034 an bie@Iäubigen fteUten, nid^t einDerftanben,
onbererfeitS ^ielt il^n oud^ bie bamalige feinbfelige
^altung ber SBifd^öf e gegen Slugnti ab. @eit bem
Saläre 1041 aber trat er mit feinem gangen 9ln-
fel^en für ben ©otteSfrieben mit gemäßigteren 9n-
f orberungen ein, unb ^ugo Don gflaDignQ begeic^net
ben ^eiligen gerabeju ald einen ^aupturl^eber
beSfellen (Mon. Germ. bist. Scriptt. Vm, 403).
2)ie engfte SSerbinbung mit bem apoftolifd^en
@ti^Ie UMtr bei ben Sluniacenfem XrabÜion ; fo
aud^ bei Obilo, bem treuen @ol^ne ber fatl^olifc^en
ftird^e. SRit ben red^tmäßigen köpften feiner Seit,
befonberS ®regorV.,©9lDepern., ©enebict Vm.,
äol^onneS XIX., ©regor VI. unb ßlemenS II,
ftanb er in lebl^aftem IBerlel^re. 9{eunmal minbe«
ftenS überfd^ritt er bie ^Ipen, nal^m Sl^eil an @9n-
oben, 3. 93. )u SiaDenna unb Stom im 3. 1014,
an ber Sateranfpnobe im 3. 1027, unb l^alf bad
^nfel^en ber köpfte befeftigen. 9tad^ bem Xobe
beS erabif(^ofd SBurd^arb n. Don S^on im 3. 1033
foHte ObUo SJtetropoIit merben. Obmol^I bie
köpfte äol^anneS XIX. unb SBenebict IX. bagu
brängten unb festerer il^m bereits ben Siing unb
baS Pallium überfanbt l^atte, fonnte er bod| gur
^nnal^me be§ Sr^biStl^umS nid^t belogen merben.
^id^t bloft feine tiefe 2)emut]^, fein $o^eg %Iter
unb feine fd^mad^e ©efunbl^eit mögen il^n in feiner
SlMe^nung beftärft l^oben, fonbem Dor Slllem bie
Dtüdtftd^t auf feine Sleformtl^ötigfeit, bie lal^m ge-
legt iDorben iDöre, tt)enn er burd^ Eintritt in ben
abl^öngigen Spifcopat jener 3^it feine biSl^erige
freie Stellung aufgegeben ^ötte. @r fonnte al§
^bt Don SIugnQ ber ffird^e mel^r nü|en benn als
9WetropoIit Don Spon. — 9lud^ ju ben meijien
europöifd^en f^fürften ber bamaligen 3^t ftanb
Obilo in freunbfd^aftlid^en SBegiel^ungen. 93ei ber
^L «bel^eib (f. b. Slrt.), ber „2Rutter ber Ot«
tonen'', ftanb er in l^öd^ftem Slnjel^en. 93alb na^
i^rem Sobe fd^rieb er einen furjen, aber toertl^»
DoBen fiebenSabrife ber ^eiligen. Otto HE., ganj
befonberS aber beffen 9?ad^f olger, §einrid^ 11.,
ftonrab H. unb §einrid& HI., fud^ten Obilo'8
atatl^ unb jeid^neten il^n Dor allen anberen $rö-
laten auS. 3n ber Siegel begleitete Obilo bie beut-
f d^en ^errfd^er auf i^ren 9lomf a^rten unb mol^nte
aud^ in ber emigen @tabt in i^rer 9{öl^e auf bem
^Dentin, ^einrid^ 11., in bie ©ebetSDerbrüberung
mit @!Iugn9 oufgenommen, fd^enfte bem l^eiligen
9bte ben golbenen Sleid^f e(, ben er im 3. 1014
Don fßapft Senebict vm. eri^Iten l^tte, fnwi
eine Ärone, @cepter unb Srudfts, Med Don (Mb,
außer anberen ©aben. S)er 9bi uribmete i)^ b»
gegen eine au§ Derfd^iebenen @d^ften bed ^L 9n>
guftin jufammengefteQte Srflörung ber Sriefe bei
1^1. $aulud, bie ftd^ nod^ ie^t ouf ber @tabtbibli0i
tl^ef }u ^Bamberg befinbet. 9uf ben 2:agen )u 9t»
bürg an ber 2)onau (1007) unb tDo^d^ebifidf
aud^ gu SRegenSburg (1019) fanb ftd^ Obilo da
9118 bei ber äBal^l beS graulen ftonrab IL ba
Sr^bifd^of Don Stbla unb Diele lot^ringifd^ g^rfta
fid^ Don ber SJlel^rl^eit trennten unb bet 9urgei>
frieg unDermdblid^ f d^ien, fteUte Obilo ben ^tiäm
unb bie Sinigfdt lieber l^er (f. Sre|Idu, 3o^
büd^ be§ beutf d^en Sleid^ unter ftonnd) IL, Se^
aig 1 879, 1, 33 f.). Wi ben ftdnigen ^go (Eapct
Stöbert unb $dnnd§ Don tJfranfreid^, Stubolf IH
Don Surgunb, Stepl^an I. Don Ungarn, bn eben^
faBS mit Slugn^ Derbrübert mar, Sandte b.Qk
unb ©arciad HI. Don 9taDana, Stamiro L tum
Slrogon, ^ei^og Sil^elm Y. Don Squitomo^
f omie mit f e^r Dielen 99i|d^5f en, auf beren S^nobot
er erf(^ien (5. 93. 1029 in Orleans, 1034 ii
9lutun), Derfel^rte er regelmößig. 93on fdnem Si»
fluffe mad^te er überaB ben beflen ©ebraud^ fm
9hi|en ber maleren SReform, gur gförberung bei
iJfnebenS, gur Slbfd^affung ber Simonie uvbiämß
gamie, ol^ne ftd^ aber in ^l^öngigfdt Don bcB
gfürflen gu begeben.
93d feinen Dielen ^rbdten unb Stdfen fanb
Obilo nod^ 3dt gu einigen, frdlid^ Qdneren fc^
fteBenfd^en arbeiten. 2)ad Seben ber 1^1. 9bcl*
^eib fd^neb er mit bem auSgefprod^en Snml^
nid^t eine erfd^öpfenbe S)arfieflung beefelben |R
geben, fonbem gu umfaffenberer 93e]^nblmig an-
guregen. 2)ie britte Slbt^eilung, 13.— 23. ft«i)ritd,
|at gang befonbem SBertl^, ba ber SSerfaffer fie oB
3eitgenoffe unb Slugengeuge fd^neb (befler %ncai
in Mon. Genn. bist. Scriptt. IV, 637—645).
^ier fd gugldd^ bemerü, ba^ ber bem 1^1. Obib
gemöl^nlic^ gugejd^nebene Inber miraculonim
S. Adalheidis nid^t Don il^m, fonbem l^bd^fl tool^
fd^einlid^ Don einem 9R5n(^e bed jf lofterd @elg ija*
rül^rt (f. Siingl^olg XXXIX ff.). 3u fdnem dge-
neu Xrofte in fernerer Seit fd^neb er bo8 Seben Sei
1^1. aJtaiolud, feines IBorgöngerd. ^9Bad Obilo
gu geben beabfid^tigt, ift eine Sl^araftedfHI, unb
in ber l^iftorifd^en fiiteratur be§ 9Rittelalter8 mizb
es nid^t aBgu Diele S^^araftenftifen geben, bie fi^
an Slnfd^aulid^fdt, jtlarl^eit unb SBörme mit ben
93ilbe meffen fönnen, bad l^ter Obilo Don aßaiolni
entmirft" (@d^ul^e, im 9{euen Slrd^iD ber ©efelU
fd^ft f. altere beutfd^e ©efd^id^tSfunbe XIY C^-
noDer 1889], 556). %u|er biefen beiben Sd^dften
ftnb Don Obilo nod^ 15 aScetifd^ 93ortrftge ouj
t^fefte be§ JKrd^enial^reS, einige ^pmnen, ©ebete,
©ebenfoerfe auf bie Aaif er Otto I. unb ^dnrid^ ü
unb 6 SBnefe. OBigne (PP. lat. CXLU, 939 sqq.]
gibt f ämmtlid^e @d^nften Obilo'S mit %u8na]$m<
gmeier feitl^er aufgefunbener 93riefe. 3)er erjb
m
Obilo, bcr ^I.
694
icm, an ffönig Stet^l^on L Don Ungarn qitxxä^ttt,
9a8bem9Raiiuf€npt9376btr$anftr92attonQl-
KHiot^r }um erften Wole bei Siing^ola XXXY f.
gibnnft; bie in SSriefform gegoltene Narratio
domni Odilonis Gluniacensis abbatis de quo-
dim miraculo sancti Thomae Apostoli ift t)on
ba natcnSoSonbißen au8 bem SRonufcript 7461
ber fönigL SStbliot^ in Staffel in bem Cata-
hpB Codicnm Hagiographorum Bibliothecae
B^'ie Brozellensis I, 2, Broxellis 1889, 29
ä 31, (eittudgeoeben.
3m Sinter* 1046 untemal^m ObUo, bereits
84fQrig unb fd^on feit I&ngerer 3^it leibenb, feine
k^ ttdicnifd^ Steife. 9m 24. S)ecember erreichte
ff Rom mib iDor zugegen bei ber SBal^I bed SBi-
fMi Snibger t)on Somberg (SlemenS IL) }um
IM^ beffoi (Sr^bung er audbrüdCIid^ beiftimmte.
flfärerA geijheid^ Kombination (^apft @rego-
iiHVILu.f.3eitatter VI, ©d^ffl^. 1860, 568 ff.),
0^ fei nad^ Stom gereidt, um SIemend im ^b«
kriBng }u belegen, ifl Slngeft^tS ber neu auf«
gcfabencn, unten citirtenOudUel^altloS. SbenfaÜS
iMtitfeObUo ber ffaiferfrönung ^einrid^S m. bei.
3i berOlorgenbSmmerung beS 13. Januar 1047
mIßL er ferneren ^rgenS ^bfd^ieb t)on @t. $eter
nb log bann mejttDörtd gur @tabt l^inaud. Suf
boi K^ed^ten 9Bege jtürjte er t)om $ferbe, bad
14« «Hunten nxir unb ibn in bie Seite fc^Iug.
ik Xtegifitung trug ben Sd^merDerle^ten in ba§
lotc iHofler 6t. $ancratiu8 unb am nöd^ften
Zage in bie Stabt in baS SIuniacenfer*$riorat
8L Storia auf bem Klientin (je|t ^orat ber
IbUefer), feinem gettöl^nlid^ %bfteigequartier.
foivfl Clemens, ber k)on feinem @i^e oertriebene
CqKf(^f SaurentiuS t)on Smalfi u. ^. befud^ten
itv tänfig- 9nt 23. ^ril enblid^ tonnte er bie
Stobt derlaffen unb tarn nad^ ungeföl^r fed^S
So^en oieber in SIupQ an (ogl. ben uon Sadfur
fOL erfien SRale ebirten IBerid^t SotfalbS, eined
Sq^etd beS ßeiligen, au§ bem 9Ranufcri))t
18304 ber $arifer 92ationaIbibIiot]^et im 92euen
«n^to n. f. tt. XV [1890], 119 ff.). 3m Dctober
1048 begob fid^ Obilo auf eine SMfitationSreife unb
irdt {i(( meiere SBod^en im jtlojter @out)ip9
oaf. Snfiatt fid^ }u fd^onen, prebigte er oft unb
t^ and^ in benad^barten ^rd^en @otte§bienft.
ülitte S)ecember befiel i^n fein alteS Seiben, ^ef«
tige SRogenfd^mersen, »ieber. 2)effenungead^tet
Mtriittete er mit feinen ID^önd^en in ber Unarten«
faMle ober in ber ffrantenseüe baS Sl^orgebet. ^18
er ben Sob na^e fül^Ite, lie^ er ftd^ auf ben IBoben,
auf bafi mit 9fd^ befheute 9u^gett)anb legen unb
iaatltt fo feine reine Seele au8. Ss mar am Sbenb
M 31. 2)ecember 1048 (nid^t 1. Sanuar 1049).
im 64iff ber ^rd^e gu @out)ign9 fanb er fein
Scab. Sie SBabl feines IRad^foIgerS l^atte er ben
fKbadjm überlaffen, ukiS Dor ii^m in Slugnt) nid^t
&k oar. 9IS (Erben feines (SeifteS ^interlie^ er
fÖKB Stod^olger ^ugo unb ben großen $apft
Occgor VIL Seibe er|ielten il^re 6r jiel^ung unter
Cbib, erßerer auSfd^Iie^Iid^ in Slugni^, le^terer
in bem Stuniacenferflofier auf bem Soentin }u
Stom, U)0 Obilo fo oft loeilte, unb ebenfalls gum
Sl^eile in SIuguQ felbft. Obilo batte beiben ben
Soben bereitet, auf bem jie für bie greil^eit unb
Sefferung ber Jtird^e tämpfen tonnten.
Obilo xoax mittlerer ®röge, mager, t)on bleicher
® epdfttsfarbe — eine golge f ortwäl^renben SKagen«
leibenS. 9RiIb gegen Rubere, mar er ftrenge gegen
Tid^ felbft, trug ein raul^eS SBu^tleib, fogar, nad^
ber @itte jener 3^it, jtetten auf bem Seibe, l^ielt
aber, mie überatt, fo aud^ in feinen Su^übungen
baS Don ber 93emunft unb bem ®eu)iffen feft«
gefegte 3Ra% ein. 9Rit jungfröulid^ Steinigteit
Derbanb er bie rül^renbfte Snbad^t }um 3efuStinb
unb ber aüerfeligften Jungfrau. £äglid^ brad^te
er baS beilige ÜJle^opfer bar. Sed^t tatl^olifd^ unb
monaftifc^ mar feine innige Siebe }um l^eiligen
ffreuje. 9Rit ber tinblid^ften Unbefangenl^it unb
SiebenSmürbigteit tonnte er mit feinen gfreunben,
befonberS bem Slbte ^{am t>on @t. Victor }u
SWarf eifle, f d^er jen. — ©d^on mäbrenb feines SebenS
mirtte ObÜo Diele Sßunber, mebr nod^ nad^ feinem
Xobe, fo bog er balb als ^eiliger Derel^rt mürbe.
3)er fjii. $etruS S)amiani, ber im ^erbfte 1063
als päpftlid^er Segat nad^ SouoiguQ tam, nal^m
bie Srbebung beS l^iligen SeibeS unb bie Sanoni«
fation Obilo'S Dor ; auJ^ »erfaßte er bei biefem 3ln«
taffe eine SebenSbefd^reibung beS ^eiligen, meldte
jebod^ nur ein Dierfa^ für^erer SuSjug auS 3ot«
falbS ©d^rift (f. u.) ift, unb einen ^^mnuS. —
^od^Derebrt blieben bie {Reliquien beS 1^1. Obilo
)u ©ouoign^, bis im % 1798 bie SteDolutionS«
mönner fte gugleid^ mit benen beS 1^1. 9)toioluS
„auf bem Altäre beS SSaterlanbeS" Derbrannten.
9lur einzelne tleinere Sl^eild^cn tonnten mit 9lot^
gerettet merben. 2)aS 0eft beS ^eiligen feierten
bie gluniacenfer am 2. Sanuar. S)te Scnebic«
tiner«Songregationen Don ©oleSmeS unb Seuron
begel^en eS am 19. beSfelben SRonateS, bie fd^mei«
jerif^e 93enebictiner-6ongregation am 6. gfebruar.
Obilo'S Seben unb Sterben fd^ilberte fein ©c^üler
Sotfatb, ber inßlugn? auferjogen unb öfters SReife«
begleiter beS SlbteS gemefen mar. S)erfelbe Der«
faf te aud^ eine ganj bramatifc^ gel^altene Sobten«
tlage in SSerfen. SotfalbS beibe ©d^riften pnb
gebrudft bei Manier, Bibl. Cluniac, Luiet-
Paris. 1614, 329 sqq.; MabiUon, Acta SS.
0. S. B. VI, 1, 679 sqq.; Migne, PP. lat.
CXLII, 897 sqq. u. 1043 sqq. ; ©adfur im !Reuen
^rd^iD a. a. O. 122 ff. (93gl. aufeerbem nod^
Cucherat, Cluny au onzieme si^cle, Lyon et
Paris 1851, 2ööd., 1873; Ceillier, Histoire
des auteurs sacres, 2® ed. [1863] , XIII,
150 SS.; Eist. litt, de la France Vn [1746],
414 SS.; Pignot, Histoire de Tordre de Cluny
1, Autun et Paris 1868, 304 ss.; Bernard et
Bruel, Recueil des Chartes de TAbbaye de
Cluny III [Paris 1884] et IV [1888], in ber
Collection de documents inedits sur l'hist. de
la France, 1. ser.; Kingl^olj, ®er l^eilige W>t
Obilo in feinem Seben unb SBirfcn, 93rünn 1885
695
Obo Don Samfiroi.
6»
[üermel^rter SBbrud qu3 ben @tubien unb ÜJlit«
tl&cUungcn auS bem 93cncbictiner« u. ßificrcicnf er«
Orben, Sal^rg. 1884 u. 1885]; ©adfur, S)lc
Sluniacenfer unb il^re ürd^Lunboagetneingefd^id^tl.
SSSirffamfeit BÖ lUx ÜKittc bcS 11. ^af)xi^. I, ©afle
1892, 300 ff.) [Obilo SRingl^oIa 0. S. B.]
0b0 t)on Sambrai, ber fei., 0. S. B., ein
bebeutenber ©d^olaftifer beS 11. äol^rl^unbertS unb
einer ber erften GJelel^rten feiner Seit ttmrbe ju Or-
leans geboren um 1045. Sr }eigte fd^on in ber
3ugenb ungen)ö]^nli(i^ed Xalent, erwarb fid^ frül^
eine feltene Selefenl^eit unb gidnjte al§ 2)id^ter
burd^ ein lateinifd^ed ©ebid^t über ben trojanifc^en
jhieg, baS Don einem 3^tgenof[en fel^r gerül^mt
wirb. IRad^bem er in Xoul fur^e Stit alg Seigrer
gewirft, beriefen il^n bie Sanonifer Don Xoumai
als @d^olafticud an il^re 2)omfd^ule. SBaS über
feine Sl^ötigteit in biefem ^mte berid^tet wirb, ift
nid^t ol^ne ^tereffe unb tann eine SorfteHung Don
ben @d^ulDer]^öItnif[en bamaliger 3cit geben. Obo
war nid^t blo^ ein ©elel^rter Don auSgebel^ntem
SBif[en, f onbem war aud^ als Seigrer mit ungewöl^n«
lid^er Sel^rgabe auSgerüftet, !ui^ tnapp unb tref«
fenb im ^u§brud(, gewanbt in ber Seitung ber
2)i§))utationen, Dor Mem ein rul^iger, fefter Sl^a«
rafter, Don unwiberflel^Iid^em Sinf(u| auf bie
jungen Slerifer, bie, Don feinem Stufe angezogen,
in großer S^^ffi au§ ben umitegenben ©ebieten,
felbft aus ber 9lormanbie, auS @ad^fen unb Italien
famen. Sr wu^te \\t fo )u leiten, ba^ fte in un«
geftörter SRul^e unb Sintrad^t, waS bei ben ba>
maligen @tubenten nid^t immer ber gfall war, bei«
fammen lebten. SDßenn er fie — eS waren il^rer an
200 — ju ben Officien in bie ffird^e geleitete, ging
er }ur 93eaufftd^tigung l^inter il^nen l^er, unb feiner
l^ötte gewagt ju lad^en ober mit bem 92ad^baraud^
nur leife ^u fpred^en, felbfi nid^t nad^ red^tS ober
linf§ ben Stop] lu wenben; im ß^l^ore waren fte
emft, rul^ig unb gcmeffen wie ÜKönd^e Don ßlugn^.
©d^on feinen Amtsantritt batte Obo mit einem
SBeweife feiner Sl^arafterfefligfeit auSge^eid^net,
inbem er bie Dom Abel unb ber IBürgerfd^aft ju
©efd^äftSDerl^nblungen mi^braud^ten Sldume ber
3!)omfd^ule am 2)omfreu5gang für il^re red^tlid^e
Seftimmung unerfd^rodfen ^urüdfforberte. Obo
war eine burd^auS pl^ilof opl^ifd^ angelegte 92atur ;
als Anl^önger beS ^oetl^iuS Dertrat er einen ge-
mö^igten Realismus, woburd^ er in ©egenfa^
nt bem nominaliftifd^ gefmnten 2)omfd^olafter
Staimbert Don Sitte trat. Au^er ^l^ilofopl^ie
leierte er aud^ Aftronomie unb erflörte Dor bem
S)omt)ortal feinen ©d^ülem Dom Abenb bis tief
in bie 9lad^t l^inein ben ßauf ber ©teme. 6ine
SJenberung in feinem ßeben fül^rte bie jufäflige
Sefung ber auguftinifd^en ©d^rift De libero ar-
bitrio l^erbei, bie er frül^er wegen feiner SSorliebe
für weltlid^e Siteratur als wenig anjiel^enb bei«
feite gelegt l^atte. Son bem Snl^alte biefeS Sud^eS
bis gu Il^ränen ergriffen, begann er mit feiner
gewol^nten ßnergie eine neue fiebenSweife, be>
fd^rönfte feinen Unterrid^t, Derweilte täglidj lange
3eit betenb in ber iKrd^e, Dertl^iße fein etfpartc!
®elb an bie Armen unb ergab fid^ ber 9bUSbta|
unb bej)önbigem gfaflen. Oftmals a| er )u eine
9Dta]^l5eitnurfoDielSrob,alSinbie]^D]^le^aiibg^
fo bag feine frül^ere Seleibtl^eit einer erfqredEenba
aOlagerfeit wid^, unb ba^ ehemalige grreitnbe iti
nid^t mel^r erfannten. Auf bie 92ad$rid^t Don feine
IBefel^rung gu einem geiftlid^en Seben beeilten fkl
bie Aebte fowol^l ber SRönd^flöfler als ber 9m
larclerifer im Sanbe, il^n gu fid^ einjulaben. Sa
IBifd^of unb bie Sinwol^ner Don Zounuii i^
feitS gaben ftd^ Diele ÜJlül^e, il^n in il^rer Stobt a
l^alten, wief en i^m eine ÜJlartinuSfird^ in ber 91$
berfelben an unb füllen i^n, olS er einfl mit ^
neu @d^ülem einen geeignetem Ort }u fud^foct^
gesogen war, in einer }u taufenb JtSpfen ^leiAa
$rocef{ion wieber in fein ffloj^er gurüd. Sta^boB
Obo brei Saläre bie SebenSweife ber Sanontbr h^
folgt l^tte, nal^m er 1095 auf ben Sio^ ftiatf
gfreunbeS, beS AbteS ^aimerid^ Don And^iit, imls
fel^r merfwürbigen Umflönben bie iSenebictto*
regel unb balb barauf bie SebenSweife Don (Sixtp^
an. 9Ran lebte im @t. SRartinSflofler gu %m
nai in großer Armut, übte Diel ^anbarbeit, M"
fd^möl^te felbft für bie Jtird^e ben @d^mud! m
@ilber unb ®olb. Aud^ bie @tubien wmbei
|[ei^ig betrieben, IBüd^er abgef daneben tmb Ue
sBibliotl^ef auf eine bebeutenbe bb^ gebraut 96#
nur für feine ^bnä^t war Obo ein ienS^
gfül^rer im geiftKd^en Seben; er prebigte aaid^ ii
ber @tabt unb bewirfte in ber Sflrgerfd^ eise
DöQige Umwanblung, fo ba| mand^e f^fer mb
t^amilien fleinen Jtlöflem glid^en. 3n ISifil^riget
Seitung brad^te Obo fein fflofter gu einem $e^
fonal Don 70 ÜJlönd^en unb bebeutenbem Sqik.
Als ber Si^bifd^of SRanaffeS Don SleimS auf Sc-
fel^l $aScaIS ü. an SteQe beS burd^ftaifer^cfa^
rid^ IV. gewaltfam auf ben Stul^l Don (Eombrai
gebrad^ten @imoniften ©andrer einen red^tmft|igea
93ifd^of befteOen foQte, fiel bie SBal^l aller ^
Dingialbifd^öfe auf Obo (1105). Srfl nad^ 3al^
frift unb bem Sobe beS JtaiferS fonnte Obo Don
feinem @tu]^le Sefi^ ergreifen, mujite aber, ba a
Dom Jtaifer ^einri^ V. bie SnDeftitur nid^ cd
bitten wollte, benfelben balb wieber Derlaffen. 6i
begab fid^ (um 1110) in baS il^m befrennbch
Jtlof)er And^in; wal^rf^einlid^ feierte er aber gecp
Snbe feines SebenS wieber nad^ Sambroi }ut&t
Sr ftarb j[ebod^ in And^in 1113 unb Wirb oB
Seliger Derebrt. Sßöl^renb feiner Verbannung 1^
er mel^rere ©elegenl^eitsfd^riften Derfa|t (Ifigne
PP. lat. CLX, 1053 sqq.), nämli(| eine Cr
flärung Dom Sanon ber l^eiligen SHeffe, ein SBcr
über bie Srbfünbe unb eine Abl^anbbtng gcga
bie 3uben über bie Anfunft beS SReffiaS, alle ori
ftarf Dorwiegenber pl^ilof opl^ifd^er Se^lanblung, U
Don ber fpeculatiDen ^Begabung beS SBerfafferS leng
unb ein 9ilb gibt, wie er als 2)omfd^ola|}er ge
leiert l^aben mag. Sr f d^rieb aud^ eine fleine Cdoii
gelien^armonie unb legte eine Dierfprad^ige $|al
men^olQglotte (oufbewal^rt gu $anS [Bibl. Nai
Obo öon Klugitp — - Oborld^, ber fcl.
698
2195]) an, toeld^e betodSt ba& ntan in
Hoßer bie ^ige S^rift grünbUc^ ftubirte
4ifd^ tote oncb ^ebröifcb Derfianb. OueOen
2eben8gefd^i(!bte Obo'S {inb Haimanni
le restauratione monast. S. Martini
. (hl MoiL Germ. bist. Scriptt. XIV,
[.) mib ein gleid^ nad^ feinem Sobe t)on
.manb k>on Snd^in Derf agteS Sitculor (AA.
(L Jun. m, 910 sqq.). (Sgl bie Site-
i Chevalier, Bepert. 1665; Heinere ^aä^
(eben 99Battenba^, @i^ungdber. ber 93er-
äb. ber SBiffenfd^. 1891, 1,,100; Revue
1892, 136 ; A. Auger, Etüde sur les
nee des Pays-Bas, Bruxelles 1892,
[«mbr. iKcnle 0. S. B.]
t>on eiugn^, f. eiup9 III, 555 ff.
b«, ObunamCcVüi!, 'OSoXXa», im
ine conaanitifd^e Jtönic^j)Qbt beren IBe'
f((on ®en. 88, 1 ff. genannt mxhtn. @ie
ler fogen. Sepl^ela, b. 1^. in ber 91ieberung,
t4 toefhD&rtS an baS ®ebirge 3uba an>
(3of. 15, 35), unb ba fle in SSerbin-
lerfeitS mit Sebna (3of. 12, 15), anberer»
t äerimotl^, @od^o unb ^^eca genannt
> mu| fie mefhoörtS t)on Set^Iel^em am
eS ®ebirge8 gelegen gemefen fein. @ie
n 3ofue erobert unb gerftört, nnirb aber
icber aufgebaut unb gel^örte gum Stamme
) lange biefer möd^tig genug UKir, fte gegen
tßer {u be^KUipten. 3u @aul§ 3^it ge-
ben Unteren, f o ba^ 3)at)ib bafelbft @d^u^
omite (1 @am. 22, 1) ; biefer Dereinigte
34roeL Son Sloboam nnirb pe befeftigt
11, 7) unb ftanb nod^ in nad^eiilifd^er
g8br. 11, 30. 2 aJlad^. 12, 38). ©eine
je Serü^mtl^eit erlangte ber Ort burd^ eine
!a^ gelegene (Jos. Anti 6, 12, 3) ^öl^Ie
Softem Don ^öl^Ien, morin 2)ooib mit
ngel^örigen Dor @aul @d^u|fanb (1 @am.
). 9S3ö^renb man biefe ©rottenbilbung
rit 9Bi(^Im Don S^rud irrtl^ümltcj^ im
II Don Setl^Ie^em bei bem fflofter be§
riton teiebergefunben gu l^aben glaubte,
3tere ©elel^rte überjeugenb bargetl^an, ba^
i m\i\\^ Don IBetl^Iel^em bei bem l^eutigen
la )u fud^ ift, in beffen 9lamen bie alte
ung nid^t unbeutUd^ fortlebt. (93gl. O.
Ins bem Orient, Stuttgart 1867, 78 ff.;
Explor. Fund 1874, 110; 1875, 42.
«0, 173.) [Raulen.]
tU, f. ©erbarb OboniS V, 374 ff.
faf Don $orbenone (de Portu Nao-
r feL, 0. M., mit bem 3unamen ÜKat»
concidcanennifftonar unb Stetfebefd^reiber,
16 nid^t nmt Don ^orbenone im Denetiani-
nil gdioren unb trat frül^jeitig gu Ubine in
en ber minberen 93rilber. ^ier begann er
I DoS au|erorbentIid^er Strengl^etten unb
nit nid(|t blo^ htn ®runb ju einer un-
ifoi l^igteit, fonbem aud^ gu einer gci«
b Sh^Ii^en &tergie, meiere il^n für bie
größten Slnfhrengungen unb Sntbel^rungen miber-
ftanbdföl^ig mad^te. 3n bemütl^iger ©efinnung
mu^te er fid^ allen Remtern unb S^en im Orben
5u ent}ieben unb Derlangte nur fein Seben ber Se«
tel^rung ber Ungläubigen }u mibmen. Um fid^ auf
biefen Seruf Doi^ubereiten, lebte er eine S^ttlong
in gönglid^er Sinfamfeit unb tam fo }u bem Snt*
fd^lu^, feine ffröfte aleid^ fo Dielen feiner OrbenS-
brüber für bie SRifftoneti in ^od^afien }u Der-
menben. 2)ort nnir bamalS ein l^öd^ft fru^tbared
Sfelb )u apoftolifd^er Slrbeit geöffnet, auf mel-
d^em befotü>er3 0ranci§caner uno Dominicaner
tl^dtig nniren. Singer ben gal^lreid^en ÜRifftonen,
meldte ber römifd^e Stul^l unb bie d^riftlid^enÄönige
Suropa'd bortl^in entfanbt, l^atten aud^ Diele ein-
fädle OrbenSleute blo^ aud religiöfer Segeifierung,
arm an ^ilfdmitteln, aber reid^ an @elbflDerlöug-
nung uno ©ottDertrauen, bie befd^merlid^ftenSteifen
bid an baSSnbe Don Sften unternommen. @o
maren an Dielen Stellen nid^t blo^ einzelne Seelen
für baS ßbnftentl^um gewonnen, fonbem aud^
blül^enbe ©emeinben geftiftet morben, benen bie
europäifd^en OrbenSleute als Seiter unb Sd^ü^er
Dorftanben. 3m 3. 1318 erhielt Oboric^ bie Sr-
laubni^, il^rem Seifpiele ju folgen, unb begab ^d^
nun unDer^uglid^, blo| Don einem Saienbnü>er auf
feinen Steifen begleitet, auf ben SBeg nad^ ßonfkn-
tinopel. Son bort f d^iffte er über baS f d^n)ar}e Öleer
nad^ Xrapejunt unb »anberte quer burd^ Armenien
unb Werften bid }u ber bamal§ nod^ bebeutenben
^afenftabt ^ormuS an ber gleid^namigen ÜJleer-
enge. 2)ie nöd^fte Sd^iffSgelegenl^eit benu^te er
bann, um nad^ Oftinbien ^u gelangen, unb lanbete
Suerft }u Xana auf ber 3nf el Salfette. ^ier erful^r
er, ba| Dier feiner OrbenSbrüber, nömlid^ bie brei
$riefter Xl^omoS Don 2:oIentin, 3Qcob Don ^bua,
$etru§ Don Siena unb ber Saienbruber 3!)emetriu§
Don2:ifIiS, auf einer SJlifftonSreife nad^ Sl^ina ba§
©rab be§ 1^1. 2:bomaS )u !inelia))ore l^atten be-
fud^en xooUtn unb, Dom Sturm nad^ Salfette Der-
fd^Iagen, burd^ ben Stattl^alter ber bamal§ in ^in-
buftan regierenben mol^ammebanifd^ (4.) S)^-
naftie einem graufamen ÜJlartertob überliefert
n)orben maren. 3^r glorreid^er Sob l^atte reid^e
fSfrüd^te getragen; benn auf munberbare SRal^nung
gemöbrte ber nömlid^e SRad^tl^ober balb nad^ber
ben Sl^riften Doüftönbig freie SleligionSübung. ^ei
biefer 92od^rid^t rul^te Oborid^ nid^t, bis e§ il^m
geftattet mürbe, bie Sarge ber IBlutjeugen ju
öffnen unb bie Dorgefunbenen Stefte mit fid^ nad^
(El^ina ju nel^men, bamit bie Eiligen im Siob bort-
bin ben Segen bräd^ten, ben fte im Seben bafelbft
batten Derbreiten moQen. 3uf ber ganjen Steife
nad^ S^tna trennte er fid^ Don biefem toftbaren
Sd^a^ nid^t mel^r unb legte il^n 92ad^t§ ftatt beS
ffopffiffenS unter fein ^aupt, al§ mofle er barauS
bie ju feinem Untemel^men notl^menbige Störfe
gewinnen. So fam er über ©c^Ion, Sumatra,
ia\)a, 93omeo, meiter über ^egu unb 9lDa enblid^
nad^ ei^ina, unb jmar juerft in bie füblid^en $ro«
Dinjen, meldte er SKanji ftatt be§ b^w^igen SKan-tfc
699
Oborid^, ber fei.
nennt. €r jog burd^ bie otogen ©täbte beS ©übenS,
unter »eld^en er befonberS ©U'tfd^cu rül^mt über
ben 3an«tfe«fianö nod^ §an»tf(i^eu«fu, baS er mit
!93enebiQ Derglei^t. ^ier fatü) er eine blül^enbe
gl^riliengemeinbe unter einem grjbif d^of au8 [einem
Drben, ^nbreaS üon Perugia, ber mit öier 2fron=
ciSconerpriepem pd^ in bie ©eeljorge tl^eilte, unb
tonnte bie pröd^tige Satl^ebrole ben)unbem, xotli^t
eine armenijd^e 2)Qme ouS il^ren SRitteln für bie
Sl^rtpen erbaut l^atte. 92id^t »ett Don ber ©tabt
l^atte SnbreaS in ber Sinfamteit eine§ SBöIbd^enS
ein gfrancidconerflöperd^en errid^tet. ^ier legte
Oboric^ bie foftboren [Reliquien nieber, meldte er
ouS Oflinbien mitgebrod^t l^tte, unb begann im
SSerein mit feinen eifrigen Srübcm fogleid^ ba§
SDtifponSioer!. ©eineSBirffamfeit l^atte üielelBefel^«
rungen jur gfolge; aOein ba fünf eifrige ÜJlönner
am $la^ xoaxtn, jog e§ il^n meiter nad^ 92orben, tt)o
nod^ eine reid^e Smte minfte. ^uf bem Sßeg in bie
nörblid^en $rot)in}en traf er in ben großen ©tobten
nyieberl^olt gfranciScanermifPonen an ber ©pi^e
neugegrünbeter Sl^ripengemeinben an. Sr fe^te
über ben ^oang-l^o unb fam nad^ $eting, tt)o baS
ß^l^ripentl^um bamalS am ^ofe tt)ie beim SSoIt
geeiert unb angef el^en UHir. SSöl^renb breier Saläre
unterzog er P^ l^ier mit unermüblid^em Sifer ben
Slrbeiten einer mül^eüoQen ©eelforge, l^atte aber
aud^ bie gfreube, eine gro^e Snjal^I Sinl^eimifd^er
avL% allen, felbp ben l^öd^ften ©tauben )um Sl^ri«
Pentl^um übertreten su fe^en. SlQein er moQte ben
9lamen 3efu ßl^ripi nod^ weiter tragen, üerlie^
bal^er ^efing unb Sl^ina unb S^fiüber bie gro^e
SRauer in bie meiten ©tcppen ber 2Kongo(et. öier
wartete feiner ein betrübter ?lnblidf; unter bem
Sinpu^ nePorianifd^er $rebiger, meldte auS bem
SBeften gefommen, tuar l^ier ba3 einp blül^enbe
tatl^olifd^e ß^^ripentl^um bem ^rrtl^um Derfaüen
unb brol^te an Sau^ett unb ©leid^gültigfeit ju
©runbe ju gelten. Dborid^S begeiPerteS SBort
führte t)iele äierinte jur ftird^e }urüd( unb ge-
wann nod^ mel^r Ungetaufte für baS (Sl^riPen*
tl^um. 95alb aber fül^rte il^n ber 6ifer be§ äpo-
pelS weiter burd^ bie d^inepfc^e ^roöinj ffan»fu
bi§ nad^ if^a^^a, ber ^au))tftabt t)on 2:ibet, wel-
d^eS t)or il^m Don feinem Steifenben aug Suropa
betreten worben war. SereitS aber war in il^m
ber $(an gereift, nad^ einem großem SKa^«
Pabe als lebiglid^ burd^ feine perfönlid^e Sl^ötig-
feit ba§ ^eil ber apatifc^en ^eibenwelt ju be^
wirlen. Sr woHte pd^ an ba§ Oberl^aupt ber
ß^ripenl^eit wenben, woDte bemfelben ffenntni^
Don ben reid^en SuSpd^ten geben, weld^e pd^ ber
ftird^e im fernen Dpen eröffneten, unb woHte i^n
im SRamen beS mongolifd^en Slfl^anS, üon bem er
pd^ l^atte beDoIImöd^tigen lajfen, um apopolifd^e
Arbeiter für baS weite aSiffionSfelb bitten, ©o
^og er benn t)on S|^a'Pa wepwart§ burd^ bie graufen
©d^Iud^ten be§ ^imalaQa, burd^wanberte ba§ nörb-
lic^e 3nbien unb ganj ^erpen unb fud^te wieber
bie europäifd^e ^eimat auf. 3m 3- 1330 erreid^te
er $orbenone. 3^blf 3al^re lang war er burd^
bie entlegenPen unb bamalS am tt>ent(
fannten ©egenben be§ Srbfreifed ge)0|
l^atte mel^r al§ 20 000 Ungläubigen bi
Saufe gefpenbet. 3nfolge ber babei (
SRül^en unb Sntbel^rungen war er fo abj
unb gebräunt, ba^ im Saterlanb niema
nid^t bie nöd^Pen Slngel^örigen, il^n wieber
3nbePen Panb fein ©inn nur nad^ 9toi
$app 3o]^anne§ XXII., unb obwol^ t
rid^t, ba| aufi feinem eigenen Orben b
ein ®egenpapp entgegengefteOt worben, i^
Hoffnung auf ©elingen feineS SBorl^abc
mad^te er fid^ boc^ auf bie Steife. 3u $i
pel er in eine ffranf^eit unb warb be^w
^efel^l beS $rot)in)iafö nad^ $abua gebrc
er f d^on in ^Pen eine ©Hj^e }ur 3!)arpeSu
KeifeerlebniPe in feiner ^utterfprad^e ei
l^afte, warb er nun burd^ ben ©el^orfam g
einem feiner ÜRitbrüber, SBil^elm ton 1
einen auSfü^rlid^en Serid^t über feine
bictiren, wetd^en biefer lateinifd^ nteberf d^ri
war Oborid^g le^te SBirf famfeit für bie m
2)a er fein Snbe l^eranna^en fül^lte, bat
Ubine in baSfelbe jtlofter gebrad^t }u we
weld^em er fein OrbenSleben begonnen 1^
l^ier befd^Io^ er baSfelbe burd^ einen gl
2:ob am 14. 3Qnuar 1331. 3nfolge un
lid^er SSerel^rung unb Dieler SBunber, um
feine Anrufung gefd^al^en, warb er tw]
biet XIV. am 2. 3uli 1755 feiig gefpnx
fein tJfeP für ben SfranciScanerorben auf bc
bruar Derlegt.
3!)er burd^ SBilbelm Don ©olagna auf
bene äteifeberic^t Oborid^S warb wäl^ren
Sal^rl^unberte in Dielen ^Ibfd^ripen Derb«
aud^ wieberl^olt in'§ Stalienifd^e, Sfran^öf
2)eutfd^e überfe^t. ^anbfd^ripen Dergeid^r
Siruti (Notizie de' Letterati del Priidi
nezia 1760, 274 sgg.) unb P. öenni
storieo alle gesta del b. Odorico, ^
1761), befonberS aber (Sorbier (f. u.) p. I
©ebrudtt warb ^uerp eine ber italienifd^et
tragungen, l^erauSgegeben Don $. IBirunl
ju $efaro bei §ier. ©oncino, eine ant
SRamupo im jweitcn 93anbe Don bePeuNavi
e Viaggi, Yenezia 1583, 245 sgg. 9
Ausgabe be§ lateinifd^en Se|te3 pnbet pc
fd^on genannten ©d^rip Don P. SSenni m
^anbfd^rip Don 1401, eine anbere mit ei
ueberfe^ung bei Hakluyt, The second "^
of the Principal Navigations etc., ]
1599, 39 ff. gine bebeutenbe Arbeit iftb
be§ OberPen ^ule: Cathay and the wajf
Lond. 1866; nad^ il^m erfd^ien eineSuSg
P. 3:eoplo SDomenid^em (Prato 1881).
nannten arbeiten übertrifft bei SOBeitem bie ]
f d^ienene Ausgabe ber franjöf . Ueberf e^ung
i^ann Don ^pcrn Don §enri ©orbier : LesV
en Asie au XIV^ si^cle du Bienheui
Odoric de Pordenone, religieux d<
Pran9ois, publies avec une Introdu«
Oecolampabiud.
702
M (yoI. X bed Becueil de voyages et
its pour servir k rhistoire de la
liie depuis le Xni® jusqu'ä la fin du
»de , totid^ \>on @($ef er unb Sorbier
(eben mirb). 2)er iBerfaffer l^at 73 ^onb«
bei ateifeberii^ted t)erQlid^en unb aö^It
dtte Sudgaben bedfelben in üerfd^iebenen
t auf. 2)er üielfad^ Derberbte unb inter«
fSt ber alten ausgaben ift fritifd^ corri-
mit je^ geleiertem ^parat commentirt.
anbiften geben einen SuSjug, ber ntel^r
cf als bad äußere Seben beS feiigen SSer-
Iiifinren foll (AA. SS. BoU. Jan. I,
).
serttDÜrbigen SSerid^t beS l^etligen 9Ranned
»lere to)egen mand^er fabeD^aft erfd^einen«
rid^ten U)enig ®lauben fd^enfen vooUtn,
t ei^arotter bed Serf afferS verbietet ebenf o.
tgläubigfeit mie an romanl^afte lieber«
iKm feiner Seite }u beulen, ^rd^ bie
c Arbeit SorbierS ift ber Seric^t be§
Ulf 0i|fenfd^ftlid^em Sßege glön^enb ge-
(t, fo ba| Oborid^ neben 3bn Satuta
reo $olo }u ben bebeutenbflen Steife«
ni bed 9Rittelalter§ gel^ört. Sd^on ber
unifjiouar P. 6uc, gett)i| ein competenter
\tc, Derfi^^, oa| Oborid^ 2)arfteOung
^^ina nod^ l^eute burd^ ben Sugenfd^ein
ncrbe. XiraboSd^i meist nadl^, ba^ bie
et Oborid^ Xe^t üielfad^ burd^ fabel«
^ten enoeitert l^aben, mie benn aud^ bei
irm Stecenfionen eined unb beSjelben
!e^, oeld^e ber ^Herausgeber für jmei
ne SSerid^te l^alten fonnte. 2)en ^bfd^rei«
) bal^er bie fonberbaren ÜJ^ittl^eilungen
n, meiere offenbar ber SBal^r^eit ober
[id^feit wiberfireiten. Unoufgeflärt bleibt,
italienifd^e IBruber überaQ, föol^in er
(eic^ fid^ Derftönbltd^ mad^en unb in ber
rad^ baS SDangelium Derfünbigen fonnte ;
Ip feinen Sluffd^lu^ gibt, auf tteld^em
fi(^ bie not^menbigen (Sprad^fenntniffe
rt iaht, fo toirb man feinen Siogra»
luben muffen, ba^ er, toie fpätcr ber
, Xaoier, Dom l^eiligen ©cift bie ©prad^cn»
alten f^attt (Comejo, Chronica sera-
I, en Madrid 1686, 545). (Sgl. Tira-
Storia della letteratura Italiana V,
en. 1823, IX, 163]; J. L. Moshemii
artaronun ecclesiastica , Helmstadi
00 sqq. ; Brunei, Manuel IV, 160 8.;
rai, in ben C)ifi.«pol. »lottern XXX Vin
507 ff.; M. Huc, Le Christianisme
leetc. I, Paris 1857, 398 ss.; En-
ddia Britannica, art. Odoric, by H.
SBeitere Sitcratur f. bei Cordier 1. c.
in 88.) [ftaulen.]
^«ftfMtts, 3obann, fogen. Stefor«
9a\tl, toax 1482 ju SBeinSberg geboren.
^ränglid^r Ütame lautete nid^t „^aug«
IIb man fpöter bie gröcifirte !Ramen§form
jurüdfüberfe|te, fonbem „©u^gen'' ober ^§eu&«
gen". 2)ie uRutter, mel^e au^ einer angefel^enen
0amilie ber @tabt Safel flammte, fe^te eS gegen«
über ben Sinreben bed SSaterS bur4 ba^ ber @ol^n
är baS @tubium beftimmt n)urbe. Seine l^umani-
tifd^e iBorbilbung erl^ielt biefer in feiner 93aterftabt
unb in ^eibelberg. ^oxm mibmete erfid^juSologna
bem @tubium ber Siedete, fanb aber an biefem
Sfad^e fein ®efaUen unb feierte 1499 nad^ ^eibel«
berg }urüd(, um bort 2:i^eologie unb ^unumiora ^u
ftubiren. Sr vertiefte fid^ in bie Sefung oon @d^rif«
ten ber SR^ftifer, oor ^Qem ©erfonS unb C^ugo'd
oon @t. SSictor ; eine folibe tl^eologifd^e 93ilbung
aber enoarb er fid^ nid^t. @d^on früf jeitig l^atte er
fid^ aud^ mit ber 3!)id^tfunjl abgegeben utd) bereits
mit 14 3a]^ren 93er[e gemad^t; fpöter arbeitete er
größere ®ebi(^te unb Xragöbien auS. ÜRit Sor«
liebe fd^lo^ er |i(( an bie ^umaniflen an. @o ift
es erflörlid^, oa| er fid^ fpöter meift oon @<«
fül^len bel^errfd^en unb leiten lie^, anftatt fefte
®runbfö|ep befolgen; bal^er fam eS aud^, baper
in ben religiöfen jtömpf en feiner Seit jegli^en ^alt
oerlor, in eine peinlid^e 3etriffen|eit geriet!^, in ein
unl^eilDoDeS Sd^nmnf en Derfiel unb Don einer Un«
rul^e getrieben mürbe, meldte il^n mit feiner Sage }u«
friebenmerbenlie^. 3m3. 1 503 mürbe er magister
artium unb barauf Srjiel^er ber jüngeren Söl^ne
beS Jhirfürften oon ber $fal). Se^tere @teQung
gab er balb mieber auf, empfing nun bie $riefter«
meil^e unb übemal^m einSeneficium, meld^ed feine
Sttem )u SßeinSberg geftiftet litten. 3n biefer
Stellung l^ielt er ^rebigten über bie fteben Sßorte
3ef u om Jtreuje, bereu ^erauSgabe unter bem Xitel
,,Declamationesober^eben3colampab§überbaS
Seiben unb bie le^tc ^rebigt unfereS §erm 3cfu
Sl^rifti am Jhreu^ unter bem Silb eines megjiel^enben
^rebigerS" 3afiu8 1512 jugfrciburg üermittelte.
3n benfelben äußert ftd^ ungel^eud^elte gfrömmig«
feit unb fatl^olif d^e Ueberjeugung. OecolampabiuS
befennt entfd^ieben feine Serel^rung gegen bie
feligfte Sungfrou, fomie feinen ©louben an bie
©egenmart Sl^rifti im ^ItarSfacramente, unb preist
biejenigen glüdflid^, meldte auS Siebe }ur SSoQ«
fommen^eit ber (Sf)t entfagen. allein nur menige
Saläre l^ielt OecolampabiuS in SBeinSberg auS.
Sr begab ftd^ nad^ Stuttgart, Tübingen unb ^ei«
belberg unb mürbe an biefen Orten mit Sol^ann
Steud^lin, SReland^tl^on, Sol^Qun 93ren) unb Sßolf«
gang Sapito befreunbet. ^ad^ oorübergel^enbem
$[uf entl^alte in feiner SSaterftabt fam er nad^ 9af el ;
l^ier marb er 1515 $rebtger am SRünfter unb
lernte graSmuS fennen, meldten er ^bie flrone
feines §aupteS" nannte. 3« Mefer 3cit oerfa|te
er eine @d^rift De ritu paschali fotoie eine grie-
d^ifd^e ©rammatif unb gab einige fleinere @d^rif ten
ber gried^ifd^cn Säter l^erauS. 3m 3. 1518 mürbe
er ©octor ber Xl^eologic. Salb borauf folgte er
einem Shife alS SDomprebigcr nad^ äugSburg.
ßraSmuS gab il^m bei feinem SBeggange Don
IBofel als Snbenfen einen fleinen äuffa^ über
ben Anfang beS SoangeliumS beS 1^1. 3o]^anneS,
70S Occolam))abiue. 70-
ben Oecolan^iabüie oft mit feigen ffüffen ttebtdtt. ju ftinem Slufentl^altt. ^ici )>Rbiflte a tüglU
damals tuat tr füi STaemuS no<J^ plane mona- unb las rinm Xt|til bei (riligtn Sliffe in bsit<
chuB et Buperstitione eubmoleBtus. Sn^uflä' \'^^ Sftra^f. 9)lt^im SRonote blitb n in bd
bürg Durbt Ö(coIani)>abtiie mit Sut^ei unb befjen mraig flttli^cn UmQtbiing Ulti^ oon Ibulin
^R^ängtin tterfSnlid) betaiml. ^iei, mitten in unb ^attmut^S »cm Sionbutg. 1iit\t Stibot
ben Ram^f ber @etftei ^imingcfltut, bcßann er ju fc^tintn \i)a aai) begleitet gu ^aben, alSetf^^
fi^manfen. Dr. ed battt bcbauplet, in Augsburg SloDembet 1522 nac| %afel begab. Soitno^a
fte^e mit %[u3na^me einiger ungeMlbelen 3)i>ni' junäcbf) im ^aufe beS Sht^^anbleiS Sratate
berren niemanb auf ©eiten Sut^trS. ®ie6 fc^eint SBSobnung unb trat balb in freunbftöoftfi^ Bf
bif Sitelteit beS 3)Dnit)rebiger§ oerlt^ jut)abcn; jiebungen gu 3n>tngli. See bamalS fronfe Sßfanit
er |(^iteb nun gegen @d unb trat in $rie|K)e^fel uon €t. SRartin nabm i^n de SSicoi cm, mut tri
mit Sutber unb <lReIand)tbon. 3)efTenunQeacbtet grlaubnil bcS ^üti)t9 i)itlt er on bei UniBop
überft^te er eine 9iebe beS % @regor uon URagianj, äiorlefungen über altle|tamenlli(^ ^op^den ob
»elcbe uofl ift tion benlii^ Säuberungen eines paulini|(^e %tne|e. Obglei^ f^on je^ gan| ta
gottgemei^ten SebenB, utüi nibmete biefelbc einer neuen fiebre jugetban, rfiifte er boc^ ttitt olIiiflBl
3:oc^tcifeincSifreunbeeSßeutiRger,umrteinibrem mit feinen Slnfii^len benniS. £r benahm fi^ k*
Sßorfa^c, in ein JTlo|)er ju treten, ju b(|tärlen. bSi^tig unb fi^lau, trat gunä^ß Iei(e auf, ]S)A
EDtclancbtbon tbeilte ibm ben !Ser[au| ber Seiligiget Slnbere Dor unb lieg biefe ausü^rm, ti»3 er m
SiSputation mit unb ^offte it|n baburi^ ganj )u gegtttelt butte. 2)em Katbe ffdmti^ltc er nb
? eroinnen ; allein OeuilamiKibiua trat balb borauf fu^te ibn in ®egenfa| gu ^if Aof unb UniiKifittJ
23. gpril 1520) in baS iBirgittentlofter gu Wo- gu bringen, melile am allen @Iauben feßbi^bt
münfter (f. b. Srt. 9llo), um bort „'pä) jelbp ju 3m auguft 1523 fdjlug er einige 3:^en n
leben unb um bie HDteinungcn berSntnfdien {i^ (d^uargenSBrette an unb lub gu einer SHBtJUtatin
m<S)t KKiter gu betümmem". @erabe au8 bem, ein, „um bon ber mabren eoangelifd^en Sebre Sc
loaS fiutber unb ffariftabt in Sei)]gig gefagt bitten, rtc^tgu geben". OecoIam^abiuS oert^igttfia
erfannte et »0^1, ba| eS fub um einen Aamt>f bereits bie Sebte bon bei SRe^tfertigung IM
gegen bie @Tunbfe[ten be8 SbrtftenIbumS banble, ben @Iauben aOein. S)ie UniberfitAt ocrbot bii
unb eS |<bauberle iftm cor bem abgrunbe; er a:beilnab™i; ""i ber SJiSinitation , »el^e ote
ooflte bor ber ®efabr, (einen ©lauben gu tter- trobbem fioltfonb. 3n einem meitem Sleligioit
litren, pt^ Püd)ttn. ©eferotgen überbäufien Sutl^erS gefptä^e tntfi^ieb fid^ Oecotam))abiuB fk Mi
ffln'dänger i^n mit ©))Dtt ; olS bieg nid^tS fruf^tete, Sreigcbung ber *priePerebe, boiib Z"^ *i f*4 1*"
griffen fie ju einem anbcm Mittel. @ie erfucbtcn (ficlofen 9eben ben ^orgug. Sei einer SJi^nt^
it|n im größten ^Sertrauen um fein Urttieil über lion ^axe\^ (f. b. Art.) in Safel trat tr ni^tti^
bieebenerfd^ieneneSBulebeS^p^eSgegenSutber; vor, btente aber cil§ Solmetf^. 3m gfÄmar 1531
feine ?(nfid)t jei ibncn bon großem S^erlbe. S)aS ernannte ifinberStatbjum Pfarrer an ©LSUii
mar für bie eiteReit eines @efiibl3menf^en eine ^o^ immer Ia3 OccoIamtifüiiuS bie beilige !K(||l
ftbnere Sierfui^bung. €r anlmorlcte, bafi er ni^t unb boi^ liefi er im gleid(ien Sa^re bie S^rlfl »
üDe Sebauptungen SutberS gelefen babe; toaS er f<beinen: De genuina verborum Domini: Hm
aber gelefen, lönne er niii^t migbiUtgen, ja ßinigeS est corpus meiun, juxta vetustissimoB loeio-
boDon fei für i^n fo geroig, bog er felbft Don res expoaitione liber, 3n berfelbtn fjiriiV»
einem engel im ^immel baS ®egentf|cil fi^ nicbt fii^ offen für bie IbenbmablSlebre ^toingli't M.
mürbe einreben laffen. %l[SbaIb WrSffentliiJ^te <Sa- 99ei ben Sinfetfunglroorten belägt et guur M
tiito biefeS llrtbeil, unb man Derbreitete baefelbe Seitnort in feiner Sebeulung, fagt aber bot 9W
aQentbalben. ÖccoIam^abiuS tarn nun in groge „Seib" tropifcb auf. Si bebeutetnadbibrnmatte
Verlegenheit. €r äußerte, bag er bie Sierbffent' gfigur beS ^eibe§. Sr fagt unter SInberem: ,Jk
li^ung feiner SlnlroDrt bebaucre, „loeniger um gläubigen follen bie üugerlicben @i}mboIc n^t
feiner felbft alS um ber (ßrüber Milien, bie baburcb um bei ?ifiiiften alä um ibretmiHen geBioniiil;
in üblen SHuf gu fommen fünften", 3nbeg mugte bie ©acramente [mb gum SBetenntnifle ber 9»
er firf) eutfcbeiben, entroeber mit bem Otben ober meinftl)afi unb gur?iabrunaber5Rä<5ftenliebtii»
mit feinen greiinben gu bretben. Er entfcbieb fi^ gefejjl, auf baß mir, im SBetougtfein, SSrüberak
für erftereS, la§ eifrig bie ©tbriften fiut^erS, mürbe ©lieber in Sbripo gu fein, biefen (Stauben bM
balb an biefem unb jenem ©laubenf-punFte irre äugere Slienftleiftungen unb ^egeugungen ba^
unb berlieg fobann imi$ebruar 1522 baefilofter. geben. S)a[|er ift nid^t einmal bie S>anfjdsa|
SGom Orben erbielt er noib ein Slcifegelb. 9tun nad) bem Dlbenbmablc nStbig." S)ie SacioäiA
begob er fic^ gunö^ft nad^ HDlaing gu Sajiito, bann Vermitteln alfo leine @nabe ; fie finb nur eis fr
nai^ SBein§berg gu feinen SItem unb bitrouf mä) lenntnig be€ @Iauben§ unb bienen bobio^ i^
§eibelbeig. ©eine Srmartungen, an Itjferem Orte 6rbauung9lnberei. SDiegenannteSdbnfterr^ii
ober in Sngolftabt einen Sebrftubl gu erhalten, ^afcIgiogee%uffeben;ficl[iurbecDnfiSdrt.imbhR
gingen nid)t in €rfünung, ba man ibn bereits als tRatb erlieg ein iBerbot. irgenb etnuS bon Ok>
^nl]anger QutberS betra^tetc. 3tun roäblte er im lampabiuS gubnidcn. ©ibcm im foIgenbesSi^
9IpriIt522bieSbtmburgbeS8iran)Ui)n@iiIingen muibe biefeS 9?eTbot aber nieber aufge^btB,nd
Oeconom.
706
npobiitS getDonn mel^r als je Stnflu^. IBei
tncimung }uin ^faner t)OTt @t. !Dlartiti
an tJ^m gtoor geftottet, „bai Soangeliutn
Se^ ®otte8 frei 5f[entli(i^ unb unüer«
M imbigot", oOein am ® otteSbienjle foQte
OcneJ^migung beS Statines feine IReuerung
tn. 3m 3Rai 1527 tourbe an beibe 9te-
urtften bte Sluff otberung erlaffen, fd^ft-
Snfid^t über bte ^eilige 9Reffe funb}u-
ßad^bem bie| gefd^^en, entf d^ieb ber Statl^
igem 3dgem, bie SOteffe foUe jtoar nici^t
R abgefd^fft »erben, eS bleibe aber bem
t ber ßinjelnen überlaffen, fte betäube«
ber nid^t. SereitS 1526 l^atte Oecolam-
rhie neue ®otte8bienftorbnung unter bem
$orm unb ®eftalt, mie ber ffinbertauf,
m 92ad^tmabl unb ber jhanten ^eim-
ie|t }u Sajel uon etlid^en ^reblfanten
toerben. S)ie S&a^rl^eit bleibt emig",
3n ben ffird^en ber ^räbicanten mürbe
Weffe a&gefd^afft unb ber ®efang beut-
ilmen^ bie Öecolampabiud mit @d^möl^-
legen bie fatl^olifd^e JNrd^e anfüllte, ein»
Die Rlbfttt mürben aufgel^oben, ba§
nen bed Sifd^ofS unb ber fatl^oUf d^en $ro-
gefür^t 2)ie $rabtcanten l^atten nun un«
tcS @pieL @te eiferten in i^ren Sieben
m i.antid^rift", bie „mönd^ifd^en Safter«
unb bie ^unmiffenben ÜJle^f äffen".
ipabiuS berl^eiratete ft(( mit ber äBittme
)i8 fteller. geb. Stofenblatt. %m Sl^ar«
beS 3a^ 1528 mürben in ber @t. ÜJlar-
t unb am }meiten Ojierfeiertage in ber
lerfin^ burd^ einige l^anbfefte Seute, an*
bne SBiffen beS OecoIampabiuS, bie mei-
ber entfernt unb gerftört. 9I§ man bie
gefangen fe^te, Dermenbete ftd^ Oecolam«
ür biefelben. IBalb barauf Ite^ ber Statl^
ben genannten Jhrd^en, in ©t. fieon^arb
)enS3arfüfeembieS3iIberbcfeitigen. §icr-
ieb OecoIamtmbtuS an Sapito: ,,9Reiner
in ]if)x trauriges @(^au{piel für bie 9ber>
^ ; ^e Rotten 99Iut meinen mögen. @o
Derful^r man gegen bie ®ö^en, unb auS
barüber öerfd^ieb bie SReffe. S)ie ©egner
n mid^ alS ben 9lnftiftcr aflcr biefer 93e«
n." 3m gebruar 1529 eramangen 2000
bie Vertreibung ber fatl^olifd^en Statl^S'
tnb bie ßrgönsung beS Statines burd^ bie
OecoIampabiuS mürbe nun SKünfter-
tmb ^ntifteS bei gefammten ®eiftlid^!eit.
eS genügte il^m nod^ nid^t. 3n mieber«
ingaben an ben Kat^ Verlangte er Doü-
Hbfc^ffung beS fatl^olif d^en ®otte§bienfte§
fd^Iiept^e ^errfd^aft bc§ ,,6öangelium8".
^ )um ^benbma^Ie gel^e, folle alS beS
tnürbig betrad^tet merben. ^ud^ biefeS
t^te er, benn 1530 mürbe bie gfeier ber
!Reffe felbft in ^riüatl^aufem verboten
Z^nal^me am proteftantifd^en %benb>
Im unter ftrenger @tra je bef ol^Ien. Oeco>
iccODB. IX. 2. Kufi.
lampabiuS l^atte bie ffird^ ^oUftönbig ber meß«
lid^en ®emalt überliefert; nun moUte er ober bod^
in ber neuen ffird^e l^errfd^ Sr l^ielt eine Stebe
t)or bem Statine unb forberte, ba| man menigjtenS
bie Sscommunication als geiftlid^e Slngelegenl^it
bel^anble unb feinem Srmejf en anheimgebe. 9lid^t
ber Staat, fonbem bie ^rd^e l^obe bie ®emalt,
)tt binben unb )u I5fen, erl^alten. Mein ber SRotl^
ging auf fein Snfmnen nid^t ein unb geftattete il^m
nureine9etbeiligunginl^5d^fier3nftan}. 2)arüber
öu^erte ftd^ OecolampabiuS t)oQ Unmutig in einem
Briefe an 3tt)ingll Sr l^atte bereits eine Siße
berjienigen entmorfen, meldte mit bem Saune jn
belegen feien. Stuf berfelben maren t)orMem bie«
jenigen üerjeid^net, meld^ in il^rem ^Kmfe bie 1^«
lige 9Ref{e batten lefen laffen. ®egen bie oben ge-
nannte @d^rift beS OecolampabiuS De genuina
yerborom Domini . . . expositlone liber l^atte
IBreu) im IRamen ber f d^möbif d^en $röbicanten eine
®egenfd^nft erfd^einen laffen: Syngramma Sue-
vicum (1525). OecolampabiuS antmortete mit
bem Antisyngramma ad ecclesiastes SuevoB
(1526). 9ud^ am SRarburger 9ieIigionSgefpröd^
im3. 1529 betl^eiligteer fid^ anber@eUe3mingli'S.
3m felben 3a]^re arbeitete er an ber Sinfül^rung
ber neuen Seigre in SRül^D^aufen, 1580 conefpon-
birte er mit ben SBalbenfem, 1531 balf tt bei ber
„Steformation'' ber @töbte S)ibera(|, ÜRemmin-
gen unb Ulm; aud^ l^atte er tl^eilgenommen an
ben 2)iSputationen gu IBaben (1526) unb IBem
(1528). ^aä^ bem Xobe 3mingli'S foHte Oeco-
lampabiuS bef[en IRad^folger in 3ürid^ merben,
lel^nte bie| iebod^ ab. @^on balb barauf ftarb
er an ]^ö(|ft fd^merjUd^em lhiod^enfra| (24. 9fa)-
öcmber 1531). — 6in Serjeid^ni^ ber ©d^riften
beS OecolampabiuS gibt ®r9nöuS, melc^eS ^ei^og
unb ^agenbad^ t)ert)OÜftönbigten. OecolampabiuS'
erfte Biographien mürben uerfa^t Don Sapito unb
©r^näuS 1536. (»gl. femer ^e^, fiebenSgefd^.
Dr. 3o]^. OecolampabS, 3ürid^ 1793; ßei^og,
2)aS Seben Sol^. OecolampabS unb bie SReform.
ber «ird^e ju S3afcl, S3afel 1843, 2 93be.; t>ift.«
pol. «lättcr Xm u. XIV [1844]; SRiffel, ftir.
d^engcfd^id^te ber neueftcn 3«tt ITE, SRainj 1846,
300 ff. ; ^agenbad^, Seben unb auSgemäl^lte @d^rif •
ten ber Säter unb Segrünber ber ref. ftird^ 11,
glbcrfelb 1859 ; «rd^io f. fc^meia- SRef.-Sefd^. I
[1869], 460 f. unb 491; Mgem. beutfd^e S3io-
grapl^ie XXIV, 226 ff. ; Sl^col. 3eitfd6rift auS ber
©d^meis X [1893], 1. u. 2. C)cft.) [®. SRaper.]
0e(0tt0iit, bif(|öflid^er, fie^ in frül^erer 3^it
berjenige Slerifer ber Satl^ebrale, meld^em ber IBi-
fd^of unter feiner Sufftd^t unb Oberleitung bie
Sermaltung beS Äird^cnoermögenS feiner ©iöcefe
übertragen l^atte. 3n ben brci erften 3obrbun»
berten, als bie giuKinf te ber ffird^en gröfetent^eilS
nur in Oblationen, ^rimitien unb anbeten frei«
mifligen 9latural« unb ©elbbeiträgen beftonben
unb, fomeit fie aufbemal^rt merben fonnten, uon
allen ff ird^en an bie bifd^öflid^e 3Kutterfird^e jur fo-
fortigcn Separtition eingefd^idft ju merben pflegten,
23
707
Oeconomificn — Oecumcntu».
7«
l^atten bie Sifd^öfe regeltnägtg fid^ felbfl ber SBer-
tDoItung unb SSertl^eUung bte[er Sinfünfte unter-
gogen (c. 5 et 7, G. X, q. 1 ; c. 23 et 24, G.
Xn, q. 1). ^fö aber feit bem 4. ^al^r^unbert
mit ber rafd^en Sunal^nte ber ®IöuBigen ba§ SSer-
tnögen ber ftird^en burci^ @d^enfungen, SBermöd^t-
niffe unb anbem Srtoerb immer anfe^nlid^er tourbe^
fontite ber Sifd^of ftd^ ol^ne 92od^t]^eiI für feinen
l^öl^em Seruf nid^t mel^r in eigener $erfon mit
biefer mü^eüoSen unb geitroubenben angelegen«
l^eit Befnffen unb nmr be^megen genötl^igt einen
eigenen 9Rcmn feined SSertrouenS auS ber STHtte
feines SIeruS gu ernennen, bem er biefen Sl^eil
feiner bifd^5flid^en @orge unter feiner Oberouf-
fid^t unb Seitung übertrug. 3)Qd t)ierte 5cu«
menifd^e Soncil (gu Sl^olcebon 451) erl^ob burd^
can. 26 biefe burc^ bie Umftönbe gebotene unb
tl^eilmeif e fd^on in Uebung gekommene SRa^nal^me
jum allgemeinen ®efe^e (f. c. 21, G. XVI, q. 7).
IBalb aber maren oud^ biefe bifd^öflid^en £3eco>
nomen il^rem auSgebel^nten SßirfungSfretfe nid^t
mel^r gemad^fen; be^l^alb tt)urbe, feitbem mit
ber fd^örfem ^uSbilbung ber Sanbpfarreien im
6. Sabrl^unbert bie ffir^en gan) befonberS in
liegenben ®rünben botirt tuorben, eine mefentlid^e
^bänberung ber biSl^erigen ißerttmltung eingefül^rt
unb ben $rieftercont)enten fold^er Pfarreien gleid^
unmittelbar unb ftonbig bie ^bminiftration il^reS
ffird^enDermögenS überlaffen. @ie foUten unter
ßinl^altung ber gefe^Iid^en SSiertbeilung (f. b. 9lrt.
ftird^enöermögen ü, ob. VII, 696) bie für ben
EleruS, für bie ftir(|e unb für bie Firmen treffen»
ben ^ntl^eile gegen iöl^rlid^e 9le(^nung§ablage
felbft t)em)alten unb mußten nur bie quarta epi-
Bcopalis on bie bifd^öfUd^e ffammer entrid^ten.
S)aburd^ tt)urbe ber ®efd^aft§!rei§ beS t)om föU
f^ofe befteflten Oeconomen bebeutenb öerringcrt.
Sei ber im 8. Sal^r^unbert entftanbenen eigen»
t^ümlid^en SSerfaffung ber 3!)om' unb (SoUegiat-
füfte mar biefeS ^mt meifi Don einem ber beiben
^au))tbignitare, unb gmor regelmäßig t)om ^ropfte
olS Oberöconom birigirt mäl^renb bie unmittel-
bare SSermaltung in öerfd^iebenc bienftlid^e Slemter
eines So^^uteifterS, JfaftnerS, jf üd^en> unb J^eUer-
meifterS 2C. fid^ tl^cilte. Dicfe moren ebenfo bem
tropfte öerantmortlid^, toie biefer fclbft aüjäl^rUd^
bem ^ifd^ofe unb bem Sapitel Ked^nung gu legen
f)attt, 2)ie IBermaltung ber öconomif d^en angelegen«
l^eiten ber Sopitel blieb aud^ nad^ ber ^uflöfung
beS gemeinfamen SebenS ber @tifte bi§ in bie
jüngfte St\i in ber §anb be§ ^ropfteS, mäl^renb
feit jener SSerönberung bie Dom ßapitelgute ab«
gefonberte SSermögenSmaffe be§ 93ifd^of§, bie fog.
mensa episcopalis (f. b. 3lrt. ÜKcnfoIgut 1),
einen eigenen Deconomen in ber ^erfon eines
Vicedominus ober btfd^öflid^en ^auSüermalterS
erl^ielt. 2)a]^er l^at aud^ bo§ tribentinifd^e Sondl
öerorbnet, bafe im fJfaHe ber ©riebigung eines bi«
fd^öflid^en @tul^IeS baS Sapitel binnen od^t Sagen
a die yacaturae mie für bie SSertoaltung ber bi«
fd^öfli(^en SuriSbiction einen SSicar, fo für bie
SSermaltung ber bifd^SfTid^ SinUnfte einen obc
mel^rere Oeconomen (oeconomos) befteOen folli
3ft baS ea))itel fäumig, fo beooluirt baS 9M^
ben Oeconomen gu befteSen^ an ben Si^ifd^
bei äRetropolitancapiteln aber in biefem gfoSe a
ben ölteften Sif d^of ber ^rotmt), bei esemten €Hj
tem an ben IBif(|of bcSnöd|ftgeIegenen 99idt^
(Conc. Trid. Sess. XXIV, c. 16 De reL]
SBöre aber ber @i| beS (Srjbifd^ofd ober 99ifd^
ber nad^ bem 2)et)oIution8red^te ben Oecononn
gu ernennen l^ötte, ben ^ugenblid felbfl erld>^
f 0 ginge jeneS Siedet an baS Kapitel beS k>enoatMi
©i|eS über (ogl. Bened. XTV., De synod. die»
ces. 2, 9). 2)er interimiftif d^e Oeconom f^at jebc»
faSS bem fünftigen Sifd^ofe äied^enfd^ft obj»
legen, unb biefer foQ il^n megen unrebli^er inb
fal^rlöfftger 93ermaltung gur Sled^enfd^ft gid^
(Conc. Trid. L c). [^emumebi.]
^tconomißm, f. ^ßl^^fio^^^ten.
^ecnmettiiii^, ^ifd^of t)on Xricca ii
Xl^effalien, mirb ben l^erDorragenberen grie^
f d^en Siegeten beS ÜJlittelalterS gugeg&l^tt. Sie ge*
möl^nli^e Angabe, OecumeniuS l^aoe gegen (mt
beS 10. äal^rl^unbertS gelebt^ gel^t auf eine tNff*
löufige Sermutl^ung Saoe^S gurfld (Olympiodoro
illum hie adjungimus ad a. 990, donec venm
ejus aetatem expiscari liceat; Gave, Scripte
eccl. bist. Ht U, Basüeae 1745, 112). OuMt
monte biefe Sermutl^ung burd^ bie Semerbov
ftü^en, OecumeniuS fül^re in feinen Sommentotm
nid^t bIo| $^otiuS (geft. um 891), fonbem oa^
fd^on ^retl^aS Don Säfarea (gefi. nad^ 982) otSSc-
möl^rSmanner an (G. Oudin, Comineni. de Beripi
eccl. n, Lips. 1722, 518). ^ber bie «ed^tj^Sa
fraglid^en Kommentare unterliegt fel^r gemid^tigpi
Sebenfen (f. u.), unb Sretl^aS t)on Safarea nmk
in benfelben nid^t ein eingige^ 9Ral ermö^ni Gl
ftd^erer terminus ante quem für bie SeienHA
beS OecumeniuS lö^t fid^ einftmeilen mo^l nr
bem Umftanbe entnel^men, ba| ein anonymer W*
gug aus OecumeniuS' Sommentar über bie 9|ii>
calQpfe in einer ^anbfd^rift beS 11. Sal^j^unbdi
(God. Coislinianus 224) erl^alten ifi (nad^ B. k
Montfaucon, BibUotheca Coisliniana, Paiiii
1715, 274, ftammt bie C^anbfd^rift auS bem(Mi
beS 10. ober bem Anfang beS 11. Sal^r^mibcA
nad^ H. Omont, Inventaire sommaire te
manuscrits grecs de la Bibliotheque Natii*
nale III, Paris 1888, 157, auS bem 11. 3o^)»
^uS ber ^uffd^rift biefeS ^uSgugeS erfahren m^i
ba^ OecumeniuS %if(^of Don Xricca inX^effofici ■
mar CEx tcjv O^xoup.svt({> T(J) p.axapr(p imffxdv :
Tptxx7)c 6effcjaX(ac deo^iXtSc TreirovTjfjiivoiT» ifew
t9)v diroxoXü^'tv 'Icodtwoo tou OeoX^ou ouvo^C'
oXoXtxTQ X. T. X.). ®aS bead^tenSmertl^e Sotwd
beS ^uSgugeS, über ^ed^t^eit unb SanonicUfitbB
^pocalQpf e l^anbelnb, mürbe nad^ God. Goi8lin.22l
fdj)on üon be ÜMontfaucon mitgetl^eilt (Lc277ii
279 ; abgcbrudtt bei Migne, PP. gr. GXIX, W
ad 726) ; ben SuSgug felbft "f^at nad^ berfdto
^anbfd^rif t erfi 3. ^. Gramer l^erauSgegeben (br
OecumeniuS.
710
M. Paimm Vm, Oxonü 1844, 497
lA SotiDort beS aug^ugeS finbet fiä^
175 ; bei Stigne xfi SrotnetS Sbitton
tmberfidfld^ttgt geblieben). 2)ie 9e-
ä Oecmnenii Gominentarius ift tni^«
; cd ^nbelt jtc^, tote gefagt, um einen
üä^ oOerbingd nod^ ber ^erfid^erung
ntenSerfafferSben urfjprünglid^enß^om-
t toefentlicbe Süden loiebergibt (ouvo^^ic
rc& T^c deou97)c ^aov xazä otSvo^tv
a^pxe6zc). S>rei anbete Kommentare
poflelgefd^id^te, fiber fömmtlid^e Sriefe
ilud unb über bie 7 tatl^olifc^en ^Briefe)
DeotmeniuS' 92amen ^d^on im 16. Sal^r-
(nmt gemorben. S)en gried^ifcj^en 2:ei;i
08 SeronenfiS bnidfen (IBerona 1532),
tmu§ Iie| alSbalb eine lateinif d^e Ueber»
m (9(ntioerpen 1545). Sinen Sbbrud
unb ber Ueberf e^ung Deranftaltete unter
SRorellud (^arid 1631, in 2 gfolio»
ib ein 9Ja(i^bru(I biefe« SlbbrudfcS finbet
gne, PP. gr. CXVm— CXIX. 3m
: ton ber mut^ma^Iid^en Anlage be§
4 über bie Spocal^pfe trögt ber Som«
c bie paulinifd^en Sriefe faft ben S^a«
Satene. €§ ijt allerbing§ aunöci^ft unb
^ ber SSerf affer, »eld^er ba§ SBort f ül^rt ;
nr toirt) eine ^nja^il älterer grllärcr
tmeber mit 92amen oufgerufen, um i^r
.ugeben. SßeitauS am l^öufigften tritt
f. 9lu(^ in ben für^er gel^altenen 6^om'
ber bie 9pofteIgefd^id^te unb bie tatbo»
fe »erben einige ÜKale öerfd^iebene 2lu§»
iben einanber gefleüt, aber in ber Siegel
ng be§ iebeSmaligen Url^eberS ober S3er«
burd^ aXXcüc ober erepcüc öon einanber
rt Uebcr ben SSerfaffer ber brei 6om=
backtet bie ber ^u^gabe ju ©runbe lie»
fd^rift ööttigeS ©d^toeigen. 3lu§ inneren
laubt inbeffen ®onatu§ (in ber SSorrebe
r) mit böt^fterSßabrfdfteinlid^fcitOecu«
Serfaffer ober ßompifator erioeifcn ju
iefer 93crfud^ mu6 be^tialb bcfremben,
Kommentar über bie poulinifd^en ©riefe
leniuS nid^t feiten mit 9Jomen eingeführt
umeniu§' ßrflörung, fo möd^te man
»irb alfo bem fraglidften Scrfaffer al§
lelegen l^abcn. 3nbcffen pnb eS gerabe
iimeniu§' !Ramen begeid^neten ©d^olicn,
t Bemerfungen ju 6oI. 4, 14 — 18 unb
14—16, meldten 2)onotu§ feine 99e»
imt 5)ie grflärung be§ KoIoffcrbriefeS
ben ffiorten : (Otxoüfxsviou.) 'Ex tou
ji^j eupwv xaXü>c xac irapa^pa^ac
Cbu Tüjawoü T^c ^pöc KoXojaaerc
Dve^pa^^a aurdlc ßrccoc fjOüva|i.Tjv. E^
Ti Iv auraic ^ xou^ov ^ IriXi^^l^i-
I dvoryivcojxcüv ijx^v elvai "zh toioütov
Bgne, PP. gr. CXIX, 56). §ier fofl
( itod^ Sonatu§ Don ber Dorliegenben
(S Soloff erbrief e3 reben, biejelbe al§ fein
SBerl beaeid^nen unb ber befonbem 92ad^{id^ bed
SeferS empfel^Ien : er l^abe feine gute 9bf d^rif t ber
@d^oIien beS 1^1. Sbr^foftomuS finben fönnen unb
fei be^l^alb jum XS^til auf feine eigenen ffröfte
angemiefen geuefen. 3n SBal^rl^eit fprid^t Oecu-
meniuS aber bod^ nur t)on einer 9bf d^rift ber @(^o«
lien beS 1^1. Sol^anned : „3)a id^ bie Srüärungen
beS feL äol^anneS aum Solofferbriefe (bie SBorte
T^c icp6c KoXodjaetc lirurroX^c möd^te man übri»
genS für ein fpätered Sinfd^iebfel l^alten) auS ber
|)anbf(^rif t nid^t gut l^erauSfanb, fo l^abe id^ bie«
felben (nömlid^ bie Srflärungen beS fei äol^anneS)
äufammengefd^rieben, fo gut id^ tonnte." 2)a^ aber
biefe 5lbfd^rift nid^t ibentificirt merben barf mit
ber Dorliegenben Srflörung beS SoIofferbriefeS, er*
beOt, aud^ ol^ne SSergleid^ung ber ^omilien beS
1^1. Sbr^foftomuS, fd^on barauS, ba^ in biefer Sr«
flörung IBafiliuS unb Sol^anneS je einmal, Stl^eo-
boret jföeimal, OecumeniuS breimal, ^l^otiuS jel^n*
mal mit 9lamen auftreten. 3« 6p^- 4, 14 — 16
bemerftDecumeniu§:''0paT(x(i7ü) iv6p.t(7a. OiSts
7^ b/mpiitja xä. tou fjiaxapibu vo^aai (Migne,
PP. gr. CXVm, 1221) — ^©iel^, maS aud^ id^
gemeint l^abe; benn id^ bin nid^t im @tanbe ge«
tt)ef en, bie SluSfül^rungen beS Seligen ju öerftelSf^."
Offenbar baS aüerbingS feltfame ©eftönbni^ eined
^Kommentators, meld^er fid^ bamit begnügte, bie
Srflarungen be§ % ^l^r^foftomuS (an biefen Wieb
SU beuten fein) unöerftanben toieberjugeben. 3n
ber öorliegenben Srnörung beö Spl^eferbriefeS aber
mirb einmal Sol^anneS, einmal Xl^eoboret, ^mölf-
mal OecumeniuS, 22mal $botiu§ naml^aft ge-
mad^t. 2)e^]^alb barf man mol^l, ol^ne einer nöl^em
Unterfud^ung vorgreifen su moUen, auf ©runb bed
©efagten jebenfaQS bel^aupten, ba^ ^d^ gegen bie
Slbfajfung be§ SommentarS über bie paulinifd^en
©riefe burd^ DccumeniuS fel^r ftarfe S^Jeifel er-
beben. Snm Scttjcife ber Sbentität be§ 93erfafferS
biefeS ßommentarS mit bem Serfaffer ber Kom-
mentare über bie ^oftelgefd^id^te unb bie tatboli-
fd[)en ©riefe l^at S)onatu3 ftd^ begnügt, bie 93er-
manbtfd^aft beS @tile§ l^erDor^ul^eben (cum ejns-
dem omninosintphrasis). @d^egg bat gelegentlid^
barauf aufmerffam gemad^t, ba^ bie Srüarung beS
3acobu§briefe§ Don Sbeopl^^lact (geft. nacb 1118)
nid^tS Slnbcreö fei als eine ^»faft tt)örtli(|e, nur
bie unb ba überarbeitete Slbfd^riftbeSDecumeniuS"
(^. ©d^cgg, SöcobuS ber ©ruber beS §erm unb
fein ©rief H, TOünd^en 1883, 17). 3n beritjot
ftimmt ber 3:ejt bei %fizop^\)laci (f. Migne, PP.
gr. CXXV, 1131—1190) mit bem Xe^te bei
OecumeniuS (ib. CXIX, 451—510), Don gering-
fügigen UmfteDungen, ^uSlaffungen unb ßrmeite-
rungen abgefeben, »örtlid^ überein. 6ine »eitere
©ergleid^ung aber fübri )u bem ßrgebniffe, ba&
öon ber grflärung ber fcd^S anberen fatbolifd)cn
©riefe bei 3:beopb9löct unb bei OecumcniuS gan.;j
baSfelbe gilt. Ob jebodft ber Sbeopbp^Qcttejt eine
Kopie beS OecumcniuStcjteS unb nid^t oielmebr
ber ongcblid^e OecumcniuS in SBirflicbfeit Sbeo-
pb^Iöct ift, mufe öorläufig baliingefteüt bleiben.
23*
711
Oelberg — Oele, l^cilifle.
712
SS fei nur no(i^ betnertt bojl oud^ jmifd^en ber
beiberfcitigcn erflörung bcr apoftclgcfd^id^te eine
enge Sertoonbtfd^aft beftel^t. — ®ie fel^r bürftige
fiiterotur überÖecumeniuS t)er5ei(l^net Chevalier,
Repert. 1670. S)a8 SDfleifte ^ot Fabricius-Har-
les, Bibl. gr. VIII, Hamburgi 1802, 692 ad
695. Ueber bie alteren S)rudauggaben gibt @e-
nauereS ^o^monn, S)ibUogra))]^. Se^ifon ber ge»
{ammten Siteratur ber ©riechen m, 2. Ausgabe,
ßeipäig 1844, 3—5. [Sarben^etter.]
0eC6erg (einmal clivus olivarum, {onft mons
olivamm, mons oliveti), eine in ber l^eiligen
@d^rift oft genannte %n](|ö^e auf ber öjtlid^en @eite
t)on Serufalem. @ie fä^rt il^ren 92amen nad^ ben
frül^er auf berfelben befinblid^en Oe(baum))fIan-
gungen unb l^ei^t begioegen 2 S§br. 8, 15, n)o
Oel5n)eige gu fammeln befolgten mirb, einfad^ ^ber
Serg", fonft aber aud^ il^rer Sage nacift „ber ©erg
im Slngefid^t 3erufalem§" (3 «ön. 11, 7) ober
„ber 93erg im Dften ber ©tabt Serufalcm" (65.
11, 23). Sie ift bie &'dtU, »eld^e einigen ber
n)id^tigften IBegebenl^eiten im 9Iten toie im ^32euen
Steftament sum @d^aupla^ gebient l^at, unb ift
felbft ein 93inbeglieb jmifc^en bem ^Iten unb bem
91eucn Sunbe. ©en Oelberg l^inauf flol^ ffiaöib
gebeugt unb uerlaffen Dor feinem aufrü]^reri[d^en
@o]^n, um möglid^ft balb ben Sorban ^mifd^en
fid^ unb il^m ^u miffen; auf bem Oelberg baute
@aIomon l^eibnifd^e Tempel für feine tJfrauen, unb
für ben ©rlöfer xoax ber Oelberg ber Ort ber
tiefften Smiebrigung xoxt ber l^öd^ften 93erl^err>
lid^ung. Sei biefer ^ufjöl^Iung ift iube^ ber 3lamt
in einem loeitem ©inne genommen, infofem bamit
ber ganse langgeftredte 93ergrüdtcn be^eid^net ift,
»eld^er öftlid^ unb norböftlid^ Don Serufalcm fteil
aus bem Sebront^al auffteigt unb fic^ nad^ Often
aümälig nieberfenft. S)ie)er S3crgjug ift burdft
jmei Sinfattelungen in brci öon 9iorben nad^ Sübeu
nur n)enig an ^öl^e abncl^menbe ffuppen getl^eilt,
t)on benen geioöl^nlid^ nur bie mittlere unter bem
9iomen Oelberg öerftanben toirb. SDer Oelberg
in biefem ©inn ift 804 m l^od^ unb übcnagt be^>
loegen ben Sempelberg um me^r atö 60 m, fo ba^
man Dom ©ipfel be§ OelbergS eine freie ^uSftc^t
nid^t blo^ über bie @tabt Serufalem (Dgl. ^\atii).
24, 3. 3}krc. 13, 3), fonbcm aud^ über einen
großen %^ül beS jubäifd^en 5anbe§ genickt, ©eit
frül)er 3eit f d^eint biefer ©ipfel eine beilige ©tätte
gemejen ju fein ; bcnn bie 5lbfid^t ®aüib8, bort,
üielleic^t jum legten 9[Ral, ©Ott anzubeten (2 ©am.
15, 32), l^ängt gemife mit älterer rcligiöfer 93e«
beutfamfeit ber ©teile ^ufammen. 91u^ S^ed^iel
fd^aute l^ier bie §crrlid^feit be§ §errn (65. 11, 23),
unb ebenfo foü nad^ bem $ropl^eten 3od^<)na§
(14, 4 ff.) l^ier bcr SHid^tcr ber SBelt erfd^einen, um
Serujaiem üor feinen geiuben ju fiebern. ®urd^
bie 6in{attelung füblid^ t)on biefer ^öl^e fül^rt ber
SBeg nad^ bem j[enfeit§ liegenben IBet^pl^oge ; auf
biefem 2Beg l^ielt 3efu3 am $aImfonntag feinen
feierlid^en @injug in Serufalem (2uc. 19, 37).
SDie ©teile aber, toeld^e bie (jöangeliftcn im ©inne
l^aben, menn fie er^öl^Ien, bo| SefuS mit feiM
Süngem an ben Oelberg gegangen fei (Statt.
26, 30. ÜRarc. 14, 26), ober ba| er bie 91q$
am Oelberg gugebrad^t l^abe (Suc. 21, 87. S^i
8, 1), mar nid^t auf bem 93erge felbfl, fonbecn qm
0u^ beSfelben gelegen ; eS uxir ber ben (B^fki
unenbUd^ tl^eure ©arten ©etl^femani (f. b. 9x11
%n unb auf bem Serge ftnb nod^ t)ide &UBä,
bie ben Sl^riften l^eilig ftnb (f. b. 9rt. 3en^dai
VI, 1332) ; t)or Mem gel^ört ba}u bie ©teOe, tm
meld^er nad^ uralter Xrabition 3efu3 }um ^imad
aufgefahren ift (f. b. Slrt. ^immelfal^ ei^iipi
VI, 1), eine ©teQe, meldte feit SonftanttnS^
burd^ eine oft erneuerte ffird^e ober Stopäit Uf
^eid^net ift. ©üblid^ t)om eigentßd^en OeÜctii,
jenfeitS ber nad^ Setl^anien fül^renben Sinfenfm^
liegt bie iBergfuppe , ouf meldtet ©alomon bie
Xempel für S^amoS unb SRoIod^ baute (8 Ata.
11, 7), unb meldte bejimegen gemö^iüid^ Sog
ÜT^af (^itl^ ober Serg be3 SergemiffeS genannt toU;
auf ber nörblid^ften ©pi^e beSfelben, loeld^ tux|
l^eute Viri Galilaei genannt mirb, begeid^nete einfl
ein Sl^urm bie ©teile, mo baS 9lpg. 1, 10. 11
eraä^Ite gefd^a^. 2)ie britte, nbrblid^e Jhippc bd
OelbergS im meitem ©inne ift ber @co|nl
(„Sßarte"); l^ier fd^Iugen bie Stömer baS «^
Sager auf, als fie ftd^ anfc^idften, äerufdem |i
belagern (Jos. Bell. Jud. 2, 19 ; 4, 7); l^ier Mr
eg aud^, n)o Situs suerft 3emfalem unb benZem*
pel SU ©eftd^t befam (Jos. 1. c. 5, 2, 8). (Sg|L
Sobler, S)ie ©iloal^queUe' unb ber Oelberg, €L
©atten 1852.) [ftoulen.]
9e(e, 1^ eilige (olea sacra), L im liturgtften
©inne, fmb bie 00m 93i{(^of gefegneten unb fa
©penbung einzelner ©aaamente fomie )ur Soi>
nal^me Don ßionfecrationen beftimmten Oele. Sß
biefen gel^ören: 1. baS jhanfenöl (oleum infimio-
mm), 2. ba§ jf ated^umenenöl (oleum catechunM*
norum) unb 3. ber Sl^nfam (sacrum chrisnu);
bie ©ried^en nennen biefen aYiov p.upov, biebeiim
erfteren a^tov ?Xaiov. 5118 SDtaterie für biejettei
lögt bie ff ird^e nur Olioenöl mit 9tud{d(|lu| ata
anberen ^flansenole ^u, unb gnmr o^t jeglUk
93eimifd^ung f ür bie beiben erften, mit berScigBR
Don titoa^ 93alfam unb bei ben Orientalen DonaH
bereu ©en^ürjen für ben Sl^rifam. Sei einigen Ht
ftorianem nmrbe aud^ SocoS« uid> ©efamöl l^icv
Dertoanbt (f. Denzinger, Kitas OrientaUnmX
Wirceb. 1863, 32) ; in neuerer Seit fott in %*
amcrifaOel uou ber SaummoOftaube (ogLEpln-
merides liturgicae V, Romae 1891, 443) ii
©ebraud^ genommen Sorben fein. — Sie SMie
biefer Oelc fül^rt bcr bl. ©afUiuSjDe Spirital
27, 66, bei Migne, PP. gr. XXXIl, 187) (d<
apoftolijd)e 11 eberlief erung jurüd, unb ftegattW
iel^er bei ben Soteincrn unb ©ried^en mie aud^ U
ben alteren orientalifd^en ©ecten al3 tDefentfi^A
grforbemig, burd^ tt)eld^e§ bie Oele erft fac»
mentale 9}?aterie nierben. S)a8 SBeil^eformulB
ber lateinifd^en ffird^e ftel^t im Pontificale Bo-
manum, ed. typ. Ratisbon. 1888, III, 41 sq^
Oele, l^eilige.
714
fft tft bem IBifd^of DorBel^alten unb
eliiet Sat^brale oSial^Tlid^ am ®rün'
B mft^renb ber l^eiligen SOteffe DoHgogen :
fnmfenöled Dor ben Sd^Iu^tDorten beS
ie beS Sl^rifornS unb be3 jtoted^umenen"
t nad^ ber Sotntnunion; ber SBeü^etag
lerbinbung ber Sßeil^e mit ber l^eiligen
ttet ben Sufammenl^ang ber facramen-
iungen, gu benen bie leiltgen Oele bienen,
iligen SRe^opfer an. Sßegen biefer Sßeil^e
acramentarimn Gelasianum bie 9Re{|e
MmnerStagS Missa chrismalis genannt.
ben ®ned^n, ben Jtopten unb ben fqri"
obiten fhtbet bie Sßeil^e be§ Sl^rifamS^
n gletd^falld bie bed Stnen OeleS, meld^eS
11^ unb Oelung uermenben, an bemfelben
; ; bie Sepung beS Xauf- unb Jhranfen-
bei ben ©ried^en unb Ropttn mit ber
I beiber @acramente t)erBunben unb Don
lern DoUjogen.) Sßäl^renb ber Stfd^of
Segnung bed jhanfenöled t)omtmmt,
r mit größerer gfeierlid^feit au§geftatteten
beiben anberen Oele gmölf $riefter, baS
[egtum barfteOenb, nad^ bem ^uSbrudfe
flcale tamquam testes et ministerii
aus cooperatores unb je fteben 2)ta«
» Subbiaconen tamquam ministri et
es mitbet^eiligt. ^lad^ ber Segnung
ibe l^iligen Oele als Sröger ber l^etli»
ri^froft Dom Sifd^of unb ben mittl^ätigen
tmrd^ ftniebeugung unb bie Segrü^ung
ctom chrisma, Ave sanctum oleum
rrel^ SHe iöl^rlid^e SBeil^e beutet an
Qdlidl« Seftimmungen fd^reiben Dor^ ba^
m Oele nur bis gum nöd^ftfolgenben
lin, b. 1^. bis bie neu geföeil^ten Oele in
ber einjelnen ftird^en gelangt pnb, er«
fe gebraud^t merben bürfen; n)a3 boDon
übrig ift, foD ber Reifung beS $ontifi=
} in bie fiampe Dor bem Ideiligften ©a»
(egoffen unb ba§ in ben Heineren ®e>
SaummoÜe aufgewogene l^eilige Oel
g üerbrannt »erben; feincSfaüS ift e§
>en Oelen beö SSorjal^reS bie neu geweil^«
ie^. 3!)a bie neuen Oele in ber Siegel
imStag pr SQSei^e be§ SaufmafferS ben
IKn^en zugegangen finb, fo l^at fid^ in
tb mand^erortS bie ^nfd^auung gebilbet,
:brennen foHe bei ber t$feuem)ei^e ge»
ie SoIfSonfd^auung finbet barin ein 93er-
eS 3ubaS. — ®a6 bie l^ciligen Oele in
efö^en (f. b. 3lrt. Delgefäfee) cl^rerbictig
t unb gegen SJli^braud^ unb SSerunel^rung
[en fitd), fd^örf en canonifd^e 93eftimmun»
)ie liturgifd^en 93ä(^er mieber^iolt ein ;
ffronfenöl foHen nur in ber jfird^e ober
it einem eigenS baf ür beftimmten pa[|en>
B unb entfpred^enb gefd^mädften ®elaffe
rem Serfd^luffe Dedoaj^rt n)erben (Bit.
.y 87; 5, 1, 3; Pontificale Rom. am
tt Oelwei^e). 3m iabemafel be§ l^ei«
ligPen ©acramenteS foüen fie nid^t untergebrad^t
merben. 2)a8 paffenbfte ®ela| bürfte ein SBanb-
fd^rönfd^en (armariolum) im S^i^traum auf ber
epi|telfeite fein, »o aud^ in älteren Äird^en eine
fold^ SSorrid^tung ftd^ finbet, für baS Jtated^u-
menenöl unb ben Sl^rifam aber in ber Xouf«
tapeUe. 2)a8 jhantenöl barf mit Stüdftd^t auf
eilige SSerfelftöönge nur bann im $fanbaufe auf-
bema^rt mthtn, menn bie JKrd^e meit entlegen ifl
(S. R. C. 16. Dec. 1826; 31. Aug. 1872). —
3ur Snmenbung fommt baS ^anfenöl für fid^
allein bei ber legten Oelung, baS jtated^umenenöl
allein bei ber ^deftenoeil^e unb ber J?5nigS!rönung,
ber Sl^rifam allein bei ber gfirmung, ber IBifd^ofS«
meil^e, ber Sonfeaation uon $atenen unb Rtifyn,
f on)ie bei ber Segnung ber Agnus Dei genannten
SBad^Stüfeld^en burd^ ben $apft ; jtated^menenöl
unb Sl^rifam iugleid^ merben gebrandet bei ber
2auftt)aj|ertt)eibe, bei ber Saufe, bei ber Slltar«
unb Jhrc^enconfecration; jhanfenöl unb Sl^rifam
^ugleid^ bei ber ®lod(enmei^e. — Ueber bie Sßeibe
ber l^eiligen Oele bei ben ©ried^en ift ju Dergleid^en
Goar, Eö/oX^Tfiov, Lutet-Paris. 1647, 354.
363 sq. 431 sqq., unb betreffs ber orientalifd^en
Secten Denzinger L c. I, 81 sqq., U, 519 sqq.
524 sqq.
n. tilg beiligcSOel im meitem Sinne betrachtete
man m SlUertbum aud^ ba§ Oel auS ben Sampen,
meldte an ben b^iligen Orten, befonberS in 3eru"
falem unb 9tom, uor ben ©röbem ber SRart^rer,
t)or Silbern ber ^eiligen unb in JKrd^en überhaupt
Unterbalten tt)urben, fomie fold^eS, bad man auf
ben Sarfopbag eines ÜJlart^rerd tröufeln liejl unb
mit Sudlern ober Sd^n)ömmen tt)ieber aufnahm.
Soldfte Oele würben nad^ ben betreffenben §ei«
ligen ober ^eiligtbümem benannt, Sleliquien gleid^
gead^tet, in flcincn ®la8«, ÜMetatt« ober Sbon«
gefö^en aufbemal^rt unb Don ben ®löubigen )ur
Selbftfegnung unb )ur Segnung Don ffranfen,
nid^t feiten mit nmnberbaremSrfolg, gebrandet; gu
liturgifd^er SScrtoenbung bicnten fie nid^t (f. flfrauS,
Stealenc^flop. n, 522 ff. ; ba§ SSer^eid^nil ber bei-
ligen Oele, tocld^e ^opft ®regor ber Sangobarben»
f önigin Xb^obelinbe überfanbte, bei Ruinart, Acta
Martyr., Ratisb. 1859, 634 sq.). SDa^ gefegneteS
Oel bereits in frül^er 3^it mit ber Hoffnung auf
leiblid^e ®enefung )ur Salbung ber jhatifen mit
Slüdfftd^t auf 9narc. 6, 13 gebrandet mürbe, ergibt
ftd^ aus ben 3^ugniffen SertulIianS (AdScap.4)
unb ber Constit. Apost. (8, 29). SS mug ba^in-
gefteüt bleiben, ob babei baS liturgifd^e j^rantenöl
ober ein eigenes, burd^ priDate Segnung gemeintes
Sacramentale gemeint ift. Spätere S^ugniff« für
ftranfenbeilungen mit gefegnetem Oele f. bei Du
Gange, Glossarium s. y. Oleum benedictum,
unb Catalani, Rituale Rom. commentarüs illu-
stratum 11, Romas 1757, 69 sqq. 6ine Seg-
nung Don Oel )u au^erliturgifd^en Salbungen Don
Äranfen fennt bie gried^if^e ßird^e (Goar 864)
unb baS römifd^e SRitual. ®ie in biefem (8, 19)
entbaltene benedictio olei simplicis mirb burd^
715
Ocigcfäfec — Oclung, bic Ic|tc.
71
einen SsorciSmuS unb ein ®ebet üoQAogen; i^re
SSomo^me fielet iebem $riefter ol^ne befonberc Se»
üoHmäd^tigung gu. — 3u ben l^eiligen Delen im
meitem Sinne ifi aud^ bie ölartige ^flüffigfeit ju
rechnen, mld^t ben ©röbem ober ben ^Reliquien
einzelner ^eiligen entquillt, toie boS in 2)eutf(i^Ianb
Befannte Oel ber 1^1. SBoKurgid su Sid^ftött u. 9.
Son fold^en Oelen ift eine größere Sal^l Bei fftouS,
SRealenc^Kop. ü, 524, aufgefül^rt. — Ueber bie
Semenbung be§ OeleS jur Speifung ber jtird^en«
Idmpen unb bie f^mbolifd^e Sebeutung beSfelben
f. b. 9lrt. Sid^t Vn, 1971. [H. ©d^rob.]
9eC(|efa||e gur ^ufbemal^rung ber l^eiligen
Oele (f. b. 9lrt.) unb ^um ©ebraud^e Bei beren
SSenoeubung, unb jtDar eines für jebeS ber l^ei»
ligen Oele, foQen nod^ ben rituellen SSorfd^riften
au^ @iIBer ober reinem 3inn, nid^t qu§ einem
leicht serbred^Iid^en ober einem poröfen, boS Oel
Quff Qugenben @toff e l^ergefteUt unb n)ol(|I Derf d^lieg«
Bor fein. Oelgefö^e auS ®IaS l^at bie ^roüin^ial»
f^nobe t)on Xrier t)om So^re 1227 auSbrüddid^
verboten. Jhipfeme IBel^alter ober iBüd^fen t)on
^ol) mit einem Sinfa^ uon ©laS, ber ba3 l^eilige
Oel entl^ölt, entfpred^en toeber ber SBürbe ber ge>
loeil^ten ÜJloterie nod^ aud^ ben ürd^Iid^en 93eftim-
mungen. S)ie ©egnung biefer Oefäfee ift nid^t
Dorgefd^rieBen ; eS ift jebod^ eine eigene 0ormel
!ur Segnung berfelBen in bem ^nl^ang 5um römi«
d^en ^Ritual, bem Benedictionale Bomanum,
Dorgefel^en. Um bie Sntoenbung ber rid^tigen 3Sla*
terie Bei ben einzelnen Salbungen ^u fidlem, foO
)ebe§ @efö^ mit einer feinen ^n^ali htntixä) Be-
geid^nenben 9luffd^rift öerfel^en fein, für beren 91B»
ütrjung Rd^ bie nid^t mi|t)erftänblid^en Siglen
01(euin)I(nfirmorum) — S(acnmi) Chr(i8ma)
— Ol(eiiin) Cat(echumenorum) om meiften
empf eitlen. — ®ie größeren ©efä^e, in benen
bie l^eiligen Oele in einer für bie ganje 2)iöcefe
auSreid^enben Ouantitöt gemeint unb oufbemal^rt
toerben, nennt baS ^ontificale nod^ bem SSorgange
beS ©regorionifd^en SacramentorS ampudlae,
ftannen; baS ^onttficale unb Stituole forbem
baneben Heinere ampullae, in toeld^en ber 3al(|re§-
Bebarf für eine Pfarrei ober einen großem 93ejirf
(Deconat) in ©mpfong genommen toirb, unb für
ben ©ebroud^ Bei ben facramentalen ^anblungen
üeine, leidet tragbare unb ]^anbUd^e93u^fen (yasa,
yascula, p3rxides, capsulae), in meldten bem
BeiligenOele, bamit e§ nid^t Derfd^üttet merbe, nad^
ber Reifung beS StitualS etn)ag SaumtooUe ober
SBerg BeijugeBen ift. ^üx bie ^Itarmeil^e, mobei
fon)o|l bie einfad^en Salbungen vorgenommen
loerben, oI8 aud^ baS pfpge Salböl Dermanbt
tDxxh, forbert baS $ontificaIe jtoei ©efö^e mit
Sl^rifam, ein yasculum unb eine ampulla, unb
gleid^faUd jmei mit jfated^umenenöl. Sie OeI>
Büd^len für ben täglid^en ©ebraudl^ ftnb in ber
Siegel uon cQlinbrifd^er Sfomi, ettoa 5 cm l^od^ unb
eben toeit genug, ba^ ber 2)aumen bequem in baS
l^eilige Oel eingetonnt merben !ann. ^ud^ ^ömer
würben, »ie j. 99. bei ber Salbung Äaifer Otto'S
beS ©ro^en, als Oelgefä|e Benu|t. ZHe ju b
SalBungen Bei ber £aufe geforberten gttiei O
büd^Sdj^en pnb meiftenS mit etnanber t^erBunbe
SBie bie größeren Joannen Bei ber Oeltoei^ mit cfai
feibenen ^üOe, unb jUKir bie für S^rifam b
einer Don meiner 0arBe Befleibet feinfoOen, fofi
auä) baS ©efög beS Jhanfen5l8 Bei bem Safe
gang in einer violetten 99urfe getragen meä>en. S
nod^ fteOenmeife üblid^e Einfügung beS Stuadt
ölgeföged in ben gfu^ ober Sbtdtl btSi Stxcadm
ciboriumS ober jhanf^freujed if} burd^auS unfiat
l^oft. 2)ie fleineren Oelbüd^fen nntrben im 9Ki
telalter oftmals }ufammen in Sinem ^fßk
(chrismatorium) oermal^rt, meld^er ingform eint!
Sd^reineS ober einer Xrufie in ^Retall ober ^
l^ergefteUt unb finnig gefd^müdt mar ober auf Sat
bem ff eld^fu^ öl^nlid^en ^anbl^aBe brei Xl^urmd^
mit 3innen unb ^elmbad^ trug (f. eine 9BBütani|
Bei Otte, ^anbbud^ ber firc^l. jhtnftard^lo^
5. «uH., geil)a. 1888, 261). [ff. ©<^rob.]
0emitg, bie le|te (extrema unctio), bofi
fünfte unter ben fteben Sacramenten bor ffii^c;
ift naä^ ben Sßorten beS XribentinumS (Sess. XIV,
Doctnna de sacr. extrem, unct.) im Snf^bi
an bie Seigre ber 93ater „bie SBoUenbung nfati
aQein ber 99u^e, fonbem aud^ beS ganzen ((nip*
lid^en SeBenS, meld^eS eine immermöl^renbe 9^
feinfoll". — I. ©ogmatifdftegjegrflnbttiia.
2)ie ff ird^e mar fid^ Don iel^er Bemüht, ba| fie ooi
i^rem Stifter bie ©emalt em))fangen l^Be, ban
fterBenben S^riften 5um Siege über ben Xob }u »►
l^elf en, unb fte l^at Don jel^er baS ju biefem 3^
eingefe^te Sacrament auSgefpenbet. 9Ran tomti
eS unter Derf d^iebenen IRamen : l^eUigeS Oel, Q^
BetSöl (^7tov eXaiov, e^^^eXaiov), Oel ber Segtnmn
l^eilige Oelung, ffranfenölung, Sacrament ba
Sterbenben. $om 12. Sal^rl^unbert an nmrbe bu
gemöl^nlid^e Benennung extrema unctio, I4fft<
Oelung. 2)ie Sinfe^ung ber legten Oelung hm
S^riftuS toirb unS Don ben l^eiligen SDang^
nic^t au§brüdtli(^ erjöl^lt, benn bie Bei 9Rarc 6, 1£
ermahnte ffranfenfalBung Betrad^tet bo8 Xribea'
tinum felbft ni(^t al§ bie Sinfe|ung, fonbem mo
als ^nfünbigung (JL. c. c. 1). 2)iefeS StiSf^todgci
mar für bie ^Reformatoren ein l^inreid^enber ©nmb.
bie göttlid^e Sinfe^ung unb fomit aud^ bie €000*
mentalität ber legten Oelung }u lougnen, fotob
eS einzelne Sd^olaftifer, mie }. S. ^ugo Don &-
äiictor, $etruS SombarbuS, SonaDenturo, dcp*
leitete, nur eine mittelbare Sinfe^ungberfelBoibsi^
bie ^poftel anjunel^men. allein menn au4 bie ^
lige Sd^rift bie Sinfe^ung ber lej^ten Oelung mUt
erjöl^lt, f 0 entl^ält biefelBe bod^ ein flareS S^tgxi,
ba^ fte, als Don S^riftuS eingefe^t, in feiner llw
gefpenbet mürbe, nämlid^ bie SBorte beS 1^1. 3acoM
(5, 14. 15): Infirmatur quis inyobis? indncat
presbyteros Ecclesiae, et orent super euB»
ungentes eum oleo in nomine Domini: ek
oratio fidei salyabit infirmum, et aUeyiabü
eum Dominus, et si in peccatis sit, remitten-
tur ei. Ungef(^idt genug fud^teSut^rbiefeStde
717
Oelung, bie le^te.
718
M«4 {tt entfrdften, bo| er tiid^t blo^ bie Stecht'
|dt M SrlefeS begioeifette, fonbem einfodd er-
Mt, ein SpoPcI tötme fein Socroment ettife|en.
Dom bie SHiä^t ffilt felbf} nic^t boffir^ bog burd^
Mefe SBorte bc8 9po{iett boS Sacrament erfl ein-
§^ ourbe« fonbem bo^ boS t)on Sl^riffaiS be-
mH einleite unb ol^ne S^ieifel t)on ben Sipo«
|Ub \fym UIngfl auSgefpenbete @acrament burd^
ha Brief bc8 %po{ieI8 ber gonaen jtird^e öffent«
14 b(}engt unb Derfünbet »irb (Trid. L c.
MD. 1: Sacramentnm a Christo Dom. inetitu-
tan et a B. Jacobo ap. promulgatmn). (£S
tan Idnem 3u>eifel unterliegen, ba^ ber Don bem
l|»pd empfol^Iene StituS ibentifd^ ift mit bem
M bec ftir^e gefpenbeten @Qcramente ber legten
Odmig. (EinerfeitS ift eS flor, ba| ber 9lpoj)el
m fu: aÖe S^ten gültige 93orf d^rif t gibt , ha
ticfdbe mitten unter onberen gan) oHgemei«
KB Geboten fie^t; unmittelbar }UDDr (93. 13)
9# bie für immer gültige Stal^nung : Tristatur
il^ids Yeatmm? oret: aequo animo est?
pnUat, unb unmittelbar banad^: Confitemini
fligo alteratmm peccata vestra. SlnbererfeitS
ftMen ßd^ olle alten Sejeugungen ber leMen
CMong on biefe Stelle an unb fpred^en |o oaS
flODD^tfein ber iKrd^e au8, ba^ fte burd^ bie
li^peidmng biefeS SacramenteS uon {eber nur
josflufforberung bed ^oftelS entfprec^en moHte.
Scr tpoßel be^eid^net aber beutlid^ ben Don il^m
ii^fo^lenenStituS atö@acrament, inbem er einer
üBym f^nblung (orent . . . ungentes oleo)
du tttamotürlid^ unb geiftige SDirfung ^ufd^reibt
(nhabit . . . alleviabit . . . remittentur). 9ßenn
nm tnrifd^ biefer ^anblung unb biefer SBirfung
rin natürlid^ 3ufammenbang offenbar ni(^t be«
Hl fo fonn er nur Don ®ott in übematürlid^er
Sdfe angeorbnet fein, unb nur im SetDU^tfein
bieferflnorbnung ober ber Sinfe^ung burd^Sl^riftuS
tum ber Spoftel iene ^anblung anempfel^len unb
nit fol^er Sid^l^eit Die geiftige, ubematürlid^e
Sirfung Derfpred^ unb Derbürgen. @o mirb bie
is bei b^iligen @d^rift nid^t erjöl^lte Sinfe^ung
<in§ biefer ©teile mit S^otbtoenbigfeit gefolgert unb
tancfen. @an) ungegrünbet ifi bie Sinmenbung,
bie üon 3acobu9 anbef o^lene Salbung toerbe nur
«H ^mittel, fei eS mit natürlid^er ober tounber«
kttr SBirfung, Dorgefd^rieben. S)em Sinen tote
tan 9iü>em miberfprid^t bie 2:]^atfad^e, bag nid^t
Ho| bie Teilung, fonbem au^ bie Sünbenoer»
fltog als ibre SBirfung genannt toirb. 3!)ie^
iBorbe Derbieten, an blo^e Teilung su benfen, felbft
Mn bie SünbeuDergebung, toie bie ©egner ur»
fiien, nur bebingungSmeife genannt xo&xt. 90ein
btf .oeun" mu6 ^\tx nid^t einmal in ber Se»
battnng einer eigentlid^en Sebtngung genommen
(Derben, ba t% nid^t feiten gan^ aQgemein ben
Omnb angibt, ).1B. 3ac. 1, 5 : Si quis vestrum
tndiget sapientia, postulet a Deo. ®egen bie
Smiatime eines natürlid^eu Heilmittels fpri^t inS«
befonbere, hai nid^t blog bie Salbung, fonbem
an4 baS ®ebet beS ®laubmS als toirfmbe Ur-
fad^e genannt mirb. Sluc^ mürbe ein fold^eS Heil-
mittel am einfädelten Don ben H^uSgenoffen unb
Slngel^örigen angemenbet, unb menn man ie fid^ an
bie Jhrd^e menbm moSte, f o mören ba Dor äüem bie
SHaconen, benen ber 2)ienft ber Jtranfen oblag, jur
SoOjiebung biefer Salbung bemfen. Sbenfo menig
fann bel^auptet merben, ba| Don einer munber-
baren Heilung bie Siebe unb bie Salbung alf o bie»
felbe fei mie bei SRarc. 6, 13; benn biefe SBunber»
gäbe mar nie an einen beftimmtm Staub gebun«
bm, fonbem frei in ber ffird^e Dertl^eilt, unb eS
möre bal^er fein ®mnb Dorl^nben, ju einem fol-
d^m Smdt gerabe bie ^reSb^ter ju mfen^ gefegt
aud^, bag biefe nad^ ber Slnnabme ber ®egner
nid^tS SlnbereS mären als bie Selteften ber ®e«
meinbe. Sluc^ fonnte ber ^Ipoftel eine fold^e mun-
berbare H^i^^^O unmöglid^ für alle Stxitn Der*
fpred^en, mie er für alle 3citen bie Salbung an«
empfiel^lt; benn gernifi fannten bie ^oftel baS
SBefen ber auf fie begrünbeten JHrd^e gu gut, um
nid^t )u miffen, ba^ bie ®nabengaben nic^t in
gleid^er SUgemeinl^eit in ber ftird^e bauem mürben,
mie fie in ber apoftolifd^en Süi Derbreitet maren
(Dgl. 1 6or. 13, 8). — Sie Xrabition ber ffird^e
über baS b^ilig^ Sacrament ber legten Oelung l^at
aus ben ölteftm Stiitn eine geringere Stenge Don
3eugen für ftd^, als bie übrigen Sacramente. S)er
®mnb liegt mol^l barin, ba^ baS Sacrament meni-
ger in baS bffentlid^e Seben ber ffird^e eingriff, bag
eS mit ber 93u^e in nöd^fter 93erbinbung ftanb, unb
ba| eS für fid^ allein feltener gmannt mürbe. 3n
ber SSerbinbung mit bem Sacrament ber IBu^e
finben mir eS aud^ bei ben erften 3^ugm biefer
Srabition ermöl^nt, nömlid^ bei DrigcneS (In Lev.
hom. 2, Migne, PP. gr. XII, 418 sq.), ß^r^«
foftomuS (De Sacerd. 3, 6, Migne, PP. gr.
XLVIII, 644), (SäfariuS (Senn. CCLXV, n. 3,
PP. lat. XXXIX, append. 2238 sq.). ®aS mid^-
tigfte ber älteren 3«wgniffe ftebt in bem ©riefe beS
beiligen ^apfteS SttnocentiuS L an 2)ecentiuS,
^if(^of Don Sugubium. 2)iefer l^atte mel^rere
xf ragen geftellt, unb barauf antmortet Sunocenj:
Non est dubium, (verba Jacobi) de fidelibus
aegrotantibus accipi vel intelligi debere, qui
s. oleo chrismatis peningi possunt, quo ab
episcopo confecto, non solum sacerdoübus,
sed et Omnibus uti christianis licet in sua
aut suonim necessitate inungendo. . . Poeni-
tentibus istud infundi non potest, quia genus
est sacramentL Nam quibus reliqua sacra-
menta negantur, quomodo unum genus pu-
tatur posse concedi? (Ep. 25, cap. 8, bei Migne,
PP. lat. XX, 560 sq.) Die einjige Sd^micrig-
feit, meldte biefe Stelle barbietet, ba^ fte nämlid^
au(^ htn Saien bie ^uSfpenbung ber Oelung )u«
pfpred^m fd^eint, l^ebt ftd^ leicht baburd^, ba^ baS
inungendo, bem Sprad^gcbraud^ ganj entfpre»
d^enb, pafpD genommen mirb. Später mcrben
bie Scugnifle bäufiger, bcfonberS in ben jablreic^en
liturgifd^en ©üd^em, angefangen Don bem Sacra«
mentarium beS 1^1. ®regoriuS bis jur Seit ÄarlS
719
Oelung, bie Ie|te.
720
beS ®ro^en. ißon ha an fann fein 3tt)etfel tnel^r
über ben allgemeineTt ©louben ber JKrd^e er-
hoben toerben, toeil nid^t nur aüe Sd^riftfieUer il^n
bezeugen, fonbem aud^ eine Sleil^e t)on ^roDinsioI-
concilien (in g^onS 813, «ad^en 836, SWoina
847, SBormS 868 ic.) über bie SuSfpenbung biejeS
©acramenteS 3lnorbnungen trifft. 3n biefer Stxi
finben tt)ir aud^ mel^rere Seifpiele im Seben ber
^eiligen, bei benen ouSbrüdHic^ er^äldlt xoxxb, bo^
f e bie le^teOelung empfangen ^oben; fo SugeniuS,
Sifd^of bon arbfirat)^, im Slnfange beS 6. Sal^r-
]&unbert8 (AA. SS. BoU. Aug. IV, 627), gugen»
bu8 (Mabillon, Act. SS. 0. S. Ben. saec. I,
Lutet-Paris. 1668, 576), galetricuS (Mabillon
1. c. 127) u. a. ®en pd&erjien »etoeiS für bie
ßrd^Iid^e Srabition gibt ober bie Uebereinftimmung
aller orientolifc^en ftird^en, ber ©ried^en, Slrmenier,
jtopten unb Steftorianer, mit ber römifd^en. @ie
olle erfennen fon)o|(|I in il^ren 93efenntni^fd^riften
als in il^ren Siturgien unb in ber ^ra^iS bie le^te
Oelung gons im @inne ber fatl^olifd^en ffird^e als
@acrament an (ügl. Benaudot, La perpetuitö
de la foi 5, 2, Paris 1713; Goar, EuchoL,
Lutet.-Paris. 1647, 408 sqq. 431 sqq. ; Asse-
mani, Bibl. er. III, 2, 277 sq. ; Leo AUatius,
De utriusque Eccl. Or. et Occ. de Purgatorio
cons., Bomae 1655, 708; ügl. Denzinger,
Bitus Orient. 11, Wirceb. 1864, 483 sqq.).
U. @peculatit)e Segrünbung. 2)urd^ bie
@ünbe ift bie ^armonifd^e Sinl^eit gtt)ifd^en bem
geiftigen unb leibKd^en Seben beS ÜJlenfd^en auf>
gehoben. 2)ie(e Sinl^eit, bie bem urfprflnglid^en
uRenfd^en Derliel^en toax, l^atte il^ren ©runb barin,
ba^ ber fieib ni(^t nur fein eigenes, Dom ©elfte
unabl^öngigeS SebenSprincip l^atte, fonbem aud^
gau) Dom ©eifte belebt unb in aDen SebenSöu^e«
Hingen nur Don i^m angeregt unb geleitet n)urbe.
3)a alfo alles geiftige unb leiblid^e Seben ber §en-
fd^aft beS ©eifteS unterworfen tt)ar, fo tonnte feine
Spaltung unb Trennung gmifd^en ©eift unb Seib
eintreten. S)er ©eift l^atte aber biefe bel^errfd^enbe
unb einiaenbe "Slaä^i über feine ganje SebenSfpl^öre
nur in feiner Unterwerfung unter ben l^öd^ften
^errfd^er unb bie l^öd^fte ßinbeit; eine SoStrennung
Don ©Ott mu^te il^n innerlid^ fraftloS mad^en,
barum aud^ baS leiblid^e Seben auS feiner ^err-
fd^aft entlaffen unb mel^r ober meniger an bie (£tn-
n)irfung ber andern IRatur l^ingeben. Sine folc^e
SoSfagung Don ©ott trat ein in ber @ünbe, unb
im nämlid^en ^ugenbUdfe toax and) baS einigenbe
99anb juifd^en ©eift unb Seib derriffen. 2)aS leib«
lid^e Seben empföngt nid^t mel^r aüe feine Smpulfe
Dom ©eifte ; barum entftel^en, Don einer fremben,
bunfeln 9Mad^t angeregt, in i^m 99egierben, bie
bem ©eijte ttnberftreben (f. b. 5lrt. »egierlid^feit).
S)er Seib, Don feinem innem SebcnSgrunb Derloffen,
öffnet ftd^ ben Sinflüffen ber öu^em 92atur, bie
feine organifd^e SebenSeinl^eit ftören, bie einzelnen
fträfte unb Organe einanber entfremben, bis ber
ganje Organismus fid^ auflöst, ber ^enfd^af t beS
©eifteS ftc^ gön^Iid^ entjiel^t unb in ber öu^ern
!Ratur aufgellt: eS entfiel^ ffronf^ten unb bei
Xob. Ihanfl^eit unb Sob finb mefentltd^ nur einfi;
bie jhanf^eit ift ein beginnenber Xob, ber Zol
bie SBoQenbung ber jhanfl^eit ; bie Xrennung unt
Suflöfung, bie bort beginnt, U)irbl^ierburd^efül^
2)arum gibt eS audb im gegemoörtigen 3ufionb<
feine DoQfommene ©efunbl^eit; ber ffeim iena
Sluflöfung liegt mel^r ober tt>eniger entn)iddt in
iebem ÜJlenfd^en. SBie nun Dom abfalle bed (6d>
fteS ber SbfaiDl beS SeibeS ausging, fo lann amt
bie malere ©efunbl^eit il^ren ©runb nur l^ben in
ber SRüdßebr beS ©eijteS su ©ott ; nur xotm ha
©eift »ieber 9Rad^t gewonnen über ftd^ f elbfl, hm
er aud^ tt)ieber 9Rad^t ühtn über ben Seib, loim
bie fd^öblid^en Sinflüffe Don aujlen aimf^xtn vab
aüe jhöfte unb Organe beS SeibeS in lebenbiget
Sinl^eit tt)ieber mit fid^ Derbinben. 3^ bi^
9Rad^t über fid^ felbft fommt aber ber SRenfd^ xaa
burd^ bie ^Befreiung Don ber ffne4lt{d^ft ber
@ünbe, ju biefer Sinl^eit mit ftd^ felbft nur buid|
bie SßieberDereinigung mit ©ott, bie baS SBefot
ber (Srlöfung ift. @o ijl Sl^rifhtS allein ber
malere ^rjt, ber nid^t blo^ Don 9u|en bem Ueicl
^bbrud^ tl^ut, fonbem innerlid^ bie OueHe bei
XobeS Derftopft unb bie Ouelle beS SebenS eröffnd.
SBenn bal^er Sl^rifhiS fam, um bie @ünbe m tiU
gen, f o mu^te er fid^ aud^ als bm seigm, ber $R(4t
^at über ffranf^eit unb Xob, unb bie SHxfy, bie
feine ganje IDkd^tfüHe Don i^m empfing, (at mit ber
©ett)alt, @ünben m Dergeben, aud^ bie äRad^t über
ben Xob geerbt. S^riftuS felbft geigte, ba| bieje
Jhraft ni^t auf feine $erfon befd^rönft bleiben
foUte, ba er feine jünger auSfanbte unb i^nen
mad^i gab, iebe jhanf^eit su l^eilen (Wattig. 10, 1.
ajlarc. 3, 15; 6, 7. 13. Suc. 9, 1. 6; DgL 3o5.
14, 12). %udi in biefer munberbaren ©eftalt ip
jene 3Rad)i alS frei Dertl^eilte ©nabengabe in ber
jtird^e geblieben ; n)aS aber barin tt)ef entlid^ iß,
bie innere ffröftigung beS burd^ bie @ünbe ge»
fd^fööd^ten ©eifteS jur SBieberlerfiellung feiner
^enf(^aft über ben Seib, mürbe an eine beftimmte
Orbnung gebunben. ©egen bie Segierlid^feit, bie
befonberS im gefd^led^tlid^en Xriebe il^re gonje
ai^ad^t entfaltet, toirb ber ©eift gejtarft burd^ boS
@acrament ber Sl^e, gegen bie töbtlid^e jhanfl^
mirb er auSgerüftet burd^ baS @acrament ber lej^
Oelung. S)iefeS Derl^ölt fid^ bal^er in ber bei
Ware. 6, 13 ertoöl^nten munberbar l^enben
Salbung ber ^poftel, bie baS Concil Don Xricnt
als eine Snfmuation beSfelben betrad^tet, etioa fo^
mie jid^ baS @acrament ber Sfi^mung )u ben
©nabengaben ber apoftolifd^en JKrd^e Derl^lt (f. b.
9lrt girmung IV, 1511). 5)ie guföaige au^et»
orbentli(^e Srfd^einung f^ai aufgel^ört ober jeigt
fid^ feltener, baS geiftige 2Befen ift geblieben. 3>oS
SBefentltd^e biefer 9)!ad^t ift aber nid^t bie geitfii^
©enefung, benn mit il^r ift {a ber Sob nur oufge»
fd^oben, nic^t aufgel^oben; aud^ bie, meldte S^riflttS
l^eilte, \a felbft bie, toeld^e er Dom Sobe aufenoedie,
mußten gule^t bod^ noä) fterben. ^r Xob i{l alS
unmiberruf lid^eS ©efe^ bem 9)lenfd^en gegeben; bet
721
Oelung, bie Ie|te.
722
Sdi, iDie er ie|t ijl, l^t gar tiid^t mel^r bie ^cif^i%'
ftj^ in eme ooUfommene ^armonie mit bcm ©elfte
diqntreten, fonbem su biefem S^oede mu^ er ganj
mxaalbdt, muf{en aUe frembartigen Elemente t)on
iin ouflgefd^ben toerben — bie| gefd^iel^t eben
jB Zobe. S)arum f^t Sl^rijtuS ben %o\> burd^
bn lob beftegt; benn burd^ t^n ift ber 3:ob nici^t
BK^r eine bouernbe @<i^ibung beS Seibed t)on bem
Scißc, fonbem nur eine SuSfd^eibung beS gfremb«
ddigen, bomit er ald Derflörter Selb mit bem
Seiße neu nerbuftben unb bief em nun erjt mol^rl^af t
pi eigen merbe. SBie überl^aupt in ©otteS |Kinb
bk Strafe jum ^eilmittel voxxh, fo bient bem ®e-
n^ten inSbefonoere ber Xob burci^ Sl^riftuS ium
tSM ber fiautening^ gum 2)iener ber iBerflörung.
gmlul^ aber fann biefe Söuterung nid^t ein rul^iger
Sorgang fein, bei bem bie Seele fiä) gang paffio
Do^. S)enn xotnn bie tl^eilmeife 9luf (öfung beS
IMfyn Sebend in ber jhanf^eit fd^on fo fd^merg«
64 iB bie @eele eingreift, f o fönnen toir un^ jene
Icj^ imb oöDige Sd^eibung nur beuten als einen
fn^tbocen Stamf], afö eine unauSfpred^Iid^e Sngft
nb Sedenquol, bie tt)ie oEer @d^mer} gugleid^ alS
Seifiuiuiig ttiirlt. 2)iefer ffampf toirb um fo
f^BKtct fein, rotxm ber bem SRenfdpen angeborene
•Seife ber Sünbe" fic^ entmidCelt unb auSgebttbet
totbin^ actueOe ©ünben. Senn loie aDe @änbe
bn Seib )um notbmettbigen Organe l^at, f o bilbet
fie Uefc Organ aud^ ftd^ gured^t, beftötigt unb ftörtt
et in feinem SBiberfprud^e gegen ben ©eift, unb
nun horf oo^l jagen, bog jebe @önbe eine @pur
in icüe gurfiAält. @ou alfo ber Xob burc^ bie
Anft ber Sriöfung als le^te Su^e aud^ ein Söu>
tenn^lmittel fein, fo mu| ber 9Renf^, xoit in
allfr Ineignung ber Sriöfung, mel^r ober weniger
niMrfenb in i|m erf(^etnen ; er fann bem jtampf e
nid^t blog leibenb gufd^auen, fonbem mu^ il^n
4^9 fompfen. @d^on bie gebulbige Srtragung
itnn fotd^ freied ÜRitmirten, ein Singel^en be§
Sillend in bm göttlid^en Katl^fd^Iu^/ ber in
%i|tud ein Statbfd^Iu^ ber ©nabe ift, unb bie
Seboibige Ergebung fann fid^ bis gur lebenbigen
CtifertDiDigfeit erbeben, bie nad^ bem 93orbiIbe
bei jierbeid^m ^eUanbeS baS Seben freubig gur
Rainung ber @unbe Eingibt. 2)amit aber biefer
lf|te groge ftampf mit ber Uebermad^t ber leib-
en Unorbnung ben 9Renfd^en gum @iege fübre,
Uarf eS eined befonbem göttlid^m %eiftanbe§,
on befonbem ©nabe, unb biefe toirb il^m gu
itnt burd^ baS ©acrammt ber legten Oelung.
Jibiefem @acramente vAi hdf)ti bie^ird^e mirfli^
fcbonS^riftud ibr übertragene ©etoalt über ben
tob au§, nic^t inbem fie ba§ Sterben oerbinbert,
Mbem inbem fte ben ^erm gum 2)iener emiebrigt,
bosZob ben Sieg unb Stad^el nimmt, ba fie
^ iom SRittel ber Söutemng unb 93erflörung beS
&üed mac^t unb burd^ i^n gum magren fieben
Hid, mäbrenb ber Sünber burd^ ben %oh gum
onbem Zobe gebt
HL SSirfung ber legten Oelung. Snben
Soctm be(S SpoßelS SacobuS finb aud^ bie SBir'
fungen biefeS ©acramenteS im Singeinen befHmmt.
S)ad Soncil oon Sfloreng begeid^net als fold^e gang
allgemein mentis sanitas et in quantum ex-
pedit ipsius etiam corporis, ©enauer entmidfelt
baS Xribentinum biefe äBirfungen auS ben SQBortm
beS Spoftefö: Bes haec gratia est Spiritus
Sancti, cujus unctio delicta, si qua sint ad-
huc expianda, ac peccati reliquias abstergit,
et aegroti animam alleviat et confirmaty ma-
gnam in eo divinae misericordiae fiduciam
excitando, qua infirmus sublevatur et morbi
incommoda ac labores levius fert, et tentatio-
nibus daemonis calcaneo insidiantis facilins
resistit, et sanitatem corporis interdum, ubi
salnti animae expedierit, consequitur. SS ift
alfo bie l^eiligmad^enbe ©nabe, bie nac^ ben IBebürf-
niffen beS ffranfen auf breifad^e Sßeife wirft. SMe
erfte SBirfung ift bie ©enefung (salyabit, acujei) ;
aQein biefelbe tritt nid^t immer ein, fonbem fie ifl,
toie gur 3(tt Sl^rifti, burd^ ben ©lauben beS Sm-
pföngerS bebingt (ogl. 9nattb. 13, 58). S)ie gleite
2Birfung ift eine geiftige Störfung (alleviabity
i-jtpv.), burd^ bie ber j?ranfe in ben Staub gefegt
mirb, bie 93erfud^ung gu Ungebulb, jtleinmutl^
unb SJergmeiflung, bie in ber ffranfbeit liegt unb
bie obne 3^^ifcl nod^ in jenen fd^roerm Sugen«
blid(en oon bem Seufel gefd^rft toirb, gu über«
toinbm, unb ff ranfbeit unb Sob in SSertraum unb
Srgebung al3 93u^e unb ^eilSmittel auS ©otted
^anb angunebmen. ^rd^ biefe Störfung wirb alfo
bie Sd^föäd^e unb Sd^laff^eit aufgeboben, n)eld^e
ber ^enfd^ al3 gfolge ber Sünbe mit in biefen
ffampf bringt, utä) bie ba§ 2:ribentinum nad^ ber
Srflämng beS römifd^en ffated^tSmuS oorgüglid^
unter ben reliquiae peccati Derfte^t (Animam a
languore et infirmitate quam ex peccatis
contraxit, et a caeteris omnibus peccati reli'
quiis liberat , Catech. Bom. 11, 6, 14). 2)ie
britte SBirfung enblid^ ift bie Sünbenoergebung
(remittentur, (i9efih(ijeTai). HHebrere S^eologm
begeid^nen biefe al§ bie |)auptn)irfung beS Sacra-
menteS, obtoobl [\t biefelbe nur auf bie lö^lid^en
unb biejenigen f d^föeren Sünben bef d^rönfen, meldte
entweber nid^t mebr gebeid^tet werben fönnen ober
au§ einem oerborgenen SKangel be§ t)orau§gegan>
gcncn Su^facramenteS nic^t erlaffen werben tonn-
ten, ^nein in biefem SfaQe mü^te bie le^te Oelung
gu ben Sacramenten ber lobten gegöblt werben,
beren bie ffird^e nie me^r al§ gwei, Saufe unb
Su^e, gelaunt l^at. 2)ie Sünbenoergebung fann
alfo nur eine fecunbäre SBirfung be§ SacramenteS
fein, oermöge beren e§ bie unbewußten SKöngel ber
t)orau§gegangenen Suge ergöngt, bie lö^üd^en
Sünben erläfet unb in§befonbcre nad^ bcm bl. 5:bo»
maS (Contr. Gent. 4, c. 73) aud^ ben reatus
poenae temporalis tilgt, weld^er ber ffranf^ett
unb bcm Sobe anboftct. ®urd^ [xt wirb alfo bie
Strafe gum bloßen Heilmittel. ®abur(b erfc^cint
baS Saaament ber legten Oelung al§ eine 6r«
gängung unb Sottenbung bc§ SußfacramenteS,
mit bem e§ fd^on t)on ben ffiötem immer in SSer-
723
Oelung, bie Ie|te.
7S
btnbung gebrod^t toirb. (S3gl. Ign. Schmitz, De
effectibus sacram. extr. unct., Friburgi Bris-
gov. 1893 [Dissert.].)
IV. SKateric unb gorm bcr legten
O e I u n g. ^13 ÜJlaterie biefed @Qcramente§ be«
3et(^net ber 1^1. 3acobud beftimmt boS Oel; bar«
unter wirb in ber ^eiligen ©d^rlft immer Dliöcnöl
k)erftanben, unb itoax mu^ baSfelbe Dom Sijd^of
gettjeil^t fein (Conc. Trid. Sess. XIV, cap. 1 De
instit. sacramenti extremae unctionis). 2)ie
äBei^e bedfelben burd^ ben S3ifd^of ift in ber latei-
nifd^en ffird^e uiefentlid^ für bie @ültigfeit be§
@acramente§ (Denzinger, Enchiridion n. 1494
et 1495); in ber gried^if d^en ffird^e tt)trb baSfelbe
gett)51^nlid^ Don ben ^rieftem gett)ei^t. 2)a3 SBei«
tere über boS Äronfenöl f. im ärt. Dele, l^eilige L
S)ie materia proxima ifl bann bie Salbung mit
bem Oele. 93ei biefer Salbung ift ber StituS ber
Derfd^iebenenffird^enein Derfd^iebener, inbem balb
mel^r balb loeniger ftörpert^eile gefalbt tt)erben.
3n ber Siegel werben bie Dor^üglid^ften Organe
be§ öu^em SebenS, al§ bie Präger ber @ünbe^
geölt; bie römtfd^e Stturgie l^at bie Salbung ber
fünf ©inne, an Slugen, Ol^ren, 9lafe, SKunb unb
an ben ^önben^ unb fügt ba^u bie Salbung ber
rSü^t, als bem Organ ber Sett)egung, unb ber
Senben« al§ bem Si^e ber gefd^led^tUd^en Suft. %x
bie Stelle biefer legten Salbung tritt in mand^er
2)t5(efe bie Salbung ber 93ruft, ober fie fönt aud^
oanj loeg, loie eS bei grauen immer ber gfall ift.
3n mel^reren alten älitualien finben ftd^ aud^ nod^
mel^r Salbungen Dorgefd^rieben. SBie aber au§
bem Sacramentarium be§ 1^1. ®regor unb auS bem
Seben beS 1^1. SugenbuS ^u erfel^en ift, toax aud^ bie
Salbung nur 6ine8 ftörpertl^eileS, ber 93ruft ober
befonberS beS jf opfed, im @ebrau(^, unb aud^ je^t
nod^ mirb fie im Tlotl^falle für l^inreid^enb gel^alten.
— Cbenfo grofe ift bie SSerfd^ieben^eit l^infid^tlid^
ber fjform. SBefentlid^ ift nad^ ben SBorten be§
SlpoftelS nur, bafe fie ein ®ebet über ben ftranfen
bilbet, unb ed ift tt)eber nöl^ig, ba^ bie gan^e SBir*
fung bed SaaamenteS in bemfelben au§ge(prod^en
toiti, nod^ bag bie gfonn beSfelben gerabe bie be*
precatorifd^e ift, ba alte ^Ritualien, mie 5. 9. ba§
ambrofianifd^e, aud^ inbicatiüe gformeln entl^alten.
©egemoörtig ift bie gett)öl)nlid^e t^formel bie Dom
Xribentinum Dorgefd^riebene: Per istam sanctam
unctionem et suam püssimam misericordiam
indulgeat tibi Dominus, quidquid per visum
(auditum, odoratum, gustum et locutionem,
tactum, gressom, per lumborum delectatio-
nem) deliquisti. SBeitlöufiger ift bie i^formel ber
gried^ifd^en ffird^e: Pater sancte, animarum et
corporum medice, qui Fifilium tuum unigeni-
tum D. n. J. Chr. omnem morbum curantem et
ex morte nos liberantem misisti : sana quo-
que servum tuum N. a detinente illum cor-
poris infirmitate, et vivifica illum per Christi
tui gratiam, intercessionibus super omnes
sanctae Dominae nostrae Deiparae et sem-
per Yirginis Mariae. . . Quia tu es fons sani-
tatum, Christo Deus noster, et tibi glorii
referimus Patri et Filio et Sancto Spiritoi et
(Goar 1. c. 417).
Y. ^uSfpenber unb Smpfänger b
legten Oelung. %13 ^udfpenbet bcd Soa
menteS loirb im Sriefe 3acobi audbrüdlid^ i
$riefter genannt, unb bie ffird^ 1^ Hon ^
feftgel^alten, ba^ nid^t nur bie Saien, fonbtm at
bie Siaconen Don ber Sludfpenbung beSfelbcn an
gefd^loffen feien. ^OerbingS lommt in ber öUc
^ird^e aud^ eine jhonfenfalbung'burd^ Seien ix
unb aud^ Je^t nod^ iß fie in ber griec^ifd^en ftnc
gebröud^lid^. allein ed ift bie^ nid^t bcS Socs
ment ber legten Oelung, fonbern nur ein So«
mentale; man gebraud^t baS ge)Dei^te Oet iBi
man aud^ bad Xaufmafler ^u SBafd^ungen m
)Denbete. @leid^gültig ift ed, ob boS Sactoma
Don einem ober mel^reren ^rieftem gefpenbetM
benn xomn ber 1^1. äacobud fagt: ladacat jm
byteros, f 0 be^eid^net l^ier bie mel^rfad^e Sf^ ^
Allgemeinheit oed Stanbed. 3n ber gried^iNjir
JKrd^e ruft man ge)ool^nlid^ fieben ober menkpen
brei ^riefter, unb aud^ in ber lateimfd(|en flte^
XOQX tS nod^ 5ur 3eit bed fjli S:^oma8 ®ebnu8(
ba^ mel^rere ^riefter bie ©ebete Derrid^teten, ol
mol^l mal^rfd^einlid^ nur einer eigentlid^ boS &m
ment fpenbete. ®egentt)ärtig tt)irb eS nur ttn
(Sinem ^riefter abminiftrirt, unb ed gel^drt fda
Spenbung 5U ben fogen. ^farrred^ten Q. b. ftl
ihranfenfeelforge VÜ, 1042 f.). — Smpffiiqe
beS SacramenteS ift ber }ured^nung3f filzige, fd^
franfe 6:]&rift. 2)ie Sured^nungdfö^igfeit iß ein
iBorbebingung, meil ba§ Sacrament octueüe SB»
beuDorauSfe^t, bal^er e§ JKnbem, SBa^nfinttigesK
nid^t gefpenbet tt)irb. (fjfürfranfeftinber, bienod
nid^t ben @ebraud^ ber IBemunft l^ben, fxxSfii
ba§ Rituale Bomanum [ed. typ., BatisboiUM
1884, Appendix 74* sqq.] eine bef onbere 9eBe>
biction.) 2)ie Jhanf^eit beftimmt ber 9po{lel felbf
als 93orbebingung (Infirmatur quis in yoUm),
unb e§ fann bal^er bie le|te Oelung @efmibair
loie 5. 9. @ebörenben, Solbaten, meld^ ii
bie Sd^lad^t, IBerurtl^eilten, bie ^ur ^inruta
gelten, nid^t gefpenbet totthtn, 2)0^ aberii^
jeber ihanfe, fonbern nur infirmiis de cuv
morte timetur Smpfönger bed SacramenteS pf
f od, beftimmte f d^on (Sugen IV. im Z)e€rete an ft
Armenier. ^l§ eine f olc^e jhranf^eit ifl 0114 1^
töbtlid^e ^IterSfd^möd^e }u betrad^ten. 2)ie iNn|e
fd^ärft e§ jebo^ als eine l^eilige $f[id^ eh
(Cat. Rom. EL, 6, 9), ben Empfang ber le|to
Oelung nid^t bi§ auf ben le^en 9Roment inKV*
fd^ieben, too beti jhranlen fd^on bie Seftnmmg Mf
lä^t, fo ba^ er nid^t mel^r mit DoDem 9emi$tf(iB
unb mit ^Inbadbt ber ®nabe bed SacramenteS ett*
gegenfommen fann. - 3n ein unb berf elbenfttoil-
|eit fann bie le^te Oelung nur einmal empfangn
tt)erben, tt)o]^l aber fann fte in ieber neuen ihm
l^eit ober bei mieberl^olten töbtlid^en Unfällen citf
langmierigenJhänflid^feittt)ieber]|oltU}etben.9lolt
menbig ift ber Smpfang biefeS Sacromentcd nU|
725
Oefterlid&e Seit.
726
maoMe medii, {a Slond^e f^aUn fogar be*
toirfrt cd bejte^ barüber überl^oupt fein @ebot
\o ici nid^ ber Stid^tempfong, fonbem nur bie
Serf^mfi^img (contemptus) bei legten Oelung
fänbtaft tDörc. 9Uein offenbar fmb bie SBorte
bel(L3ücobufi l^inrticbenb, um ein praeceptum
bA borntt aud^ bie Ttotl^menbigfeit bed Sacro-
mtM )u begtimben. lieber bie SSermeigerung
bei Sacrarnrntefi Unmflrbigen gegenüber f. b. 9(rt.
gociomcnte.
VI. Situelte Sefiimmungen. SBadenblid^
ta Situs ber legten Oelung betrifft, f o )Dirb fte
tODöfinli^ mit ber S^arreid^ung bed SSioticumS Der-
hmben, unb itoat f o, ba^ fte biefem folgt, loöl^renb
^m bem 12. Sal^l^unbert bemfelben voranging.
)la4 bem römifd^ Xituale f ollen bie ^nmef enben.
Mm mdglid^, möl^renb ber $rießer bie Salbung
Mnommt, bie fteben Su|pfalmen unb bie Sitonei
Ml ollm ^Uigen beten; ma^rfd^einlid^ gingen
M(|e6ebete, bie fi4 Qu4 in älteren Siturgien ^n*
kä, fiü^ bem 9cte ber Salbung k)orau8, loie
ben Qud^ na4 mand^en ^Ritualen ber $riefter mit
kn tmoefenben ben $falm Miserere unb eine
(»31 Sitonei betet. S)te brei @d^Iuggebete bed r5-
irifi(en9iituaI8 ftnb in bie meiften Ritualien über*
gegimgen. Sigentl^ämlid^ ift ber (Sthtanii, ber
M 7. bid )um 12. Sal^rl^unbert ge^errfd^t ^u
tobn f^eint, ba| ber Stitud ber legten Oelung
fittaiZage nad^ einanber loieberl^olt lourbe. gfür
SriteieS ogl. b. 9rt. l^ronfenfeeIforge, oben Vn,
imi ff., unb bejüglid^ ber gett)5]^nli$ auf bie Ic^te
Oebmg f olgenben ©eneralabf olution ben betr. ^rt.
(Sgl nöd^ OdUMlb, 2)ie bogmatifd(K Seigre Don
ba (eiligen @acramenten ber fat^olifc^en JKrd^e
H 1 «ufL, TOfinper 1877, 257 ff.; ©d^anj, ©ie
iiftt Don ben ^eiligen @acramenten, fjfreiburg
1893, 639 ff.) [ffiein^art.]
$tfMMft ^t ^eigt 1. im ftrd^enred^tli^en
Same bie ^t\l innerl^alb meld^er jeber ^u ben
Üftm ber Unterf d^eibung gelangte ®Iöubige burd^
bol pofitiDe ®ebot ber ftird^e Derpflid^tet ift, bie
(effige (Sommunion 5U empfangen. 2)ie IJSoIfd*
(pmd^ iKunt biefe ^flid^t einfad^l^in Ofterpflid^t,
Cjkrcommunion, unb be jetd^net bie Erfüllung ber-
idben mit «Oftem l^alten". S)aS ©ebot lourbe
1215 bur4 baS Dierte lateranenfifd^e ß^ondl (cap.
21) auf ®runb bed bereits im 12. Sal^rl^unbert
k^enben ®ebraud^ aufgefteUt unb burd^ baS
(oQcü Don Orient (Sess. XIII, can. 9) tt)ieber
«iflef^ärft (f. b. 9lrt. Srequenj ber l&eiligen
Siaamente IV, 2007 ff.). 3)ie Seitbejtimmung
inPueha, meiere ^unäd^ft baS Ofterfeft mit feiner
CdoD ober ^fhoo^ bei^eid^nete, mürbe Don ^apft
fingra IV. (Constit. Fidei digna Dom 8. 3uU
1440) ouf bie g^anood^e auSgebel^nt, fo bag feit-
bcB bie öfterlid^e 3^t gemeinred^tlid^ Dom $alm*
fontoge bis gum meinen Sonntage reid^t. 3n*
folgt beffen mürbe le^terer Sonntag im ^httelalter
Pascha elausom, conductus Paschae genannt.
UabieSrfünung beS Jftrd^engeboteS ju erleid^tem,
ifl bie öfterlid^e 3^^ in ^^ einseinen IKrd^n-
fprengeln Dielfad^ loeiter auSgebebnt morben, fo in
ber jmeiten ^ölfte beS 17. Sal^rl^unbertS au Pa-
lermo Dom Sfd^ermittmod^ bis ^um meinen Sonn-
tage, in 92eapel Dom $aImfonntage bis S^rifH
^immelfol^rt (Bened.XIV., De syn. dioec. 12,
6, 10). 3n 2)eutfd^Ianb fd^eint bereüS frül^ eine
IBerlängerung bis jum }meiten Sonntage nad^
Ofiem bejtanben }u l^aben, memt bie Se^eid^»
nungen biefeS Sonntags als ^^rebiger-ffird^meU^"
auf bie überftanbene Ofterarbeit ber Seelforger,
unb als ^Sodffonutag" auf baS l^lSftarrige 93er-
fd^icben ber Ofterpflid^t bis jum öugerften Ter-
mine }u be^iel^en finb. äBobI als Sd^Iu^termin
für bie Oftercommunion l^ei^t in Ungarn baS
Sfeft Sl^rifti ^immelfal^rt ber Sommunicanten-
2)onnerStag (f. Nilles, Ealendarium manuale
n, Oeniponie 1881, 868). 2)ie ermeiterung
ber Ofter^eit über ben gemeinred^tlid(fen Termin
l^inauS ift alS eine S)iSpenS Don einem allgemeinen
ffird^engebot ju betrad^ten, unb eS mirb iöl^rli^
in ber g^fteuDerorbnung aud^ bie 2)auer ber Ofter-
aeit für bie einseinen 2)i5cefen Don ben Orbinarien
feftgefe^t unb belannt gemad^t. SBie Derfd^ieben
biefe in S)eutfd^Ianb ift, f. bei 9. Schäfer, (Sinbeit
in ber Siturgie unb 2)iScipIin für baS fatl^olifd^e
S)eutfd^Ianb, ÜRünfter 1891, 84 f.
2. 2)ie bfterlid^e 3tit (tempus paschale) in
ber Siturgie ift bie Sfeft^eit, loeld^e fid^ an baS
Ofterfeft anfd^Iiegt. 2)a aber bie Oftermod^e mit
bem Ofterfefte liturgifd^ ein ©an^eS bilbet unb
aubem erft mit ßnbe ber OfteroctaDe baS Officium
mieber feine regelmö^ige @eftalt annimmt (f. b. 9Irt.
Ofterfeft), fo beginnt in ben liturgifd^en Sudlern
baS tempuB paschale mit ber erften SSefper beS
meinen Sonntags unb bauert bis ^um 9IuSgang
ber ^fingftoctaD, b. 1^. bis jur 92on beS SamStagS
nad^ ^fingften einfd^Iieglid^ (f. bie SRubrit im 93re«
Dier nad^ ber 92on, bejm. im Sniffale nad^ ber
SReffe beS genannten SamStagS). 2)ie 50 Xage
(iTEVTTjxocm^) Don Oftem bis ^fingften, beam. Dom
meinen Sonntag bis }ur erften ißefper beS S)rei-
faltigfeitSfefieS, mürben bei ben alteren Siturgüem
Quinquagesima paschalis ober laetitiae ge-
nannt. Sie Sonntage biefer 3^it ^iS Sbnfti
^immelfal^rt merben a(S 1., 2., 8. u. f. m. nad^
Oftem gejöl^U, l^aben baneben aber nod^ befonbere
SSe^eid^nungen. So b^i^t ber erfte Sonntag nad^
Oftem aud^ Dominica in albis (sc. depositis),
meU an biefem Sonntag bie 9teugetauften ^u«
erft mieber ol^ne mei^e jfleiber erfd^ienen. 9Inbere
9tamen für ben Sonntag ftnb nod| Dom. in oc-
tava Paschae, bann, nad^ bem SntroituS ber
SReffe, Quasi modo geniti, in Urfunben aud^
Dom. mensis paschalis, Pascha clausum, con-
ductus Paschae (Dgl. ob. 1), mblid^ aud^ Dom.
nova. Ueber baS tJeft ber SeibenSmerJjeuge gl^rifti
(fianae unb 92ägel), meld&eS in ®eutf(blanb am
fjfreitag nad^ bem meinen Sonntag begangen mirb,
f. b. art. fianae, beilige, VII, 1420 f. Son feinem
Soangelium erhielt ber jmeite Sonntag ben 9iamm
Dom. Pastor bonos, ^irtenfonntag, Don bem
727
Oefierretd^.
7»
ÜReleingang anä^ Misericordias Domini, ©onn*
log bcr ©Qrml^ersigfcit bc8 §erm. ®ie Slomen
Jubilate für ben britten unb Cantate für ben
vierten Sonntag ftnb bem äntroitud entnommen.
Sen S)onner8tQg ber vierten SBod^e nennen Ur-
funben ^.^l^injtQg Dor ben Sj^reu^en" mitSe^ug auf
ben folgenben (fünften) Sonntag, bei bie Sioga-
ttonS« ober SBittmod^e, ffreug- ober jf reu^gangS-
mod^e eröffnet unb be^l^alb aud^ l^in unb tt)ieber
Bogaie unb nad^ feinem ÜJle^eingang Yocem
jucunditatis genannt tt)urbe. 2)ie ÜJlitte ber öfter«
lid^en 3eit, ber 9Rtttmo(i^ nad^ bem britten Sonn-
tage nad^ Oftem, ift bei ben ©ried^en als ii p.e(7o-
icevTTjxooT^ burd^ ein eigene« geftof firium mit ad^t-
tägiger gfeier ouSgejeld^net (f. Nilles 1. c. II, 345).
3)ie brei erften Sage nad^ bem fünften Sonntage
flnb bie fog. «Itttage (f. b. «rt.). ®er öieraigfte
Sag ber Ofterjeit bringt baS gfeft Sl^rifli ^immel-
fal^rt, Dor ^UterS aud^ 9lontag (b. i. ber neunte
Sag Dor ^fingftenX Sd^ön-92onlag genannt ; ber
folgenbe fjfreitag ]^ie| mand^erortS SBetterfreitag
oegen eine§ bann ftattfinbenben Segend gegen
@ett)itter{d^aben. 2)er Sonntag nad^ Sl^rifti ^im*
melfa^rt, nad^ feinem äntroituS Exaudi genannt,
oirb liturgtfd^ nid^t nad^ Oftem, f onbem aI3 Dom.
infra octavam AscenBionis gejöl^It ; in älterer
Seit l^ieg er megen einer eigenartigen ^ier im
^antl^eon )U 9lom Dom. de rosis (f. Mabillon,
Museum Ital. n , Lutet-Paris. 1689 , 148).
9(tö Hebdomada exspectationlB betrad^ten bie
Siturgiter beS SnittelalterS, n)ie S)uranbu§ (Ra-
tionale divin. Offic. 6, 86, 16), bie SBod^e Dor
^fingften, in ber bie Sl^oftel bie Slnfunft beS l^ei-
ligen ©eifteS ermarteten. S)en ^ftngftfonntag,
nad^ bem ÜJle^eingang Dom. Spiritus Domini,
nannte man toegen ber blül^enben SaJ^red^eit
Pascha rosarum, ber Ouatember-Wittmod^ l^ie^
ber l^ol^e ober gute ^Uttmod^, ber bierte l^eilige
^^fingfttag, jejunium laetitiae et exsultaüoms,
jojunium aestivum ober ^^fingftquartal (Dgl. Seift,
Urfunbenle^re, 2. )WufI., iSeipj. 1893, 252 ff.).
SDie öfterlid^e 3eit ift bie Seit jubilirenber
gefteSfreube. ^icfe ftnbet iljjren eigent^ümlid^en
')ludbrudF in bem immer mieberfe^irenben ^delnja,
femer barin, bag bie Jlircfienfarbe im Officium
de tempore, fogar an ben gferialtagen ber i^fter«
lid(Kn 3ett, bie neige garbe ift. Sbenfo l^at ba§
gerialofficium ftatt bed britten StefponforiumS ba§
Sebeum unb trögt Don ben Sauber an feftlic^en
(^baralter. $ei ber fonntöglid^en '^^^perfton tt)irb
baS Asperges unb btr $u^pfalm Miserere burd^
bie an bie lauffeier in ber Cftemac^t erinnembe
'Jlntipbon Vidi aquam unb ben Sobpfalm Confi-
temini erfc|t, mie benn aud^ in biefer 3^it ni^t
gefajtet oirb, auger am ^igiltage Don ^^fingften,
ber erjt fpdt ^fttag »urbe. unb an ben "ißnngft«
quatembcrtagen. ^te Sebete n^erben, mte fonft
an Sonntagen, ftebnib oerric^tet; ftatt bed gemöbn- 1
lid)en ©ebeted loirb beim 'JlngeMläuten baS Re- i
gina coeli gebetet: enblic^ n^erben oielerortd nad^ ,
aüem l>)ebrau(b Dor bem ionntäqUcben ood^amte
Umzüge um bie ffird^ p (Sfyan bed etfianbenci
öeilanbed oeranftoltet. — SefonberS gu bcmnici
ftnb bie Senberungen Bejto. Suf^^ vod^ Strni
bengebet unb aReffe in ber öfterlid^ Seit cr^oOei
©egen ben ©ebraud^ einzelner ftird^en, to&^ren
ber ganzen öfterlid^en Seit nur Sine Stoctum nr
brei $falmen ju beten, loie fold^ed in ber Ofiei
octaü gefc^ie^t (f. b. «rt. Ofierfefi), l&at fl<
fd^on 2)uranbud (1. c. 6, 89, 6) im 13. 3ol^
^unbert audgefprod^en. @d tt)erben aber in ieb(
9toctum bie ^falnten nur unter ßiner Snti))^
gebetet. 2)aS dfterlid^e ^Oeluia tritt tl^S al
felbftönbige 9(nttp]^on auf, tl^eilS toirb efi alle
9(ntip]^onen unb 9)erfifeln (nid^t ober ben fo{
|>reces in $rim unb Somplet) fott)ie ben Xefpon
orten angel^öngt. 3u bemerfen ift iebo<i^, ba| bicf
Einfügung bed Meluja nid^t auf bie SerjUel nad
bem Xebeum, ber Sauretanif d^en Sitanei tmb ^'
lid^e Sföne auSaubel^nen ift (S. R. G. 3. Jon. 1892)
2)ie Commemorationes communes foQen fod,
unb an i^re SteEe tritt eine triump^trenbe Cosh
memoratio de cruce. Sbenfo gibt bie 3)o|;ologi(
ber ^^mnen in ber Dfterjeit bem geftd^arttöa
«uSbrudF. (Snblid^ tritt für bie Slpoftel- unb aRa^
t^rerf efte ftatt be§ getoöl^nlid^en Commime ein fc*
fonbereS (in tempore paschali) ein. — 3n bei
ÜRe^Iiturgie geigen fid^ öl^nlid^e 9(enberungen, fc
entfpred^enb bem Xeoeum an ben Sferiottogen ba£
@Ioria ; ebenfo ber 3ufa| t)on Saelufa an bii
antipl^onäl^nlid^enSl^eile (äntroituS, Offertorium,
Sommunion). Statt bed ®rabuaI8 tritt ber fog
größere ^Heluiagefang ein. S)ie ^rafationen bei
3eit enblid^ bringen bie gfefteSfreube mit i^rer 9e>
grünbung ^um l^enlid^ften ^uSbrudF. [St. Sd^.]
QtflttxeM^^ jfaifertl^um, in fird^en«
gefd^id^tlid^er unb ftatiftifd^er ^in>
fid^t. L ©efd^id^te. 1. SSon ber erßev
S^riftianifirung bis gur 9lef ormation
S)ie öfterreic^if d^*ungarifd(fe aßonard^te ifl in i^retr
gegenmörtigen Umfange au8 ber el^emaligen !D}arf>
groffd^aft (bem fpätem ^erjogtl^um) DefierreidJ,
ber Ofimar! 3^eutfd^Ianb§, enoac^fen. 2)ur(^ (to
oberung oie burd^ frieblid^ Srmerb unb Sen
erbung ftnb biefem ftem bie beutfd^en ftronIanb<
Steiermarf, ffömt^en, ihain, Sftrien unb Sitol,
bann ba§ Äönigreic^ iSöbmen mit feinen 92eben<
lönbem, bie Sauber ber ungarifd^en jhone, ®ali<
5ien unb bie 93utonmta, Salzburg, S>almatieii
unb neueftenS aud^ nod^ 9o§nien unb ^rgegottmu
angegliebert morben. Sie @efd^id^te btt er^
unb gmeiten ^flaujung beS Sbrißent^umS, b. %
5ur Kömer5eit unb na^ ber ^öllenixmbenmg, ti
aQ ben ermöbnten ©ebieten, fooie bie fpötere (8^
fcbic^te fammt bem gegenu)artigen 3uf^<nd)e ber«
jelben ftnb bargeiteQt in ben 9rtt, nield^e bie ti
benfelben beftebenben 33i§tbümer be^m. ftüd^<
proDin^en bebunbeln, mte aud^ bei ber Sc^ilbenmc
be4 Seben4 einselntr SanbeSopoflel, SonbeSfürfln
unb anbenr burc^ 3Bif|enf(^ft ober S^ten aul
Sauber unb 3?ötfer günftig ober ungunfttg ein«
mirienben i^ianner. @^ mu| bc|^K toegen be(
789
Oefterreid^.
730
(gnanem auf bie betr. 9rtt. oenDtefen totrben,
nA e9 foitn ^ier in 9e)te]^ung auf bie frühere
Scf^i^te nur mm Oefterreici^ im engem Sinne
te Xebe fein.
£afi debtct beS fpötem ^erjogtl^umS Oefter«
»4 »or in ben ölteften S^ten bon jfelten be-
juUfsL 9Id ber föblic^ Don bei S)onau gelegene
t^ unter SugufhtS oon ben Stömem erobert
Mbcn, bilbcten biefe barouS bie beiben ^ro«
oo^m Koricum unb $annonia, bereu @ren)e ber
SieiieniKilb (Cetius Mens) mar. ^ier gab ed ttol^I
\lfssi gegen Snbe beS erften 3ol^r|^unbert8 nid^t
nr cingdne C^rifleu unb d^riftlid^e Sfomilien,
{oflbem in ben bebeutenberen ©tobten bereits ein*
|diK C^fiengenteinben (iflein, @ef d^. bed S^riflen-
4wni in Oeflerreid^ unb Steiermarf I, SBien
1840, 88). ans erfter atpofiel 3lox\axm§i mirb ber
tL Stasimüian (f. b. 9rt. 8) angef el^en, unb aud
ba irielen SRart^rem unter ber SRömerl^errfd^ft
jisk lefonberd ber fjiL gflorian, ber SanbeSpotron
Cier5flerreid^, ber 1^1. SictorinuS, IBifd^of oon
$dtan im fübßd^ 92oricum, unb ber 1^1. Oui"
tini, Sifd^of Don @i8cia im füblid^en Ober*
IMnumien, l^oi^u^eben. @eit ber SDtitte beS
5. äo^nbcrtiS mar bann ber 1^1. @et)erin ^mar
n^t ber Segränber bed Sl^riftentl^umd in biefen
Scgenben, mol^I aber, mie baSMartyrol. Bo-
manum (8. Januar) fagt, fein Verbreiter unb
fnae Ie|te @tu^, ba ed nad^ feinem £obe (geft.
482) für lange 3tit bafelbft ausgerottet blieb.
SqI Sonb ndrblic^ ber 2)onau !am in bie
ScBMlt ber SRarfomonnen unb ber Ouaben,
^ift )ur 3^ ber Sölfermanberung unter bem
Kamen Sajumaren (f. b. 9rt. IBa^em) fid^ aud^
bed @ebieted füblid^ Don ber S)onau unb ber Oft-
dlpoi bemad^tigten. 3n ^annonien fe^te ftd^ nad^
bon Serfall beS ^unnenreid^eS unb bem ^b^ug
ber £angobarben nad^ ^ialitn ein ural^finnif^er
Solfspamm, bie Soaren (f. b. ^rt.)/ feft, bcnen
fi4 bie SlaDen anfd^Ioffen. 6nn§ unb S)ouau
biO)eten bie ©renje ^mifd^en bem aoorifd^en unb
bo^fd^ ®ebiete. S)ie SlDaren fielen oft in baS
boirijc^ @ebiet ein unb Derl^eerten babei bef onberS
an4 baS el^rmürbige Sord^ (f. b. Srt. ^affau), Don
bem QuS, mie au^ Don ©al^burg ^er, jumeift
bieerjlenSWiffionareOefteneic^famcn. 5Jament-
^ }erftörten bie ^Daren aud^ baS Don 93i)d^of
Sb:gil Don Salzburg erbaute 9lu))ertuSfird^Iein in
Sien; on feiner Stelle foUen aber bie frü]()eren
4nßlt4ni äßifftonare bei ben Soaren, Sunalb
rnib Sifolrid^, @d^üler be§ 1^1. 9{u))ertu8, f d^on um
740 eine ftr^pta erbaut b^^ben. ^I§ bie ^Daren
^ 787 mit bem legten agilol^fd^en ^er^og Don
^9|UKni, Zaf plo, Derbanben, um 93at)em Don bem
tünfi|d^ Keid^ loSrei^en ^u f)z\\^n, befd^Io^
flvl ber @ro^, nad^bem er £a{ftIo abgefegt unb
«Opern feinem »eic^e eiuDerleibt ^atte (788), bie
beutegierigen Soaren }u ^üd^tigen unb Don mei-
nen CinföHen in baS fjranfenreid^ abjujd^redfen.
Sio^bem ibre 3Raä)t Don feinem tapfem @obne
fNpin burc^i einen glänsenbeu ©icg (796) Döflig
Demid^tet mar, fügte er bad Sanb jmifd^en ßnnfi
unb SRaob bem frönfifd^en Steid^e als ^Oftmarf "
bei. 3n biefen eroberten Oftgegenben fiebelten pd^
nun Sägern an, bie unter bie SDtetropoIe Salzburg
gefteUt mürben. @o mürbe biefeS @ebiet für bie
Kultur unb für ba§ in ben Stürmen ber IBöIter*
manberung erlofd^ene S^riftentbum mit furgen
Unterbred^ungen bauemb gemonnen. 3n biefen
Seiten erlangten aud^ bie 2)ibcefen $affau unb
Salzburg i^re großartige tSiudbel^nung unb apo-
iolif d(fe SBirff amieit na($ Often unb Süben. ®e«
tört mürbe bo8 SBieberaufblül^en beS Sänften*
bum§ in ber Oftmarf nur burcb bie ftriege Sub«
migS bed S)eutfd^en unb ffarlmannd gegen ben
möbrifd^en fjfürften Smatopluf, mobei namentlid^
SBien furd^tbar Dermüftet mürbe. 3lai^ bem £obe
SmatopIutS (894) unb bem S^rfaU bed großen
gjläl^renreid^S (f. b. ?lrt. SJläbren) bel^crrfd^ten bie
ÜHag^oren Don ber 3^t SubmigS bed ffinbed
bis auf Otto I. bie Oftmarf unb mürben fo bie
3laä)iam 2)eutfd^lanbd felbft. 3n biefed fielen fie
mieberbolt Dermüftenb ein, bid i^nen infolge beS
Sieges ber 3)eutfd^en ouf bem Sed^felbe (955)
bie fiuft Derging, meiter nod^ SinföDe in 2)eutfd^«
lanb 3u mögen. SBöl^renb flc^ bie ÜRag^aren ju
einem feßb^ften Seben in ber Xb^B' unb 2)onaU'
ebene bequemten unb mit bem Sbnftent^ume aU*
mölig obenblönbifd^e Sultur annobmen, marb bad
Sanb ienfeitS ber ßnnd mieber Don beutfd^en Sn*
fteblem befe^t unb ald ba^rtfd^e Oftmarf bem
beutfd^en Sieid^e miebergemonnen. jfaifer Otto IL
Derlieb 974 bem iSabenberger Suitpolb bad Sanb
mit bem £itel eine§ SJlarfgrafen. 2)iefer bebnte
bie ©renken feines @ebiete§ bis ju bem äBiener-
malbe au§, unb unter feinem Sobne £)einrid^ I.
(994—1018) erfdficint im 3. 996 ber 92ame
Oefteneid^ (Ostarichi, Ostrich) jum erften 9KaIe.
^ie in Ungarn gegrünbeten ^istbümer @ran,
iBe35))rim, ^ünffird^en unb SRaab begrenzten nun
aud^ bie 2)i5cefen Salzburg unb $af)au nadl^
Süben, unb böd^ft mabrf d^einlid^ geborte aDeS Sanb
^mifd^en bem ßablenberg unb ber Seitba unter
ßönig Ste^b^n ^^n Ungarn ^ur SRaaber 2)ibcefe.
93alb banad^ fübrte ÜKarfgraf 3lbalbert bie ©ren-
ken ber Oftmarf über ba§ Sanb ^mifd^en bem
ffablenberg, ber S)onau, Seitba unb ^riefting
^urüdt, unb fo fam e§ aud^ mieber an bie 2)iöcefe
$a)jau, mogegen ba§ Sanb fübmärts ber ^riefting
ober bie ©rafjd^aft ^ütten (Ritten, im Viertel
unter bem SBienermalbe) bei Salzburg blieb. 93i§
5ur ©rrid^tung ber ©iöcefen SBien unb SBiener«
9?euftabt (f. b. ^rtt.) fottt nun bie ©efd^id^te ber
ßird^e in 9?ieber« unb Oberöfterreid^ mit berjeni«
gen ber beiben ©iöcefen ^af jau unb Salzburg ju-
fammen. 9lud^ fnüpft fi^ feit ber ©rünbung ber
babSburgifd^en ©tinoftie in Oefterrcid^ Don SRu«
bolf I. an (1273—1291) bie ürd^Ud^e ©efd^id^te
bc§ ^erjogtbumS an bie 5Ramen ber cinjclnen SRe«
gcnten, bie al§ befannt DorauSgefe^t merben bür»
fen unb meift in eigenen ^rtifeln bebanbelt fmb.
(93gl. befonberS no^: M. Hansiz, Germania
781
Oefterreid^.
782
Sacra I [Metropolis Lauriacens. cum Epi-
scopatu Pataviens.], Aug. Vind. 1727; II
[Archiepiscopatus Salisburgens.], ib. 1729;
^uJ^rmann, SQgem. ffird^en- unb äBeltgefd^. oon
Ocfterrci^ SBicn 1769 [umfofet nur bie Sol&re
Tl. 61^. 1—837]; &uber, ®efd^. ber ßinfül&runö
unb Serbrcitung beS E]&riftcnt|um8 in ©üboft-
beutfd^Ionb, ©Qljburg 1874—1875, 4 «be.)
2. Steformottonunb (Segenreforma-
tion. @(i^on unter 9RQsimiItQn I. (1498 bis
1519), tt)eld^er bie ^obsburgifd^en Srblonbe bei
ber eintJ^eilung bed Steid^eS im % 1512 ^u
bem öfteneid^if^en ffreife Dereinigte, lourbe )u-
nöd^[t ber 93oben vorbereitet, auf xotl^tm bie neue
Seigre gebeil^en fonnte, benn unter il^m nal^m
Oefierreid^ einen l^erDorragenben ^ntl^eil an ber
geiftigen 93en)egung beS ^umoniSmuS, meldte ba>
mald 2)eutfd^lQnb erfüllte, ^n ber UniDerfttöt
äBien, einer ber erfien 2)eutfd^lQnb§, XDXxttm bie
gefeiertfien ©cle^rten, unb eine üon SWojimilion
geftiftete ®efeUfd(|Qft ber älteren ^umantften, bie
„®anubifd^e", öereinigte bofelbft bie gfreunbe beS
SlofftciSmuS. ftein SBunber olfo, ba^ bie lutl^e*
rijd^e Snlel^re aud^ in ben öfterreid^ifd^en 6rb«
lanben fld^ reigenb fd^neS verbreitete unb felbft
ben SRector ber Univerfltät unb bie brei gfocultöten
für fld^ gettjonn. ®ie ©d^riften SutljjerS mürben
in SSMen fd^on 1520 eifrig gelefen. ßiner ber erften
lutl^erifc^en $rebiger in SSien mar $aul ©peratuS
(©pretter), voriger gel^eimer SRot)^ be§ Sarbinal*
Sr^bifd^ofS Song in ©aljburg, mo er ftd^ megen
einer !e^erifd^en $rebtgt über ben Sl^eftanb un-
möglid^ gemod^t; femer SdFenberg, ^aplon be§
©erm bon ©ietrid^ftein. ÜKit bem Saläre 1522
begann man unter gferbinanb I. emfte 9lnftalten
gegen bie Verbreitung ber neuen Seigre ju treffen.
S)er ©aljburger ßrjbijd^of berief eine ©t)nobe
nad^ ÜJtü^Iborf )ur Seratl^ung ber anjumenbenben
©egenmittel unb befonberd aud^ )ur ^bmel^r bed
maffenl^often Abfalls mie jur Sefferung beS an
Dielen Orten öerfommcnen 6Icru8. 3m f olgenben
Solare (1528) fanb abermals eine Seratl^ung ftatt,
bie fid^ mit bem SSofljug ber ju SKü^Iborf erlafje«
neu Serorbnungcn befo^te (§efele»§ergenröt]j)er,
eoncilicngcjd^. IX, 324 f.). gerbinanb L, mel-
d^er bem ginbringen ber neuen Seigre anfangs
möglid^ft ^u meieren fud^te, münfd^te, namentlid^
1524 auf bem StegenSburger SonDent ber fatl^o-
lifd^en SReid^§ftönbe, bie fird^Iid^e SReformfrage in
ber ©dfetoebe ju j^alten bis ju ber beabfid&tigten
Vereinbarung jmifdfien Äaifer unb $apft unb ber
Semfung eines EoncilS. UebrigenS erlief er ein
fd^arfeS Serbot, bie ©d^riften fiutl^erS unb feiner
Slnl^änger gu lefen. iro^bem fonnte eS ber 5ma«
gifter ßleut^erobiuS (greienleben) öon Sing mögen,
1524 bie Ucberfe^ung eineS SBerfeS öon Sugen«
l^agen j^erouSgugcben, unb eine 1528 ongefteDte
SSifitation ergab, ba^ in ber obberennfif d^en
^Regierung me^r oIS bie Hälfte beS SbelS unb ber
Seamten lutljierifd^ mar. SBeJonberS befel^alb fonnte
bie neue Seigre fo bebeutenbe fjortfd^ritte mod^en.
meil bie Sbeligen lutl^erif d|e ^rObicanten cSS fßrib
ceptoren, ^ofmeifter u. f. m. beriefen unb bie la^
lifd^en ^faner oielfad^ mit (Seuxilt entfentten {t^
©tülg, @efd^. beS regußrten C^orl^flifa 6t
giorian, Sinj 1835, 78). S>ad Soll folgte banr
bem iSeifpiel ber ©utSl^erren unb beS ^fanetfi:
emftlid^e SRanbate ber Regierung l^If en toeitig, bc
bie tSibeligen nid^t gel^ord^ten. Salb nifhte fld^ bi
neue Seigre aud^ in einigen IanbeSfür|}nd^©tffi)ki
in Oberöfterreid^ ein, unb unter ben Sbeligei
Oberöfteneid^ morb einer ber eifrigften Sana«
toren für boS Sutl^rtl^um S^flo))^ Sorget, 901
ber ZiOiSburg bei ©t. Sflorian. 3n SBien tratei
um biefe Seit als 9(nl^önger Sut^ auf SRagifhi
3o]^<^nn Stofer an ber UniDerfit&t unb ber £(n>
melit ^bom ©porer, mie bemt aud^ in Oefterrefal^
bie $rabicanten ftd^ befonberS aud ben SDUnd^
orben recrutirten. 3)ie gfortfd^ritte bed Si^^
tl^umS mürben in ben brei^iger Sauren Dorgfi^
oud^ nod^ burd^ bie Don ben Xürfcn 1529 nnb
1532 angerid^tetenSSermüfhtngenbeförbert. 9Rd^
rere l^unbert IKrd^en lagen in Xrummem, bide
jf löfter maren eingegangen. S)ie bermaisten f^at»
reien mürben ben auf ben ©d^Iöffem unterl^Itenen
^röbicanten überantmortet. IRad^bem oon 15S0
an bie neue Seigre aud^ in Snneröfterreid^, in
®raa, ©t. Seit)^ in St&mO^tn, Saibad^ u. f. m. M
fefigefe^t l^otte, unb na^bem ber jfaifer 1582 ben
©d^malfalbenem }u Nürnberg l^atte Sonceffionen
mod^en muffen, verlangten bie 5fterreid^ifd^ btt^
rifd^en ©tönbe auf bem Sanbtage gu Stmfibtmf
für ftd^ bie fjfreil^eit, bie SReligion nad^ Sutl^
©runbfö^en auszuüben, gferbinanb I. bermeigerte
biefe; tro^bem ful^ren fte fort, neue ^öbiconten
angufteDen, mefentlid^e ^enberungen am ®otte8-
bienfte Dorgunel^men unb mieberl^olt bie SReligionS-
frei^ieit gu oerlangcn, fo namentlid^ aud^ 1541 auf
bem Sanbtage }u $rag. 3m Saufe ber nöd^fkn
Saläre oerfiel baS fatl^olifd^e ftird^enmefen immer
mel^r, befonberS ba ber lieberlid^e ©eift felbf} mi^
rere Siebte unb bereu Untergebene ergriff, ffiet
93ifd^of öon ^affou, SBolfgang ®raf öon ©alm,
trat energifd^er gegen bie neuerungSfüd^tigen ®ei{l"
lid^en auf als fein Sorganger Smft, mürbe aber
an ber Sburd^fül^rung ber fird^lic^en Senfuxen,
gleid^ ben SBiener Sifd^öfen Sol^ann Sfaber imb
t$riebrid^ 92aufea, bielfad^ Don ber Siegierung ge-
^inbert. SBar aud^ 1547 ber fd^maftalbifd^e^eg
für bie lutl^erifd^en SReid^Sftönbe unglfldflid^ ausge-
fallen, fo f ül^lten ftd^ bo(| bie SanbeSftdnbe Oeffer-
reid^S möd^tig genug, burd^ eine ®efanbtf d^f t auf
bem SReid^Stage gu Augsburg 1548 bie®emä^nmg
ber freien Uebung iljjrer SReligion ju berlongen ;
fte mürben aber mit ^inmeifung auf baS allgemeine
ß^oncil unb baS Interim befd^ieben. S)agegen
ud^ten fie fe^t bie UniDerfttöt SBien }u proteftanti«
iren, maS i^nen foft gang gelang. Sbenfo ge-
mannen fie fo möd^tigen Sin^ug auf gferbinonb,
ba^ biefer bie Serfünbigung ber Sefc^lüffe beS
©algburger ißroöingialconcilS oom Sa^re 1549
für bie öfterreid^ifd^enSanbeunterfagte. Sluf bem«
788
Oeflerreid^.
734
{ebn Mtren nömli^ t)frfd^iebene Ue6tlpnbe be-
fpnM^ffl tDOzben, torfd^e in ben bomoligen S3er-
(iltBiffm bcr ®dftli4en ju ben »eltlid^en Se-
tHdm ber öftertetd^ifd^en Sanbe i^ren @runb
tattm. einen niMl^ großem Znunip]^ feierten bie
yatefrmtrn. att ^e gferbinanb betoogen, ben f og.
jnopenat^'' etn^ufe^en. S)iefeT foQte angebli^
bk iefjere SetDirt^fd^ftung unb Srl^oltung ber
»4 übrigen ftUfier bef örbem, toax aber nur ge>
ögnet, biefe in tlbl^öngigleit Don ber lut^erif^
grjiinüen Scgiening gu bringen unb bie SSorfiel^er
bojdben an ber (Seltenbrnod^ung il^rer SRed^te
gtgn bie (Eingriffe ber proteftantifd^en @tanbed*
terrm ju ^tnbem. S)urd6 alle biefe SRagregeln
BKben ber Abfall ton ber jf ird^e bef örbert unb bie
SBortmungen m (Sunflen ber ifot^olif en n)irfungS-
lol gnia^t 3a bie proteftontif d^en Stönbe mag-
tm betritt nod^ 9bf(I^Ue|ung bed ^ugSburger SReli*
gioslfriebenfi (1555), ouf bem Sonbtag }u SBien
bkSctoiOignng Don Subftbien für ben Xärfenfrieg
nbitSugefie^ung ber Sleligiondfreil^eit ^u fnüpfen
nb biefe ^rri^ afö Xed^t ^u f orbem. 3n feiner
llieiü{4ieben]^t gab gferbinanb bie Srlaubni^
Jim Eoienfeld^, maS ^u rinem S^^ürfni^ mit
9apft $aul IV. führte. 3)iefed Sugeftönbni^
nrbe bann Don ben lut^fc^en 9en)ol^nem man*
to Orte ba}u benu^t, ben fat^olifd&en ®otte§«
^ß 901) auszurotten, bie ÜJleff e ab)uf d^aff en, bie
SQ^ri(^nam8|>roceffton ein^ufteden. @erabe bie
4(ortorif<^ $rocefftonen erregten ben SfonatiS«
mos ber Sut^fd^en am meiften. 3n SBien 5. 93.
rift 1549 rin Sacfergefene bem ^riefter bie SDton-
ta) au8 ber ^anb unb jerf^metterte fie am
Soben. gfreilid^ mu^te er biefen gfreüel mit bem
iobe bögen ; allein f old^e ^roceffionen, ja f ogar
bie Serfe^gönge fonnten Don ba an geraume 3ett
mir unter militarifd^er 93ebedFung ftattfinben. —
£q8 einzig mirffame SJlittel toeld^ed gferbinanb
gegen bie oeitere ißerbreitung be§ $roteftanti§mu3
inib.ytr ^imoegraumung ber ©laubenSfpaltung er-
Snff, nur bie Sinfül^rung ber Sefuiten, bie er auf
bem Sei(^3tag gu SugSburg 1550 batte fennen
lernen. Sd^on 1551 trafen ^ebn Sefuiten in SBien
KH, borunter P. 2e Sap (gep. atö erftcr Sector
1552) «nbP. Scboridfe; ctwaS fpäter bie PF. Tiico-
Ions (SubanuS unb betrug SaniftuS (f. b. Slrt.).
Sie nnrften t^eilS aI3 ^rofefforen an ber Uni»
^ftfiüM, t^eild als ißrebiger an Derfd^iebenen jfir-
4n* t^Id gingen fte auf baS fianb, um in ben
fi^lrei^en DenoaiSten ©emeinben ben fatl^oUfd^cn
Glauben )u erbalten unb bie Saaamente )u fpen«
^ am 3. 1552 erbieten fie ein ßoUegium,
nibl554 unb 1558 grünbeten fie jmei SonDicte.
^ ^ite für arme @tubirenbe mar )ugleid^
hjÜmmt, eine ^flanjfd^ule für ben gciftlid^en
ßhmb }n »erben, ffiie in SBien, fo ftif teten fie aud^
in$rag 1554 unb 1555 (SoHegien. @inen großen
Siötli ermieS SaniftuS ber f atl^olif d^en Ba^t burd^
Ufafinng beS fleinen jfated^i§mu§ (f. b. ^rt.
AÄ^i§mu8 VU, 302), meld^er 1554 burd^ einen
onoik Cbrigfeiten erlaffenen Sefe^I für aUe @d^u-
len unb ffird^en in Ober- unb 9lieberöf}errrid^
audfd^lie|Ii(^ Dorgefd^rieben mürbe. SBaS gferbi«
nanb I. burd^ 93erufung ber äefuiten gut gemacht,
Derbarb er t^eilmeife mieber baburd^, ba^ er in
93erbinbung mit ^erjog Sllbred^t V. eine $ro-
Din^ialDerfammlung 5U Salzburg (1562) Deran-
lagte, meldte unter Ruberem bie @eftattung beS
Saienfeld^eS unb ber $nefterebe als einjige 9nittel
barßeUte, um bie meitere SluSbreitung be§ $ro-
teftantiSmuS ju ^emmen. 2)ie Derfammelten 9i«
fd^öfe befd^Ioffen, baS ©efuc^ burd^ dnen eigenen
©efanbten bei bem Soncil ju Xnent )u unter-
ftü|en; btefed fd^Iug j[ebod^ bie ©eftattung ber
$rieftere]^e gön^Iid^ ab, unb bie ©eftattung ber
ß^ommunion unter beiben ©eftalten nmrbe ber Snt-
fd^eibung beS ißapfteS anl^eimgefteUt. $iu8 IV.
geftanb burd^ Schreiben an ben Srjbifd^of Don
Salzburg Dom 16. tSipril 1564 ben ©ebraud^ bed
ffeld^eS au. Salb banad^ ftarb gferbinanb (25. Suli
1564). Sei feinem äbleben bilbeten bie ^roteftan»
ten in einigen öfteneitbifd^en ^roDinjen, fo in
5Rieberöfterreid6, bereits bie aJlebrbeit ber 93eDöIfe«
rung ; in ben anberen maren menigftenS bie Stönbe,
meldte bamalS einzig politifd^en Sinflu^ ausübten,
bie unb ba faft auSfcblie^Iid^, überatt aber bod^
Dormicgenb auf Seiten ber religiöfen teuerer.
SferbtnanbS @obn unb 9tad^foIger in ber jfaifer-
mürbe, !DlajimiIian IL (1564—1576), mar
felbft Don proteftantifd^en 3been erfüllt, mril er
Don proteftantifd^ geflnnten Sebrem erlogen mar,
unb begünfttgte anfönglid^ burcb Derfd^iebene 9Ra^-
regcln bie SluSbreitung ber „Deformation". 6r
(ielt ftd^ fogar felbft lut^erif^e ^ofprebtger unb
geftattete 1568 ben lut^erifd^en ^beltgen gegen
Uebemal^me Don 8600000 ©ulben @taatS«
fd^ulben, in ibren ©d^Iöffcm, ©cbieten unb ^a«
tronatspfanrien il^re ^Religion nad^ bem %[ugS«
burgifcben ©laubenSbefenntnig frei auszuüben.
2)iefe Sriaubnig fe^te aber jur Sebingung, ba^
bie boctrinefle unb Itturgifd^e Sinf|dt ber bur(|
bie flacianifd^en Meinungen (f. b. 9lrt. 9flaciuS
Sfl^ricuS) Dielfad^ jernfjcnen lutl^erifd^en ©emein-
ben Oefteneid^S bergefteOt merbe. 9lad^bem 6^b9'
tröuS (f. b. ^rt. in, 359) eine entfpred^enbc Mgenbe
Derfa^t botte, mürbe am 11. Söuuar 1571 bie
feicrlid^e Urfunbe über bie Derfprod^ene {Religions-
freiheit ausgefertigt; fte ift befannt unter bem
!Ramcn ^^SReligionS-affecuration". 3Kit biefer
unb anberen Konceffionen gaben fid^ aber bie $ro-
tcftanten immer nod^ nic^t jufrieben. aKajimilian
manbte fic^ fpöter mieber mel^r ber fatfolifd^en
ftird^e ju, obne aber irgenbmic fräftig für fte
einzutreten. 92ad6 ben ^ctcn ber 1580 gehaltenen
lutberifd^en Äird^enDifttation ju fcblic&en, fam bie
fatbolijcbe Äird^e in 9iieberöftcncicb unter 3)?aji«
milian fo febr inah, bafe fie bem ^uSfterbcn nobe
mar, unb nidfit Diel beffcr ftanb eS in Oberöftcr«
reid^. ®od^ follte gerabe in bem fird^lid^ fo febr
Der!ommenen5Rieberöfteneid^ bie SQBicbcr^crfteflutig
beS fat^oUfd^en ©laubenS juerft mit günfttgcm
Srfolge unternommen merben. S)ie| ift Dor ^Qem
735
Oeftetreid^.
7M
bcm eifrig fatl^ofifd^en ftalfet Stubolf n. (1576
btd 1612) )u banten; bann ber Energie feines
93ruberd unb ©tattl^alterS in IRieberöfteneid^,
Sr^^erjog Smft, in 2)utd^f ül^rung ber Dom jf aifer
erlajjenen ^norbnungen in SieligionSf ad^en; loeiter
ber au^erorbentlid^en Xl^ötigfeit unb bem eminen-
ten SReoierunoStQlenl beS JJleld^ior ftleSi (f. b.^rt.),
in beffen ^önbe jule^t bie gefornrnte Seitung be§
fatl^olifd^en ffird^enmefenS in 9Heberöfterrei($ ge«
legt nmr; enblid^ bem opojtolifd^en Sifer unb ber
tl^eologifd^en Silbung ber ^rebiger anli bem Se-
fuitenorben unb ber oon ben 2t€fuiten erlogenen
lungern @eiftlid^!eit. SOton beeinträd^tigte übri-
gens feinedmegS bie ben @tänben 1571 gemäl^rie
SieligionSfreil^eit , ober j[ebe Ueberfd^reitung ber
SteligionS'Slffecuration nmrbe fhenge geal^nbet
unb abgefteHt. 913 in äBien ber gfladaner äofue
0))i| in feinen $rebigten bie üaÜ^oliUn l^eftig
angriff utü) im 3. 1578 bie gfrol^nleid^namSpro-
ceffion freüentlid^ geftöri tourbe, t)erbannte ber
ffoifer Opi^ unb unterbrüdCte ben lutl^erifd^en
©ottegbienft in SBien. fßoXb folgten »eitere ma^
regeln ber ^.Segenreformation". 3la^ unb nad^
ujurben in tttoa 700 ^farreien unb ^frünben bie
eingebrungenen lutl^erif d^en ^räbicanten burd^ ge-
eignete fotl^olifd^e ^riefier erfe^t, unb 1580 tourbe
ber fatl^olifd^e 2)octoreib toithtx an ber UniDerfttat
SBien eingeffil^ri. 2)er tro^ige tSibel l^ielt nod^ auf
f rinen @d^löffem am Sutl^ertl^ume f eft, bro^te aber,
fid^ nidgt mit bloßer S)ulbung ju begnügen. 3m
% 1602 befannten ftd^ in einer freimiUig an bie
[Regierung auSgefleÜten @d^rift brei^el^n lanbeS-
fütftlid^e Orie mieber ^um fatl^olifd^en ©lauben.
@o l^atte, bani befonberS ber energijd^en SBirffam*
feit beS faiferlid^en Statines Dr. ®eorg 6ber, ber
^rebigten ber 3efuiten, befonberS beS P. ©d^erer,
mie aud^ bed ÜJleld^ior ßleSl, ba§ SReftaura-
tionSnierf in 92ieberöfteneid^ guten Sfortgang bis
}u bem 3^itpunft, loo ÜJlattl^iaS feine el^rgei^igen
$löne gegen Stubolf au§)ufü^ren begann. SBeit
größeren ^inbemiffen begegnete ber 95erfud^ jur
SBieberl^erftellung be§ fatl^olifd^en ©laubenS in
Oberöfterreid^. 9l§ mel^rerc ben fat^olifd^en ©täu-
ben unb bem SanbeSfürften gel^örige ipfaneien
mit fat^olifd^en ©celjorgem befe^t tourben, ent»
ftanb fogar ein mehrere Saläre bauember SBauem-
aufrul^r (1595—1597). ®iefc Unruhen l^ielten
aber bie Regierung nid^t auf in ber tljjätigen Ver-
folgung i^reS UntemeljjmenS, bie ben lutljjerifd^en
^beligen ^ugeftanbene freie 9teligion§übung aud^
in Dberbftcneid^ auf bie urfprünglid^ feftgefe^ten
©renjen jurüdtjufül^ren. 3loä) energifd^cr trat
tJferbinanb II., ©ol^n beS ßrj^erjogö iJarl, in
3nneröfterreid^ auf. ÜKit §ilfe ber 1573 nad^
@xai berufenen 3efuiten f ül^rie er binnen »enigen
Salären ben größten Xbeil feiner Untertl^anen »ieber
jur fatl^oUfd^en Äird^e jurüdt. SMe^ ging um fo
leidster, »eil in ben meiften lanbeSfürftlid&en Orten
burd^ lutl^erifd^e^röbicanten ber fatl^olifd^e ©laube
öerbrängt morben mar, obfdfion bereu 93eöö(!erung
in ber üJ^el^rjal^I ber fatl^olifd^en Äird^e angel^ören
moDte. S)er gfinfUge Srf olg beS (gql^ogS gfeiK
nanb unb ber üble Sinbrudf, meldten bie 1608 er
folgte ^bfenbung bed SBolfgang ton ^offod^
feitenS ber 5fteneid^fd^en @tönbe an t)erf4ifbni
lut^erifd^e ^öfe um Unterftütung in 9teIigton8>
fad^enl^erDorgerufen, bemogen benSr^l^ergogWo^
tl^iaS, feit 1595 ©tattl^lter in Oeßerreii^, bei
ftaifer ben 9tat^ }u eril^eilen, er möge bie benSbei
ligen gemöl^rte 9teligiondfrei|rit gönjlid^ auf^ebo^
namentlid^ ba fie bie Don ÜJlasimilion IL fep^
gefegten Sebingungen in leinerlei SBeife erfiilUaL
bereits mar Siubolf baran, biefem Siatl^ }u fot»
gen, als 1604 bie ungarifd^e Steoolution auSbrod^
S)a bie proteftantif d^n ©tönbeglieber Oefierreid^
mit ben StebeUen in gel^eimem SinDerftänbid^
maren, jd^ien nun bie Siu^dhuil^me bed Steligionl*
priDilegiumd gemagt unb fie mürbe be^l^D (ntf
einen günfligem 3rit|)unlt Derfd^oben. Unterbeffen
ttmrbe ben proteftantifd^en Ungarn aud^ im ^oM-
burgifd^ (Sebiete Keligiondfreil^eit gemäl^, mA
bie ungarifd^en unb bfterreid^ifd^en @tönbe M>
einigten ftd^ im $re^burger 93unbm| (1. gfebnun
1608) mitaßatt^iag }ur9ufred^t]^ltung ber bil-
l^erigen Sugeftänbniffe. 9ld üßattl^iaS balb bo^
nad^ jf 5nig Don Ungarn unb Oefterreid^ gemorba^
k)erf))rad^ er ben ©tönben fogar, ba^ ttiemonb fei>
ner Steligion megen verfolgt merben foQe^ fo ba(
bie $roteftanten in Oefteneid^ nun böSige ^lei^*
fteUung mit ben ftatl^olüen genoffen. 2)ie| 6e>
nu^ten fofort bie Sutl^eraner, um il^re Steligion
mieber auszubreiten. @ie mad^ten bie feitl^ foü^
lifd^ gemorbenen Ortf haften mieber lutl^enfd^, imk
felbft in äBien trat mieber ^oe D. ^oenegg (f. b.9rt),
lutl^erifd^er ©uperintenbent au§ ©ad^fen, ald ^re*
biger auf. UebrigenS fallen fid^ bie ^roteftanten
in il^ren Srmartungen l^inftd^tUc^ ber folgen |enei
bem jfönig ÜJlattliaS abgerungenen Sonceffion
balb getäuf d^t. ©ie l^atten bie Sinetnl^errfd^ft tt»
märtet, allein bad fatl^olifd^e IKrd^enmefen moi
bereits fo fel^r gel^oben unb baS fird^lid^e Sebeii
unter ben Saien fo rege gemorben, ba^ biefe Son*
ceffton, fo lange bie jf atfolüen nid^t ganj f^ujfM
maren, ben ©taub ber 2)inge nid^t febr ju önoem
Dermod^te. 9{ad^bem !DtottbiaS 1612 ^aifer g^
morben, lenfte er, mie in 2)eutfd^lanb, fo au4 in
Oefterreid^ immer mel^r in eine fird^lid^e SReßaura^
tionSpolittt ein, für meldte aud^ gerbinanb twn
©tciermarf, ber ^u feinem 92ad^folger olS jfaifei
(1619—1637) beftimmt mürbe, entft^jieben elii-
trat (ögl. b. 9lrt. ©rei^igjä^riger Ärieg). S)ei
$rotefiantiSmuS mürbe aümölig abgefd^fft, in
Oberöflerreid^ feit 1624, in 9Heberöfterreid^ feil
1627, inbem namentlid^ bie eingebrungenen btt^
rifd^en ^rebiger ge^mungen mürben, boS Sanb ju
oerlaffen. 2)ie 93eftimmungen beS meftfälifd^
fJfriebenS über bie fird^Iid^en SSerl^öltniffe unu^
auf Oefterreid^ nid^t auSgebel^nt; ber $rotefiantt8>
muS blieb unterbrüdt. 9lud^ fanben auf Oefteti
reid^ bie SReid^Sgefe^e feine ^nmenbung, fo baf
unter Serbinanb HI. (1637—1657) MeS mb
Dörfer blieb. (IBgl. befonberS SRaupad^, &xmg
7S7 Otftt
Dflnitu^, ^omhiiQ 17S2ff., nnii Sufl. 1741
M1744tn2etm.iiiai@ii))pL; Sßalbmi, ©efc^.
Iir VnRpanttn in Otpemti^, 2 Sbc, SnSpai^
17S4; ftltin, &^^ä)\t btfi e^rifttnt^ume in
OtSrnrid) rv— VI, mm 1842; feurttr. ©d^.
Snbiiumt« n. unti f. €Iteni, 4 Sbe., €4<iff'
Hat 1850 ff.; aBttbemann, ®e^, bei 9tefoT-
■atimi unb IBtgntnf onnation im fianbe unter bei
Cm, 5 Sbe-, ^rafl 1879—1886.)
3. DicPir^Eunttibeit legten ^ ab e-
liigtin bis jui neuefttn Sttt. 9Säbi«tb
M M^ gtfi^ilbtrttn nligiöfm ffamjifeS '^atte
bd 6taaHgtDatt fibn bie geiflliiigt bin Sieg ba-
tnyteiacn, unb fte begann iejft, beteitS uon
gdinii)d)ni2cnbnijm angef^ecR, in i^ren tir(^fn<
pfäai, fb ntM)m f t bit ffii^t gegen ben %n<
bnng brt ^ttfiontiSmuS gerettet ^tte. SBie fit
f^on imtn ^tibinonb IH, no[^ mitten im Äiiegt
|1641X 3til gefnnben tfatte. Me iBelanntniac^ung
tflitf i^ei Siutrit o^ne placetnm regium juDci-
bitten nnb bie geiftli^ Waiit bn ^ifdiüfe ju be>
Hrtnftti. fo gab efi aud) toaiirntb bei 48iä^ri>
^ateitnnts aeopoB)« L (1657—1705) fcbon
lleiieR Smi^ iVA\itm bei geiftliilKn unb ber
odHi^m SmoU (ugl. ^ergenrStber, ffiii^en-
geHi^ m, 3. Hufl., 494). ©oldie traten
titt tio4 mtl^ l^enoi tDd^ienb bei turjen 9te<
tfemq ^o]tpffi I. (1705—1711) unb befon-
brt unter PoTl VI (1711—1740); benn bo-
mdl tnoim berritS monc^ @taatemSnner Don
bn Schien bei 3anfeniflen unb ISalliconei be-
Rijln6t unb auf g^bibennig uibeilii^Ii^ei Ste-
fttAngen bebaut, ülamentlic^ abei untei bei
tr^VvS) frommen unb bei fatl^olii^en ffiii^e
erjibenenffaiftrinOTaiiaSeiefia (1740—1780,
ib.trt) nmiben gi5|tent[|eilä f^on bie Sonbe
gijitmäet, n>el4e man gui Hemmung unb Unter-
Iiniimg be« tiidilii^en &eben§ in Oeflerreid^ bie
«f bit ntneflt 3ett angeaenbtt bat. Slieg gt-
M btfonbcrt bur^ i^rtn Oninifler Aaunt^,
iWn Stiboqt tun Snrieten unb btn Sogen-
neifiti €onnen|eie (ogl. 9t. 3ägei, S)a§ Sin-
Inraaen beS mobemen (irctienfeinblicE)tn ®eifte9
i« Cffleneid^ unfei Äail VI unb Utoria 2trefio,
itt bei [arniSbiudet] Stitf^rifl für tat^olif^e
SVatogit n [1878], 259 ff. unb 417 ff.). 3o-
^a. fl770— 1790, f. b. art.), untenii^tei Don
'w pebontifffjtn SBartenfitin (ngt. ametb, 3o^i.
*bifbp(|fflaitenfiein u. f.gtil, SßJitn 1871) utib
keaältn oon btm btitita gtnannttn 2)tinifitr Äau- .
B^ emg no4 niti mtiter alä feint iDhilttr, fo bofe
h Eo^Dlifibt ftiid^t OePemiÄS faft in eint fcbiS-
■"ii|(Je umgtiMnbtlt nmrbt (ngl. ©«genibltier,
JMjiiigef*. in, 3. auff., 499 f.). !D!erTtDÜrbiger-
■S' BfMlt« fi* P btn Hßaferegeln btr Sntoltranj
«nibit lat5olif*t ftin^e im 3. 1781 ein gbict,
*MA \m Ctflttrtid^ bit üKgemeint Solfranj
^ti i^Iidien SBehnntnifft tinfü^tle. ffaiftr
ftMolb H. (1790-1792), bei fi^on oIS ®ro6- ,
krjjj Don XoScana fid) ben Stinomen eine« Äe* '
IX. 1. Bun.
f ormatorS trroarb, glaubte, wie Hielt gUiflen ftiutr
3tit, ba8 Steigt, fflUtS umäUlDäljen, gt^a« }u btn
aetitiligttn ^Siärogatintn bei ffrone (Dal. b. Sit
$iftoja, ©Qnobe) ; ba^tr ^ielt ei in Dtfltrttii^
baS bisset tingefüljrtt ©oftem Döllig aufreiht, o^
fc^on er, btltlirt buid) bit in Ungam unb fßtlgiot
gemalzten eifa^iungen, gemäfeigtti unb riidpÄB«
Dollei üetfubi. ajfetiiere ber fiörtnbpen 3Jlfl6«
ngeln mürben abgeftcUt. €d traten on bie €teUe
bei Der^aftten ®entralfeminarien 3Dft))^3 II. mte-
bti bitbiji^Bflidini^Inflalttn; baSpäpftIi(^t2)i9-
licnjcilionöred^t in g^efac^tn wurbt in enoeitertem
D!düe nnerfonnt, bie lattinlfcbe ©pioi^e qI8 Eul-
lii9j(ir.ic()e ittiebti eingefübrl. SllltS biefe« umi obti
npä) iiidii imStanbt, ba# retigifift ©efü^I «itbtr
ju bflcbfn, unb gerabt bie6 märt fo notbrnenbig
geneftn. ®enn feit bit Hiidtt bur(!^ bie Siege bei
tlQb§burger über it)rt protepantifc^en ©tgtiei fi^
Doi inneren imb oufieitn ä^inbtn gemotötn, mar
bie Seligion, »ie 6. §öf]er (Se^ib. b. üflgtm.
©tfc^. H, 2, DiegtnSb. 1850, 413) fagt. im SÄeidi-
tbum bti $iSIatur, in ber Sorglofigldt beS ^D^en
Slcru3 um bie !Df(ic^t ftint§ tDangtlift^en SeiufeS,
in ber ©tnufefudl)!, »elt^e fu^ uon btn obtien
©eiftütden btn niebeitn mitt^eilte, gltitfiforn mit
im gelte erftidt. €o lonnte fid), namtntlii^ ba
bie bamaligen ffriege oBe Dlufmerffamltit nöi^
außen lenflen unb eine Burt^greiftnbe Umgeftat-
tung ni(^t rätbltd^ mai^ten, bie ©uprematie btS
Staates über bie ffirc^e nur no^ me^c befefttgtn
(ogl. SStibtet, Unlerfut^ungot über bie fin^l. 3u-
pnbf in ben f. [. öfttn. Staoten, SSien 1849).
Sureautmtit unb EleiuS lebten fxä) ganj in We
©tafltSomnipDtenj ein; die iBiftbüfe murbtn auS
ben geiftlii^en Diättien unb ißefeienten bei StoatS-
be^iibe genommen; bit SHSciplin beS Seit- nie
bt9 OrbenSderuS tarn in tiefen SSeifaH; mifftn-
f(t)aftli(i)e Stiftungen nuibtn bei ben ©eiftlii^tn
immer feftener; ber geiftli^e ©tanb fam in Ißtr«
ad)tung ; bie Senfur unb anbtit ^läoentiuma^
Ttgeln toaren btt Jhidit t^ti na^lbeilig all ffli>
btilic^. Seiber fttilte aui^ ben fonft frommen unb
gelet)rten Stfcfiflfen tbeilB bit licfitige ßrTenntni|
bei ^etifi^enben Uebtl, tbtilS ber 5)lut5, fit gu be-
tämpfen; fle bifiten mebr ober menigei an btt
jofep^iiiif^en ©ifiule feft, auS ber fie berBot"
gegangen wann. aiS flaifer gronj 1 1 819 in Kom
roar, übttrtic^tt ^iuS VII il)m eine Sit SlenN
frfffifi über bie fir^Iiii^en ffler^ältniffe in ftiutn
©taaten unb bie einjuleitenbtn SJeibeffeiungen.
©tine iRütfit, ton benen er ein ©utaii^len f orbcrtt,
ttjQitn gtgtn jebe SBerönbeiung, unb fo liefe ti 9IUtS
beim 9Ilttn, UtbrigenS teifufii man iegt milbti
unb btnitele namentliet) bei bifd)bflid)en ^iScipli-
naigenalt nenigci ^inbemiffe. tjiadibem ficb in
ber Stillf auä) eine antijofep^inifÄe, [tieng tirtb-
litfie Mii^tung auSgebilbet, gelang eS befonberS
ber ^lofgeiftli^feit nacfe unb noil), Diele brüdenbe
tJeffeln a&jnftitifen. 3a Sran^ I. roünf^te feit
1833 fe^r lebhaft, mit Sßom ein Honcoibat ju
[(blieben; leibti ftfitiltrttn bie bamaW btgonntneti
789
OePcrreid^.
«nb im folflcnben 3a§te f ortgef ejten Untcr^onb»
Itmeen an ber principieuen SSend^iebenl^eit be§
@tanbpimlted, fo bo^ man ftd^ n^t einmal über
bic ©runblagen einigen tonnte. 2)aruber betrübt
mp^&^\ ber ifaifer bie Baä^t bringenb feinem
9lad^folger gerbinonb I. (1886—1848). ©iefer
mar gleid^ feinem SSater ein ber ffird^ treu ergebe-
ner {)errf (^er ; gleiii^mol^I lam ed aud^ unter i^m
pi feiner Senberung. ^ie öfterreid^ifd^ Sureau-
tratie ging il^ren gemol^nten ©ong fort, bis enb«
a$ bie Ummaljung bed ^al^reS 1848 mit bem
bisherigen Softem ber StaatSdemmOung aud^ baö
fir^Iid^e Softem Dom Saläre 1780 ftürste. 2>urd^
bie neue Setf affungSur!md>e mürbe t)one ®IaubenS-
unb @emiffendfre$eit, fomie freie Ausübung bed
Sultud jugeftd^ert. S^am mürbe biefe SSerfa^ung
aud^ nad^ !aum brei SBod^en mieber befeitigt. unb
nad^ 9bbanfung SferbinanbS am 2.2)ecember 1848
marb beffen 9{effe gfran^ 3ofep|^ <)uf ben Xl^ron
berufen, aber bad $rinc^) ber ürd^lid^ Autono-
mie blieb unangetaftet. 9{ad^bem bann bie 93i-
fd^5fe Oefteneid^S 1849 ^u einer Serfammlung
nod^ äBien eingelaben morben, um Anträge über
baS fünftige SSer^ältni^ ber IKrd^e jum Staate gu
fteflen (f. b. «rt. »ifd^ofSüerfammlung H, 877 f.),
mürbe burd^ f. f. Serorbnung oom Saläre 1850
baS ^lacet auf gel^oben, ber SSerfel^r mit SRom frei-
gegeben, bie Siedete ber 99ifd^öfe auf ^anb^abung
ber 2)igci})Iin unb Orbnung bed (SottedbienfteS
anerfannt unb ber legitime dinflu^ berfelben auf
ben (öl^em Unterrid^t gefid^ert (Dgl. bie @d^rift :
2)er äofepl^iniSmuS unb bie f. f. SSerorbnung t)om
18. 9t)ml 1850 in Se^ug auf bie ffird^e, SBien
1851). Am 18. Auguft 1855 mürbe bann burd^
Sarbinal Siole $rela unb ben gfürfterjbifd^of Don
SBien, 3of. Otl^mar t>. Slaufd^er, ein Soncorbat
untergeid^net, meld^ed in 35 Artifeln bie mtd^tigften
fragen orbnete (Dgl. b. Art. Soncorbate, oben
in, 834). 3ur S)urd^fü]^rung beSfelben mürbe
1856 mieber eine SSerfammlung ber öftcneid^ifd^en
^ifd^öfe au SBien gehalten (Dgl. [gfe^ler,] @tubien
über baS öfteneid^ifc^e (Soncorbat, SBien 1856) ;
oud^ fanben feit 1858 ^u biefem Srotdt mel^rere
ißrooinaialconcilien ftatt (Collect. Lac. Y, 1 sqq.).
S)iefe Vereinbarung in il^ren SBirfungen ju jer-
ftören, biefelbe ^u Derlöftem unb alS fd^öblid^ bar-
^ufteüen, boten bie Stürmer unb gfeinbe ber ffird^e
AQed auf. Aud^ ber unter gan^ anberen Umfiönben
ergogene 99eamtenfianb unb ein £]^eil beS j[ofe-
pl^inif d^ geftnnten SIerud berettete gro^e @d^mierig-
feiten. 3)ie ^roteftanten, bie bod^ 1860 unb 1861
bie umfaffenbften 3ugeftönbniffe erl^alten, flagten
über Seeintröd^tigung burd^ ba§ Soncorbat, mel-
d^eS bann aud^ im 9ieid^§rat^e Dielen Auf ed^tungen
ausgefegt mar, infolge bereu e§ mel^rere Aen^e«
rungen }U ©unften ber Afatl^olifen erful^r. @o
mürben 1863 neue, burd^ 93ifd^of geiler in
SRom gefül^rteUnterl^anblungeuDeranla^t, bie nur
tl^eilmeife jum Si^^^ führen fonnten (ogl. gfe^Ier,
Sie SieDifion be§ SoncorbatS, SBien 1861 ; 3)te
jüngften Serl^nblungen ^mifd^en ber öfterr. SRe-
gierung unb bem l^eiligen Stul^Ie, SRainj 186
3Bie in ber firc^nfeinolid^en $ref[e, fo fud^»
aud^ im Steid^ratl^ burd^ einfeitige @taatSgc|i
bad nur in menigen ißunften tn^e Seben getreii
Soncorbat au^er Jhaft ju fe^en. An @te&e t
concorbatdaemä^en Siegelung beiber ©emoB
nal^m nun Die meltlid^e ®emalt bie einfeitige Siq
lung ber öu|eren Sied^tSDerl^ältniffe ber M^
fd^en ffird^e Dor. SBie felbftoerfUlnblid^, nol^
bie IBerfaffer ber 5fterreid^ifd^ 9Raigefe|e ix
äal^re 1868 feine Stüdtfid^t auf Sel^e unb 2)ogt
ber ffird^e, tl^eilS meil fie baS SEBefen ber Hin
nid^t fannten, tl^etts meti fie bie Imd^e offen f
brüdfen unb fie bie StoatSomnipotens fül^Ien bf]
moQten. Am meiften bef(agte $iu8 IX. in Ai
AHocution bie 1868 erlaffenen, bem Cononic
f 0 fel^r pmiberlaufenben interconfeffioneüen m
@d9ulgefe|e. S:ro|bem aber ging man auf bicfc
SBege meiter fort, unb 1870 marb baS Soncotb
fajt DöSig befeitigt. S)urd^ einen gefe^td^ i
mar es jmar nod^ nid^t auf gel^oben, bogegen mm;
in einer 3)epefd^e Dom 30. 3uli 1870 gufolge l
Serfügung baSfelbe erflärt „als in fid^ DetfoDi
unb abgefd^afft", meil ber r5mifd^ aKitcontra(e
ein anberer (nämlid^ burd^ bie3)efinition ber Ol
Sel^Ibarfett) gemorben, meU eS unmS^id^ fet a
lem SRitcontral^enten, meld^er fld^ für m^^
erflärt })aht, im 93ertragSDer]^ftItni| }u Ded^mia
unb meil ber Staat bie Aufgabe f^, ben ge^
lid^en ^folgen, meldte auS bem neuen Sogmajl
ben Staat felbft fomie für baS bürgerKAe mt
entftel^en, }u begegnen (Dgl Ard^ f. fatl^. ftir^cn
XXIV [1870], 274 ff.). Mad^bem fo bie Sioott
omnipoten} auf bie l^dd^fie S))i^ getrieben M
ben, mu|te noti^menbig eine Sieaction, eingddk
Don energifd^en ffird^irten unb angefd^
fat^olifd^en Saien, eintreten. SS jetgte fi^ inU
ter 3^t aud^ eine erfreulid^e miffenfd^id^ n
religiöf e Stegung unter ben jf atbolifen , imb d
möre nur 5U münfd^en, ba^ audg bie Siegicnnij
felbft als erfte fatl^olifd^e ÜRad^t mieber me|riia
großartigen Sulturmiffton, jum SBol^I iffrer SNh
unb ber gefammten ß^riflenl^eit, eingebeid tAh
(S3gl. nod^ Gering, Sel^rbud^ beS lKrd|^enici|l|
3. Aufl., Sreiburg 1893, 118 ff.)
n. Statiftifd|eS. 1. Allgemeines. Sa
Ueberfid^t megen muffen l^ier Dielfad^ au4 bieüzt*
lid^en SJerl^öItniffe Ungarns mitberül^rt merbea^M
feit 1867 mit Oe|teneid^, meld^em eS burd( ^
fonalunion fd^on lange Derbunben mar, bie ifff
reid^ifd^-ungarifd^e ^onard^ie bilbet SHe ii
Sieid^Srotl^ Dertretenen jf önigreid^e unbSftnberjSfl
ten 1890 auf 300 232 qkm 23895413 rnib H
Sönber ber ungarifd^en ihone auf 325 324 ^
17468473 Sinmol^ner, fo ba| bie (Sefont
monard^ie auf 625 556 qkm 41 358886 6c(fe)
aöl^Ite, mop nod^ 25 752 amiitclrperfonen afl|(
SanbS fommen. Sd^on etl^nograpl^ifd^ ifi OejlB
reid^ ein S^eid^ ber Sontrafte; benn abgefe^M
SRußlanb l^at unter aOen Staaten 6uro)Ki'S fei«
eine 93eDdI!erung, meldte auS mel^r Kotionofiltte
>B Otjltnd^'Ungani. ^a ^praä)t
OtBRitU.
UBgfltn.
3«h»im<n.
8461997
2106298
10568295
6139
7431063
7489202
5473578
1987517
7411095
8726827
3726827
8101491
383328
3484820
TfTbra
644761
2604176
8248945
1176535
94425
1270960
20902«
2591947
2800973
■lSb.
674701
208Ö5
695566
95157
95157
84926
84926
|U(. .
4183+i 118776
582120
onna
23895418
17463473
41358886
Oefleiteii^. 742
tintn S^til htr 8Qliji(d^ni Suben, Sinti Spraätt
unb Nationalität, unb jUai meifltnS bn brat-
ft^eti, angtfi^Ioflen.
SBie in tltmoBrop^if^tr, [0 av^ in rt{lalÖ[tt
fting^t ift bit Öptndi^ijd^e 5Bonai<^ie tin mi}
bfi eontrafte. Slei Stelieion na^ btr^ilt fic^ bit
SBtoailtTung in
C(1tentl4. Unflam.
«atbaütta im. Ktni« .
SdtQDliCcn aricaffdini
u. anncnlfitcn WlDil
@[lE41f>t'OclinliilE . .
if Dana tili A(t(ue«Mi[g.
«DBfttfloa
ObiuiBd' l)Mttt\att
Eonfifnon
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mhni u. Sonf(tflon8=
Shx SoSnitn unb
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61««
TU 688
^MetiS I 1^408478
btr fKijtgotDina gal
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tS 1685:
;fec taitüt jtigt )i(!^, ba| bie biti ^wpu
tt cuiDttSifc^ SBdiiSITennte, SXutFi^t,
ib Komontn, oEt in btbtuttnbtt 3<it|I
jlnb. S)it tr^t £iaii|)tgnt))pt btlbtn bit
, ba übntDttgenbtn 3a^I n<)4 ^i> »^^'
St&mtntn angtl)örtnb; )u btn nitbtf
Stamm«! gt^dttn imi bit btulf^en in
(Btn, bit ^ip\n, €a(^ unb btc Solo-
laüjitn. Sit S)(utf^tn Wattn urfttrünQ'
niQtbtnbc eittntnt bt9 @taätee, toerbtn
u^ unb mt^i ^crabeebrüi^ S)itgtDeite
Übtn bit ©laöen, totl^t in Slorb- unb
1 jerföQtn, 3" ben (rfttrcn flt^ßrtn bit
mIi^ btn mittttm XljtH %ü^men9 be-
oä^renb bit Känbtt tneift btutf(^ ftnb;
Dlä^rtn, btten Sanb im nürblitljfn unb
tSuü gltic^follg oon 3)tutf<i^tn bemo^nt
bie ©lon»Qrtn im Bftliifien SRä^ttn unb
d^n Ungarn, tbenfo bit $o£en in @a-
£^tilen Don Sf^Itficn unb in bei £9uIo'
>li4 bie 9tut[|tnen obtr tftuSniaftn im
(SalijicnS unb im ^^orboftm UngamS.
jübjlatini gt^äten bit @lDUenen (SSin*
ibcni X^ale btr ^u. im flüflenlanbt
njtlnni £^Icn btS {übweftli^tn Un*
nn bit ffroattn, ©laboniti unb ©erben.
nten jerjatttn in Seft- unb Oftromanen.
m ge'^ören bie ^tditner in ©übtitol,
litn unb S^almatien, bie giriauler in @är j
ifca imb bie Sabiner (20000) in ©üb'
Cftromantn, auc^ Rumänen ober SBq'
t> om flärfflen Utitreltn in ber Sufomiua,
I unb Siebenbürgen (ügl- §- 3- Siher«
fc ätomanrn unb i^re ^ertireitung in
l,«rojl877,144ff.). 9?ebenbiefenbcei
jpttt fmb am ja^Itcidiften bie iDiagqaren,
nlfi bei fieitlia ben f)etrfc^enben ©tamm
■bea ^nben fid^ faß in nUen Jhoniän'
^ben fic^ aber, ausgenommen etnia
im ilrffS
II
II
II
1
II
1
Xmunll . . .
anoBar. . . .
10108*
71 ISO
66 »75
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12,76%
19,»a%
0,13%
Oß*%
ISHMl
S)ie Aaf^oliten fibtruttgtn in gong SiSleit^nttn,
bcjonberS in ben Slfitnlänbem (©aljbuig, 3:itoI,
ffrain) ; bagegen |inb fit in ber üntnbtrja^I im
bötimiitl^n SJiftriet ^ä). In btr fcöIt(iWen Stabt
£9itli|, in ber ganjen Sutomina, in ben balma*
tijifien^ifenSencocac, Sattaro unb flnin, fornie
in Bosnien unb bei {lerjegotsina. 3n XranS-
leit^anien üEiertoiegen ^t nur ittotiD unb btfinbtn
fic^ nur im üHfili^en Ungarn, in einem gTogen
%i)t\l Don ffroatjen unb im ftcbenbürgil^en So-
mitot efi( in bti ÜTtt^iia^I. 3)a ido bit lömifi^en
JTat^oItten bie SJie^rjall bilben, {c^etnen ftt lelatiD
ein ttitnig aSjune^mtu; mo jle bagtgen in bei
iDlinberja^I fmb, rote in ©alijien unb ber Sufo»
roina, eSenjo in ffiolmotitn unb in Ungarn, fmb
fit in Suna^mt ttgrifftn. 3m % 1880 roarni
übrigens in Oefterrcit^ nur 17 693 648 unb in
Ungarn nur 7 849 692 ffatt)DliIen lateinif^tn
iRituS; btninat^ ^aSen (le bod) im Mgemeinen
etwas gugenommen. Wogegen ^aben fi^ 6130
ißerfonen oIS Slltlatboliten erflärt, nwl^t biei
^faneien (SBien, aBamSboif unb Stieb) mit bret
!ßjarrem bilbtn. Slie unirten ®rie(f)en finben fufi
btjonberS in @alijien, im norb6[tlicE|tn Ungarn
unb in Siebenbürgen; gerftreut unter anberen
ßulten tommen fie au^ in ©laOonien, ffroatien,
ffämifien unb in Salmatien ooi. ©ie ^aben jit^
feit 1880 in Oeftctieit^ unb Ungarn um je
ca. 200000 Mrmt^rt, toä^renb bie f(^i§mati((%en
©riechen in allen ^roBinjen relatin abjunttimeii
(c&eintn, bo fte fuIi in ben legten jefin 3a^n
743 Oefierreid^. 741
faum um 250000 oermel^rt l^aben. fie^tete über» %f)M ift fd^idmatifd^ (in bet Subumia luib Hv
nnegen in ber Sufoioino, in einigen Somitaten gam). S)ie SOtoIbou-SBoIad^^ Serben, 9o8id<
Ungarns, @iebeiAärgen§ unb ber SUIitärgrenae, ftnb fd^iSmatifc^ unb nur »enige mit Siom unizl
ebenfo in mand^en 2)ijlricten 2)Qlmatiend unb Unitarier ober Sodnioner {inb bie ^efler fe
in Sodnien unb ber ^er^egottiina. 3)ie ^o* Siebenbürgen unb ein Keiner Üf^ ber 3mgfjQw
teftanten treten in SiSleitl^nien nur in ber norb- unb SBoIad^
»eftlid^en Sde SBöl^menS l^erDor; in Ungarn ba- 2. Jfatl^oUfd^ed jfird^entoefen. 2)ie gaiiy
gegen bilben fte bie abfolute SRej^rl^eit in ben SOtonarci^ie ifl eingetl^eitt in 12 Jmd^rotrttqa
Somitaten&aibuunb2:ur6cg,fott)ieinben@töbten bed lateinifd^en 9titu8, tt)0}u ein (SxfßSX^
3)ebrecsin, uRaroS»Xorba unb ^ob-ÜHejö-iBäfär« bed ormenifd^en SlituS lommt S>aDon entfcufai
l^elQ. 3n nic^t geringer 3q^I jtnben fte jid^ aud^ auf Oefierreid^ fdbjt 7 loteinifd^ Stixifyaü^
im 5pd^en Sd^Iejien unb im mittlem Söl^men. üinjen, nömli(| SBien mit 3, Salzburg mit 6,
9lu(^ in ben ailpenproüinaen finben fid^ in ben ®dr) mit 5, 3<n^ vtit 6, ^ßrag mit 4, OImä| mü
fömtl^ifd^en 2)iftricten @emünb, @f)ittal, f^er- 2 unb fiemberg mit 3, }ufammen 29 Qpw^gän,
qtagor unb fßiUad^ einige proteftantifd^e Kolonien. tt)0)u nod^ baS e^emte gfikfibist^um ihofou lommt
2)ie $roteftanten nel^men p in ben ciSIeitl^ani* 9uf Ungarn mit 99odnien entfallen 5 loteinifd^
f^en ^roüinsen, befonberd in 9tieber5fierreid^, im IKrd^en£ro)mi)en: ®ran mit 9 (refp. 11), (Sdon
C^er^ogtl^um Sd^burg unb in ber 9u!ott)ina, ba« mit 5, ^oloqa-SacS mit 5, 9gram mit 3 (tef)). 4)
Segen ab in ben ungarifd^en ^rotoin^en. S)ie unb ®araj[et)o mit 4, }ufammen 26 Sprengeln.
[üben l^aben fid^ am meifien oermel^rt ; man jöl^Ite 2)aneben beftel^ nod^ 2 ©eneraloicariate, boS
1864 erfl 1 121 000, aber 1880 fd^on 1 643 700. eine in Xefd^en für ben afterreid^fd^Sn^e« bei
@ie fmb am ^al^Ireid^ften im 92orboften ber flatoi- t^ürßbidtl^umd 99redlau, boS anbere in gUblM^
fd^en SRegion, fel^r feiten in ben beutfd^en Slpen- für bad }um Sidtl^um Srisen gelange Somd«
gegenben. @e^r t)iele leben in ben @tabten Sem- berg. Ueberbie^ befielet ein eigenes f^uicar»!
oerg, Jhafau, %mottn| unb im Se^irf IBrob^ fürbad^peerunbbieünarine. 9ib:biegried^ifdih
(Oftgali^ien). 3n ©allsten unb Sulotoina l^aben (atl^olifd^e IHrd^e beftel^t je eine iKrd^eii|mmiiq
^e fi^ feit 1831 me^r ald t)erbo))peQ, in 9heber« in Oefterreid^ mit 3 unb in Ungarn mit 4 (reft). 7)
dfteneid^ fogar mel^r afö k>erstt)an}igfad^t. 3n Sprengein. 2hn®an)en gibt edbemnod^ in OePe^
f ortmö^renber Serme^rung burd^ Sugug aud allen reid^ 15 lat^olifd^e Snbiöt^Smer unb 49 (52) Sil-
Säubern ift baS jübifd^e ßlement in SBien unb t^ümer aller Siiten. 2)er Domel^fte ftitd^orfürp
Umgebung, n)o ed eine leiber an^u gro^e feciale ber ÜJlonard^ie ift ber Sr}bifd^of Don ®nm tiä
Sebeutung erlangt l^at ; 9e]^nlid^e§ gilt Don Srieft. $rimad Don Ungarn, in ber Stegel mit bem ^ßm^
2)ie Armenier, unirte (1880: 6077) tote ni(|t pur gefd^müdft; il^m folgt ber et^bifd^ofDon^rog
unirte (1880 : 1454), le^tere in @uc)ama unb in al§ $rimaS t)on Söl^men, bann bie Srjbif^ö^
ber 99uf otoina, tommen faum in Setrad^t ; ebenfo Don OImü|, Salzburg, Sien, Semberg, Sdm
bie Unitarier, tt)eld^e nur in Siebenbürgen in ffoIoqa«99ac8, S(^^f^, ®^^ unb 9(gram, fobomi
größerer Sln^al^I fid^ finben. S)ie anberen d^rijt- bie übrigen Sifd^öfe. 3)ie Oberl^irten oon $nig«
lid^en Secten (1880 in Oefierreid^ 1780 unb in OImü|, SBien, Salzburg, Krisen, @url, SoUkid^.
Ungarn 4645 Seelen) mie bie nid^td^riftlid^en SaDant, @edFau, Orient unb @ör) unb neue^
@ecten (1880 in Oejterreid^ 4537, in Ungarn aud^ ber Sifd^of Don l^ralau führen ben Xitd
512 Seelen) Derfd^ninben unter ben ©efammt- gfürfibifd^of refp. gfürfter^bifd^of unb finb fdmmt-
eintool^nern. ^Ingliconer (1049 Seelen) finben lid^üJlitglieberbeS^errenl^auIed; »igleid^ iftjlebei
fid^ in SBien, Xrieft unb Saibad^ ; $]^iIipponen Sr^bifd^of ober 9if d^of in feinem jfronloaibe 9tit*
ober Sippott)aner, au§ Stu^Ianb Dertrieben, bilben glieb bed SanbtageS. 2)ie 93ifd^öfe loerben, mit
einige ©emeinben in ©alijien unb in ber 93uto- ^udnal^me ber Sr^bifd^öfe Don Olmü| unb GeSf
mm, Wennoniten (781) gleid^falld in ber 93u!o« bürg, meldte Dom S)omcapiteI gemöl^It merben,
toina. 3n neuefter 3eit gibt ed aud^ ^erml^uter Dom ffaifer ernannt. 3n ber SHdcefe ®mdt ba>
in Söl^men unb SDtöl^ren, ba nad^ ber ©ef e^gebung gegen ftnbet bie 9{omination altemirenb fiatt
Dom Solare 1874 neu fid^ bilbenbe SReltgionSgefell- inbem iebed britte 9RaI ber Sr}bif(^of Don Sd)-
fd^aften bie ftaatlid^e 9ner!ennung erl^alten, tt)o- bürg ben Sifd^of ernennt, ^meimal aber ber ikrifer,
fem bie Benennung unb ©runbfö^e nid^td ©efe^ bod^ fo, ba| ber in le^ter SBeife Smamite bem
mibrigeS, Unfittlid^ed unb 93erle^enbed für ^nberd- ßr^bifd^of Don Saljburg )u pröfentiren md) Doa
gläubige enthalten. SRol^ammebaner gibt e§ nur biefem ^u conftrmiren, ju confecriren mtb gu in^
in 99odnien unb in ber ^er^egomina. SSergleid^t Deftiren ift. S)a§ ganj au^erorbentlid^ frek (Er"
man nod^ bie Detfd^iebenen SReligionSbefenntniffe nennungS-, SonfecrationS- unb änDefüturred^
mit ben 92ationaIitöten, fo finbet man, bog bie fielet bem Srgbifd^of Don Salzburg )u bei b»
2)eut{d^en, tt)o [le Don jelfer bie TUf^xiaffi bilben, Sifd^öfen Don SedFau unb SaDant. S5er armenifd^
fat^olifd^ finb. Dagegen proteftantif d^, xdo fte nur ßr^bifd^of Don Semberg tovcb Dom ifaifer auS biei
aiseoioniftenfid^niebergelaffen^aben. S)teißoIen Dom (SleruS Dorgefd^Iagenen $rieftem ernannt
unb ffroaten finb fatl^oUfc^; bie Stut^enen folgen ^ud^ ber apoftoUfd^e S^IbDicar ober ^ftlbbifd^l
meift bem griec^ifd^unirten 9titu3, nur ein fleiner (Vicar. apostol. Castrensis), ftetS ein Xitulo»
Ot^ttitiä).
LGtUinif^cn Ritttl:
liHnnraii) •ran . . .
«tun
»ajjrriBi
Stufttnitii
ȟb
ÜEutra
Shriktn
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StiiI|[»<ibtn6uTa . . .
6lriiMiBflHfltT ....
iUmmtq <iltl . . .
ftafftou
bftnan
sST
liitnfiwti) Cabc)i . . .
Iblöua
t|«wib
Cnfemnbtin ....
Cithnb&iscn ....
nntimbaa-llbtci . .
IkAmtntB) JlgraB . . .
Ipim
§«89
1i.liit4if4(n »itui:
Sosorol
SioEiiiiaititin ....
Eugol
6piiol QiDai ....
flimcl"
Hmrfad'*
»wil"
dl OngoTii im Sangen :
in bcn 22 SliBc. lat. Slitul
in iKn 7 S)i5c. grisft. !Ritui_
€uintna
408394S
1202400
508043
441405
453600
166 700
195564
401 836
198934»
509911
271050'
151100
838 S82'
223900'
1649738
533100
281000
33 000
15M648
1079978
1732870
361000
110200'
81900'
407000'
143000
418500
216270
|g£0308
862733
113074
107 995
107 107
?
95293
768320
369000
182 400
199614
67806
2927463
241918
1136600
f
1512715
6230
411 1&9
113966
183393
163800
9317677 5327250
1832_870 1202 794 | 2430
11 050 6l7~Üf 630044 1 h2W
> «OK lOU MBrfiB.
■Sin fW läm fts.
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1^ — **mtwn «ntn.
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m. §u ^»««iii«« MMi ^ttirttmtm
6«a)etia .
qSartfiat
10000
10 i 1
2l»
-t
302 600
160000
46000
80100
nntaiia*XR6iii)c
ÜtäSmi eiügeatnlommen ieiteni btr Wcßwrutifl,
Wo bafi @tie^ Dotn Soft« 1889 bttreff« tw
8ijBflt brt (tjftfmirirttn SelirttperlonalS an bm
ÜMfanlttiranflaltm. Um ^ict gltidj ouf tuS
fwnait6f ffiidientitnnögm tinjuacbfn, fo be-
pffcrtt rt fit^ nat^ btr ,9Biener ffir^enjeitung"'
B 3o6rf 1860, tmS wolil im aUgemtinm bcütr
Bii^ mt^c gelten fatin, folgtnbermagni in SnU
747 Oejl«
Sofiittl. SinfetSotncapUuIaifdltnlintiofftnbai
)u flering boHtt, ba fle nttifl imi 840, ja felbfl
nur 600 @ulb«t obtonf en (09]. @aliburgcr Aal^.
ttixüim'bl 1893, 191). SJafi ®e^If ber fogen.
irtebn botirten iomajjitatan toitb fltfleitwärtifl
ju 1050 ßtnlbtn bcn^nel, toofi nti^t im fßtx^SÜ-
nil gut focialnt unb Hid^ti^ Stellung betreiben
fle^t, toit t& f elb|l im fi^cmi^tf c^ Ibgeoibnttm'
Vu(e antrfannt unnbe (ttgl. SJa^nbl. 0. 5. 9too.
1891 [€al}b. ftat^. JKn^enjcUuna 1891, 710]).
SQae bie übtigtn ^«teficten bcttifft, fo
frü^ei bie Stiebet bet alten, 6. (. ixi Dt
eni^ttten ${aneien, eine Songnia oon 81
ben, bte ber neuen (Jtil 1782 ertld&teti
eongrua Don 420, bte SocaHjien 816, :
plane, Sooperatoitn unb ISoabiutoten 210
£>. 9B. ; in ben ^auptftübten aber bte $f(n
bi§1260®ulbcn, mogunoc^bie^al^sSg
tuib fon^ge ©emeinbemdnmgtn tommtt
neue Songiuagefet) bon äabie 1885 je
L $n ^ißmtU^ («isCett^icii):
fiirditnirrDPinf IDln
St. (pblten
ßitti
ItiiiDnipTODlni 3al)litng . .
Saljbuig
Äritnt
ffltiEtn
fflutl
6cdau
Saurntt
fiirAriiptDiilii] Svr) ...
fflörj
Saibac^
!£neft-gofobtflna . . .
?! aien jD'^oIo ....
iSeglia
t.\t&iiavtm\ni Staa . ■ .
Sara
©tttnico
Se^na
SpalatTD
Btagufa
SailaiD
£iid)tnp[DDin) ptag ...
^lag
Sdtmtnö ...
AÜnigQtä^
SSubTOtis
(fflMSlau) '
£)r(t)rnptauin) OlntSI; - ' .
Dlmüf
Srttnn
fiird)(itpiDDtnj £tinbtr; (Ia[.)
SfjnBcrg
iPtjtmqs!
iamoiD
ftrnlnu (tjtmt) . . .
t\ti\tttvtev. £(inbn9 (artec^.)
ßemberg
Ctmlicrg (armen.) ....
3in (igdilli^fn Oepeirei^
ftnb im Sanjen;
in btn SO 3}l6c. lat. !Rilu«
in ben S Siiit. Qti«^. 91itu3
in 1 ajibcefe armtit. 1Rilia8_
234750
546150
405 925
S47250
100850
53323
441 194
70375
79306*
54530
160000
64283
12 700
GOSS 200
1799650'
1390000
1434450
1104100
300000
25(ill30
1 586 250
974900
3030 314
722000
906 235
687 800"
714 279
2 751 462
980469
19448 030
2 751462
4 000
1000
18310
30764
1000
3755
431
1143«
06400
20000 I
77 000 1
94000
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Äibcu . . . .
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SÜtlwoi. . . .
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6|iisuii Ujoat
fcaij" .
äntbigam im (Sanjtn
in bn SS Si6c. lat. 9
talin7S)ia(.sTtM^.9
4083Q4S
1202400
503043
441405
509911
271 050"
151 100
407000*
143000
413500
216270
113074
167995
107 107
1
132400
199614
67 306
2927463
241918
1 136 600
t
1542715
6 230
411 1&»
644800
397 994
160000
I Zaiu lOlB ffUideiL
'Zwtiinl. bi2aOi g
> Sa|H SaBOO pitA
'Solu aeoBOO rsm.
Itattg[|f(n.
•Xhhh ZS3D00 rln.
flimiiiltEin.
•£(i|u 4270O lartln.
u. 1600 tamta. (to-
HjoUEcn.
■ Sfliecl IUI M(6ni>
ptDDltii 9riin.
INtWOTlq ScnlcM . .
CdiijtM
Snitliila
I^ot
Smaiu>Xitbinic . .
I^n ■. Mt 4 tML HQäjtT
0^ ^gegcntomitun fdttrtS bet Stegitrung,
^0 bal @ti4 Dom 3a^tt 1889 betreffs btt
84% bcS fQF'nifi^^ fie^rtrtmfonals an b«t -
508600
660000
10
m
146 -
160000
650000
8
160
75 —
46000
2
4«
82 —
BOlOO
10000
»4
80 --
16 500
—
—
9
9 —
U $63 147
imui
am
iVtö
&827 U»l
IWciioiiIt6rtinpaIlni. Um ^iet fllric^ auf bot f^'^\
ngiil&^ ffii4eni>tnn5Qen ttnjuae^en, fo it- mtatn
liiNt CS fi4 m^ btt ,2Bienn ffirdimjtitunB" Ifiu^ÄSi'X.SnÄ'"'
injo^ 1860, UMS no^Iitn Slllgtmcinm l^utt äcbiibdUartinanfmiiEn .
m^aäß geUtn faitn, folembermafem in ®ul. lEÄÄ* : ! : :
751
Dcfterreid^.
7J
S)ic bciben an Icfelcr ©teile genannten gonbS
Ttnb eine eigent^üml^Ieit Oefterreid^d. 2)et 9te-
ItgionSfonbd ift gebilbet loorben bur^ ^ofbecrete
t)om (12. Sonuar) 28. gfebruor 1782, 7. äanuar
1 783, 18. Dctober 1 792 u. f. tt)., unb sttjor au§ bem
Ißermögen ber ülh^iti, Sruberf d^often, Sanonicate,
Senepcien, geiftliij^en fielen u. f. to., »eld^e unter
3ofep]^ 11. unb {pöter auf gel^oben unb föculariftrt
unb feinem befiimmten 3t0cde geioibmet tt)orben.
gortbauemben Sujd^ufe erl^ielt bief er gonbS : a. au8
ben fog. äntercolargefällen, b. ^. burd^ boS ßin-
fommen ber erlebigten utü> unbefe^ten ffird^en*
fteUen, nac^ ^bjug ber SSerttefer- unb iBermal*
tung§!o[ten ; b. qu§ ben Steuern ber 93i§tpmer,
b. 1^. 7V2 7o öon bem, »aS bie Sifd^öfe über bie
Songrua erhalten (f. o.) ; c. qu§ ben Steuern ber
iflöfter (Abteien), xotlä^t alle jel^n dolore ein ißer»
)eid^ni| il^rer Sinna^men unb 9u§goben aufgu«
fteSen unb 'A beS Ueberfd^uffeS ber Sinnal^men
über bie ausgaben an ben 9leIiglon8fonbd abju*
liefern l^aben; d. auS befonberen ßinnal^men; fo
merben in 93öl^men gemö^ eines SertrogS jioifd^en
§erbinanb III. unb Urban VIII. öom 3a|re
1680 k)on iebem Badt @al5 7Vt ffreujer an ben
SieligionSfonbd bejal^It (1863 im ©anjen 19 719
®ulben). S)ie ©teuer au§ b. unb c. foU 1863
nur 61 303 @ulben betragen l^aben, 1875 bagegen
(nad^ ©alsb. Äird^enblatt 1876, 95) : in lieber,
öfteneid^ 154000, Oberöfteneid^ 61000, ©alj.
Burg 8000, 2irol 5000, Vorarlberg 2000, ©teier-
marf 12000, flomtl^en 10 500, ihain 3100,
Srieft 100, ©örj 1200, 3[trien 1000, S)aImaHen
900, 951^men 210, mäi^xtn 109200, ©d^Ieften
39 000, ©alijien mit ftrafau 43 000, aufammen
450 210 @ulben. ^ladjltm bie meiften @üter
ber aufgelaffenen Älöfter 2C. 2C. öcrfauft fmb, be-
fielet ber tJfonbS gegenwärtig in ©taatSobligatio»
neu ; er ifi aber ßigentljjum ber betreff enbcn Äird^en-
proöinj, bcjm. ber ©iöcefe, unb mirb öon ber
SanbeSfteUe unter Witn)irfung beS SBifd^ofS ober
ber SSifd^öfe vermaltet. 3m öfteneid^ifd^en W>'
georbnetenl^aufe fam im ^erbft 1891 aud^ mx
©prad^e, ba^ ber ©taat feinerjeit ba§ Soncoroat
cinfeitig aufgel^oben, baS in bemfelben il^m ein-
geröumte Siedet aber, ben 9fteIigion§fonbd im Fla-
men ber ffirc^e ^u vermalten, aurüdfbel^alten l^abe.
2)aburde l^abe er ftd^ eine au^erorbentlid^e SJtenge
Don Saften unb SSefd^ttjerben aufgelaben unb bie
^flid^t übernommen, für baS SDeficit beim Keli«
gionSfpnbS aufjufommen, tt)ö^renb anbererfeitd
bie ffird^e il^re ©elbftönbigfeit öerloren l^abe.
©iefer gonbS ift bclaftet mit ber SBeftreitung prin«
cipaler Serpffid^tunaen, nämlid^ mit ber 9(btragung
ber ©taatdüorfd^üffe unb mit ber 2)otation ber
5)omcapiteI öon SubtoeiS, ©aljburg, Xrient unb
Sri^en, toeld^e il^r ßintommen ganj au§ bem
SleligiondfonbS bestellen. S)ann l^at er aDe fird^«
lid^en Sebürfniffe ju beftreiten, für toeld^e eine
SSerpflic^tung ©ritter nid^t oorl^anben ift. gr f^at
nftmlid^ aufjutommcn : a. für ben Sifd^titel (tatu-
lus fiindi religionis — biefer toirb feiten ouf ein
Seneficium »erliefen ; tooQen ©tifte mib fll5fl
einem Shd^tangel^öngen ben Sifd^titel Derlei^en,
ift bie aSetoinigung ber SanbeSjleae ndtl^ig); b. U
bie $enfton ber @meriten unb 3)emeriten ; c fü
bie Unterftü^ung ber 93etteIorben unb ber ^mm
congregationen, toeld^e ftd^ bem ©d^ultoefen u. f. lo
mibmen; d. für 2)otirung neu errid^teter $far<
reien; e. für Sefolbung ber jf aplane ; f. für Unter
l^altung ber ©eminare, tl^eologifd^en S^cultto
unb für 93efoIbung ber SteligionSlel^rer an ©toolft
anftalten ; enblid^ g. für alle ^atronatSlofkn, tri
Ifird^enbauten u. f. U)., meiere auf ben ®ütem bei
SonbS rul^en. — S)er ©tubienf onbd, burd^ Xefo
lution ber ffaiferin SRaria Xerefta Dom 28. it
cember 1774 auS ben (Sütem ber burdj (Eh
mens XIY. aufgel^obenen SefuitencoDegien wi
anberen bemfelben fpöter incorporirten ®ütmi gc
bilbet, mürbe für bie 93eftrettung ber jf ofien be
©Qmnaflal» unb UniüerfttötSunterrid^tS beftteun
Stad^bem feit ber neuen ©d^ulgefe^gebung, noc
melc^er bie ®üter ber el^emaligen 3ef uitencoHegie
als ftird^engut nid^t mel^r betrachtet merben, oni
bie confefftonSlofen pol^ted^nifd^en, Sieal« unb an
bere ©deuten Sufd^üffe erl^alten, reid^ten bie Sin
fünfte be§ ©tubienfonbd nirgenbd mel^r )tt ol
in Oberöfterreid^; in ben anberen Sönbem, mo <
früher auc^ fietd auSreid^enb mar, mu| ber ©toc
eintreten, ber natürlid^ aud^ l^ier bie 9}ermaltun
fül^rt. SDie 3)i§pofition über beibe gfonbd untet
liegt feit 1861 sugleid^ ben SSefd^rüffen bed 9letd^
ratlos (ogl. Schulte, Status Dioeces. caüi
Gissae 1866, 11 sq.). ^tad^ ber ©d^Iulred^
nung oom 3a^re 1886 betrug baS ©tammDn
mögen be§ ungarifd^en SReligionSfonbS in ifapi
talien 11441355 ©ulben 90 Vt »reuaer, in Sic
genfd^aften unbnu^bringenben Saften 1038862
©ulben 30 Jheuaer, in auSfte^enben gforberunge
919310 (Sulben 84 V2 ffreuaer. MadJ «bjug b«
©d^ulben Don 2 353346 Bulben 8772 icrnuc
bleibt 9lettot)erm5gen 20 395 944 ® ulben 1 7 7« jh
2)ad SSermögen be§ ungarifd^en ©tubienf onbS 6c
trägt 4713557 ©ulben in Kapitalien, 4 34637:
©ulben 10 Jhreuaer in Siegenf d^aften, 1 008 60:
©ulben 827, ffreuaer in nu^bringenben Safk
unb 542 ©ulben 20 Jheuaer in gforberunger
3)ie Saften mit 875981 ©ulben 26 Jheu)er oE
gered^net, bleibt S^ettoDermögen 9 198 149 ©ulbe
867s iheuaer. Sro^bem aud^ biefe gfonbd il^
Urfprung unb Qtotit nad^ fatl^olifd^ finb, mobc
au§ festerem bod^ aud^ in Ungarn ©d^en ol^
allen confefftoneüen S^arafter unterftü^ unb ei
l^alten. Um nun au aeigen, mie ber SReligionSfotd)
in ben einaelnen Sönbem Oefterreid^ in Snfpnu
genommen mirb unb merben mu^, geben mir t
ben atoei folgenben Tabellen feine 93eitrfige nebei
ben eigenen Sinfünften ber ^frünben unb bei
OrbenS^öufer auS bem 3al^re 1875. 2)a eS b
Defteneid^ 8982 ^faneien unb 51 30 anbere acne
pcien gibt, auföinmen 14112, fo trifft nad^be
erften Tabelle auf eine ^frünbe bie befd^ibcn
©umme oon nid^t gana 542 ©ulben 5. 9ß.
L (iui| tct yfiüKlnL
Ibbo.
^
m
»
«HalUml»:
UliatfSonb .
478 42E
82B8E
561111
86707*
löefiii
99S990
889 812
71468
410775
U|l^ . . .
5808J
18078
66162
eSSxt . .
211591
128 OS«
389627
»mm . . .
190904
55541
246445
210 77J
46821
2S7 602
im ■ ■ ■ ■
39572
22221
51799
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8164{
96255
&■ •■
798«
79896
159707
519 121
35 726
554847
77 61i
248E
80056
Mtm ". . .
117173(
33608';
1507823
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488485
168122
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Wim . . .
847«
42185
126885
I.lili«l . . .
1182424
466 83C
1598754
SriMu. . .
2007S
214772
234851
MUim . .
9577!
166 708
262476
eumiu
OefJetr«l(5. 754
cfi D^ne bit Somboib« nitt niK^ 720 ^DlannSflB^n
mil 9G603JIiffltiebtni, unb jlnnr 59^eT!le. 45 5pro-
Oinäiai™. 6745 Ipriejlcr, 645 glerifer, 240 5fo-
Biätn unb 1917£aienbrübet; bagcgen bereits 298
Srouenflöfler mit 5198 aKitglithcnt. Sie heutige
3q&I ergibt eine gonj brttutenbe 3i"ia^nie, na-
mentiic^ Don männlichen, in ber ißnftoration unb
in ber ©r^ule t^äHgen, Kit bon Ineiblit^en, im
Unterric&tunbinberflrantenppegttfiätigenOrben
unb Kongregationen. 9!a^ grnmme'S Äalenber
1893 gibt eä an Orben unb gongregationtn:
A. Jlännlld)c.
IL CiM) »n «(»mtäirtt.
xiiltitfbnti
SJen . .
ttrigri 2anb^
0taWmti4
Gifjhng . .
CtnimoTi
MiBtitn
Rtaid ,
Iii«il . . .
tin4tabiicQ
atnni. .
linl . .
e«i|ieit .
ntniina .
Silulitn
800715
37 0;
163179
128440
4704
4 763
9 500
19286
156653
148 151
550908
155688
50194
485 833
2S21
46 950
47 648 16Ö60"0
4648! 305363
5235' 42315
25 964' 189143
5165' 133 605
16641: 21345
4 623; 9 386
4 733, 14232
1437 20 723
21389 178042
— I 148151
608131 611721
21286! 176964
8171 510U
28275 513608
26402] 28 723
1 023i 47 9T3
«umma |3824277| S76098I4100375
h\ mt^r als 21 000 ÜJIilglitbtm ber Orben
»nbücngregütionen in ben Öflerreicdijrfien Üänbeni
lrittbeninQ[& auf ein TOitglitö bie lorge Summe
»Ol! fli^t einmal 200 ©ulbcn. SDJit bem jo oit ge-
IWm Mrit^t^um bec mttiten Älöfler fann e§ a\\o
min fo iwit ^tr fein. S~it reii^ffen ffläfter fielen io
*" iailtfi(^n Sütulürifationoi anfieim, moburcfe
fkm^aitl über^upl abgenommen ^ben, 3ni 3.
1340 gab ei im ganjtn Ktii^t mit ber üombarbei
iRb Sentbig nur me^r 923 Slüfter, nömlii^ 766
Stuaiä- unb 157 OfrauenHöiler. 3m 3. 1860 gab
Dcbin tmb CongnBilUontn.
3n Hl*'
33 H
frommen arbfiter
Slugu^iner-firemilen . . .
5?aEmfi«äia( ffltüb« . . .
Sarnabtlen
Sarilianei gried^. Ülituä . .
ajenebictiner
Samalbulinftr
e^ortietim, regulirte . . .
eiftercienf«
Seutfi^orbinlprieptt . . ,
Somtniconei
SranciBcaner, unb gwai:
ObferDanten u. Slefonnolen
ffletnatbinei:
aettiariec
aRifponare ö. ft(.4>eijm3elu
3eluilen
3o6onnil(t (^nottettr)
flopujin« ......
ßarmtliten
flreuj&erten
Sajariften
ÜRürienbriiber
<Dte(^itarift<n, arnten.'taC^oI'
ajtinoriien
Oratorianir b. fit. !p^il. ülrei
l^auliner- Sreoiilen . . .
*j)rSmonftrül(nItr - , . .
Stbemtorijicn . ...
HefurrettJoniRtn ....
SrÜberD.oQcT^eil.eacramcnt
Sd^ultiiübeir
Sertjilen
SrappiRen
®t]ttt\ä). b. gilt«. aUortea ._
Summa . .
üugupintTinnen . . . .
Saim^. S^u^eftem D. bl.ftarl
^orm^. S4io. uom ^I. fheuj
Summa . .
? I-
755
Oeftetrei^.
3n &iS*
3ti
[eU^anien.
Ungatn.
Oiben utib SongTegatfonen.
An
t
A^
Uebettrag:
1
1642
4
62
iBatml^. B^xo. D. 1^1. S^incena
1
8854
26
1798
iBafUianerumen, gtie^.'Iatl^.
2
18
—
—
SBenebtctineritmen ....
18
887
1
25
SSenebictitteritmen, atmenif d^*
latlftoUfd^e
1
19
—
Saietanerinnen ober ©d^me-
fiem t). b. g5ttl. S3orfe^ung
(Sanonifflnnett Dom $1. ®ei{t
9
150
—
1
22
—
Giftercienfennnen ....
2
62
—
2)amen t)om 1^1. ^ergen 9efu
6
877
1
81
2)omimcanerinnen ....
11
488
1
8
2)ominicanerinnen 111. €rb.
4
84
—
2)eutfd^orbendfd^lDe{lem . .
6
288
—
(Hifdbet^inetinnett . . .
9
829
2
78
(lEngUf d^e Sfräulein . . .
7
251
2
58
Sftancidcanetinnen, u. )toar:
SSemarbinerinnen . . .
9
274
—
—
C^lariffttmen
6
153
1
10
Sfelicianerinnen (l^a^u)in.)
82
160
—
Serttarerinnen ....
7
274
—
Pinzoccherae ....
2
14
—
Sfrauen Dom guten Ritten .
4
197
—
Stauen D. b. unbefledten um-
Pfängniß
2
188
—
^ebtoigsf^loeflem ....
1
88
—
2)ienerinnen Dom 1^1. 6er)en
3efu
2
147
—
—
SarmeUtetinnen ....
12
178
—
©djtoeflern U. ß. ffr. D. b. ÖicBe
2
89
—
—
ßotettinerinnen (regul. Xert.)
4
156
—
—
Slrme Snftgbe dixxfti . . .
8
29
ÜTlagbalinerinnen ....
2
33
1
10
©d^loefiem b. marian. 3nfiit.
—
—
1
85
©d^toejiem Don ber SDlutter
ber S^atml^eraigfeit . . .
1
14
9lonnen D. b. Opferung ^lariä
1
10
—
^dmonftratenferinnen . .
1
40
Rebemtortftinnen ....
4
99
—
—
©acramentinertnnen . . .
2
40
—
©aleftanerinnen ....
5
240
@d^ulf(!^n>e{iem Dom armen
ÄinbeSefu
2
215
—
©d^ulfd^loefiem de N.-Dame
20
674
2
835
©(i|ulf d^tt). TU. Orb. 6. gfranc.
14
986
—
©erDitinnen
19
854
Zöd^ter ber d^riftlid^en Siebe
8
218
—
Xöd^ter ber göttltd^en Siebe .
8
151
1
9
Xöd^ter beS göttl. Srlöferd .
5
265
4
91
2:öd6ter ber l^tnb^eit 3efu .
1
16
—
Kongregation U. ß. gfr. . .
—
2
70
Urfulinerinnen
21
803
6
228
Summa . .
277
13701
55
2848
Sad JKrd^enmefen ber unirten Armenier be-
treff enb (baS ber unirten ®ried^en ift auS ber obigen
SiStl^umStabeKe erftd^tlid^X fo Men fte überall
unter ben lateinifd^en 93if d^öfen : nur in ©alijien
l^aben fie einen (Srjbifd^of (f. b. 3lrt. Semberg).
3n ber ©iöccfe Siebenbürgen ftnb Dier armenif^«
fatl^olifd^e Pfarreien : @jamo8«UiDar, glifabet)^»
ftabt, (&9ergt)o8aent - 9Rino§ unb ©jöpDis, mit
ca. 1600 @eelen; in 9leufa^ (Ungam^
Sniffion mit armenifd^er $farrfird^e für
9 tjfamilien bafelbjl, f omie für bie in ^ei
$anIfoDa unb @ingibun. 2)ie 1854 (f
fd^iSmdtifd^en Slrmenier in ®ali)ien tuib
bürgen^ meldte bie armenif d^e @prad^ U
l^aben unb beren ftird^enbüd^er in ber d
fd^en @prad^e abgefaßt {inb, fiel^ im
unter bem Jtatl^oIifoS Don Stfd^miab}in.
3. ^roteftantifd^ed ftird^entoe
^roteftanten, benen bie feit 1860 erla]
fe^ toeit günftiger loaren olS ben
tl^etten fid^ nad^ bem Sefenntniffe in S
ober 9lnge|^5rige ber StugSburger Sonfe|
in 9lef ormirte ober Sefenner ber l^elDetif d
fef^on. S)ie patente Dom 8. Spril II
6. Januar 1866 regelten il^re Singeleger
ben beutfd^en unb floDifd^en ffronlänbi
burd^ fte bürgerlid^ unb politifc^ DoUi
bere^tigung mitben Jtatl^olifen unb @eI6|l
ber SSertoaltung il^rer Krd^Iid^n Singeb
auf ®runb ber ^reSb^terial- unb S^i
faffung erlangt l^aben. 9fö Organe bed
regimentS fino baburc^ eingefül^rt: für b
gemeinbe ba§ ^edb^terium unb bie ®em
tretung; für bad @eniorat (2)ecanat) be
mit bem @eniorat3auSfd^u| unb bie
ratSDerfammlung; für bie ©uperintenb
S)i5cefe ber @uperintenbent mit bem }tt|
^uSfd^u^ unb ber SJerfammlung; für
fammtl^eit ber Superintenbengen ber Ob
xoä) in SBien unb bie ©enerolf^nobe. S
Seitung ber Slngelegen^eiten ber protef)
^rd^e fielet bem SanbeSfürften als sunu
scopus 3U; ber Oberürd^enratl^ bogege
oberfte Dermaltenbe jhrd^enbeprbe für h
feffionen, bie ©eneralf^nobe aber bie S
ber ©efammtgemeinbe einer leben Sonfeff
@Qnobe fon regelmäßig in jebem fed^t
in SBien jufammentreten unb namentlich
lid^e ©efe^gebung bel^anbeln. Sm 22. 3}
tagte bie Dereinigte proteftantifd^e ®ent
3um erften 3RaU in SBien. 3n ber gan)<
ard^ie beftel^en 19 proteftantifd^e Superi
turen mit ber ent[pred^enben ^ngal^I Doi
raten, baDon ad^t im ciSIeit^anifdden @to
unb elf in Ungarn unb Siebenbürgen i
Donien. 3n Oeftcrreid^ felbft finb fed^
intenbenturen 2lug§burger Sonfefpon,
SBien, Obcrö|}crreid&, SSö^men, SBöl^rei
ficn, Semberg mit 15 ©cnioraten, unb i
intenbenturen l^elDetifd^erSonfeffton: SBi
men, SWäl^ren mit 6 ©enioraten. 3ebe 6
^at aud^ einen t^^lbprebiger. Obgleid^ )
teftantcngcfefe Dom Solare 1861 in Itrol
eigent^ümlid^en SJerl^öltniffen beS Sanbet
Abneigung beS SJolfeS gegen bie proh
$ropaganba auf größere @d^tt)ierigleiteti
in anberen jhonlönbem, fo mürben bc
bingS jtüci proteftantifd^e Pfarreien •
(3nn§brudf unb DJlcran, für 1407 Sei
757
Oeftcrrcid^.
758
eise in SorattBerg (Sregens , für 760 Seelen)
jjcf^Ii^ anecfaimt. Pleitere Pfarreien gibt ed in
JtUrrdfterrei^ 10 (39750 Seelen)^ boDon 6
flUein in ffiien (80376 Seelen)^ in Oberöfler-
m4 16 (17827 @eelen), in ealgburg 1 (743
&äm), in eteiennorf 5 (9159 @eelen), in
UnOfm 16 (17 521), in ffrain 1 (905 Seelen),
iiZriffl mit (Börj unb ©robidco 4 (2167 Seelen),
isSö^en 73 (127 206 Seelen), inSRäl^ren 36
(57665 Seelen), in Sd^IeTien 25 (79022 Seelen),
ii ealijien 20 (40190 Seelen), in ber 9ufo-
»iaa 4 (14 199 Seelen). S)almQtien oQein btibet
fnr feine 77 $rote{lanten leine $forrei. Suger
Bim ^b bie ßörffien ^farrrien: Xefd^en mit
15115, «fd^ mtt 14498 Seelen. S)iefe 3iffem
Pub fai ben anbeten (Semeinben meit geringer; biele
fSliai nur 500—2000, triele laum 200, einige
ugur rnd^t 100 Seelen (bgl. ben bom (irotefianti-
1^ Oberfir^enrot^ ausgegebenen Sd^tmo«
lüntl Dom Starre 1866). 2)o]^ bermog P4
m eine Vttnberja^I ber (iroteftontifd^en ®emein*
bn ouf eigenen g^&l^su leiten; bie gro^e 9Re(r-
m ii ouf bie Unterftu^ung beS ®uftQk)-9boIf*
mini angekoiefen, nield^er im Saufe ber 3eit f d^on
5Vi OtUHonen ®ulben für Sidleitl^anien gefpenbet
(flL ^ier finb im ©anjen 225 $farr- unb gfilial-
«neniben, 230 ^rebiger, 234 Sd^ulen unb 230
Ufm für bie ^roteftonten. 3n SBien erl^ielten
h 1321 aud^ eine tl^eologifd^ ^cultät, beren
Gmxileibung in bie Uniberfität fte mieberl^olt an-
fnUen, aber bid V^te nid^t.erreid^en fonnten.
Scm^ertigt niüre freilid^ bad Serlongen ber
^Dtejiuiüen Oefierreid^-UngamS, eine eigene )n:o-
kihniti]«]^ ttniberfitöt gu erl^alten, etnm in S)e«
hecitn, U)0 benitS eine reid^ botirte proteftantifd^e
E^ranftolt befielet, an xotlä^tx ^l^ilofopl^ie im
adteßm Umfange, bann SuriSprubenj unb ref or«
nie X^ologie für 600 ^5rer geleiert n)trb. —
3b Ungarn unb Siebenbürgen, n)0 über ein ^fünftel
ber9(0öl!eruna unb ganje Sanbfhid^e auSfd^Iie^«
^ lirotefiantifd^ finb , xfi tro| ber ÜRagpari-
iinnu|8ma|regeln, totlä^ aud^ ben $rote[tanti§«
ans in eftna treffen, bie ÜJlad^t beSfelben, ju mel«
4tr UNJ^ bie beS Subentl^umd fommt, für ben
Ad^iciSmuS Ungarns neueftenS fel^r bebenfltd^
poiben (f. b. 9rt. Ungarn). Sie proteftontifd^e
tir^ Ungarns unb feiner 91ebenlönber ift in 10,
Jq». 11 Superintenbenturen, je in 5 ber ^ugS«
hager nnb ber (elDetifd^en Sonfeffton, fonne eine
bn Umtarier getl^eilt. Qfür bie Sutl^eraner, über»
feiegRib 2)eutfd^e unb Slaben, befielet bie Super«
Btnben} beS SRontanbiftrictS mit 9, bie btefjeitS
berSonon mit 8, bie jienfeits ber2)onau mit 11,
kfc t^fuperintenbenj mit 8, bie Superintenbenj
fUmbürgen mit 10 Senioraten ober Secanaten;
firbfeSef ormirten, übermiegenb 9Kagt)aren, bepelzt
Mr Superintenbenj an berS)onau mit 8, bie jen«
W8 ber S)onau mit 9, bie bieffeits ber Sl^ei^
■88, bie jenfeitS ber Sl^eife mit 13 unb bie in
Kienbürgen mit 18 Senioraten. Sie Unitaricr
fttBen eine S^nobe unb Sanbe§*Sonfiftorium
mit ber Superintenbentur in Älaufenburg mit
8 ©iöcefen.
4. ©ried^ifd^-orientalifd^eS Jtird^en«
m e f e n. Sie gried^if d^ nid^t unirten, ober mie fic
gefe^Iidb genannt merben, bie „gried^ijd^'orientali-
fd^en'' ©laubenSgenoffen ferbif^r Station, bie ein
® angeS bilben, er! ennen alS oberften iKrd^fürflen
ben $atriard^*ßr)bifd^of bon JtarIon)i^ an, }u
beffen Sprengel au(^ bie ®emeinbe in Sßien ge*
b5rt ; bem Sr}bif(^of-9RetropoIiten bon ^ermann«
ftabt unterfte^en bagegen bie gried^fd^-orientali«
fd^en Slomanen in Siebenbürgen unb Ungarn.
Sen 1690 nad^ einem für bie jtaif erlitten unb bie
mitil^nen tierbünbeten Serbenunglüdlid^enXürfen«
triege nad^ Oefierreid^ begm. Ungarn über^ebelten
Serben (30 000 gfamilien) »urbe bon Jtaijer Seo-
polb I. im 3. 1691 eine gemiffe Autonomie in
fird^nd^-politifd^^ngelegenl^ten, namentlid^ bie
^bl^Itung bon 92ationaIcongreffen unb bie SEBa^I
beS 9RetropoIiten (feit 1848 $atriard^ genannt;
auf biefen feongreffen gugepd^ert (ogl. [3. 3iredef,]
9lctenma|ige SarfteUung ber SSerl^üItniffe ber
gried^ifd^ nid^t unirten ^ierard^ie in Oeflerreid^,
SBien 1861, 19 ff.). Ser Songre^, auf meld^m
ber 9RetropoIit (^triard^) frei gemö^U mirb, !ann
nad^ bem ^erfommen nur unter SBemiKigung beS
SanbeSfürften unb Seigiel^ung eines Iatü)eSfürfi«
lid^en SommiffarS fiattfinben. Siefer ^Rational'
congre^ ift gebilbet auS 6 IBifd^öfen, meldte
bem ^triard^en unterftel^en, bann auS 25 ®eift'
lid^en unb 50 n)eltlid^en Seputirten, totlä^ le^terc
aus ben eingelnen ®emeinben, aud^ auS ben ber
el^emaligen äJlilitörgrenge gemöl^It totthtn. Ser
9lationaIcongre^ mu^ fo lange berfammelt bleiben,
bis ber gemöl^Ite $atriard^ bie faiferlid^e Seftöti^
gung erhalten l^at; bann folgt fofort bie feicrlid^c
Snbcftitur unb bie Sbl^altung einer S^nobe, beren
SBal^Icn unb Seld^Iüfje gleid^f aES ber f. f. Sanction
bcbürfen. Sie SBifd^öfe ber ^triard^almetropolic
»erben bon ber SKetropolitan« (^triard^al») S^n«
obe getoäl^lt. Ser JJationalcongre^ bon 1870/71
»oute aud^ bie Sifd^ofsmablen anftd^giel^eu; »eil
aber bie IBifd^öfe bagegen Sinfprad^ erl^oben, er«
l^ielt bicfcr S3c|d^lu^ nid^t bie !. !. Sanction. —
^IS 99iSt^ümer ober Spard^ien »erben aufgefül^rt:
Ofen«9lrab, SacSfa, fiugoS, SemeSöar, 2Berfd^>,
Äarlflabt, ^afracj, ÄaranfebeS. — 9lud^ bie ®rie«
d^ifd^«Oricntanfd^en in Siebenbürgen, lauter 9hi«
mänen, erl^ielten burd^ baS Organifd^e Statut bom
Saläre 1869 bie Autonomie in fird^lid^n Stnge«
Icgenl^eiten »ie bie Serben, ^f^x SKetropolit in
Öcrmannftabt »irb bon bem 9lationalcongre^,
bcftcl^enb auS ben Sifd&öfen, 30 geiftlid^en unb
60 »eltlid^en Seputirten, gettKil^lt ; bie gpard^ial«
f^nobe (20 geiftlid^e unb 40 »eltlid^ Seputirte)
»öl^lt bie Suffraganbifd^öfe (ogl. tÄrt^ib f. fatl^.
ffird^enred^t XXV [1871], 258 ff. 270 ff.). Ser
ÜKetropolit (frül^er Sifd^of) bon 65emo»ib^in ber
g3ufo»ina unb bie gric(^if(^«orientalif(^en©ifc^öfe
SalmatienS »erben Dorn ffaifer ernannt, eben|o
ber OTctropolit unb bie Sifd^öfe in SoSnien unb
759
Dtperrei^
b« ^eTjegotDina, frit biefe fifinbei öflentiditfd^ gC'
WDiben (ogl. ^ziflo für lat^. ffirdjtnrei^t LV
[1886], 447 ff.). 3m ®onjtn jd^It bit ariectiii^'
Dtimtalifd^e ffirdie in Defltrreii^-Ungatn 4000
SQJtltgeifüi^f unb SOO SDlfinc^e in 40 ftlßptni,
unb äiüor in b« SButottina 3 filöfltr mit 37 unb
in SJalmatien 11 mit 34 ^(rjontn, bit ü6rigtii
in Utiflarn unb ©iebenbütgni.
5. Unterrid()t8roelen. ®aS nitbt« S^ul-
tot\m fte^t in bm t)cr{d|ifbcnni jhonlänbtnt unb
bei b(n utrffi^ebnien Stationalitättn auf |etit Hi-
f^itbtncn Stujen. Sm btften ift e§ in bm btutlc^en
SßioDinjfli auSgebtlbct, bor Witm in !)Iiebrt5ftti-
nic^, bann im fäc^fil^m Siebtnbütgtn. S)it 3a^I
bti SJoItS- unb !8iirgtr|(^ultn icirb au[ 16440 '
SilltittKinini unb auf 16 533 in Xian3lttt{)Qni
onaegrten, baju 143 5Bilbungäan[taIleu Ifir Cebrer
unb Stl^rErinnen, 3n SBien ^at ncucPcnS bfr falfio-
Itf ii|ie ©(^»iBemn, bei bei henganjunerquiifli^eu
fijdlulBerSältnifini ftdon ftt)t Diel ®ute9 gtniirft,
ein fat^oIijc^eS $nDatlelE|ierfemtnar gegninbet. 9Iuf
1000 {(!^ulfif[i(!)ttge Ifinbn entfaUen (1885) in
bei aSulDUina 338, in @alijitn 595. in ben
ffüftenlänbem 692, in SJalmotim 737, im S)ur^.
ffbnitt 591 @^ulbt|u^enbe ; bagegen befu^tn in
91ieberCftemic^, ObciSItcrrtid) unb @aljbuig aße
f(bult)flid|ttgen ßinbei bie €(!|ult. Sine er^eblic^e
Sd&ttitEriglEil föt §tbung beS S8ol(§unterridE(t8
lifgt für bie ßpiii^en unb jüböfllt^en Sänber in
btt SDerfdiieben^eil berSptttc^e, meiere eSinme^r
als 2000 !BDlt3[(f)uItn nSttiig ma^t, baft in joiei
bis Bier ©prad^en ntbtnfinanbtr unterrichtet fflitb.
VlnSöiitUlit&ulenbeftebtn:
Summa 252i45T0,69 759|20'2 2483,43 "7?8
{S^gl. ©d)mib, Snc^d. b. gejommlen (Ergie^ungS'
unb Unterrt(6t9nie|tn8 V, 2. Aufl., Seipjig 1883,
308-448.) 3n ben flüfttniänbem befte^ot no^
5 nautiff^t ©(^ulcii unb junfl me^rtre prtqtei^-
nifii^e SetiranpQltfu, jnl]liciri)E ^anbfi§=, Sölon-
ton-, ©emttbe-, -Jirfevbüu-imbgorftlebranpaHtn,
nie mäf poliere lanbroitl^fi^altücbe ^nftalten, fo-
wie an ^ä^eten ©djulcu 7 iirurgijiie Sc^ranflatttn
unb 12!Rtii&ieüfabcmifii. Eeljranftallen (fit SDIöb-
^en gibt eS nut Itienige [laatli^t. bagegen Diele
prinatt unb fläftertid^e Se^r- unb StjiebungS-
onftallen, fornie 312 «eibli^e ?Irbeil§Ic&uIen. 5ln
toe^irfiulen bepe^en 10 tom ©laut unterhaltene
nioeififäten, unb jmar 3Bien (gegrünbet 1365),
iprag (2 Unioerfttälen, eine heut|ct)t oon 1348
unb eine cjetfiii^e Ben 1882), ©wä, 3nn8bru(f,
^Qfau (1364 beftätigt), Semberg, fllaufenburg,
6jemoroi& (1875), $efi. 9ieueflenS beobfn^tigl
man eine Qeitere, unb gmai rein fQlbolif(!)c, freie
Unitievfttüt, in ©al}burg ju grünben. 3:ie Uni'
betfitäten l^brn in bei Siegel Bin gfocultölai:
t^logij^, it^e- nnb ftootitDifTräf^affli^t
mebtcinif^e unb ))^iIofD))^^ Sic t^Iogitt^
39ilbung befi ibmif^fotliDtif^ CltniS tKimitlä
jum 2:^eil bie t^Ictgifc^ gaoiItSten an bm M
Dtifitäten, ttiie in SSien, reo mi|eibcm rin (&^
9Bt(l))riti)eiinpitut unb boB fog. ^jnumeum k
flt^t, bann in ®ta}, Snnfibni^ ^toa, SonliBg
^ier getrennt für lateinifdien unb grie^f^ SHtuI
Straiaa unb Sjenu)Ui| ; boju totmnen bit btfba
iu feinem UniBeifitöteBerbanbt ge^Stenben ^
logijdden Sacultfiten in ©atgbiüg unb Oltnnl
9n ben ©i|)en bet übrigen Orbinariote finb^
für mitet Seitung ber ^if^öfe t^slogif^ Sefii
anfialten, beten Otganifatton nnb S^gong n
SBefentItdien bief clben ftnb mit bie an bcn Unibdifi
läie-3^cuJläten ; nutfSnnen fle (eine alabtmifi]^
®rabe Berlei^en. ^n ben ©i^ oKci Odnna
liatebefinbenfii^aud^^ritfletftininarien; tntß
gan} ^almahen iß ein eqbif^öfli^ SenttuI
feminar in 3ani nnb für QHx^ mib lorabiSco tti
fol^eS in @flij. 3ur Soibeititunfl für bie t^
togifi^ Sebronftalten unb $neßtifeminarien bt
flehen feit einigen Secennien in fnf) aDtn S>iStt|B
Jtnabenfeminarien, Jhtaben- Dber€tubiencnitiicli
gür bie berfc^iebenen Orben flnb ü&citie| rigen
^auS' ober inofier'@tubien einigtet; fo füi bl
oberSftertei^ifi^ ©tifte in ©t. ^orian, fSiü
toeig, ^eiligtreug unb ftloPemeubutg ; für bi
€lerifei aQer Orben in @alijien ju Stmberg; fn:
bie t^ranciecanei in SSojen, SBrijen, fyiH, Itfäim
Orient, ©[^mag (in Sirol), 6aftagnatii}ja (@Qi;
unb @rabiSca), £atba^, ©ebenico, Slagufa, 3on
unb SJIacarSca; für bie Aa)>u)iner in SBojen
Sriien, SnnSbrud!, IKeron unb Orient; für hli
SSenebictiner in ©öttmeig, 2KeIf, 9(bmont, Irien
unb !Eltürienberg (Sitot); für bie (Siftetcirnfet ti
^(iligentreuj, Bte^rerou; für bit $tämonflnitctt|ei
in Sepl unb für bie regullrttn ßfior^erten ii
fltoftemeuburg ; für bie Sefuiten in ®url, ©taro'
miec unb ^rjemqSI; für bie 3>ominicaner ii
9Sten. @raj unb Stagufa; in ®rag aui^ für Üi
Stebemtoriften. )$ür bie lat^oUf^en ©rieben Be-
fteben neben bem gne^i{(f|-fat^oli{^en Sentrot
feminar in 3Sien no^ jec^S tbeologifd^e St^
anftalten. ^ie armeniji^'tQttiolift^e IHrc^t ^t eti
^auSftubium ber ^mei^ttariiten in EIBien. Sti
grie^fc^'Orientalifd^ flirt^e bol neun titeologifd^
Se^tonftalten, batunter bie €Ierifalf<!|ule ju3ani
^e proteftantifc^e Rircbe f)at neben ber 1. 1 atat
geüf^en tbeolcgifc^en t^cuUdt in Sßien 14 &e^<
anftalten ; bie Unitarier beben not^ eine befonbett
bcftc^t eine eigene iStaelitifdöe Se£)ian(taH.
SSJofiltbätigteitäanftoIten. Oefter
reid^ 1)at 10 702 9Iimenin^lutc, me^e jä^Iit!
270 000 Strme untetftüjen; 1538 fflerfotgungl.
onftolten mit 36 800 SJetpfleglen; 137 SBJaiffn-
^Qufer mit 7880 flitibetn; 23 ffrippen, 371
Äinbergötten unb 829 fttnheiben>ai)ranftalten mi
ju|ammtn86 000flinbem; 171ßffenlIi((ieÄ«m
[eu^üu|tr, meiere eigene $Dnb3 beffien, beten 9b
761
Oetinger.
762
nage jebiK^ oom Staat gebedt toerben, unb 366
pauk Stt(aäaäfia\tt , ^ufotnmen mit iöl^rlid^
278000 Scqyjlegten; 21 öffentlid^e 3nenPu{er,
bneien 5 jniixiie, indgefammt mit 11 500 $fleg-
fii^m. S)a8 Sonnögen biefer Stnftitute befte^t
nift aus »ol^U^fttigen Stiftungen : reid^en beten
3infe m((t oufi, fo erl^Iten fie 3ufd^üffe Don ben
ktnffenbcniSemetnben. Süperbem befleißen 18 ®e-
Umnßatten mit 16 000 t^etpflegten ÜRüttem unb
150OO ffinbcrn; 14 gfinbelanftalten mit 12000
n ben SnftaUni unb 36 000 ouSmdrtd t)er))flegten
tnton; 14 Xaubftummenanjtalten mit 1300
tanb^nmmen mib 10 991inbenan{lalten mit 600
fXaiUiL SHe )ule|t genannten ^umanitötS-
ofUten reid^ übcigend für bie gro^e S^^l ber
fpcgebebärftigen bei nieitem nid^t au8, obglei^ ^u
bi({a öffentlichen Snftituten in neuefler Seit noci^
Hf oiek püjiak in ben rafd^ fid^ Dermel^renben
ieibli^en Orbendnieberlaffungen entftonben finb.
3b ben SBol^lt^&tigfeitSanfialten finb nod^ }u red^-
■I bie lal^toidlen Serf orgungSeinrid^tungen gegen
Ciqoihmo^ nämlid^ bie Sßitttten- unb SBaifen-
t^fOr bie $enfimi8fonbd, bie SSoIföfüd^en^ Sup-
younrPalten, Sf^le u. f. xo., meld^ leitete meift
MiOibenSf(^eßem geleitet n)erben. (%gl. auger
bn beieilfi angefallen Sßerfen nod^ bef onberd auS
beneiden gefd^d^tlid^ Siteratur: ^ifi. u. topo-
mfy. DorfteHung ber Pfarren , Stifte ... im
fcAeqogtl^um Oefierreid^. SBien 1824—1840,
189be.; VtaM^, ®efd^. b. öften. JtaiferftaateS,
58be., feamburg 1834—1850; ü. Seifert, ©e-
Vj^ Oefterreid^ Dom Ausgange oeS SBiener
OctoieraufftanbeS 1848, 4a9be., $rag 1869 bis
1886; llroneS, ^anbbud^ ber ®efd^. Oefteneid^g,
58be., SSerlin 1876—1879; S)erf., 3ur ®efd^.
OeferreiiftS Don 1792—1816, (Sot^a 1886;
Srcgorounc), ®efd^. Oefterreid^>Ungam§, SBien
1883 ff. 3)ann au8 ber geogropl^ifd^-fiatiftifd^en
8iteratur: Moroni, Dizion. m, 121—144; 3.
$.3oib(m, @d^emattSmu3 ber gefammten fot^ol.
Aträe Oefierreid^ « Ungarns 11. 92ad^ amtlichen
Cwllen, SBien 1887; 0. Wemer, Orbia terrar.
cith., Frib. 1890, 87—100; boneben ouger ben
amut^en $ubIicationen ber !. f. ftatiflifd^en Sen«
trolcommif^ (Statifl. ^anbbud^ unb Statift.
5Ronatf(^rift): S)ic fiänber Oefterreid^-UngamS,
138be., SBien 1880 ff., unb S)ie SSöIfer Oejter-
rei^-Ungam«, 11 Sbe., Sefd^cn 1881 ff.; Um-
Mt; ®ie öfierr.-ungar. SKonard^ie, 2. Sufl.,
Sien 1881—1883; »rad^eDi, Statift. ©fiääcn
ber öjlerreic^ifdHingorif d^en SKonard^ie, IS.Sup.,
SKnil892; §. Sfd^oRe, ®ie tl^col. ©tubien unb
Inhalten ber f at^. ^ird^e in Oefterreid^. 9u§ ^xä^X'
tHiIitn, SBien u. 2eipjig 1894.) [^le^er.]
fefisger, gfriebric^ ^l^riftop^, ber
litt|o|)]i, ttwr ein ^auptDertreter ber eigentpm»
^n#tf(!^9lid^tung, meldte bie mürtembergifd^e
(ptotefiantifd^) Zoologie beS Dorigen Sa^rl^un«
tes genommen l^t, utü) mirb ^aufig ber ^agu§
^ @ibenS genannt, im ® egenfa^ .)u Hamann (f.
*''rt.),bem5RaguSbe89lorben§. ^r »ar geboren
ben 6.9Kai 1702 ju®öpj)ingen in SBürtemberg,
mo fein Später als Stabtf d^reiber in großem Slnfel^en
ftanb. 3n ber fird^Iid^en Strenge jener 3rit erlogen,
fül^Ite er fic^ fd^on als Säugling Don meltli^em
treiben abgefto^en unb }um Stubium ber Xl^eo«
logiel^ingejogen. 3la^ feiner UniDerfitötS)eit unter«
nal^m er mehrmals lönaere Steifen nad^ 9{orb«
beutfd^lanb unb n)urbe fo mit geleierten Suben,
Sler^ten, ÜJl^ftifem unb Sd^märmem, caxd^ mit
bem ©rafen Sinjenborf unb ber 99räbergemeinbe
in ^erml^ut befannt 3m SBinter 1729—1780
l^ielt er aud^ gelegentlid^ ju ^alle alS magister
legens SJorlefungen über bie l^eilige Sd^rift;
au^erbem Derlegte er ftd^ auf baS Stubium ber
SRebidn unb ber Staturmiffeufd^aften. ütad^ SBür*
temberg jurüdCgefebrt, erftieg er nad^ einanber bie
brei Stufen beS n)ibrtembergi{deen proteftantifd^en
fiird^enbienfteS, inbem er guerft an brei Orten als
^faner, bann an ftoti Stellen als Secan tl^ötig
mar unb 1765 ^rölat }u SRunl^arb mürbe, ^ier
ftarb er am 10. gfebruar 1782. — Sin ficib unb
Seele reid^ begabt, l^atte Oetinger bereits in feinen
Stubentenial^ren ftd^ mit einem feltenen Sifer auf
baS Stubium ber ^l^ilofop^ie unb Xl^eologie ge>
loorfen, mobei er fld^ juerft an ÜJlalebranc^e, bod^
mel^r nod^ an bie in S^eutfd^lanb bamalS l^en-
fc^enbe Seibnis-SBolfffd^e ^^ilofotil^ie anfd^log.
SBeil bereu abstracter ®eifi il^m iebod^ feine redete
Sefriebigung gemöl^rte, toanbte er, mie er in feiner
Selbßbiograpl^ie ergöl^lt, Don einem inneni orange
getrieben, fid^ immer mieber bem betrad^tenben
Stubium berOffenbarungSurfunbe gu, Don bereu
„Stylus unb ®eifleSmad^t" er fd^on frü^ einen
tiefen Sinbrud em))fangen l^atte. 3tibem er aber
bie Srgebmffe ber ^l^ilofop^ie mit bem Sttl^alte
ber l^eUigen Sd^rift Derglid^, geloann er nad^ unb
nad^ bie Ueberjcugung, ba^ bie 9Scrf affer ber l^ei«
ligen Sd^riften im ®runbe genommen bereits bie*
fe&en p^ilofopl^ifd^en S3egriffe, loenn aud^ ntd^t
in fo entmtdfelter gform, aber l^unbertmal beffer
mie bie bamaligen ^l^ilofopl^en gefannt unb
bei Slbfaffung ber l^eiligen S^tift sur SJorauS»
fe|ung gehabt l^ötten. 2)iefcn ©runbibeen aller
SBal^rieeit in ben l^eiligen Sudlern nad^jufpüren
unb fte )u einem Softem, 5U einer philosophia
Sacra ju Derfnüpfen, bamit man baran ein Jhi*
terium unb SonectiD für ober gegen bie 3been
unb Srgebniffe ber ^l^ilofopl^te unb ber profanen
SBiffenfd^aften überhaupt i^aht, baS betrad^tete
Oetinger fortan als feine fiebenSaufgabe. 2)iefe
$btlofo))]^ie ber biblifd^en ©runbbegriffe, Don il^m
„Sd^riftpl^ilofopieie'' genonnt, mürbe, fo meint er,
ben Sd^lüffel gu ben beiben OueQen unferer
®otteSerfenntni|, ber Sibel unb ber Sd^öpfung,
geben, unS bereu Snl^olt ent^üflen unb im Stonbe
fein, ©laubcn unb SBiffen, Offenbarung unb 93er«
nunft inncrlid^ unb enbgültig mit einonber ju Der-
föl^nen. — 3u SJorbilbcm bei biefcm ©udfecn nad^
ber philosophia sacra na^m Oetinger Einfangs
Sengel unb 3acob ©ö^mc (f. b. Slrtt.), jenen für
bie biblifd^e, biefcn me^r für bie p^ilofop^i5d}e
768
Oettnger.
76-
@cüe feiner Sufgabc; für le^tem ^atte er eine
gro^e SeiDunberung unb ftubirte eifrig beffen
Sd^riften. 2)aneben lad er aud^ bie SBerfe ber
Qxäitxm befonnten SR^ftifer oud ölterer unb neuerer
3eit. Saß) fom Oetinger inbe| )u ber an fid^
rid^ttgen Ueberjeugung, ba| eS für baö SSerftänb-
ni| ber ®runbbegrtffe ber ^eiligen IBüd^er nötl^ig
fei, aud^ bie S^riften berer fennen )u lernen,
meldte unmittelbar aud ber l^eiligen €d^rift ge-
fd^öpft l^ötten; barum ftubirte er für bad 9{eue
Xefiament bie Jtird^enDäter, für bad %\k Xejtament
aber marf er fi(^ auf bad @tubium ber iübifd^en
Sl^eologie unb ber ftabbala. Sediere aber nebft
Sö^me^d afterm^ftifd^er ^l^ilofopl^ie n)urben fiir
Oetingerd Örtl^obosie Dielfad^ t)er^ngni^on. —
Um in bad Sud^ ber 9latur etnsubringen, ftubirte
er gleid^§eitig $^qftf unb Sl^emie („^lä^j^mit"),
S)ie Siejultate feined @tubiumd legte er in gal^I-
reid^en @d^riften nieber, bie er befonberd in ben
legten brei Sal^rgel^nten feined Sebend Deröffent-
liä^it. Unter ben beiläufig 70 größeren unb Hei-
neren Sd^riften finb namentlid^ ertt)öl^nendn)ert]^ :
t$efter unb fd^riftmö^iger ®runb einiger tl^eologi-
fd^en ^auptttal^rl^eiten, gfranlfurt 1731; Stttad
©anaed oom guangelio nad^ 3f. c. 40—66, Tü-
bingen 1739; Inquisitio in sensuin communem
et rationem, Tubingae 1753; Sluflöfung ber
177 tl^eofopl^ifd^en gfragen 995]^me% s. 1. 1754;
Inbegriff ber ©runbweidl^eit Söl^me'd, granff.
1774; Theologia ex idea vitae deducta, Fran-
cof. 1758 et 1765 (Don ^amberger überfe|t unb
mit Erläuterungen [Stuttgart 1852] neu l^eraud«
gegeben); Smebenborgd unb Slnberer irbtfd^e unb
limmlijd^e ^l^ilofopl^ie, t$ranffurt 1765; Unter-
rid)t oom ^o^enprieftertl^um ßl^rifti, gfranffurt unb
2eip8. 1772 ; ®ute »otfd^aft Dom flönigreid^ 3efu
g^rifti (b. f). bie meffwnifd^en SBciffagungen),
Tübingen 1773; Siblifd^-emblematifd^cd SBörter-
bud^ (bie OriginalouSgabe [s. 1.] 1776, neu l^er-
audgegeben t)on ^amberger, Stuttgart 1848;
in biefer ©d^rift fmb bie tl^eologifd^en ©runb-
anfd^auungen Oetingerd l^auptfäd^Iid^ bargelegt.
9ld Srgönsungen ba^u finb bie beiben @d^rif ten :
Seil^ilfe jium reinen SSerftanbe ber ©d^rift, ©d^tt)ä-
bi}d&-§au 1777, unb ©runbbcgriffe bed JJeucn
leftamentd, in ^rcbigten über ©onn- unb Sfeft»
tagd«gpiftcln, 9fwnffurt 1777, ju betrad^ten);
©eburten unb S^ugunßcn ber S)inge, s. 1. 1774;
©erjcndt^eologie, 3. SlufJ., 9fran!furt 1778; 3u-
fammenl^ang ber ©laubendlel^re mit ben legten
Singen, ©örli| 1757 unb Tübingen 1780; «n-
merfungen über gentral-ßrfenntnif/ 2. ^ufl., s. 1.
1780; ©elbftbiograpl^ie, l^eraudgegcbcn öon §am-
berger, Stuttgart 1845; baju Kommentare ju
ben $falmen, jum ©ebet bed ^erm, Diele $re-
bigten unb Sriefe. @ine ©efammtaudgabe ber
Dctinger^fd^en ©d^rif ten beforgte gl^mann in jwci
^bt^eilungen, woDon bie erfte in 5 Sänben bie
l^omiletifd^en, bie jweitc in 7 Sänben bie tl^eo»
fop^ifd^en2Ber!eumfa6t,©tuttg.l858— 1867.—
3n feiner feelforgerli^en Sl^ötigfeit ald $faner
mag Oetinger nid^t ol^ne ©egen gett)irft ^olea
unb ber ßinbrud feiner ^geiftedmäd^tigen ^flcSjk
ßd^feit" foU in ben frommen Reifen ber \äbim
bergifd^en $roteftonten nod^ fortleben«
Oetingerd m^ftif d^tl^eof o))9if d^ ©Qfkm, xm
man Don einem ©Aftern beiil^mrebenborf, ifibodbt
i^geiflleiblid^en Stealidmud'' ; ed lel^nt pd^ in {eint
©runbgebanfen an öltere SRQftifer (}. 93. ScQort
befonberd aber an Sacob 9951^me an. XrD| imn
d^er tieffinnigen unb guten ©ebonfen ifi eS mii
frei Don trüben unb unabgeflörten Elementen 1^
terobo^er ^fterm^ftif. Oetinger ttril gUMix gm
auf bem SBoben bed pofitiDen El^riftentlginnd J^
unb feine Xl^eofopl^ie fielet aud^ im bemühten (El^
fa|e unb ift bie Sleaction eined bibefoläubtjy
Sl^eologen gegen bie abdtracte SBoIfPfqe $p
fopl^ie, toie gegen ben fd^aten Stationolidmud 6en
lerd u. 9. $arin liegt immerl^in ein gemiffeS Se
bienfl bed X^eofopl^. Oetinger ge^ Don bi
©runbibee Söl^me'd aud, ba| ani^ m ® ott ^©eip
unb „Statur" gu unterfd^eiben unb barum m
beim abfoluten gleid^n)ie bei iebem ©eift an cb
geioiffe, f reilid^ (ö^ere, l^immlif d^e Seiblic^ftit j
beuten fei. „ jtein ©eift fann o^ne fieib erfd^eiitti
aUed, mad geifUid^ ift ift babei au(^ leiblid^. ftO
luftig fein ift eine Slealitöt ober SoElommei^
totnn fte nämßd^ Don ben an ber irbifd^en &&
Hd^feit anl^aftenben SRöngeln gereinigt iß. S>if|
9RangeI fmb bie Unburd^bringlid^feit, ber SBiba
ftanb unb bie grobe SBermifd^ung. SUIe bie^ bn
fönnen Don ber Seiblid^feit ]^intt)eggetl^ tnnba
mie aud bem fieibeS^rifti unb feinem S^And
Slut 3ol^. 6 unb aud ber Suferftel^ung ber (gQs'
bigen erl^eUt.'' fieben o^ne Seiblid^feit ifl unbcvf«
bar, bad gilt für Oetinger mie ein 3(jiom, für
beffen SBa^rl^eit er feinen Semeid f d^ulbig m fein
glaubt. S)ie SRaterialitöt ber groben iroifc^
92atur ifl il^m eine gfolge ber ©ünbe, bie Ser>
flärung ber irbifd^enSeiblid^feit gilti^m aldeos-
ditio sine qua non für bie bereinflige Sd'
fommen^eit bed ©eifted ; l^ierauf jielt nad^ i^
ade S^ötigfeit ©otted bei ber erlöfung berCno-
tur, bal^er bad anbere 9^om, meld^ed feine gan}(
Xl^eofop^ie be^errfd^t: „Seiblid^feit ift badltbc
ber SBegc ©otted." — SDemnad^ nimmt Oetuign;
bad ^rincit) ber „92atur'' aud^ in ©Ott felbpen
unb unterfd^eibet in feiner Theol. ex idea Titie
deducta ben X670C, bie lid^te SnteOigeu), DonboR
„9iaturgrunbe" in ©ott, meldten er att bie Sk»
bingung für bie 9Rad^t unb SJoÜfommen^ bet
göttlid^en Sebend anfielet. 2)iefen ^^toturcpob'
$at ber S)reieinige fid^ gur 86la, gur »©ottd«
^enlid^feit" geftaltet, tt)eld^e bie ibeale Seibli^Ut
©otted ift. S)urd^ biefe berül^rt er ftd^ mit ber
Sreatur, mirft auf biefelbe ein unb mirb DOtt i^
felber empfunben. %0ed Seben ber Sreatur md)
indbefonbere bed SJtenfd^en gel^t Don ber ideaTitia
b. 1^. Don bem Sebendgrunbe in ©ott aud. SaS
Organ, burd^ meldfted ber SJtenfd^ bad i^m inneiDO^
nenbe fieben ©otted empfinbet, i^ ber senBUBeam
munis, Don Oetinger bad „Sebend- unb Sentrol
765
Oettingeii.
766
drgan" in unS genannt. 9(ufgabe bcr Xl^eologie ijt
rf nm na4 Cetingerd X^ofopl^ie, }u geigen, mie
nidriS bed sexuiuB communis auS ber l^eiligen
g^rift bie Srfenntnil itnb X^eilnol^me bed fiebenS
ni@ott )u genminen ift. 9Ran fielet fo n)emg
»ie bie 9Rin1tt( Sö^me'd unb jal^nofer SInberen
Htter unb nad^l^, bermag oud^ bie Zl^ofopl^ie
CctingerS fax ftlor^eit fid^ burd^juringen ; benn
iobalb ber fejle Soben beS d^riftiid^en S)ogmad
Dcrlo^ nnrb, liegt bie ®efa]^r nol^e, fofort in bie
Ibgnhibe ber Sfterm^ftif )u gerollten. 3n ber
Zhit oerirrte fid^ Oetinger balb )u mond^en ge-
nbeju ^terobosen Se^ren. @o befennt er pd^
ofjm als @egner ber Seigre bon ber Smigfeit ber
(jÄlenjirafen unb als Slnl^ftnger ber SIpofatQftajtS
oÜR Singe; er nimmt alfo bie enblid^e Sriöfung
M ZeufelS unb oller Derbommten 9Renfd^en an,
inbem er fic^ bafür auf 1 Sor. 15 unb Spl^. 1,
9—11 bentft tt^onod^ SfleS unter Sinem Raupte
bntinjl mieber Dereinigt merben foQ. Unter bem
tob, ber ald Ie|ter gfeinb abget^an n)erben foll,
nril Cetinger aUed Unorbentlid^e in ber Sreatur
Dofkien, unb unter a^covioc, nne bie ^öOenfhrafen
Iqei^net merben, nur ettDaS, beffen Anfang unb
Ihibe Derborgen ifi, ober maS fxä), nad^bem eS
rät Entlang gennl^rt, in'8 Unftd^tbare jurüdf^iel^t.
Si^Iieftlic^ merben aud^ bie 93erbammten @oii unb
ban Samme für i^re ©trafen bauten unb Siedet
Qfbfli, unb ®ott, meld^er Sater aller 9{ad^fommen
UamS iji unb feinem Sol^ne 3efu§ ÜRad^t über
oOefl 8]ei)4 gegeben l^at mürbe bie Smigfeit fo gu
kf4lic|en miffen als A unb Q, ba^ il^m aUe feine
Stinbe banfen merben. — 9lud^ eine erfte, ber
algemeinen oorangel^enbe Siuferftel^ung nimmt
Cetinger an, bie für {eben ^eiligen fogleid^ nad^
Kinem Zobe mit ber Serfe^ung in einen t)er!(ärten
8(i6e§|ujtanb folgen foH; l^iermit mirb bie 3benti«
ät beS 9Iuferfte^ung§Ieibe8 mit bem irbifd^en
qnoadsubstantiamgeläugnet. @obannfd^marmte
ti für baS taufenbiöl^rige 9{eid^ Sl^rifti mit feinen
^lig^n, inbem er {eine d^iliaftijd^en iBorfteUungen
Biit reiner Siebling§ibee Don ber ,,@eiftleiblid^!eit"
in Sniammenl^ang btaä^it ; träumte Don einer
Sieber^teüung 3§raeld bi§ gur Erneuerung
KlbftbeS leDitifc^ EuItuS unb 3:em))el§ als „f^m>
hlil^ei Stücferinnerung" an ba§ burd^ €^nftu§
QDorbene {>eil; l^ulbigte in ber @d^öpfunggle^re
ba SejütutionSl^Qpotl^efe, mar überl^aupt nod^
noniliien abfonberlic^en unb unl^altbaren SJtei'
snngm juget^an. Surd^ feine S^rift „Smeben»
^dtqS unb ^Inberer irbifd^e unb l^immlifd^e ^l^ilo«
iflpfe" erregte er großen ^nfto^ unb §og jid^ ba-
tacfl ieitcnS feiner geifllid^en Cbcrbel^örbe einen
i<Nni, aber nid^t uuDerbtenten iBenoeiS gu, ben
ff jebo^ in bem tröftlid^en @ebanfen gu Det-
^«qen tDufetc, bafe feine Se^re Don ber ,,©d^rift«
^Übjop^ie" mie ein lebenSföl^igeS SfleiS bereits
^|ii)4ieBen beginne. 3m Uebrigen ^atte Oetin«
SR, bie feinergeit 3acob Sö^me, meld^er bie i^m
ni$t unbebingt ©laubenben für i^einbe @otteS
dißtt, au(^ Don feiner ^©d^ftpbiJofopftic" eine
nid^t geringe ÜJleinung. „SBer meinen gangen
SebenSgang gufammenfagt, mtrb finben, ba^ ic^
mit göttlid^em ^Berufe in ber ©ad^e arbeite."
OetingerS X]^eofo))]^ie ift nid^t ol^ne Sinflug
geblieben, ©d^on gu feinen Sebgeiten fanb er in
feinem engemSaterlanbeiBerftönbni^ unb©d^üler.
Unter feinen ^mtsbrübem maren eS namentlid^
gmei, bie Pfarrer gridter (geft. 1766) unb ^l^il.
9Ratt^. ^abn (geft. 1790), meldte auf feine ®runb-
gebanfen eingingen unb biefelben t^eilmeifemobifi-
cirten ; il^nen reil^t ftd^ als begeifterter Slnl^önger
OetingerS in ber ©d^meig ber SintifteS ©t)Iei^ gu
©d^aff^aufen an (geft. 1854). Sinen merfmürbi«
gen Sßerbreiter feiner 3been unter bem SBoIfe in
SBürtemberg fanb Oetinger an bem Säuern 3o]^.
mä), ^a)n (gefl. 1819), be^en ^n^önger ÜJlid^
lianer (f. b. SIrt.) genannt mürben. 3nbe| ifl meit
mel^r ber (Ermahnung mertl^ ber uuDetfennbare
Sinjlu^, melden bie tl^eofop^ifd^e ©peculation
OetingerS auf ©d^eHing (f. b. 9lrt.), namentlid^
auf bie Sutmidflung Don beffen fog. gmeiter $^iIo«
fopl^ie, unb auf gfrang D. Saaber (f. b. 9Irt.) auS«
geübt fyit Ueberl^aupt föDt OetingerS ©qftem in
bie Sinie gmifd^en 3acob Sö^me unb ©d^eDing.
(Sgl. Huberten, 2)ie Xl^eofopl^ie OetingerS na$
il^ren ©runbgügen, Tübingen 1847; Sämann,
OetingerS Seben unb Briefe, ©tuttgart 1859;
SBöd^ter, Senget unb Oetinger, ©üterSlo^ 1886 ;
^ergogS Sftealenc^IIopöbie für jiroteft. Sl^eol. unb
Äird^e, 2. «uff., XI, 1—4.) [IKeper.]
^ittiuicn (Otinga), gemöl^nlid^ Slltötting
genannt, ein 9Rar!tfIedfen in Oberba^em, unmeit
ber 5Künbung ber 3fen in ben 3nn, ift ein alt»
el^rmürbiger, fiarf befud^ter SBaQfal^rtSort U. S.
t$frau, baS beutfd^e Sorcto. 3um ©d^u^e beS
UebergangS über ben 3nn unb ber l^ier fid^ freu«
genben ©tragen Don ©algburg (Juyavia) unb
$fungen (Pens Oeni) l^er l^atten bie ätömer ba,
mo ftd^er löngft fd^on Sultur unb großer Serfe^r
beftanb, ober in unmittelbarer 9{äl^e il^r Turum
befeftigt (ogl. Reichard, Orb. terr. ant., Norim-
bergae 1822, tab. X; m, ^uhtt, ©efd^id^te
ber ginfübrung unb Scrbreitung beS ßl^riften»
t^umS in ©üboftbeutfd^Ianb in, ©algburg 1874,
37 f.). $Ia^, ®ut unb (Sebiet muffen bebeutenb
gemefen fein, benn als um 520 bie Sajumaren,
ber alten ©age nad^, in biefer @egenb ben bauem*
ben Seft| beS fianbeS fid^ erfömpften, mirb unter
ben beften unb mid^tigften ®ütem, meldte ber ^en»
fd^enben gfamilie gufielen, aud^ Oetting ermäfint,
toeld^eS Don Sutl^ (Otto), bem ©ol^ne eines ^er«
gogS Sl^eobo, ben 92amen l^aben foD. ©eitbem
blieb es faft 1000 Saläre lang eine l^ergoglicfje,
refp. föniglid^e, fe^r beliebte ^folg. Urfunblid^
meilte ^ergog laffilo n. im 3. 770 unb 772
gur SBeil^nad^tSgeit l^ier (f. Qfri^brid^ ^eftor ©rnj
§unbt, in ben 5lb]^anblungen ber bift. fflaffe bcr
fgl. ba9rifd^en3lfab. b. SBiffeufd^. XII, 1 [1874],
176). 6ine d^riftlid^e ffird^e fonnte ft^on gur
Sömergeit an einem fo bcfud^ten ^la^e ni^t
feilten; in ben Serl^cerungen feit 5lttila mod^te fie
767
Oettingen.
76E
)u ®runbe gegangen fein. Sa ieboci^ Oetting
megen feinet gänftigen Sage im ^erjen bed %a)u-
warenlanbe« frül^äeitig eine l^eröonagenbe SKal»
ftötte geuejen ju fein fd^eint toofür aud^ baS ur-
alte, bis in bie tpöteren Seiten nid^t angetafiete
eigene SDlüngred^t (f. Duellen u. Erörterungen jur
6at)rifd^en unb beutfd^en ©efd^id^te V, SRünd^en
1857, 139; VI [1861], 546; Monuin. Boic.
XXXVI, 2, Monachü 1861, 92 u. ö.) fprid^t,
fo mu^te natürlid^ ber 93at)emapofieI @t. (Rupert
(f. b. 9lrt.) neben ber «Pfalj eine guItuSftötte
mit Ißrieflem einrid^ten, um bad iunge (S^riflen*
t^um bei bem }u Statl^ unb ©erid^t S^ Vertrag
unb Ipanbel bort oft sufammenfhömenben 93olIe
lei^ter su Derbreiten unb ju erlitten. 2)ad ift
mol^l ber Urfprung ber unftreitig in bie ÜJlero-
mingerseit reid^enben ftopeOe )u Slltötting mit
il^rem alten marianifd^n @nabenbilbe unb ber
ÄViQfa^^rt, ffir meldte ein anberer gefd^id^tlid^er
^ntfte^ungSgrunb ftd^ nid^t angeben lö^ (t>gl.
^Miber, im »rc^it» fär öfterreic^ifd^ ®efd^id^te
XXXVII, SBien 1867, 97 ff.), ^xtt hielten im
2)ccember 806 bie faiferlid^en ©efanbten Srj-
bifd)of 9lm, S^ifd^of Sbalmin, ®raf 9lutolf in do-
minico et publico fisco einen großen Sanbtag;
bier feierten urfimblid^ in palatio regio, in do-
minicali et regia curte bie ff önige SubU)ig ber
S)eutf4K» ffarlmann, Smulf, Subloig bad JKnb
unb noA ("teinricb III. unb IV. oft bie fin^lid^en
8epe, wie Opern (832. 837, 878. 879, 888.
892), aBeibnad)tm (877, 879, 896. 897, 905,
1053\ (rpipbanie (1060). Slariä ^immelfabrt
($98, 901. 903) unb anbert. mobci n)id)tige ^cte
DoUjpgen mürben, ^efonberfi gern mobnte ffö«
nig ffarlmann bort: er baute 876 neben bie ^fal5
eine Aird)e (S. Phüippi Apostoli , bejien einen
"Slrm er au4 9iem al4 dteliquie mitgebradEit) nebft
Älefter ?ür S^enebictiner unter ^bi SSerinolf. fefte
barin bie l^iber be4 bl. Siapmilian, ber bl. gf
licitai unb ibrer ei^bne iammt anberen Kdiauien
bei. gab ibr jur "^u^fzeurr bie itid) botinc 'S^arirn-
loreUe. btf ^btei 5}ian« unb anber« @üier unb
fanb Nuin (i}iär5 SSO^ Kine le^e %ib<vtätte. £a$
filcfier )u Cetiing licb^tn unb b<«'«ben!tm aucb
feine ^idcb^olcjer. *o:er rub:e Ämulr S93 tom
xn<^brif'itoi $<1^5uc:e au$; birr trurb« tbm iein
Scbn iabwict geboren, rem Siaiwer «?nb;»ifcc»
C«:ine icor r^gis^ cetaun un? iTi^bl cu± (rcr:
"SbÄ Ä::\ru:>^ en^otn: b:*r Icc ^.nml» S9v
^;^^^rar.! «::> fiinr^e rxibrictnlicfc cuct 'einer
l>»*d*> 0,««Mf«f I^.V A«..| ^^S« M.M « fl'.v 4^v^*..r>k
inCe^JcneiÄ Cw^ rj^r:c Ni4Ä:rS 9C'7 ^:« i?:r.«
* *
^•v>N . Oi^^i— .0^ '^'i Nr» •~»» Sf*— :*-rf*"r— ..-wV
V*^— jT**-**- »/r ^t*»*? ^— *v*""^ |?--j' ^*v»"^— »/^~
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k*..V.»B . W-« X.
bie ^Reliquien maren (nad^ SRögling) gerettet ton
ben (ögl. % §uber, (Jinfül^rung 1, 126 ff.). 9W
^erfteUung ber Stu)^ !am ber Htm bed l^tge
flpofteld $]^ilippu8 mit Dielen Reliquien in bi
mieberl^ergeftellte $farrürd^ Oetting gurudt; bc
ftlofter blieb Demid^tet. 2)ie Reliquien ber p. gi
lidtaS unb 93italiS mürben nad^ fMofler 9u, b
beö 1^1. ÜJlasimilian burd^ ^ersog ^einrid^ I
um 985 nad^ $affau Derbrad^t. Oetting um
nad^ mie Dor ein ©ammelpla^ ffir f^oc^ unb ^bc
)um So>td ber Slnbad^t fomol^I alö mand^ Se
lanblung; nur bie ftönige famen fettener in fi
eilte ^fa^, befonberS feit SutmidHung ber Sanbc!
(ol^t, bie SBittelSbad^er ^)oge bagegcn um '
lieber unb 5fter. ©oumgiirtete Otto ber &Ian4
1253 l^ier unter großer $rod^teittfaItung fra
Sö^ne Submig unb f^eimrid^ mit bem BäfOKä
tergog Submig ber fteHdeimer mar mit Sr)Mf(l(i
berl^arb IL Don @al)burg in ^an^ genüge
megen beö $atronat8 über bie ^aneien Octtin
unb ©afiein. 68 !am 1228 jumSBergleid^: M
mig entfagte feinem Snfprud^ onf ®aftein, (Qa
l^rb bem auf Oetting, merni ber &eq|og fcii
9bfid^t gema^ bort ein (SoHegiatttift erri^k
mürbe. S)aS gefc^^, unb fd^on 1231 fonnte &a
^rb bie neue $ropfiei beflötigen, mobei er ba
^ropfle ben Sorrong unter ben Stiftöpröpßnte
Srsfprengeld gugeftanb (DgL A. de Meilkr, Bi
gestaarchiepisc Salisb., SBien 1866, 242.258J
Sem 6tifte mürben bie $faneien Seufitti^
Siegern, 99urgfir(ben unb $era(( pleno joreii
corporirt. fturfürft SRo^imiltan L recrganijid
1627 bie ^rcpftei unb fieberte i^ Srnfnnfk
fturfurf) tyerbinanb SRario Dermebne 1672 U
3abl ber €borbenen ; ffonig ^ai L ^ bai
etiit auf. ^ie $rrpne nabmen nteiß orntt»
liAe eteüen ein; mebrere martnftcn«lcr bcr{)ir
5Pae, mie öeinridb L (1270— 1279V oeaciin
(13761 »iidwel 9iiebercr a4oS— 1472i. ^
rid) iDiaurürcber (1472; gen. 14^5 c» j^
ücn iVinau). 3cbann SeuWer USOS— 1516)
! 3:e§ !?e|tem Vorgänger. 5rbacn Kaos. kfi
1499 ten ®nmb ju ^er nnar. xuä
grinsfinbe. trclie Svitc» 9?c:fal^ kc
'« 1511 ireijte. uö ber t^si« cab
farelle. ber Kcimt i?rÄ iiZr"* nsb }Bm
^z::l:e. Um ier.e 3^- -'-^ eir. irielocBflBita
aiirn-rcer. S5ci'::irc ftcli«-». ^er 5cii W
g<t:u::ftrtrf *:::; firlb^cer. e= x^fcrlgcräBa
'cti l-tS7 fiir.\\€z isr*:c ©<c:c* ^e* Sbifa
...Mi> ...ata. »^X.. .*.«. «%^^aK«ia «h^»«
,.^v ^^. T^l'i ""i ^** v^-w^ "ir^T fs*'
Vi:::^ er bci:^ iribe:.:: tr rr^RÄt'fe::^, Sä
¥r->rn?<::r. irr:-f.nr?ri±c- me^^sÜbI
^-:.^ xr:^\-l;:!r::;: 1 : .4 — I v ^ ncrSe It
Sic? N: Äir-i-: "ri± ?:zcicxTEi ara&Eö
769
Offenbarung.
770
foH gr5^ent^U8 (tKinmter gmölf 9())ofleIfiatuen
MB naffbem @tlber) nid^t mel^r gurücf . 3u eint»
p lErfa^ gab ein ^ersog (SBU^elm IV.?) bad
jogoL dolbene 915^1 eined ber {ci^önften unb loft*
boPcnSBerfe franjdftfd^er @(^mclgfunfi, h)eld^ed
H13 ^erpg fiubmtg (mit bem ^Beinamen bar-
batos) oiiS $ariS mitgebrad^t, in bie Bfyiiflcatmtt
(Cbrrba^er. «rd^io XIV [1854], 283 ff.). 2)a-
Butt nmrbe aud^ boS alte ^ofgut gönjltc^ <iufge«
löst fo bag fürftlic^ $erfonen längere 3cit feine
pofirnbe SBo^nung in Oetting mel^r l^atten. @o
ni|te 1658 ftaifer StopoVb L bei ben S^or-
tomi, fein ®efoIge (mit 84 ^ferben) bei ben
gnmaficanem meinen. Srft ^ropf! ^Ibred^t
Sgornnb, Sonbgraf »on Seud^tenberg unb Sifd^of
MB Sreifing, traf 1675 bauliche SSorforge )u ȟr-
biger Sufnobme k)on gfürfien. — ^ergog SBil-
IcbD y. ^tte )ur ^ebung ber @eeIforge einige
Scfniien nac^ Oetting gefenbet; 1596 bejogen ^e
^ neues (Seböube mit ber ID^agbalenenfird^e.
jenes U)urb€ 1605 unb 1645 enoeitert, biefe
1697 neu unb größer gebaut unb 1700 burd^
8iJ4of 6tgmunb DonSl^iemfee geh)ei]^t; baneben
otM 1674 ber fd^öne @t. 3i)fe))^faal fflr bie
BMiianifc^ Kongregation. Unter bem frommen
gnm) SDU^lm, ©rufen t»on SBartenberg, ber bie
Sropllei Don 1604 — 1661 inne l^atte^ gugleid^
9it4of oon KegenSburg, OSnabrüd :c mar unb
40 gnincificanerfldfter errid^ten l^alf, erl^ielt ber
{oop^ifd^ Orben aud^ in Oetting ein Jtlofter;
tk äxt^ nmrbe 1657 Don Sifd^of gfranj Don
^äfiia^ gemeint, mobei 5000 ^erfonen bie l^ei-
liQc ginnung empfingen. Um 1678 legte man
BRt Dielen Jtoften um bie l^eilige PapeDe baS gfun-
boment ^u einer großen Jtirdde. Itaifer ffarl YII.,
bec mit feiner gfamilie fafi ia^rlid^, mitunter ^u
Sbb, biefe SBaUfal^rt befud^te, moUte ben iBau
nxiter führen, hxirb aber burd^ frübseitigen Sob
bonm gebinbert. 3e|t bejetd^nen IBöume ben Um«
bü ber beabfubtigten ffird^e. S)urd^ $ro))ft ^er-
m Siemens, {htifärft Don fföln, befamen 1721
bie cngUf^en gfröulein ein ^auS unb Snftitut in
Cftttng; unter ber Oberin @Iifabetb Don ®iggen«
Ml, ber Xod^ter ber @tifterin, mürbe 1735 bie
St 3ofepb3fird^ gemeint. 2)er pl^ilofopbifd^e
3rit(|rift Dertrieb 1773 bie Sefuiten, 1803 bie
dnnäScaner auS Oetting, Derurtl^eiUe aud^ bie
ogtifiben gfräulein ^um StuSfterben unb l^ötte mo
>5fili4 felbft bie SBaUfabrt Demid^tet. S)od^ blieb
öSe^ beS alten SebenS; im SfranciScanerflofter
femben bie ftapujiner ber aufgelösten ^roDtu}
cncrntrirt, erl^ielten 1826 bie (Srlaubni^. 92o*
b^ auf^une^en , unb goblten 1894 bier in
2 ()mifem 28 $riefter unb 25 Saienbrüber. 2)ie
miij^en gfröulfin burften 1824 Sanbibatinnen
ttK^men unb b<iiten 1894 bier 65 g^öulein,
tt64mefiem,21!ßoDisen. 1283ö9linge, 18ean-
tiotinnen unb eine febr befud^te @d^ule unb Se«
>a)mKfioIt S)ie feit bem Sabre 1827 unter einem
Sindor mirfenben SBaOfabrtSpriefter machten
1841 benSiebemtorißen $Ia^, unb als biefe 1873
fSrAcnIcxUon. EL 2. KufL
meid^en mußten, ubemal^men einffaoeilen Jtapu-
Siner il^re SIrbeit. an^mifd^en nxir aud^ baS Slrd^i«
biaconat ®arS Don ber Srjbiöcefe Salzburg ge-
trennt unb fo }ert]^eilt morben, ba^ auf ®mnb
beS SoncorbatS Don 1817 bie pb^re ^ropftei
Oetting }ur 2)ibcefe $affau !am. IBei allen biefen
SBerönberungen blieb bie SSerel^rung beS fatboli-
fd^en SSolfeS gegen baS marianifd^e ^iligt|um
unDeronbert ; in Dielen unb großen 3ügen ftrömt
eS aUiöl^rlid^ feM auS meiter Ofeme an ben ®na«
benort; jabllofe SotiDbilber unb ^ufjeid^nungen
er^öl^len Don ben mannigf altigflen ©ebetSerl^örun*
gen ; bie f ebenSmertl^e @d^a^!ammer berid^tet Don
bem Saufe unb ber oDfermiOigen Siebe aller
@tönbe }u U. S. gfrau ; bie in ber l^eiligen Sta*
pelle aufbemal^rten iQ^x^^^ ber ba^rifd^en gfürften
Don Ihtrfürft 3JIqi L an bis auf ffönig Submig ü.
(barunter aud^ baS ^erg Jtaifer ifarlS VII.)
fpred^en eS laut auS, oaf SRaria Don feiger als
befonbere Patronin IBa^emS galt. IBon ber 3^^^
unb Slnba^t ber Pilger geben ftatiftifd^ {Rotigen
einigen Segriff: bei ben SfranriScanem allein em-
pfingen im erften Sobre ibreS l^iefigen äBirfenS
17000 $erfonen bie l^eilige Kommunion; im 3.
1753 bei ben Sefuiten 134000; Don 1666 bis
1719 mebr als 22 SRillionen; im 3. 1870 me^r
als 188000 unb 1893 aber 240000 nad^ amt-
lid^en 93erid^ten. (!Bgl. 3i>nmermann, ihirba^e-
rijd^er geiftlid^er Stal U [1755], 160 ff. ; Mayer.
Thes. novus jur. eccles. 11, Batisb. 1791,
173 sqq.; Jtopolt, ©efd^id^te ber uralten beiligen
ftapeae gu Slltötting, Slltenbtting 1815^ mo aucb
bie frül^ere Siteratur, SlDentin, Sifengrein, ^un-
biuS, SJrpngu. f. f., Dergcid^net ift; SoDaria. San«
beS- unb ißolfSfunbe beS JFönigreid^S Sägern I,
ÜKünd^en 1860, 821 ff.; SB. ÜKaier, ©ebcnfblätter
unb Sulturbilber auS ber ©efd^id^te Don ^Itötting,
SlugSburg 1885; SRubnidK, 2)ie berül^mteften
SQBottfabrtSorte, ^aberbom 1891, 56 ff.; ffraut-
babn, ®eid^. ber uralten SBaOfabrt in Slltötting,
9. aup., ^lltötting 1 893.) [SrauumMer 0. S. B.]
0fftnbatuni im meitem @inne l^ei^t Jebe
^eu^erung eines SBefenS, burd^ meldte baS in
feinem 3nnem 93erborgene nad^ Sugen funbgetban
unb bisber UnbefannteS Ruberen mitgetbeilt mirb.
3n tbeologifd^em Sinne ift bie Offenbarung (iro-
xa/.u^tc, <pav£pcu7i?, revelatio) eine 9leu|erung
©otteS, burd^ meldte bem 9){enf^en baS il^m fonft
unbefannte ©ein unb S38efen unb ber SBiDe ©otteS
funbgetban merben. I. ®ie erfte unb grunblegcnbc
Offcnborung®otteS ift bieSdftöpfung, burd^ meldte
erft SEßefen au|erbalb ©otteS betDorgebrad^t, bie
SSoHfommcnbeiten ©otteS mibergejpicgclt unb ben
Demünftigen ©efd^öpfcn gur ffeuntni^ gcbrad^t
morben fmb (Dgl. 5Röm. 1, 18 ff.). ®er öufecm
Offenbarung entfprid^t baS innere Sid^t ber Ver-
nunft unb baS fittlid^e Semu&tfcin (©cmiffen) beS
aWenfd^en (Möm. 2, 14 ff.); beibe geben bem 5Dhn-
fd^cn bie aWöglid^feit, ©Ott auS ber JJatur, ber
innem grf abrung unb ber ©cf d^id^te gu erfennen.
2)ie)e Offenbarung ©otteS mirb natärlid^e Offen-
25
771
Offenbarung.
772
barung (rev. maturae) genannt »eil fie burd^
bie !Ratur ber Singe gegeben unb burd^ ba§ natür»
lic^e Vermögen ber Semunft erfonnt »irb.
II. 3m engem unb ftreng tl^ologifd^en Sinne ift
bie Offenbarung bie Äunbgebung unb aKitt^eilung
®otte§ an bie ^^enfd^en in IBe^iel^ung auf il^r unb
ber SBelt SJerl^altni^ ju il^m, b. 1^. in Se^iel^ung
auf bie poftttDe Sieligion. @ie ]^ei|t fibematürlici^e
Offenbarung (rev. gratiae), toeil fie nid^t blofe
3U ber natürlid^en Offenbarung j^injufommt unb
fie ergönjt unb oertoltfommnet fonbem aud^ auf
aufeerorbentlid^e SBeife, burd^ Seigren unb Jl^at«
fad^en, bie Mmad^t unb Mmiffenl^eit ®otte§
offenbart unb ben aWenfd^en biejenigen religiöfen
unb fittlid^en SBal^rl^eiten mittl^eiU, »eld^e ber
natfiriid^en Srfenntni| unjugönglid^ fmb unb ftd^
auf baS übernatürliche 3iel beS ^fflenjd^en be§ie]^en.
^efe Offenbarung fann junöd^ft nur tl^atföd^ßd^
angeboten unb mitgetl^eilt werben. 9In bie SSirf«
lid^feit berfelben in ber ©efd^id^te unb ©rfal^rung
fniipft aber bie abStracte SBiffenfd^aft bie Sl^eorie
ber Offenbarung an, U)eld6e bie il^rer gefc^id^tlid^en
@rfd^einung )u @runb liegenben ^ßrincipien er*
örtert unb bie Offenbarung al§ bie ©runblage
aUer äteligion, bejonberS aOer pofttiDen SReligion,
nad^meiSt. 2)ie^ gefd^ie^t, inbem bie gefd^id^tlid^en
Xl^atfad^en ber OffenbarungSlcl^re unter bem ®e«
ftd^tSpunfte be§ göttlid^en UrfprungS nad^ il^rer
SD'töglid^feit unb ^lotl^menbigfeit naiver unterfud^t
merben. 1.2)ie gefd^id^tlid^e SBirflid^feit
ber übematürlid^en Offenbarung ift ebenfo un*
beftreitbar tt)ie bie Sbötfad^e ber natiirlid^en Offen«
barung, »eld^e mit ber Sl^atfad^e ber natürlid^en
@otte§erfenntni^ 5ufammenföQt. S)ie allgemeine
Verbreitung ber Äeligion unb bie tt)iffenfd&aft«
lid^e Ueberjeugung aller Seiten bettcifen, ba& bie
Sd^öpfung eine Offenbarung ©otteS ift unb al§
folc^e Don ber menfd^lid^en SSemunft erfonnt wer-
ben fann. ©aneben aber l^öben bie alten Meli»
gionen aud^ bie Erinnerung ben)a]^rt, ba^ ® Ott einft
unmittelbar mit bem ^Renfd^en öerfel^rt, i^m fein
SBefen geoffenbart unb feinen SBiflen mitgetl^eilt
l)abe. SBa§ l^ier nur unbeftimmt unb legenben«
l^af t überliefert mürbe, ba§ lel^rt un§ bie ©efd^id^te
ber Offenbarung, mie biefclbe im 3llten unb 9Jeuen
3:eftament bargcftettt ift, f lar unb jmcif ello§. ®ott
l)at fid^ ben erften SDitenftiöen im ^arabieS ge«
offenbart, l^at pd^, nad^bem burd^ ben SünbenfaÜ
bie ®abe ber Uroffenbarung öerlorcn gegangen
unb bie natürlid^en fträfte ber SSemunft unb be§
SBiHenS gefd^mäd^t maren, be§ SD^enfd^en wieber
erbarmt, inbcm er ben ©tammeltem unb weiter«
l^in ben ^atriard^en erfd^icn unb il^re Hoffnung
burd^ bie mefftanifd^en SBeiSfagungen belebte.
2)urd^ 9Rofe§ gab er bem au^ermäl^lten Solle
baS ®efe^ unb bie tjfü^mng in ba§ gelobte Sanb
unb ermecfte bann eine Slei^e ^roplieten, um
feinen SBiHen funbjutl^un unb baS SSolf feinem
3iele entgegen^ufül^ren. 9118 bie Vorbereitung ah*
gefd()loffen unb bie 3fM^ ber Seiten gefommen
loar, fanbte ®ott feinen eigenen ©ol^n, um bie
ÜJlenfd^l^eit )u erlöfen, ju belel^ren unb gur Sei
einigung mit ®ott )u fül^ren. Sßie bie X^atja^
ber SJ^enfd^merbung unb bad Seben, 2eiben in
Sterben 3efu ber l^öd^fle (Sxtotx^ ber göttli^e
Siebe unb ^Qmad^t ift, f o ift aud^ bie Se^re S^
bie le^te unb l^öd^fte Offenbamng auf Srben (^
§ebr. 1, 1). 3Rit g^riflu§ ift bie Offenborm
abgefd^loffen. 9luf il^n ald ben t)er(eiBenen W(
päd f^attt bie gange altteftamentltd^ Offenbam
vorbereitet, Don i^m ald bem in 9ntnfd^engepc
erfd^ienenen ®otte§|o]^n gel^t alle 9Ritt^ilung fi
bie Sufunft auS. 6r ift bie Sonne, n)eld^ t>
bem Aufgang einjelne Sid^tftral^len t)orau§fenb(
unb nun Mt% mit ber göttlid^en SBa^rl^t c
leud^tet. S)ie Slpoftel waren wol^l Organe b
Offenbamng, aber il^re Slufgabe beftonb bort
Seugen 3efu bis an bie ®ren)en ber Srbe i
fein, Dom l^eiligen ®eifte erleud^tet bie fie^re 3e
allen Völfem gu Derfünben unb fein SBerl fortgi
führen. Oeffentlid^e, für alle SKenfd^n bepimn
Offenbamngen finb Don ba an ni(^t mel^r mA
\id); ^riDatoffenbamngen (f. b. »rt.) pnb nii
auSgefd^loffen, aber bief elben fönnen für bie Pire
nid^t Don Vebeutung fein unb bie uniDerf ette Offei
bamng in ®]^riftu§ nid^t ergönjen. gifi im Sei
feit§ ift eine neue Offenbamng )u entarten, b<
Sd^auen ®otte§ (rev. gloriae).
2. 3n^alt unb Swed ber übematürlid^
Offenbamng begiel^en fic^ auf bie SBa^r^
unb ®ebote, weld^e gur ßneid^ung bed ewige
feiles notidwenbig ftnb. 3n ber Offenbarung be
^Iten XeftamenteS nad^ bem gfalle SbamS tm
man gunöd^ft ben S^td ber SBieberl^erfteHung he
natürlid^en ® otteSerfenntni^ unb beS 9laturgef(^
erfennen, ba ber S)ecalog ben ÜKittelpunft ber afr
tcftamentlid^en ®efe^gebung bilbet unb bie &*
baltung be§ ®laubenS an ben Sinen @ott oH
wefentlid^e Aufgabe begeid^net wirb. %ber f4loii
bie @efd^id^te ber mefftanifd^en SBeiSfagunga
(f. b. SSixl «Keffiag) unb bie Ibeologie ber ?»»
pl^eten geigen un§, bog aud^ bort bie Offenbonntd
auf bie ®ebeimniffe ®otte§ unb namentlid^ auf
ba§ ®mnbge]^eimni| ber göttlid^cn ^cifööconotnie,
bie 9(u3f ü^mng be§ ewigen ^eilSratl^f d^luffed, ^'
gerid^tet war. S)ie 9ßei§beit§büd^ ma^en loie«
berl^olt auf bie Unbegreiflid^^feit ®otted oufnerf'
fam (3ob 26, 14; 36, 26. Ißreb. 8, 17. SBri«.
9, 13—17. gccli. 3, 22-25). ©urd^ (S^rilia»'
weldfter allein ®ott fd^ute (3o]&. 1, 18), ttmtbfli
bie ®e^eimniffe be§ Keid^eS ®otte8 unb bie Ziefen
ber ® ottbeit geoffenbart. 2)ie Spoftel waren kic
Organe biejer Offenbamng unb erl^ielten ben i««
ligcn ®eift, bamit fie in bie ©ebeimniffe ein«
geweil^t würben unb biefelben ben ^Dlenfd^ mit'
tbeilen fönnten. S)enn blo| bun^ bie|e für bei
DffenbamngSbegriff wefcntlid^ SRittl^eilung be
®ebeimniffe fann ber S^Dedf ber Offenbamng ci
reicht werben, S)ie claffifd^e Stelle für ben fflte
natürlid^en ß^b^^^^^ter biefer ©otteSoffenbarungi
1 6or. 2, 4—16; 4, 1. ©iefcr fd&liefeen fid& ai
gpb. 3. 4— 9. 6ol. 1,26.27. 1 ^tr. 1, 1
773
Ojfenbarung.
774
2iPdt 1. 4. SBattl^. 11, 25—27. ^0% 1, 17
(tgL Almtgen, 2)ie tl^ologte bei 93or5ett I, 6, 3
[2. «njL TOunft« 1872, H, 62 ff.]), gmor
finde c8 fd^inen, ba^ burd^ bie Offenbarung beS
WH Smigfcü fyx verborgenen ®e^eimmffe§ bad
Sefen unb ber SBille @otte8 bem menfci^Iici^en
Saßonb nun gan} begreiflid^ gemorben feien,
allem bieft i{l boc^ nid^t ber gfan. 2)te Offen-
taong ber ®e^etmniffe f^at Dor tSUem ben3n)ed,
bcn Uenfd^ überl^upt üon bem SSorl^anbenfein
bofelben Äenntni^ in geben. Sine oolle Stnfid^t
(fl bamit nid^t oerbunben, Dielme)^ muffen bie
Scteinmiffe mit bem ®Iauben ergriffen werben.
Sott iDobnt Qud^ für ben ©laubigen in dnem
nptgSngttd^en Sid^t (1 %m, 6, 16). SBir er-
tönen ®ott blog tl^eilmeife, ratbfelbaft mie burd^
dam Spiegel (1 Sor. 18, 12). 2)ie Söter l^aben
oh) ßeiS bie Slpfferien in ben d^riftlid^en Seigren
nb Sinri^tungen anerfonnt unb gepriefen.
8. 2>ie t$or m ber Offenbarung lögt fu^ nur
Ali ber gefd^d^tlid^ SBirflid^feit entnehmen. S)a
flter bie übematürlid^e Offenbarung bie natärlid^e
n ber S^dpfung DorauSfe^t, fo mug fte fid^ aud^
«Mefelbeonf daliegen. Ser fi(^ offenbarenbe ©Ott
wakt fid^ an bie Statur bed gefd^affenen ÜRen»
fiteiigcifteS, meld^r als Organ ber Offenbarung
iß bienen ^t, unb berüdfu^tigt babei bie natür-
Ikien Infnüpfunggpunfte in ben Anlagen unb
Sei^öttniffen ber SRenfd^en. gfur ben inbioibueHen
ine für ben im ©efd^Ied^te mirfenben ®ei{l befte^t
btffelbe ©efe| ber ollm&ligen Suttoidflung unb
Ilibinmng. 2>a^ mirb ftd^ bie Offenbarung^«
ttüigfeit in toerfd^ebenen Seiten unb bei t)erfd^ie-
bnm $erf onen t)erfd^ieben andern. Sie ftellt ftd^
isSonjen aI8 eine großartige göttlid^e $öbagogif
tat, tDeld^ bie SRenfd^l^eit l^ol^er unb ^öl^er ju
Wm unb i^rem emtgen 3t(t^ naiver )u bringen
pnbt 9Ran^e $ropbeten mürben itoai unmittel-
bar tnm i^rer gemöl^nlid^en 99e{d^öf tigung l^inmeg
ism^rop^tenamt berufen, anbere bagegen mad()-
tm eine befonbere Vorbereitung unb eine eigene
&4ule burd^. 92id^t feiten fud^ten fie il^ren ®eift
intni ben 9ufent^alt in ber Sinfamfeit, am rau-
|iN>en 9Baffer ober im föufelnben SBinbe in
Ke Te^te 93erfaffung ju t)erfe^en, ober bebien«
tm fi(^ anä^ ber SRuftfinftrumente gu biefem
Wt @ie mußten burd^ eigene ÜJlül^e unb ^n-
jlraigmig bie Offenbarung t)erbienen, il^re Sr«
fantoiß ertoerben unb ffraft )u ber SRittl^eilung
Ndben fd^pfen. 9u(^ bad 93olf, n^eld^em bie
Ütitt^eilsng )u mad^en mar^ beburfte einer 93or-
ijsritimg^ etneö glöubigen, bußfertigen @inne§,
«wbemtmilligen unb gel^orfamen ©efmnung. —
Seim Serlauf ber Offenbarung felbft fann man
riie imiere unb eine äußere 8eite unterfd^etben.
Sri ben X^tfad^en ber Offenbarung, xoxt bei ben
Snbem unb ber Srfd^einung S^rifti, Derftel^t
M ber dußere Vorgang Don felbft, aber aud^ bie
SGttteiUmg oon SBol^rl^eiten jfann gugleid^ inner«
&$ mib fiußerlid^/ burd^ Snfpiration ober burd^
frHeimmgen, burc^ t^ptfd^e Sinrid^tungen unb
ßreigniffe gefd^cl^en ; Jebod^ erf orbem bie legieren
eine grriärung burtfi bie Snfpiration. S)ie innere
Offenbarung ifl mieber eine inteHectuelle, b. 1^. un-
mittelbare SKittl&eilung ber SBa^r^eit an ben Seift
Onfpiration in weiterem ©inne), ober eine Offen-
barung burd^ innere Silber, mie SSiftonen unb
Sröume. Si quis füerit inter yos propheta
Domini, in visione apparebo ei, vel per som-
nium loquar ad illum. At non talis servusmeus
Moyses, qui in omni domo mea fidelissimus
est : Ore enim ad os loquor ei : et palam, et
non per aenigmata et figuras Dominum videt
(3him. 12, 6—8). S)ie ^rop^eten ^ben bie
ftänbtge g^ormel Haec dicit Dominus, flel^en
©Ott um eine Sntmort an, l^ören ©Ott in fid^
reben. Sie füllen bie Sinmirfung ©otteS auf
i^ren ©eift, bie S^anb ©oÜe§ über fid^. 2)eß]^alb
fül^ren fie Med auf ©Ott gurüd, Don meld^em baS
SBort an pe erging, gine fold^e fefle Uebergeugung,
meiere tteber burd^ Ueberlieferung nod^ burd^ JRe-
flejion gewonnen würbe, läßt ftd^ nid^t anberS
aI3 bur^ göttlid^e Offenbarung, burd^ unmittel-
bare Sinfpred^ung ©otteS erflören. Ob bie ^orm
burd^ ben Sraum (®an. 7, 1. 3oel 2, 28) ober,
wie gemö^nlid^, burd^ bie SSipon (3f. 1, 1 ; 6, 1
u. a.) gegeben mar, ift nebenföd^lid^, benn bie ßr-
fenntntß unb bie Slufforberung gur SRittl^ilung
an baS Solf ober gur fd^riftlid^en t$ftsirung !onn-
ten über bie S^atfad^e feinen Stoti^ü laffen. SaS
äußere SBort (Dgl. 1 ©am. 3, 1 ff.) ift feiten;
bagegen fommt ed l^äuftg Dor, ba| bem innem
©inne fqmbolifd^e Silber unb ©egenftänbe bar-
gefteHt werben (g. S. ßg. 2, 9 ; 37, 1 ff. 9m.
8, 1 ; 9, 1. 3ad^. 2, 1—4). ®ie l^öd^fte ©tufe be-
fte^t barin, baß ©ott bem ©eifte beS ^ropl^eten
l^öbere grfenntniffe einftral^lt unb il^n bie ©e-
l^eimniffe ber göttlid^en SSorfel^ung fc^auen läßt
2)amit ift oft bie IBetgüdfung ober Sfftafe Der-
bunben, bei weld^er bie äußere ©inneSt^ätigfeit
gang gurüddritt, o^ne baß boS ©elbftbewußtfein
oufgel^oben würbe (6g. 8 — 11). SDBäl^wnb beim
2:raum unb ber Sifton mit ben species, burd^
weld^e fid^ bie acceptatio s. repraesentatio Doll-
giel^t, ba§ lumen propheticmn Derbunben fein
muß, bamit ba§ ißerftänbniß unb ba§ Urtl^eil über
ba§ ©tattl^aben einer Offenbarung fidler fmb, ol^ne
baß baburd^ |ebe obscuritas et remotio entfernt
würbe, finbet bei ber Snfpiration eine übematür-
lid^, unmittelbare Sinwirfung auf bie Srfenntniß-
fräfte ftati ©al&er fagt ber 1^1. «PetruS: „fBom
l^eüigen ©eifte angetrieben (9ep6(jLevot, inspirati),
rebeten bie ©otteSmänner'' (2 $etr. 1, 21).
4. 2)ie ÜJlöglid^feit ber übematürlid^en
Offenbarung ift bur^ bie SBirflidftfeit berfelben
erwiefen. SBeil j[ebod^ ber übematürlid^e S^arafter
ber Offenbarung Don Derfd^iebenen tl^cologifd^en
aid^tungen bcftritten wirb, ba ein Sorgang, wie
i^n eine f oldfte Offenbarung DorauSfe^t, unmöglid^
fei, fo fmb bie principieHen SSorauSfe^ungen mit
giüdffid^t auf bie ginwürfe gu würbigen. Sie Un-
teren fmb breifad^er 3lrt. Cntioebcr wirb bie Un-
25*
775
Offenbarung.
77(
P^erl^eit ber menfd^IU^en ßrfenntni^ uberl^att))!
gegen bie ÜRögl^f eit einer fiesem Offenbarung gel«
tenb gemad^t (@feptid§mu3, 9R9ftici8mu8, escef-
flDer @upranaturaU§mu§X i>ber ed tovch bie Unmdg-
lid^feit ber Srfenntnt^ einer übematürlidden 9Ba(r«
l^eit (9}aturali§mu8), ober bie Sntbe^rlid^feit ber
Offenbarung (StationaliSmuS) ober bod^ bed über-
natürßd^en Sl^arafterS i^reS 3nbalt§ (@emiratio-
naliSmuS) behauptet. Sinen SDRittelmeg f^ai bie
gnofüfd^-tl^eofopl^ifd^e ober rationaIiftifd^«fupra«
naturaliftifd^e Stid^tung ein^ufd^Iagen gefud^t l^at
aber ben übematürli^en S^orafter mel^r ober
loeniger geopfert: eS nnrb gmar bie 9RögIid^feit
zugegeben, aber ber SSemeiS für bie SBirflid^feit
als unmöglid^ erad^tet unb bie SJotl^menbigfeit be-
gmeifelt. Sagegen nnrb Don naturaliftifd^er @eite
Derfud^t bie Unmögßd^feit ber Offenbarung aud
bem 9Befen ®otte8 unb beS lERenjc^en )u ermeifen.
!Bon Seiten ®otte8 fei bie Offenbarung unmög-
lid^, meil einerfeitS ein @egenfa| gn)ifd^en bem
(Snblid^en unb bem Unenbli^en beftel^e unb an-
bererf eits eine SSerfennung ber ®üte ber @d^5pfung,
eine Surd^Iöd^erung bed Statur^ufammenl^angeS
unb eine !BerIe(ung ber UnDeronberltd^feit ®otte§
barauS folge, ffier erfte ginwurf trifft aber bie
tl^eiftifd^e 3Be(tanfc^auung nid^t. 3ft ®ott ein ab-
foluter, lebenbiger, perfönlid^er ®ei{i, fo mu^ er
ftd^ bem perfönlid^en enblid^en ®eifte, meldten er
gefd^affen l^at, mittl^eilen fönnen, ol^ne beffen na-
türßd^e ffröfte ju gerftören. 3a er muB biefen
entfpred^enb auf ben menfd^Iid^en ®eift einmirfen
tonnen. 3ft bie ßrl^altung unb ^Regierung ber
SBelt ein IBeftanbtl^eil be§ tl^eiftifd^en ®Iauben8,
fo mu| ftd^ biefe ^roDibeng aud^ auf bie Demünf«
tigen ®ef^5pfe erftreden. Sin Sabel über bie
@d^5pfung ift bamit feine§meg8 auSgefprod^en.
Senn miberfprid^t eS ber äBei§|eit ®otte8 nid^t,
ujenn bie gange Sd^öpfung ftd^ aQmölig entmidelt
unb unter bem ßinfluffe beS ©d^öpferS fielet, fo
liegt aud^ fein Sßiberfprud^ barin, bag ®ott auf
ttunberbare SBeife für feine oemünftigen ®efd^öpfc
forgen toiti. S)er natürlid^e SKenfd^ ift in feiner
9(rt OoÜenbet, ift aber für eine äußere ßintoirfung
unb für eine (Srl^öl^ung empfönglic^. 3ubem ift
ber SRenfd^ burd^ bie @ünbe felbft an feinem
SIenb fd^ulbig, fann fid^ aber nid^t felbft loieber
erl^eben ober gar ein übematürKd^e§ 3iel erreid^en.
Sie Surd^Iöd^erung beS ^iaturgufammenl^angeS
fann burc^ ein Singreifen be§ @d^5pfer3 nid^t
l^erbeigefül^rt tterbcn, toeil ®ott immer burd^ bie
Snittelurfad^en (causae secundae) tt)irft €o
fann er im SEBunber bie jhöfte unb ®e)e^e ber
Statur gur Srreid^ung feines S^^^^^ tyttmnhtn
unb bei ber Snfpiration in ber paffiöen, aber re»
ceptioen Seite unfereS ßrfcnntnifeöermögenS S5or-
fteDungen Derurfad^en unb unfcre grfenntni^fräfte
übematürlid^ ftörfen. ®egen bie UnDerönberltd^»
fdt ®otte§ fönnte bie OffenbarungStl^ötigfeit nur
üerftofeen, tocnn ber einzelne 9lct in ber Seit aud^
bie Sl^ötigfeit ®otte§ in bie 3^t l^erabgie^en
toürbe. ^ber n>ie in ber Sd^öpfung )tt)ifd^en bem I
}eitlid^en®efd^aff enenunb bem emigenSd^^fungl
plan gu unterfd^iben unb bie 9b^ängi^ ho
auf Seiten ber fBkU )u fud^en ifl, fo ift oi^ b
OffenbarungStl^tigfeit i^m SBefen no^ a'
eioige gu f äffen. Siefer eu)ige $Ian ifl nü!^ eb
^SuSflud^t ein aufgeben beS lird^Iid^ Offo
bamngSglaubend" (Strauß), fonbent eine not
menbige Sonfequeng beS SbeiSmud. Ol^ne btc'
freilid^ nie gang begreiflid^ Snnal^me geling
nid^t, bie äßeltr&tl^fel gu erflören. S^Kir Um
bie unterbrod^e, geitmeilige OffenborungStl^
leit IBebenf en erregen, aber eö i^ gu bead^ten, bi
bie allgemeine, ununterbrod^ene $roDibm| c
SJorauSfe^ung bient Ool^. 1, 4. 9) unb bie gas
Offenbarung ald ein too^IgeorbneteS ©Aftern b
göttlid^en SBeiSl^eit unb Siebe erfd^t, in todfy
lebeS ®lieb mit bem ®angen organifd^ uerbuii
unb auf ben legten S^^i l^tngerid^tet ifl SA
göttlid^e $öbagogif entfprid|t burd^aud ber (h
midflung beS menfd^Iid^n ®eifted unb beS in ii
®efd^id^te toirfenben ®eifted. Senbert fid^ b
Serl^öltnig bed SReufd^en gu @ott, fo ift bamit an
bad a3er]^ö(tni| ®otted gum ajtenfd^en gefinbe
®ott bleibt aber bennod^ berfelbe j^ fein SBirten
Don Smigfeit ber beftimmt unb fnupft im geiflid^
SSerlauf ^etS an ba§ g^rübere an. Ser ®Iaube <
ben (Sinen ®ott, bie ftttlid^ SBereblung ttnb i
SSorbereitung auf baS Sleid^ ®otte8 biOnm )
®runbgfige, meldte in ben Derfd^iebenen $aiob
(patriar^alifd^er, mofaifd^er, propbetifd^) n
fortfd^reitenber Seutlid^feit berDortreten unb bm
bie Söuterung beS fBolM in ben g5ttlid^ 6tni
gevid^ten im ®eift unb Sl^arafter beS ^oßed ii
mer tiefere SBurgeln faxten, bid bie SSorbereitui
erpt mar (f. b. «rtt g^riftuS, 3efu8, SReffiaJ
— Sie Snöglid^feit ber übematürlid^n Offei
barung Don Seiten be§ ^enfd^en lögt ftd^ negot)
unb pofttiD nad^meifen: negatio, inbem gegei(
mirb, bag ftd^ lein SSemunftgrunb gegen bie Wi
tl^eilung Don ®e]^eimniffen anführen lögt; pofitifi
inbem bie 93orau§fe^ungen für bie Slufnabme fol
d^er SBal^rl^eiten in ber menf c^Iid^en IBemunft n(u^
getoiefen loerben. Ser erfte Semeid mirb in bei
Siegel burd^ ben allgemeinen ®runbfa^ erbnuW
bog ®ott ftd^ nid^t miberfpred^en fann. Sa ik
Offenbarung unb bie 93emunft Don ®ott flammen,
f 0 muffen fte neben einanber befleben fönnen. S«
fid^ offenbarenbe ®ott fann bad SBerf feiner ^Uk
ni(^t gerftören. Ser gmeite Semeid ftu|t fu^ («1
bie ^^Inalogie mit ben ®e]^eimniffen bed natürli^
SrfennenS. Sinb bieg aud^ nur relatiDe @e]^
niffC/ fo S^tg^n fte bo^, bog ber SReufd^ felbfliv
biefem ®ebiet meber eine burd^auö anfd^i#
nod^ eine in allmeg begreiflid^e Srfenntnig befi^
SBie ber SRenf d^ in feiner Sntmidflung Don öugerei
Sinpffen, Don ber Srgiej^ung« Dom Unterrid^ ob
böngig ift, fo Derlangt fein ®ei[t öugere Sinbräd
6r gleid^t tro^ feiner formalen unb mat^matifi^
$rincipicn einem ®efag, meld^ mit pofttiDe
3nbalt auSgefüQt merben mug. 3a biefe (Ki
mirfungen finb oft gang Derfd^iebener 9d; fo bc
777
Offenbarung.
778
MSenfm läufig brfultorifd^ loirb, burd^ {ci^ein-
iar |Hinibo|e Soeenatfociotionen fid^ leiten lä^t.
Sonon foOte ®ott allein auf biefen ®eift ni^t
mtrfen ttnnen? 2>er ®eif} ift aber l^ierfür aud^
cnpfänglid^, loeil er bem Sd^öpfer gegenüber eine
potöitia obedientialis l^t loeld^e ftd^ oon ber
pAlßlxi^ $oten) gegenüber ben agentia na-
tnralia unierfd^ibet Sr ifi auf bie Offenbarung
ngdegt oett er baS SBebärfni| nad^ (^rgön^ung
friirr naiüittd^en ®otte^r!enntni^ unb bie @e^n-
Mt tio4 1^5^r^ übematürlid^er SBal^rl^eit f^at
IB Cbcnbtlb ®otted ift er ber aufnähme be§
äöttii^cn föl^tg. Sr loirb burd^Ieud^tet unb oer-
fM, )nr SrfenntniB Don SBa^r^etten erhoben,
Mft ttid^t mit feiner natürlid^en Srfenntni^ im
Stafprud^ ftel^, fonbem in ber Don ber 93er*
inftange)etgten9tid^tung liegen, überDemünftig,
oicr ni^t miberüemünftig ftnb. Sie Srfenntni^
bofelbcn mittels beS ®Iaubend genügt aud^, um
jitfär baS getflige unb ftttlid^e Seben nfi^Ii^ unb
N^tbor }u ma^en. 9u8 biefem ®runbe gibt ed
jMT feinen pofitiDen SemeiS für bie Uebereinftim-
mg ber Ojf enbarung mit ber SSemunf t, aber auS
ber Sirhmg auf baS gange Seben ber ©laubigen lö^t
H i^ äbcrnatudid^er Sl^aratter erfennen. SSie ein
6itt ber fid^ ni(^t offenbaren fann, fein ®ott beS
niigü^fen Sebend, fonbem ber falten 9Ib§traction
ijl fo ifi ein Stenfd^, meld^er bem fi(^ offenbaren»
ks Sott nid^t glauben fann, fein toal^r^iaft reli*
güfcr 9Renf(^. 9lud^ im fittlid^en £eben ifi ber
nöif^ ni4|t berart autonom, ba^ er lebiglid^ auf
H giMt tiHlre. 3m ®egent^eU befte^t bie ma^re
SMi<tfeit barin, ba| ber ÜRenfd^, Don ber ^en-
H|aft ber 9tatur unb ber Sinnlid^hit frei gemad^t
ban Sbeal ber ^eüigfeit unb ©ered^tigfeit )u«
Mt. S)afut bietet aber ba§ @efe^ ®otted unb
bieSBo^Vi^, meldte frei mad^t, ba§ einzige ftd^ere
9itteL S)ie 9b^öngtgfeit Don ®ott l^ebt bie ^frei-
^Tti^t auf, fonbem erl^ol^t biefelbe.
5.SHe Stotl^menbigfeit ber Offenbamng ifi
DRJ^ieben begüglid^ ber natürlid^en unb ber über«
|iatsrri(!^ SBabr^eitm, unb bei j[mm mieber Der»
^cben Dor unb nod^ bem Sünbenfaü. f&ox bem
^todre eö bem 9Renfd^m leidet möglid^ gemefen,
Sott }u erfennen unb ba§ ® efe^ gu erfüllen ; nad^ ber
Süabe treten, mie man aud^ i^r IBerl^öItnil gur na-
tnnpnrabeftimmenmag, ignorantia unb diffi-
eoltu binbernb in ben ^eg, fo ba^ nur SBenige
Bib Mefe mtt Dieler ÜRül^e unb nid^t ol^ne ®efa^r
bti Snibumfi )ur mabren ®ottederfenntni^ fom*
>a fernen, ^ie Srf al^rung jeigt, ba^ bie natür-
l^eSctteSerfenntnil mie bie natürliche Stl^tf un*
pni^enb finb, um bm Singelnen fidler )u leiten
nb eine religiöfe ®emeinfd^aft gu bilben. @g ftnb
Do^I allgemeine Anlagen im 9Jlenfd^en Dor]()anben,
Ar Crfabrung, Crjiel^ung, Umgebung unb ^n«
teif ndrfen fo fiar! auf bie ^uSbilbung unb ben
3riiPÜ ein, bag feine einigenbe 9lorm l^ergeftcüt
feiib. SHe gemeinfame IBere^rung ®otte§ in ®e«
M rnib Opfer, Liturgie unb SuItuS lö^t überaU
Me ^t^ioenbigfeit pofitiDer ^Regelung erfennen.
Salier ifi aud^ für bie natfirlid^en religiöf en Sßal^r«
leiten eine 9}ot^menbigfeit, aber nur eine mora«
lifd^e 9{otl^n)enbigfeit ber Offenbamng anguer-
fennm. ^l^atfö^Iid^ ift aber bem 9)tenfd^en ein
übematürlid^ed 3iel gefegt, f o ba^ e§ il^m nid^t mel^r
frei fte^t, einem natürlid^m 3i«I« äuauftreben. 3wr
Srfenntni^ unb C^rreid^ung biefeS SitliS ifi eine
übematürlid^e Offenbamng abf olut not^mmbig.
S3on einer fold^en ^^otl^menbigfeit tt^aren fd^on bie
alten 935Ifer unb SBeltmeifen übergeugt. Se^balb
fanbm gur 3eit (Sl^rifti bie mefftanifd^m Sffieid-
fagungen au(^ in ber ^eibenmelt @Iaubm. Sie
SBöter unb Sll^eologen ^aben fietS bie boppelte 9lotl^«
n)enbigf eit ber Offenbamng geleiert unb begrünbet,
ber römifd^e Jtated^iSmuS meist in ber SSonebe bar-
auf l^in, $iug IX. Dertl^etbigt fte gegen ben ätatio«
naIiSmud in ber Snc^fltfa Dom 9. 92oDember 1846
unb ber ^Qomtion Dom 9.S)ecember 1854, unb baS
93aticanum erflört (Sess. III, cap. 2): Huic di-
vinae reyelationi tribuendum quidem est, ut
ea, quae in rebus divinis humanae rationi
per se impervia non sunt, in praesenti quo-
que generis hmnani conditione ab omnibns
expedite, firma certitudine et nullo admixto
errore cognosci possint. Non hac tarnen de
causa revelatio absolute necessaria dicenda
est, sed quia Deus ex infinita bonitate sua
ordinavit hominem ad finem supematuralem,
ad participanda sc. bona divina, quae huma-
nae mentis intelligentiam omnino superant;
siquidem oculus non vidit, nee auris audivit,
nee in cor hominis ascendit, quae praepara-
vit Deus üs, qui diligunt ülum (1 Cor. 2, 9).
6. ftriterien ber Offenbamng fmb not^mcn«
big, »eil ber ®Iaube ein Demünftiger fein fott
((gccli. 19, 4. SRöm. 12, 1) unb ber ©laubige fic^
unb 3lnberen SRed^enfd^aft über feine Hoffnung
geben mufe (1 $etr. 3, 15). ®er ^cn felbft for-
bert gur Prüfung auf (3ob. 5, 39. 46); bie erften
g^riften f ud^ten fidft ©ettife^eit über ba§, loaS fie
glaubten, gu Derfd^offen C^lpg. 17, 11). ®arin
befielet bie nöt^ige «Prüfung ber ©eifter (2 gor.
13, 5. 1 Sbeff. 5, 20. 21. 1 3o]^. 4, 1), burd^
»eld^e bie ®ef a^r, falfd^e Offenbamngen für toal^re
angufel^en, beseitigt mirb. 2)te Kriterien ftnb Der-
fd^ieben für bie Organe ber Offenbamng unb für
biejenigen, toeld^en ber Snl^olt mitgutl^eilen ift,
b. $. alfo für bie unmittelbare unb bie mittelbare
Offenbamng; benn bie Untere ttirb nid^t Don ®ott
in ben gingeliien bemirft, fonbem i^nen Don ben
Organen mitgct^eilt unb in SBort unb ©d^rift
fpöteren ©efd^led^tem überliefert. tS^x bie Organe
ber Offenbamng ift e§ notl^toenbig, bie Offen-
bamng Don ben Gingebungen ber Semunft unb
ben SSilbem ber ^böntafie fomie Don ben 6in»
püftemngen be§ böfen ®eifte§ gu unterfd^eiben.
®afür fönnen fte gmar in ber SRegcl im eigenen
®eift unb ßbürafter unb im $lan be§ SBerfeS, gu
beffen äu§fü^mng fte ftdft bemfen fül^lm, bie
nötl^tgen ©ürgfdjaften finben, benn Don wenigen
^ÄuSna^men abgeje^en (Salaam, SWebucabnegar,
779
Offenbarung.
780
(S,a\p^a^), waren bie Organe ber Offenbomng
religiöS-fittlid^e aWänner, meldte mit ber Offen»
barungSpöbagogie vertraut unb für bie göttltci^e
Sinfpred^ung cmpfänglid^ »aren. Sie erfreuten
[id^ aber neben ber notürlid^en Srfenntni| aud^
bed übematurlid^en Sid^teS (lumen intellectuale,
propheticum) , burd^ meld^eS fie ber göttlid^en
3nfpiration unjweifel^iaft gewife lourben (ogl. 3er.
1, 6 ff.; 22, 21 ; 23, 25 ff. 3lm. 1, 1 ff.), ©elbft
bie f(i>riftlid(ie 3lbfaffung ij^rer Offenbarungen fül^»
ren bie ^ropl^eten auf einen unmittelbaren gött-
lid^en Auftrag jurüdC. 3^t „©o fprid^t ber ^err",
^S)aS SBort beS §erm erging" u. f. tt). wäre
angeftd^tS i^red reinen S^aratterS unb il^rer emften
ÜJlif flon unbegreiflid^, menn fie nid^t i^rer ©enbung
unfel^Ibar ftd^er gemefen n)ären. S)ie ^poftel aber
berufen ftd^ l^äuftg auf ben l^eiligen ®eift, ber in
i^nen wirfte. SSon biefer ©elbftgemi^^eit ift na-
türltd^ bie Sinft(^t in baS ©eoffenbarte ^u unter»
fd^eiben. S)iefe berul^t nid^t immer auf einer @oi»
ben§, fonbem oft auf einem ®Iauben§act, meld^er
mit moralifd^er ©emi^l^eit Derbunben ift. — 3u
jener mit ber unmittelbaren Offenbarung gegebenen
unfehlbaren ®ett)t^^eit beS göttlid^en UrfprungS
f ommen äußere iBeftötigungStl^atfad^en l^in^u. Sei
ber ^Berufung n)irften munberbare Srfd^einungen
mit (gj. 3, 3 ff.), ober e8 ftanben bei ber «uSfü^»
rung beS Auftrages ben SSerufenen SQBunberfröfte
gur SBerfügung. S)ie SIpoftel inSbefonbere maren
öu^erlid^ Dom ^erm berufen, mit au^erorbent»
lid^en ®eifte§gaben auSgerüftet, bitten bie Se^re
beS ^errn gehört unb feine SBunber gefd^aut unb
mürben burd^ bie SrfuQung ber SBeiSfagungen
im Seben beS §erm unb in ber ^Ausbreitung be§
JRei^eS ®otted in il^rer Ueber^eugung beftärft.
tjür bie mittelbare Offenbarung laffen ftd^ f^kx»
au§ innere unb äußere Kriterien ableiten. S)iefe
be^iel^en fid^ in erfter Sinie auf bie 3:b^^^<^e ber
Offenbarung^ Jene auf ben 3nbalt; bod^ ge^en
aud^ bie äußeren Kriterien infofern auf ben 3n»
l^alt ber Offenbarung, als SBunber unb äBeiS»
fagungen, bie öorjüglid^ften äußeren Kriterien,
felbft jum 3u]^alt ber Offenbarung gel^ören unb
©egenftanb beS ©laubenS fmb. Sie äußeren
Kriterien l^ei^t man motiva credibiiitatis, baS
Urtl^eil borüber Judicium credibilitatis. @ie
geben bei ber 93efebrung DorauS, Vermögen bie
DffenbarungStl^atfad^e ju bett)eifen unb fmb für
ben ©laubigen ein ÜKittcl jur 93efeftigung unb
Sduterung beS ®(aubenS. S)ie ©emi^b^it loeld^e
fie bewirfen, ift eine moralifd^e, »eil fie mittels
beS biftorif(^en ©laubenS gewonnen mirb. S)iefe
aWotiöe, bereu pcb 9Kofe8, bie ^ropbeten, 3efuS,
bie 3lpoftel bebienten, fönnen ben ©tauben nid^t
bett)irfen, aber auf ibn Dorbereiten, benn ber ©(^lu^
Don SBunber unb SBeiSfagung auf bie ^lUmad^t
unb ^Qmiffenl^eit ©otteS ift ebenfo bered^tigt, alS
ber @d^Iu| aus ber fid^tbaren ©d^öpfung auf ben
unfid^tbaren ©d^öpfer. ®od& Wirb bie Unter»
fud^ung für fpötere ©ef^Ietbter umftänblicber,
toeil SBunber unb SBeiSfagung felbft wieber ©egen»
ftanb l^iftorifd^er ffritif werben. 2)enn l^aben bii
SBunber in ber Jlird^e auc^ nie gam aufgehört, f(
waren fie bo(^ in ber 3<it ber ©runbung be
ffird^e befonberS notl^wenbig. Sie SBunber fU
für bie Ungläubigen, nid^t für bie ©laubiges
Stugerbem bebürfen bie SBunber an ft(^ eine
ftriteriumS (9Mott^. 24, 24. 1 6or. 13, 1. 2]
^Dagegen treten für bie fpätere Seit bie ihitene
aus ber SluSbreitung unb SBirfung bed Sbriften
tbumS unb aus ber ©efd^id^te ber fiir^e ergaiqat
ein. SBenn fd^on ber 1^1. SuguftinuS in ber 9nc
torität ber Äird^e bie ^uptftü|e bed ©loubes
fanb unb auS ber£b<^^i(i<^eberfat]^oUfd^enftir4
bie SBabrl^eit ber SBunber 3efu unb ber 9po^
ableitete , fo gilt baS l^eut^utage nod^ Diel md^
2)e|^alb legen Diele Slpologeten auf biefe ftritena
baS ^auptgewid^t. 3ft aud^ bie Soiben^ oHr
biefer Kriterien |e nad^ ber t$affungSfraft eimi
3eben unb nad^ ber S3erfd^iebenbeit ber ©ubfcde
Derfd^ieben, fo ifl fiebod^, weil Don objectiDer (Bd*
tung, in fic^ gewi^ unb l^inreid^enb. S)e^b<^ fönt
man baS SBort SRid^arbS Don ©t. Sictor ano»
ben : Si error est (quem credimus), te ipso
decepti sumus : nam ista in nobis tantis sigmi
confirmata sunt, et talibus, quae non nisiper
te fieri possunt (De Trin. 1, 2, bei Mipe,
PP. lat. CXCVI, 891). S)aS SJaticanum te^
(Sess. III, cap. 3) : Ut nihilominus fidei nostriA
obsequium rationi consentaneum esset, to-
luit Deus cum intemis Spiritus Sancti amdfiii
externa jungi revelationis suae argumenti,
facta sc. divina, atque imprimis miracula et
prophetias, quae cum Dei omnipotentiam et
infinitam scientiam luculenter conmionstrent,
divinae revelationis signa sunt certissiiDa
et omnium intelligentiae accommodata.
SBöbrenb bie ältere Slpologeti! Dorwiegenb
äußere jlriterien forberte, beDorjugt bie neuere
bie inneren Kriterien. S)ie^ Derfte^t ftd^ bei bei
^roteftanten Don felbft, weil fte überhaupt bie
rationelle SeweiSfül^rung in ©laubenSfac^en tnb
bie anitwirfung beS SBiOenS beim ©laubenSoct
Derwerf en ober einfd^ränfen. S)od^ fmb ibnen bam
nicbt bie Sinfid^t in bie ^iefe ber Se^re unb bie (£►
l^abenl^eit beS ©ittengefe^eS bie inneren fhitenci,
fonbem baS innere 3eugni^ beS l^eiligen ©eipcf
mu^ bie ©ewi^^eit beS ©laubenS unb bie ©{(ter*
l^eit beS|)eiIS Derbürgen. S)aburd^ wirb baSSRo*
tiD ber ©laubwürbigfeit gau) in baS ©ebiet bd
©efübiS Derlegt ober ber Umjd^lag in ben Stotio«
naIiSmuS bewirft. S)ie fatbolifd^e Xl^Iogii^
weld^e jeberjdt baS SHed^t ber SSemunft unb btf
freien ^iQenS anerfannt l^at, f ann aud^ bei ba
SRotiDen beS ©laubenS nid^t barauf Dei^ül^
3unäd^ft fmb bie inneren Kriterien me^r Wjp
ttDer als pofttiDcr 9^atur, inbem gejeigt xm,
ba^ bie ©laubenStl^atfad^cn unb SBo^rbeiten nUil
wiberDemünf tig ftnb. SS lögt fid^ aber au4 setgoi»
bag fte secimdum unb supra rationem pk.
Senn bie d^riftlid^e ©laubenS» unb ©itteiile|n
überragt alleS, waS in ber augerd^riftlid^n SMI
781
Offenbaruuöen — Officialat
782
gdf^d unb getoirft »orben ift. äl^re 9ßirfungen
bri tat Sin^elneii unb in bcr gongen ®efell jc^oft
trogn fo beultt^ ben @tem))el ber l^öl^ern SBeiS-
)rit nd) SRikI^ an f\ä^, bo^ bei einigem guten
Wtm jd^ ffiiberrebf oexftummen mu^. S)ie Sr-
Mnng }dgt ouc^, ba^ bie Offenbarung toie feine
tim SÜcligion ben Sebürfniffen be3 menfc^*
IkjjtR SeifteS unb ^}enS geredet toirb unb boS
^bkm beS menf^U^^n SebenS oüein gu löjen
n Stanbe ifL SBenn olf o aud^ ber Off enbarungS«
booeiS fletd Don ben öu|eren ihiterien auskugelten
1^ toeil junöd^ft bie %i^\Haä^ ber Offenbarung
fePiupellen ift unb bie meiften SJlenjci^en ben auwe-
ia Örünben beffer }ugöngUd^ fmb , f o »erben
to^ bie inneren ®rfitü)e forgföltig bargefteUt mer«
ta muffen, toeU baS (Sbriftentbum burc^ bie SRad^t
{riier SBal^rbeit gur SSertiefung ber geiftigen 3)ii-
tang imb )um gfortfc^ritt ber SBiffenfd^ft beben-
ttBbmitgemirft bat. (S^gf. S^enjinger, $}ier iBüd^er
m ber nligidfen (Srfenntni^, äBürgb. 1856 bis
1857, 2 »be.; illeutgen, Xb»Iogie ber 9}oraeit,
2.llu|L, fünfter 1867-1874, 5 Sbe.; ^age-
waoL, Semunft u. Offenbarung mit 9iüdp(|t auf
\k neneren fir^I. Sntfcbeibungen, g^retb. 1869;
^neberg, ®ef4. ber bibl. Offenbarung, 4. Slup.,
Sbgmdb. 1876; 911. &t^m\h, Unterfud^ungen über
besiegen ®eu)i^b^itSgrunbbeSOffenbarung3g(au«
M,0län4enl879; SRad^, 3)ie 92otbn)enbigfett
bcr Offenbarung ®otted, ^Dlaing 1883; Ihau^,
Eetie bon ber Off enbarung, ©otbal868; jtönig,
S)a OffenbarungSbegriff bed %Uen Scftament^
iriliiig 1882 f.) [Sc^ans.]
fffsBamiigeii, f. ^riDatoffenbarungen.
^fmlantitfl S^oQannis, f. ^Jtpocaltipfe.
•f erforratii, f. 9)leffe.
Ofllcia curata, f. Äird^enamt.
tffiriarai b^^t ein bem SSifd^of gur 93em)al-
tng ber geiftlidb^ SDidcefanangelegenbeiten gur
€cüe flebenbeö SRatbScoUegium, beffen @pi^e ber
Cifidal bilbet. Of^dal (ofiicialisX nad^ fetner
(rtomologie uberbaupt jeber, bem ein ^mt (offi-
änm) übertragen ift, begeid^net im Aird^enred^t
brajcnigen fircblid^en Seamten, meld^er fraft feines
tinied ben IBifd^of in Ausübung feiner SuriSbictton
SQureQ t)ertritt. Snfofem ift officialis episcopi
8l(id)bebeutenb mit vicarius generalis in spiri-
taalibus. Sa^er mirb audb i^n ^nfd^lu| an bie
Sr^tgqufllen nad^ bem @prad^gebrau(b ber römi«
j^n Sude ber ©eneraimcar me^rfad^ officialis
gnannt (Dgl. Bouix, De judiciis eccl. I, Paris.
1855, 349 sqq.; fiömmer, Snftitutionen beS fütb.
«ir4enre(bt§, 2. «ufl., gfrriburg 1892, 264 ff.).
9n bem Sinne fprid^t man aucb Don bem //Offi*
dolot' Don fßtd^ta, mdc^eS als feparater S^tx^
ta SeneralDicanateS für ben olbenburgifd^en 2;bei(
brr SHdcefe SRünfter erneutet ift. Trid. Sess.
XXIV, e. 16 De ref. tovch aucb ber Sapttular»
Ikar officialis genannt, ©emöbnlid^ aber mirb
n einem engem Sinne mit bem SuSbrudfe Offi»
äd beqenige fircblid^e Seamte be^eic^net, bem
infolge feines 9mteS bie Ausübung ber bifd^öf«
licfien jurisdictio contentiosa, inSbefonbere bie
@trafgend(^tSbarfeit unb bie Sied^tfprecbung in
Sbefad^en, generell übertragen ift. gür größere
Siöcefen, namentUd^ in 2)eutfd^Ianb unb ti^anU
reid^, erbdfd^te nömlid^ bie brücfenbe ®ef cbäftSIaft
eine Xb^ilung ber Slrbeit Sa^er nmrbe Dielfad^
bem ©eneraluicar nur bie Siertretung beS Si-
f d^ofS in abminiftratioer f^infid^t übertragen, möb-
renb bie Siermaltung ber bifdjiöflirj^en ©erid^ts«
barleit in bie ^anb beS OfficialS gdegt ift ; in
fidncn ®iöcefen, g. S3. in Stalien, ift ber ®encral-
k)icar gugleid^ Official (Dgl. Bened. XIY., De
synodo dioecesana III, 8, 2 : Vicarius Gene-
ralis Episcopi, quamquam a jure quandoque
dicatur officialis, ut in Cap. Licet, De oMc.
Vicarii in VI<^ et in Clement 2 de rescriptis,
attamen in aliquibus regionibus ultra mon-
tes, praesertim in Gallia et Belgio, usus ob-
tinuit, ut ab Officiali distinguatur et Vicarius
nuncupetur, qui ea exercet, quae sunt juris-
dictionis voluntariae; Officialis yero, qui
jurisdictioni praeest contentiosae. . . . Apud
nos autem unus et idem Episcopi vices in
utriusque jurisdictionis exercitio gerere con-
suevit). 3n 3)etreff S)eutjd^IanbS f. Sämmer
a. a. O., ferner ben @rla| beS SarbinalS ©eiffel
Dom 26. SDecember 1848 über bie Srnc^tung beS
erjbifcböflid^enOffidalateS (2)umont, Sammlung
hrd^Iid^er grlaffe, 2. 9lup., Äöln 1891, 335 ff.).
t$ür gfranfreid^ f. Andrä, Cours alphabetique
et methodique du droit canon, 3" ed., Paris
1859, s. y. Official unb Officialite; (Sibour,
ev. de Digne) Institutions diocesaines de
Digne I, Digne et Paris 1845, 193—524.
Ob unb inmiefem ber Official ^ur Einleitung
unb Sriebigung ber einzelnen ^^iroce^jacben einer
@pecialmanbatur bebarf unb bei )J3erfügungen
unb (Sntfd^dbungen an bie vota eines il^m }ur
@eite gegebenen SoDegiumS Don Slätben (Offi*
cialat, Sonfiftodum, Orbinariat) gebunben ift,
rid^tet fid() nacb ben fpecießen SJorfcbriften in ben
einjelncn S)iöcejen. Ueber bie ^räcebenj beS
OffidalS gelten biefelben 93eftimmuugen mie über
biejcnige beS ©cneraluicarS (f. b. Slrt. n. vm,
ob. V, 279). — Äurj enoäbnt möge nod^ bie 9tn«
ficbt Don %oui£ (1. c.) fein, ba^ @eneralDicar unb
Official nacb bem Siedete biefelbe (DoUe) 3udä«
biction Dom ^ifd^of erbalten müßten, unb ba^ nur
baS exercitium jurisdictionis, ber jebem ^uge*
miefene ©ejd^öftlifreis, Derfcbieben fei. 9^ur bann
bätten beibe eine jurisdictio ordinaria. SEßerbe
aber bie SudSbiction felbft in ber oben angegebenen
SBeife getbeilt, fo befäße jebcr nur nod^ eine juris-
dictio delegata. änbe^ ift mo^I bort, tt)0 ber
Offidal Dom OcncralDicar Dcrfd^ieben ift, bicfc
3:rennung auf bem ffiege beS ©emobnbeitSrcdfcteS
eine recbtlid^e getoorbcn. fomit bie SuriSbiction
au^ als aus bem ?lmtc flie^enbe jurisdictio ordi-
naria aufjufaffen. (9Jgl. de Angelis, Praolectio-
nes juris canonici, Eomae 1877, 1, 2, 64 sq.
unb b. Slrt. ©eneralDicar IV, ob. V, 270 f.)
783
Officii 8. Congregatio — Officium.
S)er Offidol Bilbet ballet oud^ mit bem Sif^ofe
Sin ZriDunoI, unb eS lann Don bem Official ni^t
an ben Sifd^of, fonbem nur an bie l^ö^ere 3nfian}
oppellirt »erben. — 3)ie tjfrage, ob ber grabifd^of
feine bifd^5flid^e SuriSbiction bem einen unb feine
erjbifd^öflid^e SuriSbiction einem onbem Of^ciol
äbertrogen !5nne (Bouix I, 517), bürfte in ana-
loger SBeife mit Küdfid^t auf baS jemeüige $er-
fommen p 6^nttt)orten fein. [Jheu^nmlb.]
OfBoii s. Congregatio, f. 2inquifttion 7.,
oben VI, 772 ff.
Of&oiam, in ber Siegel mit ber nöl^em 9e«
ftimmung canonicum^ canonicale, divinum ober
eodesiasticum , bejeid^net in ber liturgi[d^en
Sprad^e baS f ird^Iid^e Stunbengebet al8 StanbeS«
p^xä^i (pensum semtuiiB) unb amtlid^ed ®ebet
überhaupt, tt)eiter]^in au(i^ baS einem Xage gu-
faOenbe ^enfum im (Sangen, fomie beffen einzelne
Xl^eile ooer 9lbfd^nitte. 3m ®egenfa|e gu bem
Officium Ambrosianum, tteld^ed ber ffird^e Don
SJlailanb eigen ifl, begeid^net bei ben Siturgifem
beS 9RitleIaIter8 Officium Oregorianum baS
Stunbengebet ber r5mif(i^en Rxxd^t, baS ftd^ gum
römifd^en SnDier auSgeftaltet l^at SRabuIf Don
Xongem (De observatione canonum, prop. 22)
nennt baS lärgere ® ebet, meld^ gu feiner 3eit in ber
t)ö))ftlid^enffapelle üblid^ tt)ar. Officium capellare
Td curiae romanae. S)a bie l^eilige 9Reffe mit
bem XageSgebet ein ®ange8 bilbet unb ii^re geier
gleid^fans gu ben Obliegenl^eiten ber ®ei{Hi4feit
gehört, fo fpred^en bie Siturgiler aud^ Don einem
Officium Missae. 3n ben Shibrilen bed SreDierd
»irb bo8 Stunbengebet einfad^l^in Officium ge-
nannt. Sq fein Sn^alt roxt feine gform burd^ bie
XageSfeier bebingt »irb, fo ift ed Officium do-
minicale, Officium feriale, Officium festivum
ober Officium yotdvum, j[e nad^bem ed einem
Sonn- ober SSod^entage, einem gfefie ober einer
Dom ftird^enia^r unabl^ngigen gfeier angehört;
ben t)fefigeiten beS ffir^enjal^red entfpred{)tn bie
Officia de tempore, ben nad^ feften ffalenber-
baten fid^ rid^tenben ^eiligenfejlen bie Officia
Sanctorum ; erßere enthalt bad ^falterium unb
boS Proprium de tempore (^em))oraIe) beS
SreDierS, legiere baS Proprium Sanctorum unb
Commune Sanctorum (eanctorale). Ser (Sfyi» ;
rafter ber gfeftgeilen berührt bad Officium de- '
functorum (}. b. ?lrt) nid^t unb beeinfluBt nur '.
n»enig bod Officium Beatae Mariae Yirginis in \
Sabbato unb baS Officium panrum B. M. Y., '
fott)ie bie SSotiDoffirien , »eld^e gur 9?erebrung
eingelner ©e^imnifje ober ^eiligen an freien
Säm^ntagen ober einmal im SRonate fiatt bed ,
Sogedofficiumd recittrt merben fönnen. ßingelne '
CrbenSf amilien beft(en Don ^Iter§ ber ein monat«
lic^ed ober tiNM^lic^ed $otiDofficium gu @^ren
ibre$ Stifter«, «albern Senebict XFIT. gangen
Territorien boS Cfficium Dom ^iligften ^acxa*
mente für ben Sonnerdtag unb bod Don ber unbe-
fledten empfdngni$ firr ben SamStag ge)la!tet
^crte. u?urben ouBer bieten betben au^ für bie
übrigen SBod^entage IBotiDofficien ber
abenblönbifd^en ftirc^ burd^ Seo XIH an
1883 gugeftanben, unb g»ar Don ben
Sngeln für ben !D2ontag, Don ben l^eiligen \
für ben S)ien§tag, Dom 1^1. 3ofe))]^ für be
tt)od^ unb Dom fieiben beS ^)enn für ben
(Sine IBerpfiid^tung gur Stecitation biefei
officien befielet auf @runb bed änbultei
bicts Xni. nur für bie 2)idcefen, beret
narien jene Of firien afö pröceptiD eingefül^
unb auf ®runb ber S3eftimmung Seo^S XI
für jene fkd^lid^en Sotporationen, meld^ I
für bad gemeinfd^aftlid^e Sl^orgebet ein- '
mal recipirt l^ben. ^Ogemein Derpßid
Officia universalia ober Officia de pra<
anbere fmb nur geftattet, jebod^ in jenen ^
obligatorifd^, in meldten fte Don ben Ori
recipirt mürben ; fte merben Olfida ex I
Officia particularia geilannt unb feit bei
93iertel bed 18. SaJ^r^unbertd ald Offi<
aliquibus locis bem S3reDier in einem 9
beigegeben. 3m S3reDier felbfl finben fi
gmei Officia ad libitum, meldte burd^ (
faQenbeS l^ö^ered gfeft Derbröngt ober c
Sommemoration befd^rönft merben. 3m
fa^e gu bem Officium, meld^ed aügemei
timg l^at^ begeid^net Officium propriun
cium particulare ober pecuüare ein
bad nur für einen fleinem Rxti^, für ein
ober 2)idcefe, einen Orben ober ein Sänb
Dorgefd^rieben unb in bem biefem Jheife
Supplement gum S3reDier, bem fog. Prc
enthalten ift. 2)en @runbftod biefer $
bilben biejenigen t^jle unb Officien, mel
ber ißeröffentlid^ung be§ römijd^en SreDiei
$iu§ y. ^erfömmlic^ nxiren ; bie §efte Do
niftrten ^eiligen muffen Dor 1568, bieDor
gejprod^enen Dor 1559 unb bie folc^ Ij
unb Seligen, mel^e nid^t canoniftrt fit
1534 üblid^ gemefen jein, um auf @n
^erfommenS mit einem Cfficium gefeiert
gu fönnen. 3m @egenfa^ gu bem Con
bem einer ftlaffe Don ^eiligen gemeinfanu
cium, mirbbaSjenige, mel(^ einem eingeln
au§jd^lie|lid^ angehört, gleid^faUS Offidu
prium genannt 3n ber IBegeic^nung 0
neophytorum für boS Stunbengebet bei
unb '^jingfbDOcbe ^t fid^ bie @rinnenm{
Sauifeier be$ ^ltert^um§ erbalten, loeli
nächtlichen @ebete nur eine 92octuni Don br
men ^umte^. Officia addititia merben bi
liturgifcben ®ebete genannt, melc^ bei ei
Skranlaffungen gu bem 3!age§offlcium bing
mie baS Heine nuirianifc^ unb Do^ ^bteno
bie @rabual« unb 33u$p{almen, fomie bie
Don allen ipeiligen; jie ftnb im Bremer bei
mune angebängt. ^uf bie ^age^eit, tod
einzelnen 2;beile be4 ^age4ofncium§ entf
aeif'en bie ^egeicbnurgen Officium nod
ober noctumale. Officium diamum m
cium Ye&pertinum bin. Sißerei trögt
Officium beatae Marias Virginia. 786
ftatiim in bie9nDrflm|rü6( önlegt mor- tÜlorioifept ob. VIII, 804. 33q8 Officium ^t
im Wamtn aiiötutin ([. b. 5lrl.); bie ftriolen €i|Qrafter unb btn SRang ein« featum
tttfpiütigli^ Matntina obn Laudee Bimplex;te beginnt mit bemStmittlbttSteitagS-
e genannt, ueibtn balb |um D!Qi$t-, oefpct, begto. mit bet Sommcmoiatton in b«
XageSgebet geregnet; bei bei ie|igen !Se{))« bcS Dor^crgebrnben g^efttS, mrnn baSfcIbe
ig b<T liturgi|(^n ^iiitti eiöffntn fie biefe Sommtmoiation gulä|t. 3n ber Wotutin
i)iurTtale' genannten ^reDieiauSjug baä ^äfiit^t [\i) an baS änDitatorium unb bcn ^qmnuS
dinmum, ueli^eS bie fog. Eleintn ^oren Don bei fei. Sungfiau bie tJtrial'^lDdiirn beS
£a3 ^benbgebet. Officium veaper- @am§täg3 mit jicei Scfungen au3 ber ^eiligen
ü^er au(4 Laudes vespertinae, jtjft Bä)ü^ an, toä^renb bie 3te[()onforien, bit biitte
9!k(pn genannt, bejii^lieSt in Berbin- Sedion unb atteS Solgenbe biiS gm Sion mariani-
bn ßornpltt baä täglii^e ©tunbengtbet ft^eB ®efiet ftiib. SBon ^iuB V. würbe biefeflOffi-
i au4 boit, too bieleS nid(|t mt^i aI3 dum als grfag für bit tSgti^e Sitcitation beS
: ©ottrtbienp geraden roirb, immer no^ Officium parvum B. M. V. Borg^ei^net bit
liibttßen Solfianbat^ltn. 3)it @ebet&- toeiter^in nit^t me^r oHgemein öerpflii^ttn foHte.
$nm, ntlcbt auf bte Oration biejer 2)ur<^ba§lßatiuofficiumDon2]tariä@ni))fängniEl,
tn unb mit ber £efung btS ^Dlart^ro* meldied ÜSenebict XHL im 3. 1727 Dielen Sib-
Dl Sbi>re beginnen, litiften Officium c(|en unb £eo Xni. am 5. 3uli 1883 allgemein
€i beftanb nämlii^ |cf|on im früben geflatlet bat, wurbt ba§ @am§taggofficium btr
t in fflöfttm unb Stiften bei (Stbraud), aUerfeligften Jungfrau fartifi^. nit^t aber reiiglUtfi
orgtiplii^Ieitunmiltdbainac^bti^nm oerbröngt.
eilung ber arbeiten in einem eigenen 2, S)a3 Officium parvum B. M. V. obtr
terlralb bee Slauflrumä fi(^ Derfammelte, Cureus marianue tour« fc^on im fhi^tn Snittel»
nn ^Ibfc^nitt (cspitulum) bei Stegel Der* alter in ben filäftem tSgli^ neben btm canonif^
». Ser 9tame kapM uurbt bann fO' ©tunbengebet unb in ^trbinbung mit beffen tin-
xn aiaum, meli^er für bieft iBerfamm' gelnen^oren Uerricbttt; burr^ ben bl> $(truS S)a>
mmt mar (Eapitetefaal), unb auf bit miani (gtft, 1072) fanb t8 ffieitere !8erbreitung;
it, totiä)t biefer Sefung beijumobfn mdjrfre äqnobtn btS 12. unb 13. 3o^rbunbertfi
)enl(apitel, ßat^bralcapilel), al§ auc^ Derfüsttii feint 3ni(jfung gum Sageeoffirium;
irun gen (Officium capituli) übtrtragcu, m^ biiTc(i@en)o^n^eit Durbt e3 in Dielen Ringen
biejer ÜBerfammlung fiottfanbtn. ©ie Döligdioriidj. ©ei btr 6in[ü^rung btr neuen Ke-
Jfltn Officium (= FBatum) duplex, ccTifionbc-3römif^enSrtBierS(1568)l)ob ^tuäV.
iz uirti fiimplex geben bcn SRang ber bicfc aicrpflit^itung für hie ^irc^en, roetdje ba8
ET^tftier an. ^ietrftert fall bifii'ifi^ räitii[if)e itrcDitr annal^men, ouf, {oftm fie ni<^t
ninbtt fein, ba| im frütjtn ^itltlaller auf tincm befonbem £ilel benible, empfabi abtr
i\ftitn geften, mtlcbt nid^t auf tintn bit Sttcitatton bur^ ©tniilirung Don ^bläfftn.
itltn, juti Letten unb bopptlttSaubtS ^m neutren Songrtga [innen, beren XRilgliebtr
i Baren (j. S^olboftr, §anb6. h. fiitur- ni(|t bem geifllit^tn ©ianbe angebflrtn, bienl btr
ib. 1890, 371, ^nm. i); baS Officium marianifi^e SurS, bem Ejinunb »lieber (unricbtigtr-
xmfprudit gnei iStfpem, inbem t3 mit loeife) bit Sommtmoration bt8 2:ageSofficiumS
Befpn beginnt unb mit btr jmeittn ab- beigefügt toitb, aie gcmeinfi^aftlicbe @ebetäübung
iinbiejtnfonjieinbttüKatulinunhben in SBeifebeS (SborgebeleS; audj in bet üaienmelt,
t unb not^ ben ^fnlmen bie DoQflänbige in^btfonhere Don btn SDlitgliebtm beS britlen Or-
(ffitrboppelung) ber 91ntipbonen. SJaä btn9 bt3 b£. 3ranci8cu§, roirb bitfeS Officium oiel
semiduplex (= bem duplex ä^nli^) gefielet, mie t§ audb g. S. für Srägtr btS ©copu«
iD9 gtoei Sßtfpem, jcboeb Doc ben 5pfal- liers Dom Serge garmel, bit btS Privilegium
ine äntonotion ber 91ntipbonen, melc&e eabbatinum tbeilbaft merben motten, Dtrpfli^leub
en Siialmen noEftänbig gefpro(Sen iDcr- ift, foftm bitfelbtn e§ lefen (Önntn. SBabtt ift
Officium Simplex bat nur bit füg. erfte bcStelfit in jablloftn ©onhtraulgaben Qufgtlegt
it bet eS Dom 6flpilel ab beginnt; tS unb oftmals uberfejt unb commentirtmorbtn, 3m
l btr 9!on; bie SlnlipljDnen Werben mit SrtDitr bat e8 feint ©ItHt nocb htm Officium
Gcium semiduplex lecitiil. (^gl. gum S. Mariae in Sabbato. äßo beffen Siectlation
u4 b. Alt. SBrenitr.) [Ä. Sd|rob.J als Sßerpflitbtung gu btm canonifi^eu Officium
!■ beatae Hariae Tirginls, ®lun> ^ingutritt, gt^tn IDlatutiu nnb Saubc§ btiftiben
1 S^ren btr feligften ^nngfrau, tommt ber Xagt#malutin, unb bte marianifd)e 3)tfper ber
tgie bed lateinifiben 34itii8 in brei iJ^or- SlagtiDefpti »oran; bit übrigtn ^oren f(t)litgtn
— 1. ^3 Officium S. Mariae in ficb an bit entfpre^enbtn Sagtel)oren an. 2)it
iß biux^ bie iRubriten ben €am€tagen HOlatutin bat Sine 9!octum; Saube§ unb Sefper
■ mit Btidien rotber ein geft Don ntun finb jtnen her Seftofficien faft gang Qltiä). 3)ie
w>^ eint feria major jufammeulrifft. Sßrim toeit^t Dan ben übrigen fleinen §ortn niftt
" " ) al5 anaritntog ogl. b. 91rt. ab;iebeherltjtennbolbrti5ßfalmfnunbbo§3a9r
78:
Officiam defunctorum — Officium tenebrarnm.
781
^inburd^ eine eigene Oration« 3m ^bDent unb in
ber SBeil^nod^t^^eit tt)ed^|e(n bie ^ntip^onen^ fiec-
tionen unb bie SoÜecte ; in aßen übrigen 3^ten
bleibt boS Officium unDerönbert. @ein 9lome
rül^rt bal^er, bag eS füraer ift aI3 ba§ @Qm§tag3«
unb baS gefiofficium ber l^eiligcn 3Kutter ®otteS.
®ie öon $iuS V. unb 2co XTTT. (1887) gemäl^r-
ten «bläffe fejen bie Secitation in lateinifd^er
Sprad^e DorouS.
3. ®qS Officium für bie fKorienfefie ifl ate
Commune, unter bem Sitet In Festis B. M. Y.
per annum, erft feit ber ^itte bief eS Sa^rl^unbertS
im S3ret)ier mi^ bem Officium ber jhrc^mei^e ju«
fammengefteUt. 3n ben alteren «uSgoben mürbe
an ben ^arienfeften für bie gteid^mögig mieber«
fel^renben Zl^eile entmeber auf ba§ ^t\i S. Mariae
ad Niyes (5. «uguft) ober ouf bog Officium
parvum B. M. Y. unb auf baS @am§tag3of ficium
Dermief en. «u3 bem Umftanbe, ha^ baS Commune
ber 92anenfefte einzig burd^ Sujammenftedung
gerftreuter ©ebetStl^eile gemifferma^en als $nt)at-
arbeit in baS Sreüier eingefügt loorben ift, erüart
ftd^ bie anomale Stellung am Sd^Iuffe bed Com-
mune Sanctorum, mo baSfelbe aud^ bei ber SRe«
cenfton ber editio typica be§ SBrcüierS (1885)
belafien loorben ift (ogl. b. 3lrt. aKaricnfefte YIII,
805). [ft. ©d&robj
OfAcium defunctorum, bie bem canoni-
fd^en @tunbengebete ä^nlid^ geftaltete gfürbitte für
bie Serftorbenen, bcftel^t auS IBefper, äJlatutin
unb SaubeS. SDer @ebraud^, bei einer Seid^e oor
ber Seerbigung, fomie am 3., 7. (ober 9.), 30.
(ober 40.) Sage nad^ bem Sobe unb an beffen
3a]^re3tage (anniversarium) 92ad^tn)ad^en (^i«
gilien) mit $falmen, fiefungen unb ©ebet gu
lalten, ift bereits im 4. Sa^r^unbert begeugt. ®ie
apoftolifc^en ßonftitutionen (8, 41) ermäl^ncn ein
(Sebet für bie 93erftorbenen am @d^Iuf)e ber fiaubed
unb ber 93efper, meld^eS mol^I in gform einer furjen
gfürbitte, etma aI3 93erfifel gefproc^en mürbe, tote
er nod^ je^t am ©d^Iuffe ber einzelnen ^oren oor*
fommt. 3m 12. Sal^r^unbert ^atte baS 3:obten>
officium brci 9lDctumen, im folgenbcn treten bie
SaubeS unb bie 93efper unb in einzelnen j?ird^en
gleichfalls bie übrigen §oren ^inju. ®ie SRcccnfion
beS römifc^cn SreoierS unter $iu§ V. Ifiat bicfe
SBerfdfeicbenbciten entfernt. 3m Sreoicr ift baS
Officium defunctorum mit anberen, bei Der*
fc^iicbenen ^nläffen ju gcbraud^cnbcn ©cbcten, ben
fog. Officia addititia, al§ ^n^ang an bie aÜ*
gemein gcltcnbcnOfficicnangcreil^t; imrömif(^cn
Situalc (6, 4) ift c§ im «nfc^Iu^ an ben Ordo
exequiarum für bie feierli(!^e ^uSfü^rung mit
® ef angnotcn ocrf cl^en. ®ic @cparatau§gaben maren
Don jiel^er fe^r ga^Ireic^ unb finb baburd^ oeranlagt,
ba^ baS liturgifc^e @ebet für bie 93erftorbenen in
atlen Stauben, oielfad^ felbft aI3 täglidbe Uebung
oerrid^tet tourbe unb nod^ gehalten mirb.
^Jlm ^IDerfeelentage (Commemoratio omnium
Fidclium defunctorum) ift bie SRecitation be§
SobtcnofficiumS nac^ bem 9{itu§ eineS festum
duplex mit brei Ütoctumen neben bem Zagefl
officium allgemein Oerpflic^tenb ; bie ZobtemN^
fd^liegt fid^ bonn an bie Seft)er beS SUkr^ign
feftcd unb bie Sßatutin mit ben SoubeS on bi
SaubeS be§ Saged unmittelbar an. Sfür ben (^oi
bienft ift ed in gleichem 9lnfd^Iu| an boS Zagefl
officium, jebod^ nid^t alS obligatorif^ uid) m
mit @iner 9loctum sur äRatutin, fott)ie im Stils
eines festum simplex Oorgegeid^net für bie SRon
tage be§ ^boentS unb ber ^aftenjeit faDb nüf
ein Officium oon neun Sectionen einföDt, fotrn
für jeben erften freien Zag ber übrigen SRond
auger ber Ofterjeit ; an biefen Zogen foS bau
au^ bie äiequiemSmeffe al8 SonDentnabncfje cto
treten be^m. bie Oration ata jener aI6 Cominciiio>
ration in bie Zagedmeffe eingelegt toerben. Sil
93erpflid^tung, an biefen Zagen baS Zobtenoff»
cium gurecitiren, 1^ ^iu8 Y. bei ber £infü(aa(
bed reoibirten rdmifd^ SreoierS auf gehoben. 3i
^ranciScanerorben ifl baS Zobtenof^cium nii
am SUerfeelentage nod^ an fünf Zagen oblig»
torifd^ (f. AL M. a Carpo, Ealendarinm per
petuum, 3. ed., Ferrariae 1875, YH, 6). -
S)a3 Officium defunctorum gel^ört meäa^b
5um Orbo beS Segröbniffed Snoa^fener; l^iedei
f Ott ed unmittelbar oor ber Segröbnigmeffe, foban
bie Seid^e in bie ffird^e gebrad^t »erben \% f^
Italien merben(f.BitualeBomanum6, 3, IGsqq.),
ol^ne iebod^ als integrirenber SlituS oorgef^rüa
5U fein. 2)ag ^Rituale (6, 5, 4) nmnfi^t beffn
Stecitation ober minbeftenS bie Siner 9{octum wi
ben SaubeS aud^ oor bem SRequiem am 3^ 7^
30. Zage, fomie bei bem SnniDerfarium.
3n feinem Saue unb ben einzelnen 93ePosb-
t^eilen gleid^t baS Officium defunctorum bot
geftofficien, meidet aber auger in ber 3^(1 ^
toren aud^ in feiner ©lieberung oon jener ai.
3 beginnt ol^ne ftitted 93orbereitimg8gebet n-
mittelbar mit ber ^falmobie; in biefer unb inba
SRefponforien toirb bie 2)o;oIogie burd^ bie ^
bitte Requiem aetemam erfe^t; ber 3noitatorial«
pfatm mit bem 3noitatorium mirb nur barni ttd*
tirt, toenn 5ur 9)iatutin brei 9toctumen gebdtt
merben. Sd entbel^rt ber ^pmnen unb in ber
S3efper unb ben fiaubed ber ffapiteüefung. Sie
fiectionen ftnb bem S3ud^e 3ob entnommen, loer-
ben jebod^ nid^t burc^ bie Slbfolution unb bie
Senebictionen eingeleitet, aud^ nidl^t mit bem ge>
mö^nlid^en @d^Iuffe (Tu aut^m etc.) beenbij^
3n ben fiectionen unb i^ren SRefponforien, fonw
in ben $falmen mit i^ren Sntipbonen unb ben
$rece§ flagt bie abgefd^iebene @eele über i|R
fieiben unb fprid)t nodl^ mel^r bie )uoerfid^i4^
^opung auf Sriöfung auS. ®en)ifferma|cn in
Flamen unb al§ ©tettoertreter bed ^erftorbeiM
(ex mente defuncti) recitirt ber Seter biefe Z^
be§ Officium^ unb befd^Iiegt baSfelbe im 9laiiici
ber ßird^e mit ber Oration unb ben i^r beigefügta
S^ürbitten. (Sgl. aud^ b. ^rt Segröbnii M
li(^e§.) [ft. €d^b.]
Officium tenebrarum, f. ®rünbonner3ta|
Og — Olf^inger.
790
i*a), im 9. Z. em ßönig ber oftj[orbcmi-
noriter, beffen (gebiet su 9Ro{er Seit
)te, borunter bie SRefibeng ^{tarotl^-ffar-
b. 9rt. 1, 1522) unb eine gtoeite ^aupt-
>rai (f. b. «rt), umf a|te (3of. 13, 12).
} Og iDte @e(on über bie eingemanberten
r ^errfd^te, mar er boc^ au8 bem Stamme
eren Semol^ner feined SanbeS; er mar ber
fömmling ber redenl^atten 9le))]^aim, unb
Smmoniterlanbe aufbema^rte ungel^eure
t, totldft lipxi gebient f^aiit, lieferte ben
Don feiner riefen^aften ©röge unb @törfe
\, 11). S)er ßinbrudf, melier burd^ bie
be 9(ngabe ber l^eiligen Sd^rift l^erDor*
iDirb, n>ar für bie leidet erregbare $bcin«
Olorgenlönber ein gemaltiger, fo ba| in
ammebanifd^en SBelt Og ber !DlitteIpunft
IreifeS t)on abenteuerli^ Übertreibenben
)emorben ifl, meldte in ^eutfd^Ianb gum
nzdd Süd(ert befannt gemorben finb. 3u
!^drt bie Angabe, ba^ er einer ber ®en.
mmten Stepl^aim gemefen fei unb bie @int«
riebt l^abe, meil er neben ber 3lrdf)e einher«
[et 3)ad SSertrauen auf feine SRad^t bemog
t Sel^on, beim ^erangug ber 3§raeliten
I bie @pi|e gu bieten; er mugte bieg mit
rlufl feinet Sanbe§ unb feines fiebenS unb
Untergang feincS 95oIfe5 entgelten (9lum.
-35), unb baS Don i^m bc^errfd^te ®c«
ben Stämmen ©ab unb ^RanafjeS gu
\2, 33 ff.). [ffaulcn.]
ifaiger, 92e))omuI $aul, ein p]()ito-
t^ologifd^ @c^riftfieUer ber ^leugeit unb
X ©egner ber Sc^olaftif, mürbe geboren
monnaberg, Sßfarrei ©otteSjeÜ, im ba^ri«
albe, ben 13. OKai 1817. ©eine ©^m-
ibien mad^te er in Seggenborf unb @trau«
rine p^ilofopbifd^^ @tubien begann er in
n, mo Sc^efling, Saaber unb ©örreS il^n
onberS angogen. I^ier betrieb er sugleid^
bium ber orientalif d^en @prad^en, mel(|e§ er
i^renb feiner nad^folgcnben ©tubien mit
rtfe^te unb für mclci)c§ er ein eigenes Sa«
befi^ fd^ien. 6r menbete fid^ bann ben
f^en ©tubien ju unb l^örtc ^Rö^lcr, ®öl»
Wee, SEßinbifc^mann unb SReitl^ma^r. 3m
840 trat er in baS bifd^öflidjc ©lerical-
)u 9{egen§burg über unb mürbe bafelbft
Jnben Saläre jum ^ricfter gemeint. 9kd^»
rfn 3a]&r in ber ©eelforge gemirft, feierte
er nac^ ^ünd^en 5urüd(, um bort feine
i fortgufejen. Gin öffcntlid^eS 9lmt l^at er
olgeid>en 34 3al^ren feineS fiebenS nie be«
ferne gan^e S^it oermenbete er al§ ^rioat«
: ouf bie Pflege ber SDSifjenfd^aft mit uner-
t 9Iei|e unb [taunenSmertl^er ^uSbauer.
Bptfäc^Ud^eS ©tubium aber blieb bie $]^iIo«
hierbei ijerirrte er fid) in bie müften ©tcp«
)entf<iien^^iIofopbie; Äant, gid^te, f)eflel
er mit einer ^(uSbauer unb einem Sifer
)ie in Srftaunen fe^en. @r l^atte babei
bie abpdjt, biefe ^l&ilofopben grünblid^ ju mibcr«
legen, öergafe aber, bafe bie Seit bereits baS ücr«
biente ©eric^t über bief elben gebalten batte. Sugleid^
fud^te er ein neues pbi^of opbifd^eS ©Qftem gu con-
ftruiren, meil natb feiner 3Keinung fein öorbanbeneS
mit ber d^riftlid^en SOßa^rbeit im ginflange ftebe.
2)ie ©runblinien eines fold^en gab er in feinem Srft-
lingSmerfe „©runbrig gu einem neuen Softem ber
^bi^ofopbic". Straubing 1843, gmeite „burd^auS
neu bearbeitete unb Derme^rte" Auflage ebb. 1852.
(SS lögt ftd^ faum etmaS SlbStrufereS unb Unoer-
tönblid^ereS benfen als biefeS pbtlofopl^ifd^e ©Q-
tem. S)aS ©tubium beSfelben ftetlt an ben Sefer
tarfe änforbcrungen. Älare unb bcflimmte SBe-
griff e, an meiere man fid^ b<^Iten lönnte , fehlen
burd^auS, unb ber Semar, meld^er überall um
ieben $reiS burd^gefül^rt merben foU, mad^t bie
gange SntmidHung nur nod^ intricater. ©elbft ber
Segriff, ber oon ber ^b^Iofopbi^ gegeben mirb, ift
fcbon gang Dage unb unflar. Unter bem Xitel
„95on bem SDBefen ber ^btlofopbie" l^eigteS: „S)ie
^b^l^f^Pbi^ b<it mit ieber eingetnen Srienntnig
einen beftimmien 3nbalt unb eine beftimmte f^orm
gemeinfam. S)iefe eingelne Srfenntnig !ann iebocb
fpecuIatiDer ober unfpecuIatiDer 3latax fein, ie
nad^bem ber ©eift bei bem tl^atföd^Iid^en ober em»
pirifd^en unb primitiven SQSiffen aDein fte^en bleibt,
ober ie nad^bem er ben fo erfannten ©egenftanb
aud^ burd^ anbere SBa^rbeiten begrünbet. Sßenn
fonad^ bie begrünbete Srfenntnig bie miffenfd^aft*
lid^e ober fpeculatiüe unb pbilofopbifd^ ift, unb
menn fie ber primitiven, unmittelbaren, pofitioen
ober empirifd^en gegenüberftebt, fo oerbalten ftcb
beibe Srten oon Srfenntnig nid^t auSfd^Iiegenb,
ba bie fpecuIatiDe forno^I bie empirifd^e DorauS'
fe^t als anä) fortbefteben lögt, ^a femer jebeS
Dbject mie jebeS ©ebict üon gufammenbängenbcn
Objecten (mie bie ©prad^e, bie 5Ratur, bie 9teli«
gion) empirifd^ unb fpeculatiü gemußt merben
!ann, fo ift bie Sintbeilung in SJemunftmifjen«
fd)aften unb pofttiüe SBiffenfd^aften eine unrid^tige,
ba eS ja gcrabe obne ©pcculation leine SBiffen»
fd^aft geben !ann, unb ba eine nur logifdfje 3»"
fammenfaffung ber Srfenntniffe obne ©ad^begrün«
bung ben 9lamen einer SBiffenfd^aft nid^töerbient."
®iefe ^robe fann ftatt jeber meitem ©figgirung
beS „©^ftemS" genügen.
^uger einigen anberen meniger bebeutfamen
©d^riften gab bann Oifd^inger eine Sbl^anblung:
„$biJofop|ie unb SReligion, ober fpeculatiöe 6nt«
midtlung ibreS normalen SJerböItniffeS im ©egen«
fa|e gur m^tbifd^en ^uffaffung", ©d^affl^aufen
1849, l^erauS. SSorgugSmeife aberbefd^äftigteibn in
ben f olgenben 3a|^Kn bie ©üntber'f d^e ^b^^of opb^^
meldte er oon feinem ©tanbpunfte auS gu miber«
legen fu^te. ®iefem Stt^erfe bienen bie ©d^riften :
„®ie d^riftlid&e XrinitötSlebre. OKit Wüdffid&t auf
ben gegenmärtigcn©tanb ber Xbeologie unb ^^\0'
fopbie unb namentlid^ auf ben mobemen Dualis-
mus begrünbet", ©ulgbadf) 1850, „®ie dferiftlid^
(5^e" (gegen ben ©üntberianer Dr. $abfl) unb
•91
Oiic^inger.
792
^2)ie mniWW W^o]opf^\t. mit SRüdftd^t auf
bie ®e[(^id^te unb ba3 @t)ftem ber ^^üofop^ie, .
fotoie auf bie d^riftlic^e ^Religion bargeftellt unb
getourbigt", ©t^aff^aufen 1852. Soju fam,
bann no^ bad sneibönbige SQBerf „@t)ecuIatiDe .
Sntmicflung ber ^au))t)^fteme ber neuern $^tlo- ,
fop^ie Don SeScarteS (i§ ^egel", St^ffl^auien .
1853—1854, ttorin er eine SBiberlegung bicfer ■
neuem $^Uo)opl^ie anftrebte , babei üon feinem !
eigenen Softem au^gel^enb. 3n ben gal^ren 1858 •
bis 1869 befc^äftigte ftc^ Oifc^inger Donuiegenb !
mit t^eologifd^en ®cgenftanben, unb ^ier mar eS,
mo er mit ber fd^olaftifc^en Sl^eologie in Sonjiict
fam. ßr moflte junödöft ein „ ©Aftern ber d^rift-
lid^en Glaubenslehre" l^erauSgeben, ba§ auf meh-
rere S3önbe bered^net mar, aber nur bi§ gum ^meiten
»anbe gebieten ift (2anb§^ut 1858—1859).
@Ieid^5eitig gab er aber eine anbere ©d^rift her-
aus unter bem £itel „®ie fpeculatiüe S^eologie
be§ 1^1. Stomas Don ^quin, be§ englifd^en Se^*
rerd. 3n ben ©runb^ügen f^ftematifd^ entmidelt",
SanbS^ut 1858. 3n biejemSud^e fmb eineganje
9teil)e Don fie^rpunften ber @d}o(aftif, ^umal
beS ^I. Stomas, be^eid^net, melcbe nac^ Oifd^in-
gerS Slnfic^t birect Don ber Jiirc^cnlel^re ab'
meid^en, unb bie er o^ne Bemäntelung auf^u»
beden unb bem apoftoIifd)en Stuhle jur jlennt*
ni^na^me Dor^ulegen als ®emif)enS)a4e erad^tete.
S^aS ganje 9ud^ fann nur als eine traurige 9Jer-
irrung eineS fonft reid^begabten ®eifteS bejeic^-
net merben. Oifc^inger greift in bemfelben ni^t
bIo| einjelne fie^rfö^e beS 1^1. Zl^omaS, fonbem er
greift beffen £^eoIogie in i^ren @runbpnncipien
an unb ift ber ^nfic^t, ba^ biefelbe auf einem gang
falfd)en @tanbpunfte fuge, ba^er Don ®runb auS
umgeftaltet unb reformirt merben muffe ; nur fo
fönne eine Harmonie ber fpeculatioen ^l^eologie
mit ber ffirdjenlel^re crjielt merben. ^u^ um bie
3ntyimer ber mobemen $^iIofopf)ie, meldie in
ber Sd^olaftif bem j?eime nad^ fd^on enthalten
feien, miffcnfd)aftlic^ gu überminben, muffe man
ber Sctiotaftif, unb namentlid^ ber 2e^re beS
^(. Stomas, ben Ärieg erflären. Seifpielsmeife
ergibt fic^ für Cifdf)ingcr in feiner Äriti! baS 5Re-
fultat, baß ©Ott nad) ben Se^rbeftimmungen beS
^l Stomas im ©runbe bod^ als nid^ts ^InbercS
erfc^eine, benn als baS leere unb unbcftimmte ©ein
ÖegelS. 3)ie Scmeife beS ^I. X^omaS für bie
O^Siften) eineS übermeltlic^en ©otteS feien burc^^
aus ungenügenb u. f. m. S^abei tritt mieber
bie gleiche Untlarl^eit in ben Segriffen l^erDor mie
in bem „®r)\km ber ?p^ilofopl^ie". ©o fagt er
j. 53. in fflcjug auf bie göttliie 3:rinität (a. a. O.
125) : „gs le^rt aber bie gefammte ffird^e über
bie Srinitöt: 1. ©ott ift nur giner, (Eine ©üb»
ftong unb $erfönli(^feit, nad^ klugen unb in ber
Totalität betrodfjtet ; 2. aber biefe 6ine ©ubftang
unb ^erfönlid^feit ift boc^ gugleid^ noc^ Snncn
breiperfönlic^, SJater, Sol^n unb beiliger ©cift."
Sßie aber ©ott nad) ^(uBen einperfönli($ unb nad^
3nnen breiperfönlid{| fein fönne, baS entjie^t fid^
bem IBerftäubniffe. — Otf (Ringer fcmbii fem 94
nac^ Stom, bamit baSfelbe ber ^5<^flai Mßiß
^uctorttöt Dorgelegt merbe. SBie i)OiaBfi}ii{^
marb baSfelbe bort im 9prü 1859 anf ben ^
gefegt, ©leid^ barauf erflörte Oifd^er in eiHi
©(^reiben an ben ^igen Soter, büB er bem»
miUigen ©e^orfam leiften toerbe, bat aber, über hi»
jenigen $untte belel^rt gu merben, in bcnen er gm]
l)aU, S^ie böc^fte finfjlic^e 9(uctoriiät tomde jk|
felbftDerftanbiic^ in feine SiSputatiim mit ein
einzelnen ©elebrten einloffen, unb »emi fie e8iniil|
gemoüt botte, fo mört eS unmöglt^ getKfen, c»
gelne $unfte auSgubeben, ba bie ©runbonf^oo»
gen Oif cbingerS in ^egug auf bie Se^rt beS (L I|^
maS unb ber ©c^olaftif überbaupt irrig finb.-
£ie nac^folgenben ©cbriften Oifd^ingetS bona
mit ber genannten fac^Iid^ ^ufammen nnb fein
)ur Darlegung ber SontroDerfcn bienen. H
tnb : ^pologetifd^er 92ad^tTag gu bem SBerft: Sil
pecuIatiDe Se^re beS I^L X^omaS gegen bieSe^m
unb Eingriffe ber SBiener fiiteraturgeitung, Stün^a
1859; Commentariitheologici, ebb. 1860; ti
ginbeitSIcbre ber göttli^enXrinitöt 92ad^berfinft
lid^en Srabition erroiefen unb gegen bie 3nI4m
feftgeftettt, ebb. 1862; 2)ie d^rifilic^e unbbie|4»
laftif d^e Slbeologie, 3ena 1869. 3n biefen ©cbiifki
l^enfd^t Dielfacb ein unerquidlid^er, geret}ter Zn
meld^er Don einer tiefen SSerbitterung beS Da
fafferS geugt. 92amentlid^ ftnb eS bie fog. Sa
fd^olaftif unb beren SSertreter, über bie Oifd^
feine 3omcSfd^a(e ausgießt loobei er 5E^eoIoga
mie $enone, S^enginger, ffleutgen in ba Ztnil
tötslebre unb Sbriftologie eine Steige Don fonna
bäretifdf)en Sel^rfö^en gumSSormurf madftt. 99ein
man nö^er gufte^t, fo finbet man, bag CifAinp
nur burcb eine gang mangelbafte ffenntnil Üei
fcbolaftifd^en Segriffe unb S)octrinen gu foi4a
Sormürfen fommen fonnte. ßr Derfiebt emfuf
bie ©d^olaftif nid^t. ^«IS Sutobibaft bflbeii
Oifd^ingcr fid^ in ber fiectüre ber neuem $^11»
fopl^ie fein p^ilofopbifd^eS SBiffen, o^ne fi4 ^
ben Soben ber "Xrabition gu fieUen unb an bd
©efe^ ber Kontinuität gu binben. f)ötte er ooi
ber neuem Iß^ilofopl^ie bie mittelalterlich fi^ Q»
geeignet unb mit feinem überlegenen ©eijle pi
f ortgebilbet , er möre bann ebenf o im ©tonbe ge«
mefen, bie neuere $biIofop^ie, beren innere Ito
baltbarfeit fic^ unmittelbar fül^Ien lagt, tDiflai^
fc^aftlicb angugreifen unb bialeftifd^ gu gecf^oi
o^ne in feinen eigenen ^nfcbauungen mit ber äi»
ber ©d^ule in Eonflict gu gerat^en. 818 et pd
aber Don ber neuem $Pofop^ie l^inmeg gur nritiri
alterlid^en menbete, brachte er ein fd^on abgef4^
neS ©i}ftem mit, beffen Segriffe unb ^rincipie
mit benen ber ©d^ule nid^t me^ in SDem (wi
bcffer : gar nidfjt mel^r) l^armonirten'* (Säiogrorti
Cifc^ingerS in ber 9lugSb. ^oftgeitung 1877, »c
läge 3). ^l(S IBeifpiel einer Don i^m bei einem Sa
f^olüftifer entbedten „^orefie" möge golgenh
bienen. S&ie ©c^olaftif le^rt, ba^ ber 9Renf4 ^
gmei ©ubftangen, Scib unb Seele, befielt, bc
Olaf - Oläl^uS.
794
jt beiben on ftd^ incom))Icte Subftonsen
itt fie üon 92atur au§ gut Sonftttuirung
itten) completen @u6ftan), bie toir äJlenf^
befümmt fmb. 2tn biefem Sinne mu^
if4 als eine, aÜerbingS au8 Seib unb Seele
K ober bod^ in {td^ ein^tlid^e 9{atur be*
oerben« S)iefe ^octrin foO nun nai^
}jtt mit ber ff tr^nlebre in birectem SBiber*
eben imb b^etifd^ fein ; benn fte anerf enne
abfilmten, nid^t itoti @ubftan}t]^eile im
n; eine ouS jmei Subfian^en jufammen«
Katur entl^Ite eine Sonfufion, bie bod^
iten ber ffinbe Don Sb^f^^ unb t)on bem
n abgemebrt merbe. Unb ba nun ^ertöne
c Cbtiftologie biefe Soctrin auf SbnftuS
* vmh bebaupte, in Sbtifto feien Seib unb
t einer einbeitlid^ 9}atur Derbunben, bie
bttfid^en ^Jkrfon fubpftire, fo fe^e er ftd&
R SBiberfprud^ mit bem @pmboIum be§
cüS üon Xolebo (675): Cluristus in dua-
oriB, tribus extat substantiis, unb bem«
tffe feine Soctrin a(§ b^retifd^ bejeid^net
inem pritHiten unb priefterlid^en Seben mar
{er tabellod. iBon Stugenb auf an bie be-
ten Ser^ältniffe gemöbnt , b^tte er , mie
1 cttirter SiograpI fagt, f aft gar feine 99e-
!; boS einfädle, nüd^teme, mö^ige fieben,
er in ftiDer Sutücfgejogenl^eit fül^rte, ift
bem eined Snad^oreten ^u Dergleid^en ge«
Er ftarb am 11. S)ecember 1876 an einem
iiffe. [StödlJ
, f. Scbtt'eben.
\m5 (Oläb), 9}icoIau§, Srsbifd^of t)on
^rimaS t)on Ungarn, Staatsmann unb
r, nmrbe im Sanuar 1493 ju ^ermann«
Siebenbürgen geboren. Sein SSater, Ste-
rt Dortreff lidfjer 9Ronn, [tammte au8 einem
ilad()ifd^n gfürftenbauS (ügl. baS S)ipIom
$erbinanbS I. Dom 23. 9^oDember 1548
Olahiy Hungaria et Atila, ed. EoUa-
bdobonae 1763, 229). 9iad& ben ^uf-
gen in feinen autograpbifdfjen 9Joti|\en fanb
ie SticoIauS im ^ax 1510 am ^ofe ffö-
ibiSIauS' eine Stelle unb mürbe 1516
: beS Sfünfürd^ner 93ifd)of5 ®corg Don
r^. 3wm ^ricfter orbinirt, erbielt Oläb
»22 ba§ ffomomer ^rd}ibiaconat an ber
)Iitanfir(be ^u ®ran. 2)ann mürbe er al§
in ber föniglid)en ftanjlei Dermcnbet unb
SWöra 1526 5um Semtär unb SRatb bc«
i(ben ffönigS Submig U. unb (fünf 2:age
« ftbnigin ?Karia ernannt, '^flad) ber Der«
DoOen Scblod^t Don 9)2obäc§ begleitete er
igin-aBittme nad^ ^refeburg. ^m 3. !Ko»
.527 erbielt gferbinanb I. ju Stu]^In)ei|en«
tceffton unb föniglid^e SBürbe, gegenüber
ai'S Untemebmungen, unb ibm fd^mur
tene, melcbe er in ben fd^mierigften Seiten
gienmg tabeüoS bemöbrte. 92od^ im felben
S27 befom Oläl^ bie anfebnlid^e $frünbe
i
ber Suflobie am (SApM ^u StubI>oei|enburg.
S)od^ mar er nod^ leineSmegS am S^tU: er münfd^te
5um SBifd^of ernannt }u merben. %f)oma^ Sola-
bä^Q, bamalS ftanjler beS SReid^ed, bat il^, bie
®efd^fte eines SecretärS ^u übemebmen, oDein
bie SBerfpred^ungen ber ffönigin-SBittme ermiefen
l(b als möd^tiger. OIÜ^ Derblieb in feiner (Kgen-
d^aft als 9iat^ bei ibr unb begleitete fte 1580
nad^ SBien, fiinj unb Augsburg, mobin }ur Unter-
brüdung ber SReligionSmirren Don ff önig ffarl Y.
ber SReid^ratb einberufen mürbe, ffönig gftrbi-
nanb L lannte unb billigte OläbS Snfprüd^e auf
eine labbere SEßürbe unb Iie| eS aud^ in biefer $e-
5iebung an Serl^eibungen nid^t f eitlen. Oläb mugte
iebod^ erfabren, bog ibm Rubere Dorgingen, unb
gerne bötte er auf feine Stellung bei ^of Der-
gid^tet (Dgl. Monumenta Hungariae Historica,
Diplom. XXY [Nicolai Oläh, Ludovico 11. B.
H. et Mariae B. a secretiB, Ferdinandi I.
Gancellarii . . . Codex epistolaris, 1526 ad
1588, rec. AmolduB Ipolyi, Budapest. 1875],
94 [Sd^reiben Oläl^S auS SugSburg 20. October
1530 an 6mer. SBebef, 2)om))ro))ft Don Stul^l-
meifeenburg]). — Sngmifd^en botte bie ftönigin
!Dlaria gemög Sufforberung ibreS SruberS bie
Regierung ber 92ieberlanbe übernommen unb Oläl^
in fd^meid^elbaftefter SBeife gebeten, fie bal^in }u
begleiten unb SeaetörSbienfte gu leiften. 9Rit
Stüdfftd^t auf feine miglid^en bconomifc^en tBer-
l^öltniffe folgte er bem Sftatbe feiner gfteunbe unb
ging im^Rörg 1531 nad^ ti^lanbem, beflagte aber
fd^on am 16. October 1531, in einer 3uf 4nf t an
3ob. Snt. t$i^eiberm Don Surgio, ©efanbten $apft
ElemenS' VII., feinen ßntfd^Iu^: Mores homi-
num non novi, alieni illorum sunt a meis . . .
Praeterea nun me cognoscunt, neque ego eos,
quod quantum adf'erat homini turbationis
cogitare ipse potes (Cod. epist. 160). 3n einem
Sd)rciben auS SBrüffel Dom 26. S)ecember b. 3.
eröffnet er freimütbig ffönig Sferbinanb feine Sage
(ib. 179 sqq.). 3nbeffen lebte er ftd^ langfam in bie
neuen SSerböltniffe binein unb legte großen SBertb
auf ben literarif d^en SJerfebr mit berübmten ©elebr-
ten. 6r befd^öftigte fid& emft mit ben bumaniftif d^en
SDSiffenfd^aften, lernte aud^ nod& baS ©ried^ifd^,
mar felbft literarifd^ tbötig unb unterbielt mand^er-
lei 93crbinbung mit ben §umaniften feiner 3«tt.
5Kit graSmuS correfponbirte er l^öufig, fd^eint ibn
aber nie felbfl gefeiten gu boben. @r mad^te ibm
einmal (Cod. ep. 196 sq., 12. Febr. 1532)
ben fd^mcren SJormurf : Videtur conqueri de te
quodammodo patria, a te nihil accepisse oma-
menti et beneficii, cum eam deserueris. 3n
bicfe 3eit föttt DIäbS grftlingSmer! Chorogra-
phica Hungariae descriptio, bejjen ^utograpb
uod^ beute in ber ^ofbibliotbc! üu SBicn Dorbanben
ift. ®ie Doflftänbigfte ^uSgobe baöon Dcranftaltete
ber 93i6liotbefar % g. ffoflär : Nie. Olähi Metr.
Strig, Hungaria et Atila, Vindob. 1763. «uS-
gejcicbnet mar DläbS SSobltbötigfeit, fo bafe er,
mcil bie SobluwQen auS feinen SBeneprien unb
795
Oläl^uS.
71
SSep^ungen tiid^t Ijünftli^ einliefen, öfters in
(Selböerlegenl^eit geriet)^ (f. bie ©riefe on ben 95er«
tt)Qlter % Sseglöbi Dom 3. unb 10. September
1533; Cod. ep. 403 sq. et 407 sq.). 3m
Uebrigen [tieg fein Sinflufi uon 3a^r ju ^af^x, unb
D\&f) föurbe balb eine ^erfönlid^feit Don allge-
meinem ^nfe^en« 92ad^bem burd^ ben gu ©rog-
»Qrbein im 3. 1538 gcfd^Ioffenen gricben fid^ bie
!Ber]^öItnijfe einigermaßen confotibirt ^atitn, er»
l^ielt Oläl 1539 ben ^luftrag, bie in ben S3e-
ft^ungen ber ftönigin-SBittme eingeriffenen Stö-
rungen unb Stec^tStoibrigfeiten ju orbnen« Sr
DoUgog biefe SRiffion um fo lieber, ba e§ i^m l^ier«
bur^ möglid^ mürbe, aud^ feine eigenen 9n-
gelegenl^eiten ju beforgen. Obmol^I er bei feiner
9iü(ffe]^r niti^t mel^r baran badete, abermals feinen
S)ienft als Secretör anzutreten, gefd^a^ bief( ben-
no^; er traf bereits 1540 mieber in Belgien ein
unb Derlieg erft nad^ Ablauf Don meiteren jmei
Salären feine Stellung. Äönig gferbinanb ernannte
i^n jum föniglid^en SRatl^ unb beauftragte i^n gu-
gleid^ mit ber SBeforgung ber ©efc^öfte ber ^of-
fanglei. ^ud^ ^ier ermieS ftd^ Olä^ als pflicht-
treuen, gemiff enl^aften ÜJlann unb mar beßmegen für
ißiele eineSSertrauenSperfon. ^uf 93orfd^(ag $aulS
^ärba^, beS $rimaS Don Ungarn unb Sr^bifd^ofS
Don ®ran, marb OUl^ beßmegen DonOönig^r-
binanb L 1543 gum IBifd^of Don ^gram unb gum
Oangler ernannt, unb fd^onnad^ furger^eit (1548)
fonnte er biefeS 93iSt^um mit bem Don Sriau Der-
taufd^en. S)ie fird^Iic^e Steuerung l^atte bamals in
Ungarn eine erfd^redfenbe ^uSbe^nung gemonnen.
S)al^er trad^tete Oläl^ in 93erbinbung mit bem $ri-
maS ba^in, ftönig Qferbinanb, ber in fo mancher
Segiel^ung nid^t energifd^ genug mar, gu einem zeiti-
gen unb fröftigen Sinfd^reiten gu beftimmen, um
menigftenS bie äußere Unterbrüdfung ber Snlel^rc
ju eneid^en. Wit biSl^er gemad^ten Srfal^rungen
i^attenOIäl^ übergeugt, baß nur burd^ bie föniglic^e
^uctoritöt unb entfpred^enbe ©efe^e ber ^örefte
gefteuert merben fönne, mie aud) ber 1543 in
SJeufol^I gufammengetreteneSReid^Stag bieSrlaffung
fold^er ®efefee Derfügte. — ffiurtft baS im 3. 1549
erfolgte ^infd^eiben beS $rimaS SJärba^ unb bie
Srmorbung feines 9{ad^foIgerS (1551) lam ber
©raner ergbifd^öflid^e Stu^I in Sriebigung. ffönig
Sferbinanb erblidtte in Olaf) ben geeigneten SNann
für bie fd^mere SteOe, unb am 7. iKRai 1553
mürbe im Oebenburger Sleid^Stag bie Ernennung
Olä^S au berfelben Deröffentlid^t. S)iefe SBal&I,
meldte $apft 3uIiuS m. am 17. September 1554
beftätigte, mar in ber %^at eine proDibentieBe.
SciDunbemSmertl^ ift, mic Diel Dläl^ in ben 3a^ren
1553 — 1568 burc^ feinen fird^lid^en gifer unb
feine eminente ©efäl^igung in biejer äußerft fd^mie-
rigen Stellung DoObrad^te. Sein ^auptbeftreben
mar bie 9ftein|eit beS fatl^olifc^en €$laubenS, bie
S)iScipIin beS SIeruS unb Domel^mlid^ bie Srrid^-
tung Don Sd^ulen. ^Rad^bem baS ^omcapitel
bereits unter feinen SSorfa^ren ben Si^ in ©ran
Dcriaffen l^atte, mußte aud^ ber grjbifd^of feinen
Si^ Derlegen. D\ä) mol^nte abmed^felnb in ^
bürg unb S^mau, aber aud^ am föntglid^ ^
lager in äBien ^attt er eine Surie, in todfyx fo{
eine größere Sibliotl^el angelegt mar. SBie J
SBüd^er, fobemol^rte er aud^ fürffunftmerle ein^o^
3ittereffe unb bereid^erte mit folc^en ben ®nn
2)omfd^a^ in großartiger SRumficens. 9lid^t min!
forgte er für bie ©fiter beS SqbiStl^umS, liidi
burd^ StiDaftonen gelitten l^atten. Seinem tafUo|
SBirf en ftnb aud^ mel^rere fird^freunblic^ ©cfi
gu Derbanten; fo 1554 baS ©efek über biefl
fteDung Don ©eiftlid^en; 1556 über bie «u
meifung ber äBiebertöufer; 1558 über bte%
munität beS SleruS; 1559 über bie grei^it la
93efud^e berffirc^euDerfammlungen, bieSeflrofin
berunge^orfamen gciftKd^en$erfonen. 3m3.15(
bemirfte er bie ^erfteiOlung ber Següge beS ^rinx
nad^ ben in ber f öniglid^en 9Rüme geprögten ®oll
ftfid(en (pisetum); 1561 bie Snfüdgabe httim
Saien occupirten ürd^lid^en ©üter. Sm meifh
ermartete {ebod^ Oläl^ Don ber SReformirung bi
SIeruS unb ber Sd^ule. Sc^on am 10. 3uni 155
gab er ben 99efe^I, baß aQe S3eneficiaten ftd^ h
i^m eingufinben l^ötten, um fi^ über i^ren ©lot
ben, il^re Sitten unb il^r priefierlid^eS Seben osl
gumeifen. 2)a bie ^Rel^rga^I ber IBerpfiid^telt
biefem 9)efe]^Ie nid^t nad^fam, orbneteOIäl^ intM
gangen Srgbiöcefe 93ifttationen an. Sen meipc
SBiberfianb leifteten bie ©eiftlid^en ber lönigfid^
Sergftöbte Sd^emni^, Jhemni^ unb IReufo^I, M
l^in gur IBifitation ber ^onter ^rd^ibiacon Smroi
cuS 3. S)erecgfQ gefenbet mürbe. ^IS biefer erfob
loS gurüdffel^rte, na^m ber Srgbifd^of bie €q4
felbft in bie f)anb unb [teilte bieOrbnung enUü
^er. ©roße ^opung für bie äteform fe^te bc
^rimaS befonberS auf bie ^bl^altung Don 6911
oben. Sr traf aUe S3orbereitungen gur Slb^Itinj
eines $roDingiaIconcilS unb trat mit ben 9if(^
1559 l^ierüber in SSerl^anblung, fonnte jiebo^mi
feinem $Ian bei ber SRe^r^eit berfelben ntd^tbun^
bringen. SDeßl^alb berief er für ben St. ©eot^
tag 1560 na^S^mau eine 2)iöcefanf9nobe. Si
^Berufenen folgten gum größten S^eil ber Eh
labung. 9m 23. Wlai mürbe bie Spnobe feiedid
eröpet, unb eS famen gur SSertefung bie Dom Sq
bifd^of abgefaßten Catholicae ao Christiaiiai
Beligionis praecipua quaedam capita, deSi
cramentis, Fide et Operibus, de utraqii
Justificatione ao aliis, eine bogmatifd^moca
lifd^e 3nftruction für bie Seelforger, bie @mb
läge gu einer regelred^ten unb mit ben fir^Ii^c
Sa^ungen l^armoniftrenben geiftlid^en 9mtfifi{
rung. 3n 38 ^auptftüdten l^atte Oläl^ barin U
^auptlel^ren unb SSorf d^riften ber römifd^en SMi
gufammengeftedt imb mit Semeifen ouS ber (ei
ligen Sd^rift, ber 2:rabition, SQuobalbef^Iuffi
unbßrfal^rungunterftü^t. 2)iefe3ufanimen{leIIni
mürbe mit SeifaD aufgenommen unb balb botoi
(1560) gebrudft, icbod^fe^lerl^aft. 9?ad&bemberS8e
faffer felbft fte corrigirt l^atte, mürbe fte abernttt
1561 Don 9t. ^opalter iti 3Bim, mit einem So
797
Oläl^uS.
798
Dorie beS ei^Bifd^öflid^ @eneralt)icar8 ÜJi. ©örög
i^ 1570) Derfel^n, in 2)ru(f gegeben. — 9Itö
$#$uiHV. baS t)ertagte Srienter Soncil lieber
IifQiiRnnirief, fd^eb Olä^ fär ben 23. Slphl 1 561
einef^oühqialii^nobe nad^ S^rnau au§, um über
bie 9ef4i(finig bed SoncilS au berat^en. S)ie
69RÄe nmrbe abgel^Iten, mar aber mel^r ein
S)iMQn" als ^roüinsialconcil. €3 tDurben ber
{fmibei 8if(^of 3o. StoMnit^ unb ber (pöter ab-
tnmrige berud^tigte «. S)ubitb (f. b. 9lrl.), Si|^of
wnZinien, jum Soncil nad^ Orient entjenbet. j?ö*
ng gerbinanbS ©efanbter ttxir ber günflird^ner
Ki(tof ®eorg SraSfooid^. Ob bie tribentinifd^en
6a|migen in ben f olgenben S^noben in ben äa^ren
1S62 mib 1564 förmlid^ pubücirt morben fmb,
ifirine Dielumftrittene ^roge; fidler fyxi OIsl^ nid^t
m in feiner $afbrQlann)eijung barauf Siüdfid^t
unommen, fonbem oud^ Diele S^ecrete profttfd^
Im^gefü^rt. Uebrigen§ ift nid^t ftc^er, ob Oläl^ ber
Ol 8. flpril 1546 abgebaUenen vierten @i^ung
MSoncitö beigemobnt f^at gär bie jlenntniß
ber bamoligen ftrd^Iid^ tBer^öItniffe in Ungarn
ijl befonberS belel^renb baS am 25. SRai 1563
MB SBien nad^ Xrient gefanbte Sittgefuc^ bed Sr^-
Mf4of« (abgebrudt in ^f. %. t>. S3u(^oI^, ©ef^.
ber Segienmg Sf^binanbS bc§ erften IX [Ur-
fnibcnbanbl SBien 1838^ 694—698). Sr flaqt
Mttcr barüber, ba^ Diele Seneficiaten bie $fli(i)t
berSefiben) nidf^t erfüUen; er felbfl babe %M
(ngemenbct um bie ®i§ciplin tDieberberaufleden,
idloc^ fnid^tlod (Factum est, quod non sine
leertissimo dolore scribimus, ut ob Catholi-
eomm sacerdotum penoriam, nostri homines,
ptssim pecudum more et nascantur , et vi-
tant, et moriantur ... fit ut saccrdotes nostri
partim ab iys, quos diximus nobilibus propter
denegatum Domini Galicem pellantur, partim
propterea quod uxores eis a nobis non per-
nittuntur, sua sponte ad haereticos per-
Tolent). Sr moQe aber fammt feinen ^itbifd^öfen
(teraQeS Ungemad^ über fic^ ergel^en lajfen, al§ in
irgnib rotldftt Bad^t audj nur einen Oinger breit
Mm ben tribentinifd^en S)ecreten unb (ionftitu>
tumtn abmeid^en. 3m Semugtfein feiner fdfjmeren
Scrontmortlid^feit bittet er inftönbig» bie beilige
lin^Derfammlung möge bod^ aucb ber in Ungarn
obiBQltenben mi^Iid^en IBerböItniffe gebenfen. SBar
A aucb in biefem 99eftreben OIät) nid^t nad^
8nif(b gegongen, fo b^tte er bocb feine $flid)t
•II $rimoS unb SRetropoIit get^an, unb er Der«
ftnde nic^t, feine refommtorifd^e Sb^tigfeit nad^
iw Dor fortjufe^ — Um bem ^rieftermangel
8b|ti||elfen unb einen guten SIeruS 5U bilben, f übrte
Ola^ bie (SefeUfd^Kift 3efu in Ungarn ein unb er*
nutete in ber Crjbiöcefe ein ßlericaljeminar. 3)cr
H P. Canifmd unterftü^te lebl^aft biefe§ 93or-
Vkn, nnb eS mürben burd^ itotx Sefuiten mit
bt^ Srf olg ^rcbigten für ba§ IBolf unb S^ercitien
für ben GleruS gebalten. 92un folgte aud^ bie Siege«
tog ber SomfdS)u(e. OIäb§ ^norbnungen in bie«
km fünfte lixiren fo praftifd^, bag fte 200 3a^re
unb barüber faft unDeränbert in ®eltung blieben.
Snblid^ !am im 3. 1566 nod^ bie Srrid^timg eine§
ßlericalfeminarS l^inju. — 9Jidf)t ju unterfd^ä^en ift
fd^IieBIid^ OläbS literarifd^e ^bätigteit, befonber§
burcb Verausgabe liturgifc^er ^üd^er. S)ieje bebt an
mit ber 1558 bei SR. lg)off^aIter in SBien gebrurften
Sbition be§ Breviarium secundum usum Almae
et Metropolitanae Ecclesiae Strigoniensis.
Stoei Sa^re fpäter (1 560) erf d^ien mit benScbriften
beS SBiener SoUegS baS berül^mte ^Rituale: Ordo
et BituB Sanctae Metropolitanae Ecclesiae
Strigoniensis, quibus Parochi et alii animarum
Pastores in Ecclesüs suis uti debent, bem
ba§ mobigetroffene Sruftbilb be§ feltenen SDflanneS
DorauSgc jtbidtt ift. — 9lm 6nbe feinet SebenS mu^te
ber ißrimaS nod^ bie ^enberung ^u Ungunften
ber (at^olifd^en ffird^e feben, meldte burd^ ben
Sob ÄönigtJerbinanbS (1564) eintrat. 3tt)flr er«
toirfte er ©nbe Dctober 1567 bei ftaifer ÜKaji«
milian IL, Jtönig Don Ungarn, einen ftrengen
Sefebl an bie ©tabt Debenburg, biefelbe fofle bie
^n^änger SaloinS unb bie SBiebertöufer au§«
meifen. 99eDor jebod^ baS föniglid^e SKefcript an«
langte, fiel ber Dicigeprüfte fceleneifrige Dber^irt
in eine fd^toere ftranf^eit, Don ber er nicbt mcbr
genas. 6r ftarb in £^mau am 16. 3ctnuar 1568
(f. b. Serid^t Don 93eneb. 3«cbcft)/ tönigl. ftanjiei»
©ecretär, bei Eovachich, Script, rer. Hung.
min. I, Budae 1798, 155) unb mürbe in ber
S^mauer S)omfird^e bcigefejt. — Sie mid^tigfte
Ouelle für bie ©efcbi^te Olä^S bilben feine
^Briefe, Sieben, @taat3fd^riften, autobiograpl^i«
fd^en ^ufgeid^nungen , bereu oben mebrfad^ ge«
bad^t mürbe; augcrbem fmb in ermäbnen: Franc.
Forgäch, De statu reipublicae hungaricae
Ferdinande, Johanne, Maximiliane regibus
[1540 — 1572] commentarii, ed. Fid. Majer,
Pest. 1866 (in ben Monum. Hungariae Histo-
rica, Scriptt XVI), eine^artcifd^rift; Math. Bei,
Adparatus ad Historiam Hungariae, Posonii
1735; Garolus Peterify S. J., Sacra Concilia
Ecclesiae Rom. Cath. in regno Hungariae
celebrata II, Posonii 1742; Nie. Schmitth
S. J., Archiepiscopi Strigonienses compendio
dati II, ed. alt. Tymaviae 1 758 ; Länyi-Knauz,
Magyar egyhaz törtenelme II, Esztergöm
1869; Sb. ©irfel, 3ur ©ejd^. beS 6onciI§ Don
3:ricnt, SBien 1870—1872; W. Frankl, A
hazai ^s külf. iskoläzäs a XVI. szäzadban,
Budapest 1873; ®an!6, ©efd&id^tUd^cS , 93e»
fd)reibenbe8 unb Ur!unbUd^c8 au8 bem ©raner
S)omf^a^, ©ran 1880; S)erfelbe, Magyar
egyhäzi bibliografiai ^rdekesscgek. Az Cr-
dinariusok, Budapest 1889; Id., Vetus Hym-
narium ecclesiasticum Hungariae, Budapest.
1893; AI. Zelliger, Egyhazi irök csarnoka,
Nagyszombat 1893. S)ie jablreid^en fleineren
Sd)riftcn über $rima§ Oläb finben fid^ gufam«
mcngeftellt in J. Szinnyei , Hazai es külföldi
folyöiratok magy. tud., Repertoriuma, Buda-
pest 1874 ; fettber erfd^ienen nod^ ^bbanblungen
799
OlbcQftle — Olbcnburfl.
8C
in bcn ScWfd^riftcn Magyar Könyv-szomle,
Budapest 1883/1884; Katholikus Szemle,
Budapest 1887 u. 1888. [S)anfö.]
©fbcafllte, f. Sonarbcn VIII, 132.
0tbtnbaxn€9€thU l ^rminiuS 1, 1378 ff.
^tbenfttttfl, ^er^ogtl^um, ber größere %^txl
be§ gIei(!^nQmt9en ©roll^^erjogt^umS, loirb nörb-
lid^ begrenjt burd^ bie 9brbfee, ift fonft Don aUen
Seiten eingefd^Ioffen Don ber ^roDinj ^annoDer
unb 5f[Ii4 inm %i)til Don bem f^reiftaat 9)remen.
©eine @rö§e betrögt 5378 qkm. S)ie Siemol^ner
ber ffüfte gel^ören bem frieftf ^en IBoUSftQmme an,
bie übrigen bem föd^ftjd^en. S)ie nörblid^e ^ölfte
mürbe jum Sl^riftent^um bef el^rt Don Bremen ouS,
nomentlid^ burc^ ben 1^1. ilBtEel^ab, unb blieb Don
ba bis 5ur fog. 9leformation mit bem Srgbietl^um
93remen Dcrbunben. S)er am meiften jüblid^ ge-
legene S)erfagau lourbe birect Don OSnabrüd aud
d^riftianiftrt. S)en 5ftlic^en großen Serigau fül^rte
baS Don ftarl bem @ro6en eingerichtete unb mit
3)enebicttnem befehle äRiffionS^auS 93i3bed ^um
C^.(riftent^um. 6in jum ^afegau ge^örenber raeft-
li^er ^^ei( empfing bie (^ri)tlid)e 9leIigion Don
ben SBencbirtinem au§ bem ebenfaUS Don ßaxl bem
C&5rogen geftifteten 9)Hffton§^aufe gu 9)}eppen. 2113
ü?aifer fiubmig ber fromme jum S^tdt ber gl^ri«
ftianiftrung bed 9{orbenS bie großartige ^btei 92oDa
(S^^orbeia (6orDet|) bei ^öpter an ber SBefer in'S
Seben gerufen batte, Derbanb er bie genannten !DHf«
fion§bäufer, 9)lcppen 834 unb SBiabed 855, mit
(^orDe^, um biefer ^nftalt mit ben ßinüinften aud^
gleich ein ^rbeitsfelb ^ujumeif en. $on ba an mür-
ben bie bort bereits gegrünbeten ffircben Don (?or-
i>€p auSmitvSeelforgem Dcrfebcu. Sic alten ^iutter«
fird^en Derblieben infolge bcffen bis gum ^Jlnfange
biejeS SabrbunbcrtS jogen. (JorPco-^Marren, ju
tDelrf)cn ber 'Jlbt Don (> orDcn präfentirte. 5m Ucbri=
(\en geborte ber gan^e Siftrict bem 33iStbum CSna-
brüc! au. — 3n bcn S^cüt bcS SanbcS tbcilten ]\di
mebrcrc ^^crrcn. ^Nm 'jiorben cntiuicfcUcn fidf) im
Änifc ber 3fit Dor5ug§mcije bie Serritorialbcrr«
jdjaftcu Clbcnburg. ocDcr, S'elmenborft unb JPre«
men. 3m £übcn battc nd) Öftltd) bie C^rafld)aft
Sed)ta-9{aDeuSbcrg gcbilbet, mcld)e 1252 mit bem
fogcn. (rmslaubc au ben Wi&of Don ü}?ünftcr,
Ctto IL. für 40 000 Warf Dcrtauft mürbe. 3Seft=
lid) marcn bie Örafcu Don 'Icdlenburg bie 3nbübcr
ber mciftcn iMnbcrcicu, mcld)c fie burcb ben $au
ber Cloppenburg su einem großen £d)u^bc5irfe
Dereinigten, änfolgc ibrcr SRäubercien mußten fie
biefcn 3^e5irf im 3. 1400 au l^iünficr abtreten.
S'aburd) gcftaltcte Rd) hier auS ben *^leinicni l^e*iü,
(Floppenburg unb 'Bicppen eine größere 3uiammen«
bängenbe i^crrid)af t. meld)e Don nun an unter bem
'Jiameu 'Jiicberftift, im (>>egenüif e ^um Cberniüe.
einen 2beil b^5 3ood)fiifteS 5}iünftcr auv:iia*:e.
Sie gciftUd)e ^urii^bictiiMi Dcrblicb aber ixad^ mie
Dor bem $i{d)of Don C'Jnabrücf.
3n ber @raffd»ft Clbenburg mur^c ^^e (5>Iüu«
beuiJncucrung uad) 1520 ddu bem C^rii»cn •inton
bunb UmmiuS. in ber ^vrnd)an C^cccr oon bem
Srbfröulein SRaria etngeffi^ Sß id)o4 bie M
bem Superintenbenten ^omelmoun entmorfene fc|
Oird^enorbnung 1573 in bem bamalS mttOIbf
bürg burd^ Srbfd^aft Dereinigten Stoer burd^
merDen foUte, fanb biefe bei Dielen ^rebigem b
l^ef tigflen SBiberftanb. — 3n ber ®raf jd^aft Si
menf orft mar Don ^Bremen au8 ber 9lnierung f^t
Dorgearbeitet. S)a nun bie ®raff d^af t jur 3tit bc
S3if(^of Don 9Rünf[er, Sfrana Don SBalbed, Detf(|
mar, f orgte bie jer, ber im ^ierjen (utl^erifd^ gefiin
mar, fd^on balb burd^ ben Snagifter ISonnuS fi
Sinfübrung ber Srrlel^rt. Sbenfo fanbte er lie
SRagifter SonnuS in baS 9lieberfttft mit bem Isf
trage, bort bie ^Steformatüm" burd^ Sinfu^
feiner neuen ftir^enorbnung Dorgune^men. Sei
Beamten mar ftrenge befoi)Ien, auf bie SBefoIgiai
biefer ihrd^enorbnung feilend ber ^afiorcn y
bringen. Suf foI(^ SBeife fanb baS But^eritn
ßingang in bie Remter IBed^ta, (Cloppenburg lai
9Reppen. (SS bemirfte bafelbft bie traurigfienSol
gen ; 9leIigion unb ©ittlid^feit Derfd^manben wl
ftönbig. 3)ieB bemog ben Sfürftbifd^of Sferbinaai
1613, feinen ©eneralDicar Dr. dartmann mit b(
SBiebereiufä^rung ber fatl^oli^en SReligUm i
biefen Remtern gu beauftragen. f>atte biefer m
f ortmöbrenb mit ben größten S^^ierigtciten )
fömpfen, fo erreid^te er bo^» boß im 92ormalja^
1624 aDe $farren menigftend bem 9lamen tu»
fatbolifd^ maren unb barum für bie fat^fiH
ftirc^e erbalten blieben. Ser 1650 ermabüe vm
fterifd^e 3)if(^of S^r. S3eml^rb Don (Sälen mor t
bann, meiner baS fatbolif^e Seben unb baS fir^
liebe Semu^tfein DoHenbS mieberberfteSte mib U
feftigte. S)a er bie 9kd^t(eile beS 3mitterDer^
nifieS, meld^eS burc^ bie geiftlid^e SuriSbidiix
CSnabrüdS unb bie meltli^e SRünfterS gebiOx
mürbe, ri^tigermog, enDarberfür3Runfterl66i
Dom 6^apitel )u OSnabrüd auc^ bie geiftlid^e 3un£
biction. 93on ba an batirt für baS 9iieberftift etn
fefte @eftaltung unb eine fegenSreic^e fat^olif^
ßntmidlung. SS mürbe nömlid^ Don bem Sa
fiufie ber ^Ird^ibiaconen befreit unb in brei Se
canate gctbeilt. &in (Seneralcommiffar führte in
'3iamen beS IBifcbofS bie Oberauffu^t. ^ür bi
fittlid)«religiöje Crbnung nad^ fingen ^in unirb
ebenfalls mit großer Strenge gef orgt. 3)ie S^ule
fauben feitenS beS Sürftbijd^ofS bie aÜagtS^
ivüriorge unb machten barum i^ren mobltbötige
(^influ^ balb geltenb. €o ging im Kiebei^fl
^UeS feinen feften (Sang, bis burd^ ben XdiM
beputattonSbatiptfd)luB Dom 25. gfebruar 1803 bi
Remter $ed)ta unb Cloppenburg als Sntj^&i
guug für ben auf gebobenen SS^eferjoU bem f^iqp
rrn Clbenburg übermiefen mürben. Unfln^lii
fanben unter ber neuen ^errfcbaft teine be|or
bereu 3.^eranbentngen binftc^tlid^ ber fir^Iid^
'^'crmalrung ftatt. Ser ®eneralbed^nt oermittd
ben 3.'erlcbr ]imiid)en bem 93if(^of unb ber toel)
lid)cn :^Cwiieruug. (FS mürbe megen ber neuen Sei
bäl:uiilc eine 'lliiifionSjleUe gegrünbet in Clbei
buii; für bie jtat^olifen im nörblic^ unb i
801
Oleafter.
802
itlß für bte ^rotefianten im füblid^en Steile,
boffl man gleite SBere^tigung sufptad^. 9laä)
1615 aber trat im ®eij)e btr bamaligen S^xt eine
a|)e9et)omuinbung ber ftir^ ein. Sine „dorn*
njjion für römifq-latl^olifd^ ^ngelegenl^eiten"
folic bie einfeitig ouf gefteOten Siedete bed SanbeS-
tarn drca sacra iDa^rne^men. 2)ie Commiffton
}09$atnmatSre4te, ftird^enDermbaenS-Senoal-
duifi, grifUidiK Stiftungen, Sd^iden, ifird^enard^iDe,
Cii^nbüd^ u. f. lo. in ben fbtm^ il^rer X^ötig-
bü. Sie bagegen angeßrengte Xl^atigfeit ber S>e-
4|fmtm l^tte nur )um Xl^il Srfolg. S)a8 tatl^o-
Iij4e O^mnaftum gu SJed^ta, loel^tS aufgehoben
netbcB {oQte, blieb inbe| befielen, unb eine tatl^o-
li^f anjtolt für ^eranbilbung Don Seigrem
nirbc enblic^ mit großer SRübe in'8 fieben ge-
mfoL an Olbenburg n^änfd^te man aber eine
ciqige $erfönUd^feit an bie @pi^ beS latj^olifc^en
flix^enmefend in fteDen, um biefe ^u einem ge-
fügigm 9Beri)euge gu mad^en. 93on bem $Iane,
eil Oetncfi Sidt^um bi^ Su errid^ten, tarn man
ipcgen beS Ooften)mn!te8 balb gurüd. !Dlan fd^Io|
dfo eifi eine allgemein gelittene IBereinbarung
■it bem 9if (^of üon fünfter ab unb f ül^rte bie
RJHltotlofen Ser^anblungen mit bem Ss^cutor ber
SiiOe De aalute animarum ru^ig meiter. 3ugleid^
mbe aber eine einjeitige 3ufammen[teQung aQer
ndgliiben 93erorbnungen unter bem 9{amen ^92or-
«attD" erlaffen, melcbe bei ber fieitung ber fatbo-
liiiben Skrböltniffe gu @runbe gelegt tt)erben f oUte.
Hlätann erlangte bie Sommi[fton, bag Dom 99ifd^of
ein quam (Seneraloicar unter bem 92amen Of ficial
n Sietbta eingefe^ mürbe, bem man oon Olben-
burg aus in Segug auf bie öugeren Siedete faft
bii4^fli(!^ 93efugniffe beilegte. S)ie Oberleitung
behielt aber bie Sommiffion für fid^; ed burfte
9(iie ibre ®enebmigung nicbtS angeorbnet merben;
{clbfi bebor Sl(^bi§penfen in Jhraf t traten, mußten
jk öji mit bem lanbe^b^nrlid^en IBifum refp. pacet
irrieten fein. 3m ÜJlai 1831 mürbe ber erfte
Cffidol eingefübrt. 9n fleinen SoHiftonen fehlte
(fi abtr nid^t unb ber Official tourbe 1846 feineS
ibnte§ entfe^t. Sarauf trat ein ^roDiforium ein,
iKÜ biebijcböflid^eSebörbe Diele t)0n@eitenOlben-
burgä beanfprud(|ten Siedete nid^t anerfennen moUte.
^S $iattt fiel 1849 mit Sinfü^rung be§ neuen
StoatSgrunbgeje^ oon f elbft. SBenn aber nad^ ber
pnien @emetnbeorbnung Don 1855 au§brudfltd^
jcbe fin^lid^ ©emeinbe i^re Slngelegen^eiten felbft
OEbnen foQte, )o mürbe biefe S3eftimmung bod^ nur
ogRDanbt auf bie eDangelif(!^en unb bie anberen
flizi^engemeinben: bte Aatt)olifen mußten fid^
nut nne Dor bie l&eDormunbung burcb ben metft
aongelifd^en 2lnUmann in Se^ug auf bie $er»
Boltung gefallen laffen. 3m 3. 1853 mürbe mo^l
■wber ein bifd^öflij^er Offtrial ernannt, aber crft
1S71 gelang e§, bie ^auptid^mierigfeiten für eine
ftgclimg ber fird^lid^en $^erbäUni){e ju befeitigcn.
ft iDurbenmieber Pfarrer unb Seneftciaten befinittD
fflig(fe|t, unb ^mar Don ber btfd^öflic^en $e^5rbe,
(ebodii unter 3uftimmung beS ®rogi)er5og§ Dou
f ir^enltsifon. IX. 2. Slun.
Olbenburg, mie in ber SoQationgurlunbe auSbrfidF«
lic^ bemerft merben mug. Sei bem großen perfön«
lid^en äBol^lmoUen bed SanbeSb^tm geftalteten ftd^
bie tatbolifc^en SBerl^ältniffe in Olbenburg letblid^
gut S)ie ©efe^ an ftd^ finb aber nod^ immer fo,
bag fte bei bögmiUiger ^anbl^abung gur Doüftön«
bigen ffned^tung ber ftird^e mie gefd^affen erfc^ei«
neu. — 3m öerjogt^um Olbenburg beRnben ftd^
2 fatl^olifd^e S)ecanate : IBed^ta mit 17 Ißfan* unb
8 ffapeUengemeinben, unb Cloppenburg mit 18
$farr- unb 10 ffapeüengemeinben. ffatl^olifd^e
barml^ergige @d^meftem üben in 1 2 burd^ f at^olifd^e
9nittel gegrünbetenffranfenl^öufem bie Mege auS.
©d^ulf^meftem U. S. grau befifeen ein ^enfwnat
in ^^ä^ta unb ein f old^eS für SebramtScanbibatin-
nen in Cloppenburg, ein SBaifenl^auS in S)amme
unb eine 3biotenanftalt in Cloppenburg. SHe fa-
tl^olifd^en @d^ulen maren bis 1855 nod^ firc^lid^e
Snftalten. S)urd^ baS neue @d^ulgefe^ mürben ^e
einem fatl^olifd^en Oberfd^ulcoüegium unterfteut,
meld^eS auS brei geiftlidben unb jmei meltlid^cn
Snitgliebem befielen fou. SS fmb augenblidlid^
175 fat^olifd^e ©d^ulflaffen eingend!)tet. 6in
@d^ulle]^rerfeminar forgt für bie ^uSbilbung ber
fatl^olifd^en fiebriröfte. §ür ben l^öl^em Unterrid^t
befielet baS (atl^olifcbe ©^mnafmm gu SJed^ta, mel-
d^eS ftd^ Dortrefflid^ entmid(elt bat. (!Bgl. Ütiemann,
S)a8 olbenburgifd^e ajlünfterlanb, Olbenb. 1889;
Sering, ifird^enred^t, 8. 91ufl., Srciburg 1893,
200.) [9Kemann.]
^Uafletj ßieron^muS, 0. Praed., ein
portugieftfd^er Kommentator ber l^eiligen Sd^rift
flammte mut^maglid^ auS ber am Scjo gelegenen
fleinen @tabt ^5ambuia ($roD. Sftremabura), Don
meld^er bann ber 3lamt Oleafter ober ab Oleastro
abzuleiten möre (azambuja als nomen appel-
lativum im ^ortug. = Oleaster), gr trat 1520
in baS S)ominicanernofter ^u IBatalba unb ftubirte
bort mit großem Ctfer unb anerfanntem ßrfolge
Sb^^'I^'di^/ canoni{d^eS3ted^tunb^ebröifd^. SQBegen
feines großen ^nfebenS mürbe er 1545 Don bem
portugiefifd^en ffönig 3o]&ann UL jum Concil Don
Orient gefanbt, jebod^ als eigentltd^er ©efanbter
beS ffönigS nid^t anerfannt, meil er nid^t auS«
brüdflid^ als fold^er in bem föniglid^en Segleit-
f d^retben be^eid^net mar ; inbe^ bel^anbelte man ibn
bod^ mit großer ^d^tung (ogl. Pallavicino, Lstoria
del concilio di Trento VI, 1, 12; S)511inger,
Sammlung Don Urfunben 3. ©efd^id^te beS Con*
cilS Don Orient I, Diörblingen 1876, 46). 5Wad^
Portugal jurüdfgefel^rt, fd^lug er, um in ber 93e«
fcbäftigung mit ben SBiffenfd^aften nid^t gel^inbert
5U fein, ein ibm Dom Aönig angebotenes iBi^tbutii
aus. ©päter mürbe er Cenfor in ©laubenlfod^en
5U fiiffabon, JRector beS SominicanercoflegS bn=
felbft unb ^roDinjialprior Don ^ortugol. Cr
ftarb 1563. — Sie fd^riftftencrijc^e Sbätigfeit
DleafterS erftredftc fid^ Domcbmlid) auf bie bciligc
iBd)rift. S)ie Commentare ju ben 53üd)em ber
^lönige, )u ben ^jalmen, 5U 3eremiaS unb gu
beu ämölf fleinen ^ropbeten finb nid^t gebrudCt;
26
803
OleSnldi — OleDion.
80i
augerbetn foQen Sfrogmente einer SrflQning ^u ben
anbeten SJüd^ ber leiligen ©ci^r if t eji jliren. ® e-
brudt toutbe ber Sommentor gum $cntateud^ in
f olgenben Sbtl^eilungen : In Oenesin, Lissabonae
1556 ; In Exodmn, ibid. 1557 ; In Leviticum
et Numeros, ibid. 1557 ; In Deuteronomium,
ibid. 1558 ; bann al% Commentaria in Mosi
Pentateuchum, juxta M. Sanctis Pagnini Lu-
censis . . . interpretationem gu ^nttoerpen 1569
(in einigen Ssemplaren fielet 1568) unb gu fi^on
1586. 3)er Somntentar entl^ölt bie erflörung be§
Siteral- unb beS WoralfinneS auf @runblage ber
Ueberfe|ung Don @anteS $agninu§. S3orau3ge-
']ä)xdt ift eine au§ gmei ^btl^eitungen befte]^etü>e
Sb^anblung (Canones ad saoramm literarum
leotionem ac lucidiorem cognitionem per-
utileSy unb Hebraismi ordine literarum di-
gesti), toeldf/e aud^ ]tpaxat unter bem ^itel He-
braismi et Canones pro intellectu sacrae
scriptorae gu SQon 1566 unb 1588 erfd^ienen
ift. xS^tntt erf(]^ien Hieronymi Oleastri in
Isaiam Prophetam Commentarii opera Ray-
mundi de Hezecque, Paris. 1622 et 1656;
au^er ber Vnlgata finbet ft(!^ I^ier eine Auctoris
versio. ^ud^ biefer Sommentar bietet eine Sr«
flärung beS fiiteral« unb beS ?moraIflnne8. DIeafter
ift als Sieget aller Sead^tung toertl^ ; felbft Siid^orb
Simon f äHt über il^n ein nid^t ungünftigeS Urtl^eil
Histoire critique du V. T. 3, 12 {6d. Rotter-
dam 1685, 4221). 9iod^ fei ermahnt fein Liber
contra haereses sui temporis ; ob biefe @d^ft
gebrudft ift, fann nid^t conftatirt »erben. (SJgl.
Quetif-Echard, Scriptt 0. Pr. 11, 182. 335;
SeblerS Unioerfanexif . XXV, fiei))8. u. ^alle 1 740,
1190f.; [Sfelinö] ^iftorifd^eSSejifon, Safel 1744
8. V. ; 3öd^er^ ©elel&rtenlejüon s. v. unb Soter«
munb, Qfortf^ung unb Srgänjungcn gu Söd^erS
©elel^rtenlcj. v,S9renienl816, 1066.) [C)obcrg.]
©tesiiiifti, ©bigneuS, f.«ra!auVn, 1031.
^Cetiian, Ra^pax, einer ber erften ^rebiger
unb t^örberer bed SalDiniSmuS in S)eutfd^lanb,
lourbe 1586 ju Srier als ©ol^n eineS Sädtcr-
meifterö geboren. S)en erften Unterrid^t erl^ielt er
in oerjd^iebenen $farr« unb ßlofterfd^ulen feiner
$}aterftabt, tourbe aber fd^on mit 13 doloren nad^
^ari§, bann auf bie @d^ulen ^u Orleans unb
^fiourgeS gefd^idt, um fid^ auf bie meltlid^e SRed^tS«
wiff cnf d^af t ju öerlegen. SBölferenb feine« md^rjöl^ri-
gen Sufentl^alteS in bief en Stäbten, namentlid^ in
ben beiben lejteren, ttjarb er mit bcn WeligionS«
Tteuerungen SabinS befannt unb l^ielt ftd^ fd^on
l^eimlid^ 5U ben Hugenotten. 3nt 2t. 1557 lie^ er
fid^ 5um 2)octor beS toeltlidf/en 9ied)tS promoüiren,
nal^m ftd^ aber, toic fein Siograp)^ erjäl^lt, in bem
?lugenblidfe einer lobcSgefol^r oor, eine anbere 2auf »
bal^n ju ergreifen, inbem er baS ©clübbe mad^te,
toennßJott il^n an^ ber 9iot]& enetten ttjürbe, „feinem
Saterlanbe baS SDangelium ju prebigen, faUS er
baju berufen würbe". 5Run öerlegte er fid^ auf bie
^eilige @d^nft, laS bie SBerfe SalüinS, begob ftd^
bann, nad^bem er fid^ furje 3cit in feiner Saterftobt
aufgel^alten, nad^ ®enf, ))fIog ))erjönIid^Umgaii
mit (EaMn, mit SJe^a, ebenfo }u 3äri4 mit Sid
linger, ißetrusaR.lBermignunbSfäreL ßr rigneiefic
gang bie caltnnifd^en Sel^rmeinungen an imb M^
bann afö eifriger SJerfed^ter berfelben 1559 rm
Xrier )uräd(. ^uf eine Berufung }uin i,$rebiger bc
SDangeliumS" fonnte er fid^ nunoIIerbingSinb«
@tabt beS griftlid^en Jmfürflen ftiite ^t^fyxan
mad^en. £r bebiente fid^ bal^, nad^ bem Sei
fpiele Dieler @d^met}er Xeformatorm, beS Ihmf
griff eS, ba| er fid^ Don bem Stabtmagißxote a
einer @d^ule )ur Unterttieifung ber Sugenb i
n^eltlid^en aBiffenfd^ften aufteilen Iie|, 6emi|l
aber fd^on fofort in ben erften SBod^en biefe ^n
Stellung bagu, ber 3ugenb fiatt (Srammatü nn
atl^etorif feine neuen SReltgionSmeinungen beigu
bringen. 2)ie Sbmefenl^eit bed jhttf&fien 3c
l^anneS Don ber SaQen, ber ftd^ mit ben meißei
feiner Statte auf bem Sieid^Stage ju ^ugSbnrg ht
fanb, ermutl^igte il^ gu bem meitem @d^
ö^entlid^ als $rebiger beS Sa&mtiSmuS tm be
trierifd^en Sürgerfc^aft anzutreten. Siner be
Sürgermeifier ber @tabt nebft etlid^en 3taSfi1^tm
fd^Iugen ftd^ auf feine Seite, mogegen bie gro^
!Dlaj[oritöt im SRatl^e Entfernung beS unberufem
^rebigerS f orberte. 3)eS ^hebend megen untrbe ba
!röinoritöt gugefianben, bie Sngelegenl^t aud^ fn
SbfHmmung unter ben Sünften fommen gn laRe»;
aber aud^ bei biefen ftie| OIet)ian8 KeligiönS*
neuerung entfd^ieben auf SSiberfprud^, inbem um
brei 3ünft</ ieboc^ aud^ biefe nid^t einfKmndg,
für bief erte, elf Surfte aber bagegen unb ffir S«*
bleiben bei bem alten fatl^olifd^en (Stauben ^
auSfprad^en. S)ie Heine neuerungSfüd^tige $Qitd
aber, meldte bod^ felber auf ^bftimmung im 9aäft
unb in ben Sünften gebrungen l^atte, erfonnte btf
Slefultat, als eS gegen fte ausgefallen mar, nid^on
unb nal^m ie^t i^re 3uf(ud^t gu betrugerif d^ SRit'
teln, inbem i^r ^nptx im Statine, Sol^ann @te4
eine ^roteftation einreid^te mit ber IBerufung, hii
in ®emö|]^eit beS SteligionSfriebenS (Don 1555)
eS iebem frei ftel^e, ftd^ gu ber SugSburger Son^
feffion gu befennen. 3n SQSal^rl^eit aber ^
OleDian burd^ fein ißrebigen eben j[enem äteligiond»
friebcn gröblid^ gutoiber gel^anbelt; benn berßol»
DiniSmuS, ben er prebigte, mar in jenem SReligionS-
frieben nid^t einbegriffen. SlurbaSfatl^oIif^ewib
baS Iut]^eri[df)e (augSburgifd^e) ©efenntnife warm
im beutfd^-römifd^en SReid^e anerfannt unb \M
anbere f örmlid^ auSgef d^Ioffen, unb toeil bie @tatt
Srier nid^t reid^Sunmittelbar mar, burfte fte o^
SinmiQigung i^reS fianbeSl^erm, beS fturfüiften»
nid^t einmal bie ^ugSburger Sonfeffton annel^men.
^uS biefem @runbe unb meil bie ^öupter bei
äieligionSneuerung DermittelS rebellier ^anb>
lungen gegen ben ^rfürften tl^rer @ad^e Singani
unb @eltung gu Srier gu Derfd^ffen gefud^t litten
liefe ber fturfiirft gerid^tlid^e Verfolgung gegei
OleDian unb bie ^auptfül^rer ber KeligionSneue
rung einleiten, möbrenb er. bie unmiffenb Sei
fül^rten unter ber Sürgerfd^aft burd^ Skirlegun
805
Olga — Olier.
806
brrSeftimmungen beS SteligtottStn^benS unb ber
Itac^teialifitett il^reS Xl^unS }um ©el^orfam ^u-
niQinbtmgen fud^te. 3u0lei(^ toieS er l^in auf
W geje|lü^ ^ülqtn, rotlfy i^r IBerl^arren bei
Ut Seuerung f ^ fte b^ben muffe, inbem er ba§
Jta^ ^6e, fie }ur Studtoanberung anjitj^alten.
Satrenb ber longtoierigen IBerl^onblungen gmif d^en
Den Stobtrot^e unb bem jhtrfurften mußten bie
Int&nger OletnanS unter btr SBürgerfd^aft SRig-
mm gegen ben fturfurften ju fäen, als tDoÖe
bojdbe bie (Serec^tfame unb Steilheiten ber @tabt
ji|otälem; fit fud^ten aud^ bie fömmtlid^en be-
no^barten lutl^fd^en gfurften in il^r 3nter-
(|e fi )ie^, bamit biefelben, im äBiberfprud^e
Btit bem XeltgionSfrieben, burd^ ©efanbte il^rer
Boäjß Sdfvdf gegen i^ren Sanbed]^erm ange-
j beitm laffen f oUten. @id^er mürbe bie Aufregung
^ iM^ j^Ummer unb bie Unterbrüdung berfelben
hm fturfürften nod^ fd^mieriger gemorben fein,
wm nidgt jene ®efanbten ber lutl^rifd^ gfurflen
jüt an Ort unb SteQe flberjeugt l^ätten, bo^
DIemanS Snl^önger jid^ offenbar rebeüifd^er ^anb-
langen gegen t^ren Sanbed^rm fd^ulbig gemad^t
tuttai, mri) bo| efi nid^t bie SugSburger Son-
fcffion, fonbem SaltnnS Seigre mar, meldte OleDian
^Ugte. 9tad^ biefen Sntbedhmgen legten fie bem
tnrfurften feine meiteren @d^mierigfeiten mel^r in
^ SBeg, unb biefer mad^te nunmel^r ®ebraud^
Don feinem Sted^te, inbem er bie bei ber SteligionS«
nesenmg oerl^arrenben Sfirger ^ur ^uSmanberung
OBS ber etabt unb bem (SrBftift onj^ielt. SBalb
toä^ biefer 9u8meifung erfc^eint Oleoian atö ^ro«
ftifor ba X^eologie an ber UniDerfität ^u ^eibel«
ktgmib att ^rebiger; benn eben ju Snbe beS*
itiben ^x^, mo jene Sorgönge in Xrier ftatt»
«fmAen litten (1559), mar gfriebrid^ III.,
faxfürft Don ber ^falj, oom Sutl^ert^um gum
(abiniSmuS übergetreten. Sr mad^te Don feinem
Xefonnationdred^te ©ebraud^, entfernte bie lut^e«
TSfij/m ^rofefforen unb $rebiger unb fe^te £^eo-
logen beS caloinifd^en SBefenntniffeg, unter biefen
ot^OIeDian, an i^re ©teilen ein (1561). OleDton
)Mi eS nun, ber mit bem ebenfalls megen feine§
(aümtiSmuS ou§ Sredlau oertriebenen S^^onaS
HiümiS ben befannten „^eibelberger ffated^iS-
su8*, eine Sefenntnifefc^rift be« EalöiniSmuS,
aSorbeitete, ber 1563 gum erften SRal erfd^ienen
ijL 8ier§e]^n 3abre ^inburd^ mirfte Oleüian gu
(jeibelberg al§ ^rofeffor ber X^eologie, al§ ^re»
%r unb Statbgeber bed Ihirfürften gur ^mfy
t%ung ber fir^Hd^en ^Reformen im @inne ber
i^tm unb ßinrid^tungen SaloinS. Snbeffen trat
Bxtei bem nad^folgenben Ihirfürften fiubmig ein
BQjaXeligionSme^fel in berffurpfalg ein, inbem
^ Sm^ gum fiutl^l^um gurüdffebrte. S)ie
CBlirinifd^ Zoologen mürben mieber il^rer ©teilen
adfe|timbbe§SanbeSt)€nt)iefen(1575). Oleoion
Üdt fid^ nunmehr eine 3citlang in ^oUanb auf,
faste bort ben ^ringen So^nn oon 9}affaus
A^enellenbogen, einen ^n^önger be§ Saloini»»
m^r fennen, unb aI3 biefer 1577 bie ^Regierung
oon 92affau angetreten ^atit, mürbe Oleoian alS
$rofeffor unb ^rebiger nad^ ^erbom berufen
(1584). ®ort ftarb er im 3. 1587. SDBaS OleoianS
Kbwafter angebt, fo l^at f ogar fein treuefter grcunb,
S^cobor Sega (f. b. 9Irt.), ber fetter öon bem
fiutberaner ^egl^uS ein „milbed S^ier" genannt
mürbe, groge ^eftigleit unb ungeftümen Feuer-
eifer in il^m geptnben. 2)iefe Sigenfd^aften maren
aÜerbingg bei SaloinS unb 99ega'd @d^ülem ge*
möl^nlid^e Srfd^einungen, unb aud ii^nen erflört
fid^ mobi aud^ bie aEe§ 9Ra^ uberfteigenbe @e«
böfftgfeit be§ ^eibetterger ffated^iSmuS in ber
Qfragc oon bem Mefeopfer, meld^eS atö eine ^oer-
malcbeite Abgötterei" begeid^net mirb. Oleüian
bat au(^ oerf^iebene @d^riften bintcriaffen, meldte
t^eilS gu feinen fiebgeiten, tbeilS nad^ feinem Sobe
erfd^ienen ftnb; au^er ^rebigten unb 9}oten gu
ben apoftolifd^en Briefen ifi befonberg gu nennen:
De Bubstantia foederis gratuiti inter Demn
et electoB, Genevae 1585, in beutfd^er SBear«
beitung unter bem Xitel @nabenbunb @otte§,
^erbom 1593. Au^ l^at er fid^ in mel^reren
@d^riften bie unfrud^tbare ^Rül^e gegeben, Sut^er§
fiebre Don bem Abenbmable mit ber Se^re ber
ref ormirten ffird^en gu Dereinigen. (9JgI. bie äcten
bei Hontheim, Hist. Trevir. diplom. 11, Aug.-
Vindel. 1750, 783 sqq.; 3. TOarj, ÄaSpar Ole-
Dion ober ber 6alDiniSmu5 in Irier im 3. 1559,
ajlaing 1846. 93om proteftantifd^en Stanbpunft
aus mürbe OleDian Derberrlidfjt Don Sub^off,
S. OleDianuS unb 3* UrfinuS [fieben unb auS«
gem. @d)riften ber S8äter unb Segrünber ber ref.
ffird&e VUI], gtterfelb 1857.) [ÜJlarx.]
0tga, f. §clcna V, 1741.
$Ciet, Sol^ann 3acob, Stifter unb erfter
93or)te]^er beS ©eminarS Don ©t. ©ulpice gu
^ariS, mürbe afö ©ol^n eines f gl. SRcquetcnmeifterS
1608 gu $ariS geboren, ©eine 6ltcm beftimmten
ibn für ben geiftlid^en ©tanb unb Derfd^afften i^m
eine ^frünbe, unb ber junge Olier, ben ber l^I.3frang
Don ©aleS fd^on 1622 für eine gufünftige Sterbe
ber Ifird^e erflörte, mad^te feine tl^eologifd^en
©tubien mit glöngenbem Srfolg an ber ©orbonne.
93on einer Steife nad^ 9iom unb Soreto gurüdf«
gef ebrt, Derbanb er ftd^ mit bem 1^1. SSinceng Don $aul,
unb biefe iBerbinbung gab ibm bie 3bee ein, in ber
AuDergne, mo feine ^btei $ebrac lag, 9)Uf|lonen
gu balten. ßr tbat biefeS, nac^bem er 1633 bie
^rieftermeibe erbaltcn l^attc, mit glüdflidjjem 6r»
folg; aud^ mad^te er 1638 eine Steife in bie 93re>
tagne, um bie Stonnenflöfter gu reformiren. ©eine
93erbienfte mollte ber Sarbinal Sltd^elieu mit bem
Sistbum SboIonS-fur>!Dtame belobnen, allein
Olier fdfjlug baS 5lnerbieten au5, benn er bo^e
bereits ben $(an gefofet, gur Silbung beS KIcruS
ein ©eminargu errieten. S^^^^ (1642) fammcltc
er einige ®eiftlid)e um fid^, mit bencn er gu Sau«
girarb bei ^ariS ein gemeinfomcS fieben fübrtc,
bann, faum Dier ÜJtonote fpätcr, nabm er bie
^rod^ic Don ©t. ©ulpice gu $ariS als SDlittcI
gur görberung feineS 3*DedfeS an. 3/iefe ^fanei
26 •
807
OliDa, Sijtercienferobtel
m
Befanb ftd^ bamoIS in einem fel^rentfittlid^tenSu*
fianbe, ober bent gemein[amen eifrigen SBid'en
OlierS unb bcr ©einigen gelang ed balb, bie
Pfarrei 5U einet bei beften in ^otis umjunKinbeln.
92ament{id^ arbeitete Olier mit großem Srfolg
bem 3)ucne entgegen unb Dermod^te eS über Siele,
bag ^e 5ffentlid^ in ber ihr^e gelobten, meber
jemanben ^um Stoeitampf aufjuforbem, nod^ eine
gorberung baju an^unel^men. 2htStDif4en nal^m
bie 3ci^I ber ®eiftlid^en, mit benen Olier fid^ bei
feinen arbeiten umgab, fel^r ^n, fo bag er feinen
$Ian ber (Srünbung eined ©eminarS Derteirflid^en
tonnte; sugleid^ hcaxk er eine neue JKrd^e bed
ffi. @ulpitiud. ein Sl^eil feiner ©eiftlid^en l^atte
bie S)irection be§ Seminars, bie anberen l^atten
bie gotteSbienftUd^en unb f eelf orglid^en gfunctionen
}u Derrid^ten : aOe mit einanber lebten unter OlierS
fieitung in ®emeinf(i^aft. @o entftanb bie Kon-
gregation oon @t. ©ulpicc (f. b. 9rt. @t. ©ulpice),
me^er t% bis auf bie ®egentt)art l^erab nie an 9Rit«
gtiebem gefel^It l^at, obgleid^ bie Seforgung ber
Pfarrei, baS @eminar Don $^riS unb anbere Don
ben ©ulpitianem geleitete Seminare Diele ®eift«
lid^e in 9lnf))rud^ nal^men; felbft unter ben Stür-
men ber SteDoIution erl^ielt ft(!^ bie Kongregation.
3m 3. 1652 legte ber fd^mer erfranfte Olier bie
^farrftelle nieber unb }og fid^ in fein Seminar
gurfld, loeld^eS er bis gu feinem Xobe (2. ^pril
1657) leitete. Suger bem Seminar 5U ißariS
grünbete er in mel^reren anberen 2)iöcefen äl^nlid^e
%nftalten, eines fogar 5U äRontreal in Kanaba,
mo^in er gur Sefel^rung ber Reiben ÜRiffionare
gefenbetl^atte; unb mie feinSfreunb unb geiftlid^er
Sater, ber 1^1. SSincentiuS Don $aul, fo ftiftete
aud^ er Sd^ulen, Sßaifenl^äufer unb ®efenf^aften
äur Unterftüjung ber Firmen unb ftranfen. SJlan
i^at Don il^m aud^ einige aScetifd^e Sd^riften, bie
mel^rmalS neu gebrudft würben. (Sgl. [Giry,] Vie
de M. J. J. Olier, pr^tre, eure de St-Sulpice,
Paris 1687; [Naget,] Vie de M. OUer etc.,
Versailles 1818. Slnbcre Siograpl^ien erfc^ienen
[anonym] ju $ariS 1841, 1858 (in 2 Sänben)
unb fonft; eine Bearbeitung feines ScbcnS nad^ bem
3franjöfifd&en gab 3Sl. ßlcricuS unter bem litel
Olier, bcr Stifter Don St. Sulpice u. f. m. [öanb-
büd^cr für baS priefterli^e 2cben V], Sd^apaufen
1861 ; HelyotrMigne, Dict. des ordres rel. s. v.
Sulpice.) [Sd^röbl.]
$Citia, ehemalige Siftercienferabtei im ^rc^i-
biaconat ^ommereUen (f. b. ^rt. ißommem), 5tt)ei
Stunben norbtt)eftIid^ oon ©cnjig in ber 9iä^e bcr
Oftfee, gel^örte frül^er jur ©iöcefe ScSlau (ober
aastoclamel in ^olen); im 3. 1821 aber ttjurbe
fie burd^ bie SuSe De salute animarum ber
SDiöccfe Kulm eiuDerlcibt.
I. OHdu unter ber ^crrfd^aft ber
pommerelUfd^en dürften. ®aS So^r bcr
®rünbung beS ffloftcrS OliDa, eincS Sod^ter«
floftcrS ber el^emaligcn ßiftercienfcrabtci fi'olba^
bei Stargarb in Sommern, ift nid^t mit Sidfjcr-
beit 5U ermitteln. Sßal^rfd^cinlid^ entftanb cS 1170
unter bem ^ergog SubiSIaU), nac^ 9(nberen etf
1178 unter Sambor (Scriptores remm Pruflii
carum I, fieipgig 1861, 669 sqq.). S)ie Urhmbe
burd^ mid^ Sambor im 3. 1178 bem IHojie
fteben 2)örfer nebft Derfd^iebenen Sted^ten Derlei^
($erlbad^, ^ommereüifd^ Urfonbenbud^, S)an)ij
1882, 6), fe|t bie ®runbung ate bereits ge
fc^el^en DorauS. 2)ie Ütad^folger SamborS uxtr«
gleid^f aSS barauf Ubai^t, \fyc SieblingSflofter, tod
^eS fie au(^ als gfamiliengruft erioöl^Uen, nri
neuem auSgebel^em Sanbbefii unb toert^oDa
®ered^tfamen, eigener ®erid^tSborfeit, gf^^M
abgaben unb Saften, ^if d^reigered^tigfeit u. f. 10.
auSjuftatten. Die SRönd^e fud^ten bie )um 2^
h)ü{!en fianbfföd^en urbar 5U mad^ unb |n
cuItiDiren; befonberS aber liefen fte fid^ bie Se*
f eftigung beS Sbnftentl^umS in ^ommereOen inb
bie Ausbreitung ber d^filid^en Steligion unter bes
benad^barten l^eibnif^en $reu|en angelegen föK.
SS ift inbe^ unrid^hg, bo^ C^riftion (f. b. *A,l
ber Sipoftel unb erfte Sif d^of $reu^enS, ein aR5n4
beS JHofterS Otioa geioefen. 2)ie frieblid^ Snl>
turarbeit ber äRön^e Don OliDa tt)urbe öfted
burd^ ffriegSunrul^en unb feinblid^ ßinföDe g^
l^emmt. 3tn 3. 1224 serftörten bie f^vbm^
$reu^en baS fflofter unb töbteten bie WltOfL
Sbenfo überfielen bie ^reugen OliDa im 3. 128i
öfd!)erten bie ffloftergeböube ein unb ermorbeta
7 Saienbrüber unb 34 Seibeigene beS ftlojietfi
(Ghromcon Olivense, in ben Scriptt rer.
Pruss. V [18741, 597). ©iefer grcDel ttmriie
burd^ bie ^eibenfal^rt beS SRarlgrafen fyMii
Don 9neif(cn an ben ^cibnifd^en Setool^nem Some-
f anienS empfinblid^ geftraf t. 3n ben langen ®taq"
Wegen, meldte Stoantopolf (1220—1266), ber
bebeutenbfte ^erjog beS pommereOifd^en ^ü^
gefd^Ied^teS, mit bem beutfd^en Orbcn fül^rte, ^
OliDa Dtcl SU leiben; im Serlauf Don nyenigeit
Salären mürbe baS ®ebict beS fflofterS bretmal
Don bem OrbenS^eere Dermüftet (1243, 1247 mb
1252). Ütad^bcmabcrbiefeStreitigleitenbur^bcB
pöpftlid^en Segaten 3ctcob, Ard^ibtacon Don Süttu),
fpätem $apjt Urban IV., beigelegt waren, bf«W*«
fortan gfrieben ättifd^en ben bciben ^(Jarteien K6
5um Sobc SmantovoIlS (1266), ber ebenfo lirie
feine Sorfal^rcn in OliDa beigefe|t mürbe. SoS
i)ommercIIifd^e gürftengefd^Icd^t erlofd^ beim St*
ftcrbcn aKeftminS IL im 3. 1294. ^ommerdm
unb mit ibm OliDa fam nun für furje 3«t unter
polnifd^c Oberl^crrfd&aft (1295—1309). Stib»-
fcr 3cit (1303) mürbe baS 9luguftinerIIo|ler p
Sd^momiga|, baS urhtnblid^ ^uerft 1272 enofi^
mirb, mit ®ene]^migung beS polnifd^en Mvifi
SBenceSlauS U. mit OliDa Dcreinigt ($erlbaj|,
giommerca. Urfunbenbud^ 205. 540 f.; Soriplb
rer. Pruss. I, 698). 3m 13. Sal^rl^unbert grfin-
beten bie ^önd^e Don OliDa ein 9lonnenßoftei
ber ßiftcrrienfcrrcgel in 3anio»i^; baSfelbe vM
5uerft in einer Urfunbc Dom 3ü^re 1257 ermoinl
unb blieb unter ber Sermaltung oon OliDa, W
es im 3. 1590 auf Setreiben beS Sif d^ofS SRoara«
809
Oliöa, ßifterctcnfcrabtcl
810
joiefi in rin Senebictinerinnmflofter umgetoaii"
Mr nnb mit ber Sulmer Songregation (f. b. ^rt.
Silm in, 1226) Dereinigt tuurbe (Scriptt. rer.
Prass. 1, 673, 9inn. 1 8 ; Fankidejski, Elasztory
ztfAakie, Pdplin 1883, 8. 179).
IL OliDQ unter ber ^errfd^aft be§
beutfi^en OrbcnS. 3m 3. 1309^ atö $om-
Bmflm an bcn bentfd^enOrben tarn, begann für
^ildfttt Oliixi eine neue 2lera. anfangs l^errf d^te
Kifitrauen 3tt)i{d(|en bem SonDent unb bem beut*
^ Crben, mie bte| baS Serl^Iten ber erften
iffBokn Don 2)an)ig ben^eiSt; ber beut{(!^e Orben
i)CDor)iigte btelBettelmönd^ unb tt)ar benbegüter*
»Crben oeniger }uget]^an. 2)od^ balb erfannten
^ bffitfcten Stitter in ben 9)^önd^en Don OliDa
Dortreffli(tie ® e^ilf en bei ber SultiDirung beS SanbeS
atb tDonbten i^nen be^l^alb i^r SBol^ImoOen p.
.Sie toaren und allezeit mol^Imonenbe unb gütige
Öerrtn", laS man nod^ in f paterer 3^ auf ben
lücbentta^ln ber SBol^It^öter in ber ftlofterürd^e.
ä bejiätigten ber^oc^meifterffarl Don Srier im
j. 1312 unb ber ^od^meifter fiubolf ftöning im
3. 1342 bie bem fflofter frül^er in ben Sauren
1235, 1283, 1291, 1295, 1303 unb 1305 Der-
Iktenen unb confirmtrten $rik)Uegien. ^Id im
3. 1350 eine ^euerSbrunft bie ftloftergeböube ein>
oj^erte, fo bo^ nur bie äBänbe (parietes) ber
4ir4e, bed SormitoriumS unb SRef ectoriumS übrig
bädicn, toaren na^ ber Si)roni! unter ber großen
jo^ ber namentlid^ aufgejäl^Iten SBol^Itl^äter an
erjter Stelle aud^ nad^ bem SBertl^e i^rer ^Beiträge
Der ^iMl^eijler ptxnxxä) 3)ufemer, ber ®ro^com*
tir (jpdtere öo^meifier) SBinrid^ Don ffniprobe
«nb ber 9bt Sofih)in Don ff olba^, unb bie Sl^ronif
Tö^tnod^b^nju: De licentia magistri praedicti
ilii quam plurimi commendatores et officiales
Dobifl subvenerunt. gfür bie Abtretung ber müften
ämbjlä^ Don @(i^n)omiga| im 3. 1333, ber
Sif^nreigered^tigfeiten auf ber SBeid^jel unb bem
Sriid^^aff unb ö^nlid^en für ba§ ff lofternienig
antboren 9eft|t!^um§ an ben beutfd^en Orben
abielten bie aRönd^e t|^eil§ Leibrenten, tl^eilg
ürinc, )ur ^brunbung ii^rer Sönbereien Dort^eil»
Doftc^iftricte (Scriptt. rer. Pruss. 1, 717). 5lm
%t^oIIften mar aber für ben SonDent ber mir!»
'onc €(^u^, beffen er fid^ fettenS beS beutfd^en
CAniS erfreute, {o ba^ er fid^ ie^t frieblid^ unb
in9ntört ben d^riftliii^en Sulturinterefien im ©eifte
irt8tjterrien|erorbenS »ibmen tonnte. ® ie 3Könd^c
^artn beftrebt^ bie au§gebel()nten fiänbereien ra«
füntO ju bemirt^fd^aften unb nu^bar gu mad^en,
4nn £eibeigenen Befreiung ober Srleid^terung
iWB ben gfro^nbienften 5U Derfc^affen, ben ^rmen
nb ffcanfen f ortmäl^renb i^re liebeDoQe gfürf orge
Ppoenben. 9t{d^of @ermarb Don fie^lau rül^mt
> einer Urfunbe Dom 3a]^re 1301 bie ®aftfreunb>
Nioft OIiiKi'8 unb bie fortmä^renbe Armenpflege
^panim refectio continua, f. $erIba(^,$om«
■oeflifi^ Urfunbenbud^ 530). 2)ie Unterl^altung
mK$ fftanfen^Gufed gum heften ber llmmol^ner
to fflofterS redtineten bie ^önd^e fpäter ju ben
ölteftcn il^rer ^flid^ten. ©ie fiänbereien DIiDa'S
beftanben um baS 3a]^r 1380 au3 fteben großen
- ©ütercomple^en ober Surien (SRatl^ftube, ®rebin,
@ufcg9n, @tar5^, SRofi ober %rüd, Xud^om,
Olioa), bie Don einem Sogt (cnriae praefectus)
Dermaltet mürben unb au^er ben 9BirtM^aft@-
gebäuben aud^ je eine ffopeUe Ratten. ^Omälig
enid^teten fte in ^rem Territorium {leben Pfarreien
(OliDa, Sangenau, 3Sltä^to, Watem, @tar}Qn,
SRal^mel, 9lo{enberg[). 2)ad fMe, religt5{e unb bod^
betriebfame Seben ber 9R5nd^e DerfIof( unter ber
etma 150iö^rtgen OrbenSl^errfd^aft ol^ne bebeu-
tenbere Störung. Srft gegen ßnbe ber OrbenS«
l^errfd^aft marb bad ff lofter ^meimal (d^mer l^eim«
gefud^t. 3m 3. 1^33 brangen bie ^uftten, meldte
al&93erbänbete beS polnifc^en ffönigS baS OrbenS-
lanb ^ommereOen raubenb unb fengenb burd^*
jogen, aud^ bid S)angig unb OliDa Dor, plünber-
ten ba§ fflofter unb bie ff ird^e unb ^erftörten einen
großen Xl^eil berffloftergeböube; bieffird^e jebod^
erlitt feine mefentlid^e Sefd^äbigung. 3m 3a]^re
1440 mürbe ^u ÜRarienmerber gegen ben beut-
fd^en Orben ber preu^ifd^e 99utd) gejd^Ioffen,
bem aber bie einflugreid^ Aebte Don OliDa
unb $elplin, fomie ber $rior Don ffartl^auS nid^t
beitraten. S)er 12j[ä]^rige @töbtefrieg (1454 bis
1466), ber nad^ ber Se^egung beS beutfd^en Or«
benS burd^ ben preugijd^en Sunb unb bie $oIen
mit bem Xl^omer gfneben Dom 3a]^re 1466 feinen
Slbfd^Iu^ fanb, f^attt aud^ für ba§ fflofter OliDa
mieberl^Ite SSermüftungen feines ©ebieted unb
Kontributionen jur infolge. S)urd^ ben Xl^omer
gfrieben fiel ^ommereüen unb mit il^m OliDa
an $oIen.
in. OliDa unter polntfd^er ^err>
fd^aft (1466—1772). ffiicfcr 3eitraum bilbet
eine med^jelDoIIe ^eriobe in ber ©efd^id^te beS ff lo»
fter§. Um bog Sal^r 1480 mürbe OliDa Don ben
polnijc^en ßiftercienferflöftcm, fpecieH Don bem
Abt Don ^ogila bei ffrafau, aufgeforbert, fid^
i^nen an^ujd^Iie^en unb bie ftubirenben 9Rönd^e
nad^ ffrafau ju fenben. Auf bie SSefd^merbe ber
beiben fflofter OIiDa unb ^elplin entfd^ieb baS
(Seneralcapitel be§ SiftercienferorbenS ju Siteau^
im 3. 1487 unb Don !Keucm im 3. 1488, ba|
OüDa unb $elplin „megen ber großen örtlid^en
gntfemung unb toegen ber SJerfd^iebenl^eit in
@prad^e unb ©itte ^mifd^en ben $oIen unb i^nen
nid^t ber Oberaufftd^t unb ber SJifttation ber poini*
fd^en fflofter, fonbem bem ßommifjar ber norb»
beutfd^en fflofter red^t§ ber SIbe (monasteria
stagnalia, f. in ^Betreff ber Sejeid^nung SBinter,
i®ic giftercienfer beS norböftlidl^en S)eut|(^Ianb
ni, ©otl^a 1871, 139) untcrmorfen fein fofltcn".
3ugletd^ mürbe beftimmt, ne fratres monaste-
riorum praedictorum ad studia Cracouiensia
mitti cogerentur, sed ad locum in Alemannia
situm studiis operam nauaturi amandarentur
(Scriptt. rer. Pruss. V, 637). Semgemäfe finben
ftd^ S- ^' im UniDer)itöt§fatalDg Don Seip^ig bei
bem So^re 1498 unb 1511 9}eönd^e au§ OliDa
811
OliDa, 6iiflerrienfera6teL
811
öcrgeiii^net (aBinter m, 69. 71). feft im 3. 1580
mürben OIü)a unb $el|)lm mit ber polnifd^en Or«
benSproDin) Dereinigt nad^bem bie monasteria
stagnalia in ber {og. SleformationSjeit größten«
t^eild untergegangen nniren. 9ßan erjtel^t auS bem
2)eaet beS ®eneralcapiteld Dom Saläre 1487, toie
aus ben ÜtamenSDergeid^iffen ber Sont)entuaIen,
ba| bie SJldnd^e ber beiben pommereüifd^en @i{}er«
cienfer!t5[ter OliDa unb ^elpUn bi§ jum 16. 3al^r-
(unbert, menn nid^t auSfd^Iie^Iid^, fo bod^ gum
größten Sl^il beutf d^er ^Rationalität tt)aren ; erft
feit bem Snbe be§ 16. Saj^rl^unbertS fmb bie Sleli«
giof en gemif d^ter 9ktionalität (beutf d^ unb polnif d^).
SBieOIioa [eine Unabl^ängigfeit gegenüber ber pol*
nifd^enOrbenSprooing längere 3eit burd^ Anrufung
bed ®eneralcapitel8 toal^rte, fo Dert^eibtgte ed feine
Sted^te gegenüber bem 93if d^of Don fieSIau mit Srf olg
burd^ SppeOation an ben apoftolifd^en @tul^I. Ser
Sifd^of Derlangte nömlid^ Don OliDa um baS Sal^r
1500 bie S^^ntengal^Iung unb bie Unterorbnung
unter feine ^urisbiction. 2)a§ fflofter toax aber
bereits feit bem 13. Sal^rl^unbert Don ber bifd^öf»
lid^en 3uri§biction burd^ pdpftlid^e ißriDitegien
epmirt unb Don ber S^^ntengal^Iung burd^ bie
früheren SeSIauer IBifd^öfe !Dlid^ael im 3. 1249
unb ®em)arb im 3. 1301 gegen Abtretung einiger
JHofterbörfer befreit (^erlbad^, SSommereUifd^eS
Urfunbenbud^ 73. 109. 530). feinen fd^wcren
@d^Iag erlitt aber OliDa unter ber polnif d^en ^err-
fd^aft burd^ Sntgiel^ung ber freien ^bt3tt)a^I. %n
bie @teOe ber ilBa^Ifreti^eit trat um bie SJlitte be§
16. äa^rl^unbertS baS ufurpirte 92omination§«
red^t be§ ftönigS ; bie fog. SBal^I be§ 9bte§ feiten^
ber ^Rönd^e toar ein leerer @d^ein, eine cerimonieOe
3uftimmung gu ber Dom j?önige getroffenen äBal^I.
®er le^te 9lbt, nield^en bie ^bn^t frei au§ i^rer
aKitte ermäßen, toar fiambert ©^lieff (1549 bi§
1557). 3u bem erften Singriff fam nod& bie 93c«
fd^rönfung, ha^, toxt ber SReid^Stag gu ^etrüau
1538 beftimmte, nur polnifd^e SRönd^e Don abeliger
^erfunf t al3 ^ebte niöl^Ibar fein f ollten ; ein bürger*
Ud^er fönne nur geiDÖ]()It werben, toenn fein paffen»
ber abeliger ju finben fei. 3lud^ auf ben Weid^S-
tagen gu ffrafau (1539) unb gu ^ctrifau (1550)
iDurben ÜKönd^e bürgerlid^er ^erfunft Don ber
^btStoürbe auSgefd^Ionen ; um nid^t begügli^ ber
abeligen Sanbibaten in 93erlegen]^eit gu fommen,
befd^IoB man gu ^etrtfau, ha^ aud^ abeltge SBelt*
priefter polnif^er 9lationaIität gegen bie SSerppid^-
tung, in ben Orben einzutreten, möl^Ibar feien,
«uf bem SReid&Stag gu ftrafau (1588) erl^ielten
bie ffiiöcefanbifd^öfe baS ^t^i^t ber ^bminiftration
beS ÄlofterS nad^ bem £obe beS W)k^ unb ber
Seitung ber äbtSttjal&I (f. bie ongefül^rten SRcid^§«
tagSbefd^Iüffe in Voll. Legum Poloniae, Peters-
burg 1859, 1, 257. 269; H, 9. 258). (?rft im
3. 1736 concebirte ber ftönig «uguft m. auf
mteberl^oIteS 2)rangen ber preugifd^en @tänbe in
ben Pacta conventa ben beiben l^löftem OliDa
unb ^elplin toieber bie freie SBal^I il^rer %Ait,
bod^ mit ber Sinfd^rönhtng, bag nur ^belige ge«
toäl^tt mürben unb bem Mnige bie Sefifitigmi
ber SBal^I Dorbel^alten Hiebe. Sie fog. Kefomu
tion brachte aud^ über ba§ IMofler OliDa Diel lln
l^eil in materieQer mie in religidfer ^infid^ 9<
ber @öcuIarifation8fud^ jener 3tit UMiien oud^ bi
preu^if d^ Stönbe (biefe be^u^ (Srimbung eini
fianbe§fd^ule),bie9)lagnatenbefi8anbe8,btemfid^
gen $atricier 2)angigd lüftem nad^ ben (Sütembe
reid^en ftI5fter ^ommereHenS (OltDa, $elpfi]i
3ud^, ffartl^auS, Samom^). €elbfl ber Oifd^
Don fie§Iau, 3ebi^9bom8!i, lieg ftd^ im 3. 1541
Dom ffönig @igiSmunb 9uguft bie SSenooItinti
ber ®üter ber genannten illöfter auf Sebenjggd
ober bod^ für bie 3^ feines Spifcopotd in Sedto
übertragen, um, mie er ongab, bön SerfoE be
ftlöfter utd) ber !Beröu|erung ober Seft^nc^
il^rer ®üler burd^ ^rembe ein 3iel gu f e|eii. Sa
energif d^e ^roteft ber fünf Stifter Deranla|te iebod
ben Oönig gur Surüdhtal^me feiner @d^enfnii(
(fiengnid^, ®efd^. berpreu^ifd^Sanbell, So^pi
1722, 49). S)er ffdnig, meld^r l^äufig in ®cll^
Derlegenl^eit mar, Derpf anbete im 3. 1 56 1 ber @tab
S)angig für bie Snleil^e Don 100000 Stolen
baS 93efi^tl^um ber ftlöfier OliDa, 3amoimt
3udau unb Ifart^auS, meldte fu^ auf fünf Sc^
für bad Kapital diS ©elbfifd^ner Derburgei
unb bem SRagifirat bie Oberauffid^t über ti^
Sinfünfte einröumen mußten (Sengni^ 186). 3o
3. 1577 mürbe ba§ J?Iofter OliDa Don 2)angier
@oIbaten in Danbalifd^er SBeife auSgepIünbeit
Dermüftet unb gerftört; nur bie SRauem ber ffnd^
unb ber JHoftermol^nungen blieben übrig. Sei
UeberfaS l^atte barin feinen ®runb, ba^ Olitx
gum neuermö^Iten polnifc^en Oönig Stephan Sa^
tl^orQ l^ielt, ber S)angig mit Jhieg übergog, meUe^
il^m bie ^nerfennung oermeigerte; bie Sbneigim^
ber ^öretifer gegen bie latbolifd^en !Dlönd^ ftri«
gerte nod^ bie Srbitterung. S>ie @tabt mu^te mH
i^rer Untermerfung an Olioa 20 000 @ulben Snt*
f^öbigung gal^Ien ; au^erbem fteuerten ber Rbmi^
unb bie polnifd^en ®rogen bebeutenbe Summen
gur SReftauration beS ftlofterS bei. SBeit beflagenS'
mertl^er als bie materiellen SBerlufte mar bie Sin«
bu^e, meldte bie ftloftergud^t im 16. äal^rbunbed
erlitt. Unter ben Dier klebten ßambert ©ii^fiell
(1549—1557), SaSpar ®efd^!e (1558—1560
unb 1569—1584), 5Ric. Sola (1560— 1569) «nl
30)^. ftoftfa (1584-1588) gerietl^ bie3)i«d|fiii
bei ben a^önd^en fel^r in SSerfall. Surd^ $arU<
fömpfe unb 3tttnguen fud^te man bie ^btSnmdM
gu erlangen unb gu bel^aupten, bie fflofiergfitei
mürben Derf d^Ieubert ; im Sonoente b^trfd^te eh
meltUd^eS unb gügellofeS Seben, bie OrbenSrege
mar Dergeffen. @$Iieff mürbe 1557 megen Sa
geubung ber jf loftergüter unb megen anbererSet
gelten Dom ©eneralcopttel feines SmteS ent^
®efd^fe aus ßoni^ fül^rte ein bemegteS Seiei
Sfrü^er ber ^ärefte guget|an, befel^rte er ftd^, muri
anönd^ unb ^bt in OliDa. 92ad^ gmei 3a^
ging er burd^ ben ÜRa^tfpruc^ beS OönigS, beffe
^b^d^t, bie ftloftergüter für bie geplante, Dorl^
OHöa, Kij!crctcnferobtcl
814
e Xnlei^ bei her @tabt S^an^ig a^ t)er-
, er entgegentrat, ber Slbtdtoürbe t)erluftig,
bei 1569 mieber erlangte. S)er frühere
lurger 2)om]^err, 9bt 92ic. Sola, t)ertDaItete
^ old eine Spanooe ; bie 3a^I ber SRönd^e
r abgenommen. ®erabe in ber 3tit, Q^d
rftd^ Sviä^i in OKoa f o DerfaUen ttxir, trat
tbler €0X9 ffoni^ 1580 ald 9tot)i}e in'«
tin. SoD UnmiUen aber bie Sud^üoftgfeit
lebnnbenl^t im ßonoente t)erUe^ Sbler im
r mit brei gleid^geftmtten jungen SJlönd^n
nb manbte fid^ an ben feeleneifrigen S)tö«
^f oon Sedlau, Xoaraaemdfi, mit ber Sitte,
m Sufent^It in einem anbem ftlofter ju
, bis in bem JMofierleben OIit)a'd SBanbel
a fei. S)er Sifd^of tt)UIf alerte i^rer Sitte;
urbe in baS äefuitencoQeg nad^ $ofen ge-
iaä^ bem Sobe bed Sbted äol^anned Jtoftfa
Olioa bie ma^re Deformation in lat^oU«
eifle beginnen. 918 ber eigentlid^e Stefor«
fi ber Sifd^of Stoaroaemdfi, bem gan)
ySitn megen ber SBieberl^erfteDung be§
iSmuS an t)ielen Orten jum größten S)an!
tet ift, an^ufel^en; fein ^auptmerfjeug aber
genannte ^^Uip)) Sbler, t)on bem aud^
t^eil ber Annales Olivenses l^erftammt.
DSfi führte im 2(. 1589 bie t)ier ertt)ö]^n«
)en SRönd^e nad^ Olida gurüd unb lougte
ination beS preu^ifd^en ßbelmannd Jto«
lim 9bt f omie bie SBal^I be§ 9lominirten
!{fen. 9bler mürbe 9nfang§ SioDiaenmeifter
1598 $rior bis ju feinem Zobe im
I; er mar bie @eele bei ber Erneuerung
eberbelebung bed Ildiierlid^en ®eifie§ in
S)er Stnfang ber Deformation mar fd^on
580 t)om Siftercienferorben felbft gemad^t
3n biefem ^a^xt mürbe nämlid^ ber ^bt
üglione, Sbmunb ))om jh:eu)e, t)om ®e«
als SKjitator aller ßiftercienferflöfter in
nb ^reufeen entfanbt. S)er fromme W)t,
»eneralabt t)on Siteaus, j^iett nad^ Seenbi-
: Sifltation ein $ro))in)iaIca))iteI in 2Bon«
ib unb erlief fel^r l^eilfame Seftimmungen
)g. Statuta Edmundana, meldte in ber
Jolgc^eit bei bcn polnifd^en ßiftcrrienfer»
in großem ^nfel^en ftanben. Sbmunb ))om
vor e^ aud^, ber bie preugifd^en fflöfter
nb $elplin ber polnifd^en OrbenäproDin^
>80 jutl^eilte. IRod^ bem ^roöinsialcapitcl
eine ^meite Sifttation oor unb hat barauf
ig, burd^ feine ^uctoritöt bie ^uSfül^rung
ifenen ?lnorbnungcn mitf örbcm ju l^elfen.
1590 Difttirte gleid^faUS, al§ befonberer
Sd^tigter be§ ©eneralabteS Sbmunb, ber
ImtbiuS au§ t^franfretd^ bie fflöfter ber
tt OrbenSprooin). Son nad^l^altiger 9Bir«
ren jebod^ erft bie mieberl^olten, t)om 93i-
conQmud t)on Dojraaemäfi (geft. 1600) im
beS ^ßapfted vorgenommenen Sifttationen
3er; ber ©iöcefanbifd^of, ein ^Dtann non
ijfaa &fer, {tanb ben Serl^öltniffen nöl^er
al§ bie au^erorbentlid^en SSifttatoren beS Orben§
aus Sfranfreid^ unb tonnte ftd^ fd^neHer unb leid^»
ter über ben Suftonb bed Älofterd unb bie 9uS'
fSl^rung feiner Seftimmungen unterrid^ten. S)ie
innigen Sejiel^ungen Ol\x>a'Q )u ben äefuiten be«
ftanben auä^ meiter fort. Sinige 3Rönd^ mürben gur
meitem SuSbilbung in ein 2ief uitencoUeg ober nad^
jhalau gefd^idCt. Seit bem 3a^re 1589 erfreute fid^
bad fflofter mieber einer Steil^e täd^tiger Sebte;
unter biefen mar 2)aDib ffonarSfi (gefl 1616),
ber bie INrd^e Derfd^önerte, für bie ff lotterbibliotl^el
forgte, 1603 bad Ded^t, bie 3nf ul au tragen, für
bie Siebte t)on SIemenS YIII. ermirtte unb 1611
Sl^eilung ber ffloftergüter jmifd^en bem W^i unb
@^ont)ent t)oma^m. 9ütd^^bam2:rebni|(1617bi§
1630) mar ein l^eiligmü^iger unb geld^rter SRann,
meld^er nid^t blo^ inOIiDa, fonbem in allen pol«
nifd^en SiftercienferOöftem al§ Sommiffar ber
polnifd^en Orbendprotrina bie Seobad^tung ber
Orbendregel ftreng übermad^te unb mit (|ri{tlid^em
Starhnutl^ bie Sranbfd^a^ung bed JMofterd unb
ber ffird^e burd^ bie ro^en Sdlbnerl^aufen ®uftaü
molfd im 3. 1626 ertrug, ffenfomdli (1641 bis
1667), ber auf bie SuSfd^müdbtng ber ffird^e mit
neuen Elitären unb auf bieSereid^erung ber flfofter-
bibliotl^el eifrig bebad^t mar, feierte nod^ in ber
92ad^t beS 3. 9Rai 1660 ben 9bfd^Iu| beS OliDaer
SfriebenS, burd^ ben ber f d^mebifd^-polnif d^e ftrieg
beenbigt mürbe, in Slnmefen^eit ber ©efanbten
burd^ ein Te Deum am ^od^altar ber ffird^e. 3n
ber Olitmer ftird^e l^atte aud^ ber ffronprina t)on
©darneben unb neu ermdl^Ite ff dnig t)on $oIen,
©igiSmunb m. (1587—1632), ben SBa^Iöer-
trag t)om 2(a^re 1587 befd^moren. Unter ben
polnifd^en bebten Derbient au^er Xrebni^ nod^
gana bcfonberS §adfi (1683—1703) ermdi^nt au
merben. @eit 1646 üRönd^ in Olioa, mar er fpater
eine 3^tlang ffaplan ber ffönigin S^riftine t)on
@d^meben; fie oermanbte il^n bei Derfd^iebenen
@taatSgef(|Qften, unter anberem aud^ bei il^rer
Semerbung um ben polnifd^en Sl^ron im 3. 1668.
^adK mar ein 9)2ann t)on großer ©elel^rjamleit,
meld^er bie SOUnd^e burd^ fein Seifpiel unb burd^
einbringlid^e Deben aur ftrengen Seobad^tung ber
OrbenSregel unb aur Sefd^öfKgung mit gekörten
@tubien antrieb unb oiel für bie Serfd^dnerung
ber ffird^e t^at (ber ie|ige ^od^altar unb mel^«
rerc ©eitenaltäre finb öon il^m errid^tct). 9luf fein
Setreiben marb 1678 eine Sud^brudCerei im fflo«
ftcr eingcrid^tet, bie erft 1744 mieber einging,
inbem bie ^reffen an bie Sefuiten in SraunSberg
oerfauft mürben; unter ben Dielen Sudlern, meldte
bafelbft gebrudft mürben, fmb l^icr anaufül^rcn
Sermones (5 yoIL) oon ^adK unb feine @d^rift
Maria Deipara semper Yirgo; alSbann mel^rere
©d^rif ten feincS SruberS, ber Kector be§ 3efuiten-
coQegS in ^Itfd^ottlanb bei S)anaig mar. ^S ber
3eit be§ legten ^bteS unter polnijd^er ^errfd^aft,
KpbinSfi (1740—1782), finb bie bciben treff«
lid^cn ^riorcn SRol^mebcr unb SBemer au nennen,
meldte bie S)i^ciplin unter ben Sonoentualen
815
Oliüa, Cipcrclenfcrobtei.
m
fh:enge übema^ten unb bte Stnlünf te beS JtlofterS
Doraüglid^ Qbmintjhtrten. S)urd^9h)btn§ft gelangte
befonberd bte Xonfunjt in OliDa ju S^ren ; unter
i^m mürben bte betben Orgeln in ber JKrd^e^ Don
benen bie größere l^öd^jt bemerfenSnert)^ ift, er«
rietet, fonrie bie neue «btet (ie^t fönigti^ed
Säfioi) mit ^enlid^en ^arfanlogen angelegt.
rv. OIit)a unter preufifd^er §err-
f ^aft IBet ber erften Xl^eilung ^olenS im 3.
1772 erl^ielt gfriebrid^ U. baS poinx]^t ^reugen
mit 9lu3na^me üon %f)OTn unb Danjig ; bief e famen
tt\t bei ber ^toeiten 3:^eilung (1793) an ^reupen.
am 27. September 1772 erfolgte bie ^ulbigung
fti SWarienburg, ju weld^cr ber ""HU 5Ri)bin8fi für
lä) unb 9tamenS be§ ganzen Son))ent§ ben @s-
prior SBemer aborbnete. bereits burd^ SabinetS-
ori)re Dom 1. unb 2. IRoDember 1772 an ben
Itammerpräftbenten Sombarbt entjog ber Jtönig
ben jnöftem unb SiSt^ümem ber neu ermorbenen
6anbe8tbeile bieäienoaltung ibrer ®äter unb über«
toieS ibnen al3 Sompeteu) 50 % be§ bamalä er-
mittelten Seinertrags, „bamit bie ®eiftlid^en burd^
beren Setoirt^fd^aftung nid^t biStral^iret unb Don
ibren geiftlic^en Sierri^tungen um fo toeniger be«
l^inbert werben möd^tcn". S)ie Eompetenj für
OliDa betrug: für ben 3lbt 4708 Sblr. 22 ®r.
7 $f. unb für bie ü)lönd^e 3505 3:blr. 14 ®r.
^Vi $f* (fie^mann^ ^reu^en unb bie fatb. Jlird^e
IV [$ubIicationen ou3benpreu^.@taat§ard^iDen
XVni], 2eipj. 1883, 469 ff. 562). 3n »ctreff ber
VbtSmabl traf ber ffönig, nad^bem ^om^arbt über
ben SBa^ImobuS in OliDa unb ^elplin gemäg ben
Dorl^er angefübrten Pacta conventa Dom Saläre
1736 berichtet l^atte, anfangs bie Scftimmung,
bag eS mie in @d^Ieften ^u galten fei, b. 1^. brei
Don ben IDtönd^en ju enoöblenbe Sanbibaten feien
bem Äönig in SSorfd^Iag ju bringen (Scbmann
473.491. 554f.). Später aber beanfpruc^te grieb-
rid^ II. baS 9lomination§recbt bejügltd^ ber beiben
Abteien OliDa unb ^elpltn ; eS tt)urbe ibm aud^
Don 5Rom jugeftanben (Scl^mann V, 15. 306f. 309.
318. 479 f. 483. 502). ©emgcmäfe tourbe flarl
Don ^ol^enjottem , frül&er Of freier, feit 1778
eoabjutor be« »ifd^ofä Don 6ulm unb feit 1779
Kommcnbatarabt Don $clplin, im 3abre 1782
nod^ 3um Sommenbatarabt Don OliDa nominirt.
ßbenfo erhielt ber le^te W)t OUdo'S, 3ofep^ Don
^o^enjottem, ber fpötere Dortrefflid^e ©ifcbof Don
ermlanb, feine SBürbe im 3. 1803 burd^i Bnig«
lid^e 9iomination. ©eit bem 3abre 1772 Derfiel
inbefe baS berül^mtc Äloftcr mcl^r unb mcl^r. S)ie
3a]^I ber ÜRönd^e, bie bis ba^in über 40 uttb
im 17. 3abr^unbert gegen 70 betragen b^tte,
nal^m ab. 2)ie napoleonifd^en Jtricge brad^ten auä^
über OliDa Diel Ungemad^; 1807—1814 fam eS
infolge be« Silfiter griebenS an bzn Sfrciftaat
ffianjig. 3)a8 ©äcuIarifationSebict Dom 30. Oc»
tober 1810 fam bei Oüoa im 3. 1831 jur 5luS-
fü^rung. S)ad fflofter, in bem nod^ fünf ^önd^e
lebten, mürbe aufgehoben, bie Äloftcrfird^e unb bie
fftoftergebäube tourben ber fatbotifd^en, bie bi§-
l^ge Heine ^forrftrd^ ad 8. JaoobombciMfr
gelifd^en ^arrgemeinbe ubemriefen. Stc^W
beutenbe SibliotJ^f, meU^ bie jeUcnften Bde
unb fel^r Diele ^oitibfc^ffni ent^ufi, tontet
fäd^Iid^ an bie fönidif^eSiblio^ inScdnäb
an bie UniDerfitfit icOniggberg, Qei&Deife n^n
baS ^riefterfeminar in $elplin. S)ie filoM^f
(ss. Trinitatis), ein Sadfteinbou in fpitami
f d^em unb gotifcbem Stil Ulbet einen lancmfU
ten, unregelmäfiig breifd^fftgen, im 9B$n i
atoeifd^iffigen Staum Don 10 3od^ mit einfd^
gem Ouerbouf e unb einf (i^iffigem fänf^(dtoi, i
fünf Seiten bed 9(d^tedS eingef d^loffenen $idit
rium, baS einen Umgang in bn Steite M sft
lid^en @eitenfd^iffed f^at SemerfenSnertb ifl
ungleid^e ^Breite ber beiben @eüenf((iffe fotgie
baftlifale Einlage bed amttelfd^ijfefi. 9>ie f^tai
@pi|]^elme ber beiben Xreppentpfirme on bafl
front, jmifd^en benen ftdg boS^kuiptportalbcfiiil
unb bie brei 2)ad^reiter geben bem Seu^em d
getoiffen malerifd^en 9tei)^ meld^ buv^ bie 64
beit ber fianbfd^aft mefentlid^ er^öl^t tmtb (8
unb Jhtnftbenrmöler ber ^roDüt) SBefipml
©anjig 1884, 96-122). ©o8 3nnereberlR
lä^t brei Derfd^iebene SBoujeiten erfennen, n
ftcb an bie 3er^örungen burd^ bie $ren|en 12
burd^ ben ^ranb 1350 unb burd( bie ^Skaq
1577 anfi^Iiegen. S)ie gotifd^en (SewöIbebeSSo
unb Ouerfd^iffeS auS bem Solare 1582 unb
^meifd^tffigen ©ommerrefedoriumd au8 bemSc
1594 ben)eifen, bag im Often nod^ gegen Snbe
16. 3abr]^unbertd bie ©oül neben ber Stenaiffc
gepflegt rouxht, 3n ben Ueberreften ber Stvcdjß
bem 13. 3abrbunbert beft|en n)ir baS filtefteS
merf in ben ^roDin^en Oft« unb SBeftprenj
^lu^er bem ©ommenefectorium ftnb nmb ]
^auptraume beS frül^em fflofterS ard^itefton
mertbDoQ : bie SrunnenlapeQe mit fein profSii
@temgen)ölben unb ber SapitelSfaal mit fed^
profilirten ffreu)gen)ölben auf jtoei ad^tedtigen S
nitfäulen. S)er ffreuggang b<it fpi^bogige An
gen)ölbe. ff unftgegenftönbe ftnb in bemerf enSmed
^njabt ]^auptfäd^Ii(^audber3eit Don 1590— 1(
erbalten ; an il^rer ^erfteDung maren bie bebeute
ften fünftlerifd^en ffröfte 2)an)ig8 betbeiligL
ermöl^nen if! ber frül^ere iboä^aliai (Xrinits
altar) im nörblid^en @eitenf$iffe mit gotifd^en 1
tiDen, ein SBerf beS ^an^iger SReifterS SBil^
©pörer auS ben 3o^ren 1604—1606; Don i
ftammt aud^ baS t^reScobilb im nörblid^en ffrc
gang (ffreujigungSgruppe) au8 bem ^a^u 15
S)ie f (^ön gef^ni^ten &b<'^^I^ ftammen au8 1
3a]^re 1599. (93gl. nod^ jhetfd^mer, (Sefd^idftti
Sefcbreibung ber ffidfter in $omereIIen I [Si^
cienferabtei OliDal, ®anjig 1847; 9leue pre
ißroDmaialblötter IX u. X [1850] ; Encyklope
Koscielna, Warszawa 1891; Stownik &
graficzny, Warszawa 1886; [fiebeburl Sie
allgem. ^rd^iD für bie ®efd^id^tSfunbe beS prev
fdften Staate«, 1836, 1, 345 f. H, 193 ff.; Jan;
schek, Originum Cisterciens. I, Vindob. 18
Oliöo, aiesanbcr bc — Oliöa, ^of}, ^anl
818
üttixd^, ^e mtttctatterlic^e jhtnf! im Or-
^ ^rcu^en, Rbln 1887 [SBercinSfci^rift bcr
lefeDfc^ft], 73. 75. 79 ; Sttmptt, S)ic 3n-
be§ fflopcrS Dltoa, 5?euftabt i. SBcftpr.
Programm].) [Kofentrctcr.]
i,älcsanber be, O.S. Aug., Sarbind,
Bolfoferrato in Umbrien 1407, fd^on ote
folge eines ©elübbeS ber 3Jhttter 1413
ben ber 9ugufttner'6remiten übergeben,
nod^bem er in Perugia bie $]6iIo|iD))l^ie
mb in Safel bem SoncU angetto^nt l^atte,
im ^ooin^iolobem für Umbrien gemault,
^ Don Sugen IV. )um ©eneralprocurator
|en Drben§ ernannt. SDurd^ Sitten beim
uib seittoeife felbft burd^ bie tJflud^t »u^te
iefer 93ürbe ^u entlebigen, um fi(^ toieber
i SBerfen be§ ©celenei jerS mie ber ©elbft-
g l^ingeben ju lönnen. Sr toirfte ald ge>
$rebiger in ben meijten großen @täbten
i Don 92eapel bis Sienebig unb trat in
I mit erfolg afö gfriebenSftifter auf. S)a§
lopitel oon Solentino m&i)üt x^n 1459
leralprior beS ganjen OrbenS, unb ^iuSlI.
! ben megen Semutl^ unb Sugftrenge meit-
^en Vlann am 5. Stör^ 1460 ^u @iena
lenoartet ^um Sarbinalpriefter mit bem
r ^I. ©ufanna, am 11. ^ioüembcr 1461
t administrator perpetuus be§93i§t]^um§
:o. 92ad^ mel^reren fleinen Segationen, mie
benSfUftung in ^Perugia ober ^ur 3utüd-
Sncono^S unter ben (Sel^orfam, mürbe er
tus a latere beauftragt, 5U ^ncona t)on
gpoten Xl^omaS oon 9Rorea ba§ ^aupt
InbreaS entgegenzunehmen unb einftmeilen
[offe öon 5Rarni unterjubringen. Sinige
fliöter, nac^ Beilegung ber fje^bcn, meiere
) unftd^er gemad^t Ratten, überbrad^te er
Oinal Seffarion unb bem ß^arbinalnepoten
iccolomini bie f oftbare 9te(iqute naä^ 3iom,
5iu8 n. an ber 5[RiIüifd^en Srüdfe feierlid^
na^m. 51I§ garbinot fejte Dliöa fein
2tUn fort unb oermenbete feine ginfünfte
en ber SBol^ltl^ötigfeit, Jebod^ mit meifer
iltung gegenüber ^(nfprüd^en feiner unbe«
; SJermanbten. 9iod^ l^atte er boS 56. 3al^r
rid^t, als ein l^eiligmö^iger %oh xijn oon
^inmcgnol^m (21.[?] ^ug. 1463). (Jr
i einige t^eologifd^e ^ractate unb ^rebigt«
SBgl. Ph. Elssius 0. S. A., Encomiasti-
^stinianum, Bruxellis 1654, 27 sq. ;
)niu9 0. Pr., Vitae et res gestae Pon-
R. etc. II, Romae 1677, 1040 sqq.;
r, Bibliotheca Augustiniana, Ingol-
Aüg.-Vindel. 1768, 639 sqq. ; L. Car-
Ifemorie storiche de' Cardinali III,
793, 142 sgg. ; 8. ^oftor, ® cfcf). b. ^äpftc
iura 1889, 205 f.) [O. $fülf S. J.]
I, 30^. ^aul, S. J., (Scncral bcS 3e«
enS (1664 — 1681), mar geboren am
X 1600 ju (Senuo ouS oomcl^mer unb ein«
r gfamilie, trat 1616 in bie ©efeüfd^nft
Seju unb mad^te feine @tubien in 9iom gleid^^eitig
mit bem 1^1. Sol^anneS Serd^manS, beff en IBertrauen
unb bef onbere ^od^ad^tung er geno^. SJle^rere 3al^re
leierte er gu 9lom bie l^umaniftifc^en SBiff enfd^aften,
mar jal^relang bem römifd^en 9lot)ijenmeifter, für
einige Stit aud^ bem SSifitator ber ficilianifd^en
OrbenSprooing als ©el^ilfe an bie ©eite gegeben,
oerfa)^ gel^n ^al^re l^ihburd^ felbft baS SSertrauenS-
amt beS 9tooi5enmeifterS unb mar mieberl^olt
9iector beS beutfd^en ßoKegS. S)urd^ $rebigten in
ben bebeutenbften ©tobten StalienS (feit 1629)
ermarb er fid^ ben SRuf eineS oortreffßd^en Mangel»
rebnerS unb mar feit 1651 als flänoiger ^ebiger
im apoftolifd^en ^lafte angefteUt, ein Simt, baS
er unter oier Rupften befleibete. Snnocenj X.
moUte il^n mö^renb fetner legten Sage ftets an
feinem Sterbelager l^ben unb oon il^m gum Xobe
oorbereitet merben. S)a bie SlterSfd^möd^e beS
OrbenSgeneralSbie@mennungeineS®eneraItncar8
ür biefieitung beSOrbenS notl^menbig machte,
iel 7. 3uni 1661 bie fl&a^l auf Oliüa, bcr
d^on bei ben legten ©eneralsmal^len tnele Stim-
men auf ftd^ vereinigt l^atte. Sr erl^ielt fofort bie
gefammte fieitung beS OrbenS unb mit bem Stöbe
beS P. mdtl 1664 au^ ben Xitel beS (SeneralS.
SSergebenS l^atte er Oerfud^t, mit 9iüdffid^t auf ein
fd^mereS §er)Ieiben unb feine gang s^rrüttete ®e-
funbl^eit t)on ber SBürbe oerf d^ont gu bleiben, unb eS
beburfte ber energifd^jten SSorfteDungen üon ©eiten
ber fünf Sfftftenten, um i^n oon ber 92ieberlegung
feines SlmteS gurüdCsul^alten. Sr jtarb am 26. 9to«
üember 1681. Olioa ftanb bei feinen S^tgenoffen
im Stufe eines ernften, oorgüglid^ tugenbl^aften
OrbenSmanneS; ber ©runbgug feineS Sl^arafterS
mar ® Ute unb IBerföl^nlid^feit; feine jal^Ireid^en
griaffe in DrbenSangelegenl^eiten befunben einen
ungemein umftd^tigen, erfal^renen unb gemiffen-
l^af ten Obern. 3lud| maS üon fold^en ©d^rif tftüdten
in feinblid^er Slbfid^t üeröffentlid^t morben ift
(f. 8. 93. ©öttinger-Meufd^, ®efd&. berTOoralfhreitig-
feiten n, giörblingen 1889, ©ocument 9lr. 2),
fann bte| nur beftötigen. Olioa oeröffentlid^te
6 goUobönbe ejegetif d^er 3lrbeiten, mel^rere SBönbe
gefammelter ^rebigten, 3 99änbe l^öuSIid^er 6r-
bauungSreben unb am Snbe feines SebenS eine
Srieffammlung oon nal^eju 1000 95riefen, meift
an l^od^ftel^enbe ^erfonen; er moUte bamit ber
öerftümmelten Verausgabe einjelner biefer ©d^rei-
bm in gel^öfftger Slbft^t, meldte befürd^tet merben
mugte, guoorfommen. ^anbfd^riftlid^ ^tnterlieg
er nod^ mehrere ejegetifd^e Kommentare. 6r erlief
u. % ein befonbereS, afliöl^rlid^ in ben ©tubien»
bäufem beS OrbenS su oerlefenbeS SRunbfd^reiben,
in meld^em er aufs 9tad^brüdlid^fte jum ©tubium
ber orientalif d^en ©prad^en ermuntert, ©eine ^mtS«
fül^rung als ®eneral fiel in eine ber fd^mierigften
Seiten beS OrbenS, ber gerabe oon oielen ©eiten
l^eftig befeinbet mürbe. 5Wcben bem Sanfeniften«
unb bem Megalienftreit l^atten namentlid^ bie Don
ben ©egnern bcS OrbenS aufs ffiifrigfte gefd^ürten
3KoraIftreitigfeitcn einen l^ol^en ®rab Don ©d^örfe
Olioa, €i|tertttnItTa6ttI.
ftcm^ ebtxmttäfim unb bie SiidOnf ti ha Aloftera
t)ot3%It(t|al>ininiPiirtcn. 3>uii$ StiiblnSli Qtlongti
befonberS bit Xonhmf) in Olitia ju SEntn : untti
i^nt uurben bit 6eibtn Cigeln in bn Stillt, vm
bmm bic grfilere ^Qi^jt bemeifenSOtrt^ ift, rr-
rid(|tet, fomic bie neue %6let (je|t ISniglic^d
@(^lo^) mit ^trrltf^m ^aifanlastn angelegt.
IV. OliDo unter (irtuftifc^tr ^terr-
fc^aft. ißel btr tr^m X^dlung ^olenS im 3.
1772 tt^ielt ^riebn^ U. baS polnifc^t ^rtugen
mtt^uSna^mt Don3:^om unb ^njig; bitte turnen
afl bei brr jmtiten Slieilunfl (1793) an iptnifeen.
am 27. September 1772 trtolgle bie §ulbigung
in ÜRarimbuig, gu melr^ci bct ^t JRqMn^Ci für
{14 ^b 9?amen9 beS ganjen SonDenti ben Sj*
prioi SBemer abotbnete. 39trtit§ buid^ SabtnetS*
oibn Dom 1. unb 2. ÜIoDember 1772 an ben
ffammerprdjtbenten ^omfiarht entjog btr ffStiig
benÄlflffem unb SBiSt^ümtm bei neu trtoorbenen
Sanbeettitile bie 33enoaltung i^TCi ®ütet unb über-
nilefi i^nen alä Sompeteng 50 "U be5 bamals er-
mittelten SReinertiagä, „bamtt bie ©eiplic^en burd^
beten SSefflirtbf^aflung nic&t biatrabirel unb üon
ifittn geiftlit^tn aSerriSjtungen um (0 weniger be-
^inbert netben mBi^ten". 33ie (5om}ieteng für
OIlDa betrug: für ben 9bt 470S 3^Ir. 22 @r.
7 !pf. unb fTir hie HJISni^e 3505 %1)k. 14 ®r.
4'/i ^f- (2ei|mann, S(Jteu&en unb bie tat^. IFir^e
IV [^ublicotionen quS ben pteufe. ©loatäan^iDen
XVnr], Seip j. 1883, 469 ff. 562). 3n betreff ber
OTtSnwbl iTQf ber flönig, nai^bem ffiomlKirbt über
ben SBo^IntobuS in Olina unb $el))lin gemS^ ben
Dotier ongefü^tten Pacta conventa Dom 3obre
1786 berietet Ijattt, anfangs bie ©epimraung,
ba6 eS wie in ©tfileften ju galten fei, b. b- brei
Don ben 3Jiänd|en ju ensä^lenbe €anbibaten feien
bem Aönig in 3)Dr|d)lag ju bringen (Seemann j
473.491. 554f.). Später aber beanfprucEitegrieb.
ri^ n. ba§ tBominationSre^t bejüglic^ ber beiben !
Sbtcien OdDa unb $elplin; e§ tDUrbe i:^m aud) '
Don fflom jugeflonben (2el)mann V, 15. 306f. 309. 1
318. 479 f. 483. 502). Semgemöfe niurbe ffarl
Hon öo^enjoHem, früher Officier, feit 1778
goabfutDr btS «ifi^ofa uon 6ulm unb feit 1779
eommenbatarabt uon $elplin, Im Sa^re 1782
nod^ jum Sommenbatarabt Don OliUa nominirt.
Sbenfo erhielt ber le^te 9lbt Olica'S, Sofepb tion
6obtRio]Iem, bei fbütere Dortreffli^t EBifi^of Don
ermlnnb, feine üffiürbe im % 1803 burd) fönig-
Ii(%e aimnination. ©eil bem ^cH)Tt 1772 oerfiel
inbefe bas berübmte ftlD^er me^r unb mebr. ffiie
Sa'ÖI ber W6nä)t, bie bil babin über 40 unb
im 17. 3a^rbunbert gegen 70 betragen ^atte,
na^m ab. ^te napoleonifdien ffriege brai^tcn aaä)
Aber Olitw Blei Ungemad^; 1807—1814 fam e5
infolge bei Silfiter ijriebena an ben Sreiftoat
Dongig. 3)o8 ©aculorifationaebict Dom 30. Oc-
tober 1810 fam bei OHdq im 3. 1831 gur ^ue-
fü^Tung. S)a8 fliofter, in bem noi$ fünf ütän^e
lebten, muibt aufgeboben, bie illofteriirc^e unb bie
ffloßergebäube louiben bei lotgotif^en, bie bis*
^ge Ileine ^fanfini^ ad s. Jaoobom btt tta
gelif^en ^forrgemeinbe übcctoiefen. Sit fe^ d
beutenbe ^ibliot^el, ntli!^ bit ftitenften SB«
unb fe^i Diele ^tmbf^tiften entölt, (am ^cah
]&mä) an bit tönigli^e «ibliot^I in Sniitt m
an bie UniDttfität ffOnigebttg, t^Imife im4 <
ba'i ^riefieiiemiiior in ^elplin. tAt PlofItiHri
Tss. Trinitatis), ein Sadfletnbau in fpÜronun
f t^eni unb gotifc^em €til, bilbet einen langgeflm
Icn, unregelmä&ig breifi^ffigen, im SBe^ n
äiDcijtliiffigen Kaum Don 10 3oc^n mit einfi^
gern Cuer^oufe unb einf^iffigem fünßDt^igtn, M
fünf ©eilen be§ ^i^ttitS eingef^loffemn ^nSftjb
rtunt. ba^ einen liiiigang in bei Sreitt beS nÜ
lid}en ©eitenf^iffeS ^t 99tmeitenSinrt^ ^ bi
ungleicbe ^Breite ber beiben ©eitenf^ifft fouit Vi
iafimu 9InCage beS <mitttlf(^iffee. 3}ie fd^lanb
©pil^elme ber beiben Sttppentqünne an btiXBip
front, gtoifi^en benen fi^ baS^uptportalbefinbil
unb bie biei 3)a4ieitei geben bem ^eu|eni die
getDiffen maleiifc^en Weij, roetc^er bur^ bitS^ii
|eit ber Sanbft^fl mejentli^ eibBl^t nritb (9n
unb ifunflbentmöter ber ^roDin) SBtflprtK^
©anjig 1864,96—122). S)a8 3nnete btr fftej
lägt brei Dtif^iebcne ©aujeiten etfetmm, tod^
Tiä) an bie 3etftGrungen buri^ bit ^rtiiltn 1284
our^ ben Sranb 1S50 unb burdi bie S)anji|i
1577 anfi^Iiegtn. Sit gotif^tn ©emSIbe btSSmig
unb Oueif^iffeS auS bem Saläre 1582 unb bt
jneifc^iffigen @ommeae|cctoriumS auS bemSaji
1594 bemrifen, ba| im Often noi^ gegen Snbtbe
16. 3af)i^unbertB bie @otif neben ber Stenaiffnc
gepflegt mürbe. 3n ben Ueberreften bei ffiit^eoii!
bem 13. Sub^^bunbert beft^tn u>ir baS GIttjtt!Biiii
roert in ben ^toDinjen Öp- unb SJeflpren^
üuger bem ©ommenefertorium flnb no^ gM
^upträume be€ frübem iFIofieri art^ifcHonifil
roettliDDQ : bie iBmnneuFapeQe mit fein piofUiita
Stemgeublben unb bei SapitelSfaal mit fe^p
profiltrten ffieuggtraölben auf gmei a^tetfigenSr»
nitjäulen. Sei ^eujgang bat fpilbogige ttra^
geiii&rbe.ihinflgegenftänbe|inbinbemtrfen8npeit^
9lnäa^l^aupttät^li4auSber3eitDonl590— 1665
etbalteu ; an ibrei ^erfteHung moren bie bebeuten^
flen Knftterifi^en fträfte Sangigä beHeiligL 31
ermähnen ift ber frühen §o$aItai (iriniintil'
allar)imnBrblid6en©e!tenfi)iffemitQ0tif^nKi)'
tiuen, ein Wat beS Sangiger 3Rei^3 SBU^
Sparer auS ben Sauren 1604—1606; oon l^
^ammt aud^ ba9 S^ieScobilb im nStblii^en Artn)<
gang (ffreuäigungSgruppe) au8 bem ^<ä)tt 1598
Sie fi^ön gefi^ni^len S^i^i^üble ftammen ouB btn
3abre 1599. (Sgl. no^ ffieffc^mei, ©efdfii^tt v
!Sef(t)reibung bei flIBfter in SßomereDen I [gijier
cienjerabtei OliDa], Sanjig 1847; 91eue pttrf
ißroDingialblätter IX u. X [1850]; Enoykl«^}
Koäcielna, Waisiawa 1891; Stownik Gm
grafiezny, Warszawa 1886; [Sebtburl 3lei«
allgem. ^i^io für bie @ef(ibii$t8tunbe be6 prm^
frfien Staates. 1836, 1, 345 f. n. 193 ff. ; Jbum
schek, Originmn Cisterciens. I, Vindob. 187'
817
Oliöa, aicjanbcr bc — Oliüa, 3o]^. ^avil
818
186; imid^, S)ie mittelatterlic^e jtunft im Or-
Mlanbe$reu|en, ltdin 1887 [Seretnljd^rift ber
WrrcÄgffeUfcftoft], 73. 75. 79 ; Rtmptt, S)ic 3n.
Üriften be§ fflojIerS CliDo, Tieuftabt i. SBeftpr.
1893 [^TOgramm].) [Kofentretcr.]
9(bNi,älesanber be, O.S. Aug., Sarbinal,
oeb. ]u @Qffofenato in Umbrien 1407, fd^on al§
M infolge eines ©elübbeS bet 3Jhttter 1413
Don Crben ber 9ugu{!tner-6remtten übergeben,
Burbe, na^bem er in Perugia bie $]6ito)o))]^te
geirrt unb in Safel bem Soncil ongetto^nt l^otte,
1439 5unt ^ODinjialobem für Umbrien gemault,
bdb ouii^ t)on Sugen IV. sum ®eneralprocurator
bei (lanjen OrbenS ernannt. 3)urd^ Sitten beim
flai^e unb seitu>eife felbfi bur^ bie tJflud^t ftu^te
tt pi biefer Burbe ^u entlebigen, um fl^i ttieber
gas) ben SBerfen be§ Seeleneifers xoit ber @elbft>
inli^ng Eingeben }u fönnen. Sr toirtte olS ge«
Bolhger $rebiger in ben meiften großen @täbten
jtafienS Don 9teapel bis SSenebig unb trat in
Brieten mit Srf o(g als gfriebenSfiifter auf. S)aS
ChtenScapitel oon Xolentino mahlte il^n 1459
)im Generalprior beS ganzen OrbenS, unb $iuS n.
fflumntc ben niegen S)emutl^ unb 93ugftrenge meit-
(in Mrel^rten Wann am 5. 3Rära 1460 ^u @iena
gon) unenoartet )um Sarbinalpriefter mit bem
IM ber f^l @ufanna, am 11. 92ot)ember 1461
OB^ }um administrator perpetuus beS SiStl^umS
Camerino. ^lad) mel^reren fleinen Segationen, xoit
inr griebenSfliftung in Perugia ober jur 3urüd»
f%sng Sncono'S unter ben ©el^orfam, tourbe er
als kgatus a latere beauftragt, in Slncona t)on
bem ^poten Sl^omaS Don SRorea baS ^aupt
bd (L SnbreaS entgegenzunehmen unb einftmeilen
im Sd^Ioffe Don !Rami unterjubringen. Sinige
3Ronate f))öter, na$ Beilegung ber f$e^ben, h}el(|e
ben Sieg unftc^er gemad^t Ratten, überbrad^te er
ait Sarbinal IBeffarion unb bem 6!arbinatnepoten
%mi $iccoIomini bie foftbare 9teliquie nad^ 9tom,
iDO jie ^iuS n. an ber 9)UlDifdf|en Srüdfe fcierlid^
ratgegennajm. 91IS ßarbinal fejte DliDa fein
nwigeS Beben fort unb Dertoenbete feine ginfünfte
pi Seifen ber äBol^ltl^atigfeit, {ebod^ mit meifer
jsrätfl^Itung gegenüber ^nfprüd^en feiner unbe»
atittelten Serttwnbten. 9lod^ ^atte er ba§ 56. ^a^x
^ eneid^t, alS ein l^eiligmä^iger 3:ob il^n Don
bcrgrbe ^inmegnal^m (21.[?] ^lug. 1463). (St
unterlieg einige t^eologifd^e ^ractate unb ^rebigt«
»eife. (55gl. Ph. Elssiiis 0. S. A., Encomiasti-
con Aogustinianum, Bruxellis 1654, 27 sq. ;
A.Ciaconius 0. Pr., Vitae et res gestae Pon-
tificum R. etc. II, Romae 1677, 1040 sqq.;
Ossinger, Bibliotheca Augustiniana, Ingol-
«tÄi et Aüg.-Vindel. 1768, 639 sqq. ; L. Car-
^eOa, Memoria storiche de' Cardinali III,
Borna 1 793, 142 sgg. ; 2. ^aftor, ©cf*. b. ^äpflc
D, greiburg 1889, 205 f.) [O. $fülf S. J.]
#090, 3o]^. $au(, S. J., ©eneral beS 3e»
tornorbenS (1664 — 1681), voax geboren am
4, Cdober 1600 ju (Senua auS Domel^mer unb ein»
JuBreid^r 3fomiIie, trat 1616 in bie ©efcnfd^nft
Sefu unb mad^te feine ®tubten in 9iom gleid^jeitig
mit bem ^I. ^ol^anneS Serd^manS, beff en SSertrauen
unb bef onbere ^od^ad^tung er geno^. SJle^rere Saläre
lehrte er gu Stom bie l^umaniftifd^en SBiffenfd^aften,
mar jal^relang bem römifd^ IRoDijenmeifter, für
einige S^\i audf| bem 93ifttator ber ftcilianifd^en
OrbenSproDing alS ©el^ilf e an bie Seite gegeben,
Derfal^ gel^n 3a]^re l^ihburd^ felbft baS ißertrauenS-
amt beS 9loDi5enmeifterS unb xoax teieberl^olt
9tector beS beutfd^en ßoKegS. ^nxä) $rebigten in
ben bebeutenbften ©tobten StalienS (feit 1629)
ermarb er fid^ ben SRuf eineS Dortreff lid^en Äanjel»
rebnerS unb mar feit 1651 alS ftänbiger $rebiger
im apoftolifd^en ^lafte angeftedt, ein Simt, baS
er unter Dier köpften befleibcte. Snnocenj X.
mollte i^n mö^renb feiner legten Slage {tetS an
feinem Sterbelager l^ben unb Don il^m gum £obe
Dorbereitet werben. Sa bie SKterSfd^toöd^e beS
OrbenSgeneralS bie Smennung eineS ® eneralDicarS
iir biefieitung beSOrbenS notl^menbig mad^te,
iel 7. 3uni 1661 bie SBal^l auf OliDa, ber
d^on bei ben leisten ©eneralSmal^Ien Diele @tim«
men auf ftd^ Dereinigt l^atte. Sr erl^ielt fofort bie
gefammte fieitung beS OrbenS unb mit bem Sobe
beS P. 92idCeI 1664 au^ ben %M beS ©eneralS.
SSergebenS l^atte er Derfud^t, mit Südffid^t auf ein
fd^mereS ^er)(eiben unb feine gau} gerrüttete @e*
funbl^eit Don ber SBürbe Derfd^ont gu bleiben, unb eS
beburfte ber energifd^ften SBorftellungen Don Seiten
ber fünf ^Ifpftentcn, um i^n Don ber 5WieberIegung
feines ^mteS gurüdCgul^alten. Sr [tarb am 26. 9lO"
Dember 1681. £)\\m ftanb bei feinen 3eitgenoffen
im Stufe cineS ernften, Dorgüglid^ tugenbl^ften
OrbenSmanneS; ber ©runbgug feines g^arafterS
mar ®ütc unb SSerföl^nlid^feit ; feine jal^Ireidden
Sriaffe in DrbenSangelegenl&citcn befunben einen
ungemein umfid)tigcn, erfal^renen unb gemiffen»
l&af ten Obern. %nS) maS Don fold^cn ©d^rif tftüdten
in feinblid^cr 5lbfid^t Deröffentlid^t morben ift
(f. 8. 93. ©öüingcr-Kcufd^, ®ef^. ber2RorarftreiHg-
fciten n, 5WörbIingen 1889, ©ocument 9ir. 2),
fann bie| nur bcflätigen. DliDa Deröffentlid^te
6 tJoUobänbc ejegctifd^er arbeiten, mel^rere 93änbe
gcfammelter ^rebigten, 8 99änbe l^äuSlid^er @r-
bauungSreben unb am 6nbe feines SebenS eine
Srieffammlung Don nal^eju 1000 95riefen, meij!
an l^od^ftelftenbe ^erfonen; er moQte bamit ber
Derflümmclten Verausgabe einzelner biefer ©d^rei-
ben in ge^äffiger ^Ibftd^t, meiere befürd^tet »erben
mufete, juDorfommen. §anbfd^riftlid^ l&intcrliefe
er nod6 mehrere cjegetifd^e Kommentare. 6r erlie|
u. % ein befonbereS, aflial^rlid^ in ben ©tubien»
I)äufem beS OrbenS ju DerlefenbeS SRunbfd^reiben,
in meld^cm er auf S 5Rad^brüdlid^fte jum ©tubium
ber orientalif d^en ©prad^en ermuntert, ©eine ^mts-
fül&rung alS ©eneral fiel in eine ber fd&ioierigften
Seiten bc8 OrbenS, ber gerabe Don Dielen ©eiten
l^eftig befeinbet mürbe. 5Wcben bem Snnfeniften-
unb bem SRegalienftreit l^atten namentlich bie Don
ben ©egnern be§ OrbenS auf *§ Cifrigfte gefd^ürten
5WoraIftreitigfeitcn einen J^ofjen ©rnb Don ©d^örfe
819
OUöalnt
82(
erregt. OIü)a fud^te feinen Orben nad^ tote t)or
in ber golbenen SKitte gu erl^dten. Displicet igi-
tnr nimia in jure divino humanoque inter-
pretando indulgentia, moderaüo justa non
displicet ; non enim duriüem sed soliditatem
exigimus doctrinae, fd^rieb er 10. ^uguft 1680
an bie ^roüingiale. SuSfü^rlid^er nod^ f^ai er bie
Stid^tung, bie in Segug auf SOtordfragen Don
jel^er in feinem Orben bie l^errfd^enbe toax, in
einem ©riefe on P. ^onorot fjabri (3. gfebmor
1669) audgefprod^en, fo flar unb beftimmt bag
Sfabri ben ^rief feinem Apologeticus doctrinae
moralis Soc. Jesu, Coloniae 1672, im S)rud(
t)oranfteIIte. OIit)Q ift berjenige Stefuitengenerot
gegen meldten mit Sorliebe SlnKogen gel^öuft
»erben. Stonfe f d^Ubert i^n (2)ie rdmifd^en $ö))fte
m, 6. «ufl., Seips. 1874, 85) aö polittfd^en 3n«
triguanten unb bel^äbigen, ber Untl^ötigfeit ftd^
^ingebenben Sebemonn, ol^ne weitem 93eleg al§
ben einer anonymen ©d^mäl^fd^riff, unb fe^r im
©egenfal gum Urt^eile berufener S^itgenoff en unb
ju Dem, toaS bie Don Olida unb über Olitm nod^
t)or]^anbenen 2)ocumente audmeifen, unb felbft
toai feine Stellung al§ möglid^ )ulie^. (^%\,
N. Sotvellus, BibHotheca Scriptorum Societ.
Jesu, Bomae 1676, 485 ; Journal des Savants,
F^vrier 1682, 43 ss.; de Backer, Biblioth.
des Ecrivains de la Gompagnie de Jesus Y,
nouY. ed. par Sommervogel, Bruxelles-Paris
1894, 1884 SS.) [D. ^fülf S. J.]
0ß]iaiitf unb feine t)ier ®ef äl^rten S) u c o u-
bra^, Saubert, SIerc, t)on SengQ, fömmt«
lid^ aus ber ©efeHfd^aft 3efu, Opfer ber Kommune
8U $ari8 1871. $eter 9Jnton 3uftu§ Otiöaint
mürbe geboren su ^ari§ ben 22. gfebruar 1816.
@ein IBater mar in SJloSfau gum Sieutenant er-
nannt morben, mar aber mie bie SWutter ein ftinb
ber 9iet)oIution. @o lam e§, ba^ nad^ ber erften
l&eiligen Kommunion erft bie jünbcnben Vorträge
be§ P. Sacorbaire im 3. 1835 bie 9Jufmer!famfcit
be§ iungen Olioaint mieber auf ba§ Kl^riften*
tl^um lenften. 3m folgcnben 3a]^re begann DU«
öaint feine l^öl^eren ©tubien, unb im 3. 1837 er«
md^Ite er ®efd^id^te oI§ fein Sf^d^. 3m ^Beginne
beSfelben 3Q^re§ oermod^te il^n bann aud^ P. t)on
StaDignan S. J., mieber ba§ l^eilige 93u|facrament
5U empfangen. Salb mürbe OIit)aint eines ber
t^ätigften IRitglieber ber bamal§ erftcl^enben Sin-
cen5t)ereine. 3n ber Ecole normale l^atte OIi>
Daint mit feinen ®eftnnung§genoffen anfangs
einen l^arten @tanb; benn fte mürben t)erlad^t afö
,,93anbe ber Kinfältigen" (niais). ©ie l^ieltcn aber
feft unb gemannen balb bie Sd^tung 9Jtter. 3m
3. 1839 fa^te Dliöaint ben entfd^Iui bem P. Sa-
corbaire 5u folgen unb ^Dominicaner gu merben.
®ie 3lu§fu]^rung fd^eiterte aber an ber Sage feiner
SKutter, bie feit bem lobe be§ SSoter§ auf tl^n an-
gemief en mar. OliDaint mar nun yoti 3a]^re $ro-
feffor ber ©efd^id^te, SnfangS p ©renoble, bann
am Kolleg Sourbon }u $ari§. SBeld^en Kifer
er als SDlitglieb beS SincensöereineS entmidfelte.
erbeut baraud, ba^ er in einem @pitale an (Einen
Xage 50 jhanle ^u beftimmen mu^te, ba| fie Vift
Ofterbeid^t ablegten. 3in9Rai 1841 tratOlioain
in bad ^aud bed ^erjogd Don Sa Stod^oucoulb
Siancourt ald Krjie^er für beffen britten Qofy
®eorg unb blieb in biefer Stellung in ÜRont
mirail brei 3o]^re lang. S)ort erl^ielt er boSfdb
3immer, meld^eS einft ber 1^1. SSincen) ald (Er
)ie]^er ber brei @ö]^ne bed ^erm üon ® onbi bemol^
l^atte. 3n 9RontmiraU ftiftete OliDaint balb, tok
er ed frül^cr aud^ in ®renoble getl^, einen Sto
cenjDerein. S)a ber ^erjog eö übemal^m, fm: 0&
oaintS 9Rutter )u f orgen, f o \a^ biefer enblid^ alb
^inbemiffe gegen feinen (Eintritt in einen Oäm
aus bem SBege geräumt. Kr l^otteunterbeffentTi
lannt, ba^ ®ott il^n in bie ©efellfd^ft 3eftt be-
rufen, unb f 0 trat er au Sat)al in'§ 9lüt)iciat ein an
2.9Rai 1845, pr felben @tunbe, als in berftcot'
mer ber @turm gegen bie ® ef eUf d^aft 3efu entf ep
mürbe. 2)a infolge ber ^norbnung beS P. (SeneÜA
(Stootl^aan) bie Sn^al^l ber Semol^ner ber einjetoen
^öufer Derminbert merben mu^te, f o mar OßDoiiil
DonOctober 1845 bid September 1846 inSSomidl;
bann mürbe er ald $rofeffor ber ©efd^id^te in
Kolleg )u Srugelette angefteJDU. (Enbe 1847 nmriN
er aber mieber naä) Sat)al gef d^idtt, um bort X^
logie )u ftubiren. S^ad^bem er )um ^tiefler geme^
oollenbete er feine tl^eologifd^n @tubien su $(mS
in bem ^aufe auf ber Stue beS $ofie8. 3m ^oip
1852 mürbe er in bem KoQeg auf ber Strofit
Saugirarb, bad ber ©efellfd^aft gerabe übertragen
morben mar, mit bem Unterrid^t in ber ©efd^it^
unb ber Seitung einer Kongregation betraut. 9ta-
^mifd^en l^atte er ba§ britte $robeja](|r )urud!gelegt
unb mürbe im 3* 1857 )um Stector beS KoÜegll
ernannt. 3m Snfd^lu^ an ein ^ofpital für ge*
nefenbe Snöbd^en grünbete er bann ba§ Oeuvre
de la premiäre sainte communion, eine Set"
anftaltung, arme, Derlaffene 9)2öbd&en auf eine ber
Baä^t entfpred^enbe Sßeife ^ur erften Kommunion
öorjubereiten. (3n ben 3a]^ren 1859—1877 wnr*
ben 2045 fold^erSOtäbd^enauf ii^reerftel^eiligeKom«
munton oorbereitet) @d^on im 3. 1856 l^tte Oli'
oaint für bie Arbeiter bie ©efeUf d^aft beS 1^1 ^
diat)tt gegrünbet, bie bei feiner SSerfe^ung bereits
500 ÜKitglieber jöpe. 3m 3. 1865 mürbe er
aum Obern beS ^aufe§ in ber Stue be S^oreS er»
nannt. S^^^ 3af re fpäter fiarb feine SRutter ^od^
betagt. 2)er @o]^n l^atte fte fd^on lange to\äix
ür ein eifrige^ fatl^olifd^eS Seben gemonnen unb
tanb il^r felbft im 2:obe bei. SBd^renb be§ ffriegeS
t)ermanbelte Olitmint fein ^auS in ein gro|e8
Spital für ißermunbete. 9lad^bem man fl$ mit
bem öu|em ^f^inbe abgefunben, brad^ ber innen
Äampf lo§, ben 18. ÜKära 1871. Oliüaint nnb
feine Snitbrüber l^atten ba§ @emitter fommen
feigen unb gaben ftd^ aud^ über i^r eigenes SooS
feiner 2:öuf d^ung l^in. Olitmint l^atte ^d^ j^^'
^iel^en follen ; als aber ber SlugenblidC ber @efa^
nal^te, brad^te er bie ©einigen in Sid^rl^eit unt
blieb felbft nur mit einigen SKitbrübem jurüd!
821
Dliöaint.
822
Sa4.9(nU gingen il^m Don t)er)d^iebenen Seiten
SanDtnoen ^ Um 6 Ul^r erl^ielt er bie ^laä)"
ri(|t ba| bie gfetnbe gtt)ifd^n 7 unb 8 Ul^r lom-
KB rnAoL Um 7 Vi U^r ging er nad^ ber ge«
wüfüifyn ^idorbnung in ben @pei{efaal, a^
oicr nit^te. 818 fid^ bann bie ,,Sföberirten" an
ba $f0iie melbeten^ eilte P. Oliuaint fd^nell auf
Jen 3innner. S)ort ftörhe er ftd^ mit bem Srobe
baSngel fär bie lommenben fieiben; benn man
tiitie, um für alle fSfalk iebe ißerunel^rung bed
lllaViliglten auS}u{i4ße^en, bie beiben legten
tdligm ^ofKen auf baS Sintmer P. OliüaintS
nb rineS anbem $ater8 gebrad^t. 9Ran burd^>
jßäj/bt boft gange S^vS, fanb aber meber 3Baffen
HNt (Selb. 3>egVdb tourben P. Olit)aint, ber
Obert unb P. Saubert, ber ^rocurator, ber bie
tojfe gu oerttxilten fyitit, ald ®efangene auf bie
$oli)ci)n:öfectur gefü^. — äol^ann Saubert er»
Hüfte ba8 8id^ ber SBett au Ißarid ben 20. 3un
1811. JUnd^ gtön)enben@tubien nmr er fd^on fieben
3a^ oIA 9büocat in $ari§ tl^tig gemefen, al§ er
an 10. 3uli 1845 t)om P. StubiOon in bie ©efeU-
H)aft 3efu aufgenommen tt)urbe. 92ad^bem er feine
t^eologifd^ @tubien DoÜenbet, mar er brei äal^re
m $ne{terfeminar )u SloiS, fieben ^al^xt qu ber
34nle @t ®enot>efa unb gel^n Saläre in ber SRue
be Stered aI8 Stinifier, ^rocurator unb 93eid^t-
totcr t^Wg. 3n ber IRad^t, beDor man Olioaint
mb Cmtbert gefangen genommen, mürbe oon ben
.Sttecirten" aud^ bie Sd^ule @t. ©enooefa l^eim-
ijcjn^t. ^ßm bort fül^rten pe aI8 @eifeln mit auf
bk ^Ii}eitn:öfectur 8 $atre§, 4 99rüber unb
7 Anette. 9m 12. ^ril mürben biefe inbeffen
tiittuSna]^meP.2)ucoubra9% bed 9lector§, unb
b(t PF. eierc unb oon Sengp mieber freigegeben.
- &o 2)ucoubraQ mar geboren p SaDal am
6. Kai 1 827. Kad^bem er feine juriftifd^enStubien
Bit bem 2)octoresamen abgefd^Ioffen, trat er ben
2.0ctober 1852 gu 9ngerd in bie ®efeUfd^ft
äejtt ein. 3laif^ iBoHenbung beS ))]^itofop]^if(^en
6tBbium8 fiatü) er mel^rere ^df)xt bem S)irector
berStnbien an. ber @d^ule @t. ©enooefa jur @eite
Bsbttnbmete fid^ bann t)om 3a]^re 1861 an für
^ 3a^ bem @tubium ber Geologie gu S^on.
%»tbem er fein britte§ ^robejal^r gu Saon jurüdf-
^, umrbe er im ^bfte 1866 ^um 9tector ber
Siule St. (Senooefa ernannt. 3n biefer oerant«
MimgSräd^en Stellung legte er unter großen
S^toierigfeiten unerfd^ütterlid^e tjfeftigfeit an ben
% — «tejiS giere, ein ^rifer (geb. 11. ®ec.
1819), ^tte fld^ bem Seebienfte gemibmet. ^J^ad^
13 3)ienfiialiren trat er im ^erbfte 1854 au St.
%ul in bie (SefeEfd^aft 3efu ein. S)ie ^^tlofop^ie
DÜer^Ite er in Sinem Saläre unb mar bann fünf
3BtKal8Se^anberSt.®enoDefa"Sd^utet^ätig.
S^bem er oom Stubium ber Sl^eologie, bem er
JiittrierSa^lang juSaDal gemibmet auf feinen
^ $oflen jnrüdgefe^rt mar, übemal^m er al§
(rießer aud^ nod^ bie Scitung einer Kongregation.
%tt( sbeij!aiü)ener le^ter $rüfung legte er am
19. iRärj 1871 bie feierlid^en ©elübbe ab, um fie
baß) mit feinem Slute ju befiegeln. — ^Inatole oon
SsngQ, geboren au 93ourge8 ben 19. September
1824, mar neun 3a^te Sögling ber 3cfuiten im
SoKeg au 93rugelette. SBom P. SRootl^aan felbft
in bie ©efeUfd^aft 3efu aufgenommen, mar er brei
Saläre im SoUeg au Srugelette t^ötig. Stad^bem
er feine Stubien ooUenbet, naljim er im % 1856
al§ gfelblaplan am jhimfrieg t^eil. 2)ann mar er
fed^§ Saläre in oerfd^iebenen SoUegien tl^ätig, mib«
mete ftd^ aber feit bem Saläre 1863 ben arbeiten
in ber Seelforge. — 3lm ®rünbonner8tag 1871,
ben 6. ^rit ^benb8, mürben ber ßrabifd^of
oon ^ri§, S)arbop, ber ^röfibent Sonjiean (ein
©aUicaner, ben P. Olioaint im ©eföngni^ be»
feierte) unb bie PP. ©ucoubrai), giere unb üon
Sengt) übergefül^rt nad^ 3Ra^a^, einem S^\itn'
gefängni^. ®en 13. ^pril mürbe ben PP. Dli-
öaint unb gaubert bie l^eilige Sommunion gebrad^t
mie in ben 3(iten ber SSerfoIgung bei ben alten
gl^riften, nid^t burd^ ^riefter^anb; eine fromme
$rau brad^te ben l^immlifd^en Sd^a| einer ®e»
fangenmärterin, unb biefe überreid^te il^n ben ®c=
fangenen. S)enfelben Sag nod^ mürben biefe Seiben
ebenfalls nad^ 9Jlaaa§ gebrad^t, mo bie ®efangenen
gar nid^t mit einanber oerfe^ren tonnten. P. Oli»
oaint l^atte gleid^ am ^benb feiner Serl^aftung bie
geiftlid^en Uebungen angefangen unb fe|te fic fort
bis aum Ie|ten Sage feineS Seben8. 2)en 15. ÜKai
gelang ed abermals, ben PP. Olioaint, S)ueoubraQ
unb giere je eine eonfecrirte §oftie aufommen au
laffen, bie^mal im S)oppeIboben eines 9RiI(|«
gefö^eS. ^m 22. SOtai brad^ten nod^malS a^^i
fromme gfrauen jebem $ater oier l^eilige ^oftien;
biefe »ar baS lejte ÜKüI. 3lm 9lbenb beSfelben
Sage« mürben oiele ®efangene nad^ 2a JRoquette
gebrad^t, unter il^nen ber drabifd^of ©arbop mit
38 ^ricftcm, au bencn aud^ bie fünf Sefuiten ge-
l^örten. ®ort mürbe ben ®cfangenen am SKorgen
eine Stunbe gemcinfomer ßr^olung gegönnt. 5Im
24. 2Jlai braute P. Ölioaint bem grabifd^of bie l^ci»
ligc Sommunion, unb ebcnf o enU)fingen aDe ißriefter
ben Seib beS §erm. ^m felben Sage ^benbs mürbe
ber grabifd^of ®arbo9 mit ben PP. ©ueoubrap
unb giere unb brei anberen ®eifeln an ber Um»
faffungSmouer beS ®efängnijie§ 8a SRoquctte er»
f c^off cn. iJreitag ben 26. Kai mürben bie PP. Oli»
oaint, gaubert, üon Sengi) mit nod^ 48 anbcren
®efangenen 3 km meit nad^ ber gite SineenneS
an ber ^ajoftrafee gcbrad^t. ®ort mürben fie auf
bem §ofe oon einer mütl^enbcn 3Kenge einfad^
niebergemc^elt mit SReüoIoer, glinte, Sajonett unb
Säbel. S)en folgenben Sag, ben 27. TOai, marb
bie gommune befiegt. ^fingften, ben 28. 3)lax,
entbedCte man bie Seid^en ber fed^S Opfer oom
24. 9Wai. ^m üKontag fanb man bie Opfer be§
©eme^elS Dom 26. P. gaubert mar fo entftettt,
bafe il^n fein SdEimager uid^t mel^r crfannte. P. Sa»
ain erfannte bie fieid^e mieber an bem Äreua unb
an bem Seuteld^en, morin man il^m bie l^eilige
gommunion gefd^idft. ©eibeS trug P. Gaubert auf
ber «ruft, pr ben Scic^nam beS P. Olioaint
828
DliDer.
82^
biente afö SeftimmungSjetd^en {eine 2\üpt (er l^atte
fel^t fd^Ied^te Sugen), fein Sieliquiarium unb ba§
Süd^Iein feined $QrticuIare|amen3. 2)en P. Don
9engt| maä^tt fein Jfteib lenntlidd ; ed mar t)on
mel^r ald ^mangig Jhtgeln bur(i^bo|rt. ®te Sei»
d^en ber fünf Sefuitcn würben in ber SoptUt ber
iopaneftfd^en SJlort^rer in ber 3ef uSfird^e (9lue be
©ööreS) oufgebal^rt. SBittwod^ btn 31. 3Rai »or
feierlid^er ®otte§bienft unb bann 93eife^ung auf
bem fjfriebl^ofe 3Kont»$amaffe. Unter bem ©rudfe
ber dffentlid^en SReinung aber mürben bie lieber-
refte am 24. 3uU lieber in bie ffapeQe ber iapa«
neflfd^en SWartijrer in ber SefuSfird^e (SRue be
@ät)red) übertragen unb l^ier befiattet. Sei ber
Uebertragung fanb eine merfmürbige Teilung ftatt,
toorüber ber bel^anbelnbe ^rgt einen Serid^t t)er«
öffentlid^te unter bem Sitel „^erjtlid^e S)arlegung
einer Teilung, bie ftattgefunben unter ungewöl^n-
lid^en umftönben". S)ie ißerel^rung nal^m )u. man
fd^Iug ÜKebaillen gur Erinnerung, unb in bem ^aufe
auf ber SRue be @ä))re§ fud^te man in einem ÜRufeum
aUeS 5U t)ereinen, ma§ bie S)iener ®otte§ befon«
berd in ber ©efangenfd^aft gebraust l^atten. 2)ie
Actes de la captivite et de la mort des RR.
PP. OKvaint, Ducoudray, Caubert, Clerc, de
Bengy, ]^erau§gegeben t)on P. t)on ^onleüoQ S. J.
(15. aufl. ^ariS 1882), erlebten in ^mei Salären
neun auflagen mit ungefäl&r 40000 Sjemplarcn.
9m ©rabe ber fünf 2)iener ©otteS l^ielt man bie
Snbad^t ber ©laubigen in @d^ranfen gemö^ ben
fird^Ii^en SSorf d^riften ; man bulbete nur SBlumen«
fpenben Don Seiten ber Sefud^er, bie gal^Ireid^
t)erbeiftr5mten. Sriefmed^fel, S)anffagungcn unb
Sitten um ©cbct wud^fen fo an, ba| ber Obere
bie ©orge baf ür einem bcfonbem ^atcr übermieS.
3118 ber »ud^^änbler bem ^apfte ^iu§ IX. ein
gjcmplar ber Actes übeneid^en liefe, fanbte ber
^eilige SSater eine 3lnttt)ort, morin bie fünf Opfer
als ^Hnner, metd^e auS ^fe gegen ben ©lauben
getöbtet Sorben, begeid^net mürben. 2)a ed an
auffaDenben Reifungen nid^t fel^Ite, ernannte ber
grjbifd^of Don ^an3 am 16. October 1872 eine
Kommiffton mit bem 9(uftrage, an Ort unb ©teile
afieS 5u fammeln, toaS SSejug f^ai auf ben glor-
reid^en lob unb bie etmaigen SBunbertl^aten ber
fünf ©iener ©otteS. — 9(u8 bem !Rad^Ia6 bc§
P. Oliüaint mürben l^erausgegeben : Le R. P.
Pierre Olivaint de la Compagnie de Jesus.
Journal de ses retraites annueUes de 1860
ä 1870, 4^ ed., Paris 1892; ferner : Aux jeunes
gens. Conseils du R. P. Olivaint, recueillis
par le P. Gh. Clair de la Compagnie de Jesus,
13*? ed., Paris 1884 (j. de Backer, Biblio-
th^que V, nouv. ed. par Sommervogel, Bru-
xelles-Paris 1894, 1893 s.). (Sgl. nod^ M°»«
M. M. Chatillon, Le R. P. Pierre Olivaint, sa
vie, ses oeuvres et sonmartyre, Paris 1873;
P. Ch. Clair, Pierre Olivaint, prötre de la
Comp, de Jesus, 13« ed., Paris 1890, beutjd^
öon P. ©t. S)ofenbad^ S. J., 2Jlains 1880;
PP. Daniel et Mercier S. J. , Leon Ducou-
dray, Recteur de I'ecole Sainte-Oenevüre
martyr de la commune [1827 — 1871], Parii
1893.) [3of. ßööelmantt S. J.]
0ttoei:, 3:1^0 mag, Sfürpifc^of bon ^ßabo^
bom, fpftter Sarbinatbif d^of bon ©abino^ mar nad^
unverbürgten Stad^rid^ten ein meftfalifdto: (^
mann au§ ber gfamilie t)on Ole in htt ®raff(^
SlmSberg ; inbeffen befielet nid^t einmal ©id^e^
über OliöerS §eimat (3tfd6r. für iwterL ©efdj. «.
9Itert]^um§funbe,aRünfterl888,n,121). gboi^
ift fein ©eburtS- unb 3;obe8ia]^r unftd^; im SiBi
1230 mar er nad^meiSIid^ tobt, unb bie le^te Sio^i
rid^t t)on il^m batirt ))om 9. Slugujl 1227. —
Segrünbet ift bie ^nnal^me, ba^ OliDer auf ber
2)omfd^uIe )u ^aberbom feine St^tel^ung erJ^Boi
l^at. 6r erfd^eint bann afö ^omberr t)on ^^ok>
bom unb feit 1200 al§ ©^okßicuS ber Son-
fird^e ju Jtöln. 3m 3. 1208 mirb er Magister
Oliverius genannt, unb 1207, möl^renb er in
$ari§ t)ermeilte, beauftragte il^n ^(^ft ätuio-
cenj in., einen ©treit gu f^Iid^tett jmifd^en etnen
SanonicuS ju 9teim§ unb bem Stemigiusnoflec
bafelbft; 1212 erhielt er einen öl^nlid^enSlufbRig.
ängmifd^en l^atten bie reid^en ffenntniffe unb bk
augerorbentlid^ l^ol^e ^Begabung beS SRanned^ bei
namentlid^ t>xtlt ©prad^en bel^errfd^te unb eine
93ercbfamfeit ganj l^eröorragenber «rt befaj, bie
Slufmerffamfeit be§ ^apfteg auf il^n gelenft, mb
er mürbe nun für mid^tigere Slngelegenl^iten tm^
menbet. 3tn 3. 1210 mar er ^rebiger gegen bie
«Ibigenfer, 1213 pöpftlii^er »eüoEmöd^tigter fb
bie Jheu55ug§prebigt in ber Jtölner IKrd^enproDin),
1214 prebigt er ha^ ffreuj in 9iamur, SBrobant,
tSflanbem, ©clbem, fJrieSIanb unb anberftoo,
ma§ er bi§ Oftem 1217 fortfe^te. SBieberl^oIt be-
nd^ten bie Urfunben öon ffreujerfi^einungen am
^immet möl^renb feiner ^rebigten. ©obann toarer
1215 beim fiateranconcil in SRom als Vertreter btf
graftiftS «öln, unb im Sfrül^ial^r 1217 fd^iffteer
fid^ in ^arfeiSe gum ffreus^ug ein ; an bentfelBen
nal^m er bi§ gu Snbe tl^eit unb bef d^rieb il^n. 2>un(
feine Serebfamfeit beftimmte er 1218 bie Una^
fal^rer jur Sanbung in ^egppten unb gurSBelage"
rung öon 3)amiette. 6r conitruirtefogareine3I&»
fd^ine, mit meld^er ber fog. jfettent^urm erobot
mürbe. ®ie ©tabt fiel aber erfl im !Rowmiet
1219, unb ber Sfelbjug enbete nid^t glüdlic^. OrOKr
jd^eint im ©eptember 1222 nad| Stalien unb tm
ba nad^ ff ötn surüdfgefel^rt ju fein. Skinn (1228)
mürbe er jum %ifd^of öon ^berbom gemd^It; n
^atte jebod^ einen ©egencanbibaten an ^einrit
öon Srafel, ber gleid^faQS red^tmögig gemfil^It {b
fein bel^auptete. ^u§ bem ^roge^, mel(!^ üte
biefe SBal^I ftd^ entfpann, ging Oliöer {tegiciA
l&eröor. ®er ^apft beftätigtc am 7. «pril 1225
OliöerS SBal^I unb caffirte bie feines ©egmi
2)ie Sntf d^eibung mürbe burdf) bie Srflarung m^
rerer SBöl^Ier beS Ie|tem l^erbeigefül^rt, me(d^ ge»
ftanben, )u biefer Wafj^ überl^aupt nid^t baS ge*
ringjte ^täji bcfeffen ju l^aben. 3n biefer 3*
nal^m Olioer, feit TOai 1224 namentlidft in ^tif^
OliDet — OliDctancr.
82G
lob, bie fireuiprebigt loieber auf; er lourbe Dom
Mt mit gro^r ^rtube empfangen. 3m 3uli
1225 mMt er noä^ feined btfd^öflid^en ^mteS in
(obcibom. 9ber f^on im 9tugu[t n^urbe er jum
Earbinolbijctof üon Sabina ernannt, unb im @ep-
tnber mu|te er f ((on bad 2)omca))iteI auf forbem,
jfx 9xmaffi gu f^reiten. SOtit bem 1^1. Sngel-
botüon Stbln, feinem Sfteunbe, mar OKt)er mä)
Sem gejogen, mo il^n ber ^apft sum Sif^of
Ki^ imb foglcic^ babel^ielt. Engelbert leierte
oliem )urüd unb mürbe im 9tot)ember beSfelben
3o(rS erfd^Iagen; Olioer folgte il^m batt) im
iobc na^. — 93on OliDerS }a]^Ireid^en @$rif-
ta iß ein X^eil gebrudt. S)erfelbe umfaßt feine
KraiHugfiprebigt unb ben ffreu^gugSberi^t t)on
1217 bis 1222 (f. Historia Damiatina in
45flapiteln bei Eccard, Corpus bist. med. aevi
n, Francof. et LipB. 1743, 1898 sqq.; bafelbft
Q, 1855 sqq. ift aud^ OliüerS Historia regum
time sanctae gebrudt). (93gl. Stofenmeper,
Olioer, in SBeßfalia, Seitfd^rift fflr ©ef^id^te ic,
1825, 12. 9loü. ; 3undmann, aßagifter £)Iit)enu§
nb ber ffreu^ug Don S)amiette, in ber ffatl^ol.
Jeüf^rift 1851, I, 99 ff. 205 ff. ; ^oogemeg,
Deriheu^ugt>onS)amiette, in ben SRittl^eilungen
Kl SnfUtutd für dfterr. ©efd^id^tsforfd^ung VUI
1887], 188 ff.; IX [1888], 249 ff. 414 ff.;
Bottenbod^, 2)eutf4tanbd ©efd^id^tgquellen im
Rittelaltern, 5.%ufl., Berlin 1886, 407, «nm. 3 ;
^oogeioeg, Sie $aberbomer Sifd^ofSmal^I t)on
1223, in ber3eitfd;inft für Daterlönbifd^eSefd^id^te,
1888,11, 92 ff.; SU^ri^t, S)ie »riefe beSJFöIner
54iriki^cuS Olioer, in ber SBcftbeutfd^en Stfd^r.
Br «ej*. u. «unfl X [Srier 18911 161 ff. [ba-
jdbß aud^ meitere Siteraturangaben].) [SBofer.]
fCtod, Xl^oulier be, f. S^oulier.
#ß9ef«iur, SRitglieber einer oom IBenebic*
iinaorben abgezweigten OrbenScongregation, fü^«
n i^ 9{amen nad^ bem ^auptflofter U. fi. |$rau
MmStonteOUoeto (Oelberg) bei ^ccona zmifd^en
Skna unb Sre^so. ^f)x Stifter Sol^anneS (nad^
Micr Sefel^rung nannte er ftd^ Seml^arb) mar
1272 ^ @iena auS bem abetigen ©ef^Ied^te ber
lolomei (^tolomöi) geboren, ^on feinem Cl^eim
tjripop^, einem Dominicaner, marb erftreng er«
|ogm unb l^atte pd^ in ben äBiffenfd^aften, befon-
bo! ber Sted^tSfunbe, forgf ättig auSgebilbet. @o
niilte er nid^t nur eine 3^itlang als tüd^tiger
ieirer, fonbem mad^te fid^ aud^ in öffentlid^en
leiBtem, felbft al§ S)oge, um fein engeres SSater»
limb Derbient SBeltlic^e Sl^re unb Suft 50g il^n
•w bem 33Bege ber grömmigfcit unb ber ^rift»
lutoiS^ritod, meldte er fonft gern übte, einiger»
■B|en ab, unb um feinen ®ele|rtenrut)m ju er*
Wai,funbigte er eine öffentlid^e S)t§putation über
nm fc^ierigen ©egenftanb oor einem auSerlefe»
n ffipeife t>on geleierten unb J^od^geftenten SJtön«
an an: ba mürbe er plöpd^ beS ^ugenlid^teS
mnibt 3n ber 3lotf) menbete er ftd^ an bie aUer»
S^ Jungfrau, bie er {iet§ oerel^rt l^atte, mit
ifyifttm SSertrauen. SBte burd^ ein SBunber er*
l^ielt er bie Sel^fraft mieber, unb nun innerlid^
umgemanbelt, fprad^ er am feftgefefeten Xage oor
ber gelabenen SBerfammlung fo einoringlid^ über
bie iBerad^tung ber SBelt, ba| ^mei abelige i$reunbe,
^mbroftug ^iccolomini unb $atriciud ^atrici, ftd^
entfd^Ioffen, mit il^m gönalid^ bie SBelt ju oerlaffen
unb arm bem armen JefuS 5U folgen. @ie ent*
äußerten ftd^ il^reS lBeft|e3 unb begannen auf einem
abgelegenen ®ute }u Sccona ein einfamed fieben
in ftrengftcr abtöbtung. ^ier aber fiel balb ber
Sd^ein auf fte, al§ l^ulbigten fte ben ®runbfö^en
einer l^äretifd^en ©ecte, unb fomufete fid^ Sem*
l^arb oor bem ^opfte Sol^ann XXII. }u Soignon
re^tfertigen. SDie^ gelang ooUfommen, unb ber
$apft mieS il^n an ben IBifd^of ©uibo oon Slre^jo,
bamit biefer ben neuen Sinfteblem eine DrbenS*
regel oorfd^reibe. 2)er IBifd^of gab i^nen bie Siegel
beS 1^1. Senebict mit meinem OrbenSfleib unb l^ielt
fte an, ein ff lofter ju bauen ; baS S)ipIom ift batirt
oom anörs 1819. 2)a fofort 5U S^ren U. S. gfrau
auf bem Oelberge (5Wonte Dlioeto) bei 9Iccona ba§
fflofter gebaut mürbe, fo ift 1319 alS ©eburtSial^r
beS neuen OrbenS 5U be^eid^nen. SBeld^ rafd^en ^uf*
fd^mung er nal^m, Ia|t ftd^ f d^on barauS abnel^men,
hai er bereits am 17. ^ax 1324 Oon ^oignon
aus burd^ ^apft Sol^ann XXn. beftättgt unb in
pöpftlid^en ©d^u^ genommen mürbe (Bdl. Born.
IV, August.-Taurin. 1 859, 31 0). ©ie Strenge ber
SebenSmeif e übertraf nod^ bie ber erften ßiftercienf er j
bie Clioetaner a^en lein gfleifd^ unb tranfen leinen
SBein, me^l^alb ^e aud^ leine SQBeinberge bebauten
unb leine fföffer in ben ffeDem l^atten. 3laä^ unb
nad^ folgten fte jiebod^ ber SOtal^nung beS 1^1. $auIuS
an Simotl^euS (1 Sim. 5, 23) unb mifd^ten baS
SDBafler mit etmaS SDBein. ©leid^mol^I galt il^re
DrbenSreform längere 3^it für bie ftrengfte üor«
l^anbene unb genof ein foId^eS ^nfel^en, ba^ iebe
bebcutenbere ©tabt in Stalten fo eifrige DrbcnS*
brüber l^aben moUte unb aud^ erl^ielt. S)e^]ealb
beftötigte KlemenS VI. am 21. 3anuar 1344 oon
^oignon auS neuerbingS bie Kongregation, gab
i^r oiele Sfacultöten unb beoonmöd^tigte fte, ff Idfter
gu grünben, einftmcilcn mit ber 93ef§ränfung auf
Stalten (Bull. Rom. 1. c. 471 sqq.). 5lnfangS
ftanb bie ©enoflenfd^aft unter jöl^rltdl gemöl^Iten
Oberen; fpöter möl^Ite man alle smei Solare beim
©encralcoLpitel einen ©encralabt. S)er l^ciligc
©tiftcr nal^m biefe SBürbc erft 1322 an, Oermaltete
baS ^mt mieberl^ott }u größter (Srbauung ber
©einen, übte l^eroifd&e SBerfe ber S3arm]&er5ig!eit,
befonberS an ben ^eftfranfen in ücrfd^tebenen
Orten, unb ging nad^ oielen ff ömpf en unb arbeiten
am 20. 3luguft 1348 in feine Kul^e ein. ©eine
SSerel&rung mar fel^r üolfstl^ümlide in Stauen, unb
eS mürbe il^re firdfiltd^e ^nerfennung mel^rmal^
angefhrcbt; bod^ erft 1691 gemährte Snnocenj XII.
Officium unb 2Kef|e 5U feiner (JJ^re mit bem 3:ttel
eines ©eligcn (ogl. Acta SS. Boll. Aug. IV, 464
ad 487; B. M. Maröchaux, Vie du bien-
heureux Bem. Tolomei, Paris 1888). S)er
Drben umfaßte jur 3«it feiner größten SBIüte in
827
OliDl.
81
Stauen unb @iciaen fed^S $ro))in}en mit 83 fflö«
ftcrn unb regulären Siebten, bie ben ©ebraud^ ber
^ontiflcalien l^otten unb im ®eneralca))ltel ge-
mault n)urben. Sinige biefer ^öufer maren fel^r
gro|, mie in yitoptl, SWailcmb, fjflorens (baS be-
rül^mtcmoftcr Ban aRiniato) u. f. f. ftai|er ©igiS-
munb errid^tete aud^ einige fflöjter in Ungarn, bie
aber batb lieber in anbere $önbe famen. S)a§
^auptnojter ^u Snonte OIi))eto, ganj toxt eine
Seftimg gebaut unb Jaft unangreifbar, mar im
©taube, bie ^öpfte ^aul III. unb ^iu§ H. mit
il^rem ©efolge unb ebenfo ftaifer ftarl V., ber an
bie 2000 S)iener, Slitter unb @o(baten bei fid^
l^atte, }u bemirt^en. 9{eben ber äu|em SBoJ^D^aben*
l^eit bemal^rte bie Kongregation auffanenb lange
bie befte 2)i§ci))Iin, fo ba^ fie im Staube mar,
reformirenb auf bie Äldfter @. 3uftina in $abua
unb ÜRonte Safftno, ja felbft auf bie Samalbu*
lenfer einjumirfen. S)ie ftraffe Organifation, bie
forgfame 93i{ttation, bie emften ©eneralcopitel in
jebem }metten 3a^re, bie tfld^tigen @tubien inner-
halb ber Kongregation trugen l^ier^u nid^t menig
bei. S)a^er fonnte ^\i $iu8 H., ber felbft ben
tjfomilien (^iccolomini unb Slolomei) ber ©rünber
angel^örte, in einer 99uQe t)om 5. Odober 1462
ben Orben mit fiobfprüd^en erl^eben unb mit ®unft>
ermeifungen auS^eid^nen (Bull. Born. Y , 1 69 sqq.).
2)iefe mürben erneuert unb nod^ t)erme]^rt burd^
3uUu8 n. (25. Oct. 1505 unb 4. 3uni 1507;
Bull. Rom. 1. c. 412 sqq. 444sqq.) unb ^iuSlV.
(24. aSai 1560; ibid. VH, 26 sq.). 3m 3a^re
1582 öereinigte ^apft ©regor Xffl. mit ben
OUt)etanern bie Kongregation oom ^eiligen ^ftol^n«
leid^nam. S)iefe mar 1328 oon bem SBeltpriefter
^nbreaS bi $aoIo au§ ^f{ift mit Krlaubnig beS
%ifd^of§ t)on 9locera (in Umbrien) nad^ ber Siegel
be§ ]^I. 93enebict unb ben Dbferoanjen oon Ki«
fteauj jur Slnbetung unb SSerel^rung ßl^rifti im
^ciligften ^(tarSfacrament geftiftet unb Don ben
köpften ©regor XI. (1377) unb »onifatiuS IX.
(1393) beftättgt unb mit ben Privilegien be§
Siftercienfcrorbcn§ beel^rt morben. ©ie ^atit fid^
15 Äl5fter ermorben, al§ bereu §aupt feit 1397
@t. ÜRaria in Kampi§ bei Sfoligui galt ; allein im
3a^re 1582 mar fie auf menige ftlöfter mit einer
geringen Stn^al^I SReligiofen l^eruntcrgefommen. —
5tud^ ber Umftanb, ba| bie l^l. tJranciSca SRo«
mana (gcft. 1440) gerabe bie S3äter be§ Dli«
t)etanerorben§ 5ur Seitung il^reS ©emif{en§ unb
i^reS Dblateninftitut§ mahlte (f. oben 618 f.) unb
bei i^nen (in ber ftird^e ©anta 2Karia nuoüa
neben ber 93aftlifa EonftantinS) il^re lejte Kul^e«
ftötte fanb, jeigt bie il^r gemorbene Slnerfennung
(ögl. Sl^r. ©teljer, Seben ber 1^1. granciSca Mo«
mana, SKaina 1888, bef. 24 f. 152 ff. 367 ff.).
2Bie bie Oblaten, fo l^aben aud^ einige t^frauen-
f löfter, in meldten nad^ ben ©tatuten ber Dlioetaner
bie ©elübbe abgelegt mürben, erfreulid^e tjfrüd^te
c^riftlid^er SSoUfommenl^eit gezeitigt. Sie| ipöter»
t)in bie urlprünglid^e ©trenge aud^ etma§ nad^, fo
'tiai man 5. SB. möd^entlid^ an brei Sagen ba§
t$Iei|d^effen geftattete, fo bemeifen bo^ aud^ 1
neuen Konftitutionen Don 1564 bad entfd^
©treben, ben ^nforberungen ber ^ügenSkj
tnöglid^j! geredet ^u merben unb einen ^fy
SBeg )um ^eil 5U bereiten (Dgl. Lnc. Hokto
Cod. Begiil.y, cura Mar. Bröckle, ed. Augni
VindeUc. 1759, 1—118). ©0 mürbe nid^n
ba§ ^eil ber einzelnen $rofeffen gef örbert, fonbe
e§ gingen au§ biefem Orben aud^ bis in bie lett
Seiten oiele fel^r tüd^tige JKrd^enfürjten unb 1
beiter am ^eUe Ruberer l^erDor. Sbit miebei^oä
9tet)oIutionen oon unten unb oben brad^ten tk
aud^ biefem Stoeige am Saum ber IHrd^ ben Snh
SRonte Olioeto ift je^t eine ^notionok'' CufUri
gemorben, in metd^er nur mit Sriaubnig ba !M(
lid^en Se^örbe ab unb 5U ffünftler vmb (MäfA
©tubienmad^enbürfenunbber Xourtft pd^tigfrii
Ißeugierbebefriebigt. S)a§ f d^ne OliDetanecfloPi
5U Sflctfena ift in eine jf af eme umgemanbett. Snix
Söl^It ber Orben nod^ etma ein S)uienb fflSjk
barunter bad }u 9lom am ©rabe ber $(. gfrandSi
Slomana unb ein neu errid^teted mit 9totndati
©ettiniano bei S^oren^. ^uS biefem Orben w
ber auSge^eid^nete Karbinal ©d^iaffino f^ax»
gegangen, ber am 23. ©ept. 1889 fiarb imbbiSi
feinem Sobe ©eneralabt geblieben mar. (Sgl 8
cond. Lancelloti, Hist. Olivetana s. Congre,
S. Mariae montis Oliveti, Venet. 1623 ; Bc
forti, Brevis chronol. coenobiorom yiromi
qua illustrium congreg. Montis Oliveti, Medic
1720; C)eI))ot, ©efc^. ber fflofter- u. Sittennbi
VI, bcutfd^ Seipä. 1735, 225-254; Moroni, Di
XLVm, 299 sgg.) [»raunmüller O. S. B.]
0tim, $etru§ 3o]^anni8(nid^t3o]^amKS
0. S. Fr., fruchtbarer, aber nidjt immer co
rectcr ©d^riftftcller unb SSorfompfer für bieftrenge
Objerüan^ fcine§ Orben§, j^at aI8 ©elel^ m
als ^Reformator möl^renb feines SebenS unb no
mel^r fpöterl^in oon begeifterten Snl^öngem fite
triebene SSerel^rung, aber sugleid^ oon feinen Sc)
nem rüdtftd^tslofe Sierbammung unb Serfolgn
erfal^ren. @o blieb baS Urtbeil über i)^ bä i
bie IReujeit fd^mantenb. grjl P. (B&rle 8. J. ^
5u bem fd^on befannten3RatenaIoieIeneueS)oa
mcnte gefammelt, afle fritifd^ geprüft unbim&ij
für mittelalterlid^e Siteratur- unb ftird^engefd^
oeröffentli^t, fo hafi ie|t einunportetifd^Ux^
5U gcminncn nid^t fd^mer ift. 3ti ber ®bI)
„^etruS 3o^anni§ Dliüi, fein Seben unb fei
©d^riften'' (ard^iü IH [1887], 409—540) i
baS äBid^tigfte 5u{ammengefteIIt; anbere einjdjl
gige ®ocumente finben fid^ in bem 9luffa|e be
felben „3nr 98orge|d^id^te beSSoncilS oonSSenw
(3lrd^io n [1886], 353-416 unb HI, 1—191
^aä) biefcn Sforfd^ungen mar $etruS Oliri a
©ol^n beS 3o]^anneS Olioi (bal^er bie gform 3
l^anniS) 1248 ober 1249 in ©^rignan (Sangucbc
geboren, trat fd^on mit 12 Solaren in ben granci
cancrorben unb jud^tc bem erl^abenen SBeifpii
feines feropl^ifd^en SSaterS mit Smft unb ©treu
nad^^ufolgen. ©eine tl^eoIogifd^n@tubienmad
829
OliDi.
880
i
K.
ober nmitgfieiift t)onenbete et )u $an§, »o er
SoccdanuS toor. Um ®rab unb %M eines 9Jla-
^fll (at er ftd^, ime eS l^eigt, ouS S)emut^ nid^t
Mnnien. Stod^ fdner eigenen SuSfage l^örte er
no4 Sortrfige bed ^I. SonoDentura, toeld^e biefer
Ott denerolminiftet bei feiner häufigen ^nteefen«
!)tü in $arift unb no(^ für} t)or feinem Sobe )u
Vlixa pflegte. S)a OM qu(^ in Sd^ften für
Die ^ge ObfetDon} bet 9tegel unb gegen mond^e
mlängbare 9Ri|brdud^e fel^r entf d^ieben unb nid^t
isna malDofl auftrat galt er balb al§ ber gf ül^rer
Der Seformixntei, unb fo ift erflörlid^, ha% ftd^
tn^tf^ßf^ gegen il^n bie Singriffe erbitterter
Scgner rid^teten. 9m meiften %nfto6 enegte bei
^ feine fiel^re t>om usus pauper. Sr bel^auptete
lÜfat, bo|, menigftenS bei ben SRinberbrübem,
in bem ®elübbe bet SCrmut nid^t blo^ ber IBer«
jkit ouf (Eigentum unb unabbangigen ®ebtaud^
der Stnoe, fonbetn aud^ im SpecieUen unb M»
gondiien oie SSetppid^tung ^u einet ben Sl^arafter
der Irmnt an ^d^ tragenben Sefd^ränfung ber
8eienS6d)urfniffe eingef ($(offen fei. S)a OIit)i aud^
Ib feinen tl^ologifd^en @d^riften ftd^ einige un»
täs^bore 9I5|en gegeben b^tte, fo mürbe er t)on
{RBm (Segnetn luftig angegriffen unb bei t)er-
Kiid)enen ®eneralcapiteln be§ Orbend al§ ^ö«
idhr angeflagt. 9Ran batf bel^aupten, ba^ feine
tteoretifdpen Sli^griffe ebenfo mie bie mand^er
anberen €<l^ftfteUer mol^I menig @taub mürben
anfQdmrbeU baben, menn nid^tfeinSRef ormeifer il^m
Mtto Seinbfc^t unb übermäßig fd^arfe ffritifen
pemtfoi^t ^tte. @(^on auf bem ©eneralcapitel
pStralbinrg (1282) mürbe feine Seigre bemängelt
nb feine Quaestiones (Quodlibeta) Don bem
Senerolminiftet bet ^tüfung t)on fteben fiel^tetn
bei OtbenS }u $arid übetgeben. S)iefe legten
1283 bem 9lngeflagten ein mit il^rer Untetfd^rift
aab fieben Siegeln imtetfcrtigteS Sd^riftftüd (ro-
tnhis) Dor, in meld^em 34 @ä^e meift unmid^tiget
U obet pbiIofo))](|if d^et !Ratur au§ feinen @d^rif ten
aS8e}ogen unb me^r ober meniger f c^arf cenfunrt
awm. aiu^erbem mutben in einem anbem ©d^rift»
fiöd jenen beanftanbeten @ö^en 22 3:befen, meldte
(on ben Senfoten Detfa^t maten, entgegengefe^t.
C'Iitn »at um Srflätung unb nähere ^uäfunft
gor xi^t gefragt morben, mürbe aber auf geforbert,
kibeUrt^eile unbebingtanjunebmen; aud^ mürbe
NcBedüre berSd^riften beS Slngeflagten im Drben
örtoten. S^iefer fonnte erft 1285, ha xi)m feine
Q0aen8d^riften nid^t belaffen maren, t)on 92ime§
«8 feine SBertbeibigungSfd^rift einfenben, öon mcl-
itRSrud^ftudfe früher fd^on bei d'Argentre» Col-
. ketio judicioniin de novis erroribus I, Lut.-
hrifl. 1745, 226—234) öeröffentlid^t marcn,
Nf ober ]e|;t DoÜftänbig befannt ift. 92td^t mit Un>
n^t beflagt fid^ Olioi in ber Einleitung über bie
ngettobnlid^ t^ärte, mit ber man gegen il^n t)er>
fcjinn fei ; namentlid^ barüber^ baB er bie @^en«
Inm unb bie Sebren fener S:octoren unbcbingt
onel^m foHte, fo ba| er benfelben tamqnam
eatholicae fidei aut velut Scripturae eacrae
eloquiis aut tamquam determinatiom Bomani
Pontificis aut Concilü Generalis omnino de-
beat subdi. Erneuerte Auflagen bei mehreren ®e*
neralminiftem unb ißert^eibigungen bauerten nod^
mebrere ^Qf)xt, o^ne ba^ eS ju einer enbgfiltigen
ßntfd^eibung fam. Snblid^ gelang ed Dl\t>x, auf
bem ©eneralcapitel ju SRontpellier (1287) fid^ in«
fomeit )u red^tfertigen, ba^ bet bamalige (Senetal
unb fpötete Sarbinal 3Raü^n^ Don Slquafparta,
felbft ein berüonagenber ®elel^rter, i^n ^um Sector
in bem Älofter Santa Kroce gu fSflorenj beftimmte.
Einige Saläre fpöter mürbe er Don beffen 9lad^-
f olger Sla^munb ®aufrebi mit bemf elben Slmte im
®eneralftubium gu SOtontpellier betraut. Slud^ auf
bem ®eneralca))itel gu $ari§ (1292) befriebigte
feine ißertl^eibigung. S)a8 fd^öne, burd^auS latl^o-
lifd^e ®lauben§befenntni^, meld^eS er auf feinem
SobeSbette (14. 2Rora 1298) ablegte, finbet fu^
bei SBabbing (Annal. Min. ad a. 1297, n. 34). —
®ie f d^ftrf ften angriffe auf feine Seigre, feine $erf on
unb feine 3lnl^änger erfolgten aber erft nad^ feinem
Sobe. 3e mel^r ber ©treit um bie Slrmut (f. b. 9lrt)
brennenb mürbe, befto l^eftiger mürben Olioi unb
feine ^ßariei, befonberS in @übfranfreid^, ange«
griffen. SBer il^n Dert^eibigte ober feine @d^riften
nid^t auslieferte, mürbe als ^dretiler betrad^tet unb
auf baS ^ärtefte bebanbelt. MS nun bie f og. @piri-
tualen bei Siemens Y . bie Kommunität beS OrbenS
ober einen X^tW berf elben megen Dieler SKi^räud^e
nid^t obne ®runb anflagten unb eine Trennung
Don berfelbcn gu ermirfen fud^ten, fteigerie fid^ ber
®egenfa| bis ^u leibenfd^aftlid^er Erbitterung.
2)ie Sd^riften OliDi'S mürben baS ^auptarfenal
ber ©piritualen fomobi }ur SSertl^eibigung alS 5um
Eingriff. Er felbft mürbe als öeiliger Derebri;
S3iele maflfabrien ju feinem ®rabc. SDa^ ber ®e«
bäd^tni|tQg feines SobeS am 14.3Jtars 1313 mit
einer ^ri fird^lid^er t^eier, menn aud^ ntd^t als ^feft
eines canoniftrien ^eiligen, mar begangen morben,
mürbe aud^ ein $unft ber Auflage gegen feine
9lnbönger. ®ie Vertreter ber Eommunität beS
OrbenS antmorteten auf bie gegen fie erhobene
Slnflage ber SRegelübertretung mit ber Sefi^ulbi«
gung ber §ärepe. ElemenS V. nal^m 9lnfangS
eine ben ©piritualcn günftige Stellung ein, ent«
banb bie Vertreter berfelben einftmcilen Don bem
®e^orfam gegen il^re OrbenSobem unb gab ibnen
1311 DolIe tJreil^cit, il^re Auflagen Dor^ubringen.
©ie^cten bcSnun folgenben^rojeffeSfmb größten«
tl^eilS nod^ erbalten unb Don P. Ebrle (^rd^iD U,
365 ff. unb m, 1 ff.) Deröffentlid^t ®ie ©piri«
ttmlen l^atten in ^ra Ubertino ha Eafale einen
tüd^tigen IBertbeibiger; bead^tenSmerib ift, maS
berfelbe jurSSertb^ibigungDliDi'S Dorbringt (f. bc»
fonberS ^rd^iD H, 374 ff.). 3n einigen ©tüdCen
red^tf crtigt, in anbem entfd^ulbigt er ibn, fügt aber
(^rd^iD ni, 88) l^inju: Non tarnen in omnibus
ejus opinionem sequor; unb anberSmo (a. a. C
190) fagt er: Este quod aliqua corrigenda vel
dubia contineantur in ea (doctrina), dicimus.
quod semper placuit et placet, quod per Sum-
831
DliöL
8t
mum Pontificem, ad quem solum epectat dic-
tum negotium, decidatur. 2)aS Otefultot ber
Sontrot)erfe toax, ba^ SlemenS V. ben Streit
burd^ einen Snitteltoeg in ^toei S^onftitutionen }u
f c^Iid^ten f ud^te. 3n ber bogmatifd^en Sonftitution
Fidei catholicae fundamenta loerben brei lotldo*
Ufd^ SBal^r^eiten ouSgefprod^en, n^eld^e ben brei
angeblid^ t)onOKt)i geleierten ärrtl^ümcm entgegen-
gefelt fvib, 2)abei lourben loeber bie ^rf on OltDi'd
nodSi feine SSBerle enoöl^nt, loeld^e mitj^tn anä) nid^t
profcribirt n^urben. S)ie }tt)eite g^onftitution Exivi
de paradiso gibt eine autJ^entifd^e ßrtlärung ber
Stegel be§ 1^1. gfronciScud, meldte im ®rogen unb
©anjen bie ©runblaje ber 6tf erer für bie DrbenS«
bigciplin unb ben ©tanbpunit ber 2)ecIaration
9McoIqu8' m. feft^ält (f. aud^ b. 9lrt. Obferöanj,
ob. 635). Ueber bie Xj^otfod^e ber in ber Som-
ntunitöt beftel^enben ^Ri^ixän^t n^irb nid^td ent-
fd^ieben. SDod^ biefe gutgemeinte SOta^regel be«
enbete bie SontroDerfe !einedn)eg§. ^ieron tnigen
bie unüugen ß^ceffe mand^er Spiritualen bie
^uptf d^ulb, meldte ftd^ eigenmöd^tig t)on ber Som-
tmtnität trennten unb t^eilmeife balb ©d^toärme-
reien unb gefäl^rlid^en ärrlel^ren öerfielen. S)o-
burd^ t)eranla^ten fte ^ol^onneS XXII., für bie
Kommunität mit aUer (Sntfdeiebenl^eit ^ortei ju
nel^men unb gegen bie Steformpartei fd^arf aufzu-
treten. 3e|t fonnten bie @egner ber le^tem im
Orben gegen OIit)i unb beffen ^nl^önger ftrenge
Wa^regeln burd^fül^ren. 2)ie @ebeine beSfelben
)ourben ouSgegraben (1317 ober 1318) unb alle
feine Sd^riften auf bem Orben§ca))iteI ^u SOtar«
feiOe 1319 ftreng verboten. 3loä^ auf bem Kapitel
5U Semi (1500) tourbe biefeS SSerbot mit einiger
Öef^ränfung erneuert, ba @i|tu§ IV. ©inigen
fold^e 5u lefen erlaubt l^atte. ^u§ biefer Serur*
tl^eilung erflört ftd^, ba^ bie nod^ t)or]eanbenen
^anbjd^riften feiner SBerfe mcift anonym ober
l^öd^ftcnS mit P. J. (^etru§ Sol^anniS) ober gor
mit frcmbcn 9Jamen bejeid^net fmb. — Um über
bie ärrtl^ümer in ber Seigre CUoi'3 red^t 5U ur«
tl^eilen, l^at man ju bead^ten, ba^ in ber er«
loöl^nten bogmatifd^en Konftitution Fidei catholi-
cae fundamenta fidler Se^ug genommen toirb
auf bie Quaestiones Otioi'g, ba| aber oon ben
33Säten, ttjeld^e bie ficbcnOrbenSIel^rer Dertoorfen
Ifeatten, nur brei öom $apfte beanftanbet merben.
Sg mirb als fird^Iid^e Seigre aufgefteüt, bag ber
Sanjcnftid^, mit ttjcld^cm bie ©cite beS gefreujigten
§erm burd^ftod^en morben, loirflid^ nad^ ber 3eit«
angäbe bei Sol^anned, alfo nad^ bem ^obe be§ Sr*
löfcr§, gefd^cl^cn fei. ®a§ ©cgent^eil l^atte Dlioi
itoax nid^t behauptet, aber er l^atte barüber bispu»
tirt, ob bie SBorte ber l^eiligen ©d^rif t aud^ anberS
ausgelegt werben fönnten, wie 6inige tooüten, unb
biefe ^Infid^t l^atte er nid^t auSbrüdttid^ bermorfen.
3ioeitenS tourbe als ©laubenSfa^ entjd^iebcn, ba^
bie substantia animae rationalis sive intellec- 1
tivae vere ac per se humani corpons sit foima. \
^)luS ben je^t befannt geworbenen Quaestiones I
ober Quodlibeta Dtioi'S (ogl. P. Thomas M. '
Zigliara, De mente Concilii ViennensiSi R
mae 1878, 106 sqq.) ift erfi^tltd^, ha^OM
bief em fünfte geirrt ^at. 6r l^t freilid^ bie &^
ba| bie @eele bie forma Bubstantialis befi Stbtpt
1% im ungemeinen nid^t befhitten, ou^ bine
toegS, wie gefagt worben, gwei Seelen angenomiwi
@ein Srrt^um beftanb Melmebr borin, ba| i
meinte, bie t)emünftige @eele fei nid^t nad^ {(n
geiftigen ©ubftau), fonbem nad^ i^ren ticgdo
tiüen unb fenfitit)en SBermdgen, weld^e burd^ ein
distinctio realis t)on ber ©ubftonj unb ben
rationeUen Sl^eile ber @eek unterfd^ieben feien, bi
forma bed Rbxpvci, Siefe Snfid^t wor fd^on Doi
93onat)entura (2. Sent. d. 1, p. 2, a. 3, q. 2
ad 3) auSbrüdKidb t)erworfen worben. — 2)ritinl
wirb bie Seigre, ba| bei ber 3:aufe, oud^ beS IKnM
nid^t nur bie @d(|ulb erlaffen, fonbem m4 bi
®nabe mit ben habitus ber übematürlid^ Xu
genben eingegoffen werbe, gegenüber OHüi'8 8b
fid^t aß bie me^r pxobaiU erflört. — 9lod^ i^ |
erwöl^nen, ba^ naä^ bem glaubwürbigen 3<ugim|
93emarbS ®uiboniS bie le^te @d^rift OMi
fein Sommentar 5ur ^ocalt^pfe, bon 3oVn>
ueS XXTT. im Sonfiftorium Dom 8. gfebruar 182
üecurtl^eilt worben ift. ^Jlel^rere 2:]^oIogen 1^
Dorl^er oiele @ö|e biefeS SBud^eS fd^rf cenMil
aber nod^ am 1. October 1322 erflärte jener $apf
er l^abe biSl^er niemanben ^u einem enbotitt^
Urtl^ieile in biefer ^d^t bet)onmad6tigt, fonber
biefeS fid^ t)orbe]^alten. 2)aS 9101^ über U
fpötere @ntfd^eibung ift bisher nid^t behmita
worben. äebenfaHd waren bie ap0€Ql9|)tifd$e
Sröumereien unb migt)erftönblid^en VuSbriäi
weld^e in biefem Kommentare ftd^ fiitben, imti
ben bamaligen IBcr^öItniffen red^t gefä^rRd^.
3n SSe^ug auf ben IRamen ffe|er, ber OOt
nad^ feinem Xobe nid^t feiten beigelegt woriwi
bemerft mit Sed^t P. e^rlc («rd^iö IH, 440)
„^ier jeigt ftd^ Har, ba^ er burd^auS nid^t icne
oon ©Ott unb SReufd^en t)erabfd^eute nvb m
urtl^eilte JFe^er war, alS Weld^en il^n fp^ tt
SSertreter ber Kommunität l^infteHten^ unb ®vak
be ^errena unb S^merid^ in bie ®ef d^id^tfd^reibnd
einfül^rten." @r l^at frcilid^ in einigen $]ndki
geirrt, war aud^ nid^t frei bon überftxmnia
äbeen unb ben ^ropl^ejeiungen beS 3bteS ioaifM
Don i^iore (f. b. Slrt.) gegenüber ^u leid^tglfiniii;
bod^ anbererfeitS enegt er aud^ S^mpatl^ien, nW
bIo| wegen feiner l^arten <3d^idtfale, fotd)em (oi
wegen feiner perfönlid^en Sfrdmmigfeit unb featf
ernften (BtrebenS nad^ ben l^öd^ften Sbeolen M
OrbenSIebenS, für weld^e er ^IleS einfe^. %4
ben in feinen ©d^riften oft bargelegten ®nn4»
föjen fann öemünf tigerweife nid^t bejweifett »
ben, ba^ eS il^m ooUcr 6mft war, als er no^oflf
bem SobeSbette feine üoUftönbige Unteitoerfoi
unter bie ßntfd^eibung beS l^eiligen ©tu^IeS ^
fprad^. @r war aud^ wirflid^ gemäßigter unbo^'
tungSwertl^er als mand^e anberen ^ül^rer ber S»
formpartei. SOl^äl^renb 5. S. Ubertino ba (Eald
in feinem Arbor vitae crucifixae bie fiegttimitt
833
DIlDL
834
terpfipfirt^en SBOrbe in SonifottuS YIIL Idug-
Vit, tDomt OliDi gegen f olii^e ißerirrung in feinem
(Hmllnlerjeid^etem im ^ifl. Sal^rb. UI [1882],
652 f[. deröffentlid^ten) Sriefe (ügl. Quaestio 13.
^ Perfeotione evang. über Sie Suläfftgleit ber
«toifuns be« (Sdleftin V.; «rd^iD lU, 525) unb
betont bie ^flic^t bed ®e]^orfam§ gegen ben ^opfi,
Bamentiic^ aiu^ in Sejug auf beffen leJ^ramtUd^e
6df(^ibungen. SuSfül^rlid^er lel^rt er biefeS Siedet
bei ^tgen Stul^IeS in feiner Quaestio 12. de
perfectione evang. (f. Slrd^it) lU, 523 sq.).
Saft er ben imoginören ^aH, menn ber ^pft ald
fr^tperfon in eine offenbare {^örefie t)erfiele,
aAtimmt, nxir eine bamatö bei Sanoniflen unb
Xieologen gemö^nlid^e, aber nid^t ungefä^rli(i^e
Giifi(rönfung(®<i{Keben, ^anbb.b.fat)^. Dogmatil
I, gfciburg 1878, 214, Snm. 2). ^nä) ber aD-
fnnrine @o^, ba^ ber $apft in votis solemnibus
nligionis ni^t biSpenftren !dnne, lann i^m an
nb für ftd^ nid^t iserübelt tt)erben, ba jia biefe ba-
mlft oeit oerbreitete Seigre felbft t)om i)l Xl^omaS
(SomnL 2, 2, q. 88, a. 11) vertreten unb aud^
Dom ^. 9onat>entura für probabel gel^alten toirb
(4 Sent, d. 88, a. 2, q. 3). 3nbe| ging OUt)i
in ber 9lnn>enbung bief er 6infdf|rönfung beS popf!«
filmen SifipenfationSred^teS in gefö^rlid^er äBeife
iber bie Sren^en ber SBal^rl^eit l^inauS. Sr fagte
sfimlul^ gegen bie fafl allgemeine Auslegung ber
SnmciScanerregel bie jal^beid^en ®ebote berfelben
olft ebenfo oiele vota auf, meli^e al§ inbi§penfabel
feOft bie SU bifd^öflid^er äBürbe erl^obenen ^ro-
fcRra biefer Siegel nod^ oerpflid^teten. @o fam er
bön, bem ^ßapfte baS 2)idpenfation§red^t in Se^ug
aaf Meje Siegel gu beftreiten. — 3n feiner t^eologi«
14» Rtd^tung folgt OIi))i meiften§ bem 1^1. 93ona»
tcntura, Uelzen er ald summuin nostri tem-
poria et ordinis doctorem be^eidinet; aber im
SbQelnen, befonberd in pl^itofopl^ifd^en fragen,
0e^ er oft fel^r frei feine eigenen Sßege. ©egen bie
f^ttofop^, 9rtftoteIe§ nid^t aufgenommen, tragt
er eine gemi^e Serad^tung ^ur @(!^au; auc^ mar er
attf(^ieben gegen bie june^menbe IBermenbung ber-
felben in ber Xl^eologie. S)ann l^atte er bamals
Pide @efinnung§genoffen^ mie neuere tJ-orfd^ungen,
bcfonberfi mel^rere t)on P. (Jljrle S. J. öeröffcnt«
Erbten 6dWftftüdk seigen. — ®ie jal^Ircid^cn
Sänften Olioi'S mürben etma 17 Sönbe oon ber
9t5|e ber oier Sucher ber @enten5en beS fiom«
boibttS füOen. S)ie meiften feiner b^nbfd^riftlid^
io4 t)orl^anbenen 3ßerfe l^tte fd^on i$ibeU§ ba
Snnia mieber aufgefunben unb il^m oinbicirt;
ftiöter unb unabl^ängig oon bemfelben l^at P. S^rle
Bit fe^ glücflid^en ^efultaten gearbeitet. tJ-ür bie
S)oginengefd(|id^te finb feine Qnaestiones ober
Qnodlibeta t)on Sebeutung ; oon bief en ijt ein
Z)eU f^on im 16. Sal^rl^unbert gebrudft, nad^
codgen Sendeten fogar in jmeiter Auflage. lBi§
air einigen Sauren lannte man tro^ oieler ^a^ij*
fbcf^ungen fein einziges S^mptar biefeS S)rudt«
Mddl. SufäEig entbedfte ber Unter^eid^nete ein
jiB^cft in einer fleinenfflofierbibliotl^ef be§ CrbenS ; I
tMcBlcxieoB. IX. 2. 8uf[.
baSfelbe ifi Yenetiis 1509 apud Lazanim Soar-
dum gebrudt unb t)on P. ßl^rle (Srd^io m,
467 ff.) genau befd^rieben. %u^er grdgtentl^ettS
tl^eologifd^en Ouöftionen entl^ält biefer ^rudC aud^
baS oben ermöl^nte erfte SRed^tfertigungSfd^reiben
Dom Saläre 1285 mit einem Snl^nge unb nod^
ein jmeiteö t)om Saläre 1283 an einen 9Ritbruber,
femer eine oon Düoi »erfaßte ßenfurirung ge-
miffer fiel^rpunfte eined ©egnerS. Üeber anbere
ungebrudtte, befonberS pl^ilofopl^ifd^e OuäfKonen
unb anbere Sractate berietet ßl^rle (a.a,O.470ff.).
@d fd^eint nid^t, ba^ OIit)i einen t)oIIftänbigen
Kommentar )u ben ©entenjen beS fiombarben t>er"
öffentlid^t l^at. "SätUji aber l^at man fpftter, mie
aud^ bei anberen 9uctoren gef d^el^en, bie genannten
Ouöftionen nad^ ber fad^Ii^en Orbnung bed fiom«
barben ^ufammengeftellt.
@e]^r ^al^treid^ ^nb OIit)i'd ^oftiüen )u Sudlern
ber l^eiligen @d^nft. ^anbfd^riftlid^ fmb erhalten
bie ^oftiUen Super Genesim, Job, Psalterium,
Proverbia, £cclesiasten, Cantica Canticorum
(unter bem S^amen 93onat)entura'8 gebrudt in bem
üon SBoneÜi 1772 %\x Srient ebirten Supple-
mentum operum omn. S. Bonav. I, 50 — 281),
Lamentationes Jeremiae, Ezechielem, Pro-
phetas minores, Matthaeum, Lucam (Mar-
cum), Joannem, Epistolam ad Bomanos, item
ad Corinthios, In Epistolas canonicas. S)ie
oerurtl^eilte Postilla in Apocaljpsin befinbet ftd^
]^anbf(|rif tlidd ^u Sloren^ in ber Saurentiana. gfünf
fogen. Principia generalia in s. Scripturam
(einleitenbe Vortrage beim ©eginne ejcgetifd^er
SSorlefungen) , meiere ebenfalls in bem ermäldn-
ten Supplementum be§ SoneHi gebrudt fmb, ge-
hören OIit)i, nämlid^ bie Tractatus de Scriptu-
ramm sanctarum dignitate et excellentia (ib.
II, 1053 sqq.); de doctrina evangelica (ib.
1038 sqq.); de s. Scripturae mysterio (ib. I,
283 sqq.) ; de s. Scripturae materia (1, 348 sqq.);
de studio divinarum literarum. lieber alle
biefe bem 1^1. ^onaDentura fätf d^Ud^ )ugefd^riebenen
ejegetifc^en 9Irbeiten ogl. bie neue, üom gfran-
ci§canerorben Deranftaltete SiuSgabe ber Opera
omnia S. Bonav. VI, Ad Claras Aquas (Qua-
racchi) 1893, Prolegom. c. I, § 7 et 8. —
3n Sejug auf bie DrbenSobJeröanj p«b CIit)i'§
17 Quaestiones de perfectione evangelica im
^lllgemeinen unb fpeciett über bie SranciScancr«
obferoan^ oon großer äBid^tigfeit für bie ©efd^id^te
ber gntmidflung beS ©treitc§ über bie ärmut.
JReid^e 2lu§aüge gibt P. e^rle (5Ird&iü lU, 497 bis
533). ferner fd^rieb Dlioi eine Expositio super
RegulamFratrum Minorum, meiere nad^ P. (E^rle
(^Irc^io in, 533) gcbrudt ift in ber 5lusgabe
be§ Pirmamentum triimi Ord. S. Franc, Ve-
netiis 1513 (fol. 106» bi§ 124 b); in ber ^atifer
^u§gabe ber Firmamenta Don 1512 finbet fte ftd^
nid&t. — gin ©d^reiben Dlioi'S au§ bem Saläre
1295 an bie ©öl&ue ÄarlöII. oon5WeapeI ift oon
P. g^rle öeröffcntlic^t im Slnl^ongc feiner Arbeit
(^rd^it) m, 534 sqq.). [3gn. Seiler 0. S. Fr.]
27
835
Olmä^.
8:
feKen rid^tcte er oud^ ein (SxipM Don 12 Cor
nifem unb einem 2)ecan ein, oöl^rtnb an I
$eter§fir(i^e 4 Sononifer t)er(Ieiben foHten. Si
gon5en Sidtl^um emirfte er beim 9tegen86ni{
SReid^Stoge 1142 DoIIe S^^mtion gegenüber o
mö^rifd^en gfürften. ßr nal^m tl^eil an et»
ffreu5}uge gegen bie $reugen unb fd^Io^ fi(( n
bem t)om 1^1 93eml^orb angeregten fireugjng na
bem l^eiligen Sanbe on , auS meinem er foftts
^Reliquien nod^ Clmü^ brad^te. Sine beftndie
ißorliebe manbte er bem neuen ^römonfhotaifei
orben ju« bellen fileib er felbj} in Serufalem a
genommen ^aben f oll ; tl^atföd^It^ gebührt i^n b(
^auptant^eil an ber ®ränbung ber $raiiioii
[tratenjerabtei @trabon) (Mona Sion) in $n
unb einer onbem (Mens Olived) in Seiton^
9lu(^ nad^ Clrnü^ berief er SJlön^e bicfc« D
benS, au§ melcbem eine betrad^tnäe Snjo^l {ein
?{ad()fo(ger auf bem S^iit^o^^fhibtc b^noip)
So junädjft 7. 3obanne5 DL (1151—1157
melc^er ba# fcbon 1149 ben Senebictinern n
9tü(!nct)t auf bie Donualige firAlicbe Selbl'täRbig* I )ogene Jtlofier ^rabitcb feinen Crbenrgenojii
reit l\\ibren$ bie 9nid)tung einer neuen nuibri- • übergab; bann 8. Sobanne^ IV. (Salous, US
Kt)en ^riöcefe namcntUcb in Äom leinen großen ibi* 1172). 9. Jicileb (1172— 11S2.I, 10.$ei
^^toieriiifeiteu beiKgnen. ')lud) iPifdjof ScDeru*! grinu*UlS2--llS3\ ll.gannfllSS — UW
i>c»n l*nui iMb jeine ^SiiKtmoiung. unb io w^r^ej 12. Engelbert (1194—1199) unb 13. 3ota
m ^. lOtU> ^er *Änebictir.cr l/jobanne« I. au§ ne« V. (¥aDan:§ oon Strafonifc. 1199— 12Ö1
^em ÄUM'ter 5^fcpncn? iSt. "ruuitaretb) bei "SJrcg »e:iemle|ieniDtelUncünftig€Ä'nc±gcfßgtBnirt
.il* fr»tcr 5^i>*L>T i>on CUuü^ biirvb bcn Slainjier ; 2er Suf ber '^rcmjnurcten'eT srcr iq: nbi
IKcmn'oUieu <ricv;fiicb or^iI:i:t. Unter ibm ^?ur^e ciecaraen cur ^te (äiilcrrienfer. otD ber JsiA
^tmi% (Olomucium, flot). Olomouc), @tabt
unb er)btdtt)um in !UtöI)ren. S)ie alte Surgftabt
Olnuilf an ber Waxä:^ l^atte infolge ibrer günfiigen
l'age oljue ^»veifel |(^ou in ben erften 3^^*«« ber
ebriftianifinmg TOäbrenS (f. b. 2lrt. aRöbren)
aucb eine befonbcre fird)Ii(bt 93ebeutung ; ob fie
iebod) einem ber S^ifd)öfe, bie roöbrenb bed 9. unb
10. :,>labrt)nubertd im a)}ard(|Ianbe mirften, al3
£>ii^ bieute, ift nicbt )u ermitteln ; nur ^mci q1§
uuäd)t )u betrad)teube llrfunbcn (Cod. dipl. et
opistol. Mornviao I, Olomucii 1836, n. 42
et 70) Uiffeu bie (Foufecratiou ber ^eterdfircbe
in Clmüti burcb ben bl. i^i)riflu9 gefd)eben. ^I§
bann, nadibem Vläbrcn feit 973 jum SiStl^um
^Vwg gebort hatte, >^«r}og Sß>ratijlatt) in feinem
vctreben, ben 'Xitel eines ft5nig$ t>on ^öbmen ju
erlangen, bie Erhebung ^^^rog4 ^um @r5bi$tbum
betrieb, umrbe Clmü|f )um Si( eineS Suffragan-
bii^tbumS aui^erfeben, unb n^eun aud) $rag oor>
Uhifig als einfaches '^iiJtbum unter ^laxni atö ber
Wetropole verbleiben mu^te, fo fonnte bodb mit
niAt ^e4 ru^:c:cii 'i**»:?^'*^ »eir.er SSür^c izhtvur,: burt e:r. IJrclir.Nr 1 1201-1240». Itaer tt
^er ^r:^»i•■.:ut:^:e ^otn:i♦±c ^?::r; Jjrcrr.::. T:i\' ert:£l:;r. ^:e ^r::rrL£r.'jr einftLr^Ji tafielibio
l%M<Nr^ ;•*•• >.^ .Nj-*» •wiV^f'l'.^ «"n.J.*,...., ... .^.m;. .»i'^jTi -J-» »~— • V»ä ^j>j»^*j— N^g ^f%^^^t^.*T't*' ^g
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^•"r I.'tI '»^rcr :rr4- :r:- !-*'r:7m xiC ^äcsr Äd
TlTy r .-^cr .•—TT r:'r:T:i::» :c;r>c4 'ii'-re:: -n :cr bereit ^cttct Srä i
-. il-^:■.•':•4 rcT iL:r:T:3. ;■.:• rc.« r.:»r:.Tt ir-c. J^ rerLTm 'ia riiä "n 5LäD
4 iN:::'..4 *. '.'.rr.r. ?. Jj^ir-i-.-^ II .i^.:::^ in- rrx 5::«: Ti^r -tr nüm. 1115 cna C
T':'-^4' V. .*•« — lll-f iu'u* :i:4 c:::r.:r ^4:^r T-i^. :!^r :curcL-3 -'cc. .ITi.nrie^nirjer' Jhi
CT^y.rt ^.c.TS rt:.-!..: 1:^: f. (.VT.-r 11 ;*^ .' Ji;'r."4cc.;:r:r^'Ti r.i= TiilirTi .-:Rui!L-u3 aoffl
*•.:-?-::>.*. ^r:LV.- Nr: n>.j7-'. :•.■■--::: 51 l.-.": t::-:s 'eCcc Cr/.:? C^nrr::^ =5e i
!•.•: iVvT5i:'':v*^:ic TV'.^c \*:'::n n c ::■..: ::.r :!;'.: ri^r: i.ziTrr.i rr: üi.ruCcrur^ir Sät 3
OImä|.
888
9hm billigte ht ben Stöbten ba§ beutfd^e
^m empor, bem ^nbel unb ®ttottht
üib Stifel^ Derliel^en, unb biefe Sntnrfde-
A 6tdbtetoefend im beutfd^en Sinne geigte
nentli^ oud^ in Olmü^, meld^eS überl^upt
tit bem 12. 3a^r]^mbert olS SanbeSl^onpt-
on SRöl^ren 5U betrachten iji. S)tefe ißer-
e berührten aud^ bod SiStl^um. 2)ie St«
toeld^ bolb meijlend bem ^ö^em 9bel mt-
n, firebten, eS bem Sürgertl^um t)oran5ut]^un,
emobmen bon ben Königen bie l^öd^ften po«
i IRanbQte. mie bereits SBifd^of Stöbert al8
Biter be9 ffönigS baftel^t Sine fold^e @tel«
m^te bei aSem ftugem ©lanje bod^ auä),
nbere möl^renb bed Streites ^toifd^en^aifer-
nb ^ßapfttbum, mmtd^erlei ©efa^r mit fi(b
L SBenig fd^eint namentUd^ qu^ bie qH-
sftird^enbiSc^Iin bobei gemomten ^u l^aben.
9lobert erl^ielt 1239 bie Sluf forberung, ju
eil, möl^enb boS 2)omcQ))iteI fammt bem
escommunicirt mürbe. S)ie t>om Sopitel
tHrfl^^ene Sleumabl toelc^e auf SRogifter
n j^el, nmrbe mieber Don ffönig SBenjel
[en, unb ber t>on biefem eigenmöd^tig sum
ernannte ^ilbeSb^nter Canonicum JFonrab
t ben (Segner unb baS SopiteL 3^ biefen
. ton no^ bie 3nt)o{ion ber SRongoIen in
t, meldte 1241 OImfi| bebro^ten, ober
mio^men. Srfi 1245 mürbe ber Streit um
iStbum burd^ 9(nnabme beS t)om $apfte
(enen 15. Siruno^ @rafen Don @(boum«
olftein, ^opfteS Don SRagbeburg unb Don
beenbet. »runo (1245—1281) ift ber
rr be9 ßoHegiatfiifted in jhemfier, fomie
)oIa{}erie unb Dier anberer $rö6enben am
)u Olmü^. S)a§ SiStl^um b^b er auger>
tmttenb be^üglid^ feiner Sinfünfte unb fei«
lange« burd& ßrmerbung mel^rerer §err«
: ntü) burdf) Snid^tung eineS eigenen fief en§«
3n ber $oIitif fd^Io^ er ftd^ balb gang an
[I Ottofar n. an, ber fid^ mittels 5luf-
j 1248 bie ©teile eineS „jungem ÄönigS
Jj^en"" an ber Seite feines SSaterS SDBen«
>eS ^beutfd^en STOinnefängerS") errungen
Dtit il^m untemal^m er 1254 ben Jheuggug
it l^ibnifd^en $reu|en, unb baS Chroni-
ilkavae ad a. 1255 fd^reibt, mie bem Sö)^-
ige bie (Sränbung Don Königsberg, fo bem
Sruno bie Srbauung Don SraunSberg
Bnmonis) gu. ^ud^ in anberen ^äUtti
tmo baS Sd^mert für ben ffdnig, im gftie-
T arbeitete er für il^n ©efeje auS unb Der-
bie Don il^m neu ermorbenen ^roDingen.
)ttofar8 Sturge leiftetc er bem neuen §en-
hibolf Don ^absburg, alS Stattl^alter ber
len 8>ölfte beS jejt in gmei Stattl^altereien
31 Tläixtn ebenfo treue ®ienfte. Seine
i^e am gmeiten fiQoner Soncil 1274 mag
t and^ Dormiegenb ber ^olitif (ffaifermal^l)
I l^ben; ber Serid^t jebod^, ben er im
«ndJHor an ben ^apft fanbte unb ben 9iaQ«
tfalb (Annal. ad a. 1273, n. 6) mittl^eilt geigt, mie
er nid^t blog bie politifd^en, fonbem aud^ bie tird^»
lid^en ©ebred^en feiner SAt tDoffi erfannte. — S)ie
Seit ber nöd^jlen Sifd^dfe Derlief tro| l^ftufigei
politifd^er Stürme meit rul^iger. ßs folgten.
16. Dietrid^ Don 9leu]&au8 (1281—1302), 17. 3o-
banneS VI. („©alQ", auS bem ®efd^Iedf|te bei
SBalbftein, 1302—1311), 18. «ßctruS H. (ßxa"
bamicg Don SommJ, 1311—1316), 19. fton-
rab L (1316—1326), 20. ^einrid^ HL (auS bem
böl)mifd^en ©efd^Ied^te ber Serfa Don 2)uba, 1327
bis 1333), 21.3obanneSVn. („SSoIer, einiüe*
gitimer Sproffe ffönig SBengelS IL, 1334 bis
1351). Unter bem fie|lgenannten fanb 1344 bie
Srbebung $ragS gur SRetropoIe ftatt; biefer mürbe
au^er OImü| nod^ baS neu errid^tete SiSt^um
fieitomifd^I unterfteUt, gu beffen Sprengel bie Ol*
mü|er ^iöcefe 30 $famien abtreten mugte.
22. So^anneS vm. (Döfo Don SBIafc^im, 1351
bis 1364) mürbe 1364 auf ben ergbifd^öflid^e^
Stülpt Don $rag poftulirt. 23. 3o^anneS IX.
(Don 9leumarlt in Sd^Ieflen, 1364—1380) mar
Dorbem Sifd^of Don fieitomifd^I unb Jtangler
ÄarlS IV. gemefen. ©iefer Derlief il^m für M
unb feine !Rad&foIger ben nod^ jie^t üblid^en Xitel
Comes regiae capellae Bohemiae, mit meinem
baS Siedet ber ff önigSfrönung unb ber Praefectnra
in sacris an ber fdniglid^en ffapeUe gu ffariftein
mal^renb ber 9lnmefent)eit beS ff önigS bafelbft Der-
bunben mar. Unter Sol^anneS IX. lamen Slugu«
fliner«S]^or]^erren in Stemberg unb ^uguftiner«
gremiten in 93rünn auf. 6r ^interliefe mel^rere
Sd^riften Juribifd^en SW^alteS unb eine Vita S.
Venceslai (gebrudt $rag 1644). 24. $etruS UL
Oelito, 1380—1387), Don böuerlid^er «bfunft
aus Siieberjol^nSborf an ber böl^mifd^en @renge,
mar 1355 Si{d^of Don (Sbur, 1368 IBifd^of Don
fieitomifd^I unb 1372 Srgbifd^of Don ^Ragbeburg
gemorben; ba aber illius mores, utpote qui
Bohemns erat, indigenis non congmebant
(Augustini Series Episcop. Olomnc, ed. Rich-
ter, Olomuc. 1831, 122), fo gab er 9Ragbeburg
1381 mieber auf unb nal^m baS SiStl^um OImü|
an. Sr l^atte baSfelbe balb gegen bie ®emalt-
t^ötigfeiten SBengelS beS gfaulen gu Dertbeibigen.
S)aS fird^Iid^ Seben f örberte er burd^ neue fflofter-
grünbungen. 25. 5KicoIauS (^be ^ruffia", 1388
bis 1397), Don ffonftang nad^ OImü| berufen,
unb nod^ mel^r 26. 2(o^anneS X. ORrag, 1398
bis 1403) merben ber iBerfd^Ieuberung unb Se«
raubung beS ff ird^enguteS befd^ulbigt, l^anbelten
aber mol^I beibe nur unter bem 2)rud(e ber fel^r
ungünftig gemorbenen ffierl^ältniffe. 27. SabiS-
lauS (8acef Don ftramaf , 1403—1408) Dermodftte
nur gum Sl^eile bie entftanbenen Sd^äben mieber
gut gu machen. S)efto ärger oerfürgte bie SiS-
tl^umSgüter ber berüd^tigte 28. ffonrab n. (Don
Sed^ta aus SBeftfalen, 1408—1412), ber 1412
baS grgbiStl^um ^rag übemal^m unb bort bie auS
ber &ufitengefd^i(^te befanntc traurige ä^olle eines
8q)oPaten fpielte (f. b. 3lrt. ^u^xttn VI, 487).
27
7 •
889
Olrnü^.
840
Slud^ fein !Rad^f olger, ber aud bem böl^tnifd^en
9lbeI8gefd^Ied^te ber 99umi| flammenbe ^atriard^
t)on 9ntio(i^ien, 29. SBenceSIaug („RialxV, 1413
bis 1416), tüot mit feiner eitlen ^run!fu(i^t !aum
ber redete SRann für biefe 3^it, obiool^I bereits
unter tl^m bie anlöglid^ ber l^ufttif d^en SBirren be«
rufene S^nobe Don Sßifd^u gel^alten niurbe,
meldte QuSgejeid^nete Statuten erlieg. — 2)ie
l^ufitifd^e Semegung, meldte ftd^ l^auptföd^Iid^ Dom
Stoube ber Jhrd^en- unb ftloftergüter nö^rte, unb
ber fid^ tl^eilS quS Seutegier, tl^eifö in ber Hoff-
nung, bie unumfd^rönfte Waä)t über Sonb unb
fßolt an ftd^ )u rei|en, ber größte Xl^eil be§ bö^-
mifd^en unb mäl^rifd^en ^belS angefd^Ioffen l^atte,
erf orberte ie^t für baS bif d^5f lid^e 3lmt einen Sßann,
ber ,,bie ^eerbe nid^t nur ju toeiben, fonbem ntel^r
nod^ gegen bie reigenben S&ölfe ju Dertl^eibigen im
©tanbe mar''. Sin fold^er fanb fid^ für Olrnü^
in 30. aolftanneS XI. (Don ^rag, 1416—1430),
befannt unter bentSeinanten „ber Sifeme''. 6d^on
atö 93ifd^of Don Seitomifd^l toax er auf bem Son«
eil Don ftonftan) mit feiner Sl^atfraft unb mit
feinem flaren SinblidCe in bie @d^lid^e ber ^uftten
für biefe ber gefürd^tetfte (Segner geworben (f. b.
«rt Hufiten VI, 472 ff.). SBäl^renb nun bie
ürd^Ii^ treue SRel^rl^eit begOImü^erSapitelS ben
bereits Dom €onciI jum 9lbminiftrator ernannten
SobanneS poftuUrte, moUte ftönig Sßenjel ben
SB^fd^el^raberSanonicuS^lfo (SIbert) einbröngen,
unb bie| ergab einen breiiöl^rigen ftampf , in totU
d^em aud^ bie 6tabt Olmü^ immer gegen ^Ifo
unb beflen l^ufttifd^en ^nl^ang ftanb. 3n benmei-
teren jf öm))fen mit ben ^uftten ermieS fid^ 93ifd^of
äol^ann nod^ mel^rfad^ al§ „^ufttenfd^red", unb
felbft 3U!a, ber „©ieger in 30 ©d^Iad^ten", mugte
Dor il^m bie Belagerung Don ßremfter aufgeben
unb 3)^a]^ren enblid^ räumen. 2)er eifeme 93tfd^of
Derftanb inbeg nid^t nur baS ©d^mcrt, fonbem
aud^ bie gfcbcr trefflid^ ju führen. 31I§ ©d^riften
Don il^m merben genannt unb als saluberrima
yolumina gerül^mt : Linea salutis unb Exem-
plar salutis. 2)a§ SBertrauen 5U il^m bemog ba§
$rager 2)omca))iteI, i^ nad^ ber ^Ipoftafie fton«
rabS Don ißed^ta ^um ^bminiftrator beS Sr^biS«
tl^umS )u n)ä^Ien, unb 1426 seid^nete il^n !D?ar«
tin V. burd^ bie 6arbinal§tt)ürbc auS. ^ud^ fein
9Jad&foIger 81. Äonrab HI., vulgo Äunj Don
3tt)ole (1430—1434), Dorbcm ganonicuS in
$rag unb 2)ompropft Don Olmü|, n)urbe gum
^bminiftrator Don ^rag gemöl^lt. Sr nal^m eine
Seitlang eifrig tl^eil an ben auf ©d^Iidfetung ber
böl^mij^en SBincn gcrid^tetcn arbeiten beS Kon«
cilS Don Sajel, möl^renb bal^etm jhemfier ein
Staub ber f)uftten nmrbe. 9Rit SOtül^e unb unter
Dielfad^en ff ämpfen mit ben §ufiten Dcrmod)te ber
»ürbige 82. ?paulu§ (DonlDZUicain, 1485—1450)
einige ber geraubten ®üter mieber ^urüd gu er«
n)erben. S)a aber, feit bie (d^roff nationale Sien«
beug beS ^ufttiSmuS gebrod^en xoat, bie im Utra«
quiSmuS gemilberte t^form beSfelben um f o größere
Sfortfd^ritte, felbft aud^ in ber Sifd^ofSftabt, ge-
mad^t l^atte, fo gebadete fd^on Sifd^of $auIuS ^
au beren Sefel^rung ber ^ilfe bieS ^L äol^omNl
Don Sapiftran (f. b. 9lrt.) gu bebienen. Utto
33. äo^anneS XIL (Cm). auS Srfimt, 1450 M
1454) fam Sopiftron 1451 nad^ 0(mfi| imb h-
f eierte in einigen SBod^n 4000 ^ußtm, nsler
il^nen aud^ SDlitglieber beS SbelS. 3wr (Ertimenoie
an fein Sßirfen tt)urbe balb nad^l^er in OUmtjf eis
SfranciScanerflofter erbaut 84. SBol^IauS (im
Stoole, 1454—1457), ein gelehrter Canmiiß mb
©d^riftfteller , fe|te baS Sefe^rungSiDerl fod.
©d^mierig ttKir bie ©teKung beS 85. $rotapil
(Don9oS!ott)i^, 1457—1482) gegenüber bem M^
fd^Iagenen ®eorg Don $obiebrab. 9kd^ bef^n
Srud^e mit Stom grünbete Sifd^of $rotafi kol
9lbelS- unb ©töbtebünbniB gegen tl^n, tDdd^boR
SRattl^iaS SorDinuS Don Ungarn ben Sefi| M
anäl^en einbrad^te. S)ie Seit Don 1482-1487
niirb als 3nterregnum betrod^tet. S)et {uerfl «it
bem SiStl^um Olmü^ betraute äol^nneS, 9t{4of
Don ©ro^marbein, trat balb in ben t^fronciScoaa-
orben ein ; auf ®runb beffen beanfprud^te 3niP>
ceu) YUL baS Sted^t ber apofblifci^en $roDi{i0ii
unb Derliel^ baS SiStl^um bem Corbinal 9Itiefl
S)a8 S)omca))itel l^atte inbeffen ben geld^
93o]^ufIatt) Don Sobfomi^affenftein gemäl^ fb
beffen ^nerfennung oud^ ftdnig SobiöIouS m
ftaifer t^ftiebrid^ m. ft^ in Slom DenoenbdfR
2)ennodt) Derliel^ Sllesanber VL nad^ ber Steftg!»
tion Slltieri^S Olmü^ an feinen Steffen (BioDomi
93orgia, meld^er bereits in Spanien unb Stolia
mehrere SiSt^ümer befa|. 3ule^t fanbte bol
Kapitel ben auSgejeid^neten danonicuS ©tomfi-
lauS X^nx^o nad) SRom, unb biefem gelang c9
nad^ jal^relangem Semül^en, bte^lefignation9o^
gia'S 5U erzielen unb bem 2)omcapiteI baS fceii
Sßal^Ired^t gurüd )u eüoirfen. 2)iefeS iD^Qt
bann ©taniSlauS felbft aum Sif d^of . 86. ©tonifi-
lauS I. (Xl^urao, 1497—1540), einem rei(^
ungarifd^en ©efd^Ied^te entfproffen, enoarbaHm^
bie nod^ Derpf anbeten ober fonftentfrembetenSit-
tl^umSgüter lieber )urüd(. 91S ürd^Iid^er ObcD'
l^irte l^atte er eS Dor 9lIIem mit ber Sefömpfung
beS in ber 3eit beS äntenegnumS üppig emtN»»
gcn)ud^erten ©ectentl^umS )u tl^un. S)er C^unuunS«
muS beS auSgebenben 15. Sal^rl^unbertS batte unter
bem Olmü^cr SleruS ^ablreid^e SSertreter gefunbem
fd^eint aber ber ürd^Iid^en ®löubig!eit bier loenig
geföbrlid^ gemorben ju fein. 93ifd^of Zbur^o tm
felbft ©önner biefer SRid^tung; bei ibm mürbe einfl
ber gu t$u^ 5ugen)anberte Ulrid^ Don ^utten ga^«
lid^ bemirtbet unb mit reid^er ffleibung unb einen
)röd^tigen 9ioffe be(d^en!t entlaffen; er fd^ö^ be-
onberS bie ©d^riften SraSmuS' unb fanbte bie-
em mand^eS foftbare ©efd^enf, mogegen Srofi-
muS ibm in Derfd^iebenen ^Briefen SJob fpenbeti
unb ibm aud^ feine Ausgabe beS ^liniuS nribmctt
tßon anberen Ölmü^er C)umaniften (DgL über ffa
Monse, Infulae doctae Morav., Bnmae 1779,
80 sq.) ift befonberS gu nennen ber S)ompropf
Suguftin ff Öfenbrot, genannt SuguftinuS Olorntt
841
Olmfi^.
842
(mfü, ber in h&l^fteflen SBejtel^ungen jlanb mit
Anrob CcIteS unb mit ber geleierten SonaugefeU-
{^oft in SEBien, ber erften toeitl^in tbirfenben ißer«
tRtang bc8 Humanismus in Oefterreid^. SBon il^m
^gebrudt: Dialogus indefensionem poetices,
Ycnet 1498 ; Literae contra perfidiam Wal-
faiBiiim, Lips. 1510 — 1512; Series seu Cata-
lopuEpiscopomm Olomacensium, bei Freher,
Soiptt Benim Bohem. antiq. , Hanoviae
1602, unb mit fritifd^em Sommentar unb Srgön-
|ai({m ausgegeben Don gf. X. SRid^ter, Olo-
■neu 1831 (ogl. über i^n J. O. Böhmius, Au-
gmtimis Olomuo. etc., Dresdae 1758). ißon
baSccten mor bamalS bie ber böl^mifd^en Srüber
(f.b.)[rt.) bie bebeutenbfte; biefe litten ftd^ unter
bn Mrf^iebenften 92amen, befonberS aud^ als
.Solbenfer'' unb ^^icorben'', namentlid^ imnörb-
fUlin Starren fel^ Derbreitet @ie grünbeten ^a^U
wiSß unb gute Sd^ulen unb }ogen burd^ biefe
iic bun^ i|re f d^dnen ffird^engefönge unb burd^
l/äftmd^, b^S Sßefen il^rer Srrle^ren gen)ö^nlid^
MMenbe S)ru^d^riften, bie pmeift in Sfoli^
Bsb in $ro^i^ aufgelegt muroen, baS SBoH an.
ScoRi fie tmirbe 1499 ber Dominicaner |)einrid^
3ipitoriS(f. b. ^rt.) aufgeboten, meld^er nad^ i^ren
Sd^ften fa^nbete unb mit einigen i^rer ^öu^ter
iBCImüjf biSputirte. S)ie S)iSputation ift gebrudt
mita bem £itel S. Romanae ecclesiae fidei
defensionis Gljrpeus, Olomucii 1501. SRel^r
cqidte gegen fie 9)iid^of %fyxxio auf bem Sanb-
toQe Don Srünn 1505, toie auf bem Don $rag
1508, inbem er ^ier toxt bort ein SBerbot biefer
Scde nnb i^rer SonDentifel burd^fe^te.
ftmm UKiren bie neuen ^uSmüdife beS alten
&(|tttnt^mS menigflenS gefepd^ niebergebrüdt,
öä in SRöbren baS Sutl^ert^um einbrad^. 3m 3.
1522 prebigte Dr. ^ul @peratuS auS ber 3)i5-
(e|e 9ug§burg mit S^enel^migung beS ätat^eS in
äsbtt, unb binnen einem Saläre fatte baS Sutl^er-
4nm in biefer @tabt bie Oberl^anb. Jtönig fiub-
ttig Derbot mieberbolt jebe religtöfe Steuerung unb
R^ aud^ nod^ 1528 Don ben Sglauem baS
9n|pre(l(|en beS ©el^orfamS. @peratuS prebigte
bonmf in Xnbitfd^ unb anbenoörts, D)urbe aber
opifen unb nad^ <OImü( gebrad^t. $ier n)urbe
ff beS SrrglaubenS überfül^rt unb Dom Könige
iBn Sfeuertobe Derurtl^eilt, auf Sermenbung ber*
tnragenber Calistiner jebod^ jur ^uSmeifung be-
ÜBoMgt; nur eine SnjabI lutberifdier 6d^riften
^Brben in Olmüfc bffentlid^ Derbrannt. Salb er-
flJBeten ftd^ inbe{[ neue ^poftaften, aud^ aus bem
Oral ®er in 3glau geborene, 1509 orbinirte
oib fd^ 1517 }um SBetbbifd^of in Olmü^ er-
loinie9lartin®öfd^I, augleid^^ropfl beS92onnen-
bfieiS Unter>^ani(, b^iratete eine 9tonne biefeS
lofierS unb lebte bann in 9{i!oISburg als SBieber-
Mifer. Um biefe Seit flrbmten in SJtöbren @d^n)är>
Kr ans ollen Sönbem jufammen, bie im ^na-
fipfiSmuS einen IBereinigungSpunft fanben unb
kr Dof^iebenjlen unb örgften ©reuel befd^ulbigt
Miben. 9n @öfd^I rid^tete Salt^afar ^ubmaQer
1526 feine ©d^rift „6in d^rijlenlid^e Seertafel,
bie ein tjeWid&er ajlenfd^, ee er im SBaffer getauft
ttirb, Dor willen fonte\ ©öfdftl würbe nod^ 1526
ber bifd^öflid^en SBürbe entüeibet, barauf fieben-
mal ber Sortur unterzogen unb bann bem ^ifd^of
^ur^o gu lebenSIönglidder ^aft übergeben. S)aS
ftlofter ^ani^ würbe aufgeboben. ®egen bie
aSiebertäufer erwirfte Sifd^of Xl^urjo erft 1540
ein ftrengeS SSerbot Don Seiten beS Olmü^er Sanb-
tageS. — ®em gleid^faflS gele^rtenSifd^of 37.Ser-
narb (3oube!, 1540—1541) folgte 38. 3oban-
neSXUI. (SubroDiuS, 1541—1553), ber be-
fannte SSerf affer ber guerft s. 1. [^rofenifl 1552 unb
fpöter Wieberbolt gebrudten Historia Bohemiae.
SBie er fd^on als SanonicuS bem 93ifd^of Xf^nx^o
ber befte ätatl^geber gewefen war, fo würbe er als
Sifd^of Don ^aifer gferbinanb }u ben wid^tigften
©efdböften Derwenbet unb mad^te ftd^ inSbejonbere
um Die ^bwel^r ber dürfen wieberbolt fe^r Der«
bient. ^ud^ gegen bie ©ectirer fd^ritt er fräftig
ein. 2)ennod^ na^m unter 39. SRarcuS (ffübn,
1553—1565) ber Abfall wicber bebeutenb ju. 3n
Olmü^ traten unter bem @d^u^e beS ©tabtrat^eS
!D{önd()e unb 9{onnen auS bem fllofter, meh-
rere ^faner unb (1555) ber 2)omberr ffunqel
prebigten im @inne ber ^Reformation; aud^ bie
$icarben trotten bem Verbote ber SSerfamm-
lungen. 2)ie 1564 Derfünbete ürd^lid^e ©eftattung
beS Saienfeld^eS mad^te aud^ baS Uebel e^er fd^lim*
meralSbeffer; ber UtraquiSmuS wud^S, unb unter
feinem 92amen barg ftd^ Dielfad^ ber DöIIige $ro*
tcftantiSmuS. ©e^balb berief 40. 93ifd&of SBil-
belm (^rupnoWSfp Don SBicjfow, 1565—1572)
aus SSien bie 3efuiten. ®iefe eröffneten fd^on
1566 eine ©d^ule mit Dicr fflaffcn unb balb bar-
auf ein ©cminar f ür Xbeologen. 1569 battcn fie
ibr großartiges SoHegium DoQenbet; mit biefem
würbe ein abeligcS SonDict Derbunben, eine fünfte
unb fed^Ste jflafje unb 1574 aud^ bie ^b^^^f^Pb^^
angefd)loffen. SDurd^ ein ^riDileg 9Ra|:imiltanS
erbielt biefe ©rf|ule fd^on 1574 ben Sang einer
UniDerfität. 5Rebenber wirften bie 3efuitcn Diel
burd^ ^rebigt unb prunfDollen ©otteSbtenfl }ur
Sefel^rung ber Serirrten; feit längerer Seit würbe
ie^t 5um erften 5IKalc wiebcr bie QfrobnleicbnamS-
proceffion feftlid^ begangen. ^IS Sif^öfe folgten:
41. ber gelebrte 3obanneS XIV. (©robe^f^, 1572
bis 1574), 42. SbomaS ^IbinuS (Don ^clfenberg,
1574—1575), 43. 3obanneS XV. (TOe^on Don
Seltfd^, 1576-1578), 44. ©taniSlauS H. ?Paw-
lowsfp Don ^awlowi^, 1579—1598). ®ie]cr
erhielte in ber SBieberberfteÜung beS fatbolijd^en
Kultus innerbalb ber ©iöcefe reid^e 6rf olgc, tro J-
bem bie Don einem Z.'i^txU beS ^bels gefdiü^ten
^icarben immer wieber mit neuer ftübnbeit auf-
traten. ®egen fie unb überbaupt ju bem S^tdt,
bie Äird^enbiSciplin im ©inne beS in ber ©iöcefe
biSber Weber promulgirten nod^ recipirten 6^oncilS
Don Srient aufjurid^ten, würbe 1591 eine ©^n-
obe in Olmü^ gebalten. S)aS Sapitel Don ftrem-
fier Derbanft biefem Sifd^ofe eine fbrmlid^ 9leu-
843
Olmü];.
844
grünbunn; beu Sifd^öfen t)on Olmü^ aber tDurbe
uutrr i()ni burd^ fiatfcr SKuboIf II. ber t)on Seiten
ber 4>ftrctifer beftrittene gürftcnranö mit bcm 3:itel
Dux ot Prinoopa S. Rom. Imp. für alle 3^itcn
rniruert. äUül^renb ber afatl^olifd^e Sbel in 2iBö^-
nien nnb ÜD{äl)ren unter ber gforberung aUgcmeiner
!McIt(iii)nä|reiI)eit immer mel^r ber 9tet)olntion }u-
trieb, fo^ auf bem Olmü|^er 93ifd^ofSftult)1 45. Sar-
binnl ^ran), f^ürfi Don 3)tetri(^)tein (1599 bis
16«6), ffr imu ein fiieblina ElemenS' ^^[U. unb
bei} bl- ^i^l^nipp 9ieri, rourbe fc^on im ^lueiten äal^re
miA {einer Orbinution mit bem ^^nrpur gejci)müdt ;
(1599) unb balb baniuf jum ^ijc^of bonOlmü];
(leiuäblt. ^li$ folcber leiftetc er ben Jlaifern 9iu-
bolf IL, 'l>{attbiad, gerbinanb IL unb gerbi-
nanb 111. unter ben {Amieri^iften ^er^äUniijen |
bie loicbtiiiitcn ^ienfte unb trat ftetS für bie Kein-
erbaltun^i ber YatbDli{d)en 9teU^ion ein. @r t^er-
mittelte jmifdKU 9Jubolf IL unb 'riattbiaS unb
benutze bie (i^unft bed le^tent jofort jur ireitem
^i^crbniniiunvi ber Seciirer üu$ ber Siöceie. ä?üb«
renb b6$ 'Jlniftanbe^, befjen '^lu^brnd) }u uerbinbcm
er jid) pcr)'i>nUit) in "^.^rcj;) bemübt batte, trurbe er
uon ben i^mpbreni eine cl<^itlangi in $rünn ge«
f auiten CiCbalicn ; in Clnuip aber, wo nacb furiem
Siberfuuibe be« icit 1589 iwn^ !o.ibcli»*en Ü^atbe^
bie .UiracuiKnr ben ^^u*d}lu!; an ^ic5ru^^e er»
^nxincten. UM:l^eu jucnt bie ;Jefi:i:en pcnrieben
unb j?ioie«an:i\t?er OHM:^^^:e^.•t e;niU*»übn. bann
unier bem ror:: '.Ci^enb au* ^^r.'':cTV.:::c:i befieten«
ben neuen Äa:t:e N:4 S'omcarirel ai^^tuten c:e»e5i
unb im Äi:»K\*.,:e ^er e^:;:^e bie Si'fr:!:\:±vn ^er
SenNu>en i'.:;> Nr 2'i'n:?i:it< c:::^.r::rr. fiui
•k %•(• |«K<i »/•• i\'**'"Ä •^»••**.*?« •"•^*^"* ^/r '^•»^* *^*^*T" ^
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nod^ t)or Eintreffen ber püpfllid^en Sonftnnation
ftarb. 2)arauf n^ül^Ite baS Sopitel tinfümmig
47. ben Sol^n ^aifer gferbinanbS IL, (Si^l^ajog
Seopolb SBit^elm (1637— 1662). ffiiefer öetan^
al§ faiferlid^er gfelb^err unb ©tattl^olter Don 9d"
gien nie }um Smpfange ber $rieflenDei(e unb lü^
baS SiSt^um burd^ einen ^bminifhator DenoaUoi;
er toar anä^ baneben nod^ ßrjbifd^of üon SRagbe^
burg^ 93i{(^of oon $af)au, Strasburg, {)al6a>
ftabt unb SBreSlau, 9bt üon ^irfc^felb u. i. f. -
3e^t mar feit ber Sliebertterfung bed (Sectent^
unb ber $rofcription feiner 9n|änger bie 9Rai^
ber %e)i| unb ba§ andere Slnfe^en beS SBiid^
unb im $er]^Itni|p audti beS gefammten geifUi^m
<5tanbeS in Olrnü^ oufd ^ö(^|le gefhegen. Sie
Stabt felbft üerlor amar fci^on feit 1636, ba %a^
binanb IL bie neue SanbeSregierung in Srümi n^
rid)tete, ibren 6b<^ra^cr old Sanbed^ouptitoM;
aud) bie bürgerlid^e gfreibeit uwr mit ber t«f
fdiaftberabfolutenXegierungbabin. Sonnna^fniai
1642 bie ecbmeben 9?efi| üon ber Stobt md
bäumten in berjelben berort, baß bei ibrem Hbjage
1650 pon ben 77 abeligen unb geiftli6en ^ttjan
nur nocb 23 unb Don ben 623 bürgtrli^hi 14ö
beirobnbar iraren ; bie Crbenrleute Darm fan aOi
üernicben, bie fiird:cn un^ filfuer misgcxcizbt;
1647 n^artn von ben Sdbnxben einsid ^jnäfi
al4 100 3is:gen' $i:i:er vr^ entere Säcfie ani
ben ftlc'lcn;. ^aIl^l:«r bie b<»cr.^e^§ tr^hin
StMicrbe! ^er 3«»'.:t:er., kzi^vt^^. rc^^e^ im
cr:sfr ibeil Nir^n ein* c::» !:<=: SSece codi
Nr t:^i eierte ur^ ^ii CrN- in ^^: fei
N:;rj::^. 2:e 'c:'i:'i r=r:^ rur crd dea
la.la.a. ..-X 1.;*..-.,.. l^fX .. ,«.^ ^ ^^4, J^
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OImü|.
846
m ciitfdilbten geifißd^en @t)eciaIcommif fton,
^ IMfi Don 9Sien unb Hitag unb 20000
Jen. 50.9if(i&of ^atlUL^ C^erjog t)on Sotl^-
imb Sor (1695—1710), toar sugleid^
[ um Odtiobräd unb tourbe 1711 Chir-
on Xrier. 51. SBolfgang ^oxmbal ®raf
j^rottenbad^ (1711— 1738), toax ein from-
leneifdger Ober^irt unb tourbe als Äron«
id Don ifaifer ftarl VI. mit mid^tigen Su-
iten betraut 52. Sacob (Sm\l ®raf t)on
ijtein (1738—1745), öorbem 93i|(i^of Don
, flbte perfdnlid^ bie ^flid^ten eined @eel-
ieftetft unb Srmenoaterd auS; 1745 touxht
Mfd^f Don Salzburg. Sg folgten nod^ bie
|e: 53. gferbinanb 3uliu8, ®raf Don Stoßet
-1758), feit 1747 garbinal; 54. 2eo-
L gfriebrid^. ®taf Don Sgfl^ unb ^ungerd-
1758—1760), unb 55. aRajimüian, ®raf
tmüton (1761—1776). 2)ann n)urbe burd^
^ SuQe Dom 5. 92ou. 1777 Olmü^ }um
t^m erhoben unb ouS feinem Sprengel bag
gonbidtl^um 99ntnn (f. b. ^rt.) auSgefd^ie*
i)er erfte Srgbifd^of toar 56. ^nton S^eo-
tttf Doneottowbo-SBalbfee (1777—1811),
•03 CarbinaL Unter il^m tourben burd^
1^ Snorbnung in Olmü^ allein 8 ^löfter
>bfn unb 18 ftird^en gefperrt. S)urd^ bie
(uif^bungen litten, toxt Don ß^ttgenoffen
ttirb, aufs ßmp^nblid^fte bie ©etoerbe-
)en, bie @tubirenben unb bie %rmcn. Sie
Sebäube aber mürben in ber t^folge l^aupt«
)u militörifd^n 3iDed(en Dcrmenbet, unb
(enge Sifd^ofSfiabt, meldte nad^ ber ^b-
edtlleftend an $reu|en feit 1742 in eine
Jren^fejhtngDermanbeltmorbenmar, mürbe
me^mlid^ ®amifon[tabt 9lud^ bie Uni-
mürbe 1778 nod^ ^rünn übertragen unb
ein afabemifd^e§ SQceum Dermanbelt. S)er
Ei^bifd^of 57. SDIaria Xl^abböuS, ®raf Don
aannSborff (1811—1819), mar Dorbem
' Don ftöniggrö^ gemefen unb mürbe 1818
oL @ein 9la(§folger 58. Srjl^ergog unb
ül Shibolf 3o^nn (1819—1831) erhielte
)ie SBieberl^erfteQung ber Unioerfttöt in Ol'
Bonn folgten 59. gf^tbinanb SKaria, ®raf
(ote! (1832 — 1836); 60. aKajimilian
, Saron Don Sommerau-Sedtl^, &irbinal
-1853); 61. gfriebrid^, Sanbgraf Don
iberg (1853—1892). 3)iefer lie6 bie ©om-
n großartiger SBeife reftauriren, grünbete
ibenfeminar in ffremfter, förberte bie Sn»
l }a^Ireid^ religiöjen ®enoffenfd^aften in
Jcefe, forgte für bie 5lufbe[ferung ber Sage
cbS unb mürbe 1879 Sarbinal. S)er |e^ige
|of, 62. Dr. 3:i^eobor R6f)n, ermöl^U am
nbcr 1892, ift 1845 in SBfesnt^ al§ @obn
id^ SÜem geboren unb mar Dorbem $rO'
fi cononifd^nSted^teS^ feit 1887 gianonicug
nfißorialfon^Ier in Olmü^.
ti^ifd^eS. S)aS TOetropoIitancapitcI be«
inmiärtig anS 14 äteftbentiar« unb 3 92id^t-
reftbentiar*SanoniIem. 2)ie Ie|teren traten erfi
nad^ 1875 an bie @teDe ber bisherigen, Dom Sa-
pitel ememtbaren 9 S)omicettaren, inbem bie öfter-
reid^ifd^e ^Regierung erflörte, bie ^nnal^me fold^er
fortan nid^t mel^r p geftatten; bamit fiel aud^ bie
SRdglid^feit meg, ben Zutritt jum Sapitel nod^
femer auf Ißerfonen altabeliger Slbhtnft einau*
fd^rünfen, unb 1881 mürben }um erften- äßale
Dom^aifer mel^rerein ».faiferlid^en'' SRonaten ^ur
Sriebigung gebrad^te Sanonicate mit ^ürgerlid^en
befe^t, mogegen bagSapitelbeiben burd^ baSfelbe
Dor}une]^menben9efe^ungennod^anberS3ebingung
be§ 92ad^ma{eS altabeliger ^bfunft feft^ält. 2)ad
Kapitel f^at baS ffttä)t, ben Srgbifd^of, ben $ropft
unb ben S)ecan ^u mahlen unb bie in ben ^un«
geraben'' SDtonaten erlebigten Sanonicate mit ^uS«
nal^me ber brei lönigUd^en }u Dergeben; bie brei
föniglid^en unb aUe in ben ,,geraben" SRonaten
freigemorbenen Sanonicate Dergibt ber^aifer. 99e-
güglid^ ber SBürben beS Srd^ibiaconS, beS @d^o«
lafticuS unb be§ SuftoS ftel^t bem Sr^bifd^of bie
collatio libera ju. Su^er bem ÜRetropoIitan«
capitel befte^t in Jhremfter ein Soüegiatcapitel mit
7 Surat« unb 7 Sl^rencanonüem. Olmu^ fyd,
nad^bem bie UniDerfität 1855 mieber aufgehoben
mürbe, nod^ eine tl^eologifd^e gfacultät mit 7 Ißro«
fefforen, einem 2)ocenten unb einem 9lbiuncten.
S)a§ eiericalfeminar l^atte 1893 207 Sllumnen in
4 äal^rgöngen» S)ie Srjbiöcefe ift eingetl^eilt in
8 Srd^ipredbpterate unb 50 2)ecanate; eines biefer
^rd^ipreSb^terate mit 8 2)ecanaten liegt innerl^alb
$reu^ifd^-@d^leften, bie übrigen in 9){a(ren. 2)ie
Seelenanjal^l betrug gegen Snbe 1893 (nad^ bem
CataloguB cleri für 1894): a. im möl^rifd^en
3lnt(eil 1 489806 Äatl^olifen neben 41 831 afa-
t^olifen, 23416 Suben unb 115 SonfeffionSIofen;
b. im prculifd&en ^Int^eil 128 029 ifat^olifen
neben 6866 ^fatl^olüen unb 743 3uben, aufam«
men 1 690 806. 9ln ©eelforgebeneficien gibt eö :
534 Pfarreien (barunter 11 reguläre), 81 Socal-
curatien, 8 Socalfaplaneien, 1 @d^Io|fapIanei,
4 S^poftturen. 2)ie ®efammt)a]^I ber ^riefter be-
trug 1379, moDon 106 auf bie religiöfen Orben
entfallen. @onftige OrbenSperfonen gab eS 77
männlidfte unb 977 mciblid^e. — ©^noben mürben
in ber Olmü^er S)t^cefe gel^alten in ben Salären
1243, 1253, 1312, 1318, 1349, 1380, 1413,
1431, 1466, 1538, 1568 unb 1591. (Sglnod^
Arsen. Theod. Fasseau, Collectio synodorum
et statutonim almae dioecesis Olomucenae,
Rezii 1 766 ; 53. 3)ubif, Statuten ber ®iöc. OlmüJ
Dom Saläre 1568, 93rünn 1870; J. A.Kubiöek,
Promulgatio ss. Concilii Tridentini in Mora-
via, Olomucii 1887; ®r. SBoIn?, «ird&I. 2opo=
grapl^ie D. aWö^ren, SBrünn 1855 ff. [Sb. I— V:
Dlmü^r ergbiöcefc]; g. SRid^ter, «ut^e ®efd^id^te
ber Dlmüfeer UniDerfität, OlmüJ 1841 ; 3. SB.
gfifd^er, ®efd^id^te ber föniglid^en ^auptftabt OI-
müj, DImüt 1808; SBüibalb aJlüHer, ©efd^id^te
ber föniglid^en ^uptftabt Olmü^, SBien unb
OlmüJ 1882.) [Suffd^.]
847 OlQm)){oboru8, ®t]ä^\ä^i\ä^xt\itx — OlQmpioboruS, JltnplaioniUt. 84
^bfmpiohotnf^f (Sefd^id^tfd^reiber au8 Zl^eben
in ^egopten (6 6T)ßatbcX lebte in ber erften ^älfte
bed 5. äal^r^unbertS n. Sl^r. am ^ofe beS »efirdmt«
fd^n ÄaiferS ßonoriuS (395—428) unb fd^rieb
unter bem 2:itel loropaol X^oi in 22 Sudlern bie
®ef(ibid^te bed tDeftrömifd^en Steid^eS bom Sobe
bed ^aiferd ^rcabiuS bis )um ategierungSantritt
ifaifer SSalentinianS m. (407—425). ffiaS
aOBerf, \&c Äaifer Il&eobojluS ü. beftimmt, mx
eine gfortfe^ung ber 6^|^ronifen Don Sq^pud
unb SunopiuS, ift aber big auf einen löngem ^2u§«
5ug in ber Sibliotl^ef beS $^Dtiu8 (Cod. LXXX;
bei Migne, PP. graec. CIII, 255—279; ögl.
Cod. CCXrV, ib. 702) Derloren. $^otiu§ d^araf»
terifirt bie Sd^reibtoeife Ol9m))ioborg als flar,
aber platt unb fraftloS, unb meint, ber Serfaffer,
ber ftd^ beffen felbfi bemüht getoefen, l^abe fein
99ud^ be^l^alb aud^ nur eine uXt), b. 1^. „SJ^aterialien-
fammlung" unb nid^t eine ,,®efd^id^te'' genannt,
obmol^I er eS in Sudler einget^eilt unb biefe mit
fd^dnen )93orreben Deijel^en l^abe. Ol^mpioboruS
ftanb teegen feiner ißerbienfte um ben @taat am
Äaiferl^of in ^ol^en Sl^ren, toax ein vielgereister
unb pl^ilofopl^if^ gebilbeter äßann, blieb aber
^eibe bis an feinen %ot>, ber nad^ ber SJ^itte beS
5. äa^l^unbertS erfolgte. S)ie gfragmente feines
Sucres ^nben fid^ nebft benen Don Se^ippuS unb
(SunapiuS in ber Sonner SuSgabe ber S^janttner
imb in ben Historici graeci minores I, ed. Din-
dorf,Lip8.1870,450sqq. (SBgl.^aul^^SReal-gn-
cijn. V, ©tuttg. 1848, 922; grfd^u. ©ruber, Mg.
Snc^n., @ect Ulf 8, s. y.; Fabricius-Harles,
Bibl. graec. X, Hamb. 1807, 632.) [flleper.]
df^niyiobontf», 1. ber keltere, ^riftotelifer
5U lllejanbria in ber erften §ölfte beS 5. Sal^r-
^unbertS n. Kl^r., »ar ber Seigrer beS gefeierten
unb üon il^m fel^r gcfd^ä^ten ^roctuS (f. b. ^rt.
5ReupIatoni8muS, ob. 215). ®er Vita Procli Don
9]RarinuS )uf olge befa| OlQmpioboruS eine f eltene
93erebfam!eit, aber aud^ eine fold^e Xiefe ber ®e»
banlen, ba| nur toenige feiner 3u]^/^i^^t i^nt mit
Serfiänbnif folgen lonnten. ©c^riftlid^ ift Don
biefem gu feiner Seit l^od^gefeierten ^l^ilofopl^en
nidgtS auf uns gefommen. (^gl. bie }um Dorigen
9lrtifcl angegebenen Duellen.)
2. ®er Süngere, 5ReupIatonifer, oft furj
ber ^lesanbriner genannt, lebte im 6. ^af)x*
l^unbert n. S^r. }u ^leicanbria als frud^tbarer
Ausleger platonif^er unb ariftotelifd^er @d^rif-
ten unb toar baS le^te bebeutenbe ©lieb ber
3n)eiten Don ^lutard^ ju ^tl^en gegrünbeten neu-
platonifd^en @d^ule, beren $aupt $rocIuS mar,
unb Don ber bie fpötere neuplatonifd^e @d^ule
!u SIesanbria eine ^ct gfiliale getoefen ^u fein
d^eint. @etne nod^ erhaltenen Dier 6^ommentare
oberSd^oIien ^u platonifd^en S)iaIogen finb, nad^
benUeberfd^riften ju urtl^eilen, fd^merlid^ Don i^m
felbft, fonbem Dielmel^r Don feinen @d^ülem nad^
feinen münblid^en SSortrögen auS^ugSmeif e nieber«
gefd^rieben morben unb mad^en auf gro^e miffen-
fd^aftlid^e Sebeutung feinen ^nfpru^. @ie ent-
balten laum irgenb einen neuen ©ebottihn DonQi
lang, ja Don einem eigentlid^en €9ßem taim i
OlpmpioboruS ebenfo menig mie bei totmet^foi
teren92eupIatoniIem bie Siebe fein. ©leid^ol^I^
bie @d^oIien megen il^rer @d^e unb IHor^ ^
baS )93erftänbnig $Iato'S unb mond^ 9uffbd(mi
gen ber neuplatonifd^en^l^ilofopl^te aud^l^utenoc
Don ^ol^em SBert)^ ; einerfeitS befa^ OlQmpiobonti
eine gro^e SBelef enl^eit, anbererf titS ging fein em^
Seftreben bal^in, in öd^t pl^Uofop^ifd^ SBeifeii
bie ^iefe beS ©ebanfenS einzubringen. S^folä
l^at er baS )93erbienf|, in jener unOoren, Derfd^UKn»
menen 3eit unb bei bem rapiben Ütiebergonge ba
$]^iIof opbie burd^ feine confequente unb flore SRe>
tl^obe bie befferen, maleren ©ebanfen beS 92eupbüi*
niSmuS immer mieber betont ^u l^aben. Son feinn
@d^ülem mürbe er begmegen 6 (le-^ac 91X600^
genannt. Seine S)ar{)eaung ber S^enblel^ if
ebenfalls ber SBead^tung mertl^ ; nad^ feiner S»
d^auung fann ftd^ bie @eele mittels eines aOind<
igen fittlic^en SteinigungSpro^epeS Don ber niebcn
Sp^öre bis 5um einf ad^en, nad^ i^m f d^on l^ienieba
erreid^baren @d^auen ber reinen äbeen unb bei
©öttlid^en emporringen. Ol^mpioboruS iß bc
le^te Seigrer ber platonifd^en $^ilofop^ie, btt m
genannt mirb ; er mu^te ben Untergang ber ^
nif d^en ^l^ilofop^enfd^ulen infolge beS SbicteS be
jfaifersäuftinianl. nod^ erleben. 3)er ÜteuplatoniS
muS, mie bie antife Ißl^ilofop^ie überl^aupt um
löngft fraftlofem @ied^tl^um Derfalen; maS ai
mabren Sbeen in il^m enthalten mar, l^atte bi
d^riftlid^e ^l^eologie, inSbefonbere feit Sugnfli
nuS, in fid^ aufgenommen, unb SuftinianS Wai^t
gebot mar gleid^fam nur bie öffentlid^e IBeftatigun
beS Unterganges ber alten $l^ilofopbie unb be
|)eibentl^umS überl^aupt. UebrigenS ift über bi
SebenSf^idfale biefeS jungem OlQmpioboruSnid^t
92ö]^ereS befannt. ilM bem gleid^namigen SBerfajfe
eines 6^ommentarS gur ariftotelifd^en ^eteorotogi
ift er eine unb biefelbe ^crfon, toie SeDer (f. u.
Y, 852 gegen biejenigen bargetl^an b^t, toeld^
als IBerfalf er beS genannten äBerleS einen gmeitei
$eripateti!er OIpmpioboruS annel^men ^u müfiei
glauben. S)agegen irrt ßeUer barin, ba^ er mi
3io\z ben gefeierten ißbi^^^^fop^en S)aDib ben 9v
menier (f. b. ^rt.) beS jungem Ol^mpioboml
Sd^üler fein lö^t, ba jener bod^ bereits um bei
Anfang beS 6. Sal^rl^unbertS geftorben ifi. (Sfil
3ellcr, ^bilof. ber ©ried&en V, 3. «ufl., Seiwij
1881, 851—853 ; Uebermeg, ©rnnbrife b. ©efi^.
ber $bilofop]&ic I, 7. ^ufl., Serlin 1886, § 70;
ßrfd^ u. (Smbcr, öligem, gncpflop., ©ect. IH
3, 8. V.; ?Paul9, SReal^enc^flopäbie V, 922 f., ttc
aud^ bie ausgaben Don Ol^mpiobomS' @(^oliei
Don @taübaum [Seip^ig 1821], Sreujer [gfronlf
a. Tl. 1821], gindf) [C)eiIbronn 1847] u. f. »
angegeben ftnb ; J. Simon, Histoire de recol^
d'Alexandrie n, Paris 1845, 594 ss.; Vachfi
rot, Histoire crit. de Tecole d'Alexandrie I
Paris 1846, 204 ss. 3)ie Vita Piatonis DO
OlQmpiobomS ift berauSgegeben Don SBefterman
849
Ol9tn))ioboruS, S)iacon — Omo))]^orion«
850
[Smunf^lDrig 1845]. S)ie SBerfe Ol9mt)iobor8
fiiibm fi4 (anbf d^riftlid^ auf Dielen größeren 93iblu)«
t(ctni [SBien, ^riS, Sknebig, Hamburg] ; eine ® e-
{nuntauSgabe fel^tt nod^.) [jf leffner.]
flraqpmtnis, 2)iacon gu Sllesanbrten in
bei crpen ^älfte beS 6. ^al^r^unbertö^ |^at fid^
ailSscs^ <nien 9}amen emorben. 2)ie 3(tt feines
EMI wob SBirtcnd, toeld^e frül^et f el^r t)erf (bieben
hpimmt umrbe, i{l {Id^ergefteQt burd^ bie Unter-
^ eines ^nbfd^riftlid^en 6sem))Iar8 feines
bumentarS )um ^rop^eten SeremtaS in ber 9ar«
iami{(t|en Säliot^ef guStont (bei S. deMagistris,
Aeti Baartymm ad Ostia Tiberina sub Clau-
dio Oathico, Romae 1795, 286 sq.). 2)ort ]^ei|t
OlDapioboruS «2)iQCon Don^Ie^anbrien, orbinirt
an4 eqbifd^of So^anned mtxoM (NixK^Ty^c)
M Siesanbrien" ; ber monopl^^fitifd^e $atriard^
%)bamieS HL üon SIesanbrien, genannt 6 Ni-
»wn]c ober NtxauoTT)c (uon 92tfiu?), ifl naä)
dfjätriger Smtdfü^rung im SDlai 516 geftorben
(f. X. D. (Sutf^mib, ftleine Sd^rif ten, l^erauSgeg.
MB Sr. mtH n, geipjig 1890, 456 f.). ®er er-
wSnät Kommentar gum $rop^eten SeremiaS ift
Bo^nid^t gebrudtt; gfragmente beSfelben bürften
ii bm v^ffixtid^, freilid^ meift fel^r furzen @d^o-
lia in erfennen fein, meldte bie t)on SR. @^x^'
Iniaft (fi^on 1623) l^erauSgegebene grie^ifd^e
(Eoiaie über 3eremiad, ftlagelieber unb Sarud^
ndir bcm 9Iomen eines nid^t näl^er bejeic^neten
Ol^mpioborud mittl^eiU (^ufammengeft.beiMigne,
PP. gr. XCm, 627—780). Soüftänbig liegt
ntci bemfelben 9}amen ein umfangreid^er Som«
mtor sun $rebiger t)or (Migne L o. 477—- 628).
Isterbcm gibt 9ntgne unter bem 92amen btefeS
Cl^mpioboruS einige @d^oUen gum 93ud^e 3ob
(L c 13—470 passim), ©d^olien ju ben ©prü-
fen (ib. 469—478, latcinifrfi) unb ein fleincS
Swfiment ju Suc. 6, 23 (ib. 779 sq.). S)ic 5lcd^t-
beit ber einzelnen &iMt, bejtt). bie Sbentitöt beS
S((oIiaften Ol^mpioboruS bebarf nod^ ber Unter«
JuWg. Sie Satene über baS $ud^ 3ob, mlä)z
Bigne (L o. 13 — 470) il^rem gangen Umfange
wd) iDiebergibt gebort a(S ©angeS nid^t OlQm-
pioboruS an, toie ber lateinifd^e Ueberfe^er biefer
toie, ^.(EomitoIuS (fipon 1586, 9Senebigl587),
niaubt fyit, fonbem ift, n^ie ber Herausgeber beS
fne^ifd^ SejteS, $. 3uniuS (Sonbon 1687),
otnmte, ein SQßerf beS 9{icetaS, 93ifd^ofS t)on
6RTä nnb fpäiem SRetropoIiten t)on ^erallea (im
IL 3q W-). l SSarbenbetter.]
#MUoitit$, einer ber ölteften S)ecrettften
(f.b. «rt.), lehrte unter (Eugen in. (gefi. 1153)
ta omonifc^e Siedet ju ^Bologna, tourbe 1157
StK^of Don Verona unb ftarb als fold^er 1185.
Seine Abbreviaiio decreti in 16 Distinctiones
nb 87 Cansae (bie le^te Causa ift ein ^uS^ug
OBS bem britten £^ei(e beS S^ecretS De conse-
entione) 1^ SBideD (De Paleis, quae in Gra-
tiaai decreto inveniuntur, Marburg. 1827, 5,
CMprogramm]) entbecft; Dgl. auc^ t). @d^ulte,
Sefi^ ber Ouellen u. Siteratur beS can. SRed^tS I,
©tuttg. 1875, 119 ff. 250 f. — OmnlbonuS ifl
ma^rfc^einlid^ ibentif^ mit Omnebene, bem SBer-
faffer geniiffer in SIböhrbS ®eifte gehaltener t^eo-
logifd^er sententiae (f. S)enifle im^rd^it) f. Site*
ratur- unb Äird^engef^. beS SM.-«. I [1885], 461
bis 469, 621). 3a|lreid^e Stellen biefer nur ^anb-
fd^riftli^ t)or|anbenen Sentenzen, teeld^e fld^ giem«
lid^ enge an il^re SSorlagen, barunter an^ bie
@entensen 9toIanbS, na^malS ^apfteS Slesan-
berS ni., anfd^Iie^en, l^at ber Herausgeber ber le^
teren mitgct^eilt (®ietl 0. Pr., ®ie ©entengen
SRoIanbS, nad^malS ^apfteS ^lesanberS HL, gfrei«
bürg 1891, ßinl. L-LVI). [SR. ö. ©d^erer.]
Omnis utriiisque sexus, f. SBeid^te ü,
234 ff., tJrcqueng ber ^eiligen ©acramente IV,
2007 ff. unb De[terKd^e ßeit.
^mopl^oxion l^eigt ein in ber orientalifd^en
JNrd^e gebröud^Iid^eS bifd^öflic^eS 3nfigne. es
beftebt aus einem ungeföl^r Vi 93'^eter breiten unb
aft 3 äßeter langen ©treifen Don meinem ©eiben-
toff, ift mit ©olbborten unb ©olbfranfen ber«
irämt unb mit golbgeftidten ffreujen gegiert. 3u-
seilen finb in baSf elbe aud^ Figuren, namentlid^ bie
eines SammeS, eingemirft. ^aS Omop^orion mirb
über ber f onftigen ^ontificalfleibung getragen, unb
gmar f 0 um ben ^alS gelegt, ba^ bie beiben 9luS«
löufer auf ber Knien ©d^ulter beS Sifd^ofS ftd^
Ireugen unb t)on bort an ber linfen ©eite über
Sruft unb SRüden bis etma gum ffnie l^erabbängen.
®egentt)örtig unb fd^on feit bem 9. 3al^r^unbert
tragen aUe gried^ifcben ^ifd^bfe baS Omop^orion.
SBon befonberer SBtd^tigfeit ift bie t^frage nad^ bem
Ser^ältnig beS Omop^orionS gu bem $aQium
(f. b. ^rt.). Solange läugnen icglid^e Slnalogic bei-
ber 3nfignien (ögl. g.93.Morinus, Commentarius
de sacris eccl. ordinat. I, Antwerpiae 1695,
180 sqq. ; Bona, Benim liturgic. IIb. I, c. 24,
n. 16 ; Assemani, Cod. liturg. VIII, 4, Bomae
1763, 303 sqq.; SSßiltfd^, ^anbbud^ ber fird&I.
©eograp^ie unb ©tatiftif I, Serlin 1846, 68,
^nm. 9). Rubere betrad^ten baS Omopl^orion als
ein bem Radium l^omogeneS $onttficalinfigne
(t)gl. g. 99. Ruinai*t, Diss. de pallio, in Ouvrages
posthumes de . . . Mabillon et de Buinart U,
Paris 1724, 434 ss.; Pelliccia, De christ.
eccles. . . . politia I, Colon, ad Bh. 1829, 116;
«pi^iUipS, ftirc^enrerfit V, 631 ; §efele, »eitr. gur
ffird^engefcb.u.f.tD.n, Tübingen 1864, 219; ^in-
fcbiuS, Ä.-M. n, Serlin 1878, 23 ff.). Sie le|tere
^nftd^t bürfte als bie rid^tige gu begeicbnen fein.
Stoax ift gegenwärtig bie äu|ere gorm beS Omo-
pl^orionS t)on ber beS ^aUiumS fel^r Derfd^ieben;
aQein fte erinnert immer nod^ an bie ältere ©eftalt
beS Palliums. 2)iefeS mürbe nömlid^ in ber ölteften
3eit öl^nlid^ roit nod^ gegenmörtig baS Omopl^orion
auf ber linfen ©d^ulter gufammengel^eftet. &XDa
feit bem 9. Sal^r^unbert begann man bie auf 93ruft
unb SRüdfen gur linfen ©eite l^erabl^ängcnben 3ipf el
bis gur aWitte gu giel^en unb bort ebenfalls angu-
l&eften. !WodE) l^cute befielt baS Radium auf ber
linfen ©d^ulter auS einer boppelten ©inbe, toxt fic^
851
Oncommera.
aud^ bie brei !RabeIn beS $atttum§ in ber alten
^norbnung erhalten l^aben. 9eibe3 erflärt ftc^
aud ber ©efd^i^te ber gorm be§ Palliums, meist
aber ^ugleid^ barauf l^in, bag baS ^aüium unb
hali Omopl^onon auf Sine OueUe ^urüdjufül^ren
Ttnb. %nd) bie einge[tidten J¥reu}e beuten bieg an.
t^femer erinnert bie mitunter eingewirfte Sfigur beS
SantmeS an bie bem Omopl^orion unb ^Ilium
Qemeinfd^aftlid^e fpml^olijd^e Sebeutung. 93eibe
foDen auf ben ^irten l^inmeifen, meld^er baS Der«
irrte @d^öflein auf feine @(i^ultem nimmt unb jur
^eerbe jurüdtrögt. ^nä) mar in ber altem 3^it
hali Omop^orion feineSmegg mie ie^t aQen gried^i«
fd^en %i{(^öfen gemeinfam. Srft fpöter führte bie
Sitelfeit biefer $rälaten toxt ju ber reid^em ^uS-
geftaltung beSOmop^orionS, fo ^um fragen bed«
felben burd^ aDe Sifd^öfe. 2)abur^ fani ba§ Omo»
pl^orion ju einem Sl^reninfigne l^erab, UKil^renb eS
urfprünglid^ ebettfo bag Slbjeid^en ber ^atriard^al«
unb Stetropolitangemalt gemef en ift, mie nod^ l^eute
baS lateinifd^e IßaQium, Don geringen SluSnal^men
abgefe^en, bag änftgue ber ])ö))ftlid^en be^m. erj«
bi|d^öflid^en 3uri§biction ift. [jf reu^malb.]
4^nC0mmtta (Ontcommena, jf ümmemig) ift
ber Beiname einer l^eiligen Jungfrau unb Wax'
t^rin SBilgef ortiS, meiere ma^rfd^einlid^ burdi) S3er«
fd^meljung jtoeier Segenben aud^ unter bem 3lamtn
Siberata öorfommt (AA. SS. BoU. Julü V, 50 bis
70 unb ©tabler, ^eiligenlejifons.w.S.Äummer-
niffa unb @. Siberata). 92ad^ ber Segenbe mar
SBilgefortiS bie Xod^ter eines l^etbnifd^en ffönigS
t)on Portugal. 3um d^riftüd^en @Iauben befel^rt,
machte fie baS @elübbe ber äungfröuUd^feit. 3l(S
il^r Sater fie jum Unterpfanb beS griebenS mit
einem ßöntg t)on @icilien t)ermö]^Ien moUte unb
fie fid^ beffen weigerte, lieg er fie in^S ©efängnig
merfen, bis fie fid^ feinem SBiüen fügen unb ben
®'6^n opfern mürbe. @ie aber betete jum $erm,
er möge fie fo entfteDen, bag fie feinem 3}2anne
mel^r gefaQe. 2)arauf mud^S il^r ein Vollbart. ^IS
i^r 93ater fie fo erblidfte, fragte er öoll gntjejen,
mer fie in biefen 3wpatti> terfejt l^abe. ©ie er«
Hörte, fie l^abe il^ren Säröuttgam, ber am jfreu^ ge»
ftorben, barum gebeten. S)a lieg fie ber IBater mit
ben Rauben an ein Jheu} l^eftcn, bamit fie i^rem
Srftutigam ö^nlid^ merbe. ^Jla^^ ber baqnfd^en
©age (bei ©d^öppner, ©agenbud^ ber baperijd^cn
Sanbe I, SKünd^en 1874, 426) f)aitt \f)x Sater fie
mit einer rauben jhitte ju befletben befol^Ien unb
bon il^rer frühem ^errlid^feit il^r gum Spott nur
bie löniglid^ ftrone unb bie golbenen ©d^ul^e be-
laffen. @o mirb fie abgebtibet; an il^r ©efd^Ied^t
erinnern nur bie lang bct^^bmaUenben ^aare. ©e»
möl^nlid^ Iniet auf il^rem 18i(b Dor il^r ein auf ber
®eige fpielenber Tlam, meld^em fie einen il^rer
©d^ul^e }umirft. 3)ieg erüört bie ©age folgenber-
ma|en: ^IS bie Seid^e nod^ am jheu^e l^ing, fam
ein blutarmer SDlufifer, beffen gamilie bem Ser«
jungem nal^e mar, unb fpielte in ber grinnerung
an SBilgefortiS' el^enwKge SQBol^Itl^ätigfeit oor il^rem
Äreuje fein fd^önfteS &ixd, ®a marf fie i^m einen
il^rer golbenen ©d^ul^e }u. 9ß man ben
entbedtte unb ben tiermigten ©d^ul^ bei il^
mürbe er als 2)ieb }um 3j)be Derurtl^
bem ©ang gur IRid^tftötte bat er, nod^ni
ber Setd^e ber ^eiligen fpielen )u bflifc
fiel^e, in ©egenmart ber gal^Ireid^en SRenge
i^m aud^ ben ^meiten ©d^u^ gu ; fo !am f
fc^ulb an ben Sag. 3l^r 93ater unb baS l
teerten fid^, unb fie marb nun ttyctnüDoU l
(©d^öppner a. a. O.). 3laä) einer anbem
(bei ©tabler III, 643) ^atte fie Dom ftreu
nod^ einbringlid^ ben d^riftlid^en ®lau
prebigt. Siel SoH unb il^r SSater belel^r
biefer erbaute gur ©ü^ne eine Jhrc^e juS
1^1. ©d^olaftüa unb fteUte bahn baS goIb<
feiner gemarterten Sod^ter auf. S)aS 99
bann bem ©eiger in berfelben SBeife, tt
erjöl^It ift. S)ie tiroler unb belgifd^e @ag
im SCßefentUd^en bamit überein. (93gl. o
©ebid^t oon SuftinuS ftemer, S>er ©ei
©münb [Sotta'f d^e Ausgabe ber S)id^tun(
nerS I, ©tuttgart unb Tübingen 1841, I
meld^er baS äBunber auf bie ^I. Sacilia
m. Tlcnitl (Sbriftlid^e ©^mboltf I, 2
IRegenSburg 1856, 110. 535) glaubl
3üge aus einem öltem l^eibnifd^en SuU
^9t(}uS finben ju foQen, maS jebenfal
l^altbar ift. 3n ©panien lennt man ben \
tob ber 1^1. Siberata um ber gelobten 931
miden; aber oom Sart unb t)om ©eiger m
nid^tS. 3n Snglanb unb öollanb ftnbet i
gebartete 99ilb, aber o^e oen ©eiger. ^
tjrolog. Rom. t)on 1586 ^at gum 20
In Lusitania s. Wilgefortis Virginia i
tyris, quae pro chnstiana fide ac pi
decertans in cruce meruit feliciter c
mare martyrium. S)aS portugiefijd^e 9J
logium, gebrudtt 1591 gu Soimbra, fügt 1
bie ^eilige Don ben S)eutfd^en Ontcomm<
Don einigen lateintf^ Liberata genann
(AA. SS. BoU. I.e. 66). ginl5838uipari
if ird^e Don ©aliSburp in Snglanb gebrudCtei
bud^ l^at gu gieren ber % SBilgefortiS <
trifd^e ^ntipl^on mit Srmö^nung beS Sarti
vit barba facie) unb ber Dration: Fa
tuam, quaesumusDomine, beatae Wil|
yirginis et mart3rris tuae, regia filiae,
et precibua propitius respice; et ai
preces ipsius barbam, quam concupi^
coelitus accrescere fecisti ; ita deaide:
dia noatri aupemae gratiae digneris
ficiia augmentare (AA. SS. Bell. L
3)aS Proprium ber 3)Mnd^cn»3fi^eifinger
l^at nur bie Oratio de Com. W. et I
®ie Derfd^iebenen Diamen ber ^eiligen erüi
mol^l f olgenberma^en : 3)aS ßamifd^e 0
mena (= ©ntfommene) entfprid^t bem Iah
Liberata. Oncommera, Ö^nfummemif
fürjt Äümmemife, bebeutet bie ^eilige,
ol^ne ^ngft unb ftummer ben SRarterto'
ober aud^, meldte il^re 93erebrer burd^ i(
8»
Oneiba-®emeinbe.
854
HtetfDR Vngß unb fhtmmer befreit. SBtIgeforttg
aBM fi4 M yii^go fortis.
Sfrül^jeitig l^t ober bie Jhitif barauf l^inge»
Me^ ba^ biefe SBUgefortiö* ober Stümmzmii'
InQ« ni^td SnbereS feien atö Silber beS gefreu«
)i§tni ^ilonbS, ingbefonbere Stod^btlbungen bed
nten gn befpred^enben SruciftseS in Succa. @o
9aion Don Slun in ^rog in einem 93rief Don
1687 an ben Soflanbiften P. ^ebrod^ (AA.
8S. BoIL L c. 59) unb %. $ilgram in feinem
Cilendariam chronolog., Viennae 1781, 174.
- 3)08 crfte fidler bahrte Silb S^rifti am ßreua
k euem ^fd^ SDangeliencobes Don 586, je^t
h ba Mticanifd^en Sibliot^el, fteHt ben ^eilanb
ideibct mit langem @ett)anbe bar. 9{od^ bis gum
11.3(4t]^unbect bilbete man ben gefreu^igten ^ei«
lob als Ubenb ab, in langem $rad^tgett)anb, mit
bcrflünigSfrone auf bem Raupte (regnavit a ligno
Deos, im Hjmn. Yexilla regia) (ogl. 3acob,
Sieihmft im S)ienfte ber Jhrd^e, d.%x%, SanbS*
W1880, 109, 9lote 6; unb «rt. ffreuj Vn,
1072 f.). (Ein fel^r alter, fo befteibeter gruciftsuS,
boi fog. Tolto Santo, befinbet ftd^ in ber ^om-
finie )tt Succa. S)er @age nad^ ift er Don 91ico«
UmA gefertigt unb mag jur 3(it ber ßreujjüge
baim gefommen fein. Sor bem Silb, beffen einer
BSfoS^ abgezogen ift unb auf einem ßeld^ rul^t,
tniet ein @pielmann. SaSfelbe 93ilb, ol^ne ben
SyUoumn, finbet fid^ auf ben SDlunjen ber @tabt
ima U)m 3abre 1235 an bis 1756, ftetg mit ber
Uif^rift Sanctus vultus (^bbilbungenbei@tod!-
banr, ihmftgefd^id^te bed ßreujeS, Sd^aff^aufen
1870, 264, unb imftalenber für latl^oL S^riften,
6nI|bodi 1872, 112 f.). SSermutl^lid^ eine maä^'
lObimg bedfelben ift bag Silb be§ Sanctus Sal-
vitor ober ^©ente ^ulf^n", »eld^eS feit ber SWitte
btS U. Sabrl^unbertS auf bem ^ülfenSberg bei
MTigenftabt im Sid^Sfelb oerel^rt mürbe. 31q6) ber
«fonnation marb bagfelbe als baS ber ^1. SBilge«
Wi nmfftt, bis Dor tixoa 50 Sauren ein anbe«
nS oltcS S^riftuSbilb ©egenftanb ber ißerel^rung
ttnbc (@d(^fer, S)er ^ülfenSberg, ^eiligenftabt
1853, unb SBalbmann, lieber ben tbüringifd()en
@ott Stuffo. Sine Unterfud^ung ber öltem ©e*
Wißt bcS ^ülfenSbergeS, ^eiligeuftabt 1857).
34tt ifi eine genaue 9ia^bilbung beS erften
^nljcnSberger SilbeS baSjenige, meld^eS um 1354
is boS ftlofter ber S)omintcanerinnen gu Bamberg
bn. es mürbe Don 3nnocena VI. (1352 bis
1362) mit benfelben Siblöffen begabt mie baS im
(i^Sfelb unb mirb feit ber @öcu(arifation unter
boB Flamen ber „göttlid^ C^ilft" in einer ©eiten«
Me ber ^farrfird^e ju ©t. ©angolf oerel^rt. gS
lÜt einen lebenben S^riftuS Dor, bie ^rme faft
toDgrei^t ausgebreitet, nur bie ^önbe an'S jtreuj
|)4<ftet; bie Sfü^e finb nadt, frei fd^mebenb, aber
iDtbenSBunbnrnlenbejeic^net. 2)aS ^aupt trögt
QKOolbenc Jhone, ber Seib ift Dom^alfe bis gu
ben icnöd^In mit einem faltigen, reid^ Dergierten
Aeibe bebedtt («bbilbung im ffalenb. f. fat^ol.
e^tifien, euljbad^ 1867, 116). Sin ä^nlid^eS
9ilb, eine imago salvatoris nostri sive statua
ab auxilio, dicta „ber ©e^ilfe'', in ber S)omini"
canerfird^e ju SRül^I^aufen, mürbe 1524 Don ben
Snl^ängem SRünserS gerftört. Sin anbereS ber*
artiges 9)i(b S. Salvatoris ober sente Gehulfin
tanb in einer ftapeUe auf ber fBxüdt Dor ©aal-
elb ; aud^ biefeS botte unten ben ©eiger, aber im
16. äabrbunbert fannte man nod^ bie 93ebeutung
beS 93ilbeS, mie bie eingemeißelte Snfc^rift Sal-
vator mundi 1516 bemeiSt (ffalenber f. latbol.
Sbriften 1867, 114 ff.). — Sie beutfd^en Äa-
lenbanen fd^einen Dor bem. 15. äabr^unbert eine
l^eilige jhimmemtß nid^t gu fennen. S)ie Segenbe ift
alfo mobl erft fpäter aufgefommen unb gmar Der-
mutl^lid^ auf folgenbe SSieife. 91IS bie ungefleibeten
Sruciftsbilber in aügemeine ^ufna^me gefommen
maren, mußten bie beüeibeten, meldte ftd^ ba unb
bort aus alter 3(it erl^alten l^atten, auffaDen, unb
mo fic^ nid^t eine ftd^ere Xrabition über i^re 93e-
beutung erbalten l^atte, fud^te man eine SrKörung
für fie. SDaS lange ©emanb unb bie ßönigSfrone
gogen ben ©ebanfen Don Sl^riftuS, ben man ie|t
nur im 3uftanb beS SeibenS barfteüte, ab, unb
man badete an eine gefreugigte föniglid^e 3ung-
frau, inSbefonbere an bie fpanifd^e Siberata unb
bie SBilgefortiS, meldte nad^ ^nfid^t beS SoUan«
biften Super Don ber ^I. fiiberata }u unterfd^eiben
ift, ba ibr 92ame nid^t fpanifd^ ober portugieftfd^,
f onbem eber eine beutf d()e ober belgifc^e Umgeftal*
tung Don virgo fortis ift. P. Super fa)^ in einem
^ofpital ber $3eguinen gu SJ^ed^eln ein 93ilb ber
s. Wilgefortis alias Ontcommene, meld^eS im
16. Sobrbunbert auS einem gerftörten Seguinen-
l^auS bier^er übertragen mürbe. ©aSfelbe jeigt
eine mit §änbcn unb güßen an'S Ärcuj gef d^Iagene
Sungfrau (obne 93art) mit einem §eiligen)^cin
unb ber bl- ©eift»2:aube über ber redeten §anb
fd^mebenb (Slbbilbung AA. SS. BoU. 1. c. 60).
3ur Srüärung beS hartes an ben nid^t mebr als
fold^e erfannten ©alDatorbilbem badete man tttoa
an bie Segenbe Don ber bl. $au(a ^arbata auS ^oila
in ©panien, meldte auf ibr @ibü fo Derunftoltet
morben mar (AA. SS. BoU. Febr. HI, 174). 3)er
©pielmann auf ben SQBilgefortiSbilbem, melier
ftd^ bereits auf bem ©alDatorbilb Don Succa finbet,
erinnert einigermaßen an bie ©age, meldte bem
berübmten Srucifis über bem eisernen Xbore in
9995an5 eine befonbere Serebrung Derfd^aff te. 2)aS>
felbe mürbe <ivTi<pcüvr,Tr,c (Sürge) genannt, meil
eS einft gefprocben unb für einen armen ©(biffer,
ber in ©elbDerlegenbeit mar, 99ürg(dbaft geleiftet
baben foD (©todtbauer a. a. 0. 170. 268). 3eben»
falls liegt bem Succaner ©pielmann eine locale
Xrabition ju ®runbe, melcbe in 93ergeffenbeit ge-
riet)^, unb bei bem jhimmemißbilbe mieber auf«
taufte. 31ußer ber angegebenen Siteratur fiebe
nod& : Äalenber für f atbol. Sbriftcn, ©uljbad^ 1 864,
49 ff.; 1865, 115 }.; 1866, 212 ff. [SBeber.]
0tteiba - ^emetttbe (Oneida Community,
nad^ Dneiba, einer ©tabt unb @raf fd^aft im ©taate
5Rem ?)orf), entftanben 1831 infolge einer Sr-
855
OncfimuS — OniaS.
81
iDedung butd^ ^nmp^xt\) 3lor)t^, toax eine ber
Dielen communiftif d^en ® emeinben, toeld^e in 92orb-
amerifa feit geraumer 3(it gegrünbet morben ftnb.
3Bie bei anberen biefer 2lrt, 5. 95. bei ber burd^
ben fd^möbtf d^en 93auem ©eorg 3tQpp gegrünbeten
Economy Community ober bei ben ©l^aferS^
berul^t ber SommuntSmuS ber Oneida Commu-
nity auf religiöfer (Biblifd^er) ©runblage, im
Unterfd^ieb Don ber burd^ ben t^franjofen Stienne
Sabet in^S Seben gerufenen Icaria Community,
n)o bie Steligion ,,$riDatfad^e" unb jebem 9Rtt«
glieb Don 17—18 äa^ren bieSSßal^I berScUgion
nad^ Selieben freigefteüt ift. Sebem bei il^r Sin*
tretenben Derfprad^ bie Oneiba^^Semeinbe in fd^rif t«
lid^em Sertrag, il^n nebft gamilie mit allen Seben§«
bebürfniffen ju Derfel^en, feine ßinber gu unter«
rieten, bei eintretenber ^rbeitSunföl^igfeit il^n ober
bie ©einigen gu erl^alten. S)er Sintretenbe ba-
gegen Derfprad^, bie Sntereffen unb SQBol^Ifa^rt ber
©emeinbe mit feiner ^anbe %xbt\t mie mit feinem
Sinftu^ unb ber Slrbeit ber jKnber unb gamilie
gu förbem. ^Ue3 f oUe jiebod^ gelten al§ freimidige
Seiftung gum 2)ienfte ber SBrüber, fo ba| beim
^uSf^eiben auS ber ©emeinbe lein tlnfprud^ auf
So^n erl^oben merben fonnte. 3)ie $robuction toax
gang communiftifd^ eingerid^tet ; in Oneiba toxt
bei ben @l^aferS mar e§ im SBefentlid^en aud^ bie
Sonfumtion, inbem l^ier aud^ bie SBol^nl^öufer
unb bie SRal^Iseiten gemeinfam maren. 3n ben
meiften anberen berartigen ® emeinben, g. 93. Scaria,
^enfd^t bagegen gfamiUen^auSl^alt. 3u bead^ten
ift, hai in biefen ©emeinben nur ba§ d^ed^t auf
ßjiftenj, nid^t baS auf Dollen 5lrbeit8ertrag ®runb«
läge ber ©üterüertl^eilung ift. 3m allgemeinen
gilt ber ©runbfa^ SabetS : De chacun suivant
868 force8; ä chacun suivant 868 bcsoins.
3n ber Oneiba»®emeinbe fott SBeibergemeinfd^aft
unb DoQftänbiger ^ntinomiSmuS fi^ entmidelt
^aben ; fie ift feit 6nbe ber ad^tjiger 3a^re auf-
gelöst; il^r ehemaliger ©eaetör, fSiitt), ^Ifrcb
^inbS, l^at ba§ 9Serbienft, über bie innere ginrid^«
tung biefer communiftifd^en ©emeinben ein n)ert^»
DoÜeS aSßer! Deröffcntlic^t gu l^aben. (S5ßeitere§
über 95ibelcommuni§mu§ f. in b. ^rtt. ^erfectio-
niften, ©^aferS.) (93gl. Nordhoif, The Commu-
nistic Societies of the United States, London
1875, 259 if. ; Hinds, American Communities,
Brief Sketches of Economy, Zoar, Bethel,
Aurora, Amana, Icaria, the Shakers, Oneida,
Wallingford and the Brotherhood of the New
Life, Oneida 1878.) [O. $fülf S. J.]
^efimns COwj jijxoc) l^iefe 1. im Svenen Sefta»
ment ein ©flaDc au§ Koloffä (60I. 4, 9), toeld^er
feinem ^erm entlaufen mar unb \xä), um unerfannt
5U bleiben unb ein ^u§fommen gu finben, nad^
^{om gemanbt l^atte. ^ier lernte ber 1^1. $aulu8
\i)n fennen unb befel&rte i^n jum ß^riftentl^um ;
baSfelbe nal^m er nid)t blo^ öu^erlid^ an, fonbem
rid^tete aud^ fein Seben nad^ bem neuen ©lauben
ein, fo ba^ er „ein Dielgeliebtcr unb treuer 93ruber"
(a. a. D.) l^eifecn fonnte. 3118 DoÜfommener Sl^rift
mu^te er aud^ bie SSerpjlid^tung anerbnneii, j
feinem red^tmägigen ^erm gurüdjufel^ren, utd) l
ber SrfüUung biefer $flid^t gab il^m ber ^Bis^
baS claffifd^e @d^reiben an feinen 6erm mit ttd
d^ed als „99rief an Ißl^ilemon" im Sanon fte^t -
2. ein 93ifd^of Don Spl^efuS, ber Don feiner 6e
meinbe nad^ @mQma gefd^idtt iDurbe, um ba
l^eiligen SRart^r Sgnatiug auf feinem SBege nad
IRom )u begrüben (Ign. ad Eph. 1 ; Ens. S E
3, 36, 5). — 3. ber 1^1., »ifd^of DonSoiffonS^jep
361 (AA. SS. BoU. Maji III, 204). [ffouIcQ.
^^^oxns O0vr|(7t(p6poc), im ^Itarn Zefft
ment ein Sl^rift anli Spl^efuS, ber ben l^L $mäRl
bafelbft mit allen i^m gu ®ebote fie^enben 9Rittdi
unterftü^t l^atte unb il^m fpöter aud^ )u Stom U
©efangenfd^aft erträglid^ su mad^en fud^te. Sbt
«Ipoftel gebenft biefer Siebe 2 Sim. 1, 16-11
mit großer S)anfbar!eit unb »ünfc^t feinem ^
bafür bie reid^fte SSergeltung, Dermutl^Ud^ Mi
Oneftp^oruS felbft ju ber 3eit, ba ^ouIuÄ a
Ximot^euS fd^rieb, geftorben toax. SEßemt gn
d^ifd^e SRartQrologien biefen Oneftp^orufi ol
93if(|of Don Soloplon nennen unb il^n afö SRoi
t^r fterben laffen, f 0 liegt »al^rfd^einlid^ eine 9e
tt)ed^3lung 5U © runbe, ba Onefipl^oruS ol899ifd^
name nid^t feiten ift. Sin 93ifd^of biefed 3lavm
erfd^eint auf bem Soncil gu Sl^alcebon als @egn
©ioScurS (fjef ele. Sonc.-® ef d^. H, 437). [Raüim
pnias OÖviac, f^r. «^^ri), giame me^
iübifd^en ^ol^enpriefter, Don benen gttei im Wk
Seftament genannt n^erben. OniaSl.^ @ol(
unb 92ad^folger beS mit ^lle^anber bem @ro^
gleidijeitigen ^ol^enpriefterg Sebboa (2 Sän
12, 11), nad^ 3ofep^u§ 93ater @imond beS 0«
redeten (Jos. Antt. 12, 4, 10), ift berjcnige OnwJ
an meldten ber fpartanifd^e jfönig SriuS ein»
93ricf richtete (1 5Dkd&. 12, 7 ff.). — OniaS H
ber @o]^n @imon8 beS ©ered^ten, tt)or beim Zoh
feines 93ater§ nod^ minorenn, fo ba^ er ba§ ^i^
prieftert^um feinen Ol^eimen Slea^ar unb 9^
naffe überlaffen mugte unb erft nad^ bem Xoh
beS le^tern, um 240, baS angeftammte ^mt a»
treten fonnte. 93ei feinem Sobe folgte il^m {tut
©ol^n ©imon n. — Dniaö III., ©o^n Si-
mons n., mar ^ol^erpricfter jur 3cit beö fprifij«
ftiJnigS ©eleucuS IV. iJJ^ilopator (187-176),
ber auf ^nftiften beS SempeU^auptmannS &vm
feinen SReid^Stanjler ^eliobor nad^ Serufolcn
fd^idtte, um bie Sempelfd^ö^ gu rouben. Inj
baS ©ebet beS frommen ^ol^enpriefterd UKirb bQ
©otteSraub tounberbarermeife Dereitelt (2 9Rc4
3, 1 ff.), ©pöter iebod^ mugte OniaS gegn
bie 92ad^ftenungen be§ genannten ©imon ha»
ffönige felbft ©d^u^ fud^en (2 aRad^. 4, 1—6)
9{ad^bem bann ©eleucuS geftorben mar, erftanl
il^m ein anberer 93erfolger in feinem eigenei
99ruber 3afon, toeld^er ©eleucud' 9{ad(|foIgt
^ntiodiuS Spipl^aned burd^ gro^e ©elbfumme
bal^in brad^te, i^m bie l^ol^e^riefterlid^e SBüii
äu übertragen (2 3)}aä), 4, 7 ff.), ©er Ufurpaü
mürbe felbft mieber burd^ ©imonS 93mber SKe»
857
DnfcIoS — OntoIogiSmuS.
858
M uMnqjt, biefer abtt Dom ßönig abgefegt.
Itt er bann, um nrieber in fein 9Imt }u lommen,
kä Zriiq»dfd^| plünberte unb gut 9e[ted^ung
MQOiMe, tagte OniaS bie^ feiner ^flid^t gemö|
n^ iDorb be|megen auf SRenelauS' ^nftiften er*
wbM; eme Sd^nbtl^t an einem l^eiligen SRamte,
}KÜätt felbft bem fQrifd^en ftöttige S^rönen aug-
fü^ mib i^ )ur ftcengfien SBefhrafung man«
Iditt (2 9Ra4 4, 28 ff.). — OniaS lY. lann ber
ta genmmte 3ReneImt8 in|ofem l^ei|en, als er
«4 3ofep^ ben ledern 9^amen erft fpäter an«
Min (Antt 12, 5, 1). — OniaS V. (IV.)
IMC bei @ot[n Oniad' HL unb ging^ als nad^
910x10118' {Einrichtung einem lltU)em als il^m
tot (Eo^rieftertl^um übertragen mürbe, nad^
Ikllilpten (Jos. Antt 12, 9, 7). ^ier fu(i^te er
mx Srfa| für bie gemünjd^te SBürbe, inbem er
«an i^ Don ^toIemöuS VL $^ilometor (181
M 145) übetloffenen %mpt\ ber Subaftig gu
fantopoUd iu einem iübifd^en Xempel umbaute
mb benfelben, freilid^ ol^ne großen 6rf olg^ etma
W 160 D. (^r. otö Opferftötte für bad l^eUe«
nPif^c 3ubentl(|um prociamirte (Jos. Antt. 18,
8, 1 aqq.). (Sgl. ©d^ürer, ®ef d^. beS jüb. SJoIfeS
iSeipjig 1890, 717.) [SicinUn.]
fiOUS^ f. SBibelüberfe^ungen H, 717, unb
fMttftie, bie göttlid^e SSerel^rung beS (mil«
ba) (EfelS, mar ®egenftanb einer ber SSormürfe,
iK^en bie Reiben im %Itertl^um ben 3uben au§
Sbugd einer nähern jtenntni| t)on il^ren religiöfen
(Mcöu^en mod^ten (DgL Diod. Sic. 84, 1). S)ie
MLXngabe finbet fid^ am beftimmteften bei SadtuS
(HiBt 5, 4) auSgefprod^en unb ift auf feine ^uctO'
litft bin Dielfad^ geglaubt unb mieberl^olt morben
(ijL ©5fer in ber [Süb.] X^eol. Ouartolfd^r. L,
1868, 583 ff.). «18 im römijd^en Seid^ baS ß^ri-
jkst^m fid^ oerbreitete, mürben bie S^riften ben
3nben fafi burd^gebenbd gleid^gead^tet unb mie
tttjeiDegen bed efel§bienfle§ t)erfpottet, fo ba| nod^
XeituOian (Apolog. 16) unb 3D^inuciu8 gfeli^
(Oet 9. 28) bie Sl^riften bagegen in ©c^u| nel^men
ni^en. S)iefe frül^er meniger bead^tete Sl^atfad^e
tat ein regeS Sntereffe hervorgerufen, nac^bem im
isSftt 1856 gu Stom an ber SBanb einer ebe>
ttitgen SBad^tftube ein (Sraffito entbedft mürbe,
IMÜJ^ einen ©olbalen in anbetenber Stellung t)or
Riem an'S ffreug gefd^lagenen Plannt mit einem
ffdSKopf barftent. 2)ag®anae trögt bie Unterfd^rift
!iUt^'}uvoc oeßexat de6v, „«lesomcnoS öerel^rt
(feinen) ©ott", unb ift ben gemöbnlid^en ffenn-
HÜfOL nad^ aud bem Anfang be§ 8. Sal^rl^unbertS
(opileiten. Offenbar mirb l^ier bie religiöfe ®e*
ptong eines d^riftlid^en @olbaten (ber ftd^ felbft
ii bie SSkinb einer benad^barten j^ammer al§
Akumennsfidelis eingef einrieben l^at) t)erfpottet,
nb mir erl^alten bamit bie boppcite Seftötigung
ÜM^ für ben (glauben ber bamaligen S^riften
n bie ®ott^t beS ®efreu5igten al§ für ben ißor-
abcr Onolatrie, meld^er ben Sbriftcn gemodit
L (SgL Gamicci, H Crocifisso graffito
in casa dei Cesari ec. , Roma 1857 ; ßrauS,
2)aS @pottcrucifis Dom $alatin unb ein neu ent-
bedteS ©raffito, greiburg 1872; ©erf., SReal-
gnc9«op. n, 774 ff.) [ffaulen.]
^ntoto^fd^n SSeweis t)om 2)afein ©otteS,
f. «nfelm, ber 1^1. 1, 893, unb ®ott V, 868.
^ntot0iisvms nennt man jiene pl^Iofop^ifd^e
2)0€trin, meldte im menfd^lid^en ®eifte eine auf
unmittelbarer Sntuition beru^enbe 3bee ®otted
annimmt unb burd^ biefe bann j[ebe anbermeitige
tntellectueQe Srfenntni^ bebingt fein lö^t. SBom
SR^fticiSmuS (f. b. Srt.) unterf d^eibet ^\ä) ber On-
toIogi8mu§ baburd^, ba^ er bie angenommene in-
tuitit)e 3bee t)on ®ott bIo| als birecte Srlenntnil
gelten lö^t, mö^renb ber ÜR^fticigmuS le^rt, ber
menfd^Iid^e ®eifi vermöge aud^ }u einer ref lesen
unmittelbaren ^nfd^auung ®otte8 burd^ natür-
lid^e ftraft ftd^ }u erl^eben (eigentlid^e contempla-
tioe @rfenntni|). 2)ie in bem gebadeten @inne auf
unmittelbarer Snfd^auung berul^enbe 3bee ift nad^
benOntologiften baSjenige, maS mir baS ^natür-
l\ä)t Sid^t ber ISSemunft'' nennen, burd^ meld^
unb in meld^em mir Med erfennen. 2)en 92amen
„OntologiSmuS" erl^ielt biefe ©octrin erft in
neuerer 3^t (burd^ ®toberti); ber &ai)t naä) aber
ift fie meit altem ©atumS. 9htr ift fie in Der«
fd^iebcnen gormcn aufgetreten.
I. S)ie ©runb^üge ber ontologiftifd^en 2)octrin
treffen mir fd^on bei TOarfiliuS gficinuS (1433
bis 1499) in beffen Theologia Platonica, unb
in meiterer Sntmidfhmg bei 9Ralebrand|e (1638
bis 1715) in bem SBerfe Recherche de la y^
rite. 2)ie Seigre Seiber ift in ben betreffenben
^rtt. bargcfteDt. — 3m Saufe beS gegenmärtigen
Sal^rl^unbertS ift cnbUc^ bie ontologiftifd^e ©octrin
in neuer Qform aufgcfteflt morben Don bem itaüeni-
fd^en ^ilofopben SSincenao ®ioberti (1801
bis 1852, f. b. ^rt.), namentUd^ in feinem 93u^c In-
troduzione allo studio della filosofia, Torino
1839. 6r meidet in üielfadfeer Se^iel^ung Don fei»
neu Sorgängcm ab ; bem ißrincip nad^ fielet jebod^
feine ®octtin mit ber Sebre ber lejtem ouf gleidfter
fiinic. Unjcrc @r(cnntni|, Icbrt ©ioberti, !ann
nur unter ber SorauSfe^ung als mal^r unb Doü«
fommcn onerfannt merben, bafe bie Drbnung un«
fereS SrfennenS (bie pfp^ologifd^e ober logtfd^e
Orbnung) congrucnt ift mit ber Orbnung beS
@einS (mit ber ontologifdien Orbnung), meil nur
bann boOftönbige Harmonie }mifd^en S)enfen unb
@ein Dorbanben ift unb mir nur bann bie 2)inge
in äSal^rl^eit auS il^rer Urfod^e erfennen. SBie
bal^er in ber Orbnung beS ©eins (in ber onto»
logifd^en Orbnung) ©ott baS Srfte ift unb aÜeS
SBeitere auS ibm erft l^erDorgel^t, fo mu^ aud^ in
ber Orbnung unferer 6r!enntni6 (in ber pfpdjjo«
logifd^cn Drbnung) ©ott baS grfterfanntc fein,
unb aUe anbermeitigen grfenntniffc fönnen erft
auf biefe ßrfcnntnig ©otteS als burd^ f« bebingt
folgen. S)aS Primum psychologicum ift alfo
baSfelbe mit bem Primum ontologicum ; beibe
mit einanber bilben baS Primum philosophicum.
859
OntoIogiSmuS.
86
3{i aitx (Sott baS (Srfterlatmte, bonn !ann btefe
Srlenntni^ ntd^t eine burd^ bte gefd^öpflid^en
Singe vermittelte fein; benn bann mürbe jie auf-
lldren, bie erfte unb urfprünglid^e gu fein. @ie
ntug olfo als eine unmittelbare, intuitive betraci^tet
toerben. SBir fd^auen in unferem ©eifte baS gött*
lid^e @ein unmittelbar an. SS ftel^t alfo ber
menfd^Iid^e (Seift t)on 92atur anli in unmittelbarem
(Sontact mit (Sott, inbem il^m bie intuitive 3bee
bon (Sott innemol^nt. ^fltterbingS ift ed nid^t baS
SBefen (SotteS, tt)ie ed an ftd^ ift, baS mir anfc^auen;
aber mir fd^auen ®ott an als bad abfolute @ein,
burd^ toeld^eS oKeS anbertoeitige relative @ein be»
bingt ifl @S ift }ebod^ }u unterfc^eiben gmifd^en
birecter unb refiejer 6rf enntni^. ®irecte drfennt»
nig ift bie einfädle ^uffaffung beS ObiecteS; bie
rejpiese Srfenntnig bagegen befielet barin, bag mir
baS alfo inne gemorbene Ob|ect in'8 3)emu|tfein
einführen, näl&er betrad^ten unb für unfere ßrfennt«
ni^ oerbeutlid^en. 2)ie utfprünglid^e Intuition beS
göttlid^en @ein8 nun l^at blo^ ben S^arafter einer
birecten (Srlenntni^ unb ifi bal^er aud^ nod^ un«
beftimmte, oermorrene grfenntni^. ©oDberaRenfd^
in einer beftimmten, flaren unb beutlid^en 6r!ennt'
nig ©otteS fommen, fo mu| baS reflesive S)en!en
bem göttlid^en @ein ftd^ gumenben, um eS burd^
Sul^ilfenal^me ftnnlid^er SBilber ju beftimmen unb
nad^ feinem 2(n^alte gu erflören. 3)aburd^ fom«
men mir bann gu einem feften unb Haren Segriffe
von ©Ott. ^iergu aber ift bag SBort, bie ©prad^e
unumgönglic^ notl^menbig. — ^xa%i man nun
meiter, mie mir benn in unf erer grfenntni^ von ©ott
auf bie enblid^en, gefd^öpflic^en SDinge l^tnüber«
fommen, fo beantmortet ©ioberti biefe Qfrage ba-
mit, ba6 er auf ben ©d^öpfungSact in ©ott ver«
meist. 3n ber urfprünglid^en Sntuition, fo leiert
er, mirb ©ott von unS gefd^aut als concreteS
SBefen, fo mie er in ber 2Bir!Ii^!eit ifl. ©ott
aber ijt in concreto fo, bog er anbere, von il^m
verfd^icbene SBefen fc^afft. aiS fold^eS fd^affenbeS
©ein mirb er bal^er aud^ in ber Sntuition erfaßt.
3n biefer ift fomit ein ®reifad^e8 eingefd^loffen :
baS abfolute ©ein für ftdj, bann ber freie
©d^öpfungSact unb enblid^ bie creatürlid^en SBefen
felbft. ®enn mir fönncn ©ott nid^t als fd^affen»
beS SBefen anfd^auen, ol^ne bamit gugleid^ gur
Srfenntnife ber gefd^affencn SBefen fortjugel&cn,
b. 1^. mir fönnen il^n nid^t als fd^affenb erfennen,
menn nid^t gugleid^ aud^ baS ©efd^affene mit in
unfere 6rfenntni6 eintritt. ®arauS folgt alfo,
ba^ bie grfenntnig ber gefd^öpflid^en ®inge für
uns baburd^ bebingt ifl , bafe mir in ©ott ben
©d^öpfungSact, moburd^ beren Stiften} bebingt
ift, anfdiauen. 2)ie ibeale t^ormel, meldte als baS
tJunbament aller SBiffenf(|aft betrad^tet merben
mu^, fprid^t ftd^ fomit in bem ©a^e auS: L'Ente
crea le esistenze. SDie (£rfenntni^ ©otteS ift
bal^er aDerbingS bie IBebingung unb SJorauSfe^ung
ber Crfenntnife aller übrigen 3)inge; aber mir
fommcn jur (&r!enntni6 ber SBefenl^eiten biefer
SDinge ni^t baburd^, ba| mir fie auS bem SBefen
©otteS ableiten, b. 1^. mir begreifen bie fficjai
l^eiten ber S)inge nid^t auS ©otteS SBefet^; m
mt^x erfennen mir biefelben nur babuni^, ba^ 8ot
fie uns burd^ ben (SreationSact gu erfennen gtti
unb mir erfennen fie nur infomeit, olS fie nä
burd^ Slnfc^auung beS SreationSadeS offnAo
merben. SBie mir bal^er ©otteS SBefen nie M
fommen begreifen fonnen, fo ift aud^ baS inmtPi
SBefen ber gefd^affenen 2)inge unferer (Erfetmlmf
nid^t vonfommen pgönglid^. — ©ioberti begeiAne
biefe feine ®octrin als ^DntoIogiSmuS*, toeif fl
eben von ber Srfenntnig beS Urfeienben an8gel|
unb von biefem 5ur Srfenntni| beS relativen 6eini
^erabfteigt, im ©egenfa^e gum ^ißfQd^ologiSmiiS'
ber von ben gefd^affenen Singen unb vom 3d
ausgebt unb von ba ouf bem SBege ber @d^
folgerung gu ©ott l^inauffteigt.
S)er OntologiSmuS ©ioberti'S blühte befori«
in ben viergiger Salären, felbft in ben beften toil^
lifd^en ©d^ulen, g. 93. in SefuitencoÜegien, lio
meldten aus ein etmaS mobifidrter ©iobertiSimd
namentlid^ in ©übitalien unb ©idlien, Verbmli
mürbe. 3u nennen ift l^ier namentlid^ P. Xomoa
(geft. 1879 ; Vgl. über ibn di Giovanni, P. Ba
mano e T ontologismo in Sicilia, Palenn
1879). ©pater jebod^ mürbe ber OntoIogiSms
von ben Sefuiten entfd^ieben befämpft (vgl b
©d^rif ten ber PP. Siberatore, Comolbi m
jf leutgen). UebrigenS mar in ©idlien bem Otä
logiSmuS bereits vorgearbeitet morben burd^ b
©d^nften ÜJ^iceli^S unb burd^ ben ^nrndScom
bifddof b'Slquifio, ber fid^ felbfi alS ©erimnmgi
genoffe ©ioberti^S befannt l^at t^ortgefe^t mmt
biefe SRid^tung in ©übitalien burd^ ben SibGt
tl^efar S$ito i^omari in 92eapel (Della armoni
universale, Firenze 1862), fomie burd^ flu
SRaugen, ^röftbenten ber pl^ilofop^ifd^en Sfoci]
tot in Satania (Corso di lezioni di filo8<A
Gatania 1865), SSincengo bi ©iovanni, $n>feffb
ber ^^ilofopl^ie gu Palermo (Principii di filo
Sofia prima, Palermo 1868) unb ©argiUi (Ebbi
sur la formule idöale avec les problämes bi
plus importants de la philosophie d'aprti
Gioberti, Palermo 1850). Slud^ in ^mm
mad^te fid^ um biefelbe 3cit eine ö^nlid^ Sti^tni
geltenb ; ^e mar ausgegangen von bem 3e^
von SJalS unb enbde mit ben ©d^nf ten von ^
gontn unb 93rand^erau.
Sntereffant fmb bie Semeife, meldte von nette»
Dntologiftcn fiir baS ®afein einer intuitiven^
von ©Ott im menfd^lid^en ©dfte beigebra^ ]>
merben pßegen. 1. Um etmaS, fagen fte, olS ei^
lid^eS, guföUigeS unb relatives ©ein gu ertemien.
ift in uns bie 3bee eines Unenblid^en, 9lot^
bigen unb Slbfoluten mefentlid^ vorauSgefe^t
S)enn enblid^fdt, Sufättigfeit unb XelaHvüfit ^
an fid^ etmaS 9{egativeS, unb dn 9iegative8 Ü
nur burd^ feinen ©egenfa|, baS $ofitive, etfemi
bar. S^olglid^ tnu^ unS jene 3bee von 9latur mi
guf ommen, unb baS ift nur unter ber SorouSfejpn
m5glid^, ba| mir baS Unenblid^e, Stotl^mewii
861
OntoIogiSmuS.
862
nb Xbfointe, Sott, unmittelbar anfd^auen.
iShnfo mu| in und, bontit mir etiua§ a(§ nial^r,
Sit imb fd^ön erlennen !5nnen, bie 3bee bet ob-
btlni SBol^irl^eU, ®üte unb @(i^önl^ett DorauS«
gtje|t loerben. Senn bo ettoaS nur baburd^ n)al^r,
gut imb fd^ön fein fann, ba| ed mit ber abfoluten
So^t ®üte unb @id(|ön^eit äbereinftimmt fo
fnm cfi Qud^ nur baburd^ alS tDäf)x, gut unb fd^ön
atomt loerben, ba^ beffen Uebereinftimmung mit
bODobfoIut SBal^ren, ®uten unb Sd^önen erfannt
«irb. Sfolglid^ mu| jene 3bee be§ abf o(ut SBal^ren,
6iim unb @d^önen in un8 fein, unb }tt7Qr be«
biigt burd^ unmittelbare Intuition. 3. Snblid^
abimen mir bie S)in9e al3 mel^r ober minber ooü-
fnnmen. Sle^r ober minber DoOfommen i[t aber
eia JBefen nur baburd^, bag ed me^r ober minber
Um (JM^ft 93oQ!ommenen fid^ annuliert, i^olglid^
filmen mir e§ qI8 mel^r ober minber DoIIfommen
aät mir erfennen burd^Sergleid^ung mit bem l^öd^ft
Mfommenen. 3ut Srmöglid^ung biefer IBer*
^ipm% ift ober mieberum in und bie 3bee beS
tü^fi SoIHommenen oorauggefe^t, ba^er l^ier ber
gkiibe @d^Iu| auf bie unmittelbare Intuition be§
t^fi ißoOfommenen — ®otted — gemad^t mer«
baimu^
n. Unterfuc^ mir nun biefe ontologiftifd^e
SocMn näl^r, fo mu^ 1. bereu ©runbprind)) 5u«
nittfi ^om tl^ologifc^en Stanbpunfte au3 ent>
{Rieben obgemiefen merben. Sine visio intui-
tin (äfct fid^ in Sejug auf ®ott nad^ ber Seigre
Ux Stixdft burc^ bloge natärlid^e Srlenntni^fraft
n^tgeminnen. 2)enn, mie berl^LSl^omag (Summ.
tkioL 1, q. 12, a. 4 et 5) au§fü]^rt, eine fold^e tn>
tntide (hfenntni^ mare eine visio Dei per essen-
iiam, unb biefe ift baburd^ bebingt, bog bie gött-
^t SBefen^eit felbft bie species intelligibilis
9p bur4 meldte ®ott erfannt mirb. Sine fold^e
Cthrnitnigmeife ift aber bIo| für ®ott, menn mir
m \9 ouSbrüdCen bürfen, bie natürlid^e ; für ben
Oeididpflid^en Sntellect bagegen ift fie biefeS nid^t.
Soli ber SRenfd^ ^u einer fold^en yisio Dei per
eeaentiam gelangen, fo lann ba§ nur auf über-
lotärli^e SBeife gefd^el^en, baburd^ nömüd^, boB
fiotteS aSefen^eit felbft burd^ übematürlid^e Sr»
Mtmig fid^ mit bem menfdilid^en SnteQecte oer»
Mnbet unb i^m baburd^ bie unmittelbare Sin»
H<nnmg i^rer felbfi ermöglid^t. SDarum ift benn
ni4 ber €a| ber 99eg]^arben : Anima non in-
£get Imnine gloriae ipsam elevante ad vi-
WDdum Deum, oon ber fiird^e auSbrüdtlid^ t)er-
•orfni morben. — 9?un fagen bie Ontologiftcn
oDerbingS, ed l^anble ftd^ in i^rer 2)octrin nid^t
M eine Tisio Dei per essentiam; benn fie
feoUlen nic^t bel^upten, ba| mir bie göttlid^e
Scfenl^it, mie fte an fid^ ift, anjd^auten; bie ^n-
Moimng, mie fie ftd^ biefelbe böd^ten, be^iel^e fid^
nr anf ®ott, infofem er baS unenblid^e abfolute
6etn, bie abfolute SBa^rl^eit, Sd^önl^eit u. f. m. fei,
oljö nur auf gemiffe göttlid^e Attribute. HÜein ba§
iff eine nichtige unb ^ubem ganj unterftänbtid^e
Sufiflud^t. gs l^belt ^d^ ia ^ier um eine intuitive.
nid^t um eine abstractit)e Srfenntni^ ®otted. 3n
ber ab§tractit)en Srfenntni^ f ann man aUerbingS bie
göttlid^en SIttribute in ®ott für ftd^ beuten, ol^ne
augleic^ bie göttlid^e äBefenl^eit als f old^e auSbrüdf-
lid^ unb explicite mitjubenlen. 3n ber intuitiven
Srienntnil bagegen f dt)aut man ®ott an, mie er ift,
in feinem realen 9ln«fid^*fein. 3n biefem feinem
realen ^n»fid^«fein aber ift ®ott bie abfolute Sin-
l^eit alled beffen, maS in i^m ift; mit anberen
SBorten: ^UeS, maS itr®ott ift, if! in i^m realiter
SinS unb baSfelbe, feine Sine unb einfa^e äSBefen-
l^eit. t^folglid^i
®ott etma§ an
ansufd^auen.
t eS gar nid^t möglid^, bog nmn in
d^aue, ol^ne beffen 9Befen|eit felbft
SS ift alfo gar feine anbere un*
mittelbare Intuition ®otte§ mdglid^ afö bie yisio
Dei per essentiam. ^uf biefe mu^te an^ ®io*
berti not^menbig l^inauSfommen, menn er leiert,
ba^ mir ben @^5pfung§act in ®ott anfd^auen.
S)er @d^ö))fung§act ift ein 9lct ®otteS ; mie !ann
man aber einen ^ct anfd^auen, ol^ne baS äBefen an«
jufdiauen, meld^eSbiefen^ctooE^iel^t? — äBaSfoQ
eS femer l^eigen, menn bie Ontologiften bel^aupten,
bie urfprünglic^e Intuition bed göttlid^en @ein§
l^abe nur ben Sl^aralter einer birecten unb bal^r
unbemu^ten Srfenntnig unb fönne nie ^u einer
reflesen, bemühten Srlenntni| merben? @ie moDen
baburd^ ben 9nt)ftici§mu3 abmenben; aber überall
fönnen mir ba§ienige, maö mir birect erfennen,
5ur refle^en unb bemühten Srfenntni^ bringen,
baburd^, ba^ mir bem birect Srfannten mit unferem
2)enfen uns ^umenben, um ed in^d 93emu^tfein
einzuführen unb eS im Semu^tfein gu entmideln
unb gu t)erbeutltd^en. 3a baburd^ ooDenbet fid^
erft bie Srfenntni^ cineS DbjecteS in unS. SSBarum
oÜte alfo ba§ ni(|t aud^ l^ier ftattfinben, mo e§
id^ um bie birecte unb rcfleje Srfenntni^ ®ot«
teSl^onbelt? ®ie Ontologiften machen l^iereine
gang unmotiDirte, miQfürlid^e ^uSnal^me t)on ber
SRegel. ®cr OntologiSmuS ift alfo in biefer 93e»
giel^ung eine ^albl^eit ; menn fein ®runb))rinctp
meiter oerfolgt mirb, fo mu^ eS unabmeiSbar
jum tollen TOt|ftici§mu8 fül^ren. 3n 93ejug auf
ben ©iobcrti'fd^en OntologiSmuS in specie fann
man mit Stecht fragen: SBie fönnen mir benn ben
@d^öpfung§act in ®ott anfd()auen unb oon il^m
auf bie Srfenntni^ ber gefd^affenen S)inge l^inüber»
fommen, menn bie @(!^auung jenes @d^öpfungS»
acteS nidbt fd^on eine refle^e, alfo m^ftifd^e ift?
3)ie ^emeife, meldte für bie gebadete unmittel»
bare Intuition beigebrad^t merben, fmb gang l^in«
fällig. SS ift oor Mem unrid^tig, ba^, um etmaS
als enblid^, contingent unb relatio gu erfennen,
bie Sbee beS Unenblid^en, 92otl^menbtgen unb
abfoluten in unS üorauSgefe^ fei. Um etmaS ais
enblid^, begrengt gu erfennen, brandet man nur gu
erfennen, ba| eS nid^t alle SoQfommenl^etten in
benfbor l^öd^ftem SKafee infid^ f daließt, ba| ini^m
andi SKängel unb UnöoDiommenl^citen fid^ Dor-
finben. Sbcnfo brandet man, um ein SBefen als
gufällig gu erfennen, meiter nid^ts gu erfennen, als
ba6 es exiftiren unb nid^t esiftiren fann. Um enblid^
863
Onu))]^ttu8, ber H
8&
ein Sefen als relotiDeS )u erletmen, broud^t man
tDteberum nid^tS metter ^u erfennen, als ba| ed
nid^t aus ftd^ e^fttrt. SBo}u alfo bie 3bee beS
UnenbUAen, StotJ^toenbigen unb 9lbfoIuten? —
Sbenfo ift eS unrid^% ha% um etiDaS aß toal^r
ober gut ^u erfennen, bie 3bee ber abf oluten SBal^r»
l^eit unb ©utl^eit in unS t)orau39ef e|t fei 2)enn ba*
mit ein @a| als toal^r erfannt tt)irb, brandet er
bIo| unmittelbar ober mittelbar eDibent gu fein.
®erabe auf biefeSoiben} f^m, nid^t ttma auS einem
onbem ®runb, erlennt man il^n als mal^r. Um
femer eine ^anblung als gut )u beurtl^eilen,
brandet man nid^tS toeiter, alS gu erfennen, ba| bie
l^anblung mit bem fittlid^en ©efe^e im Sinflang
fielet Sine 3bee t)om abfolut SBabren unb ®uten
ift alfo )u biefer Srfenntni^ feineSmegS notl^men-
btg. — (SxMiä) ift eS aud^ unrid^tig, ba|, um bie
2)inge oIS mel^r ober minber notUommtn in er-
fennen, bie 3bee eines anerüollbmmenften äBefenS
in uns t)DrauSgefe^t fei ; bemt ganj gemi^ erfennen
tt)ir biefeS, bag ein SBefen DoDfommener fei als
baS anbere, nid^t baburd^, ba^ toir beibe mit bem
abfolut SSoQIommenen Dergleid^en^ f onbem t)iel-
me^r baburd^, ba| toir in bem einen mel^rere unb
größere SBoDfommenl^eitm entbedCen als in bem
anbem. SSon ben t)erfd^iebenen ®rabm ber SSoQ-
fommenl^eit in bm Singen muffen mir allerbingS
auf ein |5d^fl SSollfommeneS fc^lie^en; aber gur
Srlemttni^ biefer Derfd^iebenen ®rabe ber IBoU'
lommenl^eit ift bie 3bee eines abfolut SSoDfomme'
nen nidt)t DorauSgeje^t.
2. es ift aber nid^t blo^ baS ©mnbprinci))
beS OntologiSmuS abgumeifen: aud^ bie ^rt unb
äBeife, mie bie Ontologiften auf ber ©mnblage
biefeS ^rincipS baS SBefen unb ben Urfprung
ber inteDectueHen Srfenntni^ crflärm, ift unl^alt'
bar unb unoerftönblid^. @o foQen mir nad^
Snolebrand^e bie 3)inge baburd^ erfennen, ba^ mir
bereu Sbeen in (Sott anfd^auen, moju mir teran«
la^t merben burd^ bie ftnnlid^ toa^mel^mbaren
S)inge, infofem bie SBal^rnel^mung berfelben bie
gelegenl^eitlid^e Urfad^e btlbet, auf meldte l^in mir
berm 3becn in (Sott unS gumenben. 9lber ba
fmb mir bered^tigt, bie grrage ^u fteHen: SBie
fommt eS benn, ba| mir immer gerobe berienigen
3bee in @ott uns jumenben, meldte bem in ber
fmnlidjien SSorftellung fidft präfentirenben Objccte
entfprid^t? ^a^vL ift ja boc^ notl^menbig, bag mir
ieneS ®ing ^uerft in fid^ erfennen ; fonft fönntm
mir gar nit^t miffcn, meldte 3bce il^m in ®ott
entfprid^t. Srfennen mir aber baS S)ing fd^on
Dorl^er in fid^, bann bebürfen mir nid^t mel^r
ber Slnfd^auung feiner 3bee in (Sott um eS ju
erfennen. (SS ift alfo überl^aupt nid^t abjufel^en,
moju biefe Slnfd^auung ber 3bee beS S)tngeS in
©Ott im Sntcrejfe ber ßrfenntmfe nü^c fein foHe.
— 9lad^ ©iobcrti ferner foD bie ©rfenntni^ ber
SDinge au^er ®ott baburd^ bebingt unb ocrmittelt
fein, ba^ mir ben @d^öpfungSact in ©ott an-
fd^aum. ^ber mie foQ baS }uge]^en? 2)er
@d^5))fungSact ifl entitative, b. 1^. fofem er ein
Slot ©otteS ift, biefem immanent; urie fol dh
biefer unferer ^nfd^auung gugönglid^ fein, ba toa
|a bod^ nad^ ©ioberti baS SBefen ©otteS viäfi
auf d^auen, fonbem ber änl^alt ber urfprüngli(i(ii
intuitioen 3bee nur ©Ott als baS abfolute €di
fein foU? Serminatio bagegen, b. 1^. in feüten
Serl^öltniffe )ur SBirfung, ift er ein tranSetmtn
9lct, ber urfpritnglid^ bie Sntftel^ung ber SBelt l^
mirift f^at, j[e^t aber als eigmtlid^er &ä^bp\tm^
act ni^t mel^r f ortbeftel^t. Sud^ in biefer Stii^titnc
fann er alfo nid^t angefd^ut merben. — Wm
moQten mir audb biefe Slnf d^uung beS @d^Spfimj^
acteS zugeben, fo mürbe fie unS bod^ nic^t surfe
fenntnig ber gefd^öpfli^m SHnge nad^ i^
SBefen unb il^rm mefentlid^en (Sigenfd^ften f^
fönnen, benn ber @d^öpfungSaä f daliegt nur ba
©mnb ber (Ssiften^ ber SHnge in ftd^, nxdfi, dbt
bm ©mnb i^rer SBefml^eit unb il^rer mefentli^
Sigmfd^aften. ^aä) ibrer SBefml^eit unb mi
il^rm mefmtlid^en (Sigenf d^aftm fmb biefe begränh
in bem göttlid^m SBerftanbe, infofem fte baS, maSfi
finb, nur baburd^ fmb^ ba| fte nad^ ber 3bee, md^
Don Smigf eit l^er im göttlid^en SJerfianbe Don {^
epftirt ^at, gef d^affm ftnb. @inb aber bie SB^
l^eit unb bie mefentltd^en (Sigmfd^ftm ber Steg
im €d^ö))fungSacte nid^t begrünbet fo tonnen ^
in biefem auc^ nid^t angef d^aut merben. — Uebä
l^aupt mu^ ber OntologiSmuS )ule^t}u einer )Km
tl^eiftifd^m SBeltanfd^auung fä^rm. S)enn nad
biefer Soctrin (namentlid^ nad^ ©ioberti) foH be
©mnb bat)on, ba^ mir bie Singe bIo| in (Sei
erfennm fönnen, barin liegen, ba^ bie Singe ti
ftd^ unb burd^ ftd^ nic^t inteüigibel feim, fonbem
blo^ in ©Ott unb burd^ ©ott. Slber iebeS Seienbe
ift gerabe baburd^, bag eS ein SeienbeS ifl, b. ^.cine
(Sntität ober SRealität l^at, inteÜigibel, fo mie un*
gefeiert nur baSjenige in ftd^ inteQigibel ifi, M
eine ßntitöt, eine ^ealitöt l^at. Sntitöt unb äif
telltgtbtiität fmb correlatiDe Segriffe. @inb dfo
bie Singe in ftd^ unb burd^ ftd^ nid^t inteÜigiM
f 0 fann man aud^ nid^t mel^r fagm, ba^ fie ein
eigenes @etn, eine eigene Slealitöt l^aben. SRon
mu^ oielmel^r annel^men, ba^ fte, mie fte nur in
©Ott intefligibel finb, fo aud^ i^r ©ein, i^re (&•
titöt nur in ©ott l^aben; mit anberen SBorten: i^t
@ein fallt mit bem göttlid^en @ein gufammeB.
^ir ftel^en bei ber pant^eiftif d^en SBeltanfd^(muii(.
— Sie eingel^enbfteffritif fatl^olifd^erfeitS fanbber
OntologiSmuS in ben ^onogropl^im ber beibn
Somintcaner Sarbinal P. Sl^om. Sig^^ta (DeD»
luce intellettuale e dell' ontologismo, Boil
1874) unb P.Septbt (Examen pIiilo8.-theoL de
Ontologismo, Lov. 1874). [6tödtt.]
^np^xins^ ber l^l, etnögpptifd^rSUttxiter,
ifl baS 93ilb ber am meiteflen gegangenen (Eni*
öugemng unb Sefd^rönfung aller SebenSbAüif*
niffe. 6r mar TOönd^ in einem ftlofler ber SlJebmB
oerlic^ baSfelbe aber, alS er Don ber munberba»
^Scefe ber ^nad^oreten l^örte, unb brad^te bonoi
nod^ 70 3a]^re in einer ^öl^le ber öfirtd(fen @o^
ju. Seine 92al^mng maren ^fnid^te uid» fEimnäx
On^muS.
866
becSoben (ot; al§ ^leibung biente tl^m
bcn ateßen feined 9)lön(i^§gen)anbe3 nur
ifym, baS feinen ganzen jförper bebedte.
nmol m iebem Saläre fa^ er einen 9Ren«
ibem il^n ein Dier Zagereif en entfernt tbol^«
Sinfiebler befud^te, um eine geiftlici^e ^uf-
er i^ }u führen. 93ei einem bief er 93efud^e
!tfelbe in Onupl^riuS' Sinnen, unb biefer
XL OoDflänbig t)ereinfomt bis er nad^ ® otteg
( twn einem agpptifd^en Wön^t $o))]^nu*
Igefunben nmrbe. 9lod^ niöl^renb er biefem
ieiti^gefd^id^te er^öl^Ite, geigte ftd^ bieSobten-
if feinem ®eftd^te, unb er ftorb eines f eligen
SDer ®oflfreunb begrub il^n unb \^txth
c iDeitere ßreif e auf, toaS er ton Onup^riuS
. I^e. SHef; borf »ol^I qIS gefd^id^tlid^
iüooffi, baS Sigentl^ümlid^e ber gangen Sr*
g fpater legenbenl^aft ausgemalt unb burd^
ufi bem Seben alt« unb neuteftamentlid^er
tten ermeitert morben i{t ; als 3^it ber be-
ll Sorgönge lann, ba bie ^erfon beS
nrS nid^t }u ermitteln ift, nur Dermutl^ungS'
iS 4. Sa^rl^unbert gelten. 3n 9tom ift
Onupl^riuS eine JKrd^e auf bem Sani'
etoeil^t, in meld^er ^Reliquien Don il^m t)er'
rben. @d^on im 12. Sal^rl^unbert foUen
^ l^eiligen SeibeS im Seft^e ^einrid^S beS
\ttDt]tti fein, ber fid^ unter feinen bef onbem
jeflellt l^tte; auS biefer 3(tt ftammt aud^
^^rung beS 1^1. Onupl^riuS gu SRünd^en,
baS gro^e 9ilb bafelbft auf bem 6ier-
eugnift ablegt. (95gt. AA. SS. Boll. Jun.
sqq.; Migne, PP. lat. LXXIH, 211 ;
Jud^ b. Mittäter, ^berbom 1863, 98 ff.;
, ^eiligenlejifon IV , 622 ff. ; V, 988.
fiiteraturangaben bei Chevalier, Beper-
V.) [Raulen.]
nms, Sbam 3ofep]^, ein latl^oltf d^er
\t, ber eine Seitlang ber falfd^en ^uf»
^ulbigte, toax geboren am 29. SRörg 1754
jburg, tt)0 er fd^on mit 16 Salären in'S
[eminar aufgenommen würbe. 5lm 16. Wai
Sputirte er öffentlid^ über bie ©efd^id^te ber
irung; am 29. SKörg 1777 tt)urbe er ^ric»
am 26. ÜJlai fitcentiat ber Sl^eologie. ^aä)
Sauren ber ©eelforge tt)urbe er §ofmeiftcr
gfronfenPein'fd^enQfamilie juSWainj; öon
ief i^n 1782 Sürfibifd^of grang Subttig
^I als @ubregenS in fein SIericalfemtnar
drgburg. 3n bemfelben Sa^re tourbe er
ber Xl^eologie unb im folgenden Saläre an
eS Derftorbenen Ssi^fuiten ^oI^Hau unter
(tung feiner Stellung im Seminar $ro»
c eiegefe unb geiftlid^cr SRatl^, 1786 aud^
uS am ßoHegiatftift jum 9?euen SWünfter;
*Kße| er baS Slericalfeminar unb tourbe
^abeIigen@eminarS,5ugIeid^S)irectorber
Icn in SBürjburg unb TOünnerflabt. ®er
mfd^reitenb, verlangte er fd^on bamalS für
id) bie Sinfill^rung gpmnaftif d^er Uebungen.
r €dcuIarifation tourbe er oon ber hir-
■IcsUon. IX. 2. 8(ufL
ba^rifd^en Stegierung )um SanbeSbirectionSratl^
für @^ulfad^en ernannt. SIS burd^ 6rla^ Dom
5. October 1803 neben ber latl^olifd^'tl^eologifd^en
tjacultöt aud^ eine proteftantifd^e errid^tet mürbe,
beibe aber gu einer ^Section ber für bie Silbung
beS religiöfen SSoHSlel^rerS erforberlid^en ftemtt»
niffe" Derfd^moljen mürben (SBegele, ©efd^id^te ber
Unioerfität aOBürgburg n, SBürjburg 1882, 469),
mußten bie übrigen ^rofefforen }urü(!treten, nur
On^muS unb S3erg (f. b. 9rt.) burften bleiben.
2)enn bisher mar OnpmuS im Sfal^rtDoffer ber
Sufllarung gefegelt unb UMir nod^ i^er Die 9b«
fid^ten ber 9tegierung l^inauSgegangen. @o l^tte
er als 2)ecan bei einer ^acultötsberatl^ung (7. 3a»
nuar 1803) u. 31. geforbert, bie fünftigen ^riefter
foUten erft nad^ DoUenbetem iStubium ber £]^eo»
iogie in^S Seminar eintreten unb nur Sin Sal^r tu
bemfelben bleiben. 3)urd^ langem Sufent^It in
bemfelben bilbe fid^ ein gemiffer esprit de corps,
ber oon ba aus auf ben ganjen Staub übergel^e
unb il^m bei eintretenben Umftänben 9Rad^t unb
Sinflug oerleil^e; ber (geifllid^e) Staub foKe nid^t
als Staub mirfen; tmr ber Sinjelne foQ in bem
ibm angemiefenen SBirfungSfreiS tl^ötig fein, im
Stillen mie }eber anbere Sürger feinem Serufe
abtoarten unb um baS, maS barüber l^inauSIiegt,
unbefümmert fein (Sc^mab [f. u.], 342 f.). SIS
im 3. 1809 SBürjburg an ben ©rogl^erjog Don
3j)Scana fiel, trat eine Sfleaction im fird()Iid^n
Sinne ein, bie tl^eologifd^e t^facultöt mürbe unter
99eibel^altung aUer afabemifd^en Siedete in'S Se-
minor Derlegt (SBegele 510), unb bie biSl^erigen
^rofefloren mürben in IRul^cftanb Derfejt. 3ui
3. 1815 aber, alS SBürjburg mieber an Sägern
fam, mürbe OnQmuS reactiüirt unb erl^ielt bie
^rof effur ber ®ogmatif . 9iun trat eine entf d^iebene
Senberung feiner t^eologifd^en SRid^tung aud^ in
feinen Sd^riften ju Sage. 6r fanbte feine Sd^rift
„Ueber bie iBerl^ältniffe ber fatl^olifd^en ftird^c" zc,
(1818) unb „S)ie (SloubenSIc^re ber fatl^olifd^en
ftird^e, praftifd^ Dorgetragen", 3 Sbe. (1820 bis
1828), mit ber 93itte um Approbation an ^apft
Seo Xn., erhielt eine fold^e ^mar nid^t, meil bie^
nid^t gebröud^Iid^ ift, empfing aber im Auftrag beS
^apfteS burd^ bie SKüncfiener ?Kuntiatur ein fel^r
anerfennenbeS Sd^reiben d. d. 25. 92oDember 1823
([Süb.] il^eol. Duartalfd&r. 1824, 179 f.). 3m
3. 1824 gum 2)ombed^anten ernannt, legte er bie
^rofeffur nicber unb Derabfd^iebete fld^ Don bem
ficl^ramt mit bem Programm Preßbyterium ejus-
que partes in regimine ecclesiae. 3m folgen«^
ben Sa^re mürbe er ©cneraloicar, unb am 9. Scp«^
tcmber 1836 ftarb er im Alter Don 82 Salären,
l^od^gead^tetmegen feiner grömmigfeit, feines 6ifer&
in ber Seelforge, bie er bis in fein l^ol^eS Alter
übte, unb megen feiner SWilbtl^ötigfcit, bieeru. A.
burd^ eine Stiftung für arme ftinber betl^ätigte.
Seine bcbcutenbcrcn Sd^riftcn fmb: Opera S.
Justini Mart. graeceetlat., 3 voll., Wirceburg.
1777-1779 (in ber Obertpr^fd^en AuSgabe ber
polemif d^en Sd^rif tcn ber ßird^euDäter). 3)ie ffieiS-
28
867 OoH&a — 0|)Ttr. 8«
titit 3cfu @qrac^ @otiit, ... mit Srnnttfuireen, @^tiflpeQti auf betn ®tbittc btt ^nbtgllittratiir
aBfliäb. 1786—1788, 2 Sbe.; gntourf ju tiner nxir im 3. 1571 ju ^Intoetpen flebomu gm
®ij4. brö äSi6ene[en8, e6b. 1786; ®ejc^. beS Stilen ©tubitn mod^te et Öauplfäd^Ii^ in ©ponitn; bom
unb!limen3:ePQmfnte9,5ffibe.,tbb.l787— 1802; trat er (1593) ju @ent in ben Slominiconttoriio
De UBU interpretatioiuB allegoricae in nori linb tmirbe juer^ alS ^iDfeffoi bcr X^Diogit b
foederia tafaulis, ib. 1803; Sltr 104. $falm . . . Sntoerpen Denumbet. @))dter btfleibett er ii
mit ^nmetCungen, tlh. 1807 ; Uebtt bic iQert)ält- Oiben ber Steigt mä) baS Smt bei ©abpnai
mf[ebertaf(|Olif4niffit(^c;obeT!8tanttt)octungbcT ju XRoaSIridit, beS ^dorB gu @ent iinb SSiügg
$unltt, ntld)t b« Si^QfietT Don SBongenlieim in unb beS S^tfinitotS btr bcluifi^cii OiiwnSpioDiq
feinet <£TSffnungSRbc Ut) bet £Berat^ung mt^retet 3"Steic^ übte et fottudiiretÄ mit Äenfouiel Cife
Mutff^m 99iinb>k|laaten über bie Stngelegen^ten mie Stfolg baS $Rbigtamt auS. Si ^tb ^
bet beutfe^en lol^olif d^en ßirc^e Dorgelegt ^at, ebb. lii$, all et eben in benSonDentutSent eingef^t
1818; Programma de eo, quod juetnin est Bat, im 3. 1630. — Sei Ouätif>IEd^rb (SÖripä
circa rationem et revelationem, ib. 1819 (et 0. Pr. U, 465 sq.) metben elf Don i^ Dcrfo^
erllQtt batinbie Ianti|(^e Spfiilofopdie für unoet- SBerle üufgefü^tt, Don benen l&iet (olgenbe er
eittbat mit bet SteÜgioit); SRetne Slniid^ten bon tDabnt Derben mi^tn: ConBclatorium aninui
ben Dunberbaren Teilungen, toeldie ber S^rfl hinc migrantis, Gondavi 1617 (ein fhoideit
niesonbet Don ^oqenlobe feit bem 20. 3intiu@ budi) ; Syntaris instnictiBBima ad expeditu
b. 3. in SSÜi^burs DoDbraiigt !|at, ebb. 1821, divini verbi tractationem exvariis concapü
1.— 3. ^u^. (et erflött batin, ba| Sngeftt^te bua a. acriptnrae ordine alpbabetico conds
ber ä^bi'fi'^'lt nii^tS übrig bleibe, atS ,ju be- nata, Ant;Terpiael622u.Qflet;Hieroglypliiei
iDunbem unb ju Detenten bie überf^Uihigli^e aacra, ib. 1627 ; Tuba Dei, Gandavi 1629
Waä)t be3 ©laubene, unb an}ubeten ben, ber \a augetbetn gab OonfeH (|. Quetif-Echard L c
genaltig bur^ bie SJlai^t beS ©laubenS tmrff) ; brei SSerfe alteret äuctoren ^eruuS, bänintei In
SHe Sämonenle^Te ber Sllten, ober bie 3bee beS gefdiabten Senucaea Fr. Hugonia de 8. Pnb
@attli<^en in i^tet Ausartung bei ben SIegQptetn, Florido (ge[t. 1322). 9ln ber ^erauSgabc bt<
$böniciem unb ®tie(!^cn, ebb. 1822 ; 3)ie Sßrin' Consolatorium theol. Fr. Joannis de Tamba«
cipien ber ®lQuben§Iebr( ber fat^olifd^en Jnt^e, wurbeDonJeDbutäibenSobDer^inbert. [%.S|ia.'
©uljbo^ 1823: S3ie ©laubenS- unb ©iitenle^te Operarii pii, (Songteflotion, (. Ätbrfltt
bet tatboli[^en ffit^e In latcc^etif^et 0onn, gmei- ftomme.
t« X^etl ju btt DDtfte^enben €(^tift (S)te @ttlen- &p1a (oblaüo) alB @abt m bie ®ott^Mt
le^re), ebb. 1826; tlltSt'^ Don ben ^eilSmitteln, bet ben rotfentlic^en Seftanbt^eil brB Sultnl ii
meiere bie ^ri^idie Steligion barbietet, fate^eti[(^ allen Sieligionen. Sebo^jeigt fic^ neben betlei^l
Doigetragen, @uljba^ 1825; ^omilien unb Säe* ttfennbaren allgemeinen 3bee beS Cp^txS bei bni
tta^lungen üb« bieSeibenageft^ufite, Slufer^c^ung Dcrf ^iebenen Sleltgionen eine groge SBerf^iebeti^
unb ^immelfabrt 3elu, bie Senbutig beS ^eiligen in ber genauem gatjung, prafti|(!^en SlnDieitboBii
©eiftei unb ben SInfang feiner ^fi'ig'n ftit^e, unbgeft^ii^llii^enSntroitnuna. 3nsbe(onberejpi(lt
aBütjburg 1827 ; Slai Seben unb bie 2ebte 3eiu ba§ OlijetiDe(en in ber DRenbarungäretifliim W
na4^attf|äu§,*}Jtatcu8,Sucaein^omtlien,@uIj- 31.3:. eine loic^tige SloHe; bie im (^bi^fjent^
bacd 1831. (!Sgl. Buiand, Seriea etvitaeProfF. getoittte 3)erfät|nung btrul^t auf bem Opfer €:^|)i
S. Theol. Wirceburg., Wirceb.1835, 180aqq; am Äreuje, unb in ber ffiiebeib Ölung unb Set-
€(!biDab, S^ranj iBerg, ^loj. bet A.°@. an ber Uni' gegcnmärtigung biefeS Opfers ifl bte ©tele indi
uerfitäl SBütjburg, SBürjb. 1869; aing. beutfd^e bie fiebenSquene beS tat^olif(!ben SuItuS entboItOL
Siogropöie XXIV, 359 ff.) [SQJeber.} I. ®o§Cpfet imSItlgemeinen. l.StP
©onilii ("=■'>::';) unb 0(ifftt (nVriM), tm M. I. breitung. 69 gibt teine Äeligion D^ne itgenb
(ßjerfi. 23) jmei fgmbolifii^e Slamen für bie beiben ein Opfer unb i)at nie eine fol^e gegeben, ©tflip
Steic^e 3uba unb S^tael, beren Untreue gegen bie feg. Staturreligionen btt milbcn üQöRer ^ben
@Dtt ben f>ettn als el^elidie Untreue jnieier @at' baSfelbe noä) in irgenb melier g^orm. ^vxa BiO
tinnen gegen i^en re^tmägigen ®ema^I bor- man batauS, bog eS in bem gemeinjamen SejiUor
gefteüt raitb. [flaulen.] bet arifdien 53ö!ter lein SBort für Opfer gebe, bii
0»tU>amil (rica'^rt!;), im a. %. 1. eine Imu golgerung jiet)en, tS ^abe biefem aSfiKer^miw
lifi^e, nad) allgemeiner iBejeit^nung ^etbiliidie ^in- in bernorgef [^i^tUd)en^eriobe bie SbeebeSOpftri
fientod^ter, eine bet gtDuen Sfau'S {&cn. S6, 2), gefehlt; oBein ba SanScrit unb 3enb ni^t vn
miäjt auif) ben Slomen Subita (f. b.9Irt.) fiibrfe. benfelben 5Ramen für baS Opfer §aben, fonben
— 2. bie ©rogtante biefet erilgenanntoii ^mn au^ eine gtofteajlengeaßntle mit einanbetttieileii
(®en. 36, 25). — 3, ein SBo^nfijj bet cbomilifditn bie fi^ auf minulibfe Sei^nil beS alten Ketimomdl!
©tammeSfürpen, »ettfier Detmutblid] nori) tier bejieben(Dgl.aui$2K.*DtüIltt, *|Jbpfifd^eSeügiiH!
jtoeitgenanntenfeinen^amenet^ieIt(®en.36,4I. quS bem Snglifii^en übetfetit Don Dr. ^ranll
1 5Bat. 1, 52). [ffaulen.] Seipjig 1892, 100 f.); ba ferner !Oeba unb 9to#
l^enfieff, Sßil^tlm »an, 0. Fr., gefeier- bereite in ben älteften Seiten ein fleinlic^ out
ttr nieberlänbifi^ Aangelrebner unb fnii^tbarer gebilbettSOpfercertmonieQent^ltenunballeinbE
Oplei
870
gBBiniti^SfeliflteBen bon Slnfang an baS Cpfci-
DtjnoiiiSfbilbtt fyibtn. \o mu| baSOffn fc^on
« kr Innnung bti Stammt bortionben geiiwltn
m. Sit (Befiele bn inbif^m unb ber ira-
iJi^SliIigion bODeiSt anbercr|eite, ba^ auc^ bie
«l)iHA)etnt9leIigiDntnbcS0p|tr§niif)tnitbe^mt
Smn, vitdne^ gtnibt bifftm bic gri)|tt Slufmett'
jmfnt f^mtot, tnbem f» bie roliercn ©ckäu^e
teSotjeit milbtnt unb eine fefte OiQanifation
M SituI unb b« Situigit ^er[tellcn. Sluc^
titSiibbtiSmuS unb bet ^ifutJltttoniSmuS, tDiläjt
an vAm htm Cfiriftenl^um jut 6rlü[ungeteli'
gin |i ifi^len pflegt, finb t^atfüi^Iii^ njti^t o^ne
Crftt. SBo^iI tenitllieillt S3ubbt|Q Opjer unb
S^ii^iiiieen, bejanbete bie Mutigen OpIei, unb
a lehn „QDttlDttn'' SteÜQion fi^etnt baS Opfer
fl^ MiK €ttllt ju ^ben ; aber im ©runbe greift
Bk^i\t>i bie Opfer an, meldte betiSra^ma-
litaml tingtfü^rt ^tte: bie IBubb^iften bringen
iim Subb^ unblutige Opfti bai. Slud) ^or-
^ ^ ^m %f)tü aus boctrinären förünben
tit nAlnhgm Cpfn für bit älttften Opfer ci«
flbt iBtnn einzelne ^riftlic^e ßonfeffionen boS
C^ MitKrfen, fo muffen fit hoä) bie Opfer-
iteimBJtrft lE^irifti onertenntn. — 3nt Sitten
XtjiBaitnt bringtn ^bel unb Sain hai trfte Opfer
s«. 31« opferte nac^ ber 6intput reine Spiere.
ItiitTbnn erfcbeinen bit fßatriar^tn nur nod)
StiL 31, 54 ; 46, 1 opfrenb. ©onft mirb mi)!
lit Sirii^tunfl bon Sltärtn berietet (@tn. 12,
:.8;18, 4. 18;26, 25; 33, 20; 35, 7), ober
HPB Opf« nid)t3 trtcäbnt. SHe Opferfcene ouf
Sbrio bilbtt eine ^ugnabme. Sine Sibotion
niib Qkn. 35, 14 genannt. S)a| aber baS Opfer,
■ntnllidd baS Üäunbeeopfer, belannt rocw, jeigt
Sea. 15, 9. enbüe^ erfc^eint ®en. 14, 18 b(i§ au3
Srab unb SEDrin btpe^enbe Opfer aJtelc^ifebediiS. '
2. Sint^tilung. Siie Opfer uaren l^eils'
nUttiflt, tiieilS blutige. Obmobl bai erftebiblifc^e
C^fii bcibt rcprcfentirt, fo galt boc^ i" ber ^a>
triindinijeit bai blutige Opfer als baS ^auptopfer.
Wdt tribäologtn betrati^ttn bie unblutigen Opfer
oll bit öltejttn Opftr beS feeibenttiume, befonberS
tnütrit^en unbSlbmtr. Sint Seftötigung finbet
W« 9ii|id(|t borin, bofi bti ^omtr 6üeiv Opfer
Mringen unb üetbrennen loffen, rflnc^tni be-
tafti, mit autti in ber Zeitigen ©t^rifl riiuc&ern
b »iel qH btn ©ötttm opfern, fie oerebren ift.
Sribtn 6^Mtm in iSab^Ion b<itttn bie ucgeta'
U^ Opfer, Dorjüglti^ bag Siüut^eropfer, bns
SAeiecDi^t unb uniiben bii^l cor btr Citolt^eit
hngcbroi^t, toödrtnb bie S^teropftr nur im ißorbof
JTOmftttl iDurbtn, 3)ie ißebeulung fd)lac^ien für
Mn.£i^Ia(^topferfürlb;iagebQrterftberfpätcm '
Seit an. SBenn bo^tr ^orp^qr mit StjeopbtaP
titlnfi^t Dtrtrilt, ba.% uriprunglit^ nur Spflanjcn
übSlumtn ßtopftrl werben feien, inbtm fie per-
(mt mürben, fo bat tr ntnigftenS p^ilologif^'
ijbtij^ (Srünbe für f«^. o^nt ba^ bc^bi^'b ber
lAen Öltbraui^ Don fb^i'n für 3:bi"^Pt<:i ''big-
4 snf rintm 3Rigi>trftönbni| Don tlu}itSv = auB
ber Srbefproffen, berufen mu6(DgI.Eu6eb.Praep,
«y. 1, 9; Dem. ev. 1, 10; Ovid. Fast. 1, 337).
9luc|) für bie graufamen uorbtrafiatifc^en Kulte ift
ti ni(()[ untoa^rfdieinlic^, ba^ bie O'ut^tbarltit ber
iCflanjt mit i^rtrSetlt btuianftofe ä"U"bIulißen
Opfern gab unb bie blutigen Opfer trft auf bie
Utgelabilif (^tn Siäu^tropfer folgten, »tun aud^ ber
ro^e 3^aturati6mul gtrabe im jäljrHc^en 9iatur>
piDjtfie ein ^orbitb btS ant^ropDbgifc^en unb
t^eogonifdicn SlualiSmue bitte. S^rtifoftomuS unb
feine 9iad)o|mer litfeen fi^ Don jener ncuplatoni-
ft^en 9lnfitbt leiten, wenn fit bei ber grflärung
Don ^ebr. 10 ihali unb i;po9<fop{i alä blutige
unb unblutige Opftr unttrjc^itben unb bie blutigen
Opfer bei ben Suben nur al3 eine Sonceffion
@ottee an bie bi^t^erjigen Suben betrachteten,
' bamit biefe nic^t ;u ben blutigen Opfern, mie fie
, Don btn Reiben ben ©ämonen borgebra^t mür-
ben, fi^ »enbtn follten. 3)it Suriidjü^ning btr
blutigen ^eibnifd|tn Opfer auf bie Slämonen mar
bei ben RirdienDätem feit 3ufttn aÜgemtin. —
3n ber Debifiben tReligion f^tint uifprüngltt^ jebe
auf @Dtl bejogcne ^anblung Qiarma = Slct)
qIS Opferact gegolten ju beben, äl^ieropfer fc^ci=
nen urfpriinglicb nid)t uorfianben geuefen gu fein.
®al ben 3ubtm unb 3ranitm gemtinfamt ©omo'
Opfer ift ein unblutiges Opfer. Unb in bitfem un>
ftrettig größten unb ^eiligfttn Opftr ber Slricr
madit fi^ aud) nod) eine reinere Snfi^auung, bie
iSereiuigung mit @ott burdb gebeiligle 9?abrung,
gtltenb. Ob bie Debifd^tn ^nbtr baS 3:bitrDpfer
Don anbtren Derbünbettn Slämmtn ongtnommtn
ober mit ber Din^rungSänberung eingefiibrl Ijnben,
löfit fic^ nit^t mefir feftficßen. 3mmet^in ift e§
n)a5rf(^einlii^ , bafe ber Uebergang jur gleifd)-
nabning t)ier unb anbermartS (ogl. ®tn. 9, 3 ff.)
bit Sinfüt)rung unb SSerbreitung ber 2t|ieropfcr
gefSrbert ijat. 5t ncniger ben naturaliftifi^en 34eli'
gionen ber fpedfif^e Unterfd)ieb jinifc^cr. SÜenfd)
unb 3:l|ier gum Ilaren iBelou^tfein tarn, befto t^er
modelt man biirt^ 3:itbtung imb SSerjcbrung eineS
Stieres eine ©ii)ulb ju begeben fürditen. S^iax
galt im SoroaftriSmuS bas SBemic^ten ber fdfäb-
lid)En Sbiere 915riman§ ßl§ ein Derbienfllid)e3
SBcrf, aber um fo me^r mußten bit nü^lidjen S^^icvc
OnnujbS gefront unb gepflegt merbtn. Um babtr
ben @ott, in beffen @d)u^ bit £f|itrt ftanbtn,
nic^t gu erjümtn, gab mon i^tn baoon ab, totililc
fie ibm ober opferte bafür ber ©ottbeit jum Stil-
|a|i ein il)r feinbli^eSunb btrbafjteS äbier. ^arau^
erflärt |id|, bai urfprünglii^ „f^lac^tcn" unb
„opfern" jiemlid^ ibentift^ lonren, unb bafe nid^t
gef^laibtet iDurbe, o^ne bag man opferte. 9Bar
einmal ber Sebrauc^ Dor^nben, fo loiinte leidet
ber @Iaube enifle^n, bog bie bem @oltc iDottl-
gefälligen Xb^tit jum Opfer auBjuwäbltn feien,
©ei ben Silbern traten mit ber Slbntigung gegen
bie gltit'^""bn"t0 oin^ bit adieropfci inieber
juriid ober mürben burc^ ein einfadjeS ©uno-
gnt eriejit; bod^ finb biefelben nie gang Der-
fdjmunben (^arbQ, ißebifdi-bra^manif^t ^triebe
28*
871
0))fer.
872
ber 9ieIigion beS alten 3tibien8^ SRünfter 1893^
150 f.).
@inb bemgemö^ int l^dd^ften Sllterll^um bie un-
blutigen Opfer aud^ t)or]^ettfd^enb gemefen, fo ifi
es bod^ l^iftorifd^ nid^t l^inlönglid^ begrünbet, ben-
felben eine obfolute Priorität juguerfennen. Sin
SetoeiS hierfür flnb f d^on bie 2Kenf d^enopf er, »eld^e
l^eutgutoge bei milben @tömmen in ^frifa unb in
ber Siibfee nod^ l^öufig Dorlommen, frül^er aber
über bie ganje betpol^te Srbe t)erbreitet tporen.
SefonberS l^erDorgetl^on l^aben jtd^ barin bie alten
femitifd^en Religionen, in »eld^en baS ftinber-
Opfer einen n>efentUd^en Xl^eil beS SuItuS bilbete.
@inb bod^ felbft bie Suben l^öuftg genug in biefen
©reuel ber Sanaaniter gurüdfgefaSen, unb l^at nod^
Äönig SWcfa feinen ©ol^n auf ben SJlauem ber
@tabt für bie Sriangung beS @iegeg l^ingef d^Iad^tet
(4 StISn. 3, 27). ffann man au^ nieber au§ bem
Opfer ^brabantS unb Sepbte^S nod^ auS bem ®e*
f eje für bie grftgeburt auf einen f rübem ©ebroud^
t)on 2Kenfd^enopfem fd^Iie^en (ögl. ^. ©d^ols, ®ie
beiligen ?lltertbümer beS SBoIIeS 38rael, SRcgenS-
bürg 1868, 119 ff.), fo fe^en biefe »erid^te bod^
bie ^elanntfd^aft mit ber 3bee DorauS. 92o^ meni-
ger fann SRi^t. 8, 18 ff. 1 @am. 15, 32 f. ein
Kefl beS ©efangenenopferS erfannt toerben, tomn
anä) bei ben Arabern bie @itte berrfd^te, bog man
ber ©ottbeit ba§ 93efte t)on ber iBeute barbrad^te
(@menb, Sebrbud^ ber altteftamentltd^enSieligion^
gefd^id^te, fjreiburg 1893, 128). aber aud^ bei
ben änbogermonen toaren bie 9Jlenfd^enopfer all-
gemein im 93raud^. 93ei ben ©rieben, 9iömem,
©aUiem, ©ermanen retd^en fte meit in bie gefd^id^t-
lid^eS^it i)txt\n, bis fie burd^ blutige 3üd^tigungen
(fpartanifd^e Sünglinge) ober f^mbolif^e Opfer
(?ßuppen) erfe^t mürben. Shn anerfannten Scba-
cerimonictt toirb jtoar nie ein 3Renfd& gctöbtct,
benn baS Opferrituol für SWenfd^enopfer mar nur
f^mbolifd^, ben Opfermenfdfjcn ober bie Opfer«
menfdf)en lie^ man frei unb brad^te ftatt ibrer
anbere Opfer bar. SDod^ mürbe in ber Sage ein
„Sniopfer" oerberrlid^t, in meld^em ein SSater feinen
@obn bem Xobe übergab, unb biefeS SlÜopfer
mürbe a(§ ba§ DoUfommenfte Opfer angefeben.
®a^ aud^ bei ben Seg^ptem urf prüngltd^ ^enf d^en-
opfer im ©ebraud^e maren, bejcugt bie ©itte, ben
Opfertbieren ein Siegel aufjubrcnnen, baS einen
(nieenben 9Renfdf)en DorfteUte, bem bie ^önbe auf
ben älüdfen gebunben unb ein @d^mert an bie ff eble
gefegt mar (Safaulj, S)ie ©übnopfcr ber ©ried^en
unb SRömer unb ibr Scrböltnife ju bem einen auf
©olgatba, aBürjburg 1841, 14). S)anadf) fd^cint
SBieleS bafür ju fprcd^en, ba^ bie TOenfd^enopfer
ben Xbieropfem vorangingen unb erft burd^ bie
milberc ©itte aümälig oerbrängt mürben. 9lur bei
ben ©emiten, bereu 9}aturaIiSmu§, ©raufamfeit
unb ©innlid^feit tiefer murgeltcn, mad^te erft ber
frembe SuItuS bem f^redflid^en ©ebraud^ ein @nbe.
Sei ben „milben" S8ölfem, meldte, mie bie SWcp«
caner, ^unberte öon ÜRenfd^en an ben gcften opfer-
ten ober, mie Diele 9legerftömme, ben Xobtencult
mit bem Kannibalismus befd^impfen. Hegen Ui
iBerl^öItniffe ebenfo. SOBeil nad^ bem 3eugni|{i
$orpl^9rS ber Kannibalismus nod^ )u feiner 3tü
Dorfam, moUte man bie alten ©ried^en ^u 9Renf^
freiem mad^en. 2)od^]^errfd^tebieferl^ä|Iid^e9R$<
braud^ nur bei öu|erft t)ermilberten ©tömmer
(©cQtl^en, S^cöer). Urfprflnglid^ mürben ton ber
^enf (^enopfem bie befferen©tänbebetroffen,fp(lte]
faufte man bie Kinber ber ^rmen. 3n Slesia
mürben mie ie^t in ^frila iBerbred^er unb tM^
gefangene ober ©HaDen Dermenbet. — ©onft nmr»
ben als Opfergaben für unblutige unb blitti(y
Opfer bie beften Sneugniffe (SrfUinge) beS eige>
neu STeifd^eS, bie grüd^te beS ^elbeS unb be
^eerbe, alfo nü^Ii^e ©egenftSnbe unb üfaxi
auSgemäblt. 2)ie ölteften unblutigen Opfer ftid
^ebl ©alj, Kud^en, SBadmaoren, bie oft in Ko^
bilbungen t)on %f)xtnn befionben, SEßeil^rou^
SRild^, Oel, SButter, feonig, SBein. SHefe mrntei
allein ober in 93erbinoung mit 2:bi^<>t'f^nt bot
gebrad^t. 2)ie 9i5mer l^aben }mar aud^ f elbflönbig
SBein- unb SBeil^raud^opf er gefpenbet, f onft aber un
blutige Opfer mit ben Xbieropf em fietS üerbunben
S)ie Snber unb ^ßerfer l^ben im ©oma-Opfer cö
eigentbümlid^eS, an bie ^rud^t beS SoiuneS be
SebenS erinnembeS unb für bie Sudb^rißte rm
bilblid^eS Opfer. Qu ben blutigen Opfern murbei
t)or Mtm bie ^auStl^iere genommen; Woifd^
9io^, Slinb, ©d^af unb 3iege ift bie Steibenfolg
ber Opfer in ben SBebcn. ^ie unb ba fornno
S35gel, feiten gifd^e unb SBilbbret üor, meU^
aud^ in ienen Seiten nod^ feiten als menfd^Ii^t
9^abrung benu^t mürbe, f^für bie t)erfd^iebei»i
©Otter mürben gro^entbeilS bie ibnen gebeiligtei^
fie rcprofentirenben %^\txt, öfter aber aud^ feinlH
lid^e genommen (Sod(, ©d^mein), anbere für bk
übermeltlid^en als für bie untermeltlid^en ©ötlo.
Sie S^b^ ber %^txt rid^tete ftd^ oft nad^ ber 341
ber ©äfte für bie Opfermablaeit. 93ei ben ©riedjcn
flieg fie an großen giften nid^t feiten bis auf 100
unb mebr; bie eigentlid^e ^efatombe befianb ati
100 ©tieren. 3)ie SRömer opferten ffeinere %f^\at,
©d^afe, ©d^meine, bod^ aud^ S5men unb 9b(ec;
erft unter ben Äaifem mürben bie öefatornb«
bäufiger. — 3n ^Betreff ber Sefd^affenl^eit bct
Opfergaben galt allgemein, ba^ biefelben oonSer*
le^ungen unb ^t^lttn frei fein, bem Seften, btf
nod^ nid^t im ©ebraud^e beS SDtenfd^en geftonbot
batte, entnommen merben foQten; nur in ©parte
begnügte man ftd^ mitunter mitfd^abbaftemSi^
2!)aS mönnlid^e ©cfd^Ied^t batte ben Sorjug, bod)
foUte baS ®e{df)Ied^t ber ©ottbeit möglid^'ß ent«
fpred^en. ^ebnlid^ mürbe au(b s^^^ 3:beU bh
Qfarbe beftimmt; ben oberen ©öttem opferte vm
mei^e, ben unteren fd^marje Siliere. 3)ie ©ober
mürben bei öffentlid^en Opfern Don ber ©emciii<
fd^aft, bem ©taate, bei prioaten Opfern tMn
bem Opfemben ober einer ßonfratemität. So
milie u. f. m. aufgebrad^t. 3e nad^ bem S^ki
beS Opfers traten in ber ^uSmabl unb im Sittu
Derfd^iebene Senberungen ein. S)od^ ifl bie
0))fer.
874
Ue mofoifd^ Opfer t)on (efotiberet Se«
}ie Sntflel^ung beS Opfers. 9II8
in mit ber Steligion unb bem SuItuS un-
iK^ Sinrid^tung iß baS Opfer mit ber
n entftatibeiu 3lai^ ber Offenbarung l^at
s^arabted felbfl bie Sieligion gejttf tet. Ob
; Urftonb neben bem Opfer beS ©el^orfamS
S ganzen SebenS in ber Eingabe an ®ott
eres Opfer bargebrod^t mürbe, entjiel^t jid^
Ifenntnil, ba bie l^eilige Sd^rift barüber
: unb über bie 2)auer beS Urftanbed ieber
[e^It. SBill man baS @pei§opf er eng mit ber
it t)er6tnben, fo l^inbert nid^tS, ein „®enu|-
angune^men unb babei an ben ®enu|
id^ t)om SBoume be§ fiebenS ^u benfen,
) bofl Sffen t)on ber Ofntd^t beS SaumeS
rnntni^ biad ©egenfKidf, ein Opfer an bie
\fy 9Rad^t barfteUen mürbe, ^iemad^ möre
|er in feinem ^rincip göttlid^er Sinfe^ung.
e jmor feine IBorauSfe^ung in ben natür-
(nkgen beS SRenfd^en, aber biefe mören
bie Xeligion, fo fpecieÜ für ba§ Opfer Dom
ugenblidfe an burd^ ein befonbered Siebes*
lobenDerl^öItnil belebt unb entmidtelt mor«
pfer unb Steligion finb fidler in ber 92atur
nfd^en begrünbet, aber burd^ bie befonbere
nung ®otte8 oermittelt. @o menig nun
n eünbenfaU baS ©otted- unb @elbft-
ein tierloren ging, ebenfo menig fonnte
i ber Opferibee gefd^el^en. äßenn alfo
iilid^ Vernunft bem SRenfd^en bie ^b-
rit t)on einem l^öl^em SBefen, meld^ed oon
)ott genannt mirb , btctirt unb bie natür-
iermürfigfeit be§ Untergebenen unter ben
bie änerfennung biefer Oberl^errfd^aft
bereu öuf;erer 3lu§brud( im Opfer erfd^eint
S. th. 2, 2, q. 85, a. 1), fo fd^Iic^t bie^
innerung an baS 9}erl^öltni| ^ ®ott im
^ unb eine übematürlid^e ßinmirfung
iS. Sin instdiictus divinus mirb benn
: baS Opfer %el§ unb SainS angenommen,
tung ber religiöfen ©efiil^Ie, au§ meldten,
Sprad^e auS ber natürlid^en Anlage, ba§
jerDorgegangen fei. SBeiter gu gelten f d^eint
)meigen ber ^eiligen @d^rift unb bie 3bee
[erS 5U oerbieten. S)od^ ifi nid^t einjufel^en,
bie Sinfe^ung burd^ ®ott unftattl^aft fein
Kl bod^ bie complidrte mofaifd^e Opfer-
nmg birect auf ®ott gurüdCgefül^rt mirb.
rmittlung ber Sngel ijt blog ein fpötjübi-
:^Iogumenon. S)ie gried^tfd^cn @agen
&finbung beS Opfers burd^ ^rometl^euS
i Kentauren (Sl^iron ober bie ölteften j^önige
BS, !ß^oroneuS unb SefropS, fomie bie
men ber aftatifd^en Sulturreligionen meifen
» ^^em Urfprung l^in, — Ob oon ben
fSÜtxn fld^ ber Opfergebraud^ auf alle 3laä)'
Merbte ober biefer fo naturmüd^fig ift, bag
(Entlehnung ober Vererbung nid^t gebadet
n brmtd^, Iö|t fid^ öl^nlid^ mie bie grage
über bie Sntfiel^ung unb SSerbreitung ber Steligion
beantmorten. Sßer l^ier ein trabitioneUeS SRoment
anerfennt, o^ne bie natürlid^e Einlage beS 9Ren-
fd^en preiszugeben, ber mirb eS bort nid^t löugnen
tonnen, äßarum foUten fid^ 9ieIigion unb SuItuS
nid^t i^rem principe nad^ t)on ben Ureltem ver-
erbt l^aben ? ©elbft menn man bie alten Opfer
als bie natürlid^ften ^cte beS gemöl^nlid^en SebenS
betrad^tet, meldte fid^ mit geringen ^bmeid^ungen
in ben entlegenften Xl^eilen ber SBelt unb unter
Sölfem mieber finbcn, bie nid^t im geringften öer«
manbt finb ober mit einanber in Sejiel^ung [teilen,
mirb man bod^ geftel^en muffen, ba| fte ein burd^
bie Srjiel^ung unb baS ^erfommen angeregter
3luSbrud( beS religiöS-moralifd^en ©efül^IeS finb.
@o mannigfad^ aud^ baS @rbe ber ißäter mobi-
ficirt mürbe, ber alte ©runbjug blieb bod^ be-
ttelten; bie Qformen änberten fid^, bie ©at^e blieb.
@o fonnte aud^ im ^eibentl^um baS Opfer mel^r unb
mel^r Don ®ott losgetrennt unb mit ber 92atur beS
9Jienf d^en unb ber SBelt Derbunben merben ; bie Snt-
ftel^ung Derbanft eS gleid^mol^I nirgenbs bem nadtten
9taturaIiSmuS. ©ejd^ic^te unb Srfal^rung jeigen
aUerbingS, ba| inSbefonbere bie Sifd^gemeinfd^aft
baS 9RitteI mar, bie 3bee beS Opfers p realifiren.
2)e|]^alb ift eS in ber neuem äleligionSgefd^id^te unb
äieligionSpl^ilof opl^ie gur 9Robe gemorben, l^ierin bie
Sntftel^ung unb SSerbreitung beS Opfers }u fud^en.
S)ie Opfer foQen urfprünglid^ auS nid^tS Ruberem
beßanben l^aben als auS mand^erlei 3lrt @peif en, bie
t)on ben ^enf d^en felbft übrig gelaff en maren. Sie
@ötter feien mel^r ober meniger menfd^Iid^ gebadet
unb il^nen @peifen }ur Sättigung bargebrad^t
morben. S)aS Opfer fei ben ®öttem jum S5er-
jel^ren l^ingefteüt morben, um fie gu fräftigen, unb
iir biefe fieiftung an bie ®5tter l^ötten bie 9Ren>
d^en t)on benfelben mie k)on il^reSgleid^en eine trd*
fpred^enbe ®cgenleiftung ermartet (3K. SKütter
a.a.O. 95 f. 162; ©iebedt, Sel^rb. ber SleligionS-
pl^ilofopl^ie, gfreiburg 1893, 279 f.). SenSlnla^
für fiibationen unb Opfer l^abe baS 3lnbenfen an
bie Slbgefd^icbenen gegeben, bereu man beim öerb-
feuer, meld^eS in ber Debifd^-bral^manifd^en Sutt-
unb SebenSorbnung baS Jhiterium bilbet unb bei
®ried^en unb 9iömem eine Hauptrolle fpielt, ge-
badete, ober benen man Speifen auf oaS @rab
legte. S)ie Semol^ner DonSWesico marfen ben erften
Siffen Don il^ren SKal^Ijeiten in'S fjeuer, ol^ne ju
miffcn, marum. SKond^e tungufif^e, mongolifd^e
unb türfifd^e Stamme mad^en eS ebenfo. 9Ifo
badeten bie 9Jienfd^en beim @d^mauS unb Ver-
gnügen in il^rer finblid^en SBeife, ba^ fie aud^
il^ren abgef d^iebenen f^freunben etmaS abgeben müß-
ten, unb ba| aud^ bie l^öl^eren f^freunbe, meldte ^e
in ber 9latur Dere^rten, nid^t Dergeffen merben
bürften. Die 9?cger l^aben je^t nod^ biefen Sobten-
cult, bie afmtifd^en ä^eligionen l^aben ol^ne 3luS-
nal^me Sl^nenDerel^rung mit Opfer, öl^nltd^ bem
©ö^enbienft S)aS SWorgen- unb 5lbenbopfer bei
femitifd^en mie arifd^cn Sölfem mirb mit bem
S^orgen- unb Slbenbmal^I zufammengebrad^t. %m
875
Opfer.
876
ünittag tDerben einige ßbmtx ©etreibe auf bo§
9fcucr gemorfen, einige 5:ropfen ^onig auf ben
^Itor im §aufe gegojjcn, fei eS jur Srinnerung
an bie abgefd^icbenen ßltern ober mit einem ®e«
banfen an bie @onne, bie ©eberin olleS Sid^teS,
ober on bie l^öl^eren SDläd^te über]^u^)t. S)er Opfer«
föl^ige 9ra|mane tl^ut nad^ erlongter geiftiger
SRünbigfeit ben erften @d^ritt in Ausübung feiner
Opferp^id^ten burd^ Anlegung eines eigenen unb
Don ba ah unablöffig ju unterl^altenbenfJfeuerS. 2)er
93on}ug ber Serimonie rid^tet fid^ immer nad^ bem
SKonb (5Reu« ober SoBmonb). ßbenf o opfert mon
ju SInfong ber brei Sa^reSjeiten. SBeil biefe ein«
fad^en @penben ober feftlidpen SSerfammlungen in
Der Qfomilie ober im 5)orfe jeben Sag, SDlonat,
iebeS 3al^r toieberfel^rten, erl^ielten fie ben (S^a«
rofter bed ^eiligen unb @oIennen (sollennis Don
sollns gan) unb annus Sal^r, jöl^rlid^) unb bien«
ten sugleid^ ba}u, bie n?id^tigeren Sal^reSabtl^ei«
lungen bem ©eifte ber Sugenb Dorgufül^ren unb
bie ^pid^ten beS §au8]§oIt8 einaufd^ärfen. — STfeer
tro| oHebem lögt fid^ ber religio e ©runbgebanle
beS Opfers nid^t Derfennen. SBie ber Sll^nencult
nid^t bie Sieligion Deranlagt l^at, fo aud^ nid^t baS
Opfer. ®ie ®ötter fiel^cn über ben «l^nen, bie
Opfer über ben @peifen. ^al^Igeit unb ODfer
gehörten nur begl^alb fo n>efentlid^ ^ufammen, ba|
felbft il^re ^Benennungen Dertoed^felt n)urben, toeil
man bei ber SRal^Ijeit mit S)anf unb Sl^rfurd^t
ber ©Otter gebadete. 2)ie fpötcre @peifung ber
©Otter ift me^r ober toeniger ^Jriejterbetrug. grei«
lid^ ift ber ©enug baS 6|araftcriftifd^e aller |eib«
nifd^en Opfer, unb feit uröltcfter Seit mürben reid^«
lid^e Opf ermal^Ie gel^alten ; aud^ fteUte man ftd^ nad^
urfprünglid^er ?ln[(^auung bie ©ötter als SDWt«
genicgenbe bar; auein bie| finbet feine ßrflörung
in bem rid^tigcn ©cbanfcn, bag ber SWcnfd^ bur^
ben ®enu| ber ©Ott gemeil^ten ©aben in ©emein«
jd^aft mit ©ott fclbft tritt. »efonberS tritt bieg im
alten ©oma«Opfcr l^erDor, meld^eS juerft eine ein«
fad^e fiibation n>ar, Don meld^er bie Opfemben
tranfen, allmölig aber 5U einem göttlid^en Sranf
mürbe, meld^er göttlid^er Statur t^eill^aftig mad^t,
ja für bie ©ötter felbfi jur ftörfenben ^Jal^rung
bient, ©Ott felbft ift. ^ber l^ierauS lögt fid^ aud^
bie materialiflrenbe ßntmidflung beS OpferS über«
l^aupt begreifen. S)ie antl^ropomorpl^iftif^en 9luS«
brüdte Don ber ©peife ber ©ötter, bem SBBol^I«
gerud^ beS Opfers (®en. 8, 21 : Odoratus est
Dominus odorem suavitatis, ba^u bie feil«
infd^riftUd^e Qflutfage: „®ie ©ötter fogen ein ben
®uft, bie ©ötter fogen ein ben mo^Iricd^enben
S)uft, mie ^fliegen bammelten fid^ bie ©ötter über
bem Opfemben" ; Dgl. aud^ Aug. De civ. Dei
10, 19 : Non . . . ut alt Poq)hyrius et nonnulli
putant, cadayerinis nidoribus, sed divinis
honoribus gaudent) u. f. m. bemeifen nid^t, bog
urfprünglid^ bie ©ötter menfd^lid^e Sifd^genoffcn
maren, benn bie menfd^Iid^e @pradf)c fann einmal
foId^erSlotl^bel^cIfenid^tentbel^ren. ©iefül^ren afler«
bingS leidet ju ^igDerftönbniffen unb Slberglauben.
©ing bod^ in ben Dorberafiatifd^enSleHgümenbei
©enug um beS gleifd^eS minen bis jur 9efriAt<
gung ber f d^amlof efien Suft unb ift bod^ ber ftanin>
baliSmuS jum Sl^eil eine Sonfequen) boDon. Heb
ber SRigbraud^ fe|t ben redeten ©ebraud^ DonmS
SnSbefonbere im ^Iten £eftament ifl oft mif bi
fromme ©eftnnung beS Opfemben l^tngeiuiefen
SBenn fd^on in Dielen Debifd^n ^^mnm bie Did^te
!id^ mit ben fpöteren @ntmid(lungSformen beS iiAi
d^en Opfers mol^I Dertrout jeigen, fo iftboSSttt
ber religiöfen 3bee biefer natürlid^en Opfer on
erfannt. SS folgt barauS eben, ba^ baS goiq
töglid^e unb jöl^rlid^e Sebm a(S eine 9rt ©ottd
bienfi betrad^tet mürbe. 3)er ^nl für bofi t
@peiS unb %xant, in ^felb unb $auS Sefd^
lögt fid^ barin gar nid^t Derfennen. S)aS Soi
bafür mürbe bem gemöbnlid^en Seben entnommei
meil urfprünglid^ SHeS ©Ott gel^eiligt mar. SDd
gemöl^nlid^e SJort für opfem im ©anSfrit iflyaj
moDonyagna Opfer, yag-usOpferformel, yA^
JU Derel^ren (oT^toc). SQBamm aber yag bieje %
beutung l^at, fann bie ^l^ilologie nid^t fejipe&ei
meil es unmöglid^ ift, bief e SBurjel auf eine SSn
jel Don allgemeinerer Sebeutung jurüdt^ufiU^
Sine anbere SBurgel ift hu. @te bejeid^nete «ani
giegen" unb mürbe junöd^ft angemanbt auf b
X^ötigfeit beS in'S ^euer ©d^üttenS Don @eif
unb Oel unb anberm ©toffen. 2)a]^er hm
havya Opfer, &-h&ya Jhug, guhü Söffel, ho-li
^riefter, horoa, &huti Sibation. ©pöter luil^
bie SBurjel eine allgemeinere Sebeutung an, jebod
nid^t fo allgemein, um für X^ieropfer anmenbboi
JU fein. 3m ©ried()ifd^en bebeutet x^ ober W
einfad^ auSgiegen, "/utpa einen irbmen lopf. %m
liege fid^ pl^onetifd^ auf biefelbe Ouelle Jud(^
fül^ren, aber feine Sebeutungen maii^en ©d^mierig*
feiten. S)er 9luSbrudC ^eCetv OecjS = ©ott eiii
Opfer barbringen, ^eCeiv ßouv = ein SRinb opfere
aus J"ep7 (SBcrf) unb 8pav ifl einfad^ = t^
mie facere unb operari, meil baS Opfem w
jugSmetfe als mirffame Xl^at (karma), aÜeS üß
urfprünglid^ alS gottmol^IgeföQigeS äBerf goü
S)a]^cr TeXeti^ Don teUw, xeX^cD Derrid^ten, öol»
enben. Sacnficiom ift facere sacrum, nömfui
opus sacrum ober rem sacram, bie SDBei^ (0
©Ott unb baS ©cmeil^te felbft (actio consecrandi,
res consecrata). MerbingS fommt beim blittu
gen Opfer nod^ ^inju, bag ein lebmbigeS X^
u tobten als etmaS ©rogeS betrad^tet untAe.
^(paCco, atpdcYo ^ngt mit (pa7Q) jufammennb
bebeutet jertl^eilen, fpalten, fd^iad^ten; 8wd, M
^omer Dom 93erbrennen Degetabilifd^er ©aben gf
brandet, ift baS lateinifd^e fio, baS fid^ in eoffic
erl^alten l&at, unb l^eigt anjünbm, röuddem; v^h^
unb Xe(ß(o, libo = auSgiegen. Me biefe Segrifj
bemeifen nur ben Sufammenl^ang beS OpferS m
bem ganjen Seben beS SDlenfd^en; bie eigentfi^
3bee ber öugem ^anblung ift auS ber ganjen rd
giöfen 5lnfdf)auung ju erfd^Itegen. 9iur fo Diel i
fidler, bag bie Eingabe an ©ott unb bie ©emeii
fd^aft mit ©ott (Sommunion) überall bem Op{
^
877
Opfer.
878
jsSrnnbe liegen (t)gL ®en. 81, 54; 46, 1. S£.
.32, 6). — Sie Eingabe (at ober neben bem S^ied
Der Zi)(l^emein)dbaf t }ugleid^ ben n)eitem S^td,
bie Konen unb ®btkt, benen mon einen 6tnflu|
dflf Me itbifd^en ^rl^Itniffe ^ufd^rieb, günftig ju
jHnnnen^jux (Segengabe ju t)erQnIaffen unb il^nen
fic i^ @aben )u banfen. 2)te (Srlenntni^ ber
hpen Bäfto&i^, Ol^nmad^t unb @änb]^of tigf eit
nl^e baS iöglid^e Seben vermittelte, trieb ben
nenf(^ Don felbfi bap^ eine l^dl^ere ^ilfe 5u
[n^; ber ®Iaube an eine l^öl^ere 9Rad^t unb an
tik Reinst ber ®ötter, Derbunben mit ber Ueber»
Hopng, ba| ftd^ bief elben nad^ SRenfd^nort burd^
litMlige ®aben gnäbtg ftimmen taff en, beftimmte
ben SRenfd^ )ur Eingabe bed 93eften au§ feinem
9eftk, um babur^ ben ®enu| beS ^nbem unb
boS 0efd^ent »eiterer ®üter ju jic^em. 3)ie ®ott-
(eit erf^eint beim Opfer ald bef d^enfter Sl^eil, unb
ller 0eber emxirtet eine ®egenleiftung für feine
So^t^ten. S)iefer egoijlifd^ 3ug ift befonberS
in ber Debifd^ Steligion ouSgebilbet, xoddjt für
UA Opfer gerabeju ben ®runbf a| be§ do ut des
osfilellL ^e Sefriebigung ber SBänfd^e nmrbe
}nr ^ouptfad^e, unb jmar für bie ®ötter f omol^I
Ott für bie SRenfd^en. „®ib mir, unb id^ gebe
W (Bigveda 1, 30, 16). „^a bu mir bie| ge-
gAen fy^, xotxht iä^ bir baS geben." S)a§ Srfte
ttimte bem 93ittopf er, baS Rubere bem S)anf opf er
jeine (Sntfte^ung t)erlie]^en l^aben. 3a felbft ein
egoijlifil^cIufiDefi 9Roment mad^t \\ä) barin gel-
tnib, ba| ber Opfembe mit Stetb ober @^abenfreube
anf Inbere nur frine eigenen perf önlid^en SBünf d^e
befriebigt »iffen »in. IBei ben ®ried^en galt ebenf o
ber (ärunbfa^ : ^®efd^en!e beftimmen bad SBalten
ber ©Otter mie ber ffönige" (ögl. H. 9, 535 sqq.;
Plat Rep.3, 390 E. ; Eurip. Med. 964). S)arau§
crflört fi^ aud^ bie Sitte ber SBeil^gefd^enfe, »eld^e
oifi eigentlid^e Opfer betrad^tet mürben. 3n Sleg^p«
ten räumten fid^ bie alten j^önige ber ^al^Ireid^en
@aben, mlä^ fie ben @öttem bargebrad^t l^aben;
eiset fud^te ben anbem l^ierin }u überbieten. 2)iefe
Seiftungen »urben aber mit flarem Semufetfein
toie ein 3:auf(^gefd^äft angefel^en, benn in ben 5ln»
noIeniDirb neben ber ®abenrei]^e a(§ ©egenleiftung
bie 55erjtd^erung ber ®ötter berid^tet, ba| fte bem
ftdnige bafür neue Sauber geben »erben, »ofür
biefer »ieber neue ®abcn in ?lu8fld^t fteüt. 6ine
%i§artung biefer antl^ropomorpl^iftifd^en ^uf>
foffung ift im @d^amani§mu§ gu erfennen, »eld^er
getiobe baburd^ gelenn5eid()net »irb, ba| er, inbem
er ben fid^ Srf olg burd^ bie ® abe ober baS Opfer
gorantiren »itl, eine magifd^e SBirffamfeit an*
nimmt. @o Derfd^ieben bie Mittel l^ierf ür ftnb, bei
oOen beibnif d^en 9$ölfem finben ftd^ Spuren bat)on,
mib aDe »oHen ®ott gleid^fam 5»ingen, gnöbig
&fetn, feine ©aben ju fpenben. 3m 3ufommen«
ig bamit ftel^en oft ^^ften unb 93u^äbungen,
Aifteiungen, IBermunbungen, eljtatif^e 3lu3fd^ei«
tnngen, »el^ auf- ben ffampf ^»ifd^en ®eift unb
3Ieifd|) ^n»eifen, unb ben Stotd, bur^ ^bsti-
nenj baS gejUrte Serl^öltnil »ieberl^er^uftellen.
anbeuten. Slber e§ ift babei nid^t gu t)ergeffen, ba|
bie Reiben biefe SRittel »eit mel^r aud pl^^fifd^en
als aus etl^ifd^en ®ränben an»enbeten, f o ba^ bie
etl^ifd^e 9b§tinen5 nid^t ald Sntftel^ungSgrunb beS
Opfers gelten !ann.
4. Opfer unb ®ebet. S)a§ SBori ®rimmS:
^S)ad Opfer ift nur ein ®ebet, baS mit ®aben
bargebrad^t »irb'', l^at aUgemeine 3uftimmung
gefunben, entl^ält aber nur einen ®ebanfen, ben
fd^on ber 1^1. Xl^omad auSfprid^t (Summa theol.
2, 2, q. 85, a. 3 ad 2) : Primum quidem est
bonum animae, quod Deo offertur interiori
quodam sacrificio per deyotionem et oratio-
nem et alles hujusmodi interiores actus;
et hoc est principale sacrificium. ®ebet,
SInbetung unb Opfer ftnb bie ältefte unb aU»
gemeinfte ^ri ber ®ottedt)ere]^rung. 2)a§ ®ebet
ift aber nid^t nur ebenfo »eit berbreitet als baS
Opfer, fonbem mit SluSnal^me ber mofaif d^en
Opfer, bei benen beSfelben feine (£r»öbnung ge-
fd^iel^t, obgleid^ eS nid^t gang gefehlt l^aben fann
(ögL 1 ©am. 7, 9. 2 $ar. 29, 27 ff. 3ob 42, 8,
1 aJlad^. 12, 11. 2 SKad^. 1, 23 ff.; bie Sulgata
überfe^t ")93 = fül^nen mit rogabit sacerdos),
gibt eS nirgenbS ein Opfer ol^ne ®ebet. Slnbad^t,
Sieb ober ®ebet galt ben änbem als ^Opferfpeifc".
®a]^er na^m ©ral^ma (= ®ebet) mit ber Seit bie
Sebeutung Opfer an, unb ber SRituS »urbe )um
Sral^ma. SBeil aber nad^ inbifd^er ^nfd^auung
baS Opfer eine bie SBeltorbnung »efentlid^ be-
bingenbe unb oermitteinbe SRad^t »ar, fo »urbe
ple|t bem Opfer bie @d^5pfung ber SBelt guge-
fd^rieben unb Sral^ma als Opfer unb ®ebet gum
Urgrunb aUeS @einS gemad^t. S)enn baS ®ebet
als SBori l^at magifd^e Sebeutung, infofem eS als
»irffamer Xräger ber g5ttlidf)en Jhaft unb beS
göttlid^en SBiUenS betrad^tet »irb. SDie fpötere
foSmoIogifc^e @pecuIation ber 3nber unb 3tanier
l^at biefen ®ebanlen »eiter auSgebilbet. (Sx geigt
fid^ aud^ in ber iBeuril^eilung ber SBirffamfeit beS
@egenS unb beS §Iud^eS (Safauls, Ueber bie ®tUit
ber ®ried^en unb SRömer, SBürgburg 1842 ; ffierf.,
Ueber ben Sflud^, ebb. 1843) unb ber Qformeln,
»eld)e beim Opfer ange»anbt »erben (Plinius,
H. N. 28, 2 [3] : Quippe victimam caedi sine
precatione non videtur referre aut deos rite
consuli). Sei ben 3nbem berul^t bie ffraft unb
äBirffamfeit ber cerimonieUen ^anblung auf bem
geiftigen Elemente ber fjformeln, »eld^e biefclbe,
»ie bie @eele ben Seib, burd^bringen unb geftalten.
SefonberS bei ben 9lömem »urbe bem begleitenben
SBorte eine magifd^e SQBirffamfeit beigefd^rieben
unb Jeber Serftofe auf S ©trengfte »erboten ; bal^er
fammelte man bie ®^Utt in ben Slitualbüd^em.
Sei ben ®ried^en gab eS, fo»eit unfere Sefannt-
fd^aft mit i^nen reid^t, feine SRitualbüd^er mej^r,
aber eS l^atte fold^e gegeben. SBeü bei il^nen feine
gefd^Ioffene ^riejierfafte beflanb, fo »urben bie
liturgifd^en gormein mel^r oemad^Iäffigt. 3)od^
fennen »ir aud^ nod^ auS ben fpäteren Reiten ®e«
betSformeln, »eld^e ben Opf eract begleiteten (Upoc
879
0^)fcr.
8«
6XoXu7|i^c). 2)aS Ütömlid^e ift 6ef onberS ber f^foH in
ben Qltinbifd^en Suiten, benn ber größere %f)t\i ber
Seben beftel^t au§ Opferl^^mnen. S)ie üebifd^en
SMd^ter (ringen aud^ öl^nlid^ tote bie ^ropl^eten
StlaQtn ä6er ben Qu|erlid^en Ot)fercuIt k)or unb
meifen borouf l^in, ba| fc^Iie|Ii$ bod^ ®e6et beffer
fei als Opfer allein, ^enn baS ®e6et ift eigentlid^
ber SBerlel^r ber @eele mit ®ott, tt)irb ober im ge-
toöl^nlid^en Seben ein SDlittel ber ©otteSDerel^rung,
eine Seiftung an ®ott, ein geijligeS Ot)fer. 3)a
nun ba§ äußere Opfer gerabe biefe Xenbetu l^at
f 0 lögt jid^ baS materielle Opfer nid^t t)om ®thtt,
n)enig{lenS nid^t Don ©ebetSgefinnung, trennen.
2)aS Opfer ol^e ®ebet ift ol^ne religiöfe^ebeutung,
©ebet im toeiteften Sinne mu| bem Opfer DorauS«
gelten unb ed begleiten. SBie bad, maS unfer 3n*
nereS belegt im SBorte einen 3lu8brud( {ud^t fo
mug aud^ bie &u|ere ^anblung burd^ biefen 3nter*
preten ber ©efmnung bie befonbere Se}id^ung unb
ben eigentpmlid^en Sl^arafter erl^alten. 2)a§ ® ebet
ift nur bie ibeale Seite bed älealen, ber Opferbuft
meld^er Dom Sltar beS iQtx^m^ auffteigt. S)a§
®ebet bejiel^t fld^ aber birect auf bie ©ottl^eit.
3)eg]^alb ift ba§ mit bemfelben oerbunbene Opfer
feinem Urfprunge nad^ gleid^faüg eine Srl^ebung
)u ©Ott, gettöl^rt aber gugleid^ bie im ©ebete er«
flel^ten ©üter burd^ eine SJereinigung mit ©ott.
3n ben Sieben gilt 9gni, ber ©ott bed Of^uerS,
ber 93ote ^mifd^en ben ©öttem unb SDlenfd^en, afö
Ueberbringer Don ©ebeten unb Opferfpenben )u
ber äSBol^nung ber ©ötter. <Sel^r balb glaubte man
aber, ba| er bie ©ötter Don il^ren äSBol^nungen
}u ben SBol^nungen ber 9Jienfd^en unb befonberS
5U ben SBol^nungen, tt)o Opfer bargebrad^t loür-
ben, l^erabbringe; julcfet galt er als ^riefter, fo
bag er ber SRcil^c nad^ Opferfeuer, Opferer, ^rie«
fter tt)ar.
5. SRitu» beS Opf erS, ®iefer ift fel^r Der«
fd^ieben, Uieil er nid^t toxt bie Opferibee ein not)^«
menbiger ^u§f(u| beS religiöfen ©efül^leS unb ber
natürlid^cn ©otte8er!enntni| ift, fonbem mel^r ober
tt)eniger auf ^erlommen unb pofttiDenSeftimmun»
gen berul^t, bie nadft Ort unb Seit Derfd^ieben Pub
(Oblatio Bacrificii in communi est de lege
naturali ; et ideo in hoc omnes conyeniunt ;
sed determinatio sacrificiorum est ex insti-
tutione humana yel divina; et ideo in hoo
differunt ; S. Thom. Summa theol. 2, 2, q. 85,
a. 1 ad 1). 3m ©egriff bc8 Opfers liegt eS, bafe
etU)a§ mit ber ©abe gefd^el^en mu|; maS aber ju
gefd^el^en l^at, Iö|t ft$ nid^t a priori beftimmen.
6ine atigemein üblid^e fjorm beS OpfemS beftanb
barin, ba| bie Opfergaben — feien eö liniere ober
t$felbfrfld^te — ganj ober t]^eiltt)eife Derbrannt ober
auSgegoffen mürben. 2)ie Opf ertl^iere mürben ur«
fprüngli^ ganj Derbrannt, fpäter gefd^al^ biefeS
feiten; e§ mürbe ben ©öttem gemöl^nlid^ ber
©d^enfel ober ein Il^eil be§ gleifd^eS, baS Qfett,
bei ben Stömem nur bie Singemeibe }ufammen mit
unblutigen Opfern Derbrannt. S)en l^immlifd^en
ober Suftgöttem mürben bie Sstremitäten, ben
unteren ©öttem bad gange Zitier Derbronnt, ttei
es nid^t erlaubt mar, Don bem, maS für bie Unto
melt beftimmt mar, etmaS }u genießen, yiai^fy^
l^at ^rometl^euS bie 9Renfd^en belel^, nur eisei
Xl^eil 5u Derbrennen. 93ei bm @peifeopfem muoA
ein Xl^eil beffen, mad bm ÜRenfd^m )ur SRol^Ijici
biente, im treuer geopfert ober al8 Sibotion anS
gegoffen. Sei bm ^ßerfem burfte Dom 3:]^ieropf(
ni^tS in'S gmer gelegt merbm, meil biefeS al
göttlid^ galt. 2)a§ 01eifd^ mürbe nad^ ^fe gc
nommen, bie ©ottl^eit begnügte fld^ mtt ber n
SBIute beftnblid^en @eele. Sier nid^t Derbrmnd
2:]^eil ber blutigen Opfer, Don bmm lebmfoIIS ba
Slut auSgegoffm mürbe, galt bur^ bad Opfe
als confecrirt, gel^eiligt, b. ^. Dom profamn Sc
braud^ auSgef d^Ioff en, f onnte aber für bm !ßrie^
ober bie Opfernben unb il^re Angehörigen an ^
liger Statte ober aud^ gu i^auS }ur SOtol^l^ett a
bereitet merbm, moburd^ eine Sommimion mit bc
©ottl^eit unb ber Xl^eilnel^mer unter einonber U
toittt mürbe. S)enn mie ba§ ^f^er atö Slneignungl
organ, gleid^fam ald ber SDhmb ©otted g^ f
mürbe angenommen, ba| ber im ^uer gegemob
tige ©Ott ba§ ©ange b^ilige unb burdg bie gfeno
fpeife aud^ amOpfermal^I tl^eilnel^me. Sntfpred^
bem feierlid^m Acte murbm aud^ bie Serimoiria
möglid^ft feierlid^ gehaltet. SBmn nid^t ein U
fonberer Sl^arafter unb Smd bed SuItuS bor
Opfer eine fpecieüe SRid^tung gab, fo trugm H
allen Seiten unb Sölfem be§ claffifd^m 9Iterfliimiii
gemeinfamm ©ebröud^e mefmtlid^ ben S^aroBa
eines ^feftmal^IeS unb ber ^eftfrmbe. 3n8befonbn
maren (neben ©ebet unb Tla^) Spiel, San} w&
©efang gebräud^Iid^. 9lur bei ben Semitm unli
bei bem fpätem ^oUocuIt tritt ber C^ratta
bed SmfteS, ber Sünbenfd^ulb, ber Slbdtinmg iiie|i
in bm Sorbergrunb. S)od^ f ennt oud^ bie patriae
d^alifd^e $eriobe nod^ fein Sünbopfer. S)iefe8 ip
fpecteO tl^eofratifd^er 3lrt unb bal^er bem Dor» nd)
nad^mofaifd^en ^eibmtl^um unbefonnt. S)agega
fel^It ben anberen Opfern bie Sül^ne nid^t gaiq.
3m ADgemeinen aber follte W^ bie freubige, fro>
miUige Eingabe an bie ©ottl^eit unb baS md
il^rer ©egenmart anbeuten : bie ffleibung ber $Ii^
fter unb Opfemben, ber Sd^mudE ber WtSxt obci
©ötterbilber. Selbft bie Opfertl^iere foHten biefci
Sd^ein ermedfen, inbem fie gefd^müdEt mürben inb
an einem lofen Stridf gefül^rt mie Don felbfl jn
folgen fd^ienen. SntfIo| ba§ Silier, fo burfte el
bei ben ©ried^en unb Stömem nid^t me^ IV
Altar gefül^rt merben. ^ox bem BäfiaS^tta fiqh
man baSfelbe burd^ Derfd^iebene SRanipuIatioiai
5U einem 3lxdtn mit bem ffopfe }u Deranlafjci.
bamit eS gleid^fam feine SinmiJDligung jur Opfi"
rung geben foQte. Selbft bei ben flinberopföi
ber Semitm mürbe biefer Sl^arafter gn tDotm
gefud^t. S)ie SKutter, meldte il^r Äinb broijtf.
burfte nid^t meinen, bcfd^roid^tigte il^r ftinb, nk
menn biefeS bem glül^enben !IRoIod^ in bie 9m
gemorfen mürbe, fpielte eine beraufd^enbe 9RnK
bamit ba§ SBeinen be§ jf inbc§ übertäubt unb bie
881
Dpfti.
Qnwniun, ttfonttnrfi aBa(d^ungtn unb ^e|)]r(n-
gnnm mit 3SGiaffn, {qmtioHfiTten bie ^Reinigung
tsOtiftnibtn, müjtauä) muibe angejüiibtt, bem
Vfa mit eiium @ug uon OutQiDafler unb SSein
0|i|Rfi^t anb SBfi^raui^ über btnifopf gcgoft^"
todim et Tinam inepergere ; o^ne mola ealea,
tL t- tnil Salt iKnnif(^Ue SJit^I, weli^eä auf ben
Ihff brt 0)>fttl^iereS gelegt uurbt, tonnte nad^
Sma'i Serotbniina (ein Opfer bargefiradit roer-
la.bi4n Opfer ^ immolatio) unb cnbli^ unter
SftiFn-imbglötenmuril, bei bcfanberS feierßd^cn
0|i|na aa^ unter Sbfingung Don €f)0iliebem
id unter Seigentängen bnS äEiier mit btm Ü9til
af^Iaeen unb i^m bie ftttfit jerfc^nittcn. 3)a8
nnt »mbc aufgefongen unb t^etlS um ben Sttai
imi||tn, t^9 auf bie Umfte^enben gefbrengt.
Um S^ttnopfer tpat bat Mvt bie ^aut)t|ac^e,
MÜ et }iir Steinigung biente; ben unterirbifdien
Mttm imtibc tS in einen @raben mm ©e*
■fft onSguofftn. Mt, mlä)t am 0|)fer t^etl*
lÄm nouten, nmgten baB OpfertI|ier unb bie
^fnf^üneln berütiren. ^iaä) bei Verbrennung
ktt bdrtffenben S^cileS unb ber Sibation mit
tftem Sein in bie 0lamme folgte bei @ried)en
nb XBmern eine Slborolion, bie nie bie gange
Cpfn^blungfle^enbDDQjDgen itiuibe, unb enb-
Ii4 f^Kint bei ^olb bie äJerfammellen mit ben
Borten entlaffen gu fiaben: Anol: ifciK — Ite,
aiiu mt(ApuLMetam. 1.11 [ed.Bipont. 267];
lgLboiilicet[irä licet], valete ober extemplo
fn bie entlaHung bcS 3)[)Itee [Plaut. Asin. S,
3,4. Ci£t 4, 2, 17; Serv. Comment. in Aen.
2, 424]). hierauf hielten bie «ßiieflei bie gefl-
M^Ijeü, bei Sßiitiatopfem auc^ bie Opfemben mit
Sdomiltn unb Sieunben. Snfofent baS S^iet
Satt getDti^t {omni) mürbe. !^ie| baSOpfec hostia
tehMtibIls arcendis); fofem eS auä) ben fDien'
jur Üiobrung biente, victiiua (pro victoria ;
«fli. 5SanIg. ÄealencpnDpäbie VI, 668, Sum. 1).
— Cpferpätte mar jutift baS ^ouä unb bie freie
Site, je na(i^bem eS fi^ um pribote ober Bffent-
Mk Opfer tionbelte.iBalbimtrbenbeftimmteOert-
li^'eittn ouSgetni^lt, ^äurnt, §(iine, ^ä^en ic.
i«b für baS Opfer ein er^Sti!er ^tofe beigetid^tet.
Kifet Bür uifpriinglic^ ein einfacher ©tein (®en.
W, 7.8; 13, 4. 18); bie SJere^rung folc^er Steine
rtt nberall biB in bie frübcfttn Seiten hinauf.
wai) bie äffiei^e (Bacratio) mirb ein folcber jut
So^nung ber @Dtl^etl, ein Ort ber SInrufung be§
littlii^ 91onune. 3m Stigoeba finbet jid) no<^
b( Mbnmte EBoifd^iift für bie Wafil ber Opfer-
PUk. e« n>iib als dl baS „f)auS bcä OpfeierS"
IHnnt, aber out^ auf einen Opferping im O^reien
OgODiefen. ^aäf fpäterer ^orjc^rift mugte bie
Cl^tßättt gefault, ^S^ei olS i^ie Umgebung,
(iai stiegen unb fe^ fein. S:ie Reifer Ratten ui*
l^intglii$ toeber tempet noi^ SlUäre. SBeil aber
ii Opfer bie ^eilige @ibe ni(^t bciü^ien burfte,
■tbt auf btm Soben eint Unterlage Don gefifiitl)'
ika Keifnn ^gcßdlt. Sei ben Römern galt für
aUe Opfer als ^aupteif orbemig ber %üax unb ^eib
(Nee licere vel privata vel publica sacra eine
foco fieri [Serv. in Aen. 3, 134]. Das superiB
altaria, terreBtribus arae, focoa inferia dicari
[Serv. in Eclog. 5, 65] ; ogl. baB grie^ifdie ßujfid«
unb iixa'pa). 5Die gr^ö^iing, melt^e im ^eib ein
aSorbilb l)üt, tuiib f^mbolifi^ für bie ^Bebeutung
be80pferBbenoenbet.5DaS§ituiifübren ber Spiere
roai ©ai^e berer, roelttjt baS Opfer batbract)ten;
bie Opfcr^aublung mürbe in ber ältepen 3eit rocüil
Dom ^QuSDater, fpäter aber überall Don $rieflem
Dotljogen. Oft tt)eilten fi^ met|iere in bie Der»
fc§iebeneni)tuncdonen. ^ieänber Ratten fiaubelnbe,
fmgenbe unb recttirenbe llßriefter. EQielfac^ mar
bei $riefler bei ben Reiben ein Staatsbeamter;
bei ben 6l)inefen i^ ber ffaifer bei ^ö^fte ^riePer.
2)0^ tDar im ^agemeinen bie SHeinung ^errfdienb,
bot ^tt ^riefter ^ermitttei jtDi{d^en ©ott unb ben
ajtenfc^en fei,
6. Stoed unb Sßtbeutung beS OpferS.
©0 jmeifellos ber rcligioje ff^oratt« bc§ Opfevä
ift, fo f^lüicrig ifl e§, bie ben äufieren ^anblungen
ju ©lunbc [icgciibe 3bee genau feftäuptütn. Tludi
leutegilt r.cä). iDa§2a|au!£ gejagt ^qI: ©innunb
Sebeutung be§ Opfert gebürl au ben fc^roietigpeu
Problemen ber 3ieligion8p[)ilt>fopE)ie. Sincätbeil^
finb bie Opfer ©qmbolegemifjerlSefütilc.SBünii^e,
3bcen, anberecfeil? fmb fie 2i]pen heS Sulünftigen.
3eneS Iä6t ]\ä] au§ bem 9)itu5, btefeS auS ber Er-
füllung im ß^rifttnt^um ableiten. SJcr ©egriff
ber Eingabe (jtpoaipofi« , oblatio) ift TOo^l bei
©runbgebante aller Opfer, 3)er *Ölenfii^ gibi ber
@ott^eit einen Xbeil beS für ben ^auBbeftanb
nätl^igen SSefi^eS ^in, um ifir SJerc^rung unb
SianI auSjujpre^en unb i^ie ^ulb ju emerben
ober fit^i ju ertialten. Siobei ift Doiau8gefej)t, bafe
©Ott eine ^reube on biefci ©abe unb on ber ©e-
jinnung ^abe, in loeli^er bieftibe bargebrad^t miib.
SJqS SÖD^lgefüIIen foll baburi^ erböbt merben, baft
in bem Met ber Unterroerfung juglei^ bie inerten-
nung unb SJere^rung fpmboliftrt ift. $arin finbel
^uguftinuS ben ®mnb, loanim aucb bie 3)änioneii
Opfer moltten unb lein Dlenfdi fol^e für fic^ for-
bcrt (Contra adveiB. legis et proph. 1, 18,37;
Dgl. Thomassin, De incam. 10, 2). SJurd) ba8
SGetbrennenobei5IuSgie|entomnienbieie@abenin
ben Sefib ©olteB, unb bui^ bie Slnna^me tritt ber
Opfembe in ©emeinft^aft mit ©oft. 3)enn nit^t
in bei ißemi^tung, fonbem in bei Eingabe unb
SBJtiEie an ©Ott befielt ber mefentlii^e 66araftet
be3 Opfer§. Kue^ bilbet bie SlbStinenj, toelcbe in
ber Sntäufeerung fi^er Dorfianhen ift, lein mefent'
lidieS ÜKoment, Dbioo^I hte ganje ©cfinnung unb
^anblung Diel boju beilragen tonn, baä fttllic^e
Sjefen beS SDienft^en ju läutern unb ju förbem.
Sa§ ^ulgiegen ber Sibationen unb baS 3:öbten
ber Xfiiere fmb nur baS SDtittel, bie Opfergaben
unb bamit bie Dpf emben in ©emeinf^oft mit ©Ott
ju bringen. 3)em Verbrennen mu^ nottimenbtg bie
ißblungDorauSgeben; baäSöbten oberSi^laii^ten
i|t aber nit^t baS Opfer (Hoetia quippe occidi-
883
Dt)ter.
884
tur, ut oiferatur [Gregor. L In Ezech. 1. 2,
Hom. 10, 19). ®aS aUgetncin üMid^ „Sd^Iad^ten"
tDct§t auf bie 3u6ereitung ber ®obe für ©ott l^ttt.
ißiel tDtc^Hger ift boS 93Iut, tueld^eS bei ber ^btung
aufgefangen unb am ^Itar au§gegof|en tt)irb; benn
nad^ antifer ?lnf^uung ift im SBIute bic Seele.
3nbem btefe mit bem 93lute ®ott l^ingegeben tt)irb,
mirb tl^m bad ^öd^fte bargebrad^t. 2)a ber ®runb-
faj „Seele um ©eele, Slut um SBIut" galt, fo
mar im SSIute jugleid^ ein Srfa| für ba§ eigene
Seben gegeben. S)ie| tritt am beutlid^fien im
SKenfd^enopfer l^eröor, »eil bie menfd^Iid^e Seele
am beften für ben aSenfd^en al§ 6rfaJ gelten fann.
3)a aber bie ^auSt^iere bem SRenfc^en am nöd^ften
ftel^en^ fo lag e§ nal^e, bei milberer ^nfd^auung bie
9Kenfd^enopfer bur^ Sl^ieropfer ju erfe^en. ffiollte
man ba§Ot>fer mit ber Söbtung für abgefd^Iof|en
betrad^ten, fo l^ötte man für baS 3lu§gie^en be§
SIute§, bie |)ingabe beS Seben§ in bemfelben unb
für ba§ SSerorennen feine annel^mbare Srflörung
mel^r. 2)enn il^re Sebeutung fann bod^ nid^t barin
beftel^en, bafe bie „beiben »efentlid^en SKomente bc8
Opfers, »eld^e bereits in ber Söbtung bcS Dt)fer»
t]§iereSburd^SIutt)ergie|ung ftd^ auSfprac^cn, nod^«
malS im !Bef onbem )ur ftoren unb l^erDorragenben
2!)arftenung gebrad^t tt)erben''. S)em n)iberft)rid^t
fd^on bie Xl^atfad^e, ba^ gerabe baS ^lutauSgiegen
eine ^auptfunction beS $riefter3 ift, toäl^renb baS
Söbten, meld^eS übrigens nirgenbS als ein Straf»
t)oU2ug erfd^eint, aud^ t)on bemienigen, toeld^er
baS Opfer barbringt, t)on5ogen mxhtn fann.
Sbenfo fommt bie Opferma^ljeit bei ber genannten
^rflörung nid^t 5u il^rer DoQen @eltung. S)e^]^alb
fann man aud^ nid^t ol^ne SBeitereS baS ^lut»
fprengen als propitiatorifd^, baS SSerbrennen als
latreutifd^ bejeid^nen. 3n erfter Sinie bejeid^net
beibeS bie Eingabe ber Seele, beS eigenen Scibft
an ©Ott unb bie ^erfteKung ber ©emcinfd^aft mit
©Ott. ®ie l^eiligcnbe ff raft beS QfeuerS ift Ja ebenfo
befannt mit feine Solle in ber l^eibnifd^en SW^tl^o«
logie. ©Ott felbft »ar ja tJ^uer, ober biefeS war
eine oon ©ott gcfanbtc OKad^t, unb nid^t feiten
foüte baS gfcuer oom öimmel baS Opfer ocrjel^rt
^aben. ®ie ^erfer geben blo| bie Seele im 99lut
f)in, unb ipi^ilo (ed. Lut.-Par. 1640, 839 B) er-
flärt bereits bie Sergic^ung beS SSIutcS als eine
Spenbe ber Seele. S)er §crr felbft bejeid^nct fein
ßrlöfungSopfer als eine Eingabe feiner Seele
(SKatt)^. 20, 28). anbemfaHS mären aud^ bie felb»
ftänbigcn unblutigen Opfer gar nid^t ju crflären.
SBeim älteften Opfer beS SBcil^raud^S (unb OeleS)
gilt ber beim SSerbrennen fid^ entmidfelnbe SBol^l«
gerud^ als ^auptjmedf. ®ie Analogie mit ber 3u«
bereitung ber Spcife (S. Thom. Summa theol.
1, 2, q. 102, a. 3 ad 5) liegt iebenfaüS nä^er.
6rft menn bie Opferfpeife t)om Qfeuer, bem öer»
jcl^renben unb reinigenben OKunbe ber ©ottl^cit,
aufgenommen unb gefeiligt ift, mirb fte jum SSBol^l»
gerud^e. SlnbcrerfeitS bemerfen fd^on bie SJäter
(j. 95. Theodoret. q. 62 in Exod. ; ogl. q. 53
in Gen.), ba^ öerbrannteS gleijd^ unb Derbrannte
ffnod^en feinen SBol^lgerud^ Derbreiten, toe|l^
bie fromme ©efmnung baS Sßol^Igefallen @otttl
ertoerben muffe. 9hn: in biefem Sinne fann ge*
fagt merben , bag ©ott ber ^err ber geipiu^
92a]^rung ;,}u feinem jiel^otnftifd^ Seftanbe'
beburfte (ffur^, 2)er alttefi. OpfercultuS [So*
l^ang jur ©ef^. beS eilten SunbeS U], ütiton
1862, 41 f. 59). S)enn im «Iten 93unbe M
bie SJereinigung beS Israeliten mit bem 9unbcS>
gott an bie Stelle ber 93ereinigung beS 9Renf^
mit ©Ott überl^aupt. SHe SBerbinbung beS bluHga
mit bem unblutigen Opfer im 93erbremten unb ii
ber Sibation fann aud^ nur fünftlid^ im Snteteffi
ber Xl^eorie Dom latreutifd^en unb propitiaton<
f d^en 9)toment als Slad^al^mung ber Sd^eibung bd
SSluteS Dom Seibe im blutigen Opfer bcnrgcfidl
merben. 2)ie^ trifft fd^on begl^lb nid^t }n, loei
bei benfelbftänbigen unblutigenOpfem feine 9Bein
libation ftattfanb. 2)ie Eingabe bleibt alfo bl
f)auptfad^e, unb meil bie blutigen Opfer bie oid^
tigjten finb, liegt ber Sd^merpunft im SuSgie^
beS 99luteS als beS SrägerS beS SebenS, be^
OueHe unb ^ncip bie ©ottl^t ifi, unb loel^e
fd^on an unb für ftd^ als baS ®5ttlid^ erfd^
unb barum ber ©ottl^eit l^ingegeben ttmri>e. %a
Sd^lad^ten ift nur ein materialer SSeflanbtl^ be
Opfers, baS priefterlid^e Sarbringen ber formali
S!)arauS ergibt ftd^, ba| meber bie j[e|t mieber ac
möl^nlid^e antl^ropopatbifd^e nod^ bie in ben ffretj«
ber OffenbarungSglöubtgen frül^er allgemein ge
liegte juribifd^e ßrflörung ben gefd^id^tlid^ Xl^
fad^en gang entfprid^t. S)ie pl^^ftfd^^magnetifd^Sr
flörung SaaberS gel^t gmar auf bie Sebeutung be*
SluteS beffer ein, Derlicri fid^ aber in mpftifdj«
pantl^eiftifd^en Speculationen. 2)ie antSpalpO'
patl^ifd^e Srflörung, meldte bie ©ötter gu ein«
fad^en Sifd^genoffen ber 2Renfd^en mad^t, wetj
bie 99ebeutung beS IBluteS, melc^eS nid^t als SpdfK
gelten fann, unb beS SBeiljraud^S unb OeleS nul^
5u mürbigen, Derfennt bie f^mbolifd^e $orm aler
Opfer unb geigt meber für baS f oSmif d^e SRoment
ber Staturreligionen nod^ für baS etl^ifd^e SRomott
ber l^ö^em Sulturreligionen ein 93erftönbni|. Sü
SSorauSfe^ung eines berartig niebrigen SnfongS
aSer Sieligion miberfprid^t ben alten Stad^rid^
über arif^e unb fcmitifd^e Sorgeit. S)ie£#
gemeinfd^af t ift ein bered^tigteS SKoment, nrirb ote
in bief er auSfd^lie|lid^f eit einf eitig unb irrefü^tob.
SlnbererfcitS gel^t bie Juribifd^e 9luffaffung ju weit,
menn fte baS lobten als bie ©runbibee ober @(de
beS Opfers, als ben SulminationSpunft begeid^
unb gmar als Strafe, auS meld^er 93ergebung nnb
SBerfö]t(nuw9 folge Sonft fönnte baS IBlutfprenga
nid^t eine fo l^erDorragenbe Sebeutung l^aben, bd
©ebet nid(|t fo innig mit bem Opfer Derbunben
fein ; bie Sül^ne burd^ baS Opfer begießt fid^ auf ben
9Dlcnfd^en, mäji auf ©ott (Non Deo, sed nobif
utiliapietatis officia exercentur ; Aug. £p. 136
1, 6; Dgl. Contra adversarioB legis et proph
1, 18, 37). 5RirgenbS tt)irb im «Iteril^um bie Opfei
ibee in ber ^form eines gerid^tlid^en StrafDerfal^
B85
Dt)fer.
886
borgcftdit unb nirgenbS baS Opfer al§ Object ber
Strafe (etraAtet. 3m ®egent^ei( mar man ber
litfti^t, bog (geopferte }ur ®emeinfd^aft mit ©Ott
gelangen. Ueberl^upt mar bad SRenf^^nopf er ttid^t
Straftob, fonbem eine SSerl^enlid^ung, SSergött«
Ü^ung. (Serabe biefe SSergöttlid^ung mürbe aber
an4 für bie Opfemben angeftrebt, benn bie Opfer
Krtraten bie Stelle ber Opfemben. 9htn ifi biefe
Stelteertretung gunftd^ft nid^t als fheng iuribifd^e,
|oiä)eni als f^mboHfd^e anjufel^en, meldte infofem
mit eine reale 99ebeutung erl^ielt, afö ber Opf embe
in ber @efmnung fein eigenes Seben mit bem Seben
M Opfers an bie @ott(eit l^ingab unb baburd^
ber (Semeinfd^ mütbig mürbe (Igitur non sacri-
fidi sanctificant hominem, non enim indiget
oerifioic DeuB ; sed conscientda ejus, qui of-
feit, smncüficat sacrificimn, pura existens, et
pnestat acceptare Deum quasi ab amico;
irenaeiis, Advers. haer. 4, 18, 3). ^ierin mie
ii ber Stellung beS SDlenf d^en jur gangen Statur
fugt oud^ baS bered^tigte 9Roment ber iuribifd^en
(iffänmg, gumal menn man bie etl^ifd^e Seite in
9rtra4t )ie$t. 3)enn i{l eS aud^ rid^tig, bag bie
(cQmif(^9teIigionen oormiegenb 92aturreligtonen
Mren unb bie Saline be^l^alb loSmifd^ faxten
(k. (. als eine Eingabe beS SnbioibueUen an baS
IQgemeine, beS SingeÜebenS an baS fiebenSprincip
ix ber 9lQtur), ja ba| aud^ baS Opfer §ur S^m«
Mil ber PoSmoIogie unb Sl^eogonie mürbe, mie
es ).9. bie OfiriS-3fiS-TO9tl&e geigt unb bie SBal^I
bei ben ®5ttem l^eiligen unb ^e repräfentirenben
t^bemeiSt fo ift bod^nid^t §u üerfennen, ba^
biefer StoturaliSmuS mit feinen foSmoIogifd^en
Speotlotionen ein ^robuct fpöterer Sleflesion ifi,
nnb ba| ber etl^ifc^e Sl^arafter in ben tnboger»
namid^ unb femitifd^en Steltgtonen nie gang Der»
inf^t mürbe, fo fel^r aud^ baS 3i^I ber Sül^ne auf
Sej&nftigung beS launifd^en 3omeS ber ©ötter
gn^tet unb burd^ geitlid^eS Unglüdf beftimmt mar.
Seher bie Snber unb ^tanier nod^ bie ^ff^rter
snb IBobQlonier l^ötten fonft fo tiefergreifenbe
^9mnen über Sünbe unb Sd^ulb, Strafe unb Sr»
öjung oerfa^t. 3)ie Opfer "^aikn \a au^ eine
emße Seite, ftrebten aud^ fittlid^e Sntfünbigung
nb ^eiligung an ; fie l^atten iebod^ il^r ]^5d()fteS
3iel m ber Bereinigung mit ®ott. S)er §eibe be-
btet fein Opfer nid^t als SRittel, fonbem alS
äSIufeglieb im ^rogeffe feiner Scd^tfertigung,
badt ^d^ fein Opfer als reale Sül^nung, meiere
irtefc^Iie^Ud^e Bereinigung mit ©Ott bemirft. 2!)ie
peifectimfd^ Ummanblung ber Opfergabe burd^
boS gfeuer f^mbolifirte bie Ummanblung^ BoO-
enbung beS Opfemben, meldte in ber 2:ifd^gemein*
J4aft ben 91bfd^Iu| fanb. 2)ie TeXeioatc, Boü*
enbung, ifl ber 3medf beS Opfers (f)ebr. 9, 9 ;
10, 1. 14). 3tn ^gemeinen lann man alfo baS
Opfer befiniren als bieS)arbringung (irpog-
?opa, oblatio) einer äußern ®abe auS
linferem Sigentl^um, meldf)e burd^ bie
Sei^ung (Baoratio) in @otteS @igen»
t^nm übergel^t unb burd^ irgenb eine Um»
gejlaltung, gemöl^nlid^ burd^ baSSluS»
gießen unb Verbrennen, oon ®ott ange-
nommen mirb unb ben Opfernben l^eiligt,
%ux ©emeinfd^aft ®otteS bringt. 3n
Der S)arbringung ber ®aht liegt eine ßntöu^e*
rung, mie fte nad^ ber innem unb öugem Seite
bem gemöl^nlid^en Begriff beS OpferbringenS ent»
fprid^t; biefelbe l^at aber gum S^zd, Sott bie
fd^ulbige ^od^ad^tung unb (S^rerbietung gu be>
meifen, bie ^ulb @otteS gu bemal^ren ober mieber
gu geminnen unb befonbere Bitten unb SBünfd^e
gu unterftü^en. $aben bie Bäter unb Sd^olaftifer
aud^ bie iunbifd()e Seite ftarf betont, fo l^aben fie
bod^ ben 3n>ed( ber Heiligung unb Siebesgemein-
fd^ft nid^t überfeinen. BefonberS ^uguftinuS ifi
hierin oorangegangen (Verum 8acri£cium est
orone opus, quod agitur, ut sancta societate
inhaereamus Deo . . . Etsi ab homine fit vel
otfertur, tarnen sacrificium res divina est, ita
ut hoc quoque vocabulo id Latini yeteres
appellayerint. Si ergo corpus . . . sacri-
ficium est, quanto magis anima ipsa cum se
refert ad Deum, ut igne amoris ejus accensa
formam concupiscentiae saecularis amittat fit
sacrificium ; De civit. Dei 10, 6). Sfibor refumirt
allgemein: Sacrificium est victima et quaecun-
que cremantur in ara seu ponuntur. Omne
quod Deo datur aut dedicatur aut consecratur
(Etym. 6, 19, 30). aicjanber oon §oIeS näl^ert
fid^ ^uguftinuS (Sacrificium est oblatio, quae
Sacra fit offerendo et sanctificat offerentem ;
Summa theol. 3, q. 55, n. 4, a. 1). S)er ^I. £1^0-
moS betont bie ^nerfennung ber göttlid^en §en»
fd^aft (In oblationibus et sacrificiis, secundum
quod homo ex rebus suis, quasi in recogni-
tionem quod haberet ea a Deo, in honorem
Dei ea offerebat; Summa theol. 1, 2, q. 102,
a. 8. Sacrificium proprio dicitur aliquid fac-
tum in honorem proprio Deo debitum ad
eum placandum; 3, q. 48, a. 3. Ad hoc
quod Spiritus hominis perfecte uniatur Deo ;
3, q. 22, a. 2. Sacrificia proprio dicuntur,
quando circa res Deo oblatas aliquid fit,
sicut quod animalia occidebantur et com-
burebantur, quod panis frangitur et comedi-
tur et benedicitur. Et hoc ipsum nomen
sonat : nam sacrificium dicitur ex hoc quod
homo facit aliquid sacrum ; 2, 2, q. 85, a. 3
ad 3). Spöter l^at man ftatt beS aliquid facere
circa rem oblatam baS conficere rem gebrandet
(Suareg) unb biefeS mieber näl^er erflärt burd^
conficere per immutationem. 2)arauS ergab
fidft bie Sd^ulbefinition : Sacrificium est oblatio
rei corporalis, qua haec res per immutationem
(transformativam) conficitur et conficiendo
consecratur in testimonium majestatis et or-
dinis creaturae in Deum, ut primum prin-
cipium et ultimum finem (ogl. Tanner in 2, 2,
disp. 5, q. 3, dub. 1 ; Sd^eeben, ^onbbud^ ber
fat^. ®ogmatif HI, greiburg 1882, 403). Seit
BaSqueg mürbe aus ber confectio eine destmctio.
887
Opfer.
8»
QU§ ber immutatio eine demutatio unb ba§ do-
minium Dei Dor Witm boS dominium vitae et
mortis. S)eg]^Qlb ift 6i§ l^eute bte gemetnüblid^e
Definition : Sacrificimn est oblatio rei sensi-
bilis cum ejus destructione vel immutatione
soli Deo facta per legitimum ministrum ad
recognoscendum supremum ejus in res omnes
creatas dominium ritu mjstico consecrata.
De fiugo unb feine 9}ad^f olger betrad^ten baS Opfer
als eine protestatio beS göttlid^en dominium
über @ein unb Slid^tfein, toeld^e burd^ iBemid^tung
ber Opfergabe öerfmnbilbct tt)erbe. 3nbe^ ent«
fprid^t bie ^Betonung ber destructio lebenfaQd
nii^i ber ^eibnifd^en ^uffaffung, aber aud^ nid^t
ber ^uffa^ung beS ^Iten XeftamentS, n>ie olsbaß)
ju jeigen fein mirb. SKan befinirt be^l&alb beffer
aKgemein: 3)o§ Opfer ift bie ©arbringung einer
äufem ® obe auS unferem ßigentl^um ntittefö beren
%$eränberung burd^ ben red^tmö^igen Diener, gum
^u§brud( ber 3lnerfennung unb ^ulbigung gegen
bie Srl^abenl^eit ©otteS unb )um S'^ti ber 9}er»
föl^nung unb ^Bereinigung mit il^m. [@d^an§.]
n. aWofoifd^e Opfer. Diefe betrad^ten faft
alle SBöter unb Diele @d^oIafiifer, unter oen
3uben SKaimonibeS unb feine 9lad^f olger, in
neuerer 3^it (Spencer unb t)iele anbere 9tatio»
naliften aft eine ßoncefflon (jüTxataßajic) ®ot«
teS an bte Bä)rDaäfytxt ber 3uben, um fte t)om
SlbfaH ju ben blutigen Opfern ber Reiben jurüdC«
jul^alten. 3m SBiberfprud^ bamit n>irb jugletd^ an»
genommen, ba^ bie Opf ergef e^gebung ben Siitualen
ber Sleg^pter, Slramäer ober anberer SJöIfer ent-
nommen fei. SeibeS ift unrid^tig. Söge ben blu-
tigen Opfern nid^t eine tiefere 3bee ju (Srunbe, fo
mären fie nid^t nur fein SKittel gegen ben ®ö^en-
bienft, fonbem ein 99eförberung§mittel beSfelben
gemefen: bie Sntlel^nung au8 bem ^eibentl^um
f ätte ben ©ö^enbienft erft red^t förbem muffen.
Dagegen fpri^t aber aud^ meiter^in bie einl^eitlid^e
3bee, meldte ben ganzen Jübifd^en ßuItuS bel^errf d^t
unb in bem ^uSfprud^ gipfelt: @eib l^eilig, benn
id^ bin l^eilig (Seo. 11, 44). Dicfe bi§ in'S ein-
zelne erfennbare 3bee lö^t ba§ gange ®efe^ als ein
aaßerf aus ßinem ®uffe erfennen unb ben Qfinger
©otteS unfd^mer erratl^en. Der Kl^arafter ber
^eiligfeit l^ötte einem auS beliebigen Sleften ge«
fammeltenSRitualgefe^ nid^t fo allgemein aufgeprägt
merben fönnen, aud^ nid^t, menn nad^e^ilifd^e
©otteSmänner ben S3erfud() bagu gemad^t l^ätten,
mie bie mobeme Äritif annimmt, inbcm fie ben
„^Prieftercobes" in bie 3eit gSbraS' öerfe^t. SKofcS
^at t)ielme]^r nad^ göttlid^er Slnmeifung ein ein»
^eitlid^eS Opfergefe^ gefd^affen, meld^eS burd^ feine
ctl^ifd^e Siefe, feine großartige S^mbolif unb
S^pif einjig in ber alten ©efd^id^te baftel^t. 5Rur
bie allgemeine 3bee beS Opfers unb bie menigen
SSorbilber öon QfriebenS» unb SSranbopfcm (©en.
4, 4. es. 10, 25; 18, 12) auS ber ^Patriard^enaeit
bienten jur SSorauSfe^ung. Dief e jeigen aüerbingS,
ba| and) bie mofaifd^en Opfer ben gemeinfamen
©runbgebanfen aller Opfer fiaben; aber n>te bie
iSraelitifd^e Steligion allein ftd^ jum DoDen SRono
tl^eiSmuS erl^ob, fo brad^ten fie allein bie et^^
@ül^ne unb bie perfönlid^e Sejiel^ung }u bemSkttc
im ^immel }um ^uSbrudt. Daburd^ nntrbe ba
ganje Opfermefen gur ^Vorbereitung auf bc& Op^
ei^rifii, in meld^em aud^ bie iBäter bie erflänm
unb erfüQung beSfelben ftnben.
1. Flamen unb eintl^eiluna. Die oOgi
meinfte ©ejeid^nung ift nns», Oooia, irpo(ijop«
dcopov, donum, (äabt, 3lbgabe, Xribut. Diefi
urfprünglid^e ©attungSname jeigt fid^ nod^ ®o
4, 4 f. 1 ©am. 2, 17; 26, 19. Später mA
baS SBort für bie unblutigen Opfer, fpectdl ft
ben feften ober frumentarifd^en Xl^eil (mit (B»
fd^Iul beS OeleS), im ©egenfo^ m :ip^ aizoMm^
(Tiuovdi^, libamen, gebrandet. DaS ganje DegriiH
bilifd^e Opfer l&eifet bal^er mP5; ^r^^^.. Die U
ber Darbringung für alle Opfer mirb burd^ 12%
öaipov, 5Ka]^ebringung, unb nViy, iiva9opa, aso»
sie, 3luffteigung, auSgebrüdft. IBeibe SBörter g^
t)on ber SSorfteUung auS, ba| ein tl^meS (MI
nabe gebrad^t mirb, ein Xl^eil beS für ben fyai'
ftanb nötl^igen 93eft|eS ©Ott jur 9}al^rung 86»
geben, }um ^immel emporgebrad^t tuirb, Mri
}ugleid^ ber Segriff ber entfrembung unb Sfitai
angebeutet ift. DaS eine mürbe }um 3lcamL m
Opfers überl^aupt, baS anbere jum 3l<mm M
©ranbopferS. Die blutigen Opfer, nat, Ooofa,
victima, ftnb burd^auS bie ^auptfad^; bie 1»
blutigen fommen gmar aud^ felbpänbtg t>ot, Ulfm
ftd^ aber in ber Siegel als 3ugaben an bie bbiti|ft
an (1 ©am. 3, 14 hat unb nns»; ögL igh
5, 1 ; 8, 8 ; 10, 8). "Su ben bluHgen Opfn j
burften als Dpfcrtl^iere nur genommen
SRinber, ©d^afc unb Siegen, meldte auSfd^I
ben eigentlid^en Stel^ftanb bilbeten, unb in
miffen Qfällen aud^ Turteltauben ober f
iunge 2:auben ; beim StetnigungSopfer ber
fähigen ©perlinge. Die %})mt mußten, mit
nabme ber 3:auben, über beren Älter nid^tS
iji, menigftenS ad^t Sage alt fein (Seo. 22,
©d^afe unb Skqtn opferte man gemöl^nlidj,
fie ein 3al&r alt marcn (ej. 29, 88. 2e0. 9,
12, 6 ; 14, 10. 5Kum. 15, 27 ; 28, 3. 9, 198.
®en. 15, 9 erfd^einen bretjäl^rige SDBibbet
3iegen als Opfertl^iere. Sei ben SRinbem
Set). 9, 3 ein 3al^r t)orgefd^riebcn ; ge»
nal^m man fie jebod^ in einem l^öl^em ^ter,
breijäl^rig (©en. 15, 9). ©ebeon opferte
einen fiebenjäbtigen ©tier (Sid^t. 6, 25 ff.),
ber merben als Opfcrtl^iere jumeilen ^i ober
gemöl^nlid^ "»a unb nns genannt. Die Dpfi
muffen, mie überall, tabeüoS (o^»rj), b. ^.
geiler (01 «) fein. Die gebier, meldte m
5um Opfer untauglid^ mad^en, merben Set
19—25 fpcciett aufgeaäblt (f. ^. ©d^o^T
tpmer II, SRcgenSburg 1868, 126 f.). 2)4
Opfertbier auS bem eigent^um genommen 10
mu^te, fo mar bie Darbringung beS Sul^letl
verboten (Deut. 23, 18). Äud^ ©eraubteS '
1, 13), ia ©efd^enftcS (2 ©am. 24, 24) n
Opfer.
890
ert, tool^I aber ®efoufte§ unb t)on 0rem*
3eißgt^um ©efpettbeteS (1 S§br. 6, 9 ;
)X benn ed mar aud^ ^lid^tl^ebröent er-
pfem, lote ädraeliten aud^ für Reiben
et). 17,8; 22, 18. 25. 5Rum. 15, 13 ff.),
er bie Sefiimmung für bie iRal^ruttg
I ipor, fo tonnten unreine Xl^iere nid^t
»erben. Sin foId^eS Opfer n>öre ein
!u8brudf ber Opfergefinnung für bie
d^erm" gemefen. S)ie blutigen Opfer
*ifi\d^ k)orgefd^riebene ober freimütige.
n maren öffentliche, mie baS SRorgen-
Dopfer, bie @abbat§« unb ^f^ftopfer,
t, meld^ Sinjelne au3 befonberen 93er-
(t barbrad^ten. 3laä) ber IBerfd^ieben*
oedfed unb bed 9titual§ unterf d^ieb man
««r«) unb ©d^ulbopfer (DO«), SSranb«
\ V-^s) unb S)anf- ober gnebenSopfer
jT). ffiaS 93ranbopfer mürbe allein, bie
tr in Segleitung mit einem Sranbopfer
L Seim @ünb« unb @d^uIbopfer burfte
iierbargebrad^tmerben,meilber@naben«
bie ^auptfad^e mar; beim Sranb» unb
rfer mar feine ©renge gefegt, meil bie
@abe im SSorbergrunbe fianb. SBenn
\n jmei Opfer bargebradfjt mürben, fo
oöl^nlid^eäleil^enfolge: @d^ulb», @ünb-,
SfriebenSopfer (6^. 29, 14. 18 ff. 2cö.
8, 14. 18. 22;9, 3.4. 8. 12. 15 ff.;
l). 2)od^ Iö|t ^d^ bie umgefel^rte ^folge
ff. unb 9htm. 28 u. 29 nid^t blof au§
gleit beS oorangefteHten Sranbopfer§
enn aud^ Sek). 1 ff. ift biefelbe SReiJ^en«
il^alten, meil ba§ rid^tige SunbeSüer*
rauSgefe^t ifi, in meld^em ber 8obprei§
inbefenntnife öorangcl^t, mcnn an^ prin«
SWenfd^ nie ganj frei t)on ©ünbe ift.
ß (ed. Lut.-Par. 1640, 837 D sq.);
Antt. 3, 9, 1-4) aäl^lt 93ranbopfcr,
unb ©ünbopfer unb crflärt bicfe Qfolge
3medC ber Opfer: 53eref)rung ®otte§
n ber Opfernben, inbem entmeber
riangt ober ein Uebel entfernt mirb.
me ^entoteud^friti! finbet bie ©ünb»
[bopfer jucrft bei 6jcd^iel, „ber fie
i befannt t)orau§fc^t" (©menb 320).
m fie ©elbbu^en gemefen (4 ffön. 12,
®efej treffe nur beim ©d^ulbopfer
titfd^äbigung ju. Sei ben 5:oImubiftcn
Sebachim 5, 1. 7. 8; Edajoth 8, 6)
itod^ bie Sintl^eilung ber Opfer in l^odf)»
»'rp -t-p) unb minbcrl^eilige (c-ö^p j
3^ in ber Sintl^cilung beS ®eje^e§ in
unb l^eilige eine Sinologie l^ot. 3« ben
i Opfern gel^örlen aflc Sranb«, ©ünb-
)opfer fomie bie öffentlid^cn gfricbenS»
n minber l^eiligen bie priöaten gricbenS«
Crpgeburten, bie 3^^"*^" ii"b ba§
Ritual ber blutigen Opfer. 3)a§
aiitual umfaßt fünf fünfte: baS
herzubringen, bie ^anbauftegung, ba§ ®d^Iad^«
ten, ba§ Slutfprengen unb baS Serbrennen. 2)ie
brei erpen ©anbiungen mürben öom Opfemben
DoHäogen (2eö. 1, 3—5; 3, 2. 8. 13; 4, 4. 15.
24. 29 u. a.) ; in fpäterer Seit übemabmen, be-
fonberS bei ben für baS ganse Solf an tieften bor«
gebrad^ten Opfern, bie ^riefter unb Seöiten baS
@d§Ia^ten, ©autabjiel^en unb 3erftüd(en beS Opf er-
t^iereS (2 $ar. 29, 22. 24. 84). Sie lauben
mürben ftet3 t)om ^riefter felbft gefd^Iad^tet (Set). 1,
15). 3)a8 Opfert^ier mu|te öor ben ^erm (Seö.
1, 5; 3, 1 u. a.), jur I^re beS SerfammlungS-
jelteS öor ben ©erm (ßj. 29, 42. Set). 1, 3; 4, 4
u. a.), b. % in ben Sorl^of ber ©HftSl^fitte ober
beS XempelS, mo ber Sranbopferaltar ftanb, ge-
brad^t merben. 2)od^ gab e§ gur 3^/ olS ber
Xempel nod^ nid^t gebaut mar unb bie @tiftS]^ütte
feine fefie SteKe l^atte, t)erfd^iebene Opferftätten.
2!)ag ^anbauflegen unb @d^(ad^ten gefdgal^ an ber
5Rorbfeite bcS SHtarS (Set). 1, H; Dgl. 6, 25; 7, 2).
9}ur bei Opfern für bie ganje ©emeinbe t)errid^«
teten bie ^elteften ober bie Sertreter beS SoIfeS
bie ©anbauf legung (Seo. 4, 15). Sei ber Srft-
geburt, bem 3el&nten, bem Ofterlamm unb ben
Xaubenopfem fomie ben t)on 9lid^t-©ebraem bar«
gebrad^ten Opfern fiel fie meg, bei festeren, meil bie-
f elben nid^t in ben Sor^of l^ineingeben burften, unb
meil eS nad^ rabbinif d^em ©runbfa^ für bie Reiben
(n'iM) feine @ü]^ne gab. S)enn nad^ gemöl^nlid^er
tiuffaflung foQte bie ^anbauflegung bie Ueber«
tragung ber @ünben ober ber @d^ulb beS Opfern»
ben f^mbolifiren. Slbgefel^cn t)on ben Sranbopfem
ging ber ^anbauflegung ein @ünbenbefenntni^
t)orau8 (Set). 5, 5 f.; 16, 21. 9lum. 5, 6 ff.);
nad^ iübifd^er Ueberlieferung mar e§ mit ber ^anb«
auflegung Derbunben. 92ad^ Set). 1, 4 bebeutet
aud^ beim Sranbopfer bie §anbauflegung eine
©ül^ne. 5Ra^ Set). 17, 11 ift eS aber unmöglid^,
eine Uebertragung ber ©ünbe anjunel^men, meil
bie ©ü^nc burd^ bie ©eele im Slut öorauSfeJt,
bol bie ©ünbe nod^ am Opfemben l^aftet. 2)em
Opfertljier fann alfo nur bie Serppid^tung jur
©ü^ne f^mbolifd^ übertragen merben: Seo. 16, 21
ift t)on gar feinem Opfer bie SRebe ; SeD. 24, 14
ift eine SBeil^e jur ©ü^ne. ©elbji Äurj^ mu^te
fpäter (Opfercult 72 ff.) jugeben, ba^ eS fid^
nur um bie Uebertragung ober bie Uebemal^me ber
Scrpflid^tung für ben Opfemben l^anble, SIK»
gemein ift burd^ bie §anbauflegung bie SQBeil^e für
eitlen beftimmten 3toedE auSgebrüdt. lieber bie
9lrt beS ©d^lad^tenS mürbe oom ©efe^ nur für
ba§ 5:aubenopfer eine Sorfd^rift (Äbfneipen) ge«
geben, meldte ba§ abfliegen be§ SluteS jum 3toedf
^ai; für bie Dierfüfeigen 3:]^iere beftimmt bieira«
bition, ba^ baS Opf ertbier burd^ einen f old^en ©tid^
ober ©d^nitt in bie ftel^le getöbtet merbe, burd^
meldten aUe§ Slut möglid^ft fd^neU l^craueftrömen
fönne. S)iefe§ „©d^äd^ten" rourbe auf baS©d^lad^«
ten überl^aupt übertragen, meil Slut unb 6rftidfte§
nid^t genoffen merben burfte. TOaimonibeS f)'dit
biefeg ©d^lad^ten für ben leid^teften Sob. Ob baS
KM Opfer. 892
'i:-(l)lii(1)lrii bo« Si^r|cii bcd Cpfciss fei. ifl otic^ im
OtrtrI) tild)l cntfd)lcbcu, iro|fbem berlobim^lUen
'I e|linnrnl M c^trofe ber &iinbe erfd)cint iinb oiif
bie ^ilnbe \\\\i oufiKl)obeiiev ^vuib n^fci^t imir.
rir *iWrllh\!!inK" feii!blirt)fr ^IWlfer (Sf. :t4, (> ff.
Acv. IC. KM.; ^<^ -7 If. ^^^. •^•^ 17 ff.) fiiib feine
0|»|ci-. loiibeni (£d)lod)iUHiK»i W ©inife; ber
\»\Mbbri *Jlbvnl)rtiu« (C^leii. *Jl!, l ;i), ble ©ül)ue be«
uiibetiiinilcii *l)iihber« bind) bie löbtinifl einer
sU\\) rrcnl. 21 . l - IM. brt« ©elöbnife Wop«
(l<^v. H-\ i^-) nub bie ic'übne an bie i5*rtbooniten
}nr 6pei je, 5um SäoJ^Igentd^ bargebroc^t. Slber g^
rabe biefe ^Ijeile fpred^en gegen bie 3)eflructionS>
tf)eorte, benn fie bienen ntd)t jum ®enu^ beS 3Ren-
fd)en. S)q§ nid^t Derbronnte ^(etfc^ gehörte ent*
lueber ben ^riefiem ober ben Cpfembeu unb %r
t^antilie jn ber mm ^erm gel^eiligten Opferma^I-
jeit. 3lMe bie unblutigen, fo tourbcn auc^ bie ani*
nialifd^en Opfer mä) Set). 2, 18 mit Sei} 6e*
ftrent. 2)ieB foQte bie SSürse für bie im geuer
aufgebenbe ®aU bilben unb ben SSoblgeruä für
ben iytxxn, ber im treuer fid^ bie @abc aneigne»
l'^coin.'JI.(Mf)bfUKifennnrbcn>Jrtli: „'Wutfiir (ignis consumens; 3^eut. 4. 24). 2in'e Äneig«
\5Mnl Veben |nv Vcbeu". *)lnd] boft ber Cpfernbe, > nung iiuBerie fid) fiAtbarcnpeife bei 9laron3, 6*«
nid^t ber ^viefler. Ni* 'Jbier. unb |iUMr i>or bem beon^, ^aiMb«, eülomcn§ nnMrlias* Cm»£».
'.nunr. fdU.uWcte. u^ei^l onf ein unberc* Opfer- \\ 24, »idn. 6, 21. 1 ^r. 21, 26. 2 Sol
miMucnt bin. ^enn ift Ni$ ibier andi nic^l ba« T. 1. o ftcn. IS, SS). 25enn aber babri pn
bie iHMu ^i^vifjlcr volljOiune WutSpitni^nng. »reld)e ben. 3i?iU man bei ber ^luiirrcngun j fxnc©a&
^^\l^^ iHMi ber iubi»d>fn Srnbition ol* radix unb renreiunj burcb ein ali«r e|ro ::i:ncl!in«x. k rm
•; <iu i'.r.f Cr*ev bfv ^roctl ber s?::^::c {;c:;\:^:: cr.tc:v.: cl* ^25 Si'."^:::>ir£ bim (^niuiaslbifr
7^. *x *^.» **«. V.* J^.....Vj, Si'^ir* ^*'r* i**»i«» N.*S *•■?; *V— r •J^-'-^^r V"" f^^'r* ^'."."* tt"?** rTTr»iTi'»nw vr
j «iV £i«t4.i t^i t <^ l«]i%'i «Hlli.vkiili <.*%■ «H.V ««ta - « ft >.« ^ M« ... 'k... W* l* V • •-. i-.«i.- 4.IÜI« Ui.tm. mL
*.«V-«« A\i»« '^ •! Af •■ Nf'^i/'^y»»* N">A *^^.*''" \a& 5?""'^* ^••••■r ;^fV-* »-n— ~ *.- -y £ii^'«.-i»-»i— ■-..—. P iTlT Vtf*k
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V.. ." . . \- ..N V.. «^^ ...•.• .,.. Vp.*. >»."• ^•.. » .J-- ... '■ k....... j-.r. — '•» ^. •.«...«■- «>«'—'* ^ -j '"T^
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0}ifer.
894
knmal gegen ben SSorl^attg be§ Mer-
K {prengen unb bie ^önter bed Staud^opf er-
amit bejtreid^en, baS übnge 9Iut ober am
% SronbotiferaUard ausgießen, bann auf
ntar bie gemö^nlid^en Opferftüde (boS
Singemeibe :c) t)er6rennen, oüeg Uebrige
bie Stelle, lool^in bie %f d^e t)om SItar ge«
Durbe, l^inauStragen unb bort Derbrennen
9S9ar für bie gan^e ©enteinbe toegen eines
ten Sergel^enS ein Sünbopfer nötl^ig^ fo
bad Solf ebenfalls einen j[ungen @tier
unb bie Selteften legten im 9lamen beS
)emfelben bie ^önbe auf ben Stopl toorauf
ad^tet n^urbe. 3)a8 SBIut unb bie Opfer-
ib alle übrigen Xl^eile beS Xl^iereS mußten
i^cnpriefter ebenfo bel^nbelt merben tt)ie
!ien SfaiDle. ^atte ein Stammfürft ein
er 5U bringen, fo mar baS Opf ertl^ier ein
o(L (Sr mu^te il^m bie fmnb auf ben
(en unb il^n fd^Iad^ten, ber $riefier bann
on bem Slute an bie ^5mer be§ Sranb-
nd ftreid^en, baS übrige am ^uge beSfelben
n unb bie gemdl^nUd^en OpferpdCe auf
or oerbrennetL ^tte enblid^ jemanb Dom
t Solfe ein @ünbopfer ju bringen, fo mar
fert^ier eine 3icgc ober ein meiblid^eS
ber 0)»fembe mu|te bemfelben bie ^anb
ftopf legen unb ed fd^Iad^ten, ber $riefter
m bem %Iute an bie ^ömer beS Sranb-
trS fbeid^en, ba§ übrige am ^uge beSfelben
n unb bie gemöl^nlic^en Opferftüde auf
irennett SSkffen Sßermögen jebod^ ju einer
er 5u einem Samme nid^t l^inretd^te, fomtte
fen aud^ jmei Turteltauben ober fonflige
auben barbringen (8et>. 5, 7 — 10). 2Bo8
:brennung ber Opferftüdfe nod^ übrig mar,
)en $riej!em jum 3ci$^n ber Uebemal^me
iet^t (ögl. 2eD. 10, 17) unb mufete öon
n ^eiligen Orte als ein Dom §erm bc»
Kal^t gegeffen merben, jebod^ nur bei ben-
Sünbopfem, oon bereu 93Iut nid^tS in^S
jefommen mar, mä^renb f onft aSeS übrige
tnouSgebrad^t unb oer brannt merben mu|te.
unterfd^ieb man jmifd^en inneren unb
©ünbopfem. 3)ie befonbere 9lrt ber
jung ber ^ömer beS ^ranbopfer- ober
iltarS ober ber (Sapporetl^ lä^t ben Sl^-
X @ä^ne nad^ ben Derfd^iebenen ©raben
. 6in unblutiges (©pciS- unb Sranf*)
lor mit bem @ünbopfer nid^t Derbunben,
er bittfte, meffen Vermögen felbft jur Stn»
\ Don 3xmbcn nid^t jurctd^te, ein Sel^ntcl»
fe^I ol^ne Oel unb SBetl^raud^ als @ünb«
cbringen (Seo. 5, 11— 13 ; bie ©tcUc Seö.
S l^onbelt nömltd^ nid^t Dom ©d^ulbopf er,
j|t meint, fonbem Dom @ünbopfer ; Dgl.
Das mof. Opfer, $mitau 1842, 229 ff.;
tt 174 ff.). ®öS ©d^ulbopfcr (pro delicto)
ine Stebenart beS @ünbopferS unb l^at eS
Bü^ng fold^er Sergel^en ^u tl^un, bei
m nm eine mebr miffentüd^e Uebertretung
unb sugleid^ um irgenb eine Veruntreuung ober
Sled^tSDerle^ung l^anbelt, für meldte Sejütution ein-
treten mufe. 3)ie einjelnen gföBe merben in ben brei
©tcüen SeD. 5, 15. 17- 6, 2 f. auSbrüdtlid^ ange-
geben. 9n ber erften l^anbelt eS jid^ um unabftd^tUd^
Veruntreuungen an bem ©ott ©el^eiligten, alfo
um ©d^möterung ober SSorentl^Itung bef|en, maS
man an baS ^eiligtl^um unb feine 2)iener )u ent-
rid^ten l^at; an ber britten um toif|entlid^e Slb-
läugnung Don etmaS SluDerirautem, ©efunbenem
ober ßntmenbetem; an ber jmeiten (93. 17) ift
jmar Don einer fold^en Seeintröd^tigung nid^t auS-
brüdHid^ bie Siebe, aber man mu| fd^on Dermöge
beS 3ujammenl^angeS unb megen ber ©d^ä^fung
beS ju Cntrid^tenben unter ber SBerfünbigung eben-
falls eine fold^e bcnfen, bie ^ugleid^ eine Seein-
tröd^tigung fremben Sigentl^umS mar (92um. 5,
6 ff.). 3n fold^en ^öütn nun mu^te ber bem ^ei-
ligtl^um ober einem 9tebenmenfd^en zugefügte ©d^a-
ben erfe|t unb ein ^fünftel barüber gegeben, ju-
gleid^ aber ein SBibber als ©d^ulbopfer bargebrad^t
merben. Ueber ben S)arbringungSrituS mirb nur
gefagt, baS 9Iut muffe ringsum an ben Slltar ge-
fprengt, bie Opferftüdte auf bemfelben Derbrannt
unb baS Uebrige Don ben ^rieftem am l^eiligen
Orte gegeffen merben (2cd. 7, 2—6). SDle^r mar
nid^t nötl^ig, menn nod^ bie auSbrüdlid^e iBeftim-
mung gegeben mürbe, ba^ in biefer C^infid^t für
baS ©ünb- unb ©d^ulbopfer einerlei SBorfd^rift
gelte (SeD. 7, 7; 14, 13). SHe l&äufigften, ölte-
Pen (®en. 4, 4; 22, 2 ff. 3ob 1, 5; 42, 8) unb
aUgemeinften Opfer, meldte als ^borationSopfer
alle anberen Opfer in fid^ entbielten, maren bie
Sranbopfer. S)aS SRitualc für biefclben finbet fid^
2eD. 1, 3—17 unb 6, 8—13. gS burftcn ju
i^nen blo^ männlid^e ^l^iere genommen merben,
iebod^ Don allen ^^ierarten, bie überl^aupt §u
Opfern juläffig maren. S)aS ^erbcibringen beS
Opfert^iereS, baS ^anbauflegen unb ©^lad^ten
mar bei allen blutigen Opfern baSfelbe, mitl^in
l^ier nid^t anberS als im Dorigen ^dä^. S)aS 99lut
aber mürbe bei ben 99ranbopfem, bie Dormiegenb
latreutifd^ maren, anberS Dermenbet als bei ben
©ünb» unb ©d^ulbopfcm; man mu^te eS nömlid^
immer ringsum an ben 3lltar fprengen unb bei
Saubenopfem an ber SDBanb beS tiltareS ausfliegen
laffen. S)ann jog ber Opfembe bem Spiere bie
$aut ab, bie fofort ben ^rieftem gel^örte (SeD.
7, 8), ^erftfidte baS Xl^ier unb mufd^ Singemeibe
unb ©d^enfel. hierauf legten bie ^ricfter bie
^tüdt, ben Ifopf unb baS ^^tt über baS auf bem
^Itar brenncnbe Qfeucr unb Derbrannten 9llleS ouf
bem 5lltar. 9lur ber ^üftnerD mürbe meggcmorfen.
9luf btefe gänjlid^e iBerbrennung beuten audf) fdt)on
bie 5Ramen biefeS OpferS: nV'iy unb ^^'^s, LXX
6XoxauT(ofJLa ober 6XoxauT(07ic ober 6Xoxap7:(D{xa,
bei $]^ilo 6X6xau(rrov (Holocaustum est, quod
totom ofiferturDeo et sacro igne consumitur;
Hieron. In Ezech. 45, 15). IRit bem Sranb-
Opfer mar immer jugleid^ ein unblutiges Opfer
Derbunben, beftel^enb in 3Re^l ober 93rob, Oel unb
895
Opfer.
SDßcin, on ©röfec bem Dpfertl^iere cntfprcd^cnb.
S)a8 SKcl^I unb Od (fommt SBcil^roud^) bilbcten
baS ©pciSopfer ("^5«), baS immer au(^ gefolaen
»erben mu^te (2eö. 2, IS), ber SBein ba§ %xanU
Opfer. Sei @d^afen unb 3i^9^ ^^c ba§ unblutige
Opfer ein3e^nteI»ep]^aaRe]^I, ein S3iertel«§in
Oel unb ebcnfo t)iel 2Bein; bei einem SBibber ^»ei
3e]6ntel=(£p]§a SKel^I, ein S)rittel-§in Ocl unb
ebenfo öiel SBein ; bei einem SRinbe brei S^^ntel-
ßp^a 5Kc^l ein l^alber §in Oel unb ebenfo öiel
aOßein (5Kum. 15, 4—10). SJon biefen ©peife«
opfern würbe nur ein Heiner Il^eil ("'jst») toir!»
lid^ geopfert, nömlid^ eine £)anbt)offi 3Rt^l mit
einem Derl^öltnifemäligen Sfeil Oel, unb bo8
Uebrige gel^örte ben fprieftem (Seö. 2, 2 f.) ; nur
bie ©peifeopfer, welche ^ßrieper su bringen l^atten,
mußten gonj Derbrannt toerben (2eö. 6, 23).
Sin biefem allgemeinen SlnbetungSopfer fonnten
fldj aud^ bie Reiben betl^eiligen. 5Räd^ft benSBronb«
opfern »aren bie ®anf-' ober fSfriebenäopfer bie
l^äupgften, bie aetoöl^nlid^ b-ä'^w h?T., juweilen
aud& einfad^ o"«^» (gel). 7, 14) unb fogar Wofe
D^ (SlmoS 5, 22) genannt tourben ; bei ben LXX
(Äön. unb (Sprinte.) e?pT)vixT^(8c.6üa(a), ($en-
tot., 3of., SRüi^t., ßl^ron., fej.) awri^piov ober
Ouo{a a(oTT)p{ou, in ber SSuIg. victima pacifica
ober hostia pacificorum. @§ gab il^rer brei
Slrten, nämli^ Sobopfer (b''»^«j: f^T'Pi ^i?t.,
LXX Oüota aJvejewc, Seö. 7, 15, ober lürjer
rrj wn har, SB. 12), ©clübbeopfer (17.5, LXX eö^^,
2eö. 7, 16 ; 22, 21) unb freitoiHige Opfer (har.
nana , LXX cxoujiov ober xaxÄ a4)effiv, Set). 7,
16 i 22, 18. 23). S)aS SRituale für i^re S)ar-
bringung finbet ftd^ Seö. 3, 1—17; 7, 11—21.
29—36. 68 tonnte ju benfelben iebeS ber liniere,
bie überl^oupt ju ben Opfern erlaubt »aren, ol^ne
Unterfd^ieb be§ ® efd^Ie(!^te§ gebrandet »erben. Snm
nana »ar fogar ein Opfert|ier mit gel^lem taug-
li^, »eld^e eS für anbere Opferarten (fd^on
für^S -»"5) unbraud^bar gemad^t glätten (Dgl. 2eo.
22, 23). 9htr Sauben »erben nid^t genannt.
!Bei ber S)arbringung »urbe baS %f)\tx bi§ )um
Slutfprengen auf biefelbe SBBeife be^anbelt »ie
baS il^ier beS SBranbopferS. ffiagegen »urbe
nid^t ba§ ganje Silier Derbrannt, fonbem nur bie
Opferftüdfe »ie beim ©ünb» unb Sd^ulbopfer.
Slu^erbem »urbe nod^ bie Sruft unb bie redete
@d^ulter abgefonbert unb jene jur SBebe, biefe gur
^ebe Der»enbet, »egl^alb jene aud^ bie SBebcbruft
(ncopn r.rn), bicfe bie §ebcfd^ulter (nttu-inn p*i»)
genannt »urbe. SBorin bie äBebe unb §ebe beftan»
ben l^abe, »irb nid^t nöl^er angegeben, »enn man
nid^t §ebe = Slbl^ub nel^men »iJDl (Sd^olj, Ritter-
tümer n, 182 f.). ®er jübifd^en Ueberlieferung
juf olge legte ber ^ßriefter bie ©ruft auf bie §änbe
beS Opfemben unb unter biefelben feine eigenen
§änbe unb be»egte fie Dor»ärt§ unb rüdf»ärt8
(K-'ateii Ts'^'i'c) nad^ ber Ipre beS 3;empeI8 l)in;
bann Derful^r er ebenfo mit ber redeten ©d^ulter,
nur ba^ l^ier bie lBe»egung auf»ärt§ unb ab»ärt§
(T»n;.»^ n\TG) ging (Dgl Säl^r, ©^mboHf n, 855).
3u»eilen fd^einen ober beiberlei 99e»egungai tA
einanber Derbunben »orben )u fein; beim voi
Ss. 38, 24 »urbe bie SBebe mit ben nämfi^ei
S)ingen Dorgenommen »ie nad^ 9lum. 81, 52 M
^ebe. S)ie 2Bebe ift ein f^mbolifd^er SBei^
ein ^ct ber Eingabe an ®ott, bem bie 91mui]^
ber ® abe uno bie fpmboUfd^e Heiligung unb SBe^
Don Seiten ©otteS entfprid^t. Sie l^t bem^nfi!
Sinologie mit ber Sßirfung bed SDitarf euerS. 920^
l^er gel^örte bie 93ru{l ben ^riefiem, bie fteule bei
^nctionirenben ^defter; biefed gieifd^ mufle a
einem reinen Orte (n'intt o'ipaa) gegejfen meriM
2)a§ übrige ^Teifd^ »urbe 5U einer Opfermal^
Der»enbet unb Don bem Opfemben f etbft mit fetei
Slngel^örigen, fo»eit fie leDitifd^ rein »aren, oi
Ortebed^eiligtl^umS unb nod^ am Sage beSl^ftd
felbfl Dersel^rt (DgL aud^ (Sj. 39, 19. 20). SM
übrig blieb, mu|te am anbem Xag Derbroimt ig»
ben ; nur Dom ©elübbe- unb freinrinigen Offer
burf te nod^ am }»eiten Sage gegeben »erbei^ nl
erft ba§, »a§ am britten Sag nod^ übrig toar, tniik
Derbrannt »erben. 9Rit bem 2)Qnfopfer »nH
»ie mit bem 99ranbopfer, immer aud^ ein m
blutiges Opfer Derbunben, »eld^eS )um blnt^
in bemfelben iBer^öltniffe ftanb »ie beim Sto»
Opfer ; nur lamen, »enn ba§ Op[er ein 2obo|ifK
»ar, nod^ ungefäuerte ffud^en mit einer 3^0»
fogar Don gefäuertem Srobe l^inju (2eD. 7, 12\),
2)iefeg Seiopfer »urbe nid^t Derbrannt, fonba
fiel bem fungirenben ^riefter gu. — SBoS M
gegenfeitige Serl^öltniJ biefer Opfer betrtjft, {ii
fommt babei Dor Mem bie iBermenbung beSSlsM
in IBetrad^t. S)a§ IBlut ift al§ @i| ber @eele oba
be§ animalifd^en 2eben§princip§ (2eD. 17, 11) U
aUen blutigen Opfern ba§ f ü^nenbe Clement $^
ber l^ei^t e§ auSbrüdflid^, ba§ Slut fül^ne bm^
bie Seele (2eD. 17, 11). 2)emnad^ l^en dh
blutigen Opfer ba§ SRoment ber Sül^ne gemi»
fam , nur erfd^eint baSfelbe nid^t bei auen oil
gleid^e SBeife. ^m meiften tritt e§ l^erDor bei boi
Sünbopfem; bei biefen gitt bie eigentpmMi
unb bebeutungSDoÜe S3er»enbung beS fBlvM Ol
bie ^auptfad^e. 2)a3 !Blut »arb ge»5]^nlid^ an \k
^ömer be§ IBranbopferaltarS, als bie »i^tighi
Steile beSjelben, geftrid^en unb in einigen ^äm
fogar in^S |)eilige unb ^Üerl^eiligfte gebn4(
»öl^renb ed bei ben übrigen blutigen Opfern m
an bie @eiten»önbe beS ^Itard ge&rengt ober m
Sfuge beSfelben auSgegoffen »urbe. Sei Mcb
Opfern ift alfo bie Sübne ba§ ^auptmoment;|k
finb im eigentlid^ften Sinne bie Sül^nopfer, nl
eS böitbeU fid^ babei in ber Segel um S^
beftimmter Uebertretungen. Seim Sranbopfei
gegen tritt ba§ Serbrennen be§ OpfertlJiereÄ
^auptfad^e l^erDor. ®ie gönjlid^e Se
alfo bie DöQige Eingabe be§f elben an ben ^erm,
baS Scrl^alten be§ Opfemben ju bem §erra *
boliprcn unb 3eid^en unb 5lu§bmdf feiner DMi
Eingabe an benfelben fein, alfo 3eid^en unb
btixd jener innem ©eftnnung unb Stimmung, kktj
bem »obren Sb^ofraten immer eigen fein «4v
897
ODfcr.
898
Scfitttm {^ biefeSO|)fet mi) boS l^öuftgfie nnb
dgcncmpe unb toirb tAglid^ giDeimoI, am 3Rof
gminib am 96enb, bargebra^t ; ba§ SIbenbopfet
nl M8 )itm 9Rorgen unb baS 9Rorgenopfet bi§
in Sicnb derbrotmt merben, unb baS ^tt
toff auf bem Sttare nid^t etlöfd^en (Set). 6^ 9) ;
htingm loirb biefeS Opfer aud^ ba§ immer-
tt&trrnbe Sranbopfer genannt (i'^^p. nV>, 92um.
28, 8; -nap n\9, gj. 29. 42. 5»um. 28, 6;
rtsm n^Jr, Jhutt. 28, 10. 15. 23. 24. 31). ffiaS
fOiKiibe Stoment tritt l^ier gurfldt, unb bie ©ul^ne
Icjictt fi(( ttid^t auf einzelne befiimmte @ünben,
foiban auf Serfünbigung unb @ünb]^afttg!eit
üet^ontrt, auf bie Srbf(§ulb. ^o^ ober ben
Snnbopfem ein fü^nenbeS 972oment gar nid^t gu-
tsnue, ifi mit Unred^t bel^auptet niorben (Dgl.
Anl, Opfercult 66 ff.), mie genugfam baraud
opt» ba^ attem Opferblut überl^aupt (Set). 17,
11) unb ba^u nod^ bem Sranbopfer inSbefon«
bot (to. 1, 4) audbrudlid^ fü^nenbe Jhaft su-
«fitrieben ttirb (t)gL 3f. 60, 7. 3er. 6, 20).
vq8 griebenSopfer l^t bie ^lutfprengung mit
boiSianbopfer unb bie IBerbrennung ber Opfer*
füde mit bem Sünbopfer gemein; il^m eigen-
llßwSdi aber unb atS |)auptfad^e l^ert}ortretenb
^ ba| ber Opfembe felbft Don bem Opfertl^iere
ist, nnb biefed eben mad^t ben etgentpmlid^en
Ciararter beö gfriebenSopferS au§. 3)a nömlid^
boSgriebenSopfer ftc^ auf bereits empfangene ober
fl^op unb in «uSfid^t {lel^enbe göttltd^e SBol^I-
ttaten bejie^t — bal^r jugleid^ Sittopfer — , f o
liegt il^ fd^on bie 93orau§fe]^ung ju ©runbe, bag
kcr ^fcmbe ©otted SBoblgefaUen l^at unb in
{riner ®nabe unb einer gemtffen SebenSgemein-
Haft mit i^m fielet, unb eben bieg mirb baburd^
angdMcutet, bag er Don bem Opfer, ba§ er bem $erm
kobringt, anä^ felbft genießen unb fo glei^fam
Zi(4genoffe beS ^erm fein barf (Oblatio mu-
Bomn et pariicipatio sacrae mensae multam
idociam praestant appropinquationiB et de
iniilia Dei efficit participantes. Ejus eniin
ceoBetur esse familia, a quo pascitur et
^ cujus mensa vivit Quare manifestum
^ hujnsmodi sacrificia participantibus im-
irimere familiaritatem et proxiroitatem ad
Dvmii, dum eos Dei commensales quodam-
Modo efficiebant ; Guillerm. Paris., De legi-
*oi c 2, ed. Lut.-Par. 1516, fol. XV). 9Jun ift
^Dor, tnarum gmar baS Sranbopfer allein, bie
oberen Opfer aber, mcnn fie öff entlid^ waren, nur
t Segleitung mit einem SSranbopfer bargebrad^t
loben burften, unb warum, menn jtoei ober alle
tri bcr befprod^en Opferarten mit einanber
•igebrad^t merben, in ber Siegel baS @änbopfer
niSnmbopfer unb biefeS bem 2!)an!opfer t)oran-
1^ (ngl. Itur|, TOof. Opfer 111). S)ie @ü^ne
Bi|te, tpo fie nötl^ig toax, juerft vorgenommen
«Acn, bamt (onnte erfl bie @elbft^ingabe an @ott
A Wc SebenSgemeinfd^aft mit il^m ftd^ betl^öttgen.
4. SKe bisber befprod^enen Opfer maren ^u-
dii aud^ bie periobifd^ tögltd^en unb feftUd^en
9iciftciiIcxtton« IX* 2» 8n|L
Opfer, nur bag biefelben, namentlid^ bie fflranb«
Opfer, an ben gfeften l)ert)ieIfäUigt würben, aufeer-
bem fd^reibt ba§ ®efe| nod^ einige augerorbent-
lid^e Opfer t)or. 2)al^in gel^ören }unöd^ft bie
äßeil^opfer, bie nur je einmal bargebrad^t würben,
nämlid() ba§ Opfer bei ber €d^Iief;ung bed Sun-
beS (g£. 24, 5-11), baS ßinwei^ungSopfer ber
^riefter (6j. 29, 1—37; Set). 8) unb baS SaSeibe-
Opfer ber SeDiten (5Rum. 8, 5 ff.), ©a» erfte be-
ftanb au§ Sranbopfem unb Sianlopfem, bie aber
nac^ bem 3tDed(e biefeS Opfers eigend mobificirt
waren, namentlid^ in SSetreff ber 93Iutfprengung
(DgL ^ebr. 9, 18-21). S)a8 jweite beftanb in
einem @änbopfer, einem SSranbopfer unb einem
Sanfopfer, aber ebenfalls wieber mit befonberen
ÜJlobificationen, bie bem eigentbümlid^en Qmdt
beS Opfers entfprad^en (f. b. 9lrt ^riefter bei ben
Hebräern). S)aS britte beftanb in einem @änbopf er
unb einem SSranbopfer, bei bereu 2)arbringung wie«
berum einzelne f onft nid^t Dorf ommenbe Serimonien
ftaltfanben (f. b. Slrt. Set)iten vn, 1864f.). «nbere
augerorbentlid^e Opfer waren bie äleinigungSopf er,
nömlid^ ba§ Opfer ber rotten Jhtb C^um. 19)
unb ba§ 9ieinigung§opfer beS 9ugfa|igen (Set).
14, 1—32). SBer f4 burd^ Sobtenberübrung
k)erunreiutgt b^tte, mu^te burd^ ein eigenS ba^u
bereitetes SteinigungSwaffer gereinigt werben. SS
mugte nömlid^ eine fe^Ierlofe rot^e ftub/ tneld^e
nod^ feinSod^ getragen, als @ünbopfer au^er^alb
beS Sägers gefd^Iad^tet, t)on i^rem Slute fiebenmal
gegen bie @tiftSbütte gefprengt unb bann bie gan^e
ffub fammt bem Slute unb ber ^aut t)erbrannt
unb nod^ Sebembols, Sarmefm unb $fop in ben
Sranb geworfen werben. 2)ie baburd^ gewonnene
^fd^e würbe an einem reinen Orte aufbewahrt,
unb wenn man äleinigungSwaffer beburfte, würbe
fold^eS einfad^ babur^ bereitet, ba^ man etWaS
k)on ber ^fd^e in ein @efö^ t^at unb Ouell*
waffer barauf gofe. SWit bicfem SBBaffer mu^te
ber burc^ Xobtenberübning unrein ©eworbene
am britten unb ftebenten Xage mittels eines ein-
getaud^ten ^fopbüjd^elS befprengt werben. S)ie
groge SSerfd^iebenbeit bicfeS @ünbopferS t)on ben
gewöbnlid^en @ünbopfem bat i^ren ©runb in ber
^eftimmung beSfelben. SBeil eS fid^ um f^m-
bolifd^e Slufbebung ber ju Sob unb SSerwefung
eingetretenen engen Sejiebung banbelt, fo ftnb bie
ßrforbcmiffe an bem Opfertbiere folcbe, weld^e
auf Seben unb frifd^e, ungefd^wäd^te SebenSfraft
binbeuten, wie baS weiblid^e ©efd^Ied^t, bie rot^e
^arbe unb bie Unberübrtbeit Dom 3od^. S)ie
Sd^lad^tung unb Verbrennung gefd^ab aber nid^t
beim ^eiligtbum, fonbem auferbalb beS SagerS
eben wegen ber engen IBejiebung beS Opfers gu
Sob unb SJerwefung, wegen weld^er aud^ afle mit
ber S)arbringung Sefd^oftigten bis auf ben 9lbenb
unrein würben (Dgl. ßurj, ÜJiof. Opfer 302 ff.). —
S)aS SReinigungSopfer ber gefunb geworbenen 9luS-
fähigen beftanb in einem eigcnS mobificirten ©d^ulb«
Opfer, einem ©ünbopfer unb einem Sranbopfer
mit bem baju gebörigen unblutigen Opfer. Sie
29
899
Opfer.
90
iBerfd^tebenl^eit beS Sd^ulbopf erS üon ben gemöl^if
lid^en Sd^ulbopfem l^at loieber in ber IBeftimmung
beSfelbcn il^ren ®runb. S)em 9u8fö|igen toax
nid^t nur ba§ ^eiligtl^um unsugöngli^ fonbem
er mar oud^ üon dlem tl^eofratifc^en IBerbanbe
QuSgef d^lojlen unb nid^t mel^r actiüeS anUglieb be§
%ofrQtt{c^en IBoIfeS. @etn ©d^ulbopfer mugte
bie SBieberoufnal^me in biefe 9J{itgIiebfd^Qft t)er«
ntitteln unb erl^ieCt bal^er ntond^eS ßigent^ümlid^e,
mos ftd^ bei ben f onfHgen @d^ulbopf em nid^t ftnbet.
SBeitere oufeerorbentlid^e Opfer, bie jwar perio«
bifd^ ttneberfel^rten, ober einen eigenlpmlid^en un«
gemöl^nlid^en Sl^orofter l^otten, inoren bo§ ^oSd^a«
lamm (gj. 12, 8 ff. ®eut. 16, 1—8 ; f. b. «rt. fjefle
IV, 1487) unb boS Opfer ber beiben Sötfe om
SJerföl^nungStoge (8eö. 16, 1—84; f. b. «rt. gefle
IV, 1448). Srfterem l^ot man fogor in polemifd^em
Sifer gegen bie fotl^olifd^e Seigre k)om 9J{e^opfer
benOpferd^arofterobgefprod^en, obglei^il^m ber«
felbe in ber Sd^rift ouSbrüdflid^ ^ugefd^rieben mirb
(k)gl. Stuxi, ÜJtof. Opfer 255). 2)q§ gSoSd^oIomm
mar ein eigentpmlid^ mobt^drteS gfriebenSopfer,
mie fd^on borau§ erl^eOt, bog eS, mit SluSnal^me
ber Opfcrftüdfe, üon ben Opfemben gegejfen mer»
ben mu^te, unb begog ftd^ ouf bie IBerfd^onung ber
iSraelitifd^en Srftgeburt, möl^renb bie ög^ptifd^e
burd^ ben SBürgengel getöbtet mürbe (Cs. 12, 27).
93on ben beiben iBödfen am IBerföl^nungStage er«
fd^eint nur ber eine, ber burd^ baS Soo§ bem ^erm
SugefaHen mar unb als @ünbopfer borgebrod^t
mürbe, at§ ein mirflid^eS Opfer im eigentlid^en
©inne ; ber onbere aber, ber bem ^ jojel (f. b. 3lrt.)
jugefaDen mar unb in bie SBüfte entlaffen mürbe,
mar fein eigentlid^eS Opfer unb l^atte nur f^m-
bolifd^e Sebeutung. — 6in oufeerorbentlid^eS
Opfer mar enbUd^ nod^ boS ßifcropfer (ni*;;^ nnat:
ober ni«3i»n ti^ia», 9Jum. 5, 11—81). SDSenn näm»
lid^ ein üRonn gegen feine fjrau eiferfüd^tig unb
fte il^m be§ ßl^ebrud^S üerbö^tig mar, ol^ne bog
er bie S:i^at felbfi bemeifen fonnte, fo mugte
er bie grau mit einem SpciSopfcr öon einem
3e]^nteI"Sp]^a ©erftenmel^I, ol^ne Oel unb SBei^-
roud^, öor ben ^riefter bringen. ®icfer nol^m
l^eiligeS SBaffer in ein irbeneS @efög, tbat etmaS
@taub t)om ^ugboben beS ^eiligt^umS l^inein,
entblößte bog ^aupt be§ SOßeibeS, legte boS @pei§«
Opfer auf il^re |)önbe unb fprod^ für ben goll il^rer
@d^ulb einen f^meren t^flud^ über fte ouS. 2)ann
fd^rieb er ben ^uä) ouf, mufd^ bie @d^rift in bem
genannten SBajfer ob, brod^te boS @peiSopfer bor
unb gab enbUd^ bem SBeibe ba§ SBaffer ^u trinfen.
SBor fie f4|uIbIo8, fo foQte il^r ber ^ud^ nid^t
f droben; mar fte ober fd^ulbig, fo foDte er ft^l an
il^r erfüOen. S)ie Sigentbümltd^fetten be§ in btefem
9aDe )u bringenben Opfers erflören fid^ mieber
au8 fetner iBeftimmung. SBeil feine @ünbe ge-
fübnt merben burfte, ba ja ba§ IBerbred^en un»
gemtg unb, faQd eS mirfltd^ flottgel^obt l^otte,
burd^ fein Opfer ^u fü^nen mar, fo mürbe fein
Mutiges Opfer, fonbem blofe ein ©pciSopfer ge«
brad^t, unb jmar üon geringer Ouolttöt (®er{ien«
mel^I flott beS fonfi fiblid^en SBet}enme]^Ie6), o^
3meifel mit ätüdftd^t auf ben menigftenS DetbU
tigen Sl^arofter ber gfrou.
5. IBon ben unblutigen Opfern mar b
©elegenl^eit ber 93ranb« unb ^nebenSopfer fd^
bie SRebe. 93ei @unb- unb @d^un)opfeni goB (
feine IBeiopfer, mit SluSnol^me berjienigen, meld
^uSfö^tge bei il^rer ^Reinigung beizubringen ^
(8eo. 14, 10 ff.). ®ie Seiopfer befionben in 9Re;
Oel unb SBein. S)a§ !lRe]^I (nVb) mar feines g
reinigteS aJtel^I, mie fd^on ouS ber Senemnni
nVb erJ^eOt, ba n>D im (S^Ibftifd^ JBt^l n
nigen" bebeutet; eS mar alfo Sßel^I t>on bcß
Oualitöt unb borum ol^ne S^i]^ au4 SBei)«
mel^I. 2)iefeS ajte^l mürbe ober ni^t im»
als foId^eS, fonbem oft aud^ olS fd^on }ubete
itk @peife, nömlid^ als 93rob ober jhtd^ ba
gebrad^t. 2)er pentoteud^ifd^ Xe]^ ermöi^nt bc
^rien berfelben. ©ie eine |ei|t i^in hdkb (i
Ofen ©ebodPeneS), unb btefe Jhtd^en maren mid»
entmeber fel^r bünne fiabenortige (c"j?''|?"j) ob
etmoS btdfere unb burd^Iöd^erte fhtd^ (msm]
erftere mürben mit Oel überftrid^en, bei festeren um
f d^on ber Zeig mit Oel oermifd^t 93on ber gmetle
3Jrt mirb ber äuSbrudC M?D»r!"^? "»7T*.9^bian(Jl
SS maren olfo auf ber Pfanne gebadene 8uä^
Slud^ l^ier mürbe ber Zeig mit Oel gefnetet U
ffud^en l^ort gebodfen unb bann in @tüäe gebro^ci
unb mit Oel begoffen. 2)ie britte Sri ^t^ nrst
"P.n^>3; unter nönntt t)erftc]^en bie LXX wA
SSuig. einen ätofi (iaxapa* craticula), bieShi*
binen bogegen ein tiefeS @efö^, unb bafur fpri^i
bie S5ebeutung beS SBorieS »n"^ (oufmaflen, onf-
fprubetn) ; eS ftnb bann ffud^en gemeint, bie in
einem topfartigen @efä^ in l^ei^em Oel geb^t
ober gebadfen mürben (ogL 2eo. 2, 4 ff.). S)«h«
nod^ erfd^einen als bie mid^ttgf^en 93ef(anbtbetlebe&
unblutigen Opf erS boS ajtel^l ober IBrob oIS ^aii))t>
beftanbi^eil beS @peifeopferS unb ber SBein afö
Zranfopfer. „S3eibe ftnb gunäd^ft bie gfrud^twib
boS Srjeugni^ menfd^Iid^er Slrbett unb Sorgfalt,
unb jmor für boS IBunbeSoolf in einem Sanbe,
beffen unmittelbarer ffönig unb ®ebieter 3e^
mar. @ie ftnb bal^er fe^r bejetd^nenbe Symbole
für boS, maS bem ©löubtgen, nod^bem er in bie
göttlid^e @nabe aufgenommen, als einem 2)tener
®otteS 5ur fiebenSaufgabe gefegt ifl, inbem (t
nömltd^ im 9letd^e unb 2)ienfte Skl^ooa'S oud^ feine
ftttUd^cn fträfte üben unb mit ben grüßten P'
ftiger Slrbeit, olfo mit guten unb l^eilooDen SBeitai
oor ©Ott erfd^einen foQ. 93on ben übrigen 3"^
gaben, bie baS IBronbopfer begleiteten, mot bd
Oel ein f^mboltfd^er ^nmeiS ouf bie (Snabe bei
l^eiligen ©etfteS; ber SBeibroud^ ein SluSbrudbei
5U ©Ott gerid^teten ©eftnnung, ber Slnbod^t md
beS ©ebeteS ; baS @als ein ßetd^ ber SBeifi^
ober l^eilüoDen Srfenntni^, bie im S)enfen mie ti
iQanhtln SBol^reS Dom t^Ifd^en, baS ftttltd^ ©itl
unb SRed^te Dom @eI6ftifd^en unb S35fen untei
fd^eibet unb ben geifttgen 9J{enfd^ t>or bei
93erberben bemal^ri" (93eit]^, (Euc^riftia, SBic
»I Opfer. 902
18*7, 57 f.). ®qB imBIuKge Dpftr tp QlfD fem- itommen »erben. SaS Del niiirbe nie auigegDflen,
UX^ 91a(^^mung her blutigen nnb jiai- (onbera mit ben anberen ©atitn auf bem 3IItai
ptHnng b« feitnS^rttiben !S<tI)äHaung beB ®na- ceibmnnt. @8 mar toie ber SBei^rau^ nur S"*
bBdmSälhiille« mit Sott, in ntldieS ber anienfd) t^ot. Ueberafl tritt liier bie ©üt)nt jurüct, um ben
kOl bit blutigen Opfer f^mboliid) eingeltSt wirb E^arafter her innigen SebenSgemeinHaft mit Oott
M @tfe|eSeTfüflung unb Xugenbübung. S)ae ^tttiortreten gu lajTtn. [SIBelte (Sc^nj).]
8«i«nbenjein ftlbpänbiger unblutiger UI. ®a8 Opfer gl^rifti. l.SJieSe^ie
Optrtnnirb« Don einjtlnen ^rolefianten in ber bet tieiligen ©t^rlfl, 9Jlit ber ßrf^einung
fobnil gegen baS SRefiDpfer beftritten, ip ober beS Bon ben 5pT0pfieten Oer6d|enen, bur^ bie oft-
lacifilM. «bgefetien oon ber altem Seit, inmel- teftamentlitlien 3nftiluttonen tqpifti Borgebilbeten
^ bot Opfer Ruin» unb 9JIeI^ifebect|3 genannt unb oorbereitelen ÜKelfiaS unb feines Keic^S (ottte
«iA, f^reibt bog @efet) unblutige Opfer Bor, mie iaS bisherige Opfenoefen unb Sßrie^^um auf-
tri einer Serglei^^g Don StD. 2 mit 91um. 15 ; ^ürtn, benn c3 mar nur ein Tr!tr.oi, eine mi tcÜv
18;39^oige]^t. SMe gen)Sbnli<^en naren: baS FuUovnuv. ^tud^bieKabbinenwatenbiefer^nfic^
Xiiiiiliopfer auf bem Staud^opftialtor, baB Opfer X^atfää|Ii(^ ifl baS jübifi^e Opferncfen buri^ bie
m 9iab unb ÜSein auf bem €(^Qubrobti|(^ unb 3'^tiining beB SiempelS befeitigt inorben. Sn bie
M äenditopfer in ben brennenben Sampen be§ ©lette ber go^lreidien Silier- unb ©peifeopfer trat
fÄwen 2eu({)terB; biefe mürben im ^eiligt^um baS für oöe Reiten unb !l[flenf(^en mirffame Opfer
bngebracbt. ^Dagegen fanben im 33orf|of ftatt : bie beB 3)ieffiaB unb @riafere, in meli^em Don ba an
SNiK^, n»Id|t naii^ bem SOorbtIbe SlaronS bex aur^ aUe geiftlti^en Opfer ber ©laubigen i^ren
f)iAcprieflettagIii^barjubringenI|atte(BgI.SeS.6, Su^gangB- unb Qüittelpunft !)abcn. Senn baB
20ff.; Job. Antt S, 10, 7) ; bJe SiftlingBgabe Opfer S^rifli mar gerabe beg^alb ein Dollfomme-
n iwiten ^Bc^atage; bie Sr^lingBbrobe am nes unb im @egenfag jum fQmboIifi^en Opfer ein
?|iii9PfefJ (f. Sfefle IV, 14S9); bie erftlinge (f. b. roabte« Opfer, weil es ein geipiic^eB Mor forao^t
StllV, 860 f.), bie aber nic^t alB Opfer in fhen- ^tnficbtli(]^ feineB $nefter6 unb än^alts, befi @ott>
ffm €inn betra<j^let merben ISnnen. ^Is frei- menfi^en, als lginfici|tlic[| ber geiftli(]^en Ißac^l,
ttfligeS Spritutopfer mürben Schrot, SJte^I unb burt^ meldte eB BoUgDgen Würbe. ^Wax crfdieint
fci^ni in SScrbinbung mit ÜSei^rauc^ bargebrat^t. baB ganje Seben beB (^ottmenfcCien alS ein fort*
U HBSna^men muffen au^ baB (Eiferopfer unb mäbrenbeB Opfer ber Smiebrigung unb IEntäu|e-
tsl Sünbopfet beB Döllig Honen (GcD. 5,11) bter tung, bo^ conccntrirt fic^ bie Sebeutung beB
leiuntl »erben. SBoS ben StituS ber unblutigen OpferBe^nfli im blutigen Sob am Rreuje($^i!.
Opfer betrifft, (o raurbe Don ber bie SBranb- unb 2, 6 ff.). 3)e6b°Ib fmb in erflei Sinie bie blutigen
StiebeoBopfer begleilenben aRintbo ein Sbeil auf OpfHbesaUcnSimbe§,Dor91t[embaS©iinbDpfet,
Im Sltor oerbronnt unb ber Sefi ben Sprieftem ttipifd) für baB Opfer e^rifii, unb eS tritt bter bie
übeilaffen; nai^ jübifebei äirabition müre baB fteÜDertTetenbe @ii[|ne in ben ^orbergrunb. darauf
Satije Derbrannt motben. Sicr ÜBtin mürbe günj- maren ni{t)t blog bie nur |Qmbolt|c^'tqpif(!(i fü^-
lA ouBgegoffen, ein 3:t|eil in baS treuer jum nenben blutigen Opfer ^ingerid|tet,fonbembarauf
UAlii^ @eruc^ für ben $erm (dg. 29, 40. 41. BermieS auc^ auSbriiillii^ ber ^rop^et SfoiaB
&tt.23, 18. gium. 15, 7. 10; 28.8; 29,6), (o.53): ,S:crftne(%t@otteS't|ütni(^l®eftQltno(^
tn Scjl an ben Hltar ober auf ben Qlltar (ISccIi. @d)önl)eit, ift ucrat^tel, ber 39)ann ber ©^mtrjen.
üO, 16 f.). IBeim felbjlänbigen unblutigen Opfer Un|ere jfranfbeilen ^at er getragen unb unftre
tai^te ber SPriefler ben abgebobenen 911tarontbeil ©dimeisen ouf fic5 gelabenj er ift ueimunbef un-
»ifl ber ganjen Sugobe oon SÜJetbraut^ auf ben fcrer 9)IifiEll)Qlcn megen, jerjcblagen megen unferer
tllar unb Dtrbrannte i^n alB ©eböi^lnifiantbeil SJetgc^ungeii; bie 3ü($ttgung ju unferem ijrieben
('TS!?, fivTjixöoijvov, memoriale) an ben ßerm ift niif iljm, unb bur^ feine ©triemen mürben mir
ffiöi.2, 9. 16; 5, 12; 6, 9; 24, 7. 9!um. Qcticilt; ber fien Ijat ouf ibn bie ©d^ulb unfer
i, M). Ser übrige, burc^ bie MSfara f)Di^li"l'9 ^lUrr Gelegt, (fr ijl geopfert, öitil er fclbft gemoDt,
innibene X^etl ^el ben männlidien ÜJIitgliebem unb tbut feinen SRunb ni^t auf; toic ein @d[)af
ta^tiefterfi^aft anbeim (2eB. 2, 3. 10 ; 7, 9. 10), wirb et jur Sd^ktbtung geführt, unb gleid) bem
»e^e ibn im SSorbofe Derje^ten (SeD. 6, 16). Samme Bor feinem ©^eerer, ifl et ftumm unb öffnet
£a$ ^obepriefterli(^e Speifeopfer mugte mie jebe feinen 3)Iunb ni(^t." SlQein ber allgemeinen 9^0-
M einem ^rie^er gcbrodite S^tndia alB @an}- ;ime ber Offenbarung entfpteti^enb mor au^ für
#t (SeD. 6, 23) BoUftänbtg Berbrannt merben. ben Stmäjt @otteS Seiben unb ^oh ber S)utl$-
^gegni fielen bie Oftergarbe unb Spfingflbrobe gang jum Sieg unb jur ^errlicbfeit. ,91uS bet
■uy ben ^rieftem anbeim. üßom ©ünbopfer beB ^ebrängni^ unb auB bem ©crid^l ift et binmeg-
Innen, nel^ nur in geinmedl obne bie 3utf)<i' genommen; unb er mirb geben ©ottlofe für fein
KaOflunbSQJeiöraut^beftQnb, erbielt bet ^rieftet ®rab unb ben SReit^en für feinen Sob (b. ti. man
tti SlffL (Eine SBJeinlibation mirb bei ben felb- meilt bei SreBlem ifim fein ®rob an unb bei
jUnbigen unblutigen Opfern in ber betligen Schrift einem !Rei^en in feinem Sabc) . begbalb, meil er
n^RiM envd^t, mug abet nacb Sf. 25, 29; Unred)t ni^t get^an unb S^nig nii^t mar in feinem
S7, 16; num. 4, 7 bei ben 6(i^aubrobtn onge- !Dlunbe; unb btr^ert moUte ibn jermalmen im
908
Opfer.
9a
fieiben. SBenn er bal^ingegeBen al§ @ünb* (@c^ulb«)
Opfer fein Seben, isirb er fd^auen bauembe bla^»
fommenf d^af t ; bafür, bag gebulbet \)ai feine @eele^
toxxb er fd^Quen unb ftd^ fdttigen; burd^ feine ffennt-
ni^ tt)irb red^tfertigen ber geredete fhted^t ®otte§
SSiele unb toirb beren üKijfetl^olen felbcr trogen." —
§ter liegt un^meifell^aft bie Seigre k)om fteUDertreten-
ben fieiben unb Sterben öor. 2)iefe f e^t aber notl^-
nienbig entfpred^enbe Cpfert)orfteIIungen DorauS.
S)od^ iß 5u bead^ten, hai ber jhtec^t @otte§ mit
bem fiantme t)erglic^en »irb, tt)eld^e§ nid^t ^um
©ünb», fonbem jum S5ranbopfer öerwenbetttmrbe,
unb bo^ bie SBerl^enlid^ung beSjelben unb bie
Ked^tfertigung ber SKcnfd^en otö 3iel be§ SobeS
borgefteüt mirb. S)entgemQ^ ift oud^ l^ier ba§
SBefen beS Opferd ni4|t in bie ^@d^Iad^tung'^
fonbem in bie freimiOige ^ingobe be§ Sebend on
@ott gelegt. S)ie neuteftamentlid^en Sd^^riftfteller
l^aben biefe SBeiSfagung itoat oerl^öltni^mögig
loenig benu^t, boc^ liegt Sipg. 8, 32 f. 1 $etr.
2, 22. 24 f. eine btrecte SBermenbung unb 3o]^.
1, 29. 36. Offenb. 5, 6. 12; 13, 8 eine inbirecte
Sejie^ung öor. 3lud^ 1 Kor. 15, 3 ff. §ebr. 9,
28 iQ^en ftd^ fourn anber§ erüören (t)gl. fiuc. 22,
37). aßattl^. 8, 17 ift boS gitot für einen onbem
Stoedf umgebeutet (f. b. «rt. grlöfung IV, 810 ff.).
S)te fie|re t)om Opfer Sl^rifti ift aber aud^ ber
^ouptgebonfe beS 9^euen ZeftamentS. S)er ^err
felbft bejeid^net eS als feine @enbung, fein fieben
für feine ©d^afe J^injugeben (Sol^. 10, 11. 17. 18;
15, 13; t)gl. 1 3ol^. 3, 16), gum fiöfegelb für
Siele l^inaugcben (Wattig. 20, 28. TOarc. 10, 45)
unb fein gleifd^ für bog fieben ber SBelt gu opfern,
fein Slut für SSiele ju öergiefecn (3o^. 6, 51 f. fiuc.
22, 19. 20. 1 6or. 11, 24; ögl. gpl^. 5. 2). ©ie
mieberl^olte 93orauSfage feined JheujedtobeS l^atte
einerfeits ben 3tt)edf, bie Sünger auf ben f4imcrj-
Ud^en 9lu§gang t)or5ubereitcn, foUte aber anberer-
fettd aud^ bie ooQe gfreimiUigfeit gur Uebema^me
beS aus fiiebe ju ben SRenjd^en t)om 93ater be-
fttmmtcn Opfers l^eröorl^eben. S)er ^ol^cpriefter
Saipl^aS mirb ol^ne fein SBiffen gum $ropl^eten,
inbem er im bolzen Sotl^ erflört: „68 ift beffer, ba|
ein aRenfd^ für baS SBoI! fterbe, alS ba^ baS gan}e
Soll 5u ©runbe gel^c." „®a§ fagte er nid^t au§
fi* felbft," fügt ber eöangelift ^inju (3ob. 11,
51), „fonbem al8 §ol)erpriefter jeneS So^reS weis«
fagte er, ba^ 3efud für baS SSol! fterben woEte,
unb nid^t blo^ für baS SSoIf, fonbem aud^, um bie
jcrftreuten Äinber ®otte8 ju ßinem ju fammeln."
S)ie 9lpoftel betra^teten ben ffreuseStob gb^fti
ate ba§ Opfer jur Vergebung unjcrcr ©ünben
(SRönu 5, 10; 6, 10; 8, 32. 2 gor. 5, 21. ®al.
1, 4; 8, 13. gpb. 2, 16. gol. 1, 20 ; 2, 14. 15.
1 $etr. 2, 24. 1 3ob. 2, 2), al8 fiöfegelb (äyrl-
XüTpov) für Me (1 Sim. 2, 6. %xt 2, 14). ai8
$rei8 beS fio8!auJ8 Don ber @ünbe wirb ba8 foft-
bare Slut 3cfu g^rifti, be§ reinen unb mafcllojen
fiammcö, bejeid^net (gpb- 1, 7. gol. 1, 20. 1 $Petr.
1, 18. 19), tt)cld^e§ bie ©ünben fü^nt (3iöm. 3, 25)
burd^ bie 93efprengung ober äBafd^ung (1 ^etr.
1, 2. 1 3o]^. 1, 7; 5, 6. 8. «poc. 1, 5; 7, U;
bie anmfd^en red^tfertigt (9t5m. 5, 9) unb mitOta
t)ereinigt (gpb. 2, 13. 18), ja aOIed im $imm(
unb auf Srbm Derfbl^nt (gol. 1, 20), bie SM^
erwirbt (3lpg. 20, 28) unb für ®ott oitfi oDc
Stammen fammelt (^oc 5, 9). S>a^ iß eS bo
iBlut beS bleuen 93unbe8 (Slattl^. 26, 28. SRor
14, 24. fiuc. 22, 20. 1 gor. 11, 25. 27). ^Oi
unoerfmnbare Snlel^ung an ben altteßamentfu!^
Opferbegriff unb Opferritud ftnbet il^re SBefUti
gung unb SBeiterfü^mng im ^ebröerbricf. S)ei
bier wirb 3efu8 gl^riftud als üc malere unb ewic
^ol^epriefter bargefteDt, Welc^ obne @unbe ij
aber mit ben @ünbem 9Ritleib l^at unb als Sn
bilb fieibm unb S:ob auf ftd^ nimmt, um Imn
fein 99lut ein t)oD!ommene8 ©ünbopfer batfi
bringen, gr t)erfofiet fürSQe ben Xob, um bun
ben 2:ob ben p befiegm, weld^er bie &errfd^
beS £obe8 f^ai, hm %tn^l (2, 9. 14), unb bie ta
ber Jhted^tfd^ft ju befreim, weld^e in Xobefifntri
waren (2, 1 5). 3n ben Xagm f eineS gfleif d^ 1^ (
93itten unb ^lel^en p bem l^ingebrad^t, ber rette
!ann, unb DoUenbet würbe er aQen, bie il^ gi
bord^en, Urheber bed ^txltH (5, 9). 9Kd^t miM
Blutes k)on 93ödfm unb ffölbem, fonbem mittel
feines eigenen 93luteS ging er ein für aOemal i
baS^eiligt^umein, ewige grlöfung finbenb; ben
wenn baS ^lut oon iBödfen unb Stieren, imb M
Sfd^e ber Jhil^, weld^e bie iBefledtten fprengt, bei%
)ur Steinbeit beS gfleifd^eS, wie Diel me^r wiri) bd
$lut gbrifU, ber burcb bm ewigen ®cifi jid^feBp
fledPenloS @ott bargebrad^t l^t, bie ®ewiffen id>
nigen oon tobtm SQßerf en mm 2)ienfte beS lebesiX'
gen ®ottc8 (9, 12—14)? ®em frembcn Wsk
weld^eS ber ^ol^epriefter jabrlid^ in baS Wa^
beiligfte für feine unb bie ^erge^m beS SoIM
bineintmg (9, 7. 25), ftcllt ber SSerfaffer baS eigoK
93lut beS neuteftamentlid^en ^obenpriefterS, bOB
irbifd^m ^eiligt^um baS b^nimlif^e gegemlk.
S)ie{e8 IBlut ift ba§ 93lut beS 92euen 93unbe§, tod«
d^eS burd^ ben S:ob gewonnen werben mu^te. Soi
IBlut bot aber ^ofeS gur !Be{prengung oerwenbet
3m 93Iut wirb SOeS gereinigt, unb ol^ne SIxt»
öergiefeung gibt eS feine SSergebung (9, 22). ^
na^ ift ai{iaT£xxuata oorwiegeub als 93efprenginig
ju erflärcn. ©o ift gbriftuS einmal auf ben tt«
fd^lu^ ber Seiten offenbar geworben gur Sejeiti«
gung ber ©ünbe burd^ fein Opfer (doma 9, 26).
SBeil baS $lut ber @tiere unb fBbdt nW bie
@ünben tilgen fann, be^b^^ ^om er in bie ffidt
unb fprad^ : „Opfer unb S)arbnngung boft butii^
gewoUt, einen ficib aber b^ft bu mir bereitet;
@an5opfer unb @ünbopf er baben bir nid^t gefoSet
S)a {prad^ icb : @iebe, id^ f omme . . . gu tbun, ®ott
beinm aOBiflen." 3n biefem SBiUen finb wu: jm
beiligt burd^ bie SDarbringung beS SeibeS gbrip
2)iefer bot ein Opfer für bie @ünbm bargebxoi^
unb fid^ für immer gur SRcd^ten beS IBaterS gefe]
(10, 4 ff. 12; ogl. 9, 28). ©c&bolb boben Wir Si
oerfid^t für ben gingang gum ^eiligtbum im Slu
gbriftt (10, 19), gum SWittler beS 5Reuen5Buube
«05
Opfer.
906
Scfol, imb |u bcm Slut ber 93efprengung, baS
b^ei xAti Ol« bod Slut «beld (12, 24). Som
n^fcuec ifl unb lann feine ätebe fein, nid^t blo^
«dl (8 fi4 twc Wlem um bad Sünbopf er i^anhtlt.
Inten tteil ber Seib Sl^rifK nid^t gerflört mürbe
nb loerben fofite. S)o9 Slltorfeuer ift bei biefem
|ö4jien Opfer in ber unenblid^en Siebe ^u fachen,
Bit »el^er 3efu8 burd^ ben emigen ®eift pd^ felbft
IVB Uittigm Opfer »eil^te Ool^. 17, 19); benn
ciae giö^ Siebe gibt t& nid^t, old ba^ einer fein
{da fih: feine gfeinbe l^ingibt (t)gl. mm. 5, 6 ff.).
Kitt aI3 ob baS mofellofe Opfer erft burd^ biefeS
SMfeuer gereinigt toerben mü^te, ober ed bilbete
bm Uebergong ^ur SBerflörung unb gur SSereini«
fa% ber menfd^Iid^en 9{otur mit bem SSoter im
^inraiel, )ur etoigen ißerl^errlid^ung bed ®ott«
Kiffen, ber nun im ^immel fortmöl^renb Opfer
linaiS borbringt, b.l^. bie SSerbienfle feines ein«
■öligen Opfer« un« ^umenbet SßiQ man oud^
)imn ben ^ntit^ud terfolgen, fo fonn man in
ba bnrd^ bie SBieberbelebung unb ^immelfal^rt
loll)ogmen SBetl^tigung unb IBermirflid^ung ber
nfigiölen Siebe eine Souterung burd^ baS SItar«
taKC |nr Seröl^nlid^ng mit ® ott erfennen unb bie
Sieberbelebung oI« ein ^prie{terlid6e§immutatit)e3
anbringen eine« Opfer« in ber ® eftalt be« IBronb-
fftUtA" betrod^ten. 2)od^ finb olle Speculotionen
über bo« bimmlifd^ Opfer mtiftifd^er 3lrt.
Sie SBirfnngen biefe« Opfer« für ben
0|)ftniben finb bomit bereit« ongebeutet. S)ie
ei^feit, tt>eld^ er t>or (Srünbung ber SBelt be*
ffoüt, hmrbe i^m mieber au %f)tü &of). 17, 5).
Sott bot i^n erhöbt unb l^ot i^m einen fHamtti
mhm, ber über ieben 9tamen ift {^^xl 2, 9).
tr ^ ben ^errf d^er biefer SBelt beftegt, ift trium«
li^izenb ou« bem @robe ouferftonben unb in ben
^mel ouf gefobren, ino er )ur S^ed^ten be« IBater«
Kise ßnigUc^ ^errfd^ft au«übt bi« ^um @nbe,
Bonn er bo« ff bnigt^um bem SSoter übergibt, nod^-
bm er oUe ^enfd^ft, 9Rad^t unb ©emalt Der-
«(ttet l^t (1 Sor. 15, 24). S)iefe SBirfungen
Mftreu3e«opfer« gelten ober oud^ ouf biejenigen
über, toelibe ebriffai« burd^ fein SBIut erfouft unb
B feinem Seibe ongenommen bot. 2)ie SRenfd^en,
n toebbe 3efu« burd^ feinen fleUt)ertretenben Xob
mors satisfactoria, vicaria) genugget^an l^ot,
tnben befreit Don ber jhtec^tfd^oft ber @ünbe
(»in. 5, 10; 8, 1—4. gpl^. 1, 7), Dom Sludge
krt eefe^ (®oI. 3, 18. Cpl^. 2, 15. ^ebr. 9,
14) nnb t>on ber ^errfd^ft ber gfinftemig, be«
XobcS unb be« Xeufel« (1 Sor. 6, 20. gol. 2,
18-15. feebr. 2, 14). ©iefcr negotiöcn ©ette,
tol^e im Seiben unb Xob Sbrijti i^re IBorou««
fe^nig bot, entfprid^t ober oud^ bie pofltiDe. SSBie
C^rißu« burd^ Seiben in feine ^enlid^feit eingeben
n^, fo ifi oud^ feinen jungem biefer SBeg Dor-
gijrid^et. 3nbem fte in ber Xouf e mit ibm fterben,
fiibcn ^e oud^ mit ibm sum neuen Seben ber ®e«
mbKgfeit unbj)eilig!eit mieber auf. @ie nierben
Ol Sab ber SSiebergeburt t)om b^üigen ©eifte
tneuert, nm ote neue Sreotur (Sott ju bienen unb
einfi für immer mit ®ott üereinigt p »erben.
©0« l^eiligc Opferfeuer ber Siebe, toeld^e« om
ffreus bie menfd^Iid^e 92otur l^eiltgte unb }um
Sronbopfer unb Sünbopfer öertoonbelte, burdi)-
bringt ben mpftiftben Seib E^rifti unb fleHt feine
93raut, bie ff ird^e, rein unb untobelbof t bor. SBenn
burd^ bie Sine @ünbe Slbom« ber Xob über oÜe
9J{enf4ien gefommen ifl, fo ifl um fo mebr bie
©nobe unb bo« ® efd^enf be« ßinen 3)lenfd^en über«
reid^ .für öicie (Äöm. 6, 15. 2 6or. 8, 9). 6bri-
ftu« ift gefommen, bomit fie bo« Seben im Ueber-
fluffe l^oben Oob. 10, 10) unb burd^ feinen Xob
5um ett)igen Seben gelangen (^ebr. 5, 9; 9, 15;
10, 19). ©arin liegt bie 93ebeutung ber Opfer»
mol^Iseit, in bereu 93ilb bie ^eilige @4inft fo gern
bo« eh)ige Seben, bo« SReid^ ®otte« borfteUt. S)ie
@d^oIaftifer erfennen in ben Derfd^iebenen SBir-
fungen bo« ©ünb- (Söm. 4, 25), 0rieben«- (§ebr.
5, 9) unb Sronbopfer (§ebr. 10, 19).
2. 2)ie Seigre ber ffird^e. @(bonbieopo«
ftolifd^en 93öter, nomentUd^ SSomobo«, SIemen«
unb ägnotiu«, geben eine tief empfunbene S)or-
fteUung t)on bem für unfere @ünben geftorbenen
@obne @otte« unb fd^ilbem bo« Opfer Sl^rifti
ol« ein fteüoertretenbe« Sül^nopfer. S)o« nicö«
nifd^e @Iauben§befenntni^ brüdtt bie^ in ben SBor«
ten ou«: crucifixus etiam pro nobis. 2)od^ be«
ftonb bo« Opfer Sbrifti no^ ben ^aittn ni(|t in
einem öugem @trof oct ber göttlid^en (Sered^tigfeit,
ber fub an Sl^riftu« DoII^og unb um beffenttoiOen
ben fünbigen 9J{enfd^en ibr fünbbofter 3uf^<inb
nid^t ongered^net tt)erben foD, fonbem nad^bem
burd^ Sbrifti S:ob bie @ünbe getilgt, lourbe in
feiner ^uferftebung bo« neue Seben mieber l^er«
gefteHt. 3e]u§, ba« SBort ®ottc«, ift SKcnfcb gc
tt)orben unb für bie ü)ienfd^en geftorben unb auf»
erftanben ; er mürbe burtb feiue unenblid^e Siebe,
tt)a« mir fmb, bomit mir burd^ ibn mürben, mo«
er ift. ©iefcr ©cbanfe prägte fid^ befonber« in ber
m^ftifd^en ^luffaffung be« erlöfung«merfe« ou«.
®ie SDRenfcbmcrbung ßbrifti bebeutet bie 9luf-
bebung ber @d^eiben)onb ^mifd^en ^immel unb
Srbe, bie ^Bereinigung ®otte« mit ben SSlenfd^en.
SSBie mir im erften ^bam ®ott beleibigten, fo ftnb
mir im jmeiten mit il^m oerföbnt morben, inbem
mir geborfom moren bi« gum Sob om ffreu^e.
Sein Seiben unb Sterben ift oucb unfer Seiben
unb Sterben. Snbem ber Sogo« ®otte« feinen
lempel unb fein leiblid^e« Organ für Slüe ol« Söfe-
gelb (dvTi^uxov) bobingob, bot er burd^ ben Xob
bie Sd^ulb gelöst, unb fo bat ber mitSUen burd^
feinen Seib t)erbunbene unDergonglid^e Sobn ® otte«
^Ue burd^ bie ^offnung auf bie Sluferftebung mit
Unöergönglid^feit übcrfleibct. ©icfe miiftifd^e 51uf «
fof jung be« SBerfeS Kbnfti toirb ober nöbcr erflört
burd^ bie Sebre öon ber griöfung unb SSerföbnung
(redemtio et reconciüatio). S)ie @rlöfung
mürbe junöd^ft ol« ein So§fouf8gefd^äf t borgeftcflt,
bei melcbem bie ber ^crrfd^oft be« Xeufcl« oer-
follenen 5Kenfd^cn um ben ^rei« be« XobeS ßbrifti
I befreit mürben. 3efu« gab feine ©eele gum Söfe-
907
Opfer.
90
gelb für IBtele ^m. S)od^ toutbe bie BefonberS Don
OrigeneS üorgetrogeneSJ^einung, als ob bemXeufel
unb nii^i @ott bog Söfegelb bargeboten toorben
fei, balb befömpft unb nur ber aOgemeine @a|
feftgel^alten: Justitia diabolus superandus erat
(Aug. De trin. 13, 13, 17). »18 «bäforb bie
SorfteHung Don einem Siedet beS Teufels an bie
Stenfd^l^eitbefämpfte, tt)urbe er Dom |()1. 93em]^arb
ber 3rrle]^re bejici^tigt. 3n mobiftcirter SBeife
ttmrbe biefe Zl^eorie nod^ big in bie neuere 3eit
Dertl^eibigt 2)ie 93ater l^aben übrigens ftetS bamit
bie Seigre Don ber @rl5fung unb SSerföl^nung Der«
bunben. SBenn au(^ ber formelle SluSbrud satis-
facdo yicaria bei il^nen in ben erften ^el^n
äal^rl^unberten nid^t Dorfommt, fo if) bod^ il^re
Bolutio 8. exBolutio debid, moburd^ ber $ei-
ligfeit unb ©ered^tigfeit ©otteS ©enüge gefd^el^en
foDte, mel^r formell baDon Derfd^ieben. ®an|| be»
ftimmt brfidtt ftd^ SrenöuS l^ierüber aud, ber in
ber SRegel aI8 ber erfte 3^uge für bie @ati§»
factionStl^eorie unter ben ^ird^euDötem angefül^rt
mirb. Sin ©ottmenfd^ mu^te bie @d^ulb »bamg
tilgen, bamit burd^ ben ©el^orfam beS Sinen
93iele gerettet loürben unb bog emige Seben er-
langen. 2)iefen ©el^orfam l^at SefuS burc^ fein
bemüt^iged unb felbftDerlöugnenbeS Seben, gans
befonberS aber burd^ feinen Jheu^eStob geleiftet.
6r l^at burd^ fein Slut unS erlöst, feine ©eele für
unfere Seele, fein Sfleifd^ für unfer Qfleif^ bal^in-
gegeben (Adv. haer. 5, 1, 1 ; 16, 8). ^ud^ Ori-
geneS fu4|t ben fatiSfactorifd^en SSertl^ beS XobeS
ber ©ered^ten unb 9RartQrer, loeld^er aud^ Don
ben Reiben anerfannt mar, Don bem uniDerfeHen
Sßert^ beS JheuseSojpferS abzuleiten. IBei S^riO
Don Serufalem fmb bie Derfd^icbencn »nfid^ten Der-
einigt. 6r fagt (Gatech. ad illum. 18, 33): „^tx
^eilanb l^at biefeS erbulbet, um mit feinem am
^eu}e Dergoffenen IBIute aOeS gu Derföl^nen, maS
im ^immel unb auf ber @rbe ift. S)enn mir maren
f$feinbe ©otteS burd^ bie @ünbe, unb ©Ott be-
fd^Io^, ba^ ber @ünber fterben muffe. ßS mu^te
nun eines Don beiben gefd^e^en: entmeber mu^te
©Ott bei feiner S)ro^ung bleiben unb »He Der«
tilgen, ober Sarml^erjigfeit gcbraud^en unb feinen
»uSfprud^ änbem. »ber f ie^e bie SBeiS^eit ©otteS !
Sr fid^erte bem »uSfprud^ bie SBal^rl^eit unb ber
iBarml^ergigfeit bie SBirffamfeit. Sl^rifhtS na^m
in feinem fieib bie @ünben auf baS ^ol), bamit
mir, burd^ feinen lob Don ben ©ünben befreit, ber
©ered^tigfeit leben. 92id^t gering mar, ber für unS
ftarb; eS mar fein fid^tbareS Opferlamm, fein
blofeer SWenfd^, aud^ ni4|t blofe ein ßngel, fonbem
ein üKenft^ gemorbener ©ott.'' CufebiuS (Dem.
ey. 10, 8, 33 sqq.) be^eid^net baS Opfer 3efu alS
XüTpov, iiyxi^Myoy^ dvmuTpov. ©aS ßoncil Don
epl^efuS (431) lel^rt im 10. »nat^ematiSmuS,
g|riftuS fei ^ol^crpriefter unb »poftel unfereS S3e«
fenntniffeS gemorben, um, mie bie ©d^rift fage,
fid^ felbft für unS ©Ott unb bem SBater jum lieb-
lid^cn SBol^Igeruc^ bar jubringen. »uguftinuS betont
baS Opfer beS Unfd^ulbigen für bie @d^ulbigen.
Ueberaü erfd^eint ber lob S^rifH oIS ber cntf^
benbe »et, als SSerföl^nung, Srfaufung, fienDei
tretenbe ©enugtl^uung; überaQ mirb boS S^ri|lQ
t^um als bie Religion ber SBerjöl^nung, loel^e ii
^Bereinigung mit ©Ott fül^rt, gefeiert. SBirb bk
barauf l^ingemiefen, b<2^ ©ott aud^ burd^ fd
blo^eS SBort unfer ^eil l^erßeDen fonnte, fo fo
bamit nur bie unenblid^e Siebe beS SrIöferS betoi
merben, meld^er fein Seben unter f(^meren 8eib(
l^ingeben moQte, um unS ein SSorbUb git geben nx
bie ©ered^tigfeit unb SSorm^erjigfeit in gleid^
SBeife Dor »ugen gu fteOen. »uguftinuS fo|t b
IBebeutung beS JheugeSopferS (De trin. 4, 14, 11
fd^ön unter ben fragen cui, a quo, quid, pi
quibus offeratur jufammen: Idem ipse unt
yerusque (Dgl. Oontara advers. leg. et proph. '.
18, 37: Quoniam singulari et solo vero sacr
ficio pro nobis Christi sangois effasos est
SSßö^renb bie gried^ifd^e JKrd^e bei ber Ott!
m^ftif d^en SBerf öl^nungSIel^re ber IBöter ftel^en blie
l^at bie abenblänbifc^e ßird^e bie IBerf öl^nungSIe^
meitergefül^rt unb miffenfd^aftlid^ gu red^tfertig<
gefud^t. ©runblegenb ift »nfelm Don Sontedmi
mit feiner @atiSfactionStl^eorie in ber @d^ft Gi
Deus homo gemorben. 9kd^bem er bie Soi
faufungStl^eorie fritiftrt l^t, }eigt er, ba| @o
nad^ feiner ©ered^tigfeit unb für feine S^re m
burd^ ben Opfertob eines ©ottmenfd^n ©emig
tl^uung erl^alten lonnte. S)ie fpöteren @^oIa|lift
l^aben ben ©runbgebanfen jmar feftgel^Iten, toei
er entfd^ieben biblifd^ ift; aber fte erfennen (ein
flrenge 92ot]^menbigfeit, fonbem nur eine (Sm>
grueng an, b. 1^. fte leieren, bag eS ber ©ered^tigfet
©otteS nid^t miberfprod^en ]()ötte, bem SRenf^o
aud^ ol^ne aböquate ©enugtl^uung auS ^8am*
^erjigfeit @ünbe unb @d^ulb nad^gulaffen, oiei
eS fei ber ©ered^tigfeit entfpred^enb, ba^ eine fold^
Derlangt mürbe, ©eleiftet mürbe fie aber Don S^ri*
ftuS aus unenbUd^er Siebe. 2)aburd^ ift berlheu^cfi'
tob gugleid^ gum »et ber Offenbarung ber g5tt«
lid^en Siebe unb ber ©el^orfam Sl^rifti gum Sop
bilb für bie ©löubigen gemorben. 2)enn Sl^ripuS
l^at mel^r getl^an, als bie ftrenge ©ere4|tigfeit er>
f orberte, um ben 9)?enfd^en überreid^Iid^e @nabe
gu Derbienen unb il^nen ein 93cifpiel gu l^interlopen.
S)aS Iribentinum leiert anlö^Iid^ beS l^eiligen
aJefeopf crS (Sess. XXTT, c. 1) : Is igitur Deus et
Dominus noster (sc. sacerdos secundmn (S^
dinem Melchisedech), etsi semel seipsum in
ara cnicis, morte intercedente , Deo Patri
oblaturus erat, ut aetemam illic redemti»
nem operaretur etc.; eS nennt baS JhreugeSopfv
ein sacrificium cruentum semel in cruce per
agendum . . . quando per sui sanguinis eAi
sionem nos rodemit, eripuitque de potestai
tenebrarum et in regnum suum transtulit, un
l^ebt befonberS baS sacrificium propitiatoriui
l^erDor (ib. c. 2) (Dgl. Sess. V, can. 3 : Qui nos De
reconciliavit in sanguine suo [Spl^. 2, 18. Cd
1, 13. 1 lim. 2, 5 f.]. Sess. VI, c. 7 : Qui . . . bü
sanctissima passione in ligno crucis nob
t09
Opfer.
910
JBitifieaiionem memit, et pro nobis Deo Patri
ntisfocit). Skr rdmifdK mted^idmud gibt eine
wikn SnSfuIMng biefer ©ebonfen, inbem er
dnnjcttS bie (Sriinbe für biefe f d^mer^DoDe XobeS-
oit, cnbererfeitd ben S'^^^ bed gangen Opferd
bodcgt: Hoc enim in passione et morte Filius
Dei salyator noster spectavit, ut omnium
aetitnm peccata redimeret ac deleret et pro
ds Patri abnnde cumulateque satisfaceret
(1, 4, 13). WS SBirfungen beS JheuaeSopferS
fii^er (ib. 17) auf : bie ^Befreiung üon ber @ünbe
((oL 2^ 13. 14. apoc 1^ 5), ber ^errfd^aft bed
XofelS (3o^. 12. 31. 32) unb ben eünbenjlrafen
(Tom Yero qoia nullum gratius et acceptius
Deo sacrificium offerri potuit, Patri nos re-
eondliavit, eum nobis plaoatum et propitium
nddidit Po8tremo,quoniam peccata sustulit,
eoelomm etiam aditum, oommuni humani
generis peccato interclusum, nobis patefecit
Ifyk. 10, 19]). aid ®rünbe für biefe 0rüd^te beS
0)>fnfi toerben (ib. 17; ügL 2, 4, 53) genannt:
kittN)lIenbete (Senugtl^uung, xotlä^t 3efu§ gl^rifiuS
fir snfere @ünben leiflete; ber übeneic^e $rei§,
loel^en er für unfere Sd^ulben begal^Ite; bad ®ott
kfonberd ongenel^me Opfer f eined eigenen Sol^ned
(«pi. 5, 2. 1 gSetr. 1, 18. 19. ®oI. 3, 18). 3um
Sijßxii ^ebt ber Poted^idmuS bag erl^abene IBeifpiel
(eoor, toeld^efi 3efu8 un§ in feinem Zobe gegeben
H iid^em er oEeS, toa% er tt)ö]^renb feiner öffent«
ki^enSBirffomfeit leierte, gleid^fam on bem Sinen
tage feined Seibend in ftd^ felbft jur 2)ar{tenung
iico^te. Durd^ bie fRad^a^mung 3efu foQ ber
\f^ Stotd beS Opfers, bie 93erbreitung beS
Seines (Sottefi, bie C^tligung ber 9Renfd^l^eit unb
bk ßemeinf d^f t mit @ott bef örbert »erben. 9u8
biefm 9Bir!ungen bed gottmenfd^üd^en Opfers er-
fidit fid^ ber freubige S)anl ber l^öler für ba§
Set! ber Siebe, melc^erinbemclaffifd^en: Ofelix
culpa, quae talem meruit salvatorem, be§
^l luguftinuS einen allgemein aufgenommenen
tuSbrud erhalten l^t. S)ie tJfrage über hali 3R\M
ba erlöfung ift in ben 9rtt. ^^riftuS unb gr-
Ulfung beontmortet S)a§ Subject bed SrlöfungS-
o|ifei3 ift bie gdttlid^e $erf on beS Sogo§, bog 3Ber!-
|tag bie menfd^Iid^e !Ratur (Idem sacerdos, idem
ethostia: sacerdotium tarnen et sacrificium
hmumae conditionis est officium; Ambr. De
fideS, 11, 87).
IV. S)a8 l^eilige ajtegopf er ift ba§ an
te Opfer El^rifti fl<§ anfd^Iicfecnbe, ba§felbe er-
neuembe immermöl^renbe Opfer be§ 92euen IBun«
bcd, in iDeI(^m S^riftuS ^ugleid^ al3 Opferer unb
fiß Opfergabe burd^ ben ^riefter fein t^Ieifd^ unb
iki unter ben @eflalten üon iBrob unb SBein
km Sater im ^immel barbringt.
1. Sinfe^ung. SBöl^renb bie blutigen Opfer
beS aiten SunbeS im Opfer Sl^rifti am Jheu^e
^reC^rfüIIung unb il^rSnbeerreid^tl^aben, l^ätten
i^ unblutigen Opfer feinen 9lntit^pu§ im 9ieuen
Sitnbe^ inenn nid^t S^riftud in ber @ud^anftie
icbm bem @aaament ^ugleid^ ein unblutiges
Opfer eingefe^t ]^ötte. S)ie ^ropl^eten l^aben nid^t
nur auf baS @ine Opfer, n)eI4ie8 aUt blutigen
Opfer überpfftg mad^en tt)erbe, l^ingemiefen, f on-
bem au(^ ein neues Opfer in SSrael gemeiSfagt,
tt)eId^eS nid^t an ben einen Ort gu 3erufalem ge«
bunben, fonbem an aOen Orten bem $erm bar-
gebrad^t loerben foQe. 93efonberS flar l^at 9Ra«
lad^iaS 1, 11 ein foId^eS Opfer t)orauSgefagt
(«IBom Aufgang ber @onne bis jum 9]iebergang
iß mein 92ame gro^ unter ben fßbVttm, unb
an Jebem Ort mirb meinem !Ramen geopfert, ge«
fpenbet, unb itoax ein reineS Opfer. SDenn gro^
ift mein !Rame unter ben 93ölfem, fprid^t ber
^err ber ^eerjd^aren"). S)iefe @teDe fann fo-
tt)o]^I megen beS SBorteS nnst: als megen ber
tSuSbe^nung auf alle IBöIfer loeber üon einem iübi«
[d^en Opfer, nod^ k)om ffreu^eSopfer an fu^ ge»
beutet merben. 6S ift aber auc^ bie Se^ie^ung auf
bie meffianifd^e 3eit Har t)orge5ei(^net, benn t)on
biefer l^atten bie ^rop^eten löngft bie allgemeine
SSerel^rung beS IRamenS ©otteS t)erfünbigt. 2)ie
^röfenSf orm fielet mie im Sllten Zeftament l^äupg,
befonberS in propl^etifc^er ätebe, für bie 3ufunft.
S)iefe iBe^iel^ung f orbert aud^ baS SSorl^ergel^enbe,
toeil für bie ©egenmart tt)o]^IgeföIIige Opfer begel^rt
loerben, unb baS fjfolgenbe, meil als iBegrünbung
etn)aS ©leid^^eitigeS gegeben ift, meld^eS mit ben
SBorten „unter ben Reiben" unb „an jebem Ort**
in bie 3ufunft l^ineinreid^t. 2)enn ba^ ^ier bie
l^eiben als @ub|ect ber ©otteSüere^rung gebadet
ftnb unb nid^t k)om @otteSbienft ber unter ben
Reiben )erftreuten 3uben bie ätebe ift, ergibt fic^
fd^on barauS, hai ber leDitif^e ©otteSbienft be«
feitigt toerben foB. SeibcS trifft für bie 3eit beS
$Prop]^eten nid^t ju. S)ie 3uben in ber ©iafpora
toarcn ju gering an 3öT&J wwb Verbreitung, als
ba^ burd^ fte ber 3lamt ©otteS unter aden SSöUem
grog gemad^tmorben möre, aud^ menn angunel^men
möre, ba| fie ben ©ebraud^, @peifeopfer barju«
bringen, angenommen l^ötten. 2)er 9uSbrudP
„mein SRame ift gro&" fann nur t)on einer pofi-
tiDen ©otteSüere^rung t)erftanben tt)erben. 6in
blogeS Sinnen ber 3ufunft feitenS beS ^ropl^eten ift
auSgefd^Ioffen, tt)eil ber ^err Subject ift unb nad^
ben $rop]^eten bie £)eiben erft in ber mefftanifc^en
3eit ben §erm öeref reu »erben. ®aS largum 3o«
natl^anS mu^ baS Opfer üon bem ©ebet ber Suben
in ber S)iafpora erflören, nioburd^ meber bem be-
griff bcS Opfers no4l ber aflgemeinen Verbreitung
©enüge gejd^el^en ift. S)a]^er bleibt nur bie Sr-
f üüung in ber d^riftlid^en JHrd^e übrig. SS paffen
aud^ alle Sigenfd^aften beS DorauSüerfünbigtcn
Opfers JU bem unblutigen Opfer ber fatl^oUft^en
ffird^e. S)ie Kl^riften l^aben bie ©ebeutung biefer
SBeiSfagung alsbalb erfannt unb in bem, maS l^ier
angefünbigt toirb, bie Slnbetung im ©eift unb in
ber SaSal^rl^eit (3o]^. 4, 23) gefunben. S)irect
benujt tt)irb bicfelbe fd^on in ber „Seigre ber 9lpo-
ftel", öon Suftin, SrcnäuS unb Dielen ?lnberen.
SBöre Don i^nen bie Stelle auc^ nur alS Slnmen«
bung auf bie Sud^ariftie gebrandet, fo mürbe
911
Opfer.
912
bmnit bod^ bet Opf erd^oroßer ber Sud^ariftte üor«
ausgefeilt. ätenöuS fagt aBer oud^ (Adv. haer.
4, 17, 5) mit Hören Porten: ^3efu8 leierte ein
neued Dp^tx, iseld^ed bie ftird^e k)on ben Sipofteln
emt)fangen l^at unb auf ber gongen ßrbe bar-
bringt . . . , Don weld^em einer ber jwölf $ro-
pl^eten, aJtalad^iaS, fo gemeisfagt l^at.'' SufebiuS
lagt (Dem. ev. 1, 10, 86) im ^nfd^Iug an bie
^ropletenftelle : ^SBir opfern ®ott ein üoQeS
unb fd^rednid^ed unb l^od^l^eiligeS Opfer; mir
opfern ein reined Opfer auf neue SSBeife nad^
bem neuen Sunbe." Il^eoboret bemerft ju 3JlaI.
1, 11: ^2)a§ ^infd^Ia4|ten ber unDemünftigen
Siliere l^at oufgel^ört; bad unbefledfte Samm, mel«
d^ed bie @ünben ber SBelt l^inmegnimmt, mirb
oDein geopfert.'' SBenn baS @ebet bamit bereinigt
mürbe, fo folgt barauS nid^t, ba^ bie ©ebete, mit
meldten bie ®aben bargebrad^t merben, bie Seele
be§ Opfers im 9{euen Zeftament unb ber öugere
atituS nur eine Serimonie fei. @onft mürbe aud^
baS JhreugeSopfer feinen obiectit)en SBertl^ üer«
Keren. 9(ud^ba§Sribentinum(Ses8.XXn, cap.l)
unb ber Gaieohism. Rom. (Euch. n. 73) ^aben
bad Sitat ou8 SDlalad^taS oufgenommen.
S)er IBorauSfage be§ Opfers entfprid^t oud^ bie
IBorauSfage beS ^rieftertl^umS Of. 66, 21); benn
bie aus ©nabe berufenen iBöIfer foEten ein neueS^
nid^t burd^ fleifd^Iid^e Sbftammung beftimmteS,
fonbem nad^ bem SBol^Igefallen ©otteS ermöpeS
$neflert]^um erl^alten. S)ie ißerönberung beS
Opfers unb beS $rieflertl^umS ge^en ^anb in
^onb (^ebr. 7, 12). S)arauf meist S)at)ib in
$f. 109, 4 l^in: ^S)er ibm l^at gefd^moren, unb
eS mirb il^n nid^t reuen: du bift $riefter in 6mig-
feit nad^ ber Drbnung üKeli^ilcbed^S.*' ©iefer
aber mar ^riefter beS ^öd^ften ©otteS. S)emnad^
fann eS ft^ bei ber ©abe Don $rob unb SBein
(©en. 14, 18) nid^t um eine bloge Srfrifd^ung,
fonbem nur um eine oblatio ]()anbeln. ^enn
meiter l^erid^tet mirb, 9JteId^i{ebed^ l^abe ben ^bra-
^am gefegnet unb ein SDanfgebet )u ©ott gerid^tet
für ben Derliel^enen @ieg, fo ift ber bei einem pa-
triard^alifc^en ff5nige felbftDerftänblid^e 2)oppel-
d^arafter beis $riefterf5nigS l^erDorge^oben unb bie
©abe als Danfopfer gefenn^eid^net, ob nun eine
Opf crmal^Ijeit nad^gef olgt ift ober nid^t. 2)er IBer-
faffer beS ^ebröerbrief eS be^iel^t biefeS IBorbiU) auf
ben ^ol^enpriejier beS fRtntn 93unbeS (7, 1—4;
8, 8; Dgl. 5, 4 — 6). SBenn er au4i gerabe bie
©oben ni4|t nemtt, meil fte für feinen 3tDedP, bie
äubend^rijien Dom aaronitifd^en ^rieftertl^um unb
SultuS ab^u^Iten, nid^t geeignet maren, f o ift bod^
baS eud^ariftifd^e Opfer eine ebenfo notl^menbige
Sfolgerung als baS emige fiiobeprieftertl^um mit bem
Opfer im 6immeL S)ie U^öter (SlemenS Don 9lle«
sanbrien, G^prian) mad^^n aud^ bie Snmenbung
auf baS eud^ariftifc^e Opfer. SugufHnuS Derbinbet
bie Opfer SReld^ifebecbS unb Walac^iaS'. Sie
S^aubrobe mit ber SBeinfpenbe alS unblutiges
Opfer bieten einen gutre^enben 20puS. 2)aS
^^Sd(^alamm l^t feine SrfüQung im ffreu^eStobe
gefunben (1 Sor. 5, 7) ; aber bie Sejte^g anj
baS le^te Slbenbmal^I unb bie ^aSd^omol^Iieit loffn
erft baS gan^e ^rieftert^um S^rifli tttü> bie Doli
93ebeutung beS JheuieSopferS erlennen. lieber bei
Opferd^arafter beS $aSd^ lann fein em^R^ei
Streit entftcl^en (65. 12, 1—13. 27; 84, 25
92um. 9, 6. 7. 13); ^l^ilo, äofepl^uS unb bai
fpotere 3ubentbum laffen bierüber feinen 3me^
S)er 92eue 93unb mürbe aber burd^ baS ^aSi^amoli
inaugurirt: baS iBIut, meld^eS 3efuS Dergie|a
mirb, ift baS IBIut beS 9ieuen SunbeS. SBernibo!
Opfer beS bleuen iBunbeS mie baS ^Sd^ bie b(mf<
bare unb freubige Srinnerung an bie göttlid^ 9e
freiung ^eiligt, bie gläubigen ©lieber ber auSer
möl^Iten 92ation in einer innigen Sruberfd^ft bd
©laubenS unb SebenS Dereinigt, fo lunbtgt eS an
ba^ ein erl^abener Vertrag smifd^ bem Smign
unb feinem 93oI!e beftegelt ift, unb menbet bte(8e
bauten unb bie f^ei^en auf baS Opfer, bejfa
^lut biefen 93unb ratificirt bat; aber bieg 6^(4^4
nur DoUfommen, menn, mie beim iübif^en^ßoSd^
baS Opfer beS fiammeS fid^ immer mieber emeueri
in ber d^riftlid^en Jlirc^e ein fortma^renbeS Op^
bef^ebt, melc^eS als tJfortfe^ung unb Smeuerusf
beS Opfers am ffreuje mirlt. S)aS ^aSd^fei
fagte bie brei Opferformen, @ünb-, Sranb« mit
t^riebenSopfer, in einer SBeife jufammen, bof
eS ebenfo ber DoQfommenfte ftnnli^ XppuS bd
Don SbnftuS als bem geiftlid^ ^Kmpte unb ben
StammDater ber 9ßenf $en für bereu Sridfung md)
SBiebergeburt bar^ubringenben OpferS fein foOie,
mie baS Opfer Slbra^omS ber geifiige X^puS btf-
felben ift. 3n a^nUc|er Sßeife Dereinigt aber on^
bie t$fortfe|ung biefeS $aSd^aopferS in ber Ainte
bie Derfd^icbenen tJformen ber alten Opfer, iidMDi
baS unblutige Opfer jur @übne ber @ünben in))
jum fiob unb 2)anf ©ott bargebrac^t miri) unb
baS Opfermal^I bie ©laubigen mit bem iQavß^
unb unter \\d) jum Seibe S^rifti Dereinigt, ^eiligt
unb ftörft. 9n unb für ftcb ift eS ber SntüwiiS
ber unblutigen Opfer, in SSerbinbung mit ben
ffreujeSopf er ber ^ntilQpuS ber 93tiopfer. — S)ie«
feS Opfer bat 3efuS in ber S:bat nad^ ber geicr
beS DorbiIbIi4ien $aSd^ eingefe^t unb mit feiam
Süngem gefeiert. 3nbem er am Sorabenb feiiifi
XobeS, als er bereits im 9}egnffe jtanb, ft^ feftft
als ^oberpriefter feinem IBater barsubringen, Siob
unb SBein in feinen Seib unb feinSIut Dermonbdte
unb Dom Seib fagte, ^ber für eud^ babingegeben'
(Suc. 22, 19) ober «für euc^ gebrod^en mixb'
(1 gor. 11, 24), Dom S(ut, eS fei baS Slut feintS
^unbeS, «meld^eS für IBiele Dergoffen mirb ffi
^krgebung ber Sünben" (Wottb. 26, 28); tnbeni
er bann bie Sünger aufforberte, bieg gu fetnd
Anbeuten, jur iPerfünbigung beS XobeS bcS fyxa
(1 Sor. 11, 24 f.) in tbun, fenn^eidbueie erbaS
Opfer im 3ufammenbang mit bem beDorfkb^nba
ftreujeSopfer unb bie OpfermabU^ Ctne foüii
)um Anbeuten ju mieberbolenbe religiöfe f^onbbnc
mugte als Opferbanblung erfcbeinen, bei mel^ei
ein Unterfcbieb jmifcben ^^bun" (itoiec») vnl!
Opfer.
914
^civ) ni^t gemad^t loerben batf . 2)a-
ifhifi, tote and) bie Participia Prae-
tuf Srob unb SBein als Opfer anju»
Berba (geben, bred^en, ausgießen) be«
)eDorfie|enbe blutige Opfer unblutiger«
)irt unb feinen Süngem bie unblutige
lg beS blutigen Opfers befolgten. S)iefe
lerm auc^ in btefem Sinne üerftonben,
eier ber ©el^eimniffe l^otte einen üoQ-
pferd^orofter. S)iejelbe mirb frellid^ in
efd^ic^te suerfl einfad^ aI8 93robbred^en
ejeid^net (9lpg. 2, 42. 46); allein fd^on
) tritt ber te^nifd^e tSuSbrudP Siturgie
oirb biefeS SBort oud^ oügemein für bie
eined dffentlid^en 9lmte8 gebrandet;
iblifd^m Spra^gebraud^ bilbete baS
toefentUd^en X^eil bed priefterlid^en
De^l^alb l^at ftc^ bei ben @ried^en ber
gie für bie gfeier beS ]()eiUgen Opferg
; unb erl^dten. 9{od^ entfd^iebener be«
nrgleid^ng mit ben jübifd^en unb l^eib«
tm ben Opferd^orofter ber ßuc^ariftie
16 ff.). @S ifonn unmöglid^ iflebig-
:ni (ber (Semeinbe) eigenen f ortgefe^ten
einmal Doflbrad^ten Opfers unb ber
Kfteten SSerföbnung" bie SRebe fein,
loftel fagt im fleifd^Iid^en 3§rael nö^«
)en, iDeld^e ba§ Opfer effen« om SHtar
len Reiben opfere man ben S)ämonen
'Ott« fo ba| bie Sl^riften, meiere oom
fleifd^ genießen, fi^ ju ©enoffcn ber
nackten. iBei bem j[übifd^en ^riebenS-
te OpfermabUeit eine oom ^erm als
egebene, unb eS fanb eine innige 93er-
ifd^en ©aftgeber unb ©äften unb bicfcn
itt; nad^ b^ibnifd^er ^Injd^auung fanb
eine 2WabIseit mit ben ©öüern ftatt.
ber ^poftel als IBergleid^ungSpunf t baS
Ige baben; ^Itar, 3:ifd^, Opfermabljeit,
fd^aft paffen nur bicrauf. Snbem bie
)o8 Srob brcd^en unb ben Ä eld^ fegncn,
^e benSob beSf)erm unb ooUjicbenbie
georbncte Opferbanblung. 95cim @m-
ic 3:ifd^genoffen beS §crm unb werben
8 auf^S Snnigfte ücreinigt. ®ie gci-
• (3löm. 12, 1. C)cbr. 13, 15 f. 1 $ctr.
;en baS äußere Opfer um fo menigcr
9[pofteI felbft für bie ^b^i^ttal^me an
füe eine f^tiü^t ^ftnnung t)erlangt
27 f.). ®ett)i^ »erlangt baS ßl^riftcn-
ebermittelung ber grIöfungSgnabe in
bie ^jenSreinbeit; aber biefe fd^Ue^t
ibme an bem Opfer ber Sriöfung
luS, fonbem forbert fie. ®ie Seli«
tifleS unb ber äßabrbcit bot bie Opfer
n unb auf ®arijim abgcfd^afft, aber
tben öufeem ©ottcSbienft au bcfeiti»
n um an bie @telle ber oorbilblicben
»obre, ©Ott ttJoblgefäüige , äußere
ijß Opfer jugteid^ 5U fe^en. @tne
mmg obne Opfer gibt eS nid^t. S)aS
Zribentinum fagt alfo gemig nid^t gu t)ie(, loenn
es bemerft (Sess. XXII, c. 1): Quam (mundam
oblaidonem) non obscure innuit Apostolus
Paulus Gorintlms scribens etc. Snblid^ ift
nod^ §ebr. 13, 10 anjufül^ren: „SBir l^aben einen
Opferaltar, üon meinem su effen biejienigen (eine
9Rad^t l^abcn, meldte bem Seite bienen." 3)iefe
@telle mürbe im Sltertl^um Dielfad^ auf baS 9)te^«
Opfer belogen unb t)on ben meijten Ssegeten,
namentlid^ feit ber äteformation^ fo erüart. S)a»
gegen l^aben Sl^omaS, 9iicoIauS Don S^ra, Xitel«
mann, SftiuS, OStoalb, Stentrup unb fa[t alle
proteftantifd^en ß^egeten (nid^t iBöl^me, iBöl^r,
6brarb u. %) ben ^Itar (ducjiaanQpiov) oom Äreuj
Sl^rifti unb baS (SRen (cpa-fsTv) bilblid^ t)om geift«
liefen ©enuff e burdg ben ©lauben oerftanben. S)aS
Xribentinum unb ber Pated^iSmuS l^aben, mobi
mit SRüdffid^t auf ben 1^1. Xl^omaS, bie @teUe aud^
nid^t citirt. 3weifeUoS ift cS, bafe ber «poftel im
gangen Briefe baS einmalige Opfer am jheuge
5um ^aupttl^ema l^at. S)ie^ erl^eifd^te fein 3toed,
bie äubend^riften t)om jübifc^en SuItuS gurüdP«
gubalten. 2)arauS folgt, bog, menn 13, 10 bie
gud^ariftie ermö^nt ift, bief nur beiläufig ge-
fd^eben fonnte unb bur(| ben SBortlaut unb 3u-
fammenbang bemiefen merben muß. SebenfaES
fann fie nur in SSerbinbung mit bem JheugeSopfer
in ben ©ebanfengang eingereibt merben, monad^
aud^ im ÜJleßopfer baS einmaligeOpfer Dom^ol^en«
priefter beS 92euen iBunbeS bargebrad^t mirb unb
beibe im SSBefen ibentif d^ ftnb. 93eim Sufammenl^ang
ift nic^t nur baS tjfolgenbe (iß. 12), fonbem aucb
baS Ißorl^ergel^enbe gu berüd^td^tigen. S)ie @bnften
foDen burd^ bie ©nabe il^ren ©lauben befeftigen,
nid^t burd^ ©peifcn (ßptüjiaji), b. b- Opferfpcifen
ber 3ubcn. SBenn nun ber ^poftel 95. 10 üon
einem Opferaltar rebet, oon meinem bieienigen
nid^t effcn bürfen, meldte bem Seite bienen, b. b-
bie iübifcben priefter, fo muß man bocb an ein
mirflid^cS gffen einer geiftli^en ©peife benfen,
mie CS 1 gor. 10, 16 ff. ber gaU ift. 3mar toirb
<pa7ETv ex xivoc aud^ bilblid^ gebraud&t (3o]^. 6,
50. 51) ; aber gemöl^nlid^ bient eS jur ^e}eid^nung
bcS leiblid^cn ©cnuffcS (6, 26) unb toirb üom
Slpoftel felbft auf ben @enußt)omOpferfIeifd^ be-
logen (1 Kor. 9, 13; ögl. 7). aJluß baber an baS
eu^ariftif d^e 9J{al^l gebadet toerben, f o fann aut^ ber
Slltar nid^tS SlnbereS als ber Xifd^ beS ^erm fein
(1 @or. 10, 21), toeld^er fd^on oon SgnatiuS als
9l(tar beseid^net toirb; bie 93e5eid^Rung beS ftreu}eS
als aitar (ara) ift fpätem UrfprungcS. 95. 11. 12
fmb aber eine 93egrünbung für ben 9luSfd)luß ber
^Priefter; benn ber S^ad^brudC liegt auf bem lob
außerl^alb ber @tabt, tooburd^ ber S:t)puS beS
@ünbopferS am 95erföl^nungStage in SrfüOung
ging. S)ie Suben Ratten alfo feinen ^ntbeil an
gl^rifiuS unb feinem Opfer. ®ieß ift um f o mebr
ju bead^ten, als beim jübifd^en Opfermabl ©Ott
ber ©aftgeber mar, fo baß bie ©cmcinfd^aft beS
^ntarS als ein effen am üfd^e ©otteS unb ©Ott als
@penber biefer @peife ^u betrad^ten toar. S)o8 ge«
91& Opfti. 916
ntritifti^aftli^t 3IIal^I bei er|)en S^Tl^en mai alfo rpo^tpipaC SBeii^ftlBegnfft 6d dtnmiS ftnb unt
cultifi^ im iiberlieftttni ©itiiw, eint S^iilna^mt bie Xeiroupiiix bet Sijc^öft mit b« Sttuieit be
fltn %\\fy ©oltrt, tint Dp|ennQ^lj«t, toiliift baS alttn Sßrie(ttr txrglif^tn mirb, fo totra er not n
©ü^n-, tob- unbSanfopfer am Äreuj jur QJninb- ein analoßeSOpftr imSlramSintbt benIoL fflotb
tagt ^attc, aber bur^ bie emeutning be§|eUien bieg beftttit, beutet ei bur^ ES^aptareiv an. S)oj
bie p^cte Sßei^e erfiielt. Sie am ffieu) in DoU- beiSuftinbie^benbmal^IS^nblungaUOpfn^anb
tnbeter aBct|e itolifiite Opfeiibet bc^eräf^t baB lung bargefltlll tsirb, ifl unbe|tnlien. äatflfltng
gange g!)riftentbum Don Infang an. S)ai 9tet4 bei i^m beieite bie Unterfdieibung ton rpooTopt
beS ©ttm ift nid)! oon biejer SBeU, beg^alb (oblatio [Dial. 41; Apolog. 1, 67]) unb bitoU
muffen fii^ feine jünger auf Opfer, Qntbe^nin- (Bacrificium [Dial. 117]) an, 3ene be^e^t nt^
gen, fieiben gcfagt mai)m. 9(ur »et S^ripo blo^ im IHct ber SJorbringung, fonbern gugleid
Sa8 ffteuj nac^trögt, lunn fein Süngei fein im baigebio^ten ©egenfhnb, Speife, 9rob nd
unb buti$ i{)n jum $atn im ^immd gelangen. 38ein, biefe in bem X&joi ^ay^t %a\ EÖ/aptnlat
Siefe Opf etgefinnung betbdtigte f\ä) aber bei btnt ^od) ift Fein blü|er ©ebetSad gemeint, benn d
Domherrn jur @nnnerung an fein Seiben unb ei:|d)dnl jaberaJoi^^eTbeiSemeinbeolSOpfon
Sterben einge|e|len euil^ariftifcÖEn Opfer, S3ie ber ; EÜx^f '^'''■' TotElbftat (Apolog. 1, 65) nal
SBät«6oben, iniefii^onbieSJenDenbunfloerSKüIa' i\,yapi:rrr,ihh^ tpotp^ (ib. 1, 66) IBnnen ^
d^iaSftede bemeiSt, aläbalb biefeS Opfer gefeiert niclitou(cinm(5leIitl6artbejit5en,ba3ufltnoiilw'
unb mif baSfelbc. als ben ^ittelpunft beS xüx- mürl^benjclbcnC^ebanlenoiit npoa^fpcivfloaloc
giöfen ßebenB, oKe geizigen Opfer befl 3>onIe3, touteoti toS äp-roo ■rfjv iiyamtmef* xal toü m-
©e^orfamS, bei Siebe u. f. xo. bejogen. iBefonberS njpCou SpiaCui; t{)v djapurmiy (DiaL 41) vA
gabbaiu$f.49SßeTanIaffung(Zeno,L.l,tr.l&; tiv äptov iroitr^, ti iroT^piov BJjjrapwToiivtw
Aug. Contra adyere, legis et proph. 1, 18, icoierv(Dial.70)lDiebetflibt,Troisivafitrme©mirai
37; EnaiT. inP8.49, lösq.). 9Iu8 biefen from- bet jur Siturgie gehörigen Hde, fpedeH ,bol
men ©ebelen unb ^antfagungen mu|te jlc^ aH- Opfer barbringen* bebeutet. 3upin ^ in oSii
mäEig eine Siturgie cntmideln, niefie in bei ÜJleffe biefen Stellen (»gl. aui$ DiaL 116 — 116) bie
ber altenSiturgien t)0rltegt(f. b.9Irt.!DIeffeVni, facrificicne Seite bei Sudiaii^c Doi augtt
1313 f.). Sie gemdnfamc ÜJtaliljeit, ju uetc^ci toeg^Ib ei üuä) bie jva'p,vi](iic oI§ SSSel^ nt
bie@l(iuMgtnbie@abenmitbta(|len,n)atjugIei(!b Opfernd befonbeiS betont. SienäuS flelU gleii^
SluSbnicf bei biübetlii^en ©emeinfc^aft, fo bag faDS bie (Suc^ariftie als ein mtrlliii^ unb uulnl
aneQJIomenlebeSOpfeitaefen^jur^eltungTQinen. Opfer bar. Sr cerbinbet npootpop^ unb d^
5)ie Se^ie uom tud)Qtiftif(f|en Opfer mirb ober milcinanberunbifiberetßeberSäteiDotß^priiil
aurf) Bon ben SBälent als Ce^te beg §emi ooi- rotli^er als Object 6&riftuS felbft bejticfniet (B
getiagen. €c^on bie ^poftelletirt berietet Don baue oblationem ecclesia sola puram offoit
bem Opfer (äusia) ber (S^tipen in ibrem Stben fabricatori, offereneeicumgratiarutnactiiine
unb in ber Suc^artftie mie tion einer felbftuei* 6X creatura ejus. Judaei autem non offenmt:
ftänbltc^en ®ad|e. ^gnatiuS bejeidjnct bie Qu* manua enim eorum eanguine plenae emt:
r^ariftie alS S'^'f^ uufere« eilöfetS, weither für non enim receperunt verbum, quod [mitbB
unfere ©iinben gelitien unb Dom SJoler in fei- beften ^anbjdiriften, nid^t per quod] offertar
uer ©Ute Bon ben lobten aufermedt roorben ift Deo; Adv. haar. 4, 18, 4). ©et 3renäu8 Im
(Ad Smyrn. 7). Site niebertiolte Sima^nung beS man bereits bie ^auptmomente : S}arbring|ng,
^liar8,bur(^benmanmitbem$tfd|ofe, ben$rtS- Ummanblung burd) @ebet (Spiciefe) unb &n-
b^tem uub^iaconen in SSerbiubung tritt unb bie munion unterf Reiben. £erluQian bef^rcibl M
3uge[|Sngteit gut ffir^e bocumentiit. fonie bie eut^ariftifi^e Opfer a!6 eine foituS^nnbe %•
SBemeitung, büB butd^ bie Seiei ber Siturgie bie präfentation bes ffrcujeSopfeie in b« ßit^
ffiäftebeS©ülünSgcbrod|en n)erb(n(ÄdPhil,4; S^rion Biüuii^l alfo (einen „neuen Opferbe^tiff
Eph.5. 13; Magn. 7;Trall, 7), j eigen ben 3u- im IXuItuS" aufjufteHen, fonbern nur baSlWeP
fammen^ang oitl bem jfreuje, an uelt^em bie lieferte genauer ju beftimmen unb au^ubiltK
aflod^t bea ©nlonS geiflört mürbe. SlngefidilS bei inbem et bie 3"iimmenge^örig[eit befi abfflb-
^laQclfteUen i^ eS nir^t mägltcb, äptoc toü öeoü mat)I§opferS mit bem fpecieüen ^rieflertbum, Mi
(AdEph. 5)t)Dm^eiI, ber^usfic^taufbieSeüg- $egietiung jum ffreugeSopfet ^erOor^ebt unb bit
teil, unb i-ni>i toü ÖuoiaaTTipiou nur Don her ®e- äbenbmablSfeier unlet ben ©efi^tspuntt berSn»
nieinf^ft in ber Semeinbe ju Derfte^en. tiielme^r corporatton bei @cmeinbe unb bei ^injelntn ^
nuibe biife ©emeinfi^aft burd^ baS gemeinfame Sf)riftu3 fteQt. Sacrificium, sacrificium c^
Opfer beigeftellt unb geftütft unb bie gemeinfamen brare unb anbete [inb i^ai geläufige auSbtüA;
©tbete bamit Oerbunben, SlemenS Bon Korn (Ep. bie tonfecrirlen 6Iemen!e, ber 2eib unb baS BIul
I ad Cor. c. 40—44) oerglei^t bie ©if^öfe unb E^rifti, gelten itjm als bie Objede beS Opfert
ffiiaconen mit ben Sprieftem unb Seüiteu unb ei- bie Stückte beS OpfcrS »erben Sltlen ju S^eil
nia^nt fie, bie Opfer unb I)ienflleiflunfien (rpoa- felbft ben abroefcnbcn ffliübem unb ©dimeftem
i?opät xai iEiToupYfüt) nac6 ber Botgefc^riebenen beten im Opfet unb @ebd gebotet miib (Nm
Otbnung ju befolgen, S)a3iüpa(i;poa!pepciv) unb ei Christue Jesus DominuB et Deus noste
917 Opftt. 918
JMaaftminmiu BacerdosDeiPatris et uteri- aiiSfü^rli^ gu 6e](ianMn. S)itg Sf\^afl in b"
tarn Pibi M ipaum obtulit et hoc fieri in 22. @igung. SlaS erftt Patiittl ^Ottbelt UOR bei
m «mmemorationem praecepit, utique ille SiRft|ung, baS gntitt Don htm ^lopitiatonfi^
HMTdoB vioe Chriati vere fiingitur, qui id S^araltet bei ^eiliQen SRegotifne. Can. 1 tuiib
food Christus fecit imitatnr et Bacrificium baS|tIie al3 Terum et proprium Baorificium
nrun et plenum . . . offert in eocleeia Deo 6tgti(^nct ; oan. 2 lötrb bie ginfegung ber ^o^\
PUrij Ep. 63, U). 5)ie Fragmente feippo- ju tpritftem unb ber Stulltog, ju opfern, nerttiei-
bßfOi iBMt flarl aneejiwifelt, abei auS btm bigt; can. 3 ber Sntfiutn iunidgtnie|en, bof
laeifiUol Seilten I&|t fl4 bo^ trfenncn, bog er baSftIfie nui tin Opfer bcS Sobt« unb 2)antt8
■it CiHmaii flhcmnftimtnt, unb bag bie in Siebe ober rine leert Srinnming an baS Jheuie6o))fei
|iM« OrfenjoTpellung bomoß aUgemrin nor. fti. 3n bieferSe^re Doin3Kf6o(iftrunbbeBiborait
Snt 4. 3iilf|rI)unbtTt an i^ überhaupt jebcr jufammm^anQenbtn befonbem $ncf)ert^um liegt
^eifel auSgtfc^Iofftn, nie SuftbiuS unb S^nll ber tiefftt ®ninb beS ®egen|Q|)ce guif^en Pat^oli-
(tgL NioMnom can. 18: itpoa<pcpGiv tö ini>)ui ciSmitS unb ^roteflantiSmue. S3a8 tribenltntf^e
m XpioToÜ) dntrfeitS, SlmbrofiuS unb Sugufti' ©laubenSlieltnntniB enthält btn 6a| : ... in
nl «banf eitfl bentifen. 9)onbaan Faun eSfi^ missa offerri Deo verum, proprium et pro-
li^l ne^ um btn iSetwiS für baS Sor^anbcnfein pitiatorium aacrificium pro virie et defunctie.
M Opfert, fonbcm nur no^ um bie (Srnärung SbeRfo tmtibe bie 45. 3:fiefe btfi ^a\üi Dertsarftn
MjeAm f)anbdn. SluguftinuS fagt (De civ. Dei (Sacrificium miasae non alia ratione est SBcri-
10,20): Per hoc (saorificium) et aacsrdoe ficium quam generali illa, qua onme opus,
Mt, ipse offerens, ipse et obiatio : Cujus rei quod fit, ut aaneta aocietate Deo homo in-
noamentum quotidiannm esae volnit eccle- baereat; Denzinger 1. c. 926).
BMuerificinm; ernennt bteSudiariftitaacra- 2. S)a6 SSefen btS ^eiligen !DIt|'
■ntum memoriae (G. Faust. 20, 21) unb opfetB. iBon bcm oben auefü^rlti^fi borge*
fUicl bieft Süilbtgitl^ung auf baS fhtujeBopfer [teilten Opferbtgriff lann ^ttr um fo me^r aus*
bs^tmDeifung ber olten Opfer auf ba3 meffio- gegangen toerben, toeil ba3 SRegopfer nidgt ein
ii|4eOpfn Mttoanbt. SuIgenttuS.SäforiuSu.^. abfolutei, fonbem tin relatiiMS, but^ feinen 3»'
Men bu Sbtntität beiber Opfer neben ber uer- fammen^ng uiil bem jfreujeeopfer nöti« be-
Hiriitnen SBtife ber Opferung weilet unterfucfit. [timmfes Opfer ift ; benn barauS folgt, bog e6 bei
»L feiert na^ 1 6or. 5, 7 S^rifluS alä boS ber Sbentilat bfB Opfemben unb ber Dpfergabe
Optrlaimn, totl^ jic& at9 neueB imb lunlite?- boiid in ber Opfenneife melir einen reprajentatioen
Snfitmtn^opfer auger^Ib beSSagcr^ Ircujiiicn S^aralter ^at. 9Bag junäi^ft bie Xrabition ber
^. banit not^ bem SIuf^Bren beS (S)cf)einmifieä ffirc^e betrifft, fo ge^en bie SBäter auf btn fpecifi-
Ir alten Sc^Iai^topftr ein nencfl Opfer auf ben fi^tn Dpferc^aroHtr nid^t nä^tr ein, obmo^I Ser*
na VÜca gtlegt werbt, unb baS S^rciij (^^vifli tullian unb Sqprian bereits bebeuhiugSboQe 9In>
Kitt ber 9tltar bt3 Semptie, fonbtrii ber 'ilUcix toeifungtn geben. (S^r^foftomuS betont bie 3ben-
Infflelt fti 3ßo bie 3)Ianntgfa!tig[tit btr pcifc^- tität mit btm flieujeSopfer unb eergleic^t ben
li^ni Opfer auf^Srt, erje^t baS eine Opfer btS SBorgang mit btm ^tutt, melt^eS SlioS oom ^im-
ftibeJ unb !BIutt3 aW bie oerft^iebenen Opftr. mel ^erobgerufen ^at, um bnS Opfer auf btm
SlBOi 3efuB ifi boB nia^e 2amm, meines bie Sfltar $u oerje^en. 3)er ^priefttr bring! btn l^et«
Sö^bttSBtlt ^intDtgnimmt (Senn, de pasB. ligen ®etft ^erofe unb Uerrid()tet ein 93ittge6tt,
B, 5. 7). ©regor I. f|at bie 91u3brü(fe eucha- baß bie ®nabt auf baS Opfer ^erobtomme, burt^
mtii, miasa, aacrificium, oblatio, hostia, ba§ferbt out ^ergen enljiinbe unb glänjtnbtr
ttcnmentum passionie, communio. ^'k maä)t nI3 baS im Seuer geläuterte ©Über (De
^(lolterlidft Ibeologie bat fittl btefer Sefire an- aao. 3, 4 ; 6, 4 ; In Ep. ad Bebr. Hom. 17, 3).
g^Ioffen, unb bie SHi<S>t ^at bonoc^ entfi^ieben. ©regor I. finbet ä^xüid) toit Sluguftin (De oiv.
SaliiierteSateranen|eIe^rt:Inqua(Bc.ecc1eeia) Dei 10, 6) btn ^auptiUicct in ber SQereinigung
idno ipse aacerdos est et eacrificium Jeeua (communioj mit ßbriftuB, befftn Seit bie @läu-
Cbiatua: cujus corpuB et sanguis in sacra- bigenbilbtn. 3m 3)litttlalterniegt ber begriff bei
Bento altaris aub apeciebus panis et vini memoriaunbrepraeBentatioDoi. 2)aa3)leBopfei
ftnciter continentur (Denzinger, Enchir. ift eine immolatio Chriati, Weil eS eine im agoquae-
■. 357). 3n bem ben SBoIbenfern uorjulegenben dam est repraeaentatiTa passionia Chriati,
SlinibftiSbefenntnig mirb ber ©loube an baS quae est vera ejus immolatio. S]ie nähere
Dpfre ber em^oriftie geforherL SKartin V. Der- grAäning btfl OpferodeS mar je notti ber oom
bnf bie I)ufttifd|e 3:^efe, tS fei im Soangtlium Opferftftge^alttnenS^eorieoetfditebtn.Sebenfaas
ti^t btgrünbet, bog €briftuS bit 3))efft angeorbnet fonntt aber bitfei SIct nit^t im Offertorium gefud^
tibt (Denzinger 1. c. n. 370. 481). S)a bit totrbtn, ntit in biefem SBrob unb SBein, ni^t ber
l(tonittlorenba83Äe6opftraIStine„DermaItheite Eeib unb ba5 SBlut E^rifti bargebrat^t werben,
l^Uttrei', olfl einen „öom Sßapft etfunbentn unb jwor Bom ^ritfttr (mit ber ©tmeinbe), nicdt
littfeBflteutl' aufS ^eftigflt btfämpften, fo fa^ Don e^riPuB, btr in ber gonfecration mit feinen
4 bnl lEotKtl von Xritnt ueranlagt, bieft St!|re eigenen SBorten eingtfütirt wirb. 9Benn mituntet
919
Opfer.
92(
Stob unb SBein otö ®aUn bejetd^net mtxbtn, fo
ifl biefe IBe^eit^nung, »ie fd^on beim Slpoftel üon
ber öugem Srfc^etnung genommetu S§ gel^drt Ja
bei ollen Opfern nid^t blofe bie aWaterie, fonbem
oud^ bie baran Uxoixiit IBerönberung (per modum
termini) ^um Opfer. S)er 1^1. %i^oma§i, 93ona-
üentura u. % Derlegen ben Opferact in bie ßon-
fecroKon; Slnbere üerbinben bamit bie Sommunion
(fo Seflormin, bie ©almonticenfer, lournelij) ober
verlegen ienen 9Ict in bad iBrobbred^en^ boS 6in-
taud^en ber ^artifel in ben SBein unb bie Som«
munion (fo @anu§; t)gl. and) &oppe, S)ie SpüIeftS,
©d^Qff^aufen 1864, 323). ®od^ ^Qt lejtere «n-
td^t loenig Slnl^änger gefunben, meil baS Sred^en
id^ nur ouf bie Specied, nid^t auf ben Seib (S^rifti
ie^iel^t SBenn bem ffi. S^rQfoftomuS, mlä^tt bie
äbentitöt be§ eud^ariftifd^en mit bem üerHörten
Seibe fd^orf berDor^ebt, bie SReinung ^ugef daneben
tt)irb, bol ber tt)trnid^e Seib gebro^en merbe (In
1 Cor. Hom. 24, 2), unb biefe elementare 3luff äff ung
bis auf ScrengorS Seit auSgebel^nt toirb, fo legt
man auf ben SBortlaut ein ^u großes ©enrid^t.
%ber aud^ bei ber ßiommunion be^iel^t ftd^ bie
Serönberung (SSemid^tung) blo^ auf bie ©eftalten.
S)agegen ift aud^ in ber Sonfecration nid^t burd^
!BanbIung ber Subftan) (©uarej) ober m^ftifd^e
Xdbtung be§ ]()immli|(^en fieibeg in ber Trennung
k)on Seib unb IBIut (SefftuS), fonbem burd^ bie
getrennten ©eftalten an fid^ eine Erinnerung unb
älepröfentation be§ IBorgangg am ffreu^ l^ergefteQt.
3n biefer Trennung fann man aud^ eine immutaüo
hostiae erfennen, infofem ber gan^e (Sl^riftud nur
per concomitantiam zugegen ift (IBaSquej, Sour-
nelp). Rubere (Sugo, gfranjelin) fud^en jmifd^en
IBaSqueg unb SejfiuS p oermitteln, inbem fie bie
ßonfecrotion (unb Kommunion?) aI8 Dpf erbanb-
lung bctrad^ten unb bie ©cftruction in ber ©elbft«
entäufeerung unb ©clbfiöemid^tung finben. ©er
üerflörte Sl^riftuS oerfe^e feinen Seib mittels ber
ßonfccration in ben nicbrigen faaamentalen Su-
{tonb, in meld^em er auf bem ^Itar erjd^eine, unb
fei ol^ne ben @ebraud^ ber leiblid^en Sinne gegen«
ttärtig. 3n biefer grnicbrigung unb in biefem
IRtd^tgcbraud^ ber ©innc, }a in ber ©uSpcnfton
ber organifd^«ftnnIi(^en ^b^tigfeiten bis 5ur com-
mixtio corporis et sanguinis beftel^e ba§ SBefen
be§ Opfers, meil ber Suftanb beS XobeS üoll"
ftönbig realifirt fei. %Uein abgefel^en bat)on, ba|
biefe @uSpenfton ein fd^mer begreiflid^eS %f)tO'
logumenon ift, märe bo(| in SBabrbeit feine S)e-
ftruction üorbanben, fonbem nur ber Sd^ein einer
fold^en ermecft; benn ber üerflärte Seib fann in
feiner SBeife jerftört ober öcrftümmelt merben.
3Ran bleibt bal^er beffer bei ber memoria unb
repraesentatdo fte^en unb finbet bie immutatio
in ber burd^ bie IBermanblung unter getrennten
©eftalten, bie 5um SBefen beS repröfentatioen
Opfers notbmenbig fmb, angebeuteten Slbftd^t,
©Ott 5U oerföbnen, unb in ber feurigen Siebes»
gäbe beS ©ottmenfd^en. „Mt Siturgien betrad^«
ten baS mirfenbe l^eilige Opferfeuer als @inn«
bilb beS in ber eud^ftifd^ SBanbbmg ttirf
famen f$feuerS beS l^eiligen ©eifleS" (Bä^tämi
S)ogmatif m, 401). SBie bie altteflameä^
Opfergaben burd^ Verbrennung ber aakara (f. o.
gleid^fam gemanbelt umrben unb atö ^eilige im
Dom ^riefter genoffen merben burften, fo mizi
aud^ bie neuteftamenttid^e Opferfpeije bei berOpf«
tbat e^rifti burd^ beffen l^eUigen ©eift old «tcn
feuer gemanbelt unb gel^eiligt, fo ba| fte nur boi
Steinen genoffen merben borf. S>al^ ift ba
bi^d^fte 3i^l bie ^Bereinigung mit ©ott, meU^
in ber Kommunion auf bie üollfommenfte SBeij
bemirft mirb. 2)ie Kommunion gel^ört olfo mc
nigftenS ^ur 3ntegntat beS Opferö. Sefd^
fte ftd^ auf ben $riefter, fo fyxt fie in ben ge
nannten blutigen unb unblutigen Opfern beS 9&
XeftamentS ein SSorbilb. 3n ber Konf ecration if
baS 93ranbopfer, in ber Kommunion beS $iw
fterS baS @ünbopfer, in ber aSgemeinen Kd»
munion baS gfriebenSopfer oermirflid^t Kugen lY.
bebt bie Stepröfentation (Ad Armenos, bei Den*
zinger, Enchl n. 598), baS Xribentinum Me
Stepröfentation unb baS ©eböd^tnig (memoiu)
l^eroor, oermirft aber bie nuda commemoratio,
meldte als gefd^id^tlid^e Krinnerung ol^e r«da
Sufammenl^ang mit bem JtreujeSopf er tofitt tnk
bie mirf lid^e © egenmart im Sacrament attSfd^lie|a
mürbe; t)ielmebr finbe eine applicatio beSftreuiel-
op
op
^erS2ur9lad^Iaffungber@ünben flott 2)aS9]b|«
er ift Sob«, S)anffagungS« unb ©ünbopfer (...ia
divino hoc sacrificio . . . idem üle Christos
continetur, et incruente immolatur, quiin an
cnicis semel se ipsum cruente obtulit . . .
Una eademque est hostia, idem nunö offereas
sacerdotum ministerio, qui se ipsum tone in
cruce obtulit, sola offerendi ratione divens;
Sess. XXII, c. 2). 2)er Unterfd^ieb beS nla-
tioen 9JtegopferS oom abfoluten ftreu^eSopfec ip
aber nid^t blo^ accibenteQ (@otuS, SJoIentii^
SSaSquej), fonbem fpedfifd^ (@uore}, %(mtt,
$aSquaIigo). S)er 3ufammenbang mirb am beßett
bergefteOt, menn man, mie bie SBirffamfeit SpK
in ber ffird^e äberl^aupt, fo feine Opfertl^tigleit
im ajtegopfer als S^^tfe^ung ber ÜReufd^merbusg
unb KrldfungStbötigfeit auffaßt unb fo baS gt>
f ommte SSer f Kl^rifti k)om Et verbum caro ftustma
est bis 5um Gonsummatum est f ortmirfenb bcnlt
gfreilid^ fann Kl^riftuS nid^t mel^r Derbimen, aier
bennodi ift eine perennirenbe Sctioitöt Kl^fK (vn
3toedfe unferer ^eiliguna benfbar, burd^ toä^
fort unb fort bie gfrü^te oeS SrlöfungSmerfeS op*
plidrt merben. S)aS im ^immel emig gegenuÄ*
tige jhreu^eSopfer mirb unS, bie mir an 3dt mb
SRaum gebunben flnb, na^ ben S^ormen unfetcft
@einS unb KrfennenS üergegenmörtigt.
3. S)ie SBirfungen beS l^eiligen Sle^
Opfers. SluS ber SSerbinbung mit bem ftreu^eS-
opfer unb ber Kborafteriftmng beSfelben als Sob*
unb SlnbetungSopfer (sacrificiom latreuticmn),
Sanfopfer (s. eucharisticum), 93ittopfer (s. im
petratorium) unb @äbnopfer (s. propitiaio
S21
Opfer.
922
rion) folgt, bo^ boS Stegopfer bie unenblid^en
Jtn^ bcfi ftreujeSopferS ber ftird^e unb ben Sin«
{ta {utDcnbet 9uf bie 9iad^Ia{|un9 ber @ün«
ba vnb Strafen bejiel^t \xi) Dor ^Üem baS, toad
bk Säler Don einer Xilgung ber @ünben burd^
Vn Communion berichten (Si mortem annun-
tiunu, annimtiamus remissionem peccato-
nm. Si quotiescnnque effunditur sanguis,
m remiBsionem peocatorum funditur, debeo
Üfana semper accipere, ut semper mihi pec-
eita dimittantar. Qni semper pecco, semper
dabeo habere medicinam; Ambr. [Maxim.]
De Bacr. 4 , 6 , 28). S)te $öter berufen fl^
tiofür ouf bie Sinfe^ungSioorte unb ouf baS
»Samm (SotteS, meld^ bie @ünben ber SBelt l^in-
Mgsifflmt'. (E^prion, 9mbrofiu§ u. % lote bie
filieren fUmmen barin überein, bag burd^ biefe§
{eiücmgenbe 0))fer bie @änben biefer SBelt ge-
lugt »erben. S^ 3<it beS erjten Sbenbmal^Id-
fbtiiS odt bie Seigre t)o1t ber SReffe al§ bem täg-
lUten Opfer ffir bie @änben bei beiben ^rteien.
&t houd^te nid^t erfi burd^ ^Sd^oftud ftd^er«
ge^ )u »erben, fonbem loar löngft burd^ ben
{«dimfd^ (Sinfe|ung§berid^t unb bie fird^Iid^e
iitnigie geftd^. 3ni 9RitteIaIter tuurbe fte oQ«
goBtia twrgetragen (Quamvis ergo haec oblatio
a mi quantdtate sufficiat ad satisfaciendum
pro omni poena, tamen fit satisfactoria illis,
pro qnibus offertur Tel edam offerentibus,
leeimdam quantitatem suaedeyotionis, et non
protota poena ; S. Thom., Summa th. 3, q. 79,
1 5). S)od^ ift bie SReffe nid^t bie nöd^fte Ur-
ii^e für bie 9lad^Iaffung ber Xobfünben, fonbem
Ölfilme nur infofem, als fle bie ©nabe ber (Son»
trition enoirf t. 2)aniit ijl fd^on angebeutet, bog
bieSiiffamfeit bed 9Re^opfer§ ex opere operato
^ anberS au^ufaffen ijl als bei ben @acra»
icnten. SDenn boS Opfer i{t in erfter Sinte 5ur
%e ®otteS, baS Sacrantent jur Heiligung beS
Ütenfc^ etngefe|t. Sei biefem tritt bie SBirfung
tottöenbig mit bem Smpfang ein, bei {enem ift
|tt ^ bie Sinjelnen eine mittelbare, ©elbft n)enn
tinjelne @d^oIa{tifer (5. 9. Sajetan) gerabe^u bie
Hod^ffung ber nad^ ber Saufe begangenen ©ün»
ken als SBirfung bejei^nen, fo fd^Iiegen fte bie
onbeten 9RttteI bod^ n\ä)i auS. S)urd^ biefe 3u-
iMbmig ber objectiDen SBirfung beS SRegopferS
per modom impetrationis unb bemgemö^ aud^
n opere operantis tuirb baS 9J2ag ber ©nabe
feefouiii^ nad^ ber ftttlid^en Seiftung beftimmt.
Sie hn JheugeSopfer objectiD bie Sünben aller
Ibnf(^ gefu^nt finb, biefe Sül^nung aber ben
ünielnen fubjectit) zugeeignet werben mug, fo
iDoben aud^ im SRe^opfer ber göttlid^e ßom
kji|M4^gt unb actueHe ©naben bem @ünber
oiDUt ober festere fönnen nur ben Smpfäng»
^m, Scmütbigen, äteumütl^igen gu Sl^eil nierben.
Sobiu4 trl^ölt baS Opfer mit bem S^arafter beS
2)oBfefi für alleS, maS ber @d^öpf er unb @rlöfer für
nf getllan ^t, }ugleid^ ben Sl^arafter eine§ %itt>
0p|^ um bie ©naben, meldte ^l^riftuS im Opfer
öerbient l^at. ©ie Sitte ifl aber, toie ber ®anf,
allgemein. S)a§ Opfer am jfreua ^urbe für aQe
SReufd^en bargebrad^t; baS eu(|ariftifd^e Opfer
fann gleid^faDS nur bie Segnabigung oer ganzen
SWenf^l^eit jum Smedf ^aben. S)aS SRe^opfer
ifl baS gro^e SSerföl^nungS-, Sob- unb ©ittopfer,
burd^ toeld^S ber 3om ©otteS befänftigt, feine
ftrafenbe ©anb öon ber SReufd^^eit jurüdfgel^alten
unb il^m bie l^öd^fte SBerel^rung bargebrad^t mirb.
2)e|]^alb ift eS aud^ ber fatl^olif^en grömmigfeit
eigen, beim l^eiligen Opfer Slfler ju gcbenfen, für
«fle JU beten (ügl. 1 lim. 2, 1 ff.). ^SBir opfern
für baS ^eil beS ßaiferS, aber unf erem unb feinem
©Ott, aber fo, tt)ie ©ott eS befolgten l^at, in reinem
»ittgebef (TertuU. Ad Scap. 2). ^Sei jenem
Opfer ber SSerföl^nung rufen mir ©ott an für ben
aDgemeinen gfrieben ber Jlird^e, für bie guteOrb«
nung ber SBelt, für bie ftönige, Solbaten unb
SBunbeSgenoflen; für bießranfen unbfürafle, bie
ber §ilfe bebürfen, bitten mir unb bringen biefeS
Opfer bar" (CyrilL Catech. myst. 5, 8). ©iefe
Sebeutung ber commemoratio vivorum ift fo
alt unb aflgemein, ba^ fte ein aDgemeiner SemeiS
für bie SBirfungen beS SRe^opferS ift ; bod^ ift bie
Sitte k)on ber fpecieflen 3un)enbung ber SBirfung
beS l^eiligen Opfers (applicatio) gu unterf d^eiben.
Son biefer fagt fd^on ^uguftinuS, ba^ fte nur an
©lieber ber SÜxä^t gefd^el^en fönne (De anima 1,
9, 10), moju Il^omaS bemerft : „für mirflid^e ober
möglid^e ©lieber". 0ür biefe fann aber baS Opfer
in geiftigen unb leiblid^en 925t]^en applicirt mer«
ben. — ^ie commemoratio mortuomm ift nid^t
meniger alt. 3m SDZart^rium beS 1^1. ißolQcaip
(0. 18) unb beS 1^1. SgnatiuS (0. 7) finbcn ft(^
bereits bie Slnbeutungen für ben gemeinfamen
©otteSbicnft am 3:obcStag. 3Ran feierte benfelben
„fomol^I jum Slnbenfcn bcrjenigen, meldte bie
kämpfe fd^on beftanben l^aben, alS jur Uebung
unb Vorbereitung ber 9lad^fommen 5U gleid^em
Kampfe''. ®er 18 ^af)xt nad^ SgnatiuS öerftor«
bcnen ©t)mpt)orofa mürbe eine geier am lobeS«
tage oeranftaltct. 3n ben ßömeterialfird^en feierte
man bie oblatio pro defimctis, baS eud^ariftifd^e
Opfer für bie ©eelenrul^e ber ffierftorbenen unb
mit ben armen Srübem baS ZobeSIiebeSmal^I.
XertuHian unb €Qprian gebraud^en bereits ben
SluSbrudt offerre pro defunctis. SefonberS gern
l^ielt man biefe Opfer in ben ©rabanlagen (me-
niorüs) ber SRart^rer. SluguflinuS l^at für feine
9Rutter baS l^eilige Opfer bargebrad^t. S)od^ gilt
aud^ l^ier für bie fpedelle Sumenbung obiger
©runbfaj. S)iefe gürbittcn nu^en blofe ben SBür«
bigcn, nid^t 9inen. Sür bie bis jum 3:obe Un«
mürbigen barf man gar nid^t beten (Aug. De civ.
Dei 21, 24 ; Gregor. I. Mor. 34, 19, 38). S)enen,
meiere fte nujen, bringen biefe Sitten üolle "ilaä)'
laffung ober milbem menigftenS il^re ^cin (Aug.
Ench. 110). 9lud^ nad^ gl^r^foftomuS barf man nur
für bie im ©lauben ?lbgcfd^iebencn opfern; fiir bie
ffoted)umenen barf man nur ^ümofen barbringen
(In Ep. ad Phil. Hom. 3, 4). SIRit ber meitem
923
Opfergang.
92»
SSerbrettung be§ Sl^rifientl^uinS unb ber Sauigleit
ber ®Iöubigen tourben bie ^nüatnteffen, in mU
d^en ber $rie{!er allein communicirte unb oft mit
bem ÜRelbiener aQein in ber JKrd^e toax, ^öufiQer.
®abur(]^ traten aud^ bie O61ationen ber ©laubigen
jurüc! unb mürben gum Xl^eil burd^ baS 9Re|«
ftipenbium (f. b. Srt.) erfejt. ®urd^ bie Appli-
cation mirb bemjenigen, für meldten baS Opfer bar-
gebrad^t n)irb, ber fractns ministerialis s.medius
5ugett)enbet; benn fett@cotud unterfc^eibet man
ben frnctus generalissimus für aQe ©laubigen,
fmotus specialissimus für ben ißriefter unb
fructus ministerialis für bie Slpplication^ ober
au(^ fructus generalis, individualis, ministe-
rialis. Siefe applicatio per modum impetra-
tionis fann, tt)ie ou§ ber bargefteUten IBäterlel^re^
aus Sntfd^eibungen ber jfirc^e unb aud ber ^e-
beutung beS fird^Ud^en Opfert l^ert)orge]^t nur für
©lieber ber fheitenben ober leibenben ffird^e ge-
d^el^en, unb ouf fold^e mu^ bal^er ber ^riefter
ie befd^rönfen; bod^ mirb in neuerer 3^it t)iel>
ad^ einer weiter gel^enben ^ra^id bad SBort
gerebet, faUS bad Slergemig t)ermieben tt)irb.
Sine 3ufammenfaffung ber SBirhtngen gibt ba§
Sribentinum. Äld geiftige ©üter nennt ed bie
©aben ber Suge unb ber 9^ad^laj|ung ber Sünben
für bie gut S)i§ponirten, al§ leibltd^e ©üter bie
Unterftü^ung in aDen 92öt^en, meldte mit ben
gfolgen ber @ünbe auf ßrben üerbunben ftnb.
Sobann (el^rt eS, baS SRegopfer fei mal^rliaft
fübnenb, mxl eS bie unblutige SBieberl^olung beS
JheuseSopferd fei, unb üerlei^e benen, meldte mit
red^tem ©tauben unb e^rfurd^tSüoHer ©efmnung
unb serfnirfd^tem ©erjen ju ©Ott l^injutretcn,
Sarmberjigfeit unb §ilfe jur redeten 3ctt. 3a,
burt^ biefeS Opfer öerfö^nt, öerlei^e ber §err bie
@abz ber Sufee unb laffe aud^ hit größten SSer-
bred^en nad^ (crimina et peccata etiam ingen-
tia dimittit). SBeil aber ba§ 5IRe6opfer ibentifd^
mit bem J^reu^eSopfer fei, fo gefd^el^e baburd^ bem
ftreujeSopfcr in feiner SBeifc gintrag, fonbem e§
mürben öielme^r bie Qfrüd^te beS lejtem burd^ jeneS
in reid^Iid^ftem 5IRa|;e empfangen. S)a biet bie
fubjectiöe Seite febr betont ift, fo befielt fein
SSBiberfprud^ mit bem erften jfapitel, mo üon ber
applicirung ber b^ilfamcn tixuä^t beö ÄreujeS-
opferg jur 9{ad^laffung ber tögli^en @ünben bie
Sebe ift. ©efel^alb fönne bie ÜKeffe für bie ©ün-
ben, Strafen, ©enugtl^uungen unb anbere 93ebürf«
niffe ber ©laubigen, aber aud^ für bie in @^bnftu3
IBerftorbenen, meldte nod^ nic^t t)olIftanbig ge-
reinigt feien, nad^ apoftolifc^er Zrabition bar-
gebrad^t merben. 3ur DoUen Xb^iln^^bnie ber
©laubigen mürbe aud^ il^re Kommunion notb-
menbig fein, ba eben in bicfer bie Vermittlung be§
üKe^opferS jtoifd^cn bem ÄreujcSopfer unb ben
Sacramenten sur ©eltung fommt. S)e^b(tlb
münfd^t bie @t)nobe bie Sommunion ber tln-
mefenben ; menigftcnö foflen fie ftcb burd^ bie gcift-
lit^e Kommunion mit bem ^riefter bei ber Kom-
munion öereinigen. 3«^ Slnmefenl^eit öerpflid^let
ftnb bie ©löubigen an allen Sonn- unb Sftfitagen
S)iefer SScrpflid^tung entfpred^enb mu| ber $rie<
fter, meld^er bie Seelf orge (cnra animamm) 1^
an biefen Zagen für feine ©emeinbc applicirei
(t)gl. Conc. Trid. Sess. XXm, c. 14 De rel)
Se|tere ^flid^t befielet aud^ für bie aufgeboboiei
Sfeiertage; bod^ ift hierfür in mond^en ^tfofei
bie Slnnabme eines StipenbiumS geblattet, mit be
IBerpflicbtung, baSfelbe 5U allgemeinen S)iöcefaii
itotäm an ben iBifc^of absuliefem.
Siteratur. 3ur allgemeinen ©efd^td^te bei
OpfermefenS t)gl. au^er ben gelegentlich citirtei
Sd^riften nod^ Sb^ntepin be la Souffa^e, fie^rbud
ber SReligionggef^id^te, gfreib. 1887—1889; fm
gried^ifd^-römijd^en Sultud bie ^anbbüd^ übe
bie ^Itertbümer t)on iBedPer-9Rarquarbt (2. SnfL
Seipj. 1876—1887), ^ermann (3. «up., gre».
1882—1892) u. ^. unb bie 9rt. Sacerdotes,
Sacra, Sacrificia in ber (gegenwärtig in2.9tip.
erfd^einenben) ätealenc^fldpöbie b. claf^fd^enSillcri
tbumSmiffenfd^aft Don $auIq-XeuffeI. Qa bea
atttefiamentlid^en Opfern: Becanus, De tri^
sacnficio, naturae, legis, gratiae (Opnsc. II,
Lugduni 1631, 583 sqq.); Outram, De aaai-
ficiis libri duo, Lond. 1677 (Amstelod. 1678);
Z^all^of er, 2)ie unblutigen Opfer bed mof . SnM
ibre Siturgie, il^re fqmbolifd^-tqpifd^e luib bogmat
IBebeutung, StegenSburg 1848 ; 2)erf., 2)a8 Opia
bed alten unb neuen IBunbeS, ebb. 1870; StMl
2)a8 Opfer nad^ feinem Sßefen unb nad^ {eiset
©ef4|id^te, Sllaina 1861 ; SBangemann, S)ad£)))fcr
nad^ ber fiebre ber l^eiligen S^rift 9Iten nnb
5Reuen SejtamentS, ©crlin 1866; ^aneberg, J)ie
religiöfen 911tertbümer ber Sibel, 2. «ufL, aBöa-
d^en 1869 ; S^iebm, ^anbmörterbud^ beS biblif^en
altert)^., Siclefclb u. Seipaig 1884 f.; S^moller,
S)a§ SQBefen ber Sül^ne in ber altteftamentli^
Opfertbora, in ben Sb^olog. Stubb. unb 8i^
1891, 205 ff. 3um Opfer ßbrifti ogl b. «rt. fe-
löfung; femer Tanner, Cruentum Christi saeri-
ficium incruent. missae sacr. explicatom,
Pragae 1669 ; Thomassinus, Dogmata theo-
logica: De incarn. 1. 10, Paris. 1680; Sten-
tnip, Praelectiones dogmaticae de yerbo in-
camato II, Oeniponte 1889, 205 sq. ; ©ör^olt
®ie Se^re öon ber ©enugtl^uung Kl^rifti, ^[Ww*
bom 1891. Ueber ba§ b^. ÜKc^opfer fmb b.ftl
9Re{fe unb bie Sd^riften t)on 93alentia, Sellanninf
SSaSquej, Suarej, Sugo, SalmanticenfeS, $a8qitt«
ligo u. ii, p öergleid^cn ; ferner ßöffing, ßitirtg.
grnärung ber 1^1. aWcffe, 3. tHup., »egenSb. 1869;
©ibr, ©aS beUige OKefeopfer, bogmatif4 löirr»
gif d^ unb aSccHfd^ erfiärt, 5. 51ufl., greiburg 1892;
ffienj, Dpferd^arafter ber Cud&arifüe nadj bet
Sebre ber 93ätcr unb ftird^cnfd^riftfteller ber etftei
brei 3öbt]^unbcrte, SRegenSburg 1892; eäm,
®ie Seigre öon ben b^i^ig^ Sacramenten b«
fatl^olifd^en ffird^e, greiburg 1893, 432 ff., unb
[Tübinger] 3:l|eologifd^e Ouartalfd^rift 189i
177 ff. [Sd^onaJ
^pfetgattt, f. Oblationen.
K5
Opferjlotf — Opl^tten.
926
#yfcf(lMl, ein gef(i^Iof{ener Scl^ölter, iseld^er
p Vufnal^me Don freiwilligen @elb- unb onberen
^penben (Opfer) ^r fird)lid^e ober tt)o]^It]^ötige
StDcdc bient uvb an einer leidet gugönglid^en
litHe tn ober t>or ben Stixä^tn, Spitölem unb
Sotlt^tigfeitSonfloIten angebrod^t unb mit einer
Cctmmg gum Sinlegen ber Opfergaben t)erfe^en
$; bie 9e{Unnnung ber Einlagen mirb in ber
Sttgel burcj^ eine Suffd^rift ange5eigt. 2Bie im
Xempel ber Suben bereits gur 3^it bed JfönigS
3oafi (4 fiön. 12, 9. 2 $ar. 24, 8 ff.) gur ^uf-
vtSßi ber Sempeljteuer unb anberer Spenben
ScIUaben (mnti», 7aCo<puXaxtov) angebrad^t
Mnm (t)gL Sd^gg, IBiblifd^e ^rd^öologie, f$frei-
hig 1887, 457), eine Sinrid^tung, meldte nod^
pirSeü (E^rifK beftanb (9Rarc. 12, 41. Suc.
21,1. 3oi. 8, 20), Jo l^atten aud& bie d^rift-
lufm ftinJ^en burd^ aue Sal^rl^unberte @ammel*
b^ (corbona, arca, capsa), um bie @penbung
ftmVImofcn tmb Don 93eitrögen für fird^Iid^e Se«
Mrfniffe ol^ne ^uffel^en gu ermöglid^en ober gu
cdei^tem. Sßenn groge fird^Iid^e Sntereffen eine
dgemeine Unterftä^ung erforberten, n)urbe burc^
bie $dpfle ober 9if d^öfe, toxt burd^ Snnoceng ni.
p ®nnften beS ffreuggugeS, bie tHuffteHung befon-
betcrCpferfafien angeorbnet. SBienod^ ie|t in man-
nen Öegenben, fo waren aud^ in Oberitalien gur
Seit bcS aRailönber $rooinsiaIconriIg Don 1576
i Acta eccl. Mediol., ed. Paris. 1645, 212)
in benftin^enjelbft @ammelfaften gur ^ufnal^me
ton (Betnibe, @emü)e u. bgl. eine altl^erfdmmlid^e
Einrubtung. 3n fräl^eren S^xttn werben, wie nod^
£, Mefe @tödCe t>on mannigfad^er 9lrt gewefen
: (ö^eme ober metallene haften, wel^e balb
tn einen $feiler, eine SBanb feftgeflammert, balb
inbaS SRouerwerf eingefügt fmb, ober ein Pfeiler,
eine niebrige @öule oon Stein ober ^olg. S)er
bcntfd^ 92ame wie ba§ mittelalterlid^e truncus
(tronjoftfd^ tronc) beutet barauf l^in, ba^ alS
Ct)fer{lodC gumeift ein auSgel^ö^tter Wod ober
Saumftumpf l^rgerid^tet ober jenem eine äf)n»
Fu^^orm gegeben würbe; eifeme 93ef daläge boten
bie nöt^ige Sid^erl^eit, @d^ni|- unb 9J2ei^eIarbeit
Iwgte für einen entfpred^enben ©d^murf. — 3n
(tnüelnen (Segenben nennt man OpferftodP aud^
tin Seuc^tergerüfl, einen fiid^tened^en, auf weld^en
hnmenbe If ergen gu Sitten eines ^eiligen Dor fei-
lein Silbe ober aud^ bei bem ^obtenofficium unb
W ber ^eiligen SWeffe gum irofte ber Slbgeftor«
hn Gufgefteflt werben. [Ä. ©d&rob.]
fffmii^ SBatid, f. ÜJlarienfefte VIII, 81 7 f.
Opferung ^ariö, Kongregationen üon ber,
t-Maria, Crben unb ßongregationen VIII, 732 f.
fflei; f. Serufalem VI, 1312. 1818.
Wf^ix ("^•»*»), im 31. i. 1. ^erfonenname für
rmen Sbfömmling @em§, einen ber 18 @51^ne
3ertttn8 (®en. 10, 29. 1 $ar. 1, 23). ®ie lej-
Inen erf deinen, foweit fie anberweitig befannt
ffab, als Stammoöter oon ebenfo Dielen arabifd^en
Clommen, beren SBol^npIö^e wegen ber 93emer-
bng @en. 10, 80 im füblid^en Arabien gu fud^en
fmb (f. b. «rt. «rabien 1, 1196). — Snfofem aud^
biefe 9QBo]^npIö|e ben 92amen ber betr. @tömme
tragen, ift Dpl^ir 2. ber 5Kame eines SanbeS, wel-
d^eS wegen ber ®en. 10, 29 eingehaltenen Slnorb«
nung in ber 92ö^e beS befanntem @aba (f. b.
3lrt.) gefud^t Werben mug. S)agfelbe ift l^aupt»
föd^Iic^ als 3isl t>on @aIomon3 überfeeifc^en ^an«
belSuntemei^mungen befannt geworben (8 jfön. 9,
28; 22, 49; 1 ^ar. 29, 4). 9118 C^auptprobuct
biefed SanbeS erf^eint ®oIb, neben weld^em nur
einmal (8 Ron. 10, 11) aud^ ein foftbareS |^olg
genannt wirb. S)ie eingaben ber l^eiligen @(|rift
mad^en wal^rfd^einlid^, ba| ba§ ®oIb in Op^ir
gewonnen, nic^t als in einem Smporium erl^anbelt
würbe ; benn Don auSgef ül^rten unb gum ^auf c^ Der«
wenbeten fianbeSprobucten ift feine SRebe, unb im
^ebröifc^en %tit beS % %. l^ei^t ebleS @oIb nid^t
bIo6 Opl^irgolb (g. ». 1 Spar. 29, 4. $f. 45, 10),
fonbem anä) einfach Op^ir (^ob 22, 24). 2)a
nun frül^er bie 9lnfi(|t beftanb, in Slrabicn fei nie-
mals @olb gefunben worben, fo warb Opl^ir nad^
Dielerlei anberen @teOen an ben JNiften beS inbi«
fd^en OceanS Derlegt. Sofepl^uS (Antt. 8, 6, 4)
erflört bie ^albinfel 9JtaIacca für baS falomonifd^e
@oIbIanb ; anbere ©elel^rten fud^ten baSfelbe an
ber Oftfüfte Don Slfrifa, nod^ anbere in Oftinbien,
wicber anbere an ber Dftfeite SlfienS; felbft foiS«
paniola in Slmerifa warb gur 3^it feiner Snt-
bedfung mit bem biblifd^cn Opl^ir ibeniifidrt. S)ie
mannigfaltigen hierüber geäußerten 9lnft4|ten finb
Dergeid^net unb beurtl^eüt in W. Smith's Dictio-
nary of the Bible s. h. v. Se^t aber l^at @prenger
in feinem 93uc^ „S)ie alte ©eograp^ie Arabiens
als @runblage ber ßntwidflungSgefd^ic^te beS @e«
mitiSmuS", 53em 1875, 52 ff., gegeigt, baß an ber
aSBeftfüfte Don Semen einft reid^e ©olblager aus-
gebeutet würben, unb SBurton, ber im ^^luftragc
beS ägi)ptifdöcn IT^cbiDc 1876 unb 1877 biefe
ff üfte unterf udf)te, fanb bie alten Sergwerfe wiebcr
auf, über welche er, freilid^ mit irrtpmlid^er S5e-
gei^nung, in ben SBerfen The Gold Mines of
Midian and the Buined Midianite Cities, 2. ed.,
London 1878 ; The Land of Midian (revisited),
2 vols., London 1879, 9Iuffd^Iu| gab. ?IIS Wei-
tere auS Op^ir gewonnene ^anbelSgegenftönbe
werben 3 ffön. 10, 11 aud^ f oftbare ^ölger unb
Sbelfteine genannt, alS beren ^eimat baS füblid^e
91rabien wol^l angufel^en ift; nur irrtl^ümlid^ aber
werben @If enbcin, Riffen unb ^Pfauen als ^luSful^r«
artifel Don Opl^ir angenommen, ba an ben betr.
©teflen (3 ffön. 10, 22. 2 «Par. 9, 21) biefe (Segen-
ftänbe als grgebni^ Don ©eefal^rten begeid^net wer-
ben, welche nad^ bem fpanifc^enZartefjuS, fei eS um
Slfrifa berum ober bur^i ben bamalS benu^baren
ftanal bei ©ueg, unternommen würben, [ffaulen.]
^pf^iten (Op^ianer, Serpentini, ©d^tongen»
brüber), eine gnoftifd^e ©ecte, bie Don ber ©erlange
(o(pic) i^rcn 9kmen erbielt. S)ic ©d)Iange fpielte
nömlid^ eine Hauptrolle in ibrem ©t)ftcm, infofem
fic ben gfall beS SWenfd^en Dcranlaßt l^at, ber aber
für fie ber Uebcrgang gur ©nofiS ift. S5ic ©ecte
927
Opl^tten.
92<
beftanb iebenfaHS f(|^on um bie9Riüe be§ 2. 3a^r-
l^unbcilS, ba bereits StenäuS fie feunt (Adv.
haer. 1, 80) unb SelfuS il^r S)iagramma ^u fei-
nen Singriffen gegen ba§ S^riftent^um benu^te
(Orig. C. Gels. 6, c. 25. 29). 5Rad& DrigeneS
rül^mten fie \x6), einen gemif Jen ßu^l^roteS 5U i^rem
Urheber ^u l^oben (1. o. c. 28), ber nod^ SnorageneS
burd^ SlpoDoniuS t)on Xt^ana in ber SO^agie unter-
rid^tet fein foflte 0. c. c. 41) unb juerft in ©^rien,
bann in 9lom leierte, mo er bei ben JJfai jem Xrojan
unb ^obrian in nid^t geringer @unft ftanb. S)iefer
Sup^rateS ift ober mol^rfd^einlid^ fein Ruberer als
ber in ben ißl^ilofopl^umenen beS OrigeneS ge-
nannte Stifter ber ^ßeraten (4, 2; 5, 13; 10, 10),
bie nur eine t)on ben t)ielen @d^ulen bilbeten, in
meldte bie opl^itifd^e ©noftS verfiel. Ob auf Su-
pl^rateS baS ganje opl^itif d^e @Qftem jurüdP^uf ül^ren
ift, bleibt ^meifeli^aft. 3laä) op^itifc^er Seigre n)art)on
Smigleit nid^tS alS ber 93Qt^oS unb bie 9J{aterie« bie
fid^ in SBaffer, ginftemife, 9Ibgrunb unb ©l^aoS
gliebert. Sener mar baS Urlid^t unb jugleid^ ber Ur-
ntenfd^, beffen erfte Emanation bie (Snnoia mar, bie
als jmeiter 9Jtenf d^ gebadet mirb. S)er britte ^eon
mar meiblid^en ©efd^Ied^teS. 9Jlan nannte il^n baS
erfte SBeib, bie Slutter aUeS SebenS, bie äBeiSl^eit
©otteS, ben l^eiligen ©eift. SuS ber SSerbinbung
biefeS britten ^principS mit ben beiben erften fei
ein DierteS entfprungen, baS S^riftuS l^ei^t. SluS
biefen bier ^otenjen beftanb baS ^leroma. 3nbe^
mar aus jener IBerbinbung nod^ ein anberer un-
t)onfommenerer ^^eon entftanben, ber ben 3lamtti
^runicuS ober @op]^ia füf)rt. !Run nal^men ber
erfte unb ber jmeite 2)hnfd6 bie ÜKutter ober ben
l^eiligen ©eift, ber biSl^er über ben Elementen ge>
fd^mebt l^atte, juglcid^ mit g^riftuS in i^re 2Bo^-
nung ober ben 93Qt]^oS. 2)iefe opl^itifd^e ^iereinig-
feit bilbet bie malere l^eilige ftird^e. S)ie (niebere)
©opl^ia aber, meldte öon i^ren SSöicm einen %\)zxl
beS Sid^teS unb öon il^rer 3Jiutter eine mollüftige
Steigung (bal^er ber 9?ame ^runicuS) jur 2Katerie
l^atte, ftür^te ftd^ in baS il^r nöc^fte Clement, baS
SBaffer, unb brang bis jum britten, bem ^bgrunb,
Dor. S)ie SKaterie, mel^e ben in ber ©opl^ia öor-
l^anbenen Sid^ttl^eil üerfpürte, brang mad^tig auf
fie ein unb üerl^inberte fie, jur Sid^tmelt, auS mel-
d^er fie gefallen mar, ^urüdf^ufel^ren. @ie bemol^nte
nun ben oon i^r l^erDorgcbrad^tcn fiuftl^immel, mel«
d)cr jmifd^en ©ott unb ber SKatcrie als ©d^cibe-
manb biente. 3n biefem 3uftanbe jeugtc fie ben
äalbabaot^, ber feinerfeitS fieben anbere @ngel
beröorbrad^te unb fomit an ber 6pi§e einer OgboaS
fielet. ®iefe 6ngel bemol^nten bie großen Iförper,
meldte mir Planeten nennen. 2ialbabaot]^ moQte
über bie anbcrcn ^lanctenfürften eine Obcrl^err«
fd^aft ausüben, maS fi^ biefe jcbod^ nid^t gefallen
liefen, hierüber erbittert, blirfte er leibenfd^aft«
lid^ in bie §efe ber !Dkterie l^inab unb erzeugte
aus il^r einen fel^r unüoHfommenen ©eift, meld^cr
bie ©eftalt einer ©d^Iange l^atte. iriumpl^irenb
über aU biefe SBerfe, beanfprudite er miebcr oon
ben $pianetcnfürftcn göttlid^e SSerel^rung. „3^
bin ber ißater unb ©ott/ rief er, ,tttib fiber «i^
ift feiner.'' S)ie @op^ia $runicud überffil^ i^
ber Süge, inbem fie i^n ouf baS oberfte ^rind)
ben Urmenf d^en ober Stenfd^enfo^ l^inmieS. Q(
ftürgt t)on biefem Sßorte, rief äalbobaoti^ : „Pomn
la^t uns ben SDlenfd^en mad^ nad^ unfern
93ilbe.'' @o mürbe bie @d^5pfung beS SRenfd^
burd^ eine auf ben S)emiurgen äolbabaotl^ g
fd^el^ene Sinmirfung beS Urmenfd^ (beS l^öd^
^rincipS) üeranla^t, unb eS ift flot, bo| bc
^enfd^engefd^led^t an beiben ^rincipien, an ©d
unb 9J2aterie, t^eill^aben mu|te. S)er nun e
f d^affene 9J{enf d^, SlnfangS feelenloS, empfing unli
Sinmirfung ber Sopl^ia bon Salbabootl^ bad geifU(
SSermbgen, ben 92uS unb bie Snt^^meftS ; er er^
ftd^ f ogleid^ 5um Urmenf d^n mit Sierad^tung fei«
@d^öpf er. 2)aS mar ber Slnfang beS 9bfaIIeS tw
äalbabaot^. Snbeg fud^te biefer ben 9bam bmid
bie ^ert)orbringung beS SBeibeS Dom ^ö^ A
Sulenfen, ein $lan, ben bie Sopl^ia |intertrie&
@ie lie^ bie @4llange in'S ^rabieS einbringn
unb bur4i biefelbe bie beiben SDtenfd^cn Derletto^
baS ©efe| beS ^albabaotl^ )u fibertreten; genbe
biefer Ungel^orfam fül^rte fte }ur Srfenntni| bei
l^öd^ften ©otteS. 2)arüber erjümt, jagte 3aIbQ>
baotl^, ber äBeltbel^enfd^er, fie auS bem ^ßorobicS.
@eit||er blieben fte unb il^re 9iad^fommen bei
S)rudfe beSfelben fomie ben berberbltd^ (Sxa^lS^
beS f d^langenartigen SatanS unb feiner Sngel ottS*
gefegt. 2)od^ ^u il^rem ^eite mirfte @op|ia; jk
mugte fogar Salbabaotl^S Snfd^Iäge il^rem 3iwde
bienftbar ju mad^en. @ie l^inberte bie falfd^ ^
pl^etcn, fein £ob ju oerfünben, mie il^nen befohlen
mar, unb nötl^igte fte, l^öl^ere SBal^rl^eiten t)fm\m
l^öd^ften ©Ott unb bem sufünftigen 39^e{fiaS poer«
fünben. 3ule^t manbte fte ftd^ an baS Urmetb (b.L
ben l^eiligen ©eift) unb t)erlangte t)om Urmenf^es
bie ©enbung &)n\tl ST^re Sitte marb erl^ört. 6o»
fort fünbigte fie bie ^nfunft beS 9)?efftaS burd^3o-
tianneS att, t)erorbnete bie 93u|taufe unb bereitete
Sejum^u, bamit ber ^eon Sl()riftuS bei feiner SB'
fünft ein reineS ©efög finbe. S)iefer flieg bur^
alle ^immel l^erab unb Derbanb ftd^ mit Sefiül im
Slugenblidte ber Saufe. 3efuS S^riftuS mirfteSBu»
ber, t)erfünbete ben unbefanntenSSater unbbefannte
ftd^ offen als @ol^n beS Urmenf d^en. S)eg^alb tti^te
Salbabaot^ bie Suben 5um Singriff auf ben menfj^
lid^en SefuS, unb biefer ftarb am jheu^e. Xber
Sl^riftuS unb bie mit il^m Dereinigte Sopl^ia begotat
ft^ in ben @i^ ber ©ottt)eit ^urüdf, ermedtten tmli
einen ©eift auS ber Obermelt ben tobten 3efn8
unb jogen il^n in einem feinen ötl^erifd^en Selbe
nad^ ftc^. @eit]^er bürfen alle Seelen, bie ba
^errf d^af t beS S)emiurgen entmad^fen finb, in bii
l^immlifd^e ^eimat beS ^leroma jurüdffe^ren, wA
fobalb aÜeS ^neumatifc^e im SReid^e beS SatbO'
baotl^ angezogen unb aUeS Sid^t im ^leroma ge
fammclt ift, ift bie 6rlöfung boHenbet unb bai
6nbe ber SGßclt öorl^onbcn. S)ie blofe pf^d^tf^«
^ioturen bogegen mcrben mit Salbabaot^ i^
^lufentl^alt in ber ©el^enna ober bem Xartoru
S3
Optimismus.
984
ti% ton bn^anb bed fBerfofferS ber fec^ crfien
VSSfyx ein. $ie frül^er oft beonftonbete ^ed^t^eit
bttftft Siebenten SBud^ed ift jej|t oQgemein onerfannt.
n nag alfo Optotud fein SBerf um 370 gefd^rie-
imiinb um 885 einer nochmaligen 9tet)ifton unter-
{ogenV^ben. ^rmenionuS l^atte in einer berlorcn
vgongenen Sd^^ft ben @a| vertreten, bie ma^re
hfy 3efu Sl^rifti fei nur bei ben 2)onatiften ^u
jiBbcn (eine fui^e Snl^oltdongabe ber Sd^rift bei
OltfliuS 1, 6). OptatuS befömpft biefe Se^up-
tng t^eilfi mit ^iftorifd^en, t^eilS mit bogmotifc^en
Sofien. Das erfte S6ud^ entmirft eine ©efd^i^te
M bonatifKfc^n S^iSmaS (Schisma . . . con-
km molieris iracundia peperit, ambitus
ntri?ii»avaritiaroboravit; 1, 19). 2)a85toeite
jPft, ba| ed nur Sine ffird^e gebe unb n)0 biefelbe
)ifn^ fei (negare non potes scire te in
■beBoma Petro primo cathedram episco-
yibm 6886 coUatam, in qua sederit omnium
ipottolonim Caput Petrus, unde et Cephas
ifpeDatas 68t, in qua una cathedra unitas
aboamibns servaretur; 2, 2). S)oS britte IBud^
toit im Sinulnen nod^, ba| bie l^orten 9Rq|-
nfb, iseld^ bie Stegierung gegen bie 3)onatiften
opijj^ ^te, ni^t ben ffatl^oUfen )ur Soft gelegt
■skcn burften. SaS vierte miQ bort^un, ba|
lomiianud burd^uS nid^t bered^tigt n)ar, bie
Mm 3f. 66, 8 (sacrificium peccatoris quasi
(D Tietiinet canem ; 4 , 6) unb Ißf. 140, 5
(dnmi peccatoris non ungat caput meum;
4| 7) auf bie jtot^olifen unb i^re Opfer unb
Sfloomcnte anjumenben. S)a8 fünfte IBud^ l^an-
Mt Mm ber Xaufe unb Dertl^eibigt bie Se^re t)on
taifogen. opus operatum (sacramenta per se
8Me sancta, non per homines . . . Deus lavat,
lon homo; 5, 4). SaS fed^Ste beleud^tet boS ge-
iftffige unb facrilegif(^e Serfa^ren ber S^onatiften,
id^e bie oon ffatl^olifen benu^ten Altäre unb
Id^e zertrümmerten u. f. f. (quid est enim altare
lU sedes et corporis et sanguinis Christi?
{, 1; fregistis etiam calices, Christi san-
Snims portatores ; 6, 2). 2)aS ftebente 99ud^ enb-
H bringt, mie fd^on bemerft, einige nad^träglic^e
Sif&te unb !Beri^tigungen. 3)a§ ganje SSSerf ift
BM bem mörmfien IBerlangen nad^ Sßieberoereini-
npig mit ben getrennten Srübem befeelt; bie
itnOft iß traftDoQ unb fententiöd, }ugleid^ ober
tti( ettoaS berb unb roul^. 918 ^nl^ang l^otte Op-
Mri feinem SBerfe, mie er felbft iuieber|oIt l^erbor-
\ß (1, 14. 20. 26. 27), eine Sammlung t)on
WB^cfen beigegeben, meiere feine Sorfienung
ta 8icfdi)id^te beS bonatiftifd^en @d^i§mo8 red^t-
iBt^m fönten. Siefe Sammlung ift nur in einer
Aqqm^anbf^rift (Cod. Parisinus saec. XL),
>A in i$r nur unooüftönbig, erhalten geblieben.
kmefter 3<it ift biefelbe oon oerfd^iebenen
Um jnm ®egenftanbe einbringenber ffriti! ge-
* ••erben (f. TO. 3)eutfd^, 3)rei ^Ictenftücfc jur
^S>onati8mud, Berlin 1875; ^. miUx,
QU) bc8 S)onati8mu8, nad^ ben CueQen
> borgptfiellt, gfreiburg u. 3:übingen
1883; O. Seedf, Ouellen unb Ur!unben über bie
anfange bed ®onati8mu8, in ber 3eitfd&rift für
ffird^engefd^id&te X [1889], 505—568; L. Du-
chesne, Le dossier du donatisme, Mölanges
d'archeologie et d'histoire X [1890], 589 k
650). @egen bie Eingriffe 935Uer8 unb SeedfS ^t
S)ud^e8ne bie ^ed^tl^eit ber überlieferten Urfunben
unb bie ©laubmürbigf eit ber ouf fie geftü^ten ^n»
gaben beS 1^1 OptotuS fiegreid^ Dert^eibigt. Sie
erfie SluSgabe bed SOBerfed beS 1^1. OptatuS t)er-
anflaltete 3. (Sod^IöuS, HRain} 1549. Unter ben
fpöteren ausgaben l^ot biejenige S. S. 2)upin8,
«Paris 1700 u. ö., mit Sled&t befonbem Stuf er-
langt, ^bbrüdfe ber SuSgobe S)upinS finben fid^
bei Gallandi, Bibl. vet Patr. V, 462; bei
Migne, PP. lat. XI, 883 sqq.; bei Hurter, SS.
Patrol. opusc. sei. X, Oeniponte 1870. 2)ie
neuefle unb auöerläf figfte 9iu§gobe lieferte 6. 3i»fö/
9Bien 1893 (Corpus scriptorum eocL lat.
XXVI). ©gl. 3itt)fo, Beiträge an OptatuöSWile-
t)itanu3: Eranos Vindobonensis, 9Bien 1898,
168—176 (bie ^onbfd^riftUd^e Ueberttefcrung,
Sejtfritifc^eö, ©tiliftifd^eö). Ueber bie Sprache
bed 1^1. OptatuS l^onbelte oud^ $. Stönfd^ in ber
Seitfd^r. f. b. öflerr. O^mnoflen XXXV [1884],
401—405. [IBarben^ewer.]
0VÜiiti5imt0 l^ei^t im ^Hlgemeinen bieienige
pl^Uofop^ifc^e Sl^eorie, meldte bie SOBelt in bem
Sinne aI8 gon} gut unb boQfommen bejetd^net,
ba| fie gor nid^t beffer unb Doüfommener fein
fönnte. 3)iefe Sl^eorie tritt iebo^ in boppelter
tjform ouf, nömlid^ oI8 obfoluter unb afö relatioer
Optimismus. L 2)er abfolute Optimismus
bel^auptet, bie tl^atfäd^Iid^ e^iftirenbe SBelt fei i^rem
@ein nod^ bie befte unb t)oU!ommenfie, fo ba| eine
bef f ere unb ooQf ommenere nid^t möglid^ fei. 1 . @d^on
im aitert^um l^aben Ißlato unb bie @toifer biefe
anficht vertreten. 9ta^ bem erftem l^at ®ott, ber
@ute unb 9teibIofe, bie materieQe SDBelt bem tßox*
bilbe ber äbeenmelt nac^gebilbet ; er l^at fte fid^
felbft fo ä^nlid^ gemod^t, oIS bie Snaterie eS ju*
lie^. S)ie @toi!er famen t)on ber pantl^eiftifdgen
iBorouSfe|ung auS, bog bie SSSelt }u ®ott ftd^ mie
ber fieib }ur @eele ber^otte, aum gleid^en Stefultot.
aiS ber getuifferma^en concret gemorbene ®ott
mu| bie SBelt baS Sefte unb IBomel^mfte, maS
ftd^ benfen lä^t, fein; eS fommen i^r notl^menbig
aUt ouSaeid^nenben $röbicate an, mie SßeiSl^eit
unb IBernunft unb Sc^ön^eit. ^ud^ im 9RitteI-
alter trot ber abfolute Optimismus l^erüor unb
mürbe namentlid^ t)on $eter Slbölarb Dertreten.
SBoS ©Ott t^ut, fo meint er, ift immer unb
überall baS Sefte ; benn memt ieneS, maS er nid^t
tl^ut, ebenfo gut möre mie boS, maS er tl^ut
bonn möre ja fein @runb ba, biefeS au t^un unb
jenes au unterloffen, unb ol^ne ®runb fann ®ott
nic^t ^anbeln. 3n neuerer 3eit mürbe ber obfolute
Optimismus namentIid^oon9licoIauS3RaIebrand^e
unb üon 2cibnia (f. b. ?lrtt.) geleiert. Sie ®rünbe.
mit meieren fte i^re ^nfid^t au red^tfertigen fud^ten,
finb im ^Idgemeinen folgenbe: a. 3)er abfolute
30*
981
Optatu§, ber 1^1.
9
beffen ftie^ feine 3ulaffuitg }üni 2)octorat, ba er
beS 3an{eni8mu8 Ifid)^ Derbäc^tig »ar, an ber
Unit)erfttät auf l^efttgen SOBiberftanb, unb auf
föniglid^ Sefel^I xouxht iebee toettere IBorgel^en
in biefet ^ngelegenl^eit fottie bie SuI^^ff^^O ^9'
ftraetö gur 3)i8putatbn unterfagt. 3m 3. 1704
»urbe et fogar burd^ ein 3)ecret $]^ili))))§ V. auS
^Belgien unb aOen bem ff finig ton Spanien unter-
gebenen &aatm auSgetoiefen. allein fd^on 1706,
olS bie belgifd^en !ßieberlanbe an Oefterreid^ ge*
fallen untren, tonnte er nad^ S5U)en gurfidRel^ren
unb feine $rofeffur int pöpftlid^en Solleg mieber
aufnel^men. 3m 3. 1709 umrbe er }um StegenS
bed SoIIegS bu ^^ucon emotmt, unb in biefer
SteUung berUieb er big m feinem Sobe (29. 9to«
Dember 1720). Sr ^atte our^ eine Srüftrung aQe
feine @d^ften bem unf el^Ibaren Urtl^eile ber ffird^e
untenoorfen unb aud^ ixotx %aQt Dor feinem 3U>be
bie l^eUigen @terbefacramente empfangen. 3)a er
aber oielfad^ ben 3anfeni8mu8 Dertl^bigt unb mä^
nod^ in ben legten 3a]^ren, nad^bem bie uniDerfität
ieierlid^ bie SuIIelJnigemtas angenommen, gegen
liefen Sefd^Iu| gef^rieben l^atte, fo meigerten J^
t)erf(i^iebene $rof eff oren unb Kollegien, feinem 99e«
gräbniffe bei^umol^nen. — Opftraet fäl^rte afö
$riefier einen unbefd^oltenen Sebendmanbel, galt
als ein Wann t)on umfaffenber (Selel^rfamleit unb
mürbe Don feinen (SefinnungSgenoffen tHelfad^ gu
Statine gegogen ; aud^ burd^ feine Sd^ften l^atte er
fi^ einen bebeutenben Shtf ermorben. Sine Samm*
lung berfelben erfd^ien 1771 }u IBenebig in 9 99fin-
ben mit bem Sitel Opstrati Opera omnia ; inbe|
ift bie Sammlung feineStoegS boUftönbig. 3n
einem genauem Sei^eid^ni^ ber Sd^riften Op-
ftraetS (f. Analectes pour servir ärhist. eccl^.
de la Belgiqtie XXI, Louvain 1888, 810 ss.)
merben 76 ©d^riften aufgefül^rt, meldte er tl^eilS
unter feinem IRamen, tl^eilS anonym Deröffentlid^t
l^at; bagu fommen nod^ einige, bie il^m t)on Der-
fd^iebenen Suctoren gugefd^rieben merben. Me
ftnb burd^meg in janfeniftifd^em ©eifte ober }ur
^Bertl^eibigung bed SRigoridmuS gefd^rieben. S)a|in
cel^ören feine }a]^Irei($en @treitfd^riften gegen ben
Sömener $rofeffor SteQaert, ben9ugufiiner2)eft'
rant, S!)aelman, $armentier, gegen S. be SRe^er,
Srancolini unb anbere 3efuiten. Sine Sd^rift,
meldte mel^rfad^ mieber aufgelegt mürbe, ifi ber
Pastor bonns, seu idea, officium, spiritus et
praxis pastorum, guerft 3Red^eIn 1689; eine
frangöfif^e Ueberfe^ung erfd^ien 1708 }u Stouen.
3m 3. 1764 mürbe eine neue Ausgabe bed Sud^ed
mit einigen Senberungen Dom Sifd^of gfi^iQU
Don $a^au Deranftaltet; bod^ mürbe baS SBerf
burd^ ein 3)ecret ber Congr. s. Officii Dom 27. f^^-
bruar 1766 Derboten. ^aä) OpftraetS Sobe er*
fd^ien feine Theologiae dogmaticae, moralis,
practicae, scholasticae Pars I in 8 Sänben
(Lovanii 1726 — 1728), fomie (anon^im) De
locis theologicis Dissertationes decem (In-
sulis Flandrorum 1787); baS legiere 9[Bert mürbe
1789 auf ben 3nbes gefegt. Unter ben anonymen
@d^riften OpftraetS finbet fid^ aud^ eine Iateim|
Ueberfekung ber Reflexions morales Oudn
in 8 99önben (Loyanii 1694—1698). ($
Beusens in ben Analectes etc. [f. o.] XXI, l
809 SS. ; Hnrter, Nomenciator liter. 11, 2. i
Oeniponte 1898, 697 sq. 1080; 9ieuf4/ ^
3nbe£ II, Sonn 1885, 1258.) (%. Sungnuni
0Vfiifii$, ber 1^1., SBifd^of Don Wleot
9htmibien in ber gmeiten ^I^e bed 4. 3q]^
bertS. Sein Sebenögang ip nid^ iidl^er hdm
SugufHnuS bemerft gelegentlid^ (De doctr. clun
2, 40, 61), SQprianuS, Sactontiud, Sictortn
OptatuS unb ^iloriuS feien „mit ®oIb unb 6fl
unb jneibem reid^ bepadt aud Seg^ten aul
jogen", b. ]|. mit @d^ä^ meltlid^ aBiflenf4
auSgerfifiet auS bem fiieibent]^ jum (B^
tl^um übergetreten. Suguftitmd fu)^ 1^ t
Sobte an (ut de vivis taceam), unb oud^ f4
um 400 nemtt er Optatud „ben 93ifd^of Don SRili
el^rmürbigen ^nbenfenS'' (yenerabilis memori
Müevitanus episcopns ; Oontra epist. Panu
1, 8, 5). 3n einer etmoS iungem @i|rift (De un
eccl. 19, 50) min 9uguftinuS (?) ben ^L Optot
ebenfo mie ben 1^1. 9mbroftu8 als eine 1^
ragenbe S^^^^ ^^ fatl^olifd^ ftfard^ betot
mif en, unb ^ulgetttiuS Don Shtfpe (Ad Mono
2, 18) fteSt OptatuS als berul^mten Sel^ vA
SuguftinuS unb ^mbrofiuS. 9^efe8 Si^e^ M
banfte OptatuS Domel^mlid^ einem ttmfongreid^
SBerfe gegen ben 3)onatiften ^ßormenionuS, fd^
matif d^en Sifd^of Don Cortl^go, 9iad^foIger 2)
natuS' bed @ro|en (f. b. 9rt 3)onatifien n
1976). S)ie^erfömmlid^eauffd^rift Oontra P«
menianum Donatistam ober De schisBiai
Donatistarum adversusParmenianum ifl)in
nid^t l^anbfd^rif tlid^ beglaubigt, aber fa^lid^ bind
aus gutreff enb. 3lad^ ^ieron^muS (De vir.ülnst
c. 1 1 0) ift baS Sßer! in ben Sagen ber ffaif er Solei
tinian (864—875) unb SSalenS (864—878) De
fa|t morben, unb auf bief e 3(it meifen aud^ mond
innere ^ngeid^en l^in. 3)ie biocletianifd^e Sl^Pet
Derfolgung in ben 3a]^ren 808—805 l^at fürO)
tatuS Dor etma 60 unb mel^ Salären getoä^
(ferme ante annos sexaginta et quod exconi
1, 18), unb ber SabeÜianer $]|otinuS Don So
mium, meld^er um 876 geflorben fein vxai, iß fi
OptatuS ein f)öretüer ber ©egenmort (. . . de Ph(
tino praesentis temporis haeretico 4, 5
@d^mierigleit bereitet nur ber Umflanb, ba| 0|
tatuS bie Sieil^e ber römifd^en ^fte über S)(
mafuS l^inaug bis auf @iririu8 (884—891
fortfül^rt (Damaso [successit] Siricius, liod
qni noster est socins 2, 8). 3nbeffen cigi
^d^ aud^ aus anbermeitigen Seobad^tungen, h
OptatuS nad^tröglid^ nod^ einmal beffernbe n
ergöngenbe f)anb an fein SBerf gelegt ^t 0
fprönglid^ umfaßte baSfelbe, mie ber Serf>f
felbfl erflört (1, 7) unb aud^ f^ierouQmuS begei
(De vir. ülustr. c. 110), fed^S Sfid^er. 3>Qge(
bieten jaft aQe ^anbfd[)riften fieben 9äd^, v
baS fiebente Su(| ful^rt ftd^ felbfl alS einen 9ü
Optimismus.
934
et fidnb bed !Berfaf|er§ ber fec^S erfien
. ^e fräller oft beonftanbete Sed^t^eit
Rten Sud^cd ift je|l attgcmein anerfonnt.
fo OptQtud fein 9Ber! um 370 gefd^rie-
1 385 einer uoi^mongenSteDifion unter-
n. ^rmenianuS l^atte in einer verloren
i &fyc\\i ben @a| vertreten, bie xooif^xt
it Sl^fii fei nur bei ben S)Dnatiften gu
t fui^e änl^Itdongabe ber Sd^rift bei
, 6). OptotuS befömpft biefe Se^oup-
mit ^iftorifd^en, t^eitö mit bogmatifd^en
Das erfte S6u^ entmirft eine ©efd^i^te
{Hf4en Sd^iSmoS (Schisma . . . con-
ilieris iracundia peperit, ambitus
tTaritdaroboravit; 1, 19). S)a85tt)eite
eS nur Sine ffird^e gebe unb n)0 biefelbe
fei (negare non potes scire te in
la Petro primo cathedram episco-
;e coUatam, in qua sederit omnium
am Caput Petrus, unde et Cephas
B est, in qua una cathedra unitas
US servaretur; 2, 2). S)oS britte IBud^
Singelnen nod^, bo| bie l^arten 3Ra^'
d^ bie Regierung gegen bie 3)onQtij!en
tut, ni^t Den ffatl^olifen )ur fiaft gelegt
rften. 2)a8 Dierte toxti bartl^un, ba|
xta burd^S nid^t bered^tigt n)ar, bie
. 66, 3 (sacrificium peccatoris quasi
net canem; 4, 6) unb $f. 140, 5
^ccatoris non ungat caput meum;
bie Jtatl^oUfen unb i^re Opfer unb
ie an}utt)enben. S)o8 fünfte 9ud^ l^an-
ir Xaufe unb Dertl^eibigt bie fiel^re t)on
opus operatum (sacramenta per se
ta, non per homines . . . Deus lavat,
»; 5, 4). 3)08 fettste beleud^tet boS ge-
) facrilegif(^e Serfol^ren ber 3)onatiften,
Don ffotl^olifen benu^ten ^Itöre unb
ümmerten u. f. f. (quid est enim altare
I et corporis et sanguinis Cliristi?
gistis etiam calices, Christi san-
tatores;6,2). 2)aSfte6ente99ud^enb-
n)ie fd^on bemerft, einige nad^träglid^e
> Serid^tigungen. 2)q3 gonje SBerf ift
lormften IBerlongen nad^ SBieberoereini*
ben getrennten IBrübem befeelt; bie
i troftDOÜ unb fententidS, }ugleid^ aber
berb unb roul^. 918 ^nl^ang l^atte Op-
n SBerfe, xoxt er felbft mieberlolt l^erDor-
4. 20. 26. 27), eine Sommlung bon
It beigegeben, tueld^e feine Sorfiellung
^te be8 bonatiftifd^en @d[)i8mo8 rec^t*
Um. ^efe Sammlung ift nur in einer
mbfd^rif t (Cod. Parisinus saec. XL),
nur unüoOftönbig, erhalten geblieben,
c 3^t ift biefelbe t)on üerfc^iebenen
i ®egenftanbe einbringenber Rx'xixt ge-
m (f. VI. 3)eutf(^, 2)rei 3lctenftücfe }ui
©onatiSmu«, ©erlin 1875; 3). »öltcr,
abed 3)onoti§mu8, nad^ ben CueQen
borgefieflt, gfreiburg u. Tübingen
1883; O. €eedf, Ouellen unb Urhmben über bie
anfange beS ®onati8mu8, in ber SeUfd^rif t für
ffird^engefd^id^te X [1889], 505—568; L. Du-
chesne, Le dossier du donatisme, M^anges
d'arch^logie et d'histoire X [1890], 589 k
650). @egen bie Angriffe 93öner8 unb @eed8 ^t
S)u^e8ne bie ^ed^tl^eit ber überlieferten Urfunben
unb bie ©laubttürbigfeit ber auf fie gep^ten Sn«
goben be8 1^1. OptotuSjiegreid^oertl^eibigt. 3)ie
erfie Ausgabe be8 SBeried beS 1^1. OptatuS ber-
anftaltete % (Sod^töuS, HRain} 1549. Unter ben
fpäteren ausgaben l^at biejenige S. S. 2)upin8,
$ori8 1700 u. ö., mit «ed&t befonbem Stuf er»
langt. ^brüdTe ber 9u6gabe 3)upin8 finben fi^
bei GaUandi, Bibl. vet Patr. V, 462; bei
Migne, PP. lat XI, 883 sqq.; bei Hurter, SS.
Patrol. opusc. sei. X, Oeniponte 1870. 3)ie
neuefle unb suüerläf figfte SJuSgabe lieferte 6. Simfa,
9Bien 1893 (Corpus scriptorum eccl. lat.
XXVI). 3}gl.3itt)fa,93eiträgejuOptatu8SWiIe-
t)itanu8: Eranos Vindobonensis, 9Bien 1893,
168—176 (bie ^anbfd^riftlid^e Uebertteferung,
Sejtfritifc^e«, ©tiliftifd^eS). Ueber bie ©proc^e
be8 1^1. OptatuS l^anbelte aud^ $. Siönfd^ in ber
Seitfd^r. f. b. öfterr. O^mnapen XXXV [1884],
401—405. pBarben^etoer.]
^P^MHmns l^^t im 3nigemeinen bieienige
p]^Uofop]|ifd^e Sl^eorie, »el^e bie SBett m bem
Sinne al8 gan} gut unb boQfommen begeid^net,
ba^ fie gar nid^t beffer unb üollfommener fein
fönnte. S)iefe Sl^eone tritt iebo^ in boppelter
tjform auf, nämlid^ al8 abfoluter unb al8 relativer
Optimi§mu8. I. 2)er abfolute Optimi8mu8
bel^auptet, bie t^atföd^Ii^ e^iftirenbe SBelt fei i^rem
@ein nad^ bie befte unb DoHfommenfte, fo bo| eine
beff ere unb t)oQf ommenere nid^t möglid^ fei. 1 . @d^on
im aitert^um l^oben ^lato unb bie @toi!er biefe
^nfid^t vertreten. 9{a^ bem erftem l^at ®ott, ber
@ute unb 9teibIofe, bie materielle SDBelt bem tßox»
bilbe ber 3been»elt nad^gebilbet ; er l^at fte fid^
felbft fo öl^nlid^ gemod^t, al8 bie SHoterie ed ju*
Iie|. 2)ie @toifer lamen t)on ber pontl^eiftifdgen
a3orau8fe|ung ou8, ba| bie SSSelt gu ®ott fid^ »ie
ber fieib jur ©eele öerl^atte, jum gleid^en Sefultat.
^18 ber getuiffermo^en concret geworbene ®ott
mu| bie SBelt ba8 Sefie unb IBomel^mfle, »a8
fid^ benfen lä^t, fein; e8 fommen i^r notljmenbig
alle auS^eid^nenben $röbicate }u, »ie SieiSl^eit
unb IBernunft unb @(^ön^eit. ^ud^ im 9RitteI»
alter trat ber abfolute Optimi8mu8 l^erüor unb
tuurbe namentlid^ t)on $eter Slbölarb berieten.
aBa8 ®ott tljut, fo meint er, ift immer unb
überall ba8 Sefte ; benn »enn iene8, n)a8 er nid^t
tl^ut, ebenfo gut »öre mie ba8, »a8 er tl^ut,
bann tuöre la fein ®runb ba, biefeS }u tl^un unb
jenes ^u unterlaffen, unb ol^ne ®runb fann ®ott
nid^t l^anbeln. 3n neuerer 3eit»urbe ber abfolute
Optimismus namentlid^ üon 9ticoIauS Sßolebrand^e
unb öon fieibnij (f. b. ?lrtt.) gelehrt. 2)ie ®rünbe,
mit meldten fie i^re ^npd^t ju red^tfertigen fud^ten,
finb im ungemeinen folgenbe: a. 3)er abfolute
^0*
985
Optimismus.
98
Optimismus ift geforbcrt burd^ ben 3tt)e(f ber
@d^5ptung, bet in (SotteS Sl^re unb SSerl^errUd^ung
befielet Sßemt n&mlid^ bie eigene SSerl^errli^ung
ber 3me(f i{t, xodtwcd) ®ott pr @d^5pfung be«
ftimmt mürbe, fo fonnte er biefen 3»«* nur öoll-
fommen erreid^en burd^ bie Sd^dpfung eines feiner
SSontommenl^eit möglid^ft entfpred^enben SSSerfeS,
olfo nur baburd^, ba| bie gefd^affene SBelt bie
befie unb poUfommenfie ift. — b. SOBenn (Sott
jmifd^en Derfd^iebenen möglid^en SOBelten bie Sine
5ur @d^5pfung auSmöl^It, fo mu| er einen ®runb
l^ben, marum er gerabe biefe unb leine anbere
9BeIt md^It. 2)enn ol^ne ®runb fonn ®ott nid^t
l^onbeln ; baS verbietet il^m feine SBeiSl^eit. 2)iefer
®runb lann aber fein onberer fein als ber, bo|
bie Don il^m gemdl^Ite SSSelt bie befte unb DoII-
f ommenfte ijt ; benn für bie SBol^I einer minber
üolßommenen SBelt lie^e fid^ fd^Ied^terbingS fein
®runb ftnben. — o. Snblid^ mürbe bie @d^affung
einer minber DoIIf ommenen SBelt aud^ mit ber un-
enblid^en @üte ®otteS fid^ nid^t Vereinbaren laffen,
bemt bie unenblid^e ®üte fann t)on oQem SJtög*
lid^en nur baS Sefte mollen, einmal meil baS
SBoIIen beS minber ®uten f d^on einen 9RangeI ber
®üte barfteüt fobann meil baS minber ®ute im
93ergleid^ gu bem Seffem f d^on als eine 9rt Uebel
bejeid^net merben mu^, maS bie abfolute ®üte
nid^t mollen fann. 9luf ben Sinmurf, ba^ ia mit
bem abfoluten Optimismus baS SSorl^anbenfein
beS UebelS in ber 3BeIt ftreite, mirb ermiebert, ba|
ein fold^er SBiberftreit nid^t beftel^e. 3)aS Uebel
unb %5fe fei n&mlid^ in ber DoUfommenften SBelt
mit eingefd^loffen, meil burd^ feinen Slontraft gegen
baS ®ute baS Ie|tere um fo glönjenber ^ur Offen-
barung gelange. ®ott ^abe boS Uebel julaffen
muffen, meil fonft biefe SBelt nid^t bie befte unb
bollfommenfte möre.
2. 3)iefer abfolute Optimismus fann fld^ in-
be^ t)or ber Jhitif nid()t bel^aupten. SSor ^dem
fommt bei bem ^uSbrudte ,,bie befte t)on aUen
möglid^en SBelten'' in Setrad^t, in meld^em @inne
^ier ber Segriff beS Snöglid^^en gefaxt mirb be^m. gu
faffen ift. S)ie 9RögIid()feit ift n&mlid^ t)on gmeier«
iei 9lrt, einerf citS bie innere ober formelle, anberer«
feitS bie öu^ere ober materielle ÜJlöglid^feit. gfor«
mal möglid^ ift baS, beffen begriff feinen SBiber-
fprud^ entl^ölt, b. 1^. maS benfbar ifi SRaterieH
möglid^ ift bagegen etmaS bann, menn au^erbem,
ba^ eS formal möglid^ ift, aud^ eine reale 9Rod^t
esiftirt, bie il^m ffiaf ein geben fann. SBennnun
oom Optimismus bel^auptet mirb, ba| bie oor-
l^anbene SBelt Don aüen möglid^en SBelten bie befte
fei, fo finb j^ier offenbar unter ben möglid^en
SBelten nur bie formal möglid^en, b. f). biejenigen
SBelten gemeint, Don benen jebe für ftd^ DoUf ommen
benfbar ift. Ob nun biefe formal möglid^en SBelten
aud^ materiell möglid^ finb, unb gmar alle ober nur
bie eine ober anbere, baS l^öngt Don ber realen 3Rad^t
ab, Don ber fte aflein In'S S)ofcin gerufen merben
fönnen. ®iefe reale SJKad&t ift felbftDcrftänbli^
bie 3Raä)i ©otteS. Sa biefelbe aber abfolut, alfo
Mmad^t ift, fo bejiel^t fte ftd^ als fol^e gleid
mö^ig auf aUe formal möglid^en ober betAon
SBelten, unb bief eS mirb au^ burd^ bie optindpifd
2]^eorienid^tgeI&ugnet. SlQein bie SluSflbung bief
maä)t mirb burd^ ein in ®ott felbß liegenbeS $rii
dp, nömlid^ burd^ fein SBoQen, befiimmL Us
in Se^ug auf ben göttlid^en SßiQen mirb Doi
Optimismus bel^uptet, ba| er notl^menbig betei
minirt fei burd^ ben 93egriff beS Sejien, fo ba| <
unter ben Dielen formal möglid^en SBelten in
bieienige gur @d^öpfung auSmöl^Ien unb moDe
fönne, meldte Don aüen Die befie ift; anberS anS
gebrüdft, bo^ Don oQen formcd mdglid^ SBdlo
nur bie befte aud^ materidl mbgUd^ feL Uleii
burd^ biefen 3)eterminiSmuS beS göttlid^ SBflU
mirb bie gfreibeit beS göttlid^ SBiüenS bc^
ber SBeltf ^öpfung in einer gon} unjuläffigen Sali
bejd^rönft. SS mirb il^m nur no^ bie 9rei^ ^
fd^affen ober nid()t gu fd^ffen, nid^t ober bie^
^eit, jmifd^en Derf d^iebenen mdglid^n SBelten U
eine ober bie anbere )ur Sd^öpfung ouSgumdl^
gugefprod^en, olfo nur bie libertas contradietifr
nid^t aber bie libertas spedficationia
ms
meldte festere bod^ fogar bem menf^Iid^ SBilkc
}uf ommt 3a bei meiterer S^erf olgung ber 9d^
tung, ba^ baS göttlid^e SBoIIen be^ugU^ ber ffie&
f d^öpfung burd^ baS $rincip beS Seften betermUfi
fei, mürbe man gu ber Srolgerung bmmen fönseo,
ba^ bie @d^öpfung ber SBelt ein notl^menbigerSc
®otteS fei, ba^ il^m alfo aud^ bie libertas conk»
dictionis nid^t sufomme. — Slu^erbem Um ei
unter ben Dielen möglid^en SBelten feine geten.
meldte bie abfolut befte unb DoIIfommenfle ijl $A
aRdglid^feit Derfd^iebener SBelten ^ängt nämfid^o!
Don ber Derfd^iebenen IRad^al^mbarfeit beS g^*
üd()en SBefenS nad^ Sinken. 9htn ift baS gSttiuti
SBefen unenblid^ DoUf ommen. gfolglid^ mbteSn»
enblid^ Diele SSoUfommenl^eitSftufen, in benen Ue>
feS SBefen nad^geal^mt merben fann. Unb botosi
folgt, bag über ieber nod^ fo DoÜfommenen @tufi
immer nod^ eine DoQfommenere gebadet rotäa
fann, bis in'S Unenblid^e.
IL 3)er relatiDe Optimismus bel^ouptet in
©egenfak ^um abfoluten, bie e^iftirenbe SM fe
gmar ni^t bem Sein nad^ bie befte unb Dolfom
menfte, bie überl^aupt gebadet merben tbnne, aber |i
fönne unb muffe in bem @inne als gan^ gutunbtwD
fommen bejeici^net merben, als in il^r ^HeS in fd
d^er SBeife eingerid^tet fei, ba^ baburd^ ber Don ^
bei ber SBeltf^öpfung gemoüte 3toedf DoÜfonaMi
crreid()t mirb. 3n biefem ©inne jei bie ejijütenb
SBelt aUerbingS eine fold^e, ba^ fie nid^t befferioi
DoQfommener fein fönnte, als fie ift; ^e feitwdt
aus DoIIfommen in fid^ felbft. — S^iefer rdatiu
Optimismus nun ift als DoIIfommen mal^r an
bered^tigt an}uerfennen unb ift aud^ Don Jel^ t
ber d^riftlid^en ^l^ilofopl^ie unb Sl^eologie fef
gel^alten morben. SS ift biefer relatiDe Optima
muS geforbert burd^ ©otteS SBeiS^eit, ®flte uo
aUmad^t. 3)enn für'S ßrfte bringt eS ®otteS m
enblid^e SBeiSbeit mit fid^, ba| er bie SBelt fo einji
Optimismus.
938
eil, bei tOIeS auf's IBefle georbnet i|) unb
a Stoede entfprid^t tt'eld^en ber Sd^dpfet
t^pfung fld^ Dorfe^te. Sbenfo bringt eS
leüe bie ttnttd>Ii(i^e ®üte ®otted mit ^^,
t SQeS iioectmä^ig einrid^ten xoxU, bamit
leinen ®efd^5pfen, fo t)iel on i^m i{t, bie
ng i^ dieH boS il^r tonl^reS ®ut ifl,
^ enbli^ bringt eS für'S SDritte ®otte§
t mit fi4 ba| ®ott ben in feiner SBeiS-
»orfenen SBeltpIan aQfeitig }u bertoirllic^en
i^jufül^n Dermag, unb bo^ feine miber-
( JRai^t im Staube ift, il^n baron roxxU
^inbem. Unb in ber S^at, ber S^^^ ber
f^en 2]^tigfeit ©otteS ift bie Offen-
ieiner^enlid^feit feiner unenblid^en SBeiS'
Ute unb SRad^t. Sine fotd^e Offenbarung
[iil^&enlid^feit ober möre nfc^t gegeben,
^t in Der SBelt unb im gangen SOBeltlauf e
om ®r5|ten bis gum ffleinften l^erab, auf
xdmd^igfh eingerid^tet xoäxt. SBürben
unb 3)etecte in ber SBelteinrid^tung ftc^
Darben miberftrebenbe jhöf te ba fein, mo»
ie SBeltorbnung geftört unb Unorbnung
nrirrung in biefelbe gebrad^t würben, fo
rr ®runb ]^iert)on nur barin liegen, ba| ber
ber SBett aQ biefeS entmeber nid^t )u t)er-
&m|te, ober eS nid^t t)er]^inbem moHte, ober
!S nid^t oerl^inbem fonnte. ßs n)ürbe ftd^
er SBelt entmeber feine unenbtid^e SBeiSl^eit,
le unenblid^e ®üte, ober feine unenblid^e
ffenbaren, b. 1^. bie SBelt to&re nid^t Offen-
rineS unenbli(^ DoKIommenen SBefenS, fie
!^t Offenbarung ber göttlid^en ^enlid^feit.
(I ben l^ier bel^aupteten relatit)en OptimiS»
b ein fd^ioer wiegenber 6intt)urf t)on ber
rm 3a^I t)on liebeln l^ergenommen, meiere
SBelt lerrfc^en. «Hein eS ift aunöd^ft }u
iben gteifd^en bem natürlid^en unb bem
Uebel (bem IBofen). S)aS natürlid^e Uebel
Moation eines natürlid^en ®uteS, meld^eS
: Orbnung ber 3)inge fein fönnte unb
Inter biefe Kategorie fallen baS Seib, ber
\, baS Unglüd, Sob unb ^uflöfung, über-
neS, nmS bie gefd^öpflic^en SBefen oon
uS fliel^en unb Don fid^ ab^umel^ren fud^en.
ilid^e Uebel ober baS 99öfe, bie @ünbe,
ift bie ^rioation beS ftttlid^ ®uten. 3)aS
le Uebel nun fann ®ott ni^t bIo| gu*
mbem er fann eS fogar birect motten, nid^t
i Stoti, aber bod^ als SRittel sum 3^^^;
I S^^^ ^^^ baS l^ie^e bel^aupten, ®ott
n SBol^IgefaUen an bem Seibe feiner ®e-
toofjH aber als SRittel gum S^^^f infofem
baburd^ ein l^ö^ereS ®ut eneid^t merben
) foll. 3)aS pttlid^e Ucbcl bagegen — bie
— fann ®ott nie unb unter feiner 93e»
btred moÜen, meber als Smd nod) als
tut 3tt>edfe ; baS eine mie baS anbere mürbe
rf)mtd^ fiel^en mit feiner unenblid^en $ei-
tba toenn ®ott baS ftttlid^e Uebel aud^
itto looOen fann, fo fann er eS bod^ gu*
(äffen. 3)enn bie Sutoffung, ber permiffu>e SBiUe
®otteS fd^Iielt iebe SiOigung beS ftttlid^ Söfen
aus ; er befielt blo^ barin, ba^ ®ott baS fittlid^
IBöfe nid^t Don Doml^erein Derl^inbert, obgleid^ er
foId^eS fönnte. 2)iefe 3ulaffung miberfprid^t alfo
nid^t ber ^eiligf eit ®otteS, meU fie fdne Einigung
beS IBöfen, feine 3uftimmung gu bemfelben ein-
fd^Iie^t. @ie miberfprii^t aud^ nid^t ber IBoQ-
fommenl^eit unb ®üte ®otteS; benn biefe bringt
eS nur mit ftd^, ba| er feinen Demünftigen ®e«
fc^öpfen aUe notbmenbigen 3RitteI jur Semirfung
il^reS $eiIS oerlei^e, nid^t aber, ba| er Don Dom«
herein ben SRi^braud^ biefer 9RitteI unmöglid^
mad^e. 3l\xx bann märe nid^t Möge 3ul<^ffung,
fonbem pofitiDe 93emirfung beS SBöfen Don Seiten
®otteS Dorl^anben, menn bie Don i^m Derliel^ene
SBiOenSfreibeit bie 9lot^menbigfeit i^reS amg-
braud^S einfd^töffe. 2)iefeS ift aber feineSmegS ber
tJfaU, meil mit ber gfreil^eit gugteid^ baS 99emu|t-
fein beS @oIIenS unb entfpred^enben SBofienS ge-
geben ift.
S)iefeS DorauSgefe^t, lö^t fid^ leidet jeigen, ba|
unb inmiefem baS S)afein beS UebelS in ber SBelt
mit bem relatioen Optimismus mol^I }u Der-
einbaren ift. Sie S|ifteng beS UebelS in ber SBelt
mürbe nömlid^ bIo| in bem gfalle als SemeiS
gegen bie optimiftifd[)e SBeltanfc^auung l^erbei-
gegogen merben fönnen, menn baS Uebel nid^t
felbft mieberum ber Don ®ott gefe^en SBeltorb-
nung bienfibar gemad^t merben fönnte unb bienft-
bar gemad^t mürbe. S)enn unter biefer SJorauS-
fe|ung mürbe baS Uebel in SBa^rbeit bie Orbnung
Serftören. Mein ®ott lenft au^ baS Uebel mieber
5um ®uten unb mad^t eS ber Orbnung bienftbar,
feiner SBeiSl^eit unb ®üte gemö|. 3a nod^ mel^r.
2)urd^ baS Sorl^onbenfein beS UebelS in ber SBelt
mirb bie ®röge unb SSoUfommenl^eit ber SBelt-
orbnung fogar nod^ erl^öl^t. Sediere erfd^eint fa
um f 0 größer unb impofanter, menn man fiebt, ba|
anä) baS Uebel entgegen ber in il^m felbft gelegenen
Senbens in bie ®ef ammtorbnung eingefügt ijt unb
bem ®uten bienen mu|. SBöre baS Uebel nid^t,
fo märe gar Diel ®uteS ni(^t, baS ®ott gerabe
aus bem Uebel l^erjuleiten mei|. 9Ran fann ge-
rabe^u fagen, ®ott b^be baS Uebel in ber SBelt
nic^t 6Io| julaffen fönnen, fonbem eS fei aud^
congment gemefen, ba| er eS guUe^. Um babei
bie ^rage gu beantmorten, mie unb inmiefem benn
baS Uebel nad^ bem SRatl^fd^Iuffe ®otteS bem
®uten unb ber Orbnung bienen mu^ unb mirfli^
bient^ mu^ man junö^ft baS natürliche Uebel
in'S 9luge faffen. ^biefeS bient in ber moralifd^en
Orbnung einerfeitS bem bonum justitiae unb
anbererfeitS bem bonum virtutis. S)em bonum
justitiae bient eS, infofem burd^ baS Uebel baS fttt-
lid^ IBöfe beftraft unb bamit bie t$orbemng ber
©ered^tigfeit im 3ntereffe unb jum 3^)^^^ ber
^ufred^terl^altung unb S)urd^f ül^mng ber ftttlid^en
Orbnung burc^gefül^rt mirb. 2)em bonum virtutis
bagegen bient eS, infofem burd^ 2eib unb Srüb-
fal bie SRenfd^en geprüft, gelöutert unb in ber
I
939 OptiDiiSn
S.ugcnb ßtübt unb gtJÖrbEtt »erben foücn. ■
mit für jic boS SBerbienit beä @ulen fuii ' <
aßtrb bietet (eftere ©cficl)tspunfl com ■i'..
im 91uge befiallen, \o tetlierl baS nntirtu' ■
filt ibn (ogor jeiiien ©toc^el. — S^l^'a" i'r" ■
fitllit^lt Uebd, baSSÖ&ie iclriffi. y^ '■ '
bit ffiri^cnoättr borauj aulmnitn;" ■
bi« Sugtnb uittet ber SÖorauSielmrni ;■■■■
flllli* SBbfc mi Soll (Uflciüifm wn-.-
flvüfieni ffitil^ uiib ein ^ÖlitrtS Sflcrl.i
QU unter bet (leQttit^elllQen SSoraueitituriu
ber iDieiijdj fie^l. bo& bie 5reil)eil b^. ■■
(Ali) jiim Söf(n mi«broud)t loeibtu !i
oielfodi mi&brou^l reirb, fo loirb er ^(l■. ■
geforbert, feine flaiije fiHli** itfof '"!'
um bie ©efnbr ''fS D}ti&&rau(fiee brr ;?i .
©öftn ju überminben unb bn4 Imi:.^
(iflcn 3iet^ä!fiif|lm |etne§ Stbtnt' mut -.
tonimt (lifo bit ptlli^f ftrufl im.. .
iel6ft in ^äfeerer unb glänjtiiba« y
baning, — SBom ©tanbimntlt bir m. ,■
ütiif^miuiig ous wrblnbel fitt i .r .
hbfltcer Öifi^ieituntt. 3)af 9lin";i ■
iS6(eu in bet ©dt wnr uoiiii' .i ■
baju, bofi bie grbaniiimg uu^ i .
ben !Dlenfil)tn fi^ l^erobliefe uii:.
ßr&fite unb er^abenfle SBetI tr. .
Ijcit, TOüCljt unb Siebe WUlrr.:,! .
nitrbung b(8 ©o(inti QJdIK? ;;r
b(8 <UIcn[t^cng(fd)[c(!)teS hirii
ffrtuje. ©lejeS Söert b« 'JJI.'
Srlfifting geieii^t @oll v;> i
lidjuitg unb ben Vteufi^i'n '> '
rril, §ler jeigl eS fid, -.Ü. ■
bie Citbe uub l5.TbnrmHim i
Utfitr guui ©ulen fletüö" vr\<
bigcn $ldncn ber gBttliiffn
eigener iQer^errÜilfiunQ ull^ i '.
fc^en bienfibar gemach miii'
lic^iSöIeju; aber viiluiii'i'
miesione mali jit^t ci m.
unb graor baS flröSte Cim, .
9)ltnjd)cn gu ai)eil incvti i.
immer nian bit Innige r-.
@ol)n ®oiUi anäj plinr
fleiDOrbtn fein mürbe ((.d
fo ifl bot^ tfiotjät^liit:
©o^neS ©ottea bnr* i.
ju bem fünblgen 5)itn|rtii ■
jubermerfen ifl aber bif '■'
niismu9, bie Üßtnfdjlr.
gt^&re iDe|mllii^ mit v
cnbtrnfans tUn ni*i
(lifo bie Wf'-Ml'f"-'*^"-
flUna ttlllliU'H lii;:'.
ftarimWibuii'.:' ■
»eldje hi>^ iUu'
beu Olli bl( tmr ■
|urü(t|iJI)rt uub |fr
gefialten ^nt, tnf.
fluc^ in bet ©iint"
41
Opus operatum.
942
perftfcom. 8oti ber gSttfid^en IBorfel^ung l^an-
dnb, Suäfi er bie Sulaffung ber @ünbe mit ber
fttffiil^ ®fite babur^ in SinUang au bringen,
ct| er in ber Sfinbe boS opus operatum, b. i.
tt obiectioe Sfyii, abgefel^n Don i^rem fittlid^en
E^andter, lH)n bem opus operans, b. i Don ber
jnbiectiMi aBiDenSentfd^ung, burc^ m\ä^ bie
Vjoi jn einer funb^aften geßempelt toirb, unter-
^(^eibä(Saitentl,16,beiMign6,PP.lat.CCXI,
my aSeiter unten (L c. 1235) übertrögt er bann
btt^ llnterf d^ung, mennglei^ mit einiger Snt-
i^nlUgmig^ onf bie @acramente. 3n gleid^em
Sime fd^reibt ännocenj HL: Quamvis opus
openns aliqnando ait immundum, semper
tarnen o^ia operatum est mundum (De s. al-
tans myster. 8, 5). gfortan begegnen tt)ir biejer
OegmuberfleDung Don opus operatum unb opus
(^enntis bei ben Domel^mften Sd^oloftifem
M IS. Sol^^unbertS, befonberd n)0 eS gilt, ben
lUeild^ ber SBirlfamleit ber oltteftamentlid^en
nd) nenteftamentlid^ Sacramente ju beftimmen.
6o bei SBil^m Don Slu^erre (Summa aurea 4,
243, ooL 1), 9(esanber Don ^alt» (4. Sent., q. 3,
ffl.4, a. 1), SIbert bem ® ro^en (4. Sent., d. 1 , a. 5),
bcm^SonoDentura (4.Seni, d. l,p.l, a. l,q.5X
bem ^ ify>nua (4. Sent., d. 1, q. 1, a. 5) ; bod)
sor um biefe S^ V^^ Unterf d^eibung nod) f eined-
mfi allgemein im ©ebroud^e, toxt auS ber Siebe-
tnofe beS I^L X^omoS erbeQt: Ipsum sacra-
nentom dicitur a quibusdam opus operatum,
Mu autem sacramenti est ipsa operatio,
^nae a quibusdam opus operans dicitiur (1. e.).
Sabbern aber in ber Sfolgejeit bie gformel ex
opere operato in ben fatlolifd^en @<i^ulen au-
Mnem ublid^ getoorben toax, mürbe fte Don bem
ftinj^enratl^ )u Orient als 9u§bru(f oeS lotl^oli»
l^en Sogma Don ber 9Bir!fam!eit ber neutefta-
ieiitli(j^ Sacramente gegenüber ber ))roteftanti'
}tlß 3rrle]|re feierlid^ fanctionirt (Conc. Trid.
Sees. Vn, de sacram. in gen. can. 8).
(Sframmatifd^ ift ol^ne 3>Detf el bad Ißarticipium
operatum im ))afftDen Sinne )u nel^men. @o
tiokn e8 Don Anfang an bie @d^oIaftifer Der-
Men, unb in bemfelben @inne i^ai bie Hxxd)t
bie {d^Iafiifc^ gformel aboptirt. Unjulöffig ift
bo^ bie S)eutung einiger neueren S^eologen,
^, um ben SuSbnuf {prad^Iid^ )u red^tf ertigen,
<^tQm im actiDen @inne }u erHören Derfu^en.
«et )Kif{tt)e (Sebraud^ ift aud^ nid^t fo neu unb
QietDd^nli^, ba| er geredeten Zabel Derbiente
{^ Lactantius, Inst. div. 7, 27 : susceptis
operatisquevirtutibus; Tertull. Depraescript.
e. 29: tot virtutes tot charismata perperam
operata; 8. Aug. De unit. Eccl. c. 25, 73:
afemina nobili Lucilla operata corruptio). —
Sa§ bie fac^lid^ 93ebeutung bed ^uSbrudfS betrifft,
^(aben in neuerer 3eit einige £]^eotogen gemeint,
kiftfben burd^ ben 3ufa| a Christo erfldren }u
ölen: ex opere operato l^ei^e fo Diel alS ex
ipere operato a Christo ober ex opere, quod
perstus est Christus, b. i traft beS 6rI5fungS«
toerfeS S^rifti (f. SSojen, 3)er ftatl^oUciSmuS unb
bie £infprüd^e feiner ®egner I, 3. %ufl., ^rei-
burg 1885, 272; ^Ugerd^ Spmbolifd^e Zl^eologie,
SBonn 1841, 157. «el^nlid^ 9JUbIer^ S^mboIU
§ 28 ; anberS 9leue Unterfu^ungen 328). SOIein
toenngleid^ e8 nmllr ift, bog bie Sßirffamleit ber
@acramente auf bem SrIöfungSDerbienfte (Sf^xi^
beruj^t, fo ift bod^ biefed Dietme^r opus operantis
Christi alS opus operatum )u nennen. Sfemer
mürbe nad^ ber Sluffaffung biefer Xl^ologen ber
9u8brud( ex opere operato nid^t fo fel^r bie
9Birfung8meife ber Saaamente begeid^nen als
Dielmel^ bie ÖueUe il^rer SBir^amleit : obne 3>Dei-
fel aber tooUten bie @d^oIafti!er uno nad^ il^nen
baS Soncil Don Orient gegenüber ben fog. 9te«
f ormatoren bie ben @aaamenten beS 9leuen IBunbeS
eigene äBirlungSmeife erflören. 2)a enblid^ iebe
©nabenertbeilung auS bem Ißerbienfte Sl^rifti als
il^er Ouelle flie^t^ fo toürbe bie Srftörung, ba|
bie Sacramente burd^ bie IBerbienfle Sl^rifü mirt-
fam finb, bie Heiligung buxä^ bie Sacramente Don
ber @imbenDermittIung au^erl^olb ber @aaamente
nid^t unterf d^eiben ; offenbar foQ aber nad^ ber
Slbfid^t ber iKrd^e bie gformel: bie @acramente
Dertei^en bie ®nabe ex opere operato, nid^t
etmaS allen ®nabenertl^eUungen ©emeinfameS,
fonbem etmaS ben @acramenten Sigentl^ümlid^eS
bejeid^en. SBenn alfo aud^ baS SrI5fungSmerf
6$rifti bie IBerbienfturfad^ ift, auS ber bie Sßirt-
famleit ber ©aaamente binrgeleitet »irb, fo trifft
bod^ biefe SrHörung meber ben ®eban!en ber
@d^oIaftiIer noä^ bie ^bftd^t beS Zrienter SondlS.
^ielme^r mu| nad^ tl^eologifd^em @prad^gebraud^
baS opus operatum alS ®egenfa| }um opus
operantis aufgefaßt merben. fie|tereS be}ei($net
bie fubiectiDe ^anblung, infofem ber ^anbelnbe
bur^ biejelbe megen i^reS ftttlid^en S^^arofterS ftd^
felbft ober einem Slnbem ettoaS Derbient. Opus
operatum aber ift bie objectiDe Sl^at an unb für
ftd^ betrad^tet, abgefe^en Don bem 93erbienfte ber
lanbelnben $erfon, toeld^e burd^ il^ce eigenen 9cte
baS SBerf DoUjiel^t ober fid^ baSfelbe aneignet.
3)emgemö^ ift baS opus operatum bei ben @acra-
menten bie objectiDe, nad^ Sl^rifti ^norbnung DoD-
Sogene facramentale ^anblung, baS ftd()tbare facra-
mentale S^i^^n. SBenn alfo bie ftird^e le^rt, burd^
bie @acramente beS bleuen IBunbeS merbe bie
®nabe ex opere operato gefpenbet, fo l^at biefe
tjformel erftenS ben negatiDen @inn, ba| bie faaa-
mentale @nabe nid()t Derlie^en tt)irb ex opere
operantis, b. 1^. nid^t auf ®runb irgenb xotlä^tn
SSerbienfteS Don Seiten beS @penberS ober Don
Seiten beS SmpföngerS. 3^^ii^nS aber toirb burd^
biefe Sformel pofttiD auSgebrüdtt, ba^ baS ftd^tbare
faaamentole 3«i^«t fclbft atö »irfenbe Urfad^
bie ©nabe Derlei^t. SBeit entfernt enblid^, bog
burd^ bie fird^Iid^e fjformel bie freie Zl^ötigfeit beS
©penberS unb ßm})fänger8 auSgcfd^loffen toirb,
finb Diclme^r brittenS in berfelben bie freien acte
einbegriffen, weld^e jur gültigen ©penbung unb
5um b«ilbringenben 6ml)fonge beS ©acramenteS
943
Opus operatum.
ttotl^toenbtg ftnb. fSox Sdem fmb in bem opus
operatum f elbft iene freien 9äe eingef d^Ioff en, o^ne
toeld^e baSfelbe nid^t üorl^onben tft, no(!b gebadet
»erben fann, nömlid^ üon Seiten beS @penber8
bie intentio faciendi, quod facit Ecdesia, unb
Don Seiten beS Sm))fänger3, toenn er ein Srmad^-
fener \% ber SBiQe, baS @ocrament gu em))fangen.
Sa ed ftd^ ferner um bie SBirffamleit bed opus
operatum ^ur Srtl^eilung ber l^eiligmac^et&en
^nobe l^anbelt, fo ttrirb burd^ bie fird^Ud^e gformel
aud^ inbirect bie Slotl^toenbigleit iener freien 9cte
angebeutet burd^ meldte bie ^inbemiffe für bie
actueüe Entfaltung ber facramentalen SBirffamfeit
befeitigt »erben. 2)arum erllärt baS Soncil t)on
Zrient ouSbrüddi^, ba| bie @acramente benjeni-
gen bie ®nabe oerleil^en, »eld^e il^r fein ^inber>
ni| entgegenfe|en (non ponentibus obicem;
Sess. "VII, ibid. can. 6).
n. $roteftantif^e SntfieUung ber
fird^H^en tljformel. 9lad^ ber gegebenen Sr*
fldrung ifi ber @a^, ba^ bie ©acramente beS
9{euen SBunbeS ex opere operato bie ®nabe Der-
feilten, ber treuefte ^uSbrudf unb bie fd^örffte
gformulirung ber fatl^oUfd^en Seigre Don ber SBirf»
famfeit ber @acramente. 3)ie ))roteftantifd^e $o-
iemil Derfud^t freili^, bemf elben einen anbem Sinn
unter)ufd)ieben unb auf ©runb beffen bie Seigre
Dom opus operatum al§ „fatanifd^, biabolifd^,
fittli^ Derberolid^'' unb berglei^en 5U befömpfen.
6d^n bie Steformatoren beS 16. ^al^rl^unbertS
laben bie fird^Iid^e ^formet in bem @inne ge«
beutet aß ob baS opus operatum an unb für
i^, infofem ed einöu|erIid^eSSBer!i{l, mit^ug»
d^iu^ jeber innem frommen Siegung Don Seiten
)ed Empfängers be§ Sacramented, aU 93er«
bienfturfad^e bie ®nabe bemirfe. SeÜarmin (De
Sacr. in gen. 2, 1) bemerft, ba| biefe 3)ar-
fteSung jmei Auflagen entl^ölt mel^e beibe nid^t
bIo| falfd^ finb, fonbem au4 einanber toiber-
ftreiten. SrftenS ifi e§ grunbfalfd^, ba| nad^ fatl^o-
iifd^er Suffaffung baS opus operatum aI8 93er-
bienfturfad^e bie ®nabe ^erDorbringe. 3)enn baS
opus operatum im ©egenfa^ ju bem opus ope-
rantis ift nid^t bie fubjectiDe ^anblung, fonbem
baS objectiDe SBert abgefel^en Don feinem ftttlid^en
meritorifd^en SBertl^e; bad opus operatum, b. l
ber nad^ El^rifti %norbnung gültig DoDgogene facra-
mentale 9iitu§^ ift Dielmel^r fraft göttlid^er Sin-
fe^ung unb ber 93erbienfte El^rifti bie merf^eug-
li^e Urfad^e, beren fid^ ®ott 5U unferer Heiligung
bebient 9Benn bann meiter gefagt mirb, ba^ na($
fatl^oüfd^er Seigre baS öu^ere 9Berf beS opus ope-
ratum ol^ne irgenbmeld^e innere SBidenSregung
ben Sl^arafter einer Derbienftüd^en ^anblung be-
fi|e, fo toiberfpred^en biefer Sel^auptung bie S^at-
fad^en; ed mar Don iel^er unbegmeifelte Seigre aller
latl^olifd^en Xl^eologen, ba^ bie duneren SBerfe
Don ben inneren Scten ber @eele il^re game mora-
lifd^e ®üte unb il^re iBerbienjUid^feit Dor Sott em-
pfangen (Dgl. Bellarmin. 1. c). UebrigcnS fd^rön-
len bie $roteftanten felbfi ben Sormurf biefer Seigre,
toeld^ebie Apologia Conf. August. (§De
et usu sacramentorum) bem irgongen i
fd^olaftifd^en Seigrer" jufd^ibt f^r ein u
}u, bog er bie öfteren @d^oIafüJfer (ben
mag, SBonaDentura u. f. m.) nid^t trifft '
foHen ScotuS unb 99iel DöDige ^fftDi
@aaamente gegenüber forbem wib aui
beftreiten^ ba| gu feiner 9Bir!fam!eit tx{
gute Stegung auf Seiten beS Smpfänge
menbigfei; burd^ biefe 9n{id^t fei bieS
@d^oIaftif in biefem fünfte gu il^rem
gefommen, unb man bürfe e8 bal^er be
matoren nid^t Derargen, toenn fie bemgi
latl^olifd^e Seigre fo faxten: quod saci
novi testamenti ex opere operato si
motu utentis justificant (^er}og, Sie«
Qopäbie für protejt. X^eol., 2. Sufl., XE
2)emgegenüber ift 5U bemerfen, bo^ bi
mente aUerbingS il^re 9Birffamf eit )u entfc
mdgen, menn aud| ber 9Renfd^ im SRon
@penbung ftd^ rein paf fiD Derl^ält DorauSg
fein obex Dorl^anben ift, meld^ ber 93(
ber ® nabe burd^ baS Sacrament im SBege {
fann [a bei benienigen, meldte fid^ fat bem
3uftanbe befinben, unb bei ben ftinbem ü
nid^t Don %cten, bie sum Smpfang beS
mented biSponiren, bie Siebe fein. 3)a:
nid^tS 9Biberfinniged; benn aud^ bie na
Urfad^en ergeugen in einem @ubiect,
il^rer SBirffamfeit fein ^inberni^ entg
immer unb überaO il^re S^irfung. 3nbe
obige Auflage mel^r befagen, nömlid^ b«
bie fird^Iid^e f^formel Don ber äBirffam
@acramente ex opere operato iebe
S^ätigfeit bed (Smpfängerd fd^Ied^tl^in
fd^Ioffen merbe, fo }mar, ba| aud^ ber er
@ünber ol^ne Dorangegangene pofttiDe S)i(
burd^ baS @acrament gered^tfertigt merbe
Obfd^on biefe 93erbre]^ung ber fatl^olifd^
f 0 oft mieberl^olt mirb, geugt fie bod^ nur Do
Unfenntni^, menn il^r nid^t gar abftd^tti
fteKung }u ©runbe liegt. S)enn baS So
Orient le^rt beutlid^ baS ©egentl^eiL Si
c. 6 l^anbett eS Don ber }ur Sted^tfertig
@ünber§ notl^menbigen 3)i8pofition, unb
ben ber Sieil^e nad^ bie Derfd^iebenen 9
fd^rieben, burd^ meld^ in fhifenmä^iger <
iung biefe 3)i§pofttion DoQenbet mirb. 2>
l^ören Dor SUIem ber ©laube (fides, sine q
unquam contigit justificatio [ib. c. T
est humanae salutis initium, fündai
et radix omnis justificationis [c. 8])
93u|e, meldte in bem ^affe unb ^bf^ev
gangenen @ünbe unb in bem 93orfa|e bi
fiebenS bejtel^t. ^^t Sriangung Der %
gungSgnabe mirb au^er bem ®Iauben i
forbert (can. 9), ba^ pd^ ber 3Renfd& oti
bie Zl^ätigfeit feinet SBillenS (suae yoI
motu) auf biefetbe Dorbereite unb biSpon
can. 3). S)a§ Soncil l^anbelt l^ier 1
Sied^tfertigung im allgemeinen, alfo oud^
Opus operatum.
946
ttng tmrd^ baS ©Qcrament; überbie^
biefe audbrüdCKd^ ein, inbem e8 t)on
t^. toeld^ t)Dr bem Smpfange ber
^toenbig ifl (quam ante baptismum
»t), unb ertoöl^nt unter ben berfd^iebenen
»er ated^tfertigung baS @aaament olS
\ft Urfad^e (c. 7). 9n ber ©teUe Sess.
at4Depoen. ermöl^nt eS f obann nod^*
IT Sted^tfertigung burd^ bog Sacrament
unb lBu|e notl^menbigen 3)tSpofttu)nen
t oud^ bte fird^Iid^e SBiffenfd^aft gegen
urf ber ^roteftanten in @dl)u^ (quam-
BO qnidam calumniantur catholicos
i, quasi tradiderint, sacramentum
iae absque bono motu suscipientium
M>iife]T6, quod nunquam Ecclesia
t nee sensit ; L c. c. 4). ®emö^ biefen
beftimmten Srllärungen mn% alfo boS
fianben »erben, menn eS Sess. YII,
\ kf^tt, bag bie Sacramente be§ bleuen
L opere operato oOen benjenigen bie
leiten, tneld^e i^rer SOBirffamfeit fein
entgegenfe|en (non ponentibus obi-
or iß ber %u8brutf non ponere obicem
nad^ negatit), aber baS l^inbert nid^t
iectü)e 93ebeutung beSfelben eine pofitiüe
:mltd^ für ben @ünber ber obex in bem
t pofitiDen 3)i8))ofition befielet ti'eld^e
(ung ber focromentalen Sted^tfertigung
) ifi, f 0 bebeutet für il^n baS non ponere
^t8 Ruberes als bie Uebung iener po{i>
tibacte, meldte biefe ^Spofttion auS-
- 9Rit Siedet nimmt baS Soncil aud^ bie
i Sl^eobgen in @d^u| gegen ben ^Bor»
Reformatoren. S)enn eS l^aben mo^t
>IafHfer 5ur Sied^tfertigung be§ @änberg
IKommene S)i§pofttion Verlangt, ba^
; unb für fid^ aud^ ol^ne ben actueüen
bed Sacramentd gur Sriangung ber
ung genügen mü^te; aber fein fatl^o»
)Ioge l^at je be]^au))tet, ba| ber erUHic^«
T o^ne gute innere 9iegung, o^ne ®Iau»
malere Su^e unb SSefel^rung }u ®ott
Saaament gered^tfertigt »erben fönne.
i8 unb 93iel mad^tn l^iert)on feine ^uS*
tun beibe löugnen nur, bafe jur SBirf»
facramentalen ®nabe bie fittlid^e S^ö»
dbtpfangerd als Serbienfturfad^e erfor-
; feinedmegS aber moden fte biefelbe als
1 auSfd^Iie|en. @o mu^ offenbar @cotuS
merben, mrm er, bie @acramente beS
beS SUten ^nbeS bergleid^enb, fagt:
tum (novae legis) ex virtute operis
»nfert gratiam, ita quod non requi-
onus motus interior, qui mereatur
sed sufficit, quod suscipiens non
eem. Sed in illis actibus (sacra-
sacrificiis yeteris legis) non con-
ex hoc solo, quod offerens non po-
sem, sed tantum conferebatur ex
m motus interioris tanquam meriti
(4. Sent., d. 1, q. 6, n. 10). SBorin aber biefer
bonus modus interior befielt, ber itoat nid^t als
SSerbienfturfad^e, fonbem olS ^Spofition unb }ur
Sntfemung beS obex erf orbert mirb, erflört @cotuS
be^üglid^ ber Saufe (4. Sent, d. 4, q. 5, n. 2), in*
bem er einen boppeltenlDlangel auf Seiten beS Sm-
pf öngerS unterf d()eibet. 3)er eine befielet barin, ba^
iemanbgumSaaamentel^insutrittol^nebenSBinen,
baS Sacrament )u empfangen, unb bieg mac^t baS
@acrament ungültig; ber anbere befielt in ber fe)^*
lenben SHSpofition, unb biefe l^inbert bie gnaben*
fpenbenbe Sßirffamfeit beS @acramenteS. S)er
30tangel ber SiSpofition famt aber fein yel quia
non habet rectam fidem, yel quia habet ali-
quod peccatum mortale tunc in actu yel prae-
teritum, de quo nullo modo atteritur yel con-
teritur. 9lid^t blo| bie gegentoörtige @ünbe, fon«
bem aud^ ber 9RangeI an ^eue über bie begangene
@ünbe l^inbert alf o bie ©nabentoirfung beS @acra-
menteS, unb eS ift burd^auS unrid^tig, ba^ @cotuS
bem @acrament gegenüber t)om dmpf&nger nid^tS
Ruberes als bdUige ^ffibität mlange (&er}og
a. a. O. 279). ^aSfetbe lel^rt @cotuS besügli^
beS Su^faaamenteS (4. Sent., d. 14, q. 4, n. 6 sq.).
3ur Sriangung ber SRed^tfertigung burd^ baS @a«
crament ift au$ ber parum attritus l^inreid^enb
biSponirt. 3n biefem gfalle tnirb ber !Dtenfd^ ge-
red^tfertigt non quidem ex merito, quia £b-
positio interior non erat sufficiens permodum
meriti, sed ex pacto Dei assistentis sacra-
mento suo ad effectum illum , ad quem in-
stituit sacramentum. SSBeiterl^in erfidrt er, mo«
rin biefe S)iSpofition beS parum attritus befielet:
ut habeat aliqualem displicentiam de pec-
catis et propositum cayendi de cetero, et
yelit suscipere sacramentum poenitentiae.
«ud^ © i e l mad^t (4. Sent., d. 1, q. 3, not. 2)
biefelbe Unterfd^eibung ber fttüic^en Sl^ätigfeit,
infofem fie üerbienftlid^e ftraft ^at unb infofem
fte bie notl^menbige 3)iSpofttion ift gur Sntfemung
beS obex, toeld^er bie ©nabenertl^eilung burd^ baS
(Saaament t)erl^inbert. Signum aliquod conferre
gratiam dupliciter potestintelligi: unomodo
ex ipso signo seu sacramento, yel ut alii
dicunt : ex opere operato, ita quod eo ipso,
quod opus illud, puta Signum aut sacra-
mentum exhibetur, nisiimpediatobex peccati
mortalis (b. 1^. bejügüd^) ber @acramente, meld^
5ur 9tad^Iaffung ber @ünbe eingefe|t finb, bie Un»
bu^fertigfeit gegenüber ber begangenm @ünbe, ba
ja offenbar bei biefen ©aaamenten bie @ünbe
fetbft nid^t obex ber ©nabentnirfung fein fann),
gratia confertur, sie quod praeter exhibi-
tionem signi foris exhibiti non requiritur
bonus motus interior in suscipiente, quo de
condigno yel de congruo gratiam mereatur,
sed sufficit, quod suscipiens non ponat obi-
cem . . . Alio modo intelliguntur signa yel
sacramenta conferre gratiam ex opere ope-
rante et per modum meriti, quando scilicel
sacramentum foris exhibitum non sufficit
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Oroffl.
950
b bet ^pft ou^ münblid) ©efe^e geben
n biefec Wlgemeinl^eit }u bemeinen, ba
*| feinem Segnffe nod^ f ($nftlid^ Sfisirung
igthm\6^n SBiSenS unb beten ^romul*
r^rifd^t 9hir besüglid^ ber auf beJUmmte
im Snkreffenten befd^rdnften ®efe^e, ber
irtlegien, fann bie aR5gIid^feit eines (lo^
^ Sriaffed, eben burd^ oraoula vivae
zugegeben totxhtn. hierfür fprid^t bie ®e-
(DgL c. 7, C. 25, q. 2 [®regor I.]; c. 2
, 7 ; c. 8 Extr. comm. 5, 9 [HJouI II.]).
\^ Orben8)müüegien baftrten oft lebig-
oracula vivae tocIb. 9lod^ weniger
rigleiten fieOen fid^ einer münblid^en Sr»
[ Don 3)i8)>enfationen mtb anberen ®na»
tgegen; benn l^ier l^nbelt ed fid^ nid^t
wh^i obiediDen Sted^tS, fonbem nur
Bpenbirung be8 ftrengen SRed^tS ober um
ngSmo^regeln im engem @inne bed 3Bor-
e Serlei^ung Don $frünben unb Sel^n-
Suf ber anbem @eite mügte bie @id^er'>
' 9ted^t8orbnung fd^minben, mnn feber-
nitr ^emfung ouf ein oraculum vivae
ür M eine SuSnal^meftenung ober ben
mb CSrl^It lird^Iid^er Siedete beanfpmd^en
§ür ben ©emiffenSberei^ mag ber Sin*
it einer ibm münblid^ oom $a))ft Der«
SHSpenfotion ober gfacultät ftd^ be-
filr ben dugem Sted^tSbereid^ ftel^en bie
n^erS. pitt l^ot bo8 SRed^t immer an bem
i| fefige^alten: Quod non est in actis,
t in mundo, b. 1^. ber Sitel bed »ed^tö
Biefm merbm, am beften burd^ Urfunbm.
f) mirb bie Srtl^eilung beS oraculum vivae
ro foro externe in ollmeg gu enoeifen
üf fd^riftlid^eS ober münblid^eS Seugnife
en ^rfonen, meldte Ol^renjeugen beS ora-
rivae vocis gewefen. Snfoweit entbel^rt baS
id^t aut^entijtrte oraculum vivae vocis
Supern Se^tSbercid^ ber Sebeutung. 3n§«
t ift beflimmt ba^ päfftlic^e 93eneficial«
nen urfunblid^ ertoiejen fein muffen (c. 1
omm. 1, 3 [93onif. VIII.]; Reg. canc.
^äppiid^e ©ispenfationen muffen fd^rift»
gefertigt werben, unb ber OrbinariuS ift
^, bie Sed^t§gültig!eit einer bel^aupteten
len ®i§pen{otion burd^ Prüfung ber il^m
[mben Urfunbe fummorifd^ ju unterfud^en
anc. § 52 ; Trid. Sess. XXII, c. 5 De
i.). ßnblid^ ]^t ©regor XV. in ber Sutte
US Pontifex Dom 2. 3uli 1622 alle
i vivae vocis, mit 9lu8nat)me berjenigen,
mf Sitten ber ©ouueräne ober ©arbi»
^tmorben, mibemifen; ganj allgemein
r| Urban VIH. in ber SuHe Alias
.©ecember 1631, unb jmar pro utroque
fo mi^ für ben ®ctt)i|fen§bcreid^ (Reiffen-
Jna can. 1. 5, tit. 33, n. 152 sqq.).
^ßiopfie ^ben nid^t minber umfaffenbe
orien erlajfen, unb unter biefc faflen inS«
t bie frül^er sal^treid^ burd^ oracula vivae
vocis ert^eiUen 9lb|oIution§facuItdten. 9tid^t be*
rü^rt ift burd() biefe tlbrogation ber oracida vivae
vocis ber SSraud^, ba^ bie Offirialen ber römi-
fd^en Sel^örbm fiber mid^tige ©egmftänbe ber
fttrd^enbisciplin bem Rupfte Serid^t erftatten unb
beffen miinblid^en ßntfd^eib einl^olen, verbo faoto
cum Sanctissimo (f. bie SuIIe Alias Ur«
bans VIII. Dom 11. «pril 1685), ba baburd^
bie fauileimö^ige fd^riftUd^e Ausfertigung nid^t
überflüffig gemad^t mirb, Dielmel^r barauf|in er»
folgt. ($gl. Ferraris, Prompta Bibl. Juris
can. B. V.) [9t. D. Sd^erer.]
0rafte( (oraculum Don orare = fpred^en) ift
ber burd^ bie 9t5mer ublid^ gemorbene 3lamt für
baS mid^tigfte 9RitteI, burd^ toeld^eS im l^eibnifd^en
aitertl^um bie Snenf^en mit ber ©öttermelt in un-
mittelbare SBec^felbejiel^ungjutretm fud^ten. S)ie
Orafel bilbeten einm ßauptbeftaubtl^eU ber f ogen.
S)iDination, b. ]|. ber Srratl^ung beS für gemöl^n-
lid^ menfd^Iid^e ffmntni| Unerreid^baren. @ie
fontenbefonbereOffenbamngeneiner@ottl^eitfein,
meldte an einem beftimmten Orte ben 193erlangen«
ben gegeben unb burd^ SRittelSperf onen, gemöbnlid^
bur($ ^riefter ber betreffenben ®ott]^eit, überant-
mortet unb Derbeutlid^t mürben. 9{ad^ bem Sprad^«
gebraud^e bebeutet Oralel nid^t blo^ einm fold^
©ötterfpmd^, fonbem aud[) bie ©t&tte ober baS
^eiligt^um, in meld^em bie an eine ©ottl^eit ge-
rid^tetm ^fragen beantmortet murbm. @oId^e Stät-
ten gab eS im Altertl^um f a jt bei allen l^eibuifd^en
Sölfem. Serül^mt mar feit unDorbmHid^er S^it
baS Oralel ju STteroe in Ober&gQ))ten; il^m ftan-
ben baS im ög^ptifd^en Xl^eben unb baS ju Am-
monium in ber Oafe ber libt^fd^en SBüfte ber ß^it
nad^ am nöd^ftm. S)er Sebeutung nad^ muffen
aber alle befannt gemorbmen Orafel binter benen
beS gried^if d^en Altertl^umS jurüdftretm. 3)ie SRömer,
mel^e fid^ bie gried^ifd^e Silbung aneigneten, nah-
men bod^ bie Sinrid^tung ber Orafel nur in fel^r
befd^rönftem 9Ra^e an, ba auf italifd^em 93obm
anbere 9WitteI ber 3)iDination Don Alters l^er in
Uebung maren unb als bem römifd^en Sl^arafter
pf agenb beibel^altm mürben. AIS baS ältefte grie-
d^ifd^e Orafel fann baS fd^on gmannte }u Am-
monium gettm, ba ber Stubm beS ög^tifd^en böd^-
ften ® otteS fe^r f rü^ bie l^eOenif d^e SSelt Deranla^te,
ibn mit 3euS }u ibmtificiren unb fu^ bei bemfelbm
SRatbS ju erl^olm; eSift bie^ einer bcr93emeife
bafür, bag bie SSßurjeln ber gried^ifd()en ßultur
nad^ Aeg^ten l^ineinreid^en. @onft aber mu^ als
baS öltefte gried^ifd^e Orafel baS ju 2)obona in
SpimS gelten. 6S reid^t in baS beroifd^e Zeitalter
l^inauf unb ift mit ben ©agen bicfer ^eriobe eng
Derflod^ten. ©d^on §omcr lö^t Dbt)ffeuS biefen
uralten ®ötterfi| auffud^en (Od. 19, 296; II. 2,
750); aud^ f)efiob (Pragmenta, ed. Marck-
scheffel, Lipsiae 1840, 339, n. CXLIX; Dgl.
n. CCXXIV) gebenft beSfelben als einer Orafel«
ftätte. ebmf oKS ip f d^onbei ^omer (D. 9, 405 ; Od.
8, 79) Don bem Orafel ju ®elpbi bie 5Rebe, mel-
d^eS an SRu^m unb Anfeilen balb alle anberm fiber-
951
Orafcl.
9
trof . 6tn Berül^mted Orafel iDor and) baS }u Wd
in $l^o!id mit uraltem ^eiligtl^um, bem nod^ bie
9t5mer naä) Eroberung ©ried^eitlaitbd ouS reli*
giöfer Sl^rfurd^t Autonomie gemalerten, ^od^ an*
gefeiten toax femer ba§ t)on ben Srand^iben, einem
ölten priefterlid^en ©efd^Ied^t t)em)Qltete Orafel 5U
^ibt^me im ©ebiet üon 3RiIet ; eS mar bie all-
gemeine ffrageptte ber umtoo^nenben ^omx unb
lleoter. ^u^erbem gab e§ Orafel ^u €Ii§^ auf
jheta, auf 3)eIo8, in ff laroS bei ff olopl^on ; im
®an}en merben gegen 300 Orafel au§ bem grie-
i)\\d)m nitertl^um auf gefül^rt. W§ bie mid^tigften
mürben inx S^xt be§ ffröfuS offenbar bie bei
^erobot 1, 46 genannten angefel^en. 918 man-
bernbe Orafel fann man bie Sibyllen (f. b. 9lrt.)
betrad^ten, in bereu $erfon man eine ©ottl^eit an-
mefenb glaubte, meldte burd^ i^ren SJtunb auf ge-
fteDte ^fragen antmortete. S)ie Siömer afö Srben
ber gried^ifd^en ^nfd^auung l^atten, gmei Orafel
beS gfaunud unb ber Sfortuna }u $rönefte ab-
gereci^net, feine einl^eimifd^en Orafelftätten, fon»
bem manbten ftd^ an bie gried^ifd^en, gu benen fte
oft meite Weifen untemal^mm.
3)ie ^öd^fte Orafelgott^eit mar natürlid^ 3^u8,
ber Offenbarer unb $üter ber SSSal^rl^eit unb beS
ated^teS. 3lad) l^eOenifd^er ^nfd^auung lieg ftd^
inbeg 3(u8 nid^t felbft in ber SRenfd^en ©efd^icfe
ein, fonbem mad^te nur barüber, bog iebem fein
Siedet unb feine ©ebül^r (SCxt)) merbe ; bie 9u§-
fül^ning gab er nieberen ©ottl^eiten anl^eim. 3u
biefm gehörte namentlid^ Slpollo, ber eigentli^e
Orafelgott unb SSerfünber öon 3eu8' SBefd^lüffen.
5IKit ?lpollo ertl^eilte aud^ 3lrtemi8, befonberS bei
ben Srand^iben, ben gragenben Slntmort. da-
neben gab e§ aud^ ^eroenorafel; ein fold^eS mar
bie ^mpl^iarea ^u Oropug in 3lttifa an ber Stelle,
mo ber l^od^berül^mte Selber 9m))^iarau§ nad^ bem
ffriege ber Sieben gegen Sieben üon ber 6rbe
Derf (^lungen morben, unb ba§ Orafel beS ^erafleS
ju 93ura in ^c^aja. 9ln bie SSerftorbenen, benen
man Sl^eilnal^me für baS ©efd^id ber fiebenben
jutraute, manbte man ftd^ in ben fogen. Xobten-
orafeln am @ee 9omo3 in Sl^eSprotien unb ^u
^eraflea in ber ^ropontiS.
3)ie 9lnläffe, megcn bcrer eine ©ottl^eit an be-
ftimmten Oertlid^feiten nöl^er unb jugönglid^er als
f onft gebadet mürbe, maren meift pl^^pld^e ; eS maren
auffaUenbe, munberbare ober mol^ltl^attge 9tatur-
erfd^einungen, meldte megen il^rcr t)om ©emöl^n-
lid^en abmei^enben IBefc^affenl^eit ben Glauben
an bie Dtäl^e ber meisfageuben ©ottl^eit l^erüor»
riefen. 3n tlmmonium mürben bie überaus reid^en
OucBcn, meldte mitten in ber lib^fd^en SBüfte ein
^parobieS gefc^affen l^atten, als SemeiS für bie
^Röl^e eines gütigen ©otteS angefel^en. 3u 2)obona
erflang boS Staufd^en uralter Kid^enmälber unb
baS SWurmcln einer OueHe mie eine ©ötterfprad&e,
ju ber erft fpäter no(^ ber Son einiger üom SBinbe
bemegten grjbecfen fam. Suf S)eloS glaubte man
^IpoHo'S Stimme in bem eigentpmli^en ©elifpel
ber Sorbeermölber }u üemel^men. 3n ^tl^i)\, bem
Orafel xat' l^oxi^v, mar ber ouS einem Sd^lm
auffieigenbe, baS ^lerDenf^ftem mä^ttg ergreifei
S)unft bie Urfad^e, an bie ^eiligfeit beS Orteft
glauben. 9ln bie Stellen, mo bie Ueberrefle et
berül^mten Sel^erS mieten, glaubte man bie rm
fagenbeffraftbeSfelbengleid()famge6unbeti. S)i(
berfd^iebenen Slnlöffen entf^red^enb geßaltcte
nun aud^ bie Slrt unb SBeife, bie @ott]^it jn
fragen unb t)on il^r ^uffd^lug )u erl^alten. 68 to
Den l^ierbei l^auptfädeiid^ breierlei SDBcge eingef4
gen, monad^ bie Orafel in Zraumorafd, 3^4*
orafel unb Spmd^orafel eingutl^eilen ^nb. S
Sraumorafel gefd^al^en in ber SBeife, ba| ber $
genbe ftd^ an ber l^eiligen Stätte, befonberS c
bem ®rabe eines Sel^erS, für bie Sbid^t niebeilQ
unb auf baS ad^tete, maS i^m im Sd^lafe bn
bie Seele ging; fo Derfuj^r man befonberS, um p
ffranfl^eiten baS Heilmittel ju erfal^rm, fo ni
neuere ©elel^rte geglaubt l^aoen, l^iermit (Erf(^
nungen beS t^ierif^en ÜRagnetiSmuS gufamna
[teilen }u fönnen. S)ie ^ßtiä^tnoxcM maren Mi
jenigen, meldte man auS ben oben angefü^
Ttaturerfd^einungen entnal^m. Spm^orafel enl
lid^ maren bie 9Borte, meld^ man unter bem IBi
bmdt ber beim Orafel mirf enben Urfad^en, )u im
gemi| aud^ eine Uebenei^ung ber $^anta{te gi
^örte, als innerlid^ Demel^mbare Stimme, äi
burd^ unmittelbare Eingebung, nad^ Sicero'S M
bxui instinctu afflatuque divino erl^ielt 9i
ieber biefer Slrten aber f))ielt bie fiugere Semritl
lung eine iQauptxoUt; benn eS gel^ört, miefi^ff
(Eingangs bemerft morben, mefentßd^ gum S^
beS OrafelS, bog bem fjfragenben bie Sittuxn
burd^ ^erfonen, meldte im 3)ienfte ber @ott|ei
[tauben, formulirt unb berbeutlid^t mürbe. SN
ög^ptifd^en^mmonium leiflete eine^op]^etitt(7()o
<P^Tic) ben SwgeftcHem bicfen S)ienft, inbew fi
baS ^ufmallen ^eiliger Duellen beutete. 3« ^
bona mürben baS SRaufd^en ber ßid^en unb be
fflang ber l^eiligen 93edfen burd^ ^riefterinnei
ausgelegt, bereu ftrenge 3ttd^t unb SebenSmeife oi
bie römifd^en Seftalinnen erinnert. 2)aS üN)ij4
99eifpiel für bie (Srtl^eilung ber Orafel bleibt bei
5U 3)elp]^i eingel^altene Serfal^ren. 2>ort ^tteii
einer Sl^alfd^lud^t beS Ißarnag ^oHo fein ißäk
t^um $^|t]^o (öon ~6»ea»a0, b. l grageftätle, aui
gefd^lagen. S)aSfelbe lag in ber 9tö|e t)on ff»
OueUen, ber faftalifd^en unb ber fi^gifd^en, un
mar t)on mehreren 3:em})eln umgeben ;"ninterVJ
beS ^eiligtl^umeS lag im Sl^algrunbe bie 6tal
©elpl^i. 5Rur Sercd^tigte burften baS 3nntrt bi
$Qt^o, morin baS Stanbbilb beS Apollo 9Roin
geteS (beS Sd^idtfaUenferS) aufgefteUt mar, l
treten. 3m ©oben beS SempelS mar ein Söfm
(eine TOof ette ?), auS meld^em 3)ünPe aufffteoe
unb über bemfelben ftanb ein ffireifufe, moro
eine ben ^amen ^tjtl^ia fül^rcnbe ^riejterin f
f e^te (Plutarchus, De oraculonim defectu (Tb
Opp. VII, ed. Reiske, Lipsiae 1777, 718 sq.
3Jon bem 3)unft in einen efftatifd&en 3uflanb ty
fe|t, fpra^ fte bunfle unb meift mel^rbeutige 9Boi
OrafeL
954
md^m, ioXb metrif d^ berbunben. ßigend
ite 3>olm<tf(l^er ober fluSIcgcr (itpo<p^-
Ittdfpr^er, SJerfünbiger) fammelten bie
rageidxn mit Sie ^Qtl^ia ftanb unter
kfekn : fle mu^te au& SDelpl^i t)on armen
n ftommen, iungfröulidben fiebenS unb
titni^ einer oefonbem fntnft fein; fie
tn nid^t megen eined SSergel^enS il^re 9b«
folgte, lebenSIänglid^ im 3:em))elbienft.
Befragung mu^te fte brei Zage lang
) fat ber faftalifd^en Öuelle baben. 93ei
9t Subronge t)on gfragenben mürben in
ieit ®ried^nlanb8 jmei ftänbige ^ptl^ien
r Vertreterin befteut. tJfragetag mar ur-
nur ber (SkburtStag ^oIIo% nömlid^
te Xag bed SRonatS SpftoS (b. l icuOtoc
lemonat, unfer 9l))riO/ fpöter ie ein Sag
SRonat. Sßoren meliere gfragenbe ba,
ite boS SooS bie Stei^enf olge ; üerbienten
mürbe baS Siedet ber IBorfrage (irpofi.av-
erfiumt. Seber tjfragenbe l^atte ein Opfer
gen. 6atte ber bienfttl^uenbe $rop]^et bie
r $Qtf ia t>emommen, fo fud^te er beren
beuten unb )u formuliren, mobei i^m
nb Skrtrautl^eit mit bem SbeenfreiS ber
ttf)Ufefam. 3^^i>^utigfeit inbergfor«
erfd^ien bem erl^benen Sl^araÜer ber
!ntfpred^enb unb mar l^öufig ; bie gried^i«
iftjteEer erjäl^Ien nid^t menige unb nid^t
mte SSeifpiele baüon (t)gl. 5. 99. Herod.
ietrügereien einer bejlod^enen ^^tl^ia unb
: ^ropl^ten famen t)or^ bilbeten aber
Snal^men; bie ber Sefted^ung überfül^rte
itrbe abgefegt.
jeit bie bei ben Drafeln tl^ätigen 9Wittel8-
felbft Don ber SBal^rl&eit fold^er Offen»
überzeugt maren, (ö|t ftd^ fd^mer ent«
iebenfaUS aber möre e§ l^öd^ft einfeitig,
nt lebiglid^ abftd^tlid^en ^riefterbetrug 5U
bte| namentlid^ ber loQönbifd^e ^t^i nan
oraculis veterum ethnicorum, 2. ed.,
.700) unb bejfen fronjöflfd^er Bearbeiter
leEe (Hist. des oracles, nouv. ed., La
28) glauben mad^en moUten. @ogar au§
tt Qform ber 9lntmorten, meiere befonberS
Ifd^ Orafel d^orafterifirt, barf nid^t fo»
gemoQte Xöufd^ung gefd^Ioffen merben,
I zugegeben merben mu|, ba^ ftd^ bie
: ober $riefler baburd^ für afie göttc
I monten, 9Rit SRed^t fagt Safaulj (©tu»
:laf{ifd^ 3lltertl^um§, StegenSb. 1854,
!n burd^gdngige Xöufd^ung unb abftd^t»
lg bei afien (auS bem Orafelmefen) an»
Z^ad^en }u benfen, märe unl^iftorifd^
d^Iogif^ ; benn e§ mürbe bel^auptet, ba^
t^fie Bolf unb feine größten S)enfer bie
i Spielmerfe einiger ^ricftcr gemefen."
iitar^ bel^auptet gerabeju, bie ^Qtl^ia
i einer Süge überfül^rt morben. 2)a8
auf baS belp^ifd^e Orafel mu| bemnad^
ein fel^r gro^e§ gemefen fein (t)gl. IRägeldbad^, 3)ie
nad^l^omerif d^e Zl^eol beS gried(). IBoIfdgloubenS bis
auf aiejanber, 9lümb. 1857, 183. 187 ff.). «Der-
bingS gingen aud^ fd^on im ^eibnifd^eu'^Uertl^um
bie Urtl^eile über bie Orafel meit auS einanber.
@o anerfennenb ©olrateS, Xenopl^on, $Iato (na»
mentlid^ im XimöuS), bie erften 2)id^ter (Sried^en-
lanbS, bie @toifer ftd^ über biefelben audfpred^en,
fo fmb bod^ bie ^eripatetifer, bie S^nifer, bie
Spifuröer entfd^iebene ®egner berfelben; Sudan
unb ^riftopl^oned bieten il^ren 9Bi| auf, fie Idd^»
liä) 2u mad^en; Sicero fprid^t De Divin. 2, 56,
115 sqq. faft ironifd^ Donil^nen; ianad^Sufe»
biu§ (Praep. Evang. 4, 2, 14) follen „vmiSS)*
lige" ]^eibnifd()e @d[|riftflener gegen bie Orafel ge»
f daneben l^ben. 2)iefe 93erfd^ieben]^eit berSnftd^t
erhört ftd^ barauS, ba| bie Orafel Sinrid^tungen
ber 93oIf§reIigion maren; fe nad^bem einer ber
SBortfü^rer ftd^ )u biefer {teilte, beurtl^eiUe er aud^
bie Orafel.
©oUen mir nun t)on unferem @tanbpunfte au8
baS SBefen unb bie Slufgabe ber Orafel beurtl^eilen,
fo ift t)or ^dem bie meitDerbreitete 3Reinung ab-
jumeifen, atö ob ed fid^ bei benfelben blo| um bie
Srforfd^ung ber 3ufunft bejm. um SSorl^erfagung
fommenber 3)inge gel^anbelt, unb afö ob eS in
il^rem SBefen gelegen l^ötte, bie 9leugierbe jebed
Beliebigen, ber mit einer anfrage erf^ien, ju be-
f riebigen. S)er SOBirfungSfreiS ber Orafel mar ein
oiel l^ö^erer unb t)iel umfangreid^erer. 3)ie Orafel
foQten unb moUten einem maleren Bebürfniffe beS
9Renf d^en, ber im 3)unfeln manbelt, entgegenf om»
men, il^n über ben SBillen ber ®ott]^eit belel^ren,
il^m ffenntnil über bie gejammten res divinae
oermitteln unb il^n über ba§ göttlid^e ®efe| unb
feine ^fiid^ten auff (ören. S)ie Orafel mürben bem»
nad^ M Offenbarungsorgane be§ göttlid^en SSBUIenS
angefel^en. 3laö^ gried^ifd^er %nfd()auung fielet ber
3Renfd^ in cSi feinem ^anbeln unter göttüd^em ®e»
fe^e (&e>ic) : bie ®ötter fd^ufen bie fittlid^ Orb»
nung in ber Sßelt, unb fein SReufd^ barf fid^ un»
geftraft iener Oibnung entjie^en. SUein au8 ftd[)
fann ber ÜReufd^ baS, mag göttli^eS Siedet unb
®efe^ ift, nid^t miffen ; ba fommen if)m bie Orafei
)u $ilfe, bie auf unfehlbare 9Beife bem 9Renfd^en
oerfunbigen, ma8oorben®öttemred^tift. 3)a|er
baS beseid^nenbe 9Bort für ,,OrafeI ertl^eilen" :
deri.i<rreuetv, b. 1^. Belel^rung über bie göttli^e
H\nQ geben. 3)ementfpred^enb bebeutet dlfitarec
beibed, göttlid^e Sa^ungen unb Orafelfprüd^e.
3nf of em fud^te ber §eflene im Orafelmejen „Sl^eil«
nal^me am göttlid^en SBiffen, C)eilung ber SBunbe,
meldte bie @ünbe ber menfd^Iid^en Srfenntni^ ge»
fd^logcn* (iSticfell^agen, Sl^eologie beS Reiben»
tl^umd, StegenSburg 1858, 133). 3m ©ebraud^
ber Orafel fprid^t fid^ alfo ,,bad ßrlöfungSbebürf»
nig bed 9Renf(|en l^inftd^tlid^ ber oerbunfelten
unb gefd^möd^ten ßrfenntni|" au8 (ebb. 184).
@onad^ l^at baS Orafelmefen feine natürlid^e utü>
tieffte SBurjel unb feinen Urfprung im SRenfd^en
felbft in bem Sebürfniffe unb Verlangen nad^
955
Orafel.
91
SBal^rl^eit unb übematurlid^em Sichte ; e§ ift ein
!Rot^6e]^eIf, um )ur Srfenntni^ üBernatürlid^r
SDBal^l^cit SU fommen (»gl. Cicero, Top. 20, 77:
Oracula enim ex eo ipso appellata Bunt, quod
inest in iis deorum oratio ; nod^ beutli^er Se-
neca, Controi^. praef. I. med. : Quid est oracu-
lum? Nempe voluntas divina hominis ore
enuntiata).
gfrogen ttir nad^ bem Sinflu| ber Orahl auf
baS l^eUenifc^e Seben, {o finb aud) l^ieriiber Diele
3rrtl|ümer surüd^utoeifeu. SS lonn feinem Sti'^iH
unterliegen, bo^ bie gried^ifd^ Orafel, Dorab in
ber jheng l^iflorifd^en S^tt oqS t)on S)elp]^i, möd^-
tigen unb im Mgemeinen mol^Itl^ötigen Sinflu^
auf gon^e ©tauten xoit auf Sinjelne in religiöjer
mie in politifd^er unb focialer Säegiel^ung ausgeübt
^aben, ba| fie ben religiöfen (Stauben unb nid^t
minber bie Sittlid^feit lange aufredet l^ielten, bem
öffentlichen SBol^Ie bienten unb be^megen afö f egenS*
reid^e Sinrid^tungen angefel^en loerben muffen. IBon
bem belpl^ifd^en Orafel fagt äBeldfer (®ried§ifd^e
®5tterle^re U, @5ttingen 1860, 28) : „Setrad^tet
man baS belp^ifd^e Orafel im ®an}en mit Unbe-
fangenl^eit, fo xoxxh man anerfennen muffen, ba^
ed menigftenS etn>a 300 Saläre l^inburd^ feit bem
Sefannttterben feined tiefem SingreifenS eine fel^r
»ol^Itl^ätige, eine betuunbemSmertl^e Slnftalt ge*
bilbet l^abe, einzig in il^rer ^xi." 9luf bem unbe-
bingten SSertrauen }u ben Orafeln, meld^eS burd^
bereu feaenSreid^en Sinflu| l^erborgerufen mar,
berul^te bie Sinmirfung, meldte fte auf baS ge*
fammte Seben ber ®ried^en ausübten. IBelege für
biefe Sl^atfad^e ^unöd^ft auS ^erobot f. bei @d^uler,
^erobotS SSorfteUung t)on ben Orafeln, S)onau-
efd^ingen 1879 (S^mnaftalprogramm). 3n ben
ffömpfen, meldte bie gried^ifd^en @tömme um bie
Hegemonie fül^rten, ttmrbe ba§ belpl^ifd^e Orafel
{mar admölig in ben 3)ienft ber politifd^en IBe-
fhebungen gefteOt, äußerte aber aud^ fo nod() feine
mol^Itl^ätigen SBirfungen. Sine fold^e ühit e§
namentlid^ aI8 Sf^I für Sflüd^tige unb @d^u|'
flel^enbe, meldte megen Sobtfd()Idg8 bie Slutra^e
fürd^ten mußten, ^atte ber 9)}5rDer fteben äal^re
beim f)eUigt]^um ber ©ott^eit gebient, fo galt er
für en^ül^nt. ^ud^ in Dielen anberen IBer^öltniffen
bemal^rte baS Orafel eine l^o^e fittlid^e Sebeutung,
ba eS ftreng über baS ©otteSred^t gegenüber bem
menfd^lid^en gfrebel unb Uebermutl^ (^ßptO mad^te.
Sd bilbete fid^ )u 3)e(p]^i eine eigene Sl^eorie bed
©otteSred^teS unb eine fefte Srabition auS, meldte
für baS fieben ber ©ried^en t)on l^öd^flem äBert^e
mar. 92od^ 3)id^ter mie $inbar unb @op^ofIe§
laffen bie tiefmirfenbe unb mo^ltl^ötige ÜRad^^t mie
aud^ ben tiefen ©lauben il^rer S^itgenoffen an bie
SOBal^rl^eit bed ©ötterfprud^ed erfennen. 3n feinen
Sragöbien jeigt @opl^ofleS einerfeitS bie Umuläng*
lid^feit beS menfd^lid^en SrfennenS gegenüber bem
©ebote ber ©ottl^eit, anbererfettS ben Segen, ber
auf bemienigen rul^t, meld^er mit unbebingtem
©e^orfam auf ©ott ^5rt unb fidft beffen Stents«
fprud^ unbebingt untermirft. StaH Orafel forgte
überall für ^eilig^altung religidfet 6tiftuiig(
unb gemeinter $erfonen, orbnete aber aud^ no
religtöfe Sinrid^tungen on. @o oft in @ad^ b
SultuS Sebenfen fid^ erl^oben, marb regelm&|
5U S)elpbi angefragt, ^nä) $lato fagt (De log. Y
759 c) :'Elx AeX^cov ^p9j vo|xouc xcepl xd detix icdfvt
xofiiaafievouc . . . xp^^t- 3n älterer 3^ ttor <
DorgugSmeife 3)obona, baS in bie Snttmdbmg h
Sieligion unb bed Suite« eingriff, ^ier bilbete p(
5uerft eine 93ergeiftigung beS (^otteSbienfleS aai
meldte ben alten IRaturbienfi surfldbrängte unb fM
über gau) ©ried^enlanb unb fogor nad^ 9Be|la
]|in in Italien ausbreitete. £benfo xoat S)obon
in alter 3eit red^t eigentlid^ ber 9Rittelpunft bd
politifd^en SebenS, ba bieSteligion unb i]|re@o|pni|
aQe fiebenSöu|erungen bel^errf d^te. S>emgemä|i(>
mirften bie Orafel im ö^entlid^en Seben tridfod
eine gemiffe SteHgfeit. 9ld }. 93. S^fanber bi
Ipfurgifd^en ©efege, meldte Don S)el)>^t befUtig
maren, abönbem moQte, l^inberte il^n bcA(eli
Orafel baran (Cicero, De divin. 1, 43, 96)
OefterS l^at baSfelbe bie Slenberung einer Siegie
rungSform l^intangel^alten, aber aud^ umgetri^
ben @tur} einer red^tlofen 9iegierung befd^lemrifl
3n Stilen brang eS auf IBertreibung ber ^ifißni
tiben. SS fte^t femer f eft, ba| S)obona unb ^MigSj
allein unjäl^lige ©emalttl^aten ber SRöd^tigen gega
Sßel^rlofe Derfinberten. Sei ©rünbung t)on &
lonien, bei Sd^ffung Don neuen StaatSne^
Don $auS unb ^erb Derfianb fi(^ bie 9efrogiin(
eines OrafelS ganj Don felbft unb mar unertö^ü^:
Quam Graecia coloniam misit in Aeoliam,
loniam, Asiam, Siciliam^ItaliamsinePythio,
aut Dodonaeo aut Hammonis oraculo? (Gie.
De divin. 1, 1, 3) unb: (Lacedaemonii) de re-
bus majoribus semper aut Delphis oraculun
ab Hammone aut a Dodona petebant (ib. 1,
43, 95). S)ie Sejal^ung galt als göttliche Sepöti-
gung unb religiöfe Sßei^e. 3m ©an^en ergrif|(n
bie (gried^ifc^en) Orafel für niemanben Partei; e§
fam fogor Dor, ba^ 3)elp]^i aftatifd^en SSölfem M
il^ren Untemel^mungen gegen ©ried^enlanb tifi||'
lid^en 3iatf) ert^eilte.
äBaS f d^lie^lid^ nod^ bie gfrage nad^ ben ffrdften
ober tJfactoren angelet, meldte bie Orafelf|nni(|e ie*
mirft l^aben, fo finb natürlid^ Dorerfi bie Solle, in
meldten bie 3RittelSperfonen beim Orafel eine feü"
ftönbige Sl^ötigfeit übten ober baS Orafel ft4 oIS
äBerf^eug irgenb eines Staatsmannes Dernienben
lxt% als SluSnal^men Don ber Siegel nid^t mit i»
SBetrad^t 5U giel^en. 3)ie gfrage be}ie]^t fid^ Did<
mel^r auf bie meitauS größte So^^l ber fSfäle, b
meldten bie gried^ifd^en Orafel in gutem ©lonici
befragt mürben unb berietl^en. gfür biefe bejicn'
fd^on bei ben benfenben ©ried^en felbfi eine mel^
fad^e Sl^eorie; bie ßinen führten bie Orafelfprüct
auf bie f)erablaffung ber ©5tter 5U ben 3Renfd^
bie Ruberen auf natürliche Sinmirfungen, mieb(
Rubere nad^ Dermittelnber 3lnftd^t auf bie Sl^tic
feit ber S)ömonen ^urüdf. Slnalog l^iermit finb aui
Don d^riftlid^em Stanbpunft l^auptföd^lid^ breiSu'
Orange.
958
Don bn SBirffamfeit ber Orafel auSge-
iDOTbctL I9ßenn junöc^ft fufiiectibe Sin-
inec aufgeregten ^l^antafie ober }u 3)elp]^t
lg burd^ ff o^Ienfäure unb @um))tga8 ober
me bunl^ bie OertIid)!eit bemtrfte ^aüu*
M imrffam angenommen mirb, f o lann
l^feit einer fold^ 9Ritmirfung ober 93or-
)u feelifd^ Sinbrüden gen)i^ nid^t ge-
lerben. SnberS i{! ed mit ber aud^ toieber»
rbradfttenSnnal^me, eSl^abe ber malere ®ott
)rafel bebient, um au^ bem ^eibentl^um
erlorenenSol^ne bie (Snoben mttgutl^eUen,
)ur !Beoba(i^tung bed Tiaturgefe^ed unb
r Sneid^ng eineS emigen 3^(1^ nötl^ig
^erbei barf nur M mal^r gugeftonben
tMl ®ott, ber tt)ill. hai afie 9Renfd^n
m, au^ bie Orafel immerl^in als 93er*
4 Olenfd^engeifted gebadet, in ben JheiS
rfebung unb Mtoirif amfeit aufgenommen
St^rüd^ )um Sefien ber einzelnen Seelen
at. ®an} unftatt^aft aber ift e8, ber
ßeifil^it ®otted eine birecte 9Rittt)irfung
SnfUtution }U)u{4teiben, in xoüä^tx boS
lun eine ^au))tftö|e fatd) unb bemnad^
@otte8 in eminenter SOBeife gefd^mölert
.Itf of em Dielme^r bie Orafel eine inbirecte
l ber Mmad^t unb SBeidl^eit be8 emigen
ilbeten, erfd^eint atö beffer begränbet bie
jid^t, toeld^e oon allen ffird^enfd^riftftellem
i äol^rl^unberte mit Sinftimmigfeit oor-
toirb. ^uf @runb ber ©d^riftfteQe Quo*
ines dii gentium daemonia ($f . 95^ 5)
d^rifUid^e Wtert^um immer bie SRei-
gehalten, ba| bie Orafelfprfld^e über*
le, aber bömonifd^e SBirfungen getoefen
t Orafel bitten im 3)ienfte ber böfen
eßanben unb be^ioegen aud^ ^u n)irfen
, fobalb bie ÜRa^t ber 2)ömonen burd^
omfeit 3e)u Sl^rifti auf Srben gebrod^en
1 äBenn zugegeben mirb, ba| in ben
bie Sebnjud^t be§ gefallenen 9Renfd^en
itntnil übematürlid^er SBal^rl^eit SBefrie«
»fu^t bot, fo erfd^eint biefe le^te ^nftd^t
iDobl begrünbet; benn ber ^feinb ®otte8
lenf ^en mu^te ein Sntereffe baran baben,
)en Sel^nfud^t toeld^e bie treiben }ur Sr-
beS ttKibren ®otted fül^ren foUte, eine
\d^ 99efriebigung ju gemäbren unb bie
It baburd^ oon bem meitem IBemül^en um
beit ab^ul^alten. 3nbe| n)irb man tro^
^tf^m muffen, ba^ in ben l^eibnifd^en,
^ ben gried^fd^en Orafeln ©el^eimniffe
. bereu €d^Ieier oorlöuftg nod^ nid^t ge-
ben fann. (93gl. auger ben fd^on ange«
Sd^ften: Job. Libranda, De oraculo
K>, Franequerae 1695 ; Mor^ri, Dict.
f.; g. m. aaSoIf, «eitrag jur ®efd&id^te
aombuIiSmuS aus bem ^Itert^um [Mis-
u . . liter., Halae Magdeburg. 1802,
.]; Clavier, Memoire sur les oracles
ienB, Paris 1819; Cordes, De oraculo
Dodonaeo, Oroningae 1826 ; Wiskemann, De
variis oraculorum generibus, Marb. 1885;
Smetl^, lieber baS Saubenorafel o. 2)obona, SBien
1840 [ba}u SreujerS Stecenf. in ben ÜRiind^. ®el.
9ns. XI, 1840, 9 ff.] ; Safaulr. 3)a8 ))elaggifd^e
Orafel beS 3eu8 )u S)obona, SOBüraburg 1840 ;
$aulQ, SReal«encQfI.U, 11 25 ff.; Hinzpeter, De
vi et natura Oraecorum oraculorum, BeroL
1850 ; 2)öDinger, f^eibentl^um unb 3ubent]|um,
»egenSburg 1857, 187 ffJ>648 ff.; Bouch6-Le-
clercq, Hist. de la divination dans Tantiquit^,
4 volß., Paris 1879 ss.) [ftriegj
^YOitge (Arauslo), eine alte @tabt in ber
^roDence (ie|t ein bebeutenbed änbuftriefi&btd^en
bed fransöfif^en S)epartementS IBaucIufe), ift in
ber Äird^engefd^id^te berül^mt bur(^ }tt)ei bort ge-
l^altene S^noben. 3)ie erfie xomht am 8. 9{o-
oember 441 in ber nid^t nöber beltmnten ecclesia
Justinianensis ober Jnstianensis ber S)ibcefe
Orange abgehalten, uegmegen fte Justinianensis
ober Arausicana I. ^eigt. 3)er bl- C^ilariuS Don
9rled, )u beffen SRetropoIe bie S)idcefe Orange
geborte, pröfibirte, unb unter ben 16 meiter an*
mefenbenSBifd^öfen befanb ftd^ aud^ ber 1^1. (Snd^t*
riuS, ber als Stetropolit t)on Sqou im 9tamen aller
feiner ©uffraganen untergeid^nete. 3)ie t)on ber
©Qnobe aufgefteüten 80 Sanoned (bie totütnn,
Don ®ratian u. %. biefer @9nobe jugefd^riebe-
neu SSerorbnungen finb unöd^t) betreffen meiftenS
S)iScit)Iinarfad^en, mie bie SacramentSfpenbung
(1. 2. 12. 18. 14), baS Sugttefen (8. 4), baS
fird^lid^e Slf^lred&t (5—7), baS ©er^öltnife ber
einzelnen ffiibcefanbifd^fe ju einanber (8—11),
bie ei^en ber glerifer (22—25), ©ibuität unb
Sirginität (26—28). Sugleid^ wirb an bie ©or-
fd^riften ber SSöter erinnert, ttonad^ täl^rlid^ )tt)ei
@Qnoben ftattfinben foOen, toa^ jebod^ gegen*
mörtig nid^t mol^l möglid^ fei. — SBid^tiger ift
bie gtoeite ©^nobe, meldte am 3. Suli 529 bei
®elegen]^eit ber Sinmeil^ung einer gu Orange Don
SiberiuS, bem prötorianifd^en $röfecten Don ®al«
lien, neuerbauten ffird^e gehalten n)urbe. ^n
SSorfi^ fül^rte ber Srjbifd^of SäfariuS Don 9rled.
®erfelbe l^atte ben $apft geli j IV. Don bem Srei-
ben ber @emipelagianer in ©aOien in ffenntnig
gefe|t unb ibn um feine £)ilfe bei Unterbriidfung
beS ^rrtl^umS gebeten. 3n Der Slntmort flberfd^idfte
ibm tJelisIV. eine 9Inja|^l mciftenS benSd^riften
SluguftinS entlebnter capitula, h)eld^e ben 25 Don
ber @9nobe aufgefteUten SanoneS als ®runblage
bienten. S)iefelben finb für bie ®nabenle]^re Don
ber öu^erften Sßid^tigfeit, unb aud^ ba§ Soncil
Don Sdent l^at in feinen SanoneS über bie Sied^t-
fertigung (Sess. VI) Dielfad^ barauf SSegug ge-
nommen. 3)ie beiben erften bönbcln Don ber 6rb-
fünbe, bie folgenben meift Don ber ^Rotl^menbigfeit
ber ®nabe. ©d^on ber Anfang beS ®lauben8, bie
®Iauben8geneigt]^cit, ebenfo bie Sitte um bie gött«
lid^e ®nabe fammt bem SSerlangen nad^ ber @än*
benoergcbung unb bem SBad^Stbum ber ®ered()tig-
feit, finb SBirfungen ber ®nabe unb Eingebungen
959
Oranicn, ÜRori^ öon — Oranien, SBillJelm I. üon.
96(
bcS l^eiligcn ®ciftc§ (3—5). S)ie ©nahe !ann
burd^ ntci^tS Derbietit merben, fonbem mu| a&en
öcrbienftlid^cn SBertcn öorl^crgcl^cn; mit feinen
natürlichen ffräften !ann ber SKenfci^ nici^tS benfen
unb »öl^Ien, »aS jum etoigen §eile gehört (6—8).
!Bon c. 9 an l^aben bie einzelnen 92ummem ni^t
mel^r bie tJorm uon KanoncS, fonbem öon ©en»
ten}en, Don benenbie 22. (Nemo habet de suo, nisi
mendacium et peccatum. Si quid autem habet
homo Yeritatis atqiü justitiae, ab illo fönte
est, quem debemus sitire in hac eremo, ut ex
eo quasi guttis quibusdam irrorati non de-
ficiamus in via) auf mel^rfaci^e äBeife gebeutet
tt)irb. Sine uiertl^DoIle @(^nft barüber ift Don
3. Srnft etfd^ienen (S)ie aBerfe unb Sugenben ber
Ungläubigen nad^ @t. 9uguftin. [9ie6ft einem
9ln|ang über bcn 22. Sanon beS Arausica-
numiri, 5reib..l871). emft (225) Derfte^t ben
@a^ 9luguftin§ unb ber S^nobe in folgenber
SBetfe : ^®ott l^at bem SJlenfd^en ein übematür-
lid^eS 3H i^i^ ctoige @eligfeit, geftedt. SHtrci^
bie @ünbe «bamS ift ber SReufd^ biefer Don ®ott
gemonten Seftimmung unb Aufgabe entfrembet
morben, il^r erftorben, unb ed fann barum nid^tS,
maS ber gefaQene SJlenfd^ in fittlici^er 99e}iel^ung
nod^ leiften fann, toirflid^en SBertl^ l^aben Dor
©Ott'', b. 1^. es !ann bem SKenfd^n nid^t bie
emige ©eligfeit ermerben. SDie fogen. natürlid^
guten, für bie ©eligfeit aber unmirffamen SBerfe
ber infideles bejeid^net nun bie gebadete @Qnobe
als peccata, unb eS fragt ftd^, ob fte biefelben
bIo| als peccata materialia ober alS peccata
im DoQen @inne beS äBorteS auffaßt. Se^tereS
behauptet 6mft, totü ®ott eS 3ebem möglid^
mad^e, feinen ftttlid^en Seftrebungen l^öl^ere Se»
Sie^ungen }u geben unb i^nen ben Stempel ber
löl^em übematürlid^en Sittlid^feit auf^ubrüdten,
bieg aber bie infideles nid^t moQen (a. a. 0. 130.
197—201. 215). — 9^ad6 ^uffteBung ber 25 fta-
pitel f agte bie @9nobe il^r eigenes $efenntni| über
bie ©nabenlej^re im ®egenfa^ }u ben @emipela>
gianem in eine 9lrt @QmboIum ^ufammen, baS
unter Slnberem aud^ ben ^röbeftinatianiSmuS Der-
n)irft. S)ie SanoneS mürben Don SäfariuS unb
18 anberen 93ifd^5fen, unb augerbem, ba bie fiel^re
ber @9nobe aud^ für bie fiaien ein Heilmittel ift,
Don SiberiuS unb 7 anberen angefel^enen 9Rönnem
aus bem Saienftanbe untergei(|net. @ie mürben
Don ipapft »onifas H., bem 9lad^f olger gelis' IV.,
530 in einem @d^reiben an SäfariuS beftätigt unb
l^aben feitbem in ber jfird^e allgemeine bogmatifd^e
®cUung erlangt. (©. bie SBefd^Iüffe beS erften
goncilS bei Harduin 1, 1 788 sqq. ; bie beS smeiten
ib. n, 1098 sqq. unb baS ©d^reiben beS ißapfteS
ib. II, 1110; Dgl. C)efele, gonc..®efdö., 2. 3lufi.,
n, 291 ff. 724 ff.) [^eterS.]
^tanieti, 9Rori^Don,f. ^rminiuS.
^vaniett, SBil^elm I. Don, ber „Sd^meig-
jame", ber befannte Sorfömpfer beS KalDiniSmuS
in ben 92ieberlanben unb ^auptur^eber beS W>»
jalleS ber Dereinigten 9iieberlanbe Don ber ^err-
fd^aft Spaniens, ftammte ouS ber Sinie beS gcfif-
lid^en ^aufeS 9iaffau-S)iIIenburg. (Er nxir geboren
im 3. 1533 unb mürbe 1544 alS ^od^folger fei-
nes IBetterS 9ienö, ber felbfl im 3. 1530 $(flli-
bert Don Sl^&IonS beerbt l^otte, $rin) Don Ormdai
9iun mud^S er als ißage am ^ofe ttaxü V. auf
unb ermarb fid^ l^ier feinen Seinomen burd^ fein
Derf d^Ioff eneS , aber fd^rf beobadgtenbeS SBefm.
hinter ber @d^meigfam!eit Derftedte er ober loö^
renb feineS ganjen SebenS eine eigenmi|ige 9e"
red^nung, fo ba| er aud^ Don bem SSormurfe ha
^eud^elei nid^t freigefprod^ merben fonn. %>
mentlid^ }eigt ftd^ bieg bei bem SBed^fel feinff
religiöfen ©efinnung. Sßöl^renb fein fBokt ii
feiner ©tammgraffd^ft ben ftat^oIictSmuS h*
fömpfte, galt SBilÖ^elm am 6ofe beS ftaifecS (tt
ftat^olil unb lebte aud^ als fold^r. @päter bnii'
bete er in feinem gürftentl^um Oranien ben $0
teftontiSmuS nid^t unb f d^rieb in biefem @inm (m
$iuS y. unb earbinal ©rauDeUo. 3m 3. 1561
Derftd^erte er bem ihtrfürßen Don @ad^fen, bcn
IBater feiner ^meiten ©emal^Iin 9nna, bog Wcfe
megen il^reS lutl^erifd^ SefenntniffeS auf feineda
@(|mierig!eiten ftogen foHe ; gleid^^eitig fd^riA er
nad^ ätom, ba| er ein ergebener @ol^n ber tüt^
bleiben moHe. @ein Senel^men erHSd fid^ boranll
bag er lange l^offte, SanbDogt ber fömmtltd^
9iieberlanbe }u merben^ mäl^renb et ftd^ mit bear
befd^eibenem Xitel eines ©tattl^alterS Don ^•
lanb, @eelanb unb Utred^t begnügen mu|tt 3>
bemf elben 9Rage aber, als bie nieberldnbif ^e Sc-
megung gegen Spanien eine proteflantifdjie ^
bung erl^ielt, fanb aud^ SBili^elm für gut, Ue
öugeren SSe^iel^ungen ^um ftatl^oIiciSmuS erfaßn
gu laffen. @ine perf önlid^e ^neigung gegen bcs
garbinal ®ranDeQa (f. b. 9lrt.) trieb il^ um fo
mel^r in baS ben ftat^olifen feinbUd^e Sager. SRor»
ni£ Don @t. 9Qbegonbe (f. b. ^rt) mu^te fid^ lange
Dergeblid^ bemül^en, ben ^ringen für bie ^ßatj/t
®otteS" unb bie „^ropl^eten ®otteS'' 5U geminnen;
bafür f d^lo^ ftd^ SBill^elm fpöter um fo enger oh
biefen S)emagogen an. Sie SinneSönberung anr
inbe^ fd^on löngft nid^t unbeutlid^ Dorl^ergnf^o
gemefen, ba er erflört ^atte, ba| er bie $lafiilc
gegen bie fte^er auSjufül^ren au^er @tanbe fri.
unb in älntmerpen, mo er 93urggraf mar, nric ii
9lmfterbam @rlaubni| }ur @rri$tung protefto»
tifd^er ftird^en gegeben l^atte. 9lad^bem er Sn»
Don @ad^fen geheiratet l^atte, marf er bie SRott
ab. — ®er erfte ©d^ritt jum ©tui^e ber fpantfdjci
^errfd^aft maren bie gegen ®ranDeIlQ (f. b. Sit
V, 1025 ff.) gefpielten 3ntriguen, 3hm folflk
(Sfebruar 1566) baS mal^rfd^einlid^ Don JRcxai
Derfagte Kompromiß (f. oben YUI, 875) unb ii
Snfd^lu^ baran bie ^eütion ber 250 Sbellenic
an bie Stattl^alterin, Wargaretl^ Don $0x0»
(Slpril 1566), bei meld^er ®elegen^it ber$artfiF
name v®eufen'' für bie nieberldnbifd^en CalDiaec
auffam. Set biefer jhmbgebung mie oud^ bei bei
gleid^ barauf folgenben reDolutionaren SemegunQ
lielt ftd^ SBiU^elm Don Oranien äugerlic^ fmt
Oranten.
962
Vm, 875 f.) ; gldd^iDol^l fanb er c8 gc-
ntf bie ftimbe Don bem ^ermtnal^en beS
DonSIba fehte Remter niebei^ulegen unb
erkmbe ju Derloffen. 2)te nun folgenben
|e fhtb unter bem Siomen beS 9lbf oUed ber
en 9HeberIanbe Befonnt genug. Slba^S
, bie Semegung ^u unterbrädten, mig-
ndl^renb er einige ber ätäbelSfül^rer (6g-
Kin |)oom u. 91.) l^inrici^ten Iie|, flogen
mb bilbeten belDaffnete Sonben (1568),
^ vbttaU, too {te erfd^ienen, als Sefreier
)e8 auff))ieUen unb ben @))Qniem großen
i jttfägten. 9hm orgoniftrie auä^ SBit^elm
iiien einen beioaffneten Siberfionb ; feinen
Submig, einen Slnl^önger beS SRomis,
: nad^ g^rieSIonb, „um bie reine Seigre ju
gen*; er felbft fiel in SimBurg ein, mufete
r fein ^eer balb ouflöf en. 3n5n)if d^en toat
^d^t über il^n auSgefprod^en tt)orben ; er
na(^ gfrmtfreid^, um bei ber bortigen 9ie-
eine @tü|e }u fud^en. S)en ff ampf gegen
nier fe|te er fort, tl^eifö burd^ eine uon
gerüftete gflotte, tl^eifö burd^ Unterftä|ung
n. SBoffergeufen, einer Art Qfreibeuter,
HPe Siöubereien an ben ffüften auf ffoften
itifd^efinnten ausübten. 9ud^ in bie füb-
teberlanbe fanbte er ein ^eer, bod^ l^atte
fein ®Iüdt. Sielmel^r mürbe feit ^erbft
rihrieg nad^ ^oHanb, @eelanb unb Utred^t
[efpielt, mo ber ^auptft^ ber Salutner unb
malS bie 9tu8übung ber „pöpfiUd^en SRe-
öerboten morben mar. — Sefannt ifl,
ig ^l^Uipp n. burd^ Abberufung Wba'i
|lanb }U bömpf en f ud^te ; bod^ mar bie|
fpöt. 2)a8 finfeben beS OranierS mud^S
gu Xag ; bie Staaten Don ^oHanb festen
il^re £)onnung unb boten i^m (1574) ben
ie8 SRegenten mit fouDeröner ©emalt an.
ge megen ber SBefoIbung beS ffriegSDolfed
Sd^mterigfeiten, morb aber balb geregelt,
boten aud^ (1575) bie Staaten ©eelanbS
1 on, il^n möl^renb be§ ffriegeS a(§ fou>
Dber^upt anjuerfennen. S)er ^ring Der«
ftd^/ überall ber Ausübung ber fatl^oli-
ter onti-eDongclifd^en) Seligion entgegen-
, iebod^ «.ol^ne ba^ jemanb megen feined
§ Derböl^nt merben bürfe**. ©o mar SBil-
: Sorfömpfer ber calDinifd^en @ad^e ge-
unb eS lag in feinem Sntcreffe, ben
\\äflni mit $^ilipp ü. Don Spanien
i li^inauSgufd^ieben. S!)er gfriebenScongreg
bo (1575) blieb ol^ne Stefultat, unb im
1 äal^e benu^te SBill^elm ben günftigen
, als ber Stottl^alter S)on £uiS be 3u-
eqnefenS geftorben mar, um bie glanberer
Seite }u gießen. 3n ber fogen. ©enter
tton (1576) Dereinigten \\d) bann bie
n mit ben füblid^en ^rooingen gur Ser-
ber fremben Solbaten. S)er neue Statt-
Don 3uan b'Auftria, mu|te ben @enter
ancrferaien unb fud^te bie 93eftimmungen
■fcsSlBS- IX* 2. SnlL
beSfelben }u l^alten. 2)er Oranier l^ingegen, mel-
d^er bie Aufnal^me eines SeparatartilelS gegen bie
ffatl^olilen ßollanbs unb SeelanbS in bie Rati-
fication bemirft, aber biefe felbft nid^t untei^eid^et
^atte, benu^te bie gfriebenSartilel nur }u Sunften
ber ^rotefianten. So mürbe fomol^l S)on 3uon
mie bem ersl^ergog SRattl^iaS Don Oefterreid^ il^
^riebenSmifflon unmbglid^ gemad^t. 2)ie IRieber-
lanbe maren mieberum Ben Serl^eerungen einerfeitd
ber fpanifd^en Xruppen, atd>ererfeitS ber Don bem
Oranier ju ^ilfe gerufenen ihriegSl^fen unter
äol^ann Saftmir Don ber ißfalj unb bem |)mog
Don 9len9on preisgegeben. Sematttl^aten oer
S)emagogen }u ®ent, SinföHe ber u>anonifd^en
Unsufriebenen u. f. m. führten balb einen 34tanb
DöQiger Anard^ie ^erbel 6ine 9Benbung }u (Sun>
ften Spaniens fd^ien einjutreten, als ber Statt-
balter Alesanber gfamefe Don Jkirma burdg febt
flugeS Serf al^ren bie ffiblid^en $roDin}en auf feine
Seite }u bringen mu|te (1579). Mein SBiC^elm
brad^te nun bie fogen. Utred^ter Union smifd^
ben nörblid^en Staaten }u Staube. Sr tonnte eS
freilid^ nod^ nid^t magen, felbft an bie Spi|e beS
neuen 99unbeS }u treten; be|]^alb fd^ob er ben
fd^mad^en franjdfifd^en ^ei^og Don 9llen9on Dor.
S)ief er j[ebod^ merfte aHmölig, ba| er nur ein Spiel-
hdü in SBili^elmS feönben mar, unb feierte (Ja-
nuar 1588) nad^ §ranfreid^ }urüd(. 9tun fd^ien
baS Sxtl beS OranierS, bie SrUmgung ber l^dd^
ften ®emalt in ben 9tieberlanben, eneid^t, als er
}u S)elf t Don bem 99urgunber Saltl^af ar ©erarbS}
erfd^offen mürbe. 2)amit geriet)^ bie SRegierungS«
gemalt für einige Seit DoUftänbig in bie Mnbe ber
calDiniftifd^en Rrebiger, ba SBiC^elmS Sol^n unb
!Rad^f olger il^m in feiner SBeife gleid^fam (f. b. Sri
TOeberlanbe, ob. 871). [Alberbingf SbUm.]
^ranfeit nennt man in ber d^riftlid^en kxä)&o*
logie eine befonbere Art Don gfiguren, meldte auf
®emölbenberffatafombcn,aufaltd^riftlid^en®rab«
fd^riften unb Sarfopl^agen, auf ®olbglöfem unb
SRebaiHonS mie in ben SRofaifen ber 99a{ili!en
un}ö]^lige URale mit Dorl^errfd^enb meiblid^em
Sbarafter erfd^einen. S)aS ffenn^eid^nenbe an ben-
felben ift, ba^ fie mit erl^obenen Armen bargefteHt
merben, unb be^l^alb eben l^t man, ba bie alten
(Sl^riften extensis manibus gu beten pflegten, Jene
©eftalten Orantes, 99etenbe genannt. S)ie Oran-
ten fmb fo alt mie bie d^rifUid^e ihtnft ; im coeme-
terimn Priscillae ift Sufanna, Don ben Stid^tem
bebrangt, im coemeierimn Domitillae ift S)aniel
gmifd^en }mei fiömen mit ausgebreiteten Armen
bargefteUt; beibe Silber ftammen DieHeid^t nod^
aus bem eisten Sal^rl^unbert. Auf einem ber ölteften
®emalbe eines ArcofoliumS im Sbmeterium ber
RriScilla erfd^eint bie im bortigen ®rabe SRul^enbe
alSOrante. — L lieber bie Sebeutung ber Oranten
im Walkern unb im ßinjelnen l^aben, Don älteren
Ard^oologen abgefeben, in neuerer Seit befonberfi
be Kof ft im BuUettino, Se Slant in ben Etudes snr
les Sarcophages . . . d'Arles, Paris 1878,
ßrauS in ber SReal-Snc^flopäbie, SieQ in feinen
963
Oranten.
9ft
„©arftcHmtgen ber oHcrfeliglien aungfrou ouf ben
ÄunftbenImäIcrnbcrftQtafombm'',gfreiburgl887,
SBUpett in feinem SqIIuS d^riftolog. ©emälbe,
Sfreibura 1891 , aSeijlel in ben Stimmen auS
5IKatia.2Q0d^ XLV (1893), 554 ff. n. «. ein-
gel^enbe Unterfudftungen ongeftellt — nid^t o^ne
SEßiberf|)Tud^ \oto6tti unter einanber al§ auä) fonfi
t)on bt^olifd^er unb |)rotefiQntifd^er @eite. SS gibt
nömlid^IeineOrontenbilber.berenSebeutungburd^
Beigefe^te 3nf (i^f ten auSgefprod^en toöre, unb bie
Srnörung mu| ballet auf inbirectem äBege gefud^t
werben.
SorfieSungen ber nod^ lebenben ©laubigen in
ber Stellung bed ©ebeted ftnb nur fel^r toenige
üorl^anben. Auf einer als Sd^iff gef ormtenSronje-
\ampt 5U Sfloren^ erfd^eint ein ^ann als Oran§,
unb bie änfd^rift ber tabella auf ber @pi^e beS
!D}afibaume§ legt bie Slnnal^me nal^e, ba^ bie
Sampe bem ate Oranten S^argefteUten bei einem
befonbem ^nlaffe, tttoa bei feiner laufe, gefd^enlt
norben. SQBenngleid^ auf einem ©rabftein grauirt,
gibt fid^ bod^ afö @cene auS bem realen Seben eine
Orante an ben @tuf en eines mit IBela unb fieud^tem
auSgeftatteten SlltarS, je^t im SRufeum beS Säte»
ranS. %uf ber XPre Don @. @abina auf bem
«Dentin ifi Sad^ariaS, ber Sater beS SorläuferS,
bei ber ßrfd^einung im Sempel, wo ber gngel i^m
einen Sol^n üerl^ei^t, als OranS bargefteQt. 3m
taufe ber I^H. ^o^anneS unb $auluS auf bem
5liu8 begegnet unS neben biblif^en @cenen aud^
eine Orante als SBanbgemöIbe, ttol^I weniger als
SarfteHung einer beftimmten^erfon, fonbem all-
gemein tttoa als ^erfoniftcation beS ©ebeteS. Sor-
miegenb aber l^aben bie Oranten eine fepulcrale
SBebeutung. Sunöd^ft ftnb a(S befonbere ftlaffe bie
biblifd^en unb anbere ^eiligen auSjufd^eiben; nad^
ber «uffteflung bei ihauS (3leal-gnct|fL II, 539 f.)
ftnb eS bie auS bem SIten Seftament: IRoe, «bra*
l^am unb 3faal (nur einmaQ/ Spaniel in ber Sömen*
grübe, bie brei Sünglinge im gfeuerofen, ©ufanna
unb (jtoeimat) 3onaS ; femer öon heiligen: 9Raria,
ÜRennaS, «gneS, SanuariuS, $etruS, $auluS,
SaurentiuS u. % SBeitauS bie größere 3^^^ ber
Oranten aber finbet ftd^ auf ober bei ben @rä«
bem, alfo in ben ©emölben ber «rcofolien, auf
©rabfteinen unb @arfop]^agen, unb eS fann feine
tJrage fein, ba| biefelben in unmittelbarer 93e-
Siel^ung }u ben bort beigefe|tm ^erfonen fielen,
S^arfteQungen ber in ©otteS «nfd^auung aitfge-
nommen gebad^tm @eelm ber Serftorbmm finb.
®ie grage aber, über weld^e geftritten mirb, ift
bie, mie man biefe betenbe Haltung auf ^uf äffen
l^at. ungemein abgelehnt toorben ift bie in neuerer
Seit üorgebrad^te Änfid^t üon einer Slnmfung um
tJfirbitte für bie armm Seelen im Qfegf euer neben
ber Slnmfung ber Seligen um i^r ©ebet für unS.
51Re]^r »eifatt l^at bie uon ffiilpert (a. a. 0. 30 ff.)
über bie SJebeutung berOrantm entmidfelte S)ar-
legung gefunben, weld^e er in bie Definition ju-
fammenfafet: ^S)ie Oranten pnb Silber ber in
ber Seligfeit gebadeten Seelen ber SSerftorbmm,
mlä^t für bie Hinterbliebenen Beten, bamtt and
biefe baS gleid^e 3iel erlangen.*' — gfoIgcnbeS i|
bie Stuffaffung beS Unter}eid^eten.
n. 1. ©e^t man Don bem extensiB manibiu
orare ber alten Sl^ften auS, f o nxir biefe ^altuiit
nid^t BIo| für baS Stttgebet Dorgef daneben, fon*
bem fte toax aud^ StuSbmd beS SoBeS unb XkuiM
Um nur einige Seifpiele an^ufü^ren, l^Bt tS in
ben SJlartQracten beS bl- SupIiuS (Bninart, Aeti
Martyr., BatiBb. 1859, 439): Tunc extendens
manus suas ad coeltun dixit : Gratias tibi aga
Domine Jesu Ghriste, quoniam consolata est
me virtus tua , et non pennisisti peiire aai-
mam meam cum impiis. 3n ben Steten M
% ^mctuofuS unb feiner ©efal^rten (Bninart
1. c. 266 sq.) fiebt: Giunque exustae fmsssDi
fasciolae , quibus manus eorum fnerant eol-
ligatae, orationis diyinae et solitae consw*
tudinis memores, gaudentes, podtis genibBB,
de resurrectione securi, in signoque tropid
Domini constituti, Dominum deprecabantor,
donec simul animas effunderent ... 0 beati
martyres ... ad dexteram stantes Christi,
benedicentes Deum Patrem omnipotentco»
S)er 93ifd^of ^fteriuS üon Smafea Befd^reibt Me
©emölbe in ber ffird^e, auf tteld^m boS Star»
turtum ber ffl. dvDpIf^tmxa bargefteüt toor; boS
Sd^Iu^bilb }eigte fte expansis manibus in ooe*
]um . . . gaudentem, uti ad incorpoream ae
beatam vitam commigrantem. 3n öden biefm
Stellm erfd^einen bie ^art^rer in ber ^ttüg
Don Oranten, als gaudentes, Domino gratias
agentes, de resurrectione securl S)er Segriff
ber Oranten alS „S^ürbitter für bie ^interUiele'
neu" ift bober ^u eng gefaxt. S)ie| Ia|t ftd^ oiul^
aus ben SRonumenten nad^meifm. Stttf einer
SrongemebaiHe ifi ber 1^1. SaurentiuS in fetnrn
!D}arti^rium bargefleüt; ber fieib liegt auf bem
9loft über ben flammen; über i^m fd^toebtUe
Seele als tt)eibli^e Orante empor; bon obenoüer
reid^t eine ^anb ibr bie SiegeSfrone bor (ogL
de Bossi, Bull. 1869, tav. n. 8). ^ier ifi on
eine ^ürbitte nid^t gebadet, unb ebenfo ttrirb non
bei ben S)arftenungen ber feligfien Shmafnni
ber fjil SlgneS unb anberer ^eiligen auf SoO)'
glöfem u. f. U)., mo fte mit erbobenm ^finben
baftebm, e^er an baS (^froblodten in binunftf^
©lorte benfen muffen. 3n ber fogen. CopeDa bei
cinque Santi in San SaHifto flel^en bie in jenoi
Subiculum beftatteten ©löubigen als Oranten i>
einem ©arten mit blübenbm Söumen, {eber arit
feinem 9tamen unb mit ber 3nfd^rift IN PAGS;
baS Silb ift um baS Sa^r 300 gemalt. (SbaSf
erfd^eint bie ffi. Södlia nebm ibrem ©robe oiif
einem fpütem ©emölbe als Orante in eine*
©artm ; 5U 92eapel ftebm in einem SrcofoRiiv
Sater, SRutter unb ffinb neben einanber attOtoi*
ten gtt)ifd^en Scud^tem — lauter Scenm, in hkJ»
d^en bie ^altung ber Oranten einfad^ ber 9#
bmdt ber feligm ^Bereinigung mit ©Ott im 6^
mel ifi. S)emgema^ ftellt bie Orante }unfid^ bir
965
Oranten.
966
, t
rl
w
f
ottfi bem Kampfe beS irbifd^en SeBenS in ben ^xif
bcn unb hl bte €eligteit beS ^imntelS aufgenom-
mene ober aufgenommen gebod^te Seele an unb
jüi ^ä^ bar. l£ad mirb nod^ noret bei ber 93e«
tra^tung ber t^pifc^en SorfteSungen auS bem
Uten Xeiiament (f. u. m. 1).
2. allein inbem man ftc^ Sie Serfiorbenen im
gtmmel ba^te, nmren fte für bte Ueberlebenben,
jus i^re Vngel^drigen nid^t in einem mit @d^Io|
nib SKead abgefperrten ClQfium, unbefümmert
m i^ Srfiber unb Sermanbten l^ienieben, un>
Wng, i^en irgenbmie il^re Siebe )u bet^iätigen.
Silpeit ^t in feinem S^riud ^riftologif d^er @e-
■filbe eine Snsali^I Don 3nfd^nften gefammelt, in
fediten bieSerftorbenen Don ben Hinterbliebenen
nitrOlebeterfu^tmerben. ATTIGE SPIRI-
TVS TVoS IN BONV ORA PRO PAREN-
TffiVB TVIS; I8PIRITVS TWS BENE
BEQVIESCAT IN DEO PETA8 PRO 80-
BORE TVA ; VTBAS IN PACE ET PETE
PRO NOBIS ; IN ORATIONIBVS TVIS
B06ES V Dr PRO NOBIS QVIA SCIMVS
TE IN X ; PETE PRO NOS VT SALVI
8IMV8. ^ 1^ eine erji im 3. 1890 in ben »ata'
fonien ber ^riSciDa gefunbene gried^ifd^e 3n>
M f4Iie|t mit ber IBitte: ESyou tnkp ^fiwv
lutfli Twv d7&>v. Sine inS l^öd^fte Stltert^um
Üntafieid^be metrifd^e 3nfd^rift auS bemfelben
flnetenum (de Rossi, BuU. 1884—1885, 72)
Htd bte Gläubigen, menn fte }um (Sottedbienfte
M Mrfammeln, ber Serftorbenen 9tgape im ®e«
Uecingebenf }ufein:
V« pTBcor, o firatres, orare huo quando yenitis
Ilt preeibos totis Patrem Natomque rogatis,
St Testne meotis, Agapes carae meminisse,
CtDeuBomnipoieiiB Agapen in saecula servet.
6te^t nun ond^ Don biefen Snfd^riften leine al§
nnittelbare Sriöuterung unb erflörung neben
bon Silbe einer Orante , f o Derlangt bod^ bte
9arallele, ba^ bie aI8 Oranten bargefteüten !Ber«
frirbenen, bie man ftd^ in ber @eligfeit bed ^im«
■eil badete, aud^ sugleid^ aufgefaßt »erben als
fol^e, «mel^e für bie Hinterbliebenen beten, bamit
04 biefe baS gleid^e 3tel erlangen'' (SBilpert 48).
SoB 9anb ber Siebe gmifdften ben Sebenben unb
4rai obgef^iebenen tlnge^idrigen ifi burd^ ben
tob ttii^t gerfd^nitten; mte man feine lieben Ser-
fodmen anf bem ®rabe barfteüte aI8 auf genom-
M in bie emigen gfreuben, fo gab man biefer
Mmmg aud^ SuSbrudt in ben 9lccIamationen
bs fitobf^riften (Paz tecum in Deo ; Vibatis
iiDeo; Accepta sis in Cbristo; Vibas inter
■iictia; In paeem te snscipiant omnium
^ntaaanctonzm; Dens refrigeret spiritnm
tem; Spirita vestra Dens refrigeret); unb
M mm ft4 am ®rabe ber Sieben tröftete mit
teMKmIen, bo| fie broben felig feien (Magua
piBrimiocenB esse jam inter innocentes coe-
ri; Quam te letum excipet mater eclesia
hoc mundo revertentem; Conprimatur
l^etoram gemitns; Struatnr fletns oculomm).
fo empfal^I man fid^ aud^ bem ©ebete ber bei
Sl^riftuS gebadeten Seelen unb fleUte fie als fold^e
furbittenb^ als Oranten, auf ben @röbem bar.
8. SHefe^uffaffung mirb befiötigtburd^ bieS)ar-
fteüung Don ftrc^Itd^ anerfannten unb Derel^rten
l&eiligen aI8 Oranten an ben @räbem : ber feiige
gfriebe, ben man ben Serflorbenen mfinfd^te, foQte
il^nen nod^ ftd^erer gufommen burd^ bie gfärbitte
ber C>nligen. ©alt e8 als ein befonbereS @Ifldt,
fein ©rab bei bem ©rabe eined 9RartQrer8 }u
finben, um gleic^fam burd^ bie Ibxptxliä^t 9{ö|e
aud^ feinem @d^u^e naiver }u fein, fo feiert ebenfo
auf ben 2htfd^nften in mannigfachen SBenbungen
biefe Smpfel^Iung ber ^bgeftorbenen an bie ^eiligen
mieber : In pacemte suscipiant omnium ispirita
sanctonmi, Martyres sancti in mente havite
(habete) Mariam ; Irene tibi v [> cum sanctis,
cum spirita sancta vale in y ^ ; Bene viva-
tis inter sanctos, u. ä. Unb ^ ^ nid^t Mo^ ben
^eiligen im Mgemeinen empfahl man bie Seelen
ber9bgefd^iebenen, fonbem fDecieü ben OrtSl^eili-
gen, ben SRart^em, in beren Äataf omben ober Äir-
4en man ben Sobten beife^te: Sancti Petre (et)
Marcelline, suscipitevestnmialimmimi; Do-
mina Bassüla commandamus tibi . . . filia(m)
no8tra(m); Sancte Laurenti 8U8cepta(m) (h)a-
beto anima(m ejus). S)ementfpre(i^enb mürben
nun aud^ an ben ©räbem ^eilige, befonberS bie
berDonagenbenOrtdl^eiligen, alSOranten ingfarbe
ober auf ©culpturen bargefieüt. 3Ran betrad^tete
fie als bie sancti introductores, meldte bie burdd
ba§ ©ebet ber ©löubigen i^nen empf ol^Ienen @eelen
ber IBerftorbenen Dor ben Siid^ter geleiteten, bort
il^re advocati ober ^ürfpred^er maren unb fie in
bie emtgen S^reuben einfül^rten. Sine au§ Xemi
ftammenbe ©rabplatte, ie|t im SJlufeum beS beut-
fd^en Sampo fanto, l^at in Der ÜRitte bie ©rabfd^rift
einer Saftula, auf beiben Seiten aber fielet eine
Orante mit ber Seifd^rift AGAPE, DOMNINA;
biefeS maren aber nad^ be Slofft^S ^uSfül^rung bie
befonberen SocaC^eiltgen jener ©egenb.
4. 9u8 bem©efagten ergeben fi^ folgenbe Sö^e:
a. S)ie Orante an ben ©röbem ftellt bie ^ur fe(i-
gen 9lnf d^auung ©otteS im bimmlif d^en gfneben ge-
langte Seele bar; b. alS fold^e mirb fie aud^ 5ur
gürfpred^erin il^rer 9ngebörigen J^ier auf Srben,
bamit biefe ber gleid^en ©lorie tl^eiC^aftig merben;
c. bie ÜRartQrer, bie al8 Oranten an ben ©röbem
bargefteüt finb, follen ben Serfbrbenen burd^ il^re
gfurbitte ben Eintritt in ben ^immel Dermitteln.
^iefe ^uffaffung finbet il^re trefflid^e Sriöuterutig
in einem alten, DteÜeid^t nod^ bem 8. Sal^r^unbert
entfiammenben liturgifd^en ©ebete: Sanctomm
tuomm nos gloriosa merita, ne in poenam
veniamus, excnsent; defunctomm fidelium
animae, quae beatitudinem gaudent, nobis
opitulentur ; quae consolatione indigent, ec-
clesiae precibtis absolvantur.
ni. 1. ©ebt man meiterbin sur Setrad^tung ber
Oranten in ben bibltf d^en Scenen an ben ©röbem
aber, fo ift }unöd^ft ber in aDm biefen Semen
967
Oronten.
96i
sunt SuSbrudt totmnenbe gemeinfotne ©ebottle: bie
SSefreiung, errettung, Crlöfung qu§ XobeSgefal^r,
unb bonad^ bie gfreube unb baS Sob ®otte8 für bie
ben @eretteten gebrod^te Mfe, nie für fte felber
SRed^tf ertigung, Sl^re unb SJerl^errlid^ung. @o ftnb
3lot, ber aus ber Me§ Derfd^Iingenben gtut
Sfaat ber Dor bem 0))ferme{{er bed SSaterS, Spa-
niel, ber au8 bem Stadien ber S5tt)en, bie brei
äunglinge, bie aud bem gfeuerofen, @ufanno, bie
t)or ben folfc^en Stuflogen ber SMd^ter enettet
mürbe, mt^ö^Iige URoIe auf ben @emölben ber
ffotafomben, auf ben @culpturen ber @ar!o))l^age
unb auf ©rabfteinen tt)ieberfe^renb, baS @innbilb
ber ßrrettung ber Serftorbenen auS bem ewigen
Sobe }um feiigen fieben im ^immel (Dgl. ba^u bie
liturgifd^e Gommendaüo animae). S)en $ro«
p^titn 3ona8 l^atte ber ^eilanb felber atö ^or«
bilb feiner (unb bamit jugleid^ unfcrer) ^Befreiung
aus Xobedbanben aufgefteüt. S)ie @eele be§ 93er-
ftorbenen erfd^eint alfo gettiffermagen^erfoni^cirt
in ienen aftteftamentlid^en , auS leiblid^em Xobe
enetteten, Derl^enlid^ten unb in l^eiliger gf^eube
®ott lobpreifenben t>^^^i9^^ Sarum jinb biefe
an ben ®räbem angebrad^t unb barum ftel^en fte
bort in iener Haltung berOranten, in meld^er
man fid^ bie in bie §freuben beS ^immeld einge-
gangenen @eelen Dor^uflenen gemo^nt mar. SaS
erfleht man am beften au^ ben 92oe-93iIbem. 'Slot
fielet nid^t in einem @d^iffe ober einer 9rd^e, fon-
bem er ragt l^alb auS einem @d^reine f^ttt>ox, an
soeld^em nid^t feiten ber S)edfel auf gef dalagen l^htju-
gefugt ifi, unb fo empföngt er bie Xaube, meldte
il^m ben Oel5n)eig beS emigen gfhebenS gutrögt.
@elb{i baS Sllter unb baS ©efd^Ied^t beS 93erftor-
benen ift in ber gfigur bed !Roe angebeutet 3ene
altteftamentlid^en @cenen geben freilid^ bie biftori-
fd^en^er Jonen nid^t immer atöOranten — nur bie
Sünglinge im geuerofen erfd^einen fietS mit er-
l^obenen §änben — , fonbem ber Äünfller l^at Diel-
fad^ ben l^tftorifd^en Sorgang felber jur S)arfteIIung
gebrad^t; ber ©ebar^e bleibt aber berfelbe.
2. SSaS bie S)edfengemölbe in ben ©rabfammem
ber ftataf omben betrifft, f o fielen bort bie Dranten
h)ie bie biblifd^en @cenen ttiol^I gunöc^ft in 99e-
aiel^ung auf jene erjte $erfon, bie fid^ felber bie
©rabftötte l^errid^tete ober bie bort ba§ l^erDor-
ragenbfte ®rab l^atte; bann aber aud^ in Segug
auf bie übrigen, gumal menn eS %nge^5rige €iner
Qfamilie ttaren, unb im weitem ©inne auf bie SSer-
ftorbenen über]^au))t. @o wirb benn l^ier Dielfad^
bie Orante }u einer auS bem fepulcralen Sbeen-
freife entnommenen S)ecoration ol^ne ))erf5nlid^e
Segie^ung auf einen beftimmten Sobten. 3n ber
Roptüt ber Sudna in @an SaHifto geigt baS
SRittelmebaiHon ber S)edte S)aniel alS OranS
Amif d^en gmei fiömen ; in ben Dier Sdfen uied^feln
\t gmei Oranten unb je gmei gute ^irten mit etn-
anber ab. ^ebnUd^e ^norbnungen fommen febr
böuftg t)or. SBar bie Orante fd^on lünftlerifd^ ein
febr glüdlid^eS SKotiö, fo erinnert jie nun aud^ ben
Sefd^auer an jene feiige Stätte, in tt)eld^e er feine
Slbgefd^iebenen eingegangen, tt)0 er bcretn^ fi
tt)ieber gu finben l^o^e. Sober auä^ bie f o Ib^tfig
IBerbinbung ber Oranten mit bem guten ^vtttn
ber fein @$öflein auf ben @d^tem feiner StA
au9 ber SBüfte biefed Sebend gu ben Suen bd
$arabiefed emt)ortrögt. SBenn man mitl^ ei»
Orante gmifd^en gmei Sommern ftnbet, fo ftni
eben Samm unb Orante in ber 3bee ibentifd^ —
ebenf 0 xok Orante unb Xaube — , modbte nm
an einen eingelnen Serftorbenen ober on bie &
ligen im ^immel über]^au|)t gebadet feiiu S)ec ii
ber alten 3^it liegenbe 3ug , gu f^mbolifbren ttst
gu ))er[onificiren (DgL ben Pastor beS ^enmtf),
führte bann leidet bagu, bie Orattte alS St^mbl
ber Jhrd^e auf guf äffen , gunöd^fl ber triumpbin»'
ben, mie eS in ber oben citirten ®rabfd^rift 1^:
Quam te laetom excipit mater eceleaia. fef
fpäter mag bie Orante aud^ afö Stnnbilb bor
ffird^e überbauet betrad^tet morben fein, urie bot
ExBultet ber Sarberinifd^en »ibiiotbe! (11. M
12. äabrbunbert) lebrt^ too über bem ^aiipk einer
Orante baS SBort EGCLE8IA fte^t.
8. S)er d^riftltd^e SübertreiS fyit fid^ im S#
ber ßeit nur tt)enig ermeitert. SBaS bie (Slöubigm
ungöblig oft an ben ®röbem faben in Sfigutai
unb @cenen, baS b<^ben fte aud^ auf ben SSB&d«
ibrer SBobnungen, auf i^rem |)auSger5tbe, auf
^ef ö^en, fiampen, SRingen u. f. m. nrieberboU. 8Bo
uns alfo auf ©olbglöfem, 9Rebainen, gefc^ittenn
Steinen tt ogL bie Oranten begegnen, ba fönt }Ae
Segiebung gu benXobten fort; bie§igurenbQba
feinen fepulcralen Sl^arafter mebr ; 9gne8 g. 8.
al§ Orante auf @oIbgIäfem ift eben nur mel^ Ue
^eilige in ber feiigen Slnfd^auung (Sotted tmb ta
ibrer (^fürbttte, auf meldte bie ©laubigen bofftCR.
4. Sinige OrantenbarfteHungen bebürfen tai^
einer befonbcm Sefpred^ung. P. 5IRardbi entbedh
im Oftrianum ein ^rcof olium, teeld^eS im ^inta»
grunbe eine Orante mit einem ihtöblein Dor fi4
barfte&te ; in ber SBanbung ber Sogennifd^ toom
ein SRann unb eine tJfrau al§ Oranten ab^ebilbct
unb in ber ^5be in einem SRebaillon baS SraP*
bilb (Sbrifti. ajlard^i bielt bie Orante mü im
ff inbe für eine SRutter ®otted, unb ba eS baScrjk
SRabonnenbilb toar, toeld^ed man in ben IM»
fomben fanb, fo botte e8 ein befonberefi 3nteif||e.
^ud^ be SRofft nabm e§ in feine Sammlung ntt*
d^riftlid^er SRarienbilber auf. SBilpert (ebriPol
©emölbe 46 ff.) bagegen fiebt in ber SKutter «B
bem JHnbe bie im @rabe beigefe^e gfrau, toöbienk
ibm gegenüber jhrfd^ (Stömifdbe OuartoIfibnP
1893, 90 ff.) bie biöbcrige «uffoffung üerp*
©iebt mon in ber gfrau bie ffierftorbene, fo febtt j»
felber nod^ einmal in bem ©ernälbe ber SBottag
tt)ieber ; ftebt man in ibr bie b^iltge Sungfnm, fi
febrt ^riftu§ nod^ einmal in ber Sßölbung lAoi
mieber. S)ie beiben URonogramme SbnfH nebei
ber tl^^au ftnb nid^t entfd^eibenb, obfd^on fie tnc|c
für bie Sluffaffung einer ^abonna mit bem ßinbe
fpred^en. S)a§ Sntfd^eibenbe liegt mol^I in ba
Haltung be§ ffinbeS, baS bie 9trme ni^t oH
969
OranteS — OrbcIIiS.
970
Oranle, ttie Stonn unb gfrou in bei SBöIbung
bcB Vrcof olinmd, erl^oben. f onbem fte gefenft f^at
Ocrabe (E^fiufi aber frf(|eint nie a\i Orond.
Sie Sttiarmig^ boS JKnb, boS etnjige, baS fie
(atten, ^be bte Sltem überlebt unb l^abe ballet
ni^t att OronS bargefleUt tterben bürf en, erfd^eint
bo4 SU gcfuc^t, um SeifoO finben ju fönnen. —
an einer ber fogen. Sacromentenfopellen Don @an
CoSifb aus bem Stnfonge bed 8. Sol^r^unbertS ifi
dn Schiff Donben SBogen bebröngt bargefteQt unb in
bcmjelben ein Wann mit erhobenen Rauben ; eine
OBl K^ter ^ö^ erfd^einenbe ^albftgur legt i^re
|(nb auf ^nen ttop^. ^ugerl^olb beS @(i^tj[[e§
BB|ift ein Srtrinlenber mit ben SBeSen. S)ie
hüma eines proteftantifd^en @(i^nftfteller8 auf
fosli @4iffbru(i^ t)erbient feine SBiberlegung.
Jeß^Itenb an ber Sebeutung ber Oranten unb
ifk 9c)iel^ung auf bie Serflorbenen, lann man
b biclem Silbe mie in ben oben oorgef ü^rten olt-
teflanentlid^en @cenen nur ben ^inmeiS auf Sr-
tdtatg aus XobeSgefal^r fe^en, mag man nun
joKl Silb aOgemetn als S)arfteDung ber SebenS-
lotitanffajfen, ober enger baS Sd^iff als @innbilb
berftii^e betrachten, in uield^er ber SBerftorbene
is bm Stürmen unb SBögen, bie 9lnbere Der-
ttrmgen, burd^ l^immlifd^en @d^u^ gerettet unb
in ^fen ber etoigen Seligfett gebrad^t morben
ifL — 3n ber anftogenben ff apelle fte^t neben einem
t^t mit Srob unb gfifd^ auf ber einen Seite
ein Rann, ber bie ^ünbe, mte eS fd^eint, fegnenb
iBer bie Speife auSftredK, auf ber anbem Seite
eile Onmte. 2)e 9tof fi fielet in ber männlid^en
Sigur ben $rie{ter, ber burd^ bie SonfecrationS-
Mi baS 9rob in ben 3d^t^t)S oenoanbelt, in
ber Crante bie anbetenbe ffird^e. SBilpert tjäli
oi ffin bie Orante für bie S^mboUfirung beS
iaSrabe ru^enben Xobten, ber in ber eud^arifti-
\lfBBi Speife baS Unterpfanb ber Suferftel^ung
ob bcS etoigen SebenS empfangen l^at. — ^IS
ficgenpd }u biefem Silbe erfd^eint baS Opfer
IbiQ^amS , iebod^ nid^t in ber ^tftorifd^en 9luf-
joRnig, mie fonft immer bie oerfuc^te Sd^Iad^-
fä% beS 3faaf bargefteOt ift, fonbem Sater unb
6o$n fteben beibe als Oranten neben einanber.
%n Itnaht als OranS oerftebt jid^ als Sinnbilb
bs Rettung (sicut liberasti Isaac de hostia et
k mann pairis sui Abrahae , im Ordo com-
Bendationis animae) ; marum aber aud^ Sbra-
\m als OranS erfd^eint, baS lögt ftd^ nur auS
im iefonbem Cb^rafter biefer in il^rer ^rt einjtg
bspe^enben SarfteSung beS SfaafopferS erflören.
uft Sfoaf als Sorbilb Cl^rifti galt, bemeist, ab-
Itfetcn Don ben SäterfteHen, ein Sarfopl^ag im
iitemnenfiff^n ÜRufeum, mo bem ^etlanb Dor
9ibtnS ber auf ben Opferaltar gebunbene 3faaf
liWinirt ifL 3)aS oben genannte Silb ift @egen-
jKi! 20 ber Sarfiellung ber beiben Siguren neben
tan Zif(^ mit Srob unb Sd^tl^pS. Um ben
Opfcr^orofter ber Sud^riftie auSjubrüden, ift
Me norbilbli^e Scene fo meit auS ber realen
SirBi^^eit erl^oben morben, bag nun ber Opferer
mie baS Opfer beibe als Oranten erfd^einen;
SBtbber unb ^ol) mußten l^injugefügt toerben,
um überl^aupt noc^ in ben beiben neben einanber
ftel^enben Oranten Slbral^am unb 3faaf erfennen
ju laffen. [be SBaalJ
^aniiS^ grans, latiniftrt Horantias, ein
fpanifd^er gelehrter aWinorit beS 16. Sabr^unbertS,
marb oon feinem Sifcbof als beffen ^rocurator
auf baS SoncU oon £rient gefanbt. S)ort machte
er Süffelten burd^ eine mit großem Seifall auf-
genommene $rebigt, meldte er am ^efte Sder-
beiligen 1562 oor ben üerfammelten Sötem l^iielt.
9iac^ Spanien }urüdfgefebrt, ermarb er fid^ bur^
feine ©elel^rfamfeit unb burd^ fein ftttenreineS
fieben immer mel^r bie aUgemeine Sd^tung, fo
ba^ er, als 3ol^ann Don Oefterrei(^ md^ Sei»
gien 50g, biefem für beffen Xruppen als Seic^t-
Dater unb als ©eneraluicar beigegeben mürbe. Sr
blieb bort bis jum ^obe äo^annS unb brad^te
beffen Seid^nam nad^ Spanien jurüdf. 3m 3. 1581
mürbe er Sifd^of oon Oüiebo, ftarb aber fd^on
nac^ brei 3abren (1584). OranteS mar auc^
literarifd^ febr tbötig unb betl^eiligte ftd^ in aus-
gebreitetem 3Jla^t an ben bamaligen mijfenfd^aft*
liefen ftömpfen gegen bie ^öreften, namentlicb
gegen bie calDinifd^e. Sein f^auptmerf fül^rt ben
£itel Locorum catholicorum pro romana fide
adversus Galvini Institutiones LL. 7, Yenet.
1564; Paris. 1566. 3n biefem SBerfe befömpft
er gan} befonberS bie Seigre beS SalDin mn ber
Unfreil^eit beS SBiSenS unb uertl^eibigt ben ^I. ^u-
guftiuuS gegen bie Unterfteüung ber SalDiner, als
babe er bie Sfreibeit beS äBiüenS gelöugnet. S)aS
SBerf erlangte fold^e Serü^mtbeit, ba| äBiD^elm
Sifengretn ben OranteS alS Yirum profanarum
atque sacrarum literanun periüsBimum at-
que in refellendis haereücis exercitatissimum
rühmte. tJf^mer fcbrieb OranteS Epistolam eeu
tractatum de quibusdam quaeBtionibus inter
Philippum Marnixium s. Aldegundae abba-
tem et Michaelem Bajum acad. Lovan. can-
cellarium circa Ecclesiae auctoritatem et ju-
dicem controversiarum fidei. S)iefeS Suc^ ift
infolge eines SriefeS gefd^rieben, meldten Saj[uS
an iD^amis (f. b. ^rt.) gerid^tet l^atte. Sugerbem
foU OranteS nod^ einen Sommentar }um Sud^e
3ob unb eine Sd^rift De justificatione ge*
fd^rieben l^aben; Dermutblid^ mar aber le^tere nur
ein Xl^eil ber Loci catholici. (Sgl. SSBemer,
@efd^. ber apolog. unb polem. Siteratur ber d^riftl.
a^ogielV, S^affbaufen 1865, 298. 474;
Hurter, Nomencl. liter. 1, 2. ed., Oenip. 1892,
52 unb bie bort angegebene Siterotur.) [Stödfl.]
dratiunt, f. Stola.
Oratio Manasse, f. 9lpocrt)pl^en-£iteratur I,
1062.
^af orianer, f. Serufle, S)reifaltigfeit (relig.
©enoffenfcbaft), ^bi^ippu« 5ßeri.
0¥af orittnt, f. ffapeUe.
^vBeSis, 9licoIauS be, franjöpfd^er gran-
ciScaner uon ber Obferüanj, SDkgifter ber ai^o-
971
Orbalien — Orben.
97
logie, l^etDorragenber @cott{!, lebte furj naä) ber
aRitte beS 15. Sol^rl^unbertS. lieber il^n fd^reibt
Xritl^emiuS (De scriptoribus eccles. [ed. 1531,
foL 146]) : Nicolaus Dorbellus Ord. fr. min.
8. Franc, Provinciae Thuronensis, vir in di-
Tinis Bcripturis eruditissimus et in philo-
Bophia Bcholastica nulli secundus, ingenio
Claras et ad disputandas enodandasque quae-
stiones scripturarum satis idoneus. Scripsit
quaedam praeclara Volumina ... et in gym-
nasio Pictaviensi tum disputando tum do-
cendo tum scribendo magnam eruditionis
suae laudem commeruit. S)erfeI6e fe^t l^inju,
ba| b'OrbelliS ein ticfpnniger erflärer unb feljr
fd^rfer IBertl^eibiget ber Seigre beS 8€otu8 gemef en
fei, tt)a§ QUd^ sutrifft. Sefonberd l^od^gefci^Q^t
iDurbe botnatö fein Sontmentor ^unt fiombarben,
mie beffen jol^Ireid^e alte 9lu8gaben }eigen. 9lu8
einer SteUe bed vierten IBud^eS ge^t ]^ert)or, bo|
er biefeS 9ud^ nad^ 1465 gefd^rieben l^at; folg-
lid^ lann bie Eingabe , b^OrbeÜiS fei 1455 ge-
ftorben , nid^t rid^tig fein. Sier ausgaben iene§
SommentorS bef(i^reU)t ^oin (Bepert n. 12045
ad 12038); eine, Don ttield^er e§ l^ei^t: castiga-
tissime fuit recognitum et novae impressioni
Bothomagi commendatum, ol^ne Sa^reSjol^I;
eine itoiiit ex emendatione Thomae Sylvestris,
Parisiis per Felic. Baligaut, 1488, in 4^ eine
britte bei bemfelben S)mder unb eine Dierte per
JoannemBichardum, 1499. 9lu^er biefen tourbe
baS Sud^ au $ari§ nod^ gebrudH 1498, 1511,
1517, femer }u Sqou 1503, ^u ^ogenau 1504,
ju Senebig 1507. ©'OrbeÜiS fd^rieb femer Super
Sententias compendium singulare, elegantiora
Doctoris Subtilis dicta summatim comprehen-
dens, Lugduni 1503, Parisiis 1517; ebenfo
einen ^roctot Declarationum quorundam ter-
minorum secundum doctrinam Illuminati
Doctoris (Franc. Mayronis). Slud^ foQen feine
Sermones in omnes epistolas quadragesima-
les Deröffentlid^t fein }u fipon 1491. fßitl ge-
brandet mürbe femer fein Sommmtar }u ben logi-
fd^en Summulae be§ $etm8 ^ifpanuS. SS gibt
eine Ausgabe ol^ne S)mdtort unb Sal^redso^l, in
iDeld^er bie Slbl^anblung beS gfranciSmS be SRa^-
roniS : Passus super universalia, eine Sd^rift
Questiones famosissimi doctoris Antonii An-
dree de tribus principiis rerum naturalium,
unb Formalitates Boneti secundum viam Doc-
toris Subtilis, f ott)ie anbere eine« gemiffen 2ln-
toniuS ©irecti beigefügt finb. ®a8 ffierf b'Or-
beHiS' beginnt mit benäBorten: Excellentissimi
viri artium ao sacre theologie professoris
eximii magistri Nicolai de Orbellis de Fran-
cia ordinis minorum sec. doctrinam doctoris
subtilis Scoti logice brevis: sed admodum
utilis super textum magistri Petri hispani
expositio incipit. Quoniam teste sapiente
proverbiorum 22» . . . 93ei ^oin (n. 12043 sq.)
fmb itoti anbere 9tu8gabm mtt etn>ad Derönbertem
äitelongegebm; bie erfte iftcorrigirtDonFr. ^etrnS
be $amta Ord. Min. de Observ. unb erfd^ x
S^atma 1482; bie jmeite ift gebmdtt pi 9a$
1494 bei SRic^ael gfurter, eine anbere lu Sem
big bei Sa^amS be @oarbi8 1517. 2)er SetfaR«
ii|rt bie Siegeln beS $etruS ^ifpoimS auf bie Ha
d^iebenen logifd^en Sudler beS SriftoteleS gurSd
ix fd^rieb aud^ ein Gompendium dignisaimmi
et uialissimum considerationis matematie
quo ad aritmetricam [sie] et geometriam seo
ea que sunt necessaria naturalibus et super
naturalibus scientiis . . . Impressum Bona
nie per magistrum Henricum de Haerkn
1485 (bei Hain n. 12 042 ; berfelbe dtirt nodj
eine anbere Ausgabe ol^ne S)mdtort unb 3(^t|ati
mit bem Xitel Gompendium mathematieam;
Sbaraglea nennt audt) eine britte SuSgobe, uxU^
}u Bologna fd^on 1473 in tJfoL erf^ienen fei).
Snblid^ t)erfa|te b^OrbeSiS nod^ Sommentate p
Dielen @d^riften bed Sriftoteled : }u ben Sä^oi
Physicorum, De caelo et mundo, De gene-
ratione et corruptione, Metheorum, Hebk
physicae, Ethicorum, Dontteld^enWel^reteSge"
bmdft fein foQ. 3laäi Sbaroglea erfd^ien in 9^
1494: De scientia mathematica, physiim,
de anima, de caelo et mundo, de methecris,
metaphysica ac ethica, unb t)on Steuern bafdbp
1503 mit 3ugabe ber Sogif. (!BgL bie bei CSie-
valier, Bep. unb Suppl. s. v. angegebene 2it^
raiur.) [3gn. SWler 0. S. Fr.]
^rbadeii, f. ©otteSurtl^Ue.
0¥beii,geiftIid^er(ordoreligiosus;religio)
]^et|t im ffird^enred^t eine Don ber ffird^e gebiSig^
bouembe SSereinigung fold^er ©löubigen, roMt
burd^ beftönbige Seobad^tung ber brei @elütt>
ber Srmut, ber ffeufd^j^eit unb beS ©el^orfonti
unter einer gemeinf d^oftlid^en Siegel nad^ ber (^
lid^en SoHfornmenl^eit ftrebm (DgL S. Alphons.
Theol. mor. 4, 1). S)ie ©efommtl^eit ber geip<
lid^en Orben bilbet ben fogen. OrbenSßan!
(status religiosus ; status regularium), einen
ber fird^Iid^en @tanbe, nield^e Don ben SSatemmdi
Sd^olaftifem mit Stüdfftd^t auf bie 9rt unb SBdjt
in meld^er baS Ie|te unb ]^5d^fte 3iel bed ÜRenf^a
angeftrebt mirb, unterfc^ieben merben (f. b. ixL
@tänbe, fird^Iid^e). 1. 3ur genauen @ r f I ft r U8|
be§ Segriffes ber geiftlid^en Orben mSgenfoI'
genbe @ö^e über baS SÖBefen beS OrbenSfioiäiel
bienen: 1. 3um SBefen be§ OrbenSftanbeS ge^
lebenSlönglid^e (emige) ©elübbe; ba»
nur bie 93eftönbig!eit im 93eobad^tm beteu»
gelifd^en Statine fann ben @ taub eines Stertgiofoi
bemirfen; nur fie begrünbet eine DoQe unb gaqe
^ingabebesa){enfd^eninbenS)imfi®otte8. 3nb«
bloßen feften 93 o r f a ^ e, nad^ iSoÜfornmen^ {B
ftreben, fann ]^5d^ftenS ber ff eim unb Slnfang ]in
OrbenSftanbe erblidtt merben. Sbmf o genügen bIo|
)eitlid^e ©elübbe, felbft mit bem Sorfa|e, fv
nad^ Ablauf ber 3eit }u emeuem, nid^t gum Sßcfai
beS eigentlid^enOrbenSftanbeS, obgleid^ i^ tien
93eobad^tung t)or ®ott ebenfo reid^ an ®naba
unb IBerbienften fein tann toit bie ber etoigenSe
97S
Drben.
974
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lübbe. — 2. 3um SBefen beS OrbenSftanbeS ge-
nügen bie einfad^en ®elü6be. S)iefe früher
fthttigc Zl^efe iß entfd^ieben burd^ ®regor XIH
CSuHc ABcendenie Domino Dom 25. 9RQi 1584),
bei eiflörte, bol bie Sd^oloftifer tmb SoQbjutoren
bei QefeUl^f t Sefu mit einfod^en ©elübben tool^r-
Vift unb eigentlich Xeügiofen feien unb uon aUen
olfi fol^e onerfannt iDerben foHten, nid^t minber
tDie bie ^rofeffen ber (SefeÜfd^aft 3efu ober eines
onbeni Teligt5|en OrbenS. (lieber ben Unterfd^ieb
bei tittfod^en @elu6be Don ben feterlid^en Dgl.
b^lrtOrbenSgelübbe unb Lehmkuhl , Theol.
mor. I, 7, ed. Friborgi 1898, 299 sqq.) —
3. 3um SBefen beS Orbengftonbed gehören unb
Jcniigen bie brei @elübbe ber Srmut, ber
euf^l^eit unb bed @el^orf amS. S)enn burd^
bie Scobod^tung biefer brei ©elübbe »erben, unb
{MK in genägenber SBeife^ bie mefentUd^en ^in-
bcnrifle ber SoUfommenl^eit entfernt unb alle Don
(Qn^8 gegebenen unb für notl^menbig erflörten
SJit^ befolgt. S)er Steltgiofe bringt burd^ bie ge-
nanten brei (Selübbe feine öu^eren ©lüdtSgüter,
fehn Seib unb feine @eele , olf o alled, mag fein
9, Sott aum Opfer. — 4. 3um SBefen beS
OtbenfißonbeS gel^ort bie fird^Iid^e Slppro-
batiott beSfelben unb bie Slnnal^me ber ®e«
liiHie bun^ bie red^tmö^igen Obern im Siomen
bd Oibenfi unb ber ff tr^e. S)ie Approbation ift
(inerfeild bafi Urtl^eil, ba| ein Snftitut in 3medt
mb Sßitteln frei Don Srrtl^um unb Aberglauben
mb für bie Sieligiofen }ur €rreid^ung ber 9)on-
bnmm^eit geeignet fei; anbererfeitS sugteid^ bie
träfli^e Snerfennung unb Crbebung beS Snfti-
tM )u einem religidfen Orben mit ben ent*
fpcet^en Siedeten unb $riDiIegien. 9Ran unter*
J4eibet a. bie approbatio solemnis et defini-
tin, U)eld^ nur Dom $ap[te auSgel^en !ann unb
Hottioenbig ift jur Sonfiituirung eineS OrbenS im
Oflem @inne, Don ber b. approbatio commen-
^lÄitia, ber b(o|en Billigung Don Stegel unb Snfti-
tnt loeld^ ober nid^t mit jebem fiobe eines Snftitu*
teigegeben ift, namentlid^ menn baS Snftitut aQein
ober bie KegeJi aQein belobt mirb, unb ber c. ap-
yobatio permissiva, ol^ne meldte ein religiöfeS
äniütut fiber^upt unbenfbar ift. — Sine Ür^Iid^e
t)>probationunbAnna]6meber@elübbefd^eintni4t
Hol nad^ pofitiDem, fonbem aud^ nad^ natürlid^em
Se^te gum SBefen beS OrbenSftanbed 5U gel^ören.
Sesn bie OrbenSgelübbe fmb nad^ ber beftönbigen
Inf^ouung unb fiel^re ber ftird^e unb ber Söter
ni^t bIo| ein IBerfprec^en, fonbem eine DoIIe ^in>
tobe (traditio) an ®ott unb l^aben bie 9}atur
emeS Sertroged. S)iefer Eingabe auf ber einen
Seite entfprid^t aber bie Annal^me (acceptatio)
ber Selübbe im 92amen ®otteS, gu meld^er nur
bie fiirc^e, unb gnmr Dor AEem unb unmittelbar
rare divino ber $apfi, beDoQmöd^tigt ift. €ine
fol^c Annahme ol^ne Dorl^ergel^enbe Approbation
ober SBiUigung beS Eingegebenen ift aber unmög«
X^S^ Approbation unb Acceptation ber ©elübbe
9e^ bcmnad^ in einem not^menbigen 3ufammen-
l^ang ; bod^ ift nid^t iebe Approbation eined 3nfii-
tuteS sugleid^ al§ Annal^me ber in il^m abgelegten
®elübbe feitend ber ftird^e angufe^en. Ungmeifel-
^aft ift bieg nur ber gfaU bei ber approbatio
Bolemnis et definitiva, alfo in ben eigentlidden
Orben. 93ei ben anbem Arten ber Approbation
ift auf ben SBortlaut berfelben unb bie Umftönbe
}u ad^ten ; jebod^ mirb eine Acceptation ber ®e«
lübbe pröfumirt, fofem fie nid^t auSbrädtlid^ au8«
gefd^loffen ift (mie j. 83. bei ben Sajariflen). —
S)ie Approbation religiöfer Orben ging bis }um
4. Sateranconcil (1215) meiftenS Don ben Sif d^öf en
aus unb mürbe aSmaltg bei meiterer äJerbreitung
eines OrbenS eine allgemein fird^Ud^e. S)aS ge>
nannte (Soncil (f. c. 9, X 8, 86) unb in ßmeue«
rung beS Sef^luffeS baS 2. Sondl Don fiQon
(1274; f. c. un. in VI 8, 17) machten bie Appro-
bation ber Orben ju einem pöpftlid^en Steferoate.
S)od^ ift biefer Sanon gemo^nl^eitSrec^tlic^ bal^in
}u interpretiren, bog nur ein eigentUd^er Orben
ol^ne pöpftlid^e Approbation nid^t entftel^en fann,
ba^ eS aber nid^t Dermel^rt ift, neue religiöfe äJereine,
Snftttute unb Kongregationen }u errichten, bie ftd^
einer ^Billigung feitenS beS Sifd^ofS (ober fogar
feitenS beS $apfteS) erfreuen fönnen, ol^ne eigent-
lid^e Orben }u fein. @ine blo| bif d(|öflid^e Appro-
bation !ann gmar aud() bemirfen, bog bie ®eloben-
ben bem religiöfen @tanbe angel^ören; fte unter-
fd^eibet ftd^ aber Don ber befinitiDen pöp{Uid^en
barin, bog le^tere für bie gange jhrd^e gilt, un-
fel^lbar ift, unmittelbar ex jure divino ert^eilt
mirb unb f eierlid^e ®elübbe bemirfen f ann, mä^renb
bie onbere nur für bie betreffenbe ©iöcefe gilt,
nid^t unfel^lbar ift, ex jure ecclesiastico ober
bo^ nur mittelbar ex jure divino l^erDorgel^t unb
nur einfädle ®elübbe bewirft (Dgl. unten n. VII).
Aus bem ®efagten ergibt ftc^, bog ein religiöfeS
Snftitut nur bann alS Orben im eigentüd^en unb
engem Sinne gelten !ann, menn eS bie genannten
mefentlid^en €rforbemiffe beS OrbenSftanbeS in
ftd^ Dereinigt, Dom $apfte auSbrüdlid^ unb befini-
tiD als Orben onerfannt ift unb menigftenS bei
einem ^l^eile feiner 9)Utglieber feierltd^e ®elübbe
^at. @inb bie ^um OrbenSftanbe mefentlid^en Sr-
forbemiffe Dorl^anben, mäl^renb bie befinitiDe Ap-
probation f e^lt unb bie ®elübbe nur einfädle finb,
f 0 ift baS änftitut ein Orben im meitem @inne
ober nad^ rid^tigerer Se^eid^nung eine r e l i g i ö f e
6ongregation(f.b.Art. m, 924ff.). gel^lt
enblid^ einem frommen 3itftitute eines ber genann-
ten ßrforbemiffe, fo ift baSfelbe nur eine pia con-
gregatio, unb feine SRitglieber genießen nid^t bie
^riDilegien ber Sleligiofen, menngleid^ fold^e Snfti-
tute Dielf ad^ aud^ ^u ben Orben (im uneigentlid^en
Sinne) gejöl^lt merben.
n. 3bee unb allgemeiner 3tDedf ber geift-
lid^en Orben, f. SRönd^tl^um unb Stäube, tird^-
lid^e.
lU. eintl^eilung ber Orben. Obfd^on
3bee unb allgemeiner 3wcdf aEer Orben bie-
felben fmb, ift bod^ eine SWannigfaltigfeit in ben
975
Orben.
976
Orben unb OrbenSregeln mdglid^ unb (ered^tigt
(f. b. 9lrt. DrbcnSregcI n. I), unb man p^t^i
btmmä^ bte Orben Derfd^iebentlid^ in ffloffen ein«
5ut]^eilen. 1. 3laä) bem befonbem 3n>e(Ie unb ber
öu|em Sefd^öftigung unterfd^eibet man contem-
pIotiDe unb actiue Orben, ie nod^bem l^au^t-
föd^Iic^ boS befd^aulic^e Seben ^eirod^tung, mM,
Sefung, Stubium, ^^anborbeit, StiUfd^meigen,
^ften) ober SBerfe ber 9iöd^fienliebe (Seelforge,
Untenid^t SRifftonen, Jhanf enpflege u. f. m.) geübt
mtbtn. UebrigenS l^oben foft oHe Orben ein auS
contempiQtiDer unb öugerer Zl^ötigfeit gemifd^teS
Seben, nur tritt l^ier baS eine, bort bQ§ anbere
mel^r in ben Sorbergrunb. — 2. 92Qd^ ber öugem
SebenSmeife unterf d^eibet man a. Begulares mon-
achi (3R5nd^eX bereu Hauptaufgabe ber ®otte§-
bienft ober baS gemeinfd^aftlid^e Sl^orgebet ift. 3u
biefen gel^ören befonberS bie ölteren Orben, j. 9.
bie Japaner, bie Senebictiner mit ben Derf d^iebe«
neu 3tt^90^^(n, bie ffartl^äufer. Snbeffen l^at
A. 9. ber S9enebictiner»Orben uon Anfang an unb
ourd^ alle ^al^rl^unberte aud^ eine reid^e Xl^ötig-
leit nad^ 9u|en entfaltet burd^ @d^ulen, 9Jlif>
{tonen u. bgL 3e mel^r bie 9Jtönd^e regelmögig
}u ben l^eiligen Sßei^en emporftiegen, um fo mel^r
nmrben {te aud^ für baS tl^ötige fieben, für @eel"
forge 2c. in Snfprud^ genommen, ©an} contem*
platiD finb nur menige Orben, }. 93. bie jfartl^öuf er,
Xrappißen, befonberS aber bie meibUd^en Orben
mit ber ftrengen pöpftlid^en Slaufur (moniales).
b. Eegiüares militares, beren Aufgabe Jhanfen-
pflege, ber @d^u| be§ l^eiligen SanbeS unb SBer-
tl^eibigung ber Jhrd^e mar. Siefe 9RiIitär» ober
Siitterorben gel^ören bem SRittelalter an; mand^e
maren eigentUd^e Orben, }. 93. bie Sol^anniter,
Sempier, ber S)eutfd^orben, anbere nid^t (f. bie
betr. $(rtt.). c. Begulares mendicantes, Fratres
(f. b. 3lrt. 93etteIorbcn), meldte ju il(|rer Slufgabe
neben bem Sl^orbienfte bie SuSl^ilfe in ber @eel-
forge ermö^It l^aben. S)iefe l^aben aud^ als Som-
munitöt nad^ il^ren urfprünglid^en SRegeln fein
Cigentl^um. S)a8 Sribentinum geftattete jebod^
allen, unbemeglid^e ®üter gu beft^en, mit 9u§-
nal^me ber t^frandScaner-Obferüanten unb ber
ffapu)iner (Sess. XXY, c. 3 De reg.). S)ie
berü^mteften 9J{enbicanten-Orben finb bie ber S)0"
minicaner, t$franci§caner unb Sarmeliten. d. Be-
gulares derlei (f. ob. III, 530 f.), meift neuere
Orben, beren ^auptbeftimmung ba§ tl^ötige Seben
ift, megmegen fte aud^, 5. 93. bie Sefuiten, ben
S^orbienft nid^t Italien. 3u ben SReguIarclerifem
gehören bie £l^eatiner, 93amabiten, @omaSfer,
bie ©efeUfd^aft 3efu u. f. m. Sud^ fönnen afö
befonbere Gattung }u il^nen gered(|net merben bie
fc^on altem SReguIarcanonifer (f. b. 9lrt.
Canonici reguläres), bie jebod^, au^er ben $rö-
monftratenfem, l^auptföd^Iid^ bem Sl^orbienfte ob-
liegen, e. Begulares hospitalarii, ^ofpitatiter,
meld&e befonberö bie leibli^cn SBerfe ber 93arm-
l^cr^igfeit ju il^rer SebenSauf gäbe boben. 3" i^n^n
gel^örtcn im SKittelaUer bie Srinitarier (f. b. 5lrt.);
in unfern Xagen finb m öl^nlid^em 3)»tde tMe
Kongregationen entftanben.
IY.S)ie93erfaffung ber Derfd^iebenen Orben
l^at ftd^, bem f pecieOen 3toed(e berfelben entfpred^,
Derf (Rieben auSgebilbet 2ln ben öltent Orben obct
bei ben SOtönc^en l^at iebeS OrbenSl^aud ober ftIo>
fter feinen eigenen 93or{}anb (9bt, f. b. Sri) unb
bilbet für ft« ein felbftanbigeS @an}e. Ser m
maltet im jflofter afö (S^rifa eteÜDertreter. Sie
93erfaffung ift eine t)äterlid^-monard^if(^ @ofän
o^ne anbere SRüdfu^ten ftetd nur ber %ü^ii^
}ur Seitung berufen merben foQ, fofem 90e im
Kapitel bei ber SBal^I betl^eiligt finb unb in trif-
tigen @ad^en Me gel^ört merben f ollen, liegt as4
etmaS S)emofratifc^eS in ber 93erfaffung, unb in
ber ma^gebenben Stellung ber $riefter im Sotntel
bilbete fi$ eine Srt Sbel ber SBeil^e unb ber SBiflen*
fd^aft aus. S)aS ftlofter entl^ött fo ein«bbilb ber
Don Sl^riftuS felbfi feiner Jhrd^e gegebenen ®nmb'
t)erfaffung. @d^on frül^e füllte man bie 9tofi^
menbigfeit unb bie SSortl^eile einer SSereinigung ber
einzelnen ftlöfter 5U Kongregationen (f. b. 9rt m,
922 f.) ; fpüter mürbe biefe aud^ burd^ fin^Ii^eS
® ef e^ angcorbnet (c. 7, X 3, 35 ; Trid. Sess. XXV,
0. 8 De reg.). S)ie ®emalt ber Kongregation^-
oberen ift uerf d^ieben ; meift mirb bie @elbftönbig«
feit ber einseinen ftlöfter möglid^ft gemalert, nä
es b^^^t me^r ^^beraliSmuS als Kentralifation.
Kinen Sd^ritt meiter in ber 93ereinigung ber Sese-
bictiner tl^at Seo XUL 1893 burd^ Kmemtung
eines Abbas Primas für ben ganjen 93enebictine^
Orben, bod^ aud^ bie^ ol^neSd^abenfürbienot^
menbige @elbftönbigfeit ber einzelnen Kongrega-
tionen unb ftlöfter. — 3lnberS mürbe bie Skr«
faffung bei ben ST^enbicanten. 9n ber @pi}e b(§
ganzen OrbenS ftebt ber ®eneral, ber regelmäßig
in Kom feinen @i^ l^at. S)ie einzelnen ^ufer
bilben junöd^ft ^rooin^en ; biefe merben geleitet
Don ^roDin^ialen, unter benen bie Oberen ber ein*
}elnen KonDente fteben. S)a bei ben SRenbicanten
ben regelmäßig mieberfe^renben ^roDin^ial- unb
©eneralcapitelu bebeutenbe SRed^te eingeräumt {tnb
unb bie Oberen nur für f ür^ere S^itfriften tttoäfi
merben, fo bat bie Serfaffung mel^r bemofratifd^
Kl^arafter. ^el^nlid^ ift bie 93erfaf|ung ber regn^
lirten Klerifer, bod^ ift }. 93. ber ®eneral ber
3efuiten auf SebenS^eit gemöblt unb ernennt feDP
bie anberen Oberen. S)er Keligiofe gebbrt in ben
altem Orben bem einseinen ^aufe ober inofier,
bei ben 3)^enbicanten ber ^rooins, bei rnont^
äiegularclerifem me^r bem ganzen Orben an (ligL
aud^ bie Srtt. OrbenSgeneral, OrbenSobere, Or*
benSproüinj, OrbenSregel).
V. ®efd^id^tlid^e Kntmidflung ber Or-
ben, f. b. 9Irtt. SKönd^tbum, Können, OrbenS*
regel.
VI. 95er]^ältni6 ber einselnenOrben
}u einanber, f. b. ^rt. Majoritas.
Vn. 93ered^tigung gur Krrid^tung Don
Orben unb OrbenSbäufern. SBiSaufboS
oierte Sateran-Koncil gab eS feine gefe|Iidi|e Qe*
Otben.
978
I fiter bie (Srunbung Don neuen Orben.
moceng IIL t)etorbnete (c. 9, X 3, 36) :
% religionum diversitas gravem in
m Dei confasionem inducat, firmiter
aus, ne quis de caetero novam reli-
QTeniat: sed quicunT|ue adreligionem
voluerit, imam de approbatis as-
Similiter qui voluerit religiosam do-
novo fiindare, regulam et institu-
Lcdpiat de approbatis. S)tefe3 SSerbot
if bem ^meiten Sponer Soncil erneuert
)ärft (f. 0. 1). Semjuf olge fonn naä^ ber
i^en tlnftd^t ber Sanoniflen ein neuer
u: mit päpftlid^er 99en)i&igung erftel^en.
li ifi nid^t blo% uerbietenb, fonbem aud^
, unb erftredt fid^ urfprüngüd^ nid^t bIo|
Ixä^t Orben, fonbem oud^ auf oHe fold^e
odd^e nod^ ^rt einer religiöfen ©enoffen*
gemeinfd^Qftlid^eS fieben fül^ren, ntd^t
@obaIitöten unb Sruberfd^aften (ügl.
[)estatuperf.2, 15 sqq.). 3n§befonbere
$iu§ Y. in ber (Sonftitution Circa pasto-
K aWai 1566) aud^ bie «uflöfung aüer
ifier t)on Xertiarierinnen, in benen nid^t
ifc^e Sloufur beobachtet xoüxht, ^it bem
^bert entftanben aber ganj neue Ser»
inb SSebürfniffe, unb fo bilbeten fid^ feit
: eine ganje Stellte neuer religiöfer iBereine
ffenf d^of ten, gegen m\ä)t bie R\xd)t feinen
i4 ttf^ob. 3a e§ n)urben fogar biefe
Degen i^red fegenSreid^en SBirfenS t>om
len @tu^Ie Dielfad^ belobt unb gef örbert,
ie Dl^ne beffen IBemilligung entftanben
land^e mürben ju eigentHd^en religiöfen
^oben. fiuf biefe Steife n)urbe obigeS
id^ @en)ol^n^eit t^eilS aufgehoben, tl^eilS
Der l^eutigen S)i§ciplin gelten folgenbe
S§ ift nid^t mebr burd^ ))ofttit)e§ ^efe^
neue religiöfe Vereine ober ©enoffen»
it SBen)iIIigung be§ !Si)d^of§ ^u grünben.
noffenfd)aften fönnen aUt% SBefentltd^e
itSftanbe beft^en, l^aben aber nur ein*
übbe unb fielen an \xä) in jeber 93e-
tnter bem Sif^ofe. — 2. e§ ift ^rajiS
tlifd^en @tu^Ie3, feine ©enoffenfd^aft al§
beftötigen, bie nid^t fd^on eine 3sitlang
unb ft^ beroö^rt f^at unb bie nid^t oon
[wrien empfohlen ift. — 3. 6in eigent»
\m mit feierlid^en ©elübben fann nur
)ftlid^e ^probation erfte^en. Su§ bem
ber 3l})t)robation ober au§ anbem Um*
ttj pd^ ergeben, ob ber ^apft ein Snftitut
[i^en Orben ober nur al§ Kongregation
rünbung t)on OrbenSböufern l^ing
•regor X. blog oon ber lBen)iIIigung be§
ib (Soncil oon S^alcebon [451]; ogl.
KVin, q. 2). ©regor X. öerlangte mit
idna^men für bie Srrid^tung oon^enbi*
ufern (c. un. in VI 3, 17), 93oni»
faj vin. allgemein für aBe ÜRenbicanten (o. un.
in VI 5, 6) bie SemiHigung be8 apoftolifd^en
©tul^IeS. S)o8 Sribentinum (Sess. XXV, o. 3
De reg.) f orberte nur bie 3uftimmung be§ Sifd^of 8^
unb ba eS au^er ben Obfert)anten vc^ Rapv^imm
allen 9Renbicanten aud^ unbewegliche @äter ge>
^iattttt, fo glaubten mand^e Sononiften, ). SB.
Sfagnani u. 31., bie SSemittigung SRomS fei nur für
b ief e jmei Orben nöt^ig. Snnocena X. f e^te aber für
Stauen feft (SuHe Instaurandae Dorn 15. October
1652)^ bag für aOe WannSHöfter ol^ne «uSna^me
bie fpecieüe Crlaubnig beS apoftolifd^en Stul^IeS
ein^u^olen fei. ^üx bie Sönber au|er Stauen bleibt
e§ controöerS, ob biefe ßrlaubnift nötl^ig ift ; eine
3lbtei fann jebod^ nur mit SemiQigung be8 ^fted
errid^tet merben. @tet§ ift für bie Crrid^tung Don
SOiönner» unb S^rauenflöfiem bie ©enel^migung
beS S)iöcefanbif(^of8 notl^menbig (Trid. 1. c.) ; ol^ne
fpecieüen Sluftrag ift ber ©eneratoicar nid^t ba^u
beooHmäd^tigt, ebenf o nid^t ber Sapitel§t)icar sede
yacante. 3ufo(ge gn)eier pö))ftlid^en &)nftitutionen
Siemens' Vm. (Quoniam üom 28. Suli 1603)
unb ©regorS XV. (Cum alias Dom 17. 9uguft
1622) l^aben fd^on befte^enbe üRönnerflöfter baS
ä^ed^t, Sinfprad^e ^u ergeben, toenn ein neues
ST^ännerflofter il^nen Sintrag t^un xoüxht. 2)er
SBifd^of l^at alfo nötl^igenfaEd ftd^ l^ierüber ju er«
funbigen. tJfür unb gegen S^rauenflöfter befielet
biefeS ä^ed^t ber Sinfprad^e ntc^t. 3(nbere Umftönbe
fmb felbftoerftänbli^ }u berüdtftd^tigen nad^ bem
@a^e: Nulla ecclesia in praejudicium est al-
terius construenda (c. 1, X 5, 32). S)od^ ^aben
an ftd^ meber ber Pfarrer nod^ bie OrtSbemol^ner
ein pofttiüeS 3it6)i gur Sinfprac^e. 3lud^ bie Staats*
bel^örbe ^at an fid^ fein Siedet, bei ©rünbung Don
OrbcnS^äufern entfd^eibenb mitjufprcd^en, toenn
il^r nid^t oon ber £Pird^e uertragSmögig ein Sin*
fprud^ jugeftanben ift. -- gür religiöfe Kongrega-
tionen unb überhaupt für Sfrauenflöfter, wenigftenS
für fold^e mit einfad^en ©elübben, befleißen auger
ber 3uftimmung be§ OrbinariuS feine anberen^
aflgcmein üerbinblic^en SSorfd^rifteu. — Ungerecht
oufgel^obene OrbenSl^öufer bel^alten i^re 9ie(|te, fo
lange ein ©lieb be§ JflofterS ober OrbenS^aufeS,
ober ein red^tmögiger !Rad^foIger Dorl^anben ift.
@oId^e ^öufer fönnen ba^er am gleid^en äBol^n«
orte ol^ne »eitere Sf^nulid^feiten toieber l^ergeftellt
toerben, aud^ wenn bie frül^eren ©eböulid^feiten
nid^t mel^r gu bejiel^en ober mit ))ö))ftlid^er SetoiHi»
gung oeräugert morben ftnb.
Vin. ftigent^umSred^t ber Orben unb
OrbenSIeute, f. b. 3lrtt. gigentl^umSred^t im Orben
unb 3Irmut.
IX. ©tellung ber einzelnen ©lieber
5 u m O r b e n. ©urd^ bie OrbenSprof eg (f. b. 9lrt.)
wirb ber SReligiofe SRitglieb feine« OrbenS unb
tritt baburd^ ein in aUe SRcd^te unb ^flid^ten, welche
ben einjelncn ©liebem xiad) ber Watur be§ OrbenS-
ftanbeS, nad^ ben SRegeln unb Konftitutionen beS
OrbenS unb nad^ ben ©efe Jen ber ftirc^e jufommen.
3ebe8 OrbenSglieb erlangt burd^ bie ^rofeg baS
979
Otben.
98(
Sted^t 1. bo^ ber Orben für feinen }ettltd^enUnter-
f)ali, für IRol^rung, JHeibung, SBol^ung unb anbete
93ebürfni[fe forge, toie fie bem Stcmbe ber Slrmut
unb ben auferlegten ^mtS» unb @tanbeS)){Iic^ten
entfpred^en ; 2. bag ber Orben eS fo leite unb
lenfe, aud^ in Sejug auf Arbeit unb 9ef d^äftigung,
ba| ed ben eigentlid^en S^td beS OrbenSftanbeS,
bie d^riftlid^e unb religiöfe IBo&fommenl^ett, an-
ftreben unb eneid^en !ann; 8. bo| il^m ol^ne
®runb leine Siedete entzogen ttierben, iDeld^e eS nac^
ber Siegel unb ben Statuten (efi^en ober aus-
üben fann, 5. 9. acüDeS unb ))afflt)e8 @timmred^t;
4.ba| ber Orben eS nur auS red^tlid^en @rünben
unb in gefe^Iid^er Sßeife auSfd^Iie^en fann. S)a§
SRed^t beS ßinjelnen ift l^ierin üerf d^ieben, j[e nad^bem
er einfädle ober f eierU^e ©etübbe abgelegt unb bie
l^öl^eren SBeil^en erl^alten ^at ober nid^t ({. b. Srt.
Drben8t)rofe|). — ®er ^rofeffe übernimmt aber
aud^ nid^t bloB ®ott, fonbem aud^ bem Orben
gegenüber bie ^eilige ^flid^t, feinen ©elübben
unb iBerfpred^ungen treu nad^juf ommen, bie SRegeln
unb Statuten be§ OrbenS gu beobad^ten, ind-
befonbere im ©el^orfam gegen feine Oberen aQe
ßräfte beS ®eifted unb ff ör))erg ber Aufgabe feines
OrbenS ^u h)ibmen unb in bemfelben treu auSju-
l^arren bis }um Xobe.
X Stellung beS OrbenS ^um Sifd^of
unb }ur Seelf orge. S)ie Stellung eines Or»
benS ober ÄlofterS jum Sifd^of l^öngt Dor^üglid^
bat)on ab, inwiefern il^m bie £i;emtion Don beffen
äuriSbiction ^uerfannt ift (f. b. Slrt. Ssemtion).
Sine gemiffe 6i;emtion fd^eint fd^on beim erflen
6ntfte|en üon Älöftem üblid^ gemef en ju fein. S)ie
Seugniffe bafür reid^en bis in'S 4. Sal^r^unbert
Surüdf ; fo berief fid^ ber 1^1. (Spipl^aniuS mit bem
|l. ^ieron^muS auf biefe (Si^emtion, als er 390
im fflofter }u IBetl^lel^em ben ÜRönd^ ^aulinuS
ol^ne (Sinn)inigung beS 93ifd^ofS Sol^ann Don 3eru-
falem meil^te (ögl. b. 9lrt. OrigeneS). ®er bagegcn
meift angeführte (Sanon 4 beS SoncilS Don Sl)al-
cebon (451) !ann Don einfam fiebenben (qui vitam
solitariam agunt, fiovaCovrec) Derftanben n)er»
ben. Sielfad^ mürbe bie S^emtion aud^ Don 93i-
f d^öfen begünftigt 8- 33. in Slfrifa unb ©allien ;
fpäter ging fie mel^r Don ben köpften auS. — 311S
gute S^olgen berS^emtion laffen fxä) nennen: Cr*
Haltung ber Sinl^eit bei Orben, bie über Diele
S)iöcefen ausgebreitet ftnb, innigere Serbinbung
mit bem Zentrum ber ßinl^eit, bem apoftolijd^en
Stul^le, ßrl^oltung unb Seförberung einer ein-
l^eitlid^en 2)iSciplin, Stulpe unb triebe ber fflöfter
u. f. to. ®a^er mirb auS f old^en ®rünben f elbft reli-
giöfen Kongregationen meift eine gemifte (S^emtion
gemährt, ^nbererf eitS mu| iebod^ aud^ bie ^uctorität
berSifd^öfe gemalert merben. @ine 5U gro^eSuS-
be^nung ber S^emtion fül^rte tl^atföd^lid^ mand^e
tlRi^ftänbe mit fid^ unb Derurfad^te Diel Streit unb
J)aber. ®ie ßjemtion ift eine paffiDe, menn
^e fld^ auf bie ftird^en ober Älöfter ber SRegularen
unb bie ju benfclben gehörigen $erf onen befd^ränft.
tu c t i D bagcgen l^eigt ^t, menn ein OrbenSprälat
oud^ über SleruS unb Soß eineS geuriffen
toriumS größere ober geringere äuriSbictionS^xd
beft^t (Trid. Sess. XXV, c. 11 De reg.), ffien
biefeS Territorium Don ber Siöcefe auSgefd^ido
morben, fo ift er ein eigentlid^er PraelatiiB nol
lius (sc. dioeceseos; f. b. Slrt) unb beft^t ban
aEe bif d^öflid^en Siedete, mit SluSnol^me betjenign
meldte bie bifd^öf lidfte SBeil^e not^toenbig DotoiA
fe^en. S)ie actioe Ss^mtion mu^ im 3tt>eifel aitS>
brüdlic^ nac^gemiefen merben; Don ber pa\fm
bagegen le^rt ber 1^1. Slf onS (TheoL moraL, Ap
pend. I [De privil.], n. 72—74), ba| fie aSei
Stegularen mit feierlichen ©elubben jufomme, bc
bie SRegularprölaten in i^ren ftirc^en unb fflBfieni
eine Ouafi-Spifcopalgenmlt beji|en, foao^lii
93e}ug auf bie ^erfonen als auf ben Ort 98$
nur bie ^rofeffen unb Saienbrüber, fonbem oiu(
bie 92oDt5en unb ftlofterbiener, bie im IHofler tn^
nen, erfreuen ftd^ biefer Ssemtion. Sudd moBufy
Orben mit einfad^en @elübben l^aben eine asS*
gebel^ntere S^emtion, ). 99. bie $af{ianifien nd
^ebemtoriften. S)o(| ift bie Ssemtion ber 9leg^
laren befonberS bur^ baS Xribentinum unb bk
nad^folgenben topfte in mel^rfad^er Segiel^mtgiei
f darauf t morben. %ud^ e^emte Slegularen {le^ii
gfolgenbem unter bem IBifd^ofe. Ol^ne feine fe
laubnig barf fein fflofter errid^tet U)erben (Tiii
Sess. XXV, c. 8 De reg.), ^uger bem iMofla
lebenbe Sieligiofen, inSbefonbere lBer{to|ene na
Spoftaten, merben Dom 99if d^of Difttirt uib befho|
(Trid. 1. c. c. 4 et 19). 93on il^m Derorbnete g^
tage ober unterbiete mä[fen auä^ Don Ssemten it
obad^tet mcrbcn (Trid. 1. c. c. 12). 3n aWtefl
ber 92oDi5en l^at ber 99ifd^of Dor ber Sinneibim^
literae testimoniales }u geben CBulIe Bomam
Pontifices $iuS' IX. Dom 25. Sanuar 1848),
beim austritt auS bem 92oDiciat, menn ndt^k
Slüderftattung beS iBermögenS ^u forbem uno
Srlaubni^ gu geben über SSermögenSDerfügmig
Dor ber ^rofefe (Trid. 1. c. c. 16); er l^t We
Wähd^tn Dor i|rem Eintritt ju ei;amintren(Trii
1. c. c. 17); er mad^t über Slaufur unb Sf^^kt
Älofterfrauen (Trid. 1. c. 0. 5 et 8); er forai i<W
tJfrauenflofter Difttiren (99ulle Inscrutabili @ie>
gorS XV. Dom 5. gcbruar 1622); er urt^eiltinil
bem OrbenSobem über ©ültigfeit ober %iSaM
ber $rofc6 (Trid. 1. 0. c. 19). ®er Sifd^of toa
bie ßjemten femer gu ^roceffionen berufen, ttwa
nid^t Slaufur, größere Entfernung ober f|>ecielM
$riDileg baDon entheben, unb er entfd^ibet hM
Dorfommcnbe ^räccbenjftreitigfeiten (TYid. L t,
c. 18). (Sr fann aEe @urat-OrbenSgeiftltd{)en ttok
alle, bie fein ®eneralcapitel Italien, jur S^noke
berufen (Trid. Sess. XXIV, c. 2 De ref.); ebenjo
fann er 9^egular»Suratgeiftlid^e ^u ben ^ajtoid"
conf erengen Derpftiditcn (CJongr. Cono. 12. 9J&J
1718). Ol^ne feine (Srlaubnife bürfen bie »egn-
laren nic^t in frembcn ftird^en prebigen (Tril
Sess. V, c. 2, unb Sess. XXIV, c. 4 De r«t);
ol^ne feine Approbation fönnen fte nid^t Savoi,
äBeltpriefter ober jflofterfrauen Seid^te l^dtcB
981
Orben.
982
(Trii Sess. XXTTT, c. 15 De ref.; Greg. XV.
L e.); ebeitjo fit}^n fie unter bem 99if^of in Sejug
oBf bu Stier befi l^eiligen üRegopferS (Trid. Sess.
XXn, Decr. de observ. et evii in celebr.
ndflsae) unb in dütm, loaS bie Seelf orge betrifft
(Trid. Sess. XXV, c. 11 De reg.; fßvSU Fir-
mindisSenebictS XIV. Dom 6. 9tot). 1744). Snb-
Xifj gelten alk Heineren Sonüente mit meniger als
iBMfSleligiofen fär nid^t e^emt unb unterliegen
bei 9^tion unb SuriSbiction beS OrbinariuS
(])eaet Snnocena' X. Dom 10. gfebr. 1654).
XL Zl^eilnal^me an Slblöffen unb
OrbenSpriDilegietL 3m Mgemeinen tonnen
bkSteguIaren biefelben Stbläff e geminnen toie alle
(nbaen ®Idubigen, fofem {te nid^t burd^ @tanb
ober Senif Derl^inbert ftnb, in eingelnen SföQen
Me 9d)injnmgen ^ur ©eminnung bed SlblaffeS gu
ofilkn. flugerbein nxiren eingelnen Orben nod^
bcfimbere Sbldffe Derliel^en. S)a biefelben Dielfod^
ItKifel^ft gemorben, mürben fie Don $aul V.
bn4 bie SuIle Bomanus Pontifex Dom 28. 9Rai
1606 iDibecrufen unb bagegen für aUe Orben neue
INäjfe erteilt; DoHfommene 5. 99. om Xage ber
Gsfleibung, ber feierfid^en $rofe|, am $aupt-
fi|hbc80rbenS, in ber Xobedftunbe, am^rimi}-
toge oud^ fifar aUe t^eilnel^menben OrbenSbrüber.
nnolUommene SBIöffe mürben Derliel^en für bie
ÜgB^e ^Ibftünbige ^trad^tung. für bie Uebung
bd 64uIb6efenntni{Ted u. f. m. 9u|er ben allen
Oiben gemeinfamen Sbläffen l^aben Diele Orben
»4 iejonbere, bie il^nen Don frül^er l^er erl^alten
tßeben ober neu Derlie^en mürben. 3l\ä^i miber«
nifm finb Don ^ul V. inSbefonbere bieienigen
IMiiffc ber OrbenSfird^, meldte für alle ©Iciu-
1^ gelten. S)en 9Renbicanten ift Don Seo X.
(10. See. 1519) au^ eine gegenfeitigeS^eilnal^me
flniJren^ibläffenDerliel^en morben, (Sgl. Geringer,
J)ie «bläffe, 10.«ufl., «ßaberbom 1893, 764 ff.)
Sa4 Don ber (Exemtion gefagt morben, lä^t fi^
{tifttent^S aud^ Don ben $riDiIegien ber
nof^iebenen Orben fagen. S)er aSgemeine innere
6nmb, bie Stbfid^t unb ber 3tDed bei Srtl^eUung
tOH $riDi(egien liegt barin, befonbere SSerl^öIt-
# )n berüdfld^tigen, um überl^oupt ben 3tDedf
bet ftfard^ }u erreid^. (Eine f oI(|e SRüdfftd^t liegt
i4on in ber 9tatur beS ^tä^tt^, baS ftetS aud^ auf
räideit unb 9}ü|nd^feit ad^ten f oO. Sofern alfo
w \olfy Serüdtftd^tigung entmeber gum SBol^Ie
bei Sonden beitrögt ober bod^ o^ne @d^aben für
bMOonse bed (Einzelnen SBol^I beförbert, ift eine
W^ Sücfftd^tna^me ober (Srt^eilung Don ^riDi-
kgien gon) bem (Seijte unb 3tDedfe ber ffird^e ent*
fpR^enb. SMl^er mürben bie religiöfen Orben
>ü)QliIreid^en !ßriDiIegien bebad^t. £8 gefd^al^,
n itie fegenSreid^e Sirffamfeit }u erletd^tem
nb |a f örbem, um il^re IBerbienfte an}uer!ennen
nb bem Staube aud^ nad^ 9u^en ßb^e unb ^n*
Mn )u Derleil^en. €ine befonbere Sermebrung
ber fmDilegien lag aud^ in ber communicatio
prifüegionzm , meldte Dorjüglic^ ben ^enbi«
cimlenorben }u Xl^eil marb. S)amad^ l^at (eber
Orben Sntl^eil an ben fßriDilegien aller auberen
Orben. gfreUid^ ift biefe Sl^eilnal^me nid^t eine
unbebingte; fo merben nid^t mitgetl^eilt fold^e $ri-
Dtlegien, meldte ben OrbenSftatuten jumiber ftnb,
meldte nur auf beftimmte 3(it ober einem eingelnen
OrbenSl^aufe ober einer ffird^e au8 einem ganj
fpecieUen (Srunbe Derlieben fmb , meldte bei ber
SSerleibung als nid^t mittl^eilbar erflört merben
(S. Alphons., Theol. moral., App. I, n. 11).
S)ennod^ muddfen bie ^riDilegien bei mand^en O^
ben f 0 febr an, ba^ fte als mare magnum privi-
legiomm bejeid^net mürben. S)iefeju groge 9lu8-
bebnung mugte notl^menbig mand^e 9Kif ftönbe unb
Diele Streitigfeiten ^erDorrufen, unb eS trat be|«
l^alb Dielfad^ aud| mieber Sefd^rönfung ber $riDi*
legien ein, befonberS feit bem Zribentinum. 2)a
inbeffen aud^ mand^e neue ertl^eilt mürben unb ba
bei^ufbebung Don $riDiIegien als einer lex spe-
cialis ber Umfang ber Sufbebung oft fd^mer be*
ftimmt merben tarnt, fo finbet man aud^ bei guten
unb guDerlöfftgen ^uctoren fel^r Derfd^iebene 9n«
ftd^ten barüber, meldte ^riDilegien nod^ }U SRed^t
beftel^en. SS follen l^ier nur einige ermöbnt mer-
ben, bie ben Orben befonberS nad^ ber Seigre beS
bl. StlfonS jutommen. 1. S)ie SReguIaren erfreuen
^d^ ber StanbeSpriDilegien ber Sleriter, aI)o }u-
nöd^ft beS Privilegium canonis, monad^ eine i^nen
angei^ane fd^mer fünbl^afte !BerIe|ung ipso facto
bie bem $apfte referDirte Sj^communication na^
ftd^ ^iel^t (93uIIe Apost. Sedis Dom 12. October
1869, 2, n. 2). Cbenfo tommen il^nen bie auberen
IBorred^te ber (SIerifer ^u, infomeit biefelben über-
haupt nod^ 5U SRed^t befteben, fo baS privüegimn
ober beneficium fori, immunitatis, compe-
tentiae (f. b. 2lrt. «PriDilcgicn beS (SleruS). —
2. S)en ^egularprölaten gebül^rt bie ^röccbeu)
unmittelbar nad^ ben Sif^öfen. 9ud^ tann eS
als ein S^ren))riDtlegtum aufgefaßt merben, bag
fte mit ben Sifd^öfen ^u allgemeinen unb $ro-
Dinsialf^noben eingelaben merben. — 8. 2)en
Siebten unb 3lbti|finnen mirb Don ber ftird^e eine
feierßd^ Senebiction ertl^eilt. SnSbefonbere l^at
bie Senebidion ber %ebte Diel Sel^nlid^teit mit
ber Sonf ecration ber Stfd^öfe, nur ba| teine Sal-
bung babei Dortommt. — 4. S)er benebicirte 9bt
l^at in fetner ffird^e baS Sted^t ber ^ontiftcalien,
inbem eS il^m geftattet ift, feierlid^ nad^ 9rt ber
IBifd^bfe baS l^eilige 0))fer barsubringen. ®emiffe
Sc^ranten im ©ebraud^e ber $ontiftcaIien ftnb
für ben W>t gefe|t burd^ ein beeret ber Siiten-
congregation Dom 27. September 1659. — 5. S)ie
benebicirten Siebte bürfen il^ren Untergebenen bie
Xonfur unb bie Dier nieberen SBeil^en ertbeilen
(c. 1 Dist. LXIX). ffiermetgert ber »ifd^of bie
erbetene Senebiction, fo tann ber 2lbt, aud^ ol^ne
biefe empfangen ju l^aben, orbiniren (c. 1, X 1, 10).
gfrüber tonnten bie Siebte biefe OrbineS mit gr-
laubnife aud^Slnbercn ertbeilen; feit bem Iriben-
tinum (Sess. XXIII, c. 10 De ref.) iebod^ unb
bem ©ccrcte UrbonS VIII. Dom 17. 3anuar 1642
ift es il^nen burd^auS Derboten, Slnberen als il^ren
988
OrbendgeluBbe.
9S
SReguIaren bie DrbincS ober ©imifforioKcn p er»
tl^eilen. — 6. ^ie SReguIaren fönnen extra tem-
pora gemeil^t toerben, naä^ ©regor XTTT. diebus
dominicis et festivis diebus, nod^ 9Ie£anber VI.
diebus dominicis sive festivis duplicibus
(S. Alpk, Theol. moral. 6, 797). — 7. ^fle Dr-
benSoberen^ bie einem OrbenSl^auS Dorftel^en, l^oben
fett uralter Seit bad $rik)ileg, $aramente, ffleiber,
©eföge unb Si^taten, bie }um 3l(tar- unb @otte§-
bienfte gel^ören, }u fegnen unb }u meil^en, iebod^
o^ne fpecieOed ^riDileg nur für ben ©ebrauci^ i^rer
OrbenSfird^en ober fflöfter unb menn feine Sal-
bung babei uorf ommt. — 8. ®ie ©encral« unb 5Pro-
Din}ialo6eren fönnen in il^ren jHöftem Oratorien
ober ^auSfapeüen errid^ten, in meldten Don Or-
benS« imb äOSeltgeiftßd^en bie ^eilige SReffe gelefen
toerben barf unb bie ©laubigen an Sonn* unb
Sfeiertagen erlaubter unb gültiger äBeije bie l^eilige
^effe anl^ören fönnen. Sie l^eitige Sommunion,
ausgenommen bie Oftercommunion, mo ba§ ©e»
fe^ nod^ in Jhaft befte^t^ fann in älegularfir^en
an alle ©laubigen gef^enbet merben. Sie SDBeg»
iel^rung fann öon Regulären il^ren gfamiliaren,
». 1^. ©icnem, Sertiariem, Oblaten, bie jur ga»
milie gehören unb im jflofter mol^nen, üieQeid^t
aud^ internen Söglingen il^rer ßoHegien, gejpenbet
werben; fonft aber ift e3 i^nen verboten, ol^ne
6rlaubni| — ben Slotl^faH ausgenommen — ben
©laubigen ba§ IBiaticum ober bie le^te Oelung
}U fpenben, unb jmar unter Strafe ber Sscommunt*
cation (SuDe Apost. Sedis uom 12. Oct. 1869, 2,
n. 14. — 9. ®ie SReguIaren erl^alten nad^ ber ge-
möl^nlid^en Snftd^t bie äuriSbiction ^ur Spenbung
beS SSu^facramenteS Dom Zapfte bur^ il^re Oberen.
@ie fönnen bal^er aud^ t)on i^ren Oberen ap))ro-
birt »erben, um bieienigen SReguIaren unb ^au§-
genoffen ju abfolüiren, weld^e unter ben Oberen
ftel^en; für SDBeltleute aber, aud^ für SBeltpriefter
unb für ff lofterfrauen, muffen fie öon bem S3if(^of
ber S)töcefe approbirt fein, in meld^er fte ^eid^t
^ören. Sl^re frül^eren Privilegien, Don pöpftlid^en
SieferDatföQen ju abfolDiren, finb burd^ bie Son*
ftitution Apost. Sedis Dom 12. October 1869
aufgehoben. S)od^ mxbtn mobi ben meiften Or>
ben Don ber ^önitentiarie ober Don ber $ro-
paganba auSgebel^ntere SJoümad^ten für eine be-
ftimmte3eit ertl^eilt (Sriennal- oberOuinquennal-
facultoten). — 10. S)ie SReguIaren als ©eid^tDäter
fönnen S)iSpenS ertl^eilen bei ben gel^eimen Ir-
regularitäten ex delicto ; ebenfo fönnen fie bis-
penftren Don ©elübben, ausgenommen bie bem
^Papfte Dorbel^altcnen. — 11. S)ie SRcguIaroberen
fönnen il^re Untergebenen abfolDiren Don aUen nid^t
bem $apfte Dorbe^altenen @ünben, ebenfo bispen-
firen Don ben Snegularitöten ex delicto unb aud^
ex defectu in fold^en t^föUen, in meldten gemöl^n-
lid^ Don ber Äird^e biSpenprt wirb (S. Alph.,
Theol. moral. 7, 355; Append. I, n. 104 et
105). — 12. S)ie SReguIarprälaten fönnen lote
bie SBifd^öfe il^re Untergebenen in einzelnen SföIIcn
aud^ Don allgemeinen ffirc^engefe^en bispenftreu.
}. IB. uienn im ©efe|e felbf! bie SoHmad^t gegeBi
ift; ttienn eS smeifelbaft, ob eine 2)tS|)enS uöt^
fei ; n)enn na^ ber 9latur beS ©efekeS eine Sil
penS öfter nötl^ig ift, fo in Sejug auf Sofien, 9Ü
tinen), baS 99reDiergebet, bo^ nur für SingAi
nid^t für bie Sommunitöt. (!BgI. nodd Borna
De jure Begularium, Paris. 1857; 2tdßt
S)eS OrbenSIebenS SBefenl^eit unb äBurbe, ft
genSburg 1872. Sine ^uf^ö^Iung ber einjebn
Orben finbet fid^ beifpielSmeife in La Oerarehi
cattol. [1894, 471 sgg.], ebenfo bei Sammer, 3i
ftituHonen b. fatl^. Jftrc^enred^tS, 2. 9u|L, gfreü
1892, 609 f., anm. 1.) [Seop. ©tuberuS 0. S.B
0¥beti$geKt0be l^eigt baS ununberruflid^ (Bf
löbnig, melddeS bei ber ^ufnal^me in einen gtip
lid^en Orben abgelegt toirb. S>aSfeIbe l^at jmä^
unb allgemein bie unDerbrüd^ttd^ S)urd^fü^
ber fogen. eDangelifd^ SRätl^e }um Stotdt. Säi
breifa($e @elbftentäugerung nömlid^ in VbM
länglicher Uebung feufd^er Sl^eloftgfeit, freitmIHgc
Ser^id^tleiftung auf }eitlid^e ©üter md) g&Qli($c
Unterioerfung feines SigenmiUenS unter ben ffiOIe
ber Oberen ift als l^od^Derbienftlid^ in @d^ft m
Xrabition belobt unb toxtb j[ebem, ber nod^ h
fonberer ©ottfeligfeit ringen miQ, als ber fid^
SBeg 5ur gneid^ung feines 3ieIeS empf ol^Ien. S)^
3iel eDangelifd^er SJoOfommenl^eit in freinnOigi
^lud^t Dor ber StBelt unb il^ren finnlid^ Sodhmgei
in ftiUer ^ingabe feines ganzen SBefenS an (Bol
unter pünftli^er SBef olgung einer nad^ befünraiif
SSorfd^rift geregelten fiebenStoeife (f. b. 9[rt Ot
benSregeO möglid^ft }u erftreben, l^at baS OrbenS
mitglieb nad^ reifer ^rüfung feiner 92eigung«
unb Jhöfte nid^t nur innerli^ fid^ jur 9lufga(
gefegt, fonbem aud^ öugerlid^ alS eine $f[id^tii6ei>
nommen unb bie| als ein SSerfpred^en (yotami
Dor ©Ott erflart (DgL b. «rt. ©elübbe). 3)aS btei-
fad^e ©elübbe beftönbiger ffeufd^l^eit, freiioilliga
^rmut unb unbebingten ©el^orfamS, geleiftet fai
einem Dom päpftlid^en Stul^Ie approbirten Orben,
bilbet baSSBefen, beneigentUd^en^embeSOrbenS«
ftanbeS ; bod^ f ommen baju l^öufig nod^ anbere (Sk*
löbniffe, bie ftd^ auf ben befonbem 3tt)ed! ober M
engere ^efttmmung eineSOrbenS begiel^en (^rebigt*
amt, ©celforge, SSefel^rung Don Un- unb SJrrgß»
bigen, jhranfenmartung, Armenpflege, ^ilgerbe^
bergung, Sugenbunterrid^t, SoSfaufungDonSflo*
Den, SSema^rung unfd^ulbiger unb Sefferung M^
fü^rter 3Röbc^en u. f. m.). 3eneS breifad^e ©eläüx
lag aud^ Don jel^er allen OrbenSregeln 3U ©nndK.
menngleid^ ni(|t immer alle brei auSbrüdtlid^ inbci
$rof ef ftonSf ormel genannt mürben. @o nennt M
SRegel beS 1^1. SBenebict (c. 58) neben bem ©elüibi
ber SSeftänbigfeit unb ber Sittenbefel^rung Donta
brei mef entließen ©elübben nur ben ©el^orfam. 9t
mut unb jfeufd^b^it finb eingefd^Ioffen im ©e^oc
fam, in ber ©ittenbefel^rung unb in Seoba^tn»
ber SRegel. Slebnlid^ mar eS aud^ in anberen Orbei
j. 93. bei ben ffartböuf^i^' Sarmeliten (DgLMai
t^ne, Commentarius in Begulam s. Benedict
Parisiis 1690).
»
OrbenSgelüBbe.
986
S)qS OrbenSgelübbe ift etihoeber f eierlid^ (vo-
Dn Bolemne) ober einfod^ (simplex). Um ber
tt^em Unmetl^t toeld^e @elübbe feierlici^ ober
D^ fden, ein Snbe }u machen, erflörte $Qpft
kmifo) YIIL, bag aI8 votum solemne nur baS
A ber ^ofeg in einem Dom $apft opprobirten
)iben rnib beim Smpfong ber l^öl^em 9Bei^e ab-
gelegte betrod^tet loerben fo&e; oDe übrigen f outen
itt etnfo^e gelten (c. un. in VI 8, 15). ^rd^
)Ufe SefUmmung mog bie irrt^^ümlid^ Slnftd^t bo^
\fOxA\fy @eläbbe jum SBefen bed £)rben§ftanbe8
Q^dcen, nod^ mel^ äkrtnter gefunben l^oben ; bod^
t^ el ^fyx, bol bie einfod^en genügen (f. b. ^rt.
CMen, geifttid^e, n. I, 2). ed^mieriger ift bie
9mge, loorin baS SBefen ber Sfeierlid^fett bei ben
fldlUenbeflel^t @id^erliegte8nid^tinbenöu|eren
brimonien; ebenfo ftebt feft, bo^ bie @oIemnitöt
mboDon obl^öngt^ ob bie ffird^e bie ©elübbe als
ftkriul^anerfennt ober nid^t (Voti solemnitas ex
«oliconstitationeEcclesiae est inventa ; c. im.
iB VI 3, 15). %iä^ ber rid^tigen «nftd^t bürfte
balSe{en ber gfeierlid^feit befonberS in folgenben
bsiStomentenlderoortreten: 1. 99eim feierlidden
Mttbbe fmbet eine unuiiberrufli^e Eingabe an
Sott flatt unb eine il^r entfpred^enbe Snno^me oon
6atm (Botted, Ugm, ber jhrd^e unb be§ OrbenS;
Uaemfad^ @elübbe bagegen gibt ber @eIobenbe
H pox gang unb oorbe^ltlofi l^in, aber bie 9ln-
Minc iß nid^t fo mtbebingt unb unmiberuflid^; er
tum onfi ll^inreid^enbem ©runbe Dom Orben ent>
Io|fa toerben unb ift bann frei oon ben ® elübben,
Mmernid^t burdg eigene fd^mere @d^ulb bie Snt«
faRimgDentrfad^t l^at. — 2. S)a§ feierlid^e ©elübbe
Mdri^ ber €eele eine gemiffe geiftige SBeil^e unb
unbemtfli^e 99eftimmung }um S!)ienfte ©otted
m Orben, äl^nlid^ xoxt eine burd^ f eierlid^e @on«
i(aationeinmaI}um3)ienfte@ottedgemei]^te@ad^e
e^ Socrilegium nie me^r gu profanen S^vcdfen
Moenbet xottttn tonn, h)ä^renb eine blo^ gefeg-
lete 6ad^ ouS l^inreid^enbem ©runbe leidster il^rem
Idigen ©ebroud^e entzogen unb niieber profanen
SMfen übergeben n)irb. — 3. %u§ ber SBet^e unb
Scpimmung ber @eele ergeben ftd^ bann geh)if[e
jiHbifd^ SBirfungen, mld^t beim f eierlid^en, nid^t
ühr beim einfad^en ©elübbe eintreten, menn ber
Mi nid^t in einjelnen frönen auSbrüdflid^ eine
tenol^e ftotuirt S)urd^ bie f eierlid^en ©elübbe
Mb ber Sleligiof e nömlid^ für gemiffe ben ©elübben
aiignengefe|te Stete gang unb gar unfähig. @o
loiiert er burd^ baS feierlid^e ©elübbe ber ^rmut
^S^^igfeit, Sigentl^um gu beft^en unb über etn)a§
ACigent^um gu Derfügen, mö^renb mit bem ein*
fvta ©elübbe ber 99efi^ Don gigentl^um als domi-
irnm radicale Dereinbar ift unb nad^ ^blegung
krtSelübbeS nur bie freie unb unabl^öngige iBer«
figimg über bad Sigent^um au^gefd^Ioffen ift;
m|omtt|bie9lbmini{hation be§ Vermögens ent«
iMber bem Orben ober einer anbem beliebigen $er«
hw übergeben loerben (f. b. S)ecIarationen Dom
(8.3nm 1858 gum S)ecret Neminem latet Dom
9. m^ 1857). S)urc^ ba§ feierlid^e ©elübbe
ber Äeufd^beit tt)irb ber JReligiofe unföl^ig, eine
gültigeftl^e eingugel^cn, unbcinefd^on eingegangene,
aber nod^ nid^t DoQgogene (Sf^t mürbe burd^ baSfelbe
aufgelöst; bagegen mad^t bad einfädle ©elübbe
eine folgenbe g^e nur unerlaubt, nid^t ungültig,
unb e§ fonn niemals eine gültige Sl^e babur^ auf-
gelöst merben.
^e OrbenSgelübbe merben nad^ einer beftimm-
ttn, approbirten SRegel ober nad^ befUmmten Son-
ftitutionen (Statuten) abgelegt. S>amad^ ergibt
ftd^ ber meitere ober engere Umfang beS ©elübbeS.
3)aS ©elübbe ber jfeuf d^^eit Derlangt baSfelbe mie
bie Sugenb ber jungfräulid^en ff euf d^l^eit ; eS ifl
bal^er in allen Orben gleid^, nur bie 9Rittel gur
IBemal^mng ftnb Derfd^ieben (g. 99. Slaufur). S)aS
©elübbe ber Srmut mu^ menigftenS baS Dolle
ßigentl^umSred^t unb baS freie, unabl^öngige iBep>
fügungS- unb ©ebraud^red^t immer auSfd^lie|en;
im Uebrigen tann eS mel^r ober menigerDoUfommen
abgelegt merben. S)od^ begiel^t fid^ aud^ baS feier«
lid^e ©elübbe immer nur auf ben eingelnen äteli-
giof en, nid^t auf bie Kommunität ober Korporation.
S)iefe !ann Sigentl^um ermerben unb befi^en. S)aS
Xribentinum geftattete aud^ ben ÜRenbicanten, mit
^uSnal^me ber tJfranciScaner>Obf eroanten unb ff a-
puginer, f elbft unbemeglid^e ©üter gu ermerben unb
gu beftkn (Trid. Sess. XXV, c. 8 De reg.). S)er
©el^orf am, meld^er nad^ ber Siegel ben red^tmö^igen
Oberen gelobt mirb, l^atfelbftDerftönblid^ aud^ feine
©renken. SS leud^tet ein, ba^ meber bie Siegel
no(^ bie Oberen ie etmaS Derlangen !5nnen, maS
flar bem göttlid^en SBillen entgegen ift, mie er fid^
im Tlaturgefe^ unb im pofttiDen göttlid^en ©efe^e
auSfprid^t. €6enfo ift in allen Orben ol^ne 9luS«
nal^me gegen bie Siegel, nid^t na^ ber SRegel, maS
bem flar auSgefpro($enen SBillen böserer Oberer
miberfprid^t. 92iemalS fann eine SRegel ober ein
Oberer fraft beS ©elübbeS Don feinen Untergebenen
forbem, ba6 biefe fid^ in SBiberfpmd^ fe^en mit
ber red^tmä^igen fird^lid^en obermeltlid^enObrig«
feit, fofcm biefe innerbalb ber ©d^ranfen i^rer
Sompeteng etmaS Derlangt. S)aS ©elübbe als ein
©Ott gemad^teS iBerfpre^en begmedtt unb mill ja
nid^tS Ruberes, als ftetS unb in ^Dem nid^t ben
Sigenmillen, f onbem ben göttlid^en SBiUen erfüllen ;
nur als bem @te&Dertreter ©otteS mirb bem Obern
©eborfamoerfprod^en. gS märe bemnad^einffiiber-
fprud^ unb märe unftnnig, einen ©eborfam gegen
© otteS SBillen gu geloben. Snnerbalb ber gegogenen
@d^ranfen aber ift baS ©elübbe beS ©e^orfamS um
f 0 DoÜfommener, j[e unbebingter unb Dorbebaltlofer
eS nad^ ber Siegel abgelegt mirb.
S)ie lBerpfli(|tung sur 99eobad^tung ber ©elübbe
ift eine fd^ioere; eS ift baber jebe bemühte unb frei-
miliige 93crle|ung ber ffeufd^b^t nid^t blo6 eine
f d^mere ©ünbe gegen bie Sugenb, fonbern aud^ ein
©acrilegium, ein Sreubrud^ gegen ©Ott unb 6nt-
ebrung einer ©Ott gemeibten ^erfon. Sei S3er-
Ic^ung ber 5lrmut unb beS ©eborfamS mirb eine
parvitas materiae gugelaffen. 3n einer mid^tigen
Baä)t ift aber bie Serlejung aud^ ftetS f d^mer fünb«
987 Oibtnßgenerale — OrbtnSobtte. (B
fyi/ft aü fociiltgifii^et fQmi^ tineS SelüfibeS; H flnbnamIi$b»itntnilteIbatrnfieitiutgi^Si»
Strlttfinig ber^rmut miib oft jueleit^ ou^ bü obeicn, icbeS feinem tigmtnSBoipanbcbtmn
©etecjttgteit Bttle^t unb tritt bann SltflttutiDiie- Sßtior, ©uarbinn ic. (f. bie Wt. *itt), mt
(iPi^ttin. SjQjutommtinmaiK^tnSälltnTItTget- geben ; b« flanjeOtben pt^t untet bet obeif
ni^ unb 9t|i$abtgung bcr <Si)n unb ber StiN Seilnng beS ^pfteS, ber fiif bit SBefiÖtigints t
famftit befi OrbenS. $a^R ^t^vi aud) bit tixä)- 3itTfa||ung auebtütTliii^ unb ftibjt füt b«i St
Il^en @(Ie^e für fol^e ÜStigeben fc^meic @tra[en ba^ ein %i|d)Df einen Orben obn ein neue« ftlof
fc^, <S£Communication, gntjie^unQ beS actioen etdditet, Doibe^nlten 1)at (o. 9, X 8, 86 ; c. n
unb (wirmen SSablnt^ttS u. f. lo. (Dfll. o. 1. 2. 7. in VI 3, 17 ; DflI. c. un. in VI 5, 6). anfoi
9. 10. 12. 22. 23. 25, C. XJtVil, q. 1 ; o. 2. 6, bet berft^iebenen Stfonnen, Bri^e be|onbn( i
Z 3, 85; Trid. Seas. XXV, c. 2 De reg.). lm%lbenblanbt meiltberbieiteteOibni bt8 HS
Sie Orbcnegtlübbe finb alfo für ben JReligiDfen neblet feit bem 10. Sa^r^unbect n\a^Tm (i
Sanbe, aber eS finb $anbt, bie itin jum boälonf btlbeten bieienigen Alüftei, DMli^t auf @niBb b
menften Sitn^e @ottt8, feinee ©djä^ftri unb gemeinf^af tli^ 9ttgei na^ bcfimbmn €totii
Stetm, berfiFli^ten ; i^re treue Seoba^tung burc^ ^(^ einer btftimmten Sttfoim an|(^[offen, jufn
^cttDi&igen£ßeT)ii^tauf atlt€rbengi)t(runbbur$ men eine fog. Kongregation (f. b. ^iL Simgr
btfldnbige ScIbftbttläuQnuns fet)t i^n au^ in btn goHonen, retig. I), bereu jebe untei bet Ob(
Staub ber Donionuuen^en ^^leifieit Don ttbem iät- auffielt eincS ^ectorS ober !Bifitah>i8 ^b; bii|
fd^pfe, ftt mai^t i^ jum DoQIommenen Sientt führte bisroeilen ont^ ben Xittl @eueralabt (i)
@otte8 unb OoQiommen frei unb unabbSngig uou bas generalis) oie ^orflanb beB 3}Iutttrnpßo
aDem ^rbifti^u, foMtit t§ in biefem Seben gefät^eu oon Bdt^em bit SReforai ouegegongen (). b. Si
fonn. [($tnnantber)S.6tubem3 0.S.B.] ^bt I, 132), unb btforgtt bie tni^tigtitn ti
^itttS^ttutaU (superiores generalee) gtlegenbeiten ftinei untergebenen SiAfia md
l^tiBen bieObertn, nel^e gemiffen gei jlli^en Or- bttn tBelrotb i^rer Slebtt unb ^liortn auf bi
btn in britter unb bB^ftcr Snflang ootgefegt finb ptriobtfi^ (mcitt oon brei gu brtt Satiren) i
(f. b. TIrt. OrbenSobert). @ie werben buri^ baä at^üllenen fog. ©eneralcopilelu (o. 7, X S, 3S
@tntnilca;)itel entmebtr auf SebenSbouer ober auf ^o<i) war biefer Obere fein eigeutlirfiea SHüti
bepimmte 3eit (gtwBfinliii^ auf brei So^re) gewäbtl glieb luriSbictioneDtr 9)Drftonbf(baft jwif^ b
unb Dom ^apftt beftötigt, bem fit alltin otrant* Rloptrobertn unb bem ^ofjflt, fonbttn ^ottt g
wottHc^ finb. ^aä) mondien OrbtnSftatuten fle^t mS^uIii^ nur bit <Dti|ftänbe, bie er gewahrte, b(
bem OrbtnSgtneial ein gttfttic^er fjü^rer (ad- beireffenbeit ©iBctfanbif^ofe unb, wenn bie|
monitorXfi'^nlic^ ben @QnceI[enbtrQlttn morgen- fSumig aber bai bloßer e^emt toat (f. b. ft
IQnbifc^tn Sßatriarrfien, jur ©eitt, ber alS ®e- (SEemtion), bem Ißappt ju beri(^ten. — S)ie!Dle
wifftnSrat^ feint Schritte übemiadit unb nät^igtn- bicantenorben (Dominicaner, t^ranciScantr, Baf
falls ibn ttinntit, aber Feint SuriebidiDuegtwalt jinti, Sarmeliten) unb mtt)rtre Orben unb So
^al. linier bem ffioifijie beä ©eneroB tritt oUt grtgationen regulirter Elerifer (SuguftintT, 3
brei 3a^re ein orbenilic^eS, and) bei befonberen fuiten, Samabittn, 3:tieatiner) ^abcn gtmtinigt
SBfranlaffuugcn ein au|erorhenlli(l&e8 ©tnerol- brei unb btjif^ungSmeift Bitr €tuftn bei 9t
capiteljurStrat^ungnnbSefi^lu&naÖmtinroic^' flanbftbaft. Unter btm Jpopftt nomlii^ umnitt
tigen, ben ganjen Drben btrü^renben fflngtlegen- bar fietit ber DrbtnSgeneral (f. b. Art), mc
6eitenäufQmmtn(Cono.Lat«r.IV[1215]c.l2; biefem ber DrbenSproDinjial ({■*>. Urt); Me[i
c. 7, X 3, 35). Sfiegetmä^iß btrfammtlu fi^ auf unfergeorbnet ftnb bit Siorfte^tr bet einjtll
btmftifien bit SproDinjialobtreu (f. b. art. OrbenS- filö^er. Diic^t ftiten aber finb bit OrbtÄ)«
(reoöinjialt); aber aut^ bie SBorPtfier ber ®efi. oinjeii felbft wieber in ftetnere Sejirfe obetS
Mitiontn(f.b.9lrt.®(finilortn)unbbieangefe5en- finilioncn gel^eilt, öbtr tatläjt tigtnt SBorM
jlenObereneinjtIntrÄIäfier,geiDö^nlid)allt,wtl(tie iog. S)tfinitDren (f.b.9Irt.), aI5 ettmitttinbt (81
$rSIatenrang loben, metben $um Stneralcapitel "Ott jmift^en ben moptroberen unb $roDtnjiaI
beigtjogen. — S)ie OrbenSgenerclt finb Bou ber gefetil finb. ®ie unmillttboren Alofltrobn
bif^Qflidien unb jtbet anberwettigen Suriebictton luerben tieuljutagt meißtnS oon tintm ^G^
befreit, flehen unmittetbat unter bem $apftt unb Obern beftimmt bejm. Dorgefdilogen (OgL b. V
finb nur bieftm ütrantWDitlii^. @itrtfibirenbaber ©uurbian), bie ^e^nitoren unb ^rotrinjiol
au^ in bei Siegel ju 9lom unb geniegtn auitr abtr hurtig bie $roDitijiaIcat)iltI unb bit Ortür
anbeten ))S()pIic^en$riDi{cgien in Snbttra^tibrtS gtntralt burc^ bie ©entralcopittl in bet 9lt>
grofeeu CinflufieS ba8 SBontÄft, glti^ ben SBi» nur auf brei 3a^e gewählt. WuSna^mtot
f^öftn auf btn aligemeinen 6ondIien mit ent* wirb bti ben ätfuiten nur ber @tntral bn
fd^enbtt@timmetb»Igune^men. [^ermonebtr.] baB @tntralcapittl, unb gwar auf StbtnBgeU, |
^krnfifttrib, f. ffleibti Vn, 755 f. wStilt ; aüt anbeten, fowo^l Sßrobinjial- alfi Soci
^b(RSaBrre^ei|enangemtinbieienigtn!Bot- obere, Wtiben oom Seneralt auf btfümmte 3
flt^er, Welditn bit IBtauffi^tigung unb ffitgietung tmonnt. SBti ber SBa^I ber OrbenBobertn R
ber ÜRitgtiebtr tintB gtiplic^en OrbenS auflegt ju i^rtt ©ültigttit im atlgtmtinen bitftibtn 5
Sic tinjelntn ^tbteien unb AIS^ eineS OrbenS bingungen bet acKoen unb {uf fiben S^lfäfit^
Orbendprofe^.
990
nb biefeDe fiotm bed SSBal^Iocted oorgefd^rieben,
Ml^cförcoiumifd^ SBal^Ien (f. b. 9rt.) überhaupt
prlinL SnSbefonbtre ober muffen beibe Steile,
fnw^ BOflit als (SeiDöl^Ite, bemfelben Orben
OBgetören (o. 1 dem. 3, 9), bereite ißrofe^ ge«
lf$tt imb baS (Selubbe ber ^rmut unDerbrüd^lid^
tfyoM ^ben. — S){e Otbendobcren genießen
oll ^i^e manc^ Slufigeid^nungen unb ^hDtlegien
(ÄgLb.art «bt I, 134 f.). Sed^t unb Wi*t
bcifelbm ifi, in Mem bie Untergebenen ju leiten.
ScUoa ift ieber oud^ nid^t infulirte JMofterpröIat
freft feines Smted (jure ordinario) befugt, ^n«
Ktangni begüglid^ ber S)iSci))tin feiner Sont>en«
tMlei snb ber SBenoattung beS JMofierDermögenS
(e.8, X 3, 35) ^u treffen, SJerge^en feiner Unter-
Cn, toma im Jtlofierumfang begangen, ju
tn (Conc. Trid. Sess. XXV, c. 14 De
ngoL et monial.) unb gegen SBiberfpänfiige bie
SäfiiKnfion unb anbere Strafen ju Derl^ängen
(t. 10, X 1, 83); unb jtoar fann gegen ©traf-
lAmtniffe, bie in ber DrbenSregel f eftgefe Jt finb,
U» IppeDation flatt^nben (ne . . . contra re-
plirem . . . disciplinam appellare praesu-
■int; c 26, X 2, 28; ögl. c. 3, ib.). ©ei un-
Doc^trr Sel^blung fönnen inbe| bie Slegularen
n (5^ Obere Kecurd ergreifen, bei proceffua-
fifitrmSerfa]^ aud^ mit @u8penfit)-effect appel-
firoL — ffiie bie Redete ber Älofieroberen, Dr-
boipnlrtnsiale unb (generale in i^rer genauem
8c§rapng unb nfpectiüen Snoeiterung gemei-
litli^fd^n burd^ bie OrbenSregel näber beftimmt
m fo finb aud^ bie $flid^ten ber Derfd^iebenen
Mt ber lBorflanbf(i^ft iebcS Orbend burd^ bie
htirffenben etatuten oorgegeid^net. @ie begiel^en
H dif bie SLufred^tbaltung ber Sidcipün burd^
ogene Suffid^t unb Sinfd^reitung unb unter ÜRit-
ÄÄftrag ber ^rioren^ Wobijenmeifter :c. mittels
0l(4nnng unb Strafen in geeigneter Sbfhtfung ;
otf Sedung, Unterhaltung unb füförberung ber
wi^bilbung unb ^ietöt, auf gemiffenbafte unb
ftttouifrige 93errid^tung ber an ben fflofterfird^en
klieiraben (SotteSbienfle ; auf rebUd^e unb um-
^)^^ Senooltung beS iBermögenS tbeitS in ei-
Oncr^erfon, t^eilS burd^ bie befteÜtenOeconomen
ob Sc^ffner. 2)abei ift il^nen regelmögig öftere
SoQt^ung ber ffIo[terangeIegenbeiten tbeilS mit
b Copiteldlteflen, tl^eilS mit bem ganzen Son-
Mi, unb Sinbolung ber 3uftimmung in ben
^ ben OrbenSregeln begeid^neten ober fonft
^tigen tJöKen, namentlid^ bei SeneficienDer-
UWqen, menn bem ff lofier ober Stifte unb nid^t
m ^r&toien allein baS ^rafentationSred^t gu-
»* (c 6, X 8, 10) ; bei S)arleben (c. 2, X 3,
^); bei Seröu^erung Don ^retiofen, nu^bringen-
^%4ten unb Stenten, bei Serfauf ober löngerer
ll(q»4tmig ton Siealitaten (c. 1, X 3, 10; c. 1
Q«k. 8, 4); bei Slufna^me Don 92ot)i)en unb
Qibnai jitr ^flid^t gemad^t. Segügüd^ ber meifien
^ unb ftbniidder SBei^gungen ift bei mebr-
nrubciter Sorftanbfd^ft eines OrbenS ber fio-
^'^^ an ben ConfenS beS OrbenSproDingialen
unb begto. beS $rot)in)iaIcapiteIS, fomie biefeS
in febr belangreid^ fragen an bie ©ene^migung
beS OrbenSgeneralS unb beS @eneralcapiteis ge-
bunben.
9{ad^ bem SSorbilbe ber mönnlid^en Orben bil-
bete \iä) aud^ bie SBerfaffung ber n)eiblid^en
Orben (f.b.3lrt.g?onnen). ®ie9Jorfteberinnenber
einaeInengrauennöfter(f.b.3lrtt.3lbttffin,iPriorin)
toerben in ber SRegel burd^ bie $rof effen beS betref-
fenben ff lofterS im geheimen Scrutinium burd^ gtt)ei
2)rittbeile ber Stimmen, bie aber bei einmal oor«
banbener abf otuten ÜRajorität aud^ per accessum
fupplirt merben fönnen (c. 43 in VI 1, 6), balb
auf fiebenSbauer, balb auf bestimmte S^tt gemöblt.
SBöblbar finb regelmäßig nur f old^e grauen, toeld^e
40 ober minbeftenS 30 Sa^re alt finb, bereits $ro-
feg geleiftet unb oon ba an ad^t ober menigftenS
fünf Sabre im nämtid^en ff lofter gelebt baben (c. 43
in VI 1, 6; Conc. Trid. Sess. XXV, c. 7 De
regul. et monial.). ^ud^ meiblid^e Orben l^aben
ibre $rok)in)ial- unb ©eneraloberinnen; fo bei^^n
nömlid^ bieiBorfieberinnen ber ^aupt- unbSRutter-
flöfter, Don benen bie urfprünglid^e SSerbreitung
ober nacbmalige 9lef orm eineS gangen OrbenS ober
einer OrbenScongregation ausgegangen ifL S)en
Oberinnen unterfagen ffird^enDerbote auf baS be-
ftimmtefte ieglid^e Ausübung Don mirflid^en ober
quaftbifd^öflid^en3uriSbictionSred^ten (c. 3, G.XX,
q. 2) ober priefterlid^en Functionen (c. 10, X 5, 38).
Mt Ütonnenflöfter ftanben Don ieber in ber 9tege(
unter ber Oberauffid^t unb fieitung beS Sifd^ofS^
in beffen ®iöcefe fte gelegen finb ; biefer orbnet
baber aud^ ju ben {ebeSmatigen SBablen einer
Oberin einen ßommiff ar ah unb meist ber ® eneral-
Dorfleberin in ber ißerfon eines S)omcapituIarS
ober anbem erfabrenen ^ßriefterS einen OrbenS-
fuperior als Satbgeber unb Vertreter ber OrbenS-
angelegenbeiten naä^ ?lu^en an. 3n gleid^er SDBeife
ftebt ben Sorfleberinnen ber einjelnen flöfterlid^en
5Rieber(affungen Dielfad^ ein ©eiftlid^er als fogen.
bifd^öflid^er ffloftercommiffar ^ur Seite, ^ud^ bie
ejemten 9lonnenorben finb iejt nad^ ber Sorf (brift
beSZribentinumS ben refpectiDen2)iöcefanbifd^öfen
als apoftolifd^en Delegaten untergeben ; nur bie-
jenigen meiblid^en Orben unb Kongregationen, für
meldte Don ben ©eneratcapiteln männlid^er Orben
eigene Superioren auS bem Slegularftanbe befteHt
merben, bleiben aud^ fortan unter ber Oberauf fid^t
unb ®irection biefer Kommiffare (Conc. Trid.
Se88.XXV, c.9Dereg.etmon.). [^ermaneber.]
^bensptoit^ (professio religiosa) nennt
man ben Slct ber @elübbeabtegung in einem reli-
giöfen Orben, a(fo ben ^uSbrudt beS enbgültigen
gntfd^IuffeS, bem betreffenben Orben anjugebören.
SBefentlid^ ifi babei an fid^, bafe biefer gntfd^Iufe
burd^ SDBorte ober <oncIubente ^anblungen auS-
gebrüdft »irb; bod^ ift lejtere »rt, bie fogen. pro-
fessio tacita, mie fte früber in ÜRönnerorben }u-
loffig mar, burd^ bie neueren Seftimmungen für
bie f eierlid^e $rof efe, bie brei 3abre nad^ ^blegung
ber einfad^en ©elübbe flattfinbet, abgefd^afft unb
991
OrbenSprofe^.
9«
nunmel^r nur nod^ eine professio expressa ju«
WfPö {09I. b. 3ltt. ©elübbe, ob. V, 244). S)en
^uSbrud Otbendprofe^ gebrandet man aud^ Dom
bepnitiDen ©intritt in eine f ogen. ßongtegotion ;
bod^ finb bie Unterf d^iebe mo^l )u bead^ten, meldte
fid^ Qu8 ber Slblegung ber einfod^en ©etübbe im
@egenfo| ^u ben feierlid^en ergeben. L 9Som f ir«
d^enred^tlid^en ©tanbpunfte auS ftnb bie
Sebingungen gur ©ültigfeit ber OrbenSprof e^, bie
^irfaingen ber $rofe^ unb bie 9uf]^ebung biefer
SBirfungen }u erörtern. 1. 9118 SBebingungen gur
gültigen Slblegung ber $rofe| erfd^einen notur-
unb hrd^enred^ttid^ a. ber ooÜe SSemunf tgebroud^ ;
b. Qfreil^eit bon gurd^t unb 3>Dang (ogl. Conc.
Trid. Se88. XXV, c. 19 De reg.). 3um @d^u^
ber grei^eit foll ber Sifd^of in ben tjfrauenorben
fomo^I oor ber SinHeibung old oud^ oor ber $rofe|«
abnorme befonberS unterfud^en, ob bie ^etentin
nid^t gejmungen ober übenebet in ben Orben trete
(Conc. Trid. 1. c. c. 17), unb eö fielet auf 3ttwng
5um Eintritt in ein grauenflofter olS @trofe bie
Sicommunicotion (ib. c. 18). ^ud^ bie Seftim«
mung, ba^ t)or @d^(u| bed 9tot)iciote8 feine SBer*
mdgenSgumenbung an baS fflofter gültig fein foll
(ib. c. 16), begmedtt, einen freien SRüdf tritt oor ber
$rofe^ab(egung )u ermöglid^en. c. ® a§ beftimmte,
a(8 unterfte ®ren}e Dorgefd^riebene SebenSalter Don
16 ooHenbeten 3a]^ren (Conc. Trid. 1. c. c. 15)
foQ ebenfallSeine oorgeitige unbunbebad^teOrbenS-
profe^ oerl^inbem. SBirb auSnal^mSmeife (Conc.
Trid. 1. c. c. 17) einem SRöbd^en geftattet, nad^
DoQenbetem gmölften ^al^re in ein fflofter einzu-
treten, fo t)ai berSijd^of um fo mel^r fetn^ugen*
mer! barauf )u rid^ten, ob baSjelbe au§ frommem
unb freiem Sßillen unb mit gel^öriger ffenntnig
ber DrbenSrcgel fein SSerlongen nad^ bem ©intritt
auSfprid^t; bie ^rofe^ felbft ift jebod^ nid^t t)or
boUenbetem 16. fiebenSjal^re gulöffig. 97{and^e
OrbenSregeln fd^reiben ein l^öl^ereS 9llter als Scr«
min ber OrbenSprofe^ Dor; alSbann foII biefelbe
erfi nad^ ßrreid^ung beS betrcffenbcn 9llter8 er-
folgen, möre aber anbemfaUd bod^ nid^t ungültig,
fofem fte nur nod& bem DoHenbeten 16. Saläre
abgelegt ift (ügl. Ferraris, Biblibtheca s. v.
Begularis professio). 2)a§ fiebenSalter ift ba-
bei bom Zage ber ®eburt, nid^t bom Zauftage
an iu red^nen (S. C. C. 4. Dec. 1627). —
SEBegen ÜRangetS ber borgenannten 93ebingungen
ift eine ^nfed^tung ber ©ültigfeit ber OrbenS-
profefe innerl^alb fünf Salären bom Sage ber $ro-
fe^ablegung an juläffig (Conc. Trid. 1. c. c. 19).
d. SBeitere Sebingung gur gültigen unb erlaubten
$rof e^ ift baS freie iBerf ügungdred^t über bie eigene
$erfon. ®amad^ Pub berl^inbert ber conprmirte
äifd^of burd^ bie geiftige SSermäl^Iung mit feiner
Äird^e (c. 18, X 8, 81), nid^t aber Slerifer unb Eu-
ratgeiftlid^e (c. 1, C. XIX, q. 1 unb c. 1 . 2, ib. q. 2).
SSerl^eiratl^ete finb bcrl^inbert, au^er menn bie gl^e
nod^ nid^t twttjogen ift, ober ber anbere 6^f tl^eil in
gel^öriger SDBcife feine einmilligung unb jugleid^
©emöl^r für ein feufd^eö Seben gibt, ober fein
Siedet ). 93. burd^ Sl^ebrud^ berloren 1^ (ogl
c. 15. 16. 21, X 8, 82 unb b. Sri C^^el^inbcr
niffe, ob. lY, 206, n. 11). SSBegen 9ied|tSt>fIul^
fönnen nid^t gugetaffen merben Seibeigene, m
meldte il^r ^err nod^ red^tlid^en 9nfpmd^ id
femer $erfonen, bie nod^ Sed^d^ft über w
maltung k. abzulegen l^aben, vmb mit Sd^ulba
Selaftete. 9u8 $ietätS))fIid^ten f5nnen eiten
nid^t }ur $rofe^ }ugelaffen merben, d^e füt Mi
Srgiel^ung i^rer ffinber geforgt ift; iKnber foDei
ben Eintritt berfd^ieben, toenn il^re SItem 0^ {«
in fd^mere 3loif^ fömen unb fonft SKemonb ^
fann ober min. 2)agegen ift bie Srlaubni| ba
Eltern an ftd^ ni^t nBt^ig (In electionepn^
positi sequi parentum non cogitur ¥0111»
tatem; c. 12, X 8, 81). e. 3laä^ befonbc»
fird^enred^tlid^er Seftimmung mu| ber Orbeii8<
profe^ ein menigftenS einjöl^rigeS lRot>iciat (f. ti
9rt.) borl^erge^en. 2)urd^ bie Orbengftatntai
fann biefe 3(it ouf itoti unb mel^r St^re wä»
gebel^nt merben. @für alle SRönnerorben (mit %A
nal^me ber 3efuiten) mu^ aber smifd^en 91obicial
unb $rofe^ nod^ ein Zriennium berflie|en, fn
meld^eS nur vota simplicia abgelegt merbin
2)iefe ftnb }n>ar ex parte Toventis old lebenB*
töngtid^e an^ufel^en, fönnen aber burd^ ßnfiaffiiii(
aus bem Orben feitend ber }uftönbigen Obeco
annuHirt merben (f. b. 9lrt. ®elübbe, ob. V, 244>
f. @onftige Sebingungen in Se^ug auf Zou^u^
feit ber Orbendcanbibaten, SRitgift u. f. m. nmlfci
erfüQt fein, mie bie Orbendregel fte t>orf(l^reiiM;
^ier möge nod^ bemerft merben, ba^ in eigentlid^
Orben, fomol^I mönnlid^en mie meiblic^, bet
SKangel el^clid^cr ©eburt fein ^inbemi^ für bie
Drben§prof efe ift. 3n ben neueren tjrauencongih
gationen bagegen märe bie $rofeg einer fol^n
$erfon ol^ne S)i§t)enS nid^t sulöffig (^rd^to fnr
tai% ffird^enred^t XLVI [1881], 265 ff.). 3«
93e5ug auf ftaatUd^e Seftimmungen, mel^e bk
$rofe^ bon beftimmten Sebingungen abhängig
mad^en ober in il^rer Sßirfung befd^rönfen (Dgl
dttd^ter, Sel^rbud^ b. fatl^. u. ebang. ^ird^red^r
7. aup., 2ci|)S. 1874, 1050, «nm. 11 U
gilt, öl^nltd^ mie bei ber Eibile^e, ber ®nmbf4
ba| bie ©ülHgfeit be§ «cted baburd^ nid^t irntiit
merben fann, ba^ aber bie ff ird^e unter Umfiötiba
5ur SBermeibung größerer Uebel bie Seoba^tmg
ber betreffenben Sorjd^riftcn bulbet (bgl. ). 8.
Lehmkuhl, TheoL mor., 7. ed., Frib. 189S,
816, not. 2).
2. S)ie SBirfung ber gültigen Orbeneprofe|
befielet, allgemein gefprod^en, barin, ba^ber$rofc^
ablegenbe in aUe SRed^te unb $flid^ten gemä| U
OrbenSregel eintritt, a. SnSbefonbere berietet bi
$rofe^ in eigentlid^en Orben bie fogen. $ribi
legten be§ EleruS (f. b. ^rt.) unb l^ebt bad Sm
pebiment ber unel^elid^en ©eburt bel^ufS Empfon
ber Iftö^eren SBci^cn auf (c. 1, X 1, 17); ferm
entbinbet fte bon aUen frül^er abgelegten einfai!^
©elübben (c. 4, X 8, 34 ; c. 5 in VI, 8, 14), m
ein beftel^enbeS SSerlöbni^, fomie eine gefd^Ioffeic
OrbenSprofe^.
994
wUj/t amfianiibte (Sf^t (c. 2. 7. 14, X 8, 82;
Cooe. IVmL Sais. XXIV, can. 6), mad)t aber aud^
in 9(f((fie^ einer (S^t unfähig (f. ob. V, 242).
«Bl ber IltrDfeftoffamg ertoSd^t bem SReligiofen
fmKT rinSc^ft ouf Unteti^alt f eitend feinedff lofterd.
W befonbece ffiidung ber $rof e| in aRSnnerorben
mitfeieiHd^ ttrie mit einfad^en @elübben etfd^eint
tRblfai bof Xed^t auf ben titulus panpertatis
mp. mensae communis, raissionis bie l^öl^ecen
9n^ )u empfangen. S)od^ finb in btefer ^in-
li^t ii lenettr 3eit befonbere äSorftd^tdma^regeln
ift^tfl getoorben, tt)eil im ^Qe beS SluStritted ober
telmiffung QuS bem fflofter fold^e Clerifer mit
Meroi SSei^ fremben S)i5€efen }ur Soft fielen
ete Inlol )u €treitigfeiten aber bie Unterl^al-
tegipflid^t neranlolten (f. ). SB. ben Analecta
Md.1 [1898], 898 sqq. ongefü^rten ^Q). 2)eB-
|bI6 0Anet bad Secret Auctis ad modum ber
aCEp. et Beg. (4. mon. 1892) an, ba| baS
ScoetBomanos Pontifex $iud' V . t)om 14. Oc«
tokr 1568 unb bie S)ec(aration $iud' IX. Dom
12. 9imi 1858 in SBegug ouf bie Stegulororben
oflStcue eingefd^örft unb ouf bie Kongregationen
«t einfach ®elübben ouSgebe^nt werben f ollen.
Snnuut barf feiner auf ben OrbenStitel bie f^ftlf^f
miSci^ empfangen, ber nid^t in einem Orben
Me Tota Bolemnia nod^ ben breijö^rigen vota
nridUlcia, bejm. in einer Kongregation bie vota
pcrpetna in berfelben SBeife abgelegt l^at unb
of immer bem Orben einverleibt ift (Dgl. oud^
klttTitiiltis). 9iur für fold^e neuere Orben,
Mft Me cmigen ®elubbe über ein Zriennium
(iimSfd^eben, genügt fd^on baS breijä^rige Ser«
aden in ben einfod^en @etübben. ^He entgegen«
Mmben Privilegien unb Snbulte finb oufge«
(oien; au^ f ollen in 3ulunft feine S)i§t)enfen
Qt^eilt merben. 3Benn legitime ®rünbe gum Sm-
(ifoig ber SBei^en bor ber gefeMid^en 3(it vor«
min finb, f o mirb in ber Seife bidpenfirt, ba^
bielbifgung ber feierlid^en bejm. en)igen ©elübbe
^ Sblauf bed Xrienniumd geftattet, alfo bog
^nbemi^ }um Q^fong ber Seilten inbirect ge«
Wcntoirb (f. boS ritirtc S)ecretii. 1 u. 2). — Ucber
bie Mm ben meiften Xl^eologen ber OrbenSprofe^
beigelegte äBirfung, bo^ burd^ biefelbe tüxt bnx^
eint }tDeite Xaufe oUe seitlid^en @ünbenftrafen
(ob itoar Ti ipsius actus, nid^t blo^ burd^ einen
bonit Derbunbenen oontommenen Slblo^) nad^«
gdoffm merben, bgl. Lehmkuhl L c. 328. b. 9l(§
er|le ^ntpt))f[id^t au3 ber Orbendprofe^ entfielet
bie Vfii^t, im Orben gu bleiben ; bem OrbenS-
Nefim ip ber ȟrftritt in bie SBelt oerfc^Ioffen
(^ c 28, X 8, 81), unb ber Uebergong in
eilen anbem Orben n)irb nur bann ol^ne S)id'
W gejlottet, wenn bie| ein ftrengerer Or-
bei ip (ügL «rd^io für fatl^oIifd^eS ftird^enred^t
Xnvi [1876], 396 ff.). Ueber bie Weiteren
jWJlen, toeld^ bie ^rofefe auferlegt, f. b.
^ Oibenfigelübbe, Orben^regel unb bie von
*^etn)tlnen etxmgelifd^en SRöt^en l^onbelnben
^i be)ügltd^ bed Cigentl^umdred^teS ber ein-
lli^adciteoR. IX. 2. ZufL
jelnen OrbenSmitglieber f. b. 9lrt. eigentbumS-
rcd^t IV, 291.
8. Stuf l^ebung ber SBirfungen ber OrbenS-
(nrofe^ fonn erfolgen a. burd^ 9iid(|tigreit8ernärung
ber HJrofefe felber (f. ob. 1. c), mobei ein $roje^-
oerfa^ren Dorgefd^rieben ift, meld^ed mit bem Sl^-
nid^tigfeitd))roae| gro^e ^el^nlid^feit fyit (f. b. Son«
flitution Si datam 93enebict8 XIV. Dom 4. aRär^
1748); b. burd^ fogen. @dcuIarifation, b. i Snt-
binbung Don ber ^fltd^t, im ff lofter gu meilen unb
baS Orbendfleib }u tragen, tt)d^renb bie iBerpflid^
tung befleißen bleibt, aud^ in ber 9BeIt fo Diel als
möglidd bieOrbendgelübbe }u beobad(|ten; c. burd^
2)iSpend Don ben obgelegten ®elübben (f. b. 9rt
(Selübbe V, 245), moburd^ bie ^e^ folgerid^tig
unmirffam mirb; bei feierlid^ ®elübben toirb
nid^t auli perfönlid^en, fonbem nur auS ®rÜTd>en
beS ©emeinmo^teS bidpenftrt S)er fäcularifirte
ober bid))enfirte SReügiofe barf aber, menn er ^öl^ere
SBeil^en em))fangen ]^at, bad ff lofter nid^t Derlaffen,
bis il^n ein 93if ($of in feine 2)iöcef e aufnel^men unb
für il^n f orgen miÜ ; anbemf aOd Derf äQt er beim
Sertaffen beS fflofterS ber suspensio ab ordini-
bus suscepüs (Decret. Anctis ad modum n. 5) ;
d. burd^ Sntlaffung begm. ^udfto^ung oud bem
Orben, mobei befonbere SSorfddriften }u beobad^ten
ftnb. Sinfad^e Sutlaffung ift in ben eigentlidjien
^önnerorben nur gulöfftg möl^renb ber brei 3a^re,
meldte ber enbgüUigen ^rofe| Dorangel^en (f. ob.
1. e), unb itoax orbentlid^ermeife nur burd^ ben
OrbenSgeneral unter Sujie^ung feined ®eneral-
beiratl^ed; in befonberen t^oEen fönnen iebod^
mehrere SReligiofen gemeinfam jur SBomal^me ber
ßntlaffung belegirt merben (Dgl ^rc^iD für fatl^ot.
ftird6enre(|t XVI [1866], 374). auSfto^ung au8
bem Orben erf d^eint al§ le^te SRa^regel bei fc^meren
Sergel^en, bie mit conftotirter Unoerbefferlic^feit
Derbunben finb. S)ad p bef olgenbe ^roge^Derf a^ren
bei ber ^uSfto^ung regeln bie ®ecrete ber S. 0. 0.
Dom 21 . September 1 624 (SacraCongregatio, auf
SBefel^I Urbang VHI. erlaffen) unb Dom 24. 3nli
1694 (Instantibus, Don Snnocen) XIL betätigt),
meldte fid^ an bie allgemeinen Sorfd^riften (Dgl.
c. 10, X 1, 33; c. 8, X 3, 35; c. 7, X 3, 50)
anfd^Iie^en. S)a§ ermahnte S)ecret Auctis ad-
modum befiötigt (n. 3) biefe Seftimmungen unb
be^nt fte sugleid| auf bie Orben mit einfa^en ©e«
lübben avi^, menn ed ftd^ bei biefen um SluSfto^un-
gen eined ÜRitgliebed l^anbelt, meld^ed entmeber bie
einfad^en emigen ®e(übbe abgelegt ober bei geit«
meiligen ®elübben fd^on eine ]^ö|ere SBeil^e em«
pfangen l^at. 3ugleid^ mirb ba§ iBerfal^ren bei ber
^uSfto^ung nod^malS genau f eftgefe^t ; bod^ fann,
mo baSfelbe gu befolgen aud mid^tigen ®rünben
nid^t möglid^ ifl, Don ber S. C. C. S)i§pen8 erbeten
unb bann fummarifd^ Dorgegongen merben juxta
praxim vigeniem apud hanc S. G. S)er ^uS«
gefto^ene ift Don aUen ^öl^eren SQSeil^en fuSpenbirt,
bis er Dom l^eiUgen @tn]^Ie Don ber @u3penfton
befreit mirb unb jugleid^ einen Sifd^of finbet, ber
für feinen Unterl^alt ©orge trögt Q. c. n. 4) ; übri-
995
OtbtnStitoDin) — OibenSitgcL
qfiii aia ifl et tum Totnm caatitatu ni^t 6tfieit
(t)gt aui$ ^tintt, ®U tiidiL Stnfuicn, ^abntiom
1884, 835 ff.). Ori)tnS))tdonni inSongregaHonen
mit Mo| geitiDtUignt ©tlübbni TSitncn nai^ Ablauf
bet 3dt natfidi^Ei auStrettn ober tnlla[fm tocrben.
%tiS) ft^ bit Statuten folii^er SongTtgattonm
nol^I anben g^e cor, tn weli^ni entlaflung obn
SuSfc^Iit^ngftlbflna^Wbltgimg her emiflen ®t-
löBbf gulöffig ijt; hoÜ) ip bofiri ©ortje ju traßtn,
bag »tbn bü Siebt no$ bic ®nti$ligftit Wrlegt
tniib, tDie bran beif)iieIStDdfc bte EBe^rnmung tinte
€tatutra«ittDUrfe3, ba| @<!E|tDcßeni nadfr ^bltQung
b« migen ®tiabbt tnceen f^toat^ @c[uiib|{it
ttitlafftn tmbni IBnnlni, miBbTQifli^ aI9 uii)u>
ISf fiQ «n&ct umrbc (f. b. Amm&dTersio bn 8. C.
snper statn reg. im ^züjitt fär taff). Rnäftaxti^t
XV [1866], 417). — 5>ut4 bit fflu^t ouS bnti
itlo^tx ob» burc^ gänjli^tn SbfoS Dom OibtnS-
lebcR (apoBtasia s religione, s monachatn)
toirb natüiltc^ bit 3uet^BnaI«t befi $roftffen gitm
Otbnt nii^l eeU8t; titelmc$i Derfiint berfelbt btn
ang(brol(|ttn ©ttafoi, mtl^t für bit glüc^tigni In
btn tinjtintn SRtgtln, für bit abtrünnigen fiiion
buidd baS gtmttnt Stt^t ftftgefttft finb (o. 5, X
5, 9 ; Conc. Trid. Sess. XXV, o. 19 De reg. ;
ogl. Devoti, Instik can. L 4, tit. 8, 9 eq.). ga^
in alltn Oiben gilt bit ^Stfllmmung, bag Slbtntn-
tilgt ipBo &cto btr (tinfa(!^tn) ßtcommunication
DcrfoUcn.
n. 3nfflqu8 auf ben SltuB gebart bit feier-
lidlt $toftgItifmng }u btn Selen, ueli^t bit Stixift
mit btfDnbertn ©oltmultöftn umgeben ^ot. 3)oc^
ifl IDo^l ju beoi^len, ba^ nic^t bitje feierlii^tn
etrimonitn btm abgelegttn ®elübbe btn g^arattei
bt3 ftietlii^tn ®tlübbt8 Dtrlei^tn (tigl. Lehmknhl
1. o. SOG) unb öbtr^aupt )ur ©ultigfeit bec ^lofeg
nidjt trforberlidi finb. ^tr tRituS felb^ ift nii^t
in allen ^liinneiotbtn herfelbe, unb t9 mu| bt>
)üglli$ bei einzelnen Orben ^iei auf beten (£eri-
moniale Uenuieftn tcerhen. 3)it $rof(gIelftung
gef^it^t bei btn 9tegulaien In bit $änbe btfi Oi>
StnB' btjRP. ftlofltrobem, unb gnai nä^itnb etnefi
fettrtii^tn ^odiamteS. 3n ben Strimonien tommt
fiemB^nli# btf onbttS )um Sufibrud, ba$ b« r ^lo-
tffe bei aßtit abftlibt unb tin ntutS Stben bt^^nt
(SStdgftInbtrffItibti, !BebtdenmtltintmSti<]^'
tu<i^): 3fiitbtnefu$ ftilenS aUei OibtnSbrfibti unb
gtmtmfamt Kommunion , 6ti Orbtn mit C^oi-
gtbtt auii^ Vnratifung tintfi ß^or^IS btf^itfctn
ben 9ct bei flufnabmt in bit Alofleigemeinbc. —
3n btn tigtntli(^m t^rauenorbtu gtfdbie^t bie $icf
ft^nbtegung in bit ^dnbe btS S)iBcefanbi|diDfe8
nac^ btm im Pontificale Bom. Dorgefe^tnen 9ti'
taS (De benedictione et consecratione virgi-
nnm [ed. typ. Ratisbonae 1888, 1, 147 sqqO),
bei nelc^im in btn @tbeten, bei Anlegung tintS
StingeS unb 9uff(|ung tineS JhonjeS btfonbtrS bei
@tbanlt bn flti^gtn iQtrmäblung mit g^ii^S
<tu3f|tbiüctt miib. — ^uäi btt btn 6ongrtgationen
mit tinfcu^ ©tifibben fifttgt b« Set btr $rofcg-
leiftung mit befonbeiti gtitrliti^Mt iPtibunbtn ju I
ftin ; btr 9Htu8 babti i|l in mannen Sßtoifiai bi
bei btn tigentli<^ Oiben g^fiu^lt^ m
gtbilbtt. ffL efftL]
#rtniiinrMiiq ^tigt naii^ bti Sofaffune t
aUenbicantenoiben unb mcbrtrei Songiegatimi
um regulitttn SltiiFtm tin gtogTat>|if4 >^
gienjtei Segttf, UHlii^tr mebttit (Einjcfflüßtr ot
ffitfinlHonen (f. b. 9Irt. SDtfinitorra 1) umfüj
9n bei €t>t|t bei OibenS)n:Dtring ftt^ bei 0
btn3))ioDin)iaI (Saperior proTineiafii
Sitfei uiib getoß^i^ Bon btn ffhi^titim;^
fcintt ^lODinj auf beftimmtt S^it gctsip »
com ®tntialta))itel be^tigt. €cin %mt iß, t
Obttaufficgt fibei bit Riä^n fcinti $nuiiiii ;
fü^itn, baS $iD&in}iaIca))iteI gn btiuftn mA a'
gu^alten uub bie !8efd|Ififfe bceftlbtn etf ofbo^
faOS btm Oibmagntnal )ui SEkflStieung wrä
legen. 9u(g MitiUt ci bit $roDitq auf bon 6
ntraIco)>tttI. aBietwitfidlfonp feint ShtriSbidii
äUz bie i^m unttr^IUtn fflofittDoipt^, ha
WaU er ju btftatigen ^t, auSbtbnt, fd^ttibt Q
bit Oibenertgel bor. aRtifltnS iß btr $nioii
jial jugltitti ÜSpi^e^er rintS ^oufitfloflal ftii
SßioBinj. [^tnmmäKi]
^bensrtgtt ift bie Oefammt^eit bon Od
jd)Tiflen, naij melden bie einer Orticnfigenoffe
jc^aft Qtigeborigen Sitligiofen leben. £eniOb|ei
iiad) umfaßt fie t^eil§ foli^e Salungett, ncl^ bi
Sugenbflrcben bet CrbenSleute Ititni, t^eilfi fiiU(
ml(|eba@ gemcitifamtSebenbtrferbtn regeln. X
@ncd)cn bejci<^ticten blefe iBoif^ften mit um
DbcTiJp'-,t; bie latrinif(^ ffti(^e gebrati^te tn b
txiim Seit aiiRjif)lic^Ii4 bie !Bqei(^ung ragol
fpäter Quc^ conetitationee, Btatnta, deolanti
nee. 3n bei 3"'' ba ju ben Siegeln n%rt S
ftimmungen gejct)rieben utrben mußten, nann
man biefe gum Unttrjii^ieb conetitutionee, unb'
blieb btr 9iamt regula '^auptfat^liii^ für bit l
f^itÜRglic^tn 9)Dtfd)riften befielen. 2)ot^ gtbiow
man leitetet SBort auä) mieber gur SBtgtt^muig b
©efammt^eit Don !Boif^iifttn, UK^e Siegel n
(Sonftitutionen umfagt, unb infofent ift (ii^o
Tt^tli^ jnif^en beibtn 99tgeicfniungen fein Usti
fi^ieb. ^ält man aber an einei Unteif^eibm
fcft, fo begti^ntt 9)egtl ein bui^ fein ^ß^eiefi «It
e^rmüibigte ®eftti, baS mtgen feines Urf))iiiii|
Dom OibenSftifttr tttoaB Unanta^baiefi, Unhc
dnbeilidieS an fi(^ ^t unb nur im Sio^fol '
eingelncn fünften DeTönbertmerbenbatf; bieCoi
fiitutionen hingegen bobtn ats neuen 3ufä|e, C
Tlänmgen unb 9ln;)a(iungen tDtber bie gleii^ 8
flänbigteit nodft ebticürbigftit. Cinige ©tnofJB
fi^afttn ^aben feine OtbenSregtl, inbem jtt t|
OrbtnSfatiungtn ßonpilutiontn ntnnen; fo t
flarlbäuftt, 3(futttn unb manc^ neueren Orbtit
genoffenfdioflen,
I. Sler anmalt ber OibtnSttgeftl iP ei« bce
fac^er. 3)erttfleunbiDit6tigftea::6tiIentjiaimntbt
S D a n g e I i u m ; bie Orbt nSiegeln faffen bit Stbli
@r)ltee unb bie Untetmeifungen beS ^ilonbct |
einem DoOtommenen geben, befbnbcrt bic too:
997
OrbenSregel.
998
geTtfctoi 9Ut(e, fn ftflrje }iifammen unb geben
eine )h beten SuSfül^runQ poffenbe unb ^»eclbien-
li^e ftileitmie. S)ie ®ebote ®otte8 finb in ben
OtbcnSregeln oft auSbrfldlid^ genannt (t)g(. Sene-
bidinetiegel Hop. 4), immer aber als erfte unb
I9ii(tigfie $fli4t DorouSgefe^t. pr baS (I5fter-
li^c Zsgenb^ben geben bie Untertt)€ifungen beS
e(en 6ettanbe8 im St>angelium Sttl^alt unb
; baqer caiä^ bei ben öUeren Siegeln biefer
X^eil meiß auS Srflärungen ber betreffenben
e^riftjteaen be^e^t ober mit fold^en SteUen be-
legt i^ fo ba| bie Siegel ald gana auS ber l^eiligen
@4nft g^ogen erfd^int 2)er }tt)eite Sl^ieü beS
ScgdiBtalteS bejie^t auS ben SSorfd^ften, m\fy
bolgemeinfame Seben Sieler in einem $aufe
lottioeBbig mad^t: er gibt SBeftimmungen über
Xogeterbmmg, Xifd^, ff leibung, Slrbeit, 9luf nol^me
Mltitgliebeni, SBe^anblung berfelben bei ftranN
{n nib Sterben, SBa^I unb ^Regierung ber
Otcia, Xb^a^^ t)er Unterbeamten, Serfebr
■it ber Sttfienmelt. Sei mand^en Orben bilben
nm britten X^eil ber Siegel biejentgen Sor-
filriflai, loeld^ tt)egen beS bemaDgemeinenOrbenS-
fferf HO^ ^njugefügten befonbern Stütätli,
Bietranhnpflege, 3ugenbunterrid^t, in bie Siegel
nffmommen merben mußten. 2)a8 unoeronber-
Uft Clement in ber OrbenSregel ift ber erfte Xf^tW
iM än^oIteS, loöl^renb ber )n)eite unb ber britte
Pß üfttt Siatur nad^ bem SBeddfel unterliegen
n^ mder oerfd^benen Serl^öltniffen Seränbe-
ongm ober 3ufö|e nbtl^ig mad^en. ®\tx^xoo!fjH
ftdnffen bie Orbendregeln im SlSgemeinen in-
folge i^ loeifen Sbfaffung alle »eltlid^en ®efe^
n Sauer unb innerer fiebenSfraft.
S)ieSieIbeit ber OrbenSregeln ifi oft als ein 9n«
14 jum Xabel benu|t morben. SS toat begrfin-
H toam im 3- 1215 baS oierte SateranconcU
(eip. 13; f. a 9, X 3, 36) oerbot, eine neue
Segel ol^ bef onbere pöpftUd^e Srmöd^tigung ein-
iBJn^ten. 9ber ein f)auptgrunb babei mar, bie
tterenOrbenSregeln in itirem Slnfeben gu fd^ü|en
ob mäft gegen neue, in tbrem SBert^e unftd^ere
iniittreten gu laffen. @o mürbe eine geföbrlid^e
So^Iitterung imOrbenSIeben gludflic^ oermieben
ob bod^ anbererfeitS, mie bie (Sefd^id^te geigt, bie
^a^tft Sntflel^ung neuer OrbenSregeln xA^i
Miiüieri — Sine gemiffe ÜRannigfaltigfeit ber
l44nebencn unbungefd^riebenen OrbenSgebroud^e
Zimmer in ber ffird^e. Son einer fold^en fprid^t
i^ etnpl^iuS (Adv. haer., bei Migne, PP.
Sr. XLn, 806 sq.)/ unb (Sofftan fagt, bog er in
ittu^ (Segenben fafi fo Diele fflofterorbnungen
>Bb Segeln in Uebung gefunben, alS er ff löfter
it^tbobe (Inst. 2,2, beiMigne, PP.lat XLIX,
^aqq.). (Sefd^id^tlid^ gab ben erften 9nla^ gur
Serfd^benbeit ber Siegeln bie relative Unoollftön«
t^ldt ber orflen; biefelbe fül^rte gu immer neuen
Sofo^cn, bis eine fefte, allgemein gültige gform
ai Orient burd^ ben ^l SaftliuS, im 9benblanb
tin( ben ^L Senebict gur Shird^fübrung fam.
SpJUer, loemi nad^ längerer Slüte eine £rf d^Iaffung
imOrbenSIeben eingetreten mar, beranla^te ber
®eifi @otteS eine Smeuerung beS OrbenSIÄenS
in anberer tjform, gemö^nlid^ unter Setonung ber-
jenigen OrbenStugenb, gegen meldte oorber om
meiften oerfto^en morben mar; fo erl^ietten bie
SRenbicanten i^re eigentbümlid^e SteQung. Sin
anberer Snla^ gu neuen OrbenSregeln mar mieber-
l^olt bie Sebröngni^ ber ffird^e, meldte neue 93er-
tbeibigungSmeifen gegenüber ben Ungläubigen unb
eine neue SBeife, baS98oß®otteS jubelebren, nötbig
ober münfd^enSmert^ mad^te; {0 entftanben ber
3ef uitenorben unb bie neuen 9Wif fionSgefettf d^af ten.
Sbcnfo gaben in neuerer 3rit bie bebrängte Sage
ber ff ir(|e unb bie 9lotb ber armen ff laffen 9nla^
gur ©rünbung einer beträd^tlid^en ^nga^I Don
©enoffenfdfiaften für ?ppege ber Srmen unb ffran-
fen unb für ben Unterrid^t. ©iefe Dielen neueren
Orben bemal^ren übrigens eine gemiffe Sinbeit
baburd^, ba^ ibre Sonftitutionen an eine ber alten
Siegeln, gemöbnlid^ on bie beS bl. gfranciScuS, fel-
tener an bie iBenebictiner- ober an bie Sluguftiner-
regel ftd^ anfd^Iiegen. Slber aud^ obne befotd>ere
äußere Sinflüffe bat ber in ber ffird^e lebenbe
@eift ber ^eiligfeit mel^rmatS neue OrbenSregeln
^eroorgebrad^t, mie bie ber Sarmeliter unb ber
ffortbäufer. Sie SSieD^eit ber Orben lö^t fid^ aud^
aus bem innemSieid^t^um beSooOfommenenSebenS
begreifen, metd^eS Don t)erfd^iebenen@eft(btspunüen
aufgefaßt unb mie ein l^od^ragenb gelegenes 3i«I
auf mand^erlei SBegen eneid^t merben fann. @o
erfd^eint in i^nen baS Sbeal ber d^riftlid^en iBoQ-
f ommenl^eit in immer anberem unb neuem ©lange,
gur &itt für bie ffird^e unb gum Segen für bie
aRenfc^l^eit. S)er 1^1. Sembarb oergleicbt bie SBiel-
beit ber Orben treffenb mit bem ißrad^tgemanb
ber ffbnigtn im 44. ißfalm (Apologia c. 3, bei
Migne, PP. lat CLXXXII, 901). — 3lud^ baS
aus ber iBerfd^iebenbett ber menfd^Iid^en Siatur-
anlage beroorgebenbe Derfd^iebene Sebürfnig pnbet
in ber JDiebr^eit geiftlid^er Orben feine Sefriebi-
gung, inbem ieber berufene ie nadd bem Sirange
feines ^e^enS entmeber einen ^rengen ober milben
Orben, ein gurüdfgegogeneS ober in ber Oeffent-
lid^feit tbötigeS Seben, eine l^eroonagenb geiftige
ober förperlid^e SBefcböftigung finbet (S. Thom.,
Summa theoL 2, 2, q. 188, a. 1; Bellarm.,
Controv. U De monachis ; Suarez, De relig.
L 9 De varietaie religionum).
n. ® efd^id^tlicb betrad^tet, erfd^eint als bie
Siegel ber gottgemeibten ^erfonen in ben brei erften
äa^rbunberten baS l^eilige SDangelium. SS ent-
l^ölt in bem Seben unb ben Seigren beS Qerm
aQeS, maS gur Untermeifung im geiftlid^en Seben
nötbig unb mäufd^enSmertl^ ift f omo^I für ben An-
fänger mie für ben auf feiner S3abn meiter tjort-
gef^rittenen. SluS biefem ©runbe mürbe ben gott-
oerlobten Jungfrauen bie Sefung ber b^i^d^tt
©d^rift als bef onbere ipflid^t an'S §erg gelegt (Dgl.
Hieron. ep. 108 ad Eustoch.). 3n biefem @inne
tonnte ber bl- Antonius ber Sinftebler feinen
@d^ülem, meldte um eine Siegel baten, antmorten,
32 •
999 OrbenSregeL KM
bie l^etlige ©d^rtft genüge für {eben SebenSßanb fd^örfetu SRand^eS toieberl^olt ^ä^ ; felbfi Bein
(S.Aihanas. VitaS.Antonii c. 15, betMigne, äBiberfprüd^e ftnben {id^. lieber baS Offidui
PP. gr. XXYI, 867). m iebo(^ an bie eteQe bieSogeSorbnung^epetfeiinb^ilengebote^aßc
beS Slnod^oretent^umS bad gemeinsame Seben trat, ber Oberen u. f. to. erföl^rt man nid^tS. S>ie (
mürben SBorfd^riften nötl^ig, meldte ein geregelte^ meinfame ffleibung ber Xabennenfer Vlbnä^ tt
Seben ermöglid^en. S)ie fo entjtanbenen berfd^ie» eine örmeUofe Xuntca mit ffopu^e unb ein mei{
benen OrbenSregeln laffen ftd^ nad^ il^rer 3ufam« Si^g^f^Q- ^ür biebamaligeiSeititnbSlnfd^aini!
mengel^örigfeit folgenberma^en grut)))iren: 1. bie ^eigt bie ))ad(|omiani{d^ Siegel gro|e 3Rö^ign:
orientolifd^en unb gried^ifd^en, 2. bie irifd^en unb in ü^ren Snforberungen. 9Id 3^i4nt bafik bu
gaQifd^en, 3. bie r5mif d(|-Iateinif d^en ÜRönd^Sregeln gelten, ba^ bie JMöfter ffned^te (mol^I für f d^toen
(SenebictinerregeO ; 4. bie Siegeln ber regulirten Arbeit) l^atten, unb ba^ ein gfeuer gum SBSrmen
S^orl^erren; 5. bie Siegeln ber SRenbicanten; 6. bie gemeinfamem Slaume Dorl^anben mar. 9uf rei
^Regeln ber SReguIarcleriler feit bem 16. 3al^r|^un- Leiber l^ielt man Diel unb pflegte be|l^ bi
bert; 7. bie Siegeln ber d^aritatit)en meiblid^en felben in beftimmten 3^tabfd^nitten su mafd^
Orben unb SleligionSgenoffenfd^aften ber neueften Seber mu^te lefen fönnen unb einen großen X^i
3eit — S)te Stegein ber Derf c^iebenen Orben mur« ber l^eiligen @d^nft auSmenbig lernen. S>ie %
ben mel^rmalS gebammelt in 2)rudt gegeben, )uerfi f orberungen an geifilid^eS Streben maren nfa
bie tner alteren Faustregeln, bann eine umfaffen« gering. S)er SRönd^ foUte immer, aud^ auf bi
bere Sammlung Dom Daticanifd^en Sibliot^efar SQSege, @eiftIid^eS überbenfen, irgenb eine &^
^olfteunbDomSlegenSburgerSd^ottenpriorlBrodKe fteUe betenb ermögen unb in ni(^tS nad^ ei^
(Regula S. Benedict! cum comment. Card, ©utbünfen l^anbeln, aud^ nur baS nel^men, tt
Jo. de Turrecremata et Smaragdi abbatis, il^m gegeben mürbe. 2)ie^ galt fo ftreng, ba^ I
tum etiam regula SS. Basilii, Augustini et fflofterbeamten, meldte ben Ruberen oudti^eÜti
Francisci, Coloniae 1625; Luc. HolBtenius, ftd^ felbft nid^tS nel^men burften, fonbem Don 91
Codex regularum, Rom. 1661, 3 tom.; ed. bereu fid^ geben laffen mu|ten. — 9lu|er bie
Bröckle, Aug. Yindel. 1759, 6 tom.). Singelne eigenttid^en Siegel gibt ed no^ eine anbere in (toi
Stegein, mie bie ber Senebictiner unb gfrandScaner, fünften, meldte ber 1^1. $ad^omiu8 nad^ froms
mürben faft ungö^Iige ÜRale gebrudft, anbere aber ^nnal^me gu Anfang feined fiebend a^ 9bt
aud^ im lBerei(|e beSOrbend bemal^rt unb nad^ einer iBifion Don einem Sngel erl^ielt unb bie, me
9u|en bin gej^eim gel^alten. 2)ie^ trifft befonberS il^re Slutbenticitöt feftftünbe, ald erfter tßotm
bei ben Sonftitutionen gu; bie @efd^i(^te berfelben unb ©runblage feiner Siegel gelten mü|te. €
liegt nod^ Dielfad^ im 2)un!eln, unter Slnberem fd^reibt Dor, ba| bie 9Jldn(|e gemeinfam unb m
aud^ be^^alb, meil gemöbnlid^ nad^ Ausarbeitung einer, maS 92a]^rung unb gemeinfameS ®ebet o
neuer bie alten, um SBermirrung unb Uneinigfeit langt, fe^r btScret gemö^igten Slorm leben foltti
}u Derbuten, gerftört merben mußten. 3ebem foHe gereid^t merben, meffen er bebürfe; b
1. Unter ben orientalifd^en Siegeln gfoften f oHe freimtllig fein. S)er Serid^t über b
ifl bie beS 1^1. $ad^omiu8 (f. b. Art.) bie Urfprung btefer fürgem Siegel pnbet fid^ nu
mid^tigfte (f. biefelbe bei Migne, PP. lat. XXIU, in ber foptifd^en unb gried^ifd^en Vita beS 1^1$
61 sqq., et L, 271 sqq.). @ie mürbe um 325 d^omiuS, mirb aber afigemein Don ben gried^if^
im ftlofter Sabenna in ög^ptifd^er SanbeSfprad^e icird^enbiftorilem mitgetl^eilt. Ss ift an ftd^ vk
Derfa^t, Dom bl* ^ieron^mud aud bem !o))tifd^en unglaublid^, ba^ gu einer 3dt, mo alle SlScefa
unb gried^ifd^en Se^te in'd Sateinifd^e fiberfej^t unb bie furd^tbaren Abtöbtungen ber Sinftebler ih
mit einer fleinen Einleitung über bie Sinrid^tung Augen l^atten unb biefelben als für baS geifUid
ber fflöfter beS f^l $ad^omiud Derfel^en; btefe Seben unerlä^Iid^ anfaben, eS einer befonta
Einleitung mürbe fpöter irrig afö Regula S. Hie- übematürlid^en SBeifung beburfte, um bie im 9
ronymi angefel^en. S)ie Siegel entbölt 194 fleine meinfamen flöfterlid^en Seben nötl^ige !Dla|ip
Artifel moDon 142 auf bie eigentlid^e Siegel, 52 )u ftnben unb burd^gufe^en. SJlan mu^ bie poSui
auf 3ufö|>e fommen ; au^er $ad^omiuS foUen aud^ miantfd^e Siegel als baS ÜRittel anfeben, mel^i
feine @d^üler Xl^eobor unb OrfieftuS mitgearbeitet bie Dor^ergebenben augerorbentlid^en Strengbeüi
baben. Sine fürjere tjfaffung bieten bie SoUanbtften ber Sinfiebler in ibrer AQeinbenfd^aft brad^ ta
(AA. SS. BolL Maj. DI, 346 sq.) au§ gried^ifd^en bann gur ©runblage beS gemeinfamen Höfterfi^
^anbf d^rif ten ; bie lateinifd^e Ueberje^ung ift an SebenS mürbe. — An bie Siegel beS I^L ißad^mmi
einigen fünften gang uuDerfiönblid^. Eine DoE» fd^Iiegenftd^ anbere an, meldte Don ög^ptifd^enSd
ftcinbige ))ad^omianif(|e Siegel ftebt erft auS fopti- tenbenü^renunb in öbnlid^em®eifte gebalten ffail
fd^en ^anbfcbriften gu ermarten (Dgl Annales du eS ftnb, mie bie eben bef))rod^ene, meifi furje, fei
Musee Guimet XVII [1889], p. CXI). — ®ie tenacnartige SSorfd^riften. ®ie fogen. Stegein b(
Siegel bietet fein gufammenbangenbeS, georbneteS l^L Antonius unb beS bl. SfaiaS ftnb auS bereni
©angeS, Dor Allem feine Organifation ; eS ftnb mabnungSreben ausgesogene Sebrfö^. Sine Ste^
Derein^elte Sorfd^riften, meldte ein eingerid^teteS ift Don ben Dereinigten AltDätem Serapion, Vtc
flöfterlid^eS Seben f^on als beflel^enb DorauSfe^en cariuS, ^ßapbnuttuS unb anberen ungenarntten t
unb )u beffen Sefeftigung einzelne fünfte ein- gemeinfamer Seratl^ung feftgefe^t morben. Si
Mtl Otbcit
K9dMncconbritui4SRiKatiu8,tinc«@<(üItTS
d \L Antonius, vaox fe^i angrfr^en unb ait$
n Sfttnblonbt getiniudlit ; fitnigtfi baoon iß itt
k SencbicthuiRstl ümrgiganden. Sit Regula
riratalis ift eine Don einem un&e(aitnltn abenb>
bl^dtm Stoam SÜgiliuS (In @al(ien, %nttfi
* " It 3ii|'"i''"wfi|J""B öggptifil)« Megel-
. sinn merlt Diiler trften nBfterli^«i
Vi M ftlopnIcbtnB ju umfaflen »eil ; fle fc^fft
Imt sbgtf^^ffntt, abstnmbdt X^eorie beS geift'
nQn cCMitft.
Ct« iDKÜe CptNJ^ im 9)Iitn<^lltbtn btjtit^tt
fc atit^if^c KtetI beg ^I. !8ofiItu3 (f. b. %ti
ftpmttt). €ie btftt^t mtS bcn großen Sltgelii
ßigalM fratos' tractatae) mit 55 Stitildn
ita Sb^onblutigm unb btn Ileinen Stegein (Be-
flluln^as tractatae) mit 31S metfi fuijeti
Itgnmungen (!. biefetfeen bei Migne, PP. gr,
Xm, 905 aqq. et 1051 eqq.). iSeibe fiitb
li bdti^Wn g^orm mit gfragc unb aintioott
g^tlkn. eärilius f^tieb fit, ba ti tiot^ all
mi) am SßontitS Itbtt unb ünitbriibti gu un-
kniftni ^ttc. Sie Sec^tbtit blefet Sitgtln i^
Kpi ongtblii^tT ßotfcget Süibung unb übti-
tnotet SBctfe Don Sombefifi angegiotifelt mor-
K viA Q&tt le|t allgemein anertannt. ShifinuS
ftnfetit ße auf Sitten befl %bttB UtfaduB in
dulDttfitTjlecSoimin'aSateintfi^t. Siegto^t
9hgd tnll^ält tn eingtlnen STb^anbCungtn bie
Smbl^Rn b<4 gei^li^en StSenS in Iogi[(f)(i
Xnttnfolgt mit einge^tnbei l£ntn>i<IIung unb ^f
gdibimg aus ba ^eiltgtn €<!^ft; fit Itiirb ßttS
(te gunbgnibe für bit iBele^iung in allen ^ra^m
k« BeifUid^en StbenS bleiben. 9lu8gejeii^net ifl
teSeoel bt« Üi. ^aftlmi Wxä) geiftige Muöc unb
Sontflenteit. Sa§ !BtTf|äItni| )ui Siegel beS
iL^ot^iuSISgt [ic^ duS SQIangel an gmaueren
üi^ri^ nic^t nc^t fiefümmen. ©it mar mot)!
lilbn als biefe unb mc^r auf aOgemeint ®ultig'
kii btm^ntt, maburd^ fit balb ein Uebergeniil)!
Ilitbie Bg^ptifd^tn Segeln erlangte. 35^ grofetr
Cijlub 1^8' fi4 °^^ barin, bog con i^rem €t-
f^enun an bit btr|d)i(benen iBcifui^e einjelnei
Ük, Xegeln gu fi^ieiben, aufladen unb bte
BifUianeritgel aät onberen Derbrängfe. — S)ie jog.
Xigd btS 1)1. Hugu^inuS ft^liefst M jeitiid) an
Mt Porige an. @TÖ|ert igebeutung abtt af)äü fit
dpimnlDlitlelalter an. Sit iß leine eigenllid^t
Xtgtl, fimbtm ein 9uä)ug aus einem im ^af)Tt
423 gtf^iebentn Srief an Slonnen, nclcEie ffitgen
kn ffio^I einti Oberin in Untinigftit geralfen
iwtn. 3n bem iSriefe mitb jur gintrai^t ermobnt
nbfobonn rine SReifie tnfflti^et SBntfcEiriften übet
•At, Srbtit, beilige Sefung, ©e^orjam u. f. m.
n<hn. Später mutbe barouS mit SBeglaffung
ianpenS^riltS bie ^luguftinenegel tn 24 ^junt-
tagcBod^L Sa fie fo (urj unb aUgemtin gehalten
^naif fie buiqauB etgangenber Statuten ; fie
pi^tttlgentli^tSSebeutung metir barin, ba^fie
F4k gnle nnio^I nligieftr Qtenofienfd^ften
irtgel. 1002
@runbiegel obei Sin^eitSpuntt getnorben iß (f. b.
Slri. ^uguftineT). 3tcei anbert, ft^r lurge 3Rön(^3-
regeln (Coneensoria monachormn), bie fhibet
bem ^1. augußin gugtfcEintbtn Durben, finb in
gemtinfamem einDtrftdnbnif! (consensaB) un£e>
tanntei aJtBnc^e gefertigte SBo^i^rißtn.
2. Sie gantf4cirlf(!^en Stegein tnt>
ßanben auS ben ißerfuc^en, baS Dom Orient na^
bem übenhlanbe uerpßanjte 3n5nc^tbum ben neuen
Stei^ältnifftn angupaffen. S'^ti^i begnügte man
^ä) bomit, aus ben inai) Saffian unb Slnbeie
überlicferttn Sttgeln baS93raud|bare gu entnefimm;
bie Jtiben bie|begügli($en ©c^rifltn 6a(fian8 (f.
b. Sri. n, 2023) tonnten ia aui^ aI8 oSceti-
fc^eS ^anbbu^ unb als Einleitung gum 9)Uni^S<
leben gelten. Sod) entftonben balb neue Stegein,
namentlich inSaQitnunbiBritannitn. Sieöltefte
berfelbcn iß bie Begula TamatenBis (um 470),
ma^rf(^tinli(^ für 8t HRouTice in ber ©d^mdg
gefi^eben. ©ie bot 23 Äopitel; bie lejte feälfte
ift faß gang ber SRegel beS ^1. Ittugußin entnom'
men. aJlertoürbig iß, ia^ bie 2Känd|e »Sbrenb
betfiefungen beS ^a^tofficiumB, um ßi$ naä) gu
Ifaltm, itgtnb eint ^anbaibeit bome^men foC'
len. — Ser ^t ßäfariuS Don SdeS (f. b. art.)
fi^rieb rine furge Siegel fär Mtnäft in 26 Aa-
pileln unb eine auSfü^tliibe für ülonnen in
43 ÄQpiletn (Migne, PP. lat. LXVH, 1099 sqq.
et 1107 sqq.). SJJan Detmul^et, ba^ er mandjc
aSorfi^flen au8 htm Äloßer SetinB müt^ntt,
in bem er als ISlivü) gelebt, unb boS feine
2eben8geroDb"brilen burt^ ben ©tißer ^onoratuS
au3 bem Orient erhalten ^atte. 3um erftenmal
ßnben flc^ t)i« a*"""' SBorft^rifltn über baS Ofp-
cium. SqS 3^aflen iß noi^ giemlii^ ßreng unb
beinahe baS gange 3a^r fortgefet)t, bnc^ gegenüber
btn ©elDObnbeilen beS Orients gemäßigt, tnbem
man naHj Oßem unb SBtibna^ten nur an eingeN
ntn Sagen ber SBocEie faßete. — Sie Stegel beS
fieiligm Slurtlian (gcfc^ritbtn um 550) enthält
55 Sorfcfiriften ßir ÜKänt^e, 40 für fjrauen; fte
iß a^nli^en SnboltS toie bie Dorige (Migne, PP.
lat. LXVm, 387 sqq. et 399 sqq.). — Sie
ijroge, ob ber gl. ßolumba (f. b. 9rt.) unb bie
anbeten grogen irifcgen unb fdiottifi^en Siebte
Stegein gefjirieben ^aben, murbt afttrS, namtnt-
lief) im S:iiittelalteT, bejagt. gS ßnbtn ßc^ in
btr Sammlung oon ^olße (f. o.) mehrere foltger
Sttgeln, harunltr eine bem alten Äloßer jfil>
roS gugtfcgriebentj bo(^ lä^t fi^ für bieft 3u'
Igeilung Irin ßi^galtiger @runb Dorbringen.
^tr gelcgde irifegt glranciScantr Solgan tennt
feint auf bem SBobcn ftintB ^eimatlanbeS tntßan>
bene Siegel ; ftin ©^tntigen mirb als auSfi^lag-
gebtnb angtfcgen (Dgl. !3tlltSbfim, @efct|i<^te ber
ratgolif(fien flirre in ©^otüanb I, SJiaing 1883,
66). ©id^ft Sigt iß allein bit Sttgd b(8 gl. 6o-
lumban (f. b. ^rt.), bie na^ 590, etma 70 Sa^re
natg btr SBenebictintrrtgd, Derfafet iß unb btm
ängült nad) ber Doronlitgtnben 3"! angegörf , ©ie
entpit nur neun $unfle, benen ber !BerfaJTtr na^
1008
OrbenSregeL
bet ^anbf d^ft t)on SBoiMo in bief em ftlofter nod^
tin )e^nted, oifd^tte^enbed Rapiitl hinzugefügt gu
f^aitn f d^eint (Migne, PP. lat. LXXX, 209 sqq.).
S)ai€i ift fte burd^aud felbftönbig unb fd^eint ni($td
QuS diteren SRegeln entlehnt ^u l^aben. 2)o(i^ nimmt
man an, ba| ^e eine gemilberte ^orm ber in €o-
lumbonS ^eimotdüofier Songor geltenben Sebend-
toeife fei 3]^r SBortlaut ift furg unb fategorifd^.
ffiie Slnforberungen jinb nid^t gering. 9118 9la]^»
Tung foU aSrob unb @emüfe mit 3Jlti)l in SBoffer
gelod^t, als Zranf Sßaffer genügen unb erft gu
%(b€nb gereid^t toerben (cibus vüis et vesper-
tinüs). Sod^tDurbenad^bem^önitentioIbud^aud^
Sier gegeben unb gut ©träfe entzogen. S)ie S)Quer
bed ßl^orgebeteS fibertrifft bie in onberen fflöftem
um bad 2)oppeIte. 3m Sßinter follten gum 9^Qd^t-
d^or 75, im Sommer 24 $falmen gebetet toerben.
9n bie Stegel fd^Iie|t fid^ ein, toie ed fd^eint, aud
Srtonb ftommenbed ^ßönitentiolbud^ an, baS auf
eine SRenge Uöfterlid^er ©ebröud^e ]|in)oeiSt, oon
benen in ber Siegel nid^tS }u ftnben ift, fo ba|
man onnel^men lann, t& begieße fid^ auf baS Älofter
Sangor, ober Soütmban l^abe in feinem JHofter
Diele ^auSgebröud^e gel^abt, teeld^e er in feiner
9legel nid^t txtoSf^nm tooQte. 2)ie in biefem Sud^e
feftgefe^ten ©trafen finb ungetoöl^nliÄ fireng;
!ür ndne Serge^Iid^feiten, ). S. toenn @iner Oor
lem ©ebraud^ nid^t bad ^euggeid^en über ben
S^löffel gemad^t ober beim Seginn eined $falme8
nid^t baS Ruften unterbrüdCt b^tte, toaren fd^on
fed^d €d^Iöge als Strafe befümmt. S)ie Siegel
ßoIumbanS mürbe in faft allen fflöftem bed mero-
mingifd^en Steid^eS tbeilS als aOein moggebenb,
tl^eilS neben anberen Siegeln gebrandet: im 7. 3abt«
bunberi galt fte meift neben ber Seneoictinerregel,
bis fle gegen 675 berfelben meid^en mu^te.
8. S)ie Siegel beS i^l. SBenebict (mit bem
Kommentar Don ÜRariöne abgebrudFt bei Migne,
PP. lat. LXVI, 215 sqq.; neuefte unb beftc ^luS-
gäbe bon P. Sbmunb @d^mibt, SiegenSb. 1880) ift
um 520 in @ubiaco gefd^rieben unb umfaßt
78 RopM. @ie ift für baS abenblSnbifd^e ÜRönc^-
tl^um, maS bie Siegel beS t^l SaftltuS für baS
morgenlönbifd^e, gebt aber über bie Sebeutung ber
leMeren toeit binauS, inbem fie fid^tenb unb auS«
fdgeibenb alleS biSl^er Errungene gufammenfa^t
unb in Harmonie bringt unb gugleid^ baS ©ange
burd^ neue, tiefe unb frud^tbare ©ebanfen l^ebt.
@o blieb fie beinal^e burd^'S gange ÜJiittetalter bie
aOein l^errfd^enbe unb immer gültige Siegel für bie
abenblönbifd^en SJiönd^e. S)ie Senebictinerregel
l^at feinen ftreng logtfd^en 9lufbau mte bie fpöteren
Siegeln; aÜe ißerfud^, bie Ropittl in ein berartig
geglieberieS Softem gu bringen, muffen als ge»
f d^eiteri angefel^en mcrben. 3ht freierem, lofem ®e«
oanfengang, mie er ben Sd^rifttoerten ber patrifti«
fd^en ßeit rigen ift, finb bie eingelncn iJJunfte
grupptri unb in Oerf d^iebenen ffapiteln gufammen-
gefaxt. S)ie erften brei ffapitel geben bie ©runb«
princtpten, nömlid^ baS SBefen beS SJiönd^t^umS
(o. 1), bie Stellung beS 9bteS (c. 2), ben ^»
miliend^arafter ber ©enoffenfd^ft, ber fb
berS in gemeinfamer SiatbSftiung offenba
hierauf mirb baS n5{terlid$e Xugenblel
Dorgefül^ri, guerft in einer oügemeinen l
(c. 4), bann in ben mid^tigften Xugenben,
fam , Scbioeigen unb 2)emutb (c. 5 — 1
93orfd^rif ten über ben ©otteSbienft ftnb :
reicher als bei ieber anbem Siegel (c. 8^
maren aud^ überaus folgenreid^ unb für
bung beS OffiriumS oielfad^ ma^gebenb,
fie für beffen abenblönbifd^e ©efc^id^te bi
OueOe finb. S)ie ^anbbabung ber S^^
in ben folgenben ffapiteln feflgefe|t nnrb,
canen ober Unterbeamten anoertraut, v
gebn SRönd^e unter fid^ l^aben (c. 21), ob
bem 9Ibte aud^ freiftel^t, ftatt berfelben i
beS ^ropfteS ober $riorS befleißen gu laff
reguläre Uebenoad^ung ift befonberS im
famen Sd^Iafraum nötbig (c 22). 93ergeb
bieOrbenSgud^t mxhm mit ber großem c
neu Sscommunication burd^ SluSfd^Iu^ r>t
Sifd^ unb SJerfebr mit ben SWitbrübem
(c.23— 30). ®ie äußeren SebürfniRebeS
bie materielle Seite beS SebenS beforgt b<
riuS (f. b. 3lrt.), einer ber einfKufereid^flei
beamten (c. 81). 3m 9nfd^IuB an bie S
ber Obliegenbeiten beS SeDariuS ift t>on bei
ber ffüd^e, ben ffranfen, fKnbem unb
bon Speife unb iranf bie Siebe (a 8!
S)ie Seftimmung ber Stunbe für bie 9
gibt Slnla^, oon ber SlageSorbnung, ber
ben fleineren ^tifittn gegen bie Orbnm
ber bef onbem Siegelung unb Obferoang ber
geit mie aud^ oom 93etbauS gu l^anbeln
bis 52). ®ie Äapitel 44, 45, 46 fmb e
göngung ber früheren oon ben iBergebun
Strafen, begießen ftd^ aber, möbrenb |en
meg fd^mcrere gebier betreffen, auf fieim
gelten, bie mit fofortiger freimiHiger Sübm
»erben. Son ffapttel 58 an folgt eine Sit
Sa^ungen, bie man oieQeid^t gufammenfaf
als Siegelung Oon ißerböltniffen, totld^t tn
gemöbnlid^en aütäglid^en Orbnung liegen
gebort gunöd^ft ber SBerfebr mit ber 9ii
burd^ ©aftfreunbfd^aft, 93riefe, ©aben,
SSerfauf ber ftrgeugniffe flöfterlic^en Sleigle
ber Äünftler unb ^anbmerfer (c. 58—5'
Slufnabme oon Slooigen, beren Srgiebu
Singlieberung, bie Slufnabme oon frembei
d^en, oon $rteftem unb beren Stellung im
bie aus ber ^rofe^reibe fid^ ergebenbe Si
nung btiben gleid^faHS eine unter bem ge
£itel ftd^ einfd^tebenbe ©ebanfenreil^e (c.
63). Sn ben feiten oorfommenbcn ßrrign
böri and} bie SBabI beS SlbteS (c. 64), be
umfd^rönfte oöterlid^e ©emalt ft(^ in ber Ci
unb SlmtSfübrung feines erften SteQoertrel
!ßropftcS, geigt (c. 65). 9Jlit bem Äopi
Pförtner fd^lofe offenbar bie Siegel in ibre
Sntmurf . S)ie nad^folgenben ffapitel finb
bie legten beiben ftnb ein ßpilog auS bdti
OrbendregeL
1006
eforgtem ^erjen, ber nod^mald !ur} ben
er Xegel itnb bie htm SJUnd^e gtemenbe
^fKtnmung bottl^ut.
näber ben filteren OrbenSregeln begeid^net
fiLSencbictnS einen fel^r großen ^ort-
SBaS bie Sorgfinget t)erein)eU ®uted
egriffen, fontmelt fte, ergänzt bie offen ge*
fiaden, fefUgt befonberS baS lofe ®efd^iebe
( einffi^rung beS ®elübbe« ber Stobilität
hm 9Rön4 an einen beftimmten Ort unb
tmrnted fMofter binbet. 2)ie^ ttxir eine mit
Dung beS W>M alS SBaterd unb bent r^a»
lorotter ber Senoffenfd^aft eng }ufQmmen*
)e SRa^regeL S)ie @4roff Reiten ber Orien-
- menigßenS erfd^ienen fte im ^benblonb
|e — ttmrben gemilbert, boS Officium ma^»
!ur)t, 9la]^rung unb Sd^Iof naturgemäß
iL 9leu ift bie Sinrid^tung bed IRokridatd
: fidler unb feft gegei^neten Seftimmung
Ittfgabe^ unb bie Betonung ber t)öterli(^en,
gütigen SBeife ber SlbtSregierung. S)er
sft ®efe|geberd t)erlöugnet fid^ mrgenbS,
Aer gleid^mol^I immer ber lebendmarme
t)ftterlid^er 3uneigung unb l^ol^eitSDoUer
tfit Med xfi bel^errfd^t Don bem ®runb-
64) : e8 fei fo georbnet, ba| bie ©d^mad^en
gen, bie @tarlen nad^ SBeiterem verlangen,
rganifotion ht& OrbenS entfprid^t ber bo-
pebenben fird^Iid^en SBermaltung. 2)er 9lbt
t Sifd^of beS^lofterS Dor unb tt)irb begl^alb
iefem auf SebenSgeit gett>ö]^It. 93emer!en8"
l indbefonbere nod^, baß bie Senebictiner*
td^ bem SBiEen il^red Serf off erS in einzelnen
t, }. 93. in Segug auf bie 9la^rung (baS
Ifen ttü>a ausgenommen) unb bie JAetbung,
meffen beS SbteS freied gfelb lößt. 9u^
n anberen iJJunften, j. 83. in ber 9Jer«
tg ber Iör|>er(id^en Arbeit mit ber geiftigen^
ftd^ eine ^enberung gang in ben ©renken
>en8regel ooOgiel^en. S)amit erlebigen jld^
mürfe ber|entgen, meldte bie SRegel für bie
Seit nid^t pa^enb ftnben. 2)ie{elbe beft^t
entl^eil bei aUer innem Ihaft eine fold^e
tät^ baß fte fid^ aQen iBer^öItniffen an«
ann. 2)ie @(!^id!fale ber 93enebictinerregel
türlid^ bur(^ bie lange Steige ber Sal^r-
t, meldte fle überbauert l^at, fel^r mannig*
Siamölig, feit bem legten Viertel beS
'l^nbertS, mürbe fie allein berrfd^enb unb
bid gum auftreten ber iUtenbicantenorben^
on baanmitbiefeni^ren®eltungdbereid^bi8
itfiel^en ber neueren Orben in ber gmeiten
bed 16. 3al^r](|unbertS. 93ei ber großen
iung beS 93enebictinerorben8 unb feiner
bei bem engen SSermad^f enf ein beS SJ^önc^-
mit bem gangen fieben ber SSöffer ift ber
ber Kegel i^re SBirffamfeit für Sefefti-
eS d^rifilid^en 2)enfen3 im SRittetalter ein
i fiberfe^ber. ÜRan finbet il^re Snmei«
oft i^ren SSortlaut in ben Süllen ber
in ben 93efd^Iüffen ber Soncilien, in $a-
fioralfd^reiben unb $rebigten, in ben Urfunben
ber gfürfien. SHe gefammte aScetif d^e Siteratur beS
SRittelalterS ift me^r ober minber bon i^rem ®eifte
burddbrungen. 9{ebenber93enebictinenegeIfonnten
fid^ bie onberen SRbnd^regeln^ bie nodd immer
aus bem Streben nad^ Sermittelung unb 9n«
paffung entfianben, ouf bie S>auer nid^t leiten.
Jhtrs ermäl^nt frien l^er bie Siegel beS ^l 3ftbor
0. b. 9rt.), Sifd^ofd oon SeoiOa, ber mand^
Sebanf en bom bl. Senebid entlehnte (f. Migne, PP.
lat. LXXXTTT, 867 sqq.) ; bie beiben Stegein bed
bl. Sfructuofud (f. b. 9rt.), (Ergbifd^ofS t>on
93raga, bie eine für 9ionnen, bie anbere für eine
9rt oon brittem Orben für Saien unb Serebe«
lid^te (f. Migne, PP. lat. LXXXVU, 1097 sqq.
et 1109 sqq.); bie Siegel, meld^ htt fjlL Sean-
ber bon SetiOa (f. b. 9rt.), ber borgüglid^e
Serbreiter ber Senebictinerregel in Spanien, für
feine Sd^mejter Qflorentia fc^rieb (f. Migne, PP.
lat. LXXn, 873 soq.) ; bie Stegel beS ffi S)o-
natuS (f. b. 9rt.), 93if(|ofd bon Sefan^on, auS
ben Siegeln ber Jß. SafariuS, Sotumban unb
Senebict in 77 Kapiteln für Sfrauen gufammen«
geftettt (f. Migne, PP. lat. LXXXVU, 273 sqq.).
^Öe biefe Siegeln erlangten nur für eng befd^rönfte
®ebiete, meift nur für bie @tabt bed SerfafferS,
®eltung unb maren oerböltuißmäßig nur furge
3eit im ®ebraud^, ba fie alle bor ber Senebictiner-
regel meid^en mußten. Serfd(|iebene Siegeln ber
farolingifd^enS^it/ g. S. bie bielgenannteBegula
maostri unb bie Siegel für Sinftebler, meldte im
9. Sabrbunbert ®rimlaid^ berfaßte (f. Migne,
PP. lat. cm, 575 sqq.)/ fmb im @runbe nur
als Sonraientare gur Senebictinerregel ober leidste
Sariationen berfelben ongufeben. @elbft bie Siegel
SbtobegongS ({. b. %xi.) für Sanonifer (f. Migne,
PP. lat. LXXXIX, 1057 sqq.) unb bie «ad^ener
Statuten für fold^e tragen ben nämlid^en £b<^«
rafter unb fümmen mit SenebictS Siegel gum
großen Xf)t\\ mörtlid^ überein. SRit bem auf-
treten ber Sluniacenfer (f. b. 9lrt ßlugn^) be*
ginnt ein neuer Sbfd^nitt für bie Senä^ictiner«
regel ; eS bilbeten ftd^ innerbalb bed Orbend Kon-
gregationen mit eigenen, berSflegel bingugefügten,
fte erflärenben, in eingelnen fünften fie meiter
auSf übrenben Statuten, meldte bem Serbonb einen
befonbem ßbatafter geben, bfter über bie Siegel
binauSgeben, in onberen fünften aber aud^ ibre
Sa^ung unterbrüd(en. SDie Sluniacenfer ber>
löngerten baS Officium unb bermebrten oaS ®e«
htt, fid^erten baS Sd^meigen unb bie flöfierlid^e
StiUe burd^ Sinfübrung ber 3eid^enfprad^e ; beibeS
fam aus einem ungemöbnltd^en £ifer unb iß ein
3eid^en bed ®Iauben8 Jener 3eit. Sefonberd in
erfierem $unlt finb fte bemunbemdmertb. Sebenl*
lid^ ijl freüid^, baß fie bie ^btsmürbe in ben
Slugni) birect unterftebetü)en Slbteien aufboben
unb im SBiberfprud^ mit einer ber tt)id^tigften
Sa^ungen ber Siegel $riorate einfübrten; aud^
bie ftrengere Uebermad^ung ber SRönd^e ift eine
nid^t aud bem ®eifte ber Senebictinerregel bert)or-
1007
Orbendregel.
1008
gegongene Sinrid^tung (Dgl. ben Ordo Clunia-
cenaiB bei [P. Herrgott], Yetus disc^lina
monastica, Paris. 1726, 138 sqq.). S)er Sifter-
denferorben (f. b. 9lrt.) ging in btrecter Oppo«
fition gegen ßlugn^ gum fttengen SBortlaut bet
Stege! begüglid^ beS OfftdumS )uräd unb nal^m
bie »egen beS Dielen S^orgebeteS aufgegebene
^anbarbdt »ieber Dor ; in Segug auf 92a](irung
unb ftleibung iebod^ Derfd^ärfte er bie SRegelDor«
fd^nften bebeutenb (Dgt. bie Sapiteldftatuten bd
Martäne, Thes. nov. anecdot. IV, Lut.-Paris.
1717, 775). Sin fel^rttid^tiged Statut nömlid^ bie
Organifation ber Kongregation, entl^SIt bie Charta
caritatis ber ßiftercienfer, ein beumnbemSmert^ed
@d^nftftüd, gang im ®ei|!e ber Senebidinerregel
abgefaßt unb mit Siedet für lange 3dt bad Sor*
bilb benebidinifd^er SongregationdDereinigungen.
S)ie Samalbutenfer, SaHumbrofaner, OliDetaner,
Cöleftiner (f. b. Slrtt.) unb anbere Kongregationen
ber Senebidiner in Stauen ^abenoon Anfang an auf
%Ait Dergid^tet unb bie SRegierung $noren anDer«
.^aut. 3m äbngen fd^Ioff en fie jtd^ enge an bie Siegel
bt9 1^1. Senebtct an« 2)em bebeutenbften biefer
Stodgorben, ben Kamalbulenfem, f d^rteb ber $rior
aHuboIf 1080 unb 1085, ebenfo ber $nor $Iadbu8
1188 Sonftitutionen (abgebrudCt hü MittareUi,
Anna]. Camaldul. lU, Yenet. 1738, 512 sqq.,
etlY, 1759, 127 sqq.). Cine anjol&I anberer gibt
SrodCie (f. o. 999). 3n ben gur Siegel gefügten
Sonftitutionen ber Dom 15. ^al^r^unbed an ent-
flanbenen benebidinif d^en Kongregationen geigt Rd^
ein frembed SIement. S8 tturbe faft allgemein Se-
braud^, bie 9bt§tt)ürbe bem SBefen nad^ abgu»
fd^affen unb dne ben SRenbtcanten öl^nli^e SBer«
faffung eingufül^iren. S)ie beutfd^en ^enebictiner
mad^en aUerbingS l^terDon eine ^uSnal^me. @d^on
bie 93urdfelber Kongregation ({. b. ^rt. 93ur§felbe)
l^at ftd^ in il^ren Statuten mit Zreue unb 93er«
ftänbni^ an bie Siegel gel^alten; bie fpöter im
@üben (Sd^maben, ^at^tm, Sd^mdg k.) ftd^ bil»
benben Kongregationen tl^aten be^gldd^en. Sie be»
l^ielten bie (ebenSIönglid^en ^ebte bei unb beuial^den
jld^ bie nd^tigen 3been Dom ^fomiltend^arafter bed
^ofterd unb ber Stabilität. SlnberS in ätalien.
Ibier gab ber dnflu^rdd^e SSenetianer Submig
»arbo, feit 1409 ?lbt Don S. SuPina in ^abua,
als ©rünber ber Kongregation (1417), meldte
Don biefem Jtlofter, fpöter Don SRonte Kafftno
ben 92amen fül^d, burd^ feine Konftitutionen bem
Orben eine gang neue IBerfaffung, meldte bem
politijd^en Slegiment fdner Saterftabt nad^gebilbet
»ar; ber 5Rame Don Siebten blieb, feine Sröger
toaxtn Seamte, auf brei Saläre gemöl^It ; bie tt)id^-
tigen anliegen ber fflöjler beforgte baS ©eneral«
capitel, baS aud^ bie Remter eines {eben fflofterd
befcjte. ®er grofee KinPufe ber cajfinenfifd^en
Kongregation bemirlte dn öl^nlid^ed Serlaffen ber
Siegel bei ben anberen benebictinifd^en Kongrega«
tionen StalienS mie aud^ bei ben IBenebictinem
in Spanien burc^ bie groge Kongregation Don
SSaOaboIib; bie lot^ringi[(!|e Kongregation Don
St. !BUon unb ^ibulf unb bie frongdftfd^ bn
SRouriner gaben ebenfalls mid^tige ^rinctpien ba
Siegd preid (Dgt. I^ierüber Calmet, Gomment . .
8ur la rägle de S. Benoit, Par. 17849 -pr^hob)
S)er trabitioneQe, ber Siegd eniftammenbeK^arattci
ber SlScefe erlitt gldd^fattS Kinbule. Sd ttiar du
3eit, in ber man Dielfad^ bie innere SdenAbof
ber eigenen Siegel über bem Seud^ten bet neuen
Derfannte. 93d ber Sieubelebung bt& Senebidimr
orbenS in unferem Sa^rbunbert feierten bie 9m
gregationen in granlrd^ 2)eutfd^Ianb, Sd^ottloi)
unb Slmenfa lieber gu ben ^rindpien bet X^
beS ^I. IBenebict gunid. «ud^ ift ein tieferes ih
faflen ber Siegel ein Unterfc^eiben i^teS Sinaci
unb ©eifteS Don guföOigen SebenSfotmen unb ein
Serbinben beSfelben mit ben SebenSbebingunun
beS 19. 3a]^r](|unbedS offenbar ein SSorgug bi$n
$eriobe Dor jenen ber Dergangenen gttd 3c$rl^
bede. ein engerer 3ufammenfd^Iu| bet Derfdfe-
benen fflöftet erfolgte audd (1893) burd^ bie (►
nennung eineS Abbas Primas fdtenS bt& ^ßopPcS
(f. baS betreffenbe S)ecret in ben Analecta ecelBB.
I [1893], 347 sqq.).
SBö^renb bie 3^etgorben unb Kongregatiosei
pd^ ftreng unb genau an bie SBenebidinerrefid
^ielten^ befolgten einige Orben biefelbe mit lä*
mal^l unb Snpapung an i^re 3tDecfe« fo bie S)o|k
pdflöper beS OrbenS Don SfonteDrauIb (f. b. Set).
fßon ben Siitterorben erl^ielten bie Xempler bm4
ben bl. Sembarb eine Siegel im 9nfd^Iu^ an \m
Senebictiner, öbnlid^ in Spanien bet Oxbta m
KalatraDa burd^ ein KiPerdenfer*®eneralcapitei
Dom 3abre 1158. Sine ber eigentpmliddften %•
gmeigungen Dom Stamme beS 93enebictinerorbenfi,
eine Sieform ber Kiperdenfer, bilben bie Xr^
pipen (f. b. 3ld.). — 9lud^ anbere Dom 12. Sol^
bunbert an entftanbene Orben mit eigenen Siegeln
ober Konpttuttonen pnb burd^göngig ftartDonber
Senebictinerregd ab^ängig^ unb bie monaptf^en
©ebröud^e, meldte im Dor^ergebenben äabr^unbeit
im Sc^oge beS genannten OrbenS entftanben
maren, gingen mdp auf biefe neuen Orben üiet,
gmar mit SBerönberungen^ immerhin jebodb fo^ ba|
Pe pd^ toxt SSadationen berfelben gemeinfamoi
SebenSform auSnebmen. So lebte ber f)l Somo,
Stipcr beS ÄadbäuferorbenS (f. b. «rt.), fottoV
in ber großen ffartbaufe bei ©renoble als and^
in Kalabden nadd ben monaftifcben ©emobnl^eiten
feiner 3dt, bie er pd^ für feine Sieugrünbung, eine
SSerbinbung beS eremitifd^en unb c^nobitifc^
fiebenS^ auSgemöblt f^attt. ®uigo, ber fäi^
^rior ber großen ffartboufe (geft. 1137), fd^eb
bie bePebenben ©ebröud^e beS OrbenS auf (Con-
snetudines Ouigonis, bei Migne, PP. lat CLIII,
635 sqq.) unb gab bem{elbenbaburd^fein®efej|M
(fpötere SluSgaben entbalten 3ufö^e Derfd^iebenet
® eneralcapttel). 2)er 9ln[d^lu^ an bie IBenebidincr,
bereu Sreoier unb ^rofe^formel bet Orben an*
genommen f)ai, ip fo engl bag man glauben !5nnte»
bie Consuetudiiies einer ^enebictinercongitga*
tion Dor fid^ gu l^aben. %n biefer SebenSf orm ^idl
1009
OrbenSregel.
1010
te Ocben treuer oä ieber anbete unb modele bec
M mr bie oOemo^iDenbigiten 3uge[tönbttif{e.
SitOtgamfotiim iß einfoii^: ber ^rlor leitet boS
tsBA, ber (Benerollirior ben Orben ; etmaS fpäter
imm Senerakatritel unb Sifitation l^ingu. 3um
Cmnitenleben geirrt, ba^ ieber in einem einzeln
^fxka ijf&asilfyn rDof^ni, meld^eS ber ff artl^öufer
dUgli^ nur breimol Derlä^t: xottm er um 97{itter-
M(t)Br SRotutin, am SRorgen gur l^eiligen SReffe
nb9ia(^ittagS}ur93edperge]^t. 2)a§3ujammen«
tHifan Mrburgt i^m baneben bie geiftlid^en SBor-
tßt bc8 gemeinfamen SebenS, bie Seitung burd^
UeOieren unb bie Uebung ber Siebe gu ben ÜRit-
Ubern. SkiS etiOfd^meigen ift an beftimmten
Xogm burd^ gemeinfame Slecreation unb au«
JMftaXR^ bur^ einen gemeinfamen Spaziergang
nkditoi^ Sn @onn- unb gfeiertagen fpei3t
■n «meinfam ; ber ffartl^öufer getobt felbft in
ftn^eit (ein ^t\]ä^ }u effen.
i S)ie regulirten &]()or]^erren (cano-
Bd reig^olares ; f. b. 9rt.) fül^rten bie mit ber
Ibgel C^iu)began^ unb ben Slad^ener Statuten
M^ieiim Satungen geitgemö^ meiter ; fie unter-
nieben ftd^^ Don icleibung unb 9tamen abgefe^en,
o^bqIS ttentg Don ben 3R5nd^en, toxt bie Con-
netodineB ber Sl^orl^enen Don SRarbad^ im Slfa^
nb bec Don €t. Sictor in $arid geigen (abgebr.
UHart^ney De antiquis eccL ritibus III, Ant-
mp. 1787, 845 sqq. et 702 sqq.). 3m 12. Sal^r-
(BBbect ttmrbe bie fog. Siegel beS % ^uguftinuS
ogenommen unb fpöter olS ÜRtttel ber Unter-
Hdbimg gegenüber ben ^önd^en benu|t. Son i^r
ed^tten Die iB^oxf)tttm ben IRamen ^uguftiner.
SoQ tteittrogenber SBebeutung fmb bie Statuten,
ipdd^ ber (L 9{orbert feiner Sd^öpfung, bem Or-
ba ber ^rdmonfhatenfer (f. b. ^xt), gab ; nad^-
bem er Dermutl^tid^ längere S^it eine ben Sifter-
fkaffxa Dermanbte Sebendmetfe eingehalten, nal^m
a bie Xegel beS 1^1. Suguftin an unb fd^rieb felbft
Statuten, für mlä^t er Sieled ben Sa^ungen
b« $arifer @t SictornofterS entnal^m (öltefte
iom ber Statuten; f. biefelben bei Martäne
L e. m, 893 sqq.). Sie tragen ba§ ®epröge,
MifA baS monaftifd^e Snftitut bem gefammten
Scgularleben gegeben ^at. S)er Orben ^atte ben
GPncienfem nad^gebilbete j[abrlid^e ®eneral>
tt^ ber Sebte. Stgentbümlid^ unb neu ffir bie
Kltteklterlid^ Serl^ältniffe ift bie Seftimmung
bcrSeguIorcanonifer gum ißrebigtamt unb 93et d^t*
(icin mib bie Seforgung Don ^faneien burd^ bie*
idben. Sel^r bebeutfam ftnb bie auf Setreiben
«frommen, eifrigen Sairuelg gu Staube ge-
bnntnen Steformftatuten ber lot^ringifd^en Son-
fRgotion Don 1618. 9^ad^bem 1618 ber OrbenS«
Mol ein (Seneralcapitet gur Seratbung neuer
StaWen einberufen ^aüt, mürben biefelben auf bem
btiitd Don 1680 allgemein angenommen (f. bie*
es beiBrockie 1. c. Y, 192 sqq. nad^ ber 9ie*
ioÄbeS ^riorS Saulnier D. 3. 1725). — §in-
fttffid^ bed OrbenS Don ©rammont (f. b. 9rt.)
Munfid^/ ob er in ber erfien 3eit nad^ ber IRegel
beS 1^1. SJenebict ober nad^ ber augufünenegel
(ebte ; felbft ber eigene @ef d^id^tf d^reiber bed Or-
bend ift barüber ungemi^ Sid^er ift, ba| ber
Stifter, ber bl. Stephan Don Xb^erS, Anfang? bie
erftere Siegel befolgte. S)ie SRönd^e lebten guerfi ald
Sremiten, bann als ßönobiten, erbielten Dom Dier-
ten Sorftel^er, Stephan Don Sifmc, Statuten; fte
betbeiligten fid^ in fpötcrer ßeit an ber Seelforge.
— eine gang eigentbfimlic^e Siegel fd^rieb ber
% (gittert (f. b. 9lrt. n. 8.) Don Simpringbam
(gefl. 1189) in Cnglanb. 6inem Keinen Don ibm
gegrünbeten tjfrauencouDent f d^rieb er bie Siegel bed
bl. Senebict Dor, bem im 9lnfd^Iu| baron ent-
ftebenben SlerüerDereine bie beS % Suguftinud
mit eigenen Sonftitutionen, meldte er gum großen
%i)txl ben ©ebröud^en ber Siftercienfer entnabm.
So entftanb ein 2)oppeIflofier mit boppelter Sieget,
bie baS geben ber ÜRönd^e unb baS ber regulirten
eborbenen Dereinigte.
. 5. 9Rit bem auftreten ber aßenbicanten
erfd^einen neue ©ebanfen Don meittragenber 93e>
beutung in ber Orbendgefej^gebung. Sie maren
nabe gelegt fomobi burd^ !Dligbräu(be in ben alten
Orben aI3 aud^ burd^ bie Diel ftörfer eingreifenbe
Sb^ilnabme an ber Seelforge unb äußern Sb^üfl'
feit. 9luS erfierer Duelle ftammt bie ffierfd^ärfung
ber Uebung ber beiligen ^rmut in einer im OrbenS-
leben bis Sabin faft xA^t gefannten SBeife, inbem
aud^ auf gemeinfamen Seft^ Dergid^tet mürbe;
bie Sinfe^ung Don 93orfiebem mit furger SlmtS-
bauer; bie Sefd^rönhtng ber SRad^t ber eingelnen
Oberen unb felbft ber (generaloberen burd^ (£in«
fübrung gefe^gebenber, and) Don einfad^en SRön-
d^en befucbter ©eneralcapitel. SuS ber anbem
OueQe entfprang bie ^ufbebung ber Stabilitöt
unb beS g^amiliend^arafterS, eine anbere SteOung
beS öffentlid^en, fird^lid^en ß^bo^G^beteS, bad SSer*
metben ber früber gefud^ten Sinfamfeit unb an
bereu SteQe bie ^npebelung in Stöbten. a. 2)er
bl. gfranciScuS (f. b. 9lrt. grang D. affifl) fdjrieb
mebrere Siegeln. ®ie erfte, Don ^apft ^onoriuSlU.
münblid^ betätigte, fc^eint Derloren gegangen gu
fein; bie gmeite mar bem ^eiligen gu auSfübrlicb;
bie britte blieb befteben. Sie mu^ befonberS megen
aufgebend beS gemeinfamen Seft^eS unb megen
ber ^nmeifung an bie täglid^e 99armbergigfeit
®otte3 unb ber (Sb^P^n für bie nid^t mit bem
beroifd^en ©eifte bed b^* tüfranciScuS (SrfüUten
etioaS (Srf(bredfenbed gebabt baben. S)er Sruber
SltaSlte|barum bie Dom ^eiligen ibm auDertraute
^anbfd^rift ber Siegel abfid^tlid^ Derfd^minben, fo
bag ber ^eilige fte mit Dieler 3Jlüf)t unter ®thtt
unb tjfaften nod^malS fd^reiben mu|te. S)ie SRegel
erfd^eint mie eine 93lume au8 befferer ?lu, meldte
ben SDuft b^liger unb ferapbifd^er Stimmung
Derbreitet. S)abei ift fie aber furg unb entbält nur
einen %i^t\l beS für baS Seben im fflofier unb ben
93eftanb beS Orbenö (Srforberlid^en. ®od^ mar
für baS geblenbe burdfi bie nod^ bei fiebgeiten beS
Stifters gcbilbete Srabition SJorforge getroffen.
SDie fonft nod^ notbmenbigen Srgdngungen be«
1011
OrbenSregeL
10]
forgten bie gefe^gebenben $erfonen beS OrbenS.
^u8 ben @rlQj|en bt& ®eneraimtmfierd unb ber
®enecQlcQ))tte( entftanb eine neue ©efe^fammlung^
bie fogen. ©enerolftotuten. S)iefe, ol^ne Si^fiem
nad^ bem 93ebürfni^ erlaff en unb )ufammengefient
nmcben Dom l^L 93onat)entura 1260 georbnet.
@d^on balb nad^ bem Xobe beS Stifters l)at, tote
neuere füforfd^ungen Cor gemad^t l^ben (Dgl. Sl^rle
im aird^iü f. SUeratur unb ffird^engefd^. beS aRittel»
aßer8VI[1892],7.19ff.).biet9ranmfd^e®ictatur
bed ©eneralminifierS (Elias (f. b. 9lrt.) eine ^len-
berung in ber ®runbt)erfa{fung beS OrbenS t)er-
anla^t^ inbem bem @eneral bie abfolute (Stroalt,
bie anfangs nur burd^ bie Sieget nid^t burd^ baS
® eneralcQpitel bef d^rönft gemefen )u fein f d^eint, ge-
nommen unb bem ®eneralca))itel bie ®e{e^gebung
für ben gangen Orben übertragen teurbe. Spätere
SufammenfteHungen ber ©eneralftatuten finb oon
1381, 1837 (burd^ Senebict Xu. oeranlagt; in
mel^reren fünften gegen bie OrbenStrabition unb
mit oielem gfrembartigen Dermijd^t, bal^er nad^ bem
Sobe beS $apfteS mieber aufgegeben) unb 1854
(Consütutioiies AsBisienses). S)ie t)erfd(|iebenen
Stebactionen ber ®eneralftatuten teurben Don bem
Obferoanten SRid^ael \nngeIo ba 9topoU 1650
}u iRtopü Deröffentlid^t, aber ungenügenb; nid^t
beffer balb barauf (1682) Don 2)omtnicuS be
©ubematiS (Orbis SeraphicuB HL), 9118 ber
Orben fid^ in mel^rere 3n)eige f))altete, erl^iielten
biefe eigene ßonftitutionen; bod^ ift bie Or-
ganifation eine }iemlid^ gleid^förmige. !Sen
gouDentualen gab Urban Vni. im 3. 1628 be-
fonbere Konftitutioncn. S)ie reformirten gfranciS«
caner l^aben il^re Statuta generalia auf bem 6^a«
püü )tt Valencia (1768) neu georbnet. S)ie-
felben tourben 1827 publicirt; fd^on Don 1858
an tourben aber Vorbereitungen gur ^bfaffung
neuer Statuten getroffen, toel^e 1856 unb 1862
Dorgelegt, enbUd^ 1889 auf bem legten römi-
fd^en ©eneralcapitel a))t)robirt unb red^tsfröftig
n)urben. S)ie Statuten bed ffa{)U5inerorbenS (f. b.
«rt.). urf|)rünglid^ italienifd^ abgefaßt (1530 unb
1536), tourben auf Sefel^t bed @eneraka))iteld
1575 gebrudft, fpöter oftmals mit neuen ^norb«
nungen Derme^rt, 1648 in neuer Bearbeitung Don
Urban Vm. approbirt, julc^t 1876 in lateinifd^er
Sprad^e gebrudft. Slu^er ben ©eneralftatuten,
meldte bem gangen OrbenSgnieig gelten, gibt eS
nod^ Dom ^roDingialconcil aufgefteSte unb Dom
OrbenSgeneral beftötigte ^roDingialftatuten für bie
Orbnung ber iBerl^ältniffe in ben einjelnen $ro«
Dingen. S)er Minister generalis, ber mal^renb
feiner SmtSbauer einmal in eigener $erfon ober
burd^ einen SteÜDertreter alle !ßroDingen Difttiren
mu^, nrirb auf bem ©eneralcapitel gemöl^It. SRit-
glieber biefer Serfammlung ftnb aOe ^roDingiale
unb ßuftoben, toie aud^ bie Dier $rocuratoren ber
Dier StmQt fammt ben gmölf ©eneralbeftnitoren,
ben Statinen beS ©eneralS. SDaS !ßroDingialcapitel
n)irb Don ben ©uarbtanen, Dier 2)eftnitoren unb
bem \t&f^tm $roDin)iaI gebilbet unb fommt aI8
DolleS Sapitel iebeS britte 3al^t jufammen;
enoöl^lt ben ißroDingial unb bie Oboen id
^öufer, befe^t bie h>id^tigeren SteQeii unb ieril
bie übrigen anliegen ber ^roDtn}. S>te tcfi
mö^ig innerl^alb ber brei 2Mire follmben 3mtfd$fl
capitel (congregationes intermediae) bcfo^
baS nömlid^e @efd()öft, bieSeftimmmig beS $roM
gialS unb feines SDefinitorS ausgenommen. SSoi
fd^on bie gfranciScanerregel im allgemeinen eil
jiemlid^ firenge SebenSmeife in Segug auf 9ti
rung , SBol^nung unb ff leibung Dorf d^reibt n
SbStineng unb ^fttage nad^ berfelben ^änfigfiii
fo finb bod^ bie Statuten ber flapustnec soi
ftrenger, fd^reiben enge, Ileine 3dl(i^ fimiH^
SBol^ng unb eine ff leibung Dor, mel^e benZsib
aüt »aul^eU ber 3a^reSaeit füllen lö^ SHe A
form beS 1^1. $etruS Don Sllcontara (f. b. U
ging aber l^ierin nod^ meiter unb Derlongte Sd
$en Don 2 m Sänge, eine ffird^ Don 7 m, eiw
Umfang ber gefammten Claufurmauei Don 15 a
femer Sarfu|gel^en ofyit Sanbalen, Sd^Iofcn m
bloßem gfugboben, l^öd^ftenS ouf einer SRotte; f
Derbot ben ®enu^ Don ^ki]ä), 9ifd^ Siem n
SBein. S)iefe Siegel Derlangt $eroifd^ Waam\
üe tovait gleid^mol^l lange ol^ SRUberung h
folgt — b. S)ie Dominicaner (f. b. U
S)ominicuS) er]^ielten Don il^rem Stifter bieSbgd
beS 1^1. SluguftinuS unb Statuten, oeld^en bie te
^römonftratenf er )u @runbe gelegt finb. S)en9ei
teeiS baf ür bilben bie älteften Statuten ber Si^
minicaner Don 1228, bie gum Sll^eil mdrtli^iit
ben entfpred()enben ber regulirten S^or^erreniik^
einftimmen (f. bie Statuten im 9lrd^. f. fiiterotur n.
ffird^engef(^.b.^ittelalterSl[1885], 165 ff.), bf
biefe SQSeife befam ber neue Orben eineSn^l^alkc
beiDö^rter ©runbelemente in feine Siegel, vsdift
er au(| treu betoal^rte ; bod() bat ber l^eilige OrM
ftifter aud^ mit großer ßntfd^iebenbeit unb €i4o>
^eit baS uiegsulaffen getou^t, toaS bem $rebigl'
amt, als bem ^auptitotd feines l^nftituteS, l^inbo^
lid^ fein fonnte, unb baS neu geformt, loaS biefn
Stotd entfprac^. S)ie Stellung beS ©enerdS 9
bei ben S)ominicanem eine gau) anbere aU Me
eines $römonftratenferabteS. 3)lan gelobt rSfn,
nid^t ben fiocaloberen, ©el^orfam, ift alfo nüyn
ein beftimmteS $rof egl^auS gebunben. Die Soc
ftel^er ber einzelnen ^äufer ftnb nid^t felbfl&dng,
fonbem Dom ißroDin^ial uttb @eneral ahifis^
Ueber aSen Oberen fielet baS ©eneralcapitd, ben
Don Anfang an bie @efe^gebung gufianb. ÜB
freier bem $rebigtamt ft^ toibmen )u !5iim
nal^m ber Orben feine Seelforge in fleineren 9e>
}ir!en, b. 1^. feine Seneficien an, U)ie bie $rämoii>
ftratenfer tl^aten, Dergid^tete auS gleichem @noibi
auf bem Kapitel gu Bologna 1220 auf it0l^
©emeinbeft^, gelobte alfo bie 9rmut mi tac
SBorgange ber SfranciScaner. Die ^önbeatW:
unb mand^eS, toaS bie ^römonftratenfer auB ber
monaftifd^en ©ebröud^en angenommen batten, ßcf
man fallen, gemö^rte aber bem Stubium eine fi
l^erDonagenbe Stellung, hai eS alS n^fentlulM
OrbenSregel.
1014
in ber Zl^ötigfeU beS OrbenS erfd^eint
bie Sominiconer Don ber erfien St\t an
Unioerfttftten t)on $ar{d unb Bologna in
esie^ngen fielen. S)te Sonftitutionen unb
bcfc^lüfle brachte nod^ ungenügenber t)or-
Imr Srbfit ber (L Sta^munb Don ^enna*
ieffere Orbnung; fein SBerl bleibt bie
erfaffung beS Orbend (f. Slrd^iD o. o. O.
9], 530 ff.). S)en erfien 2)ru(I ber Con-
en beforgte SonbeSi (SRoilonb 1505), eine
ottctoriftrte SuSgabe ber OrbenSgeneroI
Som 1690), bie jüngfie, im Orben ma^«
, OrbenSgeneroI Sanbel (ißarid 1886).
en ber (Senerolcopttel ebirte im 9(u8}ug
i^betifii^ georbneten Sd^Iogmörtem f^fon«
)m 1655), mand^eaud^ Martine, Thesaur.
L IV, 1669 sqq. ; neue 9uSgabe mit ^ort-
Don So-Sicero (SRom 1862). S)er felige
t fünfter OrbenSgeneroI, commentirte für
)rben fomo^I bie SRegel bed 1^1. Slugufnn
I bie SonjKtutionen (ogt. feine Opera de
S^ilari, ed. Born. 1888 sq.). — c. 9ln bie
canerregel fd^Iie^t ftd^ Qt3 eng Denoonbt bie
nim i , Derf Q|t Dom ^I. tJfran} Don $aulQ
l),<tti, ml^t, toiebiebeSI^I. gfranjDon^fftft,
fad^ift, fürünSnner, gfrauenunbXertiorier.
nngetDöl^nlid^ fheng unb Derlangt beftön*
iflen unb 9b8tinen}. — d. S)ie Siegel beS
litenorben« (f.b.art.), beSbrittenaKen-
lorbenS, f d^rieb ber $atriard^ Albertus Don
em (1208). Sie ift fhreng unb fd^lid^t unb
en orientdifd^en Urfprung erfennen, inbem
ben früheren, fel^r einfügen SSerl^öItniffen
a, tteldde ÜRönd^e nad^ Sinfleblerart in
dbe in fleinen um eine ffird^e gruppirten
mo^nen la^t. SteÜeid^t fom man p bem
otteSbienfi in bie ffird^e, {ebenfalls aber a^
ein in feiner 3eOe. ^m @onntag famen alle
[eifUid^en Untermeifungen unb gum Sd^ulb«
lufammen. S)ie Seftimmungen über 92a]^-
iren bie jurbamaligenS^it üblichen. Srft
nblanbe erl^ielt ber SSerein ben C^l^arafter
irbend mit eigenen ßonftitutionen, meldte
[V. (1431) milberte. Sie SReformftotuten
terefta für bie Sarmeliterinnen {teilen nid^t
äBortlaut ber alten Siegel tt)ieber l^er, f on*
len, ba biefe ber öeiligen nid^t fhreng genug
obftd^tlid^ barüber l^inauS. S)iefe Siegel
tSglid^ gmei Stunben Setrad^tung mit Dor«
iber Sefung, |[iarteS Säger, raul^e ffleibung
9be, fe^r f))arltd^e Sia^rung mit Dietem
tmb DoUftönbiger Snt^altung Don gfleifd^
foioie IBarfufegel^en Dor. auf jeben, aud^
imen lBeft| XDxxh Dergid^tet. S)ie fflöfler
ptn unb Don nid^t mel^r al§ 14 (fpöter 20)
bemol^nt fein. S)iefe Statuten opprobirte
7. im 3. 1565. ®ie Statuten ber refor-
Kännernöfler fmb unter bem 6inp[u| ber
pa unb im gleid^en Sinne Don P. ^icro-
I Matre Dei Derfagt unb auf einem Sa*
Slcak (1580) angenommen (f. Act. SS.
BolL Oct Vn, 247). ®er DrbenSgeneral unb
feine ©epnitoren, fein Slat)^, »erben Don ben
Patres gremiales, teeld^e ber gan}e Orben jum
©eneralcapitel fenbet, auf fed^S äal^re gemö^It; bie
$roDin)iaIe unb il^re S)ePnitoren, fonne bie
$rioren ber ^öufer Dom ^roDinaioIcopitel auf
brei 3a]^. @für eine $roDina mit tt)enig ff Idfiem
ernennt ber ©eneral einen ^roDinjialDicar. —
e. ©er Orben ber Irinitarier (f. b. «rt.) erl^ielt
Don feinem Stifter, bem 1^1. So^anned Don SRat^a,
eine eigene, fel&r hirj gefaxte Megel, bie fpäter ge-
milbert unb bur(^ 3ufö|e näl^er beftimmt mürbe,
©er bem S^oedfe nad^ Dermanbte f. Orben ber
aWerceborier (f. b. «rt. $etru8 SlofaScuS)
mahlte bie Sluguftinerregel unb erl^ielt Sonftitu-
tionen Dom bl. Siai^munb Don ^emuxfort. ©ie
Steform am Cnbe bed 16. 3a]^rbunbertd brad^te
neue Statuten. — g. 3n ben Älöftem beS Don
ber bl. Sirgitto (f. b. «rt.) geftifteten OrbenS
befolgte man bie Siegel beS |l. SugufHnuS unb
gonftitutionen, meldte ^fl Urban VI beflätigte.
(Ueber bie eigentbümlid^e ßinrid^tung ber ©oppel"
nöfterf.b.art.g5irgittenorben 1.) — h. ©er Orben
ber SerDiten (f. b. «rt.), 1233 entftanben, nabm
bie Sieget bed ffi. 9[ugu{tin an : bie Statuten fd^rieb
ber bL ^^«ippuS Senitiuö (f. b. «rt.).
6. ©ie Siegeln ber nad^ ber ©laubenSfpaltung
entftanbenen Orben tragen baS Gepräge einer
neuen 3cit- Sntfpred^enb ben Dielen, jum Sti^eil
gans neu ouftretenben Sebürfniffen ber Riti^t ger-
gliebert fid^ baS neue Orbendmefen in eine bisb^r
niddt gef ebene 93ielbeit, mld^t ftd^ aber ald eine beiU
fame enoeist unb bie Ihöf te mie aud^ ben Sleid^-
tbum ber im OrbenSflanbe lebenben 3bee in neuem
Sichte geigt. ©aS actioe Seben fte^t bem contem-
plattDen gegenüber im iBorbergrunb. ©emgemö^
ift bie Organifation eine Qfortfejung berjenigen,
meiere bie ^enbicantenorben ftc^ ge{($affen batten.
©er OrbenSgeneral leitet bie ©efammtarbeit, ba§
©eneralcapitel fd^afft bie @efe^. ©od^ merben
bie mittelolterlid^en monaftifcben SebenSgemol^n*
beiten, Don n)eld^en bie SRenbicanten, befotü)er§
bie ©ominicaner. Diel aufgenommen l^atten, gang
Derlaffen. Son tiefgebenber Sebeutung ifi ba§
aufgeben bed gemeinfamen ßl^orgebeted. hierin
liegt eine ber erften Urfad^en für ba§ Sntfieben ber
mobemen adcetifd^en Siteratur, um meldte ftd^ bie
neuen Orben Dorgüglid^ Derbient mad^en. a. ©a§
®efe|bud(| ber ©efetlfd^aft 3efu (f. b.^lrt 3e-
fuiten) tritt mie biefe felbfi bef onberd l^erDor unb
möre aOein f d^on imStanbe, einer neuen OrbenSgeit
bad @epröge gu geben, ©enn eS unterf d^eibet fid^
Don allen biSl^erigen burd^ 3nbalt unb gorm ; f o^ar
bie Slomenclatur ijl eine anbere. ©ie neue @e-
fettfd^aft grünbet leine Älöfter, fonbem C^öufer,
EoHegien, Slepbengen, fenbet il^re ^oftulanten nid^t
in baS SloDiriat, fonbem in bie ^robatbn, f^ai
feine Saienbrüber, fonbem (Soobjutoren. ©ie $rü-
ung unb grgtebung ift eine langbauembe. Diel«
ad^e; bie enbgültige «ufnabme erfolgt erft fel^r
pöt. 3m ©efejbud^ ift ber organifatorifd^e l^U
1015
OrbenSregeL
1016
Dom aScetifd^en gettennt; {ener tft in ben fel^r um«
fangreid^en Son[titutionen entl^alten^ auf bie boS
^auptgeiDtd^t gelegt ifi^ biefer in ben Begulae.
S)ie Sonftitutionen l^anbeln in 10 Sl^eilen Don
ber Sw^offung iur erften Prüfung (IX Don ber
Sntlaffung ungeeigneter 9{))icanten (2X Don ber
Sr}ie]^ung ber in ber erften Prüfung Seftnblid^en
(3), Don bereu @tubten, Don ben SoQegien unb
UniDerfitöten (4), Don ber Sufnal^me in bie ®e«
feUfd^aft (5), Don ©el^orfam, Slrmut, Slrbeit,
Sterben (6), Don ber äußern Sl^ätigfeit (7), Don
ber @eneraIcongregation unb Dom Orbendgeneral
(8. 9), Don ber Srl^attung unb Ausbreitung ber
©efeQfd^aft (10). S)ie Begulae, weniger um-
fangreich, an iBebeutung bem organifatorifd^en
Xl^eile nad^fte^enb, an Siefe, Ihaft unb SBörme
ben entfpred^ienben Partien ber Senebictiner« unb
ber tüfrandScanerregel nid^t gu Dergleid^en, finb baS
}um töglid^en @ebraud^ gegebene, Donoiegenb aS-
cetifd^e ^anbbud^. 2)a§felbe entj^ölt ein @umma«
rium ber in ben Sonftitutionen entl^altenen SlScefe,
allgemeine Sorfd^riften unb bann ber Steige nad^
bie Siegeln ber Sorgefe^ten unb Beamten, Dom
^roDingial bis gum Ro^ unb }u bem Sruber,
»etd^er bie 9lad^ttt)ad^e l^ött. Srgängt »erben bie
beiben Steile, Dorgüglid^ aber ber erfte, burd^ bie
Sefd^läffe ber 23 ©eneralcongregatiouen unb bie
Serorbnungen ber OrbenSgenerale. S)a8 @efe^'
bud^ ber ©efeüfd^aft 3efu, in feiner ©efammtl^eit
betrad^tet, mu^ jeben mit Sehmnberung erfüQen.
SS iß SUIeS mit großer Umfüllt abgezogen; Siedete
unb ^flid^ten ftnb toeife Dert^eilt; gegen bie menfd^-
lid^e Sd^toad^^eit ift Dorfid^tig überall ^tlfe unb
@tü|e angebrad^t. Sine öl^nlid^e Siegel ift in fold^er
Seife Dorl^er nie gefd^rieben, freilid^ aud^ nie ge-
moQt toorben. S)enn bei ber alten ©efe^gebung
be§ OrbenSIebend tear eine l^eilige ßtnfalt unb
Sd^Iid^tl^eit d^arafteriftifd^, loie fie ftd^ im @Dan-
gelium au§{))rtd^t, loie fte ber Organifation ber
Äird^e eigen ift unb toie fie oft bie SBerfe ber
2)iener ®otteS audjeid^net. UnDerfennbar i{l eg
aber eine Qfügung ber ^ßroDibenj, bafe bie ju be-
fonberer Sfflirffamfeit im fogcn. actiöcn Sebcn be»
ftimmte ©efeHf^aft eine fold^e SRegcI erl^ielt. —
b. 6ine eigcntl^ümlid^e ©tcttung unter ben SRegeln
geiftlid^er @enoffenfd^aften nimmt bie ber Orato-
rianer (f. b. 9lrt. $^ilippu8 5Reri) ein, ba bie
SRitglieber feine OrbenSIeute finb, feine ©elübbe
ablegen, ßigentl^um beft^en unb bod^ n)ie OrbenS-
leute in einer flöfterlid^en ©emeinfd^aft gufammen-
leben. — c. ©erOrben ber barml^ er jigen ©ru-
ber (f. b. ?lrt.) erl^ielt Don feinem Url^eber, bem
1^1. Sol^anneS Don (Sott (f. b. ?Irt.), feine SRegel;
^iu8 V. gab i^m 1572 bie SRegel beS ^I. «ugu-
ftin unb ben OrbenSd^arafter ; auf bem erften (§e-
neralcapitel in3lom(1587) erhielt er Konftitutio-
neu; bie le^te 9tebaction berfelben ift au3 bem
3a]&re 1718. — d. ®en !ßiariftenorben (f. b.
?Irt.) approbirte ®regor XV. Sie Dom Stifter,
bem ^I. 3ofert Don galafanja (f. b. %xt.), Der-
faxten Sonftitutionen (1621) umrben mit ben
fpöteren Suffixen unb 3)ecreten ber ®eiteta(>
capitel im 3. 1698 gu einem umfongreid^ (Be>
fammtmerfe gufammengefteQt. — e. Sie Segu
iarclerifer beS 1^1. ^ieront^mnftSemi
H a n u 8 (f . b. %ü. SomaSfer) erl^ietten Don il^tcn
Stifter furge Statuten, fpöter burd^ $itt8 Y. bi
Siegel beS 1^1. 9lugu{Hnu8 unb balb borauf Don \Sfta
@eneralDicar (Sambarana umfangreiche Sonpu
tionen, meldte Urban VIIL a})probirte. — t JX
Sonftitutionen ber 93 a r n a b i t e n (f . b. 9ri) tm
ben nad^ bem erften Sntmurf be8 P. 3accaria an
bem Kapitel Dom 3a]^re 1 542 unb enbgültig auf ba
Don 1579 feftgeftellt. — g. gfürbieSJ^eatine
(f. b. ^rt.) Derfa^te ber 1^1. Sajetan bie erften )ko
Dif orif d^en Statuten ; unter ^ul IV. lomen toid^
tige ^enberungen Dor, bie unter SIemenS VID
bei enbgültiger Siegelung ber Statuten (16M
mieber aufgel^oben »urben. — h. 92id^t jn ba
eigentlid^en OrbenSregeln gel^ören bie Sa]pnign
ber ®enoffenfd^aften regulirter ßleriler, bie Im
Orben bilben, nömlid^ ber SRiffionSpriefier bd
^l. 93incentiu8 Don $aul (f. b. 9rt. unb b. 9tt
SagaruS, Orben Vn, 1562 ff.) unb ber Stebc»
toriften ({. b. 9lrt.). ®ie Siegel ber SWiffioal-
priefter ift burd^ ben ®ei{t l^eiliger Salbung, (»
fprud^Slofer unb fd^lid^ter S)emuti^ audgej^ei«^;
fte mürbe Dom 1^1. SBinceng erft nad^ 80|fi^dgei
Seftanb ber ©efeUfd^aft unb praftifd^er Si^hng
im 3. 1658 niebergefd^rieben. 9tt f^acCf^
bejetd^net fie bie ÜRifftonen unb gUKir Dome^mBi|
unter bem SanbDolfe. — SHe Siegel ber Siebe»
toriften (f. aud^ b. ^rt. Siguori) ift ber eben«*
nannten fe^r äl^nlic^ ; bod^ ift fte fürger. 3^ Ir*
göngung ftttbet fte in ben Sonftitutionen, meld^ dor
ben nod^ bei Sebjeiten be8 1^1. Stifters gel^altenenSo*
piteln (bis 1764) Derf agt ftnb. S)erSorfianbba
ganzen ^Kongregation l^at ben Xitel Superior ge-
neralis et Bector major. 3^m }ur Seite jie^
6 Dom ©eneralcapitel geioöl^lte Sonfultoren. Ser
©eneralfuperior ernennt bie $roDingiale, bieShc«
toren ber eingelnen §äufer, SloDigenmeifler u. f.».;
er l^at bie iöl^rlid^e SSifttation ber ^oufer Dot^*
nehmen ober geeignete ÜRönner )u belegiren; ^
bem fiocalobem l^at er einen Slbmonitor }ur 9M-
l^ilfe unb Sorrectur feiner ^anbtungen gur @eitt
— L Sie Siegel ber Sd^ulbrüber (f. b..fti),
Dom fei. 3o^onn93aptift be laSalle (geft. 1719) je-
fd^rieben, Don93enebictxm. (1725) gutgel^|a^
befd^öftigt ftd^ Dome^mlid^ mit ber ßauptonfgoie
ber trüber, bem Untenic^t armer Itinber. Ser
® eneralfuperior mirb auf SebenSgeit gemfil^lt; coA
feinen urfprünglid^en }toei ^fftftenten ftnb U)egn
ber Ausbreitung ber ©efeOfd^aft unb Der bobiu^
bebingten ©ef^äftSDermel^rung gmölf gen)orbeiL
2)ie ^öufer ftnb auf ^roDingen unb 2)iftricte W
tl^eilt unb loerben Don einem burd^ ben (Senend*
fuperior für brei 3a]^re beftimmten ^Dinjtol-
Difttator aUjö^rlid^ Difthrt. Aud^ bie S)irectoten
ber einzelnen ^öufer ftnb brei 3a]^re im Smt SM
©eneralcopitel Derfammelt fid^ aDe gel^n 3a]^ ; cS
befielet aus ben genannten Beamten, ben juiei w
1017
OrbenSregeL
1018
nndtnvcurotoreii «nb ben Don btn gäufent ge«
tt^ttmScpniixten; bod^ ifl bie 3ol^lber leiteten
eine \dß befdfttSnIte, inbem enhoeber ein S)i[tnct
iMRi M ^fiufem mit einer SeDöIferung Don 20
Snibern ober 100 Sruber j[e einen Seputirten
7. S)ie Kegeln ber erfien toeiblid^en Orben
Mefer $eriobe (Urfulinen, Snglifd^e ^röulein unb
6i(iorßem Don ber ^eimjfud^ung ^ana) feigen
woii tMm einer Orgonifation in größere 93erbanbe
ot nib loffen bie eingetnen^ bem S)iöcefQnbi{(i^of
ndniDorfeiien ftlöfler felbftdnbig unb nur burd^
Iffitiaten Serfel^r Derbunben. S)er ®runb l^ierDon
V dfot Stoeif el bie Surädgegogenl^eit biefer ®e-
I0ffm{4aften unb bie burd^ bad £rienter SoncU
tiq|ef(^ebene Ckufur, neld^e ani^ bie örtliche
fiäüUät ber alten 3cit fefigul^alten )n>ang.
Oanfitr nnb StobüitSt fielen ober, ots in unferem
9at<4tmbert religiöfe gfrouengenoffenfd^aften fid^
HMen, meld^ am actiDen Seben ber mönnlidden
OibeB in f^hf^ttm @rabe als biSl^er t^eilnal^men.
$k för biefe neuen iBer]^ftItnij|e gefd^riebenen
Jbgdn entl^olten au^er ben für bad geiftli^e Seben,
Me Befolgung ber eDongelifd^en SRStl^e unb ben
h|oiibeniOrbenS}tt)ed[ erforberlid^en ^efümmun«
gm eine ben actiDen SRännercongregationen nod^
gEÜIbcie Organifation, fe^en gemöl^nnd^ eine © e«
MOloberin auf 8 — 8 ^opre ein, geben il^r einen
Srim^tMmSffiftentinnenunbiBoQmQd^t^bieSocal-
4crm ein* unb abgufe^en unb bie Sifttation Dor«
inel^men, fomie ben regelmäßig miebertel^renben
<a|»ttebi p prdftbiren. S)ie Aber Derf d^iebene S)i5-
ofm ierfheuten Käufer unterftel^en oem betreffen«
bnSStfd^of ; um aber )tt)ifd^en biefem unb ber @e«
Kmloberin £om|)eten3ConfIicte }u Dermeiben, l^at
H ber Don ber römifd^en Kongregation gebUItgte
nb allgemein feftgel^altene ©ebroud^ gebilbet^ ba]^
bccSifd^of gemöl^nlid^ bie innere Seitung, bie
toboc^tung ber Sieget u. 9. ber ©eneraloberin
ütrlöSt, toöl^renb er feinerfeitS bie äußeren 93er«
Mite ubedoad^t (f. Srd^tD für fatl^ol. ffird^en«
wit XV [1866], 412 f.).
UL Som @tanbpun!te bed ff ird^enred^ted
fltfimterliegen bie OrbenSregeln, al§ ein mid^tiger
2teU ber fird^Iid^en SiSciplin, ber Prüfung unb
Siüoffmig burd^ bie fird^Iid^en Oberen. S)a§^ppro«
htionSred^ befaß frül^er ber 9t|d^of für ben Se-
in^ fernes Sprengeis unbefd^rönft, ie|t fielet eS i^m
nr nod^ in befd^rönftem SRaße )u (ogl. aud^ ben
lit Orben ob. 974). ffiie DoUe ©cttjolt befi^t
berfopfL S)ie päpftUd^e Approbation einer Or-
megel 1^ Geltung für bie gange ffird^e unb
V für immer gültig; fte ifl nad^ ber allgemeinen
It|(t ber X^ologen, meld^er faft nur SJleld^ior
(m (DelocisiheoL 5, 5) tt)iberfprid^t, ein AuS-
M ber pdpfilid^ UnfeParteit (f. b. Art.) unb
HWb felbft unfel^Ibar. Sine bifd^öflid^e Appro-
^^ gilt nur als eine Dorlöufige Srüärung über
^ G^orolter ber OrbenSregel. 3n ber ölteften
JA {((eint fdne auSbrüdflt^e Approbation ber
OrbenSregeln ftottgefunben ju l^aben. S)ie OrbenS«
genoffenf duften {lanben innerl^Ib ber ©renken beS
gemeinen SRed^teS. S)ie Sifd^öfe beobad^teten baS
nöfterlid^e Seben, befud^ten bie ITIdfier unb gaben
bamit eine ftiUfd^meigenbe iBiUigung. S)ie erfte
Stegel, toeld^e eine auSbrüddid^e pöpfüid^e 93eftöH-
gung erl^ielt, aÜerbingS in gform einer nad^trög«
lid^en, aber außerorbentlid^en Selobung, ift bie
ber Senebictiner (f. S. Gregor. Magn., Dial,
2 , 36 ; Dgl. Snarez , De relig. 9 , 2 , c. 2).
3n ben folgenben Seiten erl^ielten mand(|e Siegeln
eine münblid^e SiUigung beS $apfteS gelegent«
lid^ einer 3ufammenfunft beS ©rünberS mit bem
^apfie. Sine fold^e erlangte ber ffi. granriScuS
für feine erfte Siegel, mSl^renb er für feine le^te
eine fd^riftlid^e SiUigung erl^ielt. S)urd^ baS Dierte
Saterancondl (1215) unb baS gleite Sondl Don
S^on (1274) teurbe bie Approbation ber OrbenS-
regeln bem ^opfte auSfd^Iießlid^ Dorbel^alten. 3o«
l^ann XXTT. erflörte fpäter, als biefeS ©erbot
nid^t ftreng beobad^tet n)urbe, alle ingmifd^en Don
Sifd^öfen erlaffenen Approbationen einzelner ®e«
nofjenfd^aften für nid^tig. Seitl^er ift ©runbregel,
ut nulla religio esse possit sine regula a
Summe Pontifice approbata (Schmalzgrueber,
In tit. 81, 1. 8 decret, n. 22; ö^nlid^ pr^ing,
Xamburini u. A.). S)od^ fanb ber genannte 93e«
fd^Iuß aud^ eine anbere, minber firenge SrHörung
(f. b. Art. Orben ob. 974 u. 976 unb Ard^iD für
Siteratur unb ffird^engefd^. beS ÜRittelalterS VI
[1892], 2 ff.). S)iefer SRed^tSjuflanb, bemjufolge
Jebe geiftlid^e ©enoffenfd^ft f^on Dom erften An-
fang i^reS ^eftanbeS, aud^ }u ieber SIeuorbnung
nadd erlangter ©enel^migung, eine Approbation
beS apoftolifd^en @tu^IeS beburfte, blieb bis }ur
fransöfifd^en SleDoIution befleißen, ^reilid^ famen
gälle Dor, in benen geijüid^e ©enoffenfd^aften mit
bifd()öflid^er Approbation löngere 3^it befianben.
3m 19. äal^rl^unbert aber entftanben unter neuen
SSerböItniffcn Diele religiöfe ©cnoffenfd^aften, für
beren Siegelapprobation eine anbere ©emol^nl^eit
fid^ bilbete, meldte bie römijd^e Sel^örbe ^uerft
bulbete unb fpöter gerabe^u forberte. @o mürbe
bem 93efd^luffe beS SateranconcilS burd^ eine ent«
gegenftel^enbe, red^tsfröftige ©etool^nl^eit berogirt
unb ein neueS Siedet gef d^affen. 2)ie neuen OrbenS«
genoffenfd^aften müjfen, um in Slom eine Dor-
löufige Anerf ennung ju erhalten, eine Smpfel^lung
Dom S)i5cefanbifd^of Dorlegen, unb il^re Siegel muß
fd^on geraume S^it praftifd^ erprobt fein. Auf
biefe S^ugniffe fin fann Don ber Congregaüo
Episc. et Reg. eine probemeife Approbation auf
brei bis fünf ^a^xt erlangt merben, nad^ beren
93erlauf bie enbgültige ©enel^migung nad^ einer
nod^maligen Prüfung ertl^eilt tt)irb. S)aS gleid^e
SSerf al^ren mirb einge|alten, toenn innerl^alb eineS
ber alten Orben eine Kongregation ober felbftän-
bige Abjmeigung burd^ Srrid^tung Don 3ufa|-
ftatuten gebilbet mirb. ®ie auf bem ©eneral-
capitel befd^loffenen neuen ©efefee fd^on befteben»
ber Orben muffen, menn fte blcibenbe ©eltung
l^aben foQen, fobalb fie burd^ mel^rfäl^rige praf-
1019
OrbenSregel.
102
tifd^e Srfal^ng ttpiobt finb^ bet Congregatio
Episo. et Beg. vorgelegt »erben (Bouix, De
jure Fegularium I, Paris. 1857, c. 2). — SSiel
befpro^en nnb fd^toierig ift bte gfroge ttod^ bet
Slrt nnb Sä^rntt bet Serpflid^tung, meldte bte
OtbenSregeln auferlegen. ÜRon nimmt Dielfoc^
an, (efonberS »egen bet in ben Siegeln f eftgefe^ten
©trafen^ bag in bet öltem Sdt jiebe Uebertretung
bet Siegel für @änbe, in t)ielen göllen für Xob-
iünbe gegolten l^abe. S)e|]^Qlb f o^t man }. 93. aud^
)\t (Escommunication in bet 93enebictinenegel afö
eine »irllid^e Su|e für @ünben auf, nid^t als blo^e
öuBere@anirung ber Derle^tenOrbendbiSciplin. 3n
ber Sluniacenfer (Kongregation betrad^tete man ben
nad^ k)erbotenem gfleifd^genuffe eingetretenen plö^
lid^en Xob für eine ber @ünbe entfpred^enbe @traf e ;
aOerbingS galt biefed Sergel^en bamaß faft als
ein 3et(|en oer Slpoftafte k)om Orben. Slllein fold^e
ft)ötere lilnfid^ten fönnen feine Sid^erl^eit über
ben SBillen beS ®efe|geber8 bieten. Sine mil«
bere Sfuffaffung t)on ber SSerpflid^tung ber Or-
benSregeln bal^nte ber 1^1. Seml^arb t)on Slair-
lyaug an (De praecepto et dispens., bei Migne,
PP. lat CTiXXXTT , 859 sqq.). äl^m folgte,
aber mit größerer S)eutlid^feit utib Sntfc^ieben^eit,
ber fß, Xl^omaS, teeld^er Summa theol. 2, 2,
q. 186, a. 9 burd^auS beftreitet, ba^ alle Siegel-
übertretungen fd^teer fünb^aft feien; er lögt bieg
nur t)on ber uebertretung ber (Selübbe unb ber
Uebertretung mit formefier Serad^tung ber Sor-
f d^ft gelten, fjfreilid^ tear mit bief er Seantmortung
nod^ nid^t alle Unftd^erl^eit gel^oben, unb bte nad^«
folgenben @d^oIaftifer nal^men bie iJfrage oft teteber
k)or. Ser 1^1. Slntonin t)on Sflorenj fud^te in feiner
Summa (P. 8, tit. 16, c. 1) au8 einseinen SluS-
brüdfen ber Siegeln Slnl^altgpunfte bafür gu ge-
toinnen, ob ber Orben§ftifter irgenb ettoaS ftreng
ober minber ftreng f orbere. 9lnbere folgten i^m in
bief er 9lrt ber Sel^anblung, bod^ mit teeniger
©efd^idf. — ®ie QfranciScaner erlangten öon ßle»
men§ V. bie fjeflfe^ung Don 24 ^ßunften in il^rer
Siegel, teeld^e al§ sub grayi verboten anjufel^en
finb. S)ie meiften ftnb aber fold^e, u^eldfte fd^on
anbenoeitig burd^ aOgemeine Gebote ober als
®egenfianb ber ©elübbe als fidler fd^teer berpflid^-
tenb befannt finb. ^nx anbere Orben fd^ien bte
fjfrage fo unlösbar, bag Saietan u. 91. riet^en, ben
$apft )ur Söfung anjuge^en, ober meinten, baS
Xrienter Soncil muffe eine le^ramtlid^e ßntfd^ei«
bung barüber geben. @uare}, ber bie Slrbeiten
feiner Vorgänger jufammengefagt unb gefid^tet
fyxt, unterf (Reibet eine breifad^e 9R5gIid^!eit ber
SSerpflid^tung : a. S)ie Siegel t)er))flid^tet bei ieber
teid^tigen !Dlaterie unter einer fc^teeren, bei gering-
fügiger unter einer löglid^en @ünbe. @o faxten
!Dland^e bie ölteren Siegeln, befonberS bie ber 93ene-
bictiner auf. Sod^ bemerft ber Ifi. Stl^omaS bagegen
mit Siedet, bog in biefem gfaSe baS OrbenSleben,
teeld^eS bod^ ein SSeg beS ^eileS fein f oute, jum t^Ü-
ftridf beS SSerberbenS teürbe. Sr fa^t beg|alb nid^t
ällleS als ®efe|, fonbem SRand^eS als aRa^nung,
Serorbnung nnb Statut unb redtet ju Idfim
fogar baS im SRittelalter t)iel umjbittene SoÄ
beS gfleifd^effenS (QuodUb. 1, a. 20). — b. S
Siegel Derpflid^tet nur unter lä|ltd^ €ünbe an
in teid^tigen @ad^en, fo bag ein für baS ft(o|ie
leben bebeutenbeS Verbot, }. SB. boS beS @til
fd^teeigenS ober SfaftenS, bei feiner Uebertretm
löglid^e @d^ulb Denoirft S^oox nel^men etni
X|eologen an, eine bebeutenbe &aä^t Knne an
nur sub gravi verboten teerben; bod^ ifi bie ea
gegenftel^enbe Slnftd^t fidler unb Don SRortin ^
in ber SRegela))))robation ber ^ieroni^miten om
»anbt, inbem er feftfett, bag Die Übertreter p
nid^t einer Xobfüttbe f^ulbig mad^. 3n glefa^
SBeife erflört biefe milbere 3tuff affung oud^ bie So
f d^riften ber ölteren Siegeln. — o. SHe Stegel De
ppid^tet gar nid^t unter @ünbe, fonbem nur mili
Strafe. Ss bleibt aud^ fo eine (8e»iffenS|^i4
nömlid^ im UebertretungSfaüe bie auferlegte Stti^
gu tragen. Saietan berid^tet, eS fei auf eiaa
©eneralcapitel ber Dominicaner (1237) ouSbräl
lid^ beftimmt »orben, bog bie Sonftitutionen irato
leinerlei Sünbe Derpflid^ten, utib bag bie ä
ben ölteren S)ecreten ftel^en gebliebenen Semcr
hingen: est gravis culpa, est levis culpa teii
Sebeutung l^aben. S)er feL ^umbert, füsfki
OrbenSgeneral ber Dominicaner, berid^tet in fefan
Srflarung ber Sonftitutionen feineS OrbenS (La
n, 46 [f. ob. 1013]), ber l^L SominicuS f^
auf einem Sopitel )u Bologna )um Xrofie ba
ffleinmütl^igen erflört, bag bie Siegel nid^ nnla
einer Sünbe Derpflid^te ; teenn bem nid^t fo ttto;
n)flrbe er burd^ bie fflöjter gelten unb mit feine»
3Reffer alle Siegeln ausfragen (Dgl. oud^ Soare^
De relig. 1, c. 2 ; Bouix 1. c. II, 545).
IV. 3n aScetifd^er ^infit^t finb bieOr»
benSregelnauSge)eid^net]^inft(^tli4i^reSUrf)mniQi
unb i^rer SBirfung. 2)ie Serfaffer maren bu^'
n)eg l^od^begabte Gönner; fte l^atten ben natüiGill
fd^arfen fdlxd geflört unb geläutert burd^ laBg>
jö^rige Seobad^tung, innere Srfaldmng unb ^
Itgfeit beS SebenS, n^ie burd^ Dielföltige Srfa^
in Seitung Slnberer. DaS gefammte ®ebi(t bd
geijtlid^ SebenS unb bie Dielftufige fdciSß ba
flöfierlid^ SBoOIommenl^eit ftanb Dor il^ren Sugm
So tonnten fte Siegeln fd^reiben, mld^t fd^on M
natürlid^en Stanbpunft auS bie l^öd^fie mei^
lic^e SebenSn^eiS^eit enthalten, Höfterlid^ 2f!M
gen)o]^n]^eiten f d^affen unb bie ganje Summe i^riP'
lid^en SBoQlommenl^eitSftrebenS für} unb fraftiM
jufammenfaff en ; il^re Seigre l^at borum me^r S»
teö^r ber Srau(|barf eit als bie Seigre eines eintet
neu aScetifd^en Sd^riftfieOerS. Sie Serfaffer ba
OrbenSregeln erfreuten fid^ aber, teie man tooil
annel^men barf, n^egen ber SBid^tigfeit i^rer Saf^
gäbe aud^ übematürltd^er Seitung unb Srleni^
tung , uttb }tt)ar um f o mel^r , je l^eiliger bei
Serfaffer toar unb je Derbreiteter feine Shge'
»erben follte. S)ie langjöl^rige ißorbereitung |. 8
eines 1^1. SgnatiuS unb 1^1. SSinceng Don ^ul oer»
bürgen bie 9luftt>enbung aller »ünfc^enSmert^eii
1021
DrbenSftonb — Drbcrid^.
1022
Ibifid^ nnb &rgfQlt. Set 1(1. Srand§cu§ Don
ip BKriUe bei aller (Bnrebe bed Sruber§ SliaS
lä/t eis Sddlem ftnbern, inbem er t)erftd^erte^
Me Segel fei nid^ fein SBert, fonbem fei tl^nt etn-
gegdkn iDorbcn (S. Bonaventura, Leg. S. Franc.
8.4). fle^nfid^ Derftii^e man bad ganje 9RitteI-
dfitr (inbitn!^ k)on ber Senebictinenegel. @o fann
efai ne^ ober minber ftarfer inbirecter unb felbft
Mmter Sbemotärli^er einflu^ bei ^bfaffung ber
OrMregeln ol^ne SJerle^g ber ^ietöt nid^t
nlfoebe gejlellt loerben. — t$fär bie Orben ift
Me Siegel {und^ft baS 3nfhuinent ber rul^igen
l4df(^id^ Orbmtng^ bie Stic^tfc^nur bed
(tipii^en Sebcnfi imMgemeinen; fte toirb bahmä^
m OneDe ber reid^ßen Segnungen, eröffnet eine
iifäi ber Zugenb, )eigt bie 93a^n l^eüigen @tre«
tal ffieiterl^ abn unb genauer genommen iß
IkbcrSttibnuI beS eigent^ümlic^en SBefenS unb
MPd, ber ben Orben befeelen foll, unb bal^er
fciic^ ber Slüte för il^ S)er befonbere ®eifi
iM )dmi OrbenSfHfterS, bie in feinem fieben
dl Ue erfie Serlört^erung feiner Siegel auSgeprög-
ki trifigen Sigentl^flmli^^eiten , bie befonbere
ks^ SotteS ^figung {ebem Orben gegebene 93er-
üriD^ung beS tird^Ii(|en 3beaIS religiöfer SSoQ-
iMnien^ nad^ einer befUmmten @eite ^xn finbet
ii ber Sbgel i^ faßbaren 3(u8brudf. S)ie Se-
eMtteng ber Siegel geitigt biefe eigenartigen
Xigenbeii, ben befonbem S|aralter ber ^eiligfeit
nb (^fUid^ SoUf ommenl^eit unb Iö|t ba§ Silb
M Cttftetd in ber ftirc^ fortleben, ^urd^mög-
fiitfl getienen Snfd^Iug an bie Siegel garantirt
f4 iäftt iebe OrbenSgenoffenfd^aft baS jeitlid^e
nk fibemotürlic^ ®ebeiben. 3nbe| ift ein-
Mibnb )u bemerTen, bag bie OrbenSregel biefe
bizfimg nid^ aI8 tobtefi Sd^riftftüdf an ft^ l^aben
hn, fonbem nur aß ein in ber gül^ntng burd^
kk Oberen lebenbig gemorbened ®efe^, roit auä)
Me treue gegen bie iRegel t)on Seiten einer Or-
bmgenoffnifd^ft niemals ein einengenbed t$eft-
Hilen am ßonen 93u(^fiaben merben barf, befon«
tot bc^ »0 DerSnberte 3eitt)er]^altniffe bie in ber
Segd t»roufigefe|ften fiebenSgemol^n^eiten abge«
Uert ober entfernt l^aben; t)ielmel^r mu| bie Sr-
Ibnig mib Snmenbung ber Siegel eine t)om
Ccifie bed erfien SerfafferS getragene, erleud^tete
ab Sit ber (Sabe ber Unterfc^eibung auSgeftattete
VoL Dafür erleud^tet ®ott bie gefe^gebenbe
AclKrfd^ft, ba}u ermedt er in ben Orben immer
Mcr Olänner, bie k)om ®eipe bed erften Höfter-
4n ®efe|geber9 in t)onerem 3na|e empfangen
(tha. fjfur ben einjelnen OrbenSmann ijt feine
StgelSti^d^mtr im geijtlid^ SebenSgang, SBerT-
nib SRUtel ju unja^Iigen Xugenbübungen,
|nr Selbfll^eiligung, Unterpfanb ber Selig-
st, fo ba^ öfterd bie $äpfte bei 93eflatigung k)on
CMM|iatuten ben betreffenben OrbenSIeuten bie
Sttfii^ctung geben, ba| eine fold^e SebenSmeife
ka&tomel Mbiene, unb $iuS V. bei 93eftaHgung
1^ Confütutionen ber ffopujiner fagen fonnte:
Otts n qiuB perfecte observaverit, inter
Sanctos referri potest. SS fann feinem 3toeifeI
unterliegen, ba^ unjöl^Iige ^eilige burd^ bie Or-
benSregeln in ben ^immel gefommen finb, ba^
eine unabfel^bare9bftufung k)on]^immIifd^er Sd^ön-
l^eit unb ftral^Ienber ®ottö]^n(i4feit unter Seitung
ber OrbenSregel ermad^fen ifi, unb bag mol^I jebe
einzelne Sorfd|rift ber oerfd^iebenen Siegeln il^ren
Siemes ober i^re glorreid^e SBoremigung im ^immel
gefunben l^at. Somit ift efi gemi^ gered^tfertigt,
menn bie aScetifd^en Sd^riftfteller ber Orben bie
Siegel mit großen fiobeder^ebungen greifen, fie bie
Sreube, bie Sid^erl^eit, ben ®runb freubiger,
frol^er 3ut)erftd^t, Seben§met§]^eit unb baS 99anb
ber Sinl^eit mit ®ott nennen (t)gt Nieremberg,
Doctr. ascet. VI, August Vindelic 1756,
274), unb menn ber 1^1. granciScuS bie Siegel
räl^mt als ha% a3ud^ bed SebenS, bie Hoffnung bed
^eileß, baS Unterpfanb ber emigen ^errlid[>feit, ein
lebenbigeS Stmngelium, benftreujefipfab, Sd^Iüffel
beS «ParabicfeS. [Slmbr. «ienle 0. S. B.]
^btnsflaub^ f. SRönd^tl^um, Orben, unb
Stönbe, firc^Iid^e.
^bensUad^U l ^^eiber vn, 755 f.
^btMnfaxpation (usurpaido ordinis) l^ei^t
bad fird^enred^tlid^e S)elict, toeld^eS burd^ f eierlid^e
9(u8ubung eines nod^ gar nid^t obernid^tinred^t"
mö^iger Seife empfangenen Ordo (f. b. Slrt. n. p)
begangen mirb. 9IS Strafe ber OrbenSufurpation
be^mmen bie £anonefi eine fßn^t nac^ Srmeffen
bed aSifd^ofe unb bie Snegularitöt Sediere mtrb
t)on bemienigen, ber ben Orbo ausübt, ol^ne il^n
überj^aupt empfangen )u l^aben, ipso facto in-
currirt (c. 1. 2, X 5, 28) ; aud^ mer per saltum }u
einem bö^em Orbo promoüirt ift, mirb erft bann
irregulör, menn er biefen Orbo ausübt, meil er nur
t)on beffen 9luSübung bis }ur 2)iSpenS fuSpenbirt
mar (e. un., X 5, 29). S)a bie StuSübung ber
nieberen fird^Iid^en 2)ienfie nid^t me^r an ben Sm-
pfang ber nieberen Seiten gefnüpft ift fann t)on
einer OrbenSufurpation nur mel^r in Se^ug auf
bie l^öl^eren SBeiben Siebe fein. [^ermaneber.j
^berii^, fpöter SitaliS genannt (Ordericus
Vitalis), ift ber SSerfaffer eineS auSgejeid^neten
l^iftorifc^en SBerfeS, meld^eS er Historia eccle-
siasüca nannte, meil ein großer 2:^eil feines 3n«
l^alteS ber ftird^engefd^id^te angel^ört Sr mürbe
1075 )u ^ttingeS^am in ßnglanb geboren unb
f d^on in feinem fünften Saläre k)on feinem frommen
unb fenntni|rei(^en SBater ber Sd^ule unb bem
Sienfte ®otteS an ber gieterSfird^e }u SbremS-
burQ übergeben, ^ier blieb Orberid^ fünf 3abre;
im }ebnten Saläre feines alters Iie| ibn ber Sater
nad^ S^anfreid^ in bie 9lormanbie überf d^iffen unb
brad^te il^n in baS fflofter St Soroul in Oud^e
(Uticum). 3n biefem fflofter empfing er ein 3abr
nad^ feinem Eintritt bie ÜRöndftStonfur, mürbe im
16. Saläre feines 9UterS sum Subbiacon, im 18.
gum S)iacon unb im 83. )um ^riefter gemeint
unb geno^ bis ju feinem Xobe bie Sld^tung unb
Siebe feiner Siebte unb üßitmönd^e, bie ibn als
einen frommen, bemüt^igen, bem ffird^enbienße
1023
Orbinartat
unb ben ©tubien rajHoS ergebenen SKonn öer»
eierten. @o tourbe bie Ütormanbie fein jmetteS
Soterlonb, unb bie| gab il^m bie ißeranloflung )u
feinem ©efd^id^tStoerl in 18 mi^tm, m\ä)^ Dor-
afiglid^ bie ®^\äfiä)tt ber ^^ormonnen feit il^rer 92ie«
berlaffung )u SRouen unb i^re Xl^oten foteol^I in
Sfronfrei^ unb Snglanb al% aud^ in Stauen unb
^alöfiina bel^anbelt. Ueber bie öltere ©efd^id^te ber
IRonnonbie, fowie befonberS einzelner Älöfler inber«
felben, bietet baS SBerf reid^en änl^alt bar, unb efi
bleibt für bie ftird^engefd^ic^te unb bie ©efd^id^te
jener S^it ]oxo6fjH bur^ Umfang be§ ©eftd^tSfreifeS
als aud^ burd^ baS Streben nad^ genauen 92a(^-
rid^ten eine fel^r »id^tige Ouelle. SS reid^t k)on ber
Seit 3efu fe^rifti bis jum 3a^re 1141. Orbe-
rid^ fd^öpfte mit Diellol^rigem mü^famen gfleig oxA
einer SRenge ber beften unb foftbarften OueEen
unb ift nur in einzelnen femliegenben fünften
unjuDerlöfftg. S)ie Historia ecclesiastica tourbe
am beften mit Kommentar bon Slug. Se ^reDofi
l^erauSgegeben (Orderici Yitalis Angligenae
coenobii üticensis monachi Hist. ecclesiast.
LL. Xm, Paris. 1838—1855, 5 voU.). (Eine
frül^ere Ausgabe ift t)on S)u(^eSne in ben Eist.
Norman. Scriptt. antiqui, Par. 1619, 319 sqq.;
StuSjüge in benMon. Germ. hist. Scriptt. XX,
50—82; XXVI, 7. 11 sqq. Sud^ SWigne (PP.
lat CLXXXYin, 15 sqq.) l^at biefelbe nad^ ben
ausgaben t)on Sud^eSne unb Souquet aufgenom-
men, mit tl^eilmeif er Snfül^rung ber 92oten fie $r6«
t)of}8. (S3gl. Sappenberg, ®ef^id^te Don Snglanb
n, Hamburg 1837, 378 ff. ; Ceillier, Hist. des
auteurs sacrös XIY [1863], 369 ss.; SBatten-
bad^, S)eutfd^Ianb§ ©efd^id^tSqueUen U, 6. SlufL,
«erlin 1894, 218; fonftige fiUer. bei ChevaHer,
Eepert. s. v.) [©d^röbl.]
^t^inittiaf (Don OrbinariuS ; f. b. 9lrt.) I^ei^t
im Slllgemeinen bie t)om S)i5cefanbifd^ofe au§
S(eri!em (unb Saien) jufammengefe^te Sel^örbe,
beren er ftd^ sur fieitung unb Regierung feiner
2)iöcefe bebient. 3nbeg ift ber @ebraud^ beS
SBorteS „Orbinariat" in S)eutfd^IatA fcl^r fd^man«
fenb unb bie Sebeutung beSjelben in ben einzelnen
S)iöcefen eine Derfd^iebcne. SBie in ben frül^cften
äal^rl^unberten bie alten $re§bQterien, fo n^aren
feit ber 3lugbilbung ber Sapitel§t)erfaffung bie Sa-
nonifer ber Satl^ebrale bie geborenen Stötl^e beS
Sifd^ofS in ber ißermaltung ber S)i5cefe unb fmb
eS aud^ l^eute nod^ nad^ ber feit ber @acularifa«
tion vorgenommenen 92euorganifation ber Kapitel
S)er Sifc^of mu^ fid^ il^rer aud^ nad^ ber gegen-
mörtig geltenben S)i§ciplin in ben bom canoni-
fdjen Sfte^te Dorgefe^enen SfäHen bebienen (f. b. 9lrt.
Sopitcl n, 1889 ff.). ®iefe8 l^inbert inbe^ ben
Sifd^of nid^t, bel^ufS regelmögiger Seforgung ber
S)ibcefangefd^öfte ein engereS SoDegium a(S be«
fonbere bifd^öflid^e Sel^örbe ju conftituiren, bcffcn
amtglieber eralS „geiftIid^eSRät]^e^ ^affefforen" 2C
tl^IS aus bem Copitel, tl^eils au8 bem übrigen
SleruS mö^It @elbf} Saien fmb nid^t auSge-
fdjlloffen; nur bürfen biefe nid^t, toeil fie nid^t
Xröger einer geiftlid^en ShtriSbiction fein t
ein yotum decisivum ausüben, ttrte ein
ben geiftlid^en 9RitgIiebem beS (S^oOegtun
ger&umt merben fann. 3n einigen SHdcefen
gfreiburg, ift efi iibli^, fämmtlid^ SRü
beS SapitelS gur regelmö^igen fBittoaÜm
S)iöcefe l^eransujielden. 3n biefem UfaOe fl
ber @pi^e beS OrbinariatS enttteber bor {
felbft be}m. beffen ©eneralDicor^ ober in (Sr
lung befi le^tem bie erfte 3)igmtöt beS CapU^
ber @enior beSfelben. @elbfh)erfiönblid^ 1
bie Siedete ber ßanonifer, als Sopitel in bc
SRed^te ^plen ^oüm ein yotom decisiyim
consultativum gegenüber bem Sifd^of onfig
unberül^rt. 3nanberenS)i5cefenbagegenipbi
ber )um Orbinariate l^in^ugejogenen 9Rit
au8 bem Sapitel eine bef d^rönfte. Die SBol^
^öngt t)oaftönbig t)om ®utbunlenbe8 a3ifd^
3n ben S)iöcefen, in meldten eS einen ®i
t)icar gibt, mie bie^ fafi überall ber goE if
fid^ bie biefem Seamten unterfiellte SBel^ä)
©eneraüncariat meift mitOrbinoriot, fobi
bie 93e)eid^nungen „Orbinariot^ unb ^<8(
tixcQxxai" unterfd^iebelod für biefelbe 9d^
brandet merben. S)er SSorftanb berf elben i$ b
neralbicar; er fü^rt in ben Si^ungen benS
falls nid^t ber Sifd^of felbfl gegentt)örtig ifi
t)ertl^eilt bie einjelnen ©efd^öfte bel^ufs Slefe
unb 93earbettung an bie einzelnen 3J{itgIieb(
einigen, befonberS größeren 2)i5cefen ifi b<
fc^ö^SfreiS getl^eilt, inbem nömlid^ bie fhr
Sted^tSfad^en mit Sinf d^Iu^ ber Sl^ered^tSfad^
fem nid^t für Untere ebenfaQS eine eigene 9
als „Sl^egerid^t" befielet, abge5n)eigt unb ein
fonbem SoDegium unterfteOt merben. Sk
f ül^rt aisbann bie Sejeid^nung Of ficialat (f. b
ober aud^ Sonfiftorium, obgleid^ Untere Sene
aud) tt)o|l für baS ©eneraloicariat t)or!omm
ift jufammengefe^t auS geiftlid^en unb mel
Statinen (DffidalatSrätl^en, gonpflorialr
unb 3lffefforen, an bereu ©pi|e ber Dfficial
SBöl^renb bie geiftlid^en Stätte aud^ l^ier ein \
decisivum l^aben fönnen, beften bie Sai(
ein Votum consultativum. Slber audft für
SoEegium ift 5. 93. in ^r)tm bie 93e}eid
Orbinariat oorgefd^rieben, fo ba^ bann bei)
l^örben nad^ 9lu|en nur als gmei üerfd^ieben
t^eilungen beS einen bifd^5flid^en SSenoall
Organismus erfd^einen. S)aS Orbinariat
Dffirialat bilbet bie erfte Snftanj in alb
Sompeteu) beS 93ifd^ofS gel^örenben @ad^
biejenigen @ad^en, meldte ftd^ ber Sif(^of
)ur Sriebtgung refert)irt l^at, befielet öftol
eine bcfonbere fogen. „geheime ftanjiei", j.
^Breslau. SIS ßspebitionSbel^drbe fungirt in
d^en S)iöcefen au^erbem ein eigenes, bem
nariate (@eneraIoicariat, Officialat) tmter]
neteS Kollegium t)on @ubaltembeamten, bi
ffanjlei (baS @ecretariat), an beren @pi^ gel
lid^ ein ffanaleibirector fte^t. S)er ®efd^
richtet ftd^ nad^ ber t)om SBifd^ofe gegebenei
025
OrbinariuS — OrbinQtion.
1026
cncHon ober ift getool^nl^itdred^tlid^ ftsirt (Surial-
U). nder^mipt finb in allen biefen iSejiel^ungen
if ScnooItaiigdorBanidmen ber emjelnen S)tö-
efm unb il^ Segeld^nungen fo t)er|d^iebenQrtig
eßattet ho% man ße nad^ einer einl^eitlic^en 9torm
utm benrtl^en lann. 2BaS bie @tellnng ber
Ritgßcber beS Orbinariatö fotoie ber übrigen
Bubottcnibeamten angelet, fo ift biefelbe feine
MDKntbe, ba 1^ fein eigentlici^ ftird^amt ober
Bmcfidum oorliegt. @te Knnen nur als Hilfs-
beamte be8 Stf^ofi betrachtet merben, bie gu ieber
^ ttieber entfernt toerben biirfen. SBärbei|nen
kt Sifd^f biir4 ein patent ein beftimmted ®e-
\ßä auf Sebendstit jugefid^ l^ben , fo fönnte
VfttA notürli^ ni^t ol^ne ®runb n)ieber ent-
}i|ntDerben. Selbft gegen eine Sutfemung aus
tai tmte fiftnbe ber !Beg ber Sefd^tterbe an bie
OoDgregatio episcoporum offen, ftl^nlid^ ttie
Hc| bei bem (Seneroloicor ber SfaQ ifL 3n feinem
Ijile fomi aber ber Sif^of eine Aufteilung über
fme eigene 9mtSbauer l^inauS gemftl^ren, ba er
jriim !^d^oIger in ber SBal^I feiner 9lä^ nid^t
Nto bmt OBgL 9lft]^ereS bei &inf d^iuS, ftir«
4cBn^ n, Serlin 1871, 224 ff.) [feiner.]
fiMMrbis im fird^red^tUd^en Sinne ifi
fkt, ber eine jurisdictio ordinaria, alfo eine
fAfUnbige, mit feinem Amte oerbunbene Sei«
tngl- unb StegierungSgemalt in ber JKrd^e befij^t
fm gleid^, ob biefe auf g5ttlid^m ober pofUb-
b^li^em Sted^ berul^t. 2)e|]^alb ift ber ^ft
kec ObinariuS ber ganjen Icird^e, ber Sifd^of
kec feiner SHöcefe, ber OrbenSobere mit Ouaft-
Mcopolgeioalt ber feiner OrbenSangel^örigen.
IM bem aUen Siedet befagen felbfi bie Ard^i-
biocone eine jurisdictio ordinaria unb nmrben
belialb als Ordinarii betrad^tet, mie biefer Xitel
«1^ Deceingelt in einigen Stiften (^ 93. in ^
ngia) Dorfommt unb bafelbft eine 2)ignitöt 6e«
beutet, änbeffen bejeid^net man (dS OrbinariuS
M eigentlid^en @inne nur ben S)iöcefanbtfd^of, ba
in er allein, natürlid^ abgefel^en t)om ^opfte,
eioe ori)entIid^e fieitungS- unb SlegierungSgettmÜ
v ber Didcefe befi^; eS ifl begl^alb aud^ nur ber
tKf^of bered^tigt biefen Xitel su führen. 3eber
Oboe äuriSbictionSinl^ber in ber 2)idcefe ^at
nu eme übertragene ©ettmit (jurisdictio extra-
«dinaria, delegata, vicaria, mandata). Salier
tan aud^ ber Pfarrer nid^t OrbinariuS feiner
Vfonei genannt merben, meil er feine orbent«
^e SeitungS- imb StegierungSgetoalt über feine
^M^münber befi^t. SBennberfelbeaud^einejuris-
mio ordinaria pro foro poenitentiali inne
Hf injofem i^m biefe eo ipso mit feinem $f arr-
^ )ntommt f o er^It er bod^ pro jporo extemo
Une eigentlid^ SlegierungSgeu^alt, a(fo feine ®e«
i40tegS«, feine Straf getoalt ic, fonbem übt
VK im auftrage beS 93if^ofS bie Seelforae, baS
l^^ien domeeticum innerl^alb ber ©renken
ttft $farrei auS ; er regiert bie ^arod^ie nid^t
^iBstar provinciae, fonbem ad instar fami-
^- 3^ ht^SfyaVb in ben SiSpenSrefcripten oom
ft^ealcsttoii. IX. 2. 8nft
„OrbinariuS" bie SRebe, fo ifl baruntec immer nur
ber ffiiöcefanbifd^of terfianben. [feiner.]
^bfautfion (ordinatio ; bei ben Sried^n ge*
möf nlid^ yeipoTov(a) f^ti^t imtl^eoIogifd^enSprad^«
gebraud^ Sie Srtl^eilung eines ber clericalen Skil^e«
grabe (f. b. Art. Ordo n. II). 1. JHe Ouäit ber
Orbination ift ber Sfiifcopat unb jmar in ber
boppelten 93e}ie]^ung, ba^ erfienS bie a3ifd^5fe bie
auSfd^IieBIid^e actioe OrbinationSföl^igfeit l^aben,
unb hai }toeitenS ieber 9ifd^of ol^ne AuSnal^me
biefe Sfäl^igfeit befi^t SBaS ben erßem ^nlt
anbetrifft, fo erleibet bie auf gefteOte Siegel nur bie
SuSnal^me, bag bie tiier niebem äBei^en in ge*
miffen gäOen oon ^reSb^tem ertl^eilt merben
bürfen. S)ie 93efugni^ baju ^aben bie (Earbinal*
))riefier in il^ren jmd^en, unb jumr in 93etreff ber
in il^ren Sienflenfiel^enben ^erfonen (familiaree).
unb 9ebte in il^ren itlöftem in Setreff f old^er, bie
il^nen bereits burd^ baS OrbenSgelübbe untergeben
ftnb ; fraft befonbem ^rioilegimnS bürfen einjelne
Siebte aud^ ben Subbiaconat ert^eilen. 3n SSejng
auf ben }meiten ^ßunft mu^ feftgel^tten merben,
ba| lebe oon einem f elbft gültig orbinirten Sif d^of e
in forma ecclesiae ertl^eüte Orbination eine gül-
tige (valida) ift; bamit biefelbe aber aud^ eine
erlaubte (licita) fei, muffen nod^ gemiffe anbere
oom JKrd^red^t aufgefteJDlte Sebingungen erfüSt
fein. Unerlaubt nömlid^ ift bie Orbination oon
Seiten eines l^öretifd^, f d^iSmatifd^en ober fuS«
penbirten Sif^ofS : ebenfo bie SBeil^e, meldte ber
93ifd^of au^erl^aG6 feiner Sompetenj (f. u. 2) ober
mit SBerle^ung fonfliger fird^lid^en SSorfc^riften
(f. u. 3) ertl^eitt. — «uS biefen ^rincipUn ergibt
ftd^, bag bie f ogen. Orbinationen aQer Secten, bei
meldten bie Succeffion ber Sifd^öfe unterbrod^en^
alfo bereu eigene Orbination ungültig ift, als
nid^tig ju betrad^ten finb, abgefel^en baoon, ob
babei bie mef entlid^e t^orm beobad^tet ift ober nid^t.
S)emgema| gelten aDe oon ben fogen. 93ifd^5fen
ber f d^mebifd^en, bönif d^en unb anglicanifd^en San«
beSfird^e ertl^eilten Orbinationen als ungültig (be-
treffs ber anglicanifd^en SBeil^en f. b. 9lrt. ^arfer,
üßattl^äuS) ; bagegen ift bie^ bei ben Orbinatio-
nen feitenS grie^ifd^-fd^iSmatifd^er, janfeniftifd^r
unb „altfat^olifd^er" »ifd^öfe nid^t ber fjatt, fofem
nid^tS SBefentlid^eS bei ber SBeil^eertl^ilung ge-
önbert mirb; nur im SfaQe eines begrünbeten
3toeifelS an ber ®ültigfeit ber Orbination mürbe
bei einer etmaigen Sonoerfion eine Sleorbination
bebingungSmeife fiattftnben.
2. 3n Se^ug auf bie Sompetens jur er-
laubten Orbination gilt ber ®runbfa^, ba| ber-
jenige Sifd^of com))etent ift, ju meld^em ber Orbi-
nanb im SJerl^öltni^ eines S)tdcefanen ober in
einem oom ffird^enred^t als analog anerfannten
5We5uS jiel^t ; ber 95if d^of mufe, toit ber gebräudft-
lid^e SluSbrud lautet, ber episcopus proprius
beS 8u SBei^enben fein. ®er ^p ifi felbftoer- .
ftönblid^ für ben Umfang ber ganjen flird^e jur '
Orbination competent. S)cr 95ifd5[of fann com-
ptttnt fein auS folgenben oier @rünben: a. ra-
1027 DrbinattonBtapen — Ordo. 102
tione origiaiB, twnit twr Siatet beS Otbinanbcn Sinne, <.ti.a.ordoltierarchica8)nnbbtiSlit
pr 3'it ^tr ©cburt be§ lejiem fein 3)oniiciI in b« ber fogen. OtbenSIeute (mit ^uJUffl "" ""
Ott bctrtffenbtn SiScift fjatU ; b. ration« doini- regulorü, militariB, ober nä^tm «tjti^linmgc
oilii, (oDS bet Drbintmb Jtibft in h« 3)iöc(]e ein Ordo S. Benedicti u. (. m.). Waturflemül fa
ffiomirilin bem Bon Sunocenj XII. ongegefientn htn in ben erwarten Stbtutirafltnlle&eTtnijinB
©inne ({[. b. Slit. SlBmidl III, 1962f.) bcp^; bcä 2Borte8 auf eng jujammoi^flenbe @tff
c.rationebeneficü, tDcnnbnOrbtnanbjti^onDoT ^ättbe^att; inSbe|oiibm Duibt au^. buid( Ä
ber Sti^t ein Stnffictum in ber ©iflcefe in unon- taufd|une ton Urfoc^e unb aBirfimß, ba 3Ktt
gefo^tenfm IBeMc ijat; d. raidone familiaritatis bui(^ ndi^en jtniänb in einnt ordo hierardiie
obet commensuitii, nenn bti gii SStiEitnbe f(^on einftitt, ftßift ordo genannt
nentgftenB bret 3oii« im SMenP« bei aSi^ofeS I. 0 r d o ol8 „Orbnunfl, JÜegtl", 1. im oHf
genefen if) (f. b. SIrt. CommenBalitluiii). @inb mein-lituigifc^en Sinne, au^ OHo Berrutdi
me^iettSil^öft au8 einem bn genannten @rünbt ift in tcn liturgifc^tn ^ü^em bie voitiMitat
coRitietent, {o (ie^t bem Orbinanbcn baS iRcd)t ^>ici(i)Tiiiiuj be§ Don bn Kt^Iic^ Snctoril
bet äßa^I unter ^ntn ju, unb jinai für i«be äSei^e jefii^i-floülcii g^omtulorfi, nai$ lotl^tin eine in |i
jeparat. 3BiD jtmanb obtr ton einem Sijd^ofe, nligfjctjlnJitiiE gotfeSbienPIiii^ gundiim mU^
bet nif^t im begeii^inden Sinne |ein epiacopue füfjren ift. Scr einjelne Ordo enthält fotoo^I b
proprius ift, bit SDäet^fn en4)[Qn8en, \o mufe er Sejt bcr ju recitirenbtn ®ebete, Sectionni m
dotE|(t bit fogen. S)imi|Toriali(n (rb.Srt.) fcitenS (.^cjänQe, nl^ au[^ bit tituellrn Sßcifungm (9t
feines SBifcEiofe beibringen, anbemfaQe nürbe ber briten), trcldie im 9}trlauf ber ^eiligen ^anb&a
orbinirenbe^ifd|j)fmieberOTbtnirtebenbetreffen> ]u bei^bac^lcn finb, unbguoriBeibeSfotnniuib
ben (ini^Iif^en ©trafen oerfoHen, DermoSen, toie boS €ine bem 9lnbent folgt. ^
3. ®ie Weiteren SBorf^riften, »elt^ie jur 6t- bun^ unterft^eiben fid^ bie Ordinos oon bent^e
taubt^eit ber Orbtnotion noi^ ju beobachten finb, retif^en SnfttuctiDnen unb ben )3raRi|^ S
bejie^en jic^ Dot allem barnuf, bä| ber 1BifdE|of fldningen (Rubricae generalee), OMlc^i^i
bie UnfS^tgen unb bie Untauglich oon ben ben liturgifi^Fn ^üijtxn in ber Stegti »Bom^
Sfflei^en au8f d(|Iie|e ; ber Inbegriff bei Sigen- foU)ieau[^tiDnben2e^flden,iDeI(^ebciilDC#ii
fd^ften, tneft^e no(^ ber Seftimmung bet Riiäjtn' ben Offiden eigen finb unb in ben fte^enbcn Oi4
gef^e einen Siltnf^tn in biefer ^infic^t untaugltii^ (}. S. bie bet S:age3feiet ange^Diigcti SRe^geM
maqen, ^eifit 3negulatttät (f. b. %rt.). @§ ^at in bett Ordo Miseae) eingelegt toetbcn. ta
femer ber S9if4of, wenn er ni(|t f elbjl ben Seben^ Wiffale fcnnl, Don bcr gema^nli^ot 9BaffetDe4
unterhalt beS Orbinanben auf fiii^ nehmen nnü, abgelesen. eJngig ben Ordo MiBsae; tDd^mttiii
barauf ju fefien, bafi biefer i^m einen folc^en nac^- ißcntipcale aufeer einer 9[ßaffenoei(ie (ed. tn
meife; bie tecEjniftbe aäcjeic^nung biefel ÖebenS- RatiBb.1888, App.140) nur einigegunctimtni
untet^iüIteS ift Titulue (f. b. 9trt.). «nbli^ ift bet bei benen mei)rete ^Berfonen betfieiligt finb, W
orbtnitenbe »ifc^of Derppiiiitet , oHe gefetli^en Kuffi^rift Ordo tragen Q. c ni, 59. 81. 9S
SOorfc^riften über ba8 !9eifat)ren bei ber Orbina» 108. 118 sqq.), ftnb im SRituale bie gormuto
tion iü beobai^ten. S)tele begießen fl^ auf ben jutSbenbungbetSactamenle, mitSIuSnofimete
SRitue, ben Ort unb bie 3eit ber uorjunebmenben &)t, bie jneifa^e !BegräbniEfeieT unb jmri €t;
Orbinotion (f. bie bon ben einzelnen SSei^e^fen nungen mit biefem ^Ramen Derfeben. QTtit Oidt
bonbelnben ^rtt.), auf bie SBeobaditung bet ge- (lä^K, xaEic 7evo(££vrj, BicitoJlj) gleuj^bebudnil
fe^Iidtien Snleifütien (f. b. 9trt.) unb bet gebötigen lommen bei ben fiiturgilem unb in ben liturgif^a
Sei^enfolge, in »etdEiet bie SQJeiben ju ertbeilen fflüc^em bieSBeäei^nungenöor; Ofticiuro, Bita
finb, inbem e§ nämlii^ oerboten ift, itgenb eine (etxDXouöfoi), BitusetformaunbEitueformuli
niebere SBeifie ju überfpringtn ober obne ^Beob- oor. — Ordo ift fem« mani^erortS bie bertBiiiB'
Ortung ber Mei^enfolgebalb eine lEiÖ^ere, balbeine lic^e ißejeit&nung beä (Kräienlolenberä , Sin*"
uiebete äSJeibe bemfelben 3nbiPibuum miljulbeilen riumä (f. b. iHrt. oben III, 1817_ff.), ber bteSet^ei'
(f. b. ?lrl. Promotio per aaltum). — liebet bie folge ber gefte mit ibren Offiden unb Steffen fn
foß. Orbinationen in ben proteftantifi^en ffitdien ein 3al)r Oerjeic^net, [ft. ©t^n*.]
f. b. art. 5ßaftoren, proteftanHjc^e. [^^inipe.] 2. OrdinesRomani inSbef onbere H"
&thiuai\«inftttttt, f. gaftenjeüen IV, 1272. im ©prad^gebroucEi bfS fin^Iic^en ated^tS bie ollt»
Ordo fommt in ber fliri^enjprac^e ^auptfödi- ÜHitualbiit^er ber römifd^enÄitcfie ober bie ©innB'
liii^ injmci Sebeutungen Dar, für meiere baS dof- lungenbetjenigen@ebräurf)eunbl5erimonien,wI(i'
fif^e 9Bott ben fire^li^en @egm^änben unb !Set> bei ben regelmäßig mieberlebrenben gotteebinp-
' bällnilfenangtpagtip. @ntfpte(!^enbber$ebeutung liefen ^anblungcn in bet rbmifc^en flin^ beo^
„Orbnung, ^egel" (cgi. Cic De off. 1, 40; achtet mutben. Sä^tenb ba§ Sacramentuiimi
Aug. Do civ. Dei 19, 14) bejeit^net cS bie Dtb- bie oerf(!|iebenen ©ebetsformulare bei ben gotl*
nungbe8@otte§bieiifte8;tm Sinne Don „©tanb" bienplic^en Functionen, namentlich bei btrSKefi''
(Dgl. ordo sonatoriue, equeater u. f. in.) Hiirb entplt, baS Antiphonarium bie bribiet(n3*f^
eBgebrauf^täurSBejeitbnungbertitr^IicfienStauhe, ItcEireiten üblichen ®e|änge in [it^ mrinigl, mt'
nSmli^ beS StanbeS bet Sletiln (ordo im engem ^ält bet Ordo Romanns bie Eingabe atlel bff|n>'
Ordo.
1080
cdebrtmtbe ^Qp% Sifd^of ober ^riefter
\Sß unter{lü|tnbe SIeruS (ei ber 93er«
ber ^igen ^mnblungen }u (eobad^ten
oOeS baS, tooS ber mobeme Sprad^«
mit bem SBorte StuBrifen in feiner meite-
idung be^eid^net. 2)ie ffenntnig biefer
gif d^en formen ifl t)on groger Sebeutung
für bie (Sefd^id^te be§ fird^Iid^en 9Htu§
, fonbem oud^ für bie Sogmatif unb
rnrec^t infofern einerfeitS qu§ ben ri-
nnen ftd^ ha% S)ogma ber alten JKrd^e
[ö|t unb anbererfeitS Diele Xl^eile ber
(tenben Sled^tdDerl^öltniff e in biefen öuge«
m fid^ barfteQen. 2)ie bei meitem üoQ-
unb reid^^altigfte Sommlung fold^er
r&uc^e ber rdmifd^en JNrd^e i|t ber fog.
nlgatus, ber juerft (Colon. 1559)
) Saffanber l^erouSgegeben tourbe ; eine
Igobe beforgte 9Re(d^ior ^ittorp in fei«
e De divinis cath. ecclesiae officiis,
S68 ; eine britte ift Don ®. SerroriuS
91). 3)er Ordo vulgatiis entl^ält auger
andren, bie fid^ ouf ben geteöl^nlid^en
ift bejiel^en, oud^ bieienigen. meldte bei
ation bed ^ftefi unb ber 93ifd^5fe, bei
ition ber ^xä^m, bei ber 93enebiction
:ö, ber ftönige, eines ÄriegerS, einer
Die bei ber Eröffnung eine« allgemeinen
injialconcilS beobachtet mürben. 9Ber
[er biefer Sammlung mar, ift unbefannt;
) mirb il^re Sntfle|ung in bie Seiten
•ed ®rogen Verlegt. @ie fc^eint au^ fein
felbftönbigeS unb unabl^öngigeS ^erl,
(le bloge Sufammenfteüung üerfd^iebener
^(i^riften über bie Iiturgif(|en ©ebröud^e
amentlid^ ftnb oft über eine unb biefelbe
beS SuItuS mehrere, au§ derfc^iebenen
mmenbe ^formen gerabeju neben ein-
int. aWit SRürfftd^t auf biefen 5pun!t ^at
geleierte Karbinal Sofepl^ $IRaria 3:^0«
i§ Urtl^eil gefäHt: Ordo Romanus
B non eo modo, quo apud nos editus
iimferebatur. Discrotis namque 11-
tinebatur, quibus potiora per annum
intur officia. Geterum Ordo ille Eo-
ditus ab Hittorpio, farrago potius
ionim rituum secundum varias con-
18 : ita ut antiquiores germaniores-
in tanta varietate discemere sine
ellonim ope paene sit impossibile
Hon, Museum Italicum 11, Lutet.-
89 , p. IX). Snbeffen ift ber Ordo
nid^t ba8 eingige unS befannte alte 9^i«
römifd^ien Äird^e; gegen gnbe bc§
mibert§ ebirte 5KabilIon (1- c. 3 sqq.)
les Romani, bie Derfc^iebenen 3^1"
Jerfaffem angel^ören. S)ie öier erftcn
mt^alten fämmtlid^ liturgifd^e 93eftim«
ier bie Missa pontificalis. Heber il^re
) lägt fi4 ni^t§ @id^ere§ ermitteln ; menn
>rdo n bem ^fle ®elafiu§ (geft. 496)
}ngef(!^rieben mirb, fo ift bieg eine bloge ^Qpo«
tl^efe, bie auf kl^i unjuDerlöfftgen SorauSfe^ungen
berul^t (ogl. bie Admonitio in n. ordinem bei
Mabillon 1. c. 41) j nur fot)ieUö|tfi(^ mitSefümmt-
^eit fagen, ba^ btefe t)ier Orbined lebenfaUS nod^
t)or bem 9. ^Qi^tl^unbert entflanben fein muffen,
benn ber 3)iacon SlmalariuS t)on 3ne| (f. b. 9rt.)
citirt fie in feiner @d^rift De eocles. officiis.
S)er fünfte unb fed^te Ordo l^anbeln k)on ber
Missa episcopalis. 9ud^ in il^nen finben ftd^ feine
fidleren Stnbeutungen über bie Sntflel^ung; nur
f oDiel gel^t au9 einulnen @tefien l^erüor, ba| beibe
mirfli^ ber römifd^en SHid^t angehörten. 3)er
fiebente gibt Seftimmungen über bie Saufe (ordo
scrutinii ad Electos, quomodo debeat cele-
brari), ber aä^k unb neunte 93orfd^riften über bie
Orbination ; ber }el^nte enthält bie fiiturgie ber brei
Xage t)or Oftem (de triduo ante Pascha), Sor«
fd^riften über bie SBieberaufnal^me ber ^önitenten,
bie Salbung unb Sommunion ber ftranfen unb
baS IBegröbnil ber Slerifer. ünabiOon fe^t feine
ßntftel^ung in baS 11. Sal^rl^unbert. 2)ie beiben
folgenben Ordines tragen ben 92amen i^red Ser«
f afferS an ber ©pije. S)er elfte ift überf d^rieben :
Liber pollicitus, ber Serfaffer nennt ftd^ felbft
Benedictus, beati Petri apostoli indignus
canonicus et Rom. ecclesiae cantor; mie au8
ber ßinleUung beS SBerIed ^ert)orge]^t, ift ed nod^
Dor bem StegierungSantritt SdleftinS n. üerfa^t
(alfo t)or 1148) unb entl^ölt SSorfd^riften über bie
Sfunctionen bed ^apfted bei bem 4)otte8bienfie
möl^renb beS ganjen Sal^red. S)er }möIfterü^rtt)on
bem Sarbinal SenduS be @abeUi8 (Sincio @a-
DeQi), nad(|]^erigem Zapfte ^onoriuS m. (1216
bi§ 1227), f)tx unb ent^öft 93ef}immungen über
bie gfunctionen bed $a))fte§, bie SBa^l unb Son-
fecration bedfelben, bie Jlaiferfrönung tc. Heber
ungeföl^r biefelben @egenftänbe l^anbelt ber brei«
gel^nte Ordo, ber überfd^rieben ift: Cerimoniale
Rom., editum jussu GregoriiX. (1271— 1276).
S)er Dierjel^nte l^at, mie ÜRabiQon mit großer SBal^r«
fd^einlid^feit Dermutl^et (1. c. 241 sq.), ben Sarbinal
3acobu§ ©aetanuS (geft. unter SIemenS VI.) jum
Serfaffer unb fü^rt ben Sitel Ordinarium S.
Rom. ecclesiae; er ift im SBerl^öItni^ gu ben t)or«
l^erge^enben fel^r umfangreich unb entl^ölt in
118 Kapiteln Sorfd^riften über bie SBabI unb
Sonfecration beS ^apfteS, bie fird^Iid^en Serrid^«
tungen beSfelben, über bie äBal^I unb gfunctionen
ber Sarbinöle, bie Orbinationen, SJenebictionen,
bie ffrönung unb Salbung ber ftdnige, bie Sa»
nonifation, bie Ernennung ber Sarbinallegaten
unb 5?untien 2C. 5Der fünfje^nte enblid^ fül^rt bie
tleberfd^rift De Gaeremoniis S. Rom. ecclesiae
unb l^at ben ^etruS SlmeliuS, Sifd^of öon ©ini»
gaglia (geft. 1398), $um SSerf affer; er l^anbelt in
167 ffapiteln über bie ürd^Iid^en Sfnnctionen ber
römifd^en ©eiftlid^feit für afle adligen Sage. —
9Jht ben jule^t angefül^rten Ordines l^at eine fel^r
gro^e 9le^nli^feit baS in SSenebig 1516 mit ®e«
nel^migung Seo^g X. l^erauSgegebene SQßer! Rituum
1031
Ordo.
m
ecclesiasticorum sive Sacrarum Ceremonia-
rum Hom. Eccl. libri lU ; eS entl^ölt Seftimmun-
gen über bie fBki% Sonfecration unb ffrönung bed
^Qpfted, bie ffrönung bed Stai\tt§i, bie SanonifQ-
tionen, Senebictionen, bie Ernennung ber Sorbi-
nöle, über baS Sonüftoriunt, bie Soncilien^ ben
Sienfi ber SIeriler bei bem ^opfle u. f. \d. S)er
eigentliche Serfoff er beSfelben roax SluguftinuS ^ic*
colontini (f. b. 9rt.) ; ebirt »urbe ed bon Sl^riftopj^
ÜRorceHuS, Srjbif^of bon Sorc^ra. Ueber bie
feltfome Sufna^me, »eld^e biefed SBerl bei bem
bamaligen böpftlid^en Magister Ceremoniarum,
$Qri8 be ©raffiS, gefunben i^at, bgL Mabillon
1. c. p.Vsqq. — $ie }ule|t genannten Somm*
lungen fül^rten urfprflnglid^ nid^t mel^r ben Flamen
Ordo BomanuB; fiber^QUpt fd^eint biefe Se}eid^*
nung feit bem 12. äa^rl^unbert aümdlig auger
Hebung gelommen unb an i^re Stelle ber 9u8«
brud Cerimoniale Eomanum getreten }u fein;
in baS le^tere unb ba§ Pontificale Bomanum
gingen bie liturgifd^en Sejtimmungen über, bie
frfll^er ber Ordo Eomanus enthielt (Sgl. nod^
Hoffinann, Nova scriptor. et monumentor.
collect, n, Lipsiae 1783, 16 sqq. ; SR^einUmlb
in Srfd^ u. ©ruber. Mg. Snc^flopöbie, @ect. 3,
%1fi. 5, %xt. OrdoBomanus; 9)ted(el, Ueber baS
^ter ber betben erften römifd^en Orbined 9Ra«
billonS, in ber [Xübinger] X^eol. Ouartalfd^rift
1862, 50 ff. ; $rob|i im ftatl&oli! 1880, H, 55 ff.;
S^aH^ofer, ©onbb. ber ßiturgie I, fjreib. 1888,
41 ff. ; ©rifar in ber 3eitfdftr. f. fatl^. Il^eologie V
[1881], 699 ff. ; IX [1885], 885 ff. ; X [1886],
727 ff. : ^robft, ®ie älteften röm. ©acramentaricn
u. DrbmeS, 5IKünfter 1892, 886 ff.) [ü. Äober.]
n. Ordo als ;,@tanb'' bejeid^net 1. allgemein
ben @tanb ber fogen. ®eiftli(!^en, b. 1^. berienigen
^erfonen, teeld^en burd^ einen beftimmten StituS bie
Ausübung einer geijtlid^en iBoEmad^t in ber JKrd^e
übertragen ift, bann oud^ biefen SRituS felbft. —
a. 3n ber fid^tbaren ffird^e Sl^rifti auf Srben mug
eine befHmmte Orbnung unb ^Berfd^ieben^eit ber
fird^Ii^en @tänbe l^errf c^en (bgl. S. Thom. 4 Sent ,
dist. 24, q. 1; S. Bonav. 4 Sent., dist. 24,
p. 1, a. 2), unb ed beft^en in il^r meber, toie bie
^roteftanten moOen, afie ©laubigen gleid^e geift«
lid^e 9Rad^tbefugnig, nod^ ift bie StegierungSgemalt,
n)ie bie ©aüicaner, gebronianer unb SUtfatl^oIifen
leieren, bon Sl^riftuS unmittelbar ber ©ef ammt^eit
ber ©laubigen übertragen morben; bielmel^r |at
nad^ bem SBiUen Sl^rifti ein beftimmter @tanb aQe
bie 9Rad^tt)oQf ommen^eiten, toeld^e in ber JNrd^e al§
Sej^r», ^riejier» unb ^irtengett)olt fid^ borfteHen.
2)ieg ergibt ftd^ fomo^l auS bem in ber l^eiligen
@d^rift auSgefprod^enen SBiUen bed ©rünberS Der
ftird^e, al% aud^ auS bem un3n)eibeuttgen Setougt«
fein ber ftird^e felbft bon ben 2:agen ber 9lpoftel
an burd^ alle Sal^rl^unberte (bgl. b. 9lrtt. ßleruS u.
ftird^e Vn, 496 ff.). 3n bem Staube beö 6leru8
gibt ed aber meiterl^in berf d^iebene Stufen,
»eld^e felbft ebenfalls ordines (SBeil^en) genannt
»erben; fo entfprid^t eS ber göttlid^en SBeiS^eit
einerfeitS unb anbererfeitS ben Sebärfniffen l
aJlenfd^en (S. Thom., SuppL q. 87, a. 1). Dt
unterf Reibet in ber lateinifd^en ffird^ fi^ in
fd^iebene ordines, nömlid^ neben bem saec
dotium nod^ ben diaconatus, subdiaconatn
acolythatus, exorcistatos, lectoratos, osta
riatiis (bgl. bie einjelnen SUtt). 918 praeai
biilum, aber ol^ne felbft ein ordo }u fein, gi
i^ncn bie Sonfur (bgl. b. 9lrt.) borauf . — I
tlrfprung biefer 3Bei^en ift bnfd^teben; sa«
dotium unb diaconatus ftnben ftd^ in ber ^
ligen Schrift. Slle fieben äßei^en »erben ^
erjßen !Dlale auf gesoblt bon ^ft SomeliuS t
252 (bei Eus. H. E. 6, 48, 12), beggletd^
mit il^ren Sliten bom fogen. bierten Sonal Di
ftartl^ago (898). S)ie ©ried^en fennen au|er b
^rieftem unb 3)iaconen noc^ bie Subbiacmu
fiectoren unb Siordften (Synod. Antioch. a. 34
c. 10), femer bie Ofliarier (Synod. Laod. a. 87
c. 24). S)ie fpftteren ©ried^ fd^einen bie bi
äBei^en beS SlcolQt^en, befi Ssoreiften unb b
OftiarierS mit ber befi fiectord in Sine }ufamiita
ge}ogen }u l^aben. Sine fe^r anfd^uli(|e bilbrvl
SarfteQung ber nieberen ordines bietet baS Bm
mentar bed 1^1. ©regor in ber S)ombibIio^ i
Slutun (bgl. Jhaue, Stealenc^H. n, 557). ttijii
ben genannten fieben ordines foHen in ber ab
JHrd^e nad^ 3RorinuS (Comm. de sacris eoA
ordinationibas m, Ex. 11, 7 [ed. Antv«q
1695, m, 154 sq.] nod^ anbere äBeil^beßoii
ben l^aben, nömlic^ bie cantores ober psalmistai
bie fossarii (Xobtengröber), bie custodee ma
tyrum unb bie notarii; bod^ l^anbelt eS {id^ tw
bei h)0]^l nid^t um eigentliche ordines, fonbo:
um berfc^iebene 9lemter, meld^ mit SSoriid
Slerifem anbertraut mürben (ügl. Bened. UV
De syn. dioec. 8, 9). 9Jod^ »eniger bilbete
bie ©iaconiffen (f. b. 9lrt.) , bereu Aufgabe e
mar, bei ber Saufe ber t^rauen, im Unterrnlt
ber meiblid^en ffated^umenen unb in ber @otg
für bie SBittiDen bel^ilflid^ }u fein, einen uxi^
unb eigentlid^en ordo, iDenngleic^ fold^e m
f d^on bon ben 9lpofteln befiellt (Dgl. Slöm. 16, 1
1 Xim. 5, 9) unb burt!^ eine SIrt ^anbouflegtoi
in il^r 91mt eingefül^rt mürben (Conc. Oialoed
[451] can. 15); ba| biefe ^anbauflegung bin
ordinatio entl^alte, erflört ber 19. Sanon bd%'
cönum au§brüdFli(^. — 2)ie Songruen) l^i
fieben ordines erflärt ber l^L Xf^omcS (St^pl
1. c. a. 2) paffenb au§ i^rer ^e^ie^ung jur St#
riftie (quia potestas ordinis aut est ad ood^
secrationem ipsius Eucharistiae aut ad lÜ
quod ministeriom ordinatum ad hoc sacrt
mentum Eucharistiae). 2)er Sonfecration be
Sud^ariftie felbft, fagt er, bient bad ^rieftedittn
(bgl. Conc. Trid. Sess. XXIH, c 1). 3ur Kit
mirfung ftnb bie übrigen ordines benimmt viä
ixoax einige l^infu^tlid^ beS Saaamented feAP
nömlid^ ber 2)iaconat }ur SRitmirfung bei br
©penbung, ber @ubbiaconat jur Bereitung be
SD'laterie in ben l^eiligen ©eföfen, ber 9col9t^
Ordo.
1084
i^img biefer SRoterie; onbere J^infid^tHd^
nget, nömlid^ ber Sectorot jur Sor«
)er Rattäfummm, ber Ssorciftot gut
T S9f f eflenen , ber Dftiariat jur gern-
: Unglöubiaen.
m jleben SBeil^en l^eifeen bret, ^priejier-
Qconat utd) ©ubbioconat, l^öl^ere
najores), bie Dier onbem niebere
linores). 3)ie l^öl^eren SBei^en teerben
BB sacri genannt, toeil fie inunntittel«
l^ung )u einer gelaugten ^ä^z [teilen,
tefiert^um unb Stoconot }um Selbe unb
ßerm felbfi, ber ©ubbioconot }u ben
tfö^en, in benen bie Sud^ariftie ent«
S)e|^alb n)irb oud^ benientgen, »eld^e
n empfangen, Sntl^altfomfeit }ur $fli(!|t
tmit fte in befonberer SBeife l^eißg feien
. (Ultbot). Son ben genannten ordines
göttlid^en UrfprungS (juris divini)
doüum unb ber diaconatus. S)a^
dotium t)on S^riftuS felbft eingefe^t
ftd^, abgefel^en t)on ber gefammten
leberüeferung, fd^on au8 ber b^Uig^n
!fonberS au8 ben ©teilen, an totl^tn
nigen feiner Stinger (feinen Slpofteln)
lilt über feinen t>]^9ftfd^en (Suc. 22, 19)
n^ftif d^en Selb Ool^. 20, 28^ unb »o e§
Iscopi ^ei^t, bag ber beilige ®eifl f elbft
Kit, bie JKrd^e (SotteS ju regieren ÖSpg.
Hu(^ ber 2)iaconat ift gbttlid^er Sin*
mgleid^ berfelbe (^g. 6, 1 ff.) erft ge*
iner befonbem SSeranlaffung, nömlid^
ebenbeit ber ©ried^en, in'§ Seben trat,
foteobi aus ber fiebre ber ißöter, nad^
ben 93if(!^öfen unb ^rieftem aud^ bie
ine 92a(^bUbung ber l^immlifd^ien ^ier-
(Qem. Alex. Strom. 6, 18) unb ben
fti felbfl Derfel^en (Ignat. Ad Magn.6),
T§ aus ber Se^re bed XribentinumS
Uly can. 6), ba^ bie hierarchia di-
latione instituta auS ben episcopi,
teri unb ben min ist ri beftebt, alfo
>enen, xotlä^t unter ben ministri ben
l einncbmen, b. b- ben S)iaconen (ögl.
con). ^HerbingS erüört baS Xriben«
8. XXIII, c. 2), ba6 aUe fieben ordi-
itd^ ber @ubbiaconat unb bie üier nie«
m, ab initio Ecclesiae in usu n)aren.
ber feineSmegS befagen, bag aQe t)on
i eS mittelbar bur(§ bie Sljjoftel, fei
t @cotu§ tt)in, unmittelbar, eingefe^t
kibrfd^einßd^ ift e§ Dielmel^r, bag aUe
it 2)iaconate abmörts erft in na(|a|)o«
tt aUmöIig entftanben ftnb, unb jumr
itte bed 2. 3abrbunbert§ (Subdiaco-
ilythos procedente tempore eccle-
ostituit; Decr. Gratiani, dist. XXI.
7a Ecclesia solum erant tres or-
liscoporum, presbyterorum et mini-
st non dividebantur per diversos
Thom. inEp. 1 ad Tim., c. 3, lect. 2),
unb ba§ Xribentinum felbft erHört (Sess. XXm,
c. 17 De reform.), ba^ bie Functionen biefer
äBeil^en ab apostolomm temporibus in Eccle-
sia laudabiliter receptae, alfo bod^ tool^I nid^t
göttlicher Sinfe^ung ^nb. Sie SJeranlaffung }u
ibrer Sinfü^rung gibt SlmaloriuS (geft 857) an
(De eccles. off. 2,6): Ceteri ordines his
(episcopatui, presbyteratui, diaconatui) ad-
jecti sunt. Crescente Ecclesia creyit officium
ecclesiasticum ; ut multitudini ecdesiae sub-
veniri possit, adjiciuntur inferiores in ad-
jutorio praepositorum. — 9lid^t8beftotoeniger
mögen aud^ biefe äBeil^en göttlid^ UrfprungS ge-
nannt »erben, nömli(^, mie Xl^omafftn ftc^ auS-
brüdt (Vet et nov. ^soipl. 1, 2, c. 80, 4), in
fönte suo ac origine, L e. in diaconata, k)on
bem fie ftd^ losgetrennt l^aben.
3laä) ber gefammten Se^re ber Xrabition ift bie
oberfte ber labberen 9Bei]^en, baS saoerdotium,
jmeif ad^ : baS sacerdotium primi ordinis ober
ber episcopatos, unb baS sacerdotium seoundi
ordims ober ber presbyteratos, baS ^riefter«
tl^um im engem @inne. SaS SBort irpedßoTEpoc,
junäd^ft nomen aetatis, bann officü, be}eid9net
itoat an unb für fid^ unb aud^ xooJjii im urf^rüng*
lid^en @prad^gebraud^ ben Sifd^of fomol^I als ben
einfad^en ^riefter; aber im Saufe ber 3(it lourbe
eS mel^r unb mel^r eingefd^rönlt )ur 93e}eid^nung
beS einfad^en ^riefterS. 2)aS SBort lic^oicoc (in-
spector cum jurisdictione) l^ingegen bejeid^net
ftetS bie l^bl^ere Stufe. ®egen SBicIif l^t baS
Xribentinum (Sess. XXUE, c. 4) befinirt, ba^ bie
Sif d^öf e ben einf ad^en ^rieftem übergeorbnet ftnb,
unb ba| ienen allein bie 9Rad^t }u fhmen unb )u
meil^en jufommt. 2)iefer tlnterfd^ieb erl^eHt auc^
bereits auS benienigen @tetten ber ^eiligen @d^rift,
in meldten eS bei^t, ba^ bie 93ifd^öfe t)om l^eiligen
(Seifte befteUt ftnb, bie ftird^e ®otteS )u regieren
(regere, 9l))g. 20, 28), ba| fie in ben ©tobten
^riefter befteuten (constituere presbyteros, Xit.
1, 5), ba^ fie burd^ ^anbauflegung ^riefler mei^*
ten (manus imponere , 1 %xm. 5, 22) , enblid^
bog fte bie Slnnagen gegen einen ^riefter entgegen«
nahmen (adversus presbytemm accusationem
recipere, 1 Xim. 5, 19). Sbenfo brudfen ftd(| bie
aSöter aus. SgnatiuS (Ep. ad Eph. 4) forbert
aud^ t)on ben ^rieftem, ba| fte mit ben 93ifd^öf en
t)ereint feien mie bie Saiten mit ber Sit^er, unb
bag fie ben Sifd^of anfe^en ut ipsum Domi-
num, unb erflört (Ep. ad Smym. 8), ba| eS
non licet sine episcopo neque baptizare neque
agapen celebrare. 2)er ^trle^rer 9öriuS be^
l^auptete, bafe Sifd^öfe unb ^riefier [i(a Ta&*
feien. 2)iefeS 2)ogma nemtt Spipl^aniuS (Haer.
75, 4; t)gl. ib. 8) stoliditatis plenissimum unb
erflört bann bie ^auptprörogatioe beS $ifd(|ofS
babin, ba6, mäl^retu) ber ^riefter (burd^ bie Saufe)
ftinber geifügermeife jeugt, ber Sifd^of allein
(burd^ bie SBeil^e) SKiter erjeugen lönne. 3toar
fömtte eS fd^einen, als ob ber 1^1. ^ieron^muS
(In Tit. 1, 7; Ep. 69 et 146) einen toefentfid^en
1085
Ordo.
m
Unterf d^ieb }n)ifc^en ^rieftet unb Sif d^of nid^t on-
erfenne; nUetn ani) er (e}eugt (Ep. 146), ba^bie
SRod^t }u meil^en nur bem Sifd^of juftel^t unb
erflört auSbrädlid^ (Contra Joa. Hieros. 87), bog
ber Sifd^of ber mittens, ber ^riefter ber missus
fei^ unb bol nur groie Unmtffenl^eit, bie bem
Sd^iprud^ im ®Iau(en nal^elomme^ btef en Unter«
fd^ieb löugnen !5nne. — SluS bem ©efogten gel^t
tool^I and) f^ttioox, bag ber Sorrong ber Sif^öfe
üor ben einfod^en ^rieftem nid^t ehoa 6lo^ t)on
ber ftird^e eingeful^rt, fonbem juris divini ift.
Sieg bezeugt oud^ bereits ber ffi, SIemen§ (Ep. I
ad Cor. 42), inbem er bie burd^ bie ^oftel t)or«
genommene SluffteHung ber episcopi (meldte nod^
^udmeiS ber Xrabition unterfd^ieben finb t)on ben
einfot!^ ^riefiem) jurädfiil^rt auf ^Sefel^Ie'',
meldte bie „t)on Sl^rifhtd" „nod^ bem äBiUen ®ot-
ted'' befteQten «poftel erholten ^dtten (»gl b. Slrt.
«ifd^of). ffirei SBei^en alfo flnb fidler ton E^ri-
ftuS feG6{l einge{e|t: ber Spifcopot, ber $reS«
b^terot unb ber Siaconot. S)ieje feigen bol^er
ordines juris divini ober ordines im engem
Sinne. 3n Sejug auf fie l^at boS Xribentinum
(Sess. XXin, can. 6) befinirt: Si quis dixe-
rit, in Ecclesia catholica non esse hierar-
chiam divina ordinatione institutam, quae
constat ex episcopis, presbyteris et ministris,
anathema sit.
Ordo bient, n^ie oben gejagt, aud^ qI§ 93e}eid^«
nung für ben 9litu§, burd^ meldten jemonb in
einen beftimmten ordo eintritt. 3ebe ber fieben
ordines mirb t)on ber JKrd^e burd^ einen befonbem
9{itu§ terlie^en, ber um fo reid^er unb feierlid^er
ift ie ^ö^er bie betrcffenbe SBei^e felbft fielet. 5)er
SHituS, tDxt er in ber lateinifd^en ffirc^e gebröud^-
lid^ ift, ftnbet fid^ im Pontificale Bomanum p.I;
orientalifd^ie Stiten bei Assemani, Cod. lit. 1. 8;
Morinus, De sacr. Eccl. ordinat. II, 814 sqq.;
Denzinger, Kit. Orient. 11, Wirceburgi 1864,
1 sqq. S)ie 3toed(mö^ig!eit biefeS SRituS an ftd^
ergibt ftj^ au8 ber 3ttedhnögigfeit bed öu^em
SuItuS überl^aupt unb ber facramentalen Stiten
in§be{onbere (Dgl. S. Thom. 8, q. 60, a. 4 sq. ;
q. 61, a. 1 ; Catech. Born., De sacr.). S)er
Sinn unb bie Sebeutung ber SRiten ber ein-
zelnen ordines entfprid^t ber ©emalt, meldte
burd^ biefelben berliel^en n^irb, unb ben $f[id(|ten,
mld)t ber ©eioeil^te übernimmt (ogl. 8. Thom.,
Suppl. q. 87, a. 2; Catech. Rom., De sacr. or-
din., unb befonberS ba§ Pontificale Bomanum).
Unter allen Seiten, burd^ n^eld^e bie ordines hie-
rarchici ertl^eilt merben^ ragt bie^anbauf«
legung l^eroor. 93on ben®ried^en mirb fte nad^
bem ißorgange ber l^eißgen @d^rif t (^pg. 6, 6 ;
18, 8. 1 Sim. 4, 14; 5, 22. 2 lim. 1, 6)
Xetpodeata ober xetpotov(a genannt; obgleid^ le^»
tereS SBort (extensio manuum) an unb für ftc^
unb bei ben ^rofonfd^iriftfteflem eigentlid^ üon bem
3lct ber SBa|l ju einem 9lmte gebrandet toirb, fo
finbet e8 fid^ bod^ fd^on in ben älteften ftrd^Iid^cn
^enhnölem im @inne Don yj^ipo^zaia gebrandet
(t)gl. Suicerus, Thesaur. s. v.). S)te ^nbm
legung galt aber t)on jel^ als fo mefentK^ ^
bem ^eil^rihiS, ba^ im ölteften Sprad^gebrau
7eipo&ea(a unb impositio manumn DöQig glei
bebeutenb mit ordinatio moren. S)ie 9eb^
ber ^anbauflegung erflort ber l^L Xl^oma§ i
q. 84, a. 4) alfo: Impositio manuum fit
designandum aliquem copiosum gratiae <
fectum, quo illi quibus manos imponuni
quodammodo per quandam similitudinem oq
tinuantur ministris , in quibus copia grata
esse debet. Et ideo manus impositio fit . .
in sacramento ordinis, in quo confertur qw
dam excellentia potestatis in divinis niiE
steriis.
b. S)eS ®enauem fmb nun l^ier f olgenbe ^toft
}u bel^anbeln: a. »eld^en ber fieben ordines en
facramentale SBürbe jufommt; ß. meld^cS bi
dunere S^xä^^n biefeS sacramentum orduiis if
-f. meld^ed bie SBirfungen beSfelben ftnb ; 6. m
(Dom bogmatif d^en @tanbpun!te avS) als Spabt
mer als Smpfdnger eines ordo }u betrad^ten i|
— a. 2)ag ber ordo überl^aupt alfo sum rmi{
ften ber Dorjüglid^fte unter ben SBei^eriten, i
eigentlid^ften @inne beS SBorteS ein Sacnuu
ift, l^at baS Xribentinum, nad^bem bereits Im
SoncU Don fi^on (1274) unb Sugen IV. ben ori
unter ben fieben @acramenten aufgejöl^U 1^
gegen bie fogen. ^Reformatoren feierlich befiii
(Sess. XXin, can. 8): Si quis dixerit, oid
nem sive sacram ordinationem non esse th
et proprio sacramentum a Christo DomiD
institutum, vel esse figmentum quoddam In
manum excogitatum a viris rerum ecclesiast
carum imperitis, aut esse tantum ritum qoei
dam eligendi ministros verbi Dei et sae»
mentorum : a. s. Sie @acramentalitat be§ onb
n^irb nal^egelegt burd^ folgenben t^eologifiti
@d^Iu^ : Propter quod unumquodque üüe, 4
illud magis ; sed propter ordinem fit how
dispensator aliorum sacramentorum: ergi
ordo habet magis rationem, quod sit saen^
mentum quam alia (S. Thom., SuppL q.8^
a. 8). — 5)er SemeiS auS ber l^eiligen ©^np«»
gibt ftd^ aus folgenben Stellen. 2)er 1^1. $(nM
fd^reibt 1 3:im. 4, 14: Noli negligere grate
quae in te est, quae data est tibi per proplMK
tiam, cum impositione manuum presbyteo^
unb 2 %m, 1,6:... admoneo te ut resnsflü*:
gratiam Dei, quae est in te per impositiiMB^
manuum mearum. Snbiefcn Porten enoö^kl
apoftcl eines äußern Seitens, nämlidj bet^fl*»
auflegung, burd^ meines foiool^I l^ier alg mj^
anberen ©teilen («pg. 6, 6; 13, 8. 1 %\mX
ber SRituS begeid^net wirb, mittels beffen j
gum ^ierard^en gemeil^t mirb. 2)iefeS öuB^
6)m aber erfd^eint l^ter als Urfad^e ber l^eili
ben ®nabe; benn wenn aud^ baS SQßort x
baS ber ^poftel gcbraud^t, jumeift eine
gratis data bebeutet, )o !ann eS bod^ toie
märtS ($»öm. 5, 15. 1 6or. 12, 81) au*
10S7
Ordo.
1038
bie ^igenbe ©nobe bejeid^nen, unb iroax um fo
ti^, atö (ier la mit biefer aud^ nod^ eine gratia
gratis data, nämlid^ bec character, üerltel^en
nrirb. 3a ^ier bebeutet baS SBort ftd^er ^eiKgenbe
(gnobe, ha mit ben SBorten quae in te est eine
an nnb für fid^ bauentb ber @ee(e innen)o]^nenbe
Snobe l^jeid^net mirb; bo femer bie ©nobe als
jold^ bargeftettt n)irb, mld^, nad^bem fie em«
pfangen ift, Demod^Iöfftgt (negligi) merben fonn;
tta jie brittenS, toenn fte t)emQd^Iöfftgt n)orben ift,
dncrn unter ber 9lfd^e glimmenben §feuerfun!en
(|lei4 iDieber angefacht unb ermedt (avaCwirupeTv)
ocrben foD ; ha ^e enblit!^ im t$oIgenben (SB. 7) er«
flürt nnrb qI§ spiritoB vuiutis, et dilectionis, et
sobrietatis, worunter ftd^er ni^t bIo| eine gratia
gratis data t)er{lQnben n^erben fonn. S)iefe ®nabe
eij((ei]it ^ier fd^Ue^Iic^ aU unmittelbare SBirfung
ieBcSäii|em3cid^cng; benn ed l^eigt auSbrädRid^,
bofttieoerliel^mirb perimpositionem manuom.
S)ir^ Glied aber bemeiSt, oa^ iener Sßeil^erituS
ein Socrament im eigentlichen @inne bed SDSorteS
ifL — Der XrabitionSbeteeiS lögt ftd^ erbringen
vaäHjlfi aus ben SRitualien aller c^riftlid^en Rix^m
bü ^r Sieformation ; felbfi biejenigen ©ecten,
BKbte bereits im 5. ^c^l^tl^unbert t)on ber römi«
jiim ifird^e fid^ getrennt l^aben, fül^ren ben ordo
mtrr ben fteben @acramenten auf. 3)ie 93öter
Bomen ben ordo auSbrädRid^ Sacrament unb
Men i^n als foId^eS auf gleiche Sinie mit anberen
Itiitn, beren @aaamentalitöt aud^ bie Steforma-
tBien anerfennen; fo fd^reibt ber 1^1. SluguftinuS
(Cep. Farm. 2, 18, 28): ütrumque sacramen-
tarn est, . . . iUud cum baptizatur, ietud cum
«dinatur. Sie SBöter leieren, bog ber ordo l^ei-
lipbe (Snabe Derlei^t ([Spiritus plenitudinem]
^e maxime in ordinationibus operatur ; In-
HOC. I, £p. 24. Ordlnationes sine tali [Spiri-
tus s.] descensu fieri non est possibile ; Ghrys.
pe resurr. 8. Invisibili quadam vi ac gratia
invisibilem animam in melius transformatam
gerens; Greg. Nyss. Or. in bapt. Chr. Ut
. . . dignatio coelestis gratiae gignat antisti-
um; Leo Magn. Sermo 3 de natali ipsius).
Gegen bie 2)onatiften nel^men bie 93äter als aud^
ton biefen jugegeben bie @acramentalitöt beS
«rdo an unb erflören, bag berfelbe ebenfo mie bie
2aufe consecratione quadam Derliel^en toirb^
fo bag er felbft bemjienigen nid^t verloren gel^t,
iBd^er aus ber ffird^e auSfd^eibet^ unb beg^alb
•»4 bei ber SRödttel^r nid^t lieber gefpenbct tt)irb.
€o jd^retbt ber 1^1. tluguftimiS (De bono conjug.
2i [32]) : Manet in illis ordinatis sacramen-
tlDD ordinationis ; et si aliqua culpa quisquam
•ö officio removeatur, sacraniento Domini
Miel imposito non carebit, quamvis ad ju-
^nm permanente. — tJreilid^ ^errfc^t über bie
fege, meld^ üon ben fteben ordines ber 6^a«
^ttx ber Sacramentalitöt jufommt, bis I;eute
Werben X^eologen nod^2Retnung§Derfd^iebenl)ett.
Irerfennenan, ba^ berpresbyteratus ein Sacra*
tat iß. & ergibt fid(| bie^ aud^ flar auS ber fiel^re
beS SribentinumS burd^ f olgenbe @d^Iu|f olgerung.
SBenigftenS Sin ordo ift ftd^er ein Sacrament
(Sess. XXni, can. 8). 3l\xn ift aber baS sacer-
dotium, meldt^eS bie !Dtad^t ju confecriren unb ju
abfolDiren berleil^t (can. 1), alfo ber presbjtera-
tus, ber apex beS ordo, unb bie übrigen ordines
inb gleid^fam nur Stufen, meiere ju il^m l(|inauf>
ül^ren (can. 2). 2)urd^ baSfelbe mirb femer ber ^et*
ige ®ei[t mitgetl^eilt, unb eS ift feineSmegS mir*
fungSloS, menn ber Sifd^of bei ber SBeil^e tprid^t :
Accipe Spiritum sanctum; burc^ baSfelbe mirb
meiter ber S^arafter t)txliif)tn, fo ba^ berj[enige,
föelc^er einmal ^riefter gemorben ift, nic^t toie-
ber fiaie merben fann (can. 4). 2)ie| alles be«
meist, ba^ ber presbjrteratus ein @acrament ift.
^infid^tlid^ beS episcopatus läugneten bie meiften
ber älteren Sd^olaftifer, ba^ er ein ©acrament fei;
ber ffi. Xl^omaS felbft erDört (4 Sent. dist 24,
c. 3, a. 2), ba^ ber episcopatus jmar ein ordo
fei, secundum quod est officium quoddam re-
spectu quarundam actionum sacrarum, aber
nic^t secundum quod ordo est sacramentum.
SS ^atte bie^ mo^l barin feinen ®runb, ba|
man einerfeitS nic^t j^inreid^enb auf bie alte Xra«
bition ber jtird^e 9tüdftd(|t nal^m unb anbererfeitS
bie Sejiei^ung beS sacerdotium }ur Sud^ariftie
}u fel^r betonte. 3e^t aber nehmen alle S^eo«
logen ben facramentalen Sl^arafter aud^ beS epi-
scopatus als fidfter an, unb fte begrünben benfelben
bamit, ba^ burc^ ben ritus episcopatus bie geift-
lid^e 3Raä^t ju firmen unb }u meil^en ert^eilt mirb;
ba| ber Sifd^of biefe ÜRad^t bel^ölt, au^ U)enn er
feines SlmteS entfe^t ift; ba^ enblid^ bemSifd^ofe
burd^ bie SBei^e ber beilige ®eift Derliel^en mirb (ogl.
Conc. Trid. Sess. XXITT, can. 4), b. 1^. nad^ bem
feit ber gontroöerfe mit ben S)onatiften feftftel^cn«
ben ürd^lic^cn @prad^gebraud^e burd^ Singiegung
ber l^eiligmac^enben ®nabe. Sluc^ ber Siaconat ift
fidler ein @acrament. Sor bem Xribentinum long*
neten bieg nur menige; t)on ben nad^tribentini-
fc^en S^eologen niemanb. Oben ift bereits nad^«
gemiefen morben, bag ber 2)iaconat göttlid(|er Sin«
fe^ung ift; bog aber aud^ er bie l^eiligmad^enbe
®nabe üerlei^t, erl^ellt auS ben SBorten, meldte
bem 5U mei^enben S)iacon gefugt merben: Accipe
Spiritum sanctum, meldte, mie baS Xribentiuum
befinirt, leineSmegS mirfungSloS fmb. SBaS enb<
lid^ ben @ubbiaconat fomie bie Dier nieberen
SBetl^en betrifft, fo mar nad^ bem 3<ugniffe beS
bl. Xl^omaS (Suppl. q. 85, a. 2) bie geiuö^nlid^ere
Slnftd^t feiner 3^it, ba| fte alle @acramente feien.
9}on fpäteren Xl^eologen l^ulbigen biefer ^nftd^t
menigftenS als ber ma^rjd(|einltd^ern ^eHarmin
(De sacr. ord. 1, 7. 8), gftiuS (In 4 Sent.,
dist. 24, § 8), ^iHuart (Tract de sacr. ordinis,
Diss. 1, a. 3) unb 5lnbere; ton neueren öcrtbei«
bigt fte unter Slnberen ®logner (Sogmati! 11,
Segensburg 1874, 431) unb neigt i^r ju Sgger
(Enchirid. theol. dogm. spec, 3. ed. Brix.
1 894, n. 644) ; SaSquej unb Slnberc l^ielten nur
ben ©ubbiacortat für facramental ntd^t aber bie
1089
Ordo.
104
nieberen SBei^en (tßl. Benedict. XIV, De syn.
dioec. 8, 9, 4). 3ebod^ l^ot bie tntgegengefelte
^nftd^t, na^ toeld^ mhtt Subbioconot nod^ Die
nieoeren SBeil^en malere @acramente finb, feit bem
2:nbentinum immer mel^r an Verbreitung ge*
tt)onnen unb ift in ber ©egenmart foft allgemein
angenommen. S)er ®runb für biefen Umf(|tt)ung
ber ^nfid^ten ifl befonberS Die burd^ forgföltigere
^iflorif d^e gorf d^ung gewonnene Ueber}eugung, ba|
biefe ordines, teenngleid^ fte feit ben erften Seiten
ber JKrd^e in Uebung finb, bod^ al§ f old^e t)on ber
JKrd^e felbft eingefül^rt mnrben, »ie fie |a aud^
feit menigfiend anbert^alb Sal^rtaufenben nid^t alle
in ber griec^if d^en ftir^e borl^anben ftnb, ol^ne ba|
man biefer barauS einen Sormurf gemad^t l^ötte
(Dgl-Morinusl. cIH, Ex. 11, 1 [m, 152 sqq.]).
Si vero, fagt Sencbict XIV. (De syn. dioeo. 8,
9, 6), adinventi et constituti sint ab Ecdesia,
non poterunt sane veram participarerationem
sacramenti, ad quod de novo instituendum
sola Ecolesiae auctoritas non protenditur;
toa% ja aud^ baS Xribentinum felbft anbeutet in«
bem ed be^nirt, ba^ ber ordo ein a Christo
Domino eingefe^ted @acrament ift. SUIerbingS
finb biefe SBeil^en UÜ^oXb bod^ nod^ leine bloßen
Serimonien. & ftnb Dielme^r ©acramentalien
(sacramenta minora), bie burd^ baS ®ebet
ber ftird^e auf bie )u SQBeil^enben bie actueHe
©nabe ©otted sur mürbigen ^erhmltung befi an-
Dertrauten 9(mted l^erabrufen. @d^lie|Ii($ fei nod^
bemerlt, ba^, toenn aud^ meiere SQBeil^en an ber
SBürbe bed @acramented tl^eill^aben, eS tro^bem
nur Sin sacramentum ordinis gibt; benn tDie
ber fjii. Xl^omaS (Suppl. q. 37, a. 1 ad 2) be«
merft^ ift baS sacramentum ordinis nic^t etma
ein totum universale, baS ftd^ in einjelnen Snbi»
Dibuen DenDirllid^t finbet, nod^ aud^ ein totum in-
tegrale, baS in feine Xl^eile ^erlegt mirb, f onbem
ein totum potestatiyum, b. 1^. bie DoHe Sßefen»
l^eit beS sacramentum ordinis befielet nur in
Sinem ordo, toö^renb bie übrigen ordines bIo|
einen ^(ntl^eil an bemfelben entl^alten.
ß. 9ud^ in Se}ug auf baS öu^ere S^i^^it
bed SBei^efacramented ift Sinjelned gemig. 3ln-
bereS jweifeD^aft. 3n tjfolgenbem ift nur 3Kid(fldit
genommen auf biejenigen SBeil^en, beren facra-
mentale SBürbeftd^er ift. — 9Ja^ bem ßoncil bon
Orient (Sess. XIV, c. 3 De sacr. extrem, unct)
werben bie ^riefter gemeil^t per impositionem ma-
nuum. 2)aS Soncil Don gfloren) (Decr. pro Arm.,
bei Denzinger, Enchir. n. 596) bejeid^net alS
SRaterie be§ SBeil^efacramented iUud per cujus
traditionem confertur ordo: sicut presbjtera-
tus traditur per calicis cum vino, et patenae
cum pane porrectionem. Diaconatus vero
per libri evangeliorum dationem ; al§ f$form
nennt eS bie SQBorte. n^eld^e bie Ueberreid^ung biefer
instrumenta begleiten. 9u8 biefen 3cugnif|en
fotoie aus ber ^rajiS ber lateinifd^cn Äird^e er-
gibt fi(!^, bag praftifd^ beibed notl^menbig ift, bie
^anbauflegung bed iBifd^ofS unb bie tlebergabe
ber instrumenta, fo }tDar, ba|, foSS eineS iw
beiben gefehlt l^ötte, bie SBeil^ bebingungStoei
mieberl^olttoerbenmülte. S^eoretifd^l^ingegengtl
es auf bie gfrage, ukiS firenge jur 9Befen$ett bi
facramentalen StituS gel^drt, brei Derfd^iebene 1b
morten. S)ie öfteren Xl^eologen feit bem 11. 3o]^
l^unbert l^ielten n)egen ber Srnörung beS Sflot«
tinumS bie Uebergabe ber instrumenta aOein fi
mefentlid^ ; bod^ l^at biefe Inftd^t feit bem Zriba
tinum laum mel^r einen nennenStoerttfen SkrQeib
ger. Seitl^er glaubten nömlid^ bie Sinen, ba| p
gleid^ mit jener Uebergabe aud^ bie ^onbouflegni
baS SBefen beS facramentalen 9titud ouSmod^; b
Ruberen, unb }mar toeitauS bie meifien 9leiieia
ba^ bie ^nbauflegung aOein toefentlid^ SRoto;
jei. Sediere 9nftd^t ift l^inreid^enb begrOnbet Si
mneren ©ritnbe bafär finb f olgenbe. SBor ba
10. 3a]^r^unbert finbet fid^ ftetS nur bie boA
auflegung als »efentlid^ ermäl^nt (DgL }. 99. CHn
Eom. Becogn. 3, 66) ; bie gried^ifd^ Jmd^ VMSBk
blo^ bie ßanbauflegung an (Dgl. Denzinger, Bit
Orient. 1, 136 sq.); bie erften Siacone touda
ftd^er nid^t burc^ Ueberreid^ung beS Sdangdio»
bud^eS gemeint ba biefeS bamalS no^ nid^t m
fymhm toQx ; man mirb aber nid^t leidet gugda
lönnen, nmS ßinige bel^aupten, (S^riffaä 1^
feiner JKrd^e bie aßad^t Derliel^en, nadl ©ntbiinfa
Die 3Raterie biefeS @acramenteS mit ber 3nt V
Derönbem. Sugen IV. (Decr. pro Arm.) mm
übrigens aud^ feineSmegS befiniren, maS bmd^
aus mefentlid^ gum SBeil^erituS fei^ f onbem et er
möl^nte ber instrumenta bIo| be^A, toeil ei
bie Armenier, meldte bie ^anbauflegung betritt
l^atten, l^injid^tUd^ beS ganzen 9tituS sur ©!#
förmigleit mit ber lateinif^en JKrd^e ](|tnfu^
monte (Dgl. Bened. XIV. , De syn. dioec. 8,
10, 2 sqq.). — 99ei ber giriefterweil^ finbet ein
breimalige ^anbauflegung ftatt : bie erfte feiteil
beS lBtf(|ofS unb ber anmefenben ^riefter dpa
begleitenbe SBorte, bie ^meite }ugleid^ mit ben
®tbttt beS Sifd^ofS^ bie britte nad^ ber im
munion. 3um DoUftonbigen SKtuS gel^ren ck
}um SBefen aber mol^I nur bie jmeite. SaS (Seiet,
totli^tü ber Sifd^of bei biefer }meiten ^nball^
legung fprid^t, ift bann bie $orm beS @acramenic&
7. S)ie SSirfung beS 3Beil^efacramenteSifteiK
boppelte. 3unöd^ft mirb burd^ baSfelbe baS aag-
mentum gratiae , ut quis sit idoneus du-
nister , Derliel^en (f. Decr. pro Arm., bei Jk/t
zinger 1. c). ®iefe ißerme^rung ber fftiSif
mad^enben ©nabe (sugleid^ mit entfpred^ienbes
toirDid^en ©naben) ift notl^toenbig, forno^I veil
5ur erlaubten @penbung ber @aaamente, Wfß
ber ordo eingefe^t ift, bie ©nabe nid^t tottag^
erforberlid^ ift alS sum Smpfange ber Sacm*
mente ber Sebenbigen, als au(i) inSbefonbere, wi
3ur 9luSübung ber g^unctionen beS ordo eine
bonitas exceUens geforbert tovtb (DgL S. Tfaom.»
Suppl. q. 35, a. 1). gemer prägt baS SBeiie*
facrament einen facramentalen Straffer, b. ^
Signum quoddam spirituale et indelebile (Ooo^
Orebitcn — OreSmuS.
1042
VII, can. 9) ein. ®ic SBol^r^ett
roIterS ift de fide (üd. Gonc. Trid.
ibt fid^ not aus ber Sontrooerfe ber
; Donatiften. ©o f d^eibt ber 1^1. «u-
)p. Parm. 2, 28) : Sicnt baptismus
oom @d^t§ma gurfldfel^renben $t«
>rdmatio mansit integra: quia in
faerat vitium, quod unitatis pace
st, non in sacramentis, qnae ubi-
, ipsa sunt. SSirüid^ f^at bie JKrd^e
character indelebilis oud^ in ben
: ftini^e rid^tig ©etoeil^ten bo§ Sßeil^e*
nrfannt unb nie beffen SBieberl^oIung
b bei ber 9täd!e]^r fold^er £iöreti!er
io manuum flatt, fo mar ne nid^t
fonbem blog recondliatorifd^ (Dg(.
taff^ol Sl^eologie XVn [SnnSbrud
). S)ie)er Sl^ralter ift bem ordo fo
i| ber \jiL Sil^omaS (Suppl. q. 84,
it erllart, quod character interior
iter et principaliter ipsum sacra-
inis. tiefer Sl^arafter ift eine qua-
3, unb itDQx nad^ bem 1^1. Xl^omaS
i. 4, q. 1, a. 1) eine potentia, mo»
kmeil^te fd^Ied^tl^in befal^igt mirb,
S))enber ber il^m übertragenen gei«
legten )u fein. @eine {pecieüe ^e«
fomit barin, bog er, toie ber Ca-
pe sacr.) leiert, tum potestatem
conficiendi et minlBirandi con-
bet, tum eorum, qui ejusmodi
'aediti sunt, a reliquo fidelium
ctionem ostendit (t)gl. b. 9rt. Sl^a-
ie l^ierard^if (!^e ÜJtad^t, totlä^t mit bem
n tt)irb, ift ^meifad^er ^rt: potestas
potestas jurisdictionis. ^a nöm-
d^en nad^ bem äBiden S^rifH in ber
mtatürlid^ed 3iel burd^ bie ®naben-
fonbere bie Saaamente einerfeits
le SWitmirfung anbererfeitS, eneid^en
; S^rifhtS feinen ^ierard^en fomol^I
Uelzen, bie @acramente p vermalten,
IRad^t, bie ©laubigen in mirffamer
®efe^, Urt^eil unb ©träfe) ju il^rem
iifen; bie erftere ©emalt Reifet po-
18, bie anbere potestas jurisdictio-
»testas ordinis ift, toit fd^on ba§
nöd^fier 9lu§flu| bed ordo, unb
einen ordines nad^ SRa^gabe il^rer
nb ift bei ben ordines, meld^ie einen
iprögen, alfo beim gpifcopat, ^reS«
)iaconat, tote jener fclbft unöerlter-
38tas jurisdictionis fielet in loferer
n ordo felbft, unterftellt aber toenig«
^ bie Xonfur oerltel^enen ©tanb be§
bentlid^e ©penber aOer l^eili«
I nur ber SSijc^of (Decr. pro Arm.,
or L c). ©penber ber SBeil^en bcS
e8 ^reSb^teratS unb beS S)iaconat§
bech. Rom. aud^ be§ ©ubbiaconatS)
lann nad^ bem S^ugnig ber Söter unb aller Sacra«
mentarien überl^aupt nur ber^ifd^of fein; eine an-
geblid^e SSuHe 3nnocenj' Vm. öom 3a^re 1489,
tt)oburd^ aud^ einigen Sißercienferöbten bie Soll«
mad^t, ben 2)iaconat }u tttlvS^tn, gemöl^ erf d^eint,
ift nadb bem Urtl^eil ber Ihitifer unöd^t (t)gl. $1^1-
lipS, mrd^enr. 1, 339 f.). 3)ie übrigen SQBe^en t)om
SHaconat (iebenfallg Dom ©ubbiaconat) abmftrtS
lann {ebod^, toit ed au§ ber ^ra^is ber ^d^e aud^
in neuerer 3eit f eftfle^t, mit befonberer SoHmad^t
bed ^apfted aud^ ein einfad^er ^efter fpenben
(ögL Conc. Trid. Sess. XXTTT, c. 10 De ref.;
Bened. XIV., De synod. dioec. 2, 11, 8). Ueber
bie ürd^enre^tlid^en 93eftimmungen betreffs be§
©penberS bief er ©acramente f. b. Ürt. Orbination.
©d^on in ber «poftelgef d^id^te (6, 5 f.) bei ber flSaffi
ber erjten S)iaconen unb fpdter öfter tritt aud^ baS
Soff bei ben Sßei^ tl^ötig auf, aber feinedmegS
als ©penber berfelben, fonbem nur, um S^ugni^
über ben }u SQBei^enben abzulegen. SaS Xriben«
tinumj^at baber aud^ auSbrüdflid^ befinirt (Sess.
XXMI, can. 7): Si quis dixerit . . . ordines ab
ipsis [episcopis] coUatos sine populi vel po-
testatis saecularis consensu aut vocatione
irritas esse : a. s. — ^inftd^tlic^ befi Smpf ängerS
ber SBei^e ift gültiger unb erlaubter Smpfang )u
unterf d^eiben. 3um gültigen Smpfange ift erf orber«
lid^, iai ber )U SQBeil^enbe mönnlid^en (äefd^Ied^teS
(mal^rfd^einlid^ de jure divino) unb getauft ift,
fomie bag er feine Sinn^iEigung gibt (n)enn efi fid^
um Snoad^fene ^anbelt; benn nad^ bem Gateeh.
Born, mürbe baS SQBeil^efaaament aud^ ftinbem
gültig gefpenbet merben). 3um erlaubten Smpfang
ift erforberlid^: Seruf Don ®ott, reine 3Reinung,
red^tfd^affened fieben unb (für baS ©aaament)
©nabenftanb ; femer Srf üllung ber Dom ftird^en*
rcd^t meiterl^in auf geftcEten Sebingungen (f. b. 3lrt.
Orbination) unb ber fefte SBille, aOe Serpjlid^'
tungen eines Orbinirten (Xragen ber (ird^ltd^en
ffletbung unbberXonfur; fürbiel^ö^erenSBeil^en
täglid^eS Seien ber fird^Iid^en Xag^eiten [SreDier]
unb Sölibat) getreu su erjüllen (bgl. donc. Trid.
Sess. XIV, c. 6 De ref. ; Sess. XXTTT, c. 13.
14 De ref.). [Sinig.]
2. Ordo als allgemeine Sejeid^nung für ben
©tanb ber OrbenSIeute, f. b. Srt. Orben, geift-
lid^er.
^ttiUn (^orebiten), f. ©ufiten VI, 484.
^regio, 9luguftin, f. SeneDent 11, 376.
$rett$, f. OrientiuS.
$refle^, f. OrftefiuS.
^esvms^ 9iicoIau8, l^umanifiifd^er unb
tl^eotogif d^er ©d^riftfteüer, Sif d^of Don fiifteus, mar
geboren }u Säen, ftubirte an ber UniDer|itöt )u
$ariS unb mürbe bafelbfi 1355 iBorfte]^er beS
SoIIegd Don 9taDarra. 9tad^bem er ber SReil^e nad()
Derf d^tebene fird^Iid^e Stürben befleibet l^atte, möl^Ite
ff 5nig ^ol^ann il^n nad^ ber gemöl^nlid^en Angabe
jum Seigrer beS 2)aupl^in (be§ fpötem ftarl V.) ;
ÜReunier (f. u.) 24 ss. glaubt iebod^ l^ierin einen
burd^ alle 93iograp]^ien meiter gef d^Ieppten 3trtl^um
1043
Orgel.
IQ
conftatiren ^u muffen. Ore§mu3 geno^ aud^ fpöter
nod^, nad^bem er (1377) 95ifdJof ton Sifteuj g«"
n)orben, boS bef onbere Vertrauen befi ftdnigS, ber
gerne feinen Sftatl^fd^Iögen folgte. S)er Sifd^of
ftarb im 3. 1382. OreSmuS gel^örte ju ben gut«
geftnnten Xl^eologen jener 3rit unb trat mit Sif er
gegen bie fkij^lid^en tlnorbnungen auf. SemeiS
bafür \oai eine Siebe, bie er bei ©elegenl^ett einer
©efanbtfd^aft an ^pft Urban V. }u %Dignon
(1363) t)or bem SarbinalScoUegium l^ielt. %ii)
{eine (Selel^rfamfeit tt)ar eine groge unb anerfannte.
iBon feinen }a^Ireid(|en @d^rif ten (f. bie Sluf^öl^Iung
bei Fabricius-Mansi, Biblioth. lat. V, Florent.
1858, 119 sq.) mögen ^ier genonnt werben : Ari-
stotelis Politica et Oeconomica cum glosse-
matibus gallice Tersa, Lnt. 1486 ; Decem libri
ethicorum AriBtotelis et plures libri Ciceronis
et alionim auctorum gaUioe yersi , ib. 1488 ;
t^eologijd^en Snl^altS waren &ef onberd ber Liber
de Antichristo etc. (bei Martine et Durand,
Vetenim scriptt. . . . amplissima collectio IX,
Par. 1733, 1273 sqq.), fowie jal^lreid^e gJrebigten.
3rrt](|ämU^ ift il^m t)on Sielen eine Ueberfe|mg
ber Sibel in'§ fjframöfifd^e »tgefd^rieben worben,
meiere ftd^ auf ber $arifer iRationalbibliotl^el be«
ftnbet (t)gl. Rieh. Simon, Eist, des versions du
N. Test c. 28 [öd. Rotterdam 1690, 322]).
Sd^riften bed OredmuS über matl^ematifd^e ® egen-
ftdnbe (De sphaera, De latitudine formarum
u. a.) finb nur ^um X^eil gebrudt; einen Xractat
über bie erfie ßrfinbung bed @elbed gab 5. 93.
SBoIowSfi neu ^erauS (lateinifd^ unb fransbftfd^
mit 9loten, gJariS 1864) ; ebenfo ffur^e ben Algo-
rismus proportionum nad^ einer ^anbfd^rift ber
X^omer ©QmnaRalbibliotl^ef (s. 1. et a. [bem
Xl^omcr S^mnajlum gewibmet 1868]). (9JgI.
Moreri, Diction. s. v.; Nouv. Biogr. gön.
XXXVm, 776 s.; Meunier, Essai sur la vie
et les ouvrages de Nie. Oresme, Paris 1857;
jal^lreid^e fiiteraturangaben bei Chevalier, Böp.
u. Suppl. s. V.) [21. gffer.]
$tgeC (Dom gried(|ifd^en ffpYavov) bezeichnete al3
mufifaftjd^er 9lu§brucf urfprüngli^ jebeS ÜJlufiN
inftrument. 3n biefcm ©inne braud^t eS ber
^I. Öwwn^muS Ep. [107] ad Laetam : Virgo
snrda sit ad Organa . . . tibia, lyra, cithara
cur facta sint, nesciat (Dgl. aud^ Aug. Enarr.
in Ps. 56, n. 16). 3n ber SSuIgoto gibt berfclbe
§eilige bomit baS l^ebräifd^e aai:? ober aa* wieber
(®en. 4, 21. 3ob21, 12; 30, 31; $f. 150, 4),
roaS infofem gonj jutreffenb ift, aI8 bie Hirten-
flöte (^anSflöte) unb bie ©adflöte gewifferma&en
\)it Urformen ber Orgel finb. ©d^on Kaffiobor
(In ps. 150, beiMigne, PP. lat. LXX, 1052sq.)
befd^reibt unter bem 5Wamen Organum ein in-
ftrument, meld^eS genau unferer l^eutigen Orgel
cntfprid^t.
1. Orgeln, toenn aud^ oüereinfad^fter Son«
ftruction, maren ben 6ulturt)öt!em beS ^Itertl^umS
nid&t unbefannt. S)ie Kn-')5i-ii;» unb "B"''^:^» ber
f:»cbräer waren, wenn man ben talmubifci^en 9Jad^-
xxäiim ©lauben fd^enfen barf, orgelartige 3nfl
mente. S)ie alten ©ried^en unb Stömer 1^
SQBafferorgeln (6dpauX(c [oon S8<i>p unb o&Xt
Organum hydraulicum) , weld^e ber 9Jlc(
nifer fttefibiud (um 170 t). (S^r.) wa^rfd^
afö eine 93erbe{feruug ber pneumatifd^ O
erbaute (f. Athenaeus, DeipnoBoph. 4,
[rec. Dindorf., Lipsiae 1827]). £aS 9Bo
f^aüt ben 3n)cd(, bie eingefül^rte Suft )u te
liren. S)iefe würbe burd^ SBIafebdIge in einen i
l^älter getrieben^ ber tl^ilweife in äßoffer ^
unb ging t)on bort av& erfl in oie äBinblabe. 2
SQBaffer biente alfo bagu, bie @t5|e aufjune^
99ei ben Stömem war bie SBafferorgel als &p
gegenftanb fel^r beliebt. S)er ffaifer 92ero b^
bereu mel^rere. XertuUian befd^retbt {te in \a»
SBud^e De anima (0. 14), nennt aber ben 9xA
mebeS (geft. 212 t). (S^r.) afö Srfinber. Sinei
bilbung gibt baS Stenniger 9ßofaif (f. SBilmoM
S)ie römifd^e fBlUa )u 92ennig, Sonn 1864, £af.:
3n ben Jhrd^en fonnten biefe Snftrumente hl
Serwenbuna ftnben, weil baS SBaffer im 9BtR
bei groger Jtölte gefror unb im Sommer bei fta
^i|e t)erbunftete. 9luS biefem ©runbe mu|ien
au$ balb wieber allgemein ben ))neumatij4
Orgeln weid^en. 3)ie iReliefS an bem unter 3^
bo^uS bem ®ro|en (geft. 395) in Sonfiantinol
enid^teten ObeliSf en jeigen eine pneunuitif d^ Oci
t)on 15 pfeifen, 2 SBinbfddfen unb 12 Sta
böigen (Fetis, Hist. gen. de la Mnsique I
Paris 1874, 499). 3m SOhifeum )u 9rle8 ^
ben fid^ an }wei antil geformten Sarfopl^gen 0
ber gaQifd^-römifd^en 3eit )wei pneumatifd^ C
geln abgebilbet (Fetis 1. c. 495). Sagegoi
e§ ein 3rrt]^um, ba| man bie l^L Sacilia mit eil
Orgel abbilbet ; bie Stelle im Officium Canti
tibus organis etc., weld^e ba}u Seranlaffung go
Reifet blog „beim Ätange ber Stnjlrumente*, n
weld^en bie ^eilige in baS ^au§ il^reS Srautign
geleitet würbe.
2. 3)ie d^riftlid^en ed^riftfieUer ber erfien fid
äa^rl^unberte berid^ten nid^tS t)on einem @e6roii
ber Orgel in ber ßird^e, obwol^I fie mdMc
biefeS Snftrument erwöl^nen. 2)ie 92ad^rid^t p
tina'g (De vitis Pontificum, ed. Colon. 15di
96), ba| $apjt SJitoIion (657—672) bie Ott
in bie ffird^e eingefül^rt f)aht, ift nid^t gan) 10
wal^rfd^einlid^, wenn nid^t etwa unter oiganaa
bere SlaSinftrumente ju üerflel^cn fmb.— 3>i^
Sfranfen !am jiebot!^ bie jf enntnig ber Orgd nid
au§ Stauen, f onbem auS bem Orient. SBie &
f^axt (Annales ad a. 757, in Mon. Oterm, Us
Scriptt. 1, 141) berid^tet, erl^ielt ^ipin berlHeii
oom bt)5antinif(|en ffaifer @^onftantin Soprontim
eine Orgel gum ©efd^cnf. ifaifer ftarl berStoj
liefe nad^ biefcm ÜJlufter eine f old^e für boS SJör
fter in ^lod^cn bauen, weldfte SBalafrib ©trat
(geft. 849) in begeiftertcn Serfen befdjreibt; f
wirb aber bei ber S^rftörung beS SWünperS bun
bie ^tormonnen (881) mit gu ®runbe gegongt
fein. 93on Stadien au§ mag fid^ bie ffemttnt^ >
Orgel.
1046
sabmfl in 2)eut{(l^lanb toeiter t)erkeitet
nnb siiKxr umftd^ hvxä) funfberftönbtge
in ben iMdflem. S)et genannte SBalofrib
gibt uns Sludfunft über ben Uhirgtfd^en
d^ ber Orgel im fltofler ^txi^man, mo er
[ül^ren 816-825 Unterrid^t in ber SWufif
l^tte (ogl. 3aIob^ S)ie Aunft im S)ientte
fft, 3. 9ufl., Sonbdl^ut 1880, 428). «uS
äal^l^nbert iß eine Einleitung )um Sau
ijen Orgel bori^anben (Sd^ubiger, aihiftfal.
;ien aber baS liturg. 2)rama u. f. m. [$ubli«
ilterer ptatt. unb tl^oret. aJhififwerfe Y],
1876, 81 ff.). 3n ©t. ©aflen fd^rieb
kibeo (f. b. ^rt.) einen Xractat über bie
ber Orgelpfeifen. SuS biefen ^^oti^en
m, erTennen, xoxt eifrig in 2)eut{d^lanb bie
tfl Orgelbauefi gepflegt nmrbe, unb ed
ISrli^ , baB ^apft 3o^auned YUI. um
) k)om SBif^of ^nno Don fjfreifing eine
ber bejlcn irt" unb einen tüd^tigen Orgel-
:bat (Mabillon , Annales 0. S. B. U,
789, 169). SMealtegSifd^ofSftabtgfreipng
> f^on frül^ im 93eft|e einer Orgel, ^a^
loge be8 ^ötoriuS (Syntagma musicum
[fnibüttel[8ic] 1618, 93) befanben ftd^ ju
it SIefie Don Orgeln au8 bem Slnfange bed
rl^nbertS unter Slnberem ju ^alberfiabt
ber @t. $aul8!ird^e in (Srfurt. 9lud^ bie
rd^ auf bem $eterSberg bei paUt l^atte
t\, toeld^ 1200 burd^lBranb}er^drt mürbe.
3a^r 1230 ift eine Orgel in ber SWünfter-
93onn nad^mei§bar. Ol^ne Stoeifel mer«
) bie anberen Satl^bralen unb 9Ränfter«
[i Seutfd^lanb im 13. unb 14. äal^rl^un-
Orgeln Derfel^en morben fein, benn im
426 fonnte Sfelij §emmerlin (f. b. «rt.)
, ba| nad^ ber löblid^en unb burd^ ganj
cmb fd^on lange eingefül^rten @itte faft
d^, inSbefonbere bie Satl^ebral« unb
tfirdften, mit melobijd^en Orgelmerfcn ge«
n (©d^ubiger 80). — 3n 6nglanb jianb
Sal^r 980 in ber Senebictinerabtei SBin«
ine groge Orgel. S)iefelbe l^atte oben 12
en 14 Slafcbälgc, bie öon 70 fröftigen
ti gebogen ober getreten »erben mußten,
en ging ber SBinb in 400 pfeifen. 3»ei
ien, Don benen ]eber fein eigene^ Sllp^abet
fpielten biefelbc (MabiUon, AA. SS. 0.
aec. V, 630 sq.). 6inc anbete Orgel
ber ftird^e beS fflofter§ SRamfe^ (Mabillon
). 3n ©d^ottlanb bagegcn eiferte ber
«ferabt Sölreb, ein ©d^üler be§ 1^1. Sem-
gen ben ©ebraud^ ber Orgel (Speculum
I 2, 23, bei Migne, PP. lat. CXCV,
'. — 3« 3talien ftanb im 10. Sa^rl^unbcrt
^Sobbio (fiigurien) imSRufe, gute Or«
bauen« ^t @erbert bafelbft, nad^mal§
jitoejlern. (geft. 1003), foH nad^ ipräto-
lII, 92) ein gejd(|idfter Orgelbauer gemefen
nd( baS jtlofter ber @tabt ©rabo befag
e Orgel, bereu 9Binblabe fid^ im Sefi^e
ßarlino'S befanb. Sbenfo befanb ftc^ eine Orgel
in ber jf lofterfird^e )u SaDa (im ©alemitanif^en),
meldte bei ®elegen$eit ber Kird^meil^e, bie $apft
Urban II. (1088—1099) Doma^m, gefpielt mürbe
(AA. SS. BoU. Mart. I, 336). ajluratori be-
hauptet , ba^ feit ber ßinfäl^rung ber Orgel in
bie ftird^e ber Sefud^ bed ©otteSbienfied in auf*
fallenber SBeife gugenommen l^abe (Antiq. Ital.
IV, Mediol. 1741, 777). — 3n SranfreidJ mar
bie Orgel in ein}elnen JKrd^en f d^on im 10. 3al^r-
l^unbert befannt. ßnbe bed 11. Sal^r^unbertS mar
eine fold^e in ber Sbtei göcamp im ©ebroud^;
93albrif, Srjbif d^of Don Sol in ber Ober«9retagne
(geft. 1130), fprid^t ftd^ in einem Sd^reiben an
bie 93räber biefefi fflofteri fel^r lobenb über baS
Orgelfpiel auS unb benu|t bief e SSeranlaffung, bie
Orgel gegen il^re jal^lrei^en ©egner in @d^u| }u
nel^men (Gerbert [f. u.] n, 143 sq.). ®ine
@9nobe ad yallem Ouidonis (SaDal; 124^)
im 93iStl^um fie 3Ran8 fprid^t Don ben Orgeln
al§ in ben ffird^en gebröud^lid^en Snftrumenten
(Harduin VH, 349). ®od^ blieb iu einigen
©egenben bie Oppofttion gegen bie JKrc^enorgeln
lange möd^tig; su fi^on mürbe fogar erft in ben
Dierjiger 3a]^ren unfered Sül^rl^unbertS burd^ ben
Sarbinal-Sr^bifd^of 93onalb bie Orgel in bie
jtird^e eingefül^rt. SDie gried^ifd^e JKr^e bebient
ftd^ bis l^eute nod^ nid^t ber Orgel, ebenfo menig
bie ftj^tinif d(|e ffapeHe in 9lom. ^ud^ einzelne Or-
ben, 5. 93. bie jtartl^öufer, fd^liegen fie Don i^ren
Älöftem aug. — 3nt 14. unb 15. 3a^r]^unbert
na^m bie Sufnal^me ber Orgel in bie JNrd^e fo
}u, bag sur 3eit ber Sieformation faft alle ftird^en
mit Orgeln Derfel^en maren.
©inen mid^tigen Sfortfd^ritt in ber Orgelbau«
fünft bejeid^net bie Srftnbung beS $ebal§, meldte
Don fiubmig be ißaelbefe in Trabant (geft. 1312)
gemad^t fein f oQ (91. @d^led^t, ©efd^. ber ff ird^en*
mupt SRegenSburg 1871, 103). 3n ffieutfd^lanb
fanb man beim ^bbruc^ einer alten Orgel in
93eeS!om bei granffurt a. b. O. }mei Principal«
pfeifen beS $ebal§ mit ber Sa^reSaal^l 1418 (f.
[6^rt|)anberg] 3a]^rbüd^er f. mufifalifd^e SBiffen«
fd^aft n, Serlin 1867, 69). ®aS Serbienjl 93er-
narbS beS ffieutfd^en, ber Don 1445—1459 Or«
ganift an ber @t. !D{arcu§fird^e in Senebig mar
unb ber bis^eran für ben (Srfinber bed ^ebafö
galt, mirb alfo barauf ju befd^rönfen fein, ba^
er ben ©ebraud^ bed $ebal8 in SSenebig einge«
fül^rt l^at.
3. 2)ie ölteften Orgeln l^atten eine leidste Spiel«
art. ©päter, al8 bie 3nftrumente immer größer
unb bie 9)le(^anil complicirter mürbe, mögen ein«
gelne Orgeln fd^mer }u fpielen gemefen fein. 2)ie
DielDcrbrcitete 9lnfid^t jebod^, bafe bie Orgeln be§
ÜKittelalterS mcgen i^irer breiten, f d^mer bemeglid^en
Saften burd^meg nur mit ^föuften ober Ellenbogen
ju bearbeiten gemefen feien (bal^er ber 5lu§brudf
„bie Orgel fd^lagen", Organum pulsare), l^at
P. 3lnfelm ©d^ubiger in ba§ JReid^ ber biftorifd^en
Srrtl^ümcr Dermiefen (TOonatS^efte für SShiftf-
1047
OrfleL
gcfd^id^te I [1869], 127 ff.), ein Ucbclflanb bei
ber Orgel toor eS SiS in baS 14. Sol^rl^unbert, ba|
aOe auf ber Sßinblabe ftel^enben, jiim gleid^en Xone
gel^örenben pfeifen beim 9lieberbrüden ber Sajlc
erflangen. Sereinjelt m5gen l^ie unb ha SSerfud^e
}ur ^ebung biefeS tlebelftanbed ongefiellt toorben
fein : gön^lid^i befeitigt mürbe er iebod^ erft bur^
bie Sr^nbung ber Springlabe, meld^er balb bie
ber Sd^Ieiflobe folgte. (9lfö öltefle i^m befonnte
nennt 9Berhneifter irrt^ämlic^ eine t)on 9Jl. Slgricolo
im 3. 1442 angefertigte.) %in erf} toax eS mög«
lid^, bie pfeifen nac^ i^rem Sl^aralter ju orbnen
unb audgubilben. SiefeSIrbeit fielbem 16. Sal^r-
l^unbert }u. 9Ran erfanb bie $rinci))alfldten unb
®ambenftimmen^ bie Slol^rmerfe, (Sebadte u. f. n).
Ueber bie »eitere SerDoQfommnung ber Orgel
bie Snmenbung ber gleid^fd^teebeiü)en Tempe-
ratur unb bed Sj^ortonS, bie SSBinbumge, baS
Sogler'fd^e ©implificationdfi^fiem unb bie in neue-
rer S^it ftd^ fiberftürjenben Serbefferungen gibt
nöl^e %u8funft 3. 3. @eibel S)ie Orgel unb i^r
a3au, 4. 9luflv beforgt bon 99. ftot^e, Seipj. 1887.
4. S)erHiIa^ für bie Orgel inber JKrd(|e
ifi meber burd^ baS ^erfommen noc^ burd^ Sor-
fd^riften beftimmt ; er rid^tete fid^ frül^er burd^meg
nad^ bem praltif d^en 93ebftrfniffe. Snfönglid^ ftanb
8e im Sl^orraum, unb jmar im ^redb^terium ober
interd^or an ber Storbfeite^ ober oben auf bem
Settner, tteil fte l^ier am befien bem Sl^orgefange
bienen lonnte. @eit bem 18. Sal^rl^unbert finbet
man in bebeutenberen JHrd^ien f opar jmei Orgeln,
eine Heinere }ur Segleitung be§ S^orgefangeS unb
eine größere am Snbe be§ ÜRittelfd^tffeS auf einer
(Empore über bem meftUd^en Eingänge. @o be*
fd^reibt ber jüngere Siturel bie Orgeln in ben
lempeln beS l^eiligen ®ral. ®ie Orgel ftanb
aber in alteren ftird^en aud^ mol^l an einer Seite
beS fiangl^aufed über ben Strcaben, fo in ber
SRarienfird^e in S)ortmunb eine intereffante Orgel
aus bem 15. äa^rl^unbert, ebenfo im fünfter }u
Strasburg (f. ßübfe, SSorfd&ule jum ©tubium ber
Krd^lid^en ftunft, 6. ?lufl., ßeipj. 1873, 189). 3n
neuerer 3eit bient bie Orgel befonberS aud^ jur Se-
gleitung beS Solldgefangeg, unb il^r befter Pa|
ifi be^l^alb auf einer Smpore ber bem Sl^or gegen-
über liegenben @iebelfeite. 2)abei ift iebod^ @orge
)u tragen, bag baS @iebelfenfter nid^t oerbedt
mirb, »ad burd^ Xl^eilung bed Orgelmerf ed bemerf-
jteHigt merben lann. 2)a8 Orgelgel^öufe mu^ fid^
in Aufbau unb S^txat naä) ben ard^iteltonifdden
gformen ber Äird^e rid^ten. 3toedhnä|ig wirb auf
bie genannten fünfte fd^on beim ^lan-Sntmurf }u
einer ftird^e SRürfftd^t genommen, fjfür bie litur-
gifd^e Sinmeil^ung ber Orgel sum ürd^lid^en ®e-
braud^ finbet fid^ ein Sformular im Anfang jur
editio iypica be§ Rituale Romanmn.
5. 5Da8 Orgelfpiel war anfänglid^ jeben-
fallS primitioer Slrt. Sermutl^lid^ gab bie Orgel
nur ben Son }u ben ©eföngen beS S^orS unb beg
?>riefter8 an, fpielte oielleid^t aud^ bie SWelobien mit.
äßdglid^ ift, bag nad^ %rt be§ ^ucbalb'fc^en Orga-
num (ogl. b. «rt. 2Rujif Vm, 2036) 1
ber Orgel bie Oberquinte unb l^öl^
SRelobien miterflingen l\t%. ©päter ta/b
bie Orgel ben fogen. 3)i8cantuS (f. i
2038) übertragen l^aben. 9fö bod \
ftd^ oerooQfommnete, mad^te mit bem i
ber 3Renf uralmufU unb ber SutundDung i
punfteS baS Spiel immere größere gfodf
lel^nte ftd^ an bie pol^p^onen ©efangS«
nen an unb t)erfa]^ biefelben an gettrif
mit Ser^ierungen (Koloraturen). Sie et
lid^en Siufjeid^nungen oon Orgelcor
finb : 1) 2)aS Fundamentum organ:
bem blinben Orgelmeifter ffonrab ^
1473 in ÜRünd^en fiarb (^auSgeg. oov
mann, in 3a^rbüd(|er f. 9Ruftfmiffenfd^
Sig 1867, 177 ff.); 2) ein Orgelbud^ au
tl^öuferflofter Sus^eim (au8 bem 15. 3
ftommenb). 91. ßitner gab badfelbe l^ero
binbung mit benOrgelfö^ au8 bemi
Orgelbud^e (um 1520) als Setlage gu be
l^eften für aJhipfgefd^. XIX u. XX [188^
8) Xabulaturen eiliger lobgefangu. f. tt
in b. Seilagen ^u ben ÜRonatSl^ften für !
I [1869], 9fe. 7 u. 8) unb ein labulot
amolb ©d^lidt bem 3üngem (1512). -
Sudlern finben fid^ Orgelfä^e, bie ^d| c
gorianifd^en Sl^oral f owie an boS beutfd
unb weltlid^eSolfSlieb auf daliegen, bunt t
ber. Sa^er mag eS gef ommen fein, bo| b
ften, meldte ftc^bief er Sammlungen bebte
renb beS ®otteSbienfieS aud^ bie barii
weltlid^en Stüd(e fpielten, waS }u Die
Seranlaffung gab. SBie SUetf d^el (Sie 9
Orgel beim ®otte§bienft, Seipjig 1893]
war oor ber Deformation ein augemein c
®ebraudb ber Orgel in brei formen t
1) als Einleitung }u ben fird^lid^n
(Praeambulum) ; 2) alS Segleitung
Sl^orftüde ; 3) als 9luSfül^rung einjelnet
im SBed^fel mit bem Sl^ore. daneben ej
ein arger ÜRigbraud^ beS 3nftrumente
beftanb barin, ba| 1) bie Orgel )u
auftrat, ben ®efang beS ^riefterS ober I
unoerftönblid^ mad^te ober unterbrach un
2) ba^ weltlid^e, befonberS leid^tf ertige
il^r auSgefül^rt würbe. ®egen fold^ 91
eiferten ^rooinjial- unb Siöcefanf^n
}. S. Syn. Brix. saec. XV, ed. 0. Bickc
1880, 34; Schannat, Oonc. Oerm.\
Aug. Agripp. 1765, 255 [ffölner %
f^nobe üon 1536]. VI, 756 [S^inobe
brat 1550]. VII, 8 [S^nobe öon ^arli
ajligne, SncQclopöbtfd^eS ^anbbu^ b. f
gie, nad^ bem Sfrangöfifd^en, SreSlau 1
[gioncil bon ^ariS 1558 unb t)on Steim
^uf bem Soncil ju Xrient würbe in ber 2
am 17. September 1562 bef(!^loffen, b(
ff ird^e bieienige ^Sbxjit }u t)erbannen fei,
Orgelfpiele ober ®efange etwas Seid^tfei
Unreines an fid^ l^abe. S^noben ^u
OrgeL
1050
u9ugdburg(1567X suffonftans(1567),
(1570), juSoermottb (1570), sulrient
u Xmtrnai (1600) unb anbete (durften
tinifd^ Socfd^ft auf'8 9leue ein unb
lere Snioeifungen aber ben ©ebraud^ ber
Sohannat L c. YU, 103 sq. 164.
36. 668. Vm, 412. 479). «uS ben
9Rt|bräudN erllärt fid^ oud^ bie ab-
legen bte Orgel, meldte in ben erfien
d^ ber Deformation nid^t blo^ bei ben
nt in ber €d^toei), fonbem aud^ in
nb €d^ottIanb ^ä^ funbgab. änSeutfd^-
e toeber Sutber nod^ einer feiner 9ln-
le bef onbere €qni))atbie fär bie Orgel
)m ^fle Siemens Vm. im 3. 1600
ebene Cerimoniale Episcoporum (f. b.
noniale) regelt (L 1, c. 28) ben ®e*
t Org^el in ber ffird^e unb befeitigt bie
de, bie ftd^ eingefd^lid^en litten. S)ie
^abe (ed. typ. Batisb. 1890) bed (Sieri-
at in bem genannten itapxttl einige %en«
begm. genauere ^ftjieflungen erfal^ren,
11 bead^ten finb. Sie im 17. Sal^rl^unbert
len S^noben fud^ten bie Sorfd^riften beS
on Xrient unb bed Oerimoniale p er-
I &)eiter auSsufül^ren. 3n ber fJroIdQ^
S Orgelfpiel aÖe SBanblungen mit burd^,
ftinbemnuft! über]dau))t unterlag, unb
f^m @d^ mit ber 3n{trumentalmuft!
Irt SBlupf vm, 2054 ff.). ÜKit bem
m beS ®eneraIbaf[eS !am oud^ bie l^ar«
Begleitung bed gregonanifd^en Sl^oralS
mtfd^en Kird^enliebeS al8 eine neue gform
Sftn OrgeljpielS )u ben bisherigen gfor-
L Ueber bie ^Begleitung bed lateinifd^en
tnb bie ^nfid^ten ber jhtnftfenner ge«
öJ^renb Stiele bie Segleitung als 93aUaft
, ber ben Sl^oral nur bel^inbere, glauben
<i^ für unfere an Harmonie gemö^nten
r lateinifd^e S^oral erft burd^ eine paf-
leitung genießbar merbe. 2)ie ffird^e l^at
"eine Seftimmung getroffen. 3118 S3e-
unb @tü^n bed 93ol!dgefanged ^at
; bie fe^r »id^tige 9lufgabe, mit il^rer
:onfuDe bie S)if|onan}en ber einzelnen
en Stimmen auSgugleid^en unb fie alle
ro^rtige Harmonie aufgulöfen. ®od^
Stellung ber Orgel beim fatl^olifd^en
ttfi immer eine btenenbe ; ber Organift
nrgeffen, ba^ fein Spiel ^öl^eren 3toeden
)net ip (ögl. 2JMtterer, ffiie toi^tigften
IBorfd^riften in Segug auf baS Orgel«
enSburg 1891, 44).
[ie|lidd möge bter nod^ eine furje lieber«
)ie Xage unb ©elegenl^eiten $la^ ftnben,
n nad^ Cerim. Episcop. 1, c. 28 ba§
[ angemenbet toerben barf. ®anad^ ioll
fddn)eigen an ben Sonntagen ber 3[b>
mit SuSna^me bed britten (Gaudete)
t ber |$aftenseit mit 3lu§na]^me be§ oierten
), iebod^ barf an ben beiben auSge«
nommenen Sonntagen bie Orgel )ur 9Jleffe ae*
fpielt merben. %m (BrfinbonnerStag fpielt Die
Orgel bis }um Oloria unb am Sl^arfamStag Dom
Oloria ab. Sie Slnmenbung beS OirgelfpielS an
anberen Sonntagen, an Sfeften unb }u feierlid^
aSotiDmeffen (aud^ in Dioletter gfarbe) ift ieberseit
gemattet, %bDent8- unb Safiengeit nid^t ausge-
nommen. 93ei ber StequiemSmeffe (tdd^t beim
Officium defimctoram) mie aud^ bei ber ^ferial«
meffe im %bDent unb tDöl^renb ber gaftenjeit ift
Orgelfpiel jur ^Begleitung beS ®efangeS gemattet,
mu| aber aufl^ören, fobalb ber ®efang j[ddn)eigt. —
Storftel^enbe ^eftimmungen begiel^en jtd^ auf ben
® ebraud^ ber Orgel beim liturgifd^ ®otteSbienft,
tt)o biefelbe regelmäßig nur )ur ÜReffe, )ur feier-
lid^en SRatutin unb SeSper gefpielt }u merben
pflegt; bod^ fann bie (Bemo^nl^eit, oud^ }u ben
fleinen ^oren bie Orgel }u benu^en, beibel^alten
merben, mo fte befielt. 93eim außerliturgifd^
©ottesbienß (aud^ mo^l }u ^rioatmeffen) barf bie
Orgel mol^l immer, felbfi mftl^renb ber 3lbDentS«
unb i$aßen)eit, gebroud^t merben, menigftenS mo
bie ©emol^nl^eit bejlel^t, ben SoQSgefang )u be*
gleiten. 3n Setreff ber genaueren Siegeln, mie bie
Orgel bei ben einjelnen Sfunctionen t^eilS als
Stü^ beS ®efangeS, tl^lS mit bemfelben alter-
nirenb an)utt)enben ift, muß auf baS Cerimoniale
Episcop. 1. c. unb auf bie praftif d^ Slnmeifungen
}ur SluSübung ber ffird^enmuflf Dermiefen merben.
(93gl. nod^ Adlung, Musica mechanica orga-
noedi, ^Berlin 1768; Oerbert, De cantu et
musica sacra, typis San-Blasianis 1774, ü,
187 sqq.; SDlittag, |)ifiorifd^e Slbl^onblung fiber
Sntftel^ung, ®ebrau^ u. f. m. ber Orgel, Süne«
bürg 1756; Sponfel, Orgelbiftorie , 92fimberg
1771; Bedos de Celles, L'art du facteur
d'orgues, Paris 1766 ss., 4 vols. ; SlntouQ, ®e-
fd^id^tl. SarfteQung ber Sntjiel^ung unb SerDoQ«
fommnung ber Orgel, 9)lünfterl832; Organ für
d^riftl. ihinft, Äöln 1852, Sflr. 5 u. 8; löpfer,
Sel^rb. ber Orgelbaufunß, äßeimar 1855, 2. %uf[.
Don 3R. SlUil^n, ebb. 1 888 ; Hopkins, The Organ,
its History and Construction, London 1855,
5<* ed. 1887; ®ie Orgel, i^re «ufgabe unb
Sage in ber fatl^. JKrd^e, ÜRünfler 1868 ; Lacroix,
Les arts au moyen &ge, Paris 1869, 209 ss.;
3ur ®efd^id^te ber Orgel, Don einem öfterrei>
d^ifd^en 93enebictiner, im ^rd^iD für fird^lid^c
^aufunft unb ffird^enfd^mudC [Don 2:1^. Prüfer]
n unb m, »erlin 1877 unb 1878; ffiange-
mann, ®e)d^i(^te ber Orgel unb Orgelbaufunft
©emmin 1880, 2. [litel] «ufl. 1881; Otte,
Äunftard&oologie I, 5. ^ufl., Seips. 1883, 322 ff.;
SRitter, 3ur ©efd^id^te beS OrgelfpielS, Dome^m«
lid^ beS beutfd^en, Dom 14. bis gum Anfang beS
18. Sa^rl^unbertS, Seipjig 1884, 2 ©be.; RoÜ^c
unb Sforc^^ammer, gfü^rer burd^ bie Orgelliteratur,
Seipjig 1890; ©regoriuSblatt 1891, 9hc. 4 u. 5 ;
Ueber ben Ort für bie Orgel unb baS Orgel-
geböufe in ber ffird&e, im ftatl^ol. Seelforger V
[1893], 81 ff. 141 ff.) [SB. SBöumfer.]
1051
Orid^oöiuS — OrienttuS.
105
tM^eittefiMe <ilir4e ober JKrd^e ber orien«
talif d^en 9titen ift im @egenfa|e )ur abenb-
lönbijd^ (lateinifd^en) ffirc^e ber Inbegriff ber
mit Stom im ®Iauben Dereinigten, in ben ®e*
bröud^en ober oerf d^iebenen Sprengel unb ©laubi-
gen, toeld^ ben alten Orientalinnen ^atriard^aten
unb Stationen angel^örten uno Don ber |»öre{ie
beS !Reftoriu8 ober beS Sutpd^ed ober ou^ Dom
@d^i§ma ^ur ßinl^eit }urüdRebrten. Sal^in ge«
^ören: I. S)ie l{o))ten (f. b. ^rt.) unb abef«
f i ni er (f. b. 9lrt. äbefflnien) im alten alejanbri»
nifd^en ^ßatriard^ate. n. SHe bem antiod^enifd^en
$atriar^te angel^örigen @qrer, unb gmar:
1. S)ie @9romaroniten am Sibanon (f. b.%rt. 3Ra«
roniten). 2. S)ie reinen S^rer (Syri puri), eben-
fattS in ber afmüfd^en Sürlei (f. b. 3lrt. Serien).
3. S)ie @9ro-S^Mer, unb }loar a. ©qro-S^al«
böer in ber ajiotifd^en Xürlei, b. @9ro-9RaIa«
baren in Ojtinbien (f. b. %rt. Sl^Iböifd^e Sl^ri«
ften). m. 2)ie%rmenier f omol^I in ber ofiati«
jd^en als europöifd^en dürfet (f. b. ^rt. Armenien I,
1340 ff.), in «eggten (f. b. «rt. %tff)pitn 1, 265),
bann in SRu^IanSb unb im bfterreid^if d^en ®ali)ien
(f. b. 9lrt. Semberg Vn, 1731 ff.). IV. Sie ® rie-
d^ e n. ^ierl^er flnb ^u red^nen : 1 . S)ie (Sried^en mit
gried^ifi|em SlituS unb gried^ifd^er ©prad^e in ber
europöifd^en Xürlei, in ©ried^enlanb unb in Ita-
lien (Itidograeci), frül^er bem $atriard^ate Don
Sonftantino))eI angel^brig. 2. S)ie ©röcomeld^iten
(f. b. «rt. SKeld^iten) im Orient mit arabifd^cr
Sprad^e, im antiod^enifd^en ^atriard^ate. 3. 2)ie
9lumönen mit Dulgör rumänifd^er Sprad^e in
Siebenbürgen unter bem Srjbifd^of Don t$=ogara§
(f. b. 3lrtt. QfogaraS unb Rumänen). 4. ®ie ®räco«
jlaDen, nämlid^ a. bie SRutl^enen (f. b. %ü.) mit
jlaDifd^er Bpxaäjt in Oefteneid^ unb SRuglanb;
b. bie Bulgaren in Bulgarien (f. b. 3lrt.), bie unter
bem 1861 in 9iom geioei^ten, bann Don älu^lanb
befeitigten 93ifd^of Sofepb @o!olSft^ bann unter
©ifd^of SRap^ael ^Popoff (geft. 1876) unb 9lilu8
oon Sl^effalonid^ Don il^ren fd^iSmatifd^en fianb§'
leuten ftd^ trennten (Dgl. SRattinger in ben Stimmen
aus aWaria-Saad^ IV [1873], 45 ff. 252 ff. V
[1873], 261 ff. 447 ff. ; ffat^ol. aKifftonen, grei-
bürg 1874, 133. 202; 1875, 192; 1877, 254).
Me biefe Stämme unb ©laubigen l^aben i^re
Sefonberl^eiten in ber eigenen ffir^enfprad^e, in
ber @eftattung ber (einmaligen) ^riefterebe, in
ber Sonfecration mit geföuertem Brobe (mit ^u§«
na^me ber SRaroniten unb ber Slrmenier), in il^ren
befonberen Siturgien, il^ren eigenen tjeft« unb
Sfaftengeiten, foloie in ben ^bnieid^ungen Dom ge-
meinen ftird^enred^tc, bie burd^ i^re anerfannten
befonberen Sanonfammlungen, SondlSbecrete unb
in fpeneQ fär fle erlaffenen päpfilid^en SuUen be-
grünbet fmb. Sie [teilen unter ber feit 1862
Don $iuS IX. errid^teten ^bt^eilung ber ißropa-
ganba super negoüis Orientalium , gel^ören
(mit ^uSnal^me ber in Oefieneid^ befinblid^en)
)u ben ^ifflonSlönbem unb jaulen gegentoörtig
an 74 ^ierard^en, worunter fid^ 5 $atriard^
unb 15 Sr^bifd^bfe finben. (!Bgl.C>ergenröt^i
«rd^iD f. fat^. fttrd^enre^t VH u. Vin [186!
unb ba}u Slrnbt, S)ie gegenfeitigen Xed^tSDerl^
niffe ber SRiten in ber tat|oL fttrd^, ebnib. LX]
[1894], 193 ff.) [3. 6arb. ^aenrötber.]
0rieiitist$, ein d^rifUid^Ioteinifd^ S»«!
aus ber erften ^Ifte beS 5. Sol^rl^unbedS, Ui
auf feine Seben8}eit unb feine 6eimat ouS ein
lebenbigen Sd^ttberung furd^tbarer ftciegSno
fd^lie^en, meldte in bie ^orte auSflingt: ^in et«
ein}igen Sd^eiterl^fen raud^te gang(BaDien'' (m
fumayit Oallia tota rogo ; Common. 2, 184
WLtt SBal^rfd^einlid^Ieit nad^ l^ot OrientiuS ^
bie fd^reddid^en ^eimfud^ngen im 9uge, bon
Sd^aupla^ ®allien im 3. 406 burd^ ben Dereiali
ßinf aQ ber Alanen, SueDen, 93urgunber unb Sai
baleniDurbe. 92ad^ ber gerndj^nlid^^lnnainiiiei
ber S)id^ter Orientiufi U)entifd^ mit bem gleid
namigen ^ifd^ofe Don Augnsta Ausciorum (}^
3lud^, S)e))art. ^erS), meld^ laut einer alten 1^
grapl^ie in ben Salären 437—439 ald (odl^ek^
^ann eine ®efanbtfd^aft beS ®oten!5nig8 3$0
berid^ L an bie römifd^en gfelbl^erren aetiuS »^
SitoriuS übemal^m (Vita S. Orientii c. 8, ü
SS. BolL Maji I, 61). 2)iefer «nnal^me, uk^
}uerft burd^ bie SBerfaffer ber Histoire littenin
de la France U, Paris 1735, 251 ss. Mt
treten mürbe, ^aben in neuefter 3eit aud^ 91. &tA
Mg. ©efd^. ber Siteratur be§ aßittelalterS ii
«benblanbe I, 2. «ufL, Seipj. 1889, 410 ff., ssi
an. ^aniHuS, ®efd^. ber d^rifü.-lat. $oepe U
aur TOitte be§ 8. Sal^r^unbertS, Stuttg. 1891
192 ff., ftd^ angefd^loffen. OrientiuS fknb, tmed
fd^eint, fd^on in j^öl^erem ^Iter, als er im ele^ji^tr
93erSma^e ober in 2)iftid^en ein cojS }tt)d 9ü(^
beftel^enbeS Sel^rgebid^t Derfagte, loeld^eS nad^ bor
SSorgange SigeberiS Don ©emblou^ (De scriptt
eccl. c. 34, bei Migne, PP. lat. CLX, 555) 9^
h)51^nlid^ Gommonitorium betitelt mirb. Sä*
felbemiüben^fab befd^reiben, tt)eld^er}uben9eIo^
nungen beS eh)igen SebenS fiü^rt, unb uximt 1^*
föd^Ud^ Dor ben Slbmegen ber Derfd^iebenen £a|}er,
inSbefonbere Dor SßoUuft, ^abfud^t, Xrunftn^
6in l^erjlidjer, Däterlic^cr Son, eine froftige, «n-
gefünftelte Sprad^e unb eine DerJ^öltni^mö^igmiu
^rofobie }eid^nen baS SBerfd^en aud. 3n bei ein'
5igen no^ erl^altenen ^anbfd^rif t (Cod. Ashbun-
hamensis saec. X) reil^en ftd^ an bog Cos*
monitorium, ol^ne beftimmte Angabe bed &►
faffer§, einige Heinere ©ebid^te an (De natiritaie
Domini, De epithetis salvatoris nostri, D^
trinitate, Explanatio nominum Domini, Lau-
datio). S)iefe augenfc^einlic^ fd^le^t überlieletten
Stüde fmb au§ inneren ®rünben OrientiuS ob»
jufpred^cn. S)ie §anbfd^rift fäl^rt fort: Incipinn*
orationes Orientii numero XXIV. SS fol0^
aber nur jioei @thüt in poertfd^er {form; biefflri*
gen fmb alfo ju ©runbe gegangen. — Die gerow«'
tcn ©ebid&te mürben DoOflänbig juerft Dond.SIto'
töne (ju Souen 1700) l^erauSgegeben. ^%^
1053
Oriflammc — DrigencS.
1054
WOtigne (PP. lat. LXI, 977—1006) ift auS
MM (BibL vet Patr. X, Venet. 1774, 185
id 196) genommen. Sie neuefte Ausgabe lieferte
S. Cli8 in ben Poetae christiani minores I
Goiposscriptoram eccles. lat. XVI), Vindob.
1888, 191—261. («eitere Siteratur über Drien-
inS ittiiddßtt Chevalier , Rupert, unb Suppl.
I. T. Orens ; neuere Siteratur bei 9Jlanitiu8
L 0. 0.) pBorbenl^etoer.]
^rifbmtte (üon aurea flamma) l^ie^ baS
itte Stei^fipanier Sfranfreid^§, meld^ed im fflofter
St-£eni8 oufbenxil^rt mürbe. SaSfelbe l^atte bie
Üefldt einer Stiti^^Qfyxt, inbem ed fünf}i))feHg
«1 einem Ouerflabe l^erabl^ing; ber 92ame ijt bon
ler mittelalterlid^Ioteinifd^en Sejeid^nung flam-
ittom fflr €tanbarte l^juleiten unb bebeutet
.Solbfal^e'' mit Stüdftd^t auf ben t)on Dergolbe-
« Kupfer umgebenen @d^aft. 2)ie gfa^ne felbft
DU OBS bem Xud^ angefertigt morben fein , in
k1(|cS bie Reliquien be« % S^ton^jiuS eingebüHt
xncn. Stad^ (Einigen ging bie Oriffamme fd^on
^ dor 2)amiette Derloren ; na^ «nberen meldte
e )«m lekten 9RaIe in ber Sd^Iad^t bei «}incourt
1415). e^on Äarl VI. (geft. 1422) führte bie
umiöre royale , eine blaue Saline mit meinem
[wq; ilarl IX. (1560—1574) nal^m toieber
ie tDei|e gfal^e mit golbenen Silien an, meldte
im W^P «uguft gefül^ l^atte. [t). C)efele.]
ffignus, mit bem3unamen «bamantiuS,
oi^er geleierter ffird^enfd^riftfteOer, tourbe um
tf äal^r 185 )U «Iei;atd)rien t)on begüterten unb
pnßlid^ SItem geboren. €ein IBater SeonibaS,
X tDtffenf d^ftn^ gebilbeter SRann, ertl^eilte bem
m ber 9Iatur mit auSgejeid^neten ®eiftedgaben
iSgerüfieten jhtoben ben erften Unterrid^t unb
i#e il^ Dor Mem religiös ju erstellen. SBie Su-
Ku8 berid^tet (H. E. 6, 2, 7), mu|te Drigene«
(ben ber jl^ffege ber übrigen äBiffenfd^aften töglid^
itige Stellen ber l^eiligenSd^rift ausmenbig lernen
Hb ^agen. «ber f^on bamalS begnügte er {id^
i4t mit bem oberftöd^Iid^en Sefen unb Semen,
4 mit bem einfad^en @inn ber ^eiligen ©d^rif t
mbem er forfd^te f^on nad^ bem gel^eimen Sinne
Rb brod^te ben IBoter burd^ t^^ragen \>xtl\aä) in
Megenl^it. 2)er l^äuSIid^e Unterrid^t erweiterte
ii Mb, inbem Origened (Eus. H. E. 6, 14, 6 ;
SLPhot Cod. 118) fdfton in frül^er 3ugenb bie
tott^eteufd^ule feiner Saterftobt unter i^ren be«
»Nen Sehern ^antönuS unb SlemenS befud^te.
H er aber aI8 Süngling aud^ bie l^oben Sd^ulen
0n 9t^ befud^t l^abe, oermutl^et Spipl^aniuS
Bwres. 64, 1) ol^ne ®runb. — DrigeneS mar
ion ,in feiner ftinbl^eit ein großer SKann"
ffier. £p. 84, 8 ad Pammach.). 2)te| jeigte
AdÜ unter ©eptimiuS ©eöcruS im 3. 202 eine
E^tipenDerfoIgung ausbrach, meldte befonber§
Jjjt auf ber ög^ptifd^en Äird^e laflete. ©ein
wtanüen nad^ bem SWart^rium mar f o gro^, ba|
[WJ felbfl als ß^riften angeben moüte. S)iefcr
^Q^ nmrbe nod^ glül^enber, al§ fein 93ater
^^wiibo« ergriffen unb in'§ ®ef öngnife gemorfen
mürbe. S)ie 3)lutter fonnte ben Jüngling nur }u
£)aufe behalten, inbem fie aüt feine ffleiber oer«
ftedKe. 9htn öngfiigte il^n bie @orge nm ben !Bater,
eS möd^te biefer etma ouS Stüdftd^t auf bie i$a-
milie fid^ }ur ©d^mdd^e oerleiten laffen. SDal^er
fd|rieb er il^m unb befd^mor il^n, er folle megen
feiner «ngel^örigen bod^ ia nid^t feine ®eftnnung
önbem (Eos. H. E. 6, 2, 5). Seonibag fiarb afö
SRartQrer, unb fein 93ermbgen nmrbe eingesogen.
S)aburde tamOrigened, no^ nid^t DoIIe 17 ^al^re
alt, mit feiner SRutter unb fed^S jüngeren @e«
fd^mifiem in bie ftu^erfie 92otq ; allein eine reid^e
unb angefe^ene 9Ratrone nal^m i^n in i^r ^KmS
auf. Origened fe^te nun baS ©tubium ber f d^önen
SBiffenfd^aften mit angeftrengteftem Sifer fort unb
tam balb in bie Sage, fid^ burd^ Unterrid^t in ber
©rammatif unb Stl^etorit felbf! einen für fein ba-
maliged «Her reid^lid^en Unterl^alt }u ermerben
(Eus. H. E. 6, 2, 12). ©d^on bamafö baten il^n
einige junge Reiben, befonberd ^ßlutard^ (fpöter ein
SRart^rer) unb ^erallaS (nad|mal8lSifd^of oon«le-
janbnen), um ttnterrid^t im (S^riftent^um. (Sx ent-
fprad^ biefem ^Berlangen mit großer ^veube unb mit
fo glönjenbem Srf olg, ba^ SSifd^of SemetriuS il^m
eine erlebigte Se^teUe an ber Jcated^etenfd^ule über-
trug. Seim «ntritt biefed «mteS mar OdgeneS erft
18 Saläre olt. Sei ber ©^riftem^erfolgung, bie ba-
malS (203) auf § Steue entbrannte, }eigte er er«
leud^teten ©laubenSeifer unb gro^e Sntfd^loffen«
l^eit, geriet^ aber aud^ felbfi bfterS in SobeSgef al^r.
SRel^rere feiner ©d^üler (^ßlutard^, ©erenuS, f)era-
flibeS u. «.) mürben 3)lartqrer, aud^ einige gfrauen,
meldte er befel^rt batte (^eraiS, malrfd^einlid^ aud^
^otamiftna) (ogl. Eus. H. E. 6, 3. 4. 5). (Sleid^-
mol^l mud^d bie S^ffi feiner ©d^üler fo, ba^ er
gel^inbcrt mar, ben grammatifd^en Unterrid^t fort«
5ufe|en; er Derfaufte be^l^alb, um ftd^ bem Jcate«
d&ctenamte ungetl^eilt mibmen ju fönnen, feine
Sibliot^e! ber Slafflfer gegen eine töglid^e Siente
öon oier Dbolen (etmaS über 50 Pfennige), bie
i^m ber ftöufer einige 3a^re lang }um SebenS«
unterl^alfe entrid^ten mu|te. 2)a| er mit biefer
©umme auSreid^te, erflärt fid^ nur au8 ber l^örteften
«btöbtung, bie er f ortmöbrenb ühk. (Sx fd|lief nur
fnxi^ Stxt auf bloßer Srbe unb t)ermenbete ben
übrigen Sl^eil ber 3laä^i }um Oforfd^en in ber ^ei-
ligen ©d^rift (Eus. H. E. 6, 3, 8). Selber l^at fein
a§cetifd^er @ifer i^n aud^ }u einem praftifd^en
äJli^griff Derleitet, ber bei ibm ben ÜRangel eine§
erleu^teten ftd^em gfül^rerS Dermutl^en löft. Sßie
er na^ SufebiuS G- c. 6, 3, 9) anbere ©ittent)or«
fd^riften (j. 93. mattf). 10, 9. 10) für feine ^erfon
bud^ftöblid^ auffaßte, f o aud^ ben «uSf][)rud^ Sl^rifti
bei aWattl^. 19, 12. gr entmannte pd^ felbft, mf^x-
fd^einlid^ in ber Hoffnung, baburd^ in fid^ felbft
alle fleifd^lid^en ßmpfinbungen unb ©egierben
grünblid^ }u t)emid^ten unb auf biefe SBeife fomol^l
ber «Scefe atö bem ©tubium unb Unterrid^te befio
ungcl^inberter obliegen ju fönnen. ßufebiuS fd^eint
biefe 2JMffet]^at entft^ulbigen unb f ogar red^tfertigen
gu mollen. 3)arum gibt er al§ ®runb an, Dri«
1055 OrigeneS. 1(
gened l^abe batnit aOe b5fen ®eräd^te, meldte loegen ad a. 248, n. 3) u. 9. moHtm jtoor biefe 61
be8Unterri^te8t)onf$frauen]^öttenentfte]^en{5nnen, ^orpl^^rS auf ben berül^mten OtigeneS bqid|
nieberfd^Iagen mollen; allein er tDiberfpnd^t fid^ aber9lebe))etming(Origene8l,9otml841,421
felbft, tnbem er unmittelbar nad^l^er bemerft, Ori- nimmt einen anbern l^ibntfd^ OrigeneS an,
genes l^abe feine X^at }u Derl^eimttd^en gefud^t. aud^ @dbäler bed Smnumiud BacccA roat, i
9Bie 93ifd^of S)emetriu8 anfangs bie ftttUd^ IBer- betont befonberd, ba^ f^otp^tpc unmögßd^ t)ont
irrung beS ÖrigeneS beurtl^eilte, barüber brädtt fid^ bamalS f d^on l^od^betül^mten d^fQid^ Orige
SufebiuS tftoai unbeftimmt au8. ®od^ fd^eint ber b^tte fagen fbnnen^ er «l^be nur gmei unbebeutr
t)on il^m gebraud^te 9uSbrud[ T6Xp.T)fAa an}ubeuten, 93üd^lein gefd^rieben". UeberbieS toerben Ue |
ba^ber93ifd^ofnid^tunterlie|,i]^mt)ertt)eifenbe93or- angeffil^rten @d^riftd^ nirgenbS unter ben d
fteüungen }u ntad^en; anbererfeitS trbftete unb er- verlorenen @d^riften OrigeneS' aufgeffi)^ (i
munterteeril^njurffei^igenfSfortfül^rungfeinedSm- 92otel7be8SaIefiu8}uEiiB.H.K6,19). SXef
teS. Später fam 2)emetriu8 freilid^ in bie Sage, bie gel^enbe SBefd^öfttgung mit ber (eibnifd^ ^
Xl^at bed OrigeneS anber8 }tt beurtl^ilen. 918 ftd^ fopl^ie mürbe OrigeneS t)on mand^ Seite ]
bieferinganumcanonifd^eräßeifeium^riefterl^atte Sortourf gemalt. Srred^tfertigtftd^ in einem
orbiniren laffen, mad^te S)emetriu8, aud^ f d^on um @uf ebiuS erl^altenen @d^reiben mit Berufung
feinen Unmiuen bem orbinirenben Sifd^ofe gegen- l^eibnifd^e ^l^ilofopl^en, meld^ bei il^ Sidd^
fiber als bered^tigt barsufteOen, bie SDtiffetl^at bed fud^ten; er glaubte bie Sel^rfö^e ber ^äretifer i
OrigeneS befannt unb red^nete fie il^m aI8 iBer- bie ISel^ouptungen ber ^I^Uofopl^en unterfu^ei
bred^en an. S)emetriu8 if! alf o nid^t mit fld^ felbf! muffen, um ibnen gegenüber einen ftäiftm &a
in äBiberfprud^ getreten, mie SufebiuS bel^uptet punit }u l^aben, unb mieS l^in auf anbm ißß
(H. E. 6, 8, 2 sq.), fonbem er bat nur febedmal ($antönu§, ^eracIaS), bieebenfo ge^onbelt^
bie Xl^at fo beurtl^eilt, mie fle nad^ ber Sad^Iage (Eiib.H.E. 6, 19, 9 sq.; ogl. oud^^gemonn,!
beurt^eilt merben mu|te. SBegen ber (fd^einbaren) röm. fftrd^e, pfreiburg 1864, 813 f.). 3n^f(i
äBiberfprüd^e bie ®ef(|id^te ber Sntmannung felbft unterlieg OrigeneS fcinedmegS, ben @d^ fei
in 3toeifeI gu )ie]^en, ifl unjulftffig. %xä) beutet tbeologifd^en ffenutniffe }u btreid^em unb jn %
OrigeneS felb^, befonberS im Sommentar gu ooOfommnen. Um'i 3.211 reifte er).9.ii
SRatt^öuS (In Matth. Tom. 15, 1), auf baS ®e- 9tom, meil er „bie uralte ffird^e ber Stbmer
fd^el^ene l^in unb mamt feine @d^üler t)or ä^n* feigen münfd^te" (Eos. H. E. 6, 14, 7), fel^ d
lid^en aRigt)erfi(!nbniffen. balb jurüdC, um auf SBunfd^ bed SBifc^fS i
Unterbeffen mar Origened ^ur Uebergeugung metriuS fein ffated^etenamt fort}ufe^ $k
gelangt, bog er, um feinen ißflid^ten aüfeitig ^u tl^eilte er, um 3eit für feine tl^eologifd^en @tiiU
genügen, einen t)oQftönbtgen SurfuS ber $bilo« }u geminnen, fein ^mt mit IperadaS, feinem l»
fop^ie burd^mad^en muffe, benn fein 9mt hxaä^it maligen @d^üler, einem miffenfci^ftlid^ gebilbdc
il^n in mel^rfad^e 93erü]^rung mit l^eibnifd^en $^Uo- aud^ in ber Ißl^tlofopl^ie fel^r erfal^renen Wm
]opfitn. S)e^]^alb befud^te er in einem Slter Don un« Sr felbft unterrid^tete nur nod^ bie meiter ^
geföbr 24 3abren bie @d^ule eined berühmten gefd^rittenen (Eus. H. E. 6, 3, 15). 3um ^
$]^ilofop^en gu Sllesanbrien, mal^rfd^einlid^ be§ feiner 93ibelftubien lernte er nun aud^ bie l^briKfi
92euplatonifer89lmmoniu§@accaS,meId^erbamal8 @prad^e, unb fo auSgerüftet begann er eine gto
ber bebeutenbfie ißbi^ofopb in 9Iesanbrien mar; artige literarif^eS^ötigteit, meldte er bis gu fei»
$or))^9r (bei Eus. H. E. 6, 19, 5), SufebiuS unb Sobe raftloS fortfe^te. hierbei unterfiä|te ii^b
tl^eoboret (Graec. afF. cur. L 6, bei Migne, PP. frül^ere ©noftücr ^mbropuS (f. b. «rt. 1, 701
gr. XLIX, 977) fagen auSbrüdflid^, bag Ori> meld^er il^m fogar fteben ©d^neQfd^reiber, biei
gened als @d^üler beS benannten angefel^en merbe feinen S)ictaten abmed^felten, bann ebenfo tnt
(t)gl. ftrüger , Ueber baS iBerl^öItnig bed Ori- 3lbfd^reiber unb einige Sd^önfd^reiberinnen befo
genes gu ^mmoniuS @acca8, in SUgenS 3eit- bete (Eus. H. E. 6, 18. 28). @o marbOr
fd^rift für l^iftorifd^e Sbeologie 1843, 1, 46 ff.). geneS in ben @tanb gefegt, neben Derfd^iebou
ÜJlit Siedet aber befireitet SufebiuS bie anbere Sommentarien unb @(^oIien über biblif(^e9u4i
Angabe !ßorpb9t8, ba| OrigeneS überhaupt erft baS groge ^esapIa-Sßer! ^u beginnen, bod Ä
fpöter }um Sl^rifientl^um übergetreten fei. 9Ue erft Diel fpäter gur SSoHenbung gelangte,
aut^entifd^en 9tad^nd^ten über bie äugeubja^re Unterbeffen mar ber Stuf oon Origened' Wi
beSOrigeneSfpred^enbagegen, unb aud^ fein 92ame, famfeit in bie femflen ©egenben gebrungen. 3>
meld^er „^bfömmling beS OruS ober^oruS'' be- 3. 215 fd^idCte ein Stattl^alter in Arabien (Steb
beuten foQ, s^ugt nid^t für feine b^ibnifd^e W>» penning I, 870 meint: ein bort commanbiientn
fünft; benn aud^ Sl^riften fül^rten nod^ fold^e 9i5mer) burd^ einen äRilitörbeamten ein ©(^teiiN
Diel früher entftanbene 92amen. UebrigenS fprid^t an benSifd^of SDemetriugDonSUesanbrienunbfl
^orpl^^r in ber Vita Plotini Don einem Oh* benißräfectenSlegpptenS, mitberSBitte,ungefitQi
gene§, meld^er gugleid^ mit ißlotin unb ^eremiuS OdgeneS ju il^m ju fenben, bamit biefer i^ w
ein ©d^üler beS 9mmoniu3 ©accaS gemefen unb feiner Se^re befannt mad^e. OrigeneS ging tu»
ein paar unbebeutenbe Sßerfe, namentlid^ baS über 3lrabien, erfüllte ben 3^^dC feiner ©enbmtg un
bie Nomonen, gefd^rieben ^ait. SaroniuS (Annal. f e^rte fogleid^ nad^ ^tle^aubnen }uräd[ (Eus. E I
>57
OrigeneS.
1058
, 19, 1 sq.). S)ort ober fonb er nur furje Stulpe.
m 3. 216 tarn CoracaDa nod^ SIesanbrien unb
AttKte nomenißd^ unter ben ©elel^en unb @tu«
irenben, toeil bort loegen ber Srmorbung feines
BniberS ®eta Spottgebid^te auf il^n gemad^t tt)or-
Mtt toaren. OrigeneS Derlie^ l^eimlid^ bie @tabt
vnb f[o( nod^ ^läftina )tt feinen t^freunben, ben
^45fen SIefanber don Serufalem unb Stl^eo«
U^ Don Söfarea. 2)iefe erfud^ten il^n, obf^on
n bomolfi nod^ Saie mar, in il^ren IKrd^en öff ent-
ti^e Se^rtrSge }u leiten. 2)enietriu8 t)on ^le«
ipbiien iDorb jiebod^ barfiber fel^r ungel^olten,
}fßt ein mi^iOigenbeS €d^rei(en an bie bei-
ba 8if45fe unb forberte OrigeneS jur unge«
ibmitm Xüdfel^r auf. Siefer gebord^te, erl^ielt
oki iaib, todfjH nm'i 3. 228 (nacb Ruberen 218
Ml 219), eine neue Sinlabung nad^ 9ntiod^ien.
3nlia Slammfia, bie ÜRutter beS j^aiferg 9(e-
inker, eine geleierte ÜRatrone unb eclectifcbe^b^o«
{i|^, tDänf d^te burd^ Origened mit bem Sbriften«
abefonnt )u merben. Ueber ben Srf ctg feiner
(tmgen ti^eilt SufebiuS (H. E. 6, 21, 3 sq.)
viäß mit ; genrig ift aber, bag ber Sol^n ber Sulia
ütommda al3 ffaifer ftetS eine günftige Stimmung
«gm bie Sbriften liegte. — Sie nöd^jlfolgenben
iäftt tvibmete OrigeneS ju 9Iecanbrien literari*
14« arbeiten, dt f d^rieb im Verlaufe biefer Seit
bie (rjlen ffinf Tomi über baS Stangelium nad^
SoiaimeS, ebenfo bie erften ad^t 93üd^ feined
Commentarfi fiber bie (Seneftd, bie Srnörung ber
R^ 25 $falmen, ber magelieber beS 3eremia8,
foiKr feine Öfid^ aber bie %uf erjlebung, fein bog-
Mtifd^ ^u)>ttt)er! über bie $rincipien (Ilepl
^v), fomie feine }e]^n 93äd^er iTpco^xare ic (Eus.
H.S.6,24). 9}ad^bem3a]^re228murbeOrigene8
BKgm bringenber fird^Iid^en Vngelegenbeiten nad^
^m gerufen. Sr nabm, Derfe^en mit Smpfe^-
bn^f^reiben feined 9ifd^of§. feinen SBeg über
$alä|üiui. SamalS mürbe er ju Sdfarea Don fei«
nmS^nben^Iesanber unb Sb^oftiftuS gum $rie-
ia orbinirt (Eub. H. E. 6, 23, 2), ein 9ct ber
bn IBenbepunIt im Seben bed OrigencS bilbet.
Sifi^f Semetriud mar nömlid^ fiber biefen 93or«
gang febr entrüfiet unb mad^te in einem @d^reiben
ba bciben 8ifd(|5fen bittere Sormürfe barüber,
bo^fie einen i^rer SuriSbidion nid^t untermorfe-
«B8aien}um$rieftergemeibt bitten. S)ie3Beibe
^ unomonifiib. tbeilS aud biefem ®runbe, t^eilS
{KtlOrigened megen feiner Selbfientmannung als
intgttlär getten mugte. S)aber berief S)emetriu8,
i^OtigeneS auS ^d^aia nad^ SUei^anbrien jurfidt-
91^ iDor (231), eine epnobe ägpptifd^er Si-
Wfemibalejanbrinijd^er ipriefler; bicfe erflärte
^igeiufi beS fiebramtS für unmürbig unb OermieS
^ ans Slesonbnen. 9uf einer gmeiten S^nobe
^^ DemetriuS mit einigen ögpptifd^en 9i-
WniOrigeneS aud^ ber priefterlid^en SBürbe oer-
«PigCPhoi Cod. 118). §iert)on mürben burd^
2jffif(be ©dfereiben alle ^rooinjen in ftenntni|
9W« mib bie römifd^e mie aOe anbeten JNrd^en,
"^«ufina^e bererinlßalöftina, Arabien, ^5-
^b^otfecffoB. IX. 2. Hüft.
niden unb Std^aia, nal^men ben @))rud^ ber ole«
Sanbrinifd^en S^nobe an (ogl. Hier. Ep. 33 ad
Paul.). OdgeneS fanb Mt eine neue ^eimat bei
93ifd^of Xl^eoftifhtS in (Idfarea. «IS S)emdriuS
furj nad^l^er ftarb, mürbe f^erodaS beffen 92ad^
folger, unb eS ift ]^5d^ft mabrfd^dnlid^, ba^ Od-
geneS bamalS nad^ «(esanbden gurücRel^de. Su-
febiuS (Ghron. ad a. 237 bd lügne, PP. gr.
XIX, 572) bat nömlid^ bie 9loti}, ba^ OdgeneS
für} oor ber ma^iminifd^en Verfolgung, im }md«
ten Salute nad^ ^eradaS' Srbebung (alfo etma
234 ober 235), Don Wesanbden na^ Söfarea in
$Q(d{lina fibergeftebelt fei «uf biefe an fid^ rätl^
felbaf te 93emerlung f öOt Sid^t auS dner Stelle itx
$^otiuS, bereu %tif }um erften 9RaIe Oon 2)51-
linger DoHfiänbiger unb genauer nadl^ einer ^anb-
f d^dft ber SRünd^ener @taatSbibIiot^ef mitgetl^t
ift (^ippolQtuS unb ganiffatS, StegenSb. 1858,
264, 3lnm. 100); bafelbft mirb erjöblt, ba^ Od-
geneS in ben Xagen beS ^eradaS in 9Iecanbden
mar unb bod an gmd l:agen, 9Rittmod^S unb
fSfrdtagS, gau) offen eine ibm eigene 3nlebre oor-
getragenl^be. SBegen biefer gfölf^ung ber ffird^en-
lebre fd^lo^ il^n ^eradaS Don ber ftirdbengemdn-
fd^aft aus unb DermieS il^n auS Slecanoden (Dgl.
^agemann 285 f. ; Jungmann, Dissert. selectae
in bist. eccL I, Batisb. 1880, 271). 2)iefe }meite
IBertreibung beS OdgeneS auS SlesatÄden mirft
aud^ einiges fiid^t auf ben eigentlid^ ®runb fdner
IBerudl^eilung unter 2)emetriuS. Ol^ne 3^ifcl ^ot
fd^on bamals fdne unfird^lid^e Sebre ben 9uS-
fd^Iag gegeben. !Rad^ bem S^cerpt auS ber Apolo-
gie beS $am))]^i(uS (bd Phot. Cod. 118) mürbe
er fd^on auf ber erften S^nobe beS SebramteS für
unmürbig erflört. 9IIS fune S^U nad^ feiner 9n-
funft gu Söfarea ein @d^reiben beS ^if d^ofS S)eme-
tduS bafelbft eintraf, fanb OdgeneS für nöt^ig,
in dnem 93defe an fdne alesanbdnifd^en ^teunbe
fid^ unb feine fiel^re }U Ded^eibigen (Epist ad
quosdam amicos Alexandr., in Origenis Opp.,
ed. de bi Bue I, 5), ein SemeiS, ba| berdtS
S)emetduS ibn megen feiner Sebre angegdffen l^atte ;
{ebenfalls befianb }mifd^en ben fiebranftd^ten bd-
ber ÜRönner ein f^roffer ®egenfa4. Sin }mdteS
@d^rdben beS 2)emetnuS d^aftedffd OdgeneS als
ein bem SDongelium f einbfeligeS (In Jo. Tom. 6, 1).
!Rad^ ber ßscommunication burd^ ^eradaS fd^eint
OdgeneS in ein fd(|iSmatifd^eS IBerbältnig )ur ale-
lanbdnif d^ ffird^e geratben }u fein ; ob er aud^
JU ben fibdgen IKr^en, bie mit ber Don 9lle;:anbden
fiberdnfHmmten, in gleid^em IBerböItnig ftanb, ift
jmeifel^aft. Xb^tfacbe i^, bog OdgeneS mit 93i-
fd^öfen communidde, bie au^ mit ber römifd^en
JKrd^e in ®emdnfd^aft maren. 3)urd^ bie erfte
3uftimmung )u bem Udl^eile ber ale^anbrinifd^en
S^nobe l^atte ^ßapft ^ontian ben 93ebenfen über
bie Sebre beS OdgeneS binlänglid^ AuSbrudC ge-
geben; in bertSfoIge moHte man, fd^eint eS, ben in
mebrfad^er Se^iebung fo DerbienftDoHen Sebrer
nid^t mdter bdöftigen (ogl. Jungmann I, 271).
3n Säfarea eröffnete OdgeneS eine tl^eologifd^e
%4
1059 OrigeneS. 1060
Bä^uU, meldte QttSfd^Iiegl^ fär ©elel^rte, nid^t ^ud^ftattberbQmaßineinemSrieftoed^fdmUbem
au^ für ff ated^umenen beftimmt loar ; ju ben erften ff otfet ^l^ilippuS SrabS unb beff en (Stottht Setxco;
Söglingen biefer @4iule gel^Brten ®regortug bie (etreffenben Briefe fttü> leibet iKrloren ge>
^^aumoturguS unb fein Sruber ^tl^enoboruS gangen. S)e^gleid^en fd^rieb er an ^ßa))f} gfabion
(Eus. H. E. 6, 30). S)ie Verfolgung unter 9Rap- unb an einige anbere Sifd^öfe^ mn fid^ gegen Vit
min nötl^tgte Origened, ju gfirmilian, 93if d^of Don Angriffe auf feine Ortl^obo^ }u Dertl^eibigen (Ens.
Söfarea in Sapt^abocien, ju fliel^en. Sr lebte bort H. E. 6, 86, 3). 3n bem Briefe an gabian est'
foft }tt)ei Saläre in tieffter SSerborgenl^eit im ^au\t fd^ulbigte er fld^ unter Ruberem aud^ bamit^ ba(
einer d^riftlid^en Jungfrau, !Ramen§ 3uliana; ba- mand^ed, maS 9nftog errege, miber feinen SBUkn
felbft fanb er bie Uebetf e^ung beS Sbioniten @t)m- burd^ feinen t$=reunb ^mbroftufi Der5ffenÜid^ mtß
mad^uS t)or unb brad^te feine ^ttapla iwc IBoIIen- ben fei (Hier. Ep. 85, 10 ad Pammach.). — Sn
bung. Sbenfot)erfa|te er bamalS feine ©d^rift über Slbenbe feines fieben§ foUte OrigeneS aud^ nstt
baS ÜJlart^rtl^um )ur Xröftung feiner burd^ bie groben feines ^elbenmutl^eS unb feiner (SlautatS*
93erf olguna in ®efa]^r geratl^enen t$=reunbe Slm* treue ablegen, al8 gegen Snbe beS 3a^re8 249 hie
broftuS unb ^rotoctetuS (f. Ena. H. E. 6, 28, 1). becifd^e IBerfoIgung auSbrad^. Sr l^itte bomoll
^aä^ bem Sturze beS ffaiferS 9Ranmin feierte Söfarea Derlaffen unb ftd^ in S^ruS niebergelafien.
OrigeneS nad^ Säfarea in Ißalöftina jurüdC, f d^rieb S)ort nun loarb er ergriffen unb in ben ff^ ge-
um'§ 3. 238 feinen Sommentar über 3{aia8, be« morfen, ein fd^mereS ^oföeifen nmrbeil^mangel^
gann ben über S}ed^iel ging bann nad^ ^t^en, t)on« unb feine gfü^e biteben t)iele Zage lang inben^dlo"
enbete bort feinen Kommentar über Sjed^iel unb blodC gefpannt S)abei brol^te man il^ mit bau
untemal^m ben über baS ^ol^e Sieb (Eus. H. E. 6, t$=euertobe unb anberen Oualen, toenn er nid^ \k
82, 1 sq.), befud^te auf ber Slüdreife, mie ed f d^eint ® ötter t)ere]^re. S^er Siid^ter moOte feinen 9R4
9hcomebien, mo ber oben genannte SlmbroftuS bred^en, aber il^m baS Seben nid^t nehmen (Eos.
eben mit feiner f$familie moi^nte, unb beantloortete H. E. 6, 39, 3). @elbft t)om fferfer aufi fd^ er
oon bort aus ein @d^reiben beS 3uliu8 SlfricanuS nod^ mel^rere ^Briefe jum Xrofle für feine SrSbet.
überbiebeuterocanonifd(|en@tüd(eimSud^eS)aniel 3toar erl^ielt er feine gfrei^eit mieber, ffanrb ober,
(Eus. H. E. 6, 31, 1). äSBa^rfd^einlid^ fd^rieb loa^rfd^einlid^ in Ofolge ber erlittenen mVif^
er aud^ um biefe 3eit ben 93rief an feinen @d^üler lungen, baß) barauf ju XpruS (mol^l 254) im 70.
®regor £^aumaturgu§, um il^n nod^ mel^r mit 93e- SebenSjal^re. @ein ®rab i{! an ber Seite bcSC)R'
geifterung für bie l^eiligen SSBiffenfd^aften ^u er« fcopiumS unter bem e]^emaligenffIo|ler ber 9Ub4^
füllen. — ffaum mar OrigeneS nad^ Säfarea in t)on @t. Saloator, mo einft eine bem Jfi. 3o(<mncS
Ißalöflina }urüd(gete]^rt, als eine @t)nobe t)on gemeinte ffird^e unter OrigeneS' 3lamm ertatt
SBoftra il^n nad^ Probten berief (im 3. 244), um mar (f. ^ergenrötl^er im [Bonner] Sljieol. fiitero-
ben borttgen «ifd^of «erpfluS (f. b. ^rt.) wicber turbl. 1866,551). S)iegro6e?lrbeitSfraftttel4e
für ben fird^lid^en Sel^rbegriff ju getoinnen. 6S DrigeneS auf literarifd^em ©ebiete betl^ötigte, er*
gelang i^m , 93erpH öon feinem 3rrtl|um f o ju »arb il^m ben gu gingang angegebenen Setnomen
überzeugen, ba| berfelbe nid^t blofe biefem feterlid^ Äöaftdtvnoc (ein SDlann t)on ©tal^O ««b Xoüiwv-
entjagte, fonbem aud^ nad^tröglid^ DrigeneS in repoc (mit eisernen gingemeiben; »gl. Hier. Ep. SS
einem SSriefe für bie Sele^rung bantte. Seiber ad Paul.). "Slaä) Spipl^aniuS (Haer. 64, 68)
ftnb bie ^cten über ben iBorgang, meldte Sufe« mürbe oon OrigeneS ergö^lt, er l^abe 6000 IBud^
biuS unb $teront)muS nod^ befannt maren (Eus. gef daneben , mobei natürlid^ aöe ^bj^anbbmgen
H. E. 6, 33, 3; Hier. De vir. ill. 60), öerloren unb ^omilien alS „Sudler" gered^netfeinttöri»L
gegangen. SSenige 3al)re fpöter marb OrigeneS Seine @d^riftenbegie]^enftd^|aupt)ad^Ii^(mfe^
miebcr nadft Arabien eingclabcn, um gegen eine gefe, ffiogmatif, 9l})ologetif unb ascefe.
©ecte JU mirf en, meldte be^aui)tete, ba| bie ©eele «18 g g e g e t iji DrigeneS ber SBegrunber eine«
mit bem fieibe fterbe (gleid^fam „einfd^lafe", bal^er ganj neuen Serfal^renS, fomol^l als Sommentator
ber 9lame „^ppnopf^d^iten") unb erft bei ber 9luf- mie als Sibelfritifer. ®ie ejegetifd^en «rbeiten wt
erftel^ung mieber aufmad^e. DrigeneS brad^te bie il^m maren meiftenS parönetifd^e 9nf)>Tad(ien ober
SSerirrten mieber }ur äBal^rl^eit jurüdf. Um bie- SSerfud^e, einzelne ^auptfö^e ber S^ogmotif mib
felbe 3^it befömpfte unb unterbrüdfte er aud^ bie SDtoral mit @d^riftftellen ju begrünben. OrigeneS
^ärefie ber glfefoiten (Eus. H. E. 6, 38). erfaßte juerji bei ber gjegefe baS ginjelne im 8ö»
Obfd^on OrigeneS nun bereits baS 60. 3a]^r l^öltnig }um ©anjen unb fud^te ücr Ulem bfli
eneid^t l^atte, mar feine ©eifieStraft nid^t ge- SBortfmnfeftsufteUen; bod^ legte er gleid^jettigoBf
fd^möd^t unb fein gifer nid^t Qtiiä^mt. DefterS bie Allegorie ein ^u großes ®emic§t. gr c^
lielt er |)omilien an baS SSolf, bie er t)on ba an barin bie ^eibmfd^en(neu))latonifd^en)$^ilofop^
burd(|©4nell{d^reiberauf5eid^nenunbinben93ud^* nod^, meldte bie ÜRptl^en ber £dd^ter aOegoi^
l^anbel bringen lie|. StaftloS arbeitete er aud^ an beuteten unb f o biefelben als füllen l^l^erer SBd^
meiteren Stiften , unb gerabe in biefe le^te iße- l^eiten barfteUten. Sle^nlid^ fonben mand^ Ü^*
riobe feines SebenS gel^ören bie gebicgenften feiner lid^e gjegeten l^inter bem SBud^ftaben ber altte^a-
SBerfe: bie 8 Sudler gegen gelfuS, gommentare mentli^en Off enbarung f d^on bie d^rifUid^ SBa^
über aitattl^duS unb über bie fleinen ^ropl^eten. ^t als geiftigen unb ibeaten ffem Mborgm.
061
OrigeneS.
1062
Dkfe 9Ret]^be gefiel OrigeneS utn fo tnel^r, aU
r iMMt iKnb^ an einen 3ug nod^ bem ®el^eim-
i^nen in fi^ Mfpflrte unb ft<| fpäter in ben
kboidenl^ineinlebte, bo^ ebenbieSRannigfoUig-
eU bc9 €inne8 ein befonberer IBorjug ber l^eiligen
Sd^rift feL UebtigenS folgte er ber QlIegorif(|en
MAntng )ur (Erbauung unb fd^lid^ten Selel^rung
0r|iigSU)e{fe in ben ^omilien (ogL Hom. in Le-
it 7, 1; 10, 1), n>dl^renb er in ber $oIemi!
,tgen bie GnojHIer unb f)eiben ben gefd^id^tlid^en
Mtali ber Sibel oft fefr {trenge feft^öU; oud^
crtoirft er ben Siteralftnn nid^t, toenn er (De
mnc 4, 8) ben geifitöbtenben Sud^ftobenbienft
»er änben Derbommt unb einen breifad^en @4irift«
im, ben l^ftorifd^, moralifd^en unb m^ftifd^en,
tk Seib, @eele unb (Seift unterfd^eibet (L o.
11 sqq.). 3n ber SBeife ^t OrigeneS fafi {ömmt-
B^ «äd^er beS 9L unb 9t. %. erflört, diele ber-
\Aen tne^rfad^, burd^ eigentlid^e (Kommentare
(itftot)^ burd^ ^omilien ober Xractate in esege-
W|"tKirdnetifd§er SBeife unb burd^ Sd^olien.
Sdtmifi bafi SReifie don biefen arbeiten i^ der«
bRU gegangen, mand^eS nur in Fragmenten
().8. in ben $]^iIo!aIien [ed. Robinson, Gam-
kidge 1893]) ober in lateinifd^en, meift fel^r
Men Ueberfe|ungen erl^alten. !Rod^ dorl^anben
fU), obgefei^ don derfd^iebenen furjen @d^o*
M, ttel^e in ben (Eatenen erl^atten finb : 1. 93on
taSenefifi menige gried^tfd^e Fragmente aus bem
lonmentar unb 17 {)omiIten, don Stuftn fel^r
H (mit (Sinfd^altungen) überfe|t. 2. lieber Qic
M iDmige gried^if d^e f^fragmente beS SommentarS
nb 18 ^omilien in 9tu^nd freier Ueberfe^ung.
lUän SediticuS 16 unb 4. fiber 9{umeri 28 ^o-
ttiTien, ebenfaflS in ber Stufin'fd^en Ueberfe^ung.
5. Deber 3ofue 26 unb 6. über JRid^ter 9 ^o-
KiHm, don SRufin treu überfe^t. 7. lieber bie
49ü(l^ ber Itönige 2 ^omilien, bie eine latei*
nf((, toabrfd^nU(| don Sluftn, bie anbete grie-
^. 8.Ueber3ob nur mel^r ein Fragment einer
ferättfie, don ^ilariuS don Ißoitierg überfe^t (dgl.
feinfenS , ^ilariuS don IßoitierS , Schaff l^aufen
1864, 270). 9. Ueber bie ^falmen bettöd^tlid^e
Sropente bed (SommentarS, au|erbem 5 ^omt-
Hm über ben 86. unb fe 2 ^omilien über ben
37. rnib 88. $falm , don Stufin treu fiberfe^t.
10. ueber bie $roderbien einige Sfragmente bed
CommentorS. 11. lieber baS |)o]^e Sieb 2 ^o-
Mlieiv MX ^teron^muS treu fiberfe^t unb 4 Sä«
ifi (Eomntentarien in SiuftnS freier Ueberfe^ung,
Üß bem Prolog, in meld^em Origened ben ®f
mfmitt fär bie Srnörung biefeS Sud^ed feft-
fUtt. 12. lieber 3faia§ nur 2 geringe gfragmente
kiCommentard unb O^omilien in freier lieber«
ifnig don ^ieron^muS. 13. lieber SeremiaS
Oll jemals 45 ^omilien nod^ 19 gried^ifd^e nebft
Im8i Fragment ber 39. Son biefen 19 gried^i-
ffn ^äen mir 12 aud^ in ber lateinifd^en lieber«
tamfl bcfi ^eron^muS unb überbie^beffen Heber«
^g ber 21. unb 22.^omiIie. 14. lieber Sjed^iel
I Segment au8 bem Kommentar unb 14 Fa-
milien in ber lleberfe^ung befi ^I. ^ieron^muS.
15. lieber Daniel gmet unerl^ebli^ @d^oIien [bei
Ang. Mai, Scriptt vet nova ColL I, 2, Bo-
mae 1825, 167. 193]; enbli^ 16. aber Ofee
ein gried^ifd^ed Fragment au§ bem Kommentar.
(Sgl. nod^ befonberS Pitra, Analecta sacra n
[1884], 349 sqq. ; m [1888], 1 sqq.) — «u8
bem 92euen Xeftament flnb erl^alten: 1. lieber
aRatll^öuS don 25 Xomi nur nod^ 4 Srud^ftädte
ber 9 erften Zomi, femer bie 8 folgenbcn Xomi
(10 — 17) fotool^I gried^ifd^ aß in einer alten
treuen, aber raupen lateinif d^en Ueberfe|ung;
le^tere gibt aud^ nod^ bie meiteren %omi bt§
}um @d^Iuf[e beS 9Ratt]^ftu8edangeIium8, iebod^
ol^ne Seibel^altung ber urfprüngli^en ^btl^eilung
in 3U)mi. 2. lieber SucaS 39 ^omilien in einer
freiem lleberfe|ung beS ^ieron^muS. 8. lieber
bo^anned auS oem Kommentare, meld^er 39 Xomi
l^atte, bie Somi 1, 2, 6, 10, 13, 19, 20, 28, 82
nebft f$fragmentm auS bem 4. unb 5. XomuS.
4. lieber bie Spofielgefd^id^te b<^ben mir nod^ ein
neineS gried^if d^eS gftagment einer ^omilie. 5. lieber
ben SUmerbrief l^atte OrigeneS nad^ Slufin 15,
nad^ (^ffiobor 20 Xomi gefd^rieben, don meldten
fd^on 3U SlufinS Seit KinigeS fehlte, fie^terer er«
gän}tebie^,äberfe|teba8Sor^anbenein8fiateinifd^e
unb jog ed auf ungeföl^r bie ^ftlfte beS Siaumed
in 10 Süd^em sufammen. 2)ie nod^ dorl^nbmen
3 gried^ifd^m Fragmente biefeS (SommentarS l^at
®e la 9tue in feiner Ausgabe ber SBerfe beS Ori«
genes (Paris. 1738—1759, 4volL; aud^ 1783)
bem Seste ber 9tufin*fd^en Ueberfe^ung al8 92otm
unterfteHt. 6. 95on bem Kommentare über ben er«
ften Korintl^erbrief bot 3. 91. Kramer in feiner
Ausgabe ber Catenae in S. Pauli Epp. ad C!or.
[Cat. graec. PP. V], Oxonii 1844, au8 einem
$arif er Kobe^ ntd^t unbebeutmbe 93md^ftäd(e mit«
getl^eilt, bie aber in ber SDtigne'fd^en Ausgabe nid^t
gum 9bbmd( gelangt finb. 7. Snblid^ flnb aud^
don ben Kommentaren über anbere paulinifd^e
Sriefe nur einzelne Smd^ftüdte auf und gef ommen,
meldte tl^eifö SDe la 9tue (abgebmdtt bei 3)ligne),
tbeilS erft Kramer in bm Catenae in S. Pauli
Epp. ad Oalatas etc. [Cat. graec. PP. VI],
Oxonii 1844, mitgetl^eilt f)at Siele anbere an«
geblid^ don OrigeneS b^trül^renbe f^fragmente über
biblif^e Sudler, auS Kitaten fpäterer Sd^riftfteller
entnommm, l^at S)e la 9hie (aud^ ÜRigne) an der«
fd^iebenm @teUm feiner 9u§gabe unter ber ^uf«
fd^riftSelecta, nod^ doIlftSnbiger ® allanbiuS in ber
BibUotheca vet. Patrmn XTV, Venet. 1781,
Append., gufammengefteQt. 92eue Seitröge ba^u
gaben 9Rai (Classici Auetores X, Rom. 1838,
474 sqq.) unb Kramer in bm beibm fd^on ge«
nannten unb in feinen übrigen KatenenauSgabcn
(ju bm Act. Apost. [Cat. graec. PP.III] unb
ben Epp. cathol. [Cat. graec. PP. VlllJ, Oxonii
1844). 9lu8 biefer Ucbcrftd^t über bie ejegetifd^en
arbeiten beS DrigeneS, bereu lleberbleibjel bei
üRigne nod^ immer brei Sönbe füllm, erl^eut, ba^
bie Kommmtare gr5^tmt]()eU8 derlorm gegangm
finb, uü^rcnb bie SRt^Tgo^I bti gomilicn erhalten
biit(. Sitft ifl nteiptnS ^ittonqmufi' imb Shifi'
RuS' tyitifit )U ocibantm, »eld|< jic aufi btm @rie-
li^ijij^en ins fiatcinif^ übttttuflen imb fit im
abmblanht twibreiteten, mäti'^'Rb bit ®ri(4"' f«
f(it btm 5Iuafirui^ bet orifloiiftiit^ ©treitieleittn
nad) iinb nad) vnitmdyiäjÜQt IttStn cbti CoHenbä ]
bem Unterflong pttiSgaben. S)urili bie ^omitien
i^ OrigtneS btr Urtiebcr btr tii^Ii^m fiTa(ti[(^-
ejegettj^tn ^ontilit getuoibcn, inbtm ti feint
tßarJlntftn ni<^t nur an im EBibtltt^t anfd)IoBj
fonbtm bitftn gtrab; ju gut Sninblagt fein» i&ox*
tiögE mai)tt. ^vä) fiit fir^Il^e iTt^äoIogit, für
SuItuS, Saciamcntt, füiffatc^tttt unb^omiletü
fmb bi(f( äornUicn Don ^0[t|fter £&Si^tigEeit
9I(e39ibeIIritittt^at ric^OtigtneS bur^
feine Sorgfalt für bi« SRtin^eü unb iRic^tigltit brt
SBibeltejttS unfterbU^ gema^l. S3aS Weifte lei-
fltle er in bitter IBtjit^unfl für ben Sesl beS älttn
XtflamtnteS W(!^ feine ^ t E a t) I a. £en Subtn
fegmütitr, Utlcbt bie @t)ituaginta Cenuarfcn unb
d| auf i^ttn @runbtejt beriefen, toollte ti ben
S^iiften bie ültdQlic^feit ju einer genouen iSer>
glti[^ungbtSgrit(^tf[t|enSe;tt9mitbem^tbräif(^tn
btettn. S)ie iRefultatt feinet gorft^ung fteUtt «
in tintr großen ^ibelauSgabe Dor bie Sugen. 3)a'
btl mu^tt et obtt Bttfudien, ben getrübten ©eptUQ-
gintat^ mögli^ft auf feint utf)>rünglic&t gorm
»urüdjufü^ren. 6r ttrglic^ befe^alb feint otrfc^ie-
bentn @e))tuaginta'C>anbf<^nften mitbtn anbertn
alten gritcfiif^tn Uelerfe^ungen (f. b. ^rt. 39ibel-
fiberfelungen n, 714 f.) unb gab bem legte feiner
^anbf^itften. totldier mit ben anbtrcn griec^tfi^en
Ueberfefungen barmonirte, ben Sorjug. 3ii9lfiii&
flellte et bieje Ueberfejungen mit bem £|tbrüif^en
Xejite unb ber Septuaginla in fe^ ISoIumncn (ba-
^er^egapla) jufammen: inber l.ben^ebräifcben
Xtff aijnt ^ocali, in ber 2. ben Docalifirten bt-
bräif(^tn Xtit mit grtt^lfdien SBu[t|ftaben, in bti
3. bie Utbcrfcgung beB Slquila, in bet i. bie beS
©Qmma^uS, in bei 5. bie ©tptuaginta unb in
ber 6. bie U«berfe|ung beB S:(ieobotton. Sei man-
(^en iBüfibetn ber ^eiligen @c^rift fanb Oristnte
nii(^ gmei ober brei anbert Ucberfe|ungen son un-
belannten SJerfaffern (f. b. Sltt. iStbeliättfttiungen
II, 715 f.), bit er gleicfifaÜi in weiteren Ko-
lumnen beifügte (ba^er Octopla unb €nnea))la).
%mäj baS fritif^e 3eic^en bee ObeluB mtrtte er
an, BaS im ^ebrüifi^en fehlte ; luaB bogegtn in
bei @eptuaginta mangelte, baS fi^ob er in bit
bttr. Solumne ein, notirtt eS aber mit einem
^fteriBcuB. Sen Xtgt ber Septuaginta rooQtt
OngentSm^tbcrBnbem; er moDte nur fürftber-
mann trfii^llt^ mad^en, tnorin berfelbt com $t'
Bräifi^tR abmt^. 9Io^ toenigti bea&fic^tigle tr,
bit SeptUQginta bem ^tbräif^en Sejt canfann ju
ma<!^en. S3ielmel)i udt er, toie bie meij^en feinet
4rifili(!^eR 3e'tgtnoff^' bei fe^tn Uebcrgtugung,
ba| ber ^ebräifilt Xe^t fe^t cortumptit fei, bag ba-
Segen bie iSeptuaginta in i^teruTfptilnglii^eng^orm
cn ti^tigen unb tinjig mi^rtn Xtst entölte, ja ft»
OtigtntS. 1064
garinfpirict ftt(l>gL b. SttStptuoginta). <S«3»
Einfadiung ber ^esapla nKntn bie Süctmtila, »d^e
in Diet Sclumnen bit Utbtrft|un0tn b«ft ^Iqtäia.
SQmmai^uB, btt Stptuoginta unb bt8 X^toh»-
tion jufammeRftellttn. — vit^tsfufia, nrinbeptM
50ftarIe!8üd)erioIlenumfafTenb,^ttbiDD^Inittio>>
fldnbig abgcft^riebtn morbtn unb gingen bei bit
3trftäruiig ber cäfaitenfif^tn Sibliot^tt bui(|^l>ii
Araber 653, menn nid^t f^on frü^ti bti berStM»
nafime btr@tabt burij^ bie ^erfei, Pttloten. 9>4
bit XttraplQ fcbeintn ni^t Knitlfältigt aodn
Ulfein. 3>agegen uurbtber tmnOngtntflisbit
pejofila aufgenommtnt @tptuagintatt];t mit ba
mtifi^en 3ni^'n Ditlfac^ abgtf^ritbtn unbbtf»
btrS bur^ $am4>bilu9 unb SuftbiuS Dtrinitil
(ogl. b. ^rt. @eptuoginta). Sbenfo rouAt bttfdk
ieEt [ammt btn (ritift^en 3"t^*R i"8 ®VW
unb barauS weiter inS ^rabiji^ übtrfc^L — Wkt
maS fic^ an Sruc^ftildEen auS ben ^S'M'Io M
OrigeneS erhalten fyxi, mürbe bon SRontfaaoi
in }met ijoliobänbtn gefammelt, bit in einer M
S)ra(^, 6I|renbttiIiott)e[ar ber Sptopagonba, nnfr
birten 3orm bet Migne, PP. gr. XV et XVI |n
9bbm<f gelangten. SStrlbfoHer unb boüfUnÜgs
ift bie Sammlung gielbS (Origenis Hexaplom
quae Buporsun^ Oxonij 1867— 75). Ö"^
|)e£apla Dgl. btf. Aaulen, €inltüung, 8. li#,
greiburg 1890, 95 ff.) — 3u btn tEtgtif^i
äSerCen btS CrigeneS gehörten auc^ gmti DtrltinR
@i$riften über bie Eigennamen in ber Sibd nk
bie iübifiiien 9Küfee unb ©emic^tt.
©ogmotift^e SüBette oonOrigentfl fhi:
1. 3n)ei miftc uon ber Sluftrffe^ung (Eua. RS.
6, 24, 2) unb jmei Dialoge übet benfelbtn 0t>
genftanb (Hier. £p. 33, 3 ad PauL). Origori
beruft fi(^ (De priuc. 2 , 10 , 1) felbfl auf bitj«
SBcrt; e8 ift alfo jitmlt^ frü^ (um 225) Dattft
aber biB auf einige gragmtnte (bei Migne, I?.
gr. XI, 91) Oertoten gegangen. S>o8 Sffietl emgk
uielfadd Slnfiofi unb beianlafite btn I|t !DItt^biii
eine Sffiibttlegung bt^felben unter btm nämlu^
Sittl JU Dttfaffen. S)er t)I. «pompSituS bagega
DeitEitibigtt tB. 2. SbenfoHB finb bis auf tbdge
grogmentt (bti Migne L c. 102) Derlortn lik
ztp<i>|^aTtif (10 iBüd)er), in Mxliftn OngcMl
mit ^ieronqmuB (Ep. 70, 4 ad Magnnm) M
bie Stromala btS SlemenB nac^abmenb, biiSv
ren beS gbnfttntbumB unb ber ^^ilofop^ lü
tinanbtt uergliii^. 8. SkiS bo^matifc^t ^au^ttMit
beS OrigeneB fütirt bie Mufic^rift Ilepl if)*«,
De principüa (bei Migne 1. o. 107 sqq.); äift
naä) bor feiner Stttreibung auB SleEanbricn g^
fi^rieben. %ion btm @ninbfa|e auSge^cnb, t«i
nur baS aUein nabr jti, maS in .nidilS bonbtt
firi^Udjcn unb apoftoltf^en Siiabition abnn4f
(De princ, Praef., n. 2), fud)t et mit 6ülfe bti
pbiiofop^iff^en &)ptcutQtion ein tDiffenf(|aftfi4(l
Cebrgebäiibe aufjufübren. ©8 ifl bieft btt irPi
93cr)ucf) einer itiif|£nft^aftlic^tn©09mfltil.3)iet«
^irinci^jien btS OrigeneB fmb Sott, SBJelt, Si*
dtit, Offenbarung (6tiligt©(l(|rift). S)tmni%»
065
OrigeneS.
1066
M> ¥^^ ^ SBerl in triet Sfl^er. 3)a8 erfte
osbett non 9ott, Don ber Zrinität uub bem
ktfterreid^ , fofern cd oud ®ott flammt; baS
iDttte üon ber SBdt Syrern Urfprung, il^ren ®e-
^fen unb bem SBiifen ®otted in ber 3BeIt
nb jum SMI ber 99kU ; boS britte t)on bem 9Ren-
^ (M püiä^ freiem SBefen unb t)on bem Ser-
fiüml bei (Bnobe )ur f$frei^t ; baS dierte Don ber
Infptration, ber l^^eiligen Sd^rift unb ber 9u8-
gims berfeOen. — SBtr befi|en baS SBerf nid^t
ic^ im Original, fonbem nur in ber Ueberfe^ung
tnftiii« loeU^ nad^ eigenem ©eßönbni^ Diele
ogmatif^ onßö^ige €teflen bend^tigt unb Der«
cffert 1^. S)od^ (at er, nad^ einer 93emer!ung
d 1^ ^ieronQmuS (Ep. 124, 15 ad Avit) }u
it^eUen, Derl^dItni|mäBig tt)enig geönbert , unb
MSd^lid^ enthält bad SBerl aud^ in ber Stufin'-
tüOL Serfion nod^ mand^eS ^öretifd^e. UebrigenS
lib bie ^93erfud^, ben urfprünglic^en ^n^oli ber
E^rift möolid^ji tt)ieber^er}ufteOen, nid^t erfolglos
iMieben. TOit ^filfe ber gried^ifd^en Sfragmente,
We wmentlid^ in ben $^iIo!alien beS SBaftItuS
CR^bcn»]^ finb ; femer mit 9enu|ung ber nod^
lo^anbencn Slefte ber l^ieronqmianifd^en Ueber-
{e^ unb burd^ ftete IBergleid^ung bed 92ufin'|d^en
XqiM mit anberen Sd^riften unb bogmatij^en
In^emngen beS OrigeneS, ift eS mögli^, bie Don
Shi|bi gemad^ten iBerihiberungen )u entbedCen unb
tai Ofen Sfnl^It mieber auf bie @pur gu !om-
m. (Einen IBerfud^ biefer 9rt mad^ten 9iebe))en*
ina in feiner Ausgabe (Lips. 1836) unb ©d^ni^er
h {einer beutfd^en Ueberje^ung (OrigcneS über
MeSnmble^ren ber®(auben§miffenfd^aft, @tutt-
|Bt 1865) beS SBerfed Ileol ap/cov.
Son ©Stiften polemifd^en Sn^alted gegen
fcften unb &^tifer ermö^nen ^ampl^iluS unb
CifeMnS ein^Berl Adversus omnes haereses;
koi SBerf iebod^, melc^ed je^t nod^ biefen 92amen
fittt, ift nid^t Don OrigeneS. Unter ben ^äreti«
ma, bie OrigeneS befämpft, fül^rt S^eoboret na-
aartlidilbenSafUibeSunb^ermogeneSanCHaeret.
U). 1, 4, 19). ®an) unbe^tten öd^t fmb bie ad^t
iUjßx bed Origened gegen SelfuS. @d^on unter
Hoic Surel l^atte g e I { u 8 , ein je^r gelehrter unb
a Diele Steifen gebilbeter ^eibe, eine ©treit-
A^xoc ikrfir^Q, gegen bie Gl^riften gefd^rie-
ka. JßcA l^öl^nifd^r ©pott, megmerfen&e, fri«
Me Sopl^ifii! ®e]^{{igeS unb SSerle^enbed auf-
pMngen Dermag, nxirb l^ier über bie Sl^riften
aMgegoffen' (Wo^Ier, ^atrologie I, StegenSburg
\m, 508). @leid^tt)o]&I blieb bie ©d^rift löngere
Sritimermiebert, bis Origened, ungefölr 50 3a^re
M( (elfaiS, auf baS beftönbige 3ureben bed ^m-
Minl fld^ entfd^Io^, eine SBiberlegung }u Der«
Mm. S)a8 SBerl be§ SelfuS felbft i^ bis auf bie
Btegnente bei OrigeneS Derloren gegangen; auS
Mtfm ober fud^te Sinbemann (in aHgenS 3eitfd^r.
ir bie l^fL Sinologie 1842, ^eft 2) ben ^lan
tf Serfcd toieber |ergujieUen. (Einen öl^nltd^en
kffiul^ mod^te ffeim, SelfuS^ ma^reS SBort . . .
fcbeiri^fteat unb überfe^t 3ünd^ 1873. 2)aS
SBerf jerfiel in )mei ^älften, beren erjle einen
äuben rebenb einführt unb benieifen lögt, ba| Dom
©tanbpunfte beS {übifd^en SRefftaSglaubenS ouS
baS @]]^riftent]^um unl^altbar fei, meil eS ber 9Re{-
{iaSibee im 9Iten Xeftament nid^t entf))red^e. 2)er
smeite Sl^eil roOL bie UnjuIöffigfeÜ ber aRe{{iaS-
ibee felbft unb fo ben DoDen Ungrunb beS £^n-
ftentl^umS aufbeden. OrigeneS folgt feinem (Segner
©d^ritt für ©d^ritt, befämpft feine (Einwürfe unb
Auflagen unb entttidelt ben nxil^ren ©inn ber
d^riftlic^en Seigre, ©egenüber ber ^eftigfeit bed
SelfuS beobad^tet er babei bie gr5|te ÖRägigung.
aSon iel^er galt bieg äBerf für bie DoQftonbigfte
unb gebiegenfte ber alten 9l))o(ogien unb als oaS
Sefle, maS OrigeneS gefd^rieben $at. (Eine beutfd^e
Ueberfe^ung gaben u. %. SRoSl^eim (Hamburg
1745) unb 3o]^. Stö^m (in ber Sibliotl^ef ber
ftird^euDäter, Äempten 1876—1877, 2 8be.).
(Sgl. nod^ gunf, 3)ie 3eit beS ^nwl^ren SBorteS",
in ber [lübinger] £^eoIog. Duartalf^rift 1886,
302 ff.: Äoetfd^au, 3)ie Sestüberlieferung ber
Sudler beS OrigeneS gegen SelfuS u. f. m. , bei
®ebWbt unb ^amadt, Xe^te unb Unterfud^ungen
gur (Sefd^. ber altd^riftL Siteratur VI, 1, Seipsig
1889; ftoetfd^au, S)ie ©lieberung beS dXrjdijc
X^yoc beS SielfuS, in 3a]^rbüd(ier für protefiantifd^e
Sl^eologie XVm [1892], 604 ff.)
^Scetlfd^e ©d^riften l^interlieg OrigeneS
}tDei: S)ie (Ermal^nung }um SRart^rtl^um (ECc
p.apTuptov irpoTpeirnx6c X^oc) unb eine ©d^rift
Dom @ebete (Ilepl eiy^c) , beibe an 9mbrofluS
gerid^tet. S)ie erjle ©^rift jü^rt auS, ba| ber
Kbrift burd^ feinerW SSorfteuung jld^ übemben
laffen barf, ben ©öfeen ju opfern, fonbem fein
©d^idfot rul^ig in ©otteS ^anb legen mug. S)ie
jmeite jerföflt in jtoei Steile, beren erjler, nad^
SBiberlegung ber ginroürfe einiger ipfeubofpiri-
tualiften gegen bie 9lütlid&feit beS ©ebeteS, Dom
©ebete überl^aupt, feinem SBefen, feiner 9lot^men-
bigfeit unb ber re(^ten 3lrt beSfelben l^anbelt, mal^-
renb ber gioeite eine (Erflärung Dom ©ebete beS
§erm gibt ©eibe ©d^riften finb inS ©eutfd^e
überfe^t unb mit gelehrten 9loten Derfel^en Don
ftol^ll^ofer, in ber Sibliotl^ef ber IHrd^euDöter,
ftempten 1874.
OrigeneS l^at aud^ einen bebeutenben 9 r i e f-
toed^fel unterl^alten. (EufebiuS beforgte eine
©ammlung, »el(|e über 100 ©riefe enthielt (H. E.
6, 36, 2). «ber baS SWeifte ^ieroon ifl Derloren
gegangen, ßrl^alten ift ein ©d^reiben an 3uIiuS
«fricanuS über bie «utl^entie ber ©efd^id^te ber
©ufonna im SBropl^eten ©oniel (bei Migne PP.
gr. XI, 48). (Ein jtoeiter »rief, gerid^tet an ©re-
goriuS Il^aumaturguS, entbält eine ßrmunterung
gum ©tubium ber t^eologifd^en SBiffenfd^af ten (Dgl.
©röfefe in ben Sa^irbü^em für prot. 3:^eoI. VH
[1881], 102 ff.). 95on einigen anberen ©riefen
[tnb gragmente übrig. 3n einem red^tfertigt er
|id6 gegen bie Sormürfe, bie er ftd^ burdft fein
©tubium ber ^l^ilofop^ie Don mel^reren ©eiten
l^er sugejogen (Eus. H. E. 6 , 19 , 9 sq.) ; in
1067
OrigeneS.
1068
einem onbetn DetH^eibigt er fid^ gegen bie 93er-
unglimpfungen in ^lesanbrien unb befd^mert ftd^
fibo: bie SSerunfioItungen, meldte feine @(i^nften
t)on ^aretifem erlitten.
ausgaben ber Sßerle bed OngeneS gibt e8
mel^rere. 3uerfi, unb aud^ fpöter l^öufig, mürben
einjelne @d^riften beS OrigeneS ebirt. Sine t)oII-
ft^ige SuSgabe, aber blo^ bed lateinifd^en Ses-
US, lieferten }uerfi 3ac !DlerHn ($ari8 1512,
uHeberl^ott aufgelegt), SraSmuS (Safel 1536 u. ö.)
unb ®ilb. ®enebrarb ($ari8 1574, tDieberl^ott ge-
brudtt). 93ifd^of ^uetiuS oon %)xanä)ti gab bie
esegetifd^en ©d^riften gried^ifd^ mit lateinifd^er
Ueberfe|ung in ^mei Sfoliobönben l^erauS (Siouen
1668;. $ari8 1679) unb fteOte Doron eine fel^r
gebiegene SRonograpl^ie über OrigeneS unter bem
Xitel OrigoDiana. (Sine gried^ifd^Iateinifd^e ^u8"
go£e don OrigeneS' SBerten gaben bie SÖtauriner
S^arleS unb SSincent be la Shte ($ari8 1733 big
1759, 9}eubrud( 1783) in t)ier Folianten l^erauS
(bie S^agmente ber ^tgopla fanben barin feine
^ufnal^me), oerfel^en mit geleierten ^nmerlungen
unb mit l^iftorifc^-Iritifd^en Einleitungen dor Den
ein}elnen Sd^ften. Sem testen IBatäe finb an-
gel^öngt bie Origeniana bed ^uetiuS, bie nod^
dorl^anbenen Xl^eile ber Apologie beS % $am-
pl^iluS, bie Sobrebe bed % ©regor Xl^aumaturguS
auf OrigeneS, fotDie bie OrigeneS fölfd^lid^ )uge-
fd^riebenen SBetf e. Sinen 92a$brud( l^ierüon (aber
ol^ne 92oten unb 9ccente) bef orgte Obert^ür (SBflrj«
bürg 1780 ff., 15 ©be.). «ine neue, forgfftlHg
bearbeitete Ausgabe t)on Somma^f d^ erf d^ien (Ser»
lin 1831—1848) in 25 Dctaö-SBänben. »ei
ben gried^if d^en 93üd^em f el^It bie lateinif d^e Ueber*
e^ung. 3n ber ^atrologie Don ÜJligne befitd>en
i^ fdmmtlid^e nod^ Dorl^anbene SBerfe in ben
pp. gr. XI— xvn.
St^tt beS OrigeneS. S)aS ©^riftentl^um ift
nad^ OrigeneS „ein Srjeugni^ ber göttlid^en
©d^öpferfraft" (^(ac ivep7e(ac xb <yüv&7)jia i?)jiTv
i(rciv) unb Derbanit tt)ie feinen Urfprung f o feinen
Fortgang unb immermöl^renben 93eftanb feinem
«nbem als ®ott felbft (G. Gels. 3, 14). ßS ift
barum aud^ bie abfolute SBal^r^eit unb l^at ^um
3toed[ bie ftttlid^e Umgejtaltung unb bie 3urüd(«
f ül^rung ber fänbl^aften SBelt ju ®ott. Me malere
Stfenntni^ ®otte8 fommt Don ®ott felbft, benn
ber 3Jlm\ä^ ift fär fid^ au^er @tanbe, ®ott richtig
SU erfemten unb il^n )u fud^en o^ne bie ^ilfe Don
oben (ib. 7, 42. 44). S)ie l^eibnifd^en ^ilo-
f opl^en l^aben tro| il^rer ®otte8erfenntni^ bod^ ben
^ol^tl^eiSmuS beftel^en laffen, unb eS ift aud^ burd^
fie bie SBal^rl^eit nid^t allgemein }ugänglid^ ge-
morben (ib. 5, 43). $lato unb bie anberen meifen
3Ränner unter ben ®ried^en Dergleid^t OrigeneS
mit ^[erjten, „meldte nur ben l^öl^eren @tönben
il^re 9luf merf famfeit f d^enfen, ben gemeinen 9Wann
aber Derad^ten" (ib. 7, 60). 3n ber «ird^e jeigt
6^riftu8 feine uniDerfale ßraft, inbem er allem
^olqtl^eiSmuS ben Untergang bereitet unb {eben
um fo beffer mac^t, je mel^r fein SBille 92etgung
unb em))fönglid^fett befi^t (ib. 6, 2). S)iefc
fittlid^e Umioanblung Dolliiel^t ftd^ um fo bid^
je me^r bie Demünftige @eele burA einen vuMxß
Itd^en SiebeSjug fic^ )u i^rem Sd^bpfec iDenbd,
meil fie in einer ^rt naturlid^er Senoanbtfd^
}u il^m fielet (ib. 8, 40). 3ebod^ fxmn nur bur^
eine beftimmte göttlid^e ®nabe, bie txm oben 1^
fld^ in bie Seele einfenft unb biefelbe in eine 9rt
93egeifterung fe^t, bie Srfenntni| ®otted im 9^
tt)u|tf ein be§ SReufd^en auf gel^ (ib. 7, 44). 2)of
Sl^riftentl^um ift alfo burd^ unb burd^ göttfid^
@8 {lammt Don ®ott, unb ®ott ifl eS oud^, ber
eS ben ^erjen ber ®läubigen einpflanzt unb bie>
felben ju ®ott emporl^ebt. SHefe götttid^ 9ii-
ligion mirb aUerbingS, mie baS la bei febm &
fenntnigobiect ber gfoll ift, nid^t Don oD i^
93ef ennem auf biefelbe SBeife erfaßt ; ber einfod^
aßenfd^ bringt nid^t fo tief in bie ®e^mniffe bd
Sl^riftentl^umS ein mie ber ®ele]^rte (ib. 3, 79).
9ud^ in ben 93ett)eggrfinben, Don benen fU^ bk
®löubigen bei ber Ausübung il^rer 9teligion leitiR
laffen, gibt e8 einen Unterf $ieb 5tt)if d^ bem gc*
tt)5]()nlid^en @läubigen unb ben im ®ttten toeilrc
Sortgefd^rittenen. Slod^ftnbnid^tSDe im ©taube,
baS, maS um feiner felbft millen geliebt gu metbca
Derbient, )u erfennen unb eS )u erm&l^len olS bai
l^öd^fte ®ut, fd^ö^barer unb mertl^Doller olS oBe
äer ^ei^ungen, bie man und mad^en f ann (ib. 8, 78).
^ber eS gibt feinen inl^altlid^en ®egenfa| gmifd^
bem Sl^riftent^um ber ®ebilbeten unb bem bcc
Ungebilbeten (ib. 8, 79). — SBaS bie Seigre Don
®ott betrifft, fo ift nad^ OrigeneS ®ott boS reine;,
abfolute ©ein, burd^auS unförperlid^, obne alle
^röbicate, unb barum feinem innern SBefen nad^
für ben 3Renf(^en unbegreiflid^. @r ift aügegen«
mörtig (De princ. 2, 1, 3), allmiffenb (De or. 6).
aümöd^tig, unb imax ift feine Mmad^t nid^t auf
bie mirflid^ esiftirenbe @d(|öpfung befd|rönft (DgL
G. Gels. 5, 23). @ltiä)mf)l lifyci OrigencS
anberSmo, ®ott toöre nid^t ber Don Cmigfeit 9D*
möd^tige, menn er nid^t Don Smigfeit in ber @d^
pfung feine ^Umad^t geoffenbart l^ötte (De piine.1,
2, 10). S)arum legt man Origened bie Sä^u hn,
eS l^obe mol^l bie j[e^ige ftd^tbare äBelt einen ftt*
fang unb ein Snbe, aber bie SBelt fei bod^ info"
fem emig, als eS eine SSieD^eit Don oufetnanbei^
folgenben Sßelten, \a eine unenblid^e 9Beltenre$e
gebe (De prino. 2, 9, 1). S)ie Don f&xa^
aus OrigeneS angefül^rten ©teilen, monad^ biefo:
nie mel^rere SBelten nenne, auger megen bed V»
terfd^tebeS gmifc^en ^immel unb Srbe, bebiirfa
nac^ ^ergenrötl^er nod^ einer ©id^tung ifyxpi'
rotier o. a. D. 480). — S3egüglid^ ber Sri«-
tötslel^re beSOrigened mirb Dielfa^ bel^auptet^bok
fie l^eterobos unb fuborbinatianifd^ fei. SebenfoB
ent^ölt fte aud^ Diel poftttD Slid^ageS. ©o toeAen
(Hom. in Num. 12, 1) bie brei ^rfonen q/m
unterfd^ieben mit bem 3ufa^e: ^2)ie äBefen^
unb 5Ratur ber 3)reieimgfeit ijl eine.*" So»
©ol^ne inSbefonbere mirb gefagt, ba| er rnidfi^
®ott fei (G. Gels. 5, 39; Dgl. 8, 12), ba^ bie
1069
OrigeneS.
1070
■^
#
?
Got^t fein aBefen con{lituire (6 Bl (7a>d]p o5
xarci |trrcK>o(atv, dXXoL xax^ oia(av i^ Oe6c ; Se-
leci. inPsalm. 135,betLommatzsoh[|. o.lXIII,
1S4). feicrattS folgert OrigeneS, bo^ ber @o^n
baS aBefen (Sottt», alfo bed IBaterS, mit (efi^t
nnb bemtuKJ^ 6)&oouaioc T(j> icatpC i[t, ober^ ba
er all €o(n auS bem SSoter l^etDorgegongen, au§
bem aßefen bed SSaterd gezeugt ift (t)gl. baS Sragtn.
Comment in ep. ad Hebr., bei Migne, PP. gr.
XIV, 1808). 2)arum tnul biefer 9ct bet 3^ugung
em ettiger fein. Ucber $j. 2, 7 fagt er, l^eute fei
1o rAü als immer (In Joa. Tom. 1, 32). 3Bie
bttfe S^gung feinen Einfang l^at, fo l^t fte
obÄ) lein ^be. S)er Sater erjeugt immerbar ben
@o^n (Hom. in Jerem. 9, 4). S)urd^ biefe
n% i^gung l^at ^ber @o]^n bie ®ott^eit bed
Safe* in pd^ ^erubergejogen" (cnraciac x^c de6-
Tip« clc tauTov, In «loa. Tom. 2, 2). SBenn
Ortgened ^ier ben iBater aSxöOeoc ober 6 de6c,
bm 6o]^ aber einfad^ Os6c nennt, f o erflart er
bk^ in bem einne, ba^ ber IBater ®ott auS ftd^
(per 86 Dens), ber @o]^n aber burd^ unb auS
bemSoter ®oä ift (h^tox^ t^C ixeCvou de^rrj-coc
9toiRKo6)avov). S)aneben fprid^t ftc^ OrigeneS
oflnbingS an anberen SteQen {o au8, ba^ man
its b(8 Sitl^iSmud befd^ulbigen fönnte. S)er
@o^ ifi irgeringer an 3Raä^r M ber SSater
(G. Cels. 8, 15). SDem Sol^ne fd^eint er eine %xt
SKttdjlelhmg )tt)if(l^en bem Ungetoorbenen unb
ba Oefammt^eit beS (Semorbenen einsuröumen
(ib. 8, 84). 9nber3mo fagt er oom @ol^n, er
frt boS «bbilb ber ®äte ©otteS, nid^t aber bie
(Site fclbfi ; er fei ber gute ^irt, aber nic^t ber
<Me fc^Ied^tmeg (De princ. 1, 2, 13; cf. Ori-
genianorum 2, 2, 15). Sßenn OrigeneS bem
Sohlte bie gleid^ Anbetung mit bem Sater otn-
Mcirt, fo betont er bod^ nur bie moralif^e Sin^eit
(bk eieid^beit ber ©efmnung unb (Sin^eit beS
SiOenS), bie }loifd^en bctben beftel^e (C. Cels.
3,12). 8r nennt ben ©ol^n fogar einen „jtoeitcn"
8ott (ib. 5, 39). SBie man pel^t, fonnten ]pättx
\moyi Ortl^obose als auc^ ^rianer ftd^ auf Ori'
ge8 berufen (ögl. ^agemann a. a. D. 300 ff.). —
r Reuige ®eift ift eine göttlid^ ^Qt^oftofe: baS
^ unb Dorjüglid^fte unter allen t)on bem Sater
mSi ben @obn b^roorgebrad^ten SBefen; ber
Singrbome ertbeilt il^m Don Sh)igfett l^er fein
@rin; ber ®eift iß alfo bem <5o!)ne untergeorbnet
(In Joa. Tom. 2, 6). S)a8 SBefen be§ ©eifteS
iß, ba^ er ber Snbegriff unb bie Subftanj ber
gi^Iid^ ®nabengaben ift. SDa^er erftredft fid^
fdneSBirffamteit aud^ nur auf bie C)^ilig^n, mö)^-
renb bie bk @o^ned auf alle Semunftniefen, bie
bcS SaterS fi^ auf M^ erftredft (De princ. 1,
3, 5). — 3ti ber ißerf on beS 6rlöf erS untcrf d^eibet
OrigeneS ^mei Staturen, bie göttlid^e unb bie
nenfd^Iid^. 3)ie ®ottbeit, lel^rt er, f^at burd^ bie
gMf4n)erbung feine SIenberung erfal^ren ; fte l^at
bi%ialh \fyttn erl^obenen Sl^ron im ^tmmel nic^t
orrlaffen, ift nid^t aus ber yisio beatifica l^erauS«
getreten, turj, fie ift unDerönberlic^ geblieben (C.
Cels. 4, 5). Qtber aud^ bie menfd^Iid^e 92atur ifi
oontommen in ibm, unb ^toar @eele unb Seib.
S)ie Seigre Oon ber ^rde^iften) ber @eele Sl^rifU
ift nad^ Sincen^i in ber Stelle De princ. 2, 6, 8
uid^t )U finben, benn bie SBorte ab initio crea-
turae feien )u ni^l^men ffir: ab initio creatae
humanitatis Jesu, ba xtCtic fomol^I für Sreatur
als Sreation fte^e unb l^ier eine anbere S)eutung
abfurb tt)öre ; aud^ ftel^e anbermärtS (In Ep. ad
Rom. 3y 8) baS ®egent]^eil t)on jener Seigre (ig^er-
genrötber a. a. D. 479). Som Seibe 6brifti leiert
OrigeneS, ba^ berfelbe burd^ bie Smpföngni| oon
einer reinen, mofeUofen 3ungfrau (C. Cels. 2, 69 ;
ogl. 1 , 34 sqq. ; 6, 73 sqq. ; Clomm. in Ep. ad Rom.
3, 8), burd^ Ueberfd^attung beS l^eiligen ®eifteS oon
aller unorbentlid^en Segierlid^feit befreit geblieben
fei (Hom.inLey. 12,4). lieber bie Sereinigung ber
beiben Staturen fagt er: @ein fterblid^er Seib unb
bie menfd^Iid^e Seele, bie in i^m mar, l^aben in
il^m (bem fiogoS) baburd^ baS C)5d^fte unb ®rö^te
errei^t, ba| fie nid^t eine blog äußere ®emein«
fc^aft 3u bemfelbcn, fonbcm eine Einigung unb
Sermifd^ung (evcüaeixaldvaxpacjst) mittlem ein«,
unb, in bie ®emeinfd^aft ber ®ott^eit gefegt, in
©Ott übergingen (C. Cels. 3, 41), fo ba^ bie
@eele 3efu unb ber fiogoS nid^t mel^r als gmei,
jonbem als SineS in Setrad^t fommen (ib. 6, 47).
S)er oben gebraud^te ^uSbrudt dvaxpacrtc iß }mar
miloerftänblid^, aber er l^at bod^ bei OrigeneS
feineSmegS ben @inn einer Sermif d^ung ber beiben
Staturen. S)enn beibe bleiben in il^rer Sigen*
t^ümlid^feit, mie OrigeneS anberSmo lel^rt. ^Sud^
mir glauben nid^t, ba^ jener fid^tbare unb in bie
Sinne f aOenbe Seib 3ef u ®ott getoef en fei SBarum
fpred^e id^ bIo| oom fieibe? $ud^ bie @eele mar
nid^t ®ott, fte, Don ber gefd^ricben ftc^t: SReine
©cele ift betrübt bis in ben lob." ®Ieid^ barauf
bringt er bod^ mieber bie l^Qpoftatifd^e Sereinigung
ber beiben Staturen jum ^uSbrudt mit ben Sffior«
ten : „2)aS ober fagen mir nic^t, als moUten mir
ben @obn ®otteS oon 3efuS trennen. S)enn nad^
ber SWenfd^merbung ift ber Seib unb bie ©eele
3efu mit bem göttlid^en SogoS gur innigften Sin*
beit oerbunben'' (C. Cels. 2, 9 ; Ogl. Hom. in
Levit. 3, 1).
Sei OrigeneS' Se^re oon bem SDtenfd^en mu|
bie ibm jugefd^riebene Slnfld^t über bie uranfang-
lid^e Sntfiebung ber intelligenten ®eiftermefen
gum SorauS ermäl^nt merben. Sr foU nämlid^
geleiert l^aben, bie oon ®ott oor biefer fld^tbaren
SBelt gefd^offenen SBelten bätten auS oemünftigen
SBefen beftanben, bie, oon Smigfeit l^er auS ®ott
bert)orgegangen, bur^^ ®emeinf d^aft mit ibm felbft
göttlid^er Statur gemefen feien. Sie feien anfangs
aOe gleid^ gut gemefen. 9ber ein 2:beil biefer
©eifter fei auS ber ®emeinfd^aft mit ®ott berauS«
getreten unb l^abe fid^ mebr ober meniger bem
Söfen sugemanbt. 9Jun bobe ®ott bie pd^tbare
SBcIt erf(|affen unb einen %\)tü ber gefallenen
®eifter in biefelbe berabgeftogen unb in materielle
Seiber eingefd^Ioffen. — OrigeneS mürbe bemnad^
1071
OrigeneS.
1071
toic Pato bie ^räcjipcnj ber ©cclen geleiert
fyiim. Mtm bie ^tx\&t angeführten BitUtn
laffen tl^etlS eine anbete S)eutung }u, tl^eilS ftnb
jie bei ben lateinifd^en Ueberfe^em fo t)er|(i^ieben ge-
geben, ba^ man ild^ ein entfd^eibenbeS itrtl^eU über
^ren Sßortlaut unb il^re Sragioeite nic^t erlauben
barf. — 9lud^ feine im ®anjen correcte Seigre über
bad SBefen ber (Srbfünbe lögt ^\ä^ mit ber M^t
t)on einer ^räe^ften^ ber ©eelen faum t)ereinigen
(t)gt. Hom. 8 in Levit. 3 ; In Ep. ad Born. 5, 9 ;
C. Gels. 7, 50). — lieber baS SBefcn ber ©eele,
fagt OrigeneS, fei SSieleS lird^lid^ nid^t entfd^ieben
(De princ, Praef., n. 5); er felb{l f^toantt gleid^
anberen S3ötem in ben ^uSbrüden. Salb nimmt
er n)enigften8 in gemiffem Sinn bie ))Iatonif(i^e
Srld^otomie an, balb fd^eint er fle ju öemad^Iäffi-
gen unb rebet nur Don Seib unb @eele (bergen-
rötl^er o. o. O. 479). 6r lel^rt femer, nur ber
@eele, nid^t anä^ bem Seibe, fei ®otte§ Sbenbilb
einget)rägt (0. Gels. 8, 49). ©ie iji öemünftig
unb burci^ bie ^xti^txi beS äSBiUenS föl^ig, ba§
®ute ober baS 93öfe }u tl^un. S)er Xugenb nimmt
man bie Ssi{!enj, menn man il^r bie f^freil^eit nimmt
(ib. 4, 3; De orai 29, bei Migne, PP. gr. XI,
537). S)a8 ebenbilb ®otte8 in ber SKeufd^en-
natur i{! un}erftörbar unb beft^t aud^ nad^ bem
©ünbenfaQe Anlage unb Seföl^igung }ur Xu*
genb (G. Gels. 4, 25; Dgl. In Gant, cantic, bei
Migne, PP. gr. XIO, 187). gKit biefen aH-
gemeinen SSorfteDungen, meldte unferer ©eele fo«
»tfagen angeboren ^nb, bepnben iid^ au^ bie
Seigren unfered ®Iauben8 in Uebereinftimmung,
ba^er bie Srfd^einung, ba| fo Diele ©eelen, fobalb
fte burd^ baS Sid^t be3 SDangeliumS il^ren ©c^öpfer
mieber erfd^auten, eine natürlid^e Siebe ju il^m
faxten unb infolge biefer Siebe ju il^m bie alt*
getool^nten ®5^en megmarfen unb mit t^reubigfeit
il^m gläubig anfingen (C. Gels. 3, 40). £roJ
aUebem ift bod^ bie menfd^Iid^e 92atur nid^t im
©taube, ®ott irgenbmie }u fud^en unb gu einer
reinen unb Haren ®otte8er(enntnt^ p gelangen,
tt)enn il^r ber nid^t ju ^ilfe fommt, ben Jie fud^t
(C. Gels. 7, 42 ; In Joa. Tom. 20, 18). Um
und Dom OfciQe 5U erl^eben unb ber Sugenb unS
)U5umenben, ^ift bie Jhaft ®otte8 un§ Donnöti^en"
(Hom. in Jerem. 8, 1). ©d^on ber ®Iaube ift
eine ®aU ®otte8 (In Joa. Tom. 20, 26). —
^ierburd^ ifl bie 9ied^tferttgung§Ie]^re beS Ori-
gened fd^on angebeutet, ^ie bebingenbe Urfad^e
unfereS ^eilS ift bie SRenf^merbung beS ©ol^neS
®otte8. Snbem biefer einen Seib annal^m, l^at er
mit bem Seibe sugleid^ aud^ bie Seiben unb SRü)^-
fale angenommen, meldten biefer unterworfen iji.
St ging nun freitt)illig in ben Sob, meti fein Sob
für bie SRenf^en ^eil unb Siettung bringen follte
(G. Gels. 2, 23). 6l|riftt ®e^orfam unb SSer-
bienft ijl alfo ber ®runb unferer JRed^tfertigung.
©ubiectiD tt)irb aber bie burd^ gl^rifti Slut Der-
biente SSerföl^nung jebem angeeignet burd^ ben
®lauben (In Ep. ad Born. 3, 8). 2)iefer ®Iaube
ift jebod^ nid^t etma blog baS Vertrauen auf baS
frembe SSerbienft (SfyA\&, fonbem bie )tt)eifdbf
Slnnal^me ber gefammten d^riftUc^en Offenbcmmg
bie SBerfe ber ^ered^tigfeit mit einbegriffen (Jii
Ep. ad Rom. 3, 11). 2)enn bie Sted^tfertigniii
fd^Iie^t not^menbigermeife }n>eierlei in fid^ : (Eni
fünbigung unb Heiligung, fo ba^ fle nur $la|
greifen fann bei einer burc^ unb burd^ gere^ta
@(efmnung unb Siid^tung beS SßiDenS, mosu ba
®Iaube ben Anfang, für ben weitem Sfottf4^
im ®uten bie Sßurjel unb für ba8 ganje Xugenb*
geböube bie ®runblage bilbet (ib. 4, 1). tk
(guten) 3Berfe (nid^t bie SBerfe beö ®efe|ed) ^iei
nad^ Ortgened aud^ red^tfertigenbe ihaft 9fi
^erDorgel^enb auS bem göttlid^en ®Iauben pox^
dpiren fte an beffen göttlid^er 92atur, ftnb felip
göttlid^ unb ®ott wol^^IgeföUig. 2)e^megen nennl
Origened auc^ ben ®Iauben, ber burd) gute SBerb
ftd^ wirifam ermeift, ben DoUenbeten ®lauben (£■
des perfecta, ib.). ©onac^ flnb bei bem Sitten
äBerfe beS ©erec^ten mtx gactoren }u unterfd^«
ben, ber natürlid^'menf d^Iid^e unb ber übematfirrtd^
göttlid^e; le^terer aber brüdFt il^m baS @eprfig(
Der ®öttlid&feit auf unb tx^Ai eS erft )um toal^
^Serbiettit. S)enn mag jemanb nad^ ^enfd^enarl
in ber (^ered^tigfeit unb in ieglid^er Xugenb no((
fo DoQettbet fein, fo mirb i^m biefe ol^ne bie @^
red^tigfeit Don oben für nid^tS angered^net tt)erbeii
(In Matth. Tom. 10, 19). ®otted ®ered^tigldl
mu^ alfo unfere eigene ®ered^tigteit toerben. 9)%
lid^ tt)irb uns bie^ ganj befonberS burd^ bie Don
l^eiligen ®eifi in un§ eingegoffene Siebe @ottc&
^ei ber ^teüe SRöm. 5, 5 unterfud^t OtigeneS, of
l^ier bie Siebe gemeint, mit m\ä)tt mir ®ott lid)en,
ober biejenige, mit toeld^er mir Don ®ott geTtel»!
toerben. 9lm beften, meint er, fei l^ier bie Siebe
® otte§ fubjecüD }u nel^men, fo nömlid^, bag ®ott(8
eigene Siebe ju un§ unferen ^er^en eingegoffen
merbe burd^ ben beiligen ®eift, bamittt)irmitbä>
felben Siebe ®ott mieber lieben fönnen, mit bet
er un§ liebt. 3n biefer UeberfüUe ber bur($ ben
l^eiligen ®eift und Dermittelten Siebe merben toir
in Sin^eit mit ®ott unb in bie ©emeinfc^ft bot
göttlid^en 92atur gefegt (In ep. ad Rom. 4, 9).
^ie Seigre Don ber SSollenbung ifl ber metP
umftrittene ißunft in bem ©Qftem beS Origend
9iad^ ber SSerfton beS StufinuS (De prino. 2,
3, 3) möre ba§ S^tl ber gefammten Sutmidflttng
ber SBelt biefeS, ba^ alle ®eifier, aud^bieXeufd
5ur ®emeinfd^aft mit ®ott mteber }urüd(e(nn
(diroxaTaaraaic ttocvtcdv). Sntereffaut iftberStt*
fud^ iBtncensi'S (a. a. O. 448) , OrigeneS D0ii
bem SSortourf biefer l^eterobo^en Seigre ju ic
freien unb bie anfd^etnenben SBiberfprüd^ \o^
Anbeuten. 3n ber %W mag OrigeneS' 84«
Don ben ^nti^Origeniften nid^t immer l^inreid^
Derftanben morben fein. S)a§felbe gilt Don bei
l^iermit ^ufammenbangenben Seigre Don ber iu\*
erftel^ung beS is^t\]d^tL 3ladi Xf^topfßA
mürben OrtgeneS }ufolge bie menfd^lid^n Seibei
nad^ ber ^uferflel^ung nod^malS bem £obe tmt
ber Sermefung unterliegen; Sufünian l&|t i^
•73
Driöeniftcnftrcit.
1074
(ontrtcn, ba| Ue Seiber in fpl^örif d^er gfonn ouf-
^Vn (iDOl^I geflutt auf bie Sßorte De orat. 31,
0 ober, toie Sincenji ttflört, bie fpl^örifd^en ff dr-
ei bt€ 6teme unb bie ^immelSförper finb).
)tanniqmu8 fd^reibt il^m bte fiel^re ^n, ba| bie
Mbec bei ber Suferflebung nid^t tnel^r biefelben
ViliAn l^ben toie fräßet unb sule^t gou} ber-
|liU^ loerbeiu 2)iefen Sebauptungen gegen-
ibec ^ man ju bemeif en gefud^t ba| OrigeneS
MtSbentitftt bed irbifd^en unb be§ SluferftebungS-
IciM ber Subflang nad^ mit bloßer ^etfd^ieben-
\ß ber (Erfd^inungSform le^rt (f. StamerS^ S)e8
OcigeneS Seigre t)on bet 9luf erftel^ung beS gfleif d^ed^
Xiiei 1851, 55 f.)/ hxiS ganj ber ffird^enlebre
ortlMt ^e Suferftanbenen beiraten, effen unb
Mntmnid^t mel^r (In ep. ad Born. 10, 1); iie ftnb
fni Mm bem irbifd^en Slenb, Don ben frill^eren
&iaUtai unb ®ebred^en, üon ber SSenDeSIid^«
fä. Oft f^d^t OrigeneS al8 abfoluted ^rincip
otf (In ep. ad Born. 5, 10), ba^ nod^ ber %uf-
op^nng jmeif eföol^ne ber Sob nicbt me^r l^errfd^e.
ÄiL no4 ÜRöl^Ier, Ißatrologie I, SiegenSb. 1840,
487—576, befonberS über bie ©ocramentenlebre
belOrig., ebb. 554 ff.; Vincenzi, In s. Oregorii
HyMeni et Origenis scripta et doctrinam nova
noensio oum appendice de actis Sjnodi V.
oeeomfliiicae , Bomae 1864—1865, 4 voll.;
b(i|a$flrgenr5tber im [Sonner] Xl^eol. Siteratur-
m 1866, 446 ff. 475 ff. 512 ff. 543 ff. 3ab(-
leid^, iefonberS öltere Siteratur f. bei Chevalier,
B^. mib Suppl. s. y.) [^eterS.]
ffiioiiflaifhreif l^ei^t in ber ßirc|engef d^id^te
bie Ifingere, oft mit großer ^eftigteit gefübrte
(ontroDerfe über ben ortbobosen gb^rafter ber
i(^ bed Origened. @d^on bei Sebjeiten »urbe
Origened mebrfad^ falfd^er Sebren bejid^tigt, unb
lonenttid^ fd^eint feine 93erurtbeilung burd^ S)e«
netrind unb ^eracIaS grö^tentbeiis au3 biefem
8nmbe erfolgt ju fein (f. ob. 1058). ?lber troj-
ben ietoabrte fid^ Origened aud^ in 3llesanbden
^ fe^r Diele ^teunbe unb ®önner. 93or allen
W|te ^aclaS' Stad^folger, S)iom}ftu3 b. @r.,
itn fe^r bod^. Seim ^uSbrud^ ber arianifd^en
Streitigfeiten jftl^Ite Sifd^of ^le^anber in feinem
Erculorfcbreiben gegen 3lriu8 (Migne, PP. gr.
XVm, 547) OrigeneS nid^t nur nicbt unter ben
DnUhtfem ber fuborbinatianifd^en 2)octrin auf,
fonbem e9 laffen fid^ in feiner tbeologifd^en ^ug«
^iittnberfe^ung fogar mand^e Snflange an Ori-
9M' 8ebTentn)idnung erfennen, ein 99etoei§, ba|
OrigeneS bamald in ^le^anbrien nod^ in gutem
ihfe ßonb. Sbenfo günftig öugerte ftd^ ber bei*
% Itbanafiud, ber itoat einige Sebren oon Ori-
ÜM ^ S. bie ^röesiftenj ber Seelen) beftritt,
^ m Srianem gegenüber lobenb l^eroorbob,
H Qnd^ OrigeneS bie emige 3^gung beS @ob-
^ »Ufftt iaU (De decret. Nie. Sjn. 27).
"4 günfKger urtbeilten über OrigeneS bie be*
i^iWm ffated^tenlel^rer 2:]^eognofiu§ (Phot. Cod.
Wj, hierin« (ib. Cod. 119) unb ©ib^muS.
^fon inSbefonbere lad unb benu^te OrigeneS'
©d^riften fel^r bie( unb fud^te biefelben in fatl^oli-
fd^em @inne }u erflüren (Hier. Ep. 83 ad Pam-
mach, et Ocean.; Apol. adv. libros Buf. 1, 6).
9i8 )um ^atriard^en Xl^eopl^iluS l^atte bi^tnati^
OrigeneS in Slleianbrien fidler biete begabte Sn-
bönger. — ^nbererfeitS mürbe OrigeneS bod^ aud^
frül^^eitig l^eftig angegriffen. 93ereit3 einige ®e-
cennien na^ feinem Sobe trat ber SBifd^of SDtetl^o-
biuS t)on Ol^mpud (f. b. %rt.) gegen Origened
auf, namentlid^ meil er bie ^röesiftenj ber @eelen
lel^re unb bie ^uferfiebung bed materieDen SeibeS
löugne. äuftinian red^net in feinem 93rief an
9Renna8 aud^ $etru8 I., ben berühmten 93ifd^of
t)on 3llesanbrien (geft. als SRart^rcr im 3. 311
ober 312), unter OrigeneS' ®egner. S)ie Sd^tl^eit
ber barauf begüglid^en SteDe barf man iebo(b be*
Smeifeln, meil fonft (SufebiuS (H. E. 9, 6, 2) bei
feiner befannten IBorliebe für OrigeneS ben 93i-
fd^of $etru8 nid^t mit fo bolzen Sobfprüd^en oer-
berrli(bt l^ätte. Sicher aber gel^örten^uOrigeneS'
®egnem SDtarceQuS bon Slnc^ra, ber übrigens al8
Sebrer bed ^botinuS felb{l bürettfd^er ^nftd^ten
befd^ulbigt mirb, unb Suftatl^iuS bon 9ntio(^ien
(f. b. 3lrtt.). 3nbe^ tabelt festerer meniger bogma-
tifcbe atö e^egetif d^e Srrtbümer bei OrigeneS, unb
anä^ l^xtx mar er oft im Unred^t. 3mmerbin ge«
lang eS biefen ©egnem, in engeren unb meitem
ffreifen eine ungünftige Stimmung gegen Ori-
geneS )u enegen, fo bag ieber, ber aud^ nur
beffen @d^rtften )ur ^anb nabm unb barin lad,
fd^on als ^öretUer galt (Apol. s. Pamph. pro
Orig., Praef., bei Migne, PP. gr. XVII, 543).
Sarum foll namentUd^ $acbomiu3, ber Stifter beS
ftlofterlebenS, DrigeneS' Sudler feinen SKönd^en
meggenommcn unb in'8 9Baffer gemorfen ^aben. —
Sud^ au^erbalb ^(esanbrienS ergriffen |ert)orra*
genbeSWänncrcntf (bieben für OrigeneS Partei, gfür
ibn erboben |t(b ®regor ber Sb^^^^turg (Pane-
gyr. in Orig., bei Migne, PP. gr. X, 1052 sqq.),
beffen «ruber atbenoboruS, bie SBifd^öfe ^aläftt-
na^S, 3lrabienS unb Sd^aia^S (Bufinus, Apol. 2,
20) unb girmilian bon Säfarea. (Sin glön^enbeS
3eugni^ für Origened ift bie ^ologie be§ oucb
Don ^ieront)mu§ gefeierten SJlart^rerg ißam))bilu3
(f. b. 3lrt.). ®a6 fie mirflid^ oon biefem berrü^rt,
bezeugen nid^t blo^ 9htfinu8 in ber SSonebe an
TOacariuS (Migne, PP. gr. XVII, 541), fon-
bem aud^ ^ieron^muS (De vir. ill. 75). SBenn
le^terer nad^b^^^ int Streite mit SRufinuS (Adv.
Buf. 1, 9) ben beS 3lriani§mu8 befd^ulbigten Su*
febiuS oon Söfarea ^um alleinigen Serfaffer ber
Slpologie mad^en mollte, fo ift baS gegenüber
ben aSorten beS gufebiuS (H. E. 6, 33, 4) über
bie gemeinfame 3lbfaffung beS SBerfeS unb ber
ßrflärung beS ^l^otiuS (Cod. 118) öon geringer
Bebeutung. SBon onberen ffir(benf(^riftftellem,
bie OrigeneS günftig ftnb, Iö|t ft(b eine lange
SReibe anfül^ren. Sabin geboren, felbft nad^ ^ie-
ron^muS' 3cugni|: SJictorin öon ^ettou, ^i»
lariuS t)on ^oiticrS, 9lmbroftu§ Don SRailanb unb
eufebiuS bon SBerceai (Ep. 61, 2 ad Vigilant),
1075
Origeniftenftreit.
107
fobonn 93afütu8 b. ®r. unb ®regor Don 92a5ians
(mie aus ben !ß^ilo!aßa unb anbeten arbeiten l^er-
öorgcl^t), ebenfo ©regor öon 9lp|fa (Dgl. Migne,
PP. gr. XLVI, 905; XLIV, 764). ffienn 3u.
ftinian im ^Briefe an aRennaS ben ^l SSafiliuS
(Hom. in Hexaem. 3, 9, bei Migne XXIX, 73)
gegen ben „auSber ftirc^e au§ge[to|enen'' OrtgeneS
polemiftren lö^t, fo Derbrel^t er bie SBorte beS
großen SappabocierS; ol dir6 x^c ixxX7)(nac finb
9Ränner ber Stxxä)t, nid^t t)on il^r 9lu§gefc^Ioj|ene.
äebod^ rügt 93afiUu8 anberSlDO ungenaue ^uS«
brfide bei Origened. 3m Occibent mu^te 9ugu*
PinuS 397 taum etmaS Don ben Srrlel^ren beS
OrigeneS; er bittet ben 1^1. ^ieron^muS barüber
um meitem 9uf fd^Iu^ unb bebauert }uglei|$, ba^
fein iBerseid^nil berül^mter ^riftlid^er ©d^riftfteller
nid^tS barüber entl^alte (f. Hieron. Ep. 67, 9).
^ieron^muS felbft mar anfangs ein großer 93e-
ttjunberer Don DrigeneS (Dgl. De vir. iU. 54) ;
nod^ mitten im @trett mit SRuftn gefielet er , bie
Seit 5U f ernten, «in toeld^er Drigene«^ 9Jame in
ber SBelt in Dofler 93Iüte war" (Adv.Ruf. 1, 22).
@elbft Xl^eopl^iluS Don Sllq^anbrien mar OrigeneS
)uget^an, unb bie IBert^eibiger beS (entern erflör-
ten, ed {ei i^nen unmöglid^, baS ^u Derbammen,
maS nod^ niemanb Derbammt l^abe (fo 93tfd^of
Sl^eotimuS bei Socrates, H. E. 6, 12). 93iS }um
^uSbrud^ beS erften OrigentftenftreiteS ifl bie
SRel^rsa^I ber berechtigten Stimmen entfd^ieben
für ben berül^mten Seigrer, unb eine bie gan^e
ftird^e binbenbe S3erurt|eilung beSfelben lag big
bal^in nid^t Dor. @inen l^eftigem Sl^arafter nal^m
bie SontroDerfe pnöc^ft in ^alöftina burd^ baS
Eingreifen beS |l. Spipl^aniuS an. S)iefer l^atte
fd^on 375 in feinem SQSerfe gegen bie Äe^er Dri«
geneS eine Steige Don 3rrt|ümem ^ugefd^rieben
(Haer. 64, 4) ; bann fam er im 3. 394, aU fd^on
ber ©treit jmif d^en SftufinuS unb §ieron9mu§ (f. b.
9lrt. V, 2021) auSgebrod^en mar, nad^ 3erufalem,
unb e§ fielen nun jmifd^en i^m unb 93ifd^of So«
l^anneS Don 3erufalem, einem ^nl^änger Don Ori*
geneS, Derfd^iebene örgerlid^e Auftritte in ber ftird^e
Dor (f. b. 3lrt. epi})^aniu8 IV, 714). «uf feiner
9lüdreife Deranla^te gpipl^aniuS fogar bie SD^önd^e
gu Set^Iel^em, bie ^rd^engemeinf d^af t mit 3o!)anne8
bis auf äBeitereS abjubred^en ; ein Don SpipldaniuS
eigens gemeil^ter $riefter foUte il^nen bie fird^>
U^en Functionen Domel^men. Se|tere8 Serfol^ren
foDte ein ©rief an Sol^anneS (bei Migne, PP.
gr. XLin, 379 sqq.) rechtfertigen unb gugleid^
nod^malS DrigeneS' Srrt^ümer aufjäl^Ien. S)er
93rief fanb in $alöftina aUgemetnen Slnüang,
mürbe aber für SSifd^of ^ol^anneS 3lnla|, nun
feinerfeitS Spi|)]^aniuS unb ^ieron^muS in einem
schreiben an X^eopl^iluS Don ^le^anbrien l^eftig
anzugreifen. ^ieron^muS antmortete mit bem Su($
Gonti*a Joannem Hieros. £]^eopl|iIuS fud^te erft
burd^ einen Slbgefanbten, bann perfönlid^ (Der«
anlagt befonberS burd^ einen SBrief beS 1^1. §iero«
n^imuS [Ep. 82 ad Theoph.]) Q-rieben gu ftiften,
maS il^m in ber Sl^at 397 gelang. 9lud^ ^ieron^-
muS unb StuftnuS f bunten fid^ au8 (Adven. Bn
3, 24 et 33) ; aber ber @treit jmifd^ beibc
brad^ baß) auf d !Reue ouS, aI8 StufinuS bm
feine Ueberfe|ung Don @d^rif ten befi OrigencS bi
@d^ein ju ermeden fud^te, als ob bie l^etecriK
lautenben Stellen Snterpolaüonen Don ©riten bi
^äretiler feien. 2)a er fid^ ungel^öngenoeil
auf ^ieron^muS berief, mar bie f$fel^be balb miebi
in DoIIem ®ange (Dgl. Hieron. Ep. 80. 81
Advers. Ruf. 1, 12). ^n SRom entftanben foga
}mei Parteien (Dgl. Adv. Buf. 1, 10. 12; 2, 14
3, 21). ^ieronpmuS fertigte nun auf Sitta
be§ !ßammad^iu8 ebenfaDS eine (Derloren ge
gangene) Ueberfe^ung ber @d^rift Ilepl dipx«liv md
rid^tete im Snfd^Iug baran einen Srief (Ep. 84
an ^ammad^iuS , auf melden StufinuS mit be
Apologia (fpöter Invectivarum in D. Hiera
libri U genannt) antmortete unb fpoter frieto
n^muS megen ber Apologia adv. libros Bofia
mit bem meltlid^en ©erid^te brol^te. ^ieron^msl
britte @d^nft gegen Shtftn (Dom 3. 402) $ bc
Ie|te befannte @d^ritt im ffam|)fe gtoif^^ be
beiben frül^em f$freunben; man mei| nid^t, o
SKufin feitbem nod| meiter an bem Origeniftatpcd
t]^ei(genommen l^at. — S)ie ^K^Itung bed römifd^
Stufled in biefem erften Origeni)lenfirett um
eine abmartenbe , f olange OrigeneS' Se^ b
3lbenblanbe meniger betannt maren. 9Rit Unte^
tabelt be^l^alb ^ieron^muS (Adv. Buf. 3, 21
ben ^ßapft @iriciu8, ba| er feinen Slnftanb nd^
ben beS OrigeniSmuS SSerböd^tigen ®emeinfd^fil
brief e }u geben. %I8 freilid^ burd^ bie Uebrcfe|Rai
beS SBerfeS Ilepl dpxüiv Don ©eiten Shifin» bi
Streitfrage bem ^benblanbe nö^er gerüdt tnn
mugte $apft ^naftaftuS eingreifen. S)erfelbe ga
fid^ aber bejüglid^ SRufinS mit beffen in bc
Apologia pro fide sua ad Anastasium gc
gebenen Srnörung aufrieben, belegte l^ingega
mel^rcre in ber SRufin^fd^en Ueberfe|ung befinb
Itc^e Srrtpmer be§ OrigeneS mit bem Wnat^
(Anast. Ep. ad Simplic, bei Migne, PP. lai
XX, 74 sqq.).
@tn jmeiter Origeniftenftreit mar unterbejja
in ^egppten hux6) ba§ Serfal^ren beS ^atrior^a
Xl^eopl^iluS Don Sllesanbrien auSgebro^en, ber
frül^er f eiber OrigeneS' eifriger Slnbdnger geioefa
mar. gg ifl bie^ ber befannte @treit, tDeli^er
ftd^ an ben Flamen ber fogen. langen ISrübero»
fnüpft unb ftd^ nad^ Sonftantinopel l^inüber er^
ftredfte, mo er jum Sturze beS 1^1. Sol^onKl
g^rpfoftomuS mefentlid^ beitrug (f. b. «rtt 8*
ber, bie langen, unb Sol^anneg Sl^r^fofiomuSVIf
1613 f.).
@in neuer @treit über OrigeneS' Sted^tglönHt"
feit begann in ber erften ^ölfte bed 6. So^ti^
bertS, nad^bem unterbeffen bie Ueberjeugung Don
l^öretifc^en (Sl^arafter mancher Seigren beSfelbriifiil
immer mel^r Derbreitet l^atte (f. Öefele, ßonciß«'
gefd&. n, 784). 2)er »eginn be« ©treite« W
bieSmal mieber in ^alöftina; ^auptqueüe fürMe
®e|(^id^te beSfelben ift bie Don (S^riU Don &#*
Dtiol — OtUanfi.
1078
■rina, EeoL gneo. monum. DI, Lutet.-
586. 274Bq.8448qq.), biejirarbeifiel^
;eni^m|linttS mon^t Unri^tigttiltn tnt>
r in bti ^iaft\ai)t bon anbtiti @titt bc
td> (OflL 011$ mali) [f. u.] VU, 618 f.).
Ji(^ mtlfrat WOn^e Bon btnt 9Ibtt Sga>
) VH^Otigei brt OiisoitS wrttitben, bon
jnoB Qbn toitbtt aufgniDmtnen luorbm
sttirttt btt (1. €abba9 aI6 Obn'^avpt
Iftiiutififi^ni <mCn$t um boS % 530 »an
dPinian I. tintn 99cfe^l gui 91u6mcifung
[nri|)i|^ gefilmten 9}ISn^t in ^kläftina.
jobbae ftöib f^on 531 ober 532, unb
ttitifitnuS getMim neue ^ntiönger, unter
omitton unb äi^obor IQSfibaS buic^ Se-
ilt ^ottagten. Sßeil beibe belonbeiS
! Wt)>^aleT 0- b. SIrt.) t^ätig toaren, be-
itnßiniim fie gu Sil^fifen, unb Origence'
X triump^iiten. 9hin abti griff ^atitatc^
ton Sntioc^ten butil^ fein S^nobalfc^rtt»
542) ein, in mttc^tm et naä) einem S9e-
iOs bie Sei|rfa|c beS CrigeneS mit bem
. belegte, ©alb erfolgte oucfi, auf S^'
1 Sßatriart^ TOennaS (f. b. «rl.) unb btS
m apocriporfl SptlagiuS , ba! berül^mtf
Äoiferfl Suftinian gtgen OrigeneS (f. baS-
Bftron., Annftl. ad a. 538, S4 sqq.).
bcmftlben bei SBefel^l an btn ^atiinidien
. auf einer SQnobe ju Son^tino))«! bon
ffcnben S9ift$0[tn münbliifi unb Don ben
»fenben fi^ftli^ bnS tlnaltiem übet Ori-
«Kiiiten. 3)iefe Sqnobe bat mol^I 543
iben, unb eB miib jc^t meiftenS alB 3n-
■tfannt, bog bie tBeiurt^eilung beS Od-
f bem fünften aügemfinen Sonril flatt-
^be (§efelt U, 855 ff. ; bte friibcrt
bis eorbinaia 9}oriS] ifäU ü6rigenS nod^
I bet Seal-ßnc^fL für prote^ont. S^eol.
lufl., 113 mnm. für bie richtige). iRa^
! beS [aifciliii^en ßbicteS gegtn ÖrigencS
Die Origeniften überall auS bcn Sauren
t. X^cobor SSlibae aber, bet ebenfalls
mte (Sbict, um nicfit bie @unft beS ßaiferS
en, mit Somitian unterjei^net ^atte. Der*
[)|t, um ben ffaifer Con ber Origeniften*
4 abjulenlen, ben !Greitat)itelftreit (f. b.
m genunnen bie Origeniften in ^aläftina
t Ober^onb. allein naä) bem Xobe beS
SionnuS (546), ber oon Einfang on
eifrlgften ©treiter geroefen mar, jerfielen
einanber ftlbft in ^rotofliften, weifte bit
erbe (menfc^lic^e) Seele <lt)ii\ti gleich-
Btterten unb oon ben @egnem bell)''"'
R genannt tourben (all ob fie bie menfi^'
k S^riftt al8 Dierte gättlii^e $erfon be»
), unb 3fod)riften, melt^e Iei)rten, bafe
I aKe Seelen IS^rifto gletc^ roürben.
Ulkten SJtncariuS, ber als i^r ^n^ängei
I bcn ^attiard^enftu^l Bon ^erufalem.
i^, Oon biefen unterbrüdt ju merben.
Derclnigten fi^ nun bie SßTolattigen mit bei t»
tgoboEtn ftir^e unb gaben i^ ^räesißenjle^
auf ; bec ftaifei äufünian Witdeb SRocatiuS imb
Dcrgab ben ^ßattiart^ßu^ an Sußa^uS. Sie
Sauren mürben bon ben Origenißen gereinigt,
unb aUe !Bif(!^bfe, bis auf einen, niesanber bon
SlbQla, unterfc^rieben baS Juftinianifc^e Sbid.
aiuc^ iDIacartuS erhielt feinen Stu^I jurüd. IQou
ba an oerfi^ioanb ber OiigeniSmuS als $aitei
(Sgl. Ka\ä), gntmurf einet boKftänbigen feiflotie
ber Äejereien vn, Seipjig 1776, 362 ff. Vni
[1778], 280 ff.; ftiefele, 6onc.-@e|^. H, 2. «nflL,
77. 89 ff. 784 ff.) L^prieA]
$ti«t,¥ctruB,f.1]ureoIi.
i^ttttuit M jAfTo, f. Sattle, »olanb bc.
^tbiltl», Watt^SuS, O.Gann., cbenfo
bebeutenb tbcgen fctnei XI)&tigIeit für ben Sartne-
literorben unb alS %if(^of, oie aß Selii« unb
®ele^ttet, mar geboren gu ^qccara auf SicUien
im 3. 1610. 3m Orben, in »eld^ et ju ^■
fermo (1628) eintrat, mürbe er guerfl alfi Sebier
bet fii^olaftif^ X^eologte gu 9iea))el unb Spo-
ren} tKtivenbet unb guglei^ mit ber Üuffi^t übet
bie ffiflfter feinefl OrbenB in beiben ©töbtm be-
traut @)>ater tarn er als fie^rer na^ Siom unb
erftieg aümatilt^ im Orben bie berfd^iebenen
äSürben beS StiterS ber tbmifti^ ^rDtring, bM
procnrator generalis unb (1666) beB OrbenS*
generolS. @^onfnibetttiatetou(^fc^on}utnSon>
fultor bei ber Gongr. de prop. fide ernannt unb
alB theoIoguB deputatue ber Sommifflon bei«
gegeben motben, neldje im lluftrage bet genannten
Kongregation bie arabifi^ EBtbelübeifetong be-
f orgen fönte (f. b. %rt iBtbelüberfe^ngen II, 726).
SMe befonbere aDertb(d)ä(|ung, bereu fK^ Orlonbo
feilens beä römifc^en ©tublefl erfreute, geigte fi^
neitet barin, ba| er 1668 bon SlcmenS IX. be-
au|ltagt icutbe, alS Tisitator apoatolicuB bie
Iranjäiifc^eit unb gnm Sljeil bie italienifdien Or<
beit^iläufer ju beju^en, unb ba^ StemenS X. i^
(1672) auf ied)§ toeitere Sa^re alB OrbcnBgenerol
beflälißle. 3m 3. 1674 ttiurbe Orlonbo bonn auf
iBorfdilag iiM^ StatiS IL bon ©panieu jum
9?titi)ii ton Gfplfialu ernannt; et leitete blefe
^irijjc alä an^tiejei^neter Obet^irt bis gu feinem
lobe am 18. IJloctnibet 1695. 3)on feinen ga^l-
reidfien S<l^riften i^ nur EBenigeS gebrudt, noment-
lid^ ein ^^ommintac gum bdtten Xiftil bet Summa
tlieol. beS ^I. Stomas (Cureue theologicus eto.
Romae 1653). (%!. Bibliotheca Carmel. H,
AurelianiB 1752, 400 sqq. ; [SeblerS] Untoerfal-
leE. XXV, 1925; Hurter, Nomencl. lit. II,
2. ed., Oenipoute 1893, 342 sq.). [% effet.j
^rtiaxts, bie ^auptftobt beS gleid^>
namtgen ^iSttiumS in ber flir^enbro-
Ding $artS, eine alte gaütfi^e, in btr Sbene
ber Soire, an einem für ben ä8&lIerBer(et)r bon
alters ^er «id^tigcn 5pun(te gelegene ©tobt (bei
6ä|ar Cenabum obee Genabum Camutuia),
erhielt Don Surelinn, ber fie bebeutenb üetgröfeette,
ben Diamen Äurelia, Äureliana CiritaB, Au-
1079
OrUanS.
relianum. Son 9(tttla tourbe fie 451 DergebenS
belagert Don S^Iobioig nad^ 93efiegung bed @Q-
agrtuS erobert. iBei ber Xl^etlung beS gfranlen*
teid^ed unter Sl^tobtoigS Dier @ö^ne fiel fie an
(mUAomit, ber Orleans gu feiner SRefiben) erl^ob ;
unter Sl^totar IL tourbe bie @tabt aber mieber
mit gfranfreic^ Dereint. @eit $^Uip)) Don SSatoiS
nmrbe Orleans mel^reren ^ringen ber löniglid^en
tJfantilie alS Xitel eines ^ergogt^umS gur ^panage^
fpöter nur mel^r als reiner Xitel Derliel^en. 3eanne
b'Slrc, toetd^e 1429 bie @tabt t)on ben (Sng-
lönbem befreite^ erl^ielt bal^er ben 9{amen 3ung-
frau Don Orleans ; man geigt nod^ baS ^auS, in
mlä^tm fie nad^ ^Befreiung ber @tabt gafilid^e
9ufna^me gefunben. Orleans tourbe 1567 Don
ben SalDiniften genommen, graufam bel^onbelt
unb gerftört; bie fd^öne Sat^ebrale »arb Der*
teuftet unb grö^tentl^eilS niebergeriffen. — Unter
ben 25 jKr^en ber ©tobt geid^net ftd^ bie tt)ie*
ber reftaurirte gotifd^e Satl^ebrale gum l^eitigen
jheug mit fd^Ianlen SmiUingStl^ürmen auS; merf*
toürbig ift aud^ bie alte jfird^e @t. ^ignan mit
unterirbifd^er ÄapeHe. ffiie 1312 Don W^^P IV.
gefliftete UniDerfttät, toeld^er SIemenS V. feine
S)eaetalenfammlung gufanbte, unb an metd^er bie
beutfd^e Station gro^e ^riDilegien l^atte, tourbe
gut 3(U i^^ SieDoIution aufgel^oben unb burd^
ein fiQceum erfe^t. %u^er bem ^riefter* unb
jhtabenfeminar beftel^en nod^: eine mebidnifd^*
pl^armaceutifd^e SSorbereitungSfd^uIe, 9{ationaI»
coDeg, 9lormalfd^uIe unb mel^rere SBol^Itl^ätigfeitS*
anftatten, bie biSl^er fammtlid^ unter OrbenS*
fd^wefiem fianben. — ®er ^l. © ab inianuS,
grgbifd^of Don ©enS, foH gu Anfang beS 3. 3a]^r-
l^unbertS in ber Umgegenb Don Orleans guerft
ben ®Iauben geprebigt l^aben, »eSl^alb Orleans
bis gum Saläre 1622 gur ifird^enproDing ©enS
gel^örte. ffier erfte Sifd^of foll ber 1^1. attinuS ge-
mef en fein ; ber erfte fidlere ift aber ®iopetuS, ber
344 m ©arbica uftb 346 gu Söln bei ©Qnoben
unterfd^rieb. S)er % (SourtiuS ober SDortiuS, nad^
bem eine Sbtei in ber ©tabt benannt morben,
toar 374 bei bem Soncil Don iBalence unb ftarb
ca. 391 (AA. SS.BoU., Sept. m, 44 sqq.). Sl^m
folgte ber bl. 9lnianuS (frangöf. ©t. 9lignan), ?lbt
beS fftofterS gum ^l. SaurentiuS in ber SSorftabt
Don Orleans ; er f oH bereits 60 3obre ber Jtird^e
Don Orleans Dorgeftanben l^aben, alS bie ^unnen
unter 9lttila bie ©tabt belagerten, ©id&er iji nur,
ba^ er um 451 Sifd^of mar unb 453 ftarb (ogl.
Noiice bist, sur la vie de St. Aignan, Orleans
1832). 316m fön aud^ baS SSorred^t ber Sifd^öfe
Don Orleans gu banfen fein, monad^ fie bei il^rer
Sntl^ronifation begm. bei il^rem erften feierli^en
(Eingug in bie ©tabt aDen @efangenen bie gtei*
beit ertbeilen fonnten. ®er Serfaffcr ber Disser-
tation sur le priviläge des ^v6ques d'Orleans
(bei 93utler, Seben ber Sätcr unb SRart^rer, f^tX'
auSgeg. Don Sä^ unb SBeiS, XVI, SWaing 1825,
241, 9lnm. 4) fagt bagegen, ba^ ber ^l. ßinfiebler
Seonbarb (geft. 599) Don ff önig Xl^eoborid^ biefeS
$riDiIeg für bie SBifd^bf e ermirtt l^abe. 9i
je mit furger StegierungSgeit: ber ffi. ^
SS. BoU., Jul. Vn, 82), ber % SRagn
tuS, ®ratianuS, ber % Stonitor, feit %
lieben Seiten am 10. 92ot)ember Derel^r)
bl. SfloScuIuS, Xitularpatron einer $fai
©tabt (AA. SS. BolL Febr. I, 288).
febiuS (498—520), SeonHuS, «ntoniuS
cuS fanben bie erften fünf ^roDit^ioIco
Orleans ftatt. S)er ^l Sud^eriuS, ber 7
Obeim ©oaDaricuS auf biefem ©tul^l
»iberfe^te fid^ ffarl ünarteO, als biefer
ber ffir^e megnabm, um ßriegSfoften gu
unb feine Of^ciere bamit gu belobnen
mürbe er nad^ fed^gigjöbriger 9mtSfu^
@pl gefd^idCt, guerft nad^ fföln, bann nc
^aSbain im fiüttid^erlanbe, bis er 738 (a
mofter ©t. Xronb bei SDtaaftrid^t ftarb
BoU., Febr. UI, 208 sqq.). Unter ben
Sifd^öfen finb als ftird^enfd&riftftetter gi
SbeobuIfuS, gugleid^ Did^ter, feit 788 ; i
bannung gefcbidft, lebrte er 821 gurüä,
nod^ im nömlid^en 3abre (Migne, PP.
187 sqq.). ®ann 3onaS (f. b.^rt.), feit
843 (Migne, PP. lat. CVI, 117 sqq.).
tbronifation beS bt. Xb^oborid^ II., meld
9iobert ber t^romme an feinen f^of oIS
gogen b^ttte, Deranla^te 1016 Unrubot
95Iutt)ergie|en. ©ein Sobfeinb mar be
ObolricuS, bem er aber SlHeS Dergieb/ ia
©unften er fogar 1021 refignirte. Untere
fanb 1022 eine ©^nobe ftatt, unb ba ff5t
neben 2 SRutter-QotteS- unb 5 anben
foioie 13 fflöftem aud^ in Orleans ei
ammt ftird^e gu Sf^ttn beS bl. ^nianuS erl
0 fanb aud^ bei ©elegenbeit ber Sinmeib
ffird^e ©t. 'ilignan 1029 abermals ein
ftatt (C)efete, 6onc.-®efd^. IV, 2. «u
311S 1070 ataineriuS obne baS gefe^l
unb fonft uncanonifd^ geioöblt morben i
fofort eine ^ngabl ftird^enfteDen Dedfa
»urbe er Dom $apft in ben 93ann getl
einer 1077 gebaltenen ©^nobe mürbe e
unb ein gett)ifjer ©ango gemöblt, mogegt
Partei ber ®iöcefanen erflärte (§efele,
114). ©ango fd^eint aber nid^t auf ben <
Orleans gelangt gu fein, benn Siaineriu^
nod^ bis 1082 inne, worauf ibm %[m
folgte. 3ur Seit beS 93ifd^ofS 3obanneS
bis ca. 1135, loo Joannes senex epic
deseruit) bielt @rgbifd)of ^umbalb t)on
1126 gu Orleans eine ©^nobe, Don ber (
SBeitereS befannt iji (Dgl. §efele, 6.-®.
grang be ©riffac (1474—1505) beg(
bie Satbebrale gu bauen. SltS ffird^f(
geid^nete fid^ aud^ auS ©erman SaiUan :
(1586—1587). S)ie testen ©ifdjöfe mo
»ig Srang Sotente be ©cnac b'Drgeöal,
Xitutarbif d^of Don Olba, nad^ Orleans I
1788, einer ber erften, weld^e ben 6ib auf
conjtitutionleifteten, 1791 apoftaprt (gej
OrUanS.
1082
310). Sein Slad^folfler 3o]&. 93(4)t. Scr-
: \ä^n Ott $f arrer f el^r Diel gut ^aciftcotion
tlid^ $rot)m)en {{franfreid^S beigetragen
tum 9}apoIeon )u ben Unterl^anblungen
: pöp^US^ (Sefonbten bei Slbfd^Iie^ung
icotbatd Dom Sa^re 1801 Denoenbet unb
tf ben SBifd^of8{lu^I erl^oben tDorben toat,
m 1806. %xäi eiaubiuS Subtoig Stouf-
B07— 1810) abminillrirte baS SiStl^um
RmOon bis 1817. 3m 3. 1819 folgte
aRortin Sktricourt^ bet fd^on 1822 ftatb;
ifyxm SBninauIt be Seauregorb feit 1828^
J9 repgnirte (gefi. 1841). granj SWc
Slorlot, feit 1889, tourbe 1843 auf
ftnl^l XourS promotrirt, 1858 Sotbinol,
qbifd^of Don ^oriS (geft. 1862). 3o]^Qnn
fol^t (1848— 1849) eröffnete baS jhtaben-
. 3)er als Ober^irte niie old ©d^riftfteOer
uSgqeid^ete ^Ixg Snton ^l^ilibert S)U"
(1849—1878 ; f. b. «rt.) I&ob u. %
; ndrblid^ Don ber Stobt gelegenen berul^m-
Bolfol^rtdort fnned SprengelS, 9lotre-
t'iELttt^, mit einer Don Submig XI. er-
EloOegiatlird^e, unb mod^te im Suguft 1868
mibmn IBifd^öfen eine SBoIIfQldrt bol^in,
10 000 (gläubige anfd^Ioffen. S)er fol-
.27.) Sif^of, $eter |)ector (SouIIiö, (So-
feines SBorgdngerS uno Xitulorbifd^of Don
eü 1876, fuccebirt om 12. October 1878,
n 3uli 1898 auf ben gaüifd^en $rima-
S^on promoDirt. 9m 29. Sanuor 1894
StoniSIoud Xoud(et )um SBifd^of Don Or*
lutnnt.
Diöcefe Orleans umfaßt baS Departement
nit circa 378000 ©eelen (1860 erft
») unb ^äffit 41 fßfarreien erfter unb
RIaffe, 293 @uccurfalen unb 23 Dom
lotirte IBicariate. S)aS Sinfommen beS
betrug im Dorigen 3ol^r^unbert 24 000
Rammertase 2000 flor. aur.). 2)em Si-
len )ur @eite auger ben 2 Dom @taat an-
t (SenerolDicoren nod^ 4 uieitere, bann
linariotSfanglei mit @eneralfecretär, $ro>
mb Slrd^iDi^, aud^ ein 2)iöcefanofftciaIat
ciaL SSiceofficial, 3 Sffcfforen, ^romo-
®reffier. S)a8 Sat]^ebralca))itel gum l^ei«
tuj l^t 9 Sititfarcanonifer, 6 ^riefter
9iiange Don (Sanonifem unb 4 groben*
DoS 2)idcefanfeminar ift Don ©ulpicia-
S ihiabenfeminar Don SBeltprieftem ge-
«nfo bie beiben {{freifd^ulen gu fßitl^iDterS
t 9Jeben SMiffionSprieftem, 93rübem Dom
iel, Srubem beS d^riftlid^en Unterrid^tS unb
Ifron) Don StegiS je on einem Orte, fott)ie
n @d^lbrübem an fünf Orten, gibt eS
i^iebene {$frauencongregationen in biefer
Don benen bie @d^n)eftem Don @t. ^ignan
8end)ictinerinnen U. S. gf. Don Saloaria
tter^GuS in Orleans l^aben; erftere ^aben
berloffungen in 38 anberen Orten. (Sgl.
. SaüuBseyo, Annales eccl. Aurelian.
saecuüs et libris XVI, Paris. 1615; 8. Onyon,
Eist, de röglise et diocöse, ville et univer-
site d'Orl^ans, Orleans 1647 [1650] ; Oallia
Christ. Vni, Paris 1744, 1408—1595, et
Instrum. 479—546 ; Moroni, Dizion. XLIX,
125 sgg.; Oams, Ser. Epp. 592 ad 594; La
France eccl., Paris 1894, 544 ss.)
@ QUO ben. 9uger ben bereits aufgeffll^rten
ftemeren ober S)i5cefanf9noben tourben fleben tt)i$*
tigere in Orleans obgel^alten. S)aS Gondüiim
Anrelianensel mürbe auf ben 10. 3uH 511 Don
(^l^Iobmig berufen, nad^bem er ben in ©aJQlien ge*
Iegenen£]^eil beS mefigotifc^en Steid^eS erobert l^tte
(507 u. 508). S>ie erfd^ienenen 5 Srgbifd^öfe unb
27 Sifd^öfe erliegen, mal^rfd^einlid^ unter bem
Sorfi^e beS Srgbifd^ofS (SQprian Don 9orbeau|.
31 SanoneS )ur Sufredfttl^altung ber 2)iSc{))Un,
Don benen einige bie IBef^tüffe ber S^nobe Don
Sgbe Dom 3o]^re 506 mieberl^olten (C)ef ele, Sonc-
®efd^. n, 2. «ufl., 661-665). - 3)aS Oonc.
Aurelian. 11 am 23. 3uni 583 mar eine 9rt
frönfifd^er 9{ationaIfQnobe, ba 26 S3ifd^5fe unb
5 ^riefter alS SteÜDertreter abmefenber SBifd^bfe
anmefenb maren. Unter bem Sorft^ beS dr)-
bifd^ofS f^onoratuS Don SourgeS mürben 21 Sa*
noneS gegen bie Simonie unb fonftige SRigbräuc^e
erraffen (§efele H, 755—758). — ffiaS Oonc.
AareUan. HE am 7. Wai 538 mar mieber nid^t
blog ^roDingialconcil, ba bie 19 SBifd^bfe unb
7 ^riefter alSSeDoIImSd^tigteSbmefenber mel^reren
IKrd^enproDingen angel^örten. Unter bem SBoiji^e
beS Srgbifd^ofS fiu))uS Don Sqou mürben 88 (&a*
noneS aufgeftellt, Don benen einige mel^rere IBer-
orbnungen gugleid^ entl^alten (^efele n, 774 bis
778). — ffiaS Conc. Aurelian. IV im 3. 541 mar
eine gro^e frönlifd^e 9{ationaIfQnobe Don 88 Si-
fd^öfen unb 12 bif(^öflid^en @teIlDertretem, unter
bem SSorft^ beS ßrgbif d^of S fieontiuS Don 93orbeau| ;
eS mürben 88 SanoneS Derfagt. 3n can. 33:
„9Ber in feiner feerrfd^aft eine ®iöcefe (^fanei)
l^aben miu, mu| fie Dor allem l^inlönglid^ mit
©runbftüdfen unb felerifem Derfel^en"*, mitt man
ben Urfprung beS ^atronatSrec^tS fe^en (C^efele
n, 780—784). — Conc. Aurelian. V im Oc-
tober 549 mürbe auf betreiben beS JfönigS (S^ttbe-
bert I. berufen, befonberS megen einer in ber @t»
genb Don Orleans Derbreiteten ^drefte. 2)ie
7 (Srgbifd^öfe, 48 Sifd^öfe unb 25 bifd^öflid^en
Vertreter Derfa^ten 24 SanoneS, Don benen gleid^
ber erfte bie 3trtl^ämer beS Sut^d^eS unb Siefto*
riuS Dermirft (§efele HI, 1—5). — ffiaS Conc.
Aurelian. VI Dom 3o]^re 638 ober 639 mürbe
auf Setreiben beS 1^1. ßligiuS, fpätem Sifd^ofS
DonSto^on, gel^alten; ein ^öretifer, mal^rfi^einlid^
ein ©ried^e, mürbe megen Verbreitung beS SRono*
tl^eletiSmuS Derurtl^eilt unb auS ®allien Dermiefen
(^efele III, 185 f.). — Conc. Aurelian. Vn
im 3. 1022 megen ber 5Reu.9nani(^äer, bie fid^
bamalS befonberS im 93iSt^um Orleans Derbrei*
teten (f. b. art. OrlAmS, 9Ji^fti!er Don). TOel&rere
mürben auf SBefel^I beS JfönigS Stöbert unb feiner
1083
OrlöonS, äungfrau Don — OrofiuS.
10
®ema]^fin Sonftontia mit bem gfeuertobe bejlroft
(^cfele rv, 674 ff.). 3m 3. 1478 enblid^ toarb
3U Orleans eine SSerfammtung geiftlid^er unb loelt*
lid^et (Stoßen abgehalten, bie fid^ befonberS mit
ber ^Beilegung beS @treited {totf^en @istuS lY.
nnb fjflorenj befaßte (§efele«^ergenrötl^er vni,
221 f.). im^t:]
^tianSf 3ungfrau ton, f. 3o]^anna VSltc.
^tians, 9R9ftiIer, rid^Hger ^ötetifer
t)on, l^etgt eine @ecte, mli^t bie fran^öfifd^e
IHrc^e im 11. Sal^tl^unbert beunrul^igte. S)amal§
tt)urbe in Orleans nad^ Stabulf ®Iaber (in [Bou-
qaet,] Recaeil des historiens des Oaoles et
de la France X, Paris 1760, 85, auf meldten
aud^ bie folgenben Sitate üd^ begiel^en) burd^ ein
aSBeib aus Statien, nad^ tlbemar (1- c. X, 159)
burd^ einen Säuberet treibenben Sauer auS $eri-
gorb eine ^örefie eingefd^Ieppt, nield^e im ©el^ei-
men ftd^ ausbreitete unb, niie fojl alle OueSen l^er*
Dorl^eben, gerabe unter ^ben tüd^tigeren SIerilem
unb üomel^meren Saien" Snbänger fanb (Prior
vita 8. Theodorici, 1. o. X, 868; Ghron. Turon.,
ib. 284 ; Epist. Jo. Floriacens., ib. 498). Sl^re
^öu))ter nmren gmei SleriTer an ber ffirc^e jum
^eiligen Jheu}, Bttpf^an unb Sif oiuS, beibe ange«
feigen am ^ofe beS ÄönigS Stöbert, erfterer 93ei(|t-
bater ber ffönigin. Son Sbemar (1. o. X, 159)
unb einer Sl^roniT Don %u|erre (ib. 271) tt)erben
fie il^rer Seigre nad^ als ÜRanid^äer bejeid^nei 9{ad^
IRabuIfS 2)ar{teaung tt)Sren fie freilid^ el^er 9Rate-
rialiften )u nennen, benn nad^ il^m löugneten fie
unter Ruberem nid^t nur bie l^eilige DreieinigTeit,
fonbem aud^ bie Ssiftenj ®otteS (omni scientia
et sapientia yacui pemoscuntur, cum ne-
gent creaturamm auctorem universarum, sc.
Deum p. c. X, 86), femer bie grfd^affung ber
SJlaterie unb bie eföige Vergeltung. 3laä) ber
auSfül^rlid^em 2)arlegung il^rer fie^re aber in ben
Oesta synodi AureÜanensis (I. c. X, 586 sqq.)
merben fie mirflid^ unter bie gnoßif d^'manid^ötf ^en
@ecten einjureil^en fein. 2)anad^ unterfd^ieben fie
in ber l^eiligen @d^rift ben bu^ftöblid^en @inn,
ber nur für fleifd^Iid^e SJtenfd^en gilt unb leine
aSal^rl^eit entl^ölt, unb ein tieferes iBerftönbnig.
ffiaS über grfd^affung ber SBelt, ßl^rifti Jung-
fröulid^e (Seburt, Seiben, Sob, 93egräbni6, «uf-
erftel^ung in ber l^eiligen ©d^rift berid^tet toirb, fei
^fabel. 2)ie SSelt fei emig, SSunber feien unmög-
lid^. Xaufe unb Sonfeaation beS ^riefterS l^ötten
leine SBirfung, bie ^eißgenDerel^rung fei unnü^.
SBal^re ©ünbenDergebung merbe beim Eintritt in
bie @ecte burd^ ^anbauflegung ertl^eilt, mli^t gu*
gleid^ ben l^eiligen ©eift unb mit il^m baS iBer{tänb-
ni^ ber l^eiligen @d^rift Derlei^e. 3n nSc^tUd^en
Serf ammlungen follen fie Unjud^t unb 93Iutf d^anbe
getrieben, bie fo erjeugten ftinber oerbrannt unb
bie Sfd^e alS l^immlifd^e ©peife gereid^t b^^ben,
bereu ®enu| SngelSerfd^einungen unb munber-
baren @d^u|; ®otteS gur gfotge ^ait Q. c. X, 588).
SBal^rfd^einlid^ finb bieg Sagen, meld^ ftd^ unter
bem IBoHe gebilbet l^atten unb Don bem großen
9bf d^eu gegen biefe @ecte )eugen. Slnbere Ond
(Fragm. bist Frandae L c. X, 212; lEip
Jo. Floriaoensis ib. 498) nennen nur i^ 3i
lebren gegen bie @acramente, i^re (Benngfc^
berSbe/ t^ren Slbfd^ Dor getmf[en6prifen, Uec
unrein galten. 3)ie (Sntbedung ber €ecte erfoI|
erft, olS fie bereits aud^ ^in ben ^t)in)en A
Kens'' (L c. X, 586) fid^ auSjubreiten fud^, im
ben Stitter unb fpotem SRönd^ Srefofl. S)er 8
plan beSfelben l^atte in Orleans ber €ecte fu^ a
gefd^Ioffen unb fud^te aud^ feinen fyxtn für M
felbe gu gewinnen. Srefaft begab ft$ in bn £(
gu ben ^retifem nad^ Orleans, bod^ nur gn
@d^ein als bereu @d^üler, in SBirOid^MI o
ffunbfd^af ter. S)en ^ergog Slid^b Don ber Sta
manbie unb burd^ ii^n ben RM^ Stöbert 1^
fd^on Dorl^er benad^rid^tigt unb gur UnterinrflAn
ber ^örefte aufgef orbert. S)erff5nig berief ein €01
eil nad^ Orleans; bie ^äretifer nmri>en bei eni
il^rer SSerfammlungen Der^aftet unb bor boS Co»
geführt, anfangs tDoBitn fie nid^t gefiel^ 1
Sref oft il^nen ibre Sebren DorbieU. S)a Sel^niag
Derfud^e nur bei gmeien, einem SIerifer unb du
9{onne, Srfolg bitten, fo tt)urben bie ttebtig
gum @d^eiterbaufen Derurtl^eilt 3m Sertzoi
auf ttmnberbaren göttlid^en ^eiftanb fielen fie f
mutbig unb freubig binben. (Erß in ben SUmm
oerlieg fie ber Slhitb, als eine Stettung nid^ im
mbglid^ mar (Bad. Glaber, 1. c. X, 38). I
Zag beS SoncilS mar ber 28. 2)ecember beS 9a
res 1022 (Diploma Bob. regia, L e. X, 60
Ghron. Antissiodor., ib. 271); 1017 in tt^
rem Xe^ beS ©laber i[t ein @d^reibfebler. Hd
ben 3ufammenbang ber @ecte mit anberen gn
ftifd^-manid^öif^en @ecten f. ^ergenrötber, fti
d&engefd&id^te ü, 3. «ufl, 177 f.; ^efele, Con
®efd&. IV, 2.3luf!., 674 ff.; ffiöflinger, SSeitrfi
gur Sectengefd^id^te beS !DlttteIaßerS I, SRinid^
1890, 51 ff., befonberS 62—65. «eitere paA
ftantifd^e Suctoren begeid^en bie {)äretifer M
Orleans alS „gelöuterte &bnften''; SRoSbetai fii
in ibnen ^SW^ftif er " . [Jhieller 8. J.]
^tnan (1;-);) fielet in ben ^ralipomena ke
3Iten XeftamentS als 92ame eines SRanneS, wi
d^er im 2. 93u(b Samuels Sreuna {^i']'^) W
SS mar (nad^ 2 ©am. 24, 23) ber fritberei»
bufttif d^e ff önig, ber bei ber (Eroberung SiorA ii
bie ®emeinbe ber SSraeliten eingetreten unb bc^
megen im 93eft^ feiner liegenben ®üter beloffa
morben mar. 93on ibm ermarb S)at)ib baS (Snob'
ftüd( auf bem SJtoria, meld^eS gum 9au))Ia| fi
ben fünftigen Xempel beflimmt mürbe (1 ^
21, 15. 2 ?ßar. 3, 1). [Äaulen.]
0xofhiSy lateinifd^er JKrd^enfd^rift^ergn9(
ginn beS 5. SabrbunbertS, fommt in ben filtePt
Ouellen nur unter biefem einen 9{omen Dor, tiiiB
renb fd^on in SRanufcripten unb ©duften o
bem 8. Sabrbunbert ber SBomame $auInS 1«
gutritt. OroftuS flammte auS Spanien tmb «1
mabrfd^einlid^ gu IBracara in ©aOöden (9ca
in Portugal) geboren. 9lod^ fung cai 3dl^
OrofiuS.
1086
d^ f d^on ^efter, berlieg er auS unbeTann*
änben, trfendd^t auf ber glud^t t)or ben
!en (DgL Oros. Historiae 3, 20), feine
imb lom butd^ eine Sügung beg ^im*
Die er glaubte (Oros. Gommonit. c. 1),
»er 414 nad^ $i|)))0 gum f/L SluguftinuS.
j^rtftlid^e anfrage in betreff bed in ©pa-
nier nod^ f orhDud^emben $nSciIIianidmu8,
Oroftui 414 unter bem Xitel Gommoni-
i de errore PrisciUianiBtaruin et Ori-
irum an SuguftinuS rid^tete, beantn)ortete
mit ber Sb^nblung Ad Orosium contra
tianiBtafl et Origenistas. fßon Slfrifa
Orofiud fid^ nad^ ^alöftina, ftanb bem
ron^muS im ffampfe gegen ben $elagia-
Sur @eite unb geriet)^ boburd^ in 3toiftiQ-
lit SBifd^of äol^nned Don Serufolem, mU
lagiuS in 6d^u| nal^m. 9luf ber fleinen
t, toeld^e im 3uni 415 gu 3erufalem in
beS ^lagianiSmuS ftattfanb, »ed^felten
ted mib £5rofiuS fd^arfe SBorte (Oros.
3oL c. 3 — 6). ßinige 3rit nat^l^er mufete
i fid^ Don 3o^anne§ ^laSpl^emie t)om)erf en
Koeil er gefagt l^abe, aud^ mit ber ©nabe
fdnne ber SRenfd^ nid^t ol^ne @änbe fein
L e. c. 7). OrofiuS löugnete, biefe ^eu^e-
;et]^ 5U l^aben, unb nal^m nun ^nla^,
d^ feine Snfd^auungen aber ©nabe unb
t bargulegen unb mit ber IBertldeibtgung
ire 9ugufiin8 eine lebl^afte Jhitil be§ $e-
8mu8 SU t>erbinben. 2)iefe Sd^rift, Liber
;eticu8 betitelt, ift gegen (Snbe beS Sol^red
rfa^ unb an bie X$eilnel^mer ber ermöl^n*
^be }u 3(tufalem (beatissimi sacer-
gerid^tet Salb nad^ Seröffentlid^ung ber*
)erlie^ OroftuS baS ^eilige fianb, um über
nad^ Spanien l^eimgufebren. Sr lam in*
mr bis nad6 9Rinorca; bie Jhtnbe Don ben
nien ^errfd^enben JhiegSminen fd^redte il^n
unb er flüd^tete nun »ieber nad^ Slfrila
.uftinuS, um l^ier 417—418 fein ^aupt-
Historiarum adversum paganos libri
1, )u t>erfaf[en ober bod) )u ßnbe ju füllten.
n Derliert fld^ feine ©pur; Seit unb Ort
Zobed finb unbefannt. 3ene Historiae
it ber IBorrebe auf ^uff orberung SluguftinS
ttemommen morben unb (teilen gewiffer*
eine Srgängung gu SuguftinS SSerf De
e Dei bar. 2)en Su3gang§punft be§ ge*
n, nad^ unb nad& (413—426) entftanbcnen
De dvitate Dei bilbete bie 93e!^auptung
bot, bie Eroberung StomS burd^ 9llari(|
et bem Sl^riftentl^ume gur Safi gu legen, in-
iQdfelbe burd^ Untergrabung beS $olQt^ei§-
1 3om jener ®öttcr ^erauSgcf orbert, unter
k^^ bie emige @tabt ftd^ gur Sßeltbe^err»
emporgefc^mungen. SBöl^renb nun Slugu*
mit ber 3urädfn)eifung biefer Auflage nid^t
n, baS innere unb bleibenbe Ser^altni^
td^enti^um unb ^eibentbum in^S Suge
ib, Sergangenl^eit unb Subinft über-
fd^auenb, eine großartige ^l^itofopl^ie ber ®e-
fd^id^te entroQt, tt)ia Oro^uS ben 9Iad^mei8 liefern,
baß, ttrte groß aud^ bie SSebrSngniffe ber @egen-
ttart, bie @(|red(niffe ber lB5Ifertt)anberung fein
mögen, {ebenfaflS bie Dord^ri|lid^e SRenfd^l^ettnod^
Diel mebr Don ffrieg , UnglüdC unb (Elenb l^im-
gefud^t »orben ifi aI8 bie d^riftUd^e 3eit. S)er
lluftrag SuguftinS lautete nad^ Orofiud: nt ex
Omnibus qui haberi ad praesens possunt histo-
riarum atque annalinm fastis, quaecumque
aut bellis gravia aut corrupta morbis aut fame
tristia . . . per transacta retro saecula rep-
perissem, ordinato breviter voluminis textu
explicarem, unb baS ßrgebniß feiner f$forf d^ungen
faßt OroftuS in bie Sßorte: Nactus sum prae-
teritos dies non solmn aeque ut hos gra*
veSy verum etiam tanto atrocius miseros
quanto longius a remedio verae religionis
alienos (Hist, Prol.). S)en nad^ bem angeben*
teten @eftd^t3punfte auSgewäl^Iten Stoff l^at Oro-
fiuS gu einem Sbriß ber SBeltgefd^id^te Don 9bam
bis in'd 3a]^r 417 Derarbeitet. SllSOueaen bien-
ten il^m Domel^mlid^ bie l^eilige Sd^rift, eine 9ln*
gal^I römifd^er Mtoriler unb bie ^Bearbeitung ber
(Sufebianifd^en Sl^ronil burd^ ^ieron^muS. ^üx
bie @efd^id^te ber legten Sal^rgel^te (etnm Dom
Sal^e 378 an) l^t baS SBerf felbftänbigen SBertl^.
®er @til geigt infolge ber Släd^tigfeit, mit tt)el*
d^er bie Derf(|iebenen SSorlagen ausgebeutet tt)ur*
ben, eine große Ungteid^^eit. S)ie eingeftreuten
IBetrad^tungen ftnb ftarl rbetorifd^ gefärbt. Shn
Snittelalter erfreute baS SBer! ftd^ eines großen
Slnfel^enS, unb bie Saffi ber erhaltenen ^anb-
fd^riften belöuft fid^ auf faft 200. jfönig 91*
freb ber ®roße (gcft. 901) fertigte eine freie
angelfärf)fifd^e Ueberfcjung an. — Ueber bie älte-
ren ausgaben ber genannten @d^riften berid^tet
Schoenemann, Bibl. hist-lit. Patr. lat. 11
Lipsiae 1794, 486 sqq. SWigne (PP. lat. XXXI,
663—1212) ^at bie Historiae unb beuLiberapo-
logeticus ber 3lüSg. @. ^uDerfampS, Seiben 1738
(1767), entnommen; baS bei ^oDerlamp feblenbe
Commonitorium gibt SWigne G- c 1211—1216)
nad^Gallandi, Bibl. vet. Patr. IX, Venet. 1773.
174—175, unb no(^ einmal (XLII, 665 ad
670) nad^ ber !Dlauriner-%uSgabe ber ^erfe Su-
guftinS. Sine neue SluSgabe ber Historiae unb
beS Liber apologeticus lieferte S. 3angemeif!er
(SBien 1882 [Corpus scriptt. eccles. lat. Y]).
Sine Heinere Ausgabe ber Historiae Don Sauge*
meifter erfd^ien 1889 gu Seipgig (Bibl. Teubne-
riana). Z)aS Commonitorium finbet ftd^ in
neuer SesteSrecenfton bei G. Schepss, Priscil-
liani quae supersunt, Vindob. 1889 (Corpus
scriptt. eccles. lat. XVIII), 149—157. m»
frebS angelföc^fifc^e Ueberfe^ung ber Historiae
mürbe guiejt Don f>. Smeet (Sonbon 1883) l^er*
ausgegeben (Dgl. aud^ ^. @d^illing, ffönig ^el*
freb'S angelfäd^ftfd^eSearbeitung berffieltgefd^idjte
beS OroftuS, ^atte a./®. 1886 [3naug.*®iff.]).
Ueber einen nod^ ungebrudCten IBrief OrofiuS' an
1087 Otpl^ant — Ortenburg. 108)
9(ugufKnuS f. 91. ©oülbaäitr, in ber 3eitfd^t. für teintfd^et ober italtenifd^er Bptai^ a(gefa|ie fffa
bie öftemid^. ©^mnarten XXXIV (1883), 104, logtjd^e Slbl^onblungen unb eontroDeidfd^ftai
SInm. 1; ©. 93äumet im Sit. ^anbm. 1890, 59. Don benen bie bemerfenSmertl^eflen fmb: Disi
(Sgl. nod^ Th. de Moemer, De Orosii vita apologetica pro SS. Perpetaae, Felicitatiso
ejusque historiarum libris VII adversus pa- sociorum martyr. orthodoxia, Moreni. 1728
ganos, Berolini 1844 [Diss.]; M^jean, Paul Dissertatio de invocatione S. SpiritoB in Vt
Orose et son apolog^tique contre les palens, turgiis graec. et Orient., Mediolan. 1731; 1k
Strasbourg 1862 [These]; S. fandet, S3or* baptismo in nomine Jesu. ib. 1733, unb Vii^
arbeiten ^ur lotein. Sprod^gefc^., l^erouSgeg. Don diciae bQ}u, Florentiae 1735; De irrefoinia^
^. 9tönf4 Berlin 1884, mt^. 3, 24—53: De biU Rom. Pontificis in definiendis fidei tmt
latinitate Orosii ; Dgl. ebb. 101 — 102. Sbert« troversiis judicio adversus quartam (3«
Mg.®e|(i^.b.Siter.be39J2itteIaIter8im^benbIanbe Oallicani propositionem a . . . Bossueto . .,
1, 2. ?lup., Seipj. 1889, 337 ff.) [öarbenl^ewer.] propugnatam, Rom. 1739, 2 tom., for^^
dtpfiaiti, f. ^uftten VI, 491 ff. in ber @d^rif t : De Rom. Pontificis in Synodoi
Orpiianotrophia(SBQifen^öufer),f.ßr* oecumenicas et earum canones potesiiia
jiel^ungSonftalten lY, 882 f. Rom. 1740; Della origine del dominioedelli
^rfl (Ursius), äofep]^ 9(ugufiin, 0. Pr., sovranitäde'RomaniPonteficisopraglisteti
Sarbinal, ift befonberS befonnt gemorben burd^ bie loro temporalmente soggetti, Rom. 1742 n. §
^bfoffung einer großartig angelegten ffird^enge« SBeitere @d^riften f. bei Hurter, Nomencli^
fd^id^te. burd^ mel^e er ben tdngriffen beS frangöft- lit. II, 2. ed. Oeniponte 1893, 1436 sqq. (Sgl
jd^en Aird^enldiftorilerS ^twct) (f. b. %rt.) gu be* Fabroni, Vitae Italorumetc. XI, Pisae 1^
gegnen fud^te. Sr toax geboren gu gfloreng im 3. 6 sqq. ; Moroni, Diz. XLIX, 144 sg.; Hmta
1692, ma^te feine erften @tublen bei ben 3efut- 1. c. 1434 sqq.) [@^bL]
ten, trat bann aber }u t^iefote in ben 2)ominicaner- ^rflefltts (Apafotoc), b. 1^1., mar ber 9^
orben ein unb marb Beßrer ber ^l^tlofopl^ie unb folger be§ l^L ^ad^omiuS (f. b. 9rt.) gu Xabetin
Xl^eologie im ffloßer @t. SRarcuS gu f^floreng. 3n* in ^eg^pten unb eng befreunbet mit bem l^L X^
folge bed Stufet, ben er ftd^ burd^ feine 93or(efun- bor, gu beffen ©unften er f ogar bie SSorfte^eriDäcbi
gen unb einige tl^eologifd^-fritifd^e @d^riften er* nieberlegte. Srft nad^ bem Zobe beSfelben (9^;
toarb, gog il^n ber Sarbinal 3lm (Sorfini, ein Dgl. Amelineau, Monuments pour servir i
92effe SIemenr Xn., 1732 nad^ Stom, ido er l'hist. de l'jiigypte chr^tauIY« siäcleiffirt.
niegen feiner ©elel^rfamleit unb feiner unter ben de S. Pakhöme et de ses communaat^ h
bamaligen S^itDerl^öItniffen boppelt fd^ö^enSmer« ben Annales du Mus^e Guimet XVII, Paris
tl^en Sn^önglid^feit an ben römifd^en Stul^I batb 1889, p. LXXXV ss.) übemal^m er baS ünt
SJtitglieb mehrerer Kongregationen, @ecretör ber mteber auf bitten be3 ^t. Sltl^anafiuS. Orjtefiiil
Sitbe^congregation unb 1749 magister saeri gilt gteid^ Xl^eobor alS SRitarbeiter an ber Xegd
palatii mürbe. SIemenS Xni. beehrte il^n am be§]^I.$ad^omiu§(f.b.9lrt.OrbenSregeI,0b.999):
24. September 1759 mit bem ^urpur; bod^ aud^ l^tnterlie^ er bei feinem Xobe (um 380) mii
brad^tebiefeSSürbemeber in feiner gurüdfgegogenen bem Sertd^te beS ©ennabiuS (De vir. ülustr.
ficbenSmeife nod^ in feinem Sifer für miffenf^aft- c. 9, bei Migne, PP. lat. LVni, 1065) glewj«
lid^e Stubien eine Slcnberung ^ertjor. 6r ftarb gu fam al§ Seftament für feine 2Rönd^e ein aScetiJdji
Dtom ben 13. 3uni 1761. — S5on feiner ff ird^en« 9Berf, in meld^em er faft ben gangen Sn^bet
gefd^id^te (Istoria ecclesiastica) erfd^ien ber erfte l^eiligen @d^rift auf baS Wönd^Ieben praltiji^ an«
iBanbgu9toml747,ber20.im2:obe§la]^reOrft§. menbete. SS ift bieg mol^I bie Doctrina de in-
S)en 21., ber nod^ tl^etlmetfe Don feiner ^anb l^er- stitutione monachorum, meldte urfprünglid^ ii
rül^rte, gab fein {{freunb Sottari 1762 gugleid^ foptifd^er @prad^e abgefaßt, bann in'S ©rie^iHe
mit einer Sobrebe auf ben Serfafjer l^erauS. 9Ran unb burd^ ^ieron^muS in'8 fiateinifd^ übajelt
rü^mt an bem SBerfe, meld^ed nur bi§ gum 3. 600 morb. ^m ber le^te 3:e2;t ifi erhalten (MigD^
reid^t, Stil, ffrittf unb ©elel^rfamfeit, meniger PP.lat.Cm,453sqq.,unbnodJmal8PP.gr.XL,
aber Originalitöt. (Sine gortfe^ung beSfelben gab 870 sqq., mo aud^ [895 sqq.] eine anbere Sd^
ber 2)ominicaner ^l^ilipp SlngeluS Secd^etti (geb. be§ Orfteftu3 [De sex cogitationibus Sanoto*
1743, gefi. 1814 at§ IBifd^of Don $iet)e) unter mm] abgebrudt ift ; boc^ nimmt €at>e [Scripti
bem Xitel Continuazione etc. dal sec. YII della eccl. bist. lit. I, Basil. 1741, 209] mit Snbatt
chiesaalsec.XIV,Romal770— 1788,17yoll., al§ mal^rfd^einlid^en Serfaffer beS Ie|tgenaindti
unb Istoria degli Ultimi quattro secoli della SBerfeS einen iüngem ^bt OreftuS an). (SgL
chiesa, Roma 1788—1797, 11 voll. S)iefe Act. SS. BolL, Jun. II, 1054 sqq.; Oeflüer,
49 S3dnbe reid^en bi§ gum 3. 1587. 93on bem Eisigen. des autsacres IV, n. ^. Par. 1860f
SDBerfe gibt eS mel^rere Jleubrurfe (gu 9lom 1749 235 ss. ; Chevalier, Röp. s. v.) [9L gffer.]
bis 1763, 21 93be.; gu Senebig 1822 [mit ben ©rfe, 1^1., f. fflhrienmanfal^rtSorte unb SB*
gortfefeungen], 42 93be. ; gu SRom 1838, 50 Sbe.) fa^rt.
unb ueberfe^ungen in Derfd^iebenen @prad^en. ^ttentitrg, äoad^im, ®raf Don, M
9(ugerbem l^at man Don Orfi nod^ mel^rere in la* f^aupt ber bem Sutl^ertl^um günftigen bo^rif^
»89
Ortenburg.
1090
Migtn hl ber JRxttt beS 16. Sol^r^unbertd^ voai
Borra am 6. September 1530. Sr modele on
X f)o4f4nIe gn Sngolflabt feine erften Shibien,
ng 1545 imcb dtoUen^ lehrte 1551 naö) htm
tit feinet SaterS in bie f^eimot ^urüd unb
benui^m, erfl 21 Sollte alt bie ^errfd^aft über
öS CTtenbin:gif(]^e ®ebiet. @(]^on fein fßattt
Dca mit ben ba^rifci^ |^ergogen in Streit ge*
nf^ tnbem biefe bad wä^i, Steuern für bie
Siaffd^ft au8}uf<9reiben, mtb ein gemiffeS 9uf"
(^^Arei^t beanfprud^ten, mdl^renb bie Orten«
tnger bie Slei^unmittelbarfeit \^xt9 ©ebieted
^oipteten. Sei Streit nmrbe Derfd^örft, als
m{ 3ood^ im 3. 1563 an bie Spi^e eines
9nM Don baqrifd^ Sbeligen (Waslroin,
Siqierg, Saimingen, SdC, Seäoltsborf, $Qum-
Cer, 9v5fd^I, ^(!^ot)en u. 9.) trat, beffen
[ bie Sinffil^nmg ber (utj^erifd^en Sieligion in
9afaa toar. Sr felbft berief oen abgefallenen
SnmcikanerpoterSöIefiin, metd^er am 17.0ctober
1568 bm erften öffentlid^en protefiantif d^en ® otteS-
Umß in Ortenburg l^ielt. 9m 25. October er*
fi)im ein ßbict, laut beffen in ber ganjen ®raf-
Ho|i bie alte fatl^olifd^e Steligion abgetl^an unb
«ii|ig Me augSburgifdge Sonf ef fion anerfannt fein
'0L Sugleid^ erlieg er an feinen ©efinnungS-
gcaofjm aSoIf Sietrid^ Don 9Rastrain bie Suf-
foibmmg, benfelben Sd^ritt )u tl^un. 2)urd^ f old^ed
Segtimen murine bie fionbeSl^ol^eit beS ^erjogS unb
bcctugSburger KeligionSfriebe Derle^t; uberbieg
lief baS 8oß ouS ben umliegenben ba^rifd^en ®e-
Mte ben lutl^ifd^ $rebigem gu, fo bag $er*
n Ubred^t V. Don Sägern fid^ Veranlagt fal^^
angifd^ eil^ufd^reiten unb ben ®rafen Soad^im
ttie {innen Setter Ulrid^ gur SSerantmortung nad^
Stünden oorgulaben. Sie erfd^ienen aber erft auf
Ue ^locite Sitation am 16. !ßot)ember. W& gegen
jie boS Serfal^ren megen gemalttl^tiger SteligionS*
Ksenrng eröpet mürbe, berief fidd 3oad^im auf
Ue 9tei^unmittelbar!eit feined ®ebieteS ; biefe
ofmmte jebod^ ber f^ergog nid^t an, meil l^ierüber
no4 ber ^rogeg Dor bem SReid^Iammergerid^t
\ifakbit. Sie ®rafen mürben am 7. Secember
»it ber SBeifung entlaffen, ^bie Sräbicanten ab-
{Bf^Q^en unb ben fat^olif^en Glauben mieber
fl^^ten". WS 3oac^im fid^ l^ieran nid^t feierte,
K^ber ^ergog bie @raffd^ft burd^ einen SRilitör«
twiwi abfpenen^ um ben Sulauf feiner Unter-
|)Qnm in bad Ortenburger @ebiet unb bie lieber«
i^Nemmung ber ba^rifd^enOrtfd^aften mit lutl^e«
ctKra Xractätd^en gu Derl^inbem. S)a aber bie
Wicanten jejt nod^ aggreffiöer öorgingen. Der«
Kobigte ber ^ergog ben ffaifer Don ber Sad^lage
Vib iKm feinem SSorl^aben, lieg feine Xruppen am
25. gfebruar 1564 in Ortenburg einrüdfen, bie
^Äbifonten feflnel^men unb, nad^bem flc Urfel^be
>WiDoren l^atten, über bie S)onau auf öfterrcirf)i-
M ®ebiet bringen. 3oad^im erl^ob nun fttage
Jj8ni2anb- unb SfteligionSfriebenSbrud^eS bei ben
^nji^en StöiAen unb , atö er Don biefen ab-
WAfen mürbe, bei ber SSerfammlung ber Keid^S«
Wrtalctifon. IX. 2. 8nf[.
ftänbe )u SBormd. Siefe brad^ten bie Sad^e ott
ben ffaifer. Srbittert über biefen Sd^ritt eines
Untertl^anen, dtirte ber ßerjog il^n mieber nad^
anünd^en. 2)er ®raf erf^ien nid^t ; beg^alb He|
ber $)er)og ade 93efi|ungen unb Sinfflnfte beS«
felben fequefhriren. Sei ber 93ef e|ung beS Sd^IoffeS
SRattigl^ofen fiel i^m ber gange 93riefmed^fel oeS
®raf en mit bem il^m gleid^gefinnten bai^rifd^en unb
auSIönbifd^en Sbel in bie ^önbe. 9uS bemfelben
fonnte ber dergog erfennen, meffen er fid^ Don [ei-
nem lanbfäffigen Sbel unter bem Sedbnantel ber
Sieligion gu Derfel^en l^obe. 2)ie ^Briefe maren be«
fonberS in politifd^er Segiel^ung ftarf compromit«
tirenb, fo bog ber $)ergog fid^ Deranlagt fal^^ 9n«
fangS 3uni 1564 bie ^ngelegenl^eit einem ouS
51 SRitgliebem beftel^enben augerorbentlid^en ®e«
rid^tSl^of Dorgulegen. Ser ®eri^t8befd^Iug lautete.
eS fei ®runb gur jflage auf ^od^Derratl^ Dor^on«
ben ; bod^ empfahl man bie Sd^ulbigen ber ®nabe
beS ^ergogS. Siefer lieg oud^ ®nabe malten unb
begnügte fid^, bie Singeinen nad^ geleifleter ab-
bitte mit geringer Strafe gu belegen. „if)xtt ®e-
miffen l^alber f oQten alle unbefd^mert bleiben, biefe
Sfreil^eit aber nid^t gu 9(bfaD unb Sergemig fiir
fianb unb Seute beS ^ergogS migbraud^en." Wüi
bem Ortenburger lam eS unter Vermittlung beS
ffaiferS erft im gfebruar 1565 begm. am 10. 9Rat
1566 gum 9(u8gleid^, inbem ber ®raf erflörte, er
l^obe meber Sonfpiration nod^ Siebellion ober Se-
bition beabfid^tigt; l^ierouf mürben il^m feine ®üter
gurüdgegeben unb i^m unb feinen Itntertl^anen
unDerme|rt gelaffen, fid^ gu ber neuen Seigre gu
befennen. Z)od^ f oÖte bis gur (Entfd^eibung über
bie Keid^Sunmittelbarf eit ber ®raf f d^aft lutl^erif d^er
®otteSbien|l nur in ber Sd^IogTapeÜe gel^alten
werben bürfen. ®ie 9lnerfennung ber Sleid^S«
unmittelbarfeit mürbe burd^ Urtl^eil beS ffommer«
gerid^tS Dom 4. 9Rärg 1573 auSgefprod^en. 9lun
bel^nten aber ®raf Soad^im unb fein Sruber UI«
rid^ i^re SieformationSbeftrebungen auf il^re in
Sägern gelegenen lanbföf^gen ®üter ouS, unb eS
gab neue Streitigleiten unb beiberfeitige SppeDatio-
nen an ben ffaifer; biefelben bauerten nod^ unter
ber Slegierung beS feeqogS SBül^elm (feit 1579)
fort. 3m Swcifel, ob er fiegen merbe, bot einmal
®raf Soad^im bem C^ergog feine Sefl^ungen um
bie Summe Don 520 000 ®ulben gum ffauf an
mit ber IBebingung, bag bie ortenburgifd^en Unter«
tl^anen, meldte nid^t gur ffird^egurüdf feieren moQten,
mit §ab unb ®ut auSmanbem bürf ten. ®ie Untcr-
l^anblungen ^erfd^lugen fid^, unb eS erfolgten neue
ffienffd^riften unb ^Protejte begüglid^ ber Sanbfaffen«
eigenfd^aft ber Ortenburger. Soad^im erlebte ben
Ausgang beS Streites nid^t. Sr ftarb gu Anfang
beS Sal^rcS 1600 in 9iümberg; feine Scid&c tt)urbe
nad^ Ortenburg gebrad^t. Obfd^on er fein Seben
lang in Streitigfeiten Dermidtelt mar, betrieb er
eifrig geleierte Stubien unb unterl^ielt einen leb«
l^aften 93rieftt)ed^fel mit bem .^falggrafcn 3o«
l^annl. Don 3*Deibrüden (genannt ber ©encalogifl)
über miffenf ^af tlid^e fragen. SßiguIeuS ^unb gu
1091
Drtl^obojie — Orbal
109
@uI|enmod rül^mt in feinem „Sa^rif (^ ©tanunen-
»uC Ongolfiabt 1685), baß er bent ©rafen
äood^im Diele ^uffd^Iüffe üBer bie bQQrifd^en ®e-
fd^Ied^ter üerbanfe. (Sgl. ^ufd^berg, ©efd^id^te
bed ]^er)ogI. unb gröff. ©efammtl^aufeS Ortenbutg,
©ul^bad^ 1828 f^eiflel, in ber Mqtxxi. beutf(]^en
Siügrop^ie XXIV; 438 ff.; Änöpfler, ©ieffeld&.
beioeöunfl in SSa^em unter C^erjog 9llbred^t V.,
5Wünd^n 1891, 151 ff.) [SBeberJ
^ri^obOilU, Qfefi ber (iravi^roptc t^c öpftoSo-
lloL^X ^(tgt in ber gried^ifd^en Kird^ eine Srin*
nerungSf eier an bie erd)gältige 93eenbigung bed f og.
»ilberjheiteS (f. b. 9trt. H, 825). ©a§ gfeft toirb
jöl^rlid^ am erften {$fa[tenfonntage (nod^ gried^ifd^er
3ä]^Iung) begangen unb l^at ein eigenes Officium.
Sehn ^Beginne bedf elben in ber 92ad^t toirb ein ^Qm*
nuS auf bie Silber gefungen, toeld^en ber Sonf effor
3:i(ieo))^ane§ Don 3erufalem »erfaßt l^at; bann loirb
eine Segenbe t>erlefen über bie ©ef^i^te ber Silber*
Verfolgung. SmTOorgen beö Softes finbet eine feicr-
lid^e $roceffion ftatt, bei meld^er ba§ toal^re ftreus
oorangetragen, l^eilige Silber l^erumgefül^rt unb
^pmnen gu ll^rer ßl^re gefungen toerben. — ffiiefem
iöl^rlid^en tiefte unb ber Sermebung beS Silber-
cuIteS mit ber Siturgie ift eS gu^ufd^reiben, ba^
feit bem ^af^xt 842 ber Silberftreit in ber gried^i-
fd^en jHrc^e enbgültig abgetl^an »ar. (Sgl. Leo
AUatiuB, De dominicis ethebdom. Graec. [Ap-
pendix gu De eccL Occid. et Orient, perp.
consensu, Colon. 1648, 1400 sqq.]; Gombefis,
Bibl. Oraec. PP. auctar. novissimumll [Hist.
haer. Monothel.], Paris. 1648, 716 sqq.; Ba-
ron., Annal. ad a. 842, n. 27 sqq.; SEßal^, @nt»
murf einer DoUftänbigen ^iftorie ber Jle^ereien X,
Sei})». 1782, 799 ff.; [Siib.] Sl^eol. Ouartalfdftr.
1846, 424; Daniel, Cod. Uturg. IV, 1, Lipsiae
1853, 216 sq. ; Nilles, Kai. manuale utriusque
eccl. 11, Oenip. 1881, 100 sqq.) [SRarj.]
0tf fU(, 0trttie6en(et, f. Srüber unb @d^n)e-
ftem be« frrien ©eifteS U, 1341 f.
^tfitiit, f. ©raHuS.
^wat (Aurea Vallis), berül^mte mittelalter*
lid^e Slbtei im @üben ber belgifd^en ^roüinj Supern«
bürg, l^art an ber frangöfif d^en ®renje. 3^re ® rün»
bung DoDgog fid^ in brei Derfd^iebenen S^xiah'
fd^nitten. 3m 3. 1070 famen Senebictiner au8
Salabrien in bie ©egenb, um ber @röfxn 9)}atl^ilbe
Don Sl^inQ ben fieib i^red ©emal^IS, ^moul oon
®ranf on, ber im ftam^jf e gef aflen, ju überbringen,
©ein 9lad^f o(ger amoul bejw. Smulf n., fünfter
®raf t)on Sl^in^, beföog bie OrbenSIeute, im fianbe
gu bleiben, unb übenoieS il^nen ba§ nod^ unh)irt]^-
lid^e Sl^al jur 9WeberIaffung. gfrcilid^ tonnte er,
ba er felber Sel^enSmann loar, ®runb unb Soben
t)orerft nur gur 9ht|nieBung l^ergeben; aüein fd^on
1077 übertoieS ferne ScbenSI&crrin SRat^ilbe öon
2:o3cana, bie SBittme ®oüfriebd be§ Sudligen,
§ei^og8 Don Sot^ringen, ber Stiftung baS Seitens»
qut gu unbefd^ränftem (Sigent^um unb ftattete bie
iunge Sufteblung mit mannigfad^en Sorred^ten
unb SBol^Itl^aten au§. 3bt 5Rame ift benn aud& in
ben analen ber ^tei ^od^gef eiert, unb bie Segenl
tt)ei^ Don perfönlid^en Sefud^ im fflofier, t»
Serluft unb äBiebergetoinn eined wtf^oUmKi
ged, t)on il^rer £rauer um ben jiäl^enSerlufi eim
Söl^nd^enS, baS im Sife ber @emot)8 k»erunglft
fei, unb t)on il^rem Stctgüdfen über baS «.golbei
iiaV, ba§ ber Sbtei i^ren 9lamen gelie]^(0)
DqI = Val d'or), gu ergäblen. S)ie nud^teme Ä
d^d^tSforfd^ung vermag Don aOebem tiid^tSgubi
Mgen : ed ift nid^t belannt, bag aRotl^Ube ätoHe
über^ouptDerloffen oberieftinber g^btl^obe. SU
leidet liegt eine Sermed^Slungmit j[ener anbemSRt
t^ilbeDonSl^in^Dor. 9bfoIutfid^erif}iebenfan8,ba
ni^t ber 92ame OrDal au3 Aurea Vidlis entfianbc
ift, fonbem umgefel^rt bad urfprünglid^, bem er^c
Sefianbtl^eile nad^ t)ermut!^Iid^ germonifd^ Onx
nad^mittelalterlid^emftugerlid^enSraufJ^ erßtfinf
lid^ ins lat. Aurea Vallis umgepr> iß. 9x& m
belannten ®rünben Derlie^en bie erften SnfieUi
nad^ etma 80 3obren ben Ort i^red SM^ um
ber, unb an ü^re ©teQe berief bann Sntulffi &^
Otto im (Sinoerfiänbni^ mit Sruno, dä^fd^
DonZrier, lllOVuguftiner^Sl^orl^errenaudtrii
(bie 3^ugniffe gelten ](|ier oDerbingd ouS einanbec
bie eS aber nod^ meit meniger lange auSl^ietten. S
bat enblid^ Otto'S Sol^n, ®rof albert, bun^ fein
l^od^angefel^enen Onfel iObtton, Sifd^of Don Sei
bun, ben ^I. Sernl^arb Don SlairDous um etm(
Don il^m l^erangebilbete SRönd^e, unb loenige ta{
barauf fd^on fd^idtte biefer fteben Sngel^önge bi
fflofterd Xroig'^ontained, an xf)xtx&p\^ ben2)o]
Sonftantin, ben erften ber 51 ober 52 €iftercienfei
ähtt, bie Oroal gel^abt l^at. 9m 9. SRä^ (noi
anberer Angabe erft am 7. 3uni) 1131 langte b
neue @d^aar in OrDal an, unb ber enbgültig g(
grünbeten 9btei beftötigte 10 3a^re fpöter etil
SulIe 3nnocens' H. Dom 12. «pril 1141 alle üß
^tä^it unb ®äter. yiux erft langfam l^ob fid^ be
SQSol^lfianb ber fleißigen, immer me^r gef^ö)!«
OrbenSleute. 2)efto großem Steid^t^um ixadß
fpötere 3abr]^unberte, unb um 1750 fUmb bieUtei
auf ber ^bi^t x^xtx ^Jlac^t. !Rid^t meniger aS
300 ©tobte, S)örfer, SBeüer unb §öfe tonnte p«
ba ibr eigen nennen; il^r Sinfommen übnpiq)
1 200 000 SiDreS ; alle ff ünfie, aQe Steige ber
3nbuftrie ftanben bei il^r in Slüte. Sber Ui/a^
nenb ift e§, mie bie SRbnd^e gu OrDal jebei^eit is
il^rer armen mie in il^rer reid^en $eriobe, ber gdl^
ten Sinfad^b^it ftd^ befleißigten unb ^Don So)iibi
unb ®emüfe'' (Ghapeavüle, Gesta pontifieoi
n, Leodii 1613, 270) fid^ ju no^ren fort-
ful^rcn. — S)cr ®runb gu ffird^e unb Älofter ttoA
fd^on Don ben ölteften Senebictinem gelegt; oi
30. ©eptember 1124 tonnte bie 3Bei]^ ber erjtai
ftattfinbcn. ©päter Dergrößerten bie 6ifiercien|t
Don 3abi^^unbert gu 3a^r]^unbert i^re Sauten, Ü
1637 burd^ bie Gruppen bed aOtarfd^aDS Don(E^
tiHon ein Zl^eil ber Anlagen jerftbrt loorb. SIn
erlaubte ber große SBoblftanb eS, 1738—175
ein neues prad^tDoUeS fflofter unb 1768—177
nad^ planen unb unter Seitung bed Saumeifie:
093
OrDal.
1094
tktDt^ eine neut Rxxd^t gu bauen ; über biefe Sau-
en tonnte 9bt ^eaer 1787 fogen: „2)ie alten
Basten &^In einer @tabt, bie neuen dner fönig*
iifyn Steftbeng. Obuiol^I nod^ nic^t abgefd^Iofjen,
n^]^ man Ini^i, ha^ bie| bie befte Slbtei ber 3BeIt
tDiiben nnrb/ SOIein bad l^errlid^e Sautoerl h)or
bejUmmt fci^on 1798 einer gerabegu fanatifd^en
Snt^ plünbembet unb fengenber SteDoIutionS-
teaben sum Opfer )u faUen. 3m 3uni 1798
bmsg eine IBrigobe befi (SeneralS Soifon, ein S^eit
bei Srmce, toäfy Samot unter 93eauregarb ben
Ocperreitfiem entgegenfanbte, in Su^emburg ein.
9bi mit Wa^ gelang ed ben SOtönc^en. f^d^ f eiber
iiTttten unb einige wenige Qtndt, barunter be-
hka Xl^ile il^ ttertJ^DoÜen lBibIiot]|et in
Siqmforg )u bergen. S)ie fpärlid^en krümmer
bec bem^mten Sbtei, Dor allem Stefte ber oller«
älicßenSiebfrauenfird^e t)on 1124, bie imreinfien
asb ebelfien UebergangSftil aufgefül^rt unb bereu
84tf| nod^ im 16. ^al^rl^unbert erneuert tDorben
m, jmb IM im 9eft|e eined ber größten Sigen*
ttioiet bed Sanbed, einefi ^erm 3oube.
S)ie innere (Sefd^id^te ber Sbtei, bie berufen loar,
diimIbeS, unmirt^Iid^eS Sanb in einen gefegneten
&nd)Ph4 umgunrnnbeln unb äal^rl^unberte lang
nTttiiyfed Seben, SBiffenfd^aft, Ihtnft unb 3nbuftrie
|i (ifbgen unb )u ^eben, fpielte ^i) giemlid^ ru^ig
A, Die S^ffi ber Sebte, über bie mel^rere Ser-
iciitmfle überliefert finb, mirb Don ben Sinen auf
48, Don Ruberen auf 52, auf ®mnb urhtnblid^en
ÜhlenalS oon ® offinet (f. u.) auf 51 angegeben.
Ser erfJe «bt, (Sonftantin (1131—1145), ber
S4öItrbe8^I.SBem]^rb, l^tte bereits Dor feiner IBe«
tiNg na4 Ortwl bie Sbtei ZroiS-gfontained be«
9Men geholfen. 9(3 Url^eber ber fog. Ort)aIer
Seform matten ftd^ berbient ber 41. 9lbt, Sem«
M) Don aRontgaiQarb (gefl. 1628), gubenannt
le Petit Feuillant, unb 44. ffarl oon Sen^erabt
fl«6(^tema4 (gcft. 1707), berfelbe, ber 1694
baS $riorat SonqueS unb 12 ^al^re fpöter baS
Mb barauf jur Sbtei erhobene ^riorat Don 3)üffel»
M bei 2)üffeIborf grünbete, ©rötere Unrul^e
Mte bad 6nbe beS 17. Sabrl^unbertS in ben
8lofierfnd>en, aie eS ben Sinfieblem oon $ort«
3M(f.b.9lrt.) gelungen war, brei fel^r gef^idfte
SeNungSgenoffen inOroal ein^uf ül^ren ; biefe
B#mben ed, innerl^Ib weniger Saläre eine größere
W i)on SRönd^en für il^re Snfui^ten ju gewinnen.
J&im 3. 1725 erfolgte gflud^t oon 15 DrbenS-
otget^gen (12 ^ed unb 8 gfratreS) nad^ SqoU
Vb, m fie Diel gur (Sinrid^tung beS Sauf eniSmuS
Qtitiedit beitrugen, bebeutete für Oroal baS Snbe
^ langwierigen @d^i§mag. — S)er le^te in ber
Sei^ ber Sebte, ®abriel @iegni^ au§ ^aftogne,
Mmit üon ffaifer t^rang IT. am 25. 2)ecember
1793, eingefül^rt in fein 5lmt in Sujemburg am
H. 9nli 1794, war ofö %bt gar nid^t me^r in Oroal.
Sr tarn im €ommer 1795 mit mehreren $alre3
nb gfrolreS nad^ Sonqued, wo fie in Sürftigfeit
UUm. 9m 20. S)ecember 1796 würben bie leisten
(Bfieber ber olten OrbenSgenoffenfd^ft aud^ oon
biefer @tötte vertrieben unb jerftreut — bie Slbtei
Droal l^atte bamit factif d^ aufgel^ört ju ejiftiren.
äl^rle^terSlbtSiegni^berfd^iebnad^Ueberwinbung
weiterer 9)liggef d^idfe brei Saläre barauf am 26. Fe-
bruar 1799 bei einem §erm ®odt inftofelfd^euer.
^Begraben liegt er nod^ einer 9Ritt]^eiIung feinet
{{freunbed unb SanbSmannefi, be§ ^ted Sßelter, in
3^ig. S)od^ l^at ed felbft oielfeitigen, emftgen 9{ad^«
f orf^ungen fpäterer 3eit nid^t gelingen wollen, am
Orte irgenb ein Slnbenfen an i^n ober aud^ nur bie
nöl^ere Jhtnbe feiner Stu^eftätte aufgufpüren.
SluS bem Greife ber SDtönner, bereu t^eig unb
£a(ent bem 9{amen ber el^rwürbigen Slbtei ®Ian}
unb Shtl^m gebrad^t, ift an erfter Stelle gu nennen
ber SSerfaffer ber Süttid^er Sifd^ofSgefd^id^te 9egi-
biuS ober ©iUed b'Oroal. Sr fe|te bie Gesta
episcoporum bed ßeriger Oon äobbeS utd) beS
^nfelm oon Süttid^ (]. b. 9lrtt.), bie er überbiefe mit
3ufä^en unb Slanbbemerhtngen Oerfal^, bis gum
Saläre 1251 fort, in weld^em er feinen eigenen 9Bor«
ten gemö| feine gfeber nieberlegte. Seiber wei^
man oon feinem Seben wenig mel^r, afö bag er aus
Süttid^ ftammte, für fein SQBer! aUentl^alben in ben
fflofterbibliotl^efen ringS l^erum bie l^nbfd^rift*
lid^ Oueüwerfe ttctxpittt unb um 1280 auf
ber ^h^t feines Sd^affenS ftanb. Sßie fd^on 93er-
tl^olet (Hist. de Luxembourg [f. u.] IV, 890 s.)
I^eroorl^ebt, geid^nete il^n eine für feine 3^it nid^t
gewöl^nlid^e ©elel^rfamfeit, freiließ aber aud^ eine
aUeS SRa^ überfleigenbe Seid^tgläubigleit in 3Bun«
berfad^en auS. 2)iefer le^te 3ug in Serbinbung
mit auffaüenben S)iateftmifd^ungS-(Srfd^inungen
legen ben ®ebanTen nal^e, in il^m aud^ ben 93er-
faffer teuer in Siomaniftenfreifen wol^Ibefannten
attwallonifd^en Ueberfe^ung ber S)iaIoge beS
^apfieS ©regor gu fud^en, bod^ fd^eint bem baS
bel^auptete l^ö^ere Sllter ber danbfd^rift gu wiber«
fprec^en. @eine 93ifd^ofSgefd^id^te ift bem all-
gemeinen @efd^id(e ber Oroaler SBibliotl^el ent-
gangen, inbem baS Slutograpl^on frül^geitig in
bie fflofterbibliotl^el Oon @t. I^ubert in ben 9r-
bennen gelangte unb bort oon pof^. Sl^apeaoille im
IL 99anb feiner Auetores qui Gesta pontdficnm
Tungrensium, Trajectensium, et Leodiensium
scripserunt . . Leodii 1618, gum S)rud( gebrad^t
würbe. SOßeniger glüdlid^ erging eSber^rbeit beS ge-
leierten 35. abteS, TOattl^iaS ffieloaulj (geft. 1555)
aus SnalmebQ, ber in fnapper lid^tooUer Sprache
über 3q^I ^iad^folge unb Seben ber (Srafen oon
Sl^in^ fd^rieb. 2)iefeS SBerf, weld^eS nad^ bem
Urtl^eile beS 99erteIiuS genügte, il^m bei ber Stad^«
weit unfterblid^en 9tubtn gu fidlem, ift Wol^I leibet
burd^ ben 93ranb im 3. 1687 für immer oemid&tet.
91IS naml^of ter SKaler gu nennen ift 95rubcr ^bra-
l^am oon Oroat, oorbcm 3ean ^cnri ®iIfon, geb.
ben 1. October 1741 gu 5)abat)e»la-lßieille, geft
ben 16. 3anuar 1809 gu gflorenoUIe. 911S ge-
fd^idfter (Sifeleur unb SKetaffoergoIber erwarb fid^
weiten Sftuf 93ruber Slmonb SRobin auS (Jl^uoenc^-
le-Sb&teau, unb als S^irurg mad^te 93ruber Sn-
toine $ertn auS IBalenfart lange oor ©aloani
1095
OrDieto.
1096
eteftro-gatDanifd^e IBeobod^tungen. — 3liä^i in
übergel^en fltib au(^ bie großen IBüd^erf d^S^e, toeUpe
afö »ertl^DoOeS SSennö^tnig Don äo^r^unbert )u
Sal^rl^unbert in ber 9btei pietdtüoH geltet tout-
ben. S)ie W)it\ befo^ gtoei getrennte Sammlungen:
eine grö|ete Sibflot^et toeld^e im % 1793 nod^
etma 15 000 93änbe göl^Ite, unb eine Heinere, bie
fog. abtSbibliotl^ef, »eld^e im 3. 1760 über 700
9önbe l^Qtte. 9)}an ftnbet ben faß DoQßdnbigen
ffatolog ber Ie|tem noä^ im 9lr(^tt)e Don Slrlon.
aSie fd^on ermö^nt, l^ot ber Sranb Don 1637 aud^
bie Sibliotl^el ergriffen unb baS Sal^r 1793 bie
f»QU))tma{fe berfelben Demid^tet. (Sleid^mo^I loaren,
»ie ebenfaUS oben angebeutet, mand^e @tüdfe nod^
auf ber ^ud^t Don ben SDtbnd^en in ©id^erl^eit ge-
brad^t toorben. Sie ffenntni| biefer allgemeinen
X^atfad^e ift bann aud^ inm Snla^ getoorben, ba^
bad ©efd^icf ber alten ^teibibliotl^ef nod^ in ben
testen ^al^rje^nten bie ©elel^rtenmelt in l^od^gra*
bige Snegung Derfe^te. 3n ber altfran)5fifd^en
Siteratur esiftirt nömlid^ ein ^oc^bebeutenber %zit,
ber unter bem Xitel „S)oIo))at^oS'' einen ber be*
liebteften (Ergöl^Iungeftoffe be« 9RitteIaIterS, bie
@age Don ben {leben toeifen SReiftem ^u 9lom,
bel^anbelt. 3lß 3)id^ter nennt fid^ ein SRe^er ®au-
tier, ber aber angibt, ba^ er lebiglid^ eine lateinifd^e
SSorlage, bad SBer( einefi !Dlön($ed 3ean be ^aute-
Seine, b. f), Johannes de Alta Silva, in'd SRoma*
nifd^e übertragen l^abe. S)ad lateinifd^e Originol
latte nun, toie ftd^ l^erauSfieHte, nod^ im Dorigen
[ol^rl^unbert S)om 9Rartäne in ber Sbtei Oroal
gu ©efid^t befommen, unb fortan begannen auf bed
äBiener gJrofefforS 9Ru||afia SRal^nruf l^in ^l^ilo-
logen unb ^iftorifer auf europöifd^en 93ibIio*
tl^ef en nad^ bem Derloren gegangenen, aber Dermutl^-
Ud^ bem IBranbe Don 1793 ent}ogenen ÜRanufcript
gu forfd^en. SBirflid^ gelang e§ nad^ Jal^relanger
Spannung bem SreSIauer UniDerfltötdbibliot^elar
^ermann OefierleQ, baS Original in Su^emburg
}u entbedfen. OefterleQ brad^te nämlid^ ^in (Sr*
fal^rung, ba| bie SJlönd^e mit einem Steile ber
h)ert]^DoDften ^anbfd^rif ten unb anberen ffoftbar*
feiten burd^ einen unterirbifd^en ®ang entfommen
feien unb in Su^emburg eine 3uf(ud^t gefunben
Rotten, h)o bie geretteten literarifd^en @d^ö^e nod^
gegenmörtig aufbema^rt würben, unb gtoar in ber
IBibliotl^ef bed Stl^enäumS'' (Johannes de Alta
Silva, l^erauSgeg. D. Oefterle^, ©tra&burg 1873,
@. IX). äBünf(|en§mert]^ h)öre e§, bag nod^ öl^n*
lid^e @d^ä^e ber olte^rmürbigen Slbtei mieber an^S
Sid^t lämen. Xragif omif d^ mug e§ freilid^ berttl^ren,
rnenn gerabe baS obengenannte 9Jianufcrit)t lange
3a^re l^inburd^ als ^Derloren" in ben 93ibIiot]^efen
„gefud^t'' merben fonnte. SBar ed bod^ löngft Don
anberer Seite wieber aufgefunben unb bereits 30
3a]^re früber in $er|' «rd^iD ber ©efellfd^. f.
ält. btfd^. ©efd^id^tSfunbe Vm, ?)annoDer 1843,
593 als Mscr. Aureae Vallis aufgeführt morben.
Sine Specialgef d^id^te ber ^btei OrDal ift bisher
nod^ ein SDeftberatum. SSon Vorarbeiten baju Der-
bienen IBerüdtftd^tigung : Jo. Bertelias, Historia
Luxemburgensis , Coloniae 1605 (Steubnuf
Luxemburgi 1856, 151—164); J. Berthokt,
Histoire eccL et civ. du duchö de Luxem-
bourg, Luxembourg 1742, IQ, 217—226;
IV, 390—391; Jeantin, Les niines et chro-
niques de l'abbaye d'Orval, 2« öd., Par. 1857;
Aug. Jourdain, Dictionnaire de göograpUe
hist. du royaume de Belgiqae 11, Bruxellee
1869, 723—724; Hippolyte Ooffinet, Carto-
laire de l'abbaye d'Orval, Bmxelles 1879;
Jean d'Ardenne (Löon Dommartin), Guide
du touriste en Ardenne, ed. refondue, Bru-
xelles 1885, 208—213; A. Namur, Notioe
sur le fräre Abraham de l'abbaye d'0r74
Anvers 1860 (Extrait des Annales de l'Acad.
d'archöoL de Belgiqae). [S. @eelmami].
^ttiieto, @tabt unb @i| eined bem
l^eiligen ©tul^Ie unmittelbar unter*
morfenen IBidt^umS inaßittelitalien,
mar frül^er ^au))tort einer Don Siterbo abgetremitcB
gleid^namigen ))ä))filid^en Delegation bejiD. $io-
Diu) (14 Vt 0.-aReiIen mit 29047 (Rmoffim)
unb ift ieit SBesirfö^au))tftabt (7 aßeilen Wflßi
Don Spoleto, unmeit bed @eed Don Solfeno). 6
l^at 7300 Sinmol^ner, 14 (einmalige) IMöjler
unb ein 3efuitenconeg. Unter ben Dielen Stvdß
ragt befonberS bie ilatl^ebrale B. M. V. l^or,
)u meld^er 1290 im iBeifein bed ^fteS Stico*
fand IV. ber ®runbfiein gelegt tt^urbe. Stod^ Co-
noDa ift biefelbe neben @. SRarco in SBenebig »ab
bem ®om Don $ifa bad fd^önfte religiöfe Sonnxif
mittelatterlid^er Jhtnfi in 3talien. (Sfi arbeiteten
aber aud^ an biefem gan^ Don meinem 3Raam
aufgeführten, mit l^errlic^en SRofaifen auf Oolb-
grunb, reid^en 93ilb^auerarbeiten, grefifen, ÖlaS*
fenftem u. f. m. gef^müdKen 93au tt)ä]^renb eines
3eitraum§ Don 290 3a^ren nid^t meniger bcnn
33 ^(rd^iteften, 152 Silbl^auer, 68 aRaler, 90 W
faiciften unb 28 ^olafd^ni^er. Mt» moOte bqu
beitragen, ber Sieliquie bed aüerl^eüigfhn WM,
bie man einige 3al^re juDor au§ IBoIfena (f. b. tt
n, 1001) erl^alten l^atte^ einen tt)ürbigen Suf*
bema^rungSort }u erbauen. Urban IV. übedod
felbft baS Dom ^eiligen iBIute geförbte Sorpoiolt
nad^ OrDieto, al§ bem pavipioxit bed lBi8^vo>^'
gu meld^em 93oIfena geförte. (93gl. Siterorilite
Stunbfd^au 1893, 185.) S)aS alte VnlsininiD
mar früher ebenf aQS @i^ eined IBif d^ofS ; bet eePe,
©aubentiud, erfd^eint 499, um 601 einer StonenS
SanbibuS ober ßlaubiuS, 680 ber (e|te Epise.
sanctae Ecclesiae Volsiniensis, 9gne[Iu§; M
im 7. 3al^r]^unbert mürbe bann biefer @i^ nrii
OrDieto Dereinigt (f. Oams, Series £pp. 712).
OrDieto felbft j^at nad^ einigen olS Stobt felBe
ermiefene Siorgöngerin im ^Itertl^um ; na(^ !bil)c
reu aber ift eS ba§ alte Herbanam, meld^eS Don
ben ©truSfcm erbaut unb fpäter Urbs vetaß
(Urbs ventum?), meiterl^in ürbevetum, Urfr
bentam, Omitam, Orobitam, Orvietum ge*
nannt mürbe. S)ie ^ol^e Sage ber @tabt auf eisest
fieilen if oltrten Sufff elf en, 220 m über bem $ogra
097
Orjed^otoSll
1098
ab t^r eine firategifd^e Sebeiüung. 3m 3. 588
ranie SeKfor fie ben @oten nur burd^ SuSl^unge«
100 obgettnntietu 9lebft Siterbo unb SU)tta
kcifia ge^drte OtDieto )u ben ötteften ZemtoriQl«
efi|nngen bet ^fte unb toax im ^Rittelaltet, olS
et guelfifd^en ^ßottti treu ergeben, oft ^ufent-
oltSort ber gidpfle, Ja SRartin IV. lie^ fid^ f ogor
ier bie Xiara auffe|en. IBom ^a^xt 1185 an
m^e Ottneto auf Snorbnung Snnocen}' III.
iil^ }e^n äo^re long eined IBifd^ofd entbel^ren,
)eil cd fid^ eine!» f oI(^en untoürbig geigte. @ett
125 ^tte ndmlid^bie 3nle]^re ber jfatl^arer ($a-
ircner) bafelbfl (Eingang gefunben. SBieberl^oIt
nterbrädtt, erhoben bie ffe^er immer mieber il^r
)aui)t unb bebrüngten bie Sted^tglöubigen auf {ebe
Beif^ Vuf Sitten ber le^teren fonbte ber ^ft
n 3. 1199 ben $etru8 ^ßorenjo (^arenKuS) anü
tom als Stobtl^auptmann bal^in; berfelbe nmrbe
lon bot ^öretifem genuiltfam getöbtet. !ßad^bent
nnd^ beffenKetiquien unb auf 9(nrufung feiner f$für*
ntte trfele SBunber gefd^^en, toäl^Iten bie Don ber
Jtcile^ befreiten 93etoo^ner Orüieto'S benfelben gu
i^tem ^ouptpatron (Dgl. Baynald ad ann. 1199,
0.22—27; AA. SS. BoU., Maji V, 85 sqq.).
US 93ifd^of8ft|« ber Don jel^er unter ber un*
«ittelbaren 3uridbiction bei» ^eiligen ©tul^Ied
jianb, erfd^nt Oroieto fd^on im 6. Sal^r^unbert.
Um 590 pnbet fid^ al8 erfier Sifd^of 3o]^anned.
bemd^nbibud (591— 595) folgte. Ob ber nad^
loBgcr Unterbred^ung im 3* 743 erfd^einenbe
Amaatiiis Orbeaneco 93i{d^of oon OrDieto ge*
iBefni, ifi gmeifel^ft @id^er ift uiieber 9ni))ertu§
SB 826. 3m 13. unb 14. 3a^r]^unbert mürben
bie 9ifd^5fe oft in 9tom Dertoenbet, fo Xl^eobor
Xanieri (Stat^neriud, 1228—1246) als Sanier-
taigo, «Ibobronbinu« Eaoalcanti (1273—1279)
oB )#{ilid^ SBicar, gfron) SRonalbeSd^i (1280
« 1295) als Segat SWcoIauS' IV. in SSenebig
nib aß Sbgeorbneter beS Sonctaoe on ben ium
$Q|)fl gemäßen Sinfiebler $etruS Don SRorone
((Ölejlin V. ; f. b. ^rt.), SRomonbo ober JRaimun«
ins feit 1347 unb fein 92ad^foIger ^ongio ^erotto
jcit 1351 gleid^fans als pö))ftlid^e SSicare. »a-
Qumbo, Don ben 9l5mem l^od^Derel^rt , fpielte
otrigenS an ber Seite beS ^Demagogen Sola bi
Äengo (f. b. «rt) eine flöglid^e SRoIIe. — SJom
16. So^r^nbert an erl^ielten bie meiften 93if^öfe
bn $uqmr. S)ie legten Sifd^öfe moren : Säfar
Qnmcoboro (1800—1803), 1801 gum Sarbinal
e^o^ unb gegen (Snbe beS 3a^teS 1803 nad^
fcmo tronSferirt. 818 fog. „fd^wargen Sarbinal"
Mute i^ 9iapoIeon nad^ SteimS in bie SSerban*
«1% too er Don 1804—1807 Dertoeilen mu^te.
ftr| i^ folgte (1805—1825) ber »ruber beS
(tttinalS Submig SambruSd^ini^ Sol^ann Soptift
taibniS^^. S)a er feine grgiel^ung im 3efui-
teoOeg gu ®enua erl^olten, nal^m er auS S)anf-
JjWt mel^rere Dertriebene 3efuiten in feiner ©i»
Mofiflabt auf, unter 9(nberen ben fpötem ®eneral
IWOtbenS^ 8l.gforti8, unb ben geteerten Sngelo
KoL 9uf Sefe^I 9ta])oteonS mu^te er biefe
9iieberlaffung aufleben, unb meil er ben Der-
langten Sib nid^t leifiete, tturbe er nad^ ^^ranlreid^
beportirt. @eine Siöcefe tt)urbe unterbrädtt unb
ber Don ^ieDe eiuDerleibt : erft 1814 tonnte Sam-
bruSd^ini ttieber aß SBifdgof nad^ OrDieto gurüdC*
feieren. Snton S)ominicuS (Samberini, ber ü^m
1825 als Sifd^of Don OrDieto nad^folgte, tturbe
1828 Sarbinal unb re^gnirte auf baS SiSt^um,
als er 1833 @taatSfeaetör getoorben. ®amberini
mar einft ein beräumter SbDocat in SRailanb unb
trat erft fpöt in bie ^rölatur ein : er ftarb am
25. Sprit 1841 alS Sarbinalbifd^of Don @abina.
Slnton fSfrang Orioli, feit^Ipril 1833 iBifc^of Don
OrDieto, mürbe gleid^faüS Sarbinal (1838) unb
refignirte auf baS IBiSt^um am 24. 3Qnuar 1842;
er ftarb am 20. gfebruar 1852. gür ii^n mürbe
als Sifd^of ernannt 3ofe))]^ SRaria Sefpignani,
geft. am 2. gebruar 1865. 9uf SRarinuS SRarini
(1865—1871) unb 9lnton Sriganti (1871 bis
1882) folgte SufebiuS SRagner 0. Gap. (1882
bis 1884), bann 3ofepb 3ngami (1884-1889).
®er gegenmörtige Sifd^of ift Z)ominicuS IBucd^i
Sccica, geb. 1826, Don !Rorria nad^ OrDieto
tranSferirt am 30. ©ecember 1889. — S)a8 (£in-
tommen beS bifd^öflid^en ©tul^IeS Don OrDieto
betrögt gegen 4000 @cubi (jfammertase 800 flor.
aur.) ; ber Sprengel gSl^It in 5 7 $f aneien (9 Vicar.
foran.) 36 000 Seelen. (Sgl. Garns 1. c. 711 sq.,
mo meitere Siteratur angegeben %% unb ou^erbem
noc^ Moroni, Diz. XLIX, 194 sgg.) [9{e]^er.]
^eA^mski (Orichoyius), StaniSIauS,
ber Url^eber ber religiöfen 92euerungen in $oIen
um bie anitte beS 16. Stal^rl^unbertS, mar als ber
Sol^n beS fianbfd^reiberS Don $rgem^I unb ber
Xo^ter eines rut^enifd^en (Seiftlid^en am 11. 92o-
Dember 1515 geboren. Z)er SSater, ein menig be«
güterter (Sbelmann, bem bie Srgiebung feiner
12 ffinber mand^e Sorge bereitete, beftimmte il^n
für ben geiftlid^en Staub unb ermirtte ibm fd^on
frfil^geitig ein Sanonicat. 92od^ im ^aben-
alter (1527) begog ber iunge S)om]^err bie Uni*
Derfttät Sßien unb 1529 bie gu SBittenberg.
^ier fud^ten Sutl^er unb SReland^tl^on ^n für
bie neue Se^re gu geminnen. Orged^omSfi neigte
iebod^ nad^ feinem eigenen Selenntnig mel^r gu
3mingli unb ffartftabt l^in. SRit ber Sd^möd^ung
beS ©laubenS ftanb ber 9tiebergang ber Sittlid^*
feit bei bem iungen Stubenten in naturgemS|er
SBed^felmirfung. S)er SSater erlannte bie ©efal^r
unb befahl il^m, bie Stubien in 3talien fortgu-
fe^en ; f o traf er in ^Bologna gerabe gur Jhönung
ftoifer ÄarlS V. ein. Son bort ging er nad^
$abua, bann nad^ SSenebig, gule^t nad^ 9tom, mo
er mit ben Sarbinölen fjornefe, ®§inucci unb 6on-
tarini innige SBegiel^ungen unterbielt. 9lod^ 17iäb«
riger Sbmefenl^eit fe^rte er 1543 in bie §eimat
gurüdC als getreues 9lbbtlb eines ^umaniflen
feiner Seit, DoH mannigfad^en 9Bi|fenS unb form-
gemanbt in ber Sprad^e, iebod^ ber @rünblid^leit
bar, babei eitel unb eigennü^ig, überjirömenb Dom
Sobe ber ^Seformen'', ober meit entfernt, bei fidj
1108
Osculatorimn — Ofee.
1104
Or)ed^otoSfi einen Bebeutenben Snl^ang. Set
Stampf gegen ben SIeruS erfd^ien Dielen Sbeligen
tt)id^tiger oIS bet ffornpf gegen bie Sfirlen. Set
SanbtogSmarfd^aD Sedgcg^ASfi, ein offener Steli-
gionSfpöttet, griff bie 93ifd^5fe quPS i^eftigfte an
unb forberte ben ffönig auf, feine iDlod^t mit nie*
ntonben ju tl^eilen. ÜRit 3ubel tourbe bie Snfunf t
d^ed^omSfi'd begrübt ber in)tt)ifd^en aud^ unter
ben Sifd^öfen SSertl^eibiger gefunben l^atte. Ütod^«
bent er ein oon il^m Derfo^teS ®lQu6en§befenntni^
abgelegt l^atte, h)urbe er bis gur Sntfd^eibung bed
apoftolif^en ©tul^IeS aber feine &)t, Dorlöu^g
auf ein 3a]^r, Don ben fird^Iid^en Strafen befreit.
Siefe {Jfrift mürbe burd^ ben ^rintaS S)ier)gom8fi
fpäter auf ein meiterefi 3a^r t>erldngeri 2)er
ffönig bemül^te fid^ in 9iom nm bie SüIHgfeitS-
erfldrung ber Sl^e, aber $aul IV. mar unerbittlid^.
Orsed^omSK felbft fud^te ben pö)){tlid^en 9hmtiuS
^loQf. fiippomano, 93ifd^of Don SSerona, in einer
an biefen 1555 gerid^teten Epistola für fid^ )u
geminnen. 2:ro| ber iBermittlung einjelner 9i-
fd^öfe erflärte biefer, bo| er leine SoQmad^t l^abe,
bie S^e für gültig p erflären ; eS mürbe bie 6r«
gllung ber Sitte für SIeruS unb SoH ein großes
ergemig fein^ unb bie 9ifd^öfe l^ötten fein Siedet
gehabt, Orjed^omSli Don ber Sicommunication gu
befreien. %I§ biefe bann bur^ ben ^rimaS er*
neuert mürbe, entbrannte ber3ombed®ebannten
mit aller ®emalt. Orjed^omsfi brol^te mit bem
9bfaD }ur gried^ifd^en Jrird^e unb Derfagte 1557
bie Dor SoIIenbung bed S)ruded aÜerbingS ju*
tüdfgegogene @d^mö^fd^rift Bepudium Bomae.
WS $aul IV. gefiorben mar, fud^te ber gefallene
$riefter auf einem neuen SBege gum 3i(Ic gu ge-
langen, nfimlid^ burd^ ben ffampf gegen bie Srr«
lel^re. 9luf ber S^nobe )u SBarfd^au 1561 legte er
in ©egenmart bed 9tuntiu§ Seml^. IBongioDanni
ein Selenntni^ feiner Sted^tgläubigfeit ai unb Der«
banb bamit eine gidngenbe Siebe pro dignitate
sacerdotü S)ie t^olge baDon mar bie 9uf|ebung
ber SscommunicationbiS gur (Sntfd^eibungbeS apo«
ftolifc^en @tul^l8 über feine (Sf^t. 9uS biefer 3eit
ftammen bie @d^riften Ghimaera sive de Stan-
cari funesta Regno Poloniae secta, Cracov.
1562, Colon. 1563; Fricius seu de maje-
state Sedis Apostolicae — Epistola ad Ho-
sium, 1563 U.O. ©eleitet Don ber ^offnung, fein
3iel bod^ nod^ )u erreid^en, unb Dieueic^t aud^ be-
einflußt burd^ bie i^m au8 geiftlid^en Reifen ge-
gal^Iten Sal^reSrenten, trat Orjed^omSli nunmel^r
DoüenbS auf bie Seite beS l^öl^em SleruS. S)a]^er
Dertl^eibigte er bie @ö^e : 3)er ffönig Don $oIen
ifi nur Jl5nig burd^ ben $rima§ ; mte @ott über
bem ^riefter ftel^t, fo ber ^riefter über bem jfönig.
^ud^ unterfteHte er alle feine @d^riften bem Ur-
tl^eile bed SoncilS Don Strient. S)iefeS Dermarf
iebod^ am 11. 9toDember 1563 (Sess. XXIV,
can. 9 et 10) bie ^riefterebe unb fe^te ben Zöli-
bat in» redete Sid^t. 2)a8 SBerf ffromerS : Ore-
chovius sive de conjngio et coelibatu sacer-
dotuin commentatio, Colon. 1564, mürbe Don
$apft $iu§ rv. fe^r gerfil^mt (imL (EicHorn,
^oftuS II, 371). 3lm mu|te ber SleniS Oqe-
^omSfi preisgeben; ber 9bel mißtraute {(q,
bie l^aretifer fyiiitn i^n. Stad^bem SRogb«^
ei^ehnSfa 1566 im 32. SebenSial^re unter 3ur9(t
la^ung Don fünf IHnbem geftorben niar, folgte
Orged^omSfi il^r balb, Don SQen Derlaffen, os4
Don feinen SBobltl^tem unb Sf^^^unben, ol^ 9c-
Tel^rung im 2:obe nad^. (IBgt. nod^ Tarnowdd,
Pisarze polityczni XVI. wiekn I, Krakm
1886, 323; Nowodworski, Encyklope&i
EoScielnaXVII, 1891, 488— 507; Bnkowski,
Dzieje Beformacyi w Polsce 11, Erakau 1886,
76 sqq. ; Brandowski, De St. Orichovü As-
nalibus Polonicis comment. hist-phil., BeroL
1860 ; Wiszniewski, Hist. lit. pol. IX, Erakia
1840, 274 sqq.; Th. Wierzbowsld, Biblio^»-
phia Polonica XV. ac XVI. saeo., Warsaidae
1889 ad 1891 ; Erzesiäski, St. Orzechowdki,
IBiogr. Sfigge, Posen 1893.) [(L Sübtfe.]
Osculatorlum, f. gfriebenSfug IV, 2021.
0fee (^p'tn, Au(7i^, 'Q<Trii), im 9lten Zefimnot
1. ber frühere ^amt Sofue^S (9lum. 18, 8; otL
93. 16 ; Philo, De nominum mutat. [ed. Mang.
1, 597]). — 2. 9{ame eineS epl^raimitifd^Stoni
me§bau))te8 gur Seit S)aDib§ (1 $or. 27, 20).
3. 2)er @obn (Sia% ber Ie|te j?5nig beS nM^
tid^en Steid^eS (731— 722). & marb burd^etie
SSerf d^mbrung gegen 3:^^^^ unb Seben f eineS Soi*
gängerS ^l^acee auf ben Z^ron erl^oben (4 8k.
15, 30). ^i^actt nömlid^ mar entftol^ aßba
©rogffinig Xiglat-^ilefar auf Sitten bed Jt9oi||l
9d^a} Don 3uba gegen SSrael l^erangegogen loai.
unb marb auf ber ^flud^t Don feinen Seuten et*
morbet. 9n feine SteDe marb Ofee Don bemSffDm
5um ffönig eingefe|t unb blieb Sffqrien treu, W
im 3. 727 ©almanaffar IV. auf ben aff^rif^«
Sb^on gelangte (SBindfler, ©efd^id^te SabpIoniniS
unb ^Iff^rienS, Seip^ig 1892, 230). 2)a er ato
injmifd^en am ög^ptif^en ff önig @o ober Qalm
eine möd^tige @tü|e gefunben ^u l^ben gloiiit^
Dermeigerte er bem ^ff^rer ben Srtbut (4 0k
17, 4); biefer )og aisbalb l^eran unb began
@amaria ^u betagern. SaS Snbe ber IBelagenntg,
meldte brei^abre bauerte, erlebte Salmanaffoi
iebod^ nid^t, benn im % 722 marb er Don ben
Ufurpator @argon getbbtet. Se|terem gelang el
febr balb, Samariagu erobern; Ofeettmrbeoe*
fangen genommen unb in'i ®eföngni| getnoifn
unb Derfd^minbet bamit auS ber ®efd^i(§te (4Mn.
17, 6).
4. Ser @obn 93eeri% ber erfte unter ben fogOL
fleinen ^ropbeten (Df. 1, 1). 95on ben Setatf-
umftönben biefed 9)}anne§ ift menig me^r befamt
als ba^ feine SBtrffamleit fid^ Don ber 3^ SN"
boamS n. an minbeftend über 56 Saläre er^cAe
unb ba| er ein Angehöriger beS ndrblid^en 9lei4rt
mar, metd^ed er ftetd S))braim nennt ffioS
Ofee mäbrenb biefer S^xt feinen S^tgenoflen
immer Don Steuern mieberbolen mu^te, ift in ben
14 ÜQpMn feines 99ud^eS, meldte fid^ leidet in pA
LOl
Or)ec[;oU)§it.
1102
der ftmita geiootben ^atte. Um feinen ©d^ritt
i tcd^tfcrttgoi/ Deifa^te et eine SSett^eibigungS-
^ft^u (Bnnfien befi ^forrerd Don Sl^rsc^ono»,
iolentin, lodd^ olS bei erfle ober einer ber
pn unter ben polnij^en ®ei{lHd^en fxi^ Der-
teilet l^otte. S)ann folgte eine »eitere SSertl^ei-
gung bct $rie{lere]^ unb einer Ütationaltird^e
i ben Sriefen on ben SBoiemoben ihnita , um
rffen ®unfl er fid^ bemül^te, unb an feine brei
reunbe $r)9htdfi^ 93rub)om8fi unb Sarbinal
lesanbcr gfornefe (Dgl. J. Korzeniowski, Ori-
lioviana. Opera inedita et epistulae St. Or-
Mhowski I, Krakow 1891). S)ie fird^Iid^
Jlfßt Vjt nad^ bem 3nl(|alte biefer 93riefe i,,burd^
Hoffen unb Secretalen", gon) befonberd barin^
oft fid^ auf benSölibat bejiel^t, Derunftoltet, unb
Imito foüe bal^in ftreben^ ut quemadmodum
Um Gonstantinus Ecclesiam invitis sacer-
lotibus constituit, sie Sigismundus hie major
ni hie minor Eeelesiam in Sarmatia tno
idmonitu eonatituat. 2)ie neue S(xxä)t foüe
Iflcl unb med umfaffen, aud^ ben Orient in
ben bie SSerel^Iid^g ber ^riefter geftattet fei^
nb jebem foUe freifle^, }u beurtl^eiten, quid
wqoi quidve fdgere in Eeclesia debeas
(Oriehoviana 1, 122). Shd^tSbeftotoeniger mürbe
bei $rtefler SSalentin 1549 t)on bem Sifd^ofe
ObdeiomSfi mit tird^tid^en Strafen betegt, unb
oh S)rD]^gen Orjed^omdfi'S , gou) $oIen fei
b« nntergonge genieil^t, menn ber in ^oft ge-
Mfit Qalentin nid^t freigegeben mürbe, blieben
ttbeod^tet 9uf bem Sanbtage gu SBi^nia f^rod^
Oqe^omSR meiter gegen bie X^annei beS SöIi*
htt unb gegen baS bem SIeruS gugef iigte Unred^t.
» ber »if^of S)5iabu§fi. meld^r mit ber SuS-
titfie^g au8 ber 2)i5cefe brol^te, t)om Sbel am
Seiterfpred^n gel^tnbert mürbe, oerIie| er ben
ionbtag unb Derl^gte über Orge^omSfi bie
9uSpenfion unter ^nbrol^ung meiterer ÜRag*
alpinen im ^e ber IBerl^eiratung. 2)iefer jiebo^,
Bn^ bie ®unfi befi SlbelS in feinem Strome er-
nt^gt, untergeid^nete manu propria intrepida
ie (Segenerftörung gegen ben Sriag feines Ober»
irten. — «uf bem Steid^tage gu ^etrifau (1550)
m ber ffampf bed Sbeld gegen bie IBif d^öfe jum
ndbrud^. 2He Angelegenheit Orged^omSli^d bot
n unürd^Iid^ gefinnten Sbeligen einen miQfom*
enen Sniag, um bie SSorred^te ber ffird^e in
olen )u befeitigen. Orjec^omSfi fprod^ Don ber
lürbe ber (Sfft unb fd^mü^te ben SIeruS. 2)a
^oben fid^ bie Sifc^öfe unb baten ben jfönig,
möge bem Kebner baS SBort entgiel^en. 2)ie
Mken |ebod^, u. a. ber SBoiemobe oon $ofen,
iL ®örfa, ein f^auptförberer bed $roteftanti§«
itf, itnb ber lüauifd^e gfürft ajtid^el Slabaimi»,
loben bagegen lauten Sinfprud^. S)a§ mar ber
Ie 5ffentlid^ Angriff gegen ben geiftlid^en
tanb in $oten (Janiszewski , BezieAstwo
^afiskie w KoSciele katoiickim I, Gnesen
60, 570; in biefem SBerfe über ben Söltbat
ibclt ba« 17. ffapitel [@. 533—616] befon-
berd über Orjed^omdfi). S)er ftönig gefiattete
Orjed^omSfi, meiter )u fpred^en, mofem er bie
93ifd^5fe nid^t beleibige. Seiber fel^Ite auf bem
Sfteid^Stage IBifd^of ^ofluS. infolge ber Unter«
bred^ung bcttte Orje^omSfi iebod^ ben gaben ber
Sftebe t>erIoren unb f d^Io^, nad^bem er nod^ Siniged
)u feinem Sobe gefagt unb ben ffbnig gebeten
|atte, bie bifd^öflid^e (£ntfd^eibung auf|u]^eben.
3ur Sermeibung dl^nlid^er Auftritte gematteten
bie IBifd^öfe Or^ed^omSK bie SSertl^igung im
erjbif d^öflid^ ^afie unter 3u)ie^ung Don f ed^
^erfonen. AI8 fold^e mürben Don biefem fed^ ber
^örefie ergebene Abelige audgemöbÜ/ unb eine
gan)e meitere @d^ar oeS Abels folgte. Unter
fold^en Umftönben meigerten ftd^ bie Sifd^öfe, in
bie Serl^anolung einjutreten. Ser Abel feinerfeitS
proteftirte. Auf 3ureben bed ®rafen 3o^. Zar-
nomsfi unb beS SBoJemoben ihnita erfldrte Or*
)ed^omSfi, bo^ er ni(^t b^taten merbe, fo lange
er aus 9iom nid^t bie Srlaubni^ erlitten l^be.
2)iefed Sßort mürbe iebod^ ebenfo menig geleiten
mie fein früherer (Sie. Stad^bem erSnbe 1550
bem ®eiftlid^en JhomicH, ber ebenfaüs ben Zöli-
bat gebrod^en, eine feierlid^e C^od^geit auSgerid^tet
fyittt, legte er fein (Sanonicat unb feine fird^Iid^
^eneftcien nieber unb fd^Io^ gfaffatad^t 1551 mit
SRagbalena (Si^üm^ta, einer Xod^ter bed 9urg-
orafen Don ihalau, Dor bem apoftojirten ^rief£n:
^elis Srudger unter bem Subel aDer Sf^inbe ber
Stillt eine ^(El^e". SBifd^of 2))iabuSfi lub nun-
mel^r Orjed^omSfi Dor baS geifüid^e (Serid^t Ser
Apoflat fteUte ftd^ in ^Begleitung mehrerer f^un«
bert Abeliger (nai) Grabowski, StaroiytnoSci,
Erakau 1840, fogar5000). S)er 93ifd^of meigerte
fid&, Dor biefer SJlenge gu Derl^beln, erfldrte
bann aber^ afö Oi^ed^omdfi an bie bösere 3nftan)
appeUirte, beff en Sbe für ungültig unb Derurtbeilte
ibn unter SSerl^öngung ber Sscommunication gum
SSerlufte ber Si^re ut^ bed SermöaenS fomie gur
Verbannung auS ber S)iöcefe. S)er förmenbe $ro-
teft Orged^omSfi^S unb feiner Anbänger in einer
Rxxi^, fomie bie an bie jhalouer Afabemie ge«
rid^tete Apologia eontra Instigatores blieben
unberüdtfi^tigt. Auf ber @Qnobe gu ^etrifau
(1551), beren @eele ber IBifd^of Don Sulm unb
ernannte Sifc^of Don Srmlanb, @taniSlau8 ^ofiuS
(f. b. Art.), mar, mürbe baS bijdjöflid^e Urt^eU
befiötigt (Sid^l^om, 2)er ermlönbtfd^e Sifd^of unb
Sarbinal ^ofiuS I, SRaing 1854, 119 ff.). (Sine
anbere SBenbung nabm Jebod^ bie @ad^e auf bem
SReid^Stage Don 1552. Orgec^omSfi l^tte Dörfer
feineSBittfd&riftan^fl SuliuSlIL (Stan.Oricho-
vii ad Julium Tertium Pontificem Max. Sup-
plicatio de approbando matrimonio a se inito,
Ba8Ü,1551,LipB. 1782)megen93eftätigung feiner
6bc öerbrettet. 3n biefer ©djrift führte er eine an«
magenbe @prad^e, Derbunben mit ber Srobung, bag
in $oIen nic^t unmöglid^ fein merbe, maS in 3ta«
lien ungel^inbert gefd&el^en fönne. Unter ben gabl«
reid^ eingemanberten Sectirem, melc^ ein großer
if^^xl beS Abels gleid^faUS gugetban mar, gemann
1108
Osculatorimn ~ Ofee.
1104
Orjec^otoSfi einen bebeutenben Snl^ang. ^er
Stampf gegen ben SIeruS etfd^ien Dielen ^beugen
tt)id^t{ger olS ber ffampf gegen bie Särfen. Set
Son^tQgSmQtfd^aD SeSgcgQ^gfi, ein offener Steli*
gionSfpöttet, griff bie 93ifd^5fe quFS ^eftigfte an
unb forberte ben jfönig auf, feine iDlo^t mit nie*
monben gu tl^eilen. ÜRit 3ubel tDurbe bie Snfunf t
Or3e(i^on)dft^d begrübt ber in5h)if(i^n oud^ unter
ben IBifd^öfen SSert^eibiger gefunben l^atte. Ütod^-
bent er ein Don i^m DerfogteS ©laubendbefenntni^
obgetegt l^Qtte, mürbe er bid gur Sntfd^eibung bed
apoftoUfd^en Stul^IeS über feine (Sf)t, Dorlöu^g
auf ein Sal^r, Don ben fird^Iid^en Strofen befreit,
^iefe Sfrift »urbe burd^ ben $rima8 S))ier)goto§fi
fMter auf ein toeitereS Sal^r berldngeri S)er
jtönig bemül^te ftd^ in 9iom um bie ®ültigfeits*
erflörung ber (Sf^t, ober $aul IV. mar unerbittlidg.
Orjed^omgfi felbft fud^te ben pöpftlid^en 9hintiuS
^loQf. fiippomano, 93ifd^of Don SSerona, in einer
an biejen 1555 gerid^teten Epistola für fid^ gu
geminnen. Zro^ ber Vermittlung einjetner IBi-
fd^öfe erflSrte biefer, ba| er feine ^oQmad^t l^abe,
bie S^e für gültig gu erflären ; ed mürbe bie Sr«
ffiOung ber Sitte für Slerud unb SoH ein groged
^ergemiB fein, unb bie IBifd^öfe l^ütten lein Siedet
gehabt, Orjed^omsf i Don ber Sicommunication )u
befreien. SIS bieje bann burt^ ben ^rimaS er*
neuert mürbe, entbrannte ber 3om bed ©ebannten
mit aller ®ematt. Orged^omSfi brobte mit bem
Abfall }ur gried^ifd^en itird^e unb Derfagte 1557
bie Dor SoIIenbung be§ Sruded aOerbingS gu*
tüdFgegogene Sd^mSl^fd^rift Bepudium Bomae.
WiS ißaul rv. geftorben mar, fud^te ber gefallene
$riefter auf einem neuen SBege gum 3iele gu ge*
langen, ndmlid^ burd^ ben ffampf gegen bie Srr*
leiste. 9uf ber S^nobe )u SQSarfd^au 1561 legte er
in ©egenmart beS 9htntiud iBemb. 93ongioDanni
ein93efenntni^ feiner Sted^tgläubigfeit ab unb Der*
banb bamit eine glängenbe Siebe pro dignitate
sacerdotü S)ie fjotge baDon mar bie Sufbebung
ber (SscommunicationbiS gur (Sntfd^eibungbed opo*
fiolifc^en @tublS über feine C^e. SuS biefer 3eit
ftammen bie @d^riften Chimaera sive de Stan-
cari funesta Regno Poloniae secta, Cracov.
1562, Colon. 1568; Fricius seu de maje-
state Sedis Apostolicae — Epistola ad Ho-
sium, 1563 u.a. ©eleitet Don ber ^offnung, fein
3iel bod^ nod^ gu erreid^en, unb Dieuei(|t aud^ be*
einflu^t burd^ bie ibm au8 geiftlid^en Reifen ge*
gablten 3a]^re8renten, trat Orged^omSfi nunmebr
DoÜenbS auf bie Seite bed l^öl^em SleruS. S)a]^er
Dertbeibigte er bie @ö^e : 2)er jf 5nig Don $oIen
ifl nur RMq burd^ ben $rima§ ; mie @ott über
bem ^riefler ftebt fo ber ?ßriefter über bem ff önig.
^ud^ unterfteHte er alle feine @d^rtften bem Ur*
Ibeile beS SoncilS Don Strient. S)iefeS Dermarf
}ebod^ am 11. SRoDember 1563 (Sess. XXIV,
can. 9 et 10) bie ^riefterebe unb fe^te ben Zöli-
bat ins redete Sid^t. ®a8 SBerf ffromerS : Ore-
chovius sive de conjngio et coelibatu sacer-
dotum coimnentatio, Colon. 1564, mürbe Don
^apft $iu§ IV. febr gerübmt (t»gL Cid^^
ofiuS II, 371). 3lm mu|te ber elend Oige-
omsfi preisgeben; ber 9bel mißtraute l^in,
bie ^oretifer legten i^n. Stad^bem SRogbobna
ei^ehnSla 1566 im 82. Sebendjabre unter Sucfid*
laffung Don fünf ffinbem geworben mar, folgte
Orged^omSfi ü^r balb, Don Men Derlaffen, on^
Don feinen SBobltl^ütem unb gfreunben, ol^e 9c-
fel^rung im 2:obe nad^. (93gt. nod^ Tarnowdd,
Pisarze polityczni XVI. wiekn I, Krakan
1886, 323; Nowodworski, Encyklopedia
Eo^cielnaXVII, 1891,488-^507; Bnkowski,
Dzieje Beformacyi w Polsce U, Erakau 1886,
76 sqq. ; Brandowski, De St. Orichovii An-
nalibus Polonicis comment hist.-phil., BeroL
1860; Wiszniewski, Hist. lit. pol. IX, Erakan
1840, 274 sqq. ; Th. Wierzbowski, Biblio^
phia Polonica XV. ao XVI. saec., Warsaviie
1889 ad 1891 ; Erzesiäski, St. Orzechowski,
93iogr. @figge, Posen 1898.) [6. Sübtfe.]
Osculatorlum, f. griebenSfug IV, 2021.
0ftt (^p'irt, Au(7i^, 'Q<rri£), im SIten Zeflameiit
1. ber trübere !Rame Sofue^S (5Rum. 18, 8; ogL
93. 16 ; PhilO; De Dominum mutai. [ed. Mang.
1, 597]). — 2. Ütame eined ep]^raimitifd^€tani
meSbaupteS gur 3eit S)aDib8 (1 $ar. 27, 20).
3. S)er @o]^n (Sla'S, ber legte ffönig beS nM^
tid^en 9leid^e8 (731-722). ßr marb burd( die
93erfd^m5rung gegen %f^xon unb Seben feinet Sk»
güngerd ^b^^cee auf ben Xl^ron erboben (4 SS/l
15, 30). ^i^actt nömlid^ mor entftoben, aß ba
©rogfönig Xiglat-^ilefar auf Sitten bed IMtdg»
Sd^ag Don 3uba gegen SSrael berangegogen looi,
unb marb auf ber Sflud^t Don feinen Seuten o*
morbet. %n feine ©teile marb Ofee Don bem 9(ff!)m
gum ffönig eingefe^t unb blieb Slff^rien treu, W
im 3. 727 ©almanaffar IV. auf ben aff^rif^en
Sbton gelangte (SBindfler, ©efcbid^te IBabpIonienl
unb Slff^rienS, Sei})gig 1892, 230). a)a er aiet
ingmifd^en am ög^pttf^en ff önig @o ober @atao
eine möd^tige @tü|e gefunben gu l^ben glauit^
Dermeigerte er bem Sfft^rer ben Sribut (4 PIta.
17, 4); biefer gog alSbalb l^eran unb begam
@amaria gu belagern. Sad Snbe ber IBelagenmg,
meldte brei 3abre bauerte, erlebte @aImana|for
iebod^ nid^t, benn im 3. 722 marb er Don bem
Ufurpator Sargon getöbtet. Segterem gelang el
fel^rbalb, Samaria gu erobern; Ofee mürbe ae>
fangen genommen unb in'S ©efängnig gemor^
unb Derfd^minbet bamit au§ ber @(efd^i^te (4Mn.
17, 6).
4. ®er ©obn 93eeri'8, ber erfie unter ben fogen.
fleinen gJropbeten (Of. 1, 1). S3on ben gebe««-
umftönben biefed SJianneS i^ menig mebr bebnmt
als ba^ feine SBirffamfeit ftd^ Don ber S^t JetO"
boamd n. an minbeftend über 56 Saläre erftreAt
unb ba^ er ein Slngeböriger bed n5rblid^en 9lei4rt
mar, meld^eS er ftetd (Spl^raim nennt SBofi
Ofee mäbrenb biefer Seit feinen Stitgenoffen
immer Don 92euem mieberbolen mugte, ifl in ben
14ffapitetn feineg 99ud^e§, meldte fid^ leidet in gttet
05
Oflanber.
1106
ee (1, 1 H9 8^ 5 unb 4, 1 bis 14, 10) serlegen
, fibermtli^ bargeflellt : efi ift bie Stüge unb
mal^imng totqfn Sßgdtterei, Unjud^t Ungerec^-
ifcit tmb ^fameigung )u SffQtten, fomie bie
tofyma bet Strafe burd^ ^fj^rien. 2)ie 3u-
rnmcnfbeHimg ijl )um X^eil (jfap. 1 unb 3)
ofoifii^, fonft aber poetifd^ gel^alten. SDed ift
it dufieriter ftürje gufammengebröngt, aber mit
i|etotbentIU^m Keid^tl^um fül^ner bid^terifd^er
nfd^auung unb mit einer großen gfüDe fid^ {lets
Angenber tBilber gepaart, fo bag tro^ t<^meren
nb Vn^tett VuSbrudS baS 9ud^ Ofee'S 3U ben be-
nitnbjien l^ebrfttfd^en Siteraturmerlen gel^ört. (S3
flfitt ober au4 toaS baS IBerftänbni^ betrifft,
iben f d^mierigfkn Wbf d^nitten ber l^eiligen @d^rif t,
ob man borf hierfür mo^I bie @(^Iu^h)orte an-
ptten: Qnis sapiens, et inteUiget ista? in-
keDigens, et seiet haeo? (Of. 14, 10.) ®on}
«nötiger SBeife aber l^at mon eine Schmierig«
Min berSrjfil^iung ber beibenSorgönge audbem
Stoi beS $ro))]6eten gefunben (Of . 1, 1 bis 3, 5),
Mut M fQmboIif(^e ^anblungen felbft ben SDBertl^
efaRi ^rebigt an bie 3eitgenoffen l^atten. 'Jlaä^
bn SReinung mand^er SrHörer foD @ott ber ^err
liampd^gen unb e^ebred^erifd^en Umgang nid^t
Hol geflatten, fonbem fogor mit Sufl^ebung beS
Xotogefeled befel^Ien. Mein Ofee erl^ölt 1, 2
m bm Auftrag, mit einer getoefenen Sul^Ierin
(iK lE^ )u fd^Ue^en, f o ba^ feine fünftigen ff inber
flu fomicationuin l^et^en mfiffen. S)a l^ierbei
Ki^t on 8fortfe|ung ber frül^em @änbe gebadet
VKÄen fami, fo fou bie (S^t bem iBoIfe bie bop-
|x& @d^be fomol^I feines frühem UnbanfS
<A {einer ie|igen Unbugfertigfeit Dor Sagen fül^-
tm Ofee ge^t bie ßbe ein, unb bie nunmel^r
titoe (Sattin gebiert ibm IKnber, beten Don ©Ott
«tegebene Flamen @otteS Sbfid^t, SSroel ^u
jlnifen, auSbruden, mö^renb er ftd^ Suba'S er-
kmta miH. S)er gan^e IBorgang mirb Don ®ott
W hl ^od^poetifd^er Stebe gebeutet : 3Srael ift
mtcS ungetreue ^raut, bie {id^ ber geiftigen Un>
ii^t, b. 1^. bem ®5^enbienft, l^ingegeben l^at ; nur
Dom eS )ur feufd^en (Sf^t mit feinem ^erm jurüd«
(eH forni es f ein ^txl für 3eit unb (Smigfeit
»Wm (Aap. 2). 3u neuer grmal^nung erl^ält Ofee
tai 9efebl, eine il^rem 3Ranne ungetreue, alfo
«i<M«ifc^ 9lebengattin (f. b. Srt. ffebsmeib),
im boS ®efe| eS erlaubte, burd^ ffauf an fid^ gu
Wngm unb \f^x burd^ feine Obl^ut bie gfortfe^ung
itm 6ünben unmögtid^ gu mad^en, bis fie bur(|
4te 9efferung bie e|elid^e ©emeinfd^aft mit il^m
Wteit bat 2)aS 93ilb joa 38rael fagen, ba^ eS
0^rengi5fe unb poIiHfd^e @elbftänbtgfeit bleiben
Mtb, Ms eS {td^ ber ®nabe ©otteS mieber mürbig
pod^t %at hiermit ift jjebe Sebenflid^feit in
Sqog auf bot 3nbalt ber Sarftellung gel^oben.
w mertnmrbige iBud^ ift ebne S^^eifel fo, mie
IMEt tNnrRegt, Don Ofee felbft Derf agt; bieg geigt
er «ebraud^ ber erfien ^erfon 8, 1. SBaS möl^-
ib einer meb^: als fünfgigiöbrigen Sb^tigfeit ge-
eUgt iDorben, b^tte überhaupt Don einem Snbem
in fo inbiDibueOer SDBeife nid^t )ufammengefa|t mer«
ben lönnen. 2)aS 93ud^ Ofee mirb im 9teuen Zefta-
ment befonberS oft angeführt (9Rattb. 2, 15; 9, 18;
12, 7. Suc. 28, 80. SRöm. 9, 25. 26. 1 gor.
15, 55. 2 ®or. 9, 10. §ebr. 18, 15. 1 $etr.
2, 10. Offenb. 6, 16) unb 9t5m. 9, 25 auS-
brüdflid^ als infpirirt begeid^net : ber 9ngmeiflung
ber mobemen flfritif ift eS burdQ feine gar )u fiarl
auSgeprögte Originalitöt entgangen, (^gl. 6im*
fon, 3)er $rop]^. f^ofea erfl. utü) überf., ^mb.
unb @otl^a 1851 ; 91. @d^oI}, gomm. )um%ud^e
beS $rop^. ^ofeaS, SBürgburg 1882 ; Enaben-
bauer, Comment«. in propb. min., P. prior,
Parisiis 1886, 19 sqq. ; Comely, Eist, et crit.
Introductio in Y. T. libros sacros U, 2, Pa-
risiis 1887, 528 sq.; jfaulen, (Sinl., 3. 9uf(.,
gfreiburg 1890, 402.)
5. Stner ber @tammeSfürflen, meldte gur
Seit 92ebemiaS' bie Urfunbe beS mit ®ott neu
gefd^Ioffenen tBunbeS untergeid^neten (2 Ssbr.
10, 28). * [ftaulen.]
0fianbtt ift ber 9!ame einer mürtembergif^n
lutferifcben Sfomilie, auS ber eine Steige mel^r ober
minber berDorragenber Z^eotogen l^erDorging. SS
befielet menigfienS bie ÜRutl^magung, bafi biefe
^fomilie ifibifd^en UrfprungS mar unb ba| etum
ber ®ro|Dater beS SlnbreaS OJtanber (f. u. 1) fid^
bat taufen laffen. iBet ber (Selegenl^eit ift ibm
bann DieOeid^t ber 9tame Ofianber (f. D. m. t^eilig-
mann) gegeben morben ; bod^ mirb ber 9{ame Don
9(nbem als ^alb gräciftrte Umbilbung beS beutf d^en
^ofemann (§oSanberIe = 5>oS«9lnbreaS) erflärt.
— ®aS befanntefie ©lieb ber gfamilie ift 1. an-
breaS Ofianber, fomol^I megen feiner ^ieue*
rungSbeftrebungen in 9lümberg olS megen feiner
faft ununterbrod^enen ©treitigfeiten mit anberen
Xb^ologen. 6r mar geboren am 1 9. 2)ecember 1498
gu ©ungenl^aufen an ber aitmübl atS @obn eines
@d^miebeS, ftubirte gu Sngolftabt unb empfing
im 3. 1520 bie ^rieftermeibe gu SWmberg. ffiort
mirfte er gunöd^ft als ^rofeffor ber l^ebröifd^en
Sprad^e am SlugufKnerflofter, lieg fid^ ober 1522
gum tutl^erifd^en ^rebiger an @t. Soreng mad^en.
SSon ba ob arbeitete er atS einer ber erfien Sd^üler
Sutl^erS, feinem Sebnneifter burd^ Stafd^b^i^ t)eS
Temperaments unb burd^ bie ©inneSmeife f ebr nobe
Dermanbt, an ber Ausbreitung ber Steuerungen in
SRümberg (f. o. 569 ff.), gr galt alS einer ber
lenntnigreic^fien SSertreter ber lutl^erifd^en fiebren
unb erfd^ien bober aud^ bei ben ®efpröd^en gu
Sd^mabad^, SJtarburg unb SBormS, fomie auf
bem SReid^Stage gu SBormS. 3nbeg gerietb er balb
mit feinen gteunben in 9lämberg (Sd^Ieupncr,
©tödCel, Sinf u. %.) in örgerlid^e 3«tmürfniffe.
®en näd^flen Anftofe gab bie neue ftird^enorb-
nung, meldte Ofianber auS Auftrag beS SRatbeS
im 3. 1531 aufgefteüt b^tte unb meldte Don feinen
Kollegen Döllig Dermorfen mürbe. Statt ibrer
entworfen bie genannten TOänncr eine neue, meldte
gum nid^t geringen SJerbruffe OpanberS Dom
d^atbe beftötigt mürbe, ^on nun an trat Ofianber
1107 Ofia
oegcn bit ttngtfii^rtcit Senbtntngot o^ unb
Obmoffi tx früher [elbfl für bie Sfiiiiittffung b«
SStii^te unb für bie ginjü^rung b« aflgtmeintn
tÄbfoluttoit fltroirtt ^Qtte, ]o faiäi «iej)t btt nQ-
getncinc Itifolution gottlos, nictit tn @Dtte3 9[ßod
Scgifinbtt, geeignet nui füi „Suben unb iSi^SIIe" ;
ggegcn forberte er bit befonbere Slbfolution burc^
eintn ©et^i^en aiS imtfitDenbige !9ibingung }ut
©ßnbcnsetgebutiQ. ^termiS entfponn fid) ein ^tf-
tign flonjelttitg, gegen tnel^en ein sitchot bt3
9ä%9 nichts auStiditele; auä) ein dor ben SBitten*
betget X^eologen eingeleiteter !Berf5^nungSuerfud^
fntd)lete auf bie Siauet ni^t. 3)tefeB utib bie
SBo^mel^mung , ba| bet religtäft 3iiP<inb beS
SioIfcS ^ic^ immer me^r Dtri(!^linimcrtt, bewogen
Oftanber, feine Snllaffung ju begeliren. Si lie|
ficb erp jum bleiben betDegen, nailibem er anSBeit
3)fetrt^ (f. b. 3rt.), einem @$itl« Sut^erS, einen
DDTtreffli^en Sollegen erl^Iten ^atte. Snbejfen
6ia4 ber Streit über bie Sbfolution Don SIeuem
auB; Ofüinber machte ben anberen ^bigem
feine gelinben S!ont)iirfe unb gab ber Senmrfung
ber ^ßriOatobfoIuKon bie Ömiptfil^ulb an bn über-
ßiitenben ©itfenBerberbni|. 3)eit ^ittüi^ ftimmte
i^m nur ^a\b jU; ber @treit über btt SbfoIuttonS'
form boueite fleben Sa^ie fort unb mat^tc baS
gefpannte iOei^ältni^ gloifi^en Ofianber einerfeitS
unb ben ülirigen $tebigem unb bem Statte Diürn°
btrgS anbererfeita immer unerlrägliif)et. Stuft) bei
Sut^er unb 3nelan(^t^on, toel^e bem gei^g ^er-
oorrogenben Ofianber bisher i^re Slnertennung
oft auf fctimeic^el&af te 3Bti[e auBgebrürfl Iialten, er-
regte bo(^ balb OfianberS oHju fefiiftönbigeS unb
KiÖneS luftrtten einigt Unjufrieben^eit ■ befonberä
benagle p*^ TOelanc^t^on, bafi Ofianber an ben ,
nadd feiner <l))einung fo gut abgtrunbeten Dog-
men JU rütteln mage. ®em ganjtn 9IbfoIutton§- '
ftreite lag übrigens bie etgent^ümli<^ ^nfic^t
OfianberS bon ber Sieifittertigung ju @runbc.
üikilirenb bie übrigen lut^erif^tn S^eologen bie-
felbe in ber ünre^nung ber ^erbienfie ßfiri^i
fanben, mar OfianberS anficf)t, bog jie burii^
bie innigfte Sereinigung ber fubfionttellen ©e-
nc^tigttit ®olleS mit nnferer Seele gef^e^ie. gr
ftü^te ^äi auf bit Sßorle beS Sßroptieten 3erf
miaS(23, 6): „3)er §trr unftre ©ere^tigfeit."
^aä) Ofianber nämlic^ lebt ber 5D!enf4 burd) bnS
weftnllic^e Seben ©olteS, unb er liebt ©Ott nur
burcd bit wefenllic^e Siebe, bie biefer ju fld^ ftlbft
i)al. (Sbtnjo finb mir gerecht bur^ bie effentiette
©ered^tigtcit, bie [\äi unS mltt^eUl, unb burrfi bie
©ubftanj beS incamirten SlBorteS, baS in uns ift
burdd ben ©lauben, burc6 boS SBJort unb bur^
bie ©acramentt. ©eitbem man nun mit bet^efl-
fltDung ber lugSburger Sonfeffion umging, bot
Ofianber aflt ffraft auf, um btefer fetner Se^re
Doilflänbige Slufna^me gu fiebern, unb ju ©(^mal-
(atben certfieibigte er biefelibe Sui^er gegenüber mit
einer ffü^^tit, über neli^t man ftaunte. allein
man butbete baS, tottl man ficd fii^eult, neuei
nbec. 1108
I ©treifigteiten bei einer Sßntei ^nDonunifai, bei
ber Ofianber burc^ fein ffiiffen eintn fo bdxute»
I ben iRang einnahm. 3ubemqotteOilanber,lsdi^
bie Safelfreuben überl|au))t lidte, baS befonbot
I Talent, Sut^er bei Xif^e gut jnunta^aQm, Demi
I aui) feine ©dgtrje nii^t felttn bie Si^nHden ber
S^rbarltit unb ©otteSfuti!^ bun!^ 1IRi{tbian4 tNn
©d^riftteslen flberf^ritten. ©tgra bie mtga
9iümbergei Sleformatoren trat Ofianber mn fo
heftiger auf, [t eifriger biefe be^bt uwren, mt
ßat^olifc^e tDegjuräumen. SÜett SittrU^ mOtt
bie Orbination ber ©tiftlid^en bun^ fifinbcan^
legung abgtfc^afft mifftn, Ofianber l^ult biefd
üu|trt 3eit^ für utfentlic^ unb no^toeiAig;
au^ bie lat^oltf^e St^rt Dom 3ße^>fn mib btr
XranSfubpanttation fui^tt ermbglid^fi feftui^oltn
unb Derfoc^t biefelbe Dor ©tiftli^ uüb &rin
tciber Sut^erS auSfaOe auf bie ,3BinteIine|'. IB
im S- 1530 in ülümberg bie no^ ÜtibtiidlaK
beutfc^ HReff e o^ne eommunicantcn abge^ m»
ben foHte, hintertrieb eS Ofianber (ogL SüSiu^
3>ie Stcfonnation U, StegtnSb. 1848, 9i ff.). »
lanc^t^on ritt^ feinem @<^üler Sittric^, bieSi^i
bur^ ©(gütigen ju Dertufd^tu, bcmi man f^odt
es, Ofianber noi^ mtfir ju rttjtn. (Segen ben SbiQ
gu Nürnberg, btr mirfli^ eine tiriJ^IiÄe Xipnnn
üble, fftrc^enbienerein'unbabfe|te,eiferteOfi»
bei forlmä^ienb, unb bierin ftimmte 1^ fein fliilti
mit i^m jerfaQener SoIIege SÜetri^ bri. Uita
biefen JTämpfen lam baS betanntt 2lnterim 1)em
unb marb auc^ in Dlümbtrg tingeffi^ Salb
nac^ beffen ginfübrung oerliefe Ofianber bie|e
©tabl, D^ne ^bfc^ieb gu nt^mtn, unb ging nii^
SßreSlau. Sodb fügte mau i^m au(^ noc^, a
^abt ^iümbtrg ni^t btS SnttrimS mtgtn Dtrlaffn,
fonbtm auS g^uri^t tor neuen ©treitigftittn BMgtn
bcS barin tnt&alttnen SlrfilcIS ü6tr bie SRtfft —
Sion Breslau auS ^il)mi Ofianber bem ^a^t
^Ibre^t Don $rtu^n, bag i!)n bie SigemnS^üg-
leiten beS Üiümberger SRotbeS in relluiöfen "Simm
betDogen gälten, bie ©labt gu D^ffen; er Ml
bemuQ^ bem^ei^oge feine 3)ienfte, auf b«in$ie'
bigtftuljle ober mit Sechoutn an ber UniMrfität' an.
yfiiret^t ernannte ilin jum Sßf arrer in ber 9It{liH
JU flanigsberg unb gum $rofeffor ber X3)tsio^
bafelbfl (1549). 2fm 3- 1551 tourbe er aaät
iOictfiiäfibent btS famlünhif^en SBiSt^umS. ^
©unfietmeife erflörtn fid^ Iti<j^t aus bem Sinjbi^
neigen Ofianber bei ©eltgenl^eit beS 9tei(||ibigtt
Don Üiümberg (1522) auf 91l6rec^t gemonneu W*
(f. b. in. aibrecbt I. 450). Sßreufeen 5attt betrti
fein lat&olifi^eS iälngefiii^t Berloren, al8 Ofinnbir
feine aBirffamTeit in flönigSberg begann uiu) biift
mit gemo^nler &ef tigttit feine ^Dleinungen iron bs
©ottebenbilblicbteil unb SRe^tferHgung beS äRn-
fi^en oon ber Äanjtl ^erabbonnertt. ©olb ^
er bie UniDerftlät in Königsberg in jyiarnm« p-
fe{|t unb ben nai^ilim benannten Ofianbrif^n
©treil angeregt, befftn Snbe et nit^ erlebte.
Ser Steige mä) gerfiti er mit fafl allen onbem
©laubenSntuertm (BgL b. StH. SBteug ü, 12S9,
1109
DfiuS — DSnabrüi
1110
E^cnmil; aReniuS VIII, 1253), am l^eftigfien aber
MK feine gfd^be mit aRörlin (f. b. 9lrt.). ber i^m
m S>eri^ xAifi nad^ftonb. S)er Streit breite
t4 ^it|rtfdd^i4 um bie Seigre t)on ber Ste^t-
ectigung (f* ^- ^^0 unb bauerte nad^ OftanberS
tobe (1 7. Odober 1 552) loeiter fort bid gum Saläre
1567 (f. b. 9rt Corpus doctrinae 5, ob. in,
L113 f.). Serfolgungen t)on ^nl^öngem Oftan-
«f fönten nod^ fp&ter Dor. — Sie @d^riften
InbreoS Ofianberd finb gum großen Xl^eil ®t'
egenl^cUfierjeugniffe ouS feinen jtämpfen gegen
ioi^Iifd^ unb )m)tefiantif^e ®egner. äBid^tiger
hib feine SemiU^ungen um ben SBibeltest, inbem
X bie (atetnifd^ Sulgota tl^ild ben ®runbtei^en
^Häß )u conf onniren, tl^tö ber geprtef enen Ueber-
ie|iuig beS SrodmuS )u n&l^em f ud^te ; Srftered
Ipot er in ber Slümberger SSulgata Don 1522,
2c|tned in ben Harmoniae evangelicae LL. 4,
BasQ. 1537. 0BgI. äBilfen, OfianberS geben,
B^cen unb S^riften I, @tralfunb 1844 ; mbütx,
IdffcoSOfumber. fiebenunbauSgemöl^IteSd^rif-
tm [Seben unb audgemäl^Ite @^riften ber IBöter
lA Segtünber ber lutl^erifd^ JKrd^e Y], Slber-
|db 1870.)
2. SncaS Ofionber, bed SSorgenannten
Sol^ roaä> geboren }u 92fimberg im Secember
1524 nnb ffatbirte ju 9{amberg unb j}5nig8«
bog. (Er l^otte Don feinem IBoter bod Xolent, aber
ai4 bofi l^od^fal^renbe äBefen geerbt. Sein erfier
italbemf eröffnete fid^ i^m im äBurtembergi«
Mn. 3m 3. 1555 marb er 3)taconu3 in ®bp-
Iteam, 1557 Superintenbent unb Stabtpfaner
pi lilmibeuren, 1562 Pfarrer gu @t. Seonl^arb
nb 6peciQl*@u))erintenbent gu Stuttgart, 1567
Coxfifloriolrat]^ unb ^ofprebiger bafelbft, 1596
At^Sbelberg, (Seneralfuperintenbent unb 9lf«
kffor ber SBurtembergifd^en fianbfd^aft. 9113 bie
3ibni in'd fianb aufgenommen merben foUten,
jNtOfianber bagegen; er fiel bal^er beim ^tt^oc^
nltngnabe unb !am 1598 ald pastor honora-
rias iaä^ Solingen. !Rad^ Serlauf einiger 3a^re
innfte er jiebod^ mieber nad^ Stuttgart gurüd!»
^jim, m er 1604 fiarb. Seine ©eifteSfä^ig*
U bemieS Oftanber bei mel^reren SteligionS-
Wlf^fyn, fo gu 9RauIbrunn 1564, gu SDtömpel-
•ni 1586, gu ategendburg 1594; au^ toax
s M ber 9[bfaf[ung ber Soncorbienformel mit
4% Sucad Öfianber »erfaßte einen SluSgug
Ol ben fogenannten SRagbeburger Senturien
tt b. Hrt. m, 9 f.), um biefem SBerfe eine mei-
kie Verbreitung unb einen leidstem f^Iug gu Der«
NMfnL Son feinen übrigen Sd^riften jtnb gu
alpinen: Biblia latina, ad fontes hebr. tex-
tos emendata, cum brevi et perspicua ex-
poaitione fllustrata, Tubing. 1578—1586,
7 TolL ; Institatio Christ, refigionis, Tubing.
1576. 1580; femer eine ^njal^I Don Streit-
ibiften unb $rebigten. 9ud^ um ben proteftan»
ifdlcn Cl^oralgefang mad^te er ftd^ Derbient burd^
k fierauSgobe einer Sammlung unter bem Xitel
finnig geiflli^e fiieber unb $falmen . . . aI(o
gefegt, ba^ eine d^riftlid^e ®emein burd^uS mit«
jlngen fann. iRümberg 1586. (Sgl. Fischlin,
Memoria theolog. Wirtemberg.I, Ulmae 1709,
146 sqq. ; Stoä^, (Sefd^id^te bed ffird^enlieb« unb
Jtird^engefangS II, 8. Slufl., Stuttgart 1867,
358 ff.)
3. Sucad Öfianber ber Süngere, ber
Sol^n beS Vorgenannten, nnir geboren }u Stutt-
gart (1571) unb !am nad^ Derfd^iebenen anberen
^nfteOungen im 3. 1612 nad^ SBebenl^ufen unb
1616 nad^ aRaulbmnn ald mt, nnirb fttrftlid^
9tat]^ unb ® eneralf uperintenbent ; 1618 mürbe er
^rofeffor ber Xl^eologie gu Xfibingen, tt)o er 1620
aud^ ftangler ber UniDerfität unb tropft ber bor>
tigen IKrd^e marb. Sr ermied fid^ als Siferer
miber bie Sefuiten, Steformirten^ SBiebertöufer
unb Sd^menffelbianer, unb mar ein l^eftiger fßtt»
fed^ter ber lutl^erifd^en UbiquÜatdlel^re (f. b. Slrt.)
unb ®egner Sol^ann Slmbtd (f. b. Slrt). Seine
Sd^riften merben bei Fischlin 1. c. II, 48 sqq.
auf gefül^rt. (IBgl. gum Sanken nod^ öligem, bei^d^e
95iogral)]^ie XXIV, 478—496, mo aud^ bie an-
beren bebeutenberen SRitglieber ber tJf^^milie be*
^anbelt fmb.) [5)üj.]
0^18^, f. ßopuS.
^MoihrftA (Of enbrägge), Stabtinberpreuli«
fd^en $roDin) ^annoDer, an ber £»afe in einem
frud^tbaren Xl^ale gelegen, mit Dier p5nen mittel«
alterlid^en JHrd^en, moDon gmei ben Äatl^olüen unb
Smei ben ^roteftanten übermiefen finb, unb 41 000
Sinmol^nem, Don benen ein 2)rittel fatl^olifd^ iß,
marb aud einer f öd^ftfd^en Sultft&tte Don ftarl bem
@roBen 772 su einer frönfifd^en amfjton8an{}aIt,
im f olgenben Saläre }um Si^ eines SBiStl^umS er-
l^oben unb erl^ielt bei le^terer IBeranlaffung eine
geleierte Sd^ule, meldte nod^ l^eute unter bem 9ta«
men G3rmna8ium GarolinumalS bie öltefle Schule
in 3)eutfd^Ianb fortlebt. 3)ie Stiftung marb bem
% $etruS, f omie ben p. SriSpin unb SriSpinian,
bereu ©ebeine Statt ber @ro|e baf elbft nieberlegte,
gemeint unb Don Seo m. beftötigt. S)aS ber SRetro-
pole Stbln gugetl^eilte IBiStl^um erfhedHe fld^ über
baS gan^e Sanb jmifd^en ber ßmS unb ber t)unte,
fomeit eS d^riftlic^ mar, mit Sbgug alfo beS an
ber 92orbfee gelegenen SanbeS, meld^eS fpöter baS
IBiStl^um Bremen bilbete, unb OftfrieSlanbS, mei-
nes )um münfterifd^en SiStl^um gel^örte. So mar
ber Sprengel Don OSnabrudE, mie ber öltefte, aud^
ber größte beS ganzen SBeftfalenlanbeS unb um-
faßte au^er feinem l^eutigen Seftanbe gro|e StredEen
ber je^igen S)i5cef en SRünfter unb ^aberbom. Sa
baS neue IBiSt^um in erobertem fianbe gegrunbet
mürbe, meld^eS erfl d^riftianiftrt merben foUte, fo
fonnten gu beffen 9e|lanbe nur bie 3^^nten an-
gemiefen merben, ein Umftanb, meld^er fpöter
ben SBifd^öf en Dielerlei Sd^mierigfeiten unb jfömpf e
(baS ^meil^unbertiö^rige fogen. bellum diploma-
ticum Osnabrugense) bereitete; bod^ fam fe^r
balb bie äBalb» unb SBilbgered^tigfeit l^inju, unb
bte fpöteren J?arolinger fomie bie föd^ftfd^en ^aijer
bemiefen bem IBiStl^um il^r äBol^lmoHen burd^ reid^e
1111
Odnairäd.
1112
IBergabungen au^ an Uegenben (Srunben. Sie
ältefie ©efd^id^te ber Stdcefe OdnobrudE tarn nid^t
D50tg oufgel^eUt loerben, loeti Don ben Urfunben,
aus benen jlc gefd^öpfi toerben mu|, mand^e für
unöd^t gel^alten merben. Sid^er Vfl, ba| ber erfie
Sifd^of SBil^o l^iel, ba| er ein Sfriefe unb ba| er
ein @d^üler beS 1^1. SBonifatiuS mar; er ftarb im
3a^re 804. Sluf il^n folgte bid 833 2. SRegin-
l^orb ober SOteingo), auf biefen 3. ®odtoin, ber in
bem Streit jtotfd^en Submig bem gfrommen unb
beffen @5]^nen gegen ben jtaifer |ßartei nal^m unb
beilegen nad^ SubtoigS äBiebereinfe^ung 834 gur
Suße tn'8 JHofter gfulba gefd^idH mürbe, ^ier lebte
er nod^ bis 866. 3)aS Sidtl^um blieb Dorerft un-
befej^t, bid Submig ber 2)eutf(j^e bem 845 aud
@d^h)eben Dertriebenen Sifd^of 4. ®o§bert ben
@tul^I t)on OSnabrüdE anmied. Sr fag auf bem«
felben Ud gu feinem Xobe 874, morauf il^m
5. Sgbert, feit 868 Soabiutor ®odbertd, folgte.
2)erfe(be regierte bi9 885; fein 9tad^f olger mar
6. Sgilmar bis 918. 2)iefer geftaltete bie bis-
herige einfädle ^farrürd^e gu einer mürbigen Sta»
tl^ebrale um unb ift bur^ einen SBerid^t an $a))f}
SUpfyxn TL. ber erfie ® efd^id^tfd^reiber t)on OSna«
brüd! gemorben. Seranlaffung gu biefem Serid^t,
ben er felbft Querimonia nennt, gaben bie in-
gmifd^en entftanbenen jtlöfier SorDep unb ^erf orb,
gegen beren Uebergriffe er feine S^^ittgered^tigfeit
mit Sntf d^iebenl^eit vertreten mugte. Sbenf o mu^te
er gleid^ einigen feiner SSorgänger bie bifd^dflid^en
Sterte gegen bie t)on ben jtarolingem befteüten
@augraf en unb ^ergöge maleren, bis jtdnig tlmulf
auf bem Steid^Stage gu Xribur 895 il^n gegen bie
lBeeintrö(^tigungen feiner Siedete fld^erfteUte. Unter
ben folgenben Sifd^öfen Derbienen befonberS ge«
nannt ju merben 7. ©obo I. (921—952), ber bie
neue jKrd^e gu Sofelol^ einmeil^te unb auf faft
aUen beutfd^en S^noben feiner Stxi als X^eil-
nel^mer erfd^cint;'8. ®rogo (952 — 968), ber unter
ben OSnabrüdEer Sifd^öfen einen l^erDonagenben
^Ia| einnimmt, meil er unablöffig bemül^t mar,
bie iRed^te unb ^rtDilegten feiner j?ird^e gu ftd^em
unb gu ermeitem. S3on j?aifer Otto I. ermarb er
für SBiebenbrüdf 9Karft«, Sott« unb 9Jlünjgered^-
tigfeit, meiere OSnabrüdt f^on 888 erl^alten l^atte,
für feine ffird^e aber enbgültig ben Dielbeanfprud^ten
Sannforft, ber in meitem Jhetfe baS OSnabrüdter
fianb umgibt. Sie le^tere Srmerbung mar be|«
megen ^od^bebeutfam, meil fte in ber ($foIae bei
Srmerbung ber @augraffd^aften (1225) ben ®runb
für bie bifd^öflid^e SanbeS^ol^eit bilbete. 9. Subolf
(968—978), ein Sermanbter unb frül^erer Äanjler
Otto'S I., ber nid^t meniger bemüht mar, bie Siedete
unb ben Seftk beS SiStl^umS gu maleren unb gu
meieren. Siefem Sifd^of mirb neuerbingS (Dgl.
^l^ilippi, OSnabrüdfer Urlunbenbud^, OSnabrüdt
1892, 1, ginl. XVI) eine fjülfd^ung ber Se^nt-
urfunben gur fiaft gelegt, meiere man frül^er
Senno II. imputirte; bamit ift aber !aum gu Der«
einbaren, ba^ in bem betr. 3(^ntftreit bie Sntf d^ei*
bung gu Ungunften SuboIfS erfolgte; 13. 3:^ietmar
ober S)etmar (1008—1022), nad^ geitgenöjfU
f d^em 3^ugnig einer ber geteuften SRftnner feiäei
3eit, ber Stifter ber ffird^ unb beS CoOe^
ftifteS @t. 3o^n, fomie ber Siblio!^ an bei
S)om!ird^e, in meld^er gegen fifai^ig Sfid^m
feiner ^anb l^errül^rten; 18. wt trielgenamdi
SBenno H. (1068—1088, f. b. «rt): 19. Sfan^
quarb (1088—1093), ber nod^ mentgen Satin
mieber in fein J?Iofter SorüeQ gturädRe^, meS er
bie föniglid^e SBeftötigung ni(|t erlangen (omdc;
20. SBibo, unter bem bie Somfird^ abbromie;
unb 21. 3ol^anneSL(1101-1110X berfielmi^
bie ie^t nod^ befiel^enbe romanifd^ ^eüerbofifih
erfe^te; 22. ©ottfd^aß Don Siepl^olg (1110 M
1118), ber erfte ^ifd^of, beffen SfomUienMmp
befannt if}; er bemal^rte unter ^nrid^ Y., oIn
meid^enb Don beiben IBorgängem^ bem ^ßapf^ ^
Xreue unb mugte be^megen fein Sanb bta Set^
l^eerungen beS ^5nigS preisgegeben fel^ €eii
92ad^foIger 28. S)iet]^arb (1119—1137) ttiar ber
erfie SBifd^of, meld^er feinen @i| auS freier So|(
beS SIeruS unb ber ÖRinifterialen einna^ nA
tro| mangeinber faiferlid^erSeftätigungbe^aiiiH
tete. 24. ^if d^of Ubo erneuerte bie Don Semu) EL
auf bem ©ertrubenberg Dor OSnabrfidE vAcak
Rxxfy, mit meld^er 25. $l^ilit>p, (Staf Don
ettnbogen (1141—1173), baS Don il^m
SBenebictinerinnennofter Derbanb. Skfer
meierte mit flarfer ^anb ben Uebergriffen ndi
Ungered^tigfeiten, meldte ber Sbel beS 2ailM H
erlaubte, beenbete aber burd^ gütlid^ SergUj
bie etreiUgfeiten, meldte faf} 200 Solare gmif^o
bem SiStl^um einerfeitS unb ben e^emten Vbfm
SorDe^ unb ^erforb anbererfeitS fd^mebten, üb
mad^te aud^ ben Sonflicten gmif d^en bem2)omca|xU
unb bem Stift @t. Sol^ann begüglid^ ber &äß
forge in OSnabrüdE burd^ 9luSgIeid^ ein frieb'
lid^eSgnbe. 26. «molb (1173— 1191) fc^IoSM
im 3al^re 1189 bem unglüdtlid^en Jheuggug ^m
xxifi Sarbaroff a an unb fiarb Dor Scco 1190 ob
ber $eft. ^uS ben folgenben Sifd^bfen flnb noii
gu nennen: 27. ©erwarb Don OIbenburg«9BiIb(8-
|aufen, ber in ben @treitigfeiten gmifd^^l^tfilf
Don @d^maben unb Otto IV. bie ^rtei bei et»
ftern ergriffen l^atte ; er mu|te begmegen Dor ben
garbinallegaten beS $a))fteS unb bem (Srgbif^pf
Don Stbln gu ®unften feines SomcopitelS unbfei^
ner Sel^enSIeute , meldte gu bem melfifd^en flttifer
gel^alten l^atten, eine bemütl^igenbe SapituIatioB
unterfd^reiben. Sr mürbe 1210 gum SqüfiM
Don ^Bremen poftulirt, fornite aber biefen Si|
nid^t fogleid^ einnel^men unb erl^ielt belioegn
Dom ^apfi (Srlaubni^, baS SBiStl^um OSnoMl
bis 1216 beigube^alten. 28. Slbolf Don ZcfBei-
bürg, ber als ^eiliger Derel^rt mirb, fd^uf voSSp^
ber ad^t 3a^re feiner ^Regierung (1216—1224)
eine Steil^e Dorgüglid^er Sinrid^tungen fomo^ in
ffird^enregimentalSinberSanbeSDermaOimg. Seil
92ad^f olger 29. Engelbert L DonSfenburgtooiboIl
SRitfd^ulbiger an ber Srmorbung beS ^l. (hig^
DonÄölnangeflagt unbbeBmegen Dorerf!Dom$a|#
13
Odnabrüd.
1114
^t confttmirt; bielBemaltung beS SiStl^umd er«
;It aBiOebronb Don $aberbom. %I§ biefer 1226
<^ Utre^t tronSferirt toorben mar, mürbe burd^
rodflim b€« $apfieS erjl 30. Otto (1226 bis
t27), bann 31. Itonrob I. Don SSeltberg (1 227 bis
i88) )um9ifd^of Don OSnabrüd beftimmt. Se^te-
: legte bte Stobt OuadEenbrüdE an unb errid^tete
i Coaegiatßift bafelbjl. 3m 3. 1239 fonnte enb-
i (Engelbert bte Stegterung antreten. Sr {uc^te
( fCUem bie ©renken feines @tifteS ju fiesem
ib fd^fo^ )u bem Snbe ein emigeS SBünbni^ mit
n »ifit^um SRünfler unb bem SrsbiStl^um j?öln.
eine KegiecungSseit ijl burd^ Diele meife Stnrid^>
agen f otoie hmä) bie Stiftung bed ^frauenflifteS
m Sörftel berühmt geworben. %ud^ bie fd^Iid^te
t ftat^rtnenfird^e, meldte je^t ben $roteftanten
Ifiid, marb tt)ö]^renb feiner Stegierung gebaut;
it 1248 Derfal^en barin bie ObferDanten beS
;. gronnScuS ben ®ottedbienft. Unter 33. IBruno
m 3fenburg (1250—1258) marb ber ©runb-
ein ^u bec no^ j[e|t beftel^enben, ben jtatl^oltfen
c^rigen So^annidfird^e gelegt ; ber f c^öne , im
Mcigongdflil enid^tete Sau fonnte aber erft
1292 burt^ 36. ffonrab ü. Don SRietberg (1269
üi 1297) bem ®otte8bien{t übergeben merben.
Unter Ie|terem marb 1287 ber SluguftinercouDent
um ^olte no4 Odnabrüdt Derlegt unb baute fld^
(icr ein fflofter, melc^eS bur^ bie äBiffenfd^a^
nb Serebfamfeit Dieler feiner Semol^ner einen
Men 9iuf erlangte, ^ud^ bie Dominicaner er-
tifltm 1295 bie btfd^dflic^e SBeftöttgung für il^re
SHAecIaffung im Itlofter gum l^eiltgen Jheug,
iKl^ed i^nen Don mol^Ul^ötiger ^nb gebaut
Mben tDor. 3n Urfunben erfd^eint fd^on 1277
Mfpötere ^^omfd^toefteml^auS" unb 1305 baS
6t 3o^nni8«@(i)meftem]^au§, jebmebeS a(8 lBe>
gnnen^uS. 3n betben lebten öüere 3ungfrauen
otae ®elübbe nac^ Itlofierart unb bef orgten für
ben Som unb bie @t. Sol^anniSfird^e bte SBöfd^e
ber flinl^einmanb. Sei f old^er Slüte beS reli«
Hülfen SebenS erfuhr gIei(!^tüobI bie bürgerlid^e
ttie bie geiftlid^e SRed^tSorbnung im Saufe bie*
fer ^bert 3a^re mancherlei Störungen; benn
im 3. 1349 ernannte mieber ber ^apft mit 95er»
ttoWg ber SapitelSma^I einen Sifd^of in ber
$erfon beS l^od^gele^rten unb befonberS im ca«
Bonifd^ Siedet erfal^renen Sol^anneS n. Ipoet
(1349—1366). ®iefer ftcHte mit fraftDoHer
tob bie Dieifad^ geloderte jhrd^enjud^t mieber
ifx, geriet^ aber baburd^ mit bem Sapitel unb
^6tabt in einen Streit, meld^er nad^ blutiger
1^ burd^ Sd^iebSrid^ter beenbigt tourbe. 2)er
lergleid^
d^uf 3uf)önbe, in toelc^en bie 3!Rad^t
!8 Sifd^ofS, nid^t )um Seften beS SanbeS, man«
flfei fdt d^ranfung unterliegen mu^te. Unter
f^nt Ser^altniffen bereiteten ftd^ bie unerquidE-
^ Singe Dor, Don meieren bie ©efd^ic^te CSna*
idg au& bem 3}erlauf be§ 14. unb bem 15. 3a^r«
nberte )u berid^ten hat. Senn bie näd^ften
03a^e nxirenDon unaufbörlic^enunbDerl^eeren^
t gelben ^ t^eilS im 3nnem be§ Sanbe^, t^et(§
nad^ 3(uj^en i^in , ausgefällt. Sie Sifd^öfe Don
OdnabrüdE fömpften unb mußten fömDfen ni^^t
blog mit bem mäd^tigen Slbel in il^rem fianbe unb
ber 9tad^barfd^aft, toxt mit ben ®raf en Don Xedtlen*
bürg unb ber SRar!, fonbem nod^ mel^r mit ben
Sif^öfen Don SRinben unb ben Dorl^er auf emig
Derbünbet gemefenen IBifd^öfen DonSRünfter. Ser
52. IBifc^of ffonrab IV. Don Stietberg (1482 bid
1508) Derfe^tebiebifd^bflid^enXafelgüter, um fei-
nen Dom ^ergog Don SBolfenbüttel gefongenenSru-
ber audjulöfen, unb geriet)^ barüber fo tief inSd^ul«
ben, bag er im Ueberbru^ 1486 OSnabrüdE Der-
lie|, bie SSermaltung bed Stifts bem Somcopitel
übergab unb bem ^ergog Don 99ranbenburg ald
9tat^ biente, bid er 1497 jugleid^ Sifd^of Don SRan-
fter mürbe. Unter feinem IRod^folger 53. Srid^
Don IBraunfd^toeig (1508—1582), gugleid^ SBifd^of
Don SRfinfter unb $aberbom, trat Sut^er in SBit-
tenberg auf, unb bie neuen fie^ren mürben 1521
aud^ inOdnabrüd! geprebigt; a&ein ber Sfürft-
bifd^of trat ber Steuerung mit gfeftigfeit entgegen
unb mu^te bie Sinfül^rung berfelben Don feinem
Stifte fempl^alten. Sagegen lieg fid^ ber f olgenbe
IBtfd^of 54. gfranj Don äßalbedE, nad^bem er erft
bad Einbringen ber SSiebertöufer burd^ fd^neOe
3ufti5 Derbinbert batte, für bie Seigren ber fogen.
Sieformation geminnen. Sen SRinoriten, meldte
im 3. 1250 ibre frül^ere 9tiebertof[ung an ber fio^-
ftra|e für baS ^ofpital gum l^eiligen ®eifl obge*
treten unb [\ä^ ein neued^lofter nid^tmeitDon ber
ffat^arinenfirc^e erbaut l^atten, erlaubte er 1542,
ibren gefammten 99efi^ gegen eine fieibrente für bie
brei nod^ Dorl^anbenen ^önc^e an ben SRagiftrat
abzutreten, morauf biefer eine lateinifd^ Sd^ule in
i^rem J?loj!er errid^ten lieg. 3m 3. 1543 geftattete
93ifd^of Sfranj bem iRatbe, ben au§ OuadEenbrüdt
ftammenben Superintenbenten IBonnud Don SübedE
nad^ OSnabrüd in berufen. Stefer begann fogleid^
@otte§btenft nac^ proteftantifd^er ^rt gu l^alten unb
arbeitete nad^ ,,eDangelifd^en'' ®runbf^en eine neue
^rd^enorbnung au3, in meld^er bie SKeffe befeitigt
unb beutfd^er ®otte§bienfi eingel^alten mar. Ser
Sifd^of fd^rieb biefe Slgenbe gunäd^ft für bie jKrd^en
ber Stabt unb im folgenben 3al^re aud^ für bie
be^ ganzen Sanbed Dor. 3n OSnabrüdE gel^ord^ten
biefer ^nmeifung ber gefammte SSeltclerud mit
^uSnal^mebedSomcapiteld, unb berOrben^clerud
mit ^u^nabme ber Sominicaner. SRit biefer
,,9tef ormation" brad^en aber für ^mei 3a]^r^unberte
ungejöblte fieiben unb Srangfale über bad Stift
beretn. Sa ber IBif d^of bem f (bmalfalbifd^en SBunb
beitrat, fielen 1547 bie j?aiferlid^enin'§fianb, unb
bie beabftcbtigte ^Belagerung ber Stabt C^nabrüd
fonnte ber ^iatf^ nur mit 5000 Steid^^tl^alem ah'
menben. 3n5n}i)d^en hc^itt ba§ Sapitel ftd^ flage»
fü^renb an ^ft $aul III. gemanbt, unb biefer
forberte ben Sifc^of jur SSerantmortung nacb SRom.
hinein ba§ münfterifd^e Somcopitel ftellte bem
^apft Dor , melcbe SSerbienfte ber 93i|c^of pd^ um
bie !atf)oIi|(^e Religion burc^ Vertreibung ber 33Bie«
bertöufer au§ OSnabrücf ermorben l^abe, unb ber
1115 OeiiQ^tüd. 1116
Dom Sift^of naä) 3tom gtfoitbte i5acE)tDaItei ttiat genben SJifi^of ^t^ Don SSaitntierg (1625 iä
für allrt @(f4e:^t fibtiittt unb DerfprQ(^ bie re- 1661), bei mit parfei ^anb bie Scgninf oniufim
stitutdo in integrum, fo baft bie 3lbft|ung Doi' buid^füt|rtc. ßi biaifi ben SSibtrftanb im Stobt
nft ni^t nfolete. Slae Sapitd ju CSnabratf abn unb btl 9tat!)t3 mit ^Ufc XtllQ^f (^t Xnit)))tn, bco
nur bantit ni^t tinDn^anbtn , fonbim tnoiifte tritb bie pTote^antifc^m $nbt(|fT ouS OSnobriid
1548 bit ))&^Iti^ Sdaubnil, tintn anbtm !Bi' uiib trjtDang bie äSa^I eincB ntucn 9tat^, ba
(i^of ju Btä^Int, falle bei na^ ngieirenbe ni<^t jur nut Aat^oliten enthielt; ba§ {njnrifi!^ nsangtit
tatl|oIi[{ti«i Stxti)t juiücfte^Tt. ^arauflfiin l^iteb äteßihitioneebict. ju beffen Ssecutoi in fStiäa-
boä Sotiittl tinenSmibtag na(^ Otfebe au9 unb {a^|en ti ernannt »uibc, fö^ite tr mit Citt
lub ben Sif^of Dot benf e(ben gui erCiarung. Um li^iebentietl aus. 3m 3. 1628 fteate n btdt^
nun nif^t feint biei iBiSl^ümei ju beilinen, Vti' ntaligt XRinoritenflojIeT toiebct ^ unb übenottl
ipia4 Si^n), )ur (at^olifc^en JMtdie juiüdju* eeben9arFiigentan©t.ffat^artntn;anbie@li9i
teuren , bte Mef onnatiDn im ©tift Osnobtütf ab- beS frühem augu^ntritoPet« Dttlt^ n bot Call
juf^a^en unb boS änttrim bur^jufü^ren. tülun Iegiumbei3e|uiten. 3ut@tü|cb«MtioItf4ai3le>
Duibcnim Sanbc aOentl^orben bit piottftantiidien (ietonWftetceibannmitpätifUiii^unbtBiftA^
Sßiebisetunb Sii^une^ier oertrieben. 3nbei@tabt ^emilligung 1631 juCSniuiTÜd rine QniMilitJit
OSnabrüi a6tt fanh bie 9Iu8tottung bet Ktf onna- für mtli^e ein prflc&tigtt SBau in Slngrifi gtnonnni
tion Sc^mlerigfeilen, unb als her (aifetlicdt gom- lirurbe. allein bie aßec^felfflQe beB brtt|ig{fi4naB
miffai eon SoImS biefclbe erjtnang, lieg man bie ffiiegeS jtrftSrttn aUe biefe DielDerfpit^ienba
betbtn ^auptpf anfiT(t|cn lieber gonj o^ne@oHeS- Unternehmungen. 3m 3. 163S rudte etnefi^
bienß, als bag man ben (at^olifi^en nicber ein- bif<^e9rmee DurOBnabTÜd unb ]lDaRsbit@iibt
gefaxt ^attt. 3m 3- 1550 fleQte ber IRati) avä) jur Sapitutation. Unmittelbare golflt tniran im,
bie Oertriebenen Iut^erif(!)en ^rtbiger niebei an, baBeingangproteftantif^erSbil^eingefehtBniki
SlIeB mit aSiffen unb 3ulaffen beS iSifdiofä, btm bai bie im 3- 1628 »eiiagten ;irotepntif4a
es mit feiner Studiert gui itixäit ntt^t Srnft ge» $r<biger micber in'3 @tift gurüffle^ren lont-
mefen war. ©erfelbe ^allt aber bereits für fein ten, baß bie Unioerfität einging unb bie btl^
©lift eine neue groge !RDtb 5«t»in»ti%'"i>'^'n, in- lift(|t SReligionSübung unlerbrüÄt imubt <S«
bem er burd^ feine jmeibeutige ^ßolitif fid) mit ^er- anbtre ^olQt mar, bag fogleid^ Itiieb« bit fyff»
jog ^einri^ üon EBrounft^roeig «trfeinbet ^atte, Berf olgungen , meirfie ber iBtf^ot intttifagt ^
unbbtefer€tabtunb&anb03nabrüdbranbfc^a^en einen blutigen {fortgang nahmen. SoSSonbiP
lieg. SBäbrenb beffen mar Sift^of grang na^ ^ielt nun bis jumabfc^Iug beSmefifälif^ciSiic
<DISnfter geflogen. 913 er mieber nai$ OSnabrüd benS einen fdimebif<^cn ^errft^ in ber $afn
jurüÄe&rennioOte, herroeigerteni^mberiKat^unb tSuflauB Bon 95afaburg. Söä^renb biefer 3*
bie Stänbe beS fianbeS bie 91ufnaf|me, bis fie bie mufite grang £0)il^elm baS £anb meiben nb
fcinettnegcn contra^irten ©c^ulben bejatilt Rotten, tonnte, nad)bem er ingnifd^en na<!E|trögIid(|bietn-
unb im ®tam hierüber flarb er, nai^bem er fid) ligen Sßeiben em^ifangen unb aud) bie Sltifc ad
DorberbaS tiroteiiantift^eStbenbma^I b<itl( "i^en liraina apostolonim unternommen (atte, eip
laffen. Sinn gelangte mieber ein (at^oltfc^ gtflnnttr 1650 in ben iBeftg feines SanbeS gurüdgelmtgti,
Wann, 55. 3o^anneS IV. ton ^oqa (1558 bis nir^t obnt bag bie ©c^meben für i^rtn %bgug ne4
1574), buri!^ bie aßa^l beS UapitelS auf ben »i- meit übet lOOOOO SReic^sl^alet erprefit Ratten.
fdElofaftu^I , leiber ju einer 3eit, ba $eft, ^ejen- SBöbttnbberiJriebenSunler^anblungen^tteSnni
ma^n, fpanifd^e ©otbaten unb SRaubgefinbel baS 5ßSi[|eIm bie größten anprengungen gemocbtt«
ganje ©tift in neues eitiib ftiicjten. 'älUetn fifton geplanten ©äcularifation beS ©Hfttf uorjuteigti
ber na^ ibm gemä^Hf ^mni) in. eil)iclt fei- unb baSfelbe ber lat^olifc&en SReligion gu et^olin.
net lut^erif^tn Oefinnung megen nii^t bie nüpfl- 63 gelang il&m inbtg nur baS grftere; begügli*
lic^eSBeftatigung; bcfjen^iai^fDlgerSQilEielmftacb beS gmeiten $unfleS marb in ben g^riebenSf^tvi
fünf Sage nai^ bttSßa^I, unb ber 1585 gemäiilte biedtaufcl aufgenommen, bag fortan immer eil
Sem^rb oon SBalbei! trat \d)on 1587 cffen jum (at^olifi^er $if^of mit einem her augSburgif^
^roteftantiSmui über. Ebenfalls proleftantifift gonfeffion jugetbanen abgumei^feln bobt, ba^te
mar $f|tlipt> SigiBmunb (1591—162^), fo bog proleftantif^eimmerauSbcmäaufeSrounf^Kif
für 1574—1624 tein Sifi^of gegäbll merben Süneburg)uemäblenfei,unboagmäI|Tenbbei3^
fann. X)er nunmt^ getua^ltc ^iilner ^omprD|)fl gierungeine8fold^bieRatl^oIUenin@tiftOh>'
unb Sarbinalpritftti ^itel gdcbriifi Bon Rollen' brüd bem Srjbijebof gu R5In unterteilt bititei
golltm litg foglei^ eint SQifitotion beS SanbeS foHten. SenSteft feines SebenS benu|te bei Si-
Dome^men, unb ba fitb fa^ nur protcftantifcbe fc^of gutoeifer unbborgüglic^erOrbnungbtrM^
$fantr uarfanbtn, lieg er bie Sltinberja^l, meiere li^en 3uftänbe unb bielt gu bem Cnbt iSjUiii
bei ibrem glauben bleiben moUte, uertreiben, ftarb gmei Sliücefanfqnoben. 3m 3- 1655 bt^mntt R
aber, e^e biefe XÜagregel bur^gefü^rl »erben feinen Sugenb^eunb unb ©tubiengenoffen, bn
tonnte, ©d^on er b<itle bie erften 3efuiten nacb bctannten JfSIner (Sef^it^tft^reiber mtgibint 9^
CSnabrüd berufen, ^itfelbtn fanben in ibrer [eniu§ , gu feinem ÜQti^bifi^of. SJiefrr trat alt
SSirffamfeit einen mä^tigen ißeiftanb an bem fol> Sifibof Bon anreliopoliS Lp.! Snbc 1656 fnn
Odnabrüd.
1118
ßotb aber f^on Im Suguft 1657. @ein
[ imSom guOStmbrüd jetgt bte Snfd^rift:
. A. S. 0. »ifdjof gfrons aBül^elmS ©er-
ittri^en 1660 Don $Q))ft Sllesanber YII.
nerlormt, ba^ er gum Sarbinal))nefter ber
ttvcä^ erhoben mürbe. 6r ftarb 1661,
irb mm ber braunfd^iDeigtfd^e ^ring Smft
mn fogett SSifd^of ertt)ö^(t , ber bereits
i toQX] biefer »erlegte 1680 feine Kejl-
fyntttüt)tt, roaxh 1692 gum neunten ffur«
rmnnt mtb regierte bis 1698, toorauf toie«
it^olifd^ Sf^, ber $rin} Haxl äofep)^
ringen , melc^er bereits 99if d^of Don Ol«
r unb fpöter nod^ Srjbifd^of t)on Xrier
itoö^It tmirbe. Sr ftarb, erft 86 Saläre
itfi 1715. ^a6) (£mft ^uguft IL Don
I marb 1721 SIemenS ^uguft Don Sägern
1761) geaöl^It, ber im folgenben Saläre
furft Don fföln mürbe unb baS Stift Don
& abminiftrirte. Unter feiner 9tegierung
3tift unfögli^ »eil eS »öl^renb beS öfter«
t SrbfolgefriegeS unb beS ftebeniäl^rigen
dfl Don aQen friegfül^renben Parteien als
inbbetrad^tetunbftetSDoniReuem gebranb«
rbe. Jlaä^ SIemenS SluguflS Xobe (1761)
n bie Sfrangofen abermalige Sontributio«
nblid^ ber ^nebe gu^ubertsburg rul^igere
in SuSfid^t fteOte. ütun lourbe ber neu«
engltfd^ $rin) gfriebrid^ Don fifineburg,
t Bofyx beS ff önigS ©eorg IIL Don ßng«
n ^»ifd^of " ermäl^It. für ben Dorerft beffen
* Regierung übemal^m, bis er 1788 gro|«
itrbe. Seiner Slegierung unb bem gangen
^gen Seftanbe beS SBtStl^umS OSnabrüdt
^08 ber ateid^SbeputationS^auptfd^Iug ein
)erfelbe begeid^nete aud^ baS Snbe einer
ei^e fatl^olifd^er Stiftungen in ber Stabt
d: ber 3)eutfd^orbenScommenbe , beS
}{terS SRarienftötte, ber fed^S ffapeUen in
rt, ber brei ^ofpitöler in unb Dor ber
r St. 95iti- unb ^eterSl^agen'fd^cn^rmen«
er Seguinenl^öufer unb ber Don IBruber«
itngerid^teten unb geleiteten SBol^Itl^ötig«
Iten. ^aS Stift fiel an IpannoDer, baS
nter franjöfif d^em Sequefter ftanb, tourbe
ni^en überlaffen, 1807 bem neuen ffönig«
jifalen gugettietlt, 1810 jum ffaifert^um
6 gebogen unb 1814 mit bem ffönigreid^
r Dereinigt, beffen Sd^idfale eS feitbem
Kit. Sfür bie lird^Ii^en Slngelegenl^eiten
n 1802 bis 1827 ein «bminiftrator,
lof Don $aroS i. p. i. Siemens Don
als apoftolifd^er fRicax, 3n bem Don
1824 mit ffönig ©eorg IV. Don §an-
gefd^Ioffenen ßoncorbat marb fefigefe^t,
mnöDerifd^en ffat^olifen in jmei ^iöcefen
loerben foUten, meldte burd^ bieSDiefergu
eien: toeftlid^ Don berfelbcn bie ©iöcefe
S, dfilid^ ^ilbeSl^eim^ beibe bem ^apft un»
nn^eUt. Srrid^tet mürbe bamalS nur
n, Don meld^em aus CSnabrüd burd^ einen
äBeil^bifdbof Dermaltet merben foHte, bis bie !Ber-
l^öltniffe bie SlnfteÜung eines eigenen SBifd^ofS ge-
{tatteten. Srjl im ^pxxl 1857 fonnte bie uratte
S)i5cefe mieberl^ergefteSt merben, inbem berba«
malige ®eneralDicar DonSRfinfter, $aul 9Reld^erS,
gum 99if d^of Don OSnabrüd berufen mürbe. 91IS
berfelbe 1866 nad^fföln tranSferirt mürbe, folgte
il^m IBifd^of ^o^ ^einrid^ »edtmann bis 1878,
unb biefem mieber im 3. 1882 ber je^ige Sifd^of
SBeml^. ^öting (geb. 18. 3uli 1821).
@egenmörtig i&ifit baS 1857neu errid^tete esemte
SiStl^um OSnabrudE 10 S)ecanate unb barin 96
$faneienunb 37 bffentlid^eftapellen, 170000fta«
t^oIUen, aber nur 218!ßriefter, meil 50—60 Stel-
len unbef e|t ftnb. SBif d^bflid^e Sel^ranflalten finb baS
^riefterfeminar unb baS fiel^edeminar in OSna«
brfldt: augerbem gibt eS gmei SonDicte für Stu«
birenbe ber ©qmnaften in OSnabrfldE unb SReppen.
3n ber Siöcefe finb an 22 Orten ftranlenl^öufer
errid^tet ober in SuSfid^t genommen, meldte Don
OrbenSfd^meflem geleitet merben; an einigen Or-
ten, mo ein Jhanfenl^auS nod^ nid^t Dor]^atd>en ifl,
mirb Dorlöufig Don OrbenSfd^meftem ambulante
jhanfenpftege auSaeübt 9lu|erbem finb OrbenS«
fd^meftem berufen fflr bie f^fil^rung beS ^auSl^alteS
im ^riefterfeminar }u OSnabrüdE unb im Sonoict
gu 9Re))pen, gur fieitung ber äBaifenyöufer gu OS«
nabrüd! unb äJteppen unb ber neu errid^teten Jhim«
penforf fd^en SBaifenftiftung in fteQingl^aufen bei
Sd^magftorf, enblid^ gur Seitung ber l^bl^em fatl^o-
lifd^en Xöd^terfd^Ie in OSnabrüd md> ^afelünne.
2)aS größte Kontingent Don Sd^meftem für Jhan*
fent)flege, Srgiel^ung, Unterrid^t unb ^auSbaltS*
fül^mng fteUt baS 9)httter]^auS ber gfrandScane*
rinnen gu Xl^uine. Son mönnlid^en Orben gibt
eS bis ie^t in ber 2)iöcefe nur eine eingige 92ieber«
laffung, bie ber ffapuginer in SlemenSmertl^ bei
Sögel.— 3)erg3if(^of Don OSnabrüd ift gugleid^
a))oftoIifd^er ^roDicar ber ^torbifd^en SRiffionen
(f. b. 9lrt. giorbbeutfd^e aKifpon U.). »IS fold^em
unterfiel^en i^m 21 Pfarreien unb 14 anbermeitige
SeelforgSftationen mit 52 $rieftem unb 62 000
ffatl^olüen. OrbenSfrauen mirf en in bem !DtifftonS«
gebiete, gum Xl^eil mit mel^reren 92ieberlaffungen
für ihanfen})jlege, Crgiel^ung unb Unterrid^t, in
Bremen, Sremerl^Den, gi|einbef, gppenborf,
Sergeborf, Hamburg, Siltona-Ottenfen, Sübed,
ßutin, tJflenSburg, Slorbftranb.
Siteratur. Chronicon Episcoporum Osna-
brugensium bei Meibom, Bermn gennan.
Scriptt. n, Heimst. 1688, 195; 3. 2Köfer,
OSnabrüdifd^e ©efd^id^te, guerft OSnabrüd 1768,
l^erauSgeg. D. Slbefen in 3. aW.S fämmtl. SBerfen
Vl-Vni, Serlin 1843; J. J. Sandhoff, Anti-
stitum Osnabr. eccL res gestae, 2 yoU., Mo-
nast. 1785 ; % S. StüDe, Sefc^re^ung unb ©e«
ft^i^te beS ^od^ftifteS unb fJürftentl^umS OSna»
brüd, OSnabrüd 1789; Erhard, Regesta hi-
storiae Westfaliae, 3 voll., Monast. 1847 ad
1861 ; 6. StüDe, ®efd^. b. ftoc^ft. OSnabrüd,
3ena 1853; $. Slteurer, S)aS SBiSt^um OSnabrüd
1119
OforiuS — OftercQfluS.
1120
(feit 1803), aJlünftcr 1856; $]^ttij)pt OSnoBrüdR-
fd^eS Urf.-lBuc^ I, Odnabr. 1892.) [Itaulen.]
^f0ÜM (Oforio) , ^ieron^mud, 9if d^of
t)on S^tDed in SUgorbien, ber portugiefif^e Stcero
genannt, tourbe 1506 }u Siffabon aud einet an«
el^nlid^ gfamilie geboren. Seine l^öl^eren @tu«
)ien mad^te er an ben Unit)erfttöten Salamanco^
$QriS unb Bologna unb emmrb fid^ Diele ffennt-
niffe in ben Sprod^en^ ber ^l^ilofopl^ie^ ber Sled^td«
uno ©ottedgelel^rtl^eit. 3lad^ Portugal utrüdEge*
fe^rt^ äbemol^m er an ber UniDerjltöt Soimbra
bie Srnörung ber l^eiligen @d^rift ; in ber ($foIge
erl^ielt er bie $a{}oration ber ffird^e {u %at>axa,
bod Srd^ibiaconat }u St)ora unb enblid^ bod 93iS>
tl^um S^lDed. Sr fiarb 1580 in einem SUter Don
74 Salären. OforiuS mar [el^r mol^Itl^ötig unb
unterl^ielt mel^rere geleierte uno red^tfc^aff ene SRön«
ner in feinem ^alafle. lieber Xifd^ Iie| er ieber-
5eit ein @tädE aud bem 1^1. Seml^arb Dorlefen. 9fö
@d^rift[teaer jeid^nete er fic^ burd^ Seid^tigreit bed
@HIed unb Sloquen} au8. 93on feinen tl^eologi-
jd^en @d^riften mögen genannt merben: De justi-
tia coelesti LL. 10, Colon. 1574; De vera
religione, Olisipone 1567. Dilingae 1569;
In epist. b. Pauli ad Rom. LL. 4; $ara))l^rafen
unb Kommentare ju Derfd^iebenen Sudlern beS
^Iten XeftamentS. iBon feinen oaterlönbifd^-ge«
fd^id^tli^en SBerfen toirb am meiflen gefd^ö^t De
rebus Emmanuelisvirtute et auspicio gestis,
Olyssipone 1571, toorin er aud^ bie verfolgten
3uben in @d^u| nal^m. ^u^erbem l^interlief er
Briefe über politifd^e ©egenftönbe. Sine Samm-
lung feiner SBerfe in 4 IBönben (Stom 1592), su-
gleid^ mit einer ficbenSbef c^reibung Df orio'8, mürbe
Don beffen gleid^namigem 9Jeffen (gejt. 1611) her-
ausgegeben, ber biefer feiten gemorbenen Ausgabe
aud^ Don feinem eigenen SSBiffen Siniged beifugte. —
^u^er ben beiben ©enannten gibt eS nod^ eine %n*
jal^I anberer Xl^eologen bed 92amen3 Of oriuS, unter
benen ber 3efuit Sol^anneS (gep. 1594) atö
^rebiger berül^mt mar (f. de Backer, Biblio-
thäque de la Compagnie de Jesus V, nouv.
öd. par Sommervogel, Paris-Bruxelles 1894,
1972, mo ani^ nod^ mel^rere anbere Sefuiten beS
9{amenS aufgequirlt finb). (93gl. Denis, Bösumö
de rhistoire Utter. du Portugal, Paris 1823;
Hurter, Nomenclat. liter. I, 2. ed., Oenipont.
1892, 27 sq.) [©d^röbl.]
0fjaf, ^rnaub b^ berühmter franjöfifd^er
Staatsmann unb Sarbinal, mar nad^ ber einen
Angabe Don armen SItem gu Saffagnaböre in ber
9tö^e DonSud^, mairrfd^einlid^er aber guSaroque-
en-9Ragnoac (Dgl. Nouv. Biogr. gön. XXXVm,
909) im 3. 1536 geboren. 9Jlit 9 Salären Derlor
er bie SItem, fanb jebod^ in bem ^aufe beS
ebenfalls DermaiSten Saftelnau be üJlagnoac auS
ber gfamilie be üJlarca Slufnal^me. 9)ort nal^m
er am gemeinfamen Unterrid^te Xl^eil, überpgelte
aber ben jungen Sbelmann an ffenntniffen balb
berart, ba^ er auS einem äJtitfd^üIer beffen Seigrer
mürbe. 3m 3. 1559 reiste er als ^ofmeifter beS
iungen Saflelnau nad^ ^ariS unb btide bort p»
gleid^ ben Unterrid^t unb bie SrjieJ^ung einiger
iungen SSermanbten feines ^erm. Slod^bem er
1562 feine 3öglinge }urfld(gefenbet ^otte, loämtk
er ftd^ ben Stuoien ber f d^önen SBiffenfd^ften md)
ber ^atl^ematif unb l^drte gu SourgeS unter (h^
iaduS bie Siedete. 3laä^ $ariS }uräd(gefc^, gISnite
er als SbDocat burd^ fraf tDoDe Serebfamf eil ^iei^
burd^ f omie burd^ feine Xolente unbSted^tf d^ffcn^
ermarb er fid^ l^ol^e (Sdnner, nomentüd^ bot ifäita
Srgbifd^of Don Xouloufe, $aul be gfois, mcU^ Vfn
als ©efanbtfd^aftsfecretör mitnad^ 9lomna(m. SB
$aul be Sfois 1584 geftorben mar, ttmri)eOffatm
bem @taatsf ecretftr SiHeroi, ber OffotS SerbiesPe
unb ateblid^feit l^od^fd^ö^ gelernt l^otte, mit bat
Slngelegenl^eiten beS frangd^fd^ ^ofeS bei ben
römifd^en Stul^Ie betraut. Sr leijiete bem Mma
^einrid^ IV. Diele unb gro|e 2)ien{le, nament&l
burd^ bie Sußonbebringung ber SuSfd^nung bei
ftönigS mit bem apoftolif^en Stul^Ie, unb oK
^einrid^ im September 1595 Don $a)ifi (S^
mens ym. Don bem 93anne feierlid^ loSgefln»^
mürbe. Dertrat Offat unb mit i^m Sbü f^axM
(f.b.3lrt.)bie$erfonbeSffdni0S. gffir feine Dieta
Serbienfle erl^ieltOffat 1596baS9i8t]rum9iem4
1599 ben SarbinalSl^ut unb 1601 baS Sifit^
SBaqeus. Sr flarb gu 9lom, mo er, aDgaadi
gead^tet unb geliebt, fld^ meijlentl^eiä auf^
im 3. 1604 in einem Sllter Don 67 SolftraL
Of[at mar ein ÜRann Don munberbarer (Be^
f d^örf e ; in aQen (Sefd^äften, mit benen er betont
mar, traf er feine 9Ra|regeIn mit f old^er fflng^
ba| er nie einen falf^en @d^ritt tl^t. Ser $o«
litifer unb Staatsmann Iie| bei i^m bie 9id)B4'
feit unb Sted^tfd^affenl^eit nid^t }u luq fomnen
unb nid^t bie ffird^e bem fog. StaatSintereffe tia4-
ftel^en; ber gro|e Staatsmann bot bei ^einrid^IV.
[einen Sin^u^ fogar bagu auf, ba| oiefer 1608
Den Dom $arif er Parlament Deroaimten3efuitenUe
MSlif^x erlaubte. OffatS aa^Ireid^e Sriefe tDe^
ben mit Stecht als ÜReiiterftüdte ber $oIiti! onge*
f e^en, unb eS fprid^t fid^ in il^nen ein meifd Seql
in einem reinen unb lebenbigen Stile auS. Um
Sammlung berfelben erfd^ien gu $ariS 1624 unb
(eine beffere mit Slnmerfungen) 1697; lejtm
mürbe nad^gebrurft ju Smfterbam 1708, 171i
1732. (Sgl. nod^ [M"»« d'ArconviUe,] Tieda
Cardinal d'Ossat, Paris 1771, 2 vols.; K-
ceron, Möm. XXXIV , 31 ss. ; Bayle, Dict B.T.;
3öd^er, @eIe^rtenle£ifon s. y. ; Srfd^ u. @ni6ei;
encQfl., Sect. lU s. v.) [Sd(r5bL]
^fftnet (Ofjöer) ift bei e))i))^oniuS(Ha6r.l9)
ber 92ame für eine mit ben Slfefolten Q. b. 9ct
rv, 404) gufammenPngenbe Secte. SoS ffioKt
ift jebod^ nad^ ber gemö|nltd^en ^nnal^me vaiß
Ruberes als eine Korruption auS ßffener (Dg|. bie
bort angegebene Siteratur).
^ftmfoxinm, f. 3}lonftran).
0^etcommttttiott , f. tjfrequen.) ber ^vivsoi
Sacramente unb Oefterlid^e 3^it 1.
^ftetatUn», f. 3citted^nung.
121
Djierfcier — Operfeierftrcit.
1122
#(krfetor, f. Sfefle IV, 1412 f.
^ßexfdnftdt ift bie jufammenfaffenbe Se«
n^niing füt Vit S)ifferen}en, meiere in ben erften
la^r^uiäerten ber irird^e über ben Xermin für
ite <l(pi{lltd^ Ofierfeier bejlonben unb mitunter
«n S^after eines Sd^tdmaS annal^men. 9Bal^«
mb nömltd^ bie ©efammtfird^e na^ apojlolifd^er
Einri^tung Ofiem immer nur an einem @onn-
ag, iifimli^ an bem Sonntag nad^ bem 14. 92ifan
»er Silben, beging, feierten bie Sixxä^m in SHtin'
tfteit toel^efid^anf benangeblid^en Sorangangbe§
l|H>^tt So^nneS beriefen, baS Ofterfeft immer
Rtt ben Silben^ an meld^em SBod^entag eS aud^
intreffen mod^te. Sie erfie ©pur einer fold^en
Differens finbet ftd^ in bem SBerid^te beS 1^1. 3re«
iftttS(bei£ii8.H.£.5,24, 10)überbie9teife, meldte
MT ^I. ^olQcorp, um eine ^uSgleid^ung l^erbetju«
üffKn, na^ 3tom m $a)){} Snicetud untemom-
Ben ^tte. Seibe ^rölaten glaubten inbe| für
ric Don tl^nen befolgte $rapd fo mid^tige @rünbe
ß %ahtn, bog leiner fic^ befugt l^ielt, bie feinigen
mfpigebcit ^olQcai^ berief ftd^ auf ben l^eiligen
Soflel Solennes, mit bem er nod^ perfönlid^ t)er«
rt ^aht, unb glaubte, maS menigftenS au§ bem
liidbrucfe Tvjpctv, bem terminus technicus für
(QlSeobad^ten ber oltteftamentlid^en Sorfd^riften
>^ 3o^. 9, 16) ju fd^Iiegen ift, ftd^ burd^ bie
meffenbc altteftamentlid^e 9}erorbnung gcbunben.
inrin )ut9uf^ebung ber ©emeinfd^aft führte biefe
hMerung nid^t; $olQcar)) fonnte afö SteÜDer«
tcter bc8 ^apfled bie l^eiligen ©el^eimniffe gu
lom feiern m(b fd^teb im ($frieben Don ^nicet —
9alb nad^ $olQ€ai^ Xobe trat ber Streit j^eftiger
n Soobiceo ^erüor. Snelito Don SarbeS, einer ber
ijpouvTCc (f. Bus. H. E. 4, 26, 1), fd^ricb um 170
iDet 93üd^ Ilepl TOü üacr/a, fanb aber ©cgncr
Ol ^oüinaris Don ^ierapolis (f. jmet f^ragmente
eines SBerfe« bei Afigne, PP. gr. XCU, 79),
ElcmenS Don Sle^anbrien (f. Migne, ib. 82) unb
lem römif (^ ^riejter C)ippolQt (f. Migne, ib. 79).
Bei biefer (Selegenl^eit toirb ber ©treitpunft für
mfi flarer, ba ^ippolQt in ben ^l^ilofop^umenen
8, 18) bie Snfi^t befömpft, man muffe ^aSd^a am
giDeiten) Sbenb bed 14. 92ifan (quarta decima
= i8', bo^er ber 9lame Duartobccimoncr) gemä^
)er finorbnung im ^Iten Xeftament o^ne 9tüdftd^t
raf ben SBod^entag feiern. 9)en flieinafiaten trat
nad^ ber Sl^ronif beS 1^1. ^ieronQmuS) ^apft
Bictor L im 3. 196 entgegen, tnbem er bie Dor-
le^flen Stfd^öfe aQent^alben aufforberte, burd^
Sb^Itung Don ©pnoben auf bie Sinfül^rung ber
tt Xom gcbröud^Itd^en Cfterfeier gu bringen (f. b.
Hrt. «benbmal^I I, 36). ^üt ben gaU ber SBeige-
mig ttKiren in einigen ©d^reiben ©trafen ange-
m)l{|t @oId^e@Qnoben nmrben 196 unb 197 abge*
Kilten in ^löftina, in 9tom, in $ontu3, in ®aU
m, in O&r^oene, in Sorintl^ unb an Dielen anberen
Stellen, unb nad!ieufebtu§(H.E. 5, 28, 2) bejd^Iog
i8f biefe Sßeife eine gro^e ^njal^I Don 93ifd^5fen
rie aud Ginem ÜRunbe, Cftem fei gu feiern unb
ie Soßen feien }u befd^Iie^en am ©onntag nad^
SIi^csIcsUdb. IX. 2. aufL
bem 14. Xage bed Sfrül^lingSmonatd. Mein aud^
ie^t nod^ beftanben bie Sifd^öfe JHeinafienS, be^
f onberd ^ol^crated Don ßpl^efuS, auf il^rer $rasi9
mit Berufung auf bie ^uctoritöt Don 9lpo{}eIn unb
frül^eren Sif ^öf en unb mit ^inmeid auf i^re ffennt«
ni^ ber l^eiligcn ©d^rif t unb il^ren S3erf el^r mit 9rü«
bem aus ber gangen äBelt (Eus. H. E. 5, 24, 12).
2)er ^apft, meld^er ermog, ba| lebe Slbtoeid^ung
in ber SDidcipIin fd^Iie^lid^ )ur Srrlel^re fü^rt,
moQte nunmehr bie JKr^e Don Ada proconsu-
laris unb ber SRad^barfd^aft aß l^öretifd^e ouS ber
Itird^engemeinfd^aft audf(^Iie|en; bod^ Ite| er n^al^r«
fd^einlid^ bie Slbftd^t faQen, als il^n Diele IBtfd^dfe
baten, n^egen biefer SSerf^ieben^eit ben gf^eben
nic^t SU bred^en (Eos. H. E. 5, 24, 8). Sefonbere
Sead^tung Derbient baS ©d^eiben, totl^ti ber
ffi. SrenöuS bei biefer ©elegenl^ett an ben ^apjl
rid^tete (f. ein ©tüdE baraud bei Ens. L o. 9), mil
ed nod^ auf einen gmeiten 2)ifferen}))unft l^inmeiSt
Sei ber f^rage nad^ bem Xage beS $a§d^afe{}e8
fam aud^ bieSIrt unb SBeife bed^fienS gurSprad^e.
SS fd^eint nömlid^, bog bie Ouartobecimaner nur
Sinen Sag fafteten uno baS ^a^m am 14. 9{ifan,
92ad^mittag8 8 Ul^r, als bem 3^itpunfte Don 3efu
Xob, brauen, nad^bem fte baS Slbenbmal^I unb
bie feierlid^e ^gape gel^alten. Sine befonbere Sluf*
erfte^ungSfeier mar i^nen fremb; baS Seiben beS
^eilanbeS unb bamit bie Stxt ber Xrauer unb beS
§aftenS enbigte für fte mit bem SugenblidEe beS
iobeS Sefu. ©ie feierten alfo baS ^a^ä^a alS
nao^a (rTaupciS<7tfj.ov, mö^renb bie übrige Äird^e
ber gang natürlid^en Xrauerftimmung bis gur ^uf-
erftel^ungSfeier (Ilacr/a dva<TTa<jtfj.ov) nad^gab unb
bis bal^in meiter faftete.
3u biefen Serjd^iebenl^eiten !amcn in ber fSfoIge-
jeit neue fünfte l^inju, f o bog aud^ unter ben %n-
^ängem ber allgemeinen Ofterpra^iS Spaltungen
eintraten. SS l^ingen biefe S^ifferenjen gufammen
mit ber gfrage, ob als OfterDoQmonb, ber nad^
bem iübifd^cn ffalenbcr auf ben 14. 9lifan faflen
mu^te, ber SSoUmonb Dor ober nad^ bem f$rü^-
lingSaquinoctium )u betrad^ten fei, mobei )u>
gleich über ben S^itpunft beS ^equinoctiumS jmi«
fd^en ben 9tömem unb ben Sllesanbrinem eine
3)tfferen) Don einem, fpöter brei Xagen beftatd).
ferner toat eS jmeifer^aft, ob in ben Salären, in
meldten ber f^rü^IingSDolImonb auf ben ©amStag
fiel, nad^ aIesanbrinifd^er^nfd^auungOftemgIei($
XagS barauf ober nad^ römijd^er erft ad^t Xage
fpöter gu feiern fei. gnblid^ »urbe bie 3^it beS
SSoKmonbeS an Derfd^iebenen Orten nad^ Derfd^ie>
benen EpTIen bered^net. (3)aS ^Röl^ere hierüber iji
im 3!rt. 3eitred^nung gu erörtern.) 5(fle biefe Um-
ftönbe brad^ten gumeilen Unterf^iebe Don einem
gangen 9Jlonat im S^ttpunfte beS CjterfefteS l^er«
Dor. ^bmeid^enb Don atten Ruberen feierten manche
Ouartobecimaner (bie f og. ^rotopaSc^iten) Oftem
nad^ ber fpötem iübifd^en Sted^nung, nad^ meld^er
ber Sfrül^IingSDoIImonb aud^ Dor baS ^equinoctium
fallen fann. — ßine «bftellung biefer 5I»i6Pönbe,
meldte nidjit feiten fogar ben ©pott ber Reiben
1123
Ofletfeierpreit.
1124
encgtcn (Dgl. Epiph. Haer. 70, 14 ; Bus. Vita
Const. 3, 5), tixir ie langer j[e bringenber geboten,
einen IBerfud^ mad^te bie Sqnobe t)on SlrleS (314)^
inbem fte (can. 1) beftimmte, Oftem fei uno die
et uno tempore per omnem orbem }u feiern,
unb ber ^opft l^abe äberall^in nod^ gemol^nter
SBeife bur^ Sriefe ben Sag anjufünbigen. S)er
IBerfud^ mugte fel^Ifd^logen, toeil bie bamalige
römifd^e Ofterbere^nung an SRöngeln litt, totl^t
i^re ^nnal^me in ^le^anbrien unmöglid^ mad^ten.
SBeffem Srfolg Ratten bie Serl^anblungen auf bent
Sondl ju mcaa (f. b. %xl), beren Stefultat in
einem @d^reiben ber S^nobe an bie j?ird^e Don
^lesanbrien unb bie Srüber in ^eg^pten, Sibt)en
unb ber ^entopolid, fomie in einem Sircular-
fd^reiben KonftantinS öorttegt (f. Socr. H. E. 1, 9).
es mürbe beftimmt ba^ Oftem in 3ufunft überaO
nid^t mel^r }ufammen mit ben 3uben, fonbem mit
ben Stdmem begangen »erben foUe, b. 1^. bie
äBod^entagSorbnung, gemö| mld^tt ber Xobedtag
3efu ftetS auf ben Sfreitag unb bie Sluferftel^ung
auf ben Sonntag fiel, mürbe für allgemein Der»
binblid^ erflört ; inSbef onbere f oute aud^, um bad
3ufammentrcffen mit bem {übifd^en ^adc^a gu
l^inbem, menn ber 14. 9{ifan felber ein Sonntag
mar, Oftem erft ad)i Sage fpöter gel^alten merben,
gumal ba auf biefe SBeife aud^ Oftem ftetS nad^
Dem 14. 9tifan, bem l^iftorifd^en XobeStage 3efu,
f aQen mu^te. S)aS gfaften foUte fietd bis gur Sluf«
erftel^ungSfeier fortbauem. %ld 14. 9tifan mürbe
ber 9}oUmonb beftimmt, meld^er naä) bem gnil^-
lingSöqutnoctium eintrat, fo ba| nun aud^ nid^t
me^r (mie bei ben ^rotopaSd^iten unb ben 3uben)
jmciOftcrfefte in Sin ©onnenja^r faden tonnten.
3)ie ale^anbrinifd^e jfir^e, meiere über aftronomifd^
gebilbete ©lieber Derfügte, erl^ielt ben Auftrag, ben
Dftertermin jäl^rlid^ im SorauS ju bered^nm; ber
römifc^e @tu^l foQte benfelben bann überaU fettig
anzeigen laffcn (f. §efele, Konc.-®efd^. 1, 2. 9IujI.,
326 ff.). — aSenn aber baS Koncil Don 5Ricäa bie
Hoffnung auSgefprod^en, alle Ouartobecimaner
mürben [eine ^norbnung freubig annel^men, fo
l^atte eS ftd^ bod^ in etma getöufd^t; manche ber-
felben fuhren fort, Oftem in ber alten SBeife gu
feiern. gebenfallS mollte bie @t)nobe biefe ni^t
gerabeju Don ber Ihrc^e auSf4[Iie^en unb nal^m
be|^a(b bie OfterDerorbnung nid^t unter bie Sa-
noneS auf. ^Illein biefe jeitmeilige ©d^onung ber
l^artnädtigm Ouartobecimaner mugte balb auf-
l^ören. ©d^on bie ©^nobe Don Sntiod^ien (341)
belegt biefelben, Klerifer mie fiaien, mit ffird^en«
ftrafen. 3lber felbft ju ßpip^oniuS' Seit, alfo um
400, gab e§ immer nod^ gal^Ireid^e Ouartobeci-
maner; bod^ maren biefe aud^ unter einanber un«
eins, inbem mond^e Oftem ftetS am 25. TOärj
feierten (f. Epiph. Haer. 50, 1). Sine ?lbart ber
Ouartobecimaner maren and) bie Slubianer (f. b.
3lrt. ^Intl^ropomorpl^iten I, 91ö). UebrigenS ma-
ren auc^ bie ®ifferenjen in ber OfterfeierprajiS für
bie oügemeine Äird^e burd^ bie IBeftimmung beS
nicänif^en (SoncilS nod^ nid^t für immer befeitigt.
©d^on im 3. 326, bann 330, 333 ii. 5. j^iettot
bie fiateiner O jlem an einem anbem Xoge dS bie
Sllesanbriner. S)er Unterfd^ieb lam bal^er, baft
bie 9t5mer an il^rem alten fel^lerl^ften 84iä]^Qcn
e^nuS (f. b. ^rt. 3eitred^nung) fefi|^etten. 3)e|-
l^lb fieUte man, inbem man gegenfeitig etmoSiu»^
gab, auf ber ©^nobe gu ©arbica (344) eine ^
meinfame Oftertafel für bie nöd^ften 50 idfftt fcß;
bod^ mürbe biefer Sompromi^ bei ber ©pmmung,
meldte ber SrianiSmuS gmifd^en Orient unbOcd*
bent l^erDonief, mel^rfac^ Derle|t. ftaifer X^
bofiuS ber ©ro^e tl^at neue ©d^tte, um eine
einigfeit l^ersufteHen. 9US im 3. 387 bie SUmer
Oftem fd^on am 21. SOtör), bie Slesonbriner bo>
gegen, meil fie baS Slequinoctium erft am 21. 9Ux]
annal^mm, baS tjfeft DoIIe fünf 2Bod^en fpäter, am
25. ^ril feierten, Derlangte ber j?aifer Dom 9t^
2:i^eop^iluS Don Sllesanbrien bie erflärung et«r
fold^m Siffereng. 2)iefer entfprad^ bem Stn^nmii,
unb aud^ ^mbroftuS Don SRailanb, Don 9lom osf*
gef orbert, ftd^ über biefeS Ofterfeft ju öu^ern, tzat
(Ep. 23 ad episc. per Aemiliam , bei MIgne,
PP. lai XYI, 1026 sqq.) ber alesanbrintj^a
Sted^nung bei. ^ugerbem fe^te e^riU Don 9^'
brien in einem S3riefe an Seo I. (DgL Mi^
PP. lat LIV, 601 sqq.) baS 3rrige ber lotei-
nifd^en Sled^nung auSeinanber; baSfelbe VfuAm
furge Qtxt nad^l^er ber Sifd^of ^fd^fmuS m
SilQböum (Leon.IEp. 3, bei MigneLo.6068qq.)
unb Sifd^of ^roteriuS Don Sllesanbrien (Leoul
Ep. 133, bei Migne 1. c. 1084 sqq.) in i^
©d^reiben an ben genannten $apft 3)ie pige
mar, bag ie^t Seo I. bie römtfc^e SBeife Sfto
ber alejanbrinifd^m conformirte. 93emerfen5»«ft
ift nodb, ba| um biefe Qtxi bie 3Reinung intnet
mel^r ©eltung erl^ielt, e^riftuS ^abe am 14.%«
fan nod^ baS ^aSd^amal^l genoffen , fei am 15.
(nid^t f(|on am 14., mie ^poUinariS, (SetnenS
Don ^le^anbrien unb ^tppol^t annahmen) ge"
ftorben, am 16. im ©rabe gelegen unb om 17.
auferftanben. ^mbroftuS DonSJlailanb unb$io>
teriuS Don ^le^anbrien festen bieg in ben eitDä|n>
ten ©d^reiben auSf ül^rlid^ auSeinanber. — (Snige
So^re f pöter Derbefferte ^ictoriuS Don Squitom
übrigens mol^l nid^t auf Sefel^l beS römif^en
Srd^ibiaconS ^ilamS, mie früher angenonnnen
mürbe (Dgl. JhauS, SReal-encQQ. n, 568), Me
römif d^e Ofterred^nung ; biefe ^erbeffemng umibe
aOmölig in ©aUien unb Italien aDgemeiit angf
nommen. Son ba an biffenrte baS lateini^
Oftem meift gar nid^t, oft nur menig Donbemoli«
janbrinifd^cn. 3n ben fjfäflen, mo bie iff auf ein«
©amStag fiel, bel^ielt SSictoriuS bie altr5mif^
©ittebei, bog Oftem nid^tfd^on am folgenbenXoge
(mitben^lejanbrinem), fonbem erfta^tSlage jpö«
ter gefeiert loerben foKe. 2)ie legten Unterfdt^ebe Vit
©ionppuS e^iguuS (f. b. 3lrt.) befeitigt buni in«
Oftertafel, meldte mit ©mnblegung beS 19j[öl^riQ0i
SqcIuS ber ale^anbrinifd^en bur^auS conformtoor.
^Ut atom nal^m gan^ ^taüm feine Ofterred^nunft
an, möl^rcnb in ©aUien faft überall bieOflerptoiil
1125 Ofterfeft, 6)x\\il\6)ti — Oftermörd^en unb Oflergelä^ter. 1126
bei SictoifatS bliti unb bie Sriten an bem alten,
Mift^rigcn S^IiuS mit einer SSerbefferung be§
6iil))itiuS €eDecu9 feftl^ielten. Slud^ nad^ Sin-
lu^me bct bionqilfd^en Sled^nung burd^ bie neu-
befe^rtenSngelfa^fen bettml^rten bie britannifd^en
C^rißen in SialeS bie alte Sitte unb Deranla^ten
[o bie Mannten britif d^en Ofterftreitigfeiten, tteld^e
fii^ bur4 Soinmban (f. b. 9lrt. m, 678 f.) aud^
nad^ (SkiOien t)er))flan5ten. ßrfi im % 729 nal^m
tne Olel^r^it bei Griten ben 19iä^rigen S^flud
oiL 3n @))anien nxir er balb nad^ SReccarebS Se«
tel^ntng eingeführt »orben; gu i?arl§ beS (großen
Seit fiegte er im gangen tlbenblanbe unb fül^rte
^ bie UingP erfe^e $a§d^a>Simgfeit l^erbei —
Bon ber SDiffereng, meldte na^ ber ffalenbert)er«
(Kfferung ®regord XITT. gmifd^en ben J?at^oIifen
unb ^roteflanten inSeutfd^Iaub betreffs ber Ofter-
bereddmmg eintrat, ift im 9lrt. 3^tited^ung )u
ffanbtlxL (Sgl 9Bei|el Sie c^riftl. $affafeier ber
kcei erftat So^l^v ^forgl^eim 1848; ^Ugenfelb,
Der ^fd^fhreit ber alten jttrd^e, iQaUt 1860;
^efele, (Sonc-Sef d^. 1, 2. «up., 86 ff. 205. 820 ff.
513. 605 ff. ; ^agemamt, SDie römifd^e Rxxdit,
IceUtorg 1864, 14 % 75 f. 582 ff. ; JhauS, »eal-
Enc^n. I, 487 ff.) [$eter8.]
SlUtitftj d^riftlid^eS, f. Oftem.
Unfeft ber 3uben, f. gfefte IV, 1487 ff.
#|tarfetter, f. m^ IV, 1416 f.
#fkriUTie, f. Oftert)tgUie.
#ftarbiiBiiibeiben 3uben, 1. in ber alten
3eit, f. Sfefte IV, 1437. — 2. »ei ben fpätcren
3nben ^örte mit bem altteftamentlid^en ^riefter-
Bnb Opfermefen aud^ bie Sfeier bed ^aSd^alammed
mtf, felbft bei ben in ^aläftina unb Serufalem
iDol^enben Suben. ^13 ßrinnerung baran ^at
fii^ in ber fpötem unb nod^ in ber l^eutigen iübi»
i^en Ofterfeier ber UfuS erhalten, bog jeber am
Uenb beS KüfttageS gu Ipaufe bie Stelle ^erfagt,
koel^e Dom Sd^Iad^ten am ^aSd^afefte in ber olten
Seit l^anbelt ; btefeS Sefen f oQ nac^ ber SJleinung
berauben ebenfo Diele jhaft l^aben, al§ menn t>a^
iaxwn felbft geopfert mürbe, inbem fie barauf bie
fflorte (Of. 14, 3) beuten: ^SBir wollen bie gfor-
ren unferer Sippen begal^len", unb fte fo umönbem :
«93ir motten bie gfanen burd^ unfere Sippen be-
laufen.' SBeiterl^in mirb ein St in Sfc^e gefod^t,
loeld^, ein 3^d^en bed XrauemS, bad Sfeftopfer
barfteUt; Don einem mirütd^en Samme mirb ein
Ihiie auf ffo^Ien gebraten. SBeibeS mirb auf bie
S^uffel gelegt, auf meld^er bie brei auSgejeid^neten
Ofterfuc^en liegen. S3 toerben nömlid^ bei ben
■eneren Suben au^er ben allgemeinen Ofterfud^en
[Stauen) nod^ fogen. $fIic^t-5IKajot]^ (mx» nsr)
eacfen. SBon biefen merben in ben beiben erften
84a"91öd!|teniebedmalbrei gebraud^t, meldte be-
tonbete Slamen (ins, ^riefter; ^iV, Seöi; ha-^ir^
SdnieO tragen unb nad^ bejonberen SSorfd^riften
icfertigt merben muffen. (93gl. Hottinger, Juris
lebraeorum leges CCLXI, Tiguri 1655,
17 sq.; Sd^r5ber, Sa^ungen unb ®ebräud^e be§
abimbifd^ - rabbinifc^en äubent^umS, ^Bremen
1851, 189 ff. ; ©elijfd^, in ber Seitfd^tift f. lut^.
S^eol. u. «ird^e 1855, 257 ff.) [ftönig.]
^fietmSx^ nnb ^fUtitti^et (risns pas-
chaJis) gel^örten im 9)littelalter Pielfad^ gu ben
oolfötbümlid^en gfreuben bed OßerfefteS. Sie Sin-
fled^tung Don Srgöl^Iungen^ Sagen, $arabeln
u. bgl. in bie ^rebigt, guf ammengefa^t als maeren
ober maerlln, mar überl^aupt im 9RitteIaIter l^öu-
figer ald l^eutjutage (f. 30 fold^er SRörd^en bei
Pfeiffer, ©ermania m, Stuttgart 1858, 407 ff.).
Sie bienten bagu, bem SSoIf bie baran angetnüpfte
religiöfe SBal^r^eit Derftönblid^er gu ma^en unb
tiefer einguprögen, unb um einem Subitorium,
loeld^eS an abStracteS 9)en!en nid^t gewölkt hxtr,
böigere äBabrl^eiten faglid^ gu mad^en, ttmren f old^e
äJtittel gemil geeigneter als nüd^temeS unb trodte«
neS S)ebuciren unb üJloralifiren. Sine befonbere
Srt fold^er Srgöblungen ftnb bie feit bem 15. 3a^r-
bunbert namentlid^ in IBapem Dorlommenben
Oftermörd^en (aud^ Ofiemeu), meldte mit ent-
fpred^enber moralifc^er Stu^nmenbung in bie
Ofierprebtgt eingeflod^ten nmrben. 3Ran bat Der-
fd^iebene Srflörungen biefeS ®ebraud^eS Derfud^t.
^Qacintl^ IpoHanb (®efd^. ber altbeutfd^en 3)id^t-
mnft, SteaenSburg 1862, 610) miU, mobi o^ne
binreicbenoen ®runb, bad Oftermärd^en unb ben
risus paschaÜB mit ber altl^eibnifd^en tjfeftfeier
ber ®öttin Oftara in Skrbinbung bringen. Sine
gau) öu^erlid^e SSeranlaffung }ur Sinfd^iebung
eines 3}lörd^enS in bie Ofterprebigt fönnte man
in ber Stelle im SDangelium be§ jmeiten Öftere
tageS (Suc. 24, 15): et factum est, dum fabu-
larentur, finben. Sine anbere Srflärung gibt
SraSmuS Don SRotterbam, inbem er fein biefe Sitte
DermerfenbeS Urt^eil mit ben SSBorten begrünbet:
Nequaquam ad hoc laetitiae genas invitavit
psalmus paschalis, quum alt: Hie est dies,
quem fecit Dominus, exultemus et laetemnr
in eo (Ecclesiastes , ed. Basil. 1535, 126;
bei ber betreffenben Stelle ber Dom Unter}eid^neten
benu^ten Ausgabe ift am Staube in ber ^anbfd^rift
beS 16. Sab^bunbertS notirt: ^^Oftermerlein, ut
et hodie moris est in Bavaria, cujus ipse
testis sum). 2)ie fomtfd^e Oualttät ber Öfter-
mörd^en erf lärt fid^ einfad^ burd^ ben freubigen Sba«
rafter beS OfterfefteS, meld^er in ber gang bem
mittelolterlid^en ©eiji entfpred^enben naiDen SBeife
burd^ ben risus paschtdis feinen ^uSbrudt fanb
(DQl. b. 9lrt. gfefte IV, 1395 f.). ,3br «Iten babet
eu^ guerinnem, mie man Dor ^IterSamOfter-Xage
5ur 5}eSper pfleget Don ber San^el ein Cftcr-9leu
gu fagen. ®a8 maren närrifd^e tjabuln unb 2Käbr-
lein . . . S)amit molte man bie Seute fröHd^ mad^en"
(^JlatbefiuS, nad^ Sd^uppiuS, Sebrreid^e Sd^rifften,
fjrandfurt 1701, 788). 9«od^ beftimmter ift ein
anberer WuSfprud^ beS 2Katbefiu8 (§iftorien Don
D. 2R. fiutberS Anfang, Sebr unb ficben, Nürnberg
1566, 8. ^rebigt): ^Um biefe 3cit pflegt man
Cftermäbriein unb närrifd^e ©ebi^te gu prebigen,
bamit man bie Seute, fo in ber haften burd^ il^re
IBu^e betrübet unb in ber äJtartermocben mit bem
1127
Ojiertu
1128
^erm Sl^rifto SRitleiben getragen, burd^ f oI(i^ unge«
reimte lofe ® ef d^tcö| erfreuet unb mieber tröftet, toxt
iä) ]o\ä)tt Oftermö^rlein in meiner Sugenb eilige
gehört." 2)em l^arten Dermerfenben Urtl^eil über
biefelben folgt ber ^roteftant ©ueridEe (Jhrd^en-
gefd^. II, 3. Slufi., ©ofle 1838, 714): ^©aS arme
^JoR lieg ed fid^ gebulbig gefaQen, toenn feine
^rebiger am gfreubenfeft ber Oftem, um nur om
fid^erften bad gebröuc^Iid^e Oftergelöd^ter (bie @a-
ricotur ber fe|lenben l^eiligen Ofterfreube) gu be-
mirfen, ber eine bad ®ef($rei ber unvernünftigen
Xl^iere nad^al^mte, ber anbere einen Sd^manf er«
l&ijUit." 3)ag le^tereS allgemeiner ® ebroud^ gemef en,
meist aber ber ^roteftant 3)aniel (Xl^eol. gontro«
öerfen, ©alle 1843, 80) treffenb gurüd: „®er 95er.
f afjer (^ueridfe) mürbe fid^ an Dielen Dfterprebigten
unb Oftergebeten, bie id^ il^m aud bem 14. unb
15. Sa^rl^unbert fuppebitiren moUte, aud treuem
^ergen erbauen unb DieQeid^t bod^ etmaS nad^ben!«
lid^ merben, ob bie l^eilige Ofterfreube f o burc^aud
gefel^lt l^be, unb ob eS Sied^tenS fei, eine aHer«
bingS in mand^en ©egenben t)erbreitete Sitte, bie
aber mel^r in bad ®ebiet ber iBolfS« als ber Rix»
d^enfltte gel^ört, fo emft in ben ^römiffen ber 5Re-
formatton mit aufjufül^ren.'' Um bie @itte un-
befangen }u beurt]()eilen, mug man fid^ erinnern^
ba| baS naiDe äJtittelalter bie unmittelbare 92eben-
einanberfteHung beS jf omifd^en mit bem (Sx^aUntn
unb ^eiligen gang gut Dertrug. 9Ran benfe an
ben f^alfl^aften ^umor, ber fid^ aud^ in ber fird^-
lid^en @culptur in ben berfd^iebenften Soricaturen
öu|erte, ber fid^ indbefonbere barin gefiel, menfd^-
lid^e ©d^möd^en unb SSerirrungen unter Xl^ier«
geftalten u. bgl. löd^erlid^ gu mad^en. 9)a8 mirb
einen l^inrei^enben SrflärungSgrunb für ben
risus paschalis bieten. S)a| ^uSfd^reitungen
öorfamen unb bismeilen UnpajfenbeS , felbft 9ln=
ftögigeS vorgetragen n)urbe, foÜ nid^t in ^brebe
gefteüt merben. ^ber ma^DoU unb geredet ift bad
Urtl^eil beS ^rotcftanten ßruel (®efd^. ber beut-
fd^en ^rebigtim aJlittelalter, 3)etmolb 1879, 251),
hai bie Sammlungen Don folc^en Stempeln gmar
Diel Aberglauben unb 2:]^or]^eiten entl^alten, aber
aud^ mand^e mertl^DoUe (Srgöl^lungen DoD tiefen
©inneS, achter SJloral unb toirffamer fiebenSflug-
l)cit, unb l^ier unb ba Doli ^oefte unb &umor.
UebrigenS ergingen mand^erlei ürd^lid^e Verbote
gegen ben ©cbraud^. Senebict XIV. citirt (In-
stitut, eccles. XXVn, 15) einen unter Sie-
mens X. (1670—1676) ergongenen grlag ber
Gongr. Episc. et Reg. : ut pravam consuetu-
dinem jam pridem inventam penitus extin-
guerent, ob quam nonnulli concionatores non
sacram doctnnam ac virtutem populos edoce-
bant, . . . sed auditorum mentes paradoxis
poetarum fabulis vanisque rhetoricorum er-
namentis oblectabant, mad allerbinc^S mel^r al§
bie cigentlid^en Dftermord^enumfafet. 6in fpccieHeS
SSerbot berfelben erliefe fturfürft SKojimilion IIL
Don 53ai}ern (1 745— 1 777). 3m3. 1 774 Derbot fte
Siemens Auguft, SSifd^of Don SlugSburg (Steiner,
Acta selecta eccl. Angost., Ang. Vmdd.1785,
849). ebenfo merben in ben 1787 ebirten StegenS-
burger Siöcefanconftitutionen gerügt bie oon*
ciones paschales, yulgo Ostermftrlein dietie
(Sipf, SBerorbnungen bed SBidtl^umS Stegendbug,
StegenSb. 1853, 626). (Sgl. Sinfenmo^er, (Sc-
fd^id^te ber $rebigt in Seutfd^Ionb bis juni 9ut-
gang bed 15. Sa^rl^unbertS , 9Ründ^en 1886,
180 ff. ; Sitate au8 SRünc^ener ^onbfd^riften W
Sd^meUer, fßa\)x. 9B5rterbud^ I, 2. 9uH., aXiH*
d^enl872, 1634f.) [SBeber.]
Aftern ift ber beutfd^ 3lamt für bie 10^
SrinnerungSfeier an bie Sluferflel^ung beS ^
lanbed. S)aS SSort ift als ^lurolbilbung nm
altl^od^beutfd^en östarft, östrk, mitteH^od^bcntl^
öster, ^lural östarün, östem }u betro^toi,
beff en Singular nur in 3ufammenf e|tmgen (0^
euer u. f. m.) gebräud^lid^ ift, unb ^gt om toc^^
d^einlid^ften mit bem 9tamen ber ongelfftd^fif^ai
Söttin e&ster }ufammen (f. Beda, De temp.
ratione c. 15 , bei Migne, PP. lat. XG, 357);
bie altgermanifd^e gfrü^lingSgöttin, beren übrigcal
fonft feine ßrmöl^nung gefd^ie^t, l^tte olfo $k4
unb 92amen ber d^riftlic^en 9(uferfie^ungSfeicr tA'
treten muffen (Dgl. 3. u. SB. ®rimm, iMiiiß
aSörterbud^Vn, Seipsig 1881, 1371 f.). Sit
^luralform mürbe begmegen feftgel^atten, tteB
ba§ Ofterfeft mel^rere Xage lang gefeiert mnbe
(f. u.). — Rubere Slbleitungen beS 92ameidl dor
hostia (ostia) , ostium , Often (mit ber ®9ttia
eäster beSjelben Stammes), Urftanb (gleid^ fbf-
erftel^ung) u. f. m. mögen als intereffonte, obcc
f c^merlid^ richtige S)eutungSDerfud^e ermöl^t^ fein.
2)ie l^euttgen Itturgifd^en^üd^er nennen ben er^
Oftetlag Dominica Besurrectionis ; ben gmeitai
unb folgenben Xag ber OfterodaDe {o^len fte ott
feriallu. f. m.post Pascha. 2)er 92ame Paachs
fd^eint in ber alten Jhrd^e urfprünglid^ ben Xobe8>
tag Sefu bejeid^net ^u b<iben; barouf meist amj^
bie mel^rfad^ beliebte 9lblettung beS SBorteS tx»
Tcdfoyetv l^in, möl^renb Pascha in SBir!li(^
nid^t's Ruberes ift olS bie aramöifd^e gform («nu)
beS l^ebräifd^en )^d9.. SS lag aber nal^e, bie py
3eit Dom Xobe bis 5ur ^uferftel^ung als ^^oSifi
beS ^erm (transitus Domini) )u begeic^nen. Die
benn aud^ g. 93. XertuUian unter bem diesPascb»
einmal (De erat. c. 8 [al. 14]) ben S^orfreUag,
baS anbere QJlal (De corona c. 3) ben Ofterf onnt^
Derftel^t. 9)er Unterfdjieb in ber IBegeid^mmgoll
riaaya (rraupu)(7ip.ov unb dva(rra(7i)JL0v finbet jU)
erft fpöter. (Ueber baS fog. Pascha annotinini
f. b. ^rt.) 3e mel^r, bejonberS aud^ im Serlonf
beS Ofterf cierftreiteS (f. b. 9lrt.), bie gfeier beS «nf-
erftel^ungStageS l^erDortrat, um f o mel^r unnbe bei
92ame Pascha für bie Jen 2:ag Dorl^errf ^enb, tomA
ftc^ erflört, ba| bie iHamtn beS OfterfefteS in ba
meiften europaifd^en Sprad^en ftd^ Don Pascha
l^erleiten. anbere, befonberS in Urfunben tNff»
fommenbe SBe^eid^nungen ftnb nod^ dies paachi-
lis; dies dominicus, felicissimus , magnofl,
sanctus; dominica sancta; solemnitaa nor
Opcrtu
1130
tum ; Sonntag Besurrexi ^e Öfter-
cfd^t old hebdomada paschae ober
iphytomm ; ber }h)eite £ag ift ber Öfter»
uid) ber SRitüDod^ l^ei^t nod^ befonberd
medium (f. fieift, Urfunbenlel^re, 2. Stuß.,
1893^ 251).
18 l^o^eSlIter unbbieSebeutung bed
;eS lönnen feinem begrflnbeten S^o^if^I
len. @td^ mug Oftem qI8 baS ältefte
tlid^ Sal^reSfefte betrad^tet werben. SS
loar SRan^ed für bie ^nnal^me , bag bie
riften in ber erften 3ett bad SßaSd^afeft
)Iu| an bie iübifd^e S^ftfeier^ j[ebod^ mit
tung auf Sl^riftuS als Ofterlomm gefeiert
babei toirb aber bie Chinnerung an bie
^g bed l&eilanbeS nid^t l^oben fel^len
3)ie| ergibt fid^ fd^on au§ ber grunb«
Sebeutung, meiere ber ^oftel (1 Sor.
bem ®e^eimni| ber ^uferftel^ung beilegt,
ber Xl^otfad^, bog bereits in apoftolif d^er
Zag nad^ bem ©abbat als befonbere Sr-
) an ben erfknbenen ^eilanb »dd^entlid^
Mgangen tourbe. t^^eilid^ mag bei ber
n ^Sd^afeier ber @ebanfe an bad Hd^crva
n|&ov ber trarl^errfd^enbe gewefen fein, ^ei
»end^ften^ benen ber iubtfd^e ^aSd^aritud
g, fd^eint fld^ bie Sal^reSfeier auS ber
id^ Sftftfeier beS Sonntagd gebilbet }u
inbem man im erfien äJtonate bed Sa^red
en Sonntag, meld^erbeml^iftorifd^en^ufer«
Ifomttag entfprad^, befonberd feftlid^ beging
^leid^, bem etxmgelifc^en iBerid^te ent«
t), bie Erinnerung an ben Xob 3efu auf
^gel^enben f^reitag anfe^te. 2)a^ biefed
d gu Stom üblid^e SSerfal^ren ebenfalls
}eigte fld^ im SSerlaufe ber Ofterftrettig-
ifö $ap{t ^nicet (um 166) ftd^ für bie
$ra|iS auf feine SSorgönger bis auf
L (um 120?) berief. SS ift möglich, ba^
er X^ftuS bie iöl^rlid^e Ofterfeier gu 9tom
ttte (JhauS, SReal-iSnc^flopöbte II, 566);
on lönnte aud^ annel^men, bo| Slnicet fie
l^alb ntd^t weiter Ijinauffü^ren moQte,
nur bis bal^in alS Sugengeuge für bie
bürgen fonnte. 3Benn man a(fo aud^
^Oen mie 1 Sor. 5, 7. 8 nid^t notl^men-
>ie apoftolifd^e 3ctt eine freier beS ^aSd^a-
nel^men mu|, fo ift biefelbe bod^ ieben»
I aus bem erften d^riftUd^en äal^rl^unbert
nb angufel^en, mag babei ber ®ebanfe
Suferftel^ungSfeier Dorl^errfd^enb ober nur
oel^enb gemefen fein. 9^ac^bem aber ein«
9ebeutung beS f^efteS als Srinnerung an
rfle^g beS ^eilanbeS aOgemein burd^«
n tiKir, mugte eS balb als ber SJlittelpunft
te erfd^inen. S)arauf toeifen bie oerfd^ie«
rnennungen l^in, mit meldten bie SSöter eS
tetcn; fo nennt Seo ber @roge (Senn. 9
\n. Dom., bei Migne, PP. lat. LIV,
. Oftertag dies solus magnus ; ^e^nlid^eS
InSbrücte mie festiyitas festivitatiim,
dies magnae indulgentiae. !Rid^t bem Stange,
fonbem nur ber 3cit nad^ fte^t eS bei Sl^r^foftomuS
(Hom. 1 in Pentec., bei Migne, PP. gr. L, 454)
als baS }tt)eite gfeft , inbem epi|)]^anie als erfteS
gfeft beS ^eilanbeS im Saläre gett^net wirb. 9IS
l^öd^fteS Sfeft beS ^al^reS würbe Oftem nid^t bIo|
Sinen Sag gefeiert, fonbem lange galt bie gange
Octate als ^ftjeit, wöl^rmb welcher fid^ bie ®löu-
bigm fnec^tlid^er Arbeit mtl^altm unb ÜRorgenS,
SRittagS unb SlbmbS bem ®otteSbimfi beiwol^nen
fottten (ögl. Sinterim, ®mfwürbigfeitm V, 1,
248 f.); bod^ Witt ^ßrobfi (f.Seitfd^rift f. fat^.2]^eo.
logie VI [1882], 350) in ber Ofteroctat>e, wie aud^
in ber OctaDe oon $fingftm unb (S))i))]^anie (bm
brei altm Xaufgeiten) nid^t fowol^I eine IBerlönge«
mng ber tjfeftf eier, aä trielmel^r eine 9{a(!^f eter ber
9{eop]^qtm erbliden. Spöter würbe bieOfterwod^e
Dom SKittwod^ ab wenigftmS fteQmweife für brin*
genbeSlrbeitenfreigegebmunb aUmöIig über]^au))t
bie gfeier auf bie brei erften Xage befd^rönft. Sie
gfeierlid^feit beS ®otteSbien{}eS in ber Ofterwod^e
Würbe baburd^ nod^ wefmtlid^ erl^öl^t, ba| bie 9}m*
getauften bemfelbm ftetS in wei^m ftleibem md>
mit brennenbm Std^tem beigumo^nen l^atten; an
bie lird^lid^e tJfeier fd^Ioffm ftd^ weitere Dolfst^m-
lid^e ®ebräud^e an (ogl. b. «rti gefie lY, 1412 ff.
unb Oftermörlein). S)aS @tunbmgebet (Officimn
neophytorom) War für bm Oftertag, ol^ne 3tt)eif el
mit ^Jtüdtftc^t auf bie lange bauembe Slrbett, weld^
bie Xauffeier am SSigütage mit fid^ brad^te, be*
beutmb gefürgt unb würbe in bedelben SSeife an
ben folgenbm Xagm fortgefe^t. iRur bie SSefper
bel^ielt größere SluSbel^nung unb SfeierHd(|feit, be*
fonberS burd^ bm feierlid^m 3ug ber 92eop^9tm
gum Xoufbmnnen. ^IS d^arafteriftifc^er %uSbmdE
ber tJfefteSfreube biente in Officium unb äJteffe
ber wicberl^olte 3ubelmf aUelnja. ®ie SKeffm,
bereu jeber Sag in ber Ofterwo^e eine befonbere
l^atte, bienten ebmfo wol^l gur ßrinnemng an bie
Derfd^iebmen Srfd^einungen beS^uferftanbmm (in
ben Soangelien), wie gum ^inweiS auf bie ®naben
ber Xaufe als ber geiftigm Sluferftel^ung (befon-
berSimäntroituSunbbmOrationen). Sagufamen
fteUmweife nod^ befonbere Sigmtl^fimlid^feitm. @o
fang man t)ieIerortS, wie no^ je^t gu Stom in ber
pöpftlid^m aJteffe, (Spiftelunb Soangelium fowol^Iin
iateinif^er wie in gried^ifd^er Sprad^e; im altm
gaQif d^en StituS l^atte jeber Sag ber Ofterwod^e gwei
äJteffm, bie berfelbe $rie{ter celebrirte; ein atteS
l^anbfd^riftUd^eS SRiffale auS Spanim Dom äal^re
855 Dergeid^net berm für bm Oftertag fogar brei
(SRigne, Snc^clop. ^anbbud^ ber fatl^oL Siturgie,
beutfd^e Ueberfe^ung, SreSIau 1850, 663). Sor
bem beginne Der!Dlef[e würbe an mand^en Orten
eine ^rocefjbn gum fogm. l^eiligen ®rabe Der«
anftaltet, auS weld^em ®ebraud^ ftd^ bie nod^ Diel-
fad^ üblid^e «uferfte^ungSfeier (f. b. «rt.) l^erleitet.
i^ft allgemein war eS Sraud^, fömmtlid^e Speifm
für bie Oftertage f eierlid^ gu fegnen (Dgl. Bitaale
Bomanmn 8, 18 sqq.), ein SBilb beS auferftan*
bmen IpeilanbeS aufgufteUm, bie ftird^ mit Sfol^lnm,
1181
Oftertu
11S2
IBIitmen u. f. to. in fd^müdEen, unb bergleid^en.
(lieber bie fluider beftel^nbe ^flic^t innerhalb bei
Oftermoc^e bie l^eiltge Sommunion ^u empfangen,
f. b. ^rt. Oeftcrlid^e 3eit.) — ®aS »reöier unb
SRiffale enll^alten für bie OfteroctaDe no^ l^eute
im SBefentUc^en bie alte Orbnung, bie infolge
beffen t)on ben anberen Of fiden me^ad^ abmeid^t
Sie gfeier ber OftenDOd^ beginnt mit ber SSefper
bed S^arfamStogeS (f. b. Slrt OfterDigil) unb
bauert bis gur 9{on beS f olgenben @am§taged ein*
f d^Iiellid^. Wk in biefe 3dt einfoQenben ^eiligen«
fefte toerben entn)eber Derfd^oben ober (bon ber
gtoeiten Sefper beS Ofterbiendtaged ab) com-
memorirt. Sie brei erften Xage ber SBod^e ftnb
festa primae classis, bie fotgenben semidupli-
da. 9Md^ altem ®ebraud^e l^at bie SRatutin nur
Sine 9{octum gu brei ^falmen (»ad fpöter f ölf d^-
lid^enoeife t)on eingelnen JHrd^en auf bie gange
öfterlid^e 3sü auSgebel^nt tourbe; f. Durandus,
Bation. diy. offic. 6, 89, 6). ^QmnuS unb da*
pM nebft Stefponforien fatten aOentl^alben »eg^
ol^ne 3^dfel, toeil fte überhaupt im Officium
anfangs fel^Iten; fpäter beutete man ben 9BegfaU
beS ^QmnuS barauS, ba| bad gange Officium gu
Oftem ein jubilus fei, unb ben ^uSfaD be§ Sa«
pitel qnia non doctrina, sed exsultaido tan-
tom est necessaria. 2)ie heinen $)oren entbel^ren
toeiterl^in ber ^ntipl^onen; bagegen tritt überall
ber Subelgefang Haec dies, quam fecit Domi-
nus ; exsultemus et laetemur in ea Dor ber
Oration ein. S)ie Sefper nad^ römifd^em StituS
ift ie^t ben SaubeS conform; fte l^at baS alte ®e«
präge befonberer gderttd^feit bur^ bie ^roceffton
gum Saufftein Derloren, tt)öl^renb ^articular*
breöiere, g. 93. baS fölnifd^e, bie alte gorm ber
Ofteroefper nod^ entl^alten. 3n ben Steffen ber
OfteroctaDe erf(|eint ald ©rabuale ber @)efang
Haec dies etc., unb nad^ einem iSerS mit Metuja
tritt bie Ofterf equeng Victimae paschali laudes
(f. b. %rt. @equengen) ein ; nur ber @amdtag l^at
nad^ ber Spiftel ben SlUeluiagefang, toit er Don
ba ab in ber öfterlid^en 3cit (f. o. 728) fortbauert,
mit f olgenber Sequeng. Sie eigene ^röfation bed
Ofterfefted ift eine ^bfürgung auS einer Diel lön-
gem^ mie fte im Sacramentarium Gregorianum
entl^alten ift. Sie Gommtmicantes unb Hanc
igitnr genannten ®ebete ftnb ebenfalls bem gfefte
angepaßt; bei bem le^tgenannten ®ebete ift ber
3ufammen]^ang mit ber alten XaufprasiS einleud^-
tenb. Snblid^ mirb bem Ite missa est (mie aud^
bemBenedicamtis Domino inSaubeS unb S3efper)
ein boppelteSSineluia angcl^ängt. — SJlit ber SSefper
beS @am§taged nad^ Oftem nimmt baS Of^cium
lieber feine gemöl^nltd^e ®eftalt (mit ben ^enbe«
rungen für bie öfterlid^e 3«it) an ; benn ber erfte
@onntag nad^ Oftem, obf d^on in octava paschae
genannt, mieberl^olt, abtoeic^enb Don ber f onftigen
Segel (f. b. 9lrt. OctuDe), nic^t t>a9 Officium beS
iJfefttageS, maS übrigens nad^ bem 3^ugniffe bed
SuranbuS gu feiner 3dt fteOentoeife üblid^ toar.
9Rit SRüdtftd^t auf ba§ SDangelium beS Sonn-
tages, toeld^eS Don einer ßrfd^einung beS ^eUanbcS
ad^t Sage nad^ feiner 9luf erfiel^ung berid^tct, loStbe
es aud^ nid^t angelten, bm toeilen Sountog di
@d^Iu| ber OfteroctaDe gu red^nm^ ba biefe nur eise
auSgebel^nte gfeier bed liuferfte^ungStageS iß.
2. Ser Xermin bed Ofterf efteS toar belanni-
lid^ löngere 3eit ®egenftanb beS Streite» ([. b.
Slrt. Ofterf eierftreit), bis i^n boS goncü m 9lidki
auf bm Sonntag fi^irte, meld^er bem gfnil^Iin^
DoUmonbe gunöd^ft folgt. Siefe SefHmmung ift MS
l^eute ma^gebenb geblieben. SS ift Sor, ba| Mc
genaue Sfeft je^ung beS OftertermineS^ nad^ todSim
ftd^ baS gange bemeglid^e jKrd^miabr rid^tet, feilet
eine ber mic^tigftm^ufgabm für bie fird^Iid^3^
red^nung »urbe. Um aUe 3rrtl^ümer gu Dermeibot
tDurbe be^l^b baS Satum beS OfterfefieS getttg
Dorl^er bm eingelnen jKrd^en mitget^feilt ; ittAe*
fonbere foOte eS in ben Somfird^ am ^ftt ber
Spipl^nie 5ff entlid^ angefünbigt merbm (DgL ai4
Pontificale Bom. IQ, ed. typ. Batisb. 1888,
3 sq.). SBeiterl^in toar eS bann Sad^e ber eingelm
^faner, Don benm tüchtige ftmntniffe im Com-
puttis Derlangt mürben (DgL Gapitnlaria EaroH
Magni, in ben Mon. Germ, bist Legg. I, 65),
ben jfalenber il^rerffird^e um baS gegebmeOpet^
batum gu orbnen. ftenntni^ beS OfterterminSeimS
Saures toar unb ift be^l^alb aud^ etfteS Srf orbent$
für eine rationeQe Sl^ronologie ber d^nftlid^3flii>
bunberte, unb baS SJlittelalter fatmte Derfd^iebent
SRet^oben, um baS Ofterbatum eineS beliebigen
äal^reS gu finben (f. eine ^ngal^I berfelbm g. S.ün
Sacerdotale ad S. R. E. consuetudinem sacri
Gonc. Trid. sanctionibus . . . collectom, ed.
Venetüs 1587, 344 sqq.). 3nbem aBe bieBbcjüg«
Ud^en t^eoretifd^en ßrörtemngen für bm 3lrt. ^'
rec^nung Dorbe^alten merben^ foHen l^ier bienrii^
tigften praftifd^en ^tlfSmittel gur IBefümmung M
OfterbatumS gegebm merben. 9lm einfad^fieit für
ben ®ebraud^ finb ol^ne 3n)eifel bie Xafeln, tocü^
bie Slnorbnung beS ff almberS für bie 35 Deift^ie«
bmen Ofterbaten barbieten^ gugleid^ mit Sngoie
ber Sabre, in toeld^en ein beftimmteS Saturn etn*
tritt Sold^e Xafeln ^nben ftd^ g. S. bei Pil^,
Galend. chron. medii potissimnm aevi, Yienn.
1781, 1 sqq. 61 sqq.; ®rotefenb^ ^anbbu^ber
l^iftor. S^ronol, ^annoDer 1872, 120 ff. 192||.;
De Mas Latrie, Trösor de Chronologie, Pans
1889, 94 SS. 265 ss.— Sine gtoeite^rt, baSOfio-
batum nad^ bem iulianifd^en unb gregorianifd^
ffalenber gu befttmmen, tt)irb im römifd^m Sninct
Dor bem Calendaritun unter ber Stubri! De uno
et ejus partibus gegeben. 3uerft tuerbm in ber
bort angegebenen SQßetfe bie ßpacte (begm. für 3q^
nad^ {ulianifd^em ffalmber bie golbme 3<t4Q ^
ber SonntagSbud^ftabe beS betreff enbm ^a^teSbe"
ftimmt unb bann DermittelS btefer gtoei ®r&|m
aus ber Tabula paschalis antiqna reformala
ober aus ber Tabula novareformata bieSoten
aUer bemeglid^en tJf^fte gefunben. SaS nJUi/at
SSerfal^ren ift bafelbft l^inreid^enb angegden. —
Sie britte ^Retl^obe gur SBeftimmung beft Offcf
8
OjletDigilie.
1134
ans bmn oDer Xafeln entbel^ren unb berul^t
rehter arit^metif^er Sled^nung naä) ber be-
iden (Sou^'t^en Sformel (suerft t)eröffentlid^t
®au| in [D. 3a^d] SRonatl. Sorrefponbena
Befteberung berSrb- iL^immelSlunbe 1800,
.np; abgebrudt in 6. fj. ®au6' SBerfen VI,
ttngen 1874, 78 ff., wo aud^ [80 ff J eine
iid^ SRet^obe }ur SSeftimmung beS jübifd^en
nrfeßed gegeben »irb). SRon biüibirt nämlid^
3a^I bed 3a^re9, beffen Oflerbatum gefud^t
», mit 19, bann mit 4 unb enblid^ mit 7, unb
dt bie febedmaligen SRefte be^m. a, b unb c.
t bie ©iüiflon auf, fo iji ber SReji = 0 ju
L 3)er Ouotient brandet j^ier mie aud^ tteiter-
nid^t berüdfftd^tigt ju merben. ^läbann be«
nt man ben Sleft ber S)it)ifion (19 a + M) : 30
nennt il^n d, metter ben 9ief} ber S)it)i{ion
4- 4c + 6d + N) : 7 unb nennt ben Seft e.
M finb M unb N S^^^^' bie im gregoridni«
[ jlalenber für bie t)erfd^iebenen 3a^rl^unberte
^bene Sßertl^e l^aben, bagegen im iulianif d^en
!id>er unt>erätd>erlid^ pnb. Sd ift nömlid^ im
orif d^en IFalenber
15
N.
6
igen im gregorianifd^en jtalenber
t)on
M.
N.
1588—1699
22
2
1700—1799
23
8
1800—1899
28
4
1900—1999
24
5
2000—2099
24
5
t ÜRetl^obe M unb N für jebeS beliebige
r^unbert )u befUmmen, f. in ®au|^ SBede
. O. 78.)
Kit man in ber vorgenannten SBeife bie 9tefte
tb e beftimmt, fo ergibt ftd^ als Öfterbatum
22 + d + e)te SRärj, bejm. ber (d + e— 9)te
il, je nac^bem d + e Heiner ober größer ifi
h Siefe SRegel gilt allgemein, mit SluSnal^me
ruber ^mei f$aUe, bie in einer Sigentl^ümlid^«
beS gregortanifd^en ffalenberS il^re Srflörung
n. ®ibt nömlid^ bie Sted^nung ben 26. Slpril
Dflertermin, fo ifi jtatt beffen ber 19. 9lpril
e^en ; gibt aber bie SRed^nung ben 25. 9pril,
n d = 28 unb 6 = 6 ift, unb ift s^gleid^
Re|! ber ^iDifwu (11 M + 11) : 30 «einer
L9, fo ifi ftatt bed 25. ^ril ber 18. ^rtt ju
len.
^ Sfrage, marum baS Ofterfeft nid^t an einem
I 9Ronat3batum gefeiert mirb, ift fd^on frül^e
T Stvcfy aufgemorfen morben. tluf eine 9ln«
I bcd 3anuariud gab SuguftinuS (Ep. 55 ad
isü Januarii) eine f^mbolifd^e Sdlörung beS
xcaäftS, bie im ganjen ünittelalter feftge^alten
IC SnbererfeitS mürben unb merben gegen bie
tfßSfidt bed Oflertermined ©rünbe geltenb
gemad^t, tl^eilS Dom tl^eologifd^, tl^eilS bom ptcS»
tifd^>d^ronoIogifd^ @tanb)mnft. So mar §. 9.
au(| fiutber (f. beffen SBerfe, l^rouSgeg. t>. SBaU^,
XVI, 2676 ff.) Segner ber geltenben Ofterbered^-
nung. 3lm angeregt mürbe bie gfrage befonberS
bur^ bie jlalenberreform unter ©regorXin. mtb
infolge beffen bie Ofterbered^nung einge]^enb Don
SlaoiuS (GaL a Gregorio XIII, restitati ex-
plic. 1, 3 sqq. [Opp. Y, Mogontiae 1612,
54 sqq.]) erörtert. @eitbem tauten nod^ immer
oon 3eit SU 3cit 93orf d^Iöge auf, Oftem 5U fisiren,
}. 99. auf ben Sonntag na$ bem t$rüpngd«9lequi-
nocttum, ober auf ben erften Sonntag im Sjnil
u. bgl. ; ol^ne 3n)eif el mirb bie ffird^ aber aud^ in
3ufunft an ber olten $rap9, unb gmar mit Siedet,
fcftbalten (ügl. aud^ b. 3lrt. 3citred^ttwng). —
Sd^Iiepd^ fei nod^ bemerft, ba^ in alten ffalen-
barien öfterd auf ben 27. SRörg bie Besorrectio
Domini angefe^t ift; bod^ ift bamit nid^t bad Ofter-
feft gemeint, f onbem bad d^ronologif d^ 2)atum ber
Sluf erftel^ung 3efu, oon meld^em baS ^eortologif d^
gu unterfd^eiben ift (f. Nilles, Ealend. man. utri-
usque eccloB. H, Oemponte 1881, 279 sq.).
(9SgI. au^er ber im Slrt. Ofterfeierftreit angegefc
neu Siteratur nod^ 3f. $i))er, ®efd^. be« Ofterf eftee
feit ber Äalenbeneform, SBerlin 1845; ffierf.,
j?arl§ beS ©rogen ffalenbarium unb Ofiertafel,
ebb. 1858 ; S)erf., Sie ffalenbarien ... ber Sngel-
fad^fen, ebb. 1862 ; ffrauS, JReaW£nc^n.n, 577 ff. ;
Duchesne, Origines du culte diröt., Paria
1889, 229 SS.; ^robft, 2)ie öltefien rbmtfd^en
Sacramentarien unb Orbined, 9}lünfter 1892,
225 ff. — Ueber Urfimtng unb SnttoidRung ber
Iiturg.«bram. Sluferflc^ungäfeicr [ügl. b. 9Jrt.] l^n-
belt Sänge, Sie lateinifd^en Ofterfeiem, üJlünd^en
1887.) [31. effer.]
0ßenrtgi(le be^eid^nete nad^ ber frül^em Si§-
ciplin ber JKrd^e bie SSorfeier ber ^uferftebung
3efu ßl^rifü in ber 9?a^t oor bem Ofterfonntage.
®iefe SSigilienfeier fennt bereits SertuUian (Ad
uxor. 2, 4) ; ber 1^1. ^ieron^mud nennt fie eine
a))ofloIifd^e Xrabition (InMatth. 25, 6), unb nad^
bem ^l «uguftinuS (Serm. 219) ift bie Öfter-
oigilie bie aßutter aUer ^eiKgen SSigilien. S)ie
gotteSbienftlid^en (Functionen ber Oftemad^t be*
ftanben l^auptföd^Iid^ in ©ebet, ©efang, Schrift-
iefung unb Xaufe ber jf ated^umenen unb enbigten
gegen XageSanbrud^ mit ber Opferfeier unb Kom-
munion (Oonst. apost. 5, 19). SSielfad^ mar aud^
bie Weinung Derbreitet, bag in ber Oftemad^t
bie ^nfunft beS ^erm jum ©endete (irapoocrCa)
ftattfinben merbe (Lactantius, Institut. 7, 19).
Seitbem baS Kl^riftentbum freiere 93etoegung er-
l^alten l^atte, feierte man bie Oftemad^t burd^ groß-
artige SBeleud^tung nic^t bloß ber JKrd^en, fonbern
aud^ ber ^öufer. Sie SSöter reben oon bem ©lange
berfelben oft mit begeijterten SKuSbrüdten (ügl.
Euseb. Vita Consi 4, 22; Gregor. Nyss.
Orat. 4 in resurrect. Christi; Zeno, Traot. 2,
38 [Migne, PP. lat. XI, 483 sqq.]; Aug.
Serm. 219). 9{ur im SRorgenlanbe l^at fid^ ber
Optröigilit.
im
v&^iify ®otit6bitn^ in \m OpctDigil nullen,
im ^6niblanbt bagegen tourben ungefaßt um iai
8, Sa^t^unberi bie iStrlmomen her Ofltmoi^t gu-
erpouf ben9ioc^ittQö btS oot^ttgttioiben Sams-
tags Dttlegt unb feit btm 14. äa^r^unbtrt bereite
am 3ßorgtn beS S^ifamStagS anticiiiirt. %xä)
mit bitfei Snlegung btS @otte8biniftte bautd
bo^ bit StttjflltQtung }um gaften miü) fort bie
gum SBtflinne befl Dfttrfonnlagfl (^t^tU, SBeiträge
jut Äit(^enflef<ö. u. f. tt. II, aütingen 1864,
230 ff.), ^it ^tirid^nung OftmiigiCie ftnbet [\i)
na^ im 15. Ordo Romanos (n. 78) neBen bem
Flamen Sabbatum aanct^im, mit bem bit litui'
gM™ fflü^tt unb ©d^riftflellet f^on \t1)r frü^e
allgemein benSamSlagDorOjltntbqeiqnen. Sic
©rieben nennen i^n xS Siioi xol fie'Ta aappoToip,
bit Xitutfc^en S^arfamStag, b. i. ©amStng in bei
e^onoo^e (f. b. «rt.).
Slie Iii({|lic^en Serimonttii beS S^aifamStagS
gewann na^ bem @efagten jui Cfltruigil. iBeuDi
man bie Gituigie bet Öftemadit anticipiirte, toai
bn €^aifametag felbfl burc^ feine befonbere
gottesbienjllid^e ißeifammlung auSgejeit^net. 6t
galt uon ieber qB tag ber ®rabe8rui)e be« ^erin
unb bcB 9BeiIen3 feiner Seete in ber Untemelt
(Hilles, Calendarium Manuale II, Oenipont«
1881, 259). Siefec @ebante ftnbet befonbetS
9Iu8brud im Matattnom tenebramm beS 2ageS ;
bie ^ntip^onen uetfen auf bie ßtrabeSni^e beS
ßetlonbeS ^in, laffen ober auä) f d^on bie Oper-
^tube bur#Iidten. 2Sn früheren Reiten tvurbe am
©amaiag SHotgenB (öU^r) baS lefcte ©cnitinium
mit ben 3:äuflingen Dorgenommen; nad^ ber red-
ditio Byinboli unb ber SJeiri^tung eineS SebeteS
btrltegen fte auf bie Üufforberung beS^r^ibiaconS
bie ffir^t, um bie €tunbe ber Xaufe abgumorten
(Ordo Bom. I, n. 37. 38). — 3iaä) ber heutigen
ißrape finb bie S e r i m o n i e n beS S^arfamefagB
in bei rat^oIifi!)en Ain^e folgenbe: 1. Sie üSeib t
beS neuen geuerS unb ber fünf für
bieO^erlerje beftimmten SEßet^taut^-
IBinei au^ei^alb ber JFiii^e. ^m frühen
■Dloigen nirb auS einem flüeftl^einebaS neue Steuer
gefd^lagen unb mit bemfelben uor ber jHr^t^üre
ein Seuer au3 ^olg ober ffo^Ien entgünbet. 3ur
befümmten Seit erfdieint ber fungirenbe 5ßriefter
in otoleiten $aramenlen unb fegnel juetfl mit biei
®ebeten baS neue geuet unb hierauf mit Sinem
©ebete bie fünf 2ißei|iau(l6förner. 9id^ ben SlBei^e-
gebeten werben baS äfeuet unb bie SBei^raui^famer
breimal at}iergtrt unb incenftrt ; bann merben olle
Sid(|ter in ber Aiid^e auagelöfc^t, um fpätei mit
bem neuen {feuec toiebei angejünbet gu merben. —
%v.\ bie beiben genannten Segnungen folgt un-
raittefboi 2. bit 5proceffion In bie ffirt^e
mit bem genieibitn 3^et unb ben fünf aßei^rami^-
tBmetn. Sei Siacon, mit einer lDet|en Salmalit
beneibtt, tifigt hierbei ein langes Slo^r, an beffen
St>i|e brci ffergen fo angebrad|t fmb, bag fle fi(^
unten gu Sinei oeieinigen. 9}a^ bem Sintiitt in
bie Stilist miib buic^ einen Hcolqt^en bie erpe, in
ber ^itte ber Stixi)t bie goxite tmb Doi btm iQoäf
aüait bie britte )ener An^en ongeiünbet 2&xS-
mal, nad^bem eine fferge angejünbet tDDrbtn ifl,
Iniet ber Siacon nieber unb fingt mit fletl ei^&^n
Stimme Lumen Cliristi, loorauf re|))Dnbiit inäi
Deo gratias. — Ser SiituS, aus einem ffitU-
fteine Scuer gu fd^Iagen, tsai gut 3eit beS $ap(l(S
SaifyimS (geft. 752, f. beffen EpUt 13 ad
Bonif., bei Migne, PP. lat. LXXXIX, 951)
in Stom nodi unbefannt. Sagegen nntrbcn bod
am ©rünbonnerBtnge wä^renb bet SBci^ bei
S^rifamS brei grofie Sampen mit Del gefüllt, in
einem abgelegenen Saum ber fliid^ aufgefhflt
unb baS Sii^t berfelben forgfältig biS gum S^
famStag unter^lten. Ser @ebraud^, auS einen
Steine i$euer gu [plagen unb gu fegnen, flamot
auB ©aSien unb bat inStom faum bor ben&ilic
bcB 8. 3a{)rf)unbertS Eingang gefunben. ^iapß
2eo IV. (j. Migne, PP. lat. CXV, 682) f agt gto«,
ba^ am eb<i^>imStage neues i|euet gemeint ttnb
untet boS iBoK Dettfieilt tueibe, abei ben SituI M
geuerjc^IagenS aus Steinen eimS^ et ni(^ taSr
brücfltd^. Ülac^bem erftenriSmifii^tnOibo(iL32)
tuutbe am @rünbonnerltage ^uer aaS einm
Steine gefc^lagen unb baran eine jfei^e angegibiM.
Siefe trug ber 3]ianfionariuS in ^egennxirt bd
SBoIfeg auf einem 91ol|rftabe (anmdo, canna) in
bie ffin^e, tuo baS neue ^uer auf eine SoiiQe
übertragen, bis jum Sbo^»<nSififi< foigf ditig untic
galten unb gum Stngünben ber Cfterferge Knnenbct
würbe. 3m je^nten tSmifc^en Oibo (il 16), ba
«DlabiQon in'B 11. 3a:^ibunbeit Deilegt finb fft
hie SSei^e beS neuen ^tütti unb bei SSSei^taw^
lämer am 6t|'"^lQmStag bereits bie nämtic^Dne
tionenangebeutet,nieI^eba8ramif^e!inifiaIeiii>^
^eute gebram^t. Set jmSlfle, auB bem Knfangt
beS 13. 3abr£iunberl8 ftammenbe iflmifdt« Od«
(n. 30) etffiä^nt juerft baS breimoltge LmiMi
ChrieU, bei bterge^nte, bem Sarbinal 3aciitel
ßajetanuS gugefi^iiebene Orbo (n. 94) aber juti?
bie brei fferjen auf bem JHobrftab. — 3tai) tm
britten Lumeu ChriBÜ folgt 3. bie 3Sti^(
berOftetlerje. 2>erSiacon übergibt baSS4t
einem ^Icolpi^en, nimmt baB iBu^, bittet ben Ed^
branS (nie gum gbangelium) um ben Segen, t^
jum $u(te unb beginnt bie Sßei^e ber Dfleriait
ober baS poechale praeconium, boB nad^ feines
älnfangSuorte aud| Exultet genannt toiib. Dal'
felbe i^ bie frol^e Sotfc^aft Don bet glonei^lnf'
nfte^ung be5 ^lerm unb fonn nur uneig«ntli4d«
Sffieilie Ijeißen. Snbem übet bet Siacon feinen et^
benen^Iüf trag crjüKt, SBetlünbiget betaufetfitSifflt
Efjcifti ju fein, fügt et bie oom^Jrieflei geweiilnt
aBcilirauc^rönictberÄerieeinunben^ünbetltlilen
mil bcni noni ^iriefter gemeil^ttn ^er. Slolun^
toirb bie Ofterlerge eine ree saora unb ein Spobd
bcB auferflanbenen ^eilanbeS. Seim Seginntbn
Söei^e brennt bie Ofterferge nod^ nic^t; fw ^ «ä
Silb beS not^ im @rabe ru^enben ^tna. £tt
fiinf SBei^iau^fSmer, »el^e in ffreujeSfoim is
biefefbe eingefügt merben, finb eine $tnt " "
87
OflerDigilie.
1188
f bie fünf 9BunbinaIe, bie ani) am Derflörten
i6( beS Suforfianbenen ftd^tbar blieben. S)ie
^Ma^t toitb ange}ünbet benn ber @e!reu)igte
irte am brüten %ag,t )um Seben }urüd. @ie
|if fingt 1^ Sid^t Don ber breifpi^igen Rzr^z, htm
ImibUb ber Eiligen Steif altigfeit, bo bie Sffiieber-
f bung ein göttli^er 9ct tft. 2)ie Ofterferje bilbet
le SBad^f&iIe )um banfbaren ^nbenfen an j[ene
inberbaregfeuerlQuIe, in loeld^er ®ott bem 3uben-
[fe }ur 9iad^l)eit in ber 9Bü[te uoranging ; ber
[erftanbcne Sieger über Xob unb ^düe ift unf er
tec SBegnmfer. Sie fiampen uno jterjen ber
nl^ oerben an ber Ofierf er^e ange^ünbet : benn
efi, tDaS auf Srben Sid^t ifi, l^at feinen SBrenn*
nft im fixieren Sid^te. »elc^ed ieben SRenfd^en
endetet — S8 berbient no^ angemerft ju mer-
1, ba| man früher Dielfad^ an bem $af{uS im
Lultet: 0 certe neoessarium Adae peccatum,
lod Christi morte deletum est I 0 felix culpa,
116 talem ao tantum meruit habere redem-
rem I 9nfto| genommen unb infolge be[fen ben-
[ben entmeber gan} ober tl^eilmeife in ben 9Jte|"
vSnan getilgt l^at 9Ran Überfall alfo, ba^ in
tifem $affu8 nid^t bie @ünbe VlbamS ald fold^e
k not^menbig erflört unb nid^t baS Söfe an unb
b fUb gepriefen mirb, f onbem nur inf of em, al§
id)c Der Snlag einer fo unenblid^ tt)unberbaren
U5fmig moren. — Sie Ojlerlerse miib naä)
8oii(^ft bed 9Re|bu(l^eS gebrandet bei ber Sauf-
MRenoeil^ am Sl^arfamdtag unb ^fingftfamd-
to(; femer foQ. j^e nad^ einer Sntfd^eibung ber
&KC. 19. Maji 1607 (Gardellini n. 204, 18)
(Qi|ei bei ber 3Reffe in sabbato sancto noc^
tonen üon Oflerfonntag an bis sunt @d^Iuffe
bcB erjlen Soangeliumd am tiefte Sl^rifti ^im«
ndfo^ ad Missas et Vesperas solemnes
in tribus diebus Paschae, sabbato in Albis
et in diebus dominicis tantum, nid^t aber ad
Hatatinum et in aliis diebus et solenmitatibus
etiim Bolemniter celebratis. 3^^^ 93ereitung
ber OfMer^e foS gutes meines SBad^S Dermenbet
lonbm, fo ba| ed bbd^ft unpaffenb »öte^ biefelbe
OB ungebleid^tem (gelben ober gar rottigef örbten)
Sad^^ aufteilen. f$emer foQ bie Ofterfer^e
l^iimr unb gr5|er fein aß bie gemö^nlid^en
ht^ ber iHtd^t unb auf einem eigenS baju be«
bunten, großen unb f d^önen fieud^ter an ber ßDan-
lefonfcite neben bem ^od^altare fte^en (S. B. C.
4. Jon. 1845). — Sad Praeconium paschale
'^^m\t €id^r]^eit bid in'8 4. Sal^r^unbert
iriidt »erfolgen. SBemeiS bafur ift ein S3rief beS
.6ienm9mu8 auS bem Seginn bed 3al^re§ 384
t Ben Siacon ^röfibiuS Don ^tacen^a. Siefer
tic ben ^eiligen erfud^t, i^m für nöc^fte Oftem
le ImoB cerei, b. ^. eine gformel beS Prae-
ninm paschale, )u t)erf äffen, maS ^ieron^muS
ET ablehnte. Sie äBeibe ber Ofterfer^e entmidelte
I bemnad^ auS einer ^nfpra^e, meldte bie Sia-
« in ber Oftemad^t de laude cerei oor^utragen
ttn. Ser Sist bed äBeil^egebeteS mar urfprüng«
nid^t audoritatik) feftgeftettt^ fonbem ed loar
@ad^e beS fungirenben SiaconS, benfelben )u t)er-
faffen. X^atfö^Iid^ ftnb mel^rere fold^er r^faffungen
einer laus cerei erl^alten^ ). 93. }mrt unter Den
SSBerfen bed Snnobiud (gefi. 521)^ eine im Sacram.
Gelasianum, anbere im ambroftanifd^en unb mo}«
arabifc^en 9Riffale. Ser l^eutige Xest beS Exultet
ift (mit einigen Slbmeid^ungen) suerjl in ben gaOi-
canifd^en ^anbfd^riften bed 7. bis 8. Sal^rl^unbertS
0og. Missale Gothicum, Missale Gallicanum
vetus unb Sacram. Gallicanum) bezeugt. Sie
Eingabe, bad Exultet fei oom l^L 9(ugu{iinud, als
er nod^ Siacon toar, Derfa^t unb gefungen morben^
lögt ftd^ 5h)ar nid^t t)öQig üd^er bereifen, l^at aber
bod^ gute ©rünbe für ftd^. UebrigenS gel^t auS
can. 9 ber Uierten @qnobe }u Xolebo (683) ittt>ox,
ba| bamaß bie Segnung ber Ofierferge nod^ nid^t
allgemein Dorgenommen mürbe. Ser orientalifd^en
Rixfy ift bie SS^ei^e ber Ofterterge überl^aupt fremb.
93or alters fd^rieb man auf bie Ofierferje bie be«
meglid^en gfefte beS lauf enben äal^reS^ bie Sparten^
Snbictionen, bie 3^^^ ber KegierungSial^re be8
^apfted, be§ fianbeSl^erm u. f. m.; fpöter l^ing man
ein Saferen an ber Ofterfer^e auf, meld^eS biefe
eingaben entl^ielt (^robft, Sie ölteften r5m. Sacra«
mentalien unb OrbineS, aitunfier 1892, 218 ff.;
Sbner, ^anbfd^riftlic^e Stubien über baS Prae-
conium paschale, im jNrd^enmuftfal. Sal^rbud^
1893, 73 ff.). — auf bie SBeil^e ber Ofterfeqe
folgt 4. bie Sefung ber ^mölf ^ropbe-
tien aus bem 9. %., meldte ftd^ als $rop|e-
tien fd^on baburd^ d^arafteriftren, ba| fte ol^ne
Xitel gelefen merben. @ie foUen eben nid^t als
Srud^ftüdfe auS einzelnen Xl^eilen ber l^eiligen
@d^rif t aufgefaßt merben, fonbem als Zitaten unb
®e^eimni[fe, »eld^e, im eilten Sunbe gemeiSfagt
ober öorgebilbet, fi^ fort unb fort in ber ftird^e
erfüllen. Suf iebe ^ropl^etie folgt eine Oration
mit Dorangelienbem Flectamus genua unb Le-
vate ; nur nad^ ber jmölf ten $ropt)etie bleibt baS
Flectamus genua toeg, meil ber in berfelben er«
mötinte 92abud^obonofor baS fßolt gejmungen l^at,
bie ffniee uor ber golbenen Statue gu beugen, bie
er errid^tet l^atte (Ordo Rom. X, n. 17). 3lai) ber
Dierten, adbten unb elften ^ropl^etie mirb ein Xrac«
tuS eingefqaltet, meld^er ben 3n^alt ber boran-
gegangenen ^rop^etien }u einem ©runbgebanfen
gufammenfa^t unb abfd^lie^t. Siefe ^ropl^etien
finb nid^t tttoa auSfd^lieglid^ für bie Xöuflinge
bered^net, fonbem fie foUen, möl^renb bie Xöuf-
linge gur Saufe vorbereitet merben, bie berfam-
melte ©emcinbe in ben ®eift ber Ofterfeier, in
baS Steid^ ber neuen Sd^öpfung einführen ; be|«
^alb merben fle aud^ in ben ftir^en, in meldten
feine Saufmaffermei^e ftattfinbet (f. u.), nid^t toeg-
gelaffen. Sie 3a^l ber Sefungen mar frül^cr Der»
fd^ieben. 3Bö^renb baS @elaftanifd^e Sacramen*
tar elf ober gtoölf fiefungen entl^alt, finben ftd^ im
erften römifd^en Orbo (n. 40) blo| Dier (nämlid^
bie 1., 4., 8. unb 11. ber l^eute üblid^en); aber
jebe biefer Dier fiectionen mürbe guDor in gried^i«
fc^er unb bann in lateinifd^er Sprad^e gelefen.
1139 JOIüeiDiflilit.
Siefrt e^f^ t^tlfi urgen ber Slnmtfen'^tit »an
@nt^ in 3tont, t^tilS }ui SiaifteQunQ bct
€inigltit beiber ffirt^tn. ©eit htm 11. Sa^r^un-
bert nienig^eng (Ordo Rom. X, n. 17) lourben
a6tr gu SRom cDii[taiit jroölf fiECtionot ßrieftn, unb
gmur Jtbt tinjeltie äucrft latcinii*, uiib bann nod^
@utbefinben bc3 ^^apfleS (si ^ommua Papa
velit) au^ nu^ gricc^ifil). Ea bieffB bäupfl ni^t
mtt)t terlangt inurbc. [a b"' I'(| b« ©ebTOud^
oDmälifl (im 15. Sa^ri) »erloien. SBenebict XIIL,
totläjtt mit großer iBoiIietK an ben älteren @e-
Mu(^en fepielt, rief btn SiituS tuieber in'S Se-
6tn, aUein nad^ befjen ^ontiRcatc tarn er mieber
ab. — !Rq{^ ben Sprop^etien jotgt 5. bie lauf-
,U)affeTtDetbe, bie an bnt EBoiabenben von
"Djiem unb 5ßflngften in üllen Ihrc^en oorjuneb-
men iji, roeli^e btflänbig ben laufflein OSaptifte-
dum) ^aben (8. E. C. 1. Mart. 1636 [Gardel-
lini n. 890]). 3)et OfpaQtiir begibt fic^ mit ben
SJIintftranten in ißroceifion gum SBopliftcrium,
trjll)renb ber Bon einer Dration gejolgte iroctuS
Siout cemifl ($f. 41) gelungen wirb. S)er
SSeibcact am 3:aufbrunnen jelber i^ fe^r feierlii^
unb beftebt auS @ebeten uno fqmbDlij(!^en^anb'<
lungen. 3u letzteren gel(|Bren : breimalige !8erüV
rung beS SBaHcre, ^^eilung bc« SSaPerg in
ftreuieSform, SluSgie^ung beS[tIben nai) ben Dier
SlBeltgcgenben, breimolige 9lnf|Qurfiirag beSfelben,
breimaligeS ßintenlen bei Oftcrf er jt in baS ÜBaffer,
breimaligea ^Inblojen beä SBafieiS in ffreujeS-
(orm, Bermiit^ung be§5Baffer§ mitffatcrfiumenenöl
unb Sbrifam. SBon bem gencibtcn SESaper wirb
Dor btr aSennij(^ung mit Oel unb Gbrifam ein
S^eil jur Seiprengung beS gegenmartigen SGoIItl,
für baS Vidi aquam Dor bem ^o^omt be§ Öfter-
fonntage§ unb jur Sfterlii^en ^au^nei^e neg'
genommen. — 33ie 9Sei_5e beä laufmafjerä ift fo
aUgemein üblich unb jeit fo unDorbentlid^er 3fit
geübt, bog fie (ugl. BaailiuB, De Spir. s. 27, 66)
Dbne SöeitereS auf apopolifc^e Blncrbnung gurüdl-
gefüt)rt irerben mu|. Jeriutlian (De bapt. 4. 6)
fennt fie bereit!, unb bie bfiügf« SSöter (SqiiKuS
B. 3eruf., ^ieronqmuS, 3Imbtofiu§, BluguftinuS)
legen i^i eine groge SBebeutung bei. Sin i^ox-
mular fOi bie EEBei^e tiaben bie Conet. apost.
(7, 43). ©flSjelbe mbt aber nur ungefähr bie
@ebanten an, beien SluSfü^rung Do^l bem Si-
f^ofe felber übtrlajltn blieb. Sla§ Formular für
bie Saufmaffermeibe im r&mifc^en SDüffale ip
j;ehenfall4 uralt, wie ein SHerglei^ beSjelben mit
ber gelaltanilii^en benedictio fontia geigt (j.
SProbft, Sacramenlarien u. Orbtneä 221 ; ftrauB,
M.-6. n, 825). — ffln bie Saufinafff rtnei^e f ^liefit
ft^, menn Aatec^umenen ober Säujlinge Dor^an*
ben finb, 6. bie Spenbung ber laufe.
Oftem mar Peta bie ßaupttaufjeit, weil bie %auU
fflegräbnil unb Suferfle^ung mit GbrifiuS ip
(mm. 6, 4). Dia* ber ilBeibe beS 3:au|ioaffer9
mürbe bo^er bie Saufe unb an ben ^aupllirctien
nad^ ber Saufe auc|| gltid^ bie girmutig gcfptnbet
(ogL b. art. Saufe). — %iä) ber ffiei^e beB Sauf-
1140
nxtffera begu. naä) bei Spenbung b« Xanf^ fo^
7. Slbfingung bei Sitanei. SOele^taipi
aitaie gurüd, wä^rtnb auf bem JRiidUcgt foA
ßleiifer eint Bcrfürgte aiIti^igen>Sitatiri fitigei
unb bei (Ifjox ftete bie toigefungenen Svod»
tionen unb bitten drieber^olt Sei Ctlebnml nA
bie ScDiten legen ftt^ an ben Stufen befi Wtaal
auf i^i Slngep^t nieber, bie fibrigeit Cieribi tum
tniten an ilrtn tßlä^ (^ Jfin^ o^e 6at>>
tipcrium folgni Sitanei unb <ßroflratimi tmmittd>
bar auf bie $rop]^etien.) Set ben SEBoittn: Pm-
catorea, te rogamus . . ., lel^it bn Eeltbnal
in bie ©acriftei gurötl, um fit^ mit bin SReS-
genönbem gu betteiben. — 3la<^ bem Saon-
menl^um Gelaaianam mürben am &far\taii'
lag brei Sitaneien gebetet, bie nrfte Bor bä SBeiJe
ber Ofterlerge, hie gweite Dor ber 2Bei§e bc8 laif'
maflrtS, bie brilte uor ber OTetfeier. SBomi Wefe
iBeitimmungin'3@eIarianum aufgenommen nm^
lüöt fi(f) nW genau angeben. Sii^t bIo| onS bn
erfien (n. 41. 45), fonbcm au^ nod) an! b«
jfljötften römif^ Orbo (n. 30. 31), bei bei
ßnbe beS 12. 3aI|rbunbertS ange^Bit, ifl gn tttt>
ne'bmen, bag am 6I)arfamStage gmei Sitontutt bie
eine Bor ber Saufmaffeitoei^e unb bie anbete M
ber 37te&feier, gefungen mürben (DgL b. %rt Ei*
tanei YU, 2103). — «n bie Sitanei fcWiefel fi^
nai^ heutiger SiJrajiS unmittelbar 8. bie Sei«
ber ^eiligen aJIeffe an. Urfprflnglii^ moibit
GbotfamStag gleiij bemßtiarfreitag ein alitntgifiSB
Sag, b. t). *itt \oWx, an Beltöem leine SWepH
ftattfanb (Innoeent. I. Ep. ad Deceat apiie.
Eugubin. c. 4, bei Migne, PP. lat LXXHV,
642) ; aud^ bie ganje Anlage bei l^eutigtn S^
famBtagämeffe jeigt nod^, ba^ pf "ii^ ber oltW^
liäjtn SJiScipIin in ber Opemodit, begm. tn te
IDlorgenfrüfie beS DperfonntagB, gefeiert Bubt
9!o^ im frühen Dliltelalter, cl8 rat^ aufjlrai
beä nächtlichen ©otteSbienfteS bie (£erimomeit te
Oftcruigilie auf ben ^Dad^mittag beS <£battinnl<
tugä Derlegt morben toaren, moilete mon mitbci
iBeginne ber l^eüigen Wt^t, bis bie @temt at
timmel erft^ienen. ~ ®aä lOiefeformulot für ta
^arfamitagliatammelftenunteianenSotmiilnti
ben urfprünglLd^en SppuS bttsabrt. So^ei fi^
barin ^eute nod) biejenigcn iSepanbt^Ie Qtiu»
tuS, ßrebo, Offertorium, Agnus Dei), toel^ ei^
meber erft fpäter jum SllefirituS l^ingugefügt ito
früber Bon ben ©ängem aQein Boi^tiagtn unb »4
auf^ Dom SelebranS gebetet unirben. Uebrigenl uel'
^en bie liturgifi^en @d)iipfte(Ier in bei S)eiitiiBt
bei ßigent^ümliii|leiten ber (£^arfamStagiiiK|t
Dielfai^ Doneinanberob. ^aSgegenmäitigeüRep
formular ^at ttinm 3ntrDitu3, mtU ein fiil((p
bure^ bie oorauBge^enben Sefungen, befcnbcil
□ber buri^ ben Sitancigefong. erfeht Diri), tidim
bePenSdblufe ben Einfang brrüRtf)e bübet SStin
Gloria ertönen mitbei (Slodengeldute unb Oigd*
fpiel, bie feit ©tünbonnerätag gefd^miegen ftotai;
nac^ ber Spiftel tsirb bieimol äQeluia, unb gtoot
mit ftetS trbb^tir Stimmt, gefangen, na^bembet
Oßer^eit — Ostiensis.
1142
•(Skfang mit bem Sonntag Sephiageftma
üiiirgie Derftummt mar; )um Suangelium
ine Stifter nid^t getragen, Dieüeid^t xotxl
il^9ten mit brennenben ffergen bem ®otteS-
^ttiH)]^nten. S)ie Sl^arfamgtagSmeffe l^t
bo, weil biefe in bie römifd^ SKeffe erft
itter Senebict Ym. aufgenommen mürbe;
^ertorium, toeil bie ^topi^r^kn no(i^ nic^t
»urften, imb meil als Opfer ber ©emeinbe
erferje erfd^nt; lein Agnus Dei, meil
iterer S^\ai )ur Siturgie ift ober meil ed
r bem ^oqomte bei ber Sifanei gefungen
Mnen griebenSfu^ (Fax), toeil bie 93ug-
mb baS ßrenge §aften megen ber 3Beg-
>e8 SrfiutigamS nod^ nic^t ^u Snbe fmb ;
•mmunio, meil an il^rer Stelle bie Sefper
)iefe eteUe (t)gl. b. Srt. ©rünbonnerStag
.6) nimmt bie SSefper bei ben römifc^en
\ Suerft ein in Ordo XI (n. 43), melc^er
12.3a^r]^unbertftammt Sßöl^renb l^eut«
intr nod^ ber celebrirenbe ^riefter com-
\, toax frül^ bie Sommunion eine aUge«
lud^ bie unmünbigen ffinber, menn fold^
tDorben, empfingen gleid^ nad^ ber 3:aufe
irc^e bie l^eilige Sommunion (Ordo Born.
>). (33e}figli(j^ ber @itte, ben 92eopl^Qten
' Sommunion 9RiId^ unb t)onig p reid^en,
bfl, @acramente u. Sacramentalien u. f. to.,
m 1872, 152, unbflrauS, ».-6. n, 394
iI4.) ^rioatmelfen ftnb am (S^arfamStag
tDecr.g9n.t)om 12.^e(ruarunb ll.ünör^
^edjfterbtngS oerboten. ^ud^ menn ein gfeft
eepto mit ber $jlid^t, bie l^eilige 9nej|e ^u
itf ben S^arfamdtag fallt, barf eine $rit)at-
4t gelefen merben ol^ne fpecieUeS 3nbult
). 10. Jan. 1693; 81. Jun. 1821); bie
len muffen algbann, foDiel fte im @tanbe
r einen feierlid^en SDleffe bcitool^nen. 9iur
: SRoriö Serfünbigung mirb, menn e§ auf
rfamStag föQt, f omol^I für bie gfeier in foro
shoro auf ben 9Rontag nad^ bem meinen
3 t)erlegt. — Sie mand^erortS fd^on am
mb bed Sl^arfamgtageS ftattfinbenbe Suf«
3öfeier (f. b. 9Irt.) gehört nid^t ju ben
) liturgifd^n tJfunctionen biefeS Saged.
«r bie Ofteroigil ^robft, ftird^I. ©iScipIin
rften brei Salfir^v Tübingen 1873, 286 ;
Q^r, ßntmidfL ber fird^I. gfaftenbiSctpIin,
1 1877, 104; ffrauS, SR..g. H, 564 f.
Ueber Sabbatum sanctum refp. Sl^ar«
Dgl. Ed. Martine, De antiquis eccle-
ibus 4, 24 [ed. Antwerp. III, 1737,
[.1; P. Leodeg. Mayer, Explicatio hi-
Ceremoniarum, Aug. Yindel. 1743,
!•; SBinterim, ©enfujürbigfciten V, 1,
33; Duchesne, Origines du Culte ehre-
ffia 1889, 240-247.) [$un!e8.]
lett, f. Oeftcrlid^e Seit.
rta^ f. @oten Y, 852 u. 858 ff.
riirf, bie erfte ber nieberen äßei^en (or-
dnores), mirb alS eigener Orbo neben
ben übrigen Sßeil^effatfen, meldte jum ^riefiertl^um
\\ä)itn (f. b. 9rt. Ordo, ob. 1031 f.), ^uerft in einem
^Briefe beS $apfte8 SomeliuS Dom 3a^re 251 er-
mähnt (Euseb. H. E. 6, 43, 12) ; baSfelbe ifi mit
ben übrigen nieberen SBeilden mal^rfd^einlid^ Don
$apft gfabian (236—251) eingeführt (f. b. «rt
Slfolut^en I, 383). 9{ad^ ben Dor bem Snbe beS
6. 3a]()r]^unbertS abgefaßten, angeblid^ auf ber
vierten @Qnobe Don Sartl^ago (im % 398) er-
laffenen SanoneS (bei Denzinger, Enchiridion
n. 57) ttmrben }ur Srt^eilung biefer äBeil^ bem
Sanbibaten Dom Sifd^of bie @d^läffel ber ftird^
mit ben SBorten eingebänbigt : Sic age, quasi
redditurus Deo rationem pro bis rebus, quae
bis clavibus recluduntur. 2)ie Uebergabe ber
@d^lüffel unb bie fte beglettenben SBorte finb
im römifd^en ^ontificale beibebalten. 2)er SBetl^e-
act mirb, mie bie ßrt^eilung ber übrigen Sßeiben,
mit einer Untertoeifung über bie Obliegenl^eiten
bed OftiariuS eingeleitet unb mit einem ®ebete
für ben Orbinirten gefd^Ioffen. 9IS Obliegen-
\)tiitti jöl^ItbaS^onti^caleauf: percutere cym-
balum et campanam, aperire ecdesiam et
sacrarium, et librum aperire ei, qui prae-
dicat; benfelben entfpred^en bie Slnforberungen,
meldte bie SOlonition cai ben OftiariuS ftdlt:
Sreue, $änftlid^feit unb SBad^famfeit, foioie er*
bauU^er SBanbeL @eined 9mted ift neben ber
Ob^ut über baS JHrd^ngebäube bie Sorge, ba6
baSfelbe red^tjeüig geöffnet unb gefd^Ioffen uno
bie 3^t bed ©otteSbienfieS angelünbigt merbe,
fomie ba| nur fold^e am @otte8bienft tl^eilne^men,
meldte l^ierju bered^tigt finb. S)ad Oftiariat mirb
am gefe^Iid^en SBeibetermin in ber 9Reffe beS
OuatemberfamStagS unmittelbar nad^ ber erften
fiection, an anberen Sagen aber mit ben übrigen
nieberen SOBcilden nad^ bem Kyrie ert^eilt. —
9iad^ 2i. ®oar (Euchologium, ed. 2, Yenet.
1730, 198) l^atten aud^ bie ©riedjfen Dor bem
@d^i§ma baS Oftiariat als 9Bei^ftufe. an ber
jfird^e Don Sonftantinopel bereu Officialen @oar
(1. c. 222 sqq. ; Dgl. 240, nota 49) nad^ fieo 911-
latiuS aufführt, Ratten bie öcmapiot ben 99ifd^of8-
ftab 5U tragen. Unter ben Orientalen l^aben einzig
bie tlrmenier, bereu niebere SBei^en il^rer Qafjii
unb äleil^enfolge nad^ benen ber lateintfd^en JKrd^
entfpred^en, eine äßei^e be§ OftiariateS; bie SBeil^e«
formel ftimmt faft mörtlid^ mit ber beS römifd^en
^ontiftcale überein (f. bei Denzinger, Bitus
oriental.n, Wirceb.1854, 278). [Ä.Sd^rob.]
Ostiensis (Hostiensis). 1. Setname bed Sa-
noniften ^einrid^ be ©egufio (f. b. 9lrt.). — 2. Sei-
name be§ Seo SDtarftcanuS, etned ber auSge^eid^
netften ÜRönd^e Don SRonte Safftno, meld^er ftd^
befonberS burd^ ^bfaffung einer S^ronü feines
J^IofterS einen 92amen ermorben l^at. @pöter ttmr
er Karbinalbifd&of Don Dftia (1101—1115).
Seo ftammte auS bem ©ejd^Ied^t ber ÜRarftcaner
®rafen unb trat unter Sbt ^eftberiuS (fpütet
$apft Sictor III. ; f. b. 3lrt) in'ö fflojler ein.
SBeil il^n ber W>i fo l^od^ gefd^ö^t l^tte, mudoe
1148
Opittbifd^c 3n|cln — OStoalb, bcr l&L
UM
Seo mäf beffen %oht ber el^rentioDe Auftrag, eine
SebenSbefd^reibung feines @önner§ ju üerfaffen;
aÖein feine Stellung aI3 SibUot^efar unb Slrd^iDQt
beS fflofterS brad^te i^m fo Diel anbete Arbeit,
ba^ et nid^t ba^u fom, bie Siogtopl^ie auSju-
ffil^ten. 9iQCl& bem Sa^re 1098 abet begann et
feine Sl^tonif beS ffloftetS SOlonte Safftno ab^u-
faffen, unb et fc^te aud^ als Sifd^of Don Oftia,
tt)ie eS f d^eint bte Stbeit fott ; bod^ füj^tte et fie
blofe bis jum Sal&te 1075 weitet. 6ine gott-
f e|ung betfelben, übet Don meit getingetem äBettl^e,
fd&tieb $ettuS ©iaconuS (f. b. att.). Seo'S &)X0'
nit ift feldt fotgfältig geatbeitet, tt)ie bie Sonttole
butd^ SSetgleid^ung mit ben Don il^m benu^ten,
nod^ Dotl^anbenen Utfunben ^eigt. äßattenbad^
(Seutfd^lanbS ©efd&id^tSqucDen n, 6. aufl., 93et-
lin 1894, 236) meint, ba^ eS faum eine anbete
ffloftetgefd^id^te gebe, toeld^e mit gleid^et jhtnfl
unb Sotgfalt geatbeitet ift. 2)ie Sl^tonif ift öftet
fet)atat unb mit bet Sfottfe^ung beS $ettuS S)ia-
conuS gebtudtt (SScnebig 1513, Üleapel 1616,
$atiS 1668 unb fonft). aRutatort l^at fie in ben
Ber. Ital. ScriptilY, Mediolani 1723, 153 sqq.
abgebtudt. 3n ben Mon. Germ, bist Scriptt.
Vn, 551 sqq. unb banad^ bei Migne, PP. lat.
CLXXm, 439 sqq., fielet baS SQBet! mit gin-
leitung unb ^oim (Don äßattenbad^ ebitt). Einige
anbete ©d^riften Seo'S f. bei Migne, PP. lat.
CLXXni, 989 sqq. (Sgl. nod^ CeiUier, Eist,
des auteurs sacris XIII, 2* öd., 497 s., unb
bie anbete bet Chevalier, Böp. s. y. Löon de
Marsico Det}eid)nete Sit.) {%. Sff^t.]
0^ttblfi^e3ttfettt, f.SnbicnVI, 663u.689ff.
0$iiia(b, bet 1^1., ein jfönig in Snglanb unb
^auptDetbteitet beS gl^riftent^umS bafelbft, toax
604 obet 605 als @o]^n beS l^eibnifd^en ffönigS
gtl^elftitl^ (Slebilbetet) Don Ülotb^umbtien ge-
boten. S)a fein SSatct 616 im ffampfe gegen bie
Otiten fiel, mu^te bet l^eibnifd^ etjogene ^tinj
mit feinen 93täbetn nad^ ©d^ottlanb fliegen, tt)eil
bet Sl^ton feines 93atetS Don einem ^tötenbenten
@btt)in eingenommen mat. 3n @d^ottlanb matb
OSmalb mit ^mölf @enoffen Don ben 9R5nd^en
ju 3ona füt baS Sl^tiftent^um gewonnen unb ge-
tauft. 92ad^ SbminS 2obe äbetnalgm OswalbS
Settet DSric bie ^ettfd^aft Don S)eiti unb fein
älteftet Stubet ßanftitld bie Don Setnicien. Seibe
mutben miebet Reiben unb fielen 634 Dot bem
Stetonenfütften Seabmaüa. 92un !am OSmalb,
fammelte ein fleineS Sl^tiflenl^eet unb ettid^tete ba,
U)0 et SeabmaQa'S unb feines ^eeteS anftd^tig
iDutbe, mit eigenen ^önben ein pijetneS jlteu^.
3m SSetttauen auf ben ©efteujigten begann et
bann bie ©d^lad^t, unb eS gelang il^m, bie füt
unübetminblid^ gel^altene SRad^t bet Stetonen in
bie gflud^t 5U fd^lagen. @o gemamt et bie ^ttX'
fd)aft ühtx gan) 9iotb]^umbtien unb bamit übet-
miegenben ßinflug in bet gefammten ^eptatd^ie.
S)iefen benu^te et jut ^uSbteitung beS S^tiften-
tl^umS in Snglanb. Sine feinet etften älegie*
tungS]()anblungen loat, bie SRönd^e auf 3ona um
einen SRifftonot füt 92otb]^umbrten |tt bita.
Ütad^bem fte ^uetft eine ungeeignete ^[ktfftnli^bit
gefd^idtt, !am 635 bet aRönd^ «ibott imb et^
Don OSmalb bie Heine 3nfel SfatbiSfame {mi
Sigent^um. S)et ftönig unb er tooren gleit
enetgifd^ unb gleid^ begeißett für baS iSfy^ftob'
tl^um, unb il^ten Deteinten Semfil^migen geloig
es, baS gan}e Soll Stotbl^umbrienS für baS (E^
ftent^um }u geminnen. SBenn Sibon )n:dngtt
pflegte bet ffönig i^m olS 2)olmetfd^ |u Ubm,
inbem et beffen nid^t Slllen glet^ DerfifinbR^e
9Botte in bet SanbeSf))tad^ toiebetl^oUe. 9dk
matb eS nötl^ig, ^al^lteid^e OrbenSleute auS €ii^
lanb nad^fommen ^u laffen; Siban tootb sub
93if d^of gemeint, unb aOent^alben etl^oben ftd^ d^
lid^e flitd^en. Sux Sefeftigung beS (S^rißentl^ual
trug befonbetS ouc^ baS Seifpiel beS ffMgfc
namentlid^ feine unetfd^öpflid^e SRilbe, bei 9»
et einft am Oftetfefte ben Sifd^of bei fid^ gu QaPc
l^atte unb möl^tenb beS SRal^leS fid^ eine aRciigt
titmet einfanb, um ^Imofen )u begel^, fiel cc
benfelben nid^t nut aÜeS, toaS auf bem Xifd^ wt,
teid^en, fonbetn lieg aud^ eine gto|e filbc«
@d^üffel, auf meldtet bie @))eifen gebrod^t ttMn>
ben, in &ixdt bte^en unb unter bie Srmcn M>
tl^eilen. S)a etgtiff 9iban getül^tt bie ^nb bei
J^önigS unb tief: Nunquam inyeterascat biee
manus ! — ein 9Bunf d^, ber budbftftblid^ in fe
füUung ging. Suc^ mä^ Sßeffes brad^te OSindk
baS e^tiftentbum, inbem et fid^ mit einer Züäßa
beS bottigen Königs ff^nigilS Derlobte unb feiin
lünftigen Sd^miegetDatet bemog , fid^ taufen fß
laffen ; et felbft ftanb 635 als ^tf^t bei bet Zoi^e
ju 2)otd^eftet, unb auf feine Senoenbung {iiftde
ff^nigilS baS etfte SiStl^um in SBeffq;. 01-
tt)alb fiel am 5. Suguft 642 auf bem 9Jlafecfdb
im ffampf gegen $enba, ben fifütflen bet^
nifd^en SRetciet. 2)iefet lieg bem (gefallenen Antf
unb ^önbe abl^auen unb ftei an Ißföl^le fiedai;
allein bie Qil^tiften mußten ftd^ toiebet in ben9ep|
biefet ^Reliquien nt fe^en. 2)et Seib beS $etti«i
toaxb etft nad^ Ü3atbneQ, bann nad^ SImtcefei
gebtad^t unb p Slnfang beS 12. 3a^t^unberii
in einem foftbaten @d^tein niebetgelegt. Sal
taupt fam nad^ fiinbisfatne; bei ber Mbtifd^
riDafion legten bie bottigen OtbenSleute eS in
ben @d^tein Don OSmalbS gtogem SSere^, ben
bl. Sutbbett, unb tetteten eS mit biefem. 6ei^
bem tt)itb bet bl. Sutbbett immet mit OStoM
^aupt in bet ^anb abgebilbet. Se^teteS fanb M
fomobl bei bet StanSlation beS ^eiligen 1104
als bei bet legten Oeffnung beS @d^teinfi 1828
nod^ Dot. 2)ie milbtbötige ted^te ^anb OSOoM
tt)utbe nad^ feinet ehemaligen Sterben) Sombo«
tougb gebtad^t, in @ilbet gefaxt unb in (o^
(Sf)xzn gebalten ; nocb im 1 2. Sobt^unbeit mc
fte unDettt)eSt (Dgl. Beginaldi Vita S. Oswaldi
regis et martyris 43 sqq. , bei Th. Ainold,
Simeonis monachi Opp. omnia I, Londim
1882, 868 sqq.). 9lad^ feinem Xobe bM Ofi>
malb butd^ unjö^lige SBunber ein ebenfo ({Co|cc
145
OtQl&eiti — Otftib öon SBcifeenburg.
1146
IBolftU^'tter feines SoReS, tüte er im Se6en getoefen
MO. (Sgl. Bedae Hist. Eccl. 2, 5 sq. 3, 1 sqq. ;
UL BS. BoU., Aug. n, 83 sq.)
Sie ^Mid^feit biefed l^eiligen SRanneS trägt
De biefenigen StgenfddQften an fiä), burd^ loeld^e
ic bem beut{<j^ Seiß f^mpatl^ifd^ tDerben mugte :
r mar ein ftieitbarer ^ttb, ein bemütl^iger ^^x\\i
wb ein imerf(^ö))fli(| freigebiger äBo^Itl^öter.
Dal^ UKirb eS ben briltf(i^en @lQubenSboten leidet,
lie ^ol^ Serel^rung, nielci^e fie ju bem ^eiligen
ragen^ aud^ ben neubefel^rten ©ermonen ein^u-
(fbngen. 3n Seutfd^Ianb xoaxb @t. Odmalb
(ton feit Sinffi^rung bed Sl^riftentl^umd Derel^rt,
nerfi in lieber- nnb SRiltelbeutfd^Ionb. Sdjfon
m 3. 789 erließ ba« JMofter ^erforb in 9Beft-
ifialen «bed 1^1. OSmalbi^eilig^um''. Son bort
icAreitete fi^ feine SSerel^rung, toxt bie Dielen
Drttnamen ^@t Osmalb" geigen, naä^ 99aQem
od» Ocflerreid^, nod^ Sl^ur unb Solotl^um, unb
m 3ug tDirb er als Stabtpatron üere^rt. Ütod^
bccüt^mter i{t ber I^L OSioalb in ber beutfd^en
fii^tung beS 9RitteIaIterS geworben. 9{Qd^bem
Hon in oen lateinifd^en ^Bearbeitungen feines Se-
ImS bie tnopfien gefd^id^tUd^en Angaben über ibn
mmigfad^ auSgefd^müdtt morben, mürben bie*
Idben in beutf^ @ebtd^ten um eine SRenge
M^ unb legenbenl^after 3üge bereid^ert, unb
b iDorb €t OSmalbS Segenbe ein DielgelefeneS
tbOSbud^. (93gl. bie Siteratur bei $. $iper, S)te
6|ridmannSbi($tung I, Serltn unb Stuttgart
t a. [1887], 146 ff. ©aju ©. ©d^ulje, ®ie
CnliDiiflung ber beutfd^en OSmalblegenbe, ^aUe
1888 [®iff.].) [ftaulcn.]
^to^eiti, f. Oceanten, ob. 653.
#tfiik Don SBei^enburg, auS fränfijd^em
Slmnm etma 790 geboren, mürbe in gfutba nod^
inter SlabanuS ÜRauruS gebilbet unb Dermutl^Iid^
M fd^on mit ben fpöteren @t. ©aller SOlönd^en
^artmut nnb SBerinbert bef annt. 3n einem latei«
df^en ®ebid^t mirb er als auSgejeid^neter Seigrer
icr ftlofterfd^ule Don SeufopoUS gepriefeu; als
tHä^n fhirb er aud^ 5u äßeigenburg um 875. 3n
inigen Urfunben beS fflofterS nennt er ftd^ als
Bijpceiber berfelben. IritbemiuS fül^rt in feinem
/»talog. vir. illustr. Derf d^tebene äßerfe Don i^m
m, bo4 ifi l^ier eine SSermec^SIung möglid^. Suf
mS ifi jebenfallS nur ein einziges gef ommen, nöm«
vS^ ber über Evangeliorum Domini gratia
heotisce conscriptus, früher aud^ „ber ^tft"
lenonnt. Cintge b^^angefebene trüber, mabr*
^nli^ ^rtmut unb SBerinbert, fomie eine
<»(^bnDÜn)ige t^^au 9}amenS äubtt)^ beftimmten
in, bie eDangeltfd^e 2)id^tung beutfd^ 5u bel^an-
dn nnb fo bie $robucte allju meltlid^er SSoIfS-
oefie bei ben ®löubigen gu Derbröngen. Otfrib
loute bobei aud^ ben thronten in i^rer ©prad^e
II nationales SHd^tmer! fd^affen, meld^eS ben
a^äfm Si^tungen anberer fßbittx gegenüber«
iftcOt xotAm fönnle unb fte überträfe, inbem eS
% mürbigfien aOer @toffe. Sbnfti SBorte unb
(otm, borftellte. @o moäte er bie rul^mDoUen
fieiftungen ber t^ranfen auf allen anberen SebenS-
gebieten ergangen unb bie i^m Derliebenen fSffi^ig-
fetten }u einem ®ott mol^IgefdEigen SBerfe an-
menben. Obmol^I er fid^ gemig an SSirgil, ODib
unb fiucan, f omie an 3uDencuS, 9rator unb $m-
bentiuS l^erangebtlbet l^tte, fo mar er bod^ aud^ mit
Serfud^en in beutfd^en Serfen fird^Itd^en änbalteS,
meldte in ber farolingifd^en 3tit öfter angefteUt
mürben, befannt gemorben. lieber fold^e Snfünge
aber ging Otfrib ^inauS, guerft, inbem er fic^ }ur
Sonception eines großen, in fi^ }uf ammen^öngen-
ben SBerfeS begeifterte, unb bamt, inbem er ben
aüiterirenben SSerS, ber il^m nad^ beutlid^en Spu-
ren nid^t ungelöuftg mar, aufgab unb mit aOmöIig
mad^fenber ftunftf ertigfeit ben äletm anmanbte, ber
nad^ feinem Vorgänge in ber beutfd^en 2)id^tung
bis l^eute Dorl^errfd^enb geblieben ift. 2)ie 9uS<
fübrung feineS @ebanfenS mar nid^t fo leidet, alS
fie je^t erfd^einen mag. @d^on bie SBiebergabe ber
beutf^en Saute mad^te ©d^mierigfeiten unb erfor-
berte bie unauSgefe^te 9luf merffamf eit beS Std^terS.
9iod^ fd^merer mar eS, ben überlieferten religiöfen
@toff in beutfd^en SuSbrud gu Reiben, )umal ba
ber 2)id^ter ftd^ feine Aufgabe nid^t leidet mad^te,
benn er befd^rönfte fid^ ni^t auf fd^lid^te Srgöl^-
lung, fonbem bereid^erte bie S)arftenung, ber ®e*
lebrjamfeit unb ber ^rebigtmeife feiner Qtii ent-
fpred^enb, in moraliter unb spiritaliter über«
jd^riebenen^bfd^nitten burd^ moralifd^eSetrad^tung
unb aEegorif d^e Deutung beS Srgäl^Uen. ßur Sr«
füllung einer fold^en Aufgabe mar Otfrib burd^
^ol^e mtffenfd^aftlic^e99iIbungDorbereitet; mitäled^t
nennt ibn XritbemtuS (Catal. scriptt. eccl. ed.
1531, fol. 59 *) in diTinis scripturis erudiidssi-
mus. ÜRit Unred^t ift in neuerer 3eit OtfrtbS bol^e
bid^terifd^e 93egabung Derfonnt unb bem IBerfaffer
beS föd^ftjd^en ^elianb gegenüber l^erabgefe^t mor*
ben ; ben großartig er ja|ten unb Derftönbni^DoE
ermeiterten ©toff |at er aud^ tlafftfd^ barguftellen
Derftanben. Sr meig angiebenb gu ergäblen, oft
mit Diel ®emütb unb ^erjlid^feit ; in Sluffaffung
unb ©prad^e neigt er gum ©anften, SSBeid^en; für
bie ®emütbSftimmung ber ^eidfonen unb für bie
SWotiDc i^rer ^anblungSmeif e jeigt er f eineS pf^d^o«
logifd^eS 93erftanbnig ; bie äBed^felrebe erl^ebt fid^
5u bramatifd^er Sebenbigfeit bei ibm. 9lS ©prac^*
benf mal mie als 3Jiarfftein in ber Sntmidflung ber
bcutfd^en ®id^tfunft ift baS ffier! DtfribS Don
böd)fter Sebeutung. Ueber bie ^erfteOung beS
funftreid^en ®ebid)teS maren mol^l 18 Sa^re Der«
flofjen; benn nad^bem baS ®ebid^t 850 begonnen
morben, fe^t bie Sßibmung 3uftönbe DorauS, meldte
erft 868 (ober 865?) Dor^anben maren. S)ie 2)id^-
tung ift in brei DoUftänbigen §anbfd^riften unb
in Srud^ftüdfen einer Dicrten erhalten; bie fd^öne
§onbfd&rift 5u SBien ift Don DtfribS eigener §anb
burd^corrigirt. ($. $iper, DtfribS eDongelien-
bud^, 2. 3lup. gfreiburg unb 2:übin9en 1884, unb :
DtfribS ®Dangelicnbu(^, 2 93be. [größere ^luSgabe
mit %til aaSörtcrbud^, ©rammatif :c.], 2.auSg.,
greiburgu. Tübingen 1882 — 1884, bringt in ber
1M7
•Otl&llla — Dif^max, bcr ^I.
1148
(Mnfrlltntn mit Monra|){)lf(f)CU 9iotii\rii bie fel^t
r(til)l)(ilti|\( 'iMtilionrcUiljie. ^Hl nitd^ ^^.Mper, 3)ie
itllrllr hriil|d)f Vitrnitur. ^4^(rlnt iiitb Stuttgart
N. II. I IHKi I; X ü^cII^ OtfribO xm\ 3Bcif;cnburg
l^iKitt^rlicubuil). !l\I^bf. licvt, (^inleitiiuo, C^itam-
nmlir. mtixit. Wlo||rtr|. Wcrtniöb. isr>(i— 1881;
l^bni. \l^rI)vlinKV . ^M^ »"b Ipdiiuib, SBcrIin
IKVO; K iVrt)i1), Ot|rib, ber ätfcifjenburflcr
Wi^iul). Wcifirnb. 1S7-I; O. Prbimmu. Otfrib«
^huiU)Klinibiii1). !Krini\<)iC(Kbni unb trHürt ^>^Ue
a. b. ^i:«. ISS-J; 'J^nf.. 'Jtictc^rtbbrutf. ebb. 1882;
Vobjtfiu. '5^if 'iWU'i uub *£*trtbt aiWiftcnbura iu
tfl|rt|r cHiifib. 18SL».) lO. 'W\\\ S. J.]
^l^h {a\\>\)) i>on ^t. (*inmf ram. O.S.B.,
Tauu ipciicn (iniiKr ^ iluiitcu nbaiiliitoi CtnbaUd
.\ii bfu 'i\*u|iifcv» bc* IKiltfUilter« (\(rcii)n(t iwr«
Uw \\{ obcv UMibti\Kr al* 5*fr*apcr einer tfeben$'
jeid^net ein beutfd^eS ©ebet Otl^Io'S in (a^riMetn
2)iQ(eft meld^eS in berfelben ^anbfci^rift qu4 la-
tcinijd^ Dor^onben ift (f. baSfelbe bei Migne, PP.
lat CXLYI, 427 sqq. et 429 sqq.). 3n bcm-
felben legt er unter linrufung einer gro|en 9n-
jqI^I Don ^eiligen t$fürbitte für aUe ein, bie i^
nobe ober ferne [teilen, bie il^m ®uted ober UebIcS
getban, für ©eiftlic^e unb Soien, für Sebenbe ssb
Sobte, 5ulc^t für ftc^ felber (Dgl. auA S^üif^-^
beutf(%e ^iM)iIologie XV, 18S3, 84 n.; ^jS^
für bcutid)e« «Uertbum XXX, 1SS6. S2 if.i.
mmt (PP. lat. CXLVI , 27 sqq., kL ihii
CXXII, p. XIV sqq.) gibt CiW^ »i=n:±<
ecbriften, h>clcbe üon l^iabiücn. ^t ziz- ia
ben Mon. Germ, ebirt nxircn. i?-;L C-KÜsr,
Hist gen. des auteurs sacres . Aill . > €<i,
277 SS.: SSüttcnbjd), J«ar±.rr.:4 wciTä«
quellen II, 6.*)lufi., Berlin ISi^. ^5 ^.: n bria
beUbrfibuuii be* W. SiUMfiMHii. ^?r unir lUborcn uub bei Chevalier, Rep. s-t^ on^r» £^
in bei J^i^.cie \>*.tijin»\ um 10 UV fniu al* Änabe [ auiiabcn.! 3^ ^nsi'
n»ub J f»Kin»ee uu> er iub Kilb iiU 5^«i^cmb»ibrei- ' ^tSsnar, b er b l >ir tz% 9. ^csasnBs:
Ni bnvviilMl unb ÜMicv Uivt S.vr^»f'b. Turd) 'Jlubcmaru« f>fr?.u:mti= genzni 2c
*^;»it»/» *V.V»\inNv.b i\>n Ji«i:r\Miiii irnv>e er in 3!?ic^f^^c^':c'-fr .''^e^ %rfU£ \rrb2c: ?eI «Lnsö
N\ >?'.,*•?« ♦,t**.:iC i\^: t\\\c\: :r. ,>. I0o2 •.v:;b er nrur>e in *c: "irr*±.^s p 5".5r: arrijc jbü
ivi >cr. ^f>i;u^;r.,'en !;^U^e ^:\^.** 0::^* r.T. ^a•c:^■! i-r. 5Jr.;^fT xzxfsz ml tntsl Km
^A»j>*»XN>>*.» «A«^i« N »jt iJ' \«»^» ».»X'-W»^ «••.V Sa« »V „••• »».«t^» «Jf..^.,. ^«— ^fc ^w^ ^ ■ ^p ^HS ?i Site
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Dtl&ontel -- OtrantD.
1150
jcbtec Seihmg \M ®(offarium über bte
S^ft mit eingef (i^riebener beutf c^er Ueber-
begonnen imtrbe. 2)ie ffbflergüter ^atte er
t9 gegen bte 9laubfu(i^t ber ©migraf en SBa-
tnb äütobl^rt }u bertldeibtgen, beren SRac^-
; mtterliegen foUte. SergebenS l^atte ffönig
ben Streit bereits au ©unfien bed 1^1. Otl^-
ntfd^ben; im SinDerjtänbniß mit bem
' SiboniuS bon ffonftan^ nol^m il^n ®raf
uS gefangen. 93or boS ©erid^t be§ Sifd^ofg
ttmrbe ber C^eilige beS Sl^ebruc^S angeflagt:
falfd^ 3(ugm| toVbtx i^n fonnte jiebod^
iambert^ einungerat^ener 9R5nd^, gen)onnen
. Songe fd^n)ieg Otl^mar im Serou^tfein
Unf^ulb; bon allen ©eiten ^ur 93erant-
ig üufgeforbert jprad^ er enblid^ bte toenigen
: i,9So]^( befenne id^, ba^ i(| in IBielem
gefünbtgt l^abe; toegen btefeS SSerbred^enS
x\t iä^ feterlid^ ®ott, ben ffenner meines
ien, }um 3^8^n meiner Unfd^ulb an/
)efion)eniger lourbe er für fd^ulbig erüärt
eaigem ®efängni^ berurtl^eilt. Sr lourbe
mf baS Bäfloi Sobmann am Sobenfee ab-
;, bolb nad^l^er aber auf Senoenbung beS
!{i|erd ®o)bert t)on Sfd^ens auf bie Snfel
bei @tetn am Kl^ein gebra(i^t. Sr rouxht
burd^ Sutgiebung ber Ütal^rung gepeinigt,
. nnr ein treuer j^lofterbruber, ^erat^go),
^mlid^ jugefübrte Speifen i^n am Seben
3m ®efangniffe l^eiligte Otl^mar feine
;brigen SebenStage burcb unabläfftge geift-
ebungen unb ftarb nad^ ]()albj[a]^nger ^aft
. 9{ot)ember 759, nad^bem er 68 Sa^re ge-
lb 40 3abre ru^mboH bem fflofter Dorge«
u 91IS ein Serurtbeilter lourbe er nad^ ba-
r Sitte in feinem ®efangniffe begraben.
:)er 3cit brad^ ba§ @trafgerid^t ®otteS über
Bebrüdfcr l&erein. 3)er unttJÜrbige SStfd^of
tttS ftarb ein Sal^r nad^ bem ^eiligen faft
^ an S^fenterie (®ett)iffen§bif|en?). 2)er
eSRönc^ Sambert aber tüarb an aOen ®Iie*
elobmt, febrte in fid^, geftanb fein falfd^eS
1^ ein unb entbedfte bte gegen ben ^et«
erfomtene Serleumbung in allen ifren
a. S)arauf]^in mürbe ber fieid^nam beS
^ar t)on ben Srübem aud bem ®rabe
rSlb^ninfel erlauben (769). ©ie fanben
d^ unt)erfe]^rt, ful^ren mit il^m ^u ©d^iff
rinem großen ©türme über ben Sobenfee
nbeten glüdflid^ ju ©teinad^, t)on mo au§
lierlid^em 3uge nacb @t. ©allen übertragen
i ber St. ^eterSfapcüe beigefe^t ttjurbc.
T unb Seid&cn, befonbcrS ©nabenertoei»
für ftranfe, öerl^cnlid&tcn fein ®rab, unb
ad^ 104 3abren toaxt Otf)mar Don ©aIo>
Sifdjfof bonffonftan^.unb fpöter aud^ üom
• ^ig gefprod^en. S)ie aut^entifd^en 9ie«
toerben nod^ in ber SDomf ird^e 5U ©t. ©allen
(iify± lieber feinem frül^ercn ©robe ju SQBerb
t ftd^ eine äßaUfabriSfopelle, in nield^er ber
: Don Sfd^enj äumeUen ®otteSbienft ^ölt.
unb beren 9Itar bte f olgenbe (lateinifd^e) Snfd^rtf t
trögt: „Sobet ben ^erm im 1^1. Otl^mar, beffen
l^eiltge Uebenefte l^ier etnft begraben, je^n Sabre
nad^ feinem Sobe aber in bad fflofter @t. ®anen
übertragen mürben, im Saläre 770/ S)a8 Seben
beS \)l. Otbmar fe^te ettoa l^unbert 3a]^re nad^
feinem jg)tnfd^etben W>\ ®05bert auS erhaltenen
93rud^ftüdfen ^ufammen (abgebrudPt in ben Mon.
Germ. hist. Scriptt. IE, 41—47 in ber aUetn
erl^altenen Ueberarbeitung burd^ W>t äBalafrib
t)on äleid^enau; beSgl. in ben [@t. ®aller]
aWittldeUungen p SBaterl. ®efd^. XH [1870],
94 ff.). ®ie bei ber Uebertragung beS fieid^namS
gefd^ebenen äBunber fd^ilbert 3fo bon ©t. ©aOen
(Ysonis de miraciilis S. Othmari U. 2, in
ben Mon. Germ. L c. 47 sqq. unb SRtttl^ei*
lungen a. a. O. 114 ff. [im ^uSjug]). (Sgl
bie in ben Srtt. ©t. @aütn unb ©t. ®aauS
citirten SBcrfe über bie ©t. ©aflener ftlofter»
gefd^id^te; meitere Siteratur bei Chevalier, B<^p.
u. Suppl. 8. V.) [(®reit^) ^e^er.]
0f9^ttieC 0»«-3^?, rodovnJX), ber erfte ber im
99ud^e ber SRid^tergepriefenen äletter ä^taelS au8
frember Sebrücfung, mirb (3of. 15, 17. Slidjit.
3, 9) ein ©obn (Eeuej' unb jüngerer ©ruber (EalebS
genannt. Stimmt man ben ^uSbrud „99ruber''
mörtlid^, fo mürbe Sene^ nid^t ber mirKid^eSater,
fonbem ber ©tammoater beS Otl^oniel fein, ba
Saleb§ SSater fonft immer 3epbone genannt mirb
(ogl. b. Srt. Saleb). m Saleb no$ 5U 3ofue'3
3eit ben füblid^en %\)t\l ^alöftina'd )u erobern
]()atte, unb nad^ Untermerfung oon ^ebron gegen
^abir }og, berfprad^ er bemjenigen, oer bie ©tobt
erobern mürbe, feine Sod^ter ^jö gur grau. S)a
eroberte Ot^oniel bie ©tobt, unb Saleb bielt fein
aSerjpred^en (3of. 15, 15—19. SRid^t. 1, 11—15).
©pöter, na(b Sofue'S ^b, gerietl^en bie S^raeliten
balb in bie SDienftbarfeit bed mefopotamifd^n
JfönigS ei^ufan älafatbaim (f. b. Srt.), unb afö
fie ad^t Saläre lang in berfelben gef d^macbtet l^atten,
befreite pe Otboniel (SRid&t. 8, 7—11). ©arauf
folgte für bie Israeliten eine 40iö]^rige fJfriebenS-
gett. SBie lange biefe Xl^at Otbonietö nad^ ber
oorermöl^nten ftattgefunben, unb mann er geftorben
ift, läfet pd^ nid^t angeben. [SBelte.]
^UatäOf ©tobt unb ftird^enprooing in
Unteritalien an ber Oftlüfte Salabrieng. S)ie alter-
tbümlid^e, an ber nad^ il^r benannten Meerenge
gelegene ©tobt mit 4000 Sinmobnem l^at au^er
anbem ffird^en eine febenSmertbe Satbebrale au§
bem 11. 3abtl^unbert mit antifem 3<>biacu§ unb
oier el^emaltge j^löfter. 2)aS febr alte Hydnm-
tum ober Hydrus, aud^ Odrontum, mar römif d^e
Kolonie unb SRunicipium unb lange 3^^^ ^ine
nid^t unbebeutenbe ©tobt, b^^tte im SRittelalter
fogar eine l^öbere ©d^ule ber 3uben, meldte in
großer 93lüte ftanb unb felbp ben Sabploniem
befannt mar. ©ein ©long erbleid^te aber um baS
3a]^r 1480. S)ie dürfen , meldte bomalS unter
3}7o^ammeb ü. mit einer gablreid^en Spotte bie
rbobifd^en SRitter auf il^rer 3nfel angreifen moQten,
1151
Otranto.
1152
iebod^ mit großem ißerlufte a()te]^en mußten,
liefen nämli^ il^re ^afy an bec @tabt Otranto
QuS. 9118 fte biejelBe naä) 17tögiger Belagerung
im Sturm genommen, h)üt]^eten fte barin auf
fd^recflid^e äßetfe unb morbeten alled, mag il^nen
in bie ^änbe fiel ®er greife grjbifd^of ©tepl^an
^enbinefli (1451—1480), meld^er fein fßolt in
Jjriefterlic^er fticibung unb mit bem ßreujbilbe in
ber ^anb 5ur @tanb]()aftigf eit im c^riftlid^en ©lau-
ben ermunterte, mürbe mit einer ^oljfäge mitten
cntameigefägt (1. «uguft 1480). aKe^r als 800
^erfonen, bie im erften ^lutbabe Derfd^ont blieben,
mürben entblößt au§ ber @tabt ]()inau§gef ül^rt unb
in einem üeinen Xl^ale fömmtli^ erbroffelt, nad^-
bem fte, nad^ bem Seifpiele ber erften S^riften,
f eierlid^ betlgeuert l^atten, taufenbmal lieber fterben
als \f)xtn ©tauben Derlöugnen ju moKen. @eit*
bem l^ei^t biefer Ort ba§ Sljial ber JRart^rer.
^ergog ^IfonS t)on Salabrien, ber mit biefem
alten päpftUd^en Patrimonium belel^nt mar, entriß
bie @tabt balb mieber ben Surfen unb erbaute
unb beüölferte fte mieber; il^re frül^ere Slüte
tonnte fie aber bid l^eute nid^t mel^r erreid^en. 99ei
ber 3cf ftörung Dtranto'S burd^ bie Surfen gingen
bie mid^tigften SDenfmäler 5U ©runbe, au§ benen
bie genaue ßntfteldungS^eit biefed Sifd^ofS- mie
ÜRetropoIitanft^ed ermittelt merben fönnte. 2)a^
@d^üler be§ 1^1. $etrud, mie bie Xrabition lanitt,
na(| Otranto gefommen, ben ©lauben oerfünbigt
unb einen 93ifd^of eingefe^t l^aben, ift nid^t un-
ma^rfd^einlid^. S)er erfte befannte Sifd^of, Sene-
bictu§, erfd^etnt am Jhanfenlager be8 1^1. $aulinu8
Don 5RoIa im 3. 431 ; ein jtociter, ^etruS, mirb
596 Don ©regor b. ®r. ermähnt, ein Sifd^of
©abinuS um 599, ^ctruS n. um 601 unb
anbreaS 649. — 3ur 9KetropoIe mürbe Otranto
Don jmei Seiten unb ju t)erfd^iebenen Seiten er*
l^oben, ba§ eine 9RaI t)om gried^ifd)en $atriard^en,
ba biefe ©egenben als ©ro^gried^enlanb längere
Seit unter ben b^santinifd^en ftaifem fianben,
baS anbere SJial üom römtfd^en Zapfte. SBann
iebod^ unb oon mem bie Srl^ebung im erftem
gfatle erfolgte, ift ungcmi^. 3iad^ $aulu8 ©ia»
conuS unb Ruberen gef d^al^ e§ unter bem $atriar>
d^en ^ol^euctuS (956—970), üieüeid^t jcbod^ fd^on
unter flaifer 2co bem Sfaurier (717—741) ; fi^er
ift, bafe Otranto bereits um baS Sal^r 879 (f.
Mansi XVH, 373) einen ßrabifdiof ^atte. Seben-
fa&S mar aud^ ber Sifd^of t)on Otranto fd^on jur
Seit beS ^atriard^en ^ol^euctuS aWetropotit, toeil
er nad^ fiuitpranb üon Sremona, menn man biefem
menig juoerläfftgcn Kl^roniften ©lauben fd^enfen
barf, Don biefem ^Patriard^en bie SJoflmad^t erhielt,
bie Bifd^öfe Don Slcerenja, Surft, ©raDina unb
äRatera in spulten ^u orbintren. Suitpranb fe^t
binju, berfelbe ^atriard^ l^abe bem Bifd^of Don
Otranto anbef ol^Ien, nid)t ^u geftatten, ba| in gan^
spulten ber ©otteSbienft lateinifd^ gehalten merbe,
im ©egentl^eil barauf l^in^umirf en, ba jj er nad^ grie-
d^ifd^em SRituS unb in gried^if d^er Sprache ftattftnbe
(Dgl. ©amberger, ©pnd^ron. ©efd^. V, SiegenSb.
1852, 97). einige Seit nad^ ber Sßertreiteiig ber
©ried^ auS 3tatien unterfd^^rieb ftd^ auf einer
e^nobe, meldte $apft 9(esanber IL im 3. 1068
5U @aIemo ^ielt, ^ugo Don Otranto olS Hydnra-
idnus Archiepiscopus. 2)ie^ mürbe mbi ^ngo
fi(6 erlaubt nod^ ber ^apß gemottet l^ben, lote
nid^t Don Seiten frül^erer $öpfte bem 9ifd^ tm
Otranto bie erabifd^öflid^e SBürbe Dedieflen ota;
mag mal^rfd^einlid^er ift, bie Dom gried^ifc^ $a-
triard^euDerliel^enebeftätigtmorben. Sfaid^iEiidgm
[oa übrigens erft $apft Urbon IL, alS er feDp
bie (Sinmeildung ber Cat^ebrale ju Otranto tuA»
50g (1088), biefen @i| )ur aRetropoIe erl^otai
(DieUeid^t bie frül^ere Sr^ebung abermals beftStid)
baben. SBiltfd^ (Jtird^L ©eogr. u. €tatiftif fi,
Berlin 1846, 176) meint freilid^, aOeS, tooSbic
^iftorifer über einen er^bifd^öflid^ @i| ju Of
ranto im 1 1. Sal^rl^unbert 5U er^ö^len mtffen, fd^
nur menig ©lauben ^u Derbienen. Sin beftiimnier
Seitpunft für bie ©rünbung eines SrjbiSttuRi
bafelbft fönne aOerbingS ebenfo menig mie bd
ben anbem unteritalienifd^ (Si^biSt^umem te^
jeid^net merben, unb erft baS ©eneralcondl tm
Sienne im 3. 1311 geit)ö]^re au^ l^ier bie frü^
fidlere 3lu8funft barüber. — aiS Suffra^nwlr
maren biefer anetropole folgenbe IBiSt^ümer nute»
fteUt: Castarensis, Oallipolitanus, lidendii
ügenünus, Leucensis. 93on biefen ftnb etRge>
gangen Saftro unb ^leffano. Saftro, va^pm^
lid^ Arx ober Castrum Mineirae, Minervinm,
einige @tunben fübltd^ Don Otranto, foü fd^in
4. 3al^r]()unbert SSiStl^um gemorben fein. Sie
ununterbrod^ene äleil^e ber SBifd^öfe beginnt aber
erft 1179 (ogl. Garns, Series Epp. 873). 3«
^Qf)U 1818 mürbe biefeS SiStl^um, beffen Oba>
l^irten ^erren ber föniglid^en Surg SRorbiona
maren, mit bem SRetropolitanfprengel Dereinigt
Sn ber Satl^ebrale Annuntiat. B. M. Y., berat
Sapitel frül^er auS 2 Signitäten, 9r(^ibiaa)it
unb ^rd^ipreSb^ter, auS 6 Sanonifem unb eisi«
gen Slerifem beftanb, mürbe aud^ nac^ ber Xitf'
lebung beS 93iSt]^umS immer nod^ bie @eeIforgc
ausgeübt; im Saläre 1864 l^aben aber biepe*
montefen bie ©eelforge unterbrü^, bie ©uterbcr
Jtird^e eingebogen unb über ©erätl^e unb $aio*
mcnte ein SuDentar aufgetmmmen (f. ShS^^
1864, n, 123 f.). — ?lleffano, bo8 aüc
Alexantim, Alexani Civitas, itnmeit ber @nb>
^pi|fe SlpulienS, am Sap @. SRaria bi Senco,
d^eint gleid^fa&S fd^on in ben erfienSeitenSifd^f^
t^ gemefen ju fein, mie aud^ bie nabe gelegött
Stabt, jc^ige ®orf f d^af t Seuca (Dgl. Moroni, Dix.
XXXVm,162). 5Rad^bemaieffanoimn.3tt4t.
I^unbert ^erftbrt morben mar, mürbe ber SifdM^
fij nad^ Seuca tranSferirt, unb erft nad^ SBieb«-
erbauung ^leffanoS nal^men bie Sif^bfe boit
mieber i^ren 8i^, nannten ftd^ aber lange 3^
Sifd^öfe Don ^leffano unb Seuca, bis um 1520
Seuca als ^ist^um aufgel^oben unb mit Wefjano
Dereinigt mürbe. Se^tereS, nur 12 Ortfd^fiea
umfaffenb, mürbe, nad^bem eS fd^on feit 1804
OttQ L
1154
iifd^f mel^r gelabt im Sa^re 1818 mit
miit (t»dL Garns, Ser. £pp. 846). ^eute
im ber fRetropoleOtranto nur mel^r brei
inate. SkiDon ift ©aUitioli (GaUi-
allipolis, au(i^ Anxa, unb bei ÜRela ürbs
ober Graga), eine befeftigte @tabt auf
Ifcninfel an ber fübtoefUid^en ftäfte, feit
es 6. 3a^r]^unbertS @t| eined Sifc^ofd.
i)itengel nur bie brei Pfarreien ber @tabt
ndc^fte Umgebung umfaßt ^ mit etma
Seelen. 3)a8 (Eapttel jöl^It 6 S)igni-
» Canonifer unb 10 Seneft^iaten (Dgl.
lavenna, Memorie storiche di GalH-
»poli 1836). — ßecce (baS alte Ale-
letium, Lexium, Lycium) fommt fc^on
ättefien JKr(i^ent)er)ei(J^ni{fen unter ben
1^ @i|en Salabriend t)or; nad^ ber
•n foD ber ^auptpatron ber Stabt, ber
itiuS^ Dom 1^1. 93itud Don £orintl^ befe^rt
er Sifdifof gewefen fein. 3m 6. Sal^r-
tturbe mit Secce bad alte SJidtl^um Supia,
iier 99if(^of ber 1^1. SonacuS im Saläre
tr^ t)ereinigt (ogl. Moroni XL, 171).
|d^lt bieg 9JiSt|um in 27 Pfarreien
Siöcefanen unb baS S)omca))itel brei
ten^ 26 Sanonüer unb Diele anbere $riefter
nkt. — Ugento (baS alte üxentum,
rentum ober üngentum) n)irb fd^on in
len 9lotitien unter ben JKrd^en SalabrienS
it; »aroniu« (ad a. 592, n. 17) ertoäl^nt
nSifd^of. mbie@tabtim8.3a|r^unbert
Soracenen ^erflört n)orben, erlofc^ biefer
f^ unb umrbe erft gegen Anfang bed
r^unbertS mieberl^ergeflellt. @eit ^lleffano
tirt tDorben (1818). jol^lt baS SiSt^um
[arreien etttHi 40 500 @eelen ; bog (Kapitel
tHgnitäten, 10 Sanonifer unb 8 SRan*
nebfl anberen $ricftem unb 6leri!em.
ben Si^bifd^5fen Derbienen ermöl^nt )u
ber fel^r gelehrte $etru3 Antonius be
1536-1579). ber bei bem Soncü au
gldn^te unb 1567 ein ^rooinaialcondl
torceHuS ScquaüitKi (1586—1606), ber
köpften Dielfa(i^ ^u ©efonbtfd^aften t)er-
imrbe ; 2)ibacu3 fiopes be 9nbraba (1623
3), ein burcj^ feine ©d^riften bcrül^mter
ler; ©abrief be ^barfo \) @antanber
-1674), ein fpanifd^er SRönd^ unb dorl^er
;ger bei ftönig W^ipp IV. ®ie legten
yfe UKiren: Sincen^ SRaria SRordli. X$ea«
1 1792. g^ac^bem berfelbe am 22. »uguft
iorben. Demmltete 3ofepl^ ÜRaria ©ioDene
ituloroicar biefe Srgbiöcefe DoUe fec^S
Erfi am 6. Slpril 1818 ronnte mieber al§
>f ernannt »erben ber 3llcontarincr 9ln-
tonft bella @©. 2:rinit4 (gefi. 1. 9){öra
fH folgten am 20. Sanuar 1834 SSincen^
©ronbe (gcjl. 13. gfebruar 1871), am
ember 1872 Sofepid Safasdo 0. S. A.
88), am 9.«ugu{! 1883 älod^uSSoccl^ia
; toöi^renb feiner Slbroefenl^eit als pöpft»
tfcsOOB. IX. 2. KufU
lid^er ^ntemuntiud in SrafUien bertoaQete 2>o*
minicud Soccl^ia, Sitularbif d^of Don Sebeßa, bad
SrjbiSt^um. €eit bem 28. SRai 1887 mar @al-
üator Sruno Sreffi 0. Gap. Cribifd^of, bem am
23. 3uni 1890 ber gegenmdrtige Sra^ifd^of ^l^
tan Saporali au§ ber Kongregation Dom foß-
baren Slute folgte. 2)ad Sinfommen bed (£1*9-
bifd^ofS betrögt 8600 S)ucaten (ffammertase
400 flor. aar.). S)a8 Oletropolitancapitel an ber
(Satl^ebrale Aimuntiat B. M. Y. befielt auS Dier
2)imtitäten, 18 Sanonifem unb 4 SKanftonarii
nebft anberen $rieftem unb Slerüem. an 59 Pfar-
reien (36 (SiDilgemeinben) jal^lt ber Sprengel
82 200 Seelen. (Sgl. nod^ Gantelius, Metro-
polit, urbium hist., Paris. 1685, 422 sqq.;
Fr. Mar. d' Aste, Memorabilia Hydruntiräe
Ecclesiae, Benevent. 1700; üghelli, Italia
Sacra VIII, Venetiis 1721, 51 sqq. ; Moroni,
Diz. L, 61 sgg. ; CappeUetti XXI, 297 sgg. ;
bann aud^ : J. M. Giovene, Calendaria vetera
mss. aliaque monumenta eccL Apuliae et
Japygiae L [unic] Neap. 1828.) [92e]^er.]
0tfo I. ber ®ro^e, beutfd^er ftönig
(936—973) unb römifd^er ftoifer, »ar
ber @ol^n beS el^emaligen Sad^fenl^ergogS unb
fpötem Könige ^einric^ I. Siefer loar in erfter
&)t mit ber ^ittme ^atl^burg Dermäl^lt gemefen,
meldte nad^ bem Xobe il^reS erften @ema^leS ben
@d^leier genommen l^atte ; be|l^alb galt biefe S^e
^einrid^d als unred^tmägig unb umrbe nad^ einigen
äal^ren getrennt. S)er biefer ißerbinbung ent«
fproffene Xl^antmar !am alfo bei ber ftönigdmal^l
nid^t in Setrad^t. 3n jmeiter &^ mar ^einrid^
mit 9Rat]^ilbe (f. b. Srt.) Dermöl^lt, meldte i^re «b-
flammung auf SBibufinb ^urüdFfül^rte. 31S dein«
rid^ am 2. 3uli 936 ftarb, fd^manfte bie mffi
^mifd^en bem öltem Sol^ne Otto, geboren am
22. 9{oDember 912, unb bem ac^t Saläre j[üngem
^einrid^ , meld^er geboren h)urbe , als fein Sater
bereits j^önig mar. 2)em SBunfd^ beS fterbenben
^einrid^ entfprec^enb mürbe Otto Don ben @ad^fen
gemö^lt, unb bie übrigen Stamme traten ber äBal^l
bei, aber fie Derftimmte bie beiben Dörfer genann*
ten Srüber. Otto fnüpfte an bie Sitte ber frän-
fifd^en ff 5nige an unb lieg fld^ in fröntifd^er Xrad^t
am 8. Suguft 936 gu Slad^en Don bem Sr^bifd^of
Don 9Rain3 afä ffönig falben unb frönen. S)ie
Sr^bifd^öfe Don fföln unb Xrier afftftirten. 99eim
ffrönungSmal^l fungirte (Sifelbert, ^erjog Don
Sot^ringen, als ffömmerer, Sberl^rb, ^er^og Don
^raufen, als Xrud^feg, ber Sd^mabenl^er^og ^er-
mann als Sd^I , ber Sa^eml^ersog Slmulf als
3Rarfd^aS (f. Widukind 2, 2 [Mon. Germ. hist.
Scriptt. m, 438]). SDort tritt alfo jum crjten»
mal bie Sieben^abl ber f))öteren fturfürften unb
bie iBierga^l ber Sr^ömter }u Sage. S>urd^ bie
Sinl^olung ber fird^lid^en Segnung beutete Otto
feine emfte Slbfid^t an , ber Äird^e geredet merben
5U mo&en, menn er aud^ fpöter in übermaüenbem
autofratifd^em (Sefü^le mand^e äted^te berfelben
Derle^te. S)er junge ffönig, gemaltig an R'6xptc
ZI
1155
Otto I.
1156
unb SBinenStraft, nal^m bte 3ügel bei älegierung
energifd^ in bie ^onb. fficn granfenl^erjog 6bcr«
^arb , ber fid^ gegen einen fö^ftfc^en SHenfhnann
Sruning felbft 9teAt Derf(i^Qfft l^atte, bemütl^igte
et tief burd^ eine (Selbbu^e unb beffen ®enof{en
burd^ bie Strafe bed ^unbetragenS ; babuid^ legte
er ben @runb )u bem tiefen @roQ ber f^franfen
gegen bie ©od^fen. ^d ber neue Sapernl^erjog
Sberl^arb bem Äönig bie ^ulbigung Dermeigerte,
nmrbe er (938) vertrieben, unb bem folgenben
^er}og marb ein ^fal^grof an bie @eite ge-
fe^, ber aOe föniglid^en Siedete 5U toaf^xtn l^atte.
S)er fSfranfen^erjog Sberl^arb oerbünbete ftd^ mit
Xl^nhnar, unb bief er erftürmte bie SreSburg unb
t)ertt)ü{iete baSfianb \im\)tt, fiel aber beiberäBie-
bereroberung ber 99urg (28. 3uli 988). (Sbtx^axb
erl^ielt nad^ löngerer SSerbannung fein^ergogtl(|um
mieber. Sro^em üerbanb er fidif mit Otto'8 99ru-
ber ^einrid^, ber nad^ ber Jhone ftrebte, unb mit
®tftlbert Don Sot^ringen, bem ®tmaffi feiner
@d9tt)efter ©erberga; au(^ ftönig Submig Don
t^ranfreid^ fanbte ^ilfe, unb Sr)bifd^of Sriebridjf
Don SRain) flanb auf Seiten ber SJerbünbeten. 2)a
Derfd^affte bad Xaffen bei 9nbemad^ (im 6erbft
939) Otto einen unermarteten Sortl^eil; ßber«
l^arb fiel im ffam))fe, @iftlbert ertranf auf ber
Sflud^t, SriebridJi erl^ielt nad^ bemütl^iger Unter-
merfung 5U Sreifad^ ^mneftie. Sine abermalige
Serf d^mbrung ^einrid^S unb beS Sr}bif d^ofg mürbe
entbedt unb l^einrid^ in ängel^etm, ^nebrid^ im
ftlofter Sfulba in ^aft gefe|t. ^einrid^ aber ent-
fam unb marf fid^ SBei^no^ten 941 5U t^ranffurt
mäl^renb bed dod^amteS bem ffönig, IBerjetl^ung
erfle^enb, )u §fä^en. Otto Derjiel^ abermald, im
®ebanfen an baS in terra pax hominibus unb
auf bie tJfürbitte ber SWutter, feinem ©ruber, ber i^m
nad^ Jtrone unb Seben geftrebt (Vita Mathildis
reg. [Mon. Germ. bist. Scriptt. IV, 289]). S)icfe
©ro^mutld bejmang enblid^ ^einrid^ ftoljed ^ei^,
unb er ttwr fortan Otto'S treueftcr 3lnl^änger
(Widukind 2, 36 [L c. IH, 447]). Sie Qfolge
biefer ftömpfe um ben innem gerieben mar eine
gönslic^e Umgeftaltung ber SermaltungSDerl^ält-
niffe. 2)a8 ^crjogtl^um gfranfen mürbe nic^t mel^r
oerliel^en ; ber ff5nig oermaltete eS felbft. fiotb-
ringen gab er 944 feinem treuen ©enoffen, bem
©rafen ffonrab bem älotl^en, unb Dermöl^Ite ben-
felben mit feiner einzigen 2od&ter Siutgarbe. SIS
Sägern 945 frei mürbe, gab er eS feinem ©ruber
§einrid&, ber mit ber ba^rifd^en ^er^ogStod^ter Su-
bita üer^eiratet mar. Otto'8 ©o^n Siubolf , üermä^It
mit 3ba, ber Xod^ter beS Sd^maben^er^ogS ^er-
mann, folgte Ic^terem (geft. 948) im ^ergogt^um.
©ein eigenes ^erjogt^um Sad&f en batte Otto f d&on
940 bem treuen §ermann95illung übertragen, gin
t)orebeIid^er @o^n Otto'S, SQBil^elm, mürbe 954
Crjbifd^of öon iWainj, ber lüngfte ©ruber, ©runo,
953 grabifd^of öonftöln. @o mürbe baSffönigt^um
eine flarfe (Eentralmadjit, Otto ber ^err ber ^erjoge,
meld^ faft alle in bermanbtfd^aftli§cn©eaie^ungen
au il^m flanben. ©leid^a^ttg befd^äftigten i^n
ffämt)fe mit ben @Iat)en, ben Sönen unb 9nm«
)ofen. 2)erSrmorbungbed©ö]^men]^er)og8SBciip
sei (28. @et>tember 935) burd^ beffen ©mberSe-
leSlam mar eine nationale unb ^eibnifd^ SteadiM
gefolgt, meld^er Otto f(^lie|Iid^ bttrd^ einen ^
reid^en gfelbjug (950) ein Snbe mad^te. ©oIcSIiud
felbft mu|te bad e^nfient^ mieber begOnfügo^
unb unter feinem glei^namigenSol^SoMIoiDE.
bem Ofrommen (967—999), mürbe 978 in $»0
ein ©iStbum errid^tet, meld^eS ber aotetropole Wanj
unterfiellt mürbe. @egen 9lorboften 1^ nrnsbe
bad ateid^ burd^ neue SRarfen ermeitert: bie Sfaxb-
marf (^Itmarf) , bie Oft« ober norb£^flring^
SRar!, bie fübtbüringifd^ aRarf nnb bie 9M
anei^en. aotit bem ©d^mert fom baS Areiu , wi
)ur Sbnftianifirung ber neugemonnenen (SMiek
mürben ©iStbämer gegrünbet: ^t)el6erg (hml
Urfunbe Dom 9. 3Ra\ 946), ©ranbenbnrg (1.0c-
tober 949), $ofen (968). S)urd^ ben gfdHm
Dom Sabre 947 (?) iüd^tigte Otto ben 3)äneRfMt
^aralb ©laujal^n unb brong bis jum Ottenfinb
in ^fitlanb Dor. §riebendbebingung mar bie fnk
©erfünbigung ber c^riftlid^en Seigre, unb|nbh-
fem 3med mürben 948 bie ©istl^flmer ©(^Mtoig.
Stipen unb 3arbud gegrünbet unb ber SRetmpoIe
Hamburg unterpeSt. 3m 3. 965 mürbe ^odk,
ber feine Unabbdngigfeit mieber erfampfen wlk
abermals gefd^lagen, unb nun gelang e8 eim
beutf d^en $rießer ^oppo, benfelben für boS (Itii'
ftentbum äu geminnen. Otto miurbe ber Inf-
i)atbe Don ^aralbS So^ne @Den-Otto. 3n %taal^
reid^ mürbe ff Snig fiubmig (ber Ueberfeeifd^), ber
nad^ bem SfriebenSfd^lu^ Don 939 bie ^onb ker
Dermittmeten ©erberga, ber @d^meßer Otto'8, tr»
balten batte, Don bem möc^tigen ^rjog Don^no'
den, ^ugo bem Sßeigen, fd^mer bebrftngtini
Don bemfelben ein 3al^r lang (945—946) ge»
fangen gebalten. 3m le^tem Sobre fam Otto
auf ©itten feiner @(bme{ter, tonnte aber nurSciBf
erobern. Um ben ©ann, meld^er auf einer Sgnoke
5U Sngelbeim (3uni 948) megen Sluflebnung gc
gen feinen red^tmö^igen ftbnig über ^ugo vx^
geiprod^en morben mar, (ümmerte fid^ berfellf
nid^t ; erft mit Unterftü^ung beS Don Otto gt'
fanbten t)er5og8 ffonrab Don Sotbringen untibt
^ugo 950 aur Untermerfung gebrad^t. 3« 3^'
lien bebröngte ber graufame ^ugo Don SrleS, hr
ftd^ jum ffönig emt)orgefd^mungen fyitU, bea
SRarf graf en ©erengar Don 3Drea, meld^ aß bah
fd^er ©afall bei feinem Aönig f)ilfe fud^e; Otto
geftattete aber nur, bog er beutfd^e Xruppen Wf
ben burfte. 9lld $ugo 947 ftarb unb mu^ beKn
@obn Sotbar 950 geftorben mar, na^m ©rnngai
ben fföntgStttel an unb moQte feinen Sobnlbol*
bert mit Sotbard SBittme, ber burgunbif^enSbel-
beib (f. b. Srt.) , Dermöblen. S)iefe meigerte ^
unb mürbe mi^bc^nbelt unb gefangen gegolten,
flob aber unb f anb @d^u| bei ^^\o , einem Sbc>
ligen beutf d^ Sbfunft auf bem f e|ten Sd^loft So-
noffa. ©on bort au^ rief aud^ fie Otto'8 t^ilfe an.
^pft «ga))et U. (f. b. ^rt.) batte fid^ f ^on iDegen
57
Otto I.
1158
tefidimg ber Stixi^ unb ber IBifdjföf e burd^ Se-
tgar an Otto geoanbt. Siefec erfd^ten unb fonb
igcnbd SBtb«]^nb; am 28. September 951
I er in $ak)ia ein unb nol^m ben Sitel „ftömg
; Songoborben" an. S)a {eine demo^Iin Sbit^a,
t Sngifinberin, fd^on d46 gefiorben toax, t)er-
i^e er fid(^ SBeil^nad^ten mit ber 20iä]^rigen
»cl^ib, mm benn geiftigen IBonügen ber firenge
rilo Don Slugn^ eine gerabeju begeifierte Schil-
ling mad^t (Epitaph. Adalheidae [Mon.
fnxL hiflt Scriptt. IV, 638 sqq.]). ®e§
tnigS (Befud^ an ben ^ßopjl um bie ffaiferfrönung
tcbe Don Slberid^ n., ÜRarfgraf en Don XuSden,
Ufic f^äifixify ^rr bed ffird^enftaoteS toax,
MUlgig bef^ieben. änsioifd^en forberte bie Sage
ei^UmbS Otto'd balbige Kücffel^r. @ein @o]^n
riM)If, Derfttmmt über Otto'8 SßieberDermäl^Iung
ib mÜ Siferfud^t tt)egen ber SRad^t unb beS Sin-
iRcS feinet O^eimd ^einrid^ t)on Sägern, toax
it 9rid)nd^, bem (Ergbifd^of oon SRainj , l^eim-
4 ouS Stalten nad^ SJeutfd^Ianb jurüdfgefel^rt.
lolb lam bie 9lad(|rid^t Don gel^eimni^DoOen $Id-
m, t9tl6^ Siubolf verfolge. Otto überlief bol^er
k Seenbigung beS ftriegeS gegen IBerengor jei-
m S<(mtegerfo^n ffonrab Don Sotl^ringen unb
iitiia4 S)eutfd^Ianb. 919 er aber bie Don ffonrab
nt Serengar Dereinbarten gfriebenSbebingungen
n^ in ildrem DoUen Umfang beflötigte, fd^Iog
n^ ihmrab fid^ ben Unjufriebenen an , unb eS
Mi ein i^rieg au8, totl^ )mei Solare lang
Sndfd^onb f^mUete. 3m Anfang bed äal^red
954 toaren bie Sufflanbif d^en ent{d(|ieben im Sor-
ttriL S)a önberte ein Sinbrud^ ber Ungarn in
Dnif^Ianb bie Sage ber S)inge. S)er Sinfall ber
Ongnrn toar gunäi^fl ein Kai^egug gegen ^erjog
mmd^, ber fie mteberl^olt Don ben ©renken
untf^Ianbd jutrudfgettiefen unb 950 fogar in
ifm eigenen Sanbe l^eimgefud^t ^tte. 9tber aud^
CWS ®egner flanben mit i^nen in Serbin-
teig; namentlid^ ffonrab fd^Io^ in Sotl^ringen,
Ui tto^in fte Dorgebrungen toaxm, mit i^nen ein
lUommen, um il^re Sßaffen tt)iber feine @egner
|i nenben. allein eben bie^ brad^te einen Üm-
i^Bnng ber öffentlid^en SJleinung l^erDor; eine
^Nei, bie fid^ mit biefem Sfeinbe Derbinben tonnte,
nnbe Derdd^tlic^. gf^iebrid^ Don ÜRaing feierte
lio^^m ®e]^orfam )urüd; ffonrab folgte balb
wm 3urebat, enblid^ an^ Siubolf. Seibe
ülidten (im ^erbfi 954) perfönlid^e ^mneftie,
ledaren aber t)^ |)er30^1^ümer. SS toax aber
«4 ^fie Seit, ba| ber ^riebe gefd^loffen tt)urbe.
N 3. 955 mieberl^oUe ein Ungam^eer Don mel^r
il 100000 aRann ben (SinfaE in SBaQem unb
Ntttoben unb belagerte 9ugSburg, n)eld^e8 Don
iRcm Sifc^of, bem ^I. Ulrid^, ta))fer Dert^eibigt
mbe. Otto^ ber in @ad^fen gegen bie SlaDen
I Sfelbe flanb, eilte l^bei unb fd)Iug am 10. 9u-
A bie Ungarn auf bem Sec^felb fo entfd^ieben,
p ^ boS ganje ^eer auf bem Sd^Iad^tfelb unb
ben ndd^ften Zagen bei ber IBerfoIgung auf-
iebm nmrbe. JFonrab ffll^nte feine @d^ulb burd^
ben Xob auf bem @d^Iad^tf e(b (Widukind 8, 44 sqq.
[1. c. UI, 457 sqq.]). SSon ba an l^tte ffieutf^Ianb
Dor ben SRag^aren Stube, ^üx biefe felbfl aber toax
Jene 92ieberlage ein ® lud. Sie nöd^fte Sfolge toar bie
SBiebererrid^tung ber Oftmarf (Dgl. b. 9lrt. Oefter-
reidft, ob. 730) unb 9leuerrid^tung einer SWar!
5n)ifd^en 9Rur unb 3)onau (förntl^nifd^e Oftmarf,
fpöter @teiermar!). 93on l^ier au8 mürbe bie
Sbriftianifirung ber Ungarn betrieben; mären fie
l^eibnifd^ geblieben , fo mürben fie bad Sd^idffal
ber |)unnen unb toaren getl^eilt |aben unb unter
ben übrigen SuIturDöIfem Derf d^munben fein. 9lod^
in bemfelben 3a^re (955) 50g Otto mieber an bie
SIbe gegen bie @(aDen , bie er mit (Sero , bem
trafen ber 92orbmarf , fiegreid^ beföm))fte. 2)er
SBenbenl^ersog mtqtfilam (SRieSfo, SRefd^fo)
Iie| fid^ 966 taufen, unb 968 fonnte bie Organi-
fation beS SBenbengebieteS aI8 abgefd^Ioffen be-
trad^tet merben. Qu ben frül^er gegrünbeten 9iS-
tpmem ^aoelberg unb Sranbenburg famen 968
brei neue : 9Rerfeburg, SJlei^en unb 3ei^ (fpöter nad^
9}aumburg [f. b.Srt.] Derlegt), meldte alle fünf bem
967 gegrünbeten ßr^bistl^um SRagbeburgunterfteHt
mürben. Sin mol^I in ben legten Salären Don Otto'S
Seben gegrünbeteS SiStl^um Olbenburg für baS
Sanb ber SBagrier unb Obotriten (f. b. ^rt.) mürbe
bem Si^biStbum Bremen untergeorbnet. 3n Sta-
lten l^tte Serengar injmifd^en bie gefd^imorene
SebenStreue gebrod^en unb angefangen, mit ig)ilfe
ber @töbte bie geiftlid^en unb meltlid^en dürften
megen il^rer ^nbönglid^feit an Otto ju Derfolgen.
S>iefer fanbte 956 feinen @o^n Siubolf nad^ Sta-
lten; berfelbe errang mehrere Siege, untermarf
balb bie gange Sombarbei, ftarb aber f d^on im f ol-
genben Sabre )u $iomba nm t^ieber. ^ierburd^
befom IBerengar mieber freie ^anb unb bebröngte
fogar ben $a))jl3ol^anne§XII. in feinem eigenen
Sanbe. S)er ^ßat)jl rief nun feinerfeits ben beut-
fd^en ftönig ju ^ilfe. Ueber bie l^ierburd^ ^erDor-
gcrufeneSbätigmtOtto'8 in3talien, feinÄaifer-
tbum , fein gemalttl^dtigeS Singreifen in f ird^lid^e
SRed^te f. bie ^rtt. SobanneSXn. (VI, 1573 ff.),
Seo Vni. (VII, 1786), «enebict V. (U, 303).
Ueber ben ArönungSeib Otto'd Dgl. au^ C^ergen-
röt^er,«ird^engefd&.n,3.3lufl.,gfreiburgl885,33,
3lnm. 1 . — TOit Otto beginnt bie SReil^e ber römifd^-
beutfd^en ftatfer im eigentlicben @inn (f. b. ilxl
ftaifert^um vn, 45). ®en beftegten Serengor
f deiche er 964 nad^ Bamberg; er fiarb bafelbfi am
4. aiugufi 966, feine @ema^lin SBilla trat in ein
ftlofter (Cent. Begin. ad ann. 964, 966. [Mon.
Genn. bist Scriptt. I, 626. 628]). ffier Äaifer
mar !Reuj[abr 965 über ben @plügen jurüdfgegogen
unb fonnte fid^ je^t in ber ^eimat im @(bmu(f ber
ftaiferfrone geigen. Salb aber Deranla^ten ibn
neue Unruhen, mieber nad^ Stalten gu giel^en.
Ungufriebene Somborben riefen (im tJnil&iö^t 965)
ben nad^ gorfica geflüd^teten ©ol^n SBerengarö,
abalbert , l&erbei. Otto fd^idtte ben §ei^og Sur-
farb Don Sd^moben , ber bie Slufftönbifd^en am
$0 fd^lug. SBebenflid^ maren bie Unrul^en in
^1*
1159
Otto U.
1160
9tom , tDO ^dpft äol^Qtined Xlll. t)on einer ben
®eutfd^en feinbUd^en Slbetöpartei im ©ecember
965 tnigl^anbelt unb gefangen gefe|t mürbe. Um
nid^t aEe bisherigen Srfolge )u verlieren, )og
Otto im September 966 felbft über bie 9Ipen,
^üd^tigte in ber Sombarbei bie Slnl^änger Slbal-
bertS nnb erf^ien im ©ecember }u SRom, umjtren-
geS ©erid&t ju l^alten (f. b. «rt. So^anneS Xm.).
2)iefed 9RqI blieb er fed^ Saläre in ätalien. Um
für bie perfönlid^e @id^er]^eit bed $Q))fte8 %yx Jör-
gen, ]^ob er bie Don SUberid^ gegebene bemofratifd^e
^erfaffung 9tomS auf, ernannte einen gett)iffen
(SreScenttuS }um ^ergog für bie @tabt utü) fuc^te
burd^ freigebige Selel^nungen ben ^er}og ^anbulf
t)on 9enet)ent Don ben ©ried^en abiujiel^en. 9m
toi^tigften xotxt bie SSerorbnung, burd^ toeld^e er
ben 99if(^5fen 3mmunitöt unb ©rafenred^te unb
bomit bie ©erid^tSbarfeit über @täbte unb ganje
IBe^irfe ertl^eilte. ^ierburd^ mürbe ein ®egen-
gemid^t gegenüber ben überaus jal^Ireid^en ita«
lienifd^en €)rafen gefd^affen^ Don meldten Diele
burd^ ©enKtIt felbß gegen bie jhrd^e nad^ ber
Stellung Don S^nafien ftrebten. Unter geiftlid^em
älegiment mürbe baS SooS ber porigen milber ; fo
mürbe ber @runb 5ur italienifd^en ©töbtefreil^it
gelegt , unb meil bad jhrd^engut aOentl^alben jer«
[treut lag, mürbe baS 3uf<i>nmenmod^jen größerer
lanbeSlderrlid^er ©ebtete unmöglid^ gemad^t. 3m
epötl^erbft 967 berief ber ffaifer feinen Sol^n
Otto, bem er fd^on bei feinem frül^m italienifd^en
3ug (961) als lünftigem ftönig Don S)eutfd^Ianb
^atte l^ulbigen laffen , nad^ Italien ; am 24. 2)e>
cember mürbe er mit bem gebröud^Iid^en SerimonieU
Don ben Senatoren in 3tom eingeljiolt unb am
SBeil^nad^tSfeft Don Sol^amteS XTTT. als ftaifer ge-
frönt. Um bie fortmöl^renben ©treitigfeiten mit
ben ©ried^en in Unteritalien ab^ufd^neiben, plante
Otto bie el^elid^e 93erbinbung feines @o]()ne8 mit
einer gried^ifd^en ^rin^efftn, meldte al§ ^eiratSgut
bie gried^ifd^en 93eji|ungen in Unteritalien mit-
bringen foEte. Srfi nad^ einem Xl^ronmed^fel in
S^San^ gelang bie 9ugfü]()rung biefeS ©ebanfenS.
Ser neue ffaifer Sol^anneg X^imidfeg, ber mit
ben Bulgaren , SRuffen unb SWoSlim im ftam})fe
lag , fud^te mit Otto gfrieben unb Sfreunbfd^aft.
Sine glönaenbe ©efanbtfd^aft l^olte ((Snbe 971)
bie 99raut, beS ffaiferS 9{td^te Xl^eopbano, in Son-
ftantinopel ab, unb am 14. Spril 972 mürbe bie
SSermöl^lung in ber @t. ^eterSfird^e 5U 9lom DoQ-
50gen. anfangs ^ugufl feierten bie beiben ffatfer
nad^ 2)eutfd^lanb ^urüdt. Otto'S friegerifd^eS fie-
ben l^atte menigftenS einen frieblid^en @d^lu|. 9lm
Ofterfefte 978 erfd^ien an bem^oflagerjuOueb-
linburg ber Söl^menl^erjog perfönlid^ ; eS famen
©efanbte auS Ungarn unb Bulgarien, q}x% 9q-
Sanj unb Sht^lanb, auS 2)önemarf, 9lom unb
SeneDent; einige äBod^en fpöter fam nad^ !DIerfe-
burg fogar eine afrifanijc^e ©efanbtfd^aft. Otto
jtarb, faft ol^ne DorauSgel^enbe Jhanf^eit, in gfrie-
bcn mit ©Ott unb ber SBelt am 7. aWai 973 ju
!)Jlemleben, on bemfelben Ort, mo fein 95ater ge-
ftorben mar, im 62. 3al^re fetneS 9lterS O^ido-
kind 3, 76 [L c. m, 466]). Seine fieid^ Umdie
nad^ SRagbeburg gebracht unb an ber Seite jcma
erften ©emal^lin Sbit^a beigefe^t. Sei aOer SBü'
für, bie er )eitmeilig geübt, loar er ber ffird^ txa
ergeben unb Derbient ben Atomen beS ®ro^ Die
Annales Magdeburg, (f. Mon. Genn. hü.
Scriptt. XVI, 153) mibmen il^m baS Glogiun:
Tres luctuB causae sunt hoc sab mar
more clausae,
Bex, decus ecclesiae, summus honor
patriae.
(Sgl. Maurenbrecher, De historicis X. aecoli
scriptoribus, qui res ab Ottone Magno gesUi
memoriae tradiderunt, Bonnae 1861. lieber
bie OueOen oud^ ©iefebred^t, ®efd^. b-bcnti^
ftaifer^eit 1, 4. Sufl., IBraunfd^m. 1873, 822||.j
Soigtel, ©efd^id^te bed beutfd^en Steid^ mttecOtts
bem©ro|en, ^ael802; SBel^fe, ffatferOttobs
©ro^e u. f. m., 3. Suff., 3ei^ 1867 [9n8 dkt
unb neuer Seit m]; fföfife u. S>ämmler, Otto
ber ©r.. Sei))}ig 1876. Ueber Otto'8 Set^nt
jur Aird^e : C^ergenrötl^er a. a. 0. 11, 82 ff. [sA
reid^en Siteraturangaben].) [SBeÜer.]
0tfo n., beutfd^ier ^önig unb römif^et
ftaifer (973—983), mürbe 955 geboren alSta
iüngfte @o]()n Otto'd be§ ©ro^en au8 feiner S(«iidt
SbelJ^eib Don Surgunb. S)a feine beiben Warn
IBrüber fd^on als JKnber gefiorben maren, fo nmzbe
er Dor ber erften Slomfal^rt feines Saterd attfe^i-
i&^rigeS jtinb jum Ütad^f olger gem&p tmb ob
26. aRai 961 }u Slad^en getrönL SBei^na^
967 erl^telt er )u 9lom bie ftaiferfrone. Seine 6r»
Stellung leitete ber $of!a))lan Sffel^rb IL Mn
©t. ©allen (f. b. art.). 9lm 14. 9l})ril 972 imtibc
er Dermöl^lt mit ber ©ried^in Xl^eopl^ano ({.b.
»rt. Otto I.) unb folgte als 18iö^riger3ün8litt0
feinem 93ater in ber ätegierung, auf meld^ übrignft
feine SRutter SbeD^eib einen großen unb bei Otto'S
leibenfd^iaftlid^em ßifer günftigen Sinflu^ fflUc
Sie erfte Seranlaffung , baS @4imert 5u {i^at
gab ber Sierfud^ ber in t^ranfreid^ erlogenen 0to^
neffen beS jtül^em Sotl^ringer ^erjogS ©ifilMr
SReginar unb Santbert , ftd^ il^reS SrbeS in Wt
ringen (^ennegau) mieber )u bemäd^tigen, mdU^
Otto I. 958 ildrem Sater Steginar (Songir^
megen mieberl^olten fianbfriebenSbrud^ obgei)«^
d^en bettle ; 974 trieb jte ber ft aifer mieber aot
tJfranfreid^ jurüdf. ©rb|ere unb lange bcmenbe
@d^mierigfeiten bereitete i^m fein SSetter ^
rid^ n., ber ßönfer (rixosus), ^enog Don9(qair
meld^er, getrieben Don feiner ]()errf d^füd^tigenSXnikc
3ubttl^, mie einft fein SSater nad^ ber jhone fhAtt
Sr Derbanb fid^ au biefem 3med mit Stf^of 9ln>
]^am Don gfrcirmg (f. b. »rt. fjrcifing IV, 1998),
bem 995]^men]^er)og ^oleSlam unb bem ^olen^ieiM
antecaQSlam. Ser^t^olb, ©raf ber 9lorbmart, ober
entbedfte bem j^aifer bie Serfd^mörung; auf einn
Dermutl^Ud^ 3U äßeimar gel^altenen gfürftengcrhli
mürbe ^einrid^ in ^aft genommen unb nad^äug^
beim gebrad(|t, Slbrabam aber in'd filofier Smq)
Otto n.
1162
; Subtil^ trat inS ftloftet Ütiebermänfier
nSburg. Sie 93erfd^tt)örung toax um \o
X gemejen, qI8 bn ffaifec gleid^jeitio in
impf mit benSönen Denoidelt mar. Sin
r 3ug nad^ äütlanb (974) (rodete ben
'^QxoSb sur Untermerfung. 3m j&erbft
Otto n. gegen bie IBöl^men, um ffe me-
t Serbinbung mit bem Sa^eml^erjog )u
aber erft 977 fonnte er SoIeSIan) jur
ng )n)ingen. 3n ber Sn^if^^i^it toaren
je S^mierigteiten in ©übbeutfci^lanb er-
f^inrid^ nmr im Anfang beS äol^reS
ter ^aft entfommen; ein innerer ftrieg
B, an ber 3{ar unb an ber 2)onau lourbe
:. SefonberS baS IBiSt^um ^ffau, beffen
be ^iligrim treu jum ftaifer ^ielt, umrbe
efd^igt. Snblid^ flüd^tete ^einrid^ }u
men ; Otto nal^m im 3uli 976 ^einric^S
SiegenSburg ein unb traf nun tief ein-
ibe ISerfügungen. 3)er ^erjog mürbe ge-
rn ^erjogi^um an beS ftaiferS Steffen Otto
toaben, ben Sol^n Siubolfd, vergeben; bod^
»Qlb bie ff&mtl^ner Warf unb bie SRarf
Ott eigenes ^)ogtbum jtftmtl^en (f. b.
iDon getrennt unb Otto , bem Sol^n beS
; SeiJ^felb gefallenen $)ergogS ftonrab t)on
len, übergeben. 9ltö ber 9öl^menber}og fid^
rfen l^atte, ftellte fid^ aud^ ^einrid^ oor bem
er mürbe auf einem Ofürftentag ju ÜRagbe-
^Jabr 978) au8 bem Sanbe berbannt
«uffid^t bed eif d^ofd fSfoRmar üonUtred^t
en. SHe ffoiferin-aRutter SlbeH^eib sog
al§, un}irfrieben mit mond^en SlegierungS-
\n, Dom ^ofe )urud unb ging nad^ 9ur-
Kigegen erlangte nun Z!f)top\)ano großem
, Seutfd^Ianb mar beruhigt; aber e§ fam
te @efa]^r t)on Seiten §ranfreid^S. 9le-
nb Santbert maren mieber mit Xmpptn,
e in §ran!reid^ gemorben Ratten, in fiotl^«
eingefallen. 93i§^er l^atte ffönig fiotl^ar,
tne aRutter @erberga be§ ftaiferS Sietter,
T 93emegung ferne gel^alten. ©ie Slüdtfid^t
Ifoiferin Slbel^eib, mit bereu crft*ebelid^er
Smma er Derbeiratet mar, b^tte il^n ba}u
L m aber «bel^eibs ßinflug auf Otto
, trat Sotbar auS feiner 9lefert)e b^raud
te o^ne JhiegSerflärung im 3uni 978 auf
|u^ um Otto )u fangen unb il^n ^ur Sb-
iotl^ringenS ju Urningen. Otto entfam mit
9od^ aber mürbe geplünbert unb ber
tf ber ftaiferpf 0I5 nad^ äBeften ^u gerid^tet,
j^en, ba^ bie @tabt nun 5U Sfranfreid^ ge-
xa bauerte bie Occupation nur brei Sage;
r bem SRüdt^ug mürbe beutfd^S ®ebiet
SM gebranbfd^lt. Otto berief auf bie
itli einen Sleid^dtag nad^ 2)ortmunb; mit
Eiiumit]|^g!eit mürbe ber Sleid^Sfrieg be-
tmb mie Otto ritterlid^ bem Sfranlenfönig
»igt f^aitt, sog am 1. October ein &eer
KM) SRonn über bie ©rense. Ol^ne 3Bi-
|it finben, rüdfte ber ftaifer, nur bie fönig-
lid^en ^faljen unb Somänen t)ermäftenb, bis auf
ben ÜRontmartre }ur ^Belagerung oon ißariS. SS
blieb aber bei biefer S)emonftration. Um bie 9Ritte
beS 9{ot)ember 30g baS^eer nad^ einem feierlid^
Te Deum mieber ab. ^uf bem Küdsug mürbe e8
oon ben nac^eUenben gftonjofen empfinblid^ ge«
fd^äbigt; baS anerbieten eines elQirlid^ien Snt-
fd^eibungSfam))feS lel^nte Sotl^ar ab. 9m 1. S)c-
cember ßanb Otto mieber auf beutfd^ IBoben.
Sotbar , bem in ^ugo ßopet ein gef dl^rlic^er fei-
nerer iJfeinb erftano, bot bolb felbjl bie ^anb }um
t^rieben unb t>txixä}kit bei einer 3ufammennmft
am Sl^ierS (Sommer 980) f eierlid^ auf Sotl^rtngen.
Ütad^bem Otto im C^erbft 979 einen erfolgreid^
gfelbsug nad^ $oIen gemad^t unb ben ^ergog ÜRie-
csQSlam in fein frfil^ereS 93er]^öltni| ju S)eutfd^Ianb
Surüdfgefü)^ l^atte, 30g eS il^n nad^ Italien. 9Rit
Otto'S I. Xob mar bort bie Sfurc^t t)or ber ffaifer-
gemalt gefd^munben. SreScentiuS (f. b. 9rt. in,
1188 f.), ^err Don 92omentum, l^tte ben ^{t IBe-
nebict VI. im 3. 974 im ©efängni^ Jlerben laffen
unb benSarbinal ^ranco afö 99onifatiu8yiL(f. b.
Srt.) auf ben tiöpftlid^Xl^ron erl^oben. 918 biefer
aber fd^on nad^ SRonatSfrifi Dor bem ®rafen oon
XuScuIum nad^ Sonftantinopel fläd^tete, erpob beS
le^tem ^rtei ben ber tuScuIanifd^en gfamifie
angebörigen Sifd^of Don @utri mit Otto'S 3u-
jHmmung a(S ©enebict VII. (f. b. 9trt.). 3m 3.
980 rief ßrsbifd^of Sanbulf Don SRailanb , Don
einer feinblid^en ^rtei Dertrieben, ben ffaifer }u
§Uf e, unb biefer )og im 9{oDember beS 3QbteS nad^
talien. 9ud^ ber !ßat){l fd^eint in Slom bebrängt
morben }u fein, benn fd^on feit bem 22. Sugujl
l^arrte er in StaDenno auf Otto. SBü^enb feines
smeimonatlid^en Sufentl^aßeS in Oberitalien Der-
föbnte fid^ ber ftaifer mit feiner ÜRutter ÄbeH^eib,
meldte bann Don $aDia auS bie 9tegierung Ober-
itaüenS leitete. Oflem 981 mar Otto in Slom.
@d^on lange mar fein $Ian gemefen, bie Sarace-
nen unb @ried^en, me(d|e Derbünbet beftönbig bie
lombarbifd^en Sfürftentbümer beunrul^igten^ auS
3talien ju Dertreiben. Sm Btpttmhn rüdtte er in
^pulien ein, nabm ^Itoptl unb @aIemo ; im 9Rai
982 maren bie meiflen @täbte a))ulienS in feiner
©emalt. 99ei (Sotrone lieferte er (SRitte 3nli 982)
ben Saracenen eine fiegreid^ Sd^Iad^t, in meld^er
11 000 ©egner, unter ibnen il^r Smir Sbulfafem,
fielen. 92ad^ menigen Sagen aber gerietl^en bie
S)eutfd^en in einen §inter]()alt; jie erlitten fd^mere
^erlujte; Otto felbjt rettete jid^ fd^mimmenb
auf ein gried^ifd^eS @d^iff, beffen Sefa^ung il^
nid^t fannte. S)er Steuermann, ein Slaoe, ber
tl^n erfannte, ermöglid^te eS il^m, nad^ Stoffano
SU gelangen, mo er mit feiner ®ema]^lin unb
bem Sifd^of Xl^eoborid^ Don ÜRe^ s^f^^i*^^'
traf (Mon. Germ. bist. Scriptt. m , 765 sq.).
3n (lopm fammelte er feine serftreuten Sruptien
mieber ; aber faß alle Eroberungen maren Derloren
gegangen. 9uf bie 92ad^rid^t Don biefer ^Heberloge
erHärten bie föd^ftfd^en Prften fofort il^re 6il^
bereitf d^ft ; ber Jtaifer berief fie unb ben äbrigen
1163
Otto m.
1164
beutfd^en ^etbontt auf 3uni 983 ju einem 9teid^
tag nad^ %erona (Annal. Saxo ad ann. 983
[Mon. Germ. bist. Scriptt. VI, 630]). S)ort
erlangte er bie einfttmmige Snerfennung {eines
breij&l^rigenSöl^nd^enSOtto ate feines 9ta(^foIgerS
auf bem ffönigStl^ron. entgegen bem Statl^ fei-
ner ergebenften ^i^eunbe t)erf olgte Otto nun feine
italienifd^e |ßoHtü. 3n 9tom t)eranlagte er nad^
bem lobe »enebictS VH (im October) bie SBal^l
beS 99if(^ofS ^ter oon ^aoia, beS ftan^IerS Don
Stalten, jum ^ft ©ol^anneS XTV.; f. b. «rt.).
W)vc er foQte bie ett)ige @tabt nic^t mel^r Derlaffen.
®ram unb Ueberanftrengung litten bie ®efunb-
^eit beS erft 28iö^rigen J^aiferS jerftört unb fäl^r-
ten am 7. S)ecember 983 feinen Xob l^erbei. an
feinem ^riDatteftament bebad^te er bie JKrd^en, bie
^rmen, feine &i)m\itt aOtat^ilbe, ^btifjbi Don
Ouenbttnburg, unb fein treues ©efolge. @eine
®rabftötte fanb er in ber Sorj^aOe ber ^terS«
firdjfe , alS einjiger römifd^er jtaifer , ber in 9tom
felbjt beftattet mürbe. Son feinen brei Söd^tem
nahmen SbeH^eib unb ^op^xt fpäter ben @d^leier ;
erftere mürbe Slbtiffin beS ffloflerS in Oueblin-
burg« le^tere beS ff lojIerS ju (SanberSl^eim ; 9Ro-
t^ilbe Dermö^Ite ftd^ mit (£350, bem Sol^ne beS
$falsgrafen ^ermann t)on fiotl^ringen. (93gl.
Thietmari Clu'on. 1. 3, in ben Mod. Grerm. hist.
Scriptt. III, 758 sqq. unb bie weiteren Oue&en
bei ©iefebred^t, ®efd^. b. beutfd^en ffaifeneit I,
4. «ufL, Sraunfd^ttjeig 1873, 840 ; femer ßuben,
©efd^id^te beS beutfd^enSoIfeSYII, ©otl^a 1832,
183 ff.; ©iefebred^t, in Saufe, 3a](|rbüd^er beS
beutfd^en äteid^eS unter bem föd^fifd^en $aufe ü, 1,
g5erlinl840, 1 ff.; 2)erf„ ®cfd&. b.beutfd^enftaifer-
aeit I, 569 ff.; SRattl^äi, 2)ic C^änbel Otto'S IL
mitSotl^ar öon granfreid^, ^aEe 1882 [®i|fert.];
aaSeife, aBeltgefdfiid&te IV, 3. ?lufl., ©raj 1891,
257 ff.) [SQBebcr.]
0tfoin., beutfd^erffönigunbrömi-
fdöer Äaifer (983—1002), »urbe alS brei-
iöl^rigeS ffinb um SBeil^nad^ten 983 ju Sad^en
unter bem 3ubel beS äSoßeS gum ffönig gefrönt;
bamalS mugte man nod^ ni^t, ba^ fein 93ater
bereits im @rabe lag. ©eine SRutter Sl^eopl^ano
meilte in S%om, feine @rogmutter SbeH^eib in
$at)ta. yioi^ bet)or ber Streit unter ben ©rogen,
ob ber gried^if^en SOlutter bie Sormunbfd^aft ju-
geftanben »erben folle, ausgetragen toar, ttKxrf
fid^ ^einrid^ (ber S^nfer), e|emaIS ^er^og t)on
Sägern, meldten ber Sifd^of üon Utrcd^t feiner
^aft entlajf en l^atte (ögl. b. Srt.Otto II., ob. 1161),
als 9ieid^St)em)efer auf, unb er^bijd^of äßarin
Don ff öln übergab il^m baS ffönigSfinb. t^einrid^
Streben ging aber weiter als auf bie 93ormunb-
fd^aft. SSielen beutfd^en Sfürften galt Otto bereits
als ein ®ried^e; ^einrid^ ftü^te fid^ auf feine
alten SunbeSgenoffen, bie ^ei^oge 3Jlm^\)^\am Don
$oIen unb SoIeSlan) Don Söl^men ; ju il^nen ge>
iettte fidft jefet 5mifiui, prft ber Obotriten. «ud^
bie Sifd^öjc SBarin Don fföln, gfbert Don Xrier,
©iftler Don SJlagbeburg, Sl^eoborid^ Don SOte^
unb bie bat^rifd^en IBifd^öf e rnoüten bie SSonmnbi
fd^aft unb SleidbSpenDefung lieber in ber ^<nb
eines fröftigen SRonneS toiffen als in ber einer
auSlönbifd^en §rau. 9uf lene SunbeSgenoffn
unb auf biefe @Qm)xit]^ien red^nenb, firedte ^em*
rid^ }iemlid^ offen bie ^anb nad^ ber ffrmie oifi
unb tDurbe in ber Xl^at Oflem 984 gu Oud^T»
bürg Don feinen flaDifd^ Skrbfinbeten gerobcfn
als ff önig bel^anbelt. Sber eben biefe SSerbintau
mit ben SlaDen Deranla^te bie ^erjoge ftono
Don ©d^moben, ^einrid^ ben Sfingem Don 90901^
Seml^arb Don ©ad^fen^ Srgbifd^of SBOIigiS «k
IDtain} unb Rubere, energifd^ bie @ad^ Olttol p
Dertreten. Suf il^ren 9iuf erf d^ienen Sbell^ n»
ZJ^topf^ano in Seutfd^Ianb, unb auf bem ^bf»
tag 5u Slara (©ro^rol^rl^eim bei Stuingenberg oa
Stedar) am 29. 3uni 984 fibergab ^einri4 kal
gfurftenfinb ben beibenffa{(erinnen; X^ia»
mürbe jur SSormfinberin unb Sleid^eniiefenn
erflört. ^einrid^ entfagte förmlid^ feinen ii>
fprfid^en, befam (im 3a^re 985 ju Sfrmdfnf)
SaQem ^urudf unb l^ielt Don ba an gfridm.
Mnrid^ ber jüngere mu^te ^d^ mit fffind|ci
begnügen. Xl^eopfano fül^rte nun fieben 3N|R
lang mit flugem Sinn unb f efler ^nrnb baS Sei^l'
regiment. Sl^re 9iegierung nnir fo gefid^, b4
fie 989 f ogar nad^ 9tom gel^ bmnte, um {ii*
f d^en Solennes XV. (f. b. 9rt.) unb bem i^ te^
brüngenben {ungern SreScentiuS }U DetmMi
(Annal. Hildesheim. [Mon.(}erm. hist Script!
m, 68]). — Otto mürbe }uerf} ergogcn w
beutfd^en Slerifem unb einem calabreftf^oiSi»
d^en äol^anneS; als biefer 988 Sifd^of Don $i»
cenja mürbe, trat an feine Stelle Semmatb Q. b.
%xt,), ber 992 IBifd^of Don ^ilbeSl^m tmntt
Später (Don 995 an) leitete feine Stubien (B»
bert, ber Dertriebene Sr^bifd^of Don 9leimS, »(■
d^er für ben gelel^rteften 3Kann feiner 3«t gttö.
^er ffnabe mad^te fold^e S^ortfd^ritte unb bewel
fold^en @tfer, ba^ er in ben fd^önften ^offmmga
bered^tigte (Thangmari Vita Bemwardi [Mob.
Genn. hist. Scriptt. IV, 759]). Um ju jeigÄ
ba^ ber jiunge gfürft aud^ für feine firiegen|(l(
Aufgabe erlogen merben foEe, lieg %f^top\^ iß
fd^on als fed^Sjiäl^rigen ffnaben mit bem t^äringi'
fd^en ^eere gegen SoleSlam Don Sö^men ivifk
meld^er, mie aud^ SRiec^QSlam Don $olen, in M
alte 9}er]^öltnig 5U SDeutfd^lanb ^urüdftreten mn|k.
ailS Xldeopl^ano am 15. 3uni991, nod^nid^tDieqil
Saläre alt, ftarb. führten bis au beS ffönigS Wi»
bigfeit (995) feine ©rogmutter meH^eib unb bs
ßrsfansler aBiUigtS Don ^Dkinj bie Siegienn»
^uf beS le^tem Slnregung l^in befd^log Otto ba
3ug nad^ 9lom, um ftd^ bie ffaiferfrone }u l^ota.
©aju fam, bafe $apft Sol^anneS XV. immer M'
tiger Don SreScentiuS bebröngt mürbe. 3m ^
bruar 996 Derfammelte ftd^ ber Heerbann {b
SRegenSburg. Oftem mar Otto in ^Dia, m u
bie ^ulbigung ber italienif^en ^fürften entgegti^
nal^m. 3n SRaDenna melbete ii^m eine römijil^
©efanbtf d^af t ben injunfd^en erfolgten Xob itifjoi»
165
Otto m.
1166
d' XV. utib bot i^n um ein neued Oberl^aupt für
ie inr<!^. GteScentiuS imb fein Hn^ong brngten
id^, baS ate^t btr unbebingten ^apftmal^I au-
li^orbem, totlä^ Otto I. ben SRömem ge-
nrnnen (atte (f. b. «rt. Sol^anneS XU., oh. VI,
S74). Otto mp'\afjii feinen ^offoplan Sruno,
n So^n Otto'8 oon RöxnÜ^tn, ßnfel ber Siut-
trb, ber Zoster Otto'SL, unb bteKömer roäf^U
B ben erfl 24id^gen QRonn, totli^tx als ber
|te $apft beutfd^ Station unter bem 92amen
cegor V. (f. b. 9rt.) ant 3. Wai 996 ben päpft-
im etul^l befKeg. %m 21. SRai fe^te ber iu-
nblid^ ^ßopfi bem iugenbltd^en ftönig bie ff aifer-
mc auf, beibe begetflert für bie ebelften unb
kobcnften Sbeale. SredcentiuS tourbe Derbannt,
er auf bed ^opfleS 99ttte amneftirt. SBöl^renb
tfto'll nur breiaöd^entlid^en 9uf entl^alteS in Stom
if er mit Sbalbert, bem Srjbifci^of t)on ^rag
b. 9rt.), strammen, njeld^er burd^ ben Sauber
ner $erfönli(^fett einen bauemben Sinflug auf
R ftaifer geuxmn. 9tad^ 2)eutf(i^(anb ^urüd-
t^rt, 30g Otto 997 gegen bie Sßenben. 3n-
lifd^ ^tten fid^ bie Kömer unter ber t^übrung
A CrcficentiuS gegen ben tl^otfräftigen, für aS-
itige Stcformen eifemben ^opfi erl^oben. ©regor
n^e mif Stooenna flüchten, unb Sol^anned, Sr^«
tf^of twa ^iacen^a, bt% ffatferS el^emaliger
4Kr, ber SSertrauenSmann Sl^eopl^no'd, t)erga^
ftc Mjiiiä^, politifd^e unb perfönlid^e Sreue in
icm (Krabe, bo| er au8 ber ^anb beS (^reScen-
im Ott 3o^nne8 XVI. (f. b. 9lrt.) bie Xiara an-
10(81, nod^ibem er nod^ furj )ut)or (995) im Suf-
tnv Otto'S in Sonftantinopel getoefen toar, um
bk ^anb einer b9)antinif(i^en ^rin^ef {in für ben*
{dkn in verlangen. 2)er ff aifer Tom auf ®regor§
if, nad^bem er bie Sleid^Dermefung in bie
feiner £ante SRat^ilbe, ber Sbtifrm t)on
)rmburg, gelegt l^tte, feierte in $atna mit
bon $apfte boS äBei^na^tSfefl unb erfdgten im
Schnor 998 in Kom, um ftrenaeS ©trafgericbt
ii ioltei (f. b. «rtt. ßreScentiuS, 3o](|anne8 XVI.
nb iefonberS @regor V.). äBö^renb feinet 9luf«
aritalteS in Sampanien jtarb $apft ©regor am
i ithum 999 ; Otto eilte nad^ SRom unb Der»
nlo^ bie SBül^l ® erbertS, feined el^emaligen £e]^«
ort, ber frü^ (Ergbifd^of t)on 9teimS, bann Don
Sbrnna aar unb nun als S^Ioefter II. (f. b. ^rt.)
nUe Spi^ ber ffird^e trat (ogl. Annal. Magde-
bwg. [Mon. Genn. hißt. Scriptt. XVI, 158]).
6}befter unb Otto trugen ftd^ mit meltumgeftal«
Men $Iönen. Stom foUte lieber bie ^auptftabt
ber Seit merben^ ffaifer unb $a|)ft bort gemein«
ioR BPoIten; bie ffraft bed neugeeinten Suropa
oUe gegen ben S^Iam gerid^tet unb Serufalem
cfirit wttm (bie erfie Sbee eines ffreujjugeS).
bib aber Derlor ftd(| ber {unge ffaifer in p^an«
^ifc^ Spielereien, meldten ein förmlicher ©rölen«
B^ ga ® runbe lag : bie SBieberberftellung beS
istaiifd^ a93eltrei|e§, ba§ aber aud^ bie mittx
I StocbcnS umfaffen foUte. 3n bem für baS
K flaifertl^um gefd^affenen tJformelbud^ , ber
Graphia aureae urbis Bomae, Oeld^eS auS ben
Origines bed ^1. 3fibor unb bem Cerimonien*
bu(^ bed Sonjlantin $orp]^9rogenitu8 (ufammen-
gefe|t ifl, ^eigt e§, ba| nöd^ft Sott bem SUImäd^-
tigen «,ber ffaifer ber alleinige @ebieter bed Srb-
freifed ifl unb i|m ber 99ef ebl unb bie @efe|gebung
ber SBelt {ufiel^t, unb fic^ Dor il^m alle 9Kenfd^
in ben @taub niebermetf en muffen'' (SBeig, SBelt-
gefd^id^te IV, 8. «ufl., 278; ogL aud^ ®iefe-
brec^t, ®efd^. b. beutfd^en ffaifergeit I, 4. 9ufl.,
871 j|.). 9{ad^ altrömifd^em unb nad^ bpAantini-
fd^m 9}orbiIbe mufben neue Remter gefc^ffen.
6S gab mieber Sonfuln auf Sin Sal^r, $rocon«
fuln, meieren man einflmeilen Stellen in ber Um-
gegenb Don Slom gab, bid bie Stattl^Itereien in
ben Steteren be§ 9{orben§ errichtet fein mürben,
Solfötribunen unb Senatoren. Statt ber ffäm-
merer finben fid^ Sieftiarier unb $rotot)efiiarier,
ftatt ber ^offapläne Sogotl^eten, ftatt beS ffan^IerS
ber Srd^ilogotl^et. Otto ^atte ftd^ eine eigene
ißl^antafietrac^t gefd^affen ; felbft bad SerimonieÜ
für bie fünftigen Sriump^)üge mar feftgeftellt.
^n feinen Urfunben nannte er fid^ ffaifer ber
9l5mer, SonfuI bt% römifc^en Senates unb S3oI-
feS 2C.; feinen ^offtaat nannte er Senat, feine
Xruppen Segionen. SBenn auc^ Seutfc^e bie än>
baber ber einflu|reid^flen 9lemter nxiren, fo mi^-
^el i^nen bod^ biefeS frembe SBefen, unb fie maren
eiferfüd^tig auf bie Italiener, oon benen ftd^ ber
ffaifer felbfi auf feiner Steife nad^ @nefen begleiten
lie^. 2)a)mifd^ famen Otto aber mieber ernfte
©ebanfen über bie 9tid^tigfeit fold^ irbifd^en
©langes. So ^atte er nad^ bem Sobe beS $apfteS
®regor 14 Sage in einer bb^lt gu San Sie«
mente jugebrad^t, bann eine Saflfal^rt nad^ ®ar>
gano gemad^t, mo er meinenb feine ffrone in bie
^önbe beS greifen Sremiten 9iilu8 nieberlegte,
5um Sefenntnif;, bag aUe irbifd^e ®röge nid^tig
fei (Vita S. Nüi [Mon. Germ. bist. Scriptt.
IV, 617]). Später meilte er längere Seit un«
ter aScetif^en Hebungen in ben fflöftem Subiaco
unb SJlontecaf fino. !Rad^ ber ÜRitte beS 2)ecember
(999) trat Otto feine 9lüd(reife nad^ 2)eutfd!flanb
an. UntermegS ereilte il^n bie Stad^rid^t Don bem
lobe feiner ©rofemutter Sbell^eib (geft. 16. ober 17.
S)ec. 999). 3m Sanuar 1000 mar er in SRegenS»
bürg, traf in Sriau mit SoIeSlam Sl^robr^ (f. b.
%rt. n, 980), feit 992 ^^ergog Don $oIen, gufam«
men unb pilgerte mit il^m nad^ ®nefen }um ©rabe
beS oon il^m l^od^oerel^rten IBifd^ofS Sbalbert. Sr
erl^ob ©nefen gum SrgbiStl^um, meld^em unter @e«
nel^migung beS $apfte8 bie ^iStl^ümer Solberg,
fftafauunb IBreSlauunterfiellt mürben. 2)en$oIen-
bergog aber frönte er gurnffönig, nannte i^n Sun«
beSgenoffen beS römifd^en Sleid^eS unb belel^nte ibn
im SJorauS mit allen fünftig ju mad^enben Srobe-
rungen ; ^olen f ottte als Sd^ufemeldr gegen SHufe-
lanb unb ben 5?orben bienen. SBie aber bie S)eut«
fd^en hierüber urtl^eilten, bemeist bie Seugerung
2:]^ietmarS : „3)cr Mmäd^tige möge eS bem ffaifer
oergetl^en, ba^ er ben $oIen, meld^er bis bal^in
1167
Otto IV.
1168
ein jmS^jflid^tifler Safatt beS 3»ei(i^c8 gctocfcn war,
in einem felfijlänbigcnöcrrnmad^tc" (Mon. Germ,
bist. Scriptt. in, 793). «ud^ bie Ungarn ttmr«
ben um biefe3ett burd^ bteSemü^ungen @te))]^nS
bed ^eiligen für baS Sl^riftentl^um gen)onnen.
@te))9an übergab ba§ SReid^ bem $a))ft SQfoefter
unb erhielt ed alS Selben ber jhrd^e nebft bem f önig-
liefen Xitel n)teber Don il^m jurüd. @eine gfami-
lienoerbinbungen atö beS Semal^fö ber ®ifela,
@d^n)ejter bed fp&tem ffaiferS ^einnd^ bed ^ei«
ligen, Urenfelin ^einrid^S 1, unb bie Sage feinet
ateid^eS veranlagten i^n, {td^ an Seutfd^Ianb
an)td!e]^nen unb feinen @taat nad^ germanifd^em
Sorbilb in gefialten (Vita S. Steph. [Mon.
Germ. bist. Scriptt. XI, 233—235]). Soll Don
feinen tt)eltumgeftaltenben planen 3ogOtto(Snbe
^ril) nad^ Sad^en, mo er am ^fingfifefi bie
©ruft ffartö bed @rogen öpen lieg unb als 3ln-
benfen an ben Don i^m l^od^oerel^enftaifer einen
3a]^n aus bem 3Runbe beS Xobten mit fid^ nal^m
(CluroiL Noval. [Mon. Germ. hist. Scriptt.
Vn, 106]). a)ie ©age erjä^lt, bog bamatö ffarl
bem Säugling im Xraum erfd^ienen fei unb i^m
5omig ein bolbigeS ßnbe angefünbigt l^abe, —
ein SeteeiS, baf baS IBol! biefe Störung ber
XobeSrul^e migbiQigte. 3m 3uni bed Sal^reS
1000 trieb ben ffaifer bie Se^nfud^t nad(| bem
Sanbe feiner Xraume fd^on toieber nad^ Stalien ;
ßnbe Öctober mar er in SRom, mit il^m mehrere
beutfd^e SSifd^öfe unb Öerjoge. 9m 4. Januar
1001 !am aud^ fein efemaliger Seigrer, IBifd^of
SBemmorb Don ^ilbeSl^eim. Sber plö^lid^ mürbe
Otto rau)^ aus feinen ®rogreid^Ströumen aufge«
fd^redft. SDie Semo^ner ber mit felbftänbiger S3er«
maltung auSgeftatteten @tabt SiDoli Ratten fid^
empört, mürben Don Otto untermorfen unb er-
l^ielten nad^ einer ©cene ber SBerbemütl^igung
9lmneftie. ®ie Sftömer aber l^atten auf bie 6inDer-
leibung XiDoli'S gered^net, mad^ten unter ber ^n-
fül^rung beS ©regor (DonXuSculum?) reDolutio»
nöre 2)emonftrationen unb belagerten ben ffaifer
brei Sage lang in feiner Äaiferpfalj auf bem ÄDen«
tin. öer^og ^einrid^ Don Sägern, ^ugo Don XuS-
cien, äSifd^of Semmarb fud^ten bie Slufrül^rer ju
befd^mid^tigen. Otto felbft l^ielt Dom ©öller beS
$alafteS l^erab eine mirfungSDolle Siebe an baS
aufgeregte 93ol! (Thangmari Vita Bemwardi
llon. Germ. hist. Scriptt. IV, 770]). ebenfo
d^nefl befänftigt mie aufgeregt, ergriff bie aWenge
^ei ber SläbelSfül^rer, fd^leppte fte unter 9Rii«
lanblungen bie ixippt l^inauf unb marf fie l^alb-
tobt bem ffaifer 5U i$ü|en. 2)ann l^ulbigten bie
Stömer auf's 5Reue. Slber bie ©äldrung bauerte fort,
eS brol^te ein neuer ^uSbrud^, unb am 16. Fe-
bruar 1001 Derlie^ Otto bie ©tobt, um fie nie
mel^r mieber ju betreten. 3luS bem ^immel fei-
ner Sbeale l^erabgeftürjt, mar er ein gebrod^ener
SKann. 3m Älofter Slaffe 5U SRaDenna feierte er
baS Oflerfefl unb martete bort auf bie Srui)«
:pen, meldte 93emtt>arb unb ^einrid^ auS Seutfd^«
lanb Idolen follten, um JRom gu bemütl&igen. 3n-
^mifd^en befud^te er ben Sogen Don fMiA^
beffen gflotte il^n gegen bie ©aracenen in Sictfien
unterftä^en foQte (Dgl. ©frörer -SBeil, S«^
©efd^id^ten I, ©ro) 1872, 891—413). S)k
nöd^jte 3(tt Derging mit feiegerifd^ 2)eimmPn*
tionen o^ne Srfolg. S)a8 SBeü^nod^tSfcfi feioie
Otto mit bem ^ßapjl in Xobi, mo eine S^nobe
über bie beutf d^en ^ngelegenl^eiten geleiten umAt
3m 3anuar 1002 50g er im Bdfio^t $ateno
am ©oracte ein, mo SSemmarbS Sntber Somno
befel^ligte unb mo er ftd^er mar. 96er bie neite
Umgegenb mar im ^ufftanb; Don ben emxirtetn
beutf d^en ixnpptti famen nur wenige , meil bk
Sfürjlen fid^ meigerten, ©ut unb Slut für ben cs-
centrifd^en ftaifer )u op^tcn, ber fein SotedoHb
verfallen lie^, mö^renb er )iel- unb t^atenloS in
3talien um^erfd^meifte. Selbfl eine neueftönigt-
ma^l fd^ien ju bro^. SSon feinem geträunlen
SEBeltrei^ mar Otto nid^tS geblieben oIS bie fleioe
SBurg ^temo. 3)ort flarb er am 23. Samoc
1002 in ben 9rmen beS ^opfieS @9lDe^, no4
nid^t 22 3a^re alt, am gfieber, ober mie tifKüß
mar berid^tet, an ben 99lattem. 3m Seben tdte
er 2)eutf (^lanb mi^d^tet ; flerbenb mfinf^te a;,
in Slad^en neben ffarl bem ©rogen beige^t^ jn
merben. SRit bem ©d^merte in ber ^anb nu^
bie 2)eutfd^en feine Seid^e in bie ^mat gdeta.
SDie ©tötte, mo er im SDtünfler )u 9ad^ mite,
lie^ fturfürft gfriebrid^ ber SBeife Don eodK»
1513 burd^ ein SRarmorbenfmal be}eid^fnen. tt
1803 bie alte ftaiferfiabt unter frangöfifdiie ßp
fd^aft !am, mürbe baS 2)en!mal befeitigt; ein 2^
ber ©ebeine fam nad^ $ariS. ©pöter mürbe ein
neuer ©ebenfftein an ber ©tötte beS ©robeS on«
gebrad^t. (Sgl. bie Dielen OueDen, ouS ipeld^
bie einzelnen 9Romente feiner ©ef(^id(|te ^u f(ti>
Pf en ftnb , bei ©iefebred^t 0. a. O. I, 845, inb
bie 9Ronogra))]^ie Don SRoger SßilmonS in ^oaät,
Sal^rbüd^er beS beutfd^en Steid^eS n, 2, SetTm
1840. gfemer auä^ ^öfler, 2)ie beutfd(|en$2|rfit
SlegenSb. 1839, ©. 61; äBeig, aSBeltgefd^I^,
3. «ufl., ©ras 1891, 263 ff.) [SBeber.]
0tto IT., beutf d^er ftönig (1198-1218)
unbrömifd^erffaifer. WS^einrid^VLauSban
]()o]^enftoufif(^en ^ufe flarb, fom für Z^idf^M
bie ©efal^r eines SürgerfriegeS. ©ein auf ben
aieid^tag ju gfranl^rt 1196 jum römifd^ftMs
gemö^lter ©o^n t^riebrid^ mar erjl brei 3#t ^
unb meilte in ©icilien. Seffen Ol^m $pH>,
ber iüngfte ©obn Sarbaroff a^S, ber befle vaxto
ben ©taufem, beabfid^tigte anfangs nur bie 9h*
gentfd^aft ju fül^ren. ^ber bie l^ol^enftaufifi^
$artei moUte in fd^merer S^xt fein ffinb fm
Äönig l^aben, unb um bie ftrone feinem ^onfe
nid^t Derloren gelten gu laffen, gob ^l^ilipp bem
2)rängen ber ^rtei nad^ unb lie^ fi^, nad^
SBal^lDerfammlungen in Erfurt, Srnfiobt mb
3d^terS]^auien DorauSgegangen moren. am 8.9&|
1198 in 9RüblMen 5um jtönig möl^len. iM
©egenfiartei , an bereu ©pi^e drjbifd^of Vbolf
Don fi^öln ftanb, mahlte, nad^bem jmei anbete
169
Otto IV.
1170
Eonbiboten, Sent^orb t)on Sod^fen unb Sert^olb
«m SA^ngen, abgelehnt fyititn, am 9. Sfunt
1198 juPdlnOtto, ben sweiten @o]^n ^dnric^
«i Söioen, ^ergogS t)on @o(l^fen. Otto tourbe
im 12. ättli ut Sac^n, ^l^ilipp am 8. September
n SRom) gefrönt; jener an ber l^iftorifd^en
Stätte, bufer mit ber ödsten Jhone. Otto (geb.
.175 ober 1182?) l^atte bte le^te Seit Bei feinem
D^eim P5nig Xid^arb t)on Snglanb gugebrad^t
aib tDar don biefem mit ben ©raffd^ften $orf
R (Englanb unb ^oitou in gfranfreid^ belehnt
Dorben. Sr »ar in mel^rfad^r ^infid^t feinem
D^m äl^nltd^. 99eim ))öpftlid^en Stuhle ftanb
eine Sfamilie in SBertl^fd^ä^ung, tteil in bem t)on
^cbrid^ Sorbaroffa l^erDorgerufenen @d^i8ma
Dtto'S Sater ^nrid^ unb fein Ol^eim Stid^orb
reu auf Seiten oeS red^tmö^igen ^apfteS geblieben
Doren. SBeil nun Otto ftd^ an (Snglonb anlel^nte,
dfio% ^(ilipp ein Sünbni^ mit gfranfreid^ ; aud^
^atte er Ottofar t)on Söl^men auf feiner @eite.
Bcibcffdnige ttxmbten ftd^ um Slnerfennung il^rer
EBol^I an $a})ft Snnoceng ni. 9ber beDor oon
rtcfcm eine Sntniort fam, ya »al^rfd^einlid^ bet)or
>ie beittfd^ 99oten in Stom eingetroffen »aren,
nad^ (im September 1198) ber Sürgerfrieg auS.
114 ber ^ßapfl (ierDon ffunbe erhielt erlief er
inStunbf^reiben an bie geiftlid^en unb »eltlid^en
Sfürften 2)eutf4Ianb§, in meld^em er fein 99ebauem
utfifprod^, ba^ fie }miefpaltig gemöl^It; baS muffe
)em Steid^ unb ber JKrd^e Schaben bringen. Sr
iK^nte fie emftlid^, fid(| gu einigen, unbrigenfaHs
inerbe er felbfi einfd^reiten unb benjenigen aner«
(hmen, für meld^ bie größere Salfl ber Snl^önger
loib bie grö^erenlBerbienftefprö^en. tnisbiel^o^en-
Ntpf4 gefinnten gfürften auf einer !Berfamm>
[sng am 28. SRai 1199 (nad^ SSinfelmonn 1200)
in gereigtem Xone fd^riftlid^ bagegen proteftirten,
)o| ber $opft fid^ in bie Stei^Sangelegenl^eiten
nifd^, entgegnete biefer in rul^iger SBeife, ba^
a ttid^ in bie %ed^te beS 9teid^e3 eingreifen »olle,
boi i^m aber bie ißerleil^ung ber ffaiferfrone gu-
jle^. (Sx merbe benjenigen, »eld^en er ald re^t-
mfi^ig emnil^It unb gefe^lid^ gefrönt erad^te, gum
Empfang ber ffaiferfrone na(| 9tom berufen. 2ht
einer oudfu^rlic^n Deliberatio super facto im-
perii de tribns electis (gfriebrid^, ^l^ilipp unb
Otto), XDtld^t an ben Srgbifd^of ffonrab oon
Diaing gerid^tet ift, fommt er gu bem Sd^Iuffe,
bo^ er loeber für ^riebrid^ nod^ für $l^ilipp ftd^
nt^j^ben fönne, ba^ e§ aber „erlaubt, gegtemenb
mb millid^" fei, bem SSBelfen bie ®unft beS apo-
iolif^rn Stu^IeS gugumenben (Bullarinm Bo-
nannm, Aug. Taorin. 1858, lU, 168 sqq.;
DMl^ f)efele, 6onciI.-®efd^. V, 2. 5IufI., 780 ff.,
Defdber bie grogentl^eitö nid^t mit S)atum oerfel^e-
Kn Sii^ftftüdfe ffjs>a% anberS orbnet als SSinfel-
Borni [f. u.] 1, 164). ©er gfriebenSüermittler, 6rg«
ifd^ Ponrab, ftarb auf ber Steife am 20. Octo>
er 1200; nun fünbigte ber $apft ben ^furften
1^ bo| er ben Sarbinalbifd^of @uibo oon $rö-
eße nod^ S)eutfd^Ianb fd^idfen merbe, oerlie^ ober
gngleid^ feinen biSl^erigen t)ermittelnben Staub*
punft unb erfannte burd^ 99ret)e t)om 1. 9Rftrg
1201 Otto ald ffdnig an (BuUar. 1. c. 176 sqq.).
92ad^bem Otto am 8. 3uni gu 9ieu| eine bereits
bei feiner Jhönung gegebene (Srflörung (Mon.
Oerm. bist. Legg. U, 205 sq.) mieberl^olt l^atte,
ba^ er bie ffirc^e in il^ren Sted^ten fd^i^en unb
il^r bie miberred^tlid^ endogenen Seft^ungen (baS
(iiaxd^ai 9iat)enna, bie ^ßentapolis, bie 9Rarf 9n>
cona, baS ^ergogtl^um Spoleto, bie ®äter ber
©röftn SRatl^ilbe 2c) loieber berfd^affen loolle,
prociamirte ber Segat am 3. 3uli gu fföln baS
^InerfennungSbreoe. Otto nannte ftd^ t)on ba an
in einigen Briefen „t)on ® otteS unb S^ner ®nabe
rdmifd^ ffönig''. 9m 8. September 1201 aber
l^ielt ^j^ilipp gu Bamberg einen 9teid^8tag, unb
feine gäl^Ireid^en 9Inl^önger t)ereinbarten fid^ über
eine ^roteftation an ben $apft megen ber (Sin*
mifd^ung bed Segaten in bie SBal^I beS römifd^en
ffönigS; aud^ eine (Srflftrung il^rer Snl^ftnglid^-
feit an ^l^ilipp fanbten fie t)on ^lle aud 9n-
fangg 1202. IJ^noceng antmortete, ba| bie
Surften in ber SSBal^I beS beutfd^en ffdnigS t)önig
frei feien, ba^ aber ba§ Sted^t, in bem beut-
f d^en ff önig gugleid^ ben fünftigen ffaifer gu tt)dl^>
len, burd^ ben l^eüigen Stul^I an fie gefommen
fei; le^terem ftel^e bal^er bie 9efugni| gu, belaufe
ber IBerleil^ung ber ffaif erfrone bie gemftl^Ite $erf on
gu prüfen (Begistnun de neg. imp. [f. u.] n. 62 ;
btefe ßrflörung ging alS bie Decretale Yenera-
bilem in ba§ Corp. jur. can. über [c. 34 X 1, 6J.
IBgl. aud^ ^ergenrötl^er, ffatl^olifd^e ffird^e unb
d^riftlid^er &aai, 2. 9ufl., gfreiburg 1876,
266 ff.). 3ejt fKeg Otto'8 Stern ; ber Segat
fprod^ gu SoroeQ ben 99ann über ^l^ilipp auS ;
mel^rere 99ifd^5fe unb t^fürften traten Don $]^i-
lipp gu Otto über. S)er Sb^menfönig Ottofar
mad^te mit Ungarn unb Xatoren in Otto'8 Snter-
effe einen SinfaD in ^l^üringen unb »urbe ba»
für auf bem C^oftag gu 9Rerfeburg am 25. ^uguft
1203 afö ffönig gefrönt unb Don bem Segaten
gefaßt, ^ud^ ben S)önenfönig SBalbemar ü. ge>
»ann Otto, inbem er il^m feine 92id^te, beS ^alg-
graf en ^einridl^ Xod^ter, t)erIobte. Sber er fd^abete
ftd^ felbft burd^ fein ^od^fal^renbeS abfto^enbeS
Senel^men, obfc^on ber $o4)ft bem ^uSbrud feiner
i^freube über Otto'S SiegeSberid^te bie SRal^nung
beigefügt l^atte (d. d. Anagni, 16. Dec. 1203),
er möge aDe Sorgfalt anuenben, bie bereits an-
l^önglid^en t^fürften bei gutem SSiQen gu erl^olten
unb nod^ anbere gu geminnen (Potthast, Reg.
Pontific. I, 179, n. 2058). Salb fiel ein
^nl^önger um ben anbem Don Otto ah, 1204
fogor fein eigener 93rubcr ^falggraf §einrid^.
®er fianbgraf ^ermann üon Sl^üringen tturbe
t)on ^l^ilipp gefd^Iagen unb ging fogleid^ gu il^m
über, balb oud^ Ottofar t)on Söl^men. Selbfl
ber 6rgbifd^of ?lboIf öon fföln unb ^txiOQ SQnti'
rid^ öon Srabont leifteten ^Ifeilipp am 11. 5Ro-
bember 1204 gu Sobleng ben ßib berXreue, unb
9boIf frönte il^ am 6. Sanuar 1205 gu Sad^en
1171
Otto IV.
1172
noii^mQlS }um ffönig, »orauf er t)om $cq)fte
wegen (Sibbruii^S feines SBiStl^umS entfe^t tourbe.
SaSä^renb Otto förmlid^ puc^tortig {^pvl 1207)
md^ ßnglanb ging, um t)on feinem O^eim, bei
nunmel^r ffönig geworben war, neue Unterftt^ung
5u erbitten, blieb auf feiner Seite fein einziger
einflu|reid^r gürj} unb feine bebeutenbe Stobt.
92ur Sraunfd^meig »urbe mit ^ilfe bänifd^er
Gruppen gehalten. ^^Jüpp ober l^tte f (i^on mel^r-
fad^ Unterl^onblungen mit ännoceng gepflogen
unb tl^m (Srflörungen feined frül^em Serl^altenS
unb meitgel^enbe SSerfpred^ungen (Mon. G^nn.
hist. Legg. U, 208 sq.) gegeben. Sie Sarbinol-
legaten ^ugolin unb fieo, melt^e nod^ S^eutfd^Ionb
gefanbt maren, um einen Jheus^ug }u orgonifiren,
tarnen im 3uli 1207 an ^^ilippd C)ofIaaer na^
Speier. SBöl^renb Otto alle t)on ^^iltpp ge-
malten Snerbietungen f 4roff gurfidmied, nö^erten
ftd^ bie gfriebenSunterl^nblungen mit bem ^opfte,
meld^er ben X^atfad^en Sted^nung tragen mu|te,
i^rem 9bf d^lu^. Sie Sarbinanegaten löften $l^i-
lipp Anfang 9uguft }u SBormS Dom 93anne. 2)er
^ft gratulirte i^m am 1. 9!ot)ember 1207 }u
feiner SoSfpred^ung unb Derfprad^, ba| er für il^n,
ben er aber immer als C^ergog titulirte, aDeS tl^un
moHe, maS Dor ®ott erlaubt fei. ©leid^jeitig griff
er im ßinflang mit ^l^ilipp }u bem ^lane, ben
Streit burd^ SeüoIImöd^tigte beiber Parteien in
9lom }um ^uStrag ^u bringen. Siefe SBerl^anb-
lungen begannen mol^I im gebruar 1208. Sber
ba ber auf SSeranlaffung beS ^apfteS gefd^Ioffene
einiö^rige SBaffenftiUftanb abgelaufen mar, fo
rüfteten beibe Parteien, möl^renb bie SSerl^anb"
langen noc^ fd^mebten. Otto betrieb feine Stü-
ftungen mit englifd^en ^ilfSgelbem unb baute auf
ben S3eiftanb beS ffönigS Don Sänemarf. ^l^ilipp
begab ftd^ nad^ Bamberg, um bie 3u}üge auS
Sübbeutfd^Ianb ^ufammeln; er ftanb am ißorabenb
beS Sieges, Seutfd^Ianb am SSorabenb beS erfel^n*
ten S^riebenS. 3lm 21. 3uni 1208 ^atte er ber
SSermä^Iung feiner 9lid^te 99eatrij mit bem §er«
50g Don SOteran beigemol^nt; am 92ad^mittag beS>
felben XageS mürbe er Dom ^falggrafen Otto
Don SßittelSbad^ auS ^rioatrad^e ermorbet, erfl
32 Sa^re alt (SBinfelmann 1 , 586 ff.). 9lun
na^m aUeS eine unermartete SSenbung. ^l^ilippS
^eer ging auSeinanber; Staub unb ^lunberung
beunrul^igte baS Sanb. Otto f e^te feine Lüftungen
fort, um bie biSl^erigen ^nl^önger $^UippS gur
^nerfennung gu gmingen ; bief e aber maren f elbft
beS SürgerfriegeS mübe. 3uerft nöl^erte ftd^ 6r}-
bifd^of ^Ibred^t Don SRagbeburg ; Don aDen Seiten
fomen 99oten nad^ 99raunfd^meig. Sluf einem
gfürftentage om 25. 3uU 1208 ju §oIberftabt
unb am 22. September p Slmftabt mürbe Otto
Don ben Surften Don Sad^fen unb Xl^üringen
anerfannt; am 11. 5RoDember fanb in granffurt
ein großer Steid^Stag \tatl bei meld^em er nod^>
mals unb jmor einftimmig gemäl^It mürbe (SBin-
feimann H, 480). 9lud^ bie SReid^sneinobien
lüurben il^m auSgel^önbigt. Otto Derbängte bit
Steid^c^t über ben ffönigSmdrber, meld^ Mb
barauf burd^ bie ^anb beS ^einrtd^ Don Aoliiu
tin ($^UippS frühem aRarfdM!«) fei. SBU rii^
tig übrigens ber $apft Otto'S (S^xcOttt im»
tl^eilte, ge^t auS ben URal^nungen ^or, «dt
meldten er (Anfang 1209) Otto'S Serid^ nier
feine Srfolge beantwortete: „Sntl^altefDt^ INr
9iebe unb gemalttl^ttger SBerfe ; bleibe Ser^
d^ungen treu, bilbe 2)id^ l^eran 5UI Sitte nÄ
SBürbe eines ff önigS, l^üte Sein Seben, lege bol
gleid^giltige SBefen ab, bet^ötige in altei Steg»
äBad^famfeit unb Sorgfamfeit." 9uf einem newi
»dc^tag }u Sßürgburg (24. aRai 1209) DcrM
er ftd^, ber 9Ral^nung beS ^apfleS entfpredjmb,
meld^er betrep ber Siermonbtfd^aft StSpeü n»
tl^eilt l^atte, mit ber elßö^rigen Sieatris, ber Xo^*
ter beS ermorbeten $^ilipp, moburd^ bie ^ax^
Partei enger an il^n gefeffelt merben f oQte. 9td^
bem Otto burd^ eine Urfunbe (d. d. Speiet ba
22. a)lör)), meldte ben Segaten überreizt nmriie,
feine gu 92eu^ für bie ftir^e gegebenen Serf|m*
d^ungen erneuert ^atte, brad^ er am 25. Sufi mr
Augsburg auS }um Stdmerpge auf, ^ mdc-
l^inbert burd^ bie Sombarbei, traf am 27. Stp*
tember }u Siiterbo mit bem ^ßopfte }u fyxßSfa
Segrügung gufammen unb mürbe am 4. Octoier
1209,nad^äBieber]^oIung beSüblid^Sid^ec^
eibeS megen ffommen, SSSeilen utd> (Selben k bk
Stabt unb aus berfelben, gefrönt Son {encn
Sugenblidf an mar Otto'S meitereS tfym ein ie*
ftönbiger Sibbrud^. Sunöd^ft blieb er mit febm
6000 aJlann aä^lenben ©efolae meit I&nger oH
notl^menbig auf römifd^em Gebiete mib fielüe
ungemeffene tjforberungen betreffs beS fodemm,
beS Unterl^alteS feines ^eereS, meld^ ber $(#
5U leiften übernommen i^attt, fa er lie^ ftd^ fogor
Dom römifd^en Stabtpröfecten l^ulbigen. 9u4
befe^te er bie 9)latbilbifd^en ®ebiete unb anbm
ffir^engüter, auf meldte er not^ Dor fturgem eiUiit
Dergid^tet l^atte, unb belehnte mit benfelben feine
gfreunbe. IBergebenS mahnte unb mamte Snno-
ceng ; Otto erflörte, er l^abe nid^tS getban, m
baS geiftlid^e Sd^mert l^erauSjuforbem; ober nier
aSBeltlid^eS l^abe er DoUe ©emalt, unb baruber ^t
bem ^opft feine ßntfd^ibung gu. 9ber nic^Ho^
am JKrd^engut Dergriff er ftd^, fonbem er fielo»!
in Slpulien ein, meld^eS t^riebrid^ Dom $opp )i
Selben trug, unb ging offen mit bem $Imte rm,
aud^ Sicilien an fn^ 5U reiben. Sie Sbmol^romgm
ber beutfd^en t^ürften, namentlid^ beS $atriar^
SSolfger Don ^quileja, mad^ten auf Otto feines
ßinbrudf. Saber fprad^ Snnocen) am 18.9lO'
Dember 1210 über Otto ben 93ann auS unb tec*
fünbigte i^n nod^mals öffentlid^ am (Srünbonned"
tag, ben 31. SRör} 1211, ^meil er beS Snmcft
feiner ^bnen entartet fei, meil er gegebene Srcne
gebrod^en, meil er SSiterbo unb anbere Stftbte, 6e*
fd^enfe feiner SBorfabren an ben ffi. ißetruS, anfi^
geriffen f)QU, meil er gegen i^riebridb unb SicUien
rufte." Suflicid^ ftellte er feinen jemeiRgen 91uf«
entbaltSort unter baS unterbiet (Dgl. Hardnin Vt
173
Otto IV.
1174
, 1999). Otto fe|te feinen Siegeslauf unbe«
immert fort unb toot im October bis }ur SReer*
tgt tKocgcbrungm. 2)q lom ouS S^eutfd^Ionb bie
tod^rid^ bo^ auf bie ffunbe t)on bet ))ä))ftU(i^en
l^mmtmication Diele gfürflen t)on i^m abge«
iQcn tDoren. Sein l^od^fol^renbeS äBefen, feine
Kibfud^t l^otten ol^nebieS SSiele oerle^t; nid^t
Bcntgc faben in ^rtebrid^ immer nod^ ben einjig
erc^tigten A5nig. 9uf einem SteitbStage }u
htrnberg im September 1211 tourbe ber ^bfaU
dgcmein: Otto lourbe ber ftrone für tierluftig
Hart uno }U>ei f^tDObifd^e Siitter mit Einträgen
n Sfcitbri^ nad^ Sicilien gefanbt ^einrid^ t)on
teuffen blieb in ber fiombarbei, um bort für
iri^riil^ Su ttirfen; Snfelm Don äuftingen begab
d^ übet Siom^ mo er nad^ langen Verätzungen
ie Sufiimmung beS $apfteS erl^ielt, na^ $a-
»nno. Otto fa^ ein, ba| bie Sntfd^eibung nun
ti^t me^ in Sicüien lag. £r brad^ Anfang
toocmber 1211 auf unb eitte bem 92orben gu;
atf einem im Januar 1212 gu Sobi gehaltenen
trid^tag fprad^ er bie Sld^t über eine Stetige gl^i-
cflinifd^ geftnnter gfürfien auS. 911S er bann in
Dentfd^Ianb anlangte, manbten fit^ i^m mieber
lunul^Sfurfi^ Su, unb er l^ielt am 18. IDlör) einen
)oftafi in gfranffurt, mo }n)ar jiemlid^ Diele n)elt>
i^c Sfwrß^' 0^^ n>enige Stfd^öfe erfd^ienen.
Ixf einem meitem Steid^Stage ju 9lümberg am
.8. 9Rai fpra^ er bie Steid^Sad^t über ben fianb>
[rafcn bon 2:]Züringen aus, entfette Ottofar Don
S^men feines Zitrones unb begann fofort ben
Irieg gegen ben Sanbgrafen unb ben Srjbifd^of
lon Stad^burg. Um bie ^n^änger beS ftaufifd^en
)aufeS feftaul^folten, fd^lo^ er am 22. 3uli (fo
nd^ SBinlelmann U, 308. 505 ; nad^ früherer
Inna^me [Böhmer, Reg. imp. inde ab a. 1198
laque ad 1254, Stuttgart. 1849, 60; Dgl. bagu
kie 9{euauSgabe ber Begesta V, 1, l^erauSgeg.
mtgrider, SnnSbrud 1881 , 140] am 7. ^u-
|t$) )u 9torb]^ujen bie ßl^ mit ber iugenb-
i^en Seatri^. ^ber fd^on am 11. ^uguft ftarb
liefen^ eines plö^lid^ XobeS, ber Sage nad^
)ci^ftet Don einer auS Stalten mitgebrad^ten @e-
iebtcn beS ffaiferS. SereitS in ber folgenben
Rod^t Derlie^n bie Sapem unb bie Sd^uaben
3tto'S $Ker. Snsioifd^en mar aut^ gfriebhd^ über
)ie Slpen gelommen unb feine ^ad^t mud^S.
Bil^ in 93ofel fammelten ftd^ (Snbe September)
riek grürften um i^n. ^m 30. 9loDember l^ielt er
aOlain) einen Dorbereitenben f^oftag ; am 5. S)e«
imber mürbe er in gfranffurt als jlönig gemöl^lt
nd) am 9. ^December ju 9){aing proDiforifd^ ge-
eint. Otto mar immer )u fpät gefommen, i^n
Qjhu^ten; er beft^rönfte ftd^ alfo auf bie SSer*
pipmg ber (gebiete feiner ®egner. ^uf bem
lo|cn gfurfientag }u Sger am 12. 3uU 1213
ib Sfnebrid^ in einer golbenen Sülle bem Zapfte
De nrnnff^Smertl^en 3uft(Zerungen betreffs ber
fiet^ ber JKrd^e unb ber SSieber^erftellung
rt Pird^ftaateS in feinem frül^em Umfang
klon. Germ. bist. Legg. II, 224 sq., Dgl. Thei-
ner, Cod. dipl. dorn. temp. S. Sedis I, Born.
1861, 182 sq.); in einer }meiten Urfunbe Don
bemfelben Xage erfannte er bie Oberlel^Sl^err-
lid^feit beS ^fteS über Sicttien (Theiner 1. c.
183 sq.) an. ßS finb fafi mörtlid^ biefelben Ser-
fpred^ungen^ mie fte Otto gu 9{euB (1201) unb
5U Speier (1209) gegeben l^atte. Se^terer fud(|te
nun bie entfd^eibung beS Zl^ronftreiteS nid^t
mel^r in 2)eutfd^lanb, fonbem in bem ffriege gmi-
fd^en ßnglanb unb gfranfreid^, Don meldten ieneS
mit i^m, biefeS mit jgfriebrid^ Derbünbet ttxir.
Sr mar überbieS in ein Sünbni^ mit bem ^er-
50g ^einrid^ Don SBrabant, bem Sd^miegerfo^n
beS frangöfifd^en ffdnigS, getreten unb l^tte fi(^
am 19. 9Rai 1214 }u 9RaaStrid^t mit beffen
Xod^ter SRaria, mit meld^er er fd^on im 3. 1200
Derlobt gemefen mar, Dermöl^lt. (SS mirb aber
berid^tet, ba| lein Sifd^of unb lein ^riefter gemagt
l^abe, megen beS auf i^m laftenben SanneS bie
Sl^e einjufegnen. 2)ie Sntfd^eibung beS AriegeS
lam burd^ bie Sd^lad^t bei 99ouDineS am 27. 3uli,
in meld^er bie englifd^e ^rtei eine entfd^iebene
92ieberlage erlitt. Otto ^ielt fid^ mit bem Zentrum
beS ^eereS am löngften, ftürgte aber mit bem $f erbe
unb mürbe nur burd^ bie Aufopferung beS 93em-
l^arb Don ^orfimar gerettet. S)amit mar feine
Stolle auSgefpielt. ffönig äBalbemar Don SXtne-
marf, ber fid^ biSl^er neutral gel^alten, erfannte
nun ebenfalls griebrid^ an. S)er ffaifer meilte
nod^ längere 3^it in ff J^ln. Aber ba megen ber
auf il^m laftenben S^communication über ber
Stabt baS Snterbict f d^mebte, mürben bie Sürger
balb i^reS ®afteS mübe, erliefen i^m feine Sd^ul-
ben, ja boten il^m nod^ ®elb, bamit er ftd^ ent-
ferne. 3n förmlid^er t^d^t begab er fid^ um
Oftem nad^ Sraunfd^meig. S3on bort auS mad^te
er im Sommer 1217 nod^ einmal einen Angriff
auf ben Srgbifd^of Don SDtagbeburg, im fjfrül^ial^r
1218 einen fold^en auf ben @rafen Don Anbalt.
Am 19. 9Dlai b. 3. aber ftarb er auf ber ^arg=
bürg, ol^ne einen @rben ju l^interlaffen. 2)er
$ropft ber Siftercienferinnen Don St. Surd^arb
AU ^alberftabt reid^te i^m bie l^eiligen Sterb*
facramente, nad^bemOtto Dor3eugenbefd^moren,
bog er bem Zapfte ©e^orfam leiflen motte. Aud^
Sifd^of Siegfrieb Don ^g^ilbeSl^eim fam nod^ an
fein Sterbebett. » 3n feinem Xeftamente ^atte er
feinem S3ruber ^einrid^ bie Auslieferung ber
Steid^Sfleinobien an ffönig griebrid^ auferlegt.
Seine ®rabftätte fanb er in ber St. 91afiu8fir||e
5u Sraunfd^metg, mo aud^ feine erfte @emablin
©eatris Don Sd^maben rul^t. (95gl. Epist. Inno-
centii III. Romani Pontificis ed. Baluzius,
Paris. 1682, 2 voll. [S)ic mid^tigften Urtunbcn
im Registrum Innoc. III. super negotio Ro-
mani imperii. bei Baluz. I. c. I, 687 — 764,
unbbciMigne, PP. lat.CCXVI, 995 sqq.]; Abel,
ftönig ^^üipp ber C)o^cnftaufe, »erlin 1852 ;
©erfelbe, ftai jer Otto IV. unb ftönig griebrid^ H.,
»erlin 1856; Sangerfclbt, ftaifer Otto IV., öan-
noDer 1872 ; SBinfelmann, Wipp Don S<9ma-
1175 Otto, !8i(d6o( oon fflugSttttfl — Otto, bei %t 117S
ben unb Otto IV. bon Sßraitnl^aeig, Sei)))ig einen ntucnCbti^tttmjutibitteti, Otto iA[a1^
1873—1878, 2 9be. SSeittte Siteratur auä) im DDr^eHtc, glaubte bitfei na^ anfüngni!^ tkf
%rL SnnDcenj III.) [ÜBebtr.] gtnmg ^leitn btn SBillen @Dttt9 «ttnun ji
#Öo, £Bifil|of oonSIuglbuio, f.3:nii^fe6. Men. ^ti er gab ftd) ftibß baS Serlpn^B.
^h», bei ^I., 99ifd|of Don^ambtig oaS !Bi8tf|um nt^t gu bellten, uxmt cS i^ ni^
(1102—1139) unb aipoftel btt Sßommern, naä) ben 93orjc^ften bee canonif^en SRe^M
galt feit bem 16. Sabt^uitbttt , {et tS infolge hurä) ben ^apft ftRifl ßbertiagen taäAt. Im
einer Semed^Slung mit Stfd^of OHo IL (1177 Sorabenb »on max\& Si^tmel, btm @oinlBg
bis 1196), fei eB, um feinen 9tamen mit bem ©esoaefimfi 1103, hieltet, geleitet von bca 8i>
91imbuS fio^ei @eburt ju umgeben , als ein f^Bfen fieiimann »on Süigfintig unb Sgin^
^pto^t ber ^Familie ?lnbe((|S-!nieran. ?Iarf| ben ton aBuqburg, feinen ginjug in Sombctg, \k
^orft^ungen OelterieidfeiS (S)ie geöffneten ^i' I(j|te @tunbe SffiegeS I>atfu| bur^ €><^ ab
$ü)efutbit@ef4be§Aanigield^!8cigeni,I.3a^r' CiB toanbetnb. S^^^f^i^ ^*9t* (^ bann bn
gong, Bamberg 1821—1822, 9—10. §eft. $opfl ^af^alifi n. fein ganjeS bifil^crigeS IfaiW
154 ff.) ent^mmtc ei bielmc^i bei teicgsfrei^eri' Ii(f|eS Stben, feine Snicmning unb fcinfl^l^
liefen ^milie Don URiflelbocb ; betr @ig biefcr gegebene« Seiftirttj^ bai, tdOiouf ba $41
Samilie ttor (naÄ| ©eefrteb, ^t\lac\t }uc ?lufi§= ^bä^ eifreut i^ gu fi<5 einlub. Siie Seife m^
butgtt^ofljeitung 1880, 911.85— 88 unb 1888, 3)om Dcrfd|ob ^ä) inbeg meßten 3a^ in
9h. 7—12) bae heutige ^fd^ielba^ bei $Iein- 31. 3)ecemb(i 1105 entfagtc ^tinrii^ IT. ic
felb im baqrifi^en jheie 3)IitteIfTanfen. Otto'e tanntli^ btm 3:^rone, unb geinrie^ T. ton^ <■
betbe eitern ftarben, »d^ttnb tr no^ in ben ^ox- 5. Sanuar 1106 ju URoinj alfi ^nig antdniL
beititungBftubicn ^nb. Sein älterer EBntbei 2)ort bef(^lDg eint ifütflentieifamDi&ing, tiitfit
gritbrict) tonnte ober moQte i^n nii})t auSgiebig fanbift^aftan^af^aliSju fenoen, umbtngtiAai
berufe »eitertr StnifSpubitn unterpü^. Otto juifd^en SReid^ unb ffirc^e mtebeiI|tijufldläL Ji
QKmberlt btfi^alb nad| $oIen auS, mo er in lui^ei ber ©efanbtf^nft gel^Ürte auc^ Otto, unb a
3eit bie SonbeSfprai^e lernte unb eine @il|Ule er* $fing^tft, bem 13. 3)tai, ert|itlt et )u Vnagii
öffnttt, meldte bon ben Sühnen bomtl^mtr ^a- Dom ^öp^t feibft bie Sonftaotion. @t KiA liq
milien gerne befuc^t nurbt. SBü^rtnb tr unter- längert S6t am pat)fllii$tn ^ofe unb ni4*t|ae
ri^tttt, Qibtittte tr an feiner eigenen SIuBbilbung 3tbtiftl ^ntbeit an ben Stti^onbluiwcn SBttMe
neitet unb nuibt nntfi einigen ^iliren ^rie^er. beutfd^e ^rage, meli^ ber fiilp^ii^ sigi^SifM
Si gtnann cnii) baS Sßtrtrauen beS ^erjogS @ebbarb eon fton^ang bort fü^t. St^OMl
ÜffilabiSlanj ^ermann unb toaib fogar on bei 3<inuarll07 b>'lt er, nun oie miitli^Sifi^
©pijje einer anje^nlit^cn ©efanbtfdiQft für ben feinen jloeiten Sinäng in Sambtig. 9Jon fenti
Derraitticeten ^erjog um bit ^anb Sopbi'n^ (""i^ Slugenblid an führte er ein Seben afioftoÜf^Kß»
Subita genannt), ber ©d^tDt^erAaijerbeinri^e IV. jni^^eit, ia?IrmutinjTleibungunb91ii^iuiig:«4'
^it Unter^anblungtn fü^itt er ju beibtrfeitiger feltni geigelte er ftt^ ober Uelfi^ bon feinfli9flK>
Sufriebtn^eit ju enbe. 3n bei tt^olgtjeit Um geiflüd^en bi§ aufS 39Iut gei^n. aStetifmdH
Otto, nun fjoftoplan, no<i) bfter an ben loifei' in ftrenge Sui^t na^m. fo übte ei foU^ oiu^ Bf
U(^en§of. @erQbebamal9n)ar$einii(f|infd§tDit- außen^in mit JTraft unb @rfoIg. Sit bitöii^
liger Soge, unb ber Soben nanfle i^m unter btn ^mtsfü^ning bor feiner ISonfeaation ^otlt erbqi
Süfeen. ©eine beffere Dlotur eroac^le; er feinte benu|t, bie ®troofintieiten. ffled^le, fle^cntoiiifr
^äf, mit e8 fc^etnt, nad& einem feffen, B*ifWgen niffe , Sinlünfte unb Ser&inbliii6feitni btB ^
^aü unb bat begb<ilb feine @iI|Riener, i^m Otto, flifteS )u erforfctien. ®abei ^tte er gtfunbtn, i4
ben er ^oc^f^ä^en gelernt !ialte,juübeilafftn. Otto ÜiieleS in Unorbnung getommtn toar. Unter fi^
folgte, totnn an(^ ungtm, bem Stuf (um 1095), nem 3}orfabren Sifc^of dhqiert maren oitltn fl»
ben er oIS eint i^ügung @otlee anfelien burfte. c^en uon gemaltt^ätigen Slbeligen il^ StifbDt|l'
Einfangs mar er ^o^aphn, bom i^tbruar bie güterentriffenmorbtn. ^a3S)omc[ij)ittIf)ara|H
Stcember 1102 ^ett^sranjter (Stumpf, 3)ie £t|'>I auf ©">' btr firc^enftinbli^fnStaaltaaA
beutfd^en gfeicbsCanilti II, SnnSbrud 1865, 209). ^er SIBtltcIerue mar in aufitgung unb btowfUt
3n beiben ©teDungen Eonnlt er mam^tS @ute eine unbotmäßige Haltung. 3m ffloftti ^Rii^ifr
ftifttn unb ben ffaifer Don Dieltn llcbergriffen ju- btrg mar alle XiScipIin btrfolltn. 3>il ddiw
lüdtialten. 3>Dif4enber batte tr aut^ tine Seit* nigtn Sa^rjefinten gegrünbttt ffloßtr San) Q-k
long bie Oberauffti^t beim Speierer Slombau; 9rt.) btiite Hi^ ftbon mitbtiaufgtl5at 3BÄ^
naäj Sttmling (SleiSpeierer^om, ÜÜlain} 1861, aber ganj Sleutfiiblonb Don btn ^ftigflen (Nfr
80) trftreiltt fu^ übrigens feine ©autbäligWt nur tifc&en ffämpfen jerriffen mar unb 0)^inib A
auf bit St. ^frolopetle am ®nm. 3roei IBiS- ^erbDrragenbenSßerföntic^Ieittninbitftlbeii^lnd*
ibümer, 9Iug8burg unb ^alberftabt, bit ^einri^ geriffen mürben , festen Otto allein Don binfdlti
tt|m angeboten, battt ti au3 @emiffenBbebenfen unberübrt gu fein. Slam üugenblid ftinti fetnei'
auSgeft^Iagen. SIS aber bei Aaifei £ßiel^nad|ttn nung an mar er ganj SBifc^of unb nui btf^ifttat
1102 ber tSamberger Sieputation, mtl^e an baS mit bem @ebanlen einer aOgemtintn Sefoim. 6
c nad^ aRÖing gtlommen moi, um fi^ nai nid^t blo| ein Wann beS SSiorteS, bciail
177
Otto, ber ^I.
1178
ibuenbec Serebfornleit unb unermüblid^em Sifer
tft SDangcIhnn prebigte, fonbem oud^ ein SRonn
Sftiger Z^t Sefot&erS toor er bemüht, ben
adim loieber }u berfd^fftn, mag i^nen entriffen
otbcn uxir, unb bte| gelang il^m burd^ feine ff lug-
it unb feinen ))erf önlid^en Sinflu^. SDen Firmen
uxbe er Seiftonb, ben SEBittmen unb äBaifen
•tä|e, ollen, bie ol^e Sd^u^ unb ol^ne ^ilfe
dem, €(l^fi|erunb C)elfer. 2)ie2)omfd^uIe brad^te
nruber )um ®Ian} ber erften ^(kriobe (f. SSBeber,
At geleierten @d^ulen im ^od^ftift Bamberg t)on
)07— 1808, 1, ^Bamberg 1880, 10 ff.), »urd^
ielbunterftü^ungen ermöglid^te er aud^ bfirftigen
unglingenboSStubium. 2)en 93amberger 2)om,
X unter feinem iBorgftnger ausgebrannt mar,
dlte er in alter $rad^t mieber l^er. 3m ffömtl^-
nr Xl^etl beS C)od^ftifted fd^uf Otto 1106 baS
üfio^ Smolbflein in ein Älofter um. 2)ie SoI>
0iatfKft8fird^ }u @t. 3afob in ^Bamberg t)oII-
ibete er unb confecrirte fie am 25. 3ult 1109.
)ie Pir^e beS fflofterd SRid^elSberg flür}te 1117
ifolge eines (ErbbebenS ein; Jhrd^e unb fflofter
luben neu unb größer erbaut unb erflere am
. €etrtember 1121 eingemetl^t SSaufül^rer mar
in StidjielSberger Saienbruber ^Ramend 9tid^oIf.
Im 3. 1124 grünbete ber Sifd^of in Bamberg
k Gellm 8. FidiB (@t. ®etreu) fär einige 99ene-
idivermSnd^ , bie ®ertruben!a|)ene mit einer
^ilgeri^erberge, baS @t. 9egibienfpital unb unter»
liBlf biefe brei Stiftungen bem JHofter SRid^elS-
leco. 3m 3. 1119 grünbete er bad SBenebictiner-
Ioper9lid^Ifen> unb belebte auf S 92eue baS ftio«
Ihr ffieiffenol^. 3n aDen biefen Stiften führte
Ec, unterftfitt t)on bem 9tbt SSBoIfram t)om lDli>
4d8berg vm SEBignanb t)on ^l^ereS, bie 9tegel
ber Airfd^er Steform nn. 3m 3. 1126 l^atte
tar ftrenge Orben t)on Siteaus auf äBürgburger
«cUet baS fflofler ßbrad^ gegrünbet; Otto ftif-
Mi nad^ berfelben 9tege( baS fflofter Sangl^eim.
Uct au4 ienfeitS ber ^renjen feiner 2)iöcefe fd^uf
s eine Keilte don (löfterlid^en ^nftalten, beren
3kKd! 95rberung beS fird^Itt^en fiebenS mar. Suf
boi SBur^burger (Sebiet ftiftete er bie S3enebictiner>
fDfler 9uro an ber @aale (1108) unb SRönd^-
(iba:^erren>9urad^ (um 1125) unb grünbete }um
IKdtenaRoIe (um 1114) baS fflofter Sana. Suf
konSoben beS SRegenSburger @prengeI8 grün-
de er fed^ Senebictinerflöfter : Prüfling unb
IbBeiSborf 1109, SuSborf 1121, Siburg 1125,
IM 1127, aRönd^münfter 1181, unb ein
fUeiM, aSinbberg, 1125 nad^ ber Siegel beS
H Jtorbert 3m99i§t^um ^alberftabt mürbe un>
ta fernem »eiratl^ 1110 baS Senebictinerflofter
IkgenAorf ober SteinSborf gegrünbet, meld^eS
«4 toiferlid^ Sd^enfung 1121 an Samberg
In: imiü^fiatKfd^ grünbete er 1132 baSSifter-
taqSaflofier^Sbronn, bei bemffIofter9SBil}burg
ta €trital ; im ^ffauif d^en ba^ ^uguftiner>S]^or>
oxfi^ft Wberdbad^, in Oe[terreid^ bad Senebic-
■nJBofler @t. SnbreaS ju ®Ieinf a. b. SnS
1121). 93ei ben auf äBürgburger ©ebiet gelege»
neu ff löftem Stotl^, fpöter 9Rdnd^röben im ffobur-
gif (^en (öenebictiner, 1187), SSe^era bei 9Reiningen
(^rämonftratenfer, um 1185), Wit^arbSlf^aufen
ober gifd^bad^ bei ffaltennorbl^eim (SBenebictiner).
Südel^aufen bei Od^fenfurt (^rämonftratenfer,
1138) mar er ÜRitbegrünber. 2)ie JKrd^ beS
bem SiStl^um Bamberg einverleibten Sofiegiat-
ftifted Ofterl^ofen im ^affauifd^n meiste er 1110
ein unb übergab baS fflofter 1127 ben $rftmon>
firatenfem. 9)a8 fflofter Zl^ered im SBürgburger
Sprengel ref ormirte er unb gab i^m aI8 9tbt einen
auSgejeid^neten SRid^eföberger 9)Und^ , ben f d^on
Jenannten äBignanb. 9u$ bie ber Samberger
Hrd^e unterfteüten Senebictinerflöfter ©engenbad^
unb @d^uttem in ber Siöcef e Strasburg , Seg*
gingen im 9He| (SlugSburger SiStl^umS) , Stein
bei Sd^ffl^aufen erfuhren feine liebevolle gürforge.
Srmögli^t maren biefe Srünbungen namentlid^
babur^, bag reid^e Sfamilien il^r Sllmofen in feine
^anb nicberlegten. 99ef onberS bie ^er}oge 99oled>
lam t)on $oIen, äBratiSlam von $ommem, SSBIa*
biSlam von Söl^men , ff önig SBela n. von Un-
garn aöl^len gu ben freigebigen ^örberem feiner
Stiftungen, gfür alle b;efe neu gegrünbeten ober
refiaurirten fflöfter, im ©anjen 80, erl^ielt Otto
von 3nnocen} II. unterm 23. 3anuar 1139 bie
Seflätigung ; sugleid^ beftimmte ber ^apft, ba^
bie von Otto eingeführte Orbnung nie geönbert
merben folle (üssermann, Episcopatus Bamb.,
San Blas. 1802, Cod. prob. 88 sq.). Sugleid^
mar Otto aud^ ein tüd^tiger Steid^^ unb SanbeS-
fürft; gum Sd^u^ be§ ^odEiftifted ermarb ober
erbaute er eine Sfeil^e von 99urgen (t^ford^l^eim,
^erSbrud!, Sllbeminftein, Stnln, ffronad^ u. a.).
^13 Steid^Sfürft nal^m er lebhaften 9nt|^eU an bem
3uftanbe!ommen be§ vorläufigen gfriebenS }mi-
fd^en ffaifer unb $apft gu Sßürgburg (29. Sep«
tember bis 6.0ctober 1121); aud^ beim 9bf c^Iu^
beS Sßormfer SoncorbatS (1122) mar Otto per-
fönlid^ tl^ötig. Seinen l^öd^ften 9hil^m aber er-
marb er als ^poftel ber Sommern. Sin bort
frül^er Von SoleSlam S^robrp von $olen unter 9i-
fd^of »einbert (ca. 1000—1017) gegrünbeteS 99i8-
t^um Solberg l^atte feinen Seftanb gel^abt ; mit
ber polnif d^en Oberl^ol^eit marf en bie $ommem baS
Sl^riftentl^um mieber ah. 99oleSlam IQ. von $o-
len eroberte 1121 bie bebeutenbfte Stabt, Stettin,
gmang ben C^ergog 2BratiSlam }ur 9ner!ennung
ber polnifd^en Oberl^ol^eit unb t^at fofort emft^
lid^e Sd^ritte }ur Sl^riftianiftrung beS IBolfeS.
SDie polnifd^en 99ifd^5fe }eigten aber nur menig
Sifer für biefe junöd^ft il^nen obliegenbe Slufgabe.
Sin fpamfd^er 9Rifflongbifd^of Seml^arb, meld^i
mit apoftolifd^er Sinfad^l^eit unb Srmut auftrat,
mürbe von ben üppigen Sulinem mit ^o^n ah'
gemiefen, meil ber ^en ber SSßelt, ben er prebigen
motte, bod^ feinen Settier als ®efanbten l^be
mähten lönnen. Sifd^of Seml^arb lebte bamt
! einige 3eit im fflöfter ÜRid^elSberg gu Samberg
I unb berid^tete bem ^ifd^of Otto von feinen W,^
erfolgen. 9lun manbte ftd^ aud^ &er}og fßoUSlm
1179
Otto, her 51.
uao
an Ctto , ben er old polnifd^en ^of faplan fennen
gelernt ^atte. Die Sitte fom Otto'S Saßunfd^ ent-
gegen, unb $a))ft SaltstuS n. ernannte il)n 5um
Segoten. ^uf bem Anfang SRoi 1124 ^u Bam-
berg gel^Qltenen Steid^tag t^at ber S3ifd|of feinen
gntj^Iufe funb; er rei§te (ttaW^^^cinlid^) am
11. Sltoi ob, unb ^ttor auf bie SOto^nung ^em-
l^arbS l^tn mit bem @Iang , ber il^m olS Surften
berffird^e unb be3 9ieid^ gebül^rte, mit yä^*
reid^em ®eleite unb mit foftboren ©efd^enfen,
toeld^e für bie ))ommerifd()en ®ro|en beftimmt mä-
ren. Ungefö^r am 24. 9Rai !am er nad^ ®nefen
unb blieb bort bi§ ^um 1. 3uni bei bem ^olen-
^erjog. SDiefer t)ert)onftänbigte feine 9ieifeau§«
rüftung unb gab il^m brei feiner ^offoplöne unb
als Steifemarfd^aU ben ®rafen $auliäud mit,
einen eifrigen ff atl^olifen, ber fogar aI8 ffated^et
unb $rebiger S)ienfte leiflen fonnte. Sei bem
(Srenjcaftell 3ttarigroba (mol^I 3<intod^ an ber
SBartl^e) empfing il^n ber $ommem]^er}og SBra-
tid(att) mit einem ®efo(ge Don 500 SReitem. £>er
fiergog unb mel^rere feiner Segleiter moren bereits
l^riften, hielten e8 aber auSgfurd^tDor bem Solle
geheim. @d^on auf ber SBeiterreife nad^ $Qri^
taufte Otto einjelne ^ommem. @ein fluged unb
milbeS Sffiefen, fein fürftlidfteS Auftreten, feine Un-
eigennü^igfeit unbt^freigebigfeit gemann i^m oHer
^er^n, um fo mel^r^ aI8 bie Reiben burd^ bie leg-
ten ytieberlagen in il^rem ©louben on bie 9Ro(^t
itirer ©ötter irre gemorben tt)arcn. Sm 12. 3uni
in $9ri^ angefommen, toufte er nad^ ad^ttögigem
Unterricht mel^rere Saufenbe unb errid^tete ein
(SotteSl^auS. 3n (Samin, mo er 40 3:Qge meilte,
^atte beS derjogS red^tmö^ige ©ema^Iin^ eine
eifrige S^riftin, f d()on Siele jur Saufe öorbereitet.
S)er ^er^og befannte ftd^ nun öffentlit^ unb rüdf-
l^ialtloS 5um Sl^riftent^um unb entlieg feine bis
ba^in beibehaltenen 92ebenfrauen. Otto berbot
bie Sielmeiberei unb ba§ lobten ber neugeborenen
ajläbd^cn. Sei feiner tÄbreife ^interlie| er eine
©emcinbe t)on 3600 K^riftcn , für bereu Seel-
forge er einen ^riefter ongefteüt unb eine ^oljfird^e
erbaut ^atte. SenfeitS ber Ober mar ber Sinflu^
beS ^ommem^erjog§ menig gcfeftigt, nod^ meniger
ber beS ^olenlerjogS. Darum mürbe Otto unb
jeine Segleitung in 3ulin (aud^ SBoIlin genannt)
mi^l)anbelt. "^(x^ 14tägigem ^ufentl^alt ^atte er
ni^tS erreicht , alS bo8 Serfpred()en ber Suliner,
wenn Stettin , bie ältefte unb bebeutenbfte 6tabt
^ommcmS, ]^ierint)orangel^e, moHtenaud^fieg^ri»
Pen »erben. Die Stettiner aber oerl^ielten fid^ an-
fangs ebenfalls ablel^neub, inbcm fie fid^ noment-
lid| auf bie ®reuel beriefen, meldte bei bem legten
ffrieg Don ben d^riftlid^en $oIen gegen fie be-
gangen morben maren. Dod^ bulbete n fie ben %uf-
ent^alt ber gremben unb hörten ber ^rebigt ju.
grft als auf Otto'S Sitte ber ^olenl^er^og i^rem
Serlangen entfpred^enb ben Sribut gemilbert unb
bie ^eereSfolge erleid^tert l^atte, l^örte jeber SBi-
berftanb auf. Otto jerftörte nun bie ©öjentempel
unb na^m baS Silb beS breiföpfigen ®ö^en 2n-
glam mit; fpöter fd^idtte er eS alS Zrop^eno^
9lom. SSBeiter baute er ^mei ffird^en , eine in brr
Stabt }u e^ren beS ^l. 9lbalbert (f. b. 9rt), bie
anbere au^er^alb ber 9Rauer %m 6(ren ber Spo^d-
fürften $etruS unb $auluS. 92ad^ etn» )t8n>
monatlid^em 9Iufentl^alt Ite^ er 900 d^ripIui^So-
milien in Stettin ^urüdf. 9iad^bem er noA ia
@ar3 unb in fiubgin Obforgeffir d^n{Uid^eo(>
teSbienft getroffen, feierte er gegen SKüte 9loom»
berS nad^ 3ulin ^urüdf. Dort mirfte bie (Bnobe
©otteS f 0 ftd^tbar , ba^ er gar feinen SBtbetflaib
fanb : in jmei SRonaten mürben über 22 OOOStm-
f d^en getauft. %ud^ gu 3ulin mürben }mei 9&i^
gebaut, eine innerl^alb ber Stabt p 61^ ber
In. ^balbert, SBenceSlauS unb ®eorg, bie jnieite
au^er^alb ber Stabt gu 61^ beS ^I. W^
unb ber Sd^u^l^eiligen beS Samberger DomS, ba
^U. $etruS unb $auIuS. Sermutblid^ üon Sn&ii
aus erlief er jeneS merfmürbige Sd^reiben, xsOß
ein furjer Inbegriff ber Don ben 9leube!e]^ {b
beobiid^tenben fird^Iid^en ^flid^ten ift (f. Ekk^
hardi Ghron. ad ann. 1125 [Moii.(}^iiLhiBt
Scriptt. VI, 263 sq.]). 9}a(^bem ber &eUige]io4
in eioben (mol^l fflötifom an ber Stego) bei
®runb %yx einer ffird^e beS l^eiligenlhreuieS gebgt
unb bie Stöbte Solberg unb Selgarb bejud^l^
berül^rte er nod^malS bie fiauptftdtten feiner 9ti|-
fionSt^ötigfeit : Samin, Sulin, Stettin, M
unb ftellte feinen Segleiter, ben polnifc^^-
foplan ^balbert^ als oberjlen SBäc^ter über bie
neuen Pflanzungen auf. 3n ®nefen referiite er
bem C^ergog SoleSlam über ben günfügen Cifolg
feiner 9J?iffion. Slf ffirc^en maren gebaut, in
ad()tStöbtend^riftlid^e®emeinben gegrünbet. Stm
am 10. Wöra 1125 mar Otto in $rag ; am 9bn>
gen beS OfterfonntagS, ben 29. 9Rär), l^elter,
Don bem gefammten Stifts- unb StabtderuS nab
Dielen klebten empfangen, feinen 6tn§ug in feiner
Satl^ebrale. Salb aber famen ^iobSbotfd^aften
aus Sommern, 9tad^rid^ten Don einer Xeodion
beS ^eibentl^umS unb jugleid^ Don einer Anfiel
nung gegen bie polnifd^e Oberl^errfd^ Ser
^ommem^erjog felbft mad^te Otto l^ierDon SRit»
tlieilung. Sßieberum erholte fid^ ber Sifffiof tKm
$apft C)onoriuS II. bie nötl^igen SoHma^ten. Sioil^
bem er am ®rünbonnerStag ben 19. Spril 1128
bie l^eiligen Oele gemeint, begab er fid^ %o4nnt*
togS auf bie Keife unb traf inTOerfeburg mit Bin-
ünb, bem t^furften Don ^aDelberg, gufammen, Mi-
dier ftd^ Derpfiid^tete , il^m beim 3ug bun^ jcin
®ebiet alle ^ilfe angebeil^en }u laffen. 3n Me
fanb er feine übrigen Keifegenoffen ; gegen fcibe
972ai fam er in Demmin mit bem ^olen^erjog jn-
fammen, ber i^n nad^ Ufebom begleitete. Dorthin
berief ber ^erjog auf baS ^fingftfej! bie pmnme«
rifc^en ^beligcn, jum Sl^eil apoftafirte C^fen:
biefe faxten nac^ einem Sortrage beSSif^ofSvnb
beS ^ergogS troj^ ber Agitationen ber @ötffnpri^
fter ben Sefd|lu§ , baS S^riftentl^um aUent^otten
einjufül^ren. Ottofanbte nun feine Segleiter poo^
meife auS , um bie Stöbte auf feine Vnfunft t»ot-
1181
Otto, ber H
1182
(uieteUcn. Ufebom, SBoIgaft. ©ü^Ioto tooren 6alb
xtponncn. Jn Ie|tertr @tabt gab ein Sbeliger
DliglaD feine fämmtlid^en Sd^ulbgefangenen frei.
Raj^bem ber^eiljae burd^ feine SSermittlung einen
}m €eiten bed $oIenl^er)og8 brol^enben 9iod^e-
Mcg abgetsenbet, begab er fi$ nad^ Stettin, WoU
xa, SamiiL VOent^alben na^m er bie StbgefaDenen
iricbcr auf unb fpenbete trielen Reiben bie ^aufe.
Sn Stettin erfiarrten benen, bie, Don ben ®ö|en-
mcfiem aufgel^e^ , il^re Sanjen nad^ i^m fd^Ieu-
)cm ttollten, bie Srme ; erft als Ctto baS ffreus-
^dä^ aber jie maii^te, tonnten fie fid^ mieber be-
ocgcn. S)er IBif d^of plantt anä) eine 9Rif ftonSreife
104 ber 3nfel Stügen, beten IBemo^ner fanatifd^e
Reiben uwrcn unb il^m gum Soroud ben Sob ge-
i^noren l^atten. (Er fd^idKe einen feiner Segleiter,
3nxm^ anSSter, ben (Srgbifd^of Don Sunb, gu
)effcn Sprengel Kugen gel^örte , um fid^ bie £r-
ditbm^ ^ierp }u erbitten. Sber ffatfer fiotl^ar II.
ief t^n bringenb jiurüdt. Um bie SRitte 92ot)em-
liczC wax Otto in @nefen, um bem bortigen ßr}-
Ivifd^of bie Pflege ber neuen S^riftengemeinben gu
smpfe^Ien. @d^on am 20. Secember 50g er n)ie-
)cc in ^Bamberg ein. 9ber bis }u feinem Xobe
Hieb er mit $ommem in »ol^I^ötiger Serbin-
>nng. Soc^ ging fein SEBunfd^ , felbft nod^ einen
Bif^of für ieneS Sanb gu n^ei^en, nid^t in Sr-
rnlliing. ^e Sßerl^onblungen mit äDtagbeburg,
Snefen unb Sunb^ meldte alle brei SDtetropoIitan-
ce^te beonfprud^ten , boten gu groge 6d^n)ierig>
(dten. Srft 1140 tturbe fein el^emaliger @ef öl^rte
Sbolbert ald Sifd^of mit bem @i^ in Sulin be-
ilSüdt, 1188 ber 6i^ nad^ Samm verlegt unb
baS Sifitl^um bem römifd^en Stul^I unmittelbar
inttrrßcat (f. OamB , Series Epp. 266). S)aB
[ene ftabifd^en ^rooingen an ber Oftfee nad^ unb
oüi^ beutf^eS SDBefen unb beutfd^en @^^arafter an-
genommen, bagu ^at Otto ben erften ®runb ge-
legt — S)en Steft feines SebenS mibmete ber ^ei-
lige Sif^of ber Obforge für feine 2)i5cefe unb
ber (Errichtung unb Xeform t)on fflöftem, loie
oben bereits berid^tet. Son ben politifd^en S^iftig'
Enten im Sleic^, meldte fid^ ttö^renb feiner gangen
SmtSt^gfeit abfpielten, fud^te er ftt^ nad^ aRög-
Bd^it ferne gu galten. O^reilid^ mürbe be^l^olb
OBf bem SleidSstag gu Bamberg (im aRai 1124)
Don ben ^öflingen ber Sormurf gegen üfn er-
hoben, baf er feltener als bie übrigen 9if d^öf e gur
biferlii^ ^falg fomme (Ekkehardi Chron. ad
um. 1124 [Mon. Oerm. 1. c. VI, 262]). gbenfo
Dar er 1118 Don ßrgbifd^of Slbalbert Don^T^aing
getabelt oorben, meil er auf ber @k)nobe oon ff 5In
iri^t erf(^enen nnir (Udalrici Cod. in ben Mon.
Bmb. [f. u.] 823 sq.), unb auf ber S^nobe gu
{ti|Iat (28. 3uli 1118) tombt er t)on bemfelben
taS bem gleid^ (Srunbe fuSpenbirt unb über feine
Citafe boS 3nterbict oerböngt (1. c. 326 sqq.),
ibfd^ er forgfältig alen Serfe^r mit bem es-
ommimictrten ffönig ^einrid^ V. gemieben botte.
Bcmn biefe Strafen mieber aufgehoben »urben, ift
tic^ Mannt. 9ber bei allen geiftlid^en unb melt-
j liefen Sebörben ftanb Otto im l^bd^ften ^nfel^en.
I Sei einer gleiten SRomfa^rt (1111) l^tte er baS
Privilegium erbalten, baS Milium, meld^ bie
SambergerSifd^öfeburd^ bieSemilligung beS$ap-
fteS etemenS II. (beS frül^em 9if c^ofS Suibger t)on
^Bamberg) breimal im 3abre tragen burften, ie|t
fiebenmal tragen gu bürfen. 9IS SBifd^of !Dlegin-
barb t)on $rag ber Simonie Derböd^tigt mürbe,
manbte er fid^ um Statb an Otto unb erbielt Don ibm
(1129)einberrlid^eS^roftfd^eiben (udalrici (}od.,
1. c. 416 sqq.) ; unb alS gegen benfelben Sifd^of
bie Anfluge eines 9Rorbanf($lageS auf baS Seben
^ergog SobeSlam t)on SBbl^men M erl^ob, mürbe
Otto (nebft bem Srgbifd^of Don uJtaing) Don bem
^gog felbft als Stid^ter berufen unb fein frei-
fpred^enbeS Urtl^eit anerfannt (Contin. Gosmae
Prag. [Mon. Germ. bist. Scriptt IX, 137]). —
£er \fi, Otto fiarb reid^ an 3abren unb an Ser-
bienften am 30. 3uni 1139 unb mürbe nad^ fei-
nem SEBunfd^ im 2Rid^eISberg, feiner SieblingS-
ftif tung , beigefe|t. Sif d^of Smbrico oon SEBürg-
burg l^ielt ibm bie ^rauerrebe (f. ben SEBortlaut
berfelben in AA. SS. BolL, Jul. I, 428 sq.). «iS
3nnoceng II. am 20. Octobcr 1139 Otto'S 5RadJ-
folger Sgilbert bie ßrlaubni^ gab, bie t)on jenem
in $ommem erbauten IKrd^en gu confecriren, bis
ein eigener Sifd^of für ieneS Sanb aufgefteDt mer-
ben fbnne, gebadete er beS Serfiorbenen in ben
ebrenbften ^uSbrüd!en (üssermann 1. c. , Cod.
prob. 91 sq.). SIemenS LEI. OoDgog burd^ 93uDe
Dom 29. Stpril unb Dom 1. 3Rax 1189 bie Sa-
nonifation beS großen SSifd^ofS (Üssermann 1. c,
Cod. prob. 132 sq.). 9uf bem erften C^oftage
^einrid^ VL (p fflürgburg am 10. «uguli 1189)
mürbe bie S3uue Don bem ßrgbifd^of ffonrab Don
9Raing unb ben Sifd^öfen Otto Don Sid^ftött unb
(Sberbarb Don SJlerfeburg feierlid^ Derfünbigt (Mon.
Bamb. 841). 92od^ im Sa^re 1182 gab ^ergog
SBogiSlam I. Don^ommem ber ^anfbarfeit gegen
ben großen SlaDenapoftel burd^ bie Serorbnung
^uSbrudf, ba| jeber pommerif d^e ®ro|bauer jäbr-
lid^ einen Stein SBad^, |eber ffleinbauer einen
balben Stein an baS i^Iofier SDtid^elSberg liefere,
momit an feinem (Srabe eine emig brennenbe ßerge
unterl^alten merben folle (Üssermann 1. c, Cod.
Srob. 125; erneuert mürbe bie SSerorbnung umS
labr 1220; ib. 144). UmS 3a^r 1238 erhielt
baS fflofter SRid^ISberg baS $atronat über bie
St. ^eterSfirt^e in Stettin unb über bie in Qu*
fünft bort gu erbauenben Jhrd^en unb fogar baS
Sted^t, aus feinen SKitgliebem bie ®ei{}Iid^en für
Stettin gu ernennen (Urfunbe Dom 28. Secember
1238,beiÜ8sennannl.c.,Cod.prob. 152). (SBgl.
bie alten 9iograpI)ien beS Ifi, Otto Don fbo unb
^erborb in ben Mon. Bamb. [Bibl. rer. germ. V],
ed. Jafife, Berol. 1869, 588 sqq. unb 705 sqq.,
bie gmeitgenannte aud^ in Mon. Germ. bist.
Scriptt. XX, 697—771 ; bie SebenSbcfd^reibung
■ DonbemMonachusPriefling. ib. XII, 883—908;
I ferner AA. SS. Beil., Jul. 1, 349—463, mo aud^
! [p. 378] 38 Sermones aufgegöblt finb, bie bem
1183
Otto t)on @t. »lafien — Otto, »ifd^of öon Sfretfing.
1184
1^1. Otto jugefd^rieben loerben. 2)ie ftritif ber
alten SBiogra^^ien f. bei mttttnbaä^, ©efc^id^td-
quencn n, 6. «uff., »erlin 1894, 185 ff. S)te
Aloftergrünbungen Otto'd in ben Mon. Germ,
hist. Scriptt. XV, 1151 sqq. S)ie Kompilation
(m% ßbo unb ^erborb Dom SJhd^elberger^bt 9tn*
breaS [1488—1502] bei Ludewig, Scriptt. rer.
episc. Bamberg.', Francof. et Lipsiae 1718,
398 sqq ; Meiller, De s. Ottone, 3. ed., Fri-
Bingael778. steuere 9iogra))l^ient)erfa|ten@uIs-
bed!, Stegendburg 1865; 3iinmermann, Sreiburg
1875: Sood^om [®efd^. bed äSidtl^umd Bam-
berg ÜJ, aKüttii^en 1888; Suritfc^, ®ot^al889.
^e ^a^lreid^en Slbl^anblungen über einzelne 6ei>
ten feines SSBirfenS bei Potthast, Bibl. hist. med.
aevi, BeroL 1862, 836, unb bei äuritfd^ a. a. O.
2, 9lote 1. gfemer f. nod^ Saliner, 2)ie el^emalige
99enebictiner-9btei SRid^eföberg, Bamberg 1889 ;
@eefneb, Sie Sfamüie beSl^lOtto [93erid^t be§ l^ift.
aSereinS öon »amberg 1892, 1 ff.].) [Sffieber.]
9Uo t)on @t. SBIafien gilt mit Siedet als
einer ber ^erüonaaenbften ©efd^id^tfd^reiber beS
9RittelalterS. Sr fe^te bie S^ronif Otto'S Don
gfreifmg für bie 3eit t)on 1146—1209 fort unb
erreid^te babei faft bie ^öl^e feines iBorgöngerS.
2)ie ^orm ift burc^ cla]ftfd^e (^nnerungen unb
Slad^bilbung Otto'S t)on greiftng be^eid^net. Otto
l^atte fld^ eine grünblid^e ff enutni^ beS ^Itertl^umS
em^orben. Sr fagte aud^ bie ßreigniffe ber 3^t mit
großer Objectioitöt auf. 3n @t. Slafien mod^te
nod^ immer ber ®eift ber ^irf d^auer Stef orm nad^-
mirifen, gugleid^ aber mar baS fflofter an bie 3n>
tereflen ber §ergoge üon Sö^nngen unb bie ber
©taufer gebunben. 3m % 1218 ging bie SSogtei
über baS fflofter t)on ienen auf biefe über. IDlit
l^öd^fter Sld^tung rebet Otto oon ben ftaufif d^en Aai-
em, öor allem oon §einrid^ VI. ©eine Suffof»
ung beS ffaifertl^umS ift burd^ bie 3been beS al-
en imperium beeinflußt. S)abei l^ängt fein 3n>
tereffe nit^t an localen Singen, fonbem er folgt
ben fereigniff en im Orient unb in Stalten mit mel^r
3ntereffe. ©eine ©d^toäd^e fmb ja^Ireid^e d|rono-
logifdie gel^ler. «Oau oiel fd^riftlid^e ißad^rid^ten
l^aben i^m aud^ mo^( nid^t vorgelegen. Sine iBer>
manbtfd^aft mit elfäfftfd^en Duellen, mit jener
©ruppe, bie man nod^ immer unter bem falfd^en
9lamen Amiales Marbacenses §ufammenfa|t,
bebarf erft nöl^erer Unterfud|ung. Stm^eD^eiten
l^at Otto aber t)on genau unterrid^teten SRönnem
gehört. Ueber fein Seben miffen mir faft nid^ts ;
na(^ ben ©elel^rten ©t. SlaftenS ift er am 23. Suli
1223 geftorben, nad^bem er im Saläre voriger ^bt
gemorben mar. Sine StuSgabe Don Otto'S SSBerf
gab 9i. SBUmannS in ben Mon. Germ. hist.
Scriptt. XX, 302—324, eine Ueberfejung ©orft
ffo^I in ©efc^id^tfd^reiber ber beutfd^en Sor^eit.
Xn. Sal&r^v Seipjig 1881, 93b. VIIP. (»gl.
Sl^omö, 2)ie gl^roni! beS Otto Don @t. 93Iaften
fritifd^ unterf., Seit)^. 1877 [3)iff.]; aSattenba^,
3)eutf d^l. ©efd^id^tSqueUen II , 6. aufi. , SBerlin
1894, 284 f.) [©d^ulte.]
9^09 Sifd^of t)on 3freifing,O.Ci8t,B«i
nid^t bIo| ein eifriger Ober^irte (f. b. 9rt. ^
ftng IV , 1994) , fonbem au^ ein Wann oon
großem politifd^en (Sinflu^ unb Serfaffer (iDciei
bebeutenben (Sefd^id^tsmerfe. 3n feiner S)o|)pdF
fteDung als Sifd^of unb Steid^fürfi, fomie bnt^
feine Sermanbtf^aft mit ben feojfcnftoufen (oB
^IbbruberbeSAönigSffonrabm.unb oISO^
^riebrid^ SSarbaroffa'S) mar er in bie mid^tigpn
^orgönge ber .Steid^Sregierung eingemei^t 1b
bem imu)5ug ÄonrabS (1147—1149) na^ (t
perfönlic^ Sntl^eU ; unter gfriebrid^ trat et bot
Xeid^Sgef d^öften nal^e unb mirfte namentli^ tn>
fö^nenb unb auSgleic^enb gegenüber bem ^eftH)«
Sl^arafter Sfnebrid^S. ©o Dermittelte er beffa
SuSfdl^nung mit ^einrit^ bem Sömen unb bie ib
rid^tung beS ^erjogtl^umS Oefterreic^ (1156);
aud^ mar er mo^l t^ätig, ben 1157 mieber anl«
gebrod^nen ©treit beS ffaiferS mit bem $a|rPe
megen beS abftd^tlid^ mi|beuteten SBorteS bene-
ficiom (f. b. %rt griebrii^ I. ob. IV, 2024) anS-
}ug(eid^en (Dgl. ^efele, Soncüiengefd^id^te Y,
2. ^ufl., 550 ff.). 9uf bem itolienifd^en geDw
t)om 3. 1158 na^m er in VugSburä toegenUn^
mo^IfeinS Urlaub, begab ftd^ gu bem ®eneralca|ritd
feines OrbenS nad^ SDlorimonb unb ftorb bort m
21. ©eptember in ber SBlüte feiner 3a^it JM
gfortf e^ng unb SoDenbung feiner ©dbriften über-
trug er feinem ©d^üler unb 9iotar Stagemin (9h4-
min, Stabemin u. f. m.). SS maren l^aujptffti^^
^mei gefd^id^tUd^e SBerfe, meldte Otto ^interDe|;
^mtfd^en 1143 unb 1146 t)erfa|te er eine (S^tonS
in ad)i 93üd^em, meldte ftd^ mefentlid^ auf (ShSj/oA
(f. b. 3lrt. IV, 346 f.) ftüjt. Sber er burd^ringl
ben l^iftorifd^en ©toff p^Uofopl^iM alS ber eifle
unb einzige ©efd^id^tfd^reiber biefer SKd^tung im
beutfd^en SOtittelalter. 3n ben leitenben @ebcmhn
tel^nt er ftd^ an SuguftinuS unb OrofiuS an. Cr
felbft nennt feine Sl^roni! ein 99ud^ de duabiu
civitatibus unb t)erfte^t barunter 93abel unb 3^
rufalem, baS irbifd^e unb baS l^immlifd^e Steü^,
meldte er ^ienieben Dermifd^t unb im ffampfeedfidL
3m ad^ten 9ud^ f prid^t er Dom SEBeltunteraong, tm
ber ©Reibung beiber Steid^ na^ ber Sufer^mig
unb oon ber fünftigen ^enlid^feit. 3ufol0( btefeS
^rincipS bel^nbelt er aud^ bie bogmatifd^ Stcei«
tigfeiten feiner S^it, fo inSbefonberebieSeJrenbel
©ilbert be la ^onee (f. b. «rt. V, 599 ff.), «nf
bem ©terbebett aber gab er feinen OrbenSbrfibem
bie SSeifung : ut si quid pro sententiamagutri
Gileberti, ut patet in prioribus, dixisse vimis
esset, quod quempiam posset offendere, ad
ipsorum arbitrium corrigeretur. (Srfelbflie-
fannte ftd^ als catholicae fidei assertor jnzta
sanctaid Bomanae imo et universalis ecoleuie
regulam (Mon. Germ. hist. Scriptt XX, 452).
Sejüglid^ beS gefd^id^tlidien 3n]^aItS Detfd^rt et
nid^t ol^ne l^iftorifd^e ftritif, giel^t St^mobgit,
Sn^tl^ologie unb SSoRSfage ^u 9tat^ unb f Aniit
au(^ ben geograp^ifd^en unb et^nogropl^tfd^ w*
böltniffen Stufmerffamfeit. 3m 3. 1156 übec-
1185
Otto Don ^affott.
1186
fanbtc er feinem Steffen ffaifer Sfriebrid^ fein SBerl,
diel^cS er 6ift 1146 gefül^rt l^atte, erflörte fid^ aber
bereit efi bis )ur (Skgenttart f ort}uf äbren, mcnn
gfriebri^ i^m baS SOtoteriol ba^u liefern »oDe.
S)ie6 fiefd^]^ in einem Sd^reiben beS ffaiferS Dom
Sc|item6er 1156, U)eI^eS Otto oerorbeitete gu
bcn Libri dno de gestiB Fridericil. (big 1156
rci^enb), einer (Sef^i^tSqueUe don l^ol^em SSBertl^,
bie oDerbingS einigermaßen don feiner SSenoanbt-
fdbaft mit ben Staufem beeinflußt ifl 2)ie ^fort«
ff|ung f d^rieben 9lagett)in bis 1160 unb ein^no
elbfJ bis 1170.
teneid^ifd^e ®e-
npmuS ober krieUeid^t Stageioin
Sin brütes SSerf Otto'S, eine 5
fd^id^te, ifi Derloren gegangen. 2)ie beiben anbem
SBerfe flehen in befterSuSgabe in benMon. Germ.
hist Seriptt XX, 83 sqq. (IBgl. bie ungemein
Sa^Ireid^ fiiterotur bei Potthast, Biblioth. bist
medii aevi, BeroL 1862, 477 sq., bei SBatten-
badb, 2)eutid^IanbS ®efd^t(^tSqueIlen U, 6. 9lufl.,
Serlin 1894, 271 ff., unb bei Chevalier, Röp.
u. Sappl. B. V.; femer aud^ Siie^Ier, ©efd^id^te
»opemS I, ®otba 1878. 803 ff.) [SOSeber.]
^# x»on $affau, 0. S. Fr., beutfd^er Tlt)'
9iler, aSerfoffer beS Sud^eS „^xt Dier Dnb ^menjig
Uten ober ber gulbin tron", nennt ftd^ felbft am
€4(tt| ber SBorrebe }u feinem 9Berf „e^nen be>
mutigen bruber Otten Don paffahie, f ente frandSci
orbenA, etman lefemeifter (b. i. Sebrer ber Xl^eo«
logie) gemefl }u Saftr unb begeid^net als 2)atum
ber SoUenbung feines Sud^eS ben 1. gfebntar
(ober?. €e))tember,f. [Pfeiffers] ©ermaniaXXIY
[1879], 124) 1886 (ein C)eibelberger SRanufcri))!
gibt bQ8S)otum 1418, meint aber bamit bie W)'
^tffmigSieit ber ^bfd^rift). 3)ie Sibliogropl^en
btf SranciScanerorbenS (f. Sbaralea, Suppl.
seriptt. Franc, Romae 1806, 571) fügen biefen
bnrftigen 92oti5en nod^ binsu, Otto fei Don @eburt
ein (Jflanbrer gemefen unb I^Kibe ^ur ffölner OrbenS«
(ncoDin) gehört. @onfl ift über ibn nid^tS befonnt.
— Stotd unb Anlage feines 9Ber!eS f^at Otto im
Xttel cmgebeutet. 3)ie 24 ^elteften, bie in ber
Cttrigfeit ouf Zitronen fi^n unb beftönbig ®ott
loben (Offenb. 4, 4 ff.), merben barin, in jebem
bei 24 Popitel beS Sud^eS fe einer, rebenb ein-
(jefu^rt unb geben ^ber minnenben ©eele" 9e>
I^nmg, mie fie il^r fieben }u einem Sob unb 2)ienft
Ootted geftalten unb ben ^golbenen Zbton'' in
bcc Cmigfeit ermerben Tonne. S)aS 93ud^ Derfolgt
ol|o eine burd^S praftifd^e Senbeng. ßS ift „eine
Segel beS SebenS, um ®ott inmenbig unb auSmen«
big unb in oDen notl^menbigen @od^en 5u gefallen,
\fn in ber Seit unb bort in ber Smigfeit" (SJor-
Rbe) ; fafi olle SiopM fd^lie^en mit ber SRabnung:
•Scitgefi bu mir, fo magft bu ben golbenen Xb^^n
feobi ererben." ©eine Sefer fud^t Otto unter ben
•«otteSfrennben'' (f. b. «rt.) oOer ©tönbe, alfo
nter (E^rifien, meldte, mit Erfüllung ber notb>
MubigPen ^flid^ten nid^t gufrieben, nad^ S3er-
cinidung mit 0ott unb nad^ di^riftlid^ ißollfom-
■ei^cit fheben. S)iefe ®otteSfreunbe, „©eiftlic^e
BBb SBdtlid^, Sble unb Uneble, grauen unb
aJlönner unb mer fie immer finb" (SBorrebe), toiQ
Otto nid^t fomobl in baS ^bf^ttt, au|ergemö]^n*
lid^e, m^ftifc^e Seben einfül^ren, obf d^on aud^ biefeS
bef))rod^en mirb (Hop. 16), fonbem Dor 9Uem in
baS geh)5]^nUd^e d^riftUd^e Zugenbleben. So lenft
er Hop. 1 unb 2 }unö(bft ben fdlid auf bie 99e-
trad^tung ber eigenen, für @ott gef(baffenen 92atur
unb auf @ott, als baS 3iel aDeS geiftlid^en fiebenS.
Siap, 3 unb 4 l^anbeln Don ben 93orbebingungen beS
StrebenS nad^ ® ott, ber Steinigung Don ber Sünbe
unb ^nl^önglid^feit an bie Sreatur; Rop. 5 unb 6
Don ber 3uc^t, ber man baS öu^ere Senebmen
h)ie baS innere ©ebanlenleben untermerfen mu^.
lieber bie ©runblagen alleS geiftlid^en SebenS, bie
Siebe, bie ®nabe unb ben ©lauben, unterrid^ten
Rap. 8—10, über bie beilige Suc^ariftie als Duelle
ber ^eiligfeit, über SDtariä Seben als beren IBor*
bilb Rap. 11 unb 12. SRit ffap. 18 beginnt ber
^meite Sl^eil : bie ben beutfd^en 9)h)fttfcm geläu-
figen Segriff e ber göttlid^en SBßeiSbeit (13), hield^e
aus ber ^eiligen @d^rift gefd^öpft mirb (14), beS
tböttgen unb bef^aulid^en SebenS (15. 16) unb
®ebeteS (17), ber ®otteSfreunbfd^aft (18) unb
beS getfilid^en SebenS (19) merben erörtert. 99e«
f onberS bemüht fid^ Otto babei, }u geigen, mie ein
Seben ber SBeiSbeit, ber ®otteSfreunbfd^ft im
Soncreten ftd^ geftaltet unb in bem gemöbnlid^en
SmtagSleben ftd^ Denoirflid^en lögt. (SS folgt
(Stop. 20) einlöngerer Unterricht über Zugenb unb
Untugenb im allgemeinen unb über bie fieben
^ouptfünben unb beren Uebem^inbung burd^ bie
fteben ®aben beS l^eiligen ®ei[teS im Sefonbem.
ein mfd;)nitt über baS SSerbieuft beS Xugenb«
lebenS (ffap. 21) leitet l^inüber gur Setrad^tung
Don Sob, 93or|erbeftimmung, pbUz, ^gfeuer
(ffap. 22) unb ^u ber auSfübrlidien Erörterung
über bie emige 93ollenbung in ber @elig!ett {Rap.
23 unb 24). — 5Rcben flarer ©erftönblicbfeit er-
[trebt Otto Dor SlOem Sorredbeit ber Dorgetragenen
Sebre. „SBaS id^ bid^ lebren merbe, baS ift alles
gejogen auS göttlid^er @d^rift, l^eiligen Sebrem
ober aus b^bnifd^en Bpxüi^tn, totlfy bie l^eilige
dftriftlid&e ffird^e nid^t Dertoirft" (SSorrebe). „mit
baS 93ienlein über Diele fd|öne Slumen fleugt unb
ben @aft auSfaugt unb bie ebelfte Jhaft, bie in
ben Slumen ift unb eS in ibm felber }u ^onig
mad^t", fo l^at Otto 104 Scbrcr unb aReijier,
beren 5?amen er auf jöblt, für feine 3D3edfe ^mit
groger Srbeit'' ausgesogen. SS begegnen unS
unter biefen „SKeiftem" (SlajpJer unb $biMopb«i
beS ^ItertbumS, iHrd^enoöter, ©d^olaftifer, 9»^-
ftifer (bef onberS §ugo unb SRid^arb Don @t. S^ictor)
unb fonftige Sd^riftfteller beS 9RittelalterS bis auf
9ticolauS Don Sqra. SRandge biefer Tutoren fmb
freilid^ nur ein einziges SRal im Sud^e genannt,
baneben aud^ anbere benu^t, meldte in ber SSombe
ni^t aufgefübrt ftnb (s- 8. «lifabetb D. ©d^önau).
2)ie beutfd^en SJlqitifer übergebtOtto mol^l beSbolb,
meil il^retnudoritöt nodg in ^meif elbaf tmar. S)a er bie
StuSfprüd^e feiner Duellen mörtlid^ dtirt, fofleUt fein
SBerf oft ftd^ f a{} nur als ®emebe Don Zitaten bar.
1187
Otto, 3lnton — Dttobeurcn.
1188
91IS erfter SBecfuii^ eintS ))0))ulören aScetifd^en
»onbbud^ed t)erbtent Otto^S SBerl ^nerfennung.
Jür bie SSeliebt^eit beSfcIbcn im ÜJKttelalter fprid&t
bie gro^e 3^^^ ber nadiioeisboren ^anbfd^riften
(nal^esu 40, f. «flgem. bcutfd^e Siogr. XXIV,
744) unb bcr ©rüde. S)cm erftcn S)ruA cq. 1470
(tool^r bei griebr. $p[ter in Sombcrg, f. öligem,
beutfd^e Siogt. XXV, 794), folgten bie «uSgoben
Don @org in SugSburg 1480 unb 1483, Don
@d^ott unb ffnoblaud^ in ©traPurg 1500 unb
1508. 92o(i^ 5Q^Ireid^er fmb bie nieberbeutfd^en
2)tud!e (Utted^t 1480 unb 1489, ^orlcm 1484,
SmUt 1485, ®elft 1488). 3m 3. 1568 (u. 1607)
erfd^ien eine SuSgabe (feitenS ber 3cfuiten) gu
©Uingen, 1587 unb 1597 eine fold^e p 3ngoI-
fiabt unb nod^ 1836 (^u StegenSburg unb SanbS»
l^ut) eine (n)enig gelungene) Umfe^ung in mobemeS
©eutjd^. [ffneüer S. J.]
0iio, 91 n ton, ein ^nl^onger bed O^ociuS
3n9ricu8 (f. b. art.)/ t)on feinem ©eburtSorte
^er^berger gugenonnt, Tom als t^ogbinbergelelle
}u SBittenberg mit Sutl^et in Serül^rung, touAt
t)on il^m fd^neU ^um Xl^eologen l^erongebilbet unb
erlangte im 3. 1543, nad^bem er Dörfer Pfarrer
in (Sräfentl^al geh)e|en, burd^ fiut^erS (Smpfel^Iung
bie ^aftorfteüe an ber 9licoIaifird^e ^u^Rorbl^aufen.
3m 3. 1568 fe^te il^n ber 9iat^ Don 92orb^aufen
ah, toorauf er nod^ löngcre ßtii ald $aftor in
@tod!ep lebte. Otto ftritt eifrig gegen bie ©^ner-
giften, 9Kojoriften, Dfianbriften unb Sbiapl^oriften
als bie IBerfüIfd^er beS reinen lutlierifd^en Se^r*
begriffe. S)ur(l^ il^n Deranla^t, brad^ in 9?orb"
l^aufen unb ber Umgegenb ein antinomiftifd^er
©treit über ben fogen. britten Sraud^ beS ®efe|e§
aus, ber ad^t ^atjxt lang bauerte unb mit großer
Erbitterung gefül^rt n)urbe. 3Ran toax nömltd^
bei ben Sutl^eranem nur über einen ^toeifad^en
®ebraud^ beS mofoifdien ®e{ekS einig : bag eS
erftenS einen politijd^en 3^^ct babe, b. b. bie Sr-
l^altung einer äußern polijeilid^en 3"^^ ^^ ber
menfd^Iid^cn ©cfeüfd^aft, unb jmeitenS einen t^eo*
Iogifd()en 3tDed, ba^ nämlid^ ber nod^ Ungläubige
burd^ baSfelbe ^ur Srfenntni^ feiner ©ünben ge»
fübrt unb mit jenem ©d^reden Dor bem göttlid^cn
©erid^te erfüllt merbe, ber i^n antreibe, fid^ Sbnfti
ißerbienft ^u^ured^nen. 9lun I)atte aber ba^u 9ne>
land^tbon nod^ einen britten 3^^dC unb Sraud^
]^in3ugefügt, nömlid^ ben einer mabnenben unb
Ireibenben ^rebigt aud^ für ben ©ered^ten, mie«
tDobI er Don bem S^^^QI^ beS ©efe^eS frei unb
im fidlem Seft^e ber ibm ^ugered^neten ©ered^tig«
feit ßl^rifti fei. ©egen biefe $b«örie 9Keland()tbon8
erl^ob Ctto mit mehreren tjfreunben eine b^ftige
Ot)))ofttion; benn Otto behauptete, boS ©e|e^ for>
bere nid|tS me^r Don bem ©laubigen unb ma^ne
il^n nid^t, fonbem obne ©efe^, ol^ne getrieben ^u
iDerben, Don 92atur auS t^ue er bie SBerfe beS ©e-
f e^eS ; SRelanc^tbon f^aht mit feiner Xrid^otomie
tt)ie aud^ in anbem 5Katerien bie reine fiebre
Sutl^erS beS beften ©afteS beraubt; ber britte
Sraud^ beS ©efe^eS fei bie ffloafe, »orauS ber
aJtajioriSmuS unb ©QnergiSmuS l^ottfcmmgai;
übrigens bebürfe ber alte 9lbam im Ocei^
allerbingS beS ©efe^ )um Sel^e m^
3udbt, aber in'S ©emiffen btS aßenfd^ bizfe
es nid^t bringen. S)urd^ bie Soncorbienfomid
(f. b. «rt. ©Qmbolifd^e Sudler) ttmrbe tMi^
biefer 3n)i|t gu ©unjlen ber Sertlbetbiger M
britten ®efe|braud^eS entfd^teben. (Sgl SdDi»
ger, S)ie Steformation, tJ^re innere (Enttouf-
lung unb ibre SBirfungen m, Stegendfang
1848, 390 ff. unb «nbang 7 ff.) [©d^röbL]
^Uotmxm^ 93enebictinerQbtei,biebiilt-
ültefle neben ffempten unb Sfüffen im bo^rif^a
angau, tturbe nad^ gett)öbnlid^ Snnol^me 764
in hon. S. Alexandri Mari, errid^tet, tnü) pat
nad^ bem in bie öltefte, 1193—1228 üer^
^auSd^roni! aufgenommenen ©tiftungSbrief \m^
ben reid^begüterten Slamannen ©iladb unter 9lit>
mirfung feiner ©emal^Iin (SrmenSttint unb feiner
©öl^ne, beS 9if d^ofS ©au^ipert, beS glerilerS Zob
unb beS Soien Xagebert (f. Mon. Oerm. hist
Scriptt. XXI TT, 611; DgL aud^ Srufiu9, @4io&*
bifd^e &)xonit 1, 11, 9 [beutfd^ D. 9Rofer, gMf.
1733]). aOein biefer ©tiftungSbrief ifi une^tif.
©d^elbom, ßleine bift. ©d^riften ü, röernmingüi
1790, 169ff.) unb Don aO ben genannten $erfonn
merben in einer Translatio S. Alex. M. (Act 88.
BolL JuL in, 19 sqq.) nur 24)to unb @ausi))ert
ober ©o^pert ermabnt, le^terer als 83if(bof Don
IBienne, erfterer als beffen gfreunb unb ffdmmem.
SllS fte ben £eib beS beiligen aRartprerS Wesonbcr
nad^ SBienne übertragen moDten, ftarb ®au)i|)ert3ii
©t. 9CRaurice in SBalliS, unb Xoto hxaä^k mm bie
SReliquien nad^ Ottobeuren. 3nbe^ tft oucb biejer
Serid^t nid^t einmanbfrei unb toobl nur f o Diel ft^er,
bag ein gemiffer Xoto als ©tif ter beS J^IofterS unb
erfter W)t anjufeben ift (Dgl. Qretsicrabenb, £e§
9teid|Sftif tS Ottenbeuren f ömmtlid^ 3abrbu4er I,
109. 193). S3on ßarl bem ©ro|en erbielt er um
^fingften 769 für biefeS nur für abelige SUnmr
beftimmte, urfprünglid^ Don 12 Wönd^en beDöIftrtt
©tif t baS ^riDilegium ber freien «btS- unb Sogt?«
mabl (Dgl. übrigens ©d^elbom a. a. O. U, 197).
Soto foE baS ßlofter bis 815 regiert baben, unb
nad^ ber ^au8(!bronif (Mon. Oerm. bist L 6.616)
foflen ibm 9Wilo, aSifgor (858-887 gugW*«-
f d^of Don Augsburg) unb Sirtilo gefolgt fein. San«
mann (©efd^. beS ^Qgöu 1, 119) meist abern(H(.
ba| Dor SSirtilo nod^ ein ©raf Ubalrid^ als Se*
nior ber Srüber Don Ottobeuren bem ffloftet öor»
geftanben. S)er 5. 9lbt, menn Ubalrid^ alS 2oie
nid^t ge5äblt mirb, mar feit 941 burdb fai{erli(t(
gmpfeblung ^Ibalbero, ®xa\ Don iJpburg, Jüefe
beS bl. Ulri^, meld^er le^tere bem JMofter Kefiquien
beS beiligen SKartprerS Xi^toiox Derfc^affte (gä)«*
abenb a. a. O. I, 331). 5lbalbero fd^eint bolb R-
ftgnirt ^u b^ben ; er fübrte bie meltlid^e Senool'
tung beS ^iStbumS Augsburg cum jure snec,
möl^renb ber bl. Ulrid^, ber bamalS baS ftleib be$
1^1. 93enebictuS trug, in einer laiferlid^ Urfunbe
Dom 3a]^re 972 auSbrüdtlid^ als W)i Don Otto-
1189
Ottobeuten.
1190
beuren be^eidjnet toirb (Dgl. aixä) Mon. Germ. hist.
Scriptt. XVin, 409 sq.). ®ieje Urfunbe fid)crt
nid^t blo^ bie freie ^btSiDol^I t)on 9leuem ju, f on«
bem au4 bie freie SSogt^ioQ^l, toofent ber ^önig
fetbft nic^t qI8 Sogt Qetoänfd^t »erbe. SBeitenoer-
ben bem filofier mand^e SSorredftte berücken (Dgl.
Mon. Oerm. hist. Scriptt. XXIII, 614 sqq.),
aeld^e Don ben fpäteren ftoifem beftätigt tourbcn,
unb auf bie man aud^ immer wieber jurücüam. Unter
bem 9lbt ^bal^olm (1082—1094) mürbe ba§ fi1o-
fter neu gebautunb bie^irid)auer9{ef orm eingef ül^rt.
9hU)crt(1102— 1145),unterftü^t öonbcm etift§-
oogt, bem @rafent)onllrficin>9ion§berg, DoUenbete
bie ^^uten (1126), }u benen aud^ ein gfrauen«
flofter für lauter obelige SonDentnoIinnen fam,
iDö^renb {e^t im 9)tQnnerf(o[ter neben ben abeligen
auc^ ni(f)tobeIige SonDentualen ^ufna^me fanben.
SBie rafd^ bie ^irfc^auer Steform burc^gebrungen,
beroei§t ber Umftanb, bo^ fci^on 1144 t)on Otto»
beuten SRönc^e nad^ SRarienberg im SBinfd)gau
Detlangt mürben, mo^in auc^ bie erften fünf klebte
aus bem ©t. ^lejranberftift famen. Sert^olb (1229
bis 1248), bei beffen äBaf)I, mie bei ber feine§
aSorgangerSftonrab (1194—1229), ben bamoli-
gen 78 ÜRinifterialen beS JHofterg erflmalS eine
Sßitmtrfung bei ber Sßal^I geftattet mnrbe, erl)iclt
1240 don @regor IX. ba§ ^rioilegium, bie bifc^öf-
lidien Snfignien führen ^u bürfen.
Unter aUen biefen bebten ging mit ben Uebungen
ber gi^ömmigfeit eine tege literariic()e Sptigfcit
im ©t. aiejanberftift §anb in §anb. 5lu3 bem
12. 3a{)t^unbert ftommen mehrere Ottobeurener
ffiiffalien in ®oIb> unb ©ilberjdjrilt, unb feit ^bt
Supertl. würbe bie ^Bereitung be§ l^ergamenl§, bo8
abjcftreibcn Don SBüd&em unb ba§ 9)lQlcn öon 3ni«
holen auf'äffmfigftc betrieben. Unter Siupcrt mürbe
Qu4 ber öltefte 2:f)eil ber ^nii^dbronif jufammen«
QcfteÜt unb erbielt bie Translatio S. Alexandri
ijre je^ige ejeftolt. 5(bt3fingrim (1145— 1180)
(j^rieb eigen^änbig ein fcl^r prad}tDone§, nod^ Dor»
banbenei 3Jiifiale mit öcrfcfeiebenen ^Jiotijen (bie
Annales minores in Mon. Germ. hist. Scriptt.
XVII, 315 sqq.; bie Annales majores be^fclben
ib. 312 sqq.). Unter ßonrob unb i&crt!)oIb mürbe
bie &auScI)ronif meitcrgefül^rt (ögl. dhm^ ^rcbiö
l)er (^ejeüicbaft für ältere beutfd)e ®efd^id)t§funbe
V^in [1883], 162 ff.), ein Ottobeurener «D^anu-
'cript, unter S9ertt)oIb gefertigt unb ?lbt)anb«
ungcn Don 5tlanu§ unb $etru§ ^ictoöienfi» ent»
jalienb, fom in'8 SBritijc^e SDhifcum ju Con«
>Dn ; ein anberer ffobej au§ bem 12. 3a^rl)unbcrt
ait inteteijontcr 6rbforte ift in ber ^oibibliotl^cf
|u ÜKünd^en oufbemat)rt (Cod. latin. 9921). So-
nalS (1153) öemic^tcte ein großer SSranb foft baS
janjc ftlofter unb ebenfo 1217, wobei and) bie
fttoftcrürdic jerftört würbe. SCa§ Ofrouenflofler
{(^eint nac^ biefem Sranbe md)i wicber aufgebaut
iDorben ^u fein, ba eS tion biejer ^eit an ni6:
me^r etwäbnt wirb. Unter ben auf Scrl^olb b:
genben klebten, bie im 14. 3abr()unbert ben Zns
,»ei(^§f ürft" führten, fant ber 9iut)m Ottobesm^
unb aud^ finan^ieQ lam baS ffloftet l^etuntet. fo
ba^ mand^e klebte, wie Sol^ann t)on Sltman^bofcn
(1353-1371), felbft bei ben 3uben in Ulm i>^el^
aufgunebmen genötbigt waten ; 3ol^annIL f)o4e-
tet (1378-1390) butfte fclbft nicftt mebt frei
ixhtx baS ff loftergut öerf ügen, 3obönn IV. Auffinget
war ber erfte nid^tabelige Slbt. 9)Ut Sggo ed^mab
(1404—1416) beginnt wieber eine Äei^e Den
SleformDerfud^en, bie ftd^ burd^ baS ganje 15. 3a]^r-
]()unbert l^inburdb^ie^en, aber in ber Siegel wenig
@rfoIg l^atten. tlu(| ein mit ben Sifc^öfen Don
Augsburg entftanbener ©treit über bie SBogtei*
redete würbe erft 1711 }u Snbe gefül^rt. 93eim
Amtsantritt beS 3lbte8 Sodann V. ©d)ebler
(1416—1448) Jährte baSftlofter, baS fonft immer
40 W6x[ä)t beherbergt l^atte, nur nod^ 6—8 unb
l^atte ein jöl^rlid^ed ßinfommen Don nur 46 ÜJiarf
©Über. Unter bem energifd^en 3obot 9iieber]^ofer
(1443—1453) brad^ eine Art SteDoIution au§,
ba ftd^ einige 9)2ön(^e über bie ftrenge ßtaufur
befd^werten, unb bie fflofteruntertl^anen meinten,
bie 9)tönc^e feien DoUftänbig eingeferfert 3m
®eccmber 1447 erfc^ienen gegen 400 bewcr«
nete TOänner öot ber ff lofterpf orte unb Derlcri^irr.
tjfreilaf jung ber angeblid^ 3nbaftirten ; bie S:zx
ÜJ^emmingen aber, in ber bie Äci-^ irl: lir.rrre:
Seit baS ^ürgened^t erblid^ erbclrr icrir^ r.ii^
biefe 3ufo»nmenrottung für gonbrncT-nsrnj: mr
trieb ben poltemben Raufen cur :zlzz^ ^iI-
bann VI. ® rau3 (1453— 146C • rOr srs. ic
öom Sifd^of Don Augsburg utn£ SÄirzzir z^
'Mi nac^jucbte ; Sif^of ?Jeier
ah, weil er bie gewünf(^te9ie*r
unb fanbte einfad^ Sßilbeln:
bi§ 1469), ben legten onl ixr»±r:r ;-=•-- zi
Abt nad^ Dttobeuren. Siric ±r-:L^'f jrr- Pr"-
fpradf)e bieWellli^eCbn:
fter ganj bem 93ij(ftoT. Qz nar
Ttrr
al§ bie Aug§burcer ßcnuj^^-= tr Z'.-v'.-.r.
gcrabe fo wie für bc= nss i^^rr rr- l,.z r.^-
fteuer auSfc^ricb, ix: ^zJiss. « rz-r- •:_ r-.'.
genb, bafe SPi?6r 1-ez: £e Zsz^:^ •_ «!.-
^erfon Derlarct. Sr- r=r xz rrr.. r
Söiberftünb ber a
ben legieren ^mx*::;
gewünftfcte äie^rn:
Abt m\h€jL
5Wungen, nnssssr s.
Wiüig oberzncs
rmm
ba§felb£inrEiDE:=E- i«:
neu $]! boEäsi Ez z.=.
iSira^ IT
urmra
ac-xirirr t-
u« iLi. "*^ - rr:
1191
Ottobettten.
litt
bereinigten ftd^ }u ädn^ unb »öl^Iten an 9äco-
Iau§' ©teile SBil^elm Steublin }um ^6t. 93ifd^of
3o]^ann Don SlugSburg entzog barauf 92icolaug
bie SSertDoltung. 2)ie äBöl^ler SBiD^elmS soll-
ten nun via facti t)orge]^en. t)erfQmmeIten ftd^
in Ottobeuren, ^o6en i|ren ^t auf einen Stltar
unb verlangten ^ulbigung für benf elben. Sie tt)ur*
ben ober fo beftimmt abgeuiefen, ba^ fte ftd^ ald«
balb tt)ieber entfernten. Sine meitere @t5rung ent*
{tonb überbieg Don britter @eite. C^er^og @eorg
t)on Sägern Iie| um 1486 bog jflofter burd^ einige
Steiter äberrum))eln^ Vertrieb bie ougSburgifd^en
Beamten, Iie| ^^ ben Xreueib leiften unb [teilte
boS @tift unter baqrijd^ed Sequefter. SS ttxir
bie^ gegen bog Stecht, ober moblt^ötig infofem, oIS
5ur Tilgung ber ©d^ulbenlaft in fur}er 3eit SSieleS
gefc^ol^. @<J^on 1488 ^ogen bie bo^rifd^en Seomten
mieber ob, unb 92icolou§ tonnte nun feined ^mted
ol8 ^bt ungeftört malten. Unter feinem 92ad^foIger
aRott^öud ^dermonn (1492—1508) l^otte ftd^ bie
Saffl ber Sonoentpriefter loieber auf 19 erböl^t.
Seon^orb SBiebemonn (1508 — 1546) errichtete
unter Seibilfe feines gelehrten SonDentuoIen 92ico>
laug enenbog im @tifte eine Sud^bruderel 2)a8
erfte ou8 biefer Df ficin l^eroorgegongene SBerf toor
Sllcuing edjhf t De fide SS. Trinitatis ; bomt
folgte eine Historia septem fratnim jur S3er-
benlid^ung be§ OrtgpotronS. 9lm Souemfrieg
(1525) fotten 247 fflofteruntertl^onen tl^eilgenom'
men b^ben ; bie SRönd^e flogen mit ^uSna^me bed
mutbigen $rior§ äobonn Seftler. Sreimol mürbe
Qfeuer an'8 fflofter gelegt, ober iebeSmoI gelöfd^t,
fo bo^ nur bie Äird^e fd^mere Sefd^öbigung erlitt.
93ei bem fietigen Umftd^greifen be§$roteftanti§mu§
betrieben ^bt fieon^orb unb ßUenbog 1541 bie
©rünbung einer ^od^fd^ule ofö gemeinfomer fiebr-
onftolt oller Senebictinerobteien in @d^n)oben. ^^ür
ffcmpten, Dd&fenboufen, 3tt)iefaßen, SOBeingorten,
Sld^tngen, Srfee, äBiblingen unb SDonoumörtl^
fonnte au^ am 17. Sonuor 1543 bie ^nftolt oIS
„Dttobcurener Slfobemie" eröpet merben. 9lm
Sebrplon ift bemerfenSwertb/ bofe auf bie Pflege
ber 9^aturh)iffenfd)often mebr otö onberSmo um
bie{e 3^it @emic^t gelegt unb neben bem Soteinif d^en
oud^ boS @tubium ber grieciiifd^en unb bebröifd^en
Sprod^e oorgefd^rieben h)urbe (CoUegium tnlin-
gue). @d^on 1545 jiebelte jebod^ bieiunge^fobemie
na(b Sld^tngen über, meil bort bie Verpflegung
leicbter mor oIS in Ottobeuren. Mein oud^ in
Slc^ingen mar nur tftoa 20 SRonote long eine un-
geflörte gelebrte ^b^tigteit mögli(b/ bo boS ftlo-
fter t)on ben ©d^molfolbenem unb ben benocbborten
lUmern in Sronb geftedt mürbe unb mit bem £P Io>
fter ouii^ bie lobenSmertl^e €(b5pfung ber 99ene>
bidiner }u ®runbe ging. 918 (Srfo^ mu^te nun
bie oom t^ürftbifcbof Otto t)on SlugSburg 1550 }u
SDilingen (f. b. 9lrt.) eröffnete «nftolt bienen.
Ser 9!o(bf olger beS %bte§ fieonborb, ber t)om ff oi-
fer Äorl V. am 10. gfebruor 1536 für fein ©ebiet
bie Ssemtion tion jebem foiferlid^en Sanbgentbt er-
holten, ffa8porffinbeImonn(1547— 1584), mu^te
1552 bei bem derrftti^etifd^ UeberfoD bc8 An*
f ürfien aRori^ oon Sod^f en auf ff oxf Y. ebenfdh ^
einige SAt fiiel^en : bie gurüdgcbltebeneii SUW^
botten t)on oer f einolid^en @olbateSto tnü }» lefim
unb f omtten nur im Serborgenen ben ®otte8bienP
abbolten. 2)agegen mürben unter Scü^Ife beS 9Sb>
germeifterS 93oltl^ofor gfunf Don SRemmingen ei«
äBogenlobung lutberif^ Bibeln ben Untätig
gef(benft ober gor oufgenötbigt. 9tadb Seenbigmg
bed frtegerifd^en Xumulted begann 9bt ffofipor ba
foft t)5aigen 9leubau ber ffird^, bie 1558 einge-
meil^t merben fonnte. Son9Iesanber@auter(1600
bid 1612), t)or]^er Sbt in 9nbed^, erbot fU^ ^
f d^of äol^onn ff onrob Don Sid^ftött }ur 3tef orm brt
ff lofierS ^lonfftetten stoei 3Rdn(^, ben einen oll
W)t, ben onbem olS $rior, benen bomi no(^ w^
tere folgten. Ueberboupt I^l^rten f old^e 93erufimseB
nod^ 9u^en immer mieber, ein SemeiS, in mel^ff
Sd^tung Cttobeuren bomofö fionb. 9119 SugStog
Slnftolten traf, bie Oberbenlid^feit über Ottobemen
gu befinitiber ^nerfennung }u bringen, trat ou^
ffönig Shibolf U. ben $Iänen beS SBifd^ofS ent-
gegen. (Sin loiferlid^ed SRefcript bom 3obn 1610
entzog boS Ottobeurener SSogteired^t bem C)odPfte
3lug§burg unb moQte e§ mieber mit ber ffrone tx^
einigen, mie e§ }ur 3^ ber fforolinger unb f^oben*
ftauf en gemefen. SDoroufbinfd^Sifd^of^eiini^
pr ©emolt, no^m ben 9bt gefangen unb }lDaiig
bie fflofterbeomten, il^m ben Sib ber Xrnte |n
reiften (Januar 1611). «d^t äBocben bouerte biefer
3uftatü), unb oIS ber 9lbt auf mebrfod^ Seitoen*
bungen bin mieber freigeloffen mürbe, gefd^ bic|
nur unter ber Sebingung, bo^ er in einer 2)enl*
f d^rif t bie ©rünbe feiner 9teid|§unmittelbar!eit ba^
lege unb bie Sntfd^eibung miberfpnubSloS bem
Steid^Sfommergerid^t in @peier anbeimfielle. Sie^
gefd^ob im September 1611, ^ugleid^ refignirte ber
W)t Unter feinem 9lod6f olger ©regor Sleubi (1612
bis 1628) langte bie Sutf^eibung beS 9ieid(|Sbm-
mergerid^tS an, bie }u @unften OttobeurenS oitS*
gefallen. tSugSburg ober entfogte für immer ber
Oberberrticbfeit erft, oIS fid^ ba§ fflofier Derpfliii-
UU, binnen oier Solaren 100000 ®ulben }tt h-
^oblen unb bie rein oogteilid^en $erbältnif|e, urit
fie feit 1411 geregelt moren, oud^ femerl^in aa^'
erlennen. SIbt ®regor mor oud^ l^erDorrogenb te«
tbeiligt on ber ©rünbung ber @algburger UniMr*
fitöt, meld^er er fünf Sonoentuolen oIS iäfox
überlieg. S3on ben 2)rongfoIen beö breigigifibridn
ffriegeS blieb unter ibm boS ff (öfter no^ oerfib^t
«ber fd^on «nbreoS Sogt (1628—1633) fte»
als t$lü(btling in fiinbou, unb SRoutufi gdber ober
@d^mib (1633—1655) mugte don ben serßreuttB
SDtönd^en }u güffen in einem ©oftboufe gctoip
merben, mo bie SÖßöbler ftd^ für fidlerer bieüen Ä
in Ottobeuren. ffoum botte W)i SDlouruS fein %nt
angetreten, fo mürbe Ottobeuren oon bemffan)ler
Osenftiemo bem Oberften SJteld^ior SBurmbrm,
©ouoemeur oon S)onoum5rtb unb Souingen^ gf
fd^enft. S)ie Wönä)t mürben nid^t ger^p Mi*
trieben, gteid^mol^l mußten fte nod^ breimol voSÜfKA
1198
Oubtn, Sofimit.
1194
bei StAtM 'üfc ftlofier t)erlQffen (1634—1640,
1646 VM 1648X unb 18 3al^e long fonnte nid^t
rin cimign SRodige aufgenommen merben. 2)ie
StUe $eter Aimmid^ (1656—1672) unb Sene-
btd ^omflein (1672—1688) forgten ballet t)or
KQem f&r ^enmbtlbung {unger Orbendclerifer.
Ut ^er gab ber eigenen fflofterfd^ule eine neue
Organifation, unb Senebict fanbte begabtere
9Röiu^ )n lUerarifd^er SetDoHf ommnung an auS-
iDärttge 9f abemien. Ueberbte^ unterftü|te Senebict
ben nocJ^maligen IBerfuii^ htt ad^t fd^mäbift^en 9lb-
teicn, inner^Ib i^reS Sereid^ eine l^ö^ere Sel^r-
onftatt iu unter^Iten, unb gmor )u Stottmeil, U)o
eine Don ben Sefuiten geleitete @d^ule eben auf>
g^^obcn toorben nxur. 2)a8 neue 9iottmeiIer „Kol-
legium', am S. October 1678 eröpet konnte
id)od^ nie )u einiger Slüte gelangen. SemerfenS-
Dert^ \ft ntKJ^, bo| bem Slbt 93enebict eine SBal^I-
capUuIation don 17 Srtifeln vorgelegt mürbe, auf
bic er {id^ aud^ k)er))flid^tete. ®orbtan Sd^errid^
(1688—1710) laufte bad^ol^anniter^auS ingelb-
firc^ unb errid^tete bafelbft ein t)on Ottobeuren ab«
^ngigeS $rbrat, baS bid }ur Söcularifation fort«
beftonb. Son ber Stottmeiler ^od^fd^ule 50g er ftd^
|urii(t toeil bieubrigenX^eilnel^mer Iöfftggen)orben
nHnen unb bie $rof eff oren no^ gu aüerlei 9{eben-
fundionen oermenbet n)urben. UebrigenS moren bie
SeHröfte bed JAofterd fattfam in ^nfprud^ ge-
nommen burd^ bie eigene ^auSIel^ranßaU mie burd^
bie Soljburger Unioerfttöt.
3u ben l^eroorragenbfien klebten Ottobeurend
fiffit unamdfelbaft »upertn. 3lt^ (1 710— 1740),
ber Don ifarl YL ben Zitel eined SrblapIanS er«
(ielt. @d6on S)ecember 1710 faufte er ftd^ um
80000 (Bulben t)on ber 9lug@burger iBogtei I08,
fo bag nunmel^r aud^ baS le^e 9anb rein meltUd^er
Siotur gniif d^en Ottobeuren unb SlugSburg befeitigt
bar. am 5. 9)lai 1711 legte er ben @runbftein
pm böUigen 9{eubau beS ßlojierd nad^ bem $Iane
bcfiP.(S^riftian93ogt; 1725 mar SlDeS t)onenbet.
3m 3. 1737 begann er ben9leubau einer JMrd^e, ber
29 fiafyct mäl^rte, unb 1739 ben Sau einer großen
Beamtenmol^nung ; äberl^aupt mar er fel^r bau-
btfKg, oermebrte aber aud^ bie Sibliot^el unb tilgte
93 000 (Sulben an ber überf ommenen ff lofterf d^ulb.
ffite feine Sorganger fanbte aud^ SRupert n. feine
Elerifer ber Stubien balber an auswärtige ^od^«
jd^ulen; anbererfeitS be^og au^er Salzburg feit
1714 aw^ ber SBifd^of oon Sfreijftng für fein neu
exrif^tetfd Sqceum gegen nur einmalige geringe
Entfd^dbigung fortm&^renb einen X^eil feiner fief«
rcr onS Ottobeuren. 9ud^ ber Slementarfd^ulen
na^ fid^ Stupert an unb erlief 1713 fe^r )h)ed-
mögige Serorbnungen ffir biefelben. Unter ^nfelm
fbb (1740—1767) fanb baS taufcnbiäl^rige Subi-
Unmbedfflofterdftatt, aber erft 1766, meil 1764
bie neue JKrd^ nod^ nid^t boHenbet mar (ogl.
[93o9rlbflmer,] ^8 taufenbjal^rige . . . ge^ei«
(igteOttobeQren, Ottobeuren 1767). @ein9?ad^-
|oi^ ^onorat ®ö^I (1767—1802) oerbanb a§-
xtif(^ (Skifi unb meltlid^ praftif^en @inn in
feltenem ®rabe mit einanber. 9u^er lanbmirt)^«
fd^ftlid^en Serbefferungen fül^rte er einen mür«
bigen ffirdgengefang ein (t)gl. Gantos Otioburani
monasterii pro festis et prooessiombiis coii"
suetis, 1784). IBoQ Sntereffe ttxir er, aiS fein
aRat]()emati!er P. Ulrid^ Sd^iegg ben erfien Suft-
baDon ^erfteKte (ogl. 9lad^ri(^t über einen afiroftati»
f(^eniBerfud^u.f.m.[Ottob. 1784]), unb befonberd
ftolg mar er aud^ auf feine oon 200 jungen Seuten
befud^te Sd^ule, fomie auf feine ®emälbefamm«
lung OOH 1000 Stummem. 2)er le^te (54.) 9bt
mar $aulu8 9It feU 1802 (gcft 1807); aber faum
mar er gemö^It, ba nal^m fturba^em, bem infolge
bed SüneoiQer gfriebenS Ottobeuren jugefaUen,
SBeft^ t)on bem 4 V« 0.-9R. großen, oon 20 000
aotenfd^en bemo^nten Stiftsgebiet. 3m fflojter
maren bamaß 44 patres unb 4 SIeriler, diele alS
^rofefforen auSmörtS; 18 $atre8 legten il^re
^enftonen }ufammen unb fül^rten ba8 gemeinfame
fieben aud^ nad^ bem Sobe be8 W>tt& $auIuS nod^
fort, burften aber baS S^orgebet feit 1805 nid^t
mel^r laut oerrid^ten. ^13 fiubmig L 1834 bie
SJenebictinerabtei @t. @tepbon in SlugSburg grün-
bete, oerfügte er jugleid^, ba| in Ottobeuren mieber
ein oon StugSburg abl^ängigeS $riorat errid^tet
merbe. iBon ben ebemaltgen (Sonoentualen erlebte
ein einziger, P. 99afil SRiUer, baS menigftenS tbeil*
meife SBiebererftel^en feines ftlofterS. (S3gL au|er
ben l^anbfd^riftlid^ gebliebenen ^Bearbeitungen ber
Ottobeurener SonDentualen 92ic. (Sttenbog [geft.
1545], ®at)ib aic^elcr [geft. 1594], ®. Saum«
l^auer, 3^itgenoffe Sid^elerS, @aIL Sanb^oljer
[geft 1619], 3ac. 5moIitor [geft. 1675], Sllb.
ftrej [geft. 1713], ^U SRupert IL [gcft 1740],
Zl^eob. @d^ul), Seitgenoffe beS genannten SlbteS,
unb ©alluS fingier [geft. 1808] nod^ bie citirten
annaIengfeperabenb8[Ottenbeurenl813— 1816,
4 9be.]; Saumann, ®efd^. b. ^Dgöu, Kempten
1881 ff., 3 Sbe.; [Sat^rl^amer,] S)a8 oon ber
gottfeligen SRilbe @t)Iad^i geftiftete . . . taufenb«
iöbrige Ottobeuren, Ottobeqrenl766; P.SRagn.
93em|arb, Sefd^reibung be8 ff (öfters unb ber
ffird^e ^u Ottobeuren, Ottobeuren 1864; ffone«
bergS ^uffa^ über Ottobeuren bei Srunner, Sin
Scnebictinerbud^, SBBüraburg [1880], 520 ff. Sie
Sommentare }ur Ottobeurer ^auSt^ronif Oon
SRaifer unb @teid^ele f. im Sal^reSberid^t beS l^ift.
Vereins für @d|maben unb 9}euburg 1838 unb
im Srd^io für bie ®efd^. beS SiStl^umS SugSburg
n [1859]. 3ur ©clel^rtengefd^id^te Ogl. au|er
i^e^erabenb nod^ Ziegelbauer, Eist, rei liier.
O.S.B. I, Aug.-Viiid. et Herbip. 1754, 560 sqq.
unb Sinbner, 3)ie ©(^riftfteller beS Sencbictincr-
orbenS U, {RegenSburg 1880, 69—113, fomie bie
©d^rif ten über bie Unioerptöt ©aljburg [f. b. 3trt.].
lieber bie Sauten ogl. O. Slufleger, @übbeutfd^e
Strd^iteftur unb Omamenti! im 18. 3abtl)unbert
I. unb 11 : Die ff loflerf irc^e in Ottobeuren, 3. Sufl.,
aKünd^en 1892.) [Sefffab.]
^bin, Saf imir , 0. Praem., fpäter ^ojlat,
mar 1638 }u ajJejiereS an ber äJtaaS geboren.
1195
Oubin, tSfrottj — DderbeA
UN
Sott feinen ßltem gum 99ßeber]^anbn)er!e beftimmt,
Declie^ er bolb bie 9Ber!ftätte^ tDtbmete ftd^ gegen
ber SUem äBiOen bem Stubium unb trat 1656
in ben ^rämonfhratenf ererben. 9118 Subh)ig XIV.
im 3. 1680 bie 9btei SBucUIq in ber gl^ampagne
Befud^te, im|)rot)ifirte Oubin beim Sintritt beS
ftönigS ein fd^meiii^Ierifii^eS Sobgebi^t, loeld^eS
bem ^lofier ein (Sefd^enf t)on 50 SouiSb'or ein-
trug. Oubin l^otte eine befonbere 9{eigung ^um
Stubium ber JKrd^engefd^td^te; er erl^ielt bal^er
don feinem OrbenSgeneral ben Auftrag, olle
OrbenSobteien in Sfranfretd^, in 2)eutfd^lanb unb
in ben 92ieberlattben )u bereifen^ um auS ben bort
befittblid^en ^rd^iüen \\ä) aDed }u üerfd^affen,
n)Q8 feine l^ijtorifd^en arbeiten förbem tonnte.
2)ie^ tl^at er nid^t ol^ne gebei^Iid^en ßrfolg; er
ging 1683 noc^ $arig unb trat bofelbft mit mel^-
reren ©elel^rten in SSerbinbung. 2)aS geleierte
gforfd^en fd^Iug i]^maber nid^t gut an; e8 erzeugte
bei il^m gro^e ßitelfeit unb S^t^^uung, loorüber
er ben ®eift feines StanbeS, ia felbft ben @etft
ber Steligion berlor. Oubin ging 1690 nod^
Serben, nal^m bie reformirte 9teIigion an unb
marb an ber Uniüerfität Unterbibliotl^efar. S)ort
bef d^Io^ er aud^ feine in mel^rfad^er 93e)ie]^ung un>
erbaulid^e fiaufbabn im 3. 1717. @eine üor^üg»
lid^ften 3Berfe ftnb: Supplementum de scrip-
toribus vel de scriptis ecclesiasticis a
Bellarmino omissis ad a. 1460, Paiis. 1686»
eine Don SaDe (Scriptt. ecd. bist, liier. I,
BasiL 1741, Prolog. X sq.) fd^arf getabelte 9lr.
beit; Le Prömontre döfroqu^, Leyde 1692;
Yeterum aliquot Galliae et Belgii scriptorum
opuscula Sacra numquam edita, ib. 1692;
Comment. de scriptoribus ecclesiae antiquis
illorumque scriptis adhuc extantibus in cele-
brioribus Europae bibliothecis, Lipsiae 1722,
3 voll. ; bie{e aI8 Sammlung t)iele8 loiffenfd^aft'
lid^en SKoterialS mertJ^öoIIe ©d)rift (eine Derbef»
erte SluSgabe beS obengenannten Supplementum)
tel^t auf bem 3nbej feit 1729 (f. Keujc^, ®er
3nbej n, 128). Rubere Schriften f. Nouv.
Biogr. gen. XXXVin, 966, mo aud^ loeitere
Siteratur angegeben iji. [5)ÖS.]
0itbi]t, t^frau), S. J., bei feinen S^itge«
noffen gleid^ berül^mt als tiid^tiger X^eologe mie
als grünblid^er ffenner beS Sateinifd^en unb ber
meifien mobemen@))rad^enSuropa% mar 1673 ^u
93ignorQ in ber (Sl^ampagne geboren unb trat 1691
als 5RoDi3e in bie ©efeflfd^aft Sefu. 3)en größten
%^t\\ feines SebenS brad^te er )u S)iion ^u unb ftarb
bort au(^ im 3. 1 752. 3m Orben mar er juerft als
Seigrer ber SRl^etoril oertoenbet morben ; fpöter mürbe
il^m bie Xl^eologie als Sel^rgebiet fibermiefen. Sr
befa^ befonberS meitge^enbe ffenntni[fe in ber
$atriftif. @eine ©elel^rfamfeit mie fein liebenS-
mürbiger @^]^ara!ter maren Urfad^e, bog er mit f ajt
allen jeitgenöfftfd^en ©elel^rten in freunbfd^aftlid^er
SSerbinbung ftanb. OubinS jal^lrcid^e ©d^riften
l^anbeln nur ^um Heinem Xl^eile über tl^eologifd^e
@$egen{lönbe, unb mand^e unter il^nen ftnb nur
11
üRanufcript ober flnb unDoDenbet Sn bklem
gel^ört beifpielSmeife feine Bibliotheea senptt.
Soc. Jesu (1928 9lummem ber Dier erftenSn^
ftaben beS Sllp^abeteS umfaffenb); au|erbem (Eon-
mentare }u ben (117 erfien) $f almen, ju HRott^,
ben Briefen $auli u. a. @ebruat ftnb \m
Synopsis iheologica thesibtis digesta, Muas-
Ponti 1703; Epistola B. Pauli Aposi ü
Bomanos explicata, Paiis. 1743 (explicati<m
. . . plus philosophique que ih^logiqae; de
Backer,Biblioth^ues.v.)u.9. Unter tot Inda
bem ©ebiete ber ))rofanen Siteratur ongel^brenba
Sd^riften ftnb befonberS ga^lreid^e ®ebid^te in b-
teinifd^en SSerfen, bereu elegante SnfertigungOubia
gau) gelöufig mar; in bie Poemata didasealia,
primum vel edita vel collecta studiis Fr. Oo-
din etc., 2. ed. Paiis. 1813, ftnb bie meifkn
berfelben aufgenommen. ^Betreffs ber Sd^ften
OubinS ift auger de Backer 1. c. imb Feuer,
Dictionnaire bist. s. y. befonberS }u t)erglet(^
Michault, M^langes hist et phü. II, Paris
1754, 1 SS. \%. ejfer.]
^neno, f. ^o\)tx, 9Inna.
0tifr6edl, gfriebridti, SonDertit, ber Sit'
generator ber d^riftlid^ religiöfen Ihmfl, loar ge-
boren am 3. 3uli 1789 )u fiübedC unb flarb (u
9iom am 12. 3lot)tmhtt 1869. @ein SSater iDor
ber Sted^tSgelel^rte, fpötere Senator unb 9üree^
meifter Sl^riftian %bolf Ot)erbedf, ber aud^ Ott
S)i(^ter t)on ißolfS« unb ffinberliebem im @ei9t
ber ^ainbitnbSbrüber fid^ einen 9lamen gema^ti
ein clafftfd^ gebilbeter unb fromm gefitmter Sbmn.
6r gab bem funftftnnigen @o^ne, ben fd^on in
fiübedf bie biblifd^e ®e|d^id^te am meiften anjog^
eine auSge^eid^nete Sr^iel^ung. Sie 93ibel unb
^omer begleiteten ben 17ia|rigen Jhtnftiünger
auf feinem fiebenSmeg, als er im SRör^ 1806 feine
SBaterftabt t)erlieg, um an ber Jhtnftafabemie in
Bien unter S)irector t^üger fid^ auSsubilben.
2)ort bcrrfd^te bie antififtrenbe SRic^tung, ein leb*
lofer tJformaliSmuS, ber ODerbedS Sbealen toenig
entfprad^, fo ba| unter bem Srude eines eng>
bergigen @d^ulbetrtebS bie Sigenart feines SeniuS
M 9^U^9 9cltenb mad^te unb ^u felbftönbiger ßnt*
midlung Sal^n brad^. 9Rit fünf anberen {mtgcn
©eftnnungSgenoffen (^forr, SBintergerfl, Sultß,
SSogel, l^ottinger) t)ereinigte ftd^ Ooerbedf }u einen
SBunbe, ben fie @t.>SucaS-iBruberfd^ft nannten,
mit bem auSgefprod^enen 3^^^^/ bie ihmfl m
il^rer Entartung auf ben 9Beg ber SSa^rl^eit ^utdil'
jufül^ren unb ber f(^ablonen|aft gemorbenenSoi«
fteHung mieber eine @eele einjul^aud^en. Stf
3Biberftreben gegen ben afabemifd^en StegeljoKnid
brad^te bie 3ünglingc julejt in 3tt>icfpalt mit ber
Slfabcmie unb bejd^leuuigte OoerbedS Sntf4Iui
nad^ bem ^od^ft^e ber ^nft, nad^ Stalten, ^
jiel^en. 6r fd^ieb übrigens in grieben unb wil
einem guten SlbgangSjeugnig Don SBien (eine %>
legation bat ni^t ftattgefunben). 9tm 20. 3uiA
1810 traf er mit brei feiner ©enoffen in So«
ein ; bort f dringen fte in bem derlaffenen Stidfn
1197 Ok)erbe(l 1198
€aii 3fibinn) ouf beut SRonte $indo für bie erf!e mung8t)oIIe Harmonie unb erl^obene Stulpe breitet
Seit i^r Ouartiet ouf. 9hui begann ein emftQeS, — SRit ben gfreSfen in ber Sofa Sart^olbi (®e-
Don ber reinen Segeifterung ber äugenb gel^obeneS, f d^id^te 3ofep]^8 in ^eg^pten) unb in ber 9SiIIa
Don bem berebeinben (Seift ber altitalienifd^en 9)kfrimi(nQt^^QfTo'8 befreitem 3erufaIem)l^Qtten
IRrifier befrud^teteS Seben ber ^Irbeit, unb aH in bie genannten iungen ftiinftler juerft bie Sugen
ber Örolge ou4 SomeliuS, Sd^abon) unb $^ilipp ber &elt auf ftd^ gelenft. @))äter erhielt ODer-
Seit {t<!^ jng^eOten, emmd^d bie fleine ®emein- bed gu feinem 93ebauem nur feiten mel^r ®e-
l^oft )ii iener d^riftlid^'romantifd^en SRalerfd^uIe, legenl^eit gu öl^nlid^er monumentaler Zl^ötigfeit
tum toeld^ ber Suffd^mung ber neuem beutfd^en 913 fein bebeutenbfted gfredcobilb gilt baS «^Stofen-
ffunfl feinen 9u8gang genommen. S)ie @eele ttunber'' bee ifi. granciScug in ber Ißortiuncula-
biefer Seoegung nxir Ot)erbedr im IBerein mit Roptüt guURaria begliSlngeli bei^ffifi (1829);
EomeltuS, )n>ei fid^ ergünjenbe ffünftlematuren, ®raf Stac^quSfi, ber in feinem SBerfe Hist de
iseld^ JlbnigSubmigL nic^tunjutreffenb als ben l'arfc moderne en Allemagne, Paria 1836 aa.,
3o^mie8 UTÜ) ben ^uIuS ber neuen ßunfi neben einen Umri^ baDon gibt, ^ö^It e§ gu ben un*
etnanber flelltc. Oüerbedt h)ar eine innerlid^e, t)om flerblid^en ^nftbenfmölem unferer 3^it- Sei
(Beifi ber Setrad^tung getriebene 92atur. S)er ber ®emif[en^aftigfeit, mit ber Ombecf arbeitete,
2)rang nad^ SBabr^eit, ber fein fünftlerifc^eS ift bie 3^^! f^^^^ Oelgemölbe nic^t fel^r gro|
Streben leitete, befeelte fein ganzes äBefen unb gemorben; }u ben l^erDonagenbften }ö]^Ien: S)er
führte il^n mit Stotl^menbigfeit ^ur Vertiefung in ^in^ug (S^rifti in Serufalem , ha% SBerf feiner
bie religiöfe SBal^r^eit 3n bemfelben 9Rage, toxt begeifterten äugenb (für bie Ünarienlird^e in Sü-
er über bie !IRiffu)n ber ffunjt fid^ 9ted^enf(^aft in bed enoorben); bie l^eilige gamilie mit bem Samm,
geben üerfud^te, empfanb er im Sentrum ber d^rift- eine ganj raf aelif d^ anmutl^enbe (£om|)ofition, fo-
ulen Gin^it aud^ ba§ 99ebürfni|, mit ftd^ unb loie @ulamit^ unb 9){aria, ie|t @ermania unb
feinem ®ott in'fi JHare }u fommen, unb bie^ führte Stolia genannt (beibe in ber äJtünd^ener $ina>
i^ )um eintritt in bie latl^olifd^e IKrd^e. 9uS !otbeI);bie9{ufertt)ed(ungbcdSagaru8(ffarI8ru]^e);
feinen 9ufgeid^nungen mie aue ber lebhaften (Sor- S^riftuS am Oelberg (für Hamburg) unb bie er*
refponben) mit feinem Siater erl^eüt unmiberfpred^- greifenb fd^öne ©rablegung S^rifti (in SübedQ,
lid(^. bog nid^t, mie oftbel^auptct mürbe, romantifd^e t)on bem Äünftler felbft auc^ bie «.Zrauer um ben
Sddmörmerei ober ber 9tei5 beS ergreifenben Sultud Derftorbenen ^eilanb" genannt unb nad^ feinen
Ibn )u biefem Sd^ritte beftimmte, fonbem baS eigenen SßortenunterXl^rönen begonnen, in Zrauer
Srgebni|i eines el^rlid^en @tubium§ unb Unter* um ben geliebten l^opungStJoUen @o^n SllfonS,
rid^td. S)ie erlonnte 9lot]^menbigfeit einer fic^t* ber im älter k)on 21 3a|ren 1840 bal^infd^ieb.
baren ffird^ unb ber fir(^Iid^en Stuctoritftt mar Ooerbedfd ^uptmerl in ber Oelmalerei ift aber
ber für Ooerbedf entfd^eibenbe ißunft, unb er mar ber ^Xriumpl^ ber SReligion in ben fünften'*
[o lebenbig erfüllt oon ber SBal^rl^eit feiner Ueber» (tjfranffurt), ein gemaltes Programm, mo^u ber
jeugung, ba| er aud^ feinen IBater mit berfelben 9)kifter felbft einen @^ommentar t)erf a|te (1840).
}a burd^bringen fid^ bemül^te. 9lm Ißalmfonntag S)ie größte g^rud^tbarfeit unb bie nad^^altigfte SBir-
!11. SlpriO 1813 legte er in bie ^önbe be§ $ro- fung entfaltete er inbe| in feinen l^enlid^en 3eid^
'efford (nad^maligen SarbinalS) Oftini, ber i^n nungen. S)urd^ fte ift er am Dolfötl^ümlid^ften, [a
mterrid^tet ^atte, ba§ fatl^olifd^e ©laubenSbefennt« im eigentltd^en @inn meltberü^mt gemorben, benn
[\i ob , um ^inf ort mit ganjer Snbrunft , als fte f anben ben SQBeg in aOe SBeltt^eile, bis in bie
tbrifl noie als ffünftler, ber fiird^e anjugel^ören, @übfee. 3u biefen Sompofitionen gel^ören: Sl^ri-
n beren @d^og er ^für feine @eele unauSfpred^» fhtS bteßinber fegnenb; 9)bfeS mit ben Xöd^tem
ic^e 9tu^e, für feinen enblid^en 93erftanb einen Setl^ro'S am 93runnen; SliaS im feurigen SBagen;
ritenben @tem, für fein ^er^ ooUeS ®enüge ge- Sol^anneS ber Säufer prebigenb in berSBüfte; bie
luiben" (©rief an S. SSogeQ. 9Kit gcfteigerter Äreujtragung ; ber gute §irte u. a., öor SlDem
liebe gab er ftd^ forian bem Serufe l^in, ben er aber bie metfterl^aften 40 (Soangelifd^en ß^i^"
mrner mel^r a(S feine befonbere fiebenSaufgabe nungen, malere perlen beutfd^er jhmft @ie finb
rfannte : ein S)arfteDer l^eiliger ®egenftänbe, ein l^eute @emeingut ber d^riftli(^en SQBelt gemorben,
hKmgelift in feiner ßunft ^u merben. 3n bem> S)anf ber @rogmut^ beS ©efteUerS 91. oon fio^bedt,
elben ®rabe lebte er ftd^ in baS fd^on Don 9]Ron- ber fie burd^ S)üffeIborfer ffünftler in Jhipferftid^
atembert (Monomenta de Thist. de Sie. Elisa- OerDielföItigen Iie|; bieg ift um fo mel^r alS ein
>eth, Paria 1838, p. XI) an il^m bemunberie ®Iüd gu betrad^ten, ba bie Originale 1882 bei
Berfiönbnig ber übematürlid^en 2)inge l^inein unb einem SBranbe im @d^Iog ber @räfin 9Imim, geb.
[enxmn jenes fid^e ®efül^l unb Sbenmag in 99e« oon fio^bed!, fömmtlid^ ein Staub ber flammen
lanblimg religibfer S^mate, meines bei aDer ge« gemorben fmb. SSieloerbreitet ftnb femer Ooer»
nüt^Doflen Snnigfeit ber Sluffaffung fid^ freil^ielt bedfS SIpoftel« unb Soangeliftenreil^e (für bie ffa«
>on unHarem iRpftiriSmuS. äJtit bem 3auber ber peOe ber IBiDa Xorlonia entmorfen) unb frine Via
Itanutl^, bem r^^tl^mifd^en @inn unb ber mannen cmcia, Sompofitionen oon ]^5d()fter @d^ön]^eit.
Smpfinbung uerbanb ft^ ber 9lbel beS @tiIS, ber 3n bie legten Saläre feines SebeuS faSen bie Snt*
ber feine Sd^pfungen eine fo munberbar fiim- mürfe für bie ßatbebrale }u 2)iafot)är, Don benen
1199 Ol>etl6et0. IHO \
itboi!^ nur ein £^til ^t SuSfüIinmg selongtt. fialeinif^en unttni^ten in laffn. Jm 3. 1770
@o 'blieb ba ÜUeiftn bis gum Snbe unemtfiblU|i tiat ODerbttg in haS ton SnmciScaneni gtteihlt
fd^tftnb, unb aud^ bie ff)atc»n Stbtitnt Dtnal^tn S^mnaftum ju ^fftint t'm: bort mac^ a bn^
nidit bie @puc beS SItciS; Dielnte^t tont tS i^ {eintii unmnübli^cn $Iri^ fo nl^t^ gnt
btigönnt mit btn Qrogaitigtn SaitonS bn „fiebtit \ä)nttt, bag r im ^nbjie 1774 bin inwijfitnga
Saciammte'', fn bmtn « no^ tittmal ftin tiinjl- ^!)iloJD))I)if^«i lEunuS in Snünfln btsimtotnA
Itii{$t6 @IaubenS6ttenntni| gebantnt« unb er- ^ugleid; ati ^auilt^m btibtm6ofral^D.9l»
flntmnQBiei^ jufontnitnfo^tt, feine fd^Bpftrif^e flamanntfiBtig fein tonnte. 2)ie@qriftnt$Wl
X^gfeit ju ttönen. — Ser geißige Sinflui, fefjcUen btfonbcrS feine Sufmeiffainleit, nib a
benOoerbedt in bei Sfoii^e feines be^enS^offene lidimnte fpStn, al§ er .Se^iei bei SeW g^
auf bie Jüngere ffünftlertoelt ausübte, toai ein uorben tsar, ba| ti bem @tubiiim btrj)tatoiii|4ei
grolei, geiabeju intemationatei. !ßon allen San* Slialoge Dtel ju Ceebonfcn ^abe. 3m9Rbftl776
Dem IanienJhinft]üngernadE)1KDm, neben S)eut{d^ begann Ooeiberg bie t^eologifi^en Sfa^pnbiai )i
unb S^neijem befonberS Spanier, Sßolen, 3)1al> EDIünfter; fpäter trat ei in baS bif^^fli^c €««■
tefer, Seigier, welche an ben Weijiec empfolilen noi bafelb^ ein unb uuibe am 20. Secemkt
nxiren ober auS eigenem antrieb feiner ERiijgtung 1779 ju Sl^eine Dom EßSti^bifi^of b^l^miS i»
![i) anfdEilofien. ^m mä^tigßcn mirfte fein 9Iame Sßriefler getoci^t. I£i touibt bann floplon p
n granfieidi, mo bie c^iiftü^e ffunft feit IDÜtte SoeiSminlel mit einem Qte^Ue oon 80 Xtolcn
bei biei|{ger Sofire einen neuen $[uffd)n>ung na^m ; unb bem Steckte, einmal im Sa^re füt fi^ ein
niebie@äle ber ffunßauSfleQungcn bamoIS mit SoClecte in berSemetnbeabjul^alten. SonbieftR
nligiOfen Scenen, [o fülltctt fiäf bie Jhnfien mit geringen SinCommen gab et ein Sitittel fetHi
monumentalen 9}talereien, inbenen bie oon Ober- uemitlnieten2)tutter,baS)iiKiteS>titlcIbtR9nin
bed oertretenen ^rinc^iien jur @eltung gelangten nnb baS le^e Sritfel Mnvenbett et ffii Mut be>
(Dgl.3ul.!DIeqer,@efi$.bermobemenfrang3f.!lTla' fctieibenen l9ebütfnift^ 3)tT Junge $ntttei wn
lerei, Seipgig 1867, S48; Lenormant, ,Orsel babei in feiner Stellung fo glütlli^ wib jufrietiat
et OTerbeck", in: Beaux art« et vojages I, bag tx baS e^renooUc Snetbiettn einer anben
pBnBl861,187— 217). 2lae@e^eimni^beiun- Stelle auSfd^lug. S>cr ®eneralDicai tion^ii^
genabtili<^'n Stnjie^ungSFraft lag in ber ^atmo- berg f^rieb barüber an ben @rafen H. €<^liettaB:
nie feines lautem SBefenS, in bem ber ÜRenft^ unb ,S)er ^räfibent ber Stegierung Don Abln, laeii
ber ffünpler SinS Uaren. 9Bie bur^ feine ffunft, intimer f^reunb, erfüllte mi^ einefi Xagel, ita
fo toirfte et but^ fein SEßort unb fein Beifpiel einen (hgiebet füt feine fUnbtt lu BeforgeiL 34
unb benö^rte ftc^ aud^ barin als bet mpoftel einer tiug biefe im (bdd^en @rabe oort^eildafte Stcniq
neuen ©cbule. Düerbed ip mie »enig 91tibere fic^ Ooerbergan. @r fd()Iug fie abct auS, inbemit
felber treu geblieben, et ^at bie urlprünglicbc Slidti' fagle, er ^ntic ftd^ innerlid) bem nix^ fo fe^r dc^
tung, nie et fie mit Snbrunfl ergriffen, am be> nndjlafjiriteii EBoItSunteni^t getoet^t unb müäie
banlit^ften feflge^alten unb mcitergeffll^rt, unb fo W\tn feinen ißetuf gegen leinen nod^ fo gro^
niib er als baS eigentliche ^aut)t bei neubeutft^en iibi]d)en ^'ortbeil aufgeben" (@ä)lüiet, 9ticf>
relifliöfen tUialerei für alle 3ufunft in ber fiunft- ircf^icl uiib Sagebüc^er ber ^ürftin 31, 0. Öol"
geft^i^te feinen Splofc befialtcn. (Jßgl. Sriebri^ 11^1". ÜJfünflet 1874, 236). 3)o fein ootgeieltn
Ooeibeif. Sein £eben unb ^[^affen. Dlad) feinen ^fnner ült unbgebrei$tid)liMt, überIie|trODei'
^Briefen unb anbem S)ocumenten beS ^anbf^iiftl. berg (lerne bie gange religibfe Untertwifung ber
^a(i]laf|e8entniorfenbon1ERargaret^otiiitt;beulf^ Sdjuljiigmb. Sieben geni^ti^Qftet Sifäünng bn
bearbeitet Don Q^ranj iBinbci, i^ieiburg 1886, übrigen $a^orationSpfIt(^ten mibmete floplim
2 $Snbe.) [IBinber.] ODcrberg bnn 9teligionSunterrid^te ber 3ugenti fo
^etPetg, SSern^Qtb ^eintti^, Sicforma' oicleStitunbbeteilele ficb bogu but^ Staifibenbi
tot be§ ffloItefifiuInjeienS , eräieb« unb ÜRufler unb ©tubium fo eifrig cor, bafe ber Sßfarret für
bet ^rieftet unt> ber Se^rer, lourbc am 1. ÜJIai bie @efunb^eit beSfelben fürd^tete unb i^m iefo!^
175i JU ^Biiel, einer gum Sßfartbotfe SBollIage eine balbe ©tunbe üor bem ffltiltagejfen eitn
im Dormaligen Sürftent^ume OSnabtüd geboten- Spagiergang gu machen unb flc^ bie latet^etif^n
bm SauemfdbQft olS bet @o^n frommet, aber Sorgen unb Grübeleien auS bem Sinne ji
anner IhümerSIeute geboten. St tDflt ein fcbtoSdi* fi^Iagen. S)er Erfolg Don Oocrbagfi (Eifer md
lid^eS ffinb, lernte er^ im fünften Sabre geben \o bebeulenb unb ber 3ubrang gu feinen fnif
unb er^ nad^ Serbtoucb Don adit Sl^&iBüdtiem töglicben j?ale$efen fo grog, ba| fein 9)i^ oH
lefen. SRad^ Ueberminbung ber erftm Si^itiierig- ffatf^et fidb immer toeiler oerbreitete. SlSbeft«!*
feiten machte ber finnige Anobe jeboe^ fo tafi^e ber SenerolDicar unb Slirectot btS S^ulDcfinl
Sotttrf)titte im Cemen, bQ& et balb bem S)orf- Strang Oon Uürfienberg {[. b, 31tt), ukIi^ We
fi^ulleiirer bie ©ienfle eines gdfEi^ä beim Unter- SJoIfSfiitbung als „bie aUegeit mi^tigfle Stau*
tiilite ber Kleinen leiften tonnte, 6r wollte ^m- angelegen^eil" betracbtete, gut ^ebung btS tSoKi'
flet werben unb legte befebalb nad^ feiner er^en ft^utroefenS eine Wormalfd^ule errichten woUc «üb
ßommunion täglich ben weiten SBeg gum ffaplan jit^ um ben richtigen SKann gut Seitung bctfclba
in SQoItlage gurüdt, um [ic^ im 3ied)nen unb im umfad, bat^te er wicbcnun anOoetbeig, St fufii
laoi
ODerberg.
1202
m einem €imiita0 im 6ommer 1782 mit Si^tro-
lofl 11114 Ct)er8mitifcl unb mo^nte unerfannt ber
SMfknU^ Ot>er6ergd bei Sßad er fa^ unb
Mt, beftSrite il^ti in bem Sntf d^Iuffe. ben itaplan
Hm (EMlminhl fax bte 92ormaI)^uIe gu ge-
rinneiL Sofort nad^ beenbigtem ®otte3bien[te
keOte er Ooerberg ben Eintrag, olS 92onnane]^rer
UMJ^ SDZunfter )u jiel^en. Ooerberg s^gerte, ben
IntniQ an)ime|men^ meil er feinen feelforgerlid^en
!Bir(ung9frei8 beim fd^ttd^ten SanbDoße nid^t auf-
leben iDoOte; aber nad^ löngerer IBebenlgeit gab
c bem 2)rftngen feined geiftlid^en SSorgefe^ten
uk^, meil er barin ben Stuf @otted erfannte unb
idf bec (Einfid^t nid^t oerfd^IoB, bag er in ber il^m
OHiebotenen @teQung unglei(| mel^r für baS Sßo^I
led münjterlönbifd^en 93o(fed merbe mirfen tonnen.
Dbm OberlieB eS il^m^ fein ©e^alt felbjt gu be-
Hmmen^ unb ber befd^eibene ^nefter »erlangte
Dir 200 Xl^Ier nebft freier Station im Seminar.
Sm 3imi 1788 tratOoerberg fein neuedSmtan.
}uerfi mitemal^m er eine Kunbreife, um ben
Stanb ber Sanbjd^ulen ber Stbcefe fennen gu ler*
len. (Sr faiü) jumeift unmiffenbe, fd^Ied^t befolbete
iebrer, mongeH^ften Sd^ulbefud^, l^arte Sd^ul*
jndfi, ungeniigenbe Seiftungen; mand^e ffinber
ernten nid^t einmal lefen, bte menigften fc^reiben
mb red^nen; felbft ber SteligionSunterrid^t mar
inlerfl mangelhaft unb erhielte nur ein gebanfen-
ofcft C^erfagen bed ffated^iSmuS. OoerbergS 9uf-
labe mor fomit grog unb fd^mierig, aber fein
lennlt^iged ©ottoertrauen unb feine Siebe gur
Sngcnb unb }um SSoIfe ermut^igten il^n. Mjöbr-
id^ oom 21. 9uguft bis 8. iRooember mürben
SO — 80 Seigrer unb Sel^ramtScanbibaten lux (pe-
iobtfd^) ^ormalfd^ule einberufen unb oonOoer-
xrg in ben @runbfö^en ber ßrgiel^ung unb be§
Ifaiterrid^td fomie in ben Slementarföc^em unb
ffox 9Retl^obe untermiefen. Söglic^ gab Oüer-
berg fed^ Stunben gemeinfd^aftUd^en Unterricht
mb ^If ben Sd^möd^eren nod^ in be[onberen
Stunben nad^. Sr fiubirie bie bebeutenberen pöba«
logifd^ SBerfe unb bereitete ftd^ fo forgföltig auf
^ Sedion oor, ba^ er frine 92ad()tru]^e auf fünf
Stunben befd^ranfen mu|te. S)iefe Surfe, an
ienen nad^ftrabbe ($äbag. Erinnerungen, hinun-
ter 1883, 72 f.) aud^ bie $riefteramt§canbibaten
^ncbmen mußten, l^ielt Ot)erberg 44 Saläre lang
mild md^renb ber Spötjal^rSferien ab. ^lußer-
rm mar er Seid^toater an ber ffloftertird^e ber
»t^riitgifd^en Sl^orjiungfrauen unb j^ated^et an ber
5beni Z5d^terfd^ule unb an ber g^reifd^ule bie[e8
lofterS. 3n ie^terer eril^eilte er ben Untenid^t
I ber biblifd^en ®efd^td^te unb im Sled^nen, in
rßrrer bot gangen KeligionSuntenid^t. ^uf bie
tofbereitung ber Srjtcommunicanten Dermenbete
: gern) befonbere Sorgfalt, ßr ert^eilte biefen
lorbereitungdunterrid^t 27 Saläre lang, bis gur
'^tbunq beS ftlofterd. 9n aUen Sonntagen
idt er ulerbie^ in ber fflofterürd^e eine öffent-
1^ flated^fe ober S^riftenlel^re, bei ber ftd^ nebft
-^t ... — 3u]^örer au8 oDen Stäuben, inS-
befonbere aud^ bie Stubenten ber Sl^eologie ein-
fanben. @raf Sfriebrid^ Seopolb oon Stolberg, ber
mäl^renb feined Slufentl^alted in SJtünfter läufig
biefem Unterrid^te mit feiner gfamilie beimol^nte,
fd^reibt barüber: ^3d^ merbe nie oergeffen, mie ic^
Ooerberg, oon etlidgen ^unbert fleinen SJtöbd^en
umgeben, fragen unb ergäl^Ien fal^ ; nie oergeffen,
mie lebrreid^ unb lebenbig fein Unterrid^t mar, mie
er bie frol^e Slufmerffamfeit ber j^inber gu feffeln,
mie er burd^ Orbnung unb SBenbung ber fragen
il^nen bie Slntmort in ben SRunb gu legen mu^te"
(3Renge, Ofriebrid^ Seopolb @raf Stolberg I, ©otl^a
1862, 829). Sßie Ot)erberg ben Sebrerftanb bed
SnünfterlanbeS in inteUectueUer unb ftttlid^ religi5f er
Segiel^ung gel^oben unb mit SerufSfreubigfeit er-
füllt bat, fo l^at er aud^ ben Staub ber Sel^rerinnen
fosufagen neu gefd^affen. 3n ber fatl^oUfd^en ffird^e
gab eS niemals eine Sel^rerinnenfrage, benn bie
ftird^e l^ielt gu ieber 3^it on bem ©runbfa^e feft,
ba^ bie meiblid^e Sugenb am beften oon Sel^rerinnen
unterrid^tet unb ei^ogen merbe. S)ie gal^treid^en
meiblid^en Sel^rorben unb Kongregationen, meldte
bie ffird^e approbirt l^at, geben baoon 3eugni|,
unb baS emandpirie ®ebaren fo mand^er „^tif^t»
reu Söd^ter", bie in unfcrer 3rit ton meltlid^en
Ißrofefforen unb Seigrem gebtlbet morben fmb,
beftötigt bie atid^tigfeit iened ©runbfa^eS. ^Sel^re-
rinnen'', pflegte Ot)erberg gu fagen, ^l^aben oon
Statur größere @efd^idtlic^feit, 9)Föbd^en gu leiten,
gu unterrichten unb — moran bei bem toeiblid^en
@efd^Ied^te mel^r al8 an bem Unterrid^te gelegen
ift — gu er^iel^en, il^nen meiblid^e ©efinnung ein-
guflö^en uno fie an meiblid^e Sitte gu gemöl^nen.
@efabren in moralif d^er ^inftd^t merben me^r ent-
fernt, menn bie ÜJläbd^en abgefonberi burd^ eine
Sebrerin unterridfttet merben. S)ie fo nötljigc Unter-
metjung in meiblid^en ^anbarbeiten fonn nur eine
Sel^rerin ertbeilcn" (ffeflner, ßrgicl^ungSgefd^. III,
3. «ufl., effen 1880, 23). SBä^rcnb in granf-
rrid^ bie meiblid^en Sel^rorben Deririeben mürben
unb Ooerberg bie 3^it l^erannal^en fal^, ba aud^
auf beutfd^em 93oben bie fflöfter aufgel^oben mür-
ben, fammelte er in feiner SRormaljd^uIe fromme
Sungfrauen unb bilbete fie gu Se^rerinnen aus,
bie, mit meltUd^en jfleibem angetl^an, in ber Sßelt
nad^ bem ©eifte 3efu (Sbtifti lebten unb ijd^ gang
ber Srgiel^ung ber meiblid^en Sugenb mibmeten.
So fann Ooerberg als ber Sd^5pfer beS StanbeS
ber meltlid^en Sel^rerinnen begei^net merben. Surd^
feinen Sinflu^ mürbe bie 3o^I ber SOtöbd^enfc^uIen
imSKünfterlanbe nal^egu um bie^ölfteoerme^rt. —
Son 1789—1806 moljnte Döerberg bei ber pr-
ftin 91. 0. ©aHi^in ({. b. %xt,) alS bereu Seelenfü^rer
unb als ßrgieber i^rer beiben ffinber, ben SBinter
über in SOtünfter, mäl^renb bcS SommerS im be-
nad^bartcn Slngelmobbe. 3m SSerfel^r mit ber geift-
reidften gürftin unb il^rem l^od^gebilbeten gfrcunbeS-
freife empfing er mannigfad^e geiftige Anregung.
92od6 immer bielt er aber aud^ bie jäl^rlic^en 92or-
malcurfe ah unb leitete gugleid^ atS SHitglieb ber
SanbeS[d^uIcommiffion baS SoUSfd^uImefen beS
1203
ODerberg.
1204
SDlünfterlanbeS^ mlä)t% 1803 eine preu|if(i^e Ißro-
bins geroorben toax. 3n ber betrübenbett ^eriobe
ber gfrembberrfd^af t voai Oüerberg unermüblid^ für
bie @(^ulen unb bie Seigrer beforgt. ^n ber Sd^ul-
orbnung beS ^od^ftif t8 TOünfter, locld^c om 2. ©cp»
tember 1801 sede vacante t)on bem S)omcQpiteI
erlaff en lourbe unb f elbft Don proteftontif d^en $öba-
Qogen dS eine ber Dorsüglid^fien anerfannt ift,
fotte Oberberg einen l^erDonagenben Sntl^eil.
Qffirjienberg felbft fd^rieb barüber an ben Ihir-
fürften: ,,©ein (DüerbergS) ßifer, feine ginfid^t
feine @d^ul- unb Socolfenntni| ^aben fel^r Diel
beigetragen, Stt). fhirf. Surd^Ioud^t 9lbfid^ten gu
eneid^en." (S)ie}e ©d^ulorbnung ift in ber SSiblio«
tl^ef ber fatl^ol. ^ßäbagogif IV, fjreiburg 1891,
235—262, üoflflänbig abgebrudft; bie »efent«
lid^en 93eftimmungen berfelben finb oud^ bei öeppe,
®efd^. b. beutfd^en 93oIfgfd^uIn)efen§ IH, @ot]^a
1858, 199—202, augsüglid^ mitgct^eilt.)
5Rq(^ bem Xobe ber gürftin (Sottitin eröpete
fid^ ODerberg ein tDeiterer SBirfungSfreiS, inbem
er 5um 9tcgen8 beS bifd^öflid^en @eminar8 emonnt
h)urbe. %13 er biefe n)id)tige @teEe 1809 antrat,
mar er 55 3al^re alt, aber feine l^ol^e ©eftalt mar
bereits gebeugt unb fein ebled ^ntli^ Don fpör-
lid^en, filbenoeigeu paaren umral^mt. Sa bie
Xl^eologen beS @eminar8 bie Sorlefungen an ber
Don t$ürftenberg gegrünbeten UniDerfität l^örten,
fo beftanb bie Hauptaufgabe beS 9tegen8 in ber
Stgiel^ung unb aScetifd^en l^Sorbereitung ber fünf-
tigen ^riefter. DDerberg legte jeben ^benb ben
@eminariften eine 93etrad^tung Dor, bie fic^ auf
il^ren SSeruf unb bie Vorbereitung ju bemfelbcn
bejog. ®a8 3Ranufcript biefer SSctrad^tungen ift
30 Solare nad& DDerbergS Sobe aufgefunben unb
als 7. %i)zxl feiner fämmtlid^cn ©d^riftcn unter
bem Sitel „Sed^S 93üd^er Dom ^rieftcrftanbe"
(ajlünftcr 1858) imSDrud l^erauSgcgeben morben.
3n 116 93etrad^tung§ffi5}en, bie Don ODerberg
felbftänbig entworfen finb unb Don feiner fird^-
lid^en ©eftnnung S^ugnig ablegen, Serben bie
priefterlid^en ^flid^ten unb 3:ugenben ben ©emi-
nariftcn fo einbringlid^ an'8 ^erg gelegt, tt)ie eS
5U iener 3eit toofjii !aum in einer anbem beutfd^en
SäilbungSanftaU für ^riefter ber ^aU war. Sieben
feinen ©efd^öften als 9tegenS mar ODerberg aud^
fortmöbrenbinbcr^oftoration tl^ätig, inbem er pre-
bigte, fatcd)ifirte, SSeid^t borte unb ftranfc befud^te;
aufecrbem fefete er ben 9lormaIcur8 für Seigrer unb
Sel^rcrinnen fort, fungirte als ©^nobalejaminator,
bearbeitete bie ©d^ulangelegcnbcitcn für bie SRe«
gierung unb fül^rte eine auSgebclinte Sorrefponbeng.
(Ir ftanb töglidö um 4V« Ubr auf unb arbeitete
bis in bie 9)ad)t binein. 3m 3. 1816 mürbe er
5um Konfiftorialratb ernannt, fpäter erl^iclt er ben
3:itel Oberconfiftorialratl^ ; feinen ßinflu^ im Eon«
fiftorium (olsEoneferent beS proteftanti[(|enOber«
confiftorialratbeS 92atorp, metd^er ber eigentlid^e
©ecement mar) mod^te er jum Seften ber ftird^e
unb ber ©d^ule geltenb. 92ad^bem er ein ibm an-
gebotenes Sanonicat mit 1 200 Xb^^^^ Sinfommen
abgelel^nt l^atte, mürbe er einige S^it Dor feine«
Xobe ivm Sl^irenbomberm ernannt. Sefonbcie
Sfreube mad^te ibm (9Rai 1825) bie eröffnmi(
beS ©d^uIIebrerfeminarS ju IBüren unter Sintuig
eines ©eiftUcben. 3m ^erbfte 1826 l^ielt er bca
legten 9tormaIcurS. 9la^bem er biefen om 7. Jl>
Dember gefd^Ioffen l^atte, mürbe er emfllid^ hont
unb Derf c^ieb mobiDorbereitet om 9. 9}oDember mit
ben SBorten: ^®ir, o ^err 3efu, perbe icb!'
lieber ODerberg gab ^tarti Don Surftenieig,
als er feinen treuen SRitarbeiter bem Aurfürfla
olS ©Quobale^aminator Dorfd^Iug, boSUrtbeilci:
„ODerberg ift ein febr grünblid^er X^tolo^t; f^fos
in feiner Arbeit pro titulo mensae Frincipii
Seid^nete er fid^ als ©elbftbenfer auS unb enqle
baburd^ meine 9luf merffamfeit Sr ift ein beDec,
gelaffener, mirflid^ pbilofopl^fd^ ftopf, in ba
f 0 nöt^igen äBiffenfd^aften febr befd^Iagen.' (Ünf
0fr. S. Don ©tolberg nennt ODerberg einen Vbim,
beffen ©eftcbt eines rafaelifdgen ^poflelS toer^
märe (3o^. 3anffen, fjfr. S. ®raf au ©tolberg I,
tl^reiburg 1877, 270). ODerberg mar in berS^ot
ein ÜRann Don tiefem ©emütl^e unb ttxmbeltc ii
ber ©egenmart @otteS. ©ein Sagebud^ gibt boiwi
3eugni^, mie ftreng er mit ft^i felbß in'S ®eri4t
ging, unb mie emft er bemül^t mar, fein f)er) Doi
ieber unorbentlid^en Steigung }u reinigen. Cr
fc^reibt u. a. : „Ser Srang, auS Siebe }u bonbdl
bat ftcb Dermebrt mit bem @efü^le, mie tobt, tok
nid^tS aUeS ift ol^ne Siebe. 3d^ merfe, menig^
glaube id^ eS 5U bemerfen, bog fieilige Siebe, Shof
nad^ ©Ott unb «UeS gu ®ott bin^u^ren, t^tigdl
©treben banad^ in bem ^a^t bei mir guninmit
als id^ mein ^erj auszuleeren fud^e. . . 3n tbdtigcr
Siebe ift ©eligleit.'' S)ie apoftolifd^e Siebe, mel^e
in feinem ^erjen glübte, gibt ben ©d^lüf|el )u fei«
nem gejegneten äBirlen. ^uS il^r ging fein ©eelen-
eifer berDor, mit meld^cm er unermüblid^ im Sei^t"
ftuble tbötig mar, }u bem fid^ ©löubige Don not
unb fern binjubröngtcn. @ie trieb ibn an, P4
ber Demad^löffigten Sugenb an^unel^men, um pe
5U guten Sbnften )u erjieben, bejm. burd^ bie um
ibm gebilbeten Sebrer unb Sebrerinnen er^ie^ in
laffen. 6r l^atte eine ibeale ^uffaffung Doa
Sebrerberufe unb mu^te biefe aud^ feinen Sei-
lern beizubringen. ^aS Sel^ramt mar i^ ein
^poftolat, um bie j?inber ^ur Sr!enntni| mb
Siebe 3efu Ebrifti binjufül^ren. „6r fob*', Wreibt
einer feiner ©d^üler, „baS Slmt beS ©eelforgeiC
unb 3ugenblebrerS als baS b^d^fte auf Crben (m;
feine ganze ©eele mar, fo lange er lebte, Don
bicfcm ©ebanfen ergriffen; maS er barüber re»
bete, mar nur ber ^uSguB feines DoUen ^erjenfi
unb mirfte mit unmiberftd^lid^erftraftauf bie6^
mutiger feiner Sn\i'6xn. . . Srfd^ütternb DMr feine
Siebe, menn er baS Serberben fd^ilberte, tDiUnA
ein fd^led^ter ©d^ullebrer anrid^tet, unb ben S^n^
unb bie ©trafen, meldte er auf fein f^aupt lobcL
Sber am löngften unb liebflen Dermeilte ODerieii
bei bem ©egen, meldten ein guter ©d^uHe^
ftiftet, unb bei ber 93elo](|nung, bie i^m ^iec mib
L205
ODerbetg.
1206
enfdtS bofjlr }u Xl^eil mlrb/ Omberg emeAe
old^ 99cgfi{lerung für ben Se^rberuf, ba^ biele
SAngHnge inib Sungfrauen ftd^, nidpt au8 jeit-
t^m Xudfif^ten, fonbem ouS religidfen IBetoeg-
irfinben« biefem Serufe loibtneten, ber bis bo^in
S'ng geod^tet loar. 3n loeiten ftreifen fam ber
Mmfe gum 2)urd^bru(^, beit SlemenS 93rentono,
lin Scre^rer Ooerbergfi, in bie SBorte gefaxt f^aU
,9BUl{i bu fegnen, leV ein ffinb!" 3)ie ®eifi-
i^cn ermol^nte OMberg mit einbringlid^en Sßor«
:m, an berSd^ufoerbefferung fleißig mitjuarbeiten.
.Srneuert", rief er il^nen }u, „euren ßifer für baS
iBo^I ber Sd^en! 3^r »iffet boB bie ^flid^t,
[fir baft SBo^I berfelben in forgen, ungertrennlid^
mit cuitm ^irtenomte t)erbunben ifi unb einen
Dcfcntltc^ X^eil bedfelben ouSmod^t. ^f)x tox^tt,
ba% bie Sd^uIIel^rer unb Sd^ullel^rerinnen eure
Unter^iden jinb, bie eud^ bie SJlü^e, bie Sämmer
eurer {Kerbe }U nieiben, erleid^tem, aber eud^ ber-
felben nic^t ganji überl^eben fdnnen ; ba^ biefe eure
Unter^irten biejenigen qu8 euren Sd^fen fmb,
füx bie ibr am meifien }um Sefien eurer gongen
^eerbe forgen muffet. . . ^Begegnet i^nen überaO
mtt üorgüc^id^er Vd^hmg, um ibnen bei ber ®e-
meinbe uiU> bei ben ffinbem mebr ^d^tung }u ber-
Hoffen. Serl^elfet ibnen )u il^ren Siedeten unb
i^ct fie, menn'9 m5glid^ ift, in ben @tanb ^u
bo| fie, frei bon brüdenben !Rabrung§|orgen^
gan) il^rem Smte n)ibmen fönnen. S)ulbet
Seinen gan) unfül^tgen, nod^ weniger einen röubigen
Sekret- (95orberid^t gur „Unmeifung'' m f.).
S>aiSe(rem gibtCt>erberg bieSRabnung: „®egen
CBxen ^fantünm unb beffen @teQt)ertreter muffet
^ en4 e^bietig, gelel^rig unb in biEigen S)ingen
l^orfam bejeigen. Sogu feib ibr aI8 ^fanfinber
nnb aud^ aI8 Sd^udebrer berbunben" (^nmeifung
9 229). 3n Ot)erberg8 Sd^ulpäbogogif nimmt
bieSrgiel^ung ben erf!en$Io( ein; barum ftellt er
OB bie Sebrer in ftttlicb-religiöfer Sejiebung Diel
bSbere 9[nf orberungen ofö in bibactifd^er feinftd^t.
Sie Sr}iebung ber 3ugenb ift ibm „ein ©efd^öft
iwn ber üu^rften Sßi^tigfeit bei meld^em aucb
Bdnere gfebler oft bie fd^redflid^fien folgen baben".
Cr ttriU eine bormonifd^e (Srjiebung unb t)erlangt,
bol aller Unterrid^t biefem böd^ften 3iele bienftbar
K; berfelbe foU nid^t bIo| ben ffopf aufbeDen,
ibem oudg baS ^er} Derebeln unb ben SSßiUen
inm ®nten l^inlenfen. S)ie ®runbfö|e ber Sr-
jkbnng unb bed Unterrid^t§ nierben t)on Oberberg
in einfad^, über^eugenber SBeife au§ ber @celen-
le(re unb ber Srfabrung entmicfelt. ^n bie Stelle
ber einfeitigen focrotifd^ Unterrid^tSmetbobe fe|t
er bie fotedfietifd^e Sebrort, inbem er in geiftDoHer
mb anregenber Sßeife bie mittl^eilenbe (atroamo-
lifi^) fiebrmeife mit ber fragenben üerbinbet. S^er
IIideTn(bt foH nad^ C)t>erberg Dom IBefonnten sum
Unbefannten, Dom Sinselnen ((Soncreten) 5um tili'
gemeinen (SbStracten) übergeben unb in ber Siegel
nerß bie @a(be befannt mad^en, bann erft ben
Begriff ober bie 2)efinition geben. Ooerberg ift
RH erädrter fjfeinb aUeS med^anif d^ fiemenS unb
Derlangt ba^ aller Unterriddt auftoedCenb unb Iraft«
bilbenb »irf e. S)ie erfte Stelle nimmt bei ibm, nid^t
blo^ in ber Xb^one, fonbem aud^ in ber IßrasiS, ber
SteligionSunterrid^t ein. 3bnt foO töglid^ bie erfte
SormittagSftunbe geh)ibmet merben. „IBei bem
töglid^en Unterrid^t brandet man nur toenig auf
einmal p nel^men. 3Ran fann babei fo}ufagen
tro))fenh)eife bie fiebre in bie @eele ber iKnoer
bringen. SBenn man feiten, 5. 9. einmal in ber
Sßod^e, biefen Unterrid^t ertbeilt, fo mu| IBieleS
auf einmal genommen unb bie fiebre fojufagen
l^ineingegoffen werben. 9hin h)ei| man aber xoo%
ha^ ein gläfd^Iein, meld^ed eine fleine Oeffnung
bat (bem bie @eele ber ffinber megen ibrer nocb
geringen göbigfeit fann Derglid^en merben), f d^mer
burd^ ®ieBen, leidet aber burd^ tröpfeln gefüllt
mirb. . . %nä) ift beim SteligionSunternd^t fein
Ueberbrul }u befürd^ten, toenn ber Sebrer nur be-
obad^tet, nniS Don ben ftttlid^en ßigenfcbaften
unb Don ber guten 9Retbobe gu unterrid^ten ge-
fagt ift." SBie an biefer ©teOe, fo bebient ftd^
Ooerberg burd^meg in feinen Sd^riften einer
einfod^en, populären @prad^e unb benu^t mit
mabrer 9)ieifterfd^aft ®Ieid^niffe unb 93eifpiele,
um feine Seigren ju erflären unb einleud^tenb gu
mad^en.
S)ie l^auptföd^Iid^ften @d^riften OoerbergS ftnb:
1. 9Inmeifung gum gtt)edfmä|igen Sd^ulunterrid^t
für bie Sd^uHebrer im ^od^ftift (fpötere Sluflage:
prftentbum) TOünfier (iuerft3Rünftcr 1793, nod^
bei Sebgeiten DDerbergS in 6. Slufl. erfd^ienen), bie
bebeutenbfte Don ODerbergS @d)riften, n)eld^e bei
fat^olifd^en unb proteftantifd^en @(^ulmönnem
marme Snerfennung fanb. 2. 93i6Ufd^e ®efd^id^te
beS ^Iten unb 9kuen Seftamentd gur 93elebrung
unb Srbauung bef onber§ für Seigrer, größere @d)üler
unb ^au«Dötcr (fünfter 1799, 2 3:ble.), Don ®e-
neralDicar Don Qfürftenberg „angelegentlid^ft em»
pfoblen'' unb fd^on 1880 in 11. ^ufl. erfdi)ienen
(Dgl. b. «rt. ® ef cbid^te, bibli[d)e V, 496). 3. Sbrift-
fat^ol. 9teIigion§banbbud^, um fid^ unb SInbere gu
bclebren (fünfter 1804, 295bc.). ®icfe§C)anbbucb
für 9icIigion§le]^rer bot in S)eutfd^Ianb 8 Sluflogen
erlebt, ift 1824in9Biennad^gebrudftunb mit ben
beiben ffoted^iSmen in'd ^oQönbifd^e übertrogen
morben. 4. ffotedjiSmuS ber d^riftfotbolifcben Se^re
(in imi 9Iu8goben, einer für bie f leinen unb
einer für bie größeren ©d^üler, HKünfter 1804),
in ^unberttoufenben Don (^i^emploren Derbreitet
(Dgl. b. 9Irt. ffotcd^iSmuS VII, 310). ®ie Dor-
genonnten SBSerfe finb (OTünftcr 1861—1868)
unter bem Sitel „©emb- DoerbergS fömmtlicbe
©(briften für ©d^ulen" in 6 SSönben neu aufgelegt
Sorben, nur ber fleine ffatecbiSmuS fcblt barin.
(95gl. [Sleinermann,] 83emb. DDerbcrg in feinem
geben unb SBirfen, ffliünfter 1829 ; «robbe, ßeben
Seml^. DDerbergS, gRünfterl831, 8.9tufI.1864;
ftellner, grjicbungSgefd). in ©fissen unb Silbern
n, 8. «ufl., gffen 1880, 8 ff.; f)iftorifcb-po«t.
«lütter LXXXIII [1879], 561 ff. u. 641 ff.;
^. ^rolb, gronj D. gürftenberg u. Seml^. ODer-
1207
Ot)iebo^ be — Oioen.
Berg in tl^rem getneinfamen SBirfen für bie SoRS«
f (^ulc, gRünfler 1 893.) [ftnc*t.]
^oiebo, be, 92ame tnel^mer f))Qnif(i^en ©e«
leisten, unter benen befonberd imx aI8 Xl^eologen
befannt finb. 1. gron) be Ot)tebo S. J., ein
tiaml^after SWoralift, toor geboren juSKabrib 1602,
trat iung in ben 3e{uitenorben unb leierte erfi
$l(|Uo{op]6ie gu Oropefa unb ^kala, bann Xl^eo-
logie SU fU^abrib, 9)^urcia unb Skala. Sr ftarb
1651. @ein Cnrsus philoBophicus, Lugduni
1640, 2 tom., tturbe fpöter nod^ mel^mtalS auf-
gelegt. S^tx 90ßer!e auS bem ©ebiete ber SJloral-
t^eoIogie(TractatuBtheologici .. .respondentes
1, 2 D. Thomae, Lugd. 1646, unb Tractatus
iheologici ... de fide, spe et caritate, ib. 1651)
h)erben Dorn ^I. SUfonS Don Siguori mit ßl^ren
genannt. (SSgl. Hurter, Nomencl. lit. I, 2. ed.,
Oeniponte 1892, 377.)
2. Ißeter be Ot)iebo 0. Cisi loar $ro»
feffor ber Sl^eologte gu Skala, ging aber fpöter
nad^ Smerifa unb lourbe 1625 Sr^bifc^of Don
San Domingo i^axü). 3m 3. 1629 (ober 1632)
mürbe er auf ben bifd^öflid^en @tu^I Don Duito
unb 1645 als Srsbifd^of no4 Sa ^lata (Q^arcaS)
in $eru trangferirt. Sr ftarb am 18. October
1649. SI3 ^rofeffor l^atte er bie Summa theol.
beS I)(. Xl^omaS tl^eilmeife commentirt. OBgl.
SBemer, Xl^omaS Don Squin in, StegenSburg
1859, 141 ; Hurter L c. 376.) [SReic^mann S. J.]
^toett, 9lo bert, englif(i^er @ociaIift geboren
)u 5Remtomn (5Rort]^maIe8) am 14. 3Kai 1771, mar
Don ^aufe au3 unDermögenb unb menig gebilbet.
Sr mürbe mit 10 3ct^ren fiel^rling in einem ^anb-
lungSl^aufe, mar bann SommiS in Derfd^iebenen
Sefd^äften unb ermarb fid^ burc^ erfolgreid^e 93e-
tl^eiligung an gfabrifuntemel^mungen ein bebeu-
tenbeS SScrmögen. IRad^bcm er 1800 fieiter ber
frül^er feinem Sd^miegerDater S)ale gel^örigen
SBaummoüenfpinnerei 5u 92em fianarf gcmorben
mar, begann er mit pj^ilantl^ropifd^en l^erfud^en
5U materieller unb fittUd^er ^cbung ber Arbeiter.
S)iefe bamald nod^ Derein}elt ftel^cnben 93erfu(i^e
errangen Srfotg unb fanben Sittereffc namentli(i&
Don Seiten beS ^erjogS Don ffent, ber englifc^en
Sriftofratie unb fclbft auSmärtiger 5IRonard^en.
SuS folc^en Erfolgen moUte Omen einen bef onbem
Seruf jur ßrlöfung beS gebrütften Sl^eileS ber
aJlenf c^l^eit in fid^ erfennen unb betl^eiligte fid^ nid^t
nur kbl^aft an ber Sgitation für gobrifgcfetgebung
mie an ben IBemül^ungen }ur @d^affung Don Sr-
beitergenoffenfc^aftcn, fonbcrn trat auc^ feit 1812
als ©(!6riftfteÜer l^erDor jur SSerbreitung feiner
focialpl^ilofopl^ifd^en Sbeen, bie auf ejtremen Kom-
munismus hinausliefen. SBegen beS Don il^m offen
Dertretenen Stl^eiSmuS gerictlj er in Cnglanb in
©treitigfciten unb ficbelte be^megen 1825 naä^
Smerifa über. S3on bem fd^mäbifd^en ©ectenftifter
@. fRapp erftanb er fäuflid^ beffen 5Rieberlafjung
9Rem §armon9 (Snbiana), um jur ©urd^fübrung
feiner communiftifd^en 3been einen möglid^ft er-
f d^öpfenben 93erfu(^ 5u mad^en. ©kid^jeitig mürbe
burd^ feinen Sd^fller Sbral^ Sombe bei SM-
gom ein äl^nlid^er Serfud^ ongefleDt Scibe \ift
fofifpielige S^perimente migglädten. 9ia4 w
bon surüdtgefetirt, betl^eiltgte fid^ Otoen 1827 ob
einem neuen Untemel^en, meines bal^n a^idt^
baS ®elb als Xaufd^mittel burd^ Srbeitftle^
)u erfe^en. SiefeS mie jmei meitere Serfud^ |i
communifiifd^en ®emeinbegrünbungen in 3tW
unb Snglanb fofieten il^n ben größten Xl^eU fencS
Vermögens. 92ad^bem er fid^ in ben legten Scierf-
jiabren bem Spiritismus jugemenbet, ftarb Onm
am 17. StoDember 1858. S3on feinen ©öj^nen, bie
beibe Smerifa angel^brten, l^at ftc^ Stöbert SMe
Omen (gep. 1877) als fpirittftifd^er e^riftfhlki;
S)aDib Sak Omen (gejL 1860) att (^log^ciaa
bebeutenben 92amen gemad^t — Omen ^oB
ebenf 0 erfinbungSreid^er mie untemcl^menber $ti^
antl^rop unb tl^attröf tiger Agitator ^u ®un|ieB to
SrbeiterbeDöUerung mand^eS IBerbienfl unb man*
d^en ßrfolg, miemol^I er l^ierin ni^t Dereinyfi
fielet, fonbem mit Dielen Snberen in einer raUi'
tigen pl^ilantl^ropifd^enSeifteSflrdmungfid^ bcfaik
SJlel^r befannt iß er als eommunifl, aß meUtct
er DoUftünbigen SRiBerf olg l^tte. Sr ge^rte vU/i
blo^ 5U ben Srften, meldte baran gingen, bie co»
muniftifd^en 3been aud^ praftifd^ }u DermirlTi^ai
fonbem mar lange aud^ ber Sinnige, ber eine mif"
f enf d^aftlid^e Segrünbung beS Kommunismus do^
fud^te. IRad^ ibm iß SBiOe unb ^anbete bd
ÜRenfd^en kbiglic^ baS ^robuct ber auf benfeDci
Don ihnbl^eit an mirfenben äußeren Ser^fiÜmle.
SS gilt bemnad^, für {eben ßinselnen Don fcfi^
Sugenb an möglid^fi günftige pl^Qftfd^e, montlif^e,
fociak öugere äSer^öltniffe }u f^iaffen. €ol4e
!inben fid^ nur in communiftifd^ organifirten, loiit^
d^aftlid^ felbftänbigen, lönbtid^en @emeinben m
nid^t über 500—2000 9Ritgliebem, mel^e mit
befd)eibener materieller ßpfiena unb einem niebrii
gen @eifte§kben fid^ begnügen. Sine fold^ @e-
meinbe probucirt ungefähr aOeS, maS fic brauet,
unb nur, maS fte brandet; ber ®emeinberatb. anS
ben ölteren 9Ritgtiebem beftel^enb, ^at bie Seämg;
bie SSeDöUerung ift in ad^t arbeitenbe ftlaffen ge*
tl^eilt, ßr^iebung unb SuSbilbung ber ffinber i|l
gemeinfam, bie dbe ieberjeit einfeitig IdSbar. Ib
Srt Don pofttiDer Sieligion, ©otteSoerel^nmg ober
gotteSbienftli^em @ebraud^e ift auSgef^lolfeiL
S)urd) frieblid^e Sgitation foH man babtn gi*
langen, bag bie gan^e menfd^Iid^ (SefeÜfd^ft ii
fold^e fleine, felbjiönbige ®emeinben fid^ au[l5ft
3n ber jmansigiöbrigen Sgitation für biefe 3ben
fon Omen über 1000 Sieben gebalten unb üici
2000 3^i^noS<t^^^^ gefcbrieben ^aben. €eine
§auptmcr!e fmb : A New View of Society, or
Essays on the Principle of the Fonnation of
the human Character, London 1812, unb na-
mentlid^ The Book of the New Moral Worid,
London 1820. Seine übrigen Sd^riften fmb M^
Seid^net (59 92ummem) bei 3o). ©tambammcr,
93ibliograp]^ie beS @ocialiSmuS unb (£ommuniS>
muS, 3ena 1898, 163 ff. (9)gl. Life of Robert
209
Osforb,
1210
)wen, writien by himself, London 1857;
largant, Robert Owen and his Social Philo-
ophy, London 1860; Booth, B. Owen, the
''oimder of Socialism inEngland, Lond. 1869 ;
^oolaey, Communism and Socialism, their
lufcory and Theory, London 1880 ; @(i^öffle,
(apüalifitnitd uttb @ocialigmuS, Tübingen 1870,
93 ff.) [O. ^fülf S. J.]
^jrfort (Oxinfordia, Ozonia), ^ouptftabt
€r gleid^amiQen ©raffd^oft om 3PS unb S^er«
leE, bie ftd^ l^ier }ur Xl^emfe vereinigen, gelegen,
|t ber ei^ ber ölteften Uniberfitöt ßnglanbd.
Songe 3<it l^t man ben Urfprung ber[elben ouf
«n flrolen ftdnig Vlfreb (871—901) surüdt-
öl^rcn loollen (f o nod^ ^uber« S)ie englif c^en Uni-
«fitötcn, ßQffel 1839-1840, I, 57 ff. H,
»55 ff.). (B fielet aber feft, ba| Osforb }um erften
Role in ber ongeljöddfifd^en S^roni! jum Saläre
^12 ertDö^t loirb unb Spuren einer Sel^rtl^ötig-
eit bafelbft erfi au8 bem Anfang beS 12. ^ol^r-
fiinbertfi nad^gemiefen werben fönnen. Unter ber
Regierung bed AönigS ^einrid^ I. (1 100— 1 135),
loumnt Seauclerc, eines fjfreunbed unb ©önnerS
icr (äelel^rten, ber ftd^ befonberS gern in ber @raf«
4aft unb @tabt O^orb aufl^ielt, ift 8h)if d^en 1117
ii€ 1121 Xl^obaib Stampenftd au3 6aen in ber
Ronnanbie nad^ Osforb gelommen unb l^at 60
nl 100 @4üler, bem 9tnfd^eine nad^ in ben fog.
trien ftünften, unterrid^tet. jhn^ banad^ (1133)
•rfd^^int ein Cnglänber« ber in ^ariS ftubirt l^atte,
» fpötcre Sarbinal 9iobert ^uUe^n (f. b. 9rt.),
iB Setter ber l^iligen Schrift in O^forb, unb
irit bem Saläre 1149 f^ai bort ein lombarbifd^er
Rc4tfigele(|rter, IBacariud, burd) feine SSorlefungen
BdtKiaren Don Sleid^en unb ^rmen angezogen.
tai ber geleierte SKobcrt Don Sridflabe, ber Dom
Salj^re 1141 big 1180 $rior Don @t. ^nbeSmtbe
n C^orb UKir unb Dorl^cr nad^ feinen eigenen
Sorten fi^ „ber Seitung Don Sd^ulen" gemibmet
^e, biefe in D jf orb gctl^on, ift nid^t gang fidler,
ibcr mabrfddeinlid^ (j. Holland, The Origin of
the üniversity of Oxford, in The English
bist. Review VI [1891], 238 ff.). SBenn nun
ixuif ber eine ober anbere biefer (Selel^rten burd^
bot löniglic^en ^of nac^ C^forb gegogen loor-
ben unb an bemjelben gelet)rt l^aben mag, fo
Dcrbonft bod^ bie UniDerfität i^ren Ursprung
Mff Sflem ben @d^ulen ber Osforber j^löfter^
6L SribeSmibe, OSneQ (gegrünbet im 3. 1129)
ILO. SUmöIig fmb immer me^r Stubenten, h)eld)e
vifi in ben Crben§]^äujern, fonbem in ber @tabt
feo^nten, l^ingefommen, unb enblid^ ift burd^ bie
Imabme ber meiften IBeftimmungen ber UniDer-
fität $ariS ber Uebergang p einem „@eneral'
thMum", mie man im Ö}2ittelalter eine UniDerfitöt
Mimte (Dgl. S^enifle, S)ie UniDerfitöten beS Ü^ittel-
lUrrfi bis 1400, 93erlin 1885, I, 11. 23), be-
wirft »orben (Dgl. Anstey [f. u.] p. XLI V ; ®e«
i^e I, 752). 6in foId^eS beftanb menigftenS fd^on
k 3. 1187. S)enn in bie(em Sa^re lad ®iral-
11 von Sombrien (f. b. ^rt.) nad^ feiner eigenen
Sr}d]^Iung (De rebus a se gestis 1. 2, c. 16)
fein fürs Dorl^ DoUenbeteS SEßerf, bie 2:opograpl^ie
Don 2hrlanb, in Osf orb an brei Zagen öffentlid^
Dor unb bemirtl^te bei biefer ©elegen^eit am erften
Sage bie Srmen, am gmeiten ^aUe Se^rer ber Der»
fd^iebenen t^acultöten unb bie l^erDorragenberen
Sd^üler", am britten bie übrigen Sd^olaren nebß
ben @oIbaten unb SSürgem ber @tabt. @d^on
im Slnfang beS 13. Stal^rbunbertS befoug bie SdfjH
ber UniDerfttätSmitglieber über 3000 (f. Boger
de Wendower, Floresbist. ad a. 1209, Dgl. mit
Anstey I, 3). 3m 3. 1264 foOen nad^ bem
iSerid^te eined 3eitgeno{fen in O^forb 15 000 im-
matricuIirteStubentenunb juStnfangbed 14. Sal^r-
l^unbertS gar 30000 gemefen f ein. S)iefe Angaben
iinb, felbft totm mir (mit ^uber 1, 225 ; n, 250)
bie Wiener, @d^reiber, 93u^binber unb atte, meld^
mit ber Unioerfitöt in SSerbinbung ftanben, mit«
red^nen, fd^on megen ber befannten ©renken ber
bamaligen @tabt fajl unmöglid^ unb iebenfaHd
l^öd^ft unglaublid^ (ogl. Anstey I, p. XLVIU ;
S)enifle I, 248 f.). @ie legen aber immerl^in ein
3eugni| für bie l^ol^e SSIüte ber UniDerfitöt in
ber bamaligen 3cit ah. Su biefer IBIüte baben nid^t
menig bie iBettelorben beigetragen. 3m 3. 1221
grünbeten bie S)ominicaner, im 3. 1224 bie gfran«
ciScaner )u O^forb eine 9iieberlaf{ung unb übten
burd^ @bnmt, roit ben berühmten Stöbert ©roffe-
tefte, unb OrbenSmitglieber unb Se^rer, wie 3lbam
Don 9)2arf]^ unb Stoger ISacon, an ber UniDer-
fitöt einen großen 6inf[u^ au8. ®ie Unrul^en,
meldte in ber gmeiten ^ölfte beS 14. ^al^r^unbertS
bie Stridoren SBicIifS, ber eine 3«itlang Seigrer
an ber UniDerptöt mar, ju Djforb enegten (f.
Jos. Stevenson, The truth about John Wy-
clif, London 1885, 83 ff.), fattcn ber 3eit nad^
mit ber Slbnol^me ber Qfrequenj unb bem Dlieber»
gange ber ©tubicn bafelbft jufammen. — §in-
fid()tlid& ber SSerfafJung ber UniDerfitöt ift ju be»
merfen, bag bereits im 3. 1201 urfunbli(| Don
il^rem ffanjier unb bem coetus ober ber Sor*
poration ifjrer SKagifter bie SRebe iji (j. Wood
[j. u.] II, 388 ; ©cnifle I, 244). ßrfterer mar
baS ^aupt ber UniDerfitöt, mie in $arig ber Stec-
tor. 6r mürbe ^nfangd Don bem 93ifd^of Don
Sincoln, in beffen ©iöcefe Dsforb kg, ernannt,
feit ber stoeiten ^ölfte beS 13. Sab^^^unbertS aber
Don ben Snogiftem gemö^It unb bann Dom 93ifc^of
beftötigt. 5lflein bei ber gntfemung beS lejtem
Don Osforb mar e8 natürlid^, ba^ ber ffanjier
immer mebr aI3 baS eigentli(^e ^aupt ber Uni«
Derfitöt angefeben mürbe unb alS fold^ed auftrat.
3m 3. 1368 erfannte eine pöpftlid^e »uUe auS-
brücflid^ an, ba^ ber in Dfforb red^tmö^ig ge-
möblte ff anjler feinerlei Scftötigung mcbr bebürfe
(Wood 1, 183; ^uberU, 254; ©cnipe 724 f.).
Dieben bem ffan^ler treten fc^on frü^ bie Vertreter
ber afabemijd^en Diationcn, bie ^rocuratoren, b^»
Dor. SBie in ^arid bie bortbin au6 gan) dnxopa
^ufammengeftrömten ©tubirenben in Dier 9Jationen
getbeilt maren, fo t^eiUe man fte in bem Diel me«
1211
Osfotb.
1212
tiiger fo8mopoIitif(i^en O^orb in imi, bie nörb-
ti^e unb bie fübUd^e. SrfteTe (Boreales, Norther-
men) recrutirte ftd^ au8 bem 92otben t)on Sng-
lanb unb Sd^ottlonb, leitete (Anstrales, Souther-
men) ouS bem @üben t)on Snglanb, fotoie au8
ben ärlönbem unb SSälfd^en. 3)te }U)ei bon
biefen 9iotionen gemöl^Iten SSettretei xoaxtn oud^
bei ber ^anbl^abung bet ^olisei unb bet fieitung
ber afobemifd^en Sngelegenl^eiten unb IBerot^ungen
betl^eiligt (f. feuber I, 143 f. II, 199. 267 ff.
308 ff. 821 tf.). 3tt ber älteflen 3eit »ar für
bie afobentifd^en Angelegenheiten, nomentlid^ für
bie Srtl^eilung ber @rabe, bie oongregatio ma-
gistrorum maggebenb. 3m Saufe ber 3^U f4|ieb
fie fid^ in magistri regentes, b. ^. fieiter einer
„©d^ule" ober »irflidfte Seigrer, unb magiötri
non regentes. ßrftere bel^ielten bie Srtl^eilung
ber ®robe, möl^renb sur Sntfd^eibung ber meiften
fonftigen ofobemifd^en Stngelegenl^eiten Qud^ bie
magistri non regentes aI8 glei^mö^ig ftimm-
bered^tigt sugejogen mürben. S)ement{pred^enb
unterfd^ieb man ^mifd^en ber congregatio magi-
strorum regentium unb ber congregatio magna
ober convocatio (^uber U, 201 ff.). ®ie gfa*
cultöten l^aben in Oiforb eine eigentlid^e, fe(b*
ftönbig gefonberte, corporatioe Stiften), tt)ie in
$Qri3 unb ^eut}utage 5. 93. auf ben beutfd^en Uni-
oerfttöten, nie gehabt unb traten nur in ben rein
fd^oIaftif(^en 93e5ie]^ungen aI8 befonbered SIement
letoor. S)ie Unioerfitöt M fold^e voax fletS in
artibus fondata, b. 1^. bie Artiften bilbeten nid^t
etwa Mofe einen 3:^eil ber Unioerfität, entfpred^enb
unferer p^üofop^ifdien Sfocultät, fonbcm fie waren
unb finb bie Uniöcrfität felbft. ©elbft bie (Srabe
in ber %^to\oQk, 3urifiprubenj unb ÜJiebicin »ur«
ben nur oon ber Unioerfitöt al§ foId)er ert^eilt.
S8 l^öngt biefe eigentpmlid^e Xl^atfad^e tl^eilS mit
ber ^ebeutung ber ^Rationen gufammen, bie eben
tt)efentlid() in ben 9lrti[ten rcpräjentirt toaren, tl^eilS
mit ber immer fteigenben 93ebeutung ber Colleges,
beren S3orftel^er im corporatiüen fieben ber Uni«
oerfttöt allmölig ben $la^ ber S)ecane unb $ro«
fefjoren einnal^men. S)ie SottegeS fmb feit bem
(5nbe beS 13. 3al^r]^unbcrt§ entftnnben. Sie toaren
urfprünglid^ feine ISel^ronftalten, f onbem neben ben
alten, nid^t funbirten hospitia scholarium ober
halls funbirte (Sonoicte ^ur Aufnal^me armer @tU"
beuten. S)ie älteften SoÜegeS fmb SRerton Col-
lege, h)el(^e§ im 3. 1264 gu SRalbon gegrünbet
unb im 3. 1274 nad& Dxforb oericgt mürbe, unb
Uniöetfit^ Kollege, aI8 beffen ©rünber ber im
3. 1249 oerftorbene Sßill^elm oon S)ur^am gelten
mu^, injofem al§ man auS beffen iBermö^tni|
im 3. 1258, 1255 unb 1262 ^äufer (haUs)
faufte, für meldje im 3- 1280 Statuten gegeben
tourben. ®ie S^W wnb bie materieflen Hilfs-
mittel bcrortiger ßolIegeS oergröfe^rten fid^ immer
mcl^r, mäl^renb bie alten ^afls entmeber eingingen
ober 6igentl)um unb S^cil ber 6olIegc8 mürben.
3m 3. 1421 befolgt ßönig ^mxiä) V., ba^ oHe
Stubenten gemeinfame ffiofnung in Verbergen
nel^men müßten, meldte unter einem t»m ber Kaii
berfttöt a))))robirten Sorftel^er ftänben. V^
@efe^ mürbe bann feitend bec UnioerfttSt im 9.
1482 bal^in interpretirt, ba^ alle in einer ^
ober einem SoUege mo^nen mußten (f. Aiurtij
I, 279. 820 unb p. LXV). 2)ie Sorf^
biefer Slnftalten mußten einen afabemifd^ Snb
l^aben (1. c. 307). Somit nmrbe nun bie SM«
aplin ber Unioer^töt burd^ bie ber SoDegefi bei
timmt. 3tt benfelben mürbe nnterf(^iebeii fi^
d^en 9)iitgliebem, bie an ben befonberen SB#
f)aim ber Stiftungen £1^ l^otten (memben
on the foundation), unb fold^^ bei bcna
bie^ nid^t ber fJfaQ mar (members not on tb
foundation). 3^ erfteren gel(|örten bie 9ap
ftel^er, bann bie SeDomS (®enoffen), meld^ ttcn
aud^ nid^t notl^menbig, fo bod^ ber Siegel i^
einen afabemifd^en @rab befa^ unb an fes
Unioerfitöt oerblieben^ enblid^i bie fbtbentif^a
@ti))enbiaten (scholars, exhibitionerB, sixan,
meldte früher bei Xifc^ aufmarten mußten k).
Sediere bilbeten bie ÜRaffe ber eigenüid^en SttlfiF
ganger. Stad^bem im 14. unb 15. 3o(ti^-
bert bie afabemifd^en Stubien auf eine mutige
Stufe gefunlen maren, jeiddneten fid^ bie SoOcgri
am Snbe beS 15. Sal^rl^unbertö burd^ befonboi
Sifer in ber Pflege ber l^umanifUfd^en Stvbiai
unter Seitimg ber gfellomS aufi unb mürben m
aud^ mel^r unb me^r bie Zröger ber afabemif((ci
Sel^rt^öagfeit (^uber 1, 403 ff. n, 278 ff.). aRn
fonnte nad^ merjöl^ngem ortiftifd^ Stnbin
baS SSaccalaureat ermerben^ lu beffen Srlongni
man beterminiren, b. 1^. möbrenb ber Sfaftenjöt
in gemiffen S)i§putationdübungen feine logif^s
©emanbtl^eit befunben mu^te. Srft nod^ meüeroi
breiiöl^rigen Stubium mürbe man Stagifier bet
freien fünfte unb l^atte al§ f old^er bad ätcd^t, fdtp
ißorlefungen ju l^alten. Sine^^itlong iß ber na*
gister artium oerpflid^tet gemefen, über einSot^
lang eine eigene Se^rtl^ötigfeit )u entfalten, iof
mer aber lonnte man erft nac^ ber Promotion
5um magister artium }u ben l^öl^eren Stubin
ber S^eologie, ber Sted^tSmiffenfd^aft unb ber9le>
bicin überge^ien, um enblid^ oud^ in einer bicjff
aßifjenfd()aften ben ÜJiagifter« ober Soctorgnib
)u erl^alten (ogl. ^uber U, 387 ff.; Ansteyl,
p. LXI ff.), afübemifd^e Scl&rfHil&le finb in Op
forb erft feit bem 15. 3a^rbunbert, befonbol
unter §einrid^ VIIL, gegrünbet morben, obne
aber irgenb einen bebeutenben Sinflu| ^u erlangn.
68 fei nod^ bemerft, ba| bie alten magistri r»*
gentes fein fefteS @ebalt begogen, fonbem oaf
ben Srtrag il^rer eigentlid^en Se^rtl^ötigfeit aBge>
miefen maren.
Siner ber groj^ten ®5nner unb SBol^ttb^terO^^
forbS mar Sarbinal Stomas SBolfe^, meld^ ber
UnioerptQt im 3. 1523 eine93eftätigungi^rerSPriF
öilegien feitenS be§ ff önigS feeinridd VIIL enoitfle
unb ber eigcntlid^e ©rünber oeö großartigen S^9
Sl^urd^ @oQege mürbe. 2)urd^ bie SReformatum
murbeOjiforb unter ^einri^Yin. unb Sbuarb VL
1218
Dsfotb.
1214
\omlffi in tiriffenfd^ftrtd^ toit in tnaterieSer ^in-
fi4t .fe^r loefentlic^ benod^tJ^eiligt unb geftört''
(^nber II, 21). 3n ben neuen Statuten oom
3^^ 1549 für Osforb unb Sombtibge xoann
aber einige Senberungen ber 6tubienorbnung,
befonberS )u ®unf!en ber ÜRatl^ematif unb ber
gei^if ^en unb l^bröif d^en &pxad)i, Dorgef einrieben.
I Slifabet^ bie Sblcgung bed @u))reniotSeibeS
um allen SDlitgtiebem ofobemifd^er Sorporotionen
Mrlongte, tmirben nid^t weniger ate 14 IBorftel^er
Mm CoOeged unb 90 gellomS, bie fid^ loeigerten,
ben 6ib }u leiften, auSgeftogen, unb fo morb
Me Uninerfitöt bie im (Segenfo^ ^u Sambribge
efaie anttreformotorifd^e Haltung eingenommen,
eine bIo|e SnfloU ber angliconifd^en jhrc^e. S)er
Cölibot nmrbe aber ofö Sebingung ber Sufnal^me
in ein CoOeg aud^ meiter geforbert. Sie t$requen}
ber Unitoerfitöt, meldte gegen baS Snbe bed 15.
uib bie SRitte bed 16. äal^rl^unbertd auf etnia
1200 b^ninlergegangen nnir, betrug om (Snbe be§
16. Sa^r^nbertS etma 2500 ; bad n)i{|enjd^aft'
lid^, religiöie unb fittlid^e Seben ftanb ober auf
einer fe|^r niebem Stufe (^uber n, 47 ff.).
91a4bem fdfton feit ber ÜRitte beS 15. Sal^r-
^bertft bie Sitte fid^ eingebürgert l^atte, einen
ni^i in Osforb refibirenben h)eltlid^en (großen
|nm ftanjler jn noblen, an beffen Stelle ein äSice»
fBRjIer bie ®ef d^f te f ül^rte, beüeibete bie ffan^Ier-
ofirbe unter ffarl I. beffen mäd^tiger 9Rinifter
SBUIiom Saub, ber feit 1633 anglicanifd^er Srj-
bifd^of Don SonterburQ xoqx. Son biefem großen
Odnnex ber Unit)erfitöt unb ^uptDertreter ber
C|rifco))aIt)erfaffung unb beS IRitualiSmuS in ber
onglicanif^en ffird^ rül^ren bie bis in bie neuefte
3eü nenigftenfi formen gültigen UniberfttötS-
^tuten t>om Saläre 1636 l^er, bie übrigen^ eine
mefentlid^e Senberung beS ^Utl^ergebrad^ten meber
bejmecften nodg bemirften. 3n einem nac^tröglid^en
Statut bom Sobte 1688 mürbe bo8 für Ösforb
nene ^rincip auSgefprod^, bag ber afabemifd^e
Srab Don einer Prüfung abl^angen foEe; bt§ ba*
Ifin IfMt bie Srt^eilung ber @rabe bon ber Stim>
nenmebr^eit ber 9Ragifter unb nur fd[)einbar oon
bot altl^ergebrad^ten fc^olaftifcben Uebungen ai»
g^^gen. S8 be^og fu^ biefe 9kuerung aber nur
onf bie artiftifc^ i^acultät« bie nun erft xtä^t bie
übrigen goit} in ben Schatten bröngte. 3)ie juri-
f^lfyn unb mebidnifd^en Stubien ftnb inO^forb
lie reibt gebieben. ^S erflört ftc^ bie^ au3 ben
nglifc^en 3ufiänben überbauet 3n ßnglanb l^at
bot römifd^ Cioilred^t nie bie IBebeutung nne an»
bmDörtS erringen fönnen, neil bie ganje 9{ed)t§-
aithridtlung borberrfd^enb national voax. S)a-
hmrdb i^ aber baS Ked^tSftubium oon jober mel^r
^ftifd^ Srt gemcfen unb mürbe beBb^Ib Dor«
tiglidb ont $Io(e ber b^^f^^n ©erid^tsbofe 5U
mbon in ben bort entflanbenen Inns of Court
ß^tqlt (f. Ipnber I, 830). S)a6 aber audf) bie
d)icin ibrtn ^auptfi^ nid^t an ben englifcben
lliiiDerfitöten, fonbem in Sonbon auffdilug^ er-
fibt fi4 fd^on borouS, ba| bort bie großen ^o*
fpitöler maren. ültan l^ötte aber menigfienS er-
marten foEen, bog im 17. ^al^rl^unbert etmaS iwc
|)ebung ber tl^eologifd^en Stubien an ber Uniber-
fttät , menn aud^ natürlid^ im Seifte unb Sinne
ber l^errfd^enben anglicanifc^en JKrd^e, gefdgeben
merbe. S)a8 mar iebodf) nid^t ber gfall. SieUeii^t
fürd^tete man, fonft erft red^t tl^eologifd^e Sontro-
berfen, bie man burd^auS bermeiben mohte, inner«
l^alb iener jhrd^e )u befdrbem (f. ^uber n, 164 f.).
S)ie größten SSerönberungen l^aben fid^ in Osforb
im 19. Sal^rl^unbert boE}ogen. Siefeiben mürben
bor^üglid^ burcb brei @ränbe bemirtt : burd^ bie
fogen. Csforber IBemegung, burd^ bie Sinfül^rung
eines neuen ^rüfungSf^ftemS unb burd^ bie ^Se«
ftimmungen eines ^arlamentSbef d^Iuff eS bom Saläre
1854 unb einer (Eommifpon üom Sabre 1877.
S)ie ^Dsf orber ©emegung" (bgl. b. Slrt. Sracta-
rianiSmuS) fing im 3a|re 1883 mit ber Uniber-
fttötsprebigt ffeble'S über nationale Vpoftafte an
unb fe^te fid^ gunöd^ft in ber SSeröffentlid^ung bon
90 einanber f olgenben Tracts for the Times fort.
Sie beftanb in ber 93etonung beS fat^olifc^en Sie*
menteS ber anglicanifd^en £ttrd^e unb führte einer«
feitS )ur Belebung beS Staubend unb bed reli«
giöfen SiferS in berfelben, anbererfeitS )ur Son-
berfion bieler bebeutenben ÜRitglieber, ). 93. ber
fpöteren Sarbinöle 92emman unb ÜRanning. S)ie
golgen biefer IBemegung, meldte im fogen. SRi«
tualiSmug nod^ immer im glnß \% laffen fid^ gur
3eit nod^ nid^t überfeinen.
S)aS ^rüfungSfQftem ift feit bem Sa^re 1850
mobificirt unb bie Anforderungen beSfelben ftnb
etmaS gefteigert morben ; fte ftnb aber nod^ immer
niebriger als g. 93. bie ber im 3. 1836 gegrünbeten
Sonboner Unioerfttät, einer S^aminationSbebörbe,
meldte eingefc^t mürbe, um afabemifd^e ®rabe ol^ne
iHüdfid^t auf baS ©laubenSbefenntni^ gu berleil^en.
Um ben @rab eines B. A., b. f), eines Bachelor of
Arts , erlangen gu tonnen, mit meld^em bie mei-
ften Osf orber Stubenten ibre afabemifd^en Stubien
beenben, muß man brei Prüfungen beftanben f^a*
ben, bie lei^ter ober fcbmerer fmb, icnad)bem
man b(og bie jebeSmalige Pass- ober bie Honour-
^rüfung ablegen, b.^.blofe „bcfteben'' ober „ebren-
boU beftcben" miE. 3m Allgemeinen mirb fomol^l
für bie etfte Prüfung (Responsions) mie für bie
gmeite (erfte öffentliche Prüfung ober Moderations
genannt) eine fienntni| ber claffifd^en Sprad^en
oerlangt. SDaS ift ftetS bann ber t$faE, menn ber
Eonbibat in ber Scblu^rüfung blofe ^befteben"
mill. Siefe Pass-Scblu^prüfung felbft erftred t fid^
je nac^ SSSunfcb beS Sanbibaten auf claffüd^e ober
neuere Sprachen, ober SRatl^emati! ober Sfjeologie
mit je einigen Stebenfäd^em. Sei ber Honour-
Sd^lugprüfung lönnen nid^t mcniger als fieben
berfd^iebene t^äc^er in 93etrad^t fommen, ba man
ficb für literae humaniores ober 9}^atbematif
ober9iaturmiffenfcbaft oberSRec^tSmiffeufd^aft ober
neuere ®ej(bid)te ober 2:beo(ogie ober orientalifd^e
Sprad^en melben lann. SS fei noc^ bcmerft, baß
man gur Sriangung beS ®rabeS eincS B. A.
1215
Ocforb.
1216
12 terms, b. 1^. 8 Saläre, in Osforb augebrad^t
l&abcn tnu^. S)ie SBilbung bercr, bic blo^ „Be-
Pd^en" — basu gcl^ört aber An SSiertel ber 600 ©tu-
bentcn, bie jäl^rlicl^ in Dgforb grobuircn — , ifl
me^r bie einer l^öl^em Bä)nU als einer Uniberfitöt.
S)ie Honour-^rüfung itixotdl nid^t etma eine
Anleitung }um felbftönbigen Slrbeiten, fonbem
rM bie Sanbibaten mit bem SSeften. mag über bie
bon i^nen flubirten ©egenftänbe ejiftirt, befannt
ntad^en. S)ie ^ölfte aller Sanbiboten berfelben
toäfjilt bie Prüfung in ben literae humaniores,
b. 1^. in ben alten (Bpraä^m, ber gried^ifc^en unb
römifc^en ©efc^id^te unb ^l^ilofopl^ie. 2)en Pass-
unb Honour-^rüfungen entfpred^en bie Fass-
unb Honour-Sorlefungen in ben SoUeged. Srftere
»erben getpöl^nlidf) bIo| für bie ÜRitglieber eined
befUmmten SoUege gel^alten, möl^renb Ie|tere faft
aQe gemä^ einer in ben legten ^toti Sal^i^el^nten
getroffenen SSereinbarung bon fömmtUd^en @tu»
benten ber Uniberfitöt befud^t merben lönnen. Sie
IBorlefungen ftnb getoöl^nlid^ unentgeltUd^. S)a bie
meiften ber tjföd^er, toeld^e bie @tubenten gu lernen
toünfd^en, in ben SoHegeS gelej^rt merben, ift ber
Sinflug ber eigentlid^en UniberfitötSprofefforen
nod^ immer ))raf tifd^ ein fel^r geringer (bgl. Wells,
Oxford and Oxford Life, Lond. 1892, 68 f.).
€3 fann feiner ein magister artium merben, nod^
ba§ 93accalareat ober S)octorat in ber S^eologie
(B. D. be^äglid) D. D. = Bachelor ober Doctor
of Divinity), bem 6ibilred)t (B. 0. L. bepglid^
D. 0. L. =:: Bachelor ober Doctor of Civil Law)
unb ber SRebicin unb Sl^irurgie (B. M. unb B. Ch.
besiiglid^ M. Ch. unb D. M.) erwerben — bon
ben ®raben in ber 2Kufif, für bie befonbere 93c-
fHmmungen gelten, feigen tt)ir ^ier ab —, ber nid^t
ben erften artiftifdften ®rab erlongt ^at. 5lu|cr«
bem wirb ))raftifd^ für bie meiften biefer ®rabe
nur ber(angt, ba^ ber Sanbibat eine beftimmte
SRei^e bon Salären (j. 95. für ben M. A. 6 V« 3a^re)
gegen Sntrid^tung jöl^rlid^er ©ebü^ren feinen 92a-
men in ber SJlatrifel feineg SoIIege l^at meiter-
fül^ren laffen, alfo nomineE bie ^flic^t erfüllt l^at,
9tefibeng m üben unb SRitglieb eines (SoOege
5U fein. Sine h)eitere Prüfung befielt blo^ für
ben @rab beS B. C. L., be§ B. M. Q>a§i SSacca-
lareat in ber Sl^irurgie loirb burc^ baS ber 3Jlt»
bicin mitermorben) unb beS M. Ch. (9J}agifter ber
Sl^irurgie), fomit ift e§ am flöglid^iftcn um bie
X|eoIogie befteUt. ^Eerbingg mu| man, um B. D.
5U merben, imi englifd^ gef^riebene Si^ertationen
über t^eologifd^e ©egenftönbe bor bem Professor
regius ber S^eologie lefen, unb um ben ®rab
eined SoctorS ber Xl^eologie ^u erlangen, an brei
Zagen berfd^iebene Sl^eile ber l^eiligen Schrift
englif d^ erflören. 9ud^ bie Sanbibaten ber S)octor-
grabe beS Sibilrec^tS unb ber ÜRebicin muffen
eine Siffertation berfaffen. Sa aber bie 93or-
lefung ber ^bl^anblungen nid^t über eine @tunbe
bauem barf (f. ßuber II, 510 9lnm.), ift natflr-
lid^ bon einer befonbem miffenfc^aftlid^en Seiftung
feine Siebe. 2)er Osforber @rab eined 99acca-
lareuS ber 9Rebicin bered^tigt feit bem 9^
1886 }ur Ausübung ber $rasi8 (ogL The Ste-
dent's Handbook to the University and Ool-
leges of Oxford, Oxford 1892, 212). $k
juriftifd^en Prüfungen ^ur (Erlangung b^ StettM,
$raj;i8 ausüben }u lömten^ finb bon ber Unta^
fit&t gan) unab^öngig. SBer aber an i^ hol
99accalareat beS SiDilred^tS erlangt 1^ ttrhb W
ienen Prüfungen in einigen ®egenftfinbai iti(tt
geprüft. S)aS ijl «Ued (bgl. ib. 200). (Ü gitt
aber nod^ beftimmte 93ergünftigungen für Iric*
jenigen O|:forber @tubenten« meld^ in ben inbi-
fd^en Sibilbienft ober bie Srmee eintreten vnM
(ügl ib. 244. 249 ff.).
^bgefel^en bon ben Ißrüfungen für bieStipenbin
unb greife, an meld^ Osforo fel^r retd^ift/ ^fi4
in ben leken Salirgel^nten ein gro^(nrtigeS6#eni
bon Prüfungen fold^er entmidtelt, meldte gor ni^t
Sur Uniberrttöt gel^ören. @eit bem So^re 1857
beftel^en bie O^orber LocalexaminationB, b. ^
Prüfungen t)on $erfonen beiberlei Sefd^e^tfS
in aÜerl^anb t$äd^em, felbft ben Slementarföd^
SBeiterl^in mürbe im 3. 1873 „hcß Osforbei mb
Sambribger Sd^uIprüfungScomitd" eingerid^
meld^eS fomol^I auf 9Bunfd^ ]^%re Sd^ulen g^q
ober tl^eilmeife prüft als aud^ be^ufS Srt^eäng
bon 3(ugniffen für bie ©d^üler ^bktnt iäft»
anftalten iä^rlid^e Prüfungen abl^It. 9lod^ toeitec
ging Osforb im 3. 1879 — Sambribge mar in
3. 1873 borauSgegangen — burd^ bie Sinfü^imi
bon 93orlefungen unb Unterricht an^er^lb ber
Uniüerfitöt (University extension teacfaing).
3m 3. 1891/92 fmb 392 berartige Sel^rcurfeii
großen unb fleinen Orten abgel^alten unb inm
27 000 $erfonen, unter benen 800O9lrbeitertDorrB,
befuc^t morben. Sin fold^er SurfuS umfa^ näji
6 ober 10—12, bismeilen aber 24 93orIefun9eB,
\t eine aUe SBod^en ober alle 14 Sage; fie wtc^
ben üon ® rabuirten ber Uniberfttöt abgel^alten. Sie
Sul^örer erl^nlten borl^er eine gebrudte Udeifu|t
über ben 3nl^alt ber 93orIefungen unb bie hifbi
auf ben ®egenftanb berfelben begüglid^en Sü(^.
%n jiebe 93orIefung fd^Uegt ftd^ eine l^Ibftimbige
„Sd^ule'' unb je nac^bem eine 99efpred^ng hit
titoa eingercid^ten arbeiten. 9(m @d^(u| beSgatqoi
(SurfuS mirb bon einem ebenfalls bon O^orb ge»
fanbten $rüfungScommiffar eine Prüfung abge-
halten unb merben aud^ greife bertl^eilt. 6ett
bem 3a^re 1888 finbet im ^ugufl in Oiforb fir
@trebfamere ein i^riencurfuS fiott, ber dlifi^
t)on etma 1 000 $erf onen befud^t mirb (bgl. HanAi
260 ff.; Wells 164 ff.). 93ei aU biefem (anbcft
eS fid^ um freimillige 93emä]^ngen ber Unibetfitfl
il^re geiftigen ®üter aud^ ber großen SRafie bei
93oI!eS gufommen gu laffen unb niebere mie (5^
@d)ulen }u lieben. Slud^ fann nid^t Derfannt tDCf
ben, bog baS Softem jmar an ®rünblid(|(eit nsb
aUumfa^enber 93o(Iftönbigfeit bem beutfd^ na^
fielet, aber bod^ l^o^er Sntmidtlung fd^ig tfL
Sie 93erfaffung ber Uniberfttöt ifl in benU^la
3a]^rge]^nten burd^ bie oben ermäl^nten 9e|ii»
1217
Dsforb.
1218
muigm tDcfentlU^ k)erfiiibert Sorben. Sl^eoretifd^
ai bic Xegierung ber Untocrfttöt in ben ^änben
enigm, uidd^ ben l^dd^ften @rab in einer t$a-
cnltflt cdangt l^ben, befonberd ber SJlagifter ber
firitn i^unftc, ba iebe neue Snorbnung an beren
SujUtnmung gefnfipft ifl. @ie fmb in itoti ff örper-
f^often gct^t neld^e dS Gongregation unb
Convocation unterf d^ieben merben. 3ur erften ge«
^rcn bieicnigen (Srobuirten genannter 9rt, meldte
18 Csf orb renbiren ; ^ gleiten alle, meldte über-
(oupt i^ren iRamen m ber SRatrifel weiterführen
laffen. Sic SnitiatiDe }u neuen Seftimmungen
flei^t aber aDein einer britten fförperfc^aft ^u,
bie Hebdomadal Council l^ei^t. 2)iefe8 befielt
auft 3 ^borenen unb 18 getoäl^Iten ÜRitgliebem.
Crflere ftnb ber Sicefanjier unb bie beiben $ro-
ainüoren ober $roctord, oon melden jener burd^
ben ftongler — gegenmörtig ben ÜRarquiS oon
€alifibur9 — onS ben Sorftel^em bed SoEege er-
nannt unrb unb 4 äal^re im Slmte titibt, bief e jöl^r-
Ii4 na4 einem beftimmten SumuS gettäl^It »erben.
2He anbeten SRitglieber tt)erben oon ber Gongre-
gation auf 6 ^af)tt gemöI)U, unb jtoor fo, ba| 6
anfi ben Sorfiel^em ber SoUeged unb ber ^aEd (bie
fnxl^et aDe gum Hebdomadal Council gel^örten
(ogL ^uber n, 286 ff. 817 ff.). 6 au8 ben $ro-
fenoren unb 6 au8 ben bereits 5 Solare ber Con-
▼oeation angel^örigen ® rabuirten entnommen mer-
ben. S)ic größte ©emalt I)aben ber Sicefansler,
ber u. 9. <mS^ ex officio 3frieben8rid(|ter unb
9tagiftrotfiperion ber @tabt ifl, ol^ine beffen 3u«
fKmmung ). 9. feine öffentlid^en Suftbarfeiten in
Csforb abge^Iten merben fönnen, unb bie beiben
$roctoTS. — ®ie frül^er befiel^enbe SSerpfHd^tung
geifUid^er SBei^n für bie Sorftel^er ber SoEegeS
unb bic SfeDomS (ogL }ur ©efd^id^te berfelben
&ubcr I, 363 ff. 395 f. 403 f. ; H, 441) ift auf-
Deboben, ebenfo bie $flid^t beS (SöUbatS ber
$eflott)S unb Xutord (f. u.) ber SoÜegeg. 93e«
jonberd bie le^te Sommiffton oom Saläre 1877 ^at
derfnd^t, bun^ ®rünbung neuer ^rofefjuren unb
BcctotenfleQen (readerships) au8 ben t^onbS ber
EoEtged ben Unterrid^t ber Unioerfitöt mel^r un»
ib^ngig oon ben SoUegeS gu mad^en, ol^ne aber
Kfi ie|t einen merflid^en Srfolg ergielt gu l^aben,
XL bei 92ad^tt)ei3 beS 93efud^e8 oon IBorlefungen
VI bie ®rabe nid^t erforberlid^ ift (f. Wells 29).
Seit bem äa^re 1868 gibt eS aud^ in Osforb
oieber tt)ie in ber alten S^xt @tubenten, h)eld^e
!ehiem £oUege angepren. 3m 3. 1871 mürbe
)cr bis bo(|in oorgefi^riebene Sefteib burd^ ®Iab-
^0ne oufgel^oben, unb feitbem merben auc^ 92id^t'
Inglicaner in alle SoUegeS (mit ^uSnal^me ber
neueren f)ertforb unb lieble) aufgenommen. 3e^t
|i6t e8 über 40 fatl^olifd^e @tubenten in O^forb,
Deld^ in ber Newman Society einen SSereini»
jungSpunft ^ben. Snblid^ fei nod^ ermöl)nt^ baß
in ben meiften SSorlefungen unb feit 1884 auc^
itt ben Unioerfttöt§prüfungen. befonbcrd 5um
3. A.9 oud^ gfrauen ^ugelaffen merben. @d^on im
So^re 1879 nmrben in Ö|;forb jmei ^aUS für i
SHnbcsIcstton. IX. 2. Kufl.
fSfrauen gegrünbet, mo}u im 3- 1886 nod^ eine
britte fanu
Unter ben 3nftituten ber Unioerfttüt ifl au^ec
bem Ashmolean Museum unb bem 3nbif(^ 3n«
ftitut beionberSbielSobleQanifd^eSibliotl^et meldjie
il^ren 92amen oon il^rem größten SBol^ltl^äter, Sir
Sl^omoS 93obte9 (geft, im 3. 1612), trögt unb
gegenmärtig ungefö^r 450000 SBonbe unb 27000
|)onbfd^rtften beft^t, gu nennen. 2)ie Sibliotl^ef
ber Taylor Institution leil^t aud^ Sudler auS.
S)ie (Eigenart ber Unioerfitöt Osforb, bie fie
übrigens mit Sambribge tl^eilt, seigtjid^ befonberd
in folgenben fünften: 1. Sie l^ot SoOeged. Sd
Sibt ixoax aud^ an anberen Unioerfitöten, g. 93. in
ömen. einzelne SoHeged, morin @tubirenbe, mi^
Stid^t-Xl^eologen, mol^nen, aber ed fmb bie^ bo4
feine f örmlid^en, in i^rem corporatioen fieben unb
in ber Senoaltung i^red ßigent^umS u. 9. oon
ber betreffenben Unioerfitöt unabl^öngige Sel^-
anftalten mie bie SoUeged in Osforb (unb Cam*
bribge). S)ie IBebeutung unb ber 9ieid^tl(|um ber
le^teren }eigt ftd^ fd^on öu^erlid^ in i^ren mal^r-
l^aft palaftartigen, ebenfo audgebel^nten mie ftil-
geredeten @eböuben mit oft gan} großartigen
^rfanlagen. Sin fold^ed SoUege umfaßt nodl^
immer, außer bem Sorftel^er, ber balb President,
balb Bector, Principal, Master, Warden, Dean,
ProYost l^eißt^ unb ben eigentlid^en Stipenbiaten
(fellows unb scholars), eine mel^r ober minber
große 3^^^ t)on ifoftgöngem (commoners) unb
bie ©rabuirten, meiere il^ren 3lamtn in ber IDla«
trifel toeiterfül^ren lafjen. 3eber @tubent |at 2 big
8 Sitnmer. S^ad ÜRittageffen ift gemeinfam. ÜRor-
genS unb ^benbS fpeiSt jeber auf feinem Sim-
mer. @elbft bie feinem So&ege angel(|örigen Stu-
benten bilben tl^atföd^lid^ eine 9lrt oon SoEege,
infofem al8 fte unter einem befonbem SSorftcl^er,
bem (Senfor, unb unter gemiffen Delegaten flel^en.
— 2. SaS gegenmörtige Softem ber SSerlei^ung
oon gfeEoio§«@teEen in ben £oEege§ l^at im 3.
1882 bie !öniglid()e @anction erl^alten. gfrül^r
mürben bie genannten @teEen auf fieben§}eit oer«
Uelzen. 3e^t merben aber gmei ff laffen oon gfeEomS
unterfd^ieben, officiefle unb gemöl^nlid^e ober nid^t
officieüe, je nad^bem biefelben gum Unterrid^te
(als 3:utorS) oerpflid^tet fmb ober nid^t. ßrftere
merben jmar nomineO nur für 2 bis 15 3a^re,
in 30irflic^feit aber bauemb angefteEt, ba fie ftetS
oon !Reuem beftötigt merben; le^tere merben nur
für 7 3al6re gemöl^U, möl^renb m\d)tt 3(it fte
fid^ mo unb mie fie moüen befd^öftigen fönnen.
S)aS Sinfommen eines SeEom betrögt 4000 ÜRarf
jöl^rlid^, meift nebfl freier SBobnung unb einer
(Selbjulage. Sinige i$enomS«@teflen finb mit ge»
miffcn UniOerfitötSprofcffuren oerbunben, fo baß,
mer bie betreffenbe ^rofeffur erl^ölt, bamit au^
ex officio tjfeüom eineS beftimmten SoEege mirb.
— 3. Scber ©tubent, ber noc^ feinen afabemifd^en
(Srab ermorben f^at, ijl, abgefcl^cn oon ben Sor«
lefungen, bie er l^ört, oerpfli^tet, einen befon-
bem Xutor 5U ^aben, ber feine @tubien leitet
39
1219 Ost
(f. ^ubet n, 485; Wellfl 65 f.). 3/er 9Berti
bitltr einriii^tinig ^nat natüilid^ ganj Don btm
gifer, ber ®eWidIidf|ftit w. btt belrtffmbtn !&tr'
fBnItdftItittn ob. 3>« @tbonle btS ^u^S ttniS
t»«ifliili^ Sinttf)tiKm]äim ßtliitr unb ©^öto,
twl(^ bi(f« Sntriqlung ju ®ninbt liegt unb
au^ in Seutf^Ianb burt!^ bic UiiiDcifität$'@etni>
jioreoenBirflii^t mtrbm joD, iftaber pc^ ridjtig.
— 4. 3n Sejug auf bie 3)iScüi!in ^t bie Uni'
Mrfitflt in aÜCTi ^SUm bütgtrlicQer obei ciiminelln
Sbitlagtn unb StieitfMen, bei benen i^re in Osforb
«fibittnben aJHtflIieber btlI)eUigt pnb, baB au^ ton
Ka ^M^flen @eri^t3^öfen oneifonnte ^riDilegium
auSf^Iiefilif^t Surtöbictioit. Sefonbne f^nrnt
Serge^en merben {e na^ llmflänben Don bem
^tcelangler an bie gtlnB^nlic^en (Serit^tS^dte Ott-
töiefm, anbcre bor bem @eni$te^of be9 iSicetanjItrS
Dei^anbelt. Sien jüngeren SJütgliebcm ber Uni-
Derfitdt if) ber SSirt^^auebefu^ unb tmäf baS
Stammen auf ber €tra|e Verboten, ^trjulommen
bic bi§ri))Itnaien Scftimimingen bei cingtlnen
SoÜtgeS. 3n ben mtipen ifl eS üblii!^, ba| bie
€tubirenben jeben SJtorgen ober Sbenb bent
@atte€bi(n{te in ber ttapt'üt beimo^en. Sße
Stubirenben, totlt^e in SoQegeS mobntn, tnüjfen
Don 9 Ubr abtnbS an gu ^uje fein. 3)ie Dele-
gaten ber übrigen finb angeuiefen. ^infi^tli^ ber*
^Iben eine {d% SliSci^Ün ouBjuüben, nie eS in
oen SoUegeB feitena bei ÜJor^e^ei gefc^ie^t. tSüx
ben Sefu^ ber iBorlefungen unb anbere ^nlüfft
ip baS Xragen Don cap unb gown, b. ^. einer
%Irt f^iDQi^en SBiretS unb eines Heiligten f^niarjen
UeberrourfeS über @dE|uIitm unb Siüdtn, cor«
gtf^rieben. SSJer 9]IIorgenS ober noE^ ^nbruc^
ber ^nter^eit o^nt cap unb gown auf ben
€)iaBen ton ben ^roctorS ober beien @e§ilfcn
getroffen toirb, unlerliegt einer ©elbfirafe, —
©aS beulfd^e ©fubenfenleben mit Somment ober
gar mit 5Dlenfuren ip ganj unbelannt. SJielmebr
bentgt fiit baS jlubentiflie Beben ungefähr in
benfelben dornten, nie fie auc^ bei ber nic^t afa-
bemifd^en 3ugtnb in benfelben 3a!)ren unb ben-
ftiben €tanbf§- unb SBerniBgenBoer^öItniflen üb'
\xä) finb (^uber H, 444). 3>egbi[b nitb aut^
auf bie ipfltge ber englifebtn Kafenfpiele unb be-
fonbtiB auf dqS Shibem ein fo ^o^er Sßertb ge>
legt, liefen @()ielen nirb ber 9Iact)inittag gt>
nibmet, ber Somittog beut Stubium unb hem
Skfuij^ ber SQorlefungen. — 5. Osforb (nie aud^
t^ambribge) ifl teinc Staatsanwalt In unferem
Sinne, icie Uniuerfität tr^ätt mebtt einen Su-
fcbu^ Don ber ^Regierung, not^ bient fie jur
SluSbilbung ber Staatsbeamten unb aller gele^r'
Jen Stftnbe. SMe Surijien unb aSebiciner reei'
ben meijl anberiwo q18 in Osfotb unb 6om«
bribge auSgebilbet. 9Iu(f) iff ein 91u|enl5alt bafelbff
neber jur Sriangung ber geiftlit^en Stellen notj^
ber meiften Se^rtieHen an ^Sberen Schulen, bie
übrigens aud) Irine StaatSanflalten ftnb, niSl^ig.
Snbli^ finb beibe Unicerfitälen an liteiorifdiet .
^tobuctioität ben beutfiigen Unioerfitäten niii^ftl
orb. 12»
ebenbürtig. 3n Snglimb fagt num fogai oft, Oe>
f orb fei mefir bie (SeburlSpHe gto^ StAoeninigm
0- $■ bee IDtet^obifimuS, btS StituoItftntiS na.).
als bie ^inuit ber ©eh^rfomlett, unb man g^i
ni^t fo fclir bor^in, um }u lemoi, all m
fitft ju entmitfetn (ngl Wella 89). Xrotbera i^
üuif in biefer SSejiefiung !IRand^ onberS gew^
ben, unb nenn fic^ no^ bis Dor ttnigen 3o^
lehnten Ojforb begnägte, „btm nottonolm Ma
feine ^öt^^e unb eigent^ütnli^^ Slülc ia tm
gebilbeten @entIemon gu trjengnt' (f. &ufcr n,
457; bgl. 471 ff.), fo i^ bo^ boS i^igc GC[foA
ni^t me^r auSf^Iiefili« bie SObungi^lUte bei
Sripotratie beS SanbeS. UebrigenS tonn mait
au^ son jener frü^ 3«t leineSuxgS belftaii^
baB eine Unioerfttät, ntl^e Slönnet nie %»
man, anonning, SBoib, @labßDnt wib 1111}^%
anbere @elebrte unb Staattmiinner ^mombn^t
bat, ibrer Stujgabe alS WOmetin gri>|a SKümut
nid^t entfproqen ^bt. Stnitnigen. tue alS go^
gelebrtt p^ auSgejeie^et ^ben. bot fit nxRig|tnt
eine breite fru^tbore Srunblage, auf ber fie mn
felbfl UKitcrbauen tonnten. aSoSbccbteeiMtSf
fd^i<j(|tf(^eiber bct englifi^en llniMrfUÄttn, ^ite
(n, 525), im 3. 1840 Don einet aninotitit tu Op
forb riibmle, bäg fie ber Uniotrfität ttnm 3>wns
auferlege, „baS aiUgli^ gu l^tiit, tun btt %i|iii>
btrungen ber 3eitj|U erfüQen, abec^i^int^
Sinne, auf i^re weife unb o^nt oufgug^, tsol
ni4tjuerft^nare,nämIi4bitnefmtIii^Cu»
tl}ümlid^leiten ilgin bisherigen Cciflenj unb fm-
fornlfif, ip feitbem immer me^r gur SStrfli^
genotben. — ^iefalgenben9ngab«ifinb(mit%ifr
nabme mehrerer 3nblen ber tiftenSpIonne) The
Stadeiit'e Handbook 1892, p. XHl entnommeii
unb bejieben fii^ auf bie 3ett bis Sugufl 1892.
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1221
Oxomiensis — Ojonam.
1222
93gL nod^ A. Wood, Hist. et Antiquit. Univ.
Ozon., Ozon. 1674, unb bie englifd^enSuSgoben
UefcS SBerfeS mit 9tad^trägen (History and An-
tiquities of ihe UniYersiiy of Oxford), ^eroud*
gegeben öon 3. ©utd^, Oxford 1792—1796,
2 Yols. ; H. Anstey, Munimenta academica,
or Docnments illustrative of Academical Life
and Studies at Oxford, London 1868, 2 vols. ;
H. C. Maxwell Lyte, History of the üniver-
sity of Oxford firom the earliest times to
ihe year 1580, London 1886; The Colleges
of Oxford, their History and their Tradition.
By members of the University, edited by
A. Clark, London 1891; J. Wells, Oxford
and Oxford Life, Lond. 1892; ^tl^on. 3itnmer-
mann, ^ie UniDerfitäten Snglanbd im 16. Sal^r-
(^bert, Sfreibutg 1889 ((ErgönsungSl^eft 46 ^u
@timinen onS Vlaria-Saad^). [% gfelten.]
Oxomiensis, IBeinome 1. be§ $etrud be
Cima (f. b.«rt.); 2. bed $etru9 be ©oboQ
({. b. 9(rt ®oboQ).
•H (*??f ^VO' 1- ^^^^ ^^^ gul^rmannS, ttjcl-
4et bei ber Stüofel^c ber Slrd^e auS bem $]^ili[ter-
kmbe megen Semad^Iöffigung bed 9}um. 4, 15 ge«
gebcnen ®ebotei mit bem Zobe befhroft iDurbe
(2 6om. 6, 7. 1 ^t. 13, 9). — 2. ber frühere
fiigent^ümer eined (SortenS, in toeld^em bie ^a»
mute Sonibd feit SRanaffe i^r (Erbbegräbnis l^otte
(4 tOm. 21, 18. 26; LXX 2 ^or. 36, 8). —
8. ein 8<lnt gur 3eit SJaöibö (1 ^or. 6, 29). —
i. ein ©eniomtnit (1 $ar. 8, 7). [Äaulen.]
fMMMi, Snton gfriebrid^, $rofe{|or an
ber Sbbemie gu $an8, berül^mter fatl^olifd^er
Htcror^iftonfer imb Sd^riftflener, »at im 3. 1813
fi Stailanb geboren. Seinen Unterrid^t erl^ielt er
om Sollte )u fi^on, mol^in fein SSater, ein ^x^i,
Derjogen iDor: mit 16 3o]^ren trat er bei einem
KofOT ein, fhtbirte ober gleid^eitig bie italienif^e,
^if^e^ englifd^e, beutfd^eunb^ebröifd^eSprod^e;
s mar auc^ 9Ritarbeiter an mehreren 3eitfd^riften
mb gob f4on 1831 eine IBtofd^üre ^eroug unter
)em Xilel Reflexions sur la doctrine de Saint-
Simon. 3m 3. 1882 tarn er naä) ^oriS, um bort
eine ate^t^ftubten meiter gu betreiben. Somofö
Tat et in Ukrbinbung mit l^erborragenben SRdn*
lern mie ([l^teaubrianb, Sacorbaire, ^SoOand^e
mb SRontoIembert. Suc^ ftiftete er mit fieben on>
Mim @tubenten in $arig ben SSerein t)om % S3in»
»UL Ogonom befud^te bie l^Sorträge im SoOege
^ 9rance, nol^m fic^ abet nt(i^t ol^ne Stfolg bie
gfreii^, butd^ auf ben Sel^rfhi^t gelegte IBtiefe
bic ^rofefforen auf 9(u8f(i^reitungen l^ingumeifen,
toel«^ fte ftd^ gegen bie ffir^e erlaubten. 3m Saläre
1836 erlangte Oganam ben ®rab eines 3)octorS
bet yttdfit unb gmei ^a^xt \päUx benfelben @rab
DI ber Sfdcultät ber fiiteratur burd^ bie Sl^efen
Do freqnenti apud veteres poetas heroum ad
inferos descensn unb Dante et la philosophie
eatholiqueau 13^ siäcle; le^tered ^l^ema mutbe
)i( ®nmbloge für eines feiner berül^mleften fpöte«
SBcrfe. ISon 1839 bis Snbe 1840 beHeibete
Ojanam bie ffir i^n errid^tete $rofef|ur beS $an»
belSred^teS m fi^on, bann erhielt er im Soncurd
für bie @teue eines aggregirten ^rofeffotS in ber
gfacultät bet Sttetatut gu $ati8 bie etpe 9lummer
unb beftieg guerfl als Srfa^, fpöter, nad^ Sf^urielS
Sob (1844), beflnitiö ben Sel^rftubl für auSIän-
bifd^e Sitetatut an bet Sorbonne als erfter Aber*
geugter jfat^olif feit Diet 3al(|tgel^nten, bet gu $ariS
einen Sel^tfiu^t ettang unb bel^auptete. Oganam
toax als Seiltet öugetß getciffenl^aft; fät ieben
Sotttag fammelte et eine ÜJtaffe @toff, fid^tete
il^n mit fttengem ©eifteSblidC unb übit felbft bie
gfotm beS SSotttagS in Dotgöngigem lautem @elbfi-
gef))täd^ ein. 9tie beftieg et ben Sel^tfiul^I, ol^ne
ootl^et gu ^auS auf ben jhtieen gebetet gu l^aben.
SaS $)auptfelb feinet t$orfd^ung unb Sßotttöge
mat bie ©eftthmg beS HJlittelaltetS. Seibet mutbe
aber feine fötpetlid^e jhaft untet bet Sßud^t bet
SJtbeiten balb aufgerieben. 9?ad^bcm et fldj bei
bet gfebtuanebolution (1848) alS mutbigen SSüt-
get etwiefcn unb befonbctS ben ßtgbif^of ^ffre
(f. b. Srt.) gu bem ^erfud^e befiimmt l^atte, als
SSerfö^ner unter baS burd^ ben Sürgerfrieg ger*
riffene S3o(! gu treten, na^m er nad^ SBieber^er-
fieüung ber Stulpe feine SSorlefungen tuieber auf,
mu^te aber Oftem 1852, fd^on fafl gang Dom
Sfieber aufgerieben, in baS ^Qrenäenbab Saus-
^onneS unb nad^ IBiarri^ gelten, »o er mentg
Sinberung f anb. Sine na(| ^axi 3ago bi Som))o-
ftela geplante SBaEf al^rt !am nid^t gur ^uSfül^rung ;
aud^ StalienS erfel^nter ^immel brad^te il^m feine
Settung. «m 13. «pril 1853 fd^rieb er gu $ifa
mit ber Steftgnation eines Sl^riften fein Zeftament,
in 9RarfeiI(e empfing er bie @terbfacramente unb
ftarb ru^ig am SKorgen beS gefteS 3Rariä ©eburt.
Sqou tDoUte feinen @arg bel^alten ; allein er tul^t
in ^ariS, gu ben gü^en Jener 3ugenb, bie et fo
oft begeiftett l^atte. — Dganom toax bebeutenb
als ©ele^itcr, grofe alS fiel^rer, in 9lffem ßbrift,
ein ^riefter im SGBeltmann. 3n feiner (unöoll-
enbeten) ©efd^id^te bet Sitetatut unb Kiüüi-
fation beS aHittelaltetS fud^te et, »aS @uigot
bei bet Seatbeitung bcSfelben ©toffeS öetfannt
^aüt, in ©itte, ftunft, ffiiffcnfd^aft, »egietung
u. f. \D. äberoE bie Detiüngenbe unb geftaltenbe
^anb bet jfitd^e nad^gumeifen, tt)ie benn aud^ bie
meiften anbetu SDBctfe üon bem ©ebanfen bet SSet-
^enlid^ung bet ^td^e gettagen ftnb. Sine @amm-
lung feinet SBetfe etfd^ien butd^ bie §anb feinet
t^reunbe (Oeuvres completes de A. F. Ozanam,
Paris 1855, 8 vols.) unb t)on Slmpöre (Paris
1862—1865, 11 vols.) ; mel^rete baöon finb auc^
in'S ® eutfd^e überfejt. ^ier mögen genannt werben
feine Schrift : La civilisation au 5® siecle (93b. I
unb II ber ©efammtouSgabe öon 1855); Les Ger-
mains avant le christianisme (53b. lÜ unb IV) ;
Les po^tes franciscains enitalie au 13« siecle
(8b. V) ; Dante et la philosophie catholique
au 13« siecle (f. o.) (5Bb. VI). SBif^tig ift aud^ bie
©ammlung t)on Scjtcn, roeld^e Oganam auf einer
burd^ ben Unterrid^tSminifter be ©abanb^ ueran^
1228
0$Iq — 5pacc(L
12»
Iahten 9let|e in Stalten ouffanb Pocum. inedits
pour servir ä rhistoire Ütter. de Tltalie etc.,
Paris 1850, in ben Oeuvres complätesDon 1855
nid^t gans entl^aUen). 2)ur4 ben grogen ®o6ert>
^retStoutben 1 849 QudQe}et^net feine Etudes ger-
maniques pour servir & l'histoire des Francs,
Paris 1847—1849, 2 vols. Sö^Iteid&e arbeiten
Don il^m finben {id^ enblid^ int Correspondant,
ber ^re nouvelle. (93gl. [Lacordaire,] Notice
sur Fröd. Ozanam, am Anfang bed I. IBonbeS
ber Oeuvres compl. t)on 1855; Legeay, Etüde
biogr. sur Ozanam, Paris 1854; de Mon-
trond, Fr. Ozanam, tableau histor. et biogr.,
Lille 1869. Seutfd^e fiebenSbefd^reibungen gaben
jfarfer [^oberbom 1867] unb S. ^tb9 [!Dlain)
1878].) PBufe.]
0|ia (»^.^ ), im 9(ten Zeflament einer ber $q>
iQbine in S>at)ibd ^eer (1 gtoi. 11, 44).
djtes ("!«?, '»":».?)/ im aitei Xepament
1. ber SSater eiheS Sd^DecmalterS untet Sotrib
(1 $ar. 27, 25). — 2. ein Selrit gut Seit So-
DibS (1 $ot. 6, 24). — 8. ein ff^mg in 3iibQ,
ber f onft agarioS Reifet (f. b. «rt.). — 4 ein »-
f ömmling @imeon8 unb Vf^xä^ax Subitl^ Q^
S, 1, m filii Buben @(i^reibfd^Ier iß). — 5. ber
Stobtl^auptmamt t)on Setl^ulia gut QfXt änbi^
(3ub. 6, 11 ff.; 15, 5). — 6. einer ber ^Ptiejte,
mlä^i gut 3eit SSbraS' il^re ouStfinbifAmgnnn
entlaffen mußten (1 Ssbr. 10, 21). [ftankn.]
0|i(( (»»''^^j ^^""X?), im Uten Zefbrnntt
1. 9tame ton brei Derfd^iebenen Sltebeni bcS
Stammes Set)i (@s. 6, 18. 1 $ot. 15, 20. 2 $aL
29, 14). — 2. einer ber tner %x\Sfyttt, nntec baia
bie @imeoniten bie 9Bo^nfi^ bec Snuddiiec of
@eir eroberten (1 ^. 4, 42). — 8. ein So*
iamimt (1 $ar. 7, 7). [ftoulen.]
^.
9«caiM, f. SrepaniuS.
JfiiCۆ9 Sartolommeo, Sarbinol, nmcbe
1756 gu Seneoent geboren unb erl^ielt feine 9il-
bung gu Sleopel unb 9lom. Suf feine t^Iogifd^
^(nf^Quung ^tte nomentlid^ ber geleite S^efuit
Soccario (f. b.Srt.) einen großen (Einf[u|. 9uf Sm-
Pfeilung beS U^fitm bei $iu8 YL tturbe ber erfi
28i5t)n9^ ^cca gum ßrgbifd^of t)on 2)amiette i. p.
ernannt unb mit ber pöpfiUd^en 9hmtiQtur gu j^öln
beauftragt, lieber feinen bamaligen Sufentl^It in
3)eutfdftlanb »ä^renb ber 3al&re 1786—1794 oer-
fa|te $acca bie Memorie storiche della nim-
ziatura di Colonia, Roma 1832, eine bie ba*
maligen firc^Iid^en Ser^öltniffe ber Xl^inlanbe
fel^r beleud^tenbe Sd^rift 3m 3. 1794 mürbe er
auf bie !Runtiatur gu Siffabon bef Srbert imb l^atte i
btefelbe Don 1795—1802 imte; bie Kotizie sul \
Portogallo e sulla nimziatura di Lisbona, '
BouL 1885, entl^Iten bie Sfntc^t feiner in biefem '
^anbe in 33euia auf bie fird^Iid^ Skr^Uniff e
aemonnenen ßrfal^rungen unb Sinftd^ten. 3um.
Vobne für bie Umfidbt. mit loeldber er in fe^j
fdfimieriger 3tit bafi l^obe 9Imt eines 9IuntiuS ver-
maltet batte, empfing $acca oon^iuSVII. 1801 :
ben (^arbinalSl^ut. Aurg beoor bie pöpftlic^n:
Staaten bem napoleonif^n ftaiferreicbe einher« -■
leibt mürben, ernannte ^iuS ibn aud^ (18. 3tmi
1808) gum ^fecretar beS Staates. 9$on einer
fri^lid^ Sergleid^ung mit 9iapo(eon fomtte ba«
molS feine 3tebe mebr fein. $acca'S epilem mar
alf 0 baS beS SBiberfloitbeS gegen ben allgefürc^teten
Soramten; auf feinen 9{atb mürbe bie @Tcommunt«
cationSbufle gegen 9iapoleon erlaffen (10. 3uni
1809), als biefer ben pöpiUiiben etaat für er-
loidben imb bem fran}öri{d:en eini^erletbt erflärt
batte. ^ü^ür mürbe $occa bie ^bre 5U Sbeü. mit
bem ^opite in bie ®efangent<bQft abgefübn gu
merben; bod^muä)e er gu gfloreng Don ben $ap^
getrennt unb in bie ^ffamg Senefirdk cAg^i^
mo er fiber brei 3Q|te in ^oft qjä^oSka tanitL
(Srfl nad^ bem erpreßten (Eoncorbat (25. Sanar
1818) ermirlte ber ^ßapfl feinem gdtdtnfsoi
bie gfreilaffung. $acca ober bcmi|tc fog^ \m
Srei^ bagu, ben $apß aufi ben Scd^ridn |i
giel^en, in totlä^t er fid^ bnrd^ baS enofi^ Cn-
corbat t)ermidkU l^te. 9(IS am 24. 9tot 1814
^iuSVn. feinen SinguginStom ^tett, faBiafoin
äBagen au(^ $acca, ber mit i^m frä^ gefnga
aus Xom gef(!^leppt morbcn mar. Seine fbUß
niffe als StaatSfeoetär unb mobrenb ber Se^
f angenf d^ft bef d^rieb $acca in ben Memorie str
riebe per servire alla storia eccleaiaBtict
del secolo XEL, 2. ed., Born. 1880, 3 1 V
ber Sflud^t $iuS' YH oor Sfatrot (m Wq
1815) mar $acca mieber ber Segleiler beSVopjki;
er fd^überte bie Steife mii ®ana mb bie Stf'
febr in ber Belarione del yiaggio £ Pio TE
a Genova etc., Bom. 1886. Spater bcflcM
$acca t)erf (geböte bobe flenitrr, hmo% bci9>Vl'
gur SBieberberftellung beS 3enittnioibart, mät
ber Steige imd^ Sifd^of mebreicr fnbubiuuQf
SiStbümer unb fiaxh als £ecan beS bcil^f*
legiumS am 19. 9prü 1844. ^biBcrtazgeMiÜ
SBerfen oerfagte $acca ito<b mel^ctR c]tae<{.ti
mid^tigfhn bei Hnner. NomencL Kt. UL Of^
ponte 1886, 1116). £ieielben nsb m^KMl*
ettoaS Derfdbiebenen 3:iteln. acdb gnamaiüL ak
überie^ erfdbienen . ^o eine Tra^n^ie U*
gäbe gu ^riS 1S45. 2 ¥^e.. nei boMi p
Augsburg 1330—1886 . 6 ¥^. (bo^t pV
[1840] nocb eine grgcnrxigX <S^ bcWa'
Biograph, univers. .\.\.\L. 578 ss.: MoMi
Diz. L, 85 sgg.: ®c=:4. Öe\fct4a M M
gbrifti im 19. Sabrteiien. 3r35^rsf ISMÜ;
1225
^Qccanarifien.
1226
1856, onbenünSlegifter [m, 810] angegebenen
Stenen.) [@c^röbr.]
^«caiimfi^eti (unrid^tig Soccanoriften) ober
ceaulirte Slerifer beS ©loufienS 3efu
^|t eine ber teltgiöfen @enoffen{c^aften, meldte
rie im 3. 1778 bont ^opße oufgel^obene ©efeU-
\^\t 3efu )u erfe^ fud^ten. 92ad^ Sluf^ebung
)er ledern jfigte ed fid^ bolb , bo^ bie Sejuiten
trolf oller (Eabalen ber @ro|en bie 9d^tung unb
ücoe beS SoDeS nid^t berloren i)aütn, unb
Die bie Söter biefeS OrbenS in S)eutfd^Ionb bei
riden $ritxiten eine ongemeffene Serforgung, in
))reu|en unb 9hi|Ianb f ogor @d^u^ bei ben SRon-
vpfyxi fonben, {o fud^te man in anberen Sönbem
i^ Sn^tut unter neuen fjformen, ober im alten
0ci{}c, tDieber]^er}u{teIIen. 3u bief en 3nftituten ge»
^e in Stalten bie „®efeajd^aft be§ ©laubenS
it^a", beren SDKtglieber bon il^rem ©tifter 9lico«
[ao^occanari geuöl^nlid^ ^acconariften ge*
tumnt »erben.— 1. Srunbung ber ® enoff en-
[d^a f t. $accanan, ber Sol^n einer ttenig bemit-
telten, aber tugenbl^aften ^familie }u 9)al|ugana bei
Orient, üerbanb mit bieten natürlid^en @)aben eine
tiefe grömmigfeit, bie Sfntd^t einer d^riftlid^en Sr-
(i^ng. 3n Stom fd^Io| er fid^ bem Oratorium
Don CoroDita on, einer frommen Sruberfd^ft^
Ue bon bem eifrigen äefuiten F. ©rabita ge-
^ftd tt)orben mar. 2)ort önberte er feinen ur-
ipnrüngHd^ $Ian, in ben Sarmelitenorben m
Mm unb fid^ ben auSmörtigen 9Rif ru)nen ^u mio*
nen. (Einige SRitglieber iener SSruberfd^aft litten
dmltd^, um bie 3efuiten nad^gual^men, jfated^efen
mb SoIfSunterrid^t auf bem Sanbe übernommen.
jjtaccanari moDte biefem Untemel^men nid^t nur
^ere SuSbel^nung oerfd^affen, fonbem l^ielt fid^
ogor für berufen, bie SSBieberJ^erfteUung ber ©efell-
d$Qft 3ef u ooqubereiten. Sr mu^te einige gfreunbe
ur feine 3been gu geminnen, unter benen aud^ bie
(iricfier 3of. betta ^ebotm, 2)octor ber Sopienja,
palnat ou8 ber Siöcefe StenneS, frül^er SJtiffio-
unr ouf SRabagaScar, unb ßpinette au8 ber S)iö«
efc 2e 9Ran8 maren. Um biefe S^\t mürbe $ac-
nnori aud^ burd^ Srtl^eilung ber Zonfur unter
)en (UeruS aufgenommen. IBeDor ber beabftd^tigten
Stiftung i^re enbgültige gform gegeben mürbe,
jing ^ccanari emftlid^ mit ftd^ ju Statine. Unter
lebmigen ber gfrömmigfeit brad^te er (Dom SRörj
1796 an) elf ÜRonate beim ^eiligt^um Don
ioceto unb bier meitere SRonate m ^ffifi am
Bnibe bed 1^1. 9franci3cu§ ju. 3u ^oreto beriet)^
VC ftc^ mit einem erleud^teten Seelenfül^rer unb ^u
Kffifi mit P. 3:em))io, ehemaligem ©eneral ber
Ironcidcaner. Siefe, mie ber ))a))[tUd^e SSicar Sar-
lOaal @omagIia unb anbere angefel^ene SRänner,
|mid^ fid^ günftig für baS Untemel^men auS.
bn 14. aiugufl 1797 mürbe ^accanari förmlid^
mn Obern ber neuen ©enoffenf d^f t geniäl^It. Sm
tcfte aRariößimmelfal^rt celebrirte P. bella IBeboDa
R ber ftopeue bon Sarabita bie l^eilige Weffe ;
Bd^renb berfelben legten fömmtlid^e SJtitglieber bie
xti gemöl^nlid^en Orben§geIubbe ob, benen fte ein
DierteS, baSjenige beS f))ecienen ©el^orfamS gegen
ben $apft l^insufügten. Stun follte baS gemein*
fd^aftlid!)e Seben eingeführt merben, möl^renb bis
ba^in jeber für fid^ gelebt l^atte unb bIo| möc^ent*
lid^ baS eine ober anbere 9Ra( eine 3ufammenfunft
erfolgt mar. 2)er fromme Sbelmann ^ianciani,
beffen Sol^n fpäter in ben Sefuitenorben trat, bot
il^nen ein fianbl^auS an, bad eine Siertelftunbe Don
@poIeto auf einem §ügel gelegen mar. 9lnfang§
3anuar 1798 langte bie üeine Solonie, bie au8
etma }mölf ©enoffen beftanb, bofelbft an. $ac-
canari entflammte burd^ feine geijUid^enSnfprad^en
il^ren Sifer. 3n Segleitung eines ©enoffen befugte
er ben $a))fl $iu8 VI., ber aI8 ©ef angener Ofran!-
reid^ im ^ugultinerflofter }u Siena mol^inte. S)er
l^eilige Sater nal^m fie mol^lmoOenb auf unb nannte
fie in einem 9tef cripte, in meld^em er il^nen mel^rere
geiftlid^e ©naben Derliel^, „©efeUfd^aft beS ©lau«
benS 3efu''. Sie trugen baS JHeib ber Sefuiten,
mußten aber }ur Unterfd^eibung baS Heine SoIIar
beifügen. 3m 9luftrage bed $apfted erl^ielt $ac-
canari Dom Sr}bifd^of Don @iena ßmpfel^IungS«
fdgreiben an ben ^atriard^en Don SSenebig unb an
aOeSluntien, mit meldten er auf feinen Steifen ju-
fammentreff cn mürbe. $iu8 VI. übertrug il^m ju-
gleid^ bie @orge für bie 3^glinge ber ^ropaganba,
meldte bie meltlidf^e Stegierung ber römifd^en 9te-
pubUI aus il^rem SoDegium Dertrieben l^atte; bie
3öglinge erl^iielten aud^ bie Srmöd^tigung, in bie
neue ©enoffenfd^ft einzutreten, ^accanari reiste
in biefer Sngelegenl^eit breimal nac^ IRom unb
l^atte bie Qaä^t beinal^e in Orbnung gebrad^t, als
baS 9Ri^trauen ber republifanifc^enStegierung er-
mad^te unb er f ammt feinen ©ef ö^rten — bod^ nur
für furge Qzxi — in bie gngelSburg eingefperrt
tourbe. — Salb nad^l^er gelang eS ^accanari,
eine Sereinigung feiner ©enoffcnfd^aft mit ber
©efeEfd^aft Dom ^eiligften fersen 3efu 5u @tanbe
5U bringen; benn biefe ©ejeUfc^aft Derfolgte ben«
felben 3tt)ed mie bie $accanariften, nämli^ burd^
apofioUfd^e arbeiten bie aufgel^obene ©efdlfd^ft
3efu einigermaßen ju erf e|en unb beren Sßieberl^er«
fteUung Dorzubereiten. t)m ©runb }u berfeU^en
l^atten 1794 bie auS g^ronfreid^ emigrirten ^bböS
Don SoumelQ unb Don Sroglie in Selgien gelegt.
Sor ben fiegreid^en frangöfifd^en beeren jogen fie
ftd^ nad^ Augsburg unb bann nad^ SBien }urüdf.
3u ^agenbrunn, brei 5Keilen Don SBien, fc^lugcn
fie bann (fSfrülJial^r 1797) il^ren bleibcnben SBo|n«
M öwf- 3^^ Sor]^aben, fid^ mit ben 3efuitcn in
3ht|lanb }u Dereinigen, mürbe Dom berjeitigen
©eneralobem berfelben, P. Sienficmicj, abgelcl^nt.
31m 9. 3uli 1797 ftarb P. Sournel? im SRufe ber
^eiligfeit, unb ju feinem 92ad^folger mürbe auf
beS Serftorbenen SEBunfd^ P. Sofepb Sonn ge-
tü'd^lt 5)iefcr übcrfd^idtte 3luguft 1798 burd^ Tlu
gajji, (Sarbinol^ßr^bifd^of Don 2Bien, eine Don
Dielen emigrirten franjöfifd^en Sifd^öfen unter«
jeid^nete S)cnffd^rift, in meld^er ber Stoecf unb bie
ginrid^tung i^reS 3uftituteS bargelegt mürbe, an
$iuS VI., ber i^r Sor^aben billigte. Um eben
1227
$a(J^omiu§. ber 1^1.
12i8
bieje 3eit erl^ielt ^accanari Jhinbe Don ber Der»
manbtett ©efeQfd^aft in S^agenbrunn unb fe^te ftd^
f of ort mit P. SJarin in Serbinbung, nm eine 93er»
einignng beiber ® enofjenf c^af ten ju bewirf en. ® ief e
fom anS) am 18. 9lpril 1799 in ^agenbrunn ^u
©tanbe. Sßegen feiner naiveren IBe^iel^ungen gum
f)eiiigen @tu](|Ie mürbe ^accanari einftimmig als
©eneraloberer ber „©efeUfd^aft bed ©loubenS
3efu" anerfannt ; ju SBien erl^ielt er Dom 9hin«
tiuS bie geiftlid^en SBeil^en bi3 jum S)iaconQt unb
im 3. 1800 SU $abua bie l^eilige ^riefterwei^e.
2. 2)ie ©efd^id^te ber Dereinigten ®e-
feUfd^joft ift eine fe^r belegte. 9taf d) Derbreitete
[lä) biefelbe burd^ Oefterreid^, ^oQonb, ^Belgien,
gfronfreid^, ßnglanb unb Stalien. 3m 3. 1801
ertoarb bie fromme ßrjl^erjogin 3Raria Slnna,
Xod^ter beS ffoiferd Seopoß) U.. bie ftd^ ftetS aI3
eine marme ©önncrin beiber ©enoffcnfc^often er«
roitS, jtlofter unb jhrd^e ber Sl^eatiner Don @. @il-
Deftro auf bem SJtonte SaDallo in 9lom. $accanari
rid^tete bafelbft ein StoDiciot unb ein doHeg für
bie l^öl^eren @tubien ein. 3nt $alaft @a(Diati
mürbe fobann ba§ Gollegiuin Marianum für
abefige Sünglinge eröffnet. ®ie SQl&t ber DrbenS«
mitglieber in Som ftieg auf 110. — SBalb trat eS
iebod^ immer offener }u Xage (mad bie italieni«
fd^en Ssjefuiten gegen bie ©enoffenfc^aft einge-
nommen l^atte), ba^ $accanari einer IBereinigung
mit ben Sefuiten in SRuglanb l^inberlid^ im Sege
[tanb. Ueberbiel mad^ten fid^ gemiffe S^arafter-
fel^Ier beSfclben, ein l^errifd^er ©tun unb ein hin-
neigen gu leeren 9leu|erlid^feiten, immer em4)^nb-
lid^er geltenb. ®ie Gonferenjen, meldte im Som-
mer 1802 in 9tom Don ben l^erDorragenbften
SRitgliebem au§ ben einzelnen fiönbem abgel^alten
mürben, Dermod^ten ben innem Smiefpalt nid^t ju
bejcitigen. SBä^renb bie ©efeüfd^aft 3efu ©d^ritt
für ©d^ritt mieber^)crgcftent mürbe, brödtelte bie
Dom ©lauben 3cfu immer mcl^r au§ einanber.
SSiele Mitglieber in Snglanb unb ^oUanb gingen
1804 unb 1805 nod^ SRufelanb, mo fie in ba§
92oDiciat ber (äejellfd^aft 3e|u eintraten, ©d^on
Dorl^cr ^)attcn fi(| bie aKitglicber in gfranfreid^
burd^ ben Sarbinal Separi Dom ©el^orfam gegen
^accanari entbinben laffen. ©ie ermä^Iten am
21. 3uni 1804 ben P. SSarin jum Obern ber
©efeUfd^aft beS @Iauben§ 3efu in Sfranfreid^ unb
mürben 1814 in bie Oefellfd^aft 3efu aufgenom-
men. S)ie Snitglieber im Santon äBaEid trennten
fid^ 1806 unter bem P. ©ineo ob unb erlangten
1810 fürbaS forum intemuin bie $(ufna]^me in
ben 3cfuitcnorben. 9iad() ber SBieberl^erfteflung
ber ©efettfd^aft 3efu in 9JeapeI (1804) marb ben
^rieftem Don ©. ©ilDeftro baS Sefuitenfleib Der-
boten unb il^rem SSorftel^er, miber ben fid& immer
mel^r bie Jllagen l^öuften, ber ^roje^ gemad^t. Sm
^luguft 1808 Derurt^eilte baS l^eilige Officium il&n
ju jcl^njä^rigcr ^aft, bie er in Äeue unb 93u^c
annal^m. Ueber feine legten SebenSfd^icffale feit
ber jmeitcn SnDofion bergranjofen l^errfddt Dötti-
geS 3)unfel. (95gl. gerbinanb ©peil, P. fieonor
xStan^ Don SoumelQ unb bie ©efeüff^ften bei
^I. ^tv^tn^ 3efu, 93re§I. 1874, 269—288. 318
big 329; Achüle Guidöe S. J., Yie duR.P.
Job. Varin S. J., 2« öd., Paris 1860, 72-97.
169—177; J. Cretineau-Joly, Hist ... de
la Compagnie de Jösub V, 2« öd. Paris 1846,
89988.; boc^ ift le^tere SkrfleUung me^a^ein-
feitig.) [Ä.Srifc^r S.J.]
^ü^ovüuSy ber ^I., ber Segrünber bcS
eigentlid^en filofterlebenS, mürbe um ba83fl^292
(nad^ Ameüneau, Hist eto. [f. u.] p. L^VU
im 3- 288) in OberögQpten Don l^eibnifd^en Stten
geboren unb erl^iielt eine forgfalttgeSrgie^ung. III
junger ©olbat, nad^ ber mal^ridgeinlid^em Sleinttng
im ^eere ÜRa^imind (ogl. Tillemont, Möm. etc.
YII, Paris 1706, 675, note 2), itad^ 9nbeini
unter ben Salinen Sonfiantind, ^otte er bei eimn
l^dd^ft befd^merlid^en ÜRarfd^ )U £l^ebö ober Siod-
polis ©elegenl^eit, bie uneigennü|ige Slenfd^*
freunblid^feitberSl^riftensuerfal^ren. S)ie|iim(l^
einen f old^en ßinbrudt auf il^n, bog er fid^ fogleid^
nad^ i^rer Steligion nöl^er erfunbigte, na^ ie-
enbigtem t^felbjuge in ein (^riftlid^ 3)orf ber
Xl^ebaid fid^ surüdtjog» unter bie ftated^enes
fid^ aufnel^men unb nad^ ber gemöl^nltd^ 9or«
bereitung ftd^ taufen lie^. 2)urd^brungen Don ben
@efül^Ie ber mit ber Xaufe fibemommenen^jli^t»
unb feiner fc^on in ber 3ugenb ermad^ten 9leigu8g
)ur Sinf amfeit f olgenb, begab {id^ ^d^omiuS balb
barauf in bie äBüfte ^u bem grie^ifd^ Xna^o*
reten ^alömon, ber im Stufe gro^r ^ig^t
ftanb. 9iad^ ber Anleitung unb bem SJotbilbe
biefed ^eiligen vAtt er bann gel^n bis }m5If So^n
lang bie ftrengfte leiblid^e unb geiftige SScefe mib
braute ed barin 5U l^ol^er SSoQfommenl^t @ega
baS 3a]^r 325, alfo etma 20 3a^re fpöter als bei
1^1. Antonius, grünbete Ißad^omiuS auf göttß^e
Eingebung ^u 3:abennefu8, nal^e bei einer 9K1*
infel, nad^ Ruberen auf ber ^tilinfel XabenndfeRip
ein fflofter, beffen ^Ritglieber unter Sinem Sad^
unb nad^ einer gemeinfamen Siegel ^ufammenlekfi
foUten. ©0 mürbe er ber ©tifter ber eigentTuien
(S5nobiten (f. b. 9rt.) im Unterfd^iebe fomol^I tm
ßremitentl^um al§ Don ber Sinrid^tung beS l^Lftt'
toniu8 unb feiner ©d^üler, nad^ meld^er bieStönt^
in einzelnen, getrennten 3^K^n, bie ^ufammen eine
Saura (f. b. 9lrt.) bilbeten, neben einanber »o^n«
ten. 3n furjcr Seit jöl^Ite feine ©enoffenfw
gegen 100 9Kitglicber, unb balb mürbe ber 3»*
brang gu berfelben fo ftarf, ba| $ad(|omitifi ^
genöt^igt fal^, nod^ fteben meitere JHöfter, unter
meld)en baS in ^ha ($^b6u) in ber 92&^ m
%f)tiä baS berül^mtefte unb ber gemöl^nlid^ Snf*
entl^altSort be§ ^eiligen mürbe, unb au^erben
auf ber anbem ©eite bed lRil8 ein t^frouentlofter
}u grünben, in meld^eS }uerfl feine ©d^mejier ein-
trat. 2)ie S<^^\ feiner 9Rönd^, Xabemteftoten ge*
nannt, mcl)rte fid^ bermafeen, ba^ fie bei |eimm
lobe (14. 3}?ai 348) gegen 7000 betragen ^ab«
foQ. S)ie einjelnen jttöfter {lanben unter ber nöm-
I lid^en Siegel unb bilbeten }ufammen einen Serein
229
$ad^tt)crtrag — ^ocianud, ber H
1230
{ine Sri SongregoKon^ xotv^ßtov genannt). mU
|em ^o^omiud unb nad^ xf^m ber ietoeUige Slbt
e< ^uptflofierd Dorftonb. Siefer fteUte 5U ge«
tijfen Seiten Sifitationen in ben ein}elnen ftlö*
ern an unb k)erfammelte {öl^rlid^ gmeimal alle
tocgefelten ber Unteren im ^au))tflofter. um ftd^
krid^t übet il^re 9mt8t)ern)altung erftatten )u
iffen. @eine Siegel (f. b. 9rt. OrbenSregel ob.
^ f.) foQ $o(i^omiuS oud ben ttntenvetfungen
Bcfi <EneelSgef(l^ft]^ben.3)ie3eitfetner a)lönd;)e
ir i^ gemöB itoifd^en ^anbarbeit, ®ebet unb
(beten frommen uebungen getl^eilt : Sefd^öftt-
ng mit ben SBiffenf duften, toxt fte feit Senebict
ben aienblönbifd^ flidftem üblid^ towcbt, toax
Bgefd^Ioffen. Um bie ^anbarbeit^ in ^orb-
d^ten, SBeben bon Statten unb Seden unb ollen
ten üon ®emerben befiel^enb^ n)obur(i^ fie il(iren
Lterl^It unb bie Stittel }ur Wilbtldötigteit ge-
iimen, gu organiftren unb )uglei(j(i eine mögli^ift
laue Orbnung im Softer ein}ufü]^ren, tourben
TOta^e mit ttnterbrfidung il^red eigenen 9ta-
nft mit Shtmmem be}eid^et unb in terfc^iebene
affen^ itamenttid^ in 24 nad^ ben Sud^fiaben
\ «Upl^obet« einget^eUt. 3ebe IHaffe l^atte il^ren
lenen SSorflel^ unb erl^elt il^re befonberen 9r*
ien suset^lt. 9m Sbenb beS Saged übergab
»er SRönd^ feine gefertigte Arbeit bem Sorfte^ier,
b btefer gab fte am 6nbe ber Sod^e an ben
cov6(toc beS ÄlofterS ab. Sie SSernmlter ber
ijelnenPIdßer l^atten bie Srjeugniffeber Wönd^S-
beit bem allgemeinen SBenoalter ({A^7ac oixov6-
k:) für ben gongen Stönd^Soerein beim ^upt-
yfter SU ubermad^^ unb btefer forgte für bereu
enoertl^ung, für Sintauf ber 9RateriaIien unb
nfitl^ieilung ber SSonöt)^. S)ie 9R5nd^e »ol^nten
i iioeien ober breien in gemeinfamen S^^^ unb
men nur gum ®ebet unb )ur ÜRal^Iseit guf ammen.
E^here, natürtid^ fel^r frugal, mugte unter @tiU«
^Imeigen, tt>eld^ aud^ au|erbem ftreng vorge-
trieben mar, eingenommen n)erben, unb um ein-
nber ni^t fel^ )u tonnen, pUten bie Sntoefen«
m ben Aopf in meite Jtai)i^en (cucullus) Don
roberSeinmonb. 2)te@d^ultembebedfte ein h)ei|e§
liegenfeO, SRelote genannt. 9m erften unb legten
Bod^ntage em))fingen bie ffloftergenoffen regel-
i&|ig baS l^eilige Sbenbmal^l. ©tarb einer ber
)täber, fo mürben (Sebete unb bad l^eilige Opfer
iri^ bargebrad^t. SieSufnal^me in benOrben
cfolgte na$ fhtnger Prüfung (9}ot)iciat) burd(|
(Biegung beS OrbenSfleibeS unb Slblegung be§
Selöbniffed, bie Siegel }u l^alten. 3u ^rieftem
ie^ ^d^miuS, um ^od^mutb unb 92eib nid^t
uffommen p laffen, feinen feiner 9Rönd^e meinen,
lÄ er felbft fd(|lug auS Semutl^ bie il^m ange«
lotene ^ßneftermel^e au§; {ebod^ nal^m er aud^
^riefter in feine ftlöfler auf unb gemattete il^nen,
\fK ^igen SSerrid^tungen augguüben. Su^er ben
HBPem erbaute $ad(|omiu§ auf Snratl^en beS
Mfd^< @era))ion oon Xent^ra in einem benad^«
artoOrte eine ffird^ für arme ^irten unb oer-
idlete barin felbft einige 3^ti baS Sectoramt mit
großem Srfolge. Surd^ aUed biefed l^tte ftc^ ber
Siuf feiner i^eUtgfett, mit meld^er ftd^ nod^ bie ®abe
ber SBunber unb ber ^ropl^ie oerbanb, in ferne
Sönber verbreitet unb oerfd^affte tl^m bo^ie iBer«
ebrung, um bad 3. 833 aud^ ben Sef ud^ bed großen
atl^anaftuS (f. b. 9rt.), mit meiern $ad^omiuS
ben Sifer in Sefömpfung be§ SrianiSmuS unb
ieber b^retifd^n Srfd()einung tbeilte. Sine oer«
leumbertfd^e Sntlage, megen bereu ftd^ ber ^ei-
lige im 3. 848 oor einer bifd^öflid^en @9nobe ju
Satapolid red^tfertigen mu^te, biente nur bagu,
feine Unfd^ulb unb £ugenb in nod^ b^UereS Sid^t
)u fe|en. 3n bemfelben Sabre raffte bie $eft gegen
100 feiner SJibnd^e meg ; $ad^omiuS felbft nmrbe
oon ber @eud^e ergriffen unb bef d^log nad^ f d^meren
40tögigen Seiben fein tugenb« unb fegenSreid^ed
Seben. S)a§ oon ibm begonnene SBerf aber l^atte
ben glüdnid^ßen Sortgang ; big )ur erfien ^ölfte
bed 5. Sabrl^unbertS läffik fein Orben fd^on
50000 Tlbnä^t unb beftanb im 9Jlorgenlanbe bis
in'8 11. 3al(|rbunbert; ja nod^ im 12. Sabrbunbert
(um'g 3abr 1185) ergäl^lt 9nfelm oon ^aDelberg
(f. b. 9rt.) , ba^ er in einem JHofier oon Son-
ftantinopel 500 Tlbnä^t gefeben l^abe, meldte feiner
Siegel folgten. -— Sine SiebenSbefd^ibung bed
bl. $ad^omiu§, furge 3cU nad(| feinem Xobe oon
einem 3R5nd(|e verfaßt, iß nod(| oorl^anben unb
unter anberen abgebrudft in ben AA. SS. BoU.
Mai. III, 295 sqq. (lateinifd^) begto. ib. 25* sqq.
(gried^ifd^), fomie bei Migne, PP. lat. LXXIU,
227 sqq. Slnbere (foptifd^e unb eine arabifd^e)
SebenSbefd^reibungen gibt Am^lineau, Eist, de
St. Pakhöme et de ses communautes, Paris
1889 (Annales du Musee Guimet XVn). (Sgl.
Palladius, Eist. Laus. c. 88; Sozomenus,
H. E. 8, 14; Gennadius, De scriptt. eccl. c. 7;
femer bie im 9rt. 9Jlönd^tl(|um angegebene allge-
meine Siteratur unb au^erbem Ceillier, Eist,
gen. des auteurs sacrös III, nouv. ^d. Paris
1859, 857 SS.; 3eitfd&r. für fatb- Sbeologie VI
11882], 878 f.; Amelineau, Etüde bist, sur
St. PaJdiöme et le cenobitisme primitif dans
la Eaute-Egypte d'apräs les monuments
coptes, Paris 1887.) [^ij^felber].
'Sfoiftiiiertrag, f. Vertrag.
^ümmneSf f. ®eorg $ad^Qmere§.
^adauM, ber 1^1., etma 860—890 Sifd^of
oon Barcelona in Satalonien, mar nad^ ^ierouQ«
mu§ (De vir. ill. c. 106) ein SRann oon htnfi-
gered^ter Serebfamfeit (castigatae eloquentiae
toirb }u lefen fein ftatt castitate et eloquentia),
toeld^er ebenf o febr burd^ fein Seben mie burd^ feine
$rebigt l^erDorleudbtete (et tam vita quam ser-
mone clanis). ßr t)erfa|te t)erfd^iebene fleine
@d^riften (varia opuscula, de quibus est Cer-
vus et Contra Novatianos) unb eneid^te ein fel(|r
bobe§ %lter. Sie fpöteren Siad^rid^ten über $a-
cianuS geben fömmtlid^ auf biefe Angaben beS
bl. ^ieron^muS al3 gemeinsame OueQe ^urüdC.
9}on ben @d^rif ten ^cianS finb nod(| erbalten brei
Briefe an einen 9looatianer @9mpronianu8, eine
1281 $acificu§ t)on Serebono — $acificuS bon @an SeDerino. 12S2
fleine Paraenesis, sive exhortationis libellus,
ad poemtentiam unb ein Senno de baptismo.
Sic 5ioei crftcn bcr brci Sriefc l^onbeln öornc^m-
lid^ über bod Siedet ber ffird^e. ftd^ fotl^olifd^ 9U
netmen (Ep. 1,4: Christianus mihi nomen est,
Gatholicns vero cognomen) ; ber britte unb um-
fönglid^fte über bie @ttDalt ber Sixtä^t, aud^ nad^
ber SlQufe fd^mere @ünben )u hergeben. 3n ber
Paraenesis (c. 1) ermöl^nt ber Serfoffer felbft
eine furj torl^er unter bem 2:itel ^^irfd^d^en''
(Cervulus, bei ^ieron^muS Cervus) öeröffent«
lid^te Sd^rift, U)eld^e gegen gemiffe 93elufHgungen
unb SuSgeloffenl^eiten am 9teujQl^r8tage gerid^tet
tt)Qr (cerTulmn facere = boS ^irfd^d^en fpielen).
— Sie erl^altenen @d^riften ttmroen guerft l^eroud«
gegeben oon 3. XiliuS, ^oriS 1588, unb bamad^
obgebrudft bei Oallandi, Bibl. vet. Patr. Vn,
257—276; Migne, PP. lat. XHI, 1051 ad
1094. Uebet einen @ol^n bed l^L ^acionud !Ra«
mens ® e s t e r f . b. «rt. (Sgl. ®am8, ®ie Äir«
d^engefd^id^te oon Spanien n, 1, IRegenSburg
1864, 318—824; fonjHge Sit. bei Chevalier,
Eöp. 8. V.) [Sarbenl^ewer.]
Ifociflctts oonSerebano (aud^ 9}oOQrien-
fl8 genannt), ber f el. , 0. S. Fr., xoox geb. 1424
unb ftammte aud ber angefebenen ^ntilie ^a»
moia, totlä^t )u Serebano, einem nal^e bei ber be«
fannten Stabt 3lo\>axa in 9lorbitaIien liegenben
Orte, onföfftg mar. Sr terlor fd^on als ftinb
beibe (Sitttn, fanb aber für biefe Srfa| an bem
«bte beö SenebictinerHofterS ju Slooara. 3m 3.
1445, als ber % 3o]^anned Don (Sa))iftrano (f. b.
^rt.) ®eneralt)icar ber ObferDan^ mar, nal^m er
boS OrbenSfleib biefer ^milie im jtlojler 5u9{o-
tmra. 2)a er in aUen Slugenben unb aud^ aI8 Sb^O'
löge unb ^rebiger ftd^ auS^eid^ete, mürbe er nad^
feiner ^rieftermei^e bolb ben a))of!oltfd^en 9Rön-
nem sugefeüt, meld^ im ®eifte unb unter t^übrung
beö b^. SBembarbin Don Siena (f. b. 9lrt.) unb
feiner großen @d^üler in gan) 3talien eine religiöfe,
fittlicbe unb f odale Smeuerung mit Srf o(g anftreb*
ten. SSon 1452—1471 mirfte ber fei. ^cipcuS
fel^r fegenSreid^ al8 9Rifftonar in ben meiften $ro«
öingen StalienS. ©ijtuS IV. fejtc fold^e« Ver-
trauen in ibn, bag er ibn )ur ^bfteOung gemiffer
SRi^bröud^e nad^ ber 3nfel @arbinien fonbte, mo
^ciftcuS mit gutem grfolge feinen ?luftrag er-
füllte. 9lad^ feiner StüdRebr Don bort befd^rönfte
er feine a))o{bIifd^en arbeiten mebr auf bie Um>
gegenb ton 9looara. SIS Sijtu§ IV. einen ffreuj-
}ug gegen bie Surfen prebigen lie^ unb ben ®ene«
raloicor ber Obferüanj, ben fei. ?lngelu8 Don 6Ia-
Dafio, p feinem 9luntiu8 ernannt batte, um bie
Jhtujprebigt in 3talien ^u organiRren, beauftragte
biefer ben ©eligen mit biefer 9lrbeit auf ber 3nfel
€arbinien unb gugleid^ mit ber ißifttation ber
bortigen IHößer bed CrbenS. SEBöl^renb $acificu8
biefed boppelte ^mt Dermaltete, ftarb er am 4. 3uni
1482 im «Iter Don 58 3obren. — 9II8 ©d^rift-
fteller ifl ^ciftcufi befannt bur^ bie fog. Summa
Pacifica, eine Art Cafuiflif für ©eid^tDöter, ur«
fprünglid^ in italienifd^ @prQ(^ gefd^eben. Sic
erfte ^udgobe, meldte Don ^ain (Bepertoriom
bibliograph. n. 12 259) ndber befdyriebcn ifi,
mürbe 1479 su SRailanb mit bem Xitel Somma
Pacifica o sia Trattato della scienza di oon-
fessare gebrudt. 3n einer Sßibmung an 9ott,
9Raria, ^randdcuS, SBenebictuS mirb boS ftu^
begeid^net ald Sßer! doctissimi F. Paeifid No-
variensis Ord. Min. Obserrantiae, diTiniTerin
praeconis apostolici clarissimL Snbeie 8nf>
lagen bed IBud^ed folgten, mebrere in biteim|4er
©prad^e, nomentlid^ bie 1501 unb 1513 in Se*
nebig erfd^ienenen. — 2)ieSinmo]^DmiSeiebaiio
münf d^ten bie fterblid^ Slefle il^reS b^ignfilign
9Ritbürger8 bei ftd^ )u l^aben, unb mit Snmcnkng
einer Si^ gelang ed ibnen, bief elben anS Saämnen
l^erübergul^olen unb gun&d^ft in einer ftopdle bcr
l^eiligen Sungfrau gu beftotten. S)er Sei^non
mar unb ifi, mie man b5rt, aud^ je|t nod^ xmx'
mefen. 3n fpöterer 3eit ifi }u (S^ bcS Sefigm
eine fd^öne ftird^e gebaut morben. 2)er rdigi^,
feit unDorben!Ii(^er 3eit bauembe Cult biefeS Sif
nerS ®otted mürbe 1745 Don 93endnct XIV. (e-
ftätigt Sein Sfeß mirb im gftanciSconerorben om
5. 3uni gefeiert. — 2)ie bei SBabbing (Aimalee
Ord.Min. ad an. 1476, n. 57 ; ad an. 1482, 0.71)
unb anberen Sb^onißen gerftreuten SBerül^ finb
gefammelt in bem Don einem ungenannten ^va^
ciScaner gef d^riebenen furgen Seben : Vita del
b.Pacifico da Ceredano, sacerdote della Bego-
lare Osservanza di S. Francesco, Nenn
1878. «nbere Süeratur f. bei Chevalier, Be-
pert 8. V. [3gn. Seüer 0. S. PrJ
'^adficüs Don Qan €eDerino, b. (L
0. S. Ft., mar geboren ben 1. SKorg 1653 in ber
fleinen @tabt @an SeDerino in ber Warf In-
cona. tSfnib Dermai§t mugte ber überaus fronmie
Jhtabe eine borte ^ugenbfd^e burd^ad^ msibe
aber aud^ fd^on bamalS Don ®ott in au|erorbent«
lieber SBetfe begnabigt 39Ht 17 Sabren no^ er
baS OrbenSfleib ber reformirten gfranciScanerin
bem einfamen, Dom b^ SronciScnd gegtönbclen
unb burd^ ben Sufentbolt mebrerer ^igen be*
rübmten fflofter Don Sforono. @d^on bamalSgalt
er al§ ein SRufter bob^ IBoIDommenbeit. Mr
bem er am 4. 3uni 1677 }um ^e^ gOKi^t
morben mar, Derfal^ er einige 3^t boS Smt daeS
SectorS ber $biIof op^^^ ; ^ ^^ Q^/ getnAfi
Don 2)emutb unb Seeleneifer, mit (Erlonbnig feiKr
Cbem baSf elbe nieber unb mibmete fid^ mit glälen*
bem Sif er unb großem ßrf olge ben übenmS nute*
DoDen SRifftongarbeiten unter ben armen SetDot-
nember^penninen. ®ottmoQteinbeB Don feinen
S^iener auf anbere SSeife Derberrli^t wrben,
nömlid^ burd^ ein l^obeS contempIotiDeS unb leiben*
DoIIed Seben. 92a^ furjer Seit ^mongm ibn fort'
möbtenbe jhnmibeiten, namentlid^ febr f^neQ'
l^afte, unbeilbore SBunben an ben gföBeni bie
apofioltfd^e 3:bötigfeit au^bolb beft ffloftertonf'
jugeben. Seien unb leiben unb in grö^ <B»»
fomfeit b^Tbemnütbige Xngenben üben, boS vor
12S8
Pactum Calixtinnm — ißabcrbortt.
1284
feilt Sernt unb mtf biefem JtreujiDege forn fein
vmrM, mit C^rifb in (Sott oerborgened Seben
)K foU^ier SoQenbung, bog er mit $quIu8 (®qI.
2, 20) fagen fonnte : „92id^t mel^r id^ , fonbem
S^tiffaid lebt in mir/ @o lange feine tJfü^e i^n nod^
ia etttKi trogen fonnten, oermeilte er faft Sog unb
9adft t)or bem cdlerl^eiligften Sacramente ; fpöter
fe|te er üon feiner 3cOe qu§ feine (Sebetdübungen
fort ^duftge Sfflafen unb onbere bei großen ^ei-
ligen gemöfnlid^e ougerorbentlid^e ©nobengoben
Sriigten, bai eine ^ffroft ouS ber ^öl^e" in i^m
rai Seben mirfte, totli^ avß ®ott geboren mar.
Sr entfd^lief am 24. September 1721 im ^Iter
oon 68 Sahiren unb mürbe oon ®regorXVI. am
26. Otai 1889 feierlid^ cononiftrt. 3ltUn Dielen
anberen SBunbem mirb berid^tet, bog sioei Sobte,
Don feinen Sleliquien berührt , sum Seben er«
Mft nmrben. — Sin italienifd^ed Seben biefed
^igen nac^ ben ^cten ber Sanonifation ift
Mm bem Snnaltften bed Orben§, P. StaniS-
kta% Slefd^orri, gefd^eben unb in 9tom 1839
gebrucft [3gn. Seiler 0. S. Fr.]
Pactum CaUxtinnm, f. Soncorbate ni,
825 f.
9ttketlon^ SiStbum in ber ffird^en-
(»toDinjitöIn, oerbanft feine ®rünbung ff arl
)cm ®ro|en; ber Ort fommt al§ $abarbrunna
3ber ^terSbrunna (ber ^n^ foH megen feiner
riefen OueQen nad^ bem $o [Padus] genannt
iein) ober $atbaIbrunnon (am 2:^al«9runnen) ju«
erfi im 3. 777 oor, alS Roxi bort einen Keid^Stag
^te(t. S)rei Saläre fpöter fanb ein »eid^Stag ftatt
nt ben VU @tunben entfernten Sip^equeUen (Sip})>
Itnringe). ^uf biefem ober aud^ auf bem im 3.
785 mieber ^u ^berbom gel^altenen mirb bie oor«
Uhifige X^ilung be§ Sanbed in SiStbümer erfolgt
fein. ®od^ ttmrbe ber Sprengel $aberbom, ber
fubUd^ %^tx\ beS Sanbed ber Sngem, ^unöd^ft
bem Sifd^of oon SSBürgburg übergeben, ^fö ® lau-
benSbote bötte l^ier ber % @turmiu§ (f. b. Slrt.)
gemirft. 3m 3. 795 foü bann ber in SDßüi^burg
gebilbete ^tbumar, einem ebeln @ad^fen>@e>
fd^Ied^t entfproffen, pm Sifd^of eingelegt morben
fein. S)o(^ mirb bie eigentlid^e Segrenjung be§
9t«t]^8 erft auf ber @Qnobe su @al5 (804) er«
folgt fein. SoSfelbe mürbe umgrenzt oon ben 99i§«
t^mnem üRoing, Hbln, OSnabrüdf, SRinben unb
^ilbeSl^etm unb erjhedfte ftd^, auger über ben fpö*
tem meltlid^en Seft^ (ungeföl^r bie ie^igen ffreife
^berbom, 93üren, SBarburg unb §öjter), über
ben größten %tit\l ber je^igen ^ürftentbümer Sippe-
Sctmolb unb SBalbecI unb faft bie C)ölf te ber e^e«
maltgen ®raffd^ft StaoenSberg ; nad^ Öften ging
efi über bie SBefer binauS, nad^ @üben bilbete
bie ®ren}e l^auptföd^Iid^ bie 2)iemel mit i^rem
9lebenPug, ber £mif!e. nad^ äBeften bie alte @d^eibe
S'fdben 6ngem unb SBeftf alen ; bod^ mürbe legiere
er ber ®egenffanb langbauember ffömpfe mit
ben ftölner ^bifd^bfen. S)a3 93i§tbum ftanb
nntei ber SRetropoIe SRain) ; fpöter verfiel e§ in
|e^ flrd^bioconote. 3n ber aQgemeinen ®efd^id^te
bed 9ieid(|ed bot ^aberbom feine bebeutenbe SloUe
gefpielt, bod^ W bie ©tobt oft in ibren ÜRauem
bie farolingifd^en, föd^fifd^en unb frönfifd^en ff5«
nige unb ffaifer gefe^en. ^ud^ ein $apf} mar
bort, nömlid^ Seo HI., ber im 3. 799 ben £)0(^-
altar ber SaloatorSfird^ confecrirt unb in bem*
felben Steliquien beS ^l. @tepbanu§ niebergelegt
f^aUn foQ. 1. Sifd^of t)Qtbumar begann ben 93au
bed 3)omed su Sl^ren ber beiligen SRutter ®otted
unb be§ ^l ffilian. Sr ftarb am 9. Sluguft 815
unb mirb als C^eiliger genannt, toit fein 92a(bf olger
2. SBaburab (bid 852), meld^er ben Sau be§
2)omed ooQenbete unb bie vita communis ber
S)omgeiftlid^en fomie bie SDomfd^uIe errid^tete.
Saburab nal^m Diel an ben Sleid^gefd^öften %S)tü.
Sr mar eS, ber 884 als ©efanbter SubmigS bed
tjrommen Solbar jur Untermerfung unter feinen
^ater überrebete. 3ur Selol^nung erbtelt er ben
Seid^nam beS ffi. Siboriu§ (f. b. 9rt.), meldten er
886 feierlid^ nad^ ^berbom übertragen lie^. 2)er
^I. Siboriu§ mürbe in ber 3foIge5eit ber ^aupt-
patron be§ 3)ome8 unb beS SiStbumS. Saburab
geborte aud^ 5u ben brei 93ifd^öfen, oor meldten
gbo oon SleimS (f. b. %xt) im 3. 885 ba§ 9e-
fenntni^ feiner Sünben ablegte; unter il^m
mürben bie Sbtei goroeQ (f. b. 3(rt.) unb baS
9}onnennofier derforb gegrünbet. (Ueber ^a«
t^umar unb SBaourab f. [StninckJ Westphalia
sancta, pia, beata, ed. Giefers I, Paderb.
1854, 15 sqq. 86 sqq.) 8. Sutbart (Siutl^art)
(bis 886) nabm %f^t\l an ber @t)nobe 5u 2Borm§
(868), melcbe baS oon il(|m in @emeinfd^aft mit
feiner ©d^mefter SßalburgiS gegrünbete grauen-
ftift §eerfe beftötigte, unb 5ufföln(878). 4.Sifo
(bis 908) mar sugegen auf ber großen 9lei(bS«
f^nobe ju Sribur (895) unb erbob bie ®ebeine
ber bciligen SBaburab unb 5Keinolf (f. b. 9lrt.).
5. Jbeoborid^ I. (bis 916) ; 6. Umman (bis 985) ;
7. ®ubo (bis 960) ; 8. SSoIfmar (bis 981), oor-
ber ÜKönd^ in Soroei). Unter 9. SRbetar (bis 1009),
meld^er oiel am ^ofe Otto'S ni. meilte, mürbe
im 3. 1000 ber Som unb ein Sl^eil ber @tabt
burd^ t^^uer ^erftört. S)a aud^ bie Urfunben
oerbrannt maren, beftötigte $apft @Qloefter ü.
am 1. 3anuar 1001 bie ®ered^tfame beS SBiS«
tbumS oon 9?euem. 3m 3. 1002 mürbe ffuni«
gunbe, ^einrid^S II. ®emabUn, in Ißaberbom
burd^ Srgbifd^of SBiUigiS oon 9Raing gefrönt.
10. 3)er % aWeinmerf, $aberbomS größter 99i«
fd^of (f. b. art.). 11. ©er feiige Sotbo oon Suren
(1086—1051), oorber mt oon §erSfeIb. 12. ®er
felige 3niab (bis 1076), 3)^einmerf8 ©d&mefter=
fol^n, meld^er gan} in bie gfu^ftapfen feineS Ol^eimS
trat. SBefonberc Sorgfalt manbte er ber 3)om«
fd^ule oon ^aberbom }u, in meld^er er mit ^nno
üon ftöln gebilbet morben mar, unb brachte fie
ju l^ol^er 93Iüte; bie ©omfirdfte befdftenfte er mit
üielen merlbooflen Supern. 93ei bem SBranbe beS
®omeS unb beS ftlofterS Slbbingl^of (ogl. bar«
über ®reoc, ©efd^id^te ber 99enebictiner«?lbtei
«bbingl^of, ^aberbom 1894) im 3. 1058 fam
1235
$aber(orn.
1236
bcr ^l ipatcmuS um, tocU er bie ©loufur nidjt ocr«
laffen toollte. ©of ort begann 3mab ben Sau eine«
neuen ®omS, beS britten, ben er 1068 einioeil^te.
9lm 8. September 1068 erl^ob er bie (Sebeine ber
erften Sift^öfe unb üereinigte fle in einem befon-
bem ®rabe in ber ffrt)pta ; al8 fpöter gferbinanb
Don gürftenberg ba§ ®rab öffnete, touxitn nod^
fünf unt)erfel^rte ^Smpttx gefunben. 3)a^ 93ifd^of
ijmab am 24. Sanuar 1076 }u SBormS ben be«
fannten 3lbfagebrief an ©regor VII. unterfd^rie«
ben, mug als ^meifelbaft gelten, ba er bereits am
3. gebruar ju ^aberbom ftarb. ^einrid^ IV. er-
nannte 13. ^oppo Don ^olte (bis 1084), 2)om-
propft in ^Bamberg; biefer ging aber fpöter }u
ben ©egnem beS ftaiferS über unb gen)ötirte bem
SBifd^of «Itmann üon $affau (f. b. 9lrt.), meldjer
an ber 2)omfd^uIe erlogen unb eine S^itlcmg fieiter
berfelben gemefen toax, in ^aberbom eine 3^"
flud^tsftötte. ^aä) $oppo'S Sobe tam eS in
$aberbom )u einem unl^eilooUen @d^iSma. 2)er
©egenfönig ^ermann ernannte ben trafen ^ein-
rid^ t)on SlSIoe. SDiefem fteUte ftd^ ^einric^ t)on
Arnsberg -SBerl gegenüber, fie^terer brad^ mit
großen @elbfummen nad^ 9lom auf, h)0 gerabe
§einrid^ IV. ®regor VII. belagerte, unb erl^ielt
baS 39iStbum Don bem ©egenpopfl SBibert. 3m
3. 1090 Vertrieb er f)einri($ Don äsloe unb blieb
feitbem im unangefodtitenen Sefi^ beS SiStl^umS
(bis 1127). Ser erftere begab fid^ nad^ 5Kagbe»
bürg unb marb bort 1102 grsbifd^of. ^einrid^
Don SBerl erl^ielt fpöter Don $afd^liS II. bie 9e-
ftätigung , f o ba^ beibe in ber Sftei^e ber $aber»
bomcr Sifd^öfe gejöl^lt merben. 16. Sembarb I.
Don Oefebe (1127—1160) war ein ^reunb beS
bl. 39embarb Don 6lairDau£ unb grünbete baS
eiftercienferflofter §arbebaufen. 3l!S er Äönig
Sotbar II. auf feinem erften SRömei^uge begleitete,
erhielt er Don Snnocenj IL als ©ejd^enf ben ®e-
braud^ beS Nationale (f. b. ^Irt.), meldten 1666
^)lle janber VH. beftötigte ; baSfelbe trögt ber ipa-
berbomer Sifd^of nod^ je|t, aufecr bem ©id^ftötter
3)i)d^of ber einzige in S)eutfd^lanb. Bei feiner
Küdtfebr fanb Sembarb ben 3)om unb einen
großen Sl^eil ber ©tabt burd^ geuer jerftört; er
baute ben erftem innerl^alb jebn Salären mieber auf
unb fo entftanb bie jejige ©atbebrale, eines ber
bebeutenbften Sauwerfe SBeftfalenS. 17. ßDergiS
(bis 1 1 78) ; 18. Siegfrieb (bis 1 186) ; 19. Sem-
barbll. Don Oefebe (bis 1203) ftanb auf ©eiten
Otto'S IV. gegen bie ©tauf er ; 20. Seml^arb m.
Don Oefebe (bis 1223). 21. DliDer (f. b. «rt.)
tourbe Don foonoriuS HI. gegen ben ©tiftspropp
am Sufeborf, §einrid^ Don Srafel, beftötigt. gr
bielt 1224 eine ffiiöcefanf^nobe , auf weldder bie
alten Serorbnungen neu beftötigt unb aufgeaeid^-
net würben. SUS er 1225 garbinalbifd^of Don
©abina würbe, Derjid^tete er auf baS SiStbum.
22. SBiüebranb, ®raf Don Dlbenburg, erbielt auf
Der Serfammlung gu Sütti^ (2. gebruar 1226)
bie 9lbminiftration Don aJKinfter unb OSnabrüdt,
beren Sifd^öfe wegen Ib^ilnabme an ber grmor-
bung beS 1^1. (Engelbert Don Rbln fuSpenbitt mtß
ben. Unter i^m ftebelten ftd^ bie SRinoriten in
$aberbom an. Sr würbe 1228 Siftbof m
Utred^t unb Dergid^tete auf ^|kiberbonu 23. Sern*
l^arb IV., ®raf Don ber Sippe (bis 1247), er-
neuerte bie Serbinbung mit Se 9Ran8. S>ie vita
communis ber 3)omgeißlid^teit l^rte auf. 24. Sie
Regierung ©imonS I., ®rafen Don ber Sip|x
(bis 1277), wie überl^aupt bie öu^ (Befd^
beS SiSt^umS im 13. Sal^t^unbert, wirb jun
guten Sb^tt burd^ bie ffömpfe mit bem flSlner
!Rad^bar auSgefüat. S)ie Sifd^öfe Don ^obeibom
fud^ten ftd^ einerfeitS gegen bie l^ogli^e 9twäi
ber Srsbifd^öfe, weld^e ftd^ nad^ ber Uibmbe
Sriebrid^ Sarbaroffa'S Don 1180 aud^ über $obe^
bom erftredte, anbererfeitS gegen numd^ 9m^
übergriffe berfelben )u erwebten. S)en6d(eptiidt
errei^ten biefe ©treitigfeiten unter ©imon L,
wöbrenb auf bem Jtölner ©tuble Ronxab tm
§oftaben (f. b. «rt. Äöln VII, 850 ff.) faj. 6i^
mon war iebod^ f o unglüdflid^, ba^ er 1254 gt*
fangen genommen würbe unb erfl nad^ }wei 3(4-
reu bie ^reibeit wieber erlangte, nad^bem er ge-
zwungen ©d^reiben an ben $apfl Wesanber IV.
unb bie Sarbinöle gerid^tet l^atte, in benen er bes
Sr^bifd^of Don aller ©d^ulb an fetner ®efongen-
f d^aft freifprad^ unb bie Serl^öngung bcS Sontei
über ftd^ f orberte, wenn er ben gefdbloffenen Stie-
ben bred^en würbe. 2)er $apfl bun^fd^ioute jeM)
balb biefeS Zrugfpiel, fprad^ ©inum Don ata
Siben lebig unb ert^eilte ibm bie Sefugni^ o^
Sufümmung beS Sr^bifd^ofS in feinem SiStin»
Sefeftigungen anzulegen. 2)ie ftömpfe begannen
balb wieber Don 92euem unb bauerten nod^ lange
3eit fort. ®egen 25. Oüo, ®raf Don 9iiet5(rg
(bis 1307), Dörfer ©ompropft in ^berbom, e^
i)ob [\ä) ber $ropft Zl^eoberid^ Don ©oeft, ein Ser*
wanbter beS Srsbif d^ofS ©ifrieb Don fföln : btr
©treit würbe 1282 burd^ ©dbiebSrid^ter }u Önn*
ften Otto'S beigelegt. 9Hit Äöln würbe 1288 p
3itn% wieber ein gnebe gefd^loffen, ber ober
aud^ nicbt lange Seßanb l^atte. ^e Sominioiner
liegen fid^ 1281 in äBarburg nieber, l^attenaber
langwierige ftömpfe mit ben Sürgem bofeC^ )b
beftel^en. Otto beftötigte 1293 baS Don feinen
©d^wager, bem ®rafen Otto Don StaDenSberg, g("
grünbete SoHegiatftift au Sielefelb. 9Iad^ feinoa
Sobe wöblte ein Z^eil beS JtapitelS ®i^er tion
©d^walenberg, weld^cr 1278 }um Srgbifd^of m
SRagbeburg gewollt worben war unb fid^ gegen
Sri(| Don Sranbenburg nid(|t l^tte bel^nptenföB"
nen; ber anbere Sl^eil wöblte ben 2)oinbed^(mia
Zb^oberid^ Don 3tter. S)ie Slegierung fn^
26. ®ünt]^er bis 1310, 27. Xl^oberid^ Don ba ob
bis 1321. 28. Sembarb V. Don ber fitppe (W
1341) bielt 1324 eine ©Qnobe, auf weld^lNil
S)iöcefan-SreDier georbnet würbe. Sr batte me^
f ad^ ©treitigfeiten mit bem 9bel unb ben Stübten.
3n ben SiDiftiqfeiten jwifd^ Subwig bem 809«
unb 3obann XXII. ftanb er treu )um ^opjie.
29. Salbutn Don ©teinfurt (MS 1361) no^
!37
H^oberborn.
1238
K ^emtuj^ni. t)on@))iegeI, W)i Don Sorten, jum
xibjutor, toeI4«ci^m au^ folgte (bis 1380). S)ie«
: toQt eifrig tl^&tig für ben fianbfrieben in SBefit«
[en ; er uxnc ber erffe Sifd^of, toeld^er ftd^ einen
{enen SBei^bifd^of l^ielt. 81. ©imon Don &txn*
rg (bis 1389) reiste fetbft nad^ 9lom, um fid^
n Urban YL bod SiStl^um übertragen gu laffen ;
lam in einer gelobe um. 32. 9tu))red^t oon
mg nutzte baS SiStl^um $affau, in beffen Sefi^
ni^ gefangen lonnte, mit $aberbom t)ertau«
cn. 3m ffam)>f e mit ben 93engelem, einer Staub-
nbc unter Sfil^ng beS griebrid^ t)on ^bberg
)L grörftemann^ 3)ie dftnfil. ®ei|Iergefeaf duften,
lOe 1828, 246-250), ftarb er bei Selage-
ng ber aSurg ^berg am 29. 3uU 1394 an
: $efL 83. Solenn L, @raf Don i^ot)a, oer«
Kf^te 1898 ^aberbom mit ^ilbedl^eim. S)a8
pxttl tDdl^Ite ben ^ergog SBiU^elm Don Serg.
(^renb Sonifo} IX. ben SanonicuS 34. 93er«
nb Don StaDemta ernannte. %Id biefer aber
^ ^berbom fam, Dertoeigerte man il^m bie
U>igung mit bem Sebeuten, SBUl^elm fei 93i-
»f« fo ba| Sertranb nad^ taum einem Saläre
ber nad^ Stauen jurädffel^e. 85. SBUl^elm
i 93erg, ber bamt Dom ^ßapfte beftötigt touxbt,
IXDOX eine l^öl^ere SBei^e nie empfangen, fud^te
r bod^ feines SmteS mit Sifer ju malten ; feine
jierung ift ein Seifpiel ffir bie traurigen 3u"
tbe )ur 3cit beS großen ©d^iSmaS. ®obeUnu§
b. Sri) mar fein Cfficial. SBil^elm befe^te
\ arg benoal^rloSte gfrauenllofter 95bbeten, bie
iftitng beS % SJleinoIt mit ^uguftinem Don
»oUe. SIS er 1409 aud^ baS SBenebictinerflofter
büigl^of in Ißaberbom reformiren moUte, füe|
auf heftigen SBiberftanb. S)er W)i appeüirte
Wesanber V., ben ^ifaner goncilspapft, mäl^«
ib ber 93ifd^of ^u ®regor XII. I^ielt. Sllesanber
b bod Dom Stfd^of aber bie @tabt megen il^rer
irteina^me für bie SJlönd^e Derl^öngte unterbiet
eber auf. «IS SBil^elm mit ben SBaffen Dor-
nen mollte, Derbanben ftd^ bie Stöbte unb baS
omcQpitel, meld^ er ebenfalls burd^ l^Serorb«
ngen über bie Steftben^pflid^t erbittert l^atte, mit
n (trafen Don ber Sippe gegen i^n, unb eS !am
m ftriege. SBiD^Im manbte fid^ nun an Sle-
nberS 9faid^f olger, Solenn XXni., trat aber
leber auf bie Seite ®regorS jurüc!, als er bei
r ihanl^eit beS Sr^bifd^ofS t$riebrid^ Don ftbln
efeS Sr^biStl^um )u erlangen fud^te (f. b. «rt.
5üiVII, 868). Sie SKinorität beS bortigen
ipitelS mdblte il(|n, unb @regor XII. beftötigte
n ou(^ ; attein fein ©egner 2)ietrid^ Don 9RörS
imnm bod^ bie Oberl^nb. SDie S)oml(|enen in
aberbom benu^en SBilldelmS Slbmefei^eit, um
n für abgefegt su erflären unb SDietrid^ aud^ }um
tmttmfbrotor Don ^aberbom in toö^Ien, maS
9(atm XXm. am 13. ^rU 1415 beftötigte.
tiOdm Derglid^ ftd^ balb barauf mit ^etrid^,
cjiil^tete auf feine geifilid^ SBürben unb l^ei«
tele 2>ietrid^ Slid^te. 36. SDietrid^ Don SRörS
iS 1463) fud^te baS IBiSt^um für immer mit
ßöln iVL Dereinigen unb l^atte bafür aud^ 1429 bie
©enel^migung 9)lartinS V. erlangt. 3n feinem
©d^reiben l^atte er befonberS auf bie geringen 6in«
fünfte beS 93iStl^umS l^ingemief en, meldte infolge ber
beftünbigen JMege auf 500 ®oIbguIben }ufam-
mengefd(|mol}en feien; }ubem feien bie 93urgen unb
©tobte arg Derf d^ulbet, ol^ne ^ilf e eines möd^tigen
t^ürften — unb baS fei am füglid^ßen ber Sr^-
bifd^of Don ff öln — tonne baS Sanb niemals mieber
pr 93Iüte gelangen. S>aS $aberbomer 2)omcapiteI
fud^te bie Sel^auptungen 3)ietrid^ ^u miber-
legen unb fd^rieb ibm felbft bie ©d^ulb für bie
9$erarmungbeS SiSt^umS )u ; eS l^atte ben Sr«
folg, ba| aJlartin V. feine früljere Cntfd^eibung
^urüdna^m. Sietrid^ über}og barauf baS 93tS«
t^um mit ffrieg unb manbte fid(| 1434 an baS
Safeler Soncil. ©eine SBorfteUung mürbe Don ben
^aberbomer S)omJ(|erren eingel^enb ermiebert; unb
ba baS Soncil mid(|tigere ©ad^en gu be^anbeln
l^tte, blieb bie gan^e Slngelegenl^eit Dorlaufig in
ber ©d^mebe. 3)ie 9bfe|ung 2)ietrid^ if^txlU
Sugen IV. jmar aud^ bem Sßaberbomer Sopitel
mit, ol^ne jebod^ mie fürfföln einen neuen ^ifd^of
}u ernennen, unb Don ©eiten beS SapitelS gefd^ab
ebenfalls nid^tS. 9licoIauS V. fe|ite bann, mie be«
tannt, Siietrid^ mieber in feine SBürben ein. Unter
ber ©oefter fjfel^be l^atte baS SiStl^um fel(|r su
leiben. 37. ©imon in., ®raf Don ber Sippe
(bis 1498), l^atte Diel mit geloben ^u fd^ffen.
Sr l^ielt 1465 eine 2)iöcefanf9nobe. ©eine Slegie«
rung ift reid^ an ©tiftungen Don ff Ibftem ; aud^
bie »urSfelbifd^e Kongregation (f. b. «rt. SurS-
felb U, 1547) entfaltete il^re ^l^ötigfeit im SiS-
tl^um. %m 16. ©eptember 1480 fa^te baS Som-
copitel ben 93efd^lu^, bag alle 3Jlitglieber Don «bei
fein müßten, maS ©ijtuS IV. beftötigte. äBcgen
ffränfli(|!eit na^m ©imon 1496 ben ffölner ßra-
bifd^of 38. ^ermann Don C^effen 5um Soabjutor,
meld^er i^m in ber Stegierung folgte (bis 1508)
unb aud^ in ^berbom in berfelben äBeife glüdC>
lid^ unb fegenSreid^ regierte mie in ff 5ln (f. b. %rt.
VII, 870). 39. erid^ Don ©raunfd^meig (bis
1532), augleid^ 99ifd^of Don OSnabrüdC, lie^ baS
^aberbomer SreDier jum erften SWale in Seip«
5ig brudEen (Liptzk per Melchiaten Lotterum
1513). £iie neue Se^re fanb im SiStl^um Diel-
fad^ Singang. 3)er 93ifd^of unterbrüdte smar iebe
reDolutionöre Stegung, aber eS fann bo(| fraglid^
erf d^einen, ob er ber fatl^olif d^en ffird^ entf d^ieben
Sugetl^n geblieben ift; eS mirb gefagt, er fei
burd^ feinen S^^eunb, ben Sanbgraf en Don C^effen,
5um ml^ert|um Derfü^rt morben. SS folgte
40. öermann Don SBieb (f. b. Sri.), ßrjbifd^of
Don fföln. 9tad^ ben burd^ il^n l^erDorgerufenen
SBirren l^atte ^aberbom baS ®lüdE, nad^einanber
brei trefflid^e SDlönner ju »ifd&öfen 8u baben.
41. Sembert Don fferffenbrodt (1547—1568),
als ©ele^irter gerühmt, IJielt 1548 eine ©iöcefan»
f^nobc unb mar eifrig für bie 9lufred^t^altung
beS fat^olifd^en ©laubenS bemül(|t. Sbenfo mar
42. Sol^ann II. Don ^ot;a (bis 1574), jugleid^
1239
ißaberbotn.
1240
^d^of üon ÜRünficr unb DSnoMA ein eifriger
^of ; er lie^ eine SSifttation beS 93i§t]^um§ bor-
nel^men unb fd^rieb ben rdmifd^en ftoted^iSmuS
tor. 43. ©alenttn öon Sfenburg, ßrgbifd^of ton
Äöln (f. 0. Vn, 874), toirße im ©eifte feiner
IBorgönaer; für ^aberbom l^ot er baburd^ befon»
bere Seoeutung, bo^ er bie ©d^ulanftalten neu
orbnete (baS ©^ntnoftunt in Ißaberbom l^ie^ nod^
il^m anfänglid^ Salentinum). ^ud^ mürbe unter
i|nt enbUd^ ber langjöl^rige @treit jmifd^en ftbln
unb ^aberbom gemö^ einem ®uta$ten ber Uni«
DerfUät Sreiburg gefd^Iid^tet. 3laä) @Qlentin§
Sbbonfung (1577) tt)urbe auf (£mpfe|(|Iung ber
OSnabrüdter Soml^enen 44. ber Sr^bifd^of Don
Bremen, ^einrid^ t)on Sauenburg, gemäl^U, meld^er
audbrfidflid^ berfprad^, bie fatl^olifd^en Sinrid^-
tungen aufredet 5U erl^alten unb feine neuen Seigren
)u bulben. ^ber balb mu^te ba§ Sapitel feigen,
ba^ ed fid^ getöufd(|t l(|atte; benn Qeinrid^ mar
gau} Iutl(|erifd^ gefinnt unb fteUte bereits 1578
allen Untertl^anen frei, ftd^ ^nx StugSburgifd^en
Sonfefflon gu menben. ^n bem in feiner 3Jlt\x'
^eit tatl^olifd^ geftnnten 2)omca))iteI fanb er ent«
fd^iebenen SBiberftanb. 3)a8felbe berief 1580 bie
Sefuiten nad^ $aberbom, meldte }unöd^ft bie 3)om-
fangel fibemabmen, aber Don ben burd^ bie neue
Seigre bereits arg angefiedften Sürgem anfangs
f el^r angef einbet mürben. ®regor XTTT. belobte in
einem @d^reiben Dom 6. gebruar 1584 baS (S^M
megen feiner @tanbbaftigfeit. S)aSfeIbe toäfjjlk
mä) ^einrid^S t)l5^Iid^em Xobe (am 22. %pril
1585) ben 3)ompropf! 45. Sl^eobor Donprften-
berg (f. b. Slrt. IV, 2084), einen smeiten Tltin-
merf, ber in ber SReil^e ber ipaberbomer Sifd^öfe
ftetS einen e^renDoHen ipia^ einnel^men mirb ; ba§
Gymnasium Theodorianum unb bie Sl^eoboria«
nifd^eSBibliotl^ef in ipaberbom galten nod^ {ejt fein
5lnbenfen lebenbig. 3]^m folgte 46. gerbinanb L,
grabif^of Don fföln (f. o. VH, 878), fd&on feit
1612 3:]^eobor§goabiutor (1618— 1650). Unter
ben SQBel^en be§ brei^igjäl^rigen ftriegeS l^atte ba§
93i§tl^um fel^r ju leiben. Kb^iftian Don 93raun«
fd^meig raubte am 16. 3Rax 1622 bie ©ebeine
beS % SiboriuS unb lie^ auS bem fofibaren ©darein
®elb f dalagen; bie SReliquien famen nad^ mehreren
SBed^felfäDen in baS fliofter SWarienforft bei ®o-
beSberg, eine ©tunbe Don 93onn, Don mo p«
tJerbinanb 1627 feierlid^ mieber nad^ ^aberbom
bringen lie^. 3m mefifälifd^en gfrieben entging
^aberbom nur burd^ bie Snterceffion beS 99if (^ofS
Don 2e SRanS beim franjöfifd^en Äönig ber «uf«
l^ebung. ©urdft bie Seformation maren bie um«
Uegenben meltlid^en ®ebiete aUe jur neuen Seigre
übergegangen, fo ba^ fid^ nunmehr bie geiftlid^e
SuriSbiction mit bem meltlid^en ®ebiete faft berfte.
3ur 3eit SBifd^of fjerbinanbs lebten im Sefuiten«
cofleg 5u ^aberbom bie berül^mten 3ltbanafiu8
Äird^er (1618—1622) unb fjriebrid^ Don Spee
(1625 unb 1626; f. b. 3lrit.). 47. Sbeobor abolf
Don Serf (bis 1661) mirfte für bie SReorganifa«
tion beS fird^lidften SebenS burd^ Slbl^oltung einer
allgemeinen ffirddenDifitation unb fud^tc bie6d^
ben beS breigigiöbrigen ffriegeS au l^ben. Segen
ßnbe feiner SRegierung famen bie SfranciScam
nadd $aberbom ; il^re 9lieberlaffung fonb befoi^
berS an ben Jtapusinem l^eftige ®egnerf d^. Unto
48. f^rbinanb 11. Don ^ürftenbcrg (bis 1688;
f. b. ^ri. IV, 2086) erbob fid^ boS mOjm in
neuer 93lüte. 93on 1669—1676 lebte ber ^
rif er 92icolauS ©diäten )u ^ßaberbom. 49. be>
mann SBemer Don SBolff-SRettermd^ (bis 1704)
l^ielt 1688 eine SiöcefanfQuobe. 3lai^ bem Zobe
beS 50. grans %molb Don aBolff-SRettemu^ (M
1718), feit 1708 aud^^Btfd^of DonaRunfier, xoSSßt
baS (Sapitel am 14. 9R&r) 1719 ben ^tt^W^
lipp 9nori^ Don ^r^tm, meld^er iebi^ f^nra o»
12. 9)lör) gefbrben mar, unb bann 51. (Bmai
«uguft Don ^ar^tttt (1719—1761), fett 1728
au($ Sr^bifd^of Don ftbln (f. o. VH, 884). Set^
felbe feierte 1736 baS neunte Sentenarium bec
Uebertragung ber ^Reliquien beS ffi. SiborinS, M
meld^er ® elegenbeit bie j[e^t nod^ beftebenbe Sibori"
Sruberf d^af t errid^tet muri)e. 2fn bemf elben ^tSfa
tbeilte er bie Siöcefe in 16 Sirfel, bereniSeip^e
immer monatlid^ eine SSerfammlung leiten folUen.
S)er ftebeniöl^rige ftrieg fd^abigte baS 9i8t|i»
fel^r unb l^inberie aud^ bie balbigeSomabme einer
neuen Sifd^ofsma^l nad^ SlemenS SugußS Zobe
(6. Sfebruar 1761), ba gfriebrid^ Don 9ran»
fd^meig, meld^er bamals im SiStl^um lagerte, bic^
felbe im Stuftrage beS JKnigS Don Snglcmb unter«
jagte. Srft nad) ^fc^lu| beS gfriebenS )im{((en
Sfranfreid^ unb Snglanb (2. 9loDember 1762)
tonnte am 25. Januar 1763 ber 2)om|m))|
52. SDßilbelm 3lnton Don Slffeburg (WS 1782) gtß
mäl^lt merben ; berfelbc errid^tete 1 777 baS $riePe^
feminar. 3^m folgte fein Sleffe 53. gfriebrkj SKI«
^elm Don SBeftfalen, Sifd^of Don ^ilbeSbein, fett
1773 fd^on Soabiutor (bis 1789) ; berfelbe miß
1784 eine SRebuction ber tjeiertage Dor. 3)e|fa
92ad^f olger mürbe in beiben SiStbümem 54. gfroiQ
egon Don Qfürftenberg (f. b. «ri. IV, 2087). Unler
il^m mürbe 1802 baS SiStbum föculori^, boS
2)omcapitel, bie ©tifte unb fflöfler bis mtf einige
SRenbicanten« unb ^Ronnenfldfler mürben onfge'
boben , ber äteid^SbeputationS « ^auptfd^lu| p
^aberbom als (£rbfür|tent^um an ^ßreu^ im
ben Sfrieben Don Zilftt mürbe eS Seftonb^ beS
ff önigreid^S SBeftfalen unb ^um Departement ber
Sfulba gebogen; 1814 fiel eS an $reu^ vaM
unb mürbe bem SlegierungSbegirf SOlinben einoer*
leibt. S)urd^ bie SBuOeDe Salute animamm MV
16. 3uli 1821 blieb bie 3)iöcefe $aberbom nid^t
nur erl^alten, fonbem mürbe nod^ bebeutenb w*
grö^ert. SS famen bittju baS bamalige fBiSäjm
SorDeQ, beffen Regierung jiebod^ ber fBifd^of S^'
binanb Don ßünind, feit 1821 SBifd^of DonSRü«'
fter, bis ju feinem lobe beibehielt, bie ebemaligff
SiStbümer SWagbeburg, ^alberflabt, Kerfebnifi
unb 5Kaumburg, fomie Sbcile ber SiStpmerWtit
SRainj, OSnabrüd unb SBürgburg unb ber e^
maligen SiStbümer SKinben, Serben, ^oöetterg
$aber(orn.
1242
conbenburg, fo bag bie ^oberbomer S)i5«
) feitbem aber bie )>reu|i|(i^en ätegierungS«
SRinben tmb Sntdbetg, einen üeinen 2:i^eU
gierungSbegirfed 2)äffeIborf, bie ))reugif(i^e
lg @ad^|en, bad ^ersogtl^um @oÜ)a, bie
ä^umer Sip))e-S)etmDlb, äBalbed unb bie
Sd^rjbnrg erfhedt unb nöd^fl 93redlQU
iit in Skutf ($Ianb ifi. 3)urd^ bie SiStl^antet
unb ^ilbeSl^eim n)irb fie in einen n)eftf äli«
nb einen fft(|{ifd^n £l^eU gefd^teben. 3)Qg
tl^um 9n]^It tt)urbe fpöter oß Q))ofloIifd^ed
it bem Sifd^of oon ^oberbom unterfteUt.
lole ber S)i5cefe nmrbe ftbln, — S)a gfran}
ebod^ f d^on in l^ol^em %Uer ftonb, f o f oUten
en iijtüt erft nad^ feinem Zobe unter bie
tdton beS Sijd^ofd ton $aberbom tommen
i bol^in einem opofioUfci^en fBicai unter«
erben. 918 fold^er nmrbe am 11. Sauuar
ber (SeneroUncar Slid^arb Sommers er*
ber am 8. 3Jlax beS f olgenben äal^ed aud^
itularbifd^of t)on XiberiaS erl^oben nmrbe.
niorbnung bed aufi 2 S)ignitöten, 8 mir!-
nb 4 (E(ren*Canonicaten beftel^enben 2)om>
i erfolgte in ben Sauren 1828 unb 1824
«n münfterfd^en ^rooicar oon 3urmül(|Ien.
em SU)be gron} ßgond (1825) mürbe 55.
r Sriebri^ SlemenS Don Sebebur, Som-
i ^ilbeSl^eim, afö erfter Sifd^of ber neu
crtbirten 2)i5€efe gemöl^It (bi§ 1841) ; er
jftUfy apoftolifd^ IBicar bed 9}orben8 (f. b.
3rbbeutfd^e SRiffion). Unter il^m trat bie
nrung bed ^rießerfeminard ein: bie Si5«
At in S)ecanate getl^eilt, bod tau)enbj[öl(|rige
äubilöum gefeiert unb 1841 eine eigene
ntf d^ft ber Sorm^enigen ©d^meftem oom
icens Don $aul sur ^onfenpftege geftiftet.
n Sebebur folgte ber ad^t^igiöl^nge SBeil^-
56. Stid^arb ^ammerd, melier fd^on nad^
iriger ätegienmg am 11. October 1844
3m 3fräl^i<i(t 1844 eröffnete er nad^
Serl^nblungen mit ber preugifd^en 9{e«
I bie ))l(|ilofop^ifd(|«t^eologi{d^e Se^ranftolt
yttboxn }ur ^eranbilbung be§ SleruS an
ber Don Xl^eobor Don fSfürftenberg 1614
orten UniDerfttöt. 57. grana S)repper (bi§
, Dorl^er 3)ompfaner 5u ^aberbom, er*
1847 bad ffnabenfeminar. 3^m folgte
nrab SKartin (f. b. %xt). 9Jad^ feinem 2obe
lie S)i5cefe DermaiSt, bi§ am 26. tJfebruar
erSomcapituIar gran^ JtaSpar S)robe ^um
[orDicar gemöl^It mürbe unb Don ber 9le-
\ bie 6rlaubni| )ur Ausübung feines ^imteS
Snfolge einer Ueberctnfunft smifd^en ber
mg unb ^pft fieo XIII. mürbe S)robe
im 80. ÜRörs 1882 old 59. Sifd^of Don
»om pröconi^rt unb am 25. 3uni con-
Stüd^ ben Derl^eerenben Stürmen beS f ogen.
Sompfed mar e§ il^m Dergönnt, mieber eine
*te €eeIforge l^er^ufteQen unb bie f trd^Iid^en
^Iten für ben 92ad^mud^8 be§ 6Ieru§ miebe«
eröffnen ; aud^ rief er einen ^enfionSf onbS
Sur ttnterfiOlung erfranfter unb be|al^rter ®eift-
lidjen in'8 Seben. ©r ftarb am 7. ajlärj 1891
©egenmärttg i|i »if^of 60. Dr. Hubertus ©imar,
Dörfer gJrofeffor ber Iljeologie }u Sonn, gum
93ifd6of gemöl^It am 25. 3uni 1891^ pröconifirt
am 17.Secember 1891, confecrirtunb intl^ronifirt
am 25. gebruar 1892. Ad multos annos !
@ t a t i ft i f d^ e 8. 9lad^ bem gule^t (1898) er-
d^ienenen @d^emati8mu8 jöl^It bie S)i5cefe ein-
d^Iie|Iid^ beS apoftolif d^ Sicariated «nl^alt in
47 £iecanaten 471 Pfarren mit runb 980 000 Jta-
t^oIUen (785000 im meftfölifd^en «nt^eil) unter
5 V4 9Mionen (Einmol^nem. 3)ie 3a^I ber SBelt-
prieper beträgt 997, bie berOrbenSgeifllid^ 31,
Dacant finb 105 SteUen. f{ffir baS tatl^olifd^
Sid^f elb befielet ein SommiRariat in ^eiligenfiabt,
für ben übrigen %f^M bed 9(egierung8be}ir!ed ßr«
fürt unb ben 9iegiemng8besirl 9Rerf eburg ein geijt*
Hd^eS ®erid^t in (Srfurt, für ben SlegiemngSbegirf
SRagbeburg ein Sommiffariat in SJlagbeburg. IBi-
fd^öflid^ «nftalten ftnb bad $nefterfeminar, bie
p^ilofopl^ifd^-t^eologifd^ Sel^ranftalt, baS 8emi-
narium Leoninum (t^eoIogifd^eS SonDict) unb
ba§ Seminarium Liborianum (ftnabenfemi«
nar) 5U ^berbom, baS Seminarium Boni-
faüanum (ftnabenfeminar) gu ^eiligenftabt unb
ba§ Don Sebebur^fd^e 9Baifen|auS )u $aberbom.
Sie t^francidcaner l^aben fieben Stibfitx ($aber-
bom, äBiebenbrüdC, Stietberg, SBerl, Singelftftbt,
9lutlar, auf bem ^ülfenSberge). ^n meiblid^en
@enoffenfd^ften finb Dertreten (bie S^V^^^ in
ftlammem geben bie 9n}a]^l ber 9lieberlaffungen
an) : Sl^orfrauen bed 1^1. ^uguftinuS unter bem
Xitel Congregaüo B. M. V. ad s. Michaelem
5U Ißaberbom, gegrünbet 1658 (1) ; Sormldei^ige
@d^meftem Dom % 9$incen} Don $aul au8 bem
SDtutterl^aufe ^u ^berbom (61), auS bem SRutter-
^au|e 5U ^ulba (5) ; @d^meftem ber d^rifilid^
Siebe, gegrünbet Don ^online Don SRaUindrobt (5) ;
Urf uUnerinnen(2) ; Sd^ulfd^meftem Don ber 93arm«
l^er^igfeit, ÜRutterl^auS p ^eiligenftabt (4), Srme
©d^ulfd^meftem Don SRünd^en (1), ©d^ulfd^meftem
de notre Dame (1) ; SfranciScanerinnen Don ©alg-
rotten (16), Don Olpe (14), Don 3lad^en (3), Don
@t. mmni bei SOtünfier (8), a\a bem ®eorg§ftift
5U Slduine (2), Don SBalbbreitbad^ (1) ; 99arm«
lerjige (Slemend-) @d^meftem Don Stünfier (3)^
Don ber ^l. SUfabetl^ (1) ; Sd^meftem Dom l^eiUgen
ftreua(l); ®raue@^meftem(10); arme®ienft«
mögbe ßl^ri^ Don S)embad^ (14). (9$gl. Schaten,
Annales Paderbomenses I, II, Neuhusii 1693.
Monasterii 1774, fortgefe^t Don Strunck, Pa-
derbomae 1741 ; v. Fürstenberg, Monumenta
Paderbomensia, mel^rfad^ gebrudEt, j. 9. [3.^ufl.]
fjranff. u. fieipj. 1713; [4. aufl.] Semgo 1714;
Seffen, ®efd^. beS SiSt^. ^abcrbom, ^aberbom
1820, 2 Sbe. ; Seitfd^rift be§ SSereinS für Daterl.
©efd^id^te unb aitertl^umSfunbe, 9lbti ipaber-
bom, Don 1838 ab] Erhard, Regesta hifitoriae
Westphaliae, 2 voll., Monast. 1847—1851 ;
atö godfe^ung baju bient SBeftföIifd^edUrfunben«
1243
ißabuQ.
1244
budft IV, 1.-3. m>\%, TOünftcr 1874—1894;
®iefcr§, ®ic ^Infängc bc8 SiStl^umS ^aberborn,
^aberbom 1860; ff ampf d^ulte , ®e{d^. bcr gin-
fü^rung bc8 ^rotcftantiSmuS im 99ercid^e bcr jcf t-
gen ^rotinj SBepfalcn, $abcrbom 1866; goclt,
2)ie Sßei^bif(^5fe oon ^oberbom, Ißaberbom
1869; 5Rad&trag, ebb. 1879; ©d^cffcr-Soid^orft
Annales Patherbrunnenses, 3nn§brud 1870;
Söller, ®efd^id)te beS ffampfeS um ^oberbom,
»crlin 1874 ; ffcllcr, ©cgcnreformation in SDßefi-
falen. Seidig 1881. 1887; §olfd^cr, ®ic ältere
Diöcefe ipoberbom, aJlünfter 1886; TOertenS,
©ilbniffe ber ^oberbomer Surften unb «ifd^öfe,
^oberbom 1892; Stid^ter, ®efd^. ber ^berbomer
Sefuiten I, ^aberbom 1892; 3)erf., ©tubien u.
OueQen jur ^oberbomer ®efd^i^te I, Ißaberbom
1893.) [SBurm.]
'Sftftna« ©tobt unb IBiStl^um in Oberitolien.
1. 3)ie ©tabt. $Qbua. ^oboDa, m^lxd) etnm
fiinf Weilen oon SSenebig, am Saccl^iglione unb
unmeit ber SSrento gelegen, mit bem Seinomen
la forte, jä^It l^eute innerbolb il^rer Wauem
50000, im ®emeinbebe§irf aber 80000 gin-
tDol^ner, toeld^e auf 14 ^fanfprengel Dertl^eilt fmb.
Unter ben 96 ffird^en unb ffapeDen jeid^nen fid^
bie gatl^ebrale B. M. V. mit fd^önen ©emälben (er-
baut 1552—1570), bie präd^tige, 1521—1549
erbaute ffird^e @. ®tuftina mit ad^t ffuppeln (in
bem baran anftogenben fflojler begann eine SSer-
beff erung bed SenebictinerorbenS unter bem Flamen
Kongregation ber 1^1. Suftino t)on Ißabua ; DgL
b. «rt. Senebictinerorben II, 345), bie @. ?ln-
nunsiatoRrd^e , bie ffird^c bcr ^abri ßremttani
unb befonberS bie fJranciScancrürd^e gum 1^1. tMn«
toniuS (f. b. 9lrt.) auS. ©urc^ biefen großen
©o^n beS 1^1. granciScuS üon 9lffifi, bem ^apft
®regor IX. im 3af)rc 1230 baS in ber ®e-
yd^tdf)te einzige Sob ertl^eilte: Area utriusque
testamenti et divinarum scripturarum ar-
marium, ber l^eute nod^ einfad^ 11 Santo ge»
nannt mirb, ift ber 5Rame $abua in ber ganzen
d^riftlic^en SBelt populär gemorben. ©d^on ein
3a|(|r nad^ feinem iobe erl^ob fld^ bie il^m ge»
meil^te unb feinen l^eiligen Seib bergenbe ffir(|e,
eines ber ftaupt^eiligt^ümer 3talien8, mit fünf
ffuppeln, fel^ensmertlen unb jal^lreid^en ffunft-
werfen unb ©enfmälem ; mäl^renb ber ®ett)aU«
l^enfd^aft ßjjelino'S unterbrod^en, fonnte ber 93au
erft 1350 toflenbet werben. SBeld^ reid^e unb
f oftbare SDßeil^egefd^enfe nadj unb nod^ biefer ffird^e
gemad^t mürben, tann man barau§ entnehmen,
ba^ 5U ßnbe bed torigen Sa^rl^unbertS burd^ bie
SRepubltt SSenebig unb fpäter burdl^ bie tJwnsofen
aus bem ©d^a^ beS ^eiligen ffoftbarfeiten im
SDBert^e öon me^r al8 20 5Kiflionen (nad^ 9lnberen
f ogar öon 38 ajltllionen) 3franc§ weggenommen unb
babei bod^ burd^ ein ®cfd^enf an bie franjöfifd^en
gommiffare bie größten ffoftbarfeiten gerettet
würben (f. Gennari, Annali della Cittä di Pa-
dova, Bassano 1804, unb befonberS baS ^rad^t«
werf La Basilica di S. Antonio di Padova,
descritta ed illustrata dal padre Bern. Gon-
zati M. C. con tavole. Päd. 1854-1855,
2 voll.). C^eute no(^ sielet baS gfeft be8 ^eifign
(13. 3uni) un}äpge tilget )u biefem ^ei%
t^um. ©ein ®rab wirb na(| ©tobfer (^eiligniles.
I, 258 f.) oon )Wei eigenS )U biefem 3tw(Ie obi
gerid^teten ^unben bewad^t, weld^ bei Zag eijue^
fperrt ftnb, bei 9?od^t aber in ber ffird^ freigdafla
werben, um bie barin entbaltenen €d^|e t)ottii*
griffen }u Rd^rn. — S)ie ie^tnod^ in Ml^öttm|-
mäßiger Slüte flel^enbe Unioerfitftt px $a>
bua, gefliftet 1222 Don ffaifer Sfriebrid^ n^ mr
eine ber berfll^mteflen ^od(|f d^ulen bed Witteloltert
unb fam )u fold^em llnfe^en, baß {ie imDeilen
2000—3000 ©tubenten gä|lte. ©ie ^at ie|tiio4
4 tJacultäten, 12 ^erftreut liegenbe SolugieB,
©temwarte u. f. w., 43 ^f efforen unb 1037 @ti*
beuten. 3)a9 fd^öne UnioerptätSgebäube, Palaao
degli Studj, entl^ält bie Silbniffe unb aSappen
ber berü^mteften $rof eff oren. SußerbemgibttSm
^abua nod^ ein bif d^öfliddeS $nef!erfeminot, pn
®Qmnaften, eine ^auptfd^Ie, eine ^öl^re9iabraifl>
fd^Ie, l^öbere unb niebere Slementorfd^en nd)
mel^rere Sibliotl^efen. SBon ben 16 WofßäfiS^
feitSanftalten feien erwäl^nt baS änbalibet^oA
baS bürgerlid^e unb ba§ aRilitärfpital, bo8 ^
fpital für ttnl^cilbare, baS SSkiifen- unb SlnM
^au8 f owie baS 9rbeit§^au3. — S)ie urolte S^asOf^
ftabt ber SSeneter, PataTiom, ®eburt«int bei
römifd^en ®efd^id^tfd^ber8 XituS StDiuS (gA
58 0. ßl^r.), war fd^on unter ben Stömen oB
3Jhinicipium eine ber blü^enbften unb reidiflei
©tobte StalienS. ©ie litt aber tnel }ur Seit bcr
Sölferwanberung, fo burd^ bie ®oten unter 91o>
rid^ (409) unb bef onberS burd^ ^ttila , ber pe
gau) serftarte (452). ©d^on oorl^er (421) ^
bie ^abuaner auf ber Saguneninfel Stialto m
^afenftabt angelegt. 9lad)bem 92arfe8 bie Stobt
$abua wieber aufgebaut, oerwüftete fte balb bar^
nad^ ber ®otenfönig Zotilad , unb oI8 fte ^
gegen ben Sangobarbenfdnig ^Igilolf empdttt
würbe fte Don biefem abermals }erftört. 9bir d'
mölig wieber aufgebaut, genoß fte in ber ^ly
große ^reil^it. 2)urd^ ffarl b. ®r. fam fte 774
an bie gfranfen unb gelangte balb }u einer fietn
Sommunal'Serfaffung. ^n ber @pi|e fbaba
}Wei Sonfuln unb feit 1175 ein $obef}l &
blieb nun längere 3^^^ 9iepublif unb fd^Ioß H
bem lombarbif^en ©töbtebunb an. S)ie $obepil
bebrobten jebod^ balb bie ©elbftänbtgfeü ^ßabnrt;
befonberS warb biefer ba§ $au9 Sftomono gefjl|r>
Udii, aus bem ftd^ e^jelino IH. feit 1237 bist
brüdfenbe S^rannei auS§eid^nete, f o baß et bit
5U feinem ©turje (1259) bie ©tabt faft enWifflcrIe.
%xa würbe baS ©efd^Ied^t ber Stomani auSgeiottrt
(Dgl. Muratori, Rer. ital. Rcriptt. VIII, MedioL
1726, 1196 sq. ; Xn [1728], 1197) unb5Ktt«o
Ouerini au§ 9$enebig al§ ißobeftä gewäblt Untec
ibm blül^te bie ©tabt mäd6tig auf, fo baß fU
felbft SStcenaa 1265 ben ipabuanem freiwilRg
unterwarf, ©eit Anfang beS 14. 3abt^«nbei1l
1245
$QbUO.
1246
(attc ^bua bie Sanora als ^enen; 1405 fom
d bann unter bie ^enfd^ft ber ^enetianer, unter
her eS boDe oier Sial^r^unberte blieb, ^iod^ bem
gdUe biefed einfl fo möd^tigen gfreiftooteS t^eilte
e< bie @(^i(lfale beS übrigen oenetianifd^en ®e-
Ueie«. «m 28. 9prU 1797 6efe|ten bie gfran-
iofcn $abuo; im gfrieben oon dartüßo Sformio
(18. Oct. 1797) iDurbe ed an Oefterreic^ abge-
treten; im ^re^urger gfrieben (1805) fam ed an
boB Adnigreid^ 3talten ; im erften ^arifer trieben
(1814) nmrbe ed Oefieneid^ )urädgegeben, unb
Kit 1859 ift e« italienifd^.
2. S)a8 93idt]^um. $abuo ifl ber Ueber-
licfemng nod^ burc^ $ro9bocimu8, einen Sd^üler
beft %l $etm8, gegrflnbet. S)er 1^1. $etru§ fanbte
\Sß unter Püifer SlaubiuS (48 n. 6^^r.) in biefe @e«
genben, um baS Stmngelium }u prebigen. $ro§*
bocimuS grünbete in $abua eine btül^enbe Sldriften«
grmeinbe, ber er bann aI8 erfter 39ijd^of oorftanb;
rr mürbe 113 dolore alt unb ftarb im 3. 139
(AA. SS. BoU. Febr. II, 674). S)a| fein 92ad^-
^fgrr, ber ^1. 9Qosimu8, ber angefel^enen ^milie
ber 93iteaianer }uge(ört, bis etum 166 bie bortige
IKn^e geleitet unb bie fiebenSgejd^ic^te feines ^ei-
igen SSorgöngerS gefd^rieben ^aU, ift eine Sage,
Delc^ bie SoUanbifien (AA. SS. Aug. I,
09 eqq.) alle ©loubmürbigfeit abjpred^en. S;er
I. t$ibentiu8, ein Armenier, im Mart3n'olog.
om. (16. 3lot>.) einf ad^ genannt, litt fd^on nad(|
iDci Sorten ben SRartertob. ^ad^ ben S)i))tQd^en
er iKrd^e }u $abua foOen bis 344 bie Sifd^öfe
toIpumiuS, ^rocuIuS, S^eobontS, ^iDiftanuS,
ImbrofmS, ber ffi. @QruS, ©uaberuS, SeoniuS,
RananuS, ChtpaoiuS, ^jtür, $auIuS unb SSeruS
»f einanber gefolgt fein; aUein i^re S^ifteng
Dixb oon 93ifd(|of $onbi bell' Orologio (in ben
Mssertazioni sopra V istoria eccl. di Padova,
?md. 1802—1813, 9 voll.) mo^I mit Sed^t Be-
tritten. »if(^of ßriSpinuS unterfd^eb fid^ 344
M in Ganali Italiae (über Canalis ogl. Atha-
las. Apolog. contr. Arianos c. 50). S^er
fL ^UariuS, ein 9l5mer, ftarb 346, nad^ ^n-
)Ren erß 368 ober 378 (AA. SS. BoU. Jun.
V, 483 ; VI, 273). 5Rad& bem 3a^re 370 foflen
ttmpibiuS, SiteOiuS, ^robinuS, @eoerianuS, Sa-
cnlufi ober 93erauIuS unb 3o^anneS btefen ©tul^I
imte ge^bt l^ben. Um jene 3^it mürbe oon
Ikibua aus baS @efe^ ber ffaifer ^IrcabiuS unb
bonoriuS erlaffen, na^ meld^em aDe bie Steligion
Sdreffenben S^inge bIo| oon ben Sifd^öfen be*
irQcitt merben foOten (399). ^IS müla bie
Btobt gerflört botte, meiden bie Sifd^öf e in ^Wala-
nocco (Methamaucum) bis }u beffen 2:obe. $apft
Beo L (440—461) erlaubte, ben Sifd^ofSft^ gans
M^SRalamocco ^uDerlegen; t)on ba ging ernad^
EI(fU)ggta über, bis biefe @tabt einen eigenen 93i-
^f erijielt: (E^prian (457-495) repbirte in
Rolamocco, ebenfo aud^ feine angeblid^en 9}ad^-
olger 9KcoIauS, C(t)mpiuS, gfelis II., 2)eobatuS
nb$etru8. SSirgiliuS feierte mieber nod^ $abua ^u«
Ulf. fteOte bie &)t]^ebrale jur % Sophia mieber i^er
unb begann bie jlird^e ber ffi. Suflina. Sie 39if d^bf e
gfelis m. (594—601) unb «ubariuS (um 609)
Po^en oor ben Sangobarben nad^ S^ioggia. Sri«
cibiuS ober SrucibiuS, unter bem bie Sango-
barben $abua auf^S 9}eue }erftört l^atten, fonnte
erft 646 mieber nad^ $abua jurüdtfeldren. Sr er-
baute eine neue Satl^ebrale, bie er ber feligfien
Jungfrau mibmete. 2)er Sangobarbe StotbariS
nötl^igte bie @tabt ^bua, aud^ einen Srianer
als SBifd^of aufgunebmen. 92od| 93tfd^of 93er-
gualbuS (647—660) mugte fid^ nad^ S^ioggia
5urudEjte^en , oon mo er erft unter ffönig Üri«
bert aurüdtfebrte. Unter SlobinguS (741—756)
erftanb bie jtird^e ber l(|I. Suftina mieber. 9toS-
ciuS ober SRoriuS (861—874), ein gran!e, er-
l^ob feine ffird^e burd^ ben @c^u^ ber Jtaifer So-
tl^ar I. unb Sutoig II. Sr Derbanb mit ber ftird^e
@t. äuftina, Don nun an ber @rabftätte Dieter
Sifd^bfe, ein jtlofter Don aRön^en auS SRonte
Safftno; biefem Älofter l^interlie^ er fein SSer-
mögen unb baute in beffen 92äl(|e ein @pita( unb
eine gfremben^erberge. Unter OSbalbuS (895),
bem $roDen9aIen Sbo ober Sbbe (904) unb unter
@ibtco, ber 911 Don SBerengar ein $riDi(egium
ober Seftätigung aUer früheren Siedete unb ®üter
erhielt, erfd^ienen bie Ungarn mieber^olt Dor $a«
bua, bis fie in ffraf t eines Tributes ferne blieben.
Sibico erl^ielt in feinem legten ^af^xt (917) Don
ff bnig Slubolf einen @d^u^- unb IBeftötigungSbrief .
©ouSIinuS SranSalgarbi (967—992) reflaurirte
unb ermeiterte baS ff lofter unb bie ®äter ber 1^1. 3u-
ftina unb erbielt DonffaiferOttoI. für feine ffird^e
einen @d^u^brief für alle ®üter unb Siedete, bagu
neue ^riDilegien. Urfo (992—1030), ein granfe
ober ©eutfd^er, ftiftete unb botirte 1026 baS 9?on-
nenflofter @t. ^eter unb gab ben Spönnen Don
@t. @tep]^an ben Sel^nten Don Sfte. £er feiige
SBemarbuS ÜKaltraDerfi (1048—1053) entberfte
mehrere ^eilige Seiber unb erhielt Dom ffaifer baS
ÜJhinjrec^t. Ulrid^ (1064—1090), in beffen erftem
ategierungSia^r ber Seib beS ^I. S/aniel, SDiaconS
beS erften 99ifd^ofS Don Ißabua, gefunben mürbe,
baute 5u S^ren biefeS ^eiligen eine ffird^e; bie
93enetianer aber grünbeten ju S^ren beSfelben 1064
baS fflofter unb bie ffird^e @. 9iicoIo bei Sibo.
Ulrid^ mol^nte ber @Qnobe Don 1078 in Kom an
unb ging 1079 alS pöpfilid^er @efanbter 5u ffaifer
§einrid^ IV. ^einrid^ fa^ in Ulricb einen ©egner
unb intrubirte beg^alb einen gemiffen ^ilo aU
Sifd^of Don ^bua, bem er baS Siedet eines ^emi
(Signor) ber @tabt unb beS ©ebieteS Ißabua Der«
Heb/ iDö^renb burd^ ein S)ipIom ^bua 5ur t$ret«
ftabt erflört mürbe (1090). '^Jlaä^ Ulrichs Sobe
mürbe SRilo red^tmä^iger Sifd^of Don $abua unb
ftanb in beftem SinDeme^men mit feiner @emeinbe.
®ie ffaiferin Sert^a mar eine grofee 3Q8o^ltbäterin
ber ßat^ebrale. 9lm 3. 3önuar 1117 ftürgten bie
Satbebrale unb bie ffirc^e @t. 3uftina burd^ ein
ßtbbeben ein. 3nfoIge beS 1122 burdft ben 9?er-
trag Don SSBormS neu erlangten Sßa^Ired^teS traten
bie Sanonifer }ur SBa^I ^ufammen unb t^eilten ftd^
1247
$abua.
1248
m giDci ^orteten. Sine ®efanbtfd^Qft, an tl^rer
epi^e ber gTipriefter 93eIIimt8 Sertalbug, foate
m 9iom bie Sntfd^ibimg fud^en. Salist U. toöl^Ite
eben biejen SBeQuiuS, unb $abua teerte }um ^xif
ben surüd. ®d^on im erften Saidre oon SeQinuS'
StmtSfü^rung »urbe ber Steubou ber Satl^ebrale
tooUenbet (1124); oud^ iDOl^nte er ber Sateran-
{Qnobe ton 1139 an. Sr jlarb 1147 qI§ 9Rar-
tQrer^ inbem er auf ber Steife nad^ 9tom bon ^unben
|erfleifd(|t tonibt, mlö^t ein reid^er Bürger bon
$abia gegen il(in l^e^te. @eine ^ilfe rufen mit
Srf olg oXLt an, xodä^t oon mtitidenben ^unben ge-
biffen ftnb. ^apft Sugen UI. fprad^ il^n 1151
beilig ; fein gfeft mirb am 26. !Robember gefeiert.
@erarbu§ ^omebeUa ober SRaroftica, aud(| Offre-
bujsi (1169—1213), borl^er ^rofeffor berÄed^te
an ber Unioerfitöt, entbedte bie ^Reliquien ber
bl. Suftina, einige Reliquien be§ t)^\%tn ^oftelS
Wattbiad unb bie beS €t)angeliften SucaS, aber
obne beffen ^anpt — 3m 3. 1217 famen bie Do-
minicaner nad^ $abua, 1220 bie gtancidcaner;
bamalS meierten ftd^ überbauet bie Jtlb^n in ber
@tabt febr. @o fübrte aud^ ber %l, Antonius bei
feinem erften ^ufentbalte in $abua (1227) bie
IBrüber beS britten Orbend ein. Unter Sifd^of
3afob gorrabo (1229—1239) ftarb ber 1^1. «n-
toniuS ; fein Seid^nam mürbe ^uerß in ber bon
^x\ä)0] 3acob reftaurirten ff ird^e 9Raria 9Raggiore
niebergelegt. 3m 3. 1286 tarnen bie Sremiten bed
bl. ^uguftin nad^ $abua. 9lad^ SBifd^of 3acob8
Zob blieb bie ftird^e ton ißabua etna ^n^ölf 3abre
oem)aidt, meil ßj^elino bie SBabI bereitelte. 3m
3. 1250 ober 1251 fonnte cnblid^ 3obann 93a})tift
tJforjati ober XranSalgarbo ermöblt merben, aber
erft 1256 öon feiner ftird^e SScfi^ nebmen. SSon
ba an regierte er 27 3abre (bi§ 1283) jum^eile
ber ftird^e unb bcS @taateg ton $abua, bie ba«
malS toobt ibte glänjcnbfte 3cit batten. 3m 3.
1300 famen bie Karmeliter nad^ $abua. SBi«
fd&of 5ßaganu§ beOa Sone (1302—1319) toirfte
mit ihaft für bie 3u4t beg Sleru§ unb bie Sin«
trad^t ber SSürger. 3ur ©^nobe bon 1307 in
^quileia n^oIUe er nxä)i erf(beinen, meil er nad^
altem ^erfommen ben ibm ftreitig gemad^ten erften
^laj nod& bcm ^otriard^en beanfprud^te (J. F. B.
M. de Bubeis, Monum. eccl. Aquilej., Argent.
1740, c. 83). Sifd^of ^aganuS war au^ als
©taatämann unb Äricgcr auSgegcid^net. ®ie SJero«
nef en jd^lug er mit bem ^bte SWuffati ton St. 3u-
ftina auf's §aupt. ®en Sruber beS lejtem , ben
berübmtcn §iftorifer Sllbcrt 9)luf|ati, frönte er
als ©id&tcr. Unter ^ilbcbranbinuS 6onti (1319
bis 1352) fanb au $abua ein ^roöinjialconcil
ftatt (jE)efele, gonc.-®eid^. VI, 2. 3lup., 693 ff.).
93ei biefer ©elegenbcit ttjarb ber Seib beS bl. ^n«
toniuS in ©egentoart beS ^atriard^en, üieler ßrj«
bifcböfe unb »ifd&öfe tranSferirt. ®ie geier oofl-
äog ber päpftlilbe ficgat ßarbinal ®uibo ^ifani,
meld^cr bur(b bie gfürbitte beS ^eiligen auS fiebenS»
gefabr errettet morben »ar. $ileuS $rata ober
ba $rato (1359—1370), torber ©ifd^of bon
£reoifo, bann feit 1370 Srabifd^of bon Sboenui
unb 1388 Sarbinal fiarb 1401 gu ytom, tooHtt
aber in $abua begraben werben, U)0 er boS SoU
legium ^ratenf e geftiftet. @te))^ Sorrara, @o^
beS gfürften f^frana beS 3ungem bon $abua, rm
Sifd^of oon 1398—1406. «IS biefcS Sfiirflat-
bauS geftürgt würbe unb $abua freiwillig ficb Sc*
nebig unterwarf, ßob 93ifd^of @tepl^ nad^ Xom;
er erbielt barauf na^ einanber brei Deinece 9tt«
tbümer unb ftarb 1448 ut Stom. ißdniS Sonam
(1428—1447), oorl^r Sifd^of bon Soßdlo, ttor
einer ber gelebrteften 3itriften feiner 3tit; $(#
SugenIV. bebiente fid^ feiner befonberS gegen Ut
SSerfammlung in IBajel, wo er eine S^tUmg eiser
ber SBorft^ben war. $etruS Sarbo, feit 1440
Sarbinal unb feit 1451 93ifd^of Don Sicenjo, w
nur ein 3al^r Sifd^of bon ^ua, legte 1460
biefe ©teDe nieber, ging nod^ Stom väb umibc
1464 $apf} als ^uIU. ^ßetoS 9Qn)}}i (1487
bis 1507), oorl^er Sifd^of Don SeOuno, ttaccin
f el^r gelebrter $rälot oon beüigen Sitten ; $<#
$tuS HL l^atte ibn }um Sarbinol befümmt lUa
ibm würbe 1491 in $abua ber SRonte bi $idi
eröffnet, um ben armen 9Rann bem SBud^ ticr
3uben }u entreißen. SUle S^tgeno^en fmb tiol
SobeS über bieicn 93i)d^of . S)er Senat fe^ if«
nad^ feinem ^be ein S)enfmal. Ser Sorbinol
Sfrana $ifani fübrte ben Zitel eined Sifd^S m
$abua Don 1524— 1567. 3)unl6 feine ^ceigeUg-
feit würbe ber Sau einer neuen großen Satbdn»k
unternommen. 3m 3. 1529 begann er boS&K
fpital ber SBaifen, genannt Don 92aaaret^. Pfaoi
oergid^tete auf baS SiStbum ^bua unb fiatb jh
9tom als garbinalbifd^of oon Oftia (1570). &m
9lad^f olger, 92icolauS Ormanetto Don Serona
(1570-1577), aus ber Sd^ule beS fü M
IBorromöuS, ein $rölat Don ^offti SBifjoiid^
unb Xugenb, ftiftete baS tribentinif(be Seininir
in $abua unb mad^te Diele fromme fiegate. Sc
ftarb in Spanien, wobin ibn ®regor XIIL als
Segaten ^u $l(|ili|)p IL gefanbt batte, am 18. Ja-
nuar 1577. griebrid^ gomaro (1577-1590j
würbe 1583 Sarbinal. 3n 99ergamo unb ^abtta,
wo er 5ugleid^ 93i(d^of war, reformirte ttnaäiUi
ategel bon Xrient ben SleruS unb baS SoH Unter
ibm nabm baS fird^lid^e fieben einen bob^ M'
fcbwung. Sr flarb ^u Kom am 4. October 1590,
als er eben bei bem Sonclaoe weilte, au8 bev
Urban VIL alS $apft bcroorging. 3m 3. 15ö9
entftanb baS f)ofpital ber Settier, unb 1603 nnnbc
ber @b^tto ber 3uben bergefleüt. SRand^er neueOf
ben würbe in biefer 3^it eingefübrt. S)er gtoKi
Sarbinal ©regor SBarbarigo wirfte Don 1664 an
33 ^a\)xt binburcb in $abua jum ^eile ber @eela
unb 5U eigener ^eiligung. Sr war für $abua, xkA
ber bl. ßarl für SJ^ailanb gewefen, unb {iod am
18. 3uni 1697. 3m 3. 1725 würbe er ebrtmWns
unb 1761 feiig gefprod^en. flarl Sejjonico, 6ar»
binal feit 1737, würbe 1743Sijd^of Don^obuo.
ßr fübrte ben Sau ber Satbebrale )u Snbe nnb
bef d^enfte fte reid^lid^, war oud^ ein gro^ 2So^-
1249
^äbagoßten — ^ßäbagogif.
1250
t^fitec ber Srmen, tote er überl^oupt aQe bifd^öf-
luten Xugenben übte. 3la(i^ bem %clbt Sene-
bicM XIV. ging er }um SoncIaDe nod^ 9tom unb
Ott $app Siemens XUI. auS bemfelben l^erüor
(1758). Seinen (Senerofoicor, @ante Seronefe
[M. 1767), mad^te er }u feinem IRoc^f olger in
fkilma unb erl^ob il^ 1759 jum (S^rbinal.
bf (Eorbinal 9nton 9RQrinu§ $riuli (1767
ri« 1 772) folgte bann 92icolaud «nton ©tuftinioni
1772—1796: f. b. 9rt. SufHniani VI, 2060).
)tefer nal^m oen $a))fl $iud VI. gelegentlid^
iner Seife nod^ 9Bien anf bem Stüdioege in
tabua auf, legte ben (Smnoßein gu bem neuen
o^piici bet ftronfen unb lieg, 74 Saläre alt,
it etner 2)ebication an ißinS VI. bie Serie
x>nologica dei vescovi di Padova, ib. 1786,
feinen. €einen9tad^foIger, ben^abuanerSom-
xtn 9ran) Seipio 3)onbi beU^ Orologio, ber er{l
»18. September 1807 ben @tu]^I bestieg, er-
uuite 9lQ))oleon oon Sßarfd^ou aud. 3n bem«
[ben äa^te nmrben olle geiftlid^en 9)ruberfd^aften
bgl. untcrbrüdt unb alleäBol^It^dtigfeitSonflQlten
üb milben Stiftunaen unter eine ©enerolabmini-
Koüfm gefleOt. Sifd^of S)onbi »o^nte bem fog.
tationolconcil in ^oriS (1811) an. gr fd^ien
ä^ bomafö fel^biegfam ermiefen ^ul^aben; aQein
I fMUe ft(^ l^erauS, bog man einer bon il^m an
tapobon iibeneid^ten Slbreffe eine anbere unter«
[^(Acn unb in feinem 9lomen publidrt l^atte (ogl.
Jocco, SenftDÜrbigt. k. V, 47 f., beutfc^e 9u8g.,
IngSb. 1834, u. ®om§, ff.-®. be§ 19. Sal^rl^. U,
tnndbt. 1854, 320. 365). 3)onbi gab 1802 btS
.813 bie bereits dtirte ftird^engefd^id^te ißabua'd
n neun Ouartbönben l^erouS unb ftarb am 6. Oc«
ober 1819. 3^m folgte 1820 9Robeftu3 f$arina
5^ 1856), unter bem am 2. «pril 1826 bie
'eierlid^e SBiebereröffnung be§ SonDentS ber f^fran«
nftcaner an ber ftird^ be§ ^I. ^IntoniuS ftattfanb.
Der Ie|te Sifd^of mar gfriebrid^ 9Ranfrebini (1857
US 1882); ber gegentoörttge ift Sofepl^eaUegari,
»boren ^a IBenebig am 4. 92ooember 1841, al§
Btfd^f t)on XnDifo ernannt 28. ^februar 1880,
mdf $abua tranSferirt 25. September 1882.
Er ift Suffrogan beS ^atriard^en oon SSenebig.
Urfprönglid^ flanb ^bua unter ^quileja ; na^
SuPdfung bief ed ^atriard^atS in bie erjbiStl^ümer
&bti unb Ubine fam e§ unter Ie^tere§ p fielen,
unb nac^bem ttbine )u Anfang bief ed 3al(|rl^unbert8
etiifa<befi %i3tl(|um gemorben, fiel $abua an bie
ftird^citprooin} 9$enebig. S)a8 Sinfommen be3 IBi-
f^ofS betrögt 6640 @cubi unb iß auf 2000 ffam«
nergulben ta^irt. 2)a3 Sapitel an ber Sat^ebrale
B. M.V., meldte« bie S^re l^at, unter feinen frül&eren
Stitgliebem bie nad^maligen ^öpfte @ugen IV.,
9ouI EL, ^lesanber VIII. unb Slemen§ XUI. ^u
jd^Ien, beftebt au§ 4 S)ignitäten, 27 Sanonifem,
12 ^bprabenbaten, 12 anberen 39eneftciaten unb
60 ftaptönen. gfrül^er gehörten ber IBifc^of unb bie
Domberren $abua'8 }u ben reid^ften in Stalten ;
man pflegte jenen nur ben fleinen $apft unb biefe
bie Sarbinöle ber Sombarbei }u nennen, nament«
MMkadt^ton- IX« 2. Stnfl.
lid^ nad^bcm 95enebict XIV. ben ©oml^erren ben
®ebrau(^ ber cappa magna geftattet ^atte. S)aS
gange SiSt^um gö^ltl^eute in 325 ^famien, bie in
37 Vicar. foran. eingetl^eilt fmb, 505000 Seelen
mit 853 ^rieftem. 3m 3. 1834 jäblte man im
^buanifd^en 907 fficltpriefter, 134 TOöndJe in 4
unb 95 9Jonnen in 3 Älöftem, 5 ffranfen^öufer
unb Spitäler mit 3648 ffranfen, 3 SSerforgungS-
^läufcr mit 837 Snfaffen unb 25 «rmeninftttiite
mit 2022 Sl^eilnel^menben. (93gl. auger ben be-
reite angeführten Sd^riften nod^: Memorie an-
idche eccl. e profane suUa cittit e diocesi di
Padova[p. Massen], Päd. 1 799— 1801 , 2 voll. ;
Ughelli V, Venet. 1720, 418—469; Cappel-
letti X, Venezia 1854, 477—597 ; Moroni,
Dizionario L, 102 — 126; Garns, Ser. Epp.
797 sqq.) [®am8 («Reifer).]
^Abagogien, f. SRittelfc^ulen.
^Abogogill ift et^mologif d^ bie miffenfd^ftlid^e
9nn)eifung für bie Xl^ätigfeit eines Ißöbagogen.
$öbagog ^ieg bei ben ^tl^enem ber Sflaoe, totU
c^er bie ftinber reid^r Seute gu beaufftd^tigen unb
}ur Sd^ule gu geleiten l^atte. IBalb aber gen)ann
biefe Segeid^nung eine l^ö^ere SBebeutung, unb f d^on
bei $lato mirb fte mit ben Don ibr abgeleiteten
SBörtem im l^eutigen Sinne oon jebem Srgie^er
gebrandet. 3e^t nennt man ^öbagogil bie SBiffen»
fd^aft, meldte bie Srgiebung bed SDienfd^en gum
©egenftanb bat unb bie Don ber SSemunft bictirten
fon)ie bie au3 ber Srfal^rung gewonnenen 9lormen
für bie Srgiebung ber 3ugenb in n)iffenfd^aftlid^er
SBeife gufammcnftellt unb üerarbeitet. 3^rem Ur*
fprunge nad^ ift bie $äbagogü alfo gunöd^ft eine
pl^ilofopbifd^e ffiiffenfd^aft. aDein neben ber W'
lofop'^ie gibt aud^ bie geoffenbarte Sieligion über
Urfprung, SBefen unb Seftimmung be§ SKeufd^en
ibre befonberen Sluffd^lüffe, meldte gerabe biefen
3toeig ber focialen menfd^lid^en Sb^tigfeit ftorf
beein^uffen, unb an totlä^t ber auf d^riftlid^em
IBoben ftebenbe Sr^ieber gebunben ift. S)aber mu^
auf d^riftlid^em Stanbpunft bie ^dbagogif al§
eine pl^ilofopbifd^-tbeologifdfte SiSctplin be^eid^net
unb ben ^aftoralmiffenf^aftcn gugetbeilt merben.
L Sb^orie ber ^öbagogif. Sr>
jiebung nennt man bie ®efammtfumme ber Sin«
mirfungen, roeld^e bie enoad^fene ©eneration auf
bie l^erann^ad^fenbe ausübt, um fte !5rperlid^ gu
erhalten, geiftig b^tan^ubilben unb ba}u in ben
Staub 5U fe^n, ba^ fte bem natürlid^en Sauf ber
2)inge nadj an ibre Stefle trete. Srjieber ift alfo
berjcnige, weld^er in bewußter SBeife baju mit«
mirft, bie fommenbe ©enerotion in ben 93cft J ber
materiellen unb geiftigen @üter ^u fe^en, n^eld^e
bie beftebenbe ©efeflf^ft burdj ibre 3lrbcit er«
rungcn l^t. 6in nid^t geringer Sb^il biefer 6in«
»irfungen Oollaiebt fid^ freilid^ in unbewußter
SBeife, inbcm namentUd^ in ber erften Sugenbjeit
ber aWenfd^ obne bcfonbere Anleitung Sprad^e,
Sitten, ®ctt)obnbeitcn unb SScfd^äftigungen feiner
Umgebung nad^a^mt, Ja f ogar beren ©eftnnung unb
©cnfart annimmt. ®ie Umgebung beö iMnbeS
40
1251
^ßdbagogif.
1252
übt bolzet, ol^ne ed 5u tuollen, oft einen tiefgreifen«
ben unb bouemben erjiel^Iid^en Sinftu^ au§, unb
ein forgfältiger grjiel^er toirb fein Slugenmer! and)
auf bie Umgebung bed ftinbeS tid^ten unb tt)0
möglid^ eine geeignete 9(u§n)Q]^l unter ben ba}u
gel^örigen 5ßerfonen treffen. 3n ber Segel benft
man \iä) jiebod^ qI§ ^lufgobe be§ (Sr^ie^erS auS*
fd^Iieglid^ bie mit 39emu^tfein unb Slbftd^t ge-
übten Sinmirfungen.
3)iefe Sinmirfungen l^oben ftd^ fomo^I auf ben
jtörper al§ auf ben @eift be§ SRenfd^en }u er-
ftreden. 3n ben erften SebenSial^ren fte^t bie för«
perlid^e SntmidRung im SSorbergrunb ; bie ßr«
5iel(iung ift ^unöd^ft nur eine p^Qftfd^e, in \mä*
mäßiger gmä^rung unb Äörperpflege befte$enbe,
unb bleibt Dormiegenb bem meiblid^en ©efd^Ied^t
übejclaffen; aber aud^ in ben fpöteren ©tabien
mirb fte in ben ^füd^tenfreiS ber Sniej^ung im
eigenttid^en @inne faQen. Sinjelne ^l^ilofopl^en
unb ^äbagogen ber 9}eu}eit^ namentli^ fiode unb
beffen Stnl^änger, l^aben gerobe biefem Sldeil ber
Sr^iel^ung befonbere Sufmerffamfeit 5ugen)enbet,
unb aud^ gegentoörtig ift er, mie fd^on ber neu
entftanbene ^uSbrudE ,,@d^uI^Qgiene'' }etgt f eines»
niegS Demad^Iöfftgt.
S>ie förperliti^e Srjiel^ung, meldte für jf 5rper>
pflege, Sr^altung uiä> @törfung ber ©efunbl^eit
unb @tö]^Iung ber jhöfte }u forgen l^at finbet
bei ben ^ö^eren 2:i(|ierarten ein analogen, ^ud^
bei il^nen ift bad 3unge löngere 3(it nad^ ber
@eburtDon benSlten, namentlid^ t)on ber üüutter
abl^öngig, [a e3 lernt fogar t)on ibnen burd^ in»
flittctmölige 92ad^a]^mung. 3n geiftiger ^inftd^t
aber auf feine 9?ad^!ommenfd6aft beftimmenb ein-
)un)irfen, ift ein l^o^eS 9$oned^t, meld^eS nur bem
§erm ber ©d^öpfung ^u Sl^eil gettjorbcn ift. 68
legt allen, bie in bie Sage fommen, e§ auszuüben,
entfpred^enbe ißerpflid^tungen auf, unb bie ent-
ftel^enbe @eneration l^at ein natürlid^ed SRed^t, Don
ber Dorangel^enben bie Erfüllung biefer $f(id^ten }u
f orbem. hierbei fommen in SBetrad^t ber SnteOect
unb ber SQSiUe. ®er Snteflect erlangt feine SluSbil«
bung burd^ ben grttjerb ber ffenntniffe unb gertig»
feiten, n^eld^e gur Srl^altung, ißerfd^önerung unb
SBereblung be§ menfd^Iid^en S)afein8 bienen; bem
SSBiüen mu^ Einleitung }ur ©ittlid^feit unb &)a*
rafterbilbung gegeben werben. Seibe ginmir»
fungen gelten n^öl^renb ber ganzen 39ilbung§5eit
be§ 3nbioibuum§ $anb in ^anb unb foOten nie
o5nig Don einanber getrennt merben, menn aud^
ie nad^ Seiten, Umfiönben unb befonberen S^cdfen
balb bie eine bafi) bie anbere in ben SSorbergrunb
tritt. 3>a8 einzige ÜJHttel, ben SnteUect jubilben, ift
ber Untenid^t. S)erfelbe mu^ metl^obifd^ unb f^fie«
matifd^ fein. SKetl^obifd^ ift ber Unterrid^t, menn
er auf bie ßntmidflung ber einjelnen ®eifte§fräfte
gebübrenb SKidffid^t nimmt unb Dom Seid^tern
5um ©d^mierigem f ortfd^reitet. S)a}u gel^ört oud^,
bag in ben einzelnen fiebenSperioben baS jebeSmal
im 9}orbergrunbber 6ntn)idHung ftel^enbc ©eifteS«
Dermögen befd^äftigt ttjirb, junäd^ft ba§ fmnlid^e
SBal^meldmungSDermdgen, bonn ba9 ®ebä4im|,
l^ierauf bie ^l^antafte unb enblid^ ber Serponb.
©Qftematifd^ ift ber Unterrid^t, menn er )to>
mö|ig unb ^ielbenm^t ertl^ilt toirb, fo ba^ in
ber boju beftimmten 3^U ein ®atqe8 ge^eq,
hingegen ungleid^mö^ige Sel^mtblung eiiqdliiec
%^tiU unb planlofeS Shtrd^einonber DenmdM
wirb. Um bte^ }u erreid^en, ift Dor Sllem erfKi*
berlid^, ba^ ber Se^rer bie SBiffenfd^, ttoria
er unterrid^tet, DoUftönbig bel^rrfd^t enbHd^ foll
aud^ ber blo^ tl^eoretifd^e Unterrid^t fiberoH tto
ed angelet, auf bie £W<^^biIbung Dorf^ieUlaft
eingumirfen fud^en, iebenfaHd aber bie (SlonbniS-
unb ©ittenlel^re ftetS unangetaftet laffen. — Sie
üüetl^obe beS Unterrid^tS fonn entioeber ofo-
amatifd^ ober erotematifc^ fein, tofil^renb bie (»
riftifd^e SRetl^obe nur in eituelnen Säuen Si*
folg Derfprid^t. 2)ie einzelnen ^egenftdnbe ttan
analQtifd^ ober f^ntl^etifd^ bel^nSeft loerben. in
SSe^ug auf 9udtt)al(|I unb SBegrenjung ber Sdjr^
gegenfiänbe mirb bie Seftimmung, loeH^ Me
@^üler fpöter im fieben erfüllen f dien ober looOai,
ber fogen. Seruf, ben SuSfd^Iag geben, nid^ baS
rein toiffenfd^oftlid^e 3ittereffe. 3« «fbeben ift
ba^ aUe Slngel^örigen be§ ©taoted fid^ bie funbo-
mentalen unb für alle Sebendfienungen not^tDcii-
bigen jtenntniff e aneignen, maS man aud^ bie ,(i*
gemeine Silbung'' nennt. Ueber biefer ei^ ^
bie miffenfd^ftlid^e ober ©elel^rtenbilbung, meiite
nur für bie l^öl^eren ©tönbe erforberlid^ \% vib
neben il^r bie gfci^bilbung, meld^ ouS prdli^
©rünben unb um be§ Seben§unter^Ite8 unllfli
erftrebt Wirb. 3)er ©taat f^at bafür ^u focgen,
ba^ aQen Untertl^anen Gelegenheit gegeben toirb,
ftd^ fon^o^I bie aHgemein menfd^lid^e SiQmng aB
aud^ bie fpecieOe ^fad^bilbung anzueignen; meü
barauf einerfeits bie ßultur unb SiDilifation, an«
bererfeitS ber malere fjfortfd^ritt ber ©efeEf^aft
berul^t; infofem barf er aud^ einen Sern^irang
auf bie Untertl^anen ausüben. ©dduI^tDong tp^nr
€rreid^ung biefeS 3i(lc8 nid^t erforberli^^ unb
jeber S^^ng, ber jur SBebrüdfung beS (SetmfmtS
ober 5um ftaftenmef en führen mürbe, ift beS Xei^
ftaatcS unmürbig unb in fid^ Dermerflid^.
SSBaS bie moralifd^e Srgiebung ober bie fe*
Siel^ung im engem ©inne angelet, fo gel^bo^
bie eigentlid^e ülloralität, bann aud^ Setoöl^nuiig
an Orbnung, Sieinlid^feit, Snftanb, SebatSartnnb
gute ©itte. ^ierbei fommt eS auf ben p)^iIofot>(i'
fd^en unb rehgidfen ©tanbpunft an, ben ber £►
Siel^er einnimmt. 3e nad(| ber ^[uffaffttng, wÜlß
er Don bem Urfprung, bem ffiefen unb berSBe«
ftimmung bed äJtenfd^en l^at, mirb er blog tults^
lid^e ober aud^ religiöfe übematürlid^ SRittel )itr
Slnmenbung bringen, unb f o muffen bei ber 6t*
}ie]^ung bie SBege fid^ fd^eiben. SRan toirb brn
Sögling, menn man bie menfc^lidje 9latttr für
Döflig gut unb unDerborben erflört, onber« be«
l^anbeln muffen, al§ menn man bie Srbfünbe an>
erfennt; anberS mieberum, menn man fie für total
Derberbt anfielt, mie bie 9ief ormatoren, ol8 toeini
nun {U ixottt bn ittentatüili^ &«Ii{|Icit ganj
nlflcitKt, in i^ naturli&n @abtn aber nur für
gif4ttA4t unb Dtnmmbct l^tt. 3n ber @t{4i(^t(
ntti $iactS fyAtn M fctili^ bie Sonftqutnjen
Ict BeifcfiiAetun t^eologif^n 9nfti^len non ber
bbfünbc mtb btr ®iö|t be3 tineebnitieencn ^Ber-
kitntg, abgtfe^ twn ber rtgoiofen @T}ie^imge>
Kifc ber ^ctrn^utti, nxitti ni(f|t bttntrttiQt gc»
iM^t SMetgm ffll^Ttffl btt abmetdicnbeTt 9n'
i^ten bct $^iIofot>^ äbei SEEkfen, Ülatur, Un-
tnbl t^frU tnib turigt SBcfümniuns bei 2Renf d^ gu
fnü^ung^fQflttntR, ml^e fc^ toeit ouS tinanbet
tim. wt fmb ba9 bit matmoli^ifi^en, natura-
ifKid^, '^ontfttf(^, ^mantfhf^ni unb tatii»
afi^ij(^ X^titn, lr>el^ ju ebenfo uieint
btDci^mtiRi Snit^ungflfqflnnni fä^Toi müf{en.
In^ bicjentetn @Qj)tmt flnb Hrftb't iD'Ii^t btn
Rrnfc^, Mofcm er Cbjtct ber Srjietiiingi-
^fitiflril tfl, blog als Snbioibuum unb ni^t aie
Kiolc« aStftn, als aRitglitb bet gamilie, ©c
mhibt, bte €taat9 unb btr R'aäjt bt^nbeln, ob«
angeht it|n nur alg SS^r^tug bcS SlaottS in
9cf4^S nehmen, o^ne feinen )]trfiSnIi(!^tn SRtt^ten
Kc^imng ju tragen. — 3i"n 3w*<'* btr fitt-
i^ erjie^ung btbient man fic^ ber (Srjie^ungg-
nittel, tMlc^ t^tilS retn natüilii^e, tt)tiI3 rtli'
[i5it unb übtntatürlic^e fmb. WS erßeS ^
itfiuneSntitttl {te^t b«m Srjiebtr ju ©tbote ba3
Beifpttl, baS a felbß famml ber fonftigen Um-
{Aung bem S^ingt gibt. ^efe§ uirft Der*
nAge btS SlaturtritbtS ber 9tai^^mung unb beS
Hm anenf^ angeborenen SudoiitätSgefü^IS
m^cmbentli^ tief unb tiai^^lHg. S)()8 perfSn^
.id|c Scripten befi Sr^ie^trS barf feine fie^ren
irii^t Sügni ftrafen, fonft neibin üe nirfungSIoS.
3tnn EBeilpiel tritt bie Sele^rung. $iefe ift liier
nid^t fo fe^r aI3 t^eoretif^ier SBortrag ju faj]en
nie als prattiiti^e Selebrung über ba3 ^er^alten
in btn fi^inigen Sagen beS SebenS. Sluff^Iüffc
über bit tieferen 18ejietiungen ber 2)!en[(^en unb
Bet einzelnen ©efeDf^aftSflaffen gu einonber,
lUi^ärung über StanbeSp^ic^ten unb Unter-
Dtifung iäer btt @ttiote ber ÜJtoral im ftin-
lebieiL iJlit folgen Belehrungen, bie wefentlii^
uu^ ans brn eigenen (Sriebntffen unb Erfahrungen
)B f^pfen finb, foDten SItem unb Srjictier nt(^t
)n fparfam fein; onbererfeitS frtilii^ ntrbtn fle eS
Mimtibtn müfftn, }oli)t <Dtitt^ei[ungen ju maäim,
ad^t bei Qntmidlung btS 3&SIingS norgrtifcn,
tot btr 3tit f tine Sufmerffamfeit auf S^inge lenien,
l>ie ncif) nidit in feinen ©eftc^lSIrtiS gehören, unb
Jrübreife bei i^m ^erbti^^^en. Sei biefer d^
^ein Aufgabe grtifenbitSrjiebungImittel, rotiert
IHtffii(!^beft|t. ilire Belehrungen, öffentliilbe unb
prtMite, febr l)ctliam ein. SBeiftiiel unb Sele^rung
iber reichen aQein ncdi nid^t ^in ; tS mu^ ber Wenft^
lidme^ gum @uten, gur SrfüElung feiner $flii$ten
rigtid unb auSbrü^i^ unb ju nieber^olten !Dtalen
mg^olten werben. Stnn bit Sugenb befielt nii^t
n ttnmaliger Süollbringung beS ®uten, fonbem
P crp bann Bot^anbtn, nwin ftetS nt^l gttianbtlt
BOgif. 1264
wirb; fi( fejt alfo tine ©erao^nldeit, einen fogen.
^abituS oorauS. 3>a^ei ma^t bit Aufgabe, btn
3&gling längtn 3ttt ^inbur^ jum orbnungS-
gemäßen ^anbeln angu^olten, mit anbtienSSorttn,
baS @rjte|ungSmttttl ber @tn&t|nung, bti btr (Er-
jie^ung bie täglid|t ffltinorbeit aus, neld^e tbtnfo
unerläglid) als miitifam ift. ©ie mirb ber !nanir
ber Sdiiie na^ nolfinienbig Btrbunbtn fein mit
(Erprobung unb ^Beobachtung beS ^öglingS. — ^IS
ItbttS Si^ie^ungSmittel lommen ju btn gtnonnttn
enoliil^ noi^ ^inju So^n unb Straft. Slie Sln-
uenbung btr @rjie^ung@flrafe ift einjig gtre(^t-
ftrtigt unb ftaltöaft burc^ ben Qmi ber £8ef|e-
rung btS ©eftraften, SReben bem 3iDe(f ber SBeffe-
rung ^t man auä) ttoi) anbere 3nede ber
©trafen, analog ben S^eorien ber Suriften, oer-
t^eibigt unb meiterfitn noi!^ ben Siieberuergel-
tungS-, @iit)ne- unb Sbf^redungSjmtd hervor*
gehoben. 9Qtin bitfe Sl^eorien finb aufgegeben;
bit 9bfi^redung Don 93ergeliungen tann eine }u-
fäQige unb nebenbei eintretenbe golge beS €trafenS
fein, aber als eigentlicher unb le|ter Snied ber
Straft foQ fie ntc^t gelten. S)ie ©^Iftrafen f|)e-
cieU fmb burc^ baS ^erlommtn gtgtbene uub oiel-
fac^ burc^ ftaatlic&t äJtrorbnungen geregelt. — Um
aber bie Si^it^iungSmitlel, btfonbtrS So^n unb
Strafe, ri^tig unb erfolgrtid^ anguDtnben, mu^
ber ergie^er bit $ft|c^Dlogie gu 9tati|t gieiien, bie
^rt ber iBetldätigung beS aSiOenSDermagenS pubirt
^oben, bie oerf^iebenortigen Xriibt gu untnf^-
btn nnb gu ctmtnbtn toiff tu unb btn Sinfluli ber
@efü^le unb beS ®efül|lSlebtnS Tennen. S>abur(^
uirb er in Stanb gefefft, bie SnbiDibualität ber
ßingelnen ri^tig gu beurlbeilen unb über bie Sin-
»irfungen heS SemperomentS, alters unb St-
f(^led^t§ auf bie öunblungSmeife feinel 3öglin98
bie n&t^igen (Erfahrungen ju fommein, 3)tm
d&riplid^en ©rjiebet ftt^tn jebocö au^er btn ottge-
mttntn, rtin natürlicben (ErgiebungSmitttln noi^
bie ^eilSIeiiren unb @nabtnmittel ber Sinäft gu
@ebote, unb tr iß im Staube, mit i^rtr ^ilfe bie
in jebei Oenfi^tnbruft f^lummtmben religibfen
@tfü^lt gu meden, gu nädren unb auf bie recfite
^adnjuleiten.SinertligibfeSr}iebungiflnatQrIid^
ni^t glei^bebeulenb mit einer rein mbn^ifc^en ober
aScelifc^en, ober mit ber rtligibfen ^^bilbung,
wie fie für ben ©eipiic^en nol^aienbig ift. 3)enn
es iff loo^l gu unterfctieiben gtoifc^en btn üerfc^ie-
benen SBeflimmungen unb !8erufSoiten. 3eber
ünenfc^ tut naä) ber Se^re beS Sbtiftent^umS Dor
IDem tine emige übematiirli^e ißefHmmung; in
gtseiter Sinie bat er uerf(^iebenartige ^pidgten unb
aufgeben im geitlidben Sebcn gu erfüllen, meiere
neben bem erflen S*"*^ f'^r »obl g« Sedit be-
fielen, bemfelben aber untergeorbnet fmb. 3tber
ajlenfcb ip ferner ein für fn^ abgtfc&IofftntS, Idr»
perlid^-geifügee SBefen, alfo $erfon, Ifiat alSfoH^e
ptrfSnlii^t Äti^tt unb barf nid^t in ber ©efammt-
^eit aufgeben. anbtrtrfeitS tjiftirt tr auc^ nidt)t
für fidg allein in ber Seit, gleic^fam als ÜDonabe,
fonbem als @lttb beS @angen, alö fonaleS 9Btftn.
1255
Ißöbagogif.
125«
SDemgetnö^ mug er oud^ in ber ßrjie^ung bel^an«
belt toerben, unb bie Sr^iel^ung mug ber inbioi«
buellen @eite ^luar ©ered^tigfeit tuibetfa^ren laffen,
o^ne fid^ aber, mie e§ ^erbart rüxU, nur mit bem
3nbit)ibuum ju befaffen; fie foll üielme^r aud&
auf bie feciale @eite ätüdftd^t nehmen unb jeben
in ©tanb fejen, in feiner SBeife bie ippid^ten gegen
bie ©efeUfd^aft 5U erfüllen. IBeiben @eiten t)ennag
man nur auf bem SBoben d^riftlid^er ißrinctpien in
ooUem 9Ra^e geredet }u n^erben.
n. ®ef d^id^tlid^e enth)idCIung. Me Sr-
jiel^ung ifi nid^t§ meiter als bie praftifd^e S)urd^"
fäl^rung be3 %;iom8, bag ber SRenfd^ bei feinem
gintritt in bie SBelt ber Pflege, SSeröoHfommnung
unb Bilbung bebürftig ift bafe er anbererfeitS aber
aud^ bie gäfigfeit, fi^ }u DerboIIfommnen, beft^t.
3nbem, f o lange bie SRenf d^l^eit tiVjtni, nad^ biefem
^Si^m berfa^ren, b. 1^. erjogen mürbe, jinb bie
entgegenftel^enben SReinungen ber naturaliftifd^en
$^iIofop]^en, ba^ baS jhnb Don 9}atur au8 gang
gut fei, factifd^ miberlegt. (£§ ging alfo aud^ auf
biefem ®ebiete bie f^xapS ber Sl^eorie DorauS,
unb e§ mürben Sal^r^unberte l^inburd^ SRenfd^en
erlogen, beDor aud(| nur Siner über bie ©runbfö^e
ber Srgiel^ung pl^ilofopl^irt ober gar etma§ barüber
gefd^rieben l^atte. Sud^ j[e^t nod^ mirb ia baS ßr«
)ie]^eramt nid^t feiten t)on fold^en, meldte fid^ mit
ber %l)tom niemals abgegeben baben, fonbem
l^öd^ftend mit ben aQgemeinfien ^runbfö^en be>
fannt fmb, gut unb erf olgreid^ ausgeübt, mofem
jie nur ffopf unb $er) auf bem redeten SIedC l^aben.
umgefel^rt !ann man bie SBal^mel^mung mad^en,
ba6 gumeilen fieute, meldte über grjiel^ung orafeln,
fclbft 5U erjiel^en nid^t im ©tanbe pnb. ®icfe
SBal^mel^mung mad^t jebod^ ba§ ©tubium ber
$öbagogif !eine§meg§ überflüfftg ober unnü^.
93ei ben älteften ßulturüölfem mar alfo bie
il^nen eigentl^ümlid^e 9rt ber ßrjiel^ung nid^t ba§
Srgebnil einer S^eorie ober pl^ilofopl^ifd^en ^aä)'
ben!en§, fonbem entfprang au§ ben praftifd^en
Sebürfniffcn unb mar ba|cr ber iebeSmaligen
SanbeSreligion unb ben beftel^enben ©taatSeinrid^»
tungen angepaßt. @o bei ben ß^inefen, Subiem,
iperfem unb ^eg^ptcm, bei benen ba§ ©rjiel^ungS»
mef en tl^cilmeife fd^on frü^i ganj beftimmtc formen
annal^m. S)ie{elben bieten inbe^ nur gefd^i^tlid^ed
unb geleiertes Sntereff e unb bürfen l^ier übergangen
werben. SSon allgemeiner SQSid^tigfeit unb grunb-
legenber SBebeutung bagegen für baS gonje fpätere,
d^riftlid^e fomo^I als mobeme SilbungSmefen ftnb
bie @inrid^tungen geblieben, meldte ftd^ bei ben
©ried^en unb Sömem entmidfelten.
3n ® ried^enlanb finb jmei grunböerfd^iebene
S^pen beS Crjie^ungSmejenS oertreten, bie 6r«
pl^ung }u@))arta unb bie gu ^tl^en. Ttad^ fpartani»
fd^er Slnfd^auung, meldte bereits um 810 D. Sl^r.
in ber ©efejgebung 2t|furgS fefte ©eflalt erl^ielt,
gel^örte ber ginjelne nid^t pd^ ober ber gamilie,
fonbem auSfd^lie^Iid^ bem Staate an unb mürbe
nur für beflen Srnerfe l^erangebilbet. ©al^er mür-
ben bie ^neugeborenen, meldte fd^mäd^lid^ fd^ienen.
ausgefegt, bie übrigm bis )um Pefienten 3q^
ber $Pege ber SRütter uberlaPen, bann aber in
bie Paatlid^en Srjiel^ungSl^fer übernommen unb
unter ber Stufpd^t unb Seitung beS $fibommntl,
eines bagu eigenS bePeUten ^Beamten, ber {ugld^
Sp^ore mar, bis }um 23. Sa)^ mfirenger9Bei{e
erlogen. 2)er SBater fpielt in ber fpartonift^
Srgie^ung feine SloIIe. ©QmnafUfd^ UAmigen,
militörifd^e S;ercitien unb Sinübung Iriegeri(4er
Sauge fünten bie 3^it auS, unb qu$ bie Qeif%
Silbung gielte nur auf Sriangung frieg^^tf^er
Süd^tigfeit, inbem fie pd^ auf Untentd^ toi Sefm
unb @d(|reiben, fomie auf ÜRupf, b. 1^. (Sdemmg
Don ^ocefPonS' unb JhiegSliebent, befd^rünttt
S)er gange mipenfd^aftlid^ Unterrid^t beftanb in
Erlernung ber l^omerifd^en ©efänge. SMe &>
giel^ung ber ^Röbd^en mar bem entfpred^ tmb
erfolgte ebenfalls in gemeinfamen SrgieJ^imgS"
l^öufem. ÜRan begmedCte nid^ts meiter, oIS fie ju
möglid^P großer fförperftörfe unb fePer @efuiib-
l^eit l^erangubSben, um ein fröftigeS ©efd^Ied^ {n
ergielen. @o fam eS, ba^ bie SportanerisiKn
im übrigen ©ried^nlanb megen ibreS fiii|ei|i
freien unb feden SBefenS Dermfen maren. SBi^eB«
f d^af ten unb JhlnPe fanben in Sparta ni^t mir
feine $pege, fonbem galten f ogar als ben ^oatd*
gmeden fd^öblid^. SBar ber Spartaner obge^ditel
friegerifd^ unb bebürfnigloS, fo blieb er auf ber
anbem Seite unmiPenb, unb Don fSfortfd^ in
ber Sultur unb SiDiUjation mar feine Siebe.
3n ^tl^en Derblieb ber pmgeborene Ihube
ebenfalls bis gum pebenten äol^re in wtMiß
$Pege; bann mürbe er unter bie SufPd^t eineS
altem SflaDen, beS fogen. $öbagoguS, gefteOt,
ber in ber Segel nid^t Se^rer mar, fonbern bie
Äinber nur gu beaufpd^tigen §atte. 3)erfefte 9^
leitete pe aud^ in bie Sd^ulen, meldbe $iüKit«
anftalten maren, aber unter ber Eontrole bc§
StoateS Panben unb pd^ in einem öpentfid^enÄ»
bäube, bem fogen. ©^mnapum, befanben. Äör«
perlid^e Uebungen gehörten ebenfo mie in Sparta
gur Sugenbergiel^ung, aber aud^ ber geipigenJuS»
bilbung mürbe gebül^renb Sled^nung getragen. Sie
Unterrid^tSgegenftänbe maren folgenbe: 1. @xm'
matif, b. i. Sefen, Sd^reiben unb correder nranb»
lid^er unb fd^riplid^r ©ebanfenauSbmdf, 2. 3)io«
leftif, b. i. bie (Elemente ber ipi^ilofopl^ie unbSogif,
3. Sbctorif. ®iefe brei gäd^er fa|te man fpto
unter bem 9{amen XriDium gufammen. Sam
folgte 4. Slrit^metif, bie Sal^lenlebre unb nieberen
Se^nungSarten umfaflenb, 5. ©eometrie, b. t
®eograp|ie, 6. apronomie, b. i Äenntnift ber
Sterne, ber Stembilber unb beS ÄalenberwefenS,
7. aJhipf. S)ie gulejt gmannten gfod^er bilbcten
gufammen bie l^ö^ere Stufe, meldte man fpdterba§
OuabriDium nannte, ©iefeßint^eilungunb&ij«
einanberf olge ber ffiiff enf d^apen blieb in ©ebttra^
nod^ in ber fpötrömifd^en 3^t unb bis in boS
nad^d^ripiid^e ^Mittelalter biuein, meld^empebuni
boS Se^rbud^ beS SRarcianuS SapeUa Dermittett
mürbe. 3)ie nieberen Stäube lernten nur Sejm
257 ^ßfibagogil. 1268
Jib €4ni6ni Bttin Slmtntartfl^iei (■jpa.fi.ii.d- f^tie|iung mutbt Qttiioc^en, iinb bit Solge bauon
t9T^«), Atnfo bit SRäbc^nt, mtlfy in fni^eren toai, ba| bae ©ried^iif^E Don aUm ©ebilbctm
leiten nur in Singen bri ^au8t)altee unb Aünften erltmt, bafi al[o gum eiflen Walt eine frtmbe
R Xoilette untmoUltn nuiben, in fpäteren 3<tlen @)]rai^{ Untemc^tsiEiegen|knb mutbe. Slurt^ Si-
bcr ni^t ftttm ni>t ^ßl^t^c Silbung in ber Site* ccro'8 Sei|ptel unb iBorgana nurbc bte na^ari-
itui fidb anrigndtn. fie^ttiti galt namentlii^ |^oteIif<^e ^Pcfofi^ie ein SitblingS^bium ber
im bcnDctfimi. SHt ©ß^ne btr ^B Vtf n ©tänbt, iHömer, unb bit loltinif^e ©pta^e tr^idt no^
■eli^ fi^ bcm ©toatebitnfte »ibmen wollten, ti- beinWufttcbttgmcE)ij(^ni$^iiDlogicui|fen{c^aft'
xnten augtc btn gtnanntflt aSiffenfdiaftcn au^ lic^c SSt^tinblung. Unter ben ^iiitben bti prattt-
o4 <BcfttcShinbc aus ber SßroEiB ober ief^f- ft^en 9t5tner machte bie 1D)ttt|obe beS totffenfd(ia|t<
gtcn fiä) mit bet $^iIi)[ot>^ie. 3n ben Kolonien, lid^fu UntcTiii^te fogar f|^Drt|i$ritte, inbttn jie fefte
amctiUi^ "^ ^ ^^ ehemals barbartf^en im- gormtn til^ielt. S)ie @^ulcn tuaren in bet ifaifer-
mt 9cg9pten, ©qtirn unb ffleinafien, no^in jeit no(^ i)irii)atuntemtfimungen, nac^ imb na^
un^ bic Srobnungen SlejanberS btä ©logen mit aber fingen bie ftäbtif^tn Obrigleiten an , für
er nuHbiMiiit^ 9Rac^t bte griec^i|^e Sptai^e ^ernngit^ung t>on Schiern juforgen; ^rioatleutt
ebntngen tooi, toonbte manb« leJitem eine mt^r ma(^tenni^t{elten@^utftiftungen,unbbteftaifei,
nffenfii^It^e Pflege gu , unb {o entftanb bie juttft SieSpaftan, bann befonberS gobrian, ^n-
t^ilolosie. Süeje blühte befonbeiB in 9IIe£an> toninuS $iu3, !D7aic Surel unb SHesanber Se-
rien, IDO oad) bie Sesifogropfiie gu änufe nai, Derul, festen ^emonagenben @ele^rten fefle @e'
nb tn ^Inttoii^ien, no nod^ int 4. unb 5. ^a^r' gältet auS unb fteUten fie al& ^rofeffoten an.
nnbttt n. S!^r. unter StbairiuS eine griec^ifd^t Sliocletian fisirte burd^ ein beeret bie Se^altS'
t^ttomifi^ule btpanb. — Sie ©^fltten|eiten bet begüge, unb feine giat^folger gingen auf biefem
ngie^unS bei ben@Tied^entiiaienber3)tangeIbt§ SQScge fort, erliegen bereits ^erorbnungen übet
lonifinüebcnS, baS unter btm |;ietärentDefen [e^r baS Seben unb bit Seauffi^tigung btt ©tubtnten
itt fonrie btr Umflonb, ba| bie [Religion nur in unb \ti}tta bte 3)au(r unb 91tt ber tut ben Staats-
ienmonitnbien{lunbt^tiltDCifeun|ttllid)en9}Zi){ljen bienft erforberlirfien ©tubttn feft (Dgl. Codex
«panb, olfo auf bie ÜJIoraliläl Don aactjtViligctn Theod. 14, 9, 1). @o tarn eS, bafi bit miffenit^aft-
^flu|lMt. SRilberSrltmungfrember^pra^en li^e^ilbung inlRom fajit ©emeingut nutbe, unb
laben fi4 bie ®rie<i^ nid^t ab, unb obmot)! fie bagaui$inbeaenlfemteften$rot)injen,g.S9.@pa'
u»iiuiftIftnt>tf4etl£uItur,befonbetSb{rägi)ptif(^cn, nten unb ^frifa, ©tauten in ben ©labten esifliiten.
iifi wttäi^ffiQ aaxm, nahmen fic bod^ Ipäler ^IS ^anbbüi^er beim ©prot^unterti^t btenten bie
MWi 9(ii8Ianbe ni^U tne^r an. @oii) nii^crliülb Sebii^te ßotnetS, SßirgilS, ^otag', fpdtet bie beS
MI natiotmltn ßtgitbungSntife ftorb bic ©ct)ule ©tattuä ; für ben t^etorifcben Untetrid^t ^atte man
ndt ber ajintb beS DielgertiBten ^qt^ogotaS (gtft. Watetialienfamnilungen, füt baS aUgemetne ©tu-
170i).S^.)- @tetfttebtefittli(^efiäutetungbur(^ bium Stbrbüiibtr, j. ^. Uon SnarcianuS Sapello.
Bflttfe unb aUgtmtin menfc^liifte SBilbung, pflegte 3n btigantinifi^er 3»t tnbliii^ rourbt aud^ ®e-
ni4 eifrig ba§ ©tubium btr litütbtmatil. fc&icb't gelehrt, unb e§ entftanbtu Diele gompi«
3)ie9lflmtrbatlenDDrben@riei|enbQ8UotauS, laltonen btr aßeltgejd^ii^te, ooran bie beS Sutro*
IW^ fie bte etielii^e Xreue ber grauen überaus piu3. Wn t^eoretifi^en Searbettem ber $iibagogi(
to4f<^ä^ttn, baft bei i^nen ORonogamie ^errfi^te auS grtec^tfi^°ri)mtfd[|tT 3tit finb gu nennen : $Iato
uib C^efditibungtn in ber allem 3tit nid^t oor> (De republica unb De legibus), 9n|lottIe€ (Po-
tamtn. 9ud^ uar bit ©twalt beS 3)oter8 über litica) unb $Iutard^, ober nier fonft bet ^Berfafftt
btt fttnbtt tint fe^r gro^e, jeboc^ leine unbe- ber ©c^rift De educatione puerorum [ÜEpi i^at-
j^ttltdte; baS Stid^t, bie Neugeborenen auSgufthen, Seht] ift. Unter ben SJömem fdtrieb (Soto Stn-
nnidie fiü^geitig unter ^atlic^e 9lu{fid|t gefieUt foriuS eine btrioreit gegangene ©$njt übet @t'
BSb DDR btr Suftimmung ber ^enfortn abt|ängtg gie^ung mit antigrie^if^er 3:enbeng. ßicero a^mte
etBu^t- S)a^er ^atte bei ben Slömtm baS ^> bit ©d^riftenpato'S De republica unb De legi-
nilienlcben einen ftßen ^1t, unb in i^m lag bcr bns na^ ; ©eneca (geft. 65 n. S^r.) ^at in [einen
Si^nwitRiidt bet ßtgtel^ung. ^a§ ©i^ulniefen mar pf)ilofop^fd^en@d)riftenbitIt feint ^eobat^tungin
fd^ bd btn €tniSfem auSgebilbet gtmeftn unb übetSrgieliungSni^tnnitbtrgtlegt.unbClutntilian
DÖpflongtt fi^ gleii^ anfangs nad(| 9tom, no baS (geft. um 92 n. ^^r.). ber in 9lom bfftntlic^er
SoT^btnftin Don ©d^ultn fd^on für bit Sllett befolbeter ^rofeffor btr Sl^ttorit unb fieptet beS
Seit Dnbürgt ift (Liv. 3, 44; 5, 27). Anaben unb Steffen SliomittanS mar, fteDte in ftincr ©dgrift
Stübc^ imitben gufammtn im Sefen, ©^reiben Inatitntio oratoria aSeS gufammen, nas gur
nb ätt^nen unterti^tet 3n btn fpäteren Reiten Srgie^ung tineS SiebnerS, fünften unb ©taatS*
Kt Slepubni mai^te ft^ btr grie^if^e @in^u| manntS uom @Iementaruntenid^t on bis gur DoQ-
idtenb; bif^ [a^n bit aUrümif^ @efinnten fo ßönbigen SuSbilbung notbiDenbig mar.
nflrnt. baft fie im 3. 93 ».ßfir. [ogar eine SSer* 3>ie 3uben bitUen febr borauf, bagibreßin-
nämg bcr grie^tf^ Sl^etortn tnuitlten. 9Iuf ber in ber Steligion ifnet 3Säler aufetjogcn unb gur
lit ZMuei vmno^ten fie jeboi^ i^te SInficbtcn Ausübung beifetben angebalten tourben (3[. 38,
li^t jn behaupten. 3)ei iBonn nationaler 91b- 19). ©cgon oon ^RofeS (ßt- 12, 26f.) Ratten bie
1259
$äbagogif.
12eo
§au§k)öter bie ^tttmeifuttg erl^alten, ben JKnbem
unb bem ® efinbe bie Sebeutung beS ^aSc^amal^led
ju erflören. Son Unternd^t in ben eigentli^en
9ßiffenf(i^aften aber mar (ei il^nen foum bie Stebe,
menn aud^ bie jf enntni^ beS SefenS unb @d^ret(en§
unter ben Suben ^ur ß^it Kl&rifti in bemfeffien
3Ra^e verbreitet mar ttrie (ei ben übrigen Sultur*
Dölfem beS SUtertl^umS. 3n ben @pri(i^tDörtem
unb bei 3efud @irad^ finb mannigfad^ ^rattifd^
(Srfal^rungen, Selel^rungen unb Sfingerjeige, bie
(Sr^iel^ung (etreffenb, niebergelegt.
3)ie erften Sl^riflen t)er|ielten fid^ gegen
bie l^eibnifd^e Silbung unb Siteratur bur^aud
nid^t gleid^gültig ober gar feinbUd^, mie jumeilen
behauptet mirb. @d^on bie reid^Iid^e Senu^ung
ber ))^iIofop]^ifd^en @d^riften beS Sltertl^umS, bie
mir bei ben ^[pologeten unb ben fog. patres pla-
tonizantes finben, bemeiSt l^inlänglid^ baS ©egen»
tl^eil. SSon SlemenS bem ^le^anbriner mirb bie
]^eSenif(^e 3Bei§|^eit als eine ^immelSgabe ge*
priefen, meldte bie ajlenfd^en Dor Sl^riftuS auf bie
Offenbarung t)orbereitete, aber oud^ nad^ ber Sr*
fd^einung S|rifti neben ben §eil§le|ren nod^ t)er*
ebeinbe Sßirfungen au§flbt, ^ur 93efröf tigung ber*
felben bient unb burd^ bie @d^ulung im Senfen,
meldte fte üerleil^t, ber geoffenbarten SBa^rl^eit
nü^Iid^ mirb. ^[el^nlid^e SuSfiprüd^e finben ftd^ bei
anberen Jtird^enDötem, 5. fß. ®regor t)on ^Rajian^,
^filiuS unb SluguftinuS. @d^mierig!eiten üer«
urfad^te ben Sl^riften iebod^ ber Umftanb, ba^ bie
SilbungSmittel ber bamaligen S^xi Don l^eibnifd^er
©efinnung burd^mel^t maren, bie ©ötterlel^re barin
eine fo große StoSe fpielte unb fogar bie Organi»
fation be§ ©d^ulmefenS unb feine §efte ben öffent«
iiä^tn Seigrer öl^nlid^ mie ben Beamten mit l^eib-
nifd^em ®ö|enbienft in Serii^rung brad^ten. 3n
Setreff biefeS ©emiffcnSfcrupelS gelangte SertuI»
lian (De idol. 10) ju ber unS befrembUd^ Hin»
genben, für bie bamaligen 95er]^ältnif|e aber fidler
rid^tigen gntfd^eibung, ber ßl^rtft bürfe bie i^cib»
nifd^c 3GBiffcnfd^aft nid^t leieren, meil er baburd^
genötl^igt merbe, al§ anmalt l^eibnifd^en SBefenS
aufzutreten ; mol^l aber bürfe er fie lernen, ba ber
@d^üler fid^ paffm üerl^alten tonne unb blo^ JU"
jul^örcn braud^e. §unbert Saläre fpäter mar man
über biefe Sebenfen l^inauS ober mu^te ftd^ anberS
p l^elfen. ®enn jur 3ßit SulianS gab eS öiele
d^riftUd^e Seigrer. ®iefe traf baS bcfannte gbict
3ulian8 (Ep. 42), meld^cS ben Kl^riften öerbot,
bie aSiffcnf^aften ju leieren. ®8 fei, fagte ber
ft aifer, eine Snconfequcnj, bie ©d^rif ten ber alten
ju erflören unb babei bie ©ötter ju fd^möl&en.
®icfe8 Serbot rief gro^c ©ntrüftung ]^ert)or, unb
einige Kl^riften fud^ten fid^ baburd^ ju l^elfen, ba^
fteSragöbien mitSugrunblegung alttcftomentlid^er
Segebenl&eiten bieteten, 5. S. ^oKinariS, Sater
unb @o]^n. aOerbingSburf te manin3Bert]^f(^ä^ung
unb ©ebraud^ ber ^eibnifd^en Siteratur aud^ nid^t
3u meit gelten, unb öieron^muS, ber in feinem
ftlofter 5u Setl^le^em ^Ibft ben ©d^ullel&rer mad^te,
mamte baöor (ogl. b. 3trt. ßlaffifer). SBenngleid^
alfo bie g^riften, ben Sorfd^riften beS StltenZefta-
ments folgenb, bie Sugenb in ber Steligion ttsb
)ur ©otteSfurd^t ei^ogen unb nid^t unterlie|ai,
aud^ für beren miffenfd^aftlid^e Silbung )u focgen,
f 0 mar bod^ bie @d^affung einer d^rifßid^ $ffi)a«
gogif als SBiffenf d^oft fpäteren Sa^^^unberten tm»
bel^alten. 3)a3U Ratten bie ftird^enkiäter nod^ teme
3eit, unb e§ finben ftd^ in il^ren @d^ften nur
Selegentlid^e fui^e Srmöl^nungen einfd^Iogenber
fragen; menn fie fpedeUer auf Probleme ba
$übagogi! eingel^en, fo gefd^e^t eS regelmä^
nur, mo eS ftd^ um Sr^iel^ung t)on ®eififid^ ober,
mie für ^ieron^muS (Ep. 128 [ad Oaudent] unb
Ep. 107 [ad Laet.]), Don gottgemei^ten SN)-
frauen l^anbelt. SBaS fpecieD bie ^ecanbflbnng
ber fünftigen ®eiftlid^en angelet ^ ]o gefd^^ fie
im 5. unb 6. Sal^r^unbert in Italien bnn}
bie Pfarrer. Sie jmeite @^obe Don Saifon 529
(can. 1) führte biefe Sinrid^tung aud^ im fnb>
lid^en Q^allien ein, unb nod^ unter ftarl ben
©ro^en beftanb fte. 3n ben Stürmen ber WIof
manberung gingen bie SilbungSanftalten nu^
gön^lid^ 5U ©runbe ; einige Stefie erl^ielten fi^ ^
unter ber f)errfd^aft ber ^erominger. Sinen9sf*
fd^mung der brad^te mieber bie 3^t ffatffi beS
®ro^en, unbbiefer trug perf önlid^ unbburd^fetue
StegierungSl^anblungen Diel ^ur ^rbemng ber
SBiffenfd^aften bei 3unöd^ft aalt tS, Se^ifcöfie
in genügenber Snja^l l^erbei^uf d^ffen, mA ttcA
rid^tete fein Slugenmert ^ierfür auf bie itO^,
@§ lag an unb für ftd^ nid^t in ber SefKmmnng
beS ^Rönd^tl^umg, bie SBiffenfd^aften p p^ltgoK
fonbem e§ bejmedte Don ®runb au§ sunäd^jl nur
bie Erlangung ber d^riftlid^en SoQfommenldät im
3Bege ber 9l§cef e unb Sef d^aulid^f eit, unb bieg ijl
aud^ l^eutjutage nod^ feine erfie unb me)entlt(tie
Scftimmung. 2llle8 Rubere ift nur Webenjtoeit
gleid^Diel ob Sdferbau, Süd^erabf d^reiben, Ätonfen«
Pflege, SKiffioncn ober ©d^uD^alten. ®arum iP
in ben ölteften Siegeln Don @tubien ber Wnänt
nod^ feine Siebe. @rft @iaf fiobor l^atte fte auf bttfeS
Selb ber S^ötigfeit geti3iefen. ®regor ber ®ro|e
brandete Senebictiner als SDlifftonäre bei bei
^ngelfad^fen, unb bie balb in biefem Sonbe ent*
ftel^enben fflöfter gaben auerfi ba§ 93eifpiel einer
nad^l^altigen Pflege ber SBiffenfd^aft, meld^ in
gfranfenreid^e Siad^al^mung fanb. 93efitmmenb
aber mirfte Siaxi ber ®ro^e auf bie Stellung ein,
meldte bie SJlönd^e Don nun an gegenüber ber
aSBiffenfd^aft einnehmen. SefonberSnad^ ber Unter«
merfung ber Sad^fen mar baS Sebürfiti^ votj
fie^rem grog, unb Raxl Derlangte in einem an
abt Saugolf Don gulba 787 gerid^teten Sunb-
fd^rcibcn, ha^ alle ÄloftcrDorftel^er auf fyxoM'
bung Don Sel^rfröften bebad^t fein folIten(^Ggii6,
PP. lat. XCVIII, 895). ©eine ©emü^ungeu
galten in erfter Sinie bem neu eroberten So^feu"
lanbe. 3n ben alteren Steilen feines Stei^ tnor
es begreiflid^ mit bem ©(^ulmefen meit beffer b^
ftent. Sifd^of Sl^eobulf Don Orleans (gefl 821)
fonnte fld^ rühmen, Dier l^öl^ere Sd^ulen in feiner
261
^öbogogtf.
1262
!>Ukefe )u befi|en, unb fonnte bie ^norbttung er«
ifftn, hai bie Sanbpf ortet, luenn e§ verlangt
mtht, bie ftinbet im fief en unb ©einreiben unent«
eltlk^ IVL tmtenid^en l^dtten (Cap. ad preBb}^;.
. 19. 20, bei Migne, PP. lat. CV, 196). «nber-
»firtö beforgten niebete SIerifer baS ©d^uH^alten
Bincmar. Bern. Capit. n. 11, hti Migne 1. c.
IXXV, 779). 91(8 ^öl^ere SilbungSanftoItcn
»urben im fatolingifd^en 3eitaltet (erül^mt unb
rbeutenb bie jnojletfc^ulen t)on %ovit^, 9Re|,
Rurbad^, @t. @aDen unb gfulba; baju fom
)8nabTud im Sod^fenlanbe. ©egenftönbe unb
Retl^obe blieben noc^ biefelben luie in fpöttömi«
fyx S^it; Quc^ bie ftül^eren ©d^ulbüd^et h)ut-
cn loeittr gebtaud^t. 9Rit ben jllöftem l^telten
t Srrid^tung unb Untetl^ialtung t)on @d^ulen
leiii^eti @(l(|titt bie Sononicat- unb S)omfttfte.
tn ben Spulen berfelben h)utben nic^t blo^
Iftritonten bed geifilid^en StonbeS, fonbem quc|
Delttid^e S<l^oIaren mit erfteren gemeinsam unter«
i^tet. Siefe 9Rifd^ung geiftlid^er unb h)eltltd^er
Btubenten enoieS ftd^ iebod^ für bie erfteren niä^t
Dimer erfprie^Iid^, unb Don ber3ett8ubh)tgg beS
Jfrommen an gibt ftd^ baS Seftreben funb, fie Don
inanber gu fd^eiben. 3m ®an}en geigten bie
iaien, au^ bet ^ol^e 9bel, bamals menig Sntereffe
ür geißige Silbung, unb erft Don ber 3^tt ber
po^floufen an mürbe aud^ in bet Domel^men
2aien»eU bie jtenntni^ beS fiefenS unb @(^rei«
benS aflgemein. S)er Don biefet 3^it ein auf«
dli^Knbe fKinbelSoerfel^r mad^te balb aud^ für bie
Sürger in ben ©tobten ben @rmerb Don @d^ul«
Fenntniffen gum Sebürfni^. S)a]^er fingen allmäUg
0ieftöbtifd^en9Ragiftrate an, neben ben fird^Iid^en
Sd^ulen communale in'S fieben gu rufen ober
EMS Sntfielden Don ^riDatfd^uIen gu begünftigen.
^efe ttmren im SBefentlid^en mie bie fird^Ii^en
eingerid^tet unb ftanben unter ber Oberaufftd^t be§
i)omf4olafter§. @ie maren entmeber Sateinfd^ulen
Dber bienten mel^r praftifd^en 3n)ed(en unb l^ie^en
bann Sd^reibfd^ulen ober Srieffd^ulen. @o mürbe
b^ im 12. unb 13. Sal^rl^unbert bereits enb«
gültig ber ®runb gum mobemen @d^ulmefen ge«
legt. 3uerft erlangten i^re DoHe 9Iu8btlbung unb
Organifation bie b^d^f^en fiel^ranftalten, bie Uni«
Derfüöten. «ISbalb folgten bie aj^ittelfd^ulen. bie
[ogen. Sateinfc^ulen. S)iefen !am ba§ ^ufblüben
bc8 Humanismus gu ftatten, unb fte erlangten i^re
ftuSgefialtung im 16. 3a^rl^unbert als |umani«
|üfd^ ®9mnaften. SDie 9teaUen unb bie fianbeS«
Imrod^ "^tttn an i^nen gar feine ober nur fel^r
fummerlid^ Pflege. Sd^ulen auf bem fianbe maren
im SRUtetolter nur fporabifd^ Dor^anben, in ben
Stöbten gab eS SioIfSfd^ulen im meftlti^en unb
fnblid^ SDeutfd^lanb überall in l^inreid^enber Sin«
)a(I; im Öften unb 92orben maren fie fpörlid^er
od» nnnrben Domel^mlid^ erft in ber SReformationS«
[eit eingerid^tet. ^breigigiöl^rige Jhieg l^emmte
>ie toeitere Sntmiddung nid^t nur, fonbem gerftörte
bgar Diele ber Dorbanbenen Slnftalten, fo ba^ in
)en Dom ffriege ftatfet ^eimgefud^ten @egenben
ber Siufbau mieber Don Dom beginnen mu^te. 3n
bem ÜJla^e, als bie 9$ol!Sfd^ulen fid^ meierten,
mürbe aud^ bie gfrage nad^ Se^rfröften ftörter, bie
9nf orbemngen an fie größer unb eigene SSilbungS«
anftalten für Sebrer not^wenbig. ffiiefem Sebürf «
nife fd^afften »bbilfe 3o]^. Sapt. be la ©afle (1651
bis 1719), ber bie ©moffmfd^ft ber ©ruber ber
d^riftUd^en grcifd^ulen (f. b. »rt. ©d^ulbrüber)
grünbete, unb 3lug. §erm. grandte (1663—1727),
meld^er, feit 1692 alS @eelforger in ^aUe in ftur«
fad^fen angeftellt, bott baS berühmte ^aUe'fd^e
SBaifm^auS errid^tete, in meld^em aucb Seprer auS«
gebilbet mürben. %uS biefen anfangen gingen bie
^el^rerfeminarim l^erDor. S)aS 6nbe beS 18. ^a^f
^unbertS l^at ber Dor^anbenen Organifation bann
als neues @lieb bie Stealfd^ulen ^ingugefügt, nad^«
bem bereits im 17. S^l^t^unbert unb t^eilmeife
frül^er f d^on bie 3Bid^tig!eit beS Unterrtd^tS in ben
Stealien l^erDorgel^oben mar. f)ierbet bebiente man
fid^ am bequemften ber SRutterfprad^e, fo ba^
biefe beiben S)inge gleid^mö^ig SSerüdfid^tigung
im fiel^rplan erbieltm. S)ie^ fübrtc gu einer immer
ftörfem 3urüd^rängung ber alten @prad^en, l^atte
aber anbererfeitS eine SBermel^mng bet Untetrid^tS-
föd^et gut Sfolge, meldte entmeber Ueberbürbung
ber @d^üler ober bie ©efal^r oberfiäd^ltd^en Unter«
rid^tS mit ftd^ bringt. S^^ifd^ biefen beiben
liebeln mirb in unferer 3^it ber ^uSmeg gefud^t.
(Sgl. im gingelnm bie Srtt. 9Dlittelfd(|ulen, Uni«
Derfitöten, 93oHSfd^ulen.)
III. Siterarifd^eSSel^anblung. 3ur tbeo«
retifd^m Se^anblung Don ^^ragen ber d^riftlid^en
^öbagogtf gab ben erften Slnftog bie fd^mierige
Aufgabe, gürftenföl^ne gu guten S^riften unb für
il^ren fünftigen 93emf gu ergiel^en, unb l^ier fte^t
an ber ©pi|e bie ©d^rift einer fürftlid^en §rau.
S)buoba oberSDobana, bie®emablinbeS$ergogS
Seml^arb Don ©eptimanien, Derfa^te 842 für
ibren @o]^n SBilbelm, ber am ^ofe ffarlS beS
jf ablcn ergogen mürbe, ein ©ebenlSüd^lein, Liber
manualis, Snuabnungen gum d^riftlid^ frommen
unb moralifd^en fiebenSmanbel ent^altenb. S)m
DoUftönbigen %^ii beS Liber manualis fanb ber
ard^ioar Sonburanb 1885 unb cbirtc i^n 1887
gu $ariS (Le manuel de Dhuoda). UnDoOftön«
big ftebt er bei Migne, PP. lat. CVI, 109 sqq.
92ur gum fleinen ^b^i^ ))öbagogifd^ ift bie Don
SBifd^of SonaS Don Orleans (f. b. 3lrt.) Derfafete
Scbrift De institutione laicali, b. b* Untermei«
fung für bie fiaien (in 8 Süd^em), meldte eine
Sßflid^tenlcl^re für fromme d^riftlicbe Saien entl^ölt.
3m erften 93ud^e l^anbeln einige Kapitel über
ffinbergud^t. SDie @d^rift De institutione regia
beSfelben SJerfafferS ift nid^t l^ierl^er gu red^nen
(f. Migne 1. c. CVI, 279 sqq.). SBilbelm ?5er«
albus (f. b. ?lrt.) , 3eitgenoffe beS 1^1. 3:]^omaS
Don Slquin unb ebenfalls ^Dominicaner, geftorben
um 1275, Derfa^te De educatione principum
LL. VII, meldte oft irrtbümlid^ bem bl. 2;bomaS
gugefd^rieben mürben unb mit beffen SBerfen ge«
bmdft fmb (g. 9. in ber Ausgabe Don iBiDäS als
1268 $öbagogiI. 1264
opusc. 37). 2)ie ©d^rift mürbe für bie ©egen» h)o er oIS Sarbinal ftorb. @te i|t iitf)»rüng|i4
tt)Qrt beorbettet t}on Sm. t).ffetteler (aRoitts 1868) itolienifd^ obgefo^t unb erf^ien )uerß )u mm
unter bem Xitel: Sie $fii(i^ten beS 3lbel§. (Sine 1588 unter bem Xitel Dell' educazione eti-
@timnte au3 ben Xagen beS 1^1. £]^oma§ t)on stiana dei figliuoli, bann onbenoörtS in Siofifli
Squin. Sine SluStoal^l auS ben genannten @d^if ten in Derf d^iebenen Auflagen (beutfc^ Don gf- X. Ihni
unb nod^ anberen ift in'§ 3)eutfc^e überfe^t t)on a. a. O.). SBöl^renb fonft ber »umaniSnmS nk^t
P. ®abr. SKeier, greiburg 1890 (Sibliot^e! ber feiten aerfefeenb »irfte unb «nfonflSjuir 9fm^
taif). ^öbagogif IQ). %x^ 9)incentiu§ t)on 93eau« f d^ö^ung ber Sl^eologie ober gor gur ®Iei4guI%
DaiS (f. b. 3Irt.), IBorlefer bei fiubmig bem ^eiligen feit gegen ba§ S^rijtent^um fül^e, ifl er twn ben
unb feiner ©ema^Iin ÜJlargaretl^a, fotoie Srjie^er le^tgenannten beiben SRönnem auf bem (BeMde
il^rer jhnber, f (i^rieb eine gebaltDoUe pöbagogif d^e be§ Unterri(i^tS unb ber @r)ie](|ung mit 9hi|en im*
@(i^rift beS XitelS De eruditione . . . filiorum vmÜ^ti. 9lud^ bie ^bl^anblung beS ftor^pl^ ber
regalium (Basileae 1481 u. fonft; beutfd^ t}on f)umaniften, beS SraSmud oon StotteAom ({.b.
gf. 6. ©d^Ioffer, granffurt a. ÜR. 1819, 2 %f)k.). 9lrt.), „Ueber bie ®&e" rul^t auf ^rifHu^cr ®na4-
Unter ben bibactifd^en @d^riften beS 9RitteIalter§ läge unb ®efinnung unb ifl reid^ an guten mb
ift bie bebeutenbfte bie be§ ^ugo t)on @t. Siictor conecten Statl^f dalägen über ftinberei^i^^g; bie
(f. b. Slrt.) : L. 7 (resp. 6) : Eruditionis didasca- bibaftifd^en Schriften beSfelben SSerfajferS bagep
licae (Migne CLXXYI, 759 sqq.), meldte nid^t fmb meniger bebeutenb unb t^eiluiei^ unp^
blog über bie tt)if{enfd^aftlid^en Stubien banbelt ^(^n fann f agen, ba^ jum Sntftel^ biefer goiqen
f onbem aud^ Xed^nif unb ^onbmerfe berüdtftd^tigt. ))äbogogifd^en Siteratur ber pofltit) d^rifUid^ 6e$
Sie pdbagogifd^e Siteraturoer mittlem 3eit fd^Iie^t unb bie Sl^eologie beS SRittelalterS, foioie ber
fe^r mürbig ah mit ber @d^rif t be§ berül^mten ^umaniSmud in gleid^er Seife beigetragen 1^:
3ob. @erfon (geft. 1429; f. b. 9rt.) De parvulis erfteren ift baS @ad^lid^e, Ie|terem bie SormP
trahendis ad Christum, toeld^e er nod^ alsffauiler in ber Sorm unb ber r|etorifd^e ®Ian} m banlen.
t)erf agt l^at. ^QeS i^ auf bem fid^m gfunbamente beS if^
2)aS 3^italter ber Stenaiffance unb beS bn« lid^en ®Iauben§ aufgebaut, unb oon $rtnci^
monidmuS brad^te ))öbagogifd^e unb bibaltijd^e fämpfen ift nod^ nid^t§ gu fpitren.
Sd^riften — meifienS finb bie beiben @ebiete 3)et $rote{lanti§mu§ fi^^rte auf ))äbagogi{d^
nid^t oon einanber getrennt — in großer SafjÜ unb biba!tifd^em@ebietegunöd^f} feine Sleuentngen
beroor. SefonberS reger @if er l^errfd^te in Stalten^ bcrbei;9Ret^obemtbObiectebeSUnterTid^brteSea
h)o aud^ ber f)umani§muS bie grö|te 93Iüte unb bei ben getrennten &onf effionen biefelben ttrie m
IBerbreitung erlangte. 3n Se^ug auf eigentlid^e ber @paltung, inbem man auf bem Sunbonodt
Sr^iebung fmb biefe @d^riften burd^meg oon gut meiterbaute, hield^edbiefrüberen^abrbunberieunb
d^riftlid^er ©eftnnung unb frommer Siid^tung; aud^ gule^t bie ^umaniften gelegt b<^tten. 2)a§ tmna'
nehmen fie auf bie SluSbilbung be§ fförperg ge« niftijd^e ©Qmnafmm erhielt feine Organifation
bübrenbe Südfjid^t, um fo me^r, alS fte für bie auf fatbolifd^cr Seite befonber§burd^ bie Sefuiten,
l^öbercn ©täube bered^net flnb. 3n Sejug auf bie weldie in ben Sauren 1588—1599 i^re Batio
gu ermerbenbe ©eifteSbilbung unb ^iffenfd^aft studiorum (abgebr. in ben Mon. Germ, paed. Y
fennen Pe felbftoerftänblid^ feine anberen 3iele atö [1887], 234 sqq.; ogl. ib. 3 sqq. u. XVI [1894],
bie be§ Humanismus: claffifd^e @prad^en, $biIo* 459 sqq.) fertigfteHten, auf proteftantifd^er Seite
fopl^ie unb aUenfallS rbetorif(^e ^ertigfeit. Unter burd^ einzelne @d^ulmönner^mie2Jro|enborf(U90
benaablreid^en©d^riftenbiefer2lrtau8beml5.unb m 1556), 3o^. ©türm (1507— 1589) u.«. tut
16.3abrbunbcrt, toeld&enS.JE.ftung in berSiblio- oon aReland&tbon (f. b. 3lrt.) 1527 für «urfö*»
t^cf berfatb.pb.I, grcib.1888,34— 73iüngft aufgearbeitete ©d^ulorbnung ift gong elementar
eine eingebenbe Sefpre^ung gemibmet bat, fmb als unb für ben ®ang beS (Sangen o^ne SitiP4
bie bebeutenbften beroorjubeben : S)ie Sr^iebungS- Srft t}erböltnigmö^ig fpät mad^ten ftd^ bie ^folgen
lel^re beS 5Kaffeo Segio, ©ecretörS ber Sreoen in beS Srud^eS mit ber SSergangenl^it unb be« Ä-
SRom (geft. 1458), totii^tx neben SSictorin üon falls oon ber fat^olifd^en ftird^e auf bem (Miete
gfeltre , $rofeffor ju 5Kantua (geft. 1446), unb ber ^äbagogif bemerfbar, nid^t gmar als ob bie
Ouarino gilelfo (geft. 1460 ju genara) als ber Deformation beS 16. SabrbunbertS in IBejug auf
nambaftefte $öbagoge ber bamaligen S^xt gilt, grgiel^ung unb Untenid^t etmaS toefentßdi 9tattS
©ie fübrt ben Sitel De educatione liberorum gefd^affen bötte ober überl^au))t ](|ätte fd^ffen ^«
libri VI unb ift aud^ je^t nod^ eine nü^Iicbe unb neu, ttjobi aber, inbem ber burd^ fte erregte (Beifiet«
trofc einer gewiff en ©reite unb einer rbetorifd^en, mit f ampf in anberer SBeif e auf jeneS ©ebiet binnbcr»
claffifd^en 9teminiScen)en reid^Iid^ auSgeftatteten fpielte. SBöbrenbbiel^umaniJHfd^eStid^tungQnben
©d^reibart eine gang angenebme unb lebneid^e mittleren unb b^^eren fiebranftalten beiber (Son-
Seetüre. StuSfübrlid^er unb eingebenber, tbeilmeife f efftonen f actifd^ nod^ unbebingt bie SQta^ä^ i^
ettoaS weitfd^meiftg ifl bie auf Anregung beS fa^, würben bie erften ©timmen gu (Sunpen bei
bl. Äarl SonomäuS oerfafete grofee (Srgiel^ungS- realiftifd^en Sebnoeife laut, unb als bie|e anfitiöeil
fd&riftbeS©iIt)io3lntoniano (1540— 1601), $ro» ©ebör unb ©eltung gu erlangen, traten in einem
f efforS gu gfenara, bann an ber ©apienga in Mom, flttlid^ üerfumpften Seitalter bie ?lnn)älte bet tein
365 ^äbagogif. 1266
ituraiiftiH^ (rrsie^ung^meife auf, tselcfie mit ftinbem ber (öderen Stönbe iinb i)u tDcItmänni-
n S^nnentbiun in unDenc^nlic^m @egenüfie i(^ Stlbung Dor ^ugen.
4t. Suf einen DoQftanbigcn Sni^i mit aQem, m-ye
@cra^e in Nm dcbrbunbert, in rctlAtm bie bi§ ba^in in S^eorie und $ra^S 5^1 $äbagogi?
tnuxniftiicbeSebnreiie überall befolgt tDurbe, traten gegolten ^ne, arbeitete in bemunter SSeife ber
e oaur:cecner dertelben auf, xotlän fie bamal§ S^mei^er Saloinift 3ean 3accue§ Äoufieau ^gen.
IcrbingS nai in giferiftcn befämufren, obne mit 1778; f. b. Sn.) ^in. 2a natfe feiner Ännt^t bie
T Scnrafiii^jng ürer ^täne irgcnMsie @Iüc! yd !P2entd^beit nur im ciriliioticn^Iofen 92atur)unanbe
ibczx. Srl7§an^Sin:äiur(ge'X.1685)überTe:d:e glütfli{fi if:, ftünfte unb £}ifienf4af:en aber i^ren
Xben. beccr ne bie cl:m Srrjicben erlerne; cud^ «dKn «oriel trie möcl:± yjon, 9catur^unanbe )urüf>
&e fie in onbeien leber.^fr. Srr^ibcn imrerrif:« ^ufii^ren. 3Kan fyxt m±: cuirriuiiio einincreifen.
jxta in SRöhm vrX na± rttlber^cum £eb^. in iDerben tnmen, f:rr yz ztz^ivZar., :5ne bcB man
jn^czbasi 1 ioT«!»! gfn:it<r.. erf-rjue t:e Sti« ünen ri« (ärlrJbt r.idi::b'Mir. iir-ft. 3?:r aUer.
girix öe* an^ScnniÄnreTrli^if« ur^ »:e!l:c ;u in ti§ 6*:-niiz r-e5^ß::c*:l ur:? rff^n: 3I5^«
Iefiin3nxtf 1^7 einer. Ortispicnisv-'rr.^-«^- "-t^c ?- *'*^*'-<^-: 'ti^l~t*^'.r Unrttr.ii ÜH:*.
er günnige Su^iife« 'r--^. 3r. der. ^'{inen rl2ei::::± :::±: nrnrr.t'r:, rjnre:::!:^! r.:±:s cuS*
;(tnIb!Z(tan in ?:e i^r.^f::» b'rTr±'!r.:. ic :xrJ:iz cilirr.: :z't:Z'rL ?i:d^Süi«r, i:^<m ri*.
;<lmlfni bc* 2cn:er. Int: \z rif-er^ H-jir.'. SSel: jrr r:i iSirifer. frller rü fe^et^e:
jnfhgnt ^b«enf^l:t::^!r.f::.•T^-::■i::'±^. 2lMTfj rj§r.:i^r.: r-zn^: ':I1 r-ea 3^:::rxn: Gjeitrjr*'
Hdactica mazna ä^u oiziirs crr.ia cc-c-end: -iu zizibtz: r^r-fr.. ^riimires u r,26rr.r :r.
xtificinm ^^e3n± £*rrrlr 1^72« rrü-errelq:. zrvrr±>zrli±'iz C'-rr.tz k'1 zrsz Ic^ 3r:ne*M
tad) 6omenis4 ':I1 ^er Ur:rrr.±: r,'^! rrl: r-r: rrT-sin ur- zz±'± rrL-jixr, xrzizvr. Urr. ^zr.fr.
sDraibcn. imr^mni: r^*Sr:l:r: ^trrr-s::: ::i i:rjr :«: ?irrT r.:i: brzrjtz. £:16e J-r-ce
(enniniBbCTStener~±«r=tr:Tr::§^r«b!r.£:» lirr» Jctj^« •- :ir. i-srr-'rijr. Szl*» EeiI:*
itcinifibe errc& rirr -b<r rl§ linnrf :=r:-^'- ci Cr iViucanon- mlf« 17'32 rrf--.r:; rr^ tr
loÄ ge^iilbcL 6js:c±s 'irr-b: n:± Srr'e :»it vrr.5 =u tr. fr-ir* lzz± :«er. c*?^!': rt^hrrr:
|$ietitei eine Konzt ^=±: rrr. ?5 :c::£ri i^-sr r-:>.. über nii^-er: z'jl: Virl-rl :rrr.tir,i. 3r.
einer 3«i fcri- 5c Hr^-:r::^"±« il^'zz: Tr.i. rrrl^rr ;}. :7':i eriisr *:::• -'iirt Jt^ttlirir:
förrer cbbfcni«^ fc:!ir=: MI Snr tfrz ;- irrr. rrr»-: :«=: X-zi. Äz.-dlrS.*:.
ei&mg jum eirnr: Xc:fr:: r^ -^:r ±in Srz ;•!= Sf^-r«*/»::! r::^ :«= rifdi-Mlrrir: feirrrr^r.
Exadat'De finst::;^::: ^^ ^^ -\' zä r: r-^ :c Jyrz r.i:t:t nf :--• .^il z^ r:r!r:>6»r. rr
«zuKintzen S:e£er rzs :•!:: £«^7^ r-.lx-rrfK :v. i.rr:':ll:Trr=.r rc i!^:czcz* zzZ Sizl*
- 3o^ £c<?e «Z!^ :7-:4: • !. i::. :r :•!= 1^ ^.liirrxr^irr: :r ilr: Äri:»?rr :r^ *i: r-».
S^^rih be§ it:ei4 .<?f^i:r:?!= i:»?:: :-2 Jrtv.tir: :«»r:::: :•: ^.i :-!•»: rr zr.i^rrr'^" ^t§ wj^rrwr.
«ftinber*, a:±-i ±= rrci i-n — >;: C^»:» ztcrzr. :•:- ?3Ärt ^~ i^l =* :v. Qs^niliJr.:
(tilgte ber ^fcMrrrf ^Jxn ti- 5.:t. >•: :^ ^-r.vilT.rr ': ü'TZiK: -.• :-?: -It rr :<r l^r.l
kralniB fi« ci:r= Srrr±ir: iL: c -rr-iTl. r:u :t: i'»jr:iTr'.: v.ui'Vrz. =••■::•!=. ftrr:. r.:r ::
}nni|öf:H&. 015 ^le St-TiTiii». 'lu.» r'.rr !::'-*:rTin '«»li^ ict l»»:r :ir-!«r. i':rrr:rrr zx'jt^. " r.*',*r'.f:
ab moglir^ rä2£ 3te2l-.£r. i^tctir::;: £—.:-! :-» .^itr :•!=: Ä-rirrrcil'fe 5^:4 :-t--'.:*.r :v-
Ri^ briscc £t» €r;:i~:r ':i rniu r:.: C'^^brr: n.: 'ii"^iil;^.r. ' :.Ä.rr: .••:.:»•' irl'::
te (mf Sbterr:^ ie* ä—h::^ :h :.:.ir ^üt . ~ &!'!i-».^a rr '.-.» Ji'^.i-zr.: :•?! *'!'^*;' :- t.±-.
böttHimg b<röjrirr< •i-rs: lLr-i:T:rri?!T -:1 p v.»:.»t tir rr»:: -:■::: »t ?r-. : •.•»r^ttiirr^T'
Bim fidj mit ietrc: .^t;!-.: r:±: nr-r^ir:. X»»;: i-iir:;:-» itrr.r-.»: -r. =•:":•:»:.•. '1 ''t.'.\'>-t '.t
^miA fflII ceni±c£: si: br :t: ?rT-.'ii:r.: ::* r^ 'r.T.rr ;>-:•». "»rrir.-.irr f.:-r ». :.'■: ;i!iKT.
^ QBI axf? = ± :ir ^:.— .L-rSfirt ."iiTr: •;= r:«^.::.-^.i •ttzo«: :-::-' r^s J'-rr--.-. :c:r:
fiten. Cr te=h*Ä=l 2= M ^m'icT.:' :.:t M-Tirr M^t ::s :7::?T-i ■r.v-.Z'ys \z, 'ainz^-'::.^
1267 ^äbagogil. 1268
finb, merbett l^ier nur au§ ber beutfd^en Siteratur unb beS Uttterrid^tö, Sfrei6.1877, 10.XufL1893;
bte iDt^tigßen genannt. 9. Stbdl Sel^rbuc^ ber ©efd^. ber $dbagv SRais}
a. Sion fatl^oltfd^en SSerfaffem: 1876. @peciaUen (el^nbeln bie SOtonogco))^
Sfran} Sfriebr. SBil^elm ÜRorta t). prftenberg Don @ped^t ®efd^td^te beS Untern^tStoefeiid in
(1729—1810^ ateformotor beS gefammten@(i^ul- S)eutfd^lQnb^ ©tuttgort 1885; 3)enif[e, (Bef^u^
mefenS beS gfürftbist]^. 9Runfter)^ «mtl. Sd^riften^ ber Unit^erntöten im SRittelalter I, Serfitt 1885;
IBertd^te, 93erorbnungen u. f. m. feit 1776, barunter 0. 2)ent m\äj, beS gaUo-frönfifd^ Untern^
eine t|eoretif(i^e «b^anblung über ben IBoßSunter" u. SSilbungSmefenS, ÜJlain) 1892. gfurMnitt^
rid^t, herausgegeben t)on 3. (&]i^, gfi^eiburg 1891 pbagogi! beacJ^tenStoertl^ tft Sad^fe, (Befd^ü^
(»ibliot^ef ber !at^. $äbag. IV, 263 ff.); Slegib. u. I^eorie ber ©raiel^ungSprafen, 2. «ufL ^^äxA.
3aiS (ge^. 1822), 2)a§ SBid^Hgfte für gltem, Sr- 1894. — 9Ite unb feüene Sd^riften über Pia-
jiel^er u. ^tuffel^er ber 3ugenb, ©aljb. 1784 u. ö.; gogif finb leidet jugänglid^ gemad^t binni^ bte ixc^
2)erf., SBalter unb ©ertraub, ebb. 1809; Seml^. bien{h)ol(en92euau^abenberfelbeninber^8ttlio*
Oüerberg, Slntoeifungen ^u einem ^medEmö^igen tl^ef ber!at]^.$öbag.''t)on3ft.3t.ihtn)(Sfreiintg,
Sd^ulunterrid^t für bie Sd^ullel^rer im Öo^ftift ^erber) unb ber t)on @anfen, fteUer vab €dM
9Rün{!er, SRünfter 1793; ÜJlid^. 93iert]^afer, Sie- oeranftolteten „@ommIung ber bebeutenbflen |!fib.
mente ber $äbagogtf u. SRetl^obil, @al}b. 1791 @d^riften av& alter unb neuer Seit" (^cMotn,
(neu ^erau§g. Don ®\&dl in ber SSibliotl^. b. fatl^. @d^öning]^), teeld^e aud^ ^ur Orientirung nonot-
pbagogif VI [1893], 25 ff.); S)erf., (Seift ber lid^ auf bem ©ebiete fat]^olifd^-))äbagogifd^£ite-
@otrati!, ebb. 1793; ^ol^. 9Rid^. @ailer (gefl ratur teefentlid^ beitrogen. Ser kDiffoifd^ftlül^
1832), ^unbert 92ummem für (Srjiel^er in gfa- gforfd^ung unentbel^rlid^ ftnb bie Moniimenti
milien, 9Ründ^en 1798; 2)erf., Ueber ßrate^ung Oerm. paedag. (Berlin, feit 1886.)
f. erjie^er, ebb. 1 807, 5. 9lufl. 1 830 ; SSincenj 6. b. SSon proteftantifd^en SSerfaff em :
ÜJlilbe (Sfürftbifd^of Don SBien, geft. 1853), Sel^r- 3m. Üani über $öbagogif, l^erauSg. Don Stin!,
bud^ ber aHg. Srsiel^ungSfunbe, SBien 1811 bis Königsberg 1803; ^eftalog^fd fammtlic^Sbrle,
1818, 2a3be.; S)emeter, SSoDftänb. ^anbbud^ }ur @tuttg. 1819— 1826, 15a3be.;btefeIben]ierauSg.
Silbung angel^enber ©d^uUel^rer, anain)1821; oon ©e^ffartl^, Sranbenburg 1869 {f., 9 9be.;
S)erf., ©runbfö^e ber Sr^iel^ung unb beS Unter* 2)engel, Einleitung in bie Srjiel^ungS- unb Iktet^
rid^t§, 5. 2lufl., ebb. 1880; ^of). ^opt ^ergen- rid^tSlel^re, ©tuttg. 1820, 3. «ufl. 1825, 326Ie.;
rötl^er (geft. 1835) , Si^ie^ungSIel^re im ©eifle ^erbart, Umriffe ))äbag. 93orIefungen, ®5ttuip
beS ei^riftent^., 2. 9(ufl. ©uljbad^ 1830; @. 3SL 1835; f)erbartS ))öbagog. ©d^nften, feparatDon
®urfd^, ®ie 9leIigion8tt)iffen|d^aft, ©fingen 1830 O. SBiDmann, fieipjig 1873, 2 Sbe.; etrümpdt
bis 1832, 3Sbe.; ®erf., S)a3 SSerl^ältnife ber ®ie pbagogi! ber ^^ilofop^en ffant, gidjte nnb
©d^ule jur Äird^e u. &aat, Ulm 1833; ®erf., §erbart,Siraunfd^tt)eigl843; S)erf., grgi^n^
^äbagogif, ober SBiffenfd^aft b. d^riftl. ©i^icl^ung, jragen, fieipaig 1869 ; ffierf., ^fpd^olog. pbog.,
Tübingen 1851 ; aimbroS ©topf, grjiel^ungSIe^re, fieipaig 1880; ß^r. ^almer, (Süang. ^äbagogif,
3nnSbrudf 1832; 3of. Saaber, grsie^ungS- unb ©tuttgart 1852, 4. 9lup. 1869 (eng^er^ig con-
Untcrrid^tSmet^obe, «ugSb. 1 837, 2 %f)U. ; [9lno. f effloneH) ; Siüer, Sie SRegierung b. ffinber, £«».
n^muS,] ®ie grjie^ung im ©elfte bcS ß^riftent^., 1857 ; ®erf., ©runblegung ^ur 2ebre üom er«
SRegcnSburg 1839; SKatt^. Sel^eter, erjielungS. aiel^enben Unterrid^t, Seips. 1865, 2.3lufll884;
u. Untcrrid^tSlel^re nad^ fatb. ©runbföten, Sngol- St. 93. ©tog ($rof ejf or in 3ena), enc^flop. ... ber
ftabt 1846; 8. flenner. 93olfSfd^uIfunbe, gffen ^Säbag., fieipa. 1861, 2.2(ufL1878; gr-gtöbd,
1855; Sil. ftarl Db^cr, Se^rbud^ ber grjiel^ung (äJefammeItepäbag.@d^riften,lberauSg.t)on Sauge,
u. bcS Unterrid^tS, SKaina 1861, 10. «ufl. 1884 ; Serlin 1862 ff., 2 Sbe. ; §. flem, ®runbri& ber
«. ©tödtl, Sebrb. ber ^öbagogif, SRaina 1873, $obag., »erl. 1873, 4. 3lufl. 1887; 3^. 884
2. «ufl. 1880; ^(ban ©tola, ßraiel^ungStunft, Mgemeine $äbag., 2. 9lufl. 93raunfd&ö). 1875;
greiburg 1873, 5. 3(ufl. 1891; ®erf., ®ie üor- 93ogel,©9ftematifd^e6nc9no})äbieber^äbaöoaa,
nel^mfte flunft (flalcnber für 3eit unb (Smigfeü), ©otl^a (gifcnad^) 1881 ; ©d^iDer, ^nbbudj ber
ebb. 1881; Meter, ®ie SSoIfSf d^ule , 3. Supi. bramfd^enpbagogif, fieipaig 1886; ©d^tunotni
greiburg 1881 ; fte^rein, ^anbb. ber graiel^ung fiel^rbud^ ber ^Jäbag., 8. 3lufl. §annooer 1887
unb beS Unterrid^tS, ^aberborn 1876, 7. 9lufl. bis 1889, 2 Sl^Ie., unb nid^t au öergejjen bi£
1890 öon flcfler u. SBranbenburger ; Otto aBifl. „Silüte aller päb. ©d^riften" : giembranbt oßfc
mann, ©ibaftif als S3ilbungSlebre, Sraunfd^meig iitf^zt (anonymer 93erf. Sl^eob. gritfd^, 9leboctettr
1882 u. 1889, 2 Sl&Ic., l^öd^ft »iffenfd^af tlid^ ; ber ®cutfd^=fociaIcn Silätter), fieipa. 1890 (erWte
e. flrieg, Sel^rb. ber pbag., ^abcrbom 1893; in 4 3al&ren 47 2lup.); ©d^mib, (SnaßopM
SolfuS unb $fifter, SReal«®nc9clo))äbie beS @r» gefammten ©raiebungS« unb UnterridJtStteieitf,
aiel^ungS- unb Unterrid^tSmefenS nad^ fatl^. $rin- ®otba 1859—1878, 11 93be.; 2. «uflage ebb.
ctpien, 5maina 1863 ff., 2. »ufl. 1872 ff., 4 Sbe. 1876 ff.; ©anber, ficjifon ber pbag., 2. «ujL
3)ie®efd^id^teberpbagogifbcbanbeIn:S.flenner, SreSlau 1889. 3)ie gef d^id^tlid^e entwidttung be-
©fiaaen u. Silber auS ber graiel&ungSgefd^id^te I, b^nbeln : ft. t). SRaumer, ©efd^id^te ber pbagogit
gjfen 1862; S)erf., fluide ®efd^. ber ©raiebung üomaBieberaufbIü^enclaff.©tubienbi8aufim|ert
«9 <)iäp{tli(^t SotiMflo
:tt, ©Üttrtli* IMÖff., S.aup. 1878 ff.. 4 »bt. ;
ec^mibt, ®tW^U ber ^äbag., ffätlien 1860,
«uB- 1874 ff., 4 iöbe. ; gürgen 93ona SDleQer,
itbriii^i b. &T. päbngog. iSi^nfttn, Sangtnfaija
185 ; ^Qulftn, ®tf(^. bcs ^tltijtitm Untetri4t3
^eutfdiltmb, ßeipj. !S85; ©i^iller, Se^ituÄi
t OMcii- btr^äb., Seipj. 1887. [ft.fltantt.]
'^äpfinifir ^onfllloriett, '. ISonfipritn.
'^äpäti^t i^nabtftMtft, \. @nobnt6ritfe u.
racuia vivoe vocis.
^dpan^t ^flititri, f.eurit m, 1255 ff.;
Biiälf irf adn ; flau jleita Jen,
■^äfmae ^tien, i. ^rcficnlcfien VH, 599 f.
"WÄitflnale ■Kefftipir, f. ^tejcriplc.
^äpflifti^t 2*imt>(i(iteiflcn, f. Literae en-
rdicae.
9<9Pfl4( 7MKilfli>tt, f. SSirttation.
'gfagf ^V» iiwi onßtfelient Äir{^en!iiftorifer,
erfoff« unb ^amigtbtx tinre !fflerfeS, meld^efl
^ an bit Xnnolnt bee IRFai Soioniue anfd|[ie|t.
gn. biefflbrn MKflrt unb bmc^tist. 1. Snton
aai O. S. Fr. toat }u Stogne in ber (ßroDenct
t 3. 1624 geboren. Sia^ S^oStnbung feiner
lUofop^ifc^ unb t^eologifc^en @tubten Oerfa^
rttiigt S"t Tu^mliii^ bcS ^rtbiglamt. 23te
Tbenflprofefe legte er 1641 ju ffltleS üb unb er»
arti fid^ burc6 feine Solenle unb Sugenben fc^r
IIb ein foIc^B SBertrauen im Orben, bafe man
m bie oonte^mlien Semter übertrug unb i1)n
ennal )unt SßroDinjial befteUte. ©eine Süßeren
kft^ftt hielten ibn jebo^ nii^t ob, feinen 2ieb-
ngSfhibien, bn Äirii^engejc^icbte unb 66fi>"o-
gie, mit oKem €ifer fid^ biiJi'S'^'^- 3)amal^
ta gnabe für folc^e ©tubten eine befonbere Ser-
ilaf^ng bun$ baS @rfi$einen ber ^ßagbebuiger
enturien (f. b. 9Irt.) gegeben. SaroniuS (f. b. 91rt.)
ntrrjoQ fi<^ bc(anntli<^ ber Stufgabe, bie in ben
enturien mi^ ^anbelle gefc^i<f)tli<^e SBofirl^eit mie*
T in i^r S^ed^t einjufet^en. SlOein feine Arbeit
e^ in man^n^unttenjumünf^en übrig. Sle^^
lib untenuilim eS Slnton $agi, bie Sei^ngen
:S SBaroniuS Tritifd^ ju ergänzen. @r joll an
iefem Sßerte 30 ^aixt geoibeitet baben unb be-
izte babei bie 5BorarIieifen b(S SßetQDiuä. 3n
inen Jöerid^tigmigen folgt ei bem SBaroniuS Safer
it 3a^r bis jum Safere 1198, mit roetd^em Sa-
wiuS abf^Iiefet. SBon biefcr Critica hjetorico-
teologica in uniyersos annales eccleBJasti-
« em. et rev. Caesaris Card. Barouii erfdfeien
r erfte SBönb ju 5pariS 1689, bie hrci anberen
tnbe, btforgt bui^ ^ranj Sßagi (f. u. 2), ju Snl-
rpen (tigentlti^ @ntf) 1705 unb in neuer tduS'
it ebenbafetbft 1727. fotnit jufammen mit ben
nalen beä SBaroniuS (f. o. 1 , 2041 ). «pogi ftort gu
t mn 5.3um 1699 (1695?). 6r inirb alä ein bei
vm tiefen SSJiffen fanfler unb gemäßigter IHonn
mfterifirt, fo baß feiner ffriiit afle Oerlefenbe
^rfe ft^lt; frcili^ lonn aucfe fein SSed nid^t
t allen ärrtbütnem frei(ie!)>rD^en tnerben (Dgl.
irter, ffomencl. lit. II, 2. ed., Oeniponte
»3, 5O0). «u^r ber Critica t)erfa|te ^agi
^agiiino.
1270
aodf bie Diseertatio hypatica aeu de consnli-
buB caeeareis, Lugduni 1682 ; eine Stb^anblung
De die et anno mortis S. Martini, ep. Turo-
nenelB ; gab nodb ungebruttte $rebigten be€ fei. Sin*
toniuS (lateinifcfe) fetrauB ($u9lDignon 1685) unb
f(5ritb einige fiii^ere Sluffäje jur SBertfeeibigung
[einet piflsertatio hypatica (f. Nonv. biogr. g6a.
XXXIX, 47 b.; bort unb bei Hurtor I.o.jugleidj
weitere OueÜenangaben über Sßagi). — 2. grang
5[jQgi 0. 8. Fr., ber 9IeffebeS Sßorgenannlen unb
^erouSgebei begn). ^erbefferer uon Beffen Critioa,
toar geboren 1654 gu Sambefc in ber Ißrooence. @r
betrieb feine @lubien bei benOratorianem ju Xou'
Ion unb mar f^on mit 21 Saferen $rofe{for ber
$feUofopfeie. ^la^bem er im g^ranci&canerorben
meferete Sferenämter befleibet Ifeatte, ftarb er gu
®enl im 3. 1721. ein felbpänbigeS Sffierl «r-
faßte er unter bem lilel Breviarium hietorico-
chronologico-criticum illuetriora po&tificum
rom. geeta . . . complectens, Äntverpiae 1717
ad 1727, 4 tom. feaSfelbe gefet bi8 gum Safere
1447, mürbe aber Don einem Sitffen be8 ^rari]
Sßagi, bem iüngern Snton ^Jagi O, S. Fr.,
burdfe gioti meiteie iSänbe (ibid. 1748—1753)
fartgefe^t. (Sgl. Hurter, NomencL lit. 1. c.
1147 aq.) [Mj.]
^Aflttino, @ a n t e § (Sanctea ober Xantee
Pagninuß), O.Pr., feiner 3eil einer ber geleferte-
flen flenner ber (lebräifcfeen ©pracfee unb ber rab'
binifcfeen Citeratur, »urbe geboren um 1470 gu
Succa. 2Jiit 16 Saferen trat et in ben Orben ber
©ominicaner im fliofter ^iefoli, mo unter Slnberen
©oDonaroIa (f.b.91rt.)[ein Setter mar. ®urcfe gleiß
unb feemorragenbe @ele^rfam(eit gog er ftbon feier
bie aufmet(fam(eit beS SarbinalS Safe, be' 5Rebici
auf ficfe; nacfebem biefer qI3 Seo X. ben päp^lirfeen
Stufet beftiegen featte, berief er $agnino ua^ 91om
an bie bon ifem neu erriifetete Sd^ule für Dtienta-
Ii[d)e @)iradfeen. Stadfe £eo'§ Xoh (1521) oerließ
^agnino 91om unb begleitete ben SarbinoTlcgaten
nacb Slcignon ; er blieb obet nur brei Safere bort
unb ließ fufe feierauf ftönbig in Sijon nieber. Um
biete ©tabt mocfele et fitfe in me^irfai^er aöeife
Derbient, j. S. burcfe ®rünbung eineS ^»ofliitaB
für SpeftTronle; nomentlii^ aber feat fein firtti-
licfeer 6ifer unb feine glönjenbe Serebfamteit auö)
boS Einbringen ber iRefnrmation in SQon oerfeütet.
Sie ©lobt geigte fif^i bantbar burdd 93ErIeibun0
heS (bomalS mit Dielen ^rinilegien oerbunbenen)
SSürgenecfeteS ; ^agnino ftarb ben 24. auguft
1541 (nod^ anbeten am 11, augufl 1536) unb
nmrbf in ber ftird^e feines OrbenS in flgon be=
graben. — 5IK ©(^riftfteller feat er pcfe eine blei'
benbe ©teile in ber ®efcfetii|te ber fee&räifdien
©pra^hinbe fomie ber SBibelüberfe^ung unb f^H'
gefe errungen. Sie bal^in ge^örenben iBeiEe finb:
1 , Veteris etNovilnstnimenti nova tranalatio,
Don ber im 9lrt. Söibelüberfe^ungen 11, 738 be«
!Jlä^em Diebe mar. Sq§ ^auptftrebtn ^agnino'S
mar, ben Originaltext in jeber ^egiefeung mQg^
lidfeft treu miebeiijugeben. Sm (Saugen ^t ttbi^
I 'VI
«l^ainn.
Uli ituili i\u\\\\\ iiuh Irtiu' \Mvlidt uuvb bcitl)oU>
I Nl)iut)>lnt w^k ihr t^<\\\\ und)
luiiiU' Afi'uun V \l^. ^JMiylini.
\U .u^Uvu , btf tiiMMinidic «rdinl*
UiibttiiMi Dill bn H K\t\«\ut UMi bollc 'muiiito
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iiitrüduotionis ad sacras literas liber i
.Mirrft lh)on 1528; eine bermeneutif^^ «
ivorin nanientlid) ba§ Sropifdie bf$ bi
£tilc<^ onifnbriid) erörtert unb bun^ SBeit:
IituKrt ift. i(>Krber grbön au6 Isasoge ad
008 sacr. soript. sensus in IS $:i:ite
] i:»4iU, ^U* ju rKit£^f^e^^ x::? iSc 5
3*:bcV u\:4 ?:i r.ii: c::* ijiliui««- xU
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$aIacto§ — $aIäoIogu§.
1274
EBorteS ®otted liegt , toirft auf bie @eele,
) mit Drrfd^iebenem Srfolge, jje nad^ ben (e*
oben äußeren Umftönben. @inb nun leitete
>n (Sott geteöl^It, ba^ burd^ bie Sln^örung
Sorted SotteS eine Stleu^tung beS 9$er«
es eintritt, fo folgt ber SBille biejec @rleud^>
not^toenbig unb bie Setel^rung tritt als eine
erleud^teten 9Renfd^n notl^menbig geh)oIIte
- 9Re]^ als $aion l^oben feine @d^üler biefe
n audgeUlbet unb oert^eibigt aber au4 $aion
UKir f^on fräl^jeitig pelagianiftrenber ^n-
t befähigt morben. SSßenn aud^ eine 9uf*
erregenbe $rebigt toeld^e er 1665 Dor ber
mjiQlf^be )u Siniou gel^alten l^atte, il^m
botiemb fd^obete, fo nxir fte bod^ ber Slnfang
ter 9iet^ t)on Eingriffen ouf il^n unb gu 39?a^*
t gegen ongel^enbe $rebiger, meldte im ^tx»
)xiioni{trenber Stnftd^ten ftanben. ^rooinjial*
«n befaßten fid^ l(|äuftger mit berlingelegen»
unb eine Spnobe ju ^otterbam (1686) oer«
ben ^ajoniSmuS gerabeju al§ $elagianiSmu3.
jgKni))tgegner $aion§ ift 3urieu (f. b. 9rt.)
tfim, als fd^rfftnnigfter Siert^eibiger ber
c )ur fatl^olifd^en ffir^e übergetretene 3faal
n (f. b. 9lrt.). 3urieu fd^rieb feinen Trait^
i nature et de la gr&ce ou du concours
iral de la providence et du concours
Icolier de la gr&ce efficace contre les
relles hypoth^ses de Msr. Pajon et de
disciples, Utrecht 1687, roorauf !ßa))in
119m) ontmortete in ben Essais de thöologie
la providence et la grftce, oü Ton täche
allerer Msr. Jurieu de toutes difficult^s,
irdame 1687. ^afon felbft l^atte feine %n«
n nur münblid^ oerbreitet; jmei gebrudfte
iften Don il^m be^iel^en ftd^ auf anbete ©egen»
« (Examen du livre, qui porte pour titre
uges legitimes contre les Calvinistes [Don
le], Orleans 1673, unb Remarques sur
irtissement pastoral [beS !atl^. SleruS Dom
682], Amsterdam 1685). SWel^rere ©ö^ne
nS traten fpöter jur latl^olifd^en ffird^e jurüdf.
. BfrtinS] ^ifl. Sejicon s. v. ; SReal-gnc^fl.
rrotcfL Il^eol. XI, 2. 3lufl., 161 ff., ttjo aud^
tt fiiteratur gegeben ift.) [% 6ffcr.]
^$Udos, 1. ÜJlid^ael be, angefel^ener unb
atiger S^otoge auS ©ranaba, leierte 5U @ala»
CQ, toor fpöter canonicus magistralis 5U
t bann p Siubab Sleal n)o er in ber SoU
itfitd^e bie l(|eilige @d^rift erflörte. 6r ftarb 5U
K^. Sein bogmatif d^ed ^auptnier! finb bie Dis-
lüones theologicae in 4 libros sentent.,
■mtic. 1574-1577, 3 voU. ^Äel^nlid^ Wie
*ff.b.«rt.)^lt ernad^bem l^l^lnfelmbafür,
(h]äed2)afein au§ fid^ erfennbar fei, nid^t
an unb für fid^, fonbem aud^ für bie 2Ken«
Ifreetius senserunt, qui, Deum esse, non
^ per 86 dixerunt notum, quin et quoad
t q. 5 jgraecnrs. in 1 libr. sent.). %uf ba§
te ber SRoral erfhedfte fid^ feine Praxis theo-
nide contractibus et restitutionibus, Sal-
mant. 1585; t)on ejegetifd^en 3Ber(en »erfaßte er :
erflärungen ^u 3faia8, jum ^ebröerbrief, §um
Soangelium unb gu ben Briefen beS ^l. 3o^anne§
unb, »ie fein SBruber (f. u, 2), einen ßommentar
5U ben fleinen $rop]^eten.
2. $aul be (be ©alajar), ber ©ruber beS
SSorgenannten , toar geboren 5U @ranaba unb
rourbe fiebrer ber ^eiligen @^rift ju Soimbra. @r
brad^te ben größten %^vl feines Sebend in Sßortu«
gal }u, ftanb im Stufe großer Xugenb unb ©e»
lel^rfamfeit unb oeröffentlid^te mehrere gefd^ä^te
©d^riftcommentore, fo über SRattl^äuS (goimbra
1564) ; 5u ben jtoölf fleinen ipro^eten (1581); jum
SccleftafticuS (1584), bie alle mel^rere Auflagen er»
lebten. ©einXoberfolgteim3.1582. OBgl.Nic.
Antonius, Bibl. Hisp. nova 11, ed. Matriti
1788, 143; Hurter, Nomencl. Kt. I, 2. ed.,
Oenip. 1892, 44 sq. et 85). [O. gjfülf S. J.]
9ttCiibiti0, f. äacob oon Xeramo.
9ttfiio(ogii$, 3acob, Slnl^önger berproteflan-
tifd^en 9ieuerungen, ftammte auS ber befonnten
gried^ifd^en ^errfd^erfamilie ber $alöologen. Sr
h)ar um 1 520 auf ber 3nf el ©fiod geboren, manberte
aber gleid^ Dielen feiner Seitgenoffen nad^ Stalten
au§ unb mad^te bort feine ©tubien. 93alb j[ebod^ be«
fannte er ftd^ öffentlid^ }u lutl^rifd^en Seigren unb
ging, um ber SSerantmortung oor ber Snquifttion
auSjumeid^en , nad^ 2)eutfd^lanb. 6r fd^lug fid^
fpöter 5u ben Unitariem unb tt)urbe enblid^ 1569
SRector ju ftlaufenburg in ©iebenbürgen. Slflein
fein unrul^iger ff opf brad^te i^n mit 9<iufluS ©ocin
in @egenfa|, bemt 3acob $alöologud oertrat ibm
gegenüber mit anberen Unitariem bie Seigre, bafe
Sl^rifto eine göttlid^e äJerebrung aud^ nid^t einmal
in bem Sinne jufomme, mie bie meiften ©oci=
nianer fic il^m erweifcn mollten. ©ocin fprad)
aQen Slnl^ängem fold^er Seigren gerabeju ba§ [Red^t
ab, ftd^ Sl^riften ^u nennen, gegen $alöologu§
inSbefonbere fd^rieb er einen meitläufigen Iractat
(abgebrudft in ber Bibl. fratrum Polen. I, 2,
Irenopoli 1656 fFausti Socin. Sen. Opp. omnia
II], 1 sqq.). Sei einem Slufentl^alt in SKäl^ren
mürbe $aläologu§ Don feinem ©d^idCfale ereilt.
®er ffaifer 9Ra|imilian 11. lieg il^n als einen üon
ber römifd^en 3nquifition Verfolgten ergreifen unb
nad^ 9tom bringen, mo baS Urtl^eil tt)a|rfd^einlid}
an i^m am 22. ÜJlör) 1585 DoQjogen mürbe.
3ebod^ ftimmen bie 92ad^rid^ten nid^t oöllig über»
ein, inbem aud^ berid^tet mirb, $aläologu§ \)aht
juerft im $[ngeftd^t be§ ©d^eiterl^aufenS Sßiberruf
geleiflet, fei bann begnabigt unb erft bei einem
fpätem JRüdffall in bie ffeferei oerbrannt morben.
Sine ^meite 93erfton lögt il^n überhaupt nid^tbin«
gerid^tet merben; er bobe Dielme^r nad^ feinem
SBiberruf im ©efängnig mel^rere fromme unb ge-
leierte SBerle Derfagt. Ob enblid^ $aläologu§ in
ben ®ominicancrorben eingetreten ober bemfelben
fci^on oor feinem ^IbfaH angehört batte, mug eben«
faUS bal^ingefteUt bleiben. iBon feinen ©Triften
mirb am b^ufigfien genannt De magistratu
politico, Losci 1573. OBgl. Moreri, Dict. s. v.
1275
$alöftina.
1276
Jacques Palöologue ; Quetif-Echard, Scripti
0. Pr. n, a40 sq. ; firf^ u. ©ruber, aUgcmcine
gncQfl., ©cction III, s. v. ; Nouv. Biogr. gen.
XXXIX, 75; Hanka, J. Palaeologus i pa-
mätnik Matousi Kolinu z Choterina, Praze
1845.) [21. effcr.]
9aUfHtta f^ei^t mit [einem fpätem, aUge«
mein üblid^en 9iamen bag ben 2^raeliten t)on
©Ott Derbei^ene unb übergebene fianb. @S mürbe
ndmlid^ ber 9iame beS fübmeftlid^ Don bem iSrae-
M\i^tn ©ebiete an ber 9Reere3!üfte gelegenen
SonbeS ber Sßl^ilifter, Peleschet (nw^B) (aff^r.
Palaschtu, ög^pt. Puluschta), Don ben ©ried^en
unb SRömem au^ auf baS Don ben SSroeliten be»
fe^te bergige Sinuenlonb bis 5um Sorbon unter
bem 5RQmen ^oläftina (^ noXaiartvT) Süpta), unb
am 6nbe beS 3. Sal^r^unbertS auf baS tranSiorba«
nifd^e ©ebiet übertragen, ©eitbem ift biefe Se«
^eid^nung bei ben Sl^riften fomie bei ben fpöteren
3uben (^rno^B) unb ben Slrabem gebröud&Iid^ ge-
worben. 2)er öltefte femitifd^e 92ame beS cisjiorba-
nifd^en ©ebtete§ Don ^aläftina, ber fid^ bei l^ebräi»
fd&en »utoren finbet (©en. 13, 12. gj. 16, 35.
9Jum. 33, 51), ift „ganaan" (f. b. Srt.), wäl^.
renb t>a^ tranSjorbanif(i^e ©ebiet afö ^Sanb ©a«
laab" (f. b. 2lrt.) bejei(i^net »urbe (9lum. 32,
26). 9lad^ ber Sinmanberung ber gfamilie 2lbra«
l^amS finbet ftd^ ber nur Don t&uSlänbem ge»
ixaixi^it SRame „Sanb ber Hebräer" (©en. 40,
15); Don ben S^raeliten felbft tourbe e§ „Sanb
38raeI8" genannt (SRid^t. 19, 29. 1 ©am. 13, 19.
SKatt^. 2, 20); feierlid^e tbeolratifd&e »eaeid^-
nungen maren: „2anb 3e|oDa'8 (Dgl ScD. 25, 23.
3f. 8, 8. 3cr. 2, 7); ,,Sanb be§ ^erm" (Df.
9, 3); ,,f)eilige8 Sanb" (3ad^. 2, 12. 2 SRad^.
1, 7) unb „baS gelobte, b. b- Derl^ei^ene Sanb"
(tyj t^c iirar/eXfac, §ebr. 11, 9). 9luf ben af«
f^rifd^en Snfd^riften mirb Kanaan cinfri^Iiefelid^
beS SanbeS ber ^bi^iftcr mit Mar-tu (SBeftlanb)
unb Mat-acharri (^interlanb) be^eid^net.
I. SRatürlic^e Serbältniffe^aläftina^S.
— 1. ©eograpl^ifd^e Sage; ©renken;
©rb^e. ^alöftina in bem Umfang ber l^euti«
gen SSe^eid^nung be§ SanbeS liegt jmifd^en 30<>
50' unb 33« 10' nörbl. 93r. unb att)if(^cn 34« 30'
unb 36« 32' öftl.S. Don®reenwid&. @eine9tu§beb»
nung Don @üben nad^ 92orben betrögt ca. 31 geo»
grajjl^ifd^e TOeilen, Don StBeften nad^ Dften ca. 20
geograp^ifd^e Steilen ; ber gfläd^engel^alt beS m\U
Jorbanifd^en ©ebiete§ ca. 350 Duabratmeilen
(19270 qkm), beS oftiorbanifd^en ©cbieteS ca.
180 duabratmeilen (9900 qkm), ber ganjegiä»
d^enraum ca. 530 Duabratmeilen (29000 qkm),
tttoa gleid^ ber ©rö^e beS Jfönigreid^S Belgien.
93on bicfem Umfang ift ju unterf^eiben ber Um«
fang be§ Staatsgebietes, mie eS in ben einzelnen
$erioben ber ©efd^id^tc beS iSraelitifd^en SSoIfeS,
fei eS infolge Don groberung ober mit SRüdfftd^t
auf bie politifd^e SRad^tfteUung gegenüber ben92ad^«
barDölfem, fid^ gebilbet f^aüt. SRad^ ben ©eftim«
mungen, meldte ber ©efefegeber (5Rum. 34, 2—12;
Dgl. 32, 38—42. 3of. 13, 15—31) inS %
gefaxt, maren bie ©renken beS SanbeS: imSc^
baS mittellänbifd^e 9Reer mit feinem nur loenige
©tunben breiten ÄüftenftridJ (ojn ^;ih ©0^.2, 6.
"K bei 3f. 20, 6; 23, 2. 6. gj. 27, 7); bie
9lorbgren}e ging Dom 9Ritielmeer ndrbli^ im
©ibon über Ümatl^ bis S^a^ox gnan; bie öjUi^e
®ren)e 50g fid^ Don ^a^ax gnon (villa £nu)
an ben @ee ©enefaretl^, fobann Iftngd beS äoiboB
bis an bie ©übfpi^e bed ©algmeeted, Don ba ii
meftlid^er Shd^tung bis jur SUtnbung beS So^
aeg^ptenS (ie^t SBabi e(-9rifd^); hcA o^oiba-
nif^e ©ebiet erftredCte fid^ nörblid^ bis an ben
^ermon, öftüd^ bis jum Orte St^a 0SML 8, 10),
Don ba, unter ^uSfd^lu^ Don Stabbat^Snnm
füblid^ bis an ben ^ug «mon (3)euL 8, 8).
Slnbere ©renjbeftimmungen ftnb: „Don bem Sergt
§0laf (pVhn nn, LXX: öpoc XeXxöt T., ÄoXaxL
f. D. a. jfa^ler 9erg), ber ftd^ erlebt bei @eir
bis 93aal ©ab im Xl^ole Sibanon unter bem Serge
f)ermon" (3of. 11, 17; 12, 7); „Don S)an Mfi
SBerjabee'' (Siid^t. 20, 1. 1 ©am. 3, 20; 2600.
3, 10; 17, 11); femer „Dongmot^biS }um9a4
SegQptenS" (3 Hbn, 8, 65). «nbere ©reiqic-
ftimmungen (©en. 15, 18): „DomStromSc^M)'
tenS bis an ben großen gflu^ [gupl^rat]" ; fermt:
„3d^ toerbe beine ©ren^e fe^en Dom rotl^ Siteer
bis )um ajleer ber ^l^ilifter unb Don ber SBiipe
bis 5um ©trom gu))]^rat" (gs. 28, 31), finb pof
p^etifd^ ju faffen unb l^aben fid^ nur unter SatA
unb ©alomon als Segeid^nung für bie Srenie
ber ))olitifd^en SRad^tftellung utü> ber 0(a^^
berfelben über bie benad^barten Surften DertDirf*
lid^t (2 ©am. 8, 6. 2 $or. 8, 3. 4. 17). Sei
^aläfHna, meld^eS ben füblid^ften 3^ beS \^'
fd^en SanbeS auSmad^t, fpringt bie oSfeitig ab*
gefd^loffene Sage in^S t&uge. 3m 9torben Don
mittlem ©Qrien burd^ ben Sibatun unb iQtmm,
im Often unb ©üben burd^ bie f^rifd^ tmb
peträifd^*arabifd^e SBüfte, im äBeflen tanl^ boS
ajleer mit feiner ablenfenben ftüftenfirJhmmg m
bem unmittelbaren gontact mit 92ad^ban)ölläs
getrennt, bema^rt eS bod{| anbererfeitS eine centrale
Sage an ber einzigen ©teile ber grbe, an loel^er
bie gontinente ber 9lten 9Belt fid^ am näc^fto
berül^ren, inmitten ber grb^ten gidturDölIer beS
^Itert^umS. gS erfüllte ^d^ baS 3Bort beS^:
„S)aS ift Serufalem, mitten unter bie Reiben ^
id^ eS gefegt unb ringSumber Sauber'' (g). 5, 5).
— 2. SeDölferung. ©id^ere Sohlen über bie
©efammtbeDölfemng beS iSraelitifc^cn SBoM in
^alöftina in bm Derfd^iebenm $erioben feiner
©efd^id^te laffen ftd^ nid^t angeben, ^e 3^1^
beS iBolfeS im beginn unb am ©d^lu^ ber tBäPen*
manbemng, meldte 600 000 maffmfd^ige Stünaer
ergab, lögt auf eine ©efammtsal^I Don 2Vt ^B^
lionen fdjlie^en. 3nt Siamp] gegen bie Smole«
fiter brad^te ©aul ein ^eer Don 210000 Vtcm
Sfu^Dol! auf, moDon 10000 auS 3uba (1 €an.
15, 4). 2)ie im Sluftrage 3)aDtbS Don 3oob
Dorgenommene 3öl^^n9 (2 ©am. 24 , 9) ergd
277
$oIö{lina.
1278
iOOOOO 9Rann in 3§roeI, begit). 500000 in
htbo. Ungenau unb Derfci^neben erfd^eint bte 9n«
obe 2 ^r. 17, 14—18, »enn bem ftönig 3o-
ip^ot Don 3uba ein $eet t)on 1 160 000 SDlann
nget^ilt mirb, mol^renb bte 3a^I ber ftreitboren
Rönner unter feinem IBorfa^ren ^fa auf 580 000
2 $Qr. 14, 8) gefd^lt mürbe. Unter Sugrunbe«
rgung ber @^|ung unter jfönig SoDtb bfirfte
ie Set)öIferungd§a^I bur(i^f d^nittlid^ auf ca. 4 TlxU
i>nen Deranfd^Iagt toerben. @ine auf Sefel^I be§
faifcrd 92ero unter SeftiuS bef ol^Iene SSoIfS^ö^lung
uf (Srunb ber am ^§d^afeft in Serufalent ge«
ommenen Cpfemtal^Iseiten lie^ auf mel^r al§
700 000 aRönner im Sanbe f t^üe^en (Jos. Bell.
ad. 6y 9, 3). iBon bem }ur 3^t beS iubifd^en
hrieged bid^t (eDöIferlen ©alilöa rü^mt ^. 3o»
rp^ud (Vita 45; Bell. Jud. 3, 3, 2), ogne 3tt)ei-
el übertrieben, ba| eS 204 ©emetnben, jebe mit
ic^t loentger als 15 000 @eelen , gesöl^It l^abe ;
atnaä^ toürbe ftd^ für @alilöa eine $et)öllerung§-
Q^I \>on 3 060 000 ergeben. 2)ie fpötere btd^te
Seoölferung bed fianbeS mirb inbeffen aud^ t)on
Dio (Eaffiud (Hist. 69, 14) beftätigt, nad^ totU
\9tm ber gfelb^en bed JfaiferS ^abrian, 3uliu§
SeoeruS, 50 ber l^iauptfäd^Iid^ften 93urgen unb
)85 Sieden ber Suben gerftörte. — 3. @eo»
irap^ifd^er Sau be§ SanbeS. ißalä«
tina erhält fein eigentl^ümltd^ed ©epröge burd^
«n ^aut)tflu6, ben 3orban (f. b. 2(rt.). ®ie ®e-
»reffion beS 3orbant(aIed mit ben breiten, niebri«
\ta Ufergelönben unb ben Don i^m gefpeisten
Sem (@ee 9Rerom, ©enefaretl^ unb tobtet Weer,
. b. «rtt. TOeer VIU, 1176 ff. unb (Senefaret^)
^t bad Sanbgebtet in ^toei oon 92orb nad^
3äb geftredte ^ölften, in ba§ meftUd^e (ci§«
orbanifd^) 33erg- unb ^ügellanb unb baS 'ö\U
id^ (tronSiorbonifd^e) ^od^Ianb. S)ie niebere
Hifie ber loeftlid^en ^älfte bilbet oon ^^ruS an
riS nad^ ^egQpten einen gerablinigen, f aft bud^ten-
ofen &aum oon oerfd^iebener IBreite, jmifd^en
tipaa unb Scco burd^ baS SSorgebirge 9{a§ en«
RafUro (bie f og. t^rif d^e Seiter ; Scala Tyrionun)
nb füblid^ oon ber Sud^t oon ^cco burd^ ben
SnSIöufer be3 ®ebirge8 @iarmel unterbrod^en.
Sod JKfienlanb ift füblid^ oom G^armel eine 2,
m anberen Stellen 5 — 8 ©tunben breite Sief»
!bene mit öbem, fanbigem SDünengürtel, l^inter
oelc^em ftd^ nbrblid^ t)on ^oppt bie Sbene @aron
1. b. 9rt) unb ffiblid^ oon 3op))e bie ))^iliftöifd^e
Ititjienebene ©epl^ela (planities; 3of. 11, 16.
3er. 32, 44 ; 33, 13. 1 SJlad^. 12, 88) ausbreitet
imb bud^tenortig in baS im Often fid^ anfd^Iie^enbc
^ugel' unb 93erglanb einfd^neibet. ^inter bem
tiefen ffüflenlanb erl^ebt fid^ ein fel^r unregelmäßig
mb mannigfaltig geftalteteS f)o4lanb , ba§ ft(|
iIS eine Stenge einzelner, oon unjöl^Iigen S^älem
getrennter Sergrüdfen unb beroonagenber Stupptn
)ar{tellt Sl^arafteriflifd^ ift bie Stiftung ber oon
ta 9Bafferf4eibe be§ £anbeS auSge^enben %erg«
ige unb X^Ier, meldte im allgemeinen eine oft»
K^i^K ^V^' toeflöfllid^ Stid^tung nel^men. —
3m Slnfd^Iuß an ben Sibanon unb oon bemfelben
burd^ baS Ouertl^al bed Sl-SitafluffeS (fog. Seon»
M) gefc^ieben, ergebt fid^ baS SSerglanb oon ©a*
lilöa, im @äben oon einer tiefen dinfenfung, ber
ffüftenebene oon ^cco unb ber großen bis jur
3orbanSaue reid^enben Tiefebene oon SSbrelon
ober 3es^QeI (f. b. 9Irt.) umföumt, über meldte ber
33erg Xf^aiot mie eine ^od^marte em))orragt.
@üblid^ oon ber Sbene Sejrael beginnt baS in ber
l^eiligen @d^rift als @ebirge Sp^raim (3of. 1 7, 15 ;
19, 50 ; 20, 7. JRid^t. 7, 24 ; 17, 1. 3 Äön. 4, 8)
unb ©ebirge 3SraeI (3of. 11, 16. 21) bejeid&nete
IBerglanb oon @amaria, burd^ ben langgefhedften
Sergrüdfen beS Sarmel unb ben ©ebirgSflodf beS
©elboe oom galiläifd^en Sanbe gefd^ieben. iBon
©innöa Qe^t 2)f d^enin), meld^eS alS bie SingangS«
Pforte oon ©aliläa nad^ @amaria be^eid^net tott"
ben fann, f^eigt baS famaritifd^e SJerglanb aS*
mölig 5U einer burd^fd^nittlid^en ^öl^e oon 600 m
an ; baSfelbe entbehrt ber ^lateauS ; bie gegen Oft
unb SBefi fid^ abfenlenben Sl^äler merben in ber
9Ritte beSSanbeS oon Ouertl^ölem burd^fd^nitten,
burd^ mli}z feit öltefter 3^it bie ^auptftra^e beS
SanbeS f ül^rt. Sbenen finben ftd^ in @amaria nur
menige unb oon geringer ^uSbel^nung; bie be-
beutenbften fmb: bie Sbene bei 2)ot]^ain (3nb.
4, 5 ; ^eutptage @a^el Slrrabel^), fübmeftlid^ Oon
©innöa; bie fumpfige Sl^almulbe (l^eutgutage
ÜRerbfd^ el*©^arra!), an toeld^er Setl^ulia lag;
bie bei @id^em am gfu^e beS ©ari^im gelegene
Sbene (l^eut^utage el«9Rad^na), an bie ftd^ gegen
9}orboften bie ßbene oon @alem ober @alim
(©en. 33, 18) anfc^Iie^t. ®aS gleid^artig ftd^
fortfe^enbe jubäifd^e Serglanb, beffen Äem baS
©ebirge 3uba (3of. 11, 21. 2 ^ar. 27, 4) bilbet,
toeld^eS oon 92orb gegen @üb ^u burd^fd^ittlid^er
tö^e oon 750 — 900 m anfteigt, trägt me^r ben
^arafter einer fd^malen ^od^flöd^e, bie fid^ ndrb«
Ud^ oon 3erufalem ermeitemb über Setl^Iel^em bis
Hebron erflredft. ©egen SBefien fällt baS ©ebirge
mit ben oom Slficfen beS ©ebirgeS auSgel^enben
^ügeüetten, »eld^e oon oielfad^ oer^meigten tiefen
SBabiS burd^jogen finb, gegen bie JKiftenebcne ah,
mäl^renb ftd^ ber ^bfaÜ beS ©ebirgeS gum tobten
SKeere in terraffenförmigen, oon engen ©d^luc^ten
burd^brod^enen Stufen ooUjiel^t unb mit l^ol^en
fteilen ^bftürjen am Ufenanb beS tobten SKecreS
enbigt. 3m @üben ge^t baS jubäifd^e ©ebirge in
baS 92egeb (@üblanb ; terra australis; ©en. 13,
1. 3; 20, 1; 24, 62. 3of. 15, 19) über, weld^eS
baS SJlittelglieb gmifd^en $alöftina unb ber großen
SBüftc $5flran in ber fmaitifd^en ^albinfel bilbet.
— ®aS Dftiorbanlanb, baS fid^ oom §ermon
bis jum ßbomitergebirge erftredft unb auS bem
3orbant]^aI tt)ic eine einförmige, oon SDßabiS
burd^brod^ene, 600—900 m Isolde SQJanb empor«
fteigt, trägt ben 6^ara!ter einer gleichförmigen
^o^ebene, über welche nur »enige ^ügeljüge unb
Serge merflid^ l^eroorragen. 3n ber ^eiligen
Sd^rift mirb baS Oftiorbanlanb alS ^baS fianb
©alaab'' im meitem @inne bejeul^et (S)ettt.
1279
^aläflitta.
1280
34, 1. 4 «ön. 10, 33 u. a.). SEBic bie |)aupt-
maffe be§ fiibanon unb SlntilibanuS befielt ba§
paldfHnifd^e @ebirge bieffeitS unb ienjeitS beS
SorbanS an^ bem l^öl^Ienreici^en ifalfftein ber
^eibef ormatton ; nur im nörblic^en S^eil, am
obem 3orbanlQuf, (ei @afeb, um ben @ee t)on
Liberias, fobann inSbefonberS im Oftjorbanlonb
treten neben ber Jheibef ormation üulfanifd^e (Sxup»
ttt)ma{fen, Safalte unb SoDen auf, meldte in bem
Don eriofd^enen Siußonen unb Sot)Qftrömen burd^-
{e^ten @ebiet be§ f)aurQn unb in ber ganjen Um>
gebung be§ @ebirg3ftode§9lIfabamuS (jie|t2)fd^ebel
eb*2)rü2) f aft auS jd^lie^Iid^ l^errf d^en. §n ber l^ei*
ligen @(^rift mirb baS idraelitij^e ©ebiet bie§«
feitS beS SorbanS im allgemeinen (3of. 12, 8 ;
10, 40) als ©ebirge (-in), giieberung (nVc«?), ab-
hänge (f^^"»peO, SBüfte ober Srift ("»ai«) unb
©üblanb (ai.3) bejeid^net. 3m Sefonbem »erben
ermöl^nt: ba§ Serglanb t)on @aliläa unter ber
»eaeit^nung ©ebirge Dlep^t^ali (3of. 20, 7):
ber am nörblid^en @aum ber Sbene Segrael fidp
erl^ebenbe Sl^abor (3of. 19, 22); boS ©ebirge
ßarmel (8 flön. 18, 19), gerül^mt megen feiner
grud^tbarf eit (a. S. 3f . 35, 2) ; baS ©ebirge ® elboe
(f. b. ?lrt. ; 1 ©am. 28, 4) ; ba§ ©ebirge epl^raim,
aud^ ©ebirge 3Srael genannt (3of. 11/ 16. 21;
17, 15), meld^eS ben großem Sl^eil beS ©ebirgeS
Don @amaria umfaßte; innerhalb bed SanbeS
©amaria bie Serge Cbal (SRid^t. 9, 7) unb ©a-
riaim (3of. 8, 33); baS ©ebirge 3uba (3of.
11, 21), beffen füblid^fter I^eil aud^ ©ebirge ber
9lmoriter (S)eut. 1, 7. 19) genannt tt)irb; ber
gegen ba§ tobte 9Jleer au gemenbete Xl^eil beS falzten
felftgen ^latcau§ »irb al§ SBüfte 3uba (ögl. 3of.
15, 61) beaeid^net, öon toeld^er al§ einaelne ©e»
biete bie SBüfte 3:^ecue (2 $ar. 20, 20), bie
SBüfte gngabbi (1 ©am. 24, 1), bie SBüfte ÜRaon
(1 ©am. 23, 24) unb SBüfte S¥i unterfd^ieben
werben. 95efonber8 l^ertorragenbe Serge auf ber
iuböifd^en ^od^ebene finb ber Delberg (3öd^.
14, 4. 9H)g. 1, 12 u. a.); im 5Rorbtt)eften öon
Serufalem ber 95erg 3ltht) ©ammil, im SJltttel»
alter Mons Gaudii genannt; im ©üboften Don
3erufalem bei Sl^ecue ber 93erg §erobium mit bem
öon t)erobe§ b. ®r. gebauten gaftell (Jos. Antt.
15, 9, 4) unb Segröbni^ort be§ ^erobeS, im
Mittelalter granfenberg genannt (je^t S)fd^ebel
gfureibi§). 3n ber 3orban§aue befonberS ^ert)or«
ragenbe Serge fmb im mittlem Qflu^gebiet, nörb»
li(§ öon 3erid^o, ber in bie 6bcne meit öorfprin»
genbe Sergftodt beS ©urtaba unb ber im SBeften
Don 3crid^o ftd^ erl^ebenbe ©teilabftura be§ fogen.
SergeS Ouarantania. Son ©ebirgen jenfeilS beS
3orban8 werben in ber ^eiligen ©d^rif t erwöl^nt :
im 9lorben ber §ermon (f. b. 2lrt. fiibanon), an
ben ftd^ bis a^m fjflug 3armuf ober §icromaj baS
^lateau öon Safan (3er. 22, 20; 50, 19. Jlal^.
1, 4) aufd^Iie^t; füblid^ öon Safan baS ©ebirge
©alaab (®en. 81, 21. 23), öom ^ieromaj bis aum
'^Imon reid^cnb unb öom 3aboc in a^ei Sl^cile,
einen nötblid^en unb einen füblid^en, gefd^ieben.
©üblid^ öom Saboc reid^t ber Sergfbdt bei ^
tigen 2)f d^ebel 2)f d^ilab l^eröor, auf wdifim ioq^
fd^einlid^ ber Ort Stamotl^ ©alaob (9of. 20,8;
jekt eS«@aU) gelegen war. 2)aS öflfi^ t)om toten
wer gelegene $Iateau wirb in ber ^igen 6(1^
(®eut. 34, 1. 8) als «rbot^ SMoab (aKS» ntav,
campestria Moab), fowie 2)eut. 4, 43 afil
9Rif^or (n'tv'ti&n 7-ie«, terra campeetariB, Siene)
unb bie aum tobten ^eere fteil abfollenben Serge
als ©ebirge 9barim (9htm. 27, 12) bqeid^;
ber ndrbU^e, Serid^o gegenüber liegenbe Z|dl
mit ben eine weite SluSft^t über boS gelobte tob
gewäbrenben ©ipfeln Serg 9}ebo ($eut 84, 1)
unb Serg ^l^ogor (9hmi. 23, 28) wirb aß 6^
birge $(aSga (9htm. 23, 14. ^Skat Z, 27. H
12, 3) erwäl^nt. 2)ie Steil^e ](|o]^ fFreibeffi|^
weld^e fübli^ öom tobten SReer ben Snffirig (»f
baS ^od^lanb öon äHoab öermitteln, werben 9m.
34, 4. 3of. 15, 8. «id^t. 1, 36 «ffrabim (o^ip,
Ascensus Scorpionis) genannt. — 4. 0^
W d f f e r. 3)ie ^üff e unb Süd^e (SBobiS), lDdi|e
entweber bem 9lu|gebiet beS SReereS edier hm
beS 3orbanS angel^ören, nel^men tro| il^ mdfc*
fad^ gefrümmten SaufeS, entfpred^enb ber Xid^
ber Sergaüge beS fianbeS , im Mgemeinen eise
öftli^e ober weftlid^e Stid^tung. 9u|er bem ^
bau werben in ber beiligen ©d^rift erwäl^: ber
^ai) Sefor (1 ©am. 30, 9. 10. 21), ber in
©üben öon ©aaa in baS SRittelmeer münbet, (enN
autage 3Babi ©d^erial^ ; ber ©orec (Stid^t 16, 4),
wal^rfd^einlid^ ibentifd^ mit bem ie^igien fBtü
©arar, beffen SRünbung nörblid^ öon Stdine
(3amnia) ; ber ^a^ Rana (vallis arondineti),
©renaflu^ a^^f^^^ ^^^ ©tammgebieten Sp^rmn
unb 9Ranaffe (3of. 16, 8; 17, 9), entf^mc^ttto^
fd^einlid^ bem blutigen äBabi ©d^air, ber fübfi^
öon Käfarea münbet. ®er 6ifon (ögL 3of. 19, 11)
bat feine ^auptqueüen am $u^ beS 2:|Qbor, buni-
Pie^t bie gro^e ßbene 3eatael (ögl. Slidjt. 4, 7.
13; 5, 21. $f. 82, 10; jejt 5Rabr SMatta).
brid^t burd^ ein engeS Ouert^al in bie Sbene tm
^cco ein unb münbet am 3fu| beS ©ebirgeS&n»
mel. ©il^or fiibnatl^ (n:a*? n*ihi>, Sihor et Lt-
banath; 3of. 19, 26), an ber ©übgreiqe beS
©tammeS Sfer; nad^ Sinigen ibentifd^ mit hm
SeluS (fog. ©laSflu^), wabrfd^einlid^er ie|t 9i(4r
ßerfa (SJlelaS bereiten), weld^er füblid^ öonSoc
in baS üKittelmeer münbet. Son ben in ben 3flr»
bau münbenben 3uflüffen wirb namentlid^nurer^
wöl^nt ber fßaäi Hebron (2 ©am. 15, 28. 1 9R4
12, 37. 3o]^. 18, 1 u. a.). 3m Oftiorbonlciibe
werben erwö^nt Sad^ unb %f)ol beS 3<iteb, im
8anb ber üKoabiter (9him. 21, 12. ®eut. 2, 18f.),
beutautage 3Babi el«fferaf ; ber9lu|9mon(9tnn.
21, 13), iefet SBabi el^SKobfd^eb; bie SBoffer
9?emrim, c^n^i -» (3f. 15, 6. 3er. 48, 84; to
CStop Ne^pe^v LXX, T.), ie^t ffiabi Wmrin
unb SBabt ©d^aib, ber fi^ 3erid^o gegenüber ii
ben 3orban ergießt; ber Stu| 3aboc (®en. 32, 22),
wabrfd^einlid^ ibentifd^ mit bem ^u^ ©ob's ^n^
i»n (2 ©am. 24, 5), jejt SQSabi Serfo. «et
281
^alöftina.
1282
affcrreid^ SfUid^ 9ie6enflu^ bed 3orban. ber
anitufobct6ieromas(Plm.H.N.5,18[16])4e^t
a^r ^cmnul unb Sd^criat el*9Ranb]^ur genannt,
dd^ ca. 2 €timben unterhalb beS @ee8 @ene«
cct^ munbet, tmtb in ber l^eiligen Sd^rif t nid^t
to&^nt S)ie 3o6I ber perennirenben Ouellen
ib fBrutmen ift infolge ber gerKufteten if alfftein»
^idglm beS SBobenS eine berl^altni^mägig be»
^Tönftc ; in gr5|erer 3^^! flnben fic^ Ouellen
ib SSruimen üi bem golilöifd^en Serglonb, fpör*
^ in Somoria unb 3uböa ; reid^ an Ouellen
bie Umgebung Don @id^, namentltd^ merben
ber l^igen @d^rift ertoöldnt bie Seid^e in
cbron (2 @am. 4, 12), bei ^efebon (^ol^el. 7, 4),
i Somaria (3 Pön. 22, 38), bei ©abaon (2 @am.
, 18); ferner bie Ouellen unb Zeid^e in bem
creic^ ber Stobt 3erufalem. 3<^^Itetd^ unb l^od^«
ifd^A^ tDoren im 9ttert](|um bie meifl burd^ ^irten
ifigcgrobenen Sijlemen )ur Zrönfung ber gerben
Ben. 21, 25; 26, 15. 3o]S|. 4, 6). — 5. «lima.
ntftnre^i^nib feiner Sage im nSrblid^en fubtro^i«
^ &ä>i€t fdnnen in $alä{Kna (»ie in ®rte-
icnfanb, Sicilien unb Algerien) nur jmei ^aupt«
rttcn bcd Sal^reS, bie foUe unb bie »arme (ir'*:p.
1*T; ; *f. 73, 17. 3ad&. 14, 8) bejm. bie beS
tegenS ober bed SBinterS unb bie ber Xrodfenl^ett
bct bed €ommer§, unterfd^ieben merben; fle t)er«
feilen ftd^ im ungemeinen auf bie 3citbauer
iptf^cn ben beiben Sequinoctien. Sie falte
lo^teSgeit, ca. 5 9Ronate bauemb, beginnt 6nbe
^bet mit bem f og. Qfni^tegen (t^t'^ ober "-»/ix:),
leU^ @ubmeft« unb Sübminbe bringen; nod^
|t bte Zcmperatur meifl milb ; ber Soben befleibet
14 mit frifd^ ®rün, unb baS 3^lb nnrb jur
luS^at zubereitet. 3m 92ot)ember unb 2)ecember
cttt größere ffölte ein, unb bie Siegentage meieren
\ä^ ; in furjer 3^t füllen ftd^ bte Siftemen, bie
9ö4e f c^iodlen an, unb bie auSgetrodbteten SBabtS
Serben )u rei|enben ®ie^böd^en. 2)er S)ecember
ß fUtrmifd^ ; eS tritt bie fhenge SBinterS^eit ein,
nel^ie geioöl^nlid^ erft im 3onuar unb ^r^bruar
lon empfinblid^ ffölte, t)on Stegen unb @turm
mb im 3nnem bed fiaid)e8 öftere t)on @d^neefaU
icgleilet ifl; bod^ bleibt ber @d^nee nur auf ben
leeren Sergen liegen. S)te legten, oft mit ®e*
Dtttem berbunbenen Stegen im 3R&t^ bis ^Jlxtit
I|iril ftnb ber @pötregen (v'p^^)^ ber bie SBinter«
Qot (SBei}en, ®erfie, @)>elt) sur ooDen Steife ge«
lei^ lögt unb für bie Snpffansung ber Sommer»
üdj4e (^irfe , Sol^nen, itümmel, gla^ u. a.)
omttel^lt« ifL iBon ÜRitte 9Rör) bis ajlitte ÜJlai
ft bie f(^n{te 3al^red}eit. S)er Sommer beginnt
nit bem 9Rai, in bejfen jmeite^ölfte bie ©erften*
ndc unb na4 berfelben bie Sei^enemte ("^"^e^)
iU (2 Sam. 21, 9. ®en. 80, 14. Qi. 34, 22).
hn Stoi ^rt ber Stegen auf ; unter h)ol!enlofem
^immel fieigert fid^ bie Temperatur, ber Soben
nA ouSgetrodEnet, bie Söd^e oerftegen ; nur burd^
cfcifd^enbe ffüfientoinbe am Sbenb unb flarfen
IltotfoB am 3Rorgen toxth bie ^i^e in ben mar«
Sbmaten ertrüglid^, biS9lnfang§October
Mc^cBbsfba. IX. 2. VufL
ftd^ 9iebel unb SBolfen einfteUen unb ben erfe^nten
gfrül^regen bc« SBinterS bringen, ßine SKobffi«
catton ber Kimatifd^en Ser^ältniffe fomie ber ^r*
tragSfö^igfett in ben einzelnen £anbe§t^eilen i{l
begrünbet einerfeitS burd^ bie Sefd^affenl^eit be«
SobenS, anbererfcits burd^ bie niebere ober ^öl^e
£age beSfelben. Süblid^ Don Serfabee beginnt bie
regenarme Stegion ber SBüfte; je meiter gegen 9lor*
ben, befto frud^tbarer mirb ber ©oben ; ba§ unter
bem SRiöeau beS SOteereS gelegene Sorbantl^al, be-
fonberS in ber @egenb t)on Serid^o unb am tobten
ÜReer, ift regenarmer al8 baS ©ebirgSlanb ; ab«
gefd^loffen oon ben StBinben, l^aben biefe Stredfen
im Sommer eine tropifd^e Sd^teüle. 2)ie Serge
Suböad. in ber 9tid^tung jum tobten ÜJleer, ftnb
grögtentl^eilS fälble, fteinige $IateauS mit nur
jpörlid^er Stal^rung für Sd^afe unb 3i«gcn. Se«
fonberS ertragreid^ ftnb bie ©benen an ber SOteereö«
füfle, fowdt fte nid^t oerfanbct ftnb. ®ie in
ber l^etligen Sd^rift gerül^mte gfrud^tbarfeit bed
fianbc« (@en. 26, 12. gj. 3, 8. S)eut. 8, 7.
4 flön. 18, 32 u. a.) mirb Don gried^ifd^en
unb römifd^en Sd^riftftellem (Job. Bell. Jud.
3, 3, 2 — 5; Tacit. Hist. 5, 6; Ammian.
Marc. Hißt. 14, 8; Justin. Hist. 36, 3) be-
flättgt. — 6. ^robucte. SRit «uSna^me beö
Steinfal)eS an bem Ufer be§ tobten SOteereS ent«
bel^ri $alaftina mineralifd^er $robucte f otoie ber
SDtetaUe gönjlid^. ßinen befto großem Steid^tl^um
bietet burd^ i^re immergrünen Ströud^ unb rafd^
Derblül^enben gfrül^lingSfröuter bie ^ur SDtittel«
meerflora gehörige ^flanjenmelt an ber SDteereS«
füfte, an bie ftd^ baS ^ö|er gelegene ®ebiet bie
Stegton be§ OelbaumS unb bed SBetnftodfS mit
il^ren Begleitern, ben SBintcr« unb Sommer«
probucten, anfd^lie^t. 3n berfelben tritt bie Saum«
oegetation (Setoalbung) gurüd, unb ba§ jubaifd^e
^od^lanb nimmt in ber Stid^tung gum tobten
fitecr unb untern Sorban ben 6|arafter ber Sttppt
(SBüfte) an. 93or SlUem bemerfenSwert^ ift ha^
©etreibe ; bie allgemeinfte Scjcid^nung für baS^^
felbe ift v, v» bancbcn nnV. (Srobfrud^t). ffiie ebel«
ften arten ftnb aaBeiaen'(-ön), ®etfte (^^y^^i
Spelt ober ®infel (n»»?), f)irfe (■»»:'», Holcus
dochan. Lin.); ^afer unb Stoggen mürben nid^t
gebaut. !Bon ^ülfenfrüd^ten ^nb gu nennen
Sol^nen C'^b), ßinfen (o^?-?) ; Derfd^icbene ©emüfe
unb ffüd^engewäd^fe: 2lrtif Torfen, 2Baf|ermelonen,
ftürbiffe (n^yj.»), ®urfen (c-wi?), SKinje, S)in,
Senf, S^toar jfümmel (>^?)?.), iheuafümmel (i»?,
3f. 28, 25. 27); ferner gflac^ ("p^e) au Sinnen«
aeug (»p, ®en. 41, 42; r^a, 1 $ar. 15, 27).
SDie ®ebirge maren reid^ an buftenben Blumen
unb ihäutem (Of. 14, 7. ^o^el. 4, 14) ; auf ben
gfelbem famen milb wad^fenb not bie Silie (•\v^'ö;
ügL SDtattb. 6, 28), SRofen (gccli. 24, 18 ; 50, 8),
Sulpen, gtarjiffen (i^-iwr nVaan , ^ol^el. 2, 1.
3{. 35, 1), airaun (=•»--'?, ®en. 30, 14 ff.;
jjL^Xa jjLavSpaYOpttiv), ^foj) (a^iTit, gj. 12, 22. $f.
50 , 9. 3 flön. 4 , 33) ; t)on aromatifd^en unb
mebicinif ^en ^Panjen werben ermöl^nt bie K^Dem-
41
1268 $QbQ9ogiI. 1264
opusc. 37). 2)ie ©d^rift mürbe für bie ®egen» tDO er ald Sarbtnal ftarb. @ie ift ntfptihiglt^
toort bearbeitet Don (Sm. ü.ffetteler (aßattts 1868) italienifd^ abgefaßt unb erf^ien juerfl )u Seiono
unter bem 2itel: ®ie ^fitd^ten beö abetö. Cine 1583 unter bem litel Dell' educazione cri-
Stimme qu3 ben Sogen be§ 1^1. £]^oma§ Don stiana dei figliaoli, bann onbenoörtS in StoTten
Slquin. Sine ^uSmal^l au§ ben genannten @d^rif ten in Derf d^iebenen Auflagen (beutf(^ txm %. X. Stva^
unb nod^ anberen ift in^S S)eutfd^e überfe^t Don a. a. O.). SBöl^renb fonft ber mmomSmuS nk^
P. ®abr. SKeier, greiburg 1890 (93ibliot§ef ber feiten jerfefeenb toitttt unb «nfanflSjuir 6«iiig.
fatl^. ^öbagogif IQ). %x^ SiincentiuS t)on 9eau- fd^ä|ung ber Sl^eologie ober gor gur (BIeid^gü%
üaiS (f. b. 3Irt.), IBorlefer bei fiubmig bem ^eiligen feit gegen bag S^riftent^um ffil^rte, tfl et Don ben
unb feiner ©ema^Iin SViargaretl^a, f otoie Srgie^er le^tgenonnten beiben SDtönnem auf bem (Bdide
il^rer ffinber, f(i^rieb eine gebaltDoüe pöbagogifd^e be§ Unterri(i^tS unb ber Srjiel^ung mit 9hi|en ^
Sd^rift be§ %M^ De eruditione . . . filiorum mertl^et. 9lud^ bie ^bl^anblung beS Pot^pl^ ber
regalium (Basileae 1481 u. fonft; beutfd^ Don ^umaniften, be8 SraSmuS Don Slotterbom ({.b.
gf. 6. ©d^loffer, granffurt a. ÜR. 1819, 2 S^Ie.). »rt.), „Uebet bie gl^e" rul^t auf d&ripiid^ 6niab«
Unter ben bibactifd^en Sd^riften beS SnittelalterS läge unb ®efinnung unb ifl reid^ an guten nnb
ift bie bebeutenbfte bie beS ^ugo Don @t. IBictor conecten Statl^f dalägen über ffinberergie^ung; bie
(f. b. Srt.) : L. 7 (resp. 6) : Eruditionis didasca- bibaftif d^en ©d^riften be$f elben iBerfafferS bagegen
licae (Migne CLXXYI, 759 sqq.), meldte nid^t ftnb meniger bebeutenb unb tl^eilmeife unjittli(|.
blog über bie niffenf d^aftlid^en @tubien ^anbett, SJlan fann fagen, ba^ jum Sntjtel^ biefer goqen
fonbem aud^ Xed^nif unb ^anbmerfe berüdfftd^tigt. päbagogifd^en Siteratur ber pofttio d^rifUid^SflP
Sie pöbagogifd^eSiteraturoer mittlem 3eitfd^Uegt unb bie Sl^eologie beS 9RttteIalterS, f oiote ber
f el^r h)ürbig ah mit ber Sd^rif t be§ berül^mten ^umaniSmud in gleid^er SBeife beigetrajMn 1^:
3ob. @erfon (geft. 1429; f. b. 9rt.) De parvulis erfteren i{t baS @ad^lid^e, le^terem bie Sontctp
trahendis ad Christum, »eld^e er nod^ alSffan^Ier in ber gorm unb ber r^etorifd^e ®Iang Mi bontoL
Derf agt l^at. ^QeS ift auf bem fid^m gunbamente beS d^
2)a§ 3(italter ber Stenaiffance unb beS ^u* lid^en ®IaubenS aufgebaut, unb Don $nndpteii'
maniSmuS brad^te ))öbagogifd^e unb biba!ti]d^e fampfen ift nod^ nid^tS }u f))ären.
©d^riften — meiftenS ftnb bie beiben ®ebiete S)et $roteftanti§mu8 fäi^rte auf (»äbagogif^en
nid^t Don einanber getrennt — in groger Soiffi unb biba!tifd^em®ebiete5unS(^{l feine 9leuenmgen
l^erDor. SefonberS reger Sifer l^errfd^te in Italien, ]^erbei;3net]^obeunbObiectebeSUnterrid^bIiebeii
Xüo aud^ ber §umani§mu§ bie größte 93Iäte unb bei ben getrennten Sonf efflonen biefelben lirie tor
IBerbreitung erlangte. 3n 93e5ug auf eigentlid^e ber Spaltung, inbem man auf bem Sunbonenir
Srgiel^ung fmb biefe @d^riften burc^meg Don gut meiterbaute,meld^e§ bie früheren ^al^rl^unberte unb
d^riftlid^er ®eftnnung unb frommer Slid^tung; aud^ jule^t bie ^umaniften gelegt bitten. 2)aS ^miui'
nehmen fie auf bie ^uSbÜbung be§ Körpers ge» niftifd^e ®t)mnafmm erhielt feine Organijation
bü^rcnbe SRüdffid^t, um fo me^r, al8 fie für bie auf fatbolifd^er Seite befonber§burd&bie3efttüen,
böigeren Stönbe bered^net fmb. 3n Sejug auf bie ttjeldie in ben Sauren 1588— 1599 i^re Eatio
5U ermerbenbe ®eifte§bilbung unb ffiiffcnfd^aft studiorum (abgebr. in ben Mon. Germ. paed.V
rennen jie fcIbftDerftänblid^ feine anberen Siele oft [1 887], 234 sqq. ; Dgl. ib. 3 sqq. u. XVI [1894],
bie be§ Humanismus : claffifd^e Sprad^en, $bilD- 459 sqq.) fertigfteUten, auf proteftantifd^er Seite
fopl^ie imb aUenfans rbetorif^e gfertigfeit. Unter burd^ einzelne @d()uImönner,tt)ie2:ro|enborf(U90
ben^ablreid^enSd^riftenbicferSlrtauSbem 15.unb bis 1556), 3o^. ©türm (1507—1589) u.«. 3)ie
16.3abr^unbert,tt)eId^enS.3£.flunäinber93iblio. Don OTeland^tbon (f.b.Slrt.) 1527 für «ur|ö#»
tbef berfatb.pb.I, gfreib.1888,84— 73iüngft ausgearbeitete ©d^ulorbnung ift ganj elemfidar
eine eingebenbe Sefpre^ung gemibmet f^ai, ftnb als unb für ben ®ang beS ©an^en o^ne Sitißii|.
bie bebeutenbften beroorjubeben : S)ie Sr^iebungS- Srft Derbültnigmö^ig fpöt mad^ten ftd^ bie Sfolgn
lebre beS SKaffeo SBegio, ©ccretörS ber SrcDen in beS Sirud^eS mit ber 3Sergangen]^eit unb be8 ft-
SRom (geft. 1458), meld^er neben SSictorin Don faHS Don ber fatl^oUfd^en Äird^c auf bemßeMete
gfeltre , ^rofeffor gu 2Kantua (geft. 1446), unb ber ^äbagogif bemerfbar, nid^t gmar als ob bie
Ouarino gilelfo (geft. 1460 gugenara) als ber Deformation beS 16. 3abrbunbertS in IBejugÄuf
nambaftefte $öbagoge ber bamaligen 3ctt gilt. Srjiel^ung unb Unterrid^t etmaS mefentlid^ 9W
@ie fübrt ben Sitel De educatione liberorum gefd^affen bötte ober überl^aupt l^fttte fd^ffen fön-
libri VI unb ift aud& jejt nod^ eine nüjlid^e unb neu, wobl aber, inbem ber burd^ fte erregte (Seiner«
trofc einer gemiffen ©reite unb einer rbetorifd^en, mit fampf in anberer SBeife auf jenes ®ebiet biÄf'
claffifd^en SleminiScenaen reid^lid^ auSgeftatteten fpielte. SßöbrenbbiebumaniJHfd^eSlid^tungQnben
@d^reibart eine gau) angencbme unb lebrreid^e mittleren unb l^öberen fiel^ranfialten beibec fon*
Seetüre. StuSfül^rlid^er unb eingebenber, tbcilmeife f effionen factif(b nod^ unbebingt bie f^errfdjof* ^
etmaS toeitfd^meiftg ifl bie auf 9lnregung beS f a^, mürben bie erften Stimmen ^u ®unpen ber
bl. ftarl SorromöuS Derfafete gro^e grjiebungS- realiftif d^cn Sel^rmeife laut, unb als biefe anptigen,
fd&riftbeS@ilDio3lntoniano (1540— 1601), ^ro- ®ebör unb ®eltung ju erlangen, traten in emem
fefforS 5u gfenara, bann an ber ©apienja in Mom, ftttlid^ Derfumpften Seitalter bie ?lnttälte ber rein
1365
^äbagoQif.
1266
iOiiiraltfHfd^ (Sqiel^ungSiDetfe auf, toeld^e mit
lem (E^ripM^ in unDerfö^nlid^tn ®egen{a^e
®erabe in bem Sol^rl^unbert, in toeld^em bie
lumaniptf d^ Sel^eif e fiberoll befolgt mürbe, traten
nt ^au))tgegner berfelben auf, meldte fie bamals
illemngS nur in Sd^^f^^^^ 6eläm))f ten, ol^ne mit
»er SettoirBid^ung il^rer $Iäne irgenbmie ®IM ju
lobnt. 9BoIfgang9tatid^iu§(geft.l685)fl6erreid^te
1612 bem S&il^ltage ju granffurt eine 3)en!fc^rift,
Dorin er ouSfül^rte, ba| eS notl^menbig fei, bie
}ugenb erfl in ber SJhttterfprad^e gehörig auSgu«
rilbcn, bcDor fie bie alten Sprayen erlerne; aud^
oDc fie in anberen lebenben @prad^en unterrid^tet
Dcrben. Seine ®runb|ö^e ftnb üoQflänbig t)or-
jetragen in Methodus institutionis nova, Lips.
L626. — 3o]^. 9(mod ifomenSfQ (G^omeniud), ge*
H)ren in 3RSfycta unb nad^ t)ielben)egtem Seben in
Kmflerbam (1670) gefbrben, erlannte bie 3Bid^-
igfcit beS Snfd^uungSunterrid^teS nnb fteUte }u
)iefem S^iotd 1657 einen Orbis pictns jufammen,
)er gängige Sufnaj^me fanb. 3n aUen feinen
S4iübtt(^ern iß bie Xenben} ^errfd^enb, ben
Schiern baS Semen leidet ju mad^en. @eine
lonfHgen Sbeenfinb in bem encQÜopöbifd^en Sßerfe
Didactica magna seu omnes omnia docendi
urtificiuin (beutfd^ Seip^ig 1872) niebergelegt.
Had^ eomeniuS foQ ber Unterrid^t nid^t mit ben
Sprad^, f onbem mit ben Stealien beginnen ; bie
l^anltm^ber9Rutterfprad^e mu^DorauSgel^en. 2)ie
ioteinif^e @prad^ mirb aber al8 Unterrichtsmittel
lod^ gebulbet. SomeniuS fd^reibt nad^ SBeife ber
ßietiften eine firenge 3ud^t t)or. 6S bauerte aber
lod^ geraume 3cit, bid baS, h)aS an feinen Steform«
mrfdbldgen gut unb bered^tigt mar, ^ur @eltung
^bmgte. — - 3)ie Sel^r» unb Srjie^iungSmet^obe
einer 3rit fanb ber fenfualiftifd^e ^l^ilofopl^ 9Rid^.
K aRontaigne (geft. 1592; f. b. 9rt.) burd^auS
)ebontifd^. Sr rebet einer naturgemäßen, ben
Mrper oA^örtenben Sr^ie^ung baS 3Bort, eifert
)egen alleS Sludmenbiglemen unb verlangt t&n-
eititng gum eigenen ®en!en unb ^^orfd^en. Sein
badat De Tinstitution des enfants ift mit
Krmanbten SteQen auS ben Essays in'S 2)eutf d^e
AeAM Don S. 3Battenborff, ^aberbom 1894.
- 3ol&n 2od(e (gejt. 1704; f. b. «rt.), in ber
m^ofopl^ie empirifer, üeröffentlid^te 1693 eine
Sd^rift bed XitelS ,,@ebanfen über bie ßr^iel^ung
er AKnber'', meldte il^m einen $la^ in ber ®e>
^(^te ber ^bagogif geftd^ert ^at. iBon ber
emiinijs ber alten ©prad^en l^lt er nid^tS; nur
congdfifd^, alS bie SBeltfprad^e, folle man erlernen
tb m5glid^{l üiele Stealien, überl^aupt S)inge, bie
ullftn bringen. 3)ie ßr^iel^ung foU ftreng unb
itd ouf Sbl^ärtung beS JförperS bebad^t fein; auf
rörtenntg ber ©rfinbe feiner ^norbnungen foQ
an ^ mit feinem 3^9ling nid^t einlaffen. S)er
betrieb foO gefiad^t unb bei ber Srgie^ung aI8
peft SRtttel oermenbet merben. 2)a8 S^riften-
nm iö^t Sode nur in ber focinianifd^en t^orm
Uen. Sr l^t übrigens nur bie Sr^ie^ung Don
ffinbem ber ^bf^tttn @tänbe unb ju meltmönni*
fd^er Silbung Dor %ugen.
Suf einen DoQftänbigen 9rud^ mit allem, maS
bis bal^in in Sl^eorie unb $rai;iS ber ^öbagogi!
gegolten l^tte, arbeitete in bemühter SBeife ber
©^meiger (Jatoinifl Scan SacqueS SRouffeau (geft.
1778; f. b. «rt.) ](|in. ®a nad& feiner «nfid^t bie
ÜJlenfd^^eit nur im cit)iIifationSIofen9laturguftanbe
glüdfli(^ ifl, ftünfte unb SBiffeufd^aften aber i^ren
Verfall ^erbeifül^ren, f o muß fid^ für i^n bie 9uf •
gäbe ber $öbagogiI eigentlid^ fel^r einfad^ geftalten,
inbem fte meiter nid^tS gu t^un |at, als ben !Dlen>
fd^ foDiel mie möglid^ jum 92aturguftanbe jurüdt*
jufül^ren. 9Ran l^t nid^t autoritativ einzugreifen,
fonbem, ba alle menfd^Iid^en Xriebe an ftd^ gut
finb, bafür gu f orgen, baß bie 92atur fid^ ungeftört
entmidtelt. ^anblungen, bie ben JKnbern fd^äblid^
merben tonnten, ftnb gu Derl^inbem, ol^ne baß man
il^nen bie ®rünbe mi^utl^eilen brandet. IBor Mem
i^ baS @ebei]^en beS Jför))erS unb beffen ^bl^ör«
tung gu bef örbem ; f d^Imößiger Unterrid^t f oSte
eigentUd^ nid^t fiattfinben, namentlid^ nid^tS auS»
menbig gelernt merben« Stid^t Sudler, fonbem bie
SBelt unb bie Xl^atfad^en foQen bie Se^rmeifter
auSmad^en ; barum foO ben S^d^tugen belegen»
l^eit gegeben merben, Erfahrungen ju mad^en ; in
miffenfd^aftlid^er C^infid^t foU man baS 3ntereffe
ermedCen unb aud^ in ftttlid^en S)ingen ben freien
Sauf ber 9iatur nid^t lammen. @oId^e SDinge
leierte Stouffeau in bem oerrufenen 93ud^e £mile
ou de redacation, meld^eS 1762 erfd^ien unb in
$ariS mie in @enf burd^ ben genier oerbrannt
mürbe, aber tro^bem oiel Unl^eil anrid^tete. Sn
Seutfd^Ianb matten einige unflare jföpfe fogar
ben äScrfud^, feine ßrgiel^ungStl^eorien praftifd^,
fomeit baS ging, jur ^nmenbung ju bringen. Be-
reits, im 3. 1763 erfd^ien eine fd^arfe SBiberIcgung
beS Emile auS ber gfeber beS p]^iIofo))]^ifd^ gut ge«
f(^ulten Samabiten @tgiSmunb ^erbil (f. b. 9(rt.)
ju 3:urin unter bem Sitel Anti-Emile.
ÜRit ber fortfd^reitenbcn öußem Ausbreitung
beS @d^uImefenS unb ben med^felnben Sebürfniffen
ber St\i meierte ftd^ bie 3a^I ber prattifd^en, auf
bie 9)ert)oII!ommnung ber ÜRetl^obe unb @d^ul«
ted^ni! be^üglid^en @d^riften. 2)eren brad^te baS
18. 3a]^r|unbert in aQen Sönbem unb für bie
oerfd^iebenen @ebiete beS Unterrid^tS )ur ®enüge
l^eroor ; ba fte aber auf bie Sntmidüung beS @an}en
meniger t)on Einfluß ftnb als auf bie ©eftaltung
beS Sinjelnen, f o tonnen fie ^ier nid^t in ben JheiS
ber Setrad^tung gebogen merben. ffann man \a
felbft Don ben beiben SRönnem, meldte in neuefter
3eit ben toeitgreifenbjien Einfluß ausübten, üon
gerbart unb ^ftaloj^i (f. b. Artt.), fagen, baß il^r
Seftreben auf bie Slufflnbung ber beften, um nid^t
gu fagen ber unfel^lbaren Erfolg t)erfpred^enben
ajlet^obe gerid^tet ift, möl^renb fte fd^Iießltd^ fid^
mit neinen SSerbefferungcn gufrieben geben.
3HS f old^e ©d^riften, meldte in ber ©egentoart
für Xl^ologen entmeber biftorif d^eS Sntereffe baben
fönnen ober als praftifc^ brauchbar ju empfel^Ien
1267 $&bQ90gif. 1268
5nb, werben l^ier nur au§ bcr beutfd^en Siteratur unb beS Unterrid^tS, greiS. 1877, 10.?lttjL1898;
ie mic^tigften genannt. % &bäl, Sel^rbuc^ ber ©efd^. ber $dbag., Slbrnq
a. Sion fatl^olifd^en SBerfaffem: 1876. @pectaUen bel^nbeln bie aRonogto)»^
Sfronj Sfrtebr. SBü^elm SRaria t). gfürftenberg Don Sped^t @efd^id^te beS Unterri^tötoefenfi in
(1729—1810^ ateformator beS gedämmten ©d^ul- S)eutf(^lQnb, Stuttgart 1885; S)enif[^ (SeM^te
roefenS beS prftbistl^. 9Runfter), «mtl. Sd^riften^ ber Unü)er{Uäten im SRitteloUer I, fSktlm 1885;
IBerid^te, SSerorbnungen u. f. m. feit 1776, barunter 0. 3)ent ®efd^. beS gollo-franfifd^ Unteni^tik
eine t|eoretifd^e%b^anblung über ben IBoßSunter- u. SBilbungSmejeng, ÜRoin} 1892. Sfirmoftii^e
ric^t, herausgegeben t}on 3. Sfd^, 9^ei6urg 1891 ^öbagogif bead^tenSmertl^ ift &a^t, (SkMid^
(»ibliotl^ef ber fat^. $äbag. IV, 263 ff.); aegib. u. Xl^eorie ber ersie^ungSftrafen, 2. «ujl. ^^.
3ai3 (geft. 1822), S)a§ SBid^Hgfte für Sltem, Sr- 1894. — 9llte unb feltene Sd^riften über $äba-
)ie]^er u. «uffe^er ber 3ugenb, ©aljb. 1784 u. 5.; gogif ftnb leidet jugönglid^ gemad^t burd^ bie )mxf
3)erf., SBalter unb ©ertraub, ebb. 1809; 93em^. bienftt)ollen9leuau^abenberfelbenmber,9ttlto>
ODerberg, «nmeifungen 5U einem jmedEmöltgen t^e! ber taif^. $öbag.'' Don gfr. X. <hui} (Sfreiburg,
@<^ulunterrid^t für bie @d^uUel(irer im C>(>^f^tft ^erber) unb ber oon @anfen, Peller wob 64nl)
SRünfter, SRünfter 1793; 9Rid^. SSiertl^aler, Sie- t}eranftalteten „Sammlung ber bebeutenbflen päb.
mente ber $öbagogif u. SJletl^obif, @al)b. 1791 @d^riften aud alter unb neuer 3^" (^ßcMotn,
(neu l^erauSg. oon ®IödH in ber Sibliotl^. b. fatl^. @d^öning]^), meldte aud^ ^ur Orientirung nameitt'
$öbagogif VI [1893], 25 ff.); S)erf., ©eift ber lid^ auf bem ©ebiete !at]^oIifd^»))äbagogtfd^er£üe-
©olratif, ebb. 1793; 3o^. TOid^. ©ailer (gefL ratur mefentlid^ beitragen, ©er »iffenf^ftlüjfli
1832), ^unbert 9lummem für Srjie^er tn gfa« Sforfd^ung unentbel^rlid^ ftnb bie Moniimenti
milien, !D}ünd^en 1798; S)erf., Ueber Sr^iel^ung Oerm. paedag. (Berlin, feit 1886.)
f. erjie^er, ebb. 1 807, 5. Slufl. 1830 ; 93incena C b. aSon i)roteftanttf(^en SSerfaffem :
antlbe (Sfürftbifd^of oon SBien, geft. 1853), Sel^r- 3m. Rani über pbagogü, l^erouSg. t»on Stin!,
bud^ ber aHg. (Srjie^ungSfunbe, SBien 1811 bis Königsberg 1803; ^eftalog^t'S fömmtfic^SBerfe,
1818, 2 Sbe. ; S)emeter, SoUftönb. ^anbbud^ }ur @tuttg. 1819—1826, 15 Sbe. ; biefelben l^erauSg.
IBilbung angel^enber Sd^uUel^rer, ÜJlain) 1821; oon ©e^ffartb, Sranbenburg 1869 ff., 9 9be.;
S)erf., ©runbfö^e ber Srgiel^ung unb beS Unter« 2)engel, Einleitung in bie Srjiel^ungS- unb Ibita^
rid^tS, 5. aufl., ebb. 1830; 3ob. S3a»)t. ^ergen- rid^tSlel^re, ©tuttg. 1820, 3. «ufl. 1825, SSJle.;
rotier (geft. 1835), Srjie^ungSlel^re im ©eifle ^erbart, Umriffe pöbag. SSorlefungen, ®5ttitig(ii
beS ei^riftentl^., 2. Slufl. ©uljbad^ 1830; ®. 9R. 1835; ^erbartS päbagog. @d^riften, f eparat Don
3)urfd^, S)ie SteligionSmiffenfd^ft, Sl^ingen 1830 O. SBinmann, Seipgig 1873, 2 93be.; Strümpell
bis 1832, 3Sbc.; ®erf., ®aS SScrböItnife ber ®ie ^öbogogi! ber $^iIof opl^en ffant, Sfid^te unb
©d^ulc gur ftird^e u. Staat, Ulm 1833; ®crf., §erbart,Sraunfd^meigl843; S)erf., grgie^ungS«
^äbagogif, ober SBiffenfd^aft b. d^riftl. grjiebung, fragen, Seipaig 1869 ; ffierf., ^fp^olog. pbog.,
Tübingen 1851 ; SlmbroS Stapf, ßr^iel^ungSlel^re, fieip^ig 1880; 6^r. ^almer, ei)ang. ^übagogil;
3nnSbrudt 1832; 3of. Saaber, gräic^ungS« unb Stuttgart 1852, 4. «ufl. 1869 (engl^erjig am-
Unterrid^tSmct^obe, «ugSb. 1837, 2 %f)U,; [«no- fefjioneU); Silier, ®ie SRegicrung b. »inber, Seift
ntimuS,] ®ie ©r^iel^ung im ©eifte bcS ß^riftcnt^., 1857 ; ®erf., ©runblegung jur fie^re üom er«
SÄegcnSburg 1839; TOatt^. 3el^eter, erjiel^ungS- jiel^enbcn Unterrid^t, Seipg. 1865, 2.9lufl 1884;
u. Unterrid^tSlc^re nad^ fatl^. ®runbf äjen, Sngol« ß. 95. StoQ ($rof effor in 3ena), foic^flop. ... ber
ftabt 1846; S. fleüner, 93oirsfd^ulfunbe, gffcn $öbag., Scipa. 1861, 2.9lufl.l878; gfr.SröbeI,
1855; ^l. jtarl O^ler, fiebrbud^ ber Sr^ie^ung ®efammelte))öbag.Sd^riften,]berauSg.t)onSaiig(,
u. beS Untcrrid^tS, SKaing 1861, 10. Slufl. 1884; Serlin 1862 ff., 2 SBbe. ; ^. flem, ®runbriB ber
% Stödtl, Sel^rb. ber ^öbagogit aRaing 1873, gjöbag., »erl. 1873, 4. 2lufl. 1887; 3^. 2B4
2. aufl. 1880; 9llban Stolg, ßraiel^ungStunft, Mgemeine pbag., 2. 9lufl. »raunfd&tt. 1875;
Qfreiburg 1873, 5. »ufl. 1891; ®erf., ®ie oor- SSogclS^ftematijd^cgnc^flopabieberPbagoga,
nel^mfte ffunft (Äalenber für Seit unb gtoigfcit), ®ot^a (gifcnad^) 1881 ; Schiller, §anbbu4ber
ebb. 1881; «Eefer, ®ie SBolfSfd^ule, 3. Supi. pramfd^enpbagogif, Seipaig 1886; Sd^iunonii
greiburg 1881 ; fte^rein, §anbb. bcr graiel^ung Sel^rbud^ ber ^Jäbag., 8. 2lufl. ^annoöer 1887
unb beS Unterrid^tS, ^aberborn 1876, 7. 9lufl. bis 1889, 2 Xl&lc., unb nid^t gu oergeffen bie
1890 Don ftellcr u. Sranbenburger ; Otto aBill- „Silüte aller pöb. Sd^riften" : SRembranbt aßfe«
mann, ©ibaftif als SilbungSlel^re, Siraunfd^meig jiel^er (ononomer Serf. Xl^eob. fjfritfd^, Sebacttnr
1882 u. 1889, 2 Il^le., böd^ft tt)iffenfd^af tlid^ ; ber ®cutfd^«f ocialcn Slötter), Seipj. 1890 (erWte
K. iWeg, ficl&rb. ber pbag., ^abcrbom 1893; in 4 3a]^rcn 47 «ufl.); Sd^mib, (&ic9flop.be§
SRolfuS unb ^fifter, SReal-gnc^clopöbic beS 6r» gcfammtcn gr^iebungS« unb UnterridfitSmefertf,
jiebungS« unb Unterrid^tStocfcnS nad& fat^. $rin» ®otba 1859—1878, 11 93be.; 2. «uflage ebb.
dpien, aj^ainj 1863 ff., 2. «ufl. 1872 ff., 4 93be. 1876 ff.; Sanbcr, Scjifon ber ^ag., 2. «ufl.
®ie®efd^id^teberpbaaogifbcbanbeln:ß.ffcllner, SrcSlau 1889. ®ie gef d^id^tlid^e gntwidflung ie»
Sfijaen u. Silber auS Der gr^iebungSgefd^id^tc I, babbeln : ft. t). SRaumer, ®efd^idjte ber pbagogü
gffen 1862; ®erf., ffurge ®efd&. ber (Srsiebung oomaGBiebcraufblübenclaff.StubienbiSoufimfert
tßöpjlljcgt Sonnftorten — ^ogntno.
1270
cU, «fllnttol& 1846 ff., 5.«uf[. 1878 ff., 4 aSbt. ;
. €d)iniM. @cic^id)te bu ^aing., ffat^ 1860,
»ufl. 1874 tf., 4 5ebe.; 3ürßat Sono ÜBt^,
ricbtidi^ b. @r. päbaQog. Sdjriffen, Sangmfolja
J85 ; ^kiuljdi, ®((d). be§ g(Ie!|rtoi Kntmi^fS
3^«ilftt)Iaiib. Seiiij. 1885; S^illfr, St^rbudl
T Wtiä). btr $ab.. üeii'j. 1897. [Ö. fleHner.]
"^äiianifit gonfmorien, f. Sonfi^oritn,
^äjfftüdi^ ^nat)fii6rttf(, f. ®nabenbtwft u.
'racula virae vocis.
^äpSFiife JUnttbi, f. emie lU, 1255 ff.;
onjtnttgtln ; jtangltitaERi.
^AfiiaAt /tfrä, {. ftin^c^tn Vn, 599 f.
■^ifüMtntfeOftt, f. 3te|cTi))te.
^ii|>9nip( stmtftfi^nfB««, f. Literae en-
(Tclicae.
■9«9iaUk ^ifttofton, f. iBirttalion.
9«fi Eitlen giMi angtfe^ene ftii(^tn^iftortftr,
leifaffcr unb Herausgeber eineS SßerfeS, meldtieS
4 an btt Simalen beS Söfar SoroniuS anfti^licgt,
qttt. bitfelbm Mtiflrt unb beriddtigt. l.SlntDn
Ifloi O. 8. Fr, war }u 9{o(^e in ber ^rouence
R 3. 1624 geboren. 9Iad^ StoHenbung feiner
^ilofofi^fi^ unb t^eDlDQif(]^en Stubien Serfa^
' rinigc 3*'^ rü^mli^ baS ^ßrebigtamt. ^it
hbenSprofefi legte er 1641 ju ^Irlce ab unb er*
oib f1^ bur^ feine Talente unb Sugenben fe^r
ilb ein fol(^ SSertrautn im Orben, ba| man
im bie ODiue^mflen 3«nter übertrug unb i^n
iennal jum ^ßrotiinjial bedeute. Seine fiugtren
kfi^ftt hielten i^n jebod^ ni(^t ah, feinen Sieb*
n(^ftubitn, 6« ftir^ngeft^te^tc utib S^iono'
)gic mit oKtm ßifcr fitfi fiinjugeben. SÜmalS
m gtntbt fäi fDl^t @tubten eint bef onbere ÜJer-
nlo^e buTc!| baS ßrfc^eintn ber ünagbebuTQCt
ienturien (f. b. 51rt.) flegefien. 93aroniuB (f. b. 9lrt.)
ntcTjog fii^ belanntli^ ber Slufgabe, bie in btn
>ntunen mi^fKinbeUe gef^i<^tli^e !ISa!)rl^eit toie-
CT in i^T Sle^t einjufe^en. ^Uein feine Arbeit
f| in niiutc^n$un(tEnjutDÜnf(!(|tn übrig. 2le$'
<äb unternahm e3 ?lnlon $agi, bie fieifhingen
tS 93aioniu8 fritift^ ju ergänjen. Sr foQ an
iefem SBerfe 30 3a^re gearbeitet iiaben unb be-
i^ bobei bie SSorarbeiten beS $etaDiu3. 3n
inen fBerid^ttgmtgen folgt et bem tßaraniuS ^af)r
Ir 3o5t bis jum 3abre 1198, mii m\<^m Sa-
inui abfd^Iie^t. 9)an biefer Critica hiBtorico-
eologica in nnivereoB annalee eccleeiaEti-
5 em. et rev. Caesaris Card. Baronii erfi^ien
: erfte SBonb ju SßatiS 1689, bie bret onberen
Uibe, beforgl buri^ Sranj ^ßagi (f. u. 2), gu Snl-
cpen (eigentlidl ®enf) 1705 unb in neuer 9luB-
X ebenbofelbft 1727, fotoie jufammen mit ben
noImbe«93arDniui(f.D.I,2041).5|)agiftarbju
;atn 5.3unt 1699 (1695?). Qt wirb al§ ein bei
itm Hrfen SBiffen fonfter unb gemäfiigter Wann
caltcrifirt, fo bog feiner ftrilit aDe oeriejenbe
^rff febtt; freilid^ tonn aa<ii fein SDert nii^l
s ollen ärrt^ümem freiaefprodien werben (ogl.
irter, NomencL lit. H, 2. ed., Oenipont«
.93, 500). Sn^ti ber Critica eerfafcte $agi
no(^ bie Dissertatio hypatica seu de consuli-
buB caeBareis, Lugduni 1682 ; eine äb^nblung
De die et anno mortis S. Martini, ep. Turo-
Beosis ; gab noili ungebru<tte$rebigten btS bl-Stn-
toniuS (lateinifd^i) ^tau§ (ju »üignon 1685) unb
f^rieb einige fürjere Suffä^^ jut SBert^eibigung
feinet DiBBertatio bypatioa (f. Nouv. biogr. g^n.
XXXIX, 47 a.; bort unb beiHurter 1. c. jugleid)
Dcitere OueDenangaben über $agi). — 2, granj
ipagi 0.8. Ft., bei 9ieffe bf§ JSorgenannten unb
i)eTau3geber bejiD. SBetbefferet bon beffen Critica,
toat geboren 1654 ju Sambefc in ber ^roDence. 6r
betrieb feine @tubten bei ben Otatorianttn ju Xou'
Ion unb mar f^on mit 21 Slal^ren ^lofeffoi ber
$^itofob^ie. Wa^betn ei im g^nmdStanetotben
mehrere ßbrtnämlet betletbet ^fte, fiarb et gu
®ent im 3. 1721. ßin fetbftiinbtgeB SBerr Ber-
fagte er unter bem Xitel Breviarium hietorico-
chronologico'critlcum iliuBtriora pontificum
rom. gesta . . . complectens, Antverpiael717
ad 1727, 4 tom. 3)aeftlbe ge^t biS gum 3a^re
1447, tourbe aber Don einem DIcfftn beS gran]
Sßagi, bem lungern Snlon Sßagi O.S.Fr.,
bur^ jmei mcitere SJünbe (ibid. 1749—1753)
fortgejeft. {5JgI. Hurtflr, Nomencl. lit. 1. c.
1147 Bq.) [S)ÜS.]
'Sfagttino, @anteS (Sanct«B ober Xantes
Pagnimis), O.Pr., feinet 3eil einer ber gelebrte-
ften flenner ber ^ebrüif^en SpraiJ^e unb bet rab-
binif^en Siterotur. mürbe geboren um 1470 gu
Succa. Sllit 16 3a^ren trat et in ben Orben ber
Dominicaner im fflofter tf iefoli, wo unter ^Inberen
@aDonaroIa(f.b.9Itt.)fein£e^teriDar. ^ui^^eil
unb^erDonagenbe®elebtfamfeit jog er fd^on ^ier
bie ^ufmetFfamleit beS SarbinalS 3oE). be' SRebici
auf fic^; nad)bem biefer afö Seo X. ben pö^iftlii^en
@tu!)I beftiegnt ^atte, berief er $agnino nai^ 9tom
an bie uon i^m neu errichtete ©^ule für orienta«
tif^e ©ptac^en. 3lait) Seo'S Sob (1521) uerliefe
SPagntno SRom unb begleitete ben Sarbinallegaten
na(!^ ^Inignon ; er blieb aber nur brei ^a^re bort
unb liefe fi<^ hierauf ftdnbig in Sqon nieber. Um
biefe ©tabt ma^le et fii^ in mebrfat(|er SBeife
üerbient, j. ffl. burii^ ®riinbung eineS ^ofpitoH
für ^eftfranfe; namentlicCi aber f)al fein tir^'
lieber €ifer unb feine glängenbe EBerebfamleit auä)
baS ginbringen ber SRefoimation in 2gon Beriiütet.
S^ie Stobt geigte fii^ banlbar burd) ißtilci^ung
be@ (bamoIS mit Dielen $rioilegien Derbunbenen)
Sürgerre^teS ; ^agnino ftarb ben 24. Hugu^
1541 (na^ anbeten am 11. Sluguft 1536) unb
»urbe in bet jfirdde feine! OrbenS in figon be^
graben. — 9ll9 ©^riftfteller bot er fic^ eine blei-
benbe @telle in bet @ef^i^te ber ^ebröifc^en
©b'^i'^'uiibe fonie ber !Bi6eIüberfe|ung unb <&it-
gefe errungen. 33ie ba&in gel^örenben SBette fmb:
l-VeteriaetNovilnetrumentinovatranalatio,
Don ber im 9trt. SibelüberfeSiingen U, 738 be«
5Iä&em Sfiehe mar. 5Dae ^wuptpreben $agnino'8
mar, ben Originalieit in jeber IBegie^ung mög*
]i{bft treu toiebetgugeben. 3m Sangen bat u bief«}
1271
$aion.
1272
3icl oMd^ encid^t unb feine Slrieit mirb be^l^Ib
ftetö il^r SSerbienft behaupten, loie il^r benn aud^
grünblid^e unb Prenge ffenner, j. 95. SSujtort,
i^ren ganjen Seifatt joIIcn ; bie rabbinifd^e ©d^ul»
trobition, mit ber er Dertraut toar, l^otte ^agnino
bei ber Uebertragung fieiftig berüdffid^tigt in ber
^Irt, ut ejus editionem peritissimi Hebraeorum
Babbini omnibus, quae nunc extant, trans-
lationibus praeferant, multis eam laudibus
attollentes, wie fein OrbenSbruber @i£tu§ üon
@iena berid^tet (Bibl. sancta 1. 4 [ed. CoL Agripp.
1626, 375]). es finb aber bd oUenSoraügen aud^
bie ÜJlöngel nic^t ju üerf ennen : fein SBeftreben, treu
5U iiberfe^en, t)erleitete il^n oielfad^ p öngftlid^er,
[a fflaüifd^er ©enouigfeit, unb er mirb mond^mol
gerabesu bunfel unb unDerftönbUd^, abgefel^en bon
ben Dielen unlateinifd^en StuSbrüdCen. ^e bibli-
fd^en 92amen gibt er nad^ l^ebröifd^er SluSfprad^e,
5. $. Chawah (St)a), Jahacob, Jehudab etc.,
im 91. %. }. 93. Jesuah, qui dicitur Massiach ;
Zecbariah. S§ fel^Ite ba^er ieberjett nid^t an
ftrengen JtritUem biefer Ueberfe^ung ; beod^tend-
mert^ ift namentlid^ baS freilid^ oft 5U l^orte Ur«
tl^eil 9iid^arb @imond: (Pagnino) a trop negligö
les anciens Interpr^tes de TEcriture, pour
s'attacher aux sentiments des rabbins. . . .
Bien loin d'exprimer son Original dans la
m^me purete qu'il est ecrit, il le d^figure et
le depouille de tous ses omemens (Hist. cri-
tique du Vieux Test., nouY. ed., Rotterd. 1685,
314 s.). @d^on unter ben S^itO^noffen fanb bie
Slrbeit ®egner, meldte fogar bie SSeröffentlid^ung
berfelben 5U t)er^inbem fugten; allein $apft Seo X.
ert^eitte bie 3uftimmung unb orbnete auf eigene
Soften ben S)rud( beS SOBcrfeS an. Seiber ftarb ber
^ol^e ®önner n)ä]^renb beffen, unb bie SluSfü^rung
mürbe erft fpöter möglid^, inbem jmei SSermanbte be§
93erfaffer8 bie SJHttel l^crgaben; über bie 2JuSgaben
unb fpätcre 5Rad^brud(e f. b. ?Irt. 95ibelüber[e^ungen
II, 738. — 2. ®a§ gmeite bebeutenbe SBerf $a«
gnino^§ ift ber Tbesaurus linguae sanctae, s.
Lexicon Hebraicum (in quo Judaeos, specia-
timque Kimchium in libro radicum secutus
est etc.). Lugdun. 1529, ein majorer @d^a^ für
feine 3«it auSgerüftet mit bem SBeflen ber rab«
binif d^en Sf ra^f orf d^ung ; bie öerfdftiebenen 93e«
beutungen unb f^ormen ber ^ebröif d^en SBörter ftnb
auf § ©enauefte unterfud^t, bie biblifd^en ©teflen
f orgf öltig nad& Äa})tteln unb SBerfen citirt u. f. m.
2)ieje8 Söerf ttmrbe f el^r l^äufig unb in Derf d^iebener
(Seftalt mieber ebirt, fo öon SR. Stepl^anuS: The-
saurus etc. contractior et emendatior, pars I,
Paris. 1548. «uS bem 9Jad^Ia& be§ ©. pagnino
mürbe ein gmeiter Sl^eil, quae exbibet phrases
hebr. Y. Test, ex commentariis Hebraeorum
aliisque doctiss. virorum scriptis, ibid. 1558,
angefiigt; 3o^. 39lerceru3^ 991. (Sat)aUeriu§ unb
93onat). Korn. SSertram beforgten gleid^faflS Der»
befferte ausgaben, S^on 1577 unb ®enf 1614;
aud^ eine Epitome thesauri Pagnini erfd^ien in
Slntmerpen 1572 unb öfter. — 8. Isagoges seu
introductionis ad sacras literas liber uniau,
§uerft S^on 1528; eine l^ermeneutif^e @d^
morin namentlid^ baS %xopi\^ hk VSA^Ijoi
©tileS auSfül^rlid^ erörtert unb butd^ 8etf)nele »
löutert ift. ^ierl^er geirrt audb Isagoge ad mjsti*
cos sacr. script. sensus in 18 Säd^m (ÜHb
1543). SIIS 5U meitgel^enb mu| aber ber 64
$agnino^8 abgemiefen merben, ba% aOeS in ber
$ibel, mag ftd^ nid^t auf @Iau6eii8- mib 6tlten-
lel^re bejiel^e, uneigentlidd aufjuf äffen fei, imbitt|
nur ber m^ftif d^e Sinn grud^t unb Sttcn ber Vi'
ligen Schrift, aOed ^ifiorifd^e aber nur @fm,
SBIatt ober 9tinbe DorfteÜe. — 4. Hebraieanm
institutionum LL. 4 ex B. David Eimchi priore
parte fere transscripti, Lugd. 1526; einSufi*
5ug bat)on $arid 1546. — 5. GrammaticaBaUri
David (Kimchi), quae Michlol nancapatiir,m
latinum translata eloquinm. — 6. Catena a^
gentea in Pentateuchum, 6 voll., Lugd. 1536;
ebenfo Catena argent. in Psalterium. — 7. Isa-
goge graeca, Avign. 1525. — 9lu|er biefn
l^auptmerfen l^interlie^ ^gnino nod^ lafftcti^
anbere Don geringerer Sebeutung. (Sgl Quetif-
Echard, Scriptt. 0. Pr. U, 114 sqq. et 998;
Touren, Hist. des homiues illustres de rordre
de St. Dominique IV, Par. 1745 ; Tirabosdu,
Storia della letter. ital. VU, 8, 2, 6 (ed.yen6i.
XXI, 1451 ; Pericaud, Notice snr StPagnino,
Lyon 1850; Äaulen, (Einleitung, 3.«ufL, gre».
1890, 9.) [Äßnig.]
"^aloti, SlaubiuS. ber ttrl^ber einer 11114
il^m benannten l^eteroboien fiel^rrid^tung im Sal«
t)tni§mu§($aioni§mu§), mar 16265u9lomor(mtm
in 9lieber»SIefoi§ geboren. 6r mürbe erjl ^re»
biger ju 2Rad()enoir (1650), bann (1666) $ro«
fejfor ber 2:i^eologie ju ©aumur; bod^ Dertouf^te
er le^tere ©teUe fpöter mit bem 9mte eines $0»
bigerS gu Orleans unb ftarb 1685. — S)ie Seiren
$aion§ l^öngen jufammen mit ber tl^ologifi^
Sfti^tung, meldte an ber ©d^ule ^u ©aumnr ftit
2tol^anne§ Sameron (gefi 1625) oorl^d^
mar. Sameron l^atte inSbefonbere ben @a|| auf*
gefteUt, ba| ber SBiUe ftetS bem ^r^onbe folge;
bemgemö^ galt il^m eine 93erbun!elung obei Si^
leuc^tung beS SSerftanbeS ald Anfang ber Sunbe
be^m. ber Sefel^rung. S)ie befe^renbe ®nabe \M
alf 0 nad^ il^m burd^ bie ^nteKigeu) auf ben ffliOa
fte ift feine blinb mirfenbe ffraft, mirft über^
mä)t nad^ Sirt beS 92atumot^menbtgen, fonben
bed SRoralifd^notl^menbigen. SDiefen ®egen{a|f is
ber Seigre SameronS gegenüber bem florren fol*
oiniSmuS, mie il^n bie S)orbred^ter ©pnobe ({. b.
3(rt.) ftiirt l^atte, biIbete6:ameron8©d^üIerain9-
rauU (f. b. 9(rt.) meiter au8, unb burd^ i^ tonrbe
^ajon, Slm^raultS ©d^üler unb 9lad^foIflei, in
feine Sel^rrid^tung gefül^rt. S)er ^aioniSmuSjfeeift.
menn aud^ nid^t nad^ ber Sbftd^t feineS Vix\^tUä,
an $elagiani§mu§. Sin eigentli^eS, b. (. übet'
natürlid^S ßinmirfen beS l^eiligen ©eijleS auf bie
©eele ftnbet nad^ ^ajon nid^t flatt; nur bie jog.
objectiüe ®nabe, bie bau|>tf öd^lid^ in bem 9n^
273
$ttIacio8 — $aIäoIogu8.
1274
es aSotM ®otte§ liegt, wirft auf bie Seele.
bod^ mit oerfd^iebenem Srfolge, {e nad^ ben be*
Eritcnbcn duneren Urnftonben. @inb nun leitete
I tMm ®ott getDöl^It. ba^ burd^ bie Slnl^öning
eft aSorteS (Sotted eine (Srleucltung bed 93er-
anbcS eintritt, fo folgt ber SSBiOe biefer grleud^-
tng not^toenbig unb Die Sefel^rung tritt al% eine
tna erleud^teten SRenfd^n not]^n)enbig gen)oUte
in. — 9Re]^ afö ^j[an l^oben feine @d^üler biefe
eieren oudaeUlbet unb Dertl^eibigt. aber oud^ ^ajon
ibft toax fd^on frül^^eitig ))eIogianiftrenber ^n«
listen befd^igt n)orben. SBenn aud^ eine 9luf«
ifien erregenbe $rebigt. meldte er 1665 t)or ber
ScoDingioIfonobe ^u liniou gel^alten l^atte. il^m
id^ boitemb fd^abete. f o mar fte bod^ ber Sinfang
II einer 9lei^ t)on Angriffen auf il^n unb ^u Wa|-
egeln gegen angelte $rebiger. meldte im 93er-
ad^pQionifirenberSlnfid^tenftanben. ^roDinjial-
^noben befo^ten fid^ l^ftufiger mit ber Slngelegen*
cit, unb eine S^nobe )u SRotterbam (1686) Der«
Mirf ben $oioniSmu3 gerabeju ald $elagiani3mu§.
IIA 6auptgegner ^iond i{t Furien (f. b. «rt.)
tniufel^^ atö fd^rffinnigfter Sertl^eibiger ber
päter }ur (atl^oUfd^en ff ir^e übergetretene 3faaf
ßapni (f. b. 9rt.). 3urieu fd^rieb feinen Trait^
le la nature et de la gr&ce ou du concours
^neral de la providence et du concours
larticnlier de la gr&ce efficace contre les
lOUTelles hypothdses de Msr. Pajon et de
i66 diadpleB, Utrecht 1687, worauf $apin
anonym) antwortete in ben Essais de theologie
mr la providence et la gr&ce, oü Ton t&che
le deÜTrer Msr. Jurieu de toutes difficult^s,
Ekiterdame 1687. ^ajon felbft l^atte feine ^n«
Id^ten nur münblid^ verbreitet; ^wei gebrudte
Sd^nften t)on il^m be^iel^en fid^ auf anbere ®egen»
[länbe (Examen du livre, qui porte pour titre
Prejuges legitimes contre les Calvinistes [Don
Ricole], Orleans 1673, unb Remarques sur
l'ayertissement pastoral [bed fatl^. SieruS Dom
3. 1682], Amsterdam 1685). 9Re]^rere @öbne
^ionö traten fpäter ^ur fatl^olifd^en ffird^e mrüdf .
[Sgl. [3f elinS] §iji. Sejicon s. v. ; SReal^nc^n.
für protefL S^eol. XI, 2. 5lufl.. 161 ff., wo aud^
toeitere Siteratur gegeben ift.) [ä. ßffer.]
yfMtüd^Sf 1. 9Jlid^aeI be. angef eigener unb
dielfeitiger Zl^ologe auS ®ranaba. leierte ^u @ala»
numca, war f))öter canonicus magisbralis gu
2eon. batnt )u (Siubab Steal. wo er in ber Sol'
legiatftrc^e bie l^eilige @d^rift ei^örte. 6r ftarb 5U
Embab. Sein bogmatifddeS^auptwerffmb bie Dis-
potationes theologicae in 4 libros sentent.,
Salmantic. 1574-1577, 3 voU. «el^nlid^ wie
»erfa (f.b.«rt.) ^It er nad^ bem l^l^lnfelm bafür.
ba^ (Softes Sktfein a u 8 f i d^ erfennbar fei. niä^i
m an unb für fidft. fonbem audft für bie 5Wen»
((en (reetius senserunt, qui, Deum esse, non
olmn per se dixerunt notum, quin et quoad
08; q. 5 OTaecurs. in 1 libr. sent.). %uf ba§
leMet ber 9RoraI erftredtte fid^ feine Praxis theo-
tgiea de contractibus et restitutionibus, Sal-
mant. 1585; üon ejegetifd^en SBßerfen »erfaßte er :
grnörungen )u 3faia8. jum ©ebräerbrief. jum
et)ange(ium unb ju ben ^Briefen be§ 1^1. äol^anneg
unb. wie fein 93ruber (f. u. 2). einen Kommentar
5u ben üeinen $ro))]^eten.
2. $aul be (be ©alajor). ber Sruber be§
©orgenonnten . war geboren ju ©ranaba unb
würbe Se^rer ber l^eiUgen Sd^rift )u ßoimbra. 6r
brad^te ben größten 2:|eil f eined fiebend in ^ortu*
gal }u. ftanb im Stufe großer Sugenb unb ®e«
lel^rfamfeit unb oerdffentlid^te mehrere gefd^ä^te
Sd^riftcommentare. fo über ÜJlattl^uS (ßoimbra
1564); jubenjwölf neinen$rop]^eten(1581); jum
gccIefiafticuS (1584). bie alle mehrere Auflagen er-
lebten, ©ein iob erfolgte im 3. 1582. (SSgl. Nie.
Antonius , Bibl. Hisp. noya II , ed. Matriti
1788, 143; Hurter, Nomencl. lit. I, 2. ed.,
Oenip. 1892, 44 sq. et 85). [O. ^Pfülf S. J.J
"^atobino, f. 3acob oon Seramo.
^atäotogas^ 3acob. Slnl^änger ber))roteftan«
tifd^en 92euerungen. ftammte au3 ber befannten
gried^ifd^en ^errfd^erfamilie ber $a(öoIogen. @r
war um 1 520 auf ber 3nf el @fio3 geboren, wanberte
aber gleid^ Dielen feiner S^tgenoffen nad^ Stalten
aus unb mad^te bort feine @tubien. Salb jebod^ be<
fannte er ftd^ öffenttid^ }u lutl^erifd^en fie^ren unb
ging, um ber Verantwortung bor ber Snquiption
ouSjuweid^en . nad^ S)eutfd^(anb. 6r fd^Iug fid^
fpQter p ben Unitariem unb würbe enbUd^ 1569
Sftector ju ftlaufenburg in Siebenbürgen, allein
fein unrul^iger ff opf brad^te il^n mit gauftud @ocin
in ®egenfa^. bemt Sacob $aIöoIogug bertrat i^m
gegenüber mit anberen Unitariem bie Seigre, ba^
Sl^rifto eine göttlid^e ißerebrung aud^ ntd^t einmal
in bem Sinne jufommc. wie bie meiften Soci=
nianer fie il^m erweifen wollten. Socin fprad)
aUen ^nl^ängem folc^er Seigren gerabeju ba§ 9ied^t
ah, ft^ Sl^riften ^u nennen, gegen ^alöologu^
inSbefonbere fd^rieb er einen weitläufigen Sroctat
(abgebrudtt in ber Bibl. fratrum Polen. I, 2,
Irenopoli 1656 [Fausti Socin. Sen.Opp. omnia
11], 1 sqq.). Sei einem ^ufentl&alt in SKöl^ren
würbe $alöoIogu§ Don feinem Sd^idtfale ereilt.
2)er ftaifer 5Wa jimilian 11. He^ il^n atö einen öon
ber römif d^en ^nquifttion SSerf olgten ergreifen unb
nad^ 9iom bringen, wo baS Urtl^eil wabrfd^einlt(^
an il^m am 22. SRörj 1585 ooOjogen würbe.
Sebod^ ftimmen bie 92ad^rid^ten nid^t böDig über*
ein. inbem aud^ berid^tet wirb. ^alöoIoguS l^abe
juerft im 2lngejid^t be§ Sd^eiterl^aufenS SJiberruf
geleiftet. fei bann begnabigt unb erft bei einem
fpötem SRüdffaO in bie fte^erei Derbrannt worben.
Sine 5Weite Serfton Ia|t il^n überl^aupt ntd^t l^in-
gerid^tet werben; er bobe Dielme^r nad^ feinem
SBiberruf im ©efängnife mel^rere fromme unb ge«
leierte SSBerfe öerfafet. Ob enblid^ ^oläologuö in
ben ©ominicanerorben eingetreten ober bemfelben
fd^on üor feinem Abfall angehört batte. mu& eben*
fallö babingefteflt bleiben. Son feinen S^riften
wirb am b^^ufigften genannt De magistratu
politico, Lose! 1573. (9Jgl. Moreri, Dict. s. v.
1275
^atöftino.
1276
Jacques Paleologue ; Queüf-Echard, Scriptt.
0. Pr. n, 340 sq. ; grfd^ u. ©ruber, Mflcmcine
6ncpn., Scction III, s. v. ; Nouv. Biogr. gen.
XXXLX, 75; Hanka, J. Palaeologus i pa-
mätnik Matousi Kolinu z Choterina, Praze
1845.) [?J. gffcr.]
ffatäfüna l^ei^t mit jetnem f))ötem, ollge-
ntein übtid^en 92amen boS ben Israeliten oon
©Ott oer]^ei|ene unb übergebene Sanb. 6d tourbe
nömlid^ ber 92ame beS fübtoeftlid^ oon bem iSrae«
Utifd^en ©ebiete an ber 9Reere§!üfte gelegenen
Sanbe« ber ^^iUfter, Peleschet (npVs) (aff^r.
Palaschtu, ögppt. Puluschta), t)on ben ®rie(!^en
unb ^Römern aud^ auf baS bon ben Israeliten be»
fe|te bergige Sinnenlanb bi§ )um 3orban unter
bem 5Ramen $aläftina (^ naXatoxivr; Supia), unb
am Snbe be§ 8. Sal^rl^unbertS auf baS trandiorba-
nifd^e ©ebiet übertragen. @eitbem i{} biefe 93e-
geid^nung bei ben (Sl^riften fomie bei ben fpöteren
gruben (•'3''noVB) unb ben SIrabem gebröu(fttt(i^ ge«
morben. S)er öltefte femttifii^e 92ame bed cisiorba-
ntfd^en ©ebieted t)on ^alöftina, ber ftd^ bei l^ebräi-
f(^en «utoren finbet (®en. 13, 12. gj. 16, 35.
Sfhim. 33, 51), ift „ganaan" (f. b. 9lrt.), toö^-
renb bad tranSjorbanifd^e ©ebiet olS ^fianb ®a-
laab" (f. b. ?Jrt.) bejeid^net »urbe (9lum. 32,
26). 3laä^ ber Sintt)onberung ber f$familie Sibra«
l^amS finbet fidd ber nur oon 9lu§Iönbem ge«
brandete 9lame „Sanb ber J&ebröer" (®en. 40,
15); t)on ben 3§raeliten felbft mürbe eS „Sanb
asroete" genannt (SRid^t. 19, 29. 1 Sam. 13, 19.
2Ratt^. 2, 20); feterltd^e tl^eofratifdfte SBe^eid^-
nungen maren: „Sanb 3e^ot)a'§ (ogl SeD. 25, 23.
3f. 8, 8. 3er. 2, 7) ; „Sanb beS §erm" (Of.
9, 3) ; „§"%S Sanb" (3ad^. 2, 12. 2 ÜJlad^.
1, 7) unb „baS gelobte, b. 1^. berl^ei^ene Sanb"
(t^ t^c iizarfikiai:, §ebr. 11, 9). 9luf ben af-
l^rijd^en Snf^riften mirb Kanaan einfd^Uefelid^
be§ SanbeS ber ^^tlifter mit Mar-tu (SSeftlanb)
unb Mat-acharri (^interlanb) be^eid^net.
I. Watürlic^e Ser^ältniffe^aläftina'S.
— 1. ©eograpl^ifd^e Sage; ©renken;
©rö^e. $aläftina in bem Umfang ber l^euti-
gen Sejeid^nung be§ SanbeS liegt ^mifd^en 30*'
50' unb 33« 10' nörbl. »r. unb stoift^en 34« 30'
unb 36« 32' öftI.S. t)on©reenttid&. ©eine^tuSbe^.
nung oon @üben nad^ 92orben betrögt ca. 31 geo*
grap^ifd^e SReilen, bon SBeften nad^ Often ca. 20
geograpl^ifd^e SHeilen ; ber Sflöd^enge^alt beS meft»
jiorbanifd^en ©ebieteS ca. 350 Ouabratmeilen
(19 270 qkm), beS oftjorbanifd^en ©ebieteg ca.
180 Ouabratmeilen (9900 qkm), ber ganaegflö-
d^enraum ca. 530 Ouabratmeilen (29000 qkm),
etma gleid^ ber ©röge beS ftönigreid^S Belgien.
$on biefem Umfang ift )u unterf^eiben ber Um-
fang beS StaatSgebieted, mie e§ in ben eingelnen
gehoben ber ©efd^id^te beS iSraelitifd^en $oße§,
fei eS infolge oon groberung ober mit Südfftd^t
auf bie politifd^e 9)2ad^tfteUung gegenüber ben 92ad^-
baroölfem, fid^ gebilbet l^atte. 5Rad^ ben SBeftim«
mungen, meldte ber ©efe^geber (9Jum. 34, 2—12;
ogl. 32, 38—42. 3of. 13, 15—31) inS Sage
gefaxt, maren bie ©rengen beS SanbeS: tmffie^
baS mittellänbifd^e 9Jleer mit feinem nur ttcmge
Stunben breiten Äüftenftrid^ (o^ ^^^n Sop4.2,6.
-« bei 3f. 20, 6; 23, 2. 6. «j. 27, 7); bk
Storbgren^e ging oom SRittelmeer niiMxä^ m
@ibon über gmatl^ bis ^ogor ßnon ; bie dflTuii
©ren}e 50g fid^ Don ^ajar £nan (villa £iuui)
an ben @ee ©enefaretl^, fobonn I&ngS bcd äotbon
bis an bie @äbft)i^e bed SoI^meereS, mm baii
meftUd^er Stid^tung bis sur ÜRünbung bcS So^cS
9leg9))ten3 (je^t ^obi el-9rifd^); boS offiorbo*
nif^e ©ebiet erftredte ftd^ ndrblid^ 6i8 an ben
^ermon, öftlid^ big )um Orte Seld^ (2)eni 8, 10).
t)on ba, unter SluSfd^Iul t)on Stobbat^Smiiu»!,
fübUd^ bis an ben ^lu^ %num (2)eut 3, 8).
Rubere ©renjbeftimmungen ftnb: «,t)on bem Serge
§alaf (pVhn nn, LXX: öpocXeXxa T., 'AoXoxL
f. t). a. fto|ler Serg), ber ftd^ erlebt bei €(it
bis ^aal ©ab im %f^t Sibanon unter bem Serge
©ermon" (3of. 11, 17; 12, 7); ^öonÄan M
Serjabee'' (9KdE|t. 20, 1. 1 ®ixm. 8, 20; 2@qiil
8, 10; 17, 11); femer „Don ßmatl^ bis jumSo^
SlegQptenS'' (3 fiön. 8, 65). «nbere ©rei^
fttmmungen (©en. 15, 18): „oom Strom 9e#>
ten§ bis an ben großen 3flu| [Supl^ot]" ; ferner:
„3d^ tt)erbe beine ©ren§e fe^ t)om rot^ 9to
bis sunt 3Reer ber ^l^iUfter unb t)on ber SnPe
bi§ aum @trom Supl^at'' (ßs. 23, 81), finb (»p-
p^etifd^ )u faffen unb l^aben ftd^ nur unter Sonb
unb @aIomon aI3 Se^eid^nung für bie ®reiqe
ber ))oIitifd^en 3Rad^tfteUung unb ber Obeid^^
berfclben über bie benad^barten Sförfien Denoirf'
lid^t (2 ©am. 8, 6. 2 «(kr. 8, 3. 4. 17). Sei
^aläftina, meld^eS ben füblid^ften Sl^eil beS ^'
fd^en SanbeS auSmad^t, fpringt bie oHfeitig ab>
gefd^Ioffene Sage in^S Singe. 3ni 5iorben tm
mittlem Serien burd^ ben Sibanon unb ^ennon,
im Often unb @üben burd^ bie fQri^ vnb
petröifd^'arabifd^e äßüfte, im SBeflen MI M
3Slttx mit feiner ablenfenben ^ßenfhdimmg dob
bem unmittelbaren gontact mit 9iad|b(nt>ölleni
getrennt, bemal^rt t% bod^ anbererfeits eine centrale
Sage an ber ein§igen @teUe ber Srbe, cot roüifa
bie gontinente ber Sitten SBelt fid^ am m0ai
berül^ren, inmitten ber größten gultttrt)5l!er be§
SlUert^umS. g§ erfüOte ^d^ baS SBort bed^erm:
„®aS ift 3erufalem, mittm unter bie Reiben ^obe
id^ eS gefegt unb ringsumher Sauber" (g^ 5, 5).
— 2. SBeüöIferung. ©id^ere So^lwi «6«r bie
©efammtbeoölfemng beS iSraelitifd^m fßoW in
^aläftina in ben oerfd^iebenm ^ßoioben feiner
©efd^id^te laffm fid^ nid(|t angeben. S)ie 3^i^Inng
beS 93ol!eS im IBeginn unb am @d^üt| ber SBöPen*
manbemng, meldte 600 000 maffenfö^ige SMnm
ergab, lägt auf eine ©efammtjal^I t)on 2 Vi VSii'
lionen fd^Iie^en. 3m ftampf gegm bie Änole-
fiter brad^te @aul ein ^eer oon 210000 9Rmni
Sfu|t)o(( auf, toooon 10000 ouS 3uba (1 Sam.
15, 4). 2)ie im Sluftrage S)at>ibS Don 3oab
oorgenommene Söl^lung (2 ©anu 24 , 9) ergob
277
$oläflino.
1278
00000 aRattn in SSroel, begm. 500000 in
(tibo. Ungenau unb t)erf daneben erfii^eint bie Sin«
übe 2 ^r. 17, 14—18, mm bem Äönig 3o-
\p1^t Don 3uba ein ^eer Don 1 160 000 SRann
iget^Ut uiirb, m&l^renb bie 3<^^I ^^^ ftrettboren
Vftnner unter feinem SBorfol^ren 9fa auf 580000
! ^r. 14, 8) gefielt tt)urbe. Unter 3ugrunbe*
gnng ber €c^t^g unter ftönig SDaoib burfte
ie SebdlfmmgdiQ^I burd^fd^nittlid^ auf ca. 4 9RiI"
onen t>eranfd^lagt ttwben. Sine auf Sefel^l bed
Mfcrd Kero unter SejliuS bef ol^Iene iBoI(§iö|lung
iif @cunb ber am $a9d^afeft in Serufalem ge-
ommenen 0))ferma^lseiten lie^ auf mel^r al§
700 000 aßönner im Sanbe fd^liegen (Jos. Bell.
ad. 6y 9, 8). 93on bem )ur Seit bed jubifd^en
hrtege« bid^t betölferten @alilöa rül^mt gl. ^O'
li^nS (Yita 45; Bell. Jud. 8, 8, 2), o^ne 3mei-
i übertrieben, ba^ ed 204 ©emeinben, {ebe mit
id^t »eniger oI8 15 000 Seelen , gejöl^U l^abe ;
omad^ mürbe fid^ ffir @aIUöa eine lBet)5I!erung§>
iffi DOtt 8060000 ergeben. S)ie fpötere bid^te
)nidlterttng bed fianbeS mirb inbeffen oud^ t)on
Dio eaffiuS (Hist. 69, 14) beftötigt nad^ mei-
nem ber Sf«ß>ben bed ftaiferS ^abrian, SuUud
ieottvA, 50 ber I6au))tfdd^lid(|ften ^Bürgen unb
>85 gfledten ber 3uben ^erftörte. — 8. ®eo-
rap^ifd^er Sau be§ SanbeS. $alö-
rina erbält fein eigent^mlid^eS ©epröge burd^
en ^auptflu^, ben Vorbau (f. b. 9lrt.). S)ie S)e»
Tcffwn beS äorbantl^aled mit ben breiten, niebri*
,tn Ufergelönben unb ben oon i^m gefpeisten
5cen (See 3Rerom, ©enefaretl^ unb tobtet 9Reer,
. b. «rtt. aReer vni, 1176 ff. unb ©eneforet)^)
^etlt baS Sonbgebiet in jmei oon 92orb nad|
Süb geftredtte ^älften, in baS meftlid^e (eis«
orbonifd^) 93erg- unb ^ügellanb unb baS oft«
l^e (tronSjiorbanifd^e) ^od^Ianb. 2)ie niebere
tiipe ber meftUd^en ^ölfte bilbet oon Z^ruS on
i& nad^ Seg^pten einen gerablinigen, faft bud^ten«
ofen @aum oon Derfd^iebener 93reite, jmifd^en
t^ruS unb Sicco burd^ baS 93orgebirge 9ia§ en«
tofura (bie f og. t^rifd^e Seiter ; Scala T3n-ionim)
nb fäblid^ oon ber Sud^t oon Sicco burd^ ben
InSlöufer bed ©ebirged (Sarmel unterbrod^en.
Dod JKftenlanb ift fublid^ oom Sarmel eine 2,
«1 anberen Stetten 5 — 8 Stunben breite Sief«
bene mit öbem, fanbigem SDünengürtel, l^inter
Kld^ fid^ nörblid^ oon ^oppt bie Sbene @aron
;. b. 9rt) unb fäblic^ oon 3o))))e bie ppiftaifc^e
Nißenebene Sepl^a (planities; 3of. 11, 16.
5er. 82, 44 ; 38, 18. 1 ÜJlad^. 12, 88) ausbreitet
ob bud^tenortig in bad im Often ftd^ anfd^lie^enbe
^ügtf« unb Serglanb einfd^neibet. ^inter bem
lefen fiäftenldnb erl^ebt ftd^ ein f el^r unregelmäßig
ob mannigfaltig geftalteteS ^oc^lanb, bad f\ä)
IS eine SRenge einselner, oon un}öl^ligen Z^älem
diennter Sergrüdfen unb berDonogenber ffuppen
arßelU. S^aralterifiifd^ ift bie SRi^tung ber oon
er SBaffexf^eibe beS fianbeS ouSge^enben $erg«
ige itnb X^ler, meldte im SlUgemeinen eine o^«
«plt^K ^V^' toefiöfUid^ SRid^tung nel^men. —
3m Slnfd^luß an ben Sibanon unb oon bemfelben
burd^ bad Ouertbol bed 6I«8itafIuffed (fog. Seon«
teS) gefd^ieben, erl^ebt fid^ baS Serglanb oon ®a-
lilöa, im @fiben oon einer tiefen Sinfentung, ber
ffüftenebene oon Sicco unb ber großen bis )ur
äorbanSaue reid^enben Tiefebene oon (SSbrelon
ober Segrael (f. b. Slrt.) umföumt. Aber meldte ber
Serg Sl^abor mie eine ^od^marte em))onagt.
@äblid^ oon ber Sbene 3e§rael beginnt baS in ber
^eiligen @d^rift als ©ebirge epl^raim (3of . 1 7, 1 5 ;
19, 50 ; 20, 7. SRid^t. 7, 24 ; 17, 1. 8 ftön. 4, 8)
unb ©ebirge 38rael Oof. 11, 16.21) be^eid^nete
iBerglanb oon @amaria, burd^ ben longgeftredten
Sergräden beS Sarmel unb ben ©ebirgSflodt bed
©elboe oom golilöifd^en Sanbe gefd^ieben. 9)on
©innöa Qe^t $f d()enin), meld^eS ald bie SingangS«
Pforte oon ©aliläa nad^ @amaria bejeid^net tt)er«
ben fann, fteigt baS famaritifd^e 93erglanb aU«
mölig 5U einer burd^fd^nittlid^en ^öl^e oon 600 m
an ; baSfelbe entbel^rt ber $lateou3 ; bie gegen Oft
unb Sßeft fid^ abfenfenben £]^öler merben in ber
aRitte be§ Sanbed oon Ouertl^ölem burd^fd^nitten,
burd^ meldte feit ältefter S^it bie ^auptftraße beS
SanbeS fül^rt. Sbenen finben ftd^ in @amoria nur
menige unb oon geringer Sludbel^nung; bie be«
beutenbften finb: bie Sbene bei SDotfain (3ub.
4, 5; l^eutjutage @al^el Slrrabel^), ffibmeftlid^ oon
®innöa; bie fumpftge Xl^almulbe (l^eutjutage
^erbfd^ tU@f^axtat), an meld^er Setl^ulia lag;
bie bei @id^m am Sfuße beS ©orijim gelegene
Sbene (l^eutjutage el«aRad^na), an bie ftd| gegen
92orboften bie Sbene oon @alem ober @alim
(®en. 88, 18) anfd^ließt. 2)ag gleic^arüg ftd^
fortfe^enbe iuböifd^e Serglanb, beffen Htm baS
©ebirge 3uba (3of. 11, 21. 2 ^ar. 27, 4) bilbet,
meld^eS oon 92orb gegen Süb gu burd^fd^ittUd^er
töl^e oon 750 — 900 m onftcigt, trögt mel^r ben
l^arafter einer fd^malen ^od^fiöd^e, bie ftd^ nörb«
lid^ oon S^tufalem ermeitemb über ^etl^lel^em bis
Hebron erjtredtt. ®egen Sßeften föDt bog ©ebirge
mit ben oom 9tüd(en bed @ebirged auSgel^enben
Mgelfetten, meldte oon oielfad^ oer^meigten tiefen
SSabiS burd^sogen ftnb, gegen bie JNiftenebene ah,
möl^renb ftd^ ber SlbfaU be§ ©ebirged )um tobten
Weere in tenaffenfdrmigen, oon engen Sd^lud^ten
burd^brod^enen Stufen ooO^iel^t unb mit l^ol^en
fteilen ^bftürjen am Ufenanb beS tobten 3RecreS
enbigt. 3m Süben gel^t baS jubäifd^e ©ebirge in
baS 92egeb (Süblanb ; terra ausiralis; ®en. 18,
1. 8; 20, 1; 24, 62. 3of. 15, 19) über, meldte«
ba§ 3RittelgIieb gmifd^en $alöftina unb ber großen
äBüfte ^l^aran in ber fmaitifd^en ^albinfel bilbet.
— 2)ad Oftiorbanlanb, baS fid^ oom ^ermon
bis §um ßbomitergebirge erftredtt unb ou§ bem
3orbant^al mie eine einförmige, oon SBabi§
burd^brod^ene, 600—900 m l^ol&e SBonb empor»
Peigt, trögt ben gl^arafter einer glcid^förmigen
^o^ebene, über n)e[c^e nur menige ^ügel^üge unb
Serge merflid^ l^eroonagen. 3n ber l^eiligen
Sd^rift mirb ba§ Oftiorbanlanb al§ „baS Sanb
©oloob" im mcitem Sinne bejeid^et (®eut.
1279
$alaflina.
1280
34, 1. 4 ftön. 10, 33 u. a.). ffitc bic §Qii()t-
maffe be§ fitbanon unb SlnKItbonuS befte|t baS
paläftinifd^e ©ebtrge bieffeitS unb ienjettd be§
3orban§ ouS bem l^öl^knreid^en ftaßftein ber
ffrcibcf ormatton ; nur im nörbliii^en ^til, am
obcm Sorbonlauf, bei ©afcb, um bcn ©ee üon
%\htna%, fobonn inSbefonberS im OftjorbanlQnb
treten neben ber ffreibef ormotion t)ul{anifd^e Srup«
tiDmoffen, Safalte unb SoDen auf, meldte in bem
t)on erlofd^enen SuÜonen unb fiaoaftrdmen burd^-
fe^ten ®ebiet bed ^auran unb in ber ganjen Um-
gebung be§ ®ebirg§ftode39[IfQbamu§ Qe^tSfd^ebel
eb-2)rü5) faft ouSf d^Iie^Iid^ l^errf d^en. Sn ber l^ei-
ligen @(|nft mirb boS iSroelitifii^e ©ebiet bied«
feits beS SorbanS im «Ogemeinen (3of. 12, 8 ;
10, 40) tttö ©ebirge (pn), ?Rieberung (nVßw), «b»
l^änge (r^^"'?«), SSBüfte ober Jrift ("la"!«) unb
©üblanb (aa.a) begeiii^net. 3m Sefonbem merben
ermöl^nt: baS Serglanb oon ®aIUäa unter ber
»e3ei(3^nung ©ebirge Slepl^tl^ali (3of. 20, 7):
ber am nörblid^en @aum ber ßbene 3e}rad fid;
erl^ebenbe %^ahox (3of. 19, 22); baS ©ebirge
gormel (3 ftön. 18, 19), gerühmt megen feiner
gfrucfttbarfeit ( j. ». 3f . 35, 2) ; bttS ©ebirge ® elboe
(f. b. ^rt. ; 1 ©ttm. 28, 4) ; baS ©ebirge ßfl^rttim,
Qud^ ®ebirge Sdrael genannt (3of. 11. 16. 21;
17, 15), melc^eS ben großem Sl^eil beS ©ebirgeS
Don Somaria umfaßte; innerl^atb be§ fianbed
©amaria bie Serge Cbal (»id^t. 9, 7) unb ®q«
riaim (3of. 8, 33); baS ©ebirge 3uba (3of.
11, 21), beffen fäbli#er Sl^eil aud^ ©ebirge ber
5lmoriter (2)eut. 1, 7. 19) genannt wirb; ber
gegen ba§ tobte SReer 5u gemenbete Sl^eil be§ fal^Ien
felpgen $Iateau§ loirb al§ SBüfte 3uba (ogl. 3of.
15, 61) bejeic^net, öon tocld^er alS einzelne ®e«
biete bie SBüfte X^tcut (2 $ar. 20, 20), bie
SBüfte gngabbi (1 ©am. 24, 1), bie SQBüfte ÜRaon
(1 ©am. 23, 24) unb SBüfte 3ip]^ unterft^ieben
merben. 95efonber8 ^eröonagenbe Serge auf ber
iubäifd^en §od^ebene fmb ber Delberg (S<^ä),
14, 4. ^g. 1, 12 u. a.); im 5Rorbtt)eften üon
3erufalcm ber »erg ?Rebt| ©ammil, im aWittel-
alter Mons Gaudii genannt; im ©üboften Don
Serufalem bei Sl^ecue ber 93erg §erobium mit bem
oon ^erobeS b. ®r. gebauten Saftell (Jos. Antt.
15, 9, 4) unb ©egröbni^ort be§ §erobe8, im
SKittelalter Qfranfenberg genannt (}e^t S)fd^ebel
3fureibi8). 3n ber 3orban8aue befonberS l^erüor«
vagenbe Serge fmb im mittlem glu^gebiet, nörb«
Ii(^ üon 3«rid^o, ber in bie ßbene toeit borff rin-
genbe Sergftod be§ ©urtaba unb ber im SBeftcn
üon 3erid^o fid^ erl^ebenbe ©teilabfturj beS fogen.
SergeS Ouarantania. SSon ©ebirgen jenfeitS beS
3orban8 merbcn in ber ^eiligen ©d^rift ermö^nt :
im Korben ber §ermon (f. b. 2lrt. Sibanon), an
ben fld^ bis jum QfluB 3annuf ober ^ieromaj baS
^lateau öon Safan (3er. 22, 20; 50, 19. ?Ra]^.
1, 4) anfd^Iie^t; füblid^ öon 59afan ba§ ©ebirge
©alaab (®en. 31, 21. 23), öom §ieromaj bis jum
'^Imon reid^enb unb Dom 3Qboc in jmei Sl^eile,
einen nötblid^en unb einen fflblidften, gefd^ieben.
©üblid^ Dom Soboc reid^t ber Sergfbd! bei ^-
tigen 2)f d^ebel 2)f d^ilab ^or, auf todSum vaiäft»
fd^einlid^ ber Ort Stamotl^ ©alaob (3of. 20,8;
iekt es-@alt) gelegen mar. SMS öftli^ t»om Mol
SKeer gelegene $Iateau mirb in ber ^igen 6(1^
(®eut. 34, 1. 8) als «rboti^ SKoob (a»*!» ntav,
campestria Moab), fonrie Seut. 4, 43 oB
SKif^or (nw-'wn yne«, terra campeetiis, (Ebene)
unb bie )um tobten Sleere ftttl obfoSenben Serge
als ®ebirge «barim (%xm. 21, 12) bejeidN;
ber n5rblid^e , Serid^o gegenüber Itegenbe ZtetI
mit ben eine meite SiuSfi^t über boS getobte Sosb
gemöl^renben ®i|)feln iSerg 9lebo (2)ent 84, 1)
unb 9erg $]^ogor (9tum. 23^ 28) toirb als 6e>
birge $]^aSga (9lum. 23, 14. 2)eut. 3, 27. ^.
12, 3) ermöl^nt. 2)ie Stetige l^ol^ ffreibeBinxn
meld^ füblid^ Dom tobten SReer ben Suffieig aif
baS ^od^Ianb Don SDloab Dermitteln^ merben 92Bni
34, 4. 3of. 15, 3. Kid&t. 1, 36 «ffrabtm (o-'a^p,
AscensuB Scorpionis) genonnt. — 4. 0^
möf f er. 2)ie Sflüffe unb IBftd^e (SBobiS), iodi|e
entmeber bem ^u|gebiet beS 9ReereS ober bek
beS 3orbanS angel^dren, nel^men tro| il^ n^
fad^ gefrümmten Sauf eS, entfpred^enb ber 9ti(^tiing
ber Sergjüge beS SanbeS , im Mgemeinen eise
öftlid^e ober meftlid^e Siid^tung. 9u|er bem "^
bau merben in ber l^eiligen ©d^rift ertofi^: ber
SBad^ SBefor (1 ©am. 30, 9. 10. 21), ber im
©üben Don %(x}fk in baS 9RitteImeer münbet, (ent^
§utage Sßabi ©d^ria^ ; ber ©orec (3äd^ 16,4).
mal^rfd^einlid^ ibentifd^ mit bem ie|i{^ ffiaU
©arar, beffen 3]>{ünbung nbrblid^ Don Sofoe
(3Qmnia) ; ber 93ad^ ftana (vaUis anmdineti),
@ren)flu| smifd^en ben ©tammgebieten S))^mtm
unb JRanaffe (3of. 16, 8; 17, 9), entfimd^tnwir«
fd^einlid^ bem l^eutigen 9Babi ©d^air^ ber fübftdi
Don Käfarea münbet. ©er Sifon (DgL 3of. 19, 11)
l^at feine ^auptqueUen am f$ut beS Sil^bor, bim^
^ie^t bie groge ßbene 3edrael (Dgl. Ki^t 4, 7.
13; 5, 21. $f. 82, 10; ie|t 5?al^r 9Ru!atttt),
brid^t burd^ ein engeS Ouert|aI in bie Sbene twn
^cco ein unb münbet am §u^ beS ®ebtrgeS&tr»
mel. ©il^or Sibnatl^ (n:a'^ n^in«, Sihor et La-
banath; 3of. 19, 26), an ber ©übgrenje beS
©tammeS 9f er ; nad^ Einigen ibentifd^ mit ben
SeluS (fog. ®IaSf][u^), mal^rfd^einlid^er ie^t 9ta^
ßerla (TOelaS bereiten), meld^er füblid^ DonJ)or
in baS SRittelmeer münbet. 93on ben in ben Stn^
bau münbenben Sufiüffen mirb namentIid^nure^
möl^nt ber »adi gebron (2 ©am. 15, 23. 1 3)M-
12, 37. 3o]^. 18, 1 u. a.). 3m Dftjorbmitaibe
merben ermöl^nt 9ad^ unb Xl^al beS 3<^' ^
Sanb ber TOoabiter (9fhim. 21, 12. SDeut. 2, 18f.),
l^eutjutage SBabi el«fteraf ; ber glufe Simon (%nn.
21, 13), je^t SBabi el-aRobfd^b; bie SBaffer
5Remrim, c^nas •*» f3f. 15, 6. 3er. 48, 84; to
Cöoip NeßpeCv LXX, T.), ie|t SBabi «imrin
unb SBabi ©d^aib, ber ft^ 3trid^o gegenüber in
ben 3orban ergießt; ber giu^ 3aboc (®en. 32, 22),
mal^rfd^einUd^ ibentifd^ mit bem glu^ ®ab'8 ^n?
TÄn (2 ©am. 24, 5), je^t SBabi Serto. 5)ec
281
Ißalaftina.
1282
afferrridMte öfUid^e 9lebenflut bed ^orbon, ber
(innu(obcr&tetomas(Plm. H. N. 5, 1 8 [1 6])4e|t
Q^r Danmuunb S^riat eUSRanbl^ur genannt,
d^cr ca. 2 @timben unterl^alb be§ @ee8 ©ene«
ce^ münbet, ttntb in ber l^etligen Sd^rift ntd^t
tDo^t. 2)ie Sal^l ber ))erennirenben OueDen
ib Snumen ijt infolge ber jerflüfteten jtolfftein«
}idfim bcfi SBobenS eine t)er]^Qltnigmö|ig be«
^r&titte ; in gr5|erer 3<^^l ftnben ftd^ OueOen
ib Snttmen bi bem golilöif d9en IBerglanb, fpör»
^ in Samorio unb 3uböa; reid^ an ÖueOen
bie Umgebung t)on @id^, namentUd^ merben
ber l^igen ©d^rift ertoöl^nt bie £eid^e in
ebron (2 @om. 4, 12), bei ^efebon (^o^el 7, 4),
i Samaria (8 ft5n. 22, 88), bei @obaon (2 @am.
, 13); ferner bie OueOen unb Zeid^e in bem
irrei4 ber @tttbt 3erufalem. 3<^^^tei<^ unb l^od^-
f d^fö^ tooren im Sltertl^um bie meifi burd^ ^irten
idgcgrobenen Siflemen ^ur Zrönfung ber ^rben
Ben. 21, 25 ; 26, 15. 3o]^. 4, 6). — 5. Älima.
ntfpre^ienb feiner Sage im n5rblid^en fubtropi»
^ &A\ti (önnen in ^löjKno (mie in ©rie*
lenlanb, Sicilien unb Algerien) nur jmei ^Kmpt*
riten beS 3al^re8, bie falte unb bie toatmt (riP.
i^.i ^f- 73, 17. 3ad&. 14, 8) bejtt). bie beS
legenfi ober beö SBinterS unb bie ber Zrodenl^it
ber bcfi @ommer8, unterfd^ieben n)erben; fie oer»
^en fld^ im ungemeinen auf bie S^itbauer
mifi!^ ben beiben Sequinoctien. ^ie falte
ta^tcfijeit, ca. 5 SRonate bauemb, beginnt Snbe
Detobet mit bem fog. Sfrül^regen (n-ns-» ober "7/»»),
leU^ @übmeft- unb @übnnnbe bringen; nod^
ß bie Zemt^erotur meijt milb ; ber IBoben befleibet
\ä^ mit frifd^ ®rün, unb bad S^Ib n)irb §ur
luSfaat zubereitet. 3m 3lot>tmbtx unb 2)ecember
ritt größere ftölte ein, unb bie ^Regentage meieren
id^ ; in furjer 3^t füllen ftd^ bie (Siftemen, bie
9ö4< fc^mdien an, unb bie auSgetrodneten SBabid
Derben }u rei^ben @ie|bäd^en. 2)er SDecember
P ftnnnifd^ ; ed tritt bie fhenge SBinterSseit ein,
DeU^ geiodl^nlid^ erfl im Januar unb Februar
lon empfinblid^er fföUe, oon SRegen unb @turm
mb im Stinem beS fianbed öfters üon @d^neefaU
legleitet ift ; bod^ bleibt ber Sd^nee nur auf ben
»oberen Sergen liegen. 2)ie legten, oft mit ©e»
mttem lierbunbenen Stegen im ÜRör^ bis SRitte
Uffil finb ber ©pätregen (w'spVtt), ber bie SSBinter«
oot (SBeijen, (Skrfie, Bptlt) sur ooUen SReife ge«
m^ Ia|t imb für bie Snpflansung ber Sommer»
dd^te (^irfe , Sobnen, ffümmel, gflad^ u. <l)
menOel^rlid^ i^ SBon 9Ritte äRörs bis 9Ritte SJlai
jl bie f<^nfte Sol^redgeit. SDer @ommer beginnt
nit bem SRoi, in beffen }tt>eite^alfte bie ©erften«
rate unb nadj berfelben bie SJeijenemtc (n^xj?)
öDt (2 @am. 21, 9. ®en. 80, 14. (&i, 84, 22).
N 9Rai ^drt ber Stegen auf ; unter molfenlofem
)mmü fleigert ftd^ bie Temperatur, ber Soben
nb ottSgetrodbtet, bie Söd^e oerftegen ; nur burd^
Efcifd^enbe ffüftenminbe am Slbenb unb ftarfen
•)anfoD am Storgen mirb bie ^i^e in ben mär»
mm SRonoten ertröglid^er, bis llnfangS October
SUifttuIcstton. IX. 2. ICufL
; fid^ 9Jebel unb SBoIfen einftellen unb ben erfel^nten
Sfrü^regen beS SBinterS bringen. Sine 3Robifi«
cation ber fümatifd^en SSerl^öItniffe fomie ber ^r-
tragSföbigfeit in ben einzelnen £anbeStl^eiIen ifl
begrünbet etnerfeitS burdd bie 93efd^affenbeit beS
SobenS, anbererf eitS burd^ bie ntebere ober l^öl^ere
Sage beSfelben. @üblid^ bon IBerfabee beginnt bie
regenarme Stegion ber SBüfte; je metter gegen 9{or-
ben, befio fru^tbarer toirb ber Soben ; baS unter
bem 3l\t)tavL beS 9JleereS gelegene Sorbantl^al, be»
f onberS in ber ©egenb oon Seridbo unb am tobten
SReer, ift regenarmer als baS @ebirgSlanb ; ah'
gefd^loffen t)on ben SBinben, l^oben biefe Stredfen
im @ommer eine tropifd^e Sd^müle. 2)ie Serge
3uböoS, in ber SRid^tung pm tobten ^eer, finb
grö^tentl^eilS fable, fleinige $lateauS mit nur
fpörlid^er Sta^rung für @d$afe unb 3icg«n. 95e«
fonberS ertragreid^ finb bie Cbenen an ber SReereS«
füfle, fomeit fie nid(|t öerfanbet fmb. ®ie in
ber b^iligen @d^rift gerül^mte Sfntd^tbarfeit beS
SanbcS (®en. 26, 12. gj. 8, 8. ©eut. 8, 7.
4 Sibn. 18, 82 u. a.) mirb üon gried^ifd^en
unb römifd^en ©d^riftfteOem (Jos. Bell. Jud.
3,8, 2 — 5; Tacit. Hist. 5, 6; Ammian.
Marc. Hist. 14, 8; Justin. Hist. 86, 8) be>
pärtgt. — 6. $robucte. 3Jlit «uSnal^me beS
SteinfaljeS an bem Ufer beS tobten 9JleereS ent*
beirrt ^löflina minerolifd^er ^robucte fomie ber
SOtetaÜe gön^lid^. Sinen befto großem Steid^tl^um
bietet burd^ il^re immergrünen @tröud^er unb rafd^
Derblül^enben ^rül^lingSfröuter bie ^ur SJlittel*
meerflora gel^örige ^fian^enmelt on ber SReereS*
füfle, an bie fid^ boS l^ö^er gelegene @ebiet, bie
Stegion beS OelbaumS unb beS SßeinflodS mit
il^ren Seglettem, ben SBittter* unb Sommer*
f robucten, auf d^lie^t. 3n berfelben tritt bie 95aum«
oegetation (93ett)albung) ^urüdf, unb baS juböifd^e
^od^lanb nimmt in ber Stid^tung )um tobten
^eer unb untern Sorban ben Sl^araf ter ber Steppe
(SBüjie) an. SSor Willem bemerfenSmertb ift baS
©etreibe; bie attgemeinfte Sejeid^nung für ba8=
elbe ift 1^ v» baneben or?.^ (Srobfrud^t). Sie ebel«
len arten fmb SaBeijeri (nton), ©erfte ("i*iy^),
Spelt ober ©infcl (n«!»?), §irfe (i^j'», HoIcus
dochan. Lin.) ; ^afer utä) 9toggen mürben nid^t
gebaut. IBon ^ülfenfrüd^ten ^nb ju nennen
Sol^nen C'^b), Sinfen (c^?-?) ; üerfd^iebene ©emüje
unb ffüd^engemöd^fe: Slrtifc^odfen, 3Baffermelonen,
ffürbiffe (n^y^^i), ©urfen (^'^yX ÜRinje, ©itt,
Senf, S^marjfümmel (i^??.), ftreujfümmel (i»?,
3f. 28, 25. 27); ferner gflac^ (nnwe) ju Sinnen«
jeug (wp, ©en. 41, 42; r^, 1 $ar. 15, 27).
2)te ©ebirge maren reid^ an buftenben IBlumen
unb fträutem (Df. 14, 7. ^ol^el. 4, 14) ; auf ben
Sfelbem famen milb mad^fenb oor bie fiilie (-iwiw;
bgl. 5IRattb. 6, 28), Stofen (gccli. 24, 18 ; 50, 8),
2ulpen, Staraiffen (rnwrrnVsan, §obel. 2, 1.
3f. 85, 1), airaun (c-r/^ ©en. 30, 14 ff.;
fi^Xa iiav^pa^opcüv), ^fop (a'iTM, gj. 12, 22. $f.
50 , 9. 3 ff ön. 4 , 88) ; t)on aromatifd^ unb
mebicinif d^en ^ffan^en merben ermül^nt bie Si^pem-
41
1283
$QläfiinQ.
1284
trauBc (ntsnVswN, ftol&cl. 1, 14; 4, 13), auS
bercn SSlättcrn eine gefd^ö^te Sinftur, §enna, be-
reitet wirb ; ©afran (es-)» , ^ol^el. 4, 14), S(aU
muS (nsg, 3f. 43, 24), ginnamom, SWtinl^e (-j*»«,
Öo^el. 4, 6), ©torajboum (n?.aV, ®en. 30, 37.
Df. 4, 13), ÖQlfam C"?»), nomentlid^ in ©oloab
öewonnen, Sabanum (ts^ ®en. 37, 25), SDlo^n
(w«^, 3er. 8, 14. Of. 10, 4), SDBermnt (nar^,
3er. 9, 14; üßl. Op. 8, 11). Unter ben »öumen
unb ©traud^getDÖd^fen maren bte ebclften ber SBein»
jlod (ibä), ber Delbaum (n-.t) unb ber Sfeigen«
bäum ("2Nn). ®ie l^eilige S^rift nennt im ?m«
gemeinen $Qlä{)ina baS fianb ber SBeinftöde
(4 ftön. 18, 32. 3f. 86, 17) ; inSbefonbere rü^mt
fte bie SBeine beS ©ebieteS Don 3uba (Sticht. 14, 5.
3 Sibn. 21, 1.2); fie f))rid^t aud^ Don ouSgeaeicl^-
neten SBeinen in $erdo, ober niemals ermäl^nt ^e
SSBeine t)on ©aliläa. 9Bar 3uba gerül^mt megen
feiner SBeincuItur, fo n^ar (Solilöa beüorjugt burd^
bie Sultur bed OelbaumS; Oel fanb man überall
in SfüDe in ©alilöa, unb mit Stüdfftd^t l^ierauf
toirb S)eut. 33, 24 bemerft : „2Ijer taud^t in Del
leinen tJu^." gemer maren üerbreitet ber ®ranat«
baum(-|i»-?),ber?hi^baum(T'.aK),berTOanbelbaum
(■»ic?). ber Ouittcnbaum (h^bf!), bie S^fomore
(9KauIbeer»3feigenbaum, "tp») unb bie Sattel*
palme (len) bei Setic^o unb Sngabbi. Son ben
Söumen beS SBalbeS fmb ^u nennen bie Seber
(n.N), bie K^preffe (»''•2), bie gid^e {v^^X bie
©teineid^e ("1"}^), bie 3lfap (nioe) unb bie lere»
bintl^e ("';«); an »affeneidfien ©teilen tt)ud^8 bie
$a<)9ru§ftoubc (t^p) unb ber SotuS (c-^^i?»). —
6benjo mannigfaltig fmb bie Vertreter beS Silier«
reid^S. Sie §au§t^iere ("»^3, c-cVk) tl^cilen ftd^
in ©ro^üiel^ (-^p^^) unb ffleinöiel^ ('M^) ; fte bilben
ben (lebenben) ©eft^ ("-)<'r) im ©egenfaj jur
tobten ^aht (w^s-?). 3uni SJiel^ftanb gel^ören
Süffel, gfarren, ©tiere. ^au^tgegenftanb ber
lBie^5ud)t U^ar ba§ Äleinoie^, mo^u bog ©d^afoieb
unb Sifflcnoie^ (c^tj npi c-z«d rt, S)eut. 14,4)
gel^ört. !ß\xm ©ienfte ber 9Kenfd^en werben femer
nerttenbet ba§ ftameel (Vica), ber Sfel ("»^i^lj) aI8
SReit- unb Saftt^icr ; ber SBilbefel («-is) bagcgcn
ift oöllig unjäl^mbar. Sie poläftinenfifd^en SQBäl«
ber bel^erbergen rei^enbe liniere, befonberS ben
Söwen (":i8<; «"r'-, bie Sömin, c-?*» bie jungen,
aber fd^on reifen Söwen) ; femer ben 93ären (n^«)^
ben ^ant^er (-^»s ^arbeO, ben SDBoIf (awT), ben
gber (•''^); bann fleinereS SBBilb, Qfüd^fe unb
©d^afole (^5/w), $irfd^e f^^fi*), ©teinbödfe (>rX
©ajellen (-as), §afen (na;-)«?), ©<)ring]^afen (-cy),
3gel ("2p). $fcrbe mürben öon 9legi)t)ten ein«
gef liiert, in ff äterer 3eit ftnb fie l^iöufig; boS SWauI«
linier (i-)?) fam au§ Slrmenien na^ ^^önicien.
Ser §unb (aVs) unb nod^ mel^r ba§ ©d^mein (-»v!?)
mnicn t)eradf)lete liiere (ügl. 1 ©am. 17, 4§;
24, 15. TOattl^. 7, 6); erftere mürben aber jur
Semad^ung ber gerben benujt (3ob 30, 1. 3f.
56, 10). aus bem SSogelgefd^Ied^t tarnen in $alä-
ftino üorjugSmeife oor bie Saube (ns*»^), bie Sur«
tettoube (-^^r), fleine ©ingöögel (-»^fi?), baS 3leb-
j^iul^n (k-üP), bie ©d^molbe (-»^-j-), bie SBo^td
(•»V?)/ ber ©tord^ ("T*??)/ ber ©tranj (warr),
bie 6nte, üerfd^iebene Wirten üon Stoben ito
fträben (anip), ber ^elifan (o^s), ber SJei^ (q^-),
bie©eemöt)e (^rrp), t)erfd^iebene9rtent)on9bIeni
(■ip?) unb (Seiem (»"ax xa-y). gudj gab eS non-
d^erlei 3nfeften: bie ®rinc C^sVs?), «meifen (m«),
bie 3Rotte (v?) ; oiele milbe vinb yoü^mt Sienes
(c-^nh::)^ bal^er üiel §onig. Ser ©ec ®ene|ttwH
mar reid^ an gifc^en. 9n fried^bem (Seanmi
(r">w) toerbm genannt bie Cibed^fe (n«*:? ), iikbi-
d^ertei ©d^Iangen (oi^n-X 9lottcm linb Ottmi
(inB, n?BK) , Qud^ ^gepiögelteS (Setoürm* (77
q^j^n, 8ct). 11, 20), mie gflebermäufe (qVcr), {^a.
fd^redfen, ©forpionm (^"FiO.
II. ^olitifd^e unb abminiftrottDe (Ei»
tl^eilung ^alöftina'S. SoS bem ©10111»
oater ber ^ebröer, Sbrol^m, t)er]^et|eiie Sonb
(®en. 12, 1—7) tourbe unter 3ofuc nodj feoh-
mng be§ oon Sanaanitem bemol^nten (Bdiikl
unter bie jmölf ©tämme t>ert^It (3of. IS, 7);
Diele ©tobte blieben inbeffen oon ben Sonoomten
befe|t, ba ed ben einzelnen ©tömmeit nid^ ge»
lang, baS il^nen ^ugetl^ilte ®ebiet döllig mm bei
canaanitifd^ Uebeneftm }u foubem. Srnq ro*
bel^eUigt be5m. nid^t oerbröngt blieben bie an ber
9Reere§fü{le mol^nenben ^l^ilißer in bem (Bebidc
il^rer fünf ^lauptfiäbte ®aia, SScoIon, (Mf,
Sifebotl^ unb ICccaron, fottrie bie $]^5mcier obei6ii
bonier; gal^lreid^ maren bie üon ben Sanaoniten
befe^t gehaltenen ©tobte unb Orte im ndd^li^es
^aläftina, meld^eS beSl^atb „©alilöa ber Reiben'
(o-'nan VVi, 3f. 8, 23; FaXiAaia dXXcxpaiuv,
1 3Mad&. 5, 15; Ta^Aaia tü»v Iövüjv, SBatti.
4, 15) genannt mürbe. Sie gegenfeitige Soge ber
©tammgebiete im allgemeinen ift nad^ ben bibTi*
fd^en Serid^ten unfd^mer 5U erfennen ; bie ©ren}«
beftimmung im ßinjelnen bleibt iebod^ unfit^
unb fd^mierig, ba oielfad^ bie Sage ber betreffen*
ben ©ren^orte nid^t mel^r beftimmt nad^geisiefoi
merben fann. Sie !Bert|eiIung beS ganzen iSnn*
litifd^en @ebiete§ gefd^al^ in ber äBeife, ba| nein
©tämme unb ein ^Iber bieffeitS unb ^m mb
ein l^alber jenfeitS bed 3orban8 il^re 9ßo^nfi(e tt*
hielten. Scr ©tamm 2eDi. lueld^er feinen ge»
fd^Ioffenen Sntl^eil erl^ielt, mol^nte unter ben äbti-
gen ©tämmcn in 48 ©tobten Dertl^eilt (3of. 21.
1 $ar. 6, 57—81). Ser ©tamm 3ofep^ «wrbe
in jmei ^bt^eifungen, Cpljraim unb 9)lana|fe, §e»
tl^eilt, monad^ ftd^ bie 3a^I ^on ^mölf ©tonoR«
gebieten ergab. 3^te Sage mar f olgenbe. A. Sie«-
feitS be§ 3orband in ber Slid^tung Don 92otben
nad^ ©üben. 1. 9t epl^tl^ alt erl^ielt feinen 9e*
ft^ im 92orben beS fianbeS, im SBeften Don l{et
im ©üben Don S^bulon unb Sffad^ar begrenit
mit 19 ©täbten (3of. 19, 38); nad^ ber jiübif4a
Srabition, meldte bie 3of. 19, 35 ermöl^ntenOilr
(^ammatl^ [Emath], Sleccatl^ unb Seneret^) ob
baS äBeftufer beS ©ee§ Derlegte, reid^t 9tepl^
t^ali'S @ebiet }um S^eil tud^ an boS SSBcffaifec
beS ©ee§ @enefaret^ ; ond^ log ber fogen. Stccr»
285
^alöjlino.
1286
eg (Via maris, SRattl^. 4, 15) in 9ie))^t^alt
fitodt bcr drenje 3Q6uIon8. 2. 9fer mit
2 etdbten (3of. 19. 30) erhielt ben fd^malen,
>fr fe^r frud^tbaren. Sonbflricl^ am ÜRittelmeer.
irblid^ Dom Sormel lii Sibon; bo(]^ Dermod^te
T @tamm boS @ebiet an ber 3Reeredfäfie
[6ft tiiemald gan} in feinen iBeftk ju nel^men.
Soiulon mit 12 etöbten (3of. 19, 15)
Tilgte im SBeften an baS @ebiet Don 9cco, im
orbcn cm 9lfec unb ^iepl^tl^ali, im @üben an
ffad^ (3of. 19, 10. 27. 34); nadft glat). 3o«
pf^Ad (Antt. 5y 1, 22) tovLxht bem Stamm baS
kbict )ii X^l ba8 jmifd^en bem See ©enefaretl^
tib bem ®ebirge Sarmel bis jur 9JleereSfüfte
id^te. 3m ftampfe gegen bie Sanaaniter unter
loTOC (SHd^t. 4, 6. 10; 5, 18) fomie gegen bie
itobiantter unter ®ebeon (SHd^t. 6, 35) nal^m
lobulon rul^mDoOen Sntl^eil. 4. 3 f f a d^ a r mit
6 €töbten (3of. 19, 22) gren)te im !Rorben
ri S^bnlon unb 9fer, im @flben an 3Rana{fe unb
^^oim, im Often an ben 3orban; ed bemol^nte
en größten 21^il ber Sbene Ssbrelon fammt bem
)erge Zl^bor, bie ^figelfeite be9 fogen. fleinen
)cniu)n unb baS (Sebirge ©etboe fomie baS ®e*
inbc bc9 3orban8 bis fäblid^ oon Setl^fan. 3nner-
alb f eincd ®ebieted lagen aud^ Sl^eile beS @tamm-
cbietcS ^Ronoffe. 5. äBejt-aRanaffe grenjte
n SBefien an baS 3Reer, im 9{orben an 9fer unb
Hfad^r, im Sfiben an Spl^raim (3of. 17, 10);
rine SBol^nfi]^ lagen an ben beiben Slbl^öngen bed
umncl f omie auf einem Xl^eil ber ßbene 3estael,
Uli wtld^ bie Canaaniter, bereu ^anbelS{tra|e
eil bot Altefien 3^ten bur^ bie (Ebene nad^ SDa«
fudoa ful^rte, nid^t t)erbröngt »erben tonnten ;
»cifeQaft bleibt bie füblid^e ^Ibgrengung bed
Stammet gegen ben folgenben. 6. Spl^raim
jrcnjte im 9lorben anaRanaffe (3of. 17, 8—10;
)gl. 16, 8), im @äben an Senjamin unb 2)an;
ud^ f$lat). 3ofep]^u§ (Anti. 5, 1, 22) reid^te fein
Befit t>on Setl^el big jur Sbene 3e3rael; bie SOBef!«
xren}e bilbete baS ÜReer oon 3o))pe bis jum SBad^e
mma. 7. 2) an erhielt fein ®ebiet Don 3uba unb
hfifiüim, gnn)te im 9{orben an (Spl^raim, im
Dpen an Senjamin, im @üben an 3uba unb
IS^Uftdo (3of. 19, 40 ^.). ©ein ®ebiet lag in
)er SSieberung unb auf ben ißorbügeln beS @e>
UrgeS 3iiba ; baSfelbe mar fe^r befd^rdnft, unb
)er Stamm Derfd^mol^ ftd^ nad^ unb nad^ mit
Snbo, benn nad^ bem S|il (1 ^or. 4 ff.) tt)irb
«biet nid^t mel^r ertt)a^nt. 8. Senfamin mit
26 etöbten (3of. 18, 21 ff.) grenate im 9lorben an
^^aim, im Often an ben 3orban, im Süben an
3nba wib im SBeflen an 2)an; in feinen ®rensen
bg Sctufalem, infofem bie Sübgreni^e burd^ baS
t^ ^imtom führte; fein ®ebiet bilbete einen
d^nolen Streifen SanbeS, ber üom 3otban bis
Eoriotliiarim unb tan Serufalem bis 93et]§el reid^te.
M ber Xrennung ber Steid^e 3uba unb 3SraeI
4Io| fld^ ber Stamm anSuba an (3ff5n.l2.21);
od( umrben einzelne Stöbte beS Stammgebietes
cm Xeid^ 3SraeI einverleibt. 9. 2)er Stamm
3uba erl^ielt bei ber SBerloofung beSfianbeS baS
ganje fflblid^ gelegene ®ebiet ^löftina'S; er
grenjte im 9lorben an Seniamin, im Djien an
baS tobte SReer unb an bie 9Rünbung beS 3or-
banS, imSBeften anbaSp^Uiftäifd^e JNiftengebiet;
im Süben erftredtte er ft4 baS gan^e Süblanb
(9legeb) umfaffenb, bis jum ßbomitergebiete in
ber ^naitif d^en |mlbinfel. 3uba^S Stammft^ mar
gro^entl^eilS ®ebirge (®ebirge 3Mba genannt), im
Sßeften l^atte eS Slntl^eil an bem ^ügeflanb unb
an ber fic^ anfd^Ue^enben Sbene Se))]^ela. SDie
Orte beS Stammes maren : 29 Stäbte im Süben
löngS ber ®ren)e t)on Sbom, 42 Stöbte ber 9liebe-
rung, 48 Stöbte beS^ägeHanbeS unb 6 Stöbte
ber SBü'te am tobten SReere. ®er Stamm, meld^er
toegen feiner friegerifd^en (Entfd^Ioffenl^eit (SRi^t.
1, 2. 4. 10 ff.; 20, 18) frü^aeitig 3U großem
Slnfel^en gelangte, trat fpöter einen Sl^eil feines
®ebieteS an bie Stömme San unb Simeon ab.
10. Simeon erl^ielt ben im Süben oom Stamm»
gebiete 3uba abgetrennten S)iftrict mit 17 Stöbten
(3of. 19, 1 ff. ; ögl. 15, 26—32. 42). — B. Sen-
feits beS 3orbanS erl^ielten il&rcnSlntl^eil: 11. ber
Stamm SRuben, ttjeld^er frü^jeitig feinen SBol^n-
fi^ angetoiefen erl^ielt (9lum. 32, 1 ff. ; 34, 14.
3of. 1, 12); er grenzte im Süben an ben 3(mon
(3of. 13, 16), im aSBeflen an baS tobte «IReer, im
Often an bie arabifd^e SBüfte, im !Rorben an baS
Stammgebiet oon ®ab. SDie SRubeniten, meldte
unter 3ofue bie übrigen Stömme auc^ bieffeits
beS 3orbanS unterftü^ten (!Rum. 32, 16 f. 3of.
22, 1 ff.), nal^men in bem 3^italter ber Stid^ter
feinen fernem ^ntl^eil an bem gemeinfd^aftli^en
iSraelitifd^en 92ationaIintereffe ORid^t. 5, 15) unb
gel^örten fpöter bem 9teid^ SSrael an. SDer Stamm
ifolirte ftd^ infolge feines 92omabenIebenS, baS er
bis )ur SSüfte am Sufjl^rat auSbel^nte (1 $ar.
5, 9), mel^r unb mel^r üon ben übrigen Stöm«
men; aud^ i^n traf baSSooS tl^eilmeifer Se))orta>
tion, unb fein @ebtet mürbe oon ben benad^barten
SRoabitem befe^t. 12. ®ab reichte in ber jen«
feitigen SorbanSaue bis gum See ®enefaret]^,
grenzte im Süben an Stuben, 5ftlid^ an baS @e-
biet oon Slabbatl^-Smmon, im 92orben an baS
2anb ©alaab (3of. 13, 24—28). — Oft-aRo«
naff e, als beffen ®ren)e im Süben ber 3aboc
begeid^net mirb (SDeut. 3, 16), erl^ielt fd^on unter
9RofeS gana Safan, baS bormalige Sleid^ OgS
fammt ben Dörfern 3atrS, fomie l^alb ®alaab
nebft «Parotis unb «brai (9?um. 82, 39 ff. 3of.
12, 6; 13, 29—31). — ®ie SSertl^eilung beS
SanbeS unter bie smölf Stämme SSraelS erhielt
ftd^ bis }ur ^errfd^aft ber ftönige S)aDib unb
Salomon unb mürbe aud^ bis in bie fpötefte 3eit
bei ben SSraeliten als eine auf tl^eofrotifd^em Ur»
fprung berubenbe beibel^alten, nad^bem fie löngft
infolge ber politifd^en SBerönberungen i^reSebeu«
tung üerforen l^atte unb baSfianb in ben factifd^en
IBefi^ frember ^errfd^er übergegangen mar. 2)ie
erfte abminifhratioe Sintl^eilung mürbe unter ftönip
Salomon angeorbnet; er t^eilte baS Sanb in jm5Ii
1287
$ala{}tna.
1188
®iftricte, bcnen cbcnjo üiclc Srntlcute mit bcm
«uftrag ber ©orge für bie 6rf orbcmiffc ber fönig-
lid^cn ^oftaltung üorgcfc^t toorcn (3 ff ön. 4, 7 ff.).
Sine toefentltd^e ))oIiti{(i^e Slenberung trat naä^ bem
Zobe @alomon8 infolge ber Trennung be§ 9teid^e§
in bie beiben Steici^e ^grael unb 3uba ein. 2)em
SReid^e 3uba mit ber §am)tftabt 3erufalem fielen
au|er bem Stamme 3uba, toelii^er unter S)at)ib
unb Salomon ba§ ))oliti|(]^e Uebergemid^t erlangt
^atte, ber ©tamm Benjamin fomie bie meiften
banitifii^en (2 $ar. 11, 10) unb bie fimeonitifd&en
©tabtgebiete }u, mö^renb bie übrigen ©tamm*
Sebiete ftd^ bem Steid^ SSrael, l^öufig aud^ „9teid^
ipl&raim" genannt, anfd^lofjen, beffen gürften ber
«ei^e nad& in ©id^em (3 ff ön. 12, 25), in Sl^erfa
(3 ffön. 14, 17; 15, 21) unb fett ftönig 9lmri
in ©amaria (3 ffön. 16, 24) refibirten. «eibe
Steige mürben eine Seute ber aff^rif d^en unb babQ»
lonifd^en ^errfd^aft, unb ein großer Zl^eil berlBe*
meißner marb in bie ©efangenfd^aft abgefül^rt. 3n
ber nad^esilif d^en 3^it loöl^renb ber perftfd^en §en«
fd^aft mar baS Sanb in fleine ffreife (TiV.9.) get|eilt,
bereu jeber Don einem Dberften i^^), 3erufalem üon
)meien, oermaltet mürbe (2 Ssbr. 3, 9. 1 2). S)ie auS
bem ßsil ^urüdffel^renben Suben f anben baS Sanb
t)on jiübifc^en iBemol^nem gelid^tet unb oon frem«
bem l^eibnifd^en iBolt Dielfad^ befe|t. 9lur 3eru»
falem fomie ba§ bie ©tabt umgebenbe ®ebiet im
Umfange be§ frül^em ©tammgebieteS Don $enjia«
min unb bed ndrbUd^en Sl^eild bed ©tammeS 3uba
bilbete für bie au§ ber ®ef anaenf d^aft jurüdßel^ren*
ben SSraeliten einen feften wem, auf ben fi(| bie
jübifc^e ^Rationalität ftü|te, unb einen Sinigung§-
punft für bie ©ammlung ber im gangen fianbe
gerftreuten jübifd^en ©emeinben, bi§ ed nad^ ben
mannigfaltlgften öu^eren unb inneren SBebröng«
niffen mdl^renb ber ptolemöifd^en unb feleucibifd^en
§errfd^aft ben f)a8monäem (3Kad^abäem) gelang,
bem iübifd^en 93ol!e aud^ feine ))olitifd^e Unab«
bängigfeit mieber )u erringen. SDie mäl^renb be§
(SsilS eingetretene SSerfd^iebung ber iSraelitifd^en
^Dölferung fomie bie Sermif^ung berfelben mit
nid^tiübifd^en Soloniften unb l^eibnifd^er Seüölle-
rung, fomie bie gegenfeitige Abneigung ber 3uben
unb ber ©amariter, maren ißeranlaffung gu ber in
nad^e^ilifd^er 3eit gebröud^lid^en Sintl^eilung be§
ci^iorbanifd^en ®ebieted in 3ubda, ©amaria unb
©alilöa, möl^renb baS tranSiorbanifd^e ®ebiet
unter bem Flamen !ßeröa gufammengefagt mürbe
(ögl. 1 aWad^. 5, 8; 10, 30. Spg. 9, 31. Jos. Bell
Jud. 3, 3, 1 sqq.). 92ad^ bem Zobe be§ SRad^a«
bäerfürfien5llesanber3annäu8(104— 78ö.e^r.),
meld^er feine ^errfd&aft über ben größten Sl^eil
^alöftina^S ausgeübt l^tte, gelangte bad Sanb
alSbalb in bie 9lb|öngig(eit Don Stom. 2)ad mad^a«
böif c^e ffönigSl^uS mürbe geftürgt unb fein @ebiet
unter bem ^amen Palaestina Sjria ober S3n-ia
Palaestina ber rdmifd^en ^roDtnj ©^rien einDer»
leibt. 9Bie in ©prien mürbe ba§ Sanb na^ ©täbte-
begirfen eingetl^eilt unb einer ariftofratif(| organi»
firten 5Jermaltung untermorfen. Unter bem 3bu»
möer ^erobeS bem ®ro|en mar 3uböa mieboun
ein ff önigreid^ ; f actif d^ mar ^robeS inbcffen m
als ^rocurator beS ffaiferS mit bem StMfßM
5u betrad^ten. 9{ad^ feinem Slobe mürbe hcA Eoib
(6—41 n. &)x.) burd^ ben taiferlid^en Scgatti in
©Qrien in ^eft^ genommen unb bie Sermattniig
einem bem ©tatt^alter ©prienS untergeoibnetn
^rocurator übergeben. 9{ad^ ber fuqen |M4^
bed ©d^einlöni^^ ^erobed ^enppa (41-44
n. Sl^r.) mürbe ^alöftina Don felb^finbigen $»-
curatoren, beren ©i& in Säfarea mar, mA vaii
ber Eroberung Serufalemd als eine tmn @(m
getrennte $roDin5 unter bem officieDen Xitel Jv-
daea, Palaestina Qjria, ober S jria Palaestiu
Don römif d^en ©tottl^tem Dermaltet (Segen finbe
beS 3. Sa^rl^unbertS (unter S)tocletian) bObde
ba§ ciSjorbanifd^e ®ebiet }mei $roDin)en: Palae-
stina I ^rima) unter einem ConfuIariS, mit ba
©tobten Safarea, 2)iodpoli8, 9}otu8, aeliaSf^ri-
tolina, 9lea))oliS, ©ebafle, Sntl^ebon, 3op|»e,(B4o,
SlScalon; Palaestina 11 (secunda) unter eiam
^röfeS, mit ben ©täbten ©cpti^ojDolid, Xiberi«
Sobara, Sntiod^ia ad Hippum, ®abS u. a. Sol
tran§iorbanifd^e ®ebiet, melcj^ed unter XrajoB bie
$roDin} ^rabia bilbete, mürbe ßnbe be§ 3. Joi^
l^unbertS in ^toei ^roDinjen : Arabia (Boatn)
unb Arabia (Petra) ^erlegt, melcj^ le|tercS {(Ac
ben 92amen Palaestina lU (tertia) ober Ffe-
laestina salutaris erhielt, ^efe au8 berjfft
S)iocletian3 ftammenbe Sintl^eilung 1^ fi4 M
in bie \pättxt Seit beS grte^ifd^en ffaifer^ntf
unb bis 5um ßinbrudd ber Araber in ©^rien O"
l^alten ; fte bilbete ^ugleid^ bie ®runblage ber U»
fd^reibung ber 3Retropolitanfi^ ber ^fili^ei
ffird^e. — IBei ber folgenben Ueberftd^t foD m
ber im 91. £. üblid^en Sintl^eilung beS SonbeS ia
Suböa, ©amaria, ®alilaa unb ^oa audgeganp
merben.
1. Subäa, bie füblid^fte ^roDing bieffeitibeS
SorbonS, mar gegen %)rben Don ©amorio, gegei
Often Dom Sorban unb tobten 3Reer, im Snbn
Don 3bumaa unb im SBeften Don $]^ili|iäa lc<
grenzt ; fte umfaßte einen großen (ben n5rbL) ZtcS
beg Dormaligen ©tammg^ieteS 3uba, ben ©tooB
Benjamin, fomie einen Xl^eil beS DormaTtga
9tei^ed 3§rael. 3laä^ glaD. 3ofepbuS (BelLJoi
1, 6, 5 unb 3, 3, 5) maren bie Orte Sorefi inb
^nuatl^ bie nörblic^en ®ren}orte, ber gjdta
3arba ber füblid^e ©ren^ort ber $roDin^ wUnt
in elf SDiftricte eingetl^eilt mar. 3)ad Sanb tont
reid^ an ®etreibe, Obfi unb befonberS an «>
fd^ö^tem SBein. Unter ber bid^ten iübif^enft"
Dölfemng befanb fid^ eine gro^ S^Vl ^Dem^
meldte in Dielen ©tobten bie übermiegenbe 9e*
Dölferung unb feit ber 3)tabod^enAeU felbpob^
politifd^e ®emeinben bilbeten. &ie mic^tigPn
©täbte maren Serufalem, Serid^o, Sd^l^A
ßngabbi, ^ebron, Sleutl^eropoliS, (lmmau8(KF
copolid), 9lnti)>atrig, S^bba, bieffüflenfiabte6(4il
SScalon, 9sotuS, 3amnia, 3oppe unbCöfaiv.
— 2. ©amaria (Safiopeia unb SafiÄpirat
289
ißalöfiina.
1290
Vlai^. 10, SO. 2uc. 17, 11. So^. 4, 4. 5)
ilbete fett bet fQtifc^ett (feleucibifd^en) ^errfd^aft
ine ber brei $rolrin)en ^läftinoS, Don toeld^er
ie btei S)ifiTicte Stamatl^a, fipbba unb ^pl^erima
nnj^ ft5mg 2)emetriu§ losgetrennt unb bem iu«
It^S^tn ®ebiet emoerleibtnmrben (1 ^Raä^, 1 1/ 34 ;
gl. 10, 88). StoiWn Subda unb ©alilöa gelegen,
rfbedte ^ä^ Somaria t)on Slnuatl^ bis ©inoa am
^gang in bie Sbene äejrael, im Often grenjte
S an ben 3oiban, im SBeften an bie SReeredfüfte.
die $Tot)in) loar bid^t bet)5IIert, frud^tbar, reid^
n Sergen nnb fetten SBeiben (Jos. Bell. Jud.
j Zj 4). 2)er ^a^ ber 3uben gegen bie @ama«
itcr fd^t feinen Urfprung au3 ber 3^it ber
Creimung ber beiben Steid^ herzuleiten ; er mürbe
tf^b^ infolge ber SSkigerung ber Samariter, ben
tmptl xn 3emfalem )u befud^en, unb bur^ bie
Errid^tnng i^reS ^eiligtl^umS auf bem Serge
ftonjim (Job. Antt. 12, 5, 5). 3ur 3eit 3efu
Dazen bie Samariter t)on ber ifibifd^en @emein*
4Qft gan} ouSgefd^loffen (ügl. 9Ratt^. 10, 5), man
lermifo i$re (SefeOfd^aft, man nal^m leinen $(n-
fftil an il^rer SDlal^Igeit, unb lein 3ube nol^m ^er«
lerge bei einem Samariter. 9uf ber Steife oer*
nidben bie Suben ben SBeg burd^ bie famaritifd^en
Drte ; bogegen gaben bie Samariter toxtbtt i^rer*
citt bie SBormurfe unb IBeleibigungen ben 3uben
Ilicud utd) liefen e§ an Ungebfil^Ud^Ieiten gegen
lk äuben nic^t fel^Ien (ogl. Jos. Antt. 20, 6, 1).
Sn ben Kriegen maren fte immer gegen bie ^ben
Ktiiflet; ober oud^ bie (enteren überwogen ba§
BOitb 5fterd mitffrieg. ^QrcanuS eroberte Sid^em
mb }erßörte ben %tmptl ber Samariter (Jos.
intt. 13, 9, 1). Sde^anber SannäuS entriß i^nen
rinen großen %fitil il^reS fianbed, unb unter
j^bed mürbe Samaria eine juböifd^e ^roDinj.
ber iQa% ber Samariter gegen bie 3uben er^elt
id^ tingefd^mäd^t aud^ nad^ ber 3^^t5rung be§
temt^tö in 3erufalem, unb nod^ l^eut^utage be«
xitl nur feiten ein Samariter ben Soben Don
Senifalem. SBie bie ®a(ilöer an ber Irrten ^u3«
puxä^ il^ed 3biomS, fo maren bie Samariter
m bem nmäftn, glatt gefd^Iiffenenen, bie ftarfen
llel^noute Dermeibenben S)iale!t erfennbar (Non
iiabent Samaritani literas r: yel t^ vel s' ; et
jHt) his literis utuntur k, atque hinc digDO-
leitnr, eos non esse e semine Israelis ; B. Ben-
jminin Tadel., Itinerarium [ed. Asher, London-
Berl. 1840 sq., 1, 33, n. 2 be§ Seiten bejm. 1, 67
)- Ueberf.]). 3)ie bebeutenberen Stäbte Samaria'8
Daren : Sid^em (Steapolid), Samaria (Sebafie),
Bilo, «frabiS, Sl^beS, Jl^erfa. — 3. ©aliläo
^otte Don SlterS b^ eine üon Reiben unb Suben
d^te 9et)ö(!erung ; ed umfaßte jur 3^it 3efu
paldfHna unb erftred(te ftd^ Dom Sarmel unb
Bc^l^polid bi§ in bie @egenb be§ tt)rifd^en ®e»
KdS. Sflat). Sofepl^uS (BeU. Jud. 3, 3, 1) unter-
i^cibet ein Ober* unb ein Untergalilöa ; Ober»
ttfilöa rrid^te t)on Serfabee (^eptapegon, j|e^t St»
toUeo, am See XiberiaS) bis ^um Sorf S^eDa
m ber t^rifd^ (Srenje, Untergalilöa Don Serfabee
big Xalotl^ Qe^t 3ffaO am £^bor. SHefelbe Sin-
tbcUung toirb im Salmub (Sd^ebiitlJ 9, 2) mit
ber gSemerfung gegeben : „93om ®orf ßl^ananiia
öejt ftefr Snan bei S^]ai^), mo feine Spfomoreu
mad^f en, ift ObergalUöa ; ffiblid^ Don biefem Ort,
mo Sgfomoren mad^fen, iji Untergalilöa. " ffiie
^roDins mar f el^r ftarf beDöIf ert, mit Dielen Stöbten
unb ®örfem bebedft unb äufeerft frud^tbar (Jos.
Bell. Jud. 3, 3, 1), inSbcfonberS ber »esirl Don
Liberias, ba§ Sanb ©ennefar ober Sanb ®ene-
faret)^ genannt (Jos. 1. c. 3, 10, 8; Dgl. ajlatt)^.
14, 34. TOarc. 6, 53). ®ie ©alilöer maren arbeit-
fam, Vx^n unb fröftig, barum (mie Jos. Vit. 17
bemerft) reizbarer unb mel^r jum SBiberftanb be-
reit als bie IBemol^ner 3uböa'§. Sie l^ietten feft
an il^ren alten ©ebröud^en. SefonberS mai^tt fie
il^r äbiom in ben 3(ugen ber Semol^ner Subäa'S
fenntlidft (Dgl. SKatt^. 26, 78. aSorc. 14, 70),
inbem fte bei ber SluSfprad^e befonberS bie Gut-
turale nid^t genug unterfd^ieben (Dgl. 2)alman,
©rammati! be§ iübifd^-palöftinifd^en ^tramöifd^,
Seipjig 1894, 43 ff.). Obmo^l im «Ogemeinen
ftrenger in ber SSeobad^tung ber religiöfen ®e-
brSu^e als bie Semo^ner Suböa'd, maren
leWere , in bereu SDWtte bie })riefterlid^e itbtptt*
\qa\t unb bie l^o^e Sd^ule ber Seigrer ftd^ befanb,
mit bem religiöfen SBijfen unb ber jiäbifd^en Or-
tl^obo^ie ber Sd^ule beffer Dertraut als bie ®ali-
laer(Dgl.3o^.l,46; 7,41.?lpg.2,7). ©alUäamar
baS l^aujßtföd^lid^fte ®ebtet ber irbifd^en Zl^ätig-
leit beS §erm; er l^iefe bal^er bei ben 3uben ^ber
©alilöer" (ÜHattl^. 26, 69. Suc 22, 59) ; aud& bie
meiflen 3ünger unb Slpoftel beS ^erm l^atten il^re
öeimat in ©alilöa (3lpg. 1, 1 1 ; 2, 7). ®ie bau})t.
^d^lid^ jien unb mid^tigften Stäbte ® alilöa^S maren :
Liberias , Sep^oriS (S)iocäfarea) , ScQtl^opoliS,
acco, SBetbfaiba (3ulia8), Sap^et, 9lajaret]^,
€ana, Sapbömaum, 9Jaim, Snbor. — 4. $er äa,
ienfeitS beS 3orban§ (Dgl. 9lum. 32, 5. 3of. 9, 10.
9)?att]^. 4, 25. ajlarc. 3, 8), umfaßte im mcitem
Sinn baS gan^e ®ebiet Dom f$fu^ beS ^ermon bis
3um $lmon, im engem Sinn nur baS ®ebiet Dom
^ieroma^ bi§ }um ^mon ; in nod^ befd^rönfterem
(§inn merben bie ®ren§en ißeräa'S Don gfloD. 3o«
fep]^u§ (Bell. Jud. 3, 3, 3) gejeid^net, monad^ eS
ft^ Don SRad^öruS im Süben bis ^eDa im 9lor-
ben unb Dom 3orban im SBeften bis $b^l<^belp]^ia
im Often erftredfte. ^IS befonbere ®ebietc beS
OftjorbanlanbeS merben in ber gried^ifd^-rbmifd^en
3eit f olgenbe unterf d^ieben : a) Satanöa umfaßte
einen S^eil beS alten Saf an, bie frud^tbann Sbenen
im Often Don Sbrai unb Sljtarot^ bis jum Mgel-
gelonbe beS SlfabamuS, l^eutgutage en-yhtfra.
b) Xrad^onitiS (Tpa^tovinc, Tpaycov ; Jos. Bell.
Jud. 3, 8, 5 ; Suc. 3, 1) umfaßte oaS gegen 9lorb=
often an Satanäa angrenjenbe SaDaplateau, jie^t
el-Sebjd^a. Seine Semol^ner maren auSge^eid^nete
Sogenfd^ü^en unb lebten meift Don Staub, mobei
i^nen ber Dulfanifd^e jerflüftete 93oben unb bie
^öblen beS SanbeS fe|r 5u ftatten lomen (Dgl.
Jos. Antt. 16, 4, 6; 9, 1); um il^rem Unmefen }u
1291
ißalöftina.
1292
fteuem, fd^fte Siuguftud il^r ®ebiet nebfl Satanäa
unb ^uranitig bem jfönig ^erobed (Jos. Bell.
Jud. 1, 20, 4; Antt. 16, 4, 6); nad^ beffen 2U)b
fiel e§ an feinen ©ol^n $^Ui))pn§ (Suc. 3, 1;
Jos. Antt. 17, 8, 1; Bell. Jud. 2, 6, 3) unb in
ber golge an Slgtippa (Bell. Jud. 3, 3, 5 ; Antt.
18, 6, 10). o) äturöa l^atte tooffi feinen 9lamen
öon Setur (®en. 25, 15. 1 $ar. 1, 31 ; ügl. 5, 19),
einem iSmaelitifd^en Stamm. @tra6o fanb bie
äturöet an ^mei Orten, auf bem Sibanon unb in
bet 3Vä)t t)on Srad^onitid in fd^toer {ugöngttd^
Serglanb, alS ein raubfud^tigeS fßolt, baS bie
gaTü)etöj!ra|en nad^ SDamaScud unftd^er mad^te.
Sie lBen)o]^net Sturöa^S mürben Don ftönig 9lri-
fbbul (105 t). Sl^r.) untermorfen unb )ur Se«
fd^neibung ge^mungen (Jos. Antt. 13, 11, 3). SS
bübete einen Zl^eil ber Setrard^ie bed fßl^ilippud
(Suc. 3, 1) ; t)on ftaifer (Slaubiud mürbe baS ®e-
biet }ur ^roüin^ @Qrien gefd^Iagen. SBal^rfd^ein-
lid^ ift unter bem Suc. 3, 1 ermS|nten Sturäa baS
am Sibanon, in ber 92ad^barfd^aft oon Stbilene
gelegene ®ebiet }u oerftel^n. d) ®aulaniti3 unb
®oIaniti§ (FauXuiviTic), nad^ ber @tabt ®oIan
(®aulon ; 2)eut. 4, 43. 3of . 20, 8) aud^ ®aulane
(Jos. Bell. Jud. 1, 4, 4) genannt, umfaßte ben
norbmeftlid^en %f)Al bed oormaligen Steid^eS oon
%afan: oom ^ermon bis )um ^ieromas fid^ er«
ftredeno, bilbete e8 mit ^xpptnt unb ®abariS
baS öfHid^e ®ren}Ianb oon @alilda (Jos. BelL
Jud. 3, 3, 1 ; Antt. 8, 2, 3), mit ben ©tobten
@ogane im obem unb ®amala im untern Xl^eil
beS »ejirfS (BeD. Jud. 4, 1, 1) ; e« gel^örte nebfi
Srad^onitiS unb IBatanöa §ur Stetrard^ie be§ ^\)u
lippud (Jos. Antt. 18, 4, 6). e) Sluranittd {^an»
ran; 'y.ii, 63. 47, 16), füböfttid^ üon ©auIanitiS,
umfaßt ba§ ®ebiet um IBoftra unb ben SDfd^ebel
^auran (9llfabamu§); ed bilbete gleid^faQd einen
Sl^eil ber Xetrard^ie be§ $]^tlip))u§ (Jos. Antt.
17, 11, 4; Bell. Jud. 2, 6, 3). f) $eräa im
engem ©inn (Jos. Bell. Jud. 3, 3, 3), üonüRa«
d^öruS bid $ella ftd^ erftredtenb, grenzte im ©üben
an bie SRoabitiS, im Often an ba§ ®ebiet oon
$]^ilabel))]^ta unb ®erafa.
5Rad^ bem iübijd^cn ftrieg (67—70 n. ^t.\
meld^er bie 3crftörung 3erufalemS unb beS Sem»
pelS jur Sfolge l^atte, rief bie beabfid^ttgte®rünbung
einer römifc^ l^eibnifd^en ©tabt, ber Aelia Gapi-
tolina, an ber ©teile SerufalcmS ben Slufftanb ber
3uben unter Sfül^rung be§ 93ar»6od^ba (f. b. 9lrt.)
l^eroor, ber im 3. 135 unter ftaif er ^abrian nieber-
gef dalagen mürbe. Ungefäl^r 1000 größere Ort»
fd^aften mürben jerftört, bie SRel^rsal^l ber 93e»
mol^ner getöbtet; eS erftanb nun bie für bie 3uben
unjugöngUd^e Mia (SiQ))itolina (f. b. Slrt.), bereu
IBetretung il^nen nur gegen Sntrid^tung einer be>
beutenbenSlbgabe geftattet mürbe (Dio Cass.Hist.
69, 12—14). »eifere Sage brad^en für ^^Jaläftina
unter Konftantin b. ®r. an; über ben üon Kl^riftuS
geheiligten Orten erhoben fidd aUerortS fird^Iid^e
bauten, meldte baS S^tl ^al^llofer SBaUfal^rer au3
aUen Zbetlen be§ römifd^en Steid^eS im SRorgen-
lanb unb Stbenblanb tourben. 9uf bem DintcB
ötumenifd^en Soncil Don ®^Icebmi (451) nmÄe
baS (£r}bidt]^um Don S^rufalem, bod biS^ bc
9Jletro))oIe Söf area unb bem $atrianl^t Sntii^H
untergeorbnet mar, )u einem $atriard^ eii^tai,
meld^ed nunmebr Palaestina I mit bet 9Retoi)wfe
eafarea. Pal II mit ber 3RettopüU ©c^fi^otudis
nebft einigen Don ber SRetropoIe Sofha Vrabiä
getrennten 99e}irf en unb PaL Hl (Arabia sab-
taris) mit ber 9Retro))oIe $etra umfaßte. 3ni 3-
615 eroberte Sl^oSroeS n. Don ^ßerften ©Qrien mb
fßalöftina, 3erufalem mürbe im ©türm aemnmnen
unb bie l^eiligen Orte beraubt, burd^ Sronb i«>
mfiftet unb aerftört. Ißad^ akrtreibung ber $afet
burd^ ftaifer ^eracliud mürbe ©Qtien unb $qÖ*
ftina balb burd^ ben ftl^if en Omar bei &(rifd^
ber Araber untermorfen. SS Derblieb ben aRo^
mebanem bis }ur 3eit ber ffreu^süge, bercn ecPn
}ur ®rünbung bed d^riftlid^en Mnigreid^ Seil-
falem ffil^rte, meld^m im 3* 1187 ©olobin eis
(Snbe bereitete. S!)ief))ätereniheu)5ÜQeDeniu)4ta
ben meitem S^rfaU ber d^riftlid^ |)errfd^ ii
^alöftina nid^t }u l^inbem. 3m 3. 1291 fiel nit
2:t;ru§ unb Scco baS Ie|te SoUmerf ber (^ftiPn
in bie ^änbe ber ägt;))tif d^en ©ultane. 3m 3. 1516
Demid^tete ©ultan ©elim L bie ^errf d^ft ber VI»
melulen unb mad^te ©Qrien unb ^löfUna f/a
türfif d^en ^roDin^, in meld^ ©tellung boS (eSige
Sanb mit lurjen Unterbred^ungen bid ^e DedM
©eit ber Semid^tung ber d^rifUid^ abenbUnbü
fd^en ^errfd^aft unb ber SBid>er]^er{}dhmg bd
3dlam übte bis ÜRitte biefeS 3o]^|^ttnbert8 fojl
augfd^lie|lid^ ber gfranciScanerorben innerl^ ber
il^m belaffenen »egrensung bie Suftobie an bes
l^eiligen ©tötten unb bie feelforgerlic^e X^gfdt
bei Ben fel^r menigen römifd(|»fat^olifd^en Sin«
geborenen. — S)ie gegenmörtige Sinmo^nei^
^alöftina'd lä^t nur eine annöl^embe ©d^älnng
au; fie bürfte ca. 600000—700000 betrogen.
®er größere %^z\l (etma Vb) ber 93eDöIfenmg jinb
9JloSlimin, Dormiegenb fprifd^r Sbfunft, loel^e
fid^ mit Sanbbau befd^öftigen (^Qad^en); bie
ÜRoSlime arabifd^er ^bfunft ftnb nomabifttenbe
Sebuinen. Sie d^riftlid^e ^eDöRerung (etnw
46 000 ©eelen) umfaßt : a) bie aRitglieber ber
gried^ifd^'Ortl^obosen (nid^t unirten) Jmd^ (a
25000—26000 ©.), meift f^rifd^ «bfamft
bereu ^atriard^ in 3erufalem reftbirt; b) bie
gried^ifc^-unirten ffatl^olifen (ca. 6000 ©.), eba*
fa08 meift fprifd^er ^bfunft, mit einem $dri«
ard^en, beffen @i^ in 2)ama§cu8 ifl; c) r5mif(^
fat^olifd^e ftatl^oUfen (ca. 12000 ©.), mei^e
bem im 3* 1847 errid^teten lateinifc^en $atii«
ard^at in Serufalcm (f. b. Srt. VI, 1353) unter«
p^tn; d) $roteftanten(ca. 2000 ©.). (Sinen ^^
betröc^tlid^en Zl^eil ber SeDÖIferung bilben bie
burd^ Sinmonberung in ben legten Sauren raf^
an 3(^^I Derme^rten 3uben, bereu fid^ ^utjutoge
43000—44000 in ^alöftina behüben, Don
benen fid^ mel^r als 25 000 in 3erufalem nidw*
gelaffen l^abcn. (9Sgl. aur bibl. ®eogwH}]^ie ^paö-
1293
^aläfliner, HJafäfll^iner — $aIafoj 9 aWenboja.
1294
^tiiii'9 ott^ ben fd^on genannten OueUcn unb
ben d^rifBül^ Pit^enfd^riftfienem unb ffird^en-
Dötem ber crflen ]täfl d^riftUd^en äol^rl^unberte
iu>4 bic bibttfd^'8eogra))^ifd^en SBerle: Eusebii
Pamphili Onomasticon urbium et locorum
S. Scriptnrae, graece com latina Uieronymi
interpretaüone edd. F. Larsow et 6. Parthey,
Berolini 1 862 ; de Lagarde, Onomastica sacra,
Gotting. 1870 ; femer bie ^ilgerbüc^er unb 9ietfe>
bcf 4reibungen ber erpen d^rtftl. Sa^r^unberte, n)te
f oU^ }um großen %^txl gefammelt ftnb in Itinera
HieroBolymitana et descriptiones terrae san-
ctae, edd. T. Tobler et Molinier I, 1 et 2. II,
Oenevae 1877—1885 [Publications de la
Socieiö de TOrient latin, Ser. geogr.]; bann
aud^ Peregrinatio ad loca sancta, ed. J. F.
Gramurrini, Rom. 1887; femer Adrichomius,
Theatrum terrae sanctae, Gol. Agr. 1590 u. ö.;
Relandi, Palaestina ex monumentis yeteri-
buB illustrata, Traject. Batav. 1714, 2 yoU.;
Siofenntfiaer, 93ibli{(^e ©eograp^ie. Sei))). 1823
bis 1830^ 8 S3be.; (Sb. »obtnfon u. &m\i% ^lö-
füna unb bie füblid^ angren^enben fiönber, ^aOe
1841 f., 3 93be.; ©iefelben, Steuere bibl gor-
fd^ungm in ^alöftina, Serlin 1857; ®ra^. (Srb-
unb S&nberfunbe ber l^eiligen @(i^rift, jtem))tm
1848 ; St. SRitterS Crbfunbe XV u. XVI, IBerlin
1850—1852; «.ü. Saumer, ^aläfiina, 4.«ufl.
8p§. 1860; Guörin, DeBcription geographique,
historique et archöologique de la Palestine,
Paris 1868—1869, 3 vols.; Whitney, Hand-
book of Bible Geogr., London 1875 u. fonft;
Pal. Exploration Fund, Surrey of Western
PaL Memoirs, London 1881—1883, 7 vols.;
The Survey of Eastem Palestine, London
1889-1891, 2 vok.; SOBeft^au§, «Palöftina .. .
im^ feinen geogr. IBer^öUniffen, 3. äufl. t>, Srb«
mann, $aberb. 1885; Rawlinson, Bible Topo-
graphy, Lond. 1886 ; G. A. Smith, The hist.
Geography of the HolyLand, London 1894.
— SRobinfon, ^^pfifd&e ®eogra|)]^ie beS l&eiligen
SanbeS, Stipstg 1865 ; Bochart, Hierozoicon,
ed. Eosenmüller, Lips. 1793—1796, 3 voll.;
Fillion, Atlas d'histoire naturelle de la Bible,
Paris, Lyon 1885. — 3eitfd&riften: Pal. Explo-
ration Fund. Quarterly Statements [fett 1869,
New Series feit 1871] ; 3cttf(i^nft beS beutfd^cn
$a(aftinat)erein3 Qäl^rltd^ 1 93b. fett 1878] ; 2)a§
^lige fianb, Organ be§ 93eretnd bom ^I. ®rabe
[Äöln, feit 1857]. — Seife^anbbüd^er : [Säbe!er§]
^löftina unb (Sorten t)on @octn, Setp^ig 1875,
3. Auflage, bearbeitet t)on Senjinger 1891. —
9ibl. Planten: 3Ren!e, SibelatlaS, ®ot^a 1868;
». d. gKeft, »ibelatlaS, 2. 3lufl., fjfreiburg 1887.
— ftarten : Great Map of Western Palestine
(in 26 sheets) from survey constructed for
the Committee of the Pal. Exploration Fund,
Lond. 1880; ^. Kiepert, 9{eue SBanbfarte t)on
^öfiina, Seipsig 1883, 5. «ufl. ; ^. gfifd&cr u.
®utbe, 9leue ^anbfarte Don ^alöftina, fieipjtg
1890. — (Eine umfaffenbe OueÜe ber ©efammt«
Hterahtr über bie (Steograpl^ie $aläftina'§ bieten
9%. 9i5]^ri(l^t, Bibliotheca geographica Palae-
stinae. Sl^ronologtfc^ed 9}eriei^ni| ber auf bie
©eograpl^ie bed 1^1. Sonbed be}äg(. Siterotur t)on
333—1878, »erl. 1890, fott)ie bie im Srt. 3eru-
falem VI, 1383 angeg. Bibliographien, [ü. SRiefeJ
yfatäfiinet, ^oM^^iitfr, im 9. £. ^amt
für biejientge 9iation, »eld^e fonft $]^tttfter ]^te|
(®en. 26, 1. «moS 9, 7) ; bal^er $aläftinerlonb
für ganaan (®en. 21, 33), «PaIä|Knermeer für
SKittelmeer (gj. 23, 31). [Äaulen.]
ffatafoMt)3Rtnho^a, Sol^annbe, fpa*
nifc^er $tf(i(|of, ftel^t bei ben gfeinben ber ^efuiten
in befonberem ^nfel^en al§ heftiger ®egner biefe§
OrbenS. Sr tnurbe 1600 in Sragonten geboren,
mad^te feine l^öl^eren Stubien ju @alamanca unb
beReibete einige ßeit unter Äönig W^^P IV.
Derfd^iebene n)elt(id^e $(emter. S)ann aber trat er
in ben geiftltd^en @tanb, mürbe 1639 SBifd^of t)on
$uebla be Io§ SngeloS (Angelopolis) in Kmerifa
unb 1654 IBifii^of )u OSma in Spanten. (Sx
ftarb 1659. ^alafoj mar ein eifriger ftirii^en»
prölat unb »erfaßte mel^rere @(i(|riften aScetif^en,
bomiletifd^en unb l^iftorifii^en Snl^QltS. ^e il^m
aufgebürbete gan^ au|erorbentKd^e (Selebritätrül^rt
aber Don ben heftigen ^mifd^en il^m unb ben 3e*
fuiten gefül^rten @treitig(eiten uub Dor^ügltd^ t)Dn
einem Briefe \>oU änoectioen gegen bie 2kfutten
ber, ben er am 8. Sanuar 1649 gefd^rteben l^aben
foO. 2)ie Streitigleiten betrafen bie (Exemtionen
unb $rit)Uegien bed SefuitenorbenS unb bie bar«
aus gezogenen f^olgerungen, burd^ meldte fid^
$aIafos in feinen 3uri3bictton§re(|ten unb in
feinem bifd^öf lid^en ^Infel^en beeintröd^tigt glaubte,
er menbcte ftdft befe^alb am 25. SRai 1647 mit
einem ^iemlicb gereiften ©d^rciben an $apft 3nno«
cen^ X. Snnocenj fteUte jur Unterfud^ung ber
Slngelegen^eit eine Kongregation bon Sarbinölen
unb £|eologen auf, unb ber Srfolg toar, ba|
jmar bie Sefutten ben jtür^em )ogen, aber au^
ber Sifd^of emftltd^ft ermal^nt mürbe, fid^ ber
d^riftUddcn Sanftmut)^ ju erinnern, ber ©cfeUfd^aft
2tefu, meldte mit f 0 großem ^Ru^en in bem SBeinberg
beS ^erm gearbeitet ^obt unb immerfort arbeite,
als ein Sater 5U begegnen unb tbr ba§ t)ortge
SBo^lmoHen mieber sugumenben. ^m 8. Sanuar
1649 foU nun $aIafo£ abermals an ^{kipft 3nno>
ceng X. gefd^rieben l^ben, unb gmar einen SBrief,
ber t)on fiügen unb iBerleumbungen gegen ben
Scfuitenorben ftro^t. S)iefer 93rtef mirb iebod^ üon
bebeutenben jhitifem für unterfd^oben erflärt unb
lö^t ftdd in ber Z^at mit ben SobeSerbebungen, bie
^alafoj fepftcl^enber SWa^cn bem 3cfuitcnorben
bei anberen ©elegenl^eiten fpenbete (ogl. Feller,
Dict. B. V.), fd^Ic^t t)ereinbaren. Smmcrbin mag
aber fein 5Ruf al§ cineS fJfeinbeS ber Scfuiten mit
basu beigetragen böben, bafe fpäter feitenS beS
fpanifd&en f)ofe§ mit einem befonbem gifer für
^alafoK* ©anonifirung gearbeitet mürbe. 3m
3. 1726 mürbe ber förmlid^e SBeattpcationS-
projeg eingeleitet ; berfelbe fd^ten einen günjtigcn
1295
$alama8 — ^olotinolrid^ter.
1896
gortgang ju nel^mcn, befonbcrö feit 1760. Später
mar Sorbinol ©angoneOi ber $onent bei biefer
Baä^t, unb man fagte bei beffen SSSol^I }um ^Qp\t
(glemenS XTV.) , ^lof oj l^obe aOBunber gewirft
unb feinen iBere^rer unb ^onenten )um $Qpf}
gemaii^t. ©(eid^mol^I lom bie Slngelegen^eit in'd
@toden unb mürbe aud^ fpöter, al§ fte unter
pu§ VI. mieber aufgenommen marb, ntd^t ^u
6nbe geführt. — ®ie 3Ber!e ^alafoj' erfc^ienen
in einer Sammlung )u S'labrib 1762 in 15 93bn.;
eS flnb barunter mel^rere mt|ftif(i^e Sractate, §o«
milien u. f. m., aud^i ein gefd^id^tlid^eS SBer! unter
bem £itel La Conqu^te de la Chine par les
Tartares (fpan. u. frans. ?0"8 1678), meld^eS
öfter genannt mirb. (SSgl. nod^ Nouv. Biogr.
gän. XXXIX, 67 s. unb bie bort, fottie bei Oet-
tinger, Bibliographie, Bruxelles 1854, 1362 s.
angegebene Siteratur; au^erbem §ut^, SSerfud^
einer Äir(i^engef(i^ic^te be§ 18. ^a^xf). 11, 9lugS«
bürg 1809, 460 ff. ; ©tabler, §eiIigenIejifon HI,
397; ^ergenrötl^er, ftir(i^engef(i^. m , 3. «ufl.,
458. 462. 547.) [Sd&röbl.]
ffatamas^ ® regor, ber belannte SSorlämpfer
ber ^ef^d^aften (f. b. Sirt.), bie nad^ i^m mand^-
mal ^alamiten genannt mürben, lebte ju Anfang
beS 14. Sal^r^unbertS junöd^ft am ^ofe be§ jf aiferS
3o1^anne§ 6antacuunu§, ber i^n mie feine beiben
Srüber 5u l^oben S^ren ^u erl^eben beabfid^tigte
(f. Joa. Cantac. Eist. 2, 39, bei Migne, PP.
gr. CLm, 666). «flein ^alamaS trat lieber afö
HJUnd^ auf bem SBerge %^o§ ein unb Derfenfte fid^
bort in bie eigent^mlid^e SßQflif ber quietiftifd^en
2l3ceten, als bereu SBortfü^rer er bei ben Äämpfen
gegen Sarlaam unb ©regoraS 92icep]^oruS (f. b.
artt.) auftrat. Ueber ben Serlauf biefeS ©treiteS
ift im 2Jrt. ^efqd^aften baS 5Rä^ere angegeben; öon
ber $erfon be§ ^alamaS ift augerbem nur nod^
befannt, ba| er Dom jf aifer 2(o]^. SantacujenuS §um
Srjbifd^of oon S^effalonic^ ernannt unb aud^ Dom
^atriard^en Sfibor confecrirt mürbe (1849). Mein
bie @tabt meigerte fid^, i^n aufjunebmen, unb er
ging auf bie Snfel fiemnoS. 5Hac^ bem Siege
feiner Partei auf ber S^nobe ju Konftantinopel
(1351) Derfd^minbet er au8 ber ©efd^id^te. —
^alamaS mar auc^ ber Serfaff er jal^lreid^er ©d^rif •
ten (f. Fabricius-Harles, Bibl. graec. XI, Hain-
burgi 1808, 497 sqq.), bie tbeilS gebrudft, t^cilS
l^anbfd^riftlirf) auf Derfrfjiebenen Sibliotbefen er»
Italien finb. 6in ® efammtabbrudf ber ebirten SBerf e
fielet mit anberen Sd^riften bei Migne, PP. gr.
OL unb CLI ; Diele berfelben, mie aud^ Don ben
ungebrudften, befd^öftigen fid^ mit ber SW^fti! ber
l^ef^d^aften unb ben Unterfd^eibungSlel^ren jmifd^en
©ried^en unb fiateinem. Sfntereffant in ifrer 9lrt
ifl au^erbem bie Prosopopoeia animae accu-
santis corpus et corporis se defendentis (bei
Migne 1. c. CL, 959 sqq. et 1347 sqq., aud^
gried^ifd^ neu berau§g. Don 91. 3aH &oIIe 1884
[Dgl. bie Secenflon in Sd^ürerS Sl^eol. Siteratur»
äeitung 1885, 93 ff.]). Sie enthält nod^ einer S3or»
rebe über bie Sl^eilc unb SSefd^affen^eit ber Seele
bie Satnüage ber Seele gegen ben Srib mib bk
Sertl^eibigung beS le^tem. 3)ie rid^i^c ^
fd^eibung föHt fd^fie^Iid^ gans }u (Bunfhn bd
SeibeS ouS, ba bie Seele, meldte ben Seib ni^t
gebbrig erlogen unb geleitet l^be, cäm (ic
Sd^ulb trage. 3)en Sd^Iu^ bilben bie SBorte Of.
22, 13): „Saffet un§ e^en unb tnnfen, benn
morgen merben mir tobt fein.'' (!BgL bie Siteitttm^
angaben im 9rt. ^eft)d^afien uid) bei Chevalier,
Bepert. u. Suppl. s. v. ; au^erbem Arumbo^er,
©efd^id^te ber b^sant. Siteratur, ÜRänd^ 1891
203 f.) [?l. gffer.]
^MinatM^ (judices palatmi ober 0^
dinarii, aud^ judices de clero im Unterfd^Ae
)U ben judices demilitia), bie fieben, geböten
nur me|r ber ©efd^id^te an. 9Ran bejeid^t mit
bem 9lamen fieben ^Beamte, meld^ an ber €)nte
ber eingelnen S^oeige ber pöpftlidben Semxilbng
in 9tom ftanben. So einflu^reid^ unb au^etci^-
net aud^ il^re SteOung mar, f o fc^einen fie bo4
nid^t in einem bbbem Orbo geftainben }u (ohn.
3a fie fungirten f ogar in jener $eriobe, qI8 bk
frönfifd^n ftaifer Oberbol^eitdred^te aber 9loin onS-
äbten, ^ugleid^ afö faiferlid^e 93eamte. So^ tritt
in f))öterer 3^it burc^ Sinmirfung Derfd^ebener
Urfad^en, befonberS burd^ bie größere SRa^tfielhmg
ber Sarbinöle, 9lmt unb Slnfel^en ber ^lotind-
rid^ter nad^ unb nad^ jurttdf . Sie erfd^einen Wvi^
Hd^ nur mel^r afö rein rid^terlid^ Seomte für bit
Stabt SRom, bis ibre Semter gegen Snbe bei
13. Sal^rbunbertS DoOfidnbig Derf(|tt)inben. li
ibre Stelle finb meift bie 3ufti}», @naben» vA
SspsbitionSbe^örben ber römifd^en Surie getreten.
2)ie fieben ^alatinalrid^ter maren: 1. ber Piimi-
cerius (gemi^b^^^^ ^^^ ^^^ 3ufo^ notariomm
ober fpöter judicum), beffen fd^on im Liber
Pontif. in ber Vita Julü (337—352) grttäbnung
gefd^iebt. SDerfelbe galt al3 ber Domel^mfie aller
Beamten. 6r mar ber SSorftanb ber 9tegionai*
notare unb l^atte al3 fold^er beim ^ßopfte bie
Stellung eines ftan^lerS ober StaatSfecretörS. Ser
$rimiceriu§ Dertrat fogar neben ben beiben Soi*
ftönben ber Sarbinöle möbtenb ber SebiSDocan}
bie Stelle be§ ^ßapfteS. ^aä) bem 3abre 1297
finbet fid^ urfunblidb feine Spur me^r Don biefer
©attung pöpftlid^er SSeamten.
2. ®er Secundicerius notariorum mar ber
Smeite SSorftanb ber 92otare unb al3 f old^er }tpeiter
banaler. 2)a§ Slmt begfelben finbet ftd^ urbmbfi^
juerft im 3. 536 ermöbnt unb bort auf im 3. 1217.
$rimiceriu8 unb SecunbiceriuS genoffen bieSnS»
jetd^nung, Mi fie, ben Äaifer red^tS unb linÄ
umgebenb, glei^fam mit il^m }u regieren fd^einen,
fo bog ber ffaifer irgenb etmaS ®ro^ed o^ne fu
nid^t feftftellen fann. Slber in ber römifd^lMe
führen fie bei allen ^rocefftonen ben ^opfl onber
§anb, inbem afle SBifd^öfe unb ®ro|en ibi^
meid^en ; aud^ lefen fte bei ben größeren 8fePf«4»
feiten, barin allen IBifd^öfen Dorgebenb, bie a^
Section" (Joann. Diac. De Eccles. Lateran,
c. 11, bei Mabillon, Museum Ital. ü, Lutet.-
97
^alajjl — ipaleatiu«.
1298
jiB. 1689, 570). 3)oB beibe SteDungen oon
R ^0^ rihnifd^ 9bel erftreBt tourben, i[t
mal eifldrltd^.
3. £er ArcariiiB mar, tt)ie bet ÜRome befagt,
SettDOIter ber päpftlid^en ftoffe (arca); er
m fomit aI8 pä)){)nd^er Sfinangmimfter bejetd^«
toerbcn, bem bie Siniflnfte bed Qpoftolifd^en
tt^M )ur SSenooItund unterftanbetu ®egen
bt be9 12. äol^rl^unbertS iDtrb ba§ ^mt beS
amu9 in feiner Urfunbe mel^r enoöl^nt.
4. S)er Saccellarins mar berjienige Seamte,
i stipendia erogat militibus, et Romae sab-
to Bcnitinioniin dat eleemosynam, et Bo-
nus episcopis et clericis, et ordinarüs lar-
;ar presbyteria (Joann. Diac. 1. c). ^an
inte oemnad^ ben @acceUariud als päpjilid^en
i^Imet{ler be}eid^nen, me^l^Ib er ^ä) aud^ bei
cnüid^en 9uf)ügen beS $apfieS )ur Spenbung
n Sbnofen in beffen unmittelbarer 92ä^e befanb.
HS «mt be« eacceUariuS ifl feit bem Saläre 1162
8 ben Urfnnben Derfci^txmnben.
5. SDer Protoscrmiarius mar ber SBorftonb ber
pfUid^ 9rd^it)beamten, meldten aud^ bie ^u§«
iignng ber päpjUid^en Urlunben oblag. SDtefe
eomtenSoffe enbet nad^meidbor mit bem 3a^re
.97.
6. 2)er Primicerius defensorum fianb alS
14er an ber @pi|e beS Don (Tregor I. eingefe^ten
dfegiumS ber 2)ef enforen ober Sbüocaten, mel«
m befonberS bie SSert^eibigung ber Siedete ber
mifd^ Pird^ onoertraut mar. SDtefed %mt gilt
1 1189 Gl« erlofd^en.
7. S)em Nomenculator ober Adminiculator
rtcrflanben bie ®nobenfad^en. 6r befanb jtd^
r Sntgegennal^me oon ^ittgefud^en in unmtttel>
ra: 9^0^ bed ^apfted, fo oft biefer bei feier*
^ Viiif}ügen in ber Oeffentlid^feit erfd^ien.
efonberS mar il^m bie Sorge für SBittmen,
toifen, ®efangene unb iBebröngte jugemiefen.
lul^ baS Slmt be9 9lomencuIator§ rei^t urfunb«
1^ nur bis sum 3a]^re 1139. „^n Srtminal-
4en finb biefe ($alatinalrid^ter) nid^t 9tid^ter,
)d^ f|n:ed^n fie über irgenb jemonb ba§ ZobeS*
ct^I au9; fie finb SIerifer 9tom§, bie niemals
1 irgenb meldten l^dl^eren SBeil^en auffteigen"
Foan. Diac. 1. c). (Sgl. Galletti, Del Primi-
ero della Santa Sede apostolica etc., Rom.
776; ¥^ij)5, ffird^enred^t VI, 343-356;
mfd^ins, ffird^red^t I, iBerlin 1869. 380 ^..
i meldten fid^ bie meiteren fiiteratumad^meife
iben.) [§einer.]
Yfttittii (Palatius), Sol^anneS, SSerfaffer
irr Vpitn $apftgefd^id^te unb anberer l^iftori«
Ol SBerfe, bie ij^m t)on Seiten bed ff aiferS fieo«
Ib I. ben Xitel eines laiferlid^en ^iftoriograp^en
itntgen, mar um 1640 }u Senebig geboren. Sr
imnte auS einer verarmten ^belSfamilie, mib*
te ftd^ bem geifUid^ Staube unb mürbe SDoctor
b Ißrofeffor ber Sted^te. ^lUein ben Sel^rffatl^I
I cononifd^en Sted^teS ju $abua mu^te er nad^
ifler 3^ abgeben, ba er feinen ^flid^ten nur
faumfelig nad^fam. SDarauf erl^ielt er }u Senebig
bie SteUe eines ^fanerS an ber SoOegiattird^ ber
l^eiligen SRutter ®otteS unb ftarb alS fold^er um
1 708. Sein mid^tigfteS SQBer! ^at ben Sitel Gesta
pontificum romanorum a S. Petro . . . usque
ad Innocentium XI., Venetüs 1687—1688,
4 tom. (unb ein Snl^ang über SHejanber VIII.),
unb ift mit ben 93ilbem ber $d))fte Derfel^n;
einen StuS^ug barauS gab gfran^ $agi (f. b.
9(rt.) ju antmerpen 1717, 2 SBbe. «ußerbem
mögen nod^ genannt merben bie Fasti car-
dinalium omnium S. B. E. cum stemmate
gentilitio cujusque cardinalis, Venet. 1701,
5 voll. S)aS erftgenannte SBerf fie^t feit 1700,
baS anbere feit 1709 auf bem Snbej (f. Sleufd^,
®er Snbes II, 137; Harter, Nomencl. liter.
II, ed. 2, Oenip. 1893, 867). Son ^laagi'S
Monarchia occidentalis, Venet. 1671 — 1679,
8 voll., urtl^eilt £iraboSd^i (Storia della lett.
Ital. Vm, 3, 23 [ed. Ven. 1824, XXV, 554]),
ba^ bie SiuSgabe mel^r pxad^tooü als ber 3nl^alt
gut fei. anbere ©d^riften ^alaasi'S f. bei (3felin,)
§ift.-geogr. allgem. Sejicon s. v., unb bei 3öd^er,
©elel^rtenlejifon s. v. [31. Cffer.]
Palea, f. Decretum Gratiani in, 1454, unb
^auca^alea.
ffaitaxiM^ SioniuS (latiniftrt auS Slntonio
belk $aglia), ein tüd^tiger, aber ben ©laubenS-
neuerungen beS 16. Sal^rl^unbertS ergebener ita-
lienifd^er ^umanift, mar ju Seroli in ber r5mi«
fd^ Sampagna um 1500 geboren. Sr üerlor
frü)^ feine ßltem, erl^ielt aber bod^ eine trefflid^e
Srjiel^ung unb fam 1520 Stubien bolber nad^
9iom. Sort trat er mit anberen angefel^enen
^umaniften, meldte ^apft Seo X. nad^ Korn ge-
bogen l^atte, in Sejiel^ung unb burfte berühmte
9}}önner, unter il^nen bie fpöteren Sarbinöle Sembo
unb Sabolet, feine f$freunbe unb ®5nner nennen.
Sie ^lünberung SlomS burd^ bie laiferlid^en @oI*
baten (1527) Vertrieb il^n auS berStabt; er ging
fpäter (1529) nad^ Perugia unb im folgenben
Saläre nad^ @iena. Antonio IBeOanti, ben ^-
leariuS gegen eine Slnflage megen oerfd^iebener
lmtst)erge|en glänjenb üertl^eibigte, nal^m il^n als
ßr^iel^er feiner JKnber an ; aOein feine Hoffnung
auf eine ^rofeffur an ber UniDerfttSt ju Siena
ging nid^t in Erfüllung, ba feine Hinneigung ju
fiut|erS Seigren immer beutlii^er l^eroortrat. Sei
einer Auflage megen fte^erei bei ber Signoria }u
@iena gelang eS ^aleanuS jmar, burd^ feine Siebe
bie ^reifpred^ung )u ermirfen, bod^ blieb ber Ser*
bad^t beS Unglaubens an i^m baffen. 9(ud(| feine
Sd^möl^fd^rift Actio in Pontifices Romanos et
eorum asseclas (in 20 testimonia ; juerft ge«
brudft 5u Seipjig 1606) fonnte il^im nid^t jur 6m-
pfebfung gereid^en, unb er freute fid^, 1546 einem
3iuf als ^rofeffor nad) Succa golge leiftcn }u
tonnen. 6r blieb jebo^ bort nur bis 1555 , in
meld^em Sabre er als ^rofeffor ber griedftifdften
unb lateinifd^en Stteratur nad^ üßailanb fam.
®ort eneid^te i^n ber 9lrm ber 3nquifttion, beren
1299
^Qleotti — Palermo.
1800
^ufmerffamleit ^aleariud burd^ bie Steuaudgabe
jeiner @d^riften 5U f8a\tl t)on 9leuem erregt j^atte.
3m 3. 1568 befanb er üd^ im ©eföngnil ju
9lom ; bort (d^eint er in Den brei Solaren feiner
^Qft 5eitn)eife emftUd^ mit bem ©ebonfen eined
SiiberrufeS umgegangen 5U fein, menigftend mirb
(DaunoUy Essai hist. sur la puissance temp.
des Papes II, 4. öd. Paris 1818, 278) ber
SBortlaut einer t)on i^m felbft Derfa|ten SRetrac-
tQtion angefül^rt. %m 15. October 1569 mürbe
baS Urt^eil über $aleariuä gefprod^en unb im 3uli
1570 burd^ ben ©trang unb IBerbrennen ber Seid^e
DoD^ogen. Ob er ftd^ t)or feinem Sobe emftlid^
befe|rt f^ai, mug bal^ingefteUt bleiben. — 9)on«
tönbige 3(u§gaben ber SBerfe beS $Qleariu§ er-
d^ienen su 9lmfterbam 1696 unb )u 3ena 1728;
bie früheren SluSgaben enthalten bie genannte
Actio nid^t. Son ben Sd^rifien mögen ermöl^nt
fein De animarum immortalitate, s. 1. et a.,
bann Lugduni 1536; ferner feine ^Briefe (ed.
Orauff, Bem. 1837) unb ber Libellus de
morte Christi (1542), mie ^leariuS felbft ein
im $ro5e| gegen i^n old Slnnagemateriol üer-
menbeteS 93üd^Iein nennt; ber eigentlid^e Xitel
lautet Della pienezza, safficienza et satis-
fazione della passione di Cristo (ügl. SBen-
rat^ in &ersogd SReal-Snc^n. XI, 2. 3lufl., 165
^nm.). Sin im legten Sa^rjel^nt t)on Siom auS
oerbreiteted $ortröt ^aleariuS' ift nad^ einem )u
IBeroIi befinblid^en äilbni| angefertigt, beffen
Sled^tl^eit nad^ ber Unterfud^ung Senratl^d (f. ^er«
jogg 9leal-enct)n. a. a.0. 168) nid(|t ol^neSEBeitered
SU beftreiten ift ba§ aber iebenfoKS eine Ueber-
malung erfal^ren l^at, fo bag bie d^arafteriftifd^e
^ortrötö^nUd^feit smeifel^aft bleibt. (iBgl. bie
auSfü^rlid^e ©arfteüung bei Srfd^ u. ©ruber, All-
gemeine gnc^Mopäbie, ©ection III s. v., femer
Tiraboschi,Storia della Letter. Ital. VII, 5, 3, 2
[Ediz. Venez. XXI 1824, 1949], unb bie an bei-
htn Stellen f omie in ^erjogg Sleal'ßnc^fl. a. a. O.
angegebene loeitere Siteratur.) [91. Cffer.]
^ateottij ®abriel, Sarbinal unb tüd^tiger
Sanonift, mürbe ju ^Bologna am 4. October 1522
in üomel^mem §aufe geboren unb ermarb bafelbft
nad^ Slbfd^Iug feiner @tubien baS S)octorat beiber
SRec^te (1546). m $rofeffor be§ 9ted^t§ mürbe er
1549 ßanonicuS an ber 3)omfir(^e feiner SJater«
ftabt, fpäter $riefter; 1556 folgte er einem Stufe
nad^ SRom al§ auditor Botae an ben bamald be*
rüj^mteften fird^Iid^en ©erid^tSl^of. äßegen feiner
Süd^tigfcit öermanbte il^n ^iu8 IV. bei ber ©^n-
obe in Sricnt. ®ie bafelbft in Sorm eines läge-
bud^eS Don il^m gemad^ten intereffonten Slufjeid^«
nungen (Acta Concilii Tridentini a. 1562 ad
1563) gab ^uerft SKenbl^am (Sonbon 1842), bann
2:^einer (Acta genuina Conc. Trid. II, Zagra-
biae 1874, 523-680) l^erauS. »ereitS 1565
mürbe ^aleotti Sarbinal ; im f olgenben 3a^re erl^ielt
er baS SiStl^um feiner ^eimatftabt, meldte 1582
jur ajictropole erl&oben mürbe. 3m 3. 1590 märe
er bcinal^e jum $apft gemä^lt morben ; 1591 er«
l^ielt er feinen Setter WfonS $aIeotti jum Coob-
iutor cum jure successionis. Sr ftaiA )U So»
atö @:arbinaIbifd|of t)on @abina (22. Suli 1597).
$ateotH'§ (Sifer für bie »eform bemirUe m^
in 93ologna mie in SIbano gelittene S^nobcs.
SBon feinen SBerfen umrben mieberl^olt aufgelegt:
De nothis spuriisqne filiis liber, B<»l 1550,
Venet. 1572 ; De sacri conaistorii consnHi-
tionibus, Ven. 1594, Born. 1596. 1599. Sine
Srt tJformelbud^ ifl bad Archiepiscopale Bodo-
niense, Rom. 1594. SBon il^m rühren ov4 De-
cisiones Botae l^er, meldte in bie @amiiiluiiacn
berfelben aufgenommen finb. 2)a8 t^eologifd^im-
biet ftreifen feine @d^riften De coelibatu unb De
imaginibus sacris, Ingoist. 1594. (SgLEggs,
Purpura docta 5, 12 [ed. Mon. 1714 V, 32 sq.],
Monach. 1714, 5, 12; Fantuzziy Notiziedegli
scrittori bolognesi VI, Bologna 1788, 242
sino 259.) [SR. t>. @d^.]
'gfabmo, @tabt unb iKrd6en|m)im^ auf te
3nfel Sicilien. SDiefe gro^entl^ilS in oxa^^^^
mannifd^em®efd^madCerbaute^aupt{)abtbcrdrid('
namigen italienifd^en $rot)in) liegt auf bertfaKb*
füjle ber 3nfel, an einem fleinen SReetbufen. Itatfr
ben(1881) 242000einmol^nenibefinbenfi4j#
reid^e ßnglänber, ©ried^en unb Sieutfd^, ivdd^
eigene fir^Iid^e ©emeinben bilben. Unter ben 10
^f an- unb 30 Sfilialfird^n {eid^et ftdj^ bcfonbol
bie Satl^ebrale )ur 1^1. SRof alia au8 ; auf bem äinibe
einer arabifd^en SOtofd^ee Don ll5nig SBi^elm E
im 12. 3ctl^r]^unbert erbaut^ marb fte ouS eines
urfprünglid^ gan^ arabifd^>normannifd^@e6äiibe
in ben 3a^ren 1781 unb 1801 auf i^re ietigeßc
ftalt gebrad^t. Sie ift reid^ an ffunfimerfen unb
enthalt befonber§ bie Raptüt ber 1^1. Kofolia, in
ber ein ^Itar t)on gebiegenem Silber wob ber
ftibeme @arg ber C^eiligen ftnb. SDie im 3. 13^
(al. 1447) geftiftete Uniüerfitöt mürbe 1816 m
^erbinanb I. erneuert unb jö^lt j[e^t (1893/94)
1472 @tubenten. hieben ben geiftüd^en Serni*
narien beftel^en nod^ gmei S^ceen, ein föniglid)e$
unb ein abelige§ SoUegium; gmei meitere gro^
SouDictScoUegien ftanben bis 1861 unter Settung
ber 3efuiten, bie aud^ anbere @d^ulen untet^idtei
9lörblid^, eine l^albe @tunbe t)on ber @tabt entfenit
ifl ber 9J2onte @an ^eüegrino (Ercta), mif ben
fid^ bie berül^mte JNrd^e ber 1^1. Stofalia (f. b. 9iL)
befinbet. 3n ber ju einer JNrd^ umgeftaItetengn)|eB
unb f(^önen ©rotte biefed Sergej lebte unb fioii
bie^eilige. S)a3Sfefl bieferSd^u^eiligenSicilinfi
(15. 3uli) ift jugleic^ ein großartiges 9)oIfifefl )b
meld^em fieute au§ ber ganzen 3nfä ft^ einjinben.
Palermo, ba§ alte Panhormos ober Panor
mus, b. i. ^a\zn oder SSöIfer, mürbe tum ben
^il^öniciem ober ^l^ofäem an ber Snünbnng bcS
Oreto ober ^Imniraglio (Orethus) erbaut, xm
fpäter ^auptpunft ber cartl^agif^en Sefi|ungen
unb feit 3luguftu§ römifd^e Solonie (Colonia
Augusta Panormitanorum). Sei ber Z^nng
be§ röinifd^en 9teid^8 fam bie Givitas Panormi-
tanorum an bie b^jantinifd^en ftaifer, nmbe
Palermo.
1302
5) Don ben ®oten erobert unb t)on Selifar
vkber erobert. 3m 3. 831 tarn \\t in bie
; ber Soracenen ; Palermo mürbe nun ©i^
lUjd^n Oberßatt^alterS. Um 1072 er-
ber 9lormanne SRobert ®ut3carb nad^ e^-
r ^Belagerung bie @tabt, unb jie marb für
Seit SReftbenj ber normannischen ftöntge^
fajl alle in i$t gef olbt würben. — 2Bie bie
|e fafl aller alteren JKrd^en bunfel pnb, fo
e ber uralten jhrd^e üon Palermo. 92ad^
1 foQ ber f)l $etru§ felbft auf feiner Steife
ied^enlanb nad^ 9iom bie Sinrool^ner biefer
{um Sl^riflent^um befel^rt unb il^nen balb
einen 93ifd^of gefanbt l^aben. äBenn man
tul^mtl^it ^alermo^d jur bamaligen 3^H
tätigt, f 0 ift ed freilid^ nid^t unmal^rf ^einlid^,
bun^ ben 1^1. $etrud »enigftend ben erften
f erl^ielt. S)iefer foD ^l^ilippud ge]^ei|en,
: jmeite, Xl^eobor, foQ um 125 gelebt l^aben.
7erfd^eintberl^eilige93ifd^of9RamilianudI.,
: ber ^I. 3lt^mp^a in ftebenbeS Oel gemorfen
ol^ne @d^aben )u nehmen. Sr flä^tete ftd^
mit anberen Cl^rifien in bie ffr^pte bei 93u«
nf em bed $ortuS Slomanud, unb ftarb ba«
Sein (eiliger Seib ttmrbe 1098 nad^ SRom in
td^ ®. SRaria in SOtonte Selio übertragen,
) fpäter fein ^aupt nad^ Palermo lam (AA.
>11. Sept. V, 45 sqq.). 6in weiterer Sifd^of
}n Seo I. (Ep. 1 7, bei Migne, PP. lat. LIV,
ertool^nt. S)er 1^1. SOtamilianug ü., aud^ ÜRa«
genannt, (atte ben Stul^l um 455 inne (AA.
IL L c), als eben ber Sanbalenfönig ® eif erid^
n erobert (atte. ®eiferid^ begann bamit, ba^
nilianuS juerfi nad^ %frif a, t)on ba nad^ ©ar*
unb enblid^ nad^ ber 3nfel Montis Jovis
nte, tt)eld^e Don biefer 3eit ow ben Slamen
Srifto erhielt. ^amilianuS ftarb am
4)tember 460; fein (eiliger Seib !am 1460
iuana, too i(m eine Rxxfy geweift ift. ^1%
ad^folger mirb 3ufünu§ ober 3uftinianu§
tt^ ber ftd^ um 480 ald Episcopus Siciliae
(rieb. Sifd^of 9lgat(u3 lebte um 580;
fiarb 602 ; 3o(anne8, feit 603, tourbe mit
QÜium gefd^müdEt; fjfelis erfd^eint um 649,
}r um 787, bann folgten ^toei Ungenannte
0 unb 819. 93on ba an blieb ber @tu(l
rfermo infolge ber 3nöafton ber ©aracenen
fi bid 3um 3a(re 1052 ; (öd^ften§ waren
tt 3eit einige gried^ifd^e S3if((öfe bejw. 6rs«
t in Palermo. SEBann Palermo ünetropole
«n, i^ nid^t auSgemad^t. S)ie ftcilianifd^en
tjleSer behaupten freilid^, i(re 3nfel (abe
»or bem 9. 3a(r(unbert eine SRetropole ge>
)6 bie^ aber ^lermo gewefen, wie 9t. $irru§
ober @pracu§, wie 93tnc. 2tiiaxa nad^^u«
fttd^t, ober gjleffana, wie 911b. ^iccoluS
Hirüber ftnb bie 9lnfid()ten get(eilt. SRög»
. ba^ jur 3^ii ber @aracenen(crrf((aft bie
fe t)on Palermo burd^ ben gried^ifd^en $atri>
ben litel „ßrjbifd^of" erhalten (aben, ber
oojiilfy Don ben lateinifd^en Sifd^öfen bei-
behalten würbe. @o führte 9licobemud, ein®ried(e,
ber biefe 2)iöcefe regierte, ald Siobert ®uidcarb bie
©tabt ben ©aracenen entriß (1072), ben Sitel
Archiepiscopus (Samberger, ©Qnd^ron. ®efd^.
VI, SRegenSb. 1854, 780), unb ©regor Vn. be-
ftötigte bur(( S)i))lom t)om 16. äpril 1083 ber
ffir^e Don Palermo, ^weld^e einft ebel unb be«
rü(mt", fammt ben SBeftkungen bie Stetropolitan«
redete unb gewö(rte bem grabifd(|of ^lld^eriud (1083
bid 1099) ba§ ^aUium. $afd|alid n. woQte bem
neuen ßrjbifd^of ®ualteriu8 bad ^Ilium nid^t
e(er f d^idCen, bis er i(m ben ßib ber Xreue unb bed
®e(orfamd geleiftet (Baron, ad ann. 1102, n. 5;
Dgl. nod^ Cantelius, Metropolit, urbium hist.,
Paris 1685, 437 sqq. ; SEBiltfdft, ^anbb. b. fird^l.
©eogr. u. ©tatiftün, «erl. 1846, 25). —«18 ©uf-
fragane $alermo'd werben Agrigentinus, Maza-
riensis unb MeUtensis (b. i. ber Don SiDitä IBecd^ia
auf ber 3nfel SRalta) erwö(nt. S)iefe Derblieben
Palermo bi§ auf bie neuefte 3eit. 918 $iu8 VI.
im 3. 1775 ba« erabiSt^um 9KonreaIe (f. b. «rt.)
mit Palermo unirte, erhielt le^tered aud^ bie bis-
herigen ©uffraganate bedfelben, nömlidd Satanea
unb ©iragoffa; biefe Union beftanb aber nur bis
)um 3a(re 1802. fßtx ber im 3. 1844 erfolgten
neuen Sircumfaiption ber ftcilianifd^en ftird^en*
proDinjen würben Palermo bie brei ©uffraganate
Sefalu, SOtajjara unb 2:rapani suget(eilt. — 3m
Umfange ber ffird^en))roDin) Palermo liegen audd
jwei altere, gan^ eingegangene 99ifd^of8fi^e, nöm-
lid^ Thermae Himerenses, (eute Sermini, jwi«
f dden Sefalu unb Palermo, ba8 Dom 5. bi§ 9. 3a(r-
(unbert93i8t(um war (Cantelius 1. c. 462; Mo-
roni, 1. c LXXIV, 95 sq.), unb Alaesa ober
Halaesa, aud^ Carina ober Garania(?), (eute
£ofa ober 2:ufa, im ®ebiet be8 SBi8t(um§ Sefalu,
baS Dom 7. bis 9. 3a(r(unbert gried^if d^eS SiSt(um
War (Dgl. @am§, Series episc, 955 ; Moroni
1. c. LXXVIII, 25).
S)ie legten Sr^bifd^öfe Don Palermo waren:
3)ominicu8 ^ignateüi, 2:(eatiner, ber 1802 Don
Saferta nad^ Palermo promoDirt unb nod^ im
felben 3a(r mit bem Purpur gefd^mfldft würbe,
aber fd^on am 5. gfebruar 1803 ftarb. 3(m folgte
wieber ein I(eottner, SRafael 9normile(geft. 1813),
unb bann bie Sarbinöle $etru8 ©raDina (1816
bis 1830), gajetan Sßaria £rigona e $arift (1832
bis 1837) unb Sferbinanb ORaria $ignateai(1839
bis 1853). gelterer (ielt im 3uni 1850 ein
5ßationalconcil (f. Collect. Lac. VI, 811—826).
Unter grsbifd^of 3o(onn Sapttft ^RafeHi (1853
bis 1870) war eS baS erfte ®ef((äft ber $iemon-
tefen, na^bem fte ftd^ 1860 ©icilienS bemöd^tigt
(atten, wie überall, f o aud^ in Palermo bie JKrd^e
unb bie ®eiflltd^!eit su Derfolgen. ®ie SWinoriten-
ObferDanten würben Derjagt, bie ref ormirten 3Ki-
noriten auf ein ®u^enb (eroboebrad^t. ®ie ©<(ul«
brüber mußten i(r ^enfionat [((liefen, bie Srüber
Dom (1. 9llejanber ebenfalls i(r ^auS Derlaffen ;
nur Dier burften gurüdtbleiben, um bie ©d^ulc
©. $aolo fortzuführen, waS i(nen burd^ bie Sibe-
1308
^Qleftrina.
1804
rolitöt beS ßrabifd^ofS unb einiger Bürger m5glid^
toutbe. S)er gegenmörtige ßrjbifd^of $etru8 3ere-
miaS aJlid^elongelo ßelepo, geboren 1814, t)or»
mQl§ W)i t)on aRonte giofftno, bann feit 1860
Sifc^of t)on $atti unb 1871 naä) ^letmo pto-
moDirt fonnte am 16. 92ot)ember 1878 ein tl^eo«
logifc^eg SoUegium eröffnen, baS in ben legten
fiebenStagen $iu8^ IX., ber bemfelben feine U-
fonbere @orge toibmete, gegrünbet lootben mar.
— 3)q8 ßinfonmten beS Srjbifd^ofS betrug frül^er
70000 @cubi unb mar auf 1000 ffammergulben
ta^irt; l^eute betrögt ed nur me^r 15000 ^cubi.
3)a8 aRetrot>oIitanca))iteI sö^tt 3 2)ignitäten,
24 Sanonüer, gegen 40 IBeneficiaten unb mel^rere
anbere ^riefter unb ßlerifer. ®ie 3öÖJ ber ffiiö»
cefanen betrögt 421000. (SSgl. SicUia sacra,
auctore DonRoccho Pirro, ed. 3, cura A. Mon-
gitoris I, Panorm. 1733, 1—312; Greg, üg-
dulena in Enciclop. dell' Ecclesiastico IV,
Napoli 1848, 527 sqq.; Moroni, Diz. LI,
14—22; Girol. di Marzo-Ferro, State pre-
Bente della chiesa di Sicilia, PiJermo 1860,
22—32; Cappelletti, Le chiese d'Italia XXI,
Venez. 1870, 523—540; bonn aud^ A. Gallo,
Oodex Siculus diplomat., Panorm. 1846; Cas-
■ano, Sotterraneo della Cattedrale di Palermo,
Pal. 1849.) [?Re]^er.]
'^atefMtm^ ber berül^mte ffirc^enmuftfer,
eigentlid^ ® iotMinni $ierluigi ba $ale{trina, mürbe
im 3. 1526 in bem Stöbtc^en $aleftrina, bem
Praeneste ber SIten, geboren, lieber feine 3u-
genbgeit fel^Ien üerbürgte 9}ad^rid^ten. ©laublid^
ift, bo6 er im Filter Don 14—16 Sal&ren nad^
9Rom fam unb bort bie @(^ule eined ?2iebertönber8
befudjte. ®a| ©oubimel (ogl. b. ^rt. aWuftf, tixä)l
VIII, 2047) ber Sc^rer ^olcftrina'8 getoefen fein
füll, ift nid^t ermiefcn. 3m 3. 1544 njurbe ^a«
leftrina oIS Drganift unb ftopcllmcifter in feiner
SSaterftabt angefteUt unb üerblieb bort bis gum
3a]&re 1551. SSöl^renb bieferS^it l^eiratetc er;
feine ®attin Sucretia be ©oriS fd^enfte il^m im
flaufe ber S^xt brei ©ö^ne: ?lngeIo, Wibolfo,
3ginio, Don benen nur ber le^te i§n überlebte,
©ioöonni be 5Jlonte, ßarbinolbifd^of öon ^ale»
ftrina unb feit bem 3a1^re 1550 ol8 3uliu8 III.
$at)ft, Derfd^ffte f d^on im @eptember be§ 3a]^re§
1551 feinem @d|ü|ling bie (Stelle eine§ ffapeU*
meiflerS on ©t. $eter in SRom. 3^m wibmete
^olcftrina bo^er aud^ fein erfteS gebrudfteS SBBerf,
bo§ crfte lBud& ber SWeffen. 3um ®anfe lie^ ber
$at>ft bem (Somponiften eine 9lu§)eid^nung )U
il^eil »erben, bie für benfelben fatole Qfolgen
babcn f oÜte. ®urd^ ein ®ecret beS ^SopfteS mürbe
^leftrina nömlid^ im 3anuor 1555 an bie ))öt>ft«
lid^e ÄopeÜe berufen unb legte infolge beffcn
bie ÄapeflmeiperfteÜe on ©t. ^eter nieber. ^m
23. SKöra ftarb aber 3uliu§ III. ®effen 9?od^.
folger, SRarceU II., ber al§ Sarbinal ein groger
SSerel^rer ^aleftrina'8 gewefen mar, flarb ebenfalls
fd)on nad^ 21 Sagen. tiW folgte ^aul IV.
(1555—1559), ein jlrenger 9l8cet. Ifaum l^atte
er ben ))ö))ftlid^n ©tul^I beftiegen, als er be^
ben alten flrengen Sorf d^rif ten in 9e|UQ «^ Ue
|)ö))ftlid^e RoptVit mieber ®eltung )u ooff^afleiL
%m 30. 3uli erfd^ien eine pöpftUd^ SerortmmiQ,
monad^ ^aleftrina mit nod^ jmet anbercn Mr-
l^eirateten ©öngem auS ber pöp^lUi^ Stapik
auSgemief en mürben, meil bie alten ©a^migen nur
unverheiratete Slerifer al8 ÜRitglieber )ufi{|eB.
3)ie Sntlaffenen erl^ielten Jeber eine $enfton um
6 ©cubi monotlid^. %m 1. Octobet beSfdkB
3a]^reS nal^m $ale^ina bie ffopellmeifierlMe oe
@. ©ioDanni im Sateran an. 2)ort com)»mh:k
er feine berül^mten „3tnpto))erien', fomie einSiui
^2amentationen" (f. b. 3lrt. ajhiflf, fird^I. vm,
2047). »m 1. ÜRöra 1561 fiebelte et a» ftüpdt
meifter nad^©.9Rana9Raggiore über. 3nbaS3#
1562 fönt ber Säefd^lul beS SoncUS Don ZtW
über bie Serbefferung ber JKrd^nmufif . ^ßvt wäftF
ftimmige SRuft! mar bamalS bei Sßielen arg in Wif
crebit gerat^en, meil bie ©a^nfte (£anon «^
iJfuge) nid^t fomol^l SRittel jum S^itd ber nuji'
falifd^en SinHeibung beS Se^teS, als tnelme^r fut
felbft S^^^ gemorben maren. ^uf ben Xe^tna^
bie Somponiften menig SRütffid^ ; ob be^Sbe ^
ftonben merben tonnte ober nid^t, nxir 9}ebenfai|e.
Sugerbem benu^te man )ur Sompofttion M
ÜReffen nid^t nur bie 9JleIobien beS gregorioni*
fc^en Sl^oralS, fonbem aud^ bie SQBeifen beS todt^
lid^en (oft leid^tf ertigen) Siebes. ®a^ ^ben bie
ÜReffenbiSmeilenbiemerfmürbigjlenSenennunga^
D.S. Missa ^rhomme arme" (ein beliebtes Sdll-
lieb) , femer Missa „des rouges nez*, Ißsu
„baisez moi* , Missa „ 0 Venere bella* tt. f. ID.
3)er 93efd^lu| beS 6^oncilS r>on Orient, „auS ber
ffird^e fei biejenige SRuftf }u Derbannen, UKhte
im Orgelfpiele ober ©efange eine Seimtfd^ngtoi
Ueppigem (lasciTum) ober Unreinem (impomm)
5eige", mar alfo fel^r geitgemö^. lieber bie Set^
ligung ^aleftrina'S an ber 9tef orm ber ftird^mnolil
f. b. ?lrt. 9Kufif, firc^l. VUI, 2048. 3ur SMo^
nung mürbe il^m im 3. 1565 nid^t nur Xitel nik
$enfion eineS pöpftlid^en JfapellföngerS belai^
fonbem er erl^ielt baS DoIIe ®t^aU eines foU)ai
(9 ©cubi monatl.) unb ben ©^rentitel «,Soinp(m9
ber pöpftlid^enJ^apeUe'', eine SluSgeic^nung, bie bs
^apft eigens für i^n ficf(^affen l^ottc. 3m 3. 15W
mürbe bie berül^mte Missa papae MarcelU mAr
biefem Xitel im 3)mdC oeröffentlid^t. 3)iefe Otejit
meldte SBcltberül^mtbeit erlangt ^ot, ifi im dtfioi
ftird^enton für 6 ©timmen (©opran, ait, 2 lenlR
unb 2 IBöffe) componirt. S)ie äBorte beS 2^
gelangen ^u einem überaus feelent)dlen mufftiS*
f d^en ^uSbmcfe unb fmb sugleid^ bem SBUIen kct
JKrd^e gemög DoQfommen Derftönblid^. SHe ^
monie bemegt ftd^, um einen mobemen, olgenrii
Derflönblid^en ^uSbmdE ju gebraud^, in 2»
unb !inoII«S)reinöngen nebft il^ren Umfe^nnga.
3)ie fparfam angemanbten ^iffonanjen Van
baju, baS ®ange gu beleben unb bie reine tx»
flangS^armonie befto beffer ^eroortreten jn ]t^
— ?IIS im 3. 1571 ©iooanni animucrio. 1»
1305
ißaleflrina.
1306
ffa)idlmetfter an @t. $eter, ge{lorben mar , \\t%
bafi CapUel bet llir^e ^aleftrina biefe Stelle an*
bieten. Sr nal^m fte ()um ^meiten SRale) banfbar
an unb blieb auf berfelben bid ju feinem Sobe.
2)aneben befor^te er feinem gfreunbe, bem %\, ^\*
lifipud 9Icri, btt notJ^menbigen Sompofttionen für
bie religiM-bramaäjd^en SSorfteUungen, meld^ ber-
ielbe in Slom Deranftaltete. 2)urc^ einen f e^r eieren«
DoOen 9uftrog beS $a))|ted ®regor Xni. »urbe
^ßalefhtna )eittt)eiltg t)on feiner compofitorifd^en
Z^äÄgfett abgelentt. (Er foEte bad Graduale Ro-
numum emenbiren unb auf ®runb(age bed neuen
!Re^(^0om3al^rel570neubearbetten. S)iefen
Sbtftrag fud^te er mit ber größten ©enriffenl^aftig«
feit auikufäl^ 3m % 1578 mar bie 9lrbeit
bcrettil fo meit Dorgefd^ritten, bag ^aleftrina qxk
bie S>ntdlegung benfen fonnte. 3)urc^ eitte 93er-
Mtung Derfd^iebener Umftönbe fii^Ite er ftc^ aber
bciDogen, bie Slrbeit Dorlöufig liegen ju laffen.
Sol^ !am e8, ba^ bei feinem Sobe baS ®rabuale
iU^ nod^ unttoEenbet borfanb. Sagegen mar fein
Sd^ul^ unb SOtitorbeiter ©uibetti fe^r tl^ötig ge«
toe^ Sc lie^ }uer{l (1582) bad Directorium
eliori bmden, nad^bem ^aleftrina bad 9J2anu-
\acc^i bunl^efe^n unb gutgel^ei^en l^atte. S)ann
ecfd^ienen nod^ einanber bie ^ffionen nad^ ben
Hier (EDongelifien (1586), bie Officien ber (Sl^ar*
DO^e (1587), bie ^röfaHonen (1588). — ^m
23. 3ult 1580 mürbe bie ®attin $aleftrina'§
in €t. ^ter begraben, unb im gebruar beg fol-
Hoiben Sa^red heiratete er jum ^meiten 9Rale unb
iinar eine reid^ SEBittme mit 9iamen Sirgilia S)or'
muIL Sie befa| ein anfel^nlid^eS bemegUd(|ed unb
nbetoeglic^ Sigentl^um. ^aburd^ mürbe ber
Oteifier in bie glüdCIid^e Sage üerfe^t einen Sl^eil
feiner sal^Ireid^en bidl^er no(^ ungebrudten SBerfe,
boen 2>ntdRoften er ber Sitte ber 3eit gemö|
feSbfi befheiten mu|te, in rafd^erer Sfolge ber
Oeffentlii^feit übergeben gu fönnen. Unterbeffen
(otte aud^ ber ^trjog SBill^elm t)on SRantua ftd^
Otfil^eoegeben, |kile{irina an feinen ^of gu giel^en.
See aiteifter 50g ed aber t)or, in ber ^auptftabt
ber C^rifienl^ett 5U t)erbleiben unb bort fein com>
twfUonfd^ Xalent im l^eOften Sid^te erftral^Ien
u laffen. 3m3.1584erfd^ienenbie28anotetten
tter ben Zest bed^oj^en Siebe§, eine $rad^t-
kipung, meldde ^(e^na ben Sl^rentitel „gfürft
ka 99hift(' eintrug. 9u|erbem feien nod^ ermahnt
bie Samentationen für bie legten Zage ber Sl^ar«
iml^ (1588), meld^ %mbro§ als ba§ „Sbeal
(cer (Battung" l^inflellt. 3m felben Saläre mürbe
md^ ixxsi 3fe|te Slariö ^immelf al^rt bie f ed^Sftimmige
Reffe ÄBsumpta est Maria jum erften 9RaIe
nf^cful^rt. ^Sfe (in ber 93orrebe gu bief er ^Reffe
lei ambro«, ®efd^. b.SRurif IV, fieip5. 1878, 32])
igt non i|^, ber ®eniud be3 unerreichten 9){eifter§
itBMbc l^ier im reinften Stetiger — e§ Hege eine
)ol^, Vnmutl^ unb ^egeifierung in biefer SReffe,
«^ man fid| unmiOfürlid^ gu einer SSergleid^ung
lit Xaf oeß fi^tinif d^er Stabonna, il^rem mürbigften
bcalen ®egenbUbe, bingeriffen füllte. Unter ben
Soblreid^en Sompofttionen bed üßeiflerd foE nod^
befonbergl^ert)orge]^obenmerbenbadStabatmater.
„^mt ^leftrina nid^td gefd^rieben atö biefed Sta-
bat mater, biefed einzige äBerl mürbe ^ingereid(|t
l^aben, il^m bie Slnerfennung ber ganjen 9tad^melt
au fidlem" (Baini [f. u.] U, 229). «Papp ®re.
gor XIV., bem ^alefhrina ben 95anb SWotetten,
ber aud| baS Stabat mater enthielt , gemibmet
l^atte, belohnte ben SReifter baburd^, ba| er fein
®e^alt auf 24 Scubi monatlid^ erböl^te. 2)aS
mar bie le^te Sl^re unb Sfreube, metd^e il^m l^ier
auf Srben ^u Stbeil mürbe. 9lm 2. gfebruar 1594
ftarb er infolge einer 9ti))penfeOent$ünbung, nad^-
bem er einige Zage t)orber burd^ feinen gfreutü)
unb geifttid^en Seratber, ben 1^1. ^I^ilippud 9ieri,
mit ben Sterbfaaamenten Derfe^en morben mar.
Sine einfädle platte auf feinem ®rabe Dor bem
Elitäre ber ^pojlel Simon unb 3ubad in ber
^eterSfird^e berfünbet ber 9lad^mett, ba| l^ier 30*
l^anned ^ierluigi au§ $aleftrina rube, ber t^ürft
ber Sonfunft (Joannes Petroaloysius Prae-
nestinus» Musicae princeps).
$aleftrina ^at ba§ IBerbienft, bie fjformen beS
mel^rftimmigen fünftUd^n Sa|ed bem fird^Iid^en
3med!e untergeorbnet ^u ^aben ; gerabe in bief er
smedbnö^igen Unterorbnung ber ^nftmittel liegt
bad SSerbienft ber burc^ i^n bemirften Steform ber
Jhrd^enmuftf. Uebrigeng oerbient audbrüdHid^ er-
mähnt 5u merben, ba| $aleftrina aud^ in ber melt-
lid^en SRufit SReifter mar. 93on feinen meltlid^
Siebem (SKabrigalen) maren feine 3citgfnoffen
gau) ent^üdt. Sie nannten il^n „ben großen !Rad^-
abmer ber Statur", meil er eS üerftanb, baS natür»
lidde Seelenleben in £önen naddjual^men, b. ^.
ben Sejt ber Sieber mit f old^er ÜJlufif 5U umfleiben,
meiere bem natürlichen menjd^tidden ©efül^te ent«
fprad^. IBon ber SteuauSgabe ber SBerfe $ale«
ftrina'S ftnb 32 $|5artiturbänbe bereits öcröffent-
lid^t, unb ber33. 95anb, baS ^iftori|>rritifd^e
SRaterial ent^altenb, gel^t binnen ffur^em feiner
iBoüenbung entgegen (Seipgig bei SBreitfopf unb
^örtel ; bie Slebaction beforgten £]^eobor be äBitt
[geft. 1855], gfranj efpagne [gep. 1878] unb üoni
10. $anbe an Sfran) Xat). ^aberl in StegenSburg).
(93gt. Giuseppe Baini, Memorie storico • cri-
tiche della vita e delle opere di Giovanni
Pierluigi da Palestrina, 2 voll., Roma 1828.
S)eutfd^ Don Itanbler, na^ beffen ^obe b^Sg. t)or
SR. ®. »iefemetter, Seipjig 1834 ; 2B. Säumfer,
$aleftrina, ein Seitrag jur ®efd^id^te ber firc^en^
mufifalifd^en Äeform be« 16. Sa^rl^unbertS, Qfrei-
bürg i. SB. 1877; S^nd^roniftifc^e Sabefle über
ben SebenSgang unb bie Sßerfe beS ®iot). $ier=
luigi ba ^aleftrina unb Orlanbo bi Saffo, im
ffird^enmuftfat. 3al^rbud^ Don Sf. %. ^aberl SRe«
genSburg 1894, 86 ff.; g. X. ^aberl, ®. $. $a.
leftrina unb baS officieüe Graduale Romanum
ber editio Medicaea Don 1614, SRegenSb. 1894.
eine Slnjabl fleinerer Sluffä^e rief ber SOOjö^rige
®ebenftag üon $aIeftrina'S 2:obe in berfd^iebenen
Seitfd^riften 1894 l^eröor.) [SB. Säumte.]
1307
^allQ — ^QllQbiuS.
1308
^ata l^ei^t im 9RiffaIe bad %üdiitm, womit
bcr ffeldd t)on ber Opferung bis ^ur Sommunion
bebedt tmrb. 3)Q§felbe mug au§ Sinnen (^anf ober
3flQci(|8) l^ergeftellt unb ßefegnet fein unb, um fei«
nem 3wecf ju entfpred^en, elma eine Spönne im
©eDiert mejfen. an Stauen mirb bie $aOa au§
einer einfad^en. am @aum Derftärften unb ringsum
mit @pi|en Der^ierten Sage Don Sinnen gebilbet,
ber bei bem Slufbügeln bie not^menbige @teife ge-
geben mirb. S)ief{eit§ ber Silpen mirb fie au8 )mei
Sogen Sinnen mit einer Stoif^^enloge Don |)oI}
ober Sarton ^ergefteUt. j^ät bie obere Seite i{t
ein Ueberjug Don bem ©toff unb ber tjarbe beS
3Re|gen)anbe§, ober mit ^uSfc^Iu^ ber f(^mar}en
Sfarbe, geftottct ; bie untere Seite iebod^, loeld^e
unmittelbor auf ben ffeld^ranb ju liegen fommt,
mu6 öon reinem Sinnen fein. 3n ber neuem 3«t
finb fallen oftmals mit funftDoQer 92abeImoIerei
gefd^müdft morben. S)ie einmal gebraud^te ^olla
muf;, mie baS Sorporale, mit 9iü(!fid^t barauf, bog
fie mit bem l^eiligen Sacramente in SBerü^rung
getommen, Don einem Subbiacon ouggemafd^en
merben, beDor fie jur meitem Sel^anblung in Saien»
^änbe gegeben »erben barf. — 3)ie Sl^eatiner ge«
braud^en eine gmeite $alla a(d Unterlage für bie
9Re^]^oftie (Dgl. Gavanti-Merati, Thesaurus s.
Rituum I, 2, 1 [m et XU]). 3m gried^ifd^en
älituS bient eine $alla bem Jteld^e, eine ^meite
ber ^tene jur Sebedung. Sie Siturgiter bed
QRittelalterS nennen palla (= pallium, mantel>
artiged ®emanb) iebeS jur ^er^üUung be§ ^ItarS
unb pr l^eiligen SReff e bienenbe %uä) (^Itartud^)
unb palla corporalis ba§ oberfie, jur ^ufnal^me
für ^oftie unb ffeld^ beftimmte Sinnentud^, mel«
d^eS je^t allgemein Korporale genannt mirb (f.
b. 9lrt.). 95i§ ivivx 12. 3ot|r]^unbert mürbe bcr
neben ober hinter bem jfelc^e frei bleibenbe 2:^eil
biefed ^ud^ed ald ^üüe über bie Oblaten ^urücf«
Sefd^Iagen ; biejer alte ©ebraud^ ^at ftd^ bei ben
fart^öufem erl^alten. Snnoccnj III. (De s. alta-
ris mysterio 2, 55) unb SB. S)uranb (Ratio-
nale div. officiorum 4, 29, 4) fennen jeboc^
jd^on ben ©ebraud^ eines ^meiten. gefalteten Sor»
porale, mit melc^em nad^ bem Ojfertorium bcr
J7eld^ bebedft mirb ; beibe geben übereinftimmenb
an : Duplex est palla, quae dicitur corpora-
lis : una, quam Diaconus super altare totam
extendit; altera, quam super calicem plica-
tam imponit. 3n bcr SKonition bei grt^eilung
beS Subbiaconatd unterfd^eibet aud^ baS ^ontifi«
cale nod^ bie corporales pallae Don ben pallae,
quae sunt in substratorio altaris. Sie d^üdf-
fic^t auf einen leidstem unb ftc^crcm ©ebrauc^
be§ corporale pHcatum ^ur SBcbedfung be§
ifel(^e§ führte ba^u, bicfeS burd^ ein eigene^ Sinnen«
ftüdf in ber ©röfec eines gefalteten ßtorporale ju
trfe^en. So entftaub bie Äeld^paUa in il^rcr jcji«
gen ©eftolt. Sie 33ebcutung ift bicfelbe gc«
blieben, fo ba^ ba§ ^Sontiftcalc eine befonbcre
Segnung ber $alla neben ber beS Sorporale
nic^t fennt. [ft. Sd^rob.]
"^aSübin», ein d^riftlid^er Sd^riftjldler, Sei'
f affer ber f og. Eüstoria Lausiaoa, lebte um bie
äBenbe bed 4. 3a^r^unbertd. (Sx ftammte aufi 6q-
latien unb mag faum 20 3a^re ge)&^It ^ben, olS
er nad^ Seg^pten reiste, um bie bortigenSRötu^
genoff enf d^af ten fennen ju lernen. Slm I^^S^ ^^
meilte er bei ben ÜRönd^en bet nitrtfd^ SBüße, m
er indbefonbere enge Se)ie^ungen )u (mfpxA
^onticuS (f. b. Srt.) anfnüpfte. SDagriuS lotib cS
gemefen fein, mcld^er i^m eine begeifterte Sotfiebc
für OrigeneS unb bejfen Seigren einfld|te. 6|itter
begab ^aUabiuS ftd^ nad^ ^IdfHna, Dcrbnu^
mel^rere Solare bei ben SRdnd^en beS OelbergeS mA
geriet^ alS SSertreter beS OrigeniSmuS (f. b. VrL
Origeniftenftreit ob. 1075 f.) in feinblid^Sejni«
fa| 5U Spip]^aniu§ unb ^ieronQmuS (DgL Epph.
Epist. ad Joannem Hierosol. c. 9, bei lii^
PP. gr. XLin, 392 ; Hier. Dial. contra Pdig.,
Prol. c. 2, bet Migne, PP. lat. XXIÜ, 497).
3u beginn bed 5. Sa^r^unbertd nwrbe ^aQobisS,
Dermut|lid^ burd^ ben an^i Sonftontinopel Derjagttn
^atriard^en S^r^f ojlomud, in ff teinapen inm Si'
fd^of gemeint. 9(8 gfreuni) bed 1^1. SJ^oftonnl
mürbe er aud^ felbft in Verfolgungen Dettinddt
unb in'S e^il gefd^Ieppt. Sie alte Strettfroge, ob
^aUobiuS ber Sif d^of ^aÜabiuS Don ^elen^
(in SBit^Qnien) fei, melier im SRai 400 an eina
SQnobe 5u Sonftantinopel tl^eilnal^m, bürfte all
d^ronologifd^en @runben ^u Demeinen fein, mib
bie 92otia bei SocrateS (H. £. 7, 36, 15), 9if40f
^adabiud fei ^Don ^elenopolis nad^ Sfpuna fn
©alaticn) tranSferirt morben", mürbe alfo ni^t
auf ben ^erfaffer ber Historia Lausiaca belogen
mcrbcn fönnen. ®iefe§ SBerf, bei beffen Wfojfmig
^aüabiuS laut einer ber Soneben im 53. 3atn
eine§ Seben§, im 20. 3a^re feineS SpifcopoM
taub, l^at feinen gemöl^nlid^en 3lamtn Don bem
^breffaten SaufuS, einem ^od^gefteHten Seomten,
erl^alten (in ben SiuSgaben lautet ber Xitel TA n^-
Aaujov lOTopuz ::epie^ouaa ßiouc 69icuv tolzI-
piuv). g§ ift eine reid^e Sammlung Don Seinä*
bilbem äg^ptijd^er unb polöflinenfifd^er 9l5inl^
unb bejmedft, baS 9nönd(|3leben in Dtrl^i^n
unb nebenbei ein 9Bort ju ®unften bed Origenil-
mu§ einzulegen. 9n bem rebltd^en SBiOen bä(Ei-
5ö]^terS, bie SBa^r^eitjm fügen, mirb tro|benÄr'
böd^tigungen neuerer ffritifer nid^t ju jmeifelnjciB
(Dgl. 0. 3ödfler^ £i6I. unb ürc^en^ijlor. Stubien
^ef 1 4 : eoagriuS ^onticu§, SRünd^ 1 893, 92iF.).
dr f d^öpf te nad^ feinen eigenen StuSfagen tl^eUfi auf
perjönlid^en Erinnerungen, t^eilS and münbli^m
9)litt!)eilungen ^nberer. SBal^rfd^etnlid^ ^ateionA
eine fd^riftlic^e OueDe benu^t, fei eS nun StafiBS
Schrift Vitae patrum ober Historia monacho-
rum, fei ed eine aud^ fd^on Don Stufin DenDcrt^,
in^mifd^en Derloren gegangene gried^ifd^ Somin-
i lung Don Snönd^libiograp^ien (in festerem &mt
I entfd^eibet fic^ namentlich aud^ % S. SuciuS, Sk
i Cuellen bcr öltcm @e{d). be§ ögpptifc^en Wfoij^
i tt)um§, in bcr 3eitjd)r. f. Äirc^iengcfc^. VII [1885].
; 163—198 ; ö^nlic^ E. Amelineau, De historii
1309
$QnQt)icino.
1810
Lansiaca, Paris. 1887, 10 sqq.). ^ber bie
OueOentritif toirb erft bann )u gefid^etten 9ieful'
toten gelangen fdnnen, menn juDor bie mic^tigften
Sfrogen ber Zeitedtriti! erlebigt ftnb. Sinfttoeilen
leibet ber Ze^rt an großer Unjid^er^eit ; bie @d^rift
iß in ber $o(ge namentlid^ in ff(5ftem Diel ge-
Icfen loorben, unb bie erl^altenen ^anbfd^riften
mdc^ ftarf Don einanber ab (öl^nli^ xok bei ber
bem Stoffe unb bem ®eifle nad^ na^e Dermanbten
,®eipii4en SBiefe" ; f. b. %tt aRofd^ud). SDer
gried(|tf 4e Xe|t marb l^eraudgegeben Don % 9neur«
^uö, Sei^ben 1616, unb Don ^ronto S)ucäu§ (Auc-
Urium Bibliothecae Patrum II, Paris. 1624,
893—1058). 9lac^träge lieferten 3. 95. 6oteIeriu§
(Eccleaiae6raecaemonunieniaIII,Par. 1686,
1 1 7—120. 158—170) unb p. 3. 5Io|(Macarii
Aegyptii epistolae, homiliarum loci, preces,
Coloniae 1850, 247—271. 291—310). «ei
ajHgne (PP. gr. XXXIV) iji bie SluSgabe Don
3)ucöuö (995—1262) nebft einem %W ber 9}ad^-
träge Don glofe (177—208) abgebrucft. 9lu|er-
bem gibt TOigne (PP. latLXXIU, 1065—1218,
unb 'LXXIV, 343-382) ^bbrudfe lateinifd^er
Uebfrfe|ungen. Smölineau (1. c. 73—124) f^ai
gfrogmente etned foptifd^en Stentes on'g Sid^t ge-
.V)gen. — SBieOeid^t ift bem 93erfaffer ber Historia
Lausiaca aud^ nod^ eine anbere @d(|rif t gujumetf en.
Unter bem ^tarnen eined Sifd^ofd $aüabiu§ i|i ein
Dialogoa de vita S. Joannis Chrysost. über-^
liefert, eine ber mid^tigflen OueQen, n)eld^e über
boS fpötere fieben bed 1^1. S^r^foftomuS feit feiner
Sr^bung }um $atriard^en Doriiegen (gebrudft
unter benSBerfenbed l^I.S^rt^fofiomud, beiMigne,
PP. gr. XLVn, 5—82). tiefer »ifdftof ^otta-
bind säblte ju ben ^Sobonniten'' (f. b. ^rt. 3o-
VtnneS Sl^rpfoftomuS VI, 1617), m\ä)t bie ßir>
4engemeinf(|iaft mit ben Sinbringlingen ^(rfaciug
unb StticuS Derfd^mö^ten unb pd^ begl^alb ^ur
^lud^t gendt^igt foben. 6r manbte ftd^ nad^Stom,
unb feine @4rift ift an^ einem ®eft>röd^e l^erDor-
gegongen, meld^eS er um 408 $u 9tom mit einem
bortiaen ^iacon Sl^eobor ^atte. Siefer ^onabiuS
mitexid^eibet fic^ felbft Don bem Dorl^tn genannten
Sifd^ofe Don ^elenopolid (f. Dial. c. 3, bei Migne
L c. XL VII, 13), unb bie ^nnal^me einer ab'
fii^tlid^ StQftificQtion erfd^cint burd^auS unbe-
m^tigt. Sagegen bürfte ber 3bentificirung biefeS
Off(^ofS $a0abiu8 mit bem 93erf äff er ber Historia
Laosiaca nid^td im 9Bege fte^en. SebenfaUS ift
aiA ber Ie|tere nid^t blog, xoxt bereits ermäl^nt,
m ben „Sol^anniten" gered^net morben, fonbern
t ^ot ft(( aud^, mie er felbfl bezeugt, ,,um be§
eltgen Sifd^ofd Sol^anneS rniUen" eine 3(ttlang
H Rom aufgebalten (Eist. Laus. c. 121 ; bei
figne 1. Cw XXXIV, 1233). 3n frül^erer Seit
\at man ben Serfaffer ber Historia Lausiaca,
«n man mrifl für ben 93ifd^of ^oUabiuS Don
^denopolid bielt, Don bem Siograp^en beS l^eiligen
t(xt|fofiomuS unterfd^ieben. (93gl. bad Ser^eid^ni^
er ältttn Siteratur über $aIIobiu§ bei Chevalier,
Mp. 8. V.) [Sarben^ett)er.]
^ata^iAMj @for}a, S. J., belonnter S'ar*
binal unb berühmter Ideologe, marb ju Stom am
28. 9}oDember 1607 geboren au8 ber etn»a8 Der-
ormten ^armefoner Sinie beS DielDerimeigten-alt«
abeligen ®efd^Ied^te§ ber ^aUaDicini, bem fd^on
Diele angefel^ene ffird^enfärften entftammt maren.
@r gab frü^ groben einer au^erorbentlid^en unb
Dielfeitigen Begabung unb fpielte nad^ glönjenb
bef d^Ioffener ® tubienlauf ba^n eine anfel^nlid^e SloOe
in ben erften ®ele^rtengefellf(^aften SRomS. 9(ud
9ieigung mibmete er ftd| aber bem ^riefterftonb,
trat atö Referendarius utriusque Signaturae
in ben @taatdbienft unb mürbe Don Urban VIII.
in mel^reren Kongregationen befd^öftigt. 2Begen
ebler Qfreunbfd^aft für ben geftürjten 93reDen-
fecretär Siampoli (baffen SHd^tungen er fpöter
^eraudgab) fiel er felbfi in Ungnabe unb ging
1632 als ©oDematore nod^ 3eft, OrDieto, Same-
rino. 9!ad^ hartem Kampfe mit feinem ^ter trat
er am 21. 3uni 1637 in ben 3efuitenorben, bod^
i^aüt er juDor bie IBer^Itniffe ber gfamilie nod^
QRögKd^feit georbnet. 92ad^ iBoDenbung beS 9io-
DiciateS marb er 1639 fofort Seigrer ber $^iIo«
fopl^ie am !R5mifd^en SoUeg , bann (1643) als
9iad^foIger bed jum Sarbinal erhobenen 3o]^. be
fiugo ^rofeffor ber £^eo(ogie ; nebenbei entfaltete
er eine betröcbtlid^e f ^riftftellerifd^e Stl^ötigfeit unb
mürbe aud^ bereits für mid^tige Singelegenl^eiten
ber ®efammtfird^e gur SBeratl^ung l^erbeigegogen.
^aUaDicino mar einer ber 13 gur Prüfung ber
Sebre beS SanfeniuS beputirten Sinologen ; 3nn0"
cenj X. übertrug i^m bie Unterfud^ung über SR. be
SBarcoS, bie am 25. 3anuar 1647 jur SSerur«
t^eilung Don $mei Sd^riften beSfelben führte. Stuf
betreiben Sorbinal Spaba^S übertrug ber ^apfl
bem bereits bemäl^rten, febergemanbten Sl^eologen
audd bie SBibertegung Don @arpi'S (f. b. ^rt.)
ge^äffiger ©efd^id^te beS ßoncilS Don Srient. ©eit
bie^ fflerf 1619 juerft erfcbienen, »or ber Sei^e
mä) eine ^nga^I Don @ele^rten mit ber 9Biber>
legung betraut gemefen, aber aKe unterlagen ber
®rd^e ber 9(ufgabe. SRan nennt au|er ^eli;
Sontelorio bie Sefuiten SlngeluS unb 3;orquiniuS
®alu5gi unb ben geleierten 3:er. ^Iciati. Se^terer
l^atte ein ungeheures SRaterial gefammelt unb
einige 91bfc^itte beenbet, als 1651 ein @d|lag-
anfall i^n bintoegrnffte. 3Jlxt bem Don Sontclorio
unb P. Sllciati gefammelten unb burc^ bie römi-
(d^en unb auSmc^tigen ^rd^iDe gebotenen SRaterial
DoUenbete $aOaDicino, ber ftcb Don oKen anberen
arbeiten mrüdfgog, in brei Salären baS fd^mierige
SBerf, beffen erfter Sanb 1656 erfd^ien. 93on Sln-
fang an mar baS Urteil über biefe berühmte ©e»
fd^i^te beS Soncifö ie nad^ ber ^arteiftcüung ein
Derf^iebeneS. (Sin berufener Seurt^eiler, Seumont,
nennt ^aHoDicino „freimütl^ig, mürbeDoD, ma^r-
l^itSgetrcucr oIS ^oolo ©arpi"; er fyiht geft^rie»
ben ,,mit apologetifd^er Slbftd^t, aber mit mcit ge»
nouerer ff enntnife beS SWaterialS unb gemiffenl^fte-
rer S)orfteflung ber H^atfad^en als fein berebterer
SSorgänger" (®efd^. ber Stobt 9iom IIT, 2. IBerL
1311
^Qllium.
181!
1870, 633. 699). ßorbinal $acca (i&ift. ®cn!-
würbiöfdtcn über feinen Äufentl^U in Deutfd^-
lanb, beutfd^e «uSgabe, «ugSburg 1832, 174)
em))fiel^U ba§ SBerf ollen opoftoUf^en 9hinKen
gut Sefung q(§ ^ein »al^rl^oji clafftfd^eS SEBert
meld^eS bem Sl^eologen, bem Sanoniften unb
bem ©elel^rten 92Q]^runQ gibt unb einen ge«
fd^idten poUtifd^en geiftlid^en ©efanbten bilben
fann". 6ine gewiffe Älug^it unb SSorpd^t, eine
Quf ®en)if[en]^aftigleit berul^enbe 3uni<^<iltung
in Jhtnbmad^ung beffen. mos er h)u|te, mag in
ber (Sefd^id^tf d^reibung $QSat)icino'd bei einjelnen
$unlten tJieUeid^t nid^t ju löugnen fein, aber mit
Unred^t l^at man beh)u|te Unnal^rl^aftigfeit i^m
vorgeworfen. 3m ©egentl^eil l^at er für feine 3ttt
einen gfreimut)^ an ben Xag gelegt meld^er aUe
älnerfennung t)erbtent, il^m aber bamals Don Dielen
Seiten Säbel gu^og. S)a bie Dielen polemifd^en
^luSeinanberfe^ungen mit Sarpi bie Sefung bed
SBerfeg erfd(|toeren, fo forgte $alIaDicino felbf)
baf ür, ba| burd^ Sataloni eine Derfürjte, Don biefen
3ut](iaten befreite 9lu8gabe Deranftaltet tourbe
(1666). (3ur SBeurtl^eilung beS 3BerIe8, bad
mand^e ®egenfd^riften [Dgl. SReufd^, Stnbes U,
325 f.] ^erDorgerufen ^at, Dgl. Srifd^ar, Seur«
t^eilung ber SontroDerfen @arpi'd unb ^lla-
Dicino'S 2C., Tübingen 1844, 2 Xffitr, SRanfe, ®ie
röm. köpfte in, 6. 9lufl. Seipj^. 1874, «nolecten
25 ff.) S)ie IBoUenbung bed SBerleS fiel beinal^e
5ufammen mit bem {Regierungsantritt 9llesan*
berg YII. ^DaDicino mar beffen äugenbfreunb
gemefen, l^atte il^n einft in ben erften römifd^en
ffreifen imb bei Urban VIII. felbft eingefül^rt
unb 5u feiner glön^enben fiaufbal^n mit ben
©runb gelegt. S)er $apft bel^anbelte il^n nun
au(^ als gfreunb, bebiente ftd^ in Dielen @tüdfen
feines Statines, ernannte il^n 1657, publicirtc i^n
aber erft am 10. SRoDember 1659 als Sarbinal.
^aUaDicino, ber nur bem unauSmeid^lic^en iBe«
fel^le beS l^öd^ften Cbem gel^ord^enb bie SBürbe
angenommen, fe^te nad^ mie Dor fein ftrengeS,
arbeitfameS unb tugcnbreid^eS fieben fort, ©omeit
feine Wittcl eS erlaubten, ermieS er fid^ alS ®önner
unb SBcförbcrer ber ©ele^rten. 9118 er am 5. 3uni
1667 mäl^irenb ber SJacanj beS päpftlid^en ©tul^leS
ftarb, l^interliel er nid^t fo Diel ©aarbeftanb, ba^
bie ftoften feiner SBeerbigung gebcrf t merben f onnten ;
ber 3lzpoU beS Derftorbencn $apfte8 fam auS
feinen ^iriDatmitteln gu ^ilfe. ^aUaDicino nal^m
feine $flid^ten als (Jarbinal ftets fel&r emft. 3n
ben Derfd^iebenflcn Sagen beS SebenS l^at er ftd^
als einen eblen unb unabl^öngigen Sl^aralter be«
malert, ©einem Drbcn, in meld^em er 3o]&. be
Sugo )um Sebrer, $aolo ©cgneri ^um ©d^üler
gel^abt, l^ing er mit großer Siebe an, ber er nod^
auf bem SobcSbett bur^ SBort unb %f)Qt 9luS-
brudf gab. 9lud^ bat er gmei ©d^riften über ben
Crben Deröffcntlid^t, barunter bie Vindicationes
Societatis Jesu gegen bie Eingriffe eines mit bem
Crben jcrfallenen , ausgetretenen ^rofe^priefterS
aus angef ebener tjamilie, beS 3- ßlemenS ©cotti.
3n ben 9Renologien beSOrbenS ttiirb amS.^nd
baS ainbenten $aQaDictno'8 unter benen gc^,
bereu Seben burd^ l^onagenbe Xugenbm ge-
eignet ift, aOen gur ßrbauung DorgeJ^ttm {u
merben (Guilhermj, Menologie; Aaüstanee
dltaHe I, Paris 1893, 644). Son gro|er9e«
beutung ift ^aUaDicino als ©d^ftfidler. €40b
Dor feinem Eintritte in ben Orben ^otie er eise
Steige poetif^er SSerfud^ Deröffenaidgt tvOi oI«
Sefuit befd^rönße er ft^ nid^t auf )il^Iofo)i^
unb tl^eologifd^e Xractate, fonbem Detfa|te ndcB
mehreren l^iftorifd^en arbeiten aud^poetifd^, gnoB>
matifd^e, ftiliftifd^ unb aScetifd^e; aud^ eine Saam-
lung fetner 93riefe ift Deröffentlid^t. 6ine 2An^
bef^reibung feines SugeubfreunbedSlesonbcrYIL
l^tte er begonnen ; fte blieb jebod^ unDoiDenbet, m
eS l^ei^t, meil ber ^[kipft in fpätercn 3al^ in \k
nepotiftifd^e fßofyx einlenfte. SReumimt (o. a. 0.
699) urt^eilt über ^aSaDicino'S ©d^riften: .Scn
©til ifl meit entfernt Don bem ber gro^ Sudrnn
beS 16. 3abrbunbertS, aber feine Jhmfi iß mai-
l^oltenb im Sergleid^ mit iener ber metflen Seit*
genoffen. " (Sgl. aud^ Tiraboscld, StoriaMa
Letieratura Ital. YIU [Venez. 1824, XXIY,
183 Bgg. 188; XXVI, 675. 706].) ffiaS 9«f
uid^nil feiner ©duften mie ber @egenfd^riftn
f. bei de Backer, Bibliothäqne s. t. fioji
fommt nod^ (nad^ 9leufd^, 3nbes U, 1155) fni
bei P. aSoeri 0. P. (Dell' Immac. Cono. dilü-
ria Vergine pareri teologici inediti) Deröffnt*
lid^teS Sotum über bie Opportunität einer bet^
geitigen SrHärung beS 3)ogmaS Don ber Unb^
f[edften SmpföngniB. (Sgl. Ireneo Affö 0. Min.,
Memorie della vita e degli studj di Sforza
Cardinale Pallavicino, Venezia 1780 [out in
Raccolta Ferrarese degli opuscoli sdentifiei
V, ebcnfo Dielen Ausgaben ber ®tfd&. beS €tm»
cilS Don 2:rient Dorangebmdft] ; Cardella, Me-
morie storiche de' Gardinali VII, Borna 1793,
137 8gg.; Ciaconi-Oldoini, Vitüe et res gestM
Pontif. Rom. etc. IV, Romae 1677, 738 sqq.;
Sotvellus, Bibliotheca Scriptorum Soc. Je&,
Romae 1676, 739; Pietro Giordani, Opera
inedita del P. Sforza Pallavicino, in Vita di
Alessandro VII. I, Prato 1839, 3 sgg.;
Harter, Nomencl. lit. II, 2. ed., Oenip. 1893,
190 sqq.) [O. gSfÜlf S. J.]
'^aißitm, 1. als f ir d^lid^eS 3nf igne, i^eiv
brei Sfinger breite, mei^mollene, mit fed^ fil^isaq'
feibenen ffreu^en burd^mirfte SStnbe, meld^ eins
Seftanbt^eil ber $ontifical!leibung beS $a|iM
bilbet unb Don bief em ben IDletropoKten auf bm
Slnfud^en als ein 3ei<i^en il^ ^nt^eils an bei
$rimatialred^ten Derlie^en mirb. 2)a baS SBoit
Pallium in frül^erer 3^it jur SSejeid^mmg 14^
Derfd^iebenartiger ©emönber Doriommt, ^ ^
neben anberen aud^ biefer Urnftonb Diel bajn ici*
getragen, bog fid^ bie SReinungen ber ®(le^
über ben Urf prung unb bie Sebeutung beS $alItaiBi
Dielfältig getl^eilt l^aben. 2)ie Sitten ^ßen d
für eine 9?ad^bilbung Don bem ©d^utterBeibe bd
L31S
Pallium,
1814
aUfd^ ^ol^riefierS (Ss- 28, 4) ; bie anberen
fir eine bloft ben Srsbifd^öf en t)on toeltlid^en Sfür»
Im Derltel^ene a[uS)eid^nung, eine Vnftd^t, bie in-
le^ »enige Sn^ger l^t; bie britte, ie^t jiem«
1^ oDgentein angenommene SOteinung jie|t barin
inen (lcfa| beS Don ^truS ^interlaffenen ÜRan«
A^, ber baS 9mt beSfelben (^mboliftre (ügl.
^ ftön. 2, 18 ff.). S)ie gegentoärtige ©eflalt bed
ßo&inmS befielt barin, baf bie SBinbe ringförmig
ite @d^ultem umgibt unb oon il^r )ioei Streifen,
e einer Dom unb leinten, ^erabl^öngen; Don ben
täfi eingeoirlten flfreujen, mit mlä^ttt fie Derfel^en
ft, befinben ftd^ gmei auf biefen SBönbem. Sform,
)o(l unb garbe Der üreu^e ^aben inbe| öfter ge-
De^felt 2)ie 93ereitung ber Pallien gef c^iel^t in f ol-
tenber SOSeife: %m Xage ber 1^1. %gne8, bereu 9tame
4on felbft auf bad fiamm, b. i S^riftud, ben
|d<l^{ieti^irten ber JKrd^, l^inbeutet, xottitn fal^r-
id^ gtt Slom in ber an ber Sia 9}omentana be-
egptnen, jener ^igen gemeil^ten ftirc^e, föäl^renb
icim ^oi^te baS Agnus Dei gefungen wirb,
,i9ei tonit Sämmer Don ben a))oftoIi{^en @ub«
liaconen bargebrad^t ; fie merben auf bem 9Itare
iiä»ergelegt unb benebidrt. 3n>d Sanonifer Dom
ioteran nehmen barauf bie Sämmer in Smpfang
mb übergeben fie bann mieberum ben Subbia-
imcn, mel^e für bie SEBeibe berfelben forgen, bid
)ie geeignete SM }ur @d^ur l^eranfommt. Sie
BoOe ber Sommer, Dermengt mit anberer SBoÜe,
siib Don ben ftlofterf rauen am Spiegeltl^urm, in
nt 92ö^ beS Sapitold, gefponnen; bie baraud
Sefcctigten ^Ilien merben Don ben @ubbiaconen
Übt @t. $eter gebrad^t unb l^er unter bem Vb»
teoen Don ^^mnen auf baS ®rab beS Spoftel-
nq^en gelegt U)o fie eine 92ad^t l^inburd^ Derblei«
len; al§bann merben fte big gum @ebraud^e auf-
^cmal^rt 3)er ^apft, ber als SteÜDertreter Sl^rifti,
)cB guten ^irten, in bem $aQtum f^mboUfd^
glei^fam bad Derlorene Samm auf feinen Sd^ul-
Irm trögt, mie fdgon Sftborud ^eluftota in feinen
Briefen (1, 136) bad ^aOium beutet. Derleibt ben
Stetro))oIiten, inbem er einen i^m eigent^ümlid^en
9efiaiü>tl^ei( feiner ]t|D^en)>riefterIid^en ftleibung für
fk l^t nac^bilben laffen, fold^e Rauten unb mad^t
fie boburc^ )u £l^eilne(mem an mel^reren feiner
oier^irtlid^ Sterte. äBö^renb aber j^eutgutage
hin Srgbtfd^of o^ne befonbere SSerleil^ung beS
$apfie8 baS Pallium tragen barf unb um biefe
Seriei^ung innerhalb beftimmter ^rifi bei Serlufi
MiieS SmteS bitten mug, burften bie ^atriard^en
t te ^teren S^ten o|ne SEBeitereS tragen unb
Inberen Derleil^en. S8 fann inbeg feinem 3tt)eif el
litcriiegen, haf^ aud^ in jener frül^em S^ fein
Eqbifd^of, fomie fein $atriard^ bie befonberen
hniSbidionSbefugniffe, burd^ föeld^e fte fid^ lebig«
4 nodft l^iflorif d^em Siedete Don ben gemöl^nlid^en
Mfdifdfen unterfc^en, anberd al§ unter ber IBor-
ilMung ber DöQigen 3ufHmmung beS $apfte§
■MOcn tonnte (f. ^l^iHipS, ftird^enrec^t n, 8).
M SRittel, burd^ nield^eS biefer unumgönglid^
rttncnlrige Sufammenl^ang mit bem Oberlgaupte,
IBM^ciiIciflpn. IX. 2. KufL
als bem ßinl^tdpunfte ber ftird^e, begränbet
mürbe, untren bie Epistolae synodicae, todä^t
aSe 93ifd^öfe, inSbefonbere bie $atriard^en, bei
il^rem Amtsantritte an ben $apft rid^teten ; burd|
bie Srmieberung il^rer @d^reiben (f. ^^illipd,
JKr^enred^t m, 683) trat ber ißapft mirnid^ in
bie d^emeinfd^ft mit il^nen ein unb erfannte fe
baburd^ atö fat^olifd^e SBifd^öfe an. Mt jene
^öl^eren 3uri§bictiongred^te, aI8 bereu ©Qmbol
jugleid^ baS $allium bient, pnb aber SuSflüne bed
päpfllid^en Primates ; auS bem Spifcopate atö fol-
d^em fonnten fie nid^t l^erDorge^en (f. ^l^iHipS IL,
87 ff.). 2)a nun in ölterer 3eit bie l^ierard^ifd^e
©lieberung bed Spifcopated in einem Diel fd^ärfem
©epröge aI8 na^mald l^erDortrat, unb inSbefon«
bere bie $atriard^ate in einer Diel großem SBe-
beutung baftanben, fo genügte eS für Diele IBer«
^öltniffe, menn nur bie SSerbinbung ber ^tri*
ordnen mit SRom gefnüpft mar, unb ed fonnte bann
biefen überlaffen bleiben, ba8 engere 93anb mit
ben il^nen untergebenen SRetropoIiten unb burd^
biefe mit bereu @uffraganen )u fd^Uegen. fSitxm
ba^er in jenen öUeren S^ittn bie $atriard^en baS
$aQium trugen, o^ne eg auSbrüdtlid^ Dom Rupfte
erl^alten )u l^aben, unb e8 bann il^rerfeits mieberum
ben i^nen untergeorbneten ßrgbifd^öfen Derliel^en
(mad aud^ ännocena lU. [c. 23 X 5, 83] , feit
bie $atriard^enftü]^Ie mit Sateinem befe^t maren,
auSbrüdCIid^ anorbnete), fo mar bie^ bod^ im $rin«
dp gang unb gar badf elbe mit ber l^eutigen $rasiS.
— 3)ie 9lad^nd^ten über ben ®ebrau($ beS Mi-
liums rdd^en in dne fel^r frül^e 3dt l^inauf ; $apfl
SRarcuS , ber 3^itgenoff e SonPantinS, Derlie^ ed
bem Sifd^of Don Oflia ; fd^on guDor gefd^iel^t beS
Umftanbed, unb gmar alS eines uralten ©ebrauc^eS,
Srmäl^nung, ba| ber neugemä^Ite Sifd^of Don
Ale^aubnen, bei ber Seid^e fdneS iBorgöngerS
ma(|enb, ftd^ beffen Pallium angelegt l^abe. Sben
biefe Srabition meist aud^ auf ben SDangeliften
SRarcuS l^in, mdd^er, mie bie fird^Iic^e @age er>
jö^It, fein il^m Don $etruS Derlie^eneS Radium
ouf bie ftird^e Don 9llcjonbrien, bereu erfier Sifd^of
er mar, Dererbt l^abe. 9Ran fann ben SEBert)^ biefer
Srabition bal^ingefteUt fein laffen; berüdffid^tigt
man aber ben unläugbaren 3ufammenbang ber
beiben ölteften ^tnard^ate, Antiod^ienS unb SHe-
jonbrienS, mit SRom, unb jmar unmittelbor mit
ber ^erfon ^etn (^j^iflipS n, 31), fo mö^te jene
@age menigftenS nid^t DöUig gu Dermerfen fein;
fo Diel jebod^ ifi gemi|, bag ber ©ebraud^ beS
^oUiumS meit über bie erfie urfunblid^e 9}ac^ri^t,
bie man Don bemfdben l^at, l^inouSreid^t. — ®ie
93eftimmungen beS fird^Iic^en SRed^tS in ^Betreff
beS Palliums ftnb nid^t auSfd^Iieglid^ in bem Xitel
De U8U et auctoritaie pallii (X 1, 8), fonbem
aud^ in einigen anberen, namentlid^ in bem De
electione (X 1, 6) ju fud^en. S§ fommen in
biefer ^tnft(^t]^auptf öd^lic^ folgenbe einzelne 9^e(^tS>
Derl^ältniffe in IBetrad^t. SDaS Pallium bcgrünbet
5unad^ft ein gang perfönlic^eS Sanb gmifc^en bem
Zapfte unb bem bamit SBdiel^enen ; biefer mirb
42
1315
^aUiunt.
1816
eben bobutd^ gemiffer ^ritnattalre^te über anbete
IBif d^öf e tl^eiV^Qftig unb tt)irb ein IBicor beS Ober-
]^u))ted bet JKrd^e. S)a8 9ted^t beg $a)){ied, bad
^Ilium aud^ einem getoöl^nlid^en Sijc^ofe, felbft
einem niddt ecemten, ju ertl^eilen, tonn, obfd^on bie|
in neuerer 3<it nur feiten t)orge!ommen \\i, nid^t in
3weifel gejogen »erben, gär iebcn ßrjbifd^of be-
fielet ober, »iefd^on obenangebeutet, aud^nctd^bem
gegeniDdrtigen SRed^te bie befonbere $fltd^t, inner-
halb breier SRonate nad^ ber Sonfccration, ober
memt er fd^on Sifd^of toax, nad^ ber Konfirmation,
unb itoax bei Strafe be8 SerlufteS feiner SBürbe,
um baS Pallium entmeber perfönlid^ ober burd^
einen StellDertreter instanter, instantios, in-
Btantissime nad^jufud^en. S)ie Sitte felbft lautet:
„3*5Rv erttJäblterberßird^e 91., bitte inftänbig,
inftönbiger, auf bad Snftönbigfte, ba| mir über-
geben unb oerliel^en tt>erbe ein Pallium, entnommen
Dom ftdrper beS 1^1. $etruS, in aeld^em ru^et bie
tjülle beS l^o^enlJriefterlidecn Ämteö." ®em ent-
fpred^enb ift bie Sitte beS $rocuratorg formulirt,
ber augerbem oerfprid^t, in größter Sile, ol^ne
mebr al§ einmal auf feinem 9Bege )u übemad^ten,
bad $aUium feinem ßrjbifd^ofe ju überbringen,
eS fei benn, ba| bie größte S^otl^menbigfeit il^n }u
öfterem SIeiben stoönge, immer aber in fold^en
gföllen bafür ju f orgen, bag ba§ Pallium in einer
Aird^e, momöglic^ einer Satl^ebrale, bie ^tad^t l^in-
burc^ aufbemal^rt merbe. 3)ie Serleil^ung felbft
gefd^iel^t auf baS Dorl^er geleiftete Serfpred^en ber
Xreue, unb jmar mit foIgenbenSBorten: „Swc
S^re beS anmöd^tigen ©otteS unb ber l^eiligen
Jungfrau 9Karia, fomie ber l^eiligen ?[poftel $etru§
unb ^aulu§, unfereS §erm beS ^apfteS 9?., ber
römifd^cn ffird^e unb ber ffird^c 31., welche bir
anöcrtraut ift, übergeben toir bir ein ^oüium, Don
bem jförper beS ^I. $etru§ entnommen, alS^^id^cn
ber SfüOe be§ l^ol^enpriefterlicben ^mte§ nebft ber
Sejetd^nung mit bem er^bifd^öfüd^en 92amen, ba-
mit bu bi(| beffen in ber ^rd^e an beftimmten
Xagen, meiere in ben oon bem apoftolifd^en ©tul^Ie
üerliebenen ^rioilegien begeid^net finb, bcbiencft."
3n bicfcr ScrleitjungSformel pnb mehrere ber
mid^tigften SRed^tSDer^öltniffe, auf toeld^e eS bei
bem Pallium anfommt, nöl^er begeid^net. Sined
berfelben, unb gtoar ber eigentli^e ^auptpunlt,
ift aber controterS, bie t^frage nämli^, toeld(|e Steckte
es ftnb, beren 9lu§übung üon ber bereits erfolgten
Serleil^ung be§ $aOium3 bebingt ift. $roteftan-
tifd^e Sd^riftfteller Domel^mUd^ motten ben Umfang
iener SRed^te bebeutenb fd^mälem. ®te 3ttJeifeI
begießen ftd^ l^ierbei au^fd^Iie^Iid^ auf bie SuriS-
bictionSred^te, benn in Setreff ber ^ontificall^anb-
lungen maltet barüber feine SReinungSoerfd^ieben-
l^eit ob, ba^ ber Srgbtfd^of barin gemiffermagen
bem gemöl^nlid^en Sifd^ofe nad^ftel^t, meld^er be-
reits unmittelbar nad^ feiner Sonfecration jene
t$unctionen oorgunel^men bered^tigt ift. SBa§ aber
bie SuriSbictionSred^te anbetrifft, fo barf mobi al8
IcitenbcS ^rincip aufgeftcHt werben, ba^ ber grg-
bifc^of gerabe bieienigen in biefe Kategorie ge-
^drenben Sefugniffe Dor bem Smpfange bcfifab
liumd nid^t ausüben barf, bun!^ meldte fein tat
t)or bem bifd^öflid^en auSge^eid^ t{L Sd^n
gehört aber nid^t etma bIo| bie 9efugni|, {»>
dlien }u berufen, fonbem oud^ boS Sc^t, Vk
$rot)in) )u Difttiren unb 9|>peIIationen aq»
nel^men. — Sie Xage, an benen fid^ ber St)bifi^
beS Radiums )u bebienen l^at, fttd) in ber &►
leil^ungSurfunbe felbft in ber Kegel nö^ bcjeU^
net; i^ bie| nid^t gefd^e^en, fo bleibt e8 ieibcr
Seftimmung beS Pontiiicale Romanmn (ed. tjp.
Ratisbonae 1888, 1, 94), ba^ baS ^oÜimii g^
tragen werben barf an nad^ftel^enben %m:
äßei^nad^ten, @t. &^fym, @t. 3o^amie8 wi,
Sefd^neibung, ßpipbanie, ^olmfonntog, (818»
bonnerstag, (Sl^arfamStag, Oftem (aud^ am piß
ten unb britten Ofterfeiertog), 9Bei|ien @oi»
tag, gl^rifti Himmelfahrt, $^ngßen, 3o^ai«B
b. %., <m ben %pofieItagen, Sfrol^nletd^nain, a
ben fünf ^auptfeften ber aDerfeligften Shmgfin
(9Jlariö fiid^tmel, Serfünbtgmtg, {^immelf^dl
®eburt, Unbepedte empföngnig), om gePe M
bl. Sofepl^ (19. aRörg), «nerl^eUigen, bei te
Sinmeil^ung einer ftir^e unb on beren 3o^
tag unb bei ben ^auptfeften bet Stettopolilai'
fird^e. ^lugerbem ift ber ©ebraud^ bcS ffA
liumS geftattet bei ben Sonfecrationen ber fSiß
fd^öfe, Senebictionen ber Siebte unb SungfnQM^
bei Orbinationen unb am äa^reStoge ber eigeM
Sonfecration, aud^ mol^l bei ber gfeier mm €t»
oben. 2)er Srjbifd^of barf femer baS ^in
nur in ber jfird^e unb bei feierlid^ {^o^äntmi
tragen, alfo nid^t bei ^roceffionen unb Pbs
Steffen, aud^ nid^t bei Seelenamtem; ber ®ebraiii
beS Radiums augerl^alb ber JKrd^en fömtte vs
für ben gfaU geftattet werben, bog wegen Uibm
füHung ber JKrd^e ber ©otteSbienfl im freien g^
balten werben mügte. 9Bie febr bad ^tolliitm a
bie $erfon be§ Srgbifd^ofS, bem baSfelbe t>edie|a
würbe, gefnüpft ift^ gebt aud^ baraud betüor, but
eS t)on ibm unter feinerlei Umftönben einem ok
bem Sif d^ofe gelieben werben barf unb mit ilß
begraben werben muf;. SBar er 9RetropoIit in]M
^roüingen, in welchem t^aUe er für bie gtoeite aa
ein neues Pallium ^atte nad^fud^ muffen, fi
wirb il^m aud^ biefeS zweite in ben €arg gelegt;
ift er auf eine 2Beife umgelommen, bog feine Seüte
nid^t 5ur Srbe beftattet werben lann, ). 9. nSSjH
oerbrannt ober im Speere ertmnfm, fo witb fen
Pallium allein Dergraben ; ift baSfelbe einem OMi^
politen Dertiel^en, aber Don bem Seliel^encn nW
empfangen worben, fo wirb eS verbrannt nnbMt
3lfd^e in'S ©ocrarium geworfm ; fyxt ber BW»"
polit fein Radium oerloren ober ifl eS i^ w
hxanni, fo mug er um ein neues nac^fud^ 0)*
bog er babei aber in ber Ausübung ber ieiäl
burd^ bie Serleil^ung beS erflem cr]^UenenS#
bel^inbert Würbe. — 6S ift üblicb, ba| fitW
Pallium gewiffe %aim entrid^tet werben, toSifait
in ber frül^em S^it, namentlid^ in ben togff
(Gregors bcS @rogen, bie Serleil^ung unentgelät
Palmatae — $oImira, $aImQr(L
1818
SMefe Xosen tooxm olltnälig )u einet
icMd^id^ i^dl^ geftiegen utü) gaben
mand^ Sefd^merben ^etlaffung (fo
B. ber St)Bi(4of Don SOtaing, aUerbingS
fo iKrd^fflrfl im beutf^en SReid^e.
Sulben. ia bidmeilen 87000 ®ulben
Iber). (BegentDörtig tid^ten fid^ bie Xosen
ac^ einem fel^ mö|igen Snfd^loge ber
en IKrd^en« (93gl. nod^ Barthel, De
lerbip. 1753; Peitsch, De origine,
anctoritate pallii arcbiepiscopalis,
1754; Calcagni, De pallio, Venet.
. aRojt, 2)ie re^tlid^ ^teQung ber Srg-
n ber fatl^olifd^ iNrdfte, gfreib. 1847,
. 119 ff. 144 ff. 167. 208. 232 ff.; Mo-
E. LI, 53Bgg.; Cayedoni, Ricerche
all' origine e ragione della forma del
allio eccledastico , Modena 1856;
ini. De S. Pallii Origine disquisitio,
56; W^^. ßird^enred^t V, 2, 615 ff.;
teoI-iSnc^n. n, 574 ff.; Thurston, The
Lond. 1892.) [^^iUipS (C)einer).]
illium, ald ailtarfd^mucf, l^ei^t in
|ifdQfen93äd^m, mie im Missale Roma-
dbricae generales 20), Cerimoniale
inmi (1, 12, 11) u. f. b„ bie Sefleibung
rboued (stipes) beim Sltore, toeld^ fo
ft, bQ| fie nid^t miS feftem Ttaittial
®e{lein ober ^oljmerf) l^ergejleQt unb
HItare felbft feft t)erbunben i% fonbem
t getoithen @toffe befielet unb (eid^t ge«
oerben fcmn. 3Rii foftboren SBebftoffen
lereien lonnte boS Snitteldter bie Vltöre
iben (ögl. gr. SBodf, ®ef d^. ber liturg. ©e-
a, Sonn 1871, 50—78). ®ie SRubrifen
\ Stoff für bie Rauten neben Srocat
mb einfQd^er@eibe aud^ äBoDen^eug )U;
! fon fid^ nad^ ber XogeSfeier rid^ten, bei
id^ SluSfe^ung beS l^eiligften ®Qcta'
)tt mei^ fein. ÜRiffale unb Serimoniale
bog baS Pallium nid^t tote eg im ]pä'
telalter ©ebraud^ mar, ein frei (erab-
Se^ng fei, fonbem ber im 16. Sal^r«
mfgetommenen ^ro^id entfpred^enb mif
Rahmen aufgefponnt merbe, meldte fid^
n bed Slttored feft Qn))af{en. 3n 2)eutfd^-
man bem Pallium geaöl^nKd^ ben 9}q>
t)enbium (f. b. ^rt.), »omit Jeboc^ aud^
libungen aud miberem ^Koteriol begeid^net
[Ä. ©d^rob.]
atae nannte man im SRittelalter bie unb
nr Sugübungen, mit benen man ftd^ oon
Anleitung ber ^önitentialbüd^er (f. b.
itbüd^er) auferlegten 93ugn)er!en lo§fauf en
er fromme ©laube, ba| gemiffe ^nbad^tS«
mÄ fromme SEBerfe ein Slequioalent für
tgten cononifd^en Sugen feien, "f^at fie
nberen Su^übungen biefer ^rt in'§ fieben
f. b. 9rt. Stebemtion ber ffird^enbu^e).
brigcnS bie SBupbung ber ^almaten
6e|famb, ifi fd^toer anjugeben unb mo^I
laum me^r mit Sid^^eit )u ermitteln. SoronfatS
meint (ad a. 1055, n. 11), man l^be barm^
€(^Iöge auf bie ^nb (palma) mit einer Studie )tt
Oerftel^en; SRabiSon (AA.SS. Ord. 8. Ben. IX,
Lutec-Paris. 1701, 258) ffilt fie für ein fflopfen
an bie SBrufi; Sinterim (Senhofirbigleiten Y, 8,
152) glaubt, ed fei bomit ein fold^ auf bie Srbe
fid^ 9}iebermerfen gemeint, bog bie flad^e fyvab
Sugleid^ mit ben Ihiieen ben SBoben berül^rt. (Sgl.
Du Gange, Gloss. s. t.) [gfr. X. Sd^mib.]
"^adiieii^abi, fan 9. 2:. ein getoöl^nlid^er Sei-
name für 3end^o (3)eut 84, 8. SHd^t 1, 16 u. 5.).
[Itaulen.]
JfatmmfilMhtf f. @^mad^u8, ^ft.
^^^üüta^Tfatwttü^ (n(£X(iupa), eine )mifd^en
2)ama§cud unb bem ßupbtat in ber f Qrif d^en SBüfte
gelegene @tabt, bei föeld^er bie oon Xl^apfacuS unb
oon Sircefium nad^ 2)ama3cu8 f ül^renben @tra|en
)uf ammentraf en. Siner f old^en günftigen Sage, bmrd^
meldte fie ein ©tapelpla^ für bie inbifc^en SBaaren
mürbe, oerbanlte bie @tabt namentltd^ in ber rdmi-
fd^en ffaiferjeit eine l^o^e Slüte unb ift be|toegen
bei $aniud (N. H. 5, 25 [88]) al3 urbs nobilis
situ, diyitüs soll et aquis amoenis ertoö^^
3m Snfang beS 3. Sal^rbunbertS marb fie unter
SaracaOa jur römif d^en Kolonie erflört unb er-
l^ielt baS jus italicum. Unter ®aSienu8 oerlie^
ber römif(|e Senat bem Senator Obenatl^ud ber
bid ba^in freien Stabt $aImQra ben ffönigStitel
5um 2)an! für bie gegen Sapor L oon ^ßerfien
geleifteten SHenfie. Stad^ beffen Sobe erbte feine
äBitttoe 3enobia bie föniglid^e SBürbe unb erbiett
ben Xitel einer römifd^en ffaiferin. 3)iefe fa|te
ben fül^nen ßntfd^Iug, eine oon ben 3t5mem un*
abl^öngige palm^renifd^e 9J{onard^ie ju grünben,
eroberte einen großen £^ei( beS Oriente unb
^eg^ptend unb leiftete ben rdmifd^en SEBaffen, bie
fte baburd^ gegen ftd^ ^erauSforberte, eine S^i
lang erfolgreit^en SEBiberftanb. Unter %urelian
(278) aber marb fie beftegt unb gefangen, unb
^alm^ra erl^ielt eine römifd^e Sefa^ung. SHefe
marb oon ben ßinmol^nem bei einer (Empörung
umgebrad^t, unb 5ur Strafe bafür mürbe bie Stabt
nad^ graufamer 2:Bbtung aller Semol^ner )erf}5rt.
Seitbem lebte bad alte ^alm^ra, menn aud^ nod^
bemobnt, bod^ nur in feinen Shtinen fort, unb biefe
merben nod^ l^eute an @ro|artigfeit unb Sd^ön-
beit faum t)on einer anbem Xrümmerftötte über-
troffen. 2)urd^ 3nf d^riften in f emitif d^er unb gried^t-
fd^er Sprad^e boben bie Sluinen oon ^alm^ra ein
reid^ed gefdbidbtliddeS SRaterial geliefert. (Seiler,
The Antiquities of Palmyra, London 1696,
beutfcb oon ftübner, Qfranff. 1716; Wood, Les
Ruines de Palmyre, Londres 1753 [in bem«
felben 3abre aud^ in englifd^er Ausgabe].)
®iefe Stabt ibentipcirt 3ofepbu§ (Antt. 8, 6, 1)
mit ber in ber ^eiligen Sd^rift 2 ^or. 8, 4 genann-
ten, t)on Salomon erbauten Stobt Sabmor, beren
9iame aucb 8 ftön. 9, 18 in baS fferi gefegt
morbcn ift, mäl^renb boS E'tbibl^ "^ttn l^at. ©er
1^1. ^ieron^muS ift biefer ©leid^fteDung etütf'^
1819
^atmfonntag.
IS»
tnbem er an beiben @tdlen Palmiram in feine
UeBerfe^ung oufgenommen l^ot. Slud^ in ben an
Ort unb Stelle auf gefunbenen Snfc^riften, ]oXü6ffi
ben femitif^en als ben gne^ifd^en^ fül^rt ha^
cloffifd^e $QlmQra ben IRonten Xabmor, unb nod^
^eute l^eigt bie Sluinenftötte bei ben Arabern ber
Umgegenb Sobmur. 3)er 92Qme ift tuie e8 f c^eint,
in öJ^nlid^er äßeifeDontamar, $alme, abzuleiten,
h)ie ^alrnira t)on palma. @ie^t man auf ben
ßufommenl^ang be§ Xe^teS, fo fann an ber @teOe
in ben ^orolipomena $toi{d^en 93. 3 unb 4 nur
t)on einer in @i^rien gelegenen Stabt bie SRebe fein;
bie| ifl alfo Sabmor = ^alm^ra. Umgefel^rt f ü^rt
ber 3ufammen^ang an ber ©teQe im 3. JtönigS-
bud^ auf eine Ortfd^aft^ meldte im ©tamme äuba
lag, unb eS fddeint bemnad^ l^ier baS fferi richtiger
•itenju lefen unb bamit baS ®j.47, 19; 48, 28
genannte Xl^amar )u bejeid^nen. 3nbeg l^aben fo«
roclf^l bie Septuaginta (ed. Lag.) al§ bie ^efd^ittl^o
unb bad Sargum aud^ an biefer Stelle bie SeSart
Zabmor, unb eine gefunbe ff ritif muf; ftd^ bal^er
für biefe SeSart entf^eiben, f o bag bie (Srünbung
^alm^ra'S burd^ Salomon als l^iftorifd^e X^at«
fad^e feftgul^alten ift. (SSgl. Palest. Explor. Fund
1891, 21 ff. ; 1892, 154 ff.) [Raulen.]
'gfatmfonnfog (im SBreüier unb 9}hf{ale Do-
minica in Palmis, im Stituale Dominica ober
Dies Palmarmn) ^ei^t ber le^te Sonntag ber
40tägigen ^aftenjeit, ber bie S^l^armod^e eröffnet ;
aI3 Dominica 1. classis toirb er burd^ lein ^t\i
Derbrängt unb fd^Iiegt in ber SJteff e f ogar bie 9Rit«
feier (Sommemoration) eine§ ^eitigenfefte§ au§.
Snfolge feiner SluSjeii^nung im ffirt^enjal^re ift
feit ©regor bem ©ro^en für feine Qfeier wie für
ben erftcn Sonntag ber SfoP^nä^it ^^^^ ®run»
bonnerStag, ben Sl^arfamStag unb ben Sam§tag
am Sd^Iuffe ber Oftermod^e bie Satl^ebrale beS
^apfteS, S. ©ioöanni in fioterano, al§ Station§-
fird^e bcftimmt. 3n ber liturgif (^en tjeier beS Sei«
ben§ unfereS §erm entfprid^t biefer Sonntag bem
feierüd^en ßinjuge 3efu in 3erufalem unb er»
neuert benfelben burd^ einen Umgug, bei meld^em
$almtt)ebel ober OliDenjtoeige unb in beren Sr«
mangelung anbere S^^tge getragen werben, bie
unmittelbar t)or ber ^roceffton gefegnet morben
fmb. ®iefe Qfcier gab bem Sage, toie feinen litur«
gifd^en g^fttitel, fo aud^ mand^e mel^r DoIfStl^üm"
lid^e 9}amen : Pascha Palmarum (Pascha be>
beutet l^ier toie aud) in anberen 3ufammenfteIIun=
gen „f)of^t^ rS^\^")t Dominica in ramis Palma-
rum, ramisera,ramispalma, xupiax*^ twv ßaiiuv,
eopT^i ßaio<p6poc, fran^öfifc^ dimanche des ra-
meaux; t)on bem mand^erortS ben grünen 3n)eigen
beigefügten, tjom Cerimoniale Epp. (2, 21, 2)
felbft gettJÜnld^tcn Slumenfd^mudf (f. Durandus,
Rationale div. off. 6, 67, 9) ]&ei|t er Pascha
floridum, Pascha florum, Dominica florum,
Dies floridus, fpanif d^ pascua florida, franjöfifd^
päques fleuries, 93Iumentag, IBtumenf onntag ;
bie bei ben SlaDen unb Armeniern gebröud^tic^en
öl^nUdden 9iamen f. bei Nilles, Eal. manuale
utriusque eccL U, Oenip. 1881, 204 sqq. 8oi
ben Singangdmorten ber ^olmenmet^ n^ b«
äubelruf bed IBolfed bei bem Cinsuge 3efu ftoomt
bie Benennung Dies Hosanna, aud^ einfa^ Ho-
sanna, 6 eäa7YeXi9fi^c tou &awr*dy beibenSili
d^iten Dominica Hosanna sancta. %A bei
Itated^umenatS- unb SBu^biSci|)Iin erflörenfidi bk
9iamen Dominica competentiumy D. capifr
lavium, D. indulgentiae (Dgl. ben Sri fttt^Oi
ja^r Vn, 592). anit bem ^Imfonntog begfant
nad^ bem gemeinen Sted^t bie 3^ ^ux Srfüllini
ber öfterlid^en $flid^t (ngl. ben 9rt OcfMute
3eit, ob. 725). — 2)ie ^almenproceffion on Uc
fem 2:age mar in gerufalem um hali 3q^ S88
ein ^erfömmlid^ Sebraud^ (Dgl. Peregnnitio
Silyiae, bei Dnchesne, Origines da eolts
chretien, Paris 1889, 484); Don bort onS Iß
fie sunöddft in ben tüxiim beS Ortentd Snfno^
gefunben ; im %benblanbe ift bie g^ier bc8 $d»
f onntageS Dor 636 t)on bem ^I. äftbor t)on SttSh
(Etymolog. 6, 18, 18, bei Mi^e, PP. M
LXXXII, .251 ; De eccles. officiis 1, 28, ft.
LXXXni, 763) bejeugt; in feiner «ngobe Ion
felbft ein Slnflang an eine $roceffu)n jefuBba
merben. Ser ®ebraud|^ bie jur ^rocefpn ikß
nenben Smx^t )u fegnen, mirb (nad^ MaittiN^
De antiq. eccles. ritibus III, Antwerp.1737,
196) faum über bad 9. ober fnt^enft btf
8. äal^r^unbert ^inaufreid^en; bie für ein ffiSißxA
mttt angeführten 3eugniffe bei aReniii (6ft>
vanti-Merati, Thesaurus I, 4, 7, n.yiI)liA
93enebict XIV. (Comment. de festis Domini H.
Jesu Christi 1, 4, 20) fpred^en mol^I Don eiw
^almenf eier, aber nid^t Don einer $aImeniDei)t
^ie Segnung, meldte mit ben Xestfiüden pr
$roceifton im 9)2iffale Dorgegeid^net ift, toSSfnA
bie ©efönge gum Umgug mit ibrem 9loten{a|| <■
Slituale (9, 3) entl^alten fmb, tovch mit ehiei bei
9J2e^introitu§ ö^nlid^en ^ntipl^on unb einer 0»
tion eröffnet; an bie burd^ @rabuale unb2;mdBl
Derbunbenen Sectionen fd^Iie^en fid^ eine $r&fatioi
unb fed^§ Orationen an ; eine bie 9u8tbeilung bs
gefegneten S^^^Q^ abfd^Iiegenbe Orotion ifl {■■
glei^ oud^ €nfünbigung unb Einleitung bcr^
ceffton, auf meldte f ofort bie l^eilige Weffe foIgL
2in biefer tritt an SteUe bed SDangeliumS bcrSe*
rid^t Don bem Seiben unb Sterben beS dem, bie
fog. ^affton (f. b. ^rt.) nad^ bem I^L ^att^
mö^renb beren Slecitation bie ©eifUidf^n im OfK
bie ^alrnen in ber ^anb l^olten. 3n ben $riMH
meffen toirb ald le^ted SDongelium baS auf ber
^almenmeil^e eingelegt. Sie gefegneten ^srift
toerben als Sacramentale Don ben (Slfiubigaii
$au§, ^of unb §elb befeftigt 9m 9lf4»»tt'
tood^ bed folgenben ^ab^^ ^trb bie gu fegncak
%f(^e aud ibnen bereitet. Statt ber ^oln^ ^
OliDengtoeige, meldte ben Sanbem bdS Snbo'
5ur Serfügung fteben, merben in 2)eutfd((aiibii
ber SRegel 3tDeige beS Sud^SbaumeS gefegnet ta
baS SSoIt barum aud^ $alm nennt lieber bie
^almentoeil^e bei ben ®ried^en Dgl J. Gov,
•i
■■
1
•^
^olomar — $alubanu8.
1322
wv, 2. ed., Venetiis 1730, 589 sq.;
> L e. 204 sq. Pleitere, Derf ddtebenen
eigene Orbtned ber ^ImfonntagSfeier
4 bei Martöne L c. 197 sqq. 2)ie{en
lurbe in ber $roceffton d8 Stepröfentant
wQ) ein ent^üUted Smci^s, bolb baS
enbud^ unb felbft baS ^eUigfle @acra-
tgetragen; manc^rortd burfte fogat ber
it fel^Ien, um ben @tngug 3e{u in 3eru-
5gKc^ft getreu barjufteaen (t)gl. b. 9rt.
, 1407). (ff. ©ddrob.]
nunr, f. Sol^neS t)on ^atomar.
Wims (be $alube^ be \a $qIu ob. $alub)
n ^erDorragehber Zl^eologe (docior egre-
)93if(^of, tourbesu93re{{e(93QrQmbon)Qud
älteften unb t)ome^mften SlbelSfamilien
ifi atvif^en 1275 unb 1280 geboren. SRit
^ geiftigen unb {Utlid^en Sigeufd^aften
tti, trat er in ben 2)ominicQnercont)ent
ein unb fom t)on ba in bod berül^mte
m @t. Socob in ^orid ; bort erl^telt er
)uni 1314 bad Sicenüat unb toirfte big
8 magister s. theologiae (Denifle-
n, ChartuLüniv. Par.II, 1, Par. 1891,
r; «rd^io f. Sit. u. ffirc^engefc^. H [1886],
dd^bem ^dubanuS im 3. 1317 al8 ©teU-
befi OrbenSgeneralS Serengar be San*
n (Benerakapitel )u ^mpelona präfibirt
|ab er {id^ ein 3a|r borauf als Segat bed
ria4 Sftanbem. um in bem Streite bed
^en ff önigd mit biefer ^roDinj $u t)ermit-
iize, Vitae Pap. Aven. I, Paris. 1593,
. 696). Obf c^on er fic^ bie {er 9Ri{ru)n mit
g^it unb Sauterfeit freiließ ol^ne Srfolg
, gelang eS bod^ feinen 9leibem, feine
b So^Ittdt bei bem ^opfte )u Derböd^-
kilubanud gab ober eine genaue Sar-
er magren ©ad^Ioge unb reinigte fid^ Don
ige burd^ einen ßib (ogl. über biefe IBer«
Baluze, MiscelLI, Paris. 1678, 165
Baynald. AnnaL eccles. ad 1318,
{qc^ $arid jurüdgefel^rt, toibmete er ftd^
re lang bem $rebigtamte (Dgl. aud^ De-
ttelain 11, 278) fomie bem @tubtum unb
rung ber ^eiligen Sd^rift. 3m 3. 1319
fein yiamt in einem ©utad^ten über 30)^.
.b.9rt.) $oftifle gur ^pocal^pfe (Baluze,
[, 213; d'Argentr^, Coli. Jud. I, Lut.-
'55, 233; Denifle-Ghatelain U, 239),
ber bamalS in ©übfranfreid^ möd^tig
t Seg^inenbemegung eine gro^e SloQe
L(B^rIe,im«rd^it)in [1887], 456). 9lm
beSSo^reS 1329 mürbe ^alubanuS Don
(XXIL in Soignon gum ^atriard^en Don
t ernannt unb infolge ^lerDon Episcopus
HOB auf ber 3nfel S^lpem (Raynald. ad
1.94; 3)enifIe,im?lrd^.II,215,anm.4).
er Snfunft in $aIoftina fud^te er al§balb
an auf, um i^n günftig für bie Sl^riften
riL 9ld il^ bie| nic^t gelang, feierte er
(81 toieber nad^ gfronfreid^ )urü(f unb
fd^ilberte bem bamaligen ff5nig $l^ili))p YL Don
SBaloid bie l^artnädCige ®efinnung bed SuttanS
fomie bie traurige Sage ber Sl^riften im beiligen
Sanbe in fo büßeren fjfarben, ba^ ber ffönig unb
feine Stitter einmütl^ig einen ffreu)}ug befd^Ioffen.
S)er $apft f orberte ben ^triard^en unb bie übri-
gen Sifd^öfe auf, aUentl^Iben baS ffreu) }u ptf
bigen unb bad ^eilige Unternehmen aldbalb in'd
Sßerf au fe|en. aOein bie ffriege mit ßnglanb
Dereitelten bie guten 9lbfid(|ten bed $a))f}ed unb
bed ffönigS. $alubanud fc^rieb im 3. 1332 für
biefe ßspebition ein eigenes Directorium terrae
sanctae, fomie eine @efd^id^te ber ffreu})üge
(Liber bellorum Domini), tt)eld^ frül^er in ber
93ibIiot]^ef Don @t. 3acob in $arid Dorl^anben
mar unb Don &tpfym be Sufignan in feiner
@(^rift über bie Siebte ber ffönige Don 3erufalem
($arid 1586) dtirt mirb, nunmel^r aber Derloren
au fein fd^eint. — ®er Qfortfejer ber ßl^roni! beS
iffiil^elm Don StangiS Q. b. 3(rt.) berid^tet, ^lu-
banud ^abe in bem $roaef[e gegen ben ®rafen
Sioberi Don 9rioig megen Urfunbenfälfd^ung,
morüber aud^ beffen Seid^tDater, ber SDomini-
caner 3ol^. 9uberi9, aß 3cuge Demommen »er-
ben f oSte, bad Urtl^eil abgegeben : ber Seid^tDater
tonne in biefem gfalle gefahrlos 3^gni| ablegen,
ba ed pd^ bi^bei nid^t um eine @ünbe l^ble, unb
nur @ütd)en unter baS SBeid^tftegel faOen (Denifler
Chatelain H, 348). SDiefe ßraöblung erfc^eint
menig gfoubl^aft, benn fie miberfprid^t burd^auS
ber Don $alubanud in feinem Sommentar (In
4. Sent., d. 21, q. 3, a. 2 et 3) Dorgetragenen
ftrengen Seigre über ben Umfang bed Seid^tge^eim-
nif[e§ (Dgl. aud^ Nat. Alex. Hist. eccles. XV,
ed. Bing, ad Rh. 1789, 285 sq. S)agegen l^atte
er lebhaften Intl^eil an ber befannten, bie ganae
bamalige tl^eologif d(|e SBelt tief aufregenden Sontro-
Derfe über ben 93eginn ber visio beatifica, ob
ndmtid^ bie @eelen ber ©ered^ten unmittelbar nad^
bem Sobe ober, mie $apft 3o]^anned XXTT.
(f. b. «rt. VI, 1590 f.) in priDaten ©iSputatio-
neu, Keben unb ^Briefen behauptet ^atte, erfl
nad^ ber allgemeinen Suferftel^ung bie befeligenbe
Sinfd^auung ®otte8 genießen mürben. Snfangd
3anuar 1334 unterfd^rieb ^lubanud on ber
Spi^e Don 29 Prälaten unb 2)octoren ber $a-
rifer UniDerfitat ein biegbeaüglid^ed ©utad^ten
an ben ffönig ^^ü\pp VI. Don Sf^anfreid^, ber
ftd^ mit feinem ganaen ^ofe lebhaft für bie @ad^
intereffirie. 9ud^ in einem faft gleid^lautenben,
an ben $opfl gerid^teten Sd^reiben fprad^ er, ent-
gegen ber $riDatmeinung 3o^anned' XXII., ent-
fc^ieben bie Slnfi^t au8, ba^ bie Seelen ber
©eredbten fofort nad^ il^rer Trennung Dom Seibe
nid^t blo| in spe, fonbem in re bie visio beati-
fica erlangten; ebenfo befanb $alubanuS fid(| unter
benjenigen Xl^eologen, meldte anfangs 3uli 1335
m @aarbrücfen unter bem SSorfi^e bed ^apfteS
vSenebict XU. bie fjfrage neuerbingS einer genauen
Prüfung unteiaogen (über bie be^nitiDe Sntfd^ei-
bung ber Streitfrage burd^ bie 93ulle Benedictiul
1823
Cornelius.
im
Dens f. b. Sri. %nf(l^uimg ®otte8 ; t)gl. oud^
bie t^eüS neuen, t^eilS berichtigten Socumente
bei Denifle-Chaielain U, n. 970—987. 995).
^mer nxinbte {id^ ^lubonuS gegen bie 3rr>
t^ümer beS fd^iSmatifd^en SsgeneralS ber SRino*
riten, SRid^ael t)on Sefena (f. b. ^rt.), in ber nod^
ungebrudCten @d^ft Tractatus de paupertate
Christi et apostolorum. Obtt)0^I er fid^ aber fo
aa faft allen t^eologif d^en Itömpfen feiner 3rtt be-
tl^tigte^ mar bamit feine literarifd^e Sb^tigTeit
bo(^ nic^t erf d^öpft. Seine ^uptleiftungen liegen
Quf bem ©ebiete ber Ssegefe unb ber fc^olaftifc^en
Zb^ologie. Sr t)erfa6te nömlid^ nad^ bem 3^ug-
niffe $of|et)inS unb S^arbS, m\ä^ bie betreff enben
^nbfd^riften fa^en unb befd^rieben, bereits t)or
^colaud Don S^ra (f. b. 9lrt.) auSfäbtlid^ Kom-
mentare 5U fömmtlidden Sudlern ber b^iligen
@d^rift; biefelben liegen nod| ungebrudCt in Siblfa^
tiefen unb flnb mobi aud^ tbeilmeife t)erIoren.
tl^mer fd^rieb ^alubonud Sommentare : In 1. et
2. Seni (nur in ^anbfd^riften Dorbanben); In
3. Seni (Par. 1517) ; In 4. Sent. (Ven. 1493,
Paris. 1493. 1514. 1518; In 3. unb 4. Sent.
gufommen, Par. 1530). S)er fjjl. %ntonin (Summa
hist. m, Lugd. 1586, 681) fd^ö^te biefe Kom-
mentare n^egen ibrer cafuiftifd^en Sraud^barfeit
febr bod^ unb 50g biefelben in biefer ^infid^t allen
atü)eren t)or. Sinige fd^reiben ^alubanuS aucb
eine SIbbanblung De causa immediata ecde-
siasticae potestatis (Paris. 1506) )u, möbrenb
ainbere biefelbe bem Dominicaner Karbinal SSßtt-
beim $eter be (Sobin beilegen, ßntfd^ieben un«
äd^t unb t)ielmebr bad SEBert eines gfranctgcanerS
ftnb bie unter ^lubanuS' 9lamen unb unter bem
Xitel Thesaurus novus oft gebrudften Sermones
de tempore et de sanctis per annum, Argen-
tinae 1493, Moguntiae 1608 u. f. tt). — 3lm
17. Snli 1336 (nic^t erfl 1340, toie ®om8 u. %
angeben) erbielt $alubanu§ bie jhrd^e SonferanS
als Sommenbe (® enifle, im ^rd^it) n, 2 1 5, ^nm. 4,
u. Chart. II, 204); er beftötigte unb Deröffentlid^te
bann alsbalb (1337) bie t)on feinem SSorgönger
auf biefem bifd^öfUd^en @tuble entn)orfenen $ro"
Din^ialftatuten. gffinf 3abre barauf, am 31. Ja-
nuar 1342, flarb er }u $oriS unb marb in ber
Äloftcrfird^e bon ©t. 3acob begraben. (SSgl. Bu-
laeus, Hist. Univ. Paris. IV, Paris. 1668,
984 ; Quetif-Echard, Scriptt. 0. Pr. 1, 603 sqq.
II, 820 ; Fabricius, Bibl. med. aevi V, Flo-
rentiae 1858, 183. 256; Hain, Rep. bibl. lY,
12286—12287; Graesse, Tresor V, 116;
fonfttge Siteratur bei Chevalier, Bep. u. Suppl.
8. V. Palud.) [aWorgott.]
"Sf amethts (be ^mMe), Sacob, einbefonberS
als $atrolog gefd^ö^ter %^tolDQt, mar )u S3rügge
1536 als @obn eineS @taatSratbeS JtarlS V.
geboren. Sr ftubirte anfangs in fiömen, bann )u
$ariS unb ^bua. 3laä) feiner Slüdtfebr erbielt
er 5u Sömen, mo er mie in $ariS biele inter-
effante Sefanntfd(iaften gemad^t b^ttte, bie tbeo-
logifd^e ^octormürbe, f^vttavi^ ein Sanonicat )u
Srflgge; fpSter marb et aud^ (l^noniaiS)tt 6t6tt>
bula in 9rüf|et unb )u @t. 3obomi in ^am»
bufd^. &a greunb ber Sßiffenfc^, otbeitdef»
melius babin, eine auSgegeiil^nete Sibliol^ c»*
jurid^ten, um bie Sd^riften ber beiligm 8to vit
alten ^nbf d^riften }u oerglefaben mtb fbb fo kct
patrifhfd^ jhitif bingeben}u fitanen. SMeSfag»
triege, bie fein SBotertonb b^imfud^teii, bcMMa
ibn, fid^ md^ ®t Omet m begeben, ttw ber vi-
f d^of ibn gum Slrd^ibiacon feiner (iaSJämäz maftit
3n ber gfolge befiimmte ibn W^^ H. insK'
f d^of t)on @t. Omer unb jum ^tofifl ber IMtt
}u ®t. @altxitor in Utrd^t aiS ^ßmndittl Ar
t)on feinem 99iStbum 93efi| nebmen moDte, ettandk
er untermegS utd) ftarb om SlerDenfieber gnStt«!
im ^ennegau am 18. September 1587, im 52. Sei
benSiabre. Seme SBerfe ftnb: 1. LitnrgieaLiti-
nomm, Colon. 1571, 2 voll., aud^ mtet bn
XitelBitaalepatnimlat.,ib.l675; biefeSfettot
aber unfritif d^ äBerf t)erbreitet fidg über ben 9tifa«
beS beiligen aRe^opf erS, mie er bei ben SpofUi
unb beiligen Sötem fiblid^ gemefen. 2. Sie k
ber Maxima bibUoth. vei pat. XVm. dg^
brudfte SluSgabe beS Micrologos de ecdeoaiü-
cis observationibus (f. b. Slrt MicrologM).
3. Catalogus Commentariomm veterom fläee*
tiorum in universam Bibliam, Antwerp. 156&
4. Belatio ad Belgii ordines de non adndttai-
dis una in republica diversamm rdigioiuni
exercitüs, Antwerp. 1589 (aud^ in'S gfnnqi-
ftfd^e überfein Sqon 1592). 5. SineSuSgobe W
bl. e^prian, ^nttottpm 1568, ^riS 1616. Sttfe
Ausgabe nxirb nad^ oerfd^iebenen ^nbfd^riftcnlc"
forgt unb mit fd^ö^baren {Roten begleitet, indSftk
ben ausgaben S^prianS Don SRigault nnb Sei
f eblen (Dgl. Migne, PP. lat. m, p. LXIH B99J.
6. gine SuSgabe beS SertuHian mit geftb^i"
^nmerfungen, bem Seben beSfelben fammt fcon
äkrtbümem unb beren SEBiberlegung, Sntunixn
1579 unb i^fter. % Submig be la Cerba nb
Stigault benu^ten |(kimeliuS^ Srbeit für ibre W-
gaben beS SertuQian (ogL audb Migne, PP. bt
I, 69). gfemer gab ^melius Saf poborS De Ib-
stitutione divinarum litterarum L 1 (Antv.
1566) berauS; be|gleid^ b<^t man Don ibnene
neue Ausgabe Don KabanuS SRauruS, todSft mli
feinem 3:obe gu fföln 1 627 burd^ Snton Don^em
Sifd^of Don 9)pem, in brei 99önben Derbffeiifitt
mürbe. 3n oiefer SluSgabe finben fid^ cou) Me
Kommentare beS $ameliuS aber baS Sud^ 3iiM4
unb über ben 93rief beS bl. ^uIuS an ^ffimm-
^ameliuS b^^ tin Sinne, aud^ bie Litnr^
Graecorom unb ein 9ud^ aber bie U^bemiPni*
mung ber gried^ifd^en unb lateinifd^en tMft ii
93etreff beS beiligen 9Re^opf erS, bann eine SM)»
gefd^id^te, eine ©efd^id^te Don Belgien unbftmd«
Don Srfigge berau^ugeben ; oUein ber Xob 14^
feiner gelebrten Slb^tigleit ein )u fräbeS 3^^ (8Ö^
Hurter, Nomencl. lit I, 2. ed., Oenip. 1891
109 sq. ; Xbalbofer, ^anbbud^ ber fatb. Sttnp'
I, 2. 9ufl. Sfreiburg 1894, 102.) [%vü
1825 ^antmad^iuS — $am)il^{Iu8. 132&
VMnM4faM,betl^I.,berSfreunbbe§]^L^ie« tuegen et btefenSrief toenigfienS on geeignetem
n^miift unb bcd I^L $auliim8 Don 9)oIa (f. b. Orte mtttl^eilen Idtme (Ep. 58). 9u<j^ ^nabtuS
9dL), Pommte and bem oltrömifd^ ®ef d^led^ lernte bei feiner Snttefenl^eit in 9tom ben Dortreff«
bcc 9ntier mtb ttmrbe d40 n. &^t. geboren. S>ur(i^ lid^ 9Rann fennen (Eist Laus. o. 122). Suf
bk gilbten, loel^e er nrit ^ieron^mud }uf ammen ^ammad^iud' fleteS Srmal^nen (ef d^lo^ dieron^*
hl Stom nmi^te^ erlangte er eine j^ol^e SBilbung mnS im 3. 405 feine fibrigen Xage auf bie ßr-
fai bcn toMifya tote in ben fpecieD d^rißlid^en flörung ber ^rop^eten }tt oenoenben unb ttibmete
Siffenfd^aftnu Sr betrat juerfl bie IBa^n bürger- feinem gfreunbe im 3. 406 bie Kommentare )it
IU)er (l^rettfleOen, nmrbe Senator unb toirb oon Ofee, 3oeI unb %mod. Sd^on frul^er aber, bieU
9oBiibtuB vir proconsuliuris, Don i&ieronQmuS leicht im 3. 397, ^atte er auf ^ammac^iud' 93itte
kr Umifd ber Sonfuln genannt. Sie fromme 3onad unb 9bbiad erflftrt unb i^m beibe Som-
nazcdla mar feine iB(utdt)ermanbte; er felbft aber mentare gemibmet; bie SrHörung beS ^ropl^eten
Mmö^itc fld^ mit $aulina, ber )tt)eiten 2:od^ter 3)aniel bebidrte er, oieUeid^t 407, aRarceUa unb
kr 1^ fkiula (f. b. Sri), etma Dom Sa^u 392 i^m; in ber Sorrebe )u bem ^rop^ten 3faiad
OH ffll^ $ammad^u8 einen emftg unterl^Itenen fagt er ber Sufbd^ium, il^r Sruber ^ammac^iud
Sncfne^fel mit binn bamatö )u ^etl^Iel^em mei- ^(we i^n buni^ l^öufige Sriefe su biefem SEBerfr
fcnbcit feieton^muS , ber erfl mit feinem Xobe ermuntert. 3n ber Sonebe ju Ssed^iel Dom 3Q]^e
dbete. Sr f4rrieb on ^ieron^mud über bie 3rr" 411 fd^reibt er: „Unbfie^e, plbi/iii^toixb mir ber
fl^ibiicr 3o»inian8 unb mad^te il^n aufmerffam, Xob ^mmad^iuS' unb SRarceda'S bei ber SBe-
bfli beffen ^mci S9ud^ gegen 3oDinian Dielen Sin- lagemng ber @tabt Stom gemelbet" S)amad^ fäSt
{b| erregten, fo ba| er bie Dori^nbenenSlbf duften ^mmad^iud' Zob in baS 3a(r 410. Sein (Se-
in Som )u unterbrfidten Derfud^t l^be. ^ierouQ- böd^tni^mirbam 30. Sugufl gefeiert.—^ Briefe
«iS boiAe il^ unb red^tf erttgte fld^ meitlöufig beS fj/L f)ieron9mud an $ammad^iud f. bei Migne
m bem Sriefe Liber ApologeticuB ad Pam- L c. XXn, epp. 48. 49. 57. 66. 84. 97; benSrief
■aehimn pro libris contra Jovinianum (bei beS ]^I.9lugu{nnu8 ib. AAAlllf 225 sq. ; ben ^rief
Migne, PP. lat XXn, 493 sqq.). 3m 3. 395 bed ^ulinuS Don 9loIa ib. LXI, 207 sqq. (^I.
Hnieb £rieroni)mu8 (De optimo genere inter- AA. SS. BolL Aug. VI, 555—568; Geillier,
idi) an ^mmad^iud, ol8 er i^m Don 9ht- Eist. gen. des auteurs sacr^ VII, nouv. öd.
Sorgel^fen SRitt^eilung gemad^t l^atte; aud^ Paris 1861, 503 ss.) [®am8 O.S.B.]
er ibm feine Sert^ibigung gegen SBifd^of 'Sfomyßi&ti^, ber H/ ^e^ unb SRar«
Don 3emfalem )u. 3m 3. 397 ftarb tqrer )u Söfarea in $alöfüna, geniest in ber ®e-
fanltna, bie ®emablin b^ ^ammad^iuS ; nid^t f ^id^te ber t^eologifd^n SBiffenfd^aft befonbem
¥t% ^teron^muS^ fonbem aud| $aulinu8 Don IRul^m ali gförberer beS Stubiumd unb ald Ser-
SWa Vfyckb begmegen an ^ßammad^uS einen au8> DielföUiger filterer d^rifittd^n Siteraturmerfe. Sr
fl^tfl^ Srief, morin beibe tt)etteifemb foaol^I entflammte einer Domel^men Sfamilie su 93ert)tuS
btl 2ob ber Derfiorbenen ®emal^Iin als bad beS in ^^önicien, !am fpäter nad^ SKesanbrien, mo er
flkcrbbenben $ammad^iuS Derfunbigen ; ben ledern Don periud (f. b. 9(rt.), einem ^nl^änger bed Ori-
li^men fle befonberS megen feiner großen SDemutl^, gene8,Unterric^terl^ielt^unbbrad^te ben legten X^eil
{änex 93er|td^tleiffamg auf aUen irbifd(|en 93efi^ feined Sebend in (Sfifarea ju, mo i^n Sifd^of Sga*
nb feiner tl^tigen opfeneid^ 9lä^{)enliebe. piud jum^redb^ter gemeint l^atte. 3n ber (Sl^riflen-
Ifammaäfiia l^e in bem römifd^ ^fen eine Derfolgung unter SOta^imin ttmrbe ^mpl^ttud im
gco^riise gfrembenl^berge (zenodocbium) er- 3. 307 burd^ ben ^räfecten UrbanuS in'd ®e-
tii^ ; in bereu Unterl^Itung wetteiferte mit il^ f öngni| gett)orfen , gemartert unb nad^ 5n>ei-
Mc frmmne Sfabiola, tt)eld^e aber fd^on einige 3al^re iöl^riger ®efangenfd^aft entl^auptet (309). 3laä^
mOfytc (etnxi 899) fiarb. 3um Sobe biefer fjfrem« ben iserid^ten bed JKrd^engefddiddtfd^eiberd Su-
bei^berge, in ber nid^t blo^ 9rme auf genommen, febiuS, ber fid^ atö Sd^üler beS l^L $am))^ilud
(md^ g^en SluSIfinber reid^e ©aftfreunb- Eusebius Pamphili nannte unb eine nur in einem
gefibt ttmrbe, fagt ^ieron^ud: „Sonber gragment erhaltene SebenSbefd^reibungfeined8eb«
dtaniMjen ^fen gegrunbeten Verberge bot )u rerd Derfa|te, ttmr ber jäeilige )u feiner 3(it ber
||d4cr3^biegan)eSBeUDemommen;inSinem berübmtefte 9Rann in $alöfüna unb mit ieber
Sonnier lernte Britannien lennen, tt)aS Veg^pten d^riftUd^en Xugenb gefd^mücft. ©ein IBermögen
nk $axtl^en aI8 tt)a^r erfannt l^atten" (Ep. 77 tl^eüte er }tt)ifd^ ben S^oeden ber tl^ologifd^en
[d0 mort FabioL]). ^ammad^iuS aber ttmrbie aud äßiff enfc^aft unb ber Unterfiu^ung ber ^totl^Ieiben«
Racm Xeid^ ein Srmer unb tt^ibmete feine nod^ ben. (Sx ttmrbe ber ®rünber (ober Snoeiterer) ber
iMge Sebnd^eit gang bem 3)ienfte @otted. 3m Sibliotl^ef gu Söfarea unb bereid^erte biefelbe burd^
S.M1 fd^d) aiugufUn an ^ammad^iud einen Diele, gumX^eil Don il^meigen^önbigabgefd^ebene
kgiaAimnfd^enben Srief , ba^ biefer bie auf feinen SBerfe ber Sfiter, bef onberd beS Origened. Sefannt
Bflkm in bem confularifd^en 9htmibien Dorl^n« ift, ba| auc^ bie berubntt^ &^^Ict (f. b. Srt. Ori«
kaoi iMmaiißifd(Kn Solonifien mit (Erfolg gu ber gened, ob. 1064) gu ßfifarea DerttKi^rt tt^urbe unb
Mcd^ ytrud^ufu^ bemüht gett)e{en fei. SRöc^ten (Dermutl^lid^ erft bei ber 3erftörung ber Sibliotl^
mbtre leü^ SUmer il^m l^erin nad^l^men, n)e|- burd^ bie Araber) Derloren ging. 9Rit CufebiuS
1327
$amt)l^l)Utn — Fange lingna.
im
jufommoi fefotflft ipinil'^iluS m^ bre ^opla
thte neue Secen^on bet ©tphioginla (j. b. Sri),
DKldie auf feine ^uciotitüt ^in allgemeine Tlnna^tne
in $iilöfHnQ fanb ; a\iä) W »r oermut^li* ((.Mont-
fancou, Biblioth. CoiBlin., Parie. 1715, 78)
bie (ogen. eut^alianijdde ffa)>tteltint^ettung in bie
^o^elgefi^if^tt eingeführt (bgl caiä) Raulen, Sin*
Ieituna,3.§Iuf(.,gmb.l890, 69fO. ®tf d^rip-
lit^t Schule gu Säfatea tienbanlt i^m gleic^falli i^re
@rüi^ung. ESon tigentn Sd^riften btS f|I. $ani'
p^ilui neiben einige oerloren gegangene Sriefe
genannt, ueld^e eianiJteunbt nietete (f. Hieron.
Apol. adv. übr. Eufin. 1, 9, bei mgae, PP.
lat. XXni, 404); bie i^m jugeftfiriebent, im
Urttjt eijaltene grflärung )u ben flofiitdüber-
fd^n[lenber7^iD^eIge|<^idbtef.beiMontfauconLo.
78 sqq. u. bei Mlgne, PP. gr. X, 1649 sq. Sine
^ologie btS Origenefi (f. b. %ri Origtni^en^t,
ob. 1074) aibeitete er im (SefSngnifi jufamtnen mit
SufcbiuB aus ; letftmt gab bie fünf erften, gemein-
lam Mtfagten ^üc^et beiferden f^iätti ^eiauS unb
fügte ein fec^SteS ^inju. 2)itfe Spnlagit uwnbet
fU^ an bie ConfesBoreB ad metalla P^aeetiiiae
danmatoB unb fuc^t bie fiauptDonDÜrfe gegen
OiigcneS buri^ ISttate aus beffen SBcifen mit «•
tlärenben Smif'^entiemethingen ju befeüigen. <Sx*
galten baoon [inb nui baB tifte ISud^ unb einige
Fragmente in Der (nad) Hieron. ÄpoL adv. libr,
Bu£n. 1, 8 unguDeriaffigen) Uebeifegung SlufinS.
SMefe Studie ftnb me^rfad^ gebrudt mit oen j^er*
len beS Origtntd, foinbtrOTigencfl-SuegabtUDn
I)e fa iÄue (IV, Opp. ad Orig. pertin. 17 sqq.)
imb bamad^ in ber Sommafifc^'f^tn ISbition ^b.
XXIV, 293 sqq., femer in GaUandi, Biblioth.
patmm IV, 8 sqq., bei Migne, PP. gr. XVH,
542 sqq. unb fnnft. — Sie beften Sa(f|ri^ten
übet $amt>](iiluS nürbe feine Don SufebiuS in biei
Üäüi^tm Derfagte SebenSbef^reibung bieten, nenn
fit ni(^t tinloren mäxt. SBtrmut^Ii^ bilbtten
aber bie Acta S. Pamphili et aociormn (f. AA.
88. BoL, Jun. I, 64 sqq. unb Migne, PP. gr.
X, 1534 Hqq.) einen 2^eil berfelben, lutnn aud|
BteUeicfit mit raeiteitn ffluSfc^mürfungen. Slu&er-
bem finbtn fii^ ja^Ireli^e gelegentliche ÜKitt^iei-
lungen über ^amp^iluS, fo bei Euseb. H. £.
6, 32 ; 7, 82, 26 ; 8, 13, 5 ; ferner bei Euseb.
De martyr. Palaest. c. 7, U ; bei 8ocrateH, H.E.
3, 7; Hieron. De Tir. 111. c. 75 ; Photius, Cod.
118; tnblit^ in ben Stmtf^iiften jtoifiiitn ^ie-
tongmua unb Kufin (f. b. Wtt. DrigeniPtn^itJ.
(93^. Ceillier, Hiet. gen. des auteurs sacr^
II, n. ^d. Paris 1859, 522 ss. ; »eitire Sittratur-
angaben f. bei Chevalier, Bäp. s. t.) {_% effei.]
^amp^Mtu, f. flltinafien VII, 785.
^amyomatnis, f. Stolle, 9Hc^arb.
^nngiit ift eipenS na^ ber @rut^tiebeutung
„bie OoKIommen ^eilige" einer ber e^renben !8ei'
namen, meiert bie giitii^ifi^ j^rdie bei ®otteS-
muttei gibt. @o ^eigt baS g^eft Assumptiob. U. V.
im iJejtlalenher oon ßonfiontinotitl xoi'niiisie -r^e
itwKffiat deoTJxou (Ealend. ecd. Const., ed.
Morcelli, II, Bom. 1788, 191; Danid, Cod.
litlV, Lipeiae 1853, S13, not 1. S23). IM
Sott Pe^t au(^ allein ol^ne nO^em 3nfat |k
Sejeic^nung ber 9Rutter ®Dtte« (Gou-, £n^
Paris. 1 647, 667). 9u4 impirjfa tommt \ti bn
(ib. 813). 3R)eiteni niib myartia. obei T^vtjw
ein geneigtes brtie^gefi €tfid(^ EBiob gtnanuL
aü^tS bie grit^if^tn 9Rön(^ uab Sltr^i tnb
anbete fromme ^erfonen nat^ btt tDla^tjeit mtki
@ebtt unb Soraa^me btflimmtet Stilen gntitfnL
S)er XtUa, raorauf tS liegt, ^|t itava^po»
((roar 1. o. 867 ; Daniel L e. 323). 2)ritbn! i^
$anagion bei ben ©litten a\& Sejeii^nung für
bae ^ctoralfreu; bniBi|(!^eft in @ebrauiii(Dudd
1. o. 382). (Sgl Nilles, Ealend. mau. utiinsq«
oocLII, Oenip.1881, 326 sqq.) [^i. ffillnet.]
"^KttaattttS, b e r ^ I. , (in jugenbli^a Stop
tqrer, toelc^er in btr biodetionif^tn ißtrfolgimg
am 12. 2Rai 304 an ber via Anrelia ^geti^kt
»urbt, mar oon @eburt ein ^^r^gicr, &n
aber als Ainb mit feinem O^tim ^ion^puB »4
9tom unb narb Don ^ap\l 9)larcillinu§ jeDifl ff
tauft. Wii feinem O^eim gugleiib maib a is
aller DOR 14 Sauren enthauptet aBtgen ia k
feinem Slter ungemb^nlit^en ^tonb^a^igbit wA
er im SItittelalter ^odd oerebrt (Eine frinj^ wä
feinem Flamen }u 9tom ip feit 1517 SarbiitaattL
©ein ISIep ip an feinem XobeStag, btm 12. SM
(AA. SS. Boll. Mail lU, 17; Dgl. Analadi
Bolland. U [1883], 289 sqq. unb X [18911
53 sqq.). [ffaulen]
ifanegl^on nennen bie ©riechen, wd U
ben Sateinetn ^omiliarium öeifet, sine ©ai
Don ^rebigten unb ^omilien bertorragenber Abi
d^enft^rlftfleOer auf bie 3^ePe e^tifti unb ixt^
ligen. SlieDerf(^iebenen^u))ttit(^en^abetteigB
Sammelmerle biefer Slrt, mcicbe an Sn^oA ri
Umfong fe^r oerfd^iehen finb. %m biefen !Btdl
gingen einjelnt ©tiidte in bie aKttiäcn (f. b. 11
DJtenaion) unb anbcre liturg. Sucher becSritfa
über(Daiiiel,Cod.lit.IV,321sq.). [^.StiSmi
Fange lingaa pnb bie Snfnng^niortc ak
Stnja^I con litd^lidlien ^qmnen, meiere in M^
jeiligen hoc^äifcEien ©tropfien abtcfafel finb (fl.
9lrt. ^^mnuS VI, 543), unb als beren grai»'
fi^aftliiiea SBorbilb ber §t|mnufl ju g^mMj
^eiligenftreujeSPangelinguagloriMlLMr««
certaminiB erft^eint. SQerfQf|erbe6Iel(lernif<*
f4einliif| StaubiuS ÜJtamerluS (f.b.«rtid*lF
■ etuhien unb ajüttj. auS b. Senebict.- itipw
Orbenl885.I, 446f.);bD(^ tDirtbiiSi*»!
tion älteren unb neueren äuctoritälen aur^ii'l^
nontluS gortunatufl (f. b. Sri.) juriictgetuirl. w
bequeme melrif^e Sonn biefeS SkM iw >J
bet antrieb, raarum bemfelben fo Celc anto"J
gebit^tet tourben. Sine anjotil foli« W
a^mungen, ju benen audd baä Paoge ü"2 * i^
gloriosi Corporis mysterinm t[5 61. iS*
gehört, pnhel pc^ bei Daniel, Thes. iipaA\
Halis 1841, II— V, Lips. 1844—1856; K« - - . .
8at.§9mnenbe8im..«. U, in,Sreib.l84*tJ «la^
1W=
■^'■if
^anigorolo.
1880
rd, 2aL ^tjmta be8 aR.-9v d^nftebeln 1868;
), Sat ^Qtnnen bed 9R.-9.^ Augsburg 1888;
dcf, Anidecta hymnica 11 ff., fieipgig
8 ff.; eine oollftänb. Ueberftd^t gibt GheyaÜer,
lert. hymnolog. 11, Louyain 1895, 284 sq.
itt4 ^böumtn, SaS fatl^. beutfd^ ftirci^enlieb
teiburg 1886, 693 ff., unb Julian, Dict. of
nnology, London 1892, 878 ff. Sine an*
^enbe griecbifd^ Ueberfe^ung bed tj^^^obnleid^«
fiJ^^mnuS Fange lingua, mit Seibel^Itung
Ber4ma|ed unb bed 9teimed, üerfafte ®. SRa^r
. (f. biefelbe bei Nilles, Eal. man. 11, Oenip.
1,477 sq.). Sie aRelobie oOer biefer ^Qmnen
d fid^ l^uptföd^Iid^ in gmei Varianten: als
|d^ 6ingn)eife, ttie fie je|t in ben offtcieüen
iji^ £]^oraIbüd(|em fielet, unb aI8 pl^rqgifci^e,
fic in Seuifd^Ianb unb Sftanfreid^ übli^ iß ;
xtDt&, 3ur ®efd^. beS Tantum ergo, in ben
nmen ouS SR.-Saad^. XXXYII, 1889, 475.
L nod^ Rarfitt, Seitröge jur ©efd^. u. Srlla-
I b. ölteften ftird^^^mnen, 2. %x^., ^berb.
1, 412 ff.) [^. gflet.]
fimigtroCi, SftonciScuS, O.S.Franc.,
bei §amilie ber Obferüang, berül^mter $re-
r imb (SontroDerjtfl, Sifd^of t)on ^{ü, nmrbe
Roilanb am 6. 3anuar 1548 geboren; fein
rr, ein ongefe^ener Surift l^ie^ @abriel ^ki-
xolo, feine SRutter Seonora (Safati. 3)er mit
I Qulerorbentlid^en @eiftedgaben, namentlid^
R erfiaunlid^en (Seb&d^tniff e auSgerüftete jhtabe
^ mit fpielenber fieid^tigfeit f old^e gfortf d^ritte,
er, um bie Sted^te gu fhtbiren, fd^on mit
Sagten bie Unioerfitat $abua, fpöter bie Don
Dgno befud^en fonnte. 9uf beiben Unioerfi-
I fu^e er nad^ feinem eigenen SBefenntnifje
leid^tftnniged unb getoalttl^ätiged fieben unb
Snfü^rer bei ben bort getoö^nlic^en Slauf ereien.
mS^ er nid^t feiten in groge fiebenSgefa^r ge»
i, Mein ber rafd^e Zob feines 93ater3, ber in
e 6tubiengeit fiel, ergriff il^n tief, unb nad^
8er 3tit folgte er ber fd^on lange ma^nenben
nraie ®otted, tteld^e ibn gur Su^e unb gum
kleben berief. Sr befe^rte ftd^ grünblid^ unb
', ouf fein reid^ed ^trimonium üergid^tenb,
15. m&n 1567 in baS ftlofter ber Obfer-
tcn {u gloreu) ein. 92ad^ feiner $rofe^ be*
k ei bie p^ilofopbifd^en unb tl^eologifd^en @tU'
t in ^bua unb ^ifa unb mad^te bälb burd^
oeiQubembeS Stebnertaknt fo gro^ed ^uf fe^en,
er, erfi 23 ^iafjftt aii, Don feinen Oberen nad^
I i^fen nmrbe, um bei bem ©eneralcapitel
OrbenS, bem ber beilige $a))fl $iuS V. prfi-
^ bie (Eröffnungdrebe gu galten. 3)er ^iopft
'Kberte bie f eltenen ®aben beS jungen SRanned
^ff xfpn, nad^ $ari3 gu gelten, um bort in
1^ feine tbeologifd^en ff enntniffe gu ermeitem
W^ jn befferer ^ermert^ung feiner @aben gu
^^m. 2)a $iuS V. bamalS feinen 92effen al§
uiQUegaten an ben frangöfifd^en ^of fanbte,
^We er, ba| $anigaroIa im @efoIge bed-
1 luid^ ^ßoriS reifen foOe. 2)ort ftubirte biefer
nun gmei 3abre mit großem f^eil unb erfiaun«
lid^em (Srfolge neben ber grie(^ifd^en unb bebrfti«
fd^en Sprad^e bie l^eilige @d^rift unb bie 93äter
unb mürbe felbfl am föniglid^n ^ofe megen feiner
IBerebfamfeit bemunbert unb geehrt. 3la<S) 3talien
gurüdfgefel^rt, lehrte er im Orben bie Zb^ologie,
prebigte aber gugleid^ unermüblid^ 13 3abre long
in ben ^auptftöbten StalienS, namentli^ in Stom,
mo !ßa)){l @regor Xm. feinen ^rebigten oft bei-
mo^nte : er enegte überall eine faft fd^toörmerifd^
Semunoerung, bemirfte aber aud^ gabllofe IBefe^«
rungen. allgemein galt er als ber größte ^rebiger
feines Sabr^unbertS, ein Urtl^il, bem ^aniga-
roIa'S 3eitgenoffe, ber Sarbinal greberigo 9or«
romeo (De sacris nostrorum temporum ora-
toribus lib. 2 [ed. Mediol. 1632]), unb fpöter aud^
ZiraboSd^i beiftimmen. S)ererfterefagt unter anbe«
rem üon i^m, ba^ ^anigarola in ftd^ aüt Sorgflge
vereinigte, meldte eingebt an anberen Stebnem be«
munbert mfirbem 9IS SufbS feiner OrbenSproDing
mobnte ^anigarola 1576 bem ©eneralcapitel gu
^riS bei. 93iele beabfid^tigten, ii^n gum ©eneral«
minifter gu mäblen; eS gelang aber feinen Se«
mübungen, bie SBabI auf benberü^mtenSfrandScuS
®ongaga, ben Obeim beS ffi. Slo^ftuS, gulenfen;
er felbft mürbe gum ®eneraIbefinitor erforen. Sei
biefer @elegenbeit Dertbeibigte er in einer öffent«
lid^en 2)igputation glöngenb üiele Theses gene-
rales ex universa SS. Fatrum theologia de-
sumptas, meldte 1594 gu ^ngolftabt gebrudt
nmrben. 3n Stauen übte er nad^ feiner StüdCfebr
fein ^rebigtamt meiter auS unb mitfte gugleid^ als
93ifitator mebrerer OrbenSprooingen. SnSbefonbere
mürbe er auf Srfu^en beS bl- Aarl IBorromäuS,
ber ibn febr bod^fd^ö^te, t)om ^apfte nad^ 9Rai«
lanb gefcbidtt, um bort als ^rebiger unb Sontro*
üerfift ben beiligen IBifd^of in feinen fird^Iid^en Re-
formen fröftig gu unterftü^en. dx bielt im 3)ome
gmei Sabte binburd^ möd^entlid^ eine ^omilie über
ben ^ropbeten SeremiaS unb gugleid^ Sf^^d^/
in ^nmefenbeit beS beiligen SarbinalS, $rebig-
ten über baS fieiben Seju Sbrifti; bie Unteren,
bunbert an ber 3abl P^b in lateinifd^er @prad^e
gebrudt (SJenebig 1585). ^anigarola begleitete
aud^ ben beiligen Srgbifd^of bei feiner Sifttation
in ben Don ber ^reße angeftedften 91pentbölem
(@raubünben). Sort blieb er löngere 3eit unb
arbeitete mit SontrooerS)n:ebigten unb burd^ per*
fönlid^e Sinmirfung erfo(grei(b an ber IBefebrung
ber abgefallenen (92äbereS bierüber f. in bem unten
citirten Sud^e beS F. aRarceUino). SIS ber bl. ftarl
erfranite, ftanb ibm ^nigarola bis gum legten
^tbemguge bei unb bielt ibm bann eine rübrenbe
Seid^enrebe. — ©ijtuS V. ernannte $anigaroIa
am 5. 3uli 1586 gum Sifd^of in partibus unb
@uffragan beS SarbinaIbif(bofS t)on genara, unb
balb barauf, ba er bem C^ergog t)on gferrara,
^Ifonfo IL, mißliebig gemorben mar, gum IBifd^of
oon 9fli. 3n biefer 2)idcefe mirfte ^anigarola
mit großem Sifer, bielt gmei @qnoben ab unb
arbeitete energifd^ an ber Steform ber gefunfenen
1881
^onisbriefe — ^antänuS, ber H
1S8S
SiSri))Iin. %u| Sefel^I bed $a))fted mu|te er als
Begleiter bed Sarbinanegaten Saietono imeberum
na^ $ori8 reifen, ©ort l^ielt er eine SReil^e glftn-
genber SontrooerSprebigten, m\i)t nid^t menige
feonöerponen gur golge l^otten. 3nt folgenben
Solare fe^rte er nad^ Sfit unb gu ben geiool^nten
arbeiten gurudf. Sr ftarb aber fd^on am 31. HJtai
1594, in feinem 47. SebenSia^re. — Siraboöd^
bemerft, ed fei faum glaublid^, loie Diele @d^riften
bief er f orhoäl^renb mit apofiolif d^en 9!rbeiten fioer-
labene HJtann tro^ feiner htrgen fiebendgeit l^be
Derfaffen fönnen unb gmar über gang Derf d^iebene
SHScipIinen. 9htr ein X^eil ift gebrudt ; ein langes
SSergeid^ni^ berfelben finbet fid^ am @d^Iuffe ber
SebenSffigge ^anigaroIa'S Don P. @tani3lauS
SReld^iorri Mm. Obs. in ber Gontinuatio An-
nalium Ord. Minorum XXIII, Ancona 1859,
ad an. 1594, n. 57—84, unb einer anbem beS
P. 99krceOino ba SiDegga Min. Obs. in feiner
Storia universale delle Missioni Francescane
Vn, 1, Prato 1888, 436—449 ; ebenfo bei Sba-
ralea, Suppl. ad Scriptt. 0. Min., Born. 1806,
276 sqq. Snoöl^nt fei nur, ba| ^anigarote
au^er ga^Ireid^en |)omiIien, ^rebigten unb ®e-
legen^eitSreben, toeld^e tl^eilS in lateinifd^er, tl^eilS
in italienifd^er &pxaä^ mel^rfad^ oeröff entlid^t unb
aud^ überfe^t finb, nid^t tt)enige eiegetifd^e, aScetif d^e
unb apologetifd^e arbeiten Derfa^t l^at; ferner ein
99ud^ über bie geiftlid^e Serebfamfeit (Q predi-
catore etc., Venezia 1609) ; ein Gompendio
del primo tomo del Baronio (Borna 1590) ;
eine Vita S. Petri per modum aoreae catenae
(Astae 1591) ; Lettere di Monsig. Panigarola
etc. (Milane 1629) ; eine nod^ ungebrudtte Sluto-
biograpl^ie unb DieleS Slnbere. — Slufeer ben beiben
dtirten SBerfen ift befonberS gu bead^ten Tira-
boschi , Storia della letteratura Italiana
vn, 7 (Venez. 1824. XXHI, 2155 sgg.), au8
n)eld^em bie Biographie universelle einen ^uS*
gug gibt. [3gn. Seiler 0. S. Fr.]
'^anisttUft (literae panis, vitalitii, IBrob-
brief e, Srefebricf e, 2aien]6emH)f rünben) nannteman
in2)eutfd^lanb fd^riftlid^eSntoeifungenbeS ffaiferS,
ttoburd^ einem Stifte ober ftlofter aufgetragen
mürbe, einem befiimmten Saien lebenSlänglid^ ober
für eine gemiffe 3dt ben SebenSunterl^It gu ge*
mäl^ren. 2)a8 Siedet auf öl^nlid^e Slntoeifungen er«
l^ielten gumeilen burd^ Serträge ober ^erfommen
mand^e unmittelbare Sleid^Sfürfien in xf^xtn San*
ben; aud^ in anberen fiönbem Suropa'g nal^men
bie meltlid^en ^erren eine gleid^e 9ef ugni^ in 9ln«
fprud^. S)er Urfprung bed StnftitutS ber ^aniSbrief e
ifl in einem bef d^rönften S)iSpofttion8red^te bed ^err-
fd^erS über bie jfird^engüter gu fud^en, meld^eS im
^ttelalter ber meltlic^en Tlaä^i unter Umftänben
Don ber JKrd^e gugeftatä>en, nod^ l^öufiger aber Don
benSRad^t^abemufurpirtoberbod^ma^IoSermeitert
mürbe. SnSbefonbere ftanb bem ^errf d^er meiftenS
baS 9led^t gu, auf Steifen für ftd^ unb fein ®ef olge
ben Unterhalt auS ben ®ütem ber ftlöfter unb
Abteien gu f orbem, unb bie Srtl^eilung Don ^aniS«
briefen mirb geloöl^nfid^ ott obferiHinpii$ige ft»
meiterung biefed Sted^teS angefel^ €eitberii^
löfung beS beutf d^en Steid^ ip baS Sto^t edtfi^Q^
nad^bem e8 Dörfer öfter, namenäid^ fcilatf Mu
gelifd^erSanbeSffirflen, bemi^atferbePrütaMta
mar. f$friebrid^ b. @r. j« ». erfiarte im 3. 1788,
„z^ finben . . . foiferlid^ SnmetfungeR fo^cr
^errenlaienpfrünben auf Stlbftn unb (Sottei^ibifer,
bie reid^SfUlnbifd^, befonberS fgl. (ireulif^er ^
l^eit untermorf en mören, gar leine fbitt, mb tM/Bt
man fie mit bergleid^ Snmutl^uiigcn Ifisftig im^
fd^onen" (f. SBoneÜi, Hbl^bümg Don im bi|dl
»ed^te, $ani§briefe gu ertl^Ien, SBicn 178i
Beilage 3ix. 24). — 2)er Snl^ber eine» f^
briefeS (^anift, Saienpfrünbner) 1^ Vi^paii
auf SBol^nung, ffleibung unb SItmente in b«
9}la^e, ttrie ein Saienbmber beSfelben KUftai, vA
gmar nur für feine $er[on, niqt für ctUKtige %>
gel^örige. @))öter mürbe eS Dielfad^ fibfid^, hat
9!nf prud^ an baS IMofler in eine ongemefje» $ai>
fion (9bf enggelb) umgumanbeln; bod^ I^M^
lebiglid^ Don ber 2)iScretion bed JoofierS cA. (Sgl
bie auSfül^rlid^ bei ftlüber, %eue Sttesoliir M
beutfd^en @taatSred^te8, (Erlangen 1791, 540|
548 angegebene Siteratur.) [^ßermancbct]
Pannonnia^ f. eononfammUmg n, 1867
unb 3do Don e^artred VI, 1146.
^anotnüUmms^ f. SHcolouS bc XnbcS^ü
^antiims, ber ^I., mar in ber )metlett6flpK
beS 2. äal^rl^nbertd Sorftel^ ber oleioinrin-
f d^en ffated^etenf d^ule. %ad^rid^fiberi$nfiita
ftd^ Domel^mlid^ bei feinem €d^üler (SimM m
^lesanbrien unb bei SufebiuS. Stmi Dor im
Saläre 180, mie ed fd^eint, tarn (Kernend auf fem
Sßanberungen nad^ ^leianbrien, lernte l^ier^
tanuS rennen unb lie^ fid^, Don biefem SRctpcr
gefeffelt, nun aud^ felbft bauemb fai aDtesanbrns
nieber. g^IemenS befd^Iie^t bie ^ufgül^Iung feiner
Seigrer (Strom. 1, 1) mit ben SBorten: „3)aii(
aber einen Seiten angetroffen l^e ^ aa9tß
beutung mar er ber Srfte — , !am id^ gnr 9b4^
nad^bem id^ il^n in Seg^pten, mo er Derfledt m,
auf gefpürt l^atte — in SBal^rl^eit eine ficilimiff4e
IBiene, inbem er (gang nad^ %rt ber il^ bmfi
megen berül^mten dienen SicüienS) bie S^tan
ber propl^etifd^en unb ber apoftolifdden SBiefe am-
fog unb in ben Seelen feiner 3ul^i^ ^^^
^onig ber Srfenntni^ ergeugte."* 9lad^ bem Sv
fammenl^ang fann ed faum einem S^\^ v^
liegen, ba^ S^IemenS l^ier feinen Seigrer al8 eisen
geborenen @icilianer begeid^nen mill ; bie Sngote
bed ftird^enl^ifiorüerS ^lüippuS ©ibeteS (Fngn.
de catechistarum Alexandr. succe8sion6;f.b.
^rt JKrd^engefd^id^te YII, 539), ^aniämtl fei
9ltl()ener gemefen, bürfte feine Serüdfftd^gungtiei*
bienen. 92ad^ Sufebiud (Ghron. ad a. Abnb*
2209 = aer. Chr. 193 ; Hist. eccL 5, 10, 1) i|»
$ant(inud Dom StoicidmuS gum S^riflenit»
übergetreten ; nad^ $bilippu8 @ibete8 (L c.) mar er
$9t]^agoräer. SoO Sif er für bie Serbreitung beS
göttUd^n äBorted, fo fül^rt (lufebiuS (Hist eecL
1888
^QtttQleon, ber H
1334
6. 10) fort tmtcnml^tn ^ontanud ehte aRif(bnd-
irift sn ben SöÜem beS Orientd bis nad^ ^nbien
(Ixobien), toofelbfl er ein t)om 9[))o{ieI SJartl^oIo-
mSai inrfidgelaf^eS Ssemplar« beS b^bröifci^en
IRati^duSeiKingeltumd fanb. 3)er 1^1. ^ierotiQmud
(De vir. ffl. c. 36; £p. 70 [ad Magnum], o. 4)
tat Cufebtitfi' aRitt^eUunfi über biefe Wifftond-
reife loeüer oudgefd^dt. 3u toelc^ 3^t unb
aa§ locU^ 9(nlaf[e ^ßontönuS nad^ SHesattbrten
gebmtmeii^ ifl unbefatmt ßr toarb bort SBorftel^er
bcr aUen hited^tifd^ Sd^ule (f. b. Srt. Sleson-
brinifd^ @<l^ule), unb tote SlemenS, fo bezeugt
(Ui4 SufebiuS G- o.), bo^ feine fiel^rtJ^ätiafeit oom
viäfim SeifoS unb (Erfolg begleitet gemef en. 3ur
^ bcr Xl^ronbefieigung beS ffaiferd SommobuS
iH 3. 180 l^tte ^antOnuS baS Sel^romt bereits
oigctreten, unb allem 9!nf d^eine na(| l^at er baS-
feuie bis ^ feinem Sebendenbe ununterbrod^ fort«
«ftt^rt (EoB. H. E. 5, 9—10). ßlemend loorb
frin Srntfino^folaer (Eus. H. E. 6, 6), nad^bem
er fd^ I&ngere 3eit ^inburd^, fp&teftenS feit bem
3d^ 190^ als ®enoffe unb ©el^ilfe in ber Sei-
imig ber €d^ule feinem SReifter jur @eite geftanben.
Der Zob beS Ie|tem loirb furg oor 200 anguf e^n
ein. 9tt Clemens feine @tromata fc^rieb (200
HS 202), tteilte ^ntönuS nid^t me^r unter ben
idbenben (Strom. 1, 1 toirb er ^.jiener l^od^be«
puibtgte (Seift" genannt). 3)ie SBorte beS 1^1. ^ie-
amiytrotS (De vir. ilL c. 36), ^nt&nuS fei unter
Sc^timiuS @eoeruS (193—211) unb (Saracaüa
[211, bejm. 198—217) als Seigrer t^tiggetoefen,
Btamen leidet mi|t)er{tanben toerben. SIemenS citirt
in ben mtS erhaltenen @d^riften gu mieberl^olten
SRalen auSfinrü^e feiner Seigrer, ^.ber ^Iten" (twv
xpcoßuT^paiv), über gefd^id^tlid^e, bogmatifc^e unb
esc^etifd^ Sfragen, unb nad^ dufebiuS (H. E. 2,
9, 2; 6, 13, 9. 14, 5) l^at SIemenS ebenbie^
onilt in oerloren gegangenen Sd^riften getban.
9n anberen @teUen mirb ber beroorragenbfte
bider Se^rer (irpe^ßutv)? , Ecl. 50 ; presbjter,
Aüumbr. in 1 Je. 1, 1 ; 6 p.axapio? itpevßute-
poc, bei Eos. H. E. 6, 14, 4) rebenb eingefübrt,
nd) in jold^ ^cSim mirb ftets an ^antönuS gu
bcnbn fein. (Einige SDlale h)irb ^ntönuS aud^
mit9bimenangefäbrt(„unfer^ntönuS'', Ecl. 56;
ogiL Ene. H. E. 6, 13, 2). ^Qe biefe Se^ren unb
Oeberlieferungen mu^ SIemenS burd^ münblid^e
SRttt^lung empfangen baben, meil er felbft mieber'
f^ü ttmtdt, „h\t mtm" bitten nid^t gefcbrift-
fieOert (odx l^pa^ov 61 ol irpeaßurepot, Ecl. 27;
ogL Strom. 1, 1 u. f.). Slud^ bei berartigen 93e-
nerfungen ^ (SlemenS iebenfaHS in erfter fiinie
$antftnttd im %uge. ^ntönuS l^at alfo feine
@dbnften l^nterlaffen. gfreilid^ f oE er nad^ SufebiuS
ni^t nnr burd^ münblid(^n IBortrag, fonbem aud^
brnnl^ @<!^ften (dtJt mif(pa\i.\».dxw^) bie @d^ä^
ber gimiid^ Sebren erläutert (H. E. 5, 10, 4)
mb nod^ ^ieron^muS gmar bouptföd^Iid^ burd^
boi lebenbige SBort ben ifird^en genügt, aber aud^
ride (Kommentare )ur ^eiligen @d^rift oerf a^t (De
▼ir. ilL c. 36) unb fid^ einen $Ia| in ber SReibe ber
d^rifflid^en Sd^riftfieDer enoorben boben (Ep. 70,
ad Magnom, o. 4). Mein burd^ biefe unb öbn*
lid^ 9}ad^rid^ten auS fpöterer 3eit (oon ^HasimuS
Sonfeffor, 9!naftafiuS @inaita) fönnen bie %tS-
fagen beS am beftenunterrid^teten 3eugen, SIemenS,
nid^t in gfrage gefiellt merben. ^ieron^muS fd^öpfte
fein SBtffen obne 3)i'eifel auS SufebiuS, unb Su-
febiuS bot fidb Oermutblid^ burdb bie enoöbnten
(Siitate bei (SilemenS )u einem übereilten @d^luffe
auf fd^riftUd^e IBorlagen oerleiten laffen. — SHe
3eugniffe beS SdtertbumS über ^ntönuS finb )u«
fammengefteOt bei Bouth, BeUquiae sacrae I,
ed. alt, Oxonii 1846, 373—388 (ein ^bbrudt
bei Migne, PP. gr. V, 1327—1332), unb »eit
oonftönbiger bei % fyimad, (Sefd^. ber altd^riftl.
Siteratur bis (SufebiuSi, Seip^g 1893, 291—296.
3)ie neuere Siteratur über $antönuS oergeid^net
namentlid^ S. (S. Stid^arbf on in The Ante-Nicene
Fathers. OriginalsupplementtotheAmerican
edition, Buffalo 1887, 115—116. SefonberS
beroorgubeben ift Xb*3abn. 9o^<^ungen gur @efd^.
beS neuteflamentl. Q^anonS u. ber altfird^I. Site«
ratur lU, Supplementum Clementinum, Sr*
langen 1884, 156—176. [SSarbenbemer.]
9*nf Oleen, ber bl/ ^Hartprer gu Ütico«
mebien, einer ber beiligen oiergebn 9lotbbeIfer
(f. b. Srt.), toar ber Segenbe nad^ Seibargt beS
ftaiferS. Sr f oQ guerft, burd^ baS üppige ^ofleben
oerfübrt, oom @lauben abgefallen fein, gu bem fid^
menigftenS feine 9Rutter befannte (ber beibnifd^e
Sater toöre erfi fpöter burd^ ^ntaleon befebrt
toorben). S)er eifrige ^riefter ^ermoIauS aber
mieS ben abtrünnigen bin auf baS fd^öne Xugenb-
beifpiel feiner SRutter unb brad^te eine f old^ innere
Ummanblung beSfelben gu SBege, ba^ ^ntaleon
balb fein SJermögen an bie Srmen oertbeilte unb
feine örgtlid^ jhinft oon ba an befonberS ben
elenbeften unb Oerlaffenften Ihranfen nnbmete. 3)er
9htf feiner munberbaren Auren mag t)eranla|t
baben, ba| er, alS bie SSerf olgung gu 9{icomebien
gutoütben begann, oon feinen neibifd^en StanbeS»
genoffen beim ftaifer angeflagt unb aufgeforbert
mürbe, ben (Sö^en gu opfern. 9{ad^ ftanbbaftem
Sefenntnil feineS ©laubenS, ben er burd^ einige
Sßunberbeüungen befräftigte, unb nacb großen
URortem mürbe ber C^eilige fd^Iie^lid^ entbauptet
(um 805). S)ie (Sriecben gäblen ben bl. ^antaleon,
ben fie ^nteleemon nennen (Nilles, KaL man.
ntriusque eccl. I, Oenip. 1879, 226 ; Ogl. ib.
U, 606 sq.), gu ben „großen SKart^rem" ; eine
alte tUtä^t unter feinem 9{amen mar gu Sonftan-
tinopel, toobin feine 9leliquien übertragen mor*
ben. @pöter fam ein Xbeil berf elben nad^ @t. S)eniS
bei ^ariS unb fein ^aupt (807 ; ogl. Flori Car-
men de reliquiis SS. C)ypriani, Sperati, Pan-
taleonis Lugd. translatlB, in ben Mon. Germ,
bist. Poetae lat. aey. CaroL U, 544) nad^ S^on;
anbete Sbeile beSfelben merben an anberen Orten
aufbetoabrt (Ogl. aud^ Tillemont, Mem. V, Paris
1702, 643). ^ntaleon gilt, neben bem bl. SucaS,
als befonberer ^tron ber ^ergte ; baS rbmifd^
1835
^ontl^eiSmuS.
1S86
ÜRart^roIogium nennt il^n fantmt feinen brei ®e-
fö^rten demtoIauS, iQztm^puS unb |)ermofrate8
am 27. 3uli. ßine metrifd^e SebenSoefc^reibung
beS ^eiligen in gried^ifd^er Spxaä^t Derfa^te 3o«
l^anneS @eometra (f. b. 9rt.); biefelbe ift uncorrect
unb unüoQftönbig ebirt Don 9RoreI ($ari3 1605)
unb bei SRigne (PP. gr. CVI, 889 sqq.). 93oa-
ftönbig unb p^ilologijc^ genau gab Stembad^ fie
^erauS (Joa. Geom. Carmen de S. Pantelee-
mone, Gracoviae 1892). (IBgl. AA. SS. Boll.
Jul. VI, 897 sqq. ; AnalectÄ BolL XII [1893],
299 ; ©tabler, ^eiligenles. IV, 669 f. u. bie im
9rt. 92ot^]^eIfer u. bei Gheyalier, Bep. u. SuppL
s. V. ciHrten SDBerfe.) [«. gffer.]
'Sftnfftidiiuis, als Sejeid^nung einer )3]^il0"
fo)3^ifd^en SBeUanfd^auung, erbielt feine blutige
IBebeutung burd^ 3obn Solanb, ber feine Sriefe
(um 1700) mit ^^ant^eud" unterfd^rieb unb auf
Xiteln (auerft 1705) unb im Zeste feiner SBerle
bie SBorte „$antbeift", ^^Pantl^eifttfon" u. f. lo.
ontoenbete (ogl. @. 93ert^oIb^ 3obn £olanb unb
ber SRoniSmuS ber ©egenmart^ ^eibelberg 1876,
90, Snm. 77). HJtan fa^t nämlid^ unter biefem
9tamen bie Seigren gufammen, meldte einerfeitS
toirüid^ göttlid^eS, begm. al§ göttlid^ 5u oerel^renbeS
@ein unb Sßefen unb nid^t blo^ ben 92amen @ot-
teS feftju^aUen fud^en (toie mifbröud^lid^ mand^e
t^un, bie fid& ^2Roniften" unbfelbft ^^ntbeiften*
nennen), anbererfeitd bod^ mieber, menngleid^ im
Sßiberfprud^ mit biefer Snna^me, @ott unb Sßett
vermengen, fo ba^ fte @ott unb SBelt Sined SÖSe«
fenS fein ober bod^ jufammen Sin SBefen bilben
unb ©Ott baS ,,9lB«gine" (Sv xal irav) fein laffen.
S)ie Doüenbete gform beS $ant^ei§mu8 ift bie*
ienige, meldte ©ott al§ bie einzige @ubftan^ baS
einzige Sein im maleren @inne, unb bie 9BeIt nur
als eine Srfd^einung ober 972obification ® otteS auf-
aßt. Sine unDoÜfommene gform beS $antbei§mu§
teilen biejenigen X^eorien bar, meldte itoat nid^t bie
3bentität jmif d^en göttlid^em unb meltlid^em Sein,
aber bod^ eine fold^e 93ermengungbeiber annebmen,
ba^ babei bie „mefentlid^e'' Zranfcenben^ ober
@r|aben^eit bed göttlid^en ©eins über bem ber
Sßelt tbatfäd^Iid^ ))rei§gegeben mirb. ©old^e Xl^eo-
rien ftnb g. 93. bie SmanationSIel^re, uield^e bie
2)inge ber SBelt auS @ott auSftrablen ober ftd^
entfalten lö^t, femer bie Sebre, nac^ melcber @ott
als SBeltfeele gmar ein Don ber 9BeU Derf(|iebeneS
©ein ^at aber bod^ auf bie 9BeIt, um fein DoE«
entfaltetes ©ein gu erlangen, angemiefen ifi, unb
mit il^r nie bie ©eele mit bem ff örper Sin boppel-
tbeiligeS SBefen bilbet. 3n ben pantbeiftif d^en ©9*
ftemen treten meiftenS beibe f$formen beS ^antl^eiS*
muS mit einanber üermifd^t auf.
I. S)ie pantl^eiftifd^en©Qfteme fteHten
ftd^ gemö^nlid^ als ^öbere @noftS ober an^ftil im
^nfd^(uffe an bie b^trfd^enben SReligionen, begto.
im @egenfa^ gu benfelben t)or unb mürben Diel*
]aä) olS „efoterifd^e" Sebre in einem engem ftreife
t)on „SBiffenben" ober „SBeifm" gepflegt, ©d^on
ber inbifd^e $ant^eiSmuS beS Sebänta fteHt fid^
als „f^b^ttz Srfenntnil" (parä viäjsii ober nli
einfad^bin als „SBiffen" (vidyä) ber gcmeiam
„niebem Srfenntnig'' (apar» vidyä) ober hm
„Ütid^tmiffm" (avidyä), b. ^. bem uneigenff^nt
finnbilbli(ben, Zöuf jungen untermorfenen^empiRi
fd^m SBiffen ber SDlenge gegenüber (DgL ^S)nt|Ri,
©9fiem beS Sebänta [f. u.] 57. 105 ff.). Xokab
fd^reibt Don feiner 3eit im ^^ntl^fliton'' (1720):
3n bm Derf d^iebenfim ©tdbtm , namentli^ in
fionbon, befteben nad^ 9rt ber Sfreimaurenxrto
bungen Vereine Don „$biIofopbtn''unbfoI4eB,bk
bief en nal^e f ommen. Sief elboi Derl^ten fid^ gegn
bie befte^enben ^Religionen tnbiffereni 31^ «^
terifd^e" Se^re läuft auf einm ^m^füfd^en' $aii-
tbeiSmuS binauS, ber an ®iorbano Sruno erimwl
3n ber SBelt, fagm fie, ifl WOeS boS Sine unb
baS Sine ift 9EeS in Sebem. 2)ief eS in fi(b einige
emige unb unerme^id^e Wi ol^ne Anfang unb it&t
ift @)ott. 3n ibm lebm mir, betoegen mir mS
unb finb mir. %uS ibm ifi SffleS geboren; }ui^
fe^rt aUeS sunidf. @ott, ben man ©eele unb Snp
beS UnioerfumS nennen fann, ifl bie ftroft uü)
Snergie beS @an}en. SMber merben bie „fofrati-
f d^en ©enoffen" (b. 1^. bie amtglieber {ener $^o«
fopbenoereine) „^ant^iflen" genannt, ba biefe
ffraft nad^ il^rer fie^re nur burdb 9!bStractimi m
bem Unioerfum getrennt merben tann. 2)iefeflnft
mirb aud^ bismeilen als bie Senferin ber SHngc
Siorfebung genannt (ügl. Sertbolb 17 f.). SoS
;,9IIgem. ^anbbucb ber Freimaurerei'' (I, SetpiiQ
1863, 220) bemerft gum ^^ßontbeifü^on": M
9ud^ ift offmbar unter bem Sinfluffe ber %wf
maurerei entftanben, ober biefe bat oon ienem cA*
lebnt. SBeld^eS baS Slid^tige ift, mirb fid^ |4»ec
beantworten laffen." — A.3m^ltertbuintnl«
midfelten fid^ bie pantbeiftifd^m ©Qfteme auS bts
polQtl^eiftifd^en S^eligionen, meldte il^rerfeitS in i^
pbantaftifd^en ^b^i^di^nien unb ftoSmogonien nnb
in ibren SBergöttemngen Don 9}aturbingen nnb
jtröften bereits alle pantbeiftif d^en ärrtbümer in
^rincip entbielten. 3e nad^ il^rer geiftigen Ver-
anlagung faxten fpemlatiüe ©eifler, bie fi(b osf
©runb fold^er ©ott unb 92atut Dermengenber polji«
t^eiftifd^en ^nfd^auungen eine einbeitlicbe 9Bdt-
anftd^t SU bilben fud^ten, bie ©ottbeit entUKbtt
mebr materiell als allbelebenbeS unb oDbiti^'
bringenbeS feuriges, begm. ötl^erifd^eS ^rincip ober
me^r abstract alSbaS eine, gemeinf ame ©ein oon
Mem auf. — 1. 3nt Orient mürbe 3nbien,
mo einerfeitS ber pbantaftif d^ m^tbologifcbe $o(9-
tbeiSmuS mit feinen tbeogonif d^en unb foSmogosi'
f (ben Segenben am üppigften mud^erte, unb onberer»
feitS mieber in ben engern Jheifen ber Srabnumen
unb SSceten eine rege ©peculation mirffam aar,
baS claffifd^e Sanb beS ^antl^eiSmuS, unb f^
eines ^antbeiSmuS, ber audb feinerfeitS vm«t
ein ©emebe oon pbontaftifd^ Zröumereien mb
offenen SBiberfprüd^en ift, f o ba| felbft ^el (fie
fammtmerfe XH, Serl. 1832, 440), obglei* Me
©mnblel^re feines eigenm ©QftemS mit ber bcS
^ebänta einige Sermanbtfd^aft ^, fid^ 1^
«7
^antl^eidmuS.
1388
%aU^ bc« inbifd^ ^ontl^Smud }um ®eftönb-
ffe geiunmgen fal^ : i,SBir beflnben und auf einem
Dben sagdlofer Serrütftl^eit/ Unb imx flnb eS
dnbten bie ort^obosen, b. 1^. bie mit ben l^ei-
ten Süd^ ber 3nbier als im Sinllang befinb«
^ ongefel^en @9fteme (Sämf^^am bed StapÜa,
yqa bed $otaniaIi, %\^Ä\)a beS ®otama, 93ai-
fl^ifam beS ffanäba, ^ütDa-mimämfa bed
limini, Ganrafa'mTmftnfa bed Säbarä^ana
er tKi9 95ebänta-@9ftem), toeld^e bem )>antl^'e-
i}d^€n 9RoniSmu8 guftteben, h)&]^renb bie ^etero-
sm (bef onberS bie fra^ materialiftifd^ SätDäfa)
ctDiegettb at^iftifd^ T^nb. 93on ben ortl^obosen
9ftemeit ifl mieber einzig baS 93ebänta>@t)ftem
te reine ^bDatta-, b. 1^. Don oUem 3)ua(idmuS
iie, alfo DöUig moniflifd^-pantl^eiftifci^e Se^re.
81 @(imf^9am, too einerfeitd eine entfaltete Ut'
alerte (prakriti, pradbänam) unb anbererfeitd
ite urfprünglid)e ^luralität inbimbueUer ©elfter
»umsha) geleiert toirb, ift ber SualiSmud nid^t
^Hig fibenounben. 2)ie m^füfci^e ^oga bed $a>
nialt nfil^ert fid^ «))rafti{d^" burd(f bie Dermitteinbe
ontemplation (samädhi), burd^ totlä^t bie pari'
letftifd^ ßin^it, baS kaiyalyam, ber 3uftQnb
tt Sbfolutl^t bemerffteUigt mirb, bem !Bebänta
i einer SBeife, ba^ beibe @Qfteme nur als 5tt)ei
formen eined unb bedfelben t)ant]^eiftif(i^en Sbea«
8mu8 mit Derfd^iebener Zerminologie erfd^einen.
)ie erflen Snfö^ }u biefer ))antl^eiftifd^en SBelt-
Kfdbouung finben fld^ in ben foSmoIogifd^en
^9mnen beS 9tigt)eba unb 9!t^art)at)eba (ügl.
^d^crmon, ^l^ilof opl^if d^e ^Qmnen au8 ber 9iig« u.
ltbanxi'Seba-@an]^ita Derglid^en mit ben $$iIo>
>pbmen ber öltern Upanifl^abS, @tra^b. 1887).
kilb ifi ed ein erfted 9Befen (prajäpati), baS
ud feiner Subfian^ bie übrigen äBefen (spjati)
ertorge^ lägt, balb ein felbft au3 einem ma*
nrieQen Urgrunb fidi btlbenbeS f d^öpf erif d^eS 3Bef en,
a8 golbene SBelt'Si (hiranyagarbha), au§ bem
er ^QeS burd^bringenbe fBirä) entfielet, ftlar unb
«fKmmt ifl ber ^ntl^eiSmuS^ obmol^I er aud^
riet ber m^tl^ifd^n gform nod^ ni(^t entfleibet ift,
um erfien Wole in bem an ^urufl^a, ben SSelt-
[eift, gerid^teten ^^mnuS (9lig-93eba X, 90, bei
B<beTman 11) auSgefprod^en, befonberS in IB. 2:
.9uruf^ Dor 9Een ift bie^ ^HeS, toaH geworben unb
908 merben foü." Son mQt^ifd^en SorfteEungen
oftgelöSt tritt ber ^antl^eiSmud erft auf in ben
Ipanif^b, tl^eologifd^-pl^ilofopl^ifd^en ^bl^anb*
imgen^ totld^ meift @d^Iu^fapitel ber einjelnen
9r£^mana bilben (bal^er Sebänta, b. 1^. ßnbe
eft Seba genannt) unb eine ©el^eimlel^re (ra-
lasyam) barfteflen. S)en Wittelpunft ber Upani«
^b bilbet bie Seigre Dom ätma-brahma (bal^er
^led^t^in atma-vidyä, brahma-vidyä, bie Seigre
onberSBeltfeele, t)on93ral^ma genannt). Sral^ma
[fd^nt ^ier alS bie eine, unperfönltd^e, einfädle,
Dige, unenblid^e, unerfaglid^e geiftige SOBefenl^eit,
tdS^, felbft gefialtloS, iebe ©eftalt annimmt unb,
Jbft unnKmbelbar unb unbemeglid^, Urfad^e aller
:bfttigfeit ift. «3)aS ba mar, ba§ ba fein mirb.
preife id^, bad gro^e Sral^ma, boS Sine, boS Un«
Dergönglid^, bad toeite IBral^ma."' SHefed Sral^ma
ifl fomol^I bie materielle als bie betoirfenbe Urfad^
ber 9BeIt. Sediere felbft ift nur ein @id^tbar-
merben beS IBral^ma, fein Körper. Sra^ma Iö|t
bie 9BeIt auS feiner Subflanj l^ertiorgel^en unb
nimmt fte mieber in ftd^ iurädf, ber Spinne t)er«
gleid^bar, meldte fid^ in ein ©emebe einfpinnt unb
ben fjfaben beS ®efpinnfled toieber in fid^ gurüdf*
giel^t. Sr mirb im ^er^en beS Sebenben gur inbi-
üibueOen @eele (ätma), „Heiner als baS SleiSfom,
feiner als ein 9!tom, größer als bie Srbe, ber fiuft«
räum, ber ^immel, bie Sßelten". 3n ber förper*
lid^enUmfleibung ift SBra^ma inbe| in ber Spiere
feines SenfenS unb ^anbelnS bef^rönlt unb txm
ber 9BoI!e beS Sntl^umS unb ber Unmiffenl^eit um«
nad^tet (brahma unb avidyä). 9uS bem S)unfel
ber Srfd^einungSmelt unb beS Srrtl^umS mu| fid^
bie betrad^tenbe @eele }ur @elbfterfenntni| unb
bamit )ur Srfenntni| il^rer 3bentitöt mit bem
l^öd^ften Sra^ma bur^ringen unb fo in bie 6in*
beit gurüdCfel^ren. S)er ©runbgebanfe beS SSebänta
ift in ben üebifd^n SSBorten auSgebrüdft: tat tvam
asi (Chänd. 6, 8, 7) unb aham brahma asmi,
b. 1^. M bin «raJ^man^Cßrih. 1, 4, 10). 9ladS>
bemfelben ift IBrabman, b. b* baS emige ^rindp
aUeS Seins, bie Jhaft, meldte aEe SBeltenJd^afft,
erbält unb mieber in fid^ surüdEjiel^t, mit bem Ätman ,
bem Selbft ober ber Seele, b. % bemienigen an
uns, hmS mir bei rid^tiger Srfenntni^ als unfer
eigentlid^eS Selbft, alS unfer inneres toal^reS 9Befen
erfennen, ibentifd^. S)iefe Seele eineS j[eben t>on
uns ifl nid^t etma bIo| „ein Zl^eil, ein %uspu|
beS SBral^man, fonbem DoE unb ganj baS emige,
untl^cilbare Sral^man felbft". — Seine ah»
fd^lte^enbe ©eftalt erhielt biefer ^ßant^eiSmuS ber
Upanifbab in bem n)iffenfd^aftli(|en Softem ber
93ebänta'Sutra (93ebänta-^pboriSmen) beS 93ä*
barä^ana. Unter ben }ablreid^ Srflörungen,
meldte biefe Spl^oriSmen gefunben l^aben , aber*
ragen bieienigen beS berül^mten Sebäntiften Qam*
fara auS bem 8. Sabrl^unbert n. Sbt. ade anberm
an Sebeutung. 3laä^ ber Suffaffung beS (^m*
fara, beffen Sommentar nebfi ber Qärirafami-
mäinfa«Sutra beS Säbarä^ana baS ^auptmert
ber ^ebänta-Sid^uIe, ber Derbreitetften pbüofopl^i«
fd^en Sd^ule in Snbien, ifl, lautet bie fie^re
biefer le^tem in ibren ^uptpunften mie folgt:
SBaS eyiftirt, ift in SDBirnid^feit nur ©n Sein,
2:b<^tföd^Ud^ befielet nur Sin unioerfeUeS 9Befen
mit 9^amen SBral^man ober ^aramätman, „baS
böd^fte Selbft\ SiefeS SBefen ift attributlos
(nirgunam), geftaltloS (niräkäram), unterfd^ieb«
loS (niryi9e8ham) unb beftimmungSloS (nim-
pädhikam). SS ift „Sein" (sat) fd^led^tbin, reine
©eiftigfeit unb Srfenntnife (caitanyam). ®aS
Srfennen eignet bem IBral^man, oon bem eS auS»
gefagt mirb, nid^t blo^ als ein Attribut, fonbem
eS bilbet fein SBefen. Srabman ift ni(bt blo^ ein
benfenbeS SSefen, fonbem baS S)enfen felbfL 3)ie
Sntftel^ung ber SBelt mit i^rer bunten SDlannig«
1889
^ontl^eiSmud.
18M
foltigfeit, in ber aud^ toir als inbiDibuene SOßefen
befielen, ifibarauf )urü(l5ufü]^en, bo^ IBrol^man
mit einer gemiffen ftraft mäyä (Xöufd^ung) ober
avidyä (Untoiflenl^eit) öerbunben ift. ®iefe ff rof t
fonn nid^t „feienb'' (sat) genannt »erben; benn
^feienb'' ift nur SBrol^man. @ie !ann aber Qud^
ni^t als ^nid^t-feienb'' (asat) Uiüäjntt werben ;
benn fte bringt ein ßtttmS l^erüor. @ie ift sat unb
asat gugleid^, fie ift ber unbefinirbare Srunb ber
fi^tbaren äBelt mit il^ren inbiDibueden Srfd^ei-
nungdformen. äBenn fid^ IBral^man mit biefer
fltaft üerbinbet, fo ift er im ©tanbe, bie »^rfciftei-
nung"* ber SBelt gu )n:oiiciren, äl^nlid^ tt)ie ber
ßauberer vermöge feiner 3flnbcrfraft im ©tanbe
i{l, töufd^enbe IBUber lebenber unb leblofer SBefen
entftel()en gu Iaf[en. Mäyä bilbet fo bie materielle
Urfad^e ber SBelt (upädäna), ober menn n)ir mäyä
als Jhaft (9akti) auf f äffen, ift IBral^man biefe
Urfad^e, inf of em er mit mäyä üerbunben ift. 3n
le^terer Sigenfd^aft mtrb Sral^man l9Dara, per«
önlid^er ®ott, C^err ber .SBelt. ®iefe ^erfoni«
ication beS Sral^man als l90ara (^err), meld^em
ne SBelt als baS guSel^errfd^nbe gegenüberftel^t
befielt inbeffen, ttie auSbrüdUid^ bemerft mirb, nur
auf bem im 92id^tmiffen tturjelnben @tanbpunlt
beS Srfa^ngStt)iffenS, melc^em in SBirflid^feit
feine 9lealitöt entfprid^t.. 2)ie mäyä entfaltet fid^
unter ber Seitung beS i<^tcixa in fortfd^reitenber
ßntn^idflung gu ben inbiDibueUen @einSformen
(bhedaX totld^t fid^ burd^ il^re bef onberen 92amen
unb ©eftalten üon einanber unterfd^eiben. SiuS
ber mäyä gelten aud^ bie eingelnen !5rperlid^en
Elemente unb ber gange förperlid^e Organismus
ber lebenben SBefen l^eröor. 3n aUen biefen fd^ein»
bar inbiöibueHen ©einSformcn ift baS 6ine, un«
tl^eilbare Sral^man gegenmörtig ; aber infolge ber
3;l)6tlung ber mäyä in i^re ©onberformen ift baS*
felbe felbft in eine SJiel^eit benfenber unb fülilcn»
ber SBefen, ber fogen. jiva ober inbiDibueflen
Seelen, gebrod^en unb get^eilt. SBaS bie eingelnen
jiya an 9^eaUtöt befi^en, ift nichts SlnbereS als
baS unit)erfene Sral^man. S)aS gange Slggregat
inbiöibualifircnber förperlid^er Organe unb gei»
ftiger Vermögen, bie in unfcrem ßrfal^rungSwiffen
bie eingelnen jiva trennen unb unterfd^eiben, ift,
mie biefe 2:rennung felbft, nur eine SBirfung ber
mäyä unb als fol(^e nic^t mirflid^. S)ie burc^ bie
Srfal^rung öermittelte SBelt (vyavahära) befielt
bemnad^ einerfeitS in einer ^ngal^l inbioibueüer
©eelen, »eld^e mit einer fpccifif d^en SBerftanbeS« unb
SBiUenStl^ätigfcit auSgcrüftet finb, unb anbererfeitS
in ben finnlid^ mal^mel^mbaren Objecten, meldte
©egenftanb beS SrfennenS unb SSBoUenS fmb.
SBeber bie „fpecififd^e" (inbiöibualifirenbe) 6r-
fenntni^ nod^ bie tnbioibueüen ©egenftönbe felbft
beft^en ein eigentlid^eS Sein ober ^Realität. Seibe
ftnb nur bie SBirfungen ber mäyä. @id^ biefen
SBirfungen ber mäyä (3:öufd^ung) entgiel^en, ^ei^t
ftd^ in ber Sinlieit beS ^d^ften Sral^man mteber*
finben. ®ie nic^t erleud^tete ©eele ift inbeffen un-
fö^ig/ bie mäyä gu burd^bringen; benn burd^
le^tere »irb il^r il^ eigene toäfyct Statur tok infi
einen @d^leier Derl^ällt 9nftatt fid^ olS Sn^mn
mieber gu erfennen, ibentificirt fie ftdft mit b«
äußern @d^ein (upädhi), ber SBirfuiig ber miji,
unb fud^t ibr @elbfi (ätman) im ft&cper, ia bn
Sinnesorganen, begm. in bem Organ beS imKn
@inneS (manas). 3)aS malere €elbß, todS^ k
SßirfUd^feit „reineS'' Srfennen, nnbemegfid^ nb
unenblid^ ift, mirb auf biefe SBeife eingeengt, k
ftenntnil unb SRad^t befd^rönlt. Ss gd^ |»
Zl^ötigfeit unb gum @enu| über. Simlji \m
^anblungen ermirbt eS fid^ Serbienfi unb 9R$>
Derbienft, bereu ^folgen eS in einer äleibe tttpo*
lid^er Ssiftengen gu tragen 1^ S)er perfMule
Srabman icbara tl^eilt jeber Seele jene %cm
förperlid^er Ssifieng gu, bie i^rem Serbioi^ eiti
fprid^t. 99[m Snbe einer jeben ber gro|en S^
perioben feiert bie gange förperlid^e SBelt ttuber
in bie allgemeine, unbeftimmte mäyä gurüct M
ber fie ausgegangen ift. 2)ie inbidibudlen 6e&s
tt)erben unterbeffen für eine 3^t onS i^ 8a^
binbung mit ben upädhi ober förperlid^ Sc*
bingungen gelöst unb geratl^ in einen ti^
Sd^lummer. Sobalb aber lifiata, ber pecf9nlii)e
Sral^man, eine neue SBelt l^rDorgoubert, müffa
fte, f olange bie ^folgen il^rer frfiberen ^onblungei
nod^ nid^t völlig abgetragen finb, ttieber in W
förperlid^e Sein gurudtfel^ren. So beginnt ber alle
ftreiSlauf t)on ©eburt unb Xob Don Steuern, n
emig f ortgubauem, mie er oon Smigleit ber be^
S)aS anittel, ftd^ biefem emigen SBed^fel (saipsin)
gu entgleisen bietet baS SBiffen beS Seba (jfiäiuip
kanda). 3)er „fromme fßerebrer" gelangton bei
^anb ber barauf begiiglid^en S)eba-£e|^e gundd^
in bie SBelt beS niebem, perfönlid^en SBrol^num,
beS i90ara, unb f e^t bort feine S^fteng als iiä-
otbueäe Seele fort, bis er, mieber im ^Infd^Iitffe
an bie Sieba, bie bösere Srfenntni^ erreicbt, todii^
baS unperfönlid^e IBral^ma gum ©egenftonbe ^t
„Unmittelbar" gur „grlöfung" (moksha), jw
^erlöfenben ginbeit" fübren nur jene Skba-te^le,
meldte baS l^öbere SBiffen üon ber Sbentitfit
IBrabma'ätma t>ermitteln, meldte lebren, hui
gtoifcben bem eigenen Selbft unb bem ^häßB
Selbft fein Unterfd^teb iß. 2)iefe erlöfenbe ein^
beit erfd^lie^t ftd^ in bem Sa^e: Aham asmi
brahma — „3<b bin Sral^ma.'' 6ine poetifi»
pbilof opbifd^e 2)arftellung ber pontbeiflifcben Sc
bänta«2ebre bietet bie Sb^QO^öbgltä. — (Sin i»
mebrfacbcr ^infid^t Don bem eben ffiggirten ft«
bänta^SQftem abmeid^enber pantbeiftif^er 3^
liSmuS toirb im Slämänuja (pgl, G. Thibaat,
The Vedänta-sütras [f. u.] p. XXVII £) W
getragen. 92ad^ SRämänuia ift bie Sinbeit vai
Srabma (advaita) eine mobificirte (vigishti).
Srabma befi^t feine abfolute ^omogeneitöt, fon*
bem nur eine relatioe. Sr tritt in einer ttitfli(4«
SJieH^eit oon glementen in bie ©rfd^eimmg. S*
SBelt ift einwirnid^ertl^eilöonSBrobma'SStotiff.
gfemer ift 9{ämänuia'S bbcbfteS Srabmon (is
burd^auS perfönlid^er ®ott. Sie Seelen befiten
1841
^Qtttl^eiStnttS.
1842
kam oB Zl^e Srol^ma'S nid^t 6Io| eine fd^ein-
Mif , fonbem eine mirllid^ 3nbiDibuaIität. —
9o|niUr iß ber $ant^Smu8 bed Sebänta im
8ifi^-CttIt OttSgebilbet unb in ben $uräna
Riebctselegt motbeit (lieber bie pl^ilofopl^ifd^'en
e^Peme 3nbien8 im Mgemeinen dqI. H. T. Gole-
brooke, On the Philosophy of the Hindus, in
I^ansacüons of the Royal Asiatic Society,
foL I and II [1827—1830], neu obgebrudi in
ICaeeU. Essays I, London 1878, 239 ff. [bie
Scftiiblid^fle bi9^ gebotene SorflellunQ] ; E. M.
Baneijea, Dialogues on the Hindu Philo-
sophy, London 1861 ; Nehemiah Nilakantha
S'A'stri Gore , A rational refutation of the
Hinda Philosophical Systems, translated by
HaU. Galeutfca 1862; H. H. Wilson, Essays
nd Leetores on the Religion of the Hindus,
London 1861—1862, 2 yoIs.; 91. 9Beber, 9fab.
Sorlefungen über inbijd^e Siteraturgefd^., 2. 9ufl.
9&L 1876^ 249 ff., mit Angabe ber Siteratur bis
oif bie neuere S^ Ueber Sebänto im IBef onbem
(qL Golebrooke, On the Philosophy of the Hin-
km IV [Miscellaneous Essays I, 850—401 ;
L an4 bie frongöftfd^e 9uSgabe bed SBerfed Don
iPanihier, Paris 1834, App.n, 277 s., too ein
Ibrit bed SebantQ-@Q{lemS t)on 9lam*aJto]^un-
Koi) mit^^t mirb]; Windischmann, San-
dra, Bonn 1833; P. Begnaud, Etudes de
»hflos. indienne, in ber BoYue pldlosophique,
i^ariB 1877—1879, unb Dor Sllem $aul SeuRen^
Das €9fhm beS Sebänta, nod^ ben Sral^ma«
Bttttai bed S&bor&^ona unb bem Sommentor
IC« C^oiptera^ Seipgig 1883; S)erf., Sie @ütraS
ic9 SSebAnta . . . nebfl bem DoUftdnb. ßommentor
icB Qomfara, Seit>s. 1887; S)erf., Mgem. ©efd^.
I. $|iIöfot>bie I, 1. Sei))). 1894; The Vedänta-
lAtras with the Commentary by ^mkarä-
carya, translated by Georges Thibaut I, Ox-
:ord 1890. — äBeiterefiiteraturangobenfinbenftd^
n ^ier Dergeid^neten SBerfen. Som))enbiöfe 2)ar-
IcHungen be§ Sebänta-S^ftemS finb : O. Sronl,
Die $^Iofop]^ie b. ^inbu. Yaedänta-sära üon
Sibononba ... mit 9!nmer!ungen unb SluS^ügen
. . . (eTttu§g. unb überfe^t SDlünd^en unb fieipjig
1835, unb Jacob, A manual of Hindu Pan-
theism, 2. ed., London 1889. — 2)ie Dor^üg-
fiij^cren Uponifbab ftnb überfe^t t)on 9Ra£ SnüIIer
m Sacred Books of the East I and XV unb
in The twelve principal Upanishads "with
notes published by Tookaram Tatya, Bom-
bay 1891. 3)ie Originaltej^te liegen in berBibl.
Indiea Dor. Seorbeitungen ber Upanif^ab liefer-
ten P. Begnaud, Materiaux pour servir k
rhistoire de la Philosophie de Tlnde, Paris
1876—1878, 2 vols., unb A. E. Gough, The
Pliflosoj^y of the Upanishads, London 1882.
— ^ie ^bogatmbgitä mürbe überfe^t unb com«
■entirt DonS. SB. ü. @d^legel [Sonn 1823], Sl^om-
Nm [|)ertforb 1855], fiorinfcr [SrcSlou 18691
lelanfl [Drforb 1882] u. 31. — Ucber ben gioa-
Btf^po-flpf^a-Sult t)gl. S. $. Xiele^ Sompen-
bium ber 9)eIigion8gefd^id^te, beutfd^ Don SBeber,
$otSbam 1880; A. Barth, Los religions des
Indes, Paris 1880 [au8 ber Encyclop. des
Sciences religieuses VI, 1879, 512 ss.]. lieber
bie buoliftifd^e @äm!bQo, bereu ftenntni| befon«
berd j^infid^tlid^ ber Seigre über prakriti (Ur>
materie) unb purusha (Seele) für boS äierfiönb-
ni^ bed IBebänta Don bo^em SBertb ift/ Dgl. J. B.
Ballaniyne, The Sankhya. Aphorisms of
Eapila : with illustrative Extracts from the
Commentaries, 3. ed., Lond. 1884 ; The Sani-
khya-Kärika of l9yara Epshna by J. Davies,
London 1881 ; The Sarva-Dar9ana-Saipgraha
or Beview of the different Systems of Hindu
Philosophy, translated by Gowell and Gough,
London 1882.) [S)Ql^Imann S. J.]
2. IBon )3ant]^ei{iifd^en @Qftemen im 9 ben b-
lonbe^ mo nur bie ©ried^en eine felbflönbige
Qudgebübete )3bi^0f<'))'^if (^^ Sp^culation oufmeifen^
finb }u nennen: a. 2)ie eleotifd^ @<i^ule (510 bis
430 u. 6;i^r. ?X begrünbet Don Xenop^aned (535
bis 475?), meld^er bie unmärbigen SorfieUungen
über bie @dtter, mie fie bur(| bie gne4if(|en
S)id^ter ^omer, ^efiob u. f. m. in'S IBoIföbemu^t-
f ein übergegangen maren, berid^tigen moüte. 3Eeno»
planes fo^te, fomeit fid^ aus ben Dor^anbenen
92ad^nd^ten fd^Iie^en lö^t^ bie ©ottbeit als ben
immanenten SBeltgrunb auf (Dgl. 3eQer, 2)ie $bib)*
fop^ie ber ©ried^en I, 3. 9ufl. Seipsig 1869,
454 ff.). $armenibeS (geb. 510 D. Sbr.?), @d^üler
beS Xenopl^aneS unb ber bebeutenbfte Vertreter
ber Sd^Ie, führte ben ®eban!en feines SReifterS in
pl^antaftifd^er SBeife meiter auS. 2)aS Sine @eienbe
esiftirt nad^ i^m in ©eftalt einer emigen, uuDer«
önberlid^en ftugel. 2)aS Siele unb SSed^felnbe
ift nur nid^tiger ©d^ein (3eUer I, 473 f.). ©ie
SBelt beftebt ouS neben einanber gelagerten ftugeln.
3n ber SRitte beS Sßeltgangen bat bie meltregierenbe
@ottbeit, bie Sr^eugerin ber @ötter unb aller
®inge, ibren @ij (ScUer 1, 483 ff.). ®ie fpäteren
SIeaten, Stno (geb. 485 D. (Sl^r.?) unb ber gleid^
zeitige (?) SDieliffuS Don @amoS, fud^ten, inbem
fte ben @eban!en Don ber abfoluten Sinbeit, Un-
Derönberlid^f eit unb (Sontinuirlid^feit beS @eienben
meiterDerfoIgten, in fopbiftifd^^SBetfe bie abfolute
Unmöglid^feit ber ^iel^eit, 93emegung unb beS
leeren KaumeS bar^utbun (3eIIer 1, 497 ff. 515 ff.).
— b. Sie §eraniteer. ^eraflit (530—475 D. 6br. ?)
aus Spb^fuS fa^te baS @eienbe im geraben @egen«
fa^e gu ben SIeaten als in emigem Sfluffe, in un«
ablöfftger Serönberung befinblid^ auf. 2)ie SBelt
ift nad^ ibm burd^ baS @efe^ beS @egenfa^eS be»
berrfd^t. %ix baburd^, ba^ Sntgegengefe^teS fid^
Derbinbet unb ibentif cb n)irb, !ann auS ^Hem SineS
unb ^QeS aus Sinem merben (3eIIer 1, 549 f.). 2)ie
©ottbeit ift ber Urftoff ber SBelt unb bie melt-
bilbcnbe ffroft, baS Urfeuer, unter beffcn 6in»
mirfung ftd^ 9EeS gur barmonifd^en Sinbeit ge»
ftaltet (ebb. I, 551 ff.). 3n ber ©eele bat Pd&
baS göttlid^e Qfeuer in feiner reinen ©eftalt er-
l^alten (ebb. I, 576). «fler Stoff iji befeelt, ba
1343 ^antl^eiSmud. 1344
©Ott Urfeuer unb Urftoff ber SBelt ift (ebb. 596). römifdfterStDeig. Z)te^au))tt)ertreter be8fdBcB|U:
^raflit unb \Ant @d^ule, meldte nad^ ^lato'd a9[mmomug@oHaS(175— 242n.e^.),8c||tfifti
3eugniB im Anfang bed 4. Sa^rl^unbertg in 3onien ber beS SteuplatoniSmuS, $(ottn unb $ox))^ntte
meite fBerbreitung ^otte, übte auf bie enth)i(IIung (f.b.9rt.92eu))latom8mu8lX,ld6ff.be}».207ff.).
ber gried^ifd^en $]^tIo{op]^ie großen Sinfiu^ au§. S)ie{elben laffen, in flufenuieifer Smonotion bec
Sßegen ber ^rt, in melti^er^eranit t)on @ott als nieberen @eindorbnungen ouS ben f^bl^ma, Ucl
Sfeuergeift fpri(|t, nel^men Sinige (5. IB. (Slabifd^, auS einem fel^r obstract gebadeten Unoefen hm
^eraüeitoS u. Soioa\itx, fieip). 1859) eine Sin« ?v, bad fte aud^ ä'jab6^f nennen, l^orgel^ S»
n)irfung beS $arft§mu8 auf xf^n an (Seiler I, Sbeen faf[en fte als fubftantielle X^iloefen bei
601 ff.). — c.S)iegrofeeftoifd^e©d^uIe. ©ienmrbe vooc auf u. f. ». p. ®er f^rifdde Smaq (6aii|rt'
begrünbet (308 t). ßl^r.) Don 3enon au§ JKttion. t)ertreter3ambIi(i|ud[f.o.IX,212ff.];and^3näm
@onftige ^auptüertreter berfelben unter ben ©rie* ber ^poftat, gefi. 363, gehörte il^m an) nn^ »4
^en ftnb ffleantl^eS (331—232), S^r^pppuS ein l^ö^ered Unoefen über bem poHn'jd^ Iv ob
(289—209), 2)iogene8 ber Sab^Ionier (150 auS unb [teilte ftc^ nod^ mej^r in ben SHenß befi ^
Stom verbannt), $anötiu3 (180 — 111), ^ofibo« nifd^en ^olQtl^eiSmuS in feinem ffampf gegen boS
niuS (130—46?), ber Seigrer Sicero'g, unb unter Sb^ftentl^um. 7. S)erat]^emenfifd^3u)eig($Iiit'
ben Stömem ÜR. ^nnöuS @eneca (3—65 n. (Sf^x.), ard^, geft. 433; $roduS, 410—485 ; S)ainaficiiA
2. «nnäuS ßornutuS (20-66 ? n. ßbr.). Sf. ^er- ber 520—529 lehrte u. f. tt).) läfet im @egcnM
ftuS3flaccu§(34— 62 n.e]^r.),6:.9nufoniuS9{ufuS gu ^otin, nad^ meld^em unmittelbar nur ber voö;
(unter 92ero), Spiftct (leierte bi§ 94 n. &^x. in 9iom) au3 bem Urmef en l^ertorge^t, eine SSieO^ Mi
unbj{aifer9Jtarcu§9ureIiu§9ntoninud(geb.l21, (Sinl^eiten (evdfdec) au3 tl^m entfielen,
geft. 180 n. Sl^r.). 3)ie ftoifd^e @d^ule bulbigte über B. 2)ie bem IDt i 1 1 e l a 1 1 e r angel^öngen ^of
@)ott unb Sßelt äl^nlid^en ^nfd^auungen mie ^era« men bed $antbei§mu3 finb Dormiegenb gno^
flit. ^ud^ il^r gilt bie ©ott^eit, bie fte balb al§ unb mt)ftifd^e Umbilbungen ber brei l^auptjfid^
Sfeuer, balb al3 ^etl^er unb ^aud^ begeid^net, al§ ften monotbeiftifc^en Sieligionen. 1. 3m Snbe»
ber Urftoff unb bie bilbenbe Urfraft, als bie Seele, t^um btibete fid^ aOmöItg unter bem ßinfluB (db-
ber ©eift unb bie !Bemunft, als baS © ange, baS nifd^er , Donoiegenb gnoftif (^'Orientalifd^ %5>
alle ffeimf ormen in fid^ entbält, als baS allgemeine gionSanfd^auungen im ©egenfa| gum robbimf^n
©ef e^, als bie 93orf e^ung ic. (Seiler UI, 1 [3. ^uff., XalmubiSmuS bie ©ebeimle^re ber ffobbalo (). b.
1880], 138 ff. 169). S)ie mcitregierenbc »emunf t «rt.) auS. 3m „SBudft ber ©d^öpfung* (Jeai^,
ber ©ott^eit h)irb aber üon ben @toif em, im Unter- meld^eS auS ber Seit üon 100 D. Sl^r. bis 50 n. Ctr.
fd^ieb Don ^eraflit, ber fte mel^r als 9^atur!raft ftammt, nmrbe guerfl bie pant^eifHfd^e (Smm*
betrad^tete, als gmedffe^enbe Sutelligen) aufgefaßt ttonSlebre biefer angeblid^en „Ueberltefentng'
(ebb. m, 357), tt)ie überhaupt bie ©toücr ben fd^riftlidft fijirt. ®ie fabbaliflifd^e Se^re übte
teleologtf d^en ©eftd^tSpunft f e^r betonen (ebb. 1 72). birect unb inbirect auf Stibung f paterer pont^cipi'
S)ie ©ccle ift nad^ ben ©toifem ein 3:beil ber fd^er unb tbeofopbifdb^t ©^fteme (§. 98. SBalenö«
Sßeltfeele unb fe^rt am Snbe ber 2BeIt toteber in ntaner, gnofttfd^e @ecten beS 9Rittela(terS, Soaib
ben Urftoff ober in bie ©ott^eit gurüdf (ebb. 200 f.). Söbme) unoerfennbaren Sinflu^ auS. &ß/fi in
— d, ®er5ReuplatomSmuS().b.9lrt.)ifteinemo]^l unferen 3;agcn no(^ bejcid^nete ber angejew
nid^t obne btrecte unb inbirecte Seetitfluffung be* ©d^riftfteHer ber ^od^grab-t^freimaurerei, @rojs>
reitS öorbanbcncr emanatiftifd^er ©9fteme, wie beS mcifter 9llb. ^ife (geft. 1891) in SDBafbinjtw,
fabbaltftifd^en, beS üalentintanifd^en unb DteQeid^t bte jfabbala alS ben ^uSgangS- unb Snbtnmtt
aud^ beS tnbtfd^en, t)orn?iegenb auS ber platoni» aEer toa^rl^aft bogmatifd^en ^Religionen. 8uS bn*
f(^en$biIofo)'^i^/ unter gleid^jettigerSerioertbung felben ftamme aOeS mirllic^ Sßifjenfd^ftlid^ nnb
ber arbeiten ber artftotelifd^en, neupQtbagoräifd)en ©roge in ben @Qftemen aOer 3IIuminaten, tne
unb ftotfd^en @d^ule, abgeleitete ßmanationSlebre 3. Sb^me, @n?ebenborg, @aint"9Rartin, wA bei
(ögl. Seiler m, 2 [1881], 434 ff.). ^orpb^riuS ganje geheime ©QmboliSmuS ber gfreimouretei
behauptet felbft bte Ueberetnftimmung fetner Se^re (ogl. A. Pike, Morals and Dogma of the ao-
mit ber ber Srabmanen, 9Jlagter unb @b^Ibäer. cient and accepted Scottish Rite of Free-
@r belobt bte 3uben unb befonberS bte ßfjöer, itnb masonrj prepared for the supreme Conncii
legt !Borliebe für bie ögQpttfd^en $riefter an ben of the thirtj-third degree of the southen
3:ag (ebb,677). ®ie orpbifd^en©ebid)tc (ögl.SeHer Jurisdiction of the U. S. and published byits
1, 49 ff. 79 ff.; II [1875], 26 f., unb SDöÜinger, authority, A :. M .-. 5641 [1881], 744. 766 ft).
3ubentbum unb ^etbentbum, ä^egenSburg 1857, — 2. Sie b^uptfad^ltd^fte pantbeiftifd^e Sfotm
120 ff.) erfreuten fid^ bei ben 92euplatont!em eineS tt)eld^e Dom 9RobammebaniSmuS ausging, ifi
fteigenbenSlnfebenS. Sei bem atbenienfifd^enStocig ber ©ufiSmuS (f. b. 9lrt. SSlam VI, 1006 f.). SÄ
ber ©d^ule erlangten fte bie Sebcutung einer nor- ©ufis, unter ttreld&en Don 1100 n. 6br. <m PW'
matiöenDffenbarungSurfunbe(3enerlII,2,749). tbeiftifd^e SSorfteÜungen bie Ober^anb gettxnmenr
Gbenfo tritt bei ben 5Reuplatonifem eine fteigcnbe erfd^cinen, toenigftenS in Werften unb fpäter unttt
t$feinbfeltgfett gegen baS Sbriftentl^um berDor. S)ie ber 3D?ogbulǤerrfd^aft in 3nbien, mel^r unbtmlr
@d^ule gerföüt in breiStoeige: a. Slesanbrimfd^* als eine 9lrt geheimer, gnoftifd^m^ftif^-aScetifd^
M5
Pantheismus.
1846
kfellfd^, tDcId^ eine (Einigung ber berfd^iebenen
I ienen (Begenben l^errfd^enben religiöfen 9tid^-
mgcn anfbebte. Sm offenften trat biefer S^a-
ifter befi @ufi8muS unter ff oif er Sfbor in 3nbien
m 1579 an l^ertior. S)er perfifd^e SufidmuS
ffdid Dortsiegenb üon inbifd^en pant^eijHfd^en
torfleOungen 6eeinf[u|t morben }u fein. S)ie t)or-
enfd^enbe 3bee in bemfelben \]i, ha% baS Uni«
ecfum eine Smatmtion @otted fei unb tt)ieber jur
iMkmtieOen (Einigung mit ®ott, }ur Slbforption
I wtt l^infteebe. 3m ßinaelnen gelten bie @ufi8
I Qren Snfi^ten fel^ qu8 eitmnber. Sud^ fabba«
fUfd^ unb neuplatonif^e Sintoirfungen mad^ten
4 bei benfelben gelteno. 9(3 l^erDorragenbe S3er-
Kitt beS perftfd^ pantl^eiftifd^en @ufi8mu8 mer-
cn genannt bie 2)id^ter Sfd^etol Sbbin Stumi^
fmn Sbbin attar^ ^afiS unb @abi (Dgl. Tho-
nck, SsufismuB sive theosophia Persamm
Mntlieistica, Berolini 1821 ; t). Jhemer, ®e«
l4i4te ber l^errfd^enben Sbeen bed SdlamS,
idp^ig 1868; The Dabistan, or School of
ninnen etc. I, Paris 1843, p. CLVm ff.;
in, 220 ff. ; A. SchmOlders, Essais sur les
ecolee philosophiques chez les Arabes, Paris
1842 , 205—213). Unter ben Arabern tttttai
\k nettt»latonifd^ SmanationSlel^re bef onberd ber
!ifif4 erjogene aifär&bi (gefl. 950 n. S^r.) (Dgl.
ncknoeg-^eins^ ®efd^i(^te ber $]^üofop^ie U,
7.1ufl. 8«rlin 1886, 196 f.). — 8. S)ie ©^fteme
M $ant]^eiSmu8, nield^e ouS üerfel^rter fpecula-
tikc S)euümg (^ r i ft I i 4 e r 9leIigion l^erDorgingen,
Dmcn unter gioei ^ouptf ormen grut)pirt merben.
1 SKe oorttiegenb gnoftifd^'l^öretifd^e f$form beS
^nt^SmuS, h)eld^e, fd^on sur 9M)ofteI)eit burd^
Simon SBlaguS Dertreten, fpöter befonberd burd^
Solentin (geft 160) unb 9Rani (Don 288 an)
f^ begründet, burd^ bie ganje ®efd^id^te ber
Ütift bis )ur Steformation in immer neuen ®e«
htten ttieber l^erDortrat, ging au3 bem Seftreben
tomr, alte ^eibnifd^e IBorfteuungen in d^riftlid^em
Seuanbe feft}u^Qlten. Suf bie gnofüfd^e Smo«
totionSlel^re mie auf bie fabbalifüfd^e übte t)or-
»iegenb ber IßarftSmuS ßinffu^ auS (ügl. aud^
. Sit. (SnofUciSmuS). — b. S)ie Dortoiegenb
t9fUfd^-p^iIafop]^ifd^ Sonn beS ^ntbeiSmuS
Site einerfeitS in übertriebenen SorfteUungen über
ifi Ser^öltni^ Don ®ott unb 9Belt toeld^e infolge
i^er)tänbli(|er Sluffaffungen ber @d^rift« unb
äterle^re über bie natürli(|e SSerflörung, ,,S3er-
^ttlu^ung" (dscü(7'.0 bed HJtenfd^en unb ber SBelt
^ einf4|lid^, unb anbererfeitS in irrigen TIA»
mgta, bie man ftd^ befonberS anlQ|Iid^ ber 9e«
ififHgung mit platonifd^er ^bil^'fop'^i^ bilbete,
xen urfprung. 9(nla^ }u Srrtbümem in biefer
uj^tung gaben bef onberS bie Don ben mittelolter*
4en aR^flifem überouS l^od^gefd^ä^ten, an ftd^
t^oscn, aber leidet mt^guDerftel^enben @d^riften
ionpfmd' bed Slreopagiten (f. b. Slrt.). SluS
e^ 6<l^riften namentlid^ legte fid^ fd^on 3ob.
cotuS (Srigena (f. b. Srt.), ber ^auptoertreter
efer gorm beS ^ant^eidmuS, fein ©Qfiem gu«
Slr^cnlcsfloii. IX. 2. SuH*
rec^t. 2)ie ^auptfü^ feiner pantl^eiftifd^en Seigre
finb : 2)ad f ^ff enbe unerf d^aff ene 93ef en bat oDein
effentieUe ©ubfifleuA (De divisione naturae 1,
8. 14). es tt)irb Med, o^ne ba| ed aufbort, über
Mem }u fein (ib. 8, 20). SS ^^Dermirflid^t'' ftcb
(ib. 3, 8; 1, 72), tt)irb gleid^fam Stmofi auS
9lid^t§ (ib. 3, 19) , unb gmar guerft in ben ge«
fd^affenen (ib. 2, 21) Urbilbem ber 2)inge (cau-
sae primordiales, praedestinationes), in ber
Sbeolmelt. 2)ie @efammt]^eit ber äbeen, ber
SogoS, ift bad fd^affenbe gefd^ffene SBefen. 9u§
biefem gebt mieber bie ft^tbare SBelt berDor (ib.
2, 18), beren aHaterialität nur „Crfd^einung" ift
unb auf ber 93erf[ed^tung ber ^ccibentien berul^t
(ib. 1, 86). ®ott ift aQer Singe SBefen (ib. 1,11;
3, 19). 9Ba8 ®ott erfennt, baS mirft er aud^ in
feiner grfenntnife (ib. 5, 27; 1, 12). So gebt
bie @d^dpfung mit 9{otbmenbtgfeit Don ßmigfeit
ber aus ®ott berDor (procedit 3, 17. 25; 5, 27).
Unfer Seben ift ®otteS Seben in unS (ib. 1, 78).
SSfOeS Sein febrt mieber auf Derborgenen SBegen
5U feiner DueHe jurüdf (ib. 8, 4). — ®ie Don
ScotuS Derbreiteten pantbeiftif^en Sbeen mirften
nod^ lange fort ; f o in ben Sebren Slmalrid^ Don
SbartreS (geft. 1204), 2)aDibS Don 3)inanto (gefL
1210?) unb SembarbS Don ßbartreS (geft. 1250?;
DgL etödn, ®efdi. ber $biIof. beS ÜRittelalterS I,
aRains 1864, 31-293; 5R. TOöfler, 3. ©cotuS
Srigena unb feine Srrtbümer, SRaing 1844). 2)e|*
balb mürbe baS Sucb De divisione naturae alS
OueHe biefer Strtbümer im 3abre 1225 Don ber
$roDinsiaIfpnobe }u @enS cenfurirt. ^onoriuSlII.
befiotigte biefeS Urtbeil unb Derorbnete, ba^ baS
9Ehid^ Derbrannt werbe. — 9lud^ bie „beutfd^en
gR^fttfer" (8. 8. SReiftcr (Sdbart [1260-1327] ;
f. b. 9rt.) bielten ftd^ nid^t DöIIig Don öbnlid^n
Srrtbümcm frei (Dgl. §. S)enipe im 9lrd^iD für
Siteratur« unb ffird^engefd^id^te beS SRittelalterS
U [1886], 417 ff.), a^on Srigena unb ben beut-
fd^en a)lQftifem gingen biefe Strtbümer tbeilmeife
mieber in bie febr einflufereid^en ©d^riften 9lico«
lauS' Don gufa (1401—1464 ; f. b. Slrt.) über.
2)erfelbe lebrte, inbem er neben Sion^ftuS bem
9!reopagiten Srigena unb bie beutfd^en 9RQftifer
als ©emäbrSmönner anruft, bog ®ott aUeSinge
nid^t blo^ ber 9RögIid^!eit, f onbem aud^ ber SSirf-
lid^feit nad^ in ftd^ entbalte (Dens est compHca-
tio omnium ; De potest. [Opp. Nie. Cus., Paris.
1514, 1, foL 176]; De docta ignorantia 2, 3
[1. c. fol. 14 sq.]), baber bie SBefenbeit aller
äBefenbeiten, bie ^otm aller t$formen, ber actus
omnium fei ( Apol. doctae ignor. [1. c. fol. 39] ;
De docta ignor. 2, 5 [1. c. fol. 16]). S)ie ^Jbilo-
fopl^ie 9^icoIauS' Don Sufa fann als baS 3Ritter>
glieb smifd^en bem ^antbeiSmuS beS SRittelalterS
unb bem ber 9^euseit betrad^tet merben.
C. 2)er ^antbeiSmuSber 9{eu5eit ent*
midfelte pd^ auS ber in ibrem $rincip off enbarungS«
feinbltd^en rationaliftifd^en unb naturaliftifcben
SRid^tung, »cld^e in ber fog. Deformation jur ^err-
fd^aft gelangte, ©d^on bei ber Silbung ber pro»
43
1347
$ant]^ei§tnu8.
1848
Icflantifd^cn Wcd^tfcrtigungS« unb ©laubcnSlcl^rc
loirftcn muplaiom]ä)t , fabboliftifd^c, flnoftifti^c
unb au(i^ m^jiifd^-pontl^eiftifd^c glemcnte in ent»
fd&eibcnbcr SDBcifc mit (©löcH HI, 483 ff.; 09!.
99B. S)eif ettberg , Xl^eiSmuS uttb ^ontl^eiSmuS,
SDBicn 1880, 238 ff.). — 1. 3)er crfte Vertreter
beS mobemen ^ont^eigmuS ift ber Don ben 2)id^-
lern (5. SB. ® ötl^e ; ögl. 2». Karriere , ®ie pl^iL
Sßeltonfd^ouung ber 9{eformation§}eit in il^ren ^e*
jie^ungen j. ©egenwart, ©tuttgort-Sübing. 1847,
487) unb ^^aturforfd^em ))Qnt^eiftif(i^er SRid^tung
fletS l^od^öerel^rte ©iorbonoSruno (1548—1600;
f. b. 3lrt.), ber in nnferen Sagen gegenüber feinen
abstrus aprioriftifd^en Kadjjfolgem lieber ju er«
l^öl^ter ©eltung gefommen ift. ©eine Seigre fann
als bie Dönig ))ant^eifttfd^e SuSgeftaltung beS
cufanifd^en ejpIicationSftjftemS (ögl. g. 3. Sie-
mens, ®. Sruno unb 9{ic. t)on Sufa, Sonn
1847) unter glciti^jeitiger Slnlel^nung an alte
©t) fteme (^eraflit, bie ßleaten, $t)t^agoröer, 9leu-
platontfer u. f. m.) be}ei(i^net merben. ^aä^ Sruno
ift ©Ott baS ,, jtleinfte" (minimum, ^uSbel^nungS*
loje) unb baS „eine", „©an^e", „Unenblid^e",
„^UeS" (omne), me^eS in ista integranda
means baS „SSiele unb ©ro^e unb baS 911" um-
fa^t (De triplici mensura et minimo 1, 4 [ed.
Francof. 1591, 14; ögl. 17]). gr ift bie Monas
rerum cimctanun essentia et esse (ib. 2, 14
[1. c. 93]) ; centrum est unmn in toto orbe
atque per omne ; ©Ott ift bie Sinl^eit ber (Sin*
Reiten (monadum monas una, nempe entium
entitas, ib. 1, 4 [1. c. 14; ügl. 17]), tt}cl(^e
alles ©ein „aufgeuiidelt" (complicatamente,
complicato) entl^ölt unb ouS melc^er (P. de La-
garde, Opere ital. di G. Bruno I, Gottinga
1888, 282, 26 sgg.; 258, 13) baS Uniöerjum
mit atten S)ingen, auS benen eS beftel^t, „cnt«
faltet" ift (explicato). S)aS Uniöerfum fann, ba
©Ott in SJHem notl^menbig unb nad^ feinem ganjen
können wirft, nidfet anberS fein, als cS ift (ib. I,
316, 16). gS ift felbft alS abäquateS ^bbilb beS
„unJugänglid^en^ntlifeeS" (ib. 312, 34; 258, 14)
unenblid^, obgleid^ nid^t ganj in bemfelben ©inne
tt)ie ©Ott. S)enn eS ift nid^t tt)ie ©ott in jebcm
feiner 2:^eirc (ib. 315, 86), unb eS ift bIo| fuc»
ceffit) olleS, tt)aS eS fein fann (ib. 258, 15 sgg.).
®aS unenblid^e Uniöerfum, felbft unbcweglid^, ettig
(ib. 277, 1 sgg.), befeelt (questo infinite et im-
menso ö uno animale, ib. 342, 30; 202, 27),
umfaßt in feinem ötl^erifd^en ©d^oge unenbUd^
Diele, jebe öon il^rer bef onbem ©eele bewegte 9Bel«
ten unb §immclSför})er (ib. 314, 12; 235, 30;
389, 15 sgg.; 319, 25). Uebcr]^au<)t finb aUe
Dinge befeelt. 9lße l^aben ilire „fjorm" (ib.
233, 17; 236, 34). 9lct unb $otena f atten ju-
fammcn, fomol^l in ©ott (ib. 260, 20) als in ben
niebrigercn SBefen. 6S gibt feine fubftantieflcn
7lenbcrungcn(ib. 280, 7 sgg.). ®ie9Waterie iftnid&t
Jenes fere nihil, mie bie 5lriftotelifer motten; pe
ift im ©cgentl^eil üott 5lctuülitöt, „ein göttlid^
S)ing, bie befte SMutter unb ©ebärerin öon Katur-
bingen, ja in ber ©ubftang bie gange Statur' (ili
274, 1 sgg.; Dgl. 253, 11 sgg.; 271, 31). Sie
Slenberungen begießen ftd^ nur auf bie @ein8ioei|ci
(modi d' essere), ober 99[ccibentien, bie nid^ f/^
gleid^ in bemfelben enblid^en S)inge fein Wom,
©0 ift iebeS 2)ing }mar „baS gonje ©dn, aber d
ift bie^ mä)t gänjlic^" (ib. 279, 17 sgg.). üi
)ebeS2)ing „Jenes inftd^^t tDeld^eSMeSolIati
falben (per tutto) ift" unb „in feinet 9rt bie
ganae SBeltfeele, obgleid^ nid^t gönjlid^, enf^',
„fo ifl, meil ber «et (Siner ifl unb (SinS tnod^
mo immer er ift, nid^t angunel^men, bo| cS eine
9Re]^r^eit üon ©ubfianjen ober uml^rl^em €eai
gebe" (ib. 281, 2 sgg.; Dgl. ib. 23; 279,80;
261, 15). S)ie Derfd^iebenen enbItd^S)inge)ak
„nur ein Derfc^iebeneS ©eftd^t ein unb beiftAn
©ubftanj" (ib. 281, 28). SBeil ©Ott „bie lo-
ten} atter ^otengen, ber 9!ct atter 9cte, boS Seien
atter Seben, bie ©eele atter ©eelen, baS Sein M
©eins" ift, beSl^alb „ift in x^m, toai jid^ M
miberfpred^enb unb entgegengefe|t ift, eines nÄ
baSfelbe^ unb ^OeS ift in il^m ibentifd^" ober
„inbifferent" (ib. 260, 1 sgg.; Dgl. 279, 86;
285, 37; 334, 19 u. f. U).). SBeU im ffiifiai
Sinen atte ^formen finb, barum „tommen flß
atte 2)efinitionen }u, unb be^l^olb finb bie cont»
bictorif d^en ©ö|e mal^r. Unb ukiS bie Siell^ m
ben 2)ingen bemirft, ifl nid^t baS ©ein, bQSS)ii|
felbft, f onbem ber ©d^ein, baS ©innenfSttige, aal
an berOberf[äd^ebeSS)ingeSifl" (ib.282,868gg.).
„S)er Sntettect, meld^er bie erfle unb fyaafif^
ber aaßeltfeele ifi" (ib. 231, 4), ifi bie „nil#
mirfcnbe Urfad^c atter Katurbinge" (ib. 233, 22;
253, 3). Sie SQßeltfeele (anima del nniYerso)
ift, mic ber ©teuermann im ©d^iff, einerfeitS oB
©eele „innerer formaler" 2:i^eil beS UniDerfun!.
anbererfeitS aber, infofemfiebaSUniDerfum (eitel
mieber nid^t Sbeil nod^ ^rincip, fonbem (äkr
bemfelben ftel^enbe) Urfad^e beSfelben (ib. 283, 27;
Dgl. 238, 3). 9n anberen ©tetten fül^rt Sruno in
^nfdblug an bie S^^^l^nlel^re ber ^t^t^agoräet nk
mit SuQnmbelegung ber Se^re Don ben vaam-
salia a parte rei auS: SBie atte 3ct^l(n auf Me
Sinl^eit, „alS g^unbament unb ©ub^anj aSec*
(ib. 283, 22), atteS ©etl^eilte auf boS Ungetteffle
(individuo, ib. 28) jurüdtgefül^rt merben vA
fo muffen mir, um pr l^öd^ftenSrfenntni^for^
fd^reiten, bap fommen, bie „SJieD^eit" inberfe-
^eit }U fd^auen, b. 1^. als Srfd^einungen berCvi
unb ungetl^eilten ©ubftanj (ib. 284, 88 sgg.;
285, 22), meldte „burd^ bie (occibentdien) Scp
fd^iebenbeiten, meldte fte umgeben" , befKmmtef ak*
lid^eS SnbiDibuum unb }u Dielen SnbiDibuen eiKC
©attung ober 3lrt mirb u. f. m. (ib. 285, 25 sgg.;
Dgl. 268, 17 sgg.). „5)ie Stufenleiter, oaf «*
d^er bie 9latur ^ur ^erDorbringung ber Siny
l^erabfteigt unb ber Sntettect }ur Si^ntnil bei*
felben auffteigt , ift eine unb bief elbc" ßb. 28S.
4 sgg. ; Clossi dunque montando noi alla per
fetta cognitione, andiamo complicandolamoi-
titudine: comedescendendosi allaprodattiont
1849
$aitt^ei§muS.
1850
de le cose, si yä esplicando la unitä; ib.
284, 88). Uebf r baS 93er^Ititig ber SBeltfeele gu
Sott erBärt Sruno, ba| bie Surudfü^rung aller
£inge ouf bie Sinl^eit in bet SBeltfeele, ald Set
imb $oten) t)on 9lDem, tote iie gattj in jebem ift
»baS 6nb)iel unb bie (Srenje aller natürltd^en
pi(iIofo))(ten unb Setrac^tungen" fei. S3on bem
W^en unb befien $rincip, mlä)^ ber fiber-
ROtflrUi^ Setrad^tung angel^öre, bie für ben
Rid^glaubenben feine ®eltung l^abe^ toolle er nid^t
rebeti (ib. 272, 1 ggg.). 9lu8 feinen Snfd^ouungen
über bie Sinl^eit ber Subftang folgt ba| IBruno bie
Itnterfcl^bung }nrifd^en (Sott unb ber SBeltfeele
nib ben SBeltbingen, tto er eine f old^e mad^t (ogl.
üi. 282, 19, tDO er brei Sutellecte unterfd^eibet), nur
itt logifd^, nid^t als real-))bt)ftfd^e auffafjen fann.
3n feinem SBetfe De Immenso et Innamera-
bOibuB 2, 12 (ed. Francof. 1591, 253) erflört
er oufibrüdlid^ : «Idee perfectum simpliciter et
per 66 et absolute est unum infinitum quod et
quo neqne majus esse potest quippiam neque
meliuB. Hoc est unum ubique totum, Deus
natoraque UDiyersalis.* ,Vel nihil est na-
tam yei est divina potestas materiam exagi-
Uui8 impressusque omnibus ordo perpetuus''
(ib. 6, 9 [I. c 532]). ßr bejeid^net bie 92atur a(§
manos cunctipotentis, Vis, Actus, Ratio, Ver-
bum, Vox, Ordo, Voluntas (ib. 1, 9 [1. c. 181],
OgL 8, 10 [1. c. 651]). <S)ie 9BeIt (alS natura
naturata ?), toeld^e nad^ il^m ber Sauer unb bem
Sunne nad^ unenblid^, mit Ütot^menbigfeit au8
•ott ^orgel^t (ib. 1, 11 [1. c. 185 sqq.]),
anmt er divinitas secunda (ib. 2, 12 [1. c. 258]).
— 2. Set fmuptbertreter bed mobemen ^ant^eiS-
wa if! 93ürud6 ©pinosa (1632—1677; f. b. «rt.),
ber gleid^ Sruno, beffen Seigre er fid^erlid^ fannte,
bie völlige Unabl^öngigfeit ber $^iIofopl^ie üom
Slouben, bie Sin^eit ber ©ubflang unb bie SIU«
befeelung ber 2)inge }ur @eltung ju bringen fud^t.
Sm ®egenfa^ }ur )3oetifd^«fd^dngeiftigen %ct bed
RobmerS aber fe^t er eS ft^ gur Aufgabe, bie
B(It"Sin^it unb -Orbnung «^geometrifd^-matl^e-
BotifA" , b. b- ben innem , naä) il^m in SQem
mn (^efejie ber Ütotl^menbigfeit bel^errfd^ten 3u'
nnmen^ng ber S)inge mit mat^ematifdber Strenge
aquiegen. Unb gttar ift ed il^m bei feiner 2)ar-
rgmig bor 9Qem barum gu tl^un, bie ©runblage
iner mit matl^ematifd^er Strenge ^.bemiefenen"
9tttenlel^re )u geninnen. 3n feiner Suffaffung
er |)^iIofo)>]^if^ (Srunbbegriffe gel^t er bon
tartefiud (geft. 1650; f. b. 9lrt.) auS, bon beffen
iiali^if4tt V^ilofopbie ber OccaftonalidmuS (f.
. «rt.) ©eulincj' (1625—1669) unb aRale-
nnid^'d (f. b. Srt.) gu feinem ^oni§mu§ bie
otiirgemä|e 93rädfe bilbete. Seine Sittenlel^re ift
njiDcif elbaft oon ben Steuern (Seneca, Spictet,
erm SBerfe er aud^ in feiner Stbliotl^e! befag; ügl.
terue des deux mondes CXII, 1892, 829)
erinflu|t. S^ie ^auptfö^e be§ fpinogiftifdien St-
erns finb : £a bte Subftang (meldte Spinoga mit
nn ens a se, b. b* bem Sein, bad feinen Sein$>
gmnb abaquat in ftd^ l^at, Dermed^felt) notbmenbig
unenblid^ ift, fann e§ nur eine eingige Subftang
geben. ®icfe ift (Sott (f. Opera [ed. Paulus]
U, Jenae 1803, 46). SSBeil ©ott unenblid^ ift,
fo muffen il^m aud^ unenblid^e (unenblid^ Diele)
Attribute eignen, meldte feine SBefenl^eit guf ammen«
fe^ unb Don toeld^en ein iebeS feine unenblid^e
SBefenl^eit au§brüdft (ib. U, 42), eS muffen aud^
ex necessitate divinae naturae infinita in-
finitis modis folgen (ib. II, 51). 91IS fold^e modi
muffen bie enblid^en Singe aufgefaßt merben,
meldte in i^rer @efammt]^eit unenblid^ finb. Sie
gmei eingigen ber ^unenblid^ Dielen" Attribute, bie
Spinoga in @ott t^tföd^ticb naml^aft gu mad^en
mu6te(ib.I,671— 674,u.U,83),finbba8Senfen
unb bie SiuSbel^nung (ib. II, 78 sq.). Sie modi bed
SenfenS fmb bie Sbeen begm. bie enblid^en ®eifier,
unb bie unenblid^e 3bee begm. ber unenblid^e än-
tellcct, ber bie ®efammt^eit ber enbUd^en ®eifter
bilbet, bie feine S^eüe finb (ib. II, 86 sq.). Sie
modi ber ^uSbel^nung finb bie Körper begm. ba§
ftd^tbare Uniberfum (Dgl. ib. U, 88). Sie enblid^en
unb unenblid^en modi bilben — im @egenfa^ gur
natura naturans, ber „mirfenben", b. 1^. ber ;,un«
beftimmten" (ib. I, 597) abfoluten 9latur ®otte§
unb ben Attributen, au§ meldten fte befielt — bie
natura naturata, bie ;,gemirfte'' ober „l^erDor«
gebrad^te" 92atur (ib. U, 61 sq.). Deus est
omnium renun causa immanens, non trans-
iens (ib. II, 54). SebeS eingelne enblid^e Sing,
baS eine beftimmte ßsifteng ^at, fann nur bur^
ein anbereS enblid^ed Sing mit beftimmter (Esi*
[teng esiftiren unb gum SBirfen beterminirt fein,
unb biefeS toieber nur burdb ein anbered enblid^^/
unb fo fort in'S Unenblid^e (ffreiSIauf ? ib. U, 59).
Sie ftörper unterfd^eiben fid^ Don einanber nid^t
in ber Subfiang, fonbem nur burd^ il^ren Derfd^ie-
benen 3uftanb ber Stube unb Semegung (ib. U, 90).
SBenn mehrere Körper in einen berartig engen 3u-
fammenl^ang gu einanber treten, ba^ fie i|re Se*
megungen ftd^ gegenfeitig mittl^eilen, fo bilben fte
ein SnbiDibuum (ib. IT , 92). Ser menf d^Iid^e
ftörper befielet aui fel^r Dielen SnbiDibuen Der«
d^iebener 5Ratur, bie felbft mieber Dielfad^ »u-
ammengefe^t finb. ^rallel ifl audb bie menfd^-
i^e Seele auS fel^r Dielen 3been gufammengefe^
(ib. U, 94 sq.). „Obiect ber 3bee, meldte biemenfd^-
lid^e Seele bilbet, ift ber ffbrper ober ein gemiffer
actueO e;:iftirenber modus ber Slu^bel^nuno, unb
nid^tS SInbered.'' SarauS erflört ftd^ bie Serbin-
bung Don Seib unb Seele (ib. U, 88 sq.). Sa
bie Attribute ber AuSbel^nung unb beS SenfenS,
obgleid^ fte biefelbe abfolut untl^eilbare Subftang
(ib. II, 41. 45) bilben, bod^ Don einanber oer-
fd^ieben ftnb, fo fönnen au(^ il^re betberfcitigen
mo^ Seele unb Körper nid^t auf einanber ein-
mirfen, fonbem bie SSerönberungen in beiben
l^ben ®ott gur Urfad^e, infofem er eine benfenbe
begm. auSgebebntc Sad^e ift (ib. II, 133 sq.). Sa
bie gbttlicbe aßejenbett in {eber 3bee, meil ®ott
bie Urfad^e Don AUem, entl^lten ifl, fo f^^
48*
1351
$ant]^et§muS.
1352
Don bedeKen eine Qböquote unb DoDfotntnene ßr-
fenntnip (ib. n, 119 sq.). 93on allen übrigen
2)ingen l^aben h)ir nur eine inaböquate (ib. ü,
102 sqq.). 2)ie Orbnung unb IBerfettung ber
3been fällt mit ber ber ®inge jufQmnten (ib. 11,
82). 3toede gibt ed feine in ber SSBeltorbnung
(ib. n, 69. 73), bo gnteflect unb SBifle ja nid^t
}ur natura naturans gel^ören (ib. 11, 52. 62),
bie 2BeIt alfo ol^ne bereu urföd^Iid^e HJtitnnrfung
SU Staube fomntt. %u\ ®runb feiner t)on ftarrer,
blinber 9tot]^tt)enbig!ett be^errf^ten SBeltorbnung
ift @)3inoga fobann in feiner Stl^il in ber Sage,
,,bie menfd^Iid^en ^anblungen unb IBegierben'',
ttie er felbft mit @tol5 l^erdorl^ebt, gu betrad^ten^
„a\^ ob ed ftd^ um fiinien unb t$flöd^en l^anbelte"
(ib. II, 131). S)ie ganje ^Jlaä^t ber @ee(e fiber
bie ®emüt]^§bett)egungen berul^t nad^ i^m auf ber
erfenntnife {euer 5Rot]^tt)enbig!eit (ib. n, 275).
^l§ oberfted moralid^ed ®efe^ begeid^net er ben
,,5Ru^en" (ib. H, 203). ®ie ©lüdffeligWt fejt
er^ aber nad^ feiner ^rt, in bie intuitiöe 6r«
fenntnig @otte3 (ib. U , 260). äBad^fenbe Sr«
lenntnil, fül^rt er auS, mad^t ben SDlenfd^en frei
t)on fieibeufd^aften (ib. II, 268 sqq.) unb be-
ruhigt ober befeligt i^n (ib. II, 287 sqq.). SSonftön-
big tugenbl^ft |anbeln l^ei^t gan^ mit Srfennt-
nife ^anbeln (ib. n, 219). ©ie ©eligfeit ift nid^t
bie Selol^nung ber Xugenb, fonbem bie ^ugenb
felbft (ib. II, 299). — ©pinoja'S »wntl&eifüfd&e
@d^riften, bie gum Xl^eil erft nad^ feinem Zobe
erfc^ienenfinb, begeid^nen einen SBcnbepunIt in
ber ©efd^id^te ber ^l^ilofopl^ie (ügl. b. 9rt @pi'
nO|\a). ®en ^öl^e^junft ilireS ©inpuffeS erreid^ten
fie etma 100 Saläre nadi feinem ^obe baburd^,
bafe ajlänner mie Seffing, §crber (f. b. Slrtt.),
©ötl^e unb @d^Ieiermad^er ft^ gu einem, mnn»
Qkxd) mobificirten „©pinojiSmuS", gum Sv xal 7:av,
befanntcn. S)urd^ bie Semül^ungen biefer aWänner,
befonberS ^erberS (®ott! ginige ®ef))räd^e über
©pinoga'S ©9ftem, 2. SuSg. 1800. §erber war
e§ aud^, ber bie öffentlid^e 5lufmer!|amfeit auf bie
oricntalif d^e fitteratur unb bamit auf ben inbifd^en
$ant]^ei§mu§ binlenf te), f am am Snbe be§ 1 8. 3a|r>
l^unbertS in ®eutf d^Ianb — 3, ein ibcaliftifd^-l^^Io»
Soiftif d^er $antl^ei§mu8 in Sufnal^me, mcld^er ba§
ftarre, tobte ©i)ftcm ©pinoga'8 burd^ ginfül^rung
b^namifd^er 3been wie „Urfraft", „Mleben",
„SBeltgeift", „Ur»3d^" u. f. m. in ben »egriff beS
oberften SSßeltprincipS ju beleben fud^te. Unter ber
gleid^geitigcn Sinmirfung ber fritifd^»fubjecti»
t)iftif(|en Wid^tung, meldte burd^ fl ant (f. b. 3lrt.)
unb 3. ®. Sid&te (f. b. «rt. — gid^te befannte
ftd^ t)on 1800 an, obgleid^ im SBiberfprud^ mit
ber inbiöibualiftifd^en ®runbtenbenj feiner 3di-
^brtofopl^ie, felbft gu einer 9lrt eti^ifd^en ^an»
tl^eiSmuS, bie er als „Uniti§mu§" begeid^nete; ügl.
St. gifd^cr, ® efd^. b. neuem ^l^ilofop^ie V, ^eibel«
berg 1869, 854. 1076; ^t. 95. pnjer, ®efd&.
ber d^riftl. WeligionSpl^ilofopl^ie 11, 93raunfd^tt)eig
1883, 72 ff.) auf bem ®ebiete ber ^l^ilofopl^ie
t)or^errf d^te, mürbe ber @pinogi§mu3 — a. gunöd^ft
in ben abStracten „abfoluten SbealidmnS" (fo ge-
nannt im ®egenfa^ gu gid^te'S ^fub}ectiMm' A
„objectiüem" 3beali§mu8; DgL S^eOingS Sedt
[@tuttgart-9lug8b. 1856 ff.] 1, 10, 148, «inn.1
u. ^egelS Sßerfe VI, 97) ber Sd^eQing-^el'ita
@|ule umgebilbet. gf- 9ß. 3. ©^eUing (1775iifi
1854; f. b. Srt.), ein SSere^rer €pino}Q'd wA
9runo% trug t)on 1797 an eine fd^nxmbnbe, am-
fufe „3bentität§pbiIofopbie'' Dor, bertn]^QUpt{iU|i
lid^fle @ö^ ftnb : ® Ott, baS Sine «bfolute (€4d-
lingS SBerle I, 6, 157), „ifl ni^t bie Utfo^e bd
«a, fonbem baS M felbft* a, 6, 177), infofen
er bie ,,3benfttät'' (L, 6, 156), b.^. baSurfpcnni^
lid^e l^bl^ere Sine ber „inteUectueHen Infd^mnnp'
ift, in meld^em Subject unb Object no4 «inbif^
reut", b. 1^. nid^t unterfd&iebm finb (l, 6, 29 ([Ji
aibfoluteS m ift ®ott unmittelbar fraft ber €cIÜp^
affirmation feiner 3bee (I, 6, 174). ^.CueOebd
eelbpeum^tf eins ifl baS SBoBen'' (1, 1, 401). «Sl
gibt in ber le^tm unb l^öd^ften 3nflani fein anbmB
Sein als aBoUen. SBoIIen ifi Urfein" (1, 7, SSO).
3)aS felbftänbige @id^-felbft«erfennen beS fd^
bin 3bealm ift eine emige ÜmttKmblung ber renn
3bealitat in »ealit&t, eine «,fortgefe|rte ecOfl«
ObjectiDirung'', inbem baS 9bfoIute kern Sfoln,
feinem 9bbilb, in meld^em eS ftd^ in ber £ctamU
ni^ „objectiDirt" — bie ^^Snfd^auung" iß mit
@^dling „probuctiD", mie nad^ ^^el ber ^
gri^" — , eben baburd^, ba| eS ffd^ in i^ ob-
jectiDirt, aud^ toieber bie ÜRad^t mitt^eilt, ,^
il^m feine Sbealität in Stealität mnguiDonbdQ nb
fie in befonberen Sonnen gu obiectiöiren* (I, 6.
34 f.). 2)ie „SBirflid^feit" beS (Don ®ott) „ttige-
fd^autm", beS „SRealen" (beS DbiectS ber fefeimt»
nig), unb fomit feine $robuction felbft, bot Q&riB
in bem „Abfall beS 9tealen Dom Sbfoluten, wn
ber 3bee unb fomit Don bem mal^rm @ein, feinn
®mnb (1, 6, 40; ogl. 88). S)iefer ^bfaU fami nuit
erflört merben, »eil er abf olut ift (1, 6, 42). JW
„erfd^einenbe" UniDerfum b^^t meber angefasp
nod^ aud^ nidftt angefangen, meil eS ein blole*
gWd^tfein ift a, 6, 44. 195) u. f. to. — 6päte
ftellte ©dj^eUing feine pant^eiftifd^e 3bentttäfi'
pbitofopl^ie, im ®egenfa^ gu fj|egel, loeld^ lKe>
jelbe feit 1807 in einen „objectiDen", ponlogillt«
fd^en @nttt)idnungSproge| beS abfoluten ®npe<
umgeftaltet batte, als ben erften, ^rein negütiKB'
Xbeil ber $biIofop]^ie bin, in »cld^em bie Scge»
ftönbe lebiglid^ in ben S^erböltniffm beM^
mürben, bie fie „im blo^m Senfen" onm^
obne ba^ baburd^ eine Srfenntni^ Iginfid^i^ %rn
„e^ifteng" Dermittelt mürbe (1, 10, 125. 161; H,
3,80. 94.121. 150ff. 248, «nm.l).9fhiri»bie|eBi
©inne, infofem fie fid^ blofe mit bem „SSB08* b«
S)inge bef (bäftige, tonne bie ^bi^ofop^ie im @cgm>
fa| gu bem „relatiDen" 3beaIiSmuS, ber nod^ionnci
eine Segie^ung auf baS S^iftirenbe einf^Tte^'
„abfoluter" 3beaIiSmuS (I, 10, 148, «mn. 1)
ober „reine Semunftmiffeufd^aft" (II, 3, 56 f.)
beiden. — SiuSgangSpunft ber „pofttiiien ^^
fop|ie'' ift nad^ ©d^eüing baS Dor oOem £ti^
-.'
1853
$Qnt]^et§muS.
1354
bo8 «ttnBd)UiatesifHtenbe'' (U,4,337), toeld^eS
anäf i^tnqiDeifet^ft'' estflirt, ha t)on i^m aüe
$otcn}au8gefd^Iojfeni{t(U,8458f.). ^nbiefem
„miborbennid^'' notJ^menbiaen „@eienben'' lägt
Sc^Ding mittete logifd^ Zofd^enfpielerlünfte brei
9oteiiien cniftaud^, ton benen bie gtoeite, baS
bnn^ mnnittdbaten göttlid^ 9BUIen entftel^enbe
lySK^t'fein-foIIenbe'' , ben actus beS „uitbebingt
d^ßirenben" «^fuSpenbirt'' unb biefeS baburd^
pingt, ftd^ fdbfi im @ein tmeberl^eriufteaen unb
fo gut gtoeiten $oten) }u »erben. 2)iefe gleite
Votenj ü6erminbet il^rer)eit8 bie erfte^ inbem fte
bttfelbe }um «@e^en'' beS ßöd^ften, bed „@ein-
fonenben", beS „©eifleS", ber britten ^otenj,
mo^t (n, 2, 110 ff.). Siefer ^tl^eogonifd^e $ro-
le^" i^ }uglei(i^ ber fodmogonifd^e. 3m 9BeU*
yiojel mirb ®ott, ber „feinem SBefen" nad^ un-
enengl ifl, bem „temporar fudpenbirten Sein"
(Safein?) nod^ erzeugt (H, 2, 92 f.). 2)q§ Uni-
oeifiim iß baS ünum yersum, baS umgemenbete
(Eine (II, 2, 90). 2)a boS „9{id^t-fein-f oQenbe'' nur
^nfratoeife übertDunben mirb, fo entfielet „con-
oitefl" @ein in t^ielfod^en Sbfiufungen (H, 2,
116). S)a8„®ott-fe|enbe" menfd^Iic^eSetougtfein
ip „bofi Siel unb Snbe bed gonjen 9laturprogeff eS" ,
ttcil f^ ®ott in bemfelben gum „9a-6inen" (n,
2, 108, 9nm. 1, 116). gum „doHfommenen unb
oMoIut freien" @eifte(n,3,250ff,) „t)em)ir^i(i^t^
SieSRptl^ologien, b.l^.bie nid^t d^riftlid^en „realen"
(ni^t bIo| rationalen) Sleligionen fteDen baS feiner
Dato, aber urfprunglid^ unbemu^t, mit @ott
MDa^fene, alfo monotl^iftifd^e menfd^Itd^e 93e-
w|tfeiii im @tabium ber @ottentfrembung, alfo
daer «.falfd^en" poI^tl^eifKfd^en gntmidCIung bar
(n, 8, 181 ff.). 3)aS ej^riftentl^um be§ 'Alten unb
Kenen Xefiamentd ifl bie übemattirlid^e, burd^ bie
koniurgifc^ göttlid^e $oteng bemirfte 9lüdf ül^rung
hfi menfd^Iid^en Sewu^tfeinS gum rid^tigen. alfo
•lumot^eiftifd^en" ®ott-fe^en (b. 1^. @e|en ®otte§
itl beS «n-Sinen ; U, 4, 8 % 85 ff.). SSeran-
hffimg beS gangen, in allen 9bflufungen ber 9BeIt*
idminigftd^oongiel^enben^rogeffeSiftbaS „^u^er-
lit^feienbe", loeld^eS „mieberin ftd^, in feinSn-ftd^
ridgebrad^t" merben mug (11, 8, 287. 852 ;
4, 251). 93on bem in SSorfiel^enbem gefd^il-
ierten Stanbpunite auS bejubelt @d^eQing bie
!R9t^oIogien unb bie Offenbarung, um f o ben ab*
bluten (Seiß a posteriori gu enoeifen (11, 8,
248 f.) unb eine tiefere pl^ilofopl^ifd^e ff enntni^
M e^riftentl^mS gu begrünben (H, 8, 177 ff.).
— ®. Sr. ffl. ©egel (1770-1881; f. b. «rt.)
»ilbete, nad^bem er feit 1801 im Vereine mit
S^cHing beffen 3benHtat§p^üofop]^te Dertl^etbigt
iiüte, Mtere Don 1807 an felbflönbig mittels ber
»iobfHf^en URet^obe (9Berfe |1BerI. 1882 ff.] VI,
L51 f.) )u einem toiffenfc^aftU^en @Qftem (11, 6 ff.)
mt, n>o6ei er fid^ ber ^nfd^uungd)octfeJ)eranitS
mb brr Sleoten ($armenibed) näherte (Ilf, 79 ff.).
Der ®cbanfengang ^eld ift in ben £)auptltnien
Dlgmber: S)qS SBirflid^e in feinem erften Anfang
nb ingleid^ ber Sudgangdpunft ber ^^ilofopl^ie ift
ba§ abstract ober unbebingt (abfolut) ungemeine
ai, 110), bo8 „«n.ftd^" ober bie «ealüät (H,
177). ©iefeö allgemeine, baS fd^on in fidj „un-
enblid^" ift (XII, 426), iftbo« „Unmittelbare beS
®en!enS" (V, 382 ff.), feg ifl baS „reine ©ein"
(HI, 68 ff.). S)iefe8 ©ein ift, weil ööDig un«
beflimmt, gugleid^ „5Rid^t8" (VI, 169). SBeil
femer ©ein unb 9{id^t8 einerfeitS abfolut unter*
fd^ieben ftnb, anbererjeitS unmittelbar in einanber
umfd^Iagen, barum ift il^re „SSßal^rl^eit" biefe 33e-
toegung bed 2ht'einanber«auf geltend, baS „SBerben"
(m, 77 ff.; VI, 165 ff.), „«uf^cben", Mefultat
be8 SBerbenS ift ba8 „i)a\m" (III, 110 ff.; VI,
177). ®a8 „©afeienbe" iftinfld^ „TOdfttfeienbeS"
(m, 114). ®a8 gnblic^e ifi nur „©d^ein", in»
fofem nömlid^ ba8 9!bfoIute in i^m „fd^eint".
„®a8 ©ein al8 ©d^einen in fld^ felbft" ift „SBef en"
(VI, 228). S)ie (Jinl^eit, in ber ©ein unb ffiefen
ftd^ aufgeben, ift ber „begriff" (VI, 811 f.). S)er
Segriff ift „ba8 ^rincip alle8 8eben8 unb gugleid^
ba8 fc^led^tl^in goncrete" (VI, 815); er ifi „bie
Semegung, ber $roge^, fid^ gu objectioiren" (Xn,
478. 474. 481). ©er „abäquate" ober „fubiectio-
objectüw 93egriff" ober „bie abfolute (Sinljeit beS
(fubiecttoen) 93egriff8 unb ber Obiectiüität" ip bie
„3bec" (VI, 818. 885—391). S)ie „gu i^rem
gür-fid^-fein gelangte" 3bee ifi „®eifl" (VH, 2,
18 ff.). „®ott ift in feinem SOßefen ®eban!e,
S)enfen felbft" (XU, 420). (£8 gibt enblid^e
@eifler; bod^ l^at ba8 Snblid^e feine äBal^rl^eit.
„3)ie SBabrl^eit be8 enbUd^en @eifte8 ift ber ab-
folute ©eift" (XII, 470). „©ein," „fld^ miffenbe
aSki^r^eit" ifl gang aEein bie „abfolute 3bee"
(V, 828), mlä)t „bie 3bentität ber t^eoretifd^en
unb praftifd^en 3bee" ift (V, 327 ff.). ®iefelbe
ift baber aud^ „ber eingige ®egenflanb unb 3n«
l^alt ber gS^ilofop^ic" (V, 328). ®er gntmidf-
Iung8proge^ be8 ©ein8, tozl^tt aud^ ben gangen
SBeltproge^ in ftd^ fd^Iie^t, ift bie fortfd^reitenbe
ißermirtlid^ung be8 abf oluten (abfolut befUmmten,
oollfommen felbftbemugten) ®eifte8 oon ber abs*
tracten. unmittelbaren Realität, bie nod^ ungeiftig
ift, begm. bem begriff unb ber abfoluten 3bee,
mit meldten bie eigentlid^e „SntmidClung" be8
©ein8 beginnt, al8 91u§gang8punft (Vn, 2,
33 ff. ; ögl. VI, 315 f.). ®ie „anfd^auenbe" 3bee
(©Ott VII, 2, 89) „entfc^Iiefetfid^" gunäd^ft, „ba8
HJtoment ibrer IBefonber^eit ober bed erften 93e>
Pimmen8 unb 3lnber8fein8, bie unmittelbare 3bec
al8 ibren äBieberfc^ein, ftc^ aI8 9^atur frei au8 ftd)
gu entlaffen" (VI, 418 f.; ogl. VII, 1, 23; III,
64 f. [2)iefer ©a(, ber ben für f)egel8 ©t)ftem bal8«
bred^erifd^en ©prung au8 ber 9egriff8h)elt in bie
SBitflid^feit barfteUt, bat eine getoiffe Serübmtbeit
erlangt; ögt. ©d^eflingS SBerfe I, 10, 127 ff.]).
S)ie 9{atur, meldte felbft blo^ „ber ftd^ entf rembete
®eift", ein „bacd&antifd^er ©ott" (VII, 1, 24)
ifl, fteÜt einen $roge^ be8 „3n-fid^»gebenS" , ber
SRüdflebr gum abfoluten bar, melc^er ftufenmeife
ben fubjectioen (guerft bctou6ten, bann felbflbe-
mu^ten unb enblid^ vernünftigen), ben objlectioen
1351
$ant]^et§muS.
1352
t)on bedelben eine abäquote unb t)oD!omtnene ßr*
fenntnip (ib. II, 119 sq.). 93on allen übrigen
2)ingen ^aben h)tr nur eine inaböquate (ib. 11,
102 sqq.). 2)te Orbnung unb IBerfettung ber
Sbeen fällt mit ber ber ®inge jufQnnnen (ib. 11,
82). 3n)e(Ie gibt ed feine in ber SBeltorbnung
(ib. n, 69. 73), ba anteflect unb SBifle ja nid^t
)ur natura naturans gel^ören (ib. U, 52. 62),
bie äBelt olfo ol^ne beren urfdd^Iid^e 9){ittDtrIung
gu Staube fommt. %x\ ®runb feiner t)on ftarrer,
blinber IRotl^menbigfeit bel^enfd^ten SBeltorbnung
ift @pino)a f obann in feiner Stl^il in ber Sage,
„bie menfd^Iid^en §anblungen unb Segierben",
toit er felbft mit @tol5 ]^en)orl^ebt, gu betrad^ten,
^aI8 ob eS fid^ um fiinien unb t$flöd^en l^anbelte"
(ib. II, 131). 2)ie gange ^Jlaä^t ber ©eele über
bie ©emütl^dbetDegungen berul^t nad^ i^m auf ber
erfenntnife {euer 5Rot]^tt)enbig!eit (ib. H, 275).
Wi oberfteS moraßd^ed ®efe^ begeid^net er ben
„5Ru|en" (ib. II, 203). ®ie ©lüdffcligfcit fejt
er, aber nad^ fetner Srt, in bie intuitiöe 6r«
fenntnip @otteS (ib. U , 260). Sßad^fenbe Sr-
lenntnil, fül^rt er au§, mad^t ben HJtenfd^cn frei
t)on fieibenfd^aften (ib. II, 268 sqq.) unb be«
rul^igt ober befeligt i^n (ib. II, 287 sqq.). aSoEftön-
big tugenbl^aft b^nbeln l^ei^t gang mit Srfennt-
nig l^anbeln (ib. II, 219). Sie @elig!eit ift nid^t
bie ^elol^nung ber ^ugenb, fonbem bie Xugenb
felbft (ib. II, 299). — ®<)inoga'8 l)ant]^eifttfd&e
@d^riften, bie gum Xl^eil erft na^ feinem Zobe
erf^ienenfinb, begeid^nen einen SBenbepunft in
ber ©efdftid^te ber $]^iIofop]^ie (t)gl. b. Slrt. @))i«
noga). 2)en ^öl^e^unft il^reS SinpuffeS enetd^ten
fie tixoa 100 Saläre nad^ feinem Xobe baburd^,
bafe aJlänner xoit Sefftng, ^tx\>tx (f. b. «rtt.),
®'öü)t unb (Sd^Ieiermad^er ft$ gu einem, menn*
gleid^ mobiftcirtcn „©pinogi§muS",gumSv xaUav,
befannten. ®urd^ bie Semül&ungcn biefer SWänner,
bejonberS f)erber§ (®ott! Sinige @efpräd^e über
©pinoga'8 ©Aftern, 2. SuSg. 1800. §erber »ar
eg aud^, ber bie öffentlid^e ^ufmerffamfeit auf bie
orientalifd^e Siteratur unb bamit auf ben inbifd^en
ißantl^eiSmug l^inlenfte), f am am Snbe be§ 1 8. 3atir>
]^unbcrt§ in ©eutfd^Ianb — 3. ein ibealiftifd^^l^^lo»
goiftif d^er $antl^et§mu§ in Sufnal^me, weld^cr baS
ftarre, tobte ©tjftem ©pinoga'8 burd^ ginfül^rung
b^namifd^er 3been wie „Urfraft", „3HIIebcn",
„SBeltgeift", „Ur»3d^" u. f. m. in ben Sßegriff beS
oberften SBeltprincipS gu beleben fud^te. Unter ber
gleid^geitigen gintoirfung ber fritif d^ » fub jecti«
üiftifd^en Wid^tung, meldte burd^ flaut (f. b. %xt.)
unb 3. ®. gid^te (f. b. Art. — gid^te befannte
fid^ t)on 1800 an, obgletd^ im SBiberfpruc^ mit
ber inbit)ibualiftifd^en ®runbtenbeng feiner 3d^-
^]^iIofol)!)ie, felbft gu einer 9lrt el^ifc^en ^an»
tl^eiSmuS, bie er al8 „UnitiSmuS" begeid^nele; ögl.
fl. Sifd^er, ®ef d&. b. neuem ^]^iIofop|ie V, §eibel»
berg 1869, 854. 1076; ßl^r. 95. pnier, ®efd^.
ber d^riftl. WeligionSpl^üofopl^ie II, Sraunfd^meig
1883, 72 ff.) auf bem ®ebiete ber ^l^ilofopl^ie
t)or^errf d^te, mürbe ber @pinogi§mu§ — a. gunöd^ft
in ben abStracten ,,abfoIuten SbealiSmnS" (fo ge-
nannt im ®egenfa^ gu Sfi<^te'8 ,,fub)ectii)em' xak
„objectiüem'' 3beali8mu§; ügL &idlmfi Sedt
[©tuttgart-augSb. 1856 ff.] 1, 10, 148, Sran.1,
u. ^egelS 9Ber!e VI, 97) ber ©d^ing-f^gel'fta
©|ule umgebilbet. f$f. äB. 3. ©d^Uing (1775 MS
1854 ; f. b. 3lrt.), ein Sere^rer €|)faioga'd tnk
99runo% trug t)on 1797 an eine fd^ttonlenbe, cm*
fufe ^äbentitätspbilofopl^ie'' t)or, beren ]^QU|rt{iUh
lid^fle ©ö^ fmb: ®ott, baS Sine Sbfolutc (€4d-
HngS SBerle I, 6, 157), „ift ntd^t bie Utfo^e bd
m, fonbem baS M felbft'' a 6, 177), infofcn
er bie ^äbmtitöt'' (1, 6, 156), b. 1^. baS urf|ffni!|^
lid^e l^öbere Sine ber „inteUectuellen 9nfd(|amng'
ift, in meld^em ©ubject unb Obiect nod^ »inbifte*
reut'', b. 1^. nid^t unterfd^iebm finb (l, 6, 29 (f.).
asfbfoluted m ift ®ott unmittelbar fraft ber ©dÜfi'
affirmation feiner 3bee (1, 6, 174). „OueOebd
©elbpettm^tfeindiflbadaSoBen" (1,1,401). .«
gibt in ber legten unb l^öd^fien Snftong fem anbeifS
©ein als SBoUen. SBoUen ifi Urfein" (1, 7, 850).
3)a8 felbftönbige ©id^-felbfi-erfemten beS f4M|^
bin 3bealm ift eine en)ige Ümtoanblung ber rdim
Sbealitöt in 9)ealität, eine „fortgefe^te ©cOfl«
ObjectiDirung'', inbem baS SDbfoIute kern Sboloi,
feinem 9!bbilb, in tt^eld^em e§ ftd^ in ber Scfand-
niB „obiectiDirt" — bie „Slufd^auune" iß iu4
©^dling „probuctit)'', mie nad^ btqjä ber «9e*
gri^" — . eben baburd^, ba| eS ffd^ in i(m obi
jectiDirt, aud^ ttieber bie ÜRad^t mitteilt, i,gki4
i|^m feine Sbealität in Stealitöt umguioanbcln nk
fie in befonberen Sonnen gu obiectiuiren" (I, 6,
34 f.). ®ie „aaßirfad^feit" bed (öon ®ott) „Snge-
fd^autm", bed „9lealen'' (bedObjectSberSifenid'
ni^), unb f omit feine ^robuction felbft, bot oOein
in bem „Abfall be§ Stealen Dom Sbfoliüen, wn
ber 3bee unb f omit t)on bem mal^n ©ein, {eisn
®mnb (1, 6, 40; t)gt. 38). 2)iefer ^bfaU fomi ni^t
erflärt »erben, toeil er abfolut ift (1, 6, 42). JW
„erfd^einenbe" UniDerfum b<^t meber angefangm
nod^ aud^ nid^t angefangen, nieil ed ein UoS«!
TOd^tfein ift a, 6, 44. 195) u. f. to. — Bm
fteHte ©d^eDing feine pantbeiftifd^e SbentUott*
pbilofopl^ie, im @egenfa^ gu ^egel, loel^er trif
jelbe feit 1807 in einen „objectiDen", ponlogipi^
fd^en entmidRungdprogeB be§ abfoluten @c9d
umgeftaltet batte, als ben erften, „rein negoliMi*
Zbeil ber ^bi^opbi^ b^n, in tncld^em bie (Scgeo'
ftänbe lebiglid^ in ben S^erbältniffm betro^U
mürben, bie fie „im bloßen Senfen" anne^m
obne ha% baburd^ eine ßrfenntni^ l^infid^li^ i^^
„gjifteng" »ermittelt mürbe (1, 10, 125. 161; II,
3,80. 94.121. 150ff. 248, «nm.l). Star in biefeai
©inne, infofem fte fid^ blo^ mit bem „SBa§' bct
S)inge bef d^öftige, fönne bie ^l^ilofop^ie im Scgei^
fa^gu bem „relativen" 3beaIi3mu8,berno4inann
eine IBegie^ung auf baS ßi;iftirenbe einfdtjliflc.
„abfoluter" 3beaK8mu8 a, 10, 148, «nm. 1)
ober „reine Semunftmiffmfd^aft" (II, 8, 56 f.)
beigen. — 3lu§gang§})unft ber „pofitioen $bito»
fopbie" ift nad^ ©d^eUing bad t)or ollem S)erieR,
1853
$Qnt]^ei8mu§.
1354
bafi «nnbebinatesilHrenbe'' (U,4,337), toz^t^
Qii4 «nnsiDeifer^ft'' eiijlirt, ha t)on i^m olle
^ßoten)au8eef<i^bifenift(U,3,158f.). ^biefem
„nnoorbenHid^" notJ^toenbigen ;,@eienben'' (ö^t
&^dling mittel« logifc^er Saf d^nfpielerlünfic brei
^otcngen auftauten, ton benen bie gtoeite, baS
bmd^ mnnittelbaren göttfid^en SBiden entfte^enbe
«Ki^t'fttn-foQcnbc" , ben actus beS „unbebingt
d^ßteenben" ^fu8)>enbirt'' unb biefed boburc^
mriiigt, ftd^ felbfi im Sein toieberl^ergujieDen unb
fo gnr gmeiten $oten) }u toetben. 2)iefe gU)eite
9otcn} uberminbet ii^rerjeits bie erfte, inbem fte
biefelbe }um «^Se^enben" beS fiöd^ften, beS ,,@ein'
foacnben" , bed «.©eifted'' ^ ber britten Motens,
mad^ (n, 2, 110 n.)- 2)iefet „tl^eogonifd^e ißro-
le^" i^ gugleid^ bet Iodmogonif(i^e. 3m SBelt-
)m^e| mirb ®ott, ber „feinem SBefen'' na^ un»
cncnst ift, bem „temporär fudpenbirten Sein"
(Safefai?) nod^ erzeugt (n, 2, 92 f.). S)q8 Uni-
oeifiim ifl baS ünum yersum, baS umgemenbete
(Eine (n, 2, 90). 2)a baS „9tid^t-{ein-foaenbe'' nur
^nfentoeife übertDunben mirb, fo entfielet „con-
oitefl' €ein in Dielfad^en Slbftufungen (II, 2,
116). So« „(Sott-fe^be'' menfd^Ud^eSetougtfein
i|i »bofi 3icl unb Snbe beS gangen 9latur))ro}effed" ,
ttcil fiil^ ®ott in bemfelben gum „Sia^ginen" (11,
2, 108, 9nm. 1, 116). gum „DoOfommenen unb
obfolut freien'' (Seifte (11, 3, 250 ff.) „oermlrnici^t'' .
£icaRqt^oIogien,b.l^.bieni^t(i^nflIi(i^ „realen''
(U4t bIo| rationalen) 9leIigionen ftellen baS feiner
9afaxc, ober urfprfinglid^ unbettu^t, mit @ott
MniNul^fene, alfo monotl^eijlifd^ menfd^Iid^e 99e«
w|tfein im @tabium ber @ottentfrembung, alfo
RBcr „falfd^en" pol^tl^eiftifd^en SntnndCIung bar
(n, 3, 181 ff.). S)aS (Sj^riftentl^um bed «Iten unb
ftnen XeftomentS ift bie äbematürlid^e, burd^ bie
kcmiurgifc^ göttlid^e $oteng bemirfte Stüdfül^rung
hfi mnifd^IicSen 93eh)u|tfein8 gum rid^tigen. alfo
jmmot^etfiifd^en'' ®ott-fe|en (b. 1^. @e|en (SotteS
itt beS m-dHnen ; U, 4^ 8 ^. 85 ff.). Seran-
kffnng beS gangen, in ollen 96ftufungen ber 9Belt«
nbmmg ftd^ ooflgiel^enben ^rogeffeS iftbaS „Sluger*
ik^feienbe''^ xotlä^^ „mieber in {\ä), in feinSn-fic^
IBcädgebraii^t'' merben mug (11, 8, 287. 852 ;
D, 4, 251). 93on bem in IBorfiel^enbem gefd^il«
bfften @tanbpunlte au8 bel^nbelt Sd^eHing bie
Üt^t^ologien unb bie Offenbarung, um f o ben ah*
(Bluten (Seift a poBteriori gu enoeifen (11, 3.
248 f.) unb eine tiefere pl^ilofopl^ifti^e ffenntni^
ks (S^ftent^umS gu begrünben (n, 3, 177 ff.).
- &. 8r. ffl. ©egel (1770-1831 ; f. b. «rt.)
Ubete, nad^bem er feit 1801 im IBereine mit
64elltng be^en ^bentitötsp^ilofopl^ie Dertl^eibigt
\aSii, Mtere Don 1807 an felbflönbig mittels ber
Udemf^en URet^obe (SBerfe ßBerl. 1832 ff.] VI,
151 f.) gu einem miffenfc^aftlic^en Softem (U, 6 ff.)
fnt, iDobei er fid^ ber 91nf(^auung8U)etfeJ)eranit8
üb ber (SIeaten (^rmenibed) nöf erte (Ilf, 79 ff.).
Ser (Sebonfengang ^egeld i^ in ben ^auptlinien
fblgenber: S)a§3Birni4e in feinem eriten Anfang
nb gugleid^ ber %udgang§punft ber $]^ilof op^ie ift
baS abStract ober unbebingt (abfolut) allgemeine
(II, 110), baS „«n-fid^" ober bie »ealität (n,
177). SDiefeS allgemeine, baS fc^on in ftd^ „un-
cnblid^" ift (XII, 426), iftba« „Unmittelbare beS
®en!en8" (V, 332 ff.). &S ifj baS „reine ©ein"
(m, 63 ff.). ©iefeS ©ein ift, meil üöffig un-
beftimmt, gugleici^ „TOd^tS" (VI, 169). SBeil
femer ©ein unb 9tid^t8 einerfeitS abfolut unter«
fd^ieben finb, anbererfeitS unmittelbar in einanber
umfd^lagen, barum ift il^re „äBal^r^eit" biefe 9e-
megung beS 2ht«einanber«auf geltend, baS „SBerben"
(HI, 77 ff.; VI, 165 ff.), „aufgeben", Mefultat
be« SBerbenS ift ba« Mm" (III, 110 ff.; VI,
177). ©aS „®afeienbe" iftinfld^ „Slid^tfeienbeS"
(in, 114). ®aS (Snblid^e ift nur „©d^ein\ in-
fofem nömlid^ baS Sbfolute in il^m „fd^eint".
„5)a8 ©ein als ©d^cinen in fid^ f elb ji" ifi „ffiefen"
(VI, 223). ©ie (ginljeit, in ber ©ein unb SBefen
fid^ aufgeben, ift ber „SBegriff" (VI, 311 f.). ©er
IBegriff ift „baS $rinci)) aUeS fiebenS unb gugleid^
baS fd^led^t^in ßoncrete" (VI, 315) ; er ifJ „bie
99en)egung, ber $roge^, ftd^ gu objectioiren" (Xn,
473. 474. 481). ©er „abäquate" ober „fubiectiD-
objectioe Segriff" ober „bie abfolute ßinl^it beS
(fubjectioen) »egriffS unb ber Obiectiüitftt" ift bie
„3bee" (VI, 318. 885—391). ©ie „gu il^rem
fjfür-fid^-fein gelangte" 3bee ip „©eifi" (VH, 2,
13 ff.). „®ott ift in feinem SBefen (Sebanfe,
©enfen felbfl" (211, 420). (£s gibt enblid^e
@eifler ; bod^f l^at baS Snblid^e leine äBal^rl^eit.
„©ie SBal^rl^eit beS enblid^en ®eifteS ift ber ab-
folute ©eift" (XII, 470). „©ein," „fid^ miffenbe
SBa^rl^eit" ift gang aUein bie „abfolute 3bee"
(V, 328), meld^ „bie 3bentität ber t^eoretifd^en
unb praftifd^en 3bee" ift (V, 327 ff.), ©icfelbe
ift bal^er aud^ „ber eingige @egenftanb unb 3n>
l&alt ber ^^ilofopl^ie" (V, 328). ©er (gntttridf-
lung§)3roge^ beS ©einS, meld^er aud^ ben gangen
äBeltprogc^ in ftd^ fd^lie^t, ift bie fortfd^reitenbe
IBermirflic^ung beS abfoluten (abfolut beftimmten,
oollfommen felbftbemugten) (SeifteS t)on ber abS-
tracten, unmittelbaren Realität, bie nod^ ungeiftig
ift, begto. bem 93egriff unb ber abfoluten 3bee,
mit meldten bie eigentlid^e „Sntmidflung" beS
©eins beginnt, als 9IuSgangS))unft (VII, 2,
33 ff. ; »gl. VI, 315 f.). ©ie „anfd^auenbe" 3bee
(©Ott Vn, 2, 39) „entfd&Iie6trtd^"gunöd^ft, „baS
Woment i^rer IBefonberl^eit ober beS erfien 99e-
ßimmenS unb ünberSfeinS, bie unmittelbare 3bec
als il^ren SBieberfc^ein, ftd^ als 92atur frei auS fid)
gu entlaffen" (VI, 413 f.; ögl. VII, 1, 23; UI,
64 f. [©iefer @a(, ber ben für f)egelS ©Qftem l^alS«
bred^erifd^en ©))rung auS ber IBegriffSmelt in bie
SBirhid^feit barfteOt, l^at eine getoiffe Serül^mtl^eit
erlangt; ögl. ©d^eüingS SBerfe I, 10, 127 ff.]),
©ie 9latur, meldte felbfi blofe „ber fid^ entfrembcte
@eift", ein „bacc^antijd^cr ®ott" (Vn, 1, 24)
ifl, ftcDt einen ^rogcfe beS „3n-fid^«ge^enS", ber
Wüdüel^r gum abfoluten bar, welcher ftufenmeife
ben fubjectiDen (guerft befugten , bann felbßbe-
tt)u^ten unb enblid^ Demünftigen), ben objiectiDen
1355 Spant^i
(in btr juribifc^tn, motalildien unb „Müc^tn",
b. f). gcfeUf^aftlid^en Oibnung jutn StuSonitf fotn*
menbcn) unb f^tieBli^ ben ati|oIuten (in ffunft,
iRdtgion unb ^^ilofop^ie flc^ utrmirni^^enbm)
®eift jum etgeinife i)at (oal. StiJctl, (Sejiiiic^te
btt MUtnt Wiol n, TOainj 1883, 149 ff.).
%uf bEi @tuft beS abfoluttn („unmititlbai'' in
ber Aun^ unc miHcIl bei ©er6ftoffenl6aTung unb
beS ©elbftfitttiuglitina in bttgitliflion [XI, 129]
unb enblic^ mittels bcS feni|ititiiiu^tm unb btgnff-
Ui^tn „5Den[enä" in ber Sß^ilofop^ie, in bet ^a^em
Sin^eit, mdiit Sieligion unb JFunji begreif, f\ä)
(rfalienbtn) ©eijleä bejteil fid6 ber „burq feine
Sbealitüt" über bie gnbltt^feit erhabene @eifl
„abjolut Don ber Sc^rante, Don feinem 5Inbem
unbIonimlfi;niitjumab[Dluten3ür-ri:^-(etn,tnaii|l
^äf ma^rbaft unetiblic^" (Vn, 2, 39. 440 ff.).
StieSc^eQinQ-^egel'fi^e^^ilDfDpl^ieübtegrDgni
SinffuB aus. ^egel inSbefonbere fanb ni^t nur
in ^eutfd(|lanb, fonbem avät im ^uSIanb, bf
fonberä in SRufelanb (cgi. SeÜf^rift für 5(J^ilo.
[oiflin unb ptiilofop^ifcöe flritif CIV [1894], 66
biB 83) unb 31atien (ugl. Ä. aUemer, Sie itotie.
nif^e ^l^itofopbit beS 19. So^t^. UI, 5ßJifn 1885,
233 ff.), DorüberßE^enb buri^ S. Scufln au<^ in
granlxeid^, Diele Klntiänger. gaft tinjig in Sna»
lanb ft^cint btr mobeme ^ant^dSmuS nur un*
bebtutenbcSjcttieter geliabt ju baben (Dgl. R. Fiint,
Anü-Tbeietic Theories, 2. ed., London 1880,
554). Unter bet Sinnittung namentlidi beS na*
tunoiffenfd^aftlid^en Seines unb befoubeiS bei gnt-
»i<flungälebf( machte jebod^ ber abätract-opriori-
flif(5e9Jtoni3muä Si^eDingä unb^eßelä balb duer-
feilS einem ioefentIi4| — a)„al6cif!if4en"„!DIoni8'
mu§"— a)taterioliSmuS(|.b.arl,),pQnpfgiiiii^cm
(foädel u, 31.), pant^eliftif^cm (©c^iDpentiPuer)
SRoniömuS, „pfp^ppbAfifi^™" SemegungS' unb
ßmpfinbunöS-5D!oni§mnS{2aäar®dger,2.5rtDire),
fonfligem „^glojDiSmuS" (f. b. 91rt.), Stguoftici^-
muS (p. Spencer), SßofitioiSmuä (f. b. Sit.), $^i.
lofop^ie beä Uubtnulten (ft. D. §artmonn) — ,
anbererfeit§ einem Don ben grSbften logifi^en SQer*
flauen gefäuberlen, ber SBtuno'f^en ^luffaffunflS-
mrife \\ä) anno^emben — b) „panent^eiftif^en",
„real'tbealiftifc^en" , ^glojDiftifdien ^anlbeiSmuS
^Io|, beffen Vertreter jWQr gemeiniglid^ Sott ola
tranfcenbenten, b. b. unabhängig Don btr Sßelt in
feinem ©ein conftituirtcn feIb|tbttDu|ttn unb per«
fQnli^en, aber anbererfeit§ bocf) wieber aI8 im*
manenten, bie Sßelt in fid| tragenben, au3 M
entfultenben unb in i^rem fieben fein eigenes „Seben
barlebenben Effieltgmnb" ouffafien. 3n noä) fe^r
abStruS'ft^ablonenbaftei Ürt bilbett juerft unter
Mnnxnbung einer felbfterfunbenen, pari an'S Äo-
mif^e ftreifenben ierminologie S. Ef)r. JJr. Ätaufe
(1781—1832) bie ©^ening.§egei'f^e ^üo-
fop^ie in biefem ©inne um. 3n einer ausfuhr-
iii|en RotegDrientafel fü^ri er ben „©liebbau" ber
Qöttli^en SBefenlieilen üor, reelcber in feinet @e-
fammtbeit „®ott an fit^" ober ba§ „reine SBeien"
bocpeDt. ®oH, boB SBc^fte „perfönlit^e" aSefen,
iSmuS. 1S56
fagt er, „toefet" (b. ^. conflituiit in feinem innen
Sein) Quc^ jebeS enbltc^e SBtfen; er ifl tafii
unter fid^ unb burc^ fl<^ au^ bie SStlt (.Sßontt-
tlgtiSmui, ni^t ^antfieiemufi'' : ffraufe, e^
ber ®t\äti^tt ber Wenfcd^dt, @öttingen 1843,
39. 41. 62 [^Hinbfd^riftl. 9Ia$Ia|, 4. SBl^.: Sn-
mifc^teSc&ripen, 31t. 1]). gtiiedbeflUniDerfuinätl.
ba| @ott fein dgeneS Seben in bemfeften boilebt.
Siemgemäl befielt eine engt @enttinfi^ (.9«tt'
Deteinlebtn" ober „ESkfenDtitinltben') iniUa
©ottunbbenenbMenaBtftn. 3>tt1IRciif4nd)liit
(0ttnfd^^dt ^aben bie Slufgoit, oIS „(Blidiba-
(inbiuibueller unb foctaler Organismus) )Btil&^
„5ßJ(fenDeteintbeit" mit Sott oIS ^llrwefen' bai^
„@ottinnigteit" anjuftrebm. WS beu ,VIenf^
leilSbunb", »dc^er nac(| feinn Sltinung birfä
religiöfe gnbjiel Derrairfli^tn foEle, Ijotte ßicm
äuerft btn greimautetorbeu in SluSfic&t gtnommm,
ai8 bitfer aber wenig ©eneigtficit jeigle, mif fti»
Segelten einjuge^en, fuc^te ermil ^ilfe begeiftrtln
S^üler (D. £eonbatbi, ^. ai^renS u. 9.) feiu
3been gut ©dtung gu bringen (^ünjir U, 152 {f.;
©tötfl, @ti<^. b. neuem «ßbU. U, 215 ff.; §fln^
hüä) ber Sirimourerd n, Sei^iäja 1865. 152 ff.).
3n neuerei 3eit iß $roftffor @. Xibetgbin n
fflrüffet mit großem ®tfer für boB Hm^lf
Softem, in ndc^em na^ i^m „olle Sebio^qn
bet SQiffcnfd^ft na^ gorm, Stoff unb WiMI
DDÜlDmmen Dtmiirfli^t" fein foünt (Tiber^iüi,
Essai . . . sur la generation des connaiuaiiM
humaines, Bruxelles 1844, 685— 814; Lt
möme, Introduction ä la philoeophie ett,
Bruxelles 1868, 390), eingetreten. — ». (>_
Sofe (1817—1881), Don ^erbart auBgtgmiga»,^
etblictt im perfBnli^en @ott, roeli^er .in olle^c
©ein" bal „raabrboft S'ienbe" ift (SHitnln™^*
moSI, 3.mufl., Ceipiig 1876— 1880, 429), li-^«=
biSd&fteu lebenbigen SBJdtgrunb (ebb. m, srC"
Dgl. 555), burd) beffen „^iUen" o^ne eiwS££
n)ittlic^ungB„t:6at" bieSffielt ,9ef(^Ren" ift(e»>
III, 593. 599) unb iüiä) meli^n baS »icr^
ber ^laturbingc btftimmt unb üfct Slc#ter73j
fung bermiltelt wirb, ä^nlidg roit bieg WTni
lii^ ber 5orm geiftigen SbunB burft bie ^>
gefi^iebt (ebb.1, 431 f. 435. 438 f.). ,3tbnBeai» :
p:^Qfifi^e lißorgang ift jugleic^ ein @tf<Mtn9^<
3nnem beB Sraigenj febe 93ilbung eine«fl»5a .
eine gntroidlung beS Unenbliifien felbfl' ' ".
„entpebt aus btr Subftanä btS Ünenblü^' "xr»
I, 440 f.). 5Die enbli^en ©inge fiub .iancrr/^
gehegte S^bdlt beS @inen DiiHi^cn maifrT^n
SBeftnS" (tbb. H, 46 f.). S3ie „finnli^e fSaGOe :
„nur bie iSerliüQung dneS unenblii^ g^g^ ^
SebenB" (ebb. I, 410). — 3. &. gi^tt (ITrX)
1879) fafet (Sott als „eincnben" Urgrmib, , «3>,
ein^fit", „immanente" SBeltfeele, ^Wütstr^cr^j
„SSeltgcift" unb felbft- unb aabett)u|tt4 e^^«
fcenbentaleä" Utfubiect, alS „lebenbig «l'i-^ar
(Siittfieill.aSeItQnti(ibtu.if|reiBere4tifliix«--c5r
1878, 125), „aEroirlfamtn" (ebb. IW^sT^^
ftljenben" Urgrunb, beffen Sjifleni ""^^zz^-äJ^
1 Pantheismus. 1358
ilIgegetUDürtig fid^ lunbgebenben ,,ftttUc^en ^täfmx auf bie fptritiftifd^en, telepot^ifd^en :c.
stonung'', im menfd^Ud^en SSeiDugtfein unb $^önomene Sic^t loerfen )u fönnen. — gfr. lieber«
t SBeltgefd^ic^te i^ren t^atföd^Ud^en ^ad^iDeiS »eg (1826— 1871) toiQ nid^t bie Sotalitöt beS
t (Sragen u. »ebenfen, Scipaig 1876, 55. 99. M^, fonbern nur bie M&k" im „^(Uleben" be§
f.). Si^te'ö gfreuub gl^r. SBeiffe (1801 bis in „einem allgegenttärttaen unb ewigen ®otteS=
> ; ogL b. Sri® Ott in 6rfd^ u. ©ruberS 6n« bcmufetfein" sufammengefd^Ioffenen UnioerfumS,
pöbie 1, LXXY, 462 ff.) unterfd^eibet tl^eo- alfo ben ,,®ei)t unb im ©eifte mieber baS fßoU'
f4 in ®ott bie Siatur qIS ben Stoff unb ben fommenfte, ben ©eift ber SBa^r^eit, ®äte unb
enQlSbQSSormgebenbebeiberSGBeltfd^öpfung ©c^önl^eit, mit bem ©otteSnamen auSaeid^nen"
0. 464f.). SRoum unb 3«t fmb il^m ,,nur (95rafd^,©ieaaSeIt-u.SebenSQnfc^auunggfr. lieber«
fiebern ©efialten ber einen Unenbliclfeit beS megS, 2t\pm 1889, XLn ff.). — gr. ^aulfen
üiten" (1, 462) ic — 9R. ßarriere (1817 bis öertritt im 5lnfÄIu| an ged&ner, ol^ne jebot^ baS
»), t)on Spinoza unb ^egel ausgegangen, ein SRittelglieb ber ^eftimgeifter ju enoäl^nen, glei(^«
tinberer9nino'S(t)gI.€arriere,S)iep]^iI.9BeU« falls eineSinglieberung beS ,,gan)en Seelenlebens"
auung ber SieformationSjeit, @tuttg. 1847, im Seben ©otteS, beS „aiügeifteS'' (Sinleit. in bie
733; ©iefittIid^eaBeItorbnung,2eipa. 1877, ^l^üofopl^ie, Serlin 1892, 113 ff. 246 ff.). (&x
[f.X belennt fid^ gleid^ 3. ^. Sichte, ber (gfra« fa|t bie ßinjelbinge über]^au))t als me^r ober
Ll48,9nm.l)i^nt!)ieSBetffeaIS©efinnungS« meniger felbftönbige ©lieber beS 9UI«einen auf,
Ifen 6e)eid^net, )um 9ieaI«3beaHSmuS (äSBelt« in bem [xt S)afein unb SBefen l^aben. 9latur unb
. 122. 148). 3W ifi ®^^^ ^^^ ^Q^in „aUmirf« ©efd^id^te finb i^m nad^ Spinoja bie jmei Seiten
- (ebb. 387) „Urfraft" (ebb. 883 ff. ögl. 182), ber SBirflic^feit, in benen fid& baS SBefen beS M-
toeU^er bielhaftcentra (bie ^ofitionen b. göttl. ßinen offenbart. ,,2)ie uniberfeUe SDBed^felmirfung
ifi unb SBoQenS, ebb. 419 f.) SSefonberungen, in ber Iförpermelt ift bie grfd^einung ber innern
IbfSbefHmmungen beS emigen SSBefenS'' (ebb. öftl^etifd^-teleologifd^en Stotl^menbigleit, mit ber
)UIbcn unb burd^ meldte aUeJhafte in SBec^fel« baS 9lIl«Sine feinen SBefenSgel^alt in einer Siel«
i^g unter einanber fiel^en; ferner „bie (Sinl^eit l^eit t>on jufammenfiimmenben SRobificationen, in
ti Sni^eit (baS SS ift nad^ i^m felbft nur ein einem IfoSmoS concreter Sbeen (SVlonaben, Sn«
hm t)on Ihöften ; ebb. 383), alS baS 3d^ beS teled^ien) entfaltet. 3)iefe innere IRotl^menbigfeit
toeifumS. SBie jebe QtUt etmaS SebenbigeS im ift jugleid^ abfolute t^frei^eit unb SelbftDermirüi«
BTOfimuSifl, fo mir in©ott" (ebb. 393 f.). d^ung"(ebb.239f.).®er„ibeariftifd&.moniftifd^en"
tt ift SBiBe, ©eifl, ^erfönlid^feit, infofem er (ebb. ©. V) ober „fpirituariftifd&.j)ant^eiftifd^en"
I in ber äBelt felbft beftimmt unb feiner felbft (SSiertella^rSfd^rift ffir miffenfd^aftlid^e $^iIo«
leiDirb (ebb. 391 ff.). „SIS etoig mirflid^e fop]^ieV[1881],57),jttifd&enbem„fut)ranatura«
mumie beS innern unb äußern SebenS ift er Uftifd^en S)uaIiSmuS'' unb bem „atomiftifd^en
>Btfd^öne''(ebb.422)u.f.tt).— ©.S^.gfed^ner SDlaterialiSmuS" öermittelnbcn SBeltanfld^t ftrebt
'Ol-- 1887) betrad^tet ©ott alS bie Seele unb nad^ $aulfen, 3. ^olUlt (IBortröge jur ginfül^«
UniDerfum als ben „fieib'' beS^US. SluSbiefem rung in bie $]^iIofop]^ie ber ©egenmart, SRünd^en
*ftoefen lä^t er aunöd^ft bie ®cftim-„2eiber" 1892, 136. 161. 211) unb «nberen bie l^eutige
^ ^e befeelenben ©eiftern unb auS biefen entmid^ung beS pl^ilofopl^ifd^en SenfenS )u. —
^ bie lebenben SBefen in aüen Orbnungen ®er neuere ^antl^eiSmuS burd^fe^te aud^ ftarf bie
ftbenjein, meldte auf biefen ©eftimen fidj protefJantifd^eS]^eologie.Sd^on8fr.6.S).Sd^Ieier«
f n : ©Ott ift „bie Sotalität beS SeinS unb mad^er (f. b. 3lrt.), nad^ 6b. SeHer (Vorträge unb
^ö*, mlä^t „leine aiu^entoelt mel^r au^er 3lb^anbl. [1. Sammlung], Seipjig 1869, 179 f.),
f^X „SUe ©eifter regen fid^ in ber 2tnnen« ber größte S^eologe ber proteftantifd^en Jhrd^e
i»ieS ©eifleS, aUe Äörper in ber Snnentoelt nad^ ber Deformation, üertrat einen öergeiftigten,
^^beS" (äenb-Sloefta I, Sei})}. 1851, 866). berSbentitätSpl^ilofopl&ie fid& annäl^embenSpino«
C' glaubt an eine centrale SSerfnüpfung aller jiSmuS. Sie Sieligion berul^t nad| il^m nid^t auf
•5©ettm|tfeine junäd^ft in ben fic umfpan« ®ogmen, fonbern auf bem „©efül^l", »eld^eS
Srb« itixo. ©eftim « 93etougtf einen unb f einerf eitS mieber bie Snfd^auung beS UniüerfumS
liefer mieber im l^öd^ften 9SßeIt«a3emuBt« unb baS SBirfen ©otteS burd^ baS SSßirfen ber
el^nlid^, mie in unferem Organismus, SSBelt auf baS ©emätl^ )ur !BorauSfe|ung l^at. 2[n
, ölele 9Jert)encentren unb «fafem ju ginem btefem Sinne feiert er ben „l^eiligen, öerfto^enen
i^eittSorgan (©el^im) fid^ einigen, ift aud^ Spinoja", ben „ber l^o^e SBeltgeift burd^brang",
^«i^feltoirfung aller ©e^iime ber 6rbc »al^r« bem „baS UnenbUd^e 3lnfang unb 6nbe", beffen
^^, toeld^e baS grb'SSemu^tfein im grbgeifte, „einjige unb emige 2iebe" „baS Unioerfum" »ar,
^^fo eine analoge SBed^felbejie^ung ber als ben „unerreid^ten" „SKeifter in feiner ff unft",
*^*59ettm|tfeinSorgane, meldte baS SSemufet« ber „toller SReligion unb ooH b^üigcn ©eifteS"
^ ©Ott, bem SBeltgeifte, ber ^öd^ften bemu|t« mar (O. ^fleiberer, SReligionSp^ilof. I, 2. aufL
*tiH)fenben gin^eit, begreif lid^ mad^t (3enb. 95erl. 1883, 292 ff. j «pünjer H, 181 ff.; Sd^leier«
^1,215 ff. 364 ff.; H, 387 ff.; tageSanfid^t mad^cr, SBerfe HI, 4, 2, Serlin 1839, 161 ff.
"fieqq. 1879, 79). ©urd^biefeS^eorie glaubt 499 ff.). §egel, ber ebenfattS ber »eligion boS
1859
$atit]^ei8mu8.
1860
®ebiet beS ®efäl^Ied unb fuBlectiDer Stlenntnil
iumteg. beeinjlugte ttamentlidd burd^ feine Steli-
gionSp^üofopl^ie (SBerfe XI u. Xn), oß beten
Stotd er bejeid^nete, „bie ffiemunft ju öerfö^nen
mit ber SReligion" (ebb. Xn, 288), bie Jnrotefton.
tifd^e Sl^eologie in nod^ entfd^eibenberer SSBetfe.
^eiDonagenbere l^egelionif d^e proteftantild^e S^eo*
logen pnb: ^^. ft. aKor^eineife (1780—1846),
a.emm.95iebcrmQnn (1819—1885 ; ögl. pnjer
n, 281-297) unb O. ^flciberer (geb. 1839).
S)ie beiben leiteten, »eld^ Demonbte Slnfid^ten
üertreten, nabmen jebod^ nie ^egelS a))norifüfd^e
SegriffsfpeculQtion an. ^fieibeter bef ennt ftd^ junt
„real-ibeoliftifd^en aRoniSmuS" (SReligionSpl^il.
II, 285), ber beftimmt fei, ben ll^eiSmuS unb
Pantheismus }u berfö^nen (ebb. 252 f.), unb ben
er felbft ben „waf^ttn unb DoQen SRonotl^eiSmuS''
nennt (ebb. 290). ®ott ift nad^ i^m bie „Urfraft,
bie ben l^erDorbringenben ®runb aUed 93efonbem
fomol^I toit aud^ in oQem Sefonbem baS ein^ett*
Hd^e Sanb feines 3uf ammenuirf enS ober fein ® ef e^
bittet" (ebb. 258), — bie „fubfiontieDe aeiftige
Sinl^eit", meldte ,4n bem }n)ed(fe|enben S)enlen
bie SnttotdnungSgefe^e ober baS ,äBQS' unb in
il^rem gmedErealiftrenben 9Bi&en . . . baS ,S)a|* aller
(Sin)elmefen'' begrünbet (ebb. 264). gr ifi, als ber
reale fd^5pfenf($e ®runb ber menfd^Ii^en $er«
fbnlid^feit unb ber 3BeIt flberl^t, ber „in ber
menfd^Iid|)en SSemunftanlage", meldte bie teleo*
logifd^e Sßeltorbnung ,,mitconflituirt'', fid^ offen'
barenbe, immanente „abfolute ©efe^geber'' unb in
ber Srbaltung biefer Anlage unb ,,in ber fort*
d^reitenben ttjeltüberminbenben SBetbötigung" ber«
elben „ber geredete unb gnäbige Siegent ber 3)lenfd^>
^eitSgefd^id&te" (ebb. 271). ®ott ift enblid^ „nad^
ber Sinologie unfereS Sd^S" (ebb. 279. 289) olS
baS „Ur^äd^ beS allumfaffenben®ansen ber SBelt"
(thh, 279) ju benfen, »eld^eS einerfeitS „boS So-
ftem ber tt)ed^fe(n)ir!enben jhöfte ober bie SSBelt
als bie felbfigefe^ten SRittel feiner @el6ftbet^öK-
gung t)on fid^ unterfd^eibet" unb übenagt, anberer*
feitS biefelben ttjieoer „alS baS entfaltete ©Aftern
feiner eigenen ®ebonfen unb ffräfte" in fidft be»
fd^Iiefet (ebb. 289 f.). ©o »irb ®ott aud& „ber üer-
trautefte SRitfü^ler aller §er)en unb URittoiffer aller
®ettiffcn" (ebb. 298). 3)le enblid^cn fträfte fteflen
„burd^ ibre ®efammtleiftung" „nur bie einbeitlid^
geglieberte 6rf d^einung beS einigen SBiQenS ®otteS
bar" (ebb. 288). ®er „SBiae" iji im 3d^ ©otteS
„Unealitöt unbOueUe anerStealitöt" (ebb. 284).
S)aS in unferen Sagen rege 3utereffe für bie alte
inbifd^e $^ilofopbie unb bie baran jtd^ fnäpfenbe
übertriebene SBertbfd^ä|ung ber inbifd^en p^ilo*
opl^ifd^en @Qfteme, befonberS beS iBebänta«©^«
temS, trögt ebenfaSS baS Sb^tO^ bei, um bie pan*
t^eiftifd^e ©trömung in gfad^« unb Saienfreifen }u
oerftärfen.
©0 fprid^t 8. ». ^. S)euffen (^ie ©ütraS bcS
SSebänta ©. XI) bie äJleinung auS, bie religiös*
l^bilofopbifd^e SQBeltanfd^auung beS SBebänta bürfte
in 93e5ug auf „Ziefe, t^olgeric^tigfeit unb S)urd^*
bilbung i^reS ®leid^ in ber SBell nid^ lei^t
finben", unb biefelbe fei, toeU fte «namentli^ is
ber burc^geffil^rten Unterfd^ibimg efaitt esolec^
m^ftif d^en unb einer ef oterif d^))]^Uof o))l(tf i^ ft^"
faflung gleid^mö|ig ben Sebfirfniffen bcS SoM
unb ben Slnforberungen beS bet^mben SeipxS
Siedlung" trage, „DieQeid^ nod^ einmal bqpi tc»
rufen", „für bie tjfortbilbungtmferer eigenen Z^
logie Dorbilblidd }u merben''. Xl^. @$iil|e filmte
fogar in ber ©d^rift „Sebfinta mib SubbbiSnnS
als Sfermente für eine fünftige Stegmetotion M
religibfen Semu^tfeinS innerbolb hk enropfttf^n
eulturlreifeS (Seipgig 1898)" bereits eine 3M-
ober Umbilbung ber d^rifUid^ SBenanf^flnang
im oebäntifd^-bubbl^iftifd^n ©tmie birect oq»
bal^nen.
n. Seurtl^eilung beS ^antl^eiSmof.
1. f8om pbtlofopl^ifd^en ©tanbpuntt. £a
f d^on ber panti^eiftif dbe @runbgebanfe bobnt^ iNi|
er einerfeitS ein ma^b<^ft gdttlid^eS, oSttfi^ ^
el^rungSmürbigeS unb bamit bie SBett feinem €rin
nad^ überragenbeS l^dd^fieS SBefen fefl}n]^tenfH|t
unb anbererfeitS mieber bie oefentlid^ IBecfd^ieb»
l^it gmifd^en gbttlid^em unb meUIid^ @eni !RiiS>
gibt, einen unauflöSlid^n inneni SSibernm^
entl^ölt, fo muffen notbrnenbigertoeife oOe fOF
tbeiftifd^en ©Qfteme in bem aRa|e, ott fie bicfn
®ebanfen im Sinjelnen burd^jufäl^ren bcpöh
finb, gu einem Denoorrenen ®ett)ebe iHm wäkm
Se^Sbeflimmungen, groben logifd^ SofStes
unb ebenfo miOIürlid^en als loiberfinmgfli 8c
bauptungen merben. Sie pontl^eipifd^ IbS*
f übrungen ber oben oorgefül^rten ^l^ilofopben, inS-
befonbere aud^ biejenigen ber bebottenbflen no*
bemen SSertreter beS ^antl^iSntuS, @|mu^l
©d^eOingS unb ^egelS, laffen benn in bei Xtot
au(!b biufid^tlid^ ber ff larbeit in ben Segriffen, ber
Sfolgerid^tigfeit im Senfen unb ber 9efoimcn<
l^eit im Urt^eil fel^r )u münf d^ übrig ; jie tc»
med^feln bie blo^ begrifflid^e Orbnung mit ba
mirtlid^en in bem 9Ra|e, ba| fie oft leb^ an
Sfieber«S)elinen erinnern, ©d^ingfelbftüerglei^t
(SQSerte II, 8, 122) ^egel mit einem „nfid^toma
Zrunfenen". ©d^openbauer meint, ba| ^egcK
Semunberer „ber ^ol^n ber ^laifiodt' tmöt
„©eine ausgebreitete geiftige SBirffomfdt' ^obe
„ben SSerberb einer ganzen geleierten @eneiati0n
m Sfolge gel^abt" (©d^openbauerS SBei!^ V,
fiei»)jig 1874, 104). „eine ftunfi", fd^t er,
„l^at biefer ^egel mirflid^ Derfianben, nfimfi^ bif.
bie 2)eutfdeen bei ber 9{afe }u fübren. ^ ip
aber feine gro^e. SSBir feben ia, mit u>eld^ $o{|(n
er bie beutfd^e ®elebrtentt)elt 80 Solare Ua^ in
SRefpect bolten fonntc" (ebb. V, 81). — Son bc»
gerügten SRöngeln finb aud^ bie neueren |Nmt^
iftif d^en ©Qfteme nid^t frei, menngleid^ in benfelben
ba bereu SJertreter ben pantl^eiftifd^en SebonbR
mel^r in unbeftimmten großen 3ügen anbeutm
als begripd^ fd^arf im ginjelnen burdpbren, ber
SSBiberfmn weniger greU bert)ortritt. SBeil )xm*
tbeiftifd^e Snfd^auungen SBerfd^mommen^it unb
1861 ißant^eiSmuS. 1862
UaOat^beSSttdettSjiinwt^nbisenSDtaue* Mtflc^in, ^Ipm" (fo bti SStrtntti bei intnl^tn
Mnng ^m, fo mirftn {it au^ Mibtiblt^ für iSia^mametnue,!8it)ttananbii,outb(m91tIi6ion9-
ht tnlcÜtttiidlc unb bcfonbeiS fOr bte p^tlo- t>aTlament in Stiicago 1893; dqI. The Monist,
\illlil^^1taÜiMiaai, tote fe rnibnerftttS tin un- Apr. 1394, App. ll), er totife eine bte Stitfal'
diii^etl Sci^xt f^ btn €tanb btifelben flnb. hing Rliate[(t ©efüiile betintr&ditiaenbt ftlu|t
wtt ttfinmnif^OMt fi^tDännerij^ ongeltste 31a> gmif^ ©Ott unb ber SBcIl auf; — bnr ^onie>
tamn, M unI^oi I>rt aHtr fon^gm eeijligtn !Bf muS ^ingeetn ftt bit Dolltommenfte, gereifte^ ^xt-
eabung baS tmgtbü^rliilK Uebertoiegen ber $faan- fd^uung über baS Sitt^Ihii^ ber SJelt gu @ott,
lafic w Sn^onbtfomtnen etnn abgellSrten SJer* fit begünftigt jugleicg im ^Bttiflen <DIage bit Siit'
bitMnteimtitib ^tnbeit, btnnögen bauemb am faltung ber rtUgiüftn Stfil^Ie (»gl. O. Sfltiberer
fon^citmufi (BefaQtn }u finben. — 2. EBom n,252.290.297ff.;3lr.$autfena.a.O.156n.
Tcli8iftftn@tanb|)itnft. Str Sßant^tiSmue ntt- 251 ff.; SR. (Sarriere, ^te fittltc^e äßeltorbmmg
)ii(t babni^, baft R ®ott olB „immanenten äSelt- 355 ff. u. f. m.). Sag man ferner gut @attt9tbtc
gnmb' tn bie oon not^iMtibietn @efe^ be> an «r ^anb beg SoUtommenfttn in bti Sßelt,
ttnf4tc9lahit(eiabsit!|t, DontMl^er bnSnnif^ baS btgiifflid^ feint UnuoQfommen^ttt in fl^
uir Mc ^(^ße entnriAun^ffaife boiftdlt, tfiot' f(^lit|t, auffteigt, ramt nur Untennlnig ober Un-
|SAIi4 oUn idigiöftn SSm^timg, neld^e ein DÖr^anb „31nt^rDpomDr))^iSmu3'' f^etttn. @int
^DfoInfMnl^iunsSufitbigtSimbba^mitS'iei' bolllommtnere Sri , ®Dtt jn begreifen, ift btm
frit, SOma^ unb oKtt fUdi^m $oniommen^ett ^ienjdjeTi ü6cil)aupt nic^t möglid^. — ^ie $an*
iBl(|nä^eM,tnitglittIi4ei€r^tn^tunb©ou- tl)ci|'lcn fd)rcibcn übrigens gtmeinigli^ felbflSott
mdnUAtäbnbtmanenf^unbberSBeltptben- i2«cr|lutit<, m\if, ®ütt u. ].w., olfo Slttiibutt }u,
M (Sc^ßd SBe|tn lurauSft^, i^rt ®ninblagt bie fie am ^tcnfc^tn ttnnen Itmtcn. 3m ^ft>
mb nntagrdbl fomit m^ nur bie gtoffenbaitcn lidfcn S^eilniuS ntrbtn übeibiel bit Sttribiite unb
RtIteii>iitn,fDnbtTnanetiKi]^n9ttltgtDniibtT^au))t Sigen|c!)aftcn , iDeId|t Dom 3Renfi$en abStra^iit
EJfcf Qtben fd^on bit ©atraS bes ^eb&nta t^ot- ftnb. uon @ott in eintm DJtfentlid^ ^(ern, nur
A^Uq gu, inbtm fit betonen, ba^ baS „attribut- analogen, nic^t gleichartigen @innt ouBgtfagt.
ieft", intpcrfönli^ 39ratimQn btr ^S^em Stuft SltnSonourf btft ,91nt^ra))omor^iSmuS'' gtgtn
MÄ .fBiffenB* „Segtn^anb ber grftnntnil" ftt, bcnfelben ju tr^tben, ^abtn btt ![)ant^ti^tn am
OBA^tmb bai „niebcrt" „ottributen^oftt" litrfttn- Dtnigfttn 9itd|t, bit @att nic^t blofc .Dtrmenf^-
R^t Bra^man auf ber Stufe beS 91id|tiDitfen8 lii^en", fonbern t(in fetlift jnm „Sßeltttiier', jur
,(B«tnPimb ber SBtrebning" fti; bag ferner mit «äffieltmoterit", ja jn tinem fittli^ mit gtipig
btt wilaneung bt« Srafiman, b. ^. mit btr ßr- gld^ abfd^rtdtnben , gef)>enf)trHt'n Unget^iim
Imntm^ bo^ man mit btm EBiabmon ibentif^ $erabutttbigtn. Sine „btrartigt" 7lnna|trung
ift bie ,9nbife(Iungtn" (bie eigentli^en moralt- @Dttt< an bit SSelt, ntl^t bem gättlii^tn SQJtfen
fi^Otbote), bie tigtne „S^terfi^fl" (!Beranl' aUeS SSert^nutgemüibigt raubt, fann auc^ felbft-
BOTtlic^feit) , bafi „@enief|trfein" (iBergeltung) titr^änbli^ für bit Entfaltung btr nltgiäftn @e-
unb bie „Uebeirtrttungen' (@unbt unb moralif^t fü^It nii^t jutiögli^ fein. S)ie innigftt SQerbin-
6iMb) aufgoren. 2)e^^Ib tonnte ber bral^ma- bung aber gmildfen @ott unb bei SBelt im 9Qge-
trifft H$<int^9mue" üud^ fo lti(^t unb faft un* meinen unb btm ÜRenf^en im EBefonbtm, ntli^c
Dtrmcrlt in ben bubb'^ifitftigen „SttgtiSmug" unb übtr^au^it, ogne bag btt SBütbe btS gättlid^en
.DKgiliSmuS" übergeben. Ülad^btm man ba8 SßtfenS beeinltäcEitigt wirb, ftd& btnttn lä^t, ijl
8ral|inan jum leeren monjiräftn aDgemeinen ©tin t(iat[äc&Iic& gtrabe im c^riftlitdtn S^tBmuS, in ber
Mr^fi^^fit ^ttt. f Qr eä nur tonftquent, an Stelle übtmatürli^en Orbnung ber c&riftIiiJ6en Sttigton
bitfc« Seins baS DiiditS gu ftben unb ba§ Itbtt Dtrmtrfliit)t, mläjt barum aui!^ im @egtnfa^ gu
3id bc4 3Renfd)tn, onftatt in Die 9lbforplion nn btn fülf<f)tn „TOoniSmtn", bie ^eult in )o grofetr
Sni^an, in bafl SrlSf^tn im <nicbt§ Oßari* 3«^' auSgeboten nierben, al3 ber „ma^re iDioniS*
nbUna) gn ft^ (ogl. Stuffen. $ie SatraS be8 mui" btgeic^nd loerben fann. — 3. ^om tibi*
ScbSnla; Monier-WilliamSiBuddhiBinaiidita fdjen unb focial^jolitif^en ®tanb|)unlt.
eonnezion wHh Brahmanism and Hinduieni, SBie btr 3)tateriali3mu3 (f. b. Srt), mit toel^em
■nd its GODtrsst wiüi Christianitj, London er in feinen t>raltif<i^en Sonfequenjcn überein*
1689, 95 ff. 106). lommt, unb in ben tr umgutii^Iagtn pflegt, ger-
3)an)u8Ieu4tetbietf>ibenfd)einigteitber®runbe ^rt ber ^ant^iSmuB bie @runblagtn btr p>
ein, mit DKl^tn btt $ant^i^tn i^rtn ,inbogtr- Itd&en unb rtc^tli^en unb batirit au^ bnr ^aat-
monif^' „ÜltontSmuS'', ben fie ou(^ too^I als ti^en unb geftnic^aftlid^en Crbuung. $enn tt
jBeiOtn SRonotgeiSmuS", „ettiifcgen 3:^tiBmu9'', befeitigt einerfeitä batiuid^, bafs er @ott, ben Ur-
gWeSpm (grifUi^en ^Ronot^iSmuS" u. f. m. bt- iicbei unb ttö^ften Stiter unb SSefc^ütfer berfelben,
ftit^ntn, btm .Ittrtn" „bualiftifc^en", „ftmiti- clä aStDirrenbeu, Oon inntitr mot^rDtnbtgftit Üt-
N^* .X^etSumS' gtgtnüber gu rechtfertigen ftimmttn Statuigrunb in bie ^elt ftlbß mit all
■m^ta. St|ttrtr, fd(iü|en fie cor. fti ein „9tntgro))o- igreni Sltnb. au^ bem moralif^en, Dermidelt unb
mnp^mufi, über melii|en ber mtnf^lid^e @tifl fo feiner C>ot|eit, SBürbt unb ^eiligteit entflcibtt,
iri feinen nßen fBtmä^ungen, baS Ibibcfannte gn Die fouotränt Snafeßät unb oit |5^ , altin
1363 $ant^ttemu3. 1361
bur^f^Iagtnbt @anction bcS ©itttngtfc^ä unb 2, 432). Slit jtmeiligttt fbuiUiii^ Sonnni inb
bn focioltn Orbnung. %nbeter[eil3 »entid^tet et 3nftitutionen ftnb a6tt mtebtt blog Sntniidtoneli
biirc^ feine Säugitung ma^rei menfd^Iiii^tr grei- pf)a\ta bei abtoluten @ttf)e3. Sm .fficIlQtn^l'
^it, bei nDt^tDtnbigen $titauB|e|nng aätz litt- bei „^üiQt\i)iä)lt" DoDgie^m bie ,9}ottjS|^|iR*,
litten SictDi^t" utiti SSegtiffe, au(§ bit tifte $ot- meiere „bieXTägerbeTbielmaltQenSntniimungt'
tKbmsungbeifittIi(f|>|oda[enOrbnunaauf©eiten ftufc beö allgemeiiitn SeifteS in fcfaumS)a|nR'
bee (Dienfd^en. 3n t>otitif^'|o"aler i^infi^t be- unb „bie obiectibe Slirfltd^htt" ftnb, ,in Dtli^t
günfligt bet Sßantbriämui, auä) hierin bem ÜBo' et feinen SSiUen legt" (Vn, 2, 426), in «nolft.
terioliemus ä^nlic^, timrfeiti ben aKifebtau^ ber menbiger gntwidtungberaBomenteberSetramlr
2Ila*tbei5ürpen,3)ie6r^eitenunbtociüt[{ärteren (Vin, 431) boS „^a^pe unb obiolute Äe^f ,
Atollen, ünbercrleiti mieber hie tttujlt^nung gegen bie „oolle ©eftetung bei ©eipeS" in ba »Senri*
bie te<^tntägige@enialt unb gegen bie ganjeftaat* lidiung beS allgemeinen SeifteS" (VQ, 2, 426;
liijt unb gefeaid^Qftlii^e Orbnung. i8ejei(%nenb vm, 431). — lu8 SBorpe^enbem aW. H
^ierfiir{inbbie^nf4auungen,tDel(!^et>onben^au))t' eS (ein bloßer Zufall i^, nenn gtti^eitig mit t«
Jä^Iit^ften 3!ertietem be3 neuem ißanl^eiSmuS Verbreitung {pinojifti|d|er unb ^egelimtifi^JW'
auf bem @ebiele beS Staatsrechts uorgetragen lofop^it auä) Der ^act^ioMUiSmui in b« $^
mecben. ^aä) SptnQja „unterliegt bie ^54fte unb bei weber 91atuneti^t no^ Xe^tt b« Slutf
@en)alt (im Staate) leinem @efe|e, fonbem %1it aäfttxAt @taatSabfoIuti3mu9 auf aÜen Scbkki
milden ibr in ^Uem gebordien'' , unb „Dir einen mä^tigen Sluffdiuutm na^m. 3)ie Cifi^
ntüfien abfolut alle iBcv!d;i:i{t(ii ber ^üdiften ^t' rung le^rt femtr, ba^ bie (Se^imfiünbiei, wl^t
^ürbe auSfübren, felb^ tucnn bicfe tm Sllijucbefte eS \iät }ur Slufgobe maiS^, bie Staaten m tm
befeblen fcDle" (Tract. tLeol-pol. cap. 16 [Opp. ffamjfmitbetffirc^HllHniJi&fatntboIB^»«^
1, 365]). 5)ie böi^fte ©moU (imperium) ftlbft unb aßetfgeuge beB „5}oIt8. unb SBc^ipel', ta
J\t baS Bon bet ajlü(f)t btr ffienge (bie fii^ im ,9Jetnunft" unb beS „5ort|d6tittfl" flt^Ii^t Jefr
Staate gufantmenget^n) umfc^tiebene Slectit", ben tifij^ unb fociale Umtnäjungen ftertPO^amfci^m
€injelnennbt^igen[all& „jur^iiäfü^iungbefjtnju {e^er mit SBotItebe einen in ben SRoteclalSnil
jniingen, maS i^m burt^ bie gememfame lleberein' ilberfpielenben $antbeiSmuS ))|Iegten. ^iainnai
ftimmung aufgetragen m'nb" (Tract. pol. 2, 16. aui) bie Srnäiung füt bie !Bei)i|[aniung fieg^
IT [n, 313]). SSati 9tei!pt unb @ünbe fann nur nif^-matenaIiftifi|tr$^iIofo))6iena(i^3mliant
mit ERüifriii^t ouf biefeS Imperium bie 9ttbe fein neuerbingS nai$ Spanien liegen, no^bcn )fn
(ib. 18 eq. [II, 314]). „®aS jus circa sacrannb fd|Dn früher, feit 1846 bure^ 3uL ©otj bei »ii,
bieERegelung beS öugem religiäfen CuItS ift auS« inreDtiIuttonär-freimaurenfc^ffreifenbie$^)'
fc^liefiUc^ ©a^e bet tiäc^ften ®emalt im ©lüate." fDp^ieftrüuie'SSinganggefunben ^otte. Su^bit
„iler innere Sult ®i3tteä" tft üüDig unb uncer* teBoluliDnär-fociale Söemegung unferer SaB» W
äufeetliii „©adfie be§ Einjelnen" , „^riuatjad^e" im pQnt^eiftijc^en Säger ifiren 9luSgangS(mtit,
(Tract. theol.-pol. c.l9[0pp.I, 406]; Tract. menn fie gleid^ fdiliefeüc^ matmaliftif<f|e Seirai
pol. 3, 10 [II, 322]). — ^a^^egel ift bet Staat ju i^iet bauembtn @tunblage na^m. @§ftinin
„göttlicher SßiUe als gegenwärtiger, \iä) jur mir!' erinnert an bie St.'Simontften 99ajatb uiib ßi*
lid)en ©eftalt unb Organifation einer 9Selt entfal- fantin (bgl. b. 3rL @t.'@imDn), an £. ^tueiM'
tenherlSeift"(!a)erreVIII,334;DBt.312ff.;Vn, bet Dom^egelianiämuä äumTOatttiaHSmuBfi.b.
2, 403 ff.). Sie „$ei:|änlid|teit" beS Staates ift 31rt.) unb gum leDolutionären SocialiSmue ^'
wiebet im iDlonartiicn Kiirflid) (VIII, 366). SiaS ging, femer an bie tiegetionif^'()ofitiDifti|d|ennOO'
„!BolI" btüdt „ben S^eit ans, bet nid^t ueig, lutionären ßirtel in Sleopel, an bie ebcnfaQi m
wqS er wia" (VUI, 393). „S)aS Selb bet 3te- Öegel auägedenben tuffifc^en 3leBoIution9f4rifl'
ligion ift bie annerli^feit" (Vin, 349), „Sefü^r jleaer »atunin, ©erjen u. f. ». Oeitf^t. für $W.
nnb „®Iaube" (Vm, 343; XII, 286). SJerlält unbp^iIof.ÄritiICIV[I894],68), an bengesc
bie üiti^t ba% fubieclioe @ebtet beS @[aubene unb lianer ^. Saffaße unb enbliiig an ffatl aRai; üb
unternimmt fte eS, „Dbjectiue" „Stunbfäbe" }u 3r. längelS, »elt^e bie ^egel'fc^e @ef^i(5t8|iiüi)'
lebren, „neli^e ©ebanlen beS Sittli^en uno Siei> fopbic mit 3ubilf(na^me ber matetiali^f^cn Sil-
nünftigen" betreffen, „fo ge^it fie unmittelbat in'ä miiflungSle&re jur „^bilofop^ie bet ©«iolbeniD«
©ebiet beS Staates über" (VUI, 342). Unb tratie" umbilbeien.
blefer batalSbaS „üßiffenbe" „gegen i^ren ®lau- 35er$ant^eiSmuSniurbe,abge|ebentoanmii^
ben unb i^re Slutcritat" (VIII, 343) „bie ob- anberen, weniger feierli(^enttr^li)i6en91nat6eiwii.
jectine Söaf)rl(icil" in Sii^u^ Ju nebmen (VIII, fd^on auf bem 4, lateranenfifiben ßoncil ipif-
345) unb mu| nötdigenfcÜS „mit Oteioalt oet* Damnamus; Denzinger,Ench.n.359)alS{iliC
fafiren gegen bie, »eli^e jener JBeligion angehören, ©Dttlojigteit (impietas), roeliibe «nit^t jottoil «B
Inbem pe biefe als $artel be^anbelt unb uon bec !|äretifi^ benn al8 unfinntg ju etaeftten fei' (non
SRegterung (a\xä) auS ber SJcrmaltung ; Ugl. Vn, tarn haeretica quam insana cenaenda sit; t^
2, 433f.) Berbrängi" (XI, 176). „©etiorfam ActaetdecretaSacronimConciliorumreeeii-
gegen baS @efeb unb bie gefei)Iii^en StaalSein* tiorum, Collectio Laceneis VU, 1619 b), unb
riii&lungen"„finb bie eittlit^tcit im Staate" (VII, neuerbingSroiebernebpbem*lKatetiaIi8mu!(0^bra
86S ^ant^tott — $anbiniuS. 1366
ottomiMeii ConctI (Ganones I, 3 et 4 ; Dgl, ib. äugen trug, entftntt. 3m3. 655 lUSbn o^trömifd^t
55 • et b) Mnirf^eill. [b. @iubn S. J.] nai[ei SonftanB II. bie gcfammte EBtReibung btt
lP«mt^«««(n<ivdtov[)b(trioiy6ttovBcil.Upiv, bt\btn ®äii«, BeliiEie qu8 Mrgolbdm öronjt«
'•ntlieuni) ilt bet getDiJlinlii^ geiiiorbtne Slcmt gttgeln btftanb, noi^i ßonftatitinojjtl Ü6trfü^ten
tTbicftn:[^@.3Rana3£otonba oberIa!Rotonba (Paul.Diac. 1, o. 5, 11); ^{t @iegot lU. er-
I Stom. 3)it^ iß ein treififSmtiget jfupptlbau, fc^tt bieien 9)tiluß buri| bie lu^ \tJH (efte^tnbe
»Idfn aus tiatm ]||tibnlfd^en Xetnpel ju einer SStbadiuns aus $I(i. ÜnaftafluS rv. baute (einen
ItifUi^ni fMni^e umgebaut iDotbcn if). iSicIIeicdt at)oftolif^n$alaßntbenbnßir$e. UrbanYIU.
ing n urftnüngliii^ als $ia(!^tfaal mit btn be> OBaibeiini) lieg 1632 bm antiFtn 2)a<^ftubl btt
aq&ortRiX^tmini jufommen; fic^ti aber toax fx 93ot^ne, Deiner ouS efirrnen ^o^lballtn be^nb,
t4tti>it<iu4n'0^1be9aii|)tttiDDrbenift,einiiata- megnebmtn unb gettunn babui^ 450 250^ifunb
mum. Sit ie|igt tHi^t bcße^t auS tinet 43 m ßtj , aul rael(^em bie ttiei giogen @Sultn am
«ÜenÄotunbeBonfefttm, embirfemSiegelffierl ®rübe beS apoPtlfutfitn unb 110 Hanonenfüt
nb cinn 83 m bniten unb 13 m titfnt SJor^allt, bit ISngtiBbuig ^ttgtl^eUt lourbtn. S)itg ^ab %n-
Rni@itbtn>ai$Doiil6toiint^if[|^en®Tanit{äultn lag }u bent belannten SjiottniOTt beS l^aSquino:
etragenift. SitAu^ipelifteineDolllDmniene^alb* Quod non fecenint barbari, fecerunt Barbe-
agcl mit btm ©ut^mefftt bei SRntunbe unb ift rini. 3uni 6rtQ| lieg Urban VIII. ju beibtn
im einer muhen, 9 m totittn Oeffnung burd)- ©eilen berSBot^aflt jweifölodent^ürmttrriiftttn;
vodita, fo bag tint überaus fd^änt SitJ^tmirrung bit(e iü^rtrn langt 3eit btn ©))ottnamen „eft(3>
mäitnnntrjitümorbfnifl. S)üS ganjt ©tbäube o^rtn ©ttuini'S" unb würben 1883 btm guten
legt \tp ttitbriget alB bit anftogtubt ^iajja 9iO' @t{i^mail julitbe nieber abgttragtn. 3m 3.
0iUMi,uitbftü^t%ufigra6ungenf|abtnbaTgFt^an, 1725 ndob !Btnebict xm. bit ffirc^t gum Xilil
»^ bitr 99obtn an btn ^lugtnnänben 2 m aufgt- tineS SarbinalbiaconS, cbglti^ baS ?Iäiiilid(K au4l
jltaft ip. @o mit btt EBau jt^t baftetit. ni^rt er fii^on 99(nebict ¥111. jugtfc^nebtn tuiib. 3n btr
MR Hatftt Oabrian ^tr, bet ein älteres, uom 3)Ii| ätotouba ifl am btitten ältar linls bafi Srabmal
)etn>1ftntS Saumerf rt|lauriTle. ®en urjptüng- btS grogtn ätaffotl mit btm Spigranun btS Sar*
li^en <Bau, beffen guEiboben 1892 in einer Xitft binal igembo:
jon 2 m unltr bem it^i^m Sau gtfunbtn uoiben Hie hie est Raphael, timuit quo soepite Tinci
iß, ^aüt laut ber Snf^rift am g^rieS bei' *J3oi;l)aIle Herum magna psrens et moriente mori.
(H. AgrippB L. F. CoB. t«rtium fecit) ^luguftuB' ^uä) anbere btbeutenbt flünftler jinb in btt Äirc(B
S^nritgerfDfin 9gri))pa im 3- 2? D. €t)i:. cmcl)ten begraben; 1878 niQtb Victor Immanuel barin
lofTciL 3laä) einet fpülem ©age (Weumoiit, ©ejtt). beigefejt.
ha Stahl Som II, 278) tiiäre er bec ffiiitla 6q= ^ont^eon ^tigtn aud^ ftini^tn in anbttoi
We, bem9itptununbafltn®Dttbtiteng(liiei[)tge' Stabten, wttc&e na(5 btm fflorbilbt btt i5mi[d(Kn
Dtftn unb bättt haoon feinen Flamen crtiolteu; Stolonba erbaut fmb, fo }u ^leapel unb }u $ariS
rton ©io 6alfm6 ober (53, 27) Itittl hie iötneii. (f-b-Wrl.). (3}gI.Morom,Dizion.XII,136sgg.;
uing bö^er ab, bag bie ^enli^t Aup^el nur bem ^ulq, 9)eal'l£nctinop. V, 1128 ff.; Sifd) unb
^immcISgtlDbtbc }u »eiglti^tn fei. 3)er 2:cm))el @rutin, 9Ilg.SncQn. s.v.; EStittmer u.3nolitot,
RMib 22 D. Sf|T. Dom 99li| bef^äbigt unb litt noc^ Stom, ein ESttgmeifer but^ hie enige@tobt, 2. 9IufI.
mtfir bei bem iBranbt untet 3:itug (Dio CaBB. ätegenSburg 1870.) [ffoulen.]
S4, 1; 66, 24). Untti Somitian im 3. 92 teitbtr' ^auvteiliS, Onu))^riu9, 0.8. Aug., ein
^gtfitllt, uarb et 110 obtrmaisoam SSlig ge* burc^ ar^äologifdie unb gtf^id^tliilbt Sorf^ungen
liD^n, unb biefe tteranlagtt btn Aaifti ^abnan ^o^btrütimttt unb fe^t fiii(gtbartr ©c^riftfteller
)B einet buid^gebenben aBieberbtrflellung. 3m 3. Qielluo antiquitatis), toar gu SÜtiona 1529 gc
202 toar tc ft^on micher fo btfi^äbigt (vetuBtate boren. 9ta$bem et jeilig bei btn 9Iugufliner>ISrt<
Dormpttun), bag er, mit eint fe^t bef^eiben miten eingetreten mar, tmarb er fidiburd^raflloftn
mgcbiai^tt Snf^rift mtlbet, Don ©eptimiuS ©e- gleig batb auägtbebnte flenntnifft unb mad^tt otr«
DcniS »itbetbttgtflellt mtrbtn mugte. So flonb fc^iebene Ditifen in älalien, auf benen ti bit »Iffen-
er btl fltfltn baS 3at|i 609, mo ibn ^apft SBoni- fd^aftli^tn ©i^ÜJe ber befui|len ©tobte fernen
(ottuS IV. }u rintr ^tiflliitn ftiri^e unter bem lemlt. 3ni3-1554routbt er^JtofffiotberSbeo-
Kameit S. Maria ad MartjTes mti^lt, ut ubi logit gu tflorenj ; oQetn fi^on halb nad^b"^ towc^t
omnium quondam non deorum sed daemo- et bturlaubt unb barauf )um Sibliolbtlat btt
amn cultus erat, ibi deinceps omnium fieret daticanif^tn Sifiliotl^tf tmannt. 91ad& btm Sobe
meiDoria eanctorum (Paul, Diac. De gestis beS ^opftefl ÜJlctCtDuS II, (1555) f^log SPan-
Langob. 4, 37). S)ie Jtirdtimei^t marb SInlag Dini f\äj an btn Satbinal ait^anbet t^amefc an,
»t Stitr btS ailtt^tiligenf tptS (f. b. Hrt. 1, 557). btn er audft auf einer Meift nat^ ^alttmo begltitete.
berfe(6t1papPtofliud6WD"baSanbtrftir^eni)d& SDott ereilte ibn btr Sob in feinem 39. StbtnS-
iepe^nbt ßopitel tingtrit^tet babtn, mtItf)eB btn jobit (1568). Sponoini mar Bon feinen OrbenS-
BornmgbDrailtnanhtrenrÜmiff^engDilegitnbat. btiibem unb aOen, hie mil i^m in Seiü^rung
Bei bet Ummanblung mürben bie Dielen ^eibni» lamen, megtn feineS litbtnSmürbigtn SfflefcuS oet-
'4tR SilbUKitt, iDtld^ baS @ebäube innen unb t^rt unb gtlitbt. 33bm ^al Don il|m Ditle ©d^itften
1367
^apa — Papa angelicus.
1868
oud bem ®ebiete ber römifd^en ©efd^td^te unb
^2lltert^umer, bie feiner profanen ßrubitton ein
glönjenbeS 3«ipi6 fl«^««- S3on feinen Dielen SBer-
f en, bie [x^ grö|tent^eilS mit ber ff ir(i^engef(^idf)te
bef äffen, finb bor allen l^erDoi^ul^eben: Fasti et
triumphi Romanorum, Yenetiis 1557 u. fonft
mistig für bie alte unb mittelalterlid^e ©efd^id^te ;
Chronicon EcclesiaBticum a C. Julii Caesa-
ris tempore usque ad Maximilianum 11., Co-
loniae 1568 u. fonft; Epitome vitamm Ponti-
ficum Romanorum etc., Venet. 1557 ; ed. cor-
rectior, ib. 1567; Piatina de vitis Pontifi-
cum restitutus cum LX ad eas annotationibus
et additione Pontificum a Sixto lY usque
ad Pium IV, ib. 1562, Lovan. 1571 u. fonft;
De primatu Petri, Yeronae 1589 ; De episco-
patibuB, titulis et diaconüs Cardinalium,
Venet. 1567 ; De praecipuis urbis Romae . . .
basilicis, Rom. 1570 ; De ritu sepeliendi mor-
tuos apud veteres Christianos etc., Colon.
1568 u. fonft. Süperbem l^interlie^ ^anbini eine
SRenge grö|tentl(|eilS unooUenbet gebliebener SSBerf e
in 9Ranufcri))t, bie bon ber Daticanifd^en Siblio-
tl^ef acquirirt Sorben finb, unb bon benen ber Sar«
binal SRai im Spicilegium Rom. VHI, Rom.
1842, p. XIX sq. 653 sqq.; IX [1843], 141 sqq.
SinigeS aufgenommen l^at. Sine Sifte fömmtlid^er
©d&riften ^anüini^S geben Niceron, Memoires
XVI, 332 SS. ; ügl. XX, 100 ; Maffei, Verona
iUustrata, Veron. 1731 (1732), P. 2, 182 sgg.;
erfdS> u. ©ruber, Mq. ßnc^fl. s. v. (Sgl. Fabri-
cius-Mansi, Biblioth. lat. med. aev. V, Florent.
1858, 158 sqq.; Nouv. Biogr. gen. XXXIX,
145 s.; Hurter, Nomencl. lit. I, Oeniponte
1892, 34 sq. äBeitere Siteratur ift in ben ge«
nannten SBßerfen aufgefül^rt.) [©d^röbl.]
Ifaya, ®uibo (©uipape), ri(|tiger be la
$ a p e genannt nad^ einem feiner Familie gel^brigen
Se^en, berül^mter juriftifd^er $ra!ti!er unb ©c^rift«
fteüer, xoax anfangs be§ 15. Sta^rl^unbertS }u
@t»©a})^orin b'Ojon geboren unb im benad^barten
Si^on bei feinem O^eim, bem ^boocaten $etru§,
erlogen, ^ort unb in $at)ia ftubirte er bie Siechte,
ermorb 1430 an lejterer Uniüerptät ben ffioctor»
titel, l^ielt bann SSorlefungen in Surin unb lieg
fid^ ald 3lbt)ocat in Sqou nieber. Salb fiebelte er
nad^ ©renoble über, mo er um ben $rei§ einer nid^t
fel^r glüdflid^en S^e 1440 Slatl^ be§ oberften ©e»
rid^td beS S)eIp]^inatS, be§ 1453 alS parlamen-
tum organifirten Senats mürbe. Sei ben @trei'
tigfeiten jmifd^en bem S)aup]^in Submig (XI.) unb
beff en föniglid^en Sater Äarl VII. ftanb be ta ^ape
auf Seiten beS erftem unb mu|te fid^ auf einige
3eit in bie @d^mei) jurüdC^iel^en. 3untd(gele]^rt
(1459), lebte er l^infort feinen ©tubicn unb [tarb
in grogem Snfel^en )u ©renoble nad^ 1475, toal^r-
fd^einlid^ )tt)ifd^en 1485 unb 1487. ©eine ^aupt*
merte fmb (633) Decisiones Gratianopolitanae,
Grat. 1490, Francof. 1573 u. ö. ; »ieberl^olt auf-
gelegt »urben auc^ feine (246) f e^r gebröngt gel^al*
tenen Consilia, ). S. Lugd. 1 544, Francof. 1 594.
Slfö Kommentator be§ römifd^ Ked^tlS enmcS a
ftd^ burdf) audfül^irlid^e Lecturae et commentaiii
in Infortiatum (Pand. 1. XXX) imb Leeinn
super 4. et 6. libros Codicis, beibe SBerfe ebirt
bon Xl^ierrt), f^franff. 1576; aß eanonifl bin^
eine Lectura super decretales , Lugd. 1517.
Sermifc^ten Snl^Itd unb nid^t einmol fcmmtOA
Don ildm berfagt finb elf gleid^faÜS Don S^iem;
unter ^[kipe'S Flamen }tt gfranffurt 1576 j^oanf'
gegebene Tractatus singulares; ertDfil^fofla
aus benfelben merben Tr. de praesumtiombiB,
de usuris, de appellationibus, rescriptomm
et clausularum derogatoriarum, Conaflia de
electione pontificum et episcoporum, Casos
matrimonialis. (Sgl. Nie. Chorier, La jnris-
prudence de Guy Pape, Lyon 1692; Pas-
zirolus. De claris legum interpretibus 3, 48
[ed. Lips. 1 72 1, 369] ; Söcfter, ©eld^rtenlej. b. v.;
Nouv. Biogr. gen. XXXIX, 156 s.; Bnmet,
Manuel H [1861], 1811.) [». D. Sd^.]
Papa angelicus nannte man eine in icr
legten $)älfte beS SRittelalterd Dielfad^ enmittde
unb angeblidd ))rop]^etifd^ angefünbigte ^erfM^
feit. SBö^renb nömlid^ bie Sinen im ^inblid of
baS angebUd^e Serberben ber J^tr(6e beren Mo'
gong Dorl^rfagten, enoarteten 9nbere, befimbeil
bie Stn^önger ^oac^imd Don SIüü& (f. b. 9rt),
eine Erneuerung ber jKrd^e. Siefe Snoartutgei
fnüpfte man an bie $erfon eineö )idiiiifti«i
^apfteS, meld^er bie ffir^e in il^rer urf|nritni^fi<$a
Steinzeit »ieber^erfteüen merbe. Sie erfie 91«^
rid^t Don einem Papa angelicus gibt im 3.1267
dtoger Sacon, meld^er fagt, biefer $a))fi fei feit
40 2ia^ren gemeiSfagt (f. Opp. . . . inediü, ed.
Brewer, Lond. 1859, 86). Some^mlid^ aber
bürgerte ftd^ ber @ebanfe in Italien ein, no ^
}ugleid^ nationale 3been unb ^Öffnungen mit ii^
Derbanben, fo bag ftd^ in il^m ba!b bie gonje
fird^Iid^e unb poUtifd^e Snoartung beS SoIIc§
Dereinigte; man l^offte Don bem ^apfte oud^, hai
er in Stalien ^rieben unb ßintrad^t tt)iebet^e^
fteUen merbe. S)er Papa angelico mürbe boit
baS @eitenftüdt ju bem in 3)eutfd^lanb emxxrttten
JFaifer t^friebrid^, jumeilen aud^ mit il^m in Ser>
binbung gebrad^t (Dgl. @rauert, S^^ bentfd^
ffaiferfage, im §iftorifd&en 3a^rb. Xm [1892],
100 ff.). S)en Urfprung bed 92amenS miE S)öl'
linger (f. u. 346, Slnm., bej». ftleinere Sdjrif-
ten 541, 9nm.) au§ einem mi|DerfianbeneB
pfeubotertuHianifd^en ©ebid^e (Adv. Marc. 3, 9;
Migne, PP. lat. II, 1078) herleiten, ai ttel^e«
ein Angelicus Pastor genannt tmrb; er e^
Hart fi(^ jebod^ leidster au8 ber oQgemeinen 9n^
fd^auung. ©oicino, ber Sleuflifter ber flpoflel«
brüber (f. b. Slrt. «poftolüer I, 1143), toetefögte
}u Anfang bed 1 4. ^al^rl^unbertd : nad^bemSfnebnd^
Don Aragon al§ ftaijer ein allgemeine^ Slnflob
aber ben gefammten SIerud berf ängt l^be, w^
ein l^eiliger $a))ft erl^oben merben, unter beffen 9tf
gierung bie Slpoftelbrüber DbOige gfreil^eit geniegen
unb bie gan}e Srbe su bem neuen (SDongelinm
1369
$QpQlft){iem.
1370
ber Donfommenen Srmut befel^ren toürben. S)o(«
riiu)fe|tebo8Sintreten biefer Sreigntffe ]omf^t, ba|
er fclbfk nod^ bie SBiberlegung feiner SBetSfagung
erfii^r. Su^ in (Sola bi 9lten)o (f. b. airt.) lebte
bie 3bee eine« f old^en ^f[e§. qI8 befjen SBorbilb
man bolb Sö(eftin V. onfol^. Sol^ann Don Sioque«
taiHobe (f. b. Sri.) ermattete baS ^eil Don jmei
xrmen StridKrögem (cordelarii), oon benen ber
dnt $o)>fl, ber anbere Sarbinal »erben foQte ; er
'e|tc bie erfüttung feiner SSBeiSfagung in bie 3eit
1356—1370. 3ur Seit beS großen ©d^i8ma§,
BO nad^ ben SBorten ^einrid^ Don Sangenftein
iPeZy Thes. anecd. novissimus 1, 2, Aug. Yin-
ieL et Graecii 1721, 513) baS $rop^etent^um
in gro|er Slute fionb, finbet ftd^ ber ©ebanfe in
Occ $ro))]^tie bed Sruberd 3:ele§p]^oruS^ eineS
(mgcbH^en $riefter8 unb Sremiten in Salabrien,
Dorn Saläre 1386. Um baS 3a^r 1409 foUte ber
beutf^e Jlaifer Sfriebrid^ m. im SJerein mit brei
Segenpöpfien ben Slerud )ä(i^tigen unb i]^m allen
8eft| nefimen ; ber ftönig auS bem Silienbauf e,
ßati Don gfrantreid^^ ein gfteunb be§ red^tmö^igen
^[Sapfled, merbe im Stampft mit Sfriebri(| aunöc^ft
gefangen genommen, bann aber auf n)Utü)erbare
Seife befreit merben; unterbeffen fei ber Papa
mngeUcnfi erl^oben, unb ftarl merbe il^m aUgemeine
Snerfennung Derfd^ffen, mof ür er bie ftaif erfrone
ei^lten merbe; ^ßopft unb ftönig mürben ba§
^ige Sonb erobern; Smeuerung ber JKrd^e,
Sefe^rung aller 9Renf c^n unb allgemeiner f^friebe
nmtben eintreten, ^einrid^ Don Sangenftein fd^rieb
eine SBiberlegung oiefer ^ropl^etie, in meld^er er
aber ben $a))ft nid^t ermöbnt. ^ud^ eine Don beut-
f(^ Seite auSgel^enbe ©egenpropl^ejeiung eine§
gemiffen @amaIeon f ünbet einen neuen ^irten an,
ber mit bem beutfd^en ftaifer in Stnigfeit (eben
unb mit il^m gfranfreid^ Demid^ten merbe. 93alb
übertrug man aud^ bie tiufgabe be§ einen $apfte§
auf eine SRei^e Don Dier. — 3e me^r ju 6nbe be§
15.3a^r^unbertS baS^apfttl^um in feinen Srögem
Don feiner ibealen ^öl^e fanf, um fo mebr ftieg bie
(Ermartung unb @e]()nfud^t nad^ bem Sngelpapft.
3m 3. 1491 50g ein örmlid^ gefleibeter ^rebiger
burc^ bie Strafen 9tom§ unb Derfünbete ba§ bol«
bige Srfd^nen beSfelben ; man Derlad^te il^n als
einen SBerrüdtten. Um biefelbe 3eit fogte in S^oren^
ein $riefter $ro§pero $itti, meld^er alS prop^etif d^
ttküifitt galt, baSfelbe Dörfer. ^13 bonn SiaDona«
rok (f. b. firt.) ouftrat, glaubten feine Slnpnger, er
fei Don (Sott ^um @ngelpapft auSerf oren, unb feine
iJfeinbe befd^ulbigten il^n, feine Slbpd^t fei gemefcn
farsi Papa angelico. Sr felbft beftritt bie^:
fein 3i^ l^t nur ein allgemeine^ Soncil jur 9^e-
form ber JMrd^e gemefen. 3unt legten ÜRoIe tritt
ber (Bebonfe l^erDor im 3* 1514, mo in t^Iorenj
ein OUnd^ Sbeobor Derfid^erte, er l^abe Don einem
Sngel bie Offenbarung erl^alten, bog er ber Don
bm itoIienifcQen SSölferfc^aften Srmartete fei;
Z^bor mürbe Don ber geiftlic^en 99el^örbe ge-
fangen gefegt. (Sgl.Marchese, Scrittivariill,
2. ed., Firenze 1860, 35 sg.; SDöUinger, 2)er
aaßeiSfagungSgloube, in [Slaumerä] ©ift. Saferen-
bud^ 1871, 315 ff., unb Äleinere ©d&riften, ©tutt»
gart 1890, 509 ff.: ffrauS, Äird^engefdft., 3.9lufl.,
Srier 1887, 41 1 f. u. 460 ff.) [SBurm.]
"^apaSftffUm ^eigt eine Summe Don Sebrm,
meldte bie päpftlidf^e ©emalt ber bifd^öflid^en aegen«
über betonen. 2)a§ etmad gel^öfftge unb bei ftat^o-
lifen menig beliebte SBort inftnuirt, ba^ bie burd^
baSfelbe beseid^neten Se^ren bie päpftli^e ®emalt
auf Ifoflen ber bifdf)öfli(|en über ®ebül^r ergeben.
Seine SBebeutung ift nid^t f d^arf umgrenzt. 9){an(4'
mal bejeid^net mon bamit bie Summe aüer Se^ren,
meld^ au fünften ber pöpftlid^en ® emalt fpred^en.
3m eigentlid^en unb ftrengen Sinne aber ift ba§
$apaIfQftem bie Se^re Don ber Superioritöt bed
$apfteS über bie ©efammtbeit ber SBifc^öfe. 2)en
®egenfa| )um ^apalf^ftem bilbet baS Spifcopal«
fpftem, meld^eS bie Unterorbnung bed ^apfteS
unter bie ©efammtl^eit ber 93ifd^öfe ober unter
ba§ aSgemeine Soncil unb bie SRöglid^feit einer
Appellation Dom ^pfte an ein Sonett bel^auptet.
— S)iefed @pifcopoIfQf}em entftanb am Snbe bed
14. 3a]^r]^unbert§ au3 bem iBeftreben, baS Sd^i§ma,
meld^eS bamalS bie JKrd^e in bie troftlofefte Sage
Derfe^te, ju befeitigen. ^ebeutenbe 3Rönner, mie
^einrid^ Don Sangenftein, ®erfon, $eter V%\^,
fd^Iugen aI3 9)KtteI ein aUgemeineS Soncil Dor,
meld(^ed aud^, mie fte meinten, o^ne ^Berufung burd^
ben $apft jufammentreten unb über bie ^öpfte
)u ®erid^t ft^en fönne. SDiefe Anfid^t mar, mie
il^re IBertreter felbft )ugaben, neu unb fanb Diel
Sßiberfprud^. Äud^ unter ftd^ maren bie genannten
9)länner uneinS über bie grage, ob baS Soncil
unter oQen Umftönben ein Sribunal fei, meld^eS
ben ^[kipft Dor feine Sd^ranfen forbem, ober ob
eS nur einen $apft rid^ten fönne, totlä^tt ber
^örefte DerfaUen, ober beffen Segitimität ^ur 3(it
eines Sd^iSmad ^meifell^aft gemorben fei. Sd^el»
firate (Tractatus de sensu et auctoritate
decretorum Constantiensis Concilü, Romae
1886, Dissert. 3, c. 1) ^ä^It nid^t meniger als
fed^§ bamalS Dorgetragene 9lnftd^ten auf. 3nbeffen
trat (1409) ein fogen. ßoncil jur Sefeitigung be§
Sd^iSmaS jufammen, bo§ Soncil Don $ifa (f. b.
Art.). S§ fe^te bie beiben ,,$ratenbenten" ah unb
Deranlagte bie )u beiben Obebiensen gehörigen
Sarbinöle, einen neuen $apft 5U möl^Ien. Aber
Idierburd^ Derf d^Iimmerte ft^ nur bie Sage ber JKrd^e,
ba eS nunmel^r brei $Qpfte gab. Sine erftaunlid^e
SJermirrung ber ^Begriffe über $apft unb ffird^e
mar auf bem Soncil 5U Zage getreten; bie pQpft=
lid^e Auctoritöt fanf immer me^r. 2)a§ nad^ Hon^
ftanj (1414) berufene ßoncil Derfud^te fogar bie
Superioritöt be§ SoncilS über ben $Qpft ^u be<
finiren. ®ie Don il^m erlaffcnen ®ecrete (4. unb
5. Si^ung) fönnten aÜerbingS ibrem 9BortIaute
nad^ aUenfallS als eine Definition ber Superiori-
töt nur biefeS Äonflanjcr ßoncilS ober eines anbem
jur Snt beS Sd^iSmaS berufenen GoncilS über
$öpfte, bereu Segitimität megen beS Sd)iSmaS
als jmeifell^aft galt, aufgefaßt merben unb finb
1371
$Q))aIft)ftetn.
1872
\o t)on Sunccrcmata, SBcKarmin, ^almicri unb
anbeten X^eologen aufgefaßt tt)orben ; ober Diele
ber SSöter !)oben bod^ too^l on bie ©uperiorität
)ebeS SoncilS über ben $a))ft gebadet. tKlIein bie
®ccrete finb 93ef(!^lünc einer ]^QU})tlo Jen SBerfamm«
lung unb ^oben nie bie Seftötigung eined ^apfte§
erl^Qlten, »efe^alb fie nid^t als SScweiS für baS
6pi|copolft|ftem gelten fönnen (ügl. b. 9lrt. fton-
jionj vn, 984). S)a8 goncil ton 95afel (1431)
ging nun fo weit unter SBieberl^olung ber Äon«
ftan^er S)ecrete einen aUgentein als red^tmögig an*
erfannten $apft t)or feine ©d^ranfen ju forbem
unb abjufe^en. 3n ber allgemeinen SBegripöer«
wirrung, öon weld^er bie ©eifter ergriffen »aren,
fingen bamalS felbft äJlönner mie SIeneaS SqI*
öiuS ^iccolomini, fpätcr ^opft ^iu§ H,, unb
9licoIau8 öon ßufo eine 3ritlang ber KoncilS«
tl^eorie an. ^ud^ bie pragmatifd^e @anction t)on
IBourged l^ielt fie feft. ^ötte man nur bel^auptet,
bag gur 3^it eines @^i§ma§ ein Soncil über
^öfifte, bereu Stnfprüc^e ^weifeD^aft geworben, )u
©erid^t fi^en fönne, fo wäre bie Sntftel^ung einer
fold^en Slnfid^t nod^ leidet }u erüören. ^ber Diele,
wie felbft ©erfon, gingen fo weit, o^ne SSeweiS«
grünbe bon irgenb weI4)em ©ewid^te, eine Don ber
^ef ammtl^eit ber X^eologen bis bal^in vorgetragene
Se^re ju Verwerfen unb i^r eine neue entgegen«
jufieOen, weld^e an eine Säugnung beS ^rimateS
fheift. Serurtl^cilt würbe biefc neue fie^re wenig»
ftend implicite Dom Soncil Don ^floreng, weld^ed
beftnirte, ha^ bem $apfte bie plena potestas
pascendi, regendi ac gubemandi universalem
Ecclesiam Don K^riftuS Derlicl^cn fei. ^iuS n.
Derwarf auf ber ©i)nobc ju SWantua burd^ bie
9?uIIe Execrabilis (1459) bie Se|re, ba^ e§ er»
laubt fei, Dom ^apfte an ein jufünftigeS Koncil
ju ai)pefliren. 2co X. befeitigte burd^ ein 6on»
corbat mit tJranj I. bie ^ragmatifd&e ©anction
(f. b. 9lrt.), bie er jugleid^ in ber SulIe Pastor
aeternus (1516) Derurt^eUte. Srojbem ^ielt fid^
bie €onctI§t^eorie nod^ lange nad^ C^ebung beS
occibcntalifd^en @d^iSma3, unb jwar befonberg
in gfranfrei^, wo fie guerft entftanben war. ©ie
würbe aud^ in bie berübmte Declaratio cleri
gallicani Dom Sfl^re 1682 aufgenommen, unb
obg(ei(^ biefe Seclaration Don Snnocenj XI. Der»
worfen unb barum Don Dielen i^rer Unterjeid^ner
aufgegeben würbe, fo blieb bod^ bie Spifcopal«
tl^eorie in Qfranfreid^ beftel^en als ein §auptpunft
beS ©aÜicaniSmuS (Dgl. ben «rt. ©allicanif d^e grei»
l^eiten). S)urd^ ben fiöwener $rof effor Dan ßSpen
(f. b. 9lrt.) würbe fie in ben 9JieberIanben unb
burd^ beffen ©d^üler ^ont^eim (f. b. 9lrt.), SBei^»
bifd^of Don Srier, in ©eutfd^Ianb Derbreitet. 91IS
baS Don §ontbeim unter bem DJamen SuftinuS
iJebroniuS Deröffentlid^te SBer! in SRom Derurtl^eilt
worben war, unterwarf fid^ ber SSerfaffer, aber
feinOrbinariuS, bcrfturfürft Don Srier, biebeiben
anbercn gciftlid^en ffurfürften Don JBainj unb ff öln
unb ber gürfterjbifd^of Don ©aljburg erwicfen
pd^ auf bem 6mfer ©ongre^ (f. b. 5lrt.) als ent»
fd^iebene Snl^nger beS t^febronioniSmuS (1786).
©eförbert Don ben iofcpl^inifc^en Kegienrngoi,
fanb biefe popftfeinbUd^e Se^re Eingang in Oba>
italien. S)ie unter bem IBifd^of Siicci obge^altae
©Quobe Don $iftoia (f. b. 9Irt.) war ooii) m
febronianifd^em ©eifte befeelt. 3n l^iftoriliil^ nnb
canoniftifd()en ©Triften, }. 9. in ber ©c^rtft M
italienifd^en Sanoniften $eter Samburim (geß.
1827) Vera idea della S. Sede, wirb bie £e^
Don ber Unterorbnung beS $apfteS unter bie (Eos"
cilien flar Dorgetragen. „91S ^rimaS", fo ^
eS bei Tamburini 1. c. p. 2, c. 2, § 17, ,^t er
(ber $a))ft) eine ©uperiorttöt über aDe Sifc^fe
im ßinjelnen, aber nid^t über baS gonge SoU^inn
berfelben, weil ber Primat bem ^^ftt nur boS
Siedet Derlei^t, baSfelbe )u repröfentiren, b. ^ in
9lamen ber ffird^e )u l^anbeln gemö^ il^er SBBeifing,
nad^ il^rem ©eifie unb mit il^rer fluctorüät, jx&
barum ift er i^rem Tribunale immer untergeoibnl
unb Derantwortlid^.'' @o f^ai fi^ biefe traurige
grud^t beS bebauerlid^en ©d^iSmaS Dom 14. iiäfs^
l^unbert bis in unf er ^al^rl^unbert l^inein erholten;
Don mel^reren topften fd^on Derurtl^lt, \tiüt |r
mit anberen Derwonbten Stnlel^n Dom Dotiomii
fd^en Soncil ben SobeSftol empfangen. DoSoati*
canif d^e Soncil befinirte nömlic^ (Sess. IV, ConsL
dogm. prima de eccl. Christi, cd): . . . Bo-
mani Pontificis jurisdictionis potestateo,
quae vere episcopalis est, immediatam esse:
erga quam cujuscunque ritus et dignitatis
pastores atque fideles, tarn seorsum singofi,
quam simul omnes, officio hierarchicae snb-
ordinationis, veraeque obedientiae obstrin-
guntur, non solum in rebus, quae ad fidem
et mores, sed etiam in iis, quae ad disd-
plinam et regimen Ecclesiae per totum orbem
diffusae pertinent. 3m Dorle^ten ^bf(!^itt bes«
felben jf apitelS l^eigt eS : . . . Docemus etiun et
declaramus, eum esse judicem supremmn
fidelium, et in omnibus causis ad ezamen
ecclesiasticum spectantibus ad ipsius posse
Judicium recurri; Sedis vero Apostolicae,
cujus auctoritate major non est, judiciom a
nomine fore retractandum , neque cuiquam
de ejus licere judicare judicio. Quare a recto
yeritatis tramite aberrant, qui affirmast,
licere ab judicüs Komanonun Pontificom ad
oecumenicum Concilium tamquam ad auctori-
tatem Komano Pontifice superiorem appel-
lare. 3n biefen SQBorten unb im beigefügten Sanon
ift bie gpifcopaltl^eorie gerid^tet, unb fie }u tw»
werfen war, wie auc^ aus ber Sntfiebung beS
©ecreteS ^erDorge^t, bie birecte Sbfid^t beS ßon«
cilS (Dg(. Granderath , Constitutiones dogm.
Concilii Vaticani ex ipsis ejus actis expli-
catae, Friburgi 1892, 222 sqq.). SSBemi alfo
bie ©egner ber ßird^e fagen, ba| bie Doticanif^^
Jfird^enDerfammlung baS $apalft)f!em alS 3)ogp
befmirt f^abt, fo ift bie^, wofern ber redete ©in»
icneS SIBortcS f eftge^alten wirb, ganj rid()tig ; wir
bie ©e^äfftgfeit beS ^uSbrudä unb bieSn^nuation,
S73
$o))Qlft)flem.
1374
li (abe baS Sondl l^iermit etmaS !Reue§ ober
j^UKi^ 99carunbeted bogmatiftrt ober bie Siedete
er Sifc^fe geMmälert, ift }tt tabeln. 3n ben
Borten: »S)u bift $etru8, unb auf biefen pfeifen
im i4 mmtRxxäit bauen" ORattj^. 16, 18), f^at
l^fbi& ia feine Sbfni^t auSgebrädt , bie ganje
Hrd^ auf biefen pfeifen }u bauen unb nid^t nur
ie einseinen Xl^eile, fonoem aud^ bie JKr(!^e afö
^onjeS ber Obforge unb Seitung $etn an^uDer«
rauenj unb totm er fagt: „^\i n)iQ id^ bie
»^lüf^I bed ^immelreid^eö geben, unb mad bu
uf Qhrben binben mirft, toxtb aud^ im ^immel
ebunben fein, unb mad bu auf Srben löfen »irft,
rirbauci^ im ^immel gelöst fein'' (SRatt^.ie, 19),
D Derfprad^ er il^m bie l^öd^fte iBinbe* unb Söfe>
{emolt im }ttfänftigen Steid^e ®otte8 in ber KuS*
tc^ng, ba| feine Stegierungdacte auf Srben
einerlei Seftötigung bebfirf en, um im £)immel aI8
til^tdgültig )ue^d^etnen; mitanberenSBorten, ba|
9 auf Stben feine ^bbere fird^Ud^e (Semalt gebe
M bie bem $etru8 t)er]^ei|ene. ßr ift alfo aud^
einem auf ber 6rbe einfürenben l^öbern Sribu-
lale untertoorfen (prima sedes a nemine judi-
»tiir). 93on einer meitem Erlegung ber 93en)eif e
ur biefe Seigre fann bicrSlbfianb genommen mer«
)en^ ba fie innig }ufammenl(|öngt mit ber Seigre
)om ^rimat Sbttf^avipt, unb bie iBemeife für ben
jpMmot in bemSrtifel $a))|t bargelegt merben. SS
«i ober bier betont, ba| bie Daticanifd^e SeJ^rent»
i^ibung bem ^[kipfie nur pofitit) unb nid^t
»SC Infi 6 bie bö^j^e ®emalt in ber fttrd^e )u«
ic^reibt ; eS mürbe nid^t beabfid^tigt, bie t^frage gu
mtf^eiben, ob nii^t aud^ baS mit bem Zapfte
Mreinigte Goncil jure divino gan} biefelbe ©e-
oolt befi^e nne ber ^ßapft allein (ogl. Orande-
rath 1. c. 223, Ad n. 1). MerbingS mirb man
ii(^t mebr bie t^frage aufmerfen fönnen, ob ber
|ki))fi über bem Soncil ober baS Soncil über bem
Qopfi fiebe. ^nn entmeber benft man ftd^ bei
>iefer gfrage ein Soncil obne $a))ft ober ein f olc^eS
nit bem $a))fie. SBenn jeneS, fo mu^ nadft bem
Befagten bem ^fte bie ®emalt über baS SoncU
lugeflonben merben ; menn biefeS, fo bat bie Sfrage
'eine Sebeutung; benn menn baS Qioncil aud^
tröger ber böd^fien (Semalt ift, fo beft^t eS fie nur
mb tom fie nur gebraud^en mit bem ißapj^e unb
tid^t gegen ibn. Snmiefem Sefd^Iüffe eines mit
)em ^ßiopfte Dereinigten SoncilS eine b^b^re 93e«
)entmig b^^en als SBefd^Iüffe beS $apfteS allein,
. im «rt (Jone« III, 803. — Ueber bie grage,
)b olle StegierungSgemalt in ber IKrd^e Dom $apfte
lerlieben merbe, b. i. ob bie Sifd^öfe bie ©emalt^
fjiu 6erbe )u regieren, nid^t Don SbnftuS un*
itittelbar, fonbem burd^ ben ^[kipfl erbalten, mürbe
mf bem (£onciI Don Orient febr lebbaft gefhitten,
aib mir befi|en nod^ bie @d^rift, in melc^er ber
tefuitengeneral Saine) auf bem Soncil bie Sebre,
a^ ber $a))fl ben 93ifd^5fen jene ©emalt Derleibe«
bigebenb bemeiSt unb gegen bie entgegengefe^te
ertbeibigt : Disputatio de Origine jurisdictio-
18 Epiacoporum et de Romani Pontificis Pri-
matu. Sie mürbe nad^ ^anbfd^riften neu berauS«
gegeben Don ^. ©rifar (Disputationes Triden-
tinae I, Oenip. 1886). 9(uc^ b^ute nod^ mirb
über iene f^frage geftritten. (SS erfc^eint aber alS
gan) gemig, ba| bie lBifd^5fe i^re SiegierungS«
gemalt Dom ^apfte erbalten. 2)enn in ber SBeibe
erbalten fte nur bie bifc^öflid^e SBeibegemalt, ba
ia Diele Sifd^öfe, mie bie SBeibbifd^öfe, feine 9le-
gierungSgemalt beft^en. Sie gfiction ber ®egner,
ba^ in ber SBeibe bie StegierungSgemalt Derlieben
merbe, aber erft bann applicirbar fei, menn ber
$a))ft ben ®emeibten eine Siöcefe übertrage unb
Untergebene anmeife, ift unbaltbar. Senn eine
9iegierungSgemaIt ift obne Untergebene nid^t benf*
bar, unb Untergebene anmeifen ift baSfelbe mie
9iegierungSgemaIt Derleiben. Sa bie grage nur
lofe mit bem Dorliegenben ®egenfianbe gufammen*
bangt, mu| für eingebenbere Sele^rung auf bie
oben ermöbnte @df)rift Don Saine) Dermiefen
merben, unb eS bleibt nur nod^ bie iBemerfung
bin)U}ufügen, ba| bie fiebre, ieber SBifd^of erbalte
feine 9iegierungSgemaIt Dom $a))jte, nid^t gleid^
bebeutenb ift mit ber Sebre, baS bifd^5flid^e 9mt
felbft fei nid(|t Don (SbnfiuS, fonbem Dom ^^\tt
eingefübrt unb fönne Don ibm befeitigt merben ;
eine fold^e Sebre möre natürlid^ )u Dermerfen. —
Sie Sebre Don ber Ueberorbnung beS ^opfleS
über bie ®efammtbeit ber Sifd^öfe b^gt innig
}ufammen mit ber Sebre Don ber Unfebibarfeit
beSfelben. Senn Unfebibarfeit fann naturgema|
nur- ber bmten Sebrgemalt, Don ber eS feine
^peUation an ein bö|ereS Sribunal gibt, bei-
gelegt merben. 3n ber %^ai löuft bie ®efd^id^te
ber Söugnung ber ))ö))ftlid^en Unfebibarfeit paxaM
mit ber Seigre Don ber Unterorbnung beS ^apfieS
unter ein Soncil; fie entftanb mit ibr, mürbe im
ungemeinen in benfelben Sd^ulen unb Sönbem
gebegt unb auf bemfelben SoncU enbgültig be«
feitigt. — SaS gpifcopalf^ftem mürbe, mie fd^on
tbeilmeife angebeutet, in gemilberter t^form Don
ißielen fo Dorgetragen, ba^ in bemfelben freilid^ bie
@uperioritat beS $apfteS über bie Soncilien an«
erfannt mirb, aber bod^ gemiffe ^aüt be)eid^net
merben, in benen ber $a))ft auSnabmSmeife unter
bem Soncil fleben foQ unb baS (Soncil ibn fogar
abfegen fann. Srei t^fölle merben befonberS ge-
nannt, nömlid^ menn ber $apft in Se)ug auf iBe-
obad^tung ber ®ebote ®otteS gan) Dom redeten
SBege abmid^e, menn er einer offcnfunbigen ^ö-
refie Derfiele, enblid^ beim (Eintritt eines Sd^iS-
maS, mie eS am (Snbe beS 14. SabrbunbertS be«
ftanb. SBenn man auf biefe tjfäOe im (£in)e!nen
eingeben mill, fo ift Dor ^Ilem als allgemeines,
für aQe ^fälle geltenbeS ^rincip ber @a^ auf}u-
{teilen, ba| ber $^)>{t, fo lange er mirflid^ ^apfi
ijt, bie böcbfie ®emalt beft|t unb eS fein ibm über-
georbneteS Tribunal auf Srben gibt, bag er Diel-
mebr nur ®ott Derantmortlid^ ift (Papa a nemine
judicatur). Siefer ©aj ift fo gemife mie bie (Sti-
ften) beS $rimateS felbft unb mie bie Dom Sati-
canum befintrte SBabrbeit, bog ber $apft bie tota
1379
$Q))]^u8 — $a))ia8, ber 1^1.
ISW
oben 235 f.) qI§ SSelennet l^od^ terel^tt lourbe.
9uf biefem Soncil trat $a))]^nuttu8 be}ägli4 ber
^riefterel^e für bie mitbere $ra|td ein, monod^
ben Dor ber Orbination SSerl^eirateten bie gfort*
fe^ung ber (Sf)t geftottet blieb. 93ei ben SRad^i*
nationen gegen ben ^I. Stl^anafiuS ftanb er ent-
Stieben ouf beffen @eite unb Dertj^etbigte aud^ bie
nf (^ulb beSfelben auf bem Soncil p S^rud 335.
®ie Seit feineS SobeS ift unbelannt : fein geji
toirb om 11. September gefeiert. (Sgl. Socr.
H. E. 1, 11 ; Ruf. H. E. 1, 17 ; AA. SS. BolL
Sept. in, 778.) — 2. einen ^riefter, ber oIS
^nad^oret unb ^t fafi ein Sal^rl^unbert in ber
tl^eböif d^en SQSüfte jubrad^te unb 395, olS Saffian
tl^n auffud^te, in einem %Iter Don 90 Salären nod^
DoÜfommene t^rifd^e unb iugenblid^e ffraft befa^.
Sr mar bef onber§ megen feiner SDemutl^ unb @elbft«
Derlöugnung geeiert, fo ba| Saffian bie britte feiner
Sofiationen De tribus abrenuntiationibus il^m
in ben ^Dtunb legt. Sr mar gon) ber Sef d^auung
ergeben unb be^megen nur feiten für feine ©ruber
ft(|tbar; feine 3^ne t)erlie| er nur<Sam§tag§ unb
Sonntags, um bem ©otteSbienft in ber 8 km ent-
fernten »ird^e bei^umol^nen, unb bei biefer @e>
iegenl^eit fd^Ieppte er aud^ ben für eine SBod^e
nötl^igen SBafferDonatl^ mit nad^ ^aufe. Sei
ben ant]^ropomorp]^iftif(|en Streitigfetten jmifd^en
Xl^eopl^iluS Don Sllesanbrien unb ben ög^ptifd^en
SRönd^en trat $ap]^nutiuS mit ebenfo t)iel Snt«
fd^iebenl^eit afö SRilbe für bie red^tglöubige ^nftd^t
unb ben SSijd^of ein. 9Jnbere SKönner mit bem
92amen ^apl^nutiuS jöl^It SloSme^b bei Migne,
PP. lat. XXI, 435 sq. auf ; einer berfelben l^at
ein Seben be§ 1^1. Onupl^riuS gefd^rieben (Migne,
PP. lat. LXXin, 211). (53gl. Cass. CoU. 3, 1 ;
10, 2. 3; 18, 15; Ceillier VI, 291; VHI,
164.) [Raulen.]
If ay^ttd (Hacpoc), im 9leuen Seftament eine be-
beutenbe Stabt auf ber 3nf el Supern. 3m äu^erften
©üben ber SBeftfüfte Italien bie ^l^önicier eine
Solonie gegrünbet, neben meld^er fpöter eine grie«
d^ifd^e Stabt entftanb; beibe mürben alS ^llt*
^opI^uS unb lWeu-$ap]^u§ unterfd^ieben. ®a ber
römifd^e ^roconful in IWeu-^ap^uS refibirte, fo
ift biefeS an ben ©teilen 3lpg. 13, 6. 13 ju Der-
ftel^cn. [Raulen.]
Ifayia^, ber 1^1., ein «poftelfd^üler, Sifd^of
t)on ^ieropolis in ftleinpl^r^gicn, »irb im römi»
fd^en 2Karti}rologium am 22. iJcbruar oufgefülirt.
6§ lä^t fid^ aber nid^t entfd^eiben, ob er Slutgeuge
im eigcntlid^en ©inne ober nur ftanbl^after ßon«
feffor gemefen. 9lod& StenäuS (Adv. haer. 5,
33, 4) mar er ein ©d^üler (ixoDorfi^) be§ ^IpoftelS
Sol^anneS unb ein Sreunb beS SBifc^ofö ^oIt)farp
Don ©m^rna. 9lud& §ieront)mu§ (De vir. 111. 18
unb Ep. 75 [ad Theodoram], 3) unb Sufebiu§
(Chron. ad a. 2115 [ed. Migne]) bejeid^nen il^n
oI§ ©c^üler be§ genannten ^poftels. SBcnn il^n
le^tcrer im SBiberfpnid^e bi^nnit in ber ffird^en«
gef(^id6te (3, 39) bIo& al§ ©dfeüler beS ^rcöb^terS
3ol|anuc8, eineS Sünger« beS §erm, gelten laffcn
miS, meil fid^ ^opiad nad^ feiner eigenen InlfQgt
bei ©d^ülem ber ^oftel ^nbreoS, ^ßetmS, ^
l^anneS u. % nad^ SuSfprüi^en beS ^nm eibnN
bigt l^abe, fo berul^t bte| auf falfc^ ©d^Nff^
rung ; SufebinS Derbient lierin um f 0 meniger ®I»
ben, als er in ber fiird^engefd^d^te überi^oulit ta
^nfeben beS $a))ia8 ab)nfd6mäd^ fu^t $o^
batte nad^ Mem bie beiben Sol^omieS g^ürt Sie
aSemerlung ber Ofterd^onil, ba^ er dei^ie^
mit ^olQfarp geftorben fei, berul^t auf Settoefl*
lung ber 92amen ^apiaS unb $a))QlD8. )Ui
tieron^muS mar ärenäuS ^obfiatpi unb ^ojiW
d^üler. 3fa|t man aQe Slad^rid^ten {nfonnnt
f 0 mirb man faum irren, menn man bie Sebenilrit
beS ^apiaS mit ben 3ablen 75—150 bc^n^
©ein unten genannte^ SBerf mag um 140 d»
fagt fein. Sen grogen SRul^m, ben ^opiot m
SllterS ^tx geno|, Derbanfte er feinen Semubniga,
bie münblid^en Ueberlieferungen über Sieben mb
Sboten be§ ^erm, mie er fte t)on ©dualem ber
^poflel unb t)on 3üngem 3efu oemommeii p
fummeln unb mit erflärenben Semerfungcn ^
feben nieberjuf d^reiben. 6r ging Don ber Sonnd'
fe^ung au8, ;,bag bad auS ben ©dMfteR Cnl'
nommene nid^t fo großen 9ht|en füfte, urte bol
lebenbige, nie k)erfiegenbe SBort". S)ie ^aifi
biefer SBemübungen mar ein SBerl in fünf 9öf^
mit bem £itel A071COV xuptaxcuv I^yi^oecc, Mi
^ieron^muS (De vir. 111. 18) mit ExpUm^
sermonum Domini überfe|t, o^ne btnmitMe
3:b<^ten (SSBunber) bed ^erm auSgufd^ße^ h
X67tov bem bebräifd^en 1:1; entfprl(|t. fieibet fhib
Don bem SBerfe nur gftagmente erbalten, wiUft
3renöu§, SufebiuS, ^poOinariuS, SnaflafitiS 6t«
naita, $b^tiu§, bie Satenen ber 93öter u. ^ auf«
bemabrt f^ahtn. Slad^ ©allanbi (BibHotL Vot
patr. I, Ven. 1765, LXVII) mar ba§ SSBerfin
3. 1218 in ber ^anbfd^riftenfammlung berfim^
Don 9li§me§ nod^ Dorbanben ; in lateinifd^er Ueto'
fe^ung fanb ed ftd^ nad^ 93idea nod^ im 3. 1341
im Siftcrcienferflofter ©tam§ in Sirol üor (3öt*
d^rift für fatbol. Sbeol. UI [1879], 799-803),
0 ba^ man immer nod^ auf beffen Siebe^
auffinbung boffen bürfte. ^Qein ba ftd^ ieibend
bie 9lad^rid^ten nur auf 93üd^ercataloge fiä|en,
im erften ^aü obne nöbere Angabe, im )iDeites
mit bem Xitel Papias cum sermonlbus diveiBis,
beftebt moblgegrünbeter 3n)eif el, ob bie llbri qmii-
que be§ genannten SBerfeS nod^ DoUftönbig m»
banben maren ; e§ f önnten aud^ gfragmente bedfelBen
gemeint fein. SritbemiuS, ber baSfelbe rübmtmit
bem IBeifa^ : Alia quae scripslt, non vldimuB,
fcbeint blog Don bem Xitel beS Sßerfed }u fpred^
— 95ei ber SJiangelbaftigfeit ber Srud^fSde ijl
eS fd^mer, über ben 3nb<^lt beS 9Berfed unb bie
SJ^etbobe, meldte ^apiag bei S)arftellung ber Ka^*
rid^ten über bie Sebren, ®ebote unb Sßunber 3cfa
Sb^ifti befolgte, ein fidlere« Urtbeil ju geummeiL
gufebiuS bebt einige ©teilen auS, namentlidj bie
fiebre Dom miUenarifd^en SQBeltreid^e, bie ^opial
infolge mi^Derftanbener grjüü^lungen ber Spöpd
$a))ebtod^ — $a))]^ntttitt8.
1S78
im oaxS^ \päkt 3)i>etf el barfiber entftattben^
ber ob eiemenS bie pöpfilid^e ®molt be-
be|o| bod^ er {ie unb behielt fie. Shtrd^
. ber römifd^ @tul^I iDorb erlebigt unb
I IX., gu !Rom ermal^It, tDurbe UrbanS
Itger 92a(i^f olger ; il^m folgten lieber 3nn0'
L unb (Sregor xn. olg re^tmögige ^öpfte ;
nfionirte freimillig, fo bo| bie auf bem
gn jfonfton} erfolgte 3Ba^I aRortin§ Y.
^tmS^ige mar. @o toat benn, ba bie ©egen-
yxt ni^t ^ßö))j)e toaxm unb il^rer iBefeiti*
;4tS im SBege fianb, boS @(i^i§mQ beenbigt.
man fagt, in ben traurigen ^rl^öltniffen
KJ^iSmad mfiffe bie fttrd^e ein SRittel l^ben,
auSil^rer fd^limmenSage ^u befreien, unb
muffe ^e burd^ ein Soncil bie köpfte, meldte
i Stu^I $etri Snfprud^e erl^eben, abfegen
fo l^aben gerabe bie SSerfud^e, bie man ^ur
pmg be§ @d^i§ma§ in biefer SEBeife ge»
\at, ben SSemeiS geliefert, bog biefer SBeg
er 9lu3n)eg au§ ben 93ebröngnif{en be§
m9 ifL S)a8 Soncil ton $ifa l^at ba§
10 nid^t hwcä^ 9bfe|ung ber beiben ^äpfte
t, fonbem burci^ Seifügung eineS britten
i t)erfdf)drft. S)a3 goncil oon Safel ^at
Ibfe^ung eines ^ßapfieS ein @d^i§ma l^er«
^rt. Slud^ ba$ Soncil t)on ftonftan) l^at
i8 €d^i§ma befeitigt, fonbem ®regor XII.
täf feine Sibbanlung bie Aird^e oud il^rer
d^Sage befreit; mal^rfd^einlid^ tt)are ol^ne
ogmüt^igen %ct ber 9^efignation biefed
S baS @^i§ma burd^ ba§ Soncil nid^t ge-
Dorben. — 9lu8 ber öltefien, bem ßpifcopal«
aünjtigen fiiteratur nennen tt)ir: Henrici
ssia (0. Sangenfteiu) Consilium pacis;
de Alliaco Tractatus de ecclesiastica
ite ; Joannis Gersonii Tractatus de uni-
cclesiastica; De auferibilitate papae
lesia ; De potestate ecclesiastica. Son
ieren SBßerfen, in bcnen biefe Seigre oertreten
ieien genannt Jacobi Benigni Bossuet
do declarationis conventus Cleri Galli-
}ar8 2 ; Justini Febronii De statu ec-
> et legitima potestate Romani ponti-
ber singularis. ®ut erörtert ift bie S^rage
*ellarminus, De Conciliis 1. 2, c. 13 sqq.;
Balleriniy De potestate ecclesiastica
Pontificum et Conciliorum generalium
esthoff, Monast 1847); @. $^iaip§,
red^t I, 245 ff.; So^. griebrid^ ©d^ulte,
tl^. Ätr(|enred6t n, ®ie|en 1856, 181 ff.;
mieri S. J., De Bomano Pontifice, Born,
thes. XVL [S^eob. ©ranberatl^ S. J.]
Hho^ (Dan ^enbroedf)/ S)aniel, S. J.,
leierte Vlitl^erauSgeber be§ IBoOanbiflen«
ttmrbe am 17. ^Rörj 1628 ^u ^nttoerpen
. Sr erl^ielt fd^on a(3 jfnabe einen täd^>
nterrid^t in bem äefuttencollegium feiner
sbt, trat barauf als Säugling felbft in biefen
md) legte im October 1648 ju 9Red^etn
$rofeg ab ; bann mürbe er nad^ ber $rapd ber
Sefuiten fogleid^ aI8 ©^mnafialleldrer in ÜRed^eln
unb Srflgge oermenbet unb ftubirte meiterldin
oier 3a^re lang ju S5men 3:tl^oIogie. 3m 3.
1658 mürbe er )um ^riefter gemeil^t unb jum
^rof eff or ber ipi^ilofopl^ie für bie jungen 3efuiten
in Sntmerpen beftimmt. 9lad^bem er biefe Sel^rfteOe
ein äol^r fong oerfe^en l^atte, mäl^Ite il^n SoÜanb
(f. b. tilrt.) }u feinem ®e|ilf en bei Verausgabe ber
Acta Sanctorum unb fd^idtte il^n nebfi P. ^en*
fd^en (f. b. «rt.) im 3. 1660 nad^ SRom, um auf ein»
labung beS ^apfteS We^anber YII. bie bortigen
Srd^ioe }u benu^en. 92ac^bem beibe im S)ecember
1 662 mit reid^en literarif d^en Sd^ä^en )urüd!gefel^
maren, bearbeitete ^apebrod^ fogleid^ bie SebenS*
gefd^ic^te beS 1^1. ^atriciuS unb mibmete fid^ oon
nun an unouSgefe^t bem SoUanbiftenmerfe. S)ie
^eiligen ber 9){onate SDlör} bis 3uni einfd^Iieg'
lid^ ftnb grogentl^eilS oon i^m bearbeitet, bis er
im 3- 1709 megen leiblid^er Sd^möd^e unb ®f
bred^Iid^feit fid^ Oon bem großen SSBerle jurüd^ie^en
mu^te. Sr ftarb ben 28. 3um 1714 in einem
tinter oon 87 3o]^ren, nad^bem er 50 3al^re lang
an ber großen ^eiligenlegenbe betl^eiligt gemefen
mar. — ^apebrod^S Streit mit bem Sarmeliten*
orben, beffen Stbftammung oon bem ^ropl^eten
SliaS er löugnete, ift bereits in bem ^rtifel Sar*
melitenorben erjöl^It; ebenfo bie urföd^Iid^ bamit
5uf ammenl^öngenbe S)enunciation ber Acta Sanc-
torum )u 9lom unb bei ber fpanifd^en 3nqui*
fition (ogl. aud^ SReujd^, ®er Subej H, 268 ff.).
Sin SSer^eid^ni^ ber bei biefen ©elegenl^eiten gegen
bie 93oUanbiften unb ooi^üglid^ gegen $apebrod^
gerid^teten, mand^mal fel^r bittem @d^riften f. bei
de Backer, BibUothäque de la Compagnie de
Jösus, nouv. ed. par Sommervogel, I, Bru-
xelles-Paris 1890, 1655 ss., mo aud^ bie Sint»
morten $apebrod^S oer^eid^net ftnb. ißon anberen
S03erfen ^apebrod^S (f. bei de Backer, Biblio-
tliäque 8. y. Papebrochius) mögen nur genannt
merben feine Annales Antverpienses ab urbe
condita ad a. MDCC, meldte er alS SRanufcript
l^iuterliep. SUertenS unb SSufd^mann beforgten
(»ntmerpen 1845—1848) bie «uSgabe beirfelben
in 5 Sänben. 3Begen beS Propylaeum anti-
quarium etc. f. b. «rt. SRabiEon Vm, 398. —
dine auSfu^rlid^e Siograpl^ie ^ßapebrod^S (mit
$ortröt) finbet pd^ am «nfang ber AA. SS. BolL
Junii VI, 8 sqq. ; be^gleid^en in ben Praefationes,
tractatus, <^atribae etc. (f. b. %ci. iBoQanb
n, 989) in, 143 sqq. (93gl. nod^ Nouv. Biogr.
gen. XXXTX, 157 s.; Hurter, Nomencl. üt.
II, Oeniponte 1893, 883 sqq.) [0. §efcle.]
"^apt^nnüns (^afnutiuS), ein in ber flird^en«
gej^id^te Sleg^ptenS oft genannter 3lamt, be«
geid^net befonberS ^mei l^eilige SRönner : 1. einen
SBijd^of in Oberäg^pten, ber mäl^renb ber bio«
cletianifd^en Verfolgung, nad^bem il^m baS redete
Suge auSgeßo^en unb bie linfe jhiicfel^le burd^«
fd^nitten morben, ju ben Sergmerfen oerurtl^eiß
mar unb auf bem Soncü ju 92icöa (f. b. %tL
44
1379
$Q))]^u9 — ^apia9, ber H
188»
oben 235 f.) otS SSelennet l^od^ Decel^tt loutbe.
Sluf biefem Soncil trot ^opl^tmtiud besügTid^ bet
^rtefterel^e fär bie milbere ^xapS m, roomä)
ben öor ber Orbination SScrl^eiratetcn bic gort»
fe|ung bec Sl^e geftottet blieb. Sei ben SRad^i»
nationen gegen ben ^I. Stl^anafluS fianb er ent-
Stieben auf beffen @eite unb Dertl^eibigte aud^ bie
nf(^ulb beSfelben auf bem goncil ju S^mS 335.
ffiie Seit feines SobeS ift unbefannt : fein geji
»irb om 11. September gefeiert. (Sgl. Socr.
H. B. 1, 11; Ruf. H. B. 1, 17; AA. SS. BoU.
Sept. in, 778.) — 2. einen ipricfier, ber als
^Inad^oret unb ^t faft ein 3o|r]^unbert in ber
tl^eböif d^en Sßüfte jubrad^te unb 395. olS Safftan
i|n ouffud^te, in einem %(ter Don 90 Salären nod^
DoUfommene t^frifd^e unb jugenblid^e ffraft befa^.
Sr mar bef onberS megen feiner 2)emut]^ unb @elbft>
üerlSugnung geeiert, fo bo^ Eaffian bie britte feiner
Sofiationen De tribus abrenuntiationibus il^m
in ben SRunb legt. Sr mar ganj ber Sefd^auung
ergeben unb befemegen nur feiten für feine 93rüber
fi^tbar; feine 3^Q( t)erlie| er nur @am§tagS unb
©onntagS, um bem ©otteSbienft in ber 8 km ent«
femten ffird^e bei^umol^nen, unb bei biefer ®e»
legenl^eit fd^leppte er aud^ ben für eine SBod^e
nötl^igen SSBafferDonatl^ mit nod^ ^aufe. Sei
ben ant]^ropomorp]^if[if(|en Streitigfeiten jmifd^en
Xl^eopl^iluS Don ^le^anbrien unb ben ög^ptifd^
ÜRönd^en trat ^apl^nuttuS mit ebenfo t)iel Snt-
fdf)ieben]^eit als SRilbe für bie red^tglöubige ^nftd^t
unb ben Sifd^of ein. 9lnbere SRönner mit bem
9Iamen ^apl^nutiuS jäl^U SioSme^b bei Migne,
PP. lat. XXI, 435 sq. auf; einer berfelben ^at
ein Sebcn beS 1^1. OnupliriuS gefd^rieben (Migne,
PP. lat. LXXin, 211). (Sgl. Cass. CoU. 3, 1 ;
10, 2. 3; 18, 15; Ceillier VI, 291; YHI,
164.) [ffaulen.]
'^apl^ns (Ilacpoc), im 9Jeuen 2:eftament eine be-
beutenbe ©tabt auf ber 3nfcl Supern. 3m öu^erftcn
©üben ber SBeftfüfte l^atten bie ^liönicier eine
Kolonie gegrünbet, neben meld^er fpäter eine grie«
^ijd^e ©tabt entflanb; beibe »urbcn als 9llt«
^apl)uS unb 9{eu'ißap]^uS unterfd^iebcn. 2)a ber
römifd^e ißroconful in IWen-^ap^uS refibirte, fo
ift biefeS an ben ©teilen 3lpg. 13, 6. 13 ju üer-
ftel^cn. [Raulen.]
^apxM, ber 1^1., ein «poftelfd^üler, Sifd^of
Don ^ieropoliS in ifleinp]^rt)gicn, »irb im römi-
fd^en SWart^rologium am 22. iJebruar aufgefül^rt.
@S lö^t ftd^ aber nid^t entfd^eiben^ ob er Slutgeuge
im eigentlid^en ©inne ober nur ftanb^after Kon«
feffor geioefen. 5Rad& SrenäuS (Adv. haer. 5,
33, 4) mar er ein ©d^üler (dxoüonQc) beS SlpoftelS
Sol^auneS unb ein Qfreunb beS Sifc^ofS $olt)farp
öon ©mt)rna. 3lud& §teronQmuS (De vir. ill. 18
unb Ep. 75 [ad Theodoram], 3) unb KufebiuS
(Chron. ad a. 2115 [ed. Migne]) bejeid^nen i^n
olS ©c^üler beS genonntcn ^poftelS. SBenn il^n
le|iterer im SBibcrfprud^e bi^i^niit in ber ffird^en»
gef(^ic^te (3, 39) blo^ alS ©d^üler beS ^reSb^terS
3ol|anncS, eines 3üngerS beS §erm, gelten laffcn
miS, meil fid^ ißapiaS nad^ feiner eigenen Sufifage
bei ©d^ülem ber ^ofiel ^nbreoS, $etmS, $*
l^onneS u. % nad^ ^iuSfprud^en beS tem eibnN
bigt l^abe, fo berul^t btel auf falfd^er ©d^Iugfo^
rung ; ßufebiuS Derbient hierin umfo meniger (Bkn*
ben, als er in ber fiird^engefd^id^te ilberl^anpt ta
^nfeben beS $apiaS abiufd^möd^en fu^t $atritf
l^atte nad^ 9Hem bie beiben Sol^onneS gjä^bxt Sie
Semerlung ber Ofterd^onit ba| er ateid^eüg
mit ^olQfarp geflorben fei, berul^t auf Seräc^i'
lung ber 92amen !ßapiaS unb ^opQloS. )Ui
tieron^muS mar SrenäuS $ol9lar)>S unb $a^
d^üler. gfa^t man aOe Slad^rii^ten jnffflnmt
f 0 mirb man faum irren, menn man bie Sebeid|eit
beS ^apiaS mit ben 3ablen 75—150 begraqL
©ein unten genanntes SBerf mag um 140 m>
fagt fein. S)en großen Siul^m, ben ^opioS m
SllterS l^er geno^, Derbanfte er feinen Senra^migai,
bie münblid^en Ueberlieferungen über Sieben mb
3:baten beS ^erm, mie er fte don ©^filem ber
Spofiel unb Don 3üngem 3efu oemommeq, p
fammeln unb mit erllörenben Semerfmtgcn ^
feben nieberjufd^reiben. ßr ging t)on berSonnd-
fe^ung auS, „bag baS auS ben ©cbrifien Cnl'
nommene nid^t fo großen 9ht|en fiifte, urie bol
lebenbige, nie Derftegenbe SBort". S)ie |^
biefer Semübungen mar ein SBerl in fünf Söt^
mit bem Sitel A071COV xupiaxcuv lEi^yi^ostc Mi
^ieron^muS (De vir. ill. 18) mit Explinatio
sermonum Domini überfe^t^ obne l^termitkie
%\)atm (SSBunber) beS ^erm auSjufi^lie^ h
X^tov bem bcbröifd^en 1:1^ entfpri(|t. Seiber Pub
t)on bem SBerfe nur f^fragmente erl^alten, wiHf
3renäuS, SufebtuS, SlpoÜinariuS, 9naftaftu§ 6t>
naita, $^otiuS, bie Katenen ber Söter u. ^ auf*
bema^rt b^ben. 9iad^ @allanbi (BibliotL Vet
patr. I, Ven. 1765, LXVII) mar baS SSBerfin
3. 1218 in ber ^anbfd^riftenfammlung ber ftit^e
t)on 9{i§meS nod^ Dorbanben ; in lateinifd^ Ueto'
fejung fanb eS M «Qd^ Sidtett nod& im 3. 1841
im Kiftercienferflofter ©tamS in Sirol üor (3öt*
fd^rift für fatbol. Sbeol. IH [1879], 799-803),
fo bag man immer nod^ auf beffen Siebo*
auffinbung boffen bürfte. ^Qein ba ftd^ beibemd
bie 9lad^nd^ten nur auf Süd^ercataloge fiü|ai.
im erften ^^^ll o^ne nöbere Angabe, im pfM
mit bem SitelPapias cum sermonibns divenis,
befielt moblgegrünbeter 3toeif el, ob bie libri qm-
que beS genannten SSBerfeS nod^ Dollftönbig tof
banben maren ; eS tonnten aud^ t^fragmente bellten
gemeint fein. Srit^emiuS, ber baSfelbe rübmt mit
bem Seifa^ : Alia quae scripsit, non vidimoB,
fd^eint blog üon bem t:itel beS SBerfeS }u fpred^
— Sei ber SJiangelbaftigfeit ber Srud^pft ijl
eS f(^mer, über ben 3nbalt beS 9BerfeS unb bie
Snetbobe, meldte ^apiaS bei S^orftellung ber 92a4-
rid^ten über bie fie^ren, @ebote unb SBunberScfa
Kb^ifti befolgte, ein ftd^ereS Urtbeil }u geummciL
SufebiuS bebt einige ©teilen auS, namentfid^ Ue
fiebre Dom miUenarifd^en SQBeltreid^, bie ^opial
infolge mi^t)erftanbener ßrjölb^S^n ber 9po^
1881
^at)iQ8, (Sloffograt)]^ — ^apixL
1382
IBcrfl norgetrogen l^aU, uttb fnüpft baran ba§
obfdiDltgC Uttbeil, o^^Spa 7ap TOI 9(JLtxp6c &v t6v
vowv . . . ^atverat (H. E. 8, 89, 13). hingegen
teimt er il^n ib. c. 86, 1 ,,einen bur(| umfoffenbe
Bele^omfeit unb @(i^nft!enntni^ auSgejeid^neten
Ratm''. (Ein SBiberfprud^. ben man l^ierin finben
iwate, liegt ni^t Dor, ba fid^ Seiii^tglöubigfeit unb
Iritinofigfeit toxt jte SufebiuS c. 39 ju begrünben
ud^t, re^t n)o]^I mit ber gerül^mtm ©elel^rfamfeit
tnb €d^nft!enntni| t>ertTQgen. — 2)od größte
hitereffe ^(en bie t^frogmente Aber SRorcuS unb
[Ratt^fiuS (bei Eus. H. E. 8, 89, 1 sqq.) er-
Mdt : aRarcuS fei ber 2)oImetf d^er bed $etruS ge«
Mfen unb l^be olleS, mad ^etruS Don SBorten
tnb X^ten Sbrifii in Smöl^nung gebrad^t, genau
ncbcTgef (^rieben, iebod^ niii^t in fQjiemati{(^er Orb«
nmg, ba er ben ^rm nidf)t fe(b)t gel^Brt unb nid^t
31 fcinent (Befolge gemefen fei; SRattl^duS aber
)abe fein (EtKmgelium in l^ebröifd^er ©prad^e Der*
jo|t, unb tS l^be {eber baSfelbe, fo gut er bier^u
Wi Setoefen, fiberfe^t. Obn)obl SufebiuS auS«
t^iädSiid^ fagt er xooUt p ben frül^er Derjeid^neten
Seugerungen beS ^apiaS nur nod^ feine lieber«
Refennig (icapdESootc) über SRarcud unb 9Rattl^äu§,
offenbar n)eU fie il^nt neu unb n)id^Kg fd^ien, an«
fB^ren, unb mit feinem @d^tt)eigen aber SucaS
uiü) 3o]^anne8 beutlid^ genug Derratl^, bag er l^ier«
fifier feine Don $apta3 abmeid^be äReinung
(egte, mürben fiber ben angebogenen Serid^t feit
BäiHAttmai)n bo(^ bie t)erf(|iebenf)en ^Qpotbefen
oufgefieOt ^on benen bie n)td6tigj}en folgenbe fmb:
1. Sie Don ^ßapiad befd^riebenen SDangelien beS
OtoTCuS unb aRattbftud lönnten nid^t bie beiben
cononif 4en (EDangelien bief eS 92amenS fein; 2. $a«
|na8 fpre^e nid^t Don unfern beiben erften @Dan«
gelien, fonbem Don ^mei fürjeren Urfd^riften, na«
mentlid^ Don ber fqnoptifd^en ©runbfd^rift, bem
vOrmorcuS" ; 8. ^apiaS l^abe nur unfere beiben
er^ (Soangelien gefannt unb benu^t ; 4. {eben«
faitt fei unfer Sol^anneSeDangetium )ur 3ett, als
SapiaS fd^rieb, nod^ nid^t Dorl^anben gen^efen. —
^ie lange Steige Don ©elel^rten, bie ft^ mit biefen
mib S^Iid^en SuffteHungen befd^öftigten, fott)ie
bie Zitel i|irer bie^bejuglid^en Sbl^anblungen unb
Stonograpbien fyit SB. SBeiffenbad^ Derseid^net in
feinen @d^nften : S)ad ^apiaSfragment bei Eu-
Bebius, H. E. 8, 89, 8 — 4, eingel^enb e^egetifd^
mderfud^t, ®iegen 1874, unb: £ie $apia§frag«
mente aber ÜJlarcuS unb SRattl^öuS, jugleid^ ein
Beitrag }ur ft^pHjd^enSfrage, SSerlino. % [1878]
(D|^ oud^^olgmonn, (SinL^f^reiburg 1885, 112).
9Ia4^er 1)äbm nod^ l^ierüber gebanbelt: ^ol^
Bonn, in ber S^i^f^t. für »iffenfd^aftl. Sl^eol.
XXm (1880), 64—77; Sacobfen, 3)ie ßDan«
Belien-ffritif unb bie $apia§fragmente über 9Rar«
CBl unb aRattböuS, in Sa^rb. für proteft. S^eo«
Ibgic XI (1885), 167-178; fiipfiuS, ebb. 174
KS 176. Sutreffenb bemerft SBeiffenbad^ (in ber
IIDeitgenannten Sd^rift @. 1): ,,9Bir gemal^ren
M €<l^fpiel, ba^ $apia$ . . . j[ebe3mal . . .
lenon boS fogt, nmS ber betreffenbe 9ud(eger ober I
ffritifer für feine Slnfd^auung beS f^noptifd^
,3lät^fete' nötbig bat.'' fiippuS fd^eint a. a. O.
bad ^idfttige getroffen ^u baben, menn er bem
^apiaSfragment jeben Sßertl^ für bie gf^age nad^
ben Quellen ber @Qnoptifer abfprid^t, ba er bie
legteren bereits Dor ftd^ gehabt ^aU, Sie &^axaU
terifirung berfelben ftebe burdftauS nid^t in SBiber«
fprud^ mit ber iejigen (Sefialt ber betreffenben
SDangelien (Dgl. aud^ bie @DangeIiencommentare
über SRattl^öuS unb SRarcuS unb bie Sel(|rbüd^er
ber Sinleitung in bad Üteue Xeftament. SDie
neueften 9luSgaben ber Sftagmente nebft 9{ad6rid^«
ten über bie $erfon beS ^apiaS unb fein SSBerf
beforgten Bouth, Reliquiae sacrae I, Oxon.
1814, 8—38 (2. ed., I [1846], 8—44) ; Migne,
PP. gr. V, 1255-1262; ^ilgenfelb, in ber
Seitfd^r. für wiffenfdftaftl. 3:beoI. 1875, 231 bis
270; Dgl. ebb. XXIX (1886), 257-291 ; Har-
nack, Patres apost. I, Lips. 1875, 180—196
(2. ed., n, 1 [1878], 87—104) ; Funk, Patres
apost n, Tubing. 1881, 276—300; Dgl. bie
I^olegomena ib. XLIX — LUE. 6ine Snjabl
neuer Qfwgmente gab be Soor, in ©ebbarbt utü)
^amad, Se^te unb Unterfud^ungen 5ur ®efd^. ber
altd^riftr. Sit. V, 2, Seipj. 1888, 167 ff. [ftibn.]
ifapiaSf ein ©loffograpb. Yocabulista,
aud^ Elementarius unb Grammaticus genannt
(Trithem. Cat, ed. Colon. 1531, fol. 80^;
Oudin, De scriptt. eccl. 11, Lipsiae 1722,
621), fd^rieb um 1058 ein lateinifd^eS 9lealmörter«
bud^ (Lexicon catholicum). SDiefed »elemen-
tarium doctrinae rudimentum* erlebte im
15. 3abrbunbert Dier Auflagen (Mediol. 1476,
Venetiis 1485, 1491, 1496). Unter bem ffiorte
Maria ftnbet ftd^ ber Don ©rabe unb anberen ®e«
lebrten föIfd^Ud^ bem $apia3 Don ^ierapolis su«
gefd^ricbene SBerid^t über bie Dier SWarien (DgL
^. ©offtebc be ©root, Safilibe« . . . al§ erfter Senge
für %Iter unb Autorität neutefiamentl. @d^riften,
beutfd^e 3tu§g. Seipj. 1868, 111-118; berfelbe
Derfe^t jebod^ ben ^apiad irrig in baS 12.3abr]^.).
(Sgl. Berger, De glossariis . . . sive de libris . . .
Papiae, Paris 1879 [Thöse].) [ffibn.]
^ayitt, 3 f a a f , erft ^roteftant unb 9(nbänger
ber Sebren ^ajonS (f. b. 3lrt.), feines mütterlid^en
DbeimS, bann ßonDertit unb eifriger 33ertbei«
biger ber fatl^olifc^en Sieltgion, mar ju IBIoiS im
3. 1657 geboren, ©eine pbilofopbijd^en unb tl^eo«
Iogifd^en@tubienmad^te erjuSenf; bann betrieb
er ju Orleans unter ^ajon befonberS baS ®rie«
^ifd^e unb ^ebröifd^e unb mürbe sugleid^ in beffen
©nabenlebre eingefübrt, meldte ibn bei feiner früb
l^erDortretenben Soleranj gegen 3tnber8benfenbe
befonberS anjog. 9JIS Sertbeibiger feines Ob^ intS
aber mürbe er gleid^ btefem ein ©egenftaub ber
Verfolgung feitenS 3uricu'§ unb beffen ©eftn«
nungSgcnoffen. 3m 3. 1683 fab er fidd genötbigt,
©aumur, »o er feine ©tubicn fortfejte, ju Der«
laffen ; bie ^offnung auf eine SlnfteÜung mu|te
er als ^^ajonifl" obnebin aufgeben. 9lun be«
gann für i^n ein flebeniöl^rigeS SBanberleben,
\0
1S83
^ap%
im
tDcId^eS il^n aDmälig bei fatl^olifd^en Jtird^e su-
ful^rte. 3uerft toeilte er ju ^orbeaus uttb ging
(1686) md) (Sttglanb, too er md) anglicanif^em
3litu3 bie SBeil^en em))jing. bann naä^ ^oÜanb.
3n ber ^opung, Dom flurfürpen öon SSronben-
burg eine SnfteOung gu erlangen, tarn er im Saläre
1687 nQ(^ S)eutfd^Ianb, prebigte einige SRonate
in Hamburg unb ging barauf nad^ SBerlin. S)ort
fonb er 3lnfang8 SeifaK burd^ feine ^rebigten;
aDein fein alter ®egner Surieu rul^te nid^t, bi§ er
$apin aud^ in 93erlin unmöglich gemad^t l^atte.
92ad^ einem )tt)eiten ^ufentl^alt in Hamburg er«
^ielt ber tiel »erfolgte enblid^ (1688) eine »e«
rufung als $rebiger nad^ S)an5ig, mar aber aud^
l^ier ben Singriffen Surieu'S nid^t entrüdtt. 9lid^t
lange nad^l^er fül^rte ^apin ben @d^ritt ouS, ben
er fd^on ju Sorbeau; geplant l^aben foll. Sr trat
erfl fd^riftfid^ mit Soffuet in SSerbinbung, reiste
bann nad^ $ari8 unb contertirte mit feiner f^frau
im Januar 1690. Surieu lie^ felbftterftänblid^
biefe ©elegenl^eit nid^t torübergel^en, ol^ne feinen
alten ©egner aufS 9ieue )u t)erungnm))fen ; bod^
blieb $a))in il^m bie redete Slntmort ni^t fd^ulbig
(La tolerance des protestans et Tautorite de
TEglise, Paris 1692; neu gebrudtt unter bem
^itel Les deux voyes opposees en mati^re
de Beligion, Texamen particulier et Tauto-
rit^, Li^ge [Amsterdam] 1713). S)ie legten
Saläre feines fiebenS blieb ^apin 5U $ariS, mo
er 1 709 ftarb. 6ine üoflftänbige Sammlung feiner
Sßerle, bie er felbft torbereitet l^atte, erfd^ien burd^
feinen Setter, ben Dratorianer ^ajon, ju ^ariS
1723 unter bem Xitel Kecueil des Ouvrages
composes par feu M. Papin en faveur de la
Beligion, 3 tom. 3n bie proteftanttjd^e ^eriobe
$a))inS gel^bren bie Essais de Theologie sur
la providence et sur la gr&ce etc., Francf.
(Rotterd.) 1687 ; bie ©d^riften auS feiner fat^o-
lifd^en 3«it mürben ton Soffuet unb bem Sifd^of
Saumartin üon SloiS fel^r gelobt unb empfol^len.
Slu^er ben genannten m5ge nod^ ermöl^nt merbcn
Haereticorum causa juris methodo cognita
et judicata (f. Niceron, Mem. X, 111). (93gl.
[Sfelin J ^iftorifd^eS Sej. s. v. ; Feller, Dict. bist,
s.v.; SRäfe, eonoertiten VIII , 413 ff.; Nouv.
Biogr. gön. XXXIX, 166 s. ; Hurter, Nomencl.
Ht. n, Oeniponte 1 893, 720 sqq.) [31. gffer.]
^apfl (papa, lüamcac, Später) l^ei^t je^t auS-
f d^lie^lid^ ber SBif d^of ton SRom als fid^tbareS Ober«
l^aupt ber ganzen Jhrd^e unb Statthalter S^rifti
auf Srben. Urfpränglid^ mar ber 9lame papa
nid^t nur oHgemeiner 3lamz für bie 93if d^öfe (Cas-
sian. Inst. Praef . n. 2), f onbem mürbe mand^mal,
menigftenS in ber morgenlönbifd^en jlird^e, aud^
niebem Slerifem beigelegt. Sie IBefd^ränlung beS
Stiels auf ben 93if d^of ton 9iom begann im 5. äal^r«
l^unbert, feit bem 8. Sal^rl^unbert legten bie S(Jä})fte
felbft fid^ ben !Wamen Papa bei. ?Knbere Titula-
turen finb Summus pontifex, pontifex maxi-
mus, Ticarius Dei, vicarius Christi. Unter
ben Slnreben ift bie l^öuffgfte Sanctitas yestra
(tua) ober Sanetissime pater, feltener unb (cnie
au^er ® ebraud^ : maiestas, maiestas apostoliea,
excellentia, magnitado, celsitudo, beatitado.
an l^ol^em ®rabe d(^ara!teriftif d^ ift bie Smernuaig
Servus seirorom Dei, bie fid^ bie $öpfk jett
®regor b. ®r. in ben fidlen bei}ulegen ppeges
(S. Greg. M. Vita auct loanne Diacono 2, 1,
bei Migne , PP. lat. LXXV, 87 ; ögL Epist
5, 48 ; 7, 27). — 9leben feiner ©tellung oßCfa^
l^aupt ber Jtird^e ift ber iebeSmalige $ot»fl)nglci4
93if d^of ber @tabt IRom unb bcren Umgebung in
Umfreife ton 40 SRiglien, femer Sqbifc^of ba ;
rbmif d^en ftird^euprotin), f ohne ^rimaS mm 3ta-
lien unb ben anliegenben Sttfeln, eubfu^ ber ein- {
}ige ^atriard^ beS 9lbenblanbeS. $oUtifd( ifl er i
@outerän beS IKrd^enfiaateS (f. b. 9ri). Wkf '.
red^tlid^ ifl er ber erfle @ouberön unter ben ^nP*
lid^en SMten, unb feine ©efanbten, Segaten inb
9{untien bel^aupten aud^ ^ute nod^ onaDenbf^
lifd^en ^öfen ben erften Siang unter ben }^T\S^
®efd^äf tsfüldrem ber terf d^iebenen StegierungoL—
S)ie bem ^apfle als f olc^em guftel^nben 9xi/bt
pflegt man unter ber Se^eid^nung «.^[himaf |If
fammenjufaffen unb nöl^erl^in als primatuB ho-
noris unb primatus jurisdictionis )tt d^ioBe*
riftren. S)er le^tere SuSbrudt bejeidf^netbieeigoit'
lid^e ategierungSgemalt beS Stattl^IteiS (!$#
über bie gefammte Ihrd^e, ber erflere gemi{{e, i^
auf ®runb biefer feiner Stellung gubmunenbe
ißorred^te. Snbem für bie naiveren ^uSful^nnigeii,
mie ft^ biefe 3ttä^k im eingelnen fird^enretP^
geftalten, auf ben Srtifel „^matialred^ beS
^aijfteS" termiefcn mirb, foEen l^ier SDBefen unb
göttUd^e ßinfe^ung beS ^rimateS nur tom bog-
matifd^en @tanbpun!t erörtert unb baran eine
Ueberfid^t über bie ^auptgegner beS ^rimateSon-
gef d^loffen merben. A. SQBefen, Umfang unb
3ioed( ber pöpftlid^en $rimatiatgeu)alt
S)ie fat]^olif(|e ©laubenSlel^re über ben ^rimot
ift auf bem taticanifd^en Sondl burd^ bie Consi
Pastor aetemus c. 8 auSgefprod^n. Kalbest
eS bie 2)efinitton ber i)fumenifd^en @9nobe tm
gflorenj mieberl^olt unb fanctionirt l^at^ eiil&tb(ä
allgemeine Soncil meiter: „SQBir leieren unb e^
flören bemnad^ , bag fraft ber Snorbnung beS
§erm bie römifd^e ^rd^e über alle übrigen ben
$rimat ber orbentlid^en ®emalt beft|t, unb ba|
biefe mal^rbaft bifd^öflid^e ^uriSbictionSgeuxiltbeä
römifd^en ^opfteS eine unmittelbare ifi, g^
meldte bie |)irten unb ©löubigen jeglid^en XiüiS
unb jeglid^en SlangeS, fomol^l j[eber inSbefonbere
als alle inSgefammt )ur bierard^ifd^en Unteroib«
nung unb jum maleren ®eborfam dertiflid^tet finb
nid^t blo^ in ben auf ben (Glauben unb bie Sitten
be^üglid^en S)ingen, fonbem aud^ in benen, ux^e
bie 2)iSci))lin unb Siegierung ber über ben gonjen
SrbfreiS terbreiteten ^ird^e betreffen; fo bo^ bin:^
bie IBemal^rung ber Sinl^eit fomol^I ber @emeis>
fd^aft als beS ndmlid^en @laubenSbefenntmp
mit bem römifd^en ^apfte, bie fiird^e (S^rifK Cine
^erbe unter @inem oberßen ^irten ijt 2)ie|
885
^ap^
1386
P bie 2c^ bet MfoTi\^ SBal^rl^eti, k)on toel-
^ ttieinonb im6e{(^bet feines ©lauienS unb
rincS ^e8 abtoeid^en fonn/ 2)em c. 8 tft ein
Unum brigeffigt, in totld^em brei 93e]^Qu))tungen
cnfurirt toerben: erflenS, ber ^p[t l^obe nur
KiS Vmt bei 9ufjid^t ober Seitung (officium in-
ipeciioms yd cbreotioniB), nid^t aber bie t)oIIe
mb 4ö4fte äucidbicKonSgettmlt aber bie gefammte
Hrd^; }toeiten8, berfelbe l^be nur ben k)or5äg-
id^ern Üntl^, nid^t aber bie ganje güUe biefer
jöd^fien QktoaÜ, unb brittenS, biefe (Semolt
ei nid^t eine orbenüid^e unb unmittelbare aber
rie (Scfommtfird^e toit aber bie einzelnen 9Rit«
jliebec berfelben.
92ad^ bem baticonifd^ ©loubenSbecret i{l bem»
Rad^ bie ))ö))ftlid^e @mali über bie ftird^e eine
bif d^öflid^e &milt, nid^t mit «uSfd^Iui fon-
bm mit Unterorbnung ber orbentUd^en Singel-
Wirten, bie gfeid^f aUS Dom l^eiligen ® eifie gefegt ftnb,
qB 9)ad&f olger ber Spoftel ie eine ^erbe }u meiben
mb iu regieren. 3{l aber bie pdpftlid^e (Semalt eine
Kfctjöflid^e, fo folgt mit 9lot^menbigfeit 1. bag
|ic eine orbentlid^e (ordinaria), b. 1^. bag fie
eine mit bem 9(mte unb fraf t bed 9mted Derlie^ene
ectDott i^, unb ba^ il^re Setl^ötigung nid^t erft
bnr^auBergemb^Iic^elBerl^ältniffe, S^itumftönbe,
Sorfommniffe^ $erfonen :c. bebingt ift (Grande-
rath, Constit^iaones dogmaticae ss. oecumen.
Conc. Yatia, Frib. Brisg. 1892, 221) ; 2. bag fie
eine unmittelbare (immediata) ift, b.l^. eine
Setoalt bie fid^ o^e Sermittelung ber l^ierard^i-
UjOi 9RitteIgIieber, ja aud^ mit Umgel^ung ber»
feCbeii oDen (gläubigen, ben l^dc^ften mie ben
iriebrigften, gegenüber betl^ätigen fann (Grande-
rath 222, aim. 2); 8. ba| bemnad^ alle (gläu-
bigen unb alle ^irten ieglid^en Siitud unb jeg-
li^ Xanged, ieber einjelne mie aUe gufammen.
ben Sefe^Ien unb Snorbnungen be§ $apfteS ftd^
mit mo^rem (Sel^orfam }u untermerfen oerpflid^tet
{inb, mtb jUKir 4. in allen S)ingen, meldte überl^aupt
Segenftonb ürd^Hd^er (Sefe^gebung merben !5nnen.
— 9u8 bem 9Befen ber oberften 3uri§bictiDn§-
geumlt folgt bereu DoUftönbige Unabl^öngigfeit
iNm ieglid^er anbem ©emalt. 9tiemanb barf alfo
Ue Suöfibung berfelben l^inbem ober ben SBerlel^r
beS oberften ^irten mit ber ^erbe lammen ober
beffen IBerorbnungen einer Segutad^tung unter«
toerfen. 3)arum oerurtl^eilt baS l^eilige (Soncil
(o. 3) bie Seigren berj[enigen, meldte bel^aupten, ed
Ctoie biefer Serfel^r bed Ober]^au))ted mit ben
^en mtb gerben erlaubter SBeife oerl^inbert
Mrben, ober meldte benfelben oon ber meltltd^en
ßeuxilt ab^gig mad^en, fo bag fte oorgeben, bie
Mmi Qpoftolif^en Stul^I ober Iraft feiner 9lucto*
cttSt erloffenen 99eftimmungen gur Stegierung ber
Bitd^ l^ten feine Araft unb (Sälügfeit, menn
fie id^t burd^ baS $Iacet (f. b. 3lrt.) ber melt-
Siä)fn (BettMiIt befiötigt mürben.
3m ungemeinen ift bamit ba§ Sßefen be§ 3uri§-
MdionfilnrimateS flargelegt. S)er $apft beft^t bie
Ifile ber bifd^öflid^n @emalt über bie gefammte
ftird^e (S^rifii; er ift ber l^bd^fie ^irt ber ^erbe
(S^rifti, aber nid(|t ber einzige. 9lud^ bie übrigen
93ifd^öfe finb, mie auf bem SSaticanum oft unb
flar l^erDorgel^oben mürbe, malere ^irten beSjenigen
3:i^ei(ed ber ^erbe (S^rifti, meld^er il^nen burd^ ben
oberften ^irten gugemiejen mirb. 9ud^ ber £pi«
fcopat ift gdttlid^er ßinfegung; benn nad^ bem
^ofiel (^g. 20, 28) ift ber Sifd^of Dom l^ei-
ligen (Seifte gefegt, bie flird^e (SotteS }u regieren.
2)er Sifd^of ift nid^t ber SSicar, ^Delegat ober @tea«
Vertreter beS $apfte§; er regiert unb meibet bie
i^m auDertraute perbe in feinem eigenen 9tamen
unb fraft ber SSoumad^t, bie gdttlid^ i{l in il^rem
Urfprung mieini^rerSSerpfiid^tung, unb bie fort»
bauert, aud^ menn ber änl^aber beS apoftolifd^en
Stuhle« fttrbt (ogl. aud^ b. «rt. ^apalf^ftem). —
3m Singeinen ift in ber SüOe ber (Semalt, meldte
bem ^apfte gugefd^rieben mirb, entl^alten: 1. bie
oberfte gefe^gebenbe ®emalt. SDer^apft
allein fann für bie ©efammtfird^e allgemein oer-
pfiid^tenbe (Sefe^e erlaffen unb Seftimmungen beS
jus commune abönbem ober baoon esimiren,
fomeit baS jus divinum nid^t in gfrage fommt.
— 2. SSermanbt mit ber oberften, gefejgebenben
©emalt ift bie ^dd^fte Se^rgemalt be§
Rupfte 8, meldte t^atföd^Iid^ mit bem (Sl^aridma
ber Ünfel^Ibarfeit (f. b. ^rt.) bei ben feicrlid^eu
Sntfd^eibungen über (Slauben unb Sitten oer>
bunben ift. — ®er $aj)ft ijl femer 3. ber
oberjte Siid^ter ber ©laubigen (Conc.
yatic. 1. c. c. 3 : Et quoniam). 3n ieber Stec^tS«
frage, bereu Sntfd^etbung bem fird^Iid^en ©erid^te
guftel^t, bleibt alfo bie ^Berufung an ben ^ßapft offen.
^InbererfeitS bürfen bie Sntfd^eibungen biejed böd^-
ften Tribunals Don niemanbem einer SieDifton unter«
gogen, iu)d^ barf gegen biefelben an irgenb einen
anbem ©erid^t^b^f Berufung eingelegt merben.
„®aber inen biejenigen oom red^tm $fabc ber
äBabrbeit ah, meldte bebaupten, man bürfe k)on
ben Sntfd^eibungen ber römifc^en ^öpfte an ein
dfumenijd^eS (Soncil al§ eine über bem ^apft
ftebenbe ^uctoritöt appeUiren.'' S§ liegt femer
in ber 93efugni| beS oberftm ätid^terS, gu entf d^ei«
ben, meldte Sted^tSföUe er fid^ felbft gur (Sntfc^ei-
bung fd^on in erfter 3nftang referöiren miß. —
4. (Snblic^ ftebt bem ^apfte bie bdd^fte fird^-
lid^e SSermaltung fomie bie ^uffid^t unb
Seitung ber untergeorbneten Organe ber fird^Iid^m
^ierard^ie gu.
Ueber ben S'^^td unb bie Sebeutung bed $ri«
mated ft^rid^t ftd^ ba§ Prooemium ber Const.
Pastor aetemus folgenberma^en au8: „^x
emige ^irt unb Sifc^of unferer Seelen fyii, um
bem beilbringenben SQSerfe ber Sriöfung unoer«
gänglid^e 2)auer gu ftd^em, bie beilige ff ird^e auf«
gubauen befd^Iof|en, in meld^er al§ im ^aufe bed
lebenbigen (Sotted aUe (Slöubigen burd^ ba§ 93anb
€ine§ Glaubend unb Siner Siebe mit einanber
Derbunben fein foUtm. SDamm bot er k)or feiner
SSerflömng ben SSater nid^t bIo| für feine Slpoftel,
fonbem aud^ für biejenigm gebeten, meldte burd^
1887
^apfL
bie ^rebtgt ber 9(|)ofieI an il^n glauben mürben,
ba^ fte alle Sind feien, mie ber @o]^n felbft unb
ber iBater SinS finb. aSßte er alfo bie ^ofiel,
meldte er fi^ Don ber SSelt auSenuäbU l^atte, ge-
janbt l^at jleid^mie er felBjt Dom SSater gefnnbt
toar, |o moUte er auä^, ba| in feiner ftird^e f)irten
unb Seigrer feien bis an baS (Snbe ber 3^ten.
9uf ba| aber ber Spifcopat felbft Sind unb un«
getl^eilt fei unb bur^ ben gegenfeitigen Skrbanb
ber $riefier gugleid^ bie gefammte Stenge ber
@löt^igen in ber (Sinl^eit be§ ®Iauben§ unb ber
@emeinf d^aft bemal^rt n)erbe, f^ai er ben 1^1. $etru8
ben übrigen Slpofteln Dorgefe^t unb in il^m bad
befiänbige ^rincip unb ftc^tbare ^^^unbament iener
boppelten (Sinl^eit geftiftet bamit auf beffen @törle
ber emige Tempel erbaut totxht, unb ber erl^abene
99au ber ftird^e, ber bis an ben ^immel ragen foU,
auf biefeS ©laubenS fjeftigfeit emporfteige."
B. SDer 99ett)ei8 f ür bie göttlid^e ein-
fe|ung beS^apfttl^umeS inber jHrd^eumfalt
bie beiben @ä^e, ba^ ^etrud ben ^rimat Don Sl^ri-
ftu8 erl^alten ^at, unb ba| biefer Primat in ben
r5mifd^en 99ifd^öfen forttebt. I. 9ett)ei8 beS
^rimateS ^etri au8 ber l^eiligen @d^rift.
änbem für bie ^al^llofen ßingelfragen, bie l^ier in
99etrad^t fommen, auf bie reid^e e^egetifd^e, bog*
matifd^e, l^iftorifd^e unb canoniftifd^e Siteratur
Denoiefen tt)irb, über tt)eld^e iebeS größere tl^eo-
logifd^e ^anbbud^ )u orientiren Dermag, foUen ^ier
nur folgenbe ^aupttl^efen erörtert werben. 1. SDem
1^1. betrug tt)urbe ber l^öd^fte äurigbictionSprimat in
ber ffird^e Der]^ei|en (f. ÜKattl^. 16, 13-19).
92ad^ bem l^enlid^en @Iauben§be!enntnig be§
1^1. ^etruS: ^®u bift (SbriftuS, ber ©obn be§
lebenbigen ©otteS" (S3. 16), üer^eifet g^riftuS
feinerfeitS bem 1^1. ^etruS bie Ifterrli^ften SBor»
redete in bem fünftigen mefftantfd^en SReid^e (Sicut
Pater nieus tibi nianifestavit divinitatem
meam, ita et ego tibi notam facio excellen-
tiam tuam ; S. Leo, Serm. 4, 2 [Migne, PP.
lat. LIV, 150]) : ,,©elig bift bu, ©ol^n beS 3ona8,
benn gfleifd^ unb IBIut l^at bir bie^ nid^t geoffen-
bart, fonbem mein SSater, ber im f)immel ift
(95. 17). Unb id^ fage bir: SDu bift ^etruS (ber
3fel§), unb auf biefen Seifen »iB ic^ meine ftird^e
bauen, unb bie Pforten ber^öUe merben fie nid^t
überwältigen" (95. 18). 3n biefem erften I^eile
ber 95er^ci^ung erfc^eint $etru3 aU ba§
Qfelfenfunbament berftird^e. S)ie| jeigt
fd^on ber Jlame tj-3, «fi/s, g-elS, meld^er ©imon
fd^on frül^cr (Sol^. 1, 42) öerl^eifeen mar unb il^m
nun beigelegt mürbe. SDie 93ebeutung ber 99ei-
legung gerabe biefeg 9lamen§ mirb Derftonblid^,
menn man bead^tet, bog ®ott felbft im (^ebr.) SIten
Xeftament mieberl^olt ^relS genannt mirb (S)eut.
32, 15 „gelS beS §"^^8"; 32, 18 „ber gelS".
2 ©am. 23. 3 „ber Q-elS 38racl8" ; ebenfo 3f.
30, 29. ^Jf. 18, 3. 47; 19, 15; 28, 1 „mein
gelS"; Dgl. 3f. 17, 10. $f. 31, 3; 73, 26;
89, 27. 2 ©am. 22, 47 u. f. m.). gS mar alfo
eine gans gemöl^nlid^e 95orftenung, ftd^ ®ott ald I
ba9 unerfd^fitterlid^ unb rnmerfinberUd^ %ml^
ment ber ffird^e befi SIten 93unbed jn b^
9Benn nun ber ÜReffmd feinem Spoflel gleid^ U
ber ©rünbung feiner St\xi^ einen Stonten brilqt
ber bem ^erm im Slten 99unbe gemiffecma^
)u eigen mar, meldte ©teOung mirb batm $dnl
in bem neuen, meffianifd^en Sleid^ dn{mid^
berufen fein? g^riflud erHört übrigens fdbfl Mc
9lamenSänberung. 9tuf biefen gfelS, b. 4. auf Si*
mon $etruS, miQ er feine ffird^e bauen. Sie äöerai
Apologeten mußten ben 92euereni beS 16. 2h4t^
I^unbert9 gegenüber nad^meifen, ba| ^ber gdi'
im jmeiten ^l^eile Don 95. 18 ibentifd^ fei mH
„tS^l^** im erften ©a^gliebe. ^eute ifi bie| n*
nötl^ig, ba bie ©a^e }u üor liegt, ald ba| nne
Dorurt^eiföfreie ^^t]t baran ^meifeln fönnte (ogL
£). $fleiberer, S)a8 Urd^rißent^mn, 99erlin 1887,
541 u. 518 ; 99r. 93auer, ftriti! ber ebongeTifi^
©efd^.in, 99raunf(^meig 1842, 6 ff.; SQolpm
in ber 3eitf(^r. für miffenfd^ftL Xl^eologie 1878^
115). gbenfomenig auffaUenb iftbcrSiidM
IxxXTjd^a, meldten fd^on bie LXX fel^r l^äufig p
brauchen, um baS l^braifd^ hnp^ mieiHErjs^
unb ba^ 95oIf 3§rael, meld^efi fld^ aut 99^^
feiner tJfefte Derf ammelt l^atte, }u b^eid^nen (%«.
16, 3; 20, 4. ®eut. 23, 2 ff . 1 gJar.28,8.
anid^. 2, 5. m, 13, 1). ma^ im 9tten 9aA
lxxX7](Tra KupCou ober 6eou ^ie^, nennt C^ri^
„feine «ird^e'' (djv IxxXTjoCav (loo). S)a8 SM
38rael l^ieg aber nid^t nur bie SBerfammlmtg 9e-
]^oDa% fonbem aud^ bad „C^auS Sel^oDa'd' (%nL
12, 7. 3er. 12, 7. Df. 8, 1 ; 9, 8. 15), mb
fo ergibt fid^ bie IDletapl^er beS grbauenfi siemli^
natürlid^ (1 gor. 3, 9. @al. 2, 9. gp^ 2, 20.
1 Xim. 3, 15. ^ebr. 3, 6. 1 «ßetr. 2, 5). I^ot«
föd^Ud^ ftnb }mei 95orfteIIungen in einanber ge>
floffen. Aber ber ©inn ber bilblid^en SuSbmdS-
meife ift einfad^ unb Aar : gl^riftuS ifi ber Sob-
meifter, fein mefftanifd^eS Steid^ ein ©eböube, tp
richtet auf einem t^elfengrunb, mlä^x ber Wf^
^Petrus ift. SDtefeS gunbament ift fep, unbetueg-
lid^, unerfd^ütterlid^, unDerönberlid^, ba g^rijM,
bie emtge äBei^b^t, ftd^er nid^t meniger meife iß
als ber „meife SJiann, ber fein ^au8 auf Sfelfes'
grunb gebaut l^at" (SKattlft. 7, 24). 3lai^ ber
ange5ogenen ^arabel aber Derleil^t ber gfetfengnab
bem über ibm errid^teten ©eböube t$eftigfett
S)auer unbginl^eit. iffiaS Dom gfunbamcit
nid^t getragen mirb, gehört nid^t ^um @eböubc,
alfo aud^ nid^t ^ur lxxXY)(T{a 6eou. S)ie taL
Beoü ift nun nid^t ein materielle^ ©ebdube, fo»
bem eine 95ereinigung Don aJlenfd^en« SSßoS ober
einer berartigen Sereinigung S)auer imb gin^
Derleil^t, ma§ fie gu einer mirflic^n ®efdlf(^
mad^t, ift bie Sluctoritöt ober bie 95oIImad^t i»
regieren unb auctoritatiD )u bem 3^^!^ P leitOr
beffentmegen bie ©efeUfd^aft felbft inS Seben ge-
treten ift. SDie 91 u c 1 0 r i t & t ift f omit baS imuce
93anb, meld^eg bie eingelnen ©lieber }ufonnneii^
l^ölt, bie ©eele, bie ben moralifc^ Organidmul
belebt unb birigirt. gin ©lieb, boS fid^ ber «ncto-
L889
^ap%
1390
ritfit eit^iel^t, gel^ört nid^t mel^r }ur ©efeSfd^ft
S)a Qlf 0 iitjiV^ bie (Sefammtürd^e auf ^etruS
|lent, giM er il^m gerabe boburd^ bie l^öd^fte ®e«
awlt aber fnne ftird^e. 3)iefe ]^ö(^fte @eaa(t mu|
ibct bctartig fein, ba^ tat ^irflid^feit für bie
Sc|KgIett, i&mer unb Sinl^eit im meffumifd^en
Nct^e iminet gefotgt \^, fo lange ba8[elbe be«
ßel^^cn tDirb. 9Rit anbeten SBorten : S)ie mrd^e j^at
in ber Setl^ei^ung an $etmS aud^ bafi feierlid^
SBerfinrei^ (Sffci% er toerbe bafür forgen, ba^
in $etru(l immer für bie ffird^e ein gunbament
befie^^ toeld^efi fortbauemb feinen Sinfiu^ ber
gfefUgung mü) Sinigung ausübt — SDen äBorten
Cl^rißi toerben alfo biejenigen nid^t geredet, m\d^
in benfelben nur eine 9rt Sl^rem^onang erblidCen.
S)ci S^renoorrong begrünbet feine ^uctorüöt.
Osm^]^ nnl^altbar ift femer bie 9n{id^t $etru§
iDcrbe bcfi]^ ^unboment genannt, tt)eü er als
bei Srfie ben 3uben (^g. 2, 14) unb bamt ben
Reiben (Sfg. 10; k)gL 15, 7) baS SDangelium
becffinbigt l^be. (S^riftuS ift als SBaul^err ber
ihn^ auf geful^rt, nid^t $etruS. Unb loenn anbere
toicbentm ben (Stauben $etri als baS gfunba-
mcnt ber ffird^e betrad^ten, fo l^aben aud^ ^e ntd^t
bk gonge 99ebeuhmg ber SBorte beS Stifters ber
iKrd^e erfaßt : „^n bift ber gfelS, unb auf biefen
Seifen, b. 1^. auf bid^, tt)iO id^ meine ftird^e bauen/
Sie $erfon beS SpoftelS i{l aljo baS ^funbament;
fie ift aber gfunbament burd^ bie Suctoritöt unb
^crrfd^ergemalt; bie ^errfd^ergematt ^inmieberum
»irb $etru8 üerl^ei^en, meld^er eben fein @Iau«
benSbefenntnil an bie ©ottl^eit Sl^rifti abgelegt
IM- S)e|I^Ib fann unb mug man fagen : 92i($t
$etni8 an fid^ unb nod^ tt)entger ber ©laube $etri
on fid^ ift baS f^unbament ber jKrd^e, {onbem ber
ben nml^ren @lauben flar unb furd^tloS Derfün-
benbe ^truS (Palmieri, De Romano Pontifice,
Bomae 1877, 252). 2)urd^ biefe erflörung nnrb
man ber Seigre jener Söter geredet, tt)eld^e mit-
unter ben ®Iauben beS 1^1. $etruS als baS ^unba«
ment ber ftird^e l^inftellen (Dgl. P. Ballerini, De
▼i et ratione primatos Born. Pontif. c. 12 ; Pal-
mieri 246 sq.). S)a| eS femer nid^t angelet, unter
bem 9<Ifmfunbamente Sl^riftuS gu berftel^im (tro^
lereingelter patriftifd^m ©teilen), ift f d^on oft nad^«
)(nnefen tt)orben (ogl. Enabenbauer, Comment.
ja Matih. 11, Par. 1892, 53 ; Bellarminus, De
Etomano Pontifice 1, 10 — 18; Suarez, De-
fensio fidei 3, 10 — 12 ; Nat. Alex. Eist. eccL
jd. Bing. IV, 219 sq.; P. Ballerini 1. c;
Passaglia, Commentarius de praerogativis
b. Petri 2, 3—10. 14 [ed. Ratisbon. 1850];
ächrader. De unitate romana, Frib. Brisg.
1862, 140 sqq.; Palmieri L c. 225—278). —
3n bem gmeitm ^l^eile ber ißerl^ei^ung (93. 19)
niixb baS SBUb t)on ber ftird^e als einem ®eböube
^»eifenod^feftgel^alten. SS iftbonbered^Iüffel-
gcUNitt im SReid^e ber ^immel bie Siebe: „^ä)
iDcrbe bir bie €d^lüffel beS Himmelreiches geben
(dc&oo ooiT&c xXeiBac trjc ßa9tXe(ac tcuv oOpavoiv),
mb tooS immer bu binben nnrjl auf Srben, foD
gebunben fein im ^immel, unb n)aS immer bu
15fm tt)irfl auf Srben, foO aud^ gelöst fein im
^immel." Semanbem bie ©d^Iüff el eines ^aufeS,
einer @tabt äbergeben, ]^ei|t fc^on nad^ bem ge«
möl^nlid^m @prad|gebraud^, mei^r nod^ nad^ ber
SuSbmdtSmeife ber (eiligm @d(|rift, il^n }um SBer-
malter b$ ^aufeS unb feiner @d^ge, )um germ
ober menigftenS gum @tattl^alter in einer @tabt
ober ^rooiu) einfe|en, l^ier il^n }um fiellDertreten-
bm ^errfd^er ber ßaotXeta tcuv oöpavu>v mad^en.
Sem 1^1. ^tmS mirb alfo eine malere ^errfd^aft^
eine malere @malt im @otteSreid^e auf Srben
oerlie^en, unb gmar bie 1^5d^fte (Settxilt unb Slucto-
ritöt nad^ ß^rifhiS, beffm @telb>ertreter er ift.
2)a^ bie Uebertragung ber Sd^lüffelgemalt bie^
unb nid^tS SlnbereS befagt, ergibt fid^ llar gmug
aus bem Sprad^gebraud^ ber l^eiligm @d^rift unb
bem Sufammenl^ng ; benn bei 3f . 22, 22 ]^ei|t
es : ,,3d^ min bie @(^Iä{f el beS ^ufeS 2)aoib feinen
@d^ultem auDertrauen : er tt)irb öffnm unb nie«
manb fann f daliegen, unb er tt)irb fd^lie^m unb nie»
manb fann öffnm" (»gl. baju J. Enabenbaner,
Comment. in Is. I, Paris. 1887, 433). %od^
flarer fpri^t bie ©e^eime Dffenbamng (3, 7) öon
(S^rijluS: ^3)er ^tilxqt unb SBa^r^aftige, ber
ben @d^Iüff el S)at)ibS l^at : er öpet unb niemanb
fd^Iie^; er fd^Ke^t unb niemanb öffnet." (^riftuS
alfo, ber bie @d&lüf|el beS ^aufeS S)abib l^t unb
öffnet unb fd^Iie|t nad^ feinem eigenm, freim (Sr-
meffm, g^ftuS, ber l^öd^pe §err in feiner ftirc^,
t)erfprid^tfeinem9))0fieIbie@$IüffeIfeineS9teid^eS.
(Sx mad^t i^n fomit }u feinem @tattl^Uer unb be«
fleibet il^n mit feiner etgmm ©ewalt gerabe fo
mie er il^n aud^ gum gfunbammt feiner ftird^e
mad^t, obgleid^ er felbft baS unftd^tbare unb bor«
gügU#e gunbammt feiner ftird^e ift unb bleibt
^uS beiben 93ergleid^m erl^eUt unjmeibeutig bie
©tettung beS l&I. $etmS in ber fünftigm Ihrd^e
gl^riftt: er mirb fein ber ©teaocrtreter ß^rifti
3ft in bem SSorangel^mbm bie l^öd^fte, fteüoertre-
tmbe ®ett)alt in ber ftird^e bem 1^1 $etmS im
allgemeinen oerl^ei^en, fo toirb meiter^in bieSinbe-
unb Söfegetoalt, b. ^. bie l^öd^fte gefe^gebenbe unb
rid^terlid^e ©emalt in ber ftird^e, bemfelbm «poflel
Derliel^ S)a| eS fid^ um bie gfüHe ber begüg-
Itd^en (ättoalt l^anbelt, erl^eUt auS bem quod-
cunque, tt)eId^eS nur burd^ bm 3^^^ ^ ^td(|e
begrenjt ift ; unb ha^ eS ftd^ um bie 1^ ö d^ ft e (Se-
malt bcmbelt gel^t barauS l^erDor, ba| bie iBor«
fd^rif tm bejm. IQerbote feiner anbem Sefröftigung
bebürfen als ber beS f^immelS. — 9BaS baS
Sinbm unb Söfm bebeutet mu^ auS bem @(n:ad^«
gebraud^ ber l^eiligm @d^rift unb ber SluSbmdK-
meife ber bamaligen mie ber fpöterm rabbini-
fd^en Sd^ulm eruirt merben. SS fielet gunöd^fl
fefl, ba^ ligare, 6eiv, no« in ber SBebmtung über-
bieten, unterfagm" borfommt (®an. 6, 8. 9.
14. 16), mie aiäererfeitS solvere, Xueiv, n-wn in
ber Sebeutung Don ^erlaubt erflörm, erlauben".
SDie Stabbinm l^attm gu erflärm, maS nad^ bem
@efe|e ÜRofeS' erlaubt unb maS berbotm ttKit.
1891
^apfi.
1892
ffiicfe SrnÄruttßett aitt, auf weld^e gerabc im
aRattl^öuS-ßDanaelium fo oft Segug genommen
wirb, mürben allgemein al§ eigentU(i^e @a^ungen,
eigentlid^e ®efe^e angefel^en. äBer alfo bie99inbe-
unb Söfegemalt befag, fyittt nad^ jübif (i^em Segriffe
bie ^oMaä^i, allgemein Derbinblid^e @a^ungen
anfsufteüen, jn üerpflid^ten, ©efe^e ju erlafjen.
9lber menn man aud^ gugeben moEte, bie 99tnbe-
unb Söfegemalt l^abe bei ben Stabbinen nur barin
bejtanben, bafe jie aut^entifc^ erflären fonnten,
toai nad^ bcm @efe(e erlaubt unb toaH verboten
fei, f 0 folgt bod^, bef onberS in ^nbetrad^t ber Sigen«
art be9 9teuen SunbeS, ba| bem ffi. IßetruS bie
^öd^fie SegiStatbgemalt übergeben mürbe. $etru8
batte nömlid^ burd^ bie Sinbe« unb fiöfegemalt
bie SßoSnmd^t erbalten, autbentifd^ }u erflören unb
feftjufc^en, ma3 im ^Jieueu Sunbe, in ber ffird^e
Sbriftt erlaubt, maS nid^t erlaubt fei. SDie 92orm
mar nid^t mebr baS ®efe^ Wofed', fonbem baS
@efe^, bie ficbre, bie Otätbe, meldte SbriffaiS ge-
geben bat. SDen Seift (Sbrifti foEte ^etruS er-
flören, unb ^mar mit toHtx SluctoritSt, fo ba| bie
®löubigen in ibrem @cmiffcu uerp^id^tet fmb,
ibr ficben banad^ eingurid^ten. SBaS fmb aber
berartige SrHärungen tllnbered als @efe(e? Unb
nmS ift bie Vollmad^t, berartige SrHörungen gu
erlaffen, Rubere« ald bie böd^fte SegifilatiDgemalt ?
UebrigenS ift ed eine ermiefcne Sbatfacbe, ba^ fid^
aud) bie SoOmad^t ber jübifd^en (Sefe^eSlebrer
nid^t blo^ auf bie autbentifAe Interpretation ber
beiligen @d^rift befd^rönfte, fonbem ftd^ auf baS
gcfammte SieligionS- unb ^taatdmefen bed au§-
enoöbUen ^o\M auSbebnte. So mirb aud^ bem
bl. $ctrufi bie auSgebebntefte ficgiSlatitigcmalt oer-
beiftcn, ber felbftoerftänblid^ eine eben) omeit gebenbe
licbterliAe @eioalt entfpre^en mu^. @uare) (1. c.
n. 15) fagt babcr mit ^td^t: Potestas ligandi
atque solvondi non est alia nisi potestas
legos ferendi, quae homines ligent seu ob-
ligont. voletianipuniondi aut censuras ferendi
aut siniilia onera iniponendi vel auferendi
(Dgl. aud) Knabenbauer, Comment. in Matth.
n. 50 sqq.\
2. S'cni bl. ')$etTu$ mürbe bie ^rimatialgemalt
aber bie gefammtc fiirdie nidjt blo^ DerbeiBen, ion-
bcm aud) tbatfäd)lid) verlieben. Sei ber legten '
^rf d)cinung nad) ber 9uf erftebung fragte ber öerr \
feinen 'Äppftcl. auf ben er feine ffirie ju bauen, bem '
er bie Sd)iünel be4 ^^immelreicbe« ju geben, unb j
ben er mit ber bödiften Sinbe* nnb'äölegcQNiU )u '
befleiben perirri?d)en batte (i. Sc'b. 21, 15— IS):
..lüiebft bu micb mebr M biefe ?" ^]>emi§ antmor-
tele: ,§0. <>erT, bu »eist, bas idb bid) liebe.* *Xann
iagte er 5u ibm: ^SSeibe meine Sämmcr' {'pizxz
Ta apWa fio'j\ darauf fragte er ibn »iebcium:
,Simcn. 3ona4*€cbn, lieK; bumid)?* ^-etiur
fprads JU ibm : .öen. ba ireist. bcfe id) bi4 liebe.*
ttorauf 3tiu* iagre: pSJeibe meine S^bafe* ^nc:-
jiai%£ ri rrp&iaTj iio-j [al. ri rpoiar.a aou]».
(?r fragt ibii enblidj jum britten Slale: ,£imrn,
3tonj«'£rbn. liebfibamid)?* ^^ni:4ann3KTete:
„^err, bu meigt WitS, bu mei^t bog id^ bi^ ßebe,'
unb 3efu§ fagte : ,,SBeibe meine Sd^fe" (ßonu n
7cp6ßaTa (jiou). 9uf bie feierlidbfte SBeife, oberer^
nad^ breimaliger Setl^euerung feiner Siebe, toitb
alfo bem ^I. $etru8 ber Sluftrag, bie ^erbe S ^
)u meiben (ßöoxeiv) unb )u leiten (roipaivctv).
SDie t)olIe Sebeutung biefeS Auftrages ergibt fi^
au§ ber Srmögung ber einzelnen aDlomente. Scr
ben Auftrag gibt, ift Sbnftud, ber als ^trt um
ben ^ropb^ten t)orl^ert)erffinbet loar (S). 84, 17.
Snid^. 5, 4), ber ftd^ f elbft ben guten ^irten nomt,
meld^er fein Seben für feine @d^afe l^ingibt n^
ibnen baS emige Seben gibt, ber feine S^afefoot
unb l^inmieberum t)on il^nen gefannt mirb (3o^
10, 11 ff.). SbriftuS ift alfo ein^irt, er^cinf
|)erbe, }u meld^er alle biejenigen gehören, bie nf
feine Stimme boren unb ibm folgen, b. b. olle @län>
bigen. 6r gibt iebod^ feine ^erbe bem (L $cmä
ni^t }u eigen, fonbem nur iura SBeiben. S<ä
SBeiben einer SRenf d^enmenge bei^t ni^tä Snboä
als fte leiten unb regieren; fo le^rt cS ber Simifr
gebraud^ f omobl bei ben profan- ime bei ben bei^
ligen Sd^riftfteUem. €S ift bie| fo mobr. hei
j. %. in ber b^iligen Sd^rift bie aBoxte .^
unb „ff önig" unb ebenfo „meibm" unb ^legiaa'
ooaftönbig ft^non^m fmb (3f. 44, 28. 2 ftcn. 5, 2;
7, 7. gs- 37, 24. «IM. 22, 1. TOicft. 5. 2.4. Kül*
2, 6; ogl. Paknieri L c. 292 sqq.). S^eSen
bei 3ob. 21, 15 ff. befagen alfo eine tshäfe
^errfd^ergemalt, meldte $etruS, unb imax te
aüein, k>erlieben mirb über aQe, nxidie in Sbcsz
ibren oberften &erm unb (»inen anexfczses ZE^
}U beffen gd&afen geboren, alio audb ibr: fa
Slpoftel unb bereu 9kd^foIger. 2if»e öci^te
gemalt über bie gefommte Rii&t vi cbci ^ir &«
matialgemalt. ^}\t ooUem diedjte DezTin: ^:tlc
bie Const. Pastor aetemus «c. It t>ie rda.
ber bl. $etruS fei „nidjt Den ßfcnfcä >nn oo
\\xm f^ürften aller ^poftel im^ juz n±:toE
^^üupte ber gansm ftreiicnbcn Rrrfbt m?M
morben", ober ^bereite babe rr-n tirtzr. iiigig
^erm 3efuS (Sbriftuä nur ^e^ $itz:r r«r fes,
nidbt aber ben ber mabrenuni rgcniiÄicEjci"
biction birectunb unmittelbar eiri'siian:'.
3. ^nruS -bat nadb ben ^en±rn; Sc jEäja
Sdjrif l ben 9?onang unier ben Xrr^iclr toä te»
fefienunbben "ißrimüt au§c;ci:bi. S^ic^btt
junäcbü ÜU5 ber £batia±e. iis is: bn: Äwfc
fatülogen ber bl. Sdjrifi ginrr. zrrjx: ^k A
Stelle einnimmt. Sen G^nn-^ *irrr:n: iäcna
bie Süangclincn bürin jU T:r.^r^. b::*; tmc us
Öerm ber 3iame 'JJcmi« cc::cbc: snzJif •'5RaäL
iO. 2 n. Sicrc. 3, 16 n. ^^z:. ä I4 r. Sk
1. IS». 3üki:cit:n ^cu:c^ t:e t^rnnc-r laurvii
&i jjl£t" auTou C^crxa": i; r!*v sItu- Jütd-l 8t.
Suc. S. 45; 9. S2; ^^l. 5}:2nt.. :6 7. inc-i
14. 37 : 5. 2^»^ ^:e ici Ärrr'c ^^r Ejipte. too*
racicr.>e Stcüür.; hvxtz ^i:brrr>dc^ lia±atjp
nug cn. £u4'clbr bc\:;: T".cr:.::' L Prinni:
Simon, qui dieitu Peuiis. « JLnzreu in«
ejus eic. n:? ttz ?lu5^r*:i prin.::* r.iterifflt»
1898
^ap\t.
1394
cPc &äU bcm fßter ober ber (Ertüfil^Iung nod^,
onbctn imt bei SButbe nacl^ begeid^nen fonn. 91I§
pber (Erfte" enoeist ^ßetruS fiä) anä) burd^ bie
tfyxk, bnm ton il^m gel^t bie Anregung gut iffiol^I
ImS nenen 9))ofleI8 au8, unb er leitet ben SSßal^I-
£t (Sti0. 1, 15 ff.); er Oerlänbet guerft am ^ftngft-
eß ben Suben bie frol^e 99otfcl^Qf t ; er öffnet gu«
cft ben ^ben bie Ißforten ber ffird^e (^pg. 10,
. ff.) ; er ^ricl^t auf bem ^(poftelconcil boS ent-
^benbe SBort (Spg. 15, 7 ff.) ; er befud^t guerft
lle @emeinben oon 3uböa, ©alilöa unb ©amoria
apg. 9, 82 ff.) ; baS ©trofgerid^t aber 9lnania8
ob @ap]^ira toSgiel^t IßetruS (^pg. 5, 1 ff.).
pSRon fiinn alfo in SQSal^rl^eit k)on il^m fogen, er
Kiic bie erfien ©laubigen toit bie erften |)eiben
K bie ftird^ aufgenommen, baS erfte SBunber
Otter ben Spofteln gemirft, ben erften Ungel^or«
amen geftraft, ben erften^öretifer (@imon9Ragu§)
mft ber iKrd^ auSgefd^Ioffen, bie erfte ffir^en«
lifUation geleiten, bem erften Soncil pröfibirt.
Die gange erfte apofioUfd^e ffird^e l^at in Ißetrug
i^rni lebenbigen, ftd^tbaren 9)^ittelpunft. ftönnte
nt ghimat bed ißetrud beffer burd^ bie Xf^aU
ia^ beleud^tet toerben?" ($. Strang, Sipo«
i)gie beS e^riftent^umS m, gfretburg 1888,
124.) 3)er $rimat tritt eben f o in bie £rf d^einung,
Wfvt man efi ben S^tnftönben entfpred^enb bei
Mr Cinigleit ber erften d^riftlid^en ©emeinben unb
i^ ^rten, bei ber Sel^r- unb ätegierungSgemalt
Mr Spofiel, bei bem äteid^tl^um ber Sl^ariSmen,
M ber Sugenb bed lird^lid^en Organismus t)er-
Bfinftiger Sßeife nur enoarten fann. SDag fpecieU
Mm $1. $aulu8 in ber SteUe @al. 1, 18 (t)gl
eib. 22) eine Snerfennung beS ^rimateS im
\fi. gktruS Dorliegt, bat nid^t blog bie öltere Sse«
jcfe (Sl^fofiomuS, ^ictorinuS, §ieront)mu§) ein«
geje^en, fonbem felbft bie mobeme, t)orurt|eilg«
\mt Ihitü beginnt ber SBal^r^ett 3^ugnig gu
pben (SBeigfadTer, 3(poft. Seitalter, greib. 1886,
12). 3a felbft baS iBorfommni^, t)on bem ®al
2, 11 ff. bie 9tebe ift, ift tt)eU el^er eine Seftöti»
jnmg baf ür, ba| ber SSöIferopoftel in $etru8 feinen
Sorgefej^ten fal^, als eine praftifd^e Saugnung ber
^irimatialgemalt (ogt. Palmieri 305 sqq.).
II. gfortbauer be§ Primates in ben
rdmifd^en 99if45fen. 63 ift geoffenbarte
Bol^r^, ba| ber ^rtmat beS ffi. $etrud in ben
cihnifd^en SSif^öfen beftönbig f ortbauert (f. Const.
Pastor aetemus, c. 2). 3n biefem @a(e liegt
Ue boppeKe Sel^ctuptung: ba^ ber $rimat bed
|L $etruS nad^ göttlid^er Slnorbnung in ber ffird^e
^nttefteben foS, unb ba| ber iebeSmolige Sifd^of
Mm Xom Xrdger ber ^rimotialgemalt ift. SSaS
)m erften $unh betrifft, fo fpre^en für bie ftSn-
4ge 9ortbauer beS ^rimoteS biefelben lBen)eife,
wüifyt bie Sinfe|ung bedfelben barlegen. IßetruS
P ia bad Sfunbament ber ftird^e, unb biefeS f^unba«
■Ott ift ber ®runb, toamm bie Pforten ber ^ölle
fU^ 6^en bie Jhrd^e oermögen. $etru§ femer
kpUbft bie Srüber im @Iauben gegen bie 9ln-
iBi|tmigen beS @atan8. 9!un aber foQ nad^ ber Sn-
orbnung beS ^erm bie auf $etru8 gegrünbete
ffird^e bis an^§ Snbe ber Seiten fortbefteben unb
aOen @türmcn, totlä^t ber böfe gf^inb gegen fte
beraufbefd^toören tt)irb, trogen. äBie fönnte fie baS,
menn fie Oon i^rem gfunbamente, baS ibr nad^
bem Ißlane bed gdttlid^en 93aumeifter8 ftraft unb
Seftigfeit oerleiben foO, loSgeriffen tt)öre? SBie
tt)ürben bie trüber ftanbbalten, ttenn ber feblt,
ber fte im 9(uftrage Sbrifti im @Iouben beftörlen
foO? GS ift femer obm gegeigt, ba| burd^ lieber«
tragung ber @d^lüffelgemalt, ber 99inbe« unb Söfe«
gemalt, beS böd^ftm^irtenamteS über bie gefammte
|)erbe SbriftuS bem mpoftelfürftm bie bbd^fte 9uc«
toritöt in ber ffird^e Oerlieben b^tj baburd^ aber
ift ber gu grünbmbm focialen (^efeüfd^aft ibre
eigentbümlid^e ^orm aufgeprägt. SbriftuS bat ibr
bie monarcbifd^e ätegiemngSform gegeben. @o
lange alfo biefe (SefeQfd^aft, b. b- bie t)on SbrtftuS
gegrünbete jtird^e, f ortbeftebt, tt)irb fte aud^ in ber
Don SbriftuS gemoOten t$orm fortbefteben, alfo
unter IßetmS unb ber ibm oerliebenen $rimatial«
gett)aU ; fonft bbrt fte ebm auf, bie ff ird^e Sbrifti
gu fein. 2)ie ffird^e unb bie ^rimatialgeuxilt,
meil ftd^ gegenfeitig bebingenb unb ergöngetd», Jinb
alfo nad^ göttlid^er Snorbnung gteid^ emig. &aS
oaticanifd^e Soncil t)em)irft bamm auSbrüdtlidb bie
9Reinung, eS fei nid^t auS 6^bnftu8 beS ^erm
felbfteigener ^norbnung ober fraft göttlid^en
Sied^teS, ba| ber fjl $etm8 im Primate über bie
gange jtird^e beftönbige 9tad^foIger bobe (Conc.
Yatic. 1. c. Si quis). SSenn aber berfelbe Sanon
tt)etter befagt, ber römifd^e Sifd^of fei ber jiebeS«
malige Snbaber ber ^rimatialgemalt, fo ift bamit
aud^ einfcblte^Iid^ erflört, ba^ ber SBifd^of Don
SRom mit ber bbcbften ©emalt in ber jtird^e traft
göttlid^en äted^teS befleibet fei, mag man nun Don
ber Sontrot)er|e, ob $etm§ auf auSbrüdtlid^en
Sefebl ©otteS ben römifd^en Sifd^of gu feinem
9lad^foIger im Primate beftimmt babe ober nid^t,
benfen mie man miQ (t)gl. M. Canus, De locis
theol. 6, 8, ad 10; Bellarmin., DeBom.Pontif.
2, 12; Palmieri 326 sqq.). S)a§ ißaticanum
bat biefe grage nid^t entfc^ieben. 9Ran unter«
fd^ieb t)ielmebr genau gmifd^en ber 9tad^f olge felbft
unb ber ^Irt ber 92a^foIge. S)ie 9la^foIge be§
^apfteS im oberbirtlid^en ^mte bembt auf Sbrifti
änorbnung; bie %xi ber 92ad^foIge, ba^ eS nam«
Ud^ ber römifcbe 99tfd^of unb nid^t etma ber Don
Sntiod^ien fei, ift burd^ bie Xbat beS bl- $etm8
begrünbet. SDefinirt ift fomit nur ber ©a^: „3)er
9iad^folger beS b^. IßetmS auf bem Sifd^ofSftuble
in 9iom ift fein 92a^foIger im $rimat fraft gött«
Itd^en StecbteS'' ; nid^t aber ber anbere @a^: „SDer
92ad^foIger beS % $etmS im Primat traft gött«
tid^er Slnorbnung ift aud^ ber änbaber beS römi«
fd^en StubleS traft göttUd^er ^norbnung" (ogl.
Granderath 137 sqq.). S)ie 9tad^foIge im Pri-
mat ift burtb ben göttlid^en Stifter ber ff ird^e an«
georbnet, bie unertäglicbe Sebingung ber 9lad^«
folge aber ift tbatföd^Iid^ ber S3eft^ beS römifd^n
99if d^ofSftubleS. SDief e Xb^tf ad^e mu^ auf biftori«
1395
^apft.
1896
fd^em SBege ermittelt toetben. 2)q§ SSaticanutn
(1. c. c. 2) toeiSt barauf l^in, ed fei in allen ^^x»
^unberten befamit gewcfen, ba| ber l^eilige $etru8,
ber prfi unb bod f^aupt ber %po\Ul bte ffirc^e
Don ä^om felbft gegrünbet unb mit feinem S3Iute
eingeiDei^t l^obe, unb ba^ femer berfelbe l^eilige
3(})ofteI immerfort in feinen Jlaci^folgem, ben SBi»
fd^öfen be§ römifd^en Stul^IeS^ lebe, ben SJorfi^
fü^re unb ba3 ätid^teramt übe.
1. SDie ©rünbung unb fieitung ber ffird^e in
9tom burd^ ^truS ift eine fo mol^I beglaubigte
Xl^atfad^e mie toenige anbere in ber ©efc^id^te ber
Urfirc^e. 3n ber Slpoftelgefd^id^te ftnbet ftd^ menig-
ftenS eine gel^eimni^DoQe Snbeutung : „&x reiste
an einen anbem Ort" (^pg. 12, 17) ; benn biefe
mirb k)on fatl^olifd^en S^egeten meift auf eine
SReife beS ^poftelS nad^ ^om gebeutet (ogl. ben
%xt $etrud, Slpoftel). SS mar bie^ um baS
3a]^r 42. SDaS S^ü ber Steife ift nid^t angegeben.
— Sei auf merffamer 2ef ung beS SRömerbriefeS beS
1^1. $aulu8 legt ftd^ ferner ber @ebanfe nal^e, ha\i
ixt ^l^riftengemeinbe in 9tom il^re ©rünbung unb
99Iüte unb i^r ^nfel^en nur einem ber ^auptapoftel
öerbanfen fönne (ogl. SRöm. 1, 8; 15, 20); mer
foUte biefer ^oftel fein, menn nid^t $etru8?
Sine fpötere Slnmefen^eit beS SIpoftelS in Stom
begeugt fd()on gut ber erfte $etru§brief (1 ^etr.
5, 13: Salutat vos ecclesia, quae est in Ba-
bylone coelecta, et Marcus filiusmeus); benn
unter Sab^Ion fann mit ben meiften unb beften
S^egeten nur SRom Derftanben merben (f. b. 9lrt.
Sab^Ion I, 1822). S)a femer ba3 Dierte (£t)an-
gelium ben SRart^rtob mie aud^ bie Xobe§art bed
^oftelfürftcn al§ unter ben fleinafiatifd^engl^riftm
bcfannt öorauSjcbt (Sol^. 21, 18 f.; Dgl. Sangen,
®efc^. b. röm. Äirc^e I, 43), barf eS nid^t be-
fremben, bag ungefäl^r glei(^5eitige OueQen auc^
ben Ort beS ÜRart^riumS genau fennen. SDer
Srief be§ 1^1. 6!lemen§ Don ^om, fpöteftenS um
93—97 in Som gcfd^ricben, bejeit^net nömlid^
^ap. 5 unb 6 beutlid^ genug SRom al§ @d^aupla^
beS 9Karti)rium§. 3wcrft mirb ber erl^abenc TOar»
tprertob ber beiben möd^tigften Säulen ber ftird^e,
$etmS unb $aulu3, ermahnt. S)iefen Snönnem
aber merben Diele anbere beigefeUt, bie „unter
unS" (Iv :^|i.tv), b. Ift. ju SRom, in bie Derbiente
©lorie eingegangen fmb. S)a8 iv tjjxTv mirb aber
nod^ naiver erläutert burd^ bie Sefd^reibung ber
ÜJlarterfcenen. mie fie fic^, fo mcit man meife, nur
in Siom unter ^ero abgefpielt l^aben (Dgl. Funk,
Patres apost. I, Tubing. 1887, 67 sqq.; Tacit.
Annal. XV, 44). SQBenige Saläre fpäter fd^reibt
SguaHud Don Slntiod^ien (Dgl. Funk 1. c. 213 et
XLV) an bie SRömcr, er fönne il^nen nid^t befehlen
mie IßetmS unb $aulu3 zc. Sr mei^ alfo, ba|
bie römifd^e ffird^ unter ber Seitung be§ !^l. $etm8
geftanben l^at, fo jmar, bafe er^il^r münbli^ unb
unmittelbar feine Slnorbnungcn jufommen liefe,
©inen weitem S^W^ wnter ben opoftolifd^en
Sätem fül&rt gufebiuS (H. E. 2, 15, 1) an,
wenn er erjäl^lt: ;,aKarcu3, ber Segleiter beS
^l. $eimd, fd^rteb auf Sitten ber SUmn: jn 9m
fein (SDangelium nad^ bem, toaS ^jktmS bort iwü
getragen l^atte."* gfür biefe 9nga6e beruft er ^
auf Siemens Don Sllesanbrien (ge|l. 217 in ^
l^ol^em Slter) unb auf ^iaS, Sif^of Don ^
rapoliS in ^l^r^gien, ber nad^ 3raiftu8 (Adv.
haer. 5, 83) @4|üler beS 9poftd6 Sol^mmcfiinb
t^reunb bed 1^1. ^ol^forp mar. 3n allen biefn
3eugniffen ift bie ©rünbung ber rdmifi^ SMft
bur($ ben Slpoftelfär^en mel^t angebeutet als
flar auSgefprod^en. Siel beflimmter brötfen p(|
bie ©d^ftfteOer beS 2. Sal^rl^unbertS au8. !Bb>
n^ftuS Don Sorintl^ fd^ibt um 170 an bie Ain|e
Don Siom: „Somit l^bt il^r burd^ eme rai'
bringlid^e ßrmal^nung bie Don $etruS mä> ^
Ins 5U Stom unb gu ßorintl^ angelegte pbi-
}ung mit einanber Derbunben. S)emt beibe 1^
ben Samen beS SDangeliumS aud^ in Cornd|
gepflanzt unb und gemeinfd^aftli^ untetrü^tet
gleid^mie fie aud^ in Stolien an Qänem Orte ge*
le^rt unb jur f elben 3^ ben SRart^rertob erittim
baben'' (Eus. H. E. 2, 25, 8). f$für 3rmäit«, ber
balb nad^ ber SDlitte beS 2. Sal^unbettt m^
9tom fam unb bie Succeffion ber Sifd^öfe in bn
ßauptfird^en )u feinem Specialffaibium waift,
ift ber ^ufent^alt beS l^L $etrud in ber SBdt^
ftabt fomie bie ©rünbung ber boriigen ffit^e
burd^ benfelben gleid^faUS eine auSgemo^fte X^
fad^e. @o fagt er (Adv. haer. 3, 1) : „Otat^finl
bat unter ben ^ebräem in i^rer @d^rift (Spraye)
eine Soangelieufd^rift b^tauSgegeben , wSifttA
$etm§ unb $aulu3 )u ätom prebigten nnb bie
ff ird^e grünbeten." (Ibid. 3, 3): ^9ber meileSjs
lang märe ... Don aOm ffird^en bie SmtSfolgni
aufsu^öblen, fo ermöbnen mir nur bie Don ben
Spofteln ftammenbe Ueberlieferung ber größten,
älteften, aUbefannten, Don bm beiben Dome(m{ien
^pofteln 5U IRom gegrünbetm unb aufgeri^tetrn
ffird^e." S)er ^ufentbalt beS 1^1. $etm8 in %»
ift inbe| fo gut burd^ bie einftimmige Ueber-
liefemng beg gan^m SlltertbumS beglonbigt, ba|
eS überpiüfftg ift, weitere 3^ugniffe an}ufä]^
„S)o6 ^etmS in SRom gewirft bat,* fagt S)öl-
linger (&bnftentbum unb Aird^e, Xegenfibutg
1860, 313). „ift eine fo DoQftönbig begeugte, jo
tief in bieöltefte ©efd^id^te eingreif eTd>e3:b<^a(^,
ba^ bemjenigen, ber bie^ al8 eine Sid(|tiing dcp
wirft, folgered^t bie gange ältefte ©efd^i^te bei
ff ird^e in S)id^tung ftd^ auflöfen ober bod^ Döflig
unfi^er werben mu^" (Dgl. Tert. De praescr. 36;
De bapt. 4; S^ajuS Don Stom bei Ea8.EE.
2, 25, 7). 9leueftend würbe bie tüfrage Dortnf-
lid^ bcbanbelt Don Sobann Sd^mib (ißetruS tu
SRom. Supern 1892). SSJenn bemnadb ber fluf"
enthalt unb %oh ^etri in 9iom ald feftfte^nbe,
biftorifd^e %f)a\\aä)t angefeben werbm muB, fo
Derftebt eS ft^ Don felbft, ba^ er aud^ ber fieitcr
jener ff ird^e war bis }u feinem glorreid^ Zob.
@egen biefe Sd^lugfolgerung b^^t felbft Sippufi
nid^tS einguwenben (f. Sabrb. für proi i^
[1876] 562). 2)ie SKd^tigfeit berf elben ergibt fuli
1887
^ap%
1898
iBdft oitS bcn ^iftorifd^ S^Ontffen gut St)iben}.
Da^ $€tTuS ber erjk Sifd^of ber emigen @tabt
(ODefen, t^ ber (Sloube ber @efammt!ir^e toentg«
tmS feit bem Anfang bed 8. Sal^rl^unbertS ; biefe
Ba^i^ bebarf l^tgutage feines SBemeif e§ mel^r.
Dad Soiflel^mt $etrt i{l aber t)on t)tel alteren
Indien beglaubigt. ßlemenS Don 9iom nennt
ktntS unb $aulu8 nid^t nur ol fie^torot xal
auit)6TocTot oToXot, fonbem aud^ btjUo^ icoXrteu-
dE|uvoi, unb ägnotiuS ton Sntiod^ten anerfennt
Id^faUfi^ bo^ bie beiben Spofielfürften in 9lom
II Sefel^Ienbe aufgetreten feien: oöy (i>c nitpoc
a\ llauXoc diaTa(790)i.at 6fiiv. 2)eutltd^er fpre^n
ebo4 bie 3^gen bed 2. 3al^rbunbertS. @c^on
oS 3<ugni6 bed SrenöuS fiir ftd^ genommen ift
idOgältig ; benn „toa% ü^n an ber römifd^en jKrd^e
itteceffirt/ fagt Sit)fiu8 (a. a. £). 596), ^ift nid^t
Kif t>erfönlid^ @d^id!fal beS $etm8 atö fold^ed,
onbcm bie burd^ il^n unb ^auIuS gemeinfam DoH«
|ogene<8rünbungberrömi{d^enJNrd^e". Siid^tiger
väAt man fagen : ^31^n intereffirt nid^t f o fel(|r
^ (Brihtbung ber ftird^e atö fold^e, toie bie opo«
[tolifdde Succeffton." Um nömlid^ ben ^öretifem
Senüber bie äBabrl^t ber fatl^olifd^en Seigre su
leifen unb }u Dertl^eibigen, fül^rt er auS, ba| bie
Kei^folge ber Sifd^öfe ununterbrod^en l^inauf-
cei^e bis }tt ben Spofteln. SDiefer Sifd^ofgrei^e
m Stom, bereu erfier ^truS, bereu le^ter Sleutl^eruS
(174 — 189) ijl, mol^nt baS xaRw^H-« 'crjc (iXY)[>e(ac
tnne. Suf biefer SSorauSfe^ung berul^t bie ganje
Bemcidful^ng bed 3ren&u§. SBie bötte er aber
mögen fönnen, feine gange Apologie auf biefen
rinen 9en)ei8 gu bauen, ujenn er t)on befjen ^alt"
borfcU nid^t DbQig übergeugt gett)efen tt)äre? Unb
Brie l^ötte ein fo l^od^gebilbeter 3Raxm mie 3renaud
Mm ber ^altbarteit feiner Argumentation über«
(otgt fein fdnnen, menn er ft(| nid^t k)orerft t)on
bu SBol^rl^eit ber ©runblage, nömlid^ be§ römi«
fd^ Spifco|)at§ $etri, ubergeugtl^ötte? 9(n feinem
^gni| fonn alfo nid^t gerüttelt n)erben (f. Adv.
hfter. 3, 2, 8 ; 3, 8). SDer % $etrud loar f olg-
[ii^ Sifd^of Don Stom. S)a§{elbe erbeOt übrigeng
md^ aud ^egeft)))) (Eus. H. E. 3, 2 ; Dgl. Lightf oot,
dement of Borne I, London 1890, 201—345),
ntd bem SBud^e gegen 9rtemon (Eus. ib. 5, 28, 3),
M bem ®ebid^te Adv. Marc. (Append. ad opp.
Pert, bei Migne, PP. lat. 11, 1077), auS Cypr.
jSp. 55, Firmil. (Inter opp. Cypr. Ep. 75, 17
ed. Hartel]) ; ebenfo au% aUen alten ^a))ftfata«
ogen. & ijl überhaupt bie Ueberjeugung ber
,efammten fiird^e aller Sal^rbunberte, ba| ^truS
oiter bem Sinflu|i ber göttlid^en iBorfe^ung nad^
iiom gefommen fei, bie bortige Jhrd^e gegrünbet,
«n Spifco))at bafelbft bis gu feinem ^obe oer*
Hattet unb im SJiart^rertobe aUe IßrörogatiDen
ptner ^hrimatialgemalt ben red^tmägigen 92ad^'
olgem auf ber Cathedra Petri übertragen f^aht
}»fi. Qjrpr. Epp. 43, 5 ; 55 ; 59, 7 et 14; 71, 3 ;
rs, 7; 76, 17).
2. 2)er biftorifd^e yiaä^xotiQ für ben legten @a(
rieb ftd^ natürlid^ Derfc^ieben gefialten nad^ ber
iBerfd^ebenbeit ber Seiten. 9Bie baS Cl^rifientbum
f elbft, f 0 tritt anä^ ber ^rimat in ber befd^eibenften
9orm in bie SBelt. SDad Sßefen i|) baSfelbe, bie
Srfd^einungSform ift Derfd^ieben. 68 barf bie^
nid^t befremben; fo ift ed bei faft aUen Don (Sott
geiDoUten Snftitutionen ; fo ift e8 namentlid^ bei
ber Aird^e. SDer ^err felb{l b^^t bad SBitt) Dom
@enf(5mlein unb oem auSgemad^fenen 99aum ge«
brandet, um baS SBad^dtl^um ber ffird^ gu Deran«
fd^auUcben. SQSaS Don ber JNrd^ überbau))t gilt,
trifft felbftDerftänblid^ aud^ bei bem ^auptfactor
in ber Organifation ber ffird^e gu. Sa§ ^(kxpft"
tl^um trat wobi in ben erften Seiten nid^t mit
einer ÜRad^tfuOe toxt im ÜRittelalter äu^erli^ l^er*
Dor, aber baS ^rincip ber Sinigung unb auctori«
tatioen 99eberrfd^ung aller ©lieber befi lebenben
Organismus ber ffird^e, ber eigentlid^e ^rimat,
ift aud^ in aUen Venoben ber flird^e tl^ätig, toxt
im golgenben !urg gegeigt totthtn foH
a. 2)er Primat beS römijd^en Sifd^ofS
in ben brei erften Sal^rl^unberten. S)a8
attefte @d^rif tftüdt be§ d^riftlid^en ^Itertl^umS nac^
ber beiligen @d^rif t ift ber Srief bed römifd^en Sie«
mens, beS britten 3nl^aber8 ber r5mi{d^en Satl^ebra,
an bie @emeinbe Don Sorint)^. ärenöuS (Ady.
haer. 3, 3, 8) nennt ben ©rief ixavü>TaTT)v, Sigbt-
f oot (Clement of Borne 1, 69) ahnest imperious.
S)er SSerfafler fprtc^t febr auctoritatiD. SSittai er
fielet eS für feine ^flid^t an, eingugreifen, unb
mxm ü^m Sinige aud^ nid^t gel^orcben tooUtttt, fo
l^abe er bod^ gerabe burd^ biefen Srief feine $flid^t
getl^an, unb bie SSerantmortung f aUe auf bie SBiber*
(pönfHgen (c. 59, 1.2; 62; 68). ÜJlanl^taaer-
bingS auf ben Umftanb @txoxä)t gelegt, bag ber
@d^reiber beS IBriefeS nur im 9tamen ber ffird^e
Don Kom fd^reibe, babei aber feinen 9tamen forg>
föltig gel^eim l^alte. SDie Xl^atfad^e ift rid^tig.
Xbat|a^e ift eS aber aud^, ba^ SIemenS, ber S3or»
fteber ber römifd^en Sbnftengemeinbe, ber 9}er-
faffer beS SBriefeS ijt. 68 fragt fid& nur, mer ber
Kroger ber in bem Briefe auSgebrüdten 9(uctoritöt
ift, ber 93orftel^er ober bie ©emeinbe. 2)er blo^e
^uSbrudE „bie römifd^e ftird^e" ober, tottin man
miU, „bie römifd^e ßb^ftengemeinbe'' entfd^eibet
offenbar bie f^rage nic^t, ba felbft baS SSaticanum
(Const. Pastor aetemus c. 3) fagt: „Sßir leieren
unb erflören bemnad^, bag traft ber Slnorbnung
beS germ bie römifd(ie JHrd^e über aUe übrigen
ben $rimat ber orbentlid^en ©ettmit beftfet.'' &
fommt alfo nur auf bie f^rage an, mer über]^au))t
nad^ ber Sluffaffung beS 9UertbumS bie @emalt
l^atte, ber 99i{d^of ober bie ©emeinbe. S)ie Snt-
mort ift gegeben fomol^I in ben @d^riften ber
^poftel tt)ie aud^ in ungöl^Iigen anberen @d^rift«
ftüden ber apoftolifd^en mie nad^apoftolifd^en SAt
3tDeimaI fd^reibt ägnatiuS Don ^ntiod^ien ber
römifd^ iKrd^e ein 93orfteberamt gu (Ep. ad
Rom. Inscript. i^xtc xal rpoxaOrjTai iv t6icq>
^cüpiou *Pcüjxaicüv — xal irpoxadrjfievr) t^c d^a-
öjc). 92ad^ bem @prad^gebrauc^ beS 1^1. SgnatiuS
(Trall. 18, 1 ; Rom. 9, 3; Phüad. 11,2; Smynu
1899
*opp.
1400
12, 1) ^ai man unter dTamf) einen ,,Siebe«Bunb*,
eine in Siebe t)ereinte Sl^riftengemeinbe, an ben
angeführten ©teilen eine einjelne Äir^e ju öer»
Men, nid^t ,,bie Siebe^t^ättgteit", in ber Ueber-
jd^rift beS SRömerbriefeS „ben SiebeSbunb", bie
Äird^e überl^aupt. ®ie^ um fo mel^r, al3 boS
3eittt)ort irpoxad^jöai immer ein „oorPel^en",
„regieren" u.f. m., nie aber ein „ftd^ auSgcid^nen"
bebeuten fann. Unerflörlid^ toäre aud^ ber ®e-
netiD, tt)enn 3gnatiu§ l^ätte fagen mollen, bie r5>
mifd^e fttrd^e jeid^ne ftd^ ftetS burd^ SSerfe ber
Siebe au8. S)ie römifd^e ^ird^e fte^t Dielmel^r „an
ber Spi^e bed gangen, großen, k)on Sl^riftuS auf
^etruS gegrünbeten Sunbed ber Siebe, todd^er
im E^riftentl^um reolifirt bie SBelt überminbet"
(Sd^anj, aipologie HI, 339). glafpfd^ für ben
Ißrimat mie für bie Unfel^Ibarfeit ift bie Stelle bei
Iren. Adv. haer. 3, 8, 2 : Ad hanc enim ec-
clesiam propter potiorem (al. potentiorem)
principaUtatein necesse est omnem convenire
ecclesiam, hoc est eos, qui sunt undique,
fideles, in qua semper ab his, qui sunt undi-
que, conservata est ea quae est ab apostolis
traditio. 9lm einfad^ften lautet bie Ueberfe^ung:
„2)enn mit biefer jtird^e mu^ jebe ffird^e megen
i^reS l^öl^em SSorrangeS übereinßimmen, b. 1^. bie
@Iöubigen t)on überaUl^er, meil inil^r immer t)on
benienigen, meldte Don aUen Seiten l^er ftnb, bie
a))oftoIifd^e3:rabitionbemal^rtn)orben ift." Mer»
bingS l^at man faft an iebem 3Bort biefer Stelle
in t)erfd^iebenjter äBeije beuteln rnoUen ; allein ber
Sinn miberftel^t aUen e^egetif d^en ftünfteleien. SDie
SteDe ift unanfed^tbar. Sie fielet übrigens in ber
)eitgeni^ffi|d^en Siteratur nid^t allein, ^ud^ %tx»
tuQian erfennt ben römt{d^enlBi(d^öfen einen $rin«
cipat }u unb gibt nur ber allgemeinen ^uffaffung
9Iu§brudE, menn er nod^ al§ ÜRontanift, freiließ
fpöttifd^, ben Sifd^of t)on SRom Pontifex maxi-
mus, Episcopus Episcoporum unb bad Don
bemfelben ertafjene 6bict al§ peremtorifd^ ent-
fd^etbenb unb allgemein binbenb begeid^net (De
pudicitia c. 1 ; Dgl. Adyersus Praxeam c. 1).
— 95on ®i)prian ift „ber ^Primat be§ römijd^en
99ifd^of§fi(e3 über aUe übrigen . . . unummunben
anerfannt, mie benn aud^ bie Sejeid^nung prima-
tum teuere Don bem römi|d^en Spifcopat mieber-
^olt bei il^m Dorfommt/' fagt Sd^enfel (SReoI-
(Snqtlop. für proteft. Sl^eologie VII, 1. 3lu|!.,
566). 3n ber Sl^at ift ß^prian ber grfte, ber nid^t
nur in feinen ©riefen ben Primat beS römifd^en
S3ifd^of§ t^eoretifd^ unb praftifd^ anerfennt, fon>
bem il^n aud^ auS ber 3bee ber ürd^Udgen (Sinl^eit
miflenfd^aftlid^ ju begrünben trad^tet (De unitate
eccl.). SDer SSifd^ofSpt öon Kom ift il^m bie
Cathedra Petri unb bie ffird^e Don SRom bie
lauptfird^e, bie baS Ißrindp ber (Sinl^eit be§
kieftertl^umS unb ber ©efammtürd^e ift (unde
unitas sacerdotalis exorta est ; Ep. 59, 14 ;
Dgl. 43, 5; 55, 8). ®en ®runb ber audori-
tatiDen SteUung bc8 römifd^en Sifd^ot§ finbet er
immer in ber SBürbe beSfelben als 9iad^foIger8 be§ I
1^1. betrug. SeIb{linber®Iut]^]^i|ebe8Attnqifcl
mit einem 9tad^f olger bed l^L $etru8 in einer ^
deOen f^frage eif ennt er nod^ bie ^rogatinen bei
Stul^Ied Don Stom an, menn er aud^ in ber Äf^
regung SuSbrüdte unb SQBenbungen gebrrnu^, ik
in il^en Sonf equenjen toenigflenS mit feinen tntii
erfannten unb oft auSgefprod^en Snmbfä^
im Sßiberfprud^ flel^en. ®erabe f o ifl c8 mit p^
milian, bem ftampf genoffen bed 1^1. Ci^nm 6
beftreitet nid^t, ba^ Stephan 9lad^f otgei beS ^ ft^
tru3 fei, unb gibt f ogar ber Suffaffung bcc Se-
ammtfird^e SuSbrndt, ba^ Stepl^ alO 9s4'
biger beS ^I. ^etrug bie Sinl^eü ber ftir^e ji
ma|ren ^abe, fürd^tet aber, ba^ burd^ beffen So*
galten in bem ftegertaufftrrit bie fitd^H^e £b'
l^eit gef ftl^rbet merbe (Ep. 75, 16 inter epp. Cfpr.).
%xoi ber gemaltigen Oppofltion, bie fi^ sirt
gro^e unb blü^enbe ffird^enproDingen anäK(ste
unb 9Rönner mie S^prian unb gfirmilion an ifm
Spi^ l^atte, mad^te fid^ bod^ bod StnignigS-
princip ber römifd^en Satl^ebra fo fel^ getob,
bog gar bafi) bie uralte römifd^e ^ra^iS, toü^
Step^anuS entfd^ieben Dert^eibigt l^tte, in te
® e|ammtürd^e Slufnal^me fanb. ^el^nlid^ ^onb ber
%aü einige Sal^rgel^nte frül^er ^mifd^en $opftSidDi
unb 3renöu§. 3ener l^atte ou8 guten (atiünben
Derfud^t, bie Sinl^eit aUer Aird^en in Segug mi
ben Xag ber Ofterf der l^eijuf ül^en. Sin Xl^
ber fleinafiatifd^en 99ifd^5fe ^ielt aber trojf bn
SDlal^nungen Don Seiten 9iom6 an ber alten ^jkosil
il^rer ftir(|en f eft, unb SSidor glaubte ®runb genig
gu l^aben, gegen biefeßen mit S^communicatiim
Dorjugel^en (f. b. ?lrt. Ofterfeierftreit). Ob bie-
felbe t|atföd^Ud^ Derl^ongt ober nur angebro^toor,
Iöf;t fid^ nid^t mit Sid^erl^dt aud ben Oudlen
entnel^men. ^ür ben $nmat ift baS aud^ gleü^
gültig, benn ed genügt, bog SMdor für ft$ bod
Sted^t nid^t etma bIo| beanfprud^te, fonbem ein*
fad^ DorauSfe^te, gange ffird^n auS ber@efannnt«
fird^e, ber xoiv9j Svcutic — ix xotv^c evdxTiTo; —
auSguf daliegen. 9lod^ begdd^nenber ift eS, ba^
bieieS SRed^t Don niemandem, aud^ Don Stendnä
nid^t, in 3tDdf el gebogen mürbe, obgldd^ ber $apji
bie Snal^nung l^ören mu|te, er foUe fid^ grölertr
9RiIbe befleißen unb l^ierin feine SSorgönger nod^
al^men, meldte bie afiatifd^e $ra^8 miüibeftenS
gebulbet Rotten (Eus. H. E. 5, 24, 10). gür bie
^nerfennung bed ^rimateS fdtenS ber morgen*
länbifd^en fiird^en bidd unS bie ftird^engefd^iiltt
ber erften brei Sal^rl^unberte nod^ onbertDeüige
Seifpiele. ^ot^farp !am nad^ 3tom, um mit $opfl
Sinicet unter Ruberem bie gfrage über bie Ofierfeier
gu befpred^en (Eus. H. E. 4, 14, 1). ^epppnS
unb 2h:enöu3 gingen nad^ 9tom, um bort bie Don
ben 9(pofteln überlieferte Seigre fennen gu lernen;
ebenf 0 gegen Snbe beS 2. äal^rl^unbertd SiberduS,
Sifddof Don f)ierapoIi§, ber Don fid^ fagte: (Chri-
stus) me misit ut regiam contemplarer et re-
ginam viderem stola aurea et cidceis anreis
indutam, et populum vidi ibi habentem si-
gillum splen^dum (Dg(. de Rossi, Inficriptt
401
*a^)fl
1402
Ivist n, 1, Bomae 1888, p. XII sqq.). S)io-
itfbiA b. Or. fd^rieb betreffs ber jte^ertaufe on
Egfiitfi IL, mtb als @ninb feines Schreibens
iU$Tte er an: ^bamit id^ nid^t ine" (Eus. H. E.
; 9, 1). 2>crfdbe Sifd^of toarb in 9iom regelred^t
nf ^eteroboiie angeflagt. S)iont)fmS, ber 92ad^-
)Iger beS X^ftuS, griff aOfogleid^ ein, erüärte in
em einen Sriefe an bie Snflöger bie ortl^obose
tfyxt über S^fhtS unb f orberte in bem anbem ben
iqbifd^of txm SIesanbrien auf, ftd^ 5u red^t-
»ligen. Siefec iffat eS bereitminigf) unb ben)ieS
cuntt nid^t nur bie Sorrectl^eit feiner Seigre über
;i^flu8, fonbem auc^ feine Untenoürftgteit unter
cn Sif^of ton Stom. S)tefe SSorgönge benu^te
onn ber l^L ütl^anafiuS in boppelter SSetfe gegen
ie Srioner. ..STfienS", fagt er, „l^at 2)iont;ftuS
on SIcsanbrten ftd^ DoUftönbig gered^tfertigt, alfo
Itainen i^n bie Srianer nid^t unter bie äl^rigcn
Sielen; )tt>eitenS l^t 2)ion9ftuS k)on 9tom ben
5o|. ber @o]^n®otteS fei ein ©efd^öpf. Der-
QOif en, alfo ift bie Seigre ber ^rianer f c^on tangft
Hm SDen anatl^atifirf (De sententia Dio-
17BÜ n. 13 [Migne, PP. gr. XXV, 500]).
iSiefe Xl^tfad^en f))nd^ laut genug, ^el^nlid^
jatte fd^on am Anfang beS 2. Sal^rl^unbertS
SgnatiuS Don Sntiod^ien an bie SRömer gefd^rieben
;8, 1). 9lud^ liegt eine Slnerfennung ber potior
principalitas SRomS barin, ba^ bie 5a|lIofen
)Areti{d^ Secten ber erften Sal^r^unberte fo gut
sie bie fpötem SnfangS immer bie Snerfennung
wa €dten beS rdmifd^en 93ifd^ofS erftrebten, bann
ibcr, ba bie| eben nid^t anging, menigftenS in 9tom
ji4 feflsufe^en fud^ten. @elbft ni^tc^riftlid^en
(htifen entging bie 99ebeutung beS S3ifd^ofS t)on
Rom nid^t; benn nad^ bem 3^ugniffe S^prianS
[Ep. 55) toöxt für ftaifer SDeciuS bie 92ad^ric^t,
nn 92ebenbul^(er fei il^m im Sieid^e erflanben, er*
trfigKd^ geteefen als jene anbere „Don ber i&olffi
)eS $rief!erS ®otteS }u Stom". SBefannt ift gleid^>
[oflS bie Sntfd^eibung beS AaiferS 9urelian (270
Ms 275) in ber ®aä)t beS e^communicirten unb
ibgefe^ten ^ul Don @amofata: berjenige foQe
in ben Sefi^ ber ffird^engüter Don ^ntiod^ien ge«
kmgen, toüd^tt mit ben 93ijd[)öfen StalienS unb
mit bem 93if^of Don 9tom in brieflid^em SSerfel^r
^€ (Eus. H. E. 7, 30, 19). — fflar tritt alfo ber
JiuriSbictionSprimat ber römifd^en IBifd^öfe über
)it gefammte flird^e f d^on in ben brei erften Sal^r-
|imberten beS G^riftentl^umS ^erDor. S)iefe %\)aU
a4ie iDirb l^eutgutage felbft Don f old^en anerfannt,
Deld^ bie gdttlid^ Sinfe^ung ber R\xä)t unb beS
ßritnated in Sbrebe fteUen (Dgl. % ^amadt, Sebrb.
i. Dogmengefd^. 1, 2. 5lu|!., greib. 1888, 404 ff.).
krgebttd^ l^t man ftd^ bemül^t, bie ^uctoritöt
cd römifd^ Sifd^ofS als Srfolg ber „römifd^en
)eir{d^fiii4t'' }u erflären. 2)enn }umal bei ben
IMpflen ber erften brei äal^rl^unberte, bie meift
on ben ftatafomben auS bie fiird^e leiteten unb
nbctn Hielf ad^ nid^t einmal Stömer maren, ift nic^t
cnfbor^ ba^ fie Dom äidmergeniuS getrieben mor-
cn frio^ bie fBät }u regieren. 2)er l^L $etruS
magt in feinem Briefe an bie Sl^riftengemeinben
in äfien 9iom nid^t namhaft gu mad^en unb nennt
eS99abQlon; ber 1^1. SlemenS unterbrüdt feinen
eigenen Flamen. Seibe fd^rieben am 93orabenb
einer blutigen SSerfolgung; [le fd^rieben offenbar
nid^t aus ^errfd^fud^t , fonoem meil il^nen bie
@orge für bie auStoörtigen ftird^en onoertraut
mar. gl^re 92ad^folger traten als 99ifd^öfe ber
Sifd^öfeaud^ bann auf, menn fte nur unter äugen*
fd^nlid^er XobeSgefal^r ibre SDlad^t gebraud^en
ober, rid^tiger gejagt, il^rer $fli(^t nad^fommen
fonnten. SDlönner, benen ber SRart^reriob {eben
SlugenblidE Dor ber @eele ftanb, liegen fid^ fd^mer*
lid^ Don ^errfd^fud^t treiben, jtein $apft in jenem
fturmbemegten 8. Sal^rl^unberi burf te l^offen, eines
natürlid^en XobeS gu fterben; ber @tul^l $etri
mar Don Anfang an in bem 99lute feiner Snl^aber
getauft, ©leid^mol^l berid^tet bie ff ird^engefd^id^te
gu Derfc^iebenen SD^alen, fo lüdfenl^aft fonft i^re
Serid^te über j[ene erfte $eriobe naturgemäß fein
müflen, baß bie köpfte aud^ möl^renb jener ^eriobe
ber Verfolgung als SBal^rer ber Sinl^it beS ®lau>
benS unb ber SiSciplin auftraten, unb jmar immer
bann auftraten, menn berfelben ©efal^r brol^te:
Vidor im Ofterftreit, S^^Qrin gu ©unfien
f d^merer @ünber gegen SRigoriften, Stepl^an in ber
ffe^tauffrage, ^ion^fiuS, um baS ^auptbogma
beS @l^riftent^umS , baS S)ogma Don ber (äott«
l^rit Sbnfti, }U Dertl^eibigen u. f. m. IRid^t bie
^ö|)fte l^aben alle biefe S^agen aufgemorfen ; fte
grijfen erft bann ein, menn bie 92ot](| eS erl^eifd^te :
bie SBal^rung ber SReinl^eit ber geoffenbarten SBa^r-
l^rit ift nad^mdSbar baS 9)totiD il^reS ^nbelnS,
nid^t QfyC' unb ^errfd^fud^t. Sbenfo menig Der«
banft bie römif^e itird^e il^re tl^tföd^lid^e $ri-
matialgemalt i^rer Stellung als fiird^e ber ^aupt*
ftabt ber SBelt, ber SRefibeng ber Smperatoren.
®iefer ©ebanfe ift unerl^ört Dor bem 6nbe beS
4. Sal^rl^unbertS, mo 9{eu"9iom feine anmagenben
Slnfprüd^e nur auf ben £itel, äiefibeu) ber ff aifer
5U fein, ftü^en tonnte, meil eS feine Dome^meren
Sitel l^atte. ^(nberS ftel^t eS mit ber römijd^en
ffird^e. S)iefer fommt nad^ SrenäuS eine potior
principalitas gu, meil fie gegrünbet unb geleitet
mürbe Don ben^poftelfürften; il^re ^rärogatiDe
befielt nad^ Sertullian barin, ba| i^r ber Slpoftel«
fürft nid^t nur fein 931ut, fonbem aud^ „bie ganjc
Seigre" Dermad^te ; il^re d^arafteriftifd^e Sigenfd^aft
finbet S^Qprian barin, ba| fte in einem gang be*
fonbem @inne „ber @tul^l Ißetri" unb bie CueUe
ber bifd^öflid^en Sin^eit ift. @d^on Diel frül^er
l^atte SilemenS Don ben Sorintl^em (Sel^orfam ge«
forberi nid^t auf @mnb feiner Stellung in ber
SBeltl^uptftabt, fonbem meil ber l^eilige ®eif}
burd^ x\)n }u i^nen rebe, unb @tep]^n forbert
Untermerfung unter feine Se^re, meil er als 92ad^
biger beS 1^1. $etmS il^nen befel^le, eine Sigm-
d^aft, bie meber Spprian nod^ gfirmilion in 9lb-
rebe gu fteSen magten. Ttid^t beS XitelS Don 99i«
fd^öfen ber SBeltl^uptftabt rühmten ftd^ bie
9!a^f olger beS 1^1. $etmS ; flol} burftm fie Diel-
1407 $a))il 1408
tt)u|tfein ber gefantmten fatl^olifd^en SBelt. Slucl^ filieren. 2)ie ftoatfid^ ^(uctoritfit erl^ob bamit vn
ber 1^1. IBafUiuS f^ai mö^renb be§ langen antiod^e- 5um ®e(e^ beS &aaM, uxiS inner^lb ber Staift
ntfd^en @(i^i§ma3 benfelben nie in 3^^if^^ 9^' Idngftf(!^on allgemein Snerlemtunggefunba^
gogen. 6§ mar für il^n ftet§ ausgemalt ba^ nur S)enn aud^ ^ieroni^muS, ber longjal^rige %iaxA
berjenige ber »al^re SBifd^of t)on ^ntiod^ien fein beS ^ßopfied S)amafu8, fagt (Adv. Jovin. 1, 26):
fönne, meld^er mit 9tom in SSerbinbung ftel^e. 93er« Propterea inter duodecim onus eligäxir, iifc
fd^iebener ^nftd^t fonnte man nur barüber fein, capite constitato schiBmatis tollatixroccuio.
ob 9tom iebeSmal bem äBürbigften feine fird^Iid^e SDenn eben gur SSermeibung ieglid^r SpaUnng ii
SSerbinbung angebeil^en laffe. äBa§ für Sntiod^ien ber ffird^e ift ber Primat eingcf e^ (p^ DiaL t,
galt galt felbflDerftönbUd^ aud^ für Slesanbrien Lucif. 9). Sarum fonnte ^ieronpmtiS \pMiai
unb Sonftantinopet. 3laä) bemfelben ©runbfa^e (Ep. 130, 16) ber 2)emetria8 feinen beffecn M^
entfd^ieb im antiod^enifd^en (Streit ber f atl^olif^e geben al§ : Hlud te pio caritatis affeota pna-
flaif er @ratian, ut aedes sacrae iis traderentur, monendum puto, ut S. Innocentii, qui apoefah
qui cum Damaso communicarent (Theodoreti licae cathedrae . . . successor . . . est, teneiB
H. E. 5, 2). S)er Snt jd^eib l^at für ben faifer« fidem; nee peregrinam, qoamvis tibi pnidens
li^en @d^üler be§ großen ^mbroftuS Don 97lai« eallidaque videaris, doctrinam recipiaa. Soc
lanb nid^tS ^uffaSenbeS. SDenn festerer fprad^ e§ nad^l^anbeltebergro^efiird^enlel^rerauddfdbjipdl
mieberl^olt au§, bag nur ha bie malere ftird^e fei, befotü)erd gur Qtit beö antiod^enifd^en Sd^teL
mo $etru§ lel^re. 3n feiner fieid^enrebe auf feinen S)ie Slntiod^ener, fd^reibt er an $a)ift Skunafni
SBruber @att)ru8 (Migne, PP. lat. XVI, 1306) (Ep. 15), Rotten ben @prad^gebraud^ eingcfS^
ergäl^lt er, Sat^ruS l^abe an einem fremben Orte, man foEe t)on brei ^^poftafen in bei l^eifiga
mo e§ il^m ni^t flar mar, ob bie bortigen Se« SDreif altigfeit fprec^en ; um aber nid^t in Ih» Snf
mol^ner red^tglöubig feien ober nid^t, einfad^ an Don ^äretifem )u fommen, beriefen fte fi(( aif
ben Sifd^of ber @tabt bie f^^age gefteUt, ob ber- il^re ftrd^Iid^e ©emeinfd^aft mit S)amafuS. 3nigt^
f elbe mit ber römifd^en ffird^e in fird^Iid^er ®e* meife marf ^ieron^mud alfo ben Sn^gem bei
meinfd^aft ftel^e. S)er römifc^e Stul^I ift bem 9)leletiu8 l^öretifc^e ©efmnung Dot; bejei^noik
1^1. SrnbrofiuS ber @tu]^I $etri, unb ba, mo $e« ift aber, ba^ bie ©emeinfd^aft mit Stom gegen hm
tru§ ift, ba ift bie ftird^e. „^etruS felbft ift eg, ^erbad^t ber ^örerieSid^erl^eit gemalerte. erfeOip
gu bem er (Sl^riftuS) gefprod^en f^ai : ,S)u bift mar im Sm^tf ^l meld^er ton ben brei ^ßarim
$etru§« unb auf biefen Seifen miO id^ meine ftird^e in ^ntiod^ien er ftd^ anfd^Iiegen foOe. 3ebe fu^h
bauen/ SSo atfo betrug, bort biejtird^e; mo bie il^n gu geminnen, aber: Ego interim clamito:
flird^e, bort fein 2lob, fonbem baS emige Seben" Si quis cathedrae Petri jungitur, mens est
(Enarr. in Ps. 40, n. 30). „diejenigen l^aben Meletius, Yitalis, atque Paulinus tibi haaren
bad @rbe $etri nid^t, bie $etri @tu|l nid^t l^aben, se dicunt. . . . Obtestor beatitudinem taam,
ben fie in gottlofer Trennung jerrei^en'' Pe poenit. . . . ut mihi literis tuis, apud quem in Syria de-
1, 7, 33). 3m 9(uftrage unb 9^amen be§ SoncilS beam communicare , significes (Ep. 16, 2).
Don 9tquileia rid^tete ?lmbrofm§ ein ©d^reiben an — S^x Seit, aU fid^ ^ieron^muö megen ber ori-
bie brei jfaifer @ratian, S3alentinian unb 3:^eo- geniftifd^en ^önbel mit bem 99ifd^of 3o^amieS
bofiu§, morin e§ l^ei^t: „6§ mu^te eure SJlilbe Don Serufalem übermorfen l^atte, trdftete er ^
angerufen merben, fie möge nid^t erlauben, bog unb Rubere bamit, er l^be ben (Slouben SRoBä«
bie römifd^e jfird^e, ba§ ^aupt be§ ganzen römi> beffen ftd^ aud^ bie ffird^e Don SIesanbrien rü^
fd^en 6rbfreife§, unb Jener l^od^l^eilige ©laube ber unb baS genüge, um ftatbolif gu fein (Ep. 63, 2;
Slpoftel in SSermirrung fomme; benn Don bortl^er Ady.libr.Bufin.1,4). 9tad^ bem @))rad(igebrott4
flief;en bie ^td^U ber el^rmürbigen ©emeinfd^aft ber3eitmaraud^fonft„r5mifd^er"®Iaubeibenti)4
auf aOe au§" (Ep. 11, 4). Sßie ©ratian, fo mit Jatl^olifc^er'' @laube, gerabefomie bie tat^
fprad^ fein SJlitfaifer Xl^eobofntS. S)ie ©laubenS- lifd^e ff ird^e f d^on bamalS bie römif d^ fiird^ ^
einl^eit im Siömeneid^e l^er^ufteQen, lag il^m Dor — 7. 3m ftampfe gegen ben^elogianiSmuS
Mem am |)er}en.^(Iein als einem mal^rfaftfatl^o- gaben mieberum bie Ißapfte bie enbgültige Snt*
lifd^en iJ^üi^ten fonnte il^m nid^ts femer liegen, als f d^eibung. S5Ieftiu§ , ber ®enoffe beS $elagm8
eigentUd^e ©laubenSbecrete }u erlaffen. @3 mar (f. b. %rt.), mar auf einer S^nobe Don (Sart^
bieg iebod^ aud^ nid^t notl^menbig, er brandete unter Sifd^of SlureliuS (411) Derurtl^eilt moä^
nur bie aHgemein anerfannte ®Iauben§regeI ^um Sr fei mit bem Slnatl^em belegt unb au§ ber d^*
@taat§gefe^ gu ergeben. S)emnad^ foEten aUe lid^en ©emeinfd^aft audgefd^Ioffen, bifi er bie il^m
Untertl^anen ben (Slauben feftl^alten, quam divi- Dorgemorfenen ^rrtpmer anot^ematifire, ]ifm
num Petrum Apostolum tradidisse religio bie (S^nobe an $apft Snnocen} L (401— -417).
usque nunc ab ipso insinuata declarat. SDiefe Söteftiud appeQirte nad^ 9iom, ging aber ni^t
^Religion aber fei offenbar biejenige, meldte je^t bortl^in, fonbem nad^ (Spl^efuS, mo e8 i^m gelang,
ber ^ol^epriefter SDamafuS befolge unb $eter, ber bie ^rieftermeil^e }u erlangen. SDKttlermeüe f^
S3if(^of Don Slesanbrien, ein 9)tann Don apofto« \\i) ^elagiuS in ^löfüna ^nl^önger }u genmn«
lifd^er |)eiligfeit u. f. m. 3bxx mer biefeS ®efe^ gemußt unb eine @Qnobe in S)ioSpotiS 1^ i^
beobad^te, folle ben 9lamen ^fat^olifd^er g^rift" fogar für ort^obos erflört. 9(uf bte9iad^rid^^*
1409
$aD|i.
1410
um tarn m ftortl^go 416 eine neue gtof;e S^nobe
priommen, beflötigte gunöd^ft bie ^efd^Iüffe ber
hfi^em @Qnobe (411) unb manbte ^ä) bann an
Den Qpoftottfd^ @tu|l iel^ufS Approbation aQeS
btffcn, toaS biSl^er t)on ben afrUanifd^ 93i«
ftfilöfhi in €ad^en bed ^lagiuS gefd^el^en mar.
irSHejen Sorgang l^ben mir bir, unferm ^erm
nd) 9niber, mittl^etlen gu foUen geglaubt, ba«
nit imferen geringen Sefd^Üiffen bie Siuctoritöt
M opofloßfc^ Stul^Ied }u ^t\l werbe (ad-
liibeatar) pro tnenda salute mnltorum et
nionrndam perversitate etiam corrigenda
[Higne, PP. ht XX, 565). 9lad^ «uSeinanber-
fejptng ber Seigre fügten bie Sifd^öfe bei : Yere-
muTy ne apud te ista ipsa commemorando,
auae majore graüa de sede apostolica prae-
oicas, mconyenienter facere yideamur. @ie
{c]^en femer torauS, ba^ bem ^apft aud^ bie
Arten bier S^nobe ton 2)io3poU8 unterbreitet mür-
ben; loenn ficl^ ba aud^ l^eraugftellen foQte^ ba|
^logittS freigufpred^ fei, möge bod^ ber 3rr«
l^um felbß, ber fc^on bei fielen fid^ tierbreitet l^abe,
taxd^ ben apofioH[d^en ©tul^I anatl^ematifirt mer«
ben. ihtrje 3^ borauf mürbe eine @Qnobe in
Stflebe geleiten, meld^er ber 1^1. Sluguftin bei«
M^nte. 3n bent Briefe berfelben an ben $apft
l^orfd^t berfelbe Xon mie in bem @d^reiben ber
G^nobe toon Sortl^ago. S)er apoftolifd^e Qbx\fi
8e8, non bem man ein Snburtl^eii erbittet. SDer
ricfpfigne, PP. lat XX, 568 sqq.) beginnt mit
ben SBotten: „^ ber ^err burd^ ein befonbereS
Omibengefd^I bid^ ouf ben apoftolifd^en Stul^I
eidboben fjiat" @elbft Don SöIefKuS, ber bod^ in
Vfäa Jd^n escommunidrt morben mar, fpred^en
bie 9ifd^5fe fo, aI8 ob er nod^ }ur ftird^e ge«
\fitt; tool^I nur infolge feiner ^peUation nad^
9tom tDor er afö nod^ nid^t oöQig mtS bem ftird^en«
Derbanb ouSgefd^Ioffen gu betrachten. SDaran f d^to|
fi4 bie 93itte, ber $apft möge feine Auctorität
g^bron^cn ; benn fte feien ber Anfid^t, biejenigen,
meld^ fo Derlel^rte unb gefal^rlid^e Slnftd^ten k)er-
fl^Ugen, mürben ftd^ ber ^uctoritöt ©einer ßeilig»
(eit/ toü^ auf ber ^uctoritat ber l^eitigen ^d^rift
bonl^^ fügen (anctoritati sanctitatis tuae de
Sanctarum Scripturarum auctoritate deprom-
pUe faciliuB cessuros; ib. n. 3). S)eutltd^er
inm num mol^I faum fagen, ba| ber ^nl^aber be§
opaßofifd^ @tu]^Ied eine l^öl^ere ®emalt l^abe
dS felbfl bie im Soncil vereinten 93ifd^öfe 3(frifa§,
imb ba| biefe (Semalt göttUd^er €infe^ung fei.
9lid^ meniger flar fprid^t bieg bie ^ntmort bed
$apfte« auf ben 99rief au§. ®teid& in ber Sin«
leitang bedfelben ]^ei|t e§ (Migne, PP. hat. XX,
583) : i,9cfii&<iltenb an ber alten Srabition unb
eingebenl ber fird^Iid^en S)i§ciplin, l^abt il^r in
Sai^T^ eure fromme ®efmnung betl^ätigt nid^t
neniger jefet burd^ eure Slnfrage al§ frül^er burd^
enem Sliiqterfprud^ ^ inbem ii^r erad^tetet, ba|
um fid^ an unfern Siic^terfiul^I menben muffe.
Senn i^ mu|tet mag bem opoftoUfd^en ©tul^Ie
§ämfyi, ba mir aEe in biefer ©teUung bem
Wc^cafccttOB. XX. 2. trnfl.
^o{}eI felbfi nad^}uf olgen münfd^en, Don bem ber
Spifcopat felbft unb bad ganje Sinfel^en biefeS
9}amen8 l^erDorgegangen ift (a quo ipse episco-
patus et tota auctoritas nominis hujus emer-
sit). 3]^m f olgenb, miffen mir }u Derbammen, maS
DerbammenSmertl^, gu billigen, ma§ lobenSmertb
x% 2)a§f elbe trifft ju betreffs eureS SluSfprud^, ba|
bie nid^t auf menfd^Iid^em, f onbem auf göttlid^em
Urtl^eil berul^enben Snorbnungen ber Söter nid^t
Dernad^Iöfftgt merben bürfen, Snorbnungen, mo«
nad^ , maS immer bie getrennten unb entfernten
$roDin)en tl^un, nid^t alS abgefd^Ioffen ju be«
trad^ten fei, bi§ e§ Dom apoftolifd^en @tui^Ie be«
gutad^tet fei, fo bag ieglid^er geredete Urt^eifö«
fprud^ burd^ bie gange Sluctorität biefe§ ©tul^Ied
ju beftötigen fei, unb baf; . . . anbere JHrd^en
Don l^ier au§ erfal^ren foOen, ma§ }u leieren, mer
loSjufpred^en, mer ju meiben . . . fei." ©ann
folgt baS Urtl^eil über ^etagiuS unb SöIefüuS,
bie fid^ bamalS im SRorgenlanbe befanben. —
Gbenfo flar ift ba§ Sntmortfd^reiben an bie in
9RiIeDe Derfammelten Sifd^öfe (Migne, PP. lat.
XX, 589 sqq.): @ie l^ötten red^t baran getrau, fid^
in fd^mierigen anliegen an bie apofblifd^e SBürbe
— eine SQSürbe, ber bie 6orge für alle Äird^en
anl^eimf alle — )u menben, um gu erfal^ren, meldte
SJleinung feftgul^alten fei, babei bie alte Siegel be«
f olgenb, meldte, mie fte f o gut mie er müßten, Don
ber gan}en SBelt befolgt merbe. @ie (bie Slfri«
faner) l^ötten bief; beftötigt, nur meil fte müßten,
ba| Slntmorten beftönbig Don ber apoftolifd^en
OueHe erftöffen nad^ allen ^roDinjen, bie barum
bäten. Snfonberl^eit, fo oft eine ®lauben3fad^
in t$rage flel^e, erad()te ber $ap{i aUe Srüber
unb SKitbifd^öfe im ©emiffen Derpflid^tet, an ben
fjii. ^etruS 5U referiren, baS l^eifee, an ben Ur«
^eber il^rer eigenen SSBürbe unb il^reS eigenen
9(mte§, mie il^re £iebe eS je^t getl^an l^abe, ma§
}um allgemeinen SSol^Ie aUer fttrd^en ber gangen
Sßelt gereid^en möge. 2)enn bie Srfinber bed
^öfen mügten not^menbig Dorftd^tiger merben,
memt fte fallen, ba^ fte auf ben ^erid^t einer bop«
pelten S^nobe burd^ feinen Urtl^eilfprud^ au8 ber
JHrd^engemeinfd^ft au§gefd^lof[en fetetu ©obann
f d^üe^t ber Ißapft $elagiuS unb SöIefHuS au8 ber
ftird^e au9 fraft apoflolifd^er SoQmad^t (aposto-
lici vigoris auctoritate), bi§ fte in ftd^ gingen ;
biefer Urtl^eitSfprud^ l^abe SRed^tSfraft gegen $ela«
giuS unb SöIeftiuS, mo immer auf ber SBelt fte
ftd& aud& befanben. — Sie l^ier unb fonft erl^obenen
„römif^en Slnfprüd^e" mürben Dom afrifanlfd^en
dpifcopat feineSmegS mit UnmiOen abgemiefen.
Sin Ißroteft bagegen finbet ftd^ in ber geitgenöfft«
d^en £iteratur nid^t^ mobi aber auSbrüdfli^e ßu»
ttmmung gu ben auSgefprod^enen ®runbfä^en
omol^l Don Seiten ganger ©pnoben mie eingelner
jerDorragenber 5IRänner, g. 93. beS ]^I. ^uguftin.
Ep. 186, 2 fagt Unterer: Ad omnia nobis ille
(Iimocentiiis) rescripsit eodem modo, quo fas
eratatqueoportebat apostol. sedis antistitem ;
öl^nlid^ C. Julian. 1, 4, 13: Quid enim potuii
45
Uli sßaoß. ms
ille -rir sanctue AfricanJB reBpondere con- fmtt^t ^attt, toaitbtt Rf^4, tote tS biedlte(^^
cilÜB, niei quod antiquitus apoatolica Bedes lii^t Sitte erforbeitt {xi ttaxpd -nüv hxktfiAi
et Romana cum oeteria tenet peraeveranter e8Ti:ref8ou«v), an S|Jopfl6öIeftinL(422— 482),
eccleeia? . . . Hnic responde, imo ipai Do- tr tnB^c ^ä) bti(^ nfirbtgen, gu ntlftj^tfbnt, tml
mino, cujus ille aotisteB usns est teetimo- icc^t }ti {vivöiaat t6 Soxoüv), ob nJhnlii^ ,tlit
nio. ^ai) SrnfifaRQ btr EBrieft beS $a))ftt3 tr- fllc^nbrintr nod^ mit 9£tttoriu8 in Iin^4o
nSrlt n in tiii(t$ttbigl(Senii. 131, 10): Jam SQcrft^i bltibm bfirflin ober ni^t; fmuinigt
enim de hac causa duo concilia misBa sunt ad Stine ^Itgfeit btn Sntjd^b QlImgtHtw M
eedem apostolicam: inde etiam reBcripta ve- OflenSinitt!)tiIen''(Migiie,PP.gr.LXXni,S6).
nenint. CauBa finita est, utinam aliqaando — StTortige i^Ke imirbm bamalS in Xom ngd>
finistur error. 3)tc|tii ei^t aueußintfc^en @e- tnä|ig auf Spnoben bf](ianbelt. 33» Sßa)ip tfinilt
banttn brätelt eint ftJättre 3(it in bie lütjert Sot- batm btn bclannten l^tjc^ib Sqiin mit mdt k'
mtl: Roma locnta, causa finita. S>a aber tltibete t^n gUQtdt^ mit bn SurtorttSt b(f t^
unta $apft SofimuS (417—418) gBtejliuS in tnift^tn Stu^reS, um bit €ntten) Komi tnmV
9)pm ntlürtc, Be omnia damnaturum, quae jufü^tn (Auctoritate igitur teoom nostna
eedea apoetolica damnaret (Aug. De pecc. sedisaecita, nostra vice usus, huicexBeqnnii
orig. 7, 6), unb }Uar Becundtim eententiam b. diatrict« vigore sententiam ; Uign« ib. 94).
m. praedeceBBoris tui Iimocentii (Aug. C. SuS biefer Sorref^ianbcnj trQelmi fii!^ bit li^
duas ep. Pelag. 2, 4, 6), fo tonnte bie ^tage tig^tn gfolstninoen. Sfi tif^cint nümfilt iH
nad) ber |)trfänlic^tn @^ulb beB ^elaoiufi unb alter tirij^lic^tr @efiTQu<^, über bomtigt Vif
Sbie^iuS aufe ^eue QCpiü|t »erben. Sine Sf- gtltgen^titen, atii^t bie äbfthung tinti ^Iiiti-
pTobation ber pclagianilc^tn Staren entl)alttn bit fc^en iBifi^ofeS betrafen, nad| 9t<nn JU icrii^
SBrieff beä ^o^ifltS niigenbS, too^l obtt bie tnt» unb Cqilll ^ielt biefi für fo not^toenbig, ba|R
f^ieben^t 91t|iiDbation unb Sterbammuna. [obalb für einfhoeilen nicgt einmal im 91amm |tbR[
ber ißopft bie innere EBerlogenbeil unb ipeuc^elet eigenen Airt^e bie Iir$li(^t Skmcinf^oft aü
ber ^äretiler gelmlir aurbe. t>it ISerurt^eilung Sle^oriuö abgubret^fn QMigtt, inbem et btn $t|f
i^ enthalten in einer noc^ im Sommer 418 et- um eine formtOe ri^erli(^ SntfdHbnng td
lajfenen, nur in S^ragmenten erhaltenen Sncpftifa Offenbar unterteilte er, ba| le^tertr btn CqbifM
(tractaioria) an aQt SäxiHim beä eiblretfeB (f. bon Sonfiantinopel aus ber (Saneinf^of baw
Higne, PP. lat. XX, 693). g^aft jcbeS bitfet fammttit^e auefd)IieBen fönnt. ecintrftiU f4fe
Smgmente jeigt, mic 5|Jaj3ft SoftmuS baS An- Söleftin feine auttoritat in b« fraglichen Siv
Hbtn beS a;)oftoUf^rn Stutileä ju tna^ren nugte. legen^eit einfach al8 ontrfannt Doroid. 3n tüi
68 war alfofSliiube ber gefammteti fitTdje 9(orb- SBriefe an !Rcfloriu8 ^errftfit Wn anbetet Ion oB
üfrifaS, bafe ber remifc^e Sifc^of hn 9Ja(^[oIget in bem an ß^riß; Ja fo [e^t ifi et übttjeugt, baj
be8 ^I. SßetruS auf bem opDflnlifi^en ©tu^te unb bie Bon i^ni üorgetragene Se^rt bie Se^ bei p^
infoIgebeffcnbetStbe einer befonbemSitriSbiction fammlen S^rijlenöeit unb Jomit bie Se^Sti^
fei. SJet Sßopfl l^anbclte d8 ^Bii^ffcr SRic^tet in jei, bafe er nic^t nur an SQtiQ, fonbent on^ o
Silben beä ©lauBeni unb ber SliSdpiin, meil et ben ^atriatdien SobanneS öon 9nttod^ ^S/aXÜ
^ä) infolge ber gflltlii^tn einfe^ung baju füt uet- fein Urtltilfpruc^ fei bet Urtt|eilfl)rud& (EW* W
p^xä)M ^ielt, unb bie Airc^e bon Slfdla na^m in ^crrn. Siie @ntfdE|tibung beS ^fteS ^ttt Sqtill
t^rfurcbtSeoIlem @tl)Dtfam bie Sntfdieibungen beS im <Ramcn @&leflinS unb als be^tn SeODKni^
apo^olifc^en Stu^IcS entgegen. @tgcn biefe 9In- tigtet au^gufüliien, @e^t balb nadEi Smtifinis ber
etfennung bcB $rimateS Don @eiten beS ofrita- ))ö(t^li{^en ©i^ieiben betic^tttt ^Qtill imfet Inie-
nif^en SpifcopattS tBnnen bie £)änbe1 betreffs temou(^anben!ßattiar^oon9ntiod^ien,ii)ietiii
beS ^itie^erS ^uiariuS eine Sn^ang nic^l ob- ®ac^e ftanb, unb fragte an, toaSienerguttungt'
geben (f. §efelf, iSonc.-Sef^if^le U, 120 ff.). — bcnfc; er fdbR fei entf^loffen, ben gntf (^dhcisn
Sler 9IuSläufer beS ißelagianiSmuS, bet Semi» ^öleftiii§ ^olge ju leiten, unb er motte ft^nutt
pelagianiSmuS, tr^ieltfeinenaioheipD^nit^t ttr ©cfa^r üu^jcjmi, bie tirc^Iiii^ ®eineiiit4ofl
fo fe^r burc^ bie SanoneS ber fii^Biac& befut^fen mit jcldjen DJtännem ju Oetlieten; t« ^|a«blt fii6
ineiten Sqnobe Bon Orange 529, al8 burc^ bit übrigens nii^t um flleinigfeiten, fonbetn um einn
aSeftätigung biefer dononeS bur^ Spopft SBoni- Urlfteiljprac^ übet ben ©tauben felbfl unb Wt
fotiuS n. (§efele H, 724 ff.). — 3n gleid)tr Dhifec jämmtlicfiEr Äir^en (Migno ib. 96). 3s
Sßeife mürben bie ^äp^e S. in ben cdrifto' äE)nlii^tm Sinne fc^eb tr au^ mt anbert ^ri'
lo giften ffäm)]fen als entfc^tibenbe fluctoritdt laten; immer aber ^onbelte eS ft^ btnmn, btn
angeiuftn. Sa bie Cerbcrblidien Sefiren bcS !neftO' pöpftli^en €ntf(^eib (räv 6p(s&cvta tünov) pi
riuS, meldte baS ganje Srlöfungemcif in j^rage Slnerlennung gu bringen. — Sine gro^c $iitIi<
ftEÜten, aud^ in ücgqpten Eingang fanbcn, fa^ in Sonflantinopel brängte feboc^ auf Sb^timg
fid^ ber ^{. SprilluS, ^atriari^ bon ^le^anbtien, eineS aügemeinen gondle, ^ftfeßtt trat 431 p
ceronla^t, biefelben in Oerft^iebenen Siiriflen, ffpH"^ (f. b. 9lrt. IV, 670jf,) gufammen, bemftn
obne ba^ tr btn Urheber jentt ^nle^ren nannte, bon XtieobofiuS H. unb SSalentinion IIL aar
gu nriberltgen. Srß aie baS Uebel ben ^ö^epunft 3uftimmung beB SßapßeS Sfilcflte. Sen Srnjit
1413
^apll
1414
mf bcr Sqnobe fSf^tit ber ^I. S^riU al§ SteU«
mtretct bed ^opfleS. 2)ie Sorgönge auf bem Sott-
il fditnen l^ier ate befonnt DorauSgefe^t tDerben,
lur einige fünfte üerbienen befonbet^ l^erDor-
je^obcn )u merben. ^iftorifd^ un^oUbar ift gu«
läd^jt bte Sel^uptung, burd^ bie 93erufung bed
lOgemeinen Soncitö fei bie frül^ere pöpftlici^e Sen«
»n) Qu|er ftxaH gefegt morbett. SnberS fa|ten
)te @Q(^ (UlejUn unb e^ritt auf. S)ie ))d))fl-
;i4e @enten) nmrbe feinedtoegS als au|er Ihaft
)efe|t betrachtet : im @egent^eil, baS Soncil mürbe
beauftragt, berfelben aud^ feinerfeitS bei}utreten.
OKttleriDeile foDe man nod^ gegen 92e{ioriuS mit
Dlilbe Dorgel^en unb il^m 3^tt laffen, feinen 3n>
t^m Qb9uf((h)5ren. 2)a| bie @t)nobe in SSe«
ing auf ben ©lauben rec^tli^ eine abn)eid^enbe
Seilten^ erlaffen fönne, fam niemanb in ben
Sinn. Sie Sifd^öfe maren bemnad^ nad^ Spl^efud
berufen, vm au^ il^rerfeitS coUectit) bie neftori-
onifd^ Srrlel^re )u oerurtl^Ien, nid^t afö ob ber
Dom Vapjt aufgefteUte tuitoc, baS k)on il^m bereits
gefäEte Urtl^il, retnftonSbebürftig ober retnjionS«
fd^Q odre. Sie innere Sted^tSfraft ift bei beiben
ttit^len, bem bed $a))fted unb bem beS SoncilS,
Mefelbe ; bie €enten) beS $a^fted geminnt burd^
bie Senten) beS SoncilS nid^t an innerer SBerbinb»
Rd^feU, mol^I aber imter Umftönben an öu^erer
inctoritöt. S)a aber bie Sifd^öfe auf bem Portal
nrirtlidde SCid^er finb, barf ed nid^t auffaUenb er»
l^einen, toenn bie Spl^efiner baS gange 9(cten-
naterial in ber @ad^e beS 9}efioriu8 einer genauen
^fung untergogen. SS geborte baS gur SoH«
Ränbigfeit beS rid^terfid^en SSerfal^renS unb gur
Scgrimbung beS Urtbeilfpru^eS. — SDer SBort-
(ont bcd Urt^eilf))rud^ ber ©Qnobe felbfi ij} für
anfere Sfroge Don eminenter Sebeutung. Sie fa-
t^lifd^ 9ifd^5fe Don ßpl^efuS erflörten auf bie
|eierltf|f!e SBeife, ba| fie nur im ®e1^orfam gegen
ben $o|)fl baS ißerbammungSurtl^etl gegen 9}e>
jioriuS auSfpröd^en, unb bamit anerfannten fte bie
Ihrtmatiolouctoritöt SöIefKnS über ben oerfam-
nelten Spifcopat. ,,Sßir finb, gebröngt burd^ bie
CononeS unb Don bem ^Briefe unfereS l^eiligften
SatcrS unb aiKtbienerS SöIeftinuS, beS 93if^of§
bei töniifd^ ftird^e, . . . notbmenbig gu biefcm Ur«
t^I gefornmen.'' SaS Urtbeil ber ©^nobe ift baS
Drt^I (EbrifK (Mansi lY, 1211). @o b^tte
imd^ SblefKn gejagt, feine @enteng fei „baS Ur-
t^I (Ebrifti, ber ®ott ift". @ott)obI ber $apft
Blein mie aud^ baS mit bem ^pfte Dereinte SoncÜ
beanfprud^t für fid^ bie ^rörogatiDe ber Unfebl'
barfeit. SRittlermeile tarnen bie pöpftUd^en Segaten,
Irie beiben 99ifd^5fe%rcabiug unb t^iroiectuS, fomie
Der ^ßrcSbQter ^b^^if puS, an. Siefeiben maren
sid^ nur mit einem SmpfebtungSfd^reiben an bie
B^nobe (Mansi IV, 1283), {onbem aud^ mit
•inrr eingebenben fd^riftlid^en Snftruction Derfeben,
mt ber $ier nur gmei Stellen auSgeboben merben
olbn (f. Mansi IV, 556). SS mirb ben Segaten
nnficbfl aufgetragen, ftd^ nid^t in SiScufftonen
injnlaffen, f onbem aß Stid^ter aufgutreten unb ein«
fad^ bie pöpftlid^e @enteng auSgufübren. Sieg
befagt ber SBortlaut ber Snftruction beutlid& (Et
anctoritatem sedis apostolicae costodiri de-
bere mandamus. Siquidem et instructiones,
quae vobis traditae sunt, hoc loquantur, ut
interesse conyentui debeatis : ad disceptatio-
nem si fuerit ventum, tos de eorum sententiis
judicare debeatis, non subire certamen). VIS
Segaten beS apoftolifd^en @tubIeS finb fie über
bem Soncil ßebenbe Stid^ter in @IaubenSfad^en.
SBeiterbin ift bead^tenSmertb, ba^ ben Segaten auf-
getragen ttxir, fid^ in Willem an S^rill anguf d^Iie^en.
^ieB geigt beutlid^, mie febr ber Ißatriard^ Don
9Ie£aiu>rien baS SSertrauen beS ^ßapfteS geno^ unb
in beffen 9iamen bie @9nobe leitete. 3n bem
@d^reiben an bie S^nobe b^i^t eS gum @d^Iu^ :
Direximus pro nostra sollicitudine sanctos
fratres et consacerdotes nostros, unanimes
nobis et probatissimos viros . . ., qui iis, quae
aguntur, intersint et quae a nobis antea sta-
tuta sunt, exsequantur. Quibus praestandum
a yestra sanctitate non dubitamus assensum,
qnando id, quod agitur, yideatur pro univer-
salis ecclesiae securitate decretum (Mansi IV,
1287). Siefen SJnftructionen entfprad^ ba« auf-
treten ber Segaten. ^bilippuS, „ber Segat beS apo-
ftolifd^en SlroneS" (Mansi IV, 1282), erHörte
gleicb iu Anfang ber gleiten @i|ung, ber Dorliegenbe
^U fei burd^ bie Briefe SöleftinS löngft entfd^ieben,
nid^tSbeftomeniger fd^idfe ber ^apft neue @d^reiben
gur 99eftätigung unb @törfung beS fatbolifd^en
©laubenS. Siefeiben tt)urben Derlefen unb mit
allgemeinem 3ubel aufgenommen : „döleftin, bem
SBdd^ter be8®lauben8, ©eil!" (Mansi IV, 1287.)
Sebnlid^ fprad^ ^rojectuS, ber gtt)eite pöpftlid^e
Segat. SluS ber 9Ritte ber SoncilSDöter aber er-
bob fid^ ber Sifd^of ^irmuS Don Söfarea in Sappa-
borien unb gab einen hirgen Ueberblidt über bie
bisb^rigen arbeiten. 3n ber Qad^t beS ÜteftoriuS
babe guerft „ber b^ilige unb apoftolifd^e @tubl
beS 99ifd^ofd Söleftin" Sntfd^eibung unb @enteng
(4^^9ov xal Tüi:ov) erlafjeu für bie Äirdjen Don
aiejanbrien, Serufalcm, Ibeffalonid^, ConPan-
tinopel unb Sntiod^ien, unb bie^Bifd^öf e ber @Qnobe
bötten biefelbe befolgt unb bie Sorfd^rift DoUgogen
(TU7covlSeßißa(Tafi8v), inbem fie eincanonifd^eSunb
apof!oli{d^eSUrtbeilföIIten.— SerSegatlßbiIi|>Pu^
beglüdhoünfd^te barauf bie beilige unb ebrioürbige
SSerfommlung, ba^ fie fid^ „als b^ilige ©lieber
eines beiligen ^avipM" ermief en bötten ; ben tiefem
@mnb ber ^lotbmenbtgfeit einer Uebereinftimmung
fanb er barin, non enim ignorat vestra beati-
tudo totius fidei vel etiam apostolorum caput
esse beatum apostolum Petrum. Sarauf er-
baten ftd^ bie Segaten bie @^obalacten, ftubirten
biefclben für fidd unb ertbeilten ben'elben in ber
britten @i(ung im 92amen beS ^apfteS bie feier-
lid^e Approbation : „92iemanb ift eS gn)eifelbaft,
im ©egentbeil, allen Seiten ift eS betannt, bag
ber beilige unb glüdffelige ?pctmS, ber fjürfl unb
baS ^upt ber Spoftel, bie @öule beS ®laubenS
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$nptl.
Ul«
unb baS gfunboment ber lotl^oHfd^en ftird^e, t)on
unferem ^erm 3efu8 Sl^riftuS, bem ^eilcmb unb
(Srlöfer bed aRenfc^enge{(|led^te§, bie Sc^lüffel beS
SReid^eS empf ongen unb bie ®etoaIt }u binben unb
}u I5f en erholten f^ai ; bis jie^t unb immer lebt unb
rid^tet er in feinen Ütod^f olgem. @ein red^tmö^iger
9lad^f olger unb Vertreter . . . l^at un§^ bie tt>ir feine
(Segentoart erfe|en, }u biefer l^eiligen @t;nobe ge«
fanbt" (MansilV, 1295). 2)em @inne na^
auf bie gleid^e Sßeife beftötigten auä) bie Beiben
onoeren Segaten ba§ Bereits geföQte Urtl^eil über
9leftoriu8. — S3efitimmter lann bie Stellung StomS
in ber fotl^olifd^en jKrd^e nid^t l^erDorgel^oben
»erben, atö ed auf bem Sioncil Don Spl^efuS ge«
fd^el^en ift. 2)er o^oftoHf^e ©tul^I ift ber l^dd^fte
Stid^ter in ©laubengfad^en toie in @ad^en ber
fird^Iid^en 2)i8ciplin. 2)iefe feine Stellung Befi|t
ber red^tmö^ige Snl^aBer beS Stul^ted bed 1^1. $etru§
Iraft göttlid^er ßinfe^ung. 2)ie @^be l^anbelt
nur infofem red^tSfräftig, afö fie in Ueberein«
fUmmung fielet mit il^rem k)on ® Ott gef ej^ten ^au|)te.
2)a| bie^ bie Slnfd^auungen ber ))ö))filid^en Segaten
auf bem Soncil t)on Spl^efuS unb bamit bie Sin«
id^auunaen beS SlbenblanbeS n^aren, lann nad^
lern @efagten nid^t in S^oeifel gegogen tt)erben;
bad 9RorgenIanb, meit entfernt, bagegen Sinfprad^e
)u erl^eben, fe|t biefe Snfd^auungen, als auSfd^Iie^-
lid^ }u SRed^t Beflel^enb, einf ad^ DorauS. (Sgl. nod^
MansilV, 1299. 1380—1338 unb bie l^enlid^en
©d^reiben ber $ö))f!e Sdlefiin [Mansi V, 266.
269. 271. 273] unb feineS 5RadifoIger8 ©ijtuS IH.
[Mansi V, 375. 379] nod^ bem «bfdjlu^ ber
@9nobe.)
3ur 3^t be§ vierten allgemeinen Soncifö fa|
Seo b. ®r. auf bem @tu]^l beS 1^1. $etru§. Sn
il^n apptUxü^, gleid^ frül^eren^öretifem, Sut^d^eS,
ber n)egen feiner 2hn:Iel^re bereits Don einer @^nobe
in @ionftantinopeI begrabirt mar; biefer bat ben
^apft, eine (Sntfd^eibung in ber ©lauBenSfrage
)u erlaflen unb ni^t gu bulben, ba^ er mittler«
meile infolge feiner SSerurtl^eilung gu @^aben
fomme (Mansi Y, 1015). SDer l^od^berül^mte
Srgbifd^of Don 9iaDenna, ^etruS Sl^r^foIoguS,
^atte ben ^äretifer an ben $a))ft gemiefen, inbem
er feinerfeitS ein Urtl^eil Dermeigerte unb beifügte:
„Svi aS bem ermal^nenmirbid^. Derel^rtefter99ruber,
ba^ bu bid^ bem, maS ber l^eilige Sifd^of Don 9iom
fd^reibt, in ©el^orfam untermerfeft; benn ber
1^1. $etruS, ber auf feinem Stul^le f omol^I lebt aI8
Dorfl|t, gibt benen, meldte fud^en, bie SQSal^rl^eit
beS SlaubenS. S)enn mir fönnen bei ber Sorge
für ben ^rieben unb ben ©lauben ol^ne bie 3u»
ftimmung beS römifd^en Sifd^ofS nid^t entf d^eiben''
(Ep. 25, bei Migne, PP. lat. LIV, 739). «n
Seo überfanbte enbtid^ aud^ ^aDian Don Son-
tantinopel ein @d^reiben über bie SSorgönge ba«
elbftunb }ugIeid^bie@9nobaIacten gegen Sut^d^S.
S)ie^ mar fein leereS Som))üment Don Seiten
iJlaDianS ; er mar baju ffeeng Derpflid^tet, mie auS
bem ©riefe Seo'S an Äaifer Sl^eobofiuS II. }u
erfel^en ift (Ep. 24, bei Migne ib. 735; Dgl.
Ep. 23). Jhin anberer 99if d^of inberSBataäber
Sifd^of Don 9iom lonnte f o über unb an ben SoÜ*
ard^en Don Sonftantinope( fd^reiben. Sead^
mertl^ babeiift, ba^Seo ntd^t ein etn)ige8$riimitid*
red^t beanf))rud^te (Ep. 23), boS DonSMmiri^t
auSbrüdClid^ anerfannt morben toäre (Ep. 26).
Unterbeffen orbnete Seo Segaten no4 Sonpon*
tinopel ab mit Sd^reiben an Xl^eobofhiS U, on
$uld^eria, bie Slrd^imanbriten Don ConfiantmQ|xl
an bie bereits nad^ SDl^ef u8 ouSgefd^ebene @9iobe
unb an S^aDian. Se^tereS Sd^teiben (Ep. 28),
bie Befannte Epistola ad Flavianmn, ber fog.
Tomus S. Leonis, geno^ äal^rl^unberte kog en
f old^eS Snfel^en in ber gef ammten JKrd^, tote triet
leidet fein anbereS fird^Iid^eS Socument beS ifäji»
lid^en Sltertl^umS. ®regor b. &t., ber bcbnmt«
lid^ bie Dier erflen allgemeinen @Qnoben nit ba>
felben Sl^rfurd^t Dere|rte mie bie Dier |eaign
Soangelien, ftanb nid^t an, ben bogmotifd^ Sncf
Seo'S an bie Seite ber Dier erften St^nobes )b
ftellen. ^SBerfid^l^erauSnimmt, gegen ben@(aiiia
biefer Dier Sondlien unb gegen ben ZomnS mk
bie ^Definition beS ^fteS Seo ... gu f|n»d^ fei
imSonne" (Lib. VI, Ep. 2, bd Migne, PP.lit
LXXVn , 795). — SfloDian fyük ott »u|ta
erfter Snftanj einen SRdnd^ feiner SHJkefe Mf
urtl^eilt ; bie Sad^e mürbe f obann Don beiben ^
teien nad^ 9iom gd6rad^t als an eine l^ö^ änfto!},
unb bie Sntfd^etbung mar, ba^ ber &pmSi vkt
Suttid^eS unb feine Seigre enbgültie Bepütigt. bet
^ojelgang aber tl^eilmeife getabdt muxbt -
9m 8. Sluguft 449 trat bie S^nobe in (ßfifi^
}ufammen (f. b. Srt. 2)ioScur). Seo ^tte an bie>
felbe ein Sd^reiben gerid^tet (Ep. 33), ber Poijec
^abe, ber göttlid^en Orbnung Sled^nung tragenb,
fld^ Dor Mem an bie ^luctoritöt beS a|)oftoI$(^
Stul^teS gemanbt, um gleid^fam Don $eb:u8 ju
erf al^ren, maS baS redete 99efenntni^ Don C^ii^
fei. Sßeit aber bie Teilung berartiger Uebel itt^t
Demad^Iöffigt merben bürfe unb ber Aoifer in
gotteSfürd^tiger @efmnung eine bifd^flid^ Ser>
fammlung moQe, bamit ieber 3rrt^^ bw4
ein feierlid^ereS Urtl^eil (pleniore judicio) Mt»
nid^tet merben fönne, l^abe er feine Segaten obge«
orbnet, meldte an feiner Statt ber Serfammbmg
beimol^nen unb mit ben SoncilSDötem in gemein«
famer Senten^ f eflfe^en foSten, maS bem fQtm
gefalle. 9luS bem ganzen %on beS SSriefeS g^
eDibent l^erDor, ba^ er eS nid^t bem ®utbän!en ber
S^nobe übertönt, Don feinen SBeifungenal^ug^
in 99e)ug auf ben ©tauben ift fein Tomus tna|*
gebenb ; nur in Segug auf Sut^d^eS ift eine ge-
miffe ^reil^eit belaffen, falls er feinem Serftnctd^
in Slllem fid^ ber pö))ftlid^en Seigre an}uf^Iie6^
nad^fomme. — ^ötte bie S^nobe bie erl^oltenen
99ef e^Ie befolgt, fo märe fte nid^t bie SUuberfqnobe
gemorben. t$aft ieber eingelne ber ®rünbe, loeU^
fpöter auf bem Sioncil Don Sl^alcebon (f- b. 9x1)
ur ^f e^ung 2)ioScurS führten, ift ein SemeiS fäc
en ®Iauben iener el^rmürbigften SSerfammlimg
beS SRorgenlanbeS an ben !ßrimat beS römift^
s
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*op|l.
1418
8ifd^f9 (tgl. Manei VI, 1046 unb 1098).
DMcnr^ Ragte man, f)af>t Der^inbert, ba| ber
Srief 2to^% an gflatnan Detlefen tourbe ; er f^ait
(bxbi^ ttrteber in feine @teOung eingefe|t „nacl^'
bcm ber 93if(^of Don Stom entf^ieben l^atte, tDa%
rcd^t ift" ; »er ^abe feinen SRunb aufgetl^n mie
ein toOer ^unb gegen ben a^ofiolif^en @tul^I
felbf}" unb l^be Derfud^t, ben l^eiUgften SJater
iio }u esconnnuniciren u. f. U). 2)ie Senten) ber
69nobe )u Sl^cebon nmrbe Derfütd^et Don $af (i^a-
fbuiS, ber bogu Dom SoncU erfel^en mar, toeil er
.mit ber 9uctoritöt be§ l^t. Seo'' beHeibet fei unb
bie @teOe beSfelben Dertrete. 2)iefelbe lautete:
<rS)e|toegen (b. 1^. n)egen ber oben angefül^rten
®ränbe) l^t Seo, ber l^eiltgfte unb gebenebeite
Scgbifc^f Don ®rog- unb 9It«3tom, burd^ unS bie
ßenu)ärtige l^ilige @9nobe, sugleid^ mit bem
^^igen unb preidumrbigen, feiigen ^oftel
$clni8, meld^er ber ^Ig unb baS gfunbament
ber fotl^olifd^en Jhrc^e unb ba§ ^unbament bed
ort^ocen @IaubenS ifl, il^n (SHoScur) feined
^fcopatcS entfleibet unb ber ))riefterli(i^en Sßärbe
toMfi.'' SaS Urtl^eil nmrbe unterfd^rieben Don
ben Sifd^öfen^ bie Dielfad^ nocl^ beifügten, bog fie
bem UrtlQleil beS apoftotifd^en Stul^IeS beiftimmten.
— SHc 9bfe^ung befi ^atriarcl^en Don SIesanbrien,
bcft jtDeiti^ö^ften ffird^fürften ber S^riften^eit,
iß ff^er ein «et ber l^ö^fien lird^Iid^en 3uri8-
bidioiL 3)er l^L Stl^afiuS ergäl^Ite ein äal^r«
(mibert früher, SuIiuS L l^abe Derlangt, ha^
»ein geregtes Urtl^eil aber einen Sifd^of Don
tt^anbrien" Don 9lom allein ermartet merben
mu^ ; 9tl^afiu8 f elbfi ttxir Don einer @9nobe
abt^fe|t morben, unb ber Ißapfl l^atte ba§ Urtl^eil
für imll unb nid^tig erflört. 9htn nmrbe mieber ein
Sifd^f Don 9[(e£anbrien abgefegt, unb baS Urtl^eil
ttmrbe Don ber gangen SBelt al§ }u Siedet beftel^enb
anerf ornit, meil er burd^ bie Suctoritöt bed @tu^Ie8
^ßetri abgefe^ ttmrbe. — 2)ie tt)enigen Stfd^öfe,
iDeldde ben ©ettmlttl^en bed Sle^anbrinerS auf ber
St&AerfQnobe ftd^ nid^t blinblingS fügen tooUitn,
WQxm bafelbfl mi^l^nbelt unb abgefegt tt)orben.
6o ^Dian Don Sonfiantinopel, ber fel^r balb
ben VH^l^btungen erlag, aber erft nac^bem er
efaie %p))e]Iation an ben ^ßapft eingelegt l^atte
(DgL ©rifar, Seitft^r. f. fat^. Sl^eol. VH [1883],
191 ff.). 9u$ tl^eoboret, ber geleierte Sifd^of
tum ComS, a))penirte (f. Migne, PP. lat. LIV,
845) in 9[u8brüd(en an ben a))of!onfd^en @tul^I,
iDel^e begüglid^ feiner Suffaffung Don ber ©emalt
Somd feinen Stoeifel betajfen. SBenn ber 1^1. $au-
hif , ber ^olb ber äBal^rl^eit, . . . ftd^ an ben
gDoi^en ^^ätvi% gemanbt l^abe, f o eile feine SBenig«
Mt tum apoftolifd^en Zitrone, bamit man Don
tort Teilung für bie Sunben ber ffird^e erl^alte;
bcnn bem rbmifd^en @tul^le fomme in aUen
SMngen ber ißonang xa (Siot icavra ^otp 6ficov t6
KpttTcuctv dpfi^rrei). ^ierouf werben bie $röroga-
tiMi^ »eld^ ben l^eiligen @tu^l gieren, aufgegö^lt,
italid^ bie SfüHe ber ®aben bed l^eiligen S^eifteS,
JUU^/Ojfim imb ®Iang, bie f^ül^rerfd^aft über bie
gange SBelt (t^c o2xoü|i£vi)c itpoxadrjjilvi)), ber
®lang be§ ©laubenS mie in ben Xagen ber ^oftel,
bie ®räber ber gemeinfamen Seigrer ber SBa^r^eit,
$etruS unb $aulu8 (oStoi ts ö^ietepov Tcepi-
9ave(rraTov ^Tce^Tjvav dp6vov). 9iad^bem Sl^eO"
boret bann feinen gatt Dorgelegt, erflärt er:
„allein id^ enoarte bie @enteng Don (Eurem apo-
tolifd^en Sl^rone." Sr münfd^t gu toiffen, ob er
id^ mit bem ungered^ten Urtl^eil gufrieben geben
oUe ober nic^t. „2)enn id^ emmrte (Euer Ur-
l^eil, unb memt ^^t mir befel^len f oOtet, mit bem
gefällten Sntfd^eibe gufrieben gu fein, tt)erbe ic^
ed tl^un." ißor^er fd^on l^atte er gefagt: At ego
apostolicae sedisyestraeexspecto sententiam
et oro atque obtestor sanctitatem tuam, ut
mihi rectum et justum tribunal yestrum in-
vocanti opem ferat jubeatque ad tos venire
et doctrinam meam apostolicis vestigiis in-
haerentem ostendere. S)er (Sntfd^eib in 9iom
fiel iebenfa&g gu feinen ®unften aud, ba Xl^eo-
boret auf bem Sl^lcebonenfe aß DoObered^tigted
@9nobalmitgHeb anerfannt tt)urbe (^fele, (S.«®.
n, 425. 478). — S)a8 Kedjtfpred&en ju ®unflen
ungered^t abgefegter 93if d^öf e nxir nur (Ein Xl^eil ber
Aufgabe be§ ^apfteS; ü^m ftanb nad^ bem fd^önen
SBorte be8 ftaif erS SBalentinian lU. beibed gu, baS
®erid^t über bie S3ifd^5fe unb über ben ®lauben
(irept TE irCorecoc xal lepecov xpfyeiv; Ep. 55
[Migne 1. c. 857] ; Dgl. Ep. 56). — Segtereö »ar
baS SBid^tigfte. 2)enn na($ ber ätöuberf^nobe ttmr
Rettung nur gu erl^offen Don SRom, tt>o, mie Xl^eo»
boret fagt (Ep. 148), „nod^ ein gfunfe ber redeten
fie^re" erl^alten marb, ober ^ri^tiger, nid^t ein
gfunfe, f onbem eine gemaltige ({faclel, bie ben Srb-
freiSangünben unb erleud^ten fonnte". Seo töufd^te
bie auf i^n gefegte ^opung nid^t. Sr unb nur
er Dermod^te bie gried^ifd^e Jnrd^e faft gegen il^ren
äBiSen gu retten. 3unöd|ft Dermarf er im October
449 bieS3efd^lüffe berSiöuberfQnobe, unb fie blieben
Dertoorfen für alle 3u!unft : fobann betrieb er am
^ofe Xl^eobofiuS^ Ö. bie Berufung einer neuen
©^nobe in 3talien (Epp. 43—51. 53. 54—61.
69—71); femer Dermeigerte er bem neuen 93ifdJof
Don (Eonftantinopel, Snatoliud, bie S9^)))robation,
bis er burd^ Snnal^me bed bogmatif d^en @d^reiben8
an ^Ic^Dian feine SRed^tglftubigleit bett^iefen l^e
(Epp. 69. 70). Die fd^riftlid^e^nnal^me bed«
felben (quam ecclesia uniyersalis amplectitur;
Ep. 88) marb enbltd^ über]^u))t als eine notl^-
tt)enbige SSorbebingung gur äBieberaufnal^me in bie
ffird^e Don ben 93ifd^5fen geforbert. (Eingelne Si«
fd^dfe mie gange @^ben unterfd^rieben baSfelbe
mit t$reuben unb traten bamit mieber in ben aü»
gemeinen ftird^enDerbanb ; nur baS Urtl^eil über
2)ioScur Don 9lesanbrien, SuDenal Don 3eru«
falem unb einige Slnbere l^atte p^ t>^^ $<^j^
referDirt. @o Rauben bie @ad^en, beDor bie
@9nobe gu Staube !am, meldte Dom ff aifer SRar-
cian nad^ Üticöa ((El^alcebon) auSgefd^rieben mar,
bamit fie unter ber 9uäorität beg a))oftolifd^
©tul^leS (toü aidevTOüvToc) , ber bie Oberauf»
1419 9üp\L 1420
fl^t ü6n bm ^Bttlic^en ®Iau6tn ^aibt, bit er- StSamaXlav tüv dl|icpißaUo)i.(v(iiv, imb bit SS
[otbnlifiim Snti^eibungen treffe (Epp. 73. 76 ; [läft bet ÜTtitglicbei er^cUt gmügnib boraul, tw^
Dgl. Ep. 5). ^ei ^ft ftimmte bei Wi)a\- [it aitt bmitS fc^ciflli^ i^n Suftinrnnnig )ii
tung bei @gnobe gu, foibeite aber ouSbrüdlic^, Briefe Sea'S gegeben tntten'' (flat^olit 187^1,
iai [eine Segoten ben 5iorfi6 fügten (odlen, iro§ 141 f.). ©iejeitigen, »elctie je^ uiiterri^i« un.
er al3 ein ÜReii&l berjelben beQnylJludöle (Epp. 89. ben, ertlärten fpQtet i^« Supimmung. — 3n der
93), unb femer, bofe fein bogmntii^eS ©(^reiben britten @i|ung nmrbe bn ©rief 2eD'B in fein-
oUein als maggebenbe Ülortn für bie ©laubenS- li^er namentlicher Sb^immung Don bei Sijiiobc
tntff^eibungen gelten foSe. ©o fi^rieb Sto an bie o^ne eine CDrauSge^enbe fqnobole ^lüfinig i»
Sijnobe; \o ^atit er frübei Mon an Sbtobofiui II. genommen. aiS ©runb wuibe angegebtii, W
gef^rieben (Ep. 44) ; fo fd^rieb er mtebet^olt an baiin enthaltene Se|re flimme übcrctR nit te
ben Äatjei 3)lorcian, bei untcrbeffen ben S^ton Stbre ber brei torauSgeltienben aKgtmciiiat ©gf
bejiieaen ^atte (Epp. 82. 90. 94). S)ie Olaubenfl- oben, mal aOetbingS eine »rt iprütuitg fät to
fiage buifte fomtt oon bem SoncU ni^t ale eine Sinjelnen ooiauSfe^. 3» biefet ^Bi^^räg, obd
offene, b.t). als eine bui(^ ben bo(;niatif<^en!Srief nditigei, SDeiglei^ung nxntn bie Sif^ife ^
noif) ni^t enbgüQig unb auctoiitatiti entl^iebene, ibrer eigenfi^aft als @Iauben8ri4tei nl^t ntt
Don !iieuem be^anbelt neiben. @3 flanb bemnai^ benc(|ttgt, fonbent oiiä) ocqiflitigtet; biefdbt i»
ber Sqnobe ni^t frei, eine baoon abioeic^enbe Doltnrte aber feinesme^ ein Xcd^t, bie pö^iflft^
@laubenScntfd^eibung ju eila||en. 9Iuf bet S^nobe @ntf^eibung eoentueU auä} Dciwerfen )u tiinffl.
Don Sl^alcebon, nel^e am 8. Oclober451 eröffnet — 3ioc^ einmal bro^te btm @lauMii eint enfl>
iDUibe, führten ber SSoifi^rift Seo'8 gemäg feine lic^e @efa^t, alS in bei ^nften €i^g bit SR»
Segaten ben lBor[i| unb legten SioScur unb feine loritäl ber SoncilSDätei für eine jlpetbtütige ^
fln^ngerab. SnQerjmeitenSi^ungiDurbenbae mel fid^ entfd^iben ju nollen fi^ien. Sog aO"
nitänif^e ®laii6en3be!enntni6 mit bem Sufod be8 ft^iehene Sluftirten bei ijüpftli^ Stfloten idWi
SoncilS Don SDnftantinD))eI, gwei Sriefe g^tjriUd bie Oit^obo^e, inbem fie bie Sqnobe m Ut
unb er^Iid^ baS'bogmattfi^e ©d^reiben Seo'9 bei' SlternatiUe jfettten: entöebei ^er&Kifiiita eim
lefen unb mit bei Slcdamatimt aufgenommen : Don Seo'S Seiire materieU abiwt^tnben ffonnti,
„Xms ift ber ©laube bei %äter, baS ber @Iaube ober augenblidli^e Sluflöfung bn @9iu)bt. Sa
bei3(pofteI. @o glauben mir alle. !ßetiu9 l^t @Iaube Seo'e fiegte; Don bönfelben tooDtennb
burt^ Seo gefpiod^en." £er S6nef Seo'ä galt bei burfte bie @Qnobe nii^t abmeieren. 9Bei oba
bei @Qnobe ale ©laubenSncnn, Don ber fie ni^t ^ätte einer Sonciieme^^eit gegetütbet eint fol^
abtoei^en bürfe. 2)enn als bie faifeilic^en Som* SIItematiDe auffleSen bürfen al8 ber mit aitiflf
miffarien bie SSifcdöfe au[f orberten , ein fi^iift- (iftfier ?(ucloriiät auägeftatlete Segat? ?|}etni!
liebes iBefennhiig oufjufe^en, ernärte bie <£t)nobe l)atte bui^ &co gef^ioCben unb Seo burcEt fcinn
niiebeiftolt unb einftimmig: „eine anbere ®lau- Segaten. — 3ti ber Sotgcjeil gab baS ft$Qlteb>
benSernänmg maijt niemanb ; mir Derfm^en unb nenfe no(^ oft genug ^eronlaffung, ba^ bei ^linui
nagen bie^ ni^l." Sine anbere ©laubeneerFIä- in ^ction treten mugte. ßS b<>t jebo^ ^iei lernet
rung aufjufe^en fei ntc^t erlaubt ; au$ ber ßanon 3uied, bie^ mie ou^ bie fiiätere @e{(|i4>t bei
»erbiete e§. ÄuS jniei ®iünben alfo mieä man Sßapfltbumä meiter ju oerfolgen. 33ie auffoffiaj
e§ ab , eine neue (SlaubenSformel Qufjuftetlen: beS ^riftlic^n SlUert^umä über biejen ©egenfloiii
eiftenä fei biefe gegen ben liit^lid^en Sönon (ber ift flor. iülün buddle ficb ben ^Ipaftelfürften ^tnä
©ijnobe Dort SpbefnS). unb jWeitenB fei Dom Spoijft olB in feinen tedttma^igen ißac^folgem onf bta
bereit« bie ßntfd^eibuug erlaffen, meldte für bie ©tu^le Don Siom fortlebenb unb fortwgierenb, oJi
©ijnobe @lau6en§regel unb 5!oifc^rift [ei, — obtrflen ®e(e|igeber in Sadtien beS ©laubenl m^
3nbe6 gab eB bo^ einige 93tfc^öfe Sll^rienB unb ber [irc^ltd^en Siisciplin, qIB bö^ften Sffiäf^iei iral
$aläftina'ä, mel^e immer no[^ mit ibier Untet' Setirer ber Ort^obo^ie, alB büdtffte ri(^terli(6t an-
fd^iift gügerlen. Sie 3rage mar ober nidjt, ob ftanj in ber fiird^t, unb bie^ oQeB infolge Bi*
einjelne ©teDen im SSriefe Seo'S mit onberen lieber Sßeftimmung. eben boB ift au^ bie ^.
©teilen in ben SBriefen G^rillS, bie oon ^Qpft ati^t baS SBalicanum befinirl ^ot.
ßüleftin unb bem Gpf^finum approbtrt waren, C. SÖefämpfungbeS^rimatefibeiril'
iibeieinftimmten , fonbem mie fie in ^aimonie mifc^en $äpfle. ©elougnet wuibe bei !|!riiiiit
ju bringen feien. 6s mürben bann einjelne St- befl bl-^etruS unb fetner ÜJof^foIger, bei tömifini
ft^öfe, welche ben SSritf Eeo'B fd|on unteifc^rieben Sifd&öfe, mäbi^cnb beS ganjen ^riftliitien «Üb-
galten, beauftrasf, bie nodt) jögemben in ber liiumä nie. ÖdegentlidieiDii&adbtung rinerjMiiS'
SBäo^nung beS SBifd^ofä anatoIiuB beä Diätem liii)€n (fntjc^eibung, SQJiberfpruii gegen bitiefc
)u unterrid^ten. „S)ie Sommiffion trotte alfo mebei ^^luflcbmiiig gcgenben einzelnen SrägerberStDolt.
ben Sluftrag nod^ bie Sbfi^t, ben 33rief Seo'B Ungebotfam gegen bie uon @ott gefebte StuclW'
einer 5ßiüfung, berenaitfuHatinnn^meoberiöer- löl ift nodt iiLif)t formelle £augnunßberjeIben.S5oo
BKifung fein fönnte, ju unleijieben. 3>er 3tDed bei gvif diiidjcii Stirift mürbe bie ^rimatiolgemli
berßommiffioneigibtfid^beuttidbauabenaBoiten: bcr^^iidjüiE uon SHl-Sfiom out^ bamalBmilB^
. . . ?va ol d[ifi^aUavTEf fiifia^rftüjiv . . . rpö; laugnet, al§ fit fii^ inunfeligtin@^fiina bnilKt
.421
^ap\L
1422
atcmifd^ ftird^ trennte. @d^rf 6e!Qm))f t tt)ur«
>en bie $(i)ifte k)on il^ren @egnent im 3nt)eftitur«
treit, in ben ltöm))f en mit ben ©taufen unb anber*
DftrtS. (£8 tooren meift perfönlid^e Sd^mäl^ungen^
i6 unb )tt Dermifd^t mit fel^r irrigen Snftd^ten
iber bie tirt^Ii^e (Semalt; aber eine grunb]ö|li(l^e
iöugnungbeS $rimate§ entl^ielten fte nid^t. ^runb*
atflid^ Säugner ber ^rimatialred^te entftanben
>cin $a|)flt]^um erft im 14. Sal^rl^unbert, al§ 9)lar«
Utud üon ^[kibua, Sol^anneS be Sanbuno, Uber-
ino üon Cafale, SBiQielm t)on Occam (f. b. Srtt.)
aib anbere gfraticeüen bie ©ad^e SubmigS beS
Bauern (f. b. 9lrt) gegen bie $ö))fte t)on 9[t)ignDn
mit ber il^rigen t^erquidten. Sie gefäl^rlid^fle ArifiS
icbod^, tpelc^ ba§ $a)){lt]^um ju beftel^en l^atte,
Dor bie unfdtge Seit be§ großen abenblönbifd^en
S^ifimod. S)a8 ®ef äl^rlid^e lag , Don mand^em
Sid»em abgefe^n, barin, ba| nid^t ettoa bIo| er«
ttäxU gfeinbe ber Aird^e^ fonbem gerabe bie beft-
ujinnten 9Rdnner mie ^einrid^ t)on Sangen{tein,
IktntS b^illQ, 9licoIaud t)on SIemanged, ®er«
\0K 9HcoIau8 k)on Suja (f. b. 9rtt.) unb Slnbere
IUI ^cbung beS S^iSmaS üßittel unb 3Bege tior«
[dringen, bie, mie ©erfon nad^ ßrlag ber jlon-
ßoti)€r 2)ecrete fagte, einen Zag früher t)on ber
E^flcn^eit nod^ al§ l^öretifd^ Denoorfen morben
kD&ren. 9ber gerabe bie t)er}meif elten Slnftrengungen,
nit toelc^en man ben un}tt)eifel^aft legalen Xröger
ber $rimatialred^te fud^te, bett)ei)en, mie fel^r bie
Gjlri^enl^t Don ber göttlid^en ßinfe^ung be§
^^imatefi unb beffen 92ot^tt)enbtg!eit in ber Aird^e
ubojeugt unn:. S)en 2:obe§fto| erl^telt bie con*
ciliare Semegung beS 15. Sal^rl^unberiS auf bem
ungemeinen &)ncil Don gfloren^ unb bem fünften
Batoinconril (f. b. Srtt.) burd^ bie Sonftitu-
tionen Laetentur coeli (1439) bejtt). Pastor
MtemoB (1516). — S)ann erfolgte bie fogen.
iRef ormation, mlä^t fo Diele l^errlid^e Aird^en Dom
Ecntntm ber Sinl^eit, Dom @tuble $etri, loSrig
unb f4Iie|Iid^ unter il^ren ^nl^öngem nur no(|
rin einziges einigenbeS Sanb, bie fd^roffe Oppo-
[ition gegen ba§ ^ßapfttl^um^ l^at. — Snner^alb
ber fiird^ erl^o.b ftd^ im Saufe be§ 17. unb
18. 3a^r^unbert§ eine geföl^rlid^e Oppofttion
gegen ben l^iligen ©tul^I, beffen $rörogatiDen
man juxtr nid^t fd^led^tmeg läugnete, aber bod^
fo )u Derminbem fud^te , ba| ber n^al^re SuriS-
Mctton8)>rimat über bie ®efammtürd^e fid^ Der«
jlüdgtigte; eS UHiren bie @Qfteme be§ ©aHicaniS-
taxß, Xegali§mu§, 3febrontani§mu8, StationaliS«
m§ , meldte bie Sntf d^eibungen bed allgemeinen
Niticanifd^en £oncit§ not^n^enbig mad^ten.
2)ie Siteratur über ben pöpftlic^en $rimat
|t f ofl unüberf e^bar. 3*oei ©ammclwerf c ermög-
i^ einigermaßen eine Ueberftd^t. S)ad erfte i{t
ic 20 (mit bem Siegifterbanb 21) ®ro|foIio*
inbe umfaffenbe Bibliotheca maxima Ponti-
da Xocaberti^ä (3uan 2:^oma§ be SRocaberti
i ^ßereloba; geft. 1699), S)ominicanergeneraI§,
xjbifc^ofd Don ISalencia unb ®ro^tnqui[itor§.
)Q& aSBerf erfd^ien au 9tom 1695—1699 unb
bietet authores melioris notae, qui hactenus
pro S. Romana Sede tum theologice tum ca-
nonice scripserunt, fere omnes. SS umfaßt in
alp^abetifd^erOrbnung etma 1209uctoren^ meldte
ju ©unften beS ^rimated gegen beffen Derfd^ie-
bene IBetämpfer Dom 9. bid )um 17. Sa^rl^unbert
einfd^Iie^id^ ftd^ einen bleibenben 9iamen enoarben.
Zb^ilS fmb es gan}e 9nonogra))bien, tl^eild bie
auf ben $rimat bejüglid^en Xractate unb Stellen
au§ tbeologifd^en unb canoniftifd^en @d^riften.
§ier mögen menigftenS bie 9iamen ber bebeuten-
beren Suctoren biefeS @ammeltt)er!e§ in djirono«
logifd^er gfolge fielen : SgobarbuS (geft. 840)^
Snfelm SabagiuS (ge{t. 1086), 1^1. Stomas Don
Squin (geft 1274), SegibiuS 9iomanu§ be So«
lonna (geft. 1316), ^le^anber be @. ßlpibio (um
1325), Sarlaam (geft. 1348), »iDaro ^ela^o (geft.
1352), Stomas SBalbenfiS (gejt. 1430), @en«
nabiuS (ge^. um 1459), ^. «ntonin (geß. 1459),
$eter be 3Jlonte (geft. 1457), 3nan be lurrecre-
mata (gefi 1468), Catalbini Soncompagni (gejt.
um 1470), Slngelo be SlaDafio (um 1480), @qI«
Dejter ^rieriad (um 1520), $ietro Sßid^. ßefare
Seipbino (geft. 1525), 3acobatiu8 (geft. 1528),
SQpriano ISeneto (um 1530), Safetan (geft. 1534),
3o^. gfaber (gefi. 1531), ®a§))arre Sontarini
(geft. 1542), Sllbert $igbiu8 (geft. 1543), Sd
(geg. 1543), SReginalb $ole (geft 1558), 6anu§
(geji. 1560), ®om. ©oto (geff. 1560), SbomaS
ßompeggio (geft 1564), Onofrio $anDini (gejt.
1568), SamiQo Sam))eggio (geft 1569), SllDarej
(Suerrero (gep. 1577), §ofiu§ (geft. 1579), 6u-
neruS Sßetri (geft. 1580), grana be SSargaS (gefi.
1580), ®iego ©imanca§ (geft. 1583), Sciio Sor-
bano (geft. 1583), SinbanuS (geft 1588), «nni-
bale ©raffi (geft 1590), Stomas ©ta<)Ieton
(gefi. 1598), ©oetiuS ßpo (oeft. 1599), ©regor
be Valencia (geft. 1603), Safiea (geft 1604),
aionfo be ßaftro (geft. 1610), $offeDino (geft
1611), 3r. $ena (geft. 1612), 6oquäu8 (gejt.
1615), ©uarea (geft 1617), Seflarmin (geft
1621), 5Ric. Kocffeteau (geft. 1623), gr. «gri-
cola (geft. 1624), ©ecanuS (gcjt. 1624), 5DI. ain-
tonio ßapeffi (geft. 1625), 6cribaniu8 (geft.
1629), Sanner (geji. 1632), ©albuin be Songbe
(geft. 1634), 9lug. OregiuS (gefi. 1635), 5)uDaI
(geft. 1638), gragofuS (geft 1639), gea (gefi.
1640), ©raDina (geft 1643), ©antareüi (geft.
1649), »arbofa (geft. 1649), aWariuS (geft. 1652),
^ctoDiu§ (gep. 1652), ^ctricca a ©onnino (geft.
1673), ©onet (geft 1681), 6^r. 2upu§ (geft.
1681), ^uluaai(geii.nad^ 1682), @d&elftrate(geft
1692), Srancati (geft 1693), Sbomaffmi (geft.
1695), ©fonbrati (geft 1696), «ftorini (geft.
1703). — 3)a8 aioelte ©ammelttjcr! bat ben Sitcl
Romanus Pontifex tamquam Primas eccle-
siae et Princeps civilis e monumentis omnium
saeculorum demonstratus. Addita amplissima
literatura. Auetore Aug. de Roskoväny, epi-
scopo Nitriensi, Nitriae 1867 — 1879, 16 voll.
6in V^tSS. biefeS 3Berfe^ enthält bie Siteratur über
1423
$a})ftbrtefe — gJapftfataloge.
1424
ben Primat t)on ben erften Sal^rl^unberten an
bis jur ©cgctitoart (1879). 3n ben ©änbcn I,
633—704; H, 444—822; HI, 603—851 ; IV,
509 — 884 »erben meliere taufenb Sudler unb
©(i^riften (au^ gr jeugniffe ber periobifd^en $re||e)
über ben Primat nad^ ben Stteln unb meiftentl^eitö
mit einer furzen SSürbigung il^reS SBertl^ed biblio-
grapl^ifd^ auf ge^ö^lt. S)ie fiiteratur ber brei legten
Sal^rl^unberte iji fad^gemöl nad^ 2)ecennien, unb
ItOQX bie @d^riften pro et contra, jufammen«
geftellt. 3n ben f olgenben Sänben fmb 9lQd^träge
unb bie neuefien Srfd^einungen au§ ber ^rimat«
literatur Der^eid^net. S)er XV. Sanb ent^ölt einen
©eneralinbei. 3m XVI. SSanb gibt ber SSerfafjer
eine neue Derbefferte Auflage [eined 1834 erfd^ie*
neuen SBerleS De primatu Romani Pontificis.
— Sefonbere Smpfel^Iung t)erbienen ou^er ben
bereits oben genannten ^uctoren folgenbe 3Ber!e:
A. Eempeneers, De Born. Pontificis primatu
ejusque attributis, Lovan. 1841 (Diss.); M. D.
Bouix, Tract. de papa, Paris 1868—1870,
3 Yoll.; @d^neemonn, ^er ^apft ha% Ober«
boupt ber ® efammtfird^e , tJfreiburg 1867; §et»
tinger, SDie fird^lid^e IBoHgemalt be§ opoftolif^en
©tu^IeS, gfreiburg 1873. — Luke Rivington,
The Primitive Church and the See of Peter,
London 1894, gibt eine t)or)ägnd^e ^ologie
be§ $rimQte§ in ben erften 3abrbunberten ber
ffird^e gegen bie neueften angriffe ber 3lngli«
caner. 6inen o^nlid^en S^oecf »erfolgte T. W.
Allies, The Throne of the Fisherman, Lon-
don 1887. [3of. SSIöfeer S. J.]
Jfapfltxiefe nennt man Srlaffe ber ^äpfte in
Sricfform, toxt fold^e im d^riftlid^en Slltert^um
faß auSfc^Iieglid^ üblic^ toaren. @d n^ie bie Slpoftel
in Sriefform ben d^riftlid^cn ©emeinben bie S3or«
fd^riften unb SRatbfd^Iäge beS §cite mittl^eilten,
fo bebienten fid^ aud^ bie SBifd^öfe anfangs burd^'
toeg ber Briefform, »enn fie ben i^rer Seitung
anvertrauten ©löubigen SSßeifungen 5u geben
l^atten. Die^ gilt auc^ öom SSif^of öon Sftom,.
Dom $opft. grft im ÜKittelalter finbcn jtc^ \iäp\i'
lid^e Sonftitutionen (f. b. "üxt), mli\z aud^ äu^er«
lid^ in ber Sform t)on ©efe^en (ad perpetuam
rei memoriam) erfd^einen unb ftd^ nid^t toxt bie
Slunbfc^reiben an (immerhin nid^t namentlid^ be*
jeid^nete) Sifd^öfe unb ©löubige n^enben. S)od^
barf aus ber Sriefform ber päpftlid^en ßrloffe
unb bereu t)orn}iegenb paränetifd^em Zon nid^t
gefolgert »erben, ba§ benfelben fein red^tlid^er
(&iaxatUx, feine juriftifd^e SSerbinblid^feit inne»
tt)o^ne. ißielme^r f)aUn bie römifd^en ^öpfte t)on
9lnfong an bie ^pid^t ber Slbreffaten i^rer ©riefe
betont, bcm 3nbalt be§ SriefeS ju entfpred^en unb
bafiir 5U forgen, ba^ bie| au^ feiten§ Ruberer
gef d^ebc ; mit anberen Sfflorten, f d^on bie alten ^äpfte
ttaren fid& betonet, ba^ fie burd^ grla^ i^rer ©riefe
t)on ber nad^ göttlid^em Siedet i^nen }uftebenben
oberften ©cttjolt, bie Äird^e ju regieren, ©ebraud^
mad^ten. ©0 fd^reibt ©iririuS (385) an f)imeriu8
t)on Sarragona : Quae a nobis non inconsulte
sed provide salnbriter sunt constttota, nte
merata permaneant, et onmibns in postemm
excosationibus aditus, qni jam nulfi ^kA
nos patere potent, obstmatur (Leonis H.
opera, ed. Ballerini III, 255); SnnocaqL
(416) fd^reibt an 3)ecentiuS Don (Subbio: Qood
a principe apostolomm Petro romanae eo-
clesiae txaditum est, ac nmic usqne cnstodi-
tor, ab Omnibus debere servari (L e. 198);
Seo I. (443) fagt in einem Shuibf^reOen ad
(universos) episcopos per Campaniam, Piee-
num, Tusciam et umyersas provineias eon-
stitutos: Omnia decretalia constitirta tarn
beatae recordationis Innocentii quam od>
nium decessormn nostrorum, quae de eede-
siasticis ordinibus et canonum promolgata
sunt disciplinis, ita a yestra dilectione costo-
diri debere mandamus, ut, si qnis in illaconh
miserit, veniam sibi deinceps noverit
gari (1. c. I, 616). 2)a3 ©leid^e ergibt ji
ben für bie $a))ftbrief e gebraud^tm IBegi
decretum, statutum, constitutiim, sententia,
praeceptum, ordinatio, auctoritas ; bei aSgenci*
ner, bogmatifd^er 93ebeutung: tomus, indieohiB,
commonitorium, epistola, tractoria ober itur
tatoria. Später tt)urbe jtatt beffen ber UnSbnf
decretalis (epistola) jtönbig. 2)ie ^ßa)iPbri(fe
bilbeten t)on feber eine ^au))tquene beS fffan^
red^tS. Sie Sunabme romfreier fttrd^, b. L
fold^er, tt^eld^en gegenäber bie ^äflfU tm, lifox
gefelgeberifd^en ÜJiad^t feinen ®ebraud^ ao^tai
unb mad^en fonnten, ift burd^uS m4tftorif4,
alfo falfd^. — IBiele ber alten $Qt>j}bnefe m5ges
oerloren gegangen fein, t)on anberen ^nb nur gfrag*
mente Dorbanben. S)a3 Srl^ltene finbet ft4 fät
bie Seit bis 1198 bei 3affe (Reg. Pont Rom.
2. ed., Lips. 1885—1888, 2 voU.) jufonuncB-
fiefteat (f. bap b. %xt aSuUen unb Sreüen). JM
^ia))ftbrief e n)urben in Srd^iDen l^interlegt, in Sc*
geften meift nur auSsüglid^ gefammelt, in (rntttte
tt)ie officieUe fird^lid^e ^e^tSfammlungen oof*
genommen. Slud^ bie gfölfd^ung n)agte fi^ anbie»
felben l^eran , tbeil§ burd^ 3ntetpolation Ufixt,
tbeil§ burd^ giompilation t)5Uig erbid^teter %tm^
talen. 3n ber t)on Sl^albofer beforgten Sibliot^ef
ber ffird^ent)öter enthalten fteben Don Sßenjlott^
bearbeitete 93änbe (Äempten 1875—1880) neia
ben ödsten aud^ bie a))0cr9pb^n Briefe ber $fippe
bis «naftapuS II. (geft. 498). [SR. t). ©d&erer.]
'^apfltiatatoie nennt man SSeqei^niffe ber
$ä))fte in c^ronologifd^r Keibenfolge. Sa eS all-
d^riftlid^e Sitte mar, l^erDorragenbet ^Pkrfom
lebenber unb Derftorbener, beim @otteSbieiiß p
gebenfen, fo mu^ man Dermutl^en, ba| au4 lue
92amen ber römifd^en Sifd^ofe ju btefem S^
im Saufe ber 3^^^ aufgejeid^net tmirben. Sn
Sanon ber l^eiligen ÜReffe fteben fo nad^ ben 9^
fteln bis b^ute bie 92amen ber erjten ^fipjh SinnS.
gktuS, KlemenS, 3E9ftu§, 6omeliu8. — Cin an«
l^eS ÜRotit), bie 93orfteber ber d^ripd^en 9^
tkeinben aufjujeid^nen , n>ar ber Sta^ioeül bet
fopoHf^m Succtffion bttftnitn, toU a fid^ na^
«T 9Kttt beS 2. äo^il^uiüiertfi im Kampfe gegen
i» ^finflai Qtitetib mod^tt. Siicitr Smecl tiitt
afoit mit ^innii^tnbtt SSeßimmt^cit bei bem
Rnmc ^tnot, btt att b« tr^c SQerfaffei eine!
ßotißfatalogeft frcfonnt i|}, M ^eecfitifiitö ((. b.
liL). 3n cintm Sfmgmtnt feinet tii^Iic^en "SiatU
iärt>i(^Uat, UKl^e^ un8 but(^ eu|ebiuS (H. E.
L, 22) fibttlitfert miib, bemertt et namlic^ bejQg'
iA feine« JtuftntHttS in Siom: ÄtaSo/V Ironn^
•^T* P^XP« i^vopfrroo, b. %. et ^obe ble 3luf«
ifaiintbetfDise obei Siet^enfolge bet ^ö^sfte bil
Ittiutufi oufgHei^eL @oIefenane^ribf<t)ri^en,
ttb fD ifl bie ©teile glKifeKoB }u Ceifte^en. gufc
um brOdt fi^ H. E. 5, 5, 9 S$[l\ä} tt\ii, tnbem ei
Nm bem ^fMatalog befl {|L ^lenäuS \fyt\bt:
3&TK tfi> iirl 'Pii|Jl.i]t T^v 6ux5ox^v inijxfeoiv
l* TpK^ ouvto£n tSv npic täi alpeireis irnpct-
Ifano«. S>ag tiiet baB SSerbum irapa-dBeaen-.
pqt, bott notsüSat, ^at offenbat nichts }u be^
mtciL Set Sai^Mr^t tnutbe jmai toiebergolt
if^titttn, füneß namentli<!^ bur(!^ ^mud (in
MR 61tanfl8tol^ten ber Strlintt afübemit bei
Btfftnf^aften 1892 , 639—642) ; ^inieiii^nibc
Stftnbc nmibtn abet nidit corgebraf^t. IHufin
ttofeU aQeibinQS permanBi, unb einige ^erauS*
|Aa otS (SnfebiuS bo^n fti^ babuit^ bt^mmen
inffm, dtaTpißijv ftatt fitaSo^v ju fe^; pamad
timiiit rin bifi in bie SItefte 3rtt }urüdieid|enbe£
bitiKibetbnig an. Sa8 SBort Stufinfi ^at aber
iti bem lodern S^araftet feinet gongen Uebec'
fkniig gegenübet bet einftimmigtn fieiart bei
^nt^fi^En ^onbfd^flen nichts m bebeuten, unb
üc bie 9nnabme eineB alten Xe^tDerbertmilftB
ngcnTrinctlelgenDgenbeStünbtDot. SMeSeugoi
ücten, Oon bem uiqiintrläffigen Shifin obgefe^en,
ifle imSir/^i, unb ben anbermeUigen ®t«nben,
)tt fi4 tiäa gegen bie SeBait Doibiingen Ia|jen.
Snnen *benfo Parfe für biefefte gegenübergefteD:
MdwtL ^efiiipuB ^at baEiei alB ber er^e be>
tentc fßetfaf^ einefi SßotiftlatalogeS ju gelten.
h hrtigte boS ißtijeie^nig, nie beteite angebeutet
ma>t, jUKifelSo^e an, um mit bet apoflolifc^er
^Btc^fiön bet rBmifc^en lBifc(|5fe bie ^emabrune
Kr apofloIif(^en Xmbition in ber tQmif^en Stirbt
loqid^ttn. ^e§ {tigt bet Sontejt beS giagmentf,
nbön im t)otau6gei|cnben unb im nat^folgenben
t^ bie SSttm^ng beS tecbten @laubenS betont
iteb. @o iDcit leieben bie eigenen ^ngoben be^
>(eeftf>pu8. 9Bo abet ber flatalog oetaffentlid^t
Rorbc, Ditb nic^t mitgetbeilt unb ift ni^t me^t
Ä @i(^^eU gu ermitteln. 3>tnä^ft legt |i^
tr (Bmilde nabe, ba| baS ^erjeit^nig in bii
ftfid^id^ SDenftDÜrbigCeiten" aufgenammen
mibe Sagegen aber f^iric^t ber Umftanb, bofi
»febiuS bufeS ältere SSerjeic^ni^ ni<^l in fetni
Hz4enaef4id|te aufnalmi, wä^renb er boc^ btoi
ans jptßem ISeigeic^nift beB 3renäu3 eine ©teilt
1 bem Sittfe anraicB, unb bti| et baifelbe über>
\no, obtDObI ft^i' flir^enge{(!^id)te nai^ ben Un-
'" "' n inBbefonbete bie ewSoxoi tül* (epSv i
SßafifltatalDgt. 1426
\&izo<n6X<»y feflflelleR follte. «u^ Tie^ jU^ für
ben gfaü, ba| ber flatalog ben angefül^rten EEOorten
, in ben aJenftoürbigfeiten ttn» ootauBging, eint
fuije äßemxifung auf ble ©teile etWatten. SJiefe
©rünbe fc^liefetn aUerbingS bie aufnähme bea
ffatalogefl in bie SJenftcürbigteiten nii^t getabtju
ans. 3)0 eufebiuä ben ffatalog bcB 3tenau8 auf-
nabm, ber ebenfo loeit, DitQeii^t gar noc^ etinaB
tceiter ging, ba ^egeft^^juB olS Snb^unll beS
feinigen auSbrüdli^ ben Jßontificat SnicetB be-
jei^net, unb eS nic^t Ji(^er ift, ob et bie 9Iibeit
etna noi^ Dor i^ret äJerBffentlit^ung loeiterjU'
führen ©eleaenljeit (laite, [o tonnte 6ufebiu8 baB
aSerjeidinig DcB ^egtfipl>uS auf fi^ benifien laffen;
iebenfaÜB fonnte er \\i^ mit einer allgemeinen SBc
nu|ung begnügen, iiie Sa<^e bleibt aber immet-
bin jlotifelbafL ebtnfo ift fraglid), ob ber flatalog
auf uns gttongte. Sigbtfoot fut^te (The Aca-
demy 1887, 362—363) barjul^un, boft berfette
in bemjenigen etlialten fei, ber bur^ gpi^ibnniUS
Haer. 27, 6 mitget^eilt »irb unb ber ebenfaÜB
mit 3lnicet enbigt; 9Jerf, biefeS flimmte im ^ifto-
ri)(^eu ^aifihud) 1888, 674—677 bet SBeffieiB-
fiitirmifl JliniitfootS ju. 6int erneuerte Unter-
\udjung, ber grage überjeugte ben Untergei^nettn
Qfccr, bafi bie 'ülnnabme nid|t fo begrunbet ift, oIS
itini früher ft^en. 9(u^ bie neue Darlegung,
trc((f)e ^ig<)IfoDt (8t. Clement of Bome I, Lond.
1S90, 201—345) gibt, tonnte bie iSebenten ni^t
Seben (Dgl. &iflor. 3o&tb. 1890, 77—80). —
äBenn aber binteii^nibe @ii)nbe fehlen, um in bet
angefübtten Sifie beS S)]i^baniu3 bie ^egeJippB
gu etbliden, fo Iä|t fn^ SinigeS bafüt onfügrcn,
hai \nt Sifie in ber tÖmif(!^en @emeinbe felb^
entjianb. &amad glaubte in ber ertoäbnten 9Ib>
^anblung biefi in ber I^ot annehmen ju fotlen,
unb inbem er meitei ju finben meinte, ba^ bie
Sifte bcreilB SrenüuB befannt gemefen fei unb
ipäter SuliuB SlfticanuS, ^üppobtt unb epip^aniuB
borgeltgen babe, oerfui^leetaucb, bie Sifte niieber'
derjuPeDen. 3)er Äatatog, ben et (a. a. O. 650)
fo getoinnt, bedt fn^ in ben ^cUjIcti ober SmtB-
jafiren, meiere junQc^ß allein in SSttrat^t lommen,
ganj mit bemienigen, melden 2igbtfoot (St. Cle-
ment I, 326) alB ben ^egeripps witbergibt. Ülut
feblen biet bie biPonfc^en 9lolijen, bie ^mad
bei einigen $ontificaten gloubt beift^ ju foUen.
©id^er gab eB in Mom frül&jeitig einen Äato«
log mit StmtBjeiten, Ob berfelbe aber fo meit
juriidrei^t, alS ^ier angenommen nirb, iß bo<^
Itoeifet^ft.
SdiBKbt über ben biB^et etnObnten Jtatalogen
ein genriffeB Shinfel, fo beftebt übet benienigen,
meldten ber 1)1. SrenSuB aufgeflelU, bejn. in bie
©^rift Adv. haereses 3, 3, S aufgenommen
bat, böflige fllar^eit, ba er mit biefer ©^rift auf
unB gelangt ift unb griec^tfdi aucfi burcb SufebiuB
H. E. 5, 6 Überliefert wirb. 3)(n 9Inla| ju feiner
Sluffteflung gab ber ÄanHif gegen bie ©noflitet,
3^a na^ ^renäuB mit ber apoflolifc^en ©ucceffion
ein certum oharisma veritatis Mrbunben iß.
1427
$a)){tfQtQloge.
1428
nmrbe ber lBetDet§ für bie a))ofloUf^e Seigre mit
bem 92Q(^tt)etd ber a))oßoUf(^n Succeffton er«
ixad^i, unb bief er ^lad^toeiS mürbe t)on bem JHrd^n-
oater geliefert für bie römifd^e fiirdfte qI§ bie-
ienige, toeld^er bie potentior principalitas }u«
fommt. ®a§ SSerjeid^mg gel^t t)on Sinu§ bid auf
@Ieut^eru§. 3ut)or werben ober auä) nod^ bie
Slpoftel betrug unb $quIu§ eniHil^nt; fie er-
fc^einen inbeffen nid^t otö Sijd^öfe, fonbem als
bie ®rünber ber römifd^en Jhrd^. S)er j^otalog
föflt in ben SRamen mit ben bereits ermähnten
IBer^eid^niffen sufammen, bem mutl^mallid^en
tegeftppS unb bem angeblid^en alten römifd^en.
3 fel^Ien nur bie ^mtsjal^re ; anbererfeitd gel|t er
aüenfaUd um smei ^ontificate weiter, menn iene
mirtßd^ mit Slnicet enbigten. 3ene beiben Siften
ftimmen, tt)ie oben gefagt, unter ftd^ überein, unb
bei biefem @ad^t)er|Qlt laffen ftd^ bie brei Stata*
löge sumal combinirt }ur Sarfteüung bringen,
inbem ben 92amen in bem einen bie Smtdial^re
in ben beiben anberen beigefügt merben. Ser
J^QtQlog ift folgenber: 1. SinudXÜ, 2. 9nen-
cletuS Xn, 3. eiemenS IX, 4. güareftuS Vm,
5. aiejanber X, 6. X^ftuS X (XI), 7. SeleS-
rtoruS XI (Xn), 8. C)9ginu8 IV, 9. 5piuS XV
(XVI), 10. «nicetuS XI, 11. ©oter Vni,
12. eieut^rud XV. SBie oben gefagt, glaubt
l^amad, ba^ bie t^on i^m angenommene römifd^
fiifte burd^ 3uliu§ %fricanu8 in beflen Sl^rono»
grapl^ie benu^t morben fei. SRel^r @runb befielt
)u ber Snnal^me, ba| ^i))pol9t einen J7atalog in
feine Sl^ronit einrüdCte. S)erfelbe reid^te bid $on«
tian, be}». bis jum Saläre 235, ging alfo um
fünf ^ontificate weiter al§ ber J7atalog be§ 1^1. 3re-
nöuS. ßr biente \päitx bei ^bf affung be§ Siberia-
nifd^en JlatalogeS al§ ©runblage, unb in biefer
Bearbeitung ijl er auf bie yiaä^tozli gefommen.
Sluger ben 9tamen ber $äpfte entl^ielt er aud^ bie
3af len für bie 3)auer il^rcS ^ontificateS. — 2ln
§i))polQt reil^t ftd^ Sufebiud an. ßr bringt fomol^l
in feiner Sl^ronil al3 in feiner Jtird^engefd^id^te bie
92amen ber ^ßöpfte mit Seifügung il^rer ^mtSjeit.
3n ben SmtSjal^ren befielet toenn man t)on ber
armenifd^en Ueberfe^ung ber ßl^ronit auSgel^t,
Smifd^en ben beiben S38er!en eine mel^rfad^e SJer«
fd^icbenl^eit; man erflörte biefe früher burd^ 9n«
nal^me einer jmeifad^en Quelle ober eined 5tt)ei-
fad^en JtatalogeS, meld^er bem Suctor vorgelegen
l^abe. Sei ber geringen ©emäl^r, meldte bie arme«
nifd^e Ueberfe^ung in biefer Se^iel^ung bietet, ift
inbeffen ber ©d^lu^ an fid^ locnig bcgrünbet. ®urd^
Sig^tfoot (St. Clement I, 206—246) »urbc feine
©runblofigfeit jüngft aud^ eingel^enb bemiefen.
®er Äatalog beS gufebiuS reid^t bi§ 9HarcelIin.
— ®ie folgcnbe ©teile nimmt ber Sibcrianifd^e
ffatalog ein ; biefem fommt infofem eine bcfonbere
Sebeutung 5U, ats er ber erfte ift, ber al§ jfatalog
im cigentlid^en ©inne ober al§ bcfonbcreS ©d^rift«
ftüdf unb juglei^ in feiner urfprünglid^cn ©eftalt
erl)a(ten blieb. 6r bilbet einen Sl^eil beS fog. Qi)X0'
nograpl^en oom Saläre 854, b. 1^. einer ©ammlung
t)on biftorif d^en SDocumentea beren Stebactioii ii
ba§ Sal^r 354 föDt, unb bie mit bem «amen beS
SuriuS Sion^flud ^J^ilocoIuS Derfnüpft $, fd
eS, ba| biefer baS SBerf t)erfa|te, fei ed, ba| er
baSfelbe copirte unb iUufhirte. t>a% Se^eiM
enbigt mit ^{ISiberiuS; bal^r bie Sejei^nuag
Siberianifd^er jtatalog. Sie Sönge ber ^ntifioitc
ifl ni^t blo^, mie frui^er^ in Sai^ren^ f onbem aiut
in ÜRonaten unb Sagen angegeben. Snfoitg »b
Snbe iebeS ^ontificatefi ift mit Angabe ber Cob«
fuln ber bejüglid^en Saläre be)ei4net Sicnfo
merben, {ebod^ ni(^t immer^ bie ftaifer oenoimt
beren ^Regierung mit ben ^ontificaten }n{annen-
fäQt, unb }iDar t)or ben SonfulatSjal^ren. Snblid)
merben bei einigen ^ontificaten nod^ Siotijen äier
mid^tige IBegebenl^eiten in ber r5mifd^ ffn^e
beigefügt. @o lautet 5. S. ber 9bf(^mtt über
Sinus : Linus ann. XII m. im d. XU Foit
temporibus Neronis, a consolata Satonuni
et Scipionis usque Capitone et Bnfo (b. L
56—67). Sel^nli^ lauten bie übrigen SngobciL
(Sine lurje l^iftorif d^e Stoti) folgt jum erfien Stab
bei $iuS, nömlid^ bie Semerfung über bit Sb*
faffung beS $a{lor ^ermä burd^ ben Sruber bcS
^fteS. 2)ie Anlage beS ftatalogeS berul^t 0^
auf einem einl^eitlic^en ©d^ma, unb infofern ip
ber Itatalog auS einem @u|. 2)o8 SRoteriat ober,
aus bem er befielet, ifl k^erf^ieben. Sinen bebest-
famen Sinf d^nitt bilbet in biefer Segiel^gber $ob-
tipcat ^ontianS. 93iS }u biefem mirb immer wa
mit ganjen Salären gerechnet unb }ugleuii fo, bd|
baS Sal^r beS Anfanges eineS ^onti^cateS inmn
baS Sal^r ift, meld^eS auf baS SobeSjal^r beS m^
auSge^enbcn $apfteS folgt Anfang unb Snbc
ber ^ontificate fallen alfo ftetS mit Anfang unb
Snbe ber SonfulatSia^re sufammen; bie fßoiobe
mirb mit anberen SBorten fo be^anbelt, als ob alle
köpfte biefer S^xi if)x $(mt ftetS am 1. äanuoE
angetreten l^ötten unb als ob aüe am 31. S)eceinber
geftorben toäxm. S)aS iBerfal^ren l^tte natärÜA,
t)on bem falfd^en SuSgangSpuntt, bem 3a^re SC^
als erflem ^a^x beS 1^1. ^etruS, bejm. bem 3a(r 56
als erftem Sal^r beS 1^1. SinuS, gan} abgefel^, cok
Steil^e t)on Ungenauigfeiten }ur golge. 2)er gco|tc
tt)ir!lid^e ^fel^ler tritt bei ben ^ontificaten imt&
unb $iuS' }u Sage. 3ener erl^ölt bie 3q^
150—153 n. e^r., biefer bie Saläre 146—161.
SDer fpätere $apft fommt alfo nod^ k^or bem fiu^
jur ^Regierung; fein ^ontificat reid^t fogor no^
in ben feines smeiten iBorgöngerS , beS ^^
^QginuS (138—149), l^ineiu; Slnicet fommt mit
feinen Sauren gons in bie 3^it feines 92ad^folgal
S)ie ißermirrung f^ai il^ren (Srunb iDa^rf4einri4
barin, bo^ bie ftind^roniftifd&en ßintröge in bop»
pelter SBeife gemad^t mürben, inbem ber Sudor
einerfeitS öom 3:obe Sl^rtfti (29) ober öom c^
Saläre beS 1^1. ^etruS (30), onbcrcrfeitS öon feiner
Seit ober öom Sobe ^ontianS (235) ausging. -
©egcnüber ber fd^cmotifd^en Einlage beS etjlen
Steiles nun ift ber Jtatalog Don ^ontian an tnel
genauer, ©ofort bei biefem $apft mirb ber Zaj
L429
ißQ))flfQtQloge.
1430
«inet Sleftgnation angegeben, 6et feinem 92a(i^
[olget ber %a% ber Orbination ; S]^nli(]^ bei ben
[olgcnben poppen. S)ie eingaben finb jföar nid^t
immer xiä^txa, ba§ ^at aber l^ier n^enig 5U be*
Deuten. S)er Segenfa^ ^mif d^en ben beiben Zl^eilen,
Dor unb na^ ^ontian, i{t offenbar, unb bie
lEtBent^ümlid^feit befi erjlen %fytxM bröngt gu
Dem @d^iu|, ba| bie 2)aten einer öltem Sifte
[päter beigefügt tourben, unb ba| biefe nur bie
Kamen unb bie 2)auer ber ^onttficate, toal^r*
[(^inli^ nur in ^al^ren, nid^t aud^ in SDtonaten
unb Xagen, enthielt. 3)iefe Sifte meist aber auf
^ilipol^t l^in. S)er (S^ronograpl^ t^om Saläre 354
mt^It nömlid^ unter ben meitem @d^riftftudfen
oud^ eine SBeltt^ronif, meldte big gum Saläre 334
ge^t. Siefelbe e^iftirt nod^ in einer anbem 9ie*
cenfion unter bem Zitel Liber generationis,
in xotlä^ fie mit bem 13. Sal^r beS Xlesanber
6eüerud (233/34) enbigt. ßd ift allgemein an-
ertonnt, ba^ biefe @d^rift ^i))polQt angel^ört, ber
naö^ bem ^er}eid^ni| feiner 3BerIe auf feiner
6tatue oudd eine S^roni! t^erfa^te. S)er Schrift
tDor eine ^|kt))ftlifte beigegeben, mie bie SBorte am
Sd^Iug ber Snl^altSangabe be§ Liber gonora-
tionis angeigen (Nomina episcoporum Romae
et qois quot annis praefuit). S)ie £ifte ift }tt)ar
ni^t felbjt erlitten. (Sie mürbe in ber Samm-
lung} ber S^nftftücfe SOem nad^ beSmegen au§-
oeüiffen, meil in biefer eine meiter reid^enbe Sifte
infim^me fanb. ^ber fte liegt ol^ne 3tt>eifel biefer
Bifk ober bem Siberianifd^en jlatalog im erften
I:^e §u (Srunbe. @ie entbielt, mie fd^on bie
oMge IBetrad^tung ergibt unb mie ber oben an«
S!f^rte £itel auSbrflddid^ befagt, bie Flamen unb
mtSgeiten ber köpfte. 3m Sl^ronograpl^en l^eigt
tS in ber Einleitung beS ^atalogeS : ex quo tem-
pore per successionem dispositum, quis epi-
scopus quot annis praefuit vel quo imperante.
£ie 9Borte ex quo tempore unb quo imperante
jeigen an, nniS ber IBerfaffer be§ Jlataloge§ gu
einer Sorlage l^ingutl^at. S)ie 92amen ber Son-
u(n im if atalog fmb bief elben, meldte bie Sonfular-
[afien be§ S^ronograpl^en bieten, unb fie finb ol^ne
Smeifel biefem ©d^riftftüdC entnommen. 3)er Sluctor
^t aber feine SBorlage gemig nid^t blo^ ermcitert,
bnbem aud^ etmaS umgeftaltet. SDer j^atalog
»ietet nömlid^ ftatt %nenc(etu§ 6Ietu§ unb Sna«
(etuS ; er fteUt aud^ btefen beiben SIemeng Doran.
Rne fold^e Sbmeid^ung Don SrenöuS' Jlatabge ift
tf\tn Schüler C)ip))olQt nic^t tt)0]()l guguerfennen,
ie mirb e|er t)on einer Umarbeitung be§ J{ataIoge§
«S lej^tem ^errül^ren. Sbenfo bürfte e§ ftd^ mit
•er UmfteHung t)on ^nicet unb $tu§ Derl^alten,
9emi l^ier bei ben oermorrenen 3al^Ien nic^t ein
nbertoeitiger Srrtl^um angunel^men ift. Snblid^
rirb on eine Senberung im legten %^t\l ber 93or«
age gu benfen fein, faOd ^ippolQt in bemfelben
taxi feinen perfönlid^en @tanbpunft über @ebü^r
ur @elhing brad^te, unb mit biefer Snnal^me
tbtn fid^ aud^ bie Sebenfen, meldte fid^ gegen bie
Ibfaffung ber bem erften Sl^cile be§ Siberianifc^en
J7ataIoge§ gu ©runbe liegenben Sifte burd^ ^ippo-
iQt etma t)orbringen laffen unb mirflid^ Dorgebra^t
mürben. — 3)er Äatalog mürbe guerfl üeröffent«
lid^t burd^ ben Sefuiten SBud^eriuS (f. b. 9(rt.) in
bem Sßerf e De doctrina temporum, Antw. 1 634,
meg^alb er aud^ ber Sud^erianifd^e J7ataIog ge-
nannt mirb. 92eue ausgaben t^eranftalteten SRomm-
fen in ben ^ibl^anblungen ber pl^ilof.-l^iftorifd^en
fflaffe ber föniglid^ fö^r^fci^en ©efeUfd^aft ber
SBifienfc^aften 1 (1850), 634—637; SippuS,
Sl^ronologie ber römifd^en Sifd^öfe, ttxtl 1869,
265—268, unb S)ud^e§ne in feiner Ausgabe bed
Liber pontificalis I, Paris. 1886, 1 — 9. (Einen
Sbbrudt bietet ihau§, Roma Sotterranea, Bei-
lage Vm (2. «ufl., greib. 1878, 598—597).
3n ber 3^it nad^ bem Siberianifd^en j^atalog
finbet ftd^ eine SXeibe t)on meiteren J7atalogen. S^'
nöd^ft ftel^t einer in ber Sl^ronil bed 1^1. ^ieron^muS.
ßs ift, mie fid^ bei bem SBerle aI8 einer Bearbeitung
ber S^roniif bed SufebiuS ton felbft ergibt, ber
ff atalog biefed Tutors, jebod^ mit einer t$fortfe|ung
bi§ SamafuS, unter meld^ f)ieronQmu§ baS
SBerl Derfaite. S)amafu§ mirb barin als 35. $a))ft
aufgeffil^rt. 3n ber Sl^at nimmt er, menn man
bie 3ä^Iung mit SinuS beginnt, mie ^ieron^-
mu3 nod^ nad^ altem Hergang tj^ut, bie 36. SteUe
ein. Sie 2)iffereng l^at barin i|ren @runb, ha^
ber ^apft 9narceIIu§, ber 92ad^foIger ÜRarceUinS,
Don bem JHrd^entmter übergangen mirb. ßlemend
fielet in bem ffatalog nad^ altem ^erfommen an
britter @tefle. Sd mag l^ier aber nod^ bie 99e«
merfung beS 1^1. ^ierouQmud De virr. illustr.
c. 15 ermäl^t merben, ba^ bie meiften Cateiner
SIemend bie gmeite Stelle nad^ $etru§ an-
meifen, b. f^. i|n gum unmittelbaren Stod^folger
bed SlpoftelS mad^en. S)iefe Suff affung, bie bereits
SertuIIian gelaunt gu l^ben fd^eint, inbem er
De praescript. c. 32 bemerft, SlemenS fei oon
$etru§ orbinirt morben, l^at il^re Ouelle in ben
Slementinen (f. b. 9lrt.), befonberS in bem apo«
crt)p]^en Briefe SlemenS' an 3acobu§, meld^er
bem SBerfe als (Einleitung bient. 3n i^m mirb
Siemens' (Sinf e^ung burd^ $etruS als feinem Bor»
gönger meitlöufig ergöl^lt; fie !am übrigens in fei*
nem Äatalog gum SluSbrudC. — Um einige Stufen
meiter gel^t ber ffatalog, ben OptatuS (De schis-
mate Donatistanim 2, 3) unb Sluguftin (Ep. 53
ad Generosum) barbieten. S)erfelbe berül^rt ftd^
in gmei fünften mit bem Siberianifd^en: er fteUt
mie biefer ben 1^1. SlemenS unmittelbar nad^ SinuS
unb Slnicet Dor $iuS. Sod6 l^at er bie Berboppe«
lung beS SnencletuS in SletuS unb SnacletuS
nid^t. SDagegen finbet fid^ biefe mieber in bem
ffatalog beS pfeubotertuQianifd^en Carmen adv.
Marcionem 3, 9.
Snbem bie (S^roni! beS 1^1. ^ieron^muS unb bie
ffird^engefd^id^te beS ßufebiuS fortgefe^t mürben,
mürbe aud^ ber $apftfatalog meitergefü^rt. 3m
5lnfd^lufe an ^ieronpmuS entftanben im füblid^en
® aHien bie flaif erd^ronif (öon ©iriciuS, bem 9Jad^»
folger beS SJamafuS, bis Seo I.); bie ß^ronif beS
1431
$Q))ftfQtaIoge.
1432
SbaciuS (bis ©tmpüciuS [468— 483]); bic S^ronif
^rojperd (bis fieo I.); bQ§ 3Berf beS Sl^rono«
gropl^en t^om Saläre 447, bog aber bis auf einige
gragmente öerloren ging. Unter bcn gfortfe^em
be§ SufebiuS bietet %t)toioxtt eine annö^emb DoQ«
ftönbige Sifte ber Flamen t)on aRorceOinuS bis
Söteftin ; SocrateS bietet bie Flamen unb SmtS«
jeiten t)on SDamafuS an ; So^omenuS nennt aber
nur brei köpfte. @elb{lönbige J7ataloge entl^alten
bie abenblönbifd^en Sanonfammlungen ber folgen*
ben Sal^r^unberte. ©ud^eSne tl^eilt in ber 9lu8»
gäbe be§ Liber pontificalis 1, 13— 33 neun ber«
artige Ser^eid^niffe mit. §ier feien nur bie jwei
ölteften furj ermöl^nt. S)aS eine fielet an ber @pi^e
eines Liber canonum beS 9. Sal^r^unbertS. SS
gibt bie Flamen bis @et)erin (640), baneben aber bis
gfelis n. (m.) (483—492) aud^ bie 3lmtSjeiten;
barauS er^eUt ba^ eine Stebaction beS IBerjeicIniffeS
mit biefem ^apfte fd^Io|. 2)er anbere Jtotalog
fte^t am Anfang eines Liber canonum auS bem
6. Sal^r^unbert; er fd^log in feiner urfpränglid^en
Sebaction mit ^aljft §ormiSbaS (514—523),
gel|t aber in ber überlieferten ©eftalt bis IBigiliuS.
— @ämmt(id^e neun Jtataloge fd^Iie^en ^ä^ in
Flamen unb Snorbnung an bie Sl^ronif beS 1^1. ^ie*
ron^muS an, fül^ren aber nad^ SiberiuS au6 gfelis
auf, ber t)on ^ievon^muS jmar genannt, als ^egen-
pa))ft aber nid^t gegöl^U n^urbe. 3n ben Sc^kn
für bie 9mtS}eiten fteUen fte ftd^ bis jum $onti«
ficate beS ^apßeS SuIiuS als eine (Kombination
beS Siberianijd^en J7ataIogeS unb ber S^roni! beS
^ierouQmuS bar. — ßng tiermanbt mit bief en Staia'
logen finb brei gried^ifd^e , bie jn^ar in SGßerfen
beS 9. 3a^r^unbertS entl^alten finb, aber in baS
6. Sa^r^unbert jurüdreid^cn. 3Slan finbet fie bei
3)ud^eSne I, 34 — 38 ; berfclbe bietet auc^ weitere
ffatatoge jener 3^tt, meldte tl^eilS als felbftönbige
fiiftcn überliefert, tl^eilS auS ß^ronUeuäu gewinnen
finb. ^ier mögen folgenbe eingaben genügen.
(S^emalS »aren bie brei |)auptfird^en SlomS mit
bcn Silbern ber ^äpfte gefd^müdt, ©t. ^etcr unb
@t. $aul fogar mit einer boppelten Stetige. 3n
biefem @d^mu(t befa^en fte }uglei(^ einen $apft«
fatalog. S)ie Silber ber ßatcranfird^e öerbanfcn
il^ren Urfprung bem Raffte DHcolauS III. (1277
bis 1280), ebenfo bie unteren Seilten in ben bciben
anberen ffird^en, wöl^renb bie oberen Steil^en in
biefen altern UrfprungeS fmb. 3)ie Silber ber
fiateranürd^e ent5ie]^en ftd^ bei bem mel^rfad^en
aWi^gefd^icf, baS biefe SafilHa traf, einer näl^em
J7enntni| oöUig. S)ie Silber t)on @t. $eter fennt
man jum Sl^eil, inbem ©rimalbi, bet)or am Ein-
fang beS 17. 3a^r^unbertS ber bis bal^in erl^alten
gebliebene untere ober öftlid^e Sl^eil ber alten
Safilifa niebergeriffen würbe, öon ben nod^ ftd^t«
baren Silbern eine Sefd^reibung Deranfialtete.
^oä) beffer ift man über bie Silber in @t. $aul
unterrid^tet. 3)ie älteren, öon $etruS bis 3nno-
cenj I., blieben mit ber füblid^en 3Kauer erl^alten,
als bie Safilifa im 3. 1823 burc^ einen Sranb
jerftört tourbe ; fte werben l^eute im ff lofter St. $aul
auf bewal^rt. 3)ie Sarberinif d^e Sibliot^ 6cidq^
überbiel bie »bbilbungen ber ^rtrötS, lod^e
ber Sarbinal Sarberini anfertigen lie|. ftu^fnd
jwei Sopien ber ben Silbern beigegebenen 3»
fd^riften erl^alten; bie eine befi|t bie gcnanib
Sibliotl^el, bie anbere würbe Don Siani^ mi>
anftaltet unb bis Sunocen^ I. in ber 9uSgabe bd
SnaftaftuS Sibliotl^ecariuS (Migne , PP. lat
CXXVU, 282—312) Derdffentlid^t. 2)erffatalog
ftimmt, fo weit bie $ublication Siond^im'S eia
Urtl^eil geftattet, bis 3nnocen) L mit bem btf
Liber pontificalis uberein. 2)ie Silber flonma
wol^l aus bem Slnfang beS 6. Sa^l^unbcstS.
äebenfaUS ftnb fie nid^t jünger, ba ber Scgn»
papft SaurentiuS unter il^nen eine @tel[e bat ndi
beffen Silb nur eingefe|t werben tonnte, \o kagt
er bie ^errfd^aft über bie SofUifa be(Kni|M.
2)e Stofft möchte il^ren Anfang in bie SRitte bei
5. Sctl^rl^unbertS t)erlegen, in bie Seit Seo'S I,
ber bie Safilifa reftaurirte. — 2)ie Stellung bei
©egenpapfieS SaurentiuS unter ben ^ßopftbUben
oon @t. $aul fül^rt auf ben Ifatolog, ber gnr Sc»
t^eibigung biefeS ^p jteS in ben erften 3a^ nt^
bem Sobe beS il^m gegenüberflel^enben redMnfi|iga
^apfleS @9mma(^uS entftanb, aber aud^ oie $äp|e
bis SigiliuS nod^ für} nennt ; ber Sd^ M-
f elben ift in einer ber SapitelSbibliotl^ Don Soou
gel^örigen^anbf d^rift beS 6. Sal^l^unbertS ei^ottii.
SaS Fragment beginnt mit ttnoftafuiS IL mk
}eid^net fi$, abgefel^n Don feiner Xenbeng, bni^
eine eigentl^ümlid^e 3^&ing ouS. Si^mma^ni
l^at bie Orbinaljal^l 52, wäl^renb ber faß gleti^
5eitige Liber pontificalis il^m bie S^%1 53 giä.
3n bem ffatalog beS Fragmentum Laurentat-
num wirb alfo ein $apft nid^t gejol^lt; welker
aber übergangen würbe, ift ni^t mel^r }u be>
ftimmen. — SHe ^apftbilber führen unS nun p
bem für lange 3cit ma^gebenben Ifatolog, ben
beS Liber pontificalis. lieber bie Snt^e^unj
biefeS aOSerfeS ift ber betreffenbe «rtifel (ob. vn,
1886 ff.) 5U oergletd^en. ^ier foU nur bie Sigen>
tl^ümlid^feit feines ffatalogeS feftgefteUt wetten.
SDerfelbe beginnt bie3äl^lung, gleid^ bemSibeno*
nifd^en ffatalog, auf weld^em ber altere S^ bei
3BerfeS berul^t, unb im Unterfd^ieb bon benfrü^
ffatalogen, mit ^etruS. Sr mad^t femer, berfdieii
OueHe folgenb, auS ben jwei für bieSejei^mmg
beS SnacletuS üblid^en 9lamenSformen )Wei $e^
fönen, lö^t biefe aber nid^t beibe auf SlentenS fol^
fonbem f e^t bie eine, SletuS, nad^ SinuS, olfo in
britter Sinie, bie anbere, SlnacletuS, nad^ filentenS,
in fünfter Sinie. $iuS unb Slnicet gibt er fobonn
in feiner überlieferten ©efialt ober in feiner fpäetn
SluSgabe in ber rid^tigen Steil^enfolge ; in feinci
erften Ausgabe aber l^atte er, wie bie im Sfelictani'
fd^en unb Sononifd^en ffatalog enthaltenen SnS*
}üge jeigen, gletd^ bem Siberianifc^ ffatalog bie
umgefel^rte Orbnung. Snblid^ nimmt er not
SiberiuS ben ©egenpapft ^felis auf. SDer ffotoloj
bietet bemgemög Don ba an }wei ^ßopfte }u trid,
inbem er gleich im Anfang auS einem $app jtDet
L438
$Q))fl!QtaIoge.
1434
mod^ unb fpfiter einen SOtann jä^lt ber aud^ bei
milber Seurtl^Iung fd^toerlid^ afö re^tmä^iger
gdten lann. £ec Liber pontificalis \ä)l\t^t
>rlan IL (867—872). Kur bieten einige
ifd^nften noi^ ein Sru^jiüd beS SebenS Ste*
^anft Vv beS Dierten 92Qd^foIger§ iened $a))fte§.
— Sie Sfolgejeit loeiSt meistere jtataloge Don
Ibmerem ober größerem Umfang auf. 3Ran finbet
borfibo: ^S^tM in ber Ausgabe be§ Liber ponti-
ficalis t)on2)ud^neII,p.LS:—XXm. ^ierift
iDeUec baSienige SSerjei^nil }u enoöl^nen, n^eld^eS
M M eine §^^4^0 ^^ Liber pontificalis
borfieat (Es iß ber Liber pontificalis beS 8iblio-
tJ^efin« $drud (SuUIelmuS t)on @t. ©illeS. 2)a8
Scrf ifl au|er fpöteren Sopien in bem Codex
Yatieaniis 3762 entl^alten^ ber t)on $etru§ felbft
in 3a^ 1142 gef daneben mürbe; eS entl^ölt ben
otten Liber pontificalis tl^fö gang unb mit
3nfäken, tbeitö, unb iroax Don $aul L an, ftar!
<Agemqt Sugleid^ aber bietet ed eine gfortf e^ung
Mi ^onoriuS H. (gejl 1130), unb biefe §ort>
fclinig bilbet in ibrem größten Xl^eil einen Itatalog
im rigentlid^ Sinne, inbem t)on ben meiften
90)1^ nur ber !Rame, bie ^bfunft unb bie SlmtS»
leit angegeben merben. @o lautet f of ort bie Siotig
ubn äobonneS ym., ben ißad^f olger ^abrianS ü. :
Johannes, nationeBomanus, expatre Gundo,
aodit ann. X d. n. 9iur bei einigen topften
Mcrben nod^ meitere ÜRittbeilungen gemalt, bie
an^^greid^ften bei (Sregor YII. unb Urban II. ;
iNm ben trier legten, nomli^ ^afd^aliS U., @e«
fafiitS IL, ealii^ n. unb ^onoriu§ U., »erben
eigmtti^e Siograpbi^n gegeben. 2)er 93erfaffer
iß iiq4 ben SuSfübrungen S)u(i^e§ne'8 ber 6ar-
binal $anbulpb. ^n^änger 9naclet§ IL IBon
bemfelben rubren inSbefonbere aucb bie 3ufä^e
m bem ftatalog bed 11. Sabrl^unbertS unb bie
eiograpbie beS ^apfteS $afd^alid IL l^er, bie
«ie^bre^t (©ef^id^te ber beutfd^en j^aifergeit UI,
4.1ufL, »raunfd^tt^eig 1876, 1061) unb SBattericb
(Pontificum Bomanorom Yitae I, Lips. 1862,
p. LIV— LXXI) bem Korbinal $etm8 öon $ifa,
einem 3<itgenoffen, jumeifen tDoUUn. 2)a§ Sßer!
tonrbe aber üon $etru8 ©uiÜelmuS etmaS über-
arbeitet unb fleOt fid^ infofem al§ beffen Sd^rift
bar. 3nbef[en blieb eS bei bem Sabre 1130 nid^t
fbl^. Später mürbe e§ nod^ meiter geführt. 3)ie
Rinätnte Daticanifcbe ^anbf(brif t bietet f ogar eine
|ortfe|ung big 9Rartin IV. (1285). Sine fpötere
lopie (Codex Yallicellanus C 79) enthalt eine
Sfoctfe|ung t)on 9nartin IV. bis 3obanne§ XXII.
;ge^ 1834). S)iefe Arbeit mürbe bie ©runblage
iner neuen unb legten Sbition be§ Liber ponti-
Scalis, meldte in jablreid^en ^onbjd^riften be§
L5.— 17. 3a]^rbunbert§ entbalten ift unb big
Dtoctin V. (1417—1431) rcidftt. ®ie gbition
nstcrfd^eibet ftd^ bis ^abrian IL nid^t t)iel t)on
Hü bnrd^ ben Codex Yallicellanus bargebotenen,
iber, ba biefe big babin genau ber Suggabe beg
IfidJoA (Sniüelmug folgt, t)on ber Stecenfton beg
12. Sobrbunbertg. %xx erfd^etnt bie ^äpfün 3o>
banna, bie im CodexYaticanus 3762 beiSeo lY.
in einer SRanbnote ermähnt mirb, ^tx }ttrifd^en
Seo lY. unb 99enebict ni. im Xe^t. 9u4 merben
auf bem Sanb, nid^t im Sejte, mel^rere fictiöe
^(ipfte beigefügt. @o mirb S^riacug, ber feine
ßsijiten} ben9M^onen berblSIifabetb t)on®d^önau
über bag 9)lartt|rium ber 1^1. Ürfula unb ber elf-
taufenb Jungfrauen Derbanit, an ^ontian ange«
reibt, ein SWarcug an gfelij L, ein 2eo HI. an
@ergiug L, ein IBaftKug, um aud^ biefe 3utbat
bier }u ermäbnen, an fiiabrian m. 2)er 9bf d^nitt
t)on ^abrian U. big Üticolaug IL, ber in ber 9ie-
cenfton beg 12. Sal^rbunbertg nur ein magerer
jlatalog mar, mürbe betröd^tlid^ Dermebrt, mäb^enb
ber t)on 9llesanber IL big Sunocenj IL }u %nbe-
rungen nid^t Diel %nla| barbot. 2)ie OueQe )u
ber ßrmeiterung bilbet bie Sb^onif beg SDlartinug
Don Sroppau (f. b. Srt.), ber aui^ jene $öpfte
entnommen mürben. Sluf bemfelben SSerle fomie
auf ber eb^<>nil beg Seml^arb (Suibonig (f. b.
Slrt.) ruben bie Sbfcbnitte Don (SölefKn n. big
5IKartin lY. unb Don ba big ÜJlartin Y., bie
beibe in einer boppelten Stecenfion Dorliegen, einer
fördern unb einer löngem. ^er le|te Sibfd^nitt
SerföUt in }mei %f)txit. 2)er erfie i^A\ umfafet
auger einem @d^lugfür bag Seben Jobanneg'XXII.
bie Siograpbi^n ber brei folgenben ^öpfte unb
rübrt Don einem durialiften in SDignon aug ber
3eit Snnocenj' Yl. ber. ®er jmeite Sb^t ^W
fo faft eine Steibe Don ^apftleben alg Dielmebr
eine ®efd^id^te beg großen ©d^igmag, eingetbeilt
nad^ ^ontificaten, j}ammt aug ber 3cit Sugeng lY.
a«it ajlartin Y. fd^liegt bie Sortfefeung im «H-
gemeinen. Sine ^anbfd^rift fügt inbeffen nod^
^JJopftbiograpbien big $iug n. bei. — 93on ben
fpäteren j^atalogen mögen nod^ smei angefübrt
merben : ber in ben Yitae Pontificum Boma-
norom Don $latina (f. b. %rt.) entbaltene unb ber
aug ber neuen ^ulgbaftlifa, Don benen ber eine
bie römif d^e 3luf f affung am Cnbe beg ÜJlittelalterg,
ber anbere biefelbe im }meiten 93iertel beg gegen-
mörtigen Jol^rbunbertg miebergibt. 2)ie Sigen«
tbümlid^feiten beg erften ftnb folgenbe: @o meit
ber alte Liber pontificalis reid^t, l^at ^latina
biefelbe SXeibenfolge. 92ur erfd^eint gegen Snbe
ber $eriobe, imifdjen 2eo lY. unb Senebict in.,
bie ^äpftin Sobanna alg Sobanncg Yin. ®a.
bei mirb bemerft: Quae ideo ponero brevit^r
et nude institui, ne obstinate nimium et
pertinaciter omisisso videar, quod fere onmes
affirmant. 3n bem folgenben Xi^til mirb fomobl
Seo YIII. alg Senebict Y. anerfannt unb biefer
Dor jenen gepellt 9tad^ Senebict Yl. mirb ein
3)onug n. (f. b. 9lrt.) aufoefübrt. S)er «Papft
Derbonit feine Stellung im icatalog einem 9Rib'
Derftönbnig, bag jebod^ nid^t erft bei $latina ein-
trat, fonbem bereitg in Itatalogen beg 11. 3abr«
bunbertg pd^ finbet, bei betrug ©uiHelmug aber
nod^ feine Stelle bat. ® iefebred^t, ber bagfelbe juerfl
erfonnte, erflärte eg (in SRanfe'g Sal^rbüd^em beg
beutfd^ SReid^eg n, 1, SSerlin 1840, 141) burd^
fapftfataloee.
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1328-1880 vm.
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1878-1389 X.
1878-1394 IX
1889-1404 X.
1894-1424 XI.
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1409-1410 V.
1410-1416 V.
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1431-1447 n.
1439-1449 IV.
1447-1466 m.
1455-1468 vm.
1458-1464 vm.
1464-1471 vn.
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1492-1608 vm.
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1523-1634 IX.
1634-1649 XL
1660-1556 m.
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1565-1669 vm.
1669-1566 XIL
1566-1572 V.
1572-1686 IV.
1685-1590 vm.
1590 IX
1690-1691 X
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1592-1606 m.
1605 rv.
1606-1621 L
1621-1628 vn.
1628-1644 vn.
1644-1655 L
1655-1667 V.
1667-1669 xn.
1670-1676 vn.
1676-1689 vm.
1689-1691
1691-1700
1700-1721
1721-1724
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1846-1878 n. 7.
1878-
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yfapftmal^t ifi ber orbentlid^ 3Beg, auf mei-
nem bei ßrlebigung beS apoftolifd^en Stul^IeS bie
^erfon eines neuen $a))j}e§ beftimmt roirb. 2)ie
^efe^ung beS pöpftli^en ©tul^IeS gefd^ol^ in ben
ötteften 3^iten nad^ ber 9lnfid^t einiger Suctoren
burd^ bie benachbarten Sifd^öfe, ben SIeruS unb
bie ©emeinbe 9tom3 gemeinfam (Mabillon, Mu-
seum Ital. n [1689], p. CIX), na(]^ ber anbe-
rer burd^ ben Flenid ber römifd^en JKrd^ allein
(^^iüipS, ftirc^enredjt V, 739). ©ieerftereanfid^t
l^at bie Analogie ber 93er^öltnif[e in ben übrigen
©emeinben für ftd^. 9lud bem 3. Sol^r^unbert liegt
bafur ba§ S^ugni^ be§ 1^1. g^Qprian t)or (Gou-
stant, Epistolae Rom. Pontif., Paris. 1721,
164). S)ie Zrabition, »eld^e oielfad^ t)ert]^eibigt
n^urbe, bag Siemens I. Don bem % ^etrud felbft
5um 9{ad^foIger eingefe^t morben fei, ift l^eute faft
allgemein al§ auf apocr^pl^ Quellen berul^enb
aufgegeben. S)od^ tt^erben einige Stellen bei 6u-
febtuS (H. E. 3, 13. 34; 5, 6) ba^in aus-
gelegt, ba^ bie ölteften $a)){te fid^ }un)eüen il^re
9iad&foIger felbft befteHten (©olber [f. u.] 15 ff.
103 ff.), lieber bie IBered^tigung beS $apfteS
baju ftnb bie Sßeinungen get^eilt (^olber 92 bis
103; 3)erfelbe im Srd^iD für fatbolif d^eS ftir^en-
red^t LXXn [1894], 409—434). — 3nfolge
ber Sef e^rung ber römifd^en JTaifer gum S^rtften«
tl^um trat ein neues einflu^reid^eS 9)loment bei
ber $a))fttDabl l^insu, inbem bie d^rißlid^en J7aifer
ftd^ inSbefonbere für befugt bielten, bei jnriefp&l«
tigen SSkl^len bie ßntjd^eibung abzugeben. @o
gefd^al^ eS burd^ SSalentinian 11. bei ber 3BabI beS
©iriduS (384) unb burdft C^onoriuS bei ber fBkäU
«onifatiuS' I. (418). ®er Untere ffaifer erliefe
bann ein S)ecret, ba| nur berjenige als gefefc«
mäßiger römifd^er SBif^of betrautet merben folfe,
meld^er nad^ canonifd^er ^orm mit göttlid^em Ur-
t^eil unb allgemeiner Siniüilligung geuml^lt fei;
bei einer }n)iefpöltigen 3Babl foUe ein neuer
^apft orbnungSgemöfe gemöblt tDerben (c. 8, Dist
LXXTX; c. 2, Dist. XCVH). 3n äl^nlidfeer Seife
finb aud^ bie im Saufe ber folgenben Sa^rl^unberte
über bie 93efe^ung beS popjtlid^en @tul^leS erlaffe»
neu SBerorbnungen faj} alle auS ben jemeiligen äkr-
böltnijfen J^rauSgetoad^fen. ^ßapft ©impliciuS
(468—483) beftimmte, um Unrul^ bei feinem
£obe vorzubeugen , bafe bie fl&a^l eines 9iad^
folgerS nid^t ftattftnben foQe ol^ne ^Befragen beS
^röfectuS ^rätorio IBafiliuS. 3)od^ fonb biefe
SBerorbnung nid^t bie IBiQigung beS römifd^en
eieruS (©c^nürer, im ftift. Sal^irb. ber ©örreS-
©efenfd^. IX [1888], 255 f.). 2)en ofirömifd^
jfaifem pflegten bie ^öpfte ti^re Sr^ebung anju«
jeigen (t)gl. }. 19. Jaffa, Begesta [2. ed.], n. 591.
619. 744), )ofem fie mit i^nen in gutem Sim)er-
46
1443
ißapIltoal^L
1444
nel^tnen ftonben. 913 498 gegen S^mmad^ud ber
?Priefter Sourentiu» erl^oben ttmrbe, riefen beibe
Zueile bie Sntfc^etbung bed OßgotenlönigS Sl^eo-
borid^ an; biefer entfd&ieb, bo| berjenigc $aj)ft fei,
meld^er juerft gemeint fei ober bie meiften Stim-
men erl^Qlten l^be, tDQg bei ©Qmmod^ud ber gfaU
mar (©d^nürer a. a. O. 269 f.). auf einer ©^n-
obe im 3. 499 Derbot bann ©^mmad^uS SSerJ^nb*
lungen über bie 3Sa^l bed IRad^foIgerS }u Seb»
feiten be§ ^fte§ ol^ne beffen IBonoifjen; bei
pI5^lid^em 3:obe bed $apfte§, ol^ne ba| er über
bie 3Ba]^I beS IRad^foIgerS Seftimmungen treffen
fann, foH bie ©entcnj ber aWel^l^eit ®eltung
l^aben (Mansi YIII, 229; ^efele, Sondlien»
®tWi)k n, 2. »ufl., 625). Sßöl^renb bie
SBa^Ien t)on ^ormiSbaS (514) unb Sol^onneS L
(523) frei »aren, ttmrbe 526 gfelij IV. einjig
nad^ ^^eoborid^ö SßiHen erl^oben. 2)ie Sfurd^t t)or
Unrul^en naä) feinem £obe »irb biefen gu ber
Seflimmung Deranla^t l^aben, ba| nad^ il^m ber
Srd^ibiacon 93onifatiu§ bie JKrd^e regieren foOe.
Hiergegen er^ob fid^ j[ebod^ ber größte Xl^eil beS
leruö unb n)ä]^Ite ben 2)io§cur. 92ad^ beffen bat-
bigem Sobe nmrbe 99onifatiud IL allgemein an-
erfannt. ®icfer ernannte in einem öom KleruS
mitunterfd^riebenen S)ecret ben S)iacon ißigiliuS
}u feinem !Rad^folger, nal^m baSfelbe aber balb
nad^l^er »ieber jurüdC (§oIber 29—41). ®er Oft»
gotenfdnig Stl^^alarid^ befiimmte, ba^^ menn bei
3tx)ief))öltigen Sßal^Ien bie Sntfd^eibung an ben
^of gebrad^t »erbe, bafür 3000 @oIibi }u jal^len
feien, maö Sol^anneS n. anerfannte. ^Rad^bem
ftaifer 3uftinian Stauen toieber erobert l^atte, nal^«
men bie oftrömifd^cn ftaifcr einen birccten 6in»
flug auf bie ^apftmal^I in ^nfprud^. ßS tourbe
ber ©ebraud^ eingel^alten, bag bie Sriebigung bed
pä))ftlid^en ©tul^Ied an ben Sxard^en 5U SiaDenna
gemelbet, unb bag bie SBablurfunbe an ben J7aifer
jur 95cftätigung eingefanbt mürbe (f. b. Formulare
bei ftinfd^iuS, ff.-SR. I, 220) ; bal^er bie langen
Sacanjen t)on burd^fd^nittlid^ me^r al§ aä}t 3)l0'
naten. t$üt bie 93eftätigung mu^te eine Slbgobe
entrid^tet merben, meldhe Sonftantin $ogonatu3
678 abfd^affte (c. 21, Dist. LXIII). aiS bann
nad^ bcm Xobe Seo'S 11. (683) bie SBacanj mie-
ber ein Sal^r gcbaucrt l^atte, fd^irfte gonftantin
unter Senebict 11. (684—685) ein SRcfcript, ut
persona, qui electus fuerit in sedem apo-
stolicam, e vcstigio absque tarditate pon-
tifex ordinetur (nad^ ©idfel [Proleg. jum Liber
diumus II, 56 f., in ©i^ungSber. ber !. f. 5lfa«
bemie ber 2Biffenfd&. ju SDBien 1889] ein öollftän-
biger Serjid^t auf bieSeftätigung; nad& ®ud)c§ne
[in Bibl. de l'ecole des chartes LII, Paris
1891, 13] Uebertragung be§ ©eftötigungSred^teS
an ben ßjordjen). SonifatiuS III. bcftimmte auf
einer römifd^en ©pnobe öom 3al)re 606, ba^ bie
9ieuwabl erft am britten 5:age nad^ ber 93eerbi-
gung be§ öerftorbcnen ^opfteS gefd^cbcn fofle
(Mansi X, 502). ^(8 bie 2angobarben bie Ob»
mad^t in Stauen errungen l^atlen, mürbe ber
^ontificat ein ©pielBaO ber rdmtfd^ $atirici.
^ie Uebertragung befi römifd^ ^otnciaiftanbai
Sfranfenfönig $ipin l^atte für bie ^ftma^l M»e
^ebeutung ; meber er nod^ Staxl bet ®ro|e l^cAcn
ein Seftötigunggred^t bei berf elben beanf)mid^ idia
ausgeübt, fte begnügten ftd^ tnelme^ mit einer
rein formellen ^nerfennung (Sam)>re4t, S)ietta.
Sfrage t)on $ipin bis auf Submia b. ^t., 8ei^
1889 ; Semleim. in3)eutfd^e3eitfd^r.f. (Bejd^
miffenfd^. IV [1890], 341). $er}O0 Xoto tMm%tn
liei nad^ bem Zobe $auld L (767) feinen Snbec
Sonfkntin, meld^er nod^ fiaie mar, mit SBaf|c8>
gemalt }um ^apfte mad^en, ber aber in eines
^ufftanb bef eitigt mürbe. S)ie Sateronf^nobe M
769 t)erorbnete beg^alb, ba| fünftig mir eis
^riefier ober Siacon ber rdmifd^en ftir^e iMm
bem rdmifd^en SIerud gemöl^It merben butfe, nb
oerbot ben Saien j[ebe t:i^eilnal^me an ber SBofl;
beoor aber ber (Semä^Ite in ben Soteron geffi^
merbe, foOten il^n bie Saien ald il^ren ^etmte-
grü^en (Mansi Xn, 719 ; c. 8. 4, Dist LXXEQ.
^Qein mie bie Sendete beS Liber pontificafii
geigen, liegen fid^ bie Xbeligen nid^t in biefe feanip
bore SRoQe l^erabbrüdfen, unb auf einer rdmif^n
©^nobeDon 862 unter 92icoIau8 L merbenbieodt»
lid^en ©rogen mieber afö ma^tbend^tigt genant
(MansiXY,659). 2)ag^brianLim3.7741tai
bem ®ro6en bie Sefe|ung beft pdpfUid^ ©luilcl
übertragen l^abe, ift fpötere gfölf ^ung (Semtciii,
in ben gorf d^ungen j. beutf^. ®ef(^. XV [18751
618 ff.), msffaifer l^atte jfarl feine ®etegci4ciL
fid^ in eine ^pftma^l ein^umifc^en. (Sbenfo ift
bie 9lad&rid^t, bag ©tepban IV. (816—81^ in
einem S)ecret (c. 28, Dist. LXUI) üerotbnet
^aU, ber $apf} fei oon bem romifd^en SletuS in
©egenmart beS ©enateS unb SoUeS }u vsäfim
unb erft nad^ Slnlunft faiferlid^er ©efanbter |b
confecriren, ab^umeifen (ogl. barüber }ule|t %at
im C)ift. Sa^rbucö IX [1888], 284 ff.). Snbnng
ber gfromme beftimmtc im Saläre 817, bog bit
a^ömer ben $apft möl^Ien, unb ba^ nad) gef^c^
Sonfecration ©efanbte an ben ffaifer geft^idt roo'
ben foUten, um ba§ gegenfeitige Sonb ber Side
unb Sfi^eunbfd^aft )u erneuern (Mon. Germ. bisL
Leges II, ^nl^ang ©. 9) ; bod^ mirb üon (Hnign
bie ^ed^tbeit biefeS 2)ecrete§ bejmeifelt S)ie (Eon-
fiitution Sot^ard t)on 824 entl^It über bie ^opfi'
mabi nur, bag an berfelben lebigtid^ biejenigiai
S^ömer Sl^eil l^aben foUen, meldten Don UletS (er
nad^ pöpftlid^en ©a^ungen baS ^ufomme. Sk
S^ömer üerfprad^cn augerbetn eiblid^, ba| ber Sc*
möl^Ite oor ber ^onfecration in ® egenmart brifer"
lid^er ©efanbten ben Sib ber 2:reue gegen ba
ifaifer ju leiften babe (Mon. €^nn. bist Leges
I, 239. 240). S)ie Sled^t^eit biefeS SMlne4a>
mirb jmar mit nid^t ungemid^tigen ®ntä)CH ie*
ftritten (f. C)ergenrötber, Ä.-®. n, 3. «ufL, 4;
jur ßitcratur Dgl. ®opffeI [f. u.] 82) ; boi^ ttiA
bicfcr gib in ber golgejeit mond^mol s^
(a. ©. bei ©ergiuS 11. unb 2eo IV.), unb biefion-
fccration fanb meiftenS in ©egenmart biifeiß^f'
$Q))9tx)a]^I.
1446
bten ^ait; üBrigend l^ätten bie ©efonbien
ie Aufgabe gel^obt Unrul^en bei ber Son«
im )ti M^ten (Mansi XYm, 227). 3o-
□L beftaKgte biefen Sebroud^ im 3. 898.
ierorbtiung bed Äaiferd l^atte ober gerabe
S fel^r toetrig Sebeutung, ba bie faiferlid^e
tmrd^ bie Sluflöfung beft forolingifd^n
I arg bameberlag. Sffiieberum tourbe bie
4e ffiürbe für löngere 3eit }um ®egenftcmb
ciTtfiföin))fe. Sei ber SSieberl^erftelbtng bed
anbi(4en J7aif ertl^umd bur$ Otto ben ®ro-
»62) ttmrbe ber uiiter ben ffarolingem ein«
mt ©ebrou^ üon steuern fe{igefe|t (f. Sidel,
hriDileginm Otto^S I. für bie römifd^e fMrd^e^
ir.l883). Site ber ffaifer bann im folgenben
mit So^onned xn. in Uneinigfeit geriet)^,
te er bie Stömer su bem aOem bis|erigen
unb ben @)anone§ miberfpred^enben Sibe,
lam se Papam electnros aut ordina-
praeter concessum atque electionem
i imperatoris Ottonis filiique ipsius,
Ottonis. 2)Q bie !A5mer nad^ bem Xobe
neS'Jid^ um ben ßib nid^t fümmerten,
n fertpänbig »enebid V. wählten, liefe
>tto bei ber Keftitntion beS t)on il^m ein-
n fieo Vni. (f. b. 9(rt.) öon biefem neue
;tien über ben ^uSfd^Iufe bee römifd^en
bei ber ^opfhoal^I geben. S)ie SuOe
burd^ tt^eld^e bem ffaifer bQ§ Sefe^ung§«
»ed t)äppiid&en Stu^IeS eingeräumt mürbe
, Dist LXm), ifl bagegen aI8 fpätere
tmg }U betrad^ten, bei ber bamaligen Un-
ifeigfdt iened $Qp{!e§ jubem bebeutungS-
)oc^ mu|ten fld^ fomol^I Otto I. al§ aud^
eiben nöd^ften 92ad^f olger einen bebeutenben
I Quf bie ^opftmol^I 5U t)erfd^Qffen; auf
in. ßmpfe^Iung mürben ®regor V. unb
ter n. (f. b. «rtt.) gemäl^It. ^^aä) beS lefetem
nr^ielten abermal§ bie t)erfd^iebenen SbelS«
n bie Oberl^onb, bis §wnrid^ HI. (1046)
'«9 fddoffte. 9luf feinen SSorfd^Iog mürbe
f ©uitger öon ©amberg oI§ Element IL
irt.) gemöl^It. S)ie Sömer übertrugen §ein«
id^ ber ffaiferfrönung noc^ ben ^atriciot
rt.). Ueber bie in bemfelben eingefc^Ioffenen
inSbefonbere ob er al§ $atriciu§ nod^ ha*
r 9(n[d^auung bie Sefugnife l^atte, einfad^
ipfl }u ernennen, ftnb bie 9J{einungen ge«
am einfad^ften (offen fid^ bie betreffenben
I (Petri Damiani Disceptatio sjnodalis
Bd. Cajetani, Paris. 1663, III, 27] ; Mon.
bist Scriptt. V, 469; VI, 358; Vü,
XI, 671) bal^tn erflären, bafe bie Stömer
)em Sinbrudt ber bei ben legten 3Ba^Ien
»mmenen Unruben bem J7aifer baS Siedet
tiben, ben $apft ju ernennen. 3)ie|e8 üitt
^ EI. in öoDem OTafee bei ber gri^ebung
nr n. au8, mäbrenb er ftd^ bei ber 2eo'S IX.
fonberS bei ber SictorS II. (f. b. «rtt.) mit
Sorfd^Tog begnügte, meld^em nod^ eine SBabI
I nad^folgte (Dgl. ^ergenrötl^er, lt.«®. II,
49. 52; ßefele, €onc.«®efd^. IV, 2.«ufi[., 716 f.
781 f. ; 9Rarten8, 2)ie Sefe^ung bed ))ö))fUid^
Stubled unter ^nri(^ ni. unb ibtbm^ IV., gtei*
bürg 1887).
Sine genaue Siegelung ber $at){lma]^I mar bvin-
genbed Sebürfni|; eS mu|te mdglid^fte @id^enmg
^rer t$freibeit einerfeitd ben rbmifd^ ißarUien^
meldte na^ Stepl^and IX. Slobe (1058) fi^ mieber
mod^tig geregt batten, anbererfeitd bem beiUfd^en
^of e gegenüber angeftrebt merben. 2)aburd^ mürbe
baS 2)ecret 9iicoIauS' n. t)om9lpriI 1059 k>eran-
Ia|t toeld^eS, obgleid^ eS ftreng genommen nur Üe
ölteren $rinci))ien mieberbolt, bod^ eine (Spo6^ in
ber ® ef ((id^te ber $a))ftmQbIen ma^t. 2)a§f elbe esi-
fürt bouptföd^Iid^ in )mei Xesten, t^on benen man
ben einen alS )mpftlid^e, ben anbem afö faiferlid^e
gfaffung be^eid^et f^ai (abgebrudCt bei Sc^ffer-
Soid^orf}, S)ie 92euorbnung ber ^fimobl burd^
9licolouS n., ©trafeb. 1879, 14 ff. u. 27 ff.) ; aHein
nur ber erfte Xest fann als ö^t angefeben merben
(ögL ©ef ele IV, 800—823). 9Jad^ bemfelben f ollen
nmädQft bie Sarbinalbifd^bfe unter einanber um-
fid^tig über bie SBabI Derbanbeln (de electione
tractanies), alfo über bie aur ))dpftlid^ SBürbe
® eeigneten beratben unb bief elben nambaft mad^,
bann bie Sarbinalcleriter berbeijiel^en, alfo in ®e-
meinfd^aft mit il^nen bie SBabl t^omel^men, unb
fd^liefelid^ foE ber übrige SleruS unb bad fßoü
feine 3uftimmung ju ber gefd^e^enen äßal^I ouS-
fpred^en. IRur ein ^itglieb beS römifd^en SIeruS
f oH gemö^lt merben, au^er menn fid^ barunter fein
£augli(^er finbet. Sie 9Babl foE gefd(|eben mit
IBorbel^lt ber fd^ulbigen^d^tung unb ßb^^^bietung
gegen Äönig §einrid^ IV., ben jufünf tigen Äaifer,
unb beffen 9iad^folger, meldte ein gleid^eft Sted^t
für ibre $erfon »om a))oftolifd^en @tu^le erlangen
mürben, gfalld in 9lom ^inbemiffe obmalten, fann
bie Sßabl an einem anbem Orte gefd^eben. SBorin
bad yitdfi be§ ffönigS beftanben b^be, barüber
finb, meil bie ^einrid^ IV. ertbeilte SonceffionS«
urfunbe nid^t oorliegt, bie Snftd^ten getbeilt. Ston
barf mol^l annebmen, bog eine Sinf4)rönfung bed
Don ©einrid^ III. geübten Sted^ted beabfi^tigt
mar, unb nad^ ben flaren SBorten beS 1^1. $etru§
S)amiani (Opp. ed. Cajetani 1, 19), meld^er baS
S)ecret felbft mituntergeid^net bot, fann bad Siedet
beS ffönig§ babin beftimmt merben, ba^ er auf
®runb be9 eingcfanbten SBablberid^teS ober ber
burdb @efanbte eingebogenen Srfunbigungen bie
Sied^tmä^igfeit beS SSkbladed au erflören l^atte.
(2)ie fiiteratur über baS ^apftmablbeaet Don
1059 f. bei f)ergenrötber, Ä.-®. n, 55—57;
baju »nöpfler in ben ^\^,'}?ol «lättem XCHI
[18841 494 ff.; ÜRnrtenS, in berSeitfdftr. für
ftirtbenredbt XX [1885], 214 ff. ; XXI, 41 ff. ;
XXII , 80 f . ; S)erf . , §einri^ IV. unb ®re-
gor Vn., Sanjig 1887; ^anjer, ®a8 SDBal^l-
becret 9iicolau8' n., in ber Scitfdftrift für Äird^en«
red^tXXn,400— 431 ; gfe^er, Säorunterfud^ungen
au einer ®efd^. beö ^ontif . ^llejanberS 11., Stras-
burg 1887; ©d^effer.93oid6orfl, in ben SKittl^-
46*
1447
$Q))fi»aH
1448
lungen beS 3nfititutc§ für öftcrreic^. ©cfd^id^tS-
forfd^ungXin [1892], 107—137; ©raucrt, im
^ift. 3aörb. Xm [1892J, 186—191.)
£er Sinflu^ be§ iRaifer§ fiel aber balb über»
l^upt fort ; (Sregor VIL (|. b. 5lrt.) tDor ber Ic^tc
$apft, iDelci^er bie faijerlid^e ^eflötigung nad^
fucfttc (ÜWirbt Sie ffiol^I ®regor§ VH., TOor-
bürg 1892). 3II§ bei ber sU)iefpQltiaen SBabI be§
3al|re§ 1130 (f. b. «rt. annocenj IL) bie beibcn
&ttDafjhtn ftd^ um bie ^nerfennung Sotl^ar§ IL
bemühten, gefd^a^ ba§ lebiglid^, um ben ®egner
bur(^ bie ^lQ(i)t beS beutfd^en ftönig§ )u über»
minben (ugl. and) b. Slrt. Slorbcrt). — 3n bem
SBoblbeaete 3lko\av&' IL etitbel^rten ober nod^
^mei fünfte einer genauen Siegelung, nömliA ba§
red^tlid^e Serbaltnig ber 3uftimmung Don 6(eru§
unb S?o[f Oaudatio) ^ur gefd^e^enen SEBqI^I ber
Sarbinöle, unb bie (hitf c^ibung bei ber SBal^I fclbft
f ofem nid^t ßinflimmigfeit erhielt n)urbe. 3n IBe»
f;ug auf ben erften $unft oermieS bie 10. allgemeine
(Spnobe im £ateran (1139) toieberum bad gan^c
SBoblgefd^oft an bie Carbinöle (&efele V, 2. 9lufl.,
444; ba^u aud^ [Brial,] R«cueil des biBtoriens
des Gaules et de la France XV, Paris 1808,
754), unter benen l^inftd^tlid^ ber ^pftma^I ber
Unterfd)ieb stoijd^en 99if4öfen unb ^lerifem fd^on
fortgefaOen mar, unb auf ber folgenben Spnobe im
Sateran (1 1 79) führte 9llejanber lU. (f. b. «rt.) in
ber Secretale Licet de vitanda (c. 6, X 1, 6 ;
Mansi XXH, 234) bie SmeibrittcUaKojorität ber
amoefenben SBö^Ier al§ entf d^eibenb ein. Seibe 99e-
ftimmungen berubtm auf ben bei ben t)or^ergeben«
ben SS^^Ien gemad^ten Erfahrungen. S^ie $er*
orbnung ^k^anbcr§ IIL l^atte nod^ nid^t beftimmt,
n)a§ ge|(^eben f olle, menn bie Dorgefd^riebene 9J^a»
jorität nicbt erreicht merben fonnte. ^lada bem
3:obe eicmenfi' IV. (1268) öermod^ten fidfe bie
Sarbinöle nic^t ^u einigen unb überlieBen fd)Iic^*
Ii(^ bie SQBal^I fed[)fen au§ i^nen ; bie Sriebigung
be§ pa))ftlid^en €tu^(e§ botte jmei Sa^re unb neun
Monate gebauert. Um bie S3^ieberfebr ]o langer
©ebilöocanjcn ju Derbüten, öerorbnete ®regor X.
auf bem 2. goncil 5U ü?Qon (1274) burc^ bie
S^ecretale Ubi periculuin majus, ba^ bie ßar*
binöle 5ebn ^age nad^ bem ^injdjeiben bc§ $apfte§
in ber 8tabt, in meld^er berfelbe geftorbcn, in
einem ^alafte unter ftrengem ^bfd^luft t)on ber
Oeffentlicbfcit ftd^ ocrjammeln {cUten (Sonclat)e) ;
nad^ brei Sagen foUte eine Sd^mölerung ber ftoft
eintreten , melcbe nad^ meiteren fünf Sagen nod^
Derfd^örft XDtxhtn foÜte. S)a fiarl oon ^njou im
3. 1276 al§ Senator öonSRom biefe idbarfcngSe»
ftimmungen mit rücfftd^tSlojcr Strenge banb^abte,
mollte fie ftabrian V. milbem, ftarb aber oor
grlaB ber ©ufle, morauf 3ol^anne§ XXL bie «b-
önberung t)omabm (1276). S)ie nac^ bem Sobe
5WicoIau8' IV. (1292) eingetretene Sacanj oon
2V4 3öbren oeranlafete jebod& göleftin V., bie
SSorjd^riften (SregorS X. mieber in Äraft gu je^cn
(Raynald ad a. 1276, 26; 1294, 17; Pott-
hast, BegesU H, 1709. 1711. 1918). Sie-
men§ V. beftimmte bann üon 92euem (c 2 Ool
1, 3), hai bie ^[ktontoa^l gett»ö^nlid^ hott funt>
finben fofie, mo ber orbentiid^ $roaB oor bs
Surie geführt merbe, unb ütrfi^ätte nrieber Vk
Seftimmungen über ba§ SondoM. SlemoA TL
iebod^ milberte fie 1353 mtebtr (MagnnmBnlb-
riuin, ed. Luxemburg. 1, 258). 3n biefer %3m
befte^t ba§ ßonclaoe ff. b. 9rt) nod^ gegeniDätiis.
@regor XL geftattete ben (Sorbinälen für Mi
näd^fie SBabl bie 3eit bi§ ^um (Hntiitt in b(£
Sonclaoe abjufürjen unb bie SBal^I fdbft baa»
f^alh ober ou^bofb 9omS, \a gon^ 0^ Sondime
t)oi^unebmen (Bajnald ad a. 1378, 2); bo^
matten bie Gorbinöle leinen ®tbnmä^ boBon.
lieber bie einzigartige SBeife, toie SRartin Y. gh
mäblt tourbe, f. b. 9[rt fionflang, eonril (YU,
998). 3^i)§ eoncil ju 99afel erlief bie %m!^
nung, bog für ben ^Ü einer mo^renb bei Cob-
cilS eintretenben 93acan) bie SBa^l am Cile bc£
Soncil§, unb }mar nadft Sedouf Don 60 logn.
ftattfinben folle (Mansi XXTX, 32. 42 ; ogL k
«rt. Safel, goncil I, 2092 f.).
Seit ber S^itte beS 15. Sa^i^unbcrtS begamn
bie nationalen Xenben^en auf bie ^ßop^mablSni'
fiuB SU üben. Um ben SondaMi bie not^nobifr
Xein^eit unb gfrei^eit ju geben, erflärtc dnlidä.
hux^ bie 93ulle Cum tam divino nom 14. äo*
nuar 1505 (Magn. Bullarinm 1, 466) jäK ftB»
niftifd^ ^pftma^I für ungültig vaä> txAti de
auf bie $apftn>a^I bezüglich Scriprcd^imgri
unb SJertröge fotoo^I ber Sarbinäle oIS dBer f»
beren ^^erfonen. ^uf feinem 2obe§bette eififirfe
er, bie ^apftma^I fei Sad^ ber Sorbinüle, mde
ber auf bem 5. Sateranconcil Serfammelten (Emt-
nald ad a. 1513, 8). ^e^nlidbe Secrete edze^
^ul m. unb $iu§ rv. (inficbtlic^ beS Qwäl&
oon Orient iRaynald ad a. 1542, 43; 1544,
30; 1561, 8) unb ^Mu§IX. binfid^tli^ beS Doti-
canifdfeen (4. Secember 1869; f. Ärcbi» f. fott.
ftirdjcnredfet XXm [1870], 344). 2ie SScSte
beS 16. 3a]^rbunbert§ n^eifen eine aRrnge sn
9){ißftönben auf, meld^ baburdb entftonbcn, bi
bie früheren Sonclaoeorbnungen torniq me^une»
gel()alten mürben. Sine Keform bei SosdoRt
mar not^menig. Unter 3uliu§ IIL tnor eine bai^
auf sielenbe S^ufie bereite fertiggefteüt, ibre ^ntö-
cation unterblieb jebod^ infolge be§ XtM bc£
^fled, unb ^ul IV. oerbot bunl^ bie 9Bk
Cum secundum 00m 16. Secembcr 1558 sütt
%5erufung auf altere 93eftimmungen feiner Sk^
gönger aUe Unter^nblungen über bie ^ßapniniU
no(^ bei Sebjeiten beg ^JofiftcS (Bajnald ad t.
1558, 23). ^iu3 IV., melc^er erft na4 eius
Sonclaoe oon fünf 9)2onaten geiDöblt aar (XL
9)Maer, £<!§ gonclaoe ^iuS- IV., @otba ISSSs,
beftimmte burd^ ein S^ecret, ba^ c$ bem $a|i^
nicbt erlaubt fei, ftc^ einen 92acbfolger ote
einen 6onb|utor com jure successionis JB v^
len (Raynald ad a. 1561, 9; £>rlber 83 U
unb erlieB bann am 9. Cctober 1562 bie 9ib
In eligendis (Magnum Bullariom 11, 9i),
1449
^QpfllDQH
1450
lodd^ Me JBorfd^rift ®tegor8 X. über ben 93e-
gbni beS Sonclaoed unb bie @peifeorbnung Sie«
«enS' YL erneuerte unb ben Sorbinölen jebe
Städfld^l^me auf bie SinmMung ber toelt-
fi^en Staaten Derbot. ffaifer fforl Y. l^ielt fid^
nfimlid^ auf ®runb feiner Stellung al§ jlaifer
tttpfHä^M unb bered^tigt, in bie $apftn)a]^(en
tocnigftenS fo tt)eit einzugreifen, ba| er ben t)on
i^m ab^ngigen Sarbinölen erflörte, meldte San-
biboten er nid^t auf ben pö))ftlid^ Zitron er-
Iboben tt)i{fen moDte, unb ba| feine Sarbinöle ge-
lten fein foQten, ben^Sejei^neten i^re Stimmen
m Mrfagen. Surd^ bie mehrmalige Ausübung
biefeS ^«ed^tefi" i{t J7arl ber Urheber beS ^n-
\tmd^ auf boS Siedet ber SiclufiDe (f. b. «rt.)
oeiDorben, nxld^er auf feine Srben in Spanien unb
Seittfd^tanb überging, aber t)orlöufig nur Dom er-
Ptoi Staate ausgeübt tt)urbe (juerft Dermutl^Iid^ t)on
W^\pp IL). 3m leiten Sal^r^ebut be§ 16. äal^r*
Ertd kierftiegen fid^ bie ^nfprüd^e Spaniens
[ogar }u einer Snclufme, b. 1^. jur 92ennung Don
ibibaten, auS meldten ber $Qpft ju xoa^kn fei.
Unter Submig XIV. erl^ob aud^ gfranfreid^ unb
am Snbe be§ 17. Sabrl^unbertS aud^ mieber ber
bentf^e ftaifer ben ^nfjprud^ auf bie S^cIuftDe.
Ob bie e^lu^üe burd^ @regor XV. in ber SuOe
Aetemi patris filius t)om Solare 1621 (Magn.
Bnllarinm in, 444) auSbrüdHid^ abgemiefen
intibc, ifl ftrittig ; tbatf öd^lid^ iß bie esclufit)e nod^
«c^a<^ borgelommen, aud^ im laufenben ^al^r«
^bcrt ; 1800 erhielt (Sarbinal ©erbil t)on Oefter-
icU^ bie esciupe, 1823 ebenfo SeDeroIi, 1831
tum S^nien (Siujüniani, 1846 moQte, mie eS
(eilt Oeflerreid^ aRajtoi-Sfenetti ($iug IX.) es-
cbbiren; ber beauftragte Sarbinal ©aiSrudf traf
okr erft nad^ t)oIIenbeter 9BabI ein. — 2)urd^
bie obengenannte %u0e l^at überl^aupt ©regor XV .
ben ganzen SBal^ImobuS neu georbnet^ aud^ bie
tl^mt ^bfKmmung burd^ 3^ttel unb einen smei«
Boltgen SSBablact töglid^ t)orgefd^rieben. 2)ad
Cerimoniale für bie ^apftmabl befttmmte berfelbe
ffiapfi burd^ bie 99uQe Decet Romanum Pon-
tificem k)om 16. ^Jläx^ 1622 (BuU. 1. c. 454).
Sein 9}ad^foIger Urban Vm. beftötigte biefe
Berorbnungen burd^ bie SBuUe Ad Bomani Pon-
tificis providentiam Dom Saläre 1626, unb Sie»
■uns Xn. fügte 1732 burd^ bie SuUe Aposto-
laiiis officium einige unerbebßd^e 6rgan)ungen
|ta|tt (BuU. L 0. IV, 95 ; XIV, 248). 3n ber
li^ßitttn 3cit ber frangöpfd^en SteDolution ent«
tenb $iu8 VI. burd^ bie SuQe Cum nos supe-
riori anno Dom 13. !RoDember 1798 (Bull. Rom.
Oontin. ed. Bomae X, 175) bie Sarbinöte Don
bcc Seoba^tung ber ISeflimmungen, n^eld^e unter
ben obttMltenben Umjtanben nid^t eingel^alten
MKibeit fonnten. S)a§{elbe tl^at $iuS VII. bur$
He SnOe Quae potissimum Dom 6. t$febr. 1807
0. e. Xin, 92). «ud^ $iu3 IX. na^m in brei
imPtluttonen unb einem Steglement Dom 10. Sa-
■aor 1878 auf bie Derönberten SSerbältntffe Slüct-
\Uit («rd^ für fatl^. ftird^enred^t LXV [1891],
303 ff.; LXVn [1892], 493; Lector [f. u.]
749—779). — Saäa^lcapitulaHonen, we^e feit
ber SBal^l Sonifaj' VIII. mebrfodj Dorfommen,
{inb jule^t Don Snnoceu) XTT. burd^ bie SuQe
Bomanom decet (1692) Derboten (f. SöÜinger,
Seitröge ^ur polit., fird^I. unb £ulturge{d^. ni,
SDßien 1882, 343 ff.; 93auer, in ben Stimmen
aus 9Raria«fiaad^ I [1871], 480 ; Soud^on [f. u.]
16 ff.).
2)a3 l^eute geltenbe Siedet unb Serimoniale be«
rul^t auf ben im SSorl^erge^enben aufgerollten ®e-
fe|en. ^m ^el^nten Zage nad^ bem Sobe beS
$apfteS be^ie^en bie Sarbinäle baS SoncloDe (f.
b. 3lrt.). SBal^lbered^tigt ftnb nur bie anioeienben
Sarbinöle, toeld^e menigftenS bie 2)iaconat§n)eibe
empfangen l^aben, aud^ menn fte bie Snfignien
i^rer 3Bürbe nod^ nid^t erbalten l^abeu; firc^lid^e
Senfuren bel^inbem baS SBal^lred^t nid^t. Sine
Sitation ber augerl^alb 9tom meilenben S^rbinäle
ift nid^t notl^ioenbig. S)er }u SBö^lenbe loirb nad^
bem ^ertommen, n)eld^e§ feit Sonifaj IX. feine
Unterbred^ung mebr erlitten l^at, au% ber 3a^l ber
ßarbinöle genommen; feit glemenS VIL (1523)
fmb ebenf(ä§ nad^ ^erlommen nur Italiener ge-
mault (eine SufammenfteUung ber $öpfte nad^ ben
Stationen bei Lector 593). 2)ie SBa^l f elbft famt
gefd^e^en hnxd^ Ouafi-Snfpiration, moju aud^
^cclamation unb Slboration ^u red^nen ift, @^om-
promig unb Scrutinium (f. b. 3lrt. SBabl). 9ßa()len
burd^ ^cclamotion finb befonberS im 16. SaJ^r»
l^unbert l^öufig gen)efen, feit ben Süllen Gre-
gors XV. laum mel^r möglid^. gfür fold^e burd^
Sompromil ift baf elbft eine befonbere gformel Dor«
gefd^rieben. S)a3 Scrutinium ift bie geioöl^nlid^e
Slrt ber Sßal^l. (£§ gefd^iebt mittels Derfiegelter
Stimmjettel, meldte mit DerfteÜter ^onbfd^rift ge-
f daneben merben; ald Unterfd^rift nimmt jeber
Sarbinal eine Qa^l unb einen Sa^, als Siegel
nid^t fein fonftigeS. 2)ie Sformel lautet : Ego Car-
dinalis N. eligo in Summum Pontificem B. D.
Meum D. Card. N. (ein Sfacftmile bei Lector 615.
618). 2)er Stimmzettel mirb Don iebem Sarbinal
einzeln in einen auf bem Wtar ber SBa^Uopette
ftel^enben J7eld^ gelegt, nad^bem er gefd^moren f^at,
benjenigen gemäblt su l^aben, ben er Dor ®ott
tauglid^ l^alte. 92iemanb fann fid^ felbft möl^len.
S)on ben im Sonclaoe IranI liegenben ^irbinölen
merben bie SBa^lsettel burd^ bie 3nfirmarien ab-
geholt. IRad^bem alle Sattel abgegeben finb, tt)er-
ben biefelben burd^ bie Scrutatoren auS bem ffeld^
l^erauSgenommen, Derlefen unb auf einen gf^ben
gejogen; bann mirb bad (£rgebni| feftgefteOt unb
burd^ bie Stecognitoren geprüft. Ergibt fid^ für
feinen bie 3toeibrittel«3Rajoritat, f o fann ber ^cce|
(f. b. Srt.) eintreten, toeld^er aud^ burdft Derftegelte
Stimm}ettel gefd^iebt. t^ül^rt aud^ biefer nid^t }um
3icle, fo mu| baS Scrutinium mieberbolt werben ;
bie gebraud^ten 3^ttel werben Derbramtt. äft eine
SßabI erfolgt, fo tritt ber Sarbinalbecan ju bem
©emöl^lten |eran, um il^n wegen ber Snna^me ^u
befragen ; erflärt biefer fid^ für biefelbe , f o l^at
1451
SßQpfttoaH
1458
er fofort ben Flamen onsugeBen, toeld^en er atö
^pft fül^ren toill. ®er vc^U, loeld^er ben Flamen
änberte, wor Sol^otmeS XII. (955), tüeld^er t^orl&er
DdQöion l^iefe; ber folöenbe ttwr äol^anneS XIV.
(983), t)orl^er Stfd^of $etru8 t)on $atna, tpeld^er
bie Senberutig au8 S^rfurd^t t)or bem 9())ofteI-
fürfien üoma^m. Seit ©regor VI. (1045 bis
1046) ifi bie ^lamenSönberung Siegel bo^ tDö^I«
ten §obnan VI. unb SKarcelluS n. il^re frü^e»
ren Tanten. 9Rit ber Snnaj^me ber SBa^I erlangt
ber ®en)Q]^Ite nadft ber Seftimmung bed SeaeteS
Don 1059 bie t)oIIe 3uri§bictionSgemaIt. Sann
wirb i^m ber Qfif^erring (f. b. art. Sing) com
Somerlengo uberreid^t. hierauf mirb ba§ Son-
€lat>e geöffnet unb ber öltefte Sarbinalbiocon Der-
Ifinbet Dom SBalcon bed ^olafteS auS bie fBiOfl
mit ben SBorten: Annuntio vobis gaudium
magnum : Papam habemus, EminentiBsinium
et Beyerendissimum Dominum Cardinalem
N. tituli N. qui imposuit sibi nomen N. Unter«
beffen loirb ber ©enml^lte in ber @aaiftei mit ben
pöpftlid^en @ett)önbem belleibet. S)iefe Smmon-
tation, fo genannt na$ bem mid^tigflen ber 3n«
ftgnien, bem rotl^en 9)lantel (cappa rubea, chla-
mjB coccinea), mlä^tt alS eine Stad^al^mung ber
^unica be§ ^ol^enpriefterS betrad^tet mürbe (f)ef ele,
Beiträge jur ff.-®, u. f. m. H, 2üb. 1864, 212),
mürbe in früheren Seiten al§ ein flberauS mid^tiger
%ct angefel^en, Don bem in gemiffen grollen bie
®ültig!eit ber Sßal^I abl^öngig fein tonnte (f.
Söpffel [f. u.], 168 f.). 9la(i6 bem 13. Ordo
Bomanus (f. Mabillon, Museum Italicum 11,
222) fprad^ babei ber $rior ber Sarbinalbiaconen:
Investio te de Papatu Romano, ut praesis
urbi et orbi. ®arauf folgt bie ^boration. SSor
bem aitare fi^enb^ empfangt ber neue $apft möl^«
renb ber ^bfingung be§ Te Deum bie ^ulbigung
ber garbinäle, meldte il^m tJu^ unb §anb füffen,
morauf bie Umarmung folgt. 3laS^ ber SBer«
fünbigung ertl^eitt ber Sieugemöl^Ite )um erften
9Kale ben ©egen Urbi et Orbi, morauf eine
^meite Slboration in ber (Si^tinifd^en RaptHt unb
meiftenS am folgenben 2:age eine britte, öffent»
lid^e, 5u meld^er aud^ bie Sifd^öfe unb ^rölaten
fomie $erfonen Dom 9lbel jugelaffen toerbcn, in
ber ^eterSfird^e ftattpnbet. ^at ber ©emäl^lte bie
bifd^öfUd^e SQSeil^e nod^ nid^t empfangen, fo mirb
i^m bicfelbe nadft einem eigenen SRituS, frül^er
burd^ ben Sifd^of Don Dftia, jejt aber burd^ ben
Earbinalbecan, ert^eilt ; baran fd^Iofe fld^ frül^er
bie Sntl^ronifation (f. b. art.). ©ewö^nlid^ an
bem näd^ften ©onn- ober Qfeiertage folgt bann bie
feierlid^e Ärönung (f. b. art.). gift Dom 2:age
ber Ärönung an bahren bie köpfte il^ren $onti«
ficat unb [teflen Dorl^er audft nur Sreoen au8, feine
Nullen, l^öd^ftend fog. bullae dimidiae, b. 1^.
fold^e, bei benen bie 9lüdf|eite beS angehängten
Siegels leer bleibt, alfo ber 5Rame beS ^apfteS
f el^lt ; bod^ l^at biefeS feine red^tlid^e Sebeutung.
^Jluf bie Krönung folgte früi^er bie Sefi^ergreifung
be§ Sateran (il possesso), meldte bereits bei ^ßopft
SSatentin genannt loitb (Muntori, Bat. ItiL
scriptt. m, 1, 220). Sht fril^ertii 3dieR tttt
ber ^ßopft bort^in, um ben in ber flfipi icfnb-
Ud^en ^trior^alftul^ }u befleigen. 2hn Wt»
alter fe|te er ftd^ Dor ber SafUtfa no^ auf Vk
sedes stercoraria (fo genannt, loeil untetbeffai
gefungen mürbe: Suscitans a terra inopaaat
de stercore erigens pauperem, $f. 112, 7)nb
auf bie Dor bem Oratorium beS ^ &(jtiM^ in
Sateran befttd>lid^ beiben ^orp^t^rft]^ toeU^ii
bem 12. Ordo Bomanus (oufi bem £nbe bei
12. äol^r^unbertg; MabiUon, Mus. BaL II,
212 sq.) auf bie beiben 9f)of[dfurflen gebenfet
merben. @eitSeoX.ftnbbiefebeümiIe|tenCen>
monienau^er®ebraud^gefommen. OBgL^|i^ilB|A
JKrd^enred^t V, 729—900 ; 6infd^, ftint»
red^t I, ^Berlin 1869, 217 ff.; ®ranbenit(, in bm
Stimmen au§ aRaria-2aad^ VL VIL VIIL H
[1874 — 1875]; Bajet, Las dlecüons pontifie.
Bous les Carolingiens, in ber Bevne bist XXI?
[1884], 49 BS.; ^eimbud^er, Sie ^ßop^uw^
unter ben Karolingern, Augsburg 1889; SopSd,
ff aifertl^um unb ^kipfhoe^fel unter ben StaaAi»
gern, gfreiburg 1889 ; 3flo|, 3)te ^opfima^ mikr
ben Ottonen, gfreiburg 1858 ; S^P^^ S)ie $a|rp-
mal^len ... Dom 11. bis 14. äol^ri^unbert SSI-
tingen 1871 ; 3Bei}födfer, 3)te ^apftmol^lDon 1059
bis 1130, in ben 3al&rbüd^ für beutfd^ Xtco-
logie XVII [1872], 486—551 ; @oud^ 3»
^apftmal^len Don Sonifa} VUL bid Urbon YL,
Sraunfd^meig 1888; Sorenj, ^ßapfhoa^I sib
ffaifert^um, Berlin 1874; Petniccelli deUa
Gattina, Hist. diplom. des Gonclaves, Parii
1864 SS., 4 vols.; ^olber, 2)ie 2)eftgnation ber
9^ad^f olger bur$ bie köpfte, greib. i b. 64».
1892 [SDiff.] ; Ueber bie d^clufme : SBa^nsk,
S)a§ Üudfd^lie^ungSred^t (jus exclusivae) ba
fatl^ol. Staaten Oefterreid^, ^ranfreii!^ unb 6)«-
nien bei ben ^pftmal^len, SBien 1888; 3)erf(äe,
^Beitrage jur ®efd^. beS SicIuflondre^teS bei bn
^apftmal^len, in ben ®i|ung3bend^ten ber Sfiib.
ber äBiffenfd^aften su Sßien, pl^Uof.-l^ftor. Mle
CXXn, SBien 1890, n. XIII; S)erfelbe, 3«
®efd^. be§ Sscluftondred^ted bei ben ^fhoatloi
im 18. Sal^rb., im «rc^tD für fat)^. St'vci^
LXVm [1892], 100—124; 3)erfelbe, in bcs
SRittl^eilungen be§ 3nfiitutS für öfierreid^ Se-
fd&id^tSforfd^ung XIV [1893], 516—528; ^
felbe, 2)a8 IRed^t ber gjccluftDe, im IFat^olif 1889,
1, 589—616 ; SägmuUer, SDie ^apflttxil^Ien nb
bie Staaten Don 1447—1555, Süb. 1890; 3)«»
felbe, S)ie ^flmal^lbullen unb baS ftioX&ift
Ked^t ber ejclupDe, Süb. 1892; S)afelbe, 3)a
Slnfang be8 ^uSfd^lie^ungdred^ted in ber $(#
ma^l, im ifat^olif 1894, I, 170—185. ft«
SDarfteUung ber f ird^enred^tlid^en gfragen unb Sed*
monien gibt aud^ Lucius Lector, Le CondaTa,
Paris 1894, eine SSefd^reibung ber Serimonin
entl^ölt aud^ : SDie ^apftmal^l, eine Sefc^teibnag
unb ^bbilbung ber ®ebröud^e u. f. m., 7. %i)U
Suggb. 1846.) [SBumu]
145S
^atabolaneti — ^araclet
1454
yHflttifihl€» (irapötßoXoc, itapaßoXd^voi, ira-
papaXwkk) fj/Ujim in bo: alten SHiä^t beS 9Rot«
goiilanbcS ffranfentodtter, tntlä^ ftd^ ber Pflege
bcr ^cflffonlen unteri^ogen unb fo i^r Seben auf 'd
6piel f(|ttn (icap^ßoXov djv «{'utqv). @te mer«
bcit Mm Koifer S^oboftud, ber {te aI8 gons be«
famdcn €tanb ermöbnt, {u ben SIerUem gerecJ^net
(Cod. L. 16, i. 2 De episc, 42), obmol^I fie ge-
mi| nid^tS mel^ old eine Don ber JKrd^ gebilligte
mb gefegnete Sruberfd^ft auSmad^ten. SSermut^-
lU^ cntftanb bief elbe bei ber gro^ ißeft, loeld^e unter
SifdM SionQJiud im 8. äa^r^unbert )u Slleson-
bnen J^crrfd^te (Stolbero, @ef4. ber 9ieL 3. (Sl^r.
ZY, 44). Sie S^ffi biefer ftrantenbiener war
V^ V^ii in 9lq;aid)rien uiaren erft 500, fpöter
600: in eon{}antino))et belief fid^ bie Sa^l unter
Stußmion auf 1100, fpäter auf 950. @ie mürben
non ben Sifci^öfen auSgemö^U unb flonben unter
beten Xuffic^t 2)o fie meifl au8 nieberem @tanbe
Miren mib fäSßt, entf d^Ioff ene SJlönner fein mußten,
fD bet^igten fie fl(^ gerne an fird^licJ^en unb
politifc^ etreiHgleUen (Dgl. b. 9lrt. ^Qpotia VI,
558), fo ba^ fie na4 (aiferlid^ Serorbnung bei
öffentlid^ SBerfammlungen irgenb mli^tt 9latur
mäfi erf^einen burften. &t\i Sufünion merben fte
nii^ mebr ermöl^. OBgt IBinterim, Senhoür«
Ugleiten VI, 8, 25 ; Selvaggio, Antiq. Christ
inst I, 2, 8, § 10 [Neap. 1772, H, 74]; JhouS,
atcoI-CEnc^n. n, 582.) [ftaulen.]
9«r«Cbf (iraodfxXTjToc DOn icapaxaXeo>, ^f«
{iliif4 gebilbet; Die actiue gform mü^te irapa-
«^i]Tix6c b^^en nad^ ber Snalogie Don lirixXTjTt-
x6c, dvaxXT2Ttx6c; in 3tala*£obiced advocatus
unb paradetus ; SSuIg. paraclitus ; got. paro«
(letu; Sobes Xepl. Srofter) finbet fi$ nur bei
3o^nne9, unb ^mar im ßdangelium 14, 16. 26 ;
15, 26 ; 16, 7 ^ur Se)ei(^nung beS l^eiligen ®eifte§,
1 Soi. 2, 1 aber gur SBeseid^nung beS üerflarten
l^cilanbed. SieSebeutung „herbeigerufener, Sfür»
rntter, Reifer, anmalt" folgt nicj^t nur au3 ber
3BortbiR>ung, fonbem au^ ou§ bem profanen
@|irad^ebrmni^ (Aug. In Joann. ev. tr. 94, 2 :
Consolator vel advocatus, utrumque enim
isterpretator quod est graece paracletus).
S)qS SBort mirb Don ben @m6^tn für ben gerid^t«
Bil^9nmalt, Sertbeibiger, $atron gebraud^t(De-
moaih. [ed. Beisk.] 841, 10; Diog. L. 4, 50;
Dion. Hai. 11, 87), Don !ßbi(o allgemein für g^ür-
Utter, ®ebUfe üermenbet (Mund. op. 6. 59; De
Joaepho 40; In Flacc. 8. 4) unb aud^ auf ben
bei ®ott färbittenben SogoS angemanbt (Vit Mos.
B, 14). Sie £argumiften unb Zalmubiften baben
baS SBort k)on ben ©ried^en b^ntbergenommen
[o-^nt unb «e^p-i»; Buxtorf, Lex. Chald.-
lalnL, Basil. 1640, 1843, unb Schoettgen,
Boraehebr. I, Dresd. 1733, 1228) in ber IBe«
Mdmtg öon gfürfpred^er, Reifer, für r"*^», ^ph-tq-
«m^c (3ob 16. 20; 83, 23 ; Dgl.Loesneri Obser-
rstioneB ad Nov. Test e Philone, Lips. 1777,
L53. 496). S)ad biblif(be on^« (3ob 16, 2) mürbe
lern beutfd^ ^Xröfter'' entfprec^en (93ulg. con-
solator), mirb aber »on ben LXX mit icapa-
xXi^TQ>p überfe|t. 3m 99rief ber ®emeinbe oon
S^on mirb Ciraaatbud, melc^er bie Sertbeibigung
ber angenagten 93rüber übernommen bntte, itapa-
xXtjtoc Xpionavüiv genannt, tyito^ ^i t^v irapdf-
xXt)tov iv ioLtn^ (Eus. H. £. 5, 1, 10). S^riE k)on
3erufalem fagt Cat. ilL 16, 20: napaxXT)Toc di
xaXtitai aiä xh icapaxoiXetv xal icapafJLo&turftai
xal 9uvavTtXa(ißd[vt9&ai tq^c dadcvt(ac ri\uü'^.
99ei ber erflörung bed iobanneifd^en @prad^«
gebrau(bed mu^ man aber um fo mebr »on 1 3ob.
2, 1 ausgeben, meil ni(bt nur 3tfu8 felbft 3ob. 14,
16 ben l^eiligen (Seift aI8 ben a n b e r n ^rodeten
bejei(bnet , fonbem meil aud^ bort bie l^jiebung
|um ganzen SBerfe Sb^ifti unb jur urfprunglid^
93ebeutung bed SBorted am beutlicbften su erfennen
ifl. 9ta(bbem Sobonned bargelegt l^at, ba^ fein
SDtenfd^ obne ieglicbe @ünbe fei, tröftet er bie
^ffinblein" für ben gfaU, ba^ fie gefünbigt bnben,
mit ben SBorten : ,,SBir b^^ben einen gfürfpred^er
beim SSater, 3efum ßbnftum ben @ered^ten."
3nmiefem Sl^riftuS biefeS ift, )eigt ber Spoftel,
inbem er ben ©ered^ten bem Sünber gegenüber-
fleU unb Sbriftum atö ein @ubnopfer für unfere
@ünben, nid^t bIo| für bie unfrigen, fonbem für
bie @ünbm ber ganzen äBelt bejeid^net. 2)ie|
entfpri(bt ber gfürbitte, meldte (Sl^riftuS nad^ aSofl'
enbung bed ßrlöfungSmerfed auf @mnb feiner
SSerbienfte beim SBater im ^immel für bie ©lau*
bigen einlegt (»dm. 8, 84. ^ebr. 7, 25 ; 9, 24).
9Bie 3efud beim SSater gemefen, Dom 93ater in bie
SBelt gefanbt morbm unb mieber gum Sater )U"
rudfgelebrt ift, fo ift er aI8 @obn @otted unb k>er«
Ilörter 9Kenfd^mf obn immerfort beim SSater (icp^c
t6v iratepa), um ber anmalt unb tjfürfpred^er für
bie burd^ feine 9Renf (bmerbung )u Zubern ©otted
erbobenm ©laubigen (1 3ob* 2, 1. 2) ju fein.
S)iefe gfürfprad^e mu| al§ eine t$ortfe|ung beS
fübnenben SBerfeS Sbnfti' im ^immel betrad^tet
merbm, obne ba| man ein eigentlid^ed l^immlifd^
Opfer an^unebmen l^ötte. S)aburd^ erfd^int bie
gfürfprad^ Sbrifti mirfungSDoOer al8 j[ebe anbere
^ürfprad^e bei ©ott, ba au(b bie gfürbitte ber
ffird^e unb ber ^eiligen in ben SSerbienften Sbnfti
ibren ©mnb f^at, mie benn aud^ bie ffird^e ibre
©ebete mit ber gformel ,,S)urd^ 3efum Sbnftum,
unfern i^erm'' 5u f(bUe|m pflegt. 3efu8 lebt aber
aud^ mit feinem SBerfe in ber ©emeinfd^ft ber
©Idubigen, in ber ffird^ fort. Sr mirft bafelbfl
burd^ feinen ©eifl, ber feine leiblid^e ©egenmart
burd^ bie fid^tbare SBirffamfeit erfe|en f oll, fo ba|,
mad Sb^fiuS auf Srben DoÜbra^t b^i unb im
^immel fortfe|t, auf (Erben burd| feinm ©eift Der«
mittelt mirb. S)iefer bietet ben 3üngem, bie megen
bed beDorfiebenbm SBeggangeS ibre« ^Reifterd
traurig marm, einm Srfa|. ^Unb id^ merbe bm
SSater bitten, unb er mirb eud^ einm anbem Sfür«
fpred^er geben, ba^ er immer bei eud^ fei" (Sob- 14,
16 ; Dgl. Sßattb. 28, 20). Siefer ©eiß ift ein gfflr-
fpred^er, benn er mirb Dom SSater, Don bem alled
@ntt f ommt, ber feinen JMnbem gute ©abm mit-
1455
$araclet.
1456
tl^cilt ßefanbt (14, 16. 26), ja et gcl^t öom S3ütcr
ouS (15, 26); er ift aber ebenfo ein ©teHoertretcr
beS gleid^foQS Dorn SSater gefanbten @obne8, benn
er toirb öom 95ater im 5Ramen beS ©ol^neS (14,
26) unb öom So^ne felbft (15, 26 ; 16, 7) auS
ber ®cmeinf(i6aft mit bcm Sater (15, 26) gefanbt.
2Bie man au8 bicfcn ©cnbungen, troj beS for-
meÖen qui a Patre procedit (15, 26), auf bie
gleiche ^efenl^eit be§ ^aracleten mit ^ater unb
©o^n (ogl. SRöm. 8, 9. ®al. 4, 6) unb auf bo8
^erüorgel^en beSjelben au3 beiben f(i^lie^en mu^,
f 0 folgt l^ierauS aud^, ba^ ber ißaraclet bie Sßal^r'
^eit offenbart, aber in nid^tS ber Offenbarung beS
©ol^neS toiberfprid^t. ®enn mie ß^riftuS felbft
bie aOSa^r^eit ift (14, 6), fo ift ber ^aroclet ber
Oeift ber Sffia^rl^eit (14, 17; 15, 26: 16, 13;
ogl. 1 3o]^. 5, 6) unb wirb bie Sünger ^tteS leieren
(14, 26) unb fie in aQe Sßal^rl^eit einfül^ren, benn
er rebet nid^t t)on ftd^ unb Dertünbigt baS 3u"
fünfHge (16, 13), toö^renb 3efuS SieleS surücf-
l^alten mu^te, n)eil bie Sänger eS t)or ber ©eifteS»
fenbung nid^t ertragen tonnten (16, 12), obmol^I
er il^nen aSit^ funbgetl^on l^at, n)a3 er t)om Sater
(jum 3tt)edf ber Dffenborung) gel^ört l^at (15, 15).
€ber ber ©eift roitb bie Sänger aud^ on alled
erinnern, toaS i^nen SefuS gefagt l^ot (14, 26),
unb baburd^ 3^ugni| oom @o]^ne geben unb ba§
3eugni^ ber Sänger, toeld^e oon Slnfang on bei
i|rem aWeifter toaren, betätigen (15, 26. 27),
inbem er bie Rxa\t jur S^ugni^ablegung Derleil^t
CÄpg. 1, 8. SRöm. 8, 16 ; 9, 1). So er mirb ben
@o]^n Derl^enlid^en, n)eil er oon bem ©einigen
nel^men unb eS ben Süngem öerfünben toirb (16,
14). „Me§, tt)a§ ber 58oter l&at, ift mein; be^^olb
f ogte id^, er toirb oon bem 3)Zeinigen nel^mcn unb
es eu^ oerfünben" (16, 15). ®iefe8 3eugni^ ift
um fo mid^tiger, al§ bie 3BeIt bie Sänger mie
gl^riftuS fclbft l^o^t unb oerfolgt, weil fie bie
aOSo^r^eit unb ben (Sott ber ffiatir^eit i^a^l ®er
(Seift ber SOSo^rl^eit ftel^t bem (Seifte ber »erfül^-
rung gegenüber (1 Sol^. 4, 6). Sft in ber ft^nopti»
fd^en ^uSfenbungSrebe (ÜKott^. 10, 19 f. 3Korc.
13, 11. Suc. 12, 11 f.) ben Sängern ber (Seift
beS IBaterg oer^ei^en, bamit er i^nen Dor @erid|t
eingebe, tt)a§ fie reben foüen, fo wirb bie 3:^ätig-
feit beS ^aracletcn in ben 5lbfd^ieb§reben gu einer
SBert^eibigung beS SBBerfeS g^rifti unb ber aSBir!-
famfeit ber Sänger öor ber ganjen SBelt unb au
einer tl^atfäd^Iid^cn SSerurt^eilung ber SBeft. S)a»
l^er muffen fid^ bie Sänger freuen, bafe ber ÜReifter
l^ingel^t, weil fonft ber ^araclet nid|t fommen
märbe. „3)enn er wirb bie aSBelt äberweifen über
©änbe, ©ered^tigfeit unb ©erid^t: aber ©änbe,
weil fie nid^t an mid^ glauben ; über ©ered^tigfeit,
weil id^ jum Sater gel^e unb il^r mid^ nid^t mel^r
feilet ; über © erid^t. Weil ber ^enfd^er biefer aSBelt
geriditet ift" (16, 8-11). 3war ift bie gewöhn»
lid^e SBebeutung öon iXe'Txetv im ^Keuen 3:eftament
„Suredfitweifen gum 3»ccf ber Sefferung" , aber
in ben meiften ©teilen foK bie SBefd^ämung burd^
Ueberfül^rung öon ber Sünbe erreid^t werben
(Sol^. 3, 20; 8, 9. 1 €or. 14, 24. »LI, 9;
Dd. CyriU. Hier. Cat ilL 16, 31 [Ober ©nfoBnil:
'AAX' 6 ßo7)döc Tuap^v, 6 irapoxXifroc, t& icvto)ta
xb dYtdcCov icaorav voy)T^v ^uoiv * dsupo ^ (uk,
97)al T(j> AavtiQX, 6 veoc IXe^Sov irpe^ßtiroc voOTi-
vavrac rot ve6T7]Toc äftapTiQfiaTa), intb mit npi
ift Soi 8, 46 unb Sub. 15 nur bie Ueberfä^
als S^^^ be^eic^neL Suc 3, 19 fommt mi^ ia
iBetrad^t, weil Ikixxj^v^ bort bie Sebtutimg iobcb,
ermahnen l^at. Sin unferer @teOe aber tomoAmSj/t
nur ber begrünbenbe 3ttfa|, fonbem ouil^ bteSei
Stellung be3 bie Sänger l^ffenben x^ojaoc im 9atß
lergel^enben unb 92ac^folgenben l^iitju. 3)icfer ip
im Sol! ber „Suben'' derförpert unb wirb biti4
fpöter 5ur ^erbe Sl^rifti btnsufommenbe (Blid«
nidbt Derönbert. 2)aber iß in ccßer Sinie einStnf^
gerid^t über bie SBelt burd^ benl^radeten gemeint«
in weld^em bie Obnmac^t ber SBelt im ftam|rfe
gegen ba§ SReid^ Sl^riftt M offenboren nnb ber
äßelt felbft aum Sewu^tfein fommen wirb ((E)^.
5, 13). 2)en ©eift ber SSa^ett felbfi aber bim
bie SBelt nid^t empfangen, weil fie i^n ni(^ {ic|t
unb nid^t fennt (14, 17 ; ogL liEor. 2, 14). SHe
Sänger aber f ennen i^n, weil er bei iJ^en bleiU
unb in il^nen fein wirb (14, 17). (E^ftuS ^
biefe i^m feinblid^e SBelt beftegt (16, 33); bie
9Belt, weld^e auf ©runb bed 3eugniffe8 beS (Beiptf
an il^n glauben wirb (17, 21), ift eine anbete
welche wie bie Sänger ben ©eift in fid^ aufmmnt
Sei ber wed^felnben 93ebeutung bed x^&oc in
Dierten SDangelium lö^t fid^ oflerbingS einOeie^
gang finben, fo ba^ bie feinbfelige SBelt burd^ bk
SBirtungen beS b^i^^G^n ©eifted in ber jhn^
wenigftenS tl^eilweife gur 99u^e unb Umfe^r ge*
fäbrt wirb, wie bie Spoftelgefd^id^te unb bie of^
ftolifd^en ^Briefe beweifen, ober baburd^ wirb ber
prinripieHe ©egenfaj (1, 10; 3, 19; 8, 44.
1 Sob. 3,1:4, 4 ff.) jwif^en bem ©eijl ber
SBabrbeit uno bem ©eift ber Serfül^rung, ben
^errfd^er biefer SBelt, nic^t aufgehoben. 2)amit iß
aud^ bie (SrJflärung gegeben, warum Sobonn^
bie SReben be§ ^erm über ben ^rodeten auf*
genommen bot. @g war am Snbe beS erften 34^
bunbertS notl^wenbig, ben ©lauben an ben ©otteS«
fobn unb 8ogo§, wie er in ber $rebigt ber Ura|H)tid
grunbgelegt unb in ber paulinifd^en Q^b^fiologie
weiter entwidfelt worben war, gegen baS ((ä*
nädige Subentl^um unb gegen bie ungläubige
l^eibnifd^e SBiffenfd^aft gu oertbeibigen. SMe^ loar
nurmöglid^,wennbiefer©lauben§fa|aufbieOfien*
barung unb Segeugung bed oom SSater unb 6o|n
gefanbten ©eifte§ ber SBabr^eit begrunbet unb
bamit bie Uebereinftimmung mit ber Sel^ Scf^
nad^gewiefen würbe. S)ie ©^noptifer tonnten ^
no(^ mit ber allgemeinen Serl^ei^ung bed ©eifieS
als ber Ihaft Don oben begnügen, Sol^anned aber
mu^te geigen, ba^ biefer ©eift bie wa^r^
gemage (Sntwidflung ber Sebre Sefu ganmüTte,
weil SefuS felbft ibn gu biefem 3toedE Derl^ifien
i^aüt, iDlan fann l^ierin einen SeweiS für ben
Unterfd^ieb ber 3«ten unb ©tufen erlennen, aber
1467
Paracleticnm — ^arabieS.
1458
Me AtqpOd^ Sorge, ben Sufammenl^ang mit
3cfnS imb ben Urapofteln su molaren unb bie Sin«
ffdk ber Se^re )u fidlem, geigt bod^, bai man ^ä)
bcr UebeietnfHmimmg bemüht mor. O^ne eine
ctpofioW^äit XuctoritSt, mlä^t biefen 3ufammen-
^g felbß (»rfdnlid^ ^erfteüen fonnte, UJöre boS
Untenie^nten ouSfid^tSlod gemefen. Sie Seigre bed
aDtonianidmuS (f. b. 9rt. Vm, 1882 f.) Don bem
Seüolter bed ^radeten im @egenfa| gum ß^it-
Otter fSfyAfü lögt ben gro|en Unterfd^eb gmifd^en
bcr iDQ^ren Se^re unb ber anleimte am beflen er«
hrnicn. SBeil bie ^äretifer, bie ftd^ gum Sl^eil
(€tiitim, aRontonuS, TtantS) felbft q18 $ara-
detm ausgegeben f^dbtn (Cyrill. Hieros. Cat.
3L 16, 6 sqq.), Don ber oerfd^iebenen Sebeutung
beS icapebcX7)Toc unb t6 irveujia xb ayiov SSeron«
bffnng genommen l^en, gmei Derfd^iebene $er«
fönen gu unterfd^iben, fo tourbe baS irapaxXT]Toc
in niand^ ftird^ in boS @QmboIum Qufge«
lOOlQien : sU Sv orfiov irveufia, t6v i:apaxXT]Tov,
tÄ XoXijoav iv Toic Ttpo^i^Tttic (CyrilL L c. 17, 8;
ithan. De syn. 25 ; Const. apost. 7, 41 ; Ogl.
Oenzinger, Enchir. n. 10 sq.). S)er ^oupt«
mben) bed Dierten ßoongeliumS, ben ^ra>
leten gtun 3^g^ ber d^ftlid^en SBal^rl^eit an«
Itrufen^ orbnen fid^ bie Segiel^ungen gur Zrinitat
mb Heiligung bürdend unter, ^inftd^tlid^ ber
e|tent t{t l^ier nur gu bemerfen, ba^ oud^ Don
Sol^onneS bie bteibenbe ßinmol^nung beS l^eiligen
SeifleS^ bed Sarocleten, geleiert unb in ber Siebe
mb in ber (Srffiaung ber @ebote (S^rifti bog
Jetten ber eintoo^nung borge^eUt mirb (Dgl. 9iöm.
i, 5; 8, 9. 11. 1 6or. 3, 16; 6, 19. 2 Kor.
L, 22; 5, 5. 2 lim. 1, 14. @aL 4, 6. (&fy. 1, 13;
Petavius, De trin. 8, 4, 6 sqq.). [@d^ng.]
Paraeleticum ift baS bei ben Sateinem Anti-
phonarinm genannte liturgijd^e 93ud^ ber gried^i«
ic(Kn ffirc^ unb entl^ölt fpecieU bie 9lnti))]^onen
iir bie tJrerialtage unb bieienigen gfefte, toetc^e
leine eigenen Sintipl^onen |aben. S)en 3lamttt
Paraeleticum l^at eS nad^ 8eo SDatiuS be^alb
nr^alten, rneil berSnl^alt ber9lnti))]^onen meiJtenS
ntf £r5{hmg beS @ünber8 abhielt ober bie ^off«
nung auSfprid^t, burd^ bie gfürbitte ber ^eiligen
Berg^tang ber @unben 5U erlangen. @§ i{i bei
M eii^elnen Sintip^onen aud^ bie Xonart an«
^ßflAm, in toeld^er pe gefungen toerben foDen
[Daniel, Cod. lit. IV, 320). [^. ffeHner.]
JfmuAies (itapdEdeurocX in ber]^eiligen@d^nft
L ](crf5mmlid^ 92ame für ben glüdffeligen ^uf«
n^ottbererßenSJlenfc^en. SSifibieDonXenopl^on
in bie gried^fd^e Siterotur eingefül^rte perftfd^e SBe«
(eid^ng für einen @arten, meldte nad^ gform
mb Sebeutung unferem ,,^arl'' entfprid^t unb
in biefem oSgemeinen Sinne aud^ @ant. 4, 18 ;
EcdL 40, 28 Dorfommt. 93on bem für bie erften
Kcnfd^ befUmmten ®arten fagt un§ bie l^eilige
B^^t, bo^ er in bem Sanbe 6ben lag: „d^
lotte (Bott ber ^^err einen ©arten in 6ben morgen«
sMA gepflan)t ; bortl^in Derfe^te er ben üRenf $en,
m ergebtlbetl^atte'' (®en. 2, 8). amiDerjtanben
Ifi bitr, toie 3. 24 jeigt ber SuSbrudf tan}!!» in ber
ähilgata, bie ibn seitlid^ f a^t ; er mu| um fo me^r
raumlid^ genommen merben, meil SRofed mit bem-
felben eine 3)ar(egung beginnt, toeld^ un8 über
bie geograpl^ifd^ Sage bed ^arabiefed aufflören
foU. „Unb ein @trpm entfprang and Sben, um
ben ©arten }u trönf en ; feitbem aber ift er getl^ili
unb snm Urfprung Don Dier Soffen gemorben."
S)iefer SBeri^t gibt meber innerlid^ nod| ftu^tid^
SSeranlaffung, an etmaS SInbereS als an eine ^ifto«
rifd^e Snittl^eilung gu benfen, unb ber 9)erfud^, il^n
loegen innerer Unmöglid^feit aI8 m^tl^ifd^e ober
f^mbolifd^e ßinüeibung bar^ufteUen, berul^t Don
Doml^erein auf amiDetftönbnig bed Xe^teS. SSor
SQem ift l^ier gmifd^en ißarabieS unb 6ben p
unterfd^eiben, meil nad^ lanbläufiger Sluffaffung
bief e beiben Segriffe oft Dermec^felt merben : baS
ißarabied Derl^ält ^ä) gu Sben mie ein Xl^eil gum
®an}en. ^ttnn barf nur Don einem ißarabiefeS«
firom unb nid^t Don ^arabiefedftrömen bie
SRebe fein. S)a8 $arabied fannte nur (Einen @trom,
ber au^erl^alb beSfelben in (Eben entfprang (k^:,
Dgl. 3oeI 4, 18). ffiiefer ip f p äter au Dier gflüffen
gemorben; benn ba§ l^ier gebraud^te SBort (cve,
ixeiöev, inde) ift im lejt toie in ben lieber«
fe|ungen seitlich, nid^t röumlid^ p nel^men (Dgl.
©pnd^to. 8, 27. Df. 2, 17). 3n ber Seit, toeld^e
gtoifd^en bem glüdffeligen 3uftanb ber SJlenfd^l^eit
unb bem Seitalter bed ed^riftfteQerS liegt, ift bie
betreffenbe Zl^eUung gefc^el^en. Sie abenteuerlid^e
Snnal^me, ber gflu^ l^abe fid^, nad^bem er baS
^rabied Derlaffen, in Dier Sirme getl^eilt, ifi mit
bem äSorttaut bed XesteS, ben l^ier aud^ LXX unb
Sulgata genau toiebergeben (ä<pop(Zexai, divi-
ditur), in feiner 9Bei{e ^u Dereinigen. @o mu^
freili(^ auf bie finnige S)eutung, mel^e ba§ SRittel«
alter ben Dier ißarabiedftrömen gab, Der}id^tet,
aber aud^ bie mobeme SSorftellung Don ber Un«
toiffenl^eit ober bem ^l^antafiereid^tl^um bed 93er-
fafferd abgemiefen toerben. 92ur bleibt j^toeif el^aft,
ob ber Sludbrudf -in; bei ber bamaligen ^fd^affen-
l^eit ber meteorologifd^ Serl^ältniffe (Dgl. @en.
2, 5. 6) einen @trom in unferem Sinne ober nur
einSinoIogon bafür bebeutet. Se|tered bürfte be^-
toegen angenommen toerben, toeü nad^ 93. 10 ber
fraglid^e „Strom'' ober @prubel (burd^ eine geo«
logifd^e ftatafhropl^e, DieQeid^t burd^ bie Sintßut)
nur au Dier t$Iu^ anfftngen gemorben ift. 93ier
je^ige ^u^quellen toaren frül^er in bem -ina Der-
einigt; boraud barf gefolgert toerben, ba^ ^e je^t
ni(^t toeit Don einanber entfernt liegen lönnen.
2)ie gfolgerung toirb burd^ ben Fortgang bed
Xe^ted beftötigt ; benn ^ier bef d^reibt SKof ed bie
in SRebe ftel^enben gflüffe nad^ ben geograpl^ifd^
Jtenntniffen feiner S^it fo genau, ba^ fie nod^ je^t
un{(^toer toieberjuerfennen finb. „S)er 3lamt bes
erften (Sfluffed) ifl $if4on; bieg ift ber, toeld^r
bad ganae Sanb (Sil^atoilal^ befpült, toofelbft bad
®oIb fid^ finbet, unb a^Dar bad befte ©olb, unb
too audd ißerlen unb ber Sd^ol^amftein Dorlommen.
Unb ber 9{ame bed atoeiten gfluffed ift ©id^on;
1459
^arabiefi.
1460
boS ift ber, loeld^er boS gonge Sonb Sufd^ befpült.
Unb btr 3lamt bed brttten SflugeS i{l gl^ibbefel;
boS if} ber, toelcJ^er Dor Slff^rien l^er fliegt; unb
ber otcrtc glufe, boS tjl bcr ^l^rat." ©onberbore
93orfteIIungen l^ot l^ier bie Suffaffung beS lieber-
l^olt gebraud^ten SSerbumS :i3d, xuxXöco, circuire
l^orgerufen, bod man ft^ nur ald ^freiSförmtg
umflielen'' badete, mä^renb e3 einfach „befpülen,
bur^flic^cn'' bebeutet (3f. 23, 16. 1 ©am. 5, 8 ;
Suet Aug. 56). ffiie ^rtidt)ien aaen bürfen
bed ^rtif eld n)egen nid^t als Yerba finita betrad^tet
»erben, mie in ber ^ulgata in bem einen gfolle
93. 14 gefd^el^en i{l. 2)er3u)ifd^enfa|S. 12 muB
Don bem Doraufgegangenen -i^k obl^öngig gebadet
»erben, ein SSer^öItni^, baS nur in obiger SBeife
»iebergegeben »erben fann. 2)a§ SBort nianp^
»eld^eS bie iBuIgata na(^ il^rem Sprad^ebraud^
rid^tig mit contra toiebergibt ($f. 50, 5), i{l Dom
@tanbpun!t bed S^raeliten gebaut, ]^ei|t alf o nid^t
^oftttHirtS'', fonbem „bieffeitd", »ie au^ ber @ad^
läge entfpred^enb ifL Sn ber gangen Sefd^reibung
geigt ft^ ein Soppelted : guerft, ba| bie Sßaffer-
laufe mittels ber Don il^nen burd^gogenen Sönber
gefenngeid^net »erben, unb bann, bag fte um fo
genauer befd^rieben »erben, j[e »eiter fie bem @e>
fid^tsfreife ber SSraeliten entlegen fmb. Siner
berfelben ift iebem ^^ebröer'' fo betannt, ba^ er
nur genannt gu »erben brandet ; baS ift ber ^l^rat,
b. 1^. ber ßupl^rat (f. b. ^rt) , ber unter j[enem
3lamtn fietS im l^ebröifd^ Xe^t Dorfommt (@en.
15, 18 u. 0.). S)ie 5Rennung beSfelben leitet in»
fofem gu naiverer Sriennung ber übrigen Sflüffe,
als beren Duelle in ber 9{ä|e ber Supl^ratqueUe
gefud^t »erben mug. @S lä|t ftd^ ba^er um fo
beffer begreifen, ba| unter bem britten Qflu^, »ie
aud^ bie Ueberfe^ungen l^ier unb 3)an. 10, 4 an*
geben, eingig ber SigriS (f. b. 3lrt.) Dcrftanben
fein !ann. !)hir Don biejem @trom fann aud^ auf
bem @tanb))un!t ber »efttoörtS befinblid^en^ebröer
gcfagt »erben, er pie|e Dor Slffprien, ba er beffen
SBeftfeite begrengt. ®er XigriS entfpringt nur
et»a g»eitaufenb Sd^ritte Dom Supl^at entfernt,
unb »enn aud^ nid^t in nöd^fter 3läf)t Don beffen
OueQe, f o bod^ auf einem unb bemfelben ©ebirgS*
ftodf mit il^m. S)er gmeite gflu^ l^ei^t nad^ bem
f)ebräifd^en ©id^on, nad^ ber $$ulgata ©el^on (f. b.
^^Irt.). S)a biefer 9iame f onft nid^t me^r in ber l^etli»
gen ©d^rift Dorfommt, fo bleibt gur Sluffinbung
beSfelben eingig bie Angabe, ba^ er „baS gange
Sanb Kufd^ burd^füc^t". Unter Icjtcrem 9iamen
»irb in ber l^eiligen ©d^rift bie ^eimat ber braunen
aKenfd^enraffe, b.b. ber gange Sänber-^albfreiS
Dom l^eutigen 9{ubien angefangen burd^ Slrabien
binburd^ bis gu ben n5rblid^ Don 93abQlonien ge«
legenen ©egenben g»ifd^en bem f (^»argen unb bem
fafpif d^en 5Kecre begeid^nct (f. b. 91rt. Metbiopien).
S)a nun ber mofaifc^e 93erid^t über Sben unb baS
$arabieS in bie 92öbc ber ßupbtatqueHe »eist, fo
fann an ber betreffenben ©teile baS fianb Sufd^
nur ben nörblidfiftcn 3:beil ber begeidfineten fiänber»
ftredfe bcbcuten. SDic^ trifft um fo beffer gu, »eil
baS beuttge Slberbeibfd^ ougeitfd^eiidu^berilkfk
©i^ beS ©tommeS ßuf d^ »ar, ber fid^ etß ^ßn
in bem angegebenen fmlbfretS bis nod^ Sfcilii 1^
auSbebnte. ©oU nun in bem fo gelämgrid^nda
Sanbe ein ^u| gefud^t »erben, beffen Oiidle bcB
Urfprung beS ßupbrat nnb beS SCigriS ffaMfi
liegt, f 0 fann eS nur ber beutige 9roS^ ber fn^
9raseS fein. 93on bief em bält audl^ eine axmoMt
Zrabition fefl, ba^ er ber ehemalige (Bi^on p
unb ben fpötem 9lamen nad^ Sraft, bon So^
beS armenifd^n ©tommeSberoS 9mmaiS, er^ottn
f^aht. 6S bleibt bemnadb blo^ noc^ ber gne^ gh
nannte $bifon ober $ifd^on gu ermitteln fiing,
ber offenbar ber bebr&ifd^Snfd^Quung amfen^
entlegen »ar unb be|»egen binrd^ befonberS omSf
fübrlid^e eingaben fenntlidb gemad^t »itb. ^
fragt ftd^ »ieber gunöd^ft, »aS bad Sonb (BfcmUi
ober ^eDilatb (^Vinn y^»^ Sanb beS [aI8 (tl>
lectiDum gebad^n@tammeS] (S^aioilab) fei Sa
biefer 9lame in fpöteren IBüdbem beSSttenZcfis-
menteS unter Detfd^iebener Sebeutung Dotbrat
f 0 f bnnen Ißaraüelftenen feine jfenntni| ber |ifr
gebadeten @egenb Dermitteln, unb eS ble^ bt^
eingig bie angegebenen ßrgeugniffe beftümnenk.
S)iefe finb Dorgüglid^eS ®olb, perlen (Bodmi,
Hieroz. lU, 592 [ed. Lips. 1 796p unb (Ebetfieiie
(bebr. ber ©tein cn«, Dermutblid^ ber 9iafij,
^iemad^ fann faum eine aabttt @egeiib Mp*
ftanben fein als baS ®olblanb tw^ ^^"^ M
SlttertbumS, nömlidb Sold^iS, ouS beffen gric^i-
fd^em 9^amen ber bebräifc^e beutltd^ ttrfAaffUKgL
3Bie leidet unb »ie böufig @o\b feit ben dOeßen
Seiten in 6^old^iS ge»onnen »urbe, ift befannt
Son bcr cold^ifd^cn ^erlfifd^erei berid^tet ein grie»
d^ifd^er ^ripluS (Arr. Peripl. m. Eiythr. 83 E
ed. Fabric. 28), unb ba^ Dom ftaufdfuS ^ foP'
bare Sbelfteine famen, »u^te frübgeitig baS femb
Slbenblanb. 3n SolcbiS nun ift audb ein Dierter ^
auSfinbig gu machen, beffen Urfprung ben Oucll'
böuptem beS Supbtat, beS SigriS unb beS 9io^ jo
nabe liegt, »ie eS bie mofaifd^e Eingabe Doraufifelen
lögt. S)iefer ift ni^t ber 9lioni, ber $baft« k
SlltertbumS, ben man um ber trügerif d^en 92ameiiS>
öbnlid^f eit »i&en mit bem $bif on bat ibentificirai
»ollen ; berfelbe flie|t nömlid^ Dom ®eUet ber
brei anberen ©tröme f o getrennt, ba| feine Cndle
nad^ feiner Demünftigen 93orftefiung )e mit bmn
Urfprüngen in SSerbinbung ge»efen fein tonn.
aSielmebr mu^ unter bem ^bM^n ber ftur, be[
ebemalige S^ruS, Derftanben »erben, ber gum^ioS
in einem äbnlid^en 9}erbältniffe fte^t , »ie ber
XigriS gum Supbtat. S)er Stux nitfpringt m^t
gar »eit Don ber ffüfte beS fd^»argen WeertI,
fd^eibet nad^ ©trabo'S Eingabe (Geogr. 11, 8 A
C. 500) Armenien Don Albanien unb fallt mit be«
^raS Dcrcinigt in baS f afpif d&e 9Reer, beffen m^W
Benennung Chwalinskoje more no^ an ben aüai
5Kamen beS bcfprod^enen SanbeS erinnert.
92ad^ allem biefem ift baS OueUgebiet bcS
Supbtat unb beS XigriS, beS %raS unb beS ite
ber erftc 3luf entbolt beS 9Jleuf djen auf 6rbea (f
1461
^arabied.
1462
iDcfdL Cbcn tPQt, IDO iekt 9nnenien ift^ unb in
SxBicsiai lag baS Sarc&ieS. SHefe @tdle ber
Criie tpor burd^ i^te Sage bef onberS geeignet, ben
Infigongfiimntt jur 89et)5If erung ber Srbe )u bilben
(lt. I». Sloumer, $alftftina, 4. aiufL, Sei))aig 1860.
lal^ YII; Don ^off, ®efd^. ber burd^ Ueberliefe-
ntag nad^emiefenen notürl. SSerönb. ber 6rb-
oferfLm, ®ot^ 1834, 869; Slitter, (Erbl.
n, 78; X, 365). (Einige Xieft^äler üon 9rmenten
Udm no4 l^te alle Seben8bebürfnif|e in fo Der»
fd(lDCiiberi|d^ ^Mt, ba^ bie 99e^au))tung ber
eingeborenen, in einem berf elben fei baS ^robied
geiDcfcn, au4 oon toiffenfd^aftlid^en gforf^em al8
onnel^mbar bejeid^et ttHrb (Chesnej [f. u.] I,
278). Stel^r aber nod^ als bie gütige (priest bie
iMNi ben Geologen ermittelte frül^ere SBefd^ffen«
Ifdt bcS SanbeS fflr Jene 9nna^me. Sirmenien
mar lior ber legten gflut eine Snfel ober ^binfel,
lodil^e fid^ tenaffenf örmig au8 ie|t trodfen gelegten
Otccren erl^ob, unb beren mübeS Seeüima bem
Sknfd^n alle Sebingungen gu einem glüdlid^
2)afein erfüllte. 2)a|er oud^ bie Sebeutung beS
Kameni Sben (loons voluptatis ®en. 2, 10).
neU^, toril fie lebenfallS ouf ben engem Suf-
cnt^It ber erflen SJlenfd^n befonbere Slntoenbung
gefunben 1^, fi4 für un8 an baS SBort. ^$ara«
bieS'' fnflpft. eine fold^e 9lu§ftattung fann baS
8anb Sben na^ bem SünbenfoII ber 9Jlenf(i^en
liil^t fogleid^ ixrloren l^ben. unb f o erfidren au^er
oi^beren im SDtenfd^ oor^anbenen ©runben aud^
bie BünfHgen SSerl^Itniffe bed äBo^norte« bie ^öl^e
ber aUtSbilbung, meldte bie 9Renf d^l^eit nad^ Sen.
4, 17 ff. fd^on oor ber ©intfiut eneid^t l^at. 2)ur4
bie €ibibe uxnrb nfimli4[ tool^t baS $arabieS. aber
ttid^ boS Sanb ßben ein oerbotener Sufent^alt;
mir ffain mu^te au8 te^terem fi\tf)tn, unb bie
Sct^iten mol^nten in bemfelben bis ^ur Sintflut.
(SSgl. [Mb.] ai^col. Ouartalfd^r. 1849. 325;
Oiesney, The Expedition for the survej of
the liyers Enphrates and Tigris I, London
1850, eh. 12; Simmer. S)ie Streitfrage über bie
Sage beS $arabiefe8 fritifd^ erörtert. Straubing
1855; ffaulen^ 2)ie geogr. Sage beS ^rabiefeS.
Sot^olil 1864. n, 1. 9ad^t l^ierl^er gehört bie
gonge in SBiner'S Stealmörterbud^ angeful^rte Site«
ratitr, oud^ nid^ 2)eli|f d^. Sßo lag baS^arabieS?
Beit^jig 1881.)
2. 3n ber Srimterung ber fpöteren ®efd^Ied^ter
bat bod $arabied. ^ber @arten @otted\ fammt
bem SBonnelanb £ben immer al§ bie ^eimat i^reS
Derlorenen @Iüdte8 fortgelebt. ^I§ fold^e bienen
beibe ben ^ropl^eten oft gur SSergleic^ung (f. 6g.
31, 9. 16. 18; 86. 35. 3oel 2. 3. 3f. 51. 3).
C^ffatS ifl gefommen. um bie Sünbe gu tilgen
wob txA {eitlid^e ®\nd, bem bie Sünbe ein 6nbe
nodale, burd^ einen ooQfommenem 3uftanb gu er«
ie|en. S)emnad^ f^txfii and) ber äufentt)aU ber
0cred^ten nad^ bem £obe im 9)euen Xeftament
)eS $arabied. gfür bie 3uftanbe beS 3llten Xefta«
nentt^ ift bad ^[torabied alfo ber @d^o^ ^bral^amS
Snc 28, 43). in quo animae Sanctonun ante
Christi Domini adventum excipiebantur, ibi-
que sine uUo doloris aensu, beata redemptionis
Bpe Bustentati, quieta habitatione fruebantnr
(Cat. Rom. 1, 6, 3). 3n biefem Sinne fe^t bie
Sulgata ßccli. 44. 16 in SBesug auf^enod^ binsu
[translatuB est] in paradisuniL Sin ber StdDle
2 (Sior. 12. 4 mu^ paradisus, ben neuteftament«
lid^n 3uftönben entjpred^enb, oon ber bimmlifd^
Seligfeit oerftanben merben; ben Sd^Iüffet gu
biefer übertragenen SBebeutung gibt 9|)0€. 2. 7
3n ber (mtriftifd^ien fiiteratur bebeutet paradisos
anfänglid^ ben Sufent^K^U ber Seligen im ^immel
(Tert. Apol. 47) ; fpöter toxxt ^ifd^ coelum
in Unterem Sinne unb jmifc^en paradisus ober
bem Sd^og Sbral^amS. ald einer SSorbaEe gum
^immel. unterfd^ieben. ß^e nämlid^ bad ßoncil
Don gfloren) auSgefprod^n batte. ba| bie Seelen
ber ©ered^ten na$ bem Xobe ober ber ßntlaffung
aud bem S^gfeuer f ogleidb iwc 9nf d^uung @ottee
gelangen, t^aüi bie t^eologifd^ Speculatton oiel«
fad^ bie 9Reinung aufgefteÜt, ba^ bie b^iUg^
Seelen erft beim iüngften ©erid^t sum 93oQbeft|
ber ett)igen Seligfeit gelangten, bis ba^in aber an
einem Orte irbifd^er @läd()elig!eit aufbemabrt
mürben (ogl. aud^ b. 9rt. 3obanne8 XTTTT., ob.
VI, 1590 f.). 3)iefer Ort tourbe au(b gemöbn-
lid^ $arabie8 genannt; fo oon Justin. DiaL 80;
Clem. Becogn. 1, 52; Tert. De An. 55; De
Besurr. cam. 43; Cyr. Hier. Catech. 5, 10;
13, 31. (9)gl. fflee Sogmengefd^. U, SJtain}
1838. 311 ff.)
3. 3m fpätem Mittelalter bebeutet ^rabied
eine SSorboSe. mel^e ftd^ oor bem ^aupteingang
ber ffird^engebäube bins^d- ®o§ ooQtommenfte
Seifpiel biefer ^rt fteUt bie gen)5Ibte ^aOe bar.
rotli^t ftd^ oor ber 'Abteiürd^e ju a)taria*Saad^
quabratifdb um einen offenen ^of b^ntmgiebt.
Später ftnb ed nur me^r ober meniger gefd^Ioffene
93orbaIIen ober $$orIauben löngS ber Sßeftfeite
ber ffird^e. meldte fid^ nacb ben freien Seiten in
SogenfteQungen ober Sfenfiem öffnen. %[Id lieber-
bleibfei biefer Sinrid^tung geigt nod^ f^twtt in Süb-
beutfd^Ianb unb nod^ me^r in ber Scbmeig jebe
ffird^e einen gebedften Sonaum. ber oft aud^ in
bie Umfaffung ber jhrd^e gebogen ift; berfelbe
bietet ben JKrd^göngem f(bon oor ibrem (Eintritt
in baS ©otteSbpuS Sd^u| oor ber SSitterung unb
gibt ibnen gleid^fam ©elegenbeit. aQe meltlid^
®eban!en oor bem (Eintritt in'd ^eiligtbum }u
befeitigen. — 2)er ®runb gu ber mittelalterlid^en
^Benennung ift ni(bt ganj Aar. SBar ber betreff enbe
Sau eine ringsum laufenbe ^aQe. beren 3nnen«
räum mit93dumen beppangtmar. fo liege ftd^ ber
92ame ^rabied aud^ Wt als ,.93aumgarten"
beuten. S)a aber b^ufig ftd^ in ben gebadeten SRäu-
men bie Statuen oon ^bam unb 6oa finben. fo
liegt offenbar ein f^mboUfd^er ®runb su ber 93e»
nennung oor. Stellt ba§ £»eiligtbum ber ffird^e.
in meldber bad aUerbeiligjie Sacrament tbront.
gleid^fam ben ^immel auf Srben bar. in meld^m
bie Slnfd^auung (SotteS f(bon im SSoraud gegönnt
1463
^atQguQQ.
1464
ig, fo entfpri(!^t bie SSorl^He bctn Orte irbifd^cr
(Slüdffeligfeit, meldte nad^ mittelolterlid^er ^or«
PcIIimg bcr ewigen ©eligfeit üoroutging, unb
biefer bilbete bie äBieberJ^erflellung beffen, idoS
ben erften SDlenfd^en ebenfalls al3 SSorbereitung
auf bie etoige ^tiid^auung ®otte8 gegönnt war.
^er 92Qme paradisua erfd^eint für biefe baulid^e
Sinrid^tung fd^on im 18. Sal^rl^unbert 5U par-
yisus umgeftaüet ; biefe gform lebt nod^ ie^t im
95olf§munb olS ipartöifdi fort. (9Sgl. ftreufer,
Kl^riftlid^erftird^enbaul, 2.aufl., SftegenSb. 1860,
187 ff. ; Dtte, §anbb. ber fird^l. ftunftard^äol. I,
5. aup., Seipatg 1883, 82.) [Äaulen.]
"^atagita^, ein gfreiftaat in Sübamerif a, beffen
Scbölferung (1887) au8 282 000 SWeftigen ncbft
60 000 l^albcibilifirten unb 70 000 toilben 3n«
bioncm befielet, ift in ber 3«it ba er nod^ ber
))Qnifd()en Jrrone unterftanb, ^ouptf öd^Iid^ burd^ bie
og. Siebuctionen, eine ber f^önften Sd^öpfungen
'Qtl^olifd^er SRifftonStl^ötigfeit, befannt geworben.
I. iBorgefd^id^te unb Sntftel^ung ber
Stebuctionen. 3m weitem @inn bejeid^ete
ber 92ame ^oraguaQ nad^ bem Sprod^gebraud^
ber öltem @eograp]^en unb 9Jlifjion§berid^te boS
gange el^emolige fponifd^e ßolonialreid^ gwifd^en
ben Slnben Don Sl^ile unb $eru, Sroftlien unb
ber Terra Magellanica (^otagonien), umfaßte
fomit Qu^er bem eigentlichen Argentinien unb
^ßaraguQQ einen großen Sl^eil Don Uruguay, 93o«
liüia (bamalS ^oc^peru) unb ber l^eute brofilia-
nifdfien Staaten SKatto ©roffo, ©. ^aolo, ißa-
rona, @. Katarina, 9lio @ranbe bo @ul, gufammen
ca. 3 5Rin. qkm (ögl. ^omannS mM, 5Rümb.
1716 ff.; ®rot)fen (Anbree), ^Ittgem. l^ift. §anb-
atlaS, SBielcfclb-fieips. 1886, 85). Mud^ baSeigent-
lid^e ^aragua^ im engem Sinn griff el^emate
weit in bie l^eutigen 92ad^barftaaten l^inüber. 3)ie
Srobemng würbe 1515 mit ber Sntbedfung ber
Sa pata-aKünbung burd^ % Siaa be @oIi§ be=
gönnen unb nac!^ langen, Anfangs unglüdflid^en
kämpfen gegen Snbe beS 16. Sa^rl^unbertS im
©ro^en t)oIIenbet. Um 1590 waren bereits ca.
50 Stöbte unb fefte !ßlö^e gegrünbet unb ^unbert«
taufenbe ber unterworfenen 3nbianer in Kom-
menben gebrad^t, b. 1^. gu ©flaoen unb Seibeigcncn
gemad^t. S)a3 gange ®ebiet gerfiel fpöter in bie
brei unter bem 93ice!önig Don !ßem ftel^enben
Stattl^alterfd^aftm SBuenoS Aires, ^araguaQ (im
engem Sinn) unb Sucuman, bie feit 1776 ein
eigenes SSicefönigt^um bilbeten. ®ie rafd^e
SWifd&ung ber Waffen crleid^terte bie grobemng,
öerfd^Iimmerte aber bie fittlid^-retigiöfen 3uftänbe,
unb bie SBemül^ungen ber ^one, baS SooS ber
Eingeborenen )u milbern unb burd^ Senbung Don
9Riffionaren auS ben Orben ber gfranciScaner,
Dominicaner, ÜRercebarier unb bur^ gnidbtung
Don SiStpmem (Afuncion im eigentlid^en $ara-
gua9 1547, 6orboDain2:ucumanl570, SuenoS
Aires in 9{io be la ^laia 1582) bie fird^Iid^en
Serl^ältniffe gu beffem, fd^citerten gum großen
%f)dl an ber AuSbeutungSpoHtil ber foft in be*
ftönbigem ^aber ßegenben £onqtti{laborenfö|nr
unb on ber ^bfud^t ber fponifd^en SncomenberoS.
2)ie nod^ freien Stömme gegen fid^ immer roäu
in bie unjugänglid^en ®ebiete Der ^mpoS, bei
®ran (S^aco unb in bie UrwöQ)€C beS imicn
Stromgebietes gurüdl unb bebrol^tm burd^ femb-
f elige Sinf düe bie Kolonien. S)a nod^ Sjora nnb be
9Rouff9 1559 ber ©efammtcIeruS in bem tDettca
Gebiete btog 20 SSelt- unb OrbenSgrifUid^ ifäfk
fo tonnte bie amfjionSt^ätigfeit tmter ben toilba
Eingeborenen ftd^ nur wenig entwidkln. Scbc»
tenbeS wirften fpöter bie gfranciScaner^ befonbeiS
ber % f^rang Solano (f. b. Art.), ber feit 1590
etwa ad^t Saläre lang Sucuman imb ben (Bnm
K^aco in rafd^em pflüge burd^eilte, unb fein (8c*
fahrte, P. Suis SolafioS, ber Skrfaffei befi dUe^
®uarani-Jfated^iSmuS unb ber Segrunber ber OKI-
|ton im eigentlid^ ^ragua^ (f. über bie ^nni"
ciSconermiffton M. de Civezza, Stori» muf.
deUe Miss. Franc. YU, 2, Prato 1891, c 2).
3m 3. 1586 famen auf bie Einlabung bcS £o>
minicanerS 2). gfranc be iBictoria, SBifd^ofS tum
Xucuman, bie erften Sefuiten nad^ Xncunum, bonn
feit 1587 auf Sitten S). AIpl^. ©uerro'S O.P,
93ifd^ofS Don Afuncion, oud^ nad^ bem ctgentluta
^roguaQ. Sei bem 9hif, bm fU^ bcr junge, Mi
erften pfeuereifer erfüllte Orben in OfKnbien, is
Sraftlien unb ^ßem erworbm, l^offte num ttm
i^m eine wirffame Üteform ber religiöfen 3b>
ftönbe in ben ßiolonim unb namentlid^ bie 9^
lel^mng unb Segöbmung ber wilben, unbnpteno
Stömme beS Snnem. 2)em erften S^Kd bienim
bie SoUegien, Seminare, SReftbengen, C^ercitieii-
pufer, bie feit 1598 in rafd^ holQt in @oi-
tiago bei Sftero, Afuncion, Sorbooa (feit 1621
UniDerfität), SSuenoS Aires, gorrienteS, Sorijo,
Salta, S. SRiguel be £umman, Santa %e,
SRioia IC. gegrünbet wurbm, bem anbem bie
„SBanbermiffionen'' treug unb quer bur^ boS
weite Sönbergebiet. 2)iefelbm tonnten aber bei
allem ^eroiSmuS ber SRiffionare feine bauer^
SiDilifation begrünben. Sei Sonftituirung ber
neuen OrbenSproDing Don ^araguo^ (1606) ge-
bot bel^alb ber ©eneral P. SI. AquoDiDa Soi*
centrimng ber gerfpIittertenüRifftonSt^atigftitoof
fefte, planmäßig organi|trte SRittelpunfte nad^ bem
Sorbilb ö^nli^er Serfud^e in Sroftlien (tigL
^anbelmann, @efd^. Don Srafilien, Serlin ISeO.
78 ff.). Dfreil^eit unb äfolirung ber nod^ ^
unterjod^ten Stämme unb Sammlung in eigenes,
Don ben SRiffionaren felbftönbig Demmlteten 3»
bianercolonien (SRebuctionen) war bie 3bee bei
neum SQftemS. SS flanb in birectem SBiber"
fpmd^ gu bem bisherigen, aud^ Dom SleniS ge*
billigten gommenbenfQftem, unb nur ber 9Kt*
wirfung ^l^ilippS JH., ber ben $lan nid^t bIo|
billigte, fonbem burd^ eine Stetige f öniglid^r (Etlofie
an bie Stattl^alter (f. B. Monner Sans, Pince-
lados histor., Buenos Aires 1892, c. 1) enei»
gifd^ unterftüjte, gelang eS, ben aBiberpaaib bet
(Soloniften gu überwinben. 2)ie nod^ uii6eje|tei
1465
^aragua^.
1466
MMt am tntttlem unb oBent ^oronä iDurben
M SNfittten oI9 OperotionSfelb gugetoiefen. S)ie
KdmctümSinbianer foHten unmittelbare SJafoSen
)cc ttamt, Me erfie S^\i Don ieber S)ienft- unb
Üributleiffatng frei unb gleid^bered^tigt mit ben
Spanteni fein (Sans 22 sg.). @o entftanb 1609
)ie crpe Stebuction Don Soreto am SRio ^itagä
k ber alten ({mnifd^ $rooins ©uo^ra (ungef öl^r
Ml l^eutigen brafiliamfd^n @tQot ^oronä), ber
HS 1680 ixM] onbere folgten. Sie Don ben SJlif*
Elmaren gegrünbeten S5rfer erl^ietten rofd^en 3u*
90^ burd^ Pd^tige Sorben, bie Dor ben braft«
Bonif«!^ SnoDenröubem Don @. $aolo ftd^ in
)ic SRebuctionen retteten. Sie 3laifiax^^a\t biefeS
kcfi^tigten Stefli^enftaated mürbe ben jungen
Rdmctionen Derl^ngni^oH. Seit 1618 brauen
rieSRenf^iögerin i]^r@ebiet ein, raubten 3:qu-
\abt ber befel^rten 3nbianer unb fül^rten 1630/31
ric DoDftönbige SSemtd^tung ber 18 @uaQra-3te«
Cmdionen l^rbei (^anbelmann 5 1 6 ff .) . 92ur ein Steft
Hm cttoa 15 000 S^riften mürbe in bie in^mifd^en
jegcünbeten Siebuctionen am mittlem $aranä
mSb UruguoQ geßu^tet (f. ©lobuS LX [18911
L79). «ebnlid^ fielen bie gmifd^en 1620-1635
jegriiiibden 10 — 12 9)ebuctionen an ber Sierra
M Zopod (Banda oriental) ben ^SJlameluden''
S Opfer. Srft bie Semaffnung ber d^riftlid^en
ionec mit ^feuergemel^ (feit 1640) ma^te
bcm XSubermefen ein Snbe. Ser ^(j^riftlid^e 3n>
rioRerftaat" im engem Sinn beftanb au§ bm
B8<BuorQni«9tebucttonen, Don benen 11 im eigent-
S^en $aragua9, 15 im l^eute argentinifd^m terri-
koiio de misiones unb 7 (siete misiones orien-
kales) am tinlen Ufer bed UmguaQ im l^eute bra-
^fiamf 4en Staate 9lio ®ranbe bo Sul fid^ fanben.
3^ Sinmol^nergal^t mar megen ber l^oufigen
Setid^ febr f(^manfenb. 3bre ^öd^fte 3iffer ftieg
mf CO. 150 000, mar aber sur 3eit ber ^ufbebung
mf ca. 95 000 gefaQen (f. bie Statifti! bei Sans
L 7). 9u6er biefen 33 @uarani-9tebuctionm
mrben ttad^ ibrem SRufter auc^ bie SRebuctionm
er (El^iquitoS im S.«0. bed beutigen 93oliDia ge-
tänbet, bie 1767 in 20 Sorffd^aften über 20000
ele^tte 3nbianer göblten, femer bie 9{ebuctionen
er tB^coftömme , befonberS ber 3Rocobi§ unb
Mpmx9 (1767 15 Sorffd^aften mit ca. 10000
ItetD.) rnib eine Üteibe anberer. (Sgl. bie äJtono-
täp^m Don an. 2)obriaboffer, ®efd^. b. ^bi-
onec, beutfd^ Don S. ffreil, SSBien 1783 f., 8 93be.;
L fptorian Saude, ein Sefuit in ißaragua^ [1748
Ü 1766], beraudg. D. % ffobler, SRegenSb. 1870;
\ J. P. Femandez, Hist. Relatdo de apost.
Gas. PP. S. J. apud Chiquitos etc., Aug.
^deL 1788 [beutf $e Bearbeitung bed fpanifd^en
Mg. SBien 1729].) Sie ©rünbung unb (Sr-
oftune biefer Xebuctionen mar bie gfmc^t einer
SOi&lbngen Srbeit unb beroifd^er Opfer im ffampf
ri bie Sd^den ber äBilbni^ unb bie änbolen^
UnbefUbibigleit tiefftebenber 9{omabenDöffer
H^ meniger als gegen bie b^bfüd^tige ^uSbeu-
tagfipoIttU fo Dieler Soloniften, benen bie 9le-
buctionen Don Anfang an ein Som im 9uge
blieben. 9i8 1764 ftarbm 29 9Jliffionare Don
^araguoQ ben blutigen URart^rertob.
n. ännere Organifation ber 9le-
buctionen. 1. $Ian unb Anlage ber
S)orffd^aften. ^ie 9)ebuäionen lagen faft
immer in gefunber ^öbenlage, nabe bei ben großen
äBafferftra^en bed Sanbed. Süe Strafen maren
gerablinig. SMe ^auptftra^en, febr breit unb oft
gepflaftert, münbeten Don brei Seiten auf bie
„^laga", bm großen quabratifd^en, oft mitSöu-
men befd^attetm unb mit Dier ^ol^freu^en unb
einer SRarimftatue gezierten ftir^pla|. 9uf ber
Dierten offmm Seite lag bie JKrd^e, tinfS banebm
baS ,,SoUeg'' ober SRifftonSbaud, red^ts ber Don
einer gebedftm SöuIenbaUe umgebene S^ebbof.
2)ie SBobnungen ber Snbianer, anfangt einfad^
^ütten, fpöter foßbe, einft5d(ige, mit S^t%t\n ge-
bedtte Steinbauten (nad^ $erama8 7 ßUm im
@eDiert), mit einer auf ^ol^» ober Steinföulm
mbenben SSeranba, lagen gur SSerminberung ber
gfeuerdgef abr in getrmnten © ruppen (vici, insulae)
Don je 6—8 Käufern. ®a8 „Kolleg" umfd^Io|
meiß smei Don SöuIenbaQm umgebme ^5fe. 2)er
Sfrontpgel biente alS SBobnung ber $atred, bie
9{ebengeböube ald Sd^ulen, 9Raga}ine, SBer!-
ftötten. Sabinter lag ber f orglid^ gepflegte äßufter-
gartm beS ^fanbofS. 9Die Äir^m, meift brei-
f^iffiS/ oxi^ Sanbftein gebaut, mit einer bübfd^m
SorbaUe, reid^ geglieberter 3a9abe, brei ^aupt-
unb mebrerm 92ebenportaIm, einem maffiDmfrti-
ftebenben ©lodfentburm, im 3nnem Derfd^men«
berif(b ausgeplättet mit reid^ Dergolbetm Sd^ni|-
altören k., machen felbjt b^ute nod^ atS SRuinm
einm gro|artigm Sinbmd (ogL u. % SDö«fiaIIe-
mant, Äeifm burd^ Süb»95rafilien, fieipj. 1859).
Siu^erbem b<^tte iebed S)orf fein gfriebboffird^lein,
eine ^obtenfapeÜe (Misericordia), mo bie Seid^
auSgefteHt unb gum SBegröbni^ abgebolt murbm.
S)er ijfriebbof mit feinen Orangenalleen unb feinen
fd^5n georbnetm, mit 93Iumen unb buf tigen Ströu«
(bem eingefaßten ©röbergruppm glid^ einem ,,b^i«
ligen ©arten ber lobten" (SoutbeQ). Sinfd Dom
ijfriebbof ftanb abgefonbert ber Kotiguasu, „baS
große fiaud", mo bie äBittmm eine 9rt Üöfler-
lid^ed Sibttt fübrten unb baS }ugleid^ als Seffe-
mngSanftalt für gfraum, alS ^eim für ffrüppel 2C
bimte. 3lm Beginn ber gelbmarf lagm bie fta-
pelle beS bl. 3ftbor, bieStamaba ober baS g^rembm«
bauS für burd^reifmbe Spanier unb meiter über
ben ^der« unb aSßiefmgmnb gerfireut bie 3ic9^I"
öfm, 9Rüb^m, Stampf m, ©erbereim tc. 9{ur bie
ben b^fig^ Sinfo&m ber milben Sorben mebr
auSgefe|tm Stebuctionm fomie bie SftanciaS ober
Biebbürbmmarm mit®rabm, $allifabm, Som»
bedm 2C. in etma gefd^ü|t. 2)ie 93eD5I!emng ber
eingelnm Ortfd^ftm fcbmantte gmifd^m 500 bis
7000 Seelm.
2. SBirtbfd^aftlid^eS Sbfiem berSle-
b tt c t i 0 n e n. ^ie 3bee eines felbftänbigm ®e«
meinmef enS tief im 3nnem beS SanbeS unb meit Don
1467
^araguaQ.
1468
ben fponifd^enSuIturfiöttm legte ben ®rfinbem boS
fd^ttnerige Problem ouf, burd^ ein flugeS tDittl^-
fdlaftlid^eS @Qftem bie motehelle ©elbfierl^altung
gtt ^ä^ttn, ha bie Unterftü|ung ber Jhone ^d^ ttur
im Snfong ouf einen mö|igen 3ufc^u^ (»algiin
moderado estipendio*, Decr. Philipp. UI.,
20. Nov. 1611, bei Sans p. 48) unb bie 8e-
fd^ffung Don jfird^geratl^en, fpöterl^in auf ben
geit- unb t]^eiltt)eife gemöl^rten ßrlog ber Steuer
befd^rönfte. — a. Sigent^umSDerl^öItniffe. 9ner
@runb unb Soben ber 9tebuctionen toor Sigentl^unt
ber ©emeinbe unb unterftanb beren SSertoaltung.
3)q§ fianb mürbe nad^ ff ojitf d^often bertl^eilt. ^Idfer«
gerötl^, 3ugt)iel^, Sfaj^rjeuge mürben bon bem ge«
meinfomenSeft^ gettel^en unb mad^ten bie Slunoe.
Snier Srtrog ber ^rioatöder (Alamba, b. i. eigene
Bad)t genannt) unb beS ißriüatflei^eS, mie 3agb>
beute zc, mar boQeS freies Sigent^um ber Sin-
geinen unb mürbe bei bem gemeinfamen £aufd^
lanbel jebem genau Dened^net unb in bie gemün jd^-
ten äBaaren umgeje^t. S)od^ burf te niemanb feinen
^der unb fein ^auS berfaufen. 3)a ftd^ ber $rit)at"
betrieb bei ber angeborenen Snboleng ber rotl^en
Stoffe fel^r balb aI8 ungureid^enb unb unftd^er er-
mied^ mürbe boneben bie gemeinfame IBefteQung
oon ©emeinbeödem (Tupamba, b. ^. SBefti
©otteS) eingeführt, beren Srtrag in ben ©emeinbe-
magaginen aufbemal^rt, burd^ inbianifd^e @d^aff*
ner unb Sled^nungSfül^rer unter ^ufftd^t ber $atreS
Dermaltet unb tl^eilS gum Unterhalt ber 9Rifftonare,
ber armen, ftranfen, SBittmen tc, tl^eil« atö fünf-
tigeS ©aatfom, tl^eilS als SReferoeDorrat)^ für ein»
tretenbe Unföfle, t^eilS enblidi alS Sribut unb gum
Sintoufd^ europöifd^er SBoaren, Siol^ftoffe 2C. unb
befonbcrS öon ff ird^enfd^mud k. üermenbet mürbe.
— b. ^robucte. SBö^renb bie Snbioncr auf il^ren
^riöotädcm nur bie gemöfinlid^ftcn ein^eimifdften
ffnoHen« unb grud^tortcn bauten, entmidcUe ftd^
bie Sommunalprobuction gum blü^enben ©rog«
betrieb, ^dcr», ©arten» unb ^lantogenbau lie-
ferte bie meiftcn europäifdften unb bie ein^eimifd^en
Kerealien unb Sfrud^tforten (SBeigen unb ber öon
ben $otreS eingeführte SReiS mürbe foft blo^ in
ben SRebuctioncn gepffongt), Sabaf, ;^vidtxxof)X,
Snbigo unb befonberS SBournmoüe. ^udi SBein»
bau mürbe üerfud^t. ©er mid^tigfte Slrtifel fomol^I
für ben eigenen «ebarf (jäl^rlid^ 25-30000 «r-
roben ; 1 5lrr. = 25 ^fb.) mie für bie «uSful&r
(^ö(^ftenS 10—12000 ^rr.) mar ber ouS ben
Slöttem beS Hex parag. gemonnene 3Ratö- ober
$aroguat)t]^ee (Herba), nod^ l^eute baS belieb»
tefte Sanbcagctränf in ©übamcrifa. SDie gro^e
(Sntfemung ber ^erbamälber beranlafete bie 3e»
fuiten, ben nur t^eilmeife gelungenen unb oon ben
©paniem gel^inberten SSerfud^ fünftlic^cr SJer»
pflangung gu mad^en. ^nd) ber SJiel^ftanb mar
@]ommunaIgut, unb mand^e Slebuctionen göljlten
an bie 20—30000 ©d^afe, 100000 unb mcl^r
©tüd ^omoie^, gol^IIofe $ferbe, SWauIt^iere
unbgfel. 5lud& bie fonftigen ©d^äje beSSBalbeS:
§olg, föftUd^e §arge, Sienenl^onig 2C. mürben
forglid^ ausgebeutet. 3ebe Stebuction bcfakb fo
fonberS bie ben IocaIen8obemicrl6dttn{|feii gta^
ften ^robuctionSorten unb taufd^te bös S^äite
k)on ben ©d^mefterrebudionen ein. — e. äntaprie
unb ©emerbe. Sie enormen Sebfirfmfh beS gro|ni
©emeinmefenS unb bie ©d^mierigliett ocS Siqiodl
ffil^rte gur Segrünbung einer eigenen Snbufim,
bie mit ber S^it burd^ fafi fdmmtlid^ (Seneiic
vertreten mar. ©elbft bie Derfd^iebenften Sbi^
inftrumente^ Ui^rmerfe, Orgeln, &lodm, bie feiii
ften ©pi^en unb ber gefammte Ornamenten- «A
©tatuenfd^mud, bie llltäre 2C tourben iMm ba
inbianifd^en ffünftlem unter Anleitung ber $aM
f elbft Derfertigt. S)urd^ gugiel^g Don Se^ifingn
mürbe für einen bleibenben ^Kntbmerferfhmb ge*
f orgt. Sud^ ber Sebarf an Hturgif d^ unb fale^
tif ($en Sudlern mürbe tl^eilS burd^ gefc^idtte &
piften, tl^eilS burd^ eigene Srudereien, toie ta
©. SRiguel, ©. XaDier, (S^xpvA, gebedt 9Sr bei
©ro^betrieb l^atte jebe SRebuction i^re WHjIm,
©tampfen, ©erbereien, SBebereien 2C eäUfi
l^Qbraulifd^e SBerfe merben ermähnt. — d. 9tM|i
tl^eilung. 9hir eine genau geregette Settnng nd)
Sontrole lonnte baS mirtl^fd^ftlid^e (Betriebe ii
©ang l^alten unb ben Don 92atur fo geborin-
lofcn unb arbeitsfd^euen änbioner gut geotbada
9lrbeit ergiel^en. ©d^on bie ffinber tourben bogt
angel^alten unb täglid^ unter eigenen Su^djai
tl^eilS in bie SBerfftötten unb ©pinnftuben, t^
unter ben frol^en fllöngen ber SRuftf unb Sonn*
tragung einer ©tatue beS bl. 3ftbor auf bie g^O«;
$lantagen unb ©drten gefül^rt unb mit leUj^
t)ilfeleiftungen befd^öftigt. SHe gfrauen mti|tcB
auger i^ren |)auSarbeiten möd^entlid^ ein te-
ftimmteS $enfum für ben ©emeinbebebarf fpim«^
beim ißflangen unb Sinfammeln ber Saumnole
l^elfen u. f. m. ©ie 9Ranner, bie fein beftimmtel
©emerbe batten, maren menigftenS on gmei Xag»
ber SBoc^e gur Sommunalarbeit, f ei eS auf bei
S-elbcm, fei eS bei Sauten, Derpfiic^tet 91« m
Smtegeit mürben alle ^önbe oufgeboten. 9iit|ff
bem ©emeinbeDorftanb (f. u.) l^otte jeber ©eioerh-
gmeig nod^ eigene Sluffeber unb 3unftmei|ler, bk
in beftönbigcm Xapport mit ben Alled übenDQ((a-
ben üRiffionaren ftanben. 9}on allen Seontn
mürbe genaue Sied^enfd^aftSablage geforbert, nb
bie SRed^nungSbüd^er unb SSermaltungSberütfe
maren nad^ bem 3^ugni6 ber föntgli^en Siftii-
toren mufterl^aft in Orbnung. 3äbrli(^ ^idlai
aud^ bie OrbenSoberen genaue SReoifun. Sie
^anbmerfer unb ©emeinbebiener mürben auf Sos'
munalfoften erbalten, unb bie $nDat^c^n:berSlli^
unb gfabrleute unb anberer^ bie im S)ien^ ba
©emeinbe abmefenb maren, Don Ruberen für fie
bcfteHt. — e. ©üteroert^eilung. 9Ja^rungmiblHeiF
bung maren, abgefcben Don einer fleinenSuSjekS-
nung ber ffagifen unb Beamten, für ^Qe ^eut-
S)er ertrag ber ^riDatöder lieferte bie \&0lt
3ufoft unb mürbe, menn er Dor ber 3ett anSginj),
aus ben ©emeinbemagaginen gleid^mäfeig etgöjL
S)ie töglid^en gfleifc^rationen, bie ^auptn^nnft
^aragtta^.
1470
Pd^ ieber oüabnibltd^ ouS ber ©emeinbe«
tetcL 3n äojieiu mit co. 7000 ßinmol^nem
s |. S. tdglU^ 40 Od^fen gefd^Iod^tet. SMe
» autelten befonbere ffoft ouS bem $fan«
in beffm ^of aud^ bie ffinber gemeitt"
r gfrü^pd unb Slbenbbrob belomen. %n
gfefttagen fonben gemeinfome fröl^Ud^e ®aft-
: ftatt (Ebeitf 0 fteuerte boS ® emeinbemagajin
4^tmSjHttn u. f. to. Befonbere Sugaben.
! geifüge ®etrön!e toaren^ toenigfiend au8 ben
uti'Xebudionen, buni^ ben beliebten SJlotö«
aß gong ixrbröngt n)orben. äa^rlid^ tourbe
lyt ®emeinbe gmeimal neu beüeibet, begto.
iebe Sfamilie ben ndtl^igen SBoQ« unb
tDoHfioff, abgefel^en Don bem, nxiS ieber
olt ouS bem ßrtrog ber $riOQtödfer fid^
leben loffen. Sie ffleibung toax einfod^, ober
enb. SHe $ra<i^tgett>ftnber unb fonfliger
mud für feierlid^ ©elegenl^eiten, Sü^en«
tt, Salden, Sbgeid^ u. bgL, xonxhtn in
t S^ränfen im ,,&oneg'' oufbetool^rt. —
ül^enbe 3uftanb ber Stebuctionen, ben 9ne,
Die ^vxtht bed OrbenS bezeugten, fprid^t
enug )u ©unften biefeS ttrirt^fd^aftlid^en
(ifationSfQftemS, boS gubem bem S^aratter
n Sebürtniffen biefe« 93oIfe8 am beften ent-
2)a6 boSfelbe {eben £rieb }u felbftönbiger
genommen, ift fd^on be^l^olb nid^t tocl^x,
ie gonge actioe SSenooltung in bie f)önbe
ibioner, bej». ber oud ibnen gemäl^Iten $e«
gelegt xdqx, unb iebe tjfomilie burd^ gflei^
porfamfeit, menn oud^ nid^t }u Ueberfiu^,
I gu einem bel^äbigen SBol^Iflonb gelangen
UebrigenS mürbe bie Sd^öpfung ia ger»
(1^ {ie nod^ il^re bolle @ntn)idlung eneic^t
— f. §atü)cl unb Wcid^t^um. S)ie 5In-
png, ber Orben l^abe burd^ ©rünbung
uttabböngigenSolonialfiaoted'' feine eigenen
Iftn oerfolgt unb an^ ben IRebuctionen un>
t Sleid^tl^ümer gebogen, ift fd^on burd^ ben
tonten Soutl^eQ (History of Brasil in,
1819, 508 ff.) unb Rubere längft toiber-
igl S^r, Sefuitenfobcln, Sfreib. 1891,
.). ©ie ifi eine fjobcl, gerobe wie bie«
Don ben @oIbminen, meldte nie q;iftirt
loenn oud^ f)Qg ober Aberglaube bie 3e»
t^rer gel^eimen 93etreibung mit f old^er ^ort*
eit onüagte, bog bie [Regierung fid^ me^r
mal gur Unterfud^ung gegmungen fal^ (ügl.
terfud(|ung3acten bei Charlevoix, Uistoire
ragnay HI, Paris 1757, 381 ss.). SDie
Uten Sered^nungen ber angeblichen jöl^r«
£infänfte benign auf rein njiQfurlid^en
rrigen SSorauSfekungen. 2)er gro^e SSieb«
tfpräfentirte g. 8. bei bem Ucberflu^ an
iofen l^albmilben beerben feinen Sleid^tbum;
bod^ ein einziger gefd^ni^ter ^olgaltar in
itia auf ben SBertb t)on 80 000 Od^fen
1 9n|erbem berfd^Iangen bie Unterbai-
»Pen (mon Dgt. bie ftoften ber Snbianer«
Honen in ben SSerein. @taaten, g. ^. in
bem einen 3a]^ 1882 ca. 10 9RiIL SoDord, Don
1867—1882 sufammen 912187813)00.), ber
l^l^e ^i8 ber im))ortixten Sbl^robude unb (Eifen-
maaren (1 Cuintaicentner Sifen Don 9ueno8
SlireS foftete 16 9urei, 1 (gDe Seinmanb 4 unb
mel^r alte Sleid^tl^aler, eine feine Spi^enalbe
120 mSßÜ^altx 2c), ber iä^rlic^ Slribut Don
über 20000 ißefod, bie (Erbauung unb glansDoSe
SuSfd^mfldung ber ffird^en, bie Sudniftung inbia«
nifd^er ^üfstruppen im 2)ienfl ber fpanifd^
Kolonie u. (. m. fd^on aSein faft baS gan^e Stn«
fonroten. 2)er fmubel beftanb nur in bem fird^en-
red^tlid^ geftatteten SiuStaufd^ ber $robucte für
gleid^mer^ige SBaaren (Sögen, So^rer, Ae^te 2C.,
tjfarbftoffe, ©alg, SBein, Sinnen, Seibe zc)
unb hxad^it nad^ bem 9u8mei8 ber fönigli^en
Unterfud^ungScommiffwn (f. bei Cfaarlevoix VI,
361) im Saläre burcbfd^nittlid^ blo^ 100000
ißefoS ein, ttmd auf ben ßo)p^ 7 Stealen mad^te.
SQBerle ber Snbufirie unb Jhinft mürben im Wi»
gemeinen bIo| unter ben Stebuctionen felbfl au§-
getaufd^t. SRärße unb il^r ®efo(ge, ftrftmer unb
äBirtl^e mürben in ben Stebuctionen nid^t gebulbet.
@elb in SRünje mar, mie äber]^au))t bamalS in
ißaraguaQ, in ben Stebuctionen unbelannt. (!BgI.
Jns indic. tit. XXIV, 1. 4, leg. 7 bei Peramas,
De vita et moribus 13 Viror. Parag., Faven-
tdae 1793, n. CLXXVII sqq.)
8. StegierungdformberSlebuctionen.
a. ftird^Ii^e. Sie 83 ®uarani>SRebuctionen unter«
ftanben ber 3uri§biction ber 93ifd^öf e Don IBuenod
^ireS unb Sfunrion. 2)iefe SuriSbiction mar aber
befd^rönft burd^ bie auf ))öpft(id^en $riDiIegien
(Dgl. u. a. bie IBuHe $auld ITT. Licet debitum Dom
1 8. Oct. 1 549, bie burd^ 3)i^Iom pUippS UL Dom
5. Sept. 1620 auf baS älebuctionengebiet Sud«
bel^nung fanb) unb föntglid^en ^tronatSred^ten
beru^enbe Ssemtion, meld^er ftd^ bie ©efeüfd^iaft
3efu mie anbere Orben erfreute. Snnerl^alb
biefer red^tUd^en ®rengen mar baS SSerl^tni^
ber $atred ^u ben meiften Oberl^irten, abge«
fel^ Don fleinen Reibereien, einburd^auS freunb-
li^eS. SBegen ber großen ßntfemungen Don ben
93if(ü^of3ft^en befa^en bie Oberen ber URiffton,
mie Dielfad^ nod^ |eute, baS ^riDileg, felbft )u
firmen; bod^ famen bie ^ifd^öfe mieberl^olt pn»
fönlid^ unb traten öfters entfd^ieben für bie 91e-
buctionen ein (f. bie SBerid^te eines Son $ebro
^a^arbo, 93ifd^of8 Don SuenoS %reS, 2)on S.
©on^ale} be ^obeba, Sr^bifd^ofS Don Sa !ßlata,
S)on 3of. be ^aloS, 9ifd|ofd Don Sfundon, S)on
3. be Sarricolea 9 Olea, ^ifd^ofd Don ^ucuman,
3)on 3of. be ^eralta unb Ruberer, meift Singe-
böriger Derfd^iebener Orben, bei Charlevoix IV,
829 SS.), dine traurige SuSnal^me bilbet ber
93ifd^of Don Sfuncion, Fr. SBemarbino be Kar-
benaS 0. S. Fr. (1642—1649, bann nad^ ©. 6ru§
be la Sierra Derfejt), beffen leibeufd^aftlid^e« ©or-
gelten baS gonge Sanb in SSermirrung brad^te unb
ber in feinem blinben ^a| gegen bie Sefuiten bie
atebuctionen gu Demid^ten brol^te, fpoter iebod^ mit
1471
^araguQQ.
im
bei ®c{cnfd6Qft pd^ oufrid^tig Dcrföl^nte. ffiicfc
giatbcnaS-^ffQire ifl fpätcr t)on bcr antiiefuitifd^cn
^rteibef onberS unter ^ombal Dielfad^ ausgebeutet
iDorben. 2)ie S^orfteUung unb bef onberS Slctenftüdfe
bei ^axUr>D\i (m, 255 ss.) (omie bie Unterf ud^ung
©out^eti'g (n, 381 ff.) laRen feinen Sweifel übrig,
auf toeld^er Seite baS SRed^t tt)ar. — Seit 1654
mürbe ber 3lamt Beductiones offtciell in ben bon
Doctrinae geönbert unb bie 92ieberla{fungen als
$faneien bebanbelt, maS in 9RiffionSIanbem
burd^auS nid^t gegen bie OrbenSfa^ungen loar,
toit ber ^oftat ^hafk^ bel^auptete. 3ebe SRe«
buction l^otte einen Cura (^farrer), ber jugleid^
Oberer toar, unb einen Vicario ober ©el^ilfen,
in größeren Stebuctionen aud^ mel^rere. fjfür ben
Cura pröfentirte ber ißroDinjial bem Stattl^alter,
als Vertreter beS töniglid^en ^atronatSl^erm, brei
patres. S)er ©enöl^Ite erl^ielt Dom ^ifd^of bie
canonifd^e Ernennung. 3m Uebrigen tag bie ^b«
miniftration ganj in |)änben beS DrbenSobem. —
b. äBeltUc^e. S)aS SSerl^öItni^ gur fpanifd^en ftrone
unb gur Sotonialregierung fanb feine gefe^Iid^e
Siegelung burd^ bie gal^Ireid^en föniglic^en, gule|t
nod^ burd^ baS berul^mte 2)ecret ^l^ilippS Y. Dom
28. S)ecember 1743 (Oharlevoix VI, 331 bs.)
beftötigten (Srlaffe unb Privilegien. S)amad^ unter-
ftanben bie Stebuctionen Don ®uaQra, %Qpt, $a«
ranä unb Uruguay unmittelbar ber Jhone, meldder
bie änbianer f eierlid^ Sreue gefd^moren l^atten ; fte
maren Don ber ßioloniatregierung nur abl^ängig,
fomeit ber RMq beftimmte. 3)ie l^äuflgen »iber-
red^tlid^en (Eingriffe mand^er Stattl^alter, befon>
berS beS UfurpatorS 3ofö be Slntiguera \) Saftro
(1723—1731 ; f. ben ^ntiguera-^anbel am ein»
gel^enbften bei P. Pedro Lozano S. J., Eist, de
las Revoluc. de la Prov. de Parag., gum erften
9Ral ebiri in ber Bevista del Paraguay, Buenos
Aires, ano 1892 — 94), tourben burd^ bie fönig»
lid^e Audiencia Don ßl^arcaS ober f öniglid^e ißi^-
tatoren ertebigt. 3)ie betreffenben ^ctenftüdfe (bei
Oharlevoix V, 259 ss.) ftnb ebenf o Diele glöngenbe
SRed^tfertigungen beS DrbenS. 3n bem oben dtirien
3)ecret ^^ilippS V. gibt ber flöntg ben SRebuctionen
baS 3^ugni^, ba^ er nirgenbS treuere unb gel^or«
famere Untertl^anen im gangen (tt)eft)inbifd^en 6o»
Ionia(reid|]^abe.3nbenSRebuctionen]^errfd^teburd^«
tt)eg baS f panif c^e @efe^, f on)eit eS nid^t burd^ f 5nig-
lid^e ^riDilegien, g. 8. burd^ 9SerIei^ung einer
felbftänbigen ©erid^tSbarfeU (Decr. Phü. V, bri
Gharlevoix 1. c, art. 5), aufgel^oben ober bur(| bie
ouf lange grfal^rung gegrünbete unb niebcrgefd^rie»
bene ©emeinbeorbnung mobipdrt toar. SDie DrtS«
bel^örbe mar gemög 9)orfd^rif t ber Lex indica nad^
fpanifd^em Sanfter eingerid^tet unb beftanb auS
bem Dom Stattl^alter beftätigten Corregidor (Sür-
germeifter), bem Teniente, feinem ©teflDertreter,
gmei Alcaldes, bem Alcalde de Hermandad
(Suffel^er beS SanbbaueS), Dier Regidores, bem
Alguazil Major (^räfect ber Unterbeamten), bem
Procurador (SemrinbeDermalter) , einem ober
mel^reren Sd^reibem unb Secretören, bem Alferez
Beal (f gl. gfftl^nrid^) unb einer Stetige utttergecniK
neter ^Beamten. S)ie io^rlid^e Sternual^t unb fetc^
lid^e ßinful^rung fanb om SoJ^fd^Iuft ^, unb
gmar genau nad^ bem Jus indicum, baS bie 9egen>
nmrt beS dura Dorf d^rieb unb i^ eDeniueSen (Bb-
fprud^ erlaubte. 3u bemerfen ift nod^, tM| bol
olte erblid^e ffagifat ebenfo nrie ber inbiimif4(
®efd^Ied^tSabeI in ben SRebuctionen in 9ted^ vab
Sl^ren Derblieb unb^ mie eS f d^eint, Domel^mli^ W
ben ]^5]^eren ^eamtenftellen unb 9Rintörd(iargenbc-
rüdffid^tigt mürbe. Snben 33 ®uarant«9tebudiimen
maren nod^ etma 500 ffagifen, bie $(Uipp V. gi
9)ittem Don @. 3ago mad^en tuoIUe; er uoljiB
nur Slbfianb baDon, mett bie ffogilen frinen SeiQ
auf bie SuSgeid^nung gu legen fd^ienen. — 3>
Setreff ber militörifd^en üßad^t oer XebucttonB
ift gegenüber mand^en Sntftellungen Dor Sflem gs
betonen, ba^ biefe burd^ bie SinfMe ber 9Rane>
luden unb f rinblid^en Sorben notl^menbig gena^
Selbft^ilfe — bie fpanifd^n Stattl^alter lie|enbie
bebröngten SRifftonen tro| mieber|olter ^ilfenfe
im @tid^ — bur(^ föniglid^eS ^riDileg aufibcnfr
lid^ gugeftanben unb Don ber Jhone tro| b(dSiB>
fprud^SberSoIonieaufred^t erlitten nmrbe(f.Decr.
Phil. Y. 1. c, art. 6). 3ebe SRebuction (die i^
trefflid^ geübten unb tl^eilS mit ben etnl^rimif^air
tl^dlS mit europöif d^en SBaff en unb SfeuetgUDelnn
auSgerüfteten Kompagnien gu f)fu| unb {u Stofc
mit il^ren Derfd^iebenen Of^deren, Salinen, it
geid^en u. f. m. nad^ fpanifc^m SHufter. dnrSec»
lütung Don 9Ri^räud^en blieben bie Sfeuergctt^R
unb SlRunition au^er ber 3^ ber Uebung ote
ber ^dion in Srfenalen Derfd^loffen. S)ie iä)iam-
fd^en Sniügen bemöl^rten ftd^ trefflid^ in ben flxi-
teren 3Rameludfenfriegen fdt 1640^ bmrben frit
1641 faft jebeS 3a^r oIS ^ilfStruppen gegen unlbe
Stämme unb gegen bie ißortugiefen Don ben Statte
l^altem aufgeboten unb leifteten ber f panif d^nflnme
mefentlid^e unb Don ben Stattl^oUem unb ftihrigcB
banfbar anerfannte S)ienfte (auSfül^rlid^ bdSus
1. c. cap. 6).
4. Srgiel^ungSmetl^obe. a. Sd^uftDcfoL
3n ieber Stebuction bejtanb eine Slementorf^ak
mit gum %^ül inbianifd^en Seigrem, in toeld^
Sefen, Sd^reiben unb Sted^nen geleiert umrbe. So^
nal^men an il^r nur bie Jhtaben unb gmor ni^t
alle ^l^eil, f onbem nur bie tolentirteren nnb bk
JHnber ber ffagifen unb Domel^meren änbiomt
aus benen Dormiegenb bie OrtSDorßel^er, Seomtcs,
Sacriftane ic. genommen mürben. Slud^ SateiB"
lefen mürbe, fomdt eS für ben JKrd^nbienß nb
®efang nötl^igmar, beigebrad^t. Xrefflid^ Idptiai
namentlid^ bie Sing» unb SRuftffd^ulen^ fo Ui
jebe Stebuction ibren ffird^end^or unb ein tiofr
ftönbig befe^teS Ord^efter befa|. S)er Sommif,
bie Sefuiten bitten ibren Klienten baS felenci
ber fpanifd^en Sprad^e Derboten, um i^re (Se^ci»
niffe beffer Derborgen gu balten unb ben Umgoog
mit ben Spaniern unmöglid^ gu mod^en, ifl f^M
be^megen gang unl^altbar, meil bie @uaranif|nni4t
bamalS mie l^eute ^bie ollgemeine SottSftna^t'
1473
^araguoQ.
1474
(utdft bct ftxmif^en Soloniflen iDor (ogl. @tem>
Soplifiu«, ^nbb. ixt äug. ®eogr. u. @tati{).
I, 8, 1160, 7. Sufl., Seipaig 1858); jubcm toirb
er btm( boS S)ecret $]^ili))ps Y. Q. c. art. 3)
nriberlegt. Sie ^treS l^ielten fid^ genau an boS
Job indionm (Tit. 1, c. 6, leg. 18), baS bie an«
Uoncr }ur Srlermmg ber @prad^e nid^t gtoong (über
bk ItngirißiU^ SSerbienfte ber Sefuiten don ^oro-
Ba9 f. 3. Sial^Imami, ^te Sprad^futibe utib bie
ifflimcii,8freiburglS.1891,79ff.).-b.3ud^t
imb StrofbiScipIin. (Hiuvt^tDed loor bie (Srste|ung
m ((rißlid^ Sitte unb arbeitfotnleit. Sal^in
ttUht tot Vätm bie fefie, burd^ ©lodfenjeid^en
geccgftte Zagefiorbnung, bie fhenge, oud^ burd^
boS Jus incScnm dorgefd^riebene Zrennung ber
0cfd^te(^ter im öffentUd^en ® emetttbeleben , ein
BnQed UebertDod^ungSf 9{tem . mie eS burd^ bie
9afd^g alter Sl^riften, 3ltop^itn unb eben
wA bet SBinmtl in bie 3)5rfer geBrad^ter Sie-
aente gtforbert nmrbe. Sal^in gel^örte aud^ bie
mögß^fie Sbfd^liegung ber Snbianer bon ben
€)Mniem unb ben meift fittlid^ Derfommenen Com-
ncBbeninbionem, eine ÜRa^reget bie Don Son
Intoitio be UQoa (Voy. hist. de rAmöriq. m^-
riiL If Amsterd. 1752, 549) unb aOen SSemünf-
tigen olS burd^ouS geboten erllört tonb. UebrigenS
mcen bie Sfundon gunSd^ft Kegenben fed^§ Ort-
Hoften €. 9Raria be ^6, @. 3gnacio SRa^or,
6. Xofa, €. 3ago, @. CoSmö, ^iapna )u ©unften
M JtKimfd^ ^onbeld auf äBunfd^ beS ffönigS
ustb ottd^ fonji l^otte iebe Siebuction i|r
8 für burd^eifenbe Spanier. Sie
JUfym IBeamten litten fietS freien, unge-
ttnbedcn Zutritt, unb e8 tt)urben ba, mo feine
8cf<^ }u fürd^ten mar, mit ben Soloniften
IromblidSe Segiel^ungen unterl^alten unb biefelben
^ SU ^filid^feiten 2C. eingelaben. Sie @traf-
riidfißii nmr, )umal ber fur^tbaren äuftig in ben
paniU^ Kolonien gegenüber, eine burd^augmilbe.
Scibfl 9l}ara gefielet (bei Sans 1. c. 75) , „bai
At Sfefuiten il^re ^uctoritöt mit einer 9Ri(be unb
R&^ifiung brandeten, bie man bemunbem mu^''.
SciDö$iiIid^ SSergel^, Xrögl^eit, Störung ber
»f^entßd^ Orbnungac, mürben burd^ Sfc^fien
tbtx (BeileD^ebe, fd^merere burd^ ®efängni| bei
i^ßwitx thfi gefü^nt. SBiberfjpdnftige gf^auen
ancit auf emige 3^t in'd „SBeiberl^auS'' (f. o.).
tobcsprofefamniedor. £obe8mürbige93erbre(^er,
At SirigenS fel^r feiten maren, ttmrben burd^ Su§-
Mihtns aus ben Stebuctionen unb Ueberfül^rung in
rie nnmifd^ Kolonien geftraft, mo bie @(^ulbigen
Do^ofleiifi unter d^ftli^em Sinffu^ blieben unb bei
mdfalkn ber fpanif d^en Suftig derf elen. Ser Um«
Imb, ba| 150 Saläre ^inburd^ fein ftrengereS Straf«
Dt^^ ndü^g mar, ba^ bie auf il^re gfreil^eit fonft
p ciferfüd^tigen, ma^engeübten Stamme niemals
110» ii^ HIftiffionare ftd^ auflel^nten, f onbem ben
Miitos Padres nod^ lange nad^ beren ^Vertreibung
te ifi^tcnbeS 9nbenfen bemal^rten, fprid^t gemi|
Mtttlid^ }tt ®unflen be§ St){tem3 unb fenn^eid^net
ICH Somurf be6 ^iefuitifd^en SefpotiSmud''.
ItfxdtadttitotL n. 2. Kid!.
5. ffird^Iid^-religiöfeSSeben ber^te-
b u c t i 0 n e n. 9tid^t mit Unred^t merben bie Sie«
buctionen bon mel^reren Sd^riftftellem aI8 baS
doDf ommenfte ÜRufter eines tl^eoftatifd^en Siaaii'
mefenS be^eid^net. Sie Xeligion bel^errfd^te bau
gan}e öffentlid^e unb pridate Seben. Soe öugere
Sultlebenin ben ]^errIid^en®otted]^öufem geflaltete
ftd^ überaus glanjdoa. Sie JHrd^enmufif mad^te
nad^ bem 3^gni| S. gf^anc Xarque'S (Los in-
signes Misioneros del Parag., bei J. P. Oaj,
Hist. da Repnbl. Jeeuitdca do Parag., Bio
de Janeiro 1863, 214) ieber fpanifd^en Gatl^e-
brale Sl^re. 9ro^nIei^namS))rocef{ionen, 99itt«
unb Su^gönge, bie Sere^rung ber ^eiligen, be-
fonberS ber 9Rutter ®otteS, bie SMpptn» unb
$af jionSbarflellungen , 9R9fterienf))ieIe tc, bie
8ruberfd^aften, Congregationen k., mürben ein-
gefül^rt unb fonben Die fd^önfte Pflege. £öglid^
mol^te bie ganje ©emeinbe ber ^eiligen SReffe
unb ber ^benbanbad^t bei. Sieligibfe Uebungen
unb ®efönge begleiteten Arbeit unb (Sr^olung.
£aglid^ mar Sl^riftenle^re für bie ffinber, an
mel^reren Zagen für bie ffated^umenen unb Sonn«
tagS für bie ganje ®emeinbe. 3n leidet fangbaren
ftated^iSmuSIiebem prögten fid^ bie ®IaubenSIel^re
unb bie ^au))t}üge auS bem Seben 3efu unb ber
^eiligen ein. 9u|er ber SonntagSprebigt mürben
eigene SbdentS- unb gfaftenesempel geleiten. Sine
9rt ^anbpoftille mit bem £itel Ära poru agui-
yey haba (b. 1^. lieber ben redeten ®ebraud^ ber
3eit), bie don P. äofepl^ be Snfauralbe derfa^t unb
fel^r beliebt mar, gab Slnmeifungen, bie derf^iebe-
neu Uebungen }U ^muS unb in ber ffird^e l^eilig unb
derbienftdoü ^u derrid^ten. Sie Xauf e mürbe nad^
ber bamalS aUgemeinen SRifftonSpraxiS rafd^er ge«
fpenbet, aber nie mit bem fieid^tfinn, mie böSmiHige
ißerleumbung eS bargejiellt. Sagegen mürbe mit
ber Spenbung ber l^eiligen Kommunion menigftenS
in ben erften Seiten erft fteben äal^re nad^ einer
neuen ©rünbung begonnen. 3u fpäterer 3eit mar
ber Smpfang ber l^eiligen Sacramente fel^r regel«
mö^ig, mie bie Sal^reSberid^te (dgl. Sans 1. c.
134 sg.) auSmeifen. 9Rand^e gingen möd^entlic^
jum Xifd^e beS ^erm, bie SRitglieber ber 93ruber-
fd^aften aOe SRonate. Sie frül^en heiraten (im
^Iter don 17 begm. 15 Salären) unb bie ftrenge
^l^nbung feber SiuSf d^meifung f örberten eine gro|e
Keinl^eit ber Sitten. „6S l^errfd^t", fo bezeugte
ber Sifd^of don SuenoS ^ireS, Son $ebro gfa«
^arbo, in einem 99rief dom 20. 9Rai 1720 an
ben ffönig (Charlevoix U, 94), ^unter biefen
jablreid^ IBöIferfd^aften, meld^ aus 3nbianem
beftel^en, bie don 92atur auS gu Saftem aller 9lrt
geneigt fmb, eine fold^e Unfd^ulb, ba^ id^ glaube,
eS merbe bafelbfl feine einzige Sobfünbe begangen.''
Sine Steil^ autl^entifd^er S^gniffe don 9ifd|öfen
unb f öniglid^ ffiiptatoren (bei Charlevoix U. cc,
Pi^c. just.) fpred^en mit ber grö|ten Semunbe*
rung don bem Sifer in ber Xl^eilnal^me am ®otteS«
bienft, ber 3lnbad^t, Sittenreinl^eit, d^riftlid^en
Sruberliebe unb Untertl^anentreue ber befel^rten
47
1475
^QioguaQ.
U76
Stibiancr unb ber opfertoUIiöen, ja l^eroifci^eTi ^in»
QoBc il^rcr ©eelforgcr. SBetm folgen 3««pi|!^n
gegenüber Scanner, meldte nie bie Stebuctionen ge«
fe^en, bel^oupten, bo^ baS C^riflentl^um berfelben
in äußeren Formeln aufgegangen unb bie @eel-
forge Demad^Iäfjigt toorben fei, fo barf man bar«
fiber }ur XageSorbnung übergel^en. SBiH man
aber bie SSemid^tung ber Stebuctionen, „eines ber
f(i^5nften Sßerle, bie ie bon SJlenfd^enl^anb er«
rid^tet mürben" (@]^ateaubrianb), als einen 93e«
»eis l^infteüen, hai baS 3ßerl nid^t ©otteS SBerf
mar, fo fann man badfelbe Urtl^eil ebenfo gut ben
erften Slpoftellird^en fpred^en.
m. UntergangberStebuctionen. Ser
tragifd^e Untergang ber 9)ebuctionen ifl nur eine
epifobe au§ bem feit ber SRitte beS 18. 3a]^r«
l^unbertS gegen ben Orben entbrannten unb mit
feiner 3luf|ebung enbenben ffampfe unb nur auS
biefem felbft §u oerfiel^cn (ögl. b. 9lrt. Sefuiten).
^ier fei auf einige ^au))tmomente l^ingemiefen.
— 1. Sreibenbe Ärä^c, S)urd^ bie Sefuiten mar
ber gemattfamen 9Jlaffenuntermerfung ber Sin«
geborenen unb il^rer SluSnu^ung im @inn ber alten
Sommenbenmidl^fd^aft mirffam ein (Snbe bereitet
morben. 3)a8 mar ber eine @runb bed unoerf öl^n«
lid^en^affeS ber alten ßncomenberoS-^artei. S)er
anbere mar ber treue 9nfd^Iu| ber 9)ebuctionen an
bie Ihone im ©egenfa^ in ben reDoIutionören 93e«
ftrebungen ber Kolonie gur fioSlöfung Don Spanien,
bie feit bem Seginn ber Eroberung mieberl^olt,
5. 93. nod^ 1731 (ogl. S. ^dppig, in ber SncQfl.
t)on Srfd^ u. ©ruber s. v. ^aragua^ 857), Der«
fud^t, aber erft nad) Vertreibung ber Sefuiten er-
xtxd^i mürbe. S)ie gal^Ireid^en anflogen ber Solo«
niften gegen ben gel^a^ten Orben fül^rten unter
$i^ili))p V. §u einer eingcl^enben Ünterfud^ung,
beren Srgebni^ nad^ 5e]^niö]^riger Prüfung in bem
bcrül^mten ®ecret Dom 28. ®eccmber 1743 (f. 0.)
5U einer rul^mDoUen Sted^tfertigung unb gf^ei«
fpred^ung be§ Drben§ fül^rte. S)er eigcntlid^e
töbtlid^e @d^Iag gegen bie Sefuiten unb il^re 9te«
buctionen ging aber Don Portugal auS, beffen er«
folgreid^e 9iaub))o(iti! in SBrajilien fomo^I am
^ma}ona§ mie im obern $aranä unb Uruguay
bie burd^ ben SölferDertrag Don SorbefilloS 1494
beftimmten ©renjen miberrcd^tlid^ immer meiter
auf ffoften ber ©panier Dorgefd^obcn l^atte (Dgl.
©anbelmann a. a. D. 624 ff.). ®em meitem
^Borbringen festen bie SRebuctionen eine unlieb«
fame ©d^ronfe, bie burd^ 3«^örung ber ©ua^ra«
unb lope « Sftebuction nur tl^eilmeife befeitigt
mürbe. S)ie Don ^ßornbal ber fpanifd^en Se«
gierung Dorgefd^Iagene befinitiDe ©renjregulirung
bot il^m eine günftige ©elegenl^eit gu einem fd^Iauen
biplomatifd^en ©d^ad^gug, ber gteid^geitig ben So«
lonialintereffen Portugals unb feinem ^affe gegen
bie Sefuiten biente. S)er am 15. 3anuar 1750
in SKabrib abgefd^Ioffcne Sractat bcjümmte näm»
Iid6 unter 3lnberem, bafe Spanien bie feit Sangem
ftreitige Kolonie Don ©acramento an ber SSWn«
bung beS Uruguay befinitiD bel^alten unb bafür
an Portugal bie fteben Stebucttonm am linttn
Ufer beS Uruguay, b. 1^. jmei Srittl^e beS ^
tigen braplianifd^en ©taated Stto ©ronbe, einn
,,ber mertl^DoQfien X^eile bed fpanifd^ £a ^lat»
©ebieteS'', abtreten foUte, unb iioar fo, bcift bk
äefuiten unb il^re 80 000 SnbiQner mit i^ kß
meglid^en fyiht auf fpanifd^ ®e6iet öberfiAdi
unb il^r angeftammted ^eim mit oD i^ren Ddtfen^
%edfem, C^öufe^ u. f. m. preisgeben folltai. Der
Soufd^ mar, rein politifd^ betrad^tet, ein Uiibbiii
(Dgl. baSUrtl^H beS berül^mten fran)5{}fd^$iiHt-
ci^en Sonnot be Ttahlt^ bei Stein -SBoppSiS
1,8, 1012), gegenüber ben Snifftonoren mb
il^ren 3nbianem aber „einer ber t^ronnifd^Se'
fel^Ie, bie jemals burd^ bie SßUIfür ge^Üofer
©emaltl^errfd^aft gegeben mürbe"* (SonÜiey TB,
449). ÜRit »ed^t fügt Soutl^e« bei, boft ber
fd^mad^e ffönig gerbinanb VI. Don ber eigenl*
lid^en Sebeutung beS ZractateS feine V^nung ^
— 2. 2)er Jhieg ber fteben SRiffionen. 3m
fpanifd^en 9(merifa erregte ber Xractot (Si^ann
unb £ntrüftung. S)er Sicefönig Don $eni, Me
föniglid^e ^ubienda Don S^arcaS unb fop ole
©ouDemeure fomie bie Sif(^öfe ber Sa $tolB-
$roDinjen rid^teten bie leb^fteften 9ledamatio«i
an baS fpanif (|e Sabinet. Sie litten ebenfo ttenig
ßrfolg als bie ber 3efuiten, meld^ Don fSfom
©eneral 3gna) SSiScontt ben flricten SefeQ er^
l^ielten, fid^ in^S UnDermeiblid^ gu fügen mü) Me
mit Siedet über bie ungered^te 3umutl^ung er^
ftaunten unb aufgebrad^ten 3nbianer gur lU»
merfung gu überreben. SHe^ g^fd^^/ oHein htf
rü(!|id^tSlofe, unfluge SSorgel^en ber fpanifd^poita*
gieftf d^en Sommiffare unb beS Dom Itdnig emomitn
OrbenScommiffarS P. Suig 9Itamirano S. J. ni)tt
bie Snbianer auf's Sleu^erfte unb Derleitete ftetnl
aller Slbmal^nungen ber ^atreS gum bemapetar
SBiberftanb. 3lai^ furgem jf ompfe erlagen fie in
$)auptgefed^te im gfebruar 1756. SBaS ^ ni^t
untermarf, flol^ in bie SBöIber unb fül^ Doateit
aus ben Äampf meiter, f 0 baß ber Xractat fai Sirf*
lid^feit nod^ nid^t auSgefül^rt mar, oIS Spam
im 3. 1761 benfelben mieber annuQirte unbiaben
barauf auSgebrod^enen ffriege gegen Portugal bie
ßolonie Sacramento , bie SSerot^ffung gn d
biefem Unl^eil, megnal^m unb nid^t ttneberiemd-
gab. Obgleid^ bamit Spanien etgentlid^ )M
ben Don ben 3nbianem geleifleten SBibeipnib
gegen ben unglüdffeligen Xroctat Don 1750 re^t*
fertigte, fo mu^te ber ffrieg bod^ ben Sfräibni in
3efuiten als ^auptanüagepunft bienen (berftriid
eingel^enb bel^anbelt Don Alfr. Weld, Tlie Sop-
pression of the Society of Jesus in the P<l^
tug. Dominions, London 1877). (Sine SU
Don Sd^möl^fd^riften, gefälfd^ten Sctenßüdfen nb
läd^erlid^en fabeln, mie berjlenigen Don floifer
92icoIauS I. Don ^araguoQ (f. S)i%r 318 ff.) mb
öl^nlid^en, ging Don Portugal auS unb mürbe biii4
bie antiiefuitifd^e Partei burd^ gang Suropa colpop*
tirt. S)aSSBeitereiftbefannt. 3m3.1759nmrbca '
bie äefuiten auS Portugal unb feinen Soloniei
177
^QtaguoQ.
1478
TtatUn, unb om 2. Spril 1767 unteqeid^nete
nr arme betrogene ttoxi in. Don Spanien baS
tU^Umtenbe Cbict gegen bie Sefuiten feines
eU^. SS toot boS XobeSurtl^eil bet Stebnc«
onen Don ^raguoQ« Sie 9uStoeifung tt)urbe
ird^ ben ®ouoemeur Don 9Ho $Iata^ ^orquiS
m SttcQteli feit langer 3cit bem ^uptmiber«
i^er ber Sefuiten in ^oroguo^, mit brutaler
ktDoIt DoBjogen (Dgl. u. S. t)ai Xagebud^ eined
lotcrS beiPatrignani, Menolog., Roma 1859,
ppend.). SHe ^roDtn^ Don ^aragua^ in ben
cct €tatt]^Qerf4often 9tio $Iata, Xucuman
tib $arQgua9 }&]^Ite bamalS 564 9)litgUeber
(85 ^efter^ 59 S^oIafKIer^ 11 9loDisen,
[>9 »rfiber), 13 CoIIegien, 1 StoDiciat 3 Sier-
Ken^fer, 2 Stefibengen, 57 Stebuctionen mit
13 716 3nbianem. 2)er Sbfd^ieb Don ben 3n-
iaaem ttar b^^nei^enb. «.Später/ fo fprad^
iner bie Stimmung ^Her au8, „®ott Dergelte
or, VM bu uns getl^an, toaS bu bei und ge-
ttm ; Dergi^ nid^t ba^ mir bid^ nne einen 93a!er
Eliebt. ®el^e unb reife, aber fomme balb loieber."
'm hfftitn nid^t lieber. — 3. Sie Stebuctionen
MJi^ ba SSertreibung ber Sefuiten. Sie ßoUegien
tben€tdbtennmrbengr5^tentbeilSanberen£)rben
laet^It; b^e finb bie btnlid^en 93auten ber
cptiten in SBuenoS %ired, (totximM, SorboDa ic.
riß in XegierungSgeböube, fiaatlicbe Sd^ulan«
säen 2C Denoanbelt. Sie geiftlid^e Seitung ber
^bnctionen mürbe ben SfranciSconem unb anberen
)rben, bie DMltlid^e fpanif d^en ßiDilbeamten über*
Aen^ bie nun nad^ ^ergenSütfi bie armen Snbianer
ibrädteiL Sie meinen einft f o angefeinbeten (Sin>
d^taigen ber Sefuiten mürben jmar beibel^alten,
fein ber rafd^ SSerfaÜ ber Stebuctionen (30 3abre
i4 ber Vertreibung iSS^lim bie IRebuctionen Don
oranä unb Uruguay nur nod^ 15 000 @eelen)
i^^ boB il^re SebenSfraft Derfd^munben. Sie
Mutigen JNrd^en jerftelen, bie berrlid^en mirtl^«
loftlidben Sinrid^tungen ftanben balb traurig Der«
ifycUAt Sie fm:d^tbaren inneren Sufftönbe, ber
mi}frieg gmifd^en ©paniem unb $ortugiefen
!b bie ]pätm befpotifd^e ^rrfd^aft ber $räfi-
Rtni gfrancia unb Sopt^ fegten in meniger benn
\ So^en oucb bie le|ten 9)efte l^inmeg unb Der*
Sfttitn mit rober ®emalt mo§ d^ftlic^er Opfer«
it^ in 150 Salären aufgebaut. !Rur Sluinen be«
li^mi Vute bie @tdtte, mo einft biefed benlid^e
rifUid^ ®emeinmefen geblöbt; nod^ immer aber
it Jba9 9nben!en ber luliffionare in @egen unter
R Snbianem fort, meldte Don ber Stegierung ber
obres mit Segeifierung mie Don ibrem golbenen
MoÜtt reben" (@tein-SBa|)))du§ I, 3, 1013).
M. aain ben bereitd citirten 3Berfen befonberS
mf Adun Schinnbeck, Messis Paraquarien-
i, Monach. 1649; Paraquaria ad ecclesiam
tfiod. traducta . . ., Herbipoli 1653; Nico].
i Techo (du Toict), Eist. Prov. Paraq.,
M>d. 1673 ; Sepp, Stei^befd^reibung . . . auS
E^Nürien in $araquariam . . ., 92ämb. 1697;
ctfv Continuation ober SBeftbreibung b. benfm.
^araquar. @ad^en, 3ngolft. 1710; Serf., Con-
tinuatdo laboruin apostol. ... ab anno 1653
ad 1700, Ingoist 1709; Serf., Contin. labo-
mm ... ab anno 1701, Ingolst. 1710/11;
Ser 9leue 2ßeIt-9ott mit allerg, nad^rid^ten b.
amff. S. J., 5 Sbe., 1.-24. Zffi. «ugSburg
1728 ff., 25.-38. S^I. SBien 1748 ff.; Lozano,
Descripcion Cüiorograph. del Terreno, Bios
etc. de las ... provinc. de Oran Cfaaco [®eo«
grapbic unb ßtbnograpl^ie Don ^aragua^], Cor-
doba 1733 ; Id., Historia de la Compafiia de
Jes. en la Prov. del Parag., Madrid 1754 s.,
2 vols.; PBurriel,! «Reue 5Had&rid^ten D. b. ÜJliff.
b. Sefuiten in $arag. . . . L@QntmI. Derfd^ieb.
Sd^riften], Hamburg 1768; Lettr. ^dif. et cur.,
Paris 1717 ss. [mel^rfad^ in anberer Orbnung
neugebrudtt] ; % ff obler, Ser d^riftl. (SommuniS-
mu8 in b. Sieb. D. ^rag., 3ßür)b. 1876 [ttaif^.
©tub., 2. Sobrg./ C^eft 8] ; J. Guevara, Hist.
de la conquista del Parag. etc. I [iinico pu-
blic], Buenos Aires 1882; ffatl^. SRifftonen,
gfreiburg 1892, 6 ff. 1894, 74 ff. «ufeer biefen
Don Sefuiten Derfa|ten ®(^riften f. nod^ Pedro
de Angelis, Coleccion de obras y documentos
relat. ä la hist antigaa j med. de las Pro-
yincias del Bio de la Plata, Buenos Aires
1836 sgs., vol. I— VI [©amml. älterer OueHen ;
eine ftbnlid^e Sammlung l^auSgegeben Don A.
Lamas, Col. de obras, docum. y noticias
ineditas o poco conocidas . . ., Buenos Aires
1873 sgs., 4 vols.] ; Bevista del Paraguay,
Buenos Aires 1891 sg. ; Martin de Moussy,
Memoire hist. sur la döcadence et la ruine
des Miss, de Jesuites . . ., Paris 1865 ; 9Ror.
Sad^, Sie äefuiten unb il^re SRiffton ebiquitoS
in Süb-Slmerifa, btrauSg. Don Dr. ®. 2. ftriegf,
2eipj. 1843. — 9Son auSgefprod^en iefuitenfeinb-
lid^en SBerlen Dgl. bef. Felix de Azara, Yoyag.
dans TAmöriq. m^rid. 1781 — 1801 . . ., Paris
1809, 4 vols. ; beutfd^e Searb. Don SB. Sinbau,
Seips. 1810. Sie ©d^mdl^fd^riften beS 9pofiaten
9. äbagnes finb gefummelt Don 3. ^x. le 9ret,
SRagajin }um ®ebraud^e ber Staaten- u. JHrd^en«
gefd^. . . . n, 8fran!f. u. fieipg. 1772, 359 ff. -
Sie )ur Seit $ombaIS Deröffentlid^ten gflug-
fd^riften für unb gegen bie Sefuiten Rnb Segion,
}um Xl^eil abgebmdtt in Sammlung ber neueflen
@d^riften, meldte bie Sefuiten in Portugal be«
treffen, granff. u. 2eipa. 1760 ff., 4 5Bbe.; eine
Srmiberung barauf in ben Osservazioni Liter-
essanti e Belative agli Affari de Gesuiti,
[Botagrifß] 1760, beutfd^ in ben Setrad^tungen
über bie ^önbel ber Sefuiten, Oberammergau
1761. Sie neuefien j[efuitenfeinblid^en Sd^riften
besüglid^ ^raguaQ'8 finb : ®ot]^ein, Ser d^ft«
Itd|-fociaIe Staat ber 3efuiten in ^raguoQ,
2eip}. 1883 [Sd^moUerd @tpat§- u. focialmiffen-
fd^aftl. gforfd^ungen IV; Dgl. bie Secenfion in ben
(Stimmen a. 3R..2aad^ XXV, 1883, 439 ff.], unb
^Pfotenbauer, Sie ÜRiff. b. 3ef. in ^ar., ©üterSIol^ .
1891—1893, 3 95be.) [«nt. C^uonber S. J.]
1479
^atoltpomena.
1480
^atüRpovuna (napaXeiröfjieva) |^ei|en bie
beiben im Sonon ber SJuIgota auf bie Röntgt
bü^r folgenben ©efd^i^töbüd^er^ toeld^e Dtelfad^
ote 9lQd^träge gu ienen Sudlern angefelj^en tmtrben.
3)er 9lame {lammt auS ber ©eptuagtnta, meldte
aud^ bie 3tt>ett^eUung bemirlt l^at 3n allen l^*
(räifd^en^anbfd^riften btlben bie (eiben Süd^et
nur Sin SBerl, |o baB bie SRofora in ber SpilrifiS
1 ^r. 27, 25 als SRitte be§ ganjen Sud^eS an-
geben fann ; erfi bie Somberg'f d^en Sibeln l^aben
bie 3U)eit]^eUung ber 93ulgata oud^ in ben j^dbrSi«
f d^en lest eingefül^rt. 3)er Ifiebraifd^e 3lamt ifi •» w
o^^.m ; im Prol. gal. fd^Iögt ber ^I. ^ierouQmuS
bafür ben9lamenChronicon Dor, fo baf „C^ronif '^
eine gemöl^nlid^eSe^eid^nung für baS fragßd^e SBerl
gemorben ifi. — 3fn ben beiben Sudlern ^ra«
Ii))omenon tt)irb nur SteligionSgefd^id^te, unb itoax
nur bie beS Steid^ed 3uba, erjäp. S)ie2)arfiellung
beginnt (itopp. 1 — 9) mit ben ©efd^Ied^tSregtftem
fömmtlid^er gmdlf @tömme SSraelS Don 9bam
an, mobei j[ebod^ bie gel^n @tömme beS nörblid^en
Sieid^eS nid^t über 3)at)ib l^inabgeffil^rt merben.
3)aran fd^Iie^t fid^ (Stopp. 10 u. 11) bie Sr^öl^Iung
Don bem tragifd^en ßnbe ©aulS, Don SaDibS
Salbung gu Hebron unb Don @ionS ßrl^ebung gur
ffönigSftabt. 2)ie meitere ®efd^id^te S)aDibS fällt
baS ganje erfte 99ud^. 2)a8 ^meite Sud^ beginnt
mit ber auSfül^rlii^en @d^ilberung beS 2:em))elbaued
(ffapp. 1—4) , ber Icmpeltoeile (Hopp. 5—7)
unb beS bur<^ @aIomonS (SotteSfurd^t bemirlten
©lüdfeS (Hopp. 8 u, 9), ol^ne feiner ft)äteren 95er-
irrungen 5u gebenlen. 93on ba an merben fömmt-
lid^e Rönige be§ Steid^eS 2}uba einzig nad^ ber ^rt
unb SBBeife Dorgcfül^rt, wie pe burd^ Sreue ober
Untreue bie Slüte ober ben SSerfaQ beS jiübifd^en
fianbeS bewirft l^aben (Stopp. 10—36). Sieben
ben SBerid^ten in ben früheren ®efd^id^t§büd^em iji
biefe SarfteUung burd^auS unabl^öngig unb felb-
ftönbig. 3tDar fümmen mand^e ^bfd^nitte mit ben
betreffenben ^artien in ben Sudlern ©amuelS
ober ben fiönigSbüd^em f aft mörtlidi überein, aber
bod^ nid^t, ol^ne in Dielen ßtnjeD^eiten il^re eigene
ffiarfteHuttgSwetJe einjul^alten ([Süb.] Sl^colog.
Duartalfd^r. 1831, 209 ff.) ober oud| \i^ fürjer
au faffen (Dgl. 2 ^ar. 33, 10 u. 4 Stbn. 21, 10
bis 16). am meiften aeigt fld^ bie ©elbftönbigfeit
ber f))ötem SDarfteÜung über]^au))t in ßrwöl^nung
Don SingeH^eiten, meiere bie frül^eren Sudler nid^t
entl^alten, fo ba| bal^er aud^ ber 92ame ^arali^o-
menon jid^ erflärt. Offenbar l^at bem SSerfajfer
eine reid^e flotiftifd^e unb l^ifiorifd^e Sitcratur ju
©ebote gefianben, Don tocld^er nur ein Heiner Sl^cil
in unfern ßianon oufgenommen ift. Sine Sngal^I
fold^er Duellen wirb 1, 9, 1 ; n, 13, 22 ; 16, 11 ;
24, 27; 25, 26; 26, 22, unb toiebcr I, 29, 29;
II, 9, 29; 12, 15; 13, 22; 20, 34; 32, 32;
33, 19 forgfältig angefül^rt. ß8 finb »um Sl^eil
biefelben ©d^riften, weld^e au(^ ber SSerfoffcr ber
flönigSbüd^er benu^t l^at, fo ba^ bei mörtlid^er
93enu|ung bie ^aralipomena mit Unteren überein-
fümmen unb aud^ wie biefe Angaben entl^olten.
meldte auf bie 3eit ber ^bfaffung nid^t mel^ paÜOi
(n, 8, 8). 3nbe^ l^ben bte cononif^en Sfi^a
Samuels unb ber ff önige nid^t gu ben Ondla
ber $arali))omena gel^ört; bie^ geigt an ben |m^
aQelen Stellen namentlid^ bie ordnete SuSfü^i^"
leU ber ersö^Iung (f. Sd^ol», SinL n, 412). &iß
Diele 9(bmeid^ungen Don ben frül^eren Säd^
namentlid^ in ben 9ngd6en Don 9lamen UBbSot"
len, ftnb aber nid^t auf felbft&nbige SSXa^äm^
hxibtm auf Sermal^rlofung bed Xe^teS |nrüd^
führen ; bie Stenge f old^er Singell^elten ^ eine
groge 3Renge Don Sd^reibf elftem nad^ fid^ flWai
mel^e bei ber belamtten Sia^täjfigfeit ber äUan
3uben Dl^ne bie leidet atqu^euetäe ftrttil focti
geßil^rt morben ftnb. Sbgefel^en (ierDon i^ ikt
$i|torifd^e ©laubmürbigleit ber ^ßaroliturnienaäct
allen ß^eifel erleben, unb gerabe ber UmPonb,
ba^ biefe ©laubwürbigfeit mit Aufbietung numnigi
f a^er ® elel^rf amieit angef ödsten tooä»en $ (dn»
berg, 2)ie (^ronif nad^ ii^rem gefd^d^d^ 8^
rafter unb il^rer @I(mbmurbigfeit neu ge|nifl
^aOe 1823; äBelll^aufen, ^olegom. inr6#
3Sraefö, 8. «uSg. Serlin 1886, 175 ff.), fß
aud^ }ur miffenfd^ftlid^ @id^erflelinng Uefs
©laubmürbigfeit gefül^rt (Peil, «(lolog. Staf. Oa
bie Sudler ber S^ronü, Serlin 1838; StoMii
jhit. Unterf. über bie bibl. ei^ronif, Sonn 18M;
ffeU, 99ibL Comm. über bie nad^e^iL ®ef^^
büd^er, juerfi Seipgig 1870; ^ebemid vlSA
in i^ren Einleitungen; DgL Paulen, SinU 8. Af.
gfreiburg 1890, 245).
3)er 3)DeifeI an ber l^ifiorifd^ 3uDetIfif{{g|Bt
ber ^rali))omena ift ]^au))tfäd^lid^ borauf gefUitt
morben, bo^ in benfelben eine beßimmte ieiba^
beutlid^ fid^tbar wirb. Offenbar foH fut bie Seit-
genoffen beS SSerfafferS bie ^enlid^bit beS itH«
giöfen SebenS unb bie^rad^t beS IeDitifd^®oittS-
bien^eS in ber SSergangenl^eit gef d^ilbert unb i^
bamit ein Spiegel Dorgel^lten n)erben. Sie| fs^ii
auf bie Sfrage nad^ ber Sbfaffung beS Slutei
S)er Sn^alt fü^rt in bie nad^e^ilif d^e t>erfifd^ Seit
felbft wenn man Don bem @cl^tu| n, 36, 22. 28
abfegen will; benn I, 8, 19—24 f^rt no^ öta
bie 3eit beS unter S)ariud ^9fiii8)riS Mental
3orobabeI l^inauS, unb nad| I» 9, 15 uxneit fa
3eit beS aSerfafferS SRönner am %mpd 08>
geftem, meldte nad^ 2 SSbr. 12, 25 ^fiäa^
mit Stel^emiaS lebten. S)agegen ifl nirgoibS Mi
ben Derönberten 3ufiönben unb Sinrid^ümgen bie
Stebe, meldte bie macebonifd^-fprifd^ $mM^
mit fid^ brad^te. 3n ber l^iermit umfdjfrkbcnn
3at lö^t ftd^ bie abfaffung eines f old^ &M
fel^r gut begreifen, menn baSfelbe ber re^itfa
Erneuerung beS SubeuDoIIeS bienen follte, rodSft
burd^ SsbroS unternommen mar uui) auf tDc^e
in ben beiben legten SBerfen bie SuSßd^t etöffnd
wirb. Sin fold^er 3tDed erüSrt fel^r gut, rmm
bie ©efd^id^te bcS SReid^eS SJSrael übergangen ift:
nur baS Steid^ 3uba warb tmd^ ber ®efangcnf(^
erneuert, ^vibo aber erl^ielt Don S^ruS nid^t fei»
|)oIitifd^e,fonbemnurfeinerengiöfe6elbfiänbiflto
I
1481
^oramente.
1482
miebet, unb fo fittb aud^ in ben $araIipomena
tcbt^td^ bie teßgidfen Xl^otfod^en oud bem fieben
bcA jubifcl^ SSoUeS unb feinet Könige om $Iq^.
Siel Bctmrft eine befonbere auSfül^rlid^feit bei
aflem, xoai jnm (SuttuS unb ju ben let)iti{(i^en
CtnrU^tmtgen ael^örte. 9Beit bann bie religiöfe
Ccnoienrng ouf (Srunb bet alten Stammet unb
SmtHeneM^ung gefd^al^, fo finb bie baräbet
Mc^tnben (Sefd^Ied^tSregifiet, fotoeit fie bad Steid^
3iiba betrafen, forgfftitig in bo8 Sud^ aufgenom>
ncn tnorben. 3laq biefen Z^otfad^en löfit fid^
on^ auf ben Skrfafjet bet $araIi))omena fd^Iie^en.
SKemanbem fonnte oet in benfelben erftrebte3toed
iB^ am derjen liegen als (SsbraS, bem Siferer
für U( religiöfe ßrmedung nad^ bem (SsiL ®e-
nbc m bet Qüt, atö bie 3uben bie faum etneuetten
tHnru^tungen }u Detnad^lftffigen begannen, mu^te
ioB Snbenlen an bie Detgangene ^enlid^feit i^t
Snttimalbettm^fein nuid^tufen, uno eS mat bann
Ic^mbetfi mid^g, }u geigen, tote innig bie politifd^e
nb foriole Sttturiddung mit bem teligidfen Seben
bd 93o(M t)enDad^f en mot. 3)ag bie^ auf fd^tif t-
Mcrifd^ SQBege gefd^al^, lä^t fid^ Don einem
iRoime bcgteifen, loeld^et immet aI8 -^sb, b. 1^. aß
INU^ctgf lel^ttet, bejeid^net mitb (1 (Ssbt. 7, 6), unb
M bem bo^et bie teid^e ff enntni^ unb Snfäl^tung
bir OueOen, toeld^e in ben ^aIi))omena ju be-
iMQitcn ift, »otaudgefe|t toetben fann. SUe biefe
Solgentngen tt)etben butd^ bie iäbifd^e Ztabition
icpfttigt, inbem fie bie @efd^ted^tStegißet I, Hopp,
1 — ^9^ bie bod^ Dom Sud; nid^t ju ttennen ftnb.
Hm SSbtoS betleitet. @o etllört fid^ aud^, matum
is bem unsmeifeC^ft Don SSbtaS l^ttü^renben
L 8it4 Sdbtad (f. b. %tt.) bie legten SSerfe bet
^ocolipomena miebetl^olt unb Don bem ßtjdl^Iet
ii tl^rem ^uf^mmenl^ang f ottgefeät toetben, mobei
kie d^aittftetiftifd^ ®eftalt beS fprad^Ii^en 3luS-
bcndeö gan} biefelbe bleibt. 3lid)t unmal^tfd^ein«
Bri^ ift bie Setmutl^ung, ba^ bie Sitd^et bet ^axa»
Epomena mit ben Süd^etn SdbtaS' nut ein ein*
iigeS (Befd^d^tSmet! auSgemad^t b^tben, unb ba^
ne SBiebetboIung bet nömlid^en SBotte in beiben
Bäfym auf eine aud^ fonft beobad^tete @itte bet
ttfd^reibet jutädEjufül^ten ifl (f. 9{eftle, in ben
t^l etubb. u. ftritt. 1879, 517).
3>ie ^taIi))omena fmb auf fatl^oßfd^et @eite
immer »enig bead^tet unb etflött motben. Sind
miexer 3^t finb nut }U nennen : Mauschberger
3. J., Comm. in LL. Paralip., Esdrae, Tob.,
Fiid., Esther, Olomucii 1758; 9{etelet, 2)ie 9$.
m (E^onü, SRänftet 1872; Clair, Les Para-
l^omenes, Paris 1880. 9luf ptoteftantifc^et
Bette Derbtenen l^otgeboben ^u rotthtn : G. Baw-
Snaoii, Chroniciesy in The Speaker, Commen-
tenrm, London 1878; O.Södler, ffiieSü^et
k.CMriI(2ange'd£beol.-]^omU.93tbeln)etiyiII),
Mdefelb 1874. (Sgl. Sieinfe, Seitt. gut gtH.
Wl «. S. I, 1; VH; VTH, 5. 6; ajlü^ling,
RoK Untetff. übet bie @eneal. bet ßil^tonif, in
W [lübj J^eol. Ouattalf^t. 1884, 403 ff.;
jomeljf Eist et crit. Introductio in ü. T.
Libros sacros U, 1, Paris. 1887, 311 sq.;
ftaulen, (Sinl. 240 ff. ; Oettli, SHe 999. bet %o-
nü, in @ttadfe u. S^dltti ffutjgef. ßiommentat,
Wötblingen 1889, 3 ff.; Driver, An Introd. to
the Literatnre of the Old Testament, Edin-
burgh 1 892, 484 ff.) [Jtaulen.]
'^wcamente (paramenta, aud^ v estes sacrae)
ifl bet in bet Situtgie bet!5mmlii|e SoDectiDuame
füt bie ffleibung unb SuSftattung bet fitd^Ud^en
$etfonen bei gotteSbienftlid^ gfunctionen. Sa8
^Rituale gebtaud^t mit Stüdtfid^t batauf, ba^ efi
junöd^ft nur fflt ptiefletlid^e Sfunctionen befUmmt
ifl, bie Sejeid^nungen indumenta sacerdotalia
unb vestimenta sacerdotalia. 9ud^ bie Um«
l^üHungen, meldte möbtenb bet litutgifd^en gfeiet
ben Sntat, bie Sltatbüd^et unb ben 9<^Itfht]^I bed
Sifd^ofS fd^mädkn f oQen, nennt baS Cerimoniale
Episcoporom ^atamente (p. altaris, p. libro-
rum, p.faldistorii), tDöl^tenboaSSRiffalebieSlltat"
tadlet unb «^b^nge omamenta altaris nennt.
SHeienigen ®emanbet, meldte }unöd^ft übet baS
gettjöl^nlid^e ffleib angelegt metben, fomie bie
Züd^et, meldte ben Sltat bebedfen, f ollen au§
Sinnen (^anf obet Sflad^S) b^geftellt fein; füt
biejenigen, beten gfatbe butd^ bie litutgifd^e Seiet
beftimmt mitb, finb SaummoIIe, SBoUe, ®laS-
gef)iinnfle untetfagt; am beften eignen fid^ bie
Don SiltetS ]^et beDotjugten Sebenfio^e ; im ^af^tt
1898 ift aud^ ein aud @eibe unb bet ^fafet bed
9RauIbeetbaume8 f)ttQt\itSÜ^ ®emebe als gkita*
mentenfioff genel^migt motben (f. Ephemerides
litorgicae VII [Bomae 1893], 521). pt bie
gfotm unb otnamentak 9ludflattung bet einzelnen
@e)Danbftüdfe ift baS ^etfommen ma^gebenb.
Uebet bie f^^tben bet @emönbet f. b. 9tt. gfotben,
litutgif d^e. Sie 3Htattüd^et unb bie jut SRefif eiet,
f otDte einige füt bie ^ontiftcalfunctionen befHmm-
ten ©emönbet muffen, bie übrigen fönnen gefegnet
metben; biefe Segnung ifi bem Sifd^ofe Dot-
bebalten unb ht^f^alh im ^ontificale Dotgef el^en ;
ba anä^ bet ißriefiet ba}u beDoÜmöd^tigt metben
fann, fo ftnb füt feinen ©ebtaud^ biefe äBeil^e*
gebcte mit einigen Sienbetungen aud^ m baS SRif«
fale utü) SKtuale aufgenommen. 2)en unbtaud^-
bat gemotbenen ^tamenten eine ptofane 93et>
menbung )u geben, ifl butd^ ))ofitiDe Seftimmungen
unb an ^d^ fd^on butd^ bie teligiöfe Sl^tfutd^t
untetfagt. Sine f ^mbolif d^e unb motalif d^-aScetif d^e
IBebeutung mitb ben einzelnen Momenten fomobi
in bet S^otmel gegeben, untet bet bie Otbinanben
bei bet SBeil^e bamit belleibet metben, atö aud^ in
ben ©ebeten, meldte bet Situtg iebedmal beim an-
legen betf elben }u fpted^en bat. ^iefe im SRiffale am
Sd^Iuffe bet Sotbeteitung }ut SRe^f eiet Dotge}eid^-
neten ©ebete geben aud^ bie Sieil^enfolge an, in
meldtet bie ©emönbet Dom celebtitenben SSifd^of
obet ^rieftet angelegt metben. — Um Sefd^f-
fung bet ^tamente DotjugSmeife füt unbemittelte
JKtdien im Snianbe unb in ben ilRiffionen mad^en
fid^ ^eteinigungen Don getanen fel^t Detbient, meld^
untet bem 92amen Don gkitamenteuDeteinen feit
1483
^aiap^xa\tn — !Pari8.
1484
ber ÜJlitte beS laufenben Sal^rl^unbertS fid^ in bet
Wegel DrbenSgcttoffcnfd^aften jur befonbcm Ser-
el^rung be§ l^od^l^eiUgen @acramente$ angegliebert
l^aben. (93gl au^er ben betreffenben Sirtt. übet
bie einjelnen $aramente, ben älteren SUurgtlem
unb ben Stubriciften nod^ t$. Sod, ©efd^^te ber
liturgifd^en ©etoanber beS aRtttelalterS. Sonn
1859—1871, 3 Sbe.; ®. 3o!ob, ©ie »unft im
©ienfteb.JKrd&e, 4.9lufl., 2onb8]^utl885, 339ff.;
ftrauS, 91.-6. H, 175 ff.; 83. Il&all^ofer, ©onb-
bud^ ber fatl^olifd^en Siturgif I, Sfreiburg 1883,
856 ff., unb n [1890], 586.) [«. ©d&rob.]
Tfatapütafeu, d^albäifd^e, f. 93ibeläber-
fe^ungen n, 716 ff.
Parasceye (napaoxsui^) be)eid^net in ben
göongelien (SRattl^. 27, 62. ÜJlarc. 15, 42. 2uc.
23, 54. 3o]^. 19, 14. 31. 42) ben aBod^tag,
an meld^em ber ^eilanb fein Opfer am Jheu^e
DoÜbrad^te. ÜJlarcuS (a. a. O.) fügt ber 93e)ei(i^-
nung bie Srflärung bei: icapaoxeo^, 8 lotiv icpo-
aaßßaxov. gg ift ber Xag unmittelbar Dor bem
©abbat, bei ben Suben naw ai>, ber SRüfttag, an
tt)el(i^em bie tt)egen beS tt)öd^entlid^en Stul^etageS
notl^menbigen Sorfel^rungen ju treffen toattn.
S)iefe, tt)ie alle am ©abbat verbotenen arbeiten,
mußten vor bem Eintritt ber 9benb}eit, bem 93e-
ginne ber ©abbatrul^e, beenbet fein unb burften be|*
$alb aud^ nid^t begonnen mthtn, mxm fte üorauS-
^d^tlid^ bis }u biefer 3eit nid^t beenbet fein fonnten.
S)arau8 erDärt j^d^, ba| bie Soangeliften (au^er
äol^. 19, 14) bie irapaoxsu^nur in bem 93eri(|te
über bie ©rablegung Sl^rifti enoäl^nen; megen
ber baß) eintretenben ©abbatrul^e mu^te nömlid^
ber Seid^nam be§ ^txm mit einiger Site geborgen
werben, ^fö SSe^eid^nung für ben fed^Sten SBod^en-
tag ging ba§ SBort auS bem ©prad^gebraud^e ber
grted^ifd^ rebetü>en 3uben in ben d^riftlid^en über
unb l^at ftd^ als fold^e bei ben @ried^en erl^alten.
3n ber ölteften d^riftlid^en 3<it mar aud^ im
Sbenblanbe Parasceve atö 9lame für ben gftei-
tag überl^aupt belannt unb, mie auS ben Seuge-
rungen ZertuIIianS (Adv.Marcion. 4, 12 ; t)g](. De
jejunio 14) )u fd^Iiefeen ift, mcnigftenS in Slfrifa
allgemein gebrüud^Iid^. 3n ber latetnifd^en JNrd^e
mürbe aber Feria sexta ber ßturgifd^e 'Harnt für
ben Sfreitag, unb mit Parasceve marb auf ®runb
ber lateinif d^en 93ibelüberfe|ung balb audfd^Iie^Iid^
ber Sl^arfreitag benannt. SB. S)uranbu§, ber ben
!Ramen Parasceve rid^tig bal^er ableitet, ba^ bie
Subcn am SRüfttage bie ©peif en für ben ©abbat l^er-
tid^ten mußten, gibt für bie 99e}etd^nung be§ Sl^ar-
freitogS mit biefem 9lomcn bie Krflärung : Nos
hoc nomen, quod est commune cuilibet feriae
sextae, appropriamus Uli sextae feriae, quae
est proxima ante Pascha pro eo, quod tunc
praeparatus est cibus sive manna, quo et
militans ecclesia modo et trinmphans in fu-
tura requie perfruetur (Ration, div. offic.
7, 1, 8). ®cr f)l 3pbor oon ©eüiaa gibt bem
9Zamen bie S)eutung: Quia eo die Christus
mysterium crucis explevit (De eccles. offic.
1, 80, bei Migne, PP. lat LXXXIti, 764).
2)er fie^enbe gfefltitel bieftS Xogefi iß in ba
liturgif d^ IBfid^ bed SbenbbmbeS Feria sezti
in Parasceve unb bei ben ®ried^ ^ dbfux mI
(isyoXt) icapa(7X£ui^. 3m 9Riffa(e iß bie M^
SafUifa S. Crux in Jerusalem bie ©totimiS«
fird^e für bie ZageSf eier. (lieber bie Stturgte ber
$arafcet)e f. b. Slrt (S^orfreitag.) [ft. ©d^b.]
'SfuraMett, f. abtl^eilung 1, 188.
9(»rali|, f. $rag.
Tfaxtu%O'Tf0tij f. ®ör} V, 806.
^tttis, ^auptflabt unb 6r}bi§t]^nm
in t^rantreid^ unb ©i| einet oltberüim*
ten Uniüerfitöt. L ©tabt 2)ie (Sk^,
mo baS l^eutige $ari8 fld^t, mar in fra^eßa
Seit ©i| bed leltifd^en ©tommed ber Parim
(©d^iffSIeute) ; i^re ^auptftabt Lutuli^ (SBaffa>
ober ffotl^fiabt?) lag auf ber ©eine-Snfel, an ber
©teile ber l^eutigen £it^ (civitas, mit todSfm
Flamen man im SRittelalter ben 9ifd^ofSjt| >e-
}eid^nete). 2)ief e burd^ )tt)ei 9rme ber ©eine jonrie
burd^ eine l^bljeme 9Rauer gefd^u^te ©tobt, in
meldte man Don beiben Ufern mitteK einer fßß
Jemen Srüdte gelangte, biente in ihiegSieiten a&
ßuffud^tSort für ©reife, Stauen, IKnbet unb Siei
in gfriebendjeiten aber l^ielten bie 2>nnben bort
ibre gel^eimnilDoüen Serfammlungen imb i^
©erid^tstage. 3uIiuS (Safar befeftigte ben $bt
unb verlegte bie (Senerafoerfommlungen ber gäi'
lif d^en ©tämme bortbin ; ber 2)ruibenbienß mn^
nun bem römifd^en ©ötterbienfl tt>etd^ SU &•
bienuS, SäfarS gfelbl^err, gegen bie attf{Uinbi>
fd^en Sinmol^ner 30g, oerbrannten fie i^ ©tobt
S)ie Stömer bauten fte an ber atten ©te&e qI§
urbs vectigalis (trtbutäre ©tabt) mieber auf;
lange mar fie nur t)on ©d^iffem bemo^nt, bis
jfaifer 3ulian feit 361 in il^r öfter t>eru)eilte nsb
einen $alaft erbaute. 9ud^ ber jf aifer @rati(m
l^ielt ft^, mie feine Vorgänger SonftontiuS uab
Sonftantin, jettmeilig in ^ariS auf. ©dt 358
marb ber 9lame Lutetia burd^ bie Sesei^mmg
Civitas Parisiorum, Parisii ober Parisia Jm*
bröngt. S)urd^ bie Einfälle ber 93arbaren ^
bie ©tabt t)iel }u leiben ; gegen eine t)on tttila
ibr sugebad^te Serftörung fd^üj^te fte bod ®ebet
ber 1^1. @enot)efa (f. b. ^rt.), meldte nad^malSjpir
©d^u|]^etligen ber ©tabt erQdrt ttmite. 3k
3a]^te 486 eroberte Sl^Iobmig $an8 ol^ne ©d^nert-
ftreid^ unb erl^ob ed 508 5U feiner ^auptjbibt
nad^bem er eS mit 9Rauem umgeben uno bie ftin^
©te-@enet)iäüe erbaut l^atte. 3lud^ S^ilbebcrt baute
fd^öne ihrd^n bafelb^. @))öter mürbe $arä
^auptftabt t)on 9ieuftrien unb unter JhtrI b. St.,
ber bort mehrere ©d^ulen grünbete, ©t^ eines
®rafen t)on ^ariS. 3m 9. Sal^^unbert 1^ eS
burd^ bie $IünberungS}üge ber 9tomtannen, be*
fonberS in ben 3al^ren 845, 856, 872 unb 885,
Diel JU leiben, unb t)on biefer S^it batirt bie ^
ftörung aller gefd^id^tlidjen SDlonumente, toeS^tt
$art§ Derl^öltnigmö^ig menig bebeutenbe Wia»
tl^ümer aufmeidt. ^ugo Sapet, ber eS ertoeüerte,
1485
$QtiS.
1486
cdUhrte $(nri8, nad^bem et ftönig Don Sf^anfreid^
gcttorben, im 3a^u 987 )ur ^auptfiabt be§ fran-
En Sleid^, unb bie @tabt tonifi ober Der-
tui4 ben SBed^felfönen ber 3eit. Um bie
beS 12. Sol^r^unbertS bilbete fld^ auS ben
fett Statl b. ®r. üorl^onbenen Unterrid^tdanftalten
bie Unidetfitöt (f. u. IV) auS. ftönig Submig
ber ^Utge (1226—1270) trug Diel }ur ^ebung
ber Stabt 6ei^ Derbanb mit ber befte^enben l^ol^en
Gdfvik eine mebicinifd^ gfacultöt unb (mite bie
ete-e^opeUe unb baS ^ofpital Duin}e-Singt8.
Um 1314 Iie| ^^Uipp ber @id^5ne nad^ Suf^ebung
be9 XempIerorbenS (f. b. 9lrt.) ben @ro|meifter
3afob 9loIa9 mif bem heutigen $Ia^ ber S>qu-
l^ine t>erbrennen. Unter ^f^üipp Don SalotS
(1328—1850) l^otte $ariS fd^on 150000 ßin-
W€ifym, um 1370 aber bereits 280 000. S)urd^
Sufflfinbe im Snnem unb ftriege mit ben 93ur-
gnnbemunbSnglönbem, U)eId^bie@tabt303Q(re
tong imtel^tten^ bann burd^ eine $eft unb ^un-
gectnotl^, meldte oDein 100000 9Renfd^en ba^in-
loffte, fani bie Sinmol^nerjal^I )u Slnfang bed
15 dovr^unbertS fel^r |erab; jiebod^ )ö^Ite bie
6ftabt bei SubmigS XL Xob (1483) fd^on mieber
300000 (EtntDO^ner. 3m 3a|re 1470 mürbe bie
erße 2)rud(erei in bem ®eböube ber Sorbonne
(f b 9rt.) errid^tet Unter ftönigSfran) 1.(1515
Mi 1547) ttxir $ari8 fd^on ber SereinigungS-
imntt aüa beffen, maS ^^ronfreid^ ®ro|e8 unb
Sd^neS mifgumeifen l^tte, aber balb aud^ einer
ber @d^u))Id|e beS SleligionSfriegeS unb bie
6tdle ber fogenannten SSIutl^od^seit (f. b. 9lrt.) ;
(Krabe bie SteligionSfriege maren ber @tabt fe|r
itngänfHg. Obmo^I barauf Submig XIV. (1643
MS 1715) feine Kefibena nad^ SSerfaitted Der-
legte, blieb $ari8 bod^ immer ber ÜRittetpunft
ber frofuöfifd^ ©efeUfd^aft, mol^in alle burd^
t^re @tdlung unb ibren ®eift bebeutenben ^r-
[dnlidb'^^ ^ronfreid^ unb beS SluSIanbeS )u-
[ammen|irömten, um feinere Sitten )u lernen unb
bonn in il^rer ^eimat )u Derbreiten: $ari8 mar
bie @tabt ber 9Robe gemorben. 2)agegen tobte
Qttä^ Don 1789 an bie SleDoIution gan^ befonberd
in $an8; baDon }eugen unter Ruberem bie Dielen
Ihrd^ unb jfopellen, meldte Dermüftet unb )er-
pt5rt ober menigjtenS i^rer 93eftimmung entjogen
nunrben ftnb. Srfl 9lapoIeon L [teilte mand^e
loieber 1^ unb f^mfidKe fte neu. S)ie SBeltftabt
^riS, bie Domebmlid^ auf bie ^roDin^en unb
baS 9u8lanb angemiefen ift, um il^re Sinmol^ner-
i^aft }u erfe|en unb }u Dermel^ren, jöl^lte 1798
nfl 640504 unb 1836 909126 ßinmol^ner,
1861 aber fd^on 1696141. 1881 bereits
2269023 unb 1891 gar 2447957 Cinmol^ner
(miter biefen 40 000 S)eutf d^. Don benen 25 000
Proteflanten ; Dor 1870 maren eS meift über
100 000 Seutfd^). S)em ®Iauben§belenntni|
mä^ bilben bie ftatbolifen bie übermieaenbe SRel^r*
Kibl ba bie @tabt nur ca. 60000 ^iroteftanten
inb Snglicaner, ebenfo Diele Suben unb einige
Coufenb 9Robammebaner jä^It. 92ad^ ber legten
genauen Srbebung (1872) gab ed n&mßd^ 19424
ealDiniften, 12634 Sutberaner, 9615 JonfUge
^roteflanten, 23434 3uben unb 1572 üAobam-
mebaner unb 93ubbl^iften; 13905 SnbiDibuen er«
Härten^ überbauet feinem SuttuS an^ugebbren,
unb 11041 befannten fid^ ju religiöfen Ueber«
jeugungen, meldte in ibren Sigentbümlid^teiten
pd^ ieber Slaf fificirung entjieben. Unter ber gegen-
mörtigen Stepublif fd^reitet bie Sntd^rifUid^ung
immer meiter Dor; nad^ bem «.UniDerS" (in ber
ftatbol. ffird^tg., Salzburg 1892, 379) mirb
Vi ber 9}eugeborenen ni^t me^r getauft, Vt em-
pfängt leine erfte Kommunion, unb bie (SiDUeben
unb SiDilbegräbniffe mad^en 25% QuS. S>em
mag nod^ beigefügt merben, ba| feit Sinfübrung
ber Sb^fd^ung (1886), in bem fur}en S^itraum
1888—1892, bie Dor bem Tribunal ber Seine
unentgeltlid^ (für Srme) burd^gefü^rten Sd^ei*
bungSflagen Dom „^^iB^^^^" ^f 21000 angegeben
merben.
3m SerböItniB )u feiner ®rb^ if! $ari8 nid^t
gerabe reid^ an fd^önen ftird^en. 9Bie in biefer
loSmopoIitifd^en Stabt iebe Sleligion unb j[ebe
Secte Dertreten ift, fo bat audl^ iebe i^re ®ebetd-
unb SerfammlungSbäufer. Sie SalDiniften baben
5, bie Sutberaner 2, bie Snglicaner 5, bie 9meri-
faner unb ®ried^ ie 2 Zempel unb bie 3uben
4 gro|e Synagogen, ^ür bie ftatbolifen befteben
mebr als 300 fftrd^en unb ftopeUen, Don benen
mand^eDom gefd^id^tlid^enunbfünftlerifd^ Staub«
puntte aus febenSmertb unb bbd^ß mertmürbig
ftnb. S)iefe ffird^en b^ben feine iß&nU, mie in
S>eutfd^Ianb, fonbem bemeglid^e Stobrftüble, für
bereu Senu^ung eine ®ebübr Don 5—20 Sent.
erboben mirb. Unter ben inrd^en ftebt bie alt-
ebrmürbige Satbebrale 9lotre-S)ame in ber Sitö
oben an. 3bc 93au mürbe 1163 burd^ 93ifd^of
SuIlQ begonnen, aber erfl nad^ 200 3abren mar fie
DoÜenbet. 2)en erften Stein berfelben legte $apft
^lesanber in. ; fte bilbete im romanifd^-gotifd^n
Stil ein lateinifd^ Jheuj, mürbe im 18. 3abr-
bunbert mebrfacb Derönbert, aber feit 1845 Don
a3ionet-le-S)uc gefd^idtt reftaurirt. S)iefe ^aupt-
tird^e ift jugleid^ ein ftarf befud^ter SBaUfabrtSort
ber $artfer, namentlid^ feitbem Don ber naben
®tt'^fyiptUt ade foftbaren Sleliquien ber SeibenS-
merf^euge Sb^fti nad^ 9lotre-2)ame übertragen
mürben, meld^ in ber Sfajtenjeit, Dorgüglid^ in
ber ^barmodbe, Don Dielen frommen pilgern be-
fud^t merben. 2)ie genannte Ste-Sb(4>ene ift ein
reigenbeS Saumerf auS ben 3abren 1242—1247
unb neuerbingS fKIgered^t reftaurirt; fte beftebt
aus einer obem uim untern ftapeüe. Sine ber
größten ffird^ ift aud^ bie 9lo(buSfird^e in ber
9lue St-6onorö, begonnen 1653, mit bem ®rabe
Someine^ unb aRaupertuiS'. Sonft finb nod^
}u nennen: bie JKrd^e St>®ermain-beS-$r^
aus bem 11. unb 12. Sabrbunbert, mit be«
beutenben SBanbgemötben Don ^ippolQte gflan«
brin u. % unb bem @rabmal beS ftönigS £a-
fimir Don $oIen ; St. ®ermain r9{userroiS auS
1487
^PoriS.
1488
bem 12. bis 16. Sol^rl^unbert, longc 3cit ©of-
fird^e, mel^rfod^ jerftört, julc^t no^ 1831 öom
$öbel megen ber in il^t abgel^altenen Zobtenfeier
bed&er}ogS t)on fStxtt), übrigens ttneberl^ergeftellt;
bic fcl^r grofee Äird^c ©t«eupad^c, gotifd^, mit
öcrfd&iebenen Sut^atcn, 1532—1641 crbout, in
ber man bie 100 t$u| l^ol^e SSßöIbung beS ^en-
lid^en @d^tffe8 bemunbert ; @t-@ult)ice, auS ben
Sauren 1646— 1749,mitjtt)ei iPrmen,jtt)eiÄa-
ptUtn unb mobemen Sßanbgemölben; St-Stienne»
bu-SWont, 1517—1537 im gotifd^en ©til er»
baut mit ber (Sruftfc^eÜe ber 1^1. ©enoüefa ; baS
f(^id!faISreid^e ^antl^eon, eigentlid^ @te«Sene-
t)iöt)e, t)on Sl^Iobmig erbaut unb feit 1764 in bie
je^ige gorm umgebaut (griec^ifd^-römifd^er @tiO/
unter ber Siepubfif (1791) }um $ant^eon um>
geftaltet aß ünaufoleum beräl^mter 9Ränner, 1822
bis 1830 n)ieber au§fd^Iiepd^ bem fatl^olifd^en
©otteSbienfte gemei^t^ t)on 1830 abermals 3la»
tionalmaufoleum^ unb nad^bem eS Don 1851 an
n)ieber als fatl^olifd^e SuItuSftötte eingeräumt
n)orben, feit 1885)umbrittenmalentn)eil^t. ßiner
berörtef[en3Banfa]^rtSorteber!Pariferi{l@te-@ene>
Diäüe unb bie benad^barte JKrd^e @te«Stienne-
bu«9Ront, an bem ®rabe ber großen Patronin
ber @tabt^ ber |^I. ©enoüefa. @eit ber legten Snt-
meil^ung ber il^r gen)ibmeten ftird^e gel^t ber
^itgerjug nur mel^r nad^ ©te-Stienne, voo Dom
3. — 11. Sanuor eine feierlid^e neuntägige 9ln»
bad^t abgel^alten mirb, }u ber alle ^faneien auS
$ariS unb ber Umgebung nad^ altl^etfömmlid^em
Sraud^e l^in))ilgem. 6in ftart befud^ter ®naben«
ort i{l aud^ bie SBaüfal^rtSfird^e 92otre"2)ame-
beS»33ictoireS, m 1853 ^forrer ®uffred^e»®e§-
genetteS (geft. 1863) bie befannte Crjbruberfd^oft
gum unbeßecften ßer^en SDlariä, bie mel^rere SRil»
lionen eingefd^riebener 9RitgIieber in ber ganzen
fotl^oliid&en SBelt jä^It, ftiftete (f. b. «rt. ©crj
SKariä V, 1929). 3n ber SRue beS ©öüreS ftnb
bie „Vierge noire* bei ben Sd^mePem beS
1^1. Si^omaS Don SiKanoDa, fomie bie ^efuiten«
fird^e unb bie jfird^e ber Sajariften mit ben 9le>
liquien beS in $ariS DoIfStl^ümlid^en 1^1. SSincenj
Don $aul fiarl befud^tc SDßattfal^rtSorte. Keucre
Äird^en fmb: bie SKobeleine, Don Submig XV.
begonnen, Don IRopoIeon I. urfprünglid^ ju einem
lempel beS SRul^meS bcftimmt, bann niebergeriffen
unb erft 1806—1842 in {Jorm eineS antifen
SempelS mit brei Jlup<)eln toieber aufgebaut;
9lotre-S)amc-be»2orctte, eine 1823—1836 er-
baute SSoftlifa, mit übertriebener gleganj au8-
geftattet ; ©t»33incent-be«^aul eine in impofan-
ter Sage erbaute fünffd^if fige SSafllifa ; ©te-eio«
tilbe, mobemgotifd^e IKrc^e (1846-1857); £a
Srinitö, moberne SRenaiffancefird^e (1867);
©t-Sluguftin (1868) unb ©t.«mbroife (1863
bis 1869), beibe im romanifd^en ©til. ®ie grofe»
artigfte ber neueren ffird^en, äugleidj bie iüngfte,
aber aud^ bie bebeutenbfte aBallfabrtSf ird^e, ift bie
"^erj-Sefu'CotiDürd^e (Voeu national) auf bem
lontmartre, m einftenS ber 1^1. ffiion^fiuS (f. b.
Srt.) mit feinen (Sefäl^rten J^ingerid^tet miibtn,
unb mo aud^ f))äter ber 1^1. ägnatiuS, ber ©tifter
beS SefuitenorbenS, mit feinen (Sefdl^rten bie (8^
lübbe abgelegt l^at. Submtg XYL ^ tmAetfec
baS ©eliibbe gemad^t, ba^, im fSfaEe er ober jene
92ad^!ommen ben Zitron beS l^L Subtoia je nncber
befteigen mürben, auf SRontmartre eine SotiDfic^e
erbaut merben f oHe. 9lad^ ber Steflauraiion l^ottes
iebod^ bie 9lad^fommen beS ungludfid^ ttMfi
bie ßrftUIung biefeS SSerfpred^ Demod^ldfPgt
bis enblid^ im 3a^re 1871 nad^ bem gfronffutter
tSfrieben, unter bem Srudte ber C^ignifle, m
ber Station felbft ^anb an'S 2BerI gelegt tociia
fonnte. 2)er @rutd)fiein nmrbe 1875 gelegt, mb
bis 1889 maren bereits IDamnionengfrancSoif
ben Sau Dermenbet. 9lm 17. 3uli 1886 fomrii
ber Sr^ifd^of baS erfie feierlid^ ^onttRcoIomt ti
biefer ÜSotiDlird^ ab^Iten. — Unter oen.ffin^
böf en ip ber ÜRobefird^bof ^re-Ia-e|^i{e (edMn^
}ul^eben, fo genannt, meil ber 93eU^tDater bcS
ftbnigS Subloig XIV., Sad^aife (f. b. Sri), bmt
einftlofter grünbete ODlont-SouiS); nod^ berSaf*
Hebung beSfelben mürbe im Saläre 1804 ber Ain^
l^of eröffnet, ber mit einer Unga^I ber ^errli#ti
9Ronumente gefd^mfidtt ift. — Sdmmtlid^ Stäftt
mürben befamttlid^ |ur 3(U ber erften Stoobtin
aufgel^oben. 9tad^ 93üfd^ing gab ed fan Dorign
äabrl^unbert in ^pkiriS nid^t meniger ott 8 VbMa
unb 12 $riorate Don männlid^en, 7 SDbteioi nb
6 $riorate Don meiblid^en Orben, 17 (EoOqpfl^
lir^en, 50 JUbRer unb Kommunitäten Don mini
lid^en unb 43 JUbfier unb 14 Sommunitäten Mi
meiblid^en Orben unb Songregattonen, boneiai
11 ©eminarien, meift für bie £)rbenSgeiftli(^
Unter 'üopolton L mu|ten einige Orben tmdn
S)ulbung im ©tiUen gu erlangen ; bie Steftonotion
aber tl^at fpöter %IIeS, um fie mieber in bie ^9ft
)u bringen, unb faft nod^ mel^r gefd^ unter
SouiS pUippe. 3m 3al^re 1844 gab eS f^oi
mieber 32 ^lonnenflöfler, grö^tentl^eilS für bei
©t)italbienft unb ben Unterrid^t ber SDläbd^;
!D{önd^sn5fter maren bagegen um biefe Qtütmxst
Dorl^anben. 3nbe| gab eS eine Slnga^l ©emina-
rien, in meieren Junge $riefter unb SRifftonon
l^erangebilbet merben. Unter benfelben inißä
Pd6 baS ©eminar ©t.©uH)ice (f. b. «rt), 1642
Don Olier (f. b. ^rt.) gefKftet unb nad^ ber Jb*
Dolution mieberl^ergefteEt, befonberS auS; elaij0
baS ©eminar ber auSmärtigen ÜRiffumen, boS
beS l^eiligen ©eifteS, ber ^affionifien, ber 3^
lönber u. f. m. S)ie meifien ber l^eute no^ ie*
ftel^enben ftlöfier finb auf berfelben ©teile nne
frül^er erbaut unb bie alten ©eböube mdgTutP
reftaurirt.
2)ie aOBol^Itbätigfeit in aUen i^ 3»et-
gen ift Dieüeid^t in feiner jmeiten ©tabt f o reUPi
unb grogartig Dertreten h)ie in $artS. Sßon re^
nete bie Sai^l berer, meldte in ben ö^entlid^la-
jtalten, b. i. in ben 8 allgemeinen unb 7 f)>ecidlei
ffranftnl^äufem, fomie in ben 16 änpalten fürStn.
©ied§e, tJfinbelfinber u. f. m. get)Pegt tourben, i«
1489
$ariS.
1490
bcn oimiger ^idfycm fd^on ouf 60—70000, unb
mit (Einfd^Iul betet, xotlä^ in ben ^öufem Untet-
pSkung et^oUen, ouf 120000; ffit l^eute ift m^l
mapc Ott bie bo|)peße3al^Iün}unel^men. Sott biefett
Irielen SnfiaUett fittb befotibetd ]^ett>ot3u]^eben :
boi betfil^titte ßötel S)teu, fd^on im 7. Sol^tl^utibert
auf bet eit^änfel gegtuttbet tntt 1500 93ettett
in 28 Sälen unb t>on 16 9et}ten befotgt; ba§
1877 neu geboute ^ötel S)ieu; ba§ ^oft)ttol
et^SouiS, t)cn ^einrid^ IV. 1607 gegtänbet
«it 800 Seiten; bo8 iQo\pxial ffit unl^eilbote
Sfnmen mit 522 Seiten unb baS füt unl^etlbote
StSnner; bie S^atitö mit 500, bo8 ^o\pM
$itiö mtt 600 unb bog fflt @Qt)]^iUtifd^e mit
650 Seiten : bo8 gto|e Shtbolibettl^aud aI8 Set»
forsmtgSonfialt füt bog ünUitöt, 1670—1674
iMm Siü>tDig XIV. etbout, ein gtogeS Sietedt mit
lae^teten ^äufetn unb einem 1704 Dollenbeten
Dom; bie aRiUtötft)itäIet be $icpu8 unb IBal-
MS^xäct, le^teteS t)ot bet SReüoIution Senebic-
tinerfloftet, mit 1500 Seiten; baS üHaifon be
Sontöfütjol^Tenbelhattle; t)ieIeneinete^of))itäIet;
bann ^ofpije füt Site unb @ebted^Iid^e, »ie bie
Solp^triäte füt 5000 alte grauen, S)e8 ÜRönageS
9r 670 oOe SRönnet, bie 3nfitmetie be SRatie-
C^^r^fe füt 30 «beiige u. f. vo. — «n SIinben:>
mb Sonbfhtmmen-änfKtuten befleißen : ^ofpital
le Oniiqe-Singtd, im Salute 1260 t)on Subttig
lern ^ligen füt 300 Slinbe aefKftet, eine Slnftalt,
Dd^ il^te Slinben ntd^t bIo| tmpfitqt, fonbetn
^nen nod^ booteS ®elb retd^t unb 300 anbete ie
Bit 150 gftoncS iöl^tlid^ untetfiü^t; änftitut füt
nn0c Slinbe, 1791 t)on Subn)ig XVI. geftiftet,
nilSOSfteifiellenfütSIinbeDom 10.— 14.SebenS-
fo^ on; 2aub{htmmen-3nfütut , geftiftet Don
IbM be V(Sp6t, fottgefe|t Don 3Ibbe Siccatb,
ntt 800 Solingen Dom 11.— 16. Saläre an, abet
ntt nur 100 gfretfiellen ; boS 3rten]^au§ ÜJlaifon
>c <B^tenton füt 400 3ne, »oDon 60 t^tei-
Sen genießen, unb Sicdtte füt 3000 (ftül^et
tfd^Iol eine« Sifd^ofS unb untet Subtotg xm.
SnlMliben^ud) ; xotxttt ein SntbinbungSl^auS mit
Mammenfd^ule unb 300 Seiten, unb ein Sfinbel-
SonS mit 250 Seiten (bie JNnbet tommen fo ha)i>
dtt ndglid^ auf bog Sanb in Pflege, etnxt 5000
Wtnd^); enblid^ baS SBaifenl^auS füt 7—800
iSoifenfinbet. Uebetbie^ befleißen nod^ 20 SBol^I«
E^fitidMtSbuteous nebft jal^Iteid^en 9Ift)Ien, Hxxp»
fm, SBetll^fetn unb Untetftü^ungSgefeQfd^aften.
foibet fyit bie gegenmöttige Slegietung bie meifien
(hnrnfenjöle uid) Snfialten füt bie Stmen laifitt
nd> bie ftommen Setpflegetinnen Detttieben. 9Ibet
tn% bet ungel^euetlid^en 3uftdnbe, mlä^t bie 9te-
tablif in Sejiel^ung auf Sleltgiorttät unb 9RotaI
boimtd^ l^beigefül^tt l^at (Don bet Setfd^Ieube-
nntg bet gefhfteten ©elbet gat nid^t )u teben),
mtfoltet bie d^tifUid^e Sl^atitaS bod^ nod^ il^re
(odi^^SIüten. Untet ben Dielen guten Sßerfen
[OmiVres) bet neuefien 3ett fei nut etinnett an ba§
Berf be9 Pated^iSmuS, inbem ie nad^ bet ©töge
^ ^orteten 8—80 ©amen bcn Äinbetn bie
gemöl^nltd^n ® ebete unb bie notl^uenbigfien ^eilS«
ttwl^tl^eiten beibringen. 3n btefet SBeife mutben
}. S. im Salute 1889 in bet 46000 Seelen sä^Ien-
ben $fanei ©teneUe 320 SRäbd^en unb 300 Jhto-
ben, foioie 300 fleine ffinbet Don 80 ©amen unb
3 fetten untentriefen. 9lid^t ju Detgejfen ip f etnet
baS l^enlid^e „EBetf bet atmen fttanien bet Sot«
fiäbte'' : 97 ©amen ^aben 1889 mit Mfe bet
@d^U)ef}etn 4096 jhanfe Det))f[egt, 2905 $et'
fönen }um Smpfange bet l^eiligen Sactamente
Detmod^t, 22 Sttoad^fene )ut etflen l^eiligen Kom-
munion gefül^tt unb 131 auffoEenbe Sefel^tungen
UtxMt. an @t-®etmain ift oud^ bet @i|^ bet
Sinceni-Sonfetenjen, n)eld^e8 SBetf l^eute in bet
ganjen SBelt meQt als 6000 Sonfetenjen mit
einem jäl^tlid^enSubgetDon lOÜRillionenStancS
jäl^It. Stet ©tetfe genügen jut Setmaltung bet
Sonfetenjen, benn bie Auslagen füt ©tudf unb
Sonefponbetq bettagen foum 8000 gftancS,
mdl^renb j. S. baS ftaatltd^e Untetßü^ungSbuteau
in $ariS (Assistance publique) 2151000 gft.
SbminifhationSauSlagen l^at (Dgl Hai% iHtd^en-
3tg., Solab. 1889, 489).
©08 Untettid^t8n)efen ift in granfteid^
nAt m feinem onbetn Staate in bet $aupt»
fiobt concentritt; neueftenS toutbe eS ou^ nod^
beutfd^em 5IKuftct tefotmitt. Untet ben ftan-
jöftfd^ ^od^fd^ulen ift bie ültefte unb bebeu-
tenbfte bie alte UniDetfität, su bet iegt nod^ bie
fteie lot^olifd^e UniDetfität (feit 1874 bejm. 1889)
fommt (f. u.). 3w ben ftod^fd^ulen pnb fetnet
)u ted^nen: bog (SoDöge be gtonce, 1529 Don
gfton j I. itfS Seben getuf en, »eldJeS Untetrid^t in
Sitetotut, ©efd^id^te, Jlotunoiffenfd^aft u. f. to.
ettl^eilt, fomie bie Scole ^ßtatique beS ^auteS
6tube§, ein ©tootsinftitut mit fünf ©ectionen.
©te Detfd^iebenen ted^ntfd^en @d^ulen ^oben }u-
fammen 1208e]^tftü]^Ieunb etn)a 1500 Stubitenbe.
Son ben %ai^» unb ©pedolanftalten feien ge-
nannt: bie Scole be§ Sl^otteS }ut SluSbilbung
Don Sltd^iDaten unb ^alöogtopl^en, bie Special*
fd^Ie füt bie lebenben orientalifd^en @ptad^en,
bie l^öl^ete 9iotmaIfd^uIe gut |)etanbtlbung Don
amttelf d^ullel^tetn. 9In SRittelf^uIen gibt eS fed^§
SQceen, btei SoÜeged unb mel^tete $riDatuntet*
rid^tSonftalten ; enblid^ an Slementotf d^ulen 340
öffentlid^e unb 1020 $riDatanftaIten^ nebft 130
Cours d'adultes, b. i. Slementatfd^itlen füt St-
ttw^fene. — ©ie fttone be« gefammten geiftigen
SebenS Don gftonfteid^ bilbet boS Sn^tut be
gftance, meld^eS bie ^ßorifet Sfobemien jufammen-
fa^t, unb meld^em onjugel^bten in bet gelel^tten
SBelt als bie gtö^te e$te gilt, ©ie ^nfönge beS-
felben beftanben in einem $tiDatDetein jut Pflege
bet ftanjöftfd^en ©ptad^e, bet fid& feit 1630 bei
Solentin Sontott Detfommelte. Satbinol Slic^elieu
ettocitette benfelben (2, 3anuat 1635) jut SIca«
b^mie fton^oife, mlijt 1637 il^te @i|ungen
begann unb Don Einfang an n)ie nod^ l^eute 40 ÜJlit-
gliebet jöl^Ite. ©en ffteiS bet I^ütigfeit biefet
Sifabemie bilbete®efd^id^te, Sltd^äologieunb^l^ilo-
1491
$0ti8.
U92
logie ; nad^ unb mi^ Tanten nod^ üerfd^iebene Vta*
bemten baju. 9Id föniglid^e ßintld^tung tourbe
biefe 9!abemie burd^ S)ecret be§ @ont)entS loom
8. ^uguft 1793 aufgel^oBen, aber bereits am
25. October 1795 burd^ boS S)irectorium a!8
3nftitut TiaHonal toieberl^ergefte&t. S)amafö erl^iett
{ie eine @Iieberung in brei jfloffen, mlä^t Slopo«
leon I. im 3. 1803 }u üier Älaffen erweiterte,
nftnüid^: Academie 1. fran9aise, 2. des in-
scriptions et belles-leitres, 3. des sciences,
4. des beaux-arts, tt)0)u im ^ol^re 1832 auf
Seranlaffung ®uisot3 als fünfte jflaffe bie Aca-
demie des sciences morales et politiques tarn.
Siefe ffinf ^fabemien beS 3nftitut be grance,
mie eS feit ^lopoUon I. l^ei|t ftnb burd^ eine %x»
lalfi gemeinfd^aftlid^er Sinrid^tungen mit einanber
üerbunben.
n. 93 ist ^ um. SIS erfter Sifd^of t)on $ariS
gilt ber 1^1. Sion^fiuS (f. b. Sirt. unb ba}u nod^
J. E. Darras, St. Denis TAreopagite, premier
^y^que de Paris , Paris 1857 ; E. Bemard,
Les origines de Teglise de Paris. St. Denys
de Paris, Paris 1870). fßon Stom gefanbt um
bie 9Ritte beS 3. Sal^rl^unbertS, fam et nad^ ©allien
(Greg. Tur. Hist. Franc. 1, 30, in Mon. Oerm.
bist. Scriptt. rer. Merov. I, 48) unb erlangte
bie Snarterfrone toal^rfd^einlid^ in ber Daleriani*
fd^en Verfolgung. 3lad^ bem Ser^eid^nig ber Sa-
tl^ebrale Don $ariS folgten il^m: 2. 9RaEo ober
aWellon, 8. SKaffuS, 4. ÜJlarcuS, 5. «büentuS;
bann 6. ißictorin, ber 344 bem Soncil k)on @arbica
snmr nid^t t)erfönlid^ anmol^nte, aber nad^tröglid^
juftimmte. 7. $auluS toax t>ot October 360 beim
erften ^arifer ©oncil anmelcnb. 8. ^rubcntiuS
regierte 376 .bis tim 400. 9. ®er 1^1. SKarceüuS,
ben fein Sorgönger nod^ fel^r tung, ba er bereits
0 rein unb fromm gelebt, wie ein ^riefter leben
oK, jumfiector etl^ob, tt)irfte alS95ifd^of mitt)or-
jüglid^em Sifer, f d^ü^te namentlid^ fein 33olf gegen
feinblid^e SinföIIe unb mar aud^ burd^ SOßunoer
berül^mt (Mon. Germ. hist. 1. c. I, 804). 9lad^
einem ßobej Don @t«®ermain (f. Gall. Christ.
VII, Paris. 1744, 15) foM er om 1. 9loDember
436 geftorben fein; bie 93ollanbiften bagegen
(AA. SS. Boll. Jun. V, 156) fe^en feinen
Sob unbeftimmt in bie erfte Qdt beS 5. 3abr-
l^unbertS. 93on feinem Orabe erl^ielt bie gleid^«
namige 93orftabt il^ren 5Ramen. 3laäi SKarceHuS
merben genannt: 10.93iüianuS, ll.gelij, 12.8fla-
DianuS, 13. UrpcinuS ober UrfidanuS, 14. ape-
bemiuS. SDer 15. SSifd^of §eracliuS unterfd^rieb
)ur 3ctt Sl^lobmigS 511 baS erfte Sondl Don
Orleans ; an il^n unb gmei anbete IBif d^öf e rid^tete
iÄemigiuS Don SReimS einen 93rief (Dgl. Opusc.
Remig. bei Migne LXV, 966). «uf 16. ^ro-
batuS folgte 17. SlmeliuS, Don 533—541, beffen
Untetfd^tif t fid^ in mel^teten ©^noben finbet (Har-
duin n, 1176. 1430. 1442). 18. ©affatacuS,
feit 549, abet balb abgefegt. Sluf bem jmeiten
^atijet (Soncil 551 mutbe beftimmt, bafe et fottan
in einem ftloftet leben muffe, mo et nad^ jmei bis
btei Saluten ftatb (Dgl. ^ef ele, Sonc-Sefd^. m,
2. «ufl., 7 f.). ©et etjbifdbof Don 6cnS orbi«
nitte batauf gemö| bem Dom Sondl il^m ettl^eiltea
9lufttag 19. eufebiuS als Sifd^of Don $aris
(552 bis etma 555). Untet bem 20. l^L 0e^
manuS (f. b. 9tt.) tomht 557 baS britte usb
578 baS Diette ^rifer Sondl fle^Iten. Sein
Slad^folger 21. SlagnemobuS, unter toeld^m 577
baS fiünfte $arif er Soncil in ber angelegen)^ bd
ergbif d^of S $röte£tatuS DonSiouen gej^atten tombe,
mar ftreng in ^anb^bung ber 3)i8d))lin (ogL
Greg. Tur. H. Franc, passim [Mon. Grerm.
hist. L c. 905]) unb ftarb 591. 3laä^ feinem lobe
Derßeigerte bie Königin grebegunbe baS SiSt^;
ein geiDiffer 22. (SufebiuS, ein ©9rcr, ettDort el
um @elb (f. Mon. Germ. hist. L o. 438). Ser
28. 93if d^of gfaramunbuS iß ber le^te, ben @cegor
Don £ourS ermül^nt. Sn 24. ©impIiduS, fonne
an anbere gaUifd^ 93if d^öfe, fc^rieb Sßapß (Sregor
ber ©rofee im Saläre 601 in «ngdegenl^ ber
nad^ ßnglanb giel^enben SRifftonare O^pisi lli
58, bei Migne LXXVH, 1176).. Unter ber Se«
gierung beS 25. I^eiligen Sifd^ofS (SerouniuS ober
&raunuS ttattn im 3. 614 79 Sifc^e fm
fünften ^arifer Soncil gufammen, toepl^ll boS-
felbe aud^ eine @eneralfQnobe genannt toirb (^efde,
e.-®. UI, 67 ff.). eerauniuS }eid^nete fi4 btin|
feine grömmig feit, feinen 6ifcr unb feine Kämpen«
liebe aus, unb feine 9nbad^t gubenJ^genSto
tQrem brad^te il^n auf ben ©ebanfen, i$re Idn
ju f ammeln. ©t, Eetan, mie er in Qfronfrd^ ^
möl^nlidö genannt mirb, ftarb Dor 625, beim «S
folgte il^m 26. Seubebert ober Seobebert, ber 625
bei bem @:onal au StdmS unb 626 bei bem |tt
(Siiä^t) mar. Um 644 erfd^eint 27. SiubobethiS ober
9lutbettuS, audö SntbettuS, bn etttw 650 jlttrb;
et l^atte jum 9lad^folget 28. ben I^L Sanberiaö
(©t. Sanberi), bet 653 mit 23 anbeten 8if45|a
bie ©tiftungSurfunbe unterfd^rieb, toüd^ 6^
mig II. bem ftlofier Don ©t-SDeniS ertl&eilte (^|ek
ni, 89 u. 104). er mar ein SWann DoE opo«
ftolifd^er Sugenben unb SSerbienfte unb jei(|«!t
fid& namentlid^ burd^ grofee Siebe gegen bieStawn
unb fftanlen auS. Untet Slnberem erbaute unb
botirte er neben ber Satbebrale U. S. ^i. ein
©J)ital, meld^eS „§auS ©otteS* (Hotel Dien)
genannt mürbe unb nod^ fo l^eifet (f. ob.). San«
bericuS fd^eint nod& 660 gelebt gu l^ben, tteü
um biefe 3eit ber aRond^ SKatculf Don $«0
(f. b. «rt. gormelbüd^et IV, 1608 f.) auf feinen
Sefel^l feine jmei 93ü^et gotmelri fummelte (AA.
SS. BoU. Jun. m, 293). 2luf 29. ^brobobert
obet SRobbettuS, bet bis 663 lebte, 30. eigo-
baubuS obet ©igebtanbuS, bet 664 etmorM
mutbe, unb 31. SmpottunuS, bet 666 in einer
Untetfd^rift etfd^eint, folgte 32. bet fjü «gü-
bettuS. S)iefet l^atte lange bei ben 9(ngelfQ(^
baS @Dangelium Detfünbet, nxitb 666 Don SBin^
d^eftet (SDotd^eftet?) bietl^et ttanSfetitt unb fW
680. "ülnx futge Seit tegietten bie $atifet iM^
33. ©igeftebuS (etma 690—692), ebenfo 34. Im*
1493
$ari8.
1494
noalbuS, feit 698^ ber 698 refignirte, aber nod^
717 lebte; barni folgten 35. SboIp^uS, 86. Seme-
(l^riud(gef}.um722X87.ber]^LC)ugoI.(f.b.«rt.X
88. SRerfeibuS, 89. geboIuS, 40. SlagnecaptuS,
41. 9ßabalbertu8 ober 9Raubettu§ , 42. S)eobe-
frebuö (üon 757—775), 43. gri^enrabuS I. (oon
775—795), gur Seit ftarß b. ®r., 44. (Smien-
frebuS, bis etioa 809. Unter 45. 3n(i^abuS (feit
811) mürbe eine 9rt Spnobe megen ber Silber«
iiere^nrng unb 829 eine gro^e (hrd^enDerfamm*
lung gu $anS gehalten, bei meld^er bie Sifddöfe
ber ^odinjen 9teim§, @en8, Zourd unb SRouen
vertreten nxirenCC^efele IV, 52 ff.). mSnd^abuS
881 ftarb , umrbe 46. ^rd^enrabuS 11. 93ifd^of,
unter bem Dier iSQnoben gel^alten mürben; toal^r*
{d^inlifj^ in feinem SobeSjol^re (857) erfd^tenen
bie 9iormannen auf ber @etne unb Derbrannten
aQe iKr^en au|er benen beS 1^1. ©tepl^an, bed
^1. (SemtanuS unb bed ^I. 2)ion98, für beren ßr*
Haltung fie fid^ gro|e Summen salbten liegen, ^uf
3Bunf($ Paris beS Pallien möl^Ite ber SleruS 47.
SeneaS (f. b. %rt.) mm 99ifd^of, unter bem bie
Stomunmen 861 audp bie jfird^e beS 1^1. ©ermanuS
Decbratmten. ßS folgten: 48. SngelminuS (871
US 888), 49. (SauslenuS (884—886), 50. Sn«
fd^cricuS (886—911), 51. Xl^eobuIfuS (911 bis
922), 52. SulrabuS (922—926), 53. ^belelmuS
(927—985), 54. ®uaU^eriu8(937— 941), 55.911.
bericuS, 56. SonftontiuS (feit etma 954), 57. ®a-
rinuS ober ®amier 58. KainalbuS (979—980),
59.ettftarbuSoberSifiemu8(987--989),60.®iS.
lebertuS ober SngelbertuS (geft. 992), 61. 9tainal-
buS be SenboSme (992—1016), 62. ^iScelinuS be
SfrumeniS (reftgnirt unb geworben 1021). Sa
$anS fdt 987 ^auptftabt beS 9iei(i^eS ber Sope«
tinget gemorben, marb ber bortige 93ifd^ofSft|
immer mid^tiger; bie SStfd^bfe mürben aber aucp
in eine SRenge meltlid^er ©efd^öfte l^tneingejogen.
@o tDor fd^on unter jtönig Stöbert 11. 63. IBifd^of
^anco (1020—1030) ein einPufereid^er SKann.
Sie Kegierung beS 64. Sifd^ofS SmbertuS ober
^aelinuS be fßergi (1030—1060) fällt in bie
Seiten ftönig ^einrid^S I. 65. ©aufribuS be IBou-
logne, Odeim beS $er}ogS ® ottf rieb Don SSouiUon,
mar era!an)Ier bei ^l^ilip)? I. bis 1095. 66. SBil-
^(m L Don aWontfort (1096—1102), ©ruber ber
unreii^tm&gigen Königin 93ertrabe, Don 3do Don
S^rtreS gebilbet, unb obgleid^ er baS canonifd^e
«Uter no^ nid^t l^atte, Don Urban n. beftötigt
(^ele4lnöpfler, 6onc..®cfd^. V, 243), fc^eint
auf einer Steife nad^ Serufalem geftorben gu fein.
«uf 67. gfuico I. (geft. 1104), 68. ®aIo ober ffiato
(1104 Don ^auDaiS l^ierl^er tranSferirt unb geft.
1116), unb 69. ®ilbertu§ ober ©iSlebertuS (1117
MS 1124) folgte 70. Step^anuS I. be @enlis, ein
berfll&mter Seitgenoffe beS 1^1. Seml^arb (f. Ber-
nard Ep. 45. 158. 159. 160. 224. 430, ed.
MabiUon, Paris. 1719, unb bei Migne, PP. lat.
CLXXXU). 71. ai^eobolb (1144-1158) fafe
auf bem @tul^I Don $aris, als $apft Sugen III.
fm 3. 1147 in biefe ©tabt fam; i^m folgte ber
Magister sententiarum 72. ^etruS L Som>
barbuS (f. b. Slrt.). Slad^ beffen frdbem Zob regierte
73. ber berul^mte aRauritiuS be SuII^ (1160 bis
1196), ber ben ®runb )u ber neuen Satl^ebrale
legte unb fte aud^ }um grb^ten Sl^eil aufbaute ;
nebftbem baute er eine neue bifd^öf lid^ SBol^nung.
74. Obo ober SubeS be iSuKt), fein nic^t unmür*
biger Slad^folger (1196—1208), ftanb beiSnno-
cens m. in l^ol^em Slnfel^en, unb feine Constitu-
tiones sjnodicae geben ein intereffanteS SRufter
für S)töcefanfQnoben auS bem Snbe beS 12. 3al^r-
l^unbertS (Dgl. $efele*jhtöpfler, eonc.-®ef^. V,
767). 75. Petrus U. be StemourS (1208—1219)
ftarb auf bem ffreu)}uge Dor 2)amiette. $a))ft
^onoriuS ni. tranSferirte auS |)ä))filid^r SoD«
mad^t 76. SBUl^elm n. be Seignelaq Don Su^erre
auf ben @i| Don ^ariS (1220-1228). Slad^
77. Sartl&olomäuS (1228—1227) beftieg biefen
©tul^I 78. SBilbelm IH. Don SluDergne (1228 bis
1248), ein berühmter Xb^ologe jur '^ixi beS
1^1. Submig ; feine gefammelten SBerle erfd^ienen
SU Orleans 1674 in }mei Sfolianten. Shtn folgten
79. ®alteruS be (Sl^&teau-2^ierrq, ber nur Dom
3uni bis September 1249 regierte; 80.Steginal-
buS ober StenaubuS SOtignon be (Sorbeil (1250 bis
1268), 81. ©tepl&an n. Sempier (1268— 1279),
82. StanulfuS b'^ombloniöre (1280—1288) unb
83. Simon SRattfoS be »ucp (1290-1304),
meld^er bie bitteren ff ömpf e )mif c^en Sonif aj YIII.
unb ^l^ilipp IV. burd^Ieben mu|te. 3m 14. Sal^r*
l^unbert mürben bie 93if d^öfe meift burd^ bie $äpfte
ernannt, fo 84. aBiU^elm IV. be Saufet (1305
bis 1319); 85. ©tepl^an m. be Sourret ober
Soreft (1320-1325); 86. ©ugo II. SWid^eli
be 93efan9on (1326-1332); 87. SBil^elm V.
be e^anac, feit 1332, ber reftgnirte, 1342 sum
$atriard^en Don Sllesanbrien erl^oben mürbe unb
im 3. 1348 ftarb; 88. gfulco U. be (S^anac (1342
bis 1349) ; 89. «uboinuS ober «ubert, feit 1349,
aber fd^on 1350 nad^ Slu^ene tranSferirt unb
1363 geftorben als Sarbinalbifc^of Don Oftia;
90. $etruS III. be la gfordt, 1350 Don 2oumai
l^ierl^er unb 1352 nad^ $ouen tranSferirt; 91. 3o-
l^onn I. be SJteulan (1352—1363); 92. Ste-
pl^an IV. Don $ariS, feit 1363, Sarbinal unb re-
fignirt 1368, geji. ju «Dignon 1373; 93. «ime*
ricuS be 9}taignac, feit 1368, Sarbinal burd^
eiemenS VII., rcfignirt 1388, geft. 1884 ju «Dig-
non; 94.«ßetrusrv. b'Drgemont (1384—1409),
Dorl^er Sifd^of Don Il^erouanne. — 3m 15. 3abr«
l^unbert mar ^riS lange 3^it in ber ®emaU ber
Snglönber; unter bem l^arten Submig XI. aber
mürben bie Sifd^öfe ebenfo unterbrüdt mie aUeS
Rubere, maS bem unbef d^röntten SBiUen beS ftönigS
im SBege ftanb. 9ud^ in biefem Sal^rl^unbert be>
festen bie ^ßöpfle }um großen Zl^eil ben ©tul^l
Don $ariS. 6S regierten 95. ©erorbuS be ÜJton»
taigu (1409— 1420), Dorl^er »iid^of Don ^oiHerS,
burd^ ?llejanber V. auf ben ©tul^l Don ^riS Der«
fefet ; 96. Sol^anneS H. be gourtecuiffe, Don $ap|l
9Jeartin V. 1421 beftötigt, ber aber, meil er bem
1495
$art§.
U96
ffönig ©cinrtd^ V. öon englonb Derl^agt »ar,
leinen @i^ mä^t erlangen fonnte unb 1422 nai^
®enf tranSfcrirt »urbe (gcft. 1423); aI8 Sek-
ret ber Sl^cologie l^otte er bcn SScinamen Doctor
sublimis ; 97. 3o|anne§ III. be la Sod^c»taiIIec,
1422 t)on ®enf nad^ ^oriS, 1423 auf ben BW
Don 9louen erl^oben unb balb nad^l^er Sarbinal,
geftorben 1437 ald Sarbinallegat Don Sologna ;
98. 3o^anneS IV. bc Jlanton, burd^ SWartin V.
1423 Don S3tcnne tranSfcrirt, gcft. 1426; 99. 3a-
cobuS be gl^&telier auS Spanien (1427—1438),
glctd^faHS öon SKartin V. eingefeW; er fd^wur §ein-
xxdi VI. ben ßib ber Sreue — erft 1436 tarn $arlS
lieber }um franjöftfd^en Sleici^e. S)en 100. S)iO'
nt|« bu aWouIin (1439—1447) »öl^Ite toieber baS
ßopitet ebcnfo 101. SBil^elm VI. g^artier (1447
bis 1472). SDiefer ntu^te mit 3o^ann t)on 9louen
unb Siid^arb t)on SoutanceS baS äSerfal^ren gegen
3o§anna b^Src (f. b. 9lrt.) unterjud^en; fle erüärten
fle am 7. 3uU 1456 fflr DoIIfommen fd^uIbloS.
99ifd^of SBiD^elm mol^nte aud^ ber Serfammlung
}u Snantua an (1459), meldte $iuS II. gegen bie
Surfen öeronftaltet l^otte (^efele-^ergenrötl^er,
g..®. Vin, 101 f.), unb l^ielt bort im Jlamen
feines ftönigS eine Siebe. (Sr ftarb 1472 jum
Sd^merge ber $arifer, nid^t fo beS JfönioS Sub»
tt)ig XL, ber il^m gram mar, meil er i^n beS sBunbeS
mit feinen ®epem befd§ulbigte; fein Snbenfen
blieb in l^ol^en Sl^ren. 102. Submig be 93eau"
mont be la gforßt (1473—1492) mürbe mol^r auf
ben SQBunfd^ fiubmigS XI. öon ^apft ©ijtuS IV.
5um IBifd^of t)on $ariS ermä|lt; na(|bem er
20 3a^re ba§ SiStl^um üermaltet in Sebrong»
niffen beS Qfleifd^eS, unter tjfaften unb 9lImofen«
geben, bem ©otteSbienft ber ßot^ebrale, aud^ bem
nöd^tlid^en, ftets beigemol^nt l^atte, ftarb er 1492,
erft 45 3o^re alt. 103. 3o^ann V. Simon
be 6^amj)ign^) (1492 — 1502) mürbe nun burd^
SBal^I be§ (SIeruS SBifd^of unb Dom $a))fte be-
fJätigt. 104. ©tepl^an V. be ^ond^er, 1503 er-
mäl^It auf SBunfd^ SubmigS XII., mürbe aud^ al§
IBifd^of ^u mid^tigen ©taatSgefd^öften oermenbet
unb 1519 5um ßrjbifd^of öon ©enS erl^oben.
105. gfranj I. be «Pondfter (1519—1532), IReffc
be§2ejtgenannten, |ottc unter fföniggfranji. einen
garten ©tanb, moran er f elbft jebenfallS nid^t ol^ne
©d^ulb mar; er ftarb 1532 in ber ©aft beS ÄönigS
ju SSincenneS. 106. 3ol&anne8 VI. bu SSellat),
feit 1532, öorl^er 93if(^of öon SSapeuj, beforgte
als vertrauter SRatl^ 3frang' I. bie mid^tigften Staats-
gefd^öfte unb mürbe 1535 jum ßarbinal erl^oben.
3m 3. 1544 übemal^m er bie Sertl^eibigung öon
$ariS gegen einen ermarteten Eingriff ffaifer
ffarlS V., liiert aud^ 1547 mit neun anberen
(Sarbinölcn bie Sjequien für Qf^anj I. Da er
aber, obgleid^ er fid^ um Stanfreid^ fel^r öerbient
gemad^t, bie ®unfi ßeinrid^S 11. nid^t befa^, fo
refignirte er 1551 uno jog ftd^ nad^ SRom jurüdf,
mo er als SSifd^of öon Dftia unb S)ecan beS
Higen ßoIIegiumS 1560 ftarb. 107. guftad^iuS;
buSBella^, fein SSermanbter, mürbe 1551 oon'
ßeinrid^ II. ernannt. 3m 3. 1557 ^ielt er eine
S)iöcef aufhöbe unb reiste 1561 )um £oncU mu)
Zrient, blieb bort über jmei ^af^tt, legte to) na(^
feiner 9tüdKe^r feine SBfirbe niebet (1568) ssb
ftarb 1565. 108. SBil^elm VIL SSioIe (1564 M
1568) mürbe öon ftarl IX. ermö^It; ebenfo no^
feinem £ob 109. $etruS V. be @onbi ber ftaill
Seid^töater unb gel^eimer Slatl^ unb bereits Sif^of
öon SangreS gemefen. SBie als Staatsmann, t^
er fid^ aud^ als 99ifd^of l^eröor unb ftanb glei^
faOS bei ^einrid^ HI. in ®nnß, burd^ beffenSe^
mittlung er 1587 ben ^Purpur eii^ielt Sa er ^n
^einrid^ IV. I^ielt, mu|te er $artS öerlaffen, fäfsk
aber 1590 jurüdf unb mar 1592— 1594 im auf-
trage ^einrid^S IV. )u Slom. Sr refignirte 1596
gu ®unften feines Steffen unb flarb 1616 in einen
^Iter öon 84 3Q^ren. 110. ^einrid^ be ®onbi
feit 1598, mar feinem Ol^eim nid^t unglei^OB
®eift, ftlugl^eit, Slanj ber SBürbenunb Xugenben;
namentlid^ mürben unter i^m öiele Orboi nnb
Kongregationen inbemSiStl^um eingefu^ HsH
aSermenben SubmigS XIH. fc^müdfte il^n ^anlY.
im 3. 1618 mit bem S^vapuc (Sarbinal be 9k|);
er ftarb aber fd^on 1622 in einem SeO^ptoe twc
3)lontpeaier, erfl 50 3a^e alt. — «uf 9xt(o^
SubmigS Xin. erl^ob ®regot XV. bnrd^ SaBe
öom 20. October 1622 $artS, baS biti^ fa
JKrd^enproöiu} SenS gel^ört l^atte, ^ SBmbe
einer SOtetropoIe unbunterfieOtebieferbieSiS-
t^ümer Sl^artreS, Orleans unb SReons, jn boia
1697 baS neu errid^tete SiStl^um 93(oi8 nnb fpfiter
aud^ SSerfaiQeS famen. 9{ad^ bem SoncodMt üom
3a]^re 1801 ^ötte $ariS folgenbe Suffragandi
erl^alten: SrotieS, ^mienS, SoiffonS, 9lnaS,(Ea8t>
brai, SerfaifleS, Wtaui, Orleans. «Bein Mefe
^norbnung beftanb nid^t lange ; übrigens öeclor
$ariS perft nur baS SnffraganbiStl^um antienl
unb erft fpöter ^mei meitere, inbem Sambrai 1841
mieber ju einem SrjbiSt^um mit bem einjign
Suffraganat SlnaS erl^oben mürbe. So b^
beute bie J7ird^en))roöin) $ariS auS bem Sriül"
tbum unb ben fünf Suj^aganbiStl^ümem SloiS^
6^artreS,9Weauj,OrIeanSunb9Serf(nIIeS. 25eretjfe
gr^bifd^of mürbe 111. 3obann grong be ®onK
trüber beS öorIe|ten 9if d^of S, eingef e|t am 14. %*
öember 1622. Sr mar tl^ötig unb omd^ceifenb
in ®efd^öften unb befa| bie ben @onbiS etge«
fieutfeligfeit ; aud^ fül^rte er öiele neue itligidje
@e[eafc^aften ein; er ftarb am 21. aRarg 1654.
3m 3. 1643 na^m er alters balber feines 9»
berS Sobn 112. Sol^ann t^rang öon $anl be @obK
als Soabiutor cum jure succedendi an. Siffa
i^aüt eine öortrefflid^e fo^iebimg genoffen nnb wr
befanntlid^ gur Qtxi ber SRinberiäbri^it Änb«
migS XIV. eines ber §äupter ber gronbe. Sot*
binal mürbe er fd^on 1652 burd^ 3nnocen) X;
in bemfelben ^af^xt mürbe er ober im Souöre ge*
fangen genommen unb nad^ HHncenneS gebraut
mo er bis 1654 in ^aft blieb, ^im Wäa
feines Ol^eimS ergriff er burdi^ einen ^rocnrotoc
IBeft^ öon feinem SrgbiStl^um, mu|te aber \ifii
1497 $att3. 1498
an 28. SRSq txnauf Miji^en. ^icruif (am » de fen Meigr. de Beaiimont depuis 1747 jue-
Don SinceimeS vaäf 91ante9 unb entflog oon bort qu'a 1779. Sein ^aäfialQtt, 120. Slnlon Sto*
OK 8. SuQiip, tDOtQuf her ©tu^I bon SlioriS für nor Sto Stetere ist Stuigne (1781—1801), Dor-
(ricbigt midit tmtrb«. 3)tt Sarbinal ging ttac^ ^ci fd\\ü)o\ con C^lottS , muBtc balb btm
Srnn unb tDotlt oon Stmocenj X. freunbli^ auf- txrü^tigtcn conftitutioneUen SSif^of Soä- 3of.
gauunmen. S18 ftin ^u^itgtgtttr ünajarin (f. b. @obel (eigtntlu^ @SbeQ tntic^. 3)it{tr, ein
illi) 1661 QtlloiftRi ti»r. lehrte n mitbtx mä) eifä|fet unb ftU 1772 Suffragan beS SBMoffi
^nmtrti^ lurfldt, aber nur um feint SQüibe im oon ^|tl für btn fianiSfif^cn Slnt^til bttftr
Scbnu» 1662 in bte ^önbt btS Aönigl niebti' Süifictfe, lam 1789 als Stputiiter na^ ^krtS unb
IMlcgen, btr i^m bit 9btti St-Sltn^i Deilie^. f>tfieunbttt ficg bolb fo fe^r mit ben confhtutio-
@«R Soi^folfltr mürbe 113. ^ttniS VI. be SlRarca netltn 3betB, ba^ et fi^ bit brei neuen SBtflttiümtt
(f. b. Krt.), her aber no^ Boi bem Antritte (etneS ^riS, Obennome unb Dbetr^etn jugleid^ oon
SmttS ftatb (1662). ^un ernannte bei RBntg ber DlattDndotrfiimmlung übertragen Itt|. Sr
bn 3. 1663 btn 114. §arbuinu8 ht Sperefija no^m feinen ©ife in ?ßatia, enlfagte am 7. Sic
bc Smumont, ber feit 1644 fein €rjie^er unb Dembei 1793 mit 14 feiner 3)icate bem gti^lii^
feit 1648 Sif^of Don Stobt) getoelen mar; bie t9mte, )a fcgor bem S^rifttnll^um , tmirbt aber
BefUttigungDonStoin erfolgte im 3. 1664. $ar* trolbem cei^afttt unb fielaml4.9i)nn794 ale
bnm triiep Didt l^eilfamt Setorbnungen, bielt Opfer btr Sttoolution. 3^ folgte ber „Sürgtr*
ßmtg Quf fMr^tnju^t, nur befonberS ein äBo^l* Stoqti als tonfittutiontllti Sif^of oon SßariB ; er
4iUcibn%imenunbjtarbl671. llS.^ianill. ging 1800 ülapolton I. um bit Sutütfbenifung
bc ßatlai bt eidamfiDallon, f(!^on mit 26 Sagten be^nad^Xteutfc^IanbtmigiirtenSrjbif^ofSSuignä
C^f4oftH)nKoutn,t)attel9 3a^iebieft9Büibt an, aber o^ne @rfolg (®ame, Airc^gtft^. I,
DcnDQltet, als i^ ber Rbnig 1671 auf ben ti- SnnBbiud 1854, 76 f.). 3uignä rtflgnirtt 1801
IdngttnSil Don !|k)nä berief. Si famntelte feine auf fein SrjtiiSt^um unb ftaib guSßotiS 1811 in
mtb feiner Sorgfingtr SQtiorbnungen unb ^ielt }u tintm SlUti Don 83 3a^ren. ISl.Sol^nnSSapt.
bcRB SMannhnac^ung 1674 eine @(|nobe. 3m be iSelloQ (1802—1808), oorlici feit 1751 Si«
fdbcn 3a^ er^tlttn bit ISrjbi^öft ddu 3ßarie f^of Don SlanböoeS unb feit 1755 Don SÜlarfeillt,
bk ZS^ eines £)er}DgS unb ^iiS Don granf- alS melii^tr er biS gum SuSbnu!^ btr SteDoIution
icii^, BtHt Pt bis jur SeOolution innehatten, t^älig toar, lebte md^renb btrftiben jurütfgejogtn
1Ei|bif^f ^lani uurbe auc^ Dom JtSnig gum ju g^amblg , Derjic^tttt 1801 auf IßarftiDe unb
Cmbinal btflgnirt, erbitft abtr bie ©eftätigung Würbe als OOiä^riger ©retS auf ben ©lu^I Don
b« SpopgeB ni(!6L äSiermal führte tr btn BorTiÜ SPariStt^oben. 3m3.1803tr5ieIttrben*Burpur
bct btn iBtifammlungen btS franjöfi|d|tn SIeruS unbanbere^tuSjeiebnungcnDonStittnÜiapoIeonS.
nab porb 1695. ©ein Seben be{d|neb SouiS imliiez für bie bijdiöfli^ Sugenben beSftIbtn
le wnbie (^ariS 1720). 116. £ubmig 91nton [td^ gto^e M)tm\% an btn Xag Itgtt. £tIlDq
bc WrwilM (j. b. art.), 2rägtr tineS berü^mttn ciiljc^ltef am 10. 3uni 1808, faft 100 Sabrt alt,
Ramenfl, Dor^ !9if(^i}f Don Sbatong, übernahm nndibtm er feine geiftigen ffräjte bis in bie ltt)tni
■n nad^ Ditlem Sträuben baS €ijbist^uni SßariS, Inge befallen. 122. SIejanber SlngelicuS ^al-
B>eI4eBerl695biSjuleineml729erJolglenaobe lei)iQnb=5licn9orb (1317—1821), Bor^tt grj;
»moaUtte. Suf Bitttn bei ßönig« er^ob ibn Sn- b\\i}D] tm SHtim? unb ton 1791— 1814 meifl
ni»ctH|Xn.im3-1700 jumßarbinal. Simeifite cufeerbolb granlrei^g im ©tfolgtbtr SBourbonS,
eine ffrofee Änja^I Don franjäjildjen ©ifcööftn unb loor ©rofealmoicnitr i^ ftönigS unb büS ^upt
Hot für feine Eüt^ebralt fet)r oieL 117. ftarl btrfflifil&iite, melcbe ft(!(l nic^t obtttttnigflenSnl^l
ffaSpoT SBil^Im btSüntimiUe bu Suc (1729 bis bebingungSIoS bet ^Ituoibming bei fir^li^tn 3)tr'
1746) tonrbt Don 91i£ auf ben eigbi^Sflit^en 'dältniffein^ranheid^untemerftnaiDlltenieifiigtt
Stu^lDon^riSbtnifen. 3^m folgte 118. 3acob fi^ abei im StoDembei 1816 unb nrarbe im fol-
9onne<8igaultbeS9enefonbS,bti,1746DonarItS genbtn Sa^ie mit bem $uiput gtfd^müdt, 3m
tnnSfnürt, nac^ laum einem !DIonät ftaib ; bann 8. October 1819 uurbe er mit giogtr ^titilii!^-
119. e^rißopb ^taumont be Siäpaiie (1746 biS feitaise^bif(^oftingefa^rt,parbabtiam20.0c'
1781[ (.b.«rt.n, 157t.), (>« leit 1741 ©i- tober 1821, no^üor btr bepnitiDenDibnung bei
Vfyii von SBaipnne unb ftit 1745 €rjbif(^of Don lit^lit^tn angcUgen'^eiten in g^ranlitiif) (@amS,
Viaaa nur. @r jd^nete fi^ butc^ flenntnif|t, Jhr(^.'@ef4 m, 42 f. 47). ßs folgte fein am
Sdtmnngttit, nine Sitten unb unbtgitnjte ^lei- 17. Secembei 1819 mit bem Steigt ber inai^folge
Bcbigleit aus. !Dit^i als 1000 arme Sßriefttr unb gewa^Utt Soablutor 123. ^pacintb Ciibuig @raf
500 amtt Familien tibieltcn Don i^m jä^ilicbt Don Outltn, feit 1817 Situtarbift^of oon @amo-
Dnitipübnngen. €r flaib 1781, am 3)orabtnb btr fata unb 1819 3:ituIartrjbift^Dl Don 3:raianopoIi3.
NiDobitian, mtld^tr DtrgtbtnS entgtgenguiDiiltn SüeftttoattinfftnitienfürftDonapDflolif^ciSlreue,
kaftt^ blatte (DgL feine Oraison fun. par Mr. bitlt jttti abtr Don bem 3uIit^tone fem. Sei btr
Polet, Paris 1784). ©eine Hirtenbriefe unb iReDoIutionDonl830murbeberßlü{fli(^€initi(tun'
"I>en finb gtfammtit in Recueil de man- beroo^nte trjbifd6öflirf)t ^alaft jofiört ; bei Srj'
, lettres et instructione paatorales bif t^of f e(b|l mufitt, gef^mä^t unb Drrbb^nt, lange
1499
$at{8.
1500
3eit unjiät uml^erirrcn, benn man jud^te \^% um
tl^n an ber brdfarbigen Sfal^tte, bic öon Jlotrc-
©ante »e^te, aufjul^öngcn. ®r ftarb amSl.SDc«
ccmbcr 1839, unb c8 folgte i^m 124. ®iont)8
b'^ffre (f. b. %xi.), confecrirt am 6. 3luguft 1840;
er ftarb am 27. 3um 1848 aI8 Opfer feiner
tirtenliebe auf ben Sarrilaben eines rul^mreid^en
obeS. 125. 9Raria S)ominicud ^uguft @ibour,
1848 auf ben $arifer ©tu^I erhoben, l^ielt 1849
ein $rot)in)iaIcon€iI ; er fiel am 3. Januar
1857 burd^ bie ^anb eineS ÜReud^elmörberS.
126. granj 5BicoIau8 ÜJlagbalena SWorlot, geb.
28. ^ecember 1795 ju fiangreS, »ar ©eneral-
öicar ju ©ijon, 1 839 SSifci^of öon Orleans, 1842
Srsbifd^of Don ZourS unb 1853 mit bem $ur))ur
§efd^müdt; er mürbe 1857 nad) $ariS üerfelft.
}a))oIeon HI. ernannte il^n )u feinem ®ro|«
almofenier, )um SDlitglieb beS gel^eimen Siatl^S,
eoentueS beS Stegentf^aftSratl^S. 2)urd^ bie @r»
eigniffe feit 1859 mürbe feine Stellung üon Sag
)u Zag fc^mieriger unb belicater. Sr fud^te }mar
feinem Sl^arafter nad^ alleS )u Dermeiben, maS il^n
in ben Sorbergrunb ftellen fonnte, aber ol^ne mit
ber ^flid^t )u unterl^anbeln, trat er furd^tloS auf,
fobalb baS ©emiffen feine @timme erl^ob. Son
1859 an forberte er nad^brüdlid^ unb mieberl^olt
bie meltlicpen Siedete beS $at)fteS unb mar fogar
bereit, für alle il^m übertragenen Remter bie ®e«
mifpon anjubieten, el^e er feiner $flid^t als 6ar«
binal oergäge. gr ftarb am 29. S)ecember 1862,
unb obglei^ er megen feiner üielfad^en 3Bürben
unb Remter ein ©el^alt üon 200 000 gfrancS ^atte,
bejal^Ite bennod^ ber ©taat auS Danfbarfeit, mie
ber Moniteur melbete, bic Segröbnißtoften, ba
ber Sarbinal megen feiner SBol^ttl^otigfeit a(8
armer ÜJtann ftarb. 9RorIot ift aud^ als tl^eologi»
fd^er ©d^riftftefler gefd^öjt. 3^m folgte 127. ®eorg
darbot), geb. 16. 3anuar 1813; er mar na^
feiner ^rieftermeil^c ^rofeffor ber ^l^ilofopl^ie,
bann ber 2)ogmatif am Seminar )u SangreS unb
fam 1846 nad^ ^oriS, »o er in üerfd(|iebenen
©tcUungen, juiejt als ©eneralüicar, tl^ötig mar.
3m 3. 1861 »urbe er Sifd^of üon Jlanct) unb
marb 1863 auf ben ©tu^l üon ^ariS beförbert,
mo er 1864 Senator unb 1868 SWitglieb beS
faiferlid^en Unterrid^tSratl^S mürbe. SBal^rfd^ein-
lid^ in feinem Sluftrage fd^rieb SKfgr. 3Karet,
litularbifd^of üon ©ura unb ®ecan ber tl^eo«
logifd^en gfocultöt an ber Uniüerfitöt ju ^oriS,
baS gegen baSUnfel^IbarfeitSbogma geri(|tete SBer!
Du concil general et de la paix religieuse,
gegen meld^eS üerfd^iebene ©dt)riften erfd^ienen
(ügl. b. «rt. SSatic. 6onciI). 93eim üaticanifd^en
Koncil gel^örtc er jur 5D?inorität, unb jmar als
feaupt berfelben; ®arbo9 mie5D?aret unterwarfen
\\d) aber, nad^bem baS 2)ogma erflärt »orben.
5lm 24. 3Kai 1871 mürbe ber gr^bifd^of mit
anberen geiftlid^cn SBürbenträgern, ^rieftem unb
fiaien auf SBefel^l ber ^nfül^rer ber ^arifer Com-
mune erfd^offen (ügl. b. 9lrt. Oliüaint). 3n feinem
Seftamente l^atte er feine ganje 95erlaf|enfd^aft in
gleid^en Siaten einer 9ln)a]^I befonberS genomdn
SBo^Itl^öagfeitSanftalten gu $anS üermac^ {t^
Mf). j»ir4en-3tg., @al}burg 1871, 244), ein
3eid^en, üon me(d^ milbem ^riftlid^n @imi er
befeelt mar. Sein 9lad^foIger mürbe 128. 3ofei4
^ippolQt @uibert; er mar geboren 18. Secemier
1802 )u mi, trat in ben Orben ber Oblaten
9Rariö, mürbe 1842 93ifd^of üon 9}ert»terS, 1857
Si^bifd^of üon XourS, bann }um Srjbifd^of Mm
$ariS ernannt am 19. 3ult, präconifirt am 27.0c«
tober unb intl^roniftrt am 27. 9loüember 1871,
(Sarbinal am 22. September 1878. ®uibert ui
ein 9Rann üon l^ol^em SBiffen^ tmmenfer X^-
feit unb rafUofem 6if er, aber oud^ ein feiner $o-
litifer, ber unter fel^r fd^mierigen Ser^öltmf(en
ftd^ ftetS in ber rid^ttgen SRitte {u bemegen ner^
ftanb. Sel^r mol^It^ätig , mie er mar pr fi(|
brandete er tögli(^ nur 2Vs t$tancS), rid^ ec
ein bef onbereS ^ugenmer! auf bie (Srünbung wA
Sonfotibirung üon fiel^rfiü^Ien für bie ^5^
Stubien an ben fatl^olifd^en ^od^fd^ulen granf'
reid^. Sein SieblingSmerf aber, bem er feine
meifle Sorgfalt jumenbete, blieb bie Srri^^
ber ^er}'3efu-93aftlifa auf ben ^öl^en üon SRont«
martre in $ariS ; feiner fjfSrf orge unb möd^
SOtitmirlung üerbanft aud^ baS Untemel^men feinen
benlid^en (Srfolg. Sr pröpbirte 1874 ber britten
@eneralüerfammlung ber fat^olifd^ Seteine
^ranfreid^S, meldte fid^ befonberS mit ber ^»ge
beS böigem Unterrid^tS unb ber freien lotbolijd^
Uniüerfttäten bef d^öftigte ; ebenf o ber üom 9i4n
1877; aud^ confecrirte er 1876 bie neueiKr^e
in SourbeS. Sel^r ungern fab bie äiegierung bie
S3eröffentlid^ung eines ^Hirtenbrief e§, ben er nodi
feiner SRüdffe^r üon SRom im 3. 1874 erlief, nnb
in meld^em er bie bridofen 3uftanbe in ber Stobt
9lom unb bie IBebrängniffe beS ^eiligen Satei$
mit lebhaften gfarben f d^ilberte. 9}od^ emfter snb
rüdfbaltSlofer trat er furg üor feinem 3:obe in
einem Sd^reiben an ben $röftbenten ©reüp auf, in
meld^em er alle Srutalitöten ber Stegienmg in ben
legten 3abren aufgablte unb üor ben gfolgen
mamte. 6r fd^ilbert, mie bie geifilid^en Orben jcr*
ftreut, mie i^nen ein lBefi| üon 7 StiEionen Dorn
Staate gemaltfam entriffen, mie bie ©e^dlter bei
SBifd^öfe üerfür^t, bie ber ^omberren bebro^t, bie
(Sinfünf tc ber Seminare einbebalten, mie üiele Seel«
forgfteUen einf ad^ üemid^tet, mie bie Seelforger on§
ben Staats- unb ©emeinbefpitölem auSgef^Iofim
unb mie je^t aud^ nod^ ben iBoßSfd^uIen iebei
d^riftlid^e S^arafter entrijfen morben fei. Sol
6)ultbubget, baS nur eine geringe Sd^tilgmig
ber Station gegenüber bem befannten ffird^enroni
ber 9teüoIution fei, merbe millfürlid^ bctabgebrödt,
unb nun greife man aud^ ftaatlid^ nod^ ben glauben
unb bie S)ogmen ber ffird^e an (ügl. ^atb. ffir^
3tg., Salzburg 1886, 175 ; baju 1892, 472, W)
na^ ber Kevue du Dioc^Be d' Annecy bie Snl*
turfampfgefcjc ber SRegierung üon 1877 an jn»
fammengefteüt fmb, bie in erfter Sinie fietS $an8
am bötteften trafen), ©uibert ftarb am 8. i\i\
1501
$ari8.
1502
1886 nad^ faft 15i&]^riger fiettung ber ouSgebel^nten
f^toierigen ^rifet 2)Ucefe unb naä) einjöl^riget
fitanfl^t (t)gl. bie Original >Sonefponben} in
Patl^. lMTd^n-3tg., 6a(sb. 1886, 345 f. unb ben
Sendet über fein grolortigeS £eid^enbegöngni|,
an bem fid^ aber bie Siegierung officiell nid^t be«
t^Iigte, ebb. 358). 3)er gegenttärtige 129. SBt-
fd^of %». 19. Srjbif^of ift gfrang 9narta SBen«
jamtn SKd^b, geb. am 9. 9Rön 1819 su !RanteS.
6r nmr feit 1871 Sifd^of üon tBeUe^, bis il^n fein
gfrcunb nnb SSorgönger 1875 gu feinem 6oab-
jutor cum jure euccedendi verlangte, toaS bie
Regierung mie ber l^eilige Binffi genel^migten.
Xic^b mürbe am 5. 3uH 1875 jum Xitular-
tr)bifd^of Don Sariffa promoDirt unb beftieg am
S. 3uK 1886 ben 93ifd§of3ftu^l t>on $an8; am
24. 9Rai 1889 ernannte il^n Seo Xm. }um (Sar-
)tiiQL €ein Sprengel umfaßt ba§ S)epartement ber
Seine, b. 1^. bie Stabt ^ariS unb Umgebung, ein
Sebiet Don 4757« qkm, auf meld^em ftd^ 1891
) 141 595 Sinmol^ner befanben, barunter über
3000000 ffatl^oliten. Z)ie SrsbiScefe $arid ift
dnget^eilt in bie 3 Slrd^ibiaconate 9lotre-3)ame,
5tc-<Benet)iäüe unb @t-2)enid; 3 t)on ber SRe-
lientng genel^migte unb 4 Dom Srgbifd^of er-
nannte (^eralDicare tl^eilen \\ä) in bie @ef(|öfte
Oer Siöcefe : fie bilben 6 Sommifftonen (ab-
ninifhatiDe 9ngelegenl^eiten ; $f aneien ; @tubien ;
religiöfe (Senoffenfc^aften; SiituS unb Serimonien;
BiebcSmerle). 3Beiter flel^en bem Srjbifd^of jur
Seite ein Secretariat mit 4 Secretären, barunter
lhni)Ier unb SBiceIan}Ier f fir baS SrgbiStl^um, über«
t^ ein $riDatfecret&r beS Srjbif d^ofS ; bann ein
Ciöcefan-Of fidalat mit ^röftbent, $romotor unb
2 Sffefforen für flreitige unb S)i§ci))Un-@ad^en,
foiDie 2 Officialen für Sl^efad^en. 3)aS Sapitel
an ber Sat^ebrale g&^It als 5S)ignitäre einen 9rd^i*
intSb^ter, 3 Slrd^ibiacone unb 16 Sanontfer,
beren ®el^alter feit 1885 Don ber Slegierung ab-
gefd^tft ttmrben. S)a8 Sapitel Don @t-S)eni8,
rin 3ufIud^t8ort a!terdfd§mad^er unb reftgnirter
Bifd^öfe, mit 7 Sapitularen erfter unb 8 Sopitu-
bnen )meiter fflaffe, mürbe 1885 gan} aufgel^oben ;
t^toeife mar bie| fd^on 1877 gefd^e^en; ebenfo
erging e8 bem Sapitet Ste>®eneDtäDe — bie Diertel-
ifi|rli(^en (Sel^altSjal^Iungen erfolgen nur nod^ auf
Snmb eines ß^ugniffeS Dom 9J2aire. S)a8 le^t«
genonnte ßopitel beflanb auS 6 ffaplönen unter
rinem Secon, meldte ftd^ befonberS für bie ftanjel
imibilbeten. 3)ie9?ationa!«93otiDfird^e jum l^eiligen
&er}en auf ÜRontmartre l^at mel^rere ff apiöne. SDaS
t)iA€efanfeminar mirb Don Sulpicianem geleitet;
\At beiben fleinen Seminare bei !Rotre-®ame«
l)cfi-S^m))8 unb bei St-IRicoIaS ftel^en unter
ffiett^eftem, möl^renb baS Seminar be§ 3n-
jtittttS im el^emaligen Sarmelitennofter gleid^fallS
Hm Sutpictanem geleitet mirb. ^faneien gibt
•9 in ben 20 99egir!en ber Stobt felbft unb in ben
l Skgirfen St-^eniS unb Sceau^ 38^ Succur-
olen 105, Dom Staat unterl^altene Sicariate 7.
lebrigenS finb an ben meiften ffird^en je nad^
ber Seelenjal^I 6—14 Sicare angefteHt, ju benen
nod^ eine Der]^öltni^mö|ige Snjal^I MfSpriefter
fommt. 3n ben ^ofpitölem maren jtSf^tt über
40 ^umonierS angefteUt , in ben SoDegien unb
©efängniffen etma ie 15, an fonftigen Sinflalten
über 10; im 3. 1880 mürbe aber bie SRilitär.
feelforge gang abgefd^afft, im 9. 1885 bie aus-
gaben für bie Seelforge in ben Sajaretl^en l^erab-
gefe|t unb bie S^f)l ber ©efängnif geißlid^en Der-
minbert, möl^renb bie beibehaltenen auf ein S)rittel
il^reS ©el^alteS (500— 6008rancS) gefefet tourben :
1890 mürbe baS ©el^alt für bie Seelforge aud^
ber 3rrenanfialt Sl^arenton ent}ogen (ff atl^. ffird^.«
3tg., Saljb. 1892, 472). ©eute finb faft afle
öffentlid^en ^nfialten lai^rt unb auS il^nen mie
aus ben 3nflituten unb Spulen nid^t blo| fämmt-
lid^e Orben unb Kongregationen, f onbem aud^ ber
SBeltcIeruS Derbröngt. 3n Setreff ber Sd^uTen,
beren 3<t^l fd^on oben aufgefül^rt morben, ift l^ier
nur nod^ ju bemerfen, ba| eS in ber Siöcefe $aris
200 freie fatl^olifd^e Slementarfd^ulen gibt, U)eld^e
feine Unterftü|ung auS öffentlid^en ff äffen erlitten,
f onbem burd^ freimillige Spenben unterl^Iten mer-
oen. 9lad^ bem 1893 Dom S)iöcefancomite Der-
öffentlid^ten ^ol^reSberid^t jül^Ien fie 76000 Sd^ü-
ler, b. i. 3000 mel^r mie e^ebem, als fie nod^ fub-
Dentionirt mürben ; bie ßrrid^tungS- unb Unter-
l^altungSf ojten betrugen in ben legten gel^n Salären
nid^t meniger benn 30 ünuiionen gftancS, alf o iäl^r-
lid^ 3 aRiflionen (ffat^.ffird^en-3tg., Saljb. 1894,
217). 9ln Orben unb Kongregationen ift tro^
Mem $ariS nod^ reid^. 3u nennen finb Don ben
mftnnlid^en bie ^efuiten, meldte Dier Slnftalten
leiten, Dominicaner unb Rapn^intt, je mit $ro-
Dingiol, SWariften unb Oratorianer; Don ben »eib-
Ud^en 9lugu|lincrinnen, Senebictinerinnen, Kar-
meliteffen, ©ominicanerinnen, 3fwna8canerinnen,
Sarml^ergige Sd^meflem mit SKutter^auS, Der-
f d^iebene Sd^mefiem U. 8. f^r. unb Don ben l^eiligen
^erjen, Sd^mefiem ber (i^riftlid^en Sd^ulen, ffleine
Sd^mefiern ber Firmen u. f. m. , meldte alle im
ffranfenbienfi unb mit Unterrid^t befd^öftigt finb
(DgL Keller, Les congrögations religieuses
en France, Paris 1880, 344—436).
m. S 9n 0 b en. 1 . S)ie erfte S^nobe ju $aris
fönt in baS 3Q^r 360 ober 361, furg nad^ ber
Stüdff e^r beS 1^1. ^ilariuS Don Sonftantinopel ; in
einem nod^ Dor^nbenen SQnobalfd^reiben f^red^en
fid^ bie gaOifd^en Sifd^öfe gang entfd^ieben für baS
nicönifd^e 6(ioou(noc beS Sol^neS mit bem 93ater
aus (C)efele, gonc.-®cfd^. 1, 726). 2. 3m 3. 551
befiätigten 27 93ifd^öfe, morunter 6 SKetropoIiten,
bie ^bfegung beS Sifd^ofS SaffaracuS unb gaben
il^m SufebiuS jum Slad^folger (defeie III, 7 f.).
3. Um baS ^4x 557 fteUten 15 ^ifd^öfe 10 Sa-
noneS feft, befonberS um bie ©üter ber ffird^e
gu fd^ü^en. 2)er ad^te Sanon Derbietet, einen
Sifd^of }u meil^en gegen ben SBiUen beS SIeruS
unb SolfeS; berfelbe bürfe nid^t burd^ ben f^ürfien
aufgebrungen merben gegen ben ünetropoliten unb
bie Sifd^öfe ber «ProDins (C)efele UI, 11 ff.). 4. 3m
1503
$ariS.
1504
% 573, unter Äönlg ©untrom, toaxh eine ©^nobe
pxt Seenbigung beS SruberjwifteS jwif d&en ÖJun-
tram unb ©igebert gel^altcn (©efclc lU, 30 ff.).
5. 3m 3. 577 liefe ffönig Sl^ilpcrid^ ben 1^1. ^rö-
testatus, grjbifd&of öon SRouen, unter bem Sor-
ttKmbe abfegen, er l^abe bie Smpörung feine«
©o^neS aWerobäuS begünftigt (©efele IH, 33).
6. 3ni 3. 614, auf ber bis bol^in jal^lrei^ be-
fud^ten ©Quobe in ©oUien, vontbrn in ^nmef enl^eit
üon 79 Sifd^öfen 17 ganoneS becretirt. 5£)er jwelte
unb »id^tigfte ift gegen bie Snmafeung ber gfürften
geri(i^tet, ftd^ in bie Srl^ebung ber Sifd^dfe )u
mif d^en ; nur ber f oD orbinirt »erben, mld)m ber
Snetropolit mit feinen ©uffraganen, ber SIeruS
unb baS 93oH ber ©tabt toäl^ren (©efelein, 67 ff.).
7. 3m 3. 638 ober 653 fanb eine @eneraIfQnobe
ftatt, mlä^t bie 3mmunität beS mofterS ©t-S)eni8
aufs Jleue beftätigte (ebb. IH, 89. 104). 8. 3m
92ot)em6er 825 mürbe megen be§ 93ilberftreiteS
(©ef ele IV , 42) , 9. im 3. 829 eine ©pnobe
üon 93ifd^öfen auS ben IHrd^ent)ro))inien SleimS,
©end, ZourS unb 9iouen gehalten, beren Slcten
in brei m^tx abgetl^eilt fmb. 5S)a8 erfte betrifft
befonberS bie IBifd^öf e unb SIerifer, baS )meite bie
Saien, baS britte f orbert loon ben ffaifem fiubmig
unb Sotl^ar bie SBeobad^tung ber gegebenen 93e-
fc^Iüffe. 2)iefelben finb in allmeg mid^tig unb
jeid^nen ben Surften mie ben93ifd^5f en il^re $flid^ten
Dor; bie ©Qnoben f ollen gmeimal im 3a^re fid^
üerfammeln unb bie SBifd^öfe ftd^ nid^t Don il^rem
@|)rengel entfernen (ebb. IV, 57 ff.). 10. 3m
3. 846 maren gmei ©^noben, im t$ebruar unb
um SBeil^nad^ten, legiere in ©ad^en Sifd^of ^inc-
marS gegen »ifd^of gbo (öcfclc IV, 1 18 ff. 121 ff.).
11. 3m 3. 849 mürbe befonberS bcfd^Ioffen, bie
ß^orbifd^öfe in granfrcid^ abjufd^affen (^efelelV,
154). 12. 3m 3. 853 fanb eine ©^nobe ftatt, um
nad^ bem Xobe 6rd^anrab§ ben ^eneaS jum Sifd^of
öon ^ariS ju »eilten (ebb. IV, 188 ff.). 13. 3m
3. 1024 entfd^ieb eine grofee ©^nobe, bofe 9)lor«
tialiS, angeblid^er ©d^üler ^etri, Slpoftel genannt
»erben bürfe, unb bofe biefer ftl^rentitel aud^ Sin-
beren aI8 ben Smölfen im engem ©inn gebül^re
(ebb. IV, 679). 14. 3m 3. 1051 mar eben-
falls eine grofee @t)nobe in ©egenmart ffönig
§cinrid^8 I., bei toeld^er Serengar tjerurtl^eilt unb
baS 93ud^ beS ^o% ©cotuS grigena über bie
Sud^ariftie glcid^fafis tjermorfen mürbe (ebb. IV,
754). 15. 3m 3. 1074 eine ©^nobe in betreff
beS ßöUbatS (^efele-ftnöpfler V, 33 f.). 16. 3m 3.
1092 eine grofee ©^nobe, meldte bie ©d^enfungen
beS ftönigS ^^ilipp an bie «btci ©t. gomcIiuS
äu ßompiögne beftätigte (ebb. V, 204). 17. 3m
3. 1104 mürben ^l^ilij)») unb 93ertraba mieber
mit ber ffird^e Derföl^nt (ebb. V, 274). 18. 3m
3. 1129 fanb au ©t-®ermain-beS-$r^S unter
ftönig Submig bem Didfen eine ©^nobe ftatt, auf
meld^er über bie SReform mcl^rcrer Älöfter öerl^an-
belt mürbe (ebb. V, 404). 19. 3m 3. 1147 l^ielt
$apft ßugen HI. mit mel^reren Karbinälen unb
Dielen ©elel^rten eine ©^nobe megen ber 3n"
t^ümer beS Gilbert be la $orröe (f. b. «rt Y,
599 ff.), SBifd^of 8 Don ^oitierS, über bie Ziinitfit,
mobei ber 1^1. Seml^arb gegen ®Ubert fhitt. ^
$a))ft fd^ob bie Sntfd^eibung auf 8 f olgenbe 3#
auf ; bann erfolgte fie gu 9ieim8 gegen ®ilbect (ebb.
V, 503ff.). 20. 3m 3. 1186 unter Wfipp^miji
)u @unf!en ber iheu}aüge (ebb. V, 729). 21. S«
3. 1188 gleid^faUS megen ber Jheuufige (ebb.T,
739). 22. 3m 3. 1201 unb 28. 1210 gegen bk
^öretifer Smalb Don 9leDer8 unb Smalrid^ (ett.
V, 801 u. 862). 24. 3m 3. 1212 ober 1218
unter Siobert Don Sourfon, SarbinaUegot Srau^
ceu)' m.; mid^tige ^fd^lüffe mürben gefaxt i»
9ief orm be8 SleruS, ber ÜRönd^, ber ttlo]
ber $rölaten unb ba8 9lanenfeft (f. b. 9rt. ^
IV, 1898 ff.) firenge unterfagt; le^tereS «fd^
fd^on Dorl^er burd^ Ben Segaten ^er Don So^
unb ben 93ifd^of SubeS be ©uOif Don $aTi8 (ab,
V, 865 ff.). 25. 3m 3. 1224 unter Submig TBL
eine Serfammlung ber geifUic^en unb meüfii^
®ro|en megen ber SHbigenfer (ebb. V, 981).
26. 3m 3. 1226 eine gro|e Serfamminng ob
28. 3anuar, l^alb Parlament, l^Ib ©^nobe, nb
27. am 29. 9Rör) beSfelben Sal^reS megen bei
jheussuged gegen bie Sllbigenf er (ebb. V, 941 f.).
28. 3m 3. 1229 eine ©pnobe, meld^ DonOtems
nad^ ^riS Derlegt mürbe: ®raf Xaimunb m
Zouloufe mad^te mit ber ^rd^ unb bem ftMg
Sfrieben (ebb. V, 977 ff.). 29. 3m 3. 1248 wato
bem Srgbif d^of ®iIon Somu Don @en8, befonbol
3ur ^erfteOung ber 2)i8cipKn in ben ftlöpin
V, 1150 f.). 30. 3m 3a|re 1252 eine jPro-
Din^ialf^nobe unter bem genannten SqbifdM
©ilon , auf meld^er Xl^eobalb lY. , ftdnig m
^laoarra, auf ^8 !Reue gemal^nt mürbe, bie feit
40 3al^ren Don il^m aI8 ®rafen Don S]^am)Nigia
occupirten jf ird^engüter enblid^ }urüd^ugeben, uib
31. unter bemfelben Sr^bifd^of im 3. 1253 eine
©Qnobe, auf meld^er ba8 S)omcapiteI Don S^foitiei
megen ber Unftd^er^eit biefer ©tabt nad^ 3RaM
Derlegt mürbe (ebb. VI, 46). 32. 3m 3. 12ö5
unter Srjbtfd^of ^einrid^ Don @en8; bie tm
ao^örber beS S)om€antor8 Don Sl^artreS nmiba
beftraft (ebb. VI, 54). 33. 3m 3. 1256 mitci
bemfelben Srjbifd^of mürbe ber ©tnit ber So<
minicaner mit ber UniDerfttöt Derl^anbell. 34. 3v
1263 mürbe unter grjbifd^of 9(egibiu8 Don isfcA
als t)ö))ftlid^em Segaten mit bem franjf5^((ai
SIeruS über Slbgaben )um 93eften beS l^ign
fianbeS Derl^anbelt (ebb. VI, 85). 35. 3m %äftt
1264 mürbe unter bem Sarbinal-Segaten ©ioui
auf SBunfd^ beS ^ßeS Urban IV. jur Vtatix*
ftü^ung JlarlS Don Slnjou in feinem if ompfe gega
ünanfreb ein breijöl^riger 3c^nten 3ugeflaid)en m
in Snmefenl^eit fiubmigS beS C>eiligen 9Ra|iegdi
gegen baS meitoerbreitete müfte glud^ nnk
©d^mören berat^en (ebb. VI, 86 f.). 86. 3» l
1270 mürben burd^ eine Srt ©t)nobaIfeiüen)m4'
rcre 3rrt]^ümer Dermorfen (ebb. VI, 116). 87. 3«
3. 1281 nagten mehrere Sr^bifd^öfe unbSi)#
über bie iBettelorben, bie in i|ren 3)iö€efen ^MÜBt
1509
$attS.
1510
Sacultftten (tl^eologifd^e, becreKfiif^e, mebicitttfd^e
mib artifiifd^e). 3ieinUd(| gletd^)dtig, iebetifaÜS
nii^t lange nad^^er, fd^eint ftd^ }u S^tdtn ber
S>ttciplin unb Sertoaltung bte re^tli^e Otgoni-
foHim bet Dier Stationen, ber fran^öfifd^en, eng-
lifd^, ))t€arbif((en unb normanntfd^en, benen ftd^
ble anbeten SluSIönber anWoffen, DoOgogen }u
l^ben. Sie 9iationen umfaßten bte fömmtlici^en
64o(aren ; )u il^nen gel^drten ober oud^ bie 9Ra-
gijler ber artifti((^en Sfocultöt ba baS aRogifterium
in biefer nid^t als %bfd^Iu| ber @tubten, fonbem
M S)urd^gangS{}obiuin für bog 9Ragiftenum in
ben brei anberen fogen. l^öl^eren ^^cultöten be-
Imd^tet nmrbe. SÜntälig mürben bann tt)egen ber
iebeutenben SRajoritöt ber artiftifd^en @d^oIoren
Uc Dier Stationen mit ber artiflifd^ S^cultät
ibcntificirt S)ie gefd^ilberte ßnimidDung l^atte um
1220 fd^on einen relatiDen Sbfd^Iu^ gefunben,
nib bie $ari{er UniDerfttöt beftanb nun auS ben
lier 92aiionen unb ben ÜRagifiem ber brei ^oberen
Jacultdten, bie nid^t bem Serbanbe ber 92otionen
mgc^örten. SS niar baS bie nnlTersitas magi-
itromm et scholarium Parisüs, tt)ie fie auf
tacm aus bem gal^re 1292 erl^oltenen Siegel
pri|t miS iBorfiel^er ber Slotionen fungirten
Btocuratoren, }u n)eld^en nur SRagifter üon ben
Ragiftem gen)ö]^lt toerben fonnten. gfa^te bie
DUrifierptät allgemeine Sefd^Iuffe, fo toixtitn bogu
jUben @timmen mit, t)on meldten bie 9Ragifter
MT oberen Sfacultöten brei, bie nod^ ütotionen
leMiebenen SOtogifter ber artiftifd^en gfocultöt Dier
iqafeen. €4on in ber entn)idflung ber ^arifer
DntoerfitSt nxir eS begrünbet, bo^ bicfelbe in einer
Munden Sbb&ngigfeit Dom SBif^ofe be)to. t)om
Rttniiler beS SapitelS üon 9lotre-2)ame unb )um
V^ aud^ beS 9bteS Don @t. ©enotef a ftanb ;
ein oom ftdnige $^ili))|) ^ugufl im 3. 1200 ge-
gÄcneS ^riüileg entzog uberbie^ bie @d^oIaren
ton Vatis bem flöbtifd^en $röD6t unb unterfteQte
He bet geiftlid^en ®eri(^tSbarfeit, beren ftönbiger
Vertretet ber bif((ö[Iid^e ffonsler mürbe. 3n)ifd6en
Mefem unb ber Uniüerfität entftanben über bie ©e«
xd^tfame nur )u bolb Streitigfeiten; biefe filierten
is 9. 1213 )u einem Sergleid^, toeld^er bie
•nmblage beS im % 1215 burd^ ben pöpftlid^en
Simten Stöbert be 6our9on gegebenen Statuts
BBbete. 3n bemfelben nmrbe namentlid^ beftimmt,
ba| ber ffangler bie Srlaubnig, Unterrid^t gu er-
l|cQen (Siceng) , bie bis bobin gong Don feinem
Belieben abging, niemonbcm Dertoeigem burfe, ber
t0cfd^ftSmd|ig geprüft fei; bie Siceng in ben
vtes foDte nid|t Dor bem 21., bie in ber ^to»
bgie nid^t Dor bem 35. SebenSiobre Derlie^en
Mften. Ser Streit batte jebod^ bomit fein Snbe
wUii eneid^t. S^on 1219 mugte ^onoriuS ni.
bcc UniDerftt&t mieber gu ^ilfe fommen. Sr Der«
M; ba| irgenb j[emonb obne ©enebmigung beS
flfeoßolifd^ StubleS bie C^scommunicotion gegen
fel^elbe anmenbe, unb 1222 gob er ein Statut,
Md^eS fibnlid^ mie boS Don 1215 bie gegenfeitigen
Bc^ie notmirte. (Sregor IX. erlief 1231 bie be-l
rül^mte SuOe Parens scientianun, meldte ge>
miffermo^en bie magna oharta ber UntDerfttät
bilbete. 3)ie ©ericbtSborfeit beS Sifd^ofS unb beS
ftansIerS iDurbe burd^ biefelbe nod^ mel^r einge«
fd^rönft. 2)em ftanjler umrbe bie $flid^t auf-
erlegt, bei feinem Amtsantritt Dor einem bef onberS
boju beftimmten 9(uSf d^u| ben Sib obsulegen unb
niemonbem obne Dorl^ergegongene Prüfung bie
Siceng ju ertbeilen ; bie Imitaten erbielten meit-
gel^enbe Siedete bei Sfeftftellung ij^rer Stotuten,
utd) jugleid^ mürbe ber UniDerfitöt boS ^riDileg
Mierfonnt, im ^aüt eines il^r gef (^ebenen Unred^tS
SSorlefungen unb $rebigten einj|uftellen. Steilid^
mürbe gerobe biefeS ^riDileg in ber gfolge ein
}meifd^eibigeS Sd^mert für bie UniDerfitöt; fie
moddte nömlid^ Don biefem 9led§te ber „Seffotion"
bei mirflidd ober Dermeintlid^ erlittenem Unred^t
einen fo übermö^igen ©ebroud^, bo^ fte oft ben
oHgemeinen UnmiQen gegen fid^ enegte, unb ba|
Si^tuS IV. auf ^Drängen SubmigS XI. ftd^ t^er«
onlogt fob, 1482 biefeS ^riDüeg oufaubeben.
3m 3. 1246 mürbe oud^ ber lange ffonipf, mel-
dten bie UniDerfttöt gegen ben ftonsler um boS
SSed^t eines eigenen Siegels gefübrt botte, burd^
Snnoceng IV. }u il^ren fünften entfd^ieben. Sin
meitereS ©lieb in ber SntmidRung ber UniDerfttöt
bilbete bie Sinfübrung beS SiectorotS. Stedor mar
in ^oriS merfmürbigermeife }unäd^ft ber SSorftonb
ber ortiftifd^engf^^cultöt; bie onberen gfocultöten
batten onfongS DieDeid^t feine ftönbigen SSorfiel^,
^e erl^ielten ober fpöter fold^e in ben 3)ecanen,
meldte Don ben mirflidd lel^renben (actu regentes)
SRogiflem gemöblt mürben. 2)aS 5S)ecanat in ber
Xbeologie mirb guerft 1264 ermöbnt, ober olS ein
fd^on longe beftebenbeS Slmt. 2)er Siector ber
Srtiften mürbe bolb, obfd^on er ben Seconen ber
anberen gfacultöten im Stonge nocbfionb, auS Der*
fcbiebenen ©rünben ber ®eft|öf tSfül^rer ber gangen
UniDerfttöt. aOetn onmölig trot feine gefd^-
lid^e Stellung jurüdf, unb er nobm bie mbtliÄe
SteUung olS ^oupt ber UniDerfitöt ein. ^latäx»
lid^ tonnte boS nid^t of^ntRamp] gefd^ben. (Segen-
über bem ffongler, ber biefe SBüxbe für fid^ be-
onfprud^te, unb gegenüber ben Secanen ba übri-
gen gfocultöten, meldte i(m baS 9tc4r bebrüten,
Don ibm onberS oIS burd^ jNftf0nfi(bcB Scfncb
gu ben oügemeinen Serfomn&mgei eingelaben
gu merben, blieb er fie^tid^ Sic tbologifibe
Socultöt beglid^ pdft in biefer 9c|iebinig ^e$t
mit ibm (1841), imb banit ma bie Steßmig
beS StectorS enbgittig gefepitt £tt An^er er-
fd^ien Don mm an nebr nb m^ tlä eigeix:li£<4
9RitgIieb ber UninerPt M fisfciib ein üazzri^
cot an ber (Ed^cbnle bm^ttiL
Son grofier Sctadng fn bie Suiiyr U-:»
Derfitöt tmirbe bie&Mil^kit ber (r.rer. ^^rfl«
orbrn, ber SondcoBr od ber ^crrLec— fr —
berfdben. Sie Simcr bei iL £:— -^ ^.
J^ieUen fibM 1221 M ber II±r^
)^;1229ie|itiebgCrte ^
1507
$0ti8.
1508
nad^betn Srgbif^of 6i%our in 9tom ben Antrag
auf ein transöpfd^ giotionalconcti gejient l^attc
unb t)on $iu8 IX. )unö(6{! ^roDinsialconcilien
bringenb em))fo]^Ien niorben, baS erfte $rot)instaI-
concil in $ariS gel^olten, bem ber berul^mte 2)u-
panloup ofö enoöl^lter iBifd^of Don Orleans an>
mo^nte (Coli. Lac. IV, 1 sqq.). (93gl. befonberS
Gerardus Dubois, Eist. eccl. Paris., Par. 1690
ä 1710, 2 voll.; Gallia christ. VII, Paris
1744; J. Lebeuf, Hisi. de la Tille et du dio-
c^se de Paris, Paris 1754—1758, 15 tom.
[neue «u8g. öon goci^eris, $ariS 1863 ff.] ; H. E.
Bordier, Les eglises et monast^res de Paris,
Paris 1856; Moroni, Dizion. LI, 181 sgg.;
Garns, Ser. Epp. 595 — 597; Werner, Orbis
cath. 64 ; Fisquet, La France ponüf., Paris
1864 88. ; Tanon, Hist des justices des an-
ciennes eglises et communautes monastiqnes
de Paris, Paris 1888. — J. A. Dulaure, Hist
physique , civile et morale de Paris , Paris
1820 BS., 7 vols. [neue %u8gaben, t)on fietjuabter
u. «. ertoeitert, 1856 u. fpöter] ; de GauUe, Nou-
velle hist. de Paris, Par. 1839—1842, 5 vols. ;
Gabourd, Eist, de Paris, Par. 1863—1865,
5 vols. ; Menorval, Paris depuis ses origines
etc., Paris 1889—1892, 2 vols.) [Keber.]
IV. Uniüerfität. 5)er Käme ber ^arifer
UniDerfität be^eicbnet sunäd^fl baS bocbberübmte
mittelalterU^e fiebrinftitut, meld^ed ftjb au8 ben
Dorangegangenen Ißanfcr €d^ulen enhoidelte. fBon
einer @)rünbung !ann bei ibr, toxt überbauet bei
ben ölteflen {)0(^fd(|ulen« nur in bem Sinne Stebe
fein, ba^ man barunter ben 3<itpun^^ terflel^t^ an
n^elÄcm bie SRagifter fidd }u einer Korporation
Sufammenfcbloifcn. Q^ ift gegenn^örtig auSgemacbt
bog bie mittelalterli(be 39^cinung, ff arl ber @roBe
babe bie Uniterfttat ißariS geftiftet ebenfo unbalt-
bar ift, toxt fie aOgemein verbreitet toax, ^ud^
€atiignt)-8 ^Infubt genügt ni(bt $ur Krflörung be§
^ntftebenS ber ölteften llnit>erfiiötcn. @r fd)reibt
(@efd(|. be§ rom. »e^t« lU, 2. tHufl., ^^eibelberg
1834, 155) über bie beiben ölteften ^0(bf(bulen
non^ariS unb9?oIogna: ,,Sl^enn ein 3}lQnn, Don
b&berem Sebrtrieb erregt, eine ^n^abl lernbegieriger
Scbüler um fidb Dcrmmmelt botte, fo cntftanb
leidit eine Xeibenfolge Don Sebrem, ber ffrciS ber
Subörer ern^eitcrte \x6, unb fo tt»ar gan^ burdb
innere^ 9?cbürfniB eine bleibrnbe Sdiule ge-
grünbet." ^ieje ¥cbauptung bot jebodi, fo febr
fte ftdj auf ben erften 91nMic! empncblt, in
ben tbatiädhlicben $erböltnifien feinen (^^alt. teie
Senifle (Tie llnirerfitatcn beS Tiittclolter§ I,
l^erlin 1SS5. 41 ff.^ eingcbenb nad)gciricjen bat.
^Dei Slicmenie iraren obne 3i^(i^el im bödb-
ften @rabe mit mirfiam für bie ^u§bilbung
ber "i^arifer 3diul(n ^ur Unirerfität , nömlidb
bie neue ^letbcbe in ber üfbr&cüe an beniclben
unb bie ibncn rertiebenen ^^ririlegien. ®cn::iB
nKiren bie erfim l^ririlegien cercbe eine grlge ber
3^lüie. in n^clifr bie %*arii'<r äcfcuUn tercii§ ftan-
bcn. unb be$ bob^n 9nieben#, beiien fie aucb u?eit
Aber bie ©rengen Sftanfreid^ l^inouS fi^ erfreuten;
aber ebenfo ftd^er n)irften fie oud^ nmdbtig anf bie
meitere (Sntfaltung biefer Sd^ulen |urüd. Sob
toeld^erSebeutung bie ^(hribilegien fi& bi($an{er
@d^olaren nmren, s^gt bie energie, mit nel^er
bie @d^ulen für biefelben, tt)0 fie bebrol^t warn,
in bie ©darauf en traten; mon ging^ierbeifoiDeit,
ba^ Don ber Srl^altung berfelben bie (EsißniS bct
Spulen abbängig gemacht ttmrbe. 3)er oben an-
gebeutete Umf(^D)ung in ber Sletbobe an bis
^arifer Sd^ulen, unter benen für bie Silbnng ba
UniDerfttöt DorgugSmeife bie Spulen im Oebicte
ber Satbebrale %otre*2)ame unb bie oon @i Seno-
Defa in ^etrad^t !ommen, DoDiog fi4 in 12. 3at^
^unbert. Sie 2)iale(ti{ ttmrbe DoUf ommener onfi"
gebilbet, befonberS aber nmrbe ber X^ologie, Ue
ber ^auptlel^rgegenflanb an jenen Spulen Mi,
ein gang neued ©epräge aufgebrudt. Sld eiPcr
Vertreter biefer neuen Sid^tung in ber 9id^
!ann SBilbelm Don (ifyxnc^aui, crft Seiter ber
$an[er Somf^ule, bann 9lbt Don €t-8ictR
(gef). 1121 als 93if4of Don (£baIone-fui-9Rone).
gelten. Sin 9iu(m übertraf ibn balb bei meitiB
fein geleierter, geifheid^ uid) berebtec Bdßs
Slbölarb (f. b. Srt.), ber in $onS an €t (SeiiD-
Defa unb an ber Satbebralf^ule bbrte. €eii
9iame fyitit eine nrnnberbore Snsiebungttmft;
niddt nur au8 granfreicb, fonbem au(b onS ätoüca
unb Spanien, au8 Snglonb unb Sentf^bnü»
fhbmte bie mi^begierige Sugenb ^bei, umfeinn
begeifterten SBorten }u laufeben. Sbälaib blieb
befanntlid^ ber (ir(bli($en fiebre nidbt in aOmegtrai
unb mürbe be^b^Ib Don gmei Soncilien Dtrurtbeitt;
aber für bie QFntmidlung ber ^ßarifer €<biiki
ift feine Sebrtbötigfeit an benfelben in fener 3at
burd^fcblagenb gemefen. Ser Strom bei S
renben ttrar einmal nacb $ari3 gclenit. S§ lag i
! ber 9iatur ber SaAe, ban bie grone S^\
j Stubirenben in ^ri§ qu± eine SVrmebrung
; fiebrfrof te an ben bortigen Sibulen ^nr iJplge &
I unb bag jebcr Sebrer fein ¥eftcd für ben ßloosa
j berfelben einjuie^en fucbte. 3ur Sfit ^tbolHiil ifj
: ober für) nacb ibm macbtcn ficb qI§ ^ßoriier Seftyjia
' einen berübmten 92amcn u. 9. bie ^ranjCvenSirS
. beim Don @ond)c§, @ilbert be la f^onec. Setxrzt:
Don $oitier§, $etru$ ^omeitrr unb ^mS SadKZzi
ferner bie &iglänber Stoben ^h^csn n. b.
unb @irarbui $ue!Ia , unb canj bcfcnbezS '
3taliener ^ktru* Somborbus p. fc. ^tl\ ber
. gister sententianun. 3n bei grclen 84pE>^
ber Sdbüler unb £!ebrer cn ben Sdsclcn
bem 3uge ber 3eit nadi ger.cnfsidbanlito S
binbungen log t§ begrj7.M. bcs r.±
35}enbe De* 12. Sübrbur.^en* ?:e Wfigimrrrfa
einer Porpcratirn Dere:r.:^:r:. sr.^ h t^ix&Jj^
@an5e§ unter bem Scr.n ^cr UsireniißaSxri
$arir gcbi:>er turbe; ^c* cn ^crelbcheDrxx^F;
Snibixim nennte mcn siudii:!:: generale cb»«^':^ ".
ver&ale. 3?cn b-a cn rrr;:c r ± ^ s<iier,u>j^
bcu tu Unirerniöi periclrr.5--:r.z r;^±. 3iS _ ^
gliehene ndi bc§ corpus macisironzD s^^^- 1
$oriS.
1510
Um (£^eoIogifd^, becrettfUf^e, mebicinif^e
rtißifd^). 3iemß4 gle^seiHg, iebenfaüd
mge nod^l^^ fd^t ftd^ ju 3^eden bet
lin iinb Senooltung bie red^tli^e Otgoni-
bcr hUx Stationen^ ber fran^öpfd^en, eng-
jricarbifd^ unb tumnannifd^en, benen ftd^
beten Sisdiftnbet onfc^Ioffen, DoOgogen )u
SHe Stationen umfaßten bie fömnttlt^en
zen; |a il^en gel^örten aber aud^ bie 9Ra-
er artiftifc^ 3focuIt&t ba baS SRagifterium
VC vxifi afö 9{bfd^Iu| ber Stubien, fonbem
trd^angSfiobium für baS ÜRagijierium in
ei anberen fogen. ^öl^eren gfacultöten be-
: limrbe. SÜmälig n)urben bann n)egen ber
oben SJlajioritdt ber artiflifd^en @d^oIoren
r Kationen mit ber artiftifd^en gfacultät
cirt Sie gefd^überte Snttoidflung (latte um
fd^on einen relativen Sbfd^Iu^ gefunben,
i ^rifer Unit)er{U&t beftanb nun auS ben
ttionen unb ben 9Ragiftem ber brei l^ö^eren
Iten^ bie nid^t bem Serbanbe ber Stationen
rten. & xoat baS bie nnlTersitas magi-
m et Bcholarimn Parisiis, toit fle auf
aus bem 3a^re 1292 erl^altenen Siegel
W8 Sorfie^r ber Stationen fungirten
:atoren, )u mifyn nur 9Ragifter Don ben
:em gemöl^It toerben fonnten. gfa^te bie
fität allgemeine 93efd^Iüffe, fo ttnrjften bogu
Stimmen mit, Don mld^tn bie ünagifter
leren fjfacultöten brei, bie nad^ Slotionen
Denen aRogifter ber artiftifd^enSfacuItdt Dier
it €d^on in ber Sntn)idflung ber ^arifer
iUdt mar ed begrünbet ba| biefelbe in einer
m fßl^ngigfeit Dom Sif^ofe bes». Dom
n beS Sapiteld Don 9iotre-S)ame unb sum
ouäf bed %bte8 Don @t. @enoDef a ftanb ;
n Pdnige $^üi))|) 3lugu{! im % 1200 ge-
^ $riDiIeg entjog überbie^ bie @d^oIaren
vis bem {ifibtifd^en $r^6t unb unterfteQte
r^ftlid^en @en(^t§barfeit, bereu ftönbiger
' ber bif ((öflid^e ff angler mürbe. 3^if (^^
tb ber UniDerptöt entftanben über bie @e-
tna )u balb ©treitigfeiteu; biefe fül^rten
2:13 }u einem Sergleid^, toelc^er bie
ie beS im 3. 1215 burd^ ben |)ä))füid^en
^^jobert be 6our9on gegebenen Statuts
bemfelben mürbe namentlid^ beftimmt,
ngler bie ßrlaubni^, Unterricht ju er*
tocng), bie bis bal^in gang Don feinem
il&iing, niemanbem Dermeigem bürfe, ber
'^»lölig geprüft fei; bie Sicenj in ben
^« nid|t Dor bem 21., bie in ber Xl^eo*
Dor bem 35. SebenSjol^re Derliel^en
Streit l^atte jebod^ bamit fein Snbe
1 S(^on 1219 mu|te C)onoriu§ m.
tPtfit mieber gu §Ufe fommen, 6r Der-
^^ftenb iemanb ol^ne ©enel^migung beS
^^ €tu]§le§ bie 6|communication gegen
^^öenbe, unb 1222 gab er ein Statut,
^K^ mie baS Don 1215 bie gegenfeitigen
"^" e. ©regor IX. erlief 1231 bie be-
rül^mte 99uKe Parens scientianmi, meldte ge-
mifferma^en bie magna charta ber UniDerfitöt
bilbete. SMe ©erid^tSbarfeit beS SBif^ofS unb beS
ftanglerS mürbe burd^ biefelbe nod^ mebr einge-
fd^ränft. Sem ffangler mürbe bie ^flid^t auf-
erlegt, bei feinem Amtsantritt Dor einem befonberS
ba)u befKmmten 9uSf d^u| ben Sib abgulegen unb
niemanbem ol^ne Dorl^ergegangene Prüfung bie
Sicenj )u ertbeilen ; bie ^cultöten erhielten meit-
gel^enbe Siechte bei gfeftfiellung il^rer Statuten,
utü) jugleid^ mürbe ber UniDerfttät baS $riDiIeg
Auerfannt, im ^aHt eineS il^r gefd^el^enenUnred^tS
SSorlefuugen unb $rebigten einiufteUen. fSfreÜid^
mürbe gerabe biefeS ^riDileg in ber ^ol%t ein
gmeifd^eibigeS Sd^mert für bie UniDerfit&t; fie
machte nämlid^ Don biefem Siedete ber ^(Seffation"
bei mirflid^ ober Dermeintlid^ erlittenem Unnd^t
einen fo übermäßigen ©ebraud^, baß fte oft ben
allgemeinen UnmiUen gegen fid^ erregte, unb baß
Si^tuS IV. auf Sröngen SubmigS XI. fid^ Der-
anlaßt fal^, 1482 biefeS ^riDÜeg aufau^eben.
3m 3. 1246 mürbe au^ ber lange ffampf, mel-
dten bie UniDerfttät gegen ben ftangler um baS
ated^t eines eigenen Siegels geführt l^atte, burd^
3nnoceng IV. )u i^ren fünften entfd§ieben. ßin
meitereS ©lieb in ber Sntmidflung ber UniDerfitdt
bitbete bie Sinfiil^rung beS SlectoratS. Stedor mar
in $ariS merfmürbigermeife }unöd^ft ber Sorftanb
ber artifiif d^en Sfocultöt ; bie anberen Sfacultüten
batten anfangs Dielleid^t leine fianbigen Sorfieber,
^e erl^ielten aber fpöter fold^e in ben 3)ecanen,
meldte Don ben miröid^ lebrenben (actu regentes)
SRagiftem gemöblt mürben. 2)aS Secanat in ber
Xb^ologie mirb juerft 1264 ermübnt, aber als ein
fd^on lange beftel^enbeS 9mt. S)er Slector ber
Prüften mürbe balb, obfc^on er ben 2)ecanen ber
anberen f^facultöten im Stange nad^ftanb, auS Der-
fc^iebenen ©rünben ber ©ef(|äftSfübrer ber gangen
UniDerfttät. SOein aUmälig trat feine gefd^dft-
lic^e Stellung }urüdt, unb er na^m bie red^tlid^e
Stellung olS ^anpt ber UniDerfitöt ein. %atür-
lid^ fonnte baS nid^t obneffamt)f gefd^e^en. ©egen-
über bem ffangler, ber biefe Stürbe für ftd^ be-
anfprud^te, unb gegenüber ben S>ecanen ber übri-
gen t$acultöten, meldte ibm baS Siedet befiritten,
Don il^m anberS als burd^ perfönlid^en Sefud^
lu ben allgemeinen SSerfamtnlungen eingelaben
gu merben, blieb er fiegreid^. Sie tbeologifd^e
gfacultat beglid^ ftd^ in biefer Sesiebung )ule|t
mit ibm (1841), unb bamit mar bie Stellung
beS SiectorS enbgiltig gefefHgt. 5S)er ftongler er-
fd^ien Don nun an me^r unb mebr als eigentUd^eS
9RitgIieb ber UniDerfitöt, baS }ugleid^ ein Sanoni-
cat an ber Satbebrale innebatte.
Son großer Sebeutung für bie $arifer Uni-
Derfttöt mürbe bie Sebrtbötigfeit ber beiben S'ettel-
orben, ber Dominicaner unb ber t$ranciSconer, an
berfelben. 5S)ie 3ünger beS tjii. 5S)ominicuS er-
hielten fd^on 1221 Don ber UniDerfttöt felbjl ein
|)eim ; 1229 befe^te ber Orben einen t^eologifd^en
fiel^rftubl/ unb im folgenben 3abre mürbe ein
48*
1511
$arid.
1512
gtoeiter 5S)omintcaner 9Ragifter in ber tl^eologifd^en
gfücultät. 3m 3. 1230 würbe bcn granciScanem
ein tl^eologifd^et Sel^rftul^I eingeräumt. Sinnen
folgten in furjen 3tt>iW^^^äumen anbere Orben :
bie ?Prämon[tratenfer, Seml^arbiner, garmeliten,
Suguftiner unb Sluniocenfer. S)a8 gute SinDer*
nel^men jn^if^en ber UniDerfttöt unb ben beiben
Settelorben ttöl^rte leiber nid^t lange. S)a im
dolore 1252 bie ^rofefforen ouS bem Sominicaner-
unb granciSconerorben einem SBefd^Iuffe ber 3Ka-
gifler, bie SSorlefungen einjufteUen, ftd^ ni^t fügen
woUten, fem eS 5u einem oufregenben ffompfe,
meld^er burd^ ben @treit über ben Introductorius
in eyangelium aetemum (f. b. Slrt. Süangelium
IV, 1052) nod^ größere ®imenfionen onnol^m,
5Kad^ Jieben Sfl^ren enbete berfelbe mit einem ent-
{d^iebenen @iege ber ÜRenbiconten, inbem bie 9Ra-
iorität ber UniDerfitöt bie fd^on 1255 )u ©unfien
berfelben erloffene ISuDe 9lIei;Qnberd IV. Quasi
lignum vitae onjunel^men be{d^Io^. SSon ha an
bal^nte ftd^ oHmöIig ein frieblid^eS Serl^öltnil
gwifd^en ben ^orteten an. 2)er UniüerTitöt felbft
gereid^te bad )u großem Sortl^eil. 9(amentlid^
mu^te bie üar burd^bad^te unb feft geregelte @tU"
bienorbnung ber Dominicaner einen günftigen
Sinffu^ auf ben ®ang be§ @tubiumd unb bie
SBefe^ung ber t^eologifd^en fiel^rftül^Ie in $ari8
ausüben. 2)er Umflanb ferner, ba^ bie in ^ariS
ftubirenben OrbenSIeute gemöl^nlic^ fd^on in einem
reifem SIter ftanben unb burc^ bie jf lofterbiSci^Iin
an 3ud^t unb Orbnung gemöl^nt toatttt, lonnte
nur l^eilfam unb Derebelnb auf bie Dielfad^ red^t
todferen unb rollen ©itten ber ^arifer ©d^otaren
einmirfen. Slud^ fal^ man balb ein, ba| bie 93e>
freiung öon ber ©orge um beS SebenS Unter»
^alt unb bie ©ubfibien 5um ©tubium, mie fte bie
OrbenSleute in il^ren Käufern, im ©egent^eil ju
einem großen £]^eil ber au|er!löfterli(^en ©d^o-
laren, genoffen, ber SBiffcnfc^aft felbft im l^ödöften
@rabe ju gute !am. 3n 92ad^al^mung biefer
DrbenSinftitution entftonben feit ber 3Rittc beS
13. Sal^rl^unbertS t)crfd)iebene (SoUegien, b. 1^.
burd^ ©tiftungen feft gegrünbetc Snftitute, in mU
d^en eine beftimmte ^ngal^I Don Seigrem unb
©d^ülem äBobnung u. f. m. erl^ielt unb nad^
einer geroiff en Siegel ein gemeinfameS Seben fül^rte.
Si8 bal^in gab eg h)o^I einige Stiftungen für
arme ©d^otaren, aber ber eigentlid^e (Srünber ber
fogen. SoQegien mürbe erft ^Robert Don ©orbon,
@anonicu§ Don Sambrai, fpäter Don $arig, ein
Sertrauter SubmigS beS ^^\\%tn. 6r ftiftete 1257
bie nad^ il^m benannte ©orbonnc. 3n biefeS 6oI»
leg Tonnten ol^ne Unterfd^ieb ber ^Ration fold^
©d^olaren aufgenommen n)erben, toeld^e bie 9Ra-
gifter))rüfung in ben artes beftanben ober aud^
f c^on in ber artiftifd^en gfacultät bocirt l^atten unb
ftd^ ber Xl^eologie beflei|igen tDoUten. (lieber bie
SBeiterentmidfelung ber ©orbonne f. b. ^rt.) S)o8
S)octoren€olIegium ber ©orbonne nal^m balb nid^t
nur in ber tl^eologifd^n gf^cultät fonbem an ber
ganzen UniDerfttöt ben erften $Ia| ein. 9n SBelt-
ruf sunöd^ft ffamb il^r baS SoDeotum Don ^toDoini,
Don Sol^anna, ber ©emal^Iin $]^i))p6 bcS Bäfi^
nen, 1305 gefüftet, beffen aRttglteber idM)^ hm
jfbnigreid^ gf^anfreid^ onge^ören mußten. Si^tr
bief en entftonben nod^ Diele , »emger bebentesbe
Kollegien; im ©on^en mürben Don 1200—1500
beren gegen 50 gegrünbet bie metflen in ber erfb
C)ölfte beS 14. So^rl^unbertS. 2)ie on ben Cot
legten beftel^enben ftiftungdmö^ig genau nonsixiiB
©teilen, beren 2^aber bie SBo^lÜ^ten ber Stif-
tung genoffen, l^e^ Surfen. 93on dtoa |tti
Dritteln ber SoUegten lemtt man bie 9n^l ha
93urf en ; fie belief fid^ nömlid^ auf 680. %ki
biefen Souegien eröffneten befonberS im 14. nA
15. Sal^rl^unbert Dielfad^ Stagifler fogemnk
Paedagogia, ^enftonate, in benen bie S^gfiage
Unterbau unb Unterrid^t eri^ielten mib Wf^
beauffid^tigt nmrben. SS ttxit bie^ ein f^SoK^
untemel^men Don SRagifiem ber arti|Ufd^ %0ß
cultöt unb blieb ein IßriDileg berfelben^ obf^oB
megen beffen lucratiDen Sl^oralterS oud^ 9bnipR
ber oberen gfocultaten ben SSerfud^ mad^icn, folite
änftitute au errichten. S)ie gfacidtfit unb Ibk
Derfttöt übten übrigens ein getoiffeS 9uffid^iR4(
über bie ^bagogien au8. 2)iefe SoDegim wi
^obagogien nmrben im 15. ^al^unbett dn ^
rabe^u ma^gebenber gfactor an ber UniDerfiliL
Sie fßerfaffung ber $anfer UnioerfUiit xm
nid^tS meniger als einfad^. Sin ber @|n|e fUb^ '
mie oben gefagt, als 9lector ber Sorpanb hkixß
tiftenfacultöt, meld^er Don biefer in ber er^ 3"^
auf einen 9Ronat ober fed^ 9Bod^, feit 1266
auf brei 9Ronate gemöblt mürbe ; erft im 17. nb
18. Sal^rl^unbert erftredKe ftd^ bie Sauer bei
Siectorats auf ein, jmei, felbft brei Solare. Ob-
mol^l baS %mt beS StectorS ein f^bäß e^renDoU
mar, maren feine SBefugniffe für bie gonje Hat"
Derfttöt bod^ nur gering. Sr berief bie ®eiienl-
Derfammlungen, pröfibirte in il^en uid»(attei^
iBefd^lüffe ju DoQ^iel^en. 3n feine fyxdb legten bie
neuen ©d^olaren ben Sib ab, er führte hm So^
ft^ beim UniDerfitatSgerid^te, il^m unterfbnb Me
gemeinf d^aftlid^e ftaff e unb baS Vxdfib , unb er
fül^rte baS UniDerfttätSpegeL 3^m loa au4 bi
©orge um bie ^lufred^terl^altung ber $rioikgiei
ob. 9kben bem Slector gab eS nod^ etne9Ui||eMi
$erfonen unb Korporationen, meldte an ber Sta^
maltung unb Seitung ber UniDerftlfitSgef(W
Xl^eil nal^men; biefe maren ber Sifd^of Don$aril
ber jfanjler unb baS Sapitel ber Sad^rolt ber
W)t Don ©t. ©enoDefa unb fein ifangler, Uebm
oberen ^cultöten unb il^re S)ecane, bie 9lotioia
unb il^re ^rocuratoren u. f. m. ; oAer bie 9Mt^
berSinjelnen maren Dielfad^ nid^t genau umf^n"
ben unb gegen einanber abgegrenzt, loe^^el
nid^t feiten )u SoUifionen unter il^nen fcmt tt
in $ariS möl^renb beS 12. äal^rl^unbertft (op
fc^enbe Sel^rfreil^eit lonnte, als fid^ bur^ bie V»
DerfttötSbilbung georbnete 3uftötd>e ju enlniAii
begannen, nid^t befleißen bleiben. S>er CanbM
beS Sel^ramtS mu|te burd^ eine ^ßrüfung bie Iki
1518
$art8.
1514
Utaimg lu bemfelBen nad^toeifen unb erl^ieß bann
bnq ben Stoxifixt hvt Sicenj, b. 1^. er würbe 9Rq-
Bipct. 90mdli9 nmrbe biefe eine Prüfung in
mi^iaxt ^erlegt, iinb bie SRogifier- ober 3)octor«
Mfiibe VSbttt ben l^öd^ften ofobemif d^en ®rab. 3n
bcc ortifHId^ ^cultöt ging ber Prüfung für bie
Bteng bo8 fogen. S)etenninaüon§esQmen DorouS,
tmni^ vkU^ baS Sted^t erworben würbe, öffent-
Bil^ S)iS|)Utationen }u Italien (}u beterminiren).
i)cricmge, toeld^er biefeS Spanten beftonben l^atte,
^iett ben Xitel Saccoloreu^. Sin fold^er tonnte
CKp na^ mel^rföl^en Uebungen unb f ortgefekten
Ctnbien ben iDiagiftergrob erlangen. 3n ber tgeo-
Slifd^ 9f<^cultöt (unb Sl^nlic^ bei ben S)ecre-
en) gelangte boS Saccalareat }u größerer 9e-
bestung. 2)eriemge, weld^ jt(^ bem Siamen für
boSfelbe fhOte, mu^te 6—7 äo^re Xl^eologie ftu-
Met ^en, unb wenn er e8 beftonben l^atte, ebenf o
(nig beßimmte Sorlefungen l^alten, el^e er ^ur
Bb^fiertnrüfung }ugelaff en würbe. @pöter würbe
rie rnfprünglid^ einen 9ct bilbenbe Uebergabe beS
Rogifteriumd in }Wei acte getl^eilt, nömlic^ in
M mrleil^ung ber Sicenj w& in bie t)on gan}
icfonberen Sfeterlid^eiten umgebene Sufnol^me in
nB 2>octoren€oOegium (bal^er ber nod^ beftel^enbe
Inicxfd^ieb ^wifd^ Sicentiat unb S)octorat). 9tur
Kxicnige, xotlä^x fid^ ber le^tem Serimonie, bie
itrigend mit einem großen ffoftenaufwanbe Der-
mbeii toor, unter}ogen l^atte, wor ein DoQgüItigeS
Rttglteb ber afdcultöt. (Ein eigene^ Unit)erfttöt§-
lAtabe etifürte nid^t; aud^ würbe anfangs feine
d[gemeine UniDerfttötSmotrifel geführt. 3eber
Dttgißer legte ein Serjeic^ni^ feiner @d^üler an
od» ffitü feine SSorlefungen in feinem ^oufe ober
m einem ju biefem 3wedfe gemietj^eten @aale. gfür
lie Sd€ttltät8t!erfammlungen biente ben 3:^eo«
logen boS ftloßer ber Zrinitarier ober SRatl^u«
dam, ben S)e€retiften bie ftopeQe beS 1^1. 3o«
^omieS Don 3mtfalem, bie tirttften Derfammelten
|i4 te €t^3ulien unb bie 9Rebiciner in ber 9Bol^-
nng be9 gettigen S)ecanS.
Sbn Sd^werpunft ber ^ßorifer llnit)erfttöt rul^te,
Mic fU^ baS aus il^rer Silbung unb weitem Snt-
liidumg Don felbft ergab, in ber tl^eologifd^en
il^r Derbanfte fie auc^ in eminenter
i$ren SBeltruf wdl^renb bed aJtittelalterS.
bod^ aud^ in $ari8 bie größten Xl^eo-
bge» iener3cit: ber gftancidcaner Sllesanber oon
6ih9 unb ber Dominicaner tllbertuS SJtagnuS,
b DoMielgefhm X^omaS t)on tlquin, ber
Doeior angelicus, unb IBonaDentura, ber Doctor
■emphicqs, femer Solennes 3)un§ @cotu3, ber
hm ^errfd^enben tl^omiftifd^m @Q{tem gegenüber
ckimibeiefi (ba8 fcotifKfc^e) auSbÜbete; femer, um
bbcie in iVbergel^, ber burd^ feine extrem fpiri*
tadipif^t SKd^tung unb burc^ feine leibenfd^ft-
tU^t $artetna]^me für Subwig bm datier gegen
»t mb ^opfiti^um ftarl com|)romittirte SBil-
Occom (f. b. Sri). Surd^ il^n erhielt ber
SnninaHdmuS über ben bid bal^in allgemein Der-
iRiencn SRealtfimufi bad Uebergewic^t nad^bem in
Sefömpfung bed Ie|tem fd^on ber gefeierte Selber
SBill^elm 3)uranb be St-^our^ain mit Srfolg
Dorangegangen war. Spdter glön}ten in ^ariS
$eter b^iÜQ, 9ticoIau8 Don SIemangeS unb ganj
befonberS ber berühmte 3o^anned ®erfon (Dgl.
über bie Sin^elnen b. betr. Slrtt.). S)a8 Snfel^en
ber tl^eologifd^en gfamltät war fo gro^, ba^ fie
Don allen Seiten um Söfung fd^wieriger fjfragen
angegangen würbe unb felbft ber a))ofU)lif d^e @tu]^(
fie gem }u Statte }og. 3l^r Stul^m wöl^renb ber
IBIüteaeit beS amttelalterS fpiegelt ^d^ auf § fflarfte
wieber in einer ganjen Sieil^e Don 3^gniffm ber
bamaligen 3^t. SS^enn ba^er b^iUQ Dor Sie-
mens VU. Don ber $arifer UniDerfttöt faot: „3)ie
Steligion unb ba8 aQgemeine SBol^I ber ftird^e }u
förbem, ift ftetS il^re ^reube. @ie ift bie l^eQ-
ftral^Ienbe Sendete für bie gan^e JKrc^e; fie l^at
aus ben d^riftlid^en ffönigen fjfranfreid^ bie aDer-
(^riftlic^ften gemad^t; fte l^t gfranfrei^ allein Dor
bem Ungel^euer bed Unglaubens unb Snglaubend
bewal^rt; jte l^at immer SRönner l^erDorgebrad^t,
bie jt(^ bewährten als tapfere SJertl^eibiger beS
ortl^obosen @IaubenS unb ftd^ auSgeid^neten burd^
l^eiligmögigen SebenSwanber, fo flingt baS frei-
ließ etwas lod^trabenb, aber b^illQ fpracß bamit
nid^t nur baS Urtßeil ber UniDerfttdt felbft unb
fjfranfreicßs, fonbem im SBefentlicßen baS ber
gan}en gebilbeten SBelt auS. SS ift bal^er fel^r
erflörlid^, ba^ ber Unioerfttät aucß auS bem gan}en
Sbenblanbe bie SBiffenSburfiigen fd^arenweife ju*
ftrömten; Derfcßiebentlid^ lonnte bie Stabt ben
9nbrang wegen SRangelS an SBol^nungen nxä^t
faffen. ®ltx^toc!fjH ift eS ftar! übertrieben, wenn
bie 3oßI ber @tubirenben für ben Einfang beS
14. 3a]^rßunbertS auf 20—80000 angegeben
wirb. 9ln ber UniDerfttöt ^riS unb befonberS
in ber tl^eologifcßen gfocultöt ftubirt, pmal ben
S)octorgrab erworben }u l^abm, galt überall als
9luSgei(|nung unb Smpfeßlung, ^ud^ mehrere
köpfte, wie Snnoceng HI., ^onoriuS IV., 3nno«
cena V., Sottifoj VIIL, glemenS VI., ßattm ißr
angehört, woburd^ ißr 3ntereffe für biefelbe gewi^
geförbert warb. 3)en SIerifem würbe baS @tu-
bium an ber UniDerfttät baburd^ erleid^tert, ba^
fie gemö^ einem Don SIemenS VL im 3. 1346
gegebenen ^rioileg wößrenb eineS fiebeniaßrigen
^efud^eS berfelbm bie Sinfünfte ißrer Senefiäm
begießen burften. Sin tluSfiu^ ißrer SBebeu-
tung war äud^ ber auf 3oßanneS XXIL }urüdf«
}ufüßrenbe fogen. StotuIuS (f. b. 9lrt.), ein 93er-
geid^ni^ Don Seßrem, weld^e bie UniDerfität in ber
angegebenm Steißenfolge oDiößrlid^ bem ^ßapfte
jur ©erleißung Don SBeneficien empfaßl. — S)ie
3eit ber ßöd^ften »lüte ber ^arifer UniDerfttät
warbaSlS., 14. unb 15. 3aßrßunbert. SBößrenb
biefer'3eü fießt fie mit ber @efd^id^te ber äBtffen-
fd^aften, namentlid^ ber tßeologtfd^, im innigften
3ufammenßange , la für bie 2:ßeoIogie war fie
eigentlid^ ma^gebetä). Sud^ ouf bie Sntwidfelung
ber Staaten unb ber ffird^e im Sbenblanbe übte
fie meßrfad^ bebeutenben Sinflu^ auS. SefonberS
1515
$ari8.
1516
!ur 3ett beS großen päpftlid^en ©d^i§ma3 fpielte
ie eine ]^ert)orrQgenbe SRjone. Sßenn fte qu(]^ nad^
einigem Sc^manfen sur Obebien^ beS 9t)ignonet
$o))fte3 überging, f o enttoidelte fte bo4 f<i^on bolb
(feit 1381) eine ungemein rege £]^ötigteit umbad
örgerlid^e Sc^iSma ju befettigen. Sie pl^rer
biefer SBeftrebtmgen toaren $eter b'^iSQ, Sticolaud
t)on SIemangeS unb äo^onneS @erfon. S)ie un-
oblöffigen Semül^ungen ber $arifer 2:i^eoIogen
Ratten benn audj einen ]^ert)onagenben Slnt^eil
boran, ba| enblid^ naä^ Dielen l^öd^fi unerquid-
lid^en SSerl^onblungen bie Uniondconcilien }u ^\\a
(1409) unb au ffonftana (1414-1418 ; f. b. «rtt.)
5U Staube famen. S)ie SBinen beS Sd^iSmoS
maren übrigens einer unfird(|Iid^n be^U). popft*
feinblic^en Stid^tung an ber $arifer llnit)erfttöt
befonberS günfttg. £ie tlnfd^auungen, toelc^e burd^
Occom bereits angebal^nt maren, griffen immer
meiter um ftd^ unb fül^rten }u Zl^eorien über ben
^rimat unb feine Siedete, meldte burd^auS nid^t
mel^r mit ber S)octrin ber frül^eren gro|en @d^0'
laftifer ^u $ari8 l^armonirten. Stamentlid^ bil*
beten bie $arifer Xl^eologen bie Seigre t)on ber
@uperioritöt beS aDgemeinen SoncüS über ben
$at>ft auS; bie Zl^eorie fonb befonntlid^ in ber
bamaligen tt)irrek)oUen unb aufgeregten 3^it f old^en
^nflang, ba^ fie auf ben Sondlien }u $ifa unb
ftonftans feierlid^ fonctionirt unb }u SBafel (f. b.
9lrt. 93a{el Soncil Don), mo auc^ tDieber bie 2)oc«
toren ber ^arifer Unit^erfttöt eifrigft tl^ötig maren,
ein über baS anbere 9RaI ton 9{euem aufgefteUt
tDurbe. Unterbeffen l^atte bie „ftönigin ber Uni*
Derfttöten" bie ^^öl^e il^reS SRul^med unb ©lanaeS
fd^on überfd^ritten. 92ad^ unb nac^ erging man
ftd^ {)att in ißortrögen unb S)i3putationen Dielfod^
in ©pifcfinbigteiten unb fubtilen 2)iftinctionen,
baS entfte @tubium erlal^mte, bie Siceu) unb bie
ofabemifd^en @rabe mürben leid^tfertig aud^ an
Unmürbtge Derliel^en. 3um größten 92ad^t]^eile
gereid^te eS ber UniDerfttöt unb namentli(| ber
tl^eologtfd^en gfacultöt, Don ber jene nad^ mie Dor
il^re ^ebeutung erl^ielt, ba| fte immer mel^r in
^bl^ängtgteit Don ber Jlrone gfranfreid^S !am, bie
fogar, mie j. 99. Submig XI. im 3. 1473 im
(Streite ber Stominaliften unb älealtften, burd^
Sbicte Sel^rftretttgteiten ^u entfd^eiben untemal^m.
3n bemfelben @rabe, mie baburd^ bie £)od^fd^uIe
il^ren internationalen S^araf ter Derlor, hn^U fte aud^
on il^rem allgemeinen Slnf el^en ein. 3n ber Sfolge^eit
trat fie nod^ bei ber burd^ Sutl^er l^erDorgerufenen
SBemegung, bann in ben Janfeniftifd^en, molinifü»
fc^en unb queSnelfd^en ©treitigfeiten l^erDor; allein
babei geigte ftc^ flar, bag fie bie Hegemonie in ber
Sl^eologie, bie fte frül^er unbeflritten bel^auptet,
nunmel^r abgegeben l^atte. S)er ^umaniSmuS, ber
tro^ beS IBeftrebenS einzelner bebeutenber !Ef{ön«
ner, mie beS ©uillaume 93ube (93ubäu8; f. b. ?lrt.),
in ^riS feinen redeten Soben fanb, unb bie burdb
benfelben gegebenen neuen SSal^nen, in hielte baS
mipenfd^aftlidde Streben gelenit mürbe, bie neuen
SJlittelpunfte geleierter 99Ubung, meldte um biefe
Seit fafi in allen Sänbem (Surotxi'8 entfionbcH,
unb bie groge Hrd^Hd^e SleDoIution befi 16. So^^
l^unbertS, oOeS biefed mirfte mit ben angegetani
®rünben jufammen, fo ba^ bie ^ßotifcr Vbmu
fttöt feit bem «uSgange beS SRittelaltecd ffaüg
5urüdging unb ft^ iäer onbere llniDctfitJitn
8franfrei($8 taum nod^ eri^ob. S>ie Buiibmm
inSbefonbere, in meld^er oEmfilig bie C^cologif^e
Sfacultöt eigentlid^ aufgegangen ttxir, begtdririe
^d^ mit ber 3eit DoQenbS gut @taat«anßalt ic-
f onberS feitbem fie il^re 2)octoren auf bie fogn.
gaDicanifd^ Sfreil^eiten Derfiffid^tete. Sie mnbc
bamit gu il^rem eigenen Un$eU eine ^flongf^ik
beS ©aQicaniSmuS unb blieb bie|, bis fie in bcB
Stürmen ber großen frangöfifd^ SteDoMon m
Snbe beS 18. Sal^rl^bertS gu ®runbe giag.
(Sgl. Bulaeus (du Boulay), Histom imiver
sitatis ParisiensiSy Paris. 1665 sqq., 6 voD.;
Crevier , Histoire de runiyersitö de Paiis^
Paris 1761, 7 Tols.; aReinerS, (Befd^i^teberiEit*
fte^ung unb SntmidHung ber l^ol^ Sd^julen, 6S^
tingen 1802 ff., 4 SBbe. ; Dubarle, Histoire de ]
l'univ. de Paris, Paris 1829, 2 yols. ; ^
SaS Unterrid()t§tt)efen in fjfranfreid^ mit einer Oci
fd^id^te ber ^arifer UniDerfttöt, SreSlan 1848;
Thurot, De rorganisation de renseignement
dans l'universite de Paris, Par. 1850 ; 6^^'
3o]^anneS ©erfon, SBürgb. 1858, 57 ff.; Jim-
dain, Index chronologicus chartanmi per
tinentium ad historiam imiyersitatiB Puii,
Paris. 1862; Lemöme, Histoire de Timif.
de Paris au XVn« et au XVm« sidcle, Fan
1866; Franklin, La Sorbonne, 2^ öd. Paiu
1875 ; SBubinSdfQ, S)ie UniDerfitöt $aris unb bk
gfremben an berfelben im9KitteIalter, g3erlinl876;
Bemard, Les Dominicains dans rmiiYenite
de Paris, Paris 1883; Denifle et GhatelaiB,
Ghartularitim universitatis Paiisiensisl— Uli
Auct. L Paris. 1889—1894 ; 3)emfle, CinSk-
giftrum ber ^rocuratoren ber englifd^en (beutf^o)
92ation ati ber UniDerfttät $arid^ im Srd^fir
Siteratur unb JKrd^engefd^id^te beS SRitteloItetST
[1889], 226 ff.; Bashdall, The origines of tiie
üniversity of Paris, in The English Histor.
Review I [1886], 639 ff. ; Kaufmann, S)ie ft-
fd^id^te ber beutf^en UniDerfttöten I, Stutlgstt
1888 ; Luchaire, Statuts et Privileges desnni'
versites fran9ai8es, in ber Revue internatio-
nale de renseignement XXI, Paris 1891,
346 SS. ; Feret, Les origines de runivenite
de Paris, in b. Revue des questions hisfcoritnes
LH [1892], 337 ss. ; Le möme, La fBUSott« de
th^ologie de Paris et ses lecteura les pln
cöläbres I, Paris 1894; ffaemmel, Sie UmMp*
töten im 9RitteIaIter, in Sd^mib, ®efd^ te
Sraiel^ung Dom Anfang an bid auf unfereSci^IIf
1, Stuttgart 1892, 334 ff.) CSed^tmli]
Unter 9{apoIeon L marb bie UniDerfitfit p
$ari8 mieberl^ergeftellt ober Dielmel^r eine «k
^od^fd^ule ati SteOe ber frühem enid^, bi
jtmf (^en ben beiben Sel^ranftalten lein SufaonK»
1517
$ari8, gran) be — ^arifot.
1518
(ang tool^el^mbQt i{l. SMe ie^tge llmt)erfUftt
^ tmr mel^r Diet 9<^cultölen: 3uri§prubet^^
aRAidn, Lettres m\lo]opf)xt, (Sefd^id^te unb
Ocogro))^) unb Sciences (SSatunoiffenfd^ft,
aRa£^tif u. f. ».)• S)ie S^cultäten langen
tDcnifl giifammen unb l^aben meift eigene ®ebftube;
bagcgen f|ot bie UnioertU&t als ©anaeö l^eute nod^
t^icn €i| in ber Sorbonne. S)ie oier ^cultöten
l^oben gegen 200 Sel^rftül^Ie unb über 8000 @tu-
Mrenbe. Sid Dor ffurgem ttKiren e8 no4 fünf
Sdcuttftten; im 3. 1882 ieboii^ ttmrbe bie (ftaat-
liil^) tl^Iogifd^ ^cultät oufgel^oben, ongeblid^
«aus eparfamteit" , ha fie ben Staat i&l^rltc^
12—16000 fjfrancfi fofie. Uebrigenfi mar fte
fon) überfiflffig gemorben, nad^bem im October
1874 eine freie fotl^olifc^e Unioerftt&t gegrünbet
Mrben mar, gun&d^ft mit brel gfacultöten (%f^to*
logie, Ste^tfimiffenfd^ft, pUofopl^ie), meldte im
SM« 1889 burd^ Seo XUI. bie canonifd^e 3n-
Sttution erl^ielt. Um bie oierte gctcultöt, bie ber
SRebirin, oonubereiten, ttmrbe neueftenS ein Bpu
tüi mit 400 Seiten gegrfinbet. SiS 1876 ttmren
f^ bie latl^olifd^ UnioerTttöt fd^on 1 528474 gfr.
gcfammett, unb 1877 fanb bie erfte feierlid^e
eqpmg mit ^reidoertl^eilung ftatt. SBtS 1892
annben 586 fiicentiaten unb 60 3)octoren aeirt,
bie l^eute oSe in öffentlid^en 3)ienften angefteDt
finb. (Beredeten Stuf geniest befonberS bie iuri«
pf^e^acult&t unb feine anbere, aud^ feine flaat*
lU^, fann {i4 gleid^ Srfolge rül^men. Sie
8if45f e ber $ari{er ftird^enprooins erliefen 1891
einen gemeinfamen Hirtenbrief bejüglid^ biefer
foü^Iifd^ Unioerfitöt in tt)eld^em fte ^uerfi bie
9tot^n)enbigfeit berfelben bei ber }une]^menben
OlaubenSIofigfeit barlegten, bann, nac^ einem
Script über ben gegenmörtigen IBeftonb berfelben,
mitt^eitten, hai ber «ufmanb iöl^rlic^ 360000 gfr.
bctege. SHefer fei bi§l^er grö^tentl^eilS burd^
Sammlungen aufgebrodelt tt)orben, nni^renb bie
gimbotionen erft 85 000 gfr. abn)ürf en ; be^l^alb
äfften fie, ba^ biefeftentJfunbattonenoert)oOftön"
bigt mürben (ftatl^ol. j^kd^en5eitung, Salzburg
1891, 185). [?ne^er.]
"Spiris, Srans be, f. 3anfcniu8 VI, 1233.
9tri$ (Parisius), SRatt^äuS, 0. S. B.
(ond^ Parifiiensis genannt), ein engltfd(|er ®e*
fd^tfd^reiber beS 13. Sa^tl^unbertd, mar um
bafi 34r 1200 geboren, trat im 3. 1217 in baS
Scnebictinerflofier bed 1^1. SIban au 9lIt-Seru-
lam ein unb ftarb bort im 3. 1259. 918 fein
^auptmerf gilt bie Historia major (eigentlidd
Cbronica majora [ed. Luard, Londini 1872
ad 1888, 7 toII.]), meldte aber nur ^um geringften
2ieU Don il^m felbftönbig l^errül^rt. 3)er erfte
Zpeil berfelben flü|t ftd^ mit menigen SluSnal^men
onf bie Flores historiarum (ed. Coxe, London
1841-^1844, 5 Tols.) beS ^enebictinerS Sioger
INm SBenboDer (gefi 1237), bie $ertobe oon 1259
tÜ 1273 fügte nad^ $ari8' Zobe SB. SRif^anger
itaju. 9u|erbem oerfa|te SRattl^öuS nod^ eine
Hii^ria minor (ed. Madden, London 1866
ad 1869 , 5 yolL) , tt)eld^ in ber SarfleDung
mand^er Sreigniffe genauer ifl. 918 (Sefd^id^tS-
queOe ifi 9Ratt^u8 ^^atü bürdend unguDerlöfftg;
feine Abneigung gegen alled, toai \fysi nid(|t }u^
fagte, t>er(eitete il^n }u rüd(ftd^t§Iofem Urtl^eil über
geiftlid()e unb mlilxä^ 9uctoritftten, mobei er ftatt
t>erbürgter3:]^tfad^n oft genug grunblofeSerbftd^-
tigungen, Ja offenbar erfunbene (Sefd^id^ten er^ö^It
(DgL Lingard, History of England XU, London
1837, 160, note). 2)aneben nHrb oDerbingS oon
il^m berid^tet, ba^ er tro^ feiner Angriffe auf bie
anberen Orben (Stinoriten unb Dominicaner) ein
eifriges !DlitgIieb feines OrbenS gett)efen fei unb
fogar Steifen }ur Steformation bo: Sienebictiner«
flöfter in 9tormegen gemad^t l^be. (Sgl. 3- SfeUen,
Stöbert ©roffetefie, gfreiburg 1887, 3 f.; SBatten-
bad^, 3)eutf(!blanbd ©efd^i^tSqueOen n, Serttn
1894, 452 [gegen SBattenbac^ f. bie SBemerfung
in b. 3eitfd&rift für fat^. Sl&eoL Xm, 1889,
72 1 f . ] ; f onfKge Siteratur bei Cheyalier, Böp. unb
Suppl. s. y. Maühieu Paris.) [tl. (Efjer.]
^tttifio, ^eter^aul, Sarbinal, befonberS
aß Seigrer beS tt)eltlid^en unb beS canonifd^en
Sted^teS berül^mt, mar }u Sofen^a im 3* 1473
geboren. Sr trat befonberS an ben Unit)erfttäten
)u $abua unb ^Bologna auf, unb fein Stuf oer-
anla^te $a))fl $aul HI., il^n als %ibitor ber
Slota na(^ Slom ju {teilen. Stad^bem er ftd^ in
ber neuen SteOung bemöl^, vertraute il^m ber
^apft bie Seitung ber beiben SiStl^ümer StuSco
unb tinglona (im ftönigreid^ 9tea))eO an unb er-
nannte i^n 1539 }um Sarbinal. Sine befonbere
Stolle toax il^m beim Soncil Don Xrient ^ugebad^t ;
er fönte nömlid^ einer ber ^räftbenten beS SondlS
fein, nad^bem er fd^on bei ben SSoroerl^anblungen
als päpftlid^er Segat beim ffaif er ffarl V. tl^ötig
gemefen toax. ^arifio ftarb aber ein l^albeS Sal^r
oor ber mirflid^en Eröffnung bedSoncifö (1545),
nad^bem er ^ule^t ju Stom bafi 9mt beS $ro*
batariuS befleibet l^atte. @ein ®rab fanb er in
@t. Waria oon ben Sngeln, mo fein Steffe gfla-
miniuS ^arifto, SBifd^of t)on Sitonto (gefl. 1603)
unb ebenfalls Sted^tSIel^rer, il^m ein 3)enfmal fe^te
(f. bie 3nfd^rift bei Eggs, Purpurae doctae 4,
n. LIV). aSon ©d^riften ^eter $aul ^ariflo'S
merben befonberS genannt Kommentare )u ben
3)eaetalen, 93orIefungen über baS Sit)üre^t unb
4 Sanbe Consilia (Senebig 1570). (Sgl Mo-
reri, Dict. s. y.; Moroni, Diz. LI, 212; über
feinen Steffen gflaminiuS aud^ Harter, NomencL
lit. I, 2. ed. Oeniponte 1892, 231.) [9. ßffer.]
'^axiflMj 1. IBeseid^nung SBiD^elmS Don $aris
(f. b. 91rt). 2. Seiname beS ßarbinalS QUpfym
be ^oiff? (f. b. «rt Sßoiff?).
if^xifpij ^ierre Surel, befannt unter feinem
OrbenSnamen als P. Slorbert, abtrünniger ff apu-
5iner unb gfeinb ber Sefuiten, mar 1697 ^u Sar-
le-S)uc (Sot^ringen) auS nieberem@tanbe geboren,
©eit 1716 ffapuainer, begleitete er 1734 als ©ecre-
tor ben ^roDinsial nad^ Stom, Derf d^ffte fid^ bort
Gönner unb mürbe 1736 als (Seneral-^rocurator
1519
Rarität.
1520
ber ouSioärtigen 9)Iiffu)nen mä) ^onbid^erQ ge-
f 4i(ft. €t warb bort fcl&r freunblid^ auf ßcnommcn,
trat aber balb mit auffrifd^ung be8 alten Streite«
über bie tnalabarifd^en SRiten (f. b. «rt. accomtno«
bationSjireit) l^eftig gegen bie 3c{uitenmifPonare
auf, felbft in öffentltd^er ^rebigt; bann tarn er aud^
mit bem Siöcefanbif (|of (t)on @t. Zl^omad), einem
j)ortugiefifdJen 3e|uiten, in offene« Senoürfni^
tt)egen ber Sinrid^tung einer franjöftfd^en Urf ulinen-
!KieberIaffung. dt toax }um SHector unb Seid^t-
Dater berfelben ernannt tooHte aber unabl^öngig
Dorn IBtfc^of unb ben JKrd^engefe|en fd^alten. SBie-
tDCÜjH er ftd^ j^ierbei afö ben SSerfed^ter ber fran-
}dftfd^en Stationalel^re gegen ben ))ortugiefifd^en
^älaten auf jufpielen fud^te, entft^ieben bie fran«
}ö{if(^en Sel^örben fotoo^I in ber Solonie mie im
SRutterlanbe gegen il^n. ^arifot mürbe au^er San-
beS, nad^ ber gemöl^nlid^en Eingabe nad^ ^merila,
tran8))ortirt, fam aber fpäter }urüd unb reiste über
tjfranfreid^ nad^ 9tom. ^ier traf er im 9Rai 1741
ein, nic^t um in feiner Qaä^t ben Stec^tStpeg ^u
betreten, fonbem um ftd^ ju röd^en. Ser ^a^
gegen bie 3efuiten mürbe bei il^m immer mel^r }ur
. SRanie; für bie ^al^Ireid^en unb mftd^tigen f^einbe,
bie ber Orben eben l^atte, lourbe er baburd^ )um
geeigneten SBerfjeug (^öHinger, Seiträge )ur po-
litif^en, fird^Iid^en unb Sulturgefd^id^te UI, SBien
1882, 9). ®er jal^rsel^ntelang mit ßeftigteit ge-
fül^rte SccommobationSftreit mar befd^mid^tigt,
»enebict XIV. ftanb im »egriff, burt^ eine ßnb-
, entfd^eibung bie ganje fjfrage au8 ber SBelt }u
fdjaffen, als P. SRorbert au Söignon (mit Orts-
angabe fiucca) eine S)enffd^rift über einen ^roje^
ber ffa))U}iner k)on ^onbi^er^ gegen bie bortigen
Sefuiten brudfen lk% bie er SBenebict XIV. mib»
mete, unb für bereu Sufenbung er mit einem Sreöe
geeiert mürbe. Siner l^ierDon gan) t)erfd^iebenen
großem unb l^eftigem ©treitfd^rift, nad^ SBene-
bict XIV. „Don ber SSerleumbungcn gegen bie
Sefuiten", mürbe 1744 in SRom bie Sipprobotion
Dermeigert: ^arifot mu|te {id^ iebod^ eine fold^e
k)om Sr^bifd^of ton fiucca }u Derfd^affen unb batte
bie ff edtbeit, {eneS für bie frübere 3)en!{d^rift erhal-
tene IBreoe beS ^pfteS biefem SBerfe Dorsubruden.
S)aS SBud^, ^ufammengefe^t auS S)ocumenten,
meiere ben SRitenftreit betreffen, unb auS 5ln-
flagcn unb Singriffen gegen ben 3e|uitenorben in
ber oerfd^iebenften Slrt unb 9tid^tung, erfd^ien in
brei SSänben (fronjöf. unb itolien.) 6nbe Suli
1744 JU fiucca, mürbe iebod^ am 1. Slpril 1745
Dom $apft oerboten ; bie SSifd^öf e üon ©ifteron
unb SRarfeiÜe traten gegen baSfelbe auf, unb eS
mürbe in mehreren Streitfd^riften näber beleudjtet.
P. 9lorbert mürbe ongemiefen, in ein fflofter feines
OrbenS in ber ©d^meij fid^ jurüdaujiel^en, ent-
flob aber unter feinem gfamiliennamen ^arifot
nad^ ^oDonb; „}u Slmfterbam unb §aog befannte
er jid9 öffentlid^ jum SultuS ber talDiner, unb
8u Utred^t mar er längere Seit aWitglieb ber jon-
fenifüfd^en ©emeinbe" (Sb^in« 8" ^^^- ^ma,
Sta^rid^tenüber^ßortugal, 9lugSburgl836, 105).
Senebiä XTV. felbft gab in einem Sd^ceiben Dos
11.9fa)Dember 1747 bem SrüffelerShmtiuftiue^
ftenntni^ Don bem l^dd^fl gmeifeC^ften (Sfyxaßa
beS flüd^tigen SRönd^ (Feller, hn Joninal Idit
et Utt. 1787, 340—846). 3n (Engtoib, totSjoL
^rif ot fld^ in ber gfolge begab, Dnfud^ er fi^
mit Unterftü^ung bei 6er)og8 Don eumbcriaA
in ber Anlegung Don §abrifen. (9lfi]^crc8 f. M
3of . 93aretti, Steife Don Sonbon nad^ ®emui, 2e^
}ig 1771, 1. £1^1., 4. Srief : SßlQnumt]^, 18. tq.
1760.) Ser 9Ri^erfolg trieb i^n erfl nad^Scdni
bann nad^ SBolfenbüttel, mo er mehrere 3a^
lebte (^arenberg, ^gmat. @ef d^. b. Orbenl h.
3ef. I, ^Qe u. C^elmfiäbt 1760, 889; (SritiHe
3ef.-®ef(bv . . . ftarf beleud^tet ... mm einm
fiiebbaber ber SBa^rbeit, gfrondfurt unb JRam
1765, 238). 3)ie 99efe|ung bet etabt burA bie
gfranjofen trieb ibn abermals nad^ Sngtoib. i)ort
fam er in gro^e 9lotb unb bat, um in ft^oSfitai
fiänbem als SBeltpriefter leben }u {dmien, ka
^apft, ibn Don ben OrbenSgelübben p entbUbo.
3n ber Hoffnung, ben Slpoßaten jurftd^ufül^
gemährte bie| SlemenS XTTT, auf bie Don ben*
felben Dorgefd^ü|ten Xitel ^in (1759). $aii|8t
ber ben 9tamen Slbbe ^latel onnal^m, irof im
9uguft 1760 über fjfranfreid^ in Siffobon eiö, vm
als Solbfd^reiber gegen bie 3efuiten in SomboB
2)ienfte }u treten, lieber feinen unglfldHidQenAif-
entbalt unb unerbaulid^n SBonbel bafeffiß jUb
bie Serid^te beS öfterreid^ifd^ OefonUen (bei
S)u]^r, ^ombal, gfreiburg 1892, 24 ff.) tnO^
lid^t. aSon fiiffabon auS fanbte er 1761 eineSe^
tbeibigungSfcbrif t an baS @eneralcapitel ber flttpn*
jiner in Siom, aber bereits im Vtai 1763 m^
er fiiffabon mieber Derlaffen. Sit $ariS Vv^ n
1766 fein Sud^ gegen bie äefuiten in einer Diettn
Umarbeitung (7 S3be.) erfd^einen unb mibmete cS
biefimal 3o{epb I. Don Portugal. !Rad^ fiotbringes
5urüdfge!ebrt, Dei^id^tete er auf fein ^riDfleg bet
@äcularif ation, mu^te nun, mie et jtd^ Dorb^jaOeft
batte, bei ben ftapu}inem mieber aufgenonrani
merben, Derlieg aber balb baS ff lofler gum }lDeiteB
STlal unb ftarb im Slenb in einem S)orfebei6og«
merc9 (1769). (SJgl. Imposturae CCXVUE in
Dissertatione B. P. Benedicti Getto de Sinen-
sium imposturis detectae et conTulsaey Budie
1781, 63 SS. Slutbentifd^e Socumente über $8*
rifot bietet Raccolta d' apologie ... in lispoett
agli opusculi . . . contra la Gompagn. di
Gesü VII, Venezia 1760, 67 sgg. ; baS Ste*
jeid^ni^ ber @treitfd^riften f. bei de Bäcker,
Biblioth^que II, 2« ^d., 944 ; fonfl Dgl. no^
[Fr. A. Chevrier,] Vie du famenx P. Noibot,
Ex-capucin, connu aujourd'hui sous lenomde
rabböPlatel, London 1762 [foHrifc^]; FeHer,
Dictionnaire hist. s. y. Norbert ; aud biefem
mörtlid^ entnommen bei Fr. Pörennäs, DictiomL
de Biographie m, 113.) [O. ^fülf S. J.]
?attt df (©leid^fteDung) ift ber «uSbrudt, vnt
bem man ^ur Seit beS römifd^en Steid^ed beutf^er
Station baS SSerl^ltnig ber brei (Sonfeffionen, ber
1521
Rarität.
1522
fttti^ßhn, St^etanet imb Stef otmirten, in 6ärger«
lii^cr imb politifd^r Sejtel^ung, im Steid^e fotool^I
Ott in ben einjelnen Xerritorien }ubegetd^nenpflegte.
Siefc Glei^ftdlung umrbe guerfl bur^i ben Steli-
gionfifriiben unb Steid^bfd^teb Dom Solare 1555
bmSut^eronem ober fog. 9ug§burger Sonf effionS«
aaocnDonbten neben ben ftotl^olifen )ugeft(mben,
bann bnr^ ben »efif öli{(i^en gfrieben Dom Saläre
1648 ond^ auf bie Saloinijlen ober fogen. Siefor-
nirten ausgebe]^. )ßon ba an mürben bie beiben
^ßoxteicn ber Sut^eraner unb 9tef ormirten als (Ein
SRfIi8ionfifdrt)er unter bem 9tamen ber (EDangeli-
Hcn begriffen unb ben ffat^olüen gegenübergefiellt.
£cr § 1, 9rt. 5 bed Ofinabrüder SfriebenStnfhu-
rnntt beftimmte, ba^ ^sisif^en ben fturfütften,
8&x^ unb fömmtlid^en Stanben ber beiberlei
Sdigionen genaue unb toeii^felfeitige @Ietd^^eit
icP^en [olle, fo ba^, nKi8 einem X^eile red^t bem
anbem biSig fei". Seibe Zueile foOten in gleid^er
Seife bed foiferlid^en @d^u|e8 genießen, unbe-
fd^obä ber Iaiferlt<l^ SlbDocatie ber römifc^en
ffbf^ (§ 10 ebb.). 2)ie^ galt jebod^ nur für baS
9ei4 unb bafi Skrböltni^ ber Sieid^gftänbe als
öld^ unter ft^ unb in ffaifer unb 9tet(^. ^in-
id^ttid^ ber Territorien aber fam eS auf ben IBe*
ilftonb Dom 1. Sanuar 1624 an (f. b. Irt. 9tor-
aaljlal^); boma^ beftonb bie ©leid^^eit ber beiben
SteligimiSt^eUe unb i^rer Sngel^örigen nur in
einigen menigen 9teid^Ianben, bie man gemifc^te
nomie , »öbrenb in ben anberen, unb ^toar ben
aeifhn, entmeber bie fatl^olifd^e ober bie (nro«
t^tialiid^t Sonfeffion in ber Srt l^fd^enb roax,
bfl^ nur il^ SBefenner bafelbft 5ffentlid^en (SotteS-
Ucnfl leiten unb auf ben SSoHgenu^ ber bürger-
lU^ unb politifd^en Steckte tlnfprud^ ma^en
tomüen ; anbere Steligionen unb beren IBefenner
frilten bogegen „für immer auSgef d^loff en fein unb
i^nen lein Kaum no(i^ @tatt gelaffen^ fle feilten
iri^t gelitten nod^ gebulbet merben'' (I. P. 0. art. 7,
§ 2). Se^tereS l^atte iebod^ nur auf bie ^\ä) d^rip-
lid^ nennenben @ecten SBejug, ol^ne ben nad^ toie
wt gebulbeten Suben Sintrag ^u t^un. ^abei
UMt ollen (Knieinen bie DoUe ©etoiffenSfreil^eit
lUtL & ift befannt, toie im SSerlaufe ber
bie rationalifiif d^e 2)enfn)eife aüentl^alben auf
fien bed pofttioen @lau6end ftc^ geltenb mad^te
md) in ben proteflantifc^en fidnbem baS Snfel^en
bcc fqmbolifd^n tBüd^er, in ben fatl^olifd^en aber
boi 9nf^ beS ^apfted unb ber fird^Iiii^en Ueber-
liefcntngimmermebrfc^toftc^te. 2)ie@dcuIari{ation
bcc geifUi^en gflr^entl^ümer im 3. 1803 brachte
bk metßen tat|oIifd^en Steid^Slanbe unter prote-
{hmtif d^ jberren ; in bem f at^olif d^en Sägern famen
«tt bem SegierungSantritt bed ffurffirften (nac^-
voügen IFiynigS) 9Ra|imiIian Don S^^^brüden
bif Stbtminaten gur ^errfd^ft. 9118 bal^er im 3.
1806 mit ber «uflöfung beS beutfd^en 9teid^
M äieroS aud^ bie alten SanbeSoerf affungen ein*
tthSten, UKir bie^ ein toillfommener 9nlaj, um
in iwen bis bobin tatbolif d^en Sönbem bie Sleid^«
(kOnng ber ^otefianten mit ben jf atl^olifen au8«
}u{pred^. (gin ®Ieid^ed gefd^a^ nid^t )u (Sunften
ber ffatbolilen in ben ))roteftantif(^en Sönbem,
bie jtd^ au^erbalb bed StbeinbunbeS i^itlitn. 9ber
Stapoleon enoirfte e8 in @ad^fen unb ben übrigen
norbbeutfd^en Biaaitti, als er fie uBtbigte, fd^
bem Stb^inbunbe an)ufd^Iie|en , unb fo toar bie
dlei^ftellung ber beiben, Dormatö nur im Sieid^
gletd^geftellten (EonfefFionen aud^ in a&en einjelnen
DormaligenKeid^Ianben, mit Sufinal^me ber öfter-
reid^ifd^en $roDin}en, toenigftenfi gefe^Iid^, menn
aud^ nic^t ber if^at nad^ burd^gefe|t. 9K im
3. 1815 ber @tur) 9ta))oIeon8 jur Stiftung bed
beutfd^n SBunbeS führte, beßimmte bie beutfd^e
SunbeSacte im «rt. 16 : ^3)ie Ißerfd^iebenbeit ber
c^riftlid^en SteligionSparteien fann in benSänbem
unb Gebieten be§ beutfd^ IBunbeS feinen Unter-
fd^ieb im ®enuffe ber bürgerlid^en unb politifd^
Siedete begrünben/ 3n biefer IBeftimmung tt)urbe
au8 ber turfprünglid^en Sfafjung beS Eintrags baS
S&bxti)tti „htti" Dor ^d^riftlid^en SteligionSpar«
teien" abfi(|tlid^ meggefaffen. 3)a aber anberer«
feitS im SBiener (Kongreß auf bie gfrage, ob bie
SBeftimmung beS 9IrtiIeI3 aud^ auf anbere als bie
brei feit 1648 im 9teid^ gleic^gefteQten d^rifUid^en
SonfefftonSDermanbten, }. 99. auf SBiebertöufer,
SBalbenfer u. bgl. }u bejieben fei, bief e 9Iu8Iegung
für bebenflic^ erflört umrbe, fo f Aeint iene Slud*
laffung nur in einer Küdftd^t auf bie Stitglieber
ber gried^ifd^en ffird^e i^ren (Srunb }u b^ben,
meldte im 3. 1814 burd^ ein patent beS faifer»
lid^ ruffifd^en (SeneralgouDemeurS beS Itönig-
reid^d @ad^fen, dürften ^e)mtn, gleid^e Siedete mit
ben ftatbolifen unb Keformirten erbalten Ratten.
3)emnad| ift bie SSefiimmung bed9rt. 16 nur auf
bie d^riftlid^en Sonfeffionen )u be^iel^en, toeld^e
bamalS in 3)eutf d^Ionb jum Soügenu^ ber bürgere
lid^ unb politif d^en Siedete gelangt nrnren. (S)te
@ried^en ftnb erft im 3. 1834 in SBaQem auS-
brüdHid^ )ur DoIIen ©leid^bered^tigung mit ben ge-
nannten brei anberen bffentlid^ anerfannten 9ie-
ligionStbeilen gugelaffen toorben.) 3)iefe @Ieid^-
tellung fyxt }ur fjfolge , ba^ bie üJMtglieber ber
ragli^en (Sonfefftonen in feinem beutf^en fianbe
)er Keligion »egen für befig-, ermerbd-, erb- ober
fucceffionSunföbig erflört, ober in Sbftd^t auf
@d^u^, Sted^tSppege , SctiDbürgerred^t unb 9n-
fprud^ auf öff entlid^e 9emter, bürgerlid^e &)xz unb
IBortbeile u. f. tt). linter Ruberen Don Seiten ber
Staatsgemalt }urüdfgefe^t toerben bürfen. Ob auc^
bie Sonfeffionen ober DKrd^en als fold^e, b. b> als
öffentlid^e Korporationen, nad^ bem angeführten
^rt. 16 ber SBunbeSacte in il^rem Serböltniffe ^ur
StaatSgetoalt einanber gleid^efteOt fein foDen, fo
ba|, mie ber meftfölif^e gfriebe fid^ auSbrüdtt,
baS, maS bem einen Zb^ile red^t, aud^ bem anbem
biQig fei, lö^t fid& befireiten unb ift namentlid^
in Sad^fen unb $reu|en Don Seiten ber $ro-
tefianten mirflid^ befiritten morben; bie öffentlid^e
Weinung bat fi(b iebod^ auS allgemeinen ^rünben
barüber bejabenb auSgefprod^en, unb biefe (Sleid^-
fteOung befiebt nad^ ben Serf äff nngen oOer beutfd{)en
1528
^arfer.
1S24
Staaten toenigftenS tnfotoeit, ba^ eine l^rr-
fd^enbe ober bet)orgugte Sonfeffion unter ben ge-
nannten gefe^Iid^ nirgenbd anerfannt ift, unb bie
baS bürgerli^e unb ))oUtifd^e fieben berfi^renben
^nttSl^anblungen ber fird^Iid^en ^Beamten btefec
Sonfef jionen überall bie gleid^ g^ei^eit genießen
unb bie gletd^e 9nerfennung ftnben. Sine 9lu8-
na^nte beftel^t jebod^ aud^ ie|t no^ in Sraun*
f^meig unb 9RedIenburg. gfür ben 9{orbbeutf(^en
99unb mürbe burd^ Sunbedgefe^ t)om 3. 1869
unb entfpred^enb für baS neue Seutfd^e 9teid^ im
3. 1871 nochmals au^brüdlid^ beftimmt ba^ aQe
nad^ bejtel^enben 99ef(^rftnfungen ber bürgerlichen
unb ftaatSbürgerlid^en Sted^te, toelc^e aud 93er«
fd^iebenl^eit beS religiöfenSBefenntniffeS l^errül^rten,
auf gel^oben fein f oOten. — SJtan l^at aber ben burd^
bie 9h)t^ ber 93er^öltniffe l^rbeigefül^rten Sußanb
einer ©leid^fteüung aDer Sonf ef ponen unter einen
allgemeinen ©runbfa^ }u fteden gefud^t unb be-
l^auptet, bie Steligion bürf e überl^aupt leinen Sin-
fiug auf bie bürgerKd^en unb politifd^en Siedete ber
StaatSgenoffen öu^em. S)tefe Sel^auptung ift
offenbar falfd^, unb baS 3rrige berfelben ift leidet
eingufel^en. S)enn nac^ bem eigenen 3uge{tönb*
niffe berienigen, bie ben @a^ auffteOen, fe^t ber
ttlnfprud^ auf aOe bürgerlichen unb politifc^en
Sted^te aud^ bie Erfüllung aller bürgerlid^en unb ^o-
litifd^en ^flid^ten DorauS ; bief e aber ift nid^it m5g«
lid^ k)on Seiten berienigen, meldte bie religiöf en unb
bie bamit )ufammenl^angenben ftttlid^n ®runb>
fö|e, auf teeld^en ber @taot unb ber gefammte
gefeäfd^aftlid^e SSerbanb in il^m berul^t, nid^t an*
erfennen. S§ l^eigt in ber 2:^at bie bürgerlichen
unb politif d^en ^fiid^ten allju niebrig unb ^u fel^r
nur au§ bem Stanbpunfte einer befpotifd^en 9te»
gierung auffaffen, nienn man fte auf bie dntrid^«
tung ber @teuem, bie @teQung )um 9)2tlttörbtenft
unb bie med^anifd^e Untermerfung unter bie SSer*
orbnungen ber Staatsgewalt unb bie 9lu3fprü(^e
ber ©erid^te bef^rönft; ber mid^tigere %f)t\l ber*
elben befielet in ber SKitmirfung, bie jebe« felb*
tönbige ober mol^I gor über Rubere gefegte SRit*
glieb ber @taat§gefeUjd^aft innerbalb feines SBir*
fungSfreifeS ju (eiften fd^ulbig ift jur Sr^oltung
unb SBetl^ötigung ber religiöfen unb fittlid^en
SBal^rl^citen, in meldten ber Seftanb ber fjamilicn
unb bie ftttlid^e |)altung ber Sinaelnen, bie le^te
©onction beS gefammten beftel^enben Sted^ted unb
ba§ SBanb be§ SJertrauenS unb ber ^n^önglid^*
feit murjelt, mlä^^ bie SDlitglieber ber einzelnen
tJfamilien unb ^auSl^altungen, ber Korporationen
unb Stäube, mie enblid^ bie SReglerenben unb bie
Regierten erft ju einem lebenbigen ©anaen oer*
binbet. S)ie fraglid^e 93e^auptung berul^t auf ber
aSorouSfeJung einer gonjüd^en Trennung beS
Staates k)on jfird^e unb Steligion; ba aber ber
Staat ntd(|t ol^ne 9ted^t beftel^en fann, baS Stecht
aber ol&ne bie Sitte, bie Sitte ol^ne Religion tobt
iP/ fo begreift pd^, bafe bie gänjlid^e Trennung beS
Staates öon ftird^e unb SReligion, tocnn fle ge*
lingen lönnte, notl^menbig }u feinem Untergänge
führen mü^te. ^ SOIerbin^ fyxbm bie ftlogex,
ba| bie principieO etablirte Rarität xaiSfi im(bt-
f emteften }ur SBirRic^teit gemorben^ niemott otf-
ge^, unb fle tonnten U)o^( in Seiten, too Uefe
fflagen bered^tigt unb bef oid)erd fautt nxnen, Uii^
)u ber 9nft(^t fül^ren, ba| man in ber iHdb
Trennung Don Staat unb SMfyt ben einjigoiSBll*
meg finben fdnne, um bie SDurd^fü^ntng ber ^ati^
tot 5u erreid^en. [D. Vlm^]
?itrfter, ÜRattl^ett). e^bif d^of ber engrtf4a
^o^fird^e ^u Santerbur^^ ift befonberfi bctot
aus ben (Erörterungen übte bie (Sußigldt ber
anglicanif^en Sßeiben (f. u. 2). 1. $(nbr im
5u 9tortt)id^ am 6. Suguft 1504 oI8 Sol^ eiaeS
Kaufmanns geboren, ftubirte )u (Eombribge, tsrnk
1527 ^riefter unb gfelloni beS Gorpus-Cairisti-
SoOegS bafelbfi unb begann 1533 mit Stfolg |b
prebigen. 2)a er fd^on frül^e ftd^ ber in Coninbge
oorl^errf d^enben reformationSfreunblid^ Stu^taii
augemenbet, erl^ielt er oon (ärjbifc^f (Scanner ({.
b. Srt.) bie (Ermöd^tigung, im gongen ftdmgctttl
5U prebigen, marb an ben ^of berufen nnb Mi
Slnna Solenn ^um f^uSbpIan unb Sleligioat-
lel^rer il^r jtoeijiöldrigen Xod^ter (E(ifabd^ er^
nannt. Seit 1537 mar er ^oftoplon ^/a»
näfi Vm.; 1544 ttmrbe er jum SorP^er hl
Corpus -Cluisti-fSonegS in (Eombräge nib feit
1545 mel^rmalS }um ^efongler biekr QmMcp-
tötermöl^It. SeimStegierungSantrittebnatbSVL
mu^te er feine 2)ed^antei bon Stofe tt^egen isf*
bebung beS Stiftes mit einer ^enfbn tiertaoHei^
fonnte aber ie|t feinem ftebeniöl^ngen Sei^äti$
5U einem 9Röbd^en auS 9{orfoH ben geunmft^
Ibfd^Iu^ geben. 3m 3. 1550 mürbe er SRitgOeb
ber 5ur Sefel^rung unb IBeftrafung ber WAa^
tauf er eingelegten Sommif (ion unb Dereinigte boQ)
in feiner $erfon eine Steige eintröglid^er ^fränben.
S)em il^m nal^e befreunbeten 9R. 9u|er Q. b. ixL)
l^ielt er 1551 bie fieid^enrebe. Unter ber Xegieniag
Waria'S ber ffatl^olifd^en ttmrbe i^m als bettmta
$riefter unb bel^anlid^em ^roteftanten eine sb
bie anbere feiner ^frünben entzogen ; feit SRoi 1554
lebte er jurüdtgesogen in ber ©raffd^ft Sbrfolf,
mit ber Ueberfe^ung ber ^falmen unb einer Se^
tl^eibigung ber ^riefterel^e befd^öftigt Sobolb
eiif abetb sur C^enf d^f t !am (1 7. 9}ot)ember 1558),
sog fte $arfer auS ber SSerborgenl^it, beauftragte
il^n mit Ruberen 5ur Ißijttation ber Uniiierptfit
&imbribge unb )ur Steoibirung ber Siturgie toib
beftimmte il^n enblid^ )um Srgbifd^of oon Cantei'
burQ. 9ta(^ löngerem Ströuben unb mebifa<^
SSer^anblungen erfolgte am 1. %ugu{t 1559 bnnt
ben fleinem %W beS SapUelS ^rferS &#
ffeiner ber gefe^Iid^ anerfannten Sifd^fe b(§
9leid(|eS tootüt ftc^ iebod^ ^u feiner SBeibe botet'
laffen. S)rei abgefegte SBifd^öfe auS ber 3"^
SbuarbS VI. unb ein SBei^bifc^of gaben ft(b enb*
Ii(^ boju ber, am 9. 2)ecember feine SBefiötigimg
unb am 17. 2)ecember feine (Sonfeaation ^u \m&*
Stellen, nad^bem bie ftönigin auS l^bd^jter Stockt*
t)oinommet^eit aOe gefe^Iid^en 2)efecte fupplirt
1525
parier.
1526
l(atte. parier entfaltete in feiner Krd^Iid^en Sl^ötig-
htt butd^ iKrd^trifttationen, tienberung ber Si*
togie u. bgl. ben größten ßifer ^nr Ausrottung
bdl no4 immer fefi eingeuurjelten ffatl^oIictSmuS;
aitd^ fax (ginfül^rung ber neuen SBibelüberfe^ung
(1568), bie bis Sacob L bie ]^errfdM>e blieb,
1^ er naml^ft mitgemtrft. 9n feinen Atomen
Inüpft ft4 oOber aud^ ber offene SluSbrud^ ber be-
ieU8 feit 1550 borbereiteten @))altung innerl^olb
bdl neuglöubigen anglicanifc^en ffird^mefenS.
Seine ^er (Einbeitlid^feit ber tmefterlid^en ^ei-
bimg unb btt Siturgie erloffenen SSerorbnungen
fanben äBiberf))ru(i^ ; fein l^rteS Serfal^ren gegen
bif aSibnfpönftigen fül^rte }ur förmlid^en Sod-
fagung ber SHffenterS ober 92on-Sonf ormiften Don
ber ^oißxä)t, parier unterl^ielt einen fürftlic^en
It; einen Sl^eil bed Sombetl^-^alafted ber
ifd^öfe k)on Sonterburt) f^ai er neu erbaut.
SRond^ rttldmen i^n als gaftfreunblic^ unb tt)ol^I-
Qftttg ; Hei mel^r aber nnrb er als ftol^ unb l^art
getobeft Slifabetb gegenüber legte er eine wenig
MieibenSmertbe ©efd^meibigfeit unb @efügig!eit
on ben Zag. Sie Unioerfitdt Sambribge, nament«
Hd^ boS Corpns-Christi-SoIIeg , Derbanit il^m
mel^rcre Stiftungen, mertl^boDe ^üd^erfd^enfungen
imb anbere (Sunftenoeife. Sin SSerein k)on Snter*
C^innSfreunben, ber erfte in Snglanb, tt)urbe tl^eil-
IDcife burd^ ibn in'S Seben gerufen, ^rfer fam«
ndie unb rettete jablreid^ 9J{onuf cripte unb Süd^
mfi ben ber S^^f^rung ))retSgegebenen ftlofter-
U&Hoi^fen : Dier alte S|ronifen, tt)ie bie beS rom-
dnbli^en SlattböuS $ariS (f. b. Art), l^ot er
dbB b^rouSgegeben ; aud^ bef örberte er eine ongel«
Umi^ ^omilie AelfricS unb bie angelföd^fifd^e
leberfe^ung ber Strangelien ^um Srudf, mai^it
fUfy äberbaupt um bie ftenntni^ ber altföd^fifd^en
Stnrod^ oerbient 3u bem unter feinem 92amen
(Lond. 1572. 1605. 1629) erfd^ienenen SS^erfe De
antiquitate Britannicae Ecclesiae fc^eint er
ntr bie geiftige änfpiration gegeben ju baben ; ber
ccfle tS^W (über bie «(tertbümer) loirb Dr. Ad-
iQortb/ ber }tt)eite, bie Seben k)on 70 Si^bifd^öfen,
$arkrS Secretör äoffel^n jugefd^rieben. Seiner
1570 Derfiorbenen SebenSgefö|rtin, bie i^m bier
&ffnt geboren, folgte harter im Xobe am 17. 9Rai
1575. dur 3eit ber Stepublif (1648) mürben feine
(Mbeine Don ben Puritanern ausgegraben unb
bcfd^m))ft, fanben iebod^ fpöter mieber IBeftattung.
(Sgl Job. Strype, The Life and Acts of Mat-
iliew Parker, London 1711; W. T. Hook,
Lhree of the Archbishops of Canterbury.
New Series IV, London 1872, 1 ff.; Master's
Histoiy of the College of Corpus Christi,
ed. Lamb, Cambridge 1831; Singarb, ®efd^.
Hon Snglanb, überf. Don gfr^r. D. SaliS, t^franf-
furt 1828, Vn, 800; Vm, 76. 136.)
2. 9n Dariers SBifd^ofSmeibe fnüpft ftd^ b^^upt-
^Uffiiä^ bn Snfprud^ ber anglicanifd()en fttrd^e
imf bie apofiolifd^ Succeffton il^reS ßi)ifco))ateS.
Sbina mit 9uSnabme beS einjigen SRibbleton Don
et SkiDibS b<it Dörfer alle Sif d^5f e feiner ftird^-
proDin) confecrirt, unter il^nen aud^ £b* ^oung,
ber nad^malS als Srjbifd^of Don ^orl in ber anbem
JKrd^en|)roDin) SnglanbS bie fämmtlid^ IBi-
f d^ofsmeiben fpenbete. ßtoax nutzte, audd bie ®ul-
ttgf eit Don $arf erS SBei^e }ugegeben, bie ® ültigteit
ibrer fpötem gfortpfiangung nod^ immer in gfrage
ge}ogen, Ja beftimmt Demeint merben; aber tbat-
fö^Iid^ brebt fid^ ber Streit faft auSfd^Iie^Iid^ um
bie SBeibe ^ferS felbft. )ßon Anfang an ift Don
Seiten ber Sltgläubigen bie SBeibegemalt ^arferS
beflritten morben; fd^on 1561 ixaä^k eine Schrift:
Morwen, An Addition to the causes of the
Buming of St. Paul's Church, bie S^age }ur
öffentlid^en S)tScuffion, unb faft obne Unter-
bred^ung erf d()ien Don ba an über biefelbe eine un«
abfebbare 9teibe Don Streitfd^ften. 2)aS ^rla-
ment bielt eS für notbmenbig, 1566 bie nai^ bem
neuen gformular DoIIjogenen SBeiben auSbrüdtltd^
als gültig ^u erflören. 3)ie fatbolifd^ ftird^e bot
bie englifd^en SBeiben Don Einfang an unb gong
obne Scbtoanlen als ungültig betrad^tet unb angli*
canifd^ @eiftlid^, meldte }ur IKrd^e }urüdRebrten,
bebingungSloS mieber gemetbt; fo nod^ 1704 ben
anglicanifd^en Sifd^of Dr. (Sorbon, ber 1688
feierlid^ unb öffentlid^ bie englifd^ SBifd^ofSmeibe
erbalten b^tte. — SS flebt feft, ba| bie Sonfecro-
tion ^rferS am 17. 3)ecember 1559 in ber Sta-
ptUt beS Sambetb-^alafteS SRorgenS gegen 5 bis
6 Ubr nrirflid^ ftattgefunben b<^t. (3)aS notariell
beglaubigte ^rotofoü nebft ber Se^eugung beS
Sari of 92ottingbam f. bei Bumet-Pocock,
History of the Reformation of the Church of
England V, Oxford 1865, 553 ff.) 93on ben
brei ©ifd^öfen, meldte bem ßonfccrator affifiirten,
mar SBeibbifd^of ^obgSfin Don 99ebforb beftimmt
nod^ nad^ r5mifd(|em 9tituS gemeibt. S)er £al«
Dinift SoDerbale meigerte ftd^, bei ber 9Beibebanb*
lung ber bifd^5flid(|en JHeibung ftd^ ^u bebienen
(non nisi toga lanea talari utebatur). Son-
fecrator mar Sarlom, ebemalS Sluguftiner, ie^t
bemeibt unb SSater Don 12 ffinbem, unter ^ein-
rid^ Vni. nadd ber Sieibe 5U ben SBiStbümem
St. 9lfa))b. St. S)aDtbS, SBatb unb SSkas be-
förbert; megen feiner unter 9Raria bemiefenen
Sd^imöd^ mar er Don Slifobetb nur )um Sifcbof
beS geringem SiStbumS Sbid^efter ernannt morben.
S)ie @ränbe gegen bie @ültigfeit ber Don ibm
DoQ^ogenen Sonfecration ^rferS beruben a. auf
bem 3tt)etfel, ob Sarlom f elbft ie gemeibt morben ;
b. auf bem Don ibm angemenbeten jmeifelbaften
SBeiberituS; c. auf bem Streif el an einer mirf*
lid^en bei i^m Dorbanbenen SBeibeabftd^t On-
tention). — Sarüber nun, ba| Sarlom iemalS
felbft jum Sifcbof gemeibt morben, feblt in einer
gan} auffaüenben Sieife |ebe bocumentirte 92ad^
rid^t unb felbfi ieber SnbaltSpunft. 9tod^ ift ber
9ct Dorbanben, burd^ meldten ^nrid^ Vni. ibm
bie Xemporalien beS ^iStbumS Sat^ unb SMS
für SebenSjeit übermieS ; in bemfelben Dermi^ man
jeben ^inmeiS auf DorauSgegangene ober nadd-
folgenbe Sonfecration, mie er fonft in bergleidden
1527 $ar!et. 1528
änftrutnenten fid^ ftnbet. SHein bie ^ßapiere be§ mu^ bie forma sacramenti (in biefem gfolb boS
bif djiöflid^en 3r(^tk)§ Don @t. S)Qt)tbd, tt)0 sunöd^ft ®e6et Accipe Spiritnm Sanotam) bie bard^ boS
ber !Ra(^tt)ei3 }u fud^en Mxt, flnb überl^upt ^um Sacrament )u ertl^eilenbe befonbere <8nabe mb
großen %f^txlt verbrannt. IBarloto l^at unbeftritten folglid^ bie 5U Detleil^enbe ®etDaU beicßid^ {am
unter ptinnä^ TDI. oQe Xitel unb Sted^te eine§ SuSbrud bringen. Sie tl^ut bie| enttoeber, inbem
SBif d^of § bef eff en unb ntond^e bif d^öflid^e gfunctionen fie bief elbe beftimntt unb audbrudQid^ bejeid^ ober
geübt. Sei ber Sö^igfeit , mit toeld^er ^ein- biefelbe menigftenS burd^ ben Sufammen^ong nit
rid^ Yni. an ben dien ftirc^engebröud^en unb ben übrigen SSeftonbtl^eilen bed SBeil^cteS mb
Dorgüglid^ an ber @acrQmentenIe|re feftgel^alten ber tlbjic^t beö ©))enber§ befümmt erfennen WjL
loiffen loollte, bei ber SJtad^t unb Sntjd^ieben^eit Sei ben ertoöl^nten SonfecrotionSttieifen $ Me
ber Snl^önger beS Old-leamlng , ber fird^Iid^- gform in fic^ unbefKntmt ; fie be}etd^et ktne te-
conferootioen ^ortei, unb bei ber SRenge Don per- fonbere faaamentale @nabe unb fomt bc^er nii^
fönlid^en ©egnem unb gfeinben, bie Sorloto befa^, an unb für fid^, fonbem nm^ im S^farnnta^oBi
ifl ed faum benfbor, bo^ e§ niemals öffentli^ ber gongen ^onblung, qI§ Seftonb^l eiicS
gur ©prod^e getommen möre, toenn er, ol^ne ie gongen Stitud, betrod^tet tottbm. 2)iefer iß bä
gett)eil^t gu fein, bifd^öflid^e Sefugniffe geübt l^ötte. ben Orientalen ein ofö öd^t unb gültig Don jc^
fturg beDor Sorlom boS SBiStl^um Sotl^ unb 9ßell8 onerlonnter ; nid^t fo bei ben Snglicanem. Sie
ontrot (im SJtoi 1536), l^otte bei ber SouDocotion l^eutige ongliconifd^e äBeil^e mu| notl^ttenbtgBei
beS SIerud ber ^ouptfompf fic^ um bie fieben trod^tet toerben in Serbinbung mit ben 89 !b
Socromente gebre^t, unb ber ff önig felbft l^otte tifeln, bem fpecieüen Sefenntni^ ber anglicmri|4ei
ben @ieg beS Old-leaming entfd^ieben; Sorloio ftird^e^ meldte boS ^riejlertl^um im lotl^üfta
botte bie fed^3 9lrtt!el unb fpöter oud^ bo§ Eing's @inne überhaupt ouf^eben, baS Opftt Deroerfoi,
Book unterfd^rieben , in loeld^em bie fotl^olifd^e bie ©ocromentolität ber Sßeil^e lüugnen; ebnfi^
Socromentenlel^re nod^ f eftgel^olten toor. (Slifobetb in Serbinbung mit ben bem SBeil^ct unmitteBor
il^rerfeitS geigte 1559, ba| fie auf bie IBifd^ofS- Dorongel^enben gfrogen unb 9nttt)orten, in lod^m
meil^e ®etoid^t legte; fie l^otte e§ fid^ 9Rü^e foften ftetS betont wirb, bog ed fid^ l^onble um ein ^
loffen, tro^ groger entgegenftel^enber ©d^mierig- ftert^um „nod^ ber Orbnung biefeS ftönigrei^'
feiten unb Sebennid^feiten, eine feierlid^e gon- u. bgl. SDiefe Setrod^tungSmeife xft ornJ^ eidf^ei*
fecrotion ^orferd burd^gufe^en. @ie toürbe olfo benb für bie Sonfecrotion ^rferS. Sofi erfk
fd^toerlid^ einen Sonfecrotor beftimmt l^oben, Don Book of Common Prayer, bod ^fingfien 1549
bem e§ nid^t unbefonnt geblieben toöre, toenn er in ffroft trat, l^tte ben olten OrbinotiondrilaS
mirflic^ nie bie Sifd^ofsmeil^e empfongen l^fttte. nod^ fortbefte^en loffen, erft am 1. 9pril 1550
2)agu fommt 93arloto§ onerfannt feiler unb feiger folgte oud^ ein neues Cerimoniale Episoopo-
Sl^orofter , ber ftd^ fd^toerlid^ um einer innem mm. S)ie fed^S ^räloten unb fed^S onbere 9Rit'
Uebergeugung miQen burd^ SSerobföumung ber glieber, teeld^e ber Sommtffton gur ^lerfldbng
SSeil^e bem SJtigfaHen ^einrid^S YIII. ouSgefe^t beSfelben angehört l^otten, n^oren foft ouSfd^liegli^
bötte. SS i[t fomit ein 3toeifel on SorlotoS eige« neugläubiger Stid^tung. Sifd^of S)a9Don(S^id^
ner SBeibegetoolt gtoor nid^t gong ouSgefd^Ioffen, ronxht olS Slnbänger beS Old-leaming ouS ber
ober eS bleibt bod^ untoo^rfd^einlid^, bog er bie Sommiffion geflogen; ber on feine Stelle getretene
Sifd^ofStoeil^e nid^t empfangen boben fottte. — ®ie IBifd^of §eatb Don SBorcefter mürbe, bo er We
in ^nmenbung gebrod^te EonfccrotionSioeife mor Unterfd^rift oermeigerte, in^S ©eföngnig geiootfen
bie neue, unter Cbuorb VI. eingefül^rtc. ?luS bem (Bumet-Pocock HI, 339). Unmittelbar no^«
fotl^olifd^ StituS toor bie ^onhouflegung mit ber bem ber neue OrbinotionSrituS in fhoft getreten,
Anrufung beS b^^^^d^^ ©eifteS feftgebolten ; olle mürben onentl^olben bie aitöre gerftört unb b^«
Dier on ber SBei^e betbeiligten Stjd^öfe DoHgogen gerne 3:ifd^e on bie ©teile gefegt. 2)er neueStÜui
fie. Slud^ bie Ueberreid^ung ber Sibel f onb ftott, betrof bie äBei^e beS 2)ioconS , ^rießerS unb
nid^t ober bie beS @tabeS. ^ie gur ^onbouflegung 93ifd^ofS. S)ie Sifd^ofStoeibe mor am meifien Mr*
gefprod^ene SSBeibeformel loutete: Accipe Spiri- pmmelt; ber Unterfd^ieb gtoifd^en Sifd^ mA
tum Sanctum, et gratiam Dei, quae jam per ^riefter foUte möglid^ft gering erfd^einen. 2)iefe
impositionem manuum in te est , excitare IReuerung bei ber Orbinotion mar tmr ein ®liÄ
memento. Non enim timoris, sed virtutis, in ber jfette Don SJtogregeln, meldte Don Srgbif^of
dilectionis et sobrietatis spiritumdeditnobis (Sronmer unb feinen colDinifd^n Seftnmmgl«
Deus. Sei nur oberpd^Iid^er Setrod^tung fönnte genoffen ouSgingen, um ben ^roteflontiSmuS bei
bief e t)form ber SBeibe oIS ebenfo gut erfd^einen mie gfeftlonbeS, fpecieQ bie colDinifd^e Slid^tung, in
bie eine ober onbere ber orientolifd^en, bei meldten Snglonb eingufübren. 2)er neue SlituS foltte on
obne weitere Uebeneid^ung ber Snftrumente bie ein« Stefle beS fotl^olifd^en ^rleftert^iumS ein pro«
fod^e ^onbouflegung mit bem Accipe Spiritum teftontifd^eS Uninifterium beS SBorteS fe|en. Sine
Sanctum gur ^ntoenbung fommt unb bod^ bie öugereSebnlid^leit mitbemfotl^olifd^enSlitoSmib
SDBei^e gültig erod^tet toirb. aUein gmifd^en ber bie Unterfd^cibung Don SHacon^ ^efler mib
orientolifd^en unb ber angHconifd^en SS^ei^e moltet IBifd^of mürbe mit Stüdffid^t ouf ^ßfrflnbtf^erbfiü*
ein groger Unterfd^ieb ob. 92ad^ fotbolifd^er Seigre niffe unb SSollSonfd^ouungen beibel^Iten, bagcgen
ParochiaU — ipotfiSmufl.
1580
bfi^t (illc9 ouS^emeqt, tociS auf itnt titfott-
loomoitate @iuibt unb äBti^QttDoIt iBejug
\d Im^ bttfclbt fogen. Siei^act o^nt 9e-
aiu^ Dom lut^trifc^en SiqitTinttnbtnIen
bem colDinifc^ ^nfibQttnum jui Suf*
g i^m Sßtebign l^ättt angttwnbet wtthtn
L Stit btm neuen Book of Common
IT hat (1. 9IoHmbtt 1552) eine bui^
unb SBtimigIt KDifmali reuibiite gDim beS
otionBribiS in ffiaft; bcrfelbe bxn no(^
MT^t^t bie UebtntiQung btS @tat>e$ ob-
ft, bit bi|d)aflii^e fftcibung ni(^t incbr tiDi>
eben. 3nt Sllai 1553 folgte bann bit
uition bet 42 Sbuarb'Ii^en ^rtifel, morin
rflie^ ©egentoavt 5tirifli in bet gucbariftit
bie ©ücrantentotitöt ber Sßriepenoei^e gc
■t iparen. Sioc^ ber [o ju ©lanbc gtlom-
gtixittn retribiiten Orbinationeotbnung
im SBtfentli^ bie (Sonfetration $arfti:S
lOmmen. 3n biefem gefc^ic^tlidini 3iift>in*
mg bttia^ttt unb de £^1 cineS in biejei
tingefii^ffmen SlituS enthält eine fo un*
mte factamtntalt tfonn niie bie ^anbouf-
I mit btm Acdpe Spiritum Sanctum feine
: Vqie^ng unb (eine gfä^igttit ber Segei^-
füf irgenb rine beionbett (Snabe ober @e'
fonbem fhA jur Sebeutung eines tinfo^
iSge&tttf ^D. Slimnatf) ift fte alB forma
mentaÜB buid(iou8 nngenügenb, unb eine
efe goim fi^ ^|(nbe Sßtibe^anblunQ nn-
tin Sonament ju fein. Sßatfet toat olfo
wItiQ gelDti^tei «ifi^of, unb bie onslicani-
iBö^ finb bis ^eule gmeifelloa ungültig.
Snentalen ^ben bei i^iet SoSreigung Don
rt&e einen alten, öffentlit^ anertannten fet^o-
3tihi9 mit b"übtrecnDmmen; bie Snßli«
ober fyibm beiibcet Srennunji einen neuen,
ärrlebie angeklagten unb mit berfelben in
öetbtnbung gefegten iRituS gefdiaffen. 3ene
eine alle SÜünje mit altem ä^ten @c])räge
fft biefe eint neue Wünit mit gc|äl|[^tem
ige, tDcnn auc^ jum Xtieil mit a(len ^nic^
1, fic6 gegoffen. — Ucbeibieg enblit^ ^cn-
gtsrünbete ^toeifel an einer SBetbeabfic^t bei
n, btr an ^rfei bie Sonfectation oaUjog.
$iUti(^eit ber äßet^e ^ngt Dom Sonfeaatot
Dar nidit Don feinem ©laubcn unb feinem
n#mb, aber Don (einer Snttntion. 68 ge-
la^ fixerer Gc^re bie aügtmeine Intention
ietljtnbnt, ,ju tf|un, mafi bie Äirt^e liiut";
btnfo fi^tr mürbe bie Intention aufgehoben
aS €<iciomtnt ungültig, menn bie SBiOenS'
ng btfftn, ber baS €acrQment f)>mbet, märe,
|u tt|un, toafi bie ffirc^e ttjut" (cgi. ben
et Don aieianbet VHI. am 7. Eecember
Deiurt^^ilten £e^rfä^, bei Denzinger,
irid. n. 1185). Diun geb&rte SSailom un.
ten )u ben aÜettabicalften flß)ifen ber SRe-
(iottSixirtet, ber gegen bie Siebcnja^I bei
noilt unb fpecieD gegen bie SacramtntalitSt
tkfkmti^ unb Den Unterfc^ieb jmif^
$nefler unb SMof , fa gegen bit rotfentlid^ Unttt-
fifieibung {ntifdotn $ntftei unb Saie fl4 i» ber
aller)itattefitn ffltift Sf^ntlic^ aufigtffitot^ ^
(ogl. b<i3 ^rotolou btr EBer^nblungtn, bie btr
abfaffung bei King'e Book Dorljergingen, W
Burnet-Pocock IV, 443 ff., btfonbtrS 454. 464.
480, mo tBarlom na^ feinem bamaligen S9ifi$ofi'
fiji aie .@t. SUDibS' ober Menevenais bejeii^et
ift). g8 ift gemii ba^i er 1540 bie ©actomen-
, taiität nie bie SlDtbmenbigfeit irgenb einer SBtt^
}ur Ausübung geifüic^er Functionen entfd|iebn
uermarf; 1550 mar er beim Sturm gegen bie
Stltäre unb iBUber tierOonagenb beteiligt @ein
^Stmeüm bti ben 9Ieugläubigen auf bem Kon-
tinent mü^ienb Snaiia'S Slegieiung (155S biB
1558) !|at it)n jttitnfallS in bitftn änf^auungen
nur beflärfen fbnnen. €@ ifl uo^I taum btnlbor,
bog bei einem folr^en SÜlanne, ber bun^ ^t^tffi
bet Aönigin jur 5u6em SBeibebonblung M ge»
Tiütljigl füt), biE "Slliiiil&t Bor^nben gemefen, gu
„tl)im, maä bie JJirdje tl^ut". €ine ©i^er^eit if)
inbeg nad) ber 91atur ber QaÜft ni^t gu geminnen.
Sog Stieologen fii^ finben, mclt^ ai^ toegen bei
^Jüc^tüberreiftung beä €tabeS bie 3Beil|e an«
.tiuetjcln, fei tiebeuki no^ etmäbnt (9J(^ The
Questjon of Anglican OrdiniitionB, diacuaaed
by £. KEstcooii, Loiid. 187S; Stimmen auS
maria-Saad^ VH [1874], 418 u. 553, ügl VI
[1874], 486; The Month XVIU [1878], 466.
bogu bie inteteffante t^eologif^t ControDcrft
ntgen ber abeffinifdien 9Sei^ guifc^ 6anonicu8
, €ftcourt unb <ß. 3. 3oncS 8. J., in Honth XIX
l[1873], 451; XX [1874], 97. 229. 384, unb
|bic gnlft^bung uon Stom bei 9. iBeOeSl^m,
l^enr? gbttiatb ^ffianning, Wainj 1892, 140;
femer Menth LXXXn [1894], 184. 380. 543.
— as. Senbtr, 9Bar $arfer ein gültig gemeinter
Sifc^ofl Sürtburg 1877. ^üi bie t!ieoIogif4t
I Seite btr gragt ogL bit gebltgent 3)ar]egung bei
©ilmerS, Sebrb. bet ffleltgion IV, 4. ^Infl., SKün-
fttt 1886, 775 ff. Ueber ba8 ebuai^fc^ Sti^'
fotmular f. Aidan Gasquot and Edm. Bishop,
Eduard VI. and the Book of Common Prajer,
Lond, 1890. Ueber bie ntutrt Stieillitiralur f.
.ftotbolil" 1894, n, 502 ff.) [D. *fülf 8. J.]
ParofiUale, f. ^fairrnilite.
'SparMMatwn, f. ^farrfinbtr.
#«ni4i(, f. SSiStbum unb ^fotreL
Panchns proprins, f. S^ef^Ü'^utig-
'ffMTictbtn» iKigt MT burd) na^ 9}er'
n)anbtfd(Kift {uifc^tn btm 2:^tet unb bem @t>
läbttten qualifititle Snorb (f. b. 9rt.). SMaSoit
i{l mo^ll <ikS patri- obtt parenlscidiam tnt>
ftanben; Ünbttt bagegen (ogl. iBtunnenmeifttr,
%a9 SbbtungSDtrbtet^en im alttSmifditn Slti^t,
Seipiiig 1887) Dttt^ibigttn bit 91bleitung Don
paricidium, SRotb btS @ltlij^ beS ebenbürtigtu
SÖoltägenoffen. [K. D. ©^ertt].
yar^WMbtf, f. ffarg.
^tljtoina (Farsi-ism; rrilinf dpciflM pJffm
= bti ^tifer) fyA^l bit Sttligiim unb Silentuc
1535
^arfiSmuS.
1^86
beS SBtnbeS ; Ziftr^a, gian}enber @tem (©iriuS).
Drmusb, SWitl^ta unb ©rool^o toerbcn oft ju«
fornmen genannt. S)ic brittc ßlaffc, bie graöofl&i
(Oferöeb), ftcUt bogegen rcd^t concrete ©cifter bor.
@ie looren urfprüngUd^, toxt bie inbtf^en ^ttri^
bie römifd^en SRaneS, bie norbifd^en Sinl^rtar,
bie Seelen ber 93erftorbenen, gute fegnenbe ©eifter.
^Hntölig »urben fte überl^aupt m ©d^u^eiftem
für bie Söttet, WvMm unb felemente (bahtjr
lonifd^«atfabifd6). — S)ie Sttonier l^oben ober »ie
<3enien ober 3been, fo Qud^ bie SIentente felbft
Derel^rt. Obenon fte^t bie SSerel^rung beS gfeuerS,
n)egen ber bie ^ßorfen ^eronbeter l^ei^en. 2)ie
Pflege be§ geuerS gel^ört ju ben erften religiöjen
^fli^ten. SS brennt auf ben Sergen unb in ben
Käufern. @))äter mürben ^ablreid^e^^röen (gfeuer*
ttmpd) errid^tet. Srbe unb Suft würben gleichfalls
berel^rt. Sie Suftgötter würben bisweilen onge-
rufen, blieben aber im ^intergrunb. SBid^tiger
ttmr baS SBaffer. S)ie guten SBaffer »erben atö
©emal^Iinnen unb £öd^ter OrmujibS gefeiert unb
mit ber großen ©öttin ardTisura an&hita
combinirt. S)er 3)ienft biefer ©öttin würbe ein
l^auptcult ber ^erfer (Dgl. SBinbifd^mann, Sie
perftfd^e Slnal^ita ober «naitiS, SJ^ünd^en 1856).
Siemens Don aiesanbrien berid^tet (Coh. ad gen-
tes c. 5 [Migne, PP. gr. Vin, 167] nat^ »e-
rofuS, bie@itte, ®ötterbilber mitaRenfd^engeftalt
aufjufteUen, fei Don Slrtaser^eS bei ben Verfem
üuerjt eingefül^rt worben, benn er l^abe bie @tatue
ber Slpl^robite XanaiS, bie er in SBabQlon, @ufa
unb Sfbatana ouffteUen Iie|, burd^ fein Seifpiel
ben ^erfem, 93aftriem, SamaScuS unb @arbe3
pr SSerel^rung em))fo]^Ien. Salb l^atten bie ))erft-
fd^en $au))tftöbte groge 3:empe( ber Slnal^ita«
9RQUtta. @ie erfd^eint als ^IrtemiS unb als ^Ipl^ro-
b^te. äranifd^ ift fte bie @5ttin beS irbifd^en unb
l^immlifd^en SBaffcrS, ber frud^tbaren Duelle, auS
weld^er bie irbijd^en SBaffer entfpringen. 5IKit ber
SSere^rung ber (SIemente überl^aupt ftc^t bie Ser«
el^rung ber Elemente beS SuItuS im Sufammen*
l^ang. 9^amentlid^ würbe ber Opfertranf ^aoma
gum ®ott beS SranteS, bie l^etligen S^^eige, baS
SBeil^waffer unb ber l^eilige @prud^ gu ®enien
gegen bie Wad^t ber böjen S)ewS (daeva). hinter
aW biefen @enien ftanb )War ber oberfte @ott,
trat aber in ber 9lnnifung unb im SuItuS fel^r
jurüdf. — S)er |pierard^ie ber guten ©eifter fte^t
eine öl^nlid^ geglieberte ^ierard^ie ber böfen ©eifter
gegenüber. S)en ^mf|aSpanbS entfpred^en bie
SarDanbS, ben Se^bS bie 2)ews unb bie weiblid^en
SrnjuS. @ie finb gefd^ffen Don angro-mainju
(fd^Iagenber, töbtenber ©eift), feit 9lriftoteIeS bei
ben ©ried^en Sll^riman genannt. S)er 92ame tommt
aber Weber in ben ©at^aS nod^ in ben Rt\\'
infd^riften Dor, obwohl beibe ben SualiSmuS ten*
neu. 3m SlDefta wirb ^^riman faft als ebenbür-
tiger ©egner Örmu^bS bargefteQt. 3)od^ fielet er
bemfelben an 9Rad^t unb Siffen nad^. 3n ber
parftfd^en3:rabition l^t er bie ©eftalt ber Sd^Iange
als Smblem beS Söfen unb ^erfonification beS
böfen ©rifteS. Sr wol^ in ber ^öOe unb iß Ib^
lieber Don @ünbe, Xob unb UebeL Jfo ^ bie
S)ews unb bie fd^öblid^en X^iere gefd^ffen. So*
burc^ entjtanb ein l^efttger ftam))f gmifd^ ben
guten unb böfen ©etftem unb ben guten unb ba
Don ai^rimon Derfül^rten böfen 9Renfd^ Set
ff ampf bel^t ftd^ ouf bie gan^e 9{atur oufi unb foD
mit ber Ueberwinbung unb Semid^tnng VfyäBmi
unb feines Slnl^angeS enben. SHe SBeifud^, bäk
^rincipien im 3ntereffe beS SDtonot^tSmuS täi
bie )wei Seiten eines unb beSfelben SBefenS {u
beuten, finb ebenfo Derfel^U als ber 3cctxmi8sa|
ber burdb ein 9){i^Derftönbni| SnquetiK in berinH
nifd^en SReligion gefunben werben ifL Sie iäß
Don einem Urwefen für beibe ^ßrtncipien, 3^^
Sfrana, ift bem tiDefta fremb. Ser Eommeiüfllor
Sinfart fd()reibt bief e Sel^ bem Sömon 9x^ pi,
ber bie fiüge über ben Derfd^iebeuen Urfpnmg im
Sid^t unb gfinftemil unb bamit Don bem Silben
paar Ormu}b unb Sl^man oufgebrod^ (oh.
3nbe^ ifi bod^ für biefen 3^tDaniSmu8, ha bnd^
gried^ifd^e, armenifd^, orabif d^ unb aud^ {pdtae
perfifd^e 3^gniffe beglaubigt Witb^ eine rmto^
p]^9fif(|e 93orauSfe|ung in ber Sel^ Son^ipitl
Don ber ewigen 3cit 8u ^nben. — Sie AdSibo-
logie beS $arfiSmuS ift bie retnfie unier ben ari>
fd^en ftoSmoIogien. ^laä) 3otoafter ifi Omnq^
,,@d^öpfer ^immelS unb ber (Sxbt, ber 9Ren{4a
unb aOer pten Singe". Ob 3oroafier ober ene
@d^öpfung auS nichts barunter uerfh^t, ifi M
feiner Seigre Don ber ewigen 3^ ^ luni boi
ewigen Staum minbeftenS sweifeU^oft. Skbofiill
erfd^eint baS Sid^tprincip als ein materialißijd^
SBefen neben bem ©Ott beS Sid(|teS. 3um reina
@d^öpfungSbegriff fel^lt au^ baS ^aümöt^
SBort". Senn bie Se^re Dom ^onoDer (ahnu-
vairya) ift jungem SatumS unb nur auS eimi
grünblid^en 9Ri|Derftanbni^ beS mogbeiflif^a
|)auptgebotS gu erflören. 9ln eine ^ßaraHele |ni
iSogoS beS Dierten SDangeliumS ifi nid^t ju beida.
Sie materielle 9Belt l^at il^r 93orbi(b in ber geizi-
gen 9BeIt. äl^re Sd^öpfung würbe fpöter, ni^tis
llDefta, auf fed()S(£pod^en Don ^ufammen 365 Zages
Dertl^eilt : |)immel, SSBaffer, Srbe, Saume, X^ea
Wenfd^en. 3m SBunbel^efc^, beffen Xitel urfprimn-
lid^ @d^öpf ung bebeutete, wirb bie Sd^öpfimg oll
ein ffampf jwifd^en Ormugb unb Sl^rimon tm*
gefteHt. Siefer bauert brei ^erioben Don ie 3000
Salären lang unb enbigt mit ber 92ieberlage Vp^
maus. Sie Erneuerung ber SQBelt Derlöuft glei^*
faQS in brei ^erioben Don jie 1000 ^al^mi (a^
b. art. aWeffloS Vin, 1409 ff.). 3n ber Ie|ten?eri.
obe bewirft ber @ofiof(^ bie Sluferftel^ung, to6iß
je^t allgemein als eine oftiranifd^e Seigre angef^
wirb. Sie ^pofataftafe unb bie bamit DerbrntboK
^uferfiel^ung ift ein alteS, ber SSilbungSpaiobe
ber ^erferfönige DorauSgel^enbeS gorooßrifi^cl
Sogma. Sie Srfd^affung beS ÜRenfd^ ge^ onf
einen arifd^en SJ^^tl^uS gurüdf. Ser ^e 9M4
^ma, ift ein @o]^n beS ^immelS unb DereiBi(t
in ftd^ bie 3üge, weld^ bie ©eneftS auf 9bai
1587
^ar{i8mtt8 — ^arfon».
1538
imb 9loe t>ert]^eUt 91q$ einiger 3nt beging ber
SRenf^ bie 6ünbe beS Ungel^orfamS (ber Süge),
lodd^ i^m tmb feiner Stad&fommenfd^aft bie ^err-
fd^ (ofiete, il^n auS beni ^arabieS k)ertrieb unb
ba (Bemalt ber Sd^longe überlieferte. 3m SBun-
bc^4 aeJ^t ber SOnbe ^ima'd bie Sünbe be3
crßen aRenf4en))aare8 DorouS. S)ie Sintflutfage
boSpft on Dima an. Sr loirb gerettet, inbem er
fi4 in einen auf SSefel^I Ormu}bd mit großen
9bmem umgebenen (garten pc^tet. ^a^^f^tt lAtt
er gludlid^ unb leierte bie 9Renf(^en ben ®ebraud^
bei gfleif^ed. — SiefeS in feinen ^auptgügen
eiii)ige imb fefigefd^Ioffene SteligionSf^ftem ift ein
SemeiS fflr bie (Srl^altung ber 9tefte ber Ur-
offenborung nrte für bie gföl^igfeit bed menfd^-
liqen (Seified jur Srfemttni^ @otte3 unb feiner
e^^ftpfung. es ift eine bergeblid^e WX^t, bie
ibealen ^bauten in naturalifiifd^e SDlQtl^en 5u
Mrfl&d^tigen ober auS biefen bie gange d^rijtlid^e
CrUfung^Iel^re abjuleiten.
m. (EuItuS unb SRoral. 3)ie Sranier
^ttcn ein erblid^eS ^riefiertl^um. 3m ^befta mer-
boi fed^ Kategorien genannt. S)ie aQgemeine
Sneid^ng^ bie fi^ ober in ben ©atl^aS nod^
ni^t ^et, ift athraya = ^riefter bed gfeuerS.
^laii oem ^aUt ber perftfd^en SRonard^ie ttmrben
oDe friefterli«]^ t^^unctionen auf gttei rebudrt,
bie beS zaota (3ot) ober bed fungirenben ^rie*
ftix% unb bie bed raspi (Statl^mi) ober be§ 3)ie-
ncrS. 2)er gemeinfame IRame ift SRobeb. 2)er
®ottefibienfl beftanb im SSorlefen bed Sloefta unb
im S)orbringen ber Opfer. Xempel unb 9Itöre
iKitten bie alten 3ranier ebenfo menig afö Silber.
SbcA gfeuer tourbe im t^reien auf naturlid^en 91-
tören unterl^Iten unb bie O^fer auf natürlichen
(h^ö^ngen bargcbrad^t. S)ie Opfer bed alten
Sron loaren blutige. 3oroafler l^at biefelben be*
feitigt unb SBaftrien l^at fte aud^ nic^t mel^r ein-
gefüi^. 3n ^erfien mürben fie burd^ bie SJtagier
touber angeorbnet unb erl^ielten eine meite Ser*
brettung. 9>a8 Opfertl^ier burfte aber nid^t im
ewigen) ^uer Derjel^rt merben. £ie ©ottl^eit
beg^tugte ftd^ mit ber @eele be§ Xl^iereS. 3)ie un-
blutigen Opfergaben befianben inSrob, ffömem,
fHumen, $rud^ten u. f. m. 3)a§ ^auptopfer mar
tM Ig^aoma. (Is beftanb au§ bem @aft einer l^ei-
Itgen $f[an}e (Asclepias acida), melc^er burd^
Seibmig ber S^^V i^ ^^^^ SRörfer gemonnen
untrbe. 2)er (Senu^ galt neben bem Sfjen ber
Srobe draonö (2)arun) al§ ba§ 9RitteI gur (Er-
langung göttlid^r Jlröfte. Sugerbem biente ein
Wki^x^ unb Salfd^eS, (£r]^abene§ unb Söd^erlid^e^
mit einonber DermengenbeS @t)ftem Don Su^en
unb Steinigungen jur gierftellung ber förperli^en
Sein^t Sieben bem SBaffer fpielte ber Urin ber
Stsü^ eine fKmptroIIe. 9u(^ ber ^unb fanb oiel-
fddb/ nomentlid^ bei ©terbenben, Sermenbung. —
SKe €ünben, bie in abftd^tli(^e unb unabftd^t«
liibe, in (gebanfen-, Sßort- unb 3:^atfünben unter-
ttieben mürben, fanben il^re @ü^ne in guten
Seifen, in Sieue unb Seid^t k)or bem ^rieftet
SMcnlf xtton. IX. 2. KufL
ober aud^ Dor einem Saien, ber beftimmte ®enug-
tbuung§merfe nad^folgen mußten. 2)ie Steligion
ober baS ^©efe^" regelte aber aud^ baS gange
$rit)atleben Don ber SBiege bis gum (Srabe. SReli-
giöfe (Serimonien unb Untermeifungen maren für
baS töglid^e Seben unb für bie »ouptabfd^nitte
bed gangen SebenS k)orgefd(|rieben. i>\t gal^Ireid^en
fjfefie fteigerten nod^ bie religiöfen Serpflid^tungen.
3)ie (£b( toox für bie (Slöubigen Dorgefd^rieben.
(Sine f^änblid^e ©itte maren bie inceftuofen (Sben
Amifd^en SItem unb ftinbem unb gmifd^en ®e-
fd^mifiem. Sie l^eutigen Warfen fennen fte nid^t
mebr, aber mol^I bie Sermanbtenel^e. 2)ie (Sl^e ift
unauflöSIid^, Sielmeiberei nid^t @itte. Sie Un-
gud^t ijt auf's Strengfte Verboten, tlud^ für ba§
Seben in ber Sl^e finb meife SSorfd^riften gegeben.
— fjfür bie Xcbitn mirb peinlid^e @orge getragen.
3)er Seic^nam mürbe frül^er auf eine natürlid^e
Snl^öl^e, je^t in einen Xobtentl^urm (dakhma)
getragen, bamit er Don Staubtl^ieren unb SRaub-
oögeln oergel^rt merbe. Sie @eele bleibt in ben
erften brei £agen bei bem ftörper, bann fommt
fie auf ber SBrüdte Xfd^inmat (cinwat) oor bie
Zobtenrid^ter SDlitl^ra, fRaf^nu unb @raof]^.
SBirb fie rein erfunben, fo gel^t fie gur SBol^nung
OrmugbS, gum glüdHi^en $arabie§. Sie ^öfen
lommen in bie ^öUe. Sie Hinterbliebenen bringen
am 3., 7., 30. unb am 3a|re8tag Opfer unb le-
bete für bie SSerftorbencn bar. — Siefe religiöfen
$flid^ten l^aben gugleic^ einen moralifc^en Sl^a-
rafter. SaS @efe^ entj^ölt aber augerbem gal^l-
reid^e ©ittengebote. Sie 9Roral ftü^t fu^ auf bie
Attribute bed ^öd^ften ®otte8 unb auf bie 3bee
oon ber ®eifiig!eit ber Seele. Sßeil Ormugb rein
unb l^eilig ift, fo fd^reibt ba§ ®efe^ bie 9tein-
l^eit unb ^eiligteit, ben Slbfc^eu oor ber Süge,
bie Sreue im SBort unb SSertrag, bad SBol^lmoUen
unb bie ^d^tung oor ber Sluctorität oor. Ser
9Renfd^ fömpft mit Ormugb unb ben guten ©el-
ftem gegen olleS IBöfe in ber IRotur unb im Seben,
förbert bie guten ©efc^öpfe burd^ Pflege unb
9töd^ftenliebe unb l^ölt Seib unb Seele rein. Sie
9Bürbigung ber ^anblung mirb genau bead^tet.
Sie Sreitl^eilung : ®ebanf en, SBorte unb SEBerle,
fommt beim ®uten unb Söfen in SBetrac^t. Sa
in feiner ^eibnifd^en ^Religion ber ®runbfa^, ba^
ein 3eber nad^ feinen SBerfen gerid^tet merbe, fo
ftreng burd^gefü^rt ifi, fo lä^t fxä) ber l^ol^e Sl^a«
rafter ber iranif^en SRoral nid^t beftreiten. (IBgl.
bie Siteratur gu ben «rtt. aUefpaS unb SRit^ra
Vni, 1410. 1659; Lenormant, Hist. ancienne
de rOrient, I, 9* ed., Paris 1881 ; V, 1887 ;
C^antepie be la ©auffo^e, Se^rb. ber 9teligion3-
gefd^id^ten, greiburg 1889, 1—56; Darme-
steter, Le Zend-Ayesta, traduction nouvelle
avec cominentaire historique et philologique
I, Paris 1892 [Annales du Musee Guimet
XXI] ; Lajard, Becherches sur le culte public
et les mystäres de Mithra en Orient et en
Occident, Paris 1867.) [Sd^ng.]
^orfimK, f. ^erfonS.
49
1589
iparticularcxamett — ^aScal.
1540
"^atücutaxtMamtn^ f. (SetDijfenSerforjd^ung
V, 574.
"gfatfileCn (particulae) iDerben 1. bie für bie
Sommimion ber @Iöu6igen confecrirten fleinen
^oflien genannt; biefe Se^eid^nung fennen aud^
bie lihirgifd^en ^nä^tx (Dgl. Missale Bomanum,
Eitus celebr. Missam X, 6 et 7 ; Rituale Born.
4, 4, 9 et 20). S)er Ordo Missae be§ m\\]a%
meldtet bie beiben ^ölften ber %tixo(i)tntn ^oftie
al§ partes be^eid^net, nennt particula ben ouS
ber einen ^ölfte gebrod^enen fleinem %fitil, meld^er
in bog l^eilige SBIut eingefenit tt)irb. SSon biejent
^Srobbred^en" oIS näd^fter Surüflung beS Opfer-
mol^leS ber Sommunion unb bem ©ebraud^e be§
d^riftlid^en ^Itertl^umS, bie confecrirten größeren
Opferbrobe jum 3^^dfc ber Soiencomntunion }u
tl^eilen, ging bie SBejeid^nung particulae notur-
gemö| ouf bie Zl^eile über, meldte ben ©laubigen
als Somntunion gereid^t tt)urben ; ber l^erf ömmlid^e
92ame blieb, aud^ nad^bent eS üblid^ getoorben mar,
ba^ bie Sommunicanten nid^t ein gebrod^eneS
@tüdRein, fonbem eine ungetl^eilte l^oflie ent»
t)fingen. — ^artifeln l^eifeen aud^ l^öufig in rubri«
ciftifd^en SEBerfen (bod ^iffale nennt fle frag-
menta) bie fleinen Zl^eild^en, meldte Don ber
l^eiligen ^oftie toöl^renb ber l^eiligen 9Reffe ab*
brödfeln unb bei ber Sommunion mit ber ^atene
Dom (Sor))oraIe gefammelt merben.
2. £a8 SBort ^artifeln be^eid^net femer Heinere
Steliquien, namentlid^ Don ben SeibenSmerf^eugen
unfereS ^erm, mlä^t burd^ 3:]^eilung Don einer
großem abgetrennt würben, 5. ©. Äreujpartifeln,
b. ]^. fleine @p(itter Dom l^eiligen Jlreujl^oise, $ar*
tifeln Don ber S5omcn!ronc. [St. ©d^rob.]
^artiAe, f. 3(ntid^rift, ^]^ilia§mu§.
^arot, 2io]^anne3, f. 3ol^anne§ $arDu§.
^atpl (^ctit), SBill&clm, 0. Pr., berül^mt
als gcIeWcr Il^cologe unb frommer DrbenSmann,
mar ju SBonleDillar in ber 9?ormanbie geboren unb
trat um 1480 in ben SonDent ber S)ominicaner
5U Slouen ein. Seine @tubien mad^te er Dorjüg*
lid^ 3u $art3 unb erlangte bort mit SluS^eid^nung
bie afabemifd^en ®rabe. 6r mürbe ^rior in Der»
Jd^iebenen fflöftem, banebcn ©eid^tDatcr bei Äönig
Submig XII. (1509) unb bei ?frans L 3m %
1508 mar er aut^ ©cneralinquifitor gemorben.
^uf ®runb beS EoncorbatcS Dom 3aW 1516
emonnte il^n ber ffönig 1518 jum Sifd^of Don
SrotjcS; 1528 mürbe er nad^ ©enliS transferirt.
2)ort ftarb er 1536. Sitcrarifd^ mad^te ftd^ ^orDi
Derbicnt burd^ bie §erou§gabe einer ^n^aifi ölte«
rer 5Iuctoren; aud^ l^aiU er großen ^Intl^eil an
ber DrigcncS « ausgäbe aWerlinS (?PariS 1512).
93on il^m felbft rül^ren mel^rere Heinere ©d^riften,
meift a§ceti{d^«praftifd^en fel^araftcrS, unb einige
Sraueneben l^er. (S3g!. Quetif-Echard, Scriptt.
0. Pr. n, Paris. 1721, 100 sqq.; Nat. Alex.
H. E. XVn, ed. Bing, ad Rh. 1789, 373;
Brunet, Manuel s. v.) [31. Sffcr.]
^axvns ($ctit), ©ciname SGBill^cImS D. 5Rem«
burti (f. b. 3Irt.).
^a$, 3(ngeIo bei, O.Min., ein ebenf 0 ans«
gejeid^neter 2:|eoIoge mie l^eiligmd^iger OcbenS-
mann, mtrfte im fflojter }u ^ßer})ignQn nnb ßorb
bafelbft im 2f. 1596. @etn SBiffm et^bcedtte ^
über bie meiften Gebiete ber 3:]^eoIogte ; befonberS
gerül^mt merben feine Kommentare gnm ihm*
gelium nad^ SRarcuS unb nod^ Sucad (9lom 1623
u. 1625, Don bem befannten 9Rinorüen 9Skbbing
l^erouSgegeben) unb feine Expositio symboUapo-
stolomm IL 14, Bom. 1596 et 1614, 2 Um.
Rubere SSBerfe Don $a§ f. bei Nie. Antonio,
BibL hisp. noTa I, 91 sqq. (33gl. aud^ Hmi^,
Nomencl. lit. I, 2. ed., Oeniponte 1892,
89 sq.) [S. (gjfer.]
Pasagii, f. ^affagier.
Vascal, IBIaftuS, gleid^ gefeiert aft SRotif*
matifer, ^l^tiftler, d^riftlid^er ^l^ilofopQ, ysift'
niftifd^er ^olemifer unb fran}dftfd^ Bixl\% tmsbe
am 19. 3uni 1623 afö Sol^n beS $arlamen»>
mitgliebeS unb jmeiten ^räfibenten beS Steuer"
l^ofeS, Stepl^an ^aScal, p (Slermont in bei
9luDergne geboren. 9Benige äol^e nad^ bem frütei
Xobe feiner ®attin }og Stepl^an mit feinem €0^
unb feinen jmei Zöd^tem (Silberte unb Saat»*
line nad^ $an8 (1631), um l^ier feinen maj^
matifd^en SieblingSmiffenfd^aften unb berDoni^i
[elbjt audfd^Iie^Ii^ geleiteten Srjiel^ung feiner Abi-
ber ju leben. SefonberS mar eS ber @o^ bn
er naä^ einer il^m eigentbfinüid^en URetl^obe in bie
SBiffenfc^aften einfül^ren moQte. »lopnS fob
5uerft nur einen Unterrid^t über bie Sptaä^ m
Mgemeinen erhalten, bann bie SRutterfpro^ {o*
mie 2atein unb ©ricd^ifd^ erlernen unb erfl bar»
nad^ mit ben SSBiffenfd^aften, befonberS ber SKat^
matif, befannt gemacht merben ; beg^KÜb nm^
bem j^naben Dorberl^anb aud^ jebeS mi^enfd^ftli^e
9ud^ Dorent^alten. 3lu8 einigen in ber Unttr*
baltung beS ißaterS mit feinen gelehrten Sreunks
aufgegriffenen SGBorten unb ber bloßen SBBefenS'
beftimmung ber ÜRatl^emati! mu|te 93Iafiu§ ober
fo Diel in entnel^men, ba| er fid^ in ben Sr^oIungS'
ftunben mit großem Sifer an bie Srforfd^
geometrifd^er ^(ufgaben mad^te. @o überraft^
ber iBoter benn eineS Xage§ ben 3^bl|j[ö(ngen,
mie er auf bem Soben beS 3iinmerd gerabe ben
32. @a| beS erften lBud^e§ Don Suflib jubtioeijm
fuc^te, morouf lBIaftu§ il^m erflörte, et fei einjig
burd^ eigene^ 9{ad^benfen unb SBeiterfd^Iic|enb(^
gefommen. S)er ffnabe mürbe nunmebr gu ben
Serfammlungcn ber ©elel^rteu gugelajfen, caÄ
benen fid^ mit ber Seit bie franjöftfd^ Äabenie
ber SBijfenfd^aften entmidfelte. ©urd^ feinen ©eiPeS*
brang, in ^Hem nac^ bem mirflid^en @runb eisrr
Srfc^einung ju fragen unb fid^ nid^t burd^ SBom
abfpeifen ju laffen, fam er bereits al8 Smigjing
auf mand^erlei ^roblcme ber ^^t)% }. S. bei
Sd^aHeS ; aud^ lieferte er )u ben geleierten Se^
fammlungen 9Irbeiten über jf egelf^nitte n. bg).,
meldte bered^agtcS Sluffe^en mad^ten. 3m 3. 1689
erl^ielt etep^an $a§cal eine Stelle old fönigTu^
Sntenbant in Stouen, um bie bortigen, bnnl^ bie
1541
$aScQl.
1542
Sonemaufflönbe fel^r t>ertt)onenen ©teuerDetl^öIt*
niffe }u otbnen. SBloilud, ber i^tn bobet ^ur ^onb
ging, tarn auf ben (Sebanfen, bie Dielen Ked^nereien
bur^ ein tobte« 3njirumettt beforgen ^u loffen, unb
erfonb fo eine auf fc^arffmmgen Kombinationen
beru^enbe Ste^enmaf^ine. 3n 9touen machte bie
Sfamilie ^cal, ju ber balb aud^ ber ©atte ®il-
bertrt, jjlorin ^erier, gel^örte, bie erfle Sefannt-
f(^ft mit ber ianfeniffifd^en SBemegung burc^ jmei
Serjte, tteld^e ©tepl^an eine 3^t lang bel^an-
belten. 3)iefe genrannen burii^ Unterrebungen unb
6<4rif ten suer^ ben @ol^n, bann burd^ biefen ben
Sater unb bie $erier8, jule^t au(i^ bie jüngere
Sd^mefler Jacqueline für bie @ecte, ber aud^ alle bi§
S; i^rem Zobe mit umd^fenbem Sifer treu blieben,
lo^ufi' (Sefunbl^eit l^atte in^toifd^en burd^ Ueber-
anfhengung fel^r gelitten, unb ein rätl^jeD^after
3itflanb l^od^grabigen JlröfteDerfalld jtoang il^n,
no^ ^nS über}ufiebeln, loo er bie beften Slerjte
gl atatl^ giel^ wollte. Jacqueline begleitete ben
ruber, unb beibe fnüpften )u $ari§ eine naivere
»efanntfd^ft mit ^ort-SRo^al (f. b. 3lrt.) an. 3n
Uefe 3^^ f<^Oen $a8cal§ epod^emat^enbe @tubien
fi^er ben Suftbrudt, baS ^Barometer, bie ^pbro*
Patil u. f. tt). 3laä^ bem Sobe beS SSaterS (1651)
trat Jacqueline, obtool^I il^r Sruber, toie frül^er
i(r Sater, bagegen mar, -in baS 9tok)i^iat Don $ort*
XoQqI unb legte bafelbft 1653 a(8 Sd^mefter
Sacqueline be ©te. (Eup^emie ^ofeg ab. 2)ie
Keine Sntfrembung $aScaId Don $ort*3to9aI
ttmil^ aegen ber SDlitgiftfroge, unb ba SlajiuS
vm iene 3^ii ^^gen feiner immer nod^ nid^t fröf*
tigen (Sefunbl^eit fid^ mand^erlei Srl^olung unb
tungang gönnte, fomie an eine ^eirat badete, fo
fatn er bei ben Janfeniften in ben 9htf eine«
Skitling«. ©pöter ging biefe Meinung $ort«
Xo9aI« mit ftarfer Uebertreibung in bie Siteratur
Aber, fo ba^ man Don einer f^Iimmen $eriobe
fßoScoId rebet, in ber er nid^t bIo| bem Spiel
imb ben Vergnügen gelebt ^aben, fonbem aud^
bem ©fepticiSmu« unb ber greigeifterei anl^eim*
g fallen fein fott. Jnbefe fmb fotool^I fittlid^e SSer-
mngen tt)ie atl^eiftifd^e Steigungen al« burd^au«
untDo^ Don il^m }urüd)un)eifen, unb bie fpötere
logen. ^)tt)eite Sefel^rung" fann a(« fold^e nur in
lanfeni^fd^em @inne bejeic^net toerben, infofem
eine neue unb bie^mal rüdfl^oltlofe Eingabe $a«-
cold on bie ^i^t Don $ort«JRot)aI ftattbatte. SBar
biefe 9u«fö^nung mit ber @ecte nun eine gfolge
ber Stettung au« augenfd^einlid^er Seben«gcfafr
auf ber Srüdfe Don 92euiaQ (October 1653 ober
1654) ober einer gel^eimni^DoOen „©nabenftunbe"
in ber 9iad^t Dom 23. 9toDember 1654 (toö^renb
Wdä^ $<i«cal ba« fog. ^^mulet" Derfa^te) : feft
ftäfi, ba^.feit bem 8. 2)ecem6er 1654 ^a«cal
fld^ in bie Seitung ©inglin« begab unb felbft
eine 3eit long bei ben Sinfieblem Don $ort*
SloQQl Derlebte, obne ftd^ inbeg toeber je^t nod^
Ster Wefer flöfterlid^en ©emcinbe förmlid^ onp«
ie^en. Sin Ja^r lang lebte er nur feiner ^eili*
gmig, Heineren päbagogifd^en arbeiten unb pl^ilo*
fopl^ifd^-apologetifd^en Stubien. öd^on furj nodfe
feiner «nfunft in ^ari« l^atte er ben pan gefaxt,
ben immer amoadljenben 9lt]^ei«mu« feiner 3ett-
genoffen wo möglich mit beffen eigenen SSaffen gu
belömpf en ; er f orf d^te bal^er fleißig in pl^ilof opl^i-
fd^en ©d^riften, befonber« benen Spiftet« unb
SKontaigne'«. ©ieSefd^äftigung mit biefen Sd^rift-
jtellern unb ber ®ebraud^, ben er Don il^nen mad^te,
maren e«, bie il^n fpöter in ben unDerbienten Stuf eine«
©feptifer« brad^ten. 9u« biefen füllen ©tubienioarb
er enblid^ im Jattuar 1656 auf ben großen ftrieg«*
fd^upla^ gebröngt, inbem er erft anontim, bann
pfeubon^m al« Soui« be 9RontaIte in ben ffampf
eingriff, ber pd^ feit 1653 jtoifdjcn bem SSorfämpfer
ber ©ecte, «maulb (f. b. «rt.), unb jtoifd^en ber
Sorbonne entfponnen f^aüt (Dgl. aud^ b. 9rt.
Janfeniu«, ber jüngere VI, 1223). Um burdj ben
3toang ber öffentlichen SReinung bie SBerurt^ei-
lung ^maulb« bur^ bie Sorbonne )u l^inter-
treiben, Deröffentlid^te $o«ca! einen ©rief an einen
SeiDOl^ner ber ^roDing, batirt Dom 23. Januar
1656, in Welchem er biefem Dom Saienftanbpunft
axifi bie ganje Sad^Iage, Streitfrage tüxt Stid^ter,
gu beft^rciben Dorgibt. S)er geiftreid^ fatirifd^e
Zon fanb bei ben $arifer Sd^öngeiftem unb bei
ben gfreunben ber Secte ungemein reid^en Snüang.
Sem erften folgten balb nod^ }tt)ei anbere Sriefe
mit bemfelben au«gefprod^encn 3tDedf, «maulb
burd^ S^eräc^tlid^mad^ung feiner Gegner, befon»
ber« ber SJtönd^e unb unter biefen lieber Dor}üg-
lid^ ber 2)ominicaner, }u Dertl^eibigen. tll« ba«
Urtl^eil ber Sorbonne nun boc^ ungünftig au«»
fiel, ging ^a«cal in feinen immer me^r beliebten
unb Derbreiteten Briefen au« ber SefenftDe }ur
OffenftDe über unb n^ö^lte ftd^ al« ^auptgegner
bie eifrigften SSorfömpfer ber römifd^-fatl^olifd^en
fiel^re, bie Jefuiten. S)iefe fud^te er in ben Slugen
tlOer gel^öfftg unb Deröd(|tlid^ ju mad^en. 3)a e«
unftug getoefen n)äre, ben bogmatifd^en Streit
fortjufefeen, fpielte er ben Äampf gefd^idft auf ba«
®ebiet oer 9JIoral l^inüber, unb itoax fo, ba| ein«
mal bie Jefuiten fölfd^lid^ in ®egenfa| }u ber
allgemeinen Sebre ber ftird^e gefegt, bann dd^tige
3:^eonen unb Sntfd^eibungen burd|| Uebertreibung,
Sni^Derftänbniffe unb SntfteQungen gu boarfträu*
benber Unfittlid^feit umgebilbet, enblid^ uirflid^e
Jntbümer Sinjelner bem gangen Orben )ur Saft
gelegt n^erben. Jnmiemeit $a«cal ber iBormurf
urfprünglid^ benm^ter gälfd^ung gu mad^en i{t,
fann ni^t entfd^ieben rotthtn, 3)ie OueHen, au«
loeld^en er feine Auflagen fd^öpfte, maren unmittel«
bar bie ?lu«jüge feiner janfeniftif d^en ^uf troggeber
unb ^anblanger, mittelbar eine calDiniftifd^e
Sammlung (Catalogue et denombrement des
traditions romaines, Gen^ve 1632). 3Ba« ber
beterobose Sammler gegen bie ffird^e überl^aupt
Dorbringt, brandete $a«cal au«fd^Iie^lid^ gegen
bie Jefuiten. 911« enblic^ Don jefuitifd^er Seite
fotool^l bieOueOenbenugung al«aud^ bieSbrl^'^
feit ber Sd^lu^folgerungen $a«cal« in @egen«
briefen beleudjtet unb ber unbefannte Sd)reiber
1543
$adcal.
1544
bcr ^roöinjialBricf c als SScrIeumbcr l^ingcftcKt itn
UdbrtgenaberbaS^QUptgetoid^tQufbielBefQmpfung
bcr janf enipif d^cn gtrlel^rc gelegt tourbe, f al^ ^aScal
fid^ ttiber SBitten gejioungen, jur ffiefenfiöe ju«
rücfjufel^ren, fo ba^ bie SBricfe 16—18 nur »ieber
eine Sertl^eiblgung beS }an{enijH}(^cn Stanb«
pmttt^ in ber ©nabenfroge finb. $q§cqI be-
|au})tet 1. bie ianfeniflifd^e Seigre fei feine Srrlel^re,
unb 2. eS l^onble ftc^ in bem ganjen ©treit nur
um eine quaestio facti, in meld^er aud^ ber ^opft
inen Knne. ®ie Sefuiten brängten ben ®egner
aber fo meit, ba^ er am @(i^IuB beS 18. Briefes
oerfd^ömt um gfrieben bat unb ben ftampf für
biefemal aufgab. — 3)ie ^roöinjialbriefe ftnb hx9
f)tnit nid^t blog al8 ein S)enfmal claf ftf d^er @))rad^e
unb geiftreid^er ^olemif l^od^berül^mt, obiool^l in
Unterer Segicl^ung bie fpöteren ganj Bebeutenb
gegen bie erften guriidftel^en, fonbem fte gelten aud^
als baS rei(|]^altigfte unb am leid^tefien gugang*
lid^e Sßaffenarfenal gegen bie fog. Sefuitenmoral.
S)aran l^aben meber bie grünblid^en ^iberlegungen
aller $a§carfd^en SlnHagen nod^ auc^ bie Diel«
gepriefene objectiDe OueQenforfd^ung afat^oUjd^er
SBiffenfd^aft Diel geönbert. 93on Seiten ber fftrd^e
tDie bed Staates n^urben bie ^roDin^ialbriefe baß>
nad^ il^rem ^bfd^lu^ mit ben ftrengften Senfuren
unb Strafen belegt. 3m Serlauf beS Ramp^%
ber „fleinen Sriefe" toaf ein ßreignife eingetreten,
baS $aScal in ber einmal eingefd^lagenen 9ü(^*
tung gegen 9lom unb ber gfeinbfd^aft gegen bie
Sefuiten bis jum 5leu6erften beflärftc, inbem an
feiner SRid^te baS fog. SBunber mit bem l&eiligen
®om gefd^al^. S)ur^ biefcS 3cid6en Dom §immel,
beffen 9lcd^t^eit feincStoegS jttJcifelloS ift, toax für
$aScal nid^t blo| bie ianfeniftifd^e ©nabenlel^re
ermiefen, fonbem aud^ fein t)erfönlid^eS (Eintreten
für biefclbe gutgel^ei^cn, unb fo trug er benn aud^
fpöter fein Sebenfen, ftd^ gegen bie l^eud^lerifd^en
$öu))ter ^ort'Sto^alS offen unb e^rli^ ha^'m auS*
jufpred^en, bofe eS pd^ toirflid^ bei ber SJerurtl^ei«
lung beS „9luguftinuS" um eine quaestio juris
^anble, ba| aber ber $apft aud^ in biefen gfi^agen
nid^t unfel^lbar fei; bafe mitl^in feiner, ber feinen
©lauben nid()t Derlöugnen molle, bie Unterfd^rift
unter baS gormular fejen bürfe. SDerfelben Sin-
fid^t toar feine Sd^n^efter Jacqueline, bie benn aud^
für) nad^ il^rer mit größter ©etoiffenSunrul^e ge*
gebenen Untcrfd^rift (mie man glaubt, an ge«
brod^enem ^erjen) ftarb. ffia feine fjreunbe auS
©rünben ber Älugl^eit für bie Unterf^rift toaren,
rebete unb fd^rieb fit^ JpaScal in eine immer UJod^«
fenbe ©mpörung unb ßntrüftung gegen ben ?Papft
l^inein, befonberS nod^bem SRom feine ^roDinjial«
briefc Derurtl^eilt l^atte ; er appeüirte fogar Dom
^apft on Kl^rifiuS. S5ie legten SebenSjal^re brachte
^aScal, Don einer ©obereife abgefel^en, meifienS
in feiner ^riDatmol^nung in $aris ju, tl^eilS mit
Slbfaffung Don fjflugfd^nften für ben ©treit bcr
^faner Don SRoucn, ^ariS, 9lmicnS u. f. m. gegen
bie Sefuiten, tl^jcilS mit matl^ematifd^cn Slrbcitcn,
tl^cilS enbUd^ mit fragmentarifd^cn äufjeid^nungcn
Don ,,®cbanfen" )u bem großen o^ologetijt^
3Bcrf gegen bie ®otteSlöugner befd^ftigt. SKtber
3cit nal^m inbc| bie jhönflici^feit tmb ©d^iood^
feines ff örperS fo )u, ba| er }u icber Srbeit ua-
f äl^ig mürbe. 3n ben jeitgenöfftfd^ Oudlen ip
aber Don einer Xrübung feines SSerftonbeS infolge
einer ^allucination, bie il^m fofi beftSnbig ema
Slbgrunb neben ©tul^I ober sBett gegeigt ^
nirgenbtoo bie 9tebe. ^öd^ftenS faim bie SBotr^
fd^cinlid^f eit jugegeben merbeti, ba^ }eUu)eilig e»
jold^e ^aUucination nad^ jienem SufoII onf ber
SBrüdte Don SleuillQ ftottl^otte, ol^ne inbe| in
aßinbeften auf baS f onfUge geiftige geben $(äcdS
einjumirfen. 9lad^ ben Suf^eid^tnmgen \mt
©d|mefter Gilberte maren bie legten SebenSja^
^aScalS eine ftete Uebung d^riftlid^ Xugenb mib
fjfrdmmigfeit, befonberS einer ftänbtgen ÜtpO'
lid^en Slbtöbtung unb großer ^ßäd^ftenlide. fr
fiarb am 19. luguft 1662 im SUter t>on 39 3(4in
unb 2 ÜRonaten, nad^bem er mieberl^olt fciiRin
}uftänbigcn Pfarrer gebeid^tet unb Don i^ tnq
Dor feinem ßnbe aud^ bie ^eiligen ©terbfäcnmcnte
empfangen l^atte. )ßon einem SBiberruf aaii ber
gugeftanbenen SSerleumbungen gegen bie äefinta
ober einer SluSföl^nung mit bem $apfl loar Irk
9tebe. Ol^nebal^er bem Dielen ©utenunb^ronnei^
baS bie Sfreunbe $aScalS Don H^m eqd^leii, ii
9Rinbeften }u nal^e gu treten, unb ol^e bem tbänA
beS l^öd^ften Stid^terS Dorgugreif en, barf man M(
mit bem 1^1. ^ieron^muS f agen : Nihil aliud dieo,
quam Ecdesiae hominem non fmase. Ss
SanfeniSmuS mar ber gflud^ beS ^aScd'fd^ £►
benS, ber feinen reid^en ©eift in falfd^ 9aifm
unb feinen gil^arafter in eine bebauemSmert^9ti(t>
tung getrieben l^at. 3la^ feinem Sobe foiÜMi Ue
3^reutü)e unter feiner ^interlaffenfdSiaft auf lofn
^löttd^en, bie entmeber auf einen Sföben gfxä/i
ober in 99ünbeld^en sufammengebmti>en toaiei^
Sluf geid^nungen, meldte in oft f aum gu entgiffetnber
©d^rif t apl^oriftifd^ l^ingemorfen maren. @ie foUin
ÜJ^aterial bilben )u ber großen Stpologie, bem
$lan $aScal mieberl^olt bef prod^en ^atte, p bem
luSfül^rung i^m aber tl^eilS bie ianfenifUfd^iefB-
itifd^e $oIemif, t^eilSmatl^ematifd^earbeiten, Qett
^unel^menbe Jhönflid^feit feine 3<it Iie|ai Obm
glaubte biefe ,,®ebanfen" nid(|t ber SSergeflMctt
anl^eimgeben )u f ollen, unb bie ^öupter ba $artri
einigten ftd^ unter einanber ühtt bie 9rt tob
SBeife ber Verausgabe. SBoIlte man ber @^
^ort'Sto^alS nid^t fd^aben, f o galt eS Dor Üem,
bie fd^roffen ©teilen gegen Kom fomie eingelnep
gu fd^arfe ianfeniftif^e ^nfid^ten unb mü^ltbaa
Uebertreibungen ber Sinmürfe u. f. m. bm^^nS*
laffungen, Slenberungen, 3ufäje, Sbfd^mfi^^mBa
u. bgl. imfd^äblid^ gu mad^en, f o bag biefe er^ jlffli'
fenifafc^eSluSgabe Don 1669 eine outl^iifd^nUlt
genannt merben fann. 9{id^t Diel gemi^erJ^ftodo*
\ü^xtn bie fpäteren l^erauSgeber^ bis eid)lid^ 1844
auf SSictor SouftnS Anregung ^ofper ^mgän
eine fritifd^e ungefürgte SluSgabe beforgte, o^we
inbe^ baS Don Siouftn unb Ruberen emxtrtete $►
1545
$a3c^Q — Uday^a dvaardtaifiov.
1546
fnltat }U eqielen, n&mli^ ol^ne ^aScal ouf ®runb
Uefer autl^entif d^ Ströff entltd^ung qI8 einen DoD-
Unbtgen Sfeptifer etfd^einen gu laffen. 9i8 in
me le^ fleinfte Sufseid^ung l^inein erftredt ^4,
»emt man bie Qaä^t in bem (efannten ^ane beS
(Bangen auffaßt bog fid^tbare Streben ^qScqIS,
bic S^o^menbigleit unb Zl^tfad^e einer göttlid^en
Off enbontngnnb beren SBernnrllid^ung im Sl^rifien-
flfäxa gegen bie Ungläubigen {einer 3eit gu ermeifen.
Shi ben SemeiSDerfud^ mag er fid^ tftufd^en, feine
tkbcrgeugung aber i{l fonnenffor bie eineS un-
ctfc^ütterten ®lauben§ an bie ®5ttUd^feit beS
C|rifient(um8. 93on einem fubjectiDen Sm\\tl
ober gar 3tt)eifelf9fiem ift feinen Sugenblidt Die
9t€be. 9m nftd^ften tommt man ber SBa^rl^eit
tDcnn man il^ einen taftifd^en ©feptifer, einen
A^oni^ au8 3)it)Iomatie nennt, ber jtd^ ber
Siaffe bed (SegnerS gu beffen SBefiegung oebient.
SBod borni an mirflid^em StepticiSmud übrig
Hcibt, ift 3anfeni8mu8. anbererfeitS fanben ^($
ober au4 biejenigen enttftufd^t, meldte ftd^ eine
nMIid^ ^ilfe im ftam|)f gegen ben Unglauben
Mm biefem Sud^e berfprad^en. SineStl^eild über-
tifibt 0ad€al bie @d^tt)d(^e ber gefallenen SSa*
tat ouq ouf notürlid^em ® ebiet unb f c^eint mand^
mal lebe Sid^l^eit natürlid^ enoorbener ftennt-
ti| ju läugnen, looburd^ er^ abgefel^en bon ber
Unid^tigTeit ber Sel^auptungen in fid^, feiner
rtonen €od^e fd^bet; onbererfeitd fa|t er bod
(Qriftentl^um gang t)on feinem jonfeniftifd^en
6ianb)mnft auf, f))rid^t aber ^apj} unb jf ird^e in
(eterobosefier^ mo^Iofefter SBeife, fo ba^ nur Der-
eingette (Sebonfen tovdixi) apologetifd^en SBertl^
(dben, boS Sud^ aI8 @anged ober nur gum ge-
irrten 6tubütm bienli(^ fein fann. 9Rit ber ian-
fenifHfd^, Don Vascal auf d 91eu^erfte getriebenen
Vuffaffnng Don 92atur, ®nabe unb f^freil^eit war
ei Sber^oupt unm5glid^ , einen rid^tigen ©tanb-
]ntidt für eine pl^ilofopl^if d^e Apologie bed Sl^riften»
l^umS gu getoinnen. 3)ad berül^mtefie unb frog-
m&bigfie Sfrogment'ber ^ologie i{l n^ol^I bie
«SBette". Ser Ungläubige fann einerfeitS feine
6i4exi^ über ®ott unb boS fünftige Seben er*
fangen; onbererfeitS i^ ®ott unb fein Ißerl^ältnil
ptm SRenfd^en, mie bie ffird^e ed lel^rt, möglic^.
Sa €id^|eit nid^t gu erlangen iß, eine ßnt-
Heibnng für boS eine ober baS anbere ober notl^*
mnbig getroffen mtbtn rmi, fo bleibt nur SineS
fibcig: g^ metten ober gu fpielen. S)ie äBal^rfd^ein*
Igelten finb in beiben SföIIen gleid^ gro^, alfo
Ue <Beminnd^cen ebenfalls, bie @(ett)int^n:ei)e
btqegen oerfd^ieben. @e|e id^ auf „Ssiß^ng @ot-
M' imb geumine, fo l^be ic^ ein en)ige§ glüdt-
B^ Seben gemomten ; berliere id^ , fo l^abe id^
fUfii verloren als biefeS irbifd^e Seben, baS auf
feisen Soll ein glüdflid^eS i|}. 9{ad^ allen SEBett- unb
6|rielregeln mu| id^ alfo auf „S^ifleng ®otte§"
{e|en, b. 1^. bon j[e|t an fo (eben, »ie bie jf ird^e ed
imf^reibt. Ueber biefe SBette ift fel^r oiel geftritten
mditn ; jebenf aUS fonnte nur ein ÜRatl^ematifer
Irif ^oScoI auf ben ©ebanfen üerfanen. 2ro^ ber
fragmentarifd^en Sntftel^ung geigt bie SRel^i^a^I
ber „©ebanfen" eine oft übenafdjenbe Sfeinl^eit
unb Snergie ber ©prad^e, nid^t feiten au^ Siefe
unb Originalität beS (Seifted unb ©d^rfe tt)ie
©rogartigfeit beS SerftanbeS.
93on JsaScaß SBerfen fel^It noc^ immer eine
fritifd^e (s^efammtauSgabe, mie t^ranfreid^ fie oon
ben meijten ©ddriftfteOem beS großen Sal^rl^unbertd
in ber l^errlid^en ^ad^ette-Slegnier^fd^en ©amm«
lung ber Orands Ecriyains beft^t. Weitere tlud*
gaben oeranftalteten 3lbbe Soffut (Paris 1779,
5 vol8.X 3)ibot (Pariß 1816, 2 vols.), Seföbre
(Paris 1819, 5 vols.) u. 91. gine fel^r oott-
ftönbige, te^tfritifd^ genugenbe ^anbauSgabe er-
fd^ien in 8 Sönben bei fyiä^tit (ißarid 1887).
Unter ben ©eparatauSgaben ber $rooingialbriefe
ift megen ber Steid^^altigfeit il^rer gefd^d^tlid^en
Einleitungen, il^rer f ortlauf enben fad^Iid^ berid^«
tigenben Slnmerifungen nid^t minber atö wegen
beS genauen frttifd^en Xe^ed biejenige oon 9bbö
SRa^narb (Les Provinciales, Par. 1851, 2to18.)
gu empfel^ten. Slu^er ber claffifc^en 9uSgabe ber
Pensöes oon fjfaugäre gab ^aoet eine fold^e im
3. 1852, % aOloUnier 1877 unb Souanbre 1886.
— 3)ie Siteratur über giaScal ift eine öu^rji reid^-
l^altige. 9teben ben biogra))]^ifd^en ©figgen feiner
@d^n)efter (Gilberte unb anberer 3eitgenoffen, f omie
ber oft auSfül^rlic^en biogra))]^ifd^en (Einleitungen
in ben ausgaben ber ©efammtmerfe unb ben fog.
^üoges acadämiques oon 2)umeSniI, SRa^monb,
S)emoulin, fjfaugäre u. f. m. feien ertoöl^nt ber
Essai sur Blaise Pascal Oon 3. ^. SRonnier,
$ari8 1822; £tudes sur Pascal oon glotte,
Sinet, (Souftn u. f. m. ; femer Maynard, Pascal,
sa yie, son caract^re etc., Paris 1850, 2 yols. ;
f obann bilben bie einf d^Iögigen ftapitel oon ©ainte«
SeuDe'öSefd^id^te oon5[Jort.gio9aI(4«öd., 7 vols.,
Paris 1878) eine auSfül^rlid^e SebenSbef (Reibung.
S)ie neuefte ©c^rift ift Jos. Bertrand , Blaise
Pascal, Paris 1891. iSon beutfd^eniSerfaffem:
|). Steud^Iin, $a§caI3 Seben unb ber (Seift fei-
ner ©d^riften, ©tuttgart unb Tübingen 1840
(t)on orti^obos ))roteftantif d^m ©tanbpunft) ; 3. ®.
SDre^borff, $aScaI, fein Seben unb feine Rämp^t,
Seipgig 1 870 (t)on proteftantenbereinlid^em ©tanb»
punft). 2)er Untergeid^nete oeröffentlid^te ©tubien
über ^aScal in ben „Stimmen auS ÜRaria-Saac^''
XLn ff. - Ueber bie grage nad^ ber ©fep^S
^adcald beßel^t ebenfalls eine reid^e ©pedaHitera-
tur, t)on ber l^ier nur bie abfd^Iie|enoe Sbl^anb-
lung k)on SR. ©ierp, giadcalS ©teUung gum
©feptidSmuS (^l^ilofo))]^. 3al^rbud^ b. ®örred-
©efeßfd^ft n unb m [1889 u, 1890]), ermäl^nt
fein fon. [SSBil^. »reiten S. J.]
^OBd^ f. Oflem.
fasd^ ber 3uben, f.fSfeftelV, 1437ff.
p (ü (71 (JL 0 V UKnren bie beiben SuSbrüdfe, mtt meld^
man ben S)o))peId^arafter ber c^nftlid^en Ofierfeier
aI8 dner Erinnerung einerfdtS an ben Ot)fertob
unb anbererf eit« an bie 9luf erfte^ung be« ^dlonbe»
1547 Pasoha annotinum — $a{4aUS, ^Oplle. 1548
gu (tgeid^tn Jfftt^tt. S)itfe Flamen ftnb inbt| murbt müt bem Xoht Sttp^fi IV. tinfHonttiB
trP fpätem UriprungS, mit benn anäj trft im erttä^It. 6r trat mit Submifl bem gtommm «
fflniauje brö DfterftierfiidteS (|. b. 9trt.) tin SßtrMnbuna. unb bitf«BttIie$i^m im 3.817 räi
©tgentafi jmifi^en betbtn ^erDortrat. ©erni S^rifti Sßrinileßium, bit erjle imfl et^Ittne Uiftmbe fite
lob unb auinfteftung gehören not^iiKnbig ju- bfit nitltli(^tn iStPIfianb bt& römifdKii ©tu^M.
fammen unb lönneit ittd^t Don einanber gctrnmt, S^eobot ©tubita nwnbtt piä^ "« ^t<Wi* ™
ßtt^wtiBe dnatibet entgegengtlefet merben; im §ilfe gegen ben SBtlbtiflünner 8« bot SltmeinH
ijirtncip fiat ba^ti btt ^ri^ltdit CM"" t'ben- (813—820), unb ber ^ofip rt^tti Xio^hitfe
(ollß Doit Anfang an btt gtitr bei iritr^a äva- an bie 5!er|o!gten (Baron, ad a. 818). 3m 3.
tnäiti\i.ov mit ber be3 1^11772 <Tzatjp6tip.ot enge 821 fc^tdte $a|(!^tiS an Subtoig ben ^nninia
oerfiunben, (nie oud^ btr slamt pascha beibe ginei @efanbtld^afttn; bie gmeite fammilgro^
Xage frejei^nen tonnte (f. b.^it.O|ietn). (ESgl. @ef<]^entcn m ^o^üitsfeiei Sot^oiS, btB Üttpn
au($ bie im 9tt. £)fler(eier|lieit angegetoie Site- ©o^nefi SubmigS. Siefer Sot^or toai oni m-
ratuT.) [91. Siler.] mig im 3. 820 nQ<i^ ber Sufotnmnt&raft tnt
Paseha annotinum I|te| im frühen 3){itte[' Sttignq na<^ Stalten gui Uebenta^e btt 3te>
aüet ein btfonbeier Stff QB/ ber mü) ber nw^r- gierung eiitianM morben. S)ort BeiÜe ei ei»
fdgtinli^ßen Srfläning für bie 2;äu|Iinge befi 3^1 lang imb nutbe Don ^apft^lktl^iSfremtb'
nä^poergongenen Sal^tei eini Urinnerung^fcier liifi nni% Diom gelaben. ^aä) ber anbemNo^
an i|ren Xmrftag UDrltcIlte. ÜBenigei 9BQ£)ric^eiif ri^t ^ätte er Don feinem EQater Subtnig ben Isf'
lii^feit (at bie *Dleinung SInberer für fic^, ba| eS trag erhallen, nad^ 9tom ju ge^en. €obid iß
eine 6rinnerang an ba9 Oftcrfcfi be§ Porter' jetenjallS gewi^, bafe Sotl^ar furg Bor Dlieni bri
ge^tnben 3a^reS gemefen |ei, ba ju einer (ol^en 3Q5)rc§ 823 nai^Mom tarn, bort bon$oji^iiIilL
geier (aum ein Snlaft Oorlag, EljrDnolDgi|d^[äfIt in qUch S^nn aufgenommen unb amO^ifept
atletbingS ber 3al&rt8tQg her Saufe mit bem [etfiftalS „ffluguftuS" mUbemtai(erIi(^S)iQbei
3a^rt3tag beS O^erfefteS jufammen. — SuS ben geIrSnt nurbe. Slamit f)atit er bie iBoOmo^t >n
Derfi^iebenen 3[l2ittf)e!lungen über ba3 pascha bie$flid^ter]^alten,ben^iafiftgegtnbie<uifrü^ttii'
annotiumn ergibt fi^, bag bae{elbe an bcrfi^ie- |i^en 9IBmer unb gegen jebtn anbem g^einb p
benen Orten out^ ceif^ieben ange[e|t nutbe, fo bertlieibigtn. ^ai) Sot^atfi Greife n^obtn fä)
auf ben SamStag 001 ober ben !DIontag na$ bem bie SlSmer auf 3 ?ieue ; (Setwiltt^iäti^ntat gc
Seiten ©onntog^anberSwo^etS an einem ©onn- f^l^en gegen Unböngtr bei fog.fiätrti[4titipaitei;
tage ; femer, toenn eS (als äa^ieStag gtred^net) e9 ^ie|, einige feien eimoibrt uotben, idrI fit ji
in bie {jfa|ien}eil beS loufenben Sa^teS fallen fefl an Sot^ar, ben jungen ffaifer, gelten, mH
tDurbe, an einem 3Bo^enlage nac^ bei Oflei- fclbft bei $apft fei nic^t o^ne <S^uIb. SuiUnln-
octatH u. f. u. !D!ef|c unb Officium fftglt nie [ut^ung bet So^e fanbte Jf5nig Subniig juxi
am Dftertage gefallen ju werben. 9Ioc^ bem Solen naii^ SRom, ben 9I6t ^alung unb Im
MicrologUB de eccl. observ. c. 56 lamen bie ©rufen §unfrteb. Snbefe erfc^ienen Bot i^Sft-
Schiflinge beS Bnt^erge^enben 3afirel juiammen reife bei bem ftönig Subtoig (Sefanbte bei ^
unb no|nten bei fcierlidien Hleffe bei, in bei fte fteS, um beffen Unfc^ulb barjut^un. 3)ie ^üta
Oblationen baibiod^ten. %uif) bie Saufpat^en be@ jfünigl gingen bennoi^ nad) 9tom, unb mt
pflegten fid) einjufinben, unb bat Xaufgelübbe i^nen reinigte fid) $a|d^alig mit einer groln
nurbe in itirer Segenraait erneuert. Sie g^eier 3o^I »on ^if(^3fcn burd^ einen Sib Bon bta
bei pascha annotinum aar fleQenmeife bunj^ ^erbarf)te ber S^cilnnlime on ben enoa^nlen 6^
©tatuten geboten (|. j. SS. Harduin V, 456), toaltt^ätigleiten. Sen jutüilfe^renben ^oten bei
Berfi^manb aBei, roenig^enS al3 äffenllidlie Seier, ffünigS gab bet Sßopfl jur iQtgleihing Uiei ^f
f^on im iOIttlelaltet ; baS ^uf^üien ber alten [anbte mit. Subtoig aber glaubte nun bit 9»
Xaufpta^äS (tigl. b. Irt, flatec^umenat) tntjog i^t gelegen^eit berufen laffen }u foOen unb entTit^
o^ne^iniljien eigentlichen ©runbgebanten. 9118 ein bie eiwö^nten (Sejonblen mil einer entfpret^ralieii
Snalogon unb grfa| lann bie priBole ffeier jui Slntroort nad^ SRom. — 3m 3. 823 teilte bn
Srinnetung an ben tauftag betrautet werben, p grjbil^of Bon ffleimS, Sbo (f. b. %xi.). mit 9f
utl^tt auf 5|iroBinjialcDncilicn unb fonft ^äupg ntbmigung beaS|3apfte9 jurSefe^rungbetiBänni
BonbtniBifc&äfenermabntiDurbe.(iBgl,DuCange, ab, ju meinem tßJerle i^n $öf[^aliS burc^ opDJlO'
GloBB. B. V. ; Sinterim, ©enfmürbigteilen V, 1, lijc^t Briefe beBodmai^Ügte. 5IIS ^[kipfl ^j^Ü
245 ff. ; Nilles, Kai man. n, 336.) [ifl. gfjer.] ju Anfang beS 3at)ree 824 geflorben »at, rnoDten
Pasoha clausuni, Olame be§ SBeifen Sonn- bie SHümei nic&l gugeben , ba^ er in bei ttaif
toga (f. b. 9lrt. Oeflerlictii Seit, ob. 725 f.). — beS bt- 5Cetru3 bepattet werbe, ©ein 9to4folBn
Pascha floridum, Petitum, Dlamt beS Sugen II. liefe ibn in ber ffitdbe ber ^I. $"iItW
SPolmfonntagä (f. b. 91rt.)- — Pascha ro- Begraben, bie «IJatctialil uon ®runb auf neu gt-
sarum, 9!ame beä SßfingftionntagS (f. b. »rl. bout^atte. S>ie aBol^lt^äligteit unb bie äBimb«
Oefterlid^c Seit, ob. 727). beS ^l- 5Poi(^ali9 Werben im Liber Pontificdi»
■8f«((0aris,jnici$äpfte. — l.Sßafd^ali§I„ oeriibmt; fein ©ebü^tnifi wirb am 14. 3Hm ge-
bet 61. (817—824), öor^eitin lilmif^r Spiiefler, feiett. (93gl. Liber Pontificalis, ed. Duchesae
1549
^Qfd^aliS $öt>fte — ^afd^altS, ®egeti))a))fle.
1550
II, Paiis 1892, 52 sqq. ; Jaffe, Regesta Pon-
tit Born. I, 2. ed., Lipsiae 1885, 318—320;
6im{on, Subtoig ber tjromme^ 2 Sbe., £eip}tg
1874—1876; ^ergcnrötl^er, ftird^cn-Scjd^id^te,
8. «uff., I, 729 f., «nm. 1; U, 8.)
2. $Qf d^QliS n. regierte Don 1099—1118.
€etne Stegierung fiel in eine fel^r betoegte Seit,
in bie Seit bed erften Iheuj^ugS unb ber ©rünbung
beS Pdnigreid^ 3erufalem, t)or 9Qem aber bed
Aompfefi imx\fyti bem ^op jül^um unb bem jf aifer-
t^um ober überl^upt ber fürftlid^en ©eUKiIt,
loeld^ Stomp] in bem SnDeftiturftreite M con«
centrirtc 3ur Sntf (Reibung gebrad^t »urbe biefer
Aampf n)dfrenb ber StegierungSaeit ^afd^IiS' ü.
in englanb (f. b. 9(rt. 9lnfelm I, 890); sunt
ard|em £]^eil entfd^ieben teurbe ber ©treit in
iMdJIanb (f. b. «rt. 3nDeftiturftreit). «pafd^ali«,
txnfylt Carbinal SRainer ober Steginer mit bem
Zitcl beS % Siemens, »urbe im 9lugu|} 1099
getodl^It 9fö SRönd^ t)on Slugn^ mar er frül^er
in 9ngelegenl^iten feined OrbenS nad^ Stom ge-
fommen unb bort »egen feiner 93or)äge suräd-
gehalten »orben. ©eine SBol^I tourbe mit großen
SttDartungen aufgenommen ; er felbft aber l^atte
{i4 0^^ ^^ Snnal^me geftröubt. 2)er ©egen«
popft ©ibert (f. b. «rt.) ober glemenS HI. feit
bcn Selten ®regor§ VII. ftarb im 3. 1100. ®a§
BäfiSima nal^m aber nod^ fein t)öQige§ Snbe. SS
folgten Dielmel^r brei meitere ©egenpöpfte^ freilid^
0^ größeres Snfel^en ju erlangen. 3m Sep-
tember 1100 mürbe ein gehriffer S^eoborid^ er«
^oben; er bel^uptete fid^ einige SJlonate, morauf
er gefangen genommen unb in ein jf lofter gefperrt
nmrbe. SDen gmeiten @egen))apft 92amen§ Gilbert,
ber im gfebruar ober ÜKärj 1102 erl^oben mürbe,
traf baSfelbe ©d^idfal nod^ am Zage feiner äSBal^I.
S)er britte, ber Srgpriefter ÜJlaginuIf ober mit
bem $apftnamen @Qloe{)er IV., mürbe im ^erbft
1105 gemö^lt unb bel^auptete ftd^ bi§ gum gfrül^'
ja^r 1111, in mcld^em er burd^ ^einrid^ V. be-
feitigt mürbe. 3m % 1100 fd^icfte ^afd^alis
einen Segaten, SRauritiuS, nad^ $alöftina. 3tn
3. 1101 beftötigte ber ^apft ben Primat be«
er)bifd^5flid^en @tu]^Ie§ t)on Xolebo über ganj
Spanien, xoa% t)or tl^m aud^ Urban n. getl^an
l^tte. 3n ben gaften be§ 3a]^re3 1102 bielt
^fd^iS eine größere @9nobe ju dtom (f. b. tlrt.
I^nrid^ IV. ob. V, 1672), morin §cinrid^ IV.
anf^S 92eue e^communicirt mürbe. 3n bemfelben
Saubre fanbte ber $apft ben iBifd^of ®aIo t)on
$arid 0(8 SSifttator nad^ $oIen, meld^er and) ba«
W jmei 93i)45fe i^rer ©teOen entfette. 3m 3.
1103 fom ber i)l ^infelm (f. b. 9rt.) nad^ SRom;
im Sttl^re 1106 Otto oon Samberg (f. b. Srt.),
nad^moIS Spoftel ber $ommem. lieber ben ©treit
be« $opfted mit ^bi^ipp I. t)on gfranfreid^ in ben
Sb^<^ngelegenbetten be§ le^tem f. b. 9(rt. 3t)o
l^on Sl^artreS. S)er jfampf bouerte bt§ gum 3abte
1104 unb enbete mit ber Untermerfung ^bi^tpp^/
fottrie feiner SoSfpred^ung oon bem iBanne. 3m
3. 1106 bielt ber päpftlid^e Scgat 93runo eine
©i^nobe in gfrantrei^, gu ißoitierS, um }ur Unter«
p^ung ber lheu))üge aufguforbem. 9[ud^ Soe«
munb, t$ürft oon Sntiod^ien, mar bort gegen«
mörtig. Snbe bed 3abre8 1106 reiste $a{d^ali3
felbft nad^ fjfranfreid^. 3n gflorenj b^elt er eine
93efpre(bung mit bem bortigen 99if(^of über ben
Sntid^rift; fobann Deranfialtete er )u ©uaftaSa
eine ©^nobe über bie SBieberaufnabme ber im
©d^iSma gemeinten Sifd^öfe unb $riefter. 9lu(^
bie ©efanoten l^einrid^ V. maren bafelbft an«
mefenb, um bem ^ßapfte bie Sßünfd^e unb 93itten
beS{elben oorgutragen. 93on f^xtx au8, glaubte
man, merbe ber $apft nad^ Seutfd^Ianb reifen.
S)erfelbe ging aber, nad^bem er )u $arma ben idx'
f (bof 99emarb gemeint, burd^ Surgunb nad^ grauN
reid^, meil megen ber ©efmnung ^einric^S V. unb
ber 2)eutf d^en überhaupt bie SReife babin gefabriicb
fd^ien. Sßeibnad^ten beS 3abre§ 1106 feierte ber
$apft in SIugnQ. 3tn näd^ften ^ai^xt meiste er Der«
f d^iebene ^rd^en in t$ran!reid^ ein. 3u ©t-S)eni8
bei ^ari§ bi^^t er eine 3ufQmmenfunft mit bem
flönig ^f^ilxpp I. fomie beffen ©obn Submig.
©ie begeigten bem $apft ibre @b^^<^t tt aber
bielt mit ibnen eine SSefpred^ung über bie Sn«
gelegenbeiten ber Jhrcbe unb ermabnte fte, ber
^rd|e treu gu fein unb ibr gu 6ilf e gu f ommen.
Salb erfd^ienen aud^ ©efanbte ^einricbS V. unb
oerlangten für ben jf aifer baS Sted^t ber 3nt)eftitur
mit SRing unb ©tab. Oflem feierte ber $apfi
mobi bei 93i{d^of 3t)o gu Sbartred. Um SbnfH
timmelfabrt (28. ^ai) f^xtli er eine ©Quobe gu
ro9e§, mo mieber ©efanbte |)einrid^§ erfcbienen.
SBerbanbelt mürbe bafelbft aud^ über bie Unter«
ftu|ung ber ffreuggüge unb über ben ©otteSfrieben
(f. b. 9lrt.). 3m C)erbft beSfelben 3abreS febrte
ber ^apft nod^ 3taUen gurüdf. 3m 3. 1108 bielt
$af^ali§ eine ©Qnobe gu iBenet)ent gegen bie
Saien«3nt)eftitur unb im 3. 1110 im Sateran eine
Äird^enoerfammlung in berfelben ©od^e. (Segen
6nbe biefeS 3ob^^ erfd^ien ^einrid^ V. in 3talien
(f. b. «rt. 3nl)eftiturftreit ob. VI, 855 ff.). 3n ben
j^ömpfen mit |)einnd^ gingen bie übrigen 3abte
be§ ^ontificatS ^afd^altd' IL bin, obne bag er
felbft ben SluSgang be§ jfampfed erlebte. Sr ftarb
ben 21. 3onuar 1118. (SgL Liber Pontif., ed.
Duchesne 11, Paris 1892, 296 sqq.; Jaff^,
Regeste Pontif. Rom. I, 2. ed., 702—772;
ßefele, eoncüiengefcbid^te V, 2. Slufl., 259 ff.;
Seumont, ©efd^i^te ber ©tabt Slom H, «erlin
1 867, 390 ff. ; ©bralef, SBoIfenbüttter gragmente,
ajlünfter 1 891, 53.) [®am8 0. S. B.]
^af^atis (L), ©egenpapfl, f. ©ergiu§ I. —
^afd^ali8m.,gmeiter®egenpapftim©d^i8ma
SBarbaroffa'S, oorber ffiijd^of ®uibo oon ßrcma,
mürbe bauptJäd^Ud^ auf betreiben be§ faiferlidjen
JtanglerS StainaO) oon S)affel , Srgbifd^ofd oon
flöln, am 22. april 1164 in Succa erboben, nod^«
bem aWctor IV. gmel Sage früber bafelbft gejiorben
mar; er brad^te bie brei nöd^ften 3abre in jener
©tabt, in $ifa unb in Sitcrbo gu. SRom öffnete
fid^ ibm im ©ommer 1167, al§ e« griebrid^ L
1551 ^afd^aliS SBoQlon — $Qfd^afiu3 SRabbertuS. 1552
gelang, bie Stobt ju erobern. $afd^It§ fiorb ba- exstant). S)tefe Ie|tere 93emerlung 1^ bis in bk
fettji am 30. September 1168. »efannt ift er jüngfte Seit Iftinrin öielfac^ aI8 bie MtcPe &fm
befonberS aui^ be^l^alb, weil er Äorl b. ®r. auf jweier SSüd^er De Spiritu sancto gegolten, md^e
äSBunf^ beS JtaiferS canoniftrte (f. b. %xt. Raxl in fojl allen ^nbfd^inften ben fßomen be8 S)iacoii8
b. ®r. Vn, 170). (9}gl. Jaffö, Begesta Font. ^afc^afiuS tragen unb bis Dor itucjem immer
Rom. II, 2. ed., 426—429; §efele, Eoncilien« nur unter blefem Slamen gebrudtt ttorben jinb
gej^tc^te V, 2. «up., 640. 646. 692.) [o. gun!.] (julefet bei Migne, PP. lat. LXH, 9—40). 3«.
^af(#aCl$ StaflCoit, b er 1^1., 0. Min., ge« be^ finb biefe jmei SSüc^er in SBirflüpeit, Brie
l^ört bem großen Greife ber ^eiligen an, meldte namentlid^ S. $. Safpari (Ungebntcfte n. f. m.
im 3eitalter ber fogen. Sieformation burd^ i^re OueSen )ur ®efd^. beS Xonff^mboIS nnb ber
munberbare ßeiligfeit ber Äird^e bie ebeljieine ©laubenSregel H, gljriftianio 1869, 214—224)
erfe^ten, »el^e bie bleuerer in 2)eutfd^Ianb auS unb % ßngelbred^t (@tubien über bie @d^nfta
i^rer Jhone gebrod^en batten. 93on armen ßUem beS 93ifd^ofS Don Steii, gfaufbiS, SBien 1889, 28
im ^, 1540 )u Sorre'^ermofa im jfönigreid^ bis 46) nad^gemiefen b<iben, Sigentl^ beS8i>
Siragonien geboren, mürbe $af d^aliS bittt unb fcbofS fjauftuS Don Steii (f. b. %rt.) ; Sngettrutt
^ti]ä)oniamal^n}xx ,MT^^ti\\%t®ä^&]ti". 3m b^t biefelben bementfpred^enb ouc^ in feäe fttf*
3. 1 564 trat er in ein f ebr armeS jf lofter ber un« gäbe ber SBerle beS 9if d^of S gouffaiS mtfgenomma
befd^ubten ^inoriten ftrengerer ObferDan} auS (Corpus scriptonun eccles. lat. XXT, Yindob.
Semutb als Saienbruber ein, tro|bem man ibn 1891, 99—157). ^afd^oRuS' fßüä^ aber ben
in baS &^ox botte aufnebmen moQen. 3n ber f^tüi^m ®eift mfiffen ju ®runbe gegangen fein.
ürd^Iid^enOration auf fein Sfeftmirb feine munber- (Sx^f^aiita blieben gmeiSriefe, toeld^ fpa^ifi^
bare Siebe jum b^i^gften ©acrament befonberS unb SugippiuS (f. b. 9rt.) im 3. 513 über Ue
bert)orgeboben ; auf ^bbilbungen erfd^eint er ftetS berül^mte Vita s. Severini mit einanber totäfiäki
mit ber beiligen C^oftie. gr ftarb am 17. SKai (Migne, PP. lat. LXH, 39— 40.1167— 1170;
1592 )u SSillareal unb mürbe t)on $aul V. im anä) in ben SluSgaben ber Vita s. Severini m
3. 1618 feiig unb t)on SIesanber VUI. im 3. $. ©auppe [Monum. Genn. hist. Auct anti-
1690 beilig gefprod^en. @ein beiligeS Seben f(brieb quiss. I, 2, 1 sqq.] unb t)on $. SMfL LCorpv
juerft ber Sruber SobanneS XimeneS, meld^er fein Script, eccles. lat. IX, 2, Vindob. 1886, 1—^
jtloftergenoffe mar unb als Slugenjeuge beffen, 68—70]). [Sarben^emct.]
maS er bef^reibt. alle @Iaubmürbigfeit t)erbient. 'gf afi$af{it$, SRbnd^ )u 3)umio umoeit Sngn
es ftebt in ben AA. SS. Bell. Maji IV, 48 ; ib. (in ^ortugaQ in ber )meiten ^ölfte beS 6. a^^
95 aud^ eine Gloria posthuma, meldte Krd^lid^e bunbertS, überfe^te im auftrage unb tnder SM*
5tctenftüdfe entbält. (Sgl. Äird^b«ebcr, Seben beS büfe feines ^bm, be§ b^. ÜKartin üon 93roga Q\
bl. 93aterS 3o^. Don flopiftran unb beS bl* ^nt* %rt.),baSSBerf eines unbefannten®ried^en Verl»
berS ^afc^aliS 93aQlon u. f. m. 92eu bearbeitet seniorumoberlnterrogationesetresponsiones
öon ©in^el, SlugSburg 1847 ; iStabler, ^eiligen« Aegyptiomm patrum in'S fiateinif^e. SBcm
Ie|. IV, 681 ff.) [§ol8tt)art^.] ^afc^afiuS in ber «uff(brift biefer Ueberfelang (W
^af^afltts, ber bl./ ©iacon berifirtbeju Migne, PP. lat. LXXm, 1025— 1062) 8. Bo-
9lom um bie SBenbe beS 5. 2(abrbunbertS, ift Dor* manae ecclesiae diaconus genannt ttirb, fo be-
nebmlid^ auS einer Srjöblung ©regorS b. ®r. rubt bie^ ol^ne 3^eifel auf einer SBerm^b^bnig
(Dial. IV, 40; bei Migne, PP. lat. LXXVII, beS Uebcrfe^crS mit bem römifd^ett ®iacon$o-
396—397) befannt. «Rad^bem er nämlid^, fo er- fd^afmS (f. b. üorigen 9lrt.). SJieOeidJt ip cn^
jö^It ©regor, unter $a))ft ©Qmmad^uS (498 bis bie ^ejeid^nung beS Ueberfe^erS als diaconus bei
514) geftorben mar, erfd^ienerbem8ifd^ofe®er« ©igebert öon ©emblouj (De vir. ilL c 117,
manuS Don Sapua in ben mannen iBöbem t)on bei Migne , PP. lat. CLX , 572) auf biefdBe
unguium (ie^t 6ittä ©. angelo) unb erflörte auf aSermed&Slung jurüdfaufübren. (Sgl. €. ^. 6a»
Befragen, er ^ait in biejen Söbem feine ebemalige fpari, ÜJlarttn öon ffiracaro'S ©d^rift De co^
^arteinabme für ben ©egenpapft SaurentiuS ju rectionerusticonun,Kbnfliania 1883. ©.Ulf.
bügcn (quia in parte Laurentii contra Sym- XXIII f.) [93arbenbemer.]
machum sensi). S)em Srfud^en beS 93ä^erS, "^afi^afins '^abiettns^ ber 1^1., 0. 8.B^
für ibn 5U beten, entfprad^ ©crmanuS mit großem einer ber gelebrteflen Sbeologen fetner 3rit, wc
Sifer, unb fd^on nad^ menigen Sagen marb il^m um 786 )u ©oiffonS geboren unb trat unter ben
über ben ßrf olg feines ©ebeteS baburd^ ©emi^beit, betligen ^bt Sbalbarb in baS ftlo^er )u (Mie
bafe er ^afd^afiuS nid&t mebr in ben 93äbem fanb. (f. b. 5trt.) in ber ^icarbie. 6r toat bier «nfai«8
©regor fügt bei, $afd^afiuS fei ein 9Jtann öon namentli^ als fiebrer tl^dtig , unb ber ptagete
aufeerorbentlid^er §eiligfeit, ein Sater ber Slrmen ^balbarb, ber bl. 5(nSgar, fowie ^ilbeman vA
unb 95eräd&tcr feiner fclbft gemefen (ögl. AA. SS. Otto, ©ifd^öfe öon SBeauöaiS, gingen ouS feiw
BoU. Maji vn, 438 sqq.), unb eS feien burd^» ©jbule beröor. SuS Sefd^eibenl^ett empfing er bk
aus conecte unb flare 93üd^er über ben bciligen beiKgen SBci^en nur bis jum SDiaconat, tinnbe
®eift öon il^m öorbanben (cujus apud nos rec- aber bod^ nad^ bem Sobe ber auf einanber folg»«
tissimi et luculenti de sancto Spiritu libri ben Siebte Slbalbarb, SBala, ^ebon unb 3{aac ^
1553
$Qfd^Qfiu3 »abiertud.
1554
VUt M moflere IftefteÜt (844), fotool^I toegen
Mnc8 l^igen Seiend unb feiner großen ©elelr«
lamfeit, aI8 meil er bei bem jf oif er Subtoig mie bei
beffcit bomaß regierenbem Sol^ne ftarl in ^o^em
Knfel^ flonb. dr ftonb ber Sbtei bis }um Saläre
351 Dor, toorouf er bie il^m läftig geworbene, burd^
Streitigkeiten k)erbitterte Sßürbe nieberlegte uno
^ ton nun an mit erneuerter grifd^e unb gfreube
idncn @tubien ergab (Dgl. feine Fraef. libr. IX.
in HatÜL). ßr ftarb iebenfaUd nad^ bem Saläre
358, ba er ben Ütormamteneinfon biefeS äal^reS
aod^ in feinen @4riften ermal^nt. ÜRabiUon fe^t
[etilen Zob mtf 860, Snbere uml^rfd^einlic^er auf
365. Sein (Sebö^tnil begel^t bie 2)i5cefe Don
SotffonS feit feiner 1073 erfolgten ßr^ebung am
26. 9|nriL Seine Sd^riften (@efammtau8gabe Don
Btrmoid), $ari3 1618, mit reid^en 92ad^trögen
d&eebrudt bei Migne, PP. lat. CXX) finb: baS
8u(^ De corpore et sanguine Domini, ibentif d^
Btit bem il^m sugefd^riebenen. De sacramentis
betitelten (t)gL MabiUon P. sec. saec. lY. Bened.
P^raef. n. 7 sqq.) , teeld^eS er 881 , jur 3^t be§
1^^ bed 9bted SBala, für bie SRönd^e bed toeft-
fififd^ ffloflerS SoroeQ unb beffen 9bt, feinen
6diiuler ^ladbud aßarinuS, fd^rieb, unb toeld^eS er
bStet überarbeitet mit einem SinleitungStoort an
ttaxl ben jfal^len fd^tdtte. SMefed mid^tigfie unter
ben SBerfen bed StabbertuS, mU^ befonberS in
ben bcrengorif d^en jf ömpf en unb nod^ mel^r in ben
Uenbma$föfheitigfeiten beS 16. Sa^r^unbertd ju
Bcofier Sebeutung gelangte, ift befonberS l^erauS-
pseben Derftfimmelt unb im $artetintereffe inter-
tioltit t)on3ob®aft(^agenau 1528) unb®. Status
ahnten 1540), DoÜftönbiger unb getreuer in Rttn
1550. 1551, Sömen 1551 u. 1561, am genaue*
Pen in Martöne et Durand, Ampi. coU. vett.
DMm. IX; ber 93rief an t$rubegarb, beSfelben^n*
t)on $afd^afiu3 in bol^em SIter jur Sted^t«
tg feiner Sbeubmal^Me^regefd^rieben; jteblf
Comment. in Matth., xooxin er befon*
beril )um 26. RopxUl bed ÜRattl^öuS bie Krd^-
EU^ SbenbmablSlebre gegenüber ben l^öretifd^en
Hvfid^ten be§ ScotUS Srigena barlegt, Dier Don
Qfin aI8 aRbnd^, Dier Don il^m afö W>i unb Dier nad^
[etnec 9bbication gefd^rieben ; bie Vita S. Adal-
nardi unb Walae (erftere Dgl. BoUand. 2. Jan.,
(elftere ed. MabiUon ; Dgl. ben 9(rt. Slbal^arb) ; bie
Passio Ruffini et Valerii Mart.; brei Sudler
Bzpoa. in Psalm. 44 ; fünf Sudler In Threnos ;
bcei Sucher De fide, spe et caritate (juerft ed.
Pex, Thes. Anecd.I, pars 2). — €nbli^ Dinbtcirt
^ fiuc b^d^ jmei Sudler De partu Tirginis,
rie fonfi Slbe^l^onS Don Solebo jugefd^rieben touf
\m (Spidleg. Xn) aI3 Entgegnung auf bad Sud^
icf XatromnuS De nativitate. S)er 3lamt be§
poH^ofinS l^t eine befonbere 93ebeutung unb Se«
i^inül^ erlangt burd^ ben erften Sbenbmabld*
lictt, ben er nad^ Snfid^t ber SalDiniften tt)te fd^on
cS^ bed 93erengar (f. b. ^rt.) baburd^ angefad^t
labcn foQ, ba^ er in feinem 93ud^e De corp. et
lang. Domini Steuerungen in bie JHrd^enlel^re
gebrad^t unb bie ZranSfubfiantiation, mie fie nad^
|er bogmatifdb feftgefteOt »orben, juerft erfonnen
l^abe. 3<ugnt| bafür, bag eine berartige Steuerung
ftattgefunben , göben bie ©timmen, meldte SRa*
banuS ÜRauruS, 9lmalariu8 Don !IRe|, SiatramnuS,
3o^. @cotu3 im 9. ^al^r^unbert, Stat^eriuS Don
Verona unb Sbt ^eriger im 10. 3a^rl^unbert
gegen $afd^ftuS erhoben. S)ie @ad^ liegt aber
foIgenberma|en. $afd^afiuS botte in jenem Sud^e
bie altürd^Ii^e Sebre Don ber realen ©egenmart
Sbrifti im i^txli^tn SbenbmabI in möglid^ft be«
ftimmter unb f a^lid^er SBeife Dorgetragen unb mar
fid^ babei auf baS jf larfte feiner Uebereinftimmung
mit ben Suctoritöten ber JKrc^e, mit S^prian,
|)Uariud, SmbrofiuS, Suguftin, S^rillud Don Sie«
sanbrien unb Seo bem ®ro|en, bemüht (Dgl. Ep.
ad Erudeg.). 9ber bie bo^matifd^e @))rad^e mar
in biefem ^nfte nod^ mentg beftimmt unb fd^ut«
geredet auSgebilbet, fo ba^ ed möglid^ mar, einige
feiner SuSbrüdfe mi^^uDerftel^en: aucb ^^^ in
einigen ©tüdfen, meldte untergeoronete ^ebeutung
baben, baS bogmatifd^e Semu^tfein ber %f)tO'
logen jener 3(it nod^ nid^t DoOftönbig entmidtelt,
fo ba| es auf ben erften Slidf erfd^einen tonnte,
eS mürbe 92eue3 Dorgebrad^t, mo nur begebe-
nes unb UeberlieferteS ßd^ innotl^menbigem miffen-
fd^aftlid^em ^rojeffe entfaltete. 2)aS Srfie nun,
morüber fid^ Streit erl^ob, mar bie Sbentitöt
beS l^eitigen SeibeS Sbnfti auf bem Sltare mit
bem Seibe, ber Don ber Jungfrau ÜJlaria ge-
boren unb am fheu^e geftorben mar. ^afd^fmS
l^tte, bef onberS an SlmbrofiuS' SuSbrudtSmeif e fid^
lel^nenb, biefe Sbentitöt inSbefonbere ieber fpiri«
tualiftifd^en SuffaffungSmeife gegenüber einfad^
unb bünbig auSgefprod^en. ©egen feine S)arfteQung
erl^oben ftd^ dtabanuS ÜRauruS unb dtatramnuS.
So berid^tet ©erbert in feiner ©d^rift De corp.
et sang. Domini, meldte $e} (Thes. Anecd. I,
pars 2) berauSgegeben unb i^rem mabren 93er-
faffcr Dinbicirt l^at (f. bie Prol. ad tom. I), mäb«
renb man fie frül^er unter bem Xitel Anonymus
Cellotianus (berauSg. Don P. SeOotiuS) fannte,
ober feit SRabillon (Praef. saec. IV. Bened. P. 2,
n. 47 et 48) ben «bt C^eriger (f. b. «rt.) für i^ren
SBerfaffer bielt. ©erbert nun, beffen ©d^rift ein
üareS Sitb beS gangen ©treiteS gibt, tritt ent-
fd^ieben auf fßafd^a^uS' ©eite unb meist feinen
Snnögem gegenilber nad^, ba^ er, menn aud^ nid^t
in bem Suc^ftaben, bod^ in bem ©eifte mit ben
bebeutenbften Sebrem ber IKrd^, inSbefonbere mit
SmbrofiuS, übereinfümme. Sie ©egner batten fub
befonberS auf ^ieron^muS unb SluguftinuS be-
rufen, meldte etn duplex unb triplex corpus
Christi (feinen Seib auf Srben, feinen Seib im
©acrament unb enblid^ auf mpftifc^e SBeife in ber
^rd^e) unterf d^ieben, unb @ttltti meist nad^, ba^
tro| biefer Unterfd^eibung aUe in bem ©lauben
an Die reale ©egenmart übereinftimmen, natura-
liter fei ber l^eilige Seib im ©acrament mit bem
Don SJlaria geborenen ibentifd^, specialiter, b. b*
nac^ bem modus existendi, Derfd^ieben (ö^Iid|
1555
$Qdd^a{lrett — ^affagter.
1556
Lanfranc. De euchar. c. 18). — 6in jweiter
Don benfelben ©egnem gegen $af d^aftuS gerid^teter
93om)utf toax, er l^abe jugleid^ eine figura unb
eine veritas im ©acrament be§ SltorS angenom*
men (ügl. cap. 4 in bem Sud^e bed ^afd^ofmS).
aud^ l^ier nimmt ©erbert mit Sted^t ^ofd^afmS
gegen bie mi^Derftel^enben Snfläger in @d^u|; bie
gfigur fei bod finnlid^ Srfd^einenbe, bie äSBoprl^eit
baS Dom ©tauben innerlid^ Crfa^te. — ®er britte
$un!t beS ®egenfQ^e§ enblid^ betraf bie angeb»
lid^e Sel^auptung be§ ^afd^aftud, totiens Chri-
stum pati, quotiensMissas contingat quotidie
celebrari. ®erbert gefielt, unb aud^ ^ier mit Siedet,
er l^abe in ber angefod^tenen Sd^rift nid^ts 2)er'
artiges gefunben. 6§ ift aber leidet erflörlid^,
mie Ißaf^afmS' ©egner ju biefer Snflage famen.
SBenn fie bal^er Sted^t l^atten, ba| $afd^aftu§ eine
abfolute SbenUtöt bed Seibed Sl^rifti in altari
unb in cruce bel^auptet l^abe, fo toax eS nur eine
not^menbige&onfequenj feiner Slnfid^t, ba^, teenn
fein Seib am Iheuje passibilis mar unb mirflid^
litt bie^ aud^ beim Opfer auf bem Sltare ftatt«
fanb. 9(un aber l^atte ^afd^aftuS nur bie mefent«
lid^e Sbentitöt, nid^t aber aud^ bie Sbentitöt in
nnmefentlid^en Attributen bel^auptet, unb er l^at
n^al^rfd^einlid^ mit 93e)ie]^ung auf biefen i^m ge«
mad^ten SSormurf in ber Epist. ad Frudeg. Die
Haren SBorte gefd^rieben : Haec victima nobis
mortem unigeniti per myaterium reparat, qui
licet surgens a mortuis jam non moritur, ta-
rnen, in Beipso immortaliter atque incorrupti-
biliter vivens, pro nobis iterum in hoc My-
eterio sacrae oblationis immolatur. Hinc
pensemus, quäle sit pro nobis sacrificium,
quod pro absolutione nostra passionem uni-
geniti filii semper imitetur. Auf bie Stimme
be§ $riefter§, fe^t er l^inju, ftcige Kl&riftu§ öom
§immel (alfo in Derüärtem 2eibe) l^erab auf ben
Altar. (55gl. 5BI. ^au§if)txx, ®er Ijl ^afd)aftu§
KabbcrtuS. 6ine ©timme über bie ßud^ariftic üor
taufenb Salären, 3Kain§ 1862 ; fyr. ©arbemann,
Ser tl^eologifd^e Sc]^rgc|alt ber ©d^riftcn beS $a»
fd^afiu« SRabbcrtuS [3naug..S)iffertation], ÜKar«
bürg 1877. Ueber bie fiel^re Don ber l^eUigen 6u-
d^ariftie im SSefonbcm Dgl. aud^ % fSadj, S)ie
SDogmcngcfd^. be§ SKittelalterS Dom d^riftologi-
fd^en ©tanbpunfte, Sl^I. 1, SBien 1873, 172 ff.;
3. ©d^nijer, 93erengar Don SourS, fein Seben u.
feine Seigre, 9«ünd)en 1890, 133 ff.; g. SRoben-
berg, SDic Vita Walae al§ ^ift. Ouctte (Snaug.-
®iff.), ©öttingen 1877. ©onftige Sitcratur Der-
^eid^net Chevalier, Repert. des sources bist.
Bio-BibHogr. 1721 s. 2761.) [3. ®. TOütter.]
'?tt$4ap[reif, f. Dfterfcierftreit.
^a^qfitaßgo, S(^^(^^^(^^* geleierter Sl^eo»
löge be§ Sl^eatinerorbcnS, loar geboren ju Ve-
rona, leierte ju $abua ^Sl^ilofopl^te unb ju 5Rom
Diele 3a]^re bie fd^olaftifcfte S^eologie. 3m Dor-
gerüdften Alter mürbe er betnal)e blinb unb ftarb
ben 17. §ebruar 1664 im Alter Don 64 3a](iren.
©ein 9^ome ift befonber§ befannt getoorben burd^
baS 9ßer! De sacrificio novae Legis quaestio-
nes theologicae, morales, juridicae, Lugdun.
1662, 2 voll., mel(^e§ ba§ gefteUte £^a in
1347 ^fragen ganj erf^öpfenb bel^belt. SRinber
beräumt ftnb feine fibrigen SEBerfe, Don beneniux(
Srmöl^nung Derbienen : Decisiones morales (510)
juxta principia theologica et sacras atqo«
civiles leges difficultatum, qaae in ntro^
foro occurrunt. Opus , in quo breviter et
dilucide recensentur, rejiciuntur vel appro-
bantur opiniones tum veterum tum reeentio-
rum theologorum et canonistarum, Yeronae
1681 (auf bem 3nbes feit bem 25. San. 1684
mitbembefd^rönfenbenSufaft donee corrigatnr);
Singulares quaestiones morales juridicae
(520), Rom. 1662; Yariarum qaae6ti<mam
moralium canonicarum Centuria L, in qmboi
ex principiis theologicis et sacris et ciTflibiu
plura dubia, quae ad praxin utriusque f<»i
pertinent tam quoad reguläres quam qooad
seculares breviter et dilucide explicantor,
Rom. 1647 ; Centuria U— IV, ib. 1647. 1652,
3 voll. ; Sacra speculativa doctrina de Deo
ceterisque divinitus revelatis, Venetiis 1650;
Sacra moralis doctrina de statu supematonli
humanae naturae ejusdemque operatiouibas
atque ipsum concementibus, ib. 1650 (eben*
falls auf bem 3nbe£ feit bem 29. SRor) 1656 mit
bem 3ufa^ nisi fuerit ex correctis) ; Theorii
et praxis magni jubilaei atque etiam extn-
ordinarii, Rom. 1650; Praxis jejunii ecde
siastici et naturalis, ib. 1644; Theoria et
praxis, in qua jura, obligationes et privilegia
eorum exponuntur, qui in periculo autarticalo
mortis constituuntur , ein felteneS, gefu^ttl
SBert nad^ $a§qualigo'S %obt au 9tom 1672
l^erauSgef ommen ; 448 ^fragen finben in i^m iite
Söfung. 2)a5u fommen Disputationes meti-
physicae, Rom. 1634. 1636, 2 voll, in benca
er feinem befttmmten ©pftem l^ulbigt. Aud^ gai
er SBcrfe Anberer mit Anmcrfungen berei($Kt
berauS , f o jum erften 9Ral Prosp. Farinacdi
Repertorium judiciale et repertorium de coii-
tractibus au§ beffen l^anbf^riftU^m 9{a(^
(Lugd. 1639. 1642, 2 voll.). AuS ben angefü^
Titeln feiner SBerfe erftel^t man, ba^ ^ßadquafigo
fid^ bef onber§ mit ber SKoral bef a^t^ »orin er tro||
feiner Hinneigung ju milberen Anfid^ten, bie totü/i
aud^ ba§ befd^ränfenbe Verbot einiger feiner 9u(^
Deranla^t l^aben mögen, bem 1^1. SllfonS al§ dafp*
fd^er Auetor gilt. (93gl. Vezossi, I Scrittöri
de' Chierici regolari detti Teatini 11, 156sino
161 ; SReufd^, 3nbes II, 318 ; Hurter, Nomoh
clator literarius II, 2. ed., Oeniponte 1893,
290 sqq.) [^urter S. J.]
?a$qitati$, ÜJl a r t i n e j , f. ©aint-Kortin.
f^affagier l^ei^t eine oberitalienifd^ &cte W
12. 3a]^rfunbert§, über toeld^e nur imx^cxif^
nad^ridbten Dorl^anben fmb. ®ie eine b«fett«
finbet fid^ in ber ©dE)rift beS Sonacurfu« geg«
bie §äretifer unter ber Auffd^rift Adverens
1561
$affau.
1562
SitgU, (Sato, aßartionud, gfelis ^tUa, S)onatuS,
tne Lex Bavariorum, Francorum et Aleman-
nomm tc. (f. Mon. Boic. XXVIII, 2, 201 sq.).
Xn ben Flamen 17. ©er^arbS (931—946) unb
18. «balbertö (946—970) !nä))ft ftd^ bie aUer-
biitgS befirUtene Sel^auptung, ba^ erfterer qI§
6c^fd^of bon Sord^ bon Seo YU. bog ^alliutn^
(dkterer bon Sgopet n. SRetropoIttanred^te für baS
ftplid^e ^ßannonien, bod Sanb ber ÜRöl^ren, Slooren
unb Sieben erl^alttn l^abe (Jaffö, Reg. Pont. I,
456, IL 8602 unb 460, n. 8644 ; Dgl. bogegen
eäjkm [f. u.] 75 f.). SebenfoQS unterjetd^net jlc^
Slmlbert auf ber S^nobe }u Sngel^eim (948)
md^t als Srjbtfd^of, fonbem oß Lauriacensis
ecolesiae episcopus (Mon. Germ. bist. Legg.
n, 25), unb biefe l^iftorifd^e Sejeid^nung tourbe
täto )ur SBal^rl^eit burd^ bie 9{ieberlage ber Ungarn
mtf bem Se^fetb (10. 9ug. 955), infolge beren
bie Ofhnarl nneber ber |)irtenforge ber Sijd^5fe
um ^ffou unterftellt UKirb. 19. ^iligrim (971
m 991 ; f. b. «rt). 20. gl^rifttan (991—1012)
ehielt bon Otto m. 9RarIt-, Snünj- unb SoQ-
ccd^ fSr bie @tabt unb ben ©erid^tsbann, auf
(Bnrnb ttKld^r ^ßritHIegien bie Sifd^öfe Don ba
anateid^fSunntittelbarfeit unb SanbeSl^o^eit in Sn«
totud^ nal^men. (Sr »ol^nte 1007 ber @t)nobe }u
9nntffttrt bei, auf nield^ ba§ Si^t^uni ^Bamberg
(f. b. 9rt) geftiftet »urbe (Jaffe, Mon. Bamb.
BeroL 1869, 29). 21. «erengar (1012—1045)
^anb in befonberS freunbfd^aftlid^en Se^ie^ungen
xmn Ijü ©ottl^arb (f. b. 9rt.), 9bt t)on 92ieberalta4
uiftterem SBifd^of t>on f)ilbed^eim. 2)ef|en @d^filer,
ber feiige ©untrer, grünbete, nad^bem er 80 Saläre
di Sinftebler gelebt, baS jflofter SRind^nad^ im
bo^rifd^en SBalb, wo er 1045, über 90 Sa^re alt,
*. »erengar führte im ©tift ©t. gölten bie
jel beS l^L Sl^robegang ein. Sm % 1041 trat
Oifela, bie SBitttt)e be§ flönigS ©tepl^an t)on
nngam, ©d^mefter |)einriti^§ be§ ^eiligen, in baS
ftIofler9tiebemburg, m fte 1095 als 3(bafftn
ftotb. 22. (foigelbert (1045—1065) toar früher
6offa))Ian ber ^aiferin ^gneS, ber ©emal^iUn
^etaxii^ in S)urd^ beS JfaiferS ÜJluniftcen)
nmrbe 1049 bie fßropftei ^rbagger gegrünbet unb
1051 bie $ropftei ^aimburg botirt. 3m Saläre
1051 em))fing (Engelbert ben $apft Seo IX. in
feiner 9if d^of Sflabt ; er förberte bie Softer feines
©prengelS, befonberS bie Umn)anblung beS 1040
fir (Eononifer gegrünbeten ©tifteS Sambad^ in ein
Sencbictinerflofter (1056) burd^ ben 1^1. Sbalbero
(f. b. «rt). 28. aitmann (1065—1091 ; f. b.
bt). 9tad^bem |)einrid^ lY. auf einer ^fterft)nobe
m aRcrau (^ril 1085) bie pöpftlid^ gefmnten
ocntfd^ 9ifd^5fe, unter biefen ^Itmann, abgefegt
Sie, übergab er baS 93iSt^um ^ermann bon
peitj^, einem SSruber beS feerjogS Seopolb
Mm St&tnä^, rotlä^tt t>on bem betoeibten SIeruS
ntt äubel empfangen nmrbe, aber fti^on nad^ ^mei
Säfyxa renig ftarb. 2)ann Derfaufte ^einricl baS
Bit^um an einen SBür^burger SanontcuS S^iemo.
S4. Ulrid^ L, ©raf bon ^oeft auS Zirol (ober
©raf Don Geringen aud©d^n)aben; 1092— 1 121),
biSl^er Somprop{l in SugSburg, fonnte erft um
1100 t)on feinem SiSt^um rul^ig 93eft| nehmen,
nad^bem Sl^temo freimidig ober ge^nmngen ab-
getreten toar. Ulric^ toirfte eifrig für bie SReform
beS SIerud, befonberS ber biScipIinlofen jf löfter,
manbelte 1094 baS ©tift ©öttmeig in ein 93ene-
bictinerflofter um, grünbete 1112 baS ßl^orlfeerren«
ftift ©t. ©eorg an ber SraiSna unb beftötigte
1116 baS neugejtiftcte Senebictinerflofter ©eiten«
ftettcn. 3ni 3. 1095 wolfentc er ber ©^nobe ju
^iacenja bei, n)o $apft Urban IL ben erften Sn*
fto^ ju ben flrcussügen (f. b. «rt. VH, 1148)
gab. Ulrid^ erreichte ein ^Iter üon 94 Salären.
Sin 3a]^r üor feinem £obe erl^ob er ben Seib beS
1^1. Valentin, teeld^er nad^ langer 93erge{|en]^eit
mieber aufgefunben morben mar. 25. Unter SRegin«
mar (1121— 1138) mürben jäl^lreid^e fliöfter ge-
grünbet: ©leinf, SRanSl^ofcn, Äloftemeuburg,
^eUigen!reu3, Jflein-SDlariajeS; femer mürben Don
Otto bem ^eiligen (f. b. 9lrt.) aiberSbad^, ^^haä),
Ofterl^of en ref ormirt. Unter 26. SReginbcrt, ©raf en
bon ^agenau unb ^e^ba (1138 — 1147), ent«
ftanben bie Älöfter Smettl, SSaumgartenberg,
©üben am 3nn , Slltenburg in 9lieberöfteneiÄ,
SBUl^ering, SBalbl^aufen u. a. 9uf ber SReife
Dum jmeiten ffreu)§ug (1147) confecrirte er bie
©tepl^anSIird^e in SBien ; er ftarb aber auf ber Siüdf-
reife Dom ffreu}5uge am 10. 92obember 1148 an
ber ©renae ©ricd^enlanbS. 27. Äonrab I. (1149
bis 1164), ber jüngfte ©ol^n SeopoIbS IV. beS
^eiligen, biSl^er W)i beS @iftercienferflofterS $ei'
Itgenfreua, begünftigte als el^emaliger OrbenS-
mann bie jfibfter feines ©prengelS, förberte bie
©rünbung mel^rerer neuen, unter anberen bie beS
ß^orl^enenftifteS ©t Snbrä an ber SraiSna, ber
^rämonftratenferflöfier $emegg unb ©eraS, beS
©d^ottenflofterS in SBien (1158) burd^ feinen
Sruber §einrid^ Safomirgott, |)ersog öon Defter«
reid^, unb brong fd^arf auf SReform ber Jllofter-
jud^t. «IS ^erjog ^einrid^ feine SRed^te aud^ auf
bie Untertl^anen beS SätStl^umS in ber Oftmarf
auSbe^nen mottte, leiftete il^m fein Srubcr 93ifc^of
flonrab fräftigen SBiberftanb. S)a nad^ ber «uf-
löfung ber vita communis bie Sanonüer jerftreut
in ber ©tobt mol^nten, fd^enfte i^nen ber 93ifd^of
1155 Sauplä^e auf bem ^omberg, bamit fte Don
ben fiaien abgefonbert an Sinem Ort brüberlid()
unb angenebm beifammen mol^nen lönnten (Mon.
Boic. XXVm, 2, 229). 99ei bem burd^ ftaifer
gfriebric^ I. (1159) IfeerDorgerufcnen ©d^iSma ei=
flörte ftd) jf onrab auf ber ©^nobe }u IßaDia (3^e-
bruar 1160) für ben faiferli^en $apft Sictor IV.
93alb aber fd^Iog er fidb, menn aud^ auS gurd^t
Dor bem gemalttl^ötigen ffaifer mel^r im ©el^eimen,
an Srjbijd^of Sberl^arb Don ©al^burg unb Sijd^of
Öartmann Don 93rijen, bie treuen «nbänger beS
$apjteS «leianber m., an. «IS Cber^rb am
22. 3nni 1164 jtarb unb jtonrab Dom SIeruS
unb SSoIf als beffen 92ad^foIger gemä^It nmrbe,
unter ber IBebingung, ba^ er fid^ an ben red^t«
1559
$affau.
iseo
merben foQte, ba^ unter ber 6rbe eine anbere
SBelt unb anbere TOenfd^en feien (Epp. Bonifat.,
in Jaffe, Mon.Mog. 191, n. 66); bagegen ftimntte
ber ^Qpft il^rer Slnfid^t ju, bo^ bie unter ber gram«
motifc^ fel^lerl^often tS^im in nomine patria et
filia et Spiritus sancti vorgenommene %an^t
gülttg fei (Ep. 58, 1. c. 168). 4. «nt^elm (756
m 765) ; meritis et dogmate magnus (SRegenS*
Bürger ^oet, bei Pez, Scriptt. rer. Austr. I,
Lipsiae 1721, 10). 5. fflifurid^ (765-774)
tt)0^nte ber um 770 }u Singolfing gehaltenen
@9nobe bei (Mon. Germ. bist. Legg. III, 459),
auf melti^er aud^ bie Sebte Don äßonbfee, 92ieber«
altad^ unb Ofterl^ofen jugegen maren. 9(uf ben
Stifter biefer ÄWfler, ^erjog Dbilo (Ootilo;
737—748), werben junldgefiil^rt baS grauen«
flofter SWcbemburg auf bem linfen SDonauufer in
^offau unb ^faffenmfinjier (fpäter KoHegiatftif t).
3n Ofterl^ofen fanben Obilo unb feine ©emal^Iin
Mtrube i^re ©rabftötte; bei einem ßinfaE ber
Ungarn jerftört, mürbe e3 im 12. Sal^rl^unbert
als ^rämonftratenf erllofter neu gegrünbet. SRieber-
altad^ (f. b. art.) mx 741 burd^ 12 ÜKönd^e
aus äteid^enau befiebelt morben ; 9 Sifd^öf e unb
über 30 ktbk für auSmörtige jfidfter gingen avS
xf^m l^erDor. Sei me]^reren ber genannten flI5fter
toirb ber SRegionarbifd^of ©t. ^irmin als SDKt»
flifter genannt. (Ueber ©t. fyiorian f. b. ^rt.)
Unter Sfflifurid^ würben ca. 769 bie SReliquien beS
l^l. !Balentin von Orient nad^ $affau tibertragen.
Unter 6. SBalberid^ (774—804) fiiftete ^erjog
laffilo ca. 760 baS fllofter SWattfee, ca. 777
ftremSmünfter (f. b. 3lrt.) ; jroei ba^rifd^e Slbelige
grünbeten bo8 ßollegiatftif t ©t. §il)polt)t (©t. f'6U
ten ; f. b. 9lrt.). SRad^ ber 93eenbigung beS ÄriegeS
gegen bie 9löar?n (799) fam baS ®cbiet jtoifd^en
ber @nn§ unb ber SRaob, toeld^eS mal^rf t^einlid^ f d^on
Dor ber ^Darenl^errfd^aft ^u Sord^ gel^ört ^atte, an
^affau. 7. Urolf (804—806) er^ob einen gom-
petenjftrcit gegen ßrjbifd^of ^rno Don ©aljburg
(f. b. *ilrt.), inbem er, geftüjt auf bie angeblid^en
2Retropolitanred^te 2or§8, aud^ baS an ©aljburg
gefommene Unterpannonien beanfprud^te ; infolge
bicfeS ©treiteS würbe er abgefegt unb 8. ^atto
(806—818) jum «ifd^of ernannt. Urolf war
nad^ feiner Slbfe^ung als SKiffionar bei ben Slöaren
unb 5Dlä]^ren tl^ätig. S)a| er aber jwei Sifd^öfe
in ^onnonien unb jwei in TOö^ren eingefejt unb
ton $apft ßugen n. (824—827) ba§ ^attium
unb ben Sitcl eines grjbifd^ofs Don Sord^ erl^alten
l^abe (Hansiz, Germ, sacra I, Aug. Vind. 1727,
149; Jaffe, Eeg. Pont. I, 322, n. 2566), Wirb
beftritten. Unter 9. 5Reginar (Seginmar; 818 bis
838) würben bie ©renjftreitigf eiten gwif d&en ^affau
unb ©aljburg burd^ Urfunbe SubwigS beS gfrom»
men t)om 3afre 829 (Mon. Boic. XXXI, 1, 56)
gefd^lid^tet. 5Rad^ jweijä^riger ©ebiSöacanj folgte
10. ^artwid^ (840—866) ; er erhielt Don fiubwig
bem ®eutjd^en (852) für fid^ unb feine ^Rac^folger
baS wid^tige Privilegium, Sl)eile beS §od^fliftS»
bePJeS aus SttJ^^nä^igfcitSgrünben oertoufd^en
au bürfen (Mon. Boic. XXVIH, 2, 70). 11.^.
manrid^ (866—874) reiste 867 im Sufirog bd
JfaiferS mit ^rieflem, liturgifd^en SBüdpem nsb
©efögen nad^ 93ulgarien, wo^in ber nenbefe^
Surft SoriS (93ogoriS) SDtifftonare erbeten ^
WS er aber bort rbmif (|e 2Riffumare, tpeld^ ^
92icolauS I. gefanbt l^e, bereits in Doder Xtiitig-
feit traf, fe^rte er balb wieber surüdf (AnnaLFnUL
ad a. 867, in Mon. Germ. hist. Scriptt 1, 380).
12. ßngelmar (874— 899) erl^iett Don ffaiferfiod
bem S)idten 887 bie erfte ämmunitötSurbmbe fax
fein ^od^ftift mit befonberen ^riDUeoien für fei«
Untertl^anen unb Soüfreil^eitfür Die $affaaa
Äaufleute (Mon. Boic. XXVUI, 2, 71 »b
1, 77). 3m 3. 876 war baS SendndinerOopcr
Wt'Oetting (f. b. 9rt. Oettingen) gegrünbet idot»
ben. 13. SBid^ing, ber 880 t)on ^ßapft 3ol^mmTIIL
}um 93ifd^of t)on 92eutra in aßdi^ren (ie|t Sipitzo
in Ungarn) confccrirt worben unb unter ben
^l. ÜRetl^obiuS, aber nid^t im Sinflang mit ben*
felben, gewirlt l^atte (f. b. 9rtt. e^rifl unb Ote-
t^obiuS UI, 1298 unb SRö^ren Vin, 432).
würbe nad^ feiner StüdHel^r (895) Pdnig SnuIfS
j{an}ler, bann S)ompropft unb no^ SttgelnoxS
%oi Sifd^of t)on ^affau. 9ber fd^on im cfok
Solare feiner SmiSfüJ^rung würbe er auf raut
©aljburger ©Quobe abgefegt, weit er im 9Bibe^
fprud^ mit ben canonifc^en SBorfd^ften fi^ auf
ein anbereS 93iStl^um l^abe Derfe^en laffen (AniuL
Fuld. ad a. 899, in Mon. Germ, hiist Scriptt
I, 414). 14. giid^ar (899—902) renumjlrirfc
(900) mit ben fämmtlid^en boQrifd^en SSif^üfa
unb bem Sr^bifd^of Don 9Jtain) }u 3tom gegen
bie %uffteQung eines Sr^bifd^ofS unb breier ^«
fraganbifd^öfe für SJtöl^ren, weil biefeS @elriä
5um SiStl^um $affau gel^öre (Hanaiz I, 176).
S)urti^ bie balbige ^uf töfung beS möl^rif c^en Seines
würbe bie iBefd^werbe gegenftanbSloS. S^m^Mi
für einen in bemfelben ^al^re Dom SRorfgrofa
Suitpolb bem ©d^^ren, bem ^j^nl^erm ber SKtteiS'
bad^er, unb Sif^of 9tid^ar über bie rauberifttco
Ungarn erf od^tenen ©iege würbe baS Sfrauenfio^
Sraunfir^cn geftiftet. Unter 15. SurloA (902
bis 915) fiel burd^ ben SSerluft ber großen ©d^Ia^^
bei $re|burg (907) bie gange Dftmarl bis jin
SnnS an bie Ungarn. Sr unb fein Stad^fo^
16. ©umpolb (915—931) mußten unt^ jif
feigen, wie in ber ^ölf te beS Jhrd^enfprengelS unta
ber ^errfd^aft ber l^eibnifd^en SRag^aren bie 6al-
turerrungenfti^af ten beS S^riftentlgumS xoxAn ixt»
loren gingen. ^iS ^Itötting l^erauf erjhedten ^
bie Staub^üge. S)urd^ ben iBerluft ber Ofbiunf
Cef firte and) baS 3nftitut ber 5Paff auer ^orbiftjfift
weld^e bisher bort gewirft l^atten. f$är längere 3ß
ber le^te war äJtabalwin, Don weld^em $a{f(m He
für jene Seit fel^r bebeutenbeSibliotl^ef Don 568ö«
ben erwarb; fie entl^ielt auger ber l^ligen Steift
unb Auslegungen berfelben SDangeliarien, Spipo-
lorien, 9litualien, §omilien, Segenben, bie SäBetle
Don DrofiuS, Soetl^iuS, SaffioboruS, Sfibor m
©cöilla, 95eba, aber aud^ ©d^riften Don ^tontrf.
1561
$Qffau.
1562
Me Lex Bavariorum, Francorum et Aleman-
Bomm K. (f. Mon. Boic. XXVUI, 2, 201 sq.).
Xn ben Flamen 17. ©etl^arbS (931—946) tmb
18. «balbertS (946—970) Mp\t ftd^ bie aUer-
UitgS bejiriltene Sel^ouptung, ia^ erfterer al§
Sc^fd^of t)on Sord^ t)on Seo YII. ba§ Pallium,
(^^terer Don Sgopet n. !IRetro))oIitanrec^te für bad
5pid^ ^ßannonien, boS Sanb ber SDläl^ren, 9t)Qren
mtb Sieben erl^alttn l^be (Jaff6, Beg. Pont. I,
456, IL 8602 unb 460, n. 3644 ; Dgl. bagegen
e(IMbI[f.u.]75f.). aebenfoQS unterseid^net fid^
XbaI6ert auf ber @Qnobe }u ängell^eim (948)
nid^t als Srjbifd^of, fonbem al§ Lauriacensis
eedeeiae episcopus (Mon. Germ. bist. Legg.
n, 25), unb biefe l^iftorifd^e Sejeid^nung mürbe
baib )ur SBa^rl^eit burd^ bie 92teberlage ber Ungarn
mtf bem Se^felb (10. 9ug. 955), infolge beren
bie Ofhnarl lieber ber ^irtenforge ber 9ifd^5fe
um ^ffau unterteilt nmrb. 19. ^iligrim (971
bis 991 ; f. b. «rt.). 20. gl^riptan (991—1012)
ehielt Don Otto m. SRarlt^ Snüna» unb SoQ-
tcd^t fSr bie ©tobt unb ben ©erid^tsbann, auf
Ocunb toeld^r ^ßritHlegien bie Sifd^öfe Don ba
an Xeid^nmittelbarf eit unb SanbeSl^o^ett in Sin*
foxud^ nal^men. Sr tool^nte 1007 ber @t)nobe gu
gfmnlfurt bei, auf mläjtt baS 93t8tl^unT ^Bamberg
Q. b. 9rt) geftiftet würbe (Jaffe, Mon. Bamb.
BeroL 1869, 29). 21. ©erengar (1012—1045)
9anb in befonberS freunbfc^aftlid^en Regierungen
xmn Ijü ®ottl^arb (f. b. 9rt.), W>t Don ißieberaltad^,
uiftterem SBifd^of Don ^ilbeSl^eim. 2)ef|en @d^äler,
ocr feiige ©untl^er, gninbete, nad^bem er 30 3al^re
Ott (Einfiebler gelebt, baS jtlofter SRind^nad^ im
bo^rifd^en SBalb, wo er 1045, über 90 Sa^re alt,
irb. »erengar führte im Stift ©t. gölten bie
|el beS 1^1. e^robegang ein. ^m 3. 1041 trat
bie 3Bitttt)e beS flönigS &tp^an Don
Unsarn, @d^tt)efter ^einrid^S beS ^eiligen, in baS
ftIofter92iebemburg, »o fte 1095 al§ 3lbtifftn
paA. 22. engelbert (1045—1065) mx früher
&offat>lan ber jfaiferin eignes, ber ©emablin
^entri^S HL S)urd^ beS JtaiferS aRuniftceu)
Mnbe 1049 bie ißropftei Srbagger gegrünbet unb
1051 bie $ropftei ^aimburg botirt. 3m ^a't^xt
1051 eni))fing Engelbert ben ^apft Seo IX. in
fenttt Sifd^ofSfiabt; er förberte bie jflbfter feinet
6|itcngeld, befonberd bie Umn)anblung bed 1040
fir Sanonifer gegrünbeten ©tifteS Sambad^ in ein
Beiicbictinerflofter (1056) burd^ ben 1^1. Sbalbero
(f. b. «rt.). 28. aitmann (1065—1091 ; f. b.
bt). 9lad^bem ^einrid^ IV. auf einer 9fterft)nobe
ttt aRain} (^ril 1085) bie pöpftHd^ germnten
Mttfd^ ^if d^öfe, unter biefen ^Itmann, abgefegt
Uttt, ubergob er bad 93i§t]^um ^ermann Don
f|i|ieiißein, einem Sruber beS ßergogS Seopolb
ma iramt^en, ueld^er Don bem betoeibten 6Ieru§
Kit 2htbel empfangen ttmrbe, aber fd^on na$ jtoei
Sol^teii reuig ftarb. S)ann Derfaufte ^einri^ ba§
Bb^itm an einen äBürsburger SanonicuS S^iemo.
14. mrid^ I., @raf Don ^oeft aud Zirol (ober
®raf Don SSeringen auSSd^toaben; 1092— 1 121),
biSl^er S)ompropfi in SugSburg, f onnte erft um
1100 Don feinem SäiStl^um rul^ig 93efi| ne^n,
nad^bem £^iemo freimidig ober gejtoungen ab-
getreten toax. Uixxä) tt)ir!te eifrig für bie Seform
beS SleruS, befonberS ber biSciplinlofen jtlöfter,
toanbelte 1094 baS ©tift ©öttmetg in ein 93ene-
bictinerllofter um, grünbete 1112 baS S^orl^erren«
ftift ©t. ©eorg an ber SraiSna unb beftötigte
1116 baS neugeftiftete Senebictinerflofter ©eiten«
ftetten. 3tn 3- 1095 mol^nte er ber ©^nobe ju
^iacenja bei, too $apft Urban IL ben erften ^In«
ftofe ju ben Äreuaaügen (f. b. «rt. vn, 1148)
gab. Ulrid^ erreichte ein ^Iter Don 94 3a^ren.
6in 3a]^r Dor feinem Sobe erl^ob er ben Seib beS
1^1. 93alentin, teeld^er nadji langer iBergeffenl^eit
mieber aufgefunben korben mar. 25. Unter SRegin*
mar (1121—1138) mürben jäl^lreid^e fllöfter ge-
nbet: Olcinf, SRanSl^ofcn, Äloftemeuburg,
eiligentreu}, J^lein-SDlaria^eQ; femer mürben Don
tto bem t)eiligen (f. b. %rt.) «IberSbod^, ^^haä),
Operbof en ref ormirt. Unter 26. SReginbert, ®raf en
Don §agenau unb ^epba (1138 — 1147), ent«
ftanben bie Älöfter S^ettl, ©aumgartenberg,
©üben am 3nn, Sltenburg in 92ieberbftenei^,
SBiU^ering, SSBalbl^aufen u. a. Suf ber Steife
i)um jmeiten flteujsug (1147) confecrirte er bie
©tepl^anSIird^e in SBien ; er ftarb aber auf ber SRüdf^
reife Dom Äreujsuge am 10. 9JoDember 1148 an
ber ©renje ©ried^enlanbS. 27. Äonrab I. (1149
bis 1164), ber jüngfte ©ol^n SeopolbS IV. beS
|)eiligen, biSl^er Slbt beS SiftercienferflofterS ^ei*
ligentreu}, begünftigte als ehemaliger OrbenS«
mann bie Älbfter feines ©prengelS, förberte bie
©rünbung mel^rerer neuen, unter anbercn bie beS
Sl^or^errenftifteS ©t. Snbrä an ber SraiSna, ber
^rämonftratenferflöfJer ^emegg unb ®eraS, beS
©(!^otten!lofterS in SBien (1158) burd^ feinen
93ruber |)einrtd^ Safomirgott, $er}og Don Oefter-
reid^, unb brang fd^arf auf {Reform ber Älofter«
}ud^t. SIS $er}og ^einrid^ feine SRed^te aud^ auf
bie Untertl^anen beS SiStl^umS in ber Oftmarf
auSbel^nen mottte, leiftete il^m fein SSruber SSifc^of
Äonrab fräftigen SBiberftanb. S)a nad^ ber äuf-
I5fung ber vita communis bie Sanonifer }erftreut
in ber ©tobt mol^nten, fc^enfte il^nen ber Sifd^of
1155 Sauplö^e auf bem ^omberg, bamit fte Don
ben Saien abgefonbert oxi ginem Ort brüberlid()
unb angenebm beifammen tool^nen lönnten (Mon.
Boic. XXVin, 2, 229). ©ei bem burd^ Äaifer
Qfriebric^ I. (1159) bcrDorgerufenen ©d^iSma er«
flörte ftd) jf onrab auf ber ©^nobe }u $aDta (gfe*
bruar 1160) für ben faiferli^en $apft Sictor IV.
99aQ> aber fd^lo^ er fidb, menn aud^ auS gurd^t
Dor bem gemalttbötigen ffaifer mebr im ©el^eimen,
an 6r}bifd^of ßberl^arb Don ©aljburg unb SSifd^of
f)artmann Don Srijen, bie treuen Sn^änger be§
$ap|teS aiejanber in., an. 9llS Cberl^arb am
22. 3uni 1164 ftarb unb flonrab Dom SleruS
unb fßolt als beffen 92ad^folger gemöl^lt ttmrbe,
unter ber Sebingung, ia^ er fid^ an ben red^t<
1563 ^affau. ISM
mä^gen $a))|) ^alte, t^t er baS D|f(ii unb TÜd> gft^bt gegen ben unni^igen 3tafoto boti Oiltfr
haltlos, toojür er Don bem ffaii« HB gu feinem bürg. 35. Ulri^ IL, ©taf tnn SnbtiftB-SJieffti
3:ob((@e)3t.ll6S) Diel ju leiben ^atte. Slad^bem (1215—1221), uo^tt bei »tertett lohnmeifi'
ffonrob nQi$ ©aljburg gegangen, rig in $al|au fi^en @i>nobe (1215) üei, ei^itlt auf ben Xeit^
baS @<i^i8ma ein. S)er bietierige £ombed)Qnt tag ju^lüimbag 1217 bofl^^nenle^en'äbaM
28. Slupert I. (1164—1165) Derpfli(!^lete fiH) auf Sljgau unb bamit bte fonneflt Snetfenmme iB
bttn Sleidietag ju SfiSür}butg (<Dtai 1165) eiblic^, Sfeic^lfürfl, er!iaute]219bte3efhntB€L@(n9l>
Slefanbei nie aI3 $apft anjueriennen, unb tuirflt bürg, \päUr Ober^ouS gnuntnt, gegenübet m
in bielem ©inne bei (einem HleniS, fanb ober leb- 5]3affnii, unb Iö?le (ein 1215 juglrit^ mü gri*
^ften SSSibetflinic^ bei Oielen ÄIBflern, nament- rid) 11. gemai^ieä ©elübbe eine« flrni)}]ige baut
Ii4 ben Siftercienlem. 6r ftarb sine poenitentia 3:beilna^me an btm S^S ^^^ ^nrittte, inj
(Aim.HeicherBperg.ada.ll65,inUoii.Genn. n^eldfcm CTam31.0dDbtrl221 fldib. 36.6ek
liiBt.8cnptt.XVlI,472). ^^m folgte 29. 3)m' ^atb, @raf Donpaien, gab 1225 bit tißtbf
fiiopp atbD, rotUtfrc, mit bem SJorncopitel iiiüi btn tannte ©cddEitSorbnung füi bie @tabt \a^ b«
!8üigtm gerfollen, na^ 3a^ie3fTi^ Deitriebcn ^od^ftift eine fielen @eftaltung unb giiÄni p
tmirbe, o^nc bie Sonfeciation empfangen gu beben. cerfi^Q^en, tefonnirte aber, mit eS fc^int, tnfolgi
^üi) 30. §einti[^ L, ®tüf Don Betgen (1169 einei Bon ©regot IX. erhaltenen SüifhogB etnd
bis 1172), wfignitle fialb. Stft beffen ©ruber preng unb rüdfuJ^liloS. SJatüber jeifiel eririr
31. ibfobolb (Sietpolh; 1172—1190) (c^mor frinem ©omcapitd, mtlcbeS i^n in Som wrHoglr,
ju 9)enebig mit bem j?ai|er (1177) baS Sii^iSma unb reflgnirte, o'^nt ba^ eine Stnteng gegen i^
ab, iDurbc t)on 91IcEanbtr anerfannt unb mofintt gefäQt norben märt (1232). 37. mibigei M
1179ber@qnobeimSatcri)nbti, meldiebieSe- SRabett (1233—1250) ^tte als trftn Si^Dt
feftigung be§ fir^Ii^en ifricbenS }um 3ned ^atte. can ßbicmfee (f. b. ^it.) boS SSiSt^um mnßcr^
Sßon ba an toat et ein eifimer, gemiffen^aftet 9i- oermaltet. Sluq um bie ihi^ unb bit Stäfa
{c^of. ^ai) einem groBenSranbt(1181)ftenttcT feiner neuen ^iitctfe enoarb et ^^ iritle Sabietfk.
bie bifi^öflii^e Ste^benj niebet btr unb begann aibet buri!^ feine blinbe Sn^önglt^tttt an flo^
btn SSitberaufbau btS SJomtl. 9Bit bem S^om- Sritbrii^ n. unb feine ÜSeigtrung, bie übet k»
btcan Sagtno, fünf anbtitn SDomtientn unb Dielen felbtn Der^ängtt @EtDmmunication ja DtitünbÜBi
Eßafallen na^m tr an bem britten ihtugjug bon lam er mit btm Stgaten Gilbert Don Stfr^ (f. b.
1187 tl)(il, ftarb aber am 8. SloDtmber 1190 gu 91rt.) in fd|aiftn gonjlict, unb bei Stgat f^itS»
Srit}oIieanbtr!l!tf),na^btmbiefe(^3Sicim^errtn bigtr§ abfc^ung burd^. tia auf atlbtitt 3S^
frf|onDoriI)mber@eu^tjum Opfer gtfaOtnDartn. treiben \i^on naü) 3iübigcr3 SscommuniattDi
©eine Seirfit «urbe ju Slccaron begraben. fCtm {©omnirrl248)erttät|lte SS.Äonrob, ^rinjara
Siombecan Sogeno oerbanft man bie Descriptio !PoIen unb ©^lefien, pfropft }u @Iogan, fnS*
expeditionieasiaticaeFridericiLiinperatoria nur ben ^ilel Electua Fataviensis mib fm
contra Turcos (Mon. Genn. bist. Scriptt. nie nacb ^nffou. S9.!8ert^olb, @raf DOnSigwO'
XVII, 509 eqq.)- 32. aSDlflet Bon gaenbre^tS- ringen (1250— 1254), fejte fi4 unttr|Iii|t ww
Iir(fien(1191— 1204)l)atte mit btntanbfüd^ligen bB^mtfi^tn Sruppen, in ben SBefiM"ner ^Wf*"
@rQfenUDn!8DgenunbDonOrtenburgjuiämpfen, flabt unb utr^ängte baS 3nltrbtct übttbenbaf-
Dtrmebrtt aber flug ben Sefitlftanb be§ ^Dc^ftiflf§. rifd^tn X^eil feiner S)i&ctfe, regierte aber nn^
Unter t^m raurben bte flläfter @(^1(igl unb £ilten> ^tr nid^t unrül^m!id(i, brang tnSbefonbfR bei ba
ftib gegrunbet. 3n btn Satiren 1197 unb 1198 ^omfiemn auf Stn^ialtung bet 9lefiben^ifIi4L
Weilte er mit ^itrjog Sriebtii^ I. Don OtPcntid^ 5Diit 40. Otto Don SonSborf (1254—1265) k-
im ^eiligen üanb. ttllg t^n^anger be€ tscommuni' ginnt niebei eint glängenbe iBifcl^ofSrei^ fc
cirlen A'önigS $t)i[ipp mürbe er jmeimal nac^ füllle bie großen Süden im ßltruS aus, bitUSif''
Äom citirt, tonnte ober jcbeSmal fiefriebtgtnbe tationSreifen , f^ritl ftreng gegen MtneO^
grflärungen geben. 9)on 1204 — 1218 befleibtte ffl&Per ein, traf aber im Uebrigen liebeudlt ?ir-
tr t^renöDll bit Sßürbe beS Sßafriarc&en Don 9)qui- foigt für IßJett* unb fftopergtipiie^. SomtÄidi
Itja. ©ein rebenbee Sappen, einen rottien ÜBoIf, fSrberte er bie 91ieberiaffungtn ber eben gtfbfMn
oboptirlenfpQlerbieSiii^üfeunbbieSlQbl^affau. Slominiciiner unb Srancificantr unb btgünptfi
©tin SiactjfDlgtr 33. ^Dppo regierte nur (urj boS ©tubium, inbem tr mett^DoHe £Bü(^ nn Iw
(1204 bie Slnfang 1206). 34.<SlQngDlbDon%erg fflSfttr jum Sbfifireibtn lief). 3)ie SJoinbiblit^if
(1206— 1215), Srubet^tinri^S (30) unb 25eo. jfi^He 226 Bänbt, ftint eigent 151 titnlirteot
balbS (31), mar 9lbt uon jfrem^münfter unb bann eine Slnja^l untitulirte Süt^tt (Catalogna Etw
Don £egem|tt gtmtfen ; er Dcr|(^Qffle ben Stiften rum Ottonis episc, in Mon. Boic. XXVUl, %
unb Ali^flem feiner ^iöcefe mani|trlei SJortbeilt 484). $ie fämmtli^tn Uttunbtn be« SiS^
unb menbtte no^ mÜbeDoü bie Don ^trjog Sco- unb ber fllbfier fammeltt et in bent Codes lioot-
polb Vir. auf ftoflen beä 5liaf)aUEr SpttngtlS dorfiaLue(Mon.Eoic.XXVni,2,u.XXIX,3)
beabfi(^tigle 6lrt)nbung rineS $i§tbum3 EBien ab. unb lieg tin Stn^ibiaconatSüergeiänil unb ri«
3n'S 3a()i 1210 fäBt tin SBoIKöufftanb gegtn bit ^ufammenfleDung her ^iftünben Mf^öfli^J»"
in $a|fau anfäffigen 3uben, 1212 eine ftegreid(it tronatS anlegen (1. c. XXYIU, 2, 487 e^.)- V
1565
^QffQU.
1566
3. 1256 l^ielt er ben erften iefannten Sanbtog,
anf iDeld^tn gtoecfmö^ige ißerorbnungen getroffen
limrbm. 41. SabiSIoud, $rin) Don Sd^Ieften,
(hifel ber l^L C^ebtoig, 2)omprop|} üon ^rog,
limrbc batb nad^ feiner SBal^I für @oI$burg ))oftU'
Hrt unb beflätigt. 42. ^etruS (1265— 1280),
lAS^ SonontcuS in SreSIou, l^telt mit bem Sor«
bfaianegaten @uibo 1267 in SQBten eine n)i(j^tige
XcformfQnobe (Mon. Germ. bist. Scriptt. IX,
699 sqq.); im 3. 1274 teo^nte er einer fold^en
in @Qhourg bei unb l^ielt 1275 felbft eine @Qnobe
in ^f|QU. 2)ur(^ bie fofortige Snerfennung unb
treue Ünterfiü^ung Stubolfd Don ^absburg afö
ffSnigd ermarb er fi(^ beffen ©unft unb mid^tige
^BriDilegien. 3ur Sl^orolterifirung beS bamoligen
Somcopiteld bient, boi^ teöl^renb Ißetrud' Sie*
dcnm^eit bie SiStpmer Sedau, $rag unb
%4iemfee mit ^affauer S)om^erren befe|t mürben.
48. SSic^arb t)on ^oli^eim ftorb nad^ nur gmei«
lAtfriger ^Regierung. 9ud^ 44. @ottfrieb I., ein
SBejtfoIe, ftönig Siubolfg ^rotonotor, regierte nur
tax} (1283—1285), l^iielt ober in ©t. gölten eine
Sber bnS ganje fird^Iic^e Seben ftd^ erftredfenbe
XcformfQnobe (Hansiz I, 427 sqq.). 45. Sem*
&arb k)on ^romboc^ (1285—1313) l^ielt brei
G^noben, orbnete bod pfeft bed feiigen ®ott«
barb (f. b. 9Irt.) an, ermieS ftd^ al§ ein molarer
Sater bed »egularclerus, ftiftete 1293 ba§ Softer
Snge^arbSgeu unb erfüllte ouc^ treu bie $flid^«
tcn qI8 fianbeS^en. Sro^bem mürbe er 1298
inxd^ einen Sfirgeroufftonb, beffen 3^^^ 9ieid^§>
mmiittelbarleit mar, Vertrieben. @ein milber @inn
mo^te ben Sürgem bie Untermerfung leidet ; er
gab ben Sünften fogar gro^e fjfrei^eiten. Unter
i^ f^ritt ber SBieberoufbou bed 1181 obge«
brannten ®omed ber SBoHenbung entgegen. SBöl^'
xcnb feiner ^Regierung jeigten fid^ bie erften ©puren
ber aSoIbenfer (f. b. Mrt. »a^em ü, 115). Sem-
fyxA erreichte ein ^Iter Don na^eju 100 Salären.
eine tmiefpoltige SBo^l 46. ©eb^arbs Don SBott-
fee nnb 9Ibred^t§ I. Don Oefterreid^ fanb boburd^
{^ Srlebigung, bo^ erflerer 1315 in 9(Dignon,
ttw et perf önlic^ fid^ bie Seftätigung erholen mollte,
forb, festerer aber, ber nod^ feine SBeil^e empfangen
batte, jurfidtrot unb als albert ber SBeife einer
bor bepen gfirften Cefterreid^S mürbe. Srft 1320
amrbe 47. Gilbert n., $rin} Don @ad^f en,$f arrer bei
6t. etep]^ in SBien, Don $apft Sol^anneS XXTT.
ernannt unb Dom (Sapitel acceptirt. Sin eifriger
Qi^of, ber befonberS neue 92ieberla{fungen ber
Sortl^fer unb tluguftiner'Sremiten förberte, l^ielt
er Ott ^ergog aud^ einen glönjenben ^of unb jal^l«
trid^ Solbmili} unb unterftü|te bamit feinen Ser*
HMnbten, |)ergog griebrid^, in ber @d^lad^t bei
Knq>flng; bann aber erfannte er Submig ben
Boxern on unb fud^te, menn aud^ Dergeblid^, eine
KnSfö^nung jmifd^en i^m unb bem $apf[e ^erbei*
IBffiJ^. @d^on im 3. 1315 mann in JhemS
nü) anbermörtd Unterfuc^ungen gegen bie Sßal«
^oifer ongeorbnet morben. Unter il^nen mar ein
letsiffer 9ieumeij!er, meld^er angeblid^ 50 3a^re
lang ber @ecte in Oefteneid^ al8 Sifd^of Dorge-
ftanben unb bie Sn^nger berfelben bort auf
80000, in ©öl^men unb SWä^ren auf eine unaäbl-
bare SDZenge gefd^^t boben f oll ; man erfannte fid^
an einem geheimen ®m| (Annal. Matseens., in
Mon. Germ. bist. Scriptt. IX, 825—827).
Um'S 3abrl888 föOt bie Austreibung jal^lreid^er
SBalbenfer auS jlloftemeuburg unb eine 9Serfol-
gung ber Suben, meldte mit einer confecrirten
jpoftie SreDel getrieben boben foQten. Slbert ßarb
nad^ einer t^ötigen unb fingen Slegtemng am
19. !Dtai 1342. 48. ©ottfrieb IL Don äSBeiffenedt
(1342—1362) mürbe auf ®mnb einer Dom S)om»
capitel aufgeftellten unb Don il^m anerfannten
SBablcapitulation gemöblt. Sr mar ein frieb»
liebenber fluger ^err, ber eS Derftanb, in bem
nad^ SubmigS beS Säugern Zob jmifd^en beffen
Söhnen auSgebrod^enen Sßinen ftd^ neutral }u
balten; ebenfo ftanb er mit ben öfterreid^ifd^en
^ergogen.in beftem SinDemebmen. Srmar ein
forgfamer ^&x\i, aber auc^ ein eifriaer Sifd^of.
anbei mürbe feine Stegiemng burd^ fd^mere Un»
glüdtsfölle getrübt: im 3anuar 1848 fanb ein jer»
prenbeS €rbbeben ftatt; in bemfeÜen unb im
folgenben Saläre grafftrte ber fd^marje Sob, an
meld^em in $affau ber britte Sb^il ber SeDölfemng
ftarb; bann fam ba§ Sluftreten ber ©eitler (f. b.
Art. Slaaellanten), meld^eS ßerjog Albred^t ber
SSBeife uno ber Sifd^of energif^ unterbrüdCten; eine
SSerf olgung ber 3uben erfolgte megen Dorgeblid^er
Vergiftung ber 99mnnen, unb enblid^ entftanb am
7. SJlai 1354 eine ^feuerSbrnnft in $affau, meldte
Dielen 9Renf d^en baS Seben f oftete. ßS folgte 49. AI»
bred^t UI., {Jreiberr Don SBinfel (1363—1380).
3n baS 3abr 1865 fallt bie Ummanblung ber
@t. ©tepbanSfird^e ju 2Bien in ein SoÜegiatftift
mit 24 e^orberren unb 26 jfaplönen, in baSfelbe
3abr bie @tiftung ber bortigen UniDerfttdt. 3m
3. 1367 rebeHirten bie Sürger mieber, erlitten
aber eine blutige 92ieberlage burd^ bie bifd^bflic^en
unb bfterreic^ifd^en Gruppen. S)urd^ bie erbetene
93ermittlung ber bflerreid^ifd^en derjogr erhielten
fie )u billigen 93ebingungen tSfrieoen, ben fte aud^
ibrerfeitS bi^lten. ^Dagegen ^atte ber Sifd^of nun
Diel mit tro^igen Safauen ju fömpfen, unb er
mürbe einmal Don ben §enen Don ßbtenfels,
fteierifd^en Sbelleuten, faft ein 3al^r lang gefangen
gel^alten. Sie baburd^ ermad^fenen floften mad^ten
9)erpfänbungen Don ^od^ftiftSgütem unb mieber»
l^olte subsidia charitatiya Don Seiten beS SlemS
notbioenbig. Äricger auS 3tt)flng ber SSerbölt-
niffe, mar Albredfct HI. bod^ ein eifriger 83ifd6of,
meld^er Dielen fllöftem 93emeife feines SBobltoollenS
gab. 50. 3obann I. Don ©d^ärffenberg (1381
bis 1387) glänjte burd^ SBiffenfd^aft unb reinen
SBanbel; er bemütbigte bie räuberifd^en ©rafen
Don @cl^uenburg, mu^te aber ben Oefteneic^em
für i^re ^ilfe mand^lei 3ugeftänbniffe maä^tn.
92a(b feinem Sobe möb^te baS 2)omcapitel ben
Iiombecan ^ermann S)igni, meld^er aber auf
Setreibm ber ba^rifd^en ^erjoge Dom römifd^n
1567
^affau.
1568
©tul^Ie ntd^t ieildtigt tourbe ; Dtelmel^r autbe Don
bort 51. SRupred^t II., ^crjog t)on.3üU(^»55crg,
ernannt (1388). ^ermann rcfignirte ; aber baS
S)omca))iteI »ö^Üe ie^t 52. ©eorg I., trafen Don
^6f)tnloi)t. @(|on mar ed jtoifd^en ben beiber*
fettigen Sinl^ängem }um offenen fhieg gefommen,
ba tt)urbe berfeloe burd^ bie SranSIation 9{u))re((t§
nod& ^aberbom (1390) beenbigt. «ber erft 1393
refigntrte 3tupxt(bt auf $affau, morauf ®eorg
bie ^ulbigung erhielt. S)er Jmeg unb feine 93au*
luft nötl^igten biefen, @d^ulben ju contral^ren, ju
beren Seiung er fel^r unpopulöre @teuem auf«
legte. 9IS teäl^renb biefer Sßtrren bie SBalbenfer
namentlid^ auf bem öfteneid^ifd^en ©ebtete mit
SBlorb unb S5ranb auftraten, würbe Fr. ^eter,
^roüinjial ber Söleftiner in Sbeutfd^Ianb, berufen,
loeld^er ba§ 3nquifttion3t)erfa]^ren gegen bie jte^er
einleitete unb einige &artnödKge Derbrennen lie^.
Saburd^ mürbe bie |)örefie in einigen Salären
unterbrüdCt; Diele Slnl^änger berfelben aber l^ielten
fid^ an ber bö^mif^en ©renje Derborgen unb
traten fpäter }u ben ^ufiten über. S)em SSerfud^
be§ |)ieron9mu8 Don ^rag (f. b. Slrt. ^u§ VI,
440 ff.), wö^renb feines Slufent^alteä in SBien
(im äBinter 1409/1410) biefe Seigre ju Derbreiten,
trat ber Official für Unteröfterrei^ , SnbreaS
©rillenberg, energifd^ unb erfolgreid^ entgegen.
^ierouQmuS folgte ber Sitation Dor fein ©erid^t
nid^t, fonbem pol^ (f. ob. VI, 450). 9luf ber
@Qnobe 5u jtonftanj nal^m 93ifd^of ®eorg eine
^erDorragenbe Stellung ein unb enoirfte Don So«
l^anncS XXHI. (d. d. 1. gebr. 1415) für bie
S)iöcefc $af)au bie ßjemtion Don ©aljburg unb
ba§ ^aUium. ^uf Sieclamation be§ Srjbifd^ofS
Don ©aljburg würbe Don SDMrtin V. bie (Sjemtion
auf ©eorgS SebenSjeü befd^ränft. SDaS Snbe feiner
dtegierung war burd^ bie beginnenben ^uftten«
friege bcunrul^igt, an wcld^cn er 1420 pcrfönlid^
^nt^eil nal^m. S3onJ{ai)er@igi§munbl418 ^um
Keid^*§fan5ler für 2)eutfd^lanb ernannt, mad^te er
ftc^ um bie @taat§gefd^äfte l^od^ Derbient unb ftarb
am 8. 5luguft 1423 ju ®ran, wol^in er al§ 9lb»
miniftrator beS erlebigten 6rjbi§t^um§ berufen
worben war. 3^m folgte 53. Seonl^arb Don 8a9»
mingcn (1423-1451). 6in S]^eil beS ®om-
capitelS l^attc ben Sombccan §cinridö ijlöcfl, früher
$rofcff or bc§ canonif (!^en 9lc(|t§ in SBicn, gewäl^lt,
wcld^cr burd^ Sllbrcd^t V. Don Deftcrreid^ unter»
ftüjt würbe. Slud^ nad^bem SKartin V. Seonl^arb
beftätigt l^atte, baucrtc e8 nod^ bis 1428, bis biefer
attgemeine Slnerfennung fanb. 3n ben Safeler
SBirren blieb er unentwegt auf ©citen 6ugenS IV.
unb trug burd^ feinen ginflufe bei gfriebrid^ III.
Diel 5ur DöHigen §cbung bcS ©d^iSmaS bei. 2)ie
in Jf onftang bef d^loffene unb Don feinem Vorgänger
f d^on begonnene SReform ber Älöfter fejte er eifrig
fort. ^eneaS ©^iDiuS , fpäter $apft ^iuS 11.,
madfet in einem 93rief an Sol^ann ßampiftuS eine
glönjcnbe ©dftilberung Don ber ^erföuUd^fcit, ber '
SWilbtl^ätigfeit unb bem KegierungSeifer beS Si«
fd^ofS (Hansiz I, 528). — 9kd^ einer 1429 ge-
fertigten Snatrifel l^atte bie 2)i5cefe ^affau 11 S)e>
canate refp. ^rd^ibiaconate: für Oefterreie^ unter
ber ßnnS bie 2)ecanate 3Bien, 3n'€ttl, Wanten^
SRaDelSbac^ (fpäter Wnlderstorf = aBuHerSbotf),
Neuburgum forense (ffomeuburg; fp&ter in
9S))em, aud^ in ©todfenm); für Oefierrei4 ob
ber SnnS bie SDecanate Sord^ unb (Solbienfin^
bie Srd^ibiaconate Sambad^ unb SRattfee; ^ boS
Sürftentl^um $affau baS gleid^nomtge Snfribiaco'
nat: für ben ba^rifd^en S^eil ber Sidcefe bdS
Slrdgibiaconat Inter amnes (b. t. )iDtfd||en 3n
unb Sonau). 2)ie ®efammtjQ]^I ber $fanlii^
war 807, ber jfapellen unb ^Itarbeneficieii 612
(f. Schmieder, Matricula Episcopatos Passa-
Tiensis saec. XV, Wels 1885). 54. Ulri^IIL
Don 92u^borf (1451—1479) iDurbe etnflännj!
gewollt, aber eS bauerte meistere Solare, bis crMt
93ef}öUgung erl^ielt, weil gfriebrid^ HL feinen fo
flu| für Gilbert Don &^aatnbux^ , ben ^M
Don SBien, geltenb mad^te. 2)te brol^enbe Z&!»
gef al^r unb unml^ige SIbelige Dermod^ten ni^t fn
frieblid^eS SBirf en }u ftören ; er f orgte fni bk
würbige SuSfiattung beS 2)omeS, grünbete, ^
anlaßt burd^ bie Snwefenl^eit beS fj/L Soton!
SapiftranuS (1455 ; f. b. Srt), neue SfranciSco»
fl5fter, unb l^ielt bie groge 3)idcefanf9nobe M
1470 ab (Hansiz I, 553). SBegen abermoGgi
SreDelS gegen bie l^eilige Sud^ariftie tmnten 1477
einige Suben l^ingeri^tet , bie übrigen anS te
@tabt Derwiefen imb an Stelle ber @Qnagottki
®t. ©alDatorürd^e erbaut. ®egen bie burdj 9dr
Dom 18. Sanuar 1468 becretirte Srri^ttmg M
SSiStl^umS 2Bien, woburd^ ber ^affauer ©pn^d
28 ^faneien Derlor, proteftirte 193ifd^of IDti^
unb erft nad^ beffen %6b würbe 1480 boS SÜ-
tl^um tl^atfäd^lid^ errid^tet. 55. ®eorg n. 6(»
binal ftaSler (1479—1482), früher ^rotonote
unb ^riefter beS päpftUd^en ?ßalajie8, ein j^
lel^rter unb Derbienter SRonn , mürbe auf w
pfel^lung beS JfaiferS Dom ^ßop^ ernannt; M
Sapitel aber l^atte fd^on Dorl^er tro| beS pä)rjh
lid^en SßerboteS ben Soml^erm f$riebrid^ SAaE»
lird^er gewählt, weld^er Don ^er}og ®eoz8 HB
Sai^em-SanbSl^ut geftü^t würbe, ©elbfl 6|aiB'
munication für bie wiberfpönftigen Som^eno, Ne
SReid^Sad^t über bie ©tabt unb bie Sefd^tc^i
berfelben burd^ bie 93aQem fül^rte nid^t jnm $!•
Snblid^ fam 1482 eine Sinigung gu &ak
laut loeld^er ÜJlauerfird^er m^ £^aSlerS Xobbeffs
92ad^f olger werben f oUte. 2)iefer ftarb f^oB a
30. ©eptember biefeS Sal^red auf ber Ste^ ni
SBien. 56. {jfriebrid^ ÜRauerürdger (1482-14^9
erhielt je^t bie pä))ftlid^e SeftöHgung, »ettte*
als l^erjoglid^er itan^ler meiflenS in SasM|i^
57. §riebrid& H., ®raf Don Oettingen (14»»
1490), ftanb in groger ^blgöngigfett Domfof
Don SanbSl^ut emp^ng nie bie l^eiligen S|i
fümmerte ftd^ nxä)t um bie SRegieningSgefd^i'
ftarb, wie ginige glaubten, an ® ift ju 84 •'
Dom flaifer bie ^Regalien em|)fangen tooik. 3lß
folgte 58. ei^riftopl^ Don@d^d^(1490-lM
i.
*>*
^a}]an.
1K70
tttr frommn ^trr, dor beffen 9ItgitniRg
)iiilt(I)t9 gu it^di^tm ift. 59. Sßigultue
lon aKaqott (1500—1517) tr^olle wie
gangn bitffltftätigunfl petföntidi in Äom,
>3 eine &quDbt, ltt| 1513 ein ein^cil<
ituale btuden unb fül)itt bai ^t^t bei
tion beS ^I. StopDlt (15. ^bniat) ein,
ei 1506 in JMoftemeubuiQ beigeDo^nt
t toot ein ftnngtt SScet, eifrifier ^Jrebi-
lltbätig, ein i^reunb ber SBiffcnfcbaften.
P, p"m Don äBaqtm (1517—1540),
4 KoabjutDr, ennifing nie bte ^ßb««tt
unb nonnle fiüf (elbp nur Ibminiptatot,
Irnl Iräjlifl bem Sutberl^um entgegen,
.521 bem SRei^Stüg i)u SBormS, 1530 bem
bürg bei unb nar IHitgEieb beS 1524 ju
urg gt|cf|b[Tenen gürftenbiinbntfyel. Sin
ter ^riefier, Stontiarb fiäfer (flaiier),
flrtnädig lut[imf(t)e3n:le6itnbel&Quptete,
■.aä) ^etjog SQJi!fielm§ IV. Urflitil am
u|)15273u@d|äTbingt)erbiannl. ®U\ä)t
lütten im fotgenben Sandte gnblf anbete
c; eine grb|ere Snja^I Don ffliebettäufem
.lebenilänglicbcT^ftDtniittfeilt S)ur(f|
Ttnge touibe ber äioiifi^e S^eil bei SliS«
Ueitcrem Umfii^greifcn ber £)cirefie bf
W)a noäi im 3. 1539 opDflarirte bcS
eigener ^ombei^nt Stupeil Don IDlofl'
b. att.). 3m flflerreid&if^en Sl&eil ber
tMgegen, »o ffBnig gerbinanb minber
ber ÜJeutnmg entgegeiittol , griff biefe
c^ unter bem Slbet berail um fic^, ba^ bei
jenuifitation tton 1528 bie größere ^äl|te
ligen unb Beamten lulf|erif{^ befunben
3m 3. 1540 murhe Sifdiof efnifl für
liet^um Saljburg pDl'luIirl, mel^cS er biS
miniflrirte. S^a er aber auä) bamali [läj
)t jum gm(i(Qng bet Sffiei^en entf^lielen
ibbetSßopflniiSl meiter biipenSirtc, refi-
unb ftarb 1560 al8 SCriDolmunn au\ )eintn
n ber ©taficbaft fölut- 61. 5ßoI(ßanfl I.,
n galm (1540—1555). trft 26 3ab"
Ditifeitig gebilbtttr 3)1ann unb mufter-
ifdbof, Dermo^te tro{| feintS SiferS bem
}ee @Iauben3 im Bftenei^ild^en @tbiet
in^Qlt ju t^un. S)age^(n grünbett er in
!in fö^mnafium unter ®eorg Sbei boa
bem fpätem SRectot ber Unioerfität in
ietief ben Sefuiten DlitoIauS SBobobiKa
X\QU unb fü!|ite ben ffated)t3muä beS
uS EanifiuS ein, ®ine Sei'Inng motinte
iefonbtet ffönig ^erbinaiibS bem 6oncil
nt bei, auä) toat er tbätig bei bem 9lb'
8 Mauer !öettra(i§ (1552). 62. SBolJ-
Don filoien (1555—1561) toat hml'
»egen feines iRepotiSmuS, unb meil et
t bk Somcapitels mif!Qd|leIe, unbeliebt.
B ^anb et in ftnnjöfift^em ©olb. S^od)
gegen einige ber Qärefie Derbä(^lige ^ebte
^ielt 1558 eine @i}nobe. 63. Urbanoon
4 (1561—1598) bemül)l( \\äj um @(^u|
unb aSiebereinfä^rung befi lal^slifd^en ISSImibenS.
^rjog Slbie^t V. Don SJogem ^tte Slnfongi
geglaubt, .bie $iotepanten burc^ 91a^iebigleit
gegen ibte ^orberungen (^rieftcte^, £aitnhl^)
deminnen ju fBnnen. Sbei bie Cntbettung einer
abeieuerfcbmörung unter 2ei(ung beS @iafen
3oa<i)im Don Orlenburg (f. b. Srt.) ßffnete i^
bit Slugen, fo bag er nunmehr bie Semübungen
Utbane fräftig unler^^te. Zugegen tiatte bet
iBif(^iif in Defterreitb, tto Ulajimilian II. feÖlp
bem SßroteftantismuS fic^ juneigte, wenig €rfoIg.
erfl unter Subolf n. (feil 1576) (anben er unb fein
®eneralDitat füt 91iebetÖpetteif^, *lKet(l^i« Älefil
(|. b. 31tt,), Itäftige Unterftü|ung füt ibre reforma-
torifi^en SBefttebungen. ffiutil^ bit Semübungen
ber 3efuiten tnutben Dielt SGeiintt mttber jutfid*
geführt. Um fefte 9Iormen für bie Ausübung bei
geiftlidien fötrii^tebarCtit ju getoinnen, |4Io|
lliban 1583 mit SBäQetn, 1592 mit Oefletiei^
Koncotbate ob. — SBiJt^of Utban ift bet leite
Smflbif^of aus bagrif^em ©ejii^lec^t; bie fol-
gniben uaren alle Oefttneid^tr, bit btei nä(^f'ttn
eirtei^oge. 64. Stopolb I. (1598—1625), bei
ftinei SBobl ir^ 12 3abte alt, empfing nie-
mals bie bbfieien SSei^en unb lam bei feinet DieU
fadjen Skinenbung ju politifi^en ^uf goben feiten
nad) ^üffüu: 1607 würbe er aucb für Slio^utg
gtmäblt. Soct ei war eifrig fatfioüfcb, einei bet
giften, wellet (1609) ber Siga btiliattn. Cr grün>
bctt mebittt JFapujinerTläflet, berief bie 3efuiten
nac^ fiinj unb (1612) naiii <ßaf|au. 9113 fein Sniber
Q^erbinanb 1619 flaifei gemoiben tuat unb nat^
bet ©^la^t am Weigen Serge (1620) bie iatifo-
Uiäjt ^Reformation in Ceftetieicb fiäftig in bie
Iganb na^m, flanb et ibm treu }ut Seite. S>a
mau ein ^JluSftetben be3 babsbutgif ((en @tonime8
füri^tete, reftgnirte er itn Snietepe bet ^milie,
unb ber Sßapft IBSIe baS IBont), wtli^eS ibn an feine
ißi^t^iimer hiüpflt. €t betmä^Ite fi^ (18. ^Ipril
1626) mit €laubia bon ä^oScflna unb würbe bei
@tünbet bet Sürolei Sinie. 9Iu^ fein ^laddfolget
65. StDpolb IL SÖii^tlm (1625—1662), ftaifer
ijetbinanba brittet ©obn, blieb ÜUinoiifi. Et mar
ebenfaIl3Sif(!^ofuonStTafiburg, 1627 Don falber«
flabt, 1637 Don Olmüg, 1655 Don »leeiou.
SBieberbolt muBte er bie Slegietung in Oeflenrii^
übemcbmen ; mit pöpftlicbet Stloubni^ füfitte ei,
wenn auä) niberftrebenb, 1640—1646 mit9uS>
jeid)nung ba3 €omnianbo über bit taiferli^en
Slnipptn; bann war er bis 1656 Statthalter bet
Üiieberlaube. 3n feinem ißalafl ju SSrüflel legte
ebriftine Don S^weben (f. b. 91rt.) nm 24. S)e-
cember 1654 baS fatliDlif^e @tau6en§bettnnlni|
ab. Ceopolb toat ein oüfri(!btig frommet aJtann,
Don btiligiiöfiig «inem Sßonbel, Doli ßifei füi
jtint S^iäcefen, wenn er ^lä) auä) in leinet lang
aufhalten fonnte. %ei einem großen £9ranb in
5pofjflu (27. 31pril 1662) bewies et eine roa^rboft
fütftlii^e gjlunificcni). ©ein Sltffc 66. ffarl I.
Softpb (1662—1664) ftatb minbetjäbrig Dot
eintritt bet ategierung. 67. SBenctSIauS, @raf Don
SO
1571
$QffQU.
1572
S^un (1664—1673), erl^lelt wegen SSerannung
feined 93idt]6um8 1665 au(( baS StStl^um ®ur!,
lebte äu^erftfporfam, umber^iotl^ feines ©prengeld
Qbjul^elfen unb bie Säranbfd^öben ber Sotl^ebrole
gu lieben, für weld^e er 100000 S)ucaten |inter-
He^. ßr fal^ ftreng auf gute Sitten ber ®eiftli(i^n
unb oerbe^erte bie äte^tSpfiege. 68. @ebaftian,
®raf Don $5tttng (1673—1689), S)ombed^ont
in $affQU unb IBifd^of Don SaDont^ mugte le^tered
IßiSt^um abgeben unb wibmete jic^ nun gong unb
mit großem 6ifer ber ^affouer ®iöcefe, trieb
aber au^ eifrig ald^emiftifd^e @tubien. S)ie Don
feinem SSorfa^rer angeregte @£emtion Don @a]^«
bürg fül^rte er tl^atföd^Iid^ weiter, inbem er im
lKrd)en!aIenber bie ^affouer jlird^e atö e^emt be«
jeid^nete unb bei Krc^Iic^en gfeierlid^f eiten fid^ baS
ergbifd^öflid^e Soppeltreuj Dortragen Ite^. Qm
Vbmf^x ber Sürfengefabr (1683) l^ielt er eine
©ittproceffion, Weld^er ber Äaifer unb feine ®e-
mal^Iin, bie wö^renb ber Belagerung äBienS in
^a^au weilten, beiwol^nten. Son 1684—1688
war er faiferlid^er ®efanbter beim äteid^Stag in
StegenSburg, würbe bann aber geiftedtranf unb
ftarb in biefem 3uftanb. 69. Sodann ^^ilipp,
®raf Don Samberg (1689—1712), ein gewonbter
Staatsmann, fel^r woblt^ätig, würbe 1700 Sarbi*
nai wegen feiner SSerbienfte um bie SBal^I beS A'ur«
fürften griebrid^ Suguft Don ©ad^fen jum jfönig
Don $o(en. SDie legten 12 ^al^re feines SebenS
war aud^ er faiferlid^er Steid^StagSgefanbter in 9{e-
genSburg, fam aber gu aQen ^auptfeften nad^
$affau. Surd^ feine jtlugl^eit unb 92ad^giebig«
feit rettete er im f|)anif(!^en ßrbfolgefrieg (1703
bis 1704) $affau Dor ber ©efal^r, Don ben ba^ri»
fd^en Gruppen erobert ju werben. 70. SRaimunb
gerbinanb, ®raf Don dialaita (1713—1722),
Ue6 eifrig SKifponen bflitcn unb firmte perfönltd^
105 766 Sftrmlinge ; 500 ^riefter würben unter
feiner Regierung geweil^t. 71. 3ofep^.®ominicuS,
®rafDon2amberg(1723— 1761),?HeffebeSearbi-
nalS 3o]^ann $^tlipp (69), feit 1712 Sifd^of Don
@edfau, leud^tete bem SIeruS Dor als 9){u]ter ber
gfrömmigfeit , ^ielt 191 ^farrDifitationen unb
fül^rte bie in Som entftanbcne K^riftenle^rbruber»
fd&aft ein. 5HS 1722 SBien jum gräbiStl^um er«
!^oben würbe unb eine Erweiterung bief eS ©prengelS
Wünfd^enSwert]^ erfd^ien, trat Sifc^of 3ofep^ 1728
bie Pfarreien im SSiertcl unter bem 2Bicncr SBalb
unb baS @tift jtloftemeuburg ah, wogegen unter
Snberem bie bauembe Ssemtton ^affau'S unb baS
^ollium für bie ^offaucr 93ifrf)öfc gugeftanben
würbe. 3m 3. 1738 würbe ber Sif^of aud^
ßarbinol, blieb aber ber einfädle befdjeibeneSJJlann,
ber eine grogartige SBol^It^öligfeit ühit. Sein
goIbeneS ^riefterjubiläum überlebte er nod& ad^t
Saläre. 72. 3ofep^ II. ORaria, ®raf Don 2^un
unb ^o^enftein (1761—1763), SSifd^of Don ®urf,
jrünbete ein eigentlidfeeS SIericalfeminar unb bie
og. „d^riftlid^e fiicbeSDerfammlung" jur Unter-
tü^ung Don ^auSarmen; er ftarb auf einer Sifi»
tationSreife. 73. Seopolb IIL Srnft ®raf Don
gfirmian (1763— 1783), iuborSifd^ofDonSedn,
erbaute ein allgemeines ftranfen^ouS, gnmbete im
ba^rifd^en 3BaIb mehrere Ottfd^ften, Ue| laäBf
d^etifd^e ÜRifftonen l^alten, botirte baS Soiinor,
grünbete ein foId^eS }u ®uttnbrunn für banriebct^
öfterreid^tfd^en %fftxl ber 2)idcefe unb forgie for
bie 2)otation beS Seminars, weld^ 1762 gu CmiS
für Oberöfterreid^ gegrünbet wort)en ttnir. So^
^ufl^ebung beS SefuitenorbenS bel^elt er imk
föcularifirte 3efuiten als ^rofefforen bei fid^ nd»
fügte SU ben in $affau beftel^enben Sel^rflublen fn
$biIofop]^ie unb Stl^eologie aud^ nod^ fold^ füi
SuriSprubeng unb ÜJlebicin; 1782 würbe erCio'
binol. 74. Sofep]^ UI. grana %nton, Srof m
«uerSperg (1788—1795), juDor »ifd^f Mm
SaDant unb Don ®urf, 1789 Sarbinol, fomite bb
burd^ einen ®ewaltftreid!i JTaifer 3ofep^ IL 1788
becretirte Slufl^ebung ber ^ffouer SuriSbictioi
über bie öfteneid^ifd^en ®ebiete, auS weld^ bie
XHöcefen Sinj unb St. gölten (f. b. 9rtt) gebükct
würben, nid^t mel^r rudfgöngig mad^ S)obai4
l^tte bie S)i5cefe }Wei 3)nttel il^reS btS^cngn
UmfangS Derloren unb erfiredte ftd^ nur iio4 c^
baS glürftent^um Ißaffau unb ben ba^rtfd^ Z(«il
ber ^iöcefe. Zro^ ber SSergewaltigung binr^ bcB
If aifer regierte ber Sifd^of im ® eifl beS Sofep^inl-
muS unb war ein greunb ber frangdftf^K« Ssf*
flörung. Ss folgten 75. SJ^omoS 3o^nn ttcSUfot,
®raf Don 3:^un unb C^ol^enftein (1795—1796),
unb 76. fieopolb IV. fieonl^orb Saimunb, 6nf
Don Sbun ; ber le^tere Derlie^ nad^ ber Scloibn-
fation feinen SiSt$umSft| unb begab fi(( auf fein
Sfamiliengüter in Söl^men, wo er 1826 fhni,
ol^ne je wieber nad^ $affau gurüdgefe^rt )u fem.
S)ie @üter, weld^e baS 93tSt^um nod^ in 0(fkr>
reid^ befag, würben bemSteligionSf onbs einDerieiBt
S)aS $atronat aller btfd^öflid^en unb bomcapüel*
fd^en Pfarreien in Defterreid^ würbe lanbei^rm
Iid&. (5in 3:beil beS fürftlid^cn Serritorium« tm
an Sapem, baS Itebrige an ben ®ro|]^er)og m
ZoScana.
3nfolge beS 1817 mit SBo^m abgefd^Ioßcia
SoncorbatS würbe 1821 baS S)onicapiteI ns
organifirt. SIIS gfürftbifd^of fieopolb am 22. Oc»
tober 1826 auf feinem ®ute ^Qbulfa beifag
ftarb, l^örte bie S^emtion auf, unb ^ffati raike
SuffraganbiStl^um unter ber SRetropoIe W»lf»
Sfreifing. ®ie feit jener Seit regierenben SBifiWe
finb : ftarl 3ofep]^ n., Sbler Don Xiccobona of
SRei^enfelS (1826—1838); ^einrid^ n. DonM»
ftätter (1839—1875) ; 3ofep(> fjrang Don SBeW
(1875—1889); «ntoniuS Don Sllftoma {m
24. Wäx^ bis 23. Oct. 1889; bann tranSfent
auf baS grjbiStl^um 9)^ünd^en«3reifing); Wifd
Don Kampf, (feit 8. ffiec. 1889).
m. Statiftifd^eS. yiaä) bem Sd^o»
muS Don 1895 gö^It bie 2)iöcefe 332082Aof|o*
lifen. ^uger bem Stabtcommiffariat $offaB \ß
fie 18 S)econate, 168 Pfarreien, 67 SSenepo*
8 $f arrcuraticn , 21 ®xpoftturen, 34 eflMW*
Sooperaturen (im ganjen Sereid^ nur 2 yo'
1573
iPofferonl — ^affion.
1574
fcPontif^ ^arreien : in $affau unb OrteniurgX
460 äSBeltpriefler (unter biefen 413 ©eelforgd-
inrkfier), 51 ffopu)inerorben§))nefter in 5 Son-
ocnteit (2)er feU 1841 in «Itötting beftel^enbe
Contoent berStebemtoriften mürbe burd^ ben Sultur»
tompf aufgehoben.) 2)te englifd^en t$fröulein l^oben
SRutter^oufer in «Itdtting mit 9 Sfilialeu. in
Surg^fen mit 4, in $affau mit 10 SUtoIen.
Srme ©^ulfd^mefient de notre Dame oom
Sbitter^fe Wandten ftnben fic^ in 7 gfilialen;
Sonnl^ersige Sd^meftem Dom 1^1. SSincenj t>on$auI
in 18, Sd^toeftem bed aQer^eiligften ^eilonbed
and bem SRutterl^ouS in 9{teberbronn im SI{q^
ht einer, granciSconerinnen Don 9RaQer8borf in
18 Filialen. $affQU l^ot feit 1838 ein S^ceum
mit )>]^tIofo))l^tfd^er unb tl^eologifd^er @ectton, ein
Uf^öflid^ ftnabenf eminor in ^o ff au (in s^ei Sb*
fi^cilungen) mit 295, in Surg^aufen mit 69 SH'
Ihigen; ®Qmnafien finb in ^affau unb Surg»
taufen. (Sgl. Codd. tradit. eccl. Passay., in
Mon. Boic. XXYHI et XXIX ; Hundius, Me-
trop. Salisburg. I, Batisbonae 1719, 190 ad
294 ; Catalogi et Chronica epp. Passav., in
PeSy Scriptt. rer. Austriac. I, Lipsiae 1721,
1 sqq. 1296 sqq. ; Hansiz, Germania sacra I,
Ang. VindeL 1727; iBuc^inger, ®efc^id^te bed
SfOrftentl^umS $affau, Slünc^en 1816—1824,
29be.; ec^öOer, SHe Sifc^öfe Don $affau, $affau
1844; 6d^r5bl, Passavia sacra, ^ffau 1879;
SM ^iftorifd^^Iter ber S)iöcefe $affau in i^rem
argntmartigen Umfang, $affau 1880. Sßeitere
Sitetatur in bem Ie|tcitirten SBerfe 354 f. ; bann
ta OeflerleQ, SBegtoeifer burd^ bie Siteratur ber
Oriunbenfammlungen I, Serlin 1885, 418, unb
te92irfd6l $ro)>abeutif ber ^rd^engefd^id^te, SJ^aina
1888, 151 f.) [SBcber.]
"fmffetatü^ Slbert Siabicoti, ®raf Don,
gfreibenfer beS 18. Sal^rl^unbertS , ftammte atiS
^ßiemont ; ffieitereS über fein ©cburtsjol^r, feine
3ugenb unb fpöteren SSer^ältniffe ift ni^t befannt.
Bängere 3eit ftanb er tu 3)ienftcn beS flPönigS
Sictor 9mabeu8 11. Don @arbinien unb fömpfte
|Br feinen SHonard^en gegen SRom. ^13 bad an»
^ifttionSgerid^t Don Surin eine Slnflnge gegen i^n
iri^b, flol^ er im 3. 1727 nad^ Suglonb unb
trat bafelbjt mit ben SDeiften, namentlid^ mit
IirilinS unb Zinbal, in nö^ere S3erbinbung. SBeil
BT in einer @(^rift ben Selbftmorb al§ erlaubt
lerC^igt botte, mürbe er eine 3eit lang gefangen
(^^ten. 918 er mieber frei gemorben, ging er
Mi4 drranfreid^ unb Don ba na(^ ^ollanb. @ein
Bcrmdgen Dermad^te er ben ^rrnen unb erfud^te
Uc reformirten $rebiger, befannt ju mad^en, bo^
er bie gn Snrin Don ibm erfd^ienenen @d^riften
tmt auf ben eintrieb feines SJ^onard^en Derfa^t,
nA ba| biefelben gegen feine beffere Uebergeugung
fcttten« (Sx flarb gu ^mfterbam im 3. 1737.
wbßt Sammlung feiner Sd^riften erfd^ien nad^
fdnitm Xobe unter bem Sitel Recueil de pi^ces
oarieuses bot les mati^res les plus interes-
, par Albert Kadicati, comte de Pas-
seran, Rotterdam 1737. S)iefe Sammlung ifl
,,ein S^aod Don übertriebenen unb parabo^en
ßinfäUen", in benen fid^ ein ftarler ^a^ gegen
9{om auSfprid^t. (^I. Srfd^ u. ®ruber, SUgem.
enc^HoD., ©ect. III, s. v.) [®am8 0. S. B.]
'Sf afpoii bei|t ber ben SDangelien entnommene
Serid^t über bad Seiben (l^n% meld^er ber SHe^-
liturgie an Dier Zagen ber S^armod^e flatt be§
ßDangeliumS eingefügt ift unb mit bem Zitel
Passio Domini nostri Jesu Cluisti secundum
Matthaeum be}m. Marcum, Lucam, Joannem
eingeleitet mtrb. I. ®egen Snbe bed 4. 2^a^r-
^unbertS ttmrbe gu Serujalem bei bem Station^*
gottedbienfte in ©etl^femane mäb^enb ber 9{ad^t
Dom ©rünbonnerStag auf ben Sborfreitag ber
93erid^t über bie ©efangennabme bed ^errn, fo«
bann in ber ffreujürd^e bie ©erid^tSDerl^anblung
Dor Pilatus, am S^Iuffe bed 9Rorgengotte8«
bienfted ber ^erid^t über ben %oi bed ^erm unb
am ^benb in ber ®rab!ird^e ber über bie ®rab«
legung Dorgelefen (Peregrinatio Silyiae, bei
Dnchesne, Origines du culte chretien, Paris
1889, 487 SS.). 3n Slfrifa fanb ber ^l «ugu-
fiinuS ben ®ebraud^ Dor, an einem Zage ber
Sl^armod^e bie $affion nad^ ÜRattböuS Dor}u*
lefen; feine Snorbnung, fie auS ben Dier Sdou*
gelien Dorsutragen, erregte Unjufriebenl^eit im
aSoIIe (Sermo 232 [al. 144 De temp.], 1). 92ad^
ber gaÜicanifd^en Siturgie mürbe nur bie ^ffion
nad^ Sol^anneS, unb ixoax auf Derfd^iebene Stunben
Dertbeilt, am Sl^arfreitage gelefen. 3n Seutfd^«
lanb trat bie !ßaffion nad^ ÜJJattl^öud am $alm«
fonntage unb Sl^arfreitage, bie nad^ Sucad am
ÜJlittmod^ ein; in einzelnen jtird^en mürbe fie
am &b<iif^^tQge nad^ Sol^anneS Dorgelefen. 3nt
13. Sabr^unbert beftanb nad^ SB. 2)uranbu8
(Kationale div. off. 6, 68, 8 sq.) eine aOgemein
geltenbe Sertbeilung biefer Sefungen nid^t. 3n
ber mojarabifd^en Siturgie mürbe am ©rün*
bonnerStage bie erfte C^ölfte ber au§ ben Dier
SDongeliften pfammengefteOten SetbenSgefd^id^te
(bis 5ur Serläugnung be§ $etru8) unb am (Sfyix»
freitage bie ^meite ^älfte Dorgelefen. 2)ie am*
broftanif d^e Siturgie f d^reibt nur am ©rünbonnerS«
tage unb Sborf reitage bie $a jfion (nad^ ÜJlattböuS)
Dor. 3n mand^en Äird^en gehörte bie ^ffton
nad^ SKattböuS gur SRatutin beS ^almfonntagS
(f. Martine, De antiqua Ecclesiae disciplina
in div. celebr. off. 20, 17 [ed. Antwerp. 1737,
I, 205]).
3m römifd^en 9titu8 entf&nt bie $affton nad^
aKattbäuS (26, 2 big 27, 66) auf ben ^Salmfonn-
tag, bie nad&3KarcuS (14, 1 bi§ 15, 46) auf ben
2)iengtag, bie nad^ SucaS (22, 1 bis 23, 53) auf
ben 3]^ittmod^ unb bie nadb Sobanneg (18, 1 bis
19, 42) auf ben Sb<i^^ii<i9* ^i^f^ Orbnung
gibt fd^on bei Ordo Bomanus I gegen Snbe be§
8. ober SInfang beS 9. Sa^rbunbertg an. £8
unterbleibt babei bie geierlid^feit, mit melc^er fonji
bie Siecitation beS SDangeliumS in ber folennen
SDteffe umgeben ifi. 2)ie Sefung mirb ba, mo baS
60*
1575
$affiott
1576
SSetfd^eiben bed ^rm berid^tet toirb, burd^ fui^eS
^ieberhtieen unterbrod^en. grül^er mürben in ein*
feinen Ritä^tn, mie nod^ ie^t im antbrofmnifd^en
9htu§, an bicfcr ©tcfle am (S^arfrcitagc bie 9Htärc
entblößt unb bie Sid^ter auSgelöfd^t. SBurbe nod^
am Ausgange be§ 14. Sa^r^unbertS bie $affion
öon bem S)iocon recitirt, ber jur SKeffe mini«
ftrirte, fo foUen nad^ bem j[e^t geltenben SRihiS ba,
wo bie Sihirgie mit ber gefammten im 3Wif|aIe
unb Cerimomale Episcoporum t)orge5etd^neten
S^eierliti^feit üoQjogen werben fann, brei mit ^fba,
^anipel unb @toIa üon Dioletter, am Sl^arfrei*
tage üon fd^marjer fjarbe befleibete S)iaconen bie
$ajfton an ber Soangelienfeite in ber IRöl^e beS
äUareg Dortragen, wö^renb ber Selebrant biefelbe
ftia an ber Spiftelfette be§ ^Itareg liest. 3n einem
eigenen ©efangtone recitirt ber eine ©iacon bie
laufenbe grjällung, ber ixotiit bie SBorte beS
93oIfe§ unb ber rebenb eingefül^rten $erfonen unb
ber britte ba§, waS ber ^err ge|prod^en l^at; ein-
zelne SBorte be§ ^erm am ffreuje werben burd^
befonbere SJlobuIation l^erDorgel^oben. SRandJ^er»
ortS würben bie SBorte ber 3Kagb , weld^e ben
$etru8 anrebete, burc^ einen Jhiaben unb bie SRufe
beS Sollet hnxäi ben S^or gefungen. Dag Saien
5um Vortrage ber ^ßaffton mitwirfen, ^at bie
JRitencongregation am 16. Sanuar 1677 unb
17. 3uni 1706 unterfagt. SBo nid^t brei ®ia-
Conen ^ur ^uSfül^rung berlßaffion ^urSSerfügung
(teilen, trögt ber bei ber SKeffe minifWrenbe SHa»
con an ber Stelle beS S^oreS, wo fonft baS St>an*
gelium gefangen wirb, ben ^affionSberid^t, ber
€elebrant an ber ßDangclienfeite bie SBorte 6I)rifti
unb ber ©ubbiacon an ber ©piftelfeite bie ber
anbeten ^erfonen öor. S)ie Se^tüertl^eilung für
bie brei ©önger ift im SUiiffale burd^ bie ©iglen
in rotl^er gorbe C (= Chronista ober Can-
tor), S (= Synagoga ober Succentor) unb f
(= Christus) üorgcmerft. Sleltere ?5articular»
miflalien l^aben anbere Seid^en, a. 93. bie öon ber
©timmloge bei bem ©ingen l^ergenommenen
A (= vox alta), M (= vox media), B (= vox
bassa) ober C (= Cantor) , T (= turba) unb
X (= Christus). — ®er ©d&Iugabfd&nitt ber
^affion wirb bei beiben S5ortrag§weifen öon bem
miniftrircnben SDiacon al§ göangelium gefungen.
3n ber füllen Wefje ließt ber gelcbrant bie ganje
^affion an ber ßoangclienfcite. — ®ie 2ciben§»
gcjd^id^te nad^ 3o^anne§ l^at ba§ Eituale Ro-
manum (5, 7, 5) aud^ unter bie ©tcrbegebete
(Ordo commendationis animae) aufgenom»
men. [ß. ©d^rob.]
II. ^l§ bie mel^rfiimmige 5IRufif auffom, gab
bie ^affion ben Eomponiften SBeranloffung p
mufifQlifd^en©corbeitungenberfelbcn.S)ieÄünftler
benu^ten babci entWeber bie öon ber ffird^e fanc»
tionirten gormcln ju einem fortlaufenben mel^r«
ftimmigen 2:onfa^e, in weld&em ber %tit bei; ®e«
fc^id^te in erjöl^Ienber §orm eingeflod^ten warb,
otjut befonbere SnbiöibuoUfirung ber einzelnen
iperfoncn, ober fie bel^telten bie auf brei ^erfonen
öertl^eilte bramatif d^e fjform bei. S>almrd^ eigoboi
fid^ }Wei ®ru|)))en ber fBearbeitung. 3n e^
jöl^lenber, me^rftimmiger, motettif d^ gfoim
componirten lateinifd^e !ßaffionen 3acob DM(i
(öor 1505), Sol^anned ©antcuIuS (1588), SoI-
tl^afar SReftnariud (1544), SReftre 3el^ {m
1543), @9prian be Store (1557), 3o(ami 9bn^
gon (1574), 2ubwig©afer (1578), ^uluSSn^
cenuS (1578), SincentiuS ShtffuS, 3acobuS @oIIi«
(1587), 3ocob giegnart (gefi 1599) unb 9af
tl^olomöuS @eftug (um 1613). S)eu!fd^ $of{b-
nen biefer 9rt bearbeiteten 3oa$tm öon Sun!
(1568 unb 1573), 3o]&ann ©teurfin (1576),
Sol^ann ünad^olb (1593), fieonl^ (£ed^t
1594?), gl&riftopl&oruS ©emontiuS (1631). -
Sie in unterfd^ieblid^e ^rfonett öertj^eiüe bro«
matifd^e S^orm weist Sompofttiontn berlotei-
nif (^en $af fton auf öon einem Snon^mufi oud ben
Snbe bed 14. ober Anfang bed 15. Sal^r^unbedS;
beSgleid^en anonym (1610?) unb anonym (1534);
femer öon Slaubin be @ermif9 (1534), öon einea
^nonQmuS (o. 30/ ^on 3ol^ann aßongon (1574),
OrlanbuS SaffuS (1575, 1580, 1582 unb eine
ol^ne 3(2l6te§be)eid^nung), Sacob Steiner (iuh|
1579), ©ioöanni ÜJlatteo Slfola (8 giafftonen i^ne
3a]^re8angabe), X^. S. SSittorio (2 ^offionn
1585), 3fr. @uenero (2 $afflonen öor 1599),
SBiniam IB^rb (1607), gf. ©oriano (1619). ^
fionen mit beutfd^em biblifd^en %ttt beatbdtdn
3o]^ann Sßalt^er (8 $affu)nen ouS ben 3a^
1530 u. 1552), Antonius ©canbeKuS (öor 1561,
unb als ©efd^id^te ber Sluferftel^ung, öor 1573),
3acob aWeilanb (3 $af fionen 1568, 1570 nnk
eine ol^ne 3al^re§angabe), Sartl^oIomöuS (Sepiä
(1588), ein ^InonpmuS (SDWd^acI SRogier, mn
1590?), $]^oma§ 9Jtancinu8 (2 ^affionen 1610),
©amuel SSeSIer (4 ^affionen 1612), TOeli^ioc
SBuIpiuS (1613), O. ©. C^amifd^ (1621), ^
rid^ ©d^ü^ (©ejd^id^te ber «uferftel^ung 1628)l
3n ben beiben genannten gformen, ber erjö^Ieiibfli
unb ber bramatifd^en, bewegen ftd^ bie biSl^ gc"
nannten Sompofitionen fowol^I auf fatJ^ol^lff
wie auf proteftantifd^er ©eite bis jum Anfang M
17. 3a]^r]^unbert§, wo bie gweüe ©attung bk
Oberl^anb gewann. SJtit ©d^ü^ fanben bie reiia
SSocalcom^ofttionen il^ren ^bf(|lug. 3n bemotai
an lefeter ©teile angcfül^rten SOBerfe fmbet fi^
bereits ©ologefang auf inftrumentaler ©runbfcigt
unb gl^orgejong mit 3nftrumentalbegleitong. J&
ben im 3. 1666 löjerauSgegebenen ^JkffioneE wS^
ben öter @öangeliften feierte @d^ü^ ^wor {bb
reinen SSocalfa^e ^urüdt, öermod^te ober ni^t bot
Cinflufe beS fogen. concertirenben ©tilS (ogLh.
«rt. Sühifi! VIII, 2052) toieber obäuftreifen. 8St
bie öufeere gform ber $affion war biefer SS
weniger öon IBebeutung als für bie Umgeftofiiii
ber Welobie. 2Bäl)renb ©d^ü^ nod^ in ber SM»
ftel^t ^wifd^en ber alten unb neuen ftunfhrii(|tsi|
lägt 3ot)ann ©ebaftiani in feiner ^affion (1672)
ben recitirenben @!]^oralton beS ßöangelißen g(4
f aKen unb f e^t an feine ©teUe bad ariofe Steritatii
1877 PasBionale — SPüffiottd 1578
Kit anPnnnmtalbtgltttuna. 3!« Xittl [rinn bet gfolßtjeit fo tltf unb mit fol^n SieBe tn Me
Coin|iofitiDn loutd: „S)a6 SeQbtn unb ©tnbtn ^eilige ©tfi^ii^tt fld) gu Mrffntm, iuh^ nilanb
anfRfl ^emi unb ^tqlanbt« 3tfu S^rifti, nai$ tnncrtiarb btS Unthtifri bn Htdiü^n äiDntunß
bmfStaÜfytto. ^n tint »cttirmbe ^rmonii Don ttn ©tniuS, btr mit ÜSai^ fl^ ^attf Dnglei(^nt
5 ffaiflmbtn unb 6 Ipitlenbtn ©timnwn nttp btm fünntn.' — Utbtt bit Sßoifionaf^Quipitle f. b.
Smso continno fltft|(t. SBorinntn jur Et- 9(tf, tfftattr. (Sßßt. üb« bot $afIionSQ(|ang
Bedunfl medrtt Sttotion unttri^itbli^e Stkrle Söttttn, ©rtßoriuBMatt, ?Iai^en 1880 u. 1881;
ans bnittt gemBbnti^tn Jhri^enliebern mit ein* Otto ffobt, S)tc ätltrc ^affionScomtioIition btS
9^^ unb bem %tttt accomobiiet morbtti." jum 3.16S1, @üle[3lobl893.) [SS. Süumtn.]
wbu SItueiung, ntcli^c {pSter iBoc^ «»litirte, i{t Passionäle ob» Fa&BianariaB liber
boiin )u finbtit, bog ^itr jutn ei|ten ÜCRalt Ifiti^tn* ^it^ in ber ollen iHri)t baSjtntgt ltturgi[df|c Sud),
liäwr tnbtnSBibelle^teingtfloi^ttnftnb. SJor unb in mtliijtm btt fOlaitqniadin entölten tirann
IM^ bn ^{fion ein pafftnbeS ftir^tnlicb gu (PaBBionarins est liber continenB PaaBiones
fingen, uxir übrigtnS auii^ frü^ei f^on üblii^ %t- Sanctamm : et legitur in festis Martymm ;
utfm. eint toeittte SluSbilbung, alltrbingS im Durand.Rationalediv. oS. 6, 1,29). ^mgcft-
Ofieniflile, «l^iidt bit !ßaf|ion butd) Sttinftarb taQt(dieBnatali3){ine€b(ilta(n3})artqierenurbt
ÄtiftT, btr bit %tttt btt ^omburgti ®id|tci baS auf ifin ^ejüglii^c btim Officium DoiQeltlen
ßniuilb*3Ktnantt$, ,3)» blutige unb ßtrbtnbe (tigl. Harduin I, 968), aud) no^l baten tine bf
Sefn«' (170i), unb ©. §. Stode«, „3)tr für jonbert Scbtebe auf i^n angcfdilotlEn. SBon btn
Uc €ünbtn bei SBJdt gemottirte unb ftttbtnbt ÜKartfltologitn unttrfc^itbtn \\äf bit ^ßoflionalitn
StfuS aus btn Bin ßDangeltftnt in gtbunbtnet butd) ibre gr5gtrt ^ugfübtltc^Etit, fo ba^ man fit
StdM borgtfttdt" (1712), in ^Ihifif fc^te. StaS t^r mit btm fpättm StuSbrud ale ficgtnben bt-
CDnttni))IatiDe Stemmt, mtldieS Stbaftidni fcbon geii^ntn tann (»gl. b. 3rtt. Acta Martyrum unb
Moi^, tritt ^iti no^ mt^r ^(rOot, inbtm btn Acta Sanctomm). Sag bei btt^ufna^mt tineS
Gccntn aui btr &tibniagefd)id|tc bie ^ttrat^tungtn ^eiligeit in bn-i Passionäle mit EBotjidlt cttfa^ien
ndt @(fü^ISdu|ening(n jlntitr aOegotifi^tn ^tt* raurbe, ifl fdlij'ttittftänblii^; namentlich mutbt gt<
fernen entgtgtngefltllt nxtbtn : btt „Sorgtet 3ii>n* mü^nlii^ iit}']ta äffenttidie Stnnfennung feittnS btt
nb bti „gläubigen ©ttle", al3 SJertttter tlnti flivi^e ecforbert. [3. Cfftr.]
C^tifH ftanbeln unb Sieiben auf fttbnt mit ibrtn "^affioati, SDomenicD, Saibinal, ein ebtnfo
Onanien begleittnbtn unb auSltgtnben ©emtinbt. geleljrtcr unb gemanbter mit Iribtnft^ftli«^ heftiger
Ku^ Idemann (1716), §änbel (1716) unb iHvüIal. mar geboten ju &offombrone am 2. SDt-
SRatt^tfon (1718) festen bie %CDde§'fd)( $af' «mbtt 1682 unb Rammte auö angefttiener ^a-
fioiifibi^tung in ÜJiufit. äßä^renb bie @<nannttn milie. Seine ^tlbung crl|ielt er }u Stom im de>
ober btn (ir(^Iid)-gDtteebienfllid)en3R)edbft$af' menlinifcC)tn SoQtg, bann unttt 3:ommafi unb
film tn^i ober minber auS btn Slugen Derloren, gontanini ale Stfitem. 3m 3. 1706 übnbraditt
fii^tt 3o]^ann Jhi^nau in feiner ^affion nad) btm tr baS garbinaiebirtt nn btn SiuntiuS in ^oriS
teongtlifttn aWartua (1721), bie im ©tilt ber unb Mtblieb baftlbftilii(i3a^ie im SmabittDn'ft^en
fflinn Pirdiencantate getiolttn ifl, btn liti^li^en Srtunbeatreijt ; 1708 würbe er in nic^tofficitütr
C^altei mieber mebr ju matten. 3^re ^at^ftt Sigenfcbaft gut Süabrung btt pdpflli^en Snter-
BirilfDmmtnbeit erlangte bie $affion als ffunft' tffen auf bie SriebenSDtrlianblungtn im ^aag,
gottunginbenbeibenuDn^obannSeboltian^ai^ 1712 aui) officitll nai^ Uttei^t gefc^idt. Sus
gtf^fftntn SBerfen, in ber 3ob<imie€pajfion unb „Utre^tifdie 3^iieben3'S)ianum" (tfranff. 1712)
Tto^ m^t in ber ültattbäuSpaffion. IDIit biefti Dtijeid)ntt febod) blog feinen Sittl unb ein SBrtDt
fa|ton ei^tg 9ad| ben ^üdlfttn Sipfel ftincr beS $ap^e§ an P. StSier 8. J., bag bieftt ftintn
Jhm^ 3nbtm tt, naS bit öu^ere gorm angebt, (Sinfluft aufbieten foQe, bamit Subuig XIV. ouf
Me Smmgenf^afttn ftintr 33otgängtt fii^ ;u ber St^eniid'fdien Sitli^ionedaufcl btftt^e. 3>it^
ttgen ma^lt, Derftanb er eS, ben alten polqpbonen mürbe auä) tneiii^l; jebod^ ijiiiffionei'a fetntte
CHI mit bem neuen ^nnonifc^tn fo gu ocr- ^ifrionen jumgfriebcnSf^lultioniBabtn (1714)
ftoielgen, bog er für bie prot(ftantifd)t ffirdit ein unb oonbanac^XurintoortnobntSifolg, unb tine
Qnlii^ *inonumentaltiitTt fd)uf, nie $aleftrtna Senbung na^ Snolta Itbntt tt ab. €tit 1721
«Bbtit^IIi Sa^tbunbettt fiüber mit feinet Miesa mar er Dieber <RnntiuS in ber @{^mei}, geriet^ aber
papae Haroelli für bie (otbolif($e ffirdge ge* mit ber (£ibgenof|en|(^ft in Senoüifnig; feine
Hbaf^ ^tte. SBtrfucbe einer Öoi^'ntnti^ung bat lin^Iic^t tbötigfeit bofelbfi ^at erjelbft gef^ilbert
bw ^affun ftit fBaä) ni<bt erfaßten, nii^t einmal in Acta apostolicae legatfonia Helveticae
Mm «nigennagen nennenameil^en 3!a^af)mungen ab a. 1723—1729, Tngü 1729. Rom. 1738.
B^ fi4 fpie^. .StoatbQt tS," fagt ^. oon Aitm (@tf(^. b. SBtntbtctinttablti 9Ih]ti'@ric3 II,
Dämmet (^nbbu^ ber TOufilgefi^i^te , Seip- gtanS 1891, 177 ff.) befditeibt feine na^tn JBf
||g 1868, 478), „nadi nie Bor nic^l an 2on' jtefiungen gum fflofter Wun ; nid|t )u ollen
■Öfen gefehlt, metdbe, bei 5""" nat^ otatoritn- ©i^wtijer ^bttitn ftanb Sßaffionei in glti^ fritb-
•bcc eonlQtenattig, baS fieiben 3(fu jum 3nbatt li^emSBerb<iItni&. — ©eitl7303iuntiuSin2Bien,
(nttca; boc^ Ktmo^te toebetbei StationoliSmuS übte ei Cinflufc ouf bie im ©tbtimen erfolgte San-
1579
^affionet.
1580
Derflim beS Ißrinsen ^riebrid^ Submig Don SBürt«
temberg, ber balb mäfytx in ber Sd^Iod^t ftel DoH*
gog bie Xrauung 3Jlana Serefta'S unb l^ielt eine
italienif d^e Seid^enrebe auf ben^ringen Sugen (feine
Steunbfc^oft mit biefem fd^ilbert 3lmet|, ^rins
gugen m, SBien 1858, 72 ff.). Bpäin mt
et luftiger Segnet Deftetteid^S (Stnetl^, 3Ratia
S^etepa'8 etfle SftegtetungSial^te n, SBien 1864,
334). 3m 3. 1738 »utbe et als ©ectetät bet
ISteDen nad^ 9tom betufen unb bolb batauf Sat«
binal ; )uetft Detttat et in Ouitini'S ^btt)eten^eit
biefen als ^tobibliot^efat bet Skiticana, 1755
»utbe et beffen 9lad^f olget als Sibliotl^elat. @d^on
ftfi]^ l^tte ^afftonei begonnen, felbft eine teid^e
Sibliot)^! 5U fammeln; feine l^ettlid^e SSUIa bei
gftaScati füQte et mit Antiquitäten, Snfc^tiften
unb ftunftioetfen. ®ie SSibliotl^et etwa 82 000
SBönbe, fam nad^ feinem Xob f üt 30 000 @cubi
an bie Suguftinet; t)on ben 3nfd^tiften mutben
400 butd^ feinen 9?effen tetöffentlid^t. ^afjionei
imtt ffennet bet alten Sitetatut. Sf(>ntanini l^lf
et bei bet Ausgabe eines ungebtudKen 93tiefeS
t)on AIcuin unb bei bet Steoifion beS Liber
diumus; fonft finb nut einige Sieben, ^efe
unb biplomatifd^e Actenftüd(e t)on il^m gebtud(t;
ein Auffa^ übet baS tömifd^e Stta^enmefen fam
nid^t 5ut IBoUenbung. 3)ie nai^ feinem Sobe
untet feinem 9Jamcn l^etauSgegebene ©d^tift Me-
morie storiche . . . del Cardinale . . . di Tour-
non mat fd^on 1733 ftan5öftfd^ gebtudft unb l^at
nid^t il^n gum ^etauSgebet (ogl. Stimmen auS
ÜKatia-Saadö IH [1872], 282). ©tofeeS Anfeilen
ertoatb et fid^ butd^ götbetung gelel^ttet ©tubien ;
et gemöl^tte Senu^ung feinet Süd^etfd^ö^e unb
fd^ü^te mand^e ©d&tift Dot ben ßenfuten bet 3ti«
quifition. SBindfelmann l^atte il^m üiel ju bauten;
SKonteSquieu etfteute fid^ feinet ^totection (ogl.
IReufd^, 3nbcj II, 870) ; mit jol^Itcid^en anbeten
©elel^tten öetfd^iebenet fiänbet unb Sieligionen
ftanb et im SStiefmcd^fcI. ajiit SBoItaitc wed^felte
et nut ffiinen SSticf, bod^ gefaßt fid^ bet Qfteigeift,
ben Satbinal als feinen ©önnet batjuftcllcn (öticf
an $. be la 3:out [7. tS^hx. 1746] in ben Oeuvres
compl^tes LXX, Deux-Ponts 1792, 316; Dgl.
LXXXn [1792], 178). «u* gu l^efHgcn 3an-
feniften untetl^ielt ^ffionei Scjiel^ungcn; nament»
lid^ fon etS.bu^acbe^eüegatbe unb Abbe ©onjet
ju bet ^etauSgabe bet SBetfe AtnauIbS etmutl^igt
laben. SOhfengu^ toaubte fld^ an il^n um §ilfe,
als feine Exposition de la doctrine chr^tienne
aud^ in bet italienifd^en Uebetfe^ung betboten
toetben follte. AIS bie SJetuttl^eilung etfolgte, 50g
^affionei fid& auf's 2anb jutüdf, mu^te bie ßcnfut
abet bod^ untetfd^teiben. ®ie Auftegung l^ietübet
fül^tte einen ©d&Iaganfaö l^etbei, bet am 5. 3uli
1761 feinem geben ein 6nbe mad^te. — ^affio»
nei'S leibenfd^aftlid^e §eftig!eit wat befannt; in
Stom mat et gefütd^tet; ffläindfclmann fdfeicn et
„ein tJeinb aflet SRömet ju fein''. 9lie fejte et in
9lom feinen gfu^ übet j[emanbeS ©d^toeüe : im
Smpfang Don Sefud^en tt)at et fel^t mäl^Ietifd^, im
betttauten Umgang fte^ er ba& SorbinolS-SecondB
flatf äuget Ad^t. SBindfelmann l^bt icbod^ oi bm
„ftö]^Ii(|en ©reis" aud^ numd^ ßebcnSmbUge
Seite l^etbot ; aud^ 9BobIt^ötigfeit nAA mm 1»
beten an il^m getü^. Sigentl^ümlid^iDaten^
ftonei eine leibenfd^ftlid^e 93otIie6e fifa: bie fnn-
göftfd^e Station unb leibenfd^tlid^ ^ gegen
ben Sefuitenotben. Sr roax in fftom oec WSä'
punft aüix iefuitenfeinblid^en Sefirebimgen, (s
man glaubte, bag bie Aufl^ebung be$ OtbenS f^oi
bon i^m botbeteitet unb mit ben bourbon^d|ci
Sniniftetn, mit benen et in tegem Sriefbeifc^
ftanb, im äSotauS betabtebet mar. Offen trat er
gegen ben Otben auf im @eIigfpred^gS^^
^eQatminS (f. b. Att.), beffen Ausgang f^on gi-
fid^ fd^ien, als ^affionei nod^ beffen Unta^
bted^ung butd^fe^te ; anbetetfeitS uxit er 1741btt
1761 eiftiget Setteibet (ponens caosae) bd
feit 1726 anl^ängigen Senbena-Seotiftcationl-
^toaeffeS beS SSifd^ofS Ißalaf 05 (f. b. Art). $a|-
fionei'*S gfeinbfd^aft gegen ben Sefuitenorben uor
übtigenS eine offene unb l^tte nid(|t8 ^inli^d
an ftd^; bng et fein 3efuitenbu(l^ in feiner SiMio-
tl^ef gebulbet l^abe, fd^eint Anecbote. (^L öbrigol
d'Alembert, Sur la Destractdon des Jösmtei
en France, s. L 1765, 23.) Sine @d^ 9el-
atminS na^m et felbfi in feine Acta ap. l^;alw-
nis auf, unb bem mit 99eatbeitung ber WUm»
gtapl^ie beS OtbenS bettauten P. Oubin qitio^
et beteitmiDige ^ötbetung (f. Etades religioDsei
V, Paris-Lyon 1870, 291); SBincfelmami ^ot
et ben ftcunbfd^aftlid^en SJetfel^t mit ben Sefnita
nie betübelt. — SBid&tige Siotigen übet ^fjurad
entl^alten SBindfelmannS Sriefe (Ausgabe boi
götftet, Setl. 1824); P. Paciaudi (0. Theat),
Lettres au comte de Caylus, Paris 1802;
3)cnftt)ütbigfeiten bcS 3efuiten 3. (Sorbata (f. J)Ä-
linget, »eittöge u. f. m. UI, SBien 1882, 82),
bon beffen butd^auS magboQem unb anbenoeitig
beglaubigtem Uttl^eite ffiöHinget nebp Anbewn
aud^ ben @a^ untetbtüdft: Magnam apud omnee
existimationem habuit majorem etiam haU*
turus, si minus magnifiice de se ac suis rebof
existimasset. At quam laudatos foris, tan
forme invisus ob animi elationem in ürbe
erat. 3ntctcffante »tiefe giaffionei'S finben ^
in Ouvrages posthumes de D. J. Mabülon I,
Paris 1724, 542; Tempe Helvetica IV., Th
guri 1 739, 707 ; ©d&ellftotn, 6tgö^a(^!eiteniLf.Ä
I, Ulm u. Scipgig 1762, 526 ; Nova ActaWsko-
rico-eccl. IX, SBeim. 1769, 953 f. ; Catalogne
raisonne de la collection des livres de . . .
Crevenna V, (Amsterdam) 1776, 254; Stti
Sonbettiten IX, 386 ff. (3JgL Guamacci, Titae
PP. RR. et Cardinal. U, Rom. 1751, 727;
L. Galletti, Memorie per servire alla stm
della Tita del Cardinale Dom. Passionei, Rob.
1 762 ; Goujet, Eloge hist. du Card. PassioD«,
La Haye 1763 ; Le Beau, Möge du Card. Pas-
sionei, in ben Mem. de TAcad. desInscriptioBi
XXXI [1768], 331 SS.) [O. $fülf S. J.]
1581
SPafftonijlcn — ^aftorale.
1582
JMUfi^$m, f. $aulu8 Dom Stxtui.
Jfüflk$M$ffidm Irrigen fteben SBotiDofflcien,
iDcb^ fai bec neuem 3eit jut bef onbem Sere^rung
bcS &iben8 S^rifU in fielen S)i5cefen «ufna^me
gcfunben ffaiin unb on ben S)ien8tagen ber
S^tuageftmaljeU foioie an ben Freitagen ber
Ouabcagefima old XageSofflcium recitirt merben;
CS fbtb bie| bie Officten 1. t)om ®tUk beS ^erm
am Oelberg, 2. @eböd^tnt^ bed Seibend 3efu
C^fH, 8. Don ber S)omenfrone, 4. Don ber l^i«
figen Son^e unb ben l^etUgen 9lögeln, 5. Dom
Set(^tu4. 6. Don ben fünf 9Bunben unb 7. Dom
loftbaren 931ute unfered ^erm. SSon biefen ftnbet
fUi boS jttieite anä^ unter ben m5^entUc(|en SSotiD-
ofpcien für bie freien S^eitage, unb baS ftebente
tritt M Sfeftofftcium am erflen Sonntag im 3uli
loieber ein. [Ü. @d^rob.]
Tfüfß^nsf^nf^leUj f. Xl^eater.
Tffffkonsfonniüi (im Tl\t]aU Dominica de
Pasedone, im 93reDter Dominica Passionis, bei
ben Siturgif em anä^ Dominica in Passione, ein«
foi^^n Passio ober Passio Domini) l^ei^t ber
ffinfte Sonntag ber Ouabragefima, ber Dorle^te
iMnt Oftem. Sr eröffnet bie ^afftonSjeit (tempus
Passionis) unb l^at bal^er feinen 9^amen. ^n
ben beiben 9Bod^en, meldte biefe 3nt umfaßt, fteQt
fid|^ bie bem Ofterfefte unmittelbar Dorl^ergel^enbe
mit i^rem eigenen 9{amen Hebdomada major,
C^azttoc^ (f. b. Sirt.). afö eine abgefd^Ioffene S^\t
iat, infolge beffen bie erfte biefer itotx 9Bo$en
SnKßilxä^, »enngleid^ nid^t gang gutreffenb, ^f«
nSttod^ genannt mirb. 3n ber ^afftonSgeit
befd^f tigt ft^ bad Officium in ben ^^mnen, $er-
fiteln, fief ungenunb Stefponforien mit bem gum Xobe
Derfolgten ^eilanbe, inbem eS bis gum Xribuum
berS^rmodSie ber Snbad^t be§ fiiturgen baS ^aupU
iDcr^ieug ber ^ffton, ba§ jheug, aU concreten
Oegenftanb ber Serel^rung Dor^öU. 3utreffenb
umfd^reibt SuranbuS ben 9^amen be§ Sonntags :
Dominica de Passione Domini, scilicet de
Grace (Rationale div. off. 6, 60, 1). S)er 9{ame
Jndica ift Dom 3ntroitu§ ber l^eiUgen SOteffe, bie
Se§eid^nung Isti sunt dies Dom erften 9tef))on'
forium ber SRatutin b^g^nommen. SO^it Siüdftd^t
auf bie ISegeid^nung Dominica mediana für ben
Dor^ge^enben Sonntag, ben Dierten ber gfaften-
)cit nntrbe ber ^afftonSfonntag l^in unb toieber
onc^ Octava mediana, bann aud^ repositus
(abgefürgt repus) Don bem ©ebraud^e benannt, bie
&ucifise unb 93ilber Don biefem Sage an bis
ginn Sb<^rfreitag mit einem bunfeln (Dioletten)
Sd^Ieier gu Der^üQen ; bie Söl^men unb SlaDen
nnmen il^n barum ben fd^toarsen Sonntag, eine
9c)ei4nung, meldte Dorbem aud^ in mondän
(Bcgenben S)eutfd^IanbS üblid^ mar. 3)er ®ebraud^,
hl ber iNrd^ bie Silber mie gur Srauer gu Der«
Ifillen, ber bem S^arafter ber ^^ftd^it gang ent«
fprid^, ift mol^I burd^ bie SDangelien beS Sonn«
lagS unb einiger £age ber folgenben SBod^e Der«
mäüfilt, toeld^e Don einem SSerbergen, einem g^Iieben
äkfu berid^ten. 3n mand^n (^egenben merben
übrigens bie 99ilber bereits mit bem Segtmte
ber Mtenaeit Derl^iUIt. — Ser $af{ionSfonntog,
als Dominica 1. classis, lä^t gmar bte Som«
memoration eines einfaUenben f^eiligenfeßeS )u,
fd^Iie^t iebod^ febe felbftönbige geier beSfelben
aus. Sin ben SSod^entagen ber $af jtonSgeit bis
gur Sl^armod^e fönnen einfaüenbe unb Derlegte
Qfefte gefeiert merbcn; bem Sreitage (Sd^merjenS«
frettag genannt) ift feit 1727 baS gfeft ber fteben
Sd^merjen SRariö sugemiefen. 3m 3nDitatorium
}ur SOtatutin, in ben Stefponforien, im ^falme
5ur Sfperfton unb sur ^anbmafd^ung une audji
im äntroituS ber l^eiligen SReffe föOt bie S)oso«
logie Gloria Patri auS ; bie Suffragien unter«
bleiben. 3n ber Xemporalmeffe fallt bei bem
Staffelgebet ber $falm Judica auS, mol^I megen
beS gleid^lautenben SntroituS ber SJleffe am Sonn-
tage, nad^ ber ftd^ bie ^Reffen ber SBod^tage
rid^ten ; bie Orationen fmb, Don fpedeQen 6om«
memorationen abgefel^en, auf smei befdjirönft; feit
$iuS y . ift bie Praefatio de Grace gu fpred^^en,
meldte Dorbem erft in ber (Sl^rmo^e eintrat.
S)ie Sectionen gur 9Ratutin (an ben gferialtagen
aud^ gu ben übrigen froren) finb bem ^ropl^eten
SeremiaS entnommen, ber megen feiner leiben«
DoIIen C^ingabe für fein Solt ftetS als 93orbiIb
unfereS leibenben f)erm angefel^en mürbe, fo ba^
bem f)eilanbe mand^eS feiner 9Borte in ber Situr«
gie ber $affu)nS5eit in ben 97{unb gelegt mirb
(Dgl. ftaulen, ©nleitung, 3. «ufl., Sreib. 1890,
868.) [ff. Sd^rob.]
^üffbH JtfPfleit}, 3luSbrud( beS fat^olif^en
Sl^ered^teS, begeid^et bie Slnmefenl^eit beS ^ußön«
bigen $farrerS ^ur bloßen Sntgegennal^me ber
SonfenSerflörung eines Bräutpaares au^erl^alb
ber ffird^e, ol^ne bog ber Pfarrer fonft burd^i Dor«
bergel^enbe ober nadjifolgenbe Sl^ätigfeit (Aufgebot
bep. Sinfegnung ber S^e) ^um Slbfd^lu^ ber &ft
mitmirft. Sine foId()e paf ftoe Sfftftens erfdjieint an
Orten, mo bie tribentinifd^e Sl^eDorfd^rift betreffs
ber Slanbeftinitöt in DOOer ©eltung ift, als eine
6!once{)lon, meldte Brautpaaren gemij^ter 9teß«
gion ben 9ibjd^Iu^ einer gültigen Sl^e ermdgUdjit,
DorauSgefe^t, ba^ bie befannten Sautelen Dorl^er
geleiftet finb. UebrigenS ift biefe ftrengPe Qform
ber paf ftoen^f ftftens für Derf d^iebeneSänber in mel^r«
fad^er Sßeife gemilbert, fteUenmeife aud^ bei gemifd^«
ten ßl^en bie actiDe ^ffifteng, b. 1^. Dolle Stitmir-
fung beS Pfarrers beim £^abfc^(ug menigftenS
gebulbet (Dgl. b. fflrt. 6^, gemif d^ite). [«. gff er.]
^a^otttOtiefe, f. ^auIuS, ^oftel.
^aftoxatconfaenia^ f. (Sonferensen.
^aftoxatt bejeicbnet 1. ben Stab (baculus
pastoralis) alS bifd^Bfüd^eS 3nftgne (f. b. 9lrt.
^irtenjiab). — 2. Pastorale nwr in einzelnen
beutfcben unb nieberlönbifd^en S)idcefen ber l^er«
lömmlid^e Xitel für bie Sammlung ber liturgi«
fd^en Sformulare, meldte bei ben Functionen ber
pfarrlicben Seelforge (bei ber Sacramentenfpenbe,
ben ^rocefftonen unb Segnungen) gu befolgen
moren. 9nbere öfters Dorfommenbe Be)eid^nungen
1583
Pastoralis officii - ^ofioraltnebicln.
1584
fär baSfelBe 93ud^ fmb : ^genbe, Tlannalt, @a-
cerbotale, ©ocromentale. S)tefe £itel ftnb huxi^
ben 92amen Rituale, unb bte bamtt be^eid^neten
Sudler gum größten %f)t\lt burc(| boS Rituale
Bomanum erfe^t morben. S^ccatia (Bibliotheca
ritualis I, Romae 1776, 155) üerjeid^net fed^S
SHtuoIicn mit bcm ©ud^titct Pastorale. 3n bcm
Pastorale Mechliniense l^at ftd^ ber 92Qme lool^I
am löngften, bis gut ^nna^me be§ römifd^en SRi'
tualS unter bem gräbijd^of 33. ^. ©ed^ampS (gcft.
alSEarbinoI 1883), erhalten.— 3. ^ oft orale
mirb aud^ ba§ ^uSfd^reiben genannt, meld^eS ein
aSifd^of entmeber ju einer beftimmten Seit ober
bei einem befonbem ^nla^ an feinen SIetuS ober
an bie ®(äubigen feiner SDiöcefe ober an beibe ^u-
gleid^ erlöst (epistola pastoralis, fran^. lettre
Pastorale ; f. b. ^rt. Hirtenbrief). [iJ. ©(ftrob.]
Pastoralis offtcii, SuUe Siemens' XI., f.
9H)t)enanten 1, 1154.
^a0[ora(ittebiciii, eine ^ilfsmiffenfd^aft ber
praftifd^en X^eologie, l^at bie ^Sejiel^ungen beS
natürlid^en SeibeSIebenS gur ftttlid^en unb über«
natürlid^enOrbnung al3®egenftanb. SDaS @itten-
gefe^ mu^ aud^ am fieibe bed moralifd^en @ub'
iecteS unb burd^ benfelben realifirt merben; aud^
ber fieib l^at femer menigftend mittelbar ^n>
tl^eil an ber öon ßl^riftuS in feiner ftird^c feft«
gefegten ©nabenmittelorbnung. 3)er ))raftifd^en
£l^eoIogie liegt e§ bal^er aud^ ob, bie l^ierfür gel-
tenben, au§ bem göttlid^en unb natürlid^en fomte
aud^ aus bem pofitii) fird^Iid^en @efe^e ^erDor-
ge^enben 9lormen oarjulegen. ®a aber bie Ueber-
natur bie 9?atur oorauSjcJt, ift bie ©arfteUung
ber gebadeten 5Kormen nid}t im öollen SWafee mög-
lid^ o^ne forgfältige öeaugnal^me auf bie 92atur
unb bie natürlid^en ^Se^iel^ungen be3 SeibeS. 3)ie
festeren )u unterjud^en ift jmar ^unäd^ft ^lufgabe
ber ^nt]^rot)oIo9ie, ber ?JJfi)(^oIogie unb ber^lrpei»
funbc. ^ber aud^ ber ^bPpo^ofl^ wnb ^rjt barf
nie bie t)ofitit) bon ®ott gewollte unb geoffenbarte
ftttUd^e unb übematürlid^e SBeftimmung bcS SeibeS
au^er ^d^t laffen, tnenn er nid^t in feinen ^In«
fd^auungen über bie Sebingungen beS mol^Igeorb-
neten 2eibe§leben§ unb feine jroecfmä^ige ^^flege
auf falfd^e SBege geratl^en miU. @S gibt alfo ein
©ebiet, auf n)el(|em fid^ ^fragen ber ^l^eologie
unb ber 9)hbicin berül^ren unb gcgenfcitig er«
ganzen ; biefe fjragen bilben ben einen SBeftanb«
tl^cil ber ^aftoralmebicin. — ®a eö femer jum
^flid^tfreije ber J)riefterlid^en ^aftoration gel^ört,
nid^t nur bie ©eelforgSbcfol^lenen nad^ ben oben
emjöl^nten 9Jormen in il^rem freien ^anbeln l^in«
fid^tlid^ beS Seibc§(eben§ gu leiten, fonbem aud^
überl^aupt für il^r Ieiblid^e§ SBobI 5n)edentf))red^enbe
@orge ju tragen, mu^ bie ^^ötigfeit beS ^riefterS
mit ber ärjtlid^en in biefem $un!te gufammen«
treffen. §intt)ieber wirb ber gläubige ^Irjt ben
(5inf(u| nid^t Derfenncn, tt)cld^en ciner|eit§ oielfad^
bie ©ünbe auf ffranf^citöguftänbe, anbercrfeitS
ber ©nabenftanb ber ©ecle auf grl^altung unb
SBiebcr^erfteHung ber ©efunbl^eit ausüben (ögl.
c. 13, X De poenii et remiss. 5, 88; FiusV.
Supra gregem a. 1566); be^aI6 mu^ berV^
bie Sl^ötigfeit beS ^riefterd gut entfünbigung
unb Heiligung beS ftranfen unterftü^ @o er«
geben ftd^ vielerlei Serül^mngSpunfte ^iDifd^bni
Berufe beS SeibeS» unb bem bed @eeIenai}tcS.
SDiefeS gemeinfame ^ufammenmirf en oon ^rii^
unb ^rst ift ein ^weiter Hüuptgegenjlanb ber $a>
ftoralmebicin. — ®ie unter bie Reiben genomüen
Hauptpunfte faUenben ^fragen ftnb öfters, ein^ne
berfelben aud^ t)ielfad^ monogrop^ifd^ bearbeitet
Sorben, unb man nannte befonberd Uterorijd^ 2cn
ftungen, meldte ftd^i mit bem erften fünfte bef oBtc«,
aUmöIig allgemein ^aftoralmebicin. SBeü ahn
bie ^uctoren immer nur baS praftifd^e 3nterr|{e
beS @ee()orgerS im Singe bitten, fam eS bis |iir
@tunbe no^ gu feiner genauen SegnffSbejtän«
mung biefer S)iSciplin. S)em oben ® efagten p-
olge fönnte man bie Ißaftoralmebicin etUNi be>
inirm alS „SBif[en{d^aft t)om SSerl^Itniffe bec
eiblid^en 9{atur beS SRenfd^en gur ftttlitben tob
übematürlicben Orbnung unb Don ben banntf be*
Süglid^en ^flid^ten beS Seelf orgerS unb beS 9r}te3'.
9Rit Unred^t mürbe man bie $aftoralmebictn <»{'
faffen als eine ^eilfunbe für ben @eelforger )om
Stotit ber eigenen Ausübung ör§tlidber ^mß.
Sigentlid^e ör^tlid^e Slbötigfeit mu^ Dielmek
als für ben prieflerlid^ien %emf ungegiemenb»
gefal^rooU unb in l^obem ®rabe l^inberli^ a*
gefeben merben. SBeil fte ibm gän§Ud^ frembart^
ift, fbnnte ftd^ji ber ^riefter il^r nid^t loibmen o^
Sinmifd^ung in ein frembeS 9ted^t3> unb ^jli^i"
gebiet unb aud^ nid^t obne fe^r groge S3eraiit>
mortlid^fcit. 2)ie IJird^e bc^t eS be^^alb nie ge>
billigt, menn ^JJricfter ftcl& mit Ausübung ber
Slrjneifunbe befaßten, ganj bef onbere Qfälle aus-
genommen. ©trengftcS Serbot ifi auSgefproi^
gegen Ausübung ber Sbinirgie unter ^nmenbung
öon ©cbncibcn unb ©rennen (c. 9, X 3, 50). fe
genügt für ben ©eclforger, bie am bäuSö^
Dorf ommenben ff ratif^citSerf d^einungen rid^tig «*
rennen, bie unmittelbar nöt^ige ^ilfeleiflung bB
jum grfd^einen beS SlrjteS bieten unb bie 3)«^«
fübrung beS Dom Slrjte angcorbneten §eiIoerfa^
renS übertoacben gu fönnen. 2)agegen foDen ii
ben SSereid^ ber ^JJoftoralmebicin nad^ ber obign
Segriff Sbeftimmung inSbef onbere bie Srörteninga
über äw^önbe unb Dualipcationen beS 2ciWL
toeld^e unb infomeit fte bon (Sinflug fttri) ouf tf
laubte unb gültige (Sbefd^liegung, foteie über bie
Dom göttlid)en @d^öpfer bem SeibeSIeben genn^
bene Aufgabe, in ber Sb^ ber &rboÜung nb
Snttoicflung beS ÜRenfd^engefdbl^c^teS )u binui;
über ben p^id^tgemö^en @d^u^ beS SeibeS in ba
Stabien feiner Sntmidtlung bis gur ooUen @db"
ftönbigfeit ber inbioibueQen ^erfon; über biefr
bingungen für pflid^tmäfeige ober stDedtmdSifl«'^-
tbeilnabme beS leiblid^en SßefenS an 9cten ber
^Religion unb ber ürd^lid^cn ^eilSorbnung; aber
bie 92ormen ber oernünf tigen unb fittlid^ $p9
beS SeibeS jur ßrl^altung beS SebenS u^ baS^
1585 $a|lDtaIit4te — ^afloralt^fologit. 1586
n^fl^Hghit btr $trfon, uitb btr Teilung bifi tltDlogit ctnt tl^Ioolfc^e Sßilftnf^iift )u oer-
tdnntlttn ScibcS In Eitnifäeemä&tm Suiammm- ftt^nt, beren Obitct Die ^pondion obti Std>
»iitni btS SeibtS- unb befi ©ttltnarjlce. jurgc t|t ^it $a()oniIttKologit Jjat bal|n D^
Stfii^id^te unb Sütiatur btr «pa^oiol' 3»#I &» ^ufQobe, aKc @e|e^ unb »(gtln bor-
ntbicin. €ett bei tifttn ^älttt btS 17. 3a^r- gulegm, nad) tDtId)cn baS SeellorgSamt in feinen
(nabnU finbtn ftt^, toie oben ongebnitet, mono- tieifdiiebcnenStjicfluiigengeübtnietbenfoä. ^Ktin
CffiVkt SScaiMtiungen tingtlnei bei bezeichneten {ie ift bo^ "i^t ^1»^' ni>' min t>'8 gegen bie ^itte
erten fAr feelfoigiid)e Snede. 3)ie ni^tiglle unfeieS Sal^i^iinbettS Itliite, eine 3>ii(i>iitnnt'
bnftlbtn aiä älteier3til ift too^I* C&ngiamila, Mung \o\ä)n Stegdn unter aKgemeineien @e<
Embryologia sacra, eive de officio sacet^ |i(^13pun!ten unb eine Slnleihing )ui @etl[i>ige
dotoiD, medicorum et olionim circa aeternam mHi biejen Siegeln. Senn bei bieftr 91n{(^uune
MTTuloram In utero existontdum salutem mäie e8 unmüglii^, Don einet ^paftotalnifjen-
£l>ri4, Pauormil758. SRe^t ober »eniaet DoK- jdjnjt ^u ifben; e8 bliebe Bielme^t bie^porcü-
^ünbige Se^nblungen her ^oftotalmebicin triffl tlieplogic bann nur eine me^r ober minber öotl-
man in ben erften 3)ecennien unfereS 3i''&t^"U' fläiibiaf "Einleitung, eine gnftnictton, bie übrigen
bcctS; j. 9, bie ^altomlmcbictn Don Srt^ger tl|cc<tDgiiii}ftiSi3cipIinen)o^einiringenbalSmög-
(8. Sufl., [ßegtnSb. 1859), 3J£iict)et (juli^t ebirt lid) auf bie Leitung bei@eelcn, berSamilien unb
iaVufle&urg 1860), gering (2. Slufl., <DIünfter joiifiiittT L^icmeintDefen in Slnmenbung |u biingen.
18S5). 3)ieft aiuctoren legen noä) baS £iau))t' ,^ii iiniaci: unb neuefter 3eit ift beg^aCb mit 31eä)t
Onoi^t ottf bie jubfibiSr auljuiibenbe QJtebicin bie 9tn{id^t gur ©elhing glommen, ba| bie ^x
bat4 bcn @t(l(otgei. SSSeit ^öfiem SBert^ ^aben ^otalt^eologte i{)t fliecieUee, ni^t mit anberen
bit literarifd^cn Stiftungen neue[ln 3tit auf bie(em t^eologifi^tn l^inenft^aften gemein|amt§ Obiect
0ebiele. 3>a^in ge^Sren Dobrej^e, Essai but ^at, ueHeSfii^ für eine niif|enf[t|oftli[f|e 33e^<mb-
1* thäologie morale consider^ dans Boa r^- lung fe^t »dE)! eignet. S)iefee Obied ifl bie
porta avec la physiologio et la m^ecine, biS an'S Snbe ber Seiten bur<j^ baS
5« M., Paria 1865 ; B. OlferS, ^paporclmebicin Sßricpcrt^um geübte SbätigreiHSlittpt
— bie 9!atunDiffeni^Li|t auf bem @ebtete ber fa> unb feiner in innigftei Sinbeit mit
l^olifc^ Onaral unb $a^oral, 2.^uf[., ^leiburg i^m Derbunbenen ffir^t jum ^eile bei
1893; (Sopenmann, ^afiorolmebicin, 10. ^ufl., Stelen, g^ii^a nennt fi^ ftlbft ben guten
lat^ 1895; @lät)r, &anbbu4 ber ^aftoiol- fetrttn, fttnct ben SBeg, bie £BSafir^til unb boS
MAicin mit befonbeitr Senitffii^tigung ber ^q* Seben ; er gab uns qui^ bit @emii!)tit, ba| ei in
^nt, 3. lufl., t^retburg 1887 (bebonbelt febr bieftn eigmfc^aften in fcinttn ^]>oftoIate bis an*«
tingt^nb bie Pflege ber eigenen @efunb!ieit bon @nbe bei 3''t<n fotllebl. %k gange göttlid)e
Seiten btfl SßritfteiB) ; 9JIars, StJoPotalmtbicin, Offenbarung^atguibtcmSegenftanbeboSimmfr-
jpabnbom 1894. — ÜDionograpÖien üon Sebeu- roä^renbe Se^ramt, $rieftettbum unb ^irtenomt
tmg aus nenefler Seit finb : Abbe A. L. (Le- beS SBellbcilanbeS. S^riftuS ^at [ein«feit8 bie
eomte). De l'oTuIation epontanee de Teepäce ^oftel ju Xrägem biefeS breifad|en SlmteS befleSt
kuDaine dane see rapporte avec ]a theologie unb i^nen bie @tnbung Übertragen, Welc^ ei felbft
Miorale, Louvain et Paris 1873; CapeUmann, Dom SJalrt ^atle. Slut^ i^t ^Dliniperium fefft er
De occisione foetus, quam, abortu provocato, al3 ber SStäutigam feiner flirc^e unb olS ber oberfte
Krforatione, cephalotripsia medici audent, ^itte unb ißifi^Df ber Stelen feine ^eiligenbe
i^n 1875; Serfelbe, gacullatict Sttiilität Slfiätigleit fort. SbriftuS ifl tS, mett^ei opfert,
tffyat Serle^uug ber Sittenge fefie, ^u^en 1883. tauft, ©ünben nachläßt, $nefttr toei^t u. f. n.
— V^tifiobgif^e €(!|iiften, biird) ffield^e paftoral' $ie ffiii^e t^ut in ibcem ^riefltrttium MeS mit
■ubicinifi^e gelogen beleuchtet merben, finb be* i^m. Siefe S^ütigleit @^rifti unb ber ßiidie :^t
fmbtrS: A. V. Haller, Elementa pliysiologiae bie $aftoiaIt()ei}logie }um niffenfi^ftli^en IBe-
«orporia hnmani, Laussnnae etBemae 1757 nu^tfein gu bringen, unb ueil tä ftd^ um eine
■d 1766, 8tom.; 3o^. <Dtüller, ^anbbu(^ bei 3:^ätig[eil beä @oltmenfif)en (lanbelt, be^ei^ntt
94i}ftDlogie beS SRenf d(ien, Sobleng 1833—1840 man bie SiScipIin mit Slet^t alS ^ftoralt^eo-
It. i.; Debreyne, Präcia de physiologie hu- logie. €t)iiftu3 al3 Sedier, ^rieftei unb ^ille
■laine, Bruxelles 1848. [$ninei.] in feinei eigenen ^tiljgften ^eifon ifl aUeibitigS
TfmjtnatxttiU (jura parochialia), Segeic^* junäi^ft @tgenftanbbe8@Iauben8 unb bal)eraud»
atnifl füt bie btm $fanei Deimäge feineS SrnteS bei ^ogmatit. Sie in güttlidiei Offenbarung
lüPe^tnbtn Stetste, gemiffe geiftlid^e iJunctionen gleichfalls tunbgtgtbene 91rt unb SSeife abei, auf
aeiliine^mtn (f. b. Sitt. Pfarrei u. $farrtinber) mtli^e ei in biefer bieifaä)en Sigenf^aft in feiner
aib bie i^m füi biefelben jutommenben ®cbü^ien ffir^e unb burd) fie forlniiilen mifl, unb bie ba-
yi R^btn (f. b. Vit. @tDlgebübien). bur^ bcbingttn $f(id)tt>ert|dltniffc beS Hefter-
'9«P«xaif9(ato^e ^eigt eine Siäciplin ber t^unte fmb Sn^olt ber @eft^gebung 3efu ISgnfK
taftifc^ SfKOIogie (Dgl. b. 9Irt. SncQfloliäbie unb btr ffiid|e, bertn untnolii^ ^eiliges Utbub
tV,500f.). I. BegriffSbeftimmung. Sem unb Sbeal in bet oUerbeifigflen Opfetliebt unb
N^^itgJEnbtn @innt nad^i igt unter ^ftotol- ^iitenfoigfoU btS IfrUifeiS gu finben ifl. SHc
1587
Ißafloralt^eologie.
1588
fQjlemaKfd^e SarfteKung btefer ©efelgebung ift
fpecielle Slufgabe ber $aftoraIt]^eoIogie, ml6)t
böiger fügUdSi befinirt iDtrben fönnte al3 „SBiff en-
fd^aft t)on ber göttlid^ ongeorbneten
unb fit d^Iid^ betet min irten Xl^ötig feit
gung ber@eelen in ber SÖßa|r]^eitunb
®nabe gl^rifti beS erlöfer8\ ©ie l^ot
gu bel^onbeln 1. baS Subfect biefer Sl^ätigfeit
mlä)t§ ber Don @ott berufene, t)on ber jfird^e ge»
bilbete, gemeil^te unb al3 @eelf orger angefteUte
^riefter i)t ; 2. bie göttlid^ angeorbnete £l^ätig«
feit, au8ge|t)rod^en 3RatÜ), 28, 19. 20 unb 9Warc.
16, 15 : Euntes docete (Sel^ramt, ^omiletü unb
j?ated^eti!) ; bapüzantes (iBem)Qltung ber im
Opfer (Sbtifti begrünbeten gefommten ®naben«
mittelorbnung, Opfer, ©acramente, ©aaamen»
tolien, Siturgic) ; Docentes eos servare omnia,
quaecunque mandayi vobis (^irtenamt im
engen Sinne, b. ff. äußere fieitung ber ®emeinbe
in aSen äSer^öItniffen nod^ ben Sefe^ Sl^rifti
als feiner ^eerbe unb einer gfamiUe ©otteS).
IL 93erböltni^ ber ^oftoraltl^eologie
3U ben onberen tl^eologifd^en S)i9cip(i«
neu. S)ie 2)ogmatü unb SRoraltl^eoIogie ftnb
tt)iffenfd^aftli^-f9ftematif(]^e S)QrIegungen ber ge«
offenbarten SBal^rl^eiten al§ be§ 2tn]^<^ted be§ tatl^o-
Ufd^en ®lauben§, unb beS göttli^en ®efe^eS afö
ber 92orm unb Siegel bed ^riftlid^en ^nbelnS.
S)a aber in SSBal^rl^eit unb ®nabe bie ganje @eel«
forge ftd^ betl^ötigt, l^at bie ^{toraltl^eologie in
S)ogmati! unb SRoral il^re ®runblage unb iBor»
auSfeJung. Sin ^auptbeftanbtl^cil ber $aftoration
ift 93ermitttung ber grfenntnip ber SBal^rl^eit unb
beS ®efeje§ an ben SKenftiöen, unb bie grftccfung,
gntfaltung unb ffirl^altung be§ ©laubenS, foftic
beS SebenS nad^ bcm ©laubcn in ffraft ber gött«
lid^ getDirtten @nabe. 5Die ^aftoraltl^eologie ^eigt
ba^er, ttie in ©emä^l^eit be§ Scifpiele§ unb
SQBorteS ßl^rifti (coepit facere et docere ; ^Ipg.
1, 1) ber ©ecif orger bie feiner ©orge anöertrauten
©eelen burd^ fein 93eifpiel unb fein äBort im
®Iauben unb in freubiger Eingabe an ®otte§
l^eiligen SBiden 3U ergiel^en f at. 5Die jfraft be§
®IaubenS unb be§ d^riftlid^en SebenS aber liegt
in ber ®nabe beö l^iligen ®cifte§, tt)ie fie öer«
mittelt tt)irb burd^ bie göttlid^ gegebene ©naben»
mittelorbnung. ®eren tounbcrbare ©cl^eimniffe
gel^ören jum Dbjecte ber ©ogmatif. ®ie jtocite
^auptföd^Iid^e Aufgabe ber @eelf orge ift e§ , bie
Seelen 5U ben OueHen beS ^cileS ^u fül^ren
unb bie ®nabenmittel, @aaamente unb @acra>
mentalien ju fpenben. 5Die ^aftoraltl^cologie be«
l^anbelt bal^er aud^ bie bem ^eifpiele unb SBorte
g^rifti, ben ®efefeen ber ftird^e unb ber $raji§
ilfirer Säter unb ^eiligen entfpred^enbe 9lrt unb
SBeife, tt)ie bie ®Iäubigen fegen§rei(| gu ben gött«
Ud^en ©nabcnmitteln |ingefü]^rt unb il^ncn bie«
felben gefpenbet loerben. 3um iHrd^enrcd^te ftel^t
bie ^ftoraltl^eologie in ber engftcn Sejiel^ung.
®a§ fiird^enredSit l^at ja ffieftanb, ®Iieberung,
Uebertragung, Sted^te unb $flid^ten bed bretfol^,
bie @eeIforge conftituirenben %mted barsupeUo.
S)er fßaftoraltl^eologie tnin fommt e8 gu, {u ci-
Hören, loie biefe canoniflifd^en 93e{limimiii|ai
gum §eile ber Seelen unb bed @eelen]^trtenbini(«
Suf ül^ren ftnb. 93on ber Jhrd^engef d^i(^te miib 9ß
\)mM t)or Slugen gehalten, mit meld^er SBetS^
unb Siebe bie JNrd^e ftetS unb afitttocatö bei i)ni
£]^ötig!eit, bie ©laubigen burdji ipanbl^bungi^
®efe|e gu er^iel^en, ben nac^ 3^t unb Ort M>
fd^iebenen Serböltniffen unb 93ebärfniffen bct
dSiriftlid^en ®efeUfd^aft Sted^nung trug, aber imait
fo, ba^ bie unmanbelbaren ®tunbfa|e gdttiid^
Offenbarung unb gBttlid^en SRed^teS auS i^
$ra^S in immer gleid^ ungetrübter fllar^ ^
oorleud^teten. ^uS ben erflörten 93egie]^ungen ber
^aftoraltl^eologie gu ben übrigen tl^Iogif^
SBiffenfdSiaften folgt, ba^ bie Ie|teren biin^ jjav
erft il^re boSe gfrud^tbmrleit für bie Stvcd)t ge«
loinnen. S)enn bie ^ftoraltl^eologie jeig^ \Sm
%f)toloQm, \Dxt bie Stefultate aller übrigen ffiijjmp
fd^aften für bie mannigfad^en iBebürfnif^ te
®Iöubigen in ben t)erf4|iebenen SSerl^öItniffen, it
loeld^en fie i^r ^eil niitfen foOen, gu bemet^ei
ftnb. Ütid^tSbeftomeniger ift bie ^ftoraU^eobgk
eine felbftönbige, ben anberen ebenbürtige SBijfn-
f^aft.
in. O u e n e n ber ^afioraltl^eologie finb p
nädSift bie OueQen ber göttlid^en Offenbarung nhi*
l^aupt, bie l^eilige S^rift unb bie 2:rcd>ition, ia
toeld^en bad unenblidSie äbeal oller Seelforge, ha
menfd^gett)orbene So^n ®otte§ felbft, als ^o^
priefter, SBal^rbeit unb Seigrer ber SBal^rbeit, ^«
ligfcit unb gü^rcr jur ^eiligfcit burd^ ©eifpid,
^irtentptigfeit unb Srsiel^ung feiner ^poitelbar*
geftettt ift. 3)ie Sriefe ber ^eiligen ?lpofteI inä-
befonbere ftnb %u§brud( ber burd^ ^riftu§ m
beiligen @eifte gegebenen unabönberlid^en Stör*
men, nad^ toeld^en bie ^poftel felbft bie Seelen |i
leiten batten, unb tmd^ benen bie gefammte 6fv^
fatl^oUjd^e ^aftoration ftets geregelt rocctm nn^
S)iefelben offenbaren in bö($fter $)oQenbung W
SBege ®otte§ gum legten ßiele, tueld^e anfängful
fd^on hinbgegeben finb in ben gfü^rungen bri
au§cm)ä]^lten $ol!e§ , in ben propl^etif^en usb
ben bibaftifd^cn Sudlern be§ ^Iten 3:eftamentt&
— 3cugen ber Srabition finb bie l^eiligen Säte.
93efoubcr§ feien genannt bie ^eiligen: SgnatiiÄ
Don Sntiod^ien, SIemenSStomanuS, ^olpfarpiodi
ß^prian (in il^rcn ©riefen), gpl^räm unb 6^
foftomuS (De ßacerdotio), K^riltuS Don 3««"
folem (ffated^efcn) , ^mbroftuS (De o£ficüs),
^ieron^muS (Epp. ad Nepotianum, Heliodo-
nun, Rustictim ; Comment. in ep. ad TimotL
et Tit.), 5luguftinu§ (De doctrina cbrist; De
catechizandis rudibus; Enchiridionetc.),@B'
gor b. ®r. (Regula pastoralis), Seml^atb (De
coDsider. ; Sermo de conversione ad clffi-
cos etc.). — ®ie näd^fte unb unmittelbare $0»
ftoralrcgel auf ®runb göttlid)cr Offenbarung luii
®efejgcbung bietet bie ftird^e, loelt^er allein d
1589
^afioraltl^eologie.
1590
tnlommt unter Seitimg beS l^etligen ®etfte§ gu
MfKmmen, tooS bem äBUIen unb (Seifte beS oberften
||5ttlici^^irteneiitf|nic(|t. S)ierid^tigen$aftoraI-
gntnbfö|e muffen ballet ben SanoneS ber oS«
goneinen Concüien (für bie ©egenioart befon-
oeif ben tribentinifd^en Stef ormbecreten) , ben
pätplfäid)m Conftitutionen, ben Sntf (Reibungen ber
cfotifd^ (Kongregationen, bem Gaiechismas
rommiias ad parochos unb ben Hturgifd^en
Sfld^m ber Stixi^t entnommen n)erben. ^ro*
^ial- unb 3)iöcefanfQnoben (in neuerer 3^tt gu
Sirn^ ftöln, $aberbom, ^Baltimore u. f. m.) be-
ilKden bie Surc^ifül^rung berfelben in ben ein«
idncn $rot)in^en unb S)iöcefen unter 93erüdftd^ti-
011110 Don beredSitigten Obferoangen unb ®etoo|n*
ItcttciL 9lu8 ben Sammlungen ber @t)nobaIbecrete
Iv^m mtümter Sif c(|df e OoUftönbige Instructiones
iMUBtorales rebigiren, meldte mit berfelben 93er-
Mnbliii^teit für ben 2)i5cefanderu8 publicirt n)ur*
ben iDie bie @QnobaIftatuten felbft. Sine ber ge-
Uegenften ift bie bun^ ^ürftbifd^of Sta^munb ^n«
ton (1768) für ben Flenid ber 3)i5cefe (Sid^ftött
iNtblirirte unb Oon Sifd^of ®eorg (1854) nad^
«ner Stebaction abermatö al§ 5Diöcefangefe| er*
flStte Instructio pastoralis Eistettensis. Of«
fiddlm (S^rafter ^ben aud^ bie IBerorbnungS«
Wtter ber einzelnen S)i5cefen unb ber amtUd^e
X^ ber 2)iöcefan-^ftoraIbIätter. Xiefen Sin«
bßd in bie bem ®efe^e unb ®ei[te ber ff ird^e ent*
teced^be ©eelenfül^rung gemäj^ren bie aut^enti«
Y^ Siooropl^ieit ber l^eiligen SSif d^öfe, SRifftonare
«nb €eeIforger unb bereu Sriefe unb Sd^riften.
IV. @efdS|id^te unb Siteratur ber ^a-
total t^eologie. SBaS Don ber @ef d^id^te ber
Btoroltl^logie (f. b. ^rt. Vni, 1894 ff.) bis
)itr neuen 3^it SU jagen ift, gilt aud^ Don ber
^ofioraltl^eologie. 2)a§ ^Mittelalter fannte nod^
Betae fpecieUe miffenfdSiaftlidSie Sel^nblung ber auf
bie ^ftoration be^üglid^en fragen ; biefe mürben
nelniel^rt in bie moraltl^eologifd^en Duöftionen ber
t^Iogifd^en ©ummcn miteinbegriffen. 3n l^er»
lorragenber SBeife b^ben aber paftoraltbeologi«
|d^ Sborafter einige 0))uScu(a be§ ffi, Xl^omaS
[Opp. 17—20) unb beS f)l SSonaDcntura (j. 93.
De regimine animae ; Confessionale ; De sex
ilis Seraphim) unb ba§ jmeite unb britte fQnä)
Der @umme beS 1^1. 9lntonin. Ueberbie^ finb Don
^l^er Sebeutung für biefe SBiffenfd^aft bie ber
pnätifd^ IRid^ttmg jugemenbeten 3D?^[ti!er beS
SRUtelalterS. Sie SBirrfale im SeitaÜer ber
[og. Deformation mad^ten eingel^enbe unb grünb-
[i4c t^oftoraltbeologif d^e ^l^anblungen, meldte baS
gonje iSebiet ber @eeIforge ober einzelne l^eile
Bnifalten, )um unabmeiSbaren 93ebürfniffe^ unb
ril finben ftd^ fold^e im 16.— 18. Sa^rl^unbert in
BCD^er Qd^t @ebr Diele berielben l^aben nod^ für
Me (Skgenttxtrt Sebeutung. @S feien nur ermähnt
He SBerfe bed 3o^. Don ^Dila, SubmigS Don ®ra-
Boba, $etru§' be @oto, glaube le Sa^'S S. J.,
Bonners 8. J. (Institutiones practicae) , 9{eu-
BUU^ 8. J. (Vir apostolicus) , 3}^ard^antiuS^
$offeDind 8. J. (Praxis corae pastoralis), $aul
Segnen'« 8. J., «bell^'S, Dlierä, «nton Wo-
lina'g, Sfr. SoIetuS' 8. J. (De instr. sacerdotum
et de pecc. mortal.), 3ob. ^alomeque'd (De
cleric. instit. etc., ^ßapft $aul V. getoibmet),
bed Sarbinal (SAittaa, beS 1^1. j?arl SorromüuS
(Acta Eccl. Mediol., Instnict. pastorum)^ beS
i)L Sfrans Don @ale§, Stobrigues' 8. J., Scara-
meHi'g (Direct. ascet., Direct. mysticum),
©cupoli'« u. f. m. — 3n ber gmeiten ^ölfte beS
18. äabrl^unDertS leud^teten al§ Seitfteme auf
paftoraltl^eologifd^em ®ebiete für alle fünftigen
Seiten ^aj)ft ©enebict XIV. (De synodo dioec. ;
Notificazioni, Editti ed Istruzioni) unb ber bei-
lige ff ird^enlel^rer SlfonS Don Siguori (bef. Homo
apostolicus unb Praxis confessarii). 3m S^it*
alter ber SteDoIution unb rationaliftif^en Sluf«
flörung manbte man [td^ auf allen ®ebieten immer
meiter Don ber poftttDen göttlid^en Offenbarung
unb ürd^Iid^en Seigre unb $ra^§ ab. Stationa-
Uftifd^e ^nf d^ungen beeinflußten aud^ ben (SIeruS,
unb als gfolge boDon Derlor fid^ ba3 Semußtfein
bed übematürlid^en (Sl^arafterS bed ^irtenamted.
@o !am ed, baß an bie Stelle ber biSl^erigen
9lormen unb S^iftructionen für ben ©eelforge»
6ileru§, meldte im göttUd^en OffenbarungSinl^Ite
unb in ber göttlidji gefegten ®nabenmittelorbnung
murmelten, Anleitungen traten öbnlid^ benen beS
$roteftantiSmu§, meld^er gemöß feiner 9{atur unb
feiner ^rincipien eine $aftoraltbeologie nid^t
^aben fann. @ie be^medften Sr^ie^ung ^u einem
rein Demünftig fittli(|«religiöfcn Seben unter 3w«
bilfenal^me ber religiöfen (Sultl^anblungen unb
®ebröud^e unb maren nur ber pbi^of o))]^if d^en Stl^ü
unb natürlid^en filugbeit unb Srfabrung ent*
nommen ; bie f^dlx^t ©d^nft würbe glcid^ einem
93ud^e Don befonbercr 3luctoritöt nebenbei benuj^t,
um biefe fflugl^eitdregeln 3U beftötigen. (Einige
menige ^uctoren machten mol^l ^erfud^e, ber ))o«
fttiD fird^lid^en Siid^tung mieber bie Sßege 3U
bal^nen, mie ©d^enfl unb 3oi8. Slber erft ©ailer
rang mit bem Aufgebot aUer jhäfte bem anti»
fird^lid^en unb antid^riftlid^n ®eifte nennend*
toertbe Srfolge ab. Sin einigermaßen braud^bareS
fiel^rbud^ ber ^ftoraltl^ologie f(|rieb ©oUomi^
(Sanbdbut 1803, 2 93be.). SBiebemann gab ed in
neuer Bearbeitung l^eraud (Stegendb. 1825. 1830.
1836). ®er SRebemtorift P. SogI untergog bie-
felbc (1845) einer neuen Ueberorbeitung unb
fpäter (1855) in SSerbinbung mit feinem Orbend»
genoffen P. §aringer einer großentbeild gönglic^en
Umarbeitung. Sber Dor^üglid^ anregenb fiir bie
paftoraltbeologifd^e SBtffenf^af t mürbe Slmbergerd
^aftoraltbeologie, Stegendburg 1850 ff., 3 9be.,
meldte mel^rere Auflagen erlebte, ^mberger l^at
ber ^ftoraltl^eologie ben Kl^arafter einer SBiffen-
fd^aft Dinbicirt, mogu fd^on ®raf (ffritifd^e Sknc»
fteQung bed gegenmörtigen 3uftanbed ber picit»
tifd^en Sbeotogie, Sübingen 1841) bie Anregung
gegeben l^atte. @ein SBer! ift Don öd^t ürd^Ud^em
@eifte getragen unb geugt Don außororbentlid^er
1591
^afiorelleiu
1592
Srubition in bet patrifttfd^en unb aScetifd^en Site«
rotur, tooburd^ eö jld^i jc^r sur geiftlid^en Scfung
füt ben SIeruS eignet. 6S bietet ober aud^ in au§«
rcid^enbem SWa^e bie 9lormen beS göttlid^cn unb
fir^Iid^cn Sed&teS für bo§ jcelforgli^e Seben unb
Öonbeln in feinen monnigfad^en SSe^iel^ungen.
®leid^ ttert^öott ift P. 93enger8 (C. SS. R.) ^-
ftoraltl^cologie, SRegenSb. 1861—1863, 3 »be.,
Don tt)eld^cr er au^ ein 6!om))enbium in Sinem
SSonbe l^erauSgab (1868). eine jweite Auflage
beforgte fein DrbenSgenoffe P. flflarmann. Siegend-
bürg 1889—1890. SOBä^nb Ämberger mcl&r bie
a8cetifd^«m9[tifd^e SKet^obe öertritt, befolgt SSenger
bie f d^olaftijd^ « t)ra!tif d^e. ®urd^ bcibe ift ober
fotool^I ber übematürUd^e unb pofttio fird^Iid^e
Sl^arafter ber ^oftoration 5ur ©eltung gefommen,
als ben 9lnforberungen ber SBiffenft^oft ®enüge
geleiftet. ^l^nen folgten nun in gleid^em ©eifte biele
paftoroltbeologifd^e SBerfe unb ^onogropl^ien,
wie ^0% ^ftoroltbeologic ober SBifJenfd^aft Don
ber gottmenfd^Iid^en il^ätigfeit ber ffird^e, ^ber«
bom 1862 ; P. ©d^üd^ 0. S. B., ^anbbud^ ber
^^aftoroltl^eologie, meld^eS in 8 Sluflagen loeite
Verbreitung gefunben l^at (neuefte 5luflage 3nn§-
brud 1889); graffmetti, ^romjd^e Anleitung für
angel&enbe ©eelf orger, Sujern 1874; ©afencr,
^ftoral, Salzburg 1881 ; Senninger, ^ftoral-
t^eologie, l^erauSg. oon ©opfert, greiburg 1893,
u. f. tt). Um Sntereffe für olle ^ftoralfragen im
SleruS immer mel^r anzuregen, foioie bie ffenntni^
ber fird^üd^en @rlaffe unb Sntfd^eibungen gu Der«
breiten unb in ibr SSerftänbni^ einzuführen, finb
jc^r bienlid^ bie ©ommlungen Don Sonferenj«
arbeiten ber @eeIforg§priefter einjjelner ©iöcefen,
j. 93. Acta comitiomm cleri Gallicani, Les Con-
ferences d' Angers, Acta parochorum Pari-
siensium, ^rd^iD für bie ^aftoralconferenjen im
gSiötbume ^ug§burg (begonnen Don 9Wer!(e),
1848 ff., unb bie Dielen gebiegcnen tl^eologijd^«
praftifd^en Seitfd^riften neuerer unb neuefter 3fit,
tt)ie bie (Sinjer) k^eol.-praft. Duartalfd^rift (feit
1804) unb bie monatUd^ erfd^cinenben 3citf Triften
für praftifd^e 3:beoIogie in Augsburg (1858),
Bamberg (1858), 5Wünd^en (1860), SJlünfter
(1863), ftöln (1867), grmelanb (1869), SRottcn-
burg (1882), 3:rier (Pastor bonus, feit 1889),
^berbom (®er fatl^ol. ©eelf orger, feit 1889),
$affau (3:f|eoIogif^«pra!tijd^e aWonatSfd^rift, feit
1891) u. a. [grüner.]
^afloxtSen (Pastoreis, Pastoureaux) nannte
mon im 13. unb 14. 3öb^^unbert bctoaffnete
93anben Don §irten. Säuern unb anberen geroöl^n-
lid^en Seilten, toeld^e angeblid^ alä ffreujfa^rer in
Derfd^iebenen ©egenben granfreic^S il^r Unwefen
trieben. ^18 Urheber ber SSewegung toirb ein ge«
wiffer Söcob genannt, ein öu^erft geraubter
SWenfc^, ireld^er ber latcinifd^en , beutfd^en unb
fron^öfifd^en @prad^e mäd^tig mar unb burd^ fa»
natifd^e SReben bie gemeinen Seute ju begeiftem
Derftanb. SBal^rfd^einlid^ ftammte er au§ Ungarn,
menigftenS nannte er fid^ felbft §erm Don Ungarn;
er mirb femer gefd^ilbert oIS Q))oflafirtei (Sj^
cienfer, ber jum ^l^ammebaniSmud übetgctieln
fei, bie gel^eimen SBiffenfd^ften, ZeufdSbeft^
rung u. f. xo. gefannt l^abe u. bgl. m., o^ h^
e9 möglid^ ift, gu entfd^eiben, toit Did Don jol^n
Sr^ö^Iungen aI9 fpötere Srbid^tung }u betnu^
ift. S)ie 3bee, totlä^t er unter baS SoH morf, snk
eine Befreiung bed l^eiligen Sanbe§ bur^ bie ge*
iDöl^nli^en fieute, ba ©ott bie ^ilfe ber Sür^
unb ^^äd^tigen ju biefem Stoede Derfd^mä^. 9^
gebUd^e Offenbarungen ©otted unb eine foil>
bauernbe Serbinbung ^mifc^en il^m unb ber ff»
ligen 9Rutter ©otteS fomie ben Sngeln bübdn
bie OueHe feiner ^norbnungen. ©eine Snl^öngs
tl^eilte Sacob in Stegimenter unb Unterabt^eihnigB
mit Sfal^nen, auf benen Snaria unb bie Sn^ Aß
gebilbet maren; bie ^auptfa^ne geigte boS Sam
©otted mit bem jheuge. — %l^ grd^re @d^
erfd^ienen bie ^aftoretten guerft im % 1251 n
gflanbem, möbrenb Submig ber ^eilige in ba
©efangenfd^ft ber @aracenen fd^mad^tete. i^ß
gu befreien begeifterten fid^ bie frieblic^ £o^
bemol^ner, befonberS bie ^irten, unb begoma
unter Jacobs Seitung einen Uteuggug, ber SnfongS
burd^auS ben Sb<n:after einer frommen $iIgar|Q^
an fid^ trug. S)ie jf önigin Bianca glaubte fogn
eine 3citlang 92u^en für j?önig Submig mtS licr
Semegung boffen gu burfen ; be^l^olb gab jie 9e>
el^I , bie ^aftorefien auf il^rem 3uge ntd^ |n
tören. SJlit bem Einzutreten anberer &mak
jebod^ geigte fid^ balb ber toaf)xt Sl^orafter SoisH.
Sagabunben ieber ©attung f c^loffen ftd^ ben $a^
reUcn an unb befa^cn ba§ befonbere Vertrauen bö
^nf ü^rer§ ; Don ba ab begannen auc^ bie Boitm
bie ^auptroüe 5U fpielen unb ber ^a^ gegen bk
§crren unb bcfonber§ gegen bie ®eiftli(§!eit fftf
Dorjutrcten. ®ie geiubfeligfeit gegen bie bepe^
firdfjlid^e Orbnung ging balb f o »eit, ba^ bie ^|ki^
reuen fid^ eigene $rebiger beftimmten, unb bfi$
Sacob bie 5Rotte eine§ ObcrpriefterS gu fpielen hf
gann. Verfolgung unb grmorbung Don ^rieprai
unb ÜJlönd^cn gingen bamit ^anb in |)anb; ca^
bie Suben ttaren, mie meift bei fold^en Solft-
bcmegungcn, befonbere^ 3icl beS ^affc§. Shmine^r
fd^ritten bie Königin , bie ©ifd^öfe unb bie ie-
bro^ten @täbte gegen bie ^aftoreOen ein. Sie
gro^e 3^^! ber Subänger l^atte 3ocob Deranla|t
feine @d^aaren ^u tbeilen. Söngere 3ett toor bie
^icarbie il^r Aufenthaltsort gemefen ; nun ^Dtcn
fie fid^, angeblid^ um fid^ nad^ bem l^eiligen Banbe
einsufd^iffcn, auf Derfd^iebene @tabte Dert^pnlen.
6ine 93anbe rid^tete auf bem 3uge gu Crbaal
am 11. 3uni ein großes ©lutbab an, ttwnbteW
bann nad^ VourgeS unb tourbe in ber Ütä^ bei
@tabt nad^ neuen ©emalttl^aten Demi^tet. 3aa)i
l^iclt fid^ möl^renb beffen in $an3 auf imb nmxbe
bort mit einem Seile mitten in einer fetner Seba
crfd^Iagen (nad^ anberer 9iad^ri(^t »öre er unter
ben au SourgeS grfd^Iagencn gemcfen). ©egen \k
nod^ übrigen @d^aaren, toeld^e t^eilS nad^ SRax"
feitte, tl^eilS nad^ 5liguc§«5Wortc3 gie)^ »olüeii
■
1
1693
ipafloren.
15M
Efl4 blt ÜBoCtelmil!^; fle niutbtn cnttocbn
Epdöbtet ob« gtfongnt unb ^tngmi^td.
^oftonlltn jttftrtuten ^id); einige i^ttr
ll^fi^ fu^^ xtaä) (Snglanb jii ratEommm.
DcmU fyütt int Sentguna für btegmal if|r Snbe
mti^t- — 3u8 ö^nli^ra llrfa^m aber unb too^l
rpu^ butij^ bie Srinnerung on bie ^^aftoTfÜtn
mb etna 70 3a||n fpStn ein< neue iSenegung.
3ä 3rit, uIS .^apft 3D^ann XXII. mit Äönia
jj^ipp T. con S^ianhtid) übei dnen neuen iheug-
IBQ tw^^bclte (1320), fdiaaden nteberum ^ir-
ttn unb ESaucm unter gü^ning eines abgelegten
^ßiitßtra unb eines enlloitfenen 3näncC)e8 fid) ju-
fonunat unb jogen erft bettelnb, bann raubenb
btnnn. 2)u SKtii^ipmer bcr 3uben fc^ienen ein
MfmibecS lodenbeS S^ü, unb eine gro^e 3a^l Bon
SwMn nwib, angeblich neil |le fic^ niii^l taufen
In^ iDctIltnt, ermorbet. ^13 bit IBanben aber
Imiii Sfiignon bebrofiten, um ben ^kpft unb bie
VÖtbinäle mi^uplünbem, bot ber @enef^a!l uon
SaccaifDnnt eui ^tti auf, burd) toel^eS bit ^uf-
li^ter t^fi nUbtigt^autn tlieits gefangen tour-
fea. (Eine grogt SÜcnge t»utbt hingerietet, bie
Vnbaen gtr^rtuten fi^. (ißgl. Cr. de Nangie,
CStron. ad a. 1251, unb Continuat. chron. ad
•. 1820; Mor^ri, Dict. a. tt. Jacob u. Pastou-
rMnx ; NoQT. fiiogr. gän. XXVI, 167 ss. [b. v.
J««*].) [a.efjer.]
ycjbTCM, titoteßantif^e, ()ei|tn gemSfin-
I^ibie @tifUi4en, meli^ al3))ioteftantif^e@etI'
fonn funginn. 3)er 91ame bedt jir^ alfo ni^t
MUg mit bem Segriffe btS Tat^olif^en ^oftorS
oba ^anerl ; eS tonnen an Siner Stirbt gleid)'
|Älg mebrere proteftantifdie ©eiftüe^e alS .^■
fbncn' fungirm, inbem fie entmeber bte ©eelforge
coltflialtfi^ taa^mebmen ober je einen einjeinen
^Mig berfelben übeniebmen. Statt beS 3:itclS
vltoßoi" tft ntondierortS btr SJame „Pfarrer"
SUw), unb Dem Stange nai^ ijtiim bie jufantmen-
Hiiteüben ©eiftlidien on einigen Orten Pastor
pnmariuB, ^i^tbiacon, 3liaconunb@ubbiacon.
Ibi4 ber %nne ^rebigti (^äbicant) toiib mit
^oflor fqnAnqm gebrnud)!. 3n Sübbeutfi^Ianb
mä) hn St^Dtij ift nai^ aOgtmeiner Sitte bei
9xam »Pfarrer" für ben tal^olifii^en, „5poftor"
Hc ben proteftanfifc^en Seelfotger refertiirt. S)i(
Snttienbung ange^enber ©etftlti^er ali „SSicore"
tft in numi^ Siinbem in neutrer 3tit gefe^ic^
atottout tootben; audti ge^t boS SBeftreben ba^in,
lial änfütut btr ESicare jur Utbung in ber praf'
ttf^cn Setlforge allgemeiner jtu matten. — ^er
ycDteßontifdie ^aftor ^at gemäß bem IßrtncLp com
dotmetnen ^nefttrtbum im @runbe genommen
mfyi Voraus Dor jebem anbtm Wttglteb feiner
Qcmnnbt. 3e me^r bie|ee $rinctp in ben ein*
idnm Sonftffiontn betont mirb, um fo me^t bei-
Bot bit SteOung beS ^florS an iSebeutung, unb
IM CS confequtnt burt^gefütirt »irb, fmft fein
Vatt auf bit ©tufe ber (Scmeinbebienerit^af l berab.
9St ajttfu^t, bie ©tedung beS SpaflorS met)r aus
ber Otmeinbe ^erauäju^eben, müjftn über^upt
f c^tittm, mil btmfelbtn nur mtnf c^Ii^ ^udorUSt
unb nur bei Stn|![u| ftinei |}eifon unb fdntr St-
rtbjamtdt oIS SüicI^It biintii. "Sxaan lä^ ^
niqte änbem burt!^ bit €r^ö^ng b« Stbtutung
ber Drbinalion; benn bie pratepantif^t ©oft-
matil bemirft bit Se^re Don dntr iibtmatürlli^
ESSirFung ber Sßei^t, unb SttminiSctnjen on ben
character indelebilia, neld)t fid) melirfai^ er-
halten ^aben (Ogl. Sti^ttc, St^rbud) beS (atb- u.
proteft. flii^tntet^tB, 7. aujl.. ütipj. 1874, 608,
anm. 13, u. 723), ftnb 3nconltqutnjtn. lltbtr-
^aupt ift bit 2e5re oom aSeJen ber Orbination
feine feftfte^enbt (ogl. dner|eit3 flliefot^, Situig.
abtianbl. I. ©d&iiierin.3tofto« 1854, 341 ff.; an-
bertrfette Räuber in ber dttal-encpriDp. für prot.
' S^tologie X, 1. Sup. 681 ff.; beibe %t)tonm fu^
con Stjfc^mtta in ber SttoI-encqFlDp. XI, 2. Üufl.
76 ff., in „einer tiö^em (Sin^eit «uSjuiB^nen').
Unttrfc^tibet man, nie eS geroäbnlii^ gefi^ie^t, bit
Orbination bon ber SSocntion (b. (|. btm innent
Serufe jum geiftti^en 9Imt, oerbunben mit einer
äu|em ^eru^ng) unb oon ber Sntrobudion (b. 1t-
ber Kinniei|ung in baS 9imt an riner beftimmttn
Jhrc^t), fo mu^ man fie alS bie feierliche, mit
liturgifc^n ifundionen umgebene Srflärung btr
.ffird^e" bttio^ten, burc^ neli^e bit Oübigltit
unb SBärbigfeit brS Orbinanben bejeugt unb i^nt
®oHeS ©egen ju feiner amisfüfirung Dcriieben
mirb. ©ie erfi^nl oIS nBtfiig jur SBomabme gdft-
lit^er Sundionen, infofem bie firi^Iii^e Orbnung
eine f rierlidie Seurhinbung ber aUocation Derlangt ;
bof^ mu^ man coniequenlemirife jugeben, bofi miät
ein 91id)torbinider menigftenS valide fungiren
(Bnne. (lieber rinen bie|b(jügli^en ©trtit, bcr fld^
an bie ^erfon beä So^. JJrebeniS tnüpfle, i, [IDIol)-
nite,] ®(S 3oti. ärebenis Seben ic, ©tralfunb
1837—1840.) SurSSomaömt ber Orbination
finb bie ©uperintenbenf tn {|. b. ^rt.) comprient, unb
biefelbt foUte dgentli^ ber ^ntrobuction unmittel-
bar borangebtn ober WenigftenS nur in Sejug auf
ein beftimmttS Slmt Dorgtnommen Toeiben. ^oä)
finbtn mä) Orbinationen am ©t^ beS ISonfifto*
numS unb juntiftn (belonberS für bie !ERiffu>ntn)
abjolut, b. b- o^iK SBejie^ung auf rin beftimmteS
9lmf ftatt. £Bd dner Seförberung ober S8erie|unfl
eintS ©eifllicfeen loirb bie Orbination nid&t loiebet-
dolt, mo^l aber, ffitnn berfttfie (einer ©letlt jur
©Itafe enlfegt unb jpäter »itbtr angenommen
wirb. 5Duri^ bie Orbination finbd, t^eorttifc^
' menigftenS, gugiridi rine Eßerpftic^tung auf boB
S9t(enntnt6 ber betreffenben 6onfe(fion flolt; bod)
ift biefe betannfliifi dn »unber SJJunfl, btr in Ie|ter
3eit ju heftigen @r5rterungen IQnla^ gegeben ^1
{ügf. aud) bit Ber^anbl. unb aäefi^Iülfe btr ®tnf
ralfqnobt )u Striin 1894). X)er SRituS bcr Orbi-
nation ift in ben btrfi^itbtntn SanbeStir^en Dtr-
f^ieben unb in bie geltenbe Sgenbt aufgenommen;
all genStinlidie Se^anblbtile erfi^dncK eine Sr-
mafinung an btn Simbibaten netift beffen 3ufagt
unb bie ^Hmbauflegung ; eint SluSgtftddung bei
^nblungnirb bdtpieiend{e bon3tj|d)nit( a.a.O.
1595
Ißatora — Ißatcne.
1596
XI, 85 f. terfud^t. Site grforbemtffc gnr grlongung
ber Drbinatton gelten ein bcfttmmteö 3lltct (na^
Sönbem ter jd^iebcn) , förperlid^e unb gciftUd^e
SaugUd^fcil unb Unbefc^oltenl^eit, foioie baS Se-
ftel^en ber Dorgefd^tebenen Prüfungen, ©emöl^n«
itd^ tt)irb ein boppelteS Spornen üorgenommen,
bod erfte pro candidatura ober pro licentia
concionandi, ba§ )U)eite pro ministerio ober pro
munere. S)er SlnftettungSmobuS ber ^oftoren ift
oerjd^icben; eS gibt ^atronatöftetten, ©teilen freier
lanbeSl^errlid^er SoUation unb ©teilen, für meldte
ber ©emeinbe baS SBal^Ired^t duftebt (f. ©enauereS
bei SRid^ter a. a. O. 594 ff.). ®ie griebigung
einer ©teile erfolgt burd^ SBer^id^tleiftung auf baS
geiftlid^e Slmt, burd^ ^enfwnirung (oud^ ftrafiocife
gmeritirung) unb burd^ SJerfe^ung. 3>ie SRed^te
unb ^fiid^ten ber ^aftoren finb benen ber tot^o«
lifd^en Pfarrer analog, mit ben SSefd^ränhingen,
bie in ber 9Jatur ber ^aä^t liegen. 68 treten aber
aud^ abmeid^enb Dom fatl^olifd^en JhrdJienred^t bie
©emeinben me^rfad^ als mitt^ätig beim JKrd^en«
regimente ein (bcfonberS in ben ^reSb^tcrien [f.
b. Slrt] ber reformirten ftird^c), loorin unter Um-
ftönben eine ^efd^rönfung für bie Sl^ötigleit be§
^aftorS liegt. Sm ginjcinen fe^en bie geltenben
ftird^enorbnungcn (f. b. Slrt.) in ber SBejiel^ung
©enauereS feft. [% gjfer.]
^aiaxa (tä üotTapa), im 51. 3:. eine bebeu-
tenbe ©eeftabt an ber fübmeftlid^en JKfte Don Sq»
den, ber C)afen^Ia^ ber 16 km Ianbeintt)ärtd ge»
legenen ©tabt Xantl^uS (%p%, 21,1). [ftaulen.]
^ataxia (^ettlerool!) mar ber Deröd^tlid^e
9lame, momit im 1 1. Sal^rl^unbcrt ju SIKailanb üon
bem öcrfommenen 6(eru§ unb bcm bicfen fd^üjcn*
ben SIbel bie Drbnung§j)artei bejcid^net mürbe
(f. b. Slrt. TOailanb VIII, 499). fiefetere legte ftd^
bicfen 9iamcn ate gl^rcnbejcid^nung bei, feitbcm
fte fid^ unter ber Sübrung beS $riefter§ äinfelm
Don fiucca (f. b. Slrt.), ber ©iaconen SIrialb unb
Sanbulf Kotta, fomie fpöter be§ SRitterS §erlem«
balb ju einem Sunbe bereinigt l^atte, meld^er
5ur Slbjd^affung bc§ ^ricfterconcubinotS unb
ber ©imonie cnergifd^e ©d^ritte tl^at. 93on ben
$ät)iten untcrflü^, oermod^te bie ^ataria atte
©utgcfinnten in SWailonb ju öercinigcn unb bie
Segeiftcrung für ürd^Iid^eS fieben unb fittlid^e SRe»
formen beim ffiolf mad^ ju erbalten. 3m 3. 1057
fonnte bie ^otaria bie ©eiftlid^cn jur Unterjeid^«
nung eine§ S3oI!§befd^Iuffe8 nöt^igen, moburd^
auf ftrenge Seobad^tung beö ßölibatä gebrungen
mürbe, unb cbenfo bcmirfcn, ba^ bie ©laubigen
oon ücrl^cirateten ^rieftern feine ©acramente melfir
ciiH)fingen. Mein bie ffaifer ftefltcn ftd^ auf bie
©eite ber üerbrcd^crifd)cn ßlerifer, bie ftäbtifd^en
Dbrigfeiten nal^menbicjelbcn in offenbaren ©d^uj,
bie ?fübrcr bcö 93unbc§ mürben burd^ ©emalttbat
unb 9Keud^eImorb bcfcitigt, unb fo erlog enblid^
bie ^ataria im Slnfang bc§ 12. 3abrfunbert§.
®ie 3bce jebod^, Don ber fte erfüllt mor, ging mit
il^r nid^t unter, unb als bie Srud^t i^rcr Seftre»
bungen ift e§ anjufel^en, ba| fpöter ber ^l 93em»
l^b baS ungludlid^ SRoilonb }um (B^ocfn
gegen ben red^tma^gen ^ßa)>fl unb )u einem fo^
liefen fieben jurüdfül^ren tonnte. (SgL AA. 88.
Boll. Jun. y , 279 sqq. ; Arnnlphi Medud.
Historiogr. Rerum sui.temp. T^t^ V; Luh
dulphi Sen. Mediolan. Hist. LL. IV [befte
bei Muratori, Rerum Ital. Scriptt IV, 1 a^.];
^ergenrötl^er, ^anbbud^ ber allgem. ^.-@. Ö,
113. 403.) [Ämilen.]
^nfittiitef, ^ataxtntt^ guerfi 92ame für Mc
gur JBataria ©el^öngen (f. b. Dor. 9lrt), »ar \fäR
bie Söegeid^nung, momit ftd^ in Oberitalten bte m
gfranfreid^ l^er Derfül^rten f)aretiftr bcd 11. SMF"
bunbertS ju bedien fud^ten. fie^tere tDoxtn, nie ang
ben gleid^^eitigen 92a(|rid^ten ^etoorgel^t, offo^
ÜRanid^öer unb mürben oon bet St\x(^ tme im
ber meltlid^en ©emalt ouf S @tteng|h Dofblgt
S)ie ©Qnobe au 9teimd 1049 f^ra$ uBcr W^
^öretiler, mie über alle, meldte xxäi il^inen Deifti^
ten, bie S^communicotion au§, unb ftaifer 6eäi-
rid^ in. lie^ eine ^njol^I berf elben ol^ne SBcHoä
an ben ©algen langen. @eit bem ßnbe hü
11. Sa^tl^unbertS Derfd^minben fte mtfi berfic-
fd^id^te. (IBgL Landulphi sen. Hist. MedioL 2,
27, bri Muratori, ßer. ItaL Scriptt IV,
lefele, Konriliengefd^. IV, 731; ^ergoniKta,
lanbb. ber allgem. ft.-®. n, 178.) [Uralm.]
^otene (patena), ein Itturgifd^eS ©em^, ip
ein fleiner SeHer ober eine flad^e @d^ oiiS Mb
ober oergolbetem SDtetoS. S>er 9lame toiib nt
pateo in 3uf ammenl^g gebrad^t unb yba patau
gebeutet. 5Die $atene ift ein 3u6e^dr beS S^Oß
unb l^at l^inftd^tlid^ ber ÜJ^e^boftte biefelbe Sc-
ftimmung, meldte ber ffeld^ bejüglid^ hk OHr*
meinet l^at; fte mirb bal^er aud^ 8^9^^^ ^^ ^
jf eld^e burd^ ben SSifd^of confeairt in administn-
tionem Eucharistiae Jesu Christi, ad confins-
gendum in ea Corpus Domini nostri Jeio
Christi unb ^ugleid^ mit bem j^eld^e begeii^
ate Corporis et Sanguinis Jesu Christi nomm
septilcrum. 3Iuf il^r mirb bie §oftie §um Wim
gebrad^t unb off erirt ; nad^ ber Cblation mirb bs
^atene befeitigt, inbem fie imter ba§ Soxtwuk
gcfd^oben unb mit bem ^uriftcatortum DetböR
ober in ber feierlid^en SOtejfe Dom ©ubbiocon fin
ben Slltarfttifen bi§ gur 93red^ung ber Seifigen
§oftie Dermal^rt mirb ; auf tl^r rul^t foborai bi« ge-
brod^ene ^oftie unb über il^r tovtt btefe DomSde-
branten ate Kommunion gettoffen. 3n (SrnmafF
lung eines ©))eife!eId^eS bient fte gleid^foiS yß
©penbung ber l^eiligen Siommunton anbie^Qo'
bigen. 2Bo ba§ l^eilige ©acrament ju JhanfiEnni^t
mol^I in einem ©J)eifefeld^e (pyxis, ciboriim)
übertragen mcrben !ann^ gef^iel^t bic| oidfot
Dermittcte einer $atene, meldte mit einer fleiBcn
Siap]tl Derfel^cn ift, ber fog. ftronfenpotene. 3»
^Itertl^um maren, bembamaligenOblationS-mb
ßommunionSrituSentfprcd^enb, grö^uiü) tiefen
$atenen in ©ebraud^, bie patenae minif^keriales,
p. commtmicales, bie bis 30 Ißfunb tmb baiüte
mögen, möl^renb bie $atene feit bem StittelaKir
1597
Pater — Paternität
1598
cinm 2)urc^inef|er Don einer fletnen Spanne l^t,
fb ba| fie l^quem auf bie ituppt bed ffeld^eS auf'
gdegt tmb getragen n)erben fann. S)ie patena
chriHinaliB ber iSitn üixä^t biente jur Seilte beS
Quants, lote naä^ bem ^ontiftcale bei ber Od«
iDci]^ aud^ ie|t nod^ bie erfte äSemtifd^ung be§
So^md mit bem Oele „auf einer $atene ober in
einem Ileinen ©eföle" gefd^iel^t. 2)er dtoxoc ober
Xoica« ber ®rie<j^en ifi größer aT3 bie ^atene beS
Sbenblonbed, ebenfo bie ber ffopten, „fo ba^ ber
SMä) unb bie Oblaten sugleid^ barauf ^(a^ fin«
hm" (Renaudot, Lii Orient. I, Paris 1716,
195). SBöJ^renb bie $atene im ^Itertl^um oft-
mals mit Silbmerl unb Sbelfteinen reidji gefd^müdt
iDor, tt)irb fie in ben legten Sal^rl^unberten fd^Iid^t
wb Q^ott geleiten, bamit bie Heinen SrudSiftüde
ber l^igen ^oftie leidet unb ftd^er aufgenommen
ttecben fdnnen. (93gl. Otte, ^anbb. ber fird^Iid^en
lhtnß-«rd^öoIogie I, 5. ^ufl., Seipsig 1883, 231.
480 ; SWtob, ®ie ihmft im ffiienfte ber ftird^e,
4. 9up., fianbSl^ut 1885; JhauS, »eal-SncpH.
n, 695.) [ft. ©d^rob.]
Pftter (SSater) ift tl^eUd ol^ne, tl^eilS mit nöl^-
tcm 3ttfa| in ber JKrd^enfprad^e pietöt))one 93e>
leid^ung ober Snrebe an eine l^öl^erftel^enbe geift«
lU^ $erfon. @o l^ei^en bie unmittelbaren @^ü(er
ber 9fpofteI als l^eroorragenbfte Saugen ber apo-
bltfc^ Se^re unb äBir!fam!eit „^poftolifd^e
iBäiet' (f. b. 9ri) ; ebenfo tragen gemif je au§-
gqeid^ete Sd^riftfteller ber d^riftlid^en Sor^eit
ben »amen „ftird^ater" (f. b. ^rt.). 3118 Xitel
«phb bod 9Bort befonberS gebraud^t bei ber 3In>
nbe bcS ^ßapfted (sanetissime pater), aud^ bem
Sifd^fe ^ater reyerendissime) unb ^riefter
otgenüber (pater [reverende]), n)enigften§ bei ben
uturgifd^ i$unctionen (SRe^e, @ünbenbe!ennt«
Kt| u. f. U).). 2tm gen)d^nUd^en 93er!el^r ift bie
«nrebe ber ©eiftlid^en, befonber§ bed ^ifd^ofS,
jnit „SSater" nur nod^ ftellenmeife üblidb, mäl^renb
vrfprünglidSi bie Sifd^öfe allgemein m.it bem $ra»
btcat Pater ober bem gleid^bebeutenben Papa be-
artd^net tt)urben; Ie|terer 92ame fiel fpöter bem
jfiap\i (f. b. 3lrt.) auein al8 bem Später im emi-
nenten Sinne ju. — 6ine bcfonbere Sebeutung
erlangte ba8 SBort Pater in ben 97lönd^§regeln,
inbem ed bei ber fd^örfem 3(u§bt(bung berfelben
|ttr fpecieUen Se^eid^nung eines 97lönd^e§ mürbe,
mdä^ bie ^rieftermeil^e em))fangen l^atte. 3m
Segenfa^ bagu l^ie^en bann bie £aienmönd^e
Fratres (93rüber). 3n ber erftcn 3eit, atö meiftenS
niMl^ fommtlid^e SRönd^e eine§ JllofterS Saienbriiber
toarcn, meldte burd^ Sinen $riefter ))aftorirt n)ur>
boi, gab e§ nur £inen Pater im ßlofter, ben man
aber meift mit bem gleid^bebeutenben 9{amen Abba
(«W, f. b. 3lrt.) anrebcte. 9Jlit ber 3lufna^me
Mn SIerifem in bie ff(öftcr mürbe, befonberS feit
bie $riefter bie SRcl^rsal^I ber Orben§brüber hiU
beten, eine Unterfd^eibung in ber ^ejetd^nung ein-
o^üfyct, menn aud^ bie (Saien») „trüber'' in ber
Kegel ebenfalls $rofe^ ablegten. 3(I§ 9u§brud
befonberer S)emut]^ mu^ e§ gelten, menn einige
fpäter gefiiftete Orben, j. 33. bie granciScaner,
bie SBegeid^nung Pater aud^ für bie ^rteftermdnd^
nid^t annal^men, fonbem alle OrbenSmitglieber
Fratres titulirten. [(^(Jermaneber) % Cffer.]
'^af emiaiter, SRitglieber einer @ecte, ]^ie|en
fo nad^ tl^rem Urheber, einem gemiffen ^temuS ;
megen il^rer 3lu3fd^meifungen mürben fte aud^
SJenuflianer genonnt. Ueber bie 3cit be« erften
Auftretens unb ber Verbreitung ber ©ecte ift
menig befannt; fte mag mol^I mit bem SDlani*
d^öiSmud (f. b. 3lrt. ÜRani) in Sufammenl^ng
geftanben l^aben. 3IIS ^auptirrtl^m ber ^temi-
aner gibt 3(uguftinud (De haeres. c. 85) bie fiel^re
an, ba| ber £eufel Url^eber ber menfd^lid^ ®e>
fd^Ied^tStl^eile fei, morauS fie bie Srlaubtl^eit aller
möglid^en ©d^änblid^f eiten l^erleiteten. (5JgI. Grotti,
Veritas religionis christ. 11, Venetiis 1750,
276 sq.) [A. gffer.]
^aUtnUit^ 93aterfd^aft, be^eid^net bad burd^
bie gefd^Ied^tlid^ 3^gung entftanbene 93er]^öltni|
bed SSaterS ^u feinem JHnbe. AIS 93ater eineS in
red^tSbeftönbiger Sl^e geborenen ftinbeS mirb ber
Sl^egatte ber SJhitter angefel^en nad^ bem Sted^tS*
grunbfa^e: Pater est, quem nuptiae demon-
strant (£r. 5, Dig. De in jus voc. 2, 4), fo
lange nid^t baS ©egentl^eil ftreng ermiefen, b. J^.
oottftönbig bargetl^an ift, ba^ ber Sl^egatte mä^renb
ber 3^it in meldte nad^ ben ®efeken bie Son»
ce))tion beS filnbeS faSen mu^te, oen el^elid^en
Seifd^Iaf nid^t l^abe ooQgiel^en fdnnen. 3ener 3^it*
räum löuft nad^ römifd^em IRed^te oom ftebenten
SJlonat nad^ ber Sl^efd^Iie^ung (£r. 12, Dig. De
stat. hom. 1, 5), genauer Dom 182. Xage an
(£r. 3, § 12, Dig. De suis et leg. hered. 88, 16)
bis 3um OoUenbeten gel^nten SRonat nad^ ber Sl^e*
trennung (fr. 3, § 11, Dig. eod. 38, 16). gfallen
nun biefe Sriftbeftimmungen in bie 3cit ber be-
ftel^enben &)t, f o l^at ber Sfemann ftetS ben ©egen«
bemeiS ber ällegitimität beS ffinbeS (probatio de
partu supposito) p fül^ren, felbft bann, menn bie
grau beS ei^ebrud^S geftönbig möre (fr. 29, § 1,
Dig. De probat. 22, 3). ®ie einmol oon bem
Sl^emann erfolgte auSbrüdHid^ Anerfennung beS
ffinbeS gibt festerem oollen SemeiS gegen beffen
etmaige ftjätere Abläugnung (c. 10, X 2, 19)
unb legt jebem dritten, ber bie Segitimitöt beS
ftinbeS anfid^t, bie SemeiSIaft mtf (Arg. c. 3, X
4, 17). — Aufeerel^clid^ geborene ftinber l^aben
iuriftifd^ betrad^tet feinen Sater (sunt sine patre
liberi) ; fte nel^men bal^er 9tamen unb @tanb ber
SD^utter an. Sine fflage auf Anerfennung ber
SSaterfd^aft (^temitötSflage ; actio de partu
agnoscendo) lö^t baS römifd^ 9ted^t gegen ben
angeblid^en iBater nid^t ju. Äud^ ber franjöftfd^e
Ck)de civil (art. 340) gibt ber 9Rutter fein ftlage-
red^t gegen ben au^erel^eUd^en SSater il^reS JFinbeS,
ausgenommen ben gfaU ber Sntfül^rung. SDie
beutfd^en ©efeje ftnb ber 9Jhitter im Allgemeinen
günftiger unb gcftatten eine ftlage auf gntfd^bi-
gung unb Alimentation beS fiinbeS bis 5U einem
gemtffen Alter; bod^ meiden bie in oerfd^iebenen
1599 Pater noster — ^atl^en. 1600
beutfd^ ©taoten geltenben IBejümmungen Don menen^otl^mfd^ajlnKirbie^flid^tffirbiefiOBiar
einonber ob (f. 3. 99. Oeftene^ifd^ed öligem. Srsiel^ungbedXöuflmgdjuforgenCtigLCPseiido-]
bürgerliches ®e{e|bu(| § 163 ff.; ^Qgem. fßreu^. Aug. Serm. 158 [al 163 De temp.], 3). 3)e^
Sanbred^t ü, %xt 1, § 1015 ff.). 3lud^ too eine l^olb tooxtn gett)iffe ^erfonen ton ber $at|enf4a|l
^atemitötSflage ni^tsulöfftg ift ober nid^ton» auSgefd^loffen, totü il^nen bie Srfulung btejcr
geftefit wirb , bleibt ber Serfül^rer natürlid^ im W¥ nid^t gut möglid^ ttxir (f. c. 102 et 103^
@ett)iffen Derpflid^tet, nad^ ben Siegeln ber ®e* Dist. IV De consecr.). 2>ie ^luffaffung bcS Sc»
red^tigfeit (ögl. Lehmkubl, Theol. mor. I, 7. ed., l^öItniffeS ber ^Potl^enfd^aft afö einer geijUi^a
Friburg. 1893, 620) für ba§ JFinb @orge ju Serioanbtfd^aft finbet ftd^ guerfl Ckid. Jastia.
tragen. — Sntereffonte ßrörterungen über bie grage c. 26 De nupt. 5, 4 auSgef prod^cn. — SBemerfa*
nad^ ber Paternität f. in ben Analecta eccles. I, loertl^ ift nod^, ba^ im ÜOtitteloIter man<^
Bomae 1893, 365 sqq. [^ermaneber.] neben ben Sauf potl^en nod^ ein fogen.ltot^
Pater noster, f. SSaterunfer u. Stofenfrang. muSpatl^e erfd^eint 9Ran begeid^nete bamit bt
*Sf af 9^, Dom lat. patrinus, ift ber gebröud^- $erfon , tt)eld^e bei ben Serunonien , 9bf(^
lid^e 9{ame für bie $erf onen, tt)eld^e bei ber Saufe rungen u. f. tt). gugegen toor, bie bem Zai^
unb gfirmung bem Täufling be^to. gfirmling olS vorangingen. 2)er j?ated^i8mu§t)at]^ trat nid^ ii
Seiftänbe gegeben merben unb 5U il^m in ba§ 93er« bie geiftlid^e 93er)oanbtfd^aft tntt ben Xöufßogai
l^öttnife einer geiftlid^en Sotcrfd^aft treten. S)er ein (ügl. SBinterim 1, 1, 195 f.).
^uSbrudf patrini unb matrinae für biefe $er« 5Da§ geltenbe Siedet begüglid^ bec ^ßot^
fönen finbet ftd^ )tt)ar erft feit bem 8. Sal^rl^unbert, fd^aft l^at bie alten Seftimmungen genauer ^
allein baS Snftitut ber ^tl^en ift Diel älter, gfrül^ere unb in Sinjell^eiten mobificirt. Sunod^ft iß tk
SSe^eid^nungen tt)aren bei ben ®ried^en dvaSoxoi, 3^^^^ ber£auf))at]^en Dom Soncil Don Xriod
bei ben fiateinem fidel jussoües ober sponsores (Sess. XXlV, c. 2 De ref. matr.) auf einen ober
(n)eil bie ^atl^en Sürgfd^aft leifteten für bie l^dd^ftenS^mei, bann aber Derfcl^id)enen®efd^Mi^
gute Slbftd^t il^reS ^atl^enfinbeS) , offerentes, bef(|rön!t morben. S)aS Sted^t, bie ^ßatl^ ja hf
Busceptores , patres spirituales u. a. Sei ber ftimmen, fielet ben SItem, fubftbiör htm @ei|b
urfprünglid^en Serbinbimg Don Saufe unb gfir* lid^en 5U. SRel^r aI8 jmei ^l^en gu befignirai,
mung mürbe iebenfaüS für beibe @acramente ber- ift unerlaubt; bod^ treten alle 2)eftQntrten, auf
felbe ^atl^e genommen, fo bag ein Unterfd^ieb loennil^rermel^rfnü), inbaSlBerl^Itni^lobdEfii^
gmifd^en £auf« unb 9irm))at]^e ftd^ erft fpäter ent- ^atl^enfd^aft ein, fofem fie bie Sbftd^t bo§n 1^^
tDxdtln lonnte. SDtiS erfte fd^riftlid^e 3^gni^ für unb beim Sauf acte ben Xöuflingp^^^fd^betffl^
bie Su^iel^ung Don ^atl^en ift bie ©teile bei Ter- 92id^t 2)eftgnirte nierben aber ni^t ^1^, aa§ß
tull. De bapt. c. 18; bod^ h)erben biefelben nid^t genommen, n)enn überl^aupt feiner als !ßat^ (e-
alS ettoaS 9leue§, f onbem tote etn)a3 Sefannteg ftimmt toäxt ; in biefem ^aUe n^ürben aUe, toe^r
ertoäl^nt, fo bafe i^xt Sujiel^ung ^ur Saufe tool^I mit ber nötl^igcn ^bfid^t ben Säufling berü^wn
in bie ältefte Seit ber ffird^e l^inaufreid^t. ®e« ^atl^enfd^aftübcmcl^men. Setrefföberginnpotjai
legentttd^e (Srmöl^nungen ber ^atl^en unb il^rer gilt au^ je^t nod^ baS alte tÜtii^t, gema^ meld^
Sl^ätigfeit finben fid^ öfter, 3. S. in ben a)krtt)r- jur gültigen ^tl^cnfd^aft nur ber beabfid^
acten be§ 1^1. Sßictor (Ruinart, Acta Mart., ed. pl^^fijd^e ßontact mit bem girmling tool^renb ber
Ratisb. 1859, 338); anbere ©teilen f. bei Sin« gfirmung nöt^ig ift. 3laä) bem Pontif. Eom.1,
terim, ©enfmürbigfciten I, 1, 188 ff. 2lu§ ber De confirmandis foKen bie Sinn})atVn w»
©teile Aug. Ep. 98 (ad Bonif.), 6 fd^eint l^er» gleid^em ©cfd^led^t mit bem gimtling fein, aa^
Dorjugel^cn, ba§ Dielfad^ bie 6ltem fclbft ^JJat^cn« mo möglid^ nur einen ober jmci gfirmlinge jar
ftette bei il^rcn iKnbem einnal^mcn; bei drmad^« f^irmung bringen. 6§ ift juläffig, ba^ ber^Me
jenen tt)urbe mcift ber bienfttl^ucnbe ®iacon ober fid^ bei bem facramentalen ^cte burd^ einen Snbeoi
bie ©iaconi jfin juglcid^ ^atl^e (Dgl. Const. Apost. Dertreten lä^t ; er mu^ aber felbftDcrftonblit^ Ulf
3, 16). ©pöter tourbe e§ aud^ üblid^, 6incm Sauf« l^er ffcnntni^ Don feiner S)efignation ginn ^ct^en
ling mel^rcre ^atl^cn ju geben, fo ba^ fd^on eine unb bie^lbftd^t l^aben, ^tl^e gu Serben; anbern-
©9nobe ju TOe^ im 3. 888 fi(^ ju einem Verbote fall§ toürbe leine geiftlid^c 93ertoanbtfd^ft (f. u.)
Deronlo^t fa)^ (c. 6, bei Mansi XVin, 79 ; Dgl. gu ©tanbe fommen. — SDßegen ber SBi^tigW
aud^ c. 101, Dist. IV De consecr.). aufgebe bc8 ^atl^enamteS fd^liefet bie ffird^e ge»i^?o*
ber ^atl^en toar c§, \l)X $atl)cn!inb jum ©acra- fönen Don ber Ucbemal^me beSfelben auS, t^eiß
mente ju f ül^ren unb für ba§fclbc Sürgfd^aft ju weil fie nid^t tool^l geeignet crfd^eincn, bie ^fd^
leiften, bcjtt). bei Unmünbigcn ba§ Saufgclübbe pflid^t ju erfüttcn, tl^cilS tt)eil fie eineS fol^
abzulegen; bann bem ^ricfter bei bem facramen« ©l^rcnamtcS unioürbig erfd^einen. 9lu8 bemerk
talen^cte jur ^anb ju gelten burd^ gntflciben ®runbe werben alS^atl^ennid^tjugelaffen (f. Bit
beS SäuflingS, beim ©teigcn in ben Saufbrunnen Rom. 1, 2, 1, n. 25 et 26) infideles, haeretid,
u. f. tt). ; in§befonbere ben ©etauf ten ou8 bem Sauf« qui sana mente non sunt, qui Ignorant mdi-
brunnen gu lieben (levare) unb mit bem ttjcijsen menta fidei , cnblid^ OrbenSperfonen beibdfl
ftleibe ju befleiben, be^tt). il^m bei ber girmung ®cfdf)led^t^. SBcgen Untt)ürbig!eit toerben junk^
bie Sl^rifambinbe an}ulegen. t$olge ber übemom» gett^iefeu publice excommunicati , interdicti^
1601
^atrnu« — ipattiard^.
1602
publice criminosi aut infames. 6tn Unter«
|<^eb befte^t ober infomeit, ald bie mit einer öffent-
I^en Senfur IBel^fteten unter Umftönben als
ißot^ }ugelQffen totthm fönnen ; toenn e3 nöm-
lid^ ttid^ mögli^ i{l, jie mit ber JKr^e ouS^uf öl^nen,
ans ber^ttrüdmeifung aber größeres Uebetbrol^t,
ip foU ber IBifd^of befonberd mit Stüdfid^t auf
o. Alpbons. TheoL mor. 6, 1 , c. 2, n. 54
fiitf d^eiben , quid magis expedire judicaverit
(S. Poenit. 10. Deo. 1860). ©teilt ftd^bagegen
fin haereticas ald ^1^ ein, fo fann biefe $e«
ftinummg feine ^nnienbung finben, fonbem e3
^n bann fogar lieber ol^ne ^tl^en getauft merben
(8. Born, et nniv. Inquis. 3. Mai. 1893) ; bod^
ttebü ed nid^t un^ulafftg, ben Watl^olif en aI8 f og.
Xaiif}eugen )ugulaffen, niofem er ftd^ bamit be«
jmfigen mi&, unb ein Ruberer mirflid^er^l^e toirb.
!Dq| i^at]^oIifen bei l^oretifd^en %au'\tn feine
tBo^enfd^aft übemel^men bürfen, ifi Don ber C. S.
Offic 10.Mai.l770 au8brüdHid^erfIärt(f.Lehm-
kahl, Theoi. mor. II, 7. ed., Priburg. 1898,
55). Semerft }u loerben berbient nod^, ba^ aud^
iHmi beutfd^ iDeltlid^en Siedete bem ® eiftUd^en ba§
3tcd^t gugeftonben tt)irb, einen fird^enred^tlid^ Un-
tt&rbigen bon ber ^l^enfd^aft gurüdCsumeifen,
^)fem bie^ nid^t in befd^im))f enber SBeif e gef d^iel^t.
— 3)ie ^t^ übemel^men bic [trenge Serpfli^*
taanq, für baS geiftUd^e 9Bol^I il^reS $at]^enfinbe§
p forgen, infotoeit anbere Dor i^nen ^er^fiid^tete,
iefimberS bie £Item, il^er $flid^t nid^t nac^fommen
IBmien ober tt)oSen @ie ftel^en femer ^u bem
Ißat^enlinbe unb ju beff en Sltem im Serl^ältnig ber
geiplid^ SBermanbtfc^aft (Trid. Sess. XXIV,
e. 2 De ref. matr.), meldte ein trennenbeS ßl^e-
^inbemil bilbet. S)iefe geiftlid^e S^ermanbtfd^aft
ttriri) als oerfd^ieben betrautet, Je nad^bem fie au§
ber Zoufe ober auS ber gfirmung l^erDorgel^t. SDa-
1^ tonn fte eine boppelte fein, toenn nömlid^ ber
Zaiif))atl^ eines ftinbeS jugleid^ Sfirm))at]^e be§*
ober bei einem oon beffen ©efd^miftem ift;
i>erbo))))eU ftd^ aber nid^t ben Sltem beS ^atl^en-
gegenüber, menn ber ?JJat^c mcl^rcrc ifinber
bcrfelben SItem ^u einem ber beiben 8aaamente
Wrt (S. C. Inquis. 29. April. 1894). (Sgl. beS
Bettem ben 9lrtifel SSenoanbtfd^aft, geiftltd^e, too
on^ bie canoniftifd^e fiiteratur über ba§ ^at^en-
cmt 8u geben ift.) [31. ßffer.]
Yofmts, im 9«. 2. 3nfel be§ ägäifd^en 9}icereS,
m ben @))oraben gel^örig, liegt fübmeftlid^ t)on
6amod in ber fogen. icarifd^en @ee unb ift je^t,
nie eS bon ie^ toar, ein baumlofeS gfelfengebilbe
Mit 41 qkm ober 0,75 D.-TO. ©rö^e. ®urd^
einen tiefen 2Keere§einfd^nitt ift e§ in eine nörb»
D^e unb eine füblid^e t^ölfte getl^eilt, tDdd)t nur
bucdf einen fd^malen 3ft]^mu§ 5ufammenl^angen.
Wä ber (I. ^ßouIuS oon <Samo§ nad^ go3 reiste
(B)^ 20, 16; 21, 1), mu6 c§ redf)t§ fid^tbar ge-
Mtben fein ; inbefe toirb e§ in ber 1^1. ©d^rift l^ier
■u!^ emm^nt, fonbem h)irb einzig Cffb. 1, 9
ttt ber Ort genannt, an tDdd)tm ber % Sol^anneS
fciiie Offenbamngm erl^ielt. SBie nömlid^ $atmud
IHr^enlexifoB. IX. 2. Stuft
unter ben rBmifd^en j?aifem aOgemein atö 93er-
bannungSort gebrandet niurbe, f o niarb aud^ in ber
le^tm 3^it 3)omitianS ber Spoftel jur ^nfteblung
bafelbft bemrtl^eilt (Eus. H. E. 3, 18, 1). «uf
ber fübUd^enC^öIfte ber 3nfel mirb in l^lber ^b^t
eines [teilen gfelSbergeS bie ^ö^le gezeigt, in meld^er
Sol^anneS feine Offmbamng gefd^riebeu ^be.
S)en ©ipfel frönt baS berühmte jflofter ^So^onneS'
beS ^xop^tttn\ xoüä^tS 1080 bbm % S^rifto-
buIoS an ber Stelle eines alten SrtemiStempelS
gebaut mürbe, unb ringS l^emm liegt bie fleine
Don ©riedSim bemol^nte @tabt, meldte bie einzige
ainfiebelung auf ber 3nf«I hilbtt [ftaulen.]
^afriati^ (Tza'zpidpyr^^), L in ber l^eiligen
©^r ift ber oon benLXX eingefül^rte 3luSbrudt
für bie @tammeS]^öu))ter in SSrael, meldte nad^
es. 18, 25. Kum. 11, 16. ®eut. 16, 18 eine
obrigfeitlidSie @emalt ^u üben l^atten, bal^er in
mand^m ^anbfd^riften aud^ burc^ ap^ovrec täv
iraxpitov «fe^t (1 gjar. 24, 31 ; 27, 22. 2 «ßor.
28, 20 ; 26, 12 LXX). S)a8 9leue Seftammt
l^at biefe Se^eid^nung für bie @tammodter beS
iübifd^en SSoReS gemöl^It, fo für Slbral^am (^ebr.
7, 4), für bie jmölf ©ölftne SacobS (?Jpg. 7, 8 ff.)
unb für ffiaoib (5lpg. 2, 29). ®ie nämli^c ©e-
beutung bel^ölt bie opocrQpl^e Siteratin: bei; fo
l^ei^en ^bral^am, 3faac unb ^acob ^atriard^en
(4 9Kad^. 7, 19), unb ein befannteS Slpocrt^pl^on
fül^rt bm Slamm ^3:cftament ber gmölf $a-
triord^en''. 3n ber d^riftlid^en Siteratur l^at baS
SBort fe^r balb eine meitere Sebeutung erl^altm,
iiü)em nad^ Söm. 4, 11. 16 bie gciftigen ©tomm-
böter fomo^I ber ^Rmfd^l^eit alS beS $JoReS 3S-
rael, b. l^. bic Xräger ber Offmbamng unb lieber»
mittler beS ©laubmS, $atriard^engmannt »erben,
©eit 2KofeS ftnb eS bie $rot)]^etcn, meldte für bm
©tauben alS ^üter ber geoffmbartm Sßal^rl^eit
auftretm ; ^um Unterfd^teb oon il^nen l^ei^en bal^er
bie ©laubmS^eugen bor ^RofeS ^atriard^en. 9{id^t
ju il^nm fönnm ftain unb bcffm ®m. 4, 17 — 24
gmannte Ütad^fommen gered^net mcrben. 2)ie
^eil^e ber ^triard^m beginnt oielmel^r mit ^am
unb erftredft fid^ über Slbel unb ©et](| auf bm W)'
ftamm be§ le^tem, ber ®m. 5, 1—31 gmannt
ift. 5Die ©in^ut unterbrid^t bie Seilte, unb feit-
bem ift biefe auf ©em unb beffen yiaäflommm
befd^ränft, toie fie ®en. 11, 10— 32 unb in bm
f oigmben ffapiteln aufgequirlt mirb ; nur fmb l^ier
3§mael unb beffen Wadfifommen (1 ^ar. 1, 28
bis 31), femer ^bral^amS ^bftamm oon Setura
(1 ?JJar. 1, 32. 33) unb gfau mit ben gbomitem
(®en. 36, 1 ff.) auSsufc^eibm. Jlad^ firc^Iid^er
Uebung, b. 1^. bei ber 95cre](|mng, mel^e ben ^-
triard^m in ber ftird^e gu Sl^eil mirb, mcrben
megm ©leid^l^eit il^reS SemfeS aud^ ber 1^1. 3o«
l^onneS ber Stäufer unb ber %i. ^o]^p^, ber ^peg»
oater 3efu, ju ben ^atriard^en gerechnet ; ja in
ber Sltterl^eiligen'Sitanei erfc^einm biefe 99eiben
als bie ein5igm Vertreter beS ^atriard^enftanbeS.
9{euerbingS mirb aud^ ber 1^1. Soad^im alS $a<
triard^ bercl^rt.
51
1603 $atriar4 1604
fßon ben betben Steilen ber ^attiard^en, bei lid^ fmb biefelben gered^tfertigt burd^ dM, tooA
t)orfintputIid^cii wie ber nad^fintputUd^en, l^ot bie wir über bie Suftänbe öor ber lejten gflut er*
l^etlige @d^rtft nid^tS ^nbereS aufbemol^rt olS bie {daliegen lönnen. Mt urtDeltlicI^en Stejie geugm
Saläre il^reS SebenS unb ba§ Filter bei ©eburt oon rieftger ffraft wnb (gnüoidlungSfä^iglnt;
bed iebeSmoIigen erften ©ol^ned. SluSnal^mSioeife Stlima, SBitterung unb alle anberen Seben§bebtn>
[teilen furje loid^tige ^Jotijen bei §enod^ (®en. gungen ttoren in ber Urzeit günftiaer al§ M;
5, 22. 24) unb Samed^ (®en. 5, 29). Sei aUen boS 2tbm berfio^ t)iel einfad^er mb tonnte bie
biefen Angaben überrojd^t bie gon^ ou^erorbent- Un^al^I ber Störungen nid^t, toeld^e bie Sntnml'
H(^c Sal^I oon SebenSiol^ren, mlä)t fonft in ge- lung fpäterer Seiten mit fid^ gebrad^t ^; (n4
fd^id^tlid^er S^it nie erreid^t Sorben ift, foroie baS bie SSoIßommenl^eit beS Urftanbed tonn nic^t fo-
borgefd^rittene Filter bei (Sr^eugung be§ erften gleid^ ber jpätern menfd^Iic^en ^rmfeligteit $14
@o^ne§. 2Rit ber einzigen ^uSnal^me t)on ^enod^, gemod^t l^ben. 92Qd^ ber emtgen Snorbmmg
für bellen ^ufent^alt ouf Srben (nid^t Sebenggeit) @otte§ dber mu^te ein folc^ed langed SebenMa
nur 365 Saläre ge^ö^It loerben, liegen bie £ebenS- bagubienen, einerfeit§bie^u§be]^mtngber9)M4'
iol^re ber oorfintfiutüd^en fßatriorc^en ^mifd^en l^eit gu beförbem (genuitfilios et filias; Scn.
777 (fiamed^) unb 969 (9Jlot]^u|aIa) , bie ber 5, 4. 7 u. ö.) , anbererfeitS bie grfinbung unb
nod^ftntflutnd^en gmifd^en 205 (^l^are) unb 600 SSerDoIUommnung ber ^afeinSbebingungen }&
(©em). 9U8 l^öd^fter 3citpunlt für bie ®eburt unterftüfecn, »al^renb für bie Skrerbung unge-
cineS Sol^neS erfd^eint Dor ber Sintflut 500 (92oe), trübter £)ffenbarungSh}a]^r^eit baburd^ bie ivohx'
nad^ ber ©intflut 100 (©em), a(8 niebrigfter bort läjfigfte ffiürgfdSiaft entftanb, bo| brei 9WenjdJen»
65 (Snalalecl), l^ier 29 (92ad^or). Sei aQen biefen alter ^mi Sa^rtaufenbe umfaßten, ^u^ tie
eingaben berfäl^rt bie l^eilige @d^rift ebenfo !(ar anjurufenben pofttiDen S^ugniffe beftotigen bk
unb beftimmt toxt bei il^ren übrigen SJlittl^eilungen, Ueber}eugung, ba| \dxx in ben 92ad^nd^ten üto
{o ba^ bie Sbftd^t beS 93erfaf[er§, gejd^id^tUd^e bie $atriar^en gefd^id^tlic^e SQßal^r^eit oor wA
Säten gu liefern, ntd^t begtoeifelt iDerben fann. l^oben. @S ift ^rabition ber SKenfd^l^eit, bat ber
©(eid^tool^I l^at bie SBiffeufd^aft, tl^eilS au3 un- SRenfd^ in ber Urgeit ein {e^r bo^ SebenSaUs
glaubiger Oppofition tl^eilS au§ feiger SRüdfftdSit, enei^te (Jos. Arch. 1, 3, 9, aud^ bei Eoseb.
SWittel gejuckt, bie buc^ftäblid^e ^nna^me biefer Praep. evang. 9, 13; Plin. H. N. 7, 48 [49}.
Angaben gu oemteiben. ^I§ ein foId^eS Snittcl SDie ma^Iofen Uebertreibungen, teeld^e l^ierbei bie
erfc^ien ber ^u§n)eg, bie 9{amen ber ^atriard^en l^eibnifd^en Sd^riftftellerftd^ erlauben, laffentoegm
al3 Segeid^nung oon ©tömmen ober f^amilien SRangelS an Uebereinftimmung auf bie SntfteOuag
auf jufoffen, bereu gefammtcr SSeftanb in ber ®e« eine§ loirflid^en gfactumS f d^Iicfeen. ffier ^Potriani
fc^id^te al§ 2cbcn§bauer auf gincn TOann über« 3acob f dalägt feine 130 ScbcnSjabre gering an im
trogen fei (Crawford, The Patriarchal Dyna- SSergleid^ gu ben 3Q^rcn feiner 33orfa^ren. Su(i
Blies from Adam to Abraham, shown to cover bariu bleibt bie l^eilige ©d^rift il^ren Angaben
10 500 years, and the highest human life getreu, ba^ mä) il^ren iDeiteren 9){ittl^eüungoi
only 187, Richmond 1877). gin anbercS SDüttcl ba§ fiebenSalter ber SWcnfc^l^cit nad& ber ©intflut
toar bie ^Inna^mc, ba§ l^cbräifd^e SEBort n;r be- burd^ouS ftetig abgenommen l^at. ©em loirb nocj
beute l^icr ni^t 3a^r, fonbcni SKonbumlauf, 600 So^re olt, fein ©ol^n ^2lr^]^ad&fab 438, bejfni
tt)orau§ fld^, abgcfeben Don ber fprad^Iid)en Un* Urenfel ^l^olcg 239, beffcn öierter Slad^fornme
bcrociSborfcit, bie Ungercimtl^cit ergab, ba^ bie Sisare 205 So^te; ^bral^am erreid^t 175, 3fla*
^atriard)cn fd^on im ad^ten (6no§) ober gar im 147, SKofeS 120, 3ofuc 110 Sa^re, unb feitben
fed)Sten (aJhlaleel), $f)aleg gar fc^on im brittcn bewegt fid^ bie fiebcnöbauer be§ SRenfdfKn ümcr*
2cbcn§iai^r ©öl^ne gel^abt |ättcn. Unter Se- l^alb ber je^t getoöl^nlid^en 3a^l t)on Salären. loB
rufung auf ben ^l. 5luguftinu§ (Civ. Dei 15, 12; bie 9lad&!ommen ©etl^S fold^e lange 3friften ni#
Dgl. Theod. Gazaeus bei Migne, PP. gr. XIX, blofe jur SSerooHfornrnnung ber äußeren IBebens«
1187) warb ba3 weitere 3)iittel erfonnen, ba§ öerl^ältniffe, fonbem aud^ 3ur Heiligung beS inncra
^af)x oor ^brabam ju brei, öor 3ofep^ ju ad^t, SWenfd^en bcnu^t ^aben, borf auS bem oben jc^on
uac^ 3ofep]^ erft 5U ^toölf SQ^onaten )u red^nen l^erDorgel^obenen auffäHigen Umftanbe gefolgert
(§en§Icr§ Scmcrfungen über ©teilen i. b. ^falmen werben, bafe fte erft in f o fpätem ^Iter einen &fß
unbi.b.®enefi3, Hamburg 1791, 287 ff.). Mt erhielten, hierbei ift aweierici mögli^ gntJotbcr
biefe 9iotpe]^elfe tragen ju beutlic^ ben ©tempel bewal^rten fie eine @nt^altfamfcit , beren %!§•
erfunbener aSiÜfür, aI3 ba^ fie ernfter Scrücf- bel^nung in jenem 3citalter nid^t genug bewunbert
ftc^tigung wert^ wären; e§ ift aud^ nid^t einju« Werbentann, ober fie würben bon@ott wie tibro-
feigen , wie eine folc^e Serfd^iebung ober @nt« l^am get)rüf t, unb bann mu^ il^r ®Iaube imb i^t
ftcüung wirflid^er Sl^atfac^en fid) Don fabell^aftcr ^offrnmg norf) me^r bewunbert werben.
ober tenbentiöfer SJarftcIlung feitenS beä l^eiligen Sür eine Seilte weiterer ^fragen, welc^ an bie
©c^riftftellerg unterfd^eiben Würbe. 2)er ®Iaube biblifd^en 3<i^Iangaben begügli^ ber ^atriotd^
an bie Sffial^r^eit ber l^eiligen ©c^rift fd^Iic^t aud^ gefnüpft werben, f. b. ^rt. Kbronologie HL
bie gorberung in ftd^, bie 3a^Iangaben bei ben 313 ff., fowie Pannier, Genealogiae biblicae,
Patriarchen für l^iftorifdfie 5Data ju Ifjalten. 3uner» Insulis (Lille) 1886. [Äaulen.]
L605
Ißatrtard^.
1606
n. $atriar(i^, in lird^Hd^em @))ra(j^-
lebraudSi, ifl bie erfte beiienigen l^ierord^ifd^m
Stufen , meldte ftd^ in Setreff ber SuriSbiction
ntft bem Orbo beS S))ifco))atS l^etauSgebilbet \ßi
[f. b. «rt. ^ierard^ie V, 2011). 3n bem fpa-
triar^ate liegt bie l^Bd^fte 9Retro))oIitangen)aIt;
[o iDie biefe äber]^au))t als ein ^uSflug ber päpfi«
[td^ ^rimotiolred^te, bie fid^ einzelnen SStfd^öfen
nitgetl^eilt l^aben^ on^ufel^en ift, fo fnüpft ft(| bie
(Kitriorci^ifd^e ©emolt unmittelbar (m. bie ^erfon
M Spoftelffirften an (Dgl. Leo I, Epist. 14 ad
Anaatafl. Thessalon. c. 1). ,,!Bon alters l^er
pi^L Gonc. Nicaen. I, can. 6) erhielten bal^er nur
[ene gr5|eren @töbte bie ^atriard^almürbe, beren
IKrdden ber 1^1. $etrud felbft gegrünbet l^atte (näm«
(U^ 3iom unb ^ntiod^ien, fomie ^le^anbrien,
loeld^ jfird^ Don ^trud burti^ SnarcuS gegrünbet
umrbe), unb ben ^triard^en lag gleid^ nad^ il^rer
Sol^I nidSitS mel^r am ^ergen, al3 SeftötigungS»
fd^iben t)om ©tul^Ie be§ |l. $etruS gu erl^alten,
baut fte iDu^ten, ba^ nad^ ber SSerl^eigung bed
berm bie 9Bürbe aQer ^riefter burd^ il^n be-
ejKgt toerbe unb t)on il^m bie ^atriard^altoürbe
dbft ^erfliefee" (Pius IX, Constit. Rever-
lorus 12. Jul. 1867 [Acta s. Sed. lU, Rom.
1867, 386 sqq.]). 3u ben brei erften ^atri-
wfyxi Don IRom für ben Ocdbent, Don ^le»
Caiü>ncn für 9fri!a unb Don ^ntiod[|ien für ben
Orient tarnen im Saufe ber 3(it S^^i anbere l^ingu,
ba Don eonjiantinopel (]. b. «rt. lU, 995 f.)
nnb ber Don 3erufalem (f. b. «rt. VI, 1347 f.).
S>tefen $atriard^en ftanb baS IRed^t %Vi, bie Snetro-
lioliten i^red $atriard^atd %vl confecriren unb il^nen
boS ^aSium gu ert^eilen; aud^ l^atten fte ben
8orfi| auf ben Soncilien il^red @))rengel§, in
iDdld^m fte bie Oberaufftd^t fül^rten unb ein über
ben üßetropoliten ftel^enbeS rid^terlid^eS Tribunal
Wlbeten (f. b. «rt. aRetrot)oIiticum VIII, 1446 f.).
5dsnnttlid^e $atriard^ate be§ Orients gingen
[ebod^ für bie ftird^e Derloren ; ^le^anbrien, Sn-
iod^ien tmb ätrufalem im 7. 3a]^r|unbert an bie
brober, Sonftantinopel aber im 11. Sal^rl^unbert
nm!^ baS gried^ifd^e Sd^iSma. 3nf olge ber jfreu)»
ifigc tmb nad^bem (ateinifd^e ffatfer ben Xl^ron
M)n 939§an) beftiegen l^atten, D[)urben jebod^ bie
lUtn orientalifd^en $atriard^ate, U)enn aud^ nid^t
n bem frül^ Umfange, mieberl^ergefteUt, freilid^
ntx für fiurje S^t. dagegen ernennt ber ^pft
uk^ immer Sifd^iöfe für bie Derloren gegangenen
ßoMard^e; biefe reftbiren aber gu 9lom bei il^ren
Kireffeitben ^atriard^alhrd^en, nömlid^ ber Situ«
arpotriord^ Don Sonftantinopel bei St. $eter,
Kc Don 9Iesanbrien bei St. $aul unb ber Don
Inüod^ien bei @. SOtaria SJ^aggiore. S)er Don
Scnifolem reftbirte früf)er bei ber jfird^e S. So-
xii}0 inStom; feit aber biefeS^atriard^at lieber»
IcigefieEt umrbe (1847), l^at er feine Stefibeng in
Scrufalem felbfi (f. b. 9lrt. VI, 1353 f.).
8on ben l^öretifd^en ober fd^iSmatifd^en !ßa«
riard^en ftel^ bie alten ^atriard^ate Don an*
iod^ unb 3erufalem l^eute mit bem Don Son-
fiantinopel in einiger SJerbinbung, unb an bie
Stelle' beS alejanbrinifd^en trat baS fd^iSma-
tifd^e ^triard^at ber äg^ptifd^en Gopten, ffiie
Don biefem fid^ ein ^triard^at Don Slbefftnien
(oSlBSte, fo Don bem Don Sonftantinopel fd^on
1351 ein ^atriard^at Serbien mit bem Si| in
3pe! (bis 1765), 1589 baS ^atriard^at sJu^-
lanb unb neueftenS (1848) ba§ $atriard^at
ber (Sried^ifdSi » Orientalen ferbifd^er Jlotion in
Oefierreid^ 5u ftarIoiDi| (f. b. 3lrt. Defterreid^
rx, 758). aus ber «uflöfung ber alten orien-
talifd^en ^atriard^ate gingen überl^aupt nod^ mel^
rere ^äretifd^e ober fd^iSmatifd^e öerDor, bie fid^
tl^cilmeife toieber mit SRom unirten. ®a8 ältefte
i[t baS neftorianifd^e ^atriard^at Sbalböa (f. b.
9lrt. gjcftorianer IX, 171 u. 173 ff.); boneben
entftanb ein eut^d^ianifd^eS, nad^ bem f^rifd^ien
^lönd^e Sacob ^araböuS ^atriard^at ber 3aco-
biten genannt, mit bem SiJ in Slntiod^ien, fpöter
in Slmiba (f. b. 3lrt. S^rer). 9lud^ bie eut^d^ia-
nifd^en 9lrmenier, bei »cld^en bie §örefie ju immer
»eiteren Spaltungen fül^rte, errid^teten ein eigenes
^atriard^at, baS auS bem angegebenen ©runbe
fid^ bis l^eute nod^ in bie fünf ^atriard^ate Don
Stf d^miab^in , SiS, ^gtl^amar; Sonftantinopel
unb Sctufalem tl^^ilt. ©agegen »urbe ber SSifd^of
ber mit SRom toieber unirten 9lrmenier als ^«
triard^ Don Silicien mit bem Si| in ^leppo Don
Senebict XIV. anerfannt (f. b. Srt. 9lrmenien I,
1340 ff.). Sbenfo l^aben bie Don iel^er red^tgläu«
bigen SDlaronUen (f. b. Srt. VUI, 891 ff.) einen
^triard^en Don ^ntiod^ien, unb bem ^atriard^^en
ber ©röcomeld^iten Don ^ntiod^ien (f. b. 9(rt.
ajleld^iten Vm, 1216 ff.) ^at erft neueftenS
Seo XIII. bie 2luriSbiction über aEe ©löubigen
beSfelben StituS, bie innerhalb beS tür!if($en
Steid^eS ftd^ aufl^alten merben, übertragen ((üon-
sidt. Orientalium dignitas eccl. 27. Nov. 1894,
n. XIU). äBeiter gibt eS einen fatl^olifd^en $a-
triard^en ber Sprer Don Sntiod^ien unb einen ber
S^ro-ei^alböer Don Sab^Ion (f. b. Slrt. Sl^alböif 4|e
©Triften lU, 41 f.).
S)ie!ßatriard^enbeS%benbIanbeS,mit9luSna]^mc
beS Sifd^ofS Don 9tom, D[)erben getoöl^nlid^ Patari-
archae minores genannt. 3uerft nal^m ber 93i-
d^of Don 9lquilej[a bei ©elegettj^eit beS S)reifa))itel'
treiteS ben ^atriard^entitel für ftd^ in Slnfprud^i;
i^m gegenüber erl^ielt aud^ ber red^tglöubige ^ifd^of
Don ©rabo biefen Sitel, ein IBer^öItni^, D[)eId^eS
aud^ bann beftej^en blieb, nad^bem ber Sijd^of Don
^quilejia }ur JFird^e gurüdfgelel^rt U)ar (f. b. Srt.
SquUeia 1, 1184 f.). 3)aS ^atriard^at ^quileja
tt)urbe Don SBenebid XIV. aufgel^oben, wogegen
baS Don ©rabo fd^on 1451 mi:^ SSenebig Derlegt
Sorben toar, beffen SBifd^of l^eute tu)d^ ben Sitel
^triard^ fü^rt. Vu^l bie Sifd^öfe Don 93ourgeS
(f. b. «rt. n, 1165) nal^men jeitioeUig ben £üel
^atriard^ an. 3)urd^ ^apfi |(kiul lU. erhielt
bann ber ©ro^aplan beS ffönigS Don Spanien
ben Sitel ^atriard^ Don SBeftinbien, unb gu An-
fang beS Dorigen Sal^r^unbertS enoirfte oud^ ber
öl*
1607
S^üitxaiä)tn, lejlament ber jtoölf — ^atriciat.
160S
jföntg t)on Portugal für feinen ©ro^foplon bie
SBürbe eines ^atriord^en mit bem ©ij in Siffabon
Q. b. «rt. Vn, 2094 f.). ßbenfo »urbe in legtet
Seit burd^ baS goncorbat öom ^af)xt 1886, totU
d^eS bie portuöiefifd^en ißatronatSred^te in 3nbien
regelte, bem ßrjbifd^of öon ®oa ber (Sl^rentitel
eine§ Patriarchen öon Dftinbien ertl^eitt (f. b. 9lrt.
®oa V, 780). Ueber ba8 fd^iSmatifd^e ^roject,
für bie fatl^olifd^e ftird^e ffieutfd^IanbS einen ^•
triard^en aufjuftellen (1817), »ie e§ aud^ Napo-
leon I. für gfranfreid^ beabftd^tigt l^atte, ögl. bie bei
ÜRütter, 2es. b. ftird^enred^tS IV, 2. aufl., SBürab.
1839, 274 f. angegebene Siteratur. [Keller.]
'^aMatd^eUj Xeftament ber jmölf, f.
9lt)0crt)pl^cn-2iteratur I, 1058.
'^aMdanetj f. @t)mmad^ianer.
^aixidatj römifc^eS, l^ie^ imfrül^enüKittel»
alter ein 9lmt unb eine SBürbe, »eld^e juerft oon
ben d&ripiid^en römifd^en ffaifem, fpöter öon ben
Rupften öerliel^cn würben. 3)er „^atriciuS ber
SRömer" follte junäd^ft ber ©tettöertreter beS ffai»
ferS fein; in biefem ©inne würben ü)Mnner tt)ie
5letiu8, 5l§pariuS, Dboafer, aud^ ber granfen»
fönig S]^Iobtt)ig Dom Jtaifer mit bem ^atriciat
befleibet. ©päter erl^ielt ba§ SBort ^tririuS
nod^ eine anbere Sebentung, unb ^toat mit SRüdf»
ftd^t auf bie ftird^e. 2)iefe betrad^tete bie d^riftlid^
geworbenen ßaifer als il^re öon ®ott beftimm»
ten SBcfd^üJer. ^18 jebod^ baS weftrömifd^e Sleid^
bem ^nbrang ber Sarbaren erlag unb ba§ oft»
römifd^e mel^r unb mel^r bem ©d^iSma unb ber
^ärefie f id& juneigte, öerloren bie ^äpfte nid^t nur
il^re Sefd^ü^er, fonbcm pe mußten nod^ baju bie
©orgc für ba§ üon ben fiangobarben bcbrol^te
römifd^e ©cmeinwefcn auf Sitten ber Römer auf
\id) ncl^men. 3)e^]^alb rid^teten fie il^rc klugen auf
bie Sel^errfd^cr be§ mäd^tigen fjranfenftamme§,
benen il^rerfeitS jur §cbung i^rer 5Dkd^t unb il^reS
5tnje]^en§ im ^benblanbe ni^t§ erwünfd^ter fam
al§ ba§ C^ilfcgefud^ be§ ^opfteS unb ber Sömer.
SQBie fd^on ©regor m. (f. b. ^rt.) an ffarl 9Kartett,
fo wanbte fid^ mit mel^r grfolg ©tepl^an n. an
ben injwifd^en jum ffönig ber §ran!cn erl^obcnen
^ipin, ernannte i^n am 28. 3uli 754 im ßlofter
bc§ % ®iont)fiu§ ju $ari§ jum ,,^atriciuS ber
Sömcr" unb erl^ob guglcid^ bcffen äWci ©öf)ne
Äarl unb ifarlmann ju bcrjelbcn SBürbe (Annal.
Mettens., in ben Mon. Germ. hist. Scriptt. I,
332). $ipin gelobte bagegcn, bie ftird^e mit il^rem
Dberl^aupt unb ebenfo bie tfttä)it unb baS S3cfi^«
tl^um ber Körner (causam beati Petri et rei-
publicae Romanae) ju fd^ü^en unb ju fd)irmen
(Vit. Stephan. II., im Liber pontif., ed. Du-
chesne 1, 448). 8oÜte biefe juerft nur inftellocr«
tretenbcr SSßeife für ben ffaifcr gejd^e^cn, fo war
bie SBürbc bod^ immerl^in eine 5lrt ©tappe auf
bem SBege jur felbftnnbigcn ©d^ufe» unb ©d^irm«
]^enfd;oft, b. 1^. jum erneuerten abenblänbifd^en
ffaifert^ume. ßorl b. ©r. legte benn aud^ bei jci»
ncr Ä'aifertrönung, bei ber er feicrlid^ gelobte, ber
.särd}e unb bem ^apfte ein treuer Sefd^ü^er ju
fein, benittel „^ßatriduS ber Slömer*, ben erte
bal^in gleid^ feinem 93ater mit Vorliebe getragen
l^atte, au§brüdHid^ ob (Mon. Germ. Lei, 259.
563); als Itaifer übemal^m er bie feitJ^gen
^otriciatspflid^ten, aber aud^ ebenfo bie 9te(^,
bie, obgefel^en t)on gewiffen Sl^renDot}ugen (Vit
Hadrian. I., im Liber pontif. 1, 497), tl^ po-
litif d^er Statur waren unb eineSrt Ober^](feit (id^
©out)eranitöt) über 9tom umfaßten, Ü^i fin^
lid^e Sebeutung l^atten unb borin gipfelten, b4
in ber Siegel bem $atriciu3 be^to. bem Stä\n
oon bem ^efultate ber ooKsogenen ^ßapfhoo)!
officieQ 3laä)nä)t gegeben unb bie Sonfecrotion
beS ^fte§ in ©egenwart be§ ftoifecö ober ber
faiferlid^en ©efanbten t)orgenommen tmirbe. —
Sei bem ^infd^winben unb gön^Iid^ Suf^ören
ber abenblönbifd^en Itaiferwürbe unter flarl§ fpä*
teren fd^wad^en 9{ad^foIgem etablirten in Sbm
Sllberid^ unb Sre§centiu8 einen neuen ^ßatridat
ber Stömer ; fte ufurpirten aber unter biefem Xüd
berartige Siedete, ba^ barunter bie ftrd^Iid^, po>
litifd^e unb communale gfreil^ett bed ^ßopjM unb
ber 9tömer ^u erftiden bro^te. ftetn SBunber,
ba^ man in 9tom wieber ein ^tndat^)ei:i^filtm|
l^erbeifel^nte, wie eS unter ^ipin unb ftorl b. 9l
fegenSreid^ beftanben l^tte. infolge beffen tmabe
bie abenblönbifd^e Jtaiferwürbe burd^ Otto L er>
neuert, wobei burd^ Vertrag baS Tla^ ber ^i^ten
unb Siedete für ben neuen faiferlid^en @d^u^^
ber ftird^e unb SRomS f eftgefteUt würbe (Mon. Genn.
hist. Legg. U, 1, 29 ; 2, 159—166). Mein bie
SreScentier waren nid^t gewiEt, t^re 9Df{ad^ aH
„^atricii ber SRömer" aufzugeben ; nad^ Gräften
orbcitetcn fie ber ©eltenbmad^ung ber faiferlid^
Dberl^ol^eit in Som entgegen unb fud^ten oor Wte
ben ginflu^ beS ftaifcrS auf bie 5|Japflwo^I jii
fd^wöd^cn. ^af)tx bie langwierigen erbitterten
ffömpfe in SRom jwifd^en bem Äaifert^um ter
beutf d^cn ffönige unb bem ^atririat ber römijd^i
©ro^en ; bal^er bie oielen ©egenpöpfte jener dpod^,
ba jeber jener beiben JRioalen eine i^m ergeba»
^erfönlid^feit auf ben päpftlid^en ©tul^l ju erijebeii
trad^tete. gS l^alf nid^tS, ha% Otto III. no^
gried^ifd^er ©taatgmanier in SRom einen ^potricm»
ernannte ; oielmel^r würben oon bem angemfl|tra
^atriciat ber tu§culanifd^cn ©rafen ha^ römif(ie
© emeinwefeu, bie ftird^e, ber $apft unb bie ^p*
wol^I mel^r al§ je oergewaltigt. liefern 3^1^"^
würbe erft baburd^ ein 6nbc gemad^t, baj bie
Sömcr bem bereits jum ftaifer gefrönten beutf^
Äönig ptinüd) in. auSbrüdflid^ bie ^tririatS-
würbe übertrugen, ^einrid^ III. felbft fejte ^
ha^ Snfignc beS „$atriciu§ ber Sömer" , ben
golbenen JReif, auf t>a^ §aupt unb na^m für ^
unb bie folgcnben beutfd()en ftönige ben ^tririat
an (futurorum regum Patriciatum sanciTit,
confirmavitetpo8uit;Mon. Germ. hist. Scriptt
V, 469). ^I§ wid|tigfte§ 5Rc^t würbe bem neuen
^$atriciu§ jugeftanben, bafe §eiurid^ HI. bie ^on
beffen bejeid^nete, ber ben pöpftlic^en ©tu^l be»
fteigcn foHtc, jebod^ nid^t ein für allemal, jotibem
1609
$atrtctu8, ber H
1610
intr öon gfott )u gfafl, iDcnn bic SRömcr bcn ßoifcr«
^atriciuS barum angingen (t)gl. b. Sri. ^ap\U
IDOJ^O* ®^^ füi^ bic Sfrci^eit ber ffird^e unter
Untfiönben immerl^in gefäl^rlid^e $ra|:i8 mürbe
bcffttigt burd^ baS !ßa))ftn)a^Igefe^ 9ticolQur U„
totlä^ einerf eitd ben Slntl^eU beS röntif d^en 3lbel3
imb SoßeS an ber ^apftmai^I befd^rönfte, anber«
ftttS »ittfürltd^en gingriffen beS ^atriciuS ber
Römer oorbeugte. ®er gegen frül&er öiel geringere
(ünflul beS ^atriciuS bei ber gkipftmal^I l^aftete
pä>tm nid^t mel^r an ber jhone ober bem ^atriciuS«
reife als f old^em, fonbem nur an ber ^erf on beffen,
Ux jenes Siedet t)om at)oftoIifd^en Stul^Ie auSbrüdf*
lid^ erlangt l^atte (qui ab hac apostolica sede
personaliter hoc jus impetraverint, ad con-
senaum novae electionis [seil, papae] ac-
eedant; Mon. Germ. bist. Legg. 11, 2, 178).
9tun eilten ^Ibgejanbte bed mit ber neuen ^apft-
iDQ^Iorbnung un^ufriebenen römifd^en ^bel3 an
ben aus gleid^em ©runbe mi^üergnügten beutfd^cn
^of ; fle erüärten auf ber 93a8Ier ©^nobe (October
1061) in SSerbinbung mit ftmoniftifd^ gefinnten
lombarbifd^en unb ben bie biSl^crigen ^orrec^te
beS beutfd^en |)ofe8 eiferfüd^tig wal^rcnben beut-
fd^ Sifd^öfen, ber junge Äönig §einrid^ IV. fei
M Srbe ber beutfd^en jhrone and) @rbe beS $a>
triciateS nebft aUen Siedeten, mie fie ^einrid^ UI.
iefeffen, unb befleibeten ^einrid^ IV. fof ort mit bem
3nftgne ber ^patriciatSnjürbe (Bemoldi Chron.,
in Mon, Germ. bist. Scriptt. V, 428). ^uf
biefrn feinen ^atriciat unb bie borauS öermcint«
tid^ i^m juflie|enbcn "Si^äiit berief fid) ^einrid^ IV.
in bem großen Äampfe mit ®regor VII., nament«
K(^ als er fid^ auf ber ©^nobe öon SGBormS im
3. 1076 gegenüber bem ^apfle ju bem ^uSfpru^
Dermal : Omne tibi papatus jus, quod babere
Visus es, abrenuntio, atque ut a sede Urbis,
cujus mibi patriciatus Deo tribuente et jurato
Bomanorum assensu debetur, ut descendas,
edlco (Bruno de Belle Saxonico, in Mon. Germ.
bist Scriptt. V, 352). Sie rüdtfid^tälofe unb
getDaltfome @c(tenbmad^ung ber Dermeintlid^en
IjotriciotSrec^te feitenS §einri(^§ IV. l^atte jur
§oIge, bafe bem römifd^en ^atriciuS, bem öon ber
[rui|er innegel^bten Ober^ol^eit über 9{om bereits
toum nod^ ein Sd^atten geblieben mar, nunmel^r
md^ nod^ ieber bisher t)on ben köpften freimiUig
lugeftanbene @influ^ auf bie ^apftmal^I Derloren
ging. ®er litel „^atriciuS ber Sömer" erl^ielt
p(^ no(^ eine3eitlang; allein meber ber^atriciat
SBogerS öon ©icilicn, ber öon ^Inaclet JI., bem
(Begenijapfte Snnocenj' 11., jum ^^atronuS ber
rdmif(i^en Äirrfje unb jum „^atriciuS ber SRömer"
Ernannt tt)urbe, noc^ ber beS SorbaneS, ben im
3. 1144 bie SRömer unter Uebcrtragung ber ge«
^mmten rid^terlid^en unb e^ecutiocn @malt ^u
Derfelben SSBürbe erl^obcn (Otto Frising. Obren.
7, 31), ^tte größere 93ebeutung. ^u(| ber lejte
Berfux^ gur ^erfteüung beS ^atriciateS, mie i^n
$d»em ^inrid^ III. befeffen, fc^citerte. fjriebrid^
Borboroffa nömlid^ erfd^ien, nac^bem er fid^ Don
feinem ^Qp\it $afd^alis UI. l^atte }um Itaifer
frönen Iaf[en, im 3. 1176 mit bem Seife beS ^a-
triciuS ber 3tömer gefd^müdCt i^ffentlid^ in Stom.
Unter ber Segibe beS !ßatriciuS nal^m ber laifer«
(id^e ^ßa))ft oon ber ^eterSfird^e 93ef^, @enat unb
93oIf erfannten ben t)on gfriebrid^ I. ernannten
^a))ft an, gelobten bem ^aifer«^atriciuS £reue
unb befd^moren bie Slufred^tl^altung ber Ober«
l^ol^eitSred^te gfriebrid^S innerl^alb unb au^erl^alb
ber ©tabt. Snbeffen fonnte fd^on fjriebri^ feine
^atriciatSred^te nid^t auf bie ^auer jur @eltung
bringen ; mit il^m oerfd^minbet überl^aupt ber Xitel
„^atriduSberSRömer" auS ber ©efd^id^te. (95gl.
©raSl^of, S)er ^atriciat ber beutfd^en ffaifer, in
[SSering,] 9lrc^it) für latl^oIifd^eS ftird^enred^t
XLI[1879], 193 ff.; XLII [1879], 209 ff. u.
305 ff.) [SraSl^of.]
^aMdus, b e r 1^ I. (©t. $atridt), ^poftel öon
Srianb, ift bejüglid^ aller 5lbf^nitte feiner ßebenS»
gefd^id^te unb fd^Iie|lid^ fogar feiner S|iften} ber
©egenftanb üou mand^erlei ©treitigfeiten gemor«
ben, mäl^renb bod^ feine eigenen ©d^riften über bie
meiftcn beftrittenen ^ßuntte eine l^iftorifd^e ©emife-
l^eit geben. @S gibt nämlic^ oon il^m eine Sluto«
biograpl^ie, meldte er Oonfessio nennt, unb eine
Epistola ad Ooroticum, beibe abgebrudft oon ben
Sottanbiften Mart. U, 533 sqq. S^at ift oud^ bie
9led^t]^eit biefer ©d^riften tt)ieber||oTt geläugnet, je^t
aber oon englifd^en Qforfc^em über otten S^cif^l
fid^ergeftellt »orben. 3lad) biefen Duetten, fomie
nad^ einer Weilte oon wenig jüngeren SSeri^ten,
nal^m ber ^eilige htn SRamen ^atriciuS erft bei
feiner IBifc^ofSmeil^e an (Analecta BoUand. I,
549; n, 35), nac^bem er juerft ©uccat, bann
Kot^raig^e, fpäter 3KagonuS ober SWunn gel^eifeen
l^atte. (Seboren mar er tixoa 372 oon d^rifUid^en
gltem, iebenfattS nid^t, mie oft bel^auptet mirb, in
ber ^icarbie, fonbem in ©d^ottlanb, unb jtear
in iKIpatridt bei ©umbarton (Banavem Taber-
niae ; Oonf. 1. c. 533), mo fein 33ater römifd^er
©ecurio mar. 3m Sllter oon 16 Sagten marb
er bei einem ber bamalS gemöl^nlid^en Slaubfriegc
gefangen unb a(S ©flaOe in ben 92orboften t)on
ärlanb ^u SDtild^o, bem Slan oon S)alarabia, ge»
brad^t. $ei bem l^eutigen Slntrim in ber gleic^«
namigen ©raffd^aft mufete er unter bem 9lamen
ßiotl^raibge ©d^afe lauten unb benu^te bie Sin»
famteit, morein il^n biefe Sefd^öftigung oerfejte,
jur Hebung befonberS beS münblid^en ©ebeteS.
hierbei empfanb er ein foId^eS ®Iüdf, bafe er bei
^ad^t mie bei Sage für feine l^eiligen Hebungen
fein gnbe pnben fonnte. ©o »ergingen i|m
rafd^ fteben Saläre, mäl^renb bereu il^m eine
bartc Sebanblung oon ©eiten feiner l^eibnifd^en
§enfd^aft ©elegenl^eit gab, bie Hebung ber
©elbfloerlöugnung mit ber beS ®ebetS ju 0er»
binben unb fo ju einem öeiligen l^eranjureifen.
©d^mer laftete in biefer Seit bei attem innem
®Iüdt bie unglüdtlid^e fiage feines neuen SSater»
lanbeS auf il^m. SBol^I gab eS im SBeften d^rift«
lid^e anfiebler unb im ^v^tn einige ein^eimifd^e
1611 SßatiiciuS, btr l(|t 1612
SÖriftm, aHein toeitoiiS ber grBfele %i)til btr grü- Uljttr, unb tS gelang i^m, ^itr iinfltfäSibd bit
nen änjel mar hvxä) ben Sinf(ii| ber Sltuiben in engt ©tra|e, aä(i)t in ben ^Jirerbufnt StnmfltDtli
un^rilDolIem^eibenttnitn feftgelbonnt. ®aö«tDUd6S Soufllfi fü^rt, jupaffiren. 99ei bem ^nitigtn Somn-
immer me^i ba3 ^etWgm in il)m, btn ^ilönbem fatrid lanbete et unb fanb bei ben SBflno^ncm
äefum S^riftum gu sedünben, unb getieimni^' fieunblii^e ^ufnal^me. IBalb gelang ei t^, bec
DoUe Stimmen Hangen i^m in'3 O^i, meiere i^n ^äu(>tIinQ ber @egenb 9ianien§ 'Siidpi für bol
auffoiberlen, biefem ÜSerlangen ju folgen. So (lliriftentfium ju geminnen, unb fo lotnde er (ier
mtlief er enblidi ber aufgebrungenen ©(louerti bei bem jtjigen Soul bie erfte (!^ripli(!()c Äin^ in
unb begab fii^, ungelDife auf n)el(5em aBege, nad^ 3rlanb erbauen. Dlun aber 309 e§ il|n nothmflitt
@allien, um bort bem ÜRangel an geifliger Sil- in bie @raf|d|afi Stntrira, tno er eine fie&enjälirigi
bung, bellen Et jii^ als eine9§inb£mifjeä bei [einem !8or6eteitung§jeit Derlebf l^attt, unb Wo er i^t
SSorl&oben mo^I bma^l mar, objuticlfen. 6r faitb feinen ehemaligen §erm Wili^o unter boä 3oi
guerft für einige ^a^t im SfCaftet beS ^I. ÜJtat- beS JheujeS ju beugen ^offte. ISein »on feüitn
tinu9 ju anatmoutiet bei 2our6 Blufna^me unb 33ruiben uor bem etiemaligcn ©tlüDen gettoml,
gelangte ecn bort ouf „bie glüdfeltge 3nfel" ßetin. Betbtcnnte bet ^eibnif^e Häuptling ^i) ftibp mä
älac^bem et fti^ [|iet jur ^erfünbigung be§ Soon- allem, roaS fein mar. SÜin beft^to^ ^patrinui,
gelium@ [|inreid)enb Dorge6ilbet gu t|aüen glaubte, baS feltijc^e neibent^um an feinem OÜlitItIptDdt
begab er fii^ na^ Siom, um bem a]}ofto1ifi^en anzugreifen. Sr fx^ab fic^ be^negen fübtnötS in
Stutil bie unglücflidde 2age feines jDeiten Spater* bie @raffd^aft ^taÖ). mo bomalS ber irif<!^ flintg
lanbeS ^ilanb gu [diitbecn, (onnte aber bei ber ba- Saog^aire bie |)äutitlinge unb bie ^ßnejlet brt
maligen t]ontif(^en £oge leine SSorfe^rungtn gu SonbeS ju einem ^eibnif^cn ^e^ Derfatmnelt
einet ÜDIiffionSi^ätigfeit unlet ben 3ren erroirfen; ^atte, Slngeftctitä biefec Sierfammlung befi^loS
batiet ging et wieber nac^ ©ollien juriitf unb ^Jalriif, mit ber gröltengftietlii^feü biäOfierfe^
W>i f*"^ f"8^ °^ *"n &'■ ®ermanuS gu ^lujerre ju begeben, unb lie| be^loegm auf einem ^oftm,
an, um oon biefem in üfliffenfc^aft unb ©ottfelig- tteit fic^tbaren Serge ba§ Ofletfeuet angnnlWL
feil gugletiiö untermiefen ju loerhen. 5ßiet äa^te 33ie6 mar ein Singriff in bie ^tümifc^ Siüt
blieb et in feiner unmittelbaren ^ä^e, allein biS Deli^e bei bem gerobe gefeierten ^fte ftinanberd
gum3:obebeei)eiligenS9ifcE)0f9(448)nnterftelIteet geuet alS ba3 Dom ffönig angegünbttt ttlai^
ftc^ beffen geiftli^er Seitung, fo baf; bie älteften kalter narb ^iatriciuS bon Saogl^te'S @enN
SBiograptien feinen ^ufent^alt in @allien auf lingen ergriffen unb in bit Serfonmilung 9^
30 ober 40 3a!ire auSbe^nen. ^ebenfalls Der* btai^l, um fid^ bort gu Deranttnorten. 9IUetit bie
brai^te er einen S^eil biefet 3e"' aviä) anberäino. gewaltige Srfi^einung bcS ^eiligen 9Jlannel modili
911S ©etmanuä im 3, 429 »on ^o^ft Uöleftin auf bie SSerfammelten einen fold^en ftinbrai, bat
na^ ißrilonnien gur 5Befämpfung ber pelogiani- niemanb magle, i^n gut SRec^enfii^aft ju jie^;
ftfien Striezte gefanbt »utbe, na^m er ^fJütriciiiS et warb al§ ©oft auf bie ÄönigSburg ju im
als fflegieilet mit boti^in. Jiai^ bet Jftiiiflett er- geleilet unb bort mit ben böi^flen l£^ren belwnlidL
tbeilte er i^m bie 5ßrieftenoeibe unb befiärtte i^n ©0 tonnte er fc&on am nät^ften Sage anfangni,
in bem ©ebanten, er fei ton @ott berufen, ben bie ^rifilidöen S!Sül)rbeiten gu Oerfünbigen unb iii
Srlönbem ba§ Sic^t beS ß^riflent^umä gu bringen. Simibcn, welche i^m entgegenjutreten Berfuditni,
^Qtriciu§' großes Verlangen fiiema^ raorb nur gu ItffdjQinca, Son [einer iibergeugenben SBerrtc
gcfleigert butc^ ben IDiifierfDlg, wclcEientiirg Borget inmtcit tjingmjfen, liefen aUe bie Derfararndta
bieSenbung beSSBifc^ofS 5pal[übtu5 nai^ 3rlaiib ©reiben, ben Jfönig an bet ©pitje, nebp einer
erlitten tiatte (f. b. 9lrt. 3rlanb VI, 876). 5Dat]er 'Jlngo^l iiBrnelimer grauen fic^ taufen. Swi ein
begab er fi^, Dom 1)1. ©ermonuS ermutt)igt, Bon lioi^angclctiencr Xituibe , 2)ubtai^ mit Slam,
aieuem m^ ÜKom, um bem ^apfle Eöleftin feinen ii'nrb (j Ijrift unb ftettte bie gro^ biditerifi^ Sc
©ebanten au^gufpreclien unb fic^ Don il)m bie gabung, meli^e et befag, fortan in ben SHenpbn
apoMifc^eSenbung füt3rlanb guetbitten. ^uf matten ^Religion, ^n ^atte ^kitticiuS eia fcjtt4
bie 6mpf e^lung eineS ißticfteri ©egetiuS, mel{l)en Sunbament gelegt, auf toel^em et meitetkUBi
©ermanuS i^m gu biefem 3"'«' mitgegeben, er- tonnte. ®a§ 5lnben[en an biefe etfte SBirtfiiiii'
t^eilte i^m ber $Qpft bie opcftolifti^e @Dl!mai$t, teit beS tieiligen SltioftelS lebt biS ^e in bti
unb mit biefer au^gerüftet fegelte ^atriciu§ nad^ gangen ©raffttiaft, unb noäf fte^t bit fKrt^t tioi
3rlanb. UnlEnoegS trl)itlt tr bie 9!a(^ri4t Don ®onagl)})atric[ in ben nämli^en ©rBlsmoetpi'
bem ingmififten erfolgten Sobc beä iSif^ofS Sßal- niffen, in tneliien bet ^eilige nad^ angabt bn
labiuS unb matb nun üon einem gaüifi^en Sift^of gleic^jeitigen ©efd^it^tfdjteiber fie etrid(|tttt. So'
91matores al§ etfier Sifc^of Bon Srlanb confecrirt. §ier begab fii^ ^atriciu§ nacb Eonnouglit, um bti
©D mit ntutt 3uBtrfi^l erfüllt, Berfu^te er guerft SBefltüfle gu erteid|tn, überaÜ prebigtnb, tmiftnb.
im ©üboften oon 3rlönb beiSSirflom gu lanben; Sßunbct roittenb unb ffirc^cn grünbtnb, Otto
oDein ein ^agel bon ©teinen belehrte i^n, bafe et bis Ijeute ilittn Seftanb Bon i^m ^leittn. Sun
biet bei ben l)eibnif(^tn Scwobnetn auf feinen burfte er tubner auftreten ; in ber fftaft Qattd
gtfolg re<l)nen bürfe. 3)at)er manbte et fi^ oiebet begab et fii^ nad^ Sintrim, roo ftc^ tin dtbttü^
norbtoärtS biä gut JKifte bei ©raffcEiaft Sioton in ^eiligtl^um beS ®ö^ Srom-Gtuoi^, btä irififtn
1618
$atrtclu8, ber 1^1
1614
SRoIod^, befonb, jerftörte ba§ ©ö|enbt(b t)or ben
ttugen ber t)erfteinerten SJlenge uno mad^te fo ben
iMnberopfem ein 6nbe. gfreiltd^ t)erUef biefe tt)te
febie f))fttere 9Btr!fomfeit nid^t o^ne mand^e ^rä«
fimg für feine ©tonbl^aftigfeit. Oft bereiteten il^m
ttrte feinen 5Keuöetcmften bie ffiruiben gro^e ®e»
^il^ren, benen er mie burd^ SBimber entging, unb
Die d^ftlid^n Stiftungen l^atten fel^r t)iel t)on ben
(Einfällen ber räuberifd^en 93riten ju leiben, ob-
Qleid^ biefe felbft fd^on ba3 €l^riftent]^um an-
fitnommen l^atten. Sin 2)enfmal f)itü>on ijt bie
oim genannte Epistola ad Coroticum. 2)er
fottifd^e Surft biefeS Spaniens roax in SDhinfter
gelonbet, l^tte einen Xl^eil ber Sl^riften bafelbft
trmorben, einen anbem an bie Rieten unb @coten
als SHaüen öerfaufen laffen; umfonft öerfud^te
ber ^eilige burd^ fein ebenfo emfte§ als ]^er}Iid^eS
€d^reiben, ben Sftöuber jur $u^e unb ^ur Veraus-
gabe beS fremben ®uteS ansu^alten. Sieben Saläre
lang blieb ißatriciuS im 9lorbtoeftcn 3rIanbS, ben
er bem Sl^rijtentl^um bauemb gemann, inbem er
aOentl^alben für bie t)on il^m geftifteten ®otte§-
^fer ^rießer unb Säifd^öfe meil^te. 2)ann fe^te
er feinen fegenSreid^en @roberung§5ug fort unb
tarn juerft mieber nad^ Ulfter; l^ier grünbete er
bie SKetropoIitanürd^e öon 3(rmag]^ im % 445.
9hm toanbte er ftd^ fübtuörtS bur$ Seinfter nad^
Sfhmfter, uberaS feinen SBeg mit 93efe]^rungen ber
Reiben, Stiftungen öon Äirc^en unb ©rünbungen
^rifUi^er (Semeinben bcjcid^nenb (f. b. ?lrt. 3r«
lonb VI, 877). 3n ÜKunfter wirfte ^atriciuS
abermals fteben 3a^re in unermüblid^er S^ätig-
teit 3e|t roQx gan^ Srianb für baS 6]^riftent]^um
\ttDonnm, unb baS gcfammte SSoIf öerel^rte ben
►eiligen alS feinen 3l))oftcI unb SSater. ^uf biefe
[uctoritdt geftü^t, badete er nun aud^ baran, bie
duneren Scrl^ältnijfe ber 3ren fo ju regeln, ba|
bie d^ftlid^e Weligion in il^rem Seftanb gefid^crt
bliebe, unb geftaltete bie feltifd^e (Sefe^gebung beS
fionbeS in einer SBeifc, ttJeld^c ben gorberungen
ber JKrd^e suglei^ mit htn l^ergebrad^ten Sin«
ric^tungen SRec^nung trug. ®cr §ciligc ftarb 493
in einem ^Iter t)on 120 Salären ju Saul in ber
9lä§e öon ©trangforb Sougl^, njo er bie erfte ftird^e
ouf trifd^em $oben gegrüiü)et l^atte.
S)a8 fieben biefeS großen ÜKanneS, in weld^em
ftd^ feltif d^e ^al^igteit mit munberbarer @IaubenS«
tiefe gepaart latte, ift reid^ an wunberbarcn 3ügen,
beren gefd^id^tlid^er Sl^araf ter nid^t geläugnet toer«
ben fann. 9tod^ tounberbarer l^at bie 3)anfbar!eit
f päterer 3eit bie ScbcnSgefd^id^te be§ l^eiligen 3Kan«
neS geftaltet, inbem fie feine ^erfon mit einem
ihron^ öon Segenben umgeben l^at voxt wenige anbere
^ilige. 93efannt ift bie tt)cit öerbreitete Eingabe,
er fym aUe Sd^Iangen unb fd^öblid^en 3:i^iere au§
3rlanb öerbonnt unb in'§ TOeer gewiefen. SCBie
e8 fid^ aud^ mit ber eigentpmli^en Xl^atfad^e
t>er^en mag, ba^ bis l^eute toeber Sd^Iange
ito4 9RauItt)urf unb gfelbmauS in Srlanb öor-
fommt unb bie getoöl^nlid^ften Smpl^ibien ^u ben
€dten]^eiten bafelbft gehören, fo ift Jene Segenbe
bod^ rooijii nur eine SinHeibung für bie 2:]^atfad^e,
ba^ ^atriciuS burd^ baS S^riftentl^um aud^ bie
Siätur beS SanbeS umgeftdtete unb bamit bie
SluSrottung ber fd^öblid^en Xl^iere bemirfte. Sine
anbere in Srianb nod^ l^eute geglaubte Segenbe
fnü))ft ftd^ on eine eigentpmlid^ jerflüftete ^ö^Ie
auf einer Snfel in Sougl^ 3)erg bei ^ettigo, GJraf «
fd^aft ffionegal. 2)ort foE ber 1^1. ^atriciuS, alS
er einft öor einer ungläubigen äJlenge öon bem
Seben unb ben Strafen nad^ bem ^be prebigte,
einen Cingong in bie Unterwelt erfd^Ioffen l^aben,
fo ba^ iebcr feiner 3u]^örcr, ber fid^ l^ineinwagen
tt)oQte, bie !ßeinen beS gf^Of^uerS unb nad^ einer
Eingabe aud^ bie Oualen ber ^btk burd^ eigenen
9lnblidf fennen lernen fonnte. S)iefe Crjäl^Iung
ift öiel geglaubt unb aud^ in bie Sreöiere einzelner
jhrd^en aufgenommen iDorben; bie fraglid^e ^öl^Ie
ijt unter bem 9lamcn „St. ^atridt'S fjegfeuer"
baS 3icl l^öufiger SßaQfal^rten geworben unb bis
l^eute geblieben, ni^t ol^ne ha^ 3)lanä^t in ben
bunfeln unb niebrigen SBinbungen ber ^öl^Ie craff e
^^antafiegcbilbe für SBirüid^feit angcfel^en l^aben.
allein bie fird^Iid^e auctoritöt ift gegen bieje aber«
glöubifd^e ^nna^me immer eingefd^ritten. 2)ie
^ö^le felbft warb fd^on 1497 auf 5lnfte^en ^le-
janberS VI. gefd^Ioffen, unb baS33cnebigerS3reöier
öon 1522, weid^eS bie Sage in bie Sectionen auf«
genommen l^atte, mu^te auf pöpftlid^en SSefel^I
f^on 1524 ol^ne biefelben neu gebrudft Werben
(Ferraris s. v. Purgatorium 24). Qfemer Würbe
feit unbenHid^er 3eit „St. ^tridPS Stab" gu
3lrmag]& aufbewal^rt ; eS foflte biefe ein Stab fein,
ben einft ber ^eilanb getragen, unb ben ber ^eilige
auf übernatürlid^e S33eife öom |)erm felbft gum
©efd^en! erl^alten l^ötte; mit biefem Stabe babe
er bie fd^äblid^en 3:]^iere in baS SKcer getrieben.
2)iefe alS T^ationall^eUigtl^um öerel^rte äteliquie
warb beim SinfaKe ber Sf^ormannen 1185 in bie
Christ Church gu ®ublin gebrad^t unb bort 1538
öon bem abtrünnigen Srgbifd^of 93rown öemid^tet.
92od^ fnüpft \\ä) an ben 9{amen beS 1^1. ^atriciuS
ber @ebraud^ beS JfleeblattS alS eines StnhbilbeS
für Srianb ; er foll bem ftönig Saogl^aire an einem
fold^en baS ©cl^eimnife ber l^eiligcn S)reifaltigfeit
erläutert l^aben, Wöl^renb aud^ f^on bie 2)rutben
baS jf leeblatt gu aberglöubifd^en S^tim öerwen«
beten.
Duellen für bie SebcnSgefd^id^te bcS 1^1. ^a«
triciuS bietet öor 9lBem ein im Trinity College
5U 2)ublin aufbewal^rter Sammelbanb, gewöl^n«
lid^ The book of .Axmagh genannt, beffen l^ier«
l^er gel^örige Säeftanbtl^eile in ben Anfang beS
7. Sö^rl^unbertS ^inaufreid^en. ^luSfül^rlid^ be«
rid^tet barüber P. Öogan in ben Analecta Bol-
landiana I [1882], 532 sqq. SBid^tig fmb alte
ürd^Iid^e ^Qmnen in Todd's Book of Hymns
of the ^cient Church of Ireland, Dublin
1855—1 869, 2 vols. Se^r alte S3iogra|)]^ien ftel^en
beiColgan, Trias Thaumaturga, Lovanii 1647.
2luS ber faum überfel^baren Siteratur ift l^eröor-
ju^eben Usserii (Ussher) Britannicanim eccle-
1615
Patrimonium Petri — ^atrologie.
1616
siarum antiquitates, ed. sec. Londini 1687;
Lanigan, Ecclesiastical History of Ireland,
2. ed., Dublin 1829; Todd, St. Patrick, apostle
ofireland, Dublin 1864; ©rcitl^, ®efd^. ber
altirifd^cn Hit^t, Srciburg 1867, 95 ff.; Smith
and Wace, A Dictionary of Christ. Biogr.
IV, Lond. 1887, 200; fBtUtSf^tm, ®cfd^. ber
lotl^oajd^en ifird^c in Srlonb I, ü)kinj 1890,
1—68. [Raulen.]
Patrimonium Petri, f. JKrd^enftaat.
'^aixipattiauetj f. Sfittitrinitaner.
Cotrim, f. ^Qtrologic.
'^afri}i, gratis Xaöcr, S. J. (Patritiuß),
berühmter SBibcIforfd^cr, ttjurbc olS alteftcr ©ol^n
ber in Wom angcfcl^cncn ©rafcnfamilic ^atriji
bcn 19. 3uni 1797 geboren. 6r xoax einer ber
erften 9lot)iäen in bem nad^ ber Weflauration beS
DrbenS (1814) eröffneten 5Rot)iciate. 3laä) Se-
enbigung feiner @tubien jum $riefter getueil^t
(1824), tourbe ^atriji balb ^rofeffor ber l^eiligen
@d^rif t unb ber l^ebröifd^en ©prod^e am r5mif(|en
goBeg. 3m SReöoIuHon§iaI)r 1848 fiüd^tete er fid^
nad) ßnglanb unb untcnid^tete erft bort, fpäter
5U fiötoen bie jüngeren OrbenScIerifer in ben ge»
nannten ®i§ciplinen. 9lad^bem bie Drbnung ju
9lom njieberl^ergefteBt »ar, feierte er bal^in jurüdC,
um feine ^rofefjur toiebcr ju übemel^men, bis er
1870 öon 9leuem auS bem römifd^en ßotteg öer»
trieben tourbe unb im beutfd^'ungarift^en EoIIeg
eine Suflud^tSftätte fanb. ^ier enbigte er am
23. ^ril 1881 jcin frommes 2thtn burd^ einen
crbaulid^en lob. ^atriji ftanb fomo^I tocgen feineS
mufterl^af ten DrbenSIebcnS als ftegen feiner ® elel^r«
famfeit bei feinen 9Diitbrübern im ^öd^ftcu ^nfcl^cn.
3Kit ber ängftlid^ftcn ©eftifjenl^aftigfeit öerjal^ er
bis in jcin ^iJc^fteS mtcr bie ^rofeffur. grl^inter-
lie^ mehrere SBerfe, ttjeld^e für baS Sibclfad^ blei»
benben SOSertl^ l^aben. SBcreitS im 3. 1844 öer-
(3ffentlirf)te er ju Som eine ^ermcneutit unter bem
%ikf De interpretatione Scripturarum sacra-
rum libri II, bereu erftcS 53u(^ bie aßgemeinen
^rincipien ber ©d^rifterflörung entf)ält (neu auf-
gelegt unb überarbeitet 1862, 3. ed. Rom. 1876;
in compendium redactus, Hatisb. 1860) ; baS
Stoeite Sud^ ^eigt bie ^nttjcnbung berfelben in
ber 6r!Iärung ausgewählter fd^ftieriger ©teilen.
9f?od^ öiel bebeutenber finb feine De evangeliis
libri III, Frib. Brisg. 1852-1853, 2 tom.,
in meldten eine großartige ßrubition nieber«
gelegt ift. ^ußerbem feien nod^ genannt De
consensu utriusque libri Machabaeormn, Ro-
mae 1856; In Joannem commentarium, ib.
1857; In Marcum commentarium, ib. 1862;
In Actus Apostolorum, ib. 1867 ; Cento salmi
tradotti letteralmente dal teste ebraico e com-
mentati, ib. 1875 (nid^t ftreng n)i)fenfd)aftlic^,
fonbem mel^r populärer unb paränetifd^er 9Jatur).
S)a3U fommen Heinere ^Ibl^anblungen, toie Com-
mentationes tres de Scripturis divinis, de
peccati originalis propagatione a Paulo de-
scripta, de Christo pane vitae, ib. 1851 ; De
interpretatione oraculonim adChiistumper-
tinentium prolegomenon, deque Christo Zi-
chariae et Malachiae vatidnüs praenmiciato^
commentationes duae, ib. 1853 ; De immaeii-
lata Mariae origine a Deo praedicta disqui-
sitio, cum appendice de feminini generis
enallage in linguis semiticis usitata, ib.
1854. %x^ l^interliel $atrigi mel^rere aScrtiMe
Säüd^er. ©ein befonbereS ißerbtenft ift eS, bie h-
t^olifd^e biblif(^e f^ermeneuti! unb Ssegtfe foiDO^
in ber Xl^eorie alS aud^ in ptaftif d^er SuSfü^nmg
bor ber Smancipation t)on bem ftrd^Iid^ Sel^
begriffe unb ber lebenbigen Srabition getoontt ga
l^aben. fieiber ftnb feine geleierten tmb grünbli^en
SBerle in einem fd^meren, fel^r gebrdngten @tik
gefd^rieben unb, eben meti er fid^ einer gor ju ge-
fud^ten claffifd^en Satinitöt befliffen 1^, xd^
leidet 5U lefen. @S bebarf aEer ^ufmerffamfeit,
um aus ben larg jugemeffenen SBorten bm retten
Snl^alt, ben fte in jid^ bergen, l^erauSjuf dualen. (SJ^L
„ßatl^olif" 1881, n. 267-272.) [^urtcrS.J.l
Patrocinimn ift in ber Siturgie Xitel gtoeier
Sefte, beS t)on $iuS IX. am 10. September 1847
für baS gan^e ^benblanb oorgef d^riebenen 6(1^-
fefteS beS l^eiligen ^täl^rüaterS 3efu, Patrocimam
S. Josephi, baS alS duple^L 2. claasis bem brittoi
Sonntage nad^ Oftem ^ugetuiefen ift, unb M
Patrocinimn B. Mariae Virginia , baS 1679
^unäd^ft für bie Sauber ber fpanifd^en jhrone be-
toiUigt unb bann Don Dielen 3)iocefen alS $ar*
ticularfeft aufgenommen tt)orben ift ; eS urirb an
einem Sonntage beS 9tot)ember als duplex majus
gefeiert (f. b. ?lrt. Warienfefte ob. Vni, 824). -
Patrocinium l^ei^t ttjeiterl^in bei beutfd|en fiitin»
güem, nic^t aber in ber fird^Iid^en ©prad^e, bie
geftfeier ju g^ren beS ffird^en*, DrtS« obe:
SanbeSpatronS (ügl. b. ^rt. Patronus). Sei ben
©d^riftftenem beS SmtttelalterS »erben bie »c»
liquien öon ^eiligen beS Deftcrn patrocinia
Sanctorum genannt (f. Ducange, Glossarium
8. V.). [fi. Sd^rob.]
^afrofogie, „SBiffenfd^aft Don ben Rid^n*
üätern", ]^ei|t feit bem 17. Sal^rl^unbert bie @c»
fd^id^te ber fir^Iid^en Siteratur beS ^(Itert^umS.
8o iung ber 9iame, f o alt ift bie 3bec ber ^ßatro»
logie. 3^r SSatcr ift ^icron^muS, beffen ©djrijt
De viris illustribus, 392 ju ©etl&Iel^em Der|Q|t^
bcn erften 3Serfud^ einer d^riftUd^-tl^eoIogijt^m
2iteraturgefd^id)tcbarftcÜt. 3)en3:itel feiner Sd^rijt
l^atte ^ieron^muS ber römifd^en 2ilcraturgef(%i4tt
bcS K. ©uetouiuS XranquilluS (geft. um 160) ent»
lel^nt. Seine ^bfid^t aberging auf eine Iiterarif{^e
SQBürbigung fämmtlid^er d^rifttid^ « tl^eologificn
Sd^riftftellcr Dom ^obe beS §erm bis jum 3a^
392. gr beginnt mit bcn SSerfaffcru ber Seiften
beS bleuen ScftamentS unb f ül^rt im 5Scrlaufe auA
l^ärctifd^e ^uctoren auf, ein Umftanb, meld^
?luguftinuS (Ep. 40, 9) beanftanben ju foto
glaubte, (lieber bie ausgaben ber Schrift De
viris illustribus f.b.^rt. ^ieron^muSV, 2029;
eine umfaffenbc unb grünblid^e queßenfrüifc^
1617
^ottologie.
1618
ttiüerfud^una ber @(j^ lieferte {üngft @t. D.
St^oiDdti in ben ftird^gef^id^tlid^en Stubien,
l^cnnidg. oon lhi5))fler, Sd^rörS, ©bralef, f&h. II,
^ft 2, aRünfter 1894.) ®te weniöen Siteror-
^iftortfcr ber nöd^ften ^olge^eit führen ftc^ felbft
ouSbrücflid^ als ^ortfe|er M SBerfed bed 1^1 ^ie-
nm^imtd ein, fnüpfen ba an, wo ^ieron^mud
b^. ber iebeSmoIige SJorgänger obgeBrod^en |atte,
tnü) be^beln bie fpäteren t^eologifd^en @4nft>
{teuer oud^ loefentlid^ in ber Don $ieront)mu3 ein«
^l^ltenen Sri unb SBetfe. @o @ennabiu§ Don
titofeUIe, äftbor Don ©eDiUo, 3Ibefon3 Don Xo«
lebo (f. b. betr. «rtt.). 3m 11.— 15. Sal^r^unbcrt
^ben @igebert Don ©emblou^, ^onoriuS Don
Sugujlobunum, ber fogen. SlUIfer ^nonQmu§,
^eitbo*£)einrid^ Don ®ent, 3ol^anne§ Xritl^emiuS
u. 9L ft^ um bie t^eologifd^e Siteraturgefc^id^te
ocrbient gemad^t. Sie bel^onbeln aud^ bie @d^rift>
PeDer ber erflen Sol^rl^unbcrte, fd^öpfen aber il^r
Me|be}ügHd^e8 SBiffen faft QU§|d^Ite|Iid^ au3 $ie»
roni^mud ; ber Sßert^ il^rer @d^riften beruht jebeS-
mal auf ben SJlittl^cüungen über @d^riftfteQer ber
tungflen SSergangenl^eit (f. b. betr. Slrtt.). ©eit
bem 15. 3<i^t]^unbert fd^mang fid) bad @tubium
ber fird^Iid^en fiiteratur beS ^Itertl^umS, burd^ bie
Seftrebungen ber f)umQniften möd^tig angeregt
unb burd^ bie Sl^efen ber fogen. Sleformatoren
nad^brüdflid^ ]^erau§geforbert, ju neuer IBlüte auf.
Sefonbere Snoöl^nung Derbienen bie ficiftungen
ber Potl^olifen ©upin, Se 9lourrt), ßciUier u. %,
ber Reformirten 6aDe, Dubin u. % (f. b. betr.
Srtt ; über anbere ^Bearbeitungen ber tl^eologifd^en
Siteraturgefd^id^te f. Th. Ittig, Schediasma de
autoribus qui de scriptoribus ecclesiasticis
egerunt, Lipsiae 1711; Walch-Danz, Biblio-
theca Patristica, Jenael834). Sie genannten
Geleierten ftrebten faft aUe eine bis in bie neuere
3eü l^inabreid^enbe ©efd^idite ber tl^eologifd^en
Siteratur an, mibmeten jeboc^ meift ben fird^Iid^en
Sd^riftftellem be§ ^Itertl^umä eine erl^öl^te 9luf»
merffomfeit. ®ie bem 17. Sa^rl^unbert angepren»
ben fiutl^eraner 30)^. ©erwarb, ^ülfemann, 3.
@ottfr. OleariuS maren e§, meldte ben auf ba§
SQtertl^um entfaUenben S^l^eil i^rcr literargefd^id^t*
lid^ Sßerfe Patrologia benannten unb bamit
bem SBorte ^trologie im @inne einer (Sefd^id^te
ber fird^Iid^en fiiteratur bc§ ^lltertl^umS ßingang
vatb SSerbreitung Derfc^afften. „93äter" ober „ftir-
cdenDöter" loar fd^on löngft ber auSfc^Iie^lid^e
S^renname berjenigen tl^cologifd^cn ©d^riftftefler
ber SSorjeit getoorben, toeld^e aU 3cugen unb SSer»
treter beS (SlaubenS ber JKrd^e ftd^ eine§ befonbem
Snfel^S erfreuten. 3)ie ffatl^olifen unterfd^ieben
jtoijd&en ffird^enDätem, ffirdöeufd^riftficllem unb
Äird^enlel^em (f. l^ierübcr ben ^rt. ftird^enöater,
^ toeld^em j[cbo(^ nad^^utragen ift, ba^ fieo XIII.
mid^ S^rilluS Don 3erufalem unb Sol^anndB Don
DamoScuS 5um Stange Don jf ird^enlel^rem erl^obeu
^). eeit ber atoeiten ^älfte beS 18. S^^^rl^un-
berk marb eS mel^r unb mel^r üblid^, bie JKrt^en-
l^ftfteller beS ^Itertl^umS, gefonbert Don ben»
ienigen ber fpotem Seit, gum ©egenftonbe literor-
liftorifd^er 3)arftenung5U mad^en. 2)ie9lbgrengung
be§ aitertl^umS blieb f^loanfenb. 3n neuefter 3eit
l)flegte man bei ben ^ried^en bis auf 3o^ne8
Don ®amaScu8 (gefi. um 754), bei ben fiateinem
bis auf ^apft ©regor ben ©ro^en (geft. 604)
l^inabgugelen. ©eit bem 16. 3a^t]eunbert be-
fd^rönfte man fid^ nid^t mel^r auf bie SBefpred^ung
beS SebenSgangeS unb ber literarifd^en SD^ötigfeit
ber ffird^eufd^riftfietter, fonbem gog in ber Siegel
aud^ bie fiel^ranfd^auungen berfelben in 93etra^t.
Sinlö^Iid^er aber al§ in ben ^Bearbeitungen ber
^trologic marb bie Sel^e ber ffird^eufd^riftfiener
in mand^en 2)arfte&ungen ber bogmatifd^en i^tO'
logie erörtert; inSbefonbere warb im 17. unb
18. 3Q^r^unbert in proteftantifd^en fie^rbüd^em
ber ®ogmatif Dielfad^ ber ®octrin ber SJater al8
theologia patristica, im ©egcnfa^ gu theologia
biblica unb theologia sjmbolica, ein eigener
^Ibfd^nitt gugcwiefen. ^u3 ber ^luffd^rift Theo-
logia patristica tmvLä)!^ ba§ SBort ^atriftif,
bef Jen GJebraud^ inbeffen ftctem ©d^wanfen unter-
lag. Salb ift ba§felbe, im Unterfd^iebe Don ^atro»
logie, gur Sejeid^nung Don SluSfül^rungen über
bie fiel^re ber 33äter gebrandet toorben (fo nod^ in
ben alsbalb ju nennenben SBerfen Don 5lirfd^I
unb Slegbäntiat)) ; balb l^at man il^m bie ^ebeu«
tung Don ^atrologie gegeben (fo namentlid^ aud^
Chr. Fr. D. Erdmann, Prolegomena in patri-
sticen. I. De patristices notione et finibus
[Progr.], Regiomonti 1857 ; gr. SRijjfd^, ©e-
fd^id^tlid^eS unb SDtetl^oboIogifd^eS gur ^atriftif:
3a]^rbb. für beutfd^e Sl^eologie X, ©otl^a 1865,
37—63). ^uS bem 19. 3aj&r]&unbert feien fol»
genbe ^atrologien Don fatl^olijd^er ^anb genannt :
3. % aJlö^IerS ^atrologie ober c^riftlid^e fiitcrär-
gefd^id^te. ^u§ beffcn l^interlajfenen ^anbfd^riften
mit grgängungen l^crauSg. Don gf. 3E. Weitl^ma^r.
8b. I: ®ie erften brei Sal^r^unberte, 5Regen§burg
1840 (mel^r ift nid^t erfd^iencn); J. Fessler,
Institutiones Patrologiae, quas ad frequen-
tiorem, utiliorem et faciliorem SS. Patrum
lectionem promovendam concinnavit J. F.,
Oeniponte 1850—1851, 2 tomi. Denuo re-
censuit, auxit, edidit B. Jungmann, tom. I
1890, tom. II, pars 1 1892; 3- 3ll3og, ©runb-
rife ber ^atrologic ober ber öltem d^riftlid^en
Siterärgefc^ic^te, fjreiburg 1866, 4. »up. 1888;
3. 5Rirfd)I, Sel^rbu^ ber ^atrologie u. ^atriftü,
SDlainj 1881—1885, 3 Sbe. ; D. Sarbenl^ettjer,
^atrologie, greib. 1894; J. Rezbänyay, Com-
pendium patrologiae et patristicae, Quinque-
ecclesiis 1894. 25on in^altlid^ DerttJanbten pro«
tcftantifd^en SBerfen feien ermäl^nt: A Dictionary
of Christian Biography, Literature, Sects
and Doctrines, during the first eight cen-
turies, edited by W. Smith and H. Wace,
Lond. 1877—1887, 4 vols. ; ^. §amadf, ©efd^.
ber altd^riftl. Siteratur bi§ eufcbiu§, %\ 1 : ®ie
Uebcriieferung unb ber SBeftqnb, ii\piXQ 1893;
©. ffrüger, ©ef^id^te ber altd^riftl. fiiteratur in
1619
^atron — $attonat§rcd^t.
1620
bcn erftcn bret Sa^rl^unbcrtcn, grciburö 1895.
(©onftige patrolog. ©d^riftcn öcrjcid^nct 6. 6.
ätid^orbfon in bem ©upplementbanbe ber ameri»
fanifd^cn Ausgabe beS Ücberfc^ung^ttjerfcS The
Ante-Nicene Fathers, Buffalo 1887, Biblio-
graphical Synopsis, Appendix.) @§ fmb bog«
mattf(^e be^U). bogmengefc^id^tlid^e @rünbe, burd^
iDcId^c bic cmäl^ntcn jprotcftantifd^en 9luctorcn
öcranla^t töcrbcn, bic ^patrologie mit einer „®e»
f c^id^te ber altd^rifllid^en Siteratur" ju öerlaujd^en.
aßerbingS l^atten aud^ fd^on ÜKöl^Ier^SReitl^nia^r
unb ^lljog in bem Xitel ber angefül^rten SBerfe
bie ^atrologie ber ,, (altem) d^riftlid^en fiiterär«
gefd^ic^te" gteid^gefe^t. ©ie woßten inbefjen bod^
nur eine ©efd^id^te ber fird^Iid^en Siteratur geben,
b. ^, ber tl^eologifd^en Siteratur, meldte auf bem
©oben ber fird^Iid^en Seigre ftel^t. @inc fotd^e ®e«
fd^id^te ber fird^Iid^en fiitcratur fann, wenn fie
il^rer 5lufgabe geredet »erben toiß, einer •fteten
SBerürffid^tigung ber unfird^Iid^en ober l^äretifd^en
Siteratur fi^ fd^on be^l^alb nid^t entjicl^en, »eil bie
6nttt)idHung ber fird^Ii^en Siteratur fel^r »efentlid^
bebingt unb getragen ift t)on bem Äampfe gegen
bic l^ärctifd^c Siteratur. ®ie Sejcid^nung ber
^atrologie alS ber „(ättcm) d^riftlid^en Siterär»
gefd^id^tc" aber mu^ freilid^ Scbenfen erregen. 3n
bcn Screid^ ber ^atrologie faßt bod^ nur ba§ tl^eo«
logifd^e ©^rifttl^um, unb ttjcnn au§ bcn brei erftcn
Sal^rl^unberten feine ©d^riften d^riftlid^er ^erfunft
t)orIiegen, tueld^c nid^t ^uglcid^ aud^ t^eologifd^cn
Sl^araftcrS roättn, fo fann biefcr sufößige Um»
tanb bie ^u^erad^tlaffung be§ Unterfd^iebc§ jmi«
d^en d^riftli^er unb tl^cologifd^er Sitcrotur aud^
ür ben genannten Seitroum nod^ nic^t red^tf er«
igen, ganj abgcf cl^en baoon, ba^ in ben folgenben
Sal^rl^unbertcn ber d^riftlid^-tl^eologifd^en Siteratur
eine 5ßrofanIiteratur d^riftlic^en 93e!enntniffe§ jur
©cite gel^t. ©agegen fu^t eine ®efd[)id^te ber
fird^Iid^en Siteratur auf ber SorauSfekung, bafj
bie Seigre ber ffird^c bei aßer äußern gntfoltung
ftetS »efentlid^ biefelbe gett)cfen unb geblieben ift,
unb ba^ fie bc^l^alb einen feften unb fidlem 9)ia^»
ftab jur Seurtl^cihmg be§ Snl^alteS t^eologifd^er
Siteraturerjeugniffe barbictet. S)iefe9Sorau§fc^ung
iebod^ fönnen »eite Greife ber neueren proteftanti«
fd^en %i)tolo^m au6) für bie frül^efte Sugenbjeit
ber ifir^e md)i mel^r jugeftel^en. 9kd^ il^rer ^n=
fd^auung ift baS urfprünglid^e ßöangelium in ben
erften Sal^rl^unbcrten fort unb fort umgeprägt, üer«
fälfd^t ober paganiftrt »orben, ber Sn^alt ber S5e=
griffe „fird^lid^" unb „l^äretif^" l^at atfo fort unb
fort, nad^ 3^it unb Ort gemed^felt. ©d^ftane l)at
bie bogmengefd^id^tUd^e Xl^eoric ^amad§ al§ „ben
©arminiSmuS in ber 2:]^eoIogic" bejeid^net, unb
^amadf fetbft l^at biefe ©ejeicinung al§ jutreffcnb
anertannt (3. ©d^njone, 3)ogmengefd^id^te ber öor=
nicänifd^en Seit, 2. ^ufl., greiburg 1892, 18;
% §amadf in ber Xl^eolog. Sitcraturjtg., Sal^rg,
1892, ©p. 469). %n bie ©teße ber fird^Ii^en
Siteratur mu^ bcmrtad^ folgcrid^tig bie tl^eologifd^c
Siteratur treten, unb in ber ©efd^ic^tc biefcr tl^co«
logifd^en Siteratur l^at !Dlarcion auf baSfetbeüRo^
oon Sead^tung 9lnfprud^ mie 3upinu§ 9Rart^,
unb ift ißalcntinuS ebenfo ft^ unb fttmmbcre^tigt
mie 3tenäu8. 6§ liegt inbeffen nal^e, nodj einni
©d^ritt meiter ju gelten unb bic fragli^c Siteratur«
gefd^id^tc tt)enigften§ für bie brei erften 3a]^r5unberte
aud^ be§ S]^ara!ter§ einer ti^cologifd^cn S^iScipIin
ju cntfleiben. 9Kit ber neuen 9luff affung unb Um«
gren^ung beS @egenftanbe§ empficl^It ftdji bom
aber f of ort aud^ eine neue Sel^onblungSmcife. Sie
©efd^id^tc einer fad^miffenfd^aftlid&en Siteratur tmib
naturgemäß il^r ^auptaugenmer! auf ben 3n^
ber 5U bel^anbclnben ©d^riften rid^ten, loie ja mu(
ber 3n]^alt c§ ift, nad^ »cld^em fte il^t ®ebiet ab-
grenzt unb il^rcn ©egenftonb bcftimmt ®ie all=
gemeine Siteraturgefd^id^te l^ingegen betrad(ftet unb
toürbigt bie ©d^riften unter rein literorift^ (B^
fid^tSpunften unb rüdft inSbefonbere bie gorm in
ben SSorbergrunb beS 3nteref|c§. gs ergibt fidj,
baß ienc ©efd^id^tc ber altd^riftlid^en Siteratur,
toie aud^ ber neuefte Bearbeiter berf elben auSbrüt!»
lid^ ]^ert)orl^ebt, innerlid^ t)erfd^ieben ift „t^oit ber
^atrologie, bie mit bem ber 2)ogmati! entnom«
mencn Segriff be§ »ftird^enöaterS* arbeitet imb
nad^ ^uSmal^l unb iBcl^anblung be§ ©toffeS füt
al§ eine S)i§ciplin ber fatl^olifd^cn S^ologte ba^
fteßt" (ffrüger a. a. D. 1). [SSorbenieiöer.]
'^aiton (patronus), 1. im liturgif d^ giraie
f. patronus; 2. im canoniftifd^en SBortfunie
toirb berienige genannt, ber enttt)ä)er eine Jrin^
nebft bem gu berfclben gel^örigcn ?lmte üoll«
ftänbig- funbirt unb auSgeftattet (patronus ec-
clesiae) ober »enigftenS ein neue§ Äir(^eiuunt
geftiftet l^at (patronus beneficü) unb l^ierfür ^ur
banf baren ^nerfcnnung fetne§95erbienfte§ m Ie|«
tercm JJaße ba§ SRed^t ber grnennung be§ iebc*«
maligen Seneficiatcn, im erftem Qfaße überbicß
nod^ ocrfd^icbcnc anbertoeitige SRcd^te unb %ih
jeid^nungen crl^ält. ®er 9Zame „^atron" foramt
icbod^ crft im 9. 3a]^r]^unbert t)or, obfd^on eine
^Jirt ^atronatsöcrl^ältniß fein 2)afein »enigften^
um brei 3al^r]^unberte weiter jurüdfü^rt. grü^
finbct fid^ in berfelben 93ebeutung nic^t feiten ber
5Kame Senior (3. SB. Capit. Aquisgran. a. 817.
c. 10, in ben Mon. Germ. List. Legg. I, 207)
ober Senior saecularis (Hincmari Cap. Syn.
I, c. 17, bei Migne, PP. lat. CXXV, 778).
Seibe ?lu§brüde beuten barauf l^in, ba^ ba§ in
5Rebe ftc^enbe Sed^t feine ©Icmente auS bem Se^enS«
mefen gefd^öpft l^at. S)ie S)ccretalen gebrauten
advocatus imb patronus fijnon^m (§. 8. 6. 7.
24. 25, X De jure patron. 3, 38) , obtoo^I bie
^ogtei ftd^ Dom ^atronate baburd^ iDefentli^
unterfd^eibet, ba^ fie fein ^räfcntationSrei^t be«
grünbet (f. b. ^rt. ftird^enbogt), aßerbingS aber
3ur ©ntftel^ung oieler ^tronate über ^fanfir^
Seranlaffung gegeben bat. [?ßermaneber.]
^atxonaisxe^i (jus patronatus) ^^ ber
Snbegriff berienigen Sed^te, meldte eine pfy^i^W
ober moralif d^e $erf on hmä) ©tiftung einer Jhnt«
nebft ftird^enamt ober be§ le^teren aBein er-
1621 SpatronatSret^t 1622
lBoc6cn^<rt. I. (Betd&i^tebtfl^attDnatl- ^pottDnolStHl&teS onfKnberetag borin, bafe wtlt-
tei^tt«. 1. 3m ingtmeinen. ®ie 33anl- li^e gürpen iinb (ogor iBi|(^ö[e, üon beit Um-
iaifrit ber ffir<f|t «tannte Bon jt^et bemjenigen, ftonben gebrängt, fiäupg einjetne ßin^eit ol§ Sefien
her eine ffiic^ erbaut, ein ftii^mamt botiit ober an fiaien ^ingaW (C&roli M. Capit. a. 813,
fonfttolc burd) befonbert ^ot)lt^aten ]iä) um |ie c. 1, in ben Mon. Genn. bist. Legg. I, 192),
Bttbient flematf)! fintte, ßetntpe auSjei^nungen, mel^e tofort wie beten Sigenl^ümer \\ä) bf
nomtiitli^ ble ^itoä'Einung |etneS ÜRamenS beim tta^tcten, bie ginfünfte bei Svcäjt tnülfürlid^ an
0^ffrber^filigen*Dlejte,äu(8.ChryaoBt,InÄctt. Jlt^ normen uirti fic^ oft nii^t einmal melir mit
ApoBtt. Homil. 18, 4). SJqS etfte 5Bei[ptel aber, btmSRe^te, bie ®fifflid)en bem SBifi^of jut cano-
bop btt Stiftet einet flirre bai Stift tiijltü, oucfi ni|d)m Snpitution ju prö(entirfn, begnügten, Jon-
bm @etfllic^cn für biejelbe ju ernennen, finbet bem bief elben D^ne SßtitereS felbfl in ba8 geifllii^e
fU!^ im 5. 3Q^r^unbett in @aQien; e@ mar jebod^ Slmt einfetten (Caroli M. Edict. pro epiacopis
bifffS 3ttiit bort boterfi nut einem Sif^of juge- a. 800, in ben Mon. Genn. 1. c. I, 81 ; Ejuad.
\pniitn, bet in einer frtmben S)i5ctfe eine ifitd^e Capit. a. 813, c. 2, in ben Yon. Genn. 1. c. I,
eegrünbel (attt (Cosc. Araus. a. 441, c. 10, in lS9).9Iieaber«tbIi(!^bieAird|eimll.3a^tC|unbert
c 1, C.XVI, q.7). Saien bagegen erfreuten fitt) flc^ ber butc^ bie ttieItIi^en3Mfl(^tl)a6er geübten 3n'
bdfen ni(^t, fonbem bem compelenten SSif^of Der- Deftitut bet Sifc^üfe unb Siebte ju ettnttittn ange-
Ktefi ba§ freie nnb ungef^mälerte SHec^t bet 6in- fangen ^atte (|. b. ISrt. SnDtftiturftreit), begann fie
fctungberanben neuerrii^teten Jhtt^enbenätt)ig- gleic^jeitig ben ifampf gegen biefe »iberreifitti^e
ten ©erifer (c. 26, C.XVI, q.7). gfur jut ffier- 9lu3beSnungbee5ßatronQl3re^teSanfbiEi8efe6unfl
tDoItung befl SBetmÖgenS beioon Saien geftifteten betniebetenSp|riinben(c.4.23,XDejur.patron.
ober botirlen ftit^en wutben bie ©tifter, ffienig- 3, 38) unb führte baffelbe toiebet auf bai alte
fltnS im Orient, btigejugen (1. 15, Cod. De sb. Stecht bet Mußen ^täfentation, unb gmat aI8 eine
eccles. 1, 2), biS but^ SuftinionS @(fetfgebiing 9}ergün[tigung,jutüd(Conc.Lat«r.in.a.ll79,
oOgttnein au8gef))to^en Rjutbe, bafi ber Stifter c. 17, in c. 3, X eod. 8, 38). ^äufig Durben
einet Riiäjt befugt fei, bem SBifd^of einen ©eifl- im fpätem ÜKitteloIter ani) üon Stiftern, Iflbteien
lic^ jur SInftetlung an berfelben ju präfentiten unb fftöftem auf il)rem eigenen ®ninb unb 39oben
(Nov. 57, c. 2 ; Not. 123, c. 18). Um biefeTbe Äirt^en enit^tet unb baburc^ boä Sflottonat mif
Seit CKitte be9 6. 3o£|rf|unbtrtS) ober balb ^er- biefeetniotben; unb nic^t feiten gingen auii&Saien-
naH) mutbt audi im atbenblonb Caienpatronen ein patronate butcft ©c^enhingen unb SBetmäd&tniJle
qitafentationSrei!)! eingeräumt (c. 31, C. XVI, ober fonftmie in ben töeflg geiftlii^er anftnlten
q. 1 ; c. 4, C. XVIII, q. 2), üuSbriidlirf) abet jebef unb Korporationen über, ober e§ mutbt butc& 3n-
^gml^umärt^t an ber ffttdtie unb bem ©tiftungS- corporation oon Pfarreien ein !Öefe|ung§red|t auf
gute berfelben abgefptoc^en (c. 26. 27, C. XVI, leitete Bon ©eiten Ws ©tifteS ober Äloftet?, bem
q. 7). ^ui^ nar jene^ $atronat3re^t cum jure fie einBetieibt motben moren, begrünbet (o. 1, X
praesentandi Anfang! nur ein ptifünlic^eS iKe(f)t De capell. monach. S, 37) unb itinen biSOKilen
6cS ©tiftetä (Conc. Tolet. IX. a. 655, c. 2), unb burd& befonbere Snbutte ober unter geffliffen 58e-
nur baa Se^t bet ÜSermSgenSuemialtung an bet fc^rüntungen fogar baS DoIle SJerlei^iungtoi^t ju-
^ttonatStirdie toutbe als eine uererbbare (Befug- geflanben (c 18, X De praescr. 2, 26),—
ni^ onerlonnt (c. 31, C. XVI, q. 7). 3u einem 2. S)a8 [anbeSl)errli(^e $alronat8te(!6t
nbli^en Steinte geftaltete fi<^ baS oolle ^atronati- inibefonbere. Sliefe !8er^ä!tniffe blieben 6i8
rec^t junS(^ft im g^tanfenreii^e, namentli^ buri$ in bitjüngfteScit im SSefentli^en biefelben. ^>
itDei Umftanbe. Sie eine 9)eranIaffungbajU gaben gegen 1)at in neuerer 3cii baS lonbelticrrlic^e
Sit ^tiBatotalorien, meCf^e ®utSbe|igei auf ibren $afronat in ber angemaßten SrToeiterung ber fo-
großem @ütem anlegten unb mie BoQeS ^igen- genannten ÜHaieftatSre^te in [ir^Ii^en angelegen'
t()um befianbeltcn (Pgl. Caroli M. Gap. a. 794, Reiten (f. b.9lrt. Jus circa sacra) eine ungemefjene
o. 54; c. 1, X De jurepatron. 3, 38), |)ictauS Sluäbe^nung erhalten, bie mit bem canonifii^en
iDurbe für ben @igent^ümer aut^ ba§ Kei^t abge- 9iecf|te in offenbarem 39ibcrfpru^e fielet. 3n ber
bittt, mit EBorbe^alt ber bif^üfli^oi ©ene^migung "Itjnl twiicii nämlit^ bie ehemaligen beutfc^en
bm@ei|lli^enanjufteI[en.loa3biefränFifc^en(lapi- Sindj^ur^teii burct) gunbation unb Dotation oon
tularien au§bhid[id| beftättgten {Caroli M. Capit. jHtd;eji uiib JFirdienämtem, buri$ 9elet)nung mit
gen. a. 802, c. 13; Conc. Mogunt. I, a. 813, fitrrficngiitcni, butd& BogteiBer^ältniffe , bur^i
e. 29; Conc. Cabil. a. 813, c. 42; n. B. ö.). t)(ii)fllid)e 3tibutte unb oerf^iebene anbere SRe^lä-
So Bererbten jte benn ouc^ biefeä iKe(it gugleii^ titcl äum SBeft^e Bieler 5|Jatronate gelangt; mit
mit bem ÖJrunbbeiite auf i^re 9iQ(^foIger. ^uä) nomentli^ (um nur 6in Bcifpiel anjufüt)ren) baS
nai^berUmwanblungfoIi^erDrütorienunbSurg- ^auä Bagern in feinen Sonben nic^t nur auf olle
topeüen in Ißforrfiti^en blieb biefes SJer^ältnife im $ropfteien unb 3>ecanate ber ßapittl, fonbem auc^
SBtfenÜui6Bn unoeränbert, ba nunmehr nachher nut^ einet Dom opoftolifc^en Stuhle 1563 beftätig-
iuffaffung beS bfn1<i)e'iben ^eubalfqftemS ber ten @eiüo§nf|cit auf alte übrigen Sßfrünben in ben
®iunb^trr bcinj^tigl nar, ben ipfantt ju belehnen, päpftli^en iUonaten (). b. 91rt. Menaea papalea)
Ctnt Atibere ajttonlaffung jut Uebcrtrogung be8 ju präfentiren ^atte. ©o mdt alfo roaren bieSle-
1623
^attonatdted^t.
1624
gcntcn in tl^rcm guten Siedete. Sfflcin mit bcr
citraoaganten gntwidlung bcr lanbcSl^crrlid^en
Sftcd^tc in ffird^cnfad^en, wie fic bie 9le^^eit l^erbei»
gcfül^rt, fe^te \\ä) bie irrige ^nfid^t feft, alS feien
jene ^atronate nid^t bur^ fpecicfle Sed^tStitcI er-
worben unb fortgeteitet worben, fonbem atö in»
l^ärirten pe ben Regenten in ber ßigenjd^aft lonbeS«
^ol^citiid^er Wetzte. 3loä) einen bebeutenben 3u«
toaä)^ aber erl^ielten bieje ^atronate burd^ bie
^uftiebung öon üielen Stiftern unb Älöftem juerft
in Dcfterreid^, wo bie Äird^enämter, ^faneien
unb Seneficien, weld^e frül^er bem ^räfentationS«
redete biefer Korporation unterftanben, ber Ianbe§«
fürftlid^en Kollation unterworfen unb bie Sifd^öfe
babei nur auf einen Sefe^ungSoorfd^Iag befd^ränjft
würben (f. ®r. o. 93art§»93art^en]^cim, Defterr.
geiftl. ?lngelegen]&., SBien 1838, 48 ff.) ; bann aud^
im übrigen 3)eutfd&Ianb burd^ bie ju tinfang beS
gegenwärtigen 3a]^r]^unbert§ eingetretene ©äcula-
rifation, infolge berer bie betreff enben SanbeSl^erren
ol^ne SBeitere§ bie ^atronatSred^te ber fäcularifirten
Stifter, Abteien unb ftlöfter, [a fogar bie bifd^öf •
lid^en KoHationSrcd^te in ^nfprud^ nal^men. 3ur
Sefd^önigung biefeS ejcebenten Serfa^renS, für
weld^cS man in bem 3lcid^§beputation§«§aui)t*
fd^Iufe oon 1803, § 36, eine gefe^Iid^e SeftäHgung
finben wollte, würbe ooflenbS bie plaufible Xl^eorie
üon einem fog. allgemeinen lanbeöl^errlid^en ^atro«
natSred^te erfunben (3. 93. ©regel, ®a81anbe§]^enl.
^atronatred^t, SBürjb. u. Bamberg 1805), aber in
il^rer ganzen ©runblofigfcit nad^gewicfcn ([Sugcn
?Dlontag,] ^Ibl^anbH. über ba§ alte u. neu«Ianbc§»
Iierrl. ^atronatred^t, 93ambcrg u. SQSürjburg 1810)
unb öom päpftlid^enStul^Ie mit bem entfd^iebcnften
SBiberfprud^e belegt (Esposizione dei sentimenti
di SuaSantitä etc. bei ^JJlünd^, Koncorb.«©ammI.
n, 403 f.). ÜJ^on Überfall, ba^ jene ^atronate,
wenn fie aud^ jum 5:t)ei( urfprünglid^ weltlirf)c
^atronatc waren, todj boburd^, ba^ fie wie immer
öon ieucu ©tiften unb filöftcm erworben worben
finb, bie red^tlid^e iRatur unb ßigenfd^aft geiftlid^er
^atronate ongenommen l^atten, unb ba| bicfe ^^a»
tronate an bie morolifd^e ^crfon ber Korporation,
an bie betreffenbcn Kapitel unb Konöente, nid)t
aber gleid^ binglic^en Saienpatronatcn an bcren
®üter getnüpft waren; ber fianbeSfürft fonnte aber
jure dominii offenbar nur in ben ©runbbcfi^,
bie ifopitalien, JRenten unb nu^boreu 9icd)te 2c.,
überhaupt in alle 9Sermögcn§= unb nadf) ©clbwertb
tajirbaren Kcd^te, nic^t aud) in bie geiftlid^en ©tan»
be§= unb ^mtSrec^te ber aufgelösten Korporatio»
ncn fuccebiren. 3ene Stifter, Abteien unb fflöfter
al§ fold^e finb mit bereu ^ufl^ebung erIofc{;en, imb
ibr $räfcntation§rec^t ift an ben orbentlic^en
Kollator, ben 93ijd^of ber ©iöcefe, jurüdfgefallen
(Gering, Se^rbuc^ bc§ ftir^enred)t§ , 3. ^ufl.,
greiburg 1893, 478). ^Ibgefc^en aber Don biefem
an fid^ unbeftreitbaren ©nmbfaje be§ canonifc^en
5Red)te§, ift bod^ fo oiel augenfällig, ba^ bie ganjc
grage burd^ ein allgemeines ^rincip, wenn nid^t
jum Sortbeil ber 93ifd}öfe, fo nod^ weit weniger
5U ©unften ber SonbeSl^eiren entfd^ieben toetbeu
fonnte, fonbem ba^ immerl^in eine genaue @4<i'
bung ber Derfd^iebenen Sled^tStitel, auf benen im
ißatronate bentl^ten, Dorgenommen merben nn^.
SnSbefonbere aber ift bie 93el^aii))tuna, ba( bk
Dormatigengürfibifd^öfe aSe ober bod^ Die metfbn
KoUationSred^te, weld^e fieauSgeübt, inil^Sigai«
f d^aft als fianbeSl^erren bef effen l^ötten, eine bind^
aus unftid^l^altige, ba iebenfaUS bem 9tf(!^f Vk
in ben ©runbprincipien beS canonifd^en 9led^
funbirte Sermutl^ung für baS freie SSerlei^ui^
red^t jur ©eite fielet, wogegen jene SintDoibung
für ieben K^ceptionSfaS ftreng betoiefen toetben
mü^te. 3nbem alfo bie Xegenten jene ^ßotronate
allgemein unb ol^ne 9ßeitere§ an ftd^ naiven,
würbe unlöugbar baS Sted^t ber jmd^e tnäfaäi
oerle^t. SRan l^at ba^er aud^ in ber fifolge bnr^
SSereinbarung ober freiWiSige €oncefftonen boä
frühere Unre^t wenigftenS t^eilweife }u Dergäten
gefud^t. 3n 93at|em namentlid^ finb biefe Ser(fc3t-
niffe burd^ baS Koncorbat t>on 1817 geregelt
^ierburd^ ftnb bem ff önige nid^t niur bie edoetSli^
oon feinem SSorfal^ren, ben t^er^ögen unb ihu>
fürften oon SSa^ern, auS roali immer für canoni«
fd^en Sted^tSttteln erworbenen ^ßatronate, \üvbm
aud^ biejenigen, weld^e bie aufgehobenen getfOül^
Korporationen ausgeübt baoen, fowie |inim^
ben 93ifd^öfen alle t)on il^ren SSorfaldren ouSgeüto
freien KoUationSred^te feierli^ beftatigt (Concori
Bav. art. 11). %ber aud^ bie meiften übrigen
©taatSregierungen beS beutfd^en 93unbeS j^obrn
wenigftenS in praxi j[enen burd^auS Derwerflt^
@runbfa^ eineS auSfd^Iie^Iid^ auf baS weltfi^e
2:erritoriaI» ober SKaieftätSred^t bafirten oBge*
meinen lanbeSfürftlid^en ^atronatS aSgemad^ auf«
gegeben unb ben Sif(!)öfen in öerfd^iebenem9Jto^
^Intbcil an freien KoBattonSpfrünben gugeftanben
(f. $bifiip§, ffird^enred^t VII, 691 f.).
IL Sec^tSgrunbfäJe, 1. l^infid^tlid^ ber
Krwerbuug beS ^atronatSred^tcS. %m
unterfd^eibet junäd^ft bie primitioc Srwcrbung
beSfelben burd^ ben ©tifter, bann ben Uebergong
eines fd^on beftel^enben ^atronatS auf avkn
fortan 93ered)tigte unb bie auS biefen SJerbaltnijfen
id^ ergebenbe Kintbeilung. a. Kin nod^ nid^t b^
tebenbeS ooHeS ^atronatSred^t Wirb burd^ bie mit
Bewilligung beS Sifd^ofS oorgenommene ooll«
ftänbige ©tiftung einer ffird^e, unb gwar ipso
facto , erworben (c. 25, X De jur. patron. 3,
38). 3ur ooflftänbigen ©tiftung einer ffir^e
aber gehört bie ^nweifung bon (Srunb unb Soben
ober beS ©aupIa^eS (fundatio), bie Wirflid^e 93au«
übnmg (exstructio s. aedificatio) unb bie ^ul«
tottung (dotatio), nad^ ber befannten ®Io||e:
^i^atronum faciunt dos, aedificatio, fundus
(Gloss. ad c. 26, C. XVI, q. 7). Ob au^ bun^
jcben einjcinen biefer brei ^ctc allein fd^on ba§
^atronatSred^t begrünbct wirb, ift controoerS (f.
^^f)iUipS, fiird^enred^t Vn, 721 ff. ; 9Sering 480).
SBcnn aber Ü)^ebrere gemeinfd^aftlid^ bie brei in bcr
ooüftänbigen ©tiftung einer ftird^e entbaltenen
<|iatTonat3ted|t.
igm Oomtl^mtn, fo trirerbtit fie aüd) nur
mUfaDimai ein etn^ett1i(^c§ Dolle» 1)iatroiial3reii^t
auf bitftOw. ffiirb baS *(lQtronalHrecl)t angejoc^tm,
fo ^beiStlftrr blc^ bcn sPemciä ber üoüflaiibigen
Stiftung |u führen, lojige gen ber 9liibere beroeijtn
mÜBtt, bo| btiSiuibator auf fein D)td)t Cerjit^td
^obt(Arg. c. 41, XDe testib. 2, 20). »Jtur
brim SBiebtroufbera einer Derjallenen ober bei ber
SBicbeTfluapattutifl einer \i>an befte^enben aber
tMnaniteniflrd^bebatf eS eines au§btü(tlid;en Knb
Bom Siff^ofe gme^migten SorbefialleS, menn ba-
bttn^ baS 9[JatninQö. unb tejp. 3[JräSenlalion9rei)t
btgrünbrt irerbm foD (Conc. Trid. Sess. XI\',
e. 12 unb 86BB. XXV, c. 9 De ref.). Sefealeii^cn
nfongt ber Stifter eintr SoUcgtatfird^e ober tineS
PlofterB au^ bei bottflänbiger ©rünbung nur bie
fibriQm ^tronatSrei^te nu|er bem DiominationS«
tt^te, Bel^eä Itjtere erft biirrf) (»ülifllirfieä 3nbult
mnorben toirb |(c. 25, X De jiir. patr. 3, 38;
Innoe. VIIL Consi .Cum ab apoat. sede'
B. 3. 1485). UnBorbenriidjer qjefij beS *pfltro-
notSm^ begrünbet bie ^ermul^ung iß tei^t-
maiigni gnoecM besfelben (c. 1 in VI De
pnMscr. 2, 13). 33er äSetntiS beS unborbenl-
li^ 93efl|eS fotl abei nuä inetirfa(^en über ÜKen-
Vfymtit'baaai ^inauBtfid)enben unb oline Sffiibet-
pnu^ Oon onbeier @(ite [)fi gef(t)el|enen !ßrä{en'
tatioam geführt werben (Conc. Trid. Seaa. XXV,
«. 9 De ref). 5Da baä Sribcnlinum Jelbft t«iiic
3a^ ftW'S'- fo ""^w bit $rap§ gemeinhin brei
$iäfnilatiDnm an, nwS jeboi^ bem Seifte uitb
Su^pflbcn beS ®cfe|eS nur bann geniigm wirb,
Kran innei^alb biefti brei ^träientattonen auc^
BrttBii^ ntel)t ofS 40 So^re DerpDffen finb, 3n§-
btfonbtre aber foHen iiat^ jener cimonijdien Se.
pttnmung Surften, gommuiien, SlanbeS- unö
ISutsbnren mtl ©eridjtSbarreit, Weil Pon i^nen
biii^ter eine Ufurijotion beä *l!atronot§ oermulbet
tonbcn fönne, burii^ Urtunbenbeineia berjuilellen
^brn, bog ]\t minbtflenS 50 Sa^rc lang un^
nnteibiodien baS fraglii^e 33efetiung§red)t ang-
geübt fyAta. h. I£in bereits befle^cnbeS ^talro*
notSrt^t Itinn, »enn tä ni^t on^brüdüi^ nur
an bie Sperjon beS ©tifteiS gefnülifi ift, oui) anf
9nbeit übertragen ffletbtn, iinb jlBar burdj ©(tien-
hmg, nobei jebDt^ bi* St^enfung eineä (Jerjön-
fid^ SPotronotS an einen Soien not^menbig bie
bif^öflic^e ®cnefimtgung erfotbetf, aiifierbetn aber
nur ben Sebtngungen einer gülligen SBeräu&e*
timg ßbetbaupt unterliegt (c. 8, X Dejur. patr.
8,38; c. un. in VI eod. 3,19; c. un. Extr.
comm. De reb. eccl. non alien. IIT, 4) ; bur<i^
Cibf^nft, unb jnor in ber Siegel auf alle tefta-
nuntonf^cn unb ^nteftaierben (Gloss. ad c. 31.
85, C. XVI, q. 7), menu nid^t ber Stifter aulbrüd»
li^ bffl Sibgong bIo| auf feine t^amilie befdjränrt
^ ; bui^ Xouf^, ab« niiit gegen IveltÜe^eS @ut;
bnn^ Amif, menn e§ nidjl ein perjonliitjeS ift,
fmü)mi bingli^ bem getauften ^aufttobjecte in<
(Siiit, unb ber ffnufpreis nii^t bcg^alb ertiübt
VmAttt ip (c. 6. 13, X De jur. patron. 3, 38);
übetbaut)t buti^ alle über baS ^ufitgut ohne ftmo-
nipi[(^en ÜlebeuBertrag abgef^Ioftenen ®efd)äfte.
Sßirb boS ®ut, moran bal ißatronatSre^t baftet,
al6 Ceben bingegebtu ober in Qxtpaä)t auSgetfion,
fo gebt baS ^tronatSre^t in ber Siegel auf bm
ajafatten ober enqibgteulen über (c. 7. 13, X eod,).
©nblic^ wirb basfelbe bon einem ©ritten auc^ bnr^
SBerjä^rung aequirirl, wellte cum titulo gegen ben
Soienpatron in 10 ober, [aus er abWefenb ift, in 20,
gegen ben gtiftli^en Spatron in 40 3a^ren, otine
na(^mei3li^en geregten Xitel aber gegen erfletn in
30, gegen Ie|teTn nur buicb 3mmemonalpiü'
(criiitbn Bottenbet ift (f. b. Stt. aSerfdlltrung). S)er
Üntetfd&ieb ber t^rifflidden Sonfejfionen in ?ln-
fe^ung ber Sßetfon b(3 ffirtoetberS wirb in 3>eutf^-
lanb niilit immer beatiilef. ©iefer confeffwnelle
Snbifferentilmul fuii^t feinen politifdien ©tü|-
punlt im Weftfälijdien SriebenSfi^luffe (I. P. O.
art. 5, g 31), obf^on gcn)i| ber Sefife eine§ fit^-
lii^en iRecEiteS in ben §änben eineS bet flinken-
gemeinf^aft nictit Slngebörigen bem ©eifte ber
ffiicfienoetfaffung triber|prid)t ; botier bot aud) ber
apoftolifi^c ©tu^l ftc^ unummunben bogegen et-
flärt (Sarbinal SonjalDt [Esposizione dei send-
menti di 8ua SantiUt etc.J gegen bie ^ranlfurtet
3)*claration ber proteftant. gürften 0. 10. fluguft
1819, n. 15). Üit^ttbriften fmb jebenfallS un-
fäbig. ein ^atronat ju ertoerben unb üu3juüben,
mi aai) bie beutfc^en @taat3gefe|gebungen no^
in neuerer 3'it anedannt unb |ie unb ba auS'
brütflii^ ertlärt ftabm (f. Sering 479, Inm. 2).
— Stuf ben Unterft^iieb ber gnüetbititel unb beS
Umfangi ber ^atronate grünben fi^
2. bie berf(|iebenen ßintbeilungen beS
$atronatBrei$te3. ^an unterf^eibet juDi^*
berfteingeipiiii^e9,einRieltIicöe5unbeinaemifd6te«.
@eift[i<^ (jus patronatus eccleaiaaticum] ift
unb ijti^t baS ^Ironat, wenn e§ jur 3fit einer
IKrc^e ober einer liri^lidben SInflalt jufte^t ober
mit einem i^irdienomte Derbunben ift unb, abgelesen
Don bei Sßerfon, meiere baSjelbe in concreto aus-
übt, eben im Ütomen ber brtreffenben ffir^e ober
geifllii^en earpcrotinn ejercirt wirb; babei ifl
gleid^gütlig, ob eS fc^on urfprüngtii^ ein geifttic^eS
Sßotronat geWefen ober etwa erft Don einem Saien
an bie jHrc^e abgetnten Werben ift. @emif(^t
!^ei|t ba§ Ißationat (j. p. mixtum). Wenn baS
@ine $rafentation3»d)t jWei Üäerei^tigten, einem
©eiftltd^en aI3 fol^em unb einem üaien gugleii!()
}ufte^t. 3ebe3 anbere $attonat ift ein weltliches
(j. p. laicale) , au^ Wenn e§ einem gtiftlid^en
3nbiDibuum, ober nit^t utrmöge feines geiftlid&en
ImteS, fonbem ou3 priootrc^tlid^em Sitel jur
fommt, ja fogor wenn bet ®eiftlici)e bc§felbe burtb
©liftung einet ffir(^e obet eines Äin^enamleBauS
grübrigungen feines Söencficial'ßinfommenS er-
worben 5at. — ÜJlon unterji^eibet femer ein bing-
licbeS unb ein perfDnIid)e3 ^tronatSnd)t. 3cne€
(j. p. reale) ift mit einem ^mte, einem @ut8'
befihe IC. fo beifnüpft bog eS ouf ben febeSmoIigen
~ |et bei lejtem übergebt; biefeS ober (j. p.
1627
^attonatSred^t.
1628
personale) [tel^t icmanbem ol^nc SRüdfid^t auf eine
©Q^e ate felbflänbigeS 3ttä)t au unb l^eifet, toenn
eS etngig unb aBein auf bic $crfon beS Stifters
befd^ronft ift, ein pd^ftpcrfönlid^eS ^atronatred^t
(personalissimum). 6in auf 9lnbere fortleit«
bare§ (perf önlid^cS ober binglid^eS) ^atronat l^eifet
ßrbpatronat (hereditarium j. p.), Wenn e§ auf
lebtoeld^cn ßrbcn übergel^t, gamilienpatronat aber
(gentilitium), toenn nur auf fold^e, ttjcld^e nad^
ber befonberen ©ucceffionSorbnung erbföl^ig finb.
Stellt baS ^atronat nur ßiner (p^tififd^en ober
moralifd^en) ^erfon für fi^ attein 3U, ol^nc ba^
nod^ ein Ruberer als mitbercd^tigt erfd^cint , f 0
nennt man eS ein alleiniges ober auSfd^Iie^Iid^eS
(singulare); SWitpatronat l^ei^t eS (compatro-
natus), toenn gtoei ober mel^rere mit gleid^em
SRed^te an ber Ausübung bcSfelben tl^eilncl^men.
Snblid^ unterfd^eibet man nod^ ein ooUeS unb ein
befd^ränfteS ^atronat; baS t)oQe (j. p. plenum)
öerleil^t feinem 93efijer alle burd^ ®efcfe unb |)er-
fommen an baS ^atronatSred^t gefniipften 93efug«
niffe, baS befd^rönfte aber (j. p. minus plenum)
räumt il^m nur einige berfelben ein.
3. ©ieSRed^te unbSSerbinblid^Ieiten
beS^atronS entl^ölt im 2Bef entlid^en bie ®Iof[e
gu c. 25, X De jur. patron. 3, 38 in ben SSerfen :
Patrone debetur honos, onus, utilitasquey
Praesentet, praesit, defendat, alatur egenus.
a. Unter ben Siedeten beSfelben fielet obenan baS
Sed^t ber ^räfentation (f. b. 3[rt.). Ueberbiefe aber
fprid^t il^m baS gemeine canonifd^e Siedet bie
Scfugni^ 5U, bei SSeränberungen, bie mit bem
Äird^enamte ober ber ^frünbe fcineS ^atronatS
öorgenommen merben foUen, bejonberS bei Serei-
nigung ober Sl^eilung berfelben , fomie bei Ver-
äußerungen beS ftird^cnöermögenS, gel^ört ju »er-
ben (ögl. Conc. Trid. Sess. XXI, c. 7 De ref.),
an ber Sermaltung bcS ff ird^enguteS tl^ciljunel^men
ober 6infid^t in biefelbc gu öerlangen (Conc. Tolet.
IX. a. 655, c. 1, in c. 31, C. XVI, q. 7). ©elbft-
eigene ober auSfd^Iiepd^e Serttjaltung aber, ober
gar ein SRed^t auf baS Vermögen unb bie 6in«
fünfte ber ffird^e gu ^riöatatoedfen barf er fid^
burc^auS nid^t anmaßen (c. 4. 23, X De jure
patr. 3, 38 ; Conc. Trid. Sess. XXIV, c. 3 unb
Sess. XXV, c. 9 De ref.). ©agegen l^at er im
galle unoerfd^ulbeter Verarmung ^nfprud^ auf
eine feinen perfönlid^en Vertiältniffen unb ben
bifponibeln Sentenüberfd^üffen ber ffird^e ent»
fpred^enbe Alimentation (c. 30, C. XVI, q. 7 ;
c. 25, X De jur. patr.). 9lud^ genickt er geftiffe
gl^renrcd^tc unb Auszeichnungen, namentlid^ einen
befonbem ^la J in ber ffird^e unb bie ßrtoäl^nung
feines 9lamcnS in Snfd^riften unb ffird^engebeten
(ögl. Sidon. Apollin. Epist. 1. 2, n. 10 ; 1. 4, n. 18 ;
S. Paulin. Nolan. Epist. 32), bann ben Vortritt
bei ^roceffioncn (c. 25, X De jur. patr.) , ben
gmpfang beS SSßeil^toafferS oor ben übrigen ^aro«
(planen, baS Vegräbni| in ber ffirc^e, unb »aS
tttoa fonft nod^ baS ^rooinsiall^ertommen il^m ju»
geftanbenl^at. S)ie Siedete beS $atronS ftnb oielfad^
in ben Vereide ber ftaotlid^en ®efe^ebung gejogpi
morben. 3n Oefteneid^ finb bemfelben bie £^*
nal^me an ber VermögenSDenooItung, ber9nf|m4
auf Unterftu^ung im yiot^^oSU, f ott)ie oUe S^tenF
redete, mit Ausnahme beSSegröbniffeS in ber ftunj^,
nod^fortmäbrenb belaffen (D.93art]^«93art^en]^
Defterr. geiftl. 91ngelegcn|eiten §§ 116—118).
ebenfo in ^reu^en (nad^ bem Mg. a-9L it
2:it. 11, §§ 585 ff.), too ber !ßatron nad^ hoR
®efe|e Dom 20. 3uni 1875 aRitglteb beS fio-
d^enöorftanbeS ift, fofem il^m eine fold^ SRügfieb-
fd^aft ober baS Siedet gur VefteÜung be^ts. $10^
fentation Don ffird^enDorftel^rm früher auf ®runb
beS ißatronateS ^uftonb. 3n Sägern finb nur
ben @tanbeS> unb ©utSl^en alle ^atronotS- unb
bamit Derbunbenen Sl^renred^te, tt)o unb toie fol^
berfömmlid^ fmb, beftättgt, namentlid^ au^ bd
SobeSfäQen in ber gfamilie beS ^tronS baS vb'
lid^e Xrauergeläute, toeId)eS ftd^ iebod^ auf jtDeifä
brei SBod^en 5U befd^ränfen l^at OBa^r. Serf.-UiL
Seil. IV, § 4, u. Seil. VI, §24). S^aS SBegröbnii
aber in ber ^atronatSpfarrfird^e ift unbebingt onf^
gel^oben (Verorbn. D. 10. gebr. 1803). gerwr Jot
ber patron als fold^er feinen ^nt^etl an ber 9b-
miniftration beS ffird^euDermdgenS, ba in Soijai
bafür eigene ffird^enDermaltungSbel^örben Bejh^
%uä) in Vaben l^at ber patron, toenn i^ miß
ftanbeS« ober gutSl^errlid^e Sered^ttgungen jsr
Seite ftel^en, feine befonberen Sl^renrec^te in ber
ffird^e. 2)er ^nfprud^ auf Alimente auS bem Se^
mögen ber ^atronatSpfrünbe ift gefe^td^ob^^l^aiil
(Verorbn. D. 24. SBlärs 1808 ; JRcfcr. b. fgL M^
ftird&enfcction D. 3. SRoD. 1837). b. S)ie Ser*
binbUd^feiten beS ^atronS befc^ränfen pdj auf
gcmiffen^aftc Obforge für reblid^e Vcrtoalümgbö
ffird^enDermögenS (c. 31, C. XVI, q. 7), foiorit
il^m bie ®efe^e l^icran eine Setl^eiligung §ua>
fennen, unb auf bie i^m burd^ ®efe^ ober ^on^
mcn auferlegte Vauconcurrcn^ (f. b. ^rt Virnloji).
4. VcrluftbeS^atronatSred^teS. Stf
^atronatSred^t ge^t Dcrioren burd^ ben ^b bd
^atronS, menn fein Sed^t nur ein Iiöd^ftperjön»
lid^eS loar ; ober burd^ baS ^uSfterben ber gomilk,
tt)enn eS ein §amiIienpatronat gcttjef en ; burd^ Sup»
preffion beS fiirc^enamteS, auf mcId^eS eS fi^ Ik*
jie^t ; burc^ ben Untergang ber Rir^e^ an roiä^
eS befielet, menn biefelbe toeber auS eigenen 9Rüteh
nod^ burc^ bie Sonainen^ ber cuSl^ilfStDeife So»
ppiid^teten toieberl^ergeftellt toerbcn fann ((Jone
Trid. Sess. XXI, c. 7 De ref.); burd^ fretoiüiflt
^ufgebung mittels Verweigerung ber X^eibi^
an ber ftird^enboulajt, menn nic^t ®efej ober C*»
f crDanj il^n birect $ur Sl^eilnal&me berppici^tcn (»gL
^crmaneber, ®ie fird^l.Vaulaft, 2. 3lufL, Wciiß
1856, § 17) ; burd^ Union ber ftirc^e ober beS be-
treff enben ff irc(|cnamteS, toenn ber ^Patron bajucm-
gen)illigt unb fid^ nid^t auSbrüdEIid^ feine $atrD-
natSrc^te refcrDirt l^at (c. 7, X De donat 3, 24);
burd^ ^ufl^ebung ber Signitöt ober ä^rt>orati0Br
meldte biSl^er baS ^atronat bef effen, toobur^ boS
freie bifd^öflid^e SoQationSred^t auf bie betreffcnbc
1629
Patronus — ^atujgi.
1630
Sfrunbe toieber eintritt; burd^ ftiUfd^tDeigenbe
^erjtd^tletftung, iDenn ba§ ^otronat^beneftcium
mit SBiffm unb o^ne SBiberfprud^ bed ^atronS
in eine anbete baS ^atronat Qu§fd^Ue^enbe Slrt
ber ^ßfritnben, }. 93. in ein SBal^Iantt, üerönbert
tDorben i{}; ferner menn ba§ ®ut, moran baS
^tronot gedtupft ift, in baS Sigentl^um etne§
IRiddtd^riften übergel^t, in toeld^em SfaHc baS freie
(SoDotiondred^t be§ 93ifd^ofS tuieber ermad^t ; enb»
lid^ in gemiff en SföOen ^ur @traf e, namentlid^ nienn
bcr ^tron fein ^tä^i uncanonif d^ Derau^ert (Conc.
Trid. Sess. XXV, c. 9 De ref.), xotm er in
baS JKrc^ent)ennögen eingreift (Sess. XXII, c. 11
Deref.)Lober ben93eneficiatent]^ätlid^ mi|!)anbelt
(c 12, X De poenis 5, 37). S)urd^ ben bloßen
SKd^tgebraud^ be§ ^atronotSred^teS bet)oIt)irt ba§
^ßröfentotionSred^t nur für jeben einzelnen g^U
Quf ben juftänbigen ftird^enobem, unbefd^abet ber
tibrigen ^ßatronatSred^te. SBenn ober ber Sifd^of
bem ongeblid^en $ra{entation§red^te be3 ^otronS
miberfprid^t unb biefer ftd^ babei berul^igt, fo er>
Kf^t bc^felbe nad^ 30 bejm. 40 Salären gang unb
nmd^t bem freien SoQationSred^te miebcr !ß(a|.
3nbe| gelten aud^ in biefem gfaUe bie übrigen
^ßotronatSred^tenii^tnotl^menbig Derloren, toeil ba§
$alronot aud^ ol^ne ^öfentation§red^t beftel^en
fonn. Xotaler SBerluft beS ^atronatSred^teS tritt
mir ein, »enn e§ ein dritter in ber gcfejlid^en
3eü erfitt (f. ob. II, 1, b). (Sgl. l^iergu b. ^rtt.
Sompotronat, Sonfen§ III, 956, ffird^enamt unb
iKrd({tnt)enn5gen. 3<^^^^(i4(fiiteraturangabenüber
baS SotronatSred^t f. bei $pi))§, Jlird^enrcd^t YII,
611 ff. unb bei Sering a. a. 0. 472 ff. Ueber bie
eingelnen !ßunfte, befonberS aud^ in [taatSred^t-
li^Jer 99«sie^ung, ogl. ba§ ^Ird^io f. fatl^. ffird^en-
TtdA, 1. IL 2. SRegijterbanb s. v.) [^ermaneber.]
Fatronus, @d^u^]^eiliger, im litur»
Qifd^en@inne, j^ei^t 1. bcr ^eilige, in beffen
oefonbem ©d^uj Sänbergcbiete ober Drtfd^aften
geftelU finb : Patronus loci proprie is est, quem
eerta civitas, dioecesis, provincia, regnum
(sc Status, ducatus, patria, quocumque no-
mine appellatur) sibi delegit velut singula-
rem ad Deum patronum, servatis . . . statutis
(S. E. Congr. 9. Maji 1857). Ob ein C)ciliger
ofö ^tron 5U üerel^ren fei, ift für bie ältere 3^it
M 1630 nad^ bem ^erfommen ju beurtl^eilen;
feit ber Seftimmung ber SRitcncongregatton Dom
28. SRära 1630 ift ber Patron öon ben einloo^-
ncm eines lerritoriumS ober einer Drtfd^af t unter
^tftimmung be3 93ifd6of§ unb bc§ SlcruS au3 ber
Soijli ber canoniftrten ^eiligen förmlid^ gu möl^Ien;
Me äBal^I bebatf au i^rer ©ültigfeit bcr $cftöti-
gmig feitenS ber (Kongregation ber SRttcn. '^cr
gSUig gemöl^Ite Patron fann ol^ne 3ufttmmung
bc6 apoflolifd^en @tu]^M nid^t gemed^fclt n)erben;
bmrd^nad^olgenbe ))oUtifd^e Umgcftaltungen toirb
bie ndftiify @teUung beS $atron§ nic^t bcrül^rt
Sen ^arreien, fflöftem, rcligiöfcn Orben unb
OtbenfiproDinsen fte^t an ftd^ ein Patron nid^t
PL ^dfjfef} beS $atron3 ift an feinem ffalenber-
tage als gebotener Sfeiertag mit bem Stange eines
duplex 1. classis unb einer Octok) }u bcgel^en.
SSicIcrortS, g. S3. im 93ereid^e ber altpreu^ifd^en
Qfeftorbnung, ift bem ^atronSfefie ber näd^ft-
folgenbe Sonntag al§ dies propria gugemiefen.
— 9leben bem ^atron im ftrengem Sinne fennt
bie Siturgie aud^ 2. einen ftird^enpatron: «Titulus
sive patronus ecclesiae is dicitur, sub cujus
nomine seu titulo ecclesia fundata est et a
quo appellatur'^ (S. B. Congr. 9. Maji 1857).
®icfer toirb bei ber grrid^tung beS ftird^engeböubeS
ober öom Sif d^of bei ber S5Bei|e ber ffird^e beftimmt
unb in ben Sßeil^egebeten namentlid^ angerufen.
S)erfelbe bleibt Sitel ober $atron, fo lange bie
ffird^e alS fold^e befte|^t, unb fann, toie ber OriS*
Patron, nur mit ))ä|i|tlid^er ® enel^migung getoed^f elt
»erben. 3ft eine ffird^e ber l^eiligcn S)reifaltigfeit,
einer ber göttlid^en ^erfonen, einem ©el^cimniffe
ober einem fieibenSiocrIseuge getoeil^t, fo trifft nur
bie SSeseid^nung titulus gu. S)aS Xitular* ober
$atron§fcft einer jürc^e ift gleid^faUS als duplex
1. classis mit einer Octat), j[ebod^ nid^t a(S ge-
botener iJ^eiertag, an feinem ffalenbertag, unb gmar
öon bem ber ftird^e abfcribirtcn ßleruS, ju begel^en.
®er ffird^enpatron txfßi im canonifd^cn Officium
eine ßommemoration in ben ©uffragicn; bei ber
l^eiligen SWeffe mirb fein 5Rame in ber Dration
A cunctis einaefd^altet. 2)aSfeIbe gilt oom OrtS-
patron, fofcm oie ©emol^nl^eit befte|t, i^n ju com-
memoriren, unb bejüglid^ ber Oration A cunctis
für Oratorien, bie feinen ^atron l^ben. — ®ie
!ird|Iid^e geier beS Sd^u^- toie beS 2:itularbeiligen
tt)irb allgemein ^atronSfeft, in 2)cutfd^lanb aud^
^atrocinium genannt ; bie fic^ baran anfd^Ue^enbe
»eltlid^e freier l^eiftt im SBoIfSmunb, aUerbingS
nic^t gutreffenb, ßirmcS, ftird^meffc ober Äir^-
meil^feft. [Ä. ©d^rob.]
^^inuU Sol^anneS SincentiuS, 0. Pr.,
naml^after tl^cologifd^cr ©d^riftfteßer, mürbe ge-
boren 3U 33erona am 19. 3uU 1700. 3lm 2. De-
tober 1717 trat er in ben S)ominicanerorben unb
oollenbete fein 92ot)tciat ju Sonegliano. Sa er
ftd^ burd^ ]^ert)orragenbe Salente auSjeid^nete,
tourbe er nad^ 93oIienbung feiner Stubien guerft
mit ber ^rofeffur ber ^l^ilofopl^ie, fpäter mit ber
^rofeffur ber 2:i^eo(ogie an bem SonDente jum
l^eiligen Siofenfrang }u 93enebig betraut unb be-
fleibete biefeS 9Imt bis gu feinem Sobe. 6r ftarb
am 26. 9Rai 1 769 gu SSicenga, tool^in er fid^ feiner
angegriffenen ©efunbl^eit tocgen auf einige 3rit ju«
riidfge^ogen l^atte. Unter feinen jal^Ireid^en Sd^rif-
ten befinben pd^ einige apologetifd^en Snl^IteS :
De futuro impiorum statu LL. III, ubi adver-
sus Deistas, nuperos Origenistas, Sociuianos
aliosque novatoresEccl. Cath. doctrina de poe-
narum infemi veritate, qualitate et aetemi-
tate asseritur et illustratur, Yeronae 1748,
Yenet. 1764; De sede infemi in terris quae-
renda dissertatio in complementum operis
de futuro impiorum statu, tributa in partes
tres, Venet. 1763. 3)ie meiften feiner Sdjiriften
1631
$auca})alea — ^out L— V.
1632
jebod^ bel^anbeln moroltl^eologifd^e fragen. @r iDor
einer bcr l^cftigjlen (Segnet bc« ^robabüiSnmS unb
fennjcid^nct feinen eigenen ©tanbpunft, »enn er
f d^reibt, bafe man ber ber gfreil^eit günftigen 9Ket»
nung nur folgen bürfe, si momenta, quae legis
obligationem negant, tarn valida deprehen-
derint, ut, prudenti falsiiatis metu sublato,
moralem veritatis certitudinem afferant, eam
scilicet . . . quae cum opinione probabilissima
aut longe probabiliore coincidit (Eth. Christ.
Tr. n, Diss. 2, cap. 9, n. 4). ©eine l^eröonagenb-
ften ©d^riften auf biefem ©ebtete finb folgenbe:
Lettere teologico-morali di Eusebio Eraniste
all' autore della raccolta delle molte proposi-
zioni etc. in difesa deir Istoria del Probabilis-
mo del P. Daniello Concina, In Trento (Venez.)
1751 — 1754, 6 t.; Osservazione sopra varj
punti d' Istoria Letteraria, esposte in alcune
lettere da Eusebio Eraniste, dirette al M. B.
P. Francesco Antonio Zaccaria, Venez. 1756,
2 t. ; Trattato della regola prossima delle
azioni umane nella scelta delle opinioni, in
cui si demonstra la falsitä, improbabiliiä e
assurdita del sistema probabilistico , e il
grave periculo di chi in pratica lo segue,
Venez. 1758, 2 1.; in'§ fiateinifd^e überf. Venet.
1761, 2 t.; Breve istruzione sopra la regola
prossima delle azioni umane nella scelta delle
opinioni, necessaria a tutte quelle anime, che
bramano di camminare la via sicura della
salute, Venez. 1759, Napoli 1761 ; Lettere ad
un Ministro di State sopra le morali dottrine
de' modemi Casisti, e i gravissimi danni che
ne risultano al pubblico bene, alla societä
civile, e a i diritti, autoritä e sicurezza de'
sovrani, Venez. 1761, 2 t. Sefannter fmb bie
©treitfd^riften ^atujji'S gegen ben 1^1. ^UfonS
üon Siguori : La causa del Probabilismo ri-
chiamata all' esame da Monsignor D. Alfonso
de Liguori e convinta novellamente di fal-
sitä da Adelfo Dositeo ; ovvero risposta alle
breve dissertazione dell' uso moderato dell'
opinione probabile, Ferrara (Venezia) 1764,
Napoli 1764; Osservazioni teologiche sopra
l'Apologia deir illustrissimo e reverendis-
simo Monsignor D. Alfonso de Liguori contra
il libro intitolato: La causa del Probabilismo
ec, nelle quali si espongono con maggior lume
la falsitä e insussistenza del nuovo sistema
probabilistico, da Monsignore proposito e di-
feso, Ferrara (Venez.) 1 765. 3)em erftem SBerfe
l^atte bcr 1^1. 9lIfon§ feine Apologia (1765) ent«
gegengefe^t ; auf ba§ jiüeite anttoortete er im näm«
Ii(i^en3a]^rbur(i^feinc3)iffertationDeirusumode-
rato deir opinione probabile. S)ie legten Saläre'
fcine§ ßeben§ bcnu^te ^atu.^ji jur Aufarbeitung
feiner großen 5Rora(tl)eoIogie ; biefe erfd^ien iebo(|
erft nad^ feinem Xobe unter bcm %\k\ Ethica
christiana sive Theologia morali s ex puriori-
bus S. Scripturae divinaeque Traditionis fonti-
bus derivata et S. Thomae Aquinatis doctrina
continenter illustrata, Bassani 1770, 16 t
®ie 2)rudt(egung beforgte fein OrbenSgeno^^-
tini. (95gl. Elogium P. J. V. Patuzri 0. Pr.
P. Sidenio Veronensi auctore, in ben EtL
Christ. I, p. XLni sqq. ; Hurter , NomencL
m, 168.) [TO. Urban^ C. 88. B.]
ifancapatta (^ocapaglia), ber Secfaffcr bcr
fogen. Paleae im Decretum Gratiani (f.b.M
lU, 1454), n)ar ein @d^iller®rattanfi. @eine^>
ftens tft burd^ alte 3eugniffe g^P^JM (f • SDlafljjjea,
^auca!palea, in ben ©i^ungSberid^ten ber foilfed.
Mfab. b. ffiiffenfd^. su SBien. ^]^..]^ifi «L XXXI
[1859], 449 ff.), obf^on über feine pv^MiäfOL
SSerl^öItniffe miitt faft nid^tS belannt tfL Snig
ift bie Angabe, ba^ er Sarbinol getoefen fei unb
ba§ SBer! ©rahanS al3 fein eigenes bem $a|rp
l^abe übergeben motten (f. SWaoffcn 479). %^
ben Paleae Derfagte ^uca))aIeo ©loffen pm
3)ecrete unb eine Summa gu bemfelben (fffmäß
gegeben öon 3. Qfr. ö. ©d^ulte, (Sieben 1890;
ögl. bie Slecenftonen im Sit. öonbloeifer 1891,
382 ff. unb im ^rd&iö f. fatl^. Ährc^red^ LXVI
[1891], 460 ff.). 9lud^ rül^rt öon ij^mWefti-
t^eilung beS etften unb britten X^eS beS Se*
creteS (nid^t bie abfaffung ber 3lu6rilen) fyx. (8gL
nod^ t). @d^ulte, @ef(^. b. Ouetten u. Sit b. conoB.
Sed^teS I, ©tuttg. 1875, 109 ff.) [3L «ff«.]
^attt I.— V., ^äl)fte. — ^QuI L (757
hi% 767) folgte feinem ©ruber ©tepl^ IL, üirf-
leidet t)on biefem beftgnirt (^olber, 2)te2)eftgimtin
ber 9iad^folger bur^ bie köpfte, fjreib. i eS/ik
1892, 44 f.), gegen bie Semül^ungen einer $öiH
meldte ben ^rd^ibtacon ^l^eopl^Qlact jum iß(i|)pt
^aben toottte. ©d)on öorl^er »er er q\% Süioa»
an ber 6urie tl^ätig gewefen ; f o ^attc er 756 mä
bem £ongobarben!önig 3)efxberiu§ »egen fyxas^
gäbe be§ ganjen g^ard^at^ öerl^anbelt uÄ \m
Qud) sugefagt erl^alten. ^I§ ^apft trat $aul ii
bie fju^ftapf en f eine§ Sruber§ unb fd^Iofe fidj og
an ben granfentönig ^ipin an, beffen er fosw^l
gegen bie fiangobarben al3 gegen bie griet^ifijci:
Äaifer beburfte. S)enn S)eftberiu§ badete rm^
baran, bie gemodelten 3wfic^erungen auSgufü^t«.
unb trat feinbfelig gegen ben $ap[t auf. Scr
b^jantinifd^e ff atfer l^atte ebenfalls feine Änfpinite
auf ta^ S^ord^at unb bie $entapoli§ nü^ oBJ'
gegeben unb fud[)te bicfelben burd^ cHerlei 3&A
fotool^I am pöpftlid^en ^ofe al§ aud^ am fränfifd^o
ftönig§bofe geltenb ju mad^en. ^ipin l^ießjdwi
treu an ben 6tepl)an II. gegebenen 5Jerfpn(^mip
feft unb trat für ben ^apft ein, fo ba^ btefer fidjol»
mälig eines jiemlid^ rul^igen 55cft Je§ bcr fir^mo
(Sebiete erfreuen fonnte (Sd^nürer, @ntfte^gW
ffirc^enftaatc», fföln 1894 [®örre§-«®ef.], 64 ff.).
gmftlid[}e ©orgen bagegen öerurfad^ten ^foull
bie religiöfen 2Birren in Gonftantinopel (f.b.8rt
©ilberftreit) ; ben griedbifd^en a)iönd&en, todäft^
ben SBefc^Iüffen ber ^fterf^nobe ju &)nfhmtiiwj«I
im 3. 754 ttjibcrfc^ten, gemalerte er ^lufnaj^«
9lom unb gefiattete il^nen bie Seibe^Itmig iN
Situs (Baronius ad a. 761, n. 15). «uf riaet
1688
^aul n.
1684
rSmifd^ @mtobe 761 beftötigte er ben Don il^m
gcgrönbetenlhöftem il^re äntmunttöten unb ^nt)t«
legten (Mansi XII, 660; §efe(e, &)nc.«@efd^.
lUy 602). %\xä^ ttf^ob er t)iele @ebetne ber |)ei-
Hgen aus ben Jlatalomben unb übertrug fie in bie
Stirdfni ber @tabt, um fte t)or !ßrofanation ^u
^ijm. (St ftorb ont 28. Sunt 767. ۤ folgte
Sa nad^ ber Stoifd^enregterung beS 9lfter))a))fte§
nftantin (f. b. ^rt III, 969) al§ red^tmä^iger
IBapft ©tep]^ m. (IV.). (93gl. ^ergenröt^er,
Ätti^engefd^. 1, 8. «ufl., 71 7 ; OelSner, So^rbü^er
beS frönfij^en Stetd^eS unter i^\pp\n 31 9 ff . ; Jaffe,
Begesta Born. Pontif. I, 2. ed., Lipsiae 1885,
277 aqq.) [SEßurni.]
^aul n. (1464—1471), frül^ $ietro 93arbo
mimmt, uxtr 1417 gu SBenebig geboren. Seine
SRutter ttxnr eine ©d^toefter gugenS IV., unb
biefem $a))fle Derbonfte ber urfprünglid^ ^um
AlaitfmaiuiSftanbe beftimmte, aber fel^r religiös
cqogene Sängltng feine ^uSbilbung tt)ie fein
(gmpotfommen in ber geiftlic^en fiaufbal^n. 3m
3- 1440 tt)urbe er in ha% SorbinalScoQeg be»
titfen: l^ier nal^m er unter feinem Ol^eim eine
emf[u|ret(^e ©teUung ein unb xon^tt biefelbe
aaä^ unter 92icolQu3 V. unb ^ili^tuS UL ju be-
l(au))ten. 92td^t fo günftig geftaltete ftd^ fein 93er>
(filtnil 5U SiuS IL ©eine SOSal^I ^um ^fte
am SO.^uguft 1464 erfolgte ^umX^eil au3 ®egen-
{a| gu bem ©qftem beS genannten ^apfteS: fie
ging au§ t)on ben fogen. alten Sarbinölen, b. 1^.
benientgen, bie bereits Dor $iu§ U. gum l^eiligen
CoOegium gel^ört l^atten unb bie ber ^nftd^t moren,
ber nerfbrbene $Qpft l^abe bie Sarbinöle ^u menig
geeiert ©old^ Smögungen toar aud^ bie SBal^I»
copitulotion entfprungen, ttield^e $ietro Sarbo ju
Qeginn beS gonclaüe unterjeid^net l^atte. ^l§,
^ßapft l^ob er aber bie 6!a))ituIation auf, meil fte
i^m berort bie ^önbe banb, ba^ er faft nid^t§
x>]^ 3u[timmung ber Sarbinöle tt)un fonnte. S)a'
tmrd^ gog fid^ ^ul U. gmar t)iele Angriffe gu ;
er tDOt tnbeffen )u biefem ©d^ritt bere(|tigt unb
f ogor oerpfiid^tet, tt)eil eine berartige 6tnf ^rönhtng
brr monord^ifd^en (Semalt beS Jfird^enober]^au))te§
merlaubt unb bal^er ber gur Seobac^ttmg ber äBal^I*
catiüulation Derpfiid^tenbe gib ungültig mar. 9tad^
ber Sel^ ber fatl^oüfd^en jhrd^e erl^ölt jeber ^apft
Ue SoSgettmlt unmittelbar t)on @ott fo, mie fte
Mm göttlichen ©tifter ber jhrd^e eingelegt morben
i^ Sinfd^önlenbe Bestimmungen einer äBal^I«
catrituktlion fönnen be^l^alb für ben neuen ^{ktpft
ntr Slotl^fd^Iöge, aber nid^t binbenbe Ser))flid^>
hmgen fein, ßbenfo unbegrünb.et ift ber gegen
Smü II. erl^obene SJormurf be3 ©eigeg. 9Q3ie al§
Mrbinal, fo jeid^nete er ftd^ aud^ aI3 $apft burd^
Cfiit SRilbtl^ätigfeit au§. 3n 9iom organiftrte $aul
Srmenppege unb fd^nfte überl^aupt ben 3ln«
jrifgenl^eiten feiner SReftbeng gro^e ^uf merffamfeit.
Üt XeDijton ber ©tatttten $om§ unb bie präd^«
igt %uSftattung beS eamet)al§ gelten auf il^n
ptfidt. 3)er ftrieg gegen bie 2:ür!en befd^äftigte
ttd^ ^ßaul n. möl^renb feiner ganzen Stegierung,
IKcd^cBbstton. IX. 2. 8ttf[.
allein bie 3Ht^^öItntffe geftalteten ftd^ fo un»
günftig, ba^ ©urd^greifenbeS nid^t geleiftet toer*
benifonnte. ^emmenbmirlte neben ber aUgemetnen
fiöfftgfeit ber €l^riften]^eit gegenüber ber ©efal^r im
Oftengunöd^ftber@taat8abfoluti8mu8ber93enetia-
ner unb fiubmigS XI. t)on gfranfreid^, bem $aul IL
entgegentreten mu^te. 2)a}u !amen ber Rovnp]
gegen ben l^ufttifd^ geftnnten SBö^menlönig ©eorg
^obiebrab, Unrul^enim ffird^enftaate, tt)o ^ul IL
baS Siaubrittergefd^Ied^t ber ^nguiUora t)emid^tete,
enblid^ bie t)ie(fa^en 3cttt)ürfniffe be§ ^to)fte8
mit bem treulofen ßönige genante öon vltopü.
3:ro|bem l^at $aul n. ben ©d^u| ber S^ften-
l^eit gegen bie Ungläubigen nid^t t)emad^Iäfftgt,
menn er oud^ biefe ^ngelegenl^eit ntd^t berort jtun
3J2itteI))unfte feines ^ontiftcateS mad^te tt)ie fein
Vorgänger ^iu§ n. (f. b. 3lrt.). Sie Ungarn er-
l^ielten betrö(|t(td^e^iIfSge(ber, oud^ ber^XIbanefen-
l^elb ©canberbeg (ber 1466 ]^ilfefu(|enb nad^ Stom
fam) toarb unterftüjt. 9lad^ bem Q^B öon Jlegro-
ponte Iie| e§ ber ^{sopft an Sifer ^ur Sbmel^r beS
gemeinfamen geinbeS nid^t fel^Ien, aber bie äJlad^te
t)erfagten il^re Unterftü^ung. 3luf fird^Iid^em ®e»
biete l^t $aul eine umfaffenbe Sll^ötigfeit entfaltet.
ÜJlit großem 6ifer »alerte er bie pöpftlid^en 95or-
red^te aud^ gegenüber geiftlid^en ©emalten; boS
©treben be§ $apfte§ nad^ Srl^öl^ung beS öu^em
(SIanje§ beS l^eiligen ©tul^IeS überfd^ritt atterbingS
oielfad^ bie rid^tigen ©renken. S)ie Sleinl^eit ber
ftird^enlel^re toal^rte $aul burd^ SBeftrafung ber
graticetten im ftird^enftaat, aud^ gegen Snlel^rer
in ®etitfd^Ianb unb granfreid^ fd^ritt er ein. 6in
SSerfud^, Shifelanb mit ber ftird^e gu einigen,
fd^eiterte. 3ni 3. 1470 beftimmte ^aul, ba^
fortan ba8 Subilöum alle 25 3a^te gefeiert Ser-
ben foQe. ©egenSreid^ xoat anä) baS auftreten
be§ !ßa))fte§ gegen bie ^uStoüd^fe ber falfd^en Ste«
naiffance. 3)ie ^uf ^cbung ber römif d^en ?ifabemie,
bie ju einer clafftfd^en Freimaurerloge ju loerben
brol^t^ toar eine bered^tigte SKa^regel, ebenfo bie
SBerl^aftung unb SBeftrafung ber l^eibnifd^ geftnnten
unb unfittlid^ lebenben fiiteraten. ßiner berfelben,
SBartl^. ^latina (f. b. ^rt.), ^at fpöter in feinen toeit-
öerbreiteten Vitae pontificum (über bie Original-
l^anbf d^r. bief eS SGBerf eS u. bie Slenberungen im fieben
$aul§ II. f. ^\iox in Duibbe'S Seitfd^r. für (Se-
fd^id^tSioiffenjcfi. IV [1 890], 354 ff.) ^aä)t genom-
men, inbem er ^ul n. aI8 ein Ungel^euer oon
®raufamfeit unb ald einen gegen aUe SBiffenfd^aft
erbitterten Sarbaren l^infteHte. ®iefe biograpl^ifc^e
Saricatur fyit bann S^l^tl^unberte lang bie ge«
fd^id^tlid^e ^nfd^auung bel^errfd^t, bi§ enbli(^ hit
fritifc^-ard^iöalifd^en gorfd^tmgen fflarl^eit ge»
fc^affen l^aben. Ungloeifel^aft ift, ba^ $aul meber
graufam nod^ principieU ber gangen ^enaiffance
f einblid^, aud^ fein SBiffenf d^aft§^af[er »ar. ^aul IL
förbcrte Uniöerfitäten, ©elel^rte aller 9lrt unb aud^
bie bamald in SRom emporbltil^enbe IBud^brudter-
fünft. SBie toenig er einer f^ftcmatifd^en geinb«
feltgfeit gegen bag ^Itertl^um befd^ulbigt merben
barf, geigen bie burd^ 9Rün| (Les arte ä la cour
52
1685
^aul m.
im
des papes II, Paris 1882) erfd^Iojfenen Sied^-
nungSbüd^er feiner Weöierung ; pe füllten ju bem
Stefultat, bo| ber angcblid^c Sorbar w)d^ mit
größerer Sorgfalt über bie ßr^altung ber antifen
SRonumente tuad^te olS ber daffifd^ gebilbete
^iu8 n. ®ro^Qrtig iDor bie Don ^aul angelegte
ftunft» unb ^ntif enfammlung. ^\xq {on[t f örberte
Sßaul II. Äunft unb ffünjtler ; er reftaurirte öiele
ftird^en, nal^m ben Sleubau öon ©t. ^eter auf
unb erbaute ben großartigen ^ala^jo bi @. äJlarco
Qe Jt bi SSenejia). Unl^altbar unb erfunben tt)ie bie
$nf d^ulbigungen ^atina^S ftnb aud^ biejenigen beS
®regor öon öeimburg (f. b. ^rt.), loeld^er ^oul II.
ber Unftttli(|feit bef^ulbigt. ^ud^ mand^e Sin«
fd^uIbigungenbeSSarbinaldSlmmanatifinbjurüdC-
jutoeifen. ©onft entl^alten bie ©riefe beSfelben
t)iel 3J2ateriaI gur ©efd^id^te $aulS II. ^tnipU
quellen finb inbeffen: Mich. Canensius, Vita
Pauli II. (befte Mu§g. öon Duirini, Rom. 1740),
unb 6asp. Yeronensis, De gestis Pauli II.
(gebr. bei Muratori, Rer. Ital. Scriptt. III, 2,
Modiol. 1734, 1025 sqq., u. bei Marini, Degli
Archiatri Pontifici U, Rom. 1784, 178 sgg.).
3a]^Ireid^e «riefe beS ^apfte§ f. bei Raynald ad
a. 1464—1471 unb bei^tor, ®efd^. b. ^öpfle
n, 2.3lup., Qfreib. 1894, 279. 696; in le^terem
SQSerfe aud^ f onftige arc^iüalifd^e SOtittl^eilungen au8
bem pöpftl. @e](ieimard^it) unb au3 anberen ital. %r-
d^iöen, fotoie eine öoUftänbige Ueberfid^t ber toeit
jerftreuten neuem ©pecialliteratur. [^aflor.]
!P a u I III. toar ber SRad^f olger KlemenS' VII.
(1534—1549). grl^ieß oor^er «lejanber gar«
nefe unb roai 1468 geboren. 9^ad^bem er ^u Som
burd^ ^omponiu§ 2ätu§ feine 93ilbung empfangen
l^atte, !am er nad^ Sloreng unb trat jum §aufe
ber 9Kebici in naivere SBejiel^ungcn. ^lejanber VI.
ernannte il^n jum ©d)ajmeifter ber päpftlid^en
ifammer unb erl^ob il^n am 21. ©eptember 1493,
ba er erft 25 Saläre alt toar, jum ßarbinal öon
©. ßosmaS unb S)amian ; fpäter njurbe er 93ifd^of
öon Oftio unb ®ecan be§ l^eiligen Kollegiums.
6r mar ein fiicbl^ober öon SQBiffenf d^aft unb ifunft ;
in Som begann er ben 93au bc§ famefifd^en ^a»
lafteS, in Soifcna baute er fid^ eine präd()tige SSiHa,
bie aud^ öon Sco X. einige 3KaIe befud^t mürbe.
5Iu§ frül^erer Seit l^atte er einen ©ol^n unb eine
2:od^ter, meldte berfelbe ^apft legitimirte. „SBie
immer aud^ ^lleffanbro gamefe öon ber [bamali»
gen] lajenSRoralangeftedttmorben fein mag, . . . fo
l^at er burd^ ©eift, 2:arent, SBiffen, ©taatSflugl^eit,
burc^ öometime Haltung unb öerftänbige fiibe«
ralität bie i|m gcmorbene ^luSjeid^nung gerecht»
fertigt" (5Rcumont474). Snlateinifd^erunbitalie»
nifd^er ©prad^e öerftanb fid^ g^ntefe claffifd^ au§«
3Uorüdfen. 5Rid^t minber mar er auSgejeid^net burd^
©efd^öftögemanbtl^eit unb burd^bringenbe fflug«
l^eit, bie er in mel^reren fiegotionen bemäl^rte. 3m
3. 1528 mürbe er fiegatin Som unb mieber 1533,
aU KlemenS VII. nad^ granfreid^ reiste, ©el^r
eiferte er für bie Berufung eine§ allgemeinen SoncilS
unb gel^örte aud^ ju ber ßommif fion, meiere KlemenS
jur Erörterung bafüt etnfe|te. Sd^ontnbenSmt-
claöen ^obrionS VI. unb befonberd (Simia&'YlL
l^atte er SuSftd^t, bie Xiara gu erl^en; t)0ttle|te-
rem foS er gefagt l^aben, er fyxht tl^n um 10 Sh^n
^ontiftcat gebrad^t. SIemenS VIL begeid^neie ^
mieberl^olt als benienigen, bem er bad $apfit^,
faQS er eS öererben IBnnte, übertrogen ttmrbc, unb
empfal^I öor feinem Xobe beffen Skil^l bringenb.
%m 12. October 1584, fd^on mn a»etten lagt
beS SondaöeS, marb er in feltener Stmnät^igfnt
gemäl^lt unb am 3. 9loöember gefrönt 2)ie3Bat(
erregte allgemeine greube. SQBod et als (Eatbinil
öerfprod^en , l^at er als ^[kipft im @ro|en mb
©cmjen gel^alten. 2)od^ more feine Stegienng
eine beffere gemorben ol^ne ben 9lepottSnraS, bem
er aOerbingS nid^t in bem 9Ra|e DerfoÜen i^ loie
g. 93. aiesanber VL; oud^ fyxt gknti m. über ber
©orge für feine gamilie nid^t bie Siücwjl« ber
JKrc^e öergeffen. @d^on wenige Stonate nnl
feinem StegierungSontritt ernannte er gtoei fems
Snfel }u Sarbinölen, öon benen olleibingS ber
eine, ^lesanber Sfamef e, ber JKrd^e mand^ S)ia#
geleiftet l^at ; feinem gnfelOttoöio, ber mitParT« V.
Zod^ter SRargaretl^a öermol^It mar, fibettmg er
1 540 Samerino, feinem ©ol^ne Sßtetro Suigi 15i5
$arma unb $iacenga. Slbgefel^en j^iecöon ip
$aul III. als Pird^enoberl^oupt grog gemefen mb
l^at eine l^ol^e Sluffaffung öon feiner SteDimgnib
Aufgabe bemiefen. 9Rit regem Sifer ging er ob
baS äBerf ber JKrd^enreform. @(^on in fenn
erften Sonfiftorium legte er ben Sarbinälcn feim
beftimmten gntfd^Iufe bar, ein aflgemeineS fond
ju berufen, unb eS ift il^m mit burd^greifenbet
©efferung ber SKi^ftänbe in ber ftird^e unb mit
ber ©meuerung alter Äird^engud^t öoEer fenf ge«
mefen. 5Rod^ im 5loöember 1534 fejte er eiif
Eommiffion ein jur Seratl^ung ber JReform. to
meiften geigte er feinen guten SBittcn baburd^, boi
er fd^on balb trefflid^e unb auSgegeid^ete 9Rämer,
einjig mit SRüdffid^t auf Slüd^ttgfeit unb SSerbieap,
ju ßarbinölen er^ob: ©ontarini, ©obolet, fr
raffa, ben fpötem ^aul IV., ^ole u. «. Sb*!
feiten l^at baS l^eilige SioHegium eine fold^ 9^
fird^Iid^ bebeutenber 3J2änner gegöl^It mie bamali
„SBaS für ein ^Kann er ift," fd^rieb ©oftuS m
7.^rU 1537 an ben Karbinal ^ole, ^forai w»
am beften an benjenigen erfel^cn, bie er ^u fraw
Siatl^gebem ernannt l^at." 3)ie öier gebiul^
(Sarbinäle erlangten in ber 9leform«Somtiripi
großen ginflu^. 3m SSerein mit einigen anbow
^rälaten übereid^ten fte 1537 bo§ trepc^Con-
silium delectorum Cardinalium et alionnD
praelatorum de emendanda ecclesia, Dd*
d^eS mit großem greimut]^ eine Keil^ öon SKiJ*
ftönben aufbedtte. S)aSfeIbe ift im foIgeiAai
3a^re ju Som gebrudft ; 3ol^. ©türm in Stro^
bürg unb fiut^er gaben eS mit l^öl^nifc^ &•
merfungen l^erauS, meldte ^uSgabe ^ßaul IV.
auf ben 3nbej fejte (3)ittrid^, SRegcften u, Sri«
beS garbinals ®. ßontarini, SrounSberg 1881
279—288). Sier »eitere (Sommifftonen «m*«
1687
$aul m.
1688
1540 eingefelt gut Serbefkruna ber (4)oftoIi«
Men Stommn, ber Sioto, oer ffanglet unb ber
^^tentiorie. 2)a| $aul m., toit Üaxl Y. i|^n
md^ulbtgt, bte Sentfung eined aUgemetnen SoncilS
nttt fd^önen SEBorten in bte fiönge gegogen l^abe,
toibcrftirid^t burd^QuS ben Zl^atfad^en; bie Sn»
fil^itlbigung erllört jtd^ gur (Senüge auS ber Stim-
mung i^orlS gegen il^n. SSielmel^r l^ot er in un-
ouSgefefctem Stfer für baS SoncU gearbeitet unb
cS on SrmatomgSbriefen unb Sudfenbung Don
Scgoten an Die d^riftlid^en Sfürften, um ]^e gu
bSftiger Unterftü^ung aufguforbem, nid^t f eitlen
faiffen. 2)ie @d^, ba| baS Soncil etft \o fpät )u
6tanbe gef ommen x% liegt ]^au))tf öd^Iid^ on gfroiu L
mm ^ronfreid^, )um 2:|eil aud^ an Statt feloft.
Sunt erften 9RaIe fd^rieb $aul m. am 2. Suni
1586 ein allgemeine^ Soncil auf ben SRai bed
folgenben 3a|re8 nad^ SRonttta au8; bie pxO'
teftottifd^en f^ffirften 2)eutfd^Ianb8 Vereitelten baS«
felbe. %am berief er eS auf ben 1. SRai 1538
nad^ ÜMcengo, mu^te ed aber infolge ber Streitig-
leiten gmif^en Statt unb f^frang lieber Vertagen.
3um britten SRoIe berief er ed 1542 im Sinver*
ftftnbnil mit bem Stax\tt nad^ Orient unb l^atte
oüä^ bie gfreube, eS am 81. 2)ecember 1545 burd^
fcfaie Segaten eröffnen ju laffen (f. b. Slrt.). —
SRit ber 9(uffaffung feiner @telung l^öngt ed
and^ jufammen, ba| ?ßaul lU. in ben Kriegen
floifd^ bem (faifer unb t$fran!reid^ ftd^ neutral
ffiüi] er fud^te im 3ntereffe ber fird^Iid^en Sn«
gdegenl^iten pifd^en beiben gu Vermitteln. 2)a«
Sen unterfinge er (farld Untemel^men gegen
niS (1585); aud^ gelang ed il^m, einen ^unb
nttt ftarl Y. unb ben iBenetianem gegen bie dürfen
5t @tanbe gu bringen, ^uf ber StüdHel^r von
unid fam Siatl auä) nad^ 9iom (5. ^ril 1586)
«nb red^tfertigte fid^ am Oftermontag (17. Spril)
ftn: bem ^ßa)){te gegen bie von t^ranj I. vorge«
tcod^ten ^nfd^ulbigungen. Spater verl^anbelte
fßoul nod^ breimal perf önlid^ mit bem ff aifer megen
oer ftrd^Ud^n Slngelegenl^eiten unb bed tjfriebend
mtt flfronfreid^, im 3uni 1588 gu ^i^a, tt)o aud^
ber frongdftfd^e Jl5nig ftd^ einfanb, im September
1541 gu fiucca unb im 3uni 1548 gu iJSuffeto.
SB ftorl im % 1545 gegen ben fd^malfalbifd^en
Srnib mit ben SBaffen vorgel^en mottte, erbo fid^
ber ^ßapft gur ^ilfeleiftung, unb im Suni beS fol-
goiben 3a]^ed fam gioifd^en beiben ein Sünbni^
«tf fed^ 9Ronate gu Stanbe ; ber ^ft verfpra^
ünterfmiung an ®elb unb 12 000 SJiann gfu^-
mH tmb belviSigte Unterftü^ung von ben ffird^en»
cSdxm in Spanten; bagegen foUte ffarl ol^ne
Cdaubni^ bed ^apfted feinen bem @Iauben unb
ber ftird^e nad^tl^eiligen t^frieben ober iBertrag ein*
gelten. 2)er ffatfer verlebte ben iBertrag fofort
Sord^ bie Serfpred^ungen, föeld^e er in Sad^en ber
Sdigion einigen dürften mad^te, um fte von ben
Gd^ntoÜalbenem abgugte^en. 2)ie t^ül^rung ber
pälplfüxä^ Gruppen übemal^m $auI3 Snfel,
OÖtmio Sfamefe, ben fein 99ruber, ber Sarbtnal
Vesonber, al§ Segat begleitete. 92ad^ Ablauf ber
fed^ aotonote meigerte fid^ ber ^ft tvegen ver-
fd^ebener klagen gegen fforl (f. »ergenr5t]|ier m,
106 ; 3anjfen m , 622), baS 93ünbni| ^u er-
neuem, moDurd^ eS gu einem luftigen Sertvärfni^
gttifd^en beiben lam. 2)iefe8 ftieg nod^, als infolge
einer von bem SRaildnber Statt^ter (Son^aga
mit SSortoifjen beS ffaif erS vorbereiteten 93edd^tt)5-
rung ber laiferfeinblid^e Sofftt gkmlS, $ietro
Suigi, in paceuja ermorbet tmtrbe (10. Sept.
1547) unb (Son^ogo bie Stabt fofort im 9tamen
beS ffaiferS befe|te. 2)a}u fom, ba| ffarl im
3anuar 1548 in Bologna unb Stom feierlid^ gegen
bie SSerleaung bed SoncilS tmd^ ^Bologna pro-
teftirte unb im SWai baS 3ntenm (f. b. «rL) Ver-
fünbete. S)er ^ßapft fud^te fogar ^nnöl^erung an
tjfrat^eid^. S)od^ tmtrben fomobl tt)egen pacenga
afö aud^ biegen bed SoncilS loieber Unterl^anb«
lungen angefnfipft Se^tereS fudpenbirte ber Sapft
im September 1549. um ^iacenja für biemrd^e
mieber gu erl^alten, foUte fein Sn!el Ottavio baS»
felbe mit Sameritu) vertaufd^en^ aQein berfelbe
weigerte ftd^ im ginverftänbni^ mtt feinem ©ruber,
)u gel^ord^en, unb beibe traten fogar mit ®on)oga
inißerbinbung. 2)ieffuttbe]^ierVonbrad^ bem alten
^ßapfte bad ^erj ; er ftarb nad^ furger ftranfl^eit
am 10. 9h)Vember 1549, von bem römifd^en
S3oße fel^r betrauert. ®egen §einrid^ YIII. von
Snglanb ging !ßaul XIL, entgegen feinem 93or-
gönger, fd^arf vor ; er f d^eb on verf d^iebene t^fürften
unb fprad^ am 80. Sluguft 1585 ßscommunication
unb SSerluft beS SleiqeS über il^n aud ; bie Sufie
tmtrbe ober erft brei ^a^tt fpäter veröffentlid^t.
S)en Von^einrid^ einge!er!ertenSifd^of So^ fjfifi^
von Stod^efter emantüe er )um Sorbinal. @egen
ben ^roteftantiSmug in Italien fd^ritt !ßoul UI.
entfd^ieben ein (f. b. 3lrt. Dd^ino). 3lud^ errid^tete
er 1542 bie 3nqutfition in neuer (Seftalt, fül^e
1548 eine fd^arfe Süd^ercenfur ein uttb lie| ein
iBer^eid^nil ber Verbotenen 93üd^er anfertigen. S)ie
Stiftungen bed 1^1. 3gnatiu3, beS 1^1. ^ieron^muS
3lemiliani, ber ^l. Angela SWerici erl^ielten von
il^m il^re Seftätigung. 3n 9lmerifa errid^tete er
mel^rere SiStl^ümer unb trat 1587 in mel^reren
93ullen für bie gfreil^eit ber Sttbianer ein : alle,
meldte f old^e )u Stlaven mad^en mürben , belegte
er mit bem Sonne. Slud^ old |papft mar !ßaul ni.
ein eifriger uttb bebeutenber Gönner von SBi^en«
f d^oft utü) ffunft ; bef onberS auf bem ®ebiete ber
lejftem l^errfd^te imter feiner Regierung in Stom
rege Sl^ötigfeit 6r begann bie S9ef eftigung SRomS,
baute ^alöfte auf bem Ouirinol unb gopitol, im
SSattcon bie Sala regia. SSomel^mlid^ bä)iente er
fid^ SJlid^el ^ngelo'8, ben er 1585 )um oberften
aird^iteften beS SoticonS unb 1547 ber ^eterS-
fird^e emanttte; berfelbe malte unter il^m bod 9Belt«
gerid^t in ber ftjtinifd^en, !ßetri iheugtrogung unb
^ottli IBefel^rung in ber poulinifd^en ffopelle.
(93gl. Imago optimi Pontificis expressa in
gesüs Paiüi UI., Brix. 1745; Raynald, An-
naleseccl. 1584— 1549; ^aOaVicini ®efd^.beS
gondlS V. Srient, überf . V. ftlitfd^, «ugSb. 1885,
52*
1639
^anl IV.
1640
f8ud) 3— 11 ; «anfe, 3)tc röm. ppftc I, 156 ff.;
Sanffen, ®cfd^. be« bcutfc^cn SSoIfcS UI ; ^cfclc-
^crgcnröt^er, goncUicn-Ocfc^. IX, 865—950 ;
Scumont, ®ef(^. bcr ©tabt SRom in, 2, 471 bis
502. 716 ff. Sgl. oud^ bic Sücratur in ben ^rtt.
ftarl V. unb bic beutfd^en ^rotcftantcn unb ßoncil
öon Sricnt.) [aSumt.]
gjaul IV. (1555—1559), ber 5Rad^foIgcr
SKarccttuS^ II., ]^ic| öorl^cr Sol^ann ^ßctcr dia»
raffa ; er toar 1476 geboren unb 1494 an ben
pctpftlid^en ^of gefommen. 3m % 1507 tourbe
er Sifd^of öon gl^ieti (f. b. 3lrt.) unb ber Re-
formator feines ©iStl^umS ; fpäter erl^ielt er nod^
ba§ ersbiStl^um Srinbift (f. b. 3Irt.). fieo X. fanbte
il^n als 9tuntiu3 nad^ @panien unb Snglanb, um
ein 93ünbni^ gegen bie Surfen gu ©tanbe ju
bringen. Saraffa unterftü^e aud^ feinen greunb
^a\ü Suftiniani in ber Reform ber Kamalbu»
lenfer. 93ei §abrian VI. unb KlemenS Vn. ftanb
er in l^ol^em ^nfel^en unb tt)urbe Don beiben mit
mel^rfad^en 3lufträgen, aud^ mit ber Reform beS
römifd^en 6Ieru§ betraut. Unjufrieben mit ben
SSerl^ältniffen am päpfttid^en ^ofe, legte er 1524
feine SQßürben nieber, toaS ber ^opft erft nad^
Dielen Sitten genel^migte, unb ftiftete mit bem 1^1.
Kajetan ben 3:|eatinerorben (f. b. ärt.). $aul in.
ernannte il^n 1536 ^um SORitglieb ber Reform«
commiffion, bie bad ConsiHum delectonun Car-
dinalium etc. ausarbeitete, unb erl^ob il^n in bem«
felben ^ai)xt am 22. 2)ecember ^um Sarbinal Dom
Xitel beS 1^1. !ßancratiu§ ; aud^ erl^ielt @xiraffa baS
grjbiStl^um Reopel, in beffen 93eft^ il^n jcbod^
anfänglidö ftarl V. nid^t !ommen lic^ ; julc^t ttjar
er 93ijd|of öon Dftia. Karaffa ttjar claffifd^ ge«
bilbct, beS ®ried)ijd^cn unb be§ §cbräifd^en funbig,
ein tüd^tiger Sll^eologe, bcfonber§ ein ffenner beS
\)l Xl^omoS öon ^quin. @r fd^rieb u. 91. De justi-
ficatione; DeecclesiaeVaticiniis etejussacer-
dotum principatu ; Notae in Aristotelis ethi-
cam. f)aiiptjäd|Iid^ auf fein betreiben erfolgte
1542 bie Reuorganifation ber römifdien 3nqui«
fttion, beren tptigftcS TOitglicb er ttjurbe. S)er
®rud eine§ Index librorum prohibitonim burd^
3o]^ann be la 6afa ju 95cncbig im 3- 1548 ge«
\6)a^ nid^t ol^ne fein Sutl^un. ©d^on bei ben
aOSal^Ien 3uliu§' III. unb SKarcettuS' II. i^aüt
garaffa 9lu§fi^t, gewählt ^u »erben ; er gcl^örte
gu ben franjöfifd^en Kanbibaten, tt)urbe aber öon
©eiten be§ ftatfer§ öeüoorfen, ba feine 9lbncigung
gegen bie §ab§burgcr bcfannt tt)ar. ®ie Urfad)e
für biefe ^Ibneigung bilbctc bie fpanifd^c §crrfd^aft
in 3talicn ; jubem bcfd^ulbigte Saraffa ftarl V.,
au§ fiänbergier bem äuffommen be§ ^roteftan«
ti§mu§ nid^t genug entgegengetreten gu fein. 9II8
bie Karbinäle nad^ bem Xobe 3Karcettu§^ II. baS
Kondaöe belogen, erflörte il^m bcr ßarbinal TOen»
boja, er fotte atte |)offnung auf ba§ $a))ftt]^um
fal^ren laffen, ber Äaifcr ttJoUe il^n ni(|t. ©eine
9Iu§fid^ten ttjaren in bcr %i)at fel^r gering. Xro^«
bem tt)urbe er am 23. SKai gettJöl^It, tt)ie eine @e«
Jd^id^tc ber Konclaöen fagt, ,,bamit man bie
SBunber ber S^onclaöen f el^e, unb ime ®ott idq^
l^aftig berjenige ift, totlä)tt ben $apfl ntad^' (ifi.
©ögmüUer, S)ie $a))ftma]^Ien unb bie ©tootni
Don 1447—1555, Xübingen 1890, 217). Jte
ftrengfte unter atten garbindlen beftieg in ^ bn
pöpftlid^en Zitron oI§ ^I IV. 9Ran liegte gto^
Srtoartungen öon bem neuen $ap{ie ; erttar ic>
feclt Don gifer für bie Reform ber ftird^, Vit
SBicberl^erftcIIung be§ fot^olifd^en ©laubenS mü)
bie Re(|te be§ pöpftlid^en ©tul^IeS ; tro| feinet
79 Saläre befafe er baS geuer ber SJugenb. Äet
er rannte feine Rüdftd^tnal^tne, unb e§ fe^e i^n
politifd^efflugl^eit. iBer]^ei|enb genug begann febie
Regierung. j,S3ir Derfpre^en unb ft^toören," o-
flärtc er in feiner erficn SuIIe, ^tool^rl^ boför pt
forgen, ba| bie Reform ber aOgemeinen ffic^
unb bed römifdien ^ofed bemeitftdiigt toecbe.'
©ogleid^ fe^e er eine gro^e Reformcommifpon
ein unb erlief am 7. Suguft 1555 eine ftxöige
IBuIle gegen bie ^ärefie. Selber ober fom ^ßouIIV.,
toaS man nid^t l^ötte enoarten f oQen, auf bie 9tiß
bed RepotiSmuS. ©d^on om 7. 3uni er^ er
feinen Reffen Jlarl Saraffo, einen burd^ m
tt)ürbigen SRenfd^en, gum Sorbtnal unb gum Sc
gaten Don ^Bologna unb überlief il^ boO) bie
gange Seitung ber ©efd^afte. Stoti cmbere %|fai
ftattete er mit ©ütem fpanifd^ geftnnter 9bdH|n
aud. Qn biefen nepotiftifd^en Slcnbengen Be&wgei
il^n ]^au))tfäd^Iid^ politifd^e Rüdftd^ten, befonbexl
feine gro^e Sibneigung gegen bie f^abdburgec. fx
tt)urbe ni^t mübe, in &)n^ftorien, 9(ubiengen ink
^Priöatgefpröd^cn Äarl V. unb ^l^ilip») IL jjn
tabeln, unb in feinem Reffen Jlarl, ttcl^ ^
öon ftarl V. pcrf önlid^ belcibigt glaubte, meinte o
ein geeignetes SQSerfjeug gur SuSfül^rung feiot
$Iäne gu finben, bie auf nid^tS 9lnbere§ alS Sfc
feitigung oer fpanifd^en ^crrfd^aft in 9^
l^inauSlicfcn. ©d^on am 15. S)ecember 1555
fd^Io^ er ein 93ünbni^ mit gronfreid^, twriUJeB
nad^ ^bjug einiger ©cbictc für bie gomilie fe»
raffa Reapel unb ebenfo Wailanb jufaüen folto.
unb am RcuJal^rStagc ernannte er feinen Sleflen,
ben ®rafen Don ^ontorio, ^um grelbl^auptman
ber ßird^e. SlIS gtanfrcid^ am 3. gebruor 1556
mit ©panien ben SQSaffcnftillftonb Don SSoucelW
fd^Io^, reisten bie garbinöle Rebibo unb Sorafla
an bie beiben |)öfe, um über einen befimttoen
gfrieben unb SEßieberberufung be§ 6oncil8 m
Orient nad^ Rom gu Dcrl^anbeln. goraffo jebo^
ttjufete bei §cinrid^ n. baS SSerf pred^cn gur SSieber«
aufnal^mc ber gciubfeligf eiten unb jur ^ilfdeiiiiag
on ben $apft gu ertoirfen. kleinere SSertmdhmga
ergaben ftd^ bei biefcm ©tanbe ber 3)inge boD) wi
felbft ; unb als man bei einem fpanifd^n Stfuria
ein ©d^reiben beS fpanifd^cn Agenten in 3bm «
ben 95ice!önig in Reapel, ben f)ergog Don 3Üba,
Dorfanb, ba§ biefen jum Singriff auf benflirÄff«
flaat aufforberte, lie^ ber ^opft am 27. 3uli 1556
im öffentlid^cn Sonfiftorium gegen fforl V. loö
^l^ilipp n. ben ^roge^ tt)egen SScrlc^g Iw
SeldenStreuc eröffnen. ®arauf begann SUbo tm
1641
«Paul IV.
1642
Arieg unb filierte il^n jUKir flegteid^ , aber mit
gCD|er Sutfldl^Itung, tDäl^reno bie SRimfter $]^i-
Ii)))>8 in @))(mien gegen bie JKrd^e 9leprenaUen
aitttbten« 3m gfrül^Iing 1557 fam fronaöftfc^e
IIiiterfiü|ung, enong aber !eine Stf olge unb ttorb
nod^ ber 9liä>erlage ber t^fronsofen bei @t. Ouentin
(10. «uguft 1557) toieber abberufen. 3ttba rüdte
Snbe Sugujl bis t)or Stom, 50g aber balb lieber
06, o)^ bie @tabt anntgreifen. 2)urd^ iBermitt-
aoon Sfloren) unb SSenebig mürbe am 9. @e))«
r gu EaDe bei ^aleftrina grieben gef d^Ioffen.
%n ^ßapft na^m $l^ili))p U. al§ gel^orfamen
So^ on unb t)er{))rad^, Don bem !Bütü)ni^ mit
^nmlreid^ jurüdf gutreten unb neutral %\x bleiben ;
bosegen mürben i|^m aUe Don ben Spaniern be»
f4^ ®ebiete gurüdgegeben, unb SIba fam felbft
m^ Stom, um Slbfolution p erbitten. 9la(i^ bem
^eben nal^m baß) ber Sinffu^ ber pöpftüd^en
mpotm ob. ^13 ber Srnbinal Saraffa Don einer
Seife nad^ Srüfjel, mo er in perfönlid^er Unter-
bonobing mit Ißl^ili)))) ü. ®elb unb Sanb für
^iite Sf^nnilie gu erlangen gel^offt l^atte, nur W\%*
ecfolae mitbrad^te, fan! bie SDleinung bed ^fte§
iMm feiner ©efc^icflid^feit. 6§ gelang feinen S^eg»
netn^ ®e]^dr beim ^pfte )u finben, unb als biefer
Rd^ ))er{5nlid^ Don ber Jlid^tsmürbigf eit ber anberen
oeibm Steffen überzeugt l^atte, Derbannte er jie am
27. 3onuor 1557 gang Dom §ofe ; nur fein (Öro^-
nfffe Slfond Saraffa, ben er, nod^ nid^t 18 Saläre
dtt, am 2. ^l))ril 1557 jum Sarbinal ernannt
l^foiat, übrigens ein eifriger unb frommer 3Kann,
bitifte bei i|m bleiben; ben brei erften mürbe Don
^|Hud rv. ber gSroge^ gemad^t (Dgl. ben Slri. 9le-
potlSmuS ob. 184). — S)en britten §ab§burger,
ben beutfd^en ff önig f^erbinanb, entfrembete fid^
^ßaul IV. gleid^ baburd^, ba| er il^n megen beS
fbtgSburger 9leiigion§friebenS l^eftig tabelte unb
lejftem für ungültig erflorte. 5W8 ftarl V. bie
Amfermürbe nieberlegte, imb bie ffurfürften am
24. TOörj 1558 gerbinanb mäl^tten, erflärie ber
Sfl^if} SeibeS für ungültig, ba ein SSergid^t auf bie
mtferfrone nur in bie ^önbe beS ^apfteS ge*
fd^e^ !5nne; ben ©efanbten tJr^binanbS na$m
cc irid^t an. — 93ei meitem fd^Iimmer erging eö
mit Snglanb. Sm 3uni 1555 maren ©efanbte
aus Snglanb gefommen, meldte bie Untermerfung
McM SanbeS unter ben ^ßapft anjeigten. ^aul IV.
fmerte aber bie Siüdfgabe ber geiftlid^en @üter,
' meld^ 3uliu8 in. im Sntereffe ber SRürf-
ig beS £anbeS gum ffatl^oIiciSmuS Der^id^tet
\, nol&m bem Karbinal $oIe (f. b. 3lri.), bcffen
il^m Derböd^tig fd^ien unb ben er fd^on
WS^/a l^etifd^er ^nfid^ten befd^ulbigt l^atte, bie
iBegotenmürbe unb rief i^n nad^ S^om, um i^n Dor
Me 3nquifttion %yx ftetten. ^IS Slifabctl^ bem
ftopfte il^ 3:^onbefteigung anzeigte, antmortete
er ii^, fte fei iUegitim unb l^abe fein ä^ed^t auf ben
Z^on. — 9lud^ mit $oIen Dcrfeinbcte er fid^. ®ie
Bttten @igmunbS II. Don $oIen um ©enel^mi-
ßg eines 9lationaIcondlS, ber fiiturgie in ber
bedfprac^e, ber SluStl^eilung ber gommunion
unter beiben ©eftalten, ber Ißriefterel^e mieS er
)urüd( imb fanbte einen 9luntiuS nad^ $oIen.
9tad^ ber iBertreibung ber 92epoten manbte fid^
$aul faft auSfd^Ue^Iic^ geiftU^en S)ingen ^u.
t$ür bie älngelegenl^eiten beS ftird^enftaateS fe^e
er bie ^Kongregation del buono govemo ein; er
felbft befaßte fid^ eifrig mit ber SReform unb erlief
eine gro^e Snjal^I Don S)ecreten gur ^bftettung
Don ^i^bröud^en, fo ba^ er ftd^ rül^men fonnte,
eS Dergel^e fein Sag ol^ne einen 6rla^ ^ur 9leform
ber ilird^e, unb ba^ er auf einer SKebaille bar»
geftcttt mürbe als Sl^riftuS, mie er mit ber ®ei|el
ben Sempel fäubert. SSiele feiner Slnorbnungen
pnb nad^l^er in bie ffiecrete beS KondlS Don Orient,
für beffen 9teuberufung nad^ 9lom er ftd^ aud^ 1559
mieber bemül^te, übergegangen; mel^rere mu|te
allerbingS fein 92ad^foIger IßiuS lY. aufgeben
ober milbem. $aul felbft gab burd^ fein fieben
ein l^erDorragenbeS 99eifpiel, baS nid^t ol^ne Sin«
flu^ auf ben §of blieb, ©en ©otteSbienft lie^
er mit großer ^rad^t feiern. 3lm meiften aber ift
^aulS IV. Sfätigfrit ber Snquijition ju gute
gcfommen. 3)en ©ijungen berfeloen mol^nte er
mit ^intanfe^ung anberer ©efd^öfte regelmäßig
bei, ermeiterte il^re 93efugniffe unb ließ 1557 einen
Index librorum prohibitorum brudfen, ber aber
Dor ber IBeröffentlid^ung nod^ ^urüdge^ogen mürbe
(Dgl. b. airt. 3nbej VI, 650). ©elbft ben Earbinal
aWorone (f. b. 9lrt.) lie^ er megen SSerbad^t ber
§ärefte Dor bie 3nquifition bringen unb gefangen
fejen. Sud^ fonft mar er gegen bie ßarbinöle oft
rürfftd^tSIoS, nid^t minber gegen bie fürftlic^en
©efanbten. Ueber bie $a^)ftmalöl erlief er gmei
SuEen: am 16. ©ecember 1558 bie SuHe Cum
secundum, burd^ meldte Unterl^anblungen über
eine fünftige SBal^I nod^ ju Sebjeiten beS ^apfteS
Derboten mürben ; am 15. Qfebruar 1559 bie SuHe
Cum ex apostolatus officio, burd^ meldte ben
ber §ärefxe unb beS ©d^iSmaS fd^ulbigen Sarbi»
nölen baS actioe unb pafftDe SQSal^Ired^t entzogen
mürbe ; bie le^tere 93eftimmung bel^nte ^aul burd^
®ecret Dom 6. SKär^ aud^ auf bie bloß in Unter-
fud^ung befinblid^en Karbinäle aus. ^aul IV.
errid^tete femer bie §ierard^ie in ^Belgien unb
3nbien (f. b. Slrtt.). gr ftarb am 18. Sluguft
1559. Seine Regierung mar feine glüdtlid^e; ben
grmartungen, meldte man auf il^n fejen burfte,
l^at er menig entfprod^en. 93eim römifd^en SSoIfe
mar er infolge ber ÄriegSbrangfalc, ju benen am
27. (September 1557 nod^ eine große Siberüber-
fd^memmung fam, fo Derl^aßt gemorben, baß nod^
Dor feinem Sobe in ber ©tabt große Unrul^cn
auSbrad^en, bei benen aud^ bie ©tatue, meld)e mau
il^m im 9lnfang feines iJJontificateS gefegt l^atte,
jerftöri mürbe. §eimlid^ mußte mon feine fieid^e
am ^benb beS 19. «uguft beife^en. (95gl. Ca-
raccioK, De vita Pauli IV. etc., Colon. 1612;
Bromato, Storia di Paolo IV., Ravenna 1748
sino 1753, 2 toU. ; Pallavicino, Istoria del
Conc. di Trento, lib. 13 e 14; Raynald, An-
nales ad a. 1555 sqq. ; 9tanfe, S)ie römifd^en
1643
«Poul V. — ^aula, bie f^l
im
köpfte, ®cfammcIteS5Bcr!cXXXVn, 183—205 ;
Duruy, Le Card. Carlo Caraffia, Paris 1882;
tcrgcnrötl^er, Äird^engefd^. m, 3. auK., 245 ff.;
•ägmüHcr, ®ic ^opfttoal^Ien u. f. to. [f. o.], 14 ff.
210 ff. ; S)crf., ©ie ^ftttaPuDen, Sübütflen
1892 36 42.)
ipoul V. (1605—1621) tourbc am 16. SWai
1605 als 92ad^foIger Seo'8 XI. gettäl^It. Sr l^te^
Dorl^er SamiQo 99org]^efe, iDor 1550 in Siom ge«
boren, l^atte in !ßerugia unb ^ßabua ^uridprubeng
ftubirt unb ftd^ bann ber SbDocotur gettibmet.
2)arauf mar er Sicelegot in ^Bologna gemef en unb
1596 )um Srnbinal erlauben toorben; gule^t be-
fleibete er bie @telle eined pa))ftli(i^en IBicarS in
9fa)m unb geno^ gro^ed ^nfel^en. 3u Anfang
feines ^ontificatS lie^ Ißaul V. fofort bie unter»
brod^enen SSerl^anblungen über bie SBirffomfeit
ber @nabe lieber aufnel^men unb fd^Io| biefelben
am 28. «uguft 1607 (f. b. 9lrt. Congregatio de
auxilüs m, 913 ff.). Strenge l^ielt er atö ^ft
an ben Siedeten bed pöpftlid^en ©tul^Ied feft. 2)ie^
brad^te il^n balb mit Senebig in l^eftigen Sonpitt,
bei meld^em e§ ftd^ in le^ter fiinie um bie gegen«
feitigen Sted^te t>on @taat unb Jhrd^e l^onbelte.
2)ie Senetianer gogen ben Sel^nten Don ben Jhrd^en»
gutem ein, beftraften entgegen bem Privilegium
fori ©eiftlid^e, bie fld^ gegen bie ®efe|e ber Sfte«
publif öerfel^It, unb erneuerten mel^rere fird^en»
feinblid^e ^efe^e, burd^ meldte ber Jhrd^e bie Sr«
toerbung öon ©runbftüdten unterfagt unb bie
Srrid^tung Don Jhrd^en Don ber ©enel^migung
ber toeltli^en Sel^örbe abl^öngig gemad^t tt)urbe.
®er $apft öerlangte bie Surücfnal^mc btcfer @e»
fc^e unb bie £o§Iaf|ung jtocier öer^afteten ®eift«
li^en, unb al§ bie^ Demcigert tt)urbe, berl^öngte
er am 17. ^ril 1606 Sann unb unterbiet über
SJenebig. ®er ©eroit ©orpi (f. b. 5lrt.) öertbci«
bigte bie SRepubUf unb ermunterte jum SQßiber»
ftonb. ®er 6Ieru§ trat auf bie ©eitc ber 9le})ublif
unb beobaditetc bie })äpftlid|en ®ecrete nid^t; nur
bie Sefuitcn, Sl^eatiner unb ffopujiner l^ielten
jum ^apfte unb mußten bc^l^alb ba§ öcnetianifd^e
(Scbiet Derlaf Jen. 6§ toäxt gum Äriegc gefommen,
wenn nid^t §cinrid^ IV. öon gwnfreid^ unb
^^Jljilipp in. öon Spanien einen toenigftenS äu^er-
lid^en grieben oermittelt l^ätten. ®ic SSenetianer
fuSpcnbirten bie oben ertoäl^nten ©cfe^c, ber $apft
i}ob am 22. SKärj 1607 bie ßenfuren auf; nur
bie Scfuiten ttjurben öorläufig nid^t ttjieber ju«
gelaffen (ögl. aud^ b. ^rt. 33eUarmin). — ®er
SnttoidCIung ber Singe in ®eutfd^Ianb ttjanbte
^aul V. rege ^ufmcrffamfeit ju. gr fud^te ben
3tt)ift im öftcrreid^ifd^cn §aufe jtoifd^cn ben beiben
Srübem JRuboIf II. unb TOattl^ioS beizulegen, er»
mal^nte ftaif er SRuboIf unb bie fatl^oUfd^en Surften,
ben 9lnfd^lägen ber ^rotcftanten entgegenzutreten
unb gemäfe ben (Sntfd^eibungcn beö ftammer»
gcrid^te§ bie Südfgabe ber ffird^engüter burdi«
5ufe^en. dagegen magte er, burd^ ©rol^ungen
fjran!rcid^§ cingefd|üd|tcrt, nid|t in bie jülid^=
cleoefd^e ^ngelegenl^eit einzugreifen unb bie fatl^o»
lif d^e Siga tl^atfröftig )u mtterßü|en, f onbem fie|
ftd^ nur )u bem fßt^pxtä^ ^ixbA, monoül^
8000 @ulben an bie 93unbe3fafTe gu gol^Ien. ecine
Semfil^ungen im beginn beS ^afpc^ 1618, eim
allgemeinen 99unb ber Sl^riftenl^eit gegen bie tMoi
)u @tanbe gu bringen, fd^Iugen fel^L 9IS bann ber
SOjöl^rige Jhieg auSbrod^, fud^te er Sconbeid)
zum Eintreten für baS ^ouS fyiiSbm^ ^ ge-
winnen, bemül^te ftd^ für bte SSküjli gferbtnanbS E,
Zal^Ite i^m monatlid^ 10 000 (Sulben ^ilfd^bei
tmb gab feine Suftimmung )u ber am 28. Sbd
1620 oon gferbinonb erlaffenen Stefolution, gemol
Weld^er ber ffaifer bie ber %ugdburger iSxn^^lfm
Zugetl^anen @tünbe in ber Uebung berfeTben b^
laffen mollte, mie er fte beim Sobe feines Sop
göngerSöorgefunben. 3)ieSeifiungbe8oon3acoiL
oon Snglanb ben (fatl^olifen feines SonbeS obMp
langten Sibed öerbot $aul Y. unter Strafe ber
(Sicommunication (ögl. 93ette81^eim, iKrd^engef(^
ö. ©d^ottlanb H, SKaina 1883, 239).
®ro^ unb erfolgreid^ mar !ßaul§ Y. gkmtifkot
auf geiftlid^em ©ebiet burd^ bie gföitmiig ber
nm entftanbenen ©enoffenf duften: ber Smigre»
gation bed Oratoriums 3efu (1611 gefüftetimi
^eter »erulle [f. b. Slrt.]), ber ref ormirten (SPn*
cienfer, ber @alefmnerinnen, beS öon Sufom ge-
ftifteten SercinS zur grtl^eilung ber d^ftü^a
Seigre, ber Snnunciaten, ber ^iariften. Haä^ für
bie SJhffionen in Oftinbien unb S^tna trat er
tl^ötig. ®ie SSerbinbung ber ÜRaroniten imb bet
unirten ätutl^enen mit bem at)oftolif(l^ @tn|l(
tonnte er burd^ geeignete Sugeftönbniffe gu be^
feftigen; aud^ ber neftorionif^e aiatriard^ ßlioSE
legte ba§ fotl^olifd^e ©lauben^oefenntni^ ab. —
®ie ffunft fonb in $aul V. einen »armen ^
berer. ©uibo Seni ttjar fein Siebling ; ^ßaul V.
öoQenbete ben Ouirinal unb bie ^eterStird^ in
il^rer ie^igen ©eftalt burd^ 93au beS fiongl^feStnib
ber tjaf jobe; aud^ öcrbonft i^m bie ©tabt bie SBo«
berl^crftettung ber augiiftifd^^trajanifd^en SBojjer-
leitung al§ 3Icqua ^aola. gr ftarb am 18. 3fl"
nuar 1621; fein 9lad^f olger toor ©regor XT.
(SSgl. 5Ran!c, ®ie römifd^en ^ä|)fte II, (^.SBerie
XXXVm, 210 ff. ; t)crgenröt]^er, ffird^oj^
m, 3. 3Iufl., 270 f. ; ftlopl), ®er SOjäl^r. Ätieg
I, $abcrbom 1891, pass.) fSBurm.]
"^ant, SSinccnz be, f. 95incentiu§ öon^onL
'^aitto, bie 1^ I. , bie be!annte ©c^üIeriÄ be!
1^1. ^ieron^muS (f. b. 2lrt.) , ftammte au§ ollm
römifd^en ©efd^Ied^te unb tourbc mit bem reiben
unb öomel^men SRömer XojotiuS öermol^It, ben
fie öier Söd^ter unb einen ©ol^n gebar : SIepo,
^aulina, guftod^ium, Shifina unb SojotiuS. Wi
Sungfrau unb ©attin burd^ SReligiofüät lab
ff eufdjl^cit ausgezeichnet, zog fie nad^ bemSobei^
©cma]^I§ il^r^erz öonaüenirbifd^en Singen ob uri)
trod^tete einzig banad), ftd^ burd^ SBerfe ber Sufe^
grömniigfeit unb Siebe für ben §immel reif p
mad)cn. ®ie Firmen l^atten an i^r bie mol^Itl^ötigPe
TOutter ; fie fud^te bie ffranfen auf, fie gu tri^
unb zuuntcrftü^en; armen SBerftorbenenfanbttjie
$aula, SftQtij Don — ^auHcianer.
1646
naeloftnber ; [a fte überfd^ritt, toxt ^ieron^-
tßoÜ fogt in fiiebiedgaben bad Ne quid nimis,
ober bofür @runbe an, tueld^ il^rem ^ergen
mod^n. 3m 3. 382 fyiiit fte bie gfreube,
[. £))i))^Qntu8, ber mit anbem Sifd^öfen in
d^ Slngelegen^eiten nad^ Stom gu ^ßopfi
ifuS L gefommen tDor, in i^rem ^aufe }u be-
rgen unb ben l^eiligen 93if d^of $ouIinud t)on
d^ien öfter befud^en gu bürfen. 9118 &ie-
tuS Stom Derloffen l^tte, um ben Söfter-
n 3U entgelten, folgte il^m aud^ ^ßoula mit
£od^ter ßuftoc^ium in boS l^eilige Sonb nad^,
(m ^ Dorl^er ben größten %i^ il^red 93er«
td an \fyct übrigen jlinber abgetreten l^tte.
gon^e ^eife ttxn: eine fromme ^ßilgerfa)^;
glid^ S^ ätnifalem unb gu ^tüfit^tm bezeugte
ollen l^eiligen @tätten bie imtigfte Snbod^t.
l^eüige Seben ber Sin{tebler in ^tffipim,
i fte Don ^oftina au8 eine (ur}e Steife
^ 8<>9 fi^ f^ f^^^ <^i ^^ nur bie Se^nfud^t,
ben im ©ebbten Sonbe pjubringen, fte l^in«
onnte, fid^ ben ^eiligen in äleg^ptenS äBüften
d^Ue^en. 92ad^ ^iSetl^lel^em }uräd(gef el^rt, lebte
it Suftod^ium brei 3o^te in einem Reinen
I unb ftiftete ein 9JUnd^§> unb brei Stonnen*
'. ©ie felbft fül^rte über bie 5RonnenHöfter
(orftanbfd^aft unb erl^ielt burd^ eine tt)eife
tg eine trefflid^e 3ud^t. S)er ^falmengefang
n ber grül^e, jur %tt^, ©ejt, 9Jon unb SKitter»
ftatt, nee licebat cuiquam sororum igno-
psalmos et non de scripturis sanctis
die aliquid discere. S)ie fiefung ber l^eiligen
ft pflegte fte mit bem größten gleile ; ber
eron^muS mu^te il^r bog Sllte unb bod 92eue
ment erflören, unb fte lernte mit Suftod^ium
bie bebröifd^e Spxaä^t, ita ut psalmos he-
e caneret et sennonem absque ulla la-
linguae proprietate personaret. Snjeber
biente il^ bal^er oud^ bie ff enntni^ ber ^tx*
@d^rift jur Sendete unb @törfung il^red
S, unb mit @d^riftftellen bemoffnet ertrug
>iilbig il^re @egtier ober mied ^e mit paffen»
inttoorten ab. 3m allgemeinen fagt §iero»
dOoni^renSugenben: Si cuncta corporis
nembra verterentnr in b'nguas et omnes
humana Toce resonarent, nihil dignum
AB ac venerabilis Paulae virtutibus di-
1 ; im ©injelnen l^ebt er befonberS il^re ®e«
il^ren 93u|geift, il^re ffeufd^l^cit, ©ebulb,
)^fügfeit, aSol^Itl^ötigreit ^eroor. ^aula
im 3. 404. SSci i^rem lobe maren Sifd^öfe,
[Jriefter tmb 3Kön^e ontocf enb, unb bie erften
ife ^Iäftina'8 trugen il^rc Seid^e gur Shil^e
ffird^e, meldte über ber ®eburt§ftätte g^nfti
: toorben mar. — Ueber ^ßauIa^S 3:öd^ter
[a unb euftod^ium f. b. 2lrtt. Sie britte
n, ^ulina, mar an ben römifd^en Senator
iwd^iuS (f. b. 9lrt.) öerl^ctrotet, ber nad& il^rem
bie loga beö Senator^ mit bem ÜJlönd^S-
tbe Oertaufd^te. ^ula'3 @o]^n 2:osotiug
tnt oon ^ieron^muS gefeierte Sota gur ®e«
mal^Iin unb erl^ielt bon il^r eine Xod^ter, Ißoulo
junior, für beren Srjiel^ung ^ieron^muS ben 93rief
(Ep. 107) an Sdto über d^ftlid^e (Sraiel^ung f d^rieb.
(iBgl. Hier. Ep. [108] ad Eustochium; AA.
SS. BoU. Jan. H, 711 sqq.) [©d^röbl.]
^aulüf Sfron) oon, f. gfrong t)on jßoula.
^antaneXf 1. SRinimen, f. gftonj oon $aula;
2. 93amabUen, f. b. 9rt ; 3. Sinftebler beS l^ei-
ligen gkmIuS, f. b. %:t. ein{iebler, n. 37.
^anßatiifteii, f. $aulu8 oon Somofota.
^anRdann l^ei^t eine im 7. 3Ql^r]^unbert
]^en)orgetretene l^äretifd^eSecte in ber morgenlönbi«
fd^en Jhrd^e, meldte bei ben Wotl^olifen bed Sbenb«
tanbeS ein gro^ed, gon} ungered^tfertigted 3nter«
effe l^orgerufen 1^. 39tan lonnte il^rem 9lamen
lange Seit ^inburd^ mamtigfod^ S^mpotl^ien ent-
gegenbringen, meil man fid^ oon i|rer @efd^id^te
nur ein unbeutlid^ed93ilb gu enttoerfen t)ermod^te.
2)ie| ift j[e|t onberS gemorben, nad^bem burd^ bie
oerbienftooue @d^rift beS Sbfd^mio^iner 9(rd^i-
bioconuS ffarapet Zer-aßfrttfd^ian : ^2)ie IßouU-
fioner im b^gontinif d^en ffoiferreid^e unb t)ermanbte
fe|erifd^e ßrfd^einungen in Armenien, Spg. 1893",
}unäd^ft über bie OueUen gur ©efd^id^te ber @ecte
neued Sid^t verbreitet morben ift. Stomentlid^ bürfte
bemiefen fein, ba^ ber öltefte unter ben befonnten
gried^ifd^en OueSen-Sd^rtftftellem ^etrud ^egu«
menud ift (cäi Appendiix ad Petnim Siciuumy
ed. Gieseler, Gotting. 1849), ber l^öd^ft mal^r«
fd^einlid^ in ber erften ^fte beS 9. 3<i^4unberi8
fd^rieb, unb nidbt, toie mon bis bal^in meinte, ber
9)l5nd^ ®eorg t^amartoIuS (f. b. Sri. ; ein 9lad^-
brudC ber Ausgabe Don 9)hn:alt fielet bei Migne,
PP. gr. OX, 41 sqq.), ba| Unterer öielmel^r feiner
(S^ronif bie @d^ft bed ^egumenen giemlid^ möri«
lid^ rimierleibt l^ot; ba| femer ber SBerid^t beS
^l^otiud über bie ^aulidaner (LL. 4 c. Manich.,
bei Migne, PP. gr. CII, 15 sqq.), toie er un§ oor-
liegt nur jum Sl^eil oon bem gelel^rien ^triard^en
l^errül^ri, ba^ biefer Xl^eü ber @d^rif t nur SBeniged
ben 92ad^rid^ten bed ^egumenen l^insufügt, unb ba|
enblid^ ^etrud @iculu8, ber 3eitgenoffe beS ^ßl^o«
tiu8, ni^t ber S3erfaffer ber unter feinem 5Ramen
gel^enben @d^rift Historia Manichaeorum (ed.
Gieseler, Gotting. 1846, tmb bei Migne, PP. gr.
Orv, 1246 sqq.) ift, biefe öielmel^r ben ertoeiterien
!ß]^otiu8 }ur @nutblage fyit %m bie ©efd^id^te
ber ^ulicioner fommen femer in Setra^t %fyto*
pboited Sonfe^r mit feiner }toifd^m 810 unb 815
gefd^riebenm Xpovo7pa<p(a (neue frii SluSg. oon
Stall be SSoor, 2ei|)j. 1883—1885, 2 93be.) unb
beren Sfortfe|ung in 6 93üd^em (SluSgabe Sefferd
im Sonner Corpus [1838], bei Migne, PP. gr.
CIX, 19 sqq.), bie3eit öon 813—961 bel^nbelnb.
S)ief e gfortf e^g bmu|t olS OueOe bie 4 SBüd^er
ff önigdgefd^id^tm t)on ©eneftuS (jmifd^m 945 unb
959), ber oxiS einer bomel^men ormenifd^m gfo«
milie ftammte unb iebmfall§ oon feinem S3ater^
einem l^ol^ ^Beamten am ^ofe SJUd^elS HL,
borgugStoeife bie ffemttni^ ber Don il^m erjöl^tten
Segebenl^eitm l^e. 92immt man nod^ ]^iti)a
1647
^ßaulicianer.
1648
Joannis Ozniensis Oratio c. Paulic. (nad^ 718;
ed. Aucher, Venet. 1884), bie Ponnula recep-
tionis (bei Tollius, Insignia itinerarii ital.,
Traj. ad Rh. 1696, 126 sqq.), Euthymii Zigab.
Panoplia dogm. tit. 24. 25 (bei Migne, PP. gr.
OXXX, 1189 sqq.) unb Anna (Jomnena'S 'AXe^tac
(DoHcnbet 1148), bie Seit öon 1069—1118 um-
faffenb (bei Migne, PP. gr. CXXXI, 91 sqq. ;
neue Aufgabe Don 3t. Sfteifferfd^eib, 2t\p^, 1884),
jo l^abcn toir baS, waS an Duettenmaterial Se»
beuhmg "^at, öenannt. Mein bie Unterfud^ungen
fforctpetg l^aben mond^eS, tt)o8 feit ben älrbeiten
t)on gngel^arbt (in SBiner u. (Sngell^arbt, 5Reue8
ftitif^eö 3oumaI 1827), Don ®ie{eler (in ben
Sl^eologifd^en ©tubien unb ftritifen 1829) unb
t)on SBinbifd^mann (in ber [Süb.] S^eologifd^en
Quartalfd^rift 1835) oI8 geftd^crteS «efultat ber
l^iftorifd^en ^orfd^ung angefel^en tt)urbe, loieber
unftd^er gemod^t unb ber Soniectur ein loeited t^elb
eröpet. Staxopti felbft l^at eine gon^e Steil^e Don
Sermutl^ungen unb Kombinationen aufgeftettt,
auf beren fritifd^e !ßrfifung jebod^ l^ier t)er}id^tet
merben mu^.
2)er 3lamt $aulirianer foU nad^ $]^otiu§ Don
ben beiben @5]^nen ber 39tani(bäerin ffaDinife,
!ßaulu§ unb So^anneS (IlaüXowüavvoi), l^errül^ren,
meldte aI3 bie erften Stifter ber @ecte erfd^einen.
anein toal^rfd^einlid^ ftnb biefe beiben ©ruber
m^tl^ijd^e ^erfbnlid^feitcn, tt)ie eS iejt aud^ fcft-
fte^t, ba^ bie ^auticianer nid^t eine neue %ct
t)on SWanid^äem bilben, fonbem mit ben SWar»
cioniten )ufammen]^angen. @runblage il^rer Seigre
ift ber S)uaU3mu§. ®em guten @ott, bem §erm
be§ §immel3 unb ©d^öpfer ber ®eiftertt)elt, ber
Don ben ^aulicianem (ben einzig toal^ren Kl^riften,
ber fatl^olifd^en ßtrd^e) angebetet tt)irb, fielet ber
böfe ©Ott, ber ©emiurg, ber @d^ö})fer unb §err
ber ©inncntt)clt unb beS materiellen fieibeö, ber
öon ben Somäem (ben ßat]^oUfen)*angebetet wirb,
abfolut gefd^ieben gegenüber. ®amit l^ängt bie
S3erad^tung ber TOaterie gufammen. ®em ©ünben«
falle fd^rieben bie ^aulicianer ttjol^lt^ätige folgen
ju, ttjol^l bie, ba^ burd^ benfelben ber l^öd^fte (Sott
\\ä) gu offenbaren unb ber SKenfd^ gegen ben
böfcn ®ott fid^ ju erl^cben bewogen würbe. 6ine
eigentlid^e TOenf d^werbung ßl^rifti läugneten fie ;
nid^t SWaria, fonbem ba§ obere 3erufalem ift bie
SJlutter ßl^rifti. 3lu3 biefem hxa6)k er ben fertigen
Seib in bie SOBelt unb ging burd^ SWaria nur wie
burd^ einen ftanal l^inburd^. ®amit fiel il^nen Don
felbft aud^ bie 3wngfräuUd^!eit 2Kariä. ©ie oer-
Warfen femer allen äu^em guItuS, namentlid^
Saufe unb Slbenbmal^I, fowie bie SSercl^rung ber
^eiligen unb be§ ffreujeS. ®abei follen fie bod^
]^infic|tUd^ be§ ffreuje^ einem 3lbcrglauDen ge-
l^ulbigt l^aben, üieHeid^t in ber SBeife, ba^ fte bei
Äranf^eitm burd^ 3luflegung eine§ ffreujc§ glaub»
ten, bicfelben auf baS ^ol^ be§ gflud^eS übertragen
§u fönnm. SBaS ben ßanon ber ^auliciancr bc»
trifft, fo ift ftd^er, ba| berfelbe nur 93üdf)er be§
Sleuen XeftamenteS entl^iclt. SBcIdie neuteftament«
lid^m @d^riften fie ober onnal^men, ifl ntd^ goni
auSgemad^t; jebenfattd Verwarfen fie mit ber$a^
fon beS 3i|)oftetö $etm3 (mäf beffen Sriefe, toA
berfelbe, wie ^l^otiuS wmigftenS angibt, bei
^erm Derlöugnet l^abe. 2)a ^ur Segeid^mmg ber
canonifd^m @d^riften ber ^ulicioner f^ig bie
SQSenbung tö eda77eXiov xal 6 dic^oroXoc bor«
fommt, fo erfd^eint ed old ]^5d^{l üxil^rfd^ül^,
ba^ fte eigentiid^ nur ba§ SucaMSdangetimn mb
bie paulinifd^en ^Briefe olS cononifc^ betrad^tetn,
womit bie anberweitigm 3lad^xxdfitn aber neutejla*
mmtlid^e @d^rif ten, weld^ bei il^nen in cononif^em
^nfel^m ftonben, DieDeid^t fo gu ütreinigen jmb,
ba^ fie nebm il^rem officieQen Sonon in i^
$oIemif gegen bie ffatl^oHfen oud^ bie übr^
@d^riften be3 92eum Sleftamentd mit %i§mäßt
ber petrinifd^m Sriefe gebrandet l^oben, — ®ie
SJioral ber ^aulicianer War na^ ben über fie ie«
rid^tenben @d^riftftettem eine ^bä^\t üerwerflü^
3m 3ntereffe ber @ecte war SSerfteUtmg, ^eu^ei,
felbft iBerlöugnung bed @Iaubend unb Xl^eiliu4int
am fatl^olifd^m @ottedbienft erlaubt. 2)ie abfd^'
ßd^fim SuSfd^weifungen, fogor bei ben gottel«
bimftlid^m SSerfammlungen, merben il^nen ^nr
Saft gelegt. SS mag in biefen Sd^Ubenmgea
39tand^ed übertriebm fein, allein Don olbn Ste*
würfen fönnen fte unmöglid^ gereinigt weÄen,
Wie bmn über]^au))t bie ©efd^id^te geigt, ba| W
bualiftifd^e ©mnbanfd^auung in ber Siegel orge
@ittmIoftg!eit im ©efolge l^t Sine ^ieian^
erfanntm fte nid^t an. Sn il^rer ®p\^ flanba
anfangs bie Srfinber unb Verbreiter ber ganp
3rrle]^re, weld^e öon il^nm als ^op^eten inib
Slpoftel öerel^rt würben; fpätcr würben bie eim
jeinen ©emeinben öon aüvexÖTjixot mit coEegio«
lifd^er Seratl^ung geleitet. S)en le^term tDorm
voTdtpiot jur Scforgung beS ©otteSbien^cS mib
gur SSerbreitung ber Sßibel beigegeben. 9Die S8et*
fammlungSl^öufer l^ie^en nid^t ixxXTjcrCat, fonbem
irpoffeuvat.
3n Die ©efd^id^te tretm bie ^aulidaner pit
bem 7. 3öWwiibert ein. @egen bie SRitte biq'Ä
3a]^r]^unbert§ erfd^cint als SBorfte)^ ber 6edt
ein gcwiffcr ßonftantin mit bem paiiliniid^ ^
men ©ilöanuS, ber bie ©emcinbe gu ftibofja im
©ebiete oon ßolonia im erften Slrmenim grunbete
ober rmoöirte. Sr wirb öon ben ^auliciancm
als ber eigentlid^e ©tifter il^rer ©cmeinfd^ wr*
cl^rt. 36m folgten nad| bem §egumenen berSeiie
nad^ fec^S SSorftel^er, bie aEc bei ber ©ecte ein
l^ol^eS ?lnfe]^en genoffen: ©^mcon ober lituS; S<-
nefiuS, ein Armenier, ober Slimotl^euS ; 3o{^S,
genannt gpapl^robituS ; 3ac^aria8 ; SBaaneS, jm-
gcnannt 6 f ü7:ap<5c, unb ©ergiuS mit bem SBei»
namen S^icuS. 5}on biefen SSorftel^em xomtm
fed^S ©emeinben mit Vaulinifd^n Flamen ge«
grünbet. ®ieS03ol^nft^eber ^aulicianer erftredten
fid^ wol^I t)on $]^anar5a an über SqcuS bis So>
lonia })\n unb oon bort in baS Supl^ratgebiet bi§
©amofata, bann ^urüdt bis SKopfueftia (ftaropet
105). ®er einfädle SSerid^t beS §egumenen übfr
1649
^Qultcianer.
1650
bie gnumitten fieben Sorfte^ ifl in ber fpötem
Steboction bed ^l^otiuS unb bei ^etruS @tculu3
Meutenb, aber fd^tDertid^ ^uDerlöfftg ertoeitert.
9iad^ biefen fpöteren 3laä)nifitn toititt Sonftantin
27 ^atyct, bid ber Ifaifer Sonftontin ^ogonatuS
einen Beamten @9meon gegen il^n entfanbte, ber
i^ auf ben SSerrotb feines giflegefol^neS 3uftu3
]^ fieinigen lie^. 2)er{elbe @9meon ging aber
{tt ber @eäe über, fe^rte brei Sa^re fpöter nad^
fhbofla 5urüd, übemal^m ba§ 9}orfteberamt, marb
luk^ Drei heiteren ^c^xtn infolge eined @treite8
mit ättftuS Don biefem an Suftinian 11. Derratl^en
imb mit Dielen Slnl^ängem jum Qfeucrtobe öer»
nrtl^t 2)iefelben Duetten laffen auf @Qmeon
einen ^ßouluS, meldten ber ^egumene nid^t fennt,
folgen^ unb nad^ beffen %oh feine beiben Söl^ne
(Bntefiud unb Zl^eobor um ba§ IBorfteberamt
fteeiten, obfd^on ber erftere Dom SSater ju feinem
Jtod^folger beftimmt toar. ©iefcr fotttc nun in
Conftantinopel auf Sefel^l Seo'd m. Dom $atri-
axtd^ ber |)örefie überfül^rt werben, marb aber
auf @runb ^iner ^loeibeutigen antworten für un-
fd^ig erflart unb entfam mit einem faiferlid^en
Qideitdbriefe nad^ SRananalid. 913 @ieger über
feinen trüber leitete er bie @ecte 80 äa^re. 92ad^
OenefiuS^ Sobe entftanb mieber eine Spaltung
\Wi\fyn feinem ©ol^ne 3o^ciria3 unb feinem
[egefol^ne 3ofep^, öon benen ber le^tere baS
behauptete (geft. 775). ®eS erftem 9ln-
jer ttmroen grö^tentl^eilS Don ben ©araccncn
ttlebergemad^t, mäl^renb er felbft entfam. — ßön-
iKn bis ®ene^u§ bie 3laiS)xxä)im be3 ^l^oHuS unb
SicuIuS allenfalls nod^ mit benen bed ^egumenen
bereinigt merben, fo ift bad mit ber meitem Sr-
|8^1nng faum me^r ber %ati, ba bei bem ^egu>
wtnm Sofep]^ unb ßaä)ana^ im iBorftel^eramte
als ooEfommen gleid^bered^tigt einanber folgen.
— Ueber bie beiben l^ten SJorftel^cr erfal^rcn wir
ans ben fpöteren Oueuen nod^, ba| IBaaneS burd^
feine fc^amloS auSfd^weifenbe ScbenStoeife, bie
idDcnfoUd aud^ burd^ ben i^m Dom |)egumenen
oegebenen ^Beinamen 6 ^uirap^c angebeutet werben
fo( bie @ecte in Serruf unb bem Untergange
na^ gebrad^t l^abe, ba^ nad^ feinem Xobe (801)
abor ber !raftDotte unb für feine @ad^e begeifterte
€ergiud, weld^er ber wirflid^ wiebererf^ienene
Spofteliünger S^d^icuS fein moDte, al3 i^r 9ie-
fornuitor unb ^weiter Stifter aufgetreten fei. SSon
nun an fd^ieben ftd^ bie ^aulictaner in ^aantten
unb ©ergioten. — gür bie ©cfd^td^te ber ^auli-
doner imter @ergtuS unb weiter fommen l^ter
itfod^lid^ nod^ in Setrad^t %^topf)am^ unb
gortfejung, fowie ®enefiu§. ®er flaifcr
}fymx% (802—811) War i^nen geneigt unb
feeiiu|te fte su politifd^en 3tDed(en. @ie erf^einen
fd^n bomals als eine giemlid^ felbftönbige poli«
t^ SRad^t ntit weld^er bie ^enfd^er beS Sieid^eS
treten l^atten. 3)er ffaifer ^id^ael I. (811
813) wollte anfangs mit SobeSftrafe gegen
fic t^orgel^en, begnügte ftd^ aber, anberem ^atl^e
fidgenb^ mit %if erlegung einer $u^e unb lie^ baS
3:obeSurt]^eil nur an wenigen befonberS ^alS>
ftarrigen DoHjiel^en. SSon einer SSerfolgung unter
2eo V. (813—820), wie fie «pi^otiuS unb ©iculuS
er^öblen, wei| ©eorgiuS |)amartoluS, ein Seit»
genoffe Seo^S, nid^tS, woourd^ biefelbe fraglid^
wirb. ©ergiuS foll 835 erfd^lagen worben fein.
9lad^ ber gortfe^ung beS %i)topf)ant§i entfanbte
bie ftaiferin 2|eobora (842—856) eine SJefel^-
rungScommiffion an bie ©ectircr, bie eine gro^e
SWenge SKcnfd^en (eS l^ci^t SK^riaben) l^inrid^ten
lie^, unter Slnberen aud^ ben IBater eines gewiffen
ffarbeaS. 2)iefer flol^ auf jaracenifd^ ©ebiet
gum Smir Don SRelitene, grünbete Sepbrüe unb
älmara unb warb baS ^aupt ber ©ecte, unter
bem ftd^ bie bis babin getrennten ^Parteien wieber
Dereinigten. Son ben genannten feften fünften,
wo er ftd^ bur^ allerlei Slemente Derftörfte, mad^te
er wieberl^olt Der^eerenbe Einfälle in baS b^jan»
tinifd^e Seid^. ©ein 5Rad^folger in ber ^errfd^aft
über bie ißaulicianer war fein ©d^wiegerfol^n
(Sf^Tt)\oä)z\x, ber burd^ feine ©treifgüge bem Steige
nod^ gef öl^rlid^er würbe. @egen ibn unb feine gfefte
Sepbrife aog SoftliuS I. (867—886), weld^er nad^
Derfd^iebenen äBed^felföUen baS ^eer (lf)tt)\od)m^
befxcgte ; ber gül^rer felbft würbe erf dalagen. — SSon
ba an fd^weigt bie ®efc^id^te über bie $aulicianer
bis in bie Seit ber ftaiferStod^ter Slnna Kom-
nena. SQSie nad^ Sl^eopl^aneS fd^on früher Son»
ftantin V. ßopron^muS ^aulicianer Don Sl^eo»
boftopoliS unb SRelitene auS nad^ 3:bracien Der*
pflanjt l^atte, fo berid^tct 3(nna (Alex. 14, 8 ed.
Reiffersch.) Domftaifer3obanneS3:aimiSceS (969
bis 976), ba| er bie ^aulicianer ir.h twv XaXoßajv
xal Tcov ApfjLeviaxwv t^ttcov in baSfelbe fianb als
©d^u^wel^r gegen bie ©laDen Derfe^t l^abe. ^^x
|)ou))tft^ würbe ^b^^U'P^po^i^ ; f^^tig wud^S il^r
^nbang, unb pe bcbrüdftcn in SSerbinbung mit
ben bort wobncnben Armeniern unb Sacobiten
ibre nid^tpaulicianifd^e Umgebung, ßnblid^ fc^ritt
ftaifer ^lejiuS gomnenuS gegen fie ein. SQSäbrenb
eines langem ^ufentl^alteS in $]^ili))po)}oliS be>
mül^te er ftd^ emftlid^, fie jur ßir(§e gurüdfsufü^ren.
SQSirflid^ gelang il^m bie SSefebrung eines großen
Sl^eileS, 9lnbere wibcrftonben böttnödCig feinen
SSerfud^en, bcfonberS bie brei SSorftel^er ftuleon,
JhtfmuS unb ^l^oluS, weld^e fe^r gewanbt bie l^ei«
lige ©c^rift ju il^rer SSert^eibigung ju benu^en
wußten. S)iefe brei würben in Sonftantinopel im
faiferlid^en ^aloftc in feften ©ewal^rfam gebrod^t,
unb nunmel^r gewonn ber ßaifer aUe §äretifer.
9lud^ ßulcon bcfej^rte fld^ nad^ feiner Slüdffebr in
bie ^auptftabt ; bie beiben anberen ^äapkx mu^«
tcn als balöftarrige ße^er in IcbenSlänglid^er ®c»
fongenfd^aft bleiben, hiermit oerfd^winben bie
^aulicioner auS ber ©cfd^id^te. ®er ginflu^, ben
fie auf bie mittelalterlid^e ©ectcnbilbung im ^benb«
lanbe ausgeübt l^aben, ift ftd^er ftar! überfd^ö^t
worben. SJon weit größerer 93ebeutung waren
in biefer §infid^t bie Sogomilen (f. b. ^rt.). —
Duellen unb Siteratur fmb bereits oben angegeben.
SrWäl^t werben mögen nod^ H. Schmidt, Hist.
1651 ^aulinus D. Sntiod^ien — !ßauItnuS, ber H/ Sifö^of t). Sloto. 1652
Paulicianorum, Hafn. 1826 [Diss.], u. ^crgcn»
rotier, «ß^otiuS I, SRegenSb. 1 867, passim ; Smith
and Wace, Dictionarj of Christian Biography
IV, London 1887, 219. 3u bcn ßcnonnten b^-
Sant. ©d^riftftcHcrn ögl. ^ergcnrötl^cr, !ß]^otiu8
ni, 143 ff.; g. §irf4 S^sontinifd^c ©tubien,
Seipg. 1876; Ä. äxnmhaä)tt, ®cfd^. bcr b^ont.
Siteratur, SDlünd^cn 1891. [Sfcd^tnH).]
^auRuM Don ^ntiod^ien, f. SReletiuS
Vm, 1230 ff.
^aitCiittis, ber 1^1., !ßatriard^ t)on Squi-
Iej[a, gel^örte gu ben SJiönnem, meldte bei Äorl
bem ®ro|en toegen i^reS SiferS unb il^rer @tltJ)f
[amfeit in Slnfel^en ftanben unb gut Seilegimg
ber bomoligen SteligtonSftreitigfeiten benu^t mür-
ben. ^ulinuS flammte nac!^ ber einen ^ngobe au8
tSfriouI, nad^ ber anbem ou8 3luftrafien. 6r toar
um 726 geboren, gog oI8 Seigrer burd^ feinen Shif
bie ^ufmerffamfeit jforfö auf ftd^ unb tourbe 776
^ßatriord^ Don ^quilejo. 9(3 fold^er tool^nte er
Derfd^iebenen ©pnoben bei, loeld^e gegen Sfelig
Don Urgel unb 6Iil)anbu3 Q. b. 3lrt. ^boptianer)
obgel^olten tourben; auf einigen ©Qnoben l^tte
er ben SSorftü, aud^ foll er im October 802 aI8
ßegat Seo'S III. gu Stadien geloefen fein. 9luf
einem ärrtl^um berul^t bagegen bie Sngobe, ba^
er felbft gu SQtino ein SoncU abgel^alten l^obe
(f. t^efelc, 6:onciaengefd^. in, 741). SBie für bie
Steinerl^altung beS @Iauben3, fo toor ^ulinuS
aud^ für beffen Ausbreitung, nomentlid^inffönttl^en
unb ©teiermarf, beforgt. 9Hcuin, mit bem er in
teunbfd^aftlid^er S3erbinbung ftanb, mag i^n be«
onbcr§ baju öeranlafet baben. ®er gro^e $a-
riard^ ftarb am 11. Sonuar 802. SSon ^auIlnuS'
erbaltcnen ©d^riftcn mu^ an crfter ©teile ber
Sacro-Syllabus, eine SQSiberIcgung be§ Aboptia«
niSmuS au§ ber l^eiligen ©d^rift, genannt ttjerbcn.
^aulinu§ öerfofete i^n auf ber S^nobe gu granf«
fürt (794) im 9luftrage ÄarlS b. @r. aU Ant-
wort auf ein ©d^reiben be§ glipanbuS (f. §cfele
in, 680 ff.) ; er erfd^ien im ®rudf guerft s. 1.
1549; TOigne (PP. lat. XCIX, 151 sqq.) bietet
il^n nad^ TOabrifiuS (f. u.). Anbere ©d^riften beS
^auIinuS ftnb bie Libri tres contra Felicem
(Migne 1. c. 349) ; Liber exhortationis, seu
de salutaribus documentis (an ^ergog ^einrtc^
öon griaul; Migne 1. c. 197; ba§ SBerf ttjurbe
früber öiclfadi bem ^\. Auguftinu§ gugefd^riebcn) ;
§9mncn unb ©ebid^te, befonbcrS bie Regula fidei
in ^ejametem ; enblid^ eine Anjal^I öon ©riefen.
Cfine ®efammtau§gabe btcfer Sffierfe, bie gucrft
gerftreut in öerf d^iebenen ©ammeltoerfen erfd^ienen,
beforgte ber Dratorianer TOobrifiuS (Sßenebtg
1737). (gSgl AA. SS. BoU. Jan. I, 713 sqq. ;
Histoire litt, de la France IV, Paris 1738,
284 SS. ; Ceillier, Histoire gen. des auteurs
sacresXn, 2« ed., Paris 1862, 157ss.; gbcrt,
AUgemetne ©efd^id^te ber fiiteratur be§ TOittel-
alters im Abenblanbe II, Seip^ig 1880, 89 ff.
©onftige fiiteraturangabcn bei Chevalier, Rep.
unb Suppl. 8. V.) [% effer.]
?atiCism$DonaKaiIanb, lQtetn.©d^-
fteOer bed 5. Sabrl^., ift ber !Berfaffer einer SdenS-
befd^reibung beS ij)l StmbrofiuS, toeU^ oft um
bem f)l ^ßouIinuS Don 3lola beigelegt tooAm $
(abgebr. in f ömmtl. AuSg. bed ^L Xmbrofhtfi, caxS^
Migne, PP. lat. XIV, 27). 3ur «bfaffmifl b«^
f elben toor er tool^l beföl^igt, toeil er längere 3ät
ald 2)iacon unb notarius in ber 9101^ beS ^tgm
gelebt tmb i^m beim ^infd^eiben beigefianba
batte ; babei bet^euert er f o fe^r, nur bie Sd^
beit im Sluge gebalten gu l^ben, ha% an ber ^
Derlöffigfeit feiner 2)ar{tenung ntd^t gu }ioepi
ift. 9tad^ Slmbro^S' Xobe begab er fU^ no^
Sfrifa unb l^atte bier ©elegenl^eit, feinen beifigm
^reunb unb SReifter energif d^ gegen ben Sn^
eined Sifd^ofS ÜRuronuS Don SoUüa gu Dei^
bigen. ^ierburd^ ttmrbe er mit bem fjjL Sugi^inml
befannt unb DermutbUd^ aud^ gut ^foffungfras
SBiograpbieDeranlalt. SnbemSoncilguear^,
tt)el($e3 411 gegen SöIeftiuS gebalten towän, mtn
er l^erDorragenben Intl^eil (Aug. De pecc oiig.
38qq.;C.ep.Pelag.2,4,6). SldfünfSabrefpäcr
^ft Softmug baS @Iauben§befenntniB beS $^
lagiuS an bie (^anif d^en IBifd^öfe fanbte, um ^
9)ieinung baräber gu Demebmen, f d^idtoi fie i^
eine Don ^^aulin Derf a|te Scbrift gunid, tt^orixUe
^auptanfiagen gegen ben ^rrlebrer gufammai"
geftettt toaren (Prosp. Aquit. C. ColL 8). 3f
folge beffen berief ber $apft ^ßoitlinuS nad^ 9t^;
bod^ glaubte biefer ft^ entfd^ulbigen |u foSa^
toeil ber ©treit bofelbfi bereits beenbigt mn.
SBeitere 9iad^rid^ten gibt eS nid^t mebr aber $a»
ftnuS; nur ift ein Srief Don ibm erbalten, iDorin
er SofimuS für bie gegen Sölefttuä auSgefprof^oc
©enten^ feinen S)anf au3f))rid^t (Baronius ad
a. 418, n. 11). ^u|er bem LibeUus adTorsos
Coelestium, Zosimo Papae oblatos (bei Migne,
PP. lat. XX, 711) toirb biefem ^ßouIinuS ant
ein LibeUus de benedictionibus Patriareha-
rum (ib. 715) jugef daneben , ben ginige ttm
^auIinuS Don ^quileja (f. b. Dor. 2lrt.) f^c^itm.
(95gl. Cave, H. L., Genev. 1720, 257 ; Schoene
mann, Bibl. hisi-lit. Patr. lat. II, Lipsiie
1794, 597 sqq.; Smith and Wace, Biet of
Christ. Biogr. IV, 233; ©arbenbetoer, ^M»^
greib. 1894, 485.) [ftautau]
^aittinns, ber b^w Sif(bof Don Kola
(409 — 431), mit feinem DoHen 5Ramen ^ontiitf
9}Zerojpiu§ ^niciuS ^ulinud, mürbe 353 )b
Surbigala (SBorbeauj) al3 @prö|Iing einer jdjr
angefebenen imb au^erorbentlid^ reid^en SÖu*
torenfamilie geboren, gr erl^ielt eine Dortrep^e
SuSbilbung unb geno^ inSbefonbere längere 3ni
binburd^ ben Unteni^t beS befonnten äl^etotS
^ufoniu§ (f. b. 2lrt.) , mit tocld^em i^n cii4
für bie Qfolge ein innige^ ^ietätS» unb gnunb-
fcboftöüerbältni^ Derbanb. 3)urd^ bie ®unfl Wf
i?ai|cr§ (Sratian , beffen Se^rer er getoefen , ge*
langte ^lufoniuS }u bob^n poUtif(ben SBurbfli
unb auf feinen mäd^tigen 6inpu| »irb eS }«■
rürfjufübren fein, toenn ^ulinuS f (^on oIS jm^
\
!ßaulinu8, ber l^L, Sifd^o.f Don Stola.
1654
tn^ Dor htm Saläre 879, fogar ba3 Son-
bcQeiben burfie. SlufoniuS, meldtet felbft
^79 jttm SonfuI erl^oben tourbe, {^retbt an
n @dp[tc: Quamquam et fastorum titulo
rettoaBomae | praecessitnostrumsella
ilis ebur (Ep. 20, v. 3—4). SBal^rfd^ein-
ift ^ouKnuS nod^ bem Xobe beS JfaiferS
nS (9. aug. 378) für ben Sieft bed Sal^reS
dd fubrogirtet SonfuI eingetreten. Sber
febr balb mu^ er bem politifd^en Seben ent*
uno 5U einer mit geleiertem Dilettantismus
efuEten ÜJhtle ftd^ gurüdge^ogen l^oben. Sr
^Itt ftd^ mit ber ebenfo frommen toie reid^en
ttierin Sll^afta unb lebte ]^u))tfö(ieiide auf
1 99efi^ngen in ber Stolpe t)on 93orbeaus.
Ter gfriebe marb il^m inbeffen erft als er, bem
ber @nabe folgetd), gu möglid^ft DoUftönbiger
u^enmg oon allem Srbif^en fid^ aufraffte,
unb nad^ gebiel^ fein Sntf d^Iu^ ^ur Steife ;
te ^eimfud^ungen litten benfelben genöl^rt
gefqtigt; bie Sitten unb SSortoürfe feines
!rS SufoniuS Dermod^ten il^n nid^t }u er-
tcm. 3m 3. 889 erbat ^linuS fi$ öon
lof 2)eI))]einuS Don 93orbeaus bie lange Der«
ene Saufe — feine filtern bekannten fi^ jum
itentl^ume — , oerfaufte einen großen Sl^eil
l faft unerme^Hd^en ©runbbeft^ }um heften
Innen, meilte bann einige ^oif^u auf feinen
xn in @)}anien, lie^ ftd^ aud^ nad^ längerem
rrftreben 898 gu ^Barcelona burd^ Sifd^of
3iuS )um ^riefter toeil^en, ftebelte jebo^ 894
9loIa in dampanien über. 2)aS 3itl f^^
tfud^t toar baS }U 92oIa befinblid^e @rab beS
kfennerS gelij (f. b. 2lrt. gelij öon 5RoIa),
en ^(kmlinuS ftd^ fd^on als 3üngling ^um
i|patron erforen ^atte, unb melc^em er aud^
tettung Don ber Auflage beS SrubermorbeS
rbanfen glaubte. 3n 9^oIa fül^rte ^ßauUnuS,
ifam als SBöd^ter am @rabe bcS ^I. tS^lvg,
[einer ®attin Sl^erafia — baS cinsige, lang
nte Jhnb tt)ar für) nad^ ber ©eburt geftorben
in geben beS ©ebeteS unb ber 9lSccje in felbft»
l^Iter 9Irmut. gS ift begreiflid^, bo^ ber ©d^ritt
•ormaligen KonfulS in ben meiteften Äreifen
jS Süffelten erregte. SJlartin Don SourS prieS
Ja^rl^unbert glürfftd^ ,,ob bem grtoeife fold^en
ibcnS unb fold^er Slugenb, ba bem SBorte beS
ti entfpred^enb ein SKann Don Steid^tl^um unb
rm 93efije 9IEeS Derfaufte unb eS ben 9Irmen
inb baS, n)aS unmöglid^ mar, burd^ fein Sei«
möglid^ mad^te" (Sulp. Sev. Vita S. Mart.
j). SuS ber abgefd^iebenl^cit beS ginfxeblerS
3la liegen leau^tfäd^Iid^ S^ad^rid^ten über eine
jrenjte, bort geübte SBol^Itieätigfeit Dor. SOlud^
te ^BouIinuS enge Sejiel^ungen ^u ben l^er-
genbften literarifd^en Vertretern bcS K^riftcn«
S (9luguftinuS, ^ieron^muS, SRufinuS) an.
|. 409 ttKurb er bei eingetretener ©ebiSDacanj
Sifd^of Don 9loIa ertoäl^It, unb in biefer
img toirfte er bis ju feinem gnbe im 3. 431
Igemein bemunberteS Sorbilb auf opferungS«
DoHer Siebe unb Jelbfilofer Eingebung fan 2)ien{}e
beS Dtäd^ften. 3iQä) einer befannten Sriol^Iung
®regorS b. ®r. (Dial. 8, 1) fott gkmIinuS bei
einem SinfaH ber Sanbalen in Campanien, als
alle SRittel )ur SoSfaufung ber @efangenen er-
f d^öpft maren , für ben ©ol^n einer SBittme ftdydbf t
in ©efangenfd^aft begeben l^en unb nad^ Slfrifa
abgefül^rt unb gum @örtner beftefit, fpöter aber er«
fannt unb mit ben übrigen @efcmgenen auS 9toIa in
gfreibeit gefegt toorben fein. S)ief e Sriöl^Iung lonn
auf ©efd^i^tlid^f eit feinen Snfprud^ erleben, mirft
aber ein fe^r begeid^nenbeS Sid^t auf baS in ber
Erinnerung ber nöd^ften Sfolgegeit f ortlebenbe Silb
beS ^iligen.
!ßauIinuS Derf a^te gal^Ireid^ @dbrtften in ^ofa
unb in Serfen. IBiele berfelben ftnb )u ®runbe
gegangen, inSbefonbere größere ^ofaf Triften, tt)ie
ein ^neg^ricuS auf Aaifer Sl^eobofiuS Super
Tictoria tyrannorum, eo maxime quod fide et
oratione plus quam armisTicerit, unb einLiber
de poenitentia et de laude generali omnium
mart3nram (Oennadius, De vir. ill. c. 49). f^ür
uns ift infolge beffen bie ^ofa ^pkmlinS nur
nod^ burd^ 99riefe Dertreten. @efammtauSgaben
ber erl^altenen Sd^riften Deranftalteten bie 3efuiten
t^ronton bu S)uc unb Heribert StoSme^be (9nt-
merpen 1622), fobann 3. 93. le 93run beS aRa-
retteS (^ßariS 1685), 2. 31. SRuratori (SSerona
1736) unb enblid^ ffi. D. Partei (SDßien 1894,
Corpus Script, eccles. lat. XXIX — XXX).
SJhiratori bereid^erte bie Sammlung ber ®ebid^te
^ulinS um Dier neuentbedfte @tüd(e (meldte er
aud^ fd^on 1697 guStailanb l^erauSgegeben l^atte),
begnügte ftd^ jebod^ im Uebrigen mit einem %i»
brudte ber 3luSgabe le SBrunS. Sei SKigne (PP.
lat. LXI) ift aJhtratori'S 3luSgabe abgebrudt mor-
ben, möl^renb bie fpöteren Sbitionen einzelner
©ebid^te Don 3- «. SKingareBi (5»om 1756) unb
31. aWai (5Rom 1827) aud^ nid^t bie geringfte SSe-
rüdfftd^tigung gefunben l^ben. Seinen literari«
fd^en Shtl^m Derbanft !ßauIinuS feinen @ebid^ten.
fieid^t, rul^ig unb gmangloS fliegen feine regelred^t
gebauten SSerfe ba|in. S)er 3luSbrudf ift Derl^ält-
ni^mö^ig einfad^, aber jierlid^ unb geJ^madtDoQ,
überall Don einem reid^ auSgebilbeten Sd^önl^eitS«
fmne }eugenb. 2)er 3n]^It fpiegelt ein gau) unb
gar l^immelmdrts gerid^teteS, babei milbeS unb
partes, afler Seibenfd^aft abl^oIbeS @emütl^. 3(uS
ber frül^em SebenSperiobe beS S)id^terS, ber Seit
Dor feiner SBefel^rung, ftnb nur fe|r mentge unb
inl^altUd^ unbebeutenbe SffaiS überliefert, ein
fleineS t^ragment eines Derftftdrten 3luS5ugeS auS
@uetonS brei Sudlern De regibus, gmei fd^ergl^afte
poetifd^e3ufd^nftenaneinen8reunb@eftibiuS,aud^
ein 3Jlorgengebet in 19 ^cjametem. SBeit größeres
3ntereffe getoäl^rt ber poetifd^eSriefmed^fel smijd^en
^ulinuS unb 3lufoniuS ouS ben 3^^ren 389
bis 393. 3lufoniuS Witt mit 3lufbietung feiner
ganjen Serebf amf eit ben Sntf d^lu| beS el^oligen
Sd^üIerS, mit ber inl^tsleeren Sergangenfieit
gu bred^en, in'S SSBanfen bringen. 3luf ©eiten
1655 «PauIlnuS, ber 1^1., »tfd^of öon 31oI<l 1656
gtoußnS ringt bie 9ln]^änglid^fcit an ben greifen burd^auS befricbigenber SBeife We SSerfafcftWt
ßel^rer unb gfrcunb in l^artem ftampfe mit ber ^auIinS nod^mieS. 9leue SluSgoben biefcS (8e-
unDemteibUd^en gntfrembung ; e« »ar gugleid^ bid^teS besorgten Qfr. Oel^Ier in ©erSborfS BibL
ein ftampf »lüifd^en leidstem SBeltfinn unb tief- Patr. eccl. lat. sei. XIH, Lips. 1847, 121 ad
lini Nolani Ausoniique epistularum com- tt)o]^In)te Deisler er!ennenba3®ebi(^tbem 1^1.^
mercio et communibus studiis, Paris. 1887 (inuS ^u (f)itmaä) ift ber Srtifel Antonius, c^ri^
[Thesis]). Unter ben ©ebid^ten auS flwterer Siebter I, 989 gu rectificiren). 3Jiax (SS. Epi-
3eit ftel^t bem Umfange, tl^eilmeife aber aud^ bem scoporumNicetae et Paulini Scripta ex Vatic.
Snl^alte nad^ ein Kt)!hiä panegijrifd^er ®efänge codd. edita, Romae 1827, 61 — 72) t^Itc im
auf ben 1^1. gelij im SSorbergrunbe. SWinbeftenS nod^ unbefannte ©ebid^te unter bem Flamen bcS
14 3a^re lang, feit 394, l^at ^aulinud btefem 1^1. ^auIinuS mit. Ad Deum post conyersioiieB
feinem Sd^u^atrone gu feinem t^fefttage , bem et baptismum suum unb Ad Denm de dorne-
14. Januar, mit einer 3)id^tung in ^e^ametem sticis suis calamitatibus (mieber abgebnuftia
ge^ulbigt. 2eS3runfannte bereits jel^nfoId^erCar- SKai^S Classici Auetores V, Bomae 1883,
mina natalitia in S. Felicem unb ein Srud^ftüdt 369—381). 2)od^ ift bie Sled^tl^eit beS erpn
eines elften; 9Kuratori l^at nod^ brei weitere an'8 biefer ©ebid^te (120 ffiiftid^en) minbepenS |e^
fiid^t gebogen, unb SJtingareUi (Anecdotorum ^loeifell^aft, unb baS jmeite ift entfd^ieben mi/t
fasciculus, Romae 1756, 1 — 56) l^at biefe brei Don ^auIinuS, fonbem Don ^ouIuS Siacomil
nad^ einer anbem §anbf d^rif t üon Dlcuem l^erauS- (im 8. Sal^rl^.). gin jur ©rflärung öon 8iß>"
gegeben. (6ine 3n]^aItSangabe atter 14 ©ebid^te werfen beftimmteS poI^metrifd^eS ©ebic^t vaäa
auf ben 1^1. gelij f. bei SK. SKanitiuS, @efd^. ber bem Sitel Obitus Baebiani (130 SSerfe) ijlfdjoa
d^nftWat. $oefie, Stuttgart 1891, 272-287.) im 16. Sal^rl^unbert gebrurft, aber erfl wm
^uS ber t)er^ättnigmö^ig geringen !iaf)l ber I^ri« SB. SranbeS, unb itoax, toit eS fd^eint, mitüolkm
fd^en ©ebid^te mögen bie brei $falmen*$ara» ^t6)i, für ^auIinuS oon Slola in SCnfpnu^ ge»
pl^rafen genannt fein, über !Pf. 1. 2. 136 (9SuIg.), nommen toorben (f. SBiener ©tubien. 3^tt|(^
bie erfte in iambifd^ien Srimetem, bie aioei anberen f. claff. ^l^üologie XU [1890], 280—297). -
in §ejametem. S)iefeI6en finb infofem öon literär» 5Rid^t fo anjiel^enb tt)ie bie ©ebid^te finb bie Sriefe
gef^id^tlid^er Sebeutung, alS fte bie erften anfange ^auIinS, bie meift in einem ettt)aS gefu(^tm unb
einer befonbem ©attimg d^riftlid^er ^oefte bar- fd^wülftigen ©tilc gefd^rieben unb mit WMift^
ftetten, welche im SWittelalter wie in ber neuem Eitatcn unb 9lnfpiclungen ganj überlaben fmb.
Seit in üerfd^icbenen fiiteraturen eifrige Pflege ^ud^ anSRcinl^eit beS^luSbrudtSfönnen bielBricfe
fanb. fi^rifd^en Sl^arafterS ift aud^ baS fd(|öne mit ben ®ebidf)ten nid^t wetteifern, wie benn über«
Sieb, weld)e§ ^auIinuS bem Sifd^of 5^icetaS auS l^aupt bie @prad)e ber $rofa rafd^er bem Setfaü
©acien wibmete, alS berfefbe oon einem Sefud^e entgegengegangen ift als bie ©prad^e ber $oejit
9io(a'S in feine §eimat jurüdtfel^rte (ügl. b. %ci. 6S finb etwa 50 Sriefc ^^auIinS auf unl gc*
DiicetaS öon SRomatiana). 93on culturl^iftorifd^em fommcn. 13 finb an ben ölteften unb innigftei
Sntereffe ift baS Epithalamium Juliani et Jae grcunb beS SerfaffcrS, ©ulpiciuS ©eöeruS, g^
jur Sermäl^Iung cincS greunbeS in 120 ®ifti» rid^tct, 6 an ben um feine Sefel^rung, wie er fei^jt
^m, 6S ift ein d^riftlic^eS ©eitenftüdf ju ben fagt,befonberSt)erbienten$re§b9ter^manbu5üon
bamalS fel^r beliebten l^cibnifd^en ^od^jeitSaebid^« Sorbeauj, 5 an ben fd^on genannten Sift^of biete
ten unb üeranfd^aulid^t rcd}t greifbar ben ©egen» ©tabt, fficI^inuS, 4 on SluguftinuS, an b«
fa^ jWifd^cn diriflüd^er unb l^eibnifdjer ßcbcnS» meiften anbcren ^breffaten nur einer, ginenneum
anfd^auung. ©Icid^jcitig mit ben üorl^in er» ©rief, welcher fid^ als eine Qfortfejung beS SSriffö
Wäl^nten brei Carmina natalitia in S. Felicem ^r. 25 erweiSt unb wie biefer einen l^o^en 3RiIilflr,
öeröffentlic^te SOluratori ein Carmen ad An- SrifpinionuS, Don ber militia Caesaris §u bd
tonium, nad^ feinem ^Iq^c in 9)kratori^S ^uS« militia Christi ^inübersujiel^cn fud^t, I)er5ffrnt-
gäbe aud^ Poema ultimum genannt, Weld^cS fid^ lid)ten D. IBarbenl^ewer im ßotl^oli! 1877, I,
in 254 ^ejametem gegen bie %f)Oxf^t\i beS lieibni- 493—510 unb nad^ berfelben ^nbfd^rift 6. ?.
fd^en ©öttcrcuItuS wenbet unb einige neue 58ei« Safpari in ber Theologisk TidsskriA; for d«i
träge jur ffcnntni^ ber alten SWtjtl^ologie liefert, evangelisk-lutherske Kirke i Norge. Ny
S)iefeS Carmen ad Antonium erfc^eint bei Gal- Raekke X, Christiania 1885, 225 — 230; eint
landi, BibL vet. Patr.III, 653—661, unb ebenfo neue ^uSgabe, mit ©enujung einer gweiten fkmb*
bei Migne , PF. lat. V, 261—282, unter ber fd^rift, lieferte E. ffie^man im C^iftorifc^en 3a^
'«uffdirift Antonii Carmen adversus gentes. bud^XVI, 1895,92—99. (Sgl. über ^iraS
3n bem erften 35crfe (Discussi, fateor, sectas, im 9lttgemeincn ^b. S3ufe, ^aulin, SBift^of wm
Antonius, omnes) Wollte (SaUanbi einen Antonius 9iola, unb feine Seit [350—450], KegenSb. 1856,
als Serfaffer genannt finben, wäl^renb TOuratori 2 93bc. j G. Fabre, Etüde sur Paulin de Noie,
baS aöort Antonius alS ^nrebe na^m unb in Strasb. 1862 [Thöse] ; F. Lagrange, Histoire
les? ^aulittus öon ^ello — ^ouIinuS, ber l^L, »ifd^of öon Srter. 1658
deStPaulindeNole, ParislS?? ; 2* ed. 1882,
2 vola. [m beutfd^er Ucbcrfcjung SJiainj 1882] ;
M. Lafon, Paulin de Nole. 358—431. Essai
Bur sa Tie et sa pensöe, Montauban 1885
[Thöse] ; O. Boissier, La fin du paganisme
Paris 1891, 11, 57—121. Vorarbeiten au einer
neuen ®efammtau8ga(e ber @ci^riften ^ouIinS
lieferten 3. 3e<i^meifter, ßritifd^e Seiträge ju $au-
littufi Don 9loIa, in SBiener ©tubien I [1879],
98—146. 314; U [1880], 113—134. 306 biS
312 ; E. Chatelain, Notice sur les manuscrits
des po^ies de St. Paulin de Nole, suivie
d'observations sur le texte, Paris 1880;
M. Ihm, Observationes in PaulinumNolanum,
im »l^ein. HKufcum f. $^iIol 5R. f?. XLIV [1 889],
525 — 529.) [93arben^eloer.]
'^aitfitiits Don ^ßella, d^riftlid^-Ioteinifd^er
Z)i$ter, tourbe fel^r loa^rfd^einlid^ 376 ju ^eUa
in 9Rocebonien geboren, tarn ittoä) {d^on in feinem
tmtten Sebendiol^re nad^ Sorbeouj; in boS bor«
nel^me ^auS feined @ro|k)ater§, bed Sil^etord
SufoniuS (f. b. ärt.), unb öerblieb nun fein ganjeS
^mnerfüOteS unb tt)e<i^felreic^e3 Seben l^inburd^ in
©übgauien, 3tn 84. ßebenSjal^re (459) »erfaßte
er eine Sutobiogropl^ie in t^form eined 3)Qn!gebeted
an ben ^öd^ften (Eucharisticos Deo sub ephe-
meridis meae textu) in 616 ^e^ametem. 3i^tn»
(i^ forgloS unb nod^Iöffig in ^rofobie unb 9Retrü,
1^ buS ®ebid^t in feinem Spalte t)\tl ^n^iel^enbeS
unb ^ff^Inbed. @3 ift ber ungejtoungene Srgu^
ctned Dielgeprüften, aber in feinem ©ottDertrauen
ntomer umnfenben ünblidi frommen ^erjend.
2)te erfte Sludgabe be§ @ebid^te§ lieferte m. be la
»igne (^riS 1579). 3n SWigne'S ^atrologie
"fyA boSfelbe auffoQenbenoeife feinen $la| gefim«
ben. 5Reue Cbitionen öerbanfen toir S. Seipjiger
(»reSlau 1858) unb 833. 93ranbe§ (Poetae chri-
stiani minores I, Yindob. 1888 [Corpus script.
eccies. lat. XVI], 263—334). (Sgl. J. Eoca-
fort. De Paulini Pellaei vita et carmine,
Bordeaux 1890 [Thäse].) [Sarbenl^etoer.]
^aMnus oon gjetricorbia (^rigueuj
im S)c}). ©orbogne), (^riftüd^»lateinif(^er ©id^ter
beS 5. Sal^rl^unbertS, über beffen fiebenSfouf fonft
nid^tö befannt ift, Derfa^te ein um 470 DoEenbeted
ftpoS über ben 1^1. SQRortin öon SourS (De vita
8. Martini episc. libri VI). S)ie brei erften
Sudler fmb ni(^t§ ^nbered qI3 eine loeitfd^meifige
Searbeitung ber Vita S. Martini Don @ulpiciu8
©eOeruS (f. b. 3lrt.) ; baS Dierte unb baS fünfte
93ud^ entnel^men i^ren ©toff ben jmei (in ben
3>nu!en brei) ©iaiogcn, loelc^e ©eDeruS ber Vita
8. Martini al3 ^Jod^tröge nod^ folgen lie^ ; ba§
fei^iSte enblid^ fu^t auf einem Derloren gegangenen
»erid^te beö 93ifc|of§ ^erpetuu§ Don XourS (458
US 488) über bie äBunber be3 1^1. SRarHn nad^
feinem Sobe. ^rpetuuS |^atte bie Anregung ^u
bem SBerfe gegeben, unb il^m ift baSfelbc getoib«
met Stoei Heinere, jüngere ©cbid^tc fmb gleid^«
falte bem greife bed großen @otte§manne§ Don
%üux% getoeil^t ; baS eine enthält bie @d^ilberung
ber ttmnberbaren (burc^ Auflegung ber erloäl^nten
©d^rift be« »ifd^ofS ^petuuS bemirften) Teilung
eines (Snfete bed S)id^ter§ (Versus Paulini de
yisitatione nepotuli sui, 80 ^e^ameter), ba3
anbere ift eine Snfd^nft für bie Don ^rpetuuS
bem 1^1. aWartin erbaute Safilila (Versus Pau-
lini de orantibus, 25 ^e^ameter). S)ie ©ebic^te
tourben auerft Don gr. SuretuS (^ris 1589)
l^erauSgegeben, unb biefe editio princeps ift bei
aWigne (PP. lat. LXI, 1009-1076) abgebrudt.
®ic neueften 3lu§gaben lieferten g. g. ß^orpet
(^PariS 1852) unb SW. ^etfd^enig in ben Poetae
christiani minores I, Yindob. 1888- (Corpus
Script, eccies. lat. XVI), 1—190. (Sgl. SDt
9Wanitiu§, ®efd^. ber d^riftl..lat. gJoefie biß aur
gjKtte be§ 8. Sal^rl^unbertS , Stuttgart 1891,
226 ff.) [©arbenl^etoer.]
'^anßnns, ber 1^1., 99ifd^of Don Stier
(349—358), toar gleid^ feinem SBorgönger, bem
1^1. aWojiminuS (f. b. «rt. Vm, 1091 ff.), einer
eblen Qfamüie in ^quitanien entfproffen. ffiem
genannten j^eiligen folgte er nad^ Srier, um mit
il^m in ber ©d^ule beS gefeierten JBift^ofS 9lgriciu8
ben tl^eologifd^en ©tubien obzuliegen. ^IS 9Jlaji-
minuS 382 ^griciu§^ 92ad^foIger tourbe, marb
$aulinu3 Don i|m jum ^riefter getoeil^t. Sr l^atte
baS ®Iüdt, mit bem großen Äird^enlel^rer %Ü)a»
nafiuS bei beffen Slufentl^alt in Srier mieberl^ott
in SSerbinbung ju treten unb Don il^m jum l^elben-
mütl^igen jf öm|)fer für bie Steinl^eit beS ©laubend
l^erangebilbet gu toerben. 5Rad^bem er juerft mit
feinen SWitfd^uIem, ben Jß, ßaftor, SubentiuS
unb OuiriacuS, an ber Sefel^rung be3 SanbDoIfed
in bem großen ffird^enfprengel gearbeitet l^atte,
würbe er (349) al§ ber würbigftc Don Wim jum
IRad^foIger feineö in ^quitanien geftorbenen Däter»
Ud^en grcunbeS auf ben bifd^öflid^en ©tul^I Don
Srier erl^oben. ©ofort nad^ feiner grl^ebung fie^
Sßaulinuä burd^ eine ©efanbtfd^af t, an beren ©pijie
ber ]^I. SubentiuS ftanb, bie Seid^e fcineö SSor»
göngerg au§ ^quitanien nad^ Syrier überbringen
unb fejte fie feierlid^ in ber 93afilifa beS 1^1. 3o»
]^anne§ (Don ba on ©t. TOaximin genannt) neben
ben ©ebeinen beö 1^1. SlgriciuS bei. 93alb nad^
biefem frieblid^en ^cte erl^oben ftd^ burd^ bie ©iege
(352 bei 9Jhirfa unb 353 bei fi^on) beS ariani-
fd^en ftaiferS KonftantiuS über ben Ufurpator
SRagnentiuS getoaltige ©türme, in toeld^en ^u«
finuS feine Sreue gegen bie ftird^e ouf^S ®Iän»
jenbfte beDiöl^ren foUte. ©d^on 351 l^atte ber
ffaifer auf ber Don il^m berufenen ©^nobe Don
©irmium, loeld^e fafl nur Don eufebianifd^en 93i»
fd&öfen beS Orients befud^t toar, jtüar ben ^ria»
niSmuS anatl^ematifiren unb ben ber fabettianif d^en
unb famofatenifd^en Srrlel^re bef d^ulbigten 93if d^of
^l^otin Don ©irmium Derurtl^eiien, anbererfeitS
aber aud^ ein @Iauben§befenntni|, bie fog. erfte
fumifd^e gformel, aufftellen laffen, in locld^er baS
6|xooüJtoc unb bie [trenge Raffung beS 5Ricänum8
forgföltig Dermieben mar. 2)ie iBerl^anblungen
ber ©Qnobe, Derbunben mit einem ^natl^ gegen
1659
IßauIinuS, bet 1^1., a3if(^of Don Xrier.
1660
atl^nafluS, ttmrbcn nun bem angcfcl^enften Si-
jd^of ©oEicnS, ^auIinuS öon Srier, mit bcm 6r«
jud^cn jugcftcBt, feine Swi^mmung ju benfelben
audsujpte^en. S)arauf foU er nacü) @ulpiciu8
@et)erud (Eist. sacr. 2, 37) geantn)ortet l^aben,
bie SBerurtl^eitung beS Ißl^otin unb beS 3SlaX'
cettuS l^ei^e er gut, ber beS 3ltbanafiuS Wnne er
nid^t juftimmcn. S)ief cn Klanen SBiberfprud^ wiber
fein ^ad^tgebot lie^ Sonftantiud für bie|mol un»
geal^nbet. %(S er aber ^err beS ^enblonbed ge»
loorben toat unb ^ßapft SiberiuS il^n erfud^te, gur
^erfteHung beS fird^Iid^en QfriebenS eine S^nobe
gu berufen, beftimmte er 353 feine bamolige Slefi»
ben^ ^rle§ aI8 iBerfammlungSort unb trof mit
feinen orianifd^en^ofbifd^öfen alle Vorbereitungen,
um burd^ @d^mei^eleien unb S)ro]^ungen, burd^
2ift unb ©eioalt bie SSerurtl^eilung beS 1^1. atl^a-
naftuS unb bie oQgemeine ^nno^me beS ariani«
fc^en93efenntniffe§ gu ertt)irfen. ®ie red^tgläubigen
Sifd^öfe ftrcngten fid^ öergeMid^ an, öorerft baS
nicönifd^e @t)mbotum )ur @ettung ^u bringen
unb bamad^ bie ©iScuffion über bie ^Perfonen»
fragen folgen ju laffen. S)er ftaifer fe^te feinen
SQSillcn burd^, unb felbft bie beiben pä})ftUd^en
fiegaten IBincentiuS Don Sa))ua, ber fc^on mit
§ofiu§ ben 95orfiJ ju $Ricäa gefül^rt l^atte, unb
^arceUu^ au§ &im|)ania loaren fd^toad^ genug,
mit ber SWel^rl^eit ber gattifd^en ©ifdböfe bie üom
jlaif er i^nen vorgelegte ^erurtl^eilung bed 1^1. ^tl^a«
nafiu3 „um be§ grlebenS loiBen" gu unterjeic^»
neu. ^auIinuS allein blieb ftanbl^aft unb Der«
weigerte bie Unterfd^rift. ®afür tourbe er, wie ber
^l |)Uariu§ (Pragm. 1, 6) fd^reibt, „öon ben
Sil(|öfcn für untoürbig feiner ftird^e unb üon
bem Äaifer für toürbig ber Verbannung erflärt".
SBol^in er junüd^ft üerbannt würbe, wei^ man
nid^t; fcft fielet nur, ba^ er nad^ fünfiä|rigem
l^artcn 6jU in ^l^r^gien fein ®ulbcrieben ge=
fd^Ioffen l^at. SSon feinen ßciben berid^tet ber
ijil. §ilariu§ in ber ©d^rift Contra Constan-
tium. ®en erl^cbenben feinbrudf, weld^cn ^au«
linu§ unb feine TOitbifd^öfe Sucifer, 6ufebiu§
unb ®iont)fiu§ auf bie Sßewol^ner jener ©egcn«
ben mad^tcn, fd)ilbert ber 1^1. ^tl^anafiuS (Hist.
Arianor. ad Monachos n. 33 et 34) in be«
rebten SBorten. ^uf biefe ©d^ilberung beS |l. ^Itl^a»
nafiuS ^at man \\ä) neuerbingS DorjugStoeife
geftüfet, um barjutl^un, ba^ $aulinu§ aud^ auf
ber ©^nobe ju SKailanb (355) gctocfcn unb
nad^ einem gletd^ l^elbenmütl^igen S3e!enntniffe
mit ben angejül^rten 9Kitbifd^öfen, toeld^e an bie«
fer ©i^nobe, nid^t aber an ber Don ^rlc§ tl^cil-
gcnommen, jum ^weiten Wal öerbannt worbcn
fei. gür biefen gatt mü^te angenommen werben,
ber f^Iaue ßaifer fiaU erwartet, ben burd^ bie
Seiben ber jweijäl^rigen Verbannung fd^wer ge-
prüften Vefenner, wenn er il^n gurüdfriefc, folg«
famer gegen feinen be§potifd^cn SffiiUcn gu finben,
]ei aber Durd^ ben TOtfeerfofg balb eines Scffem
belel^rt worben. ®egen biefe ^nnal^me fprid^t aber
ber Umftanb, ba^ aller SBal^rfd^einlid^feit nad^
Sltl^anafiuS bie S^ilirten betber S^noben )]ifam*
menfa^t, we^l^alb benn oud^ bie SRouriner, bk
SSouanbiften, VoroniuS unb ^ele bie %ittefcii-
^eit bed 1^1. ^ulinuS in SRoilonb Uugnen. —
Sine gweite SontroDerfe über ben l^L ^ßauIinnS
bepl^t fid^ auf bie XobeSort bedfelben. fEMSfcrA
^ieron^mud (Chron. [ed. Migne] ad a. 862)
fd^reibt: „«pouIinuS, SSifd^of von Iricr, flürtt in
^br^aien in ber Verbannung", mCb bie ditefia
Jtalenbarien Don Sbo, UfuorbuS, SBonbelbeit i^
nur als l^eUigen Vefenner begeid^nen, nennen i$i
bie Gesta Trevir. JKart^rer unb jagen: ^tt8
er ben Reiben ben @Iauben prebigte, gertd^
biefe gegen i^n in SBut)^ unb töbtden ii^'
eine öon Vifd^of «mall^ariuS (809—814) an-
gefertigte ©robfd^rift gibt genauer an, er fei ent-
hauptet worben. ^egen biefe %tnal^ {jnri($t
aber gans entfd^ieben bie in ben ^ofjfcm 1402
unb 1883 t)orgenommene f orgfaltige Vksfid^tignng
ber Reliquien beS ©eiligen.
@o lebenbig Quq bad Slnbenlen an ben gbti
reid^en Vefenner unb bie Sel^nfud^ nad^ i^ in
feinem ftird^enfprengel geblieben war, gdimg c§
bod^ erft nad^ 30 Sauren feinem britten Wir
folger, bem l^eiligen Vifd^of gelij (386—898),
feine Seid^e auS bem Orient in feine Vifd^fSpoht
3U übertragen. S)o t^felis löngere 3eit bem SriS*
ciUianiSmuS sugetl^an war unb §ule|t bu|^
fein 3lmt niebergelegt l^atte, fo erf^eint bie^ Ict
ber !ßietöt gegen feinen ftetS glaubenstreuen 9ot'
ganger guglei^ aI3 eine großartige Su^e jdsa
eigenen Verfd^ulbung, unb Meß um fo md^r, ba
er über ber ffrtipta ber trierif d^en SKart^rer, bena
er ben 2eib beS b^- $aulinu§ jugefellte, eine btn*
Ud^c Vafilifa erbaute, weld^c ben 5Ramen biejeS
großen VefennerS erhielt. S)ic Veifejung fonb
am 13. SOlai ftatt, unb biefer ZaQ würbe in bem
©t. $aulinu§-©tift aniäl^rlidb l^öd^ft feftlic^ k-
gangen, gigcntbümlid^ war bie SIBeifc ber 8ii|»
bewabrung ber foftbaren Reliquien, inbem num
bie fiabe öon 6t|pref jenl^olj nid^t ben ©argen ber
TOart^rer jugefellte, fonbem an ber SDrfe ba
©ruft mittete öier ßetten l^erabl^angen ließ. 5(4
ber Trierer Srabition, Wcld^e bei ber jüngilea
Unterfud^ung glänjenb beftätigt würbe, Widb ber
©arg in ber urfprünglid^en Sage bis ju ban 898
erfolgten gweiten ginbrud^ ber 5Rormannen, xodift
bie Äetten jerfd^Iugen. S)arauf njurbe bie Sobc
in einem fteinemen ©arge niebergelegt, »^
nod^ b^u^^ ^^it foftbaren ©d^a^ umfd^Iießt. Se-
öffnet würbe berfcfte bis Je^t nur §weimal, in bm
3abren 1402 unb 1883. 3n bem erpem ^
gab baju ^nlaß bie irrige ©ieinimg, baß ber
bl. ^auIinuS in ber Verbannung entlb^^^^ ^^'
ben fei, unb ber 3tt)eifel, ob man etwa bei Ut
Translation baS b^tlige §aupt in ^^r^gien p
rüdtgelaffcn b^be. ®er ^ropft beS gkmßnnS-
©tifteS, griebrid^ ©d^aöarb, trug beßbalb frin
Vebcnfctt, bie Sumba unb bie in il^ ruboibeSibf
auf3ufd[}Iießcn. Ucber ben Sefunb gibt er %^»
fd^Iuß in feiner ©d^rift CoUatio super nrbis
^QuUnud t)on ^or! — ißattluS, ber H
1^2
mendatione, s. Paulini apertione atque
iae ipsius religione, Meer. 1402. Sr
ie Sabe gon) tntt feibenen @toffen umumn-
m fUbemen Sönbem umgeben unb mit foft»
SBeil^gefd^enfen bebedt im 3nnem aber^
(8 in feibene iüd^tt gel^üHt, „ben gongen
ol^e SSerfe^rung ber ©lieber", ©dgaöarb
in bemfelben baS l^eilige ^attpt „mit l^ol^
beä ^erjcnS, um eS immer ju öerel^ren".
xgiebiger oIS biefe erfte Unterfud^ung beS
\ unfered großen ^eiligen ttxn: bie snmte,
SSifd^of aJHc^ael gelis öon Srier 1883
Sujiel^ung bebeutenber Slrd^dologen unb
logen t)eranftQltete. 2)iefe conftatirten, ba^
mba, tteld^e ouS einem SRonoIit^ gel^ouen
^ einer tt)o|l im Dorigen So^tl^unbert t)or«
neuen SorodouSftattung, im 3nnem bie
niftifd^en ftenn^eid^en römifd^er @teinförge
\ in'8 {rül^e 9JlitteIaIter f ortmirfcnber §anb«
bung trägt. 6S ift alfo ol^ne 3torifef jener
orfopl^ag, in meld^em bie 9leltquien nod^
Bieberauffinbung 1072 ober nad^ ber SSer«
g ber ftird^e burd^ bie 9lormannen 893
ttet toorben toaren. 3)ie l^öljeme Sabe,
fid^ tl^eilmeife fel^r öerlejt geigte, erfd^ien
toffopifd^er Unterfud^ung au8 einer 6oni«
gefertigt, meldte unjerer ©egenb t)5Qig fremb
•je Xl^atfod^e fteHt in SSerbinbung mit ben
mbenen Seigaben e§ au^er 3toeif el^ ba^ ed
prünglid^e @arg ift, in föeld^em bie Seid^e
n Orient nad^ Xrier übertragen toorben ift.
igaben beftel^en gunäd^ft infoftbarenSeiben«
in totld^t nid^t blo^ bie ©lieber be3 ^ei'
fonbem aud^ bie Sabe felbft eingefd^Iagen
jtoffc öon ber l^öd^ften ffoftbarfeit unb tJein»
>ie fie nur im Often beS römifd^en Sieid^eS
en. SDBciterl^iu fd^müdtten jal^Ireid^e ©ilber»
mit 3nfd^riften unb ©ilbtoer! fotool^I ben
toie bie ©eitentoänbe ber Sabe. ®ie bereits
iiggefprod^ene ^nftd^t, ba§ ^auIinuS in
:en nid^t entl^auptet toorben, fonbem ben
ber SSerbannung erlegen fei, l^at ftd^ burd^
tlid^e Unterfud^ung feiner ©ebeine abermals
|t, benn „eS fanben fid^ fömmtlid^e ffnod^en
^t, toaS fpecteQ bejüglid^ ber SQSirbel beS
auSbrüdli^ l^eroor^ul^eben ift, ba l^ierburd^
enbe toiberlegt toirb, ba^ ber 1^1. ^ulinuS
nrttjrtob burdi gntl^auptung geftorben fei".
iiä) fei nod& befonberS ber jtoei gifen-
m gebadet, toelc^e unter bem Soben ber
;efen. 3l^rc öier auf bie Sangfeiten über»
)en Sl^eile cnbigten in Defcn, in toeld^en
>enfo oicic ©ronjeringe l^ingen. Stetere
barauf l^in, bafe ber ©arg, bebor er in ben
•l^ag gebettet tourbe, ,,frei aufgel^ängt toar",
ae glänjenbe Seftädgung biefer uralten
Srabition. (9?gl. aufeer ben angegebenen
OueKcn bie AA. SS. Bell. August. VI,
q. ; §efele, 6onc.-®ejd^. 1, 2. ^ufl., 653 ff. ;
^mitt, ®ie Äird^e beS ^I. $auIinuS, Srier
^1^. 2^iel, ®er 1^1. TOa^iminuS unb ber
l^I. $ouIinu8, Sifd^öfe in Srier, Irler 1875;
8fr. @(^neiber, 2)ie Jh9))to oon @t. $aulin }u
Srier, in ben SJal^rbüd^ beS SereinS oon Sllter-
tl^umSfreunben im SRl^einlanbe LXXVIII, ©onn
1884, 167.) [bc Sorenal]
^anRims öon ?)or!, f. gnglonb IV, 543 f.
^anCi^eii, f. Stebemtoriften.
^attfns, ber 1^1, ber ^eibena))o{teI unb
SSöIferlel^rer unb SSerfaffer öon 14 canonifd^en
^Briefen. I. Seine SebenSumftönbe. ^ßou-
luS toar ein 3ube auS (fleinaflen, ber Qofjin eines
$]^ariföer8 auS bem Stamme ^Benjamin (9i5m.
1 1, 1. $]^il 8, 5), unb toar )u ZarfuS, ber fynipt»
ftabt ber rdmifd^en ^roDing Luiden, geboren
(«pg. 9, 11 ; 21, 39; 22, 3). 3n ber «poftel-
gefd^id^te l^ei^t er bis 13, 9 @auIuS, bann $auIuS,
toie er Rd^ aud^ felbft in feinen ©riefen nennt.
Septem in 3:arfuS aud^ f onft gebräu(^Iid^en Ütomen
^t er toal^rfd^einlid^ als freier römifd^er ^Bürger
(^g. 22, 28) neben bem jübifd^en 92amen oon
Anfang an getragen (ogl. gelten, ^poftelgefd^id^te,
gfreiburg 1892, 254 f. 319 f. ; Fouard, St Paul
[f. u.], 19), aber erft feit bem SSeginn feiner %J)a»
tigfeit unter ben ^ioen auSfd^Iie^lidg gebrandet,
um leidster bei il^nen Eingang gu finben. 2)a er
bei ber Steinigung beS Stepl^anuS nod^ ein j[unger
SRonn toar (^g. 7, 58), ftd^ aber in bem um baS
äal^r 63 gefd^riebenen SBrief an ^ß^ilemon (S. 9)
,,alt" nennt, ift er ettoo um baS ^ofyc 2 n. Sl^r.
geboren. Sr fam fd^on frül^ (Ipg. 26, 4) nad^
Serufalem, um ^um 9labbi erlogen gu toerben,
l^atte ©amaliel }um Seigrer (^g. 22, 3) unb
tourbe ein l^bd^ft eifriger Slnl^önger beS ^l^föiS-
muS (©al. 1, 14. ^]^il. 3, 6). 3n feinem fpätem
Seben jeigte er fldb mit l^eBenif^er Silbung oer«
traut (ögl. u. % «SiirtiuS, «ßauIuS in atl^en, in
ben @i|ungSber. b. !gl. preu^. Slfab. b. SBiffenf d^.
au Serlin 1893, 925 ff.) ; er fü^rt ©teflen beS
«ratoS («pg. 17, 28), beS SWenanber (1 Kor.
15, 33) unb beS «pimenibeS (Sit. 1, 12) an, üon
benen toenigftenS bie erfte SteUe ouS unmittelbarer
ff enntni^ gefd^bpft fein mu^. SQSann er ftd^ biefe
©Übung angeeignet ^at, ift unbelannt. @id^ aber
^t er f^on in jeiner Sugenb ber 9lnfd^auung unb
©itte jübifd^er ^elel^en entfpred^enb (f. 6. ©d^ü-
rer, ©efd^. b. iüb. SoHeS im 3eitalter 3cfu gl^ifti
n, Seipgig 1886, 259) ein ^anbtoer! erlernt,
unb jtoar bie in EiKcien neben ber SXnfertigung
t)on 3i^gm^oartud^ in ©lüte ftel^enbe 3eltmad^erei
(%|)g. 18, 3). ©ei ber erften ©erül^rung mit bem
Sl^riftentl^um trat ^(kmluS als ©erfolger auf, in-
bem er glaubte, bo| er ^»gegen ben 9lamen 3efu
beS 5RajarenerS Oiel fJfeinblid^eS tlfiun müfje" (3lpg.
26, 9). ©et ber Steinigung beS ^L ©tepl^nuS
üertoal^rte er bie ffleiber berer, bie Jenen töbteten,
unb ftimmte ber 6rmorbung ju (ebb. 7, 58. 60).
3n ber fid^ l^ieran anfnüpfenben ß^nft^n^^^ölgung
brang er felbft in bie §äujer ein (ebb. 8, 3), tte|
ÜJlonner unb Qfrauen in'S ®ef ängni^ toerfen (ebb.
22, 4 f. ; 26, 10) unb in ben Synagogen jüd^-
ttgen (ebb. 22, 19; 26, 11). ®a nun oiele
1663
$aulu8, ber H
1664
Kl^ripen 3cru?aTem öerlafjcn l^atten (ebb. 8, 1),
imtcmal^m ^auIuS eine Weife mä) ©omaScuS,
um mit tBoKmad^t beS ^ol^enpriefterS, befjen 3luc«
torität in religiöjen ©ingen aud^ bie jübifd^en
©emeinben in ber ©iafpora anerfannten, bie bor«
tigen gl^riften gefangen m^ 3erufalem su bringen,
auf bem SBcge nad^ ®ama8cu§ toarb er burd^ bie
grfc^einung beö öerflärten ^eilanbe§ tounberbar
befel^rt unb bann öon 2lnania§ in ®ama§cu§ gc«
tauft (ebb. 9, 3—19 ; 22, 6—16 ; 26, 12—18).
©te «efe^rung föHt in baS 3a]^r 37 (ögL b. 8(rt.
gl^ronologie III, 342 f.). Diefelbe ift nad^ bem
3eugniffe beö SlpoftelS felbft (ogl. «pg. 22, 6 ff. ;
26, 12 ff. ®al. 1, 13—16) nid^t tixoa baS Keful-
tat öorl&erge^enben ©d^wanfcnS jwifd^en ®Iauben
unb Unglauben ober anberer äußerer ®rünbe,
fonbem blo^ SOßirfung ber grfd^einung ^f)n\ü,
ben SßauIuS toirflid^ gefeiten l^at (1 Kor. 9, 1 ;
15, 8). ®ei feiner Sefe^rung erl^ielt gJauluS aud^
fd^on feine ^Berufung jum SIpoftoIate ober mit
anberen SQSorten feine apoftoUfd^e SQSürbe unb bie
befonbere 93eftimmung für bie Reiben (ögl. 9lpg.
9, 15; 26, 17 f.), toie aud^ bie Offenbarungen,
woburd^ er gu biefem SBcrfe befäl^igt tt)urbe (ögl.
®al. 1, 12. 16. 1 gor. 15, 3. gp^. 3, 2 f.).
©aju famcn fpäter anbere grfd^einungen unb
Offenbarungen be§ ^erm (2 Kor. 12, 1 ff.).
®Ieid^ naä) feiner Sefel^rung ging ^ulu3 nad^
Slrabien, b. ^. bem peträifd^en tobien unb nod^
genauer ber fmaitifd^en ^albinfel (ogl. ®al. 1,17
mit ®al. 4, 25), nid|t um bort ju prebigen, benn
bagegen fpridit ^g. 26, 20, fonbem um bort
tt)ie 5Jlofe§ unb ®IiaS eine 3fitlang mit ®ott
allein ^u öerfel^rcn unb fid& fo ouf fein 9(mt Dor=
Jubereiten, ^la^ I)ama§cu9 ijurüdtgefel^rt, pre«
üigte er ben 3uben, entfam aber fc^liefelid^ il^ren
5Rad^fteflungen nur burd^ bie glud^t (^pg. 9, 25.
2 6or. 11, 32). ®r ging nun nad^ Senifalem,
tt)ie er fctbft fagt (®al. 1, 18), „um «petru§ gu
feigen"; ein Sett)ci8, bafe er e§ für nöt^ig l^iclt,
mit ^ctru§ unb burd^ il^n mit ben übrigen ^poftcln
ber Stix6)t in Sßerbinbung ju flcl^en. S)a man aber
in Scrnfalem il^n nid^t al§ Sünger fannte unb
fid^ üon i^m fem l^iclt, f ül^rte il^n 3}arnaba§ (f. b.
^kt.) bei ^etm§ unb 3acobu§, bie lool^I bamalS
allein öon ben ^pofteln anwefenb toaxm, ein, unb
er ücrfel^rte nun 15 Xage mit iljnen (^pg. 9, 26 ff.
®al. 1,18 f.). 3^u brängte eS, bort, wo ©tepl^a«
nu§ mit ben §eUeniften geftritten unb ben Xob
gcfunbm l^atte, ba§ Söerf be§ erften Slutjeugen
fortjufc^cn. ^ber burd^ feinen 6ifer geriet)^ je^
fein eigenes fieben in ®efaf)r, fo bafe er Sei^ufalem
öerlaffcn mufete (^pg. 9, 29 f. ; 22, 18 ff.). ®ie
Kl^riften geleiteten i|n nad^ Käfarea, öon tt)o er
nad^ XarfuS ging. ®ort bürfte um biefe Seit
$aulu§ mit ber gried|ifd^en fiiteratur genauer be«
fannt geworben fein, benn ber Ort, beffen Sin»
geborene fid^ nad^ bem 3eugniffe be§ ©trabo (14, 5,
13) faft alle mit geleierten ©tubien, namentlid^ ber
$l)ilo)op^ie abqaUn, mu^te ben ^poftel, ber gc»
wi^ in iarfu§ ©eelen für Sl^riftum ju gewinnm
fud^te, faft baju gwingen^ mit ^ilofop^ p
bisputiren. 3n bie bamalige 3^ fö&t on^ Ue
®rünbung ber ®emeinben in ^S^rieii unb Ci>
licien'' (®al. 1, 21 ff.), bie ^ßauIuS fpöttr (Spg.
15, 41) beftörfte (ögl. gelten a. a. O. 201). ^
gwifd^en war in ^ntioc^ien, ber ^)ouptfiabt M
©Qrien, eine gro^e So^^ t)Dn ^iben tu bie Air^e
aufgenommen worbm, unter benen aud^ beim
bm apofteln bortl^in mtfanbte 93amaba8 uridt
gr brad^te ben red^tm SRonn an bie rechte @tdb,
inbem er $aulu8 oud XorfuS l^olte. Seibetmiltai
nun gu Slntiod^im ein gongeS Sal^r mit fol^oi
Srfolge, ba| bie ®Iaubigen aud^ Don bot Reiben
nid^t mel^r aI3 eine iübifd^e @ecte betrod^tet ii»>
bm fonntm unb „gj^riftm" genoitnt unubfii
(^g. 11, 19 ff.). %ug «nla| einer oon %qfM
geweiSf agtm ^ungerStwtl^ tuurben 93omabafi unb
^ulu3 mit Dem Srtrage einer Sammlimg ^
bie ®emeinben in 3ubäa bortl^in gefanbt (db.
11, 27 ff.) unb brad^ten Don bort Somoto'
iBetter maxca% (f. b. %±) mü nad^ ^ntiod^ien (ebb.
12, 25). Stad^bem bie beiben ^oftel bie ^mib^
auflegung, b. 1^. nad^ ber anetnung beS l^L ll^
foftomuS, bed 1^1. Seo u. D. 3(. bie IBif^of^Ki^e
erl^alten l^atten unb nad^ SBeifung bed l^eüigpi
®eifte§ für il^re erfte farmlid^e aßif fionfireije onS-
gefonbert worbm waren (ebb. 13, 1 — 3), fegeüa
fte, Don SnarmS begleitet, gunöi^ft nad^ Svpeni,
ber ^eimat bed 93amaba3, tuib burd^querten \k
3nfel Don Oftm angefongm bid nac^ $ap^
^ter gewann $aulu8 ben römifd^m ^roomfil
Verging $aulu8 für bad gl^riftent^um. Sonbotl
reisten fie ju brcim nad^ ftleinafim; oEein fd^
ju iJJerge in ^ampl^^Iien Derliefe SWarcuS bie 6e»
fahrten, unb ^auluS unb SBamabaS gogen mn
allein nad^ Slntiod^ien in ^ifibietu ^ier prebigta
fie gunäc^ft, wie fle e§ aud^ fonp ouf i^rer Seife
getl^an Ratten, bm 3ubm, ttjurbm aber bimb
beren SBiberfpmd^ gcjwungm, fid^ an bie ^)eü)a!
5u wenben. S)ie^ gefd^a^ in ber ganjm @egenb
(ebb. 13, 49) mit foldiem grfolge, bafe bie bcmnrf
eiferfüd^tigen 3uben eine Scrfolgung gegen bu
^poftel errcgtm unb fie Dcrtrieben. S)iefetta
prebigten nun mit gleid^em Srfolge unter ben
3ubeu unb Reiben ju 3conium unb toanbtcn füi
Don bort ju bm ©täbtm S^caonimS. 3u &jfrw
Würbe $aulu8 auf 93etreibm ber 3ubm Don 8n»
tiod^ia unb 3conium gepeinigt ; er erl^olte fid^ dbn
wieber unb ging nun mit ©amobaS no^ Sertt,
um aud^ bort gu Wirfen. 3n S)erbe waren fie
fd^on ber ©rmje SilicimS, ber ^matproDüij be«
^l. $aulu§, nal^e gefommm unb litten nunnie^
ba8 ganje füböftlid^e ftleinaftcn berei&t. ^
^alb feierten fie ie^t ouf bemfelben SBege, ben
fie gefommen waren, jurüdf unb trugm in ben
Don i^nen gegrünbeten ©emcinbm burt^ bie fti»
fteflung üon ^reSb^tem für bie ßr^Itung beS
©loubenS Sorge, ffion Slttolio in ^Jamp^urim
fel^rtm fie nad^ 9lntiod^ien in ©tjrien jurüd irnb
blieben bofelbft nun längere 3eit (Dgl.9lpg. 13,4
bis 14, 27).
1665 Paulus, ber H 166ß
9M rui&iae SBirlen ber «poflcl gu «ntiod^ien 2 ^ktr. 3, 15 ; üfli. SKöl^Ier, ®ef. ©d^riften I, »e«
iDittbe bur($ Die Sniunft einiger 3ubend^riften oud gendburg 1889, 1 ff. ; ^genrötl^er, ^rd^engefd^.
Subda tmterbrod^, meldte bie ^Snot^menbig- I, 3. Slufl., 100 f.).
hit ber Sefd^neibung be^au))teten. 2)iefer 9n« 93on 9(ntiod^ien qu8 1^ $ouIu8 (urg nad^ bem
Matnmg gemd^, toeld^e in Serufolem bon einigen ^oftelconcil (^g. 15, 86) feine ^eite 9)liffu)n3-
frül^cttn Slnl^gem ber $l^rifaer bertreten tDurbe reife angetreten. Sr l^tte SSomabag auf gef orbert,
(f[|ig.l5,5), ]^enbie^eibenerft3ubentt)erben il^n gu begleiten, meigerte ftd^ aber, aud^ beffen
Bluffen, um baS ^I )u erlangen. @omit märe S3em)anbten 9)larcud, ber fte frül^er in ^ge ber-
ni^t ber (Staubt unb bie @nabe, fonbem bie laffen l^tte, mitjunel^men. 2)a fte fid^ni^t einigen
At|ere Sugel^brigfeit jum {ubif d^n Soße unb bie fonnten, ging ^rnabaS mit SRarcuS nad^ Sq-
Scobad^g beS ®efe^ baS amttel jum ^eile pem, UKil^renb $auIuS ftd^ @ila8, einen ber m-
Moefen. SS ging btefe Snf d^auung au3 bem gefanbten, meldte ein @d^eiben bed SlpoftelconcilS
QHouben l^or, ba^ in nationoler Se^iel^ung bie nad^ Sntiod^ien gebrad^t l^atten (ebb. 15, 22. 32),
Snben in ber Jhrd^e ben SSonang l^en, unb ba^ ^um ^Begleiter möl^Ite. UebrigenS beftanb toegen
te rdigibfer ^inf^j^t baS ®efe| nad^ nne bor biefer@ad^ feine ))rinci))ie0eSntfrembung)tt)if(|en
Ue unobönberud^ 9corm beS fittlid^en ^KmbelnS ^maboS unb $aulu8; fd^on bdlb nad^l^er (1 &»:.
M. $aulu3 erfannte bie Stotl^menbigfeit, in 9, 6) ermäl^nt lekterer ben erftem aI3 gfreutü) unb
Ucfer fo mid^tigen f^frage eine prindpieUe Snt- ®eftnnung8genoffen. 9hmlu3 unb @ila§ befud^ten
fd^dbung ber Imd^e ^erbei^ufül^ren (@al. 2, 2), i^rerfeitd gunöd^ft bie bereits befel^rten ©emeinben
unb ging mitSamabaS unbanberentlbgefanbten in Serien unb Silirien tt)ie in ^leinafien (^g.
bcc ®emeinbe bon Slntiod^ien nad^ 3mtfalem 15, 41 ; 16, 1 ff.). Sn fitiftra na|^m $aulug ben
(tEpQ. 15, 2). lieber baS bort gel^altene fogen. bon i^m auf ber erften SJiifftonSreife fd^on befel^r*
Spoftelconcil l^aben mir jmei burd^oud überein- ten(l Sor.4, 17)2tüngling2:imot]^8 )u feinem
fifanmenbe Serid^te, einen in ber ^oftelgefdbid^te ftönbigen ^Begleiter unb gemann baburd^ ben lieb»
(16, 6 ff.) imb einen anbern im ®aIateroriefe ften, treueften unb felbfüofeften Qfreunb unb ®c«
(2, 2 ff.), erftererl^bt öorgüglid^ bie anerfennung laufen (ögl. ^f)\i. 2, 20. 22). ©er «^joftel liefe
bcc ^ibend^riftlid^en @emeinben unb bie gu il^ il^ als ben @o^ eined l^eibnifd^en SküerS unb
Ounflen gefällte Sntf d^eibung über bie gfteil^eit einer iübifd^en SIhttter befd^eiben, um nic^t burd^
bcc C^f}en bon @efe| unb 99efd^neibimg, Ie|terer bie ©efeUfc^ft eines Unbefd^nittenen bei ben in
iefonberS bie Slnerfennung $aulu3' als ^ofteld {euer @egenb gal^Ireid^en ^üben ^ftofe gu geben
fetimS ber übrigen ^oftel l^eroor. 93eibe ftimmen (^g. 16, 8). IIS nun $aulu8 bis nod^ aintio^ien
IL 9. aud^ barin überein, bafe gar !ein ®egenfa| gefommen, moSte er meiter nad^ SBeften gu ber
ilDtfd^ ^ßauIuS unb ben ^ofteln in Smtfalem, ffüftenlanbfd^aft, beren $au))tftabt Spl^efuS mar,
f onoern nur gmif d^n il^m unb ben f alfd^en Srübem jiel^n. Slber unter bem Sinffufe beS J^eiligen ©eifteS
(<BaI. 2, 4) beftanb. S)aS Soncil felbft fanb im manbte er ftd^ nbrblid^ unb !am fo nac^ ^l^r^gien
3. 51 ftatt (bgl. b. «rt. 3erufalem VI, 1357 f.); unb ©alattcn (?ll)g. 16, 6; ügl. 18, 23 u. @al.
auf bemfelben öerabrebetcn bie %po\itl aud^, für 3, 1; 4, 13—15) unb meiterl^in nad^ SroaS am
bie bamalige S^t mo ^etruS, S^cobuS unb So» noi^bmeftlid^ften fünfte bon Aleinafien (Stpg. 16,
l^mmeS in $aläftina mirftcn , für ^uIuS aber 7—8). ©ort mürbe eS offenbar, mcfel^alb tl^n ber
em SBirfen bafelbft nid^t möglid^ mar (f. 3lpg. SßiHe ber iBorfel^ung fo meit getrieben. 2)enn in
9^ 29), bie 9lrbeit fo ju tl^eilcn, bafe jene öorjüg- ber 5Rad^t erfd^ien ^uIuS ein SWacebonier, ber
ßd^ unter ben 3uben in $alä[tina, ißauIuS unb hat: „ftomm l^inüber unbl^ilf unS!" ^uIuS er-
SomobaS aber befonberS unter ben ^iben baS fannte, bafe ®ott il^n nad^ (S^nxopa rief, unb mar
(Eoangelium berfünben fottten {@al 2, 9 ; bgl. alSbalb entfd^Ioffen, gu folgen. Sl^m fd^Iofe ftd^ in
€ontel9 }. b. @t.). Salb nad^ bem ^oftelconcU XroaS fiucaS (f. b. Srt.) als meiterer ®efä|rte
(Dd. @kil. 2, 11 ff.) fam !ßetruS nad^ ^ntiod^ten an. 3n duxopa lanbete $auIuS gu 92ea))oIiS am
imo afe guerft feinen auf bem Soncil auSgefpro* ftr^monifd^en 9Reerbufen, einer ^fenftabt, meldte
<l(icnen @runbfä|en gemöfe (9l))g. 15, 7 ff.) mit bamalS gu Xl^rarien gel^örte. ©efe^alb begann er
tm f)eiben, gog fld^ aber bann bon il^nen gurüd, feine SQSirffamfeit ni^t l^ier, fonbem in ber nur
um einigen na^ Sntiod^ien gefommenen ^uben- burd^ einen ^ö^gug bon 9leapoIiS getrennten
i^ten fein Äergemife ju geben. ®ie übrigen erften ©tobt aRacebonienS, ^l^ilippi (f. b. ^rt).
3ttbend^riften folgten feinem ^eif})ieIe(@oI. 2, 13), §ier befel^rte er bie ^urpurl^änblerin S^bia,
unb fo mürben bie ^eiben^riften moralif^ ge« in beren ^auS bann bie ^oftel SBol^nung nal^-
|timngen,^d^ jenen an)uj^Iiefeen,menn fte bie 6in> men, unb gemann eine nic^t unbebeutenbe, bor-
1^ mit il^nen aufrecht erlitten mottten. S^at« güglid^ l^eibend^ftlid^e ©emeinbe. 3)ie Teilung
fAd^lid^ gefäl^rbete fomit ^truS' iBerl^alten ben einer befeffenenSBia^rfagerin mürbe SSeranlaffung,
<Bnmbfa| ber ^reil^eit ber |)eibend^riften. 3)efe- bafe ^uIuS mit @iIaS gegeißelt unb in'S ©eföng-
1^ tabelte il^n ^uIuS bff entlid^ ; eS mar ber nife gemorfen mürbe. Stoox mufete ber SRagiftrot,
Zabd eines ^KtbruberS, meld^er bie gmifd^en ben ber il^re Siedete als römifd^ Bürger ntc^t gead^tet
Mben Kpofteln beftel^enbe gintrac^t nid^t ftbrte ]^iatte,i]^nengleid^ am folgenben Zage abbitte tbun,
(DgJL @al. 2, 6. 9. 1 6or. 9, 5; 15, 5. 7 ff. aber il^rer SBirffamfeit gu «ßl^üipbi »urbe bod^
JHr^KnlcritoiL IX. 2. «ufl. 53
UM\7
$auIuS, bet 1^1.
1668
burd) blcfcn ;'lwl|rf)ciifrtll ein CFubc flcmncl)t (ebb.
h;, n -10. Wl 1, 1 ff.), ^ud) in I^effQ-
loniil), U)ol)in fldl} ^Vkui1it<} mm ivnnbtc (1 %f^t\l
Ü. Ü). (iriinbctc er eine tuefentlid) ]beibend)riftltcf|c
Wcmeinbf (l 'Ibeff. l, 9; 2, 14), mufetc ober
bie «»labt \w\\t\\ ber Jteinbfd)aft ber i^whtn Dcr-
Irtflen (i[\^\\, 17, 1 ff.). 2>e6l)alb brad)te ibn bic
iMfiufinbc nad) *iVriWi, luo er unter Jiuben unb
jpeiben mit \\xo\m\ ^x]o\C(C mirfte. "911$ baS bie
;^ubcn iu'IlKf|nIonid)biSrten. nernnlafUen fiellu«
nibcn unter bem ^^UUkI ^w 4^eröa. fo bafe bie ber-
ti^un (Mniftcn ben 'Jlpojtel nad) 'jltben in eidter-
beil brrtd)tcn {%\\. 17, 10—15). Javier Iwt ber
^)>o{lcI eine ^^eithnui Allein, obne ]t\nt im^tx
iKweilt ^ebb, 17. 11 ffV «il*i* ift nrtd)»ei$lid)
in 'i^'vou l>ei *t'rtnln<f iKU^eien ^eb^. 17. 10) unb
ift im$ lKllce^onien \\\ \\m\ nod) i>orintb c^efom-
men ^ebN IS. 5 ; in^l. 1 Jben, 1.1^. 9?ermniblid)
bat ev ben %h>}U\ Jn ^iben befudit {X>(^1 %^ci. 17.
\h t.> unb in iH>n ibm (ileid) nad) i^bilip^i ober
'i^eroa t)c^mM )uorbcn. Simotben$ ift futer nadi
*)ltVen ;n 'IsmUi* itefornmen. aber bann von biefem
n.ii^ ibei^^iUMiid) »leütidt »orben v^i^l. ^ra. 17.
1,N *. 1 jbf»». S 'l «O. rcr 'Äroiiel ielbu be»
*;«::.;: e i;.^ a>er in '?liben niAi ^a^;il . in ber
ovMM.;;\v ;v. rre>:i;fn. ii>nbem rebeie aiiA uiit
>c:n ^)*.;;!:f Kiah*"b ben *wri3>e 'Änireünben rcn
;Jf»;i* l:r.^ ber ^^«^rrub::::»:, l?r Jc.;:f ir^ar
»v.i* N'v.; 'Ä'.w^i^M r;r er:!«:re:v^e:i nr.^ nri^ivr.
|V> «"v* *S ^..■«»•s»««»« «V^»> N^^ •••«» O«^^**« *A ♦*•» \ri
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bis gum Solare 54 gebmiert (Dgl. Selten, SpofieU
9ef*. 44 ff.).
9lad^bem $aulu3 fic^ einige 3eit inSntiot^im
aufgel^alten l^atte, unternahm er gegen 6nbc b^
3Ql)re3 54 feine britte 3)ttjfion§reif e. Sie ging ^
nöc^ft nad^ ®a(atien unb $^iQgien, um bie bo>
tigen Sünger gu ftörfen (^pg. 18, 23). Gr vm^
aber, mte fid) ani bem balb ^icmad^ O.vl) get^ilx*
nen Salaterbriefe (4, 1 6 ; 5, 21) ergibt^ in Solana:
bei biefem jmeiten IBefud^e nic^t fo bcnlid) rz
baS erfte ^lal aufgenommen. ^vt± $bnac
50g er bann, o6ne bie Stöbte Sclrfiä. oiers^^ls
unb Sacbicea im Sbole bc# £'paxs vi bcxtka
(f. @ol. 2, 1), nad) @p6efu§, um ^rä cc fissc
^"^auptmitteliiiunft be§ tleinafianidbn: rcbess o^
gere ^eit ju wirfen. Är.fange zic&zi c zLst^
ftrengnngen in ber SDnccjogc. m M£ Jstos
gewinnen. 'Allein nai brci ^Icrsiuz ^r^ r: na
burd) bie ?lnfeinbungcn ber ^^^^^c:^ ar^TsmEi.
bie ©emeinbe Pcn ber 2rn::zrze sr nnariL ia*
lebne rrn nun an xä^lirb :n rmoz somdaz
&ale. Jn bieicr S^iz cr.nriidrr er ram c:p>
f rbentlid>en t^influs. >{t ni t:-*±: iürt. af fojng
bffdjränJre. S'e nn r tr brrm 3b»z. 2 s* Zt ki
?on neb un^ vm Ju^f^ :z:r ori!a: %i m
!an:cn. bc? er riclr :r-.^ prria SE3l^ir bjä
fuiben. ^'c^me ^: Ivi-rr. zr= J^rn^ icr SuTtf
rrr>:£;:f . bcrlrrr. '.r-aT ^'--t.r rni hriMiümcr .fiaü»
bii^r ^^^^^.:rJr:fr. c^C, 1 v- 1 — I ?■ . Bi tama
ni« >n:r. $cu.::#* wj^.tt't txzszsz SamB^
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Paulus, ber l^L 1670
tter naä^ 9)kcebonien unb traf XituS in obtoofjli ber ^ol^eprtejter felbf! mx anflage noc^
i (2 gor. 7, 5 f. ; Dgl. ebb. 8, 16 f.). SSon ßäforca flcfommen roax, fein Urtl^cil öcgcn ben
Tl^iclt er gute Slod^rid^ten über (Eorintl^ 9ll)DfteI, gab i^ ober, tl^S ouS gfurd^t Dor ben
7—16) unb öiptirte nun bie beftel^enben 3uben, tfeilS in ber ^offnuna, ®elb für feine
:)en (apg. 20, 2), üeranftoltcte bic goüede Befreiung gu erlangen, nid^t nrel unb liefe \S)n
nrmen ©ruber in 3«bäa (2 6or. 8, 1 ff.) fogar bei feiner Abberufung in unterfud^ungSl^aft.
bigte bamnIS ou^ im toepd^en 3:i^cile So blieb ^uIuS gtoei Saläre, öon 58—60, in
itienS bis an bie ©renjen öon Sn^ricn gäfarca (ebb. 24, 1—27; ögl. ©d^firerl, 1890,
5, 19-28). 3ett fonnte er nad^ gorintl^ 482 f., unb gelten, 9H)ofleIgefd^i(i^e 38 ff.),
nb feinem frül^em SSerfpred^en (1 (Eor. Unter geIii'9?a^foIger,bemfianb})Peger8feftu8,
gemäfe bort fibertointem {Wß^. 20, 8). erneuerten bie 3uben il^re Snüagen unb faiü)en
rr aus tl^eilte er ben Sömem feine fefte geftuS geneigt, ^pauIuS in Serufdem öom l^ol^en
nit, über 3erufalem gu i^nen gu fommen Statine rid^ten gu laffen. S)er Spoftel mad^te bal^,
n nad^ Spanien gu geben (Söm. 1 5, 24 ff.), um fld^ ben 9lad^fteilungen ber 3tiben ju entjieben,
9{ad^ftcÜungen ber 3uben gu entge|^en, Don bem il^m old römifd^ ^Bürger gt^tel^en
, ftatt birect nad^ Serien gu fegein, über Siedete, an ben jfaifer gu appiSlmn, ^ebraud^
dien unb nal^m in $]^ili})|)i SucaS mit (Slpg. 25, 1 — 11), unb tJfeftuS nal^m bie WßptU
)aS, n)0 il^n bereits SSertreter ber JKrd^en, lation an (ebb. 25, 12). 3n einem fold^en ^o&t
m bie goUecte für 3^ntfalem üeranftaltet mufete aber mit bem Angeflagten ein SBerid^t beS
mar, erwarteten (9ll)g. 20, 3 — 6). Dort SRi(|ter8 über benfelben nad^ Som gefd^dft »erben,
nen ffnaben, 92amenS (Sut^d^uS, in'S Seben SfeftuS mar megen ber Wbfafhtng beSf elben in nid^t
;bb. 20, 7—12). 3n SKilet öerabfd^iebete geringer SSerlegenl^eit, bo $auIuS feiner «ngd^t
m ben bort^in berufenen $reSb^tem t)on nad^ nid^tS XobeSmürbigeS getrau l^atte, unb pflog
unb ber Umgegenb unb fe^rte über X^ruS befeb<ilb mit bem gerabe in Söfarea anmefenben
area nad^ 3erufalem gurüd (ebb. 20, 13 Äönig^erobe89lgrippan.(f.b.9lrt.)9latb. 9lad^
16). ®iefe britte SRifjionSreife botte ge- «nl^örung beS 3lpopeI8 urtbeilte biefer, ^Iu8
om 3. 54—58 (ogl. Selten, apoftelgefd^. fönne, toenn er nid^t appellirt l^e, fofort in grei-
2 ff.). l^eit gefegt merben (ebb. 25, 13 bis 26, 32). ffiiefeS
niifalem mürbe $auluS üon 3Qcobu8 unb Urtbeil tft fidler üon QfepuS in feinem SBeri^t er-
eSbQtem freubig begrübt. @ie rietben il^m mäl^nt morben ; befeb<ilb mufete aud^ baS 9lefultat
§ SKifetrauen ber gefeJeSeifrigen 3uben» ber ^Berufung an ben jfaifer bie 99efreiung beS
unter benen bie SReinung Verbreitet mar, er ^oftelSfein. Somarbnun^uIuSinbergmeiten
3uben in ber 3^tteuung Don ber ^e- ^äIftebeS3ab^^ 60 nad^Slomgefanbt unb langte
tgunbberSeobad^tungbermofaifd^en®e" nad^ einer fe^r ftürmifd^en Ueberfa^rt, nad^bem er
gurüdf, baburd^ gu lieben, bafe er fid^ an bei 97lalta @d^iffbrud^ erlitten unb brei SRonate
iröatSgelübbe einiger frommen 3uben be» auf ÜRalta f)(Att gubringen muffen, gegen 9(nfang
$auIuS, ber überl^aupt blofe bie ^eilS« SRörg 61 gu ^teoli im Sufen Don 92ea))el an
bigfeit biefer 2)inge Gemeinte unb ben (ebb. 27, 1 bis 28, 13; ogl. James Smith, The
in 3ube mar (f. Sflöm. 15, 1 ff. 1 gor. 7, Voyage and Shipwreck of St. Paul, 4. ed.,
,20;t)gI.9U)g.l8,18),battebiernid^tmie Lond. 1880; «. SBreufmg, 3)ie 9lautif ber 9llten,
n ^eibend^riften eine SKifebeutung gu be- Bremen 1886, 142 — 205). SSon f^xtt reiste er
unbbefoIgtebenSat]^(9lpg.21, 17—26). nad^ furgem Slufentl^alt über gforumappii unb
iber nod^ bie nöt^igen ^förmlid^feiten er- SreS Xabemö, in beiben Orten oon römifd^en
tte, enegten aflatifd^e Suben unter bem ßb^ften begrü|t, nad^ Rom. 3n Äom mar feine
be, er fyxU ben ^ibend^ften SropbimuS ^ft nid^t ftreng. Sr mar gmar mit ber feanb an
)efuS, mit bem er in ber @tabt gefeben einen ii^n bemad^ben @oIbaten ber fatferHd^en
toor, in ben 2:em|)el gefübrt unb biefen ®arbe gefejfelt, burfte fi^ aber frei bemegen unb
entmeibt, einen SoIfSauflauf gegen ii^n. fogar eine IBriDatmol^nung begiel^ (9pg. 28,
e getöbtet morben, menn ibn nid^t bie 16.30). 3coer l^atte freien 3wtritt gu il^m, unb
Sefa^ung auf ber Surg Antonio ge« er fonnte fid^ ungel^nbert ber ^ebigt beS SDan-
nb ibn, nad^bem er oergebenS oerfud^t geliumS mibmen (ebb.28, 17. 23.31). 3unöd^ft
iS Solf gu befd^mid^tigen, auf bie Surg fud^te er bie 3uben bafür gu gemimten (ebb. 28,
bötte (ebb. 21, 27 biS 22, 29). gine 17 ff.), aber öergebenS. Um fo erfolgreid^er mar
ung oor ben b^^b^ Statb fübrte feine feine ^ebigt bei ben Reiben. S)urd^ bie il^n ab«
)ung b^rbei, ba berfelbe in 3^^fP<tIt med^felnb bemad^enben^ätorianer verbreitete fid^
ebb. 22, 80 btS 23, 10). ^ aber ber bie ffunbe oon iJ^m in ber gangen Äafeme ($bö-
«ber ber 93efo^ung borte, bafe SSerfc^mörer 1, 12f.) ; er gewann felbfl im faiferlid^en ^S-
n bätten, $auIuS bei ber nöd^ften SSor- l^te 9n]^ger (ebb. 4, 22), unb fein SBirfen er-
gu ermorben, lie^ er ibn b^imlid^ nad^ mutl^igte 9tü)ere gur SSerfünbigimg beS Smm«
bringen unb bem Sanbppeger gelij über- geliumS ($]^ü. 1, 14). SQSeld^en regen SJerfel^ er
ebb. 23, 12—35). ©iefer föDte g»ar, mit feinen Sängern KmotlJeuS, 2ucaS u. 9. unb
63 •
1671
$aulu9, ber l^L
1672
mit ben ©emeinben im SRorgetdonbe unterl^ielt,
ergibt {id^ ouS ben mäl^renb biefer ®efangenfd^aft
flef d^riebenen ©riefen an bie Spl^fer, bie ^5ilii)per,
bie Soloffer unb an ^l^ilemon (f. u.).
3)er auSbrud ber apoftelöef d^td^te (28, 80) : ,,er
blieb jtoei öotte Sal^e in feiner SRieti^tool^mmg",
toirb allgemein ba^in erflärt, ba^ mä) Ablauf
biefer Seit eine entfpred^enbe SQSenbung in bem
©d^idfal beS 2lpDftcI8 eingetreten ift. SDiefe !ann
nad^ bem gangen Swfflmincnl&ang ber 9lt)ofteI»
gefd^id^te (ügl. 23, 29 ; 25, 18 f. 25 f. ; 26, 31 f.)
nur in feiner ^Befreiung beftanben l^aben. ®ie
l^offnimg l^ierauf fprid^t aud^ ^ouIuS felbft im
^]^üi})j)erbriefe mit Suöerfid^t au§ ($^ü. 1, 25 ;
2, 24), unb baS, tro^em er »erlangt, bei Kl^riftuö
ju fein (ebb. 1, 21. 23). 3m Sriefe an ^pemon
(22) ift er aber bereits feiner balbigen ^Befreiung
fo getoi^, ba^ er um Verberge bittet. ®er ^ebräer-
brief, ber nid^t t)or bem Saläre 62, bem lobeS-
jial^re beS 1^1. SocobuS, gef daneben fein !ann, geigt
fd^on, ba^ !ßaulud bei ber ^bfa^ung beSfelben
frei in 3talien mar (^ebr. 13, 22-24). 9lud^
ergibt fid^ feine Befreiung au§ biefer römifd^en
©efangenfd^aft gang flar aus ben erft nad^ ber-
felben gefd^riebenen $aftoraIbriefen beS ^oftelS
(f. ben SetoeiS imten gu ben betreffenben ^Briefen).
9?ad^ feiner ^Befreiung ift ber Slpoftel feiner
friil^em mfic^t gemö^ (Slöm. 1 5, 24. 28) aud^ nad^
Spanien gefommen. S)ie^ folgt aus bem auSbrüdf»
lid^en S^ugni^ beS 1^1. SlemenS t)on 9tom in beffen
(erftem) ©riefe an bie Sorint^er, föonad^ ^ßauIuS
bis gum äu^erften SQBeften gefommen ift (c. 5 :
ItcI t^ Tepp-a t^c öuaeoic iXOwv), ttjaS im SJtunbe
eines SömerS nur den ©panien üerftanben toerben
fann. S)agu fommt baS ebenfaUS aus 9tom ftam»
menbe S^ugni^ beS muratorifd^en QfragmentS Don
ber profectio Pauli ab urbe ad Spaniam. S)ie>
fetbe SBal^rl^eit begeugen unter ben apocr^pl^en
5lpofteIgefd^id^ten befonberS bie Actus Petri cum
Simone c. 1 — 3 (ügl. bagu bie trefflid^en 9luS=
fül^rungen öon ©pitta, 3ur ®efd^. u. Sit. beS Ur-
d^riftent^umS I, ©öttingen 1893, 64 ff.), fowie
unter ben Späteren K]^ri)foftomuS (g. 55. gu 2 3:tm.
4, 20 [Hom. 10, 3, ed. Montfaucon XI, 724];
Praef. in Ep. ad Hebr. [1. c. XII, 2]), 6l)riU don
Serufalem (Catech. ill. 17, 26), ^t^anafiuS (Ep.
ad Dracont. c. 4), gpipl^oniuS (Haer. 27,6), §ie«
roni)muS (gu 3f. 2, 10 [Migne, PP. lat. XXIV,
151]) u. 91. (93gl.©pitta a. a. D. 1-108: S)ie
gmeimalige römifd^e ©efangenfd^aft beS ?ßauIuS.)
3)a ber ^poftel frül^cr beabfid^tigt l^otte, üon SRom
aus boril^in gu gelten (Söm. 15, 24. 28), unb eS
fd^on an fid^ wa^rfc^einlid^er ift, ba^ er bie SReife
öon Stalten unb nid^t üon einem entferntem
fianbe aus untemal^m, l^at er mol^I bie 9teife gleid^
nad^ feiner ^Befreiung unb nid^t erft fpäter an»
getreten, ^gefel^en don einer DJotig in bem bem
Simon 9Ketaj)]^rofteS gugcfd^riebcnen üi:6p.vT^[xa,
Weld^eS üieHeid^t auf alten Duetten berul^t (f. Si})fiuS,
^pocr.^oftelgefd^.n, l,93raunfd^tt). 1887, 117ff.
227)unbbie93efe]^rung don dier ^erfonen ertdöl^nt.
tt)if{en toir nid^tS ®enauereS über bie Henmi^
nur lurge Sßirffamleit beS Spofteld in @|Mimn
(über bie fpäteren Srabitionen f. (&amS, ftird^-
gefd^id^tedonStKmienl, StegenSb. 1862, 50—75).
gfilr bie IBeftimmung ber fibrigen Steifen cnN
Italien bie $aftoraIbriefe Derfd^tä)eiie Snl^oUd-
punfte. Üta^ il^nen befud^te gkuduS (Sp^lß
(1 2:im. 3, 14 ; Dgl. ebb. 1, 3) unb SRocebonkn
(1 2:im. 1, 3 ; dgl. $]^il. 2, 24), 2:roaS unb SKIet
(2 %xm. 4, 13. 20), mad^te eine SRetfe nad^foüi
unb tDottte in 9{icopoIiS äberiDintem (Xit. 1, 5;
3, 12). Q^rpfoftomuS ift ber Slnfu^, $auInS
ei don Spanien nad^ Suböa gereist unb fjfk
0 bie ^ebr. 13, 23 mtSgefprod^ene 9lbfid^ etfält
£S fel^lt aber jeber SBeUieiS für bie an fU^ tnegen
ber politifd^en SnttDidRung ber SHnge bafdbft un-
mal^rfd^einlid^^nfid^t. SebenfaDSbefud^eriiricba:
3Racebonien, dermutl^Iid^ birect Don ©ponien wA,
unb befal^l beim eintritt ber Steife bortl^ ben
1^1. 2:imot]^euS, gu Spj^fuS, mol^in biefa oOein
ober mdglid^ermeife mit ^{kotluS gereist oor, aß
SBifd^of gu bleiben (1 2:im. 1, 3). S)ann ging a
feinem IBor^ben gemö^ (ebb. 3, 14) über
ZroaS (2 2:im. 4, 13) nad^ ep1^]v&. Son ^
aus befud^te er 6!reta, mo er XituS jurüdRieft, uä)
feierte felbft naä) Sp^fuS gurüd. S)ort ei^fd^
er fid^, ben SBinter gu 9hcopoIiS in Spina giu
gubringen (Sit. 3 , 12), unb reiste fe(ber ste
3Jlüet unb gorint)^ (2 2:im. 4, 20) bortl^in. So»
mutl^Iid^ traf il^n bori 2:ituS, ben er bann na^
S)almatien fanbte (ebb. 4, 10). Sr fdbfl tooA
als xjfü^er ber Sl^riften ergriffen unb nad^ 9toa
gebrad^t, mo er ber Serurt^eilung unb bem Sobe
cntgegenfa^ (ebb. 4, 16 —18). 3n feiner traurigen
Sage berief er ben SimotbeuS gu ftd^ (ebb. 4, 21),
benn don feinen Süngem toar nur SucaS bei i^ni
(ebb. 4, 11). es ift tool^I bie ^Inftd^t geauBßt
tt)orben, ^etruS unb^auIuS feien gitfammennaj
ytom gefommen, unb ^(kmluS fei erft bori in @^
fangenfd^oft geratl^en. gür leJtereS fpred^ tk
bem 2. ^Q^r^unberi ange^5rigen ^ßouIuSacten bei
SipfiuS a. a. D. U, 1, 104 ff. 279 f. (t>gl. gpitta
66 f.). ^ttein mit Unred^t beruft man fi^ fsr
biefe 9luffaffung ouf ben Sifd^of S)ion#i8 rm
Korint)^ ; benn biefer fagt blofe (bri £us. H.E.2.
25, 8), bie beiben 9lpofteI l^ätten gleidftmatig, m
in gorint^, fo aud^ in Stalten an bemfelbenCne
getoirft unb toären gur nämlid^en 3rit gemartert
morben. ^uIuS tt)urbe mit bem ©d^mertc ntt«
l^auptet (Tert. De praescr. 36), unb gnnu: oo^
l^alb ber %i)Ou 9tomS auf bem äBege md^ Cjtüi
(f. SajuS don SRom Ux Eus. H. E. 2, 25, 6 sq.).
9US SobeSjal^r tt)irb don SaSiefeler u. ?l. baS 3Ä
64, don Sittemont, goggini u. a. baS 3a^ 66,
rid^tiger aber don IBaroniuS, ^tabiuS unb über*
l^aupt gctoöl^nlid^ baS Sal^r 67 angenommen (»gL
t^ergenrötl^cr, ffird^engefd^.I,110f.; ®omS,3)aS
Sal^r bcS aWortprertobeS ber 9lpofteI ^truS unb
^IkmluS, SRegenSb. 1867 ; Dom. Bartolini, Sopn
r anno 67 dell' era volgare, se fosse quel del
martirio de' gloriosi apostoli, Roma 1868).
1673
^aulud, ber H
1674
2)a| er an bemfelben Sage ftarb mte ber f^l ^"
tntS, fagt feieron^mud (De virr. ill. c. 5) unb
mit aUer Seftimmt^t baS 2)ecret bed ^opfteS @e-
bfiitd L 9118 Xag beS aRart^riumS toirb in ben
Acta Petri et Pauli (bei Tischendorf, Acta
«post. «pocr., Lips. 1851, 89) ber 29. 3uni an>
gegeben. SnbertBerfoIgung unter ^lerian mürben
Me Selber beiber «poftelfibrften am 29. »uni 258
in bie ffatalomben on ber appifd^en Strafe über-
tnigen (Dgl. Srbe§, S)a8 %Iter ber @raber unb
Stitifym bei Saulud u. $etru8 in 9lom, in SBriegerd
3eitjci^r.f.Ätr<i^enge|d&. Vn, 1885, 28). S)arau8
folgt nid^t ba| ber 29. 3uni urf prünglid^ blo^
Der Xag ber Uebertragung ber Sieliquien toar, ba
man gerabe fo gut fd^lie^en !ann, man l^abe für
bie Uebertragung abjid^tlic^ ben XobeStag gemöl^It.
Su8 ben i^atafomben finb bie @ebeine fpäter, ald
Sonftantin b. ®r. bie oftienflfc^e Safilifa erbaut
^atte, bort^in übertragen loorben, nad^ bem f^if
toni^mianifd^en SRart^roIogium am 25. Januar.
Zro| aSer Sd^idfale biefer Sapfa ift baS @rab
er^ften, unb auf i^m rul^t nod^ immer bie ur»
f^nrünglid^eSedpIatte (t)gl. H. Grisar, Le tombe
apostoliche di Roma, Roma 1892) mit ber
alten Snfc^rif t : Paulo apostolo Mart
3urS]^aftenftifbed9poftel3fei]^ert)orge]^Dben,
hafi er bei aüMeinen 9Rü]^en für bie $rebigt beS
(EtmngeliumS ftd^ felbft mit fd^merer Arbeit gur
Srioerbung feined Seben§unter|aIteS abmül^te, um
Vnberen nid^t jur Saft ju faflen (ögl. ^Jpg. 18, 3;
20, 83 f. 1 (Eor. 9, 3 ff. 1 S^eff . 2, 7—9. 2 I^ff.
3, 8 f.). gr toar nie öerl^eiratet (ögl. 1 gor. 7, 8).
92Qd^ alten 93ilbem (Dg(. Eus. H. E. 7, 18, 4;
Oarrucci, Yetri omati di figure in oro trovati
nei cimiteri deiCristiani primitivi, Rom. 1858,
tow. lOsgg.; »raus, Seal«(5nc^n. II, 600),
auf »eld^e bie Sefd^reibung beS 92icej)]^oru3 (H. E.
2, 37) gurüdtgcl^t, mar er Hein, ein menig gebüdft
unb }iemli(^ fal^Iföpfig, l^atte einen langen grauen
99art, fleine lebl^afte ^ugen unb jcigte einen ent»
fd^Io^enen, fingen @eftd^t§au§brudt. 3Sl\t @td^er»
1^ lö^t ^d^ aber nur fagen, ba^ er tt)enigften§
ben (Eorint^em unanjebnlic^ unb fd^möc^Iid^ er»
fd^ien (2 gor. 10, 10 ; ögl. 1 gor. 2, 3. ^pg.
14, 11). STOand^e erflären bie ©tettc 2 gor. 12, 7
t>on einem förperlid^en Seiben, meld^eS il^m mie
ein @tod^e(, ber ftetS in'§ Ofleifc^ eingebrücft mirb,
fortmdl^renbe @c^mer)en bereitet l^abe, möl^renb
Snbere barin eine l^arte 93erfud)ung erbiiden (t)gl.
Sfelten, «l)ofteIgefd()id^te 194 ff.).
gin 3ube oon ®eburt unb in ber jübifd^en @e«
le^amfeit mol^I erfol^ren, babei ein römifd^er
Sürger unb ber @o^n einer burc^ il^re pl^ilo-
fop^ifd^en Stubien berül^mten @tabt ffleinafienS,
ttxir er t)on ®ott berufen, befonberS ber grie>
(^fd^«römifd^en Sßelt ba§ gdangeUum gu t)er>
tänben, unb l^at al§ „ein @efö^ ber %u§er-
md^Iung" (9pg. 9, 15) aUe feine @eifte§gaben
mif biefe n)e(tumf affenbe Aufgabe t)ern)enbet. IBon
9tatur mor er Don d^olerifd^er @emüt^3art, fü^n,
)ur Strenge geneigt unb befel^alb Dor feiner 99e-
fej^rung einer ber eifrigflen ^l^arifäer. S)urd^
feine SBefel^rung mürben oiefe natürlid^en Einlagen
nid^t Derönbert ober unterbrüdtt, fonbem üÄr-
naturlid^ gel^oben unb gereinigt, ^ud^ ie|t mar
er feurig unb eifrig, aber nid^t mel^r für bie mofai»
fd^en unb pl^arifäif d^en ©ajungen, fonbem in ber
brennenbftcn Siebe für gl^riftuS, fein Sleid^ unb
bie Seelen, ^ud^ jefet war er feft, millenSftarl
(Pil. 4, 13) unb ftrengc gegen fid& felbft, aber
nid^tf anatifd^ ober ftolj unb pnfter, fonbem toie
ein SRann, ber bie menfd^lid^e Sd^mad^l^eit unb
bie jhraf t ber ®nabe an ftd^ felbft erfal^ren l^atte,
bemütl^ig, milbe, nad^fid^tig unb Dotier Sd^onung
für bie Sd^möd^en unb UnDollfommmbeitm 9ln-
berer (2 gor. 1 1, 29). gr mürbe «Um alle«, um
^Qe für g^riftud gu geminnen. ^ud^ jefat blieb
fein ©eift auf f^obeS gerid^tet, aber fein S^tl mar
nid^t mel^r bie ^efe|eSDolIfommen^eit unb bie
Sludrottung ber ©egner bed ^ubentbumS, fonbem
bie jhrone beS emigen Sebend, bie Semal^mng beS
©laubenS unb ber tröfüid^en Hoffnung, bie Sorge
für aUe Stxtä)m unb bie Sefeligung ber gangm
Sßelt. Sein SBort mar mie eine gfadtel (gccli.
48, 1), unb il^n brängte bie Siebe gl^rifti (2 gor.
5, 14), bie unter aOm |)inbemiffen unb Sd^mergen
(DgL 1 gor. 15, 31. 2 gor. 4, 10) nur immer
gemaltiger mürbe. Sd^onalder bengmeitmäSrief
an bie gorintl^cr fd^rieb, mar er fünfmal gegeißelt,
breimal mit ähttl^m gepeitfd^t unb einmal ge«
fteinigt morbm utü) l^atte breimal Sc^iffbmd^ er>
littm (2 gor. 11, 24 f.). SRid^t Weniger als fiebm-
mal marb er in 93anbe gelegt (Clem. Rom. Ep.
[I] ad Cor. c. 5). %ber gerabe in feinem Seibm
geigte ftd^ bie @r5^e ber ti^m gemorbenm ®nabe
(2 gor. 12, 10). SeineSOSege leitete ber ]^eilige@eift
(f. apg. 13, 4; 16, 6 f. 9: 20, 23 2C.), unb Sic^t
unb grleuc^tung don oben fel^lte nid^t (ebb. 1 8, 1 0 ;
22, 17; 23, 11; 27, 23 2C.) bem C^eiligm, ber
fogar in ber SBergüdfung entrücft mürbe bis gum
britten ^immel unb in baS $arabie§, unb gel^eim«
ni^boHe SBorte l^örte, bie ein SRenfd^ nid^t auS«
fagen barf (2 gor. 12, 1—4). gr felbft mar fo
innig mit @ott Dereint, ba^ (mie SDöUinger,
g^riftent^um unb ffirc^e, Stegengb. 1860, 89
f^gt) »fein l^abitueUer 3ttftanb ber einer fort-
möbrenbm grl^ebung unb mit anbem SRmfd^en
üergli(^en ber einer gfftafe mar". Sd^on au8
ber Dorl^ergel^enben S^ilberung feined SebenS er*
gibt fid^, ba| er meber perfönlic^ nod^ fac^lid^ in
einem ®egenfa|e gu ben übrigm 9[))ofteln ftel^en
fonnte. 9uc^ bte neuteftamentlid^m Sd^riftm gei-
gen, ba^ feine bogmatifd^ Se^re nid^t Don ber ber
übrigm %po\U\ Derfd^iebm ift. MerbingS mu^te
ber &eibmat)oftel befonberd bie UniDerfäität bed
gbriftmt^umS al§ ber ginm ^iSanftalt für alle
SMmfc^m betonen (j. 95. SWm. 3, 21. 22. @al.
3, 27 — 29 :c.). «Hein biefe Seigre entfpric^t
burc^auS bem 93efe]^le gl^fti an bie «poftel, aUe
aSölfer au le^rm (TOatt)^. 28, 19. 9)larc. 16, 15),
mie benn aud^ ^tmS ben ^eibm gomeliuS
in bie ffird^e aufnahm («pg. 10, 1 bis 11, 18)
1675
$aulu8, bet l^L
1676
tmb unter Sufttmtnung bed SpoftelconcUS ben
(SIouBen olS ben (Sinen 2Beg jum ^eile fär 3uben
unb ^iben betonte (ebb. 15, 7 ff.), ^r^ öon
ber Sled^tf erttgung unb ^ligung l^at ^tru§ (9pg.
15 , 11. 1 ^etr. 1 , 3 ff.) baSfelbe geleiert toie
^ulus (SRöm. 3, 28 ; 4, 1 ff. 2c). ßr leierte,
bol menn iemanb a&en ®Iauben, ober nid^t bie
Siebe l^ötte, er gar nid^td, alfo aud^ nid^t geredet
öor ©Ott frt (1 gor. 13, 2). ®ie Siebe mu^
jum ©lauben l^injutreten, bomit ber SMenfd^ ge-
red^tfertigt unb ein „neues ©efd^öpf" toerbe (»gl.
@al. 5, 6 ; 6, 15). 5Rid^t8 anbere« lel^rt 3acobu8,
tDenn er ben ©lauben ol^ne bie merftl^ätige Siebe
einen tobten ©lauben nennt (3ac. 2, 17) unb fagt,
ba^ ber SRenf d^ auS äBerfen, nid^t auS bem ©tauben
allein gered^tfertigt merbe (ebb. 2, 24). (@. @imar,
®ie Sl^otogie beS 1^1. «ßauIuS, 2. %ifl,, greib.
1883, 216 ff. ; Dgl @d^ang, äacobuS unb $aulug,
Süb. Duartalfd^r. 1880, 1—46 u. 247—286;
grana ©. 3:renne , Der SBrief beS l&I. SacobuS,
grnb. 1894, 33—47.)
IBon SJlonograplgien über ben 1^1. ^oulug feien
ertt)ä]^ntt)on jfatl^olifen: Yidal, St. Paul, sa yie
et 868 Oeuvres, Paris 1863, 2 vols. ; C. Fouard,
St. Paul. Ses Missions, Paris 1892 ; ®. $atii
$aulu§ in feinen at)DftoUfd^en2:ugenbenbargefteIIt,
SRegenSb. 1881. Unter ben Sobreben auf ben
9^oftel ragen ^ert)or bie 7 ^omilien beS 1^1. Sl^r^«
foftomud de laudibus S. Pauli apostoli. ^gl.
auc^Bossuet, PanegyriquedeStPaul, in J.Le-
barq, Oeuvres oratoires de Bossuet II, Lille
1891, 293—318; 9lett)man, Vorträge unb Se«
ben, überfe^t öon ©d^ünbelen, ftöln 1860, 88 ff.
103 ff. — SSortreffIi(|e ßl^orafteriftifcn bc§ 9H)0-
ftel§ pnben fid^ in §ug, ginicitung II, 4. 3lup.,
©tuttgart-Sübingen 1847, 283, unb ©öHinger
a. a. D. 86—93. — SBon afot^olifd^cn SSBerfen
bgl. Conybeare and Howson, The Life and
Epistles of St. Paul, London 1850—1852,
2 vols., u. ö. ; Thom. Lewin, The Life and
Epistles of St. Paul, 3. ed. Lond. 1875, 2 vols.;
Farrar, The Life and Work of St. Paul, Lond.
1879, 2 vols. Scl^rrcid^ ift aud^ bie ^bl^anblung
don Lightfoot, St. Paul and the Three (über
ba§ Ser^ältnife beS $aulu§ ju $etni§, 3o]^anne§
unb 3öC0bu8), in St. Paul's Ep. to the Ga-
latians, London 1880, 292—374. 3luf rotio-
naliftifd^em ©tanbfunfte ftel^en unter 9liü)eren
©aur, $aulu§ ber Wpo\itl 3efu g^rifti, 2. «ufl.,
Seipjig 1866—1867; f)au8rat^, S)cr 3l|)ofteI
^auIuS, 2. ^up., §eibclbcrg 1872; Renan, St.
Paul, Paris 1869. ©egen ben SSerfud^ öon $flei-
bcrcr (®cr $aulini§mu§, 2. «up., Seipjig 1890)
u. ^., bie Ouellcn nod^juttjeifen, au§ benen ^u«
Iu8 ben Sn^alt feiner ©ebonfen entnommen l^abe,
f. ©obct, ginleitung in ba§ 91. 2. 1, ^annoöcr
1894, 71 ff.
II. S)ie Briefe be§ ^I. ^auIuS. S)ie
14 canonifd^cn SBriefe be§ 1^1. ^aulu^ finb tl^eilS
an ©ne ober mel^rere ©emcinben, tbei(§ an be«
ftimmte ^erfonen (Simot^cuS, 2itu§, ^l^ilemon)
gerid^tet @ie fiel^en in bm gried^fd^ ^onb*
fc^riften getoöl^nlid^ in berfelbeti Stei^enfolge tok
in ber Sulgato. S)ie Orbmtng iß ober fdae
d^ronologifd^e, fonbem ifl (abgefd^ »on bem
^bräerbrtef e , f. u.) burd^ ben Stang ber (Sc
meinben unb ^ßerfonen beftimmt, aax mel(^ bie
Briefe gerid^tet ftnb. 9u^ ben im goI^pEnben
bel^anbelten 14 canonifd^en Srief en 1^ ber ifa^
fid^ nod^ einen 1 Sor. 5, 9 enodl^nten, mm ta»
torenen SBrief an bie Sorintl^er gef daneben; unter
bem @^I. 4, 16 ermöl^nten 93rief oti bie Soobicoer
ift baS Shtnbfd^reiben gemeint, meld^ ie|t «.anbtf
Spl^efer'' l^eigt. lieber bie apodtfpf^ Sriefe,
meldte bem 1^1. ^ßouIuS }ugefd^rieben merben, f. b.
art. «pocr^ipl^en-Siteratur I, 1081 f. — ^onbti
pflegte feine 99rief e gu bictiren unb i^nen ein eigen-
l^öt^igeS @d^ru|tDort bei§ufügen (»gL 1 Sot
16, 21. ®al. 6, 11. gol. 4, 18. 2 SM- «. 17.
$]^U. 19). 2)er @d^reiber ift »öm. 16, 22 auS'
brüdtlid^ genannt. 3n ber 3(breff e tnerben biStneilen
neben bem ^Ipoftel anbere ^ßerfonen, m\d^ bo*
burd^ geeiert toerben foQen, ald 9]litbrieffd(freiber
genannt (ögl 1 u. 2 elor., ®aL, ^^il., 6oL, 1 u.
2 2:]^ef{.). — 3m SÜIgemeinen fann man in ben
canonifd^en ^Briefen bk 9l))ofteI§ bei aller Ser*
fd^iebenl^eit, bie fie an Umfang unb 3n]^ toie
in formeller Segiel^img seigen, brei Sbf^nitte
unterfd^eiben: ben auS ber 3ufd^nft unb einer
2)anlfagung beftel^enben (Eingang; ben ^anpt«
f^eil, ber meifi in einen bele|renben unb einen
praftif d^en %^t\l }erfallt ; ben @d^lu| mit perfön>
lid^en SRittl^eiltmgen. ^nl^oltlid^ bel^onbeln bieje
93ricfe faft bie ganje Sl^eologie (ogl. Thomas,
Prol. conun. in Ep. Paul). 6§ ift oft nid^t leidrt,
bem l^ol^en ©eifte^puge be§ ^t}>oftets }u feigen
unb bie ganje gütte be§ in ben ^Briefen nieber»
gelegten ©ebanlenreid^tl^umd ^u erlennen (ogL
2 $etr. 3, 16). S)er ©runb If^ierfür liegt nii^t
blo| in ben bel^anbelten gel^eimni^DoUen Se^rcn
felbft, fonbem bcfonberS aud^ barin, ba^ oft bo^
aiteSeftamcntimm^ftifd^enSinnebertoert^etttirb
(ögl. j. 93. ©al. 4, 12 ff.), ber ^poftel fid^ in
bialeftifd^er ^^orm belegt unb babei ©ebanfen
überfpringt, ^orberfö^e o^ne 92ad^f d^ bilbet unD
bei feiner SetoeiSfül^rung gelegentUd^ auftauc^be
grogen in ^arcntl^efe furj bel^onbelt. SrejfcnO
l^at ben lebenbigen, übrigen^ ftetd bem @egen<
ftanbc ongcmeffenen unb i|n oft mit einem SBortt
bli^artig beleud^tenben @til be§ l^L ^ulu§ ^iero>
nt)mu§ (Ep. [48, 13] adPammach.) in ben ffior-
ten gefennjeid^net: Quotiescumque lego Paulum
apostolum, videor mihi non verba audire, sed
tonitrua. . . Quocumque respexeris, fulmina
sunt. 3ebcr einzelne SÖrief geigt eine gülle öon
^apa^Iegometm unb l^öufig k)erfd^iebene Su^brüde
pir bi^felbe ^aä^t. Slud^ ift bei einem fo lebhaften
unb geifte§gen)altigen SJlann n)ie bem bl- ^ßoulul
nid^t )u erwarten, ba| berfelbe, namentlid^ beim
©ictiren, mit großer ©ebulb bie SSßorte ouSgemäili
unb bonn immer mieber jum ^u3brud( berfelben
Sbeen gcbraud^t l^abe. S)e|]^alb ift e8 aud^ gan3
1677
$aulud, bet ]^L
1678
Hcdd^, aus eintelnen SuSimiden einzelner Stief e
ofigm bie Sed^t^ Anbeter einen ^emetö 1^
mm )tt tooEen (t)gl. jfaulen, Sinlettung § 540;
Steui «kf<i^^tebei]Eia.@(i^ntten9l.2:.'8.,6.9lufl.,
»taimfd^ag 1887, §§ 73. 75. 76).
2)ie »oi^ügIid^f!en SommentotDren, meldte aSe
ober iDenigftenS meistere 93riefe beS ^I. ^ßouIuS
kl^anbelt |aBen, fitd) folgenbe. IBon ben @om-
mentoren bk OrigeneS ^u ben poulinifc^en 93riefen
^ nur ber mm 9tdmerbriefe t)otI[tönbig in ber
uderfelung oed 9tufin, ber il^n aber »ielfad^ t)er»
«sibcrt 1^, erlitten (Migne, PP. gr. XIV,
833 sqq.). IBon StpHS t)on ^e^anbrien finb nur
Sfragmente giun 9lömer«, 1. unb 2. Sorintl^er» unb
fum ^bröerbrief übrig (Migne, PP. gr. LXXIV,
773 sqq.). Unter oUen olten Srnörem ragt ber
begeifterte Serel^ bed 1^1. ißaulud, ber 1^1. Sl^-
foftonmS, !^ert)or, beffen befte e^egetifd^e Sßerfe
bie ^omilien ju aUen txuüinifd^en ^Briefen ftnb
(Migne L c. LX— LXni). S)arunter l^aben bie
|um Stdmerbrief ben größten, bie gum ^bröer-
orief ben geringften äBertl^. Zl^eoboret l^at in fei-
sten Commentarii in Pauli Epp. (Migne 1. c.
LXXXIU) oft bb^ bie erflörungen be§ ^l. S^rp-
foftomuS jufammenge^ogen. ^ud^ OecumeniuS
(Migne L c. CXYUI) unb i^topWad (Migne
L c. CXXIV) IJiaben unter ben ©ried^en üoll-
pönbige, aber toenig felbftönbige Srflörungen ber
|)aulinif(^ Briefe l^interlaffen. S)e§ Sut^^miuS
3igabenud Commentarius in XIY Epp. 8. Pauli
et Yllcaiholicaslftjum erften Wall^erauSgegeben
Don 9hce))^orud eabgerad, Sitten 1887, 2 SBbe.
S)cr armenif d^e Xei^t ber (Kommentare bed l^eiligen
€p]^räm erfd^ien SScnebig 1836. 3ejt ^aben loir
üucl^ S. Ephraem S3rri Commentarii in Episto-
las S. Pauli, nunc primum ex Armenio in
Latinum sermonem a patribus Mekitharistis
translati,yenet. 1893. S)er 1^1. J)ieron9mu§ l^at
nur bie Sriefe an bie ©alater, gpl^efcr unb bie
an Situs unb ^l^ilemon erflärt (Migne, PP. lafc.
XXVI). 3n ber 3lu§gabe feiner SSBcrfe burd^ SBal-
larft tom. XI (Migne XXX) finben ftd^ bie Ex-
pcfiitiones in XIIT epp. Pauli t)on ^lagiud
obex menigftenS einem ^elagianer, bie nur mit
aSorftd^t gebrandet Serben fönnen. 92id^t intl^umS»
frei i[t aud^ Ambrosiaster (f. b. 9lrt.), Comm.
in Xm Epp. PauU (Migne XVH, 89 sqq.).
Unter ben Srflörungen au§ bem ^Mittelalter fii^
megen il^rer tl^eologifd^en Siefe unb jflarl^eit am
meiften bie Comment. in Pauli Epp. bed 1^1. %f)0'
mad t)on 9(quin ju rül^men. SDiefelben ftnb übri-
gens mit %uSna]^me ber Srnörungen t)om Slömer-,
1. ßorint^er« uiü) ^ebräerbrief au§ ben ^iufgeid^»
nungen )ufammengefe|t, rotl^t ftd^ bie @(^üler be§
teiligen bei beffen SSorlefungen gemad^t l^atten.
on XbomaS l^öngt 9hcolau§ SpranuS in ben Pos-
dllae in Epp. S. Pauli ab. — 5lu8 ber neuem Seit
empfiehlt fi(§ befonberS burd^ @d^arfftnn, jflarl^eit
unb @rünblid^feit ber Commentarius in omnes
d. Pauli et septem catholicas Ap. Epistolas
be8 Homiften ®uU. (5ftiu§ (2 voll., Duaci 1614
ad 1615 u. ö.). eine anbere tOd^tige fieifhmg
ift äufUnionfS S. J. In onrnes b. Pauli Episto-
las explanationes, Lugd. 1612, 2 volL 2)ie
Srflörung ber )>aulinifd^ ^Briefe »on Someliud
a Sapibe (Antwerp. 1614 unb neuerbingS Paris.
1861) gebort gu ben beften SBerfen biefeS ®e-
lel^rten. Sin noc^ immer, namentlid^ für ben
@eelf orgSderuS mi|Iid^, bei aOer Stncippf^^ü in»
l^altreid^er unb bur^ud empfel^Iendmertber Som«
mentar ift bie Triplex expositio epistolarum
d. Pauli bed Rap\^\ntt§i iBemarbinuS a ^iconio
(Paris. 1703 u. öfter, j. 83. Paris. 1872, 3 voll),
3n neuefter 3eit ftnb neben ben lurjen Kommen-
taren t)on Mioli, Steif d^I unb Sßeini^art in il^ren
Sibelmerf en gu nennen : 93id))ing, Sieget, fktnbb.
8. b. »riefen be« b^. ^uIuS, STOünfter, tbeiltoeife
3. 9(ufl. ; Drach, Les öpitres de St. Paul, Paris
1 871 ; yan Steenkiste, S. Pauli Epist breviter
explicatae, 3. ed., Brugis 1876, 2 1. ; Mc Evilly
(Srgbif d^of Don Suam in 3rlanb), An exposition
of the Epistles of St. Paul and of the Catholic
Epistles, 4. ed., Dublin 1892, 2 vols. lieber
bie Sinleitungdfragen l^anbeln audfübrlic^ jfaulen,
giniatung, 3. Slufl., greiburg 1893, n. 518 bis
618 ; Comely, Introd. spec. in singulos N. T.
libros, Paris. 1886, 349—587. — SSon pro-
teftantifd^n Kommentaren feien ermöl^nt % äB.
SKe^er, Ärit-ejeget. Kommentar ober baS 91. %.
Sb. IV— xm, toeld^e in neuer Bearbeitung 1886
bis 1894 erfd^tenen ftnb ; barin ift bie gange t>rO'
teftantifd^e Siteratur berüdCfid^tigt. S)ag neuefte
Sammeimer! ift Don ber fogen. fritifd^en @d^ule
ausgegangen. & ift ber &anbcommentar gum
% %. oon ^ol^mann^ fii))^ud u. %, x$^eiburg
1889 ff. ; t)gl. aud^ The Speaker's Conunen-
tary, N. T., vol. HI and IV. — S)ie proteftanti-
fd^cn SKeinungcn unb 5luffteHungcn, toeld^c bie auf
bie 93rief e begüglid^en KinIcitungSfragen berül^ren,
fmb fel^r überft^tüd^ t)on ^olkmann (Sinl. in baS
91.3:., greiburg 1886) bargefteOt; ügl. aber aud^
®obet, Einleitung I.
1. ©er ©rief an bie 9iömer oerbtent fo-
mol^I föegen feinet namentlid^ in bogmatifd^er unb
reHgion§pbi^<>f<'P^if^^ ^inRd^t l^od^bebeutfamen
SnbalteS als au^ toegen bed 9$orrange§ ber @tabt,
an meldte er gerid^tet toax, ben erften $Ia| unter
ben paulintfd^en ^Briefen. & werben in bemfelben
bie Segiebungen ber Sttben unb fyXbm gu ®ott
in Bergangenbeit unb ©egenmart erflört unb aud^
bie 3u^nft berfelben ßargelcgt. — 3n 9lom gab
e§ gur 3^it Kbtifti gal^Ireid^ Suben, toelc^e ftd^
burc^ 3ugug tiermel^rteU; unb benen \iä) Diele $ro8-
elQten, namentlid^ unter ben gfrauen, anfd^loffen
(Jos. Antt 18, 3, 5 ; t)gl. Juven. Sat. 14, 96 sqq.).
©ie ftanben mit ben 3uben in $aläftina in Ser«
binbung unb fanbten iöbrlid^ bebeutenbe Summen
nad^ 3 wuf alem ( Jos.l. c. ; Philo, Legat, ad Cajum
ed. Mang.] H, 568; Cicero, Pro Flacco 28
;67] ; Tacit. Hist. 5, 9). ©(^on auf bem erften
$fingftf efte waren gremblinge oon Äom gugegen,
unb gmar fomobl 3uben mie ^ofel^ten au§ bem
1679
$QUIuS, ber 1^1.
1B80
^elbentl^um (a^Jß. 2, 10), bie nun %erfett8 bie
etften Rtimt be§ Sl^rifienÜ^umS mä^ Stom txaä^
tm. 3m 3. 42 tft oud^ ber 1^1. ^etruS bortl&m
gefommcn (3felten, 9H)oftel9cfd^. 240 ff.) unb 1^
bem ^nfd^eine nod^ gunöc^ft bid }ut SSertreibung
ber 3uben nnb bamit ber 3ubcnd^pen nnter
(ElaubiuS im 3.49/50 (Suetoii.Vit.Claud. c.25)
in Som gcwirft. ?U8 KloubiuS im 3. 54 flarb,
feierten mand^e 3uben toie 3uben(i^riften, Don benen
mel^rere in ber SSerbonnung in ®ried^en{anb unb
^leinofien mit ^ouIuS ober ben bortigen d^rift*
lid^en ©emeinben befonnt geworben maren (t)gl.
«pg. 18, 2. 3), nad^ Som gurüd (SRöm. 16, 3),
o^ne aber toeiterl^in mit ben 3uben bafelbft in
Oemeinfd^oft ju treten («pg. 28, 22). Ob jur
Seit ber 9lbfaffung beS SRömerbriefeS bie 3uben
ober bie ^eibend^riften in ber römif d^en ©emeinbe
äbertt)ogen, ift eine üielbebottirte Sfrage (t)gl. bar«
über u. %, SKangoIb, ®er Sömerbrief unb feine
gefd^id^tlidben SorauSfe^ungen, Warburg 1884,
166 ff. ; t>oftmann, ®er SeferfreiS beS SRömer-
briefeS, 3a^tb. für frot. Sl^eol. 1886, 107 ff.).
Se^tereS ift fomol^l megen ber ©efd^id^te ber ®t'
meinbe toal^rfd^inlid^er al§ oud^ tocgen be§93riefe§
felbft. 2)enn ^aulus fd^reibt oIS £)eibenQt)ofteI
(1, 5 f. 13 f.; 15, 14 ff.) unb fteUt feine Sefer
(11, 13. 28 ff.) in ®egenfa| gu ben 3uben.
3lu§brüdte roxt 7, 1 unb 7, 3—6 beweifen nid^tS
für ben angebli^ iubend^riftlid^en Sl^orafter ber
fiefer, ba ^el^nUc^eS auc^ in fidler an ^eibend^rift-
Hd^e @emeinben gerid^teten Sriefen (t)gl. ®aL 4,
4—9. 6oI. 2, 14) öorfommi 3ebenfall8 tl^eifte
bie römifd^e ©emeinbe ben ©louben unb bie reli-
giiJfe ^uffaffung beS 1^1. g5aulu§, ber fie be^l^alb
aud^ nur im ®Iauben unb im Scben nad^ bem»
felben befeftigen ttjifl (Söm. 1, 11 ; 15, 14 f.).
ißon bem ®Iauben ber Sömer wirb überaü rübm»
lic^ gefprod^en, alfo bod^ aud^ Don feiner ginl^eit,
gfeftigteit unb praftifc^en 93elDäbrung (1, 8 ; ögl.
6, 17). ®ie SSeranlaffung gum 99nefe war ber
langjöl^rtge äBunfd^ be§ $aulu§, fid^ aud^ bei ben
Stömem als |)eibena))ofteI einjufül^ren unb fte auf
fein perfönlid§e8 @rfd^einen unb Sßirfen öorjube»
reiten (15, 23. 28 f.). g§ finb über ^nla^ unb
Stoedf be§ Sömcrbriefe§ öerfd^iebene 5Dleimmgen
auf geftcttt toorben ; bie ^nfid^t, bo^ 3>oi[tig!eiten
unter Subcn» unb §eibend^riftcn (fo §ier., 9lug.,
gftiuS, §ug u. a.) ben ^oftel jum ©(^reiben
bewogen, ift ic^t attgemein aufgegeben (Dgl. Äaulen,
ginleit. n. 543 ; Comely, Introd. spec. 460 sq.).
®er don dielen ^roteftanten gctl^eilten ®our^fd^en
§9pot]^efc, ba^ iubaifirenbe Senbengen ber römi«
fd^en ®emcinbe ben ®rief öeranla^t l^ötten, liegt
bie unbewiefene unb unbeweisbare ^nnal^me ju
®runbe, ba^ bie ®cmeinbe öorwiegenb juben-
(^riftlic^ gewefen fei. ®er neuerbingS au^ üon
^inberen angenommenen Slnfid^t ffieijfädferS, ber
93rief polemifire gegen einen erften iubaifirenben
^^Ingriff auf biefe ©emeinbe l^eibend^riftlid^en Ur«
IprungS, ftebt entgegen, bap nod^ feine ©pur
einer aggrcffxöen jubaiftifd^en Agitation l^at nad^»
gewiefen totämi tonnen (Dgl. über biefe indb an»
bere Snfid^en neueftenS ®obet, Siideü I, 280
bis 240). 9Beil ^ßoulud bie tömifd^ (Semeinbe
nid^t feCbf! gegrünbet l^e, il^r obn tm gio^
SBebeutung für bie ftird^e unb bie SBelt }uecfamai
mu^te, 1^ er in bem SBriefe don bm (Snmb*
wol^rl^ten ber Steligion gerebet, f o ba| ber
größte Xl^eil beSfelben me^r einet Sbl^onbling
als einem ^Briefe gleid^t. S)er Vpoftd fUlt is
1, 16. 17 bie £^ep auf: 2)ie £e^re beS etMn-
geliumd ifi für einen jeben, ber baran gUmbt, eiit
jhraft ®otteS. 2)enn ber @Iaube bettiirft niei^
natürlid^e @ered^igleü. S)tef e 3:^ mirb 1, 19
bis 4, 25 bewiefen, inbem ge^gt »id), ba|iDd)er
ben Reiben baS 9laturgefeä nod^ ben 3ubm bal
mofaif d^e @efe| nu^, aber oaS Stiangelium VKfyß
baft red^tfertigt; in 5, 1 bis 8, 39 mirb fie bann
burd^ bie S)arlegung ber unS burd^ bie ®nabe bd(
SdangeliumS erwiefenen SBol^Itl^en n^eiler ent«
widelt unb erHört, unb enbltd^ in 9, 1 bis 11,86
gegen bie Don ber SSerwerfung ber Suben unb ber
Berufung ber Reiben l^ergenommenen Simoen^
bungen Dert^eibigi (S)iefe Sintl^eilttng i|i tom
ffi Sl^omaS angegeben unb ttirb au<^ Don 9tet^
mat)r [f. u.] 28 % unb Somelp [L c. 468 sq.]
befolgt Ueber anbere Sintbeilungen DgL Corndy
1. c.) 2)er gweüe ^au))ttbeil beS SnefeS 12, 1
bis 15, 13 gibt in feiner Se^re Don ben c^riß*
Hd^en Zugenben bie )>ra!tifd^e Snwenbung ber
fiebre Don ber Sted^tfertigung auS bem ©bmbcn.
S)er epUog 15, 14 bis 16, 27 iß {»erfdnli^ei
^rt. 2)ie «ed^tbeit beS StömerbriefeS, tot^n \i^
Don Siemens SlomanuS (c. 30. 35. 88. 46) k-
nu^t, Don 3uftin (Dial. 23) alS f^ tP*?^ mib
Don 3renäuS (Adv. haer. 3, 16, 3. 9), Sie»
mens Don ^(ejanbrien (Strom. 3, 11), Sertul-
lian (Scorp. 13) unb ben ©pöteren als SJrief
beS ^auluS an bie Slömer angefiil^rt wirb, iji un>
beftritten. 2)tefe(be würbe nur gai^ Dereinjeit
Don ginigen, 5. S. bem ©eiften gDanfon 1792,
SBruno 93auer im % 1852, 3hib. ©tedf (S^er
®alaterbrief nebft frit. Semerfungen ju ben pau»
lin. §auptbriefen, Serlin 1888) unb SJöÜer (3*
Kompoption ber paulin. §au^)tbriefe I, Tübingen
1890), angegriffen (Dgl. §efebamm, ®er Körner»
brief beurtbeilt unb gcDiertbeilt, (griangen u. 2^^-
1891). 5Rur bie Sled^tbeit ber legten aweiÄöpitel,
Weld^e SRarcion, ber ^d^ überbau})t ben nei^a-
mentlid^en lejt für feine böretifd^en Swede wißfir»
lid^ aured^tlegte (f. Tert. Adv. Marc. 5, 13), in jei-
nem Se^e auslief (Orig. in Ep. ad Rom., Migne,
PP. gr. XIV, 1290), ift Don »aur, ©d^wegler,
3eHer u. 91. geläugnet worben. 9lnbere, g. 8.
©emier, ßid^b^tn u. % (neuerbingS aud^ ©päta
a. a. D. 16 ff.), erfannten jwor ben pauKnifd^
Urfprung biefer jwei RapM an, tooüten ober
biefelben nid^t als )u unferem ^Briefe gti^örig an»
feben. hiergegen fprcd^en iebodft fd(|on bie Stato,
bie ^f(|ittbo unb bie älteften gried^ifd^en ^onb»
fd^riften. 6S finb atterbingS mel^rere ^©^Iu|«
formeln" Dor^anben, nämlid^ 15,33; 16,20.
lesi
$auluS, ber 1^1.
1682
24. 25—27. Sbet 9e]^nlid^ed gilt aud^ Dom erfien
Cotint^ iisib t)om $]^ilt))t)erbrief , unb man
tarn ^iM^ßcnd barauS entnel^men, bo| ißauIuS,
bcr aiqjtti\dftM\^ auf bie Sudarbeihmg biefed
Sriefed iefonbere Sorgfalt üertoonbte, benfelben
nettere SRoIe in bie ^nb genommen unb etnxiS
l^iQueefugt l^at. m ^ulud ben SBrief fd^rieb,
l^atte er feine arbeiten im Orient beenbigt (15,
19 ff.) unb flanb im Segriffe, nad^ ^erufalem
jtt reifen uiü) bortl^in ben ßrtrag ber Sotlecte
ans Stacebonien unb %d^aia gu bringen (15,
25 f.). S)a nun ber 93rief in ßorint)^ gefi^rieben
feilt mu| (ogl. 16, 1 u. 3 mit 1 Sor. 1, 14. ^g.
19, 22. 2 Jim. 4, 20), fo folgt, ba^ bie 3lb-
foffung bedfelben an^S Snbe bed corintl^ifc^en 9(uf'
cn^^üIteS, alfo in bie erften SRonate beS ^al^reS
58 föOt. Spedalcommentare §um Stömerbrtefe
Mm Itat^olilen finb u. a. : Joa. Coletus, Enar-
rstio in Ep. S. Pauli ad Romanos, ed. J. H.
Lupton, Lond. 1873 (t)gl. auc^ Joa. Coleti
Opnscula quaedam theologica, Lond. 1876);
bctf namentlid^ in bogmatifci^ Se^iel^ung be-
tfl^mie SBert Comment. et annotationes in
£p. ad Rom. Don gfr. boletus (Lugd. 1603) ;
illce, SUmerbrief, aRain§ 1830; Steit^ma^r,
(Kommentar gum ^Briefe an bie 9tömer, Siegend
bürg 1845 ; %. SRaier, Sommentar §um Slömer-
btUft, gfreiburg 1847; Beelen, Comment. in
£p. b. Pauli ad Rom., Lovanii 1854 ; Agus,
'Bp, b. Pauli ad Romanos, Ratisbonae 1888;
m. ed^fer, 2)er »rief ^uli an bie Stömer,
«ünfter 1891. Sgl. aud^ Sal. SOSeber, Jhit. ®e-
fdSfid^e ber Ssegefe bed 9. Rop be§ 9tdmerbr.
W caü Sl^foftomud u. 9uguftinud einfd^Iie^id^,
SBürgburg 1889. — 93on froteftantifd^erfcitS er-
fd^tenenen Kommentaren (Dgl. 9teu| a. a. O. 99)
enoöl^en toir ®obet, Somm. §. 93riefe $auli an
bie »ömer, 2. Stuft., beutfd^ bearbeitet Don S. 9t.
u. St. SBunberlid^, f^annoDer 1892, unb bie ^u-
meifl auf bem SRe^erfc^en Kommentar beru]^etü>e,
ben €tanbpuiA ber englifd^en ^od^fird^e Der-
tretenbe Explanatory Analysis of St. Paul's
Epistle to tlie Romans, by H. P. Liddon, Lon-
don 1893.
2. 2)er erfteSrief an biegorint^er ift
an eine Don ^ßouIuS gegrünbete ©emeinbe gerid^tet.
(orintl^, bamafö bie ^auptftabt ber ^roDin^
Hd^a unb ein !DHttel))un!t be§ Sßeltl^anbelS, t^at
|id^ ebenfo burc^ Steid^tl^um unb gried^ifd^e fßiU
nmg mie burd^ @ittenIoftg!eit l^erDor. ^uIuS
oor in ber gmeiten C^ölfte be§ Sol^reS 52 bort^in
icfommen imb l^tte bis jtun Anfang beS Sal^red
S4 bafelbf} gemirft. Zro^m er Don ^anf-
)int unb öu|eren ®d^tt)ierig!etten gebrüdft mar
itnb in einfad^er SSkife prebigte (Dgl. 1 gor. 2,
L — 5), bamit bie 9)lad^t bed Jheujed fid^ um fo
inrffamer jeige (1 6or. 1, 17 f.), ^ottc er, nament»
[id^ unter ben geringeren fieuten unb ben @naDen,
Ptosen C^Ig; bie meiften SonDertiten mareh
tü^ Reiben gemefen (1 6or. 1, 26 ff. ; 7, 21 ;
12, 2. 13). !BaIb nad^ feinem Sßeggange ent-
flanben aber allerlei Spaltungen über bie befte
Srt, bie d^ri{Uid^ SBal^rl^eiten gu leieren unb ^u
üben. 3unöd^ft mar nad^ ^ßauIuS ein berebter
unb in ber Sd^rift bemanberter SRann, %|)oIlo au8
Slesanbrien, ber befonbere ©emanbtl^it in ben
(SontroDerfen mit ben guben geigte, nac^ Sorintl^
gefommen (f. «pg. 18, 24—28) unb ^atte bort
großen Sinftui erlangt. SBalb barauf famen
„Sünger beS ^etruS", (Soften Don Serufalem,
meiere baS ^nfel^en beS 1^1. $aulud ^erabfe^ten
unb aud^ Sbil^önger fanben (DgL 1 Sor. 1, 12.
2 6or. 11, 12). ©0 entftanben in (Jorint)^ brei
Parteien, Don benen bie eine fid^ nad^ $aulud, bie
anbere nad^ Apollo, bie britte nad^ ^trud nannte.
Obgleid^ Slnbere ftd^ nac^ ^riftuS nannten (1 Sor.
1, 12), fo bilbeten fie feine Dierte ^rtei; benn
Siemens Don Stom (c. 47), ber boA als 3^'
genoffe gelten fann, fennt bereu Mop brei. £)ie
fie^tgenannten l^atten Dielmel^r bie rid^tige, aud^
Don $aulu8 (1 (Sor. 1, 13) unb ^poOj) (ebb.
16, 12) Dertretene Snfid^t (Dgl. über bie Der-
fd^iebenen Srflärungen ber ^rteien in Sorintl^
Comely, Comment. [f. u.] 4. 31). Die S8er-
anlaffung gu biefem Briefe mar folgenbe. 9Bie
1 (Sor. 5, 9 ermäl^nt ift, ^atte $aulu8 ben (So-
rintl^em einen ©rief mit ber SKal^nung gefd^eben,
ben IBerfel^r mit benjenigen @]^riften, meldte bie
alten Unguc^tSfünben mit bem d^riftlid^ 99e!ennt-
ni| Derbinben moQten, abgubred^en. S)er 93rief ift
Derloren unb mar fd^on ben fßiSdttn bed 2. gal^r«
l^unbertS unbefannt (Dgl. Setter, 2)er apocr^p^e
3. gorint^erbrief, Sübingenl894[^rogr.]). 3n
il^rer ^ntmort auf btefen SBrief l^atten bie go«
rint^er u. 91. bem 2lpoftel Derfd^iebene gragen
über Sl^e, S^eloftgfeit zc. Dorgelegt. 2)rei ^-
fonen, Stepl^naS, gfortunatuSunb^ld^aicuS, too^I
bie Ueberbringer biefer Äntmort, l^atten aufeerbem
ben Slpoftel münblid^ über bie 3tiftönbe in gorintl^
unterrid^tet (1 6or. 16, 17 f.). 5lnbere 9lad^rid^ten
l^tte er Don ben 9lngel^örigen einer gemiff en S^loe
erl^alten (ebb. 1, 11). ^ulud fd^rieb nun ben
in SRebe fte^enben 93rtef, um bie d^riftlid^e Orb«
nung in Sorintl^ mieberl^ergufteOen unb bie il^m
Dorgelegten fragen )u beantmorten. 3n bem
^ef e ftnb bef onberS gmei Steile gu unterf d^eiben.
S)er erfte, meld^ bie fed^d erfien SiopM umfaf^,
tabelt bie in Q^orint)^ ]^errfd(|enben 9Ri^öu(^,
nömlic^ bie ^rteiungen (1, 10 bid 4, 21), bie
S)ulbung eines Sltitfd^önberd (Aap. 5), bieSted^tS-
^änbel Dor ^eibnif(^cn SRid^tem (6, 1 — 8) unb
bie friDolen Sntfd^ulbigungen ber Unfeufd^l^eit
(6, 9—20) ; ber jmeüe S^eü gibt in «app. 7—15
bie 9lntmort auf Derfc^iebene ^ta^tn (7, 1 ; 8, 1 ;
12, 1) unb ©d^mierigfeiten unb l^anbeU Don Qf^
unb Sl^elofigleit (jfap. 7), Don ber Sl^eilnal^me
an ben l^eibnifc^en Opfermal^lgeiten unb bem Sffen
beS Opf erfleifd^ überl^upt (Äapp. 8—10), Don
ber Orbnung bei religiöfcn 3ufammenfihiften,
namentlid^ bet ber gfeier bed l^eiligen ^Ibenbmal^led
{Rop. 11), Don ben ®eiftedgaben unb il^rem @f
fnmä) {Stopp. 12—14), enblid^ Don ber 9uf-
1688
$aulu8, ber 1^1
1684
erftcl^ung ber Jobtcn {Rop, 15). S)er ©d^Iu|
Berührt unter Slnberem bie ßottectc für bie Slrmen
gu Serufalem unb ^Iu8' unb Simotl^euS' be-
öorftel^enben Sefu(^ ju Eorint]^. ®ie 3lc(|t^cit beS
SBricfeS, tocld^e erft in ncuefter 3eit SR. @ted
0. 0. O. unb S3. ßoman (09!. bagegen ®obet
[f. u.] 184 ff.) öelöuönet l^ben, ift fo eüibent
unb fo ftar! bejeugt (DöI. Charteris, Canoni-
ciiy, London 1880, 222—229), ba^ cS ge-
nügt, ouf Siemens t)on Stom unb $oI^far)) gu
t)em)eifen. Srfterer ermähnt i^n oudbrüdlid^ in
feinem eigenen 93rief an bie Eorintl^er (c. 47)
M SBrtef be§ feiigen SlpoftelS $quIu§ ; le^terer
beruft P (Ad PhiL 11) auf 1 6or. 6, 2 qI8
SaSorte ^auli. 3)er ©rief ift ju gpl^efuS ge»
fc^rieben (ebb. 16, 8), nad^bem graftuS unb
Simotl^euS t)on bort nad^ Wacebonien abgereist
toaren (^g. 19, 21 f. 1 gor. 4, 17; 16, 10 f.),
unb gn)ar am Snbe beS ^ufentl^alteS $auli gu
epl^efuS im 3. 57 öor ^fingften (1 gor. 16, 8),
toal^rfd^einlid^ um Dftem (ebb. 5, 6—8) 57.
®iefcr Srief ift befonberS tt)id^tig für bie Äennt»
ni| beS SebenS unb ber 2)i3ci|)Iin ber Urgemeinben.
Sr fd^ilbert ba§ c^riftlici^e fieben im äamp^ mit
l^eibnijd^er ©efejlofigfeit, ©fepticiSmuS, Subiffe-
rentiSmuS unb meltlid^er SBeiSl^eit unb legt im
®egenfa^e bagu bie @runbfö^e d^riftlid^er 3u(^t
bar, um gule^t mit ber n)i(i^tigen bogmatifd^en
grage öon ber 9luf erftel^ung beS SeibeS gu f d^Iiefeen.
— ©f eciaI«®ommentare fmb u. a. Joa. Coletus,
Enarratio in primam Ep. S. Pauli ad Cor., ed.
by J. H. Lupton, Lond. 1874; W), 5ölaier,
Komm, über ben 1. Sorintl^crbrief, §reib. 1857;
%. ÜKe^mer, grflärung be§ 1. ßorint^erbriefeS,
3nn§br. 1862 ; R. Cornely, Comm. in S. Pauli
priorem Ep. ad Cor., Paris. 1890. SBon ^Ifatl^o»
liten: §einrici, ®a§ erfte ©enbjd^reiben b. ^oftels
^auIuS an bie ßorint^ier, Serlin 1880 ; ®obet,
Komm, gu bem 1. ©riefe an bie ßorintl^er, bcutf^
t)on $. unb ft. SSBunberlid^, ^annoder 1886 u.
1888, 2 I^eile.
3. ®er g tt) ei te Sri ef on bie gor intimer
ift eine ttjcgen ber ffraft unb SBörme ber ©prad^e,
ber ^Inorbnung ber ©ebanfen unb ber gntmidf»
lung ber 93ett)cife diel bewunbcrte, meifterl^afte
5lpologie be§ 9Serfafjer§, beffcn SluSfül^rungen fid^ |
namentlich im erften Steile (ben erften 7 ffapp.)
öfter gu einer SBert^eibigung beS apoftolijd^en
5lmte§ übcrl^oupt erweitem. S)er gioeite il^cil
(ffapp. 8—9) l^anbelt öon ber gottecte in Sern-
falem, wäl^renb ber le^tc Xl^eil (ffapp. 10—13)
\\d} tt)ieber in einer, bie^mal gegen bie falfd^en ^po«
ftel polemiftrenben SQäeiJe mit ber SSertl&eibigung
ber ^uctorität be§ 1^1. ^ouIuS unb ber grl^abenl^eit
feines apoftolifc^cn ^ImteS befd^äftigt. SBeranla^
tt)urbe ^auIuS gu biejem Srief e bef onberS burd^ bie
oon ümotl^cuS unb XituS eingelaufenen 93eric^te.
grfterer, ber al§ 9)litabfenbcr beS SriefeS genannt
ift, l^atte biefe ©tabt einmal ttJäl^renb ber ^rcbigt
beS apoftelS gu gorint^ (1 S^eff. 3, 6. ^pg.
18, 5) unb bann don 5Reucm im ^luftrage ^uli
befud^t (1 gor. 4, 17 unb 16, 10; t)gL Spg.
19, 22). Se^terer toar aber entmeber, toeilXinoi
tl^euS gu lange ausblieb, ober xoäfy^dj^vSjia,
toeil er undollpnbige ober tmbefriebigenbe 9tad^
rid^ten don gorintl^ mitgebrad^t l^otte, Don (fy^
fuS bortl^in gefanbt toorben (f. 0.) unb traf ben
«poftel gu «ß^üippi (2 gor. 7, 5 f.). 9M |ei«B
Wittl^eilungen l^atte ber erfte Srief an bie gonat^er
nur t^eilmeifen grfolg %tf)Qbt 2)enn uierai os4
ber SBIutfd^onber 93u|e ^dfym fyük (ebb. 2,
5 ff.) unb bie meiften ©laubigen bem 9po^ ge*
l^ord^ten (ebb. 7, 7 ff.), fo bemül^ten ^ bod)
falfd^e jiubaiftrenbe Se^er }u gorint^ um fo ne^.
Dem ^oftel bie ®emätl^ bed fßofttS obmenbig
m mad^en. Unter bief en Umftänben f d^idtte f^oM
ourd^ Situs, ber auc^ bie gollede für 3erujalai
betreiben follte (ebb. 8, 6—9), biefen »riet
nac^ gorintl^ (8, 16), um baburd^ aQe U^Ipdnbe
nad^ jhröften gu ^eben ; fpöter moUte er feCbjt bott»
^in folgen (^g. 20, 2 ff.), man fyd gemeint,
gmifc^en ben erften unb gmeiten 93rief falle ein
anberer fd^merglid^er SBefu^ bed ^oftefö unbux^
ein anberer ie^t derlorener 93rief an bie (Semeinbe
(fo g. 93. iBIeef, gmalb, SBeigfödter, peibeier,
®obet, 93elfer, in ber %üi. Ouortolfd^ 18H
Steifen $auU nad^ gorintl^ 15 g.) ober umiigpaä
bod^ ein fd^arfer^ef ^uIi(fo9leanber, SRongoIb,
^ilgenf elb, @d^miebeO. Sfür biefe annähme ^
man ftd^ dorgüglid^ auf @teSen bed gioeiten ü'
rintl^erbriefeS, g. 93. 2, 1 unb 12, 21, tt)eld^ an>
geblid^ don einer neuen großen unb f^mergUd^
burd^ nid^tS im erften 93riefe gnt^alteneS begrün*
beten ©orge be§ SlpoftelS geugen, allein gur fe»
flörung ber @orge be§ ^oftelS genügt f^on bos
1 gor. 4—6 (Sefagte. 3n 2 gor. 2, 1 unb 13,2
n)irb ber beabfid^tigte Sefud^ au§brü^id^ ber gtoeite
genannt. SEße^l^alb follte 4^ulu3 aud^ fagen, ec
werbe bei feiner ^nfunftnid^tfd^onen (2 gor.13,2),
wenn felbft Jeine perfönlid^e Slnmefenl^eit, toie bal
bod^ don biefem angeblid^en 3^if^cnbefud^ ge>
glaubt Wirb, nid^tS nubte? S)ie ^ed&t^eit be§ iBri^
fe§, bie übrigens, abgefel^en don 93runo IBauer unD
^e]^nIid^en,niegeIäugnctworbenift,ergibtfi(l6untft
Slnberem au8 ber Slnfiil^ng be§f elben qI% be§ gnw«
ten SBricf e§ an bie gorintl^er feitcnS beS 1^1. 3renflUs
(Adv. haer. 3, 7, 1 ; ib. 4, 28, 3), be§ glemen^
don ^lejanbrien (Strom. 4, 16) unb 3:ertuIIian§
(De pudic. c. 13). ^au§rat^ (Ser SSierfapitel*
brief beS ^aulu§ an bie gorint^er, ^bclb. 1870)
Witt bie dier legten jfapitel, welche bod^ ba§ @e*
fammtderl^altnip bc§ 5lpoftel8 gur ©emeinbe bc«
l^anbeln, wäl^renb bie erften neun fta))itel bejonbcn
gfölle befpre(|en, al§ ben §aupttbeil be§ Sriefts
angejel^en wifjen, ben ^ulu§ dor bem gtoeit«
gorintl^erbrief (Äapp. 1—9) burdft Situs naäi
gorintl^ gefanbt l^abe. 9JgI. gegen biefe übrigens
nur don wenigen ^roteftanten günftig ot^gc'
nommene ^^pot^efe @obet (ginl. I, 199 f. unb
206). gbenfo WiEfürIi(^ ift bie ^nna^me m
ilgenfelb unb @abatier, bie bod^ gang in ben
ufammenl^g paffenbe ©teile 6, 14 bi§ 7, l
1685
$aultts, ber 1^1.
1686
(tigL Gomely, Comm. 194) fei qu§ einem anbem
Vnefe ^ßauli (xuxi) (SxooXb ttnb 9tenan gel^ört fte
iU\m ü&erl^QUpt nici^t on) in ben unfrigen ge«
nit^ SBie tonnte oud^ ein SBrief, ber in ben
UAmbenf ammlungen ber JKrd^e aufbenml^rt tmtrbe
tmb fjä^ in ollen gried^ifc^ ^nbfd^riften unb
alten lleberfctoigen finbet, f o toUlfürlid^ be^nbelt
IDorben fein? S)er SBrief ift nac^ 9, 2 in a)}ace-
bonien gefd^eben, tiieUeid^t ju ^l^Uippi, mie bie
tbiterfd^ft in einigen gried^ifd^ ^anbfd^riften
imb ber ^efd^ttl^o fogt. äBegen f eined engen 3u-
fotnmenl^gS mit bem erften Sorintl^erbriefe mu^
er für) nod^ biefem gefd^rieben fein. 9Ran menbet
ein, in 2 Sor. 9, 2 ^eige ed, bie SoHecte, meldte
crß 1 (£or. 16, 1 ff. angeorbnet morben, fei f(^on
ein 3^ im ®ange. & toirb aber an festerer
Stelle nur eine 9(nfrage über ben SRobuS ber HoU
Icde beonttDortet, meldte, mie ftd^ au8 ber anfrage
eraibt, fd^on begonnen l^e. Sie mar tt)o|l
infolge ber inneren @(^tt)ierigleiten unterbrod^en
unb auf 1 gor. 16, 1 ff. l^in mieber aufgenommen
IDorben. «u8 2 gor. 9, 2 (ogl. 8, 10) lernen wir,
bo| bie nac^ 2 Sor. 9, 4 nod^ nid^t t)onenbete
CoOecte gum 2:^eil fd^on feit einem Sal^r ^ur ^b-
fenbung bereit ttwr (t)gl. Comely, Comm. 239 ;
f. aud^ SBei^, Se^rbud^ ber (Sinl. in baS 91. £.,
2. «ufL, »erlin 1889, 224, «nm. 1). S)a nun ber
crjle Srief an bie gorintber furj üor ber ^breife
^ßauli »on gpl^efud gefd^rieben ift, ber jmeite aber
nad^ ber Begegnung mit 2:itud in 3Racebonien,
toeld^ einige SO^onate fpöter ftattfanb, fo mu^ bie
Sbfaffung biefeS SBriefeS noc^ in ben Sommer
ober ^erbft be« ^al^red 57 fallen (ogl. auc^
ilaulen, (Sinl. n. 558). 2)er Erfolg be§ Sriefed
nni^ ein burd^fd^lagenber getoefen fein; benn
^ßauluS brachte ben äBinter in gorint^ gu (^g.
20, 3) unb fd^rieb oon bort in aller ©eifteSrul^e
ben Srief an bie 9Umer. lieber ben Erfolg ber
CoQecte »gl W(>%. 24, 17. — @))ecialcommentare
ftnb: % TOaier, 6omm. über ben 2. Sricf an bie
«orint^fer, greib. 1865 ; Comely, S. PauK Ep.
ad Corinthios altera, Paris. 1892. 93on $ro>
teilten @. ^einrici, S)a§ gleite @enbfd^reiben
beö %)). ^lu§ an bie gorint^er, Serl. 1887;
©iegfr. ®öbel, S)ie gorint^erbricfe, ®ot^ 1887.
4. S)er SBrief an bie ®alater ift nad^
ber getoö^nlid^en ^nnal^me an bie @emeinben ber
Sanbfd^ft, nid^t ber römifd^en ^roüinj ®alatien
gerichtet. Srftere, im mittlem ftleinafien gelegen,
ffi^e il^ren 92amen t)on ben (Balattm, einem
SoDeleltifd^enllrfprungS, melc^ed feit bem d.^a^v
l^imbert bafelbft anfö^ig tt>ar. 3nt 3* 24 t). S|r.
Derloren fte il^e |)oliti]d^e @elbftönbigfeit, inbem
bie Sonbfd^ft ®alatien ^ur römifd^en ^ot)in)
gletd^ed 9{amen3 gefd^lagen mürbe. äBenn nun
oud^ ein amtlid^er @prad^gebraud^ e^ftirt l^t,
iDonad^ ber 93egnff ®alatia aud^ bie fianbfd^ften
^ßifibten unb Spfaonien ober bod^ fooiel, al§ baoon
{ettmeilig unter einem Stattl^alter vereinigt mar,
nmfa|te (f. Ptolem. 5, 4; Plin. 5, 146 sq., unb
tfjL Bamsay, The Church in the BomanEmpire
before A. D. 170, London 1893, 13 sqq.;
e. ©d^ürer, Sl^eol. Siteraturatg. 1893, 507), fo
ift bod^ ber 9{ame ®alatien im 9ieuen Zeftament
immer auf bad ©tammlanb befd^ränft (ogl. b. 9rt.
®alater), mie barin über^upt bie geogra))]^if(^
9lamen nad^ bem Dolfdtl^ümlid^en, nid^t bem amt-
Udben Sprachgebrauch angemanbt finb. @o fprid^t
). S. aud^ ^ulud @al. 1, 21 tion Serien in rein
geograpl^ifd^em @inne unb unterfd^ibet e§ be^«
$alb oon 3ubäa, momit ed politifd^ sufammen«
geborte. S)a^ ber SBrief an bie ®alater im engem,
nid^t im meitem @inne bed 2Borte§ unb fomit
nid^t aud^ an bie ffird^m tion Sntiod^ia, 3conium,
fi^ftra unb Derbe gerid^tet ift, ergibt fidb aud^ au8
bem ®al. 4, 13 ermöl^ntm %nla| gur ^rünbung
ber galatifd^m ®emeinbm. 2)iefer mar ein )u-
fölliger,nömlic^bieJhanfl^eitbe§^oftelS,mä]^renb
bie SReife nac^ ben ebm ermäl^nten Ortm mit 93ar>
nabaS in ber bemühten Slbfic^t, bort ®emeinben
gu grünbm, gefd^b- %ttd^ fptid^t ®aL 4, 13
$aulud blo| oon ftd^, nid^t auc^ oon SBarnabad
als ®rünber ber galatifc^en ®emeinbm (t)gl. ba»
gegm 1 unb 2 %m. 1, 1. 2 gor. 1, 1). Mer-
bing§ ermöbnt er @al. 2, 1. 9. 13 SBamabad.
Slber ba§ t^ut er aud^ 1 gor. 9, 6, obmobl 93ar«
nabad in Sjorint)^ nid^t gemefm mar (t)gl. u. %.
0. 3ö(Iler, aOSo lag baS biblif^e ®alatim ? %J)tO'
logifi^ ©tubim unb ftritilm 1895, 51—102.
3la(ii bem Vorgänge oon 3RQnfter, Itleine £beo-
log. ©c^riften, Äopenbagm 1825, 51 ff., b^bm
neuerbingS Comely, Introd. Sp. 417 utü) im
Comm. [f. u.] 360 sq. ; Sßeigföcf er, 2)aS apoflo-
lifd^e 3eitalter, 2. ^ufl., Qfreiburg 1892, 227 ff. ;
Ramsay 1. c. u. ^. bie 9(nftd^t Vertreten, ba|
unfer Srief an bie römifd^e $roDing ®alatien ge«
rid^tet fei). ^ulu§ f^attt baS eigentlid^e ®alatim
auf feiner jmeitm unb brittm SMiffionSreife be«
fud^t (apg. 16, 6 ; 18, 23) unb bort ®emeinbm
gegrünbet (®al. 1, 11 ; 4, 13—15). S)iemeiftm
feiner gonoertiten maren au§ bem ^ibent^um
(ebb. 4, 8. 12; 5, 2; 6, 13), menngleid^ eS
auc^ Submd^riftm in ®alatim gab (ebb. 3, 13 f.
24 f.; 4, 3. 9; Dgl. Jos. Antt. 16, 6, 2 über
bie 3ubm in @alatien). 92ad^bem nun $aulu8
ba§ fianb oerlaff m batte unb nac^ Spl^efud gereist
mar, b^ttm ittbaiftrenbe fie^rer bie galatifd^en
®emeinbm burd^ bie fiebre öon ber Slotbmenbig«
feit ber Sefc^neibung gur Erlangung größerer
Sonfommenbeit (Dgl. 3, 3 ff.; 4, 21 ff.; 5, 13;
6, 12 f.) unb burd^ «ngriffe aufSJauluS felbjt,
ber fein magrer Wpo\Ul fei, in feermirrung ge-
brad^t. @ie battm f old^m Srfolg, ba^ bie ®alater
bereits anfingm, bie beiligm Seiten be§ 9)bfai§'
mu8 ju beobad^tm (4, 10). 3118 ber 3l|)oftel bier»
oon, iebenfaUS burd| einm£reugebliebmen, 9lad^«
rid^t erl^iclt, f d^rieb er alSbalb bicf m 93rief . ®arin
banbelt er im erftm apologetifd^en %i)t\it (ftap)).
1 u. 2) Don feiner at)oftolifd^en 31uctorität unb
Sßürbe, bemeidt im gmeiten bogmatifd^en Zb^e
(Stopp, 3 u. 4), ba^ ber ÜRenfd^ burd^ ben @Iaubm
an e^riftud gered^tfertigt mirb, unb giel^t l^ierauS
1687
$Qu(u8, bet ]^L
1688
im britten l)aräncttf(i^en Il^cüe (5, 1 biä 6, 10)
bei onberd bie )>rafti{^e x^olgerung, ba^ bie (Salater
in ber d^riftlid^en grcilftcit üom @efe|e fcjtftel^en,
aber biefelbe nid^t mit ber Sügellojigfeit bed
gleijd^eS i)ertt)c(i^fcln bürfen. SmepilogG, 11—18
mitb baS SBeftreben ber j[ubai^enben Selber mit
bem beS $QuIug Derglic^en. äBie ed fd^eint, 1^
ber Srief feinen S^ed erreid^t, ba öon ber be-
rül^rten ®ad^ in ben meiteren an fleina^atifd^e
©emeinben gerichteten ©riefen nid^t mel^t bie Siebe
ift S)ie ae^tl^eit beg 99rief eS tüirb burd^ baS f el^r
eiüf(!^iebene nnb einftimmige 3eugni| bed 9Üer«
t^mS beftötigt. @o ). 93. fül^rt fd^on ^ol^carp
(PhiL c. 5) ®al. 6, 7 an unb l^at audj 3ufHn
ben SÖrief fi^er benujt (Dgl. Dial. c. IVjrph.
c. 95. 96; ApoL I, 58 mü ®oI. 8, 10. 13;
4, 27 ; Orafc. ad Graec. c. 5 mit ®al. 4, 12).
S)a9 muratorif d^e gftagment, SrenäuS, ZertuSian
unb Siemens t)on ^le^anbrien reben t)on il^m als
einem Srief e $auli. %\i^ SertuUion (Adv. Marc.
5, 2 — 4; De praescr. 88 ; ögl. Iren. Adv. haer.
1, 8) fte^t au^ feft, ba^ ber ©rief fid^ im ganün
bed SRarcion unb beS Valentin fanb. 3n ber
iüngften 3ett ift bie «ed^tl^it beS Briefes t)on
einigen l^oDänbifd^en ©elel^rten fomie in SDeutfd^«
lanb t)on @tedt, IBöIter (f. beren oben angefül^rte
SBerf e) unb griebrid^ (Unöd^t^eü b. ©alaterbriefeS,
§aüe 1891) au8 fogen. inneren ©rünben ge-
läugnet morben. ©o fiagt man, eS fei unmöglid^,
ba^ ber iubend^riftlid^e ©egenfa^ )u ber 9uf>
na^me unbefd^nittener Reiben in bie JKrd^e fid^
fo fd^neU auSgebilbet l^abe. Sber bie gfrage, ob
bie befel^rtcn Reiben öor il^rer ^ufnal^me befd^nitten
mcrben müßten ober nid^t, mu^te fd^on mit bem
Eintritt beS SüangeliumS in bie ^eibentoelt ent«
ftel^en unb entftanb bamalS toirntd^ (f. ®obet,
ginl. 1, 141 ff.). ®a $aulu8 erft ouf feiner jmeiten
2Rif fionSreife in ba§ eigentliche ©alatien gefommen
mar, biefer ©rief aber balb nad^ bem gtoetten Se>
fud^ beS Wpo\U\^ bafelbft gefd^rieben ift (@a(.
1, 6; 4, 13; dgl. aud^ 4, 18; 5, 7), fällt feine
Slbfaffung in bie Seit ber britten SRiffionSreife.
Sr mürbe gef daneben, nad^bem $aulu3 in @alatien
eine gottecte öeranftaltct ^ottc (®al. 2, 10; 6, 10).
S)ie^ mar aber Dom Slpoftcl auf feiner Seife burd^
®alatien nad^ ^l^r^gien im Sabre 54 gefd^el^en
(1 gor. 16, 1); bcmnad^ ift ber 99rief mal^rfd^einlid^
gegen 6nbe beS Sa^wS 55 ^u gpb^f^ä entftanben.
^uf ®runb ber in mel^reren §onbfd^nften am
©d^Iu^ biefeS 93riefe8 fid^ finbcnben ®cmerfung
l7pa<pT) iir.b Twjjlt)? l^aben Sl^coborct, §ieroni)»
mu8, gftiu§ u. % bie «bfoffung in bie Seit ber
erften römifd^en ®efangenfd^aft ocriegen mollen,
unb man l^at fid^ aud^ auf ®oI. 6, 1 7 bafür be-
rufen. 2lßein bie ermäl^nte Untcrfd^rift fe^It in
ben beften ^anbfd^riften, unb 3:i^eo|)]^9lact u. %
lafen in ben il^rigen iTpatpr) änb 'E<p£aoü. Die
©teHe ®al. 6, 17 bejiel^t fid^ auf bie Seiben unb
gntbebrungen beS apoftelS überbauet. SBIeef,
be aaSette, gon^beare-^omfon, gfarrar, ßigbtfoot
l^aben bie 5lbfaffung in baS 3abr 57 ober 58 »er-
legen moOen, a&ein bie^ ifi fd^on uiegen bcS .fo
balb" in @al 1, 6 unrndglid^. 3>er (Sabttdruf
bilbet mit feiner Se^rt Don ber SM^tfertigmig oal
bem ®Iauben eine (Ergdnjung bed älömerbn^el
SBöl^enb aber ber (e^ere in aller 9ht^ für Sotfe,
meldte mebr ein oOgemeined Sntereffe an ber %tagt
m^ bem 93er]^dltni| beS @ef e|ee )um Cbongdiaa
naj^men, obJectiD gef d^eben ift, toor ber (Balte
brief unter bem (EinbrudC beS SugenbliA in gn^a
@emät]^8bemegung für ein l^alb barbarifd^fclSoO^
meld^ mie ein Shtth geirrt 1^, befttmmi Sc^
l^alb ifi er )>oIemifd^, in fel^ marmer Bfnä^
aber in einfad^ @tile gef daneben. Ifaul^ Me 9t»
brandeten SBemeife ^nb einfad^er. 2)er®egei^
beiber Briefe ift ober im legten ®ntnbe fmi ge«
ringerer als bie gfrage nad^ bem fßttl^SMk m
Ütatur unb ®nabeunb 1^ be^j^fb für olle Reiten
bad grö^e Sntereffe. -~ Specialcommentine oon
ftotl^olilen fbib u. a. : gfr. SOBinbif d^nn, (EtB. bei
^ef es an bie ®alater, aRoing 1 843 ; %. VU^,
er«, bed Briefes an bie ®oIattr, 93ri;en 1862;
gfr. aieitl^ma^r, ßomm. gum Srief an bie 9oI^
SRünc^en 1865 ; Dom. Palmieri, Gomm. inEpi
ad Gal., Galopiae 1 886 ; %. @d^afer, S)ie Sfi^a
bed 92. 2:. erO. L »rief e ghmli an bie Zbeff. ml
an bie ®al., 9Rimfter 1890; Eud. d^DxHj,
Comm. in s. Pauli Epp. ad Gor. IL et ad Gal,
Paris. 1892. SSon ^rotefianten: J. B. liglitr
foot, St. Paul's EpisÜe to the Gralatians,
10. ed., London 1892.
5. S)er Srief an bie Sp^efer tragt feinn
92amen t)on ber gu !ßauIuS' 3^t ^od^bcrü^mia
@tabt epb^fuS (f- b. 9rt.), in xodä^ $aulud fid^
auf ber gmeiten 9Jlifftondreife nur furge, auf ba
britten aber lange 3eit aufgebalten unb bideSubot
unb Reiben bcfe^rt battc («pg. 18, 19—21 ; 19,1
bis 20, 1; ogl. auc^ ebb. 20, 17—38). & fcljü
aber in bem Briefe jieber ^inmeiS auf perfönlid^
Segiel^ungcn beS SlpoftclS gu feinen Sefem, [a bet«
artige Sejiel^ungen merben burd^ Sp]^. 3, 2 (DgL
aud^ ebb. 4, 21) gang auSgefd^Ioffcn. Ueberbiel
merben in ber ftnaitif^en utü) oaticanifd^ ^Kmb*
fd^rift bie ßefcr in ber 3ufd^rift nur „bie ^eüigoi*
obne ben in ben meiften ^anbfd^riften unb aQen
Ueberfe^ungen fid^ ftnbenben3ufa| „guSpbefuS'
genannt, unb aud^ OrigeneS bat bie Ie|teren S9$otte
nid^t gelcfcn (f. Gramer, Gatenae gr. PP. VI,
Oxon. 1844, 102). SBafiliuS erf (ort (G. Eunom.
2, 19), ba^ er fie in ben ölteften ^anbfc^ften
nid^t gefunben unb feine SSorgönger fte oud^ id^t
gelefen l^ötten. Snblid^ gab 3Rarcion biefem Sriefe
ben 9lamcn „an bie Saobiceer" (f. Tertoll. Adv.
Marc. 5, 17). ffiiefer Sbötbeftonb wirb am bepen
(mit Jac. Usher, Annales V. et N. T. ad a. 64
[II, London 1654, 686], unb ben meiften «fee-
geten ber 92eu§eit) ba^in erflört, ba^ ber Srief
ein Umlauffd^reiben ift, toeld^ed für mebrere Sc*
meinben beftimmt mar unb oon ber beboitenbßen
berfelben, t)on meld^er ed aud^ in Sbfd^riften toeiter
oerbrcitet morben ift, ben 9lamen erl^ielt. SS ip
nid^t unmal^rfc^einlid^, ba^ bie ^breffe in blaneo
1689
$aulu8, ber H
1690
föffelt tomtbe, um iebeSmd in entfpred^enber
|e ausgefüllt gu merben (Dgl. |^oI|mann, @inL
286). S)er »rief, toüä^m {i$ bie ßoloffer mä^
fUL 4, 16 aus fioobicea t)erf(i^affen foUten, mirb
iNm SRoni!^ (fo g. S. Lightfoot, Golossiaiis
281; ilaulen, einl. n. 565; m^tt'&ö^mM,
IMt"CSfg. fkuibb. über ben SBrief an bie Spider,
•fttringen 1886, 17 ; ®obet, (Sinl.!, 284 ; bagegen
«. «. aOBei^, einl. 264, unb ^e [f. u.] 8 f.) als
ftcntif^ mit unferem ßpl^eferbrief e angefel^en, tion
ban 3:9^^8, ber Ueberbringer oeS (&pf^tt» unb
CoIofferbriefeS {(ip\ 6, 21. SoL 4, 7), ein gmeiteS
(EpmpUxt in fiaobicea abgab. S)ie erften Sefer
mfeccS SrlefeS toaren, tDentgftenS gumeift, l^eiben»
^faid^Uxfprunged (f.2, llf. 19; 8, 1; 4, 17).
Seu^ Slad^d^ten über ben bamaligen 3uftaiü>
ber (Bemeinben im SSkften iHeinaftenS, über mel-
den $aulu8 burd^ ßpapl^S au8 Sobffä (60I.
4, 12) unterrichtet toorben fein bnnte, fel^Ien. S)er
2hi)Ni be8 »riefeS finbet feine toUt (SrlldrunQ in
bct ^irtenforge beS Spoftefö. Sr l^at ben Um-
flanb, ba| Z^d^cuS unb OneftmuS im 99egriffe
ponben, nad^ ^leinafien, ]ptAtJi mä) (Soloffä,
iu reifen (SoI. 4, 7 ff. $]^üem. 93. 12) , benu|t,
um anberen benad^barten ©emeinben einen 93nef
|H fenben. 3n bemfelben toitt er feine Sefer im
Olauben unb d^riftlid^en Seben ftörfen. S)e^]^
fliricl^ er im erften bogmatifd^en X^e 1, 3 bis
8, 21 nad^ einer langem Einleitung (1, 3 bis
2, 10), tt)orin er (Sott für bie il^en enuiefenen
SBol^tl^en banft, tion ber ®rd^e ber ben Sefem
edviefenen SBo^tl^ten unb geigt im gleiten pral-
iifd^ %fftüt (4, 1 bis 6, 20), gu meld^er ^öl^
ber fgMx^üt fie fid^ alS ©lieber beS fieibeS e|nfti
(4, 1—16) in il^rem «Priöat- (4, 17 bis 5, 20)
lud) SfamiUenleben (5, 21 bis 6, 9) unb überl^aupt
im ffampfe gegen bie gfeinbe beS ^ileS (6, 10
bis 20) erleben muffen. 3m @d^Iu^ (6, 21—24)
t^ectDeiSt er jte für perfönlic^e 92ad^nd^ten an
Z^d^icuS. S)te in neuerer 3^t t)on Ufteri (Snt-
imdbmg beS paulinifd^ fiel^rbegriffeS, 3ürid^
1824), be SBette, f)oI^mann, äBeigfüder u. %
(mgeQ^ffene Sled^tl^it beS SriefeS ift in ber fird^>
lullen Ueberlieferung ftar! genug begeugt. Sr ift
fd^n benu|t Don ben apoftolif^en Kötern (t)gl.
). S. Ignat. Ad Polyc. c. 5. 6 mit (Sp^. 5, 25 ;
6, 18. 17; Polyc. Ad Phü. c. 1. 12 mit Qpf).
2, 8 f.; 4, 26), Don 3uftinu8 (ögl. Dial. 89. 87.
120 mit epb. 4, 8 begm. 1, 21) unb ^rmaS (ogl.
Mand. 3, 4mit epl^. 4, 30) u. «., unb bie paulinif d^e
Sbfaffung mirb auSbrücf Itd^ begeugt burd^ SrenöuS
(Adv. haer. 5, 2, 3), baS muratorifd^e 3frag>
ment unb bie alten Ueberfe^ungen. 9lud^ 3Rarcion
ofonnte il^n olS paulinifdp an (f. Tertull. Adv.
Ifarc. 5, 17), ebenfo bie @d^u(e beS SafUibeS unb
bcS aSoIentin (Philos. 7, 25. 26 ; 6 , 34). S)ie
6d^ttrierigfeiten, meldte ber Srief ber Srflörung
Bietet unb bie nur gum Zl^eil in bem üenuidfelten
^ßeriobenbau unb @til begrünbet fmb, l^aben f d^on
S^ofiomuS (In Eph. Argum.) unb ^ieron^muS
,PP.lat.XXVI,441.513)^ert)orge]^oben.
2)er raul^ @ti( unb bie l^fige S)unler^eit ber ®e-
banlenorbnung toeifen barauf 1^, ba^ ^auIuS in
Stte gef d^eben l^t S)ie Angriffe gegen bie %ed^t«
^eit beS Briefes finb bef onberS auS feiner 9le]^nlid^«
feit mit bem Solofferbrief , ben er nad^geal^mt ober
enoeitert l^ben foQ, l^genommen. Sorneit biefe
Sel^id^feit t)or]^iü>en ift, erflört fie fid^ auS ber
Sntftel^ung beiber Sriefe an faft bemfelben Xage
unb htt natürlid^ Serül^rung ber in beiben be*
l^anbelten @egenftänbe. 3m ßpl^erbrief rebet
ißauIuS t)on ber @r5|e ber unS burd^ ®^ftuS
ermiefenen ffiol^Itl^en, im Solofferbrief tion ber
SBürbe @]^rifti. 3n legerem polemifurt er, in
erfterem nid^t. SSielmel^lr fonn man (mit ^olif
mann) fagen, ba| in biefem SBriefe ^ßauIuS baS
Siedet ber f^eiben in ber JKrd^e nid^t erörtere, f on-
bem f(^on be^au))te unb »erl^errlid^e. 2)a| bie^
aber nid^t für bie 3tit beS ißauIuS jpaffen foSte,
ift fd^on befil^Ib unrid^tig, meil gur 3tit ber Slb-
faffung bereits 10 Sa^re feit bem biefeS 9led^ t)tf
fünbenben 9[))ofteIconcU t>erfIoffeu unb namentlid^
in ber ®egenb t)on ßpb^fuS »iele blü^enbe Reiben*
d^riftlid^e ®emeinben (DgL g. 93. ^g. 19, 1 ff. ;
20, 28) entftanben maren (ogl. aud^ ^enle 12 ff.)-
%uS einem Sergleid^ tion Spl^. 6, 21 mit &)L
4, 7 f. unb $pem. 93. 12 ergibt ftd^, ba| biefe
brei Sriefe um biefelbe 3^ ^tnb an bemfelben
Orte gefd^rieben unb bie beiben erften t)on Z^d^i«
cuS, iit le^tere Don beffen Sleifegeföl^rten OnefbnuS
überbrad^t toorben fmb. 2)a ^auIuS nad^^^ilem.
93. 22 feiner Befreiung auS ber ®efangenfd^aft
fid^ ift, mu^ bie 9bfaffung an baS Snbe ber
erften römif d^ (Sefangenfd^aft, alfo in'S 3al^ 63
tuxä) atom Derlegt toerben. Sßenn @d^!el, 9teu|,
SRe^r u. %. bie SBriefe in Süfarea entftanben fein
laff en, toeil ber bem $^iIemon entlaufene OneftmuS
leidster nad^ Söfarea alS nad^ SRom bötte ftieben
fönnen, fo überfeben fte, ba^ man Don Sp^fuS
ober 9RiIet ebenfo leidet gu Schiffe nac^ 9lom als
nad^ Söfarea reifen, unb ba^ One^muS nirgenbtoo
fo fidler als in 9tom fein tonnte. SS ift natür-
lid^, angunebmen, ba^ ber Spl^eferbrief nad^ bem
Solofferbrief als Dor bemfelben gefd^ben ift,
tt>eil le^terer burc^ ein beftimmteS Sebürfnig l^r«
Dorgerufen loar, erfterer aber einer Sorge gu Der»
bauten ift, n)eld^ eben burd^ bie ^bfaffung beS
Solofferbrief eS Don 9teuem ttmd^gerufen mürbe. —
93on fatbolifd^en Spedalcommentoren ift gu nen-
nen: Sfwng Snton fyxdt, Der ßpb^fi^brief beS
b(. ^oftelS ^uIuS, Augsburg 1890; Don ptc
teftantifc^en : ® . (Sf^x. %h. ^Ie| , Somm. über
ben 93rief ^ßauli an bie epbcfer, 2. «ufl., Stutt-
gart 1858 ; Ellicott, St. Panl's Ep. to the Ephe-
sianSy 4. ed., London 1868.
6. 3)er99rief an bie ^biJil>P«'f ift oxt
eine (Semeinbe 9RacebonienS gerid^tet, totlä^ Pau-
lus auf feiner gmeiten 9Ri^ionSreife gegrünbet
(«pg. 16, 11—40) unb auf ber britten »eife
mieberbolt befud^t batte (ebb. 20, 1. 6 ; DgL 2 gor.
8, 1 ff.). SBie fel^r er fie fd^Jte unb pe i^m an-
fing, ergibt ftd^ barauS, ba^ er Don il^ mieber-
1691
$QuIuS/ber ]^t
16M
l^olt Untcrftü^ung onnal^m (Pil. 4, 15 f. 2 gor.
11, 9). ginc fold^c l^Qttcn ftc il^m oud^ auf btc
ffunbc Don feiner ®efQn9enfd6Qft burd^ gpo-
p^obituS (f. b. ^rt.) öefanbt (^^il. 2, 25 ff.;
4, 10 ff.). S)iefer toax aber in Som erfranft, tt)e|-
l^alB il^n ^auIuS, f obalb eS anging, toieber gu ben
^]^ili})pem entließ gür bie ®abe toottte bcr apo-
ftel il^ncn feinen S)an! auSfpred^en unb bei ber ©e»
legen^cit ginigeS über ben Suftanb ber ©emeinbe,
toie il^m berfclbe üon gpapl^robituS gefd^ilbert
toar, fagen. S)er ©rief ift in einem burdpauS l^erg-
lid^en Sone üäterlid^er Suneigung gefd^rieben. 3u
einem oHgemeinen %M toox fein 3lnla^. gr
warnt allerbingS öor jubaiprenben Srrlel^rem,
iprid^t aber bat)on al§ t)on Seuten, bie nod^ ferne
Inb unb t)or bercn Slnnäl^erung man ftd^ pten
mu^ (3, 2). 9lad^ ber l^erjlid^en, bie ^^ipper
tDegen il^rer tl^ötigen X^eilnal^me an ber ^rebigt
beS güangeliumS lobenben ginleitung (1, 1 — 11)
werben in bem ^aupttl^eile bc§ 99riefe8 (1, 12 bis
4, 9) 9lad^rid^ten mit grmal^nungen gcmifd^t, fo
bafe ber 93rief mit SRe^t ,,ber briefartigfte unter
ben Sriefen'' beS ^u(u8 genannt werben fann.
3ln bie aJMttl^eilungen über bie Sage be§ 3l})ofteI§
in feiner ©efangenfd^aft (1, 12—26) fd^Uefeen fid^
nämlic^ grmal^nungen ^ur gintra^t (1, 27 bi§
2, 11) unb aum 9lu8|alten im @uten(2, 12—18),
benen wieber Slad^d^ten über bie beobjid^tigte
@enbung bed Zimotl^eug unb bie Stüdtfenbung
beS gpaj)]&robitu§ (2, 19—30) folgen. S)ann
fommt eine SRal^nung gum gortf d^ritt im @uten
unter SDBomung öor ben fiel^ren unb bem ©eifpiel
ber 3ubaifirenben, benen baS ben $]^ilij)pem jur
9lad^a]^mung emffol^lene 93eifpiel beS Slüoftetö
gegenübergcftettt wirb (3, 1 bi§ 4, 1). §ieran
fd^Iie^en fid^ einzelne grmal^nungen, namcntlid^
an bie grauen göobia unb ©ijntpd^e, gur gin-
trad^t (4, 2 — 9), fowic enblic^ ber bei biefcm
Briefe befonberS be^werftc ®an! be§ ^pofteI§ für
bie il^m überfanbte ®aU (4, 1 0—20). S)er ® d^Iu^
(4, 21—23) enthält ©rü^e unb ben ©cgenS»
wunfd^. S)ie «ed^tl^eit be§ 93riefe§ ergibt pd^ ou8
ber fird^Ud^en Ueberlieferung. ^olQcarp (Ad Phil,
c. 3; ögl. ib. c. 11) bezeugt, bo^ bie ^l^iliffer
ju feiner 3«tt einen canonifd^en 99ricf ^ouli
befa|en, ber il^m befannt wor. S)a^ berfelbe
fd^on im 2. Sa^rl^unbert atö Duelle ber Offen-
barung golt, ergibt M au8 ber ^Berufung auf
^l^il. 2, 6 im 93riefe be§ gleru§ öon SSienne unb
S^on (bei Eus. H. E. 5, 2, 2). ®o8 muroto-
rifd^e grogment, 3rcnäu§ (Adv. haer. 4, 8, 3)
unb bie @})äteren fül^ren il^n a(8 93rief ^auli an
bie $]^ilipj)er an. 3lud^ SKardon l^atte il^n in
feinem ganon (f. Tert. Adv. Marc. 5, 20 ; Epiph.
Haer. 42, 9. 12). SQBegen be§ UebergangeS in
3, 1 : „im Uebrigen" 2C., einer 9Serbinbung§Wei|e,
weld^e bei $aulug !eine§wegg ungewöl^nßd^ tft
(f. 2 gor. 13, 11. (&p% 6, 10. 1 %f)t% 4, 1.
2 S^eff. 3, 1), l^aben $aulu8, §ou§rat^ u. «.
unfern Srief in jWei ©riefe gericgen wollen, WODon
einer (Rap. 1 u. 2 nebfl 4, 21—23) an bie @e-
meinbe, ber anbere (3, 1 Md 4, 20) an grambe
ober ©eamte ber (Semeinbe gerid^tet fein fofl. (B
ifi bie^ fc^on be^l^Ib unmögltd^, tt^ $auIuS bn
$]^ili))pem in ben erften Jtapitkn für bie Qito
ftü^ung, worauf er 1, 5 unb 2, 30 anf)>teft, no^
nidpt gebanft l^at. 2)ie ginwenbungm ttm fdm
u. %, wonad^ ber IBrief DoQ gnoftifd^ 3bem
wäre, finb felbft Don einem fo eifrigen Sertidor
ber Sübinger @d^ule wie Reiften aufgegeben (tgL
3a]^rb. für l)roteft. S^eol. 1875, 425 ff.; 1876,
58 ff. 282 ff. ©egen bie barin entl^Itenen Snf-
fteSungen ^olftenS über bie stoifd^ biefemSncfe
imb ben übrigen paulinif d^en Briefen angeHi^ h-
tel^enben d^ftoIogifd^enunbfotenoIogtfc^enUnta-
d^iebe unb feine fprad^Iid^en 93ebenfen DgL @obet,
ginl. 1, 31 5 ff., unb ^ol^monn, (KnL 308 f.). S5er
»rief ift in ber ®efangenf d^aft beS SpojlelS (f. 1,
7. 13) tmb gwar gu %om gefd^eben; bem auf
9iom unb ni(|t auf göfarea, woran über^att))tinn
einige 92euere gebadet l^ben, toeist. Wenn imtt
fidler 1, 13, fo bod^ 1, 25, 2, 24 unb 4, 22 ^ii
(ögl. I^ierju »elfer in 2üb. Ouartolfd^rift 1894,
45). 2)iefe ®efangenfd^aft mu^ aber bie erße il*
mif d^e fein, WeÜ bie freie Sßirffamfeit ^(Janli (tNjL
P«. 1, 12—24 u. «pg. 28, 30. 31) in bie fpte
ni^t pafit S)a berSpojlel nad^ 2, 17 feiner 9e-
freiung, weld^e er im 93rief e an ^b^emon (8. 22)
beftimmt erwartet, nod^ nid^t fid^ ifl, mi ha
^i)\l\ppttbm^ Dor ben SBriefm an bie (Spfj/i^,
goloffer unb ^l^ilemon abgefaßt fein. Unbere^
feitg ifann aber ber 3^tfd^enraum ^mifd^ i^m
nic^t febr gro^ fein, ba ^ßauIuS' Serid^ üBcr
ben grfolg feines SQBirfen§ in 5Rom ein long«?
Sßerweilen bafclbft öorauSfe^t. 9lu8 biefen @rän»
ben mu^ ber 93rief gegen gnbe be§ äa^rcS 62
gefd^rieben fein. — ©pecialcommentare flnb: tm
einem ffatbolifcn Beelen, Comm. in Ep. S. Pauli
ad Philipp., Lovanii 1852; öon einem ^
teftanten Lightfoot, Ep. to the Philippians.
6. ed., London 1881; »gl. aud^ §enle, ^üi|xpi
unb bie ^]öili})pergcmcinbe, in b. 2:üb. OufflAü«
fc^rift 1893, 67. 105.
7. S)cr99rief an bie goloffer ifl on bie
©emeinbe einer Keinen @tabt in ^l^rt^gien genc^iit
(f. b. ^Irt. golop). ?Rad^ 2, 1 war ^lüuS fettji
nie bort gewefen, obwohl er zweimal burd^$^
gien gebogen war (f. ?lpg. 16, 6; 18, 23). ft*
bem «riefe ergibt fid^ (1, 7; 4, 12. 13), bot
ftd^ Qpopf)ta^ (f. b. ^rt.) um bie ^uSbreitimg M
gt)angelium§ in goloffö unb ben 9tad^barpärtti
^iera^o(i§ unb Saobicea befonberd bemüht ^
S)ie @emeinbe beftanb oor^ügltd^ auS Reiben«
d^riftcn (1, 13. 21—27; 2, 13; 3, 6. 7) «nk
War im paulinifd^en Oeifte imterrid^et (1,6—7;
2, 5—7). gpapbtaS botte bem ^})ofteI Ste^
rid^ten über ben 3uftanb ber ©emeinbe gebraut
unb blieb aud^ nod^ nad^ biefem 93riefe bei fl^a
(gol. 4, 12; ogl. $b«em. SB. 28). SBenn (o4
bie Semeinbe einen gefunben Htm l^atte (1, 4—8;
2, 5), fo brol^ten il^r bod^ ®efa|ren üon 3n*
lebrem, weld^e tbeilS iubaiftrten unb auf Bp^
1698
$aulu8, ber l^L
1694
Sfefle, 9leuinonbe, Sabbate unb auä) auf
Ue %efd^neibunQ einen SBertl^ legten (2, 11.
16. 21), tfftüi falfd^e Seigren t)on unerfd^affenen,
(E^fhtS gießen Sngeln vortrugen (2, 8. 18 f.).
$aulu8 tDoUte bie Soloffer burc^ btefen Stief tior
ocn Snlel^rem toamen unb ju einem d^riftlid^
frommen Seben ermuntern. 2)ie{en S^^^ tierfolgt
er über toeniger burd^ eine birecte SBiberlegung
ber Snlel^rer old tiielmel^r burd^ ^Darlegung ber
pcrf önlid^ SBürbe unb bed 9Ber!e§ Sl^rifti. 3n«
l^lid^ famt man nömlid^ in unf erem ^Briefe einen
bogmotifd^-polemifd^en (1, 18 bid 3, 4) unb einen
ermal^enben XI^I (8, 5 bis 4, 6) unterfc^eiben.
3m erftem legt $aulud bie Med überfteigenbe
SBürbe ber $erfon unb bed %mted (S^rifti, ber ben
^immel mü ber (Erbe Derf öl^nt, bar (1,18 bid 2, 3),
}ctgt, mie mir in Sl^riftuS atte ©üter em))fangen
l^ben (2, 4—15), unb giel^t baraud bie Sfolgerung,
bo^ nun bie gefe^id^en @peife- unb Sfeiertage
(bIo|e %\^m) abgetl^n ftnb, bie gobffer ni^t
bcm S)ienfte ber Sngel, b. 1^. untergeorbneter @eifter
fiatt bem bed fyxüpM, anl^ongen unb auc^ nid^t
Die falfd^e 9(dcefe (bie Sntl^Itungen) jener 3n-
Id^rer befolgen bürfen {2, 16 bid 8, 4). 3m gmeiten
SD^eüe mirb bärget)^, mie bad neue Sebendprinci))
ben gangen 9Renfd^en in aUen feinen Segiel^ungen
btnccl^bringen mu|. 2)ie genaue ^rt ber Srrlel^er,
loe^e ^aulud in Soloffö ju befömpfen batte, mirb
in btt »erfd^iebenften Sßeife befinirt. 92ad^ ben
(Einen maren fie 3uben (fo ). S. aud^ Slberle,
€inL in b. 51. %., greib. 1877, 225), nad^ ben «n-
beren SRagier ober Sl^alböer, b. b- ^nbön^er einer
orientolifc^en $]^iIofo))bie (^ug, (SinL U, 361 ff.).
^eitt}utage mirb oon ben Steiften gugegeben,
ba| ed Subend^riften maren (ogl. 2, 19 u. 2, 11),
bie gugleid^ eine gnoftifd^e Sienbeng f)atim (t)gl.
2, 8 fl.). SRan ftreitet aber barüber, ob pe
d^rtfüanifirte offener (fo bie Sommentare t)on
Ste^er-gfranfe, Sigbtfoot unb ftlöpper) ober ^n-
l^ger ber ale^anbrinifd^en 9teIigiondpbiIofo))bie
(fo u. 9. auc^ beule [f. u.] 90) maren. 3n ber %fyd
)eigte bie cobffifd^e Snle^re fomol^l mit bem SHe-
mdmud ald aud^ mit ber genannten ^l^ilofopbic
Oertoanbte 3üge. ^inftd^tlid^ ber meitem Sfrage,
meld^ beflimmte gnoftifd^e @^ftem oon ben 3n-
le^iern )u Soloffö oertreten mürbe, ift gu bemerf en,
ba| ber 93rief und überbau))t erft mit ben Slnf öngen
bed im 2. Sqb^b^nbert Verbreiteten ©noftiridmud
BAmnt mad^t. (9}gl. Steug, @efd^. bed 92. X. 72:
^2)er Umftanb, ba| ber ©nofticidmud, ber in ber
nad^f olgenben @eneration f o reid^ geblül^t l^at, Don
feinem beftimmten Ort ober 92amen l^ergeleitet
loerben !ann, ifi ber 99emeid, ba^ er ni^t bie
&f^bp\nn% eined Singeinen, einer ^ooing, auc^
ni^t eined befonbem S^itpunfted, fonbem bie
S^d^t einer langfamen unb not^toenbigen Snt-
toidlung bed 3ettgeifted ift.^) S)ie «ed^tbeit bed
Sriefed, meldten aud^ 9Jlarcion in feinem Sanon
l^otte (TertuU. Adv. Marc. 5, 19; Epiph. Haer.
42, 9), unb meldten Suftinud unb 2:b^op^iIud
(»gL Dial. 188 u. Ad Autol. 2, 22 mit SoI. 1, 15)
u. 9L ftd^er benu|t l^en, ift bired bezeugt burd^
bad muratorifc^e gfragment, Srenöud (Adv. haer.
8, 14, 1; 5, 14,4), ZertuIIian (De praescr. 7;
De resurr, camis 28) u. 91. @eitbem SJla^erbof
(S)er »rief an bie goloffer, 93erlin 1888) jum
erften 2RaI bie ^ed^tl^eit bed ßolofferbriefed ange«
griffen bat, boben SBaur, Sd^megler (meiere beibe
ben »rief in einem gnoftif^en ftreife bed 2. ^al^r«
^unbertd entfteben liefen), ^Ugenfelb, Meiberer^
SBei^föcfer il^n ald unäd^t oermorfen. oingegen
mitt ^ol^mann (jhriti! ber Spl^ef er- unb Sobffer«
briefe, geipsig 1872, u. ginleit. 291 ff.) in unfe-
rem SBrief e einen öd^t pauUnifd^en Rtm, ben feine
Urfprünglid^feit fennjeic^ne, oon einer großen
3abl t)on Stellen unterfc^eiben, in benen ©puren
ber 92ad^a]^mung bed Spb^ferbriefed beutlid^ f)tt'
Dorträten. 3n ber ^{ac^prüfung ber ^oI|mann«
fd^en ^ufftellungen bur^ D. @oben Oabrb. fär
prot. Sbeol. 1885, 320 ff. 497 ff. 672 ff.) bleibt
ald ibm «nflö|iged nur nocb 1, 15—20; 2, 10.
15; 2, 18 b äbrig, b. b- «inige ffiorte über bie
@]^riftoIogie unb bie Sngellebre. ^infid^tlid^ ber
über biefe gmei ^nfte in bem SBnefe geöu^erten
@eban!en fagt aber felbft älenan (St. Paul [f. o.]
275) : „2)ie tomterge^enben Sudfprüd^, bie mir
im Solofferbriefe fittben, ftnb im Iteime fd^on in
ben älteften Sriefen entl^alten." (Sgl. iiber bie
%e^nUd^!eit bed Sriefed mit bem @pbeferbriefe bad
oben ®efagte, unb über bie Sinmenbtmgen gegen
bie Sled^tbeit Äaulen, ginleit. n. 579 ; Comely,
Introd. Spec. 518 sq. ; ®obet, Sinl. 1, 268 ff. unb
«löpper [f. u.] 1 7 ff.) 9lod^ im 4. 3abrbunbert be-
ftanben, mie ftd^ aud ben ganoned 29. 85—88
bed Soncild oon Saobicea oom 3abre 868 ergibt,
in jenen ®egenben ^^r^giend biefe^ken l^etifd^
Senbengen, meldte ber ^pofiel im Solofferbriefe
getabelt batte (ogl. aud^ 2;beoboret ^u Sol. 2, 18,
in Migne, PP. gr. LXXXII, 614 ; Lightfoofc,
[f. u.] 68 f.). Ueber bie «bfaflungdgeit bed »riefed
f. 0. )um 6pbe)erbrief. ißon Specialcommen-
tarenjeien genannt: fatl^olifd^erfeitd 91. 3Re^-
mer, ®er feolofferbrief, SSrijen 1868 (bie gin-
leitungdfragen bat neuerbingd bebanbelt: S^ang
Slnton f)enle, Solop unb ber ^ef bed ^l 9pofteId
$aulud an bie Soloffer, SRünd^ 1887) ; pro-
teftantifd^eitd Älöpper, ®er 93rief an bie goloffer,
93er(. 1882 ; Lightfoot, St. Paul's Epp. to the
Colossians and to Phüemon, 8. ed., London
1886; H. Oltramare, Commentaire sur les
öpitres de St. Paul aux Colossiens, aux Eph^-
siens et ä Philemon, Paris 1891 — 1892,
8 Tols.
8. ®er erfte SBrief an bie Sbeffö*
lonid^er nimmt in ber d^ronologifd^en Orbnung
ber paulinifc^en Briefe ben erften $lafe ein. 3ur
3eit bed Slpofteld mar Xbc{f<il<)ni^/ ^ad l^eutige
@aIonifi am ögöifd^ ÜReere, ber @i^ bed römi-
f d^en $rätord Don SRacebonien unb eine ber mid^-
tigften ^Hifen- unb ^nbeldftöbte. 3n ber @tabt,
beren 93emobner au^ b^te nod^ über bie £)ölfte
ädraeliten ^nb, mol^nten Diele 3uben. unter
169& SßauInS, bei H 1896
bitjoi unb öoriüfllii^ untre btn SßrDfelqtra ^tte 99riffin(rinnnfiaium(TerttiILAdv.M«rc.4,5).
$aülue, al§ n auf {(inet gweitni QniJlionSmft SHan tann ouc^ nUbt bü Sed^t^ mit San l 1.
mit Xtmotl^ue unb €Ua8 bort^tn lam, Dielt ffii au3 innnm ßrünbm bcfitrettm. $aiiIuS tDindt
bäe €f)nftent^um gemonnen, t)atit abn balb a't'<icn auc^ f^on im 3. 53 »on ben Xl^cffdnni^
bn anfeinbunßen ber 3uben bie Stabt tcilnjicn (agen, fit fritn oKtn @Iäiititgtn in fLfy^a imk
müütn (SIpfl. 17, 1— 10. 1 S^j], 1,9; 2,14). aKactbonitn rin Sßorbilb (1 I^itR. 1, 7), bi
Um nun bit j;ungt dkmtinbt, roüi)t a \t\b\i tiid)t ei feI6ft unb SilaS mit tnaoOftüi fu bort aU
U]uii)tn temtt (1 Stltf). 2, 18), in ber gegen fie ioI(^8 (jinpiUttn. ^JouluS 1^ aiu^ fcinrtmel
tntftonbmena3erlolgun9feitm8b(r3ubeii(2, 14) 1 S^fj. 4, 14 ff. eflt&rt, bafe « fäbfl M bet
)u fläiftn, l^ttt btr VipD^Ul i^i Don Stt^tn au3 jmeiten St^nfl ß^fti noi^ am Stboi fein unkt
Simot^ituB fltionbt {apg. 17, 15. 1 S^ff. S, 1 Sla^ bem ^itjammmMB (»fli- 1 ^M- 5, W)
bis 5). 2)itier l^eiltc bann bei fetntr Stiiifftl)!, abstia^rt n oiümt^t ganj bon bn 3tit nnb |i|t
wie fld) aue Dtm SBriife ftibft ttgibl, bem Stpoptl bie bei itnem grtigniHe no^ leboibm OOiAip
mit,ba|bie3uben(2,14ff.)Jtinptr|5nIi(i|(Sa)er- ben bann SßerftorDtnen nügratn (ogl. 1 Sot. 6,
^Itm angegriffen, ba| bit @«neinbe fclbft Stoif- 14; 15, 51). ätmli^ toie bae ®iaubaiSbttaatä!i
matff unb in i^rem iJ^riftli^en Seben nur geringe t§ t^ui in ben äBorten : judicare tItm et mo^
gt^lei jeige. mani^e aber in grioaitung ber baU tuoe. — Utbct bie Sammentart f. unter tcn
bigm jBjeiten ?[nfunft 6^tifli baS 8oo8 tinigtc 2. Iti'ff''''>i>''^brief.
bertitS geflorbenen (S^ripen betrauerten, als o6 9. S)tr jneitt ©rief an bit Xbeffi*
biefe nie^t btr ^reuben jene^ XagtS unb btr Sr* 1 d n i d^ e r i^ baburd^ Denmlaftt tooiten, bit^ bb
f^inung bei ^erm t[)(ilt)aftig nüriien. Unter Slfieffaliiniditr t^eilS infolge dner migbofUbi^
\ol^m umftänbtn fc^rieb $auIuS biefen 93ritf. liii^tn luffaffung Ui trfttn iBritfeS, namodli^
3n btmfelben ift gegen ba§ fünft in btn paulini- Bon 1 ideff. 4, 15—17 unb 5, 2— 4, t^t*
fc^ Sriefen htoia^ittt SBerfa^ren bie S)anf- fDlgtongtblid^CiftnbarungenunbfoIfc^Se^
jagung mit bem ^auptgtgenftanbe enge Ctrbunben Slnbtrer unb enbli^ eineS falf(^ Stitfil ffimfi
unbjie[)t fic^ Don 1,2 bt8 3um@c^lu|beSbritttn (2 %^t% 2. 2) glaubttn, bai oOgntitint sBdl'
ffopitelfi bur^. S)tefer trfte ^iftorifc^e £1^1 (1, 2 geriet ftef|e na^ btoot, unb bel^oOi iwllerll»
fiiS3,13)i)anbeItSonbenperfonIid}en15tjie^ngen rut|e toattn, jum 2:(til fogot i^re aODi^nfi^»
btS StpofttlS gur @emeinbe. 3)er jneite S^eil SIrbeiten cemac^Iäffigten. S)ti SBrief i^ mit bs
(4, 1 bis 5, 24) gibt auger einigen 6miat)nungtn bongt aut^ oon @i[a3 unb Simot^euS mttitri>
jur 2:ugtnbübung (4, 1—12) unb aufiet üßei- gefleDt (2 3:^ff. 1, 1). ^lad^bcm ^uIuS in bs
fungtn btgüglit^ btS @emtinbtlt6tn8 {5, 12—22) ginleitung (Rap. 1) bie ©tanb^rtfllnt btr 9h
befonber§ eint Sötleferung übet bit glorreich Stuf, mtinbt in i^ter 3)rangfal gelobt ^wt, ntmeint er
erftetiung ber 5obten unb bit jmetle infunft im erftcn bogmatif^en lljeüe (ffap. 2) bit Söje
I5i)rifli (4, 13 bis 5, 11). ®er §err lomme p\o^ ber jnjeitcn Snlunft g^rifii, toril betfttbtn bei
lirf) unb unemwrtet ; beg^alb fei eS niSt^ig, fi^ Abfall unb baä9luftiEtenbe«9]IIenf^en ber Sönbe
btrtit jn galten; ber Brief lann ni^t, mienadf) {beS ^nticbrifttn) ücr^ergebtn muffe. ®tr ätDeite,
bet Untttft^rif) einiger griei^ift^cn ^anbft^rifttn ermaftnenbe Sbeil (ffop. 3) mamt bcfonbert w»
Slitoboret u. 91. Qnnetjmen, ju aibtn gef^drie« einem unrul)igen unb müßigen geben, 3)er©(61iiS
ben fein. 3)enn 5ßQuIuä fanbte erft Bon bort (3,16— 17)enttKiIt btneigen^änbifltnSniSmA
Simot^tuS nai$ X^effalonii^ unb blieb felbft nur ben ©egenltounf^ bef SlpoftelS. Str jtorite IbeJM'
Turje 3til boit (f. o.). SJielme^r ift ber Srief ju Ionid)trt)rief berüdfic^tigt augenfct)tinli(^eintaei>
6orinlf) gefc^rieben, mo auc^ bie in 1 S!)e|{. 1, 1 tere (SnttDidlung btr 3uftänbe in ber &ttntiiibt
aie^iitau§ftener genannten @i[aS unb Ximot^euS als ber trfte, mit bem tr übtigtnS intugemS**
mit bem 9lpoftcI getnittt ^aben {f, Mpg. 18, 1. 5. fammen^ng ftefet, unb auf ben fittj 2 S^ff. 2, 15
1 ab'fl. 3, 2. 6). 3)Drt ift SpauluS anbertbaft bittet bejiel)t. Sie Verfolgungen ber jungen ©c
^a1}rt, bis jURi 3a^ 54, t^atig gemefcn. S)aabtt mtinbe merben ^ier nid|t me^r (mit 1 2^ff.l,6;
ber^rief in feinem bcrjlic^en £one, bem^inmeiS 2, 14; 3,3f.)alSettiiaSlllIeutS, fonbtmalBttMl
auf bie Seiben ber SBerfolgung unb bie ©el)n|ucbt ©elbfloerftänbliitteS bejubelt (2 3:^ieff. 1,4). ®(r
beS apoftelS nad) ben S^tffalonirfjcm (f. 2, 1 ff.; Säbel unnüßer ©rübeleien (f. 1 S^eff. 5, 1-Sl
3, 6 ff. ic), ein erft Dor ffurjem entftanbeneS unb Wirb auSfüfirlii^ unb beftimmt wieber^olt, »eil
unterbroi^encS uätetlic^eä SSerl&allTiiB beäfelben ju bie S^efjalonid^et in ibten falfd^en gimorttmam
btr ©emeinbe DotouSfeJt, mufi bie 91bfaffung in'S Don anbetet ©eitt bepärtt unb bit ajtfünbtinigoi
3a^t 53 Derlegt werben. ®et ißrief, ben f^on Dor ber Mfy bet jmeiten SInfunft Gbrifti iwS
btt bl- 39naHuS (»gl. bcffeii Ep. ad Eph. 10, 1 bur* 1 %^t% 4, 14 ff. unb 5, 2 ff. öerautn
mit 1 S^cfi- 5, 17) benu^l feal, ift als ©(^reiben motben rooitn. aßö^renb im elften »rieft (4. 11
beS 91po|leI3 ^uluS auSbtiidlitid bejeugt Don bis 12)nurfi^und^e^nieic^tn eineSmügigenmb
3renäu3 (Ädv. haer. 5, 6, 1 ; 5, 30, 2), SlemenS unorb entließen SebenS »orl^aiüien finb, ^ben j^t
Don Slle^anbrien (Paedag. 1, 5; Strom. 1, 11), jogar 33iele bie gemö^nlic^en arbeiten Denui^
5ertullian (De reaurr. camis 24), bem Stag- läffigt (2 3t|cff. 3, 6—15). ©omit ifl ouflei-
ment SJEutatori'S u. ^. 9lu(^ ÜOlatcion ^ttt ben fd)einli(^bit%nfi4tDon@rDtiu8,€maIb,Smtc(A
1697
$aulu8, ber 1^1.
1698
Sbnaii u. V., ba^ unfet jtoeiter Srief an bie
X^effolmri^er Dor bem erfien gefd^tieben fei, un-
ri4Kg. SBegen feines engen Sufontmenl^nged mit
bem Intern mu^ er ober bolb nad^ bemfelben,
df &mSi unb £imot]^eu8 nod^ )u Sorintl^ bei
9miltt8 toeilten, alfo gegen Snbe beS Sal^red 53
ober ju Unfona beS Sal^ 54, gefd^rieben fein.
S>ic tted^tl^ biefed Sriefed, toeld^er u. % Don
^Ipcor)) (Dgl. Ep. ad Phü. 11 mit 2 Xl^eff. 3, 15)
unb 3ufHn (t>^. Dial. c. 110 mit 2 Xl^ff. 2, 8)
6emi|t ift, tt)irb birect bezeugt burd^ SrenöuS
(Adv. haer. 8, 7, 2), SIemenS Don Slesonbtien
(Strom. 5,« 3), ZertuQian (De resurr. carnis
o. 24), ba« grogment 9Kuratori% TOorcion (f. Ter-
tun. Adv. Marc. 5, 16) u. % S)ie Sed^tbeit ifi
tm (Sf^. ed^ibt ((Sinl. in'S 91. X. U, ®ie^
1805, 256 f.) unb bonn Don 99our, Sip^uS u. 9.
griSugnet toorben. ^oI|mann (SinJL 240) meint :
^9kt 9rief ifl gefd^eben, um bie a))ocal9))tifd^e
(Hd^logte in bie (mulinifd^e ®ebon!entt)eIt }u
fibcrttogen (2, 1—12) unb gemiffeSRanifefiationen
ber opocal^ptifd^en Stimmung, »eld^e in ber
^fxasüi nti^iebig bemerft tourben, ^urüdf^ubrän-
gm* (3, 6—10). SBei einer fold^en «nna^me
ttrixb fd^on bie TOöglid^feit Derlamtt, ba^ fotool^I
ber 3ii^ beS Sriefed toit bie ^ocol^pfe ouS
einer gemeinfamen Duelle, ber Offenbarung, ge«
fd^At^ l^oben, unb bo^ gerobe 93arf olgungen einer
eben erfi gegnbibeten @emeinbe geeignet »oren,
in berfelben falfd^ SSorfteEungen über bie il^nen
getrrdrfgte Sel^ Don ber SBieberfel^r Sl^rifti ^u
inedhn (Dgl. aud^ ftaulen, Sinleit. n. 587). ®ie
«nnol^e epitta'd (f. o.) 1, 124 ff., Ximotl^eud
fei ber (Smdpittd unfered »riefe«, ifl iDiUfürlid^
nnb gegen 2S:Wf- 3, 17. — Sgl. nod^ 3. ©rinrai,
%rt xaxix<aiy bed 2. Xl^ffoIonid^erbriefeS, Stobt-
om^f 1861 [$rogr.]. — Spedalcommentore
tMm flttt^olifen finb : Stöl^m, 2)er erfte IBrief an
Me Xl^effolonid^, giaffau 1885 ; Pänek, Com-
ment. in duas Epist. b. Pauli ap. ad Thessal.,
Batisb. 1886; % ©d^öfer, Srnörung ber )lDei
9riefe ^ßauli an bie Xl^fjalonid^er u. f. \d„ 9)hln-
fhr 1890 (f. 0. n. 4). — S)er neuefie <)roteftan-
tifi^ (Kommentar, ein Xl^eil ber TOe^er'fd^en Kom-
mentare, ifiDonSomemann: 2)ie Xl^effalonid^er'
briefe DöDig neu bearbeitet, (Söttingen 1894.
10. Sie^aftoralbriefe ober bie ^to ei
Briefe an ^imotl^eud unb ber Srief
an Zitud fül^ren erftem Flamen, toeil fie an
^irten ber ftird^e gerid^tet ftnb imb Dom ^irten-
amte l^anbeln. 3n bem erften IBriefe an ^imo-
t^enS erfd^eint »motl^uS (ogl. b. Slrt.) al8 93i-
f^f unb eteÜDertreter ^uli (8, Iff. 8. 12;
2, Iff. ; 5, 19) , unb jtoor au gpl^efuS, too er
imf Sitten beS ^Ipofiefö geblieben mar, als biefer
na4 9Racebonien reiste (1, 3). (ix toox nod^
[tmg (4, 12), l^tte aber in ßpl^efuS befonberd
trie fd^toierige Aufgabe, ^rrle^rem entgegengu-
tceten (1, 3 ff. ; 6, 12). Unter biefen Umftonben
fanbte i^m $ouIu§, ber fürd^tete, langer als er
beobfid^tigte, iDegbleiben }u mäf|en (3, 14 f.), biefe
tfv^tcnlcsifoB. IX. 2. Sufl.
Anleitung jur IBerumltung bed bif d^bflid^ Smted.
Obgleid^ ber »rief birect nur an gine $erfon,
Simotl^euS, gerid^tet würbe, ifl er feinem 3n^lt
nad^ (Dgl. anS) 1, 1, too $auIuS feine a))ofloIif(i^e
SBärbe l^or^ebt) für einen toeitemlheiS, gunöd^t
aud^ für bie Ximotl^S fird^Iid^ Unterftel^ben
bejHmmt. 3n bem »riefe lann ein bibaftifd^
unb ein ermal^nenber Xl^I unterfd^eben toeroen.
3m erfiem (1, 3 bis 3, 16) l^anbelt $auIuS im
®egenfa^ )u bem Don Strlel^rem Derfünbeten
iubaiftrenben @noftiriSmuS Don bem 3^^ ber
$rebigt ber d^riflUd^en Seigre, ber ni^t SBort«
gejänr, fonbem lebenbiger ®Iaube fei (1, 3—20).
Sementfpred^enb befd^mbrt er Zimotl^S, inS«
befonbere }u forgen, ba^ für aQe SRenfd^, na«
mentlid^ für bie 93orgef e|ten, gebetet toerbe, unb gibt
babei SSorfd^riften über baS Sterbalten ber ÜRdnner
unb gftouen beim ®ebet unb beim ®otteSbienft
(fta)). 2). S)ann gebt er ^um fird^Iid^en Smte,
b. b* iur S)arlegung ber C^aenfd^en Don Si«
fd^bfen unb 2)iaconen über (Rap. 3). 2)er jmeite,
ermabnenbe tfyü ^eigt, toie XimotbeuS bie gnofti*
ffeenben Snle^ren befämpfen (4, 1— 16) imb fidj
gegen bie Derfd^iebenen ftlaf|en Don ^erfonen üi
ber ®emeinbe benehmen fott (5, 1 bis 6, 2). Sr
mu^ fid^ Don ben 3rrlebrem bef onberS burd^ feine
Uneigennüjigfeit unterfd^eiben (6, 3—19). ®er
^ef fd^Iie^t mit einer mannen SRabnung )ur
SBemabrung ber at)ofloIifd^ Se^re unb bem ^gen
(6, 20-21). S)er »rief fejt eine «eife beS
bl. $auIuS nad^ 9Racebonien DorauS (1 Xim. 1, 3).
2)iefelbe ifl nid^t (rnie Xbeoboret, ^feubo-StbO'
na^S' @9nopftS, SutbaliuS, SfliuS, 9berle u. 9.
meinen) mit Der am @d^Iu| beS löngem Sufent«
balteS in Spb^fu^ ^on bort auS nad^ SRacebonien
unternommenen Steife ibentifd^. S)enn bamalS
moDte ber Slpoftel Don ÜRaceoonien nad^ Sld^a
unb bann bireä nad^ 3trufalem unb J^atU Ximo«
tbeuS DorauSgefd^idtt (^g. 19, 21—22). 3e|t
aber b<^ er ibn in Spb^^^ gelaffen unb toiE felbfl
bortbin jurüdfebren (1 Xim. 1, 3 ; 8, 14). 9lnbere
meinen, eS banbte fld^ um eine möbrenb beS langem
e))befmifd^en Suf entbalteS unternommene Steife (fo
SSBtefeler, Steitbma^r u. %). 2>ie «nnabme ifl
fd^on megen^pg. 19, 9 f.; 20, 18 menigflenS
febr ^meifelbaft. Untemabm aber ^ßauIuS bomalS
eine Steife nad^ Sorintb, toie Sinige mo&en (f. o.),
fo mu| biefelbe Don fo furjer ^uer gemefen
fein, ba^ ber ®runb }ur Sbfaffung beS SBriefeS
unerfl&rlid^ ijL 2)erfelbe fann aber aud^ rnegen
Seiner engen, tm @tü unb ben ®ebanfen Dorbon-
»enen !Bem)anbtf^ft mit ben anberen ^ftoral-
briefen nid^t fafl 10 3abre Dor biefen gefd^eben
fein. & bleibt f omit nid^tS Ruberes übrig, alS feine
9bf affung in bie Seit stoif d^ ber erften unb ameiten
römifd^en ®efangenf^ft beS ^oftelS )u Derlegen.
SBabrfd^inlid^ ifl er in SRacebonien entftanben
(f. 1, 3), Dermutblid^ um baS 3abr 65 (f. o.). S)er
Sobe; ^esanbrinuS mie bie $efd^ittbo unb bie
atbiopifd^ Ueberfe^ng laffen ibn «Don Saobicea
aus'' gefd^eben fein. Sßie foUte ober $auIuS
64
1699
$QUIu8, bet l^L
1700
auf ber SRetfe m^ SKoccbonien (1, 3) bortl^in ge-
fommen fein? (»gl. 3, 14 f.) Uebcr bie «ed^t^eü
imb bie Sommentote f. u.
11. 2)er atoeite IBrief an Ximotl^eud ift burd^
ben aSunjd^ giauli, ber äünget möge balb au il§m
fommen (1, 4 ; 4, 8. 21), üetanla|t. ©er «popel
6enu|t aber bie (Selegenl^eit, um il^n im erflen
Sl^ile beö »riefe« (1, 6 WS 2, 13) jur eifrigen
unb mutl^igen grffillung feiner ^irtenjjflid^ten troj
afier ben $rebiger bed SoangeliumS ermartenben
Seiben ju ermal^nen unb il^m im atoeiten Zl^eile
(2, 14 bis 4, 8) bie $flid^ten, toel^e er in feiner
anülid^en ©tettung ben Strlel^rem gegenüber fyd,
boraulegen. 3m ßpilog (4, 9—22) fommt er bann
auf feine eigene ))erfönli4e Sage au \pxtAm. Sa
ber Sd^Iu^munfd^ (4, 22) an bie ganae @emeinbe
gerid^tet ift, folgt, ba| ber »rief il^r öorgelefen
iDerben foQte. Qfi ifl ein ^f d^iebSbrief DoS tieffter
Smpfinoung, ein Zeftament, iDorin ber 9Reifter
bem 3ünger baS depositum fidei empftel^It Sief eS
foS Don l^onb au panb überliefert werben (2, 2)
unb über alle Sontrot)er{e erbaben bleiben; benn
feine SOBal^l^eit ift verbürgt burd^ bie Kudoritöt
3efu gl&riftt felbjt (1, 12 f. ; 3, 14). ©er »rief
ift aus 9lom gefd^rieben (1, 17 ; Dgl. 4, 21), mo
giaulus tDie ein Uebeltl^äter in »anben ift (2, 9)
unb nid^t mel^r toxt in ben (Sefangenfd^ftSbriefen
($]^il. 1, 26 ; 2, 24. Ißl^Uem. 22) feine gfreilaffung
erl^offt, fonbem nur nod^ bie Srrettung in baS
bimmlifd^e Steid^ entartet. Sr ift bereits t)or bem
iai|erlid^en (Serid^tSl^of gemefen, aber nod^ nid^t
Derurtl&eöt (4, 16—18). S)afe ber »rief nid^t in
Söfarea (mie a- ». »öttger unb Sl^ierfd^ fagen)
gefd^rieben ift, folgt {d^on auS 1, 17. Sßie l^ötte
aud^ in bem SfaQe $auIuS fagen fönnen, er f^abt
Iropl^imuS, ber il^n (nad^ Wß%. 20, 4; 21, 29)
nad^ Serujalem begleitet botte, franf in SJhlet au«
rüdfgelaffen (4, 20)? @r ift aber bie^mal auf
einem gana anbem SBege alS baS erfte Tlcü (^g.
27, 1 bis 28, 16) nad^ Stom gefommen, ba er
au|er SRilet aud^ XroaS, too er {einen SRantel
aurüdHiefe (2 2im. 4, 13), unb 64)nnt]^, tt)o graftuS
blieb (ebb. 4, 20), bcfud^t bat. ©S ift nid^t
mdglid^, ba^ ^ulus blo^ auf ben biefen Orten
ttäbrenb feiner brittcn SMtffionSreife abgeftattcten
»efud^ anjpielt unb ber »rief am ^be ber erften
römifd^en ©cfangenfd^aft gcfd^ricben ift (jo »a«
roniuS a. 3. 59, n. 13; C^ug, ginl. H, 355 ff.;
SRof cnmüHcr , SBicfeler u. 21.). ffienn abgcfc^en
baDon, ba^ bamalS SropbimuS ben 2l^ofteI na(^
3erufalcm begleitete, erflären fid^ überhaupt bie
erioal^nten »emerfungen ungeaioungen nur bei ber
2lnnabme, ba^ ^uIuS Don einer neuen, fura k)or
ber atociten ©cfangenfd^aft unternommenen SReife
in ben Orient fprid^t Ucbcrbic^ mar Simot^cuS
felbft fomobi auf jener SRcife als aud^ mäbrenb ber
erften römifd^en ^cfangenfd^aft bei SauIuS (SIpg.
20, 4. ^^l 1, 1. gol. 1,1. Wim, ». 1 ; ügl. aud^
§ebr. 13, 23). gbcnfo menig fann ber »rief am
Anfang ber erften römifd^en ©efangenfd^aft öor
ben »riefen an bie ^b^^ipi^«/ Koloffer unb (Sp^t\tx
gefd^rieben unb bie in biefen Briefen bqeugte&^
mef enl^ beS % Ximotl^euS in Stom bie Intont
auf bie 2 tim. 4, 11 audgdnrüdte Sinktei|
$auli fein. 2)enn S)emaS UHir bei ber Sbfaffnig
iener »riefe bei $auIuS ((SoL 4, 14. pta.
». 24), bat il^n aber na4 2 Xim. 4, 9 aus SBd^
liebe Derlaffen unb ifl nad^ Z^eflolfmul^ geganp.
lieber bie Ked^ti^ beS SriefeS unb bie So»
mentare f. u.
12. 2)er »rief an ZituS ifi on einen aAcn
3ünger beS ^IpoftelS (f. b. 9rt. ZüuS) geri^td,
ben ^ßauIuS au Sreta als »ifd^of |uni40da|{ai
bat, um fein SBerf fortjufe^ unb in bm Dffi
fd^iebenen@töbten ^eSbQter onsufteOcn (ZiL 1,5).
Sreta, baS beutige gonbia (t>gL b. 9rt Cnte),
ftanb bamalS megen ber Sügenl^aftigfctt mib M
ÜRü^iggangeS feiner »etoobner in fd^Ied^ 9bf
(Zu 1 , 12). 2>aS ei^flentl^um toor ai^ bn
3nf el fd^on t)or ber gemeinfomen SBirffdmfnt bei
bl. ^uIuS unb beS ^l XüuS Mannt getointap
ba 3uben auS Sreta (DgL Jos. BelL Jud. 2, 7, 1)
auf bem erften Ißftngftf efle gemefen nxnen (9M. SL
11). Ueberbie|gabeSanii^bafel6Ji^6reften(iiL
3, 10 f.), bie bod^ nid^t in ber ntrjen 3nt ^
$auU äBirffamfeit entftonben fein tduncn. Ob
XituS erjt mit $aulus nad^ Sreto gebmna,
ober fd^on Dor ber Knhmft beS Ie|tem bafdb|
gemirft unb bann t)on gkmiud alS »ifc^f jimU'
gelaffen mürbe, ift unbefonnt. SBir miffen mir,
ba| er früber ben 9t)ofteI gum Spoftetcondl bi>
gleitd («pg. 15, 2. @aL 2, 1) unb i^m auf bor
britten TOifftonSreife mid^tige 2)ienfie gdeifiet^
(2 6or. 2, 12 f. ; 8, 16 ff.; 12, 18). 3eb»
faUS bielt $auIuS, alS er XituS nad^ 9lico|N)tt
einlub (Xit. 3, 12), eS für angebra^t, ba bn
burd^ ben S^atafter ber Sretenfer unb bie So"
breitung k)on ^öreften auf Sreta beftebenben bi>
fonberen @d^mierigfeiten feinem Sünger bie berati
münblid^ gegebenen »erbaltungSma^regeln nod^
einmal einaufd^örfen. S)er »rief, toüfyx ha
übrigens gana felbft&nbiger 3)arftelbmg befonbot
»ermanbtfd^aft mit bem erften ^Briefe an Xwd'
tbeuS aeigt, gibt im erften Xf^tüt (1, 5—16) ai,
meldte Q^igenfd^aften bie Don XituS anjufidlenbcR
^reSbqter baben muffen, unb ernärt bann (2, 1
bis 15), au meldten ^flid^ten ZituS bie eiiqdna
ftlaffen ber Sänften ermabnen f oK, bomit j^ ba
Sbfid^ten ber »orfebung unb ber ®nabe ScfD
Sbttfti entfpred^en unb ^cb auf beffen atoeite 9i-
funft öorbereitcn. 6r foD fte meiter^in (3, 1—11)
befonberS an bie 9lotbn)enbig!eit beS ®eborfoal,
ber Sanftmut^ unb ber t^ätigen Siebe ube^^
erinnern, moburd^ man am befien feine S)ari6iB^
feit gegen bie göttlid^e @nabe unb »armberaigÜt
beaeigen fönne. S)agegen mamt er oor ben 3n*
lebrem unb beren tböricbten Streitfragen. 9ff
@d^Iu^ entbölt u. % aud^ ben 9luf trag an iM.
au ^uIuS nad^ ^RicopoIiS gu fommen, loofAP
biefer au übermintem befd^Ioffen batte. (Senriitf
ift 5ßico<)oIi8 in e»)iruS (f. b. «rt. Kicopo»).
2)ie in unferem »riefe DorouSgefe^ 9ie^ M
1701
$aulu8, ber l^L
1702
Spofictt nod^ CretQ lonn nid^t ettoa ein 99efud^
fcbi, beit $aulu8 t)or ber britten aRiffUmSreife
iiDitten feUter Kbretfe Don Sotintl^ unb feiner
Ibinmft in epl^S (9pQ. 18, 18—19) ober ju
Snfong berfdben (fo Srebner, fyx^ Sberle u. 9.)
bott gonod^t l^t. 2)enn erft tonad^ ift il^m ber
Zit 8, 18 enodl^nte at)oao belannt geworben
(fl[ps. 18, 23 ff.)- 9Bö^renb beS langem 9uf-
mäjaüa iu epi^fi auf biefer britten SRiffionS-
xri^ i{t ober ^ßonluS oud^ nid^t nad^ Kreta ge«
gangen (SRattl^ied, SBiefeler, Sleitl^ma^r u. 9.);
bog^ f)md^ Sf B- 1^/ 1^ ff- ; 20, 81. (gbenfo
HNnig ftmn ed ff db um einen bei ber Steife in bie
crfle röntifd^ @efQngenfd^ft gemad^ten Sefud^
(fo GrotiuB, Annotat in Ep. ad Tii) l^onbeln.
UetbingS fyd bei biefer (gelegen)^ boS Sd^iff,
nrnrauf ^ouIuS toor, an ber fiföfte Q^reto'S 9lnfer
getDomn (^g. 27, 8 ff. 21). «Eein bie 9pofttU
gefdbiqte beutet burd^ nid^tS an, ba^ ^pkntluS ettoa
gu SimeneS ftali auf iSxtia («pg. 27, 8) lanbete
unb (Elften antraf. Ueberbie| mu^ ber Sipofiel,
aI8 rr Stitud auf Sreta juräddief , um baS gfel^Ienbe
tu berid^tigen (Sit. 1, 5), gerä)e fo frei gemefen
fein toie i^t, ba er in 9lico))oU8 )u übermintem
qentt. Huc^ fonft ift oor ber erfien ®efangenfd^aft
Hebt Saum für eine fold^e Seife (ogl Cornely
508). Somit ergibt fid^, bog foiool^I bie Seife
1104 <Ereta mie bie Sbfaffung biefeS Briefes in bie
SiM {Urifd^ ber erften unb ber ^meiten römifd^en
Oefongenfd^ 3U Derlegen ift. dt mu| aber nad^
bcm mit iJ^m f onfl in @tU unb Snl^t Dem^anbten
ccßen Briefe an Ximotl^S gefd^rieben fein. 2)enn
ttS^renb ^ßouIuS im XituSbrief Sreta unidngft Oer-
Id^ fyd unb in Sicopolid übertointem »ill, be-
abfid^gte er nad^ 1 Xim. 3, 14 balb loieber in
^^d 3U fein unb ift tl^atföd^Iid^ )totfd^en bem
erpcn unb ^toeiten Ximotl^euSbriefe, loie ftd^ au8
2 Zim. 4, 20 ergibt, in 9miet unb SroaS ge«
M^ SBöre aber ber erfte Ximotl^euSbrief nad^
bcm Briefe an XituS gefd^neben, f o Idnnte ^ßouIuS,
ba er ben SBinter in bem oon Spl^fuS fernen
SicopoIiS jubringen toollte (Xit. 3, 12), nid^t ge«
^ ^ben (1 Zim. 8, 14), balb loieber in Q^pb^fuS
tn fein. 9Bo htt 99rief gefd^rieben loorben, ift un-
bcfannt; bermutl^Iid^ i^ er in SRacebonien ober
tU^a entftanben. 2)ie Unterf d^riften in mand^en
^anbfd^en (Dgl. TlBchendorf, N. T. U, ed. 8,
&5) loie aud^ Zb^oboret (Interpr. Ep. ad Tit),
^ieronl^muS (ProL in Ep. ad Tit.) u. % nennen in
intl^mlidber SrQörung k)on Zit. 8, 12 Sico))oUS
Mbft als Ott ber «bfaffung. — 2)ie «ed^tl^eit ber
$apoToIbriefe ift bis in bie neuefte 3rit allgemein
onäbmntgeiDefen. Sur fehlten fie im Sanon beS
SRorrion (ogl. Tertull. Adv. Marc. 5, 21) unb
m^)cn Don SaftlibeS oermorfen, toöbrenb Zatian
ntr ben SSrief an ZituS annal^m (ogl. Hier. Pro-
log, ad Tit). m fyii aber fd^on glemend oon
UcKonbrien (Strom. 2, 11) bemerft, ba^ bie
Zimotl^Sbriefe nur be|balb k)on ben änlelrem
DOlDorfen toürben, toeü fie burd^ biefelben bed
Sn^fnmS überfübri feien, ©o fprad^ gegen 9Rar«
rion 2 Zim. 8, 15 f., gegen Saftlibed 1 Zim.
6, 10. Zit 8, 10, gegen Zatian 1 Zim. 4, 8;
5, 28, »&b^enb im Zitudbrief feine bem festem
anft5|ige Stellen oorfamen. 3n biefem Sabr«
bunberi boben nad^ bem Vorgänge Don Sd^Ieier«
madber, ber im 3. 1807 ben erften ZimotbeuS*
brief als baS SBer! einefi plfd^erS bejeid^ete,
eid^bom, be SOßette, Srntr, Sd^toegler, f^ilgenfelb,
Solfmar, ^oI|mann, aSeijfdder, ^fleiberer u. %
alle brei ^Briefe als unöd^t oermorfen, toäbrenb
Ufteri, Sleel, Seanber, Sitfd^I u. 9. bIo| bie
Hed^tbeit bed erfien ZimotbeuSbriefed leugneten,
unb toieber 9lnbere, }. 9. Srebner unb ^uSratb,
binfid^tlid^ bed ^toeiten ZimotbeuSbriefed eine ge-
mifd^te, O^M^ apofblifd^ tbrilS nid^t apoftolifd^e
^Ibfaffung amtabmen. Sie $aftoraIbriefe finb be-
reits benu^ k)on SIemenS oon Som (bgl. c. 29
mtt 1 Zim. 2, 8; c. 2 mit Zit 3, 1), im SSar-
nabaSbriefe (bgl. 14, 6 mit Zit 2, 14; 5, 6
mü 2 Zim. 1, 10; 4, 6 mü 2 Zim. 8, 6; 5, 6
unb 6, 7. 9 mit 1 Zim. 8, 16) unb k)om bl. $01^-
car^, toeld^er (Ep. ad PhiL c. 4) bie SteSe
1 Zim. 6, 10 unb 7 tt)örilid^ loiebergibt Zbeo-
^bttuS (Ad Autol. 8, 14) fübri 1 Zim. 2, 2 mtt
ben SBorien an: ^2)aS göttlid^e SBori befieblt
uns." ®egen baS Snbe beS 2. SobrbunbertS
toaren überbaupt bie $aftoraIbriefe unter bem
Flamen beS bL $auIuS bei oSltn ftird^en im @e-
braud^. 2)ie| bezeugt für bie r5mif(be ffird^ baS
muratorifd^e gf^agment, für bie afrilanifd^ Zer«
tuUian (De praescr. 25 ; Adv. Marc. 5, 21 ; De
pndic. 18 etc.), für bie gaUicanifd^e SrenduS
(ogl. Adv. haer. 1, 16, 8; 8, 3, 3), meld^er fein
SEBerf Adversus haereses mit 1 Zim. 1, 4 be«
gfamt unb bie Stelle als SBorte beS ^poftelS an-
fübri ; für bie antiod^enifd^e ZbeopbüuS (f. o.),
für bie ale^anbrinifd^e Jemens oon IKesanbrien
(S. ». Strom. 2, 11 ; 1. 1. 14), für bie &m^W
tmb bie f Qrifd^e Rixä^t bie !o))tif (^e Ueberfe^ung um)
bie ^fd^ittbo. Sa^ ber für alle brei ^ftoralbrief e
d^arafteriftifd^e @HI (ogt ®obet, (Sinl. I, 844),
beffen fiatiniSmen ffd^ auS bem langen Sufentbalte
beS ^oftelS )u Som erflören, eine oerbältni^
mö|ig geringere Sebenbigfett unb rinen rubigem
Zon jeigen als bie anberen ^aulinifcben 99nefe,
böngt mtt ibrem Snbalte unb bem SIter beS
9[poftelS jufammen. Slbgebrod^ene @ö^ (). S.
1 Zun. 1, 3 f.) unb ftarf tmulütifd^ ^luSbrüde
(ogtj. 9. Zit 2, 13 f. ; 3, 15) gibt eS aud^ biet.
S)er93erfaffer bat aud^ feineSmegSSuftönbe, toeld^e
erft im 2. Sob^b^bert esiftirien, Oor ^ugen.
S)enn bie in bim ^ftoralbriefen t)orauSgefe|te
fird^Iid^e Organifation befianb fd^on gu Sebgeiten
^Pauli («pg. 6, 1 ff.; 20, 17 f. $b«. 1/ 1 u. a.).
^S tritt aber bier nocb nid^t fo Hör toie in ben
^Briefen beS fjH. SgnatiuS ber Unterfd^ieb gtoifd^
IBifd^bfen unb Ißrieftem foioobC im Samen als in
ber SBürbe btrbor. SBären aber bie 93riefe erft
im 2. Sabrbunberi etttftanben, fo mürbe man er-
marten, ba| aud^ f^itt mie bei 3gnatiuS nid^
blo^ bie Sigenfd^ften unb ^flid^ten, f onbem oud^
Ö4*
1703
^aulus, ber H
1704
bie 9ted^te unb baS Slnf el^en berf elben ]^ert)orge]^oben
ttmrben. SBie man oud^ loeiterl^in bo8 1 Xinu 5, 9
t)on ber SBal^I einer SSBitttDe ©efagte erflaren mag,
ed ift auf feinen f^ gegen bie %xma^mt, bo|
ber aSrief in ber apoftolifd^en 3eit öon einem
at)ofteI gefd^rieben ift. S)ie in ben ^Briefen ge«
fenn^eid^neteSrrlel&re ift, wie 3h:cnäu8 (Praef. 1),
lertuKian (De praescr. 7. 16. 33 etc.) unb
e^i))]^aniuS(Haer.33, 8)]^ert)or]^eben, ber®nofti-
cidmud, iDeld^er aber l^ier n)ie im Solofferbrief
erft in feinen Anfängen fielet SBiffen toir bod^,
ba^ fd^on bie Seigren bed @imon SDlagud DoU
gnoftifd^er Sbeen »aren (ögl. Iren. Adv. haer.
1, 23; Epiphan. Haer. 21), imb ift ed gen)i^
nid^t )u Dem^unbem, ba^ bie Suben, meldte gerabe
tt)ie $]^iIo eine l^öl^ere äBeiSl^eit angeftrebt l^atten,
nad^ il^rer Sefel^rung bem SDongelium eine ^öl^ere
®noft§ ein))flan)en tooUten. Slud^ &tgeft)))) fagt
(bei Eu8. H. E. 3, 32, 2) beutlid^, baf fd^on bei
Seb^eiten ber Slpoftel ber ®noftici8mu§ ftd^ geltenb
ma^te (Dgl. Comely 557 sq.). ®egen bie 99e*
l^auptungen k)on ^oI|mann, ^fleiberer u. %,
iDonad^ in ben ^ftoralbriefen nur nod^ ein Der-
bla^ter ^uliniSmuS Dorl^anben fei, ber ftd^ bem
äubend^riftentl^um genöl^ert, brandet man nur
auf ©tetten ttne 1 lim. 3, 16. 2 2im. 1, 8—9.
Xit. 3, 4 ff. l^in^uioeifen. (Segen ben am meiften
angegriffenen erften Ximotl^euSbrief loirb nod^ ein-
geioenbet, ba^ berfelbe feine Spur ber engen
^mifd^en ^(kmlu§ unb Ximotl^eud beftel^enben
gfreunbfd^aft jeige (f. Sleef-SDlangoIb, ©nl.,
4. aufl., 640 f.). Mein ^ulu8 gel^t 5, 23 fo
loeit, il^m anjuratl^en, roegen feinet ^agen§ etmag
SBcin ju trinfcn. Rubere fagen, eS fei unmal^r-
fd^einlid^, ba^ ^ouIuS, ber fid^ eben erft t)onXimo-
t]^eu§ unb Xitud getrennt l^abe, il^uen nid^t ba§
in biefen ^Briefen ©ntl^altenc münblid^ gefagt l^abe.
Meinn)irtt)ifjcngarnid^t,ob^auIu§feinen3ünger
Ximotl^euS äberl^aupt nad^ gpl^efud geleitet l^atte
(f. 0.), unb erft rcd^t nid^t, feit tote lange er il^n
bei ber ^Ibfaffung bicfcS 93ricfc§ nid^t mcl^r gefeiten
l^atte. Sbenfo menig miffen h)ir, toit lange $aulu§
bei XituS ju Kreta gcrocfen ift. UeberbicS follten
bicfe SBriefe, ganj fidler toenigftenö ber jmeite
©rief an Ximot^euö (4, 22) unb ber «rief an
Situs (3, 15), aud^ ben ©laubigen öorgelefcn unb
erflärt merbcn. gnblid^ fprid^t ber SScrfaffer beS
erften Ximotl^euSbriefeS feine§tt)eg8 (wie SBIcef-
SRangoIb 689 fagt) fo, al§ ob trofe apg. 20, 17
bie tird^lid^en 3lemter ber 93if d^öf e, ®iaconen u. f. lo.
nod^ nid^t in ber epl^efinifd^cn ftird^e eingefül^rt
gemefcn (ögl. 1 Xim. 5, 17 ff. ; 3, 1. — Sgl. aur
^^led^tl^eit ber ^aftoralbriefe bie ginicitungen Don
Äaulen n. 591 f. 596 ff. 603 f. ; Comely 1. c.
55l8qq.; ®obet,einI. 1,345 ff. SSgl.aud^E. Ber-
trand, Essai critique sur rauthenticite des
epitres pastorales, Paris 1888). Unter ben
©pccialcommcutarenftammtöoneinemffat^olifen:
TOart. 3of. 3}lad, gomm. über bie ^aftoralbriefc
be8 apoftclS $aulu§, 2. ^up., Tübingen 1841 ;
üon einem ^roteftanten : 3. S. Scrf, grflärung
ber atoei Sriefe Souli on Ximotl^, (BnM-
lol^ 1879.
13. 2)er9rief an^J^ilemontfteinCB-
pf el^IungSbrief , toeld^er 5U @unflen eines ^(ileaoK
entlaufenen @flat>en 9tamen8 OnefimuS gcf^»'
ben ift unb fotoo^I ffir ^l^ilemon, oß fifa: bifjiB
Slngei^brige unb bie in feinem ^aufe fti^ M^
ommebiben @löubigen beftinnnt UHir. 9Bä^
riner ©efangenfd^ (1. 9. 13. 22) 1^ ba
9[))ofteI One^mud femten gelenti Zrojl oDa
S^ü^t ift ber Srief, beffen Sn^aU gerixigfugie »
fd^einen fönnte, mit berf elben Sorgfalt bd^anbdt
mie bie großen paulinifd^ ^Briefe. 9ia4 ba
9[breffe (1—3) unb ber 3)cmffagimg für bie 601»
l^ergige Siebe bed ^l^ilemon, mot>on ^ßauIitS fotti
tDä|renb]^5rt(4— 7), folgtber ^au))tt]^dI(8-21X
bie IBitte au @unften bed Oneftmud. S)iefcik
toirb (8—16) eingeleitet burd^ eine 2)ade8mi|
beS Serl^öltnined, in loeld^em OnefimuS aß cficipi
lid^er SJUtbruber nunmel^r 5U ^ßaulud unb ^fi^^ktm
Mt Saran rei^t ftd^ bonn (17—21) bie Wk,
il^n fo oufaunel^men, toie er ^ßoulud felbfi oifi
nebmen tefirbe. 2)er 9U)ofteI ift ober (21) fi^o,
ba| ^l^üemon no^ mel^ tl^un, b. 1^. ba| er O»
fimuS freüaffen mirb (t)gL oud^ 9). 16). 3i
@d^Iu^ (22—25) Derfprid^t er bolbigen 9eM
unb f^Iie|t mit ben ©ritten t>on (SpopffctA nb
ben übrigen @enoffen unb bem Segen. Onefiaoil
ftammte nad^ (SM, 4, 9 ouS Soloffä ; htfi^ iji
ed febr maj^rfd^inlid^, ba^ aud^ ^ffiümn nä
feiner gfamilie bort mol^nte. ^l^ilemon toat m
^Iu§ befebrt Sorben (19), t>ennutl^ri4 «f
einer Sieife beS erftem au Sp^efug ; benn in So-
loffö felbft loar ^ulu§ nie gemefen (goL 2, 1).
SSon allen @riten mirb anedannt, ba^ biejs
SSrief rin ORriftertoerf ber »rieffd^rribefunft ^
^ulu§, ber Sfreunb beiber, mu^te ben beleüiiglai
^l^ilemon mit Oneftmug berf dienen, ol^ bk
@d^ulb be§ le^tem au berfleinem, unb mu^ «hh
geftd^tS ber l^errfd^enben <Sflca>tttx bie @leiilil^
beiber Sl^riften t)ertreten. 93eibe3 ift mit unito
trefflid^em Xade gefd^e^en. ^(kmlug 1^ ou^ bat>
auf oeraid^tet, £)nefimu§' gfreilaffung olä fiie
befonbcre ®unft au erbeten, um ^l^ilemon fiie
©elegenl^eit au rinem Scte freitoiaiger @ä^ ji
geben. @d^on ber I^L ^ieron^muS (ProL k
Philem.) unb ber ffi. 3o|. Kl^r^foftomuS (Ar^
in Phil.) menben fid^ gegen bie, n)eld^e et»a b^
l^alb biefen IBrief nid^t al§ canonifd^ unb infpixitt
anfeilen, weil er öon geringfügiger ©ad^e «be ob
für eine ^riöatperfon gefd^riebcn fei 3)er 9wf
^anble nömlid^ t)on nid^t§ (Geringerem old rxm
Soo§ ber ©flauen nad^ ben @runbfö^ äjiüßSß
Siebe. $aulu§ erfennt ben bcftel^enben 3uiM'
monad^ bie ©flaüerei mit ben bamaligen gefcfr
fd^ftlid^en ginrid^tungen auf ö Snnigpe öerbimb«
mar, al§ au ^Red^t beftel&enb an. 3u gleitber 3*
legt er aber bie d^riftlid)cn ©runbfä^ bar, tod*
t^atfäd^Iid^ für bie ©flaöerci töbtlid^ tooren, !•
bafe bei einem ©iege beS ebnftentl^untf bä
@(|idfal ber ©flaDerei nur eine ^roge ber ^
1705 $aulue, bfi ^l 1706
mn. ^ %4%it bei SritfeS, bei natürlich cfgnin: «tifdMung (9, 9— 18.. 25; 10, Iff.).
M fritum ntiiun Umfana nii^t oft angcfi^iit ISJti Sßnfafltr ff^t in (tintr ^acltgung oi^ bit
kDomn iß, toiib üqntgt bur(^ XettuKuin (Adv. grunblcgcnbc @cft|£e6une 99lDjcfi' junid luib
Mufl. 6, 21), bai muiatoiijAt gtragment, bie jttst, bog bieft in S^riftuS tr^lt ift S)abuT^
atalaiinbbit^tfd^o. ^vuitmaiciotifyittt ifyt nRäxt t6 fi^, bog n fo ^äufie Dom SBunbeeuU
in feinem Kanon (T«rtalL L c. ; E^iphau. Ha«r. ftaü uotn ^itinptl ftlbfl (j. 99. 9, 2 ff.) nbet. SM
42, 9). S)a einjifle emfüiifte angriff öeßtn biefen SSrief btBriflt, ba^ baS feeil ni^t uom @eft| unb
Odef iß Oon EBoui ouSotgangen, ber borin ben bem jübif^m Opferbienft, fonbon Dom @läutitn
dnraQDeineS^riftli^enSlDmanSentbedenmoatt. an eiiriftuS }u eiuorien iß. XMrrfte.bogmotiJi^
— Son €tKtiatcommentaren eimä^nen wir Sig^> X^ (1 , 4 tiiS 10, 1 8) jtigt gunäti^ft, bai <S^n|tu8
foot (f. ob. n. 7). als Wittitr bcS 5teuen iBunbefi bie aJtÜtlei be6
14. 3)ct SBiitf anbit^ebiäei^t, n>it 9Uen,nämIld^bieengeIunbnRoftg,übtnnet,unb
bei CTpc Sol^anntSbrief, feint abnffe, fü^ aber ba| man beg^olb itim anhängen müfjt, um in bit
btnXittl ,an bit^bräer" in btn dlttficn ^nb- tK^i|tenc3hi^®ottt8einsujitl^{l,4biS4,13).
fi^ciftin (mABC) unb Ut6trfe|ungen unb nirb Waa mufft i^m ober oui^ oli ^o^eprit^ im
»en eitmenS bon Vbsanbrint, bei ^ bafür auf @Iauben anljiangtn (4, 14 bis 6, 20). 3)«in als
hat ^tesbifttr ($anlämiB) bqie^t, „SBritf an bie ^o^t)>rit;iti unb jutittr 9]tel(|ifebt^ übtrragt
AAtder' genannt ^i Eub. H. £. 6, 14, 4). er baS ^^())rit^^um SaronS unb Ui Wim
9uK^ btm l^ier mo^gtbenbtn neutt^amentliditn ESunbeS fotoo^I in feiner ^erfon (7, 1 — 28) als
Cpn^^naui^ finb unter ben ^bräem im @c a\id) in feinen firitftnli^tn Functionen (8, 1 bis
gtnM| lu bm ^eKtniftifc^en ^ubtn uraniäijt^ 9, 14), nanienilic^ aber in feinem tinmal^en
nWRM Silben bcjto. 3ubtnc^riften ju otrfle^en lilutigen Ofifer, noburc^ btr gan^e nur oorbÜb«
apt- 6, 1 ; 9- 29; Bgr. flaultn, etnl, n. 611). li^e Opferciiituü beS 5Uten SeftamenlS erfüllt fei
IbÄbtm 3n^Ite, namcntli^ ouS bem häufigen <9, 15bi:§10, 18). S^er jroeite, ermd^ntnbt Xi^tl
Wmaiät ber jraeiten $erfon (3, 12 f. ; 10. 25. (10, 19 bis 12, 29) forbert befonbtrS jui 9e-
86: 12, 3 ff. 8. 12 ff. 22. 25; 13, 3. 7. 9. ^artlic^rdt im ©tauben ouf. 5)er gpilog (13,
16 ff.) erflibt fl^, ba| ber SBrief an tinen gonj 1—25) ift perföulic^ «rt unb enthält fpecitllt
IcPtmmttn StfirfieiS gerid|tet ift. SS ftl^It jeber ermat|inin[;ra unb ®rugt.
^bUDctt auf ^tiben^ften unb baS EQtr^ält- S)ei Stoett beS Briefes, ben bet Serfafjer felbfl
mfttt'tSuben gubenfetben, fo bog mir an eine 13, 22 ein Xrofl- obtr SrmalinungSfc^rnben
tat ifiittnifyä^vSit @emeinbt gu btnfen ^ben nennt, ift, bie Stfer gegen bie Seifut^ungtn gmn
rau4).9. 13, 13). an allt Stubenc^ften abfaU }u ftärfen. giiir bie tuiaftinenftft^en 3uben-
S^üegler u, Ä.) fann ber SBrief fc^on duften, bie noc^ ber Spcftelgefd^^te bei Seob«
mtm 13, 23, Donoi!^ ber SSerfafIrr balb gu ben oi^tung btfi ISejetfeS fel^r ergeben moren unb in
■l^tnbtten fonimen niU, ni^t genügtet frin. 3eiufoItmbit$ni(f|tbeSmofaifdE|en@otleSbienfteS
0aifo mtnig mar er jundtMt für bie römif^ ^cte cor Slugtn Ratten, lag bie @efa^i eines 9tud>
0W^beflimmt(fi)aBetfttin,!amr,9)tnan, ^oli- faOeS in'S ^ubeni^um o^netiin nabe. Siefelbe
a. %), Iwil bitfe au^ ^eibtnii^riFten unb nnitbS, aI8 tfl im Saufe bet 3rit immer flarer
' i6|erei 3a^l aI8 3uben^ftcn btfai mürbe, bag baS Subnwoll ^fum ni^t olS btn
nn^ btm Send btS daubiuB (f. o. 3)ttffiaS onnebmen toiirbe, unb alS tmbererfeitS
pat '%ömtrbiitf). Su^ an bit alejanbnnifi^ bie toail^fenbe B^^l ^n ^tibembnften in bn
aabcn^fien(bcrfürSrebner,iBoRraar,$fleibtrtr, ffirc^t bie geinbftligleit Mr 3uben Derme^.
»Ugtnfelb , Steug u. %.) (onn nic^t gebatikt mer' S)ieferbe mu|le i^ren ^ö^punft in $aläftina
D«, Vxil bie ale^onbrinifi^en Sßäter, »tlc^e ftcg errric^en , alB g^ bort Furj Doi btm auSbru4
prißunb am tingtlienbften mitbieftmSSdefebf beS jübifd^en ffritgtS immtr mtfir tin aggrtf-
ndftigl ^dbtn, Don rintr folt^tn iSeftimoiung fiDtr ^Nationalismus auSbrtitttt unb ber aui^
m^ »iffen. SQirime^ finb bie erflen Sefcr beS unter ben 3ubtn angefebene SBift^of Don 3eru-
BtitfeS in jßolä^ina unb befonbtrS in Serufolem folem, ber ^I. 3acobua, im 21. 62 trmoibet uor-
|B fuqen. X>er EBerfaffer fpric^t nämlii^ ju folgen, ben toar. 3e|t entftanbtn überbie^ innere 8<l)mie>
■tl^c f^^ länger Sbriften finb (5, 12f.), uelcfie rigleittn in ber @<nietnb«, inbtm XbebuttS, baS
BUcS föt ben Ollauben eibulbet (10, 82 f.) mb ^oupt ber ^gtn®efe^|erer,anfbia, bit JFii^e
tncn fcfil^ Stübrer fogor ben iDiort^rertob gf tu Demirrtn imbM oon btrftiben trennte, otö
Sttm ^abcn (13, 7), otmi @Iaubc aber infolge feine Hoffnung, ftlbfl !Bif(^ juntriiin, bur^bie
Mm Dnmgfaltn folt gemoi^en ift (2, 3 ; 10, 35 ; (£miä|lung SimeonS urtitelt tourbe (^gqip)i
IS, 1 ff.), fo ba| fit m @efa^ fte^en, ab}ufallen bei Ena. 4, 22, 5). £>ie Siämei bebrüdten notürlif^
Sl. 8; 3, 6. 12ff.; 4, 1. 3. 11; 6, 6; 10, 3ubenwu3ubeni^riftenin5ßalQfHnnglei^möfeia.
. 89. 89) unb nun beS SiferS nnb ber Sebulb Unter bitftn Umftänben mar eS nöt^ig, bie flilft
lAfliftn(4,14; 6, llf.; 10,23.36; 12, 1. ju betonen, weU^e bU aJlenfc^en in i^rtn t^ä^
al2ff.). Sie baben eine grofee Siebe jumStfet lid^ ©d^inieri^ittn fwbtn. 3e me^r man bie
allem, moS bamit jufammetl^ängt (8, 4 ; 9, 6 ; @rSf|t C^rifti in ftintr ^Mnlic^teit, feiner @^^
10, 1) witt fcnnen btn jübifi^ @otteSbienfl aus entäufjnung unb feinem Selb^pfer erfaßte, um
1707 $aulu§, btr ^t. 1706
{d tne^ inufltt ft^ oud^ baS @tfü^I ^eismi, b<i| Siatn. 5, 14. 1 gor. 9, 9 ff. 2 Cor. 3, IS f. 6tL
fein Xob imb ftint anmaltfc^ tm {Digm ^o^* 4, 21 ff.), flnbd f^ aha fonß in bot nentr^
]ihrflnt^um bu Stdit allti oQcn Opfer unb mtntlii|en SBrüfen mn 1 $(tt. 3, 21. Sdüßin
InitpcTli^en S^uncHonni tnt^t alä miSfUIItf. @o mond^ eigtntqatnlU^ Sufibtüdm, unc ). 8.
tmiibe boe ^angt Hßt 2:eflament im Si^tc brS Don in Uitofd^ung bct SläuMgm in ffiahs
Soongtliume gu einer geuoltigen SBttSfagung (bgL unb EBoIUonmunt, Oon bei 3RUd^ fät bie l^jägn
Westcott [f. u.] p. LIU ff.). 53er ©rief ifl unb bet feiern ©prift für bie aSoitBtff^tiltaM«
infprünglti^ in gtiediif^er, nl(^t cttDo in aiamöt- Slouben (b^ ^ctn. 5, 13 f. mit 1 tun. 3, 1 f.;
f(^r Sprache abgefaßt. Sf^ax fagt ßlemtnS Don 14, 20), betu^ M unfei «li^ mit bnt ^inillii'
9Ut£anbnen (bei Bus. H. E. 6, 14, 2), ber Sritf fei f^tn Sd^ften. 3u $aulua pa%t mi^ wk^ Ue
Don $auluS an bU Hebräer in ^cbiaifi^ Spione nattt Stgit^ung bt9 !Berfaffei9 gu Xtmot^ (13,
gtfi^rieben unb con SutaS für bit ^rQtnen über- 23), Die bie Xfyäfaäft, bia$ er ju ba ^chbm
fetit werben. Mein bie^ Ift nut eint auB bet aI§a9[übem(3,l)unb(BeIieIiten(6,9},abertn#
Qngebli^gwijd^ unterem SBritft unb btr SlpDftel" aI8 |u feinen ftinbem fprit^. Stoi^nli^ je^ bu
gefctii^te befte!)enben Stilü^nlicgfeit gtfcC|5)>fte gtief obetaumi^e il|n oon ben paulinif gen Btifa
Diffenfc^aflltc^e ^nnultiung. SBeil f» burdi leine unterfii^enbe Sigentpmlid^feUen. & f^ nt
Ueberlief erung begrünbet mar, ift fle f^on Oon Ort* Stbieffe, unb bei »ame b«3 ^o^S fl^ läd^ a
geneS (bei £ua.H.£. 6, 25, 11) aufgegeben tDOT' berSpi^ Sxd gmqe €<]^bcn letgt eim dt
en. €ufebius (ibid. 3, 88, 2) unb ^ieronqmug gerunbcten Saf/baa. S)it 2)aipdlttng t^ ib»
(De Tirr.illuetr.c. 5) miebetl^olengmot Siemens' b»upt ni^ig wu metfiobtf^, m^eineSD^niN
ÜReinung oon ber aramdifi^en ^faffung, nben lung als ein %tief. Stibli^ toeibm bie oÖe^
aber an anberen ©teilen (£ub. Conunent. in Fb. metülid^ SBibelfteOen (übn ben (Bdmm^ M
2, 7 ; Hier. Praefat. ad Dam.)ju ©unften ber 9C %. in blefem SBriefe BgL Weotoott 469 Vi
gried^tft^en 9ibfa||img. i|ür biefeloe fpiec^tn ou^ 495) nai^ bem Septuaeintate^ ft^fl bott, M
innere @rünbe, »ie g. !8. ber &tiaaxä) ber LXX, biefer ni^t mit bem ^rftifi^en übeietnfihnt,
felbft an ©teilen, m fie üom ^ebröijd^en Xejt ab- angeführt, ißur brei ©tetten (f^ebr. 6, 13 f. ; 3, i.
Deicht (bgL 2, 7 ; 10, 38 ; 12, 5 f.), bie gneti^i- 5. 6 ; 10, 30) Weisen foDo^I oon ber Sät»
f^en £Bortf)iieIe (5, 8; IS, 14 u. a.) unb ber ginta nie twm ßebrüifd^ ab, uS^nnb ^Al '
aSortfc^. @o lonnten j. S. glei(^ bie anfangs- 12,20mirben€innbciangQi>geneBSBDdiBitL
uortt ouic^ feine aromät|(^e $^afe bem lieber- EBefragt man bie öltejte Uebeilicferung btt mtf
fe^ na^e gelegt merben. 2)e|^alb ift bie aui!^ bie gum 4. ^a^r^iunbcit über ben Se^offer bei
Bon gomeliuS a Sopibe, 9t(itbmaqr unb unter ©riefet, fo finbet man, ba| beifelbe bei bat an-
ben iproteftanten neuerbingS non aäiefenl^al (5)aB genlänbifi^ ftirc^en als paulinift^ galt 8«
3:roftfd)reiben b. 91poftelS ^pauIuS an bie ^ebröer, ben Uejanbrinem citiren itm unter bem %aim
fieipjig 1878) Dertntene Slnfic^t eineS ^ebräifi^en 5ßüuli glemenS öon ^Ue^onbrien (g. 93. Strom.
Originals gu öertperfen. Slie abjoffung beS ©riefeS 6, 8) unb Origenefl (g- S- Hom. 3 in Nnm.), bit
unter ben genannten Umflänben entfpri^t gan} au^ beibe fid^ auf bie üUerc Ueberlieferung, ■»•
bem ß^oratler beS 1)1 ?ßaulu§, ber felbft für bie nod^ ber ©rief Bon 5|)aulua l&erxil^e, berufm (W
ungläubigen Siuben „^Inat^ema" tnerben luoEte Eua. H. E. 6, 14, 2 u. 25, 11; gu SlemenS sm
(Stom. 9, 3), unb bem Sn^alte felbjl ^SauIuS ^ejanbtien OgL % 3laufc^, ^kt neutc^ St^nift-
berftanb eä, bie befonberen Sd^tsiertgleiten ber canonunbSIemenätion91^anbnen,Smb.läM,
paläflinenjtft^en 3ubfnd)ri|"ieii ju loürbigcn. ®e&> 20 ff.). S)ie fpäteren ülesonbriner gäi^Ien ijn bB
balb ging er oom ^Itcn ^eftaincnle unb feinen öi^tc Sd^rift ^ßouli gu ben 14 Srufen beSftQoi
änftitutionen au§ unb belcieS burc^ bie Süarlegung (g. S. Äthan. Serm. c. Aiian. 2, 1. 6. 7 etc.:
ber 33ebeutung bcrjelben fowo^l, bafe ber ©loube »gL Comely 523 sq.) ; ebenfo bie ^polnfftmivt
an @i^riftu9, beti @Dtte§{i)^n unb ^o^enpricftd, <uinll Bon ^emfalem (Cat. 4, 36), epip^anni
bai gjlittel gum ^dk jei unb fomit boS g^rifleu' (Haer. 76 n. 42) unb gufebiuä (H. E. 6, 25, II;
tt)um einen untnerfalen S^araRer ^abe, all aaä), Bgt. bogu Weatcott p. LXIX f.) ; bie i^oppobonn
bai baS Sffiert 3efu Sbrifti felbp ein Sü^nopfer a3afiliuSb.®r.(AdT.Eunom.l,14;4,2),6n80t
fei. 6nbli(^ erflörte er in tieffter ©rffiffuiig be9 Don !ßaätang(Cann, de ver. Script libr.[y.3i)i
SBer^ättnip beä alten jum*Reutn3:ePamentbfn unb ©regor BonDlqffa (In Chriati reBun.2);
in ber ©eft^ii^te SSraeie entfallenen $lan ®ottc§. bie Slntto^ener g^i^foftomuS (Prael in Comm.).
(lieber baä ißerbültnife be9 ^Briefes gum SRömer- S^eobor Don gjiopfueftia (ogl. Xiipi, lb"bor (.
unb ®alaterbrief Bgl. flauten n. 614; über fein iDiDpfueft. 61 ff.) unbSl^oboret (Ä^um.inEp.
SBer^ältniBguinSn^anneS-gDüngeliumWeatcott adHebr.), loS^renb fi^on baSSoncil Bonami»'
p. LX f.; ©^äfer [f. u,] 15 f.; über bie bogma« i^ien Born 3abre 264 ben SSriefalSpaultmfi^ci&t
lift^e Sebeutung beS »riefea überbaupt Dgl. 3iD (ManBi,Co]l.conc.I,1038);baSietbegiltDonb(ii
[f. u.] ©. XXXVIII ff.) ®a§ ganje Sfite Sefto- Sgrem IHptiraateS unb fip^räm (f. Sied, Com
ment erf^eint liier alB Xppuä für 6briftu8 unb jum SBriefe an bie giebr. I, § 39), nie au4 bie^e-
feine @nabenanftalt. @ine fold^ tqpif^e Se^meife ft^itt^o ben ©rief an 14. ©teile unter ben poiilbii'
ift iebod& bei SßauIuS fe^r gemötinlidS (ogL j. S. fd6enent(iäit(0gI.WeHtCQtt,OntlieC(u«)nofÜw
1709 $QuIttd, ber H 1710
New Test, 6. ed. 1881,851— 896). 3m9benb- Wesanbrien unb (EufebtuS, SucoS ober bm r5mi-
lanbc ifi bec ^bc&etbrief in ber römtf^en StvO^ \d^ (HemenS (Ena. H. E. 8, 88, 2) oK Ueberfe|er
fd^ fM JDon (Slemend k)on Stom J6enu|t (bgl. bed nad^ i^ ÜReinung urfprünglid^ l^brätf^ ge*
CSiarteris 272 sqq.), toöl^renb bo8 murotorif^e fd^rubenenSrtefedonfel^^fonbernaud^OngeneS.
lent, ^tp^ol^tud (f. Photius, Cod. 121 2)ieferfQgt(b€iEu8.H.E.6,25,13): ^SOßemtid^
le, PP. gr. cm, 403]) unb SaiuS (beiEus. meine eigene SReimmg auSbrüden fott, fo to&At
K6,20,8;t)glb<quftaulenn.617)i^nnid^t id^ fagen, ba^ bie Sebonfen Don ^pkmluS 1^-
|tt bcn poulinif (^ ^efen ^dl^Ien. %xi) SRardon rill^, bie Sprod^e unb Ausarbeitung aber Don
Qotiei^ni^t in feinem Sanon(t)gI. Hier. Prolog, iemonben, ber auS bem (Bebäd^tni^ jd^J^ffte unb
in Ep. ad Tit). 3n ber gaüicanifd^en ilird^e l^t gleid^fam @d^oIien )U bem Dom 9Reifter (Sefagten
nod^ dufebiuS (H. E. 5, 26) Srenäud ben Srief mad^te." SBerbieferaRUarbettergemefen fei, toiffe
oii(^fül^, toie ed f d^eint, ol^ne il^ mit ^Iu8 in nur (Sott %ad^ (Einigen fei edSlemend Don 9tom;
Setbinbmta )u bringen (Dgl Westcott, Comm. nad^KnberenSucaSgeioefen. 3tt neuerer 3eit]^aien
p. LXY). 3n ber a^anif (^ ftird^e fannte jtoar Sinjelne bie 9Ibfaffung bed Sriefed ^oQo (fo nad^
ZectuSian ben ^ef (f. De pudic. 20), fd^eibt bem Vorgang Don Sutl^, Sleel, Sunfen u. 9.)
Vfa ober SamabaS ^u , toä^renb (S^prian (De ober @iIaS (SR^nfier, SRiel^ u. 9.) jugefd^ben,
ahori mart 11) i^ überl^aupt nid^t gefamtt ju ol^ aber eine @))ur Don SetoeiS l^ierfür )u geben.
boben fd^eini 93om 4. Sal^rl^unbert an ift ber ftein einziger alter Sd^ftfteller ertoäl^ il^ 9la-
9ricf aiid^ im W6eiä>Ianbe allgemein al8 ^aulinifd^ men in biefer Saä^t, unb eS ifi aud^ unbelannt,
oncclamit morben. 2)ie^ ergibt fld^ auS ben 3^9- ba^ biefe aRönner überl^upt ettoaS Sd^riftlid^
ninen ber ffiLbxkoAvA, KmbrofiuS, ^ieron^muS l^interlaffen l^en. XertuUian l^t SamabaS oi&
IL f. \D. (Dgl. Westcott, Comm. p. LXXm f.). Serfaffer bejeid^net (De pudic. 20 ; Dgl Hier. Ad
S^ffariuS fprid^t aOerbingS Haer. 88 nur Don Dard. [Ep. 129] ; De virr. ill. c. 5). 9. 9Raier
18 {xntlinifd^ ^Briefen, nemtt aber Haer. 89 (Sinl. 885 % unb Somm. 18 ff.) toill menigfienS
boiienigen einen ^retiler, meld^ löugne, ba| bie Ausarbeitung auf il^ fixc&S{&fjittn, toö^renb
ber ^bröerbrief Don $aulu§ l^errül^re. Kud^ baS ^tejlanten mie SBiiefeler, Stitjd^I u. 9. il^ aB^
brittc Concil Don Sartl^go Dom Raffet 893 unb ^erfaffer fd^Ied^tl^ anfel^ fteined Don beiben
bad Dom ^ffct 419 fül^ren x^n als |>au> fannrid^tigfein, tt)eilber@til unbbie2)arflellung
auf. Sbenfa&S begeugen bie öltefien ^onb- beS SamabaS-SriefeS Don ber beS ^bräerbriefeS
ften («ABC) feinen paulinifc^ Urf))rung, fel^ Derfd^ieben ift (Dgl u. %. Westcott, Comm.
mfleil^enhoeber^mifd^enbieXl^alonid^er- p. LXXXff.). gür SucaS alS ^(uSarbeiter beS
mib bie Saftoralbriefe ober mie bie Daticanifd^ 93riefe8 l^ben M Don neueren iKitl^oUfen u. %
£MmbMriftimifd^enben®aIater-unbben(E))]^efer' eftiud, ^g, SDöQinger, SiS, fürSIemenS Don
onef fetet Srjkre Stettung l^t er getodl^id^ ^m Sangen, Sberle, SBiSping, Paulen, ComelQ
oitd^ in Den ^anofd^ften ber mempl^itifd^ Ueber» auSgef))rod^ ^üx SIemend Don 9tom, ben Wt^
fe^g (Dgl Scrivener, Introd., 3. ed., Cam- arbeiter beS 1^1 $aulud )U Slom ($1^. 4, 3), f))rid^t
bridge 1888, 886 £. 890). @omit l^d^t feit bem feine genaue 9efanntf($aft mit bem ^bräerbriefe
4.9a^]^unbertDoQeUebereinftimmung}tt)ifd^ber unb,tDie(SufebiuS(H.E.8,88,3) unb ^ieron^muS
mocaen« unb ber abenbldnbifd^ ffird^ über ben (De yirr. ill. 15} meinen, bie jtoHc^ bem (Eltß
{Nndtnifd^ Ihfprung unb Den canonifc^ Sl^- mens« unb bem ^bröerbriefe fUb ftnbenbe innere
tcAer biefeS SriefeS, unb bie im Abenblanbe ent- Skrttxmbtfd^ft beS 3nl^IteS unb ber guSbrudtS*
ffantbenen 3D>eif d erRören fid^ tl^S auS ben fd^on toeife (f. bagegen u. 9. Westcott p. LXXYII f.).
«namiieu Sigentl^flmlid^feiten, tl^S auS bem lieber bie (nroteftantifd^ Anflehten Dgl ^ol^numn,
iRi^braud^, melden einjelne Secten mit einlebten Sinl. 318 ff. 2>a^ ^ßauIuS feinen Flamen nid^t
€iwen beS SriefeS (fo 3. 93. bie 9loDatianer mit nemtt, erflären ^ßontänuS unb SIemenS Don Sie«
^bt. 6, 4 ff . ; Dgl Philastrius, Haer. 89) trieben, sanbrien (bei Eus. H. E. 6, 14, 4) alS einen SetoeiS
S)c^a bat aud^ baS SoncU Don Xrient il^ mit feiner Sefd^ibenl^ unb ^fioralOugl^. (Segen
9te^ )tt Den ^14 Briefen beS ^oftelS SauIuS" ben ^xmlinifc^Urftmmg famt manfid^ nid^t auf
qqfiSß. UebrigenS ifi toobl )u Uaä^itn, oa^ auS 6ebr. 2, 1. 3 berufen, als ob fid^ $auIuS bort im
bcn 3eugmffen berer, meldte ben ))aulinifd^en Ur« Segenfa^ }u @al 1, 12 q& einen Don benen
f prung beS Srief eS I&ugneten ober be^meif elten, be^eid^, meld^ baS (B^ftentl^ nid^t birect Don
fl^bicSmegS folgt, oa^ biefelben au(j|feinen canoni« S$riftuS, f onbem Don ben ^ofiebi gelernt boben.
Men d^arafter nid^t anerfannten. Wan lie^ toegen 9ber „felbft in bem gfalk, ba^ $atibtS unter ben
foU^ 3D)eifeI ben IBrief lieber unbenu^, o^ne ^{leic (l c.) mitbegriffen möre, lönnte gegen il^
iAer boburd^ benfelben gu Dettoerfen. ämmerl^ nid^t argumentirt h}erben. ®enn er fonnte in ber
fbdi bie Sigentl^mlid^Ieiten ber Sd^reibart u. a. %fiai Don fid^ nid^t behaupten, ba^ er in bem
f 0 ffa>i, ha^ man fd^on Don WterS ber geglaubt @inne mie Die flbrigen ^ofiel ein Obren}euge ber
9at, biefelben nur burd^ bie ^nna^me erflören }U Dom &erm Der(fltü)eten ^töle^re getoefen fei"
ttnnen, ^ßauIuS fyiU bei ber Sbfaffung einen 9Rit« (SiS 66). SSgl )u ben Sintoenbungen iXbeäfcoipt
ütbeittr ae^abt. S)iefer Uebergeugung bulbigen Gomely 535 sqq. S)er Srief mu^ Dor ber 3^
ntd^ blo| bieienigen, meldte, toie SIemenS Don fiörung 3entfaIemS, [a Dor bem 9(uSbrud^ beS
1711 $aulu8, gongrcgatiott be8 1^1. — ^auluö öon Sernricb.
m2
iübifd^en ffricgeS im 3. 67 gcfd^ricben fein (jo
oOe !at]^oIif(i^en g|cgcten, foioie SIee!, (SxoOb,
©d^urer, ÖUgenfcß), 9lcu| u. 31.; bagcgen Sc¥,
fyxcnad, öolj^monn u. 9L). S>enn aM, waS öotn
iübiWcn Kultus gejagt toirb, fefct ben Seftanb beS
%mptl^ Doraug, unb ed tt)irb mit feinem SBorte
auf ben Ärieg ober bie glud^t ber ®^[ten auS
3eru|alem angef<)ielt Solange SacobuS lebte, »or
fott^ an »rief uberflüffig. ©efel^lb mufe feine 3»-
foffung nad^ oeffen lob, alfo nad^ 62 (Jos. Antt
20, 9, 1) fallen. 2lu8 13, 23 ergibt fid^, bo| ber
SSerfaffer toenigftenS bei ber Slbfenoung beS SBriefeS
auf freiem 9fu| tt)ar. Somit föEt bie 3lbfaffung
jtoifd^en 63—66. ©er «rief ift in Stalien ge-
fd^rteben, ba nad^ 13, 24 „bie »ruber au8 Statten"
®rü^e überfenben. 2)aS lann nid^t tixoa l^i^en
^bie aus Statten ftammenben »ruber" ; benn toie
fönte ^ßauIuS, totnn er bamalS nid^t in Statten
geioefen loäre, blo^ öon ben an feinem 3lufent«
QaltSort }uföEig amoefenben Stattenem, nid^t aber
aud^ Don ben einl^eimif d^en Sl^riften ®rü^e befteOt
l^n? SSBar aber ^uIuS bei ber 3(bfeiü)ung in
Statten, fo ift am naturttd^ften an 9lom ju beiden,
^fär f)n:ed^en aud^ bie Unterfd^rift in Codex A:
„(Sefd^rieben öon SRom" (Tischendorf, N. Test.,
ed^ 8. maj., ü, 839) unb bie gried^ijd^en Srflörer.
Somit mu| ber »rief fur^ na^ ber ^Befreiung beS
^oftelS aus ber erften römifd^en ©efangenf^aft,
alfo ju Snbe beS Sct^eS 63 ober }u 3(nfang beS
Sal^reS 64 gefdbriebenfein. S^^ Il^Iogie beS»rie«
feS t)gl. X^alQofer, S)ie Op^ttl^xt beS ^ebröer-
briefeS, ©ittngen 1855 [^rogr.]; ®aS Opfer
beS 3llten unb beS bleuen »unbeS, StegenSb. 1870.
Spedalcommentare Don ffatl^olifen fmb : Franc,
de Ribera, Comm. in Ep. ad Hebr., Salamanc.
1598; ^. ftlee, 3luSlcgung beS »riefeS an bie
Hebräer, ORaina 1833 ; 91. SKaier, 6omm. über
ben »rief an bie §ebr., Qfreiburg 1861 ; ßeonl^.
3in, ®er »rief an bie Hebräer, SKaing 1879:
Joa. Pänek, Comm. in Ep. b. Pauli ap. ad
Hebr., Oenip. 1882 ; 311. Sd^äfer, ®er ^ebröer-
brief, gjJünfter 1893. »on 9Hat^ott!en: gfr. »lee!,
®er »rief an bie Hebräer, »erttn 1828—1840,
3 »be. : gfr. ®ctttfd^, Komm, jum »rief an bie
^ebr., ßcipaig 1857 ; S. ?). ffurj. ®er »rief an
bie Hebräer erfläri, SDWtau 1869; fteil, 64)mm.
über ben »rief an bie Hebräer, Seipjig 1885;
Westcott, The EpisÜe to the Hebrews, Lond.
1889. [3. Qfelten.]
^mUts^ Kongregation beS 1^1, f. »ar-
nabiten.
9aiiEit$ Don 3lrbefd^ir, f. $auIuS ber
^er.
Lantus Don»affora (je^t »aSra, ^an-
belSftabt am ©d^at-el-3lrab), im ftatalog beS 6beb«
iefu^auluS5iifibenuS genannt, mad^te feine
Stubien unter SMar 3IbaS in ber ncftorianifd^en
Sd^ule au SRifibiS, toirfte bafelbft als Sc^rer unb
Sd^riftftctter unb tourbe 553 2Ketropottt biefer
Stabt (Assem. Bibl. Orient, ü, 412; III, 1,
87). er Dcrfa^te in f^rifd^er Sprad^e bie ^SMe-
tl^obifd^e einlettung" in bie l^igen @c^r$m
beiber Sleftamente, meld^ SunUtuS SfriaunS,
ateid^lonjler unb erfter (Sel^eimrat^ beS fldte
Suftinian, im 3- 551 auS bem i^ Dorüegemi
gried^ifd^en Xeste in bie loteinifd^ Spraye iüa^
fe^e. 2)aS SOßerl ift unS etl^olten unb fS^ka
Xitel Instituta regnlaria diTinae legis. B
bietet balb mel^r boüib weniger old eine biüifte
Einleitung in unf erem Sinne ; man tonn eS ds
enc^flo^&ie ber bibttfd^ X^eologie l^aüfm.
2)er fqrifd^ Sest ift btS auf ben %M Huchel-
monuthö d'surühö (Assem. 1. c. III, 1, 87),
ber gried^ifd^e Dottftönbig verloren (f. b. IrL 3tt>
nittuS 3lfricanuS). 3n ber »orrebe ^ bem fBkA'
d^en, n)eld^ fid| burd^ logifd^e 3lnlage unb ticf-
bur^bad^ten Sn^alt auSgetd^et, nennt Smnfiiä
ben »erfaffer einen »^ßerfer" (Persam genere),
iDaS ungenau ift unb nur befdgen foQ, ba^ ^faabA
3lnge]^5riger beS faffanibifd^ Steid^eS gdoefn,
als er bem SuniliuS als Seigrer ber SQoijliäfak fi
92iftbiS im ® ebiete beS ^erreid^eS befonnt mäiL
(»gl. Assem. BibL orient. HI, 1, 485. 632;
m, 2, 928 ; JKK 3:]^b. t>on ÜRotifueßia nib
SunittuS 3l|ricanu8, Sreib. 1880, 258-275,
mit einer Iritifd^en XestouSgabe ber lostitotar^.
diyinae legis.) IttüSß.]
|fimtii$ k)on »ernrieb, 0. S. Aug., ein
eifriger SIeriler beS 12. Sal^l^unbertS unb &aito
gegen bie fird^Kd^en 9Ri|ftönbe (Simonie, $riepe^
el^e), iß nur auS feinen Sd^r^ten befcmnL gär
fdne SebenSumjlönbe ergibt ftd^ auS benfeUcn wa
SßenigeS ; baS genaue SeburtS- unb Xobefibaton
fmb nid^t feft^ufieHen. ^ßaul erfd^nt um 1102
als SIertfer (ßianonifer?) ßu SRegenSburg, m er
\\ä) aber alS »orföm))fer für Sftef orm ber @eifili4>
feit im Sinne ®regorS VII. bolb fo berl^^ \ai^,
ba| er bie Stabt erft jeitmeilig, fpäter (um 1120)
bauemb Dertte^. 2)amaIS trat er in boS @^
l^errenfüft »emrieb ein unb mad^te 1 122 in So^tn
beS Stiftes eine Sieife nad^ 9tom, n)o er t)on $apjt
Sali^ n. ein $rit)ii[eg für »emrieb edoirfte. 3n
%om t)erfd^affte er ftd^ 9lad^rtd^ten unb OueDen
}u einer »iograpl^ie ©regorS YIL (f. u.), fnütrftt
bann auf ber SiüdCreife }u!IRaiIanb imitlojieibeS
^l 3tmbroftuS »erbinbimg mit bem nad^mattga
^ropft SRartin an unb forfd^te auf beffen Sittoi
\pätn mä) Sd^riften beS 1^1. 3lmbrofiuS, um bieje
nad^ SRailatü) }U fenben ; fo btteb er mit SRor*
tin in längerem »rieftoed^feL Seine mi^ti^P^
Sd^rift ift bie fiebenSbefd^reibung ®regorS YIL,
meldte er 1128 üerfa^te; biefelbe ift öfter (enuS'
gegeben, guerft Don ©reifer (Sngolftabt 1610, bann
in Opp. VI, ßatisb. 1735, 119 sqq.), ferner bei
Migne, PP. lat. CXL Vm, 39 sqq. ; Watterich,
Pont. Bom. vitae I, Lipsiae 1862, 474 sqq.
@ine 5U)eite erl^attene S^rift ^ßaulS t)on Sem«
rieb ift bie Vita B. Herlucae (AA. SS. BoD.
April, n, 552 sqq. ; ber auf bie Translatio S.
Wicierpi bejägttd^e Xl^eil aud^ in ben Mon.
Germ. hist. Scriptt IV, 427). S)iefe ^erfufli
l^atte ^ßaul in Spf ad^ am 8ed^ lennen gelernt, unb
$aulu8 Don 93urgod — $aulud 2)iQconu8.
1714
nr Uxfod^ getoefen, ba^ er US 1120 ßets
t nad) SegenSmtrg jurüdfel^cte unb ben
f fott^(|te. &pöUx mu^e oud^ ^luca, bie
gteS frommen 9BanbeI8 Don bem SanbooQe
gt nmrbe, in 93emrieb eine 3^ud^t fud^,
( bann 6^ }U ^rem Xobe iMnoeüte. (%uS-
d^ über bie fei. C^erluca f. in StoblerS ^-
esifon n, 664 ff.) S)te SebenSbefd^reibung
eligen begann $aul nod^ 9Ra9 (f. u.) 1144,
bete fte cwer anid^nenb nid^t, tooraud man
)Iie^en moUen, oa^ ber Xob i^n bei ber Se«
itng äbenaf d^te. Mein bief er @d^Iu^ ift un-
Kgt, meil bie UnDoIIftönbigleit ber SebenS-
ribung ^Iuca'8 nur eine fd^nbore ift (f.
ng [f. u.] 1, 9nm. 3), unb loeil bie ©elige,
ermumn (f.u.) 573 gqeigt f)(d, fd^on 1127
Sie ^bfatfung il^rer SBiogropl^ie mirb bdber
1130 ongufe^ fein; bie erfte SluSgabe be-
@retfer (Opp. VI, 1648qq.). 2)aS Xobed-
kntlS ift ungeioi^, liegt aber oor 1 156. (SSgl.
bendbefd^reäung ^uIS oon SBemrieb k)on
99109, im 92euen Slrd^it) ber (SefeQfd^aft fär
beutfd^e @efd^. Xn [1887], 335 ff. : t)err-
, $aul unb ®eb^b k)on Semrieo, ebb.
[1889], 567 ff. ; 3. ©reöing, ^18 üon
ieb Vita Gregorii YII papae, SRilnjIer
[ftird^gcfd^. @tubien, l^rSg. Don ftnöpfler,
rd u. @bralel, H, 1]. 2)ie altere fiiteratur
ud^ Chevalier, £ep. s. y.^ [% gffer.]
mCttS Don SBurgod (ober aud^, obgleid^
T, oon Sartl^agena), befannter Sieget,
ü^ feiner eigenen Angabe urffmlnglid^ 3ube
rm Stamme Seol Sr tourbe 1350 )u SurgoS
ri(^ ßltem geboren unb loibmete ftd^ oon
tuf toiffenfd^aftlid^enStubien. 2)urd9 eifrige
orurtl^eüSlofe, Don fortmöi^renbem @ebet be-
e Sefd^ftigung mit bem Stten Xeftament
tit ber @umma bed 1^1. Sl^omaS gelangte er
efel^rung unb marb 1390 in bie inrd^ auf>
imen. ^mald toat er t)er]^eiratet unb SSater
inf flinbent 93ei feiner Xaufe erl^ielt er ftatt
amenS Solomon äeoi, ben er oorl^er geführt
ben 92amen ^ßaulud a fanda SRoria. Wi
mdfytt feine @$attin ftarb, loibmete er Jtd^
eiftiid^en Staube unb marb bei bem großen
en, baS er feiner (Selel^rfamfeit unb feiner
ib toegen befa|, balb beförbert. Um bad
1400 marb er ^(rd^ibiacon oon Zreoino,
105 Sifd^of oon Sartl^agena, 1415 Sifd^of
Surgod unb balb barauf Srd^icanceltoiud
iciller major) Don Saftttien. Sfö fold^
ber getaufte 3ube, tt)a8 in Spanien aI8 un-
galt, mit bem Unterrid^t be§ 1405 geborenen
irbqen, fpätem ftdnigS ^uan IL, betraut
). 1414 fanbte il^n bie Stegentin Sonna
ina }um Soncil oon ftonftan^. Sie Siebe
Oigen Sd^rift bel^ielt ^ul fein ganjeS fieben
r fhtbirte biefelbe ]^au))tfö(^Iid^ nad^ ber oon
fß fy>d^ gef d^|ten Postilla beS 9licoIauS Don
f. b.Srt.) imb mad^te ^u berfelben in feinem
ilor am Staube ^nmerfungen, toeU^ er
Additiones nannte. 3)iefe8 gloffirte, 1429 DoE-
enbete (tsnxoflax fanbte er feinem Sol^e SlfonS,
toeld^er 2)octor ber Siedete, $riefter unb 2)e€an gu
Compoftela toar (bo| 9Ifon§ oud^ 2)e€an }u
Segooia gemefen fei, ifl enttoeber unrid^tig, ober
er l^e gmei Senefiden }u gleid^ 3eit). ^fonS
mar nod^ ein ffinb, att fein Sater )um (Sofien«
2 um übertrat, unb empfing gleid^ feinen
onfalouS unb Sdoorud (Storfia sugbid^ mit bem
93ater bie l^eilige Xaufe. 918 Aenner beS ^brfti«
jd^en ift ^ul bebeutenber al§ 9hcoIau8 oon S^ra,
tm tl^Iogifd^en SBiffen il^m minbeftenS gleid^.
3nbe| ift bie Xl^eone ^uld Ober ben Siteral«
finn ber Sibel ni^t gan} rid^tig, ba er biefen auf
oen sensus proprius einfd^ränft Ueber ben
SBiberftanb, meldten bie Additiones bei ben Or«
benSgenoflen beS 9HcoIau8 l^orriefen, f. b. 9rt
9KcoIaud oon S^ra, ob. 325 f. ^ul ffairb 1435,
ben 29. (nad^ Ruberen ben 25.) Sluguft. Sein
9lad^f olger auf bem bifd^öflid^en Stul^I t)on 8ur«
go8 mürbe fein jmeiter Sol^n 9Ifon8 (f. b. Srt. I,
535 f.). 2)er öltefte Sol^n ^uld, @onfaIt)0, ttxn:
ebenfalld ^efier unb umrbe SiJ^of erft bon
Pafenria, bamt oon Siguenjo. 2)te beiben an«
bereu Söl^ne, ^bro unb SUooro, blieben Saien.
— Su^er ben Additiones (aber bie HuSgaben
f. oben 326 f.) fd^rieb ^mOuS nod^: .1. Dia-
logus qni Yocatur Scmtminm Scriptnramin
libris duobus (contra perfidiam Jadaeomm),
DoOenbet im 3. 1434, öfters gebrudtt in fol., jum
erfien Wale ca. 1470 ; mel^rere ausgaben efifKren
s. 1. et a. SSon batirten ausgaben finb 4 be«
fannt: Mantuae 1475; Mogunt. 1478 (f. Hain
nr. 10762—10766); Paris. 1520 (?), l^erauS-
gegeben unb mit SRarginalnoten üerfe^ t)on
Stobert (SouOet; Bnrgos 1591 ; biefe Ie|tere aus-
gäbe rul^rt oon bem Suguftiner (S^fto))]^ Sanc«
toriuS l^er imb entl^ölt eine Sebendbefd$reibung
Ißauld. — 2. De nomine divino quaestiones
duodecim (ex addit in caput 3. Exodi), ge«
brudft mit ben Sd^olien oon ^. S)ruftu8 in Decas
exercitationum Philologicaram de vera pro-
nunüatione Nominis Jeho va, cum praefatione
Hadriani Belandi, Trajecti ad Bhenum 1707,
121—150. ajloroni ermähnt (LXXXI, 247)
aud^ eine (Srflärung ber Spocal^pf e oon il^m. (93gl.
Nie. Antonio, Bibl. hisp. vetus 11, Matriü
1788, 237 sqq. ; J. Mariana, Historia genenJ
de Espafia 19, 8 [ed. de Barcelona 1839,
lY, 324] ; 35dM Mgemeinefi (Belel^rtenlesibn
s. Y. unb bie gfottfejptng unb (Ergänjungen oon
Siotermunb Y, Bremen 1816, 1731 f.; Bemer,
S)er ]^I. Xl^maS oon 9quin I, Slegendb. 1858,
662 f.) [©oberg.]
TfmdM ftffe^M, f. (Sortef e, ^ßmd.
f^Mibis pfauttms i{t ber 9bune mel^rerer
Sd^nftßeOer beS fräßen SRittelalter«. Skr be-
bnmtefte unter i^nen ifi 1. $aulu8 2)iaconud,
SBarnef riebd Sol^n, ber Umgobcn^ifd^ (Be-
fd^id^tfd^ber. Sr mürbe um 720 jugfrioul geboren
unb flammte ox& einem eblen ®efd^Ied^te, meld^
1716
$aulu8 SiaconuS.
1716
iDQl^rfd^etnli^ unter 9(Kom nad^ Stolien einge«
tDonbert toor. Strogen lourbe ^ul om ^ofe bed
langobatbif ^en ftönigS SRad^iS, loeld^er eine eigene
^offd^ule errid^tet l^otte, nad^bem baS Sateinifd^
bereits ^of{))rad^e getoorben. S)ort erl^telt $aul
feine Silbung burd^ ben ©rontmatiler ^ctüiaxtxS,
ber il^n toie im Sateinifd^en fo oud^ im ®ried^ifd^
unterrid^tete. S)urd^ ^auIS l^erborragenbe Zalente
tDurbe ber ftönig auf il^n oufmerffam unb fd^ä^te
i^n fel^r f^oä^ ; aud^ bei ben nöd^ften 9lad^f olgem
bed Stod^iS, beS großen @önner8 k)on SRonte taf-
flno , bei %ftulf unb befonberS bei S)efiberiu8,
fionb er in ®eltung unb ^nfel^, t)ieQeid^t aud^
in l^ol^en Sßürben. ftönig S)efiberiu8 vertraute
i^m fogar ben Unterrid^t feiner Xod^ter Sbelperga
an, bie $aul oud^ f))Qter nod^ in il^ @tubien
leitete. S)enn als ^belperga mit ^rid^id, bem
^erjog bon Solemo unb IBeneüent, Dermäl^It Sor-
ben, tom x^x Seigrer an biefen l^erjoglid^en ^of.
Safelbft fd^rieb er für feine Sd^ülerin bie Historia
romana, loeld^e biS auf Suftintan gel^t (abge*
brudCt in ben Mon. Germ. hist. Auct anti-
quiss. n, 4 sqq.) ; fie ift eine Q:om))iIation au3
üerfd^iebenen ®ef d^id^tSmerfen, nomentlid^ eine Sr-
&)eiterung unb tlifortfe|ung bed Sutro))iu8. 9ud^
bid^tete ^ul für ^rid^iS bie Snfd^riften, mit
benen berfelbe feine glangenben Sauten in @aIemo
fd^müd(te. @d^mer}erfäflt über ben @tur5 beS
ftönigd S)efiberiu8 unb baS UnglüdC f eined SSoIfeS,
trat er bolb bamad^, bereits }um 2)iacon gemeil^t,
in baS «lofter STOonte gafffaio (f. b. art. VUI,
1842 ff.), ffaum eingetreten, begab er fid^ auf ben
SBunfd^ fforlS beS ©rofeen an bcffcn t)of (782),
tt)o er im ßrcifc ber auS öerjd^icbcnen ßänbcm
berufenen ©elel^rten al3 ein @tem erfter ®rö^e
glönjite unb M burd^ feine Semül^ungen um
|)ebung ber n)iff enfd^aftlid^en ©tubien im granfen-
reid^e gro|e IBerbtenfte ertoarb. ftarl ber ©ro^e
DeüDenbete il^n unter Slnberem )ur Slbfaffung
einer ^omilienfammlung (f. b. 3lrt. ^omiliarium).
Sbenfo Ite^ ffarl burd^ il^n befonberS biejenigen
©eiftlid^en, loeld^e feine Xod^ter Stotrub na^ Son-
ftantinopcl begleiten fotttcn, in ber bamalS im
Sranfcnreid^e nur feiten befanntcn gried^ifd^en
©prad^e unterrid^ten. Sog fo ffarl ber ®ro^e
allerlei 5ßu^en au8 ^uIuS' öicifeitigcn Äennt»
nifjcn, fo bcnu^te au^ bicfer feine Stellung jum
ftaifer unb em)ir!te Dielen fiangobarben, loeld^e
als ©efangene nad^ gfranfreid^ gefd^Ie))))t loorben
waren, bie Sfrcil^eit ; unter i^nen bcfanb ftd^ auc^
Paulus' «ruber. ?luf »Uten beS Sifd^ofS 9lngil-
ram öon SMcJ öcrfa^te ^aul meiterl^in bie Gesta
Episcopormn Mettensium (am beften gebrudtt
Mon. Germ. hist. Scriptt. ü, 260—270). Sie
(Spannung ^toifd^en ffarl bem ®ro|en unb bem
öerjog öon Seneöcnt, »cld^e pd^ 786 bis jur
ff ricgSbebrol^ung flctgcrtc, öcricibete il^m, als einem
Srcunbc bcS j^crjoglid^en ^aufeS, ben ^ufcnt^alt
am fränfifd^cn ^ofc. 3m 3. 787 feierte er »iebcr
nad^ ajionte Kaffino jurüd, mol^in eS il^n mäl^renb
feines Sufentl^lteS im grantenreid^e ftetS mä^tig
gqogen l^tte. 2)ort lebte et bei feinen fnnna
äJätbrübem nad^ feiner getool^nten SBeife fKI nd
befd^eiben, geliebt Don il^nen unb feinen Sißka,
als OrbenSnumn, Seigrer unb Sd^riftfieBer ^
ffarl ber @roBe mad^te il^m nod^ im Sa^ie fravS
äßeggangeS einen Sefud^ in SRonte Cof^. 3»
bie leäte 3eit Don $ouId Seben ge^rt ferne fd^
ed^rift, in meld^er er bie Stegel befi ^L 9cnAkt
erflörte. S^gleid^ begann er fein früheres 8h
fd^id^tStoerl }u einer ®efd^d^te feines SoOdlnt
Serüdtfid^tigung ber grie^fd^ unb ftMSjfifm
®efd^id^te bis )um ^tur^e ber ®oten(cn|4flß
for^ufe^ be^n). umzuarbeiten uiüer bon JäM
Histona Langobardorom (guerfl gdHcndt ^jkni
1514, 3ule|t in ben Mon. Oerm. hist Sm^ä.
Lang. 45 sqq.; eine SeparatauSgoBe erfd^pi
^annoDer 1878, beutfd^e Ueberfe|ung tma Otts
Sbel, 99erlin 1849, eine neue SUtSgoie ba
Ueberfelpg Don 3acobi, ebb. 1878). Siefe ein-
fad^, rein unb anmutl^ig gefd^riebene Sefd^
me^e bis bt'S 15. Sai^ri^unbeit ^mein S^
bud^ beS gamen Wbenblmibed UHir unb Doaki
®efd^id^tfdbreiDem Dielfad^ ^^^ tmiäe, |ng|
jtoar als ©efd^id^tsmer! numd^e m&nqid, \^ da
burd^ Srl^Ittmg beS reid^ @d^a^ Don 9iatto«li
fagen unb münblid^en Ueberlief enutgen btf loagD-
barbifd^en Solf eS au|erDä)entIid^ toertl^DdL ^
fyxtU bie^ fein lekteS unb gugbid^ bebeitobprt
SSBerf bis jum 3abre 744 fertig gefMt, o» ^
angeblid^ am 13. %px\i 797, ber Xob fibeno|4te.
^u^erbem l^aben tt)ir Don il^m nod^ einige ^taltifd|-
tl^eologifd^e SBerfe, baS Seben mel^rerer ^eiGgn,
eine ^n^oü^I Don ©ebid^ten unb ^^nuien (j6 ba
^qmnuS üt queant laxis auf baS gfeft bcS
1^1 Sol^anneS Sapt), fotoie Sriefe; aad^ giB
^auIuS 2)taconuS als ber SSerfaffer eineS 9tf-
^ugeS aus bem SBerfe beS ©rammotüeiS gfejte
De verborum significatione (DgL E. N^, De
Paulo Diac. Festi epitomatore, Erlang. 1891
[Diss.]). (Sgl. Tosti, Storia della badia di
Monte Cassino I, Napoli 1842, 31 egg.; 2)0^
Sangobarb. ©tubien. I: gkml ©iac, Seiw. 1876;
9teueS Srd^iD ber @efeafd^ft fär altere beutHt
©efd^idtitSfunbe I [1876], 300 ff.; 3öcobi, 3»
OueQen ber langobarb. ®efd^. beS ^ßoul S)iaL,
^aUe 1877; Potthast, Bibl. hist medieri
Berol. 1862, 484; SBattenbad^, 2)eutf(lN^
®efd^id^tSquetten I, 6. «ufl., ©erlin 1893, 165 |f.
[mit reid^en Siteraturangaben].)
2. ^auIuS S)iaconuS SmeritenfiS
l^ei^t ber angebltd^e, fonft imbefannte SBerfofferto
Vitae patrum Emeritensium (3JlenbatnS{»'
nien). 92ad^ ®amS (jKrd^engefd^. Spaniens H
2, SRegenSburg 1874, 116) »are ber Sterne nnr
fingirt. S)aS amifd^en ben Salären 632—640 w*
falte SBerf felber mar f d^on im üßittelalter nu|t
unbefannt, mie g. 93. ein 99rief beS ffönigS V*
fonS m. Don 2con (866—910) be^nSt, ber 906
an ben SIeruS unb baS 93olf Don SlourS fdM-
„SBir befi|en baS Seben, bie lugenben unb te
SBunber Dieler ]^erDorragetü)en SD&ner, wie te
1717
$aulu8 ber einfiebler — $quIuS ^eliä.
1718
tum SmerUa, in guter unb Oorer äBeife gef^rieben,
IDcU^ in euren Srd^iüen fU^ nid^t befinben, unb
mU^ mit, fo eS ewi^ bienen loirb, gerne an eu^
fenbcn merben'' (bei Marrier, Biblioih. duniac,
Liitet.-Pari8. 1614, not A. Quercetani p. 50).
SMrfeS SBerf, toeld^ befonberS boS Seben mebrerer
6t}mN^fe t)on emerito Don 530—562 befd^reibt
itifi. ®am8 n, 2, 113 ff.) unb ein loid^tiger Bei-
trag |ur Suffldrung ber f)umif d^en ftird^engefd^id^te
iß, forn }ur 3tU ber älcauren k)on Smerita in bie
nOiblici^ ^Dingen unb ümt ha bei ber fort-
fd^tritenben SEBiebereroberung @;>onien8 lieber
Md^ bem Säben : afö fein Serf äff er mirb aber erft
feit bem 17. 3a9rl^noert ein $aulud S^iaconud
gnuimit 3n feiner ie^igen gfotm nmrbe eS juerft
um Somabad SRoreno be 93arga8 unter bem Zitel
Paulus DiaconuB, De vita et miraculis Patrum
EmeritenBium, Matrit 1633, l^erauSgegeben,
borni nad^ Dier olten unb t)ier neuen SiobiceS cum
notia txm Xl^. Xamaio be SBorgad i%ntimxpm
1638), aud^ fpäter nod^ öfter gebrudK unb felbft
^etbDeife in baS f^ifdfie SDlartqrologium auf-
genommen, amgne (PF. lat. LXXX, 115 sqq.)
ben Xest nad^ ber Sntmetpener KuSgabe.
nod^ Florez, Espafia sagr. XTTT, Madrid
1782, 826 Bgs.; XIX [1792], 346 sgs.; J. L.
Villanueva, Viage literario UI, Madrid 1804,
208 Bg. ; fonftige Siteraturangaben bei Chevalier,
B^. 8. Y.)
8. (Sin britter, toeiter nid^t befannter $aulud
S>ia€onu8 )U Steobel (im 8. Sal^l^unbert) mirb
feoii @igebert Don (Semblou^ (De scriptt. eccl.
c. 69, bei Migne, PP. lat. CLX, 562) al§ Ueber-
fr|er ber griet^if d^en SebenSbef d^eibung ber 1^1. SDla-
tia Don ^leg^pten (f. b. Sltt.) genannt. 2)iefe
Uderfefcimg finbet fid^ bei SuriuS (Yitae Sanc-
iomm U, Goloniae 1618, 15 sqq.), mit einem
SinleitungSfd^reiben beS ^ßaul S)iaconu8 an „Stb»
nig ffarl", toorunter nad^ ben Sinen ftarl ber
®n)B«, nad^ Slnberen Staxl ber ff al^Ie Derftanben ift
(f. Henschenius in ben AA. SS. Bell. Febr. I,
482). 3n bU AA. SS. BoU. April. I, 76 sqq.
^ Sßo^brod^ eine k)on ber Ueberfe^ung beS giau-
ba ^conuS Derfd^iebene Serfton aufgenommen.
(Siteioturangaben f. bei Chevalier, Rep. s. y.
Paul diacre ä Naples.) [92e]^.]
9m&i$ ber einfiebler, f. $aulu§ Don
X^en.
9^mEK» ^tRi (Don bleueren aud^ $aulu8
Slifi, $0DeI eiiefen ober $0DeI C)elgefen
genannt), ber 93orfam))f er gegen bie fog. Sieforma-
tion in Sböxitmad, mar um 1480 geboren unb trat
fel^iunginbenSarmeIitenorbenein.Srmurbel519
^ßrior beö SormeßtencoSegtumd in Hoptnha^m
tnib 2äfctt ber Xl^ologie an ber bortigen t^od^-
Mule, enblidd um'S äal^r 1522 ^roDin^ial ber
Dftnifd^ SarmeliterproDin) , meldte 11 Olb\kt,
banuiter eines in @d(imeben (su örebro), jä^Ite.
9n feinen Sd^ülem, bie il^ anfänglich fy>ä^ el^en,
cxleote er menig gf^eube, ba Diele Don il^nen, unb
Itoax fogar mel^rere Sarmeliten, gum Sutl^r^me
abfielen. Son mal^l^ft reformatorifd^ (Seifte
befeett, ]^tte er fd(|on 1517 eine Siebe Aber baS
fimoniftifd^ Unmefen Derdffentßd^t unb trat gegen
mand^ oud^ Don Sutl^ getabelten aRi^bräu^ in
ber itvcä^t auf, mäl^b er mtbererfeitS nid^t nur
ein entf d^iebener @egner afier lutl^f (^ ärrlel^
tDor, fonbem biefelben aK einzig nemtenSmertl^
93orföm))fer ber Iat](|oIifd^ ftir$e in 2)önemar(,
tl^S aufgeforbert tl^ unaufgeforbert, bis an'S
ßnbe feiner Saufbal^ in SBort unb Sd^rift be-
lömpfte. 2)em graufamen unb gefürd^teten (Effn'
ftian IL magte er in ber bänifc^ Ueberfe^ung
Don SraSmuS' Institutio Principis Ghristiam
einen Xugenbfpiegel Dor Sugen )u JteSen unb in
einer ghrebigt Dor bem f^ofe auf fein eqebred^erif d^
SSeriptni^ )u <S>\)t>ttt ongufptelen, mugte aber
baraufl^n Dor bem ergümten ^errfd^er nad^ 3üt-
lanb flüd^ten (1522). (Srft nad^ SbriftianS gflud^t
(18. 9t)ril 1528) fonnte er toieber Ropmfyxitti
betreten. Unter Sriebrid^ I, (1523—1533), mel-
d^er tro| feines SSerf^red^S, baS Sutl^l^um Don
SXbtemarl fem ju ^ten, ber Steuerung aUen 93or-
fd^ub leiftete, fd^eb giaulud ^liö jed^ längere
ober lürjere nod^ Dorl^anbene Streitfd^riften in
bönifd^er &ptad^. 2)ie erfte unb fd^örffte ift ^(Sine
furge antmort auf baS fe^fd^ Sd^reiben äo^^uun
amd^elfenS* (gebrurft 1527): i^ folgten 1528
bie «^ntmorten auf @uftaD äBafa'S gf^agen", eine
fel^ auSfül^Iid^ unb gebiegeneSd^rift; 1530 bie
trefffid^e @d^ «®egen baS SRalmöbud^'' ; 1531
^C^in furger Unterrid^t Aber benSReBcanon"; 1532
«ermal^ng an bie Stitter, Sieid^rätl^ unb ben
gangenabel" ; 1533 ^9ied^tgIöubige@egenantmort
ber Sifd^öfe unb ^ölaten 2)anemarf8 auf bie lu-
tl&erifc^en artifel" (bie brei erften ©duften fammt
ber ^urgirten Ueberfe|ung Don Sutl^ (Sebetbud^,
einer Üeinen @d^ft itber baS ^rmenmefen unb
einer Ueberfekung ber Heinen @d^rift beS 1^1 Stl^-
nafmS über Die $falmen ftnb 1855 neu gebrudft in
Povel Eliesens danske Skrifter . . . ved C. E.
Secher [1855]). UebrigenS ^tte ^eliö fd^on
Dor ben genannten SSBerfen 1526 ^Sine d^riftlid^e
Untertoeifungüber SutJ^Sreiben" Derfa|t,tt)eld^
man nur auS OlaDud ^ßetri'S (Segenfd^rift lennt
Ston anbere Derlorene Sd^riften maren betitelt :
^Srflörung beS d^riftlid^en @IaubenSbe!enntniffe8
ber Prälaten" unb „Stwcitt Unterrid^t über bie
l^eilige DReffe . . . gegen einige TOe|mbrber*, 1530
ober 1531 Derfaf^, mo}u nod^ bie gleid^faUS Der-
lorene Ueberfe|ung einer iuriftifc^ @d^ft über
bie ^riefterel^ fommt. ^eliä'S intereffantefteS
aSBer! ift aber bie tateinifd^ fog. ^©fibpfd^ (B^-
nü^ in meld^ bie ftttlidj-religiöfen Serl^Itniffe
ber Seit gefd^ilbert merben. Sie jeitgenöfftfc^
bönif d^ Iftef ormatoren l^en ben Sarmelitm eines
boD))eUen SbfaUS Dom ^SDangelium'' gegte)^
unb il^m ben SBeinomen ^SOBenbelieU'' (Vende-
kaabe) gegeben, allein auS il^ren SSBioerfprüd^en,
aus feiner ©elbftDertl^igung , auS feinen unb
anberer Seitgenoffen ©ddriften gel^t, mie bie neuere
bänifd^ ®efd^d^tSforfd^ung bargetl^n 1^, mit
1719
$aulu8 t)om ftteu}, bet 1^1.
1720
Stnbenj l^or, ba| ^efiö niemald lutl^fd^ ge»
jUmt war, ba^ er öiclmcl^, obgleid^ in einigen
Donwtö nod^ nid^t befinirten (StoubenSlel^en un-
Hor, bod^ oI8 gel^orfamer ©ol^ ber ftird^c gelebt,
bie ]^ö(j^fte ge|rauctorüät unb UnfeParfeit ber
ftird^enöerfammlungen f otoic beS ^fteS onerfonnt
nnb gelel^ unb fogor oEe in feiner „griebenSöer-
mitttung" qtmaä^im, bie ftirdgenjuc^t betreffenben
iBorfd^Iäge ftetS an bie Sebtngung ge!nü{)ft fyii,
ba^ bie ftird^e ftd^ bamit eint)erftanben erflöre.
Ueber 3eU unb Ort feineS lobeS ift nid^tö be-
fonnt ; Snbe 1534 üerfd^tDinbet er boUftönbig au8
ber ©ef^id^te. (Sgl. 2. ©d^mitt S. J., Ser Kar-
meliter ^ulud §eUä [60. grgön^ungSl^ft }u ben
©timmen au3 SRaria»Saad^, 1893], worin oud^
bie bänifd^e Literatur ber^eid^net ift. ^erDorgel^oben
ju »erben öerbtent befonberS Dr. C. T. l^gels-
toft), Paulus Eliae, in Nyt historisk Tidsskrift
n, 1848, 1—174.415—554.) [g.©d^mitt S. J.]
"^anbts t)om ftreuj, berl^L, ©tifter ber
^^ffbniften" ober „Unbefd^ul^ten ©erifer öom
l^igen flteug unb Seiben unfereS ^erm", l^ie^
mit feinem Familiennamen ^ulud SfranciScuS
S)anei. (£r mürbe 1694 gu Ot)aba in b^ el^mali*
gen 9fte))ublif @enua geboren unb erfreute fid^ Don
Sugenb auf be§ befonbem ©d^u^ oer ^immels-
ifönigin, )u meld^er er fein ganjeS Seben l^inburd^
eine ^arte %nbad^t bemal^rte. 3n Unfd^ulb, unter
ftrenger 9u|e unb Setrad^tung beS bittem fieibenS
mud^S er l^eran unb brannte t)on Sifer, für ben
(Blauben }u leiben unb ju ftreiten. Srft toollte er
gegen bie Surfen mit ju t$felbe ^iif^m, allein balb
erfannte er, ba| @otted SQBiQe il^n ^um l^immlifd^en
ffriegSbienfte beftimmt l^atte. SDlit einigen ©enoffen
begab er fid^ halber in bie ginfamfeit auf ben
aWonte Sirgentaro (Drbitello), mo ®ott tl^m in
einem ©efi^te eine Segel für eine neue Drbenö-
ftiftung mittl^ilte unb baS OrbenSfleib geigte.
9iad^ forgfältigcr Prüfung befleibete ber Sifd^of
öon Sllcffanbria ben 6inficblcr imit bem il^m ge-
offenbarten @emanbe, unb ^aul begann nod^ al§
Saie ^^e )u prebigen, geiftlid^e Uebungen ab'^
gul^alten unb ftranfc ju <)f(cgen. 3m 3. 1727
mürbe er bann jum ^rieftcr gemeil^t, morauf er
mit großem grf olge feine Su^prebigten fortfe^te.
SBunbcr, fotoie bie ®abcn ber 3Q3ei§fagung unb
ber @<)rad^en unterftü^ten fein SBirfen, f o ba| öicie
üerftodtte ©ünber, ^ärctifer unb Serbred^cr jur
Sufee betoegt mürben. 3m 3- 1737 marb bie erfte
fefte Sliebcrlaffung ber „^afftoniften" auf bem
UKonte ^rgentaro gegrünbet ; feit biefer 3eit nannte
ber feeütge fid^ ^aul üom ßreuje. Senebict XIV.
ertl^etlte 1741 ber SWiffionSgefcafd^aft unb i^rer
aus 40 SapMn bcftcl^en Segel bie erfte päp^U
lid^e 9H)t)robation. Sic le^te enbgültige SSeftäti-
gung gab gIcmenS XIV. (1769), nad^bem bie
Segel in öielen fünften bebeutenb gemilbert toor-
ben mar. Serfelbe ^apft übcrmieS 1773 ben
^ffioniften ju Som ftird^e unb fflofter ber
IjU, 3o]^Qnne§ unb ^ulu§ am ^b^ange be§
KöIiuS, mo bis jur ©tunbe SRutterl^uS unb ©ij
bed Orbendgeneraß ifL 3m 9. 17S8 tctogs
bie©5]^ bed fjjL ^ßauIbaSCM)f|ngaitf bemgtoik
Sotio ; fpäter mürbe oud^ bie @cala fanfto fj^n
^ufftd^t übergeben. S)er 1^ gknti nom iheqc^
lebte felbft nod^ ben 1^^ Suffdftimmg \aai
OrbenS unb ftorb l^d^betagt am 18.0ctobecl775.
©ein Seib rul^t in ber genannten Studft 88. Joi.
et Pauli Sie Sanonifation $auI8 oom finqr
nal^m ^ßiug DL im 3. 1867 t>or; boS Har^
logium Bomanum el^ fein Snbetddi am 16. %•
Dember. (93gl. AA. S. Sedis n [18661 112 a«.
242 ; IV [1868], 387 sqq. ; AnaL juris Pte-
tif. IX s^. [1867], 511.)
S)ie 3ünger beS 1^ ^ßouloom Jheuje, p besä
aud^ ein meiblid^er, nad^ Don bem ^eißgm jM
gu Someto geftifteter S^omq gel^ (erfle w
ftel^rin mar SRaria &ociftffa bi (6f^), l»
i){iid^ten fid^ neben ben brei gemöl^i^ 6e>
lübben nod^ burd^ ein t)ierte§ ®elübbe jur k»
ftönbigen SBetrad^tung bed bittem SeibenS Jc^
©^fti ; bal^r tragen jie il^ren ^mbipaüäfm So-
men ^^ffu)niften^ 39teäu|ereX^ötigfcitbep4t
in ber Uebemal^me k)on SRifjnonen imb in bec
Sefebrung ber ©ünber burd^ 99ugprebigteii fis
baS Seiben @^riftl S)ad OrbendOeib ijt ^mq;
auf ber linfen ©eite ber iBruft tragen bteOtboS"
mitgtieber ein Heined, l^f drmigeS SUb ber S»
benSmerf}eugebed^^erm. t[nber@|n^berpqBi
Kongregation fielet ber OrbenSg^nteral ^)»
positus), ber k)om ©enerokopitel auf fed^ 3o^
gemöl^It mirb; ber ^roDin^ioI leber OtbenStnoiifaq
mirb auf brei ^aqtt t)om ^ßrotiingiaka^ ge*
möl^It. Sie einzelnen Käufer l^aben Stedonn,
meldte ebenf aU§ brei 3a]^re im ^mte bleiben, im
©eneralobem ftel^en ber ©eneralprocurotor unb
^mei @eneralröt]^, be§gleid^en iebem $rotmijkiI
gmei Satire jur ©eite ; bief elben merben ebenfalls
auf fed^ bejto. brei 3al^e gemäl^Ii 3ur Seit Be-
fielet ber Orben, ber fu^ immer mel^r ausbreitet,
au3 ad^t ^roüin^en unb gmei auSto&tigen SRif-
ftonen in ber SBalad^i unb in Bulgarien. 3^
biefen beiben fiönbem minrbe ben ^ßof fioniften \fyn
fteben 3al^re nad^ bem Xobe i^red ©t^terfi bk
3Riffu)n übertragen unb erreid^te bef onberS in bn
^aixtn 1782—1834 eine l^ol^ 93Iute, miefieatti
je^t nod^ ba3 C^au))tfelb iJ^ 2:]^ötigfeit ffM
IBon ben ad^t OrbenSprobinjen ftnb kiier in 3ia«
lien, eine in ^merüa, eine in Snglanb mib ^
lanb, eine in Sfranfreid^ unb Belgien unb eine in
©panien. %u|erbemejciftirennod^ein)ebieiHoPa
in Slrgentinien, 9)2e|ico unb ^uftrolien. Sn 9eaä-
ficationSpro^e^ befinbet fid^ gur Seit ber tfftm^
^affmniftenbifd^of SSincenhuS aßoria ©tmmbi
(j. b. Slrt.). (Sgl. 2)a§ Seben beg el^. 3)kneä
@otte§, ^aul t). Jheuae u. f. m. fluS bem 3toL
überfe^t t)on Oifd^inger, Stegendburg 1846; £aS
Seben beS fei. ^I D. Ihceuge u. f . m. %iS ben
3tal. überfe^t öon ORitterri^ner, SnnSbrud 1860;
Analecta Bolland. XIII [1894X 416; Hefyo^
Migne, Dict. des ordres religieux IV [SuppLl
Paris 1859, 1044 ss.) [^Inüing 0. S. B.]
L721
$QttIu8 be @. 9RQcia — $aulu8 Don Samofata.
1722
ymbtf be @. Slaria, f. ^oulud t)on
YmCm Don SRibbelburg, Sifd^of Don
ftDfjbmbrone , m ouSge^^neter ^ftronom unb
9tci£^einatiler (omnium sui temporis mathema-
tieoniin, ex nationiB praerogativa, facile prin-
oeps; Jnl. Caesar Scaliger, Exoteric, exer-
eiAationum L XY de subtilitate ad Gardan.
n. 266 [HanoY. 1634, 763]) unb (Siferer für bie
Shform ber ßr^Iu^ ftoletibened^ung, toor )u
SRibbelburg ouf @eeIonb 1445 ober 1455 ge-
temt 9ia^m er )u Sömen ftubirt fyüU, erl^ielt
et in feiner SSaterftobt ein (Sononicot iinb leierte
bamalS neben ber ^l^fo)))^ unb Sl^Iogie owi^
aRdncin unb !Dla£^matiI. aOein ftott «nßong
pfinben, gog er ft^imlSegentl^UtHt^unbSSer-
hlg^ngfeitenSleu^ er mogil^men
1^ (Sleid^gulttgleit gegen Sie SBiffenfd^ft unb
i^ Safter (ebrietas sola ut yiiius summa
iMubtar , f d^rieb er gelegentlid^ mit Säegug auf
feine ^eimat) gu fd^ Dorgett)orfen l^ben. @o
flmlte er @edanb oerlafFen ; fein Stgentl^m mürbe
fogar eingegogen. ^ßaulginggunäqftna(i^S5tt)en,
toiobe aber balb (ettoa 1480) als ^ofeffor ber
Stotl^ematil unb Slfhonomie nad^ ^ua berufen.
SkNJ^ blieb er bort nur furge 3eit unb 50g bann
bitf^ ätnßen, loo er afientl^en burd^ feine @e-
kl^cfamleit nie burd^ fein guted Satein Sluff el^
cciegte. Sd^Iie^id^ ernannte il^n ^ßa))ft 9Ie-
lonber YL auf Q^m^e^Iungen beS ^rgogS oon
lUUno unb beS f)>ötern ftatferS SRajimilian gum
Sifd^f Don gfoffombrone. Sein Sif d^ofSamt Der-
U er auf's Xreuefte; aud^ morb er Don ben ^^'
fni mit anberen Obliegenden betraut 9luf einer
ontlid^ Steife ftarb er gu Stom ant 15. 2)ecember
1534 unb iDurbe in ber jhrd^ bed Collegio teu-
ionico dell' Anima' begraben. — 3n einigen
fdner früheren @d^ften fd^nt ^ßaul Don SRibbel-
targ ben aftrologif d^ 9leigtmgen feiner Seit nad^-
jugäen, befonberS im Prognosticum ad Maxi-
mflianum Austriacum (fpöter neu gebrudft alS
hmotica de pravis constellationibuB, ürbin.
1484); übrigens bot er f))äter olS ^fd^of bie be-
tBeffeid)en Sd^riften felbft gu unterbrüdfen gefud^t,
(Olaf (goffombrone 1523) ein SBerfd^ gegen bie
auf bad 3abr 1524 lautenbe 93orberfagung einer
gtDJsen SBafferjIut Derfa^t. gfür baS ftolenber-
»efm un^g tft bie @^rift Paulina de recta
Paschae celebratione et de die Passionis
Dom. noBtri J. Chr., Forosempronii 1513;
er legte fk bem fünften Sateranconcil Dor unb bielt
bamit bie jfalenberreform toenigftenS in gflu^
(SJgL befonberS Nouv. Biogr. gen. XXXV,
446 88. unb Mgenu beutfd^e S)iogr. XXY, 298;
an erfterer @teUe ift bie altere, an le^terer bie
neuere Sit über ^ßaul angegeben.) [% @ffer.]
JfimtM ber „Werfer"' (ober Don Slrbe-
fd^ir), IßbUofo^b lutb neftorianifd^ Xb^ologe,
UMir nid^ blo^ als Untertl^n beS faffanibifdben
Steul^, mie Sanb (f. u.) meinte, f onbem Don ^-
iurt ein $erfer unb ftammte auS ber Stobt Slrbe«
fd^, b. i. StaDarbefd^, loo ber 9Retro^oIit ber
^Ding ^ßerfis reftbirte (Stifpx, Xb^bor Don
aRopfuefiia, Sreiburg 1880, 255—258). ßr er-
hielt feine Dbilofopbif^ unb tbeologifd^ SUid-
bilbung gu 9tiftbiS, tt)o er aud^ oi& Sif^xtx tbätig
ttar. Um baS 3abr 570 Derfa|te er ein Som«
|)etd)ium ber ariftotelifd^ Sogi!, baS er bem Werfer«
tönige SboSroeS I. toibmete. S)a feine %bfid^,
SRetropolit Don fßerfien gu loerben, ftd^ nid^ er-
füllte, fiel er ab imb „mad^e mit ben Magiern ge«
meinfame @ad^'' (Assem. Bibl. er. XU, 1, 439).
lieber baS SSBibmungSfd^reiben an SboSroeS fym»
belt Stenan im Joum. Asiatique, 4® s^rie, XIX
[1852], 311—319. S)aS gange eom))enbium ber
Sogü ebirte Sanb (Anecdota syr. IV, Lugd.
Bat. 1875). [ftibn.]
9ttttbi$ DonSamofata, fo genannt Don
feinem Geburtsort @amofata am (iviptycai, feit
ettoa bem Sa^re 260 Sifd^of Don Sntiod^ien imb
gugleid^ Stattbalter ber Königin 3enobia Don
^alm^ra, gu bereu 9teid^ bamalS Serien gehörte,
ift in ber Rird^engef d^d^te betannt als ätrlebrer
in 99egug auf bie ^[krfon Sbrifti. $aul erregte
fd^on balb nad^ antritt feines SlmteS Snfto^ megen
fold^ Sebren, unb eS lam barob gur Sbbaltung
Don brei S^noben in Slntiod^ien. 2)ie erfte S^nobe
fanb im 3. 264 ober 265 fiatt unb mar Don ga^I-
reid^en unb angefebenen SBifd^öfen beS Orients
befud^t, namentlidb Don gfkmilian Don Söfarea
in 6a|)))abocien, ®regoriuS Xb^^maturguS unb
feinem 99ruber %b^^<'^^* ^^ 2)ionQfiuS
Der @ro^ Don SUe^anbrien mürbe eingelaben; er
lonnte gmar toegen alters unb jhönflid^feit nid^t
erfdfteinen, mie er benn aud^ balb barauf ftarb, gab
aber feinem Urtbeil in ber Streitfrage brieflid^
«uSbrudt. 9lad^ gufebiuS (H. E. 7, 30, 3) begm.
nad^ bem @d^eiben ber britten S^nobe Don 9n-
tiod^ien mar bie Srflörung beS ^ion^fiuS an bie
®emeinbe Don Sntiod^ien gerid^tet, unb ^ßaul
mürbe barin nid^t einmal eines @ru|eS gemüroigt.
ytaä^ 3:b»>boret (Haer. fab. 2, 8) mürbe $(ml
in bem @d^reiben ^gu bem ermabnt, maS fid^ fd^de,
bie Derfammelten ^ifd^bfe aber gum Sifer für bie
Sled^tglöubigfeit angefeuert''. 2)urd^ XurrianuS
mürbe ein @d^reiben beS Sion^fiuS an $aul, gebn
gfragen unb ^ntmorten entbaltenb, aufgefunben
unb burd^ SDlonfi (Concil. Collect. 1, 1039 sqq.)
mieber abgebrudtt. 2>aSf elbe ift aber f (^merlid^ äd^t.
%i\ ber erften @^be nun gab eS Diele SSerbaiü)-
lungen. 2)ie Sifd^bfe fud^ten ben ärrt^um beS
SlngeÜagten an'S Sid^t gu gieben ; bief er bemübje
^d^, ibn gu DerbüIIen, unb Derftd^erte, ba| er bie
ibm gur Saft gelegte Sebre nie Dertreten b^be. Diel«
mebr ber a))o^oIifd^en Sebre folge. SRan glaubte
feinen SBorten, unb bie Sifd^bfe gingen auS
einanber. Salb aber mußten fte, ba ber Slnfio^
fid^ erneuerte, gum gn>eitenaRaIe gufammenfommen,
unb nun mürbe bie Sebre ^uIS auSbrüd(Iid^ Der-
morfen. S)a berfelbe inbeffen Dcrfprad^, Don bem
3rrtbnm abgufteben, mürbe eine meitere SRa^regel
nid^t ergriffen. SRanDertmuteibm, unb aud^ bann
1728
^auIuS Don Samofato.
1724
ttodb, als bie ßoffnimg wicbet gctäufd^t nmrbe,
»outen bie Sifd^öfe nld^t fofort gegen il^n ein-
fd^eiten, fonbem öerfud^ten junäd^fl, toie au8
3^oboret (Haer. fab. 2, 8) l^orge^t, burd^ ein
Sd^reibcn i)^ öon bem Sntl^um objubringen. S)a8
64reiben ift in bem gleid^faQd burd^ Zurrianud
auerft öeröff entli(i^ten SBrief , ber öon f ed^S Sifd^öf en
an ^I gerid^tet i[t, öieüeid^t nod^ erl^alten ; bod^
ift bie @od^e nid^t ^d^er. 2)a bie Semül^ungen er-
folglos ttxnren, louroe gegen 6nbe bed Sal^red 269
eine britteS^nobeoeronftaltet. 2)er ^ßreSb^ter 9M-
d^ion k)on ^(ntiod^ien nmrb beauftragt, mit ^ul
gubiSputiren, unb bieSerl^anblungen umrbenburd^
9lotare auf ge^eid^net. 2)ie bieten »aren im 6. Sol^r-
l^imbert no^ Dorl^'anben ; ie|t liegen nur nod^ einige
gfragmente t)or. Sbenjo ift aud^ baS S^nobal-
fd^iben nid^t gan^, aber immerhin in einem be-
träd^tUc^ Xl^eil erl^alten. 3n bemfelben toirb
nad^ einem furgen 99ertd^t über bie frül^eren Ser«
l^anblungen bemerft : Son ^au8 auS bettelarm, fei
taul nid^t burd^ SluSübung einer ftunft ober eined
etoerbeS, fonbem burd^ Srpreffungen, Betrüge-
reien unb bergleid^en 9RitteI gu einem f el^r großen
Keid^tl^um gefommen; er l^abe »eltUd^e Remter
beüeibet, ftd^ lieber ®ucenariu8 afö Sifd^of nennen
l^ören, in feinem auftreten großen ^nf entfaltet
unb burd^ feinen Stolg ben S^riften Diele üble
9lad^rebe sugegogen; |elbfi in ber ftird^e l^abe er
ber Sitelfeit gefröl^nt^ er l^abe ftd^ einen l^ol^en
Xl^ronmad^en laffen, tn feinen Ißrebigten tl^eatra-
lifd^ agirt unb fid^ burd^ SIaqueurS beflatfd^en
laffen, bie rul^igen unb anböd^ttgen Sul^^ter ge-
fd^olten; Don ben Derftorbenen Se|rem ber ftird^c
l^abe er nad^tl^eilig, Don ftd^ ru^mrebtg gefprod^en;
bie ^falmen ju gieren g^rifti ^aht er abgefd^afft,
weil fic neuem UrfpiungS feim, bagcgm am Öfter-
fefte einige SBeiber )U feinm eigenm S^rm fingm
unb ä!)nlid^ Don ben benad^bartm ©eiftlid^m in
ben ^rebigten ftd^ loben laffm; ba^ ber@ol^
@otteS Dom ^immel gefommm fei, l^be er ge«
löugnet, bagegm geftattet, ba^ man il^n felbft einm
Dom ^immel gef ommmen Q^ngel unb Seigrer nannte ;
er l^abe mit ©qnciSactm gelebt, baSf elbe bei feinem
@!Iem§ gebulbet, unb h)enn man aud^ gegeben
fönnte, ba^ er nid^tS @d^Iimme3 begangm l^e,
fo enege eine fold^e fiebm§n)eife immerl^in Sterbad^t
unb bilbe ein ^inbemi^, lomn etioa gegm 3lnbere
megen berfelbm einguf^reitm fei; menn all' bie^
eth)a an ftd^ nod^ ertragm merbm fdnnte, fo fei
bod^ ein ^ann, ber jur ^ärefte bc§ ^rtemon ftd^
betenne, gur äted^enfd^aft ju forbem, unb ba ber-
felbe nid^t naci^gegebm l^be, l^ötten fie il^n aug ber
(Semeinfd^aft auggefd^Ioffm unb S)omnuS, ben
©ol^n beS feligcn Sifd^ofS ©emctrian, \iatt feiner
eingcfc Jt, bem ba^er ein ©cmcinfd^aftSbricf gefd^idtt
Werben möge. — ®a8 ©d^reiben loar an ©ion^ftuS
Don 5Rom, SKajimuS Don Sllejanbrien, alle Sift^öfe
unb bie gefammte fatl^olifd^e JHrd)e gerid^tet. (&%
traf aber ^pft ©ionipfiuS ni(^t mc^r am Scben.
3)ic ScantlDortung fiel bal^er feinem 5iad^foIger
S^lil ju; Don bem ©d^eiben, toeld^eS berfelbe in
ber ^Ingelegenl^ an ben 9tfd^of t>on ShsoArin
f d^idfte, nmrbe burd^ (StpaSL ein Snid^d c^dla
(Dgl JbS6, BegeBta Pont Born. I, 2 ed., lipi.
1885, n. 140). S)a8 Urtl^ ber @^be trat »
beffm nid^t fofort in DoUe ihaft. SBie SufeMrt,
beffen Serid^t (H. E. 7, 27—80) bie ^^(Of^fiapsOt
für biefe ®efd^id^te bilbet, betfügt, ie^imptile
fid^ giaul im 9efi|e ber JKrd^e gu eamojada, M
ftaifer Surelian nad^ Uebemmibung ber gbpi
3enobia unb Eroberung ber @tabt %itiod^ onf
^nmfung ber @emeinbe beS Sifd^fft SonnnS
bie Sntfd^eibung gab, bie ffird^e folle bemienign
übergebm merben, bem bie Stfd^^ dtafieiii unb
ber IBifd^of Don Slom fd^reiben. «8 geft^ buS
im 3. 272.
^ßoul mirb in bem ©Qnobalfd^reiben ein 1»
l^ger ber £>örefte bed Srtemon (f. b. 9rt.) genomL
9[u($ tt)irb bemeirft, ba^ er läugne, ber @o^ 6otM
fei Dom ^immell^bgef ommen. C^fh^ifli^
mie barauS l^orgel^ unb loie Don ben fti&taa
SSötem mieberl^olt audbrüdHid^ l^orgel^ben loixk,
bem 9Befen nad^ bloßer SRenfd^. 2)o8 Sein bd*
felben beginnt l^iemad^ erft mit fetner iibi|ita
@eburt. S)iefe felbft ift inbeffennt^mte bie nri
gemöl^id^ SRenfd^en. 3n einem ber auf nl
gefommenen Fragmente befeitnt $aul bie (Bdnt
aus ber Sungfrau unb bem l^igen (Seifte. Oak
mie bem SrI5fer bamit eine einzigartige @ftdbii||
jtterfannt mürbe, fo nmrbe er au($ fonft tuN^iht
bie SRenfd^n fo meit erleben, aß bte^ bei ba
®mnblage ber Seigre möglid^ mar. 3)er Sogol
ober bie fEMS,f^ ®otted foO in t^ {toar oif
biefelbe Sßeife gemol^nt l^ben mie in ben $Ep«
pl^tm, anbererfeitS aber mel^ al§ in biefm, ii
einem l^öl^em ®rabe unb großem 9Ra^ oIS in
irgmb einem anbem SRenf c^etL Se^Iid^ ^ er
aUe burd^ feine fittlid^e SoDenbung überragt 3n
ben iJfragmentm au§ ben Sieben an SobümS, Ue
gmar no^ nid^t naiver geprüft ftnb, gegen berai
Sed^tl^eitaber aud^ feine fd^merttriegenben (Srinbc
fpred^en, h)irb Don ^ßoul bel^uptet, er fyAt ge-
lel^ : burd^ bie Unmanbelbarfeit feiner ©e^nmmg
fei Sl^riftuS ®ott öl^Ud^ gemorben imb )u einer
ungertrennlid^en ^Bereinigung mit il^ geIcDigt;er
fei nid^t blo^ felbft ol^e @änbe geblieben, fonto
l^be aud^ bie @ünben unf ereS StammDateiS jiBe^
tounbm ; baburd^ fei er ber Sriöf er beö SRenf^cf
gefd^Ied^teS gemorben, unb burd^ feine innige So*
binbung mit ®ott l^be er ftd^ einen {Rarnen nBer
aSe 9lamm ermorben. 913 9Renf(^fol(in tdfiäi
er, mie mirmeiter erfal^ren, Don ®ott bad@eri4l
3laä^ Stl^anaftuS (Contra Apoll. 2, 3) lunmtt
^ul ben grlöfer aud^ ®ott, Oeov Ix t^c wp-
devou, %th ix NaCapix dfpbiwa, imb er \ftai\
Don einer etoigm ßsifteng beSfelben Dermöge gött*
lid^er IBorl^beftimmung, inbem er i^ befoimte
als T(j> 7rpoopiqi.cj> i:p6 a^cuvcov ^vra. SCber toeittl
mollte er nid(|t gel^ 918 ®ott im eigentfuJ^
ober pl^^ftfd^en @inn erfonnte er Sbnftud nW
an, ba er fonft gmei ®ötter annel^mm ju mäT)en
unb bie ßinl^ ®otte8 nid^t me^ aufred(^t er^oUen
1725
^aulttd, ber l^L, Don Zf^titn,
1726
|tt Oniicn meinte. S)er SogoS ift il^ ni^t eine
$et|on, fonbem nur eine göttßd^e Sigen«
bbec etne ihoft (Sotted, unb et tool^e in
nur ttrte in einem %tmptl, ni^t o^otcu-
|imua<av, mie e8 in gfragmenten bei SeontiuS
Mm99ym}(f.b.flrt.)lM|it. S)a]^ befielet atoifd^en
Cl^fiuS unb Dem fiogod ober ber Bopffia caxä) feine
liolUober))erf5nIi(i^Sin]^. SS »erben Don Soul
bk €fi|e berid^td: SKko^ ^dfp ionv 'It)(7ouc Apt-
orJCv xal 2XXoc 6 X^oc, unb: oXXo (ilv ^ vo^ta,
fiülo d^ 'lT)ootk XptoTÖc. 3m orionifd^en Streit
nmrbe mtf ber Si^nobe oon Inc^ra 358 oon il^m
oad^ Ufyaupiti, er l^be Q^l^ftiä 6(ioou<noc xcp
«am genannt, be}iD. oon ber @9nobe oon Sn-
lioqien, jie l^be biefen @a| oermorfen. SBie
aba bide Sel^uptung gemeint mar, ift nid^t mel^r
«t eicqerl^t fettguftellen. 2)ie erOärungen ber
Sdtcr, bie Don ber &ad^ berid^ten, ftnb Derfd^ieben.
Stod^ Stl^onaftud (De synodis c. 45) unb 93a>
fHiufi b. et. (Ep. 52, c. 1) monte bie S^nobe
ber Argumentation ^ßould begegnen: 3ft Sl^tuS
iri^^mefmtlid^äRenfd^, jo ifter 6(ioou(nocT<(> icaxpC,
boim ergeben fld^ brei oo<na^ unb ba bie beS SSaterS
mb beS Qofjinia im ®egenfa| )u ber ®otte§ ab*
gddtet jinb, fo lann ber 93ater, toxt eS bod^ fein
mil, md^ afö ber UrqueS ber ©ottl^eit U^aupitt
ttccben. Stad^ ^ilariuS (De synodis c. 81. 86)
muAt ba: @a| oetmorfen, metl Saul @ott unb
bcn unperfdnli^en Sogod für 6p.oou<noc, ejusdem
▼el unias substaniiae erflörte, eine Q^rflörung,
bie burd^ bie Sarftettung ber Sebre ^ufö bei
dri)»]^niu8 (Haer. 65, 1) em|)fo9len mirb (ogL
[Xfibinger] £1^1. Ouartalfd^rift 1850, 3—28).
9Rü ber 9E6fe^ng $aufö toax feine Seigre nod^
nid^ bejeitiat. Anhänger berfelben etfd^en nod^
After unter Dem 92amen ^ulianiften ober ^l^oti-
niancr. 3laä^ bem Sd^iben bed Sifd^ofd Slle«
sanbtr Don Wqcanbrien über ben ludbrud^ ber
acianifc^ Semegung (f. Theodoreti H. E. 1, 4)
iu4m ber $re§bQter Sucian Don Slntiod^ien bie
fti^ten $auld an unb l^ielt ftd^ burd^ brei $onti>
fiakt l^urd^ au^erl^Ib ber ftird^e. 2)ie @qnobe
non 9Kc&a (can. 19) Derorbnete, ba^ bie jur ftird^e
iitriiiHel^renben ^ßoulianiften mieber getauft merben
foSten. S>a8felbe Derorbnete in ^Betreff ber „$]^o-
tfaiiamr ober ^ßaulianiften'' bie gmeite @^nobe Don
tbdcS 443 (452), can. 16. Surdd Ximotl^S
mm Sonftantino^I totthm bie ^uUaniften in ber
€d^ft De receptione haereticorum nod^ am
Snfang beS 7. ^a^rl^unbertS unter ben ^retifem
eaa^Qt^li, beren Xaufe ungültig fei Snbeffen
ifl eS fraglid^, ob bie Secte bamafö nod^ be-
fianb. Sonft l^ört man in ber @efd^id^te nid^td
nciter Don berfelben. (Sgl. Bouth, Beliquiae
sacrae m, 2. ed., 285—367, loo bie auf
^ßoul bejüglid^ gf^gmente gefammelt unb er-
lUrt ftnb ; ^efele, ConciUengefd^id^te I, 2. Sufl.,
135—143; Sd^mane, S)ogmengefd^id^te ber Dor-
idcönifd^ 3eit, 2. «ufl., Sreiburg 1892, 147
MS 150.) [Sfun!.]
VimAts, berl^L, DonS:]^eben(6ei;ßT)&tv),
ber erfie in ber flfir^ betannte Sinfiebler, mirb
Dom 1^1 ^ieron^muS toegen ber 3&af)l bief er Sebenfi-
meife anctor yitae monasticae (Ep. 22, 36 [ad
Eustoch.]) unb princeps yitae monasticae
(Vita S. P. proL) genannt Sr tomr )u Zl^eben in
Oberag^pten Don Dermögenben (Sitem geboren,
marb im d^ftlic^ (Stauben ergogen unb erhielt
eineforgfääigemijfenfd^ftlid^SluSbilbung. Sei ber
Verfolgung unter S)eciu8 Derbarg er fid^ unb je|te
in ber StäOie feine Stubien fort 2)a florben feine
SItem, aK er 15 ^fjxt alt mar, unb eS fiel il^
ein reid^eS (Erbt)^ }u ; um bie^ beft|en gu lönnen,
Derrietl^ fein Sd^mager feinen Sufent^alt, unb nun
blieb il^m nur bie gflud^t übrig, merni er bad nadtte
fieben retten moOte. Sr floQ meftmdrtS in baS
müfte ©ebirge unb f anb bafelbfi eine Stelle, meldte
il^m }um bleiben geeignet fd^ien: eine ^b^U, berm
Singang burd^ einen boDorliegenben ^föblod Der>
bedtt mar, ndbft einer DueOe, an meld^er ebie
S>attel|xilme ttmd^. 6ier fd^Iug $aulud feinen
lufentl^alt auf unb Derfenite fid^, Don ieber anbem
@eifte8na]^rung entblößt, in bie 93etrad^tung ber
übematürlid^ SBal^rl^eiten. S)iefe lBefd(|äftigung
getoal^rte i^m balb foDiel Xroft, ba^ er ftd^ Don
ben @ü|ig(eiten bed befd^ouli^en Sebend nid^t
mel^r lodrei^en mollte unb fein ganjeS fieben an
bem einmal gemöl^Iten Sufentl^alt ^ugubringen be-
fd^Io|. 9lad^ ög^ptifd^ 93erpttntnen beburfte er
nid^t Diel gur Sr^ottung be§ äußern äebenS : ^ßalm-
früd^te gaben il^m bie Kal^rung, unb atö feine
ftleü)er Dor 9Qter jerfielen, lieferten il^m bie $alm-
blätter ben Stoff $u einem ®efled^te, momit er pd^
bebeden fonnte. @o führte er 40 ^oifyct lang ein
fieben beS ®ebete§ unb ber ^btöbtung unb mad^te
im Ramp] mit bem Sfleijd^ unb bem Xeufel bie
Srfal^rungen, an meldte für aOe 3eit baS aScetifd^e
fieben in ber ftird^e anfnüpfen foDte. Ser fiol^n für
feine Xreue unb luSbauer mar eine übematürlid^
Xugenb unb eine ©ebetSguDerftd^t, burd^ meld^ bie
munberbaren Sterldei^ungen 3efu bei 9Rarc. 16, 17
an il^m in Erfüllung gingen. Wi er 55 Saläre alt
gemorben, ^ngen bie ^Imfrüd^te an gu mangeln;
feitbem brachte il^m, mie bem Sro))|eten CäiaS,
ein Stabe tagUd^ ein l^albed Sroo gur Srl^altung
feinet fiebenS, unb auf biefe 9ßeife lebte er meitere
60 Saläre einjig im Umgange mit @ott unb ben
Sngeln, ol^ne einen äRenfd^ }u erbliden. Sr
mürbe ungefonnt aud bem fieben gefd^ieben fein
unb ben SReid^tl^um feiner innem Srfal^rung mit
fid^ in bie Smigfeit genommen l^aben, menn nid^t
@ott ber &err biefe geiftigen @d^|e für bie jKrd^e
l^ättem^oormad^enmollen. Sod geeignete 93er!"
geug l^iergu mar ber 1^1 Antonius, ber ein SRenf d^«
alter mä^ $aulud ^d^ ebenfaUd Don ber SSBelt gu-
tüdtgegogen l^atte unb aI8 $atriard^ eine @d^
gleid^efumter Sl^eten bie SBege ber SSoIIfommen"
^ lehrte. 9luf göttlid^ antrieb mad^te ^ntoniud
^d^ mtf, um ben ^ligen, Don bem er nod^ feine
ftunbe qt'fyäA, gu fud^, unb fanb nad^ l^erber
unb befd^merlid^ SBanberung feinen ^(ufentl^It,
1727 $QuTuS, SBornefriebS @ol^n — $aulu8, ^einr. Sberl^. Gottlob. 1728
Mein $auIuS tooHte erft fid^ i^m ntd^t jeigen. Stft
nad^ toieberl^Item Stufen unb Sitten unb mä^ ber
^ofjm^, er tDerbe m3 }u feinem Xobe bleiben
nnb il^m feinen fieib ju begraben überloffen, her-
lieft ^PouIuSfeiniBerftecf; biebeibenl^eiligenüRänner
fielen einanber in bie Slrme unb nannten fld^ mü
vlomvx, ol^ne baft frül^er Siner ben Slnbem ie ge-
feit l^atte. S)af fie nad^ ®otted SßiOen ftd^ ge-
pmben l^en, geigte ftd^ bolb, inbem ber ttaU
oieftmal mit einem ganzen ftott einem l^alben
99robe erf d^, um für Seibe bie auSreid^enbe Sr-
quldhtng ju bringen. Slac^bem fie gegeffen unb
aus ber OueQe getrunf en litten, bereinigten fte fid^
erft gum @ebet imb bann gu einem ©efpräd^ ton
göttlid^en 3)ingen, toeld^ fid^ über bie 9lad^t bid
3um foIgetä>en Sage l^injog, tmb bei toeld^m
^ßauIuS @)elegen]^eit fanb, bem g^reunbe bie @d^ö^
feiner inneren Srfal^rungenunb Srleud^tungen ^um
^le iBieler mit^uttieilen. ©d^Iieftlid^, ald ber Xag
oa toar, vertraute $aulu§ il^m aud^ an, baft er
burd^ @otted Offenbarung fd^on lange ton il^m
getouftt unb il^n oor feinem Xobe gu fpred^ ge-
hofft l^be ; ie^t fönne er rul^ig fterben, nad^bem
er oie le^te 91ufgabe auf Srben erfüllt l^abe. 9lfö
tllntoniuS l^ierüber in grofteS fieib auSbrad^ tmb
il^n nid^t laffen tooUte, um mit il^m ^u fterben, bat
fßauIuS il^n, au8 feiner 3^0^ i^ni ben SJlantel ^u
Idolen, toeld^en il^m ber 1^1. Sifd^of Stl^anafmd ge-
fd^enft. Srftaunt, baft ber ^eilige barum nmftte,
nal^m 9tntoniu8 oon i|m 9tbfd^ieb unb mad^te fui^
iofort auf ben Sßeg. Seinen Süngem touftte er
»oti^eim nid^tS SlnbereS }u fagen, aI3 boft er ie^t
erft gelernt l^obe, ttwS ein 2Rönd| fei, na^bem er
fo lange mit Unrcd^t geglaubt l^abe, einer ju fein ;
bann nal^m er ben SKantcl unb eilte fo fd^neD, als
il^m feine 90 3o^re erloubten, ttjiebcr fort , um
^ßauluS nod^ oor beffen ^fd^ieb auS bem fieben
ju errcid^en. 5lllcin f d^on am jmeiten Stage um-
leud^tete il^n |)lö^lid^ ein l^eller Gllanj, unb er fal^,
mie bie ©eele be§ ^eiligen oon ben ßngeln gen
Fimmel gefül^rt ttjurbc. Um f o mc^r beeilte er fid^
jc^t, bie §ö§lc be§ Seligen ju erreid^en, unb als
er in biefelbc eintrat, ]Qf) er ^auluS in fnicenbcr
©teHung mit ausgebreiteten ^rmcn, ganj als menn
er lebte, fo baft er erft fid^ fd^eute, tl^n ju ftören,
unb leife mit i^m betete. 6rft aflmälig fam er ju
ber ©eiüiftl^eit, baft er einen ©cftorbenen t)or fid^
l^abc, unb nun trug er ilin cl^rerbietig in'S Qfreic
unb legte il^n nicbcr, um bie Ic^tc ^flid^t an i^m
ju crfüflen. 6r 50g bem l^eiligen fieib baS l^arte
^Imblättcrflcib db unb ptttc il^n in ben mit-
gebrad^tcn SKantel ; nun aber ftanb er ratl^loS ba,
meil er nid^t im ©tonbe ttjar, il^m ein ®rab gu
bereiten. ®a famen fd^neflcn fiaufcS gioci fiömen
mit piegenbcn 3Rä^mn aus ber SEBüfte unb jingen
beim 5lnblirf ber fieid^ erft mie bei bem Serluft
einer geliebten ^crfon tt)cl(imütl^ig ju brüDcn an.
SSalb aber begannen fic mit il^rcn mäd^tigen Sa^n
bie grbe aufjumü^len unb fteDten in furjer Seit
ein ®rab l^er, baS jur aufnähme beS l^eiligen ficid^-
nomÄ l^inreid^te. 5Rad^bem bieft gefd^e^en, entlieft
ber IjjL 9tntoniuS fie mit feinem Segen toiAci k
bie äSBüfte unb bejtattete bte Seid^ nod^ d^i^K^
Sßeife. S)aS ^mblötterOeib ober nOfm er orit
fid^ unb trug eS für ben Steft f etneS Sebeid nn
Oftem unb ^ßfingften, eine j^ertfid^ ^, tok
ber 1^1 ^ieron^muS fagt, aä ben ^ßurtmr eines
jtönigS. — S)er 1^1. Slntoniud loar eS oxtäi, ha
baS $lnben!en an einen fold^ ^eiligen ber ftii^e
beioal^rte. S)aS römifd^ SreDier feiert i^ cm
15. Sanuar. (S. Hier. Vita S. PauU beilOgne.
PP. lat. XXIII, 17 sqq.; Gase. CoIL 18, 6;
AA. SS. BolL Jan. I, 602 ; 93one, 9it4 bec
Slltoöter, ^berb. 1863, 40.) [Raulen.]
'3faiibi$,9ßarnefrieb8 ©oJ^n^f.^ßoiM
3)iaconuS, n. 1.
Lantus, £|einrid^ Sberl^arb @ottIü(,
ber „benfgläubige" ^rofeffor in ^Neibelbecg, fei
fannter |)au))toertreter beS öltem StotionifiSinS,
toarb }u fieonberg bei Stuttgart am 1. StJ/tiakt
1761 geboren. @ein SSater toot S>taamid in
fieonberg, tourbe aber 1771 feineS SrntiS cnl^
l^oben, toett er fid^ ber ©eifterfel^evei l^ingegta
l^atte. IBei il^m hxtr bieft bie Steaction gegadhr
oielen 3tt)eifeln, bie er frül^er gegen ben imp^
glauben unb befonberS gegen bie unfierbfid^ba
Seele gel^egt l^atte ; bei feinem Sol^rne mag «»
geleiert baS pl^antaftifd^ Xreiben beS SotoS, ii
toeld^eS er oon biefem frül^^eitig l^inetngqogn
tourbe, SJliturfad^ }u fetner f))cto:n SbneHpng
gegen atteS Uebernatürlid^ getoorben fein. 6en
erfte SBilbung erl^ielt ber junge ^ßauIuS an bot
jtlofterfd^en }u SBlaubeuren unb ju !Beben]^ait|di;
bonn bejog er bie iübinger Unioerfttöt (bis 1784).
hierauf mirfte er furge 3eit alS SJicor on ber &ifBk
5U Sd^omborf, nad^bem er bie ©teße eines Seoe-
törS bei ber «Scetifc^en ©efeUfd^oft in iBofel osb-
gef dalagen, ba er für biefelbe nid^ me^ gßuMg
genug ju fein glaubte. 6ine literarifd^ 9Wfe, )u
meld^er ber gfreil^err oon ^Im i^m bie WOA
gemährte, führte i^n in ben Salären 1787 nab
1788 burd^ S)eutfd^lanb, ^oUanb, Snglonbioib
tJranfrcid^. 5Rod^ feiner Slürffel^r ttmrbe er Se-
Petent in Mbingen, toarb aber fd^on 1789 oS
^rofeff or ber orientalif d^n S})rad^n nad^ 3«ö ^
rufen. 5Rad^ S)öberleinS Sobe (1792) »uibe «
olS beffen 9lad^f olger ^feffor ber Si^logie: er
las über g^egefe beS bleuen ZeftamentS, Wm
Xl^eologie, ©ogmengefd^id^te, ©ognurtif unbiftja
Seine fiel^ren t)eranloftten aber balb feitenS bä
©enerolfu^erintenbenten Sd^eiber bie 2)annid8"
tion gegen il^n, er motte baS S^riftent^ bin4
^$ant|eiSmuS unb Sltl^eiSmuS üerbröngen unb ia
herein mit anbcren $rofefforcn ju Sena bie 3f
religiofitöt oerbreiten. SDer ^njeige toarb )imö#
feine |)raftifd^e Qfolge gegeben. fdaU> aber erfolg
bU entloffung Sfid^te'S (f. b. 9Irt. IV, 1476), uA
ber ©ebonfe, baft bie unbefd^ränfte fieJ^rfüitÄ
aud^ il^m in 3u!unft einmal genommen UKtba
lönne, mog ^uluS um fo me^r belogen l^obo,
einem SRufe nad^ SBürjburg golge }u leiflen, aS
er l^iermit aud^ feine finangiette Stettmtg mi^
1729
Pauperes LugdunenBes — ^Qtoia.
1730
iefferfe. 3n Bürgburg foHte er nod^ ber W>^äfi
bc8 amni^ecdüRontgelad afö 9ufnärer gle^ ben
eknfaOd bol^ berufenen ^felonb unb ©d^eUhtg
toirfen ttnb mä) bie fat^ohfd^ @emtnariften mit
{einer SBi{Tenfd^Qft beglüden. S)te Sal^I feiner 3u-
^öret na^m ober beroxt al, bo| ^uIuS fid^ 1807
Ott iheiS" unb ©d^ulrot^ nad^ 99amberg, bann
(1808) mä^ Stümberg unb (1810) naä) SlnSbod^
nerfelen lie^. 3nbeffen jagte il^m biefer SOBirfungd-
tieiS fel^ menig }u, unb er fonnte feine ^Berufung
auf eine fßrofejfur gu f^elberg (1810) afö eine
(Erlöfung aud unangenel^men Sierl^öltniffen be-
grfi^ 3n ^eibelberg entmidfelte er eine um-
Mfenbe Xl^gleit fomol^I burd^ feine iBorlef ungen
me burd^ feine @d^riften ; er ntu^te ed aber in
fcinem SIter erleben, ba| er, ber an ber &pV^ ber
wittonolijten )u ftel^ prötenbirte, Don 9nberen,
IDie @trau|, fiberl^ott unb nne ein 3urüdf gebliebener
kabelt nmrbe. Sine gereigte Stimmung erfüllte
i^ befonberS in feinen Itj/tm SebenSja]^; er
imtxbe fogar in einen 9^roge| niegen unbefugter
Verausgabe ton @d^euingd SBorlefungen über
CffenborungSpl^ofopl^ie Denoidfelt. 9}ad^bem er
mul^ thtpnliä) gebred^ltd^ unb leibenb gemorben,
flatb er om 10. Suguft 1851, im Xobe toie im
Seben on feinen rationalißifd^en ^rincipien feft-
(cittenb. — S)er ^StationoßdmuS'' beS ^rofefforS
SauIuS berul^t auf bem ^rind)), ba| nur baS
Segteiflid^e , bad ermeiSbare, nid^t aber baS
Unglaublid^, baS Unem^eiSbare in bem ®otte8-
glouben unb ber ©ottanbod^ baS flMfct fein
»rnie. 2)e^^alb gUt i^m alles in ber l^L Sd^rift,
ttofi il^m nac^ feinen pl^Iofopl^ifd^ Slnfid^ten un-
icgrtifKd^ erfd^eint, bem äBortlaute nad^ für un-
(ifiorif d^ ; eS mu^ erft auf eine begreifiid^e Sßeife
gä>eutet merben. @o fom ^ulud gu feiner ebenfo
inSU^qlttn toie löd^erlid^en Srflörung ber SBunber,
ba| i 9. äefuS nur fd^intobt gemefen, ba^ er
(SDtoft^. 14, 25) nid^ über baS 3Reer, fonbem am
tReere entlang gegangenfei, unb bcrgleid^en. SDBenn
er aber glaubte, ben SBortlaut ber S3ibel fo in
<Rn!Iang mit ber SSemunft gu bringen, fo fonnte
et freili^ toeber ben SBeifaH ber ©laubigen nod^
ben ber ^fritifd^" Sl^eologen gu pnben erwarten.
(Einen CH^u))tgegner, ber il^m in jeber IBegiel^ung
üBerlegen toar , fanb er an §ug (f. b. 9trt.). —
S>ie jo^Ireid^ ©d^riften oon ^ßouIuS, befonberS
4tu8 ber Seit feines 3BirfenS in ^eibelberg, fü^rt
Stei^Iin-TOelbegg (f. u.) II, 465 ff. auf. m för
feine Stid^tung begeid^nenb mögen l^ier ermöl^nt
iDerben fein „fieben 3efu atö ©runblage einer
teinen @efd^id^ beS Urd^riftent^umS", ^eibelberg
1828, 2 Sbe., unb baS .^Ssegetifd^ |)anbbu($
üBer bie brei erften Soangelien'', ebb. 1831 bis
1833, 8 Sbe. (neue SluSgobe 1841—1842). Ser-
Mtebene SRale fud^te er Sal^reSfd^riften in feinem
fBeijlein'S Seben gu rufen, fo ben „©opl&ronigon"
<wn 1819-1881, 18 ©be.); „®er ©enfglöu-
Uge', eine attgcmein t^icologifd^e Sa^rcSfd^rift, er-
faßten t)on 1825—1829 ; ber „"Htm ©opldronigon"
«nnbe fogar in $auIuS' 80. SebenSjal^re begrünbet,
ttMlt€nUx\torL ^ IX. 2. Vufl.
brad^e eS aber nur auf 3 SBbe. (1841—1843).
^ie ©efinnungen beS fßrofefforS !BauIuS gegen
bie fatl^olifd^ ftird^ traten ](jert)or m ber Sd^rift
^2)er toieber laut gemorbene $rinci))ienfam))f
gmif d^en rbmif d^ ^ierard^ie unb beutfd^er Staats«
red^tlid^feit\ ^ibelberg 1838 ; im folgenben Sa)^
folgte nod^ eine „StoAit fhtngere ©eleud^tung"
biefeS !ßrtnci|>ienfam{)feS. Snblid^ fonnte er eS in
feinem 85. SebenSial^re nid^ unterlaffen, aud^ eine
Sänge für bie 2)eut(d^fat]^oIifen eingulegen (3ut
Sled^tfertigung ber S)eutfd^fatl^olifen, ftarlSrul^e
1846). — 91S biograpl^ifd^ OueOe über !ßauIuS
bienen bie bon il^m fetter bei feinem 3ubilöum
oerfa^ten „@figgen auS meiner SBilbungS« unb
SebenSgefd^id^", ^eibelberg u. Seipgig 1839: baS
fyixOpiXDta über i^n ift St. % oon 9leid^Kn-!DleI-
begg. Sq. S. ®. $auIuS unb feine Seit, @tuttg.
1853, 2 SBbe. [21. gffer.]
Panperes Lagdunenses, f. SBalbenfer.
"^Mfttlsmns, f. Sociale g^rage.
'S^ama, @tabt unb SBiStl^um in Ober«
italien. I. ®ie ©tabt «ßaöia, am Jefflno
(Xicino) unioeit oon beffen SRünbung in ben $o
unb 4 zuteilen bon SRaUanb gelegen, h)urbe unter
bem 3lamtn Ticinum oon ffelten, ben fieoi unb
SRarid, furge Seit nad^ ÜRailanb erbaut. S)iefe
tourben Don ben Stömem t)erj[agt, unb ber SSater
beS ^ßompeiuS rid^ete bie @tabt als römifd^
SRunicipium ein. 3ur 3eit ber Sößenoanberung
litt ^ia Diel Oboafer gerftörte bie ©tabt (476),
gefiattete aber ben Sintooj^em gum Sßieberaufbau
fünf Saläre ^(bgabenfreil^t. Xl^eoborid^ ber @ro^
befeftigte fßat)ia unb baute bafelbft aud^ einen ißa«
laft. 3nt 3. 568 bemöd^tigte fid^ ber fiangobarben«
fönig ^Ilboin ^ßaoia^S nad^ breijöl^riger 99elagerung
unb möl^Ite eS gur 9tefibeng unb ^u))tftabt feines
Sleid^eS. S)ie^ blieb bie ©tabt bis auf i)efiberiuS,
ber 774 oon ffarl bem @ro^en in bem ^ßarfe
oon Sertofa gefangen genommen tourbe. %tx
©ol^n ffarlS beS ®ro^en, ^in, nal^m nun feine
Stefibeng gu ^t)ia, unb ffarl felbft 1^ in ^-
oia als ber nunmel^rigen $mu))tftabt beS frönfif^
Italiens meiere JReid^tage. 3nt 3. 924 tourbe
bie ©tabt burd^ Serengar Don gfnoul mit ^ilfe ber
Ungarn eingenommen unb gnjtört (ogl. S)am«
berger, ©pnd^ron. ®efd^. IV, SRegenSburg 1852,
480 f.). Unerme^Iid^ ©d^ö^ gingen Derloren ;
48 ffird^ fanfen in ©d^utt; ber SBifd^of ber
©tabt, ben man nur ben guten Sol^otmeS gu
nennen pflegte, unb ber oon Sercelli, toeld^r fid^
eben bei i^m befanb, oerloren mit Dielen Xaufenben
ber Sinmol^er baS Seben in gfeuer unb Slaud^
(Flodoard, Annales ad a. 924 ; Mon. Germ,
hißt. Scriptt. ni, 373) : nur Xl^eoborid^ ^aft
blieb ftel^. ©d^ett erholte fxd^ bie ©tobt, unb
in il^r tourben aud^ bie ferneren Äönige StoIienS
mit ber eifemen ftrone gefrönt; fo 951 Otto ber
!®ro^e, nad^bem er ^ia auSgepIünbert. Um
1004 tourbe ^Dia abermoIS burd^ IBronb gerftört.
iBon ba an "täxnpfU eS mit toed^felnbem ®Iücf gegen
baS aufftrebenbe iDlailanb, Dor bem eS gule|t gurüdf •
1731
$at)iQ.
1732
treten mufete. ^aä) bcm Sobc ffaifer fteinrici^ n.
(1024) empörte \\ä) ^QOia gegen bie beutfd^e §err-
jd^Qft, mu^te fi4 aber nad^ mel^rjäl^riöer Selofle-
tung ftonrob II. ergeben, ber fxä) in 5KaiIonb
frönen lie^. 3n bem langen Stampft ber ©l^ibel-
Unen unb ©uelfen toox ^oöia cntfd^ieben g^ibel-
linifd^ (laijerlid^), im ©egenfa^ gegen boS guelfifci^e
5moüanb. S)ie SRiöoIität ber beiben ©täbte öer-
ftetfte ftd^ l^inter biefe großen ^ßarteinamen. 3n
ben läufigen großen unb fleinen ffriegen mit SKat-
lanb f d^eint ^oöia in ber SRegel unterlegen ju fein,
ftaifer Sot^or II. eroberte baSfelbe 1137. gfriebrid^
©arbarofja erl^ielt bojelbft 1154 StolienS ftrone;
in ^Qt)ia gog er oud^ naä) feinen Siegen trium-
pl^irenb ein unb fonb in il^r ©ÄuJ nad^ feinen
Jlieberlagen. 5Rod^ öerttjidelten ftuperen unb inne-
ren ftämpfcn fiel ^oöia 1315 in bie ©etoalt ber
aSiSconti, Der ^enen öon SKoilonb, unb nai^ oer-
geblid^cn SSefreiungSöerfud^en nol^m eS bie S3i3-
conti 1343 unter gemiffen Sebingungen atö feine
Ferren an. Um biefe ^txt ^atte ?ßaöia in ber
^erfon be§ geiftlid^en Demagogen 3acopo SBuffo-
lari, eines jungen Siuguftinermönd^eS unb beliebten
^rebigerS, feinen 6ola bi SRiengo ober feinen ©a-
t)onarola, ber eS gegen 3Jlailanb unb gegen ben
5lbcl anführte (ögl ©amberger XV [1863], 259).
3m Sfriebcn mit bem 9Karf grofen Oon SKontfenat
(1364) mürbe e§ 5Kailanb öertragSmö^ig juge-
fprod^en, unb SJ^ailonbS @efd^id^te ift üon nun
an aud^ bie @efd^i(i^te üon ^üia: mit ÜRailonbS
june^menber SSlüte l^ielt ^aöia'S aSerfatt gleici^en
©d^ritt. ai§ aWoilanb 1895 in ein ^erjogt^um
öcrmonbelt mürbe, mu^te fid^ ^aöia ben Xitel
einer ©raffd^aft gefoDcn loffen unb mürbe öon mm
an jutocilcn öon ben jüngeren ©öl^nen ber moi-
länbijd^en ^erjogc öermaltct. — 35aöia, boS cinft
über 80 000 ginmol^ncr ^öl^lte, ^ot ^cute bereu
foum mcl^r 30 000. Unter ben 19 ßird^en ragt ber
S)om l^eröor, 1488 burd^ ßarbinal ^Sconio ©f orja,
aSif d^of öon ^aöia, an ber ©tcDe jmcicr ölten lango-
barbif^en Safilifen gegrünbct. S)er 95au blieb
jebod^ unöoDenbet unb mürbe erft 1609 eingemeil^t.
3n einer ftapelle be§ ®omc§ mirb bie prad^töoDe
^Ärca bi ©. ^goftino mit bem l^eiligen 2eib biefcS
fiird^enlel^rerä bemal^rt. S)ie 4 m lol^e 5lrca mit
beino^e 300 funftreid^en Siguren ftanb frül^er in
ber ^uguftincrfird^c, öon mo biefelbe 1799 nad^
^ufl^ebung be§ fflofterS in ben S)om übertragen
mürbe. 93ebcutcnbe ^Reliquien famen baöon burd^
ben erften Sifd^of öon Algier, ©upud^, nad^ 5lfrifa
^urüdC. Unter ber 3Kenfa be§ §od^altür§ im S)ome
rul^en oud^ bie (Scbeine bcS berül^mten römifd^en
^^ilofopl^en 93oet^iu§ (f. b. ^rt.), meld)er in ^a-
öia auf ®runb uralter Srabition al§ Wartprcr
öerel^rt mirb ; in ber Rxt^pta fiub bie Reliquien be§
f)l ©9ru8, be§ ^atronS ber ©tabt unb be§ 99t§-
t^umS. ®ie alte 93afilifa ©. 5DZid^ele, ein inter-
effanter lombarbifd^er Sau, im 12. 3a]^r]^unbert auf
älteren Qfunbamenten errid^tct, mar bie ihönungS«
ftätte ber ff önige SSerengar öon 3ötea, ^balbcrt unb
äfrbuin, ber Sll^n^^etren btS §aufe§ ©aöot)en, me^-
l^lb fte 1868 }ur Basilica reale erBSrt Bnnbt
3)ie gro^e )n:öd^tige ftird^ &ia, Vhtria bd Sai^
mine, erbaut 1878, ifi im 3mimt einer bad^
Siftercienferfird^ öom Snbe beS 12. Sol^ci^unbedfi
fe)^ öl^nlid^. 3n eblem @tUe ift aud^ bie ffit^e
©ta. SRoria &)ronata erbaut, ein ad^tedig^, on
@emalben reid^er StupptibcaL 9[n Untaüi^
anftalten befielet neben Derfd^iebenen fie^rinfUhttn
unb ©d^ulen eine el^alS Berül^te UntDetjität
©ie mirb als eine ber älteften in (Suxopa ange^
unb mürbe angeblid^ Don ftarl bem Qxo^ ge-
ftiftet ; il^re Drganif atbn rül^rt bon flötf er Ptttl R
f^ (1861) unb mürbe 1770 ton 3Ram %f
refxa, 1817 öongranjL erneuert. ©eii^rfW
13 SoQegien, öon benen boS borromöifd^ unb
baS beS $a))fte§ $iuS Y. bie fd^ön^ fmb. In
ber Uniöerfitöt glaubten gro^ ©elel^rte ouf bco
®ebiete ber äie^tsmiffenfd^ mie ber doS^^
©tubien, unb ^ur Sdi il^reS gtö^tm @logqeS
sohlte fie 12 000 ©tubenten. ^eute ^ fie übet
1200 pbxtt. %n SBol^Itl^gfeiföanftatten i^ bv
©tabt |eute nod^ reid^. Sieben jmei SBatfa^^änfoB
befielet eine Stnftolt für öeima^IoSte icinbec mib
imglüdflid^ öerl^ratete gfrouen auS bem 2N4R
1601, femer eine befonbere Snflolt fib: öenDoti^
lo§te jnnber, bomt eine ^iftolt für unl^eUbaie
ffranfe unb eine onbere für arme Seute. Soft h-
rül^mte gro^e ©pital öer))f[egt im S)ur4f4Bztt
iöl^rlid^ 5000 Jhanle. S)a8 3nftitut «ber ViKp
jhone" unterftü^t iol^lid^ 8174 ihanb. Snbeit
anftalten unterftü^ ^rme übtti^aupt, mieber on-
bere geben armen gamilien bie SJlittel gur grjieiung
il^rer ftinber. IRel^rere anftalten geben an hm
ajläbd^en ^uSfteuer. ®em »ettel mirft ein «rbeifr
l^au§ entgegen. 9Bie in Stßlien über^au|rt ^oufig.
befielet anä) in ^ia ein fel^r ftarf hem^ ftt^-
^au3 (monte di pietü) unb eine ©fximffe (DgL
Gay. Magenta, Ricerche sulle pie fondazioni
e suU' uffizio loro a sollievo dei poveri conim
appendice sui pubblici stabilimenti di bene-
ficenza della cittä di Pavia, Pavia 1838). —
3mei ©tunben nörblid^ öon ^üia liegt bie nxö*
berühmte ßertofa (ffartl^äuferftofter), im 3. 1396
öon 3o]^. @alea5}0 aSi^onti, bem erften ^^erjogMo
ajlailanb unb §erm öon ^(Jat)ia, gegrunbet od
jmei 3a]^re fpäter öon ben erften 25 SRöw^en fc»
jogcn. S)er ©tifter mieS bem neuen ffltofler eine
fel^r reid^e 2)otation au3 feinen Seft^l^ment ob,
legte aber bemfelben in bem ^ototion^d md
fpöter nod^mal§ in feinem 2:eftament (1402) b»
ißerpflid^tung auf, iöl^rlid^ eine befKmmte Sram
auf bie Sfottfe^ung bed aSmted unb nad^ befjea
aSolIenbung jur Unterftü^ung ber Firmen jn wi"
menben. 2)ie le^tgenannte aSermenbung fonnie vit
bem 3ol&re 1 542 begonnen inerben. S)a jd»* bi«
ginfünfte unterbeffen immer jugenommen, fo loort
e§ ber ©enoffenfd^ ennöglid^t, b^ (enlitt
®otte§]^au§ nod^ ftetS mit neuen ffmtftfd^ö^ ^
bereid^em. ®a§ fflofter, boS iäl^li^ lOOOÖO
Silier ginfiinfte l^atte, mürbe 1782 öonflöfi»
3ofep]^ n. aufgel^oben. ftaifer Swbimmb fieite
$at)io.
1734
trd^ ©ecret Dom 17. 3um 1843 toieber l^r,
am 21. 3)ecemier beSjelben ^al^ed fel^rteti
lortl^ufer unter ben Qöd^ften gfeierl^Ieiten
a jurui (t)9l. 99. SQBcbcr, Kl^aftcrbUber,
Ifurt a. TO. 1853, 389].). S)ic itoBcnifd^
mmg ^o6 boS jtlofter abermofö auf (1866),
fyvit ifl ed nur Don wenigen SJlönd^ al3
m be§ jRonumentS (emol^nt.
. S)ag SSiStl^um ^aDto. S)ie ©rünbung
(ifd^öflid^ @i^ in ^ia mirb auf ben
S^rud ober S^rud }urü(fgefül^rt, ber Dom
)ermagoraS, nod^ Sinigen Dom 1^1 $etru8
atö 99ifd^of entf enbet tourbe. Sr unterl^elt eine
bige (SlauBenS- unb fiiebeSoemeinfd^aft mit
teu gegrfinbeten umltegenben icird^en, nament-
)er 5U SRailanb : {ogar bis nod^ fiord^ {oE fid^
SBBirffomfeit erftredt ^ben (SRettberg, ff.-®.
[fd^L I, ©öttingen 1846, 156). ®ie l^H. gl^rtj-
lud unb gfortunotuS foQ er }u ^rieftem unb
92Qd^foIger im bifd^öflid^en ^mte, ^om|)ejiu§
-100) unb (foentiuS ober 3uDentiu8 (100
L30), }u S)iaconen gemeil^ l^ben. @Qru8
fkirb etma um bad ^afyc 96 ober einige
t frü^r. 3ti ber langen SRcil^enfolge ber
|öfe glönjten nod^ Diele burd^ l^eiligen Sebend-
)elunb l^o^SeifteSgaben l^onagenbe 5Kön-
Um 230 erfd^eint ^rofuturuS, 332 Obebia-
imb 877 (foentiuS (3uDentiu§) II. S)em Dom
mbrofmd 397 geh)eil^ten UrficinuS folgten bie
)en Sif d^öfe (SriSpinuS (432) unb (466) Spi-
iuS (f. b. «rt IV, 711 ff.) unb auf 2»aji-
(496) ber l^L SDobiuS ober gnnobiud (f. b.
I. S)urd^ fold^ Oberl^irten na^ bie SBebeu-
^ia'3 }u ; aber ber ginflu^ beg IBidtl^md
d aud^ burd^ bie politifd^e IBebeutung ber
)t. ®er 1^1. SlnaftapuS (668—680), Dorl^
ner unb Don ben ^rianem }um iBifd^of Don
\a orbinirt ju eben ber 3^/ «18 ber red^t-
E»ige aJ^agnuS (feit 633) ber fatl^olifd^en ffird^
bfl Dorftanb, lourbc, nad^bem er freimiHig Dom
nidmud jurüdfgetreten, ^um Säifd^of ber ffatl^o-
gemöl^It 911g ^eiliger loirb aud^ Derel^
lian 99i8cofPö (680 — 708): feine ©d^rift
r bie 5IWonotl^Ietcn ttjurbe auf bem Koncil ju
iiantinopel (681) Dorgelcfen. 5luf ®regoriu8
708) folgte ber il ^IrmentariuS (711—726).
r il^ tourben bie ^Reliquien bed 1^1. ffird^-
rd ^uguftinuS au8 @arbinien, mol^n fie burd^
•on ben arionifd^ Sonbalen Derbannten afri-
d^ 99ifd^5fe gebrad^ toorben loaren, burd^
Songoborbenlönig fiuit))ranb au§ ^urd^t Dor
@aracenen nad^ ^Dia übertragen. 99ifd^of
iri) ober Suitpranb (830—864) erl^ielt Don
ffaifem Submig unb fiotl^ mel^rere $riDi-
n unb mürbe mit bem £ite( eines @rafen ge-
[idt. Sol&anneS H. (874—879) erhielt aud^
^ßopfte 3o]^ne§ vm. mid^tige ^ilegien
fetbft bad ißaEium. $etruS III. SanefKmoDa
978) mürbe im 3- 983 ^apft atö 3o-
K« XIV. 3n bie ^rteifämpfe bc8 11. unb
Jol^l^unbertS nmrben aud^ bie 93ifd^5fe Don
$aDia Derflod^ten. ^er XoScani 0. Gist. (feit
1148) tourbe 1162 Dom Jtofte «aejanber III.
abgefe^, meil er bei ber mi^i beS Don ftaijer
griebric^ I. aufgeftellten ©egen^fteS SJictor mit-
gemirft ^atte; im 3-1171 »urbe er iebod^ Don
bemfelben ?ßat)fte miebcr in feine SDBürbe eingefe^.
©ein 5RadMoIger £anfrancu8 99eccari (feit 1180)
ftarb atö ^eiliger 1194 (AA. SS. BoU., Jun. IV,
619 sqq.). fe ift nid^t, mie öfter gefd^el^en, mit
bem feligen fianfranf Don Kanterbur^ (f. b. Art.)
}u Dertoed^feln, ber aud^ in ^ßaoia geboren mar,
aber 100 3al^re frül^er lebte. S)er % guIcuS ©cotti
mürbe 1216 Don bem SBiStl^ feiner iBaterftabt
^acenja nad^ !ßaDia tranSferirt, mo er 1229 retd^
an aUen Xugenben fiarb. gfrans ©uri))a ober
©ottoriDa (1364—1886) mürbe alS ber erfte
ffanjier ber UniDerfitöt $aDia burd^ ffaifer ffarl IV.
eingefe^t. ©ein Ütad^f olger Sßill^Im gientuaria Don
Sremona, ein gefeierter Sinologe atS bem Orben
ber aJUnoriten imb Sifd^of Don $iacen}a, fam
1386 auf ben ©tul^I Don ^ia unb ftarb 1402.
Unter il^ tturbe baS ftlofter (Eertofa (f. o. I.) ge-
grünbet. granj pccopafjio (1427—1433) tourbe
auf ben ^etropolitanftul^l ^ailanb promoDirt;
ebenfo fein Ütad^folger ^einrid^ Stammt (1433
bis 1443), ben 6ugen IV. jur SBürbe eineS 6arbi-
nate erl^oben (geft. 1450). 3öcob SorromöuS, ge-
lel^er S)octor ber UniDerfitöt ^ßaDia, regierte Don
1446—1453. ^ofymn gaftigfione, 1453 Don
goutanceS tranSferirt, ging als pdpftlid^er Segat
nad^ 3)eutfd^lanb unter ffaifer griebrid^ III., nmrbe
1456 burd^ @ali£t HE. Sarbinal, bann unter
!piuS n. Segat ber SJ^arf Slncona unb ftarb 1460
)u SRacerata. 3ctcob Slmmanati Don Succa, Diel-
fad^ Dertoenbet an unb Don bem römifd^ ^ofe,
tourbe 1460 99ifd^of Don ^aoia, ein Sol&r fpöter
(Sarbinal. Sr toor gugleid^ SBifd^of Don Succa tmb
Segat Don Perugia; in aSen biefen Remtern jeigte
er Diel fflug^it unb S)emut^ tmb ftarb mit bem
Stulpe eines ber mürbigften ^rälaten feiner 3«t
(1479). «nton SWaria bei 5IRonte, auS SJlonte
©. ©aDino im Slretinifd^en, burd^ ^pft 3tüiuS n.
Karbinal unb 99ifd^of Don JSaDia (1511), reftgnirte
1520 ju ©unften feineS Steffen 3oWneS SJlaria
bei SWonte, beS fpötem ^Qp\i^ 3uIiuS ÜI. 9ln-
ton Tloxxa tourbe mit mel^reren Segationen betraut,
bie er atte mit Srfolg DoUgog. Sr ftarb ju 9lom
als Sarbinalbifd^of Don ^orto (1 533). ©ein 9}eff e
3o^atmeS ÜRaria reftgnirte feinerfeitS gu ©unften
3o]^neS' ßieron^muS be SRubetS (SRoffi). «IS
biejer 1 544 ourd^ $aul m. abgefegt toorben, über-
nahm 3o^nneS SD^aria Sarbinal bei SJ^onte bie
ffird^e Don ^ia abermals, bis er 1550 ^pft
tourbe. aiS Karbinal toar er einer ber Dier päpft-
lid^en ßegaten für baS Soncil Don 3:rient getoefen.
«IS er !ßa))ft getoorben, fe^te er be ShtbeiS toieber
als Sif d|of Don ^ia ein ; biefer tourbe \pättx
©ouDemeur Don 9tom. 9{ad^ bem 3:obe beS ^{kq3fteS
(1555) gog er ftd^ nad^ Streng }uräd(, toibmete
fidb ben ©tubien unb gab Wel^rereS l^erouS. (Sx
erbat ftd^ Don $iuS IV. feinen Steffen ^UilioM
1735
$at)tQ.
17M
als Soabiutor unb ftotb 1564. Öippolpt bc SlubciS
tl^ ber ffird^ in ^üia t)iel öutcS. 6r lool^nte
awä^ bem Koncil öon Srient bei, grünbetc boS tri-
bentinifd^e Seminar, tourbe 1585 garbinal burd^
©IjtuS V. unb ftarb gu SRom 1591. ©ein 9lad^-
folger, ber SSamabit aiejanber ©auli (1591 bis
1592 ; y b. 9lrt.), t)on Slleria tronSferirt, ttmrbe
am 23. «pril 1742 felig g^fprod^. Unter im»
rentiuS Srotti (1672—1700) mürben am l.Oc-
tober 1695 bie ©ebeine bcS 1^1 ^luguftinuS mieber
aufgefunben. S)er 100. Sifd^of, ^uguftinuS 6u-
fano, litularerjbifd^of t)on mmafta, päljftlid^er
2egat bei ber SRcpublü Sencbig unb naäfytx bei
bem ftofe »on Qfranfreid^, mürbe 1711 Sifd^of t)on
^ia, 1712 ßarbinal unb 1714 Segat öonSBo-
logno. ©eit feiner Seit fyiben bie Sifd^öfe üon
$at)ia baS Privilegium be§ ^HiumS unb ben
%M „Sifd^of-grsbifd^of". Unter grans *crtu-
Jatt (1724—1750) mürbe baS ^i^Ü)VLm gtaöia,
baS ftetS ©uffroganat oon TOailanb gemefen mar,
unmittelbar bem l^ciligen ©tul^Ie unterfteflt ; burd^
baS fogen. italienifd^e Soncorbat üom Saläre 1803
aber fam eS mieber unter Wailanb, bem eS l^ute
nod^ untermorfen ift. "Jlaä) bem lobe beS Sifd^ofS
aojep]^ »ertieri (feit 1792) blieb baS 93i§tl^um
mehrere ^af^xt öermaiSt; Sertieri'S Jlad^folger
^JJauI Sambert be 5lIIegre beftieg ben Sifd^ofSftul^l
erft am 18. ©eptember 1807. gr mar 1811 bei
bem Slationalconcil §u ?pari§ unb fd^nt 9lai)o-
leon I. feinen ®runb ^u Jllagen über i!)n gegeben
gu l^aben ; menigftenS mar er unter ben t)on i^
auSgemöl^Iten Sijd^öfen, meldte ben ?papft in ©a-
t)ona bccinfluffcn folltcn (©ept. 1811). ©pätcr bc-
fanb er fid^ in gontoinc^cau (San. 1813), mo er
l)elfen fottte, ben ^opft für ba§ berüd^tigte 6on«
corbat 5u ftimmen ; nad^ljer meiltc er mieber in
^at)ia, mo er 6. Octobcr 1821 al§ Sifd^of ftarb.
5lm 2.8februar 1822 folgte if)m miSSofi (geft.
1845), biefem 5lngclu8 SRamajaotti (feit 1850),
ber 1858 ^trtard^ t)on 93cnebig mürbe; bann
^truS 9Karia Sene (1859—1867) unb £uci-
bu8 ^arocd^i (1871—1876). S)er gcgenmärtige
111. «ifd^of ift ^uguftinuS SRiboIbi (geb. 1839),
pröconifirt 21. SJ^ärj 1877. ©ein Ginfommen
beträgt !|eute nur 3238 ©cubi. 5)a8 Kapitel an
ber ©atl^cbrale ©. K^ri et ©. ©tep^iani jap
5 S)ignitätcn, 8 ganonifcr, 11 ftapläne, 4 9[!Mn-
fionarii unb 6 KIcrifcr. 3n 80 ?ßfarrcien (13 Vic.
for.) finbcn fid^ nid^t ganj 100 000 ©iöccfanen.
Qfrül^er moren c8 154 Pfarreien, 2 Kottegiatfircf^en,
21 5Kann8- unb 4 grauenflöfter, ol^ne bie 25 refp.
13 ftlöfter in ber ©tabt fclbft.
III. ©i)noben. 1. ® ie erfte Synodus Regia-
ticina, b. i. in ber ürbs regia Ticinum (= 5Ba»
Dia) im 3. 850 abgel^altcne ©i)uobc, erlief 25 Sa-
noneS überffird^cnjud^t, mciftSBicberl^oIung älterer
ffierorbnungen. 3n ben Goncilienfammlungcn ift
ein gleidbjcitig crlaffene§ faifcrlid^eS ®ccret in fünf
dummem ange!|ängt. — 2. 95ei bem 855 öon 2ub-
mig IL ju ^aöia üerfammeltcn Koncil öcrlongte
bieferÄai)cn)oubcnobet\taUem\d|eu5Ji^d[)öfcuWit-
tl^eilung über bie Snängel im iSkaj&, foime Shr
boS Säenel^men unb bie SlmtSfül^nmg ber Comitee
(®rafen) unb il^ ©el^iHeit mib (nibficitte bom
Derf d^iebene borauf be}ügrid9e (Sbicte. — 8. S)ie an-
geblid^ 866 Don betnfelboi ff atfer t^erfoirandie Sip-
obe ift }tt)eifel]^ — 4. 9uf ber gco^ @i|ii^
ber geiftlid^en tmb mettüd^^errenObentanenSiB
3. 876 mürbe ffarl ber ffol^Ie afö ihiifer onedomitj
überbie^ mürben 15 capitula cntfgeftdit — 5. 0
bie für S)ecember 878 Don !(k^)ft ^ol^cnincSYnL
geplante ©^nobe, meU^ il^m tool^I aud^ §ur SBiebe^
lerfteSung feiner polttifd^ ffMfit bel^ilffi^ fem
f oUte, }u ©tonbe fam, i{l nad^ ^ek ((Emtc-Oefi^
IV, 2. «ufl., 538) ungetoi^. — 6. «itf b«
großen ©^nobalreid^tag 889/890 tourbe Qhnho
üon ©poleto, ber bem Serengar t>on gfriaul b»
ffrone entriffen, afö ffönig Don Stalten onedomt
— 7. @regor Y., burd^ SreScentiuS (oa Stom m*
trieben, l^ielt 997 in ^ßoDia eine Spnobe, meip in
©ad^en bed abgefekten SRetropoIiten Smulf tum
SleimS. — 8. 3m 3. 998 t>erfammelte e^mfdH
@erbert ton Staüenna gu $oDia eine ©qiöke,
meldte aud^ bie Slnma^ung bed Srgbifd^^ m
SOtailanb, fid^ «papa* ju nennen, jurüdiDicS, vat
bei meld^ fiaifer Otto IIL ein 2)it)Iom }ur @i4(^
rung beS IKrd^gt^ ausfertigen Iie|. — 9. Sk
©Qnobe t)om Solare 1018 (aL 1012, irrig 1020)
nimmt eine mid^ge ©teile in ber JKaJ^amefbeffe"
rung bed 11. 3a]^rl^unbert8 ein. $ap{i Scü^
biet Vin., ber fie berufen, fffl^rte |)erjönßdj bcB
93orft|, namenÜid^ um ein ^ottt^ebred^ ha
3eit, Die Unentl^tfamleit bed SIerud, mi^ oii>
zugreifen unb mit fefter ^anb gu befämpfen. -
10. S)ie 1046 oon ^^einrid^ III. öeranftaltete S^n-
obe, meldbe aud^ üon Dielen beutfd^ SiWfn
aud bem @efolge beS ff önigd befud^t mar, üet^-
belte über üerfd^iebene fir^lid^e ^ngelegen^eüo,
mal^rfd^einlid^ (f. C>efele, gonc-Öefd^. IV, 2.«nfL,
709) jumeift über bie in Stalten l^errfd^ gt-
morbene ©imonic. — 11. ®ic JRefonnfpnobe im
3. 1049 l^atte Seo IX. berufen. — 12. 3m 3-
1076 fanb auf ^Betreiben beS Srgbifd^o^ SBitat
üon SRaüenna eine ©Qnobe gu !ßaüia ftatt, auf
meld^er bie lombarbifd^ Sif^öfe unb iuW ba
SBann über ©regor VII. auSförad^ — 18. Inf
berKeid^StagSfpnobe 1081 liefe ftönig^^einriAIV.
SBibert abermals afö ©egenpopft (glemenS iOL)
anerfennen. — 14. S)ie grofee ©^nobe üom ^dß
1114 üerliel^ allen einen äblafe, meld^ jurfo»
rid^tung eineS Xenobod^iumS Seiträge gegeben. -
15. 3m 3. 1128 berief ^ft ^onoriuS IL bie
Sifd^öfc ber 5DZailänber ftird^nproüing ju einet
©i)nobe nad^ ^kmia, um über ben Sr^bifd^of Den
SO^aüanb gu rid^ten, meld^ ben (SegenfönigAomab
üon ^ol^cnftaufen gefrönt l^e, — 16. 3)ieSfta>
f^nobe be§ 3ö^re§ 1160 berief ftaifer 5riri)ri(^ I
gegen $apft 5lle|anber in. — 17. ®ie ©jnobt
üom 3a^re 1423 tourbe balb nad^ ©iewi (f. b.
^rt.) üerlegt. (ißgl. nod^ A. M. Spelt«, Stom
delle yite di tutti i Vescovi che dall' anno 45
sino all' anno 1597 ressero la chiesa diP**
1787
^QDillon — $ä)män9.
1788
Pavia 1597 [t>9L Brunei, Manuel VI,
Paria 1865, U21, n. 25267]; F. Marroni,
De eeclesia et episcopis Papiensibus com-
mantar., Born. 1757; Siro Severino Capsoni,
Memor. stör, della cittä di Pavia e buo terri-
torio, Pav. 1782—1788, 8 voll.; Moroni, Diz.
Ln, 16—28 ; Cappelletü, Le chiese d' Italia
Zn, Venezia 1857, 395—518 ; Garns, Ser.
Epp. 800 sqq.) [92e^.]
9«9Ub1^ 9}tcoIau8, iBifd^ot Don Sllet (in
bm ^Qtenöen), gel^ört ju ben SBif^öfen, lueld^
td ben ionfenifttfd^ Srdrterungen ftd^ meigerten,
boS Sfonnulor D. 3. 1665 (f. b. 3lrt. 3anfmtusyi,
1227) }u unttrfd^teiben. Sr tt>ar im % 1597 su
^ßoriS geboten unb trat frül^settig mit bem l^L S3in-
coi) bon $aul (f. b. 9lrt) in SSerbinbung, ber il^
toegen feines ßifetd l^od^fd^äkte unb mel^tfad^ ter-
ttenbäe. 9luf beffen Sm))fe9lung nmrbe ^JoDiEon
bann aud^ bon 9Hd^Iieu gum ^ifd^of üon Sllet
befümmt (1637). S)ort fonb ber neue Oberl^irt
traurige SSerl^altoiffe unter SIerud unb 93oR, be-
kmberd infolge beS unerboiulid^en fiebenSttxmbefö
feines legten 93orgdnget8. Sr griff aber mit im-
Mbroffenem Sifer ein, forgte für ^elel^rung unb
ber @eiftlid^ toit ber ©laubigen, be-
aud^ ber 2(ugenb ; bod^ ftreifte fein ßifer
unb ba ftar! an janfeniftifd^ StigoriSmud,
nnb ^ßatnOon lie| fid^namentlid^ burd^ feine gfreunb-
Mdt mit %mmtlb mel^r unb mel^ in bie IBe-
jlrmmgen üon ^rt-SRo^al (f. b. %rt) l^inein-
dcl^ SSergebend toamte il^ ber 1^1 SStnceu};
l^ßmnllon ging fd^Iie^lid^ fo toeit, feinem SIerud bie
Snnol^e beS oben enoäl^en gformutard unter
€ttafe ber (Sicommunication gu üerbieten. Sein
Qtüc^ toie aud^ baS ettt)a8 fpöter k)erfa^te Rituel
4 l'uaage du dioc^se d'Alet (Paris 1667 ; gmei-
mol neu gebrwft) lam auf ben 3nbe|. 99ei fiub-
lirig XIV. lourbe ^iUon burd^ feine ^anblungS-
tDciJe mi|liebig, unb bie fönigltd^e Ungnabe mürbe
luxq baburd^ gefteigert, bo^ er im SRegalienftreit
(f. b. 9rt.) fid^ auf Seiten be§ ^fted fteOte. 3)od^
fom eS ntd^ gu feiner Slbfekung; er ftarb gu ^Het,
todd^ er al§ IBifd^of öu^exft feiten Derlaffen l^e,
am 8. Secember 1677. Sine Siograpl^ie ^üiSonS
erfd^ien burd^ Slntoine be lo gl^aigne imb Sefäore
bc @t. SDlarc (Vie de H. Nie. Pavillon, övdque
d'Alet, Saint-Miel [Chartres] 1738, 3 vols.,
mib Utrecht 1749, 3 vols.). (S3gl. FeUer, Dici
8. y.; Nouvelle Biographie generale XXXIX,
423, unb bie Sit im 3lrt. ^ort-SRopal, fomie bei
Oettinger, Bibliographie biographique uni-
Torselle 11, BmxeUes 1854, 1386; Sleufd^,
3nb€j n, 455. 560.) [31. gffer.]
Pmx tecum, f. gfriebenSfu^ IV, 2020.
Pmx TObis, f. Dominus vobiscum III, 1952.
Jf$if9a b'Jtsbrabo, f. Slnbraba, 2)ibacu8.
Tfiimiwf, $ e t e r , Sarbinol-ergbifd^of unb
^ßrimoS bon Ungarn, mürbe am 4. October 1570
ft0to^rbein aud einer alten begüterten SlbelS-
[tilie geboren. Seine SItem gel^örten, mie ba-
moÜSi ber gi^^te £1^ beS ungarif^n 9bel8, bem
calbinijtifd^ 99efenntniffe an unb erjogen aud^
il^en Sol^ in bemfelben. 918 bie SRutter ftorb,
bermöl^Ite fid^ ber iBater mit einer jtatl^olifin. S)urd^
ben Sinflu^ biefer trepd^ Sfrau, fomie bed
äefuitenjxitetd S^äntö, ber in (Sro^marbein ald
Seelforger ber fleinen fatl^Iifd^ @emeinbe tl^g
mar, mürbe ber l^d^begabte ffnabe für ben fatl^Ii-
fd^ Glauben gemonnen unb trat 1582 ^ur IHrd^
über. 3nt folgenben ^al^re fd^cften il^ bie ßltem
in baS äefuitencoOeg nad^ ftlaufenburg ; bort blieb
er etma 4 ^afjitt unb lernte mäJ^retw biefer 3^
ben Orben ber ©efeUfd^ft 3efu fo fd^|en, ba^ er
afö Süngling üon 17 Salären ben Sßunfd^ aud-
fprad^, in biefen Orben einsutreten. S)ad Amei-
oi^ge 9}obicuit beftanb er in Jhalau; aldoann
tubirte er im äefuitencoQeg ju Sßien 3 ^afjin
^inburd^ ^l^fopl^e unb mürbe für baS tl^o-
logifd^e Stubium nad^ Slom gefd^idt, mo bie 6e-
rül^mten 3:i(|eoIogen Seilarmin unb SaSqueg feine
Seigrer mtnrben. 3laä) Smpfang ber ^rieftermeil^
übemal^m er auf ®el^ei^ ber OrbenSoberen eine
^rof effur ber ^l^ilofopl^ie an ber UniDerfitöt ®ra}
(1598). Seine Sel^rtl^gleit mürbe babioni^ unter-
brod^, ba^ feine Oberen il^ für lungere Snt
(1601— 1603) als ünifftonarnad^ Ungarn jonbten.
SDort mibmete er fld^, namentlid^ al3 Se^ilfe bed
feeleneifrigen SBifd^ofd gforgäcS, bem SBerfe, baS
ftKtter bie l^au))tauf gäbe feines SebenS mürbe, nöm-
iid^ ber SBieberl^teUung ber latl^lijd^en Steligion.
3n biefer 3^t gab er feine erfte Sd^rift l^erouS,
bie Slbf ertigung ber Sd^mäl^f d^rift eined lutl^f d^en
^bigerS, meldte gugleid^ bie erfte fatl^olifd^ Streit«
f^rift in ungarifd^er Sprad^e bilbete (Sd^mider
[f. u.] 28). %n bie Uniöerfität ©raj jurüdtberufen,
mirtte P. ^äjmänQ bort nod^ mehrere 3^1^ olS
$rofeffor ber fd^olafttfd^ 3:i^ologie. SBöl^renb
biefer S^^ Derga^ er aber nid^t bie bebröngten
@IaubenSgenoffen in feinem SSaterlanbe. 2)ort
l^en bie ^roteftanten, unterp^Don bem fi^en*
bürgifd^en dürften SocSla^, bie äBaffen gegen ben
jtaifer tmb ffönig Sftubolf ergriffen, angeblid^ um
fid^ bie Steligiondfrei^it )u erringen, in SBirflid^
feit aber, mie bie SSerfoIgimg ber jtatl^olilen be-
mieS, um in Ungarn bie Meinl^errfd^ }u er-
langen. 2)enaud^Uterarifd^ grimmig angef einbeten
jtatl^olifen fom ^äjmänQ burd^ }met SSertl^bi-
gungSfd^riften }u ^ilfe. S)iefelben maren um fo
mirffamer, meil ber !ßoIemtter [eine SRutterfimidpe
mit mal^ SReifterfd^ft l^nol^bte. 9h)d^ üiel
mel^ 9ht^ ftiftete er burd^ feine ungarif d^ Ueber-
fe^ung beS Xl^omaS bon Sttmpm unb burd^ ein
üon il^m Derfa^ted ungarifd^ ©ebetbud^, gmei
Sd^riften, bie aud^ l^eutgutage nod^ fel^ beliebt finb.
3n}mifd^ mar Sifd^of gforgäcS oon itaifer unb
ff önig Stubolf sum Srjbtfd^of Don ®ran unb gfürft-
pxxmoli Don Ungarn ernannt morben. Sr erbat
fid^ nun ben P. ^ägmän^, ber il^m frü)^ fo treff •
lid^e 3)ienfte geleiftet l^e, oon ben OrbenSoberen
als Statl^geber. Siefe entfprad^ bem SBunjd^
bed ff ird^fürften, unb f o f e^ SägmiinQ in fehl
^erlaub jurfidt (1607). 3m ^Igenben 3al^
1739
$ä)män9.
1740
erf d^ien er als SSertretet ber Schulten auf bcm ßonb-
taß ju ^6^9. Sie »nrotcjtantifd^ TOel^rl^ü
toottte bamoIS btc (SefeDfciWit 3efu ^m ou8 Un-
gam üermicfen imb iebenfalfö für UTrfö|iö erflört
toiffen, im Sonbe StnmoBüien ju bcpteit S)em
geöenüber trat ^äamän^ in einer ©eniffd^rift ener-
gifd^ für ben Drben ein (ogl. fDlaUÜ^ [f. u.] IV,
250 f.). Sro^bem SRuboIf 11. fd^on im SQBiener
gfriebenSöertrog t)on 1606, ber bem SocSfo^'fd^n
aufftonb ein 6nbe mad^te, biefe gorberungen ber
©roteftanten nid^t genehmigt l^e , ht\äfio^ ben-
no^ bie aWel^^ü beS SanbtagS ein «erbot betreffs
beS S3ep^ Don Smmobüien. 3n ben oben er-
wälzten ©trettfd^ften l^tte ^äjmän^ oft in
braftifd^ SDBcife feine proteftantifd^ (Segner ab-
gefertigt — entfpred^enb ber ©epftogenl^eit ber
bamoligen Seit unb fpeciett ber Äainj)fe8n)eife ber
^^roteftonten ; bagegen alS ^olitiler geigte er fid^
befonnen unb ma|t)oQ. 3u einem ®utad|ten, baS
ber ffatfer t)on i^m erbeten l^atte, fpra^ er fid^
für ben gfortbeftanb ber ben ^roteftanten getoöl^rten
freien SReligionSübung auS, ba Slnmenbung Don
©emalt baSSanb t)on steuern in bie größten Sßirren
ftürjen »erbe. 3n ben folgcnben Salären mirfte
er burd^ feine ^rebigten unb @d^riften Diel jur
SSerbefferung ber Sage ber jtatl^olilen: feine ®Iau-
benSgenoffen gemannen ttjiebcr 3Rut9 , unb Diele
Srrglöubige fül^rte er ^ur latl^olifd^en ftird^ }urüd(.
Unter biefen SonDertiten befonben jid^ über 30 ber
angejel^enften gamUien beS fianbeS, Die er ouf feinen
SRiffionSreifen perfönlid^ befud^t unb für oie alte
Äird^e mieber gewonnen l^tte. ^matö Derfo^te
er aud^ fein ^auftwerf, ben „SBegiücifcr jur gött-
lidf^en SQBal^rl^cit" (Isteni igazsägra vezerlö Ka-
lauz, Pozsony 1613), eine glänjenb gcfd^riebene
Slpologie be§ fatl^olifd^cn ©laubcnS (Dgl. bo§ an-
erfcnnenbc Urtl^il bcS ^rotcftanten SRibin^i bei
aWailät^ IV, anm. @. 45). ^l§ Sorbilb für biefeS
SEßer! litten il^m bie Disputationes de contro-
versus christianae fidel feineS fiel^rcrS SBeDarmin
gebient. ®er „SQBegttJeifer" (Kalauz) mad^tc aud^
im protcftantifd^en fiager großen ßinbrurf unb Der-
mod^tc 93iclc jur ^nna^me ber fotl^olifd^SReligion.
Unter ben proteftantifd^en Sl^eologen Ungarns gab
CS feinen, ber ein öl^nlid^eS gro^rtigeS SBerf alS
®cgcnfd^rift Derfaffen fonnte. ©ol^er ttjanbtcn fid^
bie fiutl^crancr in Ungarn, tt)ie fd^on frül^r ein-
mal bei einer anbcm ©d^rift ^äjmän^'S, mit
einem §ilfegefud^ nad^ ©eutfd^Ianb, bie^mal an
bie t^ologifd^e gfacultät ber Unioerfität SBitten-
berg. ®ie galDiniften bagegen begnügten fid^ ba-
mit, burd^ ben ^rebiger ^. ^llDincji in Äafd^u
unb anbere Sl^eologen einzelne ^Ibfd^nitte bcS
Kalauz bcfämpfen 5U laffcn. 3m Dctobcr 1615
ftarb ber ^rimaS gorgäcS. 3m ßinuemel^men
mit bem ^apfte ^aul V. ernannte ff aifcr 5!Kattt)iaS
am 28. ©eptembcr 1616 ben treuen grcunb unb
©el^ilfen beS Serftorbenen, ^^etcr ^päjmäui), jum
grgbifd^of Don ®ran. Sei ^äjmänii'S ^IrntS-
antritt mar bie Sage ber !atf)oIifd^en ffird)c Un-
garns immer nod^ eine fel^r bebrängtc. gaft ein
3)rittel beS SonbeS befanb ftd^ in ben ^bba
ber Xürlen: türltfd^ ttxir aaa^ bie @tobt Sran;
be^]^ refibirte ber ^ßrimaS in X^mou. 3n hm
übrigen Ungarn mar bie ^Rel^i^l^I ber (Bmoo^
protefiontijd^. 3nfoIge ber SBirren bed 16.3qI||{^
bunbertS qatit bie 3^1 ber fßriefler in lägua
oebeutenb obgenommen, unb tooS fc^fimmer unr,
bie ber 3^^! nad^ bei meitetn nid^ auSreii^en-
ben fatl^olifd^n ^{Uid^ genügten i^ 9S>
bung unb il^ Sitten nad^ no$ triel memgo.
2)ie JKrdben moren Derarmt unb jum Xl^ tm»
faSen. S)aS fönigli^ 9erar l^otte unter ala*
^anb SSormönben bie JKrd^güter getoaltig ge*
plünbert. SBegen beS gro^ ^[hieflernumgels ft^n
fid^ bie 99if ^öfe genötl^, Saiten }u einjdbien geijl«
lid^en Functionen jubeDoIIm&d^ltigen. ^ejeSdt-
lid^en nannte man Sicentiaten; fie lafen ber Se-
meinbe auS Süd^ geeignete ^[hrebigten in ber
IKrd^e Dor, fie tauften, legolifirten burd^ i^ Se-
genmart bie iSf^ unb geleiteten bie Serfiorbeiiai
}um ®rabe. Unter f old^ Umftänben erfd^ ei«
burd^greifenbe Slefonn oÜS erfle Aufgabe beS Sq-
bifd^ofS. Slllein Dorerß umrbe Sßä^nuuip bun(
bie poUtifd^ SSerl^tniffe in fetner Xl^&ttgfrit \äf
gel^inbert : nomentlid^ bereitete il^ bie brol^
Ikiltung beS {nroteftantifd^ gürpen Don 6idat>
bürgen, ®abriel Setl^Ien, emfte Sd^mterigtritn.
2)0$ felbjt in biefer Seit förberte Säjmanv eifrig
bie @d^ulen unb bie aiitifjiondtl^gleit ber Sefmk
S)iefe befa^en feit 1616 in X^mou ein Soleginm,
baS eine gro|e SBirIfamleit entfaltete. 3m 3. 1619
grünbete ^ßä^män^ auS eigenen SRitteln in berjdtai
@tabt ein SonDict für bie @ö^ne armer Sbeüeute,
meld^eS na^ menigen 3<4ren gegen 1000 8(pa:
gäl^lte. 9luf bcm ungarif d^Sanbtag im 3. 1618 «■
f d^ien bie fatl^olifd^e ^ßartei bebeutenb Derftoift Se«
reitS über 50 ÜJlagnatenfamUien l^e ißäjminq jur
9tüdt!e]^r in bie fatl^olif d^e jhrd^e Dermod^t (SMat^
IV, 253). ®er Sanbtag mar einberufen jurÄönigS-
unb ^latinSmal^I. S)ie fatl^olifd^ @tanbe unier
gül^rung ^äjmän^'S fehlten biird^, ba^& ber 615-
^er^og ^^erbinanb jum ff önig gemöl^It mürbe. 2)ie
^rotcftantcn l^en Derlangt, in ben ftröramgScib
oUe bie Seftimmung aufgenommen tottbai, boB,
aUS in einem Orte bie Untertl^nen )>roteflantü(b
gemorben feien, fte bie fotl^olif^ ^3fa^^4^ ^
Seji^ ncl^men bürften, aud^ meitn ber ®runb^
ffatl^olil fei. S)iefe bem Sted^t miberft^red^^
tl^orberung mürbe Don ben fatl^oUfd^ @taiü)ai
abgelel^nt. 9lud^ baburd^ fom bie Derönberte Sage
)um ^uSbrudf, ba^ bem Derftorbenen (nrotejtonti-
fd^en SRcid^palatin ein fatl^olifd^ Slad^folger ge-
geben mürbe. 5111c biefe ©rrungenfd^en ©urben
icbod^ burd^ ben^uSbrud^ beS 30j[ö^ngenffriege§
bebrol^t, ber aud^ nad^ Ungarn linübemndk
®abricl SBctl^Ien brang mit feinem ^leere in boS
föniglid^e Ungarn ein; ^al^Ireid^ Un^ufriebe«
fd)lofien fid^ il|m an. 3u ffafd^u ermorbeten bie
Webellen jmei Sefuiten imb einen ©oml^rnu ^y
män^ Derlic^ bal^r S^nmu unb begab ftd^ na^
99}ien. 3ebt begann in Ungarn bie 99ebrücfung
1741
^äsmätiQ.
1742
bct Patl^nfen. 9ber bie Siege ber fotl^olif d^ Sigo
in S)euM^I(mb htaäfim au$ ben tmganf(|en jta-
tl^Iilen gtettung. ©obriel fdttijUtn mu^te \iä) jum
^neben oerPe](jen, unb bie !atl^olif(i^e jfirdbe in
Ungont erl^ielt bie il^r entriffenen Siebte unb ®üter
3iufi(L 3n ber gfolge ging baS IBemfi^n ^j-
min^'S bal^in, Setl^Ien unb beffen 92ad^foIger
Stälöcji (feit 1630) in einem friebUd^en Ser^It-
itil }um ftoifer su erl^ßen. £ie^ gelang il^m
nomentlid^ }ur 3^tt, ba S)eut{d^lQnb burd^ bie
@iege beS ©d^mebenföniad bebrol^t toat. Sll^bolb
nad^ bem SfriebenSfd^Iul mit SBetl^Ien fanb ^u
Oebenburg unter bem ISorft^ beS ^rimoS eine
SSerfommlung ber tmgorifd^en IBifd^öfe ftatt, in
ber über Sbftellung ber SRi^ftänbe unb ^ebung
beS linj^lid^n Sebend beraten hmrbe (1622).
SDgemein tDurbe eine beffere SluSbilbung beS
CleruS ald ein ^au^tmittel ber 9leform be^eid^net
2)eB^ grunbete ^äsmän^ fc^on im folgenben
äo^re 3u Sßien ein ^riefterfeminor fiir Ungarn,
baS ^ä^mäneum, mel^ l^ute nod^ blül^t. SBien
nmrbe be^l^Ib gemöl^It, tDeU bie tl^Iogifd^e gfacul-
tftt on ber bortigen UniDerfttöt ben @tubirenben
eine tild^e tDijfenfd^ftlid^e 9(udbilbung }u t)er-
bSrgen fd^ien ; tnele angel^cnbe Xl^ologen nmrben
inbe^ nad^ 9lom in bo3 Collegium Germanicum
Hnngaricmn gefd^idft. 2)a eS läufig torfom,
ba^ fonft fel^ fällige Sonbiboten bort bie für bie
|päen StüdRel^ nötl^ige @umme }u beponiren nid^t
tm Staube toaxtn, fo mad^te ^ägmän^ ^u fünften
f oU^ armen Säuglinge eine Stiftung, bereu gfonb
jdu)^ im 3. 1781 Don ffaifer Sofepl^ n. bem Kol-
legium entriffen h)urbe (^irbinol Steinl^uber, @e-
fd$td^ bed Collegium Germanicum Hungari-
cum I, greiburg 1895, 366). 9lud^ jum 9leubau
bcd SoKegiumS fteuerte ^äsmänQ eine bebeutenbe
€tnnme bei ; überl^ttpt mar er ein eifriger gfreunb
unb 93efd^ü^ ber für S)etttfd^Ionb tmb Ungarn
fo üboraud mid^tigen Slnftolt. IBe^eid^nenb ift, ba^
trie brei unmittelbaren 92ad^f olger ^ä^man^'S in ber
^ßrinuttialmürbe fömmtlid^ ©ermaniler nxiren tmb
ganj im ®eifte il^ed unfterblid^en iBorgöngerd
nrirnen (Steinl^ber II, 118). Sßenn eS ftd^ um
gfdrberung be§ Unterrid^tsmefend l^anbelte, fargte
^ßijmän^ nid^. 3n feiner Srjbidcefe mürbe eine
goi^eSReil^fiel^ranftalten entmeber burd^ il^n ober
mit [einer Unterftüjkung gegrünbet. 2)iefe Sd^ulen
tmtroen ton ben 3e[uiten trefflid^ geleitet. 9lud^
forgte ber grjbifd^of Dafür, ba^ bie Pfarrer, bereu
Sitdounnen oft überaus gering mar, ftnon^ieH
bejf er gcftettt mürben, imb trug au§ eigenen TOittcIn
erlQeblic^ bagu bei. S)urd^ feinen Sinfiu^ beim
Paifer ermirfte er im Cinöemel^men mit feinen
Vmtdbrübem unb ben 2)omcapiteIn, ba^ ba§ Xeftir-
red^t ber Sifd^öfe unb SDoml^rren in fird^(i(|iem
<Seiftegeregeltmurbe(1625). 2)aburd^gemannman
erl^blid^ ©elbmittel für Sd^ulen unb ^faneten.
93td^ l^tte ber ^i§cu§ ba§ 5teftirred^t ber l^ol^
(Seiftlic^feit ungebül^rltd^ befd^ranft, unb bie fönig-
lid^ ^offammer fe^te aud^ bem Siorl^ben bed
^ßrtmod ben l^gften aSibcrftanb entgegen. 9tber
er mu|te il^ ju flberloinben. ®anj im ®eifle
beS XribentinumS fteDte er aud^ bie S^noben in
ben SDienft einer öd^t lird^Iid^ 9leform. Seit
1629 berief $äsmän9 anjöl^ad^ eine S)iöcefan-
f^nobe. 3mei Slationalfpnoben (1630 u. 1633)
mürben unter feinem SorfxJ geleiten. ®ie erfte
fü^e baS römifd^ SRiffale unb 93ret)ier für alle
SiStl^ümer beS SanbeS ein. Snsmifd^en mar ber
gi^bifd^of in Änerlennung feiner SJerbienfte um
bie jtird^e, baS SSaterlanb unb ba3 ^errf d^l^ug auf
Sitten beS ffaiferä gerbinanb U. öon Urban VIII.
gum Sarbinal ernannt morben (19. 3lot). 1629).
^I§ in ben folgenben ^afjittn bie Saae beS jtaiferS
unb ber beutf d^en ff atl^olilen infolge beS ftegreid^
SSorbringenS beS Sd^mebenfönigS eine fel^r bebenl-
lid^ mürbe, begab fid^ ^ä^mäuQ atö faiferlid^r
(Sefonbter nad^ SRom. Sr fud^te Dom ^{k4)ft }u er»
langen, ba^ biefer baS fatl^olifd^e |$franlreid^ be-
ftimme, ben Sunb mitSd^meben, bem gfeinbe
beS fatl^olifd^en Glaubend, auf}ugeben: ba^ er bie
latl^olifd^en 9nö^te }u einem gemeinjamen, ber
latl^olifd^en Sad^e förberlid^en Rubeln Dereinige
unb ben ffaifer burd^ @eft>fubt)entionen unterftü^.
Sßie bei bem übermöd^tigen Sinfiu^, ben Sarbinal
SKd^elieu in 9lom gemonnen l^tte, toraudjufel^
mar, l^tte Siäjm^'d SDtiffmn menig Srfolg, fo
ba^ ber ffird^enfürft fid^ bitter über bie fur^rultige
^olitil Urband imb feiner Slatl^geber au^fprad^.
Seinen SSerbienften um baS Unterrid^tsmefen fete
^ä^män^ baburd^ bie jhone auf, ba^ er im Sa^re
1635 bie UniDerfttöt Don XQrnau grünbete. 9luS
feinen aiHtteln gab er 100 000 ®ulben al3 Stif-
tungSfumme 1^. Sie Seitung ber ^od^fd^ule Der-
traute ber Sarbinal ben 3efuiten an. SDie Uni-
oerfttöt mürbe im vorigen Sal^l^bert nad^ ber
^u))tftabt beS SanbeS Derlegt, mo fie nod^ l^jente,
atterbingd mit Derönbertem Sl^rofter, befielet. 3m
% 1636 erfd^ien ^ädmän^'S le^teS literarif^
aSerf, bie „Sonn- unb 3feiertag§|nrebigten" (Pre-
dikäcziök, Pozsony 1636 u. ö. ; in^3 Sateinifd^e
übertragen Don bem Sefuiten 3- 9labafi: in'8
©eutfd^ Don % ffii MegenSburg 1874, 2 93be.).
SDiefelben jeic^nen fid^ burd^ bemunbemSmert]^
jhaft unb Sd^önl^it ber S^rad^ auS unb red^t-
fertigen ben el^reuDoDen ^tuamen „ber ungarifd^e
(Sicero", ben bie latl^olifd^en Ungarn il^rem S3er«
faffer beüegten. «m 19. ^R&q 1637 erlag ber
Sarbinal einem ®id^tleiben. Sr ftarb im 67. Se-
ben^ial^, menige Sßod^n nad^ Dem ^infd^eiben
feines faiferlid^en greunbeS, gerbinanbö IL ^äj-
män^'S unDergänglid^ Serbienft ijt eS, burd^
feine geiftige Ueberleaenl^ unb burd^ feine XfyA»
fraft bie fotl^olifd^ ftird^ in Ungarn mieber auf-
gerid^tet ju l^ben. Seine beften ©el^ilfcn babei
maren OrbenSleute. ©al^er mar er aud^ ein eifriger
gförberer ber Drben, uamentKd^ ber Sefuiten, aber
aud^ ber granciScaner, bereu 3ö1^I er binnen
16 ^afyctti Derbojjpelte (Slealcnc^flopäbie für })rot.
Il^Iogie XI, 2. «ufl., 403). 9H^t burd^ ©e-
maltmittel, fonbem burd^ $rebiat, literarifd^
Zl^dtigleit unb namentßd^ burd^ Srünbung Don.
1748
$Qjji — ^corfon.
1744
@d^ulm fär XVoIodiefhtbirenbe unb SSkltlid^
l^t er bie «ufgabe, bte er fid^ ß^ftettt, gelöst,
©ein Seifpiel ermunterte oud^ anbere SiW^öfe Aur
Üla^eif erung. ®ie iKrd^e in Ungarn touroe toieoer
eine impDfonte geiftigc TOad^t, unb burd^ bie Slüd-
lel^r öieler reid^ Kognaten suni fatl^olifd^en
@Iau(en foh)ie burd^ bie Slüdermerbung üon
Äir^engütem erl^iclt fie aud^ bie öufteren SKittel,
11^ Stcttung ju bel^oupten. S)em §aufe ^bS-
Burg innig ergeben, ttjar ^äjuiän^ juglei^ ein
toormer ungorijd^er ^atriot ber bie Medbte feines
93aterIanbeS gegen bie UnificirungSgelüfte öfter-
reid^ifd^crStaatSmönner fid^erguftetten fud^te. ©eine
©(^riften finb t^ilS in lateinif d^er tl^itö in ungari-
fd^ ©prod^ öerfa^t. Mgemein mirb er atö einer
ber ©(^öpfer ber ungarifd^en ^rofa onerfannt
6ine ©efammtauSgobe feiner ©Triften ift foeben
t)on ber UniDerfitüt iBubopeft begonnen h)orben,
unb bereits ift ber erfte 99anb erfd^ienen. (Sgl.
Eggs, Purp, docta, Monach. 1714, lib. 6;
Eazy, Hist. regnlHuDg.I [passim], Tymaviae
1737; II, ibid. 1741, 1 sqq.; Katona, Hist. crit
regum Hung. in bcn 93bn. XXIX LVacii 1793],
XXX u. XXXI [Budae 1794] pass. ; aKaüätl^,
©efd^id^te ber aWag^aren IV, SBicn 1831, 249 ff.;
de Backer, Biblioth., n. ^d. par C. Sommervogel
VI, Bnix. 1895, 404 88.; Fraknöi, Päzmäny
Pöter ÖS kora [^eter ^äjmän^ unb feine 3eit],
Pest 1868—1872, 3 vols.; Id., Päzmäny
Peter,1570— 1637,Budape8tl886;©d^tt)irfer,
^eter ^ägmän^ unb feine Seit, fföln 1888 [SJer-
einSfd^rift b. ^öncSgcf.] ; Hurter, Nomenclat.
lit. I, edit. alt., Oenip. 1892, 309 sq.; P. Card.
Päzmäny . . . Opera omnia edita per Sena-
tum Academicum Regiae Scientiarum Uni-
yersitatis Budapestinensis recensionem ac-
curante Coliegio professorum Theologiae in
eadem universitate. Series latina. Tom. I,
Dialectica, Budapestini 1894 [mit einer SebenS-
ffiaac beS 6arbiual§]). [ßedt.]
^a))i, f. TOarta 5KagbQlena be ^o^ji.
^tacoA (^ e c 0 df), St e i n q I b (Beginaldus
Pavo), englifd^er SSifd^of, ttjar um 1390 im
gürftentl^um SBalcS geboren. 6r ftubirte ju Dj-
forb unb erwarb fi(| bafelbft bcn tl^eologifd^en
©octorgrob. S)urd^ feine ©elel^rfomfeit unb feine
©ittcnftrenge 50g er bie ^ufmcrffamfeit beS ^rJogS
Ipumpl^reb öon ©loucefter auf fid^, beffcn ®unft
il^n juerft als ©irector an bie oon SQJl^ittington ge-
fttftete ©d^ule, 1444 alS Sifd^of auf bcn ©tul^I
Don ©t. ^fart unb 1450 auf baS SiStl^m gl^i-
d^efier brad^te. 6r bemü]^te fid^ ben größten 3:]^U
feines SebenS l^inburd^, bie SBicIifiten burd^ gütlid^e
Ucberseugung jur ftird^e gurüdtsufül^rcn , fd^ricb
}u biefem ^rotd eine SRei^e tl^cilS lateinifd^er t^eilS
englifd^er ^üd^er unb ttjiberfcfete \\ä) bcn ftrcngen
3Ka^rcgcln, wcld^c gegen bie ff efeer in Slnttjcnbung
fwad^t tourbcn. S^abci überfd^ritt er aber in
rtcm @ifer für Deformation ber Sitten baS redete
a^, läugnete bie Unfcl^Ibarfcit ber ßird^e unb
ber goncilien unb wollte bie ^ilige ©d^rift alS
einjige ©loubenSregel cmgefel^ unffen, {0 boft
fid^ bolb eine gro^ Sntrüftung gegen ii^ hnb-
gab. 3tn 3. 1457 30g il^ ber 9]tetro))oItt imi
SonterburQ, Zl^maS Sourd^ier, auf ber ©qnobe
t)on Sambetl^ sur SSerantmortung, unb $eaco(!
mu^te am 4. S)ecember in @t ^ßaul gu Sonbon
feine ^rrtpmer wiberrufen. €r forberte babci
dffentlid^ bie 99efi^r feiner fßüä^ auf, fie nü^
mel^r su lefen, fonbem an ben Srgbifd^f uro
SanterburQ ab^uliefem, unb erfldrte fi^ bomit
einDerftanben, ba^ fie berbronnt mürben; ban
würbe er feiner bif (|dflid^ ©teOung entfejft imb in
ein jtlofter gefd^idt. 93on l^er ouS Dermeilcte er
iebod^ feine ©d^rtften unb feine f e|enf(^ Snji^ta
Don 9leuem, fo ba^ $iuS EL bem Srgbifc^ dok
SanterburQ IBefel^I gab, eine abermalige Unta»
fud^ung gegen il^ eimuletten imb i^, foDS er
fd^ulbig befunben wiirbe, rmd^ 9b)m §u fenben
Me , weld^e Slbfd^riften Don feinen fbuäjtm k
^dnben l^dtten, feien unter ©träfe ber (S£comiinim-
cation gellten, fte abzuliefern, batnit fie öf[aitü4
Derbrannt würben. ^ßeacodS weitere @ef(^i4te ijl
unbefannt ; er fd^eint um 1460 geftorben ju fen.
Ueber feine ©d^riften l^belt Oudin, Scriptl
eccl. III, 2592. ^erauSgegeben Würbe Donben^
felben 1688 }u Sonbon burd^ SB^rton A Trei-
tise proving Scriptnre to be the mle of fiüili
unb ebb. 1860 burd^ Sobington ^ßeacodSf^oqil-
Wer! The Repressor of over much blaming
of ihe clergy, 2 vols. (S3gL John Lewis,
Life of R. Peacock, London 1744. Oxford
1820 ; Cave, Scriptt. eccles. Hist liter., ei
Genevae 1720, Append. 102; Sleufd^, änbe;
1, 36.) [Äaulcn.]
'Sf earfon (Pierson, Peirson) , 3 0 ^ a n nel
englifd^er ^^olog, war 1612 ju Sreafe in ba
@raffd^aft 9{orfol! geboren, gelangte 1631 in hoi
SoQegium jugambribge, würbe bafeßftüRag^cr
ber ^^ilofopl^ie, l^emad^ jFoplan bei Sorb Sisrig
Don @oring p Steter, ^röbenbariuS i\x €QliS>
burl} unb ^rebiger an ber @t. SlemenSfird^ |b
Sonbon. 2)a er eS mit ben if öniglid^en l^ielt, i>
tarn er ial^relang lein eintröglid^eS Smt, bis Pari E
1660 jur SRcgierung fam, worauf er u. a. ^
benbar ju 6I9, Slrd^ibiacon ju ©urrei), bann ^
c\pa\ beS SefuScoDegiumS ju Sambribge, orbent»
lid^er ffaplan beS ftönigS unb enbli(| SSorfiosb
beS SrinttötScoQegiumS ^u @^mbribge würbe. 3i
3. 1673 erl^ielt er baS »istl^um gl^fter unb ^
aWitte 3uli 1686. ^Jearfon ift einer ber gdeidi-
ften ßpifcopalen, in ben ©prad^n wie in bet
fird^lid^en ^rd^öologie unb in ber ®ef(^id^ im-
gemein bewanbert. @r arbeitete mit an htt gn|ai
©ammlung, weld^e imter bem Slitel Critici sacri
(London. 1660—1661, 10 voU.; beffere ab-
gäbe Amstelod. 1698, 8 tom. in 9 vol.) gebmB
würbe. 9lm berül^mteften aber i[t feine SÄanog
beS apoftolifd^en ©t)mbolumS (Exposition onthe
Creed, London 1659 u. ö.), eine fpftematflfc
2:]^coIogie im ^nfd^lufe an baS Srebo. SBete
SBerf e finb bie Yindiciae epistolarum S. Ignatii
1745
Peccatam originale — ^edl^om.
1746
(09L bogu b. «rt, 3gnatiuS VI, 587), Prole-
gomena in Hierodem, Annales Cjprianici,
bie ftd^ bei ber Oicforber Slud^abe bed (S^prion
(1682) finben. SRel^rere SBerfe !ßearfond !amen
nad) bem Zobe bed $erfaf[erd 1688 au Sonbon
VnniS unter bem Xitel Opera posthuma, loorin
bie Annales Paulini, Lectiones in Acta aposto-
lonun, Dissertationes U de successione pri-
morom Bomae episcoporum bed SSerfofferd ouf-
iienommen ftnb. — Sem ©ruber 91 id^arb ^r-
on, toeld^ mit tl^m an ben Critici arbeitete, !am
1646 in bod SoHegium 5U Sambribge, leierte in
bem (Sredl^m'fd^en SoUegium baS gbilred^t ^"
l^elt bie Sufftd^t über bie föniglid^e 99ibIiotl^ ^u
€t 3ame8 unb ftarb 1670, tt)ie man glaubt, tn
bem Sd^ole ber tatl^olifd^n itird^e. (93gl. Srfd^ u.
dniber, Mgem. gnc^H. s. v.) [(Sberl]
Peccatum originale, \. Srbfünbe.
Peccatam phiTosophicam, f. ^JlatS, 9He«
lonber, unb @ünbe.
^eA^ailt (Pechamus, Peccanus), 3o-
^anned, ber el^rmürbige, 0. S. Fr., loar
um büd 2). 1240 3U gl^id^efter in ber englifd^
Oraffd^ft @u{fes aud nieberem Staube geboren,
jcid^ete ftd^ aber fräl^jeitig burd^ gro^e @eifte8-
m^, fo ba| feine SItem tro( il^rer be-
tten 9Jlittel fid^ etüfc^Ioff en, il^ auf ber ^rif er
iDerfttät ftubiren ju laffen. ^ier mad^te er in
octi 9Biffen)(^aften übenafd^enbe gfortfd^ritte, fa^te
aber einen folc^en SßibermiUen an bem Zreiben
ber Stubenten, ba| er noc^ su ^riS in ben
(Dtben ber SftonciScaner eintrat. 9ll§ "Jloni^t unb
OrbenSmonn ^eid^nete er fid^ burd^ ben ®ei{t beS
Sel^orfamS unb ber ^Ibtöbtung ebenfo aud toie
burd^ Xalent unb U)i[fenfd)aftltc^e ©Übung, imb
er toarb ber l^onagenbfte @^üler bed großen
1^ Sonaüentura (f. b. 9(rt.). "Jlaä) Snglanb 5U-
ifid gefc^idt, erlangte er gu O^orb bie t^eolagifd^e
SDoctommrbe unb sugleic^ bie üomel^mfte üjco»
logifd^ fiel^anael. Später marb er toieber nad^
fiortd gefanbt unb l^ielt baf elbft unter großem 3u-
laitf ©orlefungen über ben Magister sententia-
nniL Seine ftenntniffe unb feine gfrömmigfeit
derfd^fften i^ ju ^arid in aUen Greifen bi§ ju
ber föniglid^ ^familie l^inauf ba§ größte Slnfel^
vmb einen meitgebenben Sinflu^, Don bem er jum
Ml ber Seelen Qithxarxä) mad^te. ^Qein aud^ ber
Orben tooEte ft^ feine reid^en ®ei)teSgaben 5U
9hi|en mad^en, unb fo marb er pm ^roüinsial
fOr Snglanb beftimmt. 3)iefe§ ^(mted mattete er
mit ebenfo großem Sifer mie ber Stubien. Sr §og
itt 9^^ Don einem fitofter in'3 anbere, um 93ifi-
taüon ju leiten, unb ma^rte überaE ben @eift
ber Xegularitöt noc^ me^r burd^ fein iBeifpiel a(§
bnni^ feine ^(norbnungeu. Um biefe 3(it U)arb ba3
Qkneralcapitel ju $abua gehalten ; ber bemütl^ige
DibcnSmann legte ben ganzen 2Beg auS Snglanb
nad^ Stalien ^u ^\x^ unb unbefc^ul^t §untdf.
ttxir i^ l^rt, ba| er auf bem Seneralcapitel
Iriek ^uSjeid^nung erful^r, unb noc^ l^rter, ba^
er beim S(^Iu| bedfelben nad^ 9iom als Lector
S. Palaüi berufen mürbe. 2)ort erregte er burd^
bie Xiefe feines SBiffenS unb bie ^eUigfett feined
SebenS aUf eitige 99ett)unberung ; aber au$ ber 9}eib
lüftete fid^ an feine Sßirffamfeit, unb er ttxirb oIS
SSerbreiter irrgläubiger unb lojer Snfid^ten bei
jeinem @eneral, bem l^L SBonaoentura, t)erllagt.
SSon bem Sd^merj unb ber Srgebtmg, momit er
biefe Prüfung erbulbete, gibt eine Snfd^rift im
itlofter Ära coeli ffunbe, meldte SSßabbing (An-
nales ad a. 1278, n. 80) aufbemal^rt l^t. S)ie
Unterfud^ung aber fteBte bie Sleinl^it feiner Sel^e
unb feines SßanbelS, im @egenfa^ )ur Slnflage,
fo glänunb ^uS, ba^ ^pft ÜticoIauS UL, ber
baDon mnbe erl^alten l^tte, il^n sum Srgbifd^of
Don SanterburQ ernannte (f. b. 9lrt. SanterburQ
II, 1874) unb bamit i^njum ^rimaS feines
^oterlanbeS erl^ob. 2)iefe ^eftimmung Derfe^e
ben bemütl^igen OrbenSmann in folc^en Sd^edfen,
ba^ er mit edlen nur erbenflic^en uRitteln i^re 3u-
rücfnal^me 5U ertoirfen fud^te, unb eS beburfte eineS
energifd^ SppeUS an ben Don il^m gelobten @e-
l^orfam, e^ er fid^ entfd^Io^, bie bifd^öflid^e Sßeil^
SU em))fangen unb baS neue Slmt 5U itbemel^men.
9{ad^ feiner Sonfecration blieb er nod^ mel^rere
SRonate in 9lom, ol^e irgenb etmaS in feinem
befd^enen Sßefen guänbem, imb fe^e aua^ feine
Sodefungen fort ; aOerbingS mu^en bie Sarbi-
näle unter feinen 3u]^örem, meld^ Jrül^er bei feinem
Eintritt auS Sl^r^t Dor feiner @elel^rfamfeit fid^
erl^oben l^otten, nunmel^r ber fird^lid^en Slangorb-
nung loegen ft^ bleiben. 9tlS Srjbifd^of lieferte
^dtl^m einen neuen 99emeiS für bie SBal^rl^t,
ba^ bie S)emutl^ eS ift, bie bem Sl^after eines
SRanneS Sntfd^benl^eit unb gfeftigleit Derleil^t. Sr
fanb in feinem eigenen Sprengel, »ie im Segirf
feiner er^bifd^öflid^en ©erid^tSbarfeit, Diele Uebel
Dor unb erfiil^r Don mand^en Seiten gro^ SEBiber-
{ianb; aber aUeS, toaS ^ il^m entgegenftellte,
übermanb er burd^ bie milbe Stulpe unb bie Snt-
fd^iebenl^it, momit er unerfd^ütterlic^ ben SanoneS
ber Äird^e ©cltung Derfd^afftc. 3mmer bereit,
frembe Sted^te anjuerlennen unb, mo eS fdrberlid^
erfc^ien, ^riDilegien m ertl^ilen, mid^erbod^ nid^
ein ^ar breit Don ben unDeräu^erlid^en Siedeten
ab, meldte bie fird^lid^e ®efe^ebung mit feiner
Steflung Derbunben l^tte. S)te %thtt, meldte ftd^
feiner ^rimatialgemalt entgiel^n moEten, mie bie
Suffraganbifd^dfe, loeld^angeblid^ Deqäl^e Siedete
geltenb mad^ten, ^mang er unter Slnmenbung ber
ftrd^lid^en Strafmittel, fid^ ben ßononeS gu fügen.
Oft genug a))))eEirten bie ^Betroffenen nad^ 9tom;
aEein 9{icolauS III. mie be^en 92ad^f olger mußten
bie Slcd^tmä^igfeit feiner gorberungen unb feines
SSerfal^renSanerfennen. Sud^bem jtönigeSbuarbl.,
für oeffen Vnfel^ er überoE baS gange ®emid^t
(einer ^teEung einfe^e, trat er unerfd^rodten ent-
gegen, als berfelbe bie fird^Iid^ Immunität an-
taftete, unb not^igte il^n, feine be^faEfigen Slnorb-
nungen gurüdgunel^men. 99ei fold^en 93eflrebungen
leitete il^ bie boppelte ^ibftd^t, einerfeitS ber IKrd^
bie gfrei^eit gu ma|iren, meiere fie jur Uebermad^ung
1747
^ectorale — Peculium clerL
1748
unb SScreblung be8 6Icru8 beburftc, onbtrcrfeitS
il^r eine ausgebeizte d^ritattoe SDBirffamleit s«
Rd^ , jtoei SBeftrebungen, in bencn er bie «uf-
gobe ber bamaligen 3eit erblidte. ßr felbft ging
in iebweber §inp^t mit leud^tcnbem Scifpiel ooran.
UnermübUd^ toar er in ber Sifitation ber Pfarren
toie ber ftlöfter feine§ ©prengelS unb bulbete nid^tö,
tt)Q§ ben firdf)Iid^en KanoncS ober ben flöfterlit^en
Kegeln juwiberlief. 3ur ^eranbilbung beS SleruS
grünbete er ein gollegium für arme ©tubirenbe,
meld^eS er mit reid^en SWitteln auSftottete. 3n
feinem eigenen priefterlid^en SBanbel war er, toie
Der ^poftel oerlangt, „ein Sorbilb ber ^erbe ge-
worben öon fersen" ; täglid^ erfd^ien er, toenn er
nid^t auf SifitationSreifen war, beim Ofpcium im
dl&or, prcbigte felbft bei jeber pajfcnben ©elegen-
Ijieit unb f orgte eigenl^änbig für bic Sleinfid^feit unb
ben ©d^murf feineS Slltarä. 5Iuf feinem lifd^ mu^te
täglid^ ein 5Ka]^l angerid^tet werben, wie eS für
ben ^rimaS oon Snglanb ftanbeSgemö^ war;
attein ben ganjen 3n^It be§felben erl^ielten bie
Äranfen, Jlotl^Ieibenben unb grembcn, unb er felbft
begnügte fid^ mit ben mogeni ttaftcnfpeifen, weld^e
ben größten Sl^il feineS SebenS l^inburd^ feine
einzige 5Ba^rung bilbeten. S)ie großen ßinfiinfte,
weld^e gu feiner l^ol^en ©tcDung gehörten, Pof}en
faft ungcfd^mälert in bie ^änbe ber Firmen ober in
Dürftige ßird^cnfabrifcn. ^\\x Seit einer §unger§-
not9 legte er allen Senepriaten feines ©prengelS
eine ©teuer 5um SBeften ber 9{otl^leibenben auf.
Sie reid^en fiorbs, weld^e jum ©d^ben ber armen
Sanbleute gro^e Kübel SBilb liegten, nötl^igte er
burd) Scrl^öngung Don ftird^enftrafcn, il^rer 3ogb-
luft ©^raufen ju fe^cn. ©o gel^örcn bic 13 Solare
feiner Kegicnuig ju ben glorrcid^ften Seiten, Wcld^e
baS CrjbiStl^um erlebte, unb er wor im öoUen
©iune als Sater feiner S)iöccjancn geliebt unb
Dcrel^rt. 3:icfbctraucrt ftarb ber gro^c Äird^cnfürft
1292 olS anncr DrbcnSmann, oI)ne irgenb etwaS
gu ^interloficu. ®er mcrftoürbigc ID^onn \^\it in
allen ben öcrfd^iebcncn ©tellungcn, wcld)c er ein-
genommen, nod) 3cit gefimbcu, fid^ litcrarifd^ ju
bejd^ä|tigen, unb l)interlic{j eine SDZcngc ©d^riften
erbaulid^cu, t]^eologifd)cn unb noturwifjcufd^oft-
Iid)en SnbaltcS, bereu iitel bei Fabricius-Mansi,
Biblioth. lat. IV, Florent. 1858, 398, öcrjcid^net
[teilen. iPcfouberS befannt ift barunter baS Col-
lectarium Divinarum scntentiarum librorum
Biblicorum, eine ^ilrt öon Kealconcorbonj, weld^e
1513 ju ^ijJariS unb 1541 5U fföln erfd^ien. 6ine
Prospectiva communis öon ^4.^edl^m erjc^ien ju
TOailanb (um 1480) u. ö. Sludf) baS Officium
Ss. Trinitatis, Wcldt)eS im römijd)cn Sreöicr 5luf-
nal^me gefunben, rüt)rt t^on 3ol)anneS ^^cdbam
]^r ; eS warb mit einem Kommentar öon ^r. Mittel-
mann 1530 5U ^Intioerpen bejonbcrS b^rouS-
jcgcben. 2*ic öon ^^Jecfljam erlaffenen ©nnobal»
tütutcn unb ftlofterorbnungen ftcl)cn bei Wilkins,
Oonc. Brit. II. Lond. 17*37, 33 sqq. (rin Ee-
gistrum epist. fr. Joa. Peckham erjc^ien ^u Bon-
bon 1882— 1885, 3 »be. (Rer. Brit. niedii aevi
Scriptt.). ^ bem Don ben PP. Smnritommi
1888 }u Duaracd^i l^erauSgegebenen XiodotDe
humanae cognitionis ratione fU^ Prolegg.
15—18 9}ad^d^ten übtr ^{kd^5 £eben nnb
©d^riften, fowie p. 179—182 eine Qnaestio
disputata Don i^. 3m Slfipenbii gu S. Bou-
venturae Opp. Vli, Qaaracchi 1895, ift bte
Expositio llirenorum mit ben StnfongStDoda
Tempus plangendi, weld^ fünft bem I^L Som^
Dentura ^ugefc^rieben wirb, alS 9Bet! ^etSbonä
nad^gewiefen unb abgebrudt. (IBgL Wadding,
Ann. ad a. 1278, n. 29; a. 1279, n. U-27;
Id., Scriptt. Ord. Min., Bomae 1650, 217;
Sbaralea, Sapplem. ad Scriptt. O. Min. 447.
729; Cornejo, Chronica Seraphica 11, en
Madrid 1684, 652 sq. ; Zigliara, De mente
Conc. Yiennensb, fiomae 1878, 196; ®fäi,
im ^rd^iD für Siter.- unb jhrd^gefd^. beS 9L>1
V [1889], 603—635.) [«mden.]
F'erfotab, f. ftreus vn, 1081.
eculiam cleri l^i^en bie geiftlid^ Guter
ober ßinlünfte, über beren ®ebraud^ nic^ ber
IBefi^r gu verfügen 1^, f onbem boS Ked^ t)(r>
fügt ]^ 2)aS Sßort peculium (deminutio nm
pecu ober pecunia) bebeutet im ungemeinen
ein fleineS Serm5gen, nimmt aber in femer 9e>
giel^ung auf ben possessor clericus feine iuriftiic^
33ebeutung auS bem römifd^ Siedete, auS wddiien
es in ben 25. Xitel beS britten IBud^ ber go-
gorianifd^en Secretalenfammhing (De peculio
clericorum) l^bergenommen \\t 9iad^ filteren
römifd^en Sterte fonnte ein filius famüias fein
eigenes Vermögen l^ben, f onbem alleS, waS er e^
warb, gel^örte bem SJoter ; biefer aber übergab bem
©ol^n gemeiniglid^ einen Xt^txi feineS äJermögmi
jur ©elbftDerwaltung unb Siu^niepung, jebcA
ol^ne gigentl^umSred^t; biefeS ©onbergut bie^ pe-
culium (k)gl. Inst. § 1, Per quas person. 2, 9).
genauer peculium profectitium, weil Dom SWr
^rftammenb unb il^m gehörig, daneben ober
fonnte ber ^uSfol^n nac^ fpöterem 9tedbte auä
eigenes Vermögen erwerben xmb bef^en, ttjelcfeej
im Sßefentlid^en (ol^ne ba^ l^ier out bie nöbcit
S)i)tinction 3Wijd^en peculium castrense, quasi-
castrense unb adventitium ein5ugeben i^) X^
baburd^ Don bem urjprünglid^ peculium unter«
fc^ieb, bag ber ©0^ barüber fowol^l bei Seb^eüen
als mtd^ le|itwiQig frei Derfügen fonnte. ^n ana-
loger Söeije l^ieB im canonifd^ ©pracbgebnuidie
peculium clerici baS S^ermogen eineS Seinlicben
als fold^en im Mgemeinen, jebod^ mit ber ipätem
Unterfd^eibung jwijdben peculium beneficiale s.
ecclesiasticum , peculium patrimoniale unb
quasipatrinioniale. Unter erfterem, Dem (:a.
fird)lid)en ßinfommen ober ^^frünbewnnöaen'.
begreift man benjenigen '^Imbeil beS ber ^iztfie
' eigcntbümlicb jugebörigenÜ^ermögenS. weüberben
' Jicnenciaten alS ftönbigeS tÄmtSetnfommen uinilo
beneticii) jur ^Dhifniefeung überlaiien, fowie Ml*
jenige, waS Don ibm mittels geiftlidKr ÄmtsKi"
ridjtimgen (titulo clericali) erworben in, tocwn:
1749 Pedum — ^eloflla, bie H 1750
itnier Matrimonial- unb biefem 9lei(ib}uad^ten- (ib. 24^29) ; Comm. in Ambrosii de Yignate
ben »Sonbergute'' aOe Sinfünfte Derfte^t, toeld^e Tractai de haeresi, Romae 1581 ; Notae in
ber SIeriler gleid^ iebem anbem Staatsbürger, fei Bemardi Comensis O.Dom. Lucernam inqui-
CS on elterli^em Vermögen (titulo patrimonii) sitorum, Rom. 1584. 3m 3. 1578 ebirte $^a
ober burd^ Srbfd^ft, burd^ Kterarifd^ Slrbeit, ober in 9iom bad Directorium inquisitorum Nicolai
fonfHge ^riöatredjtstitcl (titulo civili) fid^ er- Eymerici mit einem auSfül^rlid^en Kommentar
ntngen 1^ Äein ^frünbebefi^r fann über ba8, (»ieberl^olt aufgelegt 1585. 1587, Ven. 1607).
tDofi er an feinem ^frünbeertrag ober burd^ gfunc- 2)ie Slbl^anblung De regno Christi (Bomae
tiimen feines geifÜid^ ÄmteS erübrigte, toillfür- 1611) fte^t anä^ in Rocaberti, Bibl. pontif.
Itc^ Derfugen (c. 7. 9. 12, X De testam. 3, 26). maxima XII (Rom. 1698). (Sgl. Nie. Antonio,
9lur mö^ige @efd^fe bei Sebgeiten eleemosy- Bibliotheca Hispana nova I, Matriti 1783,
nae intuitu (c. 8, X eod.) an mal^rl^ft bürftige 457 sqq.; t). ©d^ulte, ©efd^id^te b. Duetten u. Sit
SetttHmbte unb an feine ©lenerfd^aft (c. 12, X beS canon. Wed^teS HI, 1, ©tuttg. 1880, 734;
eod.) finb il^ geftattet. Sbenfo mentg lann er Hurter, Nomencl. lit. I, 2. ed., Oenip. 1892,
Ober ben aus IBeneficialeinfünften erffnirten Md' 228.) [9t. t). @4^r.]
Ia| teftamentarifd^ t)erfügen. SBoS er nid^t für ben Tfttaaia^ bie l^L, lateinifd^ aud^ 3Rama ge-
eigenen Unterl^ bebarf , ift ber ftird^e, an ber er nannt, ift eine t)on ben gro^ SBü^erinnen, toeld^
fcpfrünbet »or, unb ben ^rmen bcftimmt. S)a- in bie gu^ftapfen ber |L SRaria 9Kogbalena ge-
geben (onn ein bepfrünbeter Klerifer über baS, treten pnb. 3^re SebenSgefd^id^tc Derbanfen mir
liKid er burd^ Sd^enfung ober Srbred^t ermorben, 3acobuS, einem 3)iacon ber ftird^e }u Slntiod^ien,
inter yivos unb mortis causa unbefd^rönft Der- ber ftd^ felbft alS ^ugenjeugen ber mid^tigften 9e-
fügoi (Conc. Carth. HI, a. 397, c. 49, in c. 1, gebcnl^it in ll^rem Seben begeid^et. §icmad^ mar
G. Xn, q. 3), unb nur menn er feine erbfäl^igen ^elagia in ber ^meiten ^ölfte beS 5. 3Q^rl^unbert§
Setmonbten 1^, f ättt feinSnteftatnod^ta^ berlKrc^e eine gefeierte Sd^fpielerin unb Sattettönserin }u
Si Q. 34 [al. 33], Cod. De episc. et der. 1, 3; Slntiod^ien unb ermarb ftd^ burd^ ein ^ügeUofeS
DT. 131 , c. 13). 9lod^ genauer mürben biefe 9}er- fieben einen fold^ Steid^tl^um, ba| man fie 9Rar-
mdgenSred^ ber SIerifer bejüglid^ il^reS ^frönbe- garita megen ber SEflenge il^reS ^rlenfd^mudteS
oenuffeS bei Seb^eiten unb inSbef onbere l^infid^tlid^ nannte. ^IS nun su Slntiod^ien eine ©Quobe t)on ac^
i^ter ieftirbefugniffe feit bem 14. 3o]^rl^unbert ge- Sifd^öfen gelitten mürbe unb ber l^iligc SBifd^of
regelt (f. b.airttBeneficiumecelesiasticum unb 92onnuS Oon Sbeffa, ein @d^üler beS 1^1. ^d^o-
leftirfreil^it ber ©eiftlid^cn). [^ermaneber.] miuS, einmal bie anberen Sifd^öfe in feiner SBol^-
Pedum, f. ^irtenftab. nung terfammelt J^atte, ging ^lagia in auffattenb-
^tgnai^^a), tJfran^, Sanonift, mar in ber ftem^njuge vorüber. 2)ie übrigen Sifd^öj^ fd^lu-
Kfi^ t)on @aragoff a in SittaroQa be loS ^inareS gen oott l^eiliger @d^m bie Slugen nieber. 9tonnud
um 1540 geboren unb mibmete ftd^ in SBalenda bagegen \a^ x^x um)ermanbt nad^ unb entnal^m
bem Stubium ber Siedete, ff önig $^ili)))) II. pro- auS biefem Slnblidt nur Urfad^e, ftd^ felbft ^u tabeln,
fentirte i^n als auditor Rotae romanae, beren ba^ er frine @eele fo menig für ^ott gefd^müdt
{Decan er fd^lie^id^ mürbe. ^IS fold^er trat er in l^be, möl^renb eine fold^ $erfon um fünbl^fter
bei &)ntrot)erfe megen beS 9)blintSmuS als fd^rfer 9Renfd^ mitten fo Diel auf ben @d^mu(f il^reS
<Skgner ber 3(fuiten auf (f. b. %vt, Congregatio SeibeS termenbe. 2)ie Slufmerlfamfeit beS l^iligen
de auxiliis HI, 905). 9Rit Vorliebe betl^eiligte Sifd^ofS auf bie @ünberm fottte berfelben burd^
er fUi^ bei joj^lreid^en &monifationS))ro}ef|en fomie beffen gfürbitte gum ^il merben. SBolb nad^l^er
an ber of^dellen Ausgabe beS Corpus juris ca- inrebigte SlonnuS in ber Satl^ebrallir^e, unb ^
nonici, meldte imter ben ^ufpidcn ©regorS xni. lagia ging auS 9leugier l^in, ben berü|mten ^S-
in Slom 1582 crfd^ien; t)on $egna rubren mal^r- ceten }u b^ren. S)a brangen feine emften SBorte
fd^einlid^ bie furzen Slnmerfungen gu ben SDeae- über bie ^ermerflid^feit utü) bie fünftigen Strafen
tolen ^. S)a^ ^egna bie ^rieftermei^ erl^ielt, ber Sünbe f o tief in il^ ©eele, ba^ fie in bitterer
färni l^d^ftenS barauS gefolgert merben, bo^ er äieue ftd^ t)or bem l^ligen SJlanne niebermarf unb
nid^ nur als 3)octor beü)er ^ed^te unb ber freien mit l^i^en Xl^rönen um bie Xaufe gur ^mafd^ung
Punfte, fonbem aud^ olS Soctor ber X^eologie auf il^rer @ünben bat. SDaS l^ilige ©aaament marb
%üda feiner Sudler genannt erfd^eint. ^od^betagt ber öffentlid^ @ünberin freilid^ nid^t jogleid^ ge-
\Uxä> er }u 9lom 1612. ^u^er ©utad^ten in ein- fpenbet, allein ba fte in il^er 9leue unb il^rem 93er-
gelnen $ro}effen lenngeid^nen feine literarifd^e langen ftanb^aft blieb, fo marb bie Sürgfd^ft,
X(|ötigleit galjlreid^e auf bie 3nquifition begüglid^e meld^ bie öltefte S)iaconiffin Slomana für fte an-
Sd^ften, meldte er tbeilS felbft oerfa^te, t^eilS bot, angenommen, unb nad^ ber notl^menbigm
ratr ebirte; fo Instructio seu Praxis Inquisito- Vorbereitung marb ^lagia getauft, mobei SRo-
nun. Cremen. 1655; De officio s.Inquisitionis, mana ^l^inftette Dertrat. $elagia bemühte ftd^
Cremen. 1655; De forma procedendi contra nun, ebenfo eifrig ®ott ^n bienen, mie fte frül^r
de haeresi inquisitos (Tract. illustr. juriscon- ber SBelt gu gefatten gefud^t l^tte ; allein fte mu^te
sult XI, 2, Venet. 1584, 41 2 — 421) ; Comm. in balb einfeben,meldben inneren unb öu^erenÄömpfen
Pauli Gbirlandi de haereticis et eorum poenis fte bei fernerem SSermeilen in il^rer ^eimat auS-
1751
^elagiuS, her 1^1. — ^elagiu« L— IL, ^äpfle.
1752
aefe^ BUeB. ^ofyx öerlicfe pe antiod^icn unb
pebelte fid^ cinfam ju 3erufalcm am gufee bc§
DclBergcS an. ©ctoöl^lid^ ^i^t c3, jic l^Be ba-
felBft in aKonnSflcibem geleBt, oBtoo^I il^re 2c6en8-
Scfd^id^te nur öon flöftcrlid^ Srad^t fprid^t. pxtt
xaä)it fie il^ 2eBen unter fo au^rorbcntlid^
SBufüBungen ju, ba^ pe infolge berfcIBen fd^on
na^ brei ?iofyxn einen frül^en Sob fanb. Äurj
t)or]^ l^atte ber fd^on genannte S)iacon S^coBuS
fxe aufgefud^t unb fie als 3nclufe (f. b. ^rt.) ein-
gemauert gefunben. 3)^ geft toarb Don jel^r am
8. DctoBer aI8 il^rem 2obe§tag Begangen, unb fie
genol im SlBenblanbe ttjie im SMorgenlanbe eine
ungewöl^id^e SSerel^rung. S)iefe marb Urfad^,
ba^ il^ Segenbe in ber Qfolge mit fel^r Dielen
faBeD^often unb »unberBaren 3ögen Bereid^rt
tourbe. S)ie aSerwed^Iung mit jttjei Eiligen 9Kar-
t^rinnen il^reS 5Ramen8 fam l^inju, um 3toeifel an
htm über fie grjäl^Iten l^orjurufen, unb eS Be-
burfte einer f o forgfältigen Unterfud^ung , toie bie
Sottanbipen pe angepeDt ^aUn (A A. SS. Oct. IV,
248 sqq.)/ um baS mirflid^ @e|d^id^tUd^e über pe,
baS oben angegeBen ift, pd^uPeüen. S)iefeIBe
\jfcA inbe^ bie ^eilige nid^t üor ber ^^perfriti! ber
neuepen Seit fd^ü^n fönnen. 3n emer 1879 er-
jd^ienenenSd^rip „Cegenben ber 1^1. Sßelagia" fud^t
Ufener toal^rfd^einlic^ ju mad^n, ba^bieBetreffen-
ben Slcten d^ripiid^e Umgepaltung ber Ttt)ti^ Don
ber femitifd^ Slpl^robite ober ^Iftarte barpeilten,
tteld^e aud^ einmal auf einer 3nfd^np Pelagia
(offenbar = SDleerentfprungene) genannt »erbe.
9Rit Siedet ip bagegen fd^on Don protepantifd^
©eite Bemerft worben, ba^ jur Serförpenmg ber
d^ripiid^cn Sbeen pd^ in ber ftird^e wirflid^e ^cr-
fönlid^feiten genug Dorfanben, um Don femitifd^cn
9Kt)tl^en abjufel^en, unb ba^, rnenn ber 9lame cnt-
fd^eibenb fein bürfte, eine ganje SRci^e ber Bcp-
BeglouBigten ^erfonen pc^ in ^cibnifd^e (Sottl^eitcn
auflöfcn mü^te. ®ie genonnte ©d^rift gibt ©. 29
eine Ueberp^t üBer bie §anbfd^riften ber lateini-
fd^en, gricd^ifd^en unb fprifd^en bieten ber 1^1. pe-
lagia ; bie f^rifd^cn l^at aud^ ©ilbemeiper in einem
^^rogramm ber 99onner UniDerfität 1879 l^erauS-
gegeben. ®er S8erid[)t be§ ffiiaconS 3qcoBu§ pcl^t
in ©tol3' Scgcnbe IV, 1872, 36. (SSgl. Wright,
Catal. of Syr. Msc, in Britieh Mus. n. 948 ;
Tillemont, Memoires XII, 664, note sur
Ste. Peiagie.) [ffaulen.]
^efadittd, ber 1^1. , Sifd^of Don Saobicea, l^otte
pd^ aB Süngling Dermäl^It, aber mit feiner ©e-
mal^Iin DöDige gntl^altfamfcit gcIoBt. S)iefe unb
anbere 2:ugenbcn empfol^Icn il^n für baS 9lmt eines
S3ifd^ofe§, unb er iDurbe jum 93i)d^of Don Saobicea
geiDeil^t. 5118 fold^er mar er cinc§ ber §öupter ber
Drtl^obojen gegen bie Slriancr. 3m 3- 363, jur
3eit be§ ftaifcrä 3oDian, iDol^ntc er ber ©i)nobe
Don Slntiod^icn Bei, in »cld^cr bie ^cacianer (f. b.
9lrt. acaciuS, n. 4) baS ®IauBen§Befcnntni§ Don
9licäa annal^mcn; eBenfo mar er im 3. 365 auf
ber ©9nobe Don Si)ana. ftaifer SalenS DertricB
il^n im 3. 370 Don feinem ©i^ unb DerBannte
il^nad^^iraBien. ^^stoeitenaDgemeinenftinl^
Derfammlung Don 881 mo^nte ^lagind etcnfil
an ; ftaifer Xl^bopuS Bef al^I in bem SluSft^iriiei
an ben ^roconful SusoniuS bon 9pen, bo^ bk
als red^tgläuBig gu erad^ feien, XDüSjit ^ im
Orient an ben ®Iauben bed ^lagiuS anfd^uBn
mürben. (Sgl. Socr. H. E. 3, 25; 5, 8 ; Sozon.
H. E. 6, 4. 12; 7, 9; Theodoret H. E4,12;
5, 8; PhüoBt H. E. 5, 1 ; AA. SS. BoE, Marl
m, 556.) [®am3 0.S.B.]
if€taiimsl.—11.^^äp\it. $eIagin4L
(555—560, nad^ S)ud^ne Dom 16. 9pü[ 556
Bis 4. SJlaq 561) ftammte auä einer fe^ tn»
nel^men römif d^en gfantilie unb mar ber @o^ eioS
l^o^n faiferlid^en Beamten. 9IS S)iacon fj0t n
im 3. 586 !ßa))p ^^aptt I. (f. b. %xt) no^ 9j»
ftontinopel Begleitet. iBon %%Qpttö smeitrm Soi^
folger Sigiliug mürbe er sum %l))ocripQr m
jtaiferl^ofe ernannt unb gesamt gro^ Cinjb^
Bei jtaifer 3uftinian unb beffen ©emal^Iin X^
bora, fo ba| er oud^ }um ißorfi^enben ber Com-
mifpon emonnt mürbe, mel^e über ben ^[kitritmteB
$aul Don Sleianbrien auf ber €Qnobe gu Sayi
(541 ober 542) ju @erid^t fa^. SSenig gur (Ets
gereid^t i^m bie gfeinbfeligfeit, bie er gegen bot
geftfir^ten red^tma|igen ißapp ©ilDeriud (f. b. 9±l
ben 9iad^fo(ger ^igopetS, Bemied. SSteHeid^ wa a
jebod^, ba er feit 586 in SonPantinopel »cäk,
über bie römif(|en Serj^öltniffe nid^t genau unter*
rid^tet unb l^ielt ©ilDeriuS fär einen Sinbringfing»
ber mit SRed^t BefeiHgt fei. 3n ^läpina winbe
bamalS bie Stulpe ber jflöper nod^ immer bui4
©trcitigfeiten über bie 2el^re beS Drigene§ ge«
pört (Dgl. b. %rt. Origenipenftreit, ob. 1076 f.).
S)af)er manbten pd^ bie antiorigeniftifc^Slöiu^
an ben päpftlid^en ^pocripar, al§ biefer Don Sajo
nad^ Sonpantinopel jurücfreiste, unb Bden i^,
il^re ®adi)t Beim jtaifer ^u Befürtnorten. ^\a^
Derftänbigte pd^ bemjufolge mit bem $ciri-
ard^en SJlennaS Don @:onftantino)>el , unb beibe
lenften bie ^2lufmerffamfcit SuftinianS auf bie Se»
fahren be§ Drigeni§mu§. ®ie golge mar bell«
ißerurtl^eilung auf bem SoncU Don Sonftontinopd
im 3- 543. SDurd^ bie Sntriguen beS Bei ©oft
fel^r angcfel^enen Drigenipen Il^eobor 9ISW)fl§
mürbe bie Sermcrfung ber origenifHfd^ SrrieSto
ber Slnlo^ be§ pir bie ftird^ fo un^ilDoUen iftri-
fapiteipreite§ (f. b. 5lrt.), ber fpeciett über ^tagiaS
Diele Seiben unb 2)emüt]^igungen Brad^te. $(4
Stom jurüdfBerufen, mürbe er bafelBp ber ©teil«
Dertreter bc^ ^ppe§, als SSigiliud , fei eS pfi-
miüig, fei e§ gejmungen, bie ©tabt Derlapen lim.
SBSäl^renb biefer ^tit mürbe 5Rom Don bem @oten-
fönige 3:otiIa8 Belagert (546). SMmalS, mittm
in ben ©d^reden einer ^unger§notl^ , offenbaitt
$elagiu§ gro^e Xl^atfraft unb OpfermiHigfeit unb
Dermanbte fein großes Vermögen )ur Sinbenmg
be§ 6Ienb§. ©ein Serfud^, bie ®oten gu einem
ffiaPenftillpanb ju Bemegen, mißlang. ?(I8 aber
2:otilaö Som eroBcrt l^atte, ermirfte ^lagiuS, baS
baS SeBen ber SBürger gefd^ont tourbe. 3m 3a^
1753 ^elogiuS I. 1754
551 trfd^nt ^elagiuS in ß^onftontinopel in ber 99ifd^5fe 36qS unb Xl^obortt. SRod^te bie(e St-
Umgefotng beS ^ßopfteS SSigtUud. ßr Dertrat bei tlätung fd^on einen gttten Sinbrud, fo üerftummte
iffOi mergifd^ bie abenblönbifd^en Snfd^mumQen in in Stom bie Oppofition gonj , nad^bem er bei
bor S>retfa))itelfrage. SIS SSigüiuS infolge ber @elegenl^tt einer ^roceHton in ber ^terSfird^
OekDoItmo^regeln beS jtaiferd nad^ Sl^Icebon in einen SReinigungSeib geleiftet l^tte. Xl^örid^termeife
trie Su))l^midird^ flol^ , folgte il^m ^elagiud, tourbe il^m nömlid^ aud^ }ur Saft gelegt, ba^ er an
iDurbe aber au3 bem Sf^I l^eraudgeriffen unb ton ber l^en IBel^janblung, totify iBigiliud in Son-
feinem ^erm getrennt. S)er ^apft feierte, nad^- ftantinopel erlitten, Sd^ulb fei. 9lud^ über bie
oem man il^ ©enugtl^uung geleiftet, nac^ Son- Oppofttionimnörblid^enXuScienmurbeerSieger.
jiimtinopel jurädt. $elagiuS mar toieber an feiner 2)ort moHten bie 99ifd^fe feinen ^tarnen nid^t in
€ette unb l^e l^orragenben Sntl^eil an ber bie SiptQd^en eintragen ; um il^nen bie Snerlen-
Vbfoffung beS Conftitutum Dom ^afjitt 553 (ogl. nung feiner Sted^ö^igfeit su erleid^tem, fd^idtte er
b. «rt ®retla)ntelftreü m, 2032 f.). «18 »igi- i^nen fein ©UmbenSbefenntnife unb lub fie, toenn
fiud bem ftaifer unb bem goncil nd^ fügte. Der- fte meitere Körungen münf^ten, ein, ))erf5nlid^
l^atrte fein S)iacon in ber Oppofition, uti^ ber nad^ 9iom ju lommen. 2)agegen lam eS in Ober-
^ßa))fi brol^e, il^n be^l^ gu oerurtl^eilen. 3ur itaUen}u einem @d^idma: bie (Srgbifd^öfe Don 9)lai-
Ste^tfertigung feines @tanb))unfte§ Derfa^te $e- lanb unb ^Iquileja trennten fl^ Don ber römifd^en
logiuS mel^rere @d^riften gegen ben ^ßopft unb IKrd^e, unb bie Anrufung be§toelt(id^9rmd gegen
bcä Soncil; eine berfelben ift erbolten in einem biefe h)iberjpänftigen SJletropoliten blieb erfolglos.
SRanufcri|)t ber SBibliotl^I Don Cjrleong (Revue «ud^ fronlifd^ ^ifd^öfe mißtrauten bem neuen
des questions historiques XXXVI, 425). ^(k4)fte. Sluf il^re Seranlaffung erbat jtönig Sl^ilbe-
SKefe @d^en bereiteten il^m fpöter, ba fie Don bert L Don i^ bie Srflörung, baß er in feinem
fönen (Segnem gegen il^n ausgebeutet tourben, fünfte Don ber Se)^ beS 1^1. Seo c^meid^e. ^la-
Iriefe Unonnel^mlid^Feiten. SllS 9}igiliuS auf ber giu§ entfprad^ biefem Verlangen (11. S)ec. 556).
Slüdreife nad^ SRom ju ©QracuS am 7. 3uni 555 3ugleid^ fyxät ber j?önig il^ erfud^t, bem SBifd^of
einem alten fd^merglid^en Uebel erlag, fal^ fid^ ber Don SlrleS loie üblid^ bc& ^aSium unb ben Zitel
fiaifer genöt](|igt, bem Siacon ^elagiuS, ber in ber eineS ))dpftlid^en Ricard in @allien }u Derlei)^
Xmfopitelfrage fein entfd^iebener, aber bod^ ftetS ^lagiuS mar ba}u bereit; tmr Derlangte er, baß
loi^aler ®egner getoefen mar, bie $a))ftmürbe an- Sifd^of @a})aubu8 burd^ einen eigenen ©efanbten
lubieten. Suftinian mußte nömlid^ fel^r mol^l, baß bie 99itte fteHe. 2)ieß %t]ä^}), unb barauf mürbe
bin Snberer ber fd^mierigen @ituation im ^benb- @a))aubuS burd^ @d^reiben Dom 3. gfebruar 557
fambe gemad^fen mar. ^elagiuS miOigte in bie Sr- }um ))d{)ftlid^ SSicar ernannt unb i|m baS $al-
nenmtngtmbbrad^teberneuenSBürbefeinebiSl^erige lium gefanbt. ®a cm^ nad^ Jener Srflärung im
tbtp^t }um Opfer, inbem er ber SSerurtl^lung ber t^ranlenreid^e bie @lat^Streue beS ^ßapfteS Der-
btei Papitel guftimmte. @ein bogmatifd^ @tanb- böd^tigt mürbe, fo ließ biefer fid^ l^bei, bem ftönig
üvadi mürbe baburd^ fein anberer; aber nid^t gu auf beffen Sßunfd^ ein auSfül^lid^ ®laubenS-
bcftreiten ift, baß er auS Sl^rgeig feine Uebergeugung befenntniß gu fd^idfen. 9lud^ fpöter nod^ mußte er
fai 9(ßtreff ber Opportunität ber Serurtl^eilung ge- in einem @d^reiben an @apauDud unb anbere gal-
Snbertl^. gfür biefe @d^mäd^ mußte er mol^irenb lifd^eSifd^öfe bie Umtriebe feiner ©egnerbefömpfen,
MneS ^ontificateS bitter büßen, benn alle Srfolge, bie feine frül^eren @d^riften für bie brei ftopitel
mt er gum IBeften ber jhrd^e enang, erfömpfte er Derbreiteten unb ben S)iacon ^elagiuS bem ^ßopfte
bmd^ eigene 2)emüt]^igungen. Sine gemaltige Zra- ^lagiuS entgegenfteUten. 3n bemfelben @d^reiben
gif liegt in bem fiebert biefeS ^od^begabten 9Ran- rügt ^logiuS STtißbröud^, bie ftd^ in bie frönfifd^
neS; in feinem unb feines SorgöngerS @d^id(fal jhrd^ eingefd^lid^ l^en, namentlid^ baß Saien
letgt fid^ baS SBalten ber göttlid^en ^orfel^ung läufig an einem Sage bie nieberen unb löl^eren
Imtbgreiflid^. 3n Italien tmb fpecieH in 9iom 9ßei](|en einfd^ließlid^ ber iBifd^ofSmeil^ empfingen.
lourbe ber Sanbibat beS ffaiferS übel empfangen. Sbenfo trat er bem ftönig Sl^ilbebert I. energifd^
^Die SRel^al^l ber 9i5mer beobad^tete eine feinb- entgegen, afö berfelbe in einer Sied^tSfad^ beS @a-
fdige SunldT^altung ; nur Sßenige nal^men an paubuS eine ben fird^lid^ @a^ungen }umiber-
bcr ^ßopftmal^l il^ciL 3ur gonfecration fanben laufenbe Stnorbnung getroffen l^e. ©o übte er
fuä^ nur bie 99ifd^öfe Don ^Jerufia unb g^en- tro^ ber Ungunft ber ßeit aud^ im granfenreid^e
tinum ein; an bie ©teile beS burd^ bie Sa- bie pdpftlid^ Sluctoritöt auS unb fud^te bie ©elb-
lumeS geforberten britten 93ifd^ofS mußte ein $rie- ftönbigfeit ber ftird^e nad^ ftraften gu mal^. 3Bie
ftar treten. 93ei ber geicr DerlaS ^elagiuS eine als Diacon, fo ermieS er fid^ aud^ als ^pft fel^r
(^(^idt abgefaßte Srflörung , morin er feine milbtl^ätig. gfür bie 9lenten, meldbe bie römifd^
heue Snl^glid^feit an bie Dier Soncilicn , inS- IKrd^ auS il^ Seft^ungen in ®allien be}og, ließ
befonberebaS Don S]^lcebon,bet]^erte; alles, maS er bort itleibungSftudfe Ikmfen, um fie unter bie
ber ]^ fieo unb beffen 9tad^folger bis auf «gapet burd^ bie Ihiege fd^redlid^ Derarmte SeDölferung
t^ffct l^ötten, leiere aud^ er ; alle, meldte Don biefen su Dertl^ilen. ^lagiuS I. ftarb am 3. SRörg 560
Ott xed^tglöubig angefeilten morben feien, fel^ andrer (nad^ S)ud^eSne am 4. SRörg 561). ($gl. bie
oB led^^löubig an , befonberS bie el^rmürbigen Sriefe ^lagiuS' I. bei Migne, PP. lai. LXIX,
SpelogiuS H. — 5!tIaBiu!, ^Ötetilet.
893 sqq. ; erganjungen b^u aul ber btitijii^
©ommlimg finbeti \iä) im „DJtiitn %iäfio b« ®t-
noB« 1880, 533 ff, ; beSgltid^cn 6ti Loewenfold,
Epietolae PontiS. Rom. ineditae, Lipe. 1885,
12 — 21; Ducheane, LeLiberPontif. I, Paria
1886, CCLIVBq. et 299 sqq.; Jaffe, Hegeäta
Pontiff. Rom. I, 2. ed., Lipaiae 1885. 124 sqq.;
Procopii De hello Gothico [ed. Dindorf ] 3, 16.
17. 20. 21 ; Baroniua, Ann. ecol. ad a. 555 Bqq. ;
Ballerini, De vi ac ratione primat. Born, pon-
tiff. c. 15, § 10 [Migne, Theol. cutb. complet.
in,Pari8.1860, 1218. 1226]; ^ele.gonctlttn-
gtl^.II, 954; Jungmann, DiBBertt Bei, inhiat
ecclee. n, Ratisbonae 1881, 381 ; DucheBne,
Vigile etPelage, in ber Revue des qaeethiat.
XXXVI [1884], 369 se. ; Chomard 0. S. B.,
Les papea du VI* Biäcle [gegen S)u^e€ne],
ibid. XXXVn [1885], 558 88,, 577».; ©u-
(fieäne'3 firroteberung ibid. 587 b.«. 591 b. ; ©rijar,
ERom unb bie fcänfiid^e Si\xä)t, in 3cit{(i)T. f. toS).
S^dL XIV, 3nn86r. 1890, 475 fl.)
ipetogiuS IL (578[579]-590) irar ju SHom
geboren, flammte aber, tait aui btm 9tatnen fei-
ne« töatert Unigilb tjnODrge^t, anS einer goüli^n
Ofatntlte. Seine Walfl jnm ^))ftt erfolgte, niä^'
renb Stom bon ben Sangobarben belagert mürbe,
jo ba| bie SSeftötignng bei ÄaijerS öor ber Hon-
fefration ni^t eingeholt toeiben tonnte, ©obalb
Die SBer^ültniffe eä erlaubten, (iliiiite ber neue
^p[t ben Dincon ®regorin3 alS fflpocriftot naä)
ßonftontinopel, mo bamota SiberiuB II. regierte.
i)er @c(aiible |otlte nanienllic^ bnrauj ^inmirlen,
bafi eine [tarfe §eeteamoc^t nöc^ 3talien flfjc^irft
merbe, um ba§ unglüdlid)e Sanb auä ben ^nnbcn
ber rollen Sangoborben ju befreien; üermut^Iic^
foKte @regoriul jiiglet^ Slnfflürung über bie
o^ne Taiferlicfie Seftatigung erfolgte ^pftiDu^l
Sieben. SEßegen beS bomnlS lo6enbeu 51Jerfcr(riegeS
onnte SiberiuB ben i^m ouSgcfproii&eneu 5Eunfd)
nit^t erfüllen: bie Unterftüjinng, meli^e er fanbte,
nHtr ganj nnjulön9lic&. 3)a!)er fii^int ber ^ap^t
feine yoffnunaen auf bie JJranfen gefegt jn ^6en.
3n einem ©i^retben an hcn 33ifc6of 'älunac^oriuä
Cälunariuä) Bon Stnjcrre, ber eine innige 9?ere^rung
für ben ^eiligen ©tnfit beiuief, fprac^ ißelQgiuä
580 bie ^Infit^t onB. bie SPorfe^nng ^aBe bie
fronten bepftoib ju ©liebem ber lat^üfd^fn ßird)e
gemadjt, bamit fie für Kom nnb ganj Stallen bie
Sejtfiüjet gegen bie roilbcn SangoSarben würben.
3m ©inne beä ^lapfteS fd^lofe benn ber Üiac&folger
be§ Siberiuä, fiaifer TOaiiritiuS, ein S8iinbni& mit
g&iihebert II., ftönig Bon ?luftrafien, jut Ißer-
treibung her Sangobarben auS Ötolien. Seiber er-
miefen ^ä^ bie fronten al8 fe^r nnjuDerläfrige ;
Sitnbe§genoffen; für eine ©elbfumme, meld&e i^nen I
bie ?angobatben jaulten, treimten fie fic^ Bon ben
ffaijerlit^ (584), unb bie iöehrängnife ber ffot^o- 1
liten in ätalien bauert« fort. S>er «papft fdiilberte
unterm 4.Cctobtr 584 in einem Si^reiben an feinen
apocrifiac ©regor tufS ginbringli(^fie bas dlenb i
17»
beS SBolIeS unb litt ben Poifn um m{^ ^
bitten, ba ber Ssan^ SongitniS RllibA ^, «
Iiiiiiie nii^t V!<i^ ; it>^ eituiutl StuMmui Baniigt
tr jH iijii^m. 819 bann noil^ ber ffmfer bJeSo*
ridjt eitiidt, bug bie Sangobaibm, bie )e^ 3<i^
Kiilcr ^crjCLicn geftonben, uiiebre einnt ffStrig jp
ml}\t Ratten unb bobur^ ju grßgtrei Sin^ g^
longt feien, cnffd^lo^ er flct| jur ^(entfung W
imfüEiiitcn ü'ongimi« unb f^tdte als S^an^ta
tliQtfrä'jtigen SmoragbuS na^ StiUenna. Cttfai
tiil;tle bni ^i;g enetgtf<i| ; toegen •unjuIJbiglidiR
3.ruppennio(^t mu^e et ^d^ tn^l xa^ im 3. S8S
boju Deifte^, mit bm ebmfoll« nt^ antict^ait
gerufen Songoborbenfötiia ^utl^riS mm tN^
iä^gen aBaffenftiQftonb iuijuf^ic|en. £ie 3rit
ber aßaffenruV benu^e ber ^Japft au dntm So-
fuc^, bie ©(^iamctiler in 3flrien, tod^ olliiiim^
tiartnädig in ber Trennung twr^oirten, )ui 9»
^it ber «ir^ juruiljufiil)ren. er fanbte p Iicii
3mede nad| einanber brei Schreiben an Bin», bei
f$i3matifd(ien Srjbifc^f non Squileja-fin^
ffiiejelben toaren Bon ©regoriuS Oetfafit, ben te
^ßopfl injnif^enbon Sonftantinopel lurücftonfn
unb JU feinem Secrdär ernannt ^e. »fönte*
wichtig ifl ba8 brüte ©d)reiben, fflorin bie Set-
url^ilung ber biei ffapitel etfi^pfenb bc^oiädt
ift. an bem ©tnrtfinn ber ©c^ismatifer fi^nteaa
aber alle griebenflcerfur^. 3" einem neuen 3»?
führte im 3. 588 ber f^Qttt be« S[J(rtrior^ bm
ffonfiantinDpel, SDtwnneS' be8 Sojlera. 3n ba
I SBer^nblungen eine! Uoncili, roe^e $c[agiiit
! mitgei^eill mürben, war ber ^liatriar^ ^ufig .an-
gemeiner SSifi^of" genannt. ®er ^papft erJoS bn-
gegen ginfpruii^, unb olS Sotjanneä auf ben pnmf-
itoßen 3;itel nidit »erjic^ten moHte, oerbot ^eloginl
feinem 9lpDcrifiar, am ©otttSbienpe beS ■äpatraf
ä)m ttteiljunelimen. grfreulittier mar für iftn, toi
unter feiner SRegierung bie aBeftgoten in Spanim
fii^ BDm 9lrianiSmu8 jum (at^olifdten älantei
belehrten (589). ^uä) ber juieite ^logiiil mi
I nii^t weniger milbt^tig alg bei trfte j na^bem n
^pft gemoibcn, roanbelte er fein ytmS in eine
3uf[uct|t^ftätte für arme ©reife um. 3m9loMinte
589 trat ju SHom eine gro|e Siberiiberft^meinmiing
, ein unb l^lte bie Speft im (Befolge. 93on i^roirte
i 5l!elagiuS II. om 7. gebruar 590 ^ngerafft. 3«
ber ^kipfttoürbe folgte i^m fein treuer Äratta
®iegoriu8. (SBgL bie ©riefe ^tagiuS' IL hi
Migne, PP. lat. LXXH, 703 sqq.; Duchew
Le Liber Pontif. I, p. CCLV et 309 sqq.:
Jaffe I, 137 sqq.; Baroniua, ÄnnaL eccLii
a. 578 aqq. ; ÜBeife, Stallen unb bie SangobaAeif
berrft^er, ^lalle 1887, 46 ff. 123 f. ; SBolfignite,
©regot b. ®r., ©aulgon 1890, 43 ff. 137.) [3«t]
■Jeraginfi, ber Stifter ber na^ ii|m bennman
^Srefie, flammte ouä iBritonnien unb trug foBoljl
^gbalb aia au<^ jum Untrrfi^ieb Bon einem ^p
lagiuS aui %aimt (Aug. Ep. 186 adPanlin.)
ben ^Beinamen Brito. 6r nennt fic^ felbfi in
ißriefe an bie Jungfrau StmetriaS (f. Miene.
PP. lat XXXm, 1099) eilten .überfeeif*»*
$elagiu6, ^äretifer.
1758
tfh&tr unb beuid^et bomit ntd^ unbeuilid^
3aterlanb; b<r| er aber ein 3re ober ein
ie gemefen, Iö|t ftd^ l^iftorifd^ nid^t fefifteSen.
tu8 toax ein mol^lunterricl^eter ^Slbnd^, rebete
ifmh lateinifd^ unb gried^ifd^ unb l^e ftd^
n ber Sinologie nid^t geringe ffenntniffe er-
tu UcbrigenS war er fein Slerifer; DrofiuS
. 4, bei Migne, PP. lat. XXXI, 1177)
ßopft 3<)pntu8 nennen il^ gerobe^u einen
(Ep. ad afric. episc. de caus. Pelag. 8,
gne, PP. lat. XLV, 1721). ^lagiuS tarn
tont mal^d^nlid^ nod^ k)or bem Sobe bed
t§ ®amafu8 (geft. 384). ®enn toenn §ie-
lug Don feiner el^emaligen t$freunbfd^ft mit
ÜKanne \px\ä)i, ber f^Kiter ein ^fel^r ftolger"
!er getoorben fei (Praef. in 4. IIb. Comm.
rem., bei Migne, PP. lat. XXIV, 795),
er bantit o|ine 3^^if^I ^elagiuS gemeint,
t^mud l^tte aber furj nad^ bem £obe
kipfteS 2)amafu§ 9lom Derlaffen unb bie
in ben Orient angetreten unb feitbem
»elegenl^eit gefunben, mit ^elagiuS engere
lungen an)ufnü))fen. S)a^ fold^e möl^renb
tlufentl^alted in Stom gepßegt mürben, ift
el^r an}une]^men, al§ ^elagiud nad^ tlugu-
De pecc. orig. 24) in biefer @tabt „fel^r
oermeüte. 83i8 gum 9lu§brud^ feiner ^äre-
ib ^lagiuS im Stufe eined fittenreinen unb
len Cannes (Aug. De pecc. mer. 2, 25 ;
De gest. Pelag. 46; Ep. 140, 83 ad
rat.) unb rül)mte fid^ ber greunbfd^ l^ei-
Stönner (Aug. De gest. Pelag. 53), mit
er briefli(| öetlefjrte. Später gebroud^te er
orrefponbengju feiner 9[}ert]^eibigung(ib. 50).
nu§ oon 92oIa nannte il^n einen „2)iener
\" (Aug. Ep. 186, 1). 9tod^ ©ennabiuS
sriptt. eccl. 43, bei Migne, PP. lat. LVIII,
oerfolte $elagiu§, el^e er §äretifcr mürbe,
iüd^cr oon ber Srinität, bie gur Sectürc für
renbe fe^r geeignet erfd^icncn; femer eine 9lrt
lel^e unter bem Site! Eulogiarum über,
ter Sluguftin balb Capitulorum (De gest
. 7. 54), balb Testimoniorum liber (C.
ep. Pelag. 4, 21) nennt. Sediere SBejeid^-
imtrbe baburci^ oeranla^t, ba| ^lagiuS Sq-
(Sd^rift an Ouirin na^l^men tooQte, bie
lOS bie Ueberfd^rift Testimoniorum libri
SBie ©ennabiuS bejeugt, ftanb ^lagiuS
»er Slbfaffung biefer Sd^rift nod^ nid^t im
i)it eines ^äretiferS ; inbe| mar er fd^on oon
rd^el^re abgemid^en unb mu|te ftd^ über
t au3 bem genannten 93ud^ gezogene @ä|e
t @qnobe gu S)io3poIi§ oerantmorten (Aug.
st Pelag. 2. 5 sq.). S)od^ !am e§, fo lange
itd fid^ in 9tom aujl^ielt, nid^t gum eigent-
Btreit. 9Jid^t afö ob er mit feiner l^retifd^en
mg gurücfge^alten ; benn er ^ielt, mie 9(ugu-
3e pecc. orig. 24) fd^reibt , „ftreitfüd^ttge
»iber bie ®nabe" unb ärgerte pd^ fcl^, alS
n Sifd^of aus ^uguftinS SBefenntniffen (Con-
0, 37) bie SBorte : Da quod jubes, et jube
quod vis, dttren l^drte ; ^lagiuS miberfprad^ luftig
unb lie^ es foft )u einem SBortftreit lommen (Aug.
Dedonoper8ey.53). (Knen eifrigen ©efmnungS-
genoffen ]$atte ^lagiuS in Som an SöIefHuS ge-
monnen. SRan mei| nid^t, meld^eS beffen SSater-
lanb mar. 9{ad^ einer Angabe beS ÜRariuS SJler-
cator (Praef. lib. subnot. 4, bei Migne, PP. lat.
XLVm, 112) mar er Don ebler «bhmft unb fei-
nes StanbeS ein ^(boocttt (auditorialis scholasti*
cus). 92ad^]^ mürbe er gleid^faHS 9R5nd^ unb
trat fd^on im Jünglingsalter unb nod^ el^ er ^la-
gianer mar, alS Sd^riftfteHer auf, inbem er an
^e SItem in gform oon ^bl^blungen brei
iBriefe über baS QRönd^l^ rid^tete, mel^e allen
nad^ iBoEfommenl^it ftrebenben @eelen Mft nük-
lic^ fein fonnten (Gennad. 1. c. 45). ^atte ign
bie Statur aud^ förperlid^ etmaS oemad^Iä^igt (er
mar Sunud^ oon ©eburt; Mar. Merc. Comm.
c. 1, bei Migne 1. c. 67), fo befa^ er befto glüdt-
lid^re ©eifieSanlagen, mit benen er, mie ftuguftin
(C. duas ep. 2, 5) bemerft, ber ^rd^e oiel ge-
nügt l^aben mürbe, menn er biefelben gum ©uten
üermenbet l^ätte. 3»if^tt bem Seigrer unb bem
Sd^üler gie)^ ^uouftin (De pecc. orig. 13) fol-
gende $araSeIe: Quid inter istum et (Joelestium
in hac quaestione distabit, m'si quod ille (S5-
leftiuS) apertior, iste occultior fuit; ille per-
tinacior, iste mendacior ; vel certe ille Übe«
rior, hie astntior ? SBäl^renb ^lagiuS jeme Sel^
mel^ im ©el^eimen unb auf prätifd^em SBege gel-
tenb gu mad^en fuc^te, fielet man bei SöIeftiuS baS
SBeftreben, biefelbe miffenfd^ftlid^ gu erfaffen unb
;,mit unglaublid^ ©efd^m&^igleit" an ben Wann
,u bringen, gfrei mit offen trat er auf unb mad^
el^r IBiele gu Snl^gem feines Srrt^umS (Mar.
Merc. Praef. lib. subnot). 92ad^rid^ten Oon biefen
Umtrieben ftnb ol^ne Stfrifel aud^ nad^ au^en pin
gebrungen, gumal ^lagiuS nod^ in 9fa)m, htrg oor
ber (Eroberung biefer ©tobt burc^ 9Kari(^ (f. Mar.
Merc. Comm. 2), feinen Sommentar gu ben Sriefen
beS 9))ofteIS ^ßauIuS l^erauSgab, ber nomentlid^
feine folfd^ Seigre über bie Srbfünbe gum ftuSbnuf
brad^te. Um aber meniger 9(uffe]^ gu erregen,
gebraud^te er bie Sift, botnit nic^t fo fe^r feine als
oielmel^ bie ^nfid^ 9(nberer funbgugeben (Aug.
De pecc. merii. 3, 5).
^ßelagiuS unb SöIeftiuS gingen um baS Sal^r
411 nad^ ^frifa l^inüber unb lanbeten in $)i|)tK)
StegiuS, mo SuguftinuS SBifd^of mar. 2)iefer, ba-
malS mit ben bonatiftifd^ @treitigfeiten ooUauf
befd^ftigt, mar abmefenb, fal^ aber fpäter $e«
lagiuS in Sartl^go baS eine ober anbere ^Rol,
ol^e mit il^m näl^ befannt gu merben (Aug. De
gest. Pelag. 46). ihnrg barauf reiste $eIagiuS
nad^ ^aläfüna ab, mäl^nb göIeftiuS in Sfrila
gurüdfblieb unb gu Sari^go in'S ^ßreSb^terium
aufgenommen merben moQte. SS fd^int, ba^ 6ö-
leftiuS ftd^ siemlid^ frei unb unoerl^ol^Ien ouSge-
fprod^en unb ba^ feine ^eu^erungen ©egenftanb
genauer Beobachtung maren. Semt flott il^ gu
miHfal^, oeranftaltete oielmel^ CSrgbifd^f %nt-
}
1759
^elagiud, ^ärettfet.
1760
liuS eine ©^nobe, t)or toeld^er KbleftiuS erfd^ci-
nen mufete. 9luf ber ©^nobe überreid^te ber tnai-
länbifd^ 2)iacon $auKnu8 bem ergbtjc^of eine
©enffd^rift über bie Srrt^ümer beS gblefttuS,
toclc^ ÜMariuS ÜMercator nod^ gut ^onb l^c,
unb toorin, toie er faßt, folgenbe ]tiß fympi»
trrtl^ümer aufgefül^ Xüotm : 1. ^bam toäre ge-
ftorben, toenn er aud^ nid^t gefünbiöt J^ötte. 2. ®ie
Sünbe ^bamS fd^bete nur il^m, nid^t ober bem
ajlenj^enßefd^led^te. 3. Sleugeborene iKnber beftn-
ben fi4 in bemfclben 3uftanbe, in toeld^em 9lbam
t)or bem fjfdle toar. 4. SBegen beS XobcS unb ber
©ünbe ?lbam8 ftirbt baS gange SDleufd^geiid^led^t
ebenfo toeniß, al8 toegen ber Sluferftel^ung fel^rifti
bie gange aKenfd^l^eit auferftel^t. 5. S)a8 ©ejej
fü^rt ebenfo in ben ^immel tt)ie baS Süangelium.
6. 9lud^ fd^on öor be§ §erm 3lnfunft gab c§ 9Ken-
. fd^en, bie ol^e alle (Bünbe toaxtn (Mar. Merc.
Comm. 1 ; Dgl. Lib. subnot., bei Migne L c.
115; Aug. De gest. Pelag. 23; ^efele, Sonc-
®efd^. n, 2. «ujl., 105, «um. 2). 2)ie|e fed^S
@ö^ enthalten bie Ouinteffeng ber pelagionifd^en
3nle]^re. Sl^r gufolge l^tte ber Ürguftanb beS
9Äenfd^en im ^raDiefe öor bem 3uftanbe, in ttjel«
d^em er je^t geboren tt)irb, feinen SSorgug. S)er
5Wen|d^ toax fterblid^ (Aug. Op. imp. c. Jul. 6,
25), mit ber böfen ©egierlid^feit bellet (Aug.
1. c. 3, 212), ol^ne l^öl^ere ©nabe, aber babet boc^
im @tanbe, burd^ feine eigenen natürlid^en Jhöfte
fünbenloS gu leben unb ben ^immel gu Derbienen.
Sie Sünbe ^bamS l^atte barum für feine ^aä)»
lommen feine öerberblid^en xiol^tn. 68 gibt feine
grbfünbc. „SOBie ol^ne Xugcnb/' fd^rcibt ßöIcfhuS
(bei Aug. De pecc. orig. 14), „fo »erben mir
aud^ ol^nc ©ünbl^oftigfcit geboren ; öor bem §an-
bcln be§ freien SßiÜcnS ift nur baS im 9Kcnfd^en,
tt)a§ ©Ott erfd)affcn 1^." SIbam l^at burd^ feine
©ünbc nur infofem ben 9?ad^fommen gcfd^abet,
al§ er ben SBcg ber ©ünbe eröffnet imb ba§ crftc
böfe Scifpicl gegeben, bem ?Inberc folgten unb fo
bie 3)laä}i be§ Söfcn ermciterten (Ep. ad De-
metriad. 8, bei Migne, PP. lat. XXXIU, 1104).
3Ber aber miü, ber fann ol^ne l^öl^cre ^ilfclciftung
©ünbenlofigfcit im l^öd^ften ®rabe erlangen (Aug.
De pecc. mer. et rem. 2, 6 ; De nat. et grat.
42). ®cr SQBillc ift in jebcm Momente mie für
ba§ 93öfc, f 0 für ba§ ®ute gleid^mä^ig bi§|)onirt ;
er gleid()t einer SBagc, bcrcn ©df)alen fid^ genau
baS ®lcid^gctt)id^t l^altcn (Aug. Op. imp. c. Jul.
3, 1 17 ; 5, 48). 2)ie ®nabc nad^ d^riftlid^cr Sluf-
faffung fonnte in biefem ©t)ftcm feine ©tcBc mel^r
finben, ebenfo menig bie Tiotl^mcnbigfeit ber 2:aufc
„gur Vergebung berSünben". Slber bennod^ Der-
t^eibigten bie $clagiancr fomol^I ba§ gine mie ba§
^2(nberc (Aug. C. duas ep. Pelag. 1, 40. 41).
Sie erf(ärten bie ftinbcrtaufc für not{)tt)cnbig, non
propter remissionem peccatorum, sed tan-
tummodo propter regnum coelorum, inbem fic
meinten, o|nc 5:aufc fönne man mol^I ba§ emige
geben (vita aeterna), aber nid^t ba§ ^immelrcid^
(regnum coelorum) erlangen. S)a§ SRed^t l^ierauf
gebe ben unmunbtgen iKnbem nur bie tauft
^mä) äl^nlid^ 9ludf[üd^te f ud^ bie ^ßdaauns
in il^rem Softem ouid^ ben 93egriff Don ber 9sX^
menbigfett ber ®nabe gu retten, äl^en tfi UhS,
bal^ 9Hd^t8 ®nabe. ©nobe nannten fie fd^ ba
freien SBiUen felbft ober boS ßönnen (posse) bA
@uten, tDogegen baS SßoHen unb S)oIlbringa
eingig @ad^e bed SRenfd^ fei (Ang. Da grtt
Chr. 5). 3Ud @nabe begeid^neten fie ferner bot
®efe|, bie Seigre unb bad Seiffiiel €1^^ (Ep.aa
Demetr. 1. c. ; Aug. Op. imp. c JuL 1, 94).
S)abei tocab aber ber 3uflanb bed Vtenfd^ m
mam bid auf ÜRofeS fomie ber bed @e|r|(S m
SRofed bis auf (S^riftuS bem burd^ S^nftnd ge-
f d^ff enen gong gkid^geftellt^ inbem bie ^eüSurizbmg
in febem biefer 3uft(inbe ol^ne Stüdf^ auf bofi
93Iut @]^rifti möglid^ toar (Aug. G. duas q».
Pelag. 1, 89). ^rnnad^ ift oud^ )tDif(^ natin^
lid^er ober l^bnifd^r unb ubernotürlid^ tka
d^riftlid^er ©ittlid^feit fein fpecififd^ Unteifd^;
ber Sriöfung unb bem Sl^riftentl^m ift bamtt dk
mefentlid^ Sebeutung genommen. SDen eigent»
lid^en ^Begriff ber d^riftlid^ ®nabe fe^ Vk
^elagianer lebiglid^ in baS SSeifpiel S^ßi f Aug.
De grat. Chr. 45) ; bie^ aber ift bIo| eine äii|(R,
feine innere ®nabe. Sßenn fte mitunter ein ge*
ringfügigeS SJta^ innerer @nabe gugaben, fb toor
bie Si3ebeutung biefer nid^t bie, bem ÜRenfd^ bie
ßrreid^ung feined übematürlid^en 3i<I^ nifi mdg-
lid^ gu mad^en, fonbem fte f oQ il^m biefeS nm et-
leid^tem (Aug. De grat. Chr. 27). fltaj, bet
ajlenfd^ red^tfertigt fid^ felbfl; nid^ ®ott ift e8, ber
il^n rc(|tfcrtigt (Aug. ib. 45). 2)amit ^gt ber
toeitere ärrt^uni gufammen, ba^ oHeS, n«§ bie
^elagianer ®nabe nannten, secundum merita
ertl^eilt mürbe (Aug. De gest. Pelag. 42).
lieber biefe ^trlel^re, mic fic in ben f ed^ öon $an»
linuS l^erauSgel^obenen Sö^n entl^Iten mar, mu^
fid^ KöIeftiuS öor ber öon ^ureliuS berufenen Stjn-
obe Derantmorten. ®enaitere§ über bie Spttobd«
öerl^anblungen ift nid^t befannt, bod^ finben fi^
barübcr nod^ gmei gragmente bei Sluguftin (De
pecc. orig. 2. 3. 4). ^iemad^ erfJärte 6ölefiiu§,
e§ fei gmeifell^aft, ob cS eine SJercrbung ber ©ünbe
(tradux peccati) gebe, imb er l^be borüber Don
ben ^rieftem ber ftird^e fd^on öerfd^iebene tn*
fid^tcn gel^ört; eS fei bie^ ein ©cgenftanb freier
Üntedu^ung. 9II3 $aulinu3 il^n aufforberte,
bie 9camcn biefer ^eftcr angugeben, nannte
KöIcftiuS einen gemiffen SRufinuS. TOariuS Sier-
cator ergängt bicfcn Sendet bal^in , ba| bie in
gragc ftel^cnbe Snlel^re oon Sl^cobor t)on aßopfu-
eftia l^rrül^re ; fie fei burd^ ben ©^rer SRufmuS
guerft unter ^ßapft ^naftafiu§ nad^ SKom gebroi^
morben, mofelbft fie ^elagiuS fennen gelernt ^;
biefer l^be fie alSbann, ba Jener gu menig Wäi
fjierfür befa^, toeiter üerbreitet (Mar. Merc. Lib.
subnot. 1. 2, bei Migne 1. c. 1 10). i^eobor \m
9)lo|)fue[tia möre l^iemad^ toxt ber SJoter bc§ Kefb«
riani§mu§ fo aud^ ber Url^eber be§ ^lagionidmiä
(t)gl. Photius, Cod. 177). 93eibe ^repen treffen
1761
^elogiuS, ^ätetifet.
1762
in bcr Zf^, menn aud^ t)on Derf d^tebenen ©efid^td-
C&en ouSgel^b, bod^ in il^rtn Snbgtelen }u-
men, nömiid^ in ber SenDerfung ber ®öttlid^"
Wäßtit ber gierfon (S^fii. 3laä) ÜRortud SDlep-
catot tmrlangten bie ^u Sortl^go t)er{ammeltm
SK^fe t)on eaiefauS äBiberruf , unb ba er biefen
tcilDeigerte, fptad^ fte bie (Sicommunicotion über
^11 mtS. @egen biefen @prud^ proteftirte Sö-
Icfkiiid unb erhärte , er merbe an ben r5mi|d^en
Sifci^of QppäLixttL Sie^ tl^ er iebod^ nid^t, fon-
bcrn begab fid^ nad^ Spl^fuS, toofelbfi eS il^m ge-
lfing, bie getDünfd^te ^eftermürbe ^u erfd^Ieid^
(Mar. Merc. Comm. 2). Sie Jhmbe Don ber
Sentrtl^ung be3 SöIeftiuS im ^tCbenblonbe mu^te
ond^ balb in ben Orient bringen unb ^lagtuS,
bec nod^ ^oläftina gegangen mar, in feiner Stul^
Wten. Snjmifd^ 9atte Sugufiin juerft burd^
sieben mtb ^{iriDatgef pröd^e , bann aud; burd^
gi5|ere SBerle bie ^lagianer ntöd^tig befömpft,
0^ ober Dorlöufig beren ^upter naml^ft ^u
nuid^en, in ber $)offnung, biefe befto leidster für bie
SBo^]^ unebergitgetoinnen (Dgl. Aug. Beiract.
2,83). er erl^eltaudißalöfiinaüon^lagiud einen
c^rfurd^oQen Srief , ben Stuguftin ebenf o freunb-
lid^ enmeberte (Ep. 146). Sugleid^ fd^icfte er fn-
nen €d^er, ben f)Kmifd^en ^riefter ÖrofiuS, nad^
^ßtäfit^m , um ^ieronpmud u. %, auf baS ®e-
K^id^le bed ^lagianiSmuS aufmerffam }u mad^.
^icroT^muS UKir bereits gegen ^lagiud einge-
nommen, nml biefer ^d^ tabelnb über feinen Kom-
mentar )um Spl^ferbnef auSgef prod^en l^atte (Hier.
Prolog, in 1. 1 et 3 in Jerem., bei Migne, PP.
lal XXIV, 680 et 758). Saju lam nod^ , ba^
^ieron^mud, freUid^ mit Unred^t, meinte, ber in
ber (Sefd^id^ biefer ^ärefte genannte ShifinuS fei
ber il^m frül^r befreunbete, fpöter aber Derl^^te
ShifliiuS, ^b^ter t)on aquileja (f. b. Art.). 2)e^-
fKiIb l^ielt er aud^ ben ^lagianiSmuS für einen
SuSldufer beS OrigeniSmuS (Hier. Ep. 183, 3
ad Giesiph.). 2)a3 aOeS maren ®rünbe genug,
ben ©treit )u beginnen. SBäl^renb ^ieron^mud
fclbfl einen literarifd^en Äampf eröffnete (f. Ep.
183 unb Dialog, adv. Pelagianos), flagte Oro-
ftud ben ^lagtuS bei bem Sifd^of So^nned ^u
3entfalem ber ^)arefie an. 2)ie golge nxir, ba|
im 3uni 415 tmter bem Sorft^ bed Sol^ned
eine Sidcefanf^nobe in Serufalem jufammentrat,
über totläjt nod^ ein JReferat t)on OrofiuS er-
l^oÜen Ifl (f. Oro8. Lib. apol. 3—6, bei Migne,
PP. lat. XXXI, 1176). ®Ieid^ bei gröffnung
ber @9nobe erftattete OroftuS 93erid^t über baS,
WA in «frila in Setreff bed SbleftiuS gefd^^
mar. £)ierauf mufite ^lagiuS felbft t)or ber @Qn-
obe etfd^inen. 93i[d^of äol^nneä Derlangte, ba|
bie Plagen gegen oenfelben Dorgebrad^ mürben.
OroftuS erllarte: „^elagiuS 1^ mir gegenüber
bel^uptet, ber SRenfd^ fönne ol^ne €ünbe bleiben,
oerni er nur teoEe." ^IS ^lagiuS bie^ jugab,
fu^ Orofiud fort : „©erabe biefe fie]^re ift Don
bem (£oncU )u Sartl^go, Don ^uguftin unb Don
f^kton^muS oertoorfen toorben.'' Siuf meitere 93e-
ftir^cnlcrflon. IX. Z SufU
[ragung burd^ Sol^neS erllörte M ^agiuS
ool^in, er bel^upte gtoor nid^t, ba| ber 9Renfd^
feiner 92atur nad^ ol^ aUe @ünbe fein fönne, aber
bod^ erlitte jeber, ber bamad^ ftrebe, t)on ®ott bie
ftraft 5U DöUiger @ünbenIofighit. Ol^e bie gött-
lid^e ^ilfe fei eS nid^ möglid^, fünbenloS )u fein.
SaSfelbe bel^auptete aud^ Orofiud ; ba jebod^ Ie|-
terer nur lateinifd^, Sifd^of So^anneS nur gried^ifd^
fprad^, fo lonnten fte einanber nur mittels eined
^olmetfd^erd Derflel^, meld^SRand^eö irrig über*
!e^e. i>t^fyiß) unb meil er ben fd^Iec^ten SBiUen
)ti SBifd^ofS Solennes bemerfte, »erlangte Oro-
ftuS, ba ^lagiud fotool^I ald feine ®egner Sateiner
Seien, fo muffe man baS Urt)^ über biefe ^refte
)en Sateinem überlaffen. SRan !am überein, bo^
bie @ad^ bem $apft S(nnocen) )ur Sntfd^ibung,
ber ^(^ Me untermerfen foQten, vorgelegt mürbe.
93iS babin follten betbe %f^\t fd^meigen (Oros.
L c). 2)od^ fd^on im S)ecember 415 mu|te fic^
^ßelagiud auf einer S^nobe t)on 14 Sifd^öfen ju
2)iodpoIi3 ober fi^bba k)eranth)orten. SSeranlaffung
b<^u gaben gmei gattifd^ Sifd^öfe, ^eroS Don
9(rle§ unb fia^aruS Don 9i|, meld^, Don il^
@tü]^Ien Dertneben, nad^ ^öftitia gefommen
toaren unb bem SBifd^of SuIogiuS Don £äfarea
eine Plagefd^rift gegen ^lagiuS unb S5IeftiuS
überreid^en. Seibe tonnten l&o^ am feftgefe^en
Sage totQtn Pran!^ nid^ erfd^einen (Aug. De
gest. Pelag. 2), unb ^ubem loar OrofiuS, Don
^fd^of Sobatmed gefd^möl^t unb Derfolgt (Apol.
7 sq., bei Migne 1. c. 1178), bereits abgereist
fo ba^ ^{ielagiuS, ber ftd^ bei ber Spnobe red^t-
jeitig einfanb, feinem ^au))tanflöger ^erfönlid^
gegenüber ftatü). @eine Sage toat dfo fel^ Dor-
tl^ilboft. Um ftd^ bie SSerfammlung möglic^ft
günftig 5U ftimmen, DerlaS er mel^rere an il^n ge-
rid^tete freunblid^e ©d^reibcn angefel^er Sifd^öfe,
aud^ eines Don Stuguftin (Ep. 146), in toeld^em
biefer ben (Smpfang eines Briefes Don ^lagiuS
angeigte. Sagegen nmrbe bie JHagefd^rift Don
^eroS unb SagaruS nid^t ganj Derlefen, fonbem,
ba bie Derfammelten 93ifd^öfe nid^t lateinifc^ Der-
ftanben, bie einzelnen ftlagepunfte nur bur^ einen
2)oImetfd^ auSgel^oben. S)abei l^otte ^elagiuS
ben gro^n Sortbetl, ba^ er felbfi gut grted^ifd^
Derftanb unb in biefer @prad^ mit ben @QnobaI-
mitgliebem )u Derf ebren unb il^re Sebenfen )u be-
feitigen im @tanbe toar. 2)a überbie^ ^lagiuS
nod^ mel^rere Seigren beS SöleftiuS, n)el(|e nid^t bie
feinigen feien, Dermarf tmb aSen benen, bie ben
Sebren ber l^eiligen fatbolif d^en Jhrd^e miberftrebten,
^natl^m ]ptad), erflörte il^ bie S^nobe fc^Iieglid^
ber ftird^ngemeinfd^ timrbig (Aug. De gest.
Pelag. 43. 44). ^ieron^muS nannte biefe @qn-
obe in einem ^Briefe an Sluguftin miserabilis.
©emfelben Srief ji^olgc fyA bcr 3)iacon %nnia-
nuS aus (Seleba }u bem enoöl^ten SRefuItate Diel
beigetragen, tool^I inbem er gJelagiuS Dertl^-
bigte (f. Aug. Ep. 202, 2). Unmittelbar nad^ ber
genannten @Qnobe umrben Don ben Snl^ngem
ber ))elagianifd^ ^refte SRorb, Staub, Sronb
66
1763
^elagtud, ^dretifer.
1764
unb anbere SnfuBe an gfmmbcn be8 ^icronpmuS
öcrüW (Aug. De gest. Pelag. 66). Ob iebod^
biefc ©reuel mit bet ©^nobc in einem mtäd^-
li^ Sufommenl^Ö ftanben, ift ungetoil. SSon
bem ^luSgang ber ©miobe fe^en öcroS unb Sogo-
ru8 burd^ DropuS' »ermittlung bie 93tf(^öfe be8
^rroconfulorifd^en Sfrila in ffenntni^, atö biefe
eben im ^ofyct 416 m einer @9nobe in Sot-
tl^go unter ^ureliuS' ^orft^e t)erfammelt moren.
3)ie 67 SKfd&öfe beftotigten auf 8 SReue bie fünf
3a]^ guoor (im 3. 411) gegen 6öleftiu8 gefaxten
^fd^lüffe unb baten in einem nod^ erl^enen
@9nobaI{d^iben ben $a))ft ^nnoceng I., er möge
„mit il^ gSefd^Iüffen baS 9Jnfe]^ be§ apofto-
lifd^en ©tul^IeS öerbinben" (f. Aug. Ep. 175).
SömmtUd^e 67 ^fd^öfe gel^örten bem (rroconfu-
larifd^ Slfrifa an, unb be^l^lb befanb ftd^ Sugu-
ftin nic^ unter i^nen, inbem ^i|)))o 9tegiu8 ber
numibifd^Jhr(i^en{)rot)in} einverleibt mar. Slugu-
ftin lie^ ftd^ aber burd^ Sifd^of Sol^nneS Don
^erufalem bie Slcten ber biodpolitanifd^ @9nobe
gufenben (Ep. 179 ad Joann. Jeros.); in einer
ftriti! berfelben (De gesüs Pelag., SlnfangS 417
t)erfa|t) geigte er, ba| bie S^nobe gmar ben 3rr-
t^m ald fold^en Dermorfen unb bie Steinig beS
©laubend gemal^, aber nid^t ben ^öretifer ^
lagiuS Derurtl^Ut l^be, inbem aud ben Serl^nb-
lungen erl^, ba^ bie 99i{d^öfe getaufc^t mor-
ben feien, ^u^bem litten bie numibifd^ 93i"
fc^öfe aiui^ eine @9nobe (gu 9RiIet)e) im ^al^
416, ber 59 Sifd^öfe, barunter Suguftin, an-
melden, unb t)ermarfen bie Shnrlel^re ber ^-
lagianer. ©ie menbeten ftd^ ebenfoBS um Scftäti«
gung ifirer ©efd^lüffc an Snnoccng I. unb fprad^en
il^r Vertrauen au3, er merbe bad Uebel ausrotten
(f. Aug. Ep. 176, ad Innoc). günf »ifd^öfe,
unter il^en Stuguftin, legten nod^ in einem be-
fonbem ©d^reiben an Snnoceng it|re ©rünbe gegen
bie neue fiel^re bar imb fd^Ioffen mit ben SBorten :
„3Bir fül^ unfer Säd^Iein (ber flel^re) ju beiner
reid^en OueBe nid^t gurüdt, al§ mollten mir le^tere
öermefjren, fonbem mir münfd^en in bicfer fd^mcren
SSerfuc^ung bein Urtl^cil gu öemefjmen, ob unfer
93ad^ mit beincn überfd^mäuglid^cn SBajfcm bie«
felbc OueBe ^abc" (Aug. Ep. 177). 2)er $o|)ft
antwortete im tÄnfong bc§ Sol^reS 417 fomol^I ben
gu (Sart^go alä ben ju ^Kileöe öcrfammelt ge-
mefenen SSifd^öfen unb ebenfo ben pnfen, bie pd&
nodf) befonberS an i^n gcmanbt, in brei nod^ er-
haltenen ©d&reiben (f. Aug. Epp. 181. 182. 183).
Cr lobte bie ?lfri!aner, ba| fie bem Sraud^e ber SJor-
fal^ren treu geblieben feien unb al§ aBgemein gül-
tige nur foI(|e ©cfd^Iüffe angcfeben l^ätten, meldte
fi$ auf bie Sluctoritöt beS apoftolifd^en ©tul^IcS
ftü^ten. gr gcbenft ber alten unb überaB, aud^ t)on
il^nen Jc^t tl^tfäd^Iid^ befolgten Segel, bafe namcnt-
lid^ über ©laubenSfragen ba§ Urt^cil bcö ©tul^Icä
^tri unb bamit be§ ©rünbcrS biefeS ©tuble§
eingul^olen ift, bamit au§ reiner OueBe reineS
aSaffer über ben grbfreiä öerbreitct merbe. S)ann
fe^t er bie fatl^olifd^e , t)on $elagiu8 gcfd^mäl^te
iäjßct aud einonbec unb fd^Iie^t bieientgen, iMft
Re löugnen ober ber Strlel^ bed $daginS ;»•
ftimmen, t)on ber fttid^engemeinfc^ exA. JAfß
ftntmorten beS ^apfted gotttn in 9fnbi ob vm
enbgültige iBerurtl^ung ber pt\affcad\äjßn 3n^
kl^re. 9uguftin, ber nad^ ben beiben ^ßroimiiiali
concUien, aber bedor 3mu>ceng geantwortet, bie
t)on ben Sifd^öfen t)erurt]^eitte Sel^ bed $diqinS
nod^ nid^t förmlid^ Don ber JKrd^ Mtmorjen et-
flörte (Ep. 178 ad Hüar.), trug, fobalb bte flst-
morten aud Siom eingelaufen, fein fßAaka, ia
einer Dor bem SSoQ im 3. 417 gel^altenen SUe
in erflören : „@d^on l^ben gioei &mdlien i^
SBefd^lüffe über biefe @ad^ an ben apofiofiHn
@tul^l gefanbt, unb Don ba ftnb aud^ Stücffd^icita
gelommen. 2)ie @ad^ ift beenbigt ; möge on^
einmal ber 3rrtl^ ein (Enbe neigen" (ScfB.
131, 10, bei Migne, PP. lat. XXXVm, 784).
SinberSmo fagt er einfad^b^n, burd^ ba8 BäfsäboL
beS $a))fte8 3nnocen} fei aller 3toetfeI über bie
@ad^ gel^oben (0. duas ep. Pelag. 2, 5).
Ueber bie @ad^ mar mm freili$ oller 3>K3eI
gel^oben, aber nid^ über bie ^ßerfonen, »d^t
bie 3nk]^ Derurfad^ bitten. 2)ierai ou^ bie
iBäter Don Sartbogo felbft Rotten aber $dagnr
imb SdleftiuS' ^ßerfonen ntd^t abfolut w^olcs
motten, fonbem auSbrüdflid^ bemerft, fie moBto,
memtgleid^ ^lagiud unb S5Ie{tiu8 gebeffett fnt
(etdamai correcti sunt) ober htffocapttim, v»
matö bergleid^ gelel^ }u l^aben, lene @a||e bo^
überbautet (generaliter tarnen) DerurtbeUen (j.
Aug. Ep. 175, 6). 3ugleid^ f^t ^ßopft Stmonq
in feinen ^Intmortfd^reiben ben SBeg angezeigt, OEf
meld^em ^lagiud unb Söleftiud für i^re $ajona
ein milbered Urtbeil erfahren fönnteuj er ifOüt
förmlid^ bemerft, ba^ fte, toenn fie in )id^ gmp
ober il^re ©eftnntmg ^u red^tfertigen DennS«^,
freigefprod^en unb in bie ßird^ lieber aufgnunn'
men mürben (Nam ut durum arbitror coxuii-
ventiam praebere peccantibus, ita impimn
judico manum negare conversis; f. Aug. Ep.
182, 1). ^elagiuS möge niu: fommen : non deerit
cura, si medicinae praebeat ille materiam (i
Aug. Ep. 183, 4). ^ie Don S^nnoceu) über bie
beiben ^äretüer Derböngte @£communicatum Ifiät
alfo nur ben 6^b<ira^^ ^^^^ censora medidnalis,
nur fo lange bauemb, donec se purgarini 5n
ber 2:bat manbte ftd^ ^lagiuS an ben ^ßofift unl)
d^idte ein ®lauben§befenntniß nebft SVgleit*
d^rciben ein (f. biefelben bei Migne, PP. lit
XLV, 1716). Seibe gelangten ober nid^ metr
an Snnocenj, ber injmifd^ geftorben mor, Jon-
bem an feinen 5Wad^folger 3ofimuS. ffiiefe ©»•
gäbe, bie Don Dielen Singm, ober nic^ Don ben
eigentlid^m fflagepunftm rebete unb felbft bog
äBenige barüber nod^ ^meibeutig bcnrßeBte, f(bl0|
bod^ mit ber Srflömng : ma§ in feinem nunmebrigoi
®lauben§be!enntni^ etma ungenau fei, m5ge Don
bem Derbeffert merben, „ber beS ^ßetruS ©Imiboi
unb Stu^l befi^e" ; mürbe ober ber $apjt irix
®lauben§be!enntni^ biBigen, fo möre beqeingei
1765
$elagiud, ^ätetiler.
1766
bor ii^ nod^ angreife, lein ifatl^oli! mel^r. S^omit
^otte ^ßeloghtd befonnt, ba^ er bad Urt^ beS
^ftüp^ 9mu)cen3 L ald Ie|te änftonj betrod^te.
9bul^ Söleftiud, ber t)on et)MuS na^ Sonfton-
tfanopel gegöngen, Don bort aber mteber t)ertrieben
»orben toar, überreid^ (»erfönUd^ in Stom fein
Ofambenfibefenntni^, t)on totlä^ nod^ gfragmente
lUen ffaib (bei Migne L c. 1718). SblefHud
>, er »erbe fid^ bem Urt)^ beS $a))fied
014 in benienigen SeJ^r^nrnften unterwerfen, bie,
Brie er meinte, nod^ nid^t auSgemad^te (SloubenS«
lool^l^titen feien (Aug. De pecc. orig. 26), unb
Mcfprod^ iin Serl^Sr twr SofimuS, aUeS )u t>er-
IDcrfen, »od nad^ bem Urtj^ beS ^fied ^nno-
cnu t^ermorfen merben muffe (Aug. 0. duas ep.
PeUg. 2, 6). %ad^ biefen iBorlagen lä^t fU^
bec Don Sa)){l 3of^niud in ber )>eIagiQnifd^
VngelegenQett eingenommene Stonbpunft fel^r
fcid^ erOären unb red^^ertigen. Obgleid^ begüglic^
ber &aiSft mit feinem SSorgänger unb ben oftxfa-
nifAen Sifd^fen einoerftcmben, glaubte er ie|t
xfldfld^id^ ber ^ßerfonen, b. 1^. über \fyct nun-
«el^e ®eftnnung, milber urtl^en }u bürfen. 3n
md »efcri^ (bei Migne, PP. lat. XLV, 1719)
nnnid^ fid^ 3oflmu8 )u fünften bed SöIeftiuS unb
bei ^giud aus. S)ie @(^rift beS (EöIeftiuS loarb
eU mtl^Iifd^ begeid^, notürlidb nid^t besüglid^
aBer in il^ entl^ltenen @d^, Don Denen bie irrigen
vnb mitDerftdnblid^ nur als ^nfte, über bie er
Mel^ »erben moOe, angegeben »oren, fonbem
»cgen ber barin auSgefprod^enen fotl^olifd^en ®e-
jhmung unb ber SereitmiEigfeit, ftd^ bem ^ßopfte
Stmocen} )u unterwerfen (Dgl. Jungmann, Diss.
«elect in hist. eccl. 11, Ratifib. 1881, 215;
t^enröt)^, IKrdMgefd^- Ii 3. ^ufl., 424 f.,
9iim. 1). 3oftmuS biSigte, mie 91uguftin (C. duas
ep. Pekg. 2, 5) fagt , „ben Sorfa^ ber Seffc-
xitng, nid^ bie Srrigfeit ber fiel^einung''. ^an
tatm aud^ nid^t fagen, 3<)funuS ^be ftd^ Don ben
beiben f)öretüem überliften laffen unb i^en in
Md^ertiger SBeife ©louben gefd^It. S)enn er
^t ja bie über ^lagiuS unb SöIefKud ergangene
(gfcommunication nid^ auf, bid bie ^(frifaner xf)n
Vtg^mente Dorgebrod^ l^en, idoju i^en eine
9rift t)on 5tt)ei Monaten eingeräumt würbe. 3n-
eDifd^ blieb WitS in ber Sd^mebe. SaS fd^orfe
itl^U beS $a^fted über bie beiben Sifd^öfe $)ero8
unb Sajarud, bie ^Hmptanfläger beS ^logiuS unb
C5Ieftiu8, foQte ^r bie Stfrtifaner eine Sßamung
febi, bei i^ neuen Unterfud^g 93orfic^ ju ge-
koud^ unb fid^ burd^ beren „letc^nnige C()ren-
HAfereien" nid^ über @ebü]^r beeinftuffen )u loffen.
Sei biefer Sßenbung ber ^inge fül)lten bie ^fri-
ftaner bie fd^mere, DerantwortungSDoUe $fli(^t, bie
i^nen oblag, mü) Derföumten nid^t, fie treu unb
iri^lid^ }u erfütten. ^uf bie ^Briefe beS $a)>fted
^, beren gmeiter im September 417 gef^rieben
isor, Der^mmelten fid^ bie afrifanifc^ 99ifd^öfe
im SpStl^bft 417 ut aUer Sile ^u einer S^nobe
in Gcnrt^go unb erflörten bem ^(kipfl in einem
G^nobolfddreiben, er möge fo lange bei ber Don
$a))fl 3nnocen) gegen gklagiuS unb S5IeftiuS
auSgefprod^en Senteng bleiben, bid beibe gern)
beutlid^ beferaten würben, ba^ ber SRenfd^ bei
allen eingelnen guten fkmblungen Don ber @nabe
@otted burd^ 3efud (El^riflud, unfern f^erm, unter-
ftü^ werben muffe, unb gwar nid^t blo^ um bie
(Scred^tigfeit gu erfennen, fonbem aud^ um fie coiS^
juüben, fo bo^ wir ol^ fie nid^td wal^l^aft |)ei-
ligeS unb gfrommed l^cüben, beulen, reben unb tl^n
fönnen (f. Prosper, Contra collat c. 5, bei
Migne, PP. lat. LI, 227). hierauf erfolgte ein
@d^ben bed ^apfled 3ojimud Dom 21. 3R^
418, in totld^ er gwar bel^auptet, bie ))elagia-
nifd^ @Qd^ bidl^ fd^on ganj reif erwogen )U
l^aben, aber bod^ beifugt, er 1^ ben Sfr^mem,
bie als «nHäger gölten, alle ftdenftüdfe müget^,
um gemeinf^aftlid^ Serotl^g )u Deranlaffen;
feit feinen erjlen 39riefen fei Don il^m in biefer
@ad^ nid^ weiter gefd^el^, alfo leine befinitiDe
Sentenj erfolgt (f. Migne, PP. lat XLV, 1725).
amttlerweUe l^e Stuguftin, l^d^jt wal^d^id^
burd^ iBermittlung eineö gewiffen SalerimtuS, ber
comes war, bie laiferlid^ Tla^ angerufen (Aug.
Op. imperf. 2, 14, bei Migne, PP. lat XLV,
1147), unb fd^n am 80. 9Q)rU 418 erfd^ien Don
StaDenna auS ein foiferlid^ Sbict, burd^ weld^
bie ^lagianer auS Siom Derbannt unb profcribirt
würben (bei Migne L 0. 1726). (Segen (Enbe
9l|ml war aud^ ber eben erwftl^te SBrief beS $ap-
fteö in bie ^)dnbe ber ^frilaner gelangt, unb biefe
eröffneten nun am 1. 3Rai beS^Iben ?iafyctS eine
(Senerolf^nobe, an ber nic^t weniger atö 200 Si-
fd^öfe tl^nal^en. @ie erlie|en 8 (ober 9) (Sa-
noned gegen ben ^elagianiSmuS, weld^e im Cod.
can. eccl. afric. nr. 109 — 116, bei Hardninl,
926 unb Don IBaUerini in ben Opp. S. Leon. M.
(f. Migne, PP. lat LVI, 486) mttgetl^ Wer-
ben. 5^r Sn^It ift furg folgenber : 1. %ham ift
nid^t fo erfd^ffen werben, ba^ er bitrd^ Statur-
notl^wenbigfeit geftorben wäre. 2. SHe neugebore-
nen jhnber muffen gur 93ergebung ber @ünben
getauft werben. 3. S)te ol^e Saufe Derftorbenen
JKnber fönnen nid^ in baS ^immelreid^, b. i in
baS ewige fieben, eingel^. 4. 3)ie red^tfertigenbe
©nabe @otted wirft nid^t nur bie 93ergebung ber
bereits begangenen @ünben, fonbem l^ft aud^, bie
©ünben in 3M^«ft ju Dermeiben. 5. 9?ebft ber
beffem Sinfid^t in bie göttlid^ ®ebote gibt und
bie ®nabe aud^ bie ffraft, bad ald gut Srfannte
gern )u tl^ unb )u DoQgiel^. 6. Ol^ne bie
@nabe @otted förnien wir nid^ @uted t^.
7. ailit ben SBorten bed SlfiofielS : „SBemt wir
^gen, ba^ wir ol^e @ünbe fmb, fo betrügen wir
uns fclbft, unb bie SDBol^l^it ifl nid^ in unö", be-
fennen wir unS nic^ nur au3 S^emutl^ ald ۟n-
ber, fonbem fagm bamit aud^, ba^ wir eS wirfiid^
flnb. 8. ®ie Öeiligm fpred^ bie SBorte beS
SJaterunf erS : ^SSergib unS unfere Sd^ulbm", aud^
für fld^ aus, ni^t blofe für «nbere. 9. ®ie |)ei-
ligen fpred^ bie äBorte: „Sergib und unfere
Sd^Iben", nid^t nur auä S)emutl^, fonbem im
$eIoeiu3, igifiretirti.
1767
rigndfii^ ©inn , im ©mii%tiem iV« 'Süiüs-
^fttßfett. — Snjolge biejer Stritte bcr afrilaner
lODttfe Sßopft Sffmwi bm 6illtflra§, um beffen
nunmtl^riQe ©cfinnung gonj Rai unb bEutli^ ju
trforfi^, nocl) einmal in'§ sßer^är nehmen; bitjer
aber „maJ^te jiii^ boDon", nie ^ugu[tin berietet,
imb „entiog ]iä) ber l^riifung" (C. duaa op.
Pelag. 2, 5). 9Iim perurt^eille ou^ 3ofiniii8 bie
^lefie in bei fogen. Epietola tractatoria (uo*
Don gragmtntt bei Aug. Ep. 190, 23 ad Optat.;
Coeleatin. Ep. ad ep. Galliar. c. 8 [Migue,
PP. lat L, 533] ; Prosp. Aq., Cont coU. o. 5
[Migne, PP. lat. LI, 228]), ttel^t an fämmt-
li^e ^\äi^t btf aitDrgm- unb 9I6(nb!Qnbt6 jut
Untetjeic^nung gtj^iA mürbe (Mar. Merc. Gotnm.
c. 3). SnnDctnj t»tte , (d jttiKibt <|jTDfper Oon
^quitanien, „ben Srrtiium mit bem ofioftolif^
©t^roerte getrofjen, unb Sojimaä beiDoffntte jur
Sßemi^tung beSJelben faieSRet^te ütlei 58ifc&Sft mil
btm S^merte Sßetri" (C. coUat. o. 21 [Migne
L c. 271]). Ser bic Epistola tractatoria niii^t
unterfc^rieb, tcaib feineS SImteS utduftig unb au§
btm ^nä)t Dcitoicfen. ^Solb erfolgte ein itDnteS,
mif fö^ärfeiefi (aiferri^e« gbict (9. 3um 419 ;
f. boSielbe Migne, PP. lat. XLV, 1731) an ben
(Srgbif^of Slunliue Don Sart^go, morau| biefer
ft(^ an bit Sifc^üfe in ber b^jactnifc^en unb (n}u>
gitonifc^ SproBinj, beren Unlerfd^riften mtf) fel)l-
ten, mit bem €rfu^n nonbtt, folc^ ofme ißerjug
tinjufenben. — Unter ben mtnigtn !8i(ii|ß[en 3to-
lieni, bie ber pelagianif(f)en ^ürepe treu geblieben,
fyA fl^ Ddi allen ^uliatiiti Don Solanum, einei
el)emaligen ©tabt in Simulien, bemerfbar gemai^t
3nit 91uguftinuB, bem ^auptt ber Slnti^jelagianer,
liefe er fic& in eine literarij^e tJetibe ein. ^ieerftt,
aus 4 Suchern befle^nbe ©i^rift ip gegen bas
er[ie SSuc^ De nupttia et concupiecentia ge-
(c^rieben, morauj iuguftinu§ in ben 6 Süt^em
Contra Juli anum Pelagianum an ttDo riete ; bie
jmeite, qu§ 8 SBüdjem befte^enb unb in Eilicien
oerfafet , manbte fid) gegen ba3 jiDtile Sud) De
nuptiis etc., tDorauj Siiguftinu§ in ebeiifo Dielen
SBiii^em antiDorten moBte, aber nur mil 6 ju 6nbe
fam, bo'^er ber Sitel ber ©d^rift : Opus imper-
fectum. 3ulian9 ©i^rifteii jinb Cerloren; beben«
tenbe Qlu§jüge quS i^nen finben ]\ä) aber in ifluau*
ftini ffiiberlegung§((^riften. ^u§ 3talien Perbannt,
ging 3"Iitni na^ ßcnftontinopel , non ba nad^
ßilicien ju 3:f|eobDr, ffiifi^of Don iüoplueftia, bei
lrield)em er al§ einem ©eifleäoernianbten aiujnalime
faiih ; nad^ feiner ?lbret je aberfprQ(ftS£]eobor, Kiie
aKariuä 5Ditrcator berii^tet, auf einer ^roDinjial-
(piiobe baS 9liiat^em über iljn au§ (Praef. Symb.
Theod. Mops., bei Migne, PP. lat. XLVIII,
216), 3m 3. 429 erfc&ienen 3ulian unb noi% einige
onbere ejiliite ^äupter ber 5pelagianer in Sonflan«
finopel, wo 9iefloriu§ fic^ für fie mie beim ^üifer
fo aud^ bei 5)Japft Eoleftin oernienbete (Nest. Ep. 2
ad Coelest. Pap., bei Migne, PP. lat. XLVin,
178). ®ei abenblatibtid^e Saie iütariuä SKercator
abn, ber fid^ bamal^ in Sonftantinopel auft)ielt.
17«8
fe|te burd^ feine noi^ Doi^benc Slenlfc^ (Co»
monitorium) ben f^nffI baiü6ti in fttmti^
ba| bie $ebigiann fd^on Dom Wenblanbe itf
urteilt Uorben feien, unb X^bofinS bcfay i^Mi,
toie au8 bem 3:itel befi Commonitorinm täfät,
bie ^ouptßabt uiebcr ju Dnbiffen. SBel^ 9»
bauem 9Ieftorii^ mit i^üen ^atte, jciflt fein 9nf
an ^lefüuS (bei Migne, PP. lat XLVm,
182), in me%m et i^nen bie l^A^jbn e^rmäd
beilegt unb fie mit So'^anneS iBoptifia, $etiri
unb ^ulu§ in ^Betreff ungne^^ Safolfpai
bergleic^. Ütoc^ Sßnfper (Chronic, ad il 438
[Migne, PP. lat LI, 598]) (oK 3ußmi nn 4S9
9teue ge^eud^ ^aben, um tniebra in ftin VM
eingefe^t ni merbcn, aber Hif^tuS fy£bt t^ uf tat
!Ratl^bedS)iacDniSeobiefeabgef{t|lagRL 9Ia4l8ai>
nabiuä (De acript. eccL 45) ftmA a unter SbI»
tinianin., beibon 425 — 155 leginte. — Utk
^1Magiu9' fpätere S^dffule liegen teine Mittn
^Rad^ii^ten Dor; ud^tfc^einlic^ floib er in ^lafr
ftina. aSaSefllefthiS betrifft, fo ging cmad^ fei»
!9)eturit|eUung Don ßp^S noti^ lfeonflantiiio)K(,
baa er ober auf Sttreäien beS botttgen Wfififi
ItticuilnieberDerlaffenmulte. UmbffiS3<4(^l
f^eint ei fii^ tDieber ju Stom obei in beffen Ha-
gegenb aufgellen ju tnbcn, benn ein bifeifi^
Sbid au8 biefer Seit Derbot i^ ben Sb^ent^
bafelbfl (bei Migne, PP. lat. XLV, 1750); obtP
mal9 tDurbe er Derbonnt, al8 et lun'B 3<qr 42}
bei ^ßapft Solenn um eine %ubicn) na#i4k
(ProBp. 0. CoUat. 21 [Migne, PP. UL U,
271]). aSeitete giad^rid^en fehlen Aber i^ Hi
jene 3"' raaren ma^rff^einlicf) mel^rtre §iSu)*t
ber pelagianifd^ ^Jartei in @allien mä Sri-
lannien l^ätig. ginige ^lo^rit^ten finb in Sdnjf
eines großen gaQif^en Soncil8 auj un8 gdonnnn.
loeld^eS im 3- ^29 toegen be§ Sßelagionünnil
mal)rfd!)einli4 gu Siro^eS ftatlfanb unb bie Sif^
@ermanuS Don^u;erreunb&upu§ DonXrDpeSii
biefer ^ngelegen^t na^ ißritonnien fi^iifle. ©!(((
Deionflalteten aui$ bort eine ©qnnbe, tDo^rfi^
lid) ju ©t. 9llbanS, auf iDel(^et ^lagiu§ unb fdi
Schüler ^gricola mit bem ^not^m belegt nmiiai
unb bie ipelagianer fit^ für übetUunben erBörim
(ProBp. Chron. ad a. 429 [Higne, PP. lat
LI, 594] ; Beda Yenerab., Hist. ecol. 1, 21
[Migne, PP. lat. XCV, 50]; Dgt ^efete.ftoBC-
®efc&. II, 2. 91up., 140 u. 309). ©eitbtm bd
päpftlid)e Urttieil über bie ^logianer oud) auf to
allgemeinen Sqnobe ju (Sp^fuä im 3. 431 g^Üligt
tDorben toar, oerft^lDonb biepelagianifil^Sc^iB
Orient immer metji; im Ibenblanbe ober ol-
jünbcte M an ber ^rSbeftinationSt^eone M
\\. ^lugufHnuä ein neuer ©treit (f. b. arl. Sem-
pelagionismus). Son (Saffion (De incam. 1, *,
bei Migne, PP. lat. L, 23) unb ©ennobiui (D«
Bcript. eccl, 59, bei Migne, PP. lat LVIII,
1092) toirb aud^ SeporiuS al8 ipelagionK bejeiit'
net. 5BerfeIbe toar TOBnc^ in TOoffilin unb tonde
iiiegen feiner pclagianifd^en 3rrt^ümrt auä ©flUio
Dertiieben ; inSlfrila buri^ ^uitliuS unbUngußinil
1769
$elagiu8 9(It)atuS — ^eldtng.
1770
Me^, legte er um'd Sol^ 426 ber @Qnobe Don
Catl^go eine Sefenntni^fd^ mit SBiberruf fei-
ner US^gen Srrtl^mer Dor. 2)ie @Qnobe fd^icfte
Mcfelbe fonimt einem SBegleitungSfd^reiben an bie
Sifd^fe t)on@aaien(Hardiiin 1, 1261 sqq.). 9BaS
ofeer £e)ioriu8 atö feinen frül^ 3rrt]^um angibt
itnb tüiberruft, ift nid^ )ielagianifd^, fonbem im
Oeifle beS Zl^obor Don SRopfueftia; aud^ in bem
OloubenSbefenntniffe, meld^ fiepotiuS bamalS ab-
Sit, finbet ftd^ leine ©pur über bie ®nabenle]^re.
an brandet be^l^Ib bie Eingabe Safftond unb
Qknnabiud' nid^t )u bejmeifeln, fonbem mu^ on-
m^men, ba^ SeporiuS, mie 2:]^obor t)on SDlop«
fit^Ka, t)on feinen c^hftologifd^en Shnrlel^ren folge-
ricl^g )u ben ant]^pologif(|en unb f oteriologtfd^
geffi]^ tt)urbe. (93gl. I^aef. in tom. X Opp. S.
Aog. [Migne, PP. lat XLIV] ; Gamerii Dias.
Yli de ort et increm. haer. Pelag. in ber
OKgne'fd^ «uSgabe bed aRariuS SRercator [PP.
lat XLVni, 680]; SBörter, 2)er ^Iagianidmu§
tuc^ feinem Urfprung unb feiner Seigre, gfreiburg
1866; Sd^nmne, S)ogmengefd^. n, 2. 9(ufl., S^reib.
1895, 512 ff.; ftlafen, 2)ie innere Sntmtdtelung
bc« ^lagianiSmuS, Sr^eiburg 1882.) [^erS.]
9efagiii$ Jltoants, f. SlloaruS ^lagiuS.
Jfttatinsi^ioxä)), «mbroftuS, 0. Pr.,
ein iDadterer Sorfömpfer bed Jfatl^oIici§mu§ )ur
3A ber fogen. Deformation, toax gu 92tbba in
^)effen um 1493 geboren. Sr marb Dominicaner
au gfranffurt, too S)ietenberger (f. b. 9trt.) fein
^rior mar, ging bann nad^ ^eibelberg auf bie ^od^-
Uule (1519) unb !am fpöter nad^ SSkifeL 3n
om Streite über bie l^ige ÜReffe, ben Cecolam-
(NibhiS (f. b. Strt.) anregte, unter^eid^nete $elargu§
Me ®egenfd^rift beS SBeil^btfd^ofg aRariud, Der-
fa|te ober aud^ felber nod^ eine fold^e, ^uerfl Idei«
tiifd^ (Apologia sacrificii Encharistiae, Basil.
1528 [(md^ fflien 1528]), bann, meil bie erftere
gurfidCgemiefen mürbe, beutfd^ (®runb, Urfad^ unb
Sntmort, bo^ Sl^riftuS mal^rl^ig in ber l^Uigen
9R^ für fiebenbige unb 2:obte aufgeo))fert merbe,
Safel 1528). Sa^ baS ©efud^ ber 9^euerer um
«bfd^ffung ber Weffe Dom Statl^ ju iBafel nid^t
Döütg bemtOigt mürbe, mar ^um großen 2)^1 ber
&dfn^ beS ^largud ^u^ufd^iben. 3)eg]^b griff
OecoIamixibiuS t|n l^g an (Bepulsio Apo-
logiae etc., Basil. 1528); ber Dominicaner ant-
toortete mit bem Hyperaspismus , sive Pro-
pngnatio Apologiae etc., Basil. 1529, in berber,
aber fad^Iid^ Dortrepd^ SBeife. ^e 92euerer
maä/tm 9)erfud^, bie @d^rift burd^ ben 9tatl^ imter-
Indden )u loffen, l^en aber bamit feinen redeten
Stfolg. Sleiqmol^i fanb ^largud e§ für geratt^n,
9ctfel gu Derlaffen ; menige Sage Dor bem ^ufrul^
ber Sürger gegen ben Statl^ (Februar 1529) ging
er nod^ ^i^^i^iurg in iBaben unb blieb bort bis )um
Sommer 1533. 3n biefe 3^it faQen Derfd^iebene
lleinere @treitfd^riften, xotl^t 1534 )u ü'öln gu-
fammen gebrudt mürben ; furj Dor feinem SBeg-
oonge ermarb er mid^ bie tl^logifd^ Doctoimürbe.
tscin Serfel^ mit SroSmuS, ber gleid^ il^ t)on
SBafel nad^ greiburg gegangen mar, blieb, einige
Serftimmungen abgered^net, ein freunbfd^ftlid^
bis gu ^elarguS' äBeggang. iBom 3. 1534 an
entfaltete ^elargud eine reid^ gefegnete Sl^tigleit
ju Srier. gr mürbe Sc^ an ber Uniöerfttät ba-
felbft unb gugleid^ ©omprebiger, mar aber mc^ir-
fac^ im auftrage feines Srgbtfd^ofeS auSmörtS
tl^ötig, fo 1540 beim SteligionSgefpröd^ )u SBormS,
1546 als ^rocurator unb 1551 alS 93egleiter beS
(Srgbifd^ofeS auf bem Soncil Don Srient, 1547 bis
1548 auf bem IReid^tage )u SugSburg. 3ule^
erfd^eint er 1561 guXrier, mo er bie Sefuiten atö
Unit)erfüätSIe^rer einfül^. !Rid^t t)iel fpöter mag
fein Zob erfolgt fein. Son feinen @d^riften mu|
nod^ bie lateinifd^e Ueberfe^ung ber fiiturgie beS
^l ei^r^foftomuS (SBormS 1541) ermäl^nt merben.
(98gl. 91. «ßauIuS, in ben 4)ift.-<)oI. »lättem CX
[1892], 1 ff. u. 81 ff.) [%. gffer.]
'gfebtflttS, 9licoIauS, f. @tor4
9eUlin«, Sol^anneS, 0. S. Fr., SBeil^
bif^of Don ^aberbom, mar 1574 gu SRünfter
geboren unb trat bafelbft frül^geitig bei ben Son-
t)entualen ein. 9{od^ nid^t 30 ^al^re alt, mürbe er
©uarbian beS iHofterS gu S)ortmunb, mo er eine
&au))tftü^ beS ftatl^oIiciSmuS mar. ®a er baS
iBerbot beS StatbeS an bie ffidfier, 9lok)i}en auf-
junel^en unb @eeIforge auszuüben, nid^t beob«
ad^tete, aud^ offen gegen bie lutl^fd^ ^rebiger
auftrat, mürbe er am 12. t^ebruor 1604 mit Se-
malt aus ber @tabt gebrad^t. SIS ffaifer 9tu-
bolf n. bem Statbe befallt, ^eldCing mieber aufju-
nel^men, fam biefer ffoax in bie @tabt gurüdt,
mu|te aber t)or ber iJfeinbfeligfett beS iBoIfeS bon
neuem meid^en. 3meimal mürbe er i{irot)in}iaI ber
ffölner OrbenSproDing, ftanb bei bem St^ifd^of
Smft in l^obem Slnfe^ unb nal^ im Auftrag
beS Srgbifd^ofS t^erbinanb eine ftird^enttifttation
in bem untern (Irjftifte t)or. tJerbinanb, oer ju»
gleid^ 99ifd^of t)on ^aberbom mar, ernannte il^
bann )u feinem SBeil^bifd^of bafelbft unb gtmt
©eneroitoicar für ^berbom unb ^ilbeS]()eint;
1620 empfing ^elding bie SSkibe als Zitular-
bifc^of Don Sarbica. 3n ^berbom betrad^tete er
eS als feine Aufgabe, bie Don Sl^bor Don gfürften-
berg (f. b. 9(rt.) begonnene Steftitution ber fatboH«
fd^en 9leIigion ber SoQenbung entgegengufiil^ren.
S)aS SiStfum 1^ il^ in biefer Segiebung Diel }u
Derbanfen ; in ber Steige ber ^aberbomer 3Beib-
bifd^öfe ift er ber bebeutenbfte, unb er mar, menn
aud^ nid^t bem 92amen nad^, tbatföd^Iid^ ber eigent-
lid^ Oberbirt. gferbitumb Don gürftenberg (f. b.
Strt) fd^reibt in feinem 33erid^t über bie ^ibcefe
Dom Saläre 1666 ne'ben 2:l^eobor Don iJfürftenberg
befonberS ^IdKng bie SBieberl^eQung beS fatl^o-
lifd^en @IaubenS unb fiebenS in $aberbom )t^
$eI(fingS SBirffamfeit erftredte fid^ jebod^ meiter,
gunöd^ft auf baS benad^barte Cllerjogt^um SBeft-
falen, baS }u Äöln geborte. SefonberS bebiente
pd^ feiner fjranj a3Bil]()eIw öon SBartenberg (f. b.
«rt. OSnabrüd, ob. 1116), bem er 1633 aud^ bie
beiben erften böseren SBei^ ertl^Ite. Xf^ in
1771
^cllicanuS — ^elHccia.
1772
bcffen «uftrag, tl^ite aß fein 93f öicitcc bereiste er
bie 83iätl^ümcr Dänabrüd , Serben unb SRinben
imb nal^m tl^eil an ben Don gfran^ abgel^Itenen
®iöcefünf9noben gu DSnabrüd (28. SKära 1628),
»erben (8. SKai 1630) unb aWinben (15. Oct.
1632). 93ei ber ginnal^me !|JaberbomS burd^ bie
Reffen am 24. Dctober 1631 »urbe ^eltfing ge-
fangen genommen unb nad^ Saffel abgefül^rt, tDO
er über ad^t »ionate in fyi'it blieb. «18 gfranj
öon SBartenberg im Auftrage beS grjbifd^ofö Qfer»
binanb aud^ in ^ilbeSl^im ben f atl^oUfd^en ©otted-
bienft mtebcr einfül^rte (f. b. ?lrt. ^ilbeö^im V,
2084), begleitete ij^n ^^elding mieberum unb nal^
an ?lUem ben t^iätigften 9lntl)cil; bei ber 3)iöcefan-
fpnobe 3U ^ilbed^eim am 25. Januar 1633 l^ielt
er bie ^^Jrebigt. JJür DSnabrüd ernannte il^n
SBartenberg balb barauf )u feinem fteÜDertretenben
(Sommiffar. ^klrfing ftarb gu ^aberbom am
28. Secember 1642 unb mürbe im borttgen S)ome
begraben, (l^gl. ©olbfc^mibt, Sebenögefd^id^te beS
C^.arbinal-^^riefterS tVranj SBill&elm t)on SBarten-
berg, O^nabrüd 1 866 ; göelt, Sie SBei^bif djiöfeöon
^^aberbom, ^^aberb. 1869, 68—102.) [3Burm.]
'^eSioiitits f fiürf d)ner), S o n r a b , geleierter
^ebraift, apoftaftrter ^rancidcaner, ffreunb unb
Anhänger 3n)ingU*#, mürbe 1478 gu Kuffod^ im
eifüfe geboren unb ftubirte 1491—1492 in ^eibel-
berg bei feinem O^etm ^obocud ®aUu^. tillS biefer
uac^ Speier überfiebelte, mu^te ^elltcan in feine
^imat gurüdfel^ren. Cl^ne CFsiftenjmittel unb
ol^ne ^Au^fic^ten für bie ;'iu!unft, entfd)lo^ er ftc^
nun, in ben SJ^inoritenorbeu ^u treten, nield)er in
Äuffüd^ ein ftloftcr bcfajj. 'Jiad) obgelegter "il^rofefe
fam er ^ur Jtortic(iuug feiner etubien nac^ I übingen,
too "ikiul 3criptori« Öuarbian mar. liefen be-
gleitete er ÜHÜer auf Xciicn, bei meld)er @elegen-
beit er mit bem lUinoriten ^4.^üuI ^4>feberebeimer
(iohünnc4 ^ipauli) guiammentraf. ^ipellican er-
gäblte bemklben, er babe al§ ftnabe gebort, baB
ein Soctor ber Rheologie iton einem ^uben bei
einem (>)efprädK über ben dbriftlic^en Glauben fo
in bie (?nge getrieben werben fei. baß er nic^t4
mebr babe anhoorten fbnnen. 9.^on ba an babe er
fclbft fid) geiebnU bie bebriiifdie 3prac6e fenuen gu
icnien, unb bieje* 9?erlangen fei beim Stubium
ber heiligen Sd)rift gefteigert morben. IMeber*-
beimer gab ibm einen tiebrätidjen l>ober. meldier ben
2ert ber 5wclf fleineu 1*ropbeten iotoie C^faia*' unb ;
ir^edjiel^ enibielt. l^on 5ummeiibart befam "l^elii- {
can bie :>tella Mossiae n'. ^. *?lrt. *Jiiger, ob. 391) '•
mit bebrüifdjem ^ert unb barübergebrudtcr beut- !
fdier Ueberiefcung. i^iit ^ieien >mei iöilfimineln i
unb einiger' "Einleitung burd) ^){eud]Iin erlcnue'
er bie bebräi!d)e vSrradje unb verlegte )\d^ nun;
mit 5?orliebc auf ba* 3tubium benelben. (rx
fiCUie aud) eine bebraiid^e ö^rammatif ^uümmen.
bie en"te in bcutid:er 3i>rad)e. 3ic n:iir?e 1504
gebrudi r^ienle gab fie rcn:::neI4 *lib.nogra?bie-
br»:d in unrrünolid)« ö>e»":i:lt neu bcrauä[Iü-
b:n.;cK ISTTli. 'Om 5- 15''2 irur^e 'IH-Uican
i.i\ii«r ^er 5bc."'li'»g:e in Safcl. :r: ^er 3?udj-
bnider ftmerbad^ feine !DKt^e gitr ^ennift-
gabe ber ©d^riften be§ % Sugaftin benu|ic. tsf
SBunfd^ bed il^ geneigten Sifc^ofd Don 9«^
fd^rieb ^ttican einen „2^Begrtff ber dffnjtti^a
Seigre'', meld^ bereits mond^ Snt^mer ent^
unb be|]^(b t)on ber (Seiftlid^Ieit beanftanbct tmnbt
3m 3. 1511 mürbe er ©uorbian in $foq^
9uf einer 2)urd^ife befuc^te i^ äBoIfgong gointo
(f. b. Slrt.), bem gegenüber er Sebenfen begügli^hs
3:ranSfubftantiatü)n geäußert l^en f oU. @pätir
mürbe er @ecretar beS ^roütngiold unb mo^ in
biefer 6igenfd(|aft einem @enerQlca|>iteI bed CdM
in SRom bei, tDO er aber mel^r äntereffe für daSff
fd^eS ^lltertbum als für bie d^rifüid^n Senhnölcr
unb ]()eil^^ Statten funbgab. 3n ber gfolge minbe
er @uarbian gu Sluffad^ unb 1519 gu SafeL Soit
f örberte er bei ben 9)iönd^n baS Sef en ber Sd^ftn
SutberS unb billigte bie (SlaubenSneuenuig. ^
balb mürbe er 1523 als ©uarbton abge^; tkr
aiatl^ aber ernannte ibn im folgenben ^cS^ )b>
gleid) mit CecolampabiuS (f. b. ^}lrt) gum ^
feffor ber S^logie an ber ^od)]d)idt, Sei eiatr
SiSputation Don 1524 erflärte er ftd^ für bx
^:)$ne)terebe. «uf Seranlaffung Stfingli'S tonde
er 1526 alS fiebrer ber ^bröifc^en Sinad^ noä
3üri(b berufen, legte nun bos CrbenSfieib (A mi
Derl^iratete fu^. im% 1528 »obnte er berXü*
putation in Sem bei unb batte 1536 toefentli^B
tllntbeil an ber tyeftfteUung ber erften „ieeU>etif4a
eonfeffion". «Fr ftarb ben^6. 9lprÜ 1556.-
^^^Uican binterlieB eine ^elbftbtogropbie ote
„Pbronüon" ibfrauSgegeben Don S. Shggenlut,
Sa fei 1877). '^Uifeer ber l^cbräiidjen (ärammtil
ließ er befonbers no(^ (Fommeutare gur beüign
Sdjrift bniden (^üridj 1 532 — 1 bS9K 3abl««k
llJünufcripte Don ihm befinben nd) in ber SiaJt»
bibliotbef gu 3"ncb. &in ^^er^cicfiniB beriefl«
finbet fid) bei öoninger, '^Ute^ff uii^ "Dieue^ aus be
gelebrteu !©elt I, 3üricb 1717, 52. 6ine IflDs-
Ulf cbe Siogrophie Derfafete 2. i'oDater ( 3üri4 loSä-,
(Sgl nod) l'eu, ^^loet. ^^ericrn XIV, 3üri4 1755
423 ff.; 3ürid)er iaidjenbud) 1S5S. 137ft.: fta»
iübrsMatt Der StaDtbibl., 3üricb 1871, iff. [«
%'orträt]i. [ÖJ. fflaper.]
^eOicrio^'^Ileriu^ ''^lureliue, bebeuteär
5lr*aolpge, murDe 1744 ^u *?ifarel geboren, (fr
mad)te glanj;cu^e 3niDien in »e'rer SaierüiÄiBü
roibniete fiA. nad^em er ^:e öuniunbra ßblji»
Dirt, ber Ibeolcgte. (rr: 23 Jcire alr. überiep
er liUemcntj Vcbcn ^c4 (rrlö'ers in ü*ine liRsttO'
fprad)e unb renab c4 r.:: celctnen "Jioien. ^
C^ahre barauf hielt er in l?cr Vjcnfcrerija miis*
diem irrfclae Scrle'ur.{:eri üb« i'irurgif, NAC
fdion mit 27 oabren c:r.er. c^enüicten Heim
ber Vrtb-.f unt» Nr 'ÄrdK:»'^;: ^::e an
1773
$eI)iHn.
1774
iSbu neue SuSaabe biefeS SBerfed befotgte Stitter
(ftöln 1829) ; Die Sugoben unb 2)i{|ertQtionen,
todd^ auä^ einen 99anb füllen, ebtrte Staun (Stbln
1838). aSKe fd^on auS bem Xitel beS Sud^ er-
fftHX, befd^önfte $eUicda feine Unterfud^ung ntd^t
auf ben S^Unntm ber gried^fd^^ömifdgen iBitt)ung,
fonbem be^ f^e über bcA gon^ SRittelalter utü)
tdbß über bie neuere 3tit auS. 2)e^]^atb mieb er
ond^ bie fftdMndxö^ 93egetd^nung Antiquitates
unb gab feinem Sßerle bie Ueberfd^ift Politia.
9Eknn biefe Steuerung oud^ feine Stod^mung
fonb, Jo ift bod^ nid^t gu läugnen, ba^ baS SSBerf
uor früheren Sd^ften über d^riftlid^ ^Itertpmer
mand^ SSoqüge l^t; inSbefonbere berücfftd^gt
c9 aud^ bie nligiöfe Stnnft unb bringt }uei^
eine S)arftenung ber ifotolomben )u 9tea))eL Sie
PoliÜA $eniccia'8 mar befanntlid^ bie ©runblage
j^ SinterimS (f. b. «rt.) „3)enhDÜrbi^etten\
SBetter^in bef c^äftigte fic^ ^dliccia mit ber ^}>ecial«
ff^äfidfU bed j{5nigrei(^ 92ea))el unb Deröffent-
li^te feine barauf bejüglid^ @tubien in ber Bac-
eolta di yarie oroniche, diarii . . . del regno
diNapoU(Napolil780— 1782, 5yoll.). 3)iefe
€<^rift tieronla^ il^n }u einem eingel^enbem ©tu-
bium ber S)i|)tomati{, fo ba^ er l^terüber unter
SRuDOt SSorlefungen j^Iten unb fpöter baS SSBerl
Istitazioni della scienza diplomatica (Napoli
1813) Der5ffentlid^en fonnte. Stuc^ befaßte ftd^
^ße&iccia mitfird^lid^-polttifd^^gfragen; erfc^rieb
II. 0. ttalienifd^ eine 2)if jertation über ben fte^-
tai ®ebraud^ unb bie $flid^t, beim öffentlid^en
<Bottedbienft fotDol^I loie pritKitim für bie Surften
|u beten. S)te jtaiferin SRoria Serefia Ue^ bie
@d^rift in'd 2)eutf d^ überfe^ ; für bie ungorifc^e
9tfliion übertrug ^Iliccia f elbft fte in'd fiateinif c^e.
Unter Sßurat Derfa^ ^niccia baS %mt eined @e«
neialDicard unb mürbe 1820 gum SRitglieb ber
amftitutioneUen ifammer gemö^lt Sr ftarb )u
9teat>el im % 1822. Liters.]
9^n^ el^emalige Siftercienferobtei im %rd^-
biocimat ^mereUen, 5 lü^eilen füblid^ Don 2)(m-
\\q, an ber gferfe, einem IRebenflu^ ber SBeid^fel,
SRorftfleden mit 2500 Stnmo^nem, gel^örte
gur Sidcefe SeSlau (Wloclawek, Yladis-
kTia) in $oIen. 2)urd^ bie SuIle De salute
uimanim Dom Saläre 1821 mürbe mit bem Strd^i-
^- Uoconat$omereUenaud^^I|)Iinber2)iöcefeeuIm
'-' einverleibt unb gum @i^ bed 93i{d^ofd Don ßulm
.^ bcfUmmt. S)ie XronSIotton bed S)omcapitefö Don
-^; Culmfeena^^elplin erfolgte am 8. Stuguft 1824.
^' S)ie bort refibirenben Sif^öfe Don 6ulm maren
^ ««. SBotl^p, geblag, D. b. aJlarmit (f. b. «rt. Kulm),
'.< mcj^ beffen lobe im 3. 1886 ber {cjige »ifd^of
^: ^f *ö JRebner bie Sermaltung ber ffiiöcefe über-
"^ *v»i- Unter bem erften marb auc^ baS t^eoretifc^e
^- "^iaS j>raftifd^e ßlericalfeminor nad^ $elplin Der-
' W unter «ifd^of Seblag ein ftnabenfeminar (Col-
'■' 2f"** Marianum) bafelbft errid^tet. I. qjelplin
^ftS *J ^^^ ^errfd^aft ber pomerellifc^en
; £y? « »x 3m 3. 1258 Derliel^ ber C)crjog ©ambor
' ^*^"l>t4au(in ber9lä]^DonS)irfc^au), berrine
medKenburgif d^ ^ngeffbi )ur (Semal^Iin l^tte (dqI.
ftlempin, ^{iommerfd^ Urfunbenbud^ I, ©tettui
1868, 864 f.), bem ftlofler 2)oberan in aRedden-
burg baS 2)orf ^ogutten (an ber gferfe, füblid^
Don Sd^önedt) mit bem angrengenben @ebiet
(600 ^u^), bad nod^ burd^ onbertoeitige @d^-
fungen einen 3umad^ erl^ielt, gur ©rünbung
eines Stlo\itt% (f. $erlbad^, ^omereüifd^ Ur-
(unbenbud^, S)angig 1882, 143 ff.; Scriptt.
rer. pnissic. I, £eit)gig 1861, 809 ff.). 3)aS
iflofter in i{iogut!en, meld^eö nad^ ber |>ertunft
ber 9Rdnd^e 9teu-®oberan, nad^ feinem Stifter
Samburia (@amburd^) ober nad^ ber befon-
bem Patronin Mona Mariae (SJtarienberg) ge«
nannt mürbe, b<^e StnfangS nur 5 ^efter*
mönd^ unb 4 Saienbrüber unb erl^ielt burd^
aSermittelung beS 99ifd^of8 Don SeSlau, ber bem«
felben aud^ ben Sifd^ofdgel^nten überlief, erft im
3. 1267 einen DoUgäl^Iigen SonDent (Don gmölf
9Rdnd^en). ®er pomereUifd^ ^ergog ©manto-
poü (geft. 1266) beftätigte bie ©Hftung feines
SruberS im 3- 1260. 2)en Stönd^en in ^{iogutfen
gefiel aber bie Sage bed neuen filofterS nid^t propter
loci inhabilitatem, afiris inaalubritatem et
agronun Bterilitatem (Chron. I» 14). 3b^ni
SBunfd^e nad^ einem anbem geeigneten Orte foUte
balb entfprod^en merben. 3nt 3- 1274 fd^nlte ber
ßergog SReftmin, ber @ol^n @manto)ioIfS unb
9ceffe SamborS, burd^ Urfunbe d. d. 2. ^anmx
@d^me^ (^Ibad^ a. o. O. 211) gur ©rünbung
einer 9btei, meiere ber SRutter ©otted, ben (Q. 93e-
nebid unb Sernl^rb unb bem (I. @tanidlaud
(SBifd^f unb SRart^rer) gemeil^t fein foUte, im ®e-
biete Sl^mau einen etma 2 0.-9Jt. umfaffenben.
gmifd^ ber gferfe unb i^ren 9tebenf!ü)jen 3onIa
unb SBangermu^ gelegenen frud(|tbaren Sanbftrid^
mit bem Orte ^elplin, frei Don allen Saften unb
mit ber DoUen Seric^tSbarfeit beS SlbteS über feine
Unterf äffen ; bief en fianbftrid^ l^tte ber reid^begüterte
ißalatin SSk^gel bem ^i^og für ben ongegebenen
3me(I abgetreten. 2)ie Ueboftebelung beS gangen
SonoenteS Don ^ogutfen nad^ $el]pltn erfolgte
am 28. October 1276. 2)em ftlofter Derblieb aiui^
^ier ber 9tame 9{eU'2)oberan, meli^er erft allmalig
burd^ ben Ortsnamen ^Iplin (urfunblid^Polplyn,
Polpün, Polpeljn, Poelplyn, Poelplin genannt)
Derbrängt mürbe ; bie frühen ^geid^ungen Sam-
buria unb Mona Mariae Derf^manben gugleid^
mit ber urfprünglid^ Stiftung. S)ie (Eiftercienfer-
abtei ^elplin ftammte nad^ Eingabe ber ^elpUner
Sb^onif 1, 1 mittelbar Don SRorimunb in folgenber
»eil^enfolge ah: SRorimunb (gegr. 1115), aiten-
campen bei (Selbem (gegr. 1122), SlmelungS-
bom unmeit SorDe^ (gegr. 1180), 2)oberan in
STOetflenburg (gegr. 1170), beffm ?lbt mieber-
l^lt $elplin Difitirte; nad^ ber Stuf^bung Don
2)oberan im 3. 1552 ftebelte ber le^te «bt
^{ieperlom nad^ $el))lin über. SRefImin, ber nad^
bem 3abre 1276 bem ftlofter nod^ bie S)5rfer
®ar|, Safreme, ©emli^, @d^ome unb ben @ee
@d^Uing gefd^mft l^te, ftarb finberiod 1294.
1775
$el)ilin.
1776
5Kad& feinem lobe lata ^omereflen für furae Seit
unter polnifd^e Ober^enjc^aft (1295—1309);
toöl^renb biejer Seit öerQrö^erte fid^ ber Sefi^tanb
bed Sont)ent§ burd^ eine Sd^enhtng bed ftbnigS
ipraem^SlouS. pr bie Ueberlaffunö be8 Sel&nten
im ^IpUner ® ebiet mu|te ba§ «lofter bem SBijd^of
im 3. 1301 meistere ©örfer abtreten.
n. ^elplin unter ber §errfd^aft be«
beutf^en Drben« (1309—1466). ©d^on
burd^ ben Dom t)ä|)ftli(l^en Segoten ^i)}lipp t)on
germo »ermittelten unb aföbann öom ^fte
SDlartin IV. beftätigten ©ertrag öon mmä) (in
©ij^lefien) am 18. 9)iai 1282, toonac^ ber öerjog
SDleftmin baS SKetoer fionb bem beutfd^en ürben
abtreten mu|te, l^atte lejterer eine »id^tige $ofition
teepd^ Don ber SBeic^fel in ^omerellen gett)onnen
($erlba^ a. a. D. 291. 302. 307. 311). «ud^
bad ftlofter ^elplin mu|te, fotoeit e§ im SReioer
©ebiet begütert toax, bie Oberl^ol^eit bed OrbenS
onerfennen. 3Rii feinem gefammten 93eft|t]^um
lam ed erft im 3. 1309 ebenfo toie ^omereSen
unter bie ^errfd^oft beö OrbenS. Obgleid^ bie
beutfd^n SRitter, bie felbft ein lanbbeft^enber unb
lanbermerbenber Orben maren, bem ftlofter nid^t
mel^r toie bie pomereUifc^en gfürfien größere fionb-
fd^enlungen gumenbeten, fo loar boc^ boS SSer-
^dltni^ beS beutfc^en OrbenS jum fflofier $elplin
im ©anjen ein tool^Itoonenbed. 3m Liber mor-
taonim unb in ber Sl^roni! tt)erben mieberl^olt
Somture unb ^od^meifier ald benefactores unb
fautores be3 jf lofterS em)a]^nt. Unter jhtd^meifier
erl^ielt ber beutfc^e Orben im 3* 1418 auf ben
Antrag bed ^elpliner W>M beim ©eneralcopitel
in Siteauj bie Konfratemität be§ (Jiftercienfer-
orbenS, b. 1^. bie 2:]^etlna]^me an allen geiftigen
©ütem be§fe(ben. Unier bem @d^u^ be§ beutf(|en
OrbenS entfaltete ba§ fflofter eine reid^e Sl^ötig»
feit. ®a8 14. unb 15. 3a]^rl^unbert fmb al§ bie
SSIütejeit beöfelben angufel^en. SSortrefflid^e ®i§»
ciplin im jflofter unter frei gemöl^Iten tüd^tigen
acbten (Chron. I, 75. 119), mufier^afte ©ettjirt)^.
fd^aftung be§ Sanbe§, eine großartige iBautl^atig-
feit, tooDon ber l^errlid^e 2)om ba3 glöngenbfte
3eugni| ablegt, bilbcn bie Signatur biefer $eriobe.
2)er auSgebel^nte @runbbeft| tourbe tl^eilS Don ben
SDWnd^en fclbft auf il^ren feöfen unb SSortoerfen
betoirt^fd^aftet, tl^cilS an Koloniften, bie Dielfad^
beutfd^er D^ationalität toaren, für einen mäßigen
3inS, 9laturanicfenmgen unb gettjiffe Cciftungen
nad^ culmif d^em SRcd^t auSacgeben (Jus Culmense,
ffianjig 1745; Soigt, @t\ä^\ä)it «ßreußenS VI,
ÄönigSberg 1834, 587 ff.). S)urd^ bie elocatio
jure culmensi Derliel^ baS fflofter ben Unterfaffen
baS Sted^t be§ ßigent^umS, baS Sted^t ber @elbft-
Dermaltung burd^ ben Sd^uljen mit ben ©d^öffen
unb bie Sreii^eit Don ben Caflen beS polnifd^cn
SRcd^tö. S)ie l^ö^ere ©erid^tsbarfeit ju „§alS
unb §anb" loar bem ?lbt Dorbel^alten. Unter ber
polnifd^en ^errfd^aft trat feit bem 17. Sal^rl^unbert,
tt)ie toir aud ben rrivilegia perpetua ex parte
conventus PoelplinensiB crfcl^en, an ©teile beS
jus culmense baS jus plebiscitnm obei'Wil*
köhr (3eit))ad^t auf 12—20 ^icifyct, oerbunbennt
größeren Saften). S)a8 fflofter tmtri^e im Arie|e
jtDifd^ $oIen unb bem beutfd^ Oiben ia 3.
1410, burdb bie ^uftten im 3. 1433 (Chrcm. I,
107. 119 ; aSoigt, ©efd^. ^ßreujM VII, 600 1),
in bem 12j[a]^rigen ftriege }tDifd!|en ^Icn unb hm
preußifd^en 99unb tinerfettS unb bem bcutfi^
Orben onbererfeitS (1454 — 1466) fd^toer 1^
gefud^t. Surd^ ben Stromer gfneben Dom 19. Ge-
tober 1466 !am baS eulmerlanb, Srmkmb, !|^
ktinat Snanet^urg, ^omerelten unb mit $oik>
reUen oud^ baS ftlojter $elplin an $oIen.
ni. ^{ielplin unter |)oInifd^er ^er^
fd^aft (1466-1772). 3)er Stbn\% (Ecqunir,
toeld^er bereits 1464 bie ^Dilegien beS fflopaS
beftätigt l^atte, !am bem &>nDent mit 1000 Stef
(etma 3600 SRarf unferer SBo^rung) )u Ml
S)er Umftd^t unb bem SertDaltungStoIent ber lete
gelang eö, nod^ Dor bem Snbe bed 15. So^r^unbofi
bie burd^ ben furchtbaren 12iö]^Qen ftrieg fotpie
burd^ bie $efl Dom ^cifyct 1474 gef^jagaa
SBunben )u l^eilen. 3n bet erften ^fte bcS
16. 3al^]^unbertd l^c^te im Softer nod^ ^
unb Crbnung. Unter ben Dom ftönige ©igtanb
Sugufi, ber mit ber ^refte lieböugelte, nomintita
gang toeltlid^ gefmnten unb umoürbigen 9eUa
3eIi3latD3fi (1557—1562, oldbonn Sifd^of Mi
(Eulm; gefL 1571) unb »embotoSft L (1563 IrI
1590) riß in bem mel^r unb mel^ entDöUtttn
SonDente DoUfiönbige ^nard^ie ein: Eomiseri'
arum Ulis temporibus Monasterium hoc de-
venit, ut videretur non amplius domicilinm
Religiosonim, sed asyluin et tutissimum re-
fugium Apostatanun et profügomm omniam
Ordinum, qui per omnia vitam Sarabaitis de-
teriorem duxerunt (Chron. I, 235). 3in 3.
1579 toaxh burd^ ben Sifd^of Don £e§Iau, fian«
fotoSfi, als tßifttator im auftrage be§ a))ojtoIiK^
5Runtiu8, foirie 1580 unb 1590 burd^ bie öon
6^iteau£ entf anbten CrbenSDifitatorcn Sbmunb Dom
Äreuje unb glaubiuS (f. b. »rt. OliDa, ob. SlSj
eine Stef ormoiion angebal^nt ; aEein erft auf energi>
fd^e§ ^Betreiben bed feeleneifrigen 2)iocefanbifd^fs
9to)ra5ett)§!i , ber baS iflofter im auftrage be§
$apftc8 1593, 1596 unb 1597 Difitirte, ürnnte
unter bem tüd^tigen ^bt SticoIauS jfofüa (1592
bi§ 1610) bie fflofierjud^t mieberl^ergeftelU loer-
ben. ®a8 SReformroerf beö «bte«, ber im 3- 159Ö
aud^ bie S^eilung ber IHoftergüter gmifd^en bem
Slbt unb ben 9}^önd^en im 3ntereffe ber le^tmn
DoUgog, hmrbe mcfentlid^ Don ben ^rioren &dfin»
bed (1593—1596), «bler (1596—1597, auf
ein 3ckl^r Don CliDo beurlaubt) imb gfulgrotv
(1598— 1646) geförbert. ®ie entfrembeteniHoitcr-
guter teurben tt)iebergeiDonnen , bie lixi^aifi ber
ÜJUnd^e ftieg Don 4 auf 30, ftloftergud^t fe^
toieber. t$ür bie SBetoal^rung bed flöfterli^en
©eifteS trugen aud^ bie nac^f olgenben ^ebte €orge,
unter benen befonberd StembotoSfi II. (1618 biS
1649) als ein Dorgüglid^er OrbenSmann unD
1777
$eltanii§.
1778
(Eiferer ffir bie jno{!trbtSci))Iin SrtDöl^nung t)er-
Mcnt 2)ie 9lud6tlbung brr jitingen 9)lön($e ge-
fd^ tl^tlS in ^Iplin, tl^ifö bei ben Sefutten in
SroimSberg unb im 18. Sol^rl^unbert im Sifter-
denferfloftet aRogih bei Stxafaw. ^elplin, baS
frfl^ gu ber notbbeutjd^en Otbendproüins gel^örte,
ttntrbe 1580 ber polntfd^ OrbcnSproDin) einDer-
(eibt (f. b. %rt. OliDa, ob. 810). Sie aiUnd^e ttxnren
bis }um 16. Sol^l^unbert, menn nid^t auSfd^Iie^-
li^, fo bod^ )um größten Zl^eU beutfc^er 92Qtio-
tioIUftt ; erft feit bem gnbe bed 16. Sal^r^unbertö
finb bie 9te(igio|en gemif d^ter StationaUtöt (beutfd^
unb poInifc^X obgleid^ im 17. ^o^rl^unbert boS
beutfd^ SIement (befonberd Srmlänber) nod^ ftor!
Dor^errfd^te. Sie 9tebte moren feit 1557 bis }ur
flufbebimg beS iHofterS im 3. 1823 fömmtltc^
iwlnifd^ ^Rationalität mit ^uSnal^me be§ Som-
menbatarabted ftarl Don ^o^ensoQem (1779 bis
1795). «n eteUe ber freien ^Ibtihml^I trat im
3. 1557 bad ufurpirte 92ominationSred^t beS
MnigS, über beffen nöl^ere Seftimmung unb fpätere
Suf^ebung burd^ bie Pacta conventa ber %rt.
DliXKi, ob. 811 5U Dergleid^en ift. S)a§ Siedet, bie
SnfuI )U trogen, mürbe ben ^elpliner bebten t)om
$apfte im 3. 1617 Derlieben. ^aä) StuSmeiS ber
(^bronif beftanb menigftenS im 17. Sal^rl^unbert
bafelbfi eine @d^ule für obelige ftnaben. ßS fei
lUK^ ermäl^nt, bo^ bad $el))liner Stift in ben
e<i^toeben!riegen 1626—1629 (@uftat) Slbolf mor
1626 in ^Iplin) unb befonberS 1655—1660 fel^r
fd^er l^imgefu^t mürbe. 9u(^ maren bie Saften,
toeld^ unter ber polnifd^en ^errfd^ft bem fflofier
in Sfriebendgeiten aHmöIig auferlegt mürben, nid^t
gering (Sccife, Kontribution, subsidium chari-
tatiTuin u. f. m.).
IV. ^elplinunter preu^ifd^er ^err»
fd^aft feit 1772. Sei ber erften Sbeilung
holend fam ^Iplin gugleid^ mit gang ^ome«
retten (SDanjig ausgenommen) an ^reu^en. 9(n
ber ^ulbigung gu 9Rarienburg am 27. Sep-
tember 1772 nal^m aud^ ber %ht @otartott)S!i
tbetL Sfriebnd^ IL lie^ bie jfloftergüter in 9tb-
minifiraKon nel^men unb beftimmte alS Sompetenj
(50 Vo beS bamalS ermittelten ^Reinertrags) für
ben abt 2920 Sl^Ir. 8 @r. 10 V» $fv für bie
SonDentualen (bamalS 46) 8397 Xl^Ir. 2 ®r.
11 Vi ^. (Cel^mann, ^reufeen unb bie fatl^. ftird^c
IV, fieipg. 1883, 562). ®efud^e um mcitere 3u.
loenbungen, mie im 3. 1781 um Ueberlaffung ber
(Einfänfte beS SormerfS 9ieu]^of für bie Stepara-
hiren ber großen ffird^e, mürben runbmeg abgelel^nt
(Seemann V, 562. 573). 2)aau famen aUerlei
9ef d^rdnfungen bejüglid^ ber Serbinbung mit ber
|H)Inifd^ OrbenSproDin^ , ber (Sntfemung auS
bem fllofier unb begügli^ ber ftufnabme Don
Blotrtjen (Seemann IV, 466. 467. 541 ff. ; V,
274). S)agegen mu^te ftd^ gfriebrid^ II. baS 9to-
minotionSrec^t begüglid^ ber 9ebte Don ^Iplin
unb OliDo %u ermirfen (f. b. 91rt. Olioa, ob. 815).
Sie unter oer preu^if^en ^errfd^aft nominirten
Commoibotoräbte Don ^Iplin finb : gürft Stoxl
Don ^oJ^oDem unb StpbgqASfi, beibe St-
f(^5fe Don ^ulm; nad^ beS le^tem Sobe (geß.
1814) blieb bie^btSmürbe Dacant. 2)urd^ 2)ecret
Dom 80. October 1810, moburd^ bie ftlofter-
güter bel^ufS Sejal^Iung ber ffriegScontribution
föculanftrt unb bie meitere ^ufna^me Don 9lO"
Dijen Derboten mürbe, marb baS iflofier )um
ftuSfterben Derurt^eilt; befinitiD mürbe eS burd^
SabinetSorbre Dom 14. SRärs 1823 aufgel^oben.
2)ie 16 ÜRönd^e erhielten Shil^egebölter. S)ie
mel^rf ad^ Derönberten ff loftenöumlid^feiten l^ben
ie^t baS Slerical« imb ftnabenfeminar inne. S)ie
ftlofierfird^e ift Sat](KbraIe ber feit 1821 neu
circumfcribirten Sulmer S)idcefe. Sie jtird^e, ein
gotifd^er Sadfteinbau mtS bem 14. Sal^rl^unbert,
befielet auS einem red^tedtigen breifd^iffigen fyiMpU
räume Don 11 ^od^en, melc^er Don einem gmei-
fd^iffigen Ouer^ouf e burd^fd^nitten mirb ; auf ber
aRitte beS (SebäubeS ift ein ^od^reiter. S)aS Sang-
l^auS ift mit @temgemölben, baS Ouerl^auS im
nörblid^en gflügel mit 3cQ^g(tDöIben, im f üblid^en
mit flad^en 9le^emöI6en überbedt. Son ben
20 Elitären auS bem 17. unb 18. Sa^unbert
finb als fd^öne Stenaiffancemerfe ber SRanenaltar
(1619) mit einem fel^r mertl^DoQen Silbe („l^ige
9lad^t'') in ber ^tthtüa unb ber ^od^altar (1623
an Stelle beS frül^em erbaut mit bem gro^
Silbe „Krönung aRariä") gu ermäl^nen. 9tu^er-
bem fei nod^, abgefel^en Don einigen ^aramenten
unb ffeld^en auS älterer 3(it, bingemiefen auf bie
Sborftül^le (gotif^e auS bem Snbc beS 16. 3al^r-
bunbertS, JRenaiffance auS bem 3abre 1622), bie
ffreuggönge mit einem SBanbbilb al tempera
(„Äreujigung beS ^erm", unten ^fJu^tDafd^ung")
aus bem 1 4. ^abrl^unbert unb reid^er SBanbtöf elung
(1609) im n^rbli^engflugel, fomie ga^Ireic^enOel«
bilbem, baS Sommerrefectorium (je^t ©eminar-
biMiotbermit600&anbfd^riftenunbl70002)rutf.
bönben), ber gapitelSfaal, nod^ auS bem 13. 3abr-
bunbert Qe^t üaptUt beS ffnabenfeminarS), baS
portal im IRorbfreugflugel (f. Sau- unb Jhtnft-
benrmölerber^Din)SBeft))reu^en,S)an5ig 1885,
191 ff.), ©egenmörtig ift eine umfaffenbe Steftau-
ration beS S)omeS in Eingriff genommen. (Sgl.
aSinter, Siftercienfer beS norb5ftIid^en S)eutfd^-
lanbS, ®otba 1868—1871, 3 Sbe.; 20 «rtiW
im SBcftpreufe. SoIfSbl, ©anjig 1874 u. 1875,
über bie „Sb^malige (Eiftercienferabtei ^elplin",
Donbemllnter^eid^neten; Eujot, OpactwoPelp-
liftskie, Pelpl. 1875; gfr^br^d^omic) , gübrer
burd^ gklplin, X^om 1 895 ; %rd^iDalia in ^elplin :
Chiron, (bis }um ^a^re 1688), 2 yoll., Copia-
rium, Liber mortuonim, Privilegionim, Epi-
stolarum etc.; Strel^lfe, 2)oberan unb 9teu*
Soberan, in Sal^rbb. für medtlenburgifc^e ®e-
fd^cbte, Sd^merin 1869; Monumonta histor.
polen. rV, Lemberg 1884 ; Slownik Geogra-
ficzny, Warschau 1886.) [SRofentreter.]
^tttanns^ Xf^tohox 9lnton, gelehrter
Sefuit, mar geboren }u $elte (bo^er fein 92ame)
in ber (Segenb Don Süttid^, lehrte an ber UniDer«
1779
^^enn.
l.^.•
fitöt ju 3n^ol|tabt erfl ©ried^ifc^ unb öebräifi,
bann aud^ i^eologie, unb ftarb 3U Slug^burg ben
2. 3Rai 1584. $eltanu§ übenej^e unb Dtröffent-
licftte »icle Sd^riften gricd^ifcfter Rinfienoäter, er-
laubte fid^ jebocb moncbe t^reibeü bei ber Uebei-
fe^ng, wa« i^m 38. Simon (Histoire critique
des principaux commentateurs du ^. Testa-
ment c. 30 [ed. Rotterdam 1693, 428]) ju
großem i^oitouTf macbt ; inbeg bat ^^^^Itonud in
ben betreffenben SBorreben ben Seiet fdbon bar»
auf aufmcrfjam gemac^, ba^ er ben Sinn ber
Sd^riTtjteller nic^t önbem, fonbcm nur beutlid^
unb bünbiger geben moUe. Qx binterlieB ouc^
einige 6ontroDer§jc6riften, unter bieien Doctrina
catholica de purgatorio, de animarum sedi-
bus, de Tita functorum suffragiis, de chri-
stianorum sepulturis. exsequiis et anniver-
sariis, Ingolstad. 1568; De librorum cano-
nicorum numero, auctoritate et legitima
interpretatione, ib. 1572; De originis pec-
cato disceptatio in tr. 18 distributa; item
de Christi satisfactione et majestate, ib.
1576 ; De tribus bonorum operum generibus
eleemosyna, jejunio et oratione LL. 3, ib.
1580. (i^gl. Mederer, Annales Ingolstad.
academiae ad a. 1572; de Backer, Biblio-
theque, n.ed. parSommcr%*ogel VI. Bnixelles
1895, 45Sss.; Hurter, Nomencl. litter. 1. 2. ed.,
Oeniponte 1892, 64.) [Ourter S. J.]
?eitit, SlMlliam, eine§ ber bebeutenbften
9)litglicber ber Cuäfer (i. b. 3lrt.) unb ©riinber
ber Kolonie ^^^enniploanien, mar al^ Sobn SSJ^iU
liam 'i^eiins, iMceabmirols ber englüAen {ylinte,
1644 \\i ilonbon geboren. Ü3iit 15 äal^ren be5pg
er bic Uniücrfiiät Cncrb unb trarb ül5 junger
©ciüleman in 5 l5lm)t<ilnird)*(?DUcg aufijcnoni-
luen. Sort enracbte in tbm bie 'Jieigung 511 ben
l'clircn unb (Mcbräucbcn ber Cuäfer. Irine 'i^re-
bigt bc5 Cuäfer» Ibomas xloe I)üttc id)on früher
großen (rinbrucf auf tbn gemad)t ; nun glaubte er
folbfr bic Stimme bes Öeifies innerlidi ^u per-
nehmen. (?r tbeilte fid) ©leidigeitimmteii mit unb
begann mit ihnen gotte4bienfilid)c IVrfammlungen
5U halten, bei beuen bic ftreunbe iid) gegenieitig
prebigtcn. darüber lam er in Unteriuäung unb
irurbc, Uli 3>erTOaniungcn nid)t3 fnid)tcicn. üon
ber UniDcrfität ausgeicblcnen. '^lud) fein 9?ater
temnes ihn halb au» bem ^auje, tueil er gegen
ben feften Sinn be^ Scbne^ nid)t* ausridnen
tonnte. SSiUiam ging ol)ne Ü))hirren, unb als fpäter
fein l^ater i^m befabL nad) ^^.^aris 5U gehen, um
fid) bort \\i seriireuen, folgte er willig. \)ll5 er
nad^ ^au»e 5urücfgcfel)rt tcar, rourbc er uon bem
IWer, ber ixi^ i^inbenuB feiner 3?eförbening ge«
hoben glauhte, bei >>ofc DorgefteUt, fo baß er
Pon t>a an bei Un *3offcficn enrf)ien. ?lber halb
erroadite bie alte l'iebe 5U ben Örunbiäftcn ber
„tvrcunbe" non neuem. 3" 6or! in Urlaub,
wohin ihn fein initer 5ur 2?cicrgung uon [va=
r.iiliengefdwtien geianbt. hörte er 5um 5njeitcn i
^)lai Zijoma^ Voc. wcldjcr gcrabe über ben Sa^ . 11
prebigte, e§ gebe einen ©louben in bem Tta-:
ber bie 9?elt übeminbe, unb einen ©louber. :<:
Don ber 93elt übemunben tDo^be: bie krn^
äBorte, bie er ^ier Demabm, bnubten %scz %z
ßntfcbeibung. &r lam je^ rfiers in bie @chL'
f^ft ber greunbe, würbe aber einmal bei i:l^
Selegenl^ aufgehoben unb in « @efän^tni^ «>
Würfen. SJad^ feiner trreilaffung. bie er r?rtl er
bem Slnfeben feines S?aters WTöonfre, ^uI^c c
in*§ Döterlidbe ^)au§ jurüdberufen. Sa fcscbl ^-
fprüdK als Sro^ungen Dergeblic^ waren. 7:e£ 'cr.
fein 9.Viter )um 5Weiten 3Rai, unb )wcr rbrj Li
Unterftü|iung , auS bem ^uie. $enn . ^c^. rz
wirflic^ tief religiöfer 3ug bei feinem Öar.>el2: be*
ftimmte, ging imb würbe ein eimger ilVrtÜB^-Jf:
feiner ^ebre. dierburcb fam er in isonfiia wxt ic
Staat»fir(be/bie er befonberä in feiner S&rr
„2er erfcbütterte Sonbgrunb" (The sandy foii&-
dation shaken) befämpfte, unb würbe besba> =
ben 2;ower gefebt. S^ort firieb er, uz: ri z::
bie Seinigen, bte Diel 5U leiben bacen, ^u zz?ncL
bie Schrift „Cbne Äreuj teine firone (>"o cpoes.
no crown)". ^n einer langem unb ;war ^4*
mal jiemliÄ ^rten @efangenfdKin muBte er 1671
fd^macbten. Siefe berben Scbidfole ertrug i^exzzr
aller @elaffenbeit, lieB aber liiic&ts unrerru^. c=
fein unb feiner @lauben»genrfien iiüc^ \it vsü^az.
^efonberS war eS ber @runbfa^ ber i^i^ae*
freibeit unb allgemeinen Sulbung ber $^e!ciz:>
niffe. beffen eifriger l^orf echter eruMi^. Sibr^nc:
@efängnifie batte er ibn feinen ähcbtem gecieixhr
mit allem t^retmutt) geltenb gemacb! unb bcnercr
mm an bis an fein ilebenäcnbe nid)i auf. fj: ^^«
felben .5U wirfen unb ju fireiien. — *l*en:s iVrr:
war unterbciien aeftorben. nad)^f^: er ^r.ziz
Sohne, bciicn &niü unb iRebli*!eä ii?s: *.cnr.:
abgewonnen, DoUfommen rcrsieben u^.^ \:r, ^iz
^^crjiog Don '^orf, ieinem beionbem ©cn-i: :=•
pfolilen hatte. (?r hinterließ feinem S^tne 1! •.
"äj-^funb Sterling jäbrlidje Äente un^ ei:if ft:::<'
nmg Don 15000 *l»fimb Sterling an ?er. 9:ir
für Dorgcid)offene iiriegsfcnen. "SSill'uir. i^ni
nerheiraiete fid). öerfaBie ^cr^d3:c^cne Sin^rez 'r
3ntereffe ber Cuäfer unb iiiaAic ma (rc: lt-
Äobert 3?arclap (f. b. *Än. » eine Äcüe nai tvll^-
unb Seutfdilanb, wo er Öemeinben ^u ^r^c.
hoffte (1677). 'i)lllein mehr al» frruiC'ic^;:t<
S^e^iehungen 5U hod)gefteUien'^*ePcnen ent:i::::
nidii. 5iad) feiner iRucffehr aus Seiirct^r^- i^--
fd)üftigte ibn hauptfädilid) bie iSnin^u^; re: ^»:*
lonie 'ij^emifnlpanien. Um ben J.*.nccÜ7:cr. fe«
folgungen feiner Ölaubensgender. Vir. '^r^ r-
madien, ftellte er 1680 ben "Jliirrag an r:e Sf*
gierung , ihm fiir feine Sd)ulbfi.nbenu:^ er. ö*«*
biet in 3iorbamerifa 5U5utbeüen, unb bur± ic'
tent Dom Jahre 1681 erhielt er für ficb ur.^ *er;
(yrben einen ilanbftridj am weülid)en U*:: !«
Delaware Dom 40. — i3.*^ n. 5?reite u::: »c'": ui'
umid)ränfien ipobcitlredJten. 'üluf ^en 3i»-jr.'i :ä
Äjönig-j erhielt bieier Vanb^rrid) ben Oianier. *fcr.'
fnloanicn, ,.'4.\'nn5 aSolbrcoier'. [tur ^-.f'i \F:«
^cfiaftel — $entQteu4 1782
cnttDOtf $emi mt (SbnfHtutum in 24 9r* \tifi U^m 3a^ feines SebenS mar er unaud«
vkUft fpöter bem Serfiffungdentourf ber ge^ fnmf, (nO) feine ®ei^fiaft litt unb erlo^
iii^ Staaten gu ®ntnbe gdi^t nntrben. $uj[e|t gonj. (Enblid^ flar6 er 1718 in feinem
: bie änbioner ald bie red^tma^en Sigen- 14. 3ü|te. — $enn8 Sd^riften, faft oOe apolo»
X anfo^, tte^ er auil^ mit biefen Untertan« gttifd^ Snl^altS, ftnb gefammelt erfd^ienen ju
unb ifrnen ben ^aupttl^ beS i^m ge- Sonbonl726,miteinerSebenfibef(i^reibung$enn8;
ien Sanbftriil^ abtaufen. ^S>cS)m jpgen nun neu gebnuft )u Sonbon 1782 in 5 Sönben. 93.
dfien twn ollen SSefenntniffen, benn $enn $enn8 Beben \^fynA fion^fif4 StorfUIac (^ßariS
in bie (Eonftitution als @runbartilel oufge- 1791, beutfd^ Strasburg 179SX englifd^ eUnIfon
len, eS förnie iebermann, loeld^ (glaubend er (Sonbon 181S), 3anne9 (S. SufL, ^l^Uobelpljiia
ei, Särger bed @taated $ennfQtoamen fein, 1856),3)ipn(neue9tujl.,fionbonl856),6toug]^
n er nur ®ott unb 3e{um (^riftum ni^^ ton (ebb. 1882). (SgL SB. $enn ober 3)ie ^-
unb gegen bie guten ©itten nid^ tierfto^ fiönbe dnglanbd 1644 — 1756, auS bem Sng«
:l\ä) maren eS Diele Dualer, bie bort ein 9^1 lifd^ twn (^ Sunfen, £et))}ig 1854; Apletons
1. 3m 3. 1682 reiste $enn felbfi nod^ Cyclopaedia of American Biogr. IV , New
[^Immien unb berief fömmtlid^ (Eoloniften York 1888, 712 ff. ; fotoie bie Sitemtur im 9rt
er @eneralDerfdmmhtna, auf toel^ er bie Oudfer.) [fterfer.]
ttution fanctioniren lie|. Slad^bem er 1683 'SfdIitM %(fonSbe, f. 9trauj[o.
tabt $^ilabel|)^ gegänbet ^e, le^ er ^eftufttle, f. Sbiimunb oon $^aforte.
nod^ C^glanb gumd Seine StüiSe^ traf ^^i^fUm im fird^enred^tlid^ @inne (peiurio
rm StegierungSmed^fel gufommen. ^M. Itdnig ecciesimatica) be^eid^ im Mgemeinen oen ouS
I n. galt SBiUiam $enn fd^n toegen feines irgenb einem SRed^titel abgeleiteten ^id^ ober
3 fe^ tnel: nod^ mtfyc geilen bem jtdnig ft&ibigen Segug einer fisen 3aiM^tente, meld^
Srunbfa|e oer Xolenm), meld^ er im 3n- entmeber auS bemftinl^- ober i^frunbetiermdgen
ber Jtat^oliIen)ut)etioert^gebad^e. Mein an einen Stritten begq^lt, ober tu)n einem Oi^-
unfi beS ltdnigS )og $eim oon Seiten ber nonben atö Surgfd^ eineS ftönbi^ SeboiS-
trc^ler Diele Verfolgungen $u, befonberS als unterl^atteS ffir ben gÜK feiner S)iet$unföl^igjkit
nnem Sinflu^ )ugefd$riebene Xoleran^ict nad^gemiefen tt)erben mu|. Sie erfd^eint bol^ im
bie SJi^tconformi^ erfd^ienen mar. 9Ran erfiem gfctDe als eine S})ecieS ber Selaftung beS
Ibigte il^, obgleid^ er fid^ bod^ felbfi einmal iKrd^- ober $fntnbeDermdgenS; im jioeitenSaBe
oerleiten laffen, eine Senoamung gegen bie als einer ber fogen. OrbinationStitel. — 1. Unter
ien 5u fd^reiben, er fei ein Derlap^ter 3tfuit, ^ßenfion als Selafiung, namentlid^ beS $frimbe«
nStOmer ftubirtunbsuStombieSBet^ etnfommenS, oerße^ mir 1^ nid^Jo faft eine
ngen; er fyäft S)iS))enS ersten, in ber d^ fold^ $enfton, meld^ bie ^äpfte im äRtttelalter
riben, ge^ tögltd^ nad^ St. SameS, bort biSmeilen Stiftern unb ftlöftern auferlegten, ober
gu lefen u. bgL m. $enn mürbe fogar Der- bie meltlid^ v^rrfd^ Don benfelben binrd^ Unter-
t, fid^ fd^riftlii^ gu Dert^ibigen. Sr t^ bie^, l^tSanmeifungen gu (Sunften il^ ^ofbienerfd^ft
iene Angaben als löd^lid^e SRord^ nac^, mü) anberer 3nbiDibuen beanfprud(^ (f. b. 9rt.
ibigte aber aud^ ben Jlönig, ben er ftetS als ^ßanisbride), ober meld^ bem ^ßdron im gdSe
aufrid^tigen %Ttmib ber (SemiffenSfrei^ unDerfd^uloeter Srmut auS ben Stentenfiberfd^ffen
nrlDegeni^religiöfenSnfui^SSerfolgten ber ^[kitronatSfird^ Derabreid^ tDitrbe (f. b. 9rt.
«n ](|abe. tlud^ nod^ 3<2CobS II. Snttj^onung ^atmiatSred^) k., jonbem }unäd^ eine 3obteS-
; er oftmals beunrul^tgt unb fogar einige 9Me rente, rneld^ einem ^eiftlid^, ber megen SUterS«
lerfc^örer inquirirt Srjanb eS yt^ für fd^od^ ober ftränflid^ bienftunfö^ gemorben
ien, ftd^ einige 3^it in bie 95erborgen|eit gu- unb fem ftird^enamt niebergelegt 1^, auS feinem
giel^, IDO er fd^riftftellerifc^ für feine ^ßartei biS^imgen $frünbeertcag als Stul^^ ange«
mar. 9lad^bem er enblid^ DdUig freigef|n»- miefen mirb. lieber bie naiveren SRobalitüten fol«
Mir, trat er mieber in bie Oeffentlid^feit unb d^ ^ßenfionen ober ^Sbfente" f. b. Sri Sieftgna-
L699 nad^ ^ennfplDonien, mol^l in ber 9b- tion. &tfjit auSfü^id^ l^anbelt Don ben Der^d^
bort gu bleiben. 9ber Serleumbungen unb benen %rten ber fird^id^ $ei^[tonen unb beren
)uen, bie man mä^renb feiner 9bmefen^it re^tlid^ Sefd^enl^ FerraiiB, Prompta bi-
i^ angef|>onnen, mad^ten balb feine äiüci- blioüi. s. v. Penaio, Pensionarius. — 2. lieber
ot^menbig (1701). $am lebte aud^ toeüer- bie $enfion als OrbinationStitel f. b. 9trt Ti-
ong ber Sorge für feine Kolonie unb für tulua. [^ßemumeber.]
BloubenSgenoffen. ®a er aber burd^ grei- yftnUUu^ (^vtaTeuyoc) ift bie feit ben ölte«
eit unb gu gro^ Vertrauen auf einen feiner ften 3^^ ber d^rifllid^'Xl^logie üblid^ )u-
en in ftnangieUe Sd^mierigfeiten geriet^, bot fammenfaffenbe Segeid^ung für bie erften fünf
t Sigent^iunSred^t an ^nfplDonien ber 9üd^ beS altteflameiülid^ SononS (f. b. 9rt).
on. 2)aS @efd^ft !am iebod^ ni^t m 2)iefer auS bem @ried^i^i^ ftammenbe 9lame
K; fd^lie^id^ gog ftd^ ^n auf fein Sono- (riyr(,fünf,u.Teuyoc, Volumen, 9ud^)]^ eine alte
tnScombe in Vudingl^f ^ire gurüdt. 2)ie Snalogte in bem ^rte ^xraTcu^oc (Eus. Praep.
1783
^entateud^.
1784
ey. 1, 10, 52 [al. 42]) unb toirb bei ben gricAifd^en
©d^riftftcOcm meift afö fjcmminum (sc. ßtpXoc),
feltener aI8 aWaScuUnum (^ippol^t), bri ben Sotei-
nem bagcgen gctoöl^lid^ als SKaScuIinum (penta-
teuchus), feltener als 9leutrum (pentateuchum)
oebraud^t. 3m rabbimjd^ unb talmubifd^
©d^fttl^um entf^jrid^t il^m genau »«im, boS ®e-
fünftelte, günftl^eiltge, aud^ ber ^lural v»»"^, bie
Pnftl^Ie, ober ÖoBer nninn -^v^n nartn, bie
fünf pnftel beS ©efe^cS. ®ie «hrd^e unb bie
©^nagoge brüden alfo mit bem Flamen ebenfo bie
©etl^ciltfeit toie bie ginl^eit bcS fo benannten
©d^riftwerfeS auS. Rubere parallel laufenbe 3la-
men beS ^entateud^S finb : 1. begüglid^ beS ^aupt-
inl^alteS: ""jiri ober "n^irin, v^jxoc ober 6 vo^xoc,
in ber ©pralle berSargumim «n"?"?*!«, bie „Seigre",
„Untertoeifung". S)cr3lu§brud6egcid^net, toiebie
ßiegefe nad^xotx^t, nid^t blo^ eine einzelne gött>
U^e SBeifung, aud^ nid^t blo^ ben Inbegriff ber
münblid^ überlieferten ©otteSioeifungen an fein
SBoIf, fonbem bie fd^riftlid^ fijirte, burd^ SKofcS
öcrmittelte ®otteSoffenbarung, „baS ®efe|" ober
bie „©efe^bipcation", tt)clc|e baS rcligiöfe, poK-
tif d^ uno Dürgerlid^e Seben beS gottertt)ö]^ItenSoI!eS
regelte unb orbncte. 3n ber $]^rafe nninn -jed i[t
biefe „fd^riftlid^e" ^ufgeid^nung nod^ beutUd^er be»
geugt als baS „99ud^ oeS @efe^eS'' ober „SBud^ ber
©otteSlel^re'' (ögl. S)cut. 28, 61 ; 31, 26. 3of.
1, 8; 8, 34. 2 gsbr. 8, 1). — 2. mit SBegug auf
ben göttlid^en Urfprung: "in-» nn*ip, @cfe| 3c*
l^oöa% ober o''n^g(';) nn«in, ®cfe| ®ottcS, ober
njn7 nn'in -)B0, SÖud^ ber Sel^ 3c^ot)a'S, n o
ta^n*;», Sud^ ber ©otteSlcl&re (ögl. g. ©. 1 ßSbr.
7, 1Ö; 1 $ar. 16, 40. 2 gSbr. 8, 8. 18. 2 $ar.
17, 9; 34, 14. 3of. 24, 26), fd^lie^id^ unter ©ei-
fügung beS göttlid^en Doppelnamens nnin ibo
cn^K nin-:, Sud^ ber fiel^re 3el^ot)a-6lo]^imS
(2 glbr. 9, 3). — 3. mü »ürffid^t auf ben menfd^-
lid^en SSerfaffcr: nö» n^-^in, @cfc^ SHofcS' (3of.
8,32. lifön.2,3. 2ftön.23,25. S)an.9,ll.
1 gSbr. 3, 2 ; 7, 6. 2 $ar. 23, 18), nn^n ->cö
nrtt, SBud^ beS ®efetcS aWofeS^ ßof. 8, 31 ; 23, 6.
2 ifön. 14, 6. 2 esbr. 8, 1), unb fürjer nw» -ido,
S3ud^ 5mofeS' (1 gSbr. 6, 18. 2 esbr. 13, 1.' 2 ^r.
25, 4; 35, 12). — 3m 5Wcuen 3:cftamcnt »irb
biefe ©ejeid^nung nad^ bcm mcnfd^lid^en SSerfaffcr
ebenfaßS läufig angemcnbet: ii pißXoc Mtüujewc
(SKarc. 12, 26); 6 v6[xoc Mtüodetoc (Suc. 24, 44),
aud^ Mofe MüiüOTJc (Suc. 24, 27. 5lpg. 15, 21).
3n ber fgrifd^cn ©ibclüberfc^ung »irb ber ^enta-
teud^ burd^ bie Ueberfd^rift „S)ie ®cfe^büd^cr bcS
^ropl^eten TOofeS" eigenS öon ben übrigen l^ciligcn
©d^riften untcrfd^ieben. 3n ber lateinifd^enfiird^e
ift namentlid^ burd^ SRufinuS unb ^ieror^muS bie
^Benennung quinque libri Moysi üblid^ getoor-
ben. — 9lcbcn ber ®cfammttegcid^nung „^cnta-
tcud^" fommen für bie einjclnen il^eile beSfelbcn
nod^ bcfonbere Sejeid^nungen öor. 3)ie 3uben be-
nennen bie einzelnen S3ü(|cr, tt)ic fc^on CrigeneS
bezeugt, mit ben SlnfangSttJortcn; bod^ ift in ber
3Jlifd^na aud^ eine S3ejci^nung nad^ bem 3n^lte
in feUenerem ®ebraud^, nomenflid^ für bie bni
legten Sl^e beS ^entoteud^ bie 9lamm .$iie-
fterbud^\ o-bna nn-.p ; ^gfiUift^ ber fhifk-
tungen", b-^^^b ^»h (bei Drigcncö 'Ap-fuc^ex^
8e(ji); „SBieberl^oIuhg beSSefe^", m'inn r»a.
©eptuaginta, Sulgata, ^fd^^, f^ffto f^ieim
flc^ ber Ie|tem 99e)eid^mmgStt)ttfe an. — Son bm
beutfd^en ueberfe^ngen ber IBibel jagen bie pnc
teftantifd^ r/^rfteS, stoeiteS u. f. xo. wHi^ VU^\
bie tat^olifc^en braud^en bie 93egeid^maigen ber
aSulgata (SeneftS, S^obuS u. f. m.).
I. 3n]^alt beS $entateud^3. 2)er rei^^ol-
tige unb uralte ^vfyilt beS ^entoteud^ madj^ ben*
ieCben gu einem ©^rifttoerfe Don aOgemeincc Sk>
leutung im t)olIen ©inne be§ SBorteS, inbem er fui
bie üerfd^iebenften ®ebiete tnenfd^Iid^ Sfoijd^
anregenbe 3been liefert fjfür bie Offenbuningä-
religion ift er ein OueHentoerf erften 9lttii0 jo«
tt)o]^l begüglid^ ber gefd^d^id^ 2)arf!eOinig oer
göttlid^ Offenbarung al§ l^inftd^tlid^ beS f^f&oa-
tifd^en Aufbaues ber ®laubenS« unb ©tttenlel^
2)er ©treit um ben ^entateud^ ifl b^fffüb tffaSjk^
lid^ ein ©treit um ©ein ober 9{id^tfein hn ubo'
natürlid^en SBeltorbnitng. S)ie glöubige Siffen*
fd^ft in ber ftirc^e tt)te in ber ^nagoge 1^ bm
^entateud^ ftetS als ein göttlid^ inf pirirteS ©omn^«
toerf gefc^id^tlid^ unb gefe^id^en 3nlMe8 be-
trad^tet, meld^eS bie ®rünbung uid) 9brmtnmgbc3
®otteSreid^eS auf Srben, gunöcl^ in 3Srad, o*
göl^lt unb bie alttefiamentlid^ O^enbonmgS-
gefd^id^te t)on ber Srfd^ffung ber 3Belt bis gum
Sobe anofeS' lüdenloS fortp^. ©o benimmt
fd^on 3of epl^uS gflaöiuS für feine 3«t beg». für bo§
Seitaltcr K^rifti unb ber Slpoftel ben 3n^ unb
Umfang beS ^entateud^ in ben befannten SSBotten
(C. Ap. 1, 8): Kai tootcov nevre (sc. ßt?Xia)
(X8V ItTI Mü)U(78U)Ct fi TOUC TS V^^O'JC TX^ttj/tl
xal T^v dii: dvdpcoiro^ovCac Trapadoviv flippt tt,;
aÖTOü TsXeuT^c. ^xi ben Serlauf ber Ci^^bn^
finb Sieber, propl^etifd^e (Srmal^ungen imb mei*
ianifd^e SOßeiSfagungen (f. b. Slrt SSJeffwS) emge»
lod^tcn. S)en ©d^ttjerpunft ber iJarftellung enl»
galten bie mittelpentateud^ifd^en IBüc^, melc^bie
^erfünbigung beS ®efe|^ fotoie bie unmittelbai
bamit gufammenl^öngenBen Sl^ad^en beru^
SS ift ein am ©inai gmifd^en ®ott unb bemSoüe
3Sracl gefd^loffcner Sunb (ögl. boS fog. 93unb«§«
bud^ ej. 19—24), ein „®efe^bunb'', ben 9Kofe§
vermittelt, ber im ®lattbenSbunbe 3lbra^|amS jeme
SSorbereitung unb im ®nabenbuiü)e 3^u S^
feine abfd^lte|enbe Erfüllung 1^. S)er $enta>
teud^ l^at fomit gefd^id^tlid^en mt pxopf^\öfni,
natürltd^en mie übematürlid^n 3n9alt, porticn«
lariftifd^e ©d^ranfen, uniDerfoliftifd^ Smerfe unb
Siele. — 3m gingclnen öertl^eilt f\ä) biefer 3n«
l^lt folgenberma^cn: S)aS erfte 93ud^ beri^
in 50 Kapiteln bie Sorgefd^id^te beS Don ®ott
ermäl^lten SolfcS 3Srael in feinen ©tamuU)äteni
9lbra]^m, 3faac, 3ocob, »obei gurüdtgegriffm
toirb bis auf bie Slnfönge ber SRenfd^^eit intb
ber SBelt über^upt. 2)urd^ bie forgf^ an«
$entateud^.
1786
ien Seneologien (brei ^auptlutien, abam,
Vbtafym, unb {\e6en Stebenltnien) mirb
dd $Ia| in ber 935I!emeIt unb feine )nro-
tielle Aufgabe Qelenn)ei(]^t. WtWnafym,
Stomnuxüer bed igroelitifd^ 93oIIed, bent
ti bed ©loubend, tritt bie göttlid^ 99unbed-
te|ung in bie äBelt, unb ein OueU neuer g5tt-
Sfül^runQ gel^t.Don il^m au3, bie baS ^il ber
n SSßelt 5um 3iele ]^ S)er ©eneftS Itegt ein
txä^ unb fod^gemä^er ^lon ju ®runbe, ber,
Mgemeinen }um Sefonbem fortfd^reitenb,
mblid^ auf ben @c^ut)Ia| unb in bie iBer-
iffe fül^rt, unter benen bie eigentlid^ SoIK«
d^te unb bie unmittelbare ©runblegung beS
edreid^eö beginnt Eingeleitet tt)irb baS 93ud^
eineüberfid9tIi(i^3)arfleQungber@d^ö))fung8-
<^e(l,lbi8 2,3). «uf fle folgt in je^ «b-
im, ungleid^ in Sänge unb ^beutfomleit,
fel^ d^afterifirt burd^ boS ©tid^toort nV«
n (= Seugungen, ©ef^id^tc), ber übrige @e«
tSinl^t (t)gl. 2, 4; 5, 1; 6, 9; 10, 1; 11,
17; 25, 12. 19; 86, 1; 37, 2). ®ie erften
ilbfc^nitte (2, 4 bis 11, 26) entl^Iten bie ®e-
te ber gonjen un^ertl^ilten SRenfd^l^, bie
efd^id^te beraRenfd^j^it'': bie leMen fünf 9b-
te entl^ten bie fpecieUe ^orgefdpid^e äSraefö,
patriord^gefd&id^te" (11, 27 bis 50, 25). —
jtDeite SBud^ beS $entateud^S geigt unS ba§
en $atriard^ l^auSgemad^jene fßoVt StSrael
ner Irrten @d^ung burc^ bie 9egQ))ter, feine
iung aus ber ftned^tfd^ burd^ ben ®otteS-
i SRofeS, bie feierlid^ SunbeSfd^Iie^ung am
i, tDobiurd^ äSrael im eminenten Sinne ein
l ®ottcS\ baS „eigentl^SöoBSotteS" unb
JegenfaJ gur übrigen SöÜertoelt „ber erft-
tne ©ol^" Sel^oba'S (gj. 4, 22) unb ein
fterlid^ Äönigtl^um unb ein l^üigeS Soß"
e. S)aran fd^Ue^t fid^ noc^ bie Srgöl^Iung
rer gefei^id^ Orbnungen unb gefd^td^tlid^er
lente, bis ber ©erid^t öon ber ferid^tung beS
)eS5elteS unb ber SBol^ng @otteS inmitten
\ iBoIIeS boS ®ange frönt. ®aS 99ud^ g^obuS
}t ftd^ enge an bie nad^folgenben 93üd^ an,
id^ burd^ bie iBetradl^tung beS großen ®efe|-
lejeS gj. 19, 3 bis ?lum. 10, 10 ergibt ßS
rit entfernt, eine eigene ©elbftänbigfcit ju be-
ten, fonbern forbert bie folgenben Sücler gu
n €om})lemente (ögl. gr. §. SRanfc, Unter-
ng über ben $entateud^ auS bem ®d3iete ber
n »ritif I, erlangen 1834, 99). «n fid^ unb
lefd^id^tlid^en ® ange ber greigni^e nad^ gerföDt
gmriergä^IungSgru))))en: bie errigniffe t)om
uge aus 9leg9))ten bis gur ^nlunft am @inai
L, 1 bis 18, 27) unb bie SSorgönge am @inat
imbeSfd^Iie|tmg,9unbeSbrud^,99unbeSemeue-
^tettung beS SunbeSgelteS (gj. 19, 1 bis
6). — 3m brüten ©ud^e beS ^ßentateud^,
üeoiticuS, erfd^einen faft nur ®efe^ ; ber ge-
lid^ @toff tritt gurücf. 3Slan fann biefelben
m oIS grunblegenbe (Sobiftcation ber geift-
SebenSorbnungen beS SJoHeS SSrael feinem
®ott!ömg gegenüber unb alS ^bfd^Iu^ ber ®otteS-
offenbarungen am @inai 2)er @d|au{)la^ ift nod^
ber ©inai ; bie 3eit ifl ber erfte SKonat beS gtoeittn
äal^reS feit bem SuSguge. SSknn aud^ bei bem
einen ober onbem ttapM baS $Ianmö^ige ber
ginorbnung nid^t fogkid^ l(|en)ortritt(t)glPa)).24
bie Slmoeifungen l^fid^tli^ beS l^igen Seu^terS
unb ber ©d^aubrobe u. 9.), fo geigt fid^ tro^bem
eine ftare, nad^ fad^Iid^ ®eftd^tS))mAen burd^e-
fül^rte «tdage : bie Opf ergefe^ unb bie SBeil^ beS
^Uigt)^ unb ber «ßriefter (Seö. 1—10): bie
9teinigteitSgefe|e unb bie Orbnung für ben sBer-
föl^ungStag (Set). 11—16); boS C^eUigfeitSgefe^
(benannt nad^ ber biefe StopM d^aralteriRrenben
gformel: ^©eib l^ig, toeil id^ l^ilig bin, »el^oDa,
euer ©ott"; ögl 19, 2 u. ö.), baS üorfd^iebene
guItuS, ©itte unb 9ted^ in 3SraeI betreffenbe Ser-
orbnungen in einer ©onbergru))))e gufammenfa|t.
3Bie ein Snl^g nimmt ftd^ Stop, 27 auS, ber, inner-
lid^ mit bem öorl^gel^ben ^bfd^itt Derbunben,
fd^on nad^ bem vierten Xl^ile beS ijßentateud^ ouS-
blidt — S)a8 öierte »ud^, 9lumeri öon ben
gmei barin berid^teten SSoHSgol^Iungen genannt,
bringt mit Untermifd^ung gelegentlid^er ®efe^ bie
®ef($id^te beS SBüftengugeS dom Sufbrud^ beS
SSoßeS am ©inai im anfange beS gtoeiten 9RonatS
beS gleiten Sal^reS bis gur 9nhmft auf ben @e-
filben 9RoabS an ganaanS ®renge am (Sxfbt beS
40. Stal^. S)er religidfe ®efd^id^tS))ragmatiSmuS
tritt l^ier ebenfo mie in ber ®eneftS unb im gpbuS
uns entgegen, menn bie 38 3a]^re ber nun b(tt)or-
ftel^enben tBüftentoanberung mit mentgen StapMn
(9lum. 15, 1 bis 19, 22) abgetl^ »erben unb
ttop. 20 uns plöllid^ in ben erften SRonat beS
40. Sal^ Derfe^t, unb gmar nad^ ftabeS, too bie
SSraeliten fd^on einmal t)or 38 ^ffttn tooxta.
SBenn im SeoiticuS bie liturgifd^ @efe|e in ben
Sorbergrunb treten, fo tragen im 99ud^ 9lumeri
bie meiften @efeke ^olitifd^ gl^ralter, finb or-
ganifd^ in bie (Sefd^id^tSbarftdlung eingeglieberi
unb bilben mit il^ ein einl^tlid^eS ®ange. S)er
gefd^id^tlid^en Abfolge nad^ fd^eiben fid^ don ein«
anber fünf ^fd^nitte : bie le^ 99eftimmungen
unb greigniffe am ©inai (9lum. 1, 1 bis 10, 10);
ber 3ug t)om ©inai bis ftabeS unb bie SJeruri)^-
lung beS SSoßeS gu 40j[ä^ger Srrfal^rt (Ütum.
10, 11 bis 14, 45); bie 38i^rige SBanberung
unb gleite ^nhmft in StobtS (9hnn. 15, 1 bis
19, 22); ber 3ug Don ifabeS bis in bie ®efilbe
anoabS (9{um. 20, 1 bis 22, 1) ; le^e Segeben-
l^en unb Skrorbnungen uml^renb Der Sagerung
in 9Roab, namentlid^ bie gpifobe Don SSalaam unb
feinen ©egnungen (9htm. 22, 2 bis 36, 13). 3u
bead^ten ift, ba| im le^en Sl^ile beS »ud^eS ftd^
fc^on MeS auf bie beDorfiel^enbe 99efi|na]^me ga«
noanS begiel^ SRofeS bctt feine gottgegebene Auf-
gabe erfüüt, Sofue ift bereits an befen ©tatt be-
rufen (bgl. 9him. 27, 12 ff.). — SBaS nun SJlofeS
als 9bf(|ieb unb Sermö^tni^ feinem Soße nod^
bem SiSl^gen für bie neue gpod^e nod^ mitgu-
geben 1^, berid^tet baS fünfte ^uä) beS ^[ktiia-
1787
^entateud^.
1788
teud^. ®tcjc8 88ud^, baS feinen Flamen ©eulero-
nonttum au3 ber gried^tfd^n Ueberfe^ung Don
®eut. 17, 18 (tö ÄeoTepovöfJLtov toüto) l^Ieitct,
cntl^ölt 9Mal^- unb Scl^eben, totlä^ öon Sleuem
boS SDßejen unb ben Sfnl^It ber SBunbcSforbenmgen
3e]&oöa^8 barlegen, inbem pe bem Solfe bie frül^-
ren ®efe^ an^S §erj legen, fie tl^eilwetfe »teber-
^olen, tl^eilwetfe ergänzen unb für bie beöorftel^-
ben neuen Serl^Itmffe mobificiren. SDaS 93uc^ üer-
fe^ ben fiefer in bie erften Sage beS 11. SKonotS
beS 40. Sal^reö. SRofeS tritt im ©egenfa^ jur
biSl^crigen ©rjäl^lungSweife burd^göngig m erfter
^erfon rebenb auf als ber nad^ ®ottc8 SBiBen be-
rufene ©efe^geber unb SBunbeSmittler. ©eine Sebe
oerbinbet mtt bem tl^cofratifd^en Elemente |)ro|)]^eti"
f^en ßl^rafter unb öerbicnt, rpeü fie an baS gonje
SSoÜ \\ä) rid^tet, im ©cgenfa^ jum fieöiticuS, ber
„Il^ora ber^riefter", bie ^€l^ora ber fiaien" ge-
nannt ju »erben. 9lad^ Seenbigung biefer ^■
Je^reben beginnt mit Stop. 31 toieber ber gaben
ber grjäl^lung. ÜJlofcS legt feinSlmtnieberunbüber-
gibt bie öon il^m gcfc^riebene Sl^ora ben leöitifd^en
^rieftem mit bem auftrage, biefelbe alle ^ibat'
jlal^re am fiaubl^üttenfefte bem Solle Dorjulefen.
5Rad^bem bie 5:|ora bereits üottenbet ift, fprid^t
ÜJlofeS nod^ baS propj^etifd^e Sieb unb nad^ bem
legten göttlid^ befinitiöen ©d^eibebcfel^I (®eut.
32, 45 — 52) einen ©egen über baS SSoÜ; bann
gellt er l^inauf auf ben S3erg 5Rebo (f- b. Strt.),
fd^aut baS fianb ber 9Ser]^ei|img unb ftirbt auf baS
®e]^ei| beS §erm. ®a§ ©euteronomium ftcl|t, fo-
mol^I ^ronologifd^ als aud^ pfqd^ologtfd^ betrad^tet,
am reiften ^Ia|c. 3)cr Anlage nad^ fönncn fol-
genbc 3:]^eilc unterjd^icbcnmerbcn: bie cinicitcnocn
Kcben mit einem fleincn ^n!)ang über bie 9lfi)I-
ftöbtc (S)cut. 1, 1 bis 4, 43); bie amcit^eilige
^auptrcbe ober ©efe^eSerflärung (S)cut. 4, 44 bis
26, 19), nömlid^ bie §auj)t- unb ©runbforbc-
rungcn ober SunbeSgrunblagen (3)eut. 4, 44 bis
11, 32) unb bie fpecieüe Darlegung einzelner
©efefec (®cut. 12, 1 bis 26, 19); ©d^Iufeeraälilung
mit ©d^Iufercben (S)eut. 27, 1 bis 31,13); ÜJiofeS'
SebenSauSgang (fiicb, ©egen, 3:ob; ®eut. 31, 14
bis 34, 12).
n. S^ti unb $Ian bcS ^entateud^. ®er
foeben ffi^jirte Sn^alt unb bie Anlage ber einzel-
nen %f)t\k beS ^entatcud^S laffcn einen beftimm-
ten, loo!)lburd^gcfü]^rten 3tüedf unb ^lan erfcnnen.
3)icfeS „®cfcpud^ umral^mt öon ©efd^id^tSerjäl^-
lung" fotttc bem nod^ rollen, erft ju bilbcnben,
ftetS aber manfelmütl^igen SSoIfc feine grttjäl^Iung
jum tl^cofratifd^en „gigcntl^umSöoI!" öor Slugen
feieren unb bie 93cbingungen einfd^ärfen, imter
Denen eS ju einer fold^en 6!)re gefommen fei unb
berfclben mürbig bleibe. 3laä) bem ganjen ßl^a-
rafter beS ^entateud^S ift eS unöerfcnnbar, ba| er
baS fd^on bei ber Segriinbung beS ©ottcSftaateS
burd^ SWofeS gegebene Sbeal jeid^nen ttJitt, mit
beffcn S3crtt)irfUd^ung bie iSraelitifd^cn ©tämme
nod^ tt)ä^rcnb beS SBüftcnaufcntl^alteS beginnen
foHten, unb auf ttield^em and) nadj ber Sefi^nal^me
SanaanS olleS religiBfe, ))oMfd^ unb butgnffi^
£eben mie auf einem göttlid^ bereiteten gfunbomestt
rul^n f oOte. S)aburd^ ifl aud^ ber fot^ige Ji^ott
beS ^ßentateud^ unb bie ^vStDoSfi beS Q^ryU^bn^
ftoffeS bebingt. „Su^er bem SOBottlaut beS Se-
fe^ finbet ^d^ barin nur boSienige t)er}eu^,
ttHiS bie 3uben in il^ ©onberfldliing }u ben
übrigen Sölfem, in ^rer 9ivlßxi%lx(^itsä m boS
Sanb Ißalöftina, in ber (Sfjft^vxM gegen i^
SuItuS unb in il^ mefftontfd^en Hoffnungen fr-
isten foHte" (ffoulen, feinleit., 8. «ufL, 189).
S)er ^entateud^ foQte alfo bem großen Si^iel^imgS-
)Iane ber göttlid^en Sorfel^g bienen, unb jUHir
d^on bei ben erften Slnföngen ebenfo mie bei bem
patent SBeiterbou ber Xl^eofrotie im Sonbe fo*
naan biefe iBejtimmung erfüllen. 5Da| bami ^
mannigfaltige imb oft fo auSfü^ßd^ @efe^
beftimmungen fofort }u einer fd^ri^td^ 8^i|mni9
füllen, i^, felbft menn eS nid^t fo oft au^(fli(^
gefagt mürbe, auS ber 9latur ber @ad^ unb <aA
ber Slnalogie in ber ®efd^id^te unmittelbar eni>
leud^tenb.
m. einl^eit unb ©elbjtönbigfettbeS
^entateud^. 2)er Jßentateud^ bilbet ein (SonjeS,
eine ßinl^eit. Sie ^eneftS erfd^tnt alS bie 1^
lid^e l^orl^He }u bem Xtmptl ber Xl^frotie, ben
bie mittelpentateud^ifd^en 93ud^ (C^obuS, Sotti'
cuS, 9iumeri) errid^ten unb boS Seuterononrinm
mürbig unb tiefemft ausbaut. Snnerlid^ ftnb jelae
Xl^le ^ufammengel^lten burd^ bie fortloit^
Sl^ronologie, bie forgfältige ©lieberungbeSStöfjeS,
bie innige SSerfettung ber l^iftorifc^en unb legi§-
latiöcn Seftanbtl^eile , burc^ ben bie ©efoimnl«
barftcüung bel^errfdienben ®eban!en, „bie grunb«
legenbe mofaifd^e SunbeSoffenbarung" ^eÄoi^«
lieben unb barjulegcn. 3)iefer ®eban!e inSbefonben
ift eS aud^, ber bie literarifd^e Sufammenge^rigbit
ber erften fünf 93üd^cr beS SononS ftüjt unb ^
öon bem SBud^e abfd^Iie|t, meld^ ben Flamen
3ofue^S trägt. Qfreili^ mad^t mand^mal bie %i»
einanbeneil^ung l^iftorifd^er ©oomiente ober bie
©inöerleibung biejeS ober jeneS ®efe|eS ben (Sn»
brudf, als entlüfte ber ^entateud^ innerlich unju»
fammenl^öngenbc Partien. ?lber bei genauerem
3uf el^en entberft man, ba§ ber 9luctor feinen Stoff
tUn nid^t immer nad^ einem fi)ftematifd^ ^low
orbnet, fonbem gar oft blofe nad^ ber sufSÄigai
^Ibfolgc ber Segebenl^eiten, ober toeil eine fd^icflüfte
©eiegenl^eit pd^ bietet, eine 5Roöefle §u einem fd^on
frül^cr erlaffenen ®efek ju geben u. f. xd, (ugL $. 9.
baS 5Rad^|)aSd^a ber unreinen 9lum. 9, 6—14).
SOBie fel^r übrigens bie 93üd^er beS ^pentateud^S nittt
blofe einen einl^eitlid^cn $lan, fonbem aud^ in ben
einzelnen ©tüdfen eine einl^itlid^e ^Ibfaffung geigen,
ftel^t man beifpieismeife an 9lum. 14 mit ^§in«
meifungen auf bie mid^tigften SDoten ber Dorigoi
Sudler, mit ber fpeciellen Setommg, baßbaSSofl
nun fd^on gel^nmal feinen ®ott öerfud^t l^abe, mit
ber Erinnerung an bie ben (grjbätem gemad^
©d^müre. ©iefeS ffapitel umfd^Iie|t fojufagen bie
gan^e oorl^ergel^enbe S)arfteüung, unb buni^ hit
«ßentattu^. 1790
ig, twi ba8 EßoH tm Straft fnitriUn- histoire et röhtation des objections des in-
S 40 3a^ in bn Wä^t mo^nni IDnbt, oreduleB contre lee Saintes Eonturee, PariB
innfi^ic|t baSjeÖc lfa)ntcl au^ ollta golaenbe 1886 bs., 5 vols.)
(miata.lL O. I, 121; tijl. icmci: über „Vit IV. Stellung btS ^cntattui^e im
etn^ btt Sbfofjung" Raulen a. a. O. 188, !ot^oltf(^cn (SlaufitnBfqfttm. Sxt Sßento-
tunntntlii^ 191 btt ^ifliining Don S)eut. 28, fnu^ ge^it )u benienigm Sü^tm, müäjt bie
61). aRU91«!tit fagt \>ai>n b'it jübifc^e uitb d)ri|t- Ial!^oltf<^t JHi^ cum omnibuB Buis partibiu
It4K Xiabition uon je^er Vit erflen fünf iBüi^ei ■ . ■ pro aacriB et canonicis ^t, quod Spiritu
M Sononfi oIS ein ftlbftänbtgee, a>fqlonentl sancto inspirante conscripti Deum habent
0aiuc auf. ^ ttiDbemt ^ibeifritit ^ingcgni auctoFem.atqueuttaleBipBiEoctesiaetTaditi
fk^mt^^entattiu^tinenSDrfo.bnnuTburi^^in- sunt (Gonc. Vat Const. de fide cadi. o. 2). gt
inöa^mc bcS iSu^eS Sofuc trgänjt fficrbni länne, ift aljo eint Don @f>tt fclbft ouSgißtUtc llrtunbt bn
mät ttbd, iDtU bttbe boS Sruugnt^ tintS unb bt& in btt SEStlt btiuirflii^tm Offnibarung ; n ift
fc[EicnIittnirtfd^$tojtf(tefettn,ntitS)ortitteBon foimdl Don glti^ SSürbc idu bic fdüojtt bt9
Km ,$tsattu4". Sofern babiurc^ bit llifiinlnQ- Sieutn StftamtnteS unb eine bcftänhigt ofletmeine
li^^rtt tmb iiteranf<be SonbntEifttnj bn X^ra Outllt tfieiilogtj^R ffenntnig, ein ^xcav^c njc
vaät btfl iSud^tS Sofut gtlöugnet miib, fd)eittrt SsoXoYt'ac, mit i^ mit 91«^ 3;^boret nennt,
btfft SufoiiunntfiRxnS 0« bn obtn Qtjei^neten SStnn au4 bn Sßtntattui^ in feinn gtetnuätti-
3lwAe^mun6 otS $entot(uc^ mit an btm gtn @tftalt Utigcnaut^tittn tntl^, »tU^ bun^
cin^titli^ini $l<üi btSftlbtn, tdoju baS f^iradilicbe, eint fiitifd)t gcrfteQung beä XtfttB flt^oficn Dn-
btn^ßenlateud^ontinetgtnt^mliii^tSiilDiiltommt. btn mü|ien, fo gUt boc^ Con feinn erften gönn,
SMnnbn^}ciitateu4Mtttt,fon)icnt)DrIitQt,gtnug mit fte Dom ^doffer ^enü^, ba§ fic frei dmi
mamnudUolifäte unb lt^(tlt|c^(i SÜatniol pm Don motetieUen ätit^ümein. Ko immei bieft
iBtneife, ba^ Die %1)oai äiln ift als bie übrigen gönn ju Sage tritt, fti ti im mofortt^ifc^tn Sejtt
ÜHstn SBüc^, imb \ptdt1l, bog fie Doi.bcm EBii^e obn in btn olttn Utberfe|inietn, ba tritt btr lat^o-
Sofuc Dcrfofit tooibtn (Dgl. Graffin, Etüde but lifti|>gläutiieni SBiffcnf<^ft auf ®nmb bcS a|io-
«MtainB arohalsmea du Pentateuque, Paria ftoItfd|tn X)e|)ofitumS eint DM^^ Bffetülic^, gf
1888). S)ie lui @tüt)e bet ^tjateuditkeorit an- tt||^ti^ nta^gebenbe, fÜT oQe ftinbn bn ftii^ ddI*
oriS^itcit SBiberf^inii^ aber (f. }. ^. ^oljingn, gültig beftt^tnbt unb mirffam gtittnb gu nud^enbt
CiitIntunginb.ot;attu(^,@reuiurgl893,15n.), Urfunbe entgegen, mag fit bit |)tn^tui!^if(^t ®f
Wüfy fiq ongeotif^ in oOtn Stitilen bn X^ora fcdiddtSei^luna mit i^ren (nrop^f^en ^Beßonb«
Vit btS ^iui)ä 3ofut finben, oerfi^iiiinben bei ge- tt|tilen bieten, obn bie @ef e^, bun^ atläjt äimtl
lMniete|tflefe(Dgl. beifpietöttieift übn@en- 1, 1 feine tlieo'wrtif'ib' 5Jerfafftmg nl^itlt, 3m lol^oli-
bis 2, 4* unb 2, 4t> biS25 Beitfc^r. für (ot^. X^ol. fd|en Bi)ftm ift bn ^tntatcuc^ eint mit güttiii^
IX [1886], 596 ff.). Süait} QRännn, Utl^tbcn «udorilät b^eibete Uihinbe, mtlt^e boS un-
mobnntnlntif^tn^iibcitenfonftmc^tab^olbfinb, erfi^ätttilii^e gunbamtni bn ^jofitiDm g&tttidien
|efiel)cn, ,bafi in Dieltn fällen bet bc^autitelt Ontnbanmg bUbtt, unb mit Didi^tT ^top^etit
iSibaftiiu^ got nit^t Doi|üiiBcn ift (f. j. ig. ju in» ßDongtlium in unlÜSItd^em ^ufammtn^ge
9tinn.l4,14);(mbtttoäitSgiltba€Sort'.Jluguftinä ftt^en. !Sor oUtr $tntaleui^fritif unb unotM
Distingue t«mpara et concordabjt Bcriptura, tiängig Don itbem fritif^en ^funbe ift unb bleibt
unb on no(^ aribtren ©teOni ift bei ünftofi eift ba^ bn $entattu(^ eint reitet, onfc^auli^,
but^ Stoffen fpätem Sefn herbeigeführt (j. S9. outtientifi^e Sturfunbung , ©orfttttung unb 6nt»
ghun. 16, 24. 27. 32)" (Stracf, ^^ie ^üAftt ©e- midlung btr grunbltgtnben Cffenbaning ©otttä
ne^, <£^buB, fieDiticuS unb ^iumeri, Vliini^en Dom anfangt btr Effielt biS jum Sinjugt bn
1894, ©. XVU). — S)n biS^ bt^oujjltten 38ratliten in ^jSaläftina. Sion biefem Seftt^t«-
Oibnung, £inl)eitli(^tcit unb ^ilannlä|tgteit btS (nmfte auS ngibt \\ä) eint pitncifiitllt SJttfi^it'
^cntattiu^ t^ tS ober unter bti SBorouSfe^ng, bent|tit ber SStbeutung unb Stellung beS ißenta'
bd|i ÜRoftS Sluctor unb SRebactor in Smn ^er- iniiß in bn fat^Iifc^m unb in bn lotionalifti-
fon atttwf"! fei' Wnen ßinttag, toenn man an- fd^en ©ibtlforfd^ung, unb biefe mu& naturgemäß
irionnt, baß ^eut. 31, 14 (nadi Snbnen 25) euien loefentli^tn Sinflu| auf bie 3eii|>iung
bis 34, 12 ein 3ufa| »on fitmbn ^nb, Dti- befi ©cfdii^tSbilbtS 3Sracl3 unb ^ubaS Enbtn.
nnit^li^ Don 3ofue fti, bn aber gltic^o^l in ^it fat^oIifAt Ain^e läßt bn Xe^tlrttü unb bn
bcm Siebe Seut. 32 unb in btm @egenSfl>nuti« Uterarif^en Kritil im $entatcu<4 DoUe i^rti^it,
!Deut 33 äi^te ^DlofeSnorte beifügt. Ob im fomo^I bti gtforft^g btS tobten tBu^ftabtnS
Soitatni^ Heuiete erflärenbe ^u}ait oon fpätem wie bti Sluffpünmg beS Itbenbigtn ^nlSfc^Iagti in
^otü>, fogen. @loffen, angenommen unbtn bnrtligiöfen&itiDitflungbeeiSiatlitifc^enEßolIeS;
ntüfftn, tont ft^nnlii^ ju tntfdfeibtn fein. Si^n fit felb^ bleibt abn nat^ bem Iatt)olifd|en Stfirift*
ifi tti^ baiin, baS ntc^t Don ^o|tS fein tönntt. ^lincip bit @arantie für bit bogmotifc^e 3ntegrität
(Sei aSieltt, 9iad^mof. im ^ientat., greib. 1841, bte $ent(itcud)e. 3(|r Urteil übn btn $tntateu$
162 ff. , tmb befoi^erS nod) Fr. Tigonreux, lann ttin onbntS fein als bo^ienigt, totlifite bti
Les Idvrea Sainte et la critique rationaUste, ^ilonb felbft übn ben ^enlateud) unb boS ®ef^
1791
^ßentateu^.
1792
abgcöcben l^at , inbem er bertn l^ctlSgcjd^ic^tlui^c
unb offcnbanmgSgcJd^ic^tlid^c Sebcutunß l^röor-
l^eW. ©tcUcn tote Sol^. 5, 45—47; 19, 36.
fiuc. 24, 44 ff. laflen über bie tl^ologtfd^e SBe-
beutung be8 ^entateud^S für bie ftird^ gl^rifti
fernen Stoeifel übrig, «ud^ ber «})ofteI ^uIuS,
ber bie SluSeinonberJe^ung beS ßl^riftentl^umS mit
bem 3ubent^m am fd^ärfften öorgenommen fyii
(ügl ®al. 3, 11; 4, 9—10), meife, ba^ boS
®efe| geiftig ift unb l^eilig unb geredet unb gut
(Köm. 7, 12. 14), unb totfjfti iebe SSerunglimpfung
besfclben ob (3Mm. 7, 7. 13 u. ö.). ^uf biefem
glöubigen ©tanbpunfte mufe bem SibelfriticiS-
muS unferer 3:age fogar bie Kid^tigfeit ber Sfwge«
ftellung in SSejug auf ben ^entateud^ beftritten
werben.
V. SllterbeSipentateud^S. 9Bie ungenügenb
oud^ für genauere ^röciftrung be§ ^uSgugSial^
ber Israeliten au§ 9egt)i)ten bei ben Sl^ronologen
bie «nfö^ fmb (ögl. b. «rt. ßl^ronologie HI,
324), fo gel^ören bo^ bie gefd^id^tlid^en uiü> le^iS-
Iatit)en SSeftanbtl^ile be§ $entateud^§ )u ben öftesten
d^riftlid^en S)enlmölem, toeld^ un§ aufbettal^rt
Inb. ffiie ßinleitimg8tt)iffenf(^a|t beweist näm-
id^ aus inneren unb öu|eren ®rünben bie £l&efe,
ba| ^ber ^^entateud^ »erfaßt ift in berjenigen 3«it,
»eld^e gtoifd^en ber IBerlünbigung beS ®efe^ auf
@inai unb jmifc^en ber Sefi^nal^me ^löftina^S
burd^ bie SSraeliten lieat" (Raulen, ginl. 191). —
1.3u ben inneren ©rünben gel^ört an erfter
©teile baS ©elbftgeugnil beS ^entateud^. S)enn
baS bröngt pd^ jebem ^entatcud^forfd^er ol^e
Unterfd^icb ber tl^ologifd^en SRid^tung auf, ba^ bie
©efe^e beS ^entateud|S alle auf bie Offenbarung
©otteS an SWofcS jurücfgefül^rt Werben, unb ba|
eS gett)i| baS 9Jatürlid^fte unb 3unäd)ftliegcnbe ift,
anjunclimen, ber ^^entateud) meine in ber 3:^tunb
Wolle im £efer biefe 9}^einung !)ert)omifen, SKofeS
l^be alle bicfc (Sefe^e nid^t nur öon ® ott empfangen,
fonbem aud^ nad) münblid^er ÜJiittl^eilung an baS
S3oIf nicbergcf daneben (ögl. §ol3ingcr 14). Sc-
trad^tet man bie ©teüen ©j. 1 7, 14 ; 24, 4 ; 34, 27.
5Wum. 33 , 2 , fo mu^ man auS bem fpccicUen
göltUd^en Sefcl^l wie aud) auS ber 9Jatur ber
(Badjt fd)Itejjen, ba^ TOofeS Sud^ gefül^rt !)at über
alle ©ro^tl^ten ®ottcS an SSrael jur (Erinnerung
unb suglcid) jum 3eugni6 für biefcS 9Jol(. 9)tofeS
mu^ alfo eine Iitcrari|d)e i!)ätigfcit entfaltet ^ben,
weld^c gefd)id)tlid)en unb gefc^lid^en Stoff jur 9}cr-
Wenbimg nal^m, ber bem in unferem ^kntatcud^
öorliegenbcn glcid^fam. — 9lad) einer anncl^mbaren
erflärung ber ©teile ®cut. 28, 60—61 werben
„fämmtlid)c ^Magen 5legi)pten§", öon bcnen im
©jobuS bie SRcbe ift, inbirect bc3eid)net alS „ge-
fc^rieben in biefem ®efe^bud)" ; fomit erfd^cint
baS S)euteronomium jufammcngenommcn mit ben
frül^eren Süd^cm als ein ®an3cS, alS ein ©d^rift-
werf ber mofaifdjen Seit (ögl. ft'aulen 191). gbcnfo
folgt flar auS S^eut. 31, 9. 24 bie mofaijd^c W>'
faffungbe§®cutcronomiimiS unb wegen ber inneren
3ujammcnge!)örigfeit ber übrigen öicr SBüd^er mit
bem S)euteronomtum aud^ bie mofaifd^ Wfa(-
fung beS gangen $entateud^. — %eben bcB
birecten ©elbftjeugniffe |^ nameittlid^ bie na»
unb neuefte g^orf(|ung in ben £anbem, bie im
Ißentateu^ üorfommen, Dtel beigetragen, um bie
gange ^l^fiognomie beS ^entoteud^ be{{er feraia
ju leieren unb barauS Ort unb 3^ f räier SW
faffung )u erfd^Iie^ ^e Sleg^ptologie 1^ bü^
^er bie fd^5nften SUufhr^^^^ Ju ben Seri^
beS Ißentateud^ geliefert, 3. 93. sur @efd^ ber
$atriard^ in ber ®eneftS ; ^u ben 3n)angSaiMtm
ber SSraeliten «j. 1, 8—14 ; 5, 6—19 ; jurSBo)!
berSRarfd^outeSs. 13,17— 20; }uraQ3ei^lai9rt
unb feiner ©öl^ne Set). 8, 12; juc VuSertDi^bag
eines ganjen ©tammeS gum clericalen93eru|e;»
%uf5a|lung ber SBeil^efd^enfe ber @tammeSfifl|n
9ium. 7,2. ^bernid^tblogbergrgöl^Ier l^aeaiiiiB
nodb gang frifc^ l^inter fid^, fonbem atid^ bei beno.
für Die er f d^reibt, f e^ er bie jtenntni| Don itfflußoi
t)orauS (Dgl. SberS, Sleg^ptenunb bte93ud^9äf(8,
fieipjig 1868; ^. Srugfd^, @teininfd^rift ntl
Sibelwort,93erlinl891). SS gibt in biefem ä||9^
tifd^ Solorit beS ^ßentoteud^ (Sinseqlrttai, ik
für iebe fpötere 3eU als bie 3ett ber SßüjbnM»
oerung unbegreiflid^ waren, ^agu fommt, bojitie
®efd^id^tfd^reibung unb ©efe^gebung beS $akh
teud^S baS 9J{erfmaI ber ^bfaffung in ber SBüße«
fid^ trögt. S)er pentateud^ifd^ Serid^t Derrät^ dB
fold^e IBefanntfd^ft mit ber futaitifd^ ^oWifd
unb ftimmt in feinen Singelangaben fo eiad ait
ber Sßirflid^feit überein, ba| bie englifd^en %OJ^t
weld^ebiefelbeinbengal^ren 1868unb 1869mi|jai
fd^aftUd^ unterfud^ten, barüber in ba3 ]^ö(^fte Sr>
ftauneit gcrictl^n (öglaud^ffaulen, 6inl.205f.).-
gür bie Slbfajfung gur Seit ber SSüftenwanbenmj
fpred^en bann femer eine gonge Steil^ xion Sc
merfungen über eingelne ^l^ile SanaonS, \ßt
offenbar barauf bere^iut pnb, ben fiefer über riß
nod^ unbefanuteS fianb gu orientircn (g. 99. Öen.
23, 2. 19; 33, 18; 35, 6), ober ben fünftig»
Scwol^em Sntercfje für baS Sanb, wo iljire ^
öätcr geweilt litten, einguflöfeen (j. 93. ©en. 12,8;
13, 18; 22, 14; 23, 19). ßurg, im gongen ^JJenlD-
teud^ erfd^eint Sonaan alS £anb ber Srw<ntmq.
ber Sufunft, in baS SStael erft f ommen foL Sft
®cfe^ felbft, bie gegeben werben, l^ben i^rer &•
leitung, Anlage unb ^uSbrudSn^eife na^ bie »■
fünftige 95eft^na!)me beS SonbcS im äuge (j.1
gj.12,25; 13, 5; 23,23. 2cö. 14,34; 18,3:
19, 23). pr feinen Ort, für feine Soge unb 3«
l^abcn biefe ©ejelje in f old^em 3uf ammen^g ein»
©inn, als für 3§tael wöl^renb feiner SSSüfla'
wanberung. 92amentlid^ wäre f onft anä^ bie Seottof
gefe^gcbung, wie ©rcbenfomp (®efe| unb $»
pl)eten, grlangcn 1881, 186) bcmerft, eine ^
wunberlid^e tytction. S^enn für biefe werben lue
©ienftlciftungcn nur wäl^renb ber SBüftemwnibf"
rung georbnet, für i!)re SJerrid^timgen nod^ ^
^nficbelung im l^ciligen ICanbc wirb birect miß
öorgefd^ricben. Sie Vcoitcngcfejigebung ^ötfl&
nur ©inn, wenn fie niebergcjc^ricben nra*
s.
fogciL i'r.f •::: - : :: :: -r : ."-• :-:
[um. «7 .1 :-t " -r. :j: ii. -
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ift. Sic
äcf)cn gc»
'pertorium
.un ?hiflagen,
anter i^ncn be*
: hmn 1479 ge-
.inbert folgten noc^
. Sennones de tem-
;d}en mijjcr ben Cfnon»
. beS ßird^cnial)re«j crtlärt
. .HC $Jerbreitnng unb erlebten
;ueld}cn aber niebrere irrtl}üin'>
.icImnS 9tocrnu5 als l^erfaifcr
.xpositio protessioni.s. quae est
Uenedicti. i|t ebenfalls mel)nnal^
;ie Sludgabe Paris s. a. (bei Hain
"• baS aSBerf mit bem 3:itel Tra-
Monachorum. SerLiber
'1 SerclbuS mürbe
bem S)rud
Q fünften
^en
1795
^entateu^.
1796
Vn.®ic jogcnonntc ^cntatcud^frttü.
®ic gnmbicgenbc Scbeutunj beS ^entateud^ für
bie gcoflenbartc SRcIigton ift aud^ öon ben 93c-
ftrcitem bc§ gl^riftcntl^mS rid^tig geluürbtgt tt)or-
Den. ©d^on ©j)tno5a leitete in feinem 1670 er-
fd^ienenen Tractatus theologico-politicus ben
^entQtcuc^ Don einem öiele 3a^^berte nad^
5Wofe§ lebenben ©d^riftfteHer l^cr. fieibcr griff ber
Dratorianer 5R. ©imon (f. b. 9lrt.) atö erfteS 93ei.
fpiel einer neuerbingS luieber üblid^ geworbenen
©eferem gegen bie unglöubige SBiffenjc^oft ©pi-
noja'S ©ebanfen auf imb glaubte benfelben in fei»
ner Histoire critlque du Vieux Testament
(juerft 1678) in red^tgläubigem ©innc öermertl^en
ju fönnen. 6ine baburd^ ^eröorgerufcne Segen»
fd^rift beS reformirten Sl^eologen ße giere ober
@Iericu§ (Sentimens de quelques theologiens
de Hollande sur rhistoire critique du Vieux
Testament compos^e par le P. Bichard Simon
de rOratoire (Amsterdam 1685), ber bie Don
Simon l^eröorgel^obenen 93ebenfen auf anbere SBeife
löfen »ollte unb bie tixa^t nad^ bem Urf})rung beS
^ntateud)§ al§ eine rein literarl^iftorif^e Unter-
fud^ung erflärte, bilbete ben Anfang ju einer immer
mel^r anfd^mellcnben Q-lut öon ©d^riftcn, »elc^e
über ben gl^arafter unb ben Urfprung beS $enta-
teud^ Sid^t öerbrciten foHten. Um ben l^ierbei
auftaud^enben unb aufgefud^ten S^J^ifeln unb ßin»
ttjenbungen bie ©pi^e abjubred^en, ftellte ber ge-
Ic!)rte ai^t 5Iftruc (f. b. Slrt.) in einer tpoä}f
mad^enben ©d^rift, toeld^e 1 753 ju 99rüffel erfd^ien,
bie Sc^auptung auf, 9Wofe§ l^be bei ^bfaffung
ber ©cnefis fid} üerfd^icbcner fd^on öorl^anbcnen
DucHen bebicnt, »eld^c an bem ©ebraud^e ber
beiben ©ottcSnamcn 61o!)im unb Sel^oöa ju er-
fenncn feien. 3)iefe jum BäjM^ ber mofaifd^en
^bfaffung erfonnene Sl^eoric bcmirftc ba§ gcrabe
®egcnt!)eil öon bem, tt)a§ i!)r frommer Url^ebcrgc»
mofit l^attc; benn fic fül^rte innerl^alb ber proteftan«
tifd^cn ©elel^rteniDelt lauptfäd^lic^ ®eutfd^Ianb§,
aber aud^ granfreid^S, §oIIanb§ unb 6nglanb§
3U einer mit Seibenfd^a^ betriebenen „Duellen«
ft^eibung" beim ^entatcud^, treidle in ben betref-
fenbcn iheifcn aUmälig iebc§ anbere biblifd^e
3ntcre|fe jurüdfbrängte unb bi§ l^eute im S3orber-
gnmbe ber altteftamentlid^cn ©tubien ftel^t. S)a§
immer mel^r l^cröortretenbe Siel biefer SSeftrebungen
toar, ben ©laubcn nid^t blofe an ben mofaifc^en
Urfpnmg, fonbem awä) an ben einl^eitlid^en unb
ben übernatürlichen gl^arafter be§ ^entateud^§ ju
gerftörcn ; l^ierin toarcn unb finb alle betreff enben
®clel^rten einig , fo meit auq fonft bie über bie
gntftcl^ung bc§ $entatcud^§ oorgebrad^ten 5:]^eo-
rien auSeinanbergel^cn. SSegeid^nenb unb ber ge-
übten SBillfür entfpred^cnb ift, ba^ feine ber öor-
gebrad^ten Sl^eorien in ben betreffenben ftreifen
allgemeine ober aud^ nur öonoicgcnbe ^nerfennung
gefunben l^at, bi§ in ber legten Seit gerabe bie
rabicalfte aller ^üffteüungen, tocld^e eine förm-
lid^c Umfturgtl^eorie genannt merbcn mu^, in bem
jerfaljrenen unb innerlich gefj)altcnen ^rotcftantiS«
mu3 überaus biete ^nl^ger gehmben fy± Stt
^Qpotl^fe, beren ^ßrioritötSxtd^t ber fianjöfifl^
mitfycit Sieu^ für ftd^ in Snfprudg genoimna
1^, n)eld^e aber erft burc^ beffen Sd^Iec @raf
befannt gemad^, bann üon bem SRotburger $nh
feffor SBeE^fen in feiner SBeife au^ül^
nad^gemiefen unb nad^ biefem ledern 96dpim
aud^ a potiori benannt Sorben ift, betadct
eine DoIIftönbige 9leugeftaltung beS fnSS^ wA
bem Eilten ^eftament l^erouSgelefenen Sef^id^
bilbeS. S)er @Iaube an ^el^oüa foQ bd boi itTi
fprünglid^ )>o]^t]^eiftifd^n Hebräern erft bunl^ bie
$ro))l^en auSgebilbet loorben fein; ouS ben
3eit foQen aud^ bie tmoerftonbenen ober etbidj^
©tammeSfagen unb „juribifd^en ^m^ffjm' ^
rül^ren, mel^e ben ^vfyät beS ^ßentoteu^ bttbo^
unb fo fei „baS ©efe^" ober bie nationale Ste^jtot
ber J)ebräer entftanben. ^uf ©runb bonnian^
lei S^eberfc^riften foE bann ber |e|tge ^ßentotnii
ober üielme^r ber aud^ Sofue umfaffenbe ^t&iini^
't)on SSbraS ober einem nod^ &pQinn cmfüM
unb bem ©tammeSl^oS jugefd^eben iDorbenfeiiL
S)iefe gange S)ebuction fufit auf ben fM^mp'
timgen: 1. ba| feine Steligion auf 6i^ {Ü(
anberS alS aHmöIig unb au3 unDoUfommenenli*
föngen gebilbet fyiU] 2. ba^ ein @d^riftpefler tmi
bem, mag er nid^t fage, oud^ feine jtenntntl ffck]
3. ba| ©efe^ in einem 3^tabfd^nitt, roSifMA
beffen fte nid|t befolgt morben feien, aud^ iri^t
epftirt litten. Sie ÜRetl^obe ber »emeisfü^
ift bamit d^arafteriftrt, ba^ Jeber Spöitct bie nill'
fürlid^en ^nnal^men feines SSorgongetS cü^ »gt-
monnene ßrfenntniffe" befymbelt. daneben beiwgt
fie fid^ in einem fortmöl^renben circulus vitiosns:
benn um bie fpöte Sntftel^ung beS ©efe^ barju*
tl^un, mu§ bie fititif in ben bibltfd^en SBü^
erft eine SKenge oon einzelnen ©teHen auSmer^,
merjt fte aber auS, mcil fte mcgen ber fpätenfnt*
ftel^ung beS ©efe^eS alS tenbentioS eingefcboben
erfd^einen. 3ft mm l^iermit fd^on bie fog. $ento-
teuc^fritif gerid^tet, fo erfd^int fie enbgültig nc
wciljtxli burd^ baS löngft erfennbare, iekt aber im»
öerl^üttt als @nbrefultat prociamirte 3ief ber ganjm
93emü]^ung: nömlid^ ba| 3efuS (^rifhiS ein
bloßer 9}tenfd^, unb ba| fein auftreten im3ube»-
lanbe ber natürlid^e ^bfd^Iu^ ber gangen wn beo
„ftritifem" conftruirten®efd^id^tSenttt)irfelungge-
mefen fei. — 3nbem alfo an biefer ©teüe ^
gegeben mirb, ba| 3KofeS bei ber ?lbfaffung beS
^entateud^S aud^ ältere ©d^riftftüdfe, g. 9}. 6en.
1, 1 bis 2, 3 ober bie ©efd^Ied^tSregiftcr, I^oÄer»
genommen, ba| ein ©^>äterer ben ©d^luj be§
3)euteronomiumS l^ingugefd^rieben, unb bofe ber
^entateud^ aQe ©d^idfale eines l^onbfd^riftTtd^ fott'
ge))f!angten unb mit bem SSoIfSIeben DeüDa^fenai
Sud^eS erfal^ren l^at, fann fotool^l öon einer na^em
^Darlegung als öon einer SOBiberlegung biefer b^
ftructiöen ftritif abgefe^en unb bafür auf bie fol«
genben ©d^en öermiefcn merben. a. Äat^oIif(^:
SBelte, 9lad^mofaifd^eS im Skntateuc^, ftnUmrg
1841 ; 9ieteler, ©tubien über bie «e^t^ beS
^c|)ono — $cralbu8.
1798
aieiui^, Wm^tt 1867 ; W. Smith, The Book
[oses or the Pentateuch in its author-
, credibility, and civilisation, yol. I (only)
Ion 1868; Cornely, Histor.etcrit.Introd.
f. T. LL. sacros II, 1, Parisüs 1887,
154 ; Vigouroux, f. ob. 1789 f. ; van Hoon-
r, Le lieu du culte dans la lögidation
Ue des Hebreux, Gand et Leipsic 1894 ;
Pf er, ®ef4 be« % %., 2. 9lup., Srijen
>, 213—251. b. ©laubig -proteftantifd^c:
). Stanfe, Unterftui^ungen über ben ^enta-
. 2 95be., erlangen 1834—1840; §engften«
, 2)ie »utl^entie beS gkntateud^, 2 93be.,
n 1886—1839; Äeü, Sel^b. ber ^ift.-frit.
, 8. «uff., granffurt 1873, 72 tf. ; ©d^u-
i, Sie äBell^aufen^fd^e ^entateuc^tl^eorie bar-
[t unb geprüft, j^orlgrul^ 1892. (S)ie nego-
Slrbeiten ber fog. $entoteu(^fritü ftnb ber-
iet bei C^ol^inger, Sinl. in ben lpe;ateud^,
mrg 1893; ©trarf, ginl. in bo§ 21. %.,
iifl., aJöind^en 1895, 27. 204.)
LH. Auslegung beg ^entateud^S.
c bie einfd^Iögtge e^egetifd^e fiiteratur bei ben
iien verbreitet pd^ ouSfül^rKd^ P. gomel^'S
kL bist, crit n, 1, 161—169. 93e-
id^ertteife ift bie ®enefi8 !|öufiger unb ein-
iber als bie übrigen Sudler commentirt tt)or-
9lu8 ber t>atriftifd^en 3tit ift aber faum ein
:er Sommoüar üoOftöti^ig auf unS gefotnmen
er beS ^I. Splint, Opp. syr., ed. Bomae
I, I, 1 — 291 ; baju S. Jo. Chrysost. Hom.
>rm. in Gen., bei Migne, PP. gr. LIII. LIV.
einzelnen erflorungen ber l^eiligen SSöter finb
tmelt in ben Kommentaren Don SRabonuS
luS (sur ©eneftS Migne, PP. lat. CVH,
sqq., lu ben iibrigcn Sßüd^em ib. CVIII,
|.), in ber Glossa ordinaria be§ SBalafrib
bo (ib. CXUI, 67 sqq.) unb in bcm Kommen»
ur ®«nefi8 öon »ngelomuS (CXV, 107 sqq.).
bem Mittelalter ftnb neben ber Ueber^oj^I
mriftrenber SrHörer gu nennen bie Expositio
Bntateuchum t)on S9runo t)on Slfti (CLXIV,
sq.) unb bie Kommentare ätupertS t)on S)eu^
KTm, 199 sq.). S)ie neuere Seit eröpen
ro^ Kommentare t)on 93onfr^re, bem ditem
ernud, $ereriud unb fiorin (f. b. %ttt.). SBei-
iennod^ getumnt Don fatl^oIifd^enSuSIegungS-
ten: Lamy, Comment. in L. Geneseos,
hl. 1883 ; Fülion, Le Pentateuque, Paris
l ; iopptf^om, Krfl. ber ©eneftS, ^berbom
^; Hnmmelauer S. J., Comment in Ge-
OB, Paris. 1 895 ; Don glöubig-proteftantifd^en :
mgarten, Xl^eol Komm, ^um ^tateud^,
1848; S)eli|fd^, ®ie (SeneftS aufgelegt,
,10 1852, 4. «ufl. 1872 (mtt jeber Auflage
totionalifüfd^ geförbt) ; @d^|, S)aS S)eu-
omimn erfldrt, Berlin 1859; ffeil, 99ibl.
n. über bie 8989. 3Rofe^8, 2 89be., suerft 2t\p'
861, 8. «ufl. 1878. ©ie S9ibeltt)er!e, »eld^e
bm Seittateud^ umfaffen, ftnb l^ierbei über-
üL [Sflunf S. J.]
"gtpMiO ($e|>anuS), ® emetriu«, geleierter
Kontrooerfift gegen Kotoin unb gegen bie f($i8mati-
fd^en ©ried^en, loar auf ber 3nfel Kl^ioS um 1620
geboren. 3m 3- 1637 »urbe er nad^ ätom gefd^idtt,
oottenbete l^ier unter fieitung ber Sefuiten feine
Stubien uiü> mar bann als Gelder beS @ried^ifd^
t^g. 3lad^ einem Slufentl^It su Sflorena (1643)
feierte er 1649 in fein SSaterlanb jurüdL ©eine
le^en Sd^idfale unb bie 3eit feined Zobed fmb
unbefannt ; DteQeid^t lam er bei einem S^iprud^e
um. SSon feinen geleierten KontrooerSfderiften »ur-
ben eine 9lnja!|I burd^ ben englifd^en KonfuI ©tettio
9tafaeQi auf ber 3nfel &jiio^ gefunben unb burd^
Vermittlung beS KarbinalS fyvxt) ©tuart ebirt
(Bom. 1781, 2 voll, mit lat. Uebcrfejung unb
9{oten Don 83em. ©tepl^^mopolos unb 93orrebe
Don Slmabujji). (S8gl. ©öttingifd^e Slnjcigen Don
geleie^en ©ad^en 1782, 929; Nouv. Biogr. gen.
Xin, 554 u. XXXIX, 535 s. ; Harter, Nomencl.
Ht 1, 2. ed., Oenip. 1892, 428.) [». gffer.]
"^tvniiüuet, f. aRontani§mu§ vm, 1840.
^ero, f. 93urfa 2.
?er2a, f. ^alöfHna, ob. 1290.
?erii(bii$ (^aralbug), äBill^elnt, 0. Praed.,
mar ein ^rDorragenber ©elel^^er unb ©d^rift-
fteSer aud ber erften 83Iütegeit beS S)ominicaner-
orbenS. 83on feinem £eben mei^ man nur mettig.
Kr mar )u $erault (Petraita), füblid^ Don fiQon,
geboren, trat erft in reiferem SUter in ben Drben
imb gelehrte ^um Konoente Don fiQon, me^Ib er
l^äuftg mit bem 83ettunnen Lugdimensis be^d^-
net mirb. S)ie meitDerbreitete 9Reinung, ba| er
SSifd^of biefer ©tabt gemefen fei, ift, mie K(^b
nademeist, unbegrünbet. ^ein StobeSiaJe^ ift tm-
befannt, föOt aber iebenfaQg Dor 1270. Um fo
befatmter ftnb feine mertl^DoQen ©d^riften, noment-
Itd^ feine Summa de yitiis et virtutibus, meldte
mit 9ted^t ben el^renDoOen Xitel Summa anrea
erlitten l^t unb nod^ je^t fe^r braud^bar ift. ©ie
ift in Dielen ^anbf(|rifien unb ^^Ireid^en ge-
brucften Auflagen Derbreitet, ^n (Bepertorimn
n. 12383—12392) befd^reibt neun Auflagen,
mel^e Dor 1500 erfc^ienen ftnb; unter il^tten be-
finbet ftd^ eine Don Ouentel ^u Rbln 1479 ge-
brucfte; bi§ in'd 17. 3a^Wnbert folgten nod^
Diele anbere. %id) ^eralbuS^ Sermones de tem-
pore et sanctis, in meldten au^r ben KDan-
gelien aud^ bie Kpifteln bed Jhrd^enjal^red erflärt
merben, l^en eine gro^e 83erbreitung unb erlebten
Diele Auflagen, Don meldten aber mel^rere irrt^m-
Ii(^ ben Fr. @uillelmu§ SrDemuS al§ 93erfaffer
bejeid^nen. S)ie Expositio professionis, qoae est
in regola B. Benedicti, ift ebenfaüg mel^alS
gebrucft; eine SluSgabe Paris s. a. (bei Hain
n. 12394) gibt baS SBerf mit bem Sitel Tra-
ctatns de professione Monachomm. ^^ Liber
de eruditione Beligiosomm be§ ^eralbud mtnbe
1512 in $an§ Don gfranciScanem bem S)rud
übergeben, aber irrtpmlid^^umbertuS, bem fünften
©eneral ber Dominicaner, beigelegt; bie teoteren
ausgaben $u Sötoen (1575), gu S^on (1585) unb
57*
1799
$crolbu8, SRaimunb — geraubt.
1800
onbere totcbcrl^olten bicfcftc falf d^e Eingabe. 6nb-
lid^ geirrt ^emlbug oud^ ba3 SBer! De eraditione
principum cm, iDeld^ed t)on ben ^erau§gebem ber
1570 ju SRom ücröffcntUd^ten Opera omnia S.
Thomae alS eine Arbeit biefeS §eütöen öeröffent-
lid^t unb fonft nod^ (aud^ mit bem Xitel De re-
gimine principum) gebrudt toorben (ogl. b. Wct.
pbagogif,ob. 1262). SBic bicfe äd^ ©d^riften
beS ^emlbuS anbercn SSerfaffcm beigelegt »erben,
fo pnb il^ umgefel^rt frembe arbeiten jugefd^rie-
ben toorben, ^ieroon imb oon ^eroIbuS über«
l^upt l^nbelt am beften Echard, Scriptores
Ord. Pr. I, Paris. 1719, 131—136; über bo8
gule^t enoöl^nte 99ud^ ogl. aud^' Bemardus de
Bubeis, Dissertationes de gestis et scrip-
tis . . . S. Thom. Aquin., Yenet. 1750, diss. 22,
c. 4. [3gn. 3eüer 0. S. Fr.]
IfemCbttS, Sloimunb, f. ^eroubi.
?emf ett (^erotifer), f. Dpl^iten, ob. 929 f.
"S^eroitbi (^eroulb, ^eroub, ^e^roubi), Stat-
munb, 0. S. Aug., SBifd^of üon ®urf (1491
bis 1505), Karbind unb i)apftlid^er ßegat, lourbe
1435 lu @urgäreS im 93i§t^m @ainteS (gfron!-
reid^) geboren, trat frül^jeitig in baS bortige 3lu-
auftinerilofter jum !|I. SegibiuS ein, be^og bann jur
UJoÜenbung feiner ©tubien bie Unioerfttät ^PoriS
unb erlangte bafelbft baS S)octorat ber Xl^Iogie.
3n fein 5DlutterÖoftcr jurürfgefe)^, lourbe er balb
gum $rior enoöl^It unb ging al§ fold^, toal^r-
fd^einlid^ im Sntereffe feines ftlofterS, nad^ Som,
m man auf il^ aufmerffam towcht unb il^ fefi-
l^ielt. ©d^on unter ^aul II. fott er eine angefe^ene
Stellung am })äpftIi(^en§ofe eingenommen l^aben;
nad^meislid^ fticg fein ^nfe^cn unter ©ijtuS IV.,
meld^er il^n um 1477 nad^ ©ainteS fd^idftc, um ba«
fdbft ben für bic bortige ©atl^cbrale oerlicl^cncn 9lb-
la^ 3U oerfünbigcn. ^eraubi, meld^er um biefc 3cit
aus bem ^uguftinerorbcn ausgetreten toar, erl^ielt
nad^ Erfüllung feincS SluftrageS baS Slrd^ibiaconat
^müS in ber S)iöcefc ©ainteS, me^l^alb er fid^ in
fpötcrcn Ablaßbriefen unb ßonfcffionalien Archi-
diaconus Xantensis nennt, ©alb ernannte il^n
ber ßönig jum Eleemosynarius regius, unb alS
fold^er begleitete ^craubi eine ©cfanbtfd^aft beS
ftönigS m(i) SRom, um bem ^apfte 300 000 ®u-
caten ^ürfenfteuer ju überbringen. 5Rad^ fiub-
ttJigS XI. ^obe begab fid^ ^eraubi mieber nad^
9tom , tt)urbc oon Snnocenj VIII. jum Proto-
notarius unb Beferendarius domesticus er-
nannt unb als J)äpftlid^er Üegat nad^ 3)eiUfd^Ianb
gefanbt, um ben ffaifer günftig ju ftimmen unb
bie aSerfünbigung beS AMaffeS jum 9k^cn beS
3:ürfenfricgeS ju crmöglid^cn. 93eibeS gelang fei-
nem gefd^irften Auftreten in furjcr 3eit ; bereits
1488 gemattete ber ffaifer bie SSerfünbigung beS
AblaffeS, »eld^er ftd^ geraubt mit ganzer Äraft
ttjibmete. 9Jon nun ai) bis jum fiebcnSenbe ttjar er
für bie §erftellung beS Q-riebenS unter ben djrift-
lid^en dürften unb bie Ausführung beS Äreuj-
äugcS gegen bie Surfen auSfd^licßlid^ tl^tig. Auf
bem 9lei^Stage ju S^ümberg im 3uli 1489 oer-
mittelte er ben ^rieben jttifd^eit 3Ra|iimfian vasib
ffarl Vni. oon Sfranfreii^ : 1490errttc^eretiun
SBaffenfHÜftonb }tt)ifd^en bem Jtaifer unb 9Rat-
tl^iaS oon Ungarn ; bimn begab er fiil^ im Xuftioge
beS ^ßo))fted nad^ Sfranfretd|[, um hcS gfn^)cnä>
bünbni^ S^ifd^en bem römifd^ Könige 9tap-
milian utü) fforl VIII. }u fefti^en unb ju ^äfox.
Am 21. A)ml 1491 legte er auf bem 9leid^
»1 9lümberg ben ffurfürfien ben Xüifen^ on^
^j unb bot tun ^ilfe fär ÜRosimUian in ber
ungorif d^ unb fran^ftf d^ Slngelegenl^ Sdm
biefer )>oIitifd^en Xl^gfeit toibmete ^ ^ßennbi
unauSgefe^ ber SSertönbigung beS 9%la^. Snbe
gfebruar 1488 erfd^int er in SBür^burg, Cnbe
ÜJlörg in Srfurt, ßnbe April in ^ilbeSl^, ^
barauf in Sraunfd^toeig unb bem SBiStl^ C^m«
brüdt. 3m % 1490 ))rebigte er ben A61d| in
9Jtagbeburg, ^Bamberg, 9tiimberg, $affau, Sd^
burg unb anberen Orten. ÜRit bem Snbe feioff
fiegation mürbe geraubt jum 93tfd^f oon ®iitf
ernannt (A))rU 1491), im folgenben äo^re «^
er nod^ bie Abminiftration oeS IBiStl^umS ©ainiel.
92ad^ Stom jurüdge&l^ , morb er oIS flönbigtr
foiferlid^ ©efanbter am ^füid^ @tii^ be*
glaubigt tmb am 20. ©eptember 1493 inbie3#
ber Sarbinöle aufgenommen. Sreri^benXiM
S. Mariae in Cosmedin, mirb aber twn feimn
93ifd^ofSft^ gembl^id^ Gardiiudis Omtsenm
genannt. ^Otit Alejonber VI. ftonb ber neue ta>
binal auf gef)Kmntem fjfu^ unb f d^Io^ fui^ bei ba
)>oIitifd^en SBirren, meiere }n)ifd^ bem $otr|k
tmb Äarl VIII. auSbrad^en, au le^tem an. 3n
bcfjcn ©efolge 30g er 1494 in Dlom ein unbfolglr
bem franjöfif^en §eere auf bem 3uge gegen
5fleopel. 5ür furje S^\i faub otterbingS eine !Ste"
föl^nung 5n)ifd^en bem ^ßopft unb ^oubi ftatt;
ie^terer entflol^ mit Ale^onber oor ben onjie^enba
gran^ofen nad^ Oroieto imb Perugia. 3um io\fat
für biefe Xreue oerliel^ ber $apft il^m bie fiegatüm
ju fjoligno. Bereits 1496 erfolgte aber miebenim
ein aärud^ 5tt)i)d^en bem ^ßapft imb ^ßeroubi, ber
nun meift ferne oon SRom lebte unb mand^ l^ttm
SBort gegen Alejanber auSf|)ra(^. 3m 3. 1493
mar ^eraubi mieber in 3fran!rei(^, berru^itete bk
gjequien für ftarl VIII, unb begleitete beSen
l^eid^e mä^ $ariS. AIS ftd^ im Saitfe beSfelben
Sal^reS eine ©d^menfung in ber pöpftlid^en $olüit
oottjog, feierte er Anfangs 1499 nad^ Stom jurüd;
eS erfolgte eine abermalige Scrföl^ung. S)er $apft
trat am 15. April ber jmifd^cn granfreit^ unb
Sencbig gefd^loffenen Siga bei, unb ^iwaubi erhielt
ben ßarbinalStitel S. Mariae novae fotoie bie
Segationcn oon Perugia, 5:ubertum unb goltgno.
Alejanber moHtc je^ ben 5:ürfengug ernftlü tirS
SSßerf fc^ unb baS 3ubelialör 1500 baju be-
nu^n, um mit §ilfe ber Abla^almofen baS nott-
ttjenbige ®elb äufammen^ubriugen. S)eß]^ ft^dte
er Legaten in alle Sönber jur SJerfünbigung be3
Subelablaff eS unb ©ammlung ber ®elber. "^axä
ging nad^ S)eutfd&lanb, S)änemarf , ©d&meben imb
^45reu^en. SJereitS am 26.Dctober 1500 reiste ei
1801
$erb09te.
1802
Don Stimi ob, mu^e iebo^ an ber ®renge Italiens,
}u 9b)lierebo, (^ mad^tn, ba man in S)eutfd^
kmb bie Serfünbigung beS ^blaffeS nid^t julaffen
mtXÜt, S)te{e fnne unfreitDtQige 3Ku^e benu^ er,
um Xag uno vlaä^t an oEe beutfd^en, fd^loebtfd^en
unb bftnifd^ Surften unb ^räloten ^u f treiben
tmb fie )um ^rieben unter ^ unb gum Ratnp\t
gegen bie Unglöubigen gu emtal^nen. Snblid^ er-
langte er feinen Sitüa^ in S)eutf(I^Ianb, unb nad^
bem am 11. September 1501 bie Sebingtmgen
auf bem Sieid^Stage ju 9{ümberg feftgefe^ maren,
bmnte ber Segat mit ber 93erfünbigung beS ^b-
IdffcA beginnen. 3m gonuar 1502 Derfünbigte er
bcnkiben in ff onftan), bann toor er ber SReil^ nod^
in fyäi, @tra|burg, Sprier (2. SRör)), SRoina
(19. TOftrj), Irier, fföln, 93onn (5. SKoi), granf-
fnrt (14.aRai), Ulm, Strasburg abermals (16. 3(u-
ouft), &tlvS^tn, (Erfurt (29. October), SltseOe,
lRei|en (Anfang Sanuar 1503), Seipaig (2. bis
10. äonuar), Sßittenberg (23. gfebruar), ^mrn-
bitrg, SRagbeburg, äBolfetti^ättel, 93raunfd^loeig,
£fiiiäurg (2. ^rU), Sübedt (12. ^xü), fyim'
httXi, €tabe (21. SRai) unb ^Bremen, SRaina,
aOBui^rg, gfranifurt unb fföln (28. October bis
10. 9tok)emberX9ranIfurt,anain),SBormS,<S))eier,
etraffotrg Oonuar bis ^rü 1504), Safel, Sr-
ticn ; Snbe ^uguft 1504 ging er über ben ®ott"
^bpa^ gurüd nad^ Kom, mo er im Sonfiftorium
»om 15. 3anuar 1505 Serid^t erftattete. ^ad)
intgendffifd^ Slufgeid^ungen fouen bie mate>
ridlen Cprfolge ^aubi'S bei ber erften fiegationS-
leife bebeutetU), bei ber jmeiten geringer gemefen
fein. 3)agegen tt)irb unS ber religibfe 9luff(|tt)ung,
bm ^ßeraubi'S SRifftonSreifen brad^ten, als ein
großartiger gefd^ilbert; feine &fd^ung unb 9tebe
(otten mdd^tige SBirfung. @eine3eitgenoffenfinb
beS SobcS für il^ ooO; befonberS anerfennenS«
toertl^ fprid^ Zritl^iuS Don ü^. %uä) als tl^-
logtfd^ Sd^riftfteSer mar ^eraubi tl^tig; befon-
hocd \A l^orgel^oben {eine @d^rift De dignitaie
mcerdotali super onmes reges terrae. 3um
Soifnt für feine S)ienfte ernannte SuIiuS n. ii^n
f/am Card. SS. Joannis et Pauli , tit. Pam-
machii, unb betraute i!|n mit ber legatio patri-
monii. Sebod^ ftarb $eraubi bereits am 5. Sep«
icmber 1505 }u IBiterbo unb fanb in ber bortigen
9itgufUnerfir(|e feine Kui^ftötte. (93gl. gol^neS
ed^netber, SHe fird^I. u. polit. SBirtfamfeit beS Se-
gaten Shtimunb ^eraubi, IpaOe 1882.) [@rube.]
ycrf^yrr, 3o]^.®obrieI, ber fei, CM.,
SRort^rer m ben d^ine^fd^en 9Ri$fu)nen, mürbe am
6. Sonuar 1802, gu ^ued^, ^fanri SRontgeft^
m ber SHdcefe Sal^orS, geboren. Seine SItem
nnntn einfad^ SauerSlettte. ^erbo^re jeigte t)on
äugenb an einen über jein ^iter l^inauSge^enben
Crnfl unb eine befonbere IBorliebe für religibfe
2>inge, unb auS innerftem iBerufe trat er fd^on
frul^ in baS ffnabenpenjbnat gu SRontauban
ein, um Ad^ cmf ben geiftüd^en @tanb tooi^u-
territen. 9iad^bem er ju ^ntauban feine @tu-
bicn in brei 3a^ren üollenbet unb }ule|t fogar
eine 3«ittong einen ßel^ üertreten l^atte, trat er
im 2)ecember 1818 in bie Kongregation berSRif-
gon (Sanften; f. ob. VII, 1562 ff.) ein. 5Had^
iBeenbigung feines 9lot)iciateS mürbe er @tubien
l^ber nad^ $ariS gefd^idt, mo er 1823 )um @ub-
biacon gemeil^ mürbe ; enblid^, nad^ einer mej^r-
iöl^gen Zl^tigfeit im SoIIeg ^u üßontbibier,
empfmg er im September 1825 bie ^riefter«
meil^. SHe näd^ften ^mei ^äf^tt mar er als Selber
im ^riefterfeminar ^u @t-Slour tl^g, bann alS
geifüid^ Seiter berfelben Snftatt unb feit 1832
als ffiirector beS „3miern ©eminarS" (9loüi-
ciateS) für bie jungen SRiffmnare feines OrbenS.
Snblid^, nad&bem feine fd^mad^e ®efunbl^ lange
ein ^inbemil gebilbet, erl^ielt er bie Je^füd^ttg
erbetene Srlaubni^, in bie d^ineftfc^e SJlifflon p
ge)^. %m 21. SRörg 1835 erfolgte bie ^Ibreife
Don ^aore auS, am 29. Suguft langte er in SRacao
an unb blieb ^unöd^ft in biefer @tabt, um M mit
ber @prad^ unb ben ®ebröud^en beS SanoeS be-
fannt gu mad^ gm 3uli 1836 traf er in ^o-
3lcai, bem il^ gugemiefenen SRiffmnSgebiete, ein
unb begann bort ein mül^feligeS, nod^ burd^ frei«
miQige Su^übungen erfd^merteS fieben. Slad^oem
er faji gmei ^afyct mit reid^em (Erfolge gemidt,
mürbe er na^ ^u-^e gefanbt unb fu^ bort mit
gleid^em Sifer gu mirfen fori 93alb aber foUte
feine SBir^amfeit burd^ bie SRart^rerfrone belol^
merben. Sine innere Xroftlofigleit t)on mel^reren
aßonaten, bie aud^ feine @efunbl^t auf^S @d^merfte
^ntgriff, ging feinem ftreugmeg t)oran; bann er-
folgte eine munberbare Xröfhutg oon Seiten beS
ge^ugigten ^eilanbeS, bie aQe jhaftloftgfeit t)on
^erbo^re l^nmegnal^. 9lm 15. September 1839
mürbe er mit brei anberen HRifftonaren oon d^ine-
ftfc^en Solbaten überfaEen; feine @efö]^rten ent«
flol^en, unb aud^ er fanb ein Serfted im Sßalbe.
Mein ein SubaS unter feinen Schülern k)errietl^
il^ ^erboQre mürbe ongetlagt auf ®runb eines
®efe^ t)om 3al^ 1794, meld^eS ber ffaifer toon
Sl^ina 1839 l^atte erneuern laffen; allen S^riften,
meld^ Suropöer mören, mar barin bie £obeS-
ftrafe angebrol^t. ^m 17. September mm*be ^»
bo^re nad^ ber Stabt iht-Xfd^ing4{ien gebrad^
unb bann unter fortmöl^enben ^i|]^nblungen
oon einem Stid^terftul^Ie ^m anbem gefd^Ieppt.
Snblid^ fd^idte man il^ nod^ U-£fc^ang-3fu, ber
^uptftobt ber $rot)ing ^-$e, mo er bä Snb-
urtl^ü empfangen foSte. Sßieberum mu^te er
längere 3eit unter fd^redKid^en Dualen im @eföng-
ni| fd^mad^ten, bis er im Januar 1840 t)or ben
burd^ feine @raufamfeit berüd^tigten IBicelönig
gefül^rt mürbe. 9{ad^ grä|Iic^en IDtartem, über
meld^ fid^ felbft Reiben entfetten, mürbe er fd^tie|-
lid^ )um Xobe burd^ grbroffelung Derurtl^ilt.
aflein erftam 11. September 1840 traf bieSSeftäti-
gung beS Urtl^S auS $eüng ein, morauf nod^
am felben Zage bie ^inrid^tung erfolgte. S)er Seid^-
nam trug munberbarermeife lein 3^d^«» ^ «-
littcnen SobeSart, fonbem bie ®efidj[tsfarbe mar
frifd^ unb rofig, unb an ben gefc^meibigen @Iie«
1803
^eregrinuS Proteus.
1804
bem jctgte fid^ feine ©pur tnel^r t)on ben er«
ftttcnen TOartcm. S)iefe§ SBimber unb ein ftrol^
(enbeS ftreuj über [einem ©robe bett)irften bie S5e«
fel^ng öieler Reiben, ©c^on am 9. 3uft 1843
rourbe ber ©cligfpreci^unöSproje^ iperbo^re'S be-
gonnen; na<^ längerer, burd^ bie ungünftigen S^it«
öerl^Itnifle l^rbeigefül^rter Unterbred^ung tourbe
berfelbe 1880 toieber aufgenommen unb ^erbo^re
enblid^ am 1 1 . 9lot)ember 1 889 öon ^ft Seo XUI.
feierlid^ feiig gejprod^en. 3tnfoIge neuer feitbem
gefd^el^ener SBBunber unb ber junel^menben SSer«
el^rung ift aud^ ber ganonifationSprojel bereits
eingeleitet. S)er Seib beS Seligen rul^t feit 1860
im aRutter^auS ber ÜJHffwn gu ^ri8. (Sgl.
Acta S. Sedis XXH [1889—1890], 405 sqq. ;
[Stottenmerf ,] fieben u. TOartertob beS fei. 3. ®.
^erbopre, »egenSburg 1889, 2. Slufl. 1890;
[ßinjer] Sl^eoL-praft. Duartalfd^r. 1891, 321 ff.
u, 594 ff.) [91. 3oj C. M.]
?eregtiittt$ ]^of etts, c^nift^er ^l^ilo-
f 0 p 1^ , mar öiellei^t eine Seitlang gl^rift. 9iö]^ere8
über il^ ift nur befannt burd^ bie ©d^rift fiucianS
öon ©amofata De morte Peregrini, in ber über
{fjm g^olgenbe§ berid^tet mirb. 9lu3 Marion am
^OeSpont ftammenb, l^e biefeS „^rad^tgebilbe
ber 5Ratur", nad^bem eS bie SKanneSjal^re erreid^t,
in 9lrmenien einen Sl^ebrud^ begangen, bann einen
ftnaben öerfül^ unb nad^ einiger Seit, um fein
Vermögen ju erl^ten, feinen SSater erbroffelt. 9118
bie Untaten ruchbar gemorben, l^be $roteu§ ftd^
f elbft jur Verbannung üerurtl^eilt unb fei in öerf d^ie-
oenen Säubern uml^ergefd^meift. 3n ^alöftina l^abe
er 93e!anntfd^aft mit ben S!)riften gemad(|t ; er fei
ju il^nen übergetreten unb ein angefcl^encr ßcl^rer
unter il^nen gemorben. 9ll§ er bc^l^alb in'§ ®e-
fängni^ gefommen fei, !)ätten bie S!)riftcn 9Ulc3
aufgeboten, um il^m bie greil^cit mieber ju oer«
fd^affen, unb ba bic^ öergeblid^ gemefcn, litten fie
nid^t bloß reid^Iid^ für feinen Untcrl^alt geforgt,
fonbern il^m aud^ öiel ©elb gegeben, ©elbft au§
ben ©tobten 9lfien8 feien 9lbgeorbncte öon ben
©cmcinben gefommen, um il^m ju l^elfen unb il^n
gu tröften. ^l§ er bann burd) ben ©tattl^Itcr öon
©prien, einen greunb ber ^l^ilofopl^ie, entlaffen
morben, fei er in bie §eimat jurücfgefel^rt, unb
ba fein SSerbred^en nod^ unöergeffen gemcfen, l^abe
er, um bie gegen il^n erregte ©timmung ju be-
fd^mid^tigcn, fein Vermögen (15 3:alente) feiner
featerftabt öermad^t. ®ann aber fei er, unb jmar
in Vart unb %xad)i cine§ c^nifd^en ^l^ilofopl^en,
bie er öor einiger Seit angelegt, jum jmeiten SWale
ausgesogen. S)ie gl^riften |ätten i^n aud^ je^t
nod^ unterftü^t. 9113 er aber einmal eine bei il^nen
öcrbotene ©peife genoffen, l^abe er eS mit il^nen
öcrborben, unb bie Diot)^, in meldte er nun ge«
ratl^en fei, l^abe xfyx öeranlafjt, eine ©d^rift bei bem
ßaifcr einjureid^en, um feine ©d)enfung öon feiner
Saterftabt mieber jurürfguerl^alten. ®a il^m oiefeS
ntd^t gelungen, fei er nad^ 9legt)pten gereist, um
ftd^ gum 9lScetcn auSjubilben, unb bann mciter
nad^ 3talien gegangen. SBBegen feiner ©d^mäl^ungen
auf ben ftaifer ouS ber ^auptfktbt oudgcuncim,
1^ er jftd^ nad^ @ried^enkmb getoenbd unb bott
feine Söfterreben fortgefe^. 2)a fein %ife^ dba
aSmälig gefd^munben, l^abe er, um fid^ mieber 6e>
rül^t )u mod^en, befd^loffen, fU^ felbft ben Sob
ju geben, unb 1^, nad^bem er fein Sor^oben M
ben ol9m))ifd^en ©fielen für bie nad^fbe gleter an-
gefünbigt, bei biefer mirflid^ ben ©d^eto^oufni
beftiegen. — So berid^tet Sudan, bar ber Im«
göbie felbft ongemol^t l^aben miO. 3)er S&ml be$
^eregrinuS Proteus nmrbe erretd^. ©ein iob,
ber nad^ ber Sl^onU beS SufebiuS im 3. 165
erfolgte, erregte baS grö^e 9luffe]^ 3)ie Srte»
ftabt eierte ben berül^mten Snttbürger mit eim
Vilbfäule, unb biefe ©tatue galt, mie Stl^enogomg
(Legat, c. 26) mittl^ilt, al3 orotelfpottoib. 2^
auffaUenbe Xob beS ^eregrinu^ fyü au^ ben a&>
geful^en 3^9^ nod^ vettere , nomentlid^ ier*
tuEian (Ad mart. c. 4), tmb fo ift an biefer S^Qt*
äd^e nid^t ^u ^meifeln, nod^ nieniger an ber ^*
im^ beS SRanneS, beff en aud^ Nation (Orat adr.
jrraec. c. 25) bereits gebet^. S)agegen ip e§
fraglid^, inmiemeit bie übrigen Slättl^etlimgen äi« j
cianS auf äBal^rl^eit Utuf^m, 3)aS Süb, loel^el '
berfelbe entmirft, ift fid^tlid^, toenn eS au^ene
l^iftorifd^e Unterlage 1^^ eine &xricatur, nnb boi i
öon il^ nid^t menig in 9lb}ug ju bringen ift, ti>
l^eUt bei aufmerffamer 93etra(i^tinig nid^ bh>| m
ber Sr^äl^lung felbft, fonbern eS g^ au^l au§ ba
Urtl^il beS %uluS (MiuS l^or, ber (Noetts
Atticae 12, 11) fßeregrinud tiatn em^ unb
d^arafterfeften 9Kann nennt. S)ie ©d^rtft fticiaiB
htxixfyct fxc^ mel^rfad^ mit ben 93riefen beS ^L Sp^*
tiuS (ögl. Funk , Patres apost. I , p. I sq.).
Unter biefen Umftänben mag man inSbefonbcre
fragen, ob baS gl^riftentl^um beS ^eregriraiS, m
bem fonft niemanb berid^tct, unb namentli^ bit
angefel^ene ©tellung bei ben ©Triften nid^t mii
eine Sutl^at beS fpötHfd^en SR^torS ifL greüid)
mirb man anbcrerfeitS über ben 3ö>eifei ititfet
l^inauSfommen. 3^benfattS ift über baS 6|rijicn«
tl^um beS ^MnneS nid^tS meiter befamtt, ol§ tctt§
Sucian barüber melbet. SJölter meinte jnxir ip«
erft in ber Theologisch Tijdschrift 1887, 272
tot 320, bann in ber ©d^rift 3)ie SgnatiamfAra
©riefe auf i^ren Urfprung unterfud^t, iübingoi
1892) bie SgnatiuSfrage burdft bie ^^pot^^ low
JU fönnen, bafe bie fed^S fleinafuxtifc^ Säriefe be
|l. 3gnatiuS urfprünglid^ ^eregrinuS angel^örtoi;
berfelbe l^be pe gcfd^rieben, al§ er in ber freüid»
öcrgeblid^en §opung, bort baS ÜRartprumi ju
erlangen, nad^ 9lom gebogen fei, unb ba fte luidi
feiner 9luSfto^ung auS ber ftird^e irnb feinem Uebn»
tritt jum ß^ni^muS il^re 9lngie]^uugSfraft, ifttcR
S5ßert| unb il^re ©eltung öerlorcn l^&en, fo ^e
ein Unbefannter bie ©riefe, um fie mieber 31111
ßeben ju ermecfen, in ben ftebenjiger Sauren bes
2. 3a]^rl^unberiS unter bem 9iamen bcS bcrübmten
^art^rerS öon 9lntiod^ien in Umlauf gefegt unb
als eine 9lrt l^iftorifd^er Anleitung in bie «rirf«
fammlung feinerfeits ben SRömerbrief bdgegdwL
1805
$ereira.
1806
atid^tig \% ba| Sudan, tt)ie bereite bemerlt tpitrbe,
ftamtni^ ber 2lgnatiu§(nefe \)tttää^, unb ebenfo
erfS^ man burd^ ij^n (L c. c. 11) , ba^ ^e«
mimiS in Jetner cj^riftlt^en ^ßeriobe bie (d^rift«
liifyxi) Süqer erläutert unb oud^ felbft t)tele ^üd^er
m^lt 1^. äBie aber auf @nmb biefer ÜRo-
mente iene 93rie|e ^egrinuS foUten ^uerlannt
toerben fönnen, tft ntd^t ein^ufel^ 2)te ^9po-
t!^ leibd an fo üielen ®ebred^en, ba^ l^ier t)on
einer SBiberlegung ob^ufel^ tft (t)gl. ben %±
SgnotfaiS VI, 588 f.). (SSgl nod^ 3. fSttmß,
£ucion unb bie S^nüer. SOltt einer Ueberfe|ung
ber Sd^rift Sudans über bag SebenSenbe bed $ere«
grmuS, SSerlin 1879; J. M. Cotterill, Pere-
srinuB Proteus, Edinburgh 1879 Qftugnet bie
ie^t^dt ber @d^ft Sudand in ^Qperfntifd^er
SBdfe].) [t). 5unf.]
JfnAtabt^x%utxxtho, Slntonio, ein
f)iAter apoftaftrter Oratorianer unb gefügiger $of-
caitonift unter ^ombalS SJUniftenum, mar am
14. gfebruar 1725 ^u ^Rai^ao im Gebiete Don
Z^omar geboren unb mad^te feine erften Stubien
im SefuitencoIIeg gu IBiUa SSi^ofa. S)a er in ber
SRuftI fld^ befonbere gf^d^dt ermorben l^tte,
erhielt er im ftlofter jum l^eUigen ftreuj in &oim-
bra bie ©teile eines Organiften, gab bief elbe j[ebod^
Idb auf, um ftd^ ^u Siffabon int Oratorium
fom l^igen ®dft bem Orbendftanbe ^u mibmen.
@d^on im 93erlaufe fdner ))]^Uofo))]^ifd^-t!|eoIogi-
f Aen Stubien t)eröffentUd^te er mel^rere arbeiten
wer bie ÜRetl^obe, Satdn ^u lernen, imb über
l^ottugieftf^e Siteratur. %l% ^ombal gur l^err«
fc^aft gelangte, trat $ereira, ber injn)ifd^en nad^
etnanber @rammatif , Stl^etonf unb Xl^eologie Dor*
^tragen l^tte, nad^ furger S^it in bie S)ienfte beS
SRmifterd al8 IBorfömpfer gegen bie Sefuiten unb
olfi gefd^meibiger ^oftl^eologe in ben fdt 1760
}imfd^ ber ihone uttb bem apoftolifd^en @tu]^Ie
oudgebrod^enen SBirren. ^nfonglid^ ftanb er aller-
bingS nod^ auf @dten be§ ^fteS, balb aber t)er-
tl^igte er bie fd^idmatifd^en Xenben^en $ombaI§,
lämltd^ bie unbebingte Oberl^ol^eit ber loeltlid^en
SRac^t über fird^lid^e ^erfonen unb ®üter (ügl.
b. Art ?ßombaI). ®er portugieftfd^e §of ernannte
^ßereira 1 768 )um 9)litglieb ber neu ernd^teten
oberflen löniglid^en Senfurbel^örbe (Real Mesa
Ceoisoria) unb im folgenben Saläre fogar ^um
Slat^ beS auSmörtigen SlmteS unb bed ffnegS-
minifleriumS. 3n biefer ©tcttung l^ielt fid^ $e»
reira toon feinen OrbenSpflid^ten für entbimben unb
Uqltt 1769 bad OrbenSfleib ab ; 1772 loar er im
9tbti{terium für öffentlid^en Unternd^t tl^ötig unb
tDuxbe fürs barauf SJUtglieb ber ))ortugtefifd^en Wa-
bemie ber SBiffenf duften, 1792 fogar S)ecan biefer
ft&rt)erfd^aft. ^n ferDilen @d^mdd^eleien gegen
ben ftönig unb beff en 9Jhnifter Hc| eS ber Cjora-
torioner nid^t fehlen. Unter Ruberem oerglid^ er
in einer befonbem ©d^nft „Sofepl^, ben gro|-
nütl^gen ffönig t)on Portugal", mit bem ffaifer
SuQuftuS, unb 1775 Derfa^te er „9Bünfd^eunb
<Bcoete ber )>ortugieftf d^en Station }um ©d^u^gel
beS SRarquiS IßombaC. 9lad^ bem ©turje bed
aSmäd^tigen ÜRinifterd fiel ^rdra, ber fid^ nun-
mehr S^igueirebo nannte, ber Skrgeffenl^t an^dm.
Sr ftarb infolge dned @d(|lagfluffe§ am 14. Siu-
guft 1797, nad^bem er einige Xage ^uoor auf fein
auSbrüdlid^ed SBerlangen l^in baS OrbenSfleib ber
Oratorianer loieber empfangen l^tte. — ^ereira
gel^brt ju ben frud^tbarften ©d^nftfteOem Portu-
gals. Sbie ©efammtgal^ feiner ©^nften belöuft
fid^ auf 169 äBerle, t)on toeld^en 68 gebrudtt,
t)iele mieberl^It erf d^ienen unb in frembe ©prad^en
überfe^t finb (f. Franc, da Silva, Diccionario
bibliographico portuguez, Lisboa 1858 egg.,
8. T. Pereira). Slbgefe)^ t)on ben mufifali«
fd^en, ard^öologifd^en, pl^ilologifc^en unb ^ifto-
nfd^en Slrbdten fiiü) mel^rere feiner ©d^riften für
bie ^rd^engefd^d^te jener 3dt Don 93ebeutung.
S)aS befanntefte Sßer! ^ereira'S ift bie Ten-
tatiya theologica (Lisboa 1766 tt. öfter), in
portugiefifd^er ©prad^e abgefaßt, in meld^er ber
SetodS üerfud^t toirb, ba^ im ^a&t ber Un>
möglid^feü eineS SlecurfeS nad^ SRom bie dn^el-
rm Sifc^öfe baS 9ted^t l^ötten, t)on aUen bffent-
lid^en Sl^e^inbeminen gu biSpenfiren fotoie oon
allenpöpftlic^en9tefert)atfönen loSjufpred^en. S)em
$apft geftebt ^dra nur einen S^renpnmat,
eine sollicitudo super ecclesias, ein Ober-
auffid^tSred^t über bie Sin^dürd^en ju; bie jhrdj^e
felbft ift ii^m tmr eine anftotratifd^e Stepublü,
in toeld^er ber l(ktpft ber orfte ^röfibent ber
iBifc^öfe ift. S)iefe l^ingegen l^ben einzeln für
ftd^, o^ne ju einem &)ncU fid^ t)erdnigt ^u baben,
in ©ad^en beS ®laubenS unb ber S)iS€ipIin ent-
fc^eü)enbe ©timme, femer bie Sefugni^, püpft-
lid^e erlaffe ju prüfen unb, menn fte ben gefe|-
mäßigen mtDofyxf^\itn, [Redeten unb f$frd$eiten
i^rer ©prengel gutoiberlaufen, auger ftrajt }u
fe^ S)a baS 93ud^ auf $ombalS ®zf^ii ge-
fdgirieben loar, barf eS nid^t SBunber nehmen, ba^
bie Kreaturen beS SRinifterS ber IBerbreitung beS-
felben ftd^ annal^men, mie benn felbft Oualifi-
catoren beS l^iligen OffidumS im ©inne unb
©eifte IßombalS biefeS fd^iSmatifd^e äBer! em-
pfa!|Ien (Dgl. Pelayo, Historia de los Hetero-
doxos espanoles III, Madrid 1881, 117).
3loä) im 3. 1766 erfd^ien eine ftarfe jnmte Aus-
gabe, unb ba§ SBerf nmrbe in faft alle ©prad^en
beS gebilbeten Suropa^S überfe^i S)ie portugie*
ftfd^en Sifd^öfe gaben tl^tföd^Iid^ jial^relang ol^ne
SRecurS na^ SRom propria auctoritate Sb^biS-
penfen Dom jtodten unb britten ®rabe ber 93IutS-
oertoanbtfd^c^. Sßiberfpruc^ fanb ^ereira'S Xb^<>*
de in ©panien burd^ ben SRinoriten ©alinbo, in
Italien burd^ ben 3efuiten 3^ccana unb ben
£^eatiner Sortl^. Sarrara. — pereira DoIIenbete
fein rabicaleS Spifcopalf^ftem burd^ bie Demon-
8tra9aö theologica, canonica e historica do
direito dos Metropolitanos de Portugal para
confirmarem, e mandarem sagrar os Bispos
suffi*aganeos nomeados por sua Magestade
etc., Lisboa 1769. 2)amad^ langen bie©uffra-
1807
^ercmtorif^e (Einreben — $ercj.
1806
Qcmbifd^Bfe nur t)on bem ÜJletropoIiten ab, ber fte
mä^ altem [Redete ju bejlötigen l^t. S)er ÜRetro-
)>oIit felbft tpirb t)on ber ^roüinaialf^nobe ein*
gefe|t. 2)a3 SRed^t nner Seftötigung Rotten M
bie ^iäpfte burd^ bie neuen [Regeln ber )>ö))ftU4en
ff anglet angemaßt, allein nur burd^ bie Zoleranj ber
Stfd^öf e unb bie !Rad^ftd^t ber ftönige fei biefe $ra-
^§ 5ur (Seltung gefommen ; bal^ fönnten ffönig
unb Sifd^öfe im ^Ue t)on Un}utrögltc^f eiten lie-
ber auf bie urfprünglic^e S)i8ci))Itn ^urudge)^.
S)urd^ baS gan^e 9ud^ prebigt $ereira bie ab«
folute Oberl^ol^t be§ @taated über geifllid^e $er«
fönen unb fird^lid^e ®äter. %ai SmennungSred^t
ber SBifd^öfe ift i^m mit ber ffrone ^ortugalS un-
gertrcnnlid^ öerfnüpft. — ^ereira lieferte aud^ bie
erfte )>ortugieftfc^e Ueberfe^ung ber gangen l^i«
ligen ©d^rift (f. b. «rt. SBibelüberfeJungen n,
744 f.). ©ie ift nad^ bem SRufier ber janfenifti-
fd^en Sibelüberfe^ung t)on SDtonS gearbeitet unb
mit Einleitungen unb Slnmerfungen auSgeftattet.
(Sgl. b. Sit. im «ri ipombal.) [@. gett S. J.]
Iferetiiforifd^^ fimrefefit, f. dinreben. $e*
remtorifd^e gtiften, f. öfripen, $erem-
torifc^e Sabung, f. ^roge^üerfal^ren, cano*
nifd^cg.
^ntüus (ipere^ra), SBenebict, S. J., ein
üielfeitiger, befonberg ol§ Sieget gefd^ö^ter Xl^eo-
loge, ftammte auS IBalencia, lebte abermeiftenSgu
Stom unb ftarb bafelbjt im Sllter t)on 75 gal^ren am
6. SRörg 1610. 9)on feinen SOBerfen (f. de Backer,
BiblioiJi^que, n. ^d. par Sommervogel, VI,
499 88.) finb mand^e, befonberS ))]^ilofo)>]^ifd^e
unb bogmatifd^e, 9Konufcn})t geblieben; al8 gc«
brucftc ejegetifd^e ©d^riften feien ermäl^nt Com-
mentariorum in Danielem prophetam LL.
XVI, Rom. 1587 u. fonft öfter; Commentario-
rum et disputationum in Genesim tom. IV,
Rom. 1591—1599, u. fonft; Selectarum dis-
putationum in Sacram Scripturam tom. I — II,
Ingolstadii 1601—1603; tom. I— V, Lugd.
1602 sqq. u. fonft. 3u tobein ift an einzelnen
biefcr SÖßcrfc nur, ba^ ncbenl^er öiele bogmotifd^e
unb moralifd^e fragen erörtert werben, bie mit
ber ßjegefe nid)t in Swfommenl^ang ftel^en. —
5flid&t gu öertoed^feln ift mit il^m fein SSerwanbter
Senebict $ercrtu8 S. J. auS ^ortugol, ber
gu göora unb Siffobon leierte unb 1681 ftarb. Cr
»erfaßte mcl^rere SBerfe morolifd^en unb fird^en-
red^tlid^en Snl^altcS. (Sgl. Hurter, Nomencl.
lit. I, 2. ed., Oenip. 1892, 182 sq. ; II [1893],
588 sq.) [^. gffer.]
Iferefii, 9lame einer DormolS angefel^enen,
fpäter aber öerarmtcn Q-amilie, toeld^e burd^ Q-elice
^eretti, ber al§ ©ijtu§ V. (f. b. 3lrt.) ben pöpft-
Itd^en ©tul^l beftieg, gu neuem Anfeilen gelangte,
©einen Sfamiliennamen öerliel^ ©ijtuS V. ben
ö^nfeln feiner ©d^wefter 6amtl(a, öon tt)eld^en ber
eine, ^llcjanber ^eretti SJamaSceni,
fd)on im 5lltcr öon 14 ober 15 Salären ßarbinal
unb tt)ie frül^er fein ©rofeonfel garbinal bi SWon-
talto genannt tourbe. ®er $apft gemattete il^m
befonbem Sntl^ an ber Itrci^Hd^ SkdDobng
unb üerlie^ il^m 1589 baS 9int beS Sicebn§laS
ber l^eiligen JKrd^e foioie reid^e Senepden, ^
iebo(| unn)ürbigem 9}e))ottdmufi ju tm!\am.
^Ue^anber mad^e äbrigenS t>on feiner ©tdlnig
ben beften @ebraud^ ; neben feiner tiefen %ü»
migfeit loirb il^m befonberS eine imeci^JS^ki^
SRilbtl^ötigfeitnad^erül^mt, tton toeU^ rül^iibe
99eif)>iele ergdl^lt »erben. @o foimte fein froher
Xob in allen*j{laffen ber Setölferung, fogar bei
ben äuben, gro^ £rauer ^erDorrufen. (h ^
nömlid^ fd^on 1623, ettt>a 58 dolore oü, an eiaer
Shcaitfjdt, bie man als gf^lge beS öfteni mom»
ftd^tigen ®enuffe§ eiSfalter Bpti\m unb Qetxäide
anfal^. jhtrj Dorl^er mar er gum 99ijd^ rm
%VbQm ernannt n)orben. @eine Sei^ nmrbe nf
bem S8quilinu8 in ber Stoptät S\ibJ&' V. k>
graben, nad^bem il^m in ixrfd^iebenen Aii^en
Seid^enreben gelten werben maren. (SSgL Eggi,
Purpura doctal. 5, Monachii 1714, 106 sqq.;
Moroni, Diz. LH, 90 sgg.) [9L gffer.]
? ere} ift ein in @)xmien meit k>erbreüeter Sbnne,
als beffen ertt^äl^nenSmert]^ 3:niger 9H€olaiiS In-
toniuS in feiner Bibliotheca hispana doyb, bie
nur einen 3^aum toon 184 Sol^fren umfaßt, no^
loenigerald88auf^lt. gfolgenbeberfelben mögen
l^ier nami^ gemad^ merben.
1. $ere}, Slnton, 0. S. B., $nife§ ber
Kongregation ber Senebictiner in ©fxmien, tmr
Sifd^of juerft t)on Urgel, bann Don Seriba, unb
ftarb als Si^bifd^of t>on Slarrogona am 1. 9Nm
1637. er Derfa^e aur SSert^ibigung beS fat^-
fd^en ©loubenS mel^rere red^t grünblic^e SBerfe, loie
Authentica fides quatuor evangelistammcon-
troversiis catholicis discussa et agitata ad-
yersus omnes haereticos, ethnicos, pbüo-
sophos , Lugdun. 1626 ; Authentica fides
Matthaei etc., Barcinone 1632 ; Authentica
fides apostolorum et epistolae ad Romanos.
Lugd. 1626; Authentica fides Pauli super
1. et 2. ep. ad Corinthios etc., Barcmone
1632 ; Pentateuchus fidel U. 5 : de Ecclesia,
de Concilüs, de Scriptura s. ; de Traditionibos
sacris, de Romano pontifice, Matriti 1620 ;
Laurea Salmantina sive certamina scholl-
stica (10) et totidem interjecta expositivi,
ac relecäo de cruce Christi pro acquirenda
laurea salmantinae academiae sive magisterii
gradu etpileo ejusinsigni, Salmanticae 1604^
2 tom. — SSerf^ieben Don il^m i^
2. ^eres, ^IntoniuS, S. J,, geb. 1599
ju $uente be la S^e^na in ber S)i5cefe ^ampelona,
^rofeffor ber Xl^ologie ^u @alanumca wü) äfom,
ben ber befonnte garbinol ^ßoUoDicino )u brn
fubtilften Sl^eologen fetner 3«it red^net. 3Raaäft
nannten il^n aud^ theologiun mirabilem; no^
©d^eben (^nbb. ber fatl^. 3)ogmatif I, greiburg
1873, 452) war er „toegen feiner erpnberiW«
unb iebenfaUS überfd^mönglid^en ©ubtilitot Be-
rühmt", gr ftarb ben 27. gebruar 1649. SN
il^m l^en toir De Deo trino et uno, Rom. 1648.
1809
iperfcctionijlcn.
1810
Km^ feinem Xobe erf^^en : Inl.p.d.Thomae
trmotatus quinque, ib. 1656; De jusiitia et
iore, de restdtatione et poenitentia, ib. 1669 ;
In 2. et 8. p. tractatus sex, Lugdun. 1669
(nömlicl^ über bte @ünbe, bie Sted^tfertigung, bte
odueDe ®nabe, bte tl^Iogift^ Xugenben, bie
SDleiifd^toetbung unb aber bte Ißor^äge e!|rtfti).
3. ^erej, ©ominicuS, 0. Praed., jierte
in ber erften Ipdlfte bed 18. Sa^r^nbertd 15 Solare
l^tnbitrd^ bie erfte tl^Iogifd^ fiel^rbm^el ju Sdcolo.
£r \dfc\tb De scientia Dei tum necessaria tum
libera juxta d. Thomae mentem , Matriti 1 747 ;
De fide, ib. 1744 ; De ineffabili incarnatioms
mysterio, ib. 1732.
4. $ere}, ^teron^muS, 0. B. Mariae
V. de Mero.y loirb alS fubtUer SluSIeger beS
^L Zl^maS gerul^ntt, tDie ba3 oud^ feine Com-
mentaria in 1. et 1, 2. p. Summae S. Thomae,
Matriti 1548, 2 tom., bezeugen.
5. $erej be^9alQ,9RQrtin,(ebeutettber
ZMoQe Spaniens um bie SRitte be§ 16. gol^r-
l^unbcctd, mürbe geboren 1504 ^u Riefte in ber
S)iötefe Sortagena. 3u Xolebo leierte er ^l^ilo-
\opffit, }u @ranaba Xl^eologie. Sr mo^nte bem
SBormfer Kolloquium unb bretmol bem tribentini-
Men Soncil bei. Rad V. ernannte il^n 1548 gum
SKfd^f t)on ©uobijr, 1560 }um 99ifd^of t)on @e«
0ODia unb 1564 jum St^bifd^of t)on 93alencia,
hod^ ftarb er fd^on nad^ 2 gal^ (5. 3(ug. 1566).
(Er bel^onbelte ein bi§ bol^in meniger brarbeiteteS
Zl^ema : De divinis, apostolicis atque ecclesi-
astiois traditionibuB , de auctoritate ac vi
eamm sacrosancta assertiones seu LL. X,
Cfolon. 1549. Seine übrigen @d^riften ftnb tl^ild
^fopbifd^en tl^üS !ated^tif(^ Sn^eS. —
9on il^ ift ju unterfd^iben
6. ^erej be Unanoa, SKartin, S. J.,
Scl^ ber ^l^Iofopl^ie unb X^Iogie )u iBoIencia
unb Barcelona. Sr ftarb am 4. aRörg 1660
unb l^interliel De Deo ut trino seu de mira-
bili Ss. Triados mysterio opus theologicmn
20 disp. di Visum, Lugdun. 1639 ; De mirabili
divini Verbi incamatione opus theologicmn
40 disp. divisimi, ib. 1642 ; De s. matrimonii
sacramento opus morale theologicimi 60 disp.
divisum, ib. 1646 ; De virtute et sacramento
poenitentiae opus theologicmn, scholasticmn
et morale 57 disp. divisum, ib. 1654.
7. ^ereg, @ebaftian, Sifc^of t)on Odma
(1583--1593),fd^riebDesen8ibuss.Scripturae,
Bnrgis 1587; De sacramentis in genere, de
baptismo, confirmatione, eucharistiae sacra-
mento et sacrificio, canonis missae expli-
catione commentaria et disputationes ana-
lyticae in qq. 3. p. S. Thomae a 60 — 73, ib.
1 588. (93gl. Nie. Antonius, Bibliothecahispana
nova letll, Matriti 1783—1788; Hurter,
Nonienclator lit. I et II, 2. ed., Oenip. 1892
et 1893, 8. V. Perez.) [t^urter S. J.]
Jfttftiü^nifltn mar urfprünglid^ ber 3lamt
einer freireligiöfen ©ecte jur S^\ ber englifd^
9ie)mblü , meld^ bie ßrreid^rfeit eined Sufhinbe«
fünbelofer ISoOIommenl^t für bie (Slöubigen be-
IM^ete unb, ba „für bie ^igen fein ®efe|\
antinomiftifd^ @nmbfa^ ben 2Beg erntete
(Thomas Edwards, Gangraena Haeresium,
London 1646). SBermanbte Slnfd^auungen lebten
mieber auf burd^ 3ol^ ^mp^t^ 9lo9eS (geb. am
6. @e))t. 1811 }u 99rattIeborDug^ [SBermont]), ber
anfangs Surift, bann Xl^Ioge }u Slnboüer unb
^ale mar, 1833 )um $rebiger orbinirt mürbe
unb ftd^ t)er]^eh:atete. infolge einer „}meiten 93e-
lel^g" (1834) befannte er fid^ gum „^erfectio-
niSmud", beffen ^nfd^uungen er in periobifd^en
blättern unb ^al^Ireid^ fel^ftönbigen äBerlen p
verbreiten fuc^te. Sr fammelte aud^ einen 9lnl^ng
tmter bem 9lamen „^erfectioniften'\ me^l^Ib bie
Sriaubnil ^lun ^rebigen il^ ent^gen mürbe.
99eeinflu|t burd^ bie in SBroo! ^xm bereits pxaU
tifd^ bunlgefül^rten gbeen gfourierS, Derfod^t er auf
®runb htt S3ibel ben tmeingefd^ränften Som-
mtmi§mu8 unb grünbete mit feinem Slnl^ang 1846
in feinem bidl^gen SBol^rt ^utnam (9)ermont)
eine &)lonie na^ biefen ©runbfäj^ ; er mürbe
ebod^ balb megen ber 9lnfto| erre^mben 3u-
tönbe t)on bort t)ertrieben. 3n ber &)unt9 9Rabi-
on (9lem ^orQ l^e er eben mit ber @rünbung
einer ßolonie begonnen ; aud^ rief er feit 1847 mel^
rere anbere (Semeinben in^S Seben, in meld^ ber
SommunidmuS auf S SSoOftönbi^te burd^gefü)^
mürbe bis auf ^aud unb Xifd^, Sßeiber unb ffinber.
S§ l^nbelte ftd^ babei ni(^t um 92ad^l^mung ber
Sl^ftelgemeinbe (9(t)g. 2, 44), fonbem um ^-
beifiil^rung eineS „(Kirabieftft^ 3uftanbeS'' f^on
für biefeS Seben. 9lad^ Sto^eS ift iebod^ ein fold^
SommimidmuS nur bann burd^fül^rbar, menn,
mie bei feinen Slnl^gem, bie übermiegenbe SJlel^r-
^it ber @emeinbegUeber burd^ ©ottDertrautl^ ju
jenem ®rab Don Religion fortgefd^ritten fei, meld^er
bie @elbftfud^t ertöbtet unb bie @ünbe im SJlen-
fd^ tilgt. Unter „©elbftfud^t" aber t)erftanb er
baS ^Bedangen nad^ audfd^Iie|Iid^em 93eft^ unb
auSfd^Iie^Iid^r Siebe. 2^ @ott nal^ er ein )mei-
fad^eS ^rinci)) an, ein männlid^ tmb ein meib-
lid^eS , ba ber ÜRenfc^ „nac^ ®otteS gbenbilb er-
fd^ffen". S)em Xeufel mürbe gro^r Sinflu^ )u-
geftonben. (SonntagSgottedbienft tmb @acramente
gab eS in biefen ©emeinben nid^, bod^ mürbe bie
töglid^ Arbeit mit^nbad^tSübungen begonnen unb
befd^Ioffen. 3n Sßejug auf [ociale unb gefd^ftlid^
@tdlung iDuren SBeiber uno SRönner gleid^geftelU.
Um StomtgSma^regeln t)on Seiten ber ^Regierung
5m)orsu!ommen, mürbe 1879 eine 9lrt t)on (&^
eingeführt, bod^ l^t Sto^eS feine entgegengefe^en
®runbfci|e in ber Sl^orie aufredet bid )u feinem
am 13. mpnl 1886 }u 9liagara ^U (Ontario,
(Sanaba) erfolgten Zobe. S)er @runbbeft| ber
^aut)tnieberlaffung attein belief ftd^ um 1874 auf
meit über 600 SlcreS ; ba§ IBermögen mürbe auf
500 000 S)oaar8 gef^U. S)ie @emeinbe Oneiba
gö^Ite bamatö 238, äBaUingforb ((Sonn.) 45 9Rit-
glieber. @ie befa|en gmei t)5nig mtdgerüftete
1811
^ctöomum — ^crlon.
1812
©ruderetcn mit eigener Seitung (Oneida Circu-
lar), eine ©eibenfakü, eifengie|erei u. f. ». unb
bef ^öfttgten (mä^ öiele Slid^tmitglieber al§ «tbeüer.
Sine !Rei^ t)on !Berfud^ ju neuen ®emeinbe-
grünbungen finb mifeglücft, bod^ 1^ jld^ bie eine
ober anbere golonie, wie Sennoj, länger erl^en.
S)ie bebeutenbfte unb befonntefte t)on allen toar
baS injtoifd^ aufgelöste Dneiba {]. b. Sri, m
baS ^Dotum ber ©rünbung auf 1848 ju berid^tigen
ift), tt)e|]^alb läufig bie „^erfectioniften" wie
überl^upt bie „Sibelcommuniften" fd^Ied^tl^in olS
„Oneiba-®cnieinbc" bejeid^ werben. 68 gibt
iebod^ Sibelcommuniften, toeld^ nid^t ju ben „$er-
fertioniften" gehören (s. 89. bie ©^er§ unb bie
»apj)iten), unb ^^erfectioniftcn" , »eld^e nid^
(Slieber ber ©emehtbe Oneiba maren. (!Bgl Hum-
phrey Noyes, History of American Socialism,
Phüadelphia 1870, 614 ff.; The American
Cyclopaedia , ed. by G. Pipley and Ch. A,
Dana, XII, Lond. 1875, 528 f.; Appleton's
Cyclopaedia of American Biogr. IV, New
York 1888, 543 ; [«ugSburger] 9UIgem. Seitung
1886, 5Rr. 147, 2158.) [O. ^Pf S. J.]
'^ergmimiti (ülp^afjLov), im 9leuen Xeftament
eine ©tabt in ber Üeinafiotif ^en Sonbfd^aft SK^fien,
am (SaicuS, nid^t meit t)on beffen SJUinbung gelegen.
S)er 9lame be^eid^nete urfjprünglid^ nur einen legel-
förmigen ^ügel, ber an oiefer ©teile liegt unb t)on
%[terg l^r ald l^ilige ©tötte betrad^tet »urbe.
S^fimad^uS, einer t)on ^le^anberd S)iabod^, legte
bort bie grofee ©umme öon 9000 3:alenten nieber
unb übertrug bie §ut bcrfelben einem gunud^en
SlamenS ^l^iletäruS. 2)er §üter rechtfertigte in-
be| ba§ auf i!|n gefegte SSertraucn nid^t, fonbem
befielt bie ©umme fiir fid^ unb überlief fie 20 3al^re
fpäter feinem 5Reffen @umene§, einem fleinen ®c-
walt^ber in ber 5Rad^barfd^aft. 6umene§ öererbte
ben Steid^tl^um auf feinen Dleffen 9lttalu3, unb biefer
toaxh mit öilfe beSfelben ber ©tifter eine§ perga-
menifd^en Äönigreid^e^. 6r na!)m feinen 8Sort|ei(
tt)a!|r, inbem er fid^ mit ben SRömem öerbünbete,
unb legte fo ben ®runb ju ber fünftigen ©rö^e be§
attalijd^en §aufe^. ©ein ?lad^foIger 6umene§ 11.
erl^ielt öon ben 3tömem gum 2)an! für geleifteten
Seiftanb ba§ gon^c 3:erritorium, weld^eS ^ntiod^uS
ber ©ro^e nSrblid^ Dom Sauruö befeffen l^otte.
®ie attolifd^e ©^naftie enbete 133 ö. ßl^r. mit
tttttaluS in. , ber bie SRömer burd^ 2:eftoment ju
6rben feine§ SReid^e^ einfette. Unter ben prad^t«
liebcnbcn Äönigen biefe§ ipaufeS war ^ergamum
JU einer ber l^crrlid^ften ©täbte in ^fien aus-
gebaut »orben. ^u^er einer föniglid^cn äteftbenj
toax eS oud^ eine UniöerfitötSftobt unb ba§ Kentrum
bc§ flcinofiatifd^en ^eibentl^umS geworben unb
umfd^Io^ eine iRenge oon 3:em})eln, in meldten un»
jüd^tiger ©ötterbienft getrieben würbe. 5Rad^bem
eS aufgel^ört l^tte, ffönigftabt ju fein, trat feine
göfeenbienftlid^e 53ebeutung um fo mel^r l^erDor,
unb fo erflärt fid^ ber ^u§brudt beS 1^1. Sol^anneS,
bafe bafelbft ber 5:]^on be§ ©atan§ fei (Op. 2,
13); bo8 unjüd^tige ßlemcnt, meld&eS in ftlein-
aften üonoiegenb ben ®5tteäri<tifl begleitde, inslle
in einer foldpen Susudftobt tote ^ßergamum h^
bere 9la]^rung ftnbm, unb f o toixb auä^ boS bf»
treten ber 9lico(aiten bofelbfi begreifli^ (Offb. 2,
15). S>a| ber in ber Spocal^tife (2, 13) gemonk
SRartqrer SIntitKiS Sifd^of Don ^ßecgamum gr^
tt)efen , fd^eint auf blo^ 93etmutl^ung )tt hh
ru^en. [Amilen.]
? erge (n£pp)), im 9teuen Xeflomeiit am a&e
unb bebeutenbe ©tabt in ^ßomp^lvai, am gls^
SeftiuS gelegen unb im Sltertl^um loegen bcS ft^
temiStem|)el§ berül^t, ber in ber mfft ber €(obt
auf einem ^ügel erbaut nnur. $auliid becu^
$erge auf feiner erflen äJUffbnSreife {ttetoud
(^g. 13, 13; 14, 24). 93ä)eiüenbe Stuinen ber
^iaht finben fid^ nod| ie^t einige SReilen um
Slbalia. [ffoulen.]
"^ttl^citttsuni (perhorrescenüa s. recusatio
judicis) bejeid^net im ©treitoerfol^ren bie U>
lel^ung eined üerbad^gen Sitd^terS (f. b. Sil
^roje^öerfal^ren).
^mcapt (irepixotn^, ^bfd^ttt) begeuj^ M
ben beutfd^en Sinologen einen Don ber fin^fi^n
Sluctoritöt audgetoöl^Iten abgegrenzten Sbfd^
ber l^eiligen ©d^rift, ber bei bem öffentlid^ wM'
bienfte üorjutragen ift ^S SBort iß in Mr
fird^Iid^ imb fpecieQ in bie liturgifd^ @ftaift
nid^t übergegangen; biefe fennt nurbieSqei^"
nungenlectio, epistola, evangeliom, prophetii.
S)ie grölen biblifd^en Sefeftude, me^e bes
canonifd^en (SebetSofficium ongel^dren, merbenin
ber 9tegel einfad^l^infiectionen genannt; im (Segoi'
fa^e gu biefen oerfte^t man unter ^ßericopen Dor»
jug^meife biejenigen fiefungen, tnelc^e in bie gein
ber l^eiligen Ifteffe, in einige mit biefer oerbwäeiu
ober i^r nad^gebilbcte liturgifd^e gfunctionen, fr«
mie in einzelne ©egnungen eingegliebert ftnb. Sie
fod^Iid^e grörterung f. in bem 3lrt. fiectwnen 1
unb 2 (oben Vll, 1593 ff.) ; über ben Comes
f. b.^rt. fiectionarium. — ^ericopenfpftem
bejetd^net bie ©efammtl^eit biefer £ectionen, ix
engem ©inne biejenigen, toeld^e ben ©onntogni
unb i^erien bed jhrd^enjal^red gugetniefen 1m^
im Proprium de tempore bed 9Riffal3 ent^'
ten finb ; biefe bilben ein obgefd^IoffeneS (San^t.
»äl^renb bie fiefungen ber ^eüigenfefte unter jte
unb mit bem ^ir^enjal^re nid^t Derbunben fmd.
S)ic Serpflid^tung, bie l^erfömmlid^e Orbnung Iw
liturgifd^en fiefungen bei bem (Sottc^bienfte unw«
önbert bei^ubel^alten, ber fog. ^ericopenjtoang,
mürbe unter ben Protestanten feit bem oorigec
So^rl^unberte öielfod^ befäm|)ft. [Ä. ©d^rob.]
Periodeutae, f. Circuitores.
"^erioii, Soad^im, 0. S. B., geleierter ^uma-
nift, ^rofefforberil^eologie unb ber alten ©prad)en
an ber ^arifer Uniöerfität, geb. 1499, geft. 1559
ober 1561, mar unermüblid^ t^tig, ben @ebrau4
cloffifd^en Satein§ al3 ®ele]ertenf))radee ^u förbrni
gr überfefete gu biefem S^td eine ^n^l Pfl-
triftifd^er ©d^riften au8 bem ©ried^ifd^ in dato«
nionif d^e^ fiatein unb t)erf a^te aud^ ein t^ologift^
1818
^crmaneber — iperrone.
1814
^anbfeu^ unter bem Stiel Topicorum theologi-
eomm 11. ü, Paris. 1549, nur ju bem 3^^/
anbere in ungenielborem Sotein gefd^riebene Sel^r«
hää^ )u üerbröngen. 3n feinen fpöteren ^al^ren
befestigte er ^ä) mü oScetifd^er, l^tföd^Iid^
^(^logifd^ Sd^rtftfteUerei. (!BgI. Ziegelbauer,
HJBt. rei litt III, 848 ; Nouv. Biogr. genör.
XXXIX, 613, unb bie an le^terer ©teSe ongefül^rte
Eltttotur.) (P. ambr. «ienle 0. S. B.)
Tfenumt^j gfranjüRid^ael, l^orragen-
ber htl^Iif d^ JHrd^enred^tdlel^rer, mar ju Xraun-
ftein im 9uguftl794 geboren imbftubirteguSanb^
I^X^^gteunb^urii^pruben}. 3m3. 1818 UKnrb
er in SteoenSburg ^um ^riefter gemeil^ unb fanb
Cid^ Setmenbtmg al§ Sel^ an Derfd^iebenen
anifüft^ Slnftalten; 1834 xowcht er $ro-
feffor ber jhrd^gefd^ic^te unb be§ ^rd^enre^teS
am fiQceum in Sfreifhig; 1847 mürbe er für bie«
felben t^d^er an bie tl^Iogifd^e ^cultöt in 9Jlün-
d^ berufen. Sr ftorb auf ber ^imreife Don ffarlS-
bab am 10. October 1862 ju 9tegen§burg. @ein
^ou)rtU>erI ift boS ^^anbbuc^ be§ gemeingültigen
btl^Iifd^ ^rd^enred^tS mU fieter Shidtfid^t auf
S>eutfd^Ianb^ £anb§]^ut 1846, 4.%ufl., l^uSg.
DonSilbemagl, 1865. C^efin^enred^tlid^SRono*
gropl^e au3 feiner gfeber ift „S)ie fird^Ud^e ^n»
lafl", 2. «ufl., SRünc^en 1856. 3lud^ »ar er
fleißiger ÜJlitarbeiter an ber erften Sluflage be§
ffträ^Ie^onS. @onftigc (Schriften t)on il^m finb :
Bibliothecapatristica, Landish. 1841 — 1842,
2 ToU. (unüollftönbig) unb ^i^^^^ung ber An-
nales almae literarum universitatis Ingol-
Btadii, Monach. 1859. (IBgl. t). Sd^ultc, @e>
fd^id^ b. OueOen u. Sit. be§ canon. Ste^td III, 1,
©tuttg. 1880, 356 f.) [3ed(.]
'^ttpefuOj bie 1^1., f. ^lidtaS unb ^rpetua.
^etxünti, 9licoIau§, ianfeniftifd^er Zl^ologe
Si ^ßoriS, gel^örte ^u ben S)octoren, meiere mit
maulb (f. b. «rt. 1, 1406) im 3. 1656 öon ber
@orbonne auggefdbloffen mürben. Sr mar geboren
um 1611 unb parb 1661 ju $ari8. 9ln bem janfe-
niftifd^ Streite bctl^tligte er fid^ burd^ mcl^rere
aSrie'fe gegen bie Unterzeichnung bcS öon 9lle-
sanber VÜ. Dorgefd^riebenen gormuIarS; gegen
Sie Sefuiten rid^ete fid^ feine @d^ft La morale
des Jö(9mteB,extraitefidMement deleurslivres
imprimes ayec Tapprobation et permission
des supörieurs de leur Compagnie, Mona
1667 et 1669, 3 vols. (»gl. Nouv. Biogr.
generale XXXIX, 626.) [«. Effer.]
?errettoi be ©ranöcUa, %nton, f. ©ran-
tieOa.
^ertöne, Sol^anneS, S. J., berül^mterffiog-
motifer, mürbe 1794 )u Sl^ieri in $iemont ge-
boren. 9lad^bem er bie @tubten DoÜenbet unb
bie tl^Iogifd^e Sodormürbe an ber Uniüer«
ptät gu Sinin erlangt l^tte, mar er einer ber
Srften, bie ftd^ im 3. 1815 gum Eintritt in
bie öon ^iu§ VII. mieberl^ergeftetttc ©efellfd^
3efu melbeten. 98alb mürbe er ^rofeffor ber
S)i)gmatif in Oröieto unb marb t)on bort nad^
9tom an baS römifd^ SoOeg berufen. 3(n btefem
mir!te er big in8 3a^r 1848, baS t^ ^ur f$^ud^t
nötl^igte ; er begab ftd^ nad^ C^nglanb, fel^e aber
JU feiner ^rofeffur in Som gurüdt, fobalb bie
Orbnung mieber^ergefteUt mar, unb blieb bei biefer
liebgemonnenen Sefd^dftigung, t)on brei Rupften
fel^ gefd^^, big in fein l^ol^ ^Iter. $errone mar
Zoologe öerfd^iebener römifd^ Kongregationen
md) l^e einen bebeutenben Slntl^il bei ber 93er-
urtl^ung bed ^»ermefumiSmuS (fein 99erid^t über
benfelben finbet fid^ in Annali delle Scienze
religiöse, fy^ 19. 27 u. 47, aud^ tl^Umeife über-
fe^, 9tegen3b. 1839) unb bei ber S)ogmatifirung
ber unbefiedten 6m})fängni^ SKarienS. 3« feinem
öu^em Sluftreten mar ^ßenone fel^r einfad^, f d^Iid^t
unb liebenSmürbig; man öermutl^ nid^t bag
gro|e SBiffen, bad er befa^. SBenn er aud^ nid^t
fo genial mar mie feine f))äteren SoQegen ^affaglia
tmb gfranjelin, fo jeid^nete er fid^ befonberd ouS
burd^ einen ftd^em Xact in ber Srlenntni| ber
fatl^olifc^en Seigre unb be§ bamit ftreitenben 3n-
tl^umS. Sr ftarb im ^Iter t)on 82 Sal^n ben
28. auguft 1876. — Unter feinen SDBerfen l^ben
namentlid^ bie Praelectiones theologicae, quas
in collegio romano S. J. habebat (Born. 1 885 bid
1842, 9 t.) il^n meltberül^mt gemacht unb befi^
tro| einzelner !IRöngeI nod^ l^eute bleibenben SBertl^,
namentlid^ aud^ ber Siteraturangaben megen. ^üx
praltifd^e 3toedfe Deranftaltete ^(krrone felbft einen
9(u§jug au§ benfelben ()u 9tom 1845 in 5 99bn.,
Surin 1888 bereUS in 42. ^ufl. in 2 Sbn.). 3ur
Srgönjung fügte er in fpöteren Salären l^inju:
Thesis dogmatica de immaculata B. Y. Mariae
conceptione, Born. 1855; Praelectiones theo-
logicae de virtutibus fidei, spei et charitatis,
Batisbonae 1865 ; De virtute religionis de-
que vitiis oppositis, nominatim vero de mes-
merismi, somnambulismi ac spiritismi super-
stitione, Paris. 1866; Historiae theologiae
cum philosophia comparatae Synopsis, Born.
1845. Sead^timg üerbienen nod^ folgenbeSBerfe:
De immaculato B. V. Mariae conceptu, an
dogmatico decreto definiri possit, disquisitio
theologica, Bom. 1847 (ooi^üglid^ @d^rift, um
ftd^ über bie Streitfrage Dor ber S)efinition beS
S)ogma3 gu orientiren); D protestantesimo e
la regola di fede, Borna 1853, 3 toU., oud^ in
anbere @prad^en überfe^; De matrimonio chri-
stiano Ubri 3, Bom. 1858, 3 voU.; S. Pietro
in Borna, ossia la yeritÄ storica del yiaggio
di S. Pietro a Borna, Boma 1861; L'idea
cristiana deUa Ghiesa awerata nel Cattoli-
cismo unb L' idea cristiana della Chiesa di-
strutta nel protestantesimo, Genova 1862;
L'apostolato cattolico ed il proselitismo pro-
testante, ossia V Opera di Dio e V Opera deU'
üomo, ib. 1862, 2 voD.; De D. N. Jesu
Christi divinitate adversus hujus aetatis in-
credulos, rationalistas et mythicos libri 3,
Aug. Taurinorum 1870, 3 voll.; De ro-
mani pontificis infallibilitate , seu yaticana
1815
$crfc8 — ipcrfietu
1816
definitio contra novos haereticos asserta
et vindicata, ib. 1874. S)aju fommcn fel^
t)ielc »iffcnfd^aftttc^e abl^nblungcn unb Steferole
über »id^tißc ouSlänbifc^e SDBerfe in bcn An-
nali delle scienze religiöse. (SSgl. de Backer,
Biblioth^que, n. ed. par Sommervogel, VI,
558 88.) [gurtet S. J.]
'^ftffS (Hspaeuc), im % %. ein ffönig t)on
SKaccbonien, ber ©ol^n ^l^üippuS' III. ; er toorb
t)on ben Stömem unter äemiliuS $aulu§ in ber
@d^lQd^t bei ^^bna 168 D. iSf^x. gef dalagen unb
florb fünf Saläre fpötcr in römif c^er ©efangenf d^oft
(1 aRa&. 8, 5). [»aulen.]
'^etpett, im Sonbe felbft 3hran genannt uralte
oftatifd^e 9Ronard^te, begeid^net I. im % %, Sanb
unb Soll (im l^br. Sejt als o-jb jufammengeja|t)
norböftlid^ Dom })erfifc§en 9Keerbufcn, ber ÜKtttel«
|nmft ber Don S^ruS gegrünbeten perflfd^en SBelt-
monard^ie (2 ^ar. 36, 22. S)an. 11,2). 3n wei-
terem Sinne bebeutet ^erfien a. bog ))art|if d^e 9teid^
(1 aRod^. 14, 2) ; b. bie Sönber jenfeitS beS (S^ipircat
überl^upt (2 SRad^. 1,19). [ftaulen.]
U. ^erfien in fird^engefd^id^tlid^er ^in-
jid^t tl^te ba3 @d^id(fal ber meiften orientali-
fd^en Jhrd^en, inbem nad^ einer furjen 3^it ber
iBIüte baS S]^ftent!)um befonberd burd^ bie 3n-
lel^ren feiner fiebenSfraft beroubt tourbe. 1. 6in-
fül^rung unb größte %Iüte bed Sl^ri«
pentl^umSin ^erfien, 3ur 3«it ber ®eburt
Sl^rifti loaren bie iBBIter ^erfienS ben ^rtl^em
bienftbor gett)orben. ffiie bamalS l^crrfd^enbe
S)9naftie ber ^rfaciben öerad^tete bie Seigre 3o"
roaftcrS, bie alte Keligion ber ^erfcr, unb bul-
bete bc^wegen in ber golge ba§ Kl^riftent^um.
Sei bem crften ^fingftfcfte ju Serufalem toaren
oud} ^Jartl^er unb ^elamiten (f. b. kü, 5le(am)
5U Scntfalcm (5l})g. 2, 9). 2)iefc trugen ben
©amen beS ß^riftentl^umS in il^re §eimat. Of)nc
3tt)eifel fomen aud^ ®(ouben§boten üon ©prien,
tt)o ba§ Stjangelium fd^on fel^r frü^e ge))rebigt
rpurbe , nad^ ^erfien. 3lad) gufebiuS (H. E. 3,
1, 1) öerfünbetc ber l^ciligc ^Ipoftel Xl^omoS in
^erfien ben ©loubcn (wc tj Trapaöojic Trepieyei,
rfjv riapdiav eÖTf/ev). 3!)a8 römifd^e Sreöier er-
mähnt au^er bem'^I. 5:i^oma§ nod^ biel^eiligen
5lpofteI ©imon unb 3ubo8 (28. Dct.) atö SSer-
breiter be§ göangeliumS in ^erfien. S)ic Slnfid^t be§
1^1. ^uguftinuS (Quaest. Evangel. 2, 39 ; Migne,
PP. lat. XXXV, 1353; ögl. ib. 1977), bafe ber
^I. Sol^anncS in ^Jerfien gewefen fei unb feinen
erften SBricf ad Parthos für- bie ^crfer gejd^rieben,
ift nid^t ertoicfen. Diac^ bem 1^1. 3lmbrofiu8 (Enarr.
in Ps. 45 ; Migne , PP. lat. XIV, 1143) fott
oud^ ber 1^1. TOott^äuS in ^erfien ben ©laubcn
Derfünbet l^aben unb bofclbft begraben fein (Pau-
linusNol., Poem. 30, 33; Migne, PP. lat.
LXI, 672). gs !ann !aum bepcifelt toerben,
bap ba§ (5|riftent^um in ^ortl^ien apoftolifd^en
UrfprungS ift(Ul^Imann, S)ic e^riftcnDcrfoIgungen
in ^erfien ... im 4. unb 5. 3al^rl^unbert, in ber
3eitfd^rift für bie ^iftor. Sl^eologie 1861, 14)
unb nid^t erft fpöter bort iSm%an% fonb (Bobobl
H.E.2,8). S)a8 ei^ftentl^um breitete {14 toH
aus OBuB. Vit. Conat. 4, 13) ; f^on im 2. 3at^
l^unbert iWßz man gegen 360 Ptzd^ (Aaie-
mani, Bibl. or. III, 1, 611); diele 3im^fioiia
mei!|ten fid^ ®ott; baS änftttut ber aRdml^ fmk
auc^ bie ))erfifd^ ftird^e (Assemam, AetaSS.
MM. or. et oec, Praef. gen. LXVII). 9m&k
beS 3. unb am Anfang bed 4. Sa^r^unbectS poob
bie jhrd^e $erftend in l^o^ 93Iäte (DgL Sonm.
L c. 6, 33); aud^ im ißalafte unb in ben ffiäfftn
93eamten!reifen getoann boS Sl^riftentluin tbi"
jünger (Bozom. 1. c. 2, 9. 11). 3m 3. 325 c^
fd^int ein )>erftfd^er Sifd^of So^onneS auf bem
Soncil toon üticöa. 2)ie SRettopoIe ber rafd^ cnt-
ftanbenen SäiStl^mer ^ßerftenS loat &imoF
SHt\\pf^on (Assemani, Acta SS. MM. or. et oee.,
Praef. gen. LXVI).
2. 3erftörung beS (Sl^rijlentl^ttml
burd^ SSerfolgungen unb ^rrle^ren
a. SSerfoIgungen (828—450). 3m 3. 226 ^
bete Srbef d^ir L (^rtaser^ed) nad^ 93efieguiig ber
$artl|er bie 2)9naftie ber Soffoniben, tx>dS^ {i
ben alten Xrabitionen beS Sanbed guriidKe^, it
)>erfifd^e ^Religion bed Sonnen- unb geueäncnfiet
tt)ieber einfül^rte unb ben ÜRogiem gu bem frn^
Snf cl^en tatt^al], ^eu|ere ^ege unb innere ^
ftigfeiten ber SRagier mit SOtaned unb unter einanbcr
maren bie Urfad^e, ba| ba§ Si^riftent^um fid^ is
ber erften 3ctt ber @affaniben-9era toeiter onfi-
breiten f onnte. (Srft Sapot (@d^a)mr) IL b. 0t
(309—380) trat alS befonberer eifeta för bit
alten reUgiöfen ^rabitionen auf. 3uben unb
Magier Derböd^tigten bie S^riften bei bem fidnige
iDegen angeblicher @9m|)atl^ie mit bem römijditii
SReid^ , beffen ßaifer bie d^ftlid^e SReligion §ui
Staat^religion erl^oben ^atte. S^Kir fd^eb Son*
ftantin an Sopor unb empfal^l iJ^m bie (^ftcn
(Euseb. Vit. Const. 4, 13). S)ennocl^ bra^ im
3. 328 juerft eine Verfolgung gegen bie (E^jtei
aM§f, totldjt iebod^, n)o!)I mit Stücfftd^t auf Son-
ftatüin (Ul^lmann a. a. 0. 11), fd^on nad^ einem
äal^re n)ieber aufl^örtc. S)ie sioeite^ 40ia^nge,
fel^r graufame SBerfoIgung begann 348, nad^SHo«
rut^aS bei Slffemani 340/41 (U^Imann a. a. 0.8).
9ll§ erfteS Opfer fiel ber greife ©rjbifd^of Don
©eleucia-fftefip^on, ©imeon 93arfaboe (344); mit
il^m iDurben no^ anbere ©eiftlid^e, SSifd^öfe unb
^rieftcr mcgen öermeigcrter ©onnenanbetung ent»
l^auptet. ^aSfelbe fioo§ traf aud^ einen 1^^
^alaftbcamten, ben ßunud^en Uft^gabeö. Siele
gl^riftcn, nad^ ©oaomenoS (H. E. 2, 14) 16000,
ftarbcn in biefer Verfolgung ben ÜJtet^reitob.
ÜJiit bem Sobe ©aporS (380) trat eine 40iä^
Shil^e ein, unb bie 3a^I ber ©l^riften mehrte jäj
mieber. Unter S8ararane§ V. (421 — 441) begann
auf^S 5Reue bie Verfolgung (421 — 450), oenm-
(a^t burd^ ben unflugen gifer beS SBifd^ofSSbbog
Don ©Ufa, ber einen geuertem^wl jerftört 1^.
Unter S8ararane§^ 5Ra(§folger 3§begerb IL (441
bi§ 458) mürbe biefelbe mit großer ®raufamfät
1817
^erjlen.
1818
finctgcMt(f.b.9rt.eH^teta)eTfoIgunQenIII, 219).
---b.3rcl(^(45()— 1300). 92Q(]^bem9Ram(f.b.
Stt) 242 in Werften ol^e Srfolg aufgetreten mar,
iMcmd^ bcr 9leftoriani8mu§ (f. b. %rt., ob. 170)
hU tiom SRort^rerblut befrud^tete JKrd^e ^rftenS
M gönslid^. $erften nmrbe ber ^auptft^ biefer
Snid^, bie ^d^ Don l^ier aud nad^ (Sf^vm unb
3id)ien ausbreitete. SBa8ber9teftoriani8mu8nüi^t
IRftMe, t)ertiriiftete ber äSIam (f. b. Srt.). ®erabe
Ott feit Srbef d^ IIL burd^ Stnard^ie unb SBürger-
Mtgt bie legten ftröfte bed perftfc^n 9lei^ auf-
gerieben mürben, begannen bie Angriffe ber Araber
auf bafi fionb, tmb bie Sd^Iad^ten bei ftabefm 636
ttnb 92e]^at)enb 642 matten bem Saffanibenreid^e
cta Snbe. Samit erlag aud^ bie [Religion 3oro-
aßerS bem Stol^ammeboniSmuS.
3. SBiebereinfül^rung beS fatl^olifd^en
Sl^riftentl^umS. 9ieue ißerfolgungen
(1300—1894). a. fßoSU 700 2^]^re gab ed in
$erften feine anberen Sl^riften als Üteftorianer.
5&ie{dben befa^ eine DoEftänbig organiftrte
^ierard^ie Don 7 Sr^biStl^üniem mit mel^r ald
20 @u^[roganfird^en imb oerbreiteten il^re Seigre
btt nad^ d^na unb 3nbien bin. Srft im an-
fange beS 14. Sal^bunbertS begab ftd^ ber Do-
minicaner gfronco aus ^ßerugia nad^ bem Orient
imb fonb bei Armeniern, Xataren unb $erfem
für feine begeifterten ^rebigten miUigeS ®e]^ör.
SDcr Srfolg feiner SBirffamleit mar berart , ba^
^ßopft äobonn XXU. i^n 1318 aum 9RetropoIiten
ber bomaligen ^auptftabt ^ßerfienS, Sultaniel^ in
ber ^rooing 2[ra! Slbfd^emi, ernannte. 3n unb
mn Sultanie)^ aoblte man balb gegen 26 fatl^olifd^e
ftird^ 2)0(^ fd^on balb, ald bie türfifd^tatarifd^e
SJijnaftie ber 3I!^ane in $erfien unterging, be-
gonnen für baS eb^^f^^^^u^ fd^Iimme S^tn.
Unter ber ^errfd^t ber limuriben (1387—1405)
mib ber einl^etmifd^en @aft8, mit beren Slbron-
bcfleigung ba§ neuperftfc^e 9teid^ begrünbet mürbe,
ging baS fatl^oUfd^e S^briftentbum in Werften su
wunbe, unb abermals gab eS nur neftorianifd^e
duften bafelbfi — b. 300 3abte nad^ granco'8
^^igt iebod^, im Anfang beS 17. Sabr^unbertS,
mogten ^ bie ^irmeliten oon ber SRef orm ber
^. Xerefia nad^ Werften, f anben bei @d^ab %hba% L
(1586—1628) moblmoEenbe^ufnal^me unb grün-
beten mit feiner Srlaubni^ in 2i8paban ein ff lofter ;
ringsum bübeten ftd^ bolb d^riftlid^e ©emeinben,
md) baS Sl^riftentbum fd^ien einer neuen SBIütegeit
entgegenjugeben. Sn^Spaban marb ein Sifd^ofSft^
errid^tet, unb in ben größten @täbten beS fianbed
er^ben fid^ ftinben. 2)en garmeliten folgten
Sefuiten, Dominicaner, |$franciScaner unb Sugu«
ftmer unb metteif erten in ber Sefebnmg !ßerftend,
fo ba| balb bie SBefenner be§ magren ©laubend
m»^ Xoufenben göl^Iten. Sud^ btefe neue SBIütejeit
foOte nur 100 3abre bauem ; benn mit ber Xb^on-
befietgung bed 9labir @d^b (^786) begann aber-
mold eine blutige Sl^riftenDerfoIgung, meldte ber
bcS &Qpüx an ©raufamfeit öbnli(| mar, unb
meU^ aud^ nod^ nad^ ber Srmorbung beS Xt^rannen
(1747) öiele £)p\tt forberte. 3m 3. Sobrjebnt
unfered Sübtl^nbertd (1827) fanbte bann Stom
$riefter bed armenif d^-unirten SRituS nad^ Werften.
9lad^ ^meijäbrigen ÜRül^en gelang ed, ftird^m unb
^)ctufer ber SRiffion ju SSpaban mieber }u er-
langen. 3m 3. 1834 erlief; Sfetb-^Ii @d^ eine
für bie (Ebriften febr günftige ^erorbnung unb
gemalerte ibnen ungebüiberte SluSübung ber 9le-
ligion im gangen %eid^e. Sennod^ bereiteten bie
fanatifd^en SRoSIemin ben (Ebtiften aEe mdglid^en
^ladtcxeien unb 3}erfoIgungen. 3nt 3- 1840
mürbe bie 9Riffu)n in $erfien ben Sagarifien
übertragen. Seit 50 ^Jjitm arbeiten biefelben
an ber 99e!ebrung ber @(bidmati!er; ibre Srfolge
ftnb jmar Hein, aber ftetig. ^arte Q^ttn brad^te
bie ^ungerSnotb Don 1872, beJonberS meil bie
um 1850 in'd fianb gefommenen )n:oteftantifd^en
Wiffu)nare mit ibren reid^en 9Ritteln bie armen
ffatbolüen gu geminnen fud^ten. Mein tnele ber-
felben moUten lieber ^ungerS fterben, ald il^ren
(Slouben Derlöugnen. 3nt 3- 1874 mürbe bie erfte
a|)oftoIifd^e 2)elegatur in $erfien errid^tet utü>
9Rf gr. (^lujel jum a))oflolif d^en S)elegaten bafelbfi
ernannt @ein Sifer fül^e Diele !Reftorianer jur
SBabrbeit gurüd. S)er gegenmörtige @d^ab 9lafr
eb-3)in (@d^ab feit 1848) unterbölt nebft feinen
brei Söbnen, meldte bie gröfiten ^Dingen beS
fianbed Dermalten, bie beften Segiel^ngen mit Stom
unb bem S^\U (O'SReitt^, Seo Xin., beutfd^e
«uög., ftöln 1887, 279 f.). 3m 3- 1883 erbielten
smei ^ringen bad ©rofifreug beS !ßiu§orbend, unb
1891 überbrad^te ber neue Delegat SRontöt^ in
feierlid^ Subieng bem @d^b ^in (Sefd^en! bed
$a))fted. Die 3abl ber ftatl^olüen möd^St unb be-
trögt ca. 12 000 ; fie finb befonberd in ben meft-
lid^en ^roDingen unb ©tobten. Sagariften unb
barml^ergige @d^meftem mtrfen in Urmia, mo aud^
ber apoftolifcbe Delegat rcfibirt, Sl^odroma, 3^
tmban (93if(bof3ft|), Slel^eran, @alma8 (Sifd^ofS-
ft|), Saurid unb atü>eren @tabten beb 9teid^e§
(SBcmer, aRiffbuSotlaS, 2. «up., greiburg 1885,
19). ©ie leiten ^riefterfeminarien, SBaifenl^äufer,
!ßenfu)nate unb SSoßSfd^uIen. 3m 3nnem be§
fianbeS ftnb Dorgüglid^ armenifd^-unirte ^efter
tbätig. 3m 3* 1894 erlangten bie S^b^^if^ mieber
einigeffird^ensurüd. 93iele@d^mierigfeiten bereiten
ben fatl^olifd^en 9Riffionaren bie SBemübungen ber
^roteftanten, SRetl^obiften, 9Robammebaner unb
f ^idmatif d^en Armenier. — fiiteratur: Steph.
Evod. Assemani, Acta SS. MM. er. et occ,
Bonn. 1 748 ; Jos. Simon Assemani, Bibl. or. HI,
2, 1—66; Jos. Aloys. Assemani, Commentar.
de caiholicis seu patriarchis etc., Rom. 1775 ;
Sid^ter, ^ift-frit. SSerfud^ über bie irfaciben- unb
Saffaniben-D^naftie, Seipa. 1804; ffrauS, SReal-
(Snc^fL I, 255—258; SRobrbad^erS UniD.-®efd^.
ber !atl^. ftird^e VI, 3Rünfter 1873, 298—319;
Die ffatboL SKiffionen, greiburg 1888, 1 ff. ; Ge-
rarchia Cattolica, Roma 1895, 41. 195. 252.
275; S8rüd, ftird^engefd^., 6. ^ufl., ÜRaing 1898,
790 f. [P. Seanber ^Imling 0. 8. B.]
1819
^crfifd^e JBibelüberfeJungen — Perugia.
1820
^etfifd^c 9{6e(öBetfe|ititgeit, f. Si6elu6er-
{e^gen 11, 731 (ögl. ?p. be Sagarbe, ^erfifd^e
©tubien, ©ötttngen 1884).
'^etfoit im pl^ilofopl^tfci^en unb bogtna-
tifd^cn ©innc, f. Srinität unb ßl^ftuS HI,
265 ff.
^etfoit, lird^Iid^e (persona ecclesiastica),
l^fet iebcS in bie (Semeinfd^aft ber ffird^e aufge-
nommene unb nid^t wieber ouSgefd^loffene SDffit-
glieb, weld^eS infolge biefcr ^ngel^brigfeit fird^Iid^er
Ked^te ll^eül^g ift unb ^flid^ten gegen bie ftird^e
gu erfütten f|at. 3m engem ©inne be^eid^net ber
äuSbrud ein burd^ fird^Ud^e ^udjeid^nung au§ ber
ÜRenge oDer übrigen SKitglieber unterfd^iebene§
®Iieb ber ffird^. S)ie betreffenbe ^uS^eid^nung
ift entttjeber ber Klericolftanb ober ber DrbenS»
ftanb ober ein ifird^enamt ; bal^er bie fpecififd^en
^Benennungen persona ecclesiastica clericaUs,
regularis, hierarchica. [^ermoneber.]
^etfoita, ©obeünuS, f. ©obelinuS.
Personae miserabiles l^ei^en in fird^en«
red^tlid^em ©inne oHe biejenigen ^erfonen, toeld^e
bturd^ irgenb einen üßangel ober ein ©ebred^en
nid^t im ©tanbe fmb, in eigener ^erfon Sed^tS»
gefd^äfte ju betreiben, unb be^ttjegen auf frembe
Uied^t§]^üfc angettJicfen finb, alf o ^nue unb ftranfe,
SSßitttoen unb äBaifen. ^laä^ bem S)eaetalred^t
gel^örten aUe IRed^tSfad^en berfelben ^u ben res
spiritualibus annexae unb tourben befitoegen
baS gan^e SJlittelaUer l^inburd^ Dor bem Kr^Ii^en
©erid^t öerl^anbelt. [ffaulen.]
^ttfonat l^ei^t feit ^lejcanber HE. iebe fird^-
lid^e Stellung, toeld^e blo^ einen ©l^renöorjug be-
bingt, aber Weber 5Imt nod^ 3uri§biction öerleil^t
(praecedentia sine jurisdictione). ©old^er ^rt
finb bie ©teHungen ber 6()rcnbom]^erren an ben
ßatl^ebralfird^cn ober ber gl^renfämmerer au^er«
l^alb WomS. ^erfonatc ober perfönlid^e Seneficien
l^et^cn aud^ fold^e Stiftungen, toeld^e mit bifd^öf-
lid^er grlaubni^ erft einer beftimmten ^erfon auf
2eben§jeit juflie^en muffen, el^e fie ju il^rem eigent=
lid^en S^td öerioenbct werben fönnen. [If aulen.]
^ttfons ($arfon8), JRobert, S. J., geiftiger
S3or!ämi)fer ber fatl^olifd^cn ftird^e in gnglanb,
war im 3. 1546 ju 5^etl^cr»©towci) in©omerfet*
fl^ire öon proteftantifd^en @Item geboren. 6r Der-
rietl^ frü^ ein au^erorbentlid^eö Talent, fo ba| er
Dom S3icar feiner §eimat ju ben ©tubien an«
geleitet würbe unb jcitig bie Uniöerfität Djforb
bcjiel^en fonnte. 3tn 3. 1574 begab er fid^, feinem
2Biffen§brang folgcnb, nad^ Söwen, fpätcr nad^
^abua unb jule^t nad^ SRom. ®ie biftbei em«
pfangenen ßinbrüdfe wirken fo mäd^tig auf il^n,
bog er 3U 9iom baS fatl^olifd^e ®Iauben§be!enntni^
ablegte unb nod^ 1575 in bie ©efeüfd^aft Sefu
eintrat, obwohl bamal§ jebem S^fuiten baS 93e=
treten englifd^en SobcnS unter 2:obe§Prafe Der«
boten war. SßoHer SBegeifterung für bie 2Bieber=
l^erfteüung be§ fatl^olifd^en ®Iauben§ in feinem
SJaterlanbe, erlangte er öom (Sencral ^quaöiöa
bie grlaubni^, nac^ gnglanb jurürfjufel^ren, um
ben bebrängten ftatl^olüen eine @tüte fein in
lönnen unb nad^ ÜRöglid^f eit für bie Scuifi^ ha
SlbgefaSenen )u mitten. Sein Sonbfimaim nd)
OrbenSgenoffe, ber feL Sbmunb (£am))üm (Sank
pian^ f. b. Slrt.), nebft einigen treuen ®e^^
begleiteten il^n, unb ed gelang $erfonS, mda
taufenb SBerÜeibungen unb bitteren Sntbe^nmgn,
ben Jtatl^olüen in Snglonb ]^etmIid[|ertDfi{e Me
l^eilige äßeffe ^u lefen unb bie ©acramente |ii
fpenben, bie fotl^oUfd^en Sßeltpriefter, todift {i^
tierftedtt leiten mufiten, gu ftärfen unb )u ermnü^
gen unb Dor Mem eine Steige grunblid^ nb
wirffamer, Don il^m Derfa^ter SontroDetSfc^nfta
im Sanbe ^u Derbreiten. @o fonnte er in Si^iaib
mel^rere 3Ql^te l^inburd^ eine mal^r^oft apo^ßf^
SBirffamfeit entölten unb ungegöl^Ite Serinte ber
fatl^olifd^en jhrd^e wieber ^ufui^en. S)ie S»
l^aftung unb grmtfame ^inrid^tung beS P. So»
pion swang il^, biefer Zl^ötigfeit ein 3*^^
fe^n, unb er reiste 1587 nad^ SRom guruil, m
Don bort aus für fein armeS 93aterlanb toeiter pi
wirfen. 3um Stector beS englifd^en SoOegS »
nannt, trat er mit ^l^ilipp n. oon ©ponien ii
SSerbinbung unb grünbete mit beffen ^ilfe foioott
in ©panien alS in S)eutfd^Ianb ©eminanot fst
^uSbilbung englifd^er ^efter cid fütrftiger SRij-
fionore für ba§ englifd^e ftönigreid^. S)<äei fc|k
er feine titerarifd^e Xl^ötigfeit burd^ ^bfoffungengi
lifd^ gefd^riebener unb fel^ gefd^icft dbgfic^
S^ontroDerSfd^riften unb SrbouungSbud^ vaa^
müblid^ fort unb wirfte bamit nid^t wenig jß
Srl^altung bed fatl^olifd^en ©loubend in ferner
^eimat. ^ie gro^e 9ieii^e ber Don i^m l^erru^ren«
ben unb weitverbreiteten ©d^riften f. bei deBack«,
Bibliothäque, n. ed. par Sommervogel, VI
(1895), 292 SS. ^lipp n. toollte i^ ©e-
menS VIII. jum Sarbinal borfd^Iagen, rnib nur
bie %i^xänm be§ bemütl^igen OrbenSmonne« fonm
ten ben ffönig Don biefem Sorl^oben abbringo.
^erfonS ftarb ju Kom am 15. 5lprü 1610 unb
würbe im englifd^enSotteg feierlid^ beigefe^t (SgL
Hurter, Nomencl. lit. I, 2. ed., 176; bofeW
unb bei de Backer 1. c. VI, 316 toeitcre fiitcratai*
angaben.) [Äaulen.]
^entgio, SrjbiStl^um im j¥ird^enjlaat
S)a§ ftattlid^e, gan^ altert|ämlid^e Perugia, ^as^'
ftabt ber Dormaligen pöpftlid^en SDelegotbn glei*
d^eS 9lamen§ in Umbrien, liegt 18 a)leilen nSib-
lid^ Don iRom, brei ©tunben öftlid^ Dom 2:raftinfnff
©ee unb l^at l^eute ca. 18000, mit ben weitlmtfiga
SSorftöbten ca. 50000 Sinwol^ner. Sie gdi^ebnde
©an fiorenjo entl^ält fel^r fel^en^niertl^e SRaleteia
unb ©culpturen; in einem foftbaren Stelitpnefi'
fd^rein bewal^rt man aud^ ben SUng ber ofla>
feligften 3utigfrau. ^uf ber oor bem Dome gf
legenen $10350 bei ^apa ift bie IBrongeftotue bei
^apfteS 3uIiuS III., weld||e bie ^eruginer 5111
S)anle für bie il^nen gewäl^rte ©eIbftDertDaUin§
errid^teten. 3ni ®ome felbft rul^cn brei au^emgii
Derftorbene $äpfte : ber grofec Snnocenj HI. (gjp.
1216), Urban IV. (geft. 1264) unb üRartinlV.
l
Perugia.
1822
. 1285). «ud^ ber fei. SBencbict XL [tarb
!b{t 1304 unb nmrbe in ber ftird^e ber 3)0-
iconer beigefefet, berm Orben er ongel^ört
^ S)oS barauf im bifd^öflid^en ^lafte }u ^-
s Derfommelte SoncIoDe bauerte foft ein ^affc,
tuf ber Srongofe SBertronb be ®ot atö Sle-
% V. (f. b. «rt) ben pöpftlici^en ©tul^l befKea,
\xä^ ahtt 5u S^on frönen lie^ unb feine JRe^-
nod^ ^Dignon verlegte. 93on ben 45 ^arr«
en fei nur genannt @an Sngelo aud altd^rift-
c St\t, ober mit mittelalterlid^en Svdficdm,
rt ben el^oligen 22 9R(mn§- unb 1 9 gfrouen-
nm ragt l^or bie SBenebictinerabtei @on
ro fuori le 3Jbixa, baS gröfite Älofter im
^ftoQt, mit fd^öner ftird^e aud bem 1 1. Sal^r-
)ert. Sie Unioerfität, 1290 (al. 1307 ober
0) geftiftet unb 1824 erneuert, mit reid^en
^fifd^en @ommIungen, l^atte }u Anfang bed
red 1894 nur 207 @tubenten. 9ieben anbe-
Sd^ulen befleiß oud^ ein SoQegio $io (nad^
8 Vn. benannt) für 60 3ögKnge.
Perugia, baS olte Perusa ober Perusia, Pe-
um, eine ber jtoölf etruSfifd^en ätepublüen.
De 310 0. ®^r. öon ben SRömem erobert unb
römifd^e Kolonie balb eine ber bebeutenbften
We gtrurienS. ®er ®oten!önig lotila be-
tte bie @tabt fteben Saläre lang unb jerftdrte
ide^ ; 9larfe§ aber, ber il^n öertriebcn, baute
lieber auf. Später mürben bie Sangobarben
tu berfelben, bis ffarl ber ®ro^ il^rer fyxf
t ein Snbe mad^te. fiubioig ber gfromme
ifte Perugia nebft anberen @täbten Struriend
ff^\U. @d^on möl^enb ber Sangobarben-
le ftanb bie ©tabt, bie frül^e communate Qfrei-
ermorben, ouf ©citen ber ^Qp\it, benen fie
fpäter loieberl^oU alö 3wPud^töort biente.
Äampfe ^mifd^en @l^ibeUinen unb ®uelfen
Brugia öiel. fiange ©treitigfeiten jmifd^en
[ unb Sürgerf^aft unb enbUd^ ein 9luf-
) bed niebem iBoHed gegen le^tere Derank^e
n Snbe bed 14. 3Q$r|unbert§ bie Sinüer-
mg ber ©tobt in ben ffird^enftaat. 3m 3.
6 bemöd^tigte fid^ ^nbread IBraccio bi ÜRon-
ber ^crrfd^ft bicfer feiner SSaterftabt, regierte
e unb milb unb mürbe aud^ 1420 oon ^ar-
7. anerfannt ; allein al§ er 1424 im j?am|)fe
n 3ltaptl gefallen mar, !am Perugia mieber
«n ^ßopft. 9iad^bem bie ©tabt il^re politifd^e
eutung oerloren, erlangte fie im folgenben
rl^unbert großen Shil^m als ^aupt^^ ber
rifd^ SRderf d^ule, beren l^erDorragenbfte SBer-
r ^ietro ißannucci, genannt !ßerugino (geb.
6), unb 99emarbino bi 93etto, genannt ^intu-
io (geb. 1454), maren ; erfterer l^e ben grbf;-
itter SWaler, Safael ©anjio, ^um ©d^üler. —
bifd^pid^ ©i^ )u Perugia mürbe fd^on in
erften d^tlid^en 3^ten, ol^e 3o>^l t)on
1 au§, gegrünbet. 9Bie ber erfte SSipof ge-
rn, ift unibelannt ; ber ^meite, ber ^l Conftan-
, mürbe unter ÜRarcud SureliuS im 3« 165
ngen gefegt unb ent]^au))tet (Mariyrol. Born.
29. Jan.). 2)er l^L S)ecentiud leitete biefe ffird^e
etma um 250 unb ber 1^1. ^trculanudl. (gfeft am
1. 3uli) etma 290—310. §iad^ einem angeblid^en
Sifd^of 3ulianu8 folgten ber 1^1. aßapmianuS ober
SKajiminianuS (495 — 504) unb ber ^I. I^ercu-
(anuS IL, ber jmifd^en ben 3<^ten 547—549 oon
bem ®oten!5nig Slotila gemartert mürbe. 2)iefer
^culanud ift mit bem l^L .SonftantiuS $atron
bed SiStl^umd, unb ii^m )u Sl^ren mürbe in Pe-
rugia eine ftird^e erbaut (ogl. AA. SS. Bell.
Mart. I, 47; Jun. VII, 657; JuL I, 33 sqq.;
on le^terer ©tette mirb bie oon IBaroniuS im
Martyrol. Rom. vertretene Snftd^t oon einem ein-
zigen l^ligen 99ifd^of biefed 9lamenS Oertl^igt).
«uf 3o^e8 (549—565), ber mit Sifd^of 93ono
oon gferentinum ben $a))ft ^lagiud L (f. b. 9rt.)
confecrirte, folgte ^obentiuS ^ur 3^t ®regorS
be§ ®ro^en, morauf ber ©i| lange oermaiSt blieb.
^oneftuS (965—967) confecrirte bie alte gatbe-
brale San Sorenjo. Unter 3ol^ne8 V. (1288
bis 1290) entftanb bie Unit)erfttät, unb fein !ßad^-
folger SuIgaranuS ünontemilini (1290—1312)
reftaurirte bie Satl^ebrale. SnbreaS 99ontempi ober
Sontemd (1352—1390), au8 einer ebeln gamüie
^rugia'S, mar ber erfte (Sxirbinal (feit 1378) auf
biefem ©tul^Ie ; Urban VL ernannte il^ jum ®ou-
oemeur ber SJlarf Sncona. Snbread 3ol^ne§
SBaglioni (Baleoneus), auS einer ber oome^mfien
äpmüien $erugia'§, mar 1435—1449 Sifd^f
feiner SSaterftabt Sr übergab bie Sbtei ©i $eter
ben 93enebictinem aud bem ftlofter @. 3uftina
m ^ßobua, unb baS S^oUegium ©. gflorentiuS,
oaS bie ßiftercienfer oerlaffen, ben ©eroiten. 3o-
l^neö Sopn (1492—1498), ein ©Jumier unb
feit 1495 garbinal, mürbe oon ^eianber VL
bod^ gead^tet unb nad^matö gr^bifd^of oon Sa)>ua.
Sro^IusgSaglioni (1501— 1506), eine friegerifd|
angelegte 9iatur, möre megen feiner grofien ^-
bienfte Don 3uliu§ IL ^ur 93üri>e eined SarbinoIS
erl^oben morben, l^ötte il^n ber Zob nid^t ofl^u
frü)^, nur 42 3al^e alt, l^inmeggerafft. 3n gleid^
®unft ftanb bei 3uliu§ IL fein 9lad^folger Slnton
Qferreri (1506—1508). ®er ^jt l^e il^m
nad^ einanber bie Sidtl^mer 9loIi, ®ubbio unb
^Perugia oerlieben unb il^n 1505 fogar ^ur SBürbe
eined SarbinalS unb fiegaten oon 93oIogna er-
l^oben. t^erreri geigte fid^ aber fo tneler ®unfi febr
unmürbig; ^ule^t gefangen gefe^, Jtarb er au8
®ram. g^uIoiuS Someo ober beüa Somia (1550
bis 1553) mürbe burd^ 3ufiu8 m., beffen ^-
manbter er mar, 1551 Carbinal tmb nad^mafö
Srgbifd^of oon ©poleto ; er errid^tete au|er einem
3efuitencoIIegium in Perugia aud^ ba§ tribenti-
nifd|e©eminarunbfiarbl58d. gfrang Sofft (1574
bis 1579) l^elt im % 1575 eine S)iöcefanf9nobe.
«nton aRaria ®aBi (1586—1591), «arbinal,
confecrirte 1585 bie gatl^ebrale auf§ 9teue )u
Sl^ren bed 1^1 SaurentiuS unb bed 1^1. ^ercuIonuS.
©ein 9lad^oIger ^apoUon (EomitoK (1591 bis
1624) gab Ordinationes synodales ^eraufi ; boS-
felbe tl^ aud^ SofimuS be Xorred (1624—1634),
1823
n8<Jx^<xtov — ^efd^ittljo.
18M
ber fd^on 1622 earbutal getoorben uxtr. S)ie
legten ISifd^öfe toaren : Sllesanber 3Slam Oboarbt
(1776—1805), 6omiHu8 gamponem (1805 bis
1818), garolus gfücfluögittabim (1818-1845)
imb Soad^tm $ccci (1846— 1878). Se^erer ttmrbe
toegen feiner l^ol^en SBerbienfte 1853 Sorbinal unb
beftieg nad^ bem Zobe $iud' IX. ben pö))ftHd^en
Stul^I aI8 Seo XIIL (f. b. 3lrt). ®a8 SBiStl^um Pe-
rugia bel^ielt er nod| einige Saläre bei unb Iie| ed nur
burd^ einen apoftolifdlen ^bminiftrotor, ^tol^onn
»a))tift ^oolucci, feit 15. 3uli 1878 Situteerj-
bifd^of Don ^rionopel, t)ertt)Qlten. 9lad^bem aber
^lucci am 27. gebruar 1880 ©ifd^of öon
iBiterbo unb ZodconeHa geworben, pröconifirte
Seo XIII. fl^berico ^ietro goSd^i (geb. ju Perugia
1834) )um SSifd^of Don Perugia unb ))romok)irte
benfelben, alS er biefeS Sidtl^um ^ur SBürbe eined
grsbiSt^umS erl^ob (27. ÜRära 1882), aum erften
ßrsbifd^of öon ^Perugia, ©ein ©})rengel, ber, loie
t)on Slnfang an, fo aud^ l^eute nod|, unmittelbar
bem l^eiligen ©tul^Ie unterworfen ift, jöl^It in 199
Pfarreien (14 ©ecanoten) etwa 101 000 Seelen.
(93gl. befonberd F. Ciatti, Delle memorie di
Perugia, Perugia 1638 [vol. II, parte 4 l^onbelt
fpccicÜ öon Perugia pontificia] ; ferner Ughelli,
Italia Sacra I, Venet. 1717, 1153—1174;
Morom, Diz. LII, 132—180; Cappelletti, Le
Chiese d' Italia IV, Venez. 1846, 447—504;
Garns, Ser. Epp. 714 sq.) [9lel^er.]
ne(jvVi(jiov, f. ©ried^ifd^e ffkd^e V, 1248.
^efJ^f^Q (ober nad^ oftfQrifd^er ^ugf))rad^e
^efd^ittl^a, «nts-'WB seil, «npec) ift ber 9lame fiir
bie älteftc ftjrifd^e Ucberfckung ber l^eiligen ©d^rift
beiber 3:eftamente. 1. 3Da§ Slöort ^efd^itt^o
ift abzuleiten öon bem SScrbum tsrs (= aus-
breiten, auöbe^nen) al§ stat. emph. fem. sing.
be§ ^articip§ Peil. ®iefe§ ^articipium erl^ält
auc^ bie ©cbeutung cineö ^bjcctiöumS (= offen,
flar, einfach, fc^Ud^t); bal^er ift bie SrHärung
be§ 5^amen§ ^efd^itt^o eine öcrfd^iebcne, je nad^«
bem man bie eine ober bie anbere ber angege-
benen ©ebeutungen be§ 95erbum8 bejtt). be8 ^b-
jectiöumS al§ ma^gebenb betrad^tet. Sarl^cbräuS
ift ber grftc, »el^er nad^tt)ei§bar eine grflärung
be§ 5u feiner S^i^ ]^on unbefanntcn SQSorteS
^e)(t)itt]^o oer]ud)t. ®r gibt eS im ^rabifd^en lie-
ber burd) ba§ ^Ibjectiöum basite (seil, nus khe)
= einfad)e§ 93ibclejcmplar ; fo l^eifee bie f^rifc^e
Sibel, toeil ftc ber •(5einl}ett ber Ueberfe^ung ent»
beirre (Historia compcndiosa Dyiiastiarum,
ed. Pococke, Oxoniae 1663, 100). ^iemad^
Mxt alfo ^cfd^itt^o fo oiel ttie versio simplex.
^Inbcre, im Söefcntlici^cn öon ber grflärung be§
93ar]^ebräu§ nid^t abmcid^cnbe ©cutungcn beä
2öorte§ ^efd^ittl^o fafjcn e§ a(§ „flar, ttortgetreu".
SDa^ in bem SBorte ein ©egenfa^ ju ber lieber»
fe|ungßtüeife ber 5:argumim außgebrüdt fein fott,
ift ni^t anjuncl^mcn, ba bie ^cfd^itt^o mitunter
jener Ueberfe^ungÄart nid^t fem ftebt. 6ine mefent-
lid^ anbere Sntcrprctation läfet ben öerbalcn ©inn
l^eröortreten unb beutet ^ef^ittl^o al§ bie „öer-
breitete" Ueberfefung, alfo gleid^ xocvj, vulgata.
Sluf eine fidlere ^rflörung mu| öodäufig öecsid^
toerben. Süte fold^e fonn erft bann erfM iiki>
ben, toenn man meift, tDoxm bie fB^ääfmn^
$efd^itt]^o auffom. @ie finbct ftd^ }uni tcjimVkd
bei SRofeS Sor-ee))]^ (geft 913), unb gsoor, irie
bei Sarl^ebröud, nur oIS 93egeid^imngfär bodSle
Xeftament; fie ftonnnt aber offet^bor au8 xiä
rüi^ererSeit Ueber tid^tige Su3f)ito(l^e unbSnni-
cri^Hon beS Sßorted ^f d^tü^o ogL noc^ 91#.
tn Der 3eitfd^ ber beutfd^en 3RorgenI. @efel>
fd^aft 1893, 157 ff., gegen Stbrnq, CStnleitung in
baS a. S., gSonn 1893, 119 f.
2. Sie ^efd^ittl^o beiber Xeftamente {(^ie|t ^
im ©an^en treu unb gemiff enl^aft bem Originale an,
ol^ne fflaöifd^ toörtlid^ ^u totthm ; fieUemoetfeijül^
Ueberfe^ungSart ber bed S^mmod^uS ö^nlu^ S^
loeiterungen unb ^fürgungen be§ Originals fi^
in il^r ebenfo toenig, tote in allen anberen Ucte^
fe^ungen; eine gon^ beftimmte Suffaffung beS
Ze^eS blidtt an einzelnen ©tetten burc^, fo b4
au^ fte ndd^ 9lrt einer j[eben guten Stoffios dn
pfSmiüel für bie Ssegef e ti)irb. — S)ie $efipto
bed alten XeftomentS ift hti ben jnrotocononif^a
Sudlern (mit ^uSnal^me ber ^aroltpomena) as§
bem f)ebröifd^en gefloffen, toit fd^on Spl^rom (Ad
Jos. 15, 28 [Ephraemi Syri Opera omnia I,
Bomae 1737, 305]) beilöu^g bemerft. (B^eign
fid^ in il^r aber aud^ ©puren, ba| fte ben Siaguann
unb öor allem aud^ ber alesmtbrintfd^ lUba*
f e^ung folgt, bef onberS in ben $f olmen unb in ben
©))rid^tDörtem. S)ie$araIi))omenaftnbgan)iuut
einem Xargum bearbeitet; aud^ ba§ ^d^ 9hi^ ^
mel^r eine $ara|)]^rafe alS eine Ueberfekimg. 3)i«
l^ebröifd^e Vorlage ber $efd^itt^o toar ni(|t punftiit;
barauS erftären fid^ mand^e Si^engen bem nurfo>
retl^ifd^en Sejte gegenüber. 2)iefelben finb tum
befonberer SBid^tigfeit ^}. 21, 17 unb 109, 3,
mo bie $efd^itt]^o bie ri^tige fiedort benxt^rt ^
3)ie tejtfritifd^egorm ber je^igen altteftamentlii^en
^efd^ittl^o ftammt im äBefentUd^en (m% bem 5. mib
6. Sal^r^unbert n. &)x. 3)ic ^Sefd^ittl^o be§ %m
3:eftament8 ift birect au§ bem (Sriec^if d^en gefloffen.
3n tejtfritifd^er Sejiel^ung l^atte fic uxfprünglüi
eine mel^r abenblänbifd^e Äeccnfton§form, rotW
fpäter ber antiod^enifd(|en mid^.
3. lieber bie Sntftel^unggjeit ber ^(^
gibt e9 feine birecten Dlad^rid^ten. 2)ie angoben
ber ©prer felbft fmb legenben^aft ; fie laffcn ge»
möl^nlid^ bie $ef d^ittl^o be§ aiten 3;eftamentS ent«
ftcl^en in ber 3cit ©alomonö imb f)iramS, ober
(urje Seit nad^ bem ©eginnc be§ aff^rifd^en (feüS,
unb jmar burd^ ben $nefter, ben äfar^bon
nad& ©amaria f^idte (4 «ön. 17, 24—28). %ub
einer britten änfid^t märe bie ^efd^itt^o beiber
3:eftamente in ber Seit „be§ apoftciS abbouS unb
abgar§, be§ ßönig§ öon gbeffa", entftanben. 2ie
fi^rifd^e Srabition fc^reibt alfo auf alle golle Ut
Sibclübcrfej^ung ein bol^eö aiter ju. — 3nbinö
iQ^t fid^ bie gntftel^ungSjeit ber ^efd^itt^o be-
ftimmen au§ folgenben SKomenten : a. 3« 3«*
1825
^efd^ittl^o.
1826
Cl^rfimS (gefL geoen 879) toot {te bei ben bie
fprifd^ Sprach tebenben Sl^rtflm fe^ meit bet"
kettet, unb {tDor f^on feit langer 3^t S)ie^ geigt
m inSbefonbere borin, boB bem S^rifd^en bed
MDbfftdxäftn Bebend bereits einzelne ^udbrüde ber
Ipefd^ittl^ fremb tooren; bontit l^armonirt bie
Zl^ad^, ba| ^ejiptmS um bie SRitte bed
2. äo^l^unbertS »entgftenS bie StKmgelien in
fprif (^ &ptaä^ tonnte, unb ba^ Xatian (geft. um
170; f. b. %rt.) baS <S)iQtef|aron ou8 f^rifd^
<foangeßen jrafammenfiettte. <bie in neuerer Sni
mifge^te 93e]^mt))tung, ben Syrern feien bie
StMotgelien }uerfl burd^ baS S)iateffaron befonnt
grkoorben, unb bie (Srünbung ber f^rifd^en jhrd^e
yA gegen baS äal^r 180 gefd^el^en, ijt burd^S
nid^ betDeidbor. S)ie Ssiften} Don f^ripen SDon»
[ien im 2. So^^^unbert, unb guxir in ber erften
beSfelben, ifl bemnod^ nid^ }u beftreiten.
( mm hn ^praä^ imb Ueberfe^ngSd^after
ber übrigen neuteftamentlic^en SBiid^er bem ber
Cixmgelien gleid^ ifl, fo fd^lie^t man mit 9ied^
onf einen einjigen Ur^ber oer gongen Ueberfe^ung
beS 9teuen 5te|^ament8 in il^rem urfprüngltd^en
Umfange. — b. 2)ie f^rifd^ Ueberfe^g beS SIten
ZepomentS ift ölter aI8 bie bed 92euen XefiamentS;
besui bie ßitate beS Wien ZeftamentS, meld^ im
9tetten Zeftament Dorfommen, {inb ber alttefta-
ventlid^ ^efd^ittl^o entnommen. S)a nun bie
Ueberfe|ung bed 9leuen ZefiomentS in ber erfien
^fte oefi 2. Sal^rl^bertS Dorl^ben mar , f o
inirp bie beS Sdten SeftamentS f))öteftend im erfien
d^fSid^ 3a]^]^unbert entftonben fein. S)iefed
fül^ mtt großer SSBal^rfd^inlid^feit auf fübifd^
ihflnnmg. S)enn eS ifi nid^t amtel^bar, ba^
duften bie Ueberfe^ng bed SIten Seftamentd
e^ ange^rtigt ^en alS bie beS 92euen Zefta-
mentS. 2)ie gro^e SBerfd^iebenl^eit in ber lieber«
MungSmdl^obe bei einzelnen IBöd^ fteHt bie
Vufytfidt \fycn Url^eber au^er aOen 3toeifeI.
4. <S)ie ^d^ittl^o beS Wten Xe^amentS um-
fo^ urf pränglid^ nur bie ))rotO€anonif d^ 93äd^.
DiefeS erflört fid^ au8 bem jubifd^ Glauben il^rer
llri^ber. 3)ie beuterocanonif d^ fBüfyx beS Sllten
i^ftomentS ftnb balb l^ingugefügt unb gmar aud
EMI (Sriec^ifd^ überfejt. 9lad^ fBidtO, u. «. ift
[Aoä) baS 93ud^ (Ecciefuifiicud au8 bem ^bröi-
fd^ übertrogen (Seitfd^ für iatf^, I^ot. VI
;i882X 330). 3ur 3eit be« Ifi. Spl^rom ftonben
>ie beuterocononifd^en 93äd^er an Slnfel^en ben
irotocononifd^en gleid^. — 93on bem 9leuen Xefto-
mnt l^ben in ber $efd^ittl^o urfprünglid^ gefel^It
)« 2. »rief ^[Jetri, ber 2. unb 8. »rief 3obanne8^
)er !Brief 3ubö , bie «{locol^pfe. 3ur 3(it bed
)I. (Spfjftöm ober e^^ftirte Don biefen ©duften be«
.TÜfi eine f^rif d^ Ueberf e^g. 2)enn bief er Äird^n-
Mier beruft fn^ öfter auf biefe fünf Sd^ften; ed
mt^ i^ olfo, bo er ber ghed^ifd^en Sprod^e un-
!nsibig ttxir, eine Ueberfe|ung in feiner £anbed-
imid^ vorgelegen l^ben.
5. 2>er fritifd^e 3uftanb ber $efd^itt^o ift
!iii)iemIid^t)erttKi]^rIo8ter. 3)ielhitif imSingelnen
tttt^etUtffmu IX. 2. KnfL
1^ l^ier nod^ biel )u leiflen, obfd^on bie 3o]^l ber
Sd^ften testfriHfdber «rt über bie ^efd^ittl^o be-
reüd fel^r bebeutenb ifi. »on SBid^tigfeÜ ift e8^
boS »erl^ältni^ ber ^efd^ittl^ )u ben Xorgumim
unb )u ber olesonbrinifd^ Ueberfej^ung feftju-
fteOen unb bei friHfd^ «rbeüen ftetd SUldfid^t
ju nel^men auf bie Xl^tfod^e, bo^ bie ^nb«
fd^riften ber ^fd^ittl^o in gmei ®tuppm, eine öfl-
lid^ unb eine meftli^e, ierfoQen. ^ür bie St)an«
gelten 1^ bie Ihitif b«n oon Cureton 1858 ebirten
lejt (j. b. «rt. ©ibelüberfetungen H, 723) in
äSetrad^t )u jiel^en, meld^er ölter ift otd ber in ber
gebrud^ ^d|ittl^o, fomie bie orabifd^e unb bie
loteinifd^e Ueberfe^ung Don Xotiond 2)iatef|aron.
S)a5u fommt neueftenS ber 1892 auf bem Sinai
oufgefunbene ^olimpfeft mü fprifd^ Zeit ber
SDongelien, über meldten bie Unterfud^gen )itr
3eit nod^ nid^t obgefd^Ioffen finb. 2)o^ fielet
mol^I foDiel fd^on fefl, ba| er f ein 3)u|)Iicat beS
ßureton'fd^en ZeiteS ift, t)ielmel^ einen obmei-
d^enben gded^ifd^en Xe|t DorouSsufe^ fd^nt
9Ritunter ift ober onf^nenb einer ber beiben
Xeite nod^ bem onbem reDibirt, mobei ber neu«
gefunbene ber öltere fein mirb. S)er Xtj^t ift
ebirt unter bem Zitel The fear GospeLs in
Syriac transscribed from the Sinait. PaUmps.
by Bensly and by Harris and by Crawford
Barkitt, Cambridge 1894. (9}gl 9leftle in ber
Zl^Iogifd^en Siteroturgeitung Dom 8. 2)ecember
1894; Saip\ im 3:]^eoIogifd|en Siteroturblott Dom
4., 11. unb 18. Sonuor 1895; 99arben]^emer
in ber 2tt. SRunbfd^ Dom 1. 3uH 1895.) —
S)ie 3)rudaudgaben ber ^efd^ittl^o finb auf aejäl^It
bei 9ieftle^ St^rifd^e (Srommati!, 2. «ufl., »erlin
1 888, unter Litteratura Syriaca 1 7—28. ffiogu
fommt: Biblia sacra juxta verdonem sim-
plicem quae dicitur Pscbitta T. III. Mausili
typis fratnun Praedicatomm. 1887 sq. Sin
DoUftönbiged SBergeid^iB ber testfritifd^en Slr-
fxnivx über bie $efd(|ittl^o f. in i^ttpqi Steol*
gnc^fL für proteftont. I^eol. XV, 2. «ufl., 198
bis 200 (Don Üteftle) ; Steny, De Syriaca libri
Jobi interpretatione, quae Peschlta vocatur,
pars I, Helsingforsiae 1887, 18—21. 2)en
bei StenQ genannten Srbeüen finb l^ingujufügen:
@ebö!, 2)ie f^rijd^ Ueberfe^g ber }U)öIf fleinen
^ropl^en \xtü> ifyc iBerl^Itnift )U bem moforetl^-
f d^ Ze^te unb ben alteren Ueberf e|ungen, Stedlau
1887 ; Oppenl^m, <S)ie fQrifd^ Ueberfe^ung beS
fünften ©uc^cS ber ^folmen (^Jf. 107—150) unb
i^ Serl^tni^ 5U ... ben ölteften Ueberfe^ungen^
Sei)>gig 1891 ; aRonbl, SHe ^d^itt^ au ^iob,
Sei|)aig-a3uba))eft 1892; Sto^IfS, Seitroge jur
Zejrtfritif ber ^efd^tto (3ei^d^rift für bie olttefto-
mentlid^e ffiiffenfd^t IX [1889], 161—210);
$infu6. 2)ie f^rifd^ Ueberfe^g ber $roDerbien
(ebb. XIV [18941 65—141. 161—222). —
Cureton, B^emains of a Tery ancient recen-
sion of the four Gospels in Syriac, London
1858, Derme^rt burd^ Köbiger, aßonotSberid^
ber 93erliner 9[fdbemie Dom 2Ni 1872; Aug.
1827
^cfftmiSmuS — ^efialojal
1828
Giasca, Tatiani Eyangeliorum harmoniae
arabice, Bomae 1888 (Dgl. P. @. SB&utner,
Sit. ^anbtt). 1889, 9lr. 5 u. 6; Salftn, (Sefd^td^te
beS neuteftom. Sonond ü, Srlongen imb Sei|)sig
1888 ff., 580—556). SDBcitcre «uSfül^öen
Bieten Die ^avbiüä^tx ber ginleitungdtDiffenfd^oft
in bic l^eihge ©d^rift. (Sgl. Cornely, Histo-
rica et critica introductio in V. T. libros
sacros I, Paris 1885, 408 — 414, unb öor
allem Ifaulen, ginleit., 3. %ufl., greibutg 1890,
118—126.) [C)oberg.]
'^enmismnSf f. £)))timi§tmtS.
^epatotti, äol^onn ^einrtd^, @ociQlt)oti'
tiler unb ^öbagog, tourbe am 12. Sonuar 1 746 ^u
3ürid^ geboren qI§ @o]^n eineS 9ßunb> unb Augen-
arztes, ber {d^on 1751 ftorb unb feine SBitttoe mit
brei ffinbem in jiemlid^ befd^eibenen 9}erm5gen8«
umftänben gurüdlief;. ®le ftinber erhielten öon
ber STOutter eine {el^r l^äuSIidie fürforglid^e ßr«
}ie]^ung, entbel^rten aber berDötertid^enSud^tunb
Seitung. S)er öltefte Sol^n ging nad^ Slmerüa
unb üerfd^oU; ber gtteite @o]^n, Sol^onn ^ein-
rid^, toar gutmütl^igen unb l^artnlofen (S^arafterS,
}eigte tiefet ©emütl^ imb rege !ß]^nta{te, aber
feine befonberen Anlagen }um Semen, toox Diet-
mel^r jerftreut, linfifd^, unreinlid^ unb Don fel^r
]^ö|Ud^er ®e{id^t§bilbung, fo baf; il^m feine ÜRit-
fd^üler einen ©})ottnamen beilegten unb ein Seigrer
il^m bad ißrognofticon ftettte, e§ merbe tool^I nie
ettt)ad Sted^teS auS il^m toerben. 2)a eS ber SBunfd|
feiner Angel^örigen toar, baf; er ^rebiger merbe,
fo mad^te er baS l^umaniftifd^e SoÜegium feiner
ißaterftabt burd^, an »cld^em Sobmer unb 93rei«
tinger bic bebeutenbften Seigrer waren. AI§ er e§
im 3. 1766 öerliel, tourbe er aber nid^t $re-
biger, fonbcm »anbte fid^, öon Äouffcau'fc^cn
grcil^ettSibeen angefleht, bem Äed^tSflubium ju.
gr fam aber barin ni^t toeit, wtil er fid^ an
ben politifd^cn Umtrieben in feiner §eimat be-
tl^eiligte unb oon ber l^cnfd^enben gartet feine
AnfteUung ertoartcn burfte. 9lun ttiibmete erftd^
ber Sanbtttrt^fd^aft. 5Rad^bem er biefelbe 10 SKo»
nate in ftirdiberg (Ifanton Sem) praftifd^ er«
lemt l^atte, glaubte er fd^on SKeifter barin ju
fein unb fcbrte ^erbft 1768 al8 ein „lanbtoirt|»
fd^aftlid^er 3:röumcr", »ie er felbft fagt, nad^
3ürid^ jurüdf. S)ort l^atte er fid^ bereits öor«
l^er mit Anna ©d^ultl^e^, ber Sod^ter einer
reid^en Sürid^cr Ifauf mannSfamilie, öerlobt. 5Die-
jelbe loar jtoar 6 So^re alter al§ er, aber an«
jel^nlid^ unb gcbilbet unb l^atte mel^r ßrfal^rung
unb praftifd^e fflugl^ett al§ er felbft. Dbteol^l
bie Cltem Anfangt gegen bie Scrbinbung waren,
fam bie (Sf)t bod^ im Dctober 1769 ju ©taube,
^cflalojji l^atte nämlid^ Weiter ba8 ©lud gel^abt,
ba^ ber SSanquicr ©d^uUl^c^ in 3ürid^ pc^ mit
il^m affociirte, um ben Anbau öon Stvopp, ben
^eftalojji gang bcfonberS gut ju oerfle^en glaubte,
im ©roßcn ju betreiben. ©(|utt]^e^ ftreäte baS
nötl^ige (Selb öor, unb ^ftalojji taufte fid^ bei
S3irr an. 6r baute ftd^ bort öorerft ein grofe«
artiges SBol^nl^S unb nannte boS ®ut %n)of.
Mein baS angefoufte Sonb ttüAt^ fuS^ al§ jn ge-
ring für bie Rtoppcvitux, ber ^auSbou loar
SU foftf))ieIig geworben, unb bie gonge @;mcs*
lation mi^glüdte. $eftaIoggiberto)ojä)eUeiiimfriB
®ut !ßeu|of in eine (ErgieJ^ungSanftoIt für tn*
wal^rloSte Jlinber unb ton%it ftd^ ffir bafi Untoy
nel^mm, weld^eS fetneStoegS eine SBop^ätighüS-
onftalt, fonbem eine blo^ @)>ecuJdtton tm,
Unterftä^gm unb IBeilgilfe gu i>erfd^affen. Sie
ffinber mußten im ©ommer ^ßeßoIoggi'S &d)
bebaum, im SBinter SaummoOe fpimtcn, n^
Seftolosgi fud^te bie Srobucie gu öenoo^
2)ie ©ad^e ging eine 3ettlang, ober $e{biIo|i
mu^e ftdl in ^anbefögefd^afte einlaffen, wm
er. nod| wmiger öerftonb als bom Sdeito,
unb fam baburd^ in gro^e finongidDe Scbtibg-
nif;. Au^erbem waren oud^ bie Angel^drigen ber
aufgmommmm ftinber nid^t mit ber Sd^o^
lung unb ißerwenbung berfeCben gufrieben, nb
fo mufite ^ftaloggi biefe Anftalt 1780 f<^ie^
9}or ö5ttigem Stuin bewalden i^n in biefa 9W^
bie 9}erwanbtm feiner gfrou, iiü)em fie boS Sit
9leul^of anfauften unb eS i^m gur SBo^nmig
unb SBenu^ung überlief. Xro^bem bnu^
il^m bie f olgenben ^al^re l^ummer unb (SM^
mngm in gfülle. Sr felbfi war SnfangS goq
mutl^loS unb wie gebrod^en. 9lber bie SJorf^og
fül^rte il^m um ime ßt\i eine überaus {Iei|ige,
gefd^idEte unb tl^otfröftige IDlagb )u !RamenS (S^
betl^ !ßaf auS Stopptl S)iefe bßeb 40 3a^ in
feinem S)imfi, oud^ nod^ als fte Derl^eirdd tooi,
unb l^at ^eftalosji bei Sd^ilberung ber ®er»
tmb, bie in feinen ©d^riften eine fo gro^e 9bIIe
fpiclt, öorgefd^webt (3Jtorf [f. u.] I, 146 ff.). 6»
f orgte ^unöd^ft bafür, ba^ baS öorl^nbene (Sorten*
lanb, bef|en SBefteHung fogor unterblieben tm,
Wieber bebaut würbe, fo bo| bie gomilie toemg»
ftmS öor junger gefd^ü^t war. 92ad^ unb nc^
würbe ^eftaloggi gefafiter imb gewann wieber
SebenSmutl^. Sr fing nun an, ftd^ auf bie ©(^'
fteUerei gu öerlegen. Au^er fleinen Serfm!^ in
feiner 3ugenbseit l^atte er in ben ^gp^eriben*,
Weld^e fein ®önner, ber SSafeler Sftatl^fc^reibfr
3felin (geft. 1782), l^auSgab, einen «nfjoj
^ Abenbftunben eines ßinfteblerS" unb anbere Bn»
Artifel öeröff entlid^t. S)ann begruiü>ete er in 3»*
rid^ auf Anratl^m SfelinS baS „@d^wetger9Bo4^
blatt", weld^eS öorwiegmb Auffa|e fociol*poriti'
f d^er 5Ratur brad^te (abgebrudtt bei Se^ffort^ [f. n]
Sb. VII). gs erf(|im baöon aber nur ber ei«
3a]^rgang 1782. ©afe ^eftalogsi fid^ ganj anf
biefeS (Sebiet warf, ba^u gab il^m ber 9Ralergü|li
bie Anregung. S)iefer befam sufoHig bei feim
SSmber, bem Sürid^er SBud^^nbler, einen jotiri»
f d^m Artifel $eftalo5)i'S über bie neu unifonniita
3ürid^er ©tabtfolbatm gu (Seftd^t unb erfonsir
beffen publiciftifd^cS Salent 3n ber 2^ tw»
ftanb ^eftalojsi, anfd^oulid^ ju fc^Ubem, fejjdBb
5U er^öl^len, baS ©emütl^ angufprn^ unb ba
3)ialog }u l^anbl^abm, fo ba^ er bei frinent
1829
^eflologgl
1880
eUbtmg ein ertröglid^et Stomanfd^riftftener l^ötte
IDeri>m fönnen. 2)q8 Urtl^eil gfü^Ii'S mod^te il^m
SRutl^, unb er begann nad^ bem Sotbilbe Don
9RannonteI8 Contes moraux eine focialpoli-
tifci^ S)orfgef(i^i(]^te ^fiienl^b unb ©ertrub"
itt öerfajfen, mld^ 1781 erfd^ien unb aufier«
oxbentlid^en SeifoU fonb. 2)ur^ ben grfolg er-
mittliigt, lie^ er 1782 ein äl^nlid^ed IBud^ ^gl^ri-
^pi unb ßlfe" erfd^einen. 3)o biefed aber feinen
Snnong fonb, feierte er }u bem itüfyxn Stoffe
iitrfid unb fpann ben gfaben ber Srsöl^Iung toeiter,
fo bo^ baS SBerf bid 1787 Dier gfortfe^ungen er-
hielt (Dgl. @e9ffartl^ Vn, 249). Sebod^ marb
mit ber Sauge ber SBertl^ geringer, unb ba§ Snter»
cf(e nal^ ab.
Obmol^I $efiaIo))i Don feinen @d^riften mate«
TieOen 5M^n l^atte unb Don 3eit }u 3eit aud^
nod^ ®efd^afte beforgte, fo blieb feine Sage, toeil
bk 3infen feiner oerpad^teten Sänbereien fd^Ied^t
aingen, nodd immer eine bebröngte, unb er
(te fud^, biefelbe }u t)erbeffem. 2)er @ro^-
(ccsog Seopolb Don ZoScana l^atte il^ berufen
tDoOen, aber ber ^lan toar gefd^eüert; 1792
mod^te ^talosji eine Steife nad^ Seipjig, too
feine Sd^ioefter Derl^eiratet toar, unb befud^te
ben $]^iIofop]^en gfid^te, ben er Don beffen »au8-
lel^erfteUe in 3ürid^ l^er fannte. SEßie er ftd^ frül^er
mit bem ©ebanfen getragen l^atte, nad^ Oefterreid^
m gelten, fo liegte er 1793 fogar bie emftlid^e 9ib«
pc^t, na(^ t^ranfreid^ auSgutoanbem, nad^bem il^m
ein ^a^t Dorl^er bie Ernennung }um Sl^renbürger
ber frangöftfd^en 9te))ublif gleid^geitig mit @d^iUer
md) Snberen gu Xl^eil getoorben toar. Snblid^
biad^te baS Einbringen ber IReDoIution in bie
&dftot\^ eine 93efferung feiner öu^em Sage. 3m
^afpct 1798 nömlid^ rüdte baS frangöftf^e ^eer
in bieSd^toeig ein; ®enf mürbe gu f^ranfreid^
gef dalagen unb bie biSl^erige ißerf äff ung ber ©d^toeig
mu^ frongöftfd^em ÜRufter umgeftaltet, ber @e(b-
ftfti^igfeit ber einzelnen ffantone ein Snbe ge-
mod^, bie StegierungSgetoalt centraliftrt unb in
bie ^anbe eined au8 fünf Snitgliebem beftel^enben
fogen. S)irectonum8 gelegt. SlUein bie ßinfül^-
nmg ber neuen SSerfaffung ging nid^t fiberoD
Don Statten. S)er ffanton 93em tt)iberfe^te
gab aber balb nad^; bagegen ergriffen bie
(iDol^er ber Urfantone bie SBaffen unb leifteten
ben gfrongofen emftlid^ SBiberftanb. SS !am gu
einer blutigen Sd^Iad^t in ber Ställe Don Stand
(8. September 1798), toorin bie Sd^toeiger eine
Mtoere 9lieberlage erlitten. S)er gange jlanton
UntemKilben lourbe l^ierbet mit SHorb unb Sranb
auYfi @raufamfte Dcrl^eert unb namentlid^ in Stand
om f olgenben Xage ein fd^euf;IidE)ed Slutbab unter
ben ttMl^lofen Sinn)o^nem angerid^tet (SJlorf I,
164). ^ftaloggi, ber ^nl^önger SRouffeau'd unb
e^emolige SEuminat, (atte immer mit ber IReDO"
Intion fQmpatl^iftrt unb gel^örte gu benen, toeld^e
bie Umtoolgung mit gfreuben begrüßten. Sr bot
fd^on am 21. 9Rai 1798 bem neuen 93ürger>
miniftenum feine Sienfte an unb fanbte il^m einen
„3uruf an bie 93eU)o]^ner ber DormalS bemofrati-
fd^en ftantone'', tt)eld^er ben 3tDed l^tte, fte }um
zinnern 9lnfd^(u| an bad neue ^elDetien" )u be«
ftimmen. S)a8 S)inctorium Iie| ben 3uruf auf
Staatdfoften bruden unb im Sanbe Derbreiten;
bann grünbete ed, um auf bie Stimmung ber
SeDöIferung eingumirfen, bad „^elDetifd^e SBoIfö-
blatt" unb übertrug bie Stebaction Seftaloggi,
»eld^er fie brei ÜRonate long fül^rte. ®ad IBlatt
erfd^ien Dom 8. September 1798 an bei @e|ner
in 3ürid^ möd^entlid^ einmal, brad^te eS aber nur
auf 19 giummem (SKorf I, 52—58). ©a er-
öffnete ftd^ für ^eftaloggi bie 9u8fid^t auf einen
SBirhtngdfreid, ber i^m beffer gufagte. Sie grau«
f ame ffriegdfül^rung ber grangof en l^e im Statt'
ton Untermalben ein fo großes C^b unter ber
SeDöIferung l^erDorgerufen, ba^ Sd^aren Ob-
bad^Iofer auf ben Sanbftra^n umherirrten imb baS
2)irectonum fid^ genötl^igt fal^, ettt)a§ gur Sbl^ilfe
gu tl^un. Um loenigftenS bie l^Uflofen ober eltern-
los gelDorbenen ffinber bem Untergang gu ent-
reißen, mied eS bie Summe Don 6000 ^roncd an
unb rid^tete im ehemaligen Urfulinenflofter gu
Stand ein 9lf9l für fte du. ^ftaloggi, ber bie
Sninifier Stapfer unb Segranb gu perfdnlid^en
(Sönnem l^atte, mürbe gum SBorftel^ beS Slf^IS
ernannt unb trat im Januar 1799 feine SteUe
an. Seine 9(ufgabe mar eine fd^mierige, unb er
gab ftd^ 9Rü]^e, fte gemiffenl^aft gu erfüEen. 2)ie
3a]^I ber gum Sl^eil franfen ftinber belief fid^ auf
50—80, unb ^eftaloggi fud^te fte gu beteöftigen
unb gu unterri^ten, mobei er fd^on bie uRet^obe,
ftinber burd^ jrinber unterrid^ten gu laffen, in
Snmenbung hxaäfit. Sr erntete für feine 93e-
mül^ungen jebod^ menig 2)anf. Sie grö^e ^g-
Ud^feit fanb er ^r fein 3Ber(, mte er felbft fagt,
bei ben ftapuginem unb ftlofterfrauen; bei ber
93eDöI!erung bagegen mar er megen feined miß-
trauifd^en unb ungefe&igen SBefenS tmbeliebt tud>
nid^t gead^tet. lu(^ ^prügelte er bie ftinber gu
DteP, mie ber ^faner SBuftnger in einem amt-
lid^en Sd^reiben an ben 9Rinifter bertd^tet. S)a8
9lf 9I mürbe infolge ber ffriegSereigniffe am 8. 3uni
1799 plö^Iid^ aufgelödt, jebod^ fd^on im Sep-
tember beSfelben Sol^red mieber eröffnet unb be-
ftanb bi§ 1802. ^ber ^taloggi erl^ielt Don bem
SRinifter Stengger tro^ ber gfürfprad^e feitenS beffen
SoUegen Stapfer ben Soften eined SBorfiel^erS
nid^t mieber (SOtorf 1, 199 Slnm. u. 203), ein 93e-
meid, baß er aud^ l^ier nid^t an feinem !ßla|e ge-
mefen mar. S)er 53id^ge SRann entf^Ioß fid^
nun, Slementarlel^rer gu merben, unb nad|bem
feine ©efunbl^eit, bie, mie er berid^tet, burd^ bie
übergroßen ^nftrengungen in Stand fel^r gelitten
l^tte, burd^ einen langem Slufentl^alt im Semer
Oberlanb mieberl^ergefteUt mar, fül^rte er feine
Sbfid^t oud. (Sx erl^ielt auf Smpfel^Iung ber Ste-
giemng bie 3ulaffung ald (Sel^ilfe ober Unter-
lel^rer an ber 9lebenfd^ule, ber fogen. ^uem-
fd^ule, bed gfledfmd SBurgborf im ftanton IBem.
^ter beforgte ein el^rfamer Sc^ufter bad Sd^-
1831 ^tflol
Bottmfficbttftnaimnaij^btcaltntüSrift. S)itfn]
btmetRe bolb, baft ^ftalDjji ni^ts auB btmSpIoIter
unb bem „^tibelbcrgei" auStombig lemtn lic^,
unb benultf ba§, um bic inlneffirten eitern ^tgen
t^n riiijune^mm, fo bofe pe etliärlen, i^wÄinbei
)u $tftalDjji'S <^tcmtenten nid^t ^ngtbm ju
tDoEm. St mugte bobtr noc^ ho^tr 3nl nci^n,
burftf ü6er auf gfirfpradie jeüier @6nner fritw
Stdut^t an bn jtoeiten Anawnfdiule b«e ^fledenS
felbft fortfe^m. 3m DKärj 1800 na^ bie eiftul-
commiHion fine SReDifion bd i^m üot unb janb, bofe
feine ©t^iilet bai flefen unb ©qtlabittn in fc^r
(urjet 3"* tzlmü ij&ütn, unb bafe et itinm ?iift
an bet Srbbeft^reiiung, ^aturfunbe, @c|<f)ic^le
imb ^f^nf) betäubringen Derfte^. auf biejeS
Seugnife nmrbe er al8 Sel)rtr an bet genannten
€c^Ie Ofletn 1800 füimlti^ angejlelU. Mein
En @tteben ging ^Ö^tt. $t|teIojjt ^otte fd^on
91eubDf mit feinem eimigen ©ötint^m fld^
«igelegentli^ bef^äftigt unb i^ bie anfangs-
grünbe be9 SBiffenB beigebtai^t, bann überl^au))!
aber SBoHSbUbuno Diel nac^gebai^t unb glaubte
eine neue, unbebingt etfolgtei^e UntetriditS-
met:^obe gefunben gu ^aben. SoS ©i^toeijet
€if|UltDefen lag bcmals nod) DoQftänbig im ^r-
fltn, befonbetfi be^me^en, weil eS in bn ganjen
))tote|'tanti{<]^€(^nei} noif) tetne Se^terbilbungi-
anftalt gab, Uä^ienb lat^otifd^etfeili im Aloftn
St. Urban, flanton fiujem, längft eine folc^e
btponb (5Dtor[ IV, 146). SÜe neue SReoieturtB,
ntli^e an ftcE) unb aui^ au8 pDlttt|i^en @rünber
bie aupiäning beS SoIfeS anflrebte, rnoHte ben
JBoItaunterri^t ^eben unb Bor auiem ein Ce^rer-
feminat grünbrn, Derfügte aber nii^t über aus-
rei^enbe ©etbmittel. 3>et ÜKiniftcr ©tapfci
^atte )u biefem S^otit betcitS einen getnifler
Oi|(^er, einen @d)ulti ©algmannS in Sd^ncpfni'
t^l, auetrfe^en, bot^ flatb bicfei im ©ommei
1800. 5Die|[ fam ^pefiolDjji ju [lallen, unb ei
trat gemifletmafien an gii^erS Sictle. 5ßie SRe-
gierung geftattete i^m nun, neben feiner ©(^uli
no(^ eine eigene 9tnftalt nac^ feinem ©inn ju
grönben, meldte gltit^jeitig Wufterfc^ule, SSaifen-
(iQuS unb Se^ierfeminar fein füllte, ©te räumte
ä|m bafür baS Säurgborfer ©c^1d| ein, melc^eS
früher bem Amtmann be§ ffanton§ iöcm olS SBd^-
nung unb ^Imtägeboube gebient tiatte, bamalS ober
Ieetftanb,beroilligteibmeine8tö6etc©ummcfürbie
innert Sinri*tunB,ba8SBrenn5oIj unb 4005roncS
lÖ^rlic^eS @e|alt. ©o tonnte bie Snftalt bereits im
Ottober 1800 eröffnet »erben unb na^m einen Biet-
oetfprec^enben ainfang. 3lu(^ liefe bie SRegierung
üleic^jeitig ^ßeftalojji'l Slementarbüc^et bruden.
«in glüillic^ea Sufammentreffen mar eS weiter,
baft au^ aui entfernteren ©egenben ber ©ifiweij,
Wet^e unter ben ffriegimtrren je^r gelitten ^atte,
fKnbet in Surgborf auf Äoften beS ©toaleS unter-
gebrorfit würben, fo ein ganjer SranSport ©c&ul-
Knber ouä appenjeü unter gü^tung eineS ftrcb-
famen unb fähigen jungen Se^wrS ÜfamenS ffriifi.
Siefer unb einet ber mitgebtactiten Änaben 91a-
menl Stomfouet imidKn rifrigt Si^nlit irt
ft]äter@e^iIfen^taIojji'«. anXnblaiiiAQ^
gewann er tDettete §Uf8Ie^. 'S» tecäl äl
©dEinftßeller in iDettm ftreifcn bdannle )pi|l»
ID jji jog mm in httjer ^tt oui^ btn^ [eine ^
gogif^en ©duften bie Sufmetffamtcit ort gaqn
gebilbeten SSelt auf f1^ inib ctfu^bitC^ ■■
Smtglteb einet Sxjmtotion, tocli^ in q^ Ob
eint neue SBetfo^ng bet ©d^etj bcnd^ faSk;
gewäblt JU Werben. 3m Octobet 1802 gjng u
naä) i^ax\% unb fut^e uül^ienb ftincS mt^nu»*
lid^en Aufenthalte bafelbfl fono^I fdnt fscU*
poülifdien ^becn geltenb ju ma^cn oUoiqtii
feine pabagogifffieii Snfi^ten gu niileB, MM
oEine Erfolg, ^ie lebeten betttffenb tiSilik to
ctfte gonfui Sonaporte, et Ifinnt fii^ in bol !^
TFii bc§ ^'^'Ü mä)l mif<i^ Sie Set^ni^
frage betteffenb feuerte betSonfuI fütfi4aifk
ÜRonardiic }u unb fud^tc belfnilD int (oiifwaa»
Elemente gu flärfen unb ^enmjugic^ &1m
ee, bafe aucb in ber @<^ioei| bie oS oot fi^
3a^ten Bon ber SReDoIution gegebene Setfaffn%
bie niemals pofnilöi gtWorom unt, (Agtfi^
im ^til 1803 baB Sliiectoriinn bcfeiHgt sri
burc^ eine Slogfa^ung etfe|t nnirtw. $At So»
Btränitäl ber eingtintn ffantDm Rnitbc nidic^
geftent. ^iefe SBtnbung ber S>inge mit fii
^eftolojji Ber^öngnifeDoH St UuiIm mm Vm»
gebenet ber kernet jTontonSregtetung unb ma^
eB balb empfinben, ba| biefe il^ nü^gäa^
flefinnt wot. ©ie et&ffnete t^m jofott, bo^ etM
Surgborfer ©d^lofi räumen muffe, ba fie elp[
itiren Slmtmonn toiebet n51t)ig bobc Sufiedni
tonnte unb molUe fie bie jfoften bet für bie gm^
©rfjwcij beftimmten Wnftalt ?&eflaIoä)i'8 ni4t
attein tragen. 3um ®Iüd füt i^n rnnt fein Hn-
fe^en unb SRuf injmifc^en fi^on fo E|0(^ { "'
ba^ man nidit wagte, t^n gänglii^ gu bi
Sie Stegitmng bot i^m alS erfa| boB d,
SobanniterbauB im nal)en 3nün<^enbui^f "
aber, maS it)n fetir tetbiog, immer nur auf Sit
3a^r unb auf SBibemif. Snbeffen ba et ni^l
anberS lonnte , Derlegle er im 3uli 1804 feiB
Inftalt bort^in,
©ein Üufentbalt in ÜRünd^enbud^ee not um
ein Uebergangeftabium unb tein glüdlid^ S""
bauerte ber SRuf, ben bie ^nflalt erlangt fyiüi,
fort, unb ber Sefu<!^ etlitt feinen Stüdgong. 9p
fu($et uiü) ©[büler toaren faft aui allnt fiönbeni
guropo'B nad^ Surgborf getoollfa^rtet , um bi«
pöbagogiftbe lÖhifteranflalt tennen ju lönen inili
bie neue SCReibobe gu ftiibirtn. Sogar eine Stelle
an ber UniDerfitiit ®orpat mar intern geiter m-
getrogen morben. Ülllein bie Arbeit war füt ^ep*
I toägi fe^on JU Biel geworben; bieSBtfucfytiunblrie
Bconomif^e Seitung, ju ber er megen feine! an'
I prattifdien üöefeni obnefiin nit^t taugte, Iv^
' ibm nii|t 3eit für llnlertit^t unb ©(Jb^iftfleflem-
Sia^er glaubten feine ^ilfSIe^rXoblerunbO.Üfti'
ralt ibn entlaften ju follen, unb eB bot fi^ Ix^
eine anfi^einenb fe^t paffenbe @dtgtni)tit, tnbni
1888
^efialojji
1884
Ud^ Bei Wtnä)n(buä)\tt ^ert D. gfeSenBerg, ber
^nlU^ 93e{trebungen oei^otgte mie $eftQlo}5i,
cfai @ut it\a^, auf lue^em er ebenfalls eine
Cqiel^ungdanftQlt eingerid^tet l^atte, aber ntel^r
bm {miftifd^n Qtotd IanbtDirt|fd^aftIid^er 9u8-
UQmna Derfotgte. Seibe SOtönner fd^ienen ftd^
twftrefjiidl m ergangen, unb !ßeftaIog^i lie^ ftd^
(ePimmen, Die beiben ^nftalten mit emanber )u
iKcfd^elgen ttnb bie 5fonomifd^e fieitung gfeUen*
feerg gu überladen. Wim biefer mar l^errjdpd^tig
nnb trot balb al§ aUeiniger ^err auf, unb %efta-
bqgi fa& fid^ bei @eite gefd^oben. S)ief; unb ber
nmfkmo, ba^ bie SBemer [Regierung il^m feinerlei
SnMöffe geioöl^e, bemog ^eftaloaai, ben 9n-
ctUehtngen nöl^er ju treten, toeld^e i|m bie maabt«
UtibifdlKn Stöbte !R^on, gkiQeme unb Offerten
gemod^t litten. 2)a§ienige Don Offerten, loo er
008 die Sd^Iof;, (Sel^alt unb fonftige 9ht^ungen
Mornmen foHte. fd^ien il^m ba§ Dortl^eill^aftefte su
froL ^tdojsi ging alfo bereits im 9böember
1804 oortl^in, um bie nötl^igen SSorbereitungen gu
treffen, blieb aber mit SMnd^ettibud^fee nod^ in
Suiel^gen. änstoifd^en veruneinigten ftd^ feine
bofelbft {itrüdgebliebenen Seigrer ebenfalls mit
D. gfeuenoerg, unb nad^ (öngeren Streitigleiten
tmnbe baS SBerl^öItni^ }u il^m gang gelöst ^efta«
bgsi eröffnete 1805 fein Snflttut in Sfferten mit
bon Xl^otogen 9lieberer, jhüfi, Stamfauer, bem
SRotl^atifer @d^mib au§ ^u in SSorarlberg imb
flnberen afö fiel^rem. "^aä^ Uebenoinbung ber
onfänglid^en Sd^mierigfeiten blül^te baSfelbe rafd^
empor unb brai^te ed bolb auf 165 @^üler unb
15 Seigrer ol^ne ba§ meitere S)ienft))erfonaI. !ßefta-
bjsi ertoeiterte nun feine ^nftalt nad^ Derfd^iebe«
nen Stid^timgen, oerbanb bamit ein ÜRöbd^en-
pcnflonat, fing eine IBud^l^anblung an unb er-
rid^tete fogar eine eigene S)ruderei, meldte oon
1808—1812 eine ^ffiod^enfd^rift für aRenfd^en-
bUbung'', öon Jliebercr rebigirt, l^erPettte. ^ber
bie Slüte ber Snftalt mürbe il^r Unglüd, unb bie
Ucbelftönbe, meldte ftd| tl^eilmeife fd^on in SBurg»
botf gezeigt l^en, traten l^ier in oerft&rftem
SRa^e ]^ert)or. 3nbem aud^ ^ßenftonöre au8 l^öl^e*
ren @tönben unb @d^üler, meldte Satein lernen
{oOten, aufgenommen mürben, ging bie innere
öerloren, unb bie überl^anbnel^mcnben
[ud^e Don auSmörtS Derleiteten ba^u, bem blofien
Sdpein nad^)uj[agen. Sd Derbretteten ftd^ ba^er
in ber Umgegenb nad^tl^eilige ©erüd^te, unb in
ben 3^itungen nmrben Angriffe gegen ^ßeftalo^ji
unb feine 9lnftalt gerid^tet. S)e^]^alb beantragte er
fcOrfi 1809 eine SteDifion burd^ bie SBel^örbe, unb bie
fd^ei^erifd^e Xagfa^ung fd^idüe im StoDember eine
oud brei @ad^Derftanbigen beftel^enbe Sommif^on,
loeld^e eine fünftägige IReDifion Domabm (SRorf
IV, 196 ff.). S)a8 grgebnif; mar ungünfKg, unb
al9 ber Serid^t nac^ längerer 3^it erfd^ien, er«
öffnete Jßeftalogsi eine $oIemif bagegen, meldte
feiner %tftalt iebenfaQS leinen Ütu^en hxQ6)k.
SDogu !am, baf; unter ben Seigrem, befonberS
imifd^ 9lieberer unb Sd^mib, arge ÜRi^l^eUig-
leiten beflanben, meldte }ur gfolge litten, ba^
@d^mib 1810 bie Inflalt Derlief. 9Rü beffen
9lu8tritt aber nal^ bie Unorbnung in ben t^inan«
Sen überl^anb. ^ftalo^i geriet)^ immer tiefer in
Sd^ulben, unb beim Xobe feiner grau (1815)
fd^ien bie Suflöfung ber 9lnftalt unabmenbbar.
2)a nur @d^mib im @tanbe fd^ien, Orbnung
in bad S^aoS )u bringen, fo rief ^{ialos^i il^n
Surfid unb marf ftd^ il^m gan} in bie Slrme. 2)ie^
l^tte sur gfolge, ba^ 9lteberer, Jhüfi unb Stam-
fauer auSfd^ieben, moburd^ bie übrigen Seigrer mit
Slrbehen überbürbet mürben. SKii^relang bauembe
$ro)effe jmifd^en !ßefiaIos)i unb feinen frül^eren
Seigrem entftanben. ^ftdo^si mar ber SJerjmeif«
lung na^e unb Derfud^te in feiner Statl^Ioftgleit
fogar eine Sinigung mit ^enberg, meldte jebod^
ni^t )u @tanbe !am. Iber Sd^mib mu|te ®elb
gu fd^affen, inbem er ^Peftalojsi'S ©d^riften fam-
melte unb ftnan^ieQ Dermert^ete. Sr fd^lo^ mit
ber Sotta'f d^en Sud^l^anblung einen Dortl^eill^en
Sontract für ißeranftaltung einer ®efammtau8«
gäbe, meldte 1819 ff. erfd^ien, unb }u meld^er bie
@ouDeröne Don 9tu|lanb, ^reu^en unb 93aQem
anfel^nlid^e Summen beifteuerten. !ßeftaIo}}i lebte
mieber auf unb grünbete nod^ 1818 eine ^rmen-
anftalt in SIenbQ, meldte fpöter mit bem 2inftitut
SU Offerten Dereinigt mürbe. SnbUd^ nötl^igten
il^n l^ol^ed ^(ter unb bie nod^ fortbauemben $rO"
jeffe mit feinen frül^eren iUlitarbeitem, fomie bie
junel^menbe SSeröbung feiner änftatt (3Worf IV,
541), biefelbe im Sfrül^ial^r 1825 )u fd^Iiefien.
Sr 30g fid^ nad^ Üteul^of )u feinem Snlel }urüd.
^ort Derf a|te er ^ur SBertl^eibigung feiner (Srunb-
fö^e unb ^v^^ungSmeife eine @e(bftbiogra|)]^ie,
feinen „Sd^manengefang" , unb l^ielt nod^ für)
Dor feinem 3:obe in Srugg einen ißortrag über
SDtenfd^enbilbung. Srbef^IoM^bemegtedfieben
am 17. gfebruar 1827 5U S9rugg, mol^in er jid^
Don Steul^of begeben l^atte, um örjtlid^e ^tlfe
gegen fein Steinleiben su fud^en.
2)er äußere SebenSlauf bed merfmürbigen TUm»
neS löfit Don bem „reinen äbeaßSmuS", ben man
Dielfad^ an il^m rül^mt, nid^td entbeden: biefer
ftnbet ftd^ bei il^m eben nur auf bem $a|)iere,
b. 1^. in feinen ©d^riften. S)ie Dor Äui^em Der-
öffentlid^ten 93riefe $eftaIogsi'^ auS bem 3iofftt
1767 laffen i)^ Dielmel^r al§ ödsten Slealipen er-
fd^einen, beffen ganjed ©innen wib Xrad^ten lebig-
lid^ barauf gerid^tet mar, fd^neQ 5U 2Bo|lftanb }U
gelangen unb feine Sraut ^m^ufüi^ren CiRorf,
^eftalojji'saSerufSma]^!, Siegn^l895, ©. 13. 22.
27). S)ieibeale9itd^tungentmidtelteftd^beii]^erfl
f))ater ; in bem 9Ra|e, als feine realen ©peculatio-
nenmi^angen,rid^teteftd^fein@innme]^runbme]^r
auf baS äbeale. ©eine fd^riftftellerifd^e Z^dtigf eit
t^ilt ftd^ beutlid^ in jmei fafi gleid^ C^ölften, als
bereu Sdtqxmit man baS ^a^t 1800 anfefeen
fann. 3n ber erften ©älfte IJerrfd^t bie »ejd^äfti-
gung mit focialen Problemen unb ber ^ßubliciftil
Dor, bie jmeite ifi gang ber !ßdbagogi! gemibmet
S)a^ er ftd^ anfangs ber erftem gumenbcte, lag in
1835 ^eftalogil 1836
feiner ©eifteSnd^tung, in ben allgemeinen Qtxt' Ii(^e®Iit(IfitrbQd^ettiige§ttnbamentcdIeriDa^
Derl^ältniffen unb in ben fd^Ied^ten grfal^nmgen, ÜRenfd^enbübung" erttörte.
bie er felbft auf bem Gebiete bed SrtoerbSIebend 2Bie mit Dielen onberen Sinrid^tungen, fo mir
mad^te. ^bgefel^en Don ben bereits ern)ä^nten ^eftQlos3i(md^mitbem3uftanbebed@4uliD(faiS
SBod^enfd^riften gel^ört biefem S^cig^ berSitera» in feiner ^eimat öu^rfiunaufrieben. 3n99etie{fbel
tur eine ^bl^anblung über ,,®efe|gebung unb ©d^uImefenS feiner Sug^d^t fogt er u. o.: ,ba
ftinbermorb" (1783 erfd^ienen) an, in toeld^er er l^öl^ere Unterrid^t fei l^ie imb bo gu einer SoIBob*
bie SBel^anblung, meldte bie unglüdKid^en Cp^tx menl^eit gebrod^t gemefen, beren @Ian) feine Vta^
ber SBerfül^rung nod^ bamoliger ©efe^gebung ^u tt)iffen]^eitgeb(enbet]^bejfelbf)benmittiemltnlii>
erleiben l^otten, menn fte il^re unel^elicQ geborenen rid^t fanb er nod^ tt)eit über feine Spfßxt er^aiot'
JKnber töbteten, olS au l^ort l^infteUt. SBef onberg (3Bie ®ertrub il^ Jhnber lel^rt^ 99nef 4), aber bk
gel^öri l^ierl^er aber ^eftalo^^i^S ^auptmer! „Sien« SJoIfSbilbung l^abe DoDftonbig bamiebergd^en.
$arb unb ©ertrub", xooxm \qon bie @runb- 2)iefeitbembe!anntgemorbenen amtlich Senate
gebanfen feiner ,,SIementarbiIbung"entl^aItenftnb. geben il^m in Ie|terem ©tüd ooUft^ig xxifL
ä^oUftönbig unb überfid^tlid^ l^at er feine focialen 3uiJtanton3üri(| unb fonft mürbe bamoß 6(1^
Sleformibeen in einer S)en!f d^rift }ufammengefa^t, lel^rer, xott ftd^ bagu anbot, gleid^gültig ob SBebcr,
toeld^e er anld^Iid^ feiner ^arifer (Sefanbtfd^ft @d^ufter, !DkureroberlBauemhied^t, »enncrimi
ausarbeitete (bei SKorf H, 122—165). g§ trat lefen, notl^bürfüg fd^reiben unb ben ßeibelberfler
in ber ©dornet} naturgemäß frül^er als im S^ad^- ftated^iSmuS l^erjagen fonntt. Sine 9}orbiIbnii(|
(anb ber 3^t))untt ein, mo ber Slderbau bie ftetS tourbe nid^t geforbert, unb bie £el^rer bdj^telten, ba
aunel^menbeSeDöDerungnid^tmel^remöl^renfann. auf bem Sanbe meiftenS nur im SBinterS^nle
SteiSIaufen unb JhiegSbienfte in fremben fiänbem gel^alten tourbe, il^re biSl^erigen Sefd^ftigunip
einerfeitS(toaSabermitberfran5öftfd^en9let)oIution burd^fd^nittlid^ bei @d^uJ]^aufer gab cS mir ia
aufl^örte), Snbuftrie unb gfabrifen anbererfeitS ben @töbten, auf bem Sanbe l^ielt berSe^ia
l^atten bie »eiteren SJMttel ^ur ißoÜSemöl^rung ge« feiner SBol^nftube @d^ule. 2)er @d^ulbefu^ tm
toäl^ren müfjen. ®aS gabriftocfen bringt stoar nid^t geregelt. ÜRand^e gltem fd^idtten 4— 5ja4«
®elb unter bie Seute, aber eS n)trb baburd^ ber rige Jnnber jur @d^ule, onbere lie^ fte xridäOer
jlaufmann unb ber Snbuftdelle $en im Sanbe, merben. S)ie Sefolbung ber Seigrer mar äu^
unb baS 93oII felbft Derfommt leiblid^ unb geiftig gering. S)ie SRefuItate, meiere babei ergielt nmrben,
in ben S^abrif en, aud^ gereid^t ber Dermel^rte ^aar> beftanben barin, ba| bie ftnaben notdürftig
Derbienft il^m nid^t immer jum @egen. Sßie ift ba lefen unb fd^reiben lernten; bei ben SRöbd^ ber*
}U l^elfen? ^ßeftaloaai meinte, bur^ beffere 9}oI!S« langte man aud^ bief; nid^t einmal; gdemt mAt
bübung unb Unterrid^t, aud^ müfje bem 95ol!e nur ber Ifated^iSmuS, ber ^folter unb einige ife»
©innfür§äuSlidf)(eitbeigcbrad^ttt)crben. 3)icnad^ d^cnlieber. SJon einer Se^rmetl^obe mar, ba b«
feinem ©inn cingerid^tete SJoIfSfd^ule biete boS Seigrer feine Anleitung baju erl^alten l^atten, feine
Heilmittel, ©ie b^rauftcHen muffe baS Seftreben 9lcbe, unb bie meiften oon il^nen tonnten feftjt
aüer ©tänbc, bcfonberS ber ©eiftlid^cn unb SRe- ntd^t ort]^09ro|)]^ifd^ fdireiben (ÜJtorf I, 18—36).
gcnten fein, ^cftalojji l^atte, baS ift an^ucrf ennen, SQßenn ^eftalojji nun in feinen alten iagen, Don
ein offenes ^uge unb ein t^eilncl^menbeS ^erj ber 3loti^ gebrängt, ben Sel^rerberuf ergriff, fo
für bie Seiben beS SoIfeS unb fud^te überall nad^ brad^te er eine auSreidienbe, berl^ältni^mäpig^oie
Mitteln, il^m ju l^elf en. ©al^cr finb auc^ oiele SSorbilbung mit , obtoobl aud^ er in ber Cnjo«
anbere Probleme, toeld^e nod^ l^eugutage bie ©o» gra^)]^ie nid^t fidler unb über bie Siegeln beS beul«
cial^jolitifer befd)äftigen, fc^on für i^n ©cgcnftanb fd^en ©tilS nid^t im Seinen mar, unb eS ifi bei
beS 9lad^benfenS gcmorben: 9leform ber ®cfan- folc^en 3uftänben erflärlid^, baß er baran benfen
gencnanftalten, SerftüdE^Iung beS ©runbbeft^cS, fonnte, alS Reformator aufzutreten, gr toarba«
2J^iUtori§muS, geredete SScrtl^cilung ber Steuern, malS aud^ nid^t ber Sinjige, ber biefeS 3irf ^^
^bfd^affung beS S^l^ttten, Serl^ütung c})ibemifc^er ^ugen l^atte, mie bie gntftel^ung ber fd^meijerifc^
ffranftieiten , Korruption unb SKißbraud^ ber ®efellfd)aft für SSolfSeraiel^ung (ÜKorf HI, 358)
S)ienftboten unb ^Irbciter burd^ bie SRcid^cn unb betoeist. 9lud^ ber ^ppcnjeEer Pfarrer Stein«
SSomel^men, Unterbringung ber armen ftinber in müHer betrieb gleid^jeitig mit ^eftaloj^i bie fe»
grjiel^ungSWufem u. f. m. ©eine 3been flnb jmor rid^tung einer Sel^rerbilbungSanftalt in ©oü
mand^mal einfcitig, feine Slat^fd^Iäge oft öerfcl^lt, ^eftalojji nun toarf fid^ mit feiner ganzen feiergie
übertrieben ober unjulönglid^, feine 9leußerungen unb mit um fo größerer ftül^n^eit unb 3uöetfi4*
über bie SReid^cn unb Sornel^men l^erb unb tl^cil» auf bie Keform ber SSolfSfd^ule, meil er alSSiuto»
meife ungered)t, unb bie Seetüre feiner ©d^riftcn ift bibact t)on ben ©d^mierigfeiten beS Unterrid^ten«
ntd^t gerabe geeignet, bie rid^tigen ©efic^tSpunfte feine SorftcHung l^otte. 6r felbft beqtonb gor
in bicfcn ©ad^cn ju eröffnen, allein il^n für bie nid^t ju unterri(f)ten unb b^t eS aud^ nie gelernt,
©ociolbcmofratie in ^nfprud} ju nel^mcn, toie baS fomie er aud(| in ber ftlaffe S)iSciplin ju l^atten
jüngft gcfd^el^en ift, bafür finb bod^ auSrei^enbe nid}t im ©tanbe mar (SDlorf I, 225 ; IV, 245.
®rünbe nid^t oorbanben, ba er gl^e, fjfamilie unb 351 ; SRaumer [f. u.] II, 334 ff.). S)ennod^ ^
l;äuSlid^eS ®Iüd ftetS l^od^l^ielt unb baS l^äuS» er ^ur ^ebung beS SSolfSfd^ulmefenS ungeniein
1887
^eftalojjl
1888
«rid Beigetragen, fa eS eigenilid^ erft )u bem ge«
ma^t, umS eS ie^tifi, ha er etfannte, mel*
d^ bie bem jKnbeSalter allein entfpred^enbe 9Re-
t^obe beS Unterrid^tS ift, unb auf biefer rid^tigen
<Er!enntni^ baS gan^e Softem bed Unterrid^tö
aufbaute. SBir f agen @9ftem bed Unterrid^, nid^t
ber Srjiel^ung, benn ein eigened Srsiel^ungdJQftem
](K>tte ^ftaloagi nid^t ; bafür mar er ^u menig ^l^ilo-
fop]^. ^ftalojgi l^tte ben SnttoidKungSprosel ber
menfd^Iid^ @)eifteS!röfte genau beobad^tet tmb
gefunben, ba| bie @d^rtft erft bie fld^tbare Sform
ter ©pra^e ifi, alfo naturgemö^ ber Unterrid^t
im Sd^reiben bem Untern^t im @))red^en erft
nod^folgen muf;. 9Ran bürfe alfo baS ftinb nid^t
bie Sud^paben leieren, beDor eS rid^tig fpred^en
fann. anfangs ift ber linblid^e ®eift befonnt«
ttd^ nur in ber SBeife tl^ötig, baf; er ftnnlid^e
SBoi^mel^mungen mad^t, alfo ^nfd^ungen bil«
bei, unb erft auf @runb biefer enttoideln ftd^ bie
^dlgeren ©eifledtl^aagfetten. Sud^ in ben l^öl^en
©tabien ber Sntmidtlung !ann ber (Seift bie ^n-
fd^mmgen nid^t gang entbel^ren; numd^e SEßiffen-
fd^en, j. 99. SRoumlel^n, ^ ol^ne Snfd^auung
überl^iipt nid^t benfbar. ^al^er mu^ Der ßle>
mentorunterrid^t burd^auS auf bem ^ncip ber
^[nfd^aintng baftren, unb ben JKnbem muffen
erft Snfd^uungSbüd^er borgelegt toerben, beDor
fte Sel^rbüd^ in bie ^nbe befommen. 2)a8 %n-
fd^auungSDermögen mu^ DoÜftönbig auSaebilbet
toerben. @o getoinnt ^eftaloggi feine brei Srunb«
formen bed Unterrid^td : Soi% ^oxm unb ©d^aQ
ober 9lame, bie fogen. ^eftalos^ifd^e 3:ria8. Sine
nare Snfd^auung fül^rt gur leidsten Slufnal^me einer
ganzen Stetige Don Slnfd^auungen, unb ed !ann auf
biefe Sßeif e Dom Sinf ad^en gum 3ufammengefe^ten
iortgefd^ritten merben. Sd folgt aud bief en ®runb>
ä|en, baf; ber erfte Untcrrid^t ber ftinber fld^ nur
auf ®egenftönbe begiel^en barf, meldte innerl^alB
bed JheifeS ber finblid^en 9lnf d^auungStoeife liegen,
unb baf; ed Derfel^rt ift, i^nen Singe Dorgutragen,
iDooon fte gar feine Slnfd^ouung l^aben unb meldte
einer tl^nen gang fremben äBelt angel^ören. S)er
Seigrer mu^ fld^ geiftig gang )u il^nen l^erablaffen
uid) ftd^ in i^ren Slnf^auungSfreid Derfe^en, maS
freilid(| nur möglid^ ift, toenn er Siebe )u i|nen l^at.
'Ülux ein ffinberfreunb Dermag in biefer 2Beife gu
leieren; fte ift bieäBeife, in meld^er bie 9Ihttter i|r
jhnb belel^rt. ^eftaloggi nannte ba§ ben Unter»
rid^t „pf^ologiftren" unb fd^reibt feiner SKetl^obe
folgenbe fünf d(iara!teriftifd^e Sigenfd^aften gu:
1. ^e Dermag bie ffröfte be^ ©eifted intenfU) gu er«
^dl^en unb nid^t blo^ e^tenftD mit ißorfteQungen gu
bertid^m ; 2. fte fnüpft bie Säelel^rungen gang an bie
@)>rad^e an ; 3. fie f ud^t gu allen O))erationen bed
@eifted entmeber ^ata ober Stubrif en ober leitenbe
3been gu liefern —- unter ^ta Derftel^t ^eftaloggi
9teIationen, unter Shtbrifen ßint^eilungdgrünbe,
imter (eitenben 2ibeen gemeinfame 99egie|ungen
einer Sngal^I Don 3)ingen ; 4. fte toiK ben SDted^aniS-
mud be§ Sebren§ unb SemcnS Dereinf ad^en ; 5. jte miS
bie SBiffenfd^aften ))opuIariftren (2Bie ®ertrub 2c.,
Sriefl). 3ur ßrreid^g ber le^genannten 3iele
bebiente er fid^ mit Srfolg Derfd^iebener ^raftifd^en
^anbgriffe, burd^ beren allgemeine Sinfüi^rung
htt ßlementarunterrid^t mefentlid^ geförbert toor-
ben ift Um bie Einberiefen gu leieren. Der*
fertigte er auf ^^pt auf gegogene SBud^ftaben unb
Slpl^abete, bie IBudMiabirtabeOen. Sr geigte ben
JKnbem bie Su^ftaben, fprad^ fte gleid£|eitig aud
unb He^ ben Saut nad^fpred^en ; bann f e^te er bie
SSud^ftaben gu Silben unb SBörtem gufammen.
Sr mad^te oen ®ebraud^ ber Sd^iefertafeln unb
(Sriffel in ben @d^ulen allgemein, lie^ bie JKnber
im Sil^or fpred^en, bie Heineren ftinber ab unb gu
burc^ gröpere unterrid^ten, ol^ne einf eitig ber 93eu»
Sancafter^fd^en ÜJletl^obe gu folgen. S)ie Slbtl^ei-
lung, meldte nid^t an ber Stetige mar, unterrid^tet
gu merben, befd^äftigte er bur(| üßalen Don @tri-
d^en, IBogen unb Figuren auf bie £afeln. ^S>nti)
biefe jhtnftgriffe erleid^terte ^eftaloggi ben Se^rem
bie Arbeit unb l^at ed eigentlid^ erft ermöglid^t,
ber breiten SRaffe beS SBoIfeS Sd^ulbilbung bei«
gubringen. S)ie alte, in ber Sd^toeig bis bal^in
i^errfd^etd)e ÜRetl^obe beftanb nömlid^ barin, bo^
ber Seigrer Don einem JKnbe gum anbem ging,
il^m in bem IBud^e, baS eS guföQig befa^, einige
Sud^ftaben geigte unb benannte, bann toeiterging,
unb metm er aOe in biefer SBeife Dorgenommen
l^atte, gum erften gurüdHel^rte, um ed gu „bel^ören",
mo eS bann meiftenS nid^tS mel^r Don bem ®e«
l^örten mu^te. ^ftaloggi erfannte bie Slotl^«
toenbiofeit, ba^ aud^ beim Slementarunterrid^t
aQen innbem baSfelbe Sel^rbud^ in bie C^<ini> g^
geben merbe, unb arbeitete paffenbe, feiner Söce«
tl^obe entfpred^enbe SBüd^er aud. 9Rit Sinfüi^rung
berfelben mar freilid^ bie ©efal^r Derbunben, me>
d^nifd^ gu merben unb ftd^ gang aUein auf bie
SDtetl^obe gu Derlafjen. IBebeutenbe unb bleibenbe
S^örberung erful^r enblid^ burd^ ^ftaloggi'3 9Jle-
tl^obe ber Sled^unterrid^t.
^l^ilofopbifd^ toar !ßeftaIoggi'8 Slnfd^auungS«
f^ftem infofem mangelhaft, ald er feiner Xriad
nod^ bie Oualitöt bätte l^ingufügen muffen, ba ia
g. 93. bie gfarbe iebenfaUS aud^ ein SIement ber
Slnfd^auung ift. Slud^ Überfall er, ba^ bie 9ln-
fd^uung eben nur bie elementarfte t$orm ber IBe*
tl^ötigung beS ©eifteS ift, balb aber bie l^öl^eren
fjfunctionen, SSerftanb unb ©eböd^tni^, in il^r
3Red^t treten. Snbem er MeS auf ^nfd^auung
grünben moUte, mürbe feine üßetl^obe einfeitig,
unb inbem er ba3 9}erfal^ren gu lange fortfe^te,
langmeUig tmb geifttöbtenb. Siner feiner @d^uler
fagt Don i|m : ,,$eftaIoggi felbft ift nid^t im @tanbe,
mit feiner eigenen SDtetl^obe aud^ nur in einem
3toeige eigentlid^ Unterrid^t gu geben, gfür baS
eingelne ift er gang tmbraud^bar; aber bad ©ange
trögt er in fid^ unb mei^ ed mit einer ftraft unb
jllarl^eit mitgutl^eilen, bie jeben ftnnigen S^enfd^ea
medEt unb ifn föbig mac^t, in feinem @inne gu
mirfen" (9Rorf IV, 42 5lnm.). ®arin beru|^te
feine ÜJlad^t, unb in Sßirflid^feit l^ben erft feine
iRac^foIger unb Sd^üler fein @9ftem broud^bar
1889
^ejlalojjl.
1840
Semad^t ivbtm fie eS feiner SRöngel enifletbeten.
Jon il^m felbft anaemenbet mürbe fein äkrfal^ren
mt Saricatur beS Unterrid^td. Slud^ brang er in
ber Xl^eorie ftetS auf Iiebet)oIle SBel^anblung ber
@(i^lj[ugenb unb eiferte gegen Sntoenbung Don
3ü(^tigungen, er felber aber tl^eiüe beim Unter»
ri^t fleißig Ol^rfeigen auS (Sflaumer a. a. O. ü,
385). Snblid^ l^at er in feinen 3(nftatten aud^ fd^on
fieibeSübungen Domel^men laffen unb ben Slnfang
mit Xumunterric^t gemad^t.
!ßeftal033i l^at bie für baS erfte Jhnbe^Iter
aUein paffenbe Sel^rart ben äJIättem abgeloufd^t
unb in ber S3oIföjd^uIe be^tt). ber Unterüaffe jur
l^fd^enben gemad^t. S)aS ift fein S3erbienft, aber
eS mar nid^ts abfolut 9teued, mie benn überl^aupt
eine neue fiel^r« unb ßrgiel^ungSmetl^obe felbft
im päbagogif(|en Sal^rl^unbert nid^t mel^r gefun«
ben mcrben fonnte; ^eftalosji ift aud^ nic^t ber
Sd^öpfer ober SSater ber SSoltSfd^uIe. @eine Sel^r»
art fanb tl^eilS bittem Xabel, fo befonberS t)on
Seiten ber ^ßl^ilantl^ropiniften, obmol^I ^ßeftalojgi
il^nen im ^rincip nol^e fte^t, t^eilS fd^märmertfd^e
unb übertriebene JBemunberung. ^m toeiteften Der»
ftieg fidft in lefetercr Cjinfid^t ber ^^«ofopl^ gid^te,
menn er fie als baS Heilmittel für bie f ranle SJlenf d^-
I^eit erflärtc unb bie SBicbergeburt ber beutfd^en
9{ation uon il^r ermartete. Solche überjd^möng»
lidl)e l^obeScrl^ebungen veranlagten Jt. D. iRaumer,
eigens md} Offerten }u gelten, um ^eftalos^i'S
9)tct]^obe fenncn )u lernen. Sr mürbe freilid^ arg
enttöufd^t. %ber gerabe in S)eutfd^Ianb fanb
$eftato)5i*d 9)let]^obe bie redete unb mafiDoUe 93er"
mertl)ung, fo namcntlid^ in ^reu^en, bann aud^
in Sad){cn, Obenburg unb granffurt a. 3W. 3n
bicfcn l^äubeni eutftanben frül^ nad^ ^eftalojji'ö
5DI[ctI)obe eingcrid[)tcte3nftitute, unb geeignete junge
l^cutc mürben il)m ^ur ^uSbilbung ge{d)idt. ^m
menic\iten Spmpatl^ie fanb er in feiner ^eimat unb
feiner nädbften Umgebung, mo man feine menig an-
geuebmcn fcrf5nlid^cn (JigenfdEjaften fomie feine
4)M6crfoIge unmittelbaröor ^Jlugen l^atte, bie mit ber
®ro{ijpred[)erci jeiner ©d^riften arg contraftirten.
4^on jeinen ^£d[)riften, meldte Unterrid^t unb Cr»
jiebung jum (Segcnftanb l^aben, pnb au^er ben
(^1cmentarfd)ulbüct)ent alS ^auptfd^rift ju nennen:
S»ie (SJertrub ibreffinber lebrt (1801 erfdbienen).
3)er {onberbare tlitel foü on Sienbarb unb (Sertrub
anfnüpfen ; in Jtonu öon 14 ©riefen an feinen
l^reunb iMefmer in ^üridft legt er borin feine 9Ke»
tbobe bar. £ie ift mebrmal^ feparat l^erauSgegeben,
für ftatboUfen üon ^ill. *edf (i^berbom 1S87). tftuf
jie folgte 1803 „STü« ©ud) ber Mütter", morin
er bie l^^ütter anleiten miU, ibre ff tnber nadb feiner
Vtetbobe 5U lebren. ?e^tere ift gauji oerfeblt, meil
er barin öon ber 'Jlnnabme ausgebt, ber erfte
©egenftanb. ber ben (Seift be3 ÄinbcS befd)üftige,
fei ieiu eigener fförper.
SlViiJ %U)tal055i'4 religirfen Stanbpunft an«
gebt, io mar er im ^aloini^mu^ erlogen unb fein
iJ^rofeiHUcr fogar ref ormirter 'ipfarrer. aber er iclbu
ftanb üufeerbalb be^ pontioen (Fbriüentbum^.
In einen perfönlid^ &ott unb bad SBoIten bet
SBorf el^ung l^t er geglaubt oud^ ftnben fi4 bei i^
@teuen^ toelt^e ben (Stauben an bie t^fünbe imb
bie emige iBergeltung be}eugen (Seqff artl^ m, 306;
Vm, 285). gr befragt bie ^ftolge felenditniia',
meldte bem SBoI! ben (Slouben raubt unb il^m .Da-
gegen nid^td gibt aI8 fieid^tftnn unb Unru^ unb
einen »ersten ©inn* (VHI, 189). Vba feine
Snfu^tenüber Srl5funguitb @nabe finbDerfd^tDonu
men, unb menn er ouc^ fietd mit Sd^tung oon
S^rifhtS fpnd^t, fo erlebt er ftd^ bod^ nid^ jnm
Raren SSefenntniffe feiner ©ottl^ett 2)o(^ ^
^eftalosai t)iel religiöfed ©efü^I, toeld^ed bie Untere
läge unb notl^menbige 93oraudfe|fung ber Sleligioft-
tot ift, unb in Surgborf pflegte er feine S^g^ing^
5um ®ebet anjul^Iten unb Deronflaltete 9Rorgen>
unb Slbenbonbad^ten; in Offerten bagegen, mo er
nad^ ber Stimmung ber Ortl^obosen ntd^t mc^
gu fragen l^e, toemad^Iöffigte er beibeS. 2)a^
tl^etlen fid^ benn aud^ feine tSni^önger in jtKt
©deuten: eine rationaUftifd^e, an beren 6pi)e
S)ieftermeg (f. b. 9iri) fielet, unb eine d^ftlid^,
meldte nur feiner Unterrid^tSmetl^obe folgt o^
feinen religiöfen ©tanbpunft gu tl^eiltn.
2)ie „©taatSei^iel^ung'', meld^ Diele %i^&nger
^fialoaai^d baS 3Bort reben, fonn ft($ ni^t cnf
$eftaIo)ai berufen. S)iefer 1^ 1815 ben (8mnb-
fa^: ^S)aS jKnb gel^ört bem Staat unb ni(^ ben
eitern", auf 8 ©d^ärffte üerurt^. (Sr fd^:
„S)iefe8 2Bort fagt nid^tS meniger alS : S^er 9M4
mu^ feine Snbioibualitöt unb i^ ^igeS ^M/t
ber coUectitien S^ifteng unfereS ©efd^lec^tcS auf-
opfern, menn unb mo unb toit biefe e€ bege^:
er gcl^ört ber 3BeIt, er gel^ört nid^t mel^r @ott unb
nic^t mcl^r ftd^ felbft, er gehört j[ebem (^knxtltlit^t
ber Se^örben. S)a8 ift juDiel, ba3 ift juuid'
(©c^ffartl^ Xn, 151).
^Iu3 ber fel^r umfangreid^ Sitcrotur beben
mir l^eröor bie ®efammtau#gabe feiner SSerft:
^eftalojjt'S fämmtlid^e Schriften, etuttcjan unb
Tübingen 1819—1826, in 15 9?bn. 3ie &l
an äSoUftänbigfeit unb ©enmiigfeit febr ^u cün*
fd^en übrig. Sraud^bar ift nin: bie 'Autgobe neu
S. SB. ©epffartb, ^eftaIo^5t'§ fdmnülidK SSerft.
93ranbenburg 1869—1873, in IS 5?^n^ ätl^^*
fann aud^ biefe je^t nid^t mel^r al4t?rllnäniig geüen;
benn eS ftnb nadb ^bid^lu^ berfclben ^ixrä tai
3ürid(>er?^eftaIoj3i«9?ereinnocb löireitert gdrrif»
ten ^eftalosji'S (m-% £i(f)t gelegen rcrMi. ^3»
unter ein „Memoire über bie" 9?erbir.^unc 5er
SBerufsbilbung mit ber 9?olf§i±ulc" zcz ITä'
unb „ungemeine 9?egriffe ocn Der ©et^ü'icn 5c
püuminaten'*. 9?on fi4 unö ^tir^c: «^.ei-zÄi
fpric^t ^ftal05ji in frinen B<tziKz:i :h sü
oiel, aber nid)t in einer ^n, ic| r«r Shrcrrb
mit feinen "angaben fub begr^cen !im. Jean
biefelben finb meinen* ten>«n5:c4. 'jt^ »cI^^ >i.
mo er neb tabelt, ftebt geirctniti ^«r «^e^cnä n
^intergrunbe, bie 3±ulb kticz ^Iz^crzip css
bie Umftönbe ober onDertn ikr jzer. ;r5:=cl;a
unb fein i^erMtcn ju be'icr.icsiL Cb-crr r^Zz
1841
$etQt)iu8.
1842
fem Seben borguitjtfer in ber Mgem. beutfd^en
»iogrot)]iie XXV, 432—461. ®a8 aRotcrial
SU einer ouSfäl^rUd^ 93iograpl^ie liefert ^. SDlorf
(Sem.»S)irector in SBintertl^ur), 3ur Siograpl^ie
$cfiaIosai% SBintertj^ur 1868—1889, 4 93be.
(Singell^tten geben bie @d|riften feiner Schüler
St. ü. Slaumer, ©efd^id^te ber pbogogil IV,
5. «ufl., @üter8Iol^ 1882, 328, unb neueftenS
nod^ £. SB. @e9ff am^, ^ftolosji in $reu|en,
Siegnil 1894, unb ^. 9Rorf, ^eftoIo^gi'S SerufS-
toal^l unb 93eruf8Ie^re, Siegni^ 1895. gfür @e-
mincn^glinge unb fiel^ tourbe Sienl^orb unb
(Bertrub eingerichtet Don gr. 9BiI^. IBürgel, ^ber-
bom 1892, 2. «ufl. . [^. ftcHner.]
9efoirtit$, S) ion9 f iu8 (S)eni3 !ßetau), S. J.,
S)ogmQtifer, Sl^ronologe unb ^^ilologe, timrbe
am 21. Suguft 1588 ^u Orleond geboren unb
Derrietl^ frül^jeitig ein ungetoö^nlid^ed Talent. S)er
Sater unterrüi^tete il^n felbft mit fold^em Srfolg,
bo^ ber lunge ^iotv^i fd^on im 10. ^a^xt mit
Seid^gfeit lateinifd^e ißerfe mod^te unb eine Stei-
gung für bie daffifd^en @tubien gen)Qnn, meldte
il^ fein gonjed Seben nid^t mel^ oerliel. S)q8
(Bried^fd^e l^onbl^abte er mit gleid^er t^ertigfeit
\oit baSfiateinifc^e; ^um 93ef d^Iuf; ber pl^ilofopl^i*
U^ ©tubien ^ielt er im 17. So^re bie üblid^e
S)iSputotion in gried^ifd^er ®pxad)t, (Seine t)itU
betounberten (Sebid^te fertigte er, toie er felbß fagt
(Epist 3, 81), nur )ur Srl^olung beim @tf^m
über bie Strafe, beim S^en u. bgl. 92Qd^bem
ber ©(landen einer ))l5|Ii(^m XobeSgefol^r eine
frttmeigtmg }um CalDiniSmuS in feinem SBater
nrftidtt l^tte, tourbe biefer ein eifriger jfatl^olif unb
nrmunterte feinen talentDoQen @o]^n aud^ befiuegen
ptr tJortfefeung feiner ©tubien, bamit, wie er fc&ft
Migte, bie Kotl^olüen oud^ in ben ))rofanen SBiffen»
[duften Don ben (Saloinem nid^t übertroffen toär«
^en ; ber erfte bamalige ^l^ilologe Scaliger toar
betemtlid^ 3U ben ^ugenotten obgefollen. SBeld^
cdigidf er ßrnft f onft in ber Qfomilie berrfd^te, er»
gbt fid^ baraud, ba^ Don ben od^t jfinbem fünf
öl^ne unb eine ©d^toefter ben ^riefter» ober Dr-
ticnSftanb erwöl^Iten. SJlit 17 Solaren erlangte S)iO"
n^d }u $arid bie ))]^iIofop]^ifd^e S)octortt)ürbe unb
iDtbmete ftd^ bann ^mei Saläre ber Sl^eologie. Qm
ISrl^olung bef d^öftigte er ftd^ nebenbei mit ben Slaf «
[iltr^anbfd^riften ber föniglid^en 93ibIiot]^ef. (Sx
dibtxmäfm bann 1602 eine ^rofe^r ber $]^il0'
[op^e in IBourgeS unb erl^ielt ein Sanonicat in
Orleans. Salb Derjid^tete er inbe^ auf Stellung
tmb SBurbe unb trat am 15. 3uni 1605 nad^ einer
9ef|)red^g mit gronton le S)uc in bie ©efeU«
^ft 3efu ein. ^^ad) gtoeijöl^ngem 9loDiciat su
jbmcQ unb jtoei Salären tl^eologifd^er Stubien
pt $ont-ä-9Rouffon mürbe er $rofeffor ber SRl^e-
toril guerfi in SReimd, bann 1612 im SoQegium
Ba glÄd&e, enblid^ (1618—1621) am fog. ßler-
monter (Eotteg in ^S. 3m October 1621 er-
^idt er an ber nömlid^en ^nftalt bie $rofeffur ber
pofttiMt Zl^eologie, b. 1^. jenes Xl^eileS ber l^ei-
[t^ SBiffenfd^aft, welker \xä) mit ben Offen-
borungSqueUen unb Sfeji^ellung ber S)ogmen au8
benfelben befa|i ^^Uipp IV. Don Bpanxm
mfinfd^te 1629 ^etoDiuS in SDlabrib gu l^ben.
Urban Vm. moOte il^n 1638 unb 1639 na^
atom berufen, too er mol^d^einlid^ (Sarbinal teer»
ben fottte. S)er ^inioeiS auf feine fd^Wad^e ®e-
funbl^eit unb auf Die Unmöglid^feit, fem Don ben
^arijer Sibliotl^efen feine SBerfe gu DoUenben,
erl^ielten il^n feiner fie^rt^ätigfeit, bis er 1644 feine
^rofeffur nieberlegte, um jTid^ auSfd^Iie^Iid^ ber
SBonimbung feiner S)ogmatif gu tt)U)men. 3m
Wai 1651 befiel il^n gönglid^ Sntfröftung; nad^
furgem unb Dergeblid^em Sr^oIungSaufent^alt in
Orleans ftarb er $a ^{iariS am 11. 2)ecember 1652.
9ln ^taDiuS alS OrbenSmann rübmte man
feine Siebe gum religiöfen Seben, baS er l^öl^er
1d^ö|te als (Sele^rfamf eit, unb feine Strenge gegen
fid^ felbft. ^IS ©elebrter geid^nete er fid^ auS burd^
ben Umfang, bie Sielfeitigfeit unb bie ©rünblid^-
!eit feines SJiffenS ; au^erbem befa^ er gro^ ®e-
manbtl^eit in ber fprad^tid^en 3)arfteUung. Seine
SBerfe finb : 1. tlluSgaben Don gried^if(|en Slaf-
filern unb jKrd^enfd^riftfteUem, alle mit lieber»
fe|ung unb 9}oten : für 9}lorelS 3(uSgabe beS S)io
S^^rQfoflomuS bie Sobrebe beS S^nefiuS auf biefen
St^etor 1604; S^neftuS 1612 (neueSluSg. 1631.
1633. 1640), S^emifttuS 1613 (1618. 1684),
brei »eben beS ff aiferS Sulian 1614, beffen fämmt-
lid^e SBerfe 1630 (1696), 9lice})^oruS 1616 (1648.
1729), gpip^aniuS 1622 (1682). — 2. SBerfe
über Sl^ronologie. 2)iefe SBiffenfd^aft txHxt burd^
Scaliger begrünbet morben. ^etaDiuS, ber nad^
SbelerS Urtl^eil (^anbbud^ ber (S^ronologie U,
Berlin 1826, 604) Scaltger an (Selel^rfamfeü
unb Sd^arffmn gleid^, an rul^igem $rüfungS-
geift unb aftronomifd^en ffenntniffen überlegen
war, ))rüft in feinem SBerfe De doctrina tem-
porum (11. 13, Paris. 1627, Veron. 1734 sq.,
Venetiis 1737) ScaligerS Slufftettungen unb fe|t
IBeffereS an bereu Stelle. SaS SBerf mürbe eine
„gfunbgrube" für fpötere Sl^ronologen (Sbeler
a. a. O.). ^etaDiuS arbeitete an bemfelben feit
1612 (Ep. 3, 56) unb fül^rte eineauSgebel^nte Sor-
refponbens, um antife d^ronologifd^e SJerfe (Ep. 3,
12. 14. 45) ober auS ben SRifftonen Stad^rid^ten
über orientalijd^eS^itrec^nungen gu erl^ten ^.
3, 66). Sin iRad^trag }u biefem ^anpitotd, baS
üranologium (Paris. 1630), bietet mel^rere d^o«
nologifd^e Sd^riften beS Slltertl^umS unb d^rono-
logifd^e SDiffertationen. S)aS Bationarium tem-
porum entplt eine furge Sntmidßung ber d^rono»
logifc^en ®runbfö^e unb einen Ueberblid über bie
SBeltgefd^id^te bis 1632. SDie erfte Sluflage Don
1500 S{emplaren (Paris. 1633) mar nod^ in
bemfelben Saläre erfc^öpft (Ep. 3, 75), ^etoDiuS
erlebte nod^ bie 7. 3luflage G^Jter ®rud Venet.
1849). — 3. «petaDiuS' ^ouptmerf ift baS un-
DoUenbete Opus de theologicis dogmaübus
(ausgaben Paris. 1644 [in SBirmd^feU 1643]
ad 1650, 4 voll.; Antwerp. 1700, 6 voll.. Der«
anftaltet Don bem Socinianer 3* Se &ttc unter bem
1848
$eter ber ®ro^e.
1844
Ütamm ti^top^lM Slletl^inuS; Venet. 1721 ad
1724. 1745. 1757 [öon Saä^ana]; Rom. 1857
[öon 6. ^affaglia imb KI. ©d^rabcr, nur 1 vol. er«
fd^ienen] : Barri Ducis 1864 ; Paris. 1866 ad
1868). gr bcabfid^tigte in biejcm feit langer Seit
vorbereiteten SBerle eine DoUftönbige S)ogmQtit )u
liefern, tteld^e bie S)ogmen mel^r auS ben eigent«
K4 tl^eologifd^en , ^ofttiDen SBen)eidqneIIen be«
l^onbeln, fte gegen bie ^etifer üertl^eibigen unb
in gefd^madDoOer Spxad^t borfteüen follte. SBaS
bis auf il^n Don ben fd^olaftifd^en, ))ofttit)en unb
))olentif(i^en Sll^eologen getrennt bel^onbelt teurbe,
follte ju einem ©anjen vereint werben; Don ben
fd^olaftifd^en gragen inbcfe tooHte er nur bie-
jenigen bcl^anbeln, toeld^e fd^on in ber SJäterseit
befprod^en würben unb nid^t auS rein })]^iIofopl^i-
fd^en SBemeiSqueüen entfd^ieben werben müßten
(Prolegomena 9, 9; Ep. 3, 54). Unter ben
ftörctifem »erben bie Soufcniften Diel berüdC«
pd^ttgt. ©aS SBerf fanb «nfangS nid^t Diel 2ln-
flang, würbe inbef; baß) als gunbgrube für bie
))ofttit)en 93en)eife beS S)ogmaS anerlannt. ^n«
griffe erfuhr befonberS beS $etat)iu§ SarfteSung
ber SrinitätSlel^re ber antenicänifd^en SJätcr (ögl.
Bossuet, 6^® ayertissement sur les lettres
de M. Jurieu, n. 100 ss. [Oeuvres XXU, Ver-
sailles 1816, 145 SS.]; fful^n in ber [lübinger]
Il^eol. Ouartalfd^rift 1850, 429 ff.; R^gnon,
Etudes de th^ol. positive sur la sie. Tnnit^,
Paris 1892, p. IX s.). — 4. ©treitfdtjriften, in
tocld^en er entmeber felbft angriff (fo ©almaftuS,
(SrotiuS) ober gegen Singriffe auf feine SBerfe M
tocrtl^cibigtc. ©egcn bie §äreti!er bcbicntc er fic^
babci eines fel^r l^cftigen SoneS. ^m »id^tigftcn
flnb einige ©d^riften gegen bie 3anf eniftcn, f o gegen
^maulbs 93ud^ öon ber öftem Kommunion. —
©aju fommen 5. Sammlungen feiner Sieben, @c-
bidf)te, Sricfc. — SDie beftc neuere 93iogra<)]^ie $c«
taöiuS' ift: g. ©tanonit, ®iont)fiuS ^etaöiuS. gin
Seitrag jur (Selel^rtengef^id^te beS 17. Sal^r^un«
bert§, @ra^ 1876. SBeniger gutiftChatellain, Le
pöre D. Petau, Paris 1884. ®ie ^auptqueEe
für fein Seben bilbet neben feinen ©riefen bie
Seid^cnrcbe auf il^n Don 95alefiu8 (bei ChateUain
1. c. 524 s.) unb bie Siograpl^ie oon f^r. Dubin
S. J. bei Niceron , Memoires XXXVH, 81 k
234. [ftnetter S. J.]
^etet hex 0to^e (geb. 1672, geft. 1725), ber
fidd t)om ©ro^fürftcn ber SDloSfotoiter jum Äaifer
oon SHu^anb emjjorgefd^teungen, eröffnete eine
tt)id^tige &poä}t ber nijfifd^enftird^en« tt)ie profan-
gefd}i(§te. 3ur SebenSaufgabe botte er fid^ bie
©ioiüfation feines 95oI!eS gefteHt. ®a er befon«
berS bei feinen SReifen in'S SluSlanb (1697—1698
unb 1716—1717) bie cioilifatorifd^en eiementc
ber fatl^olifd^cn flird^e fennen gelernt, geigte er
lange 3cit nid^t blo| SBol^ltooIIen unb 5ld^tung
für biefclbe, fonbem fd^eint felbft eine ^Bereinigung
ber rujfifd^en ffird^e mit il^r getoüufd}t ju baben
(Ogl. C'^efele, ^Beiträge 3. Äird^engefd^. I, 3:übiugen
1864, 375). m et lebodj bie i^m gemad^ten
S3orfd^löge ju einer Union fetner ®eifQid^(eit dot-
legte, oerftonb biefe burd^ 9lu8flud^te UleS {s
bintertreiben (ogl ^ergenr5tl^^ ftird^engefd^
ni, 3. 9ufi., 566). 3n ben legten 3a^ jetner
^Regierung fd^eint übrigens $eter toeniger frörnb-
lid^ gegen bie fotl^olifd^ JKrd^e geftnnt getoefen in
fein (ogl. ©tra^l, Seitr&ge )ur rufflf d^ ffird^>
gefd^id^te, ^Ue 1824, 240 f.). Ob bie^jfinmg
einer Union aud^ ber ®Twib gemefen, tDomm
$eter nad^ bem am 16. 9looember 1700 erfolg
Xobe beS legten rufftfd^en ^atriard^ ^abnos
ooQe 20 Saläre mit ber Sef e^ung beS !ßotriatd^
zögerte unb baSfelbe 5ule£t gang aufbob (Dgl.
% XS^tintt, 9ieuefle Suftönbe ber tätboUf^n
ftird^e beiber 9iituS in $oIen unb 9bt|Ianb,
9lugSburg 1841), mag boi^ingefteOt bleiben. 2)er
^au))tgrunb n)ar fui^er, ba^ ^ter, DoD Don bcS>
potifd^en Steformentloürfen, befonberS oud^ ba^
ftrebte, ben müd^tigen €influg ber ftird^e in feine
^önbe gu bringen. Surd^ ben ^ar geoborL
ätoanomica l^atte bie rufftfd^e iKrd^ (f. b. 9it
Stuffen) ein eigeiteS ^triard^ in SRoSfau c^
leiten. Ueber allen IBifd^öfen unb SRetropontn
ftel^enb, l^atten aber bie $atriard^en in loeltli^a
S)ingen feinen Sinflu^ unb feine grd^ fm^
lid^e ©elbftönbigfeit, fo baf; b)ö]^renb i^ llOjä^
rigen $enobe ber Safaro))a^i§muS ber &aien
bebeutenbe |$fortfd^ritte mad^te. 3nbeg bßeo ber
^atriard^ bod^ eine bem Sgoren beitml^e eben-
bürtige SOlad^t; benn bie JKrd^e toat nod^ mub-
l^öngig uvb bamalS nod^ bie SSertreterin ber Solß-
xt6)it gegen Sgarentl^um unb Soiaren, fo ba^ btc
©egenöorftelüingen ber ^atriar^en einem SScto
gleid^famen. ^a, toxt ^eter ber @ro|e felbjt gc«
ftanb, fab baS SSolf me^r auf ben Dberbirten dS
auf ben Dber^errfd^er, unb fo mufete ber ^Jotrion^
einem beSpotifd^en ^Ilcinberrfd^er ein SDom im
^ugc fein. 6in $eter mar nid^t ber ÜRann, um
nad^ bem Seifpiele feiner Sorgängcr bei feieriü^
^roceffion am ^almfonntoge ben @fel, auf bem
ber ^atriard^ ritt, am S^ume ju fübren unb bem
^atriard^en ben ©teigbügel gu l^alten. 3lm 92eu«
iabrStage ))flegten ftd^ Sgar unb ^triard^ öjfent*
lid^ JU füffen unb gu umarmen; ^eter l^ob f(^
1699 bicfen ®ebraud^ auf. IRod^ toeniger XBOÜit
fid^ $eter irgenb eine ©inrcbc unb SBorfteflungbeS
$atriard^en in toeltlid^en Sngelegenbeiten gefaflen
laffen. ^IS halber ber Ic^te ^atriar^ im 3- 16^
bei ber §inrid^tung Oon |)unbertcn t)on ©trelijen
burd^ ben Kjar cS magte, in ^roceffion mit bem
9Jlarienbilbe üonSBlabimir t)or il^n gu treten unl)
il^n um ©d^onung anguficben, toieS ibn ^Petermit
ben aSSorten ab : „SBaS foE biefe IBilb? ©teilt eS
an feinen Ort. (Sott unb feine ajhitter Oen^ii^
üieüeid^t mel^r alS bu, aber baS bcfte 3«dN '"«'^
Qfrömmigfeit ift bie ^ftid^terfüHung gegen mein
Solf unb bie öffentliche ©eftrafung ber gu feinem
Serberben ausgeübten SScrbred^cn." @o fa^
^eter, ber feine Sugenbgeit in ®efettfd^aft be§
jungen ®enfcr Saloiniften Sefort gugebrad^t nnb
bur^ ben ^uf entl^alt in ^oQanb t)on coJoütijüj^A
1845
$eter ber ®ro^e.
1846
f 0 Mäfitt ben feinem SDedpotiSmud entfpre<$enben
Sntfd^Iu^, burd^ Suf^ebung beS ^ßatriord^atö bie
IKxd^ fi^ DoUftöttbig bienftbor )u machen, je
Uftiger il^m anä^ ber SBiberftonb ber ©eiftUd^feit
«gen feine Steformplane fiel. SBegen ber großen
mn^gli^Ieit beS SBoIfed an baS ^triard^jot ging
er j[ebo$ l^dd^ft Dorftd^tig an bie IRealifirung f eined
^loneS. Sorerft fd^ob er unter ben Derf^ieben«
artigften SuSflüd^ten bie fSkiffi eines neuen $a«
triord^l^inaud imb fteOte nur einen 9(bminiftrator
ouf mit bem Xitel ^Ssord^" unb mit ber 93e-
fd^nfung^ bQ| er {i(^ in ollen mid^tigen S)ingen
mit ben )u biefem Snbe ouf SBefel^I beS ftoiferS
lDctl(lfeItt)eife in ber ^u])tftQbt ftd^ oufl^altenben
!Bif d^öf en berotl^n unb bie gefaxten SBefd^Iüffe bem
€dbft]^errfd^er )ur (Senel^migung Dorlegen foQe.
S>ie^ ^IJeüige goncU" beftonb 20 Solare fort,
unb unterbeffen fül^rte $eter burd^ Ufafe ba§ toiU*
Cfizfid^fie ftird^enregiment. (Sx befteuerte bie @üter
beclBifd^öfe unbftlöfter, fd^offte Derfd^iebene Xitel
tnd) SBürben ber bidl^er l^od^geod^teten ^röloten
ob, ref ormirte bie meiftenS tief gefunfenen ^önd^S-
utd) Stonnenllöfter u. f. tt). SBoren olle feine ^e-
crete aud^ tt)ol^Igemeint unb tl^eilmeife mirflid^ ge«
eignet, eine beffere Orbnung unter bem SBelt- unb
OitenScIerud }u fd()affen, fo gingen fie bod^ meit
fiber bie 99efugnt^e eined toeltUd^en [Regenten
^tnaud. 9tQd^bem er fo aÜmöUg ^UeS an eine im-
bebingte Eingabe on feinen gen)Qltigen SBiUen
getDö^t l^e — burfte er ja, als bie ®eiftlid^!eU
um SBiebereinfe^ung eines Patriarchen bat, ber«
felben, unn)UIig mit ber |)anb an bie Sruft fd^Ia-
jKnb, baS SBort entgegenfd^Ieubem: „%a ift euer
tkitriard^ V (^errmann, ®cfd^. beS ruff. ©taateS
IV, ^mburg 1849, 350) — , glaubte ^eter enb-
lid^ mit feinem "^iant einer neuen rufftfd^en ffir>
d^cnDerfaffung l^erauSrüden ^u bürfen. Um ja
red^ ftd^er ^u gelten, brol^te er ben $if doofen mit bem
9nf4^Iu^ an IRom, foUS fte feine Jnrd^enreformen
nid^t biUigen mürben. SineS feiner ^aupttotd'
jeuge l^ierbei mar Xl^eopl^aneS ^rocopomiq, ber
erfte bebeutenbere Xb^i^^oge dlu^IanbS. S)erfe(be,
geb. gu ftie» im % 1681, öcrf^affte fid^ in 3ta-
tien eine l^öl^re SBilbung, mürbe 1705 SJlönd^,
bonn $rofeffor unb berühmter Slcbner, julefet
©ifd^of Don 5|iffoto (^eSforn) unb 9laröa (feit
1718). Xb^opl^aned entmarf bag @tatut für bie
neue ftird^enüerfaffung, ba§ $cter felbft reüibirte
unb ^Derbefferte" (Statutum can. Petri M. vulgo
Begulamentum in s. ortbodoxa Russorum
ecclesia praescriptom et auctum, ex nissica
lingna in latinam translatum auspiciis G. A.
Pofcemkini, Petrop. 1785). 5Kad^ biefem ©tatut
ttot nunmel^r an bie ©tette bed ^atriard^cn bie
Jiennanente ^l^eilige gefejgebenbe ©ijnobe". TOerf-
uriirbig finb bie SDRotiDe, meldte ^eter l^ierfür axi'
\üfßt. Sr erflörte, baf; ein ^triard^ meber )ur
Kegierung ber ffird^e notbig nod() bem ©taate
nu|Iid^ fei S)arum babe er ^d^ cntfd()Ioffen, eine
anbere gform bed ftird^enregiments ein§ufül^ren.
meldte bie SDtitte l^te gmifd^en ber Stegierung ßiner
^|}erfon unb ber burd^ aUgemeine SoncUien: benn
beibeS fei megen bed großen Umfanged beS Sieid^eS
un))ajfenb: baS erftere fül^re }um S)edt)otiSmuS
(bed $atriard^en), ba3 anbere fei )u foftfpielig,
langfam unb unbequem. S8 foQe be|l^ eine
Heine, auSgefud^te, beftänbige ©t^nobe errid^tet
merben, meld^er bie 93eforgung ber geiftlid^en ^n-
gelegenbeiten obliege, bereu ©efd^äftSgang nid^t
geftört merbe burd^ 3:ob unb ftranl^eit, IBefted^ung
unb Seibenfd^aftlid^feit, unb bie gugleid^ eine böigere
93ilbung3fd^ule für ben @:ieruS fei. ®an} naio
Hingt ed au§ $eter8 ÜRunb, menn er bel^uptet,
ba bie ©^nobe Don bem ÜRonanben gefe^ fei unb
unter feiner 9lufftd^t berfabre, fo l^abe man gemi^
leine ^arteilid^feit ober irgenb einen ^Betrug }u
fürd^ten, inbem ber SJlonard^ nid^t boS $rit)at>
intereffe, fonbem baS öffentlid^e SBobl im 9luge
babe. 3m 3onuar 1721 würbe biefe iKrt^enoer«
faffung Don 95 ©ro^en fomobi geiftlid^en al8
meltlid^en ©tanbeS im ©enate unter^eid^net unb
im legten ruffifd^en &)ncil gu ÜRoSfau promul«
girt unb angenommen. S)ie ©^nobe, meldte ben
14./25. gfebruar 1721 in ber 2)reifaragfeitSfird^
5u ^terSburg feierlich, eröffnet mürbe, mobei
X^topfymt^ $roco))om'ic} mit 9Ri^braud^ ber
SBibel (3o]^. 15, 16) eine Sobrebe auf ben Sparen
^ielt, beftanb auS 11 (fpäter 14, bann 13) ÜKü-
gliebem, einem ^präfibenten, 2 SSicepräfibenten, je
4 SRat^en unb Slffefforen, meldte aQe ber ftaif er ouS
ben l^öberen ©eiftlid^en Derfd^iebener ®rabe er-
nannte (Ufas Dom 18. 3onuar 1721). ein ÜRit-
glieb bef anb fid^ )u 9Ro§!au unb leitete unter Slffi-
ftens Don 2 ^rd^imanbriten bie borttge ©^nobol-
tanslei, meldte übrigens meift nur bie !Dto§fauer
ffircbenangelegenbeiten )u bejorgen l^atte. SDiefe
©Qnobalfanjiei am alten ^triard^alft^ ber rufft-
f d^en ffirc^e belief; ^ter in ber Ueberjeugung, oa^
jebeS energijd^e imb rafd^e Sinfül^ren beS 92euen
an bem 9)FitteIpun!t beS alten unb ödsten IRuffen-
tbumS unmöglid^ fei (D. ^a^b^^^f^^/ ©tubien iiber
bie inneren 3uftönbe . . . SRufilanbd I, ^nnoDer
1847, 47). grfter ^röfibent mürbe ber g|ard^
©tep^n 3<itDorS!i; %f)topfyint^ ^ocopomic^
mu^te fid^ mit ber gmeiten SSicepröftbentenfteUe
begnügen. %\)iOp^ant§i mar feit 1720 Snbifd^f,
Dert^eibtgte 1 722 in einer ©d^rift bie neuefiird^en-
Derfaffung unb mürbe nad^ bem 3:obe ©tepl^anS
jmeiter ^räfibent ber ©t^nobe (geft. 1736). S)ie
Beamten ber ©Quobe gejjförten bem meltlid^en
©tanbe an unb ftanben im Stange ben Staats-
beamten gletc^. Oberfter ^Beamter mar, öbnlid^
bem fiogotl^eten ber b^santinifd^en ffird^e, ber
Dberprocurator, ein ^öl^er Offijier, ber ben
ganzen SSerfel^r ber ©^nobe mit bem Sparen Der-
mittelte (Snftruction Dom 13.3uli 1723). Unter
feiner Sluffid^t bingirte bie fifan^Iei ber Ober«
fcaetär (^errmann IV, 381). Um übrigens feiner
©^nobe aud^ eine canonifd^e ©anction su geben,
manbte ftd^ ^ter an ben ^riard^ 3ctemiaS lU.
Don Sonftantinopel mit ber Sitte, biefelbe anju«
1847
$eierfen, ®erlad^.
1848
erfennen, mit il^r in fird^lid^e Kommunion gu
treten unb mä) il^re 9nerf ennung burd^ bie übrigen
^atnard^en be§ Oriente gu bemirlen. S)ie^ ge-
\ä)a^ ouä) bvLxä) @d^reiben be§ ^atriord^en t)om
23. September 1728. Offenbar »ottte $eter
baburd^ bie Omni))oten3 beS gijarS über jebe Sin-
fprod^e nid^t nur erl^aben [teilen, fonbem oud^ ben
SBiberftanb bred^en, ber gu oUererft unb am er-
folgreid^ften öon fird^lid^er ©eite l^er feinen gegen
baS altrufftfd^e SBefen gerid^teten reformatorifc^en
SKa^nal^men entgegentreten fonnte. ®ie ©^nobe,
al3 bie l^öd^fte geiftlid^e Sel^örbe in ber rufftfd^n
JKrd^e, »ar unmittelbar bem ftaifer untergeoronet,
erl^ielt nur t)on il^m Sef el^Ie unb mad^te i|m SSor*
läge über jebe SSeränberung, bie fte in fird^Iid^en
SDingen für notl^menbig bielt (S)onab Dom
12. april 1722). 3n geiftlid^en ©ingen foKte fie
biefelbe ©emolt l^aben mie ber ©enat in melt-
lid^en, unb bie t)on i^r erlaffenen SSerorbnungen
litten biejclbe Äraft »ie bie ©taatäbefel^le (®o!Iab
t)om 12. Wßxü 1722 unb 16. ©ecember 1723).
®ie eigentlid^e Dienftinftruction ber ©^nobe, ju-
gleid^ eine ^rt ^aftoralantoeifung, mar in bem
oben genannten Begulamentum gegeben, ba§ bis
l^eute einen integrirenben Seftanbt|eil ber ruffi«
fd^en ftird^enred^tSqueUen bitbet. 9iad^ bemfelben
nimmt bie ©^nobe in ber ruffifd^en JHrd^e un*
gefäl^r bie ©teUung ein mie bie 9Hten«@iongrega-
tion in ber latl^olifd^en Jhrd^e. @ie l^at gugleid^
bie 9^)})robation aller religiöfen ©d^riften ju er«
tl^eilen unb bie ^uriftcation ber Segenben ber
^eiligen gu übermad^en. SDann gäl^It ba3 Regula-
mentum aud^ bie ^flid^tcn ber Sifd^öfe auf, be-
fonberS ba^ fte jtoeimal im Saläre über bcnSuftanb
il^rer 6})ard)ien an bie ©pnobe ju berid^tcn l^abcn.
2Ba§ l^ier über bie Sermaltung be§ Su^facra»
mcnte§ öorgefd}rieben toirb, ift ju toid^tig, al8 ba^
tütr eS übergciien tonnten. S)a l^ei^t e§ : SDie ^rie-
fter foHen ntd^tS entbedten, tt)a8 fie nur au§ ber
Seid^t miffcn, nod^ i^rcn Seit^tfinbern il^re ©ün-
ben öorl^altcn, jonft merben fie am fieibe gcftraft.
^luSgenommen mirb jcbod^ förmlid^ ber gau, ba^
jemanb baS 95erbrcd^en bc8 ^od^öerratl^S beid^tet.
SSßill ein fold^cr nidf)t ablajfcn, fo mu^ ber Seid^t-
Datcr fogieid^ abreifen, ftdj) pcrfönltd^ öor ber
mit ber Untcrfud^ung biefeS 93erbredf)en§ beauf-
tragten SBel^örbe (ber preobrafd^cn§fijdj)en ftan^Iei)
ftellcn unb anzeigen, maS er baöon mei^ (§en»
mann IV, 352). 3)a8 9lämlidf)e gilt, menn bem
Seid^töatcr in ber S3eid)t befannt mirb, ba^
iemanb ein erbid^tetcö SBunber für ein mal^reö
ausgegeben, ^ud^ I|ier ift ^njeige notl^mcnbig
mcgen be§ ju befürd^tcnbcn ^ergerniffeS (!). 3Ran
fie!|t l^ierauS, mie meit bereits unter $eter bem
®ro^en bie filied^tung ber i?irdj)c öorangefd^ritten
mar. 9^ad)bem bie Sifd^öfe ben legten SReft ber
fird^Iic^en ©clbftänbigfeit o^ne SBiberrebe ge»
opfert, benahm fid^ ^eter alS oberfter 93ifd^of ber
ruffifd^ien ftird^e, fertigte ben ^rälatcn ^aftoral»
inftructionen ju unb beftimmte bie jur ilBeil^e
nütl^igen ßigenf d^a^teti , \a \ett^t bie Sal^I ber
®eifUid^en für iebe<^ird^e. «ud^ ^berbieimt
gemiff en ©tül^Ien Derbunbenen SBürbm ber SMo*
politen unb Sr}bifd^öfe ouf. Me lBtfd^5fe vom
ben gleid^efteEt, imb ^er bd^ielt eS jÜ^ Mr,
fold^e, meldte burd^ SSerbienfle fld^ auSjeid^ndn,
mit bem erlofd^en Xitel eines SRetroporüeB
ober grgbifdftofS gu fd^müdCen, xoa% l^euie sm^
in Uebimg ift SBeiter ttmxben bie ^d^dfe, um
fte gu gefügigen SBeri^eugen }u |^aben, ben ^|ai
militorifd^en 9hmg!Iaf|en gug^eilt unb mit Otbcn
gefd^müdtt, maS bei Den auS ben unterfien ©tfin*
ben ]^ert)orgegangenen SRönnem jel^r oerfü^recif^
mirfte unb t)iel bagu beitrug, ba^ da bä^eutenbcr
äBiberftanb gegen bie Umänbenmg ber Rvc^
t)erfaf|ung ni^t gum iBorfd^ein !am. Unftd^ i^
fd^manfenb gemorben, meU il^red ^oupted benm^
Dermod^te bie ®eiftUd^Ieit ober oeren Dorgeic|te
SBel^örbe eS nid^t mel^r, bie drgfien unb häiaUf
lid^ften SRa^egeln Don ber Jmd^e ab§uttMnd>en.
©0 lonnte fd^on ftatl^arina n. baS gefcunnk
reid^e ftird^engut eingießen (1764), cmgebltc^ um
bem SIeruS bie Saft ber iBertDaltung abgun^nun
(Dolgoroukow, La vöritö sur la Bussie, Fm
1860, 344), unb bie ®eiftlid^!eit fammt ben 9i-
fd^i3fenauf!aiferIid^en©taat3foIbfe|en. SBiegm}
anberS l^atte ftd^ einem öl^id^ Sittentot gegm*
über einige Sal^rl^unberte frül^er (um 1500) bit
®eiftlid^!eit, mit bem SRetropoIiten ©irnon tNm
9lomgorob an ber ©pi^, gefteSt! ©eit Sra-
ftantin bem ®ro^en, entgegnete fte bem Cionn
Stoon I. 3BafftIiemitfd^, ^be bie StbO^ma
befeffen, bie rufftfd^en ©rofefürfien litten fie in
ben erfteit Seiten gleid^ bamit befc^enft, unb ber
^l iBIabimir f omie ber ®ro^f ürft SaroSla» fßtm
bie ungered^ten Sep|ergreifer gerabcgu Derflud^
SDe^megen fönnten bie Derfammeltcn Sifd^öft im«
möglid^ ben @elüften beS Agaren entgegenkommen,
^ötte aud^ unter jfatl^arina IL ein ^ieranl^ an
ber ©pi^e ber ©eiftlid^Ieit geftanben, ^äftoidvi^
möre baS ftird^engut fo lautloS betn Unber»i^ttgten
überliefert morben. Sei alletn fonftigen ©d^toontai
6ef eftigten ftd^ mel^r unb mel^r bie neuen f^Iid^
@inri$tungen $eterS beS ®ro^en uitter ben ^I-
gcnbcu Regierungen. (S3gl. au|er ben angefül^rten
SBerfen nod^ §alem, Seben ^ßeterS b. ®r., SÄün«
fter u. Seipaig 1803—1804, 3 ©be.; Sergnumn,
^eter b. ®r. als SWenfd^ u. SRegent, »iga 1823
bis 1826; TOitau 1829--1830, 6»be.; Segnr,
Hist. de Bussie et de Pierre-le-Grand, Paris
1829; Sinbcr, «Peter b. ®r. unb feine 3ett, Acut«
lingen 1844; ©abier, S)ie geifttge ^intertafjcn«
f c^aft ^cterS I. alS ®runblage für bejfcn Sen^
tl^cüung als §errfc^er unb SKenfd^, Seipgig 1862;
Gallitzin, La Bussie au XYIII» si^e, 2® ed..
Paris 1863 ; üstrjalow, Isioria zarstwowan-
niaPetra Welikawo, Petersburg 1858— 1863,
6 5)be. ; Barrow, Life of P. the Great, n. ed.,
Lond. 1883 ; Schuyler, Life of P. the Gr.,
Lond. 1884, 2 vols.) pie^HJrJ
'^efrtfett, ®erlad^, gen)ö]^nlid^ als Oerlacos
Petri befannt, aScctifd^er ©d^rif^tefler, geb. p
1849
^eterfen, 3ol§ann SBill^elm — $etit-3)tbier.
1850
^)f»€nkt 1877, geji. 1411, trat 1403 in baS
IRbfter ber regulirten Sl^orl^erren gu SBmbedl^eim
ein unb lebte bort bis gu feinem Xobe als boS
9btfter eines tioIUommenenOrbenSmanneS, l^od^«
t>er4Tt t>on feinen SSrübem, bie felbft an Xreue
vmb (Eifer bamolS feiner ® eno jf enf d^ft nad^ftanben.
ObtDol^I man il^n gu ben mid^tigften Stellungen
in feinem JHofter ouSerfel^en l^e, nal^m er bod^
qM Siebe }um befd^aulid^en Seben fein anbereS
Vmt on als baS beS SacrifianS. Sr l^interlie^
eine lurge 9lntDeifung gum innerli(i^en Seben, teeld^e
erfi Umge nad^ feinem Xobe Deröffentlid^t nmrbe
mb in bem beigegebenen Xitel baS Urteil ber
bamaligen 3^t auSfprid^t: Alter Thomas de
Kompie, dae Ignitmn cum Deo soliloquium
B. D. Gerlaci Petri Dauentriensis, Canonici
B^:nlaris, coaetanei quondam Thomae de
Kempis etiam Canonici Begularis, solidas et
dflncidas docens semitas totius vitae spiri-
toalis, Coloniae Agrippinae M • DC • XY I. Sin
SHmtd biefer SUtSgabe unb eine beutfd^e Ueber-
MmiQ beS XesteS (2. Ausgabe, Don Soffeber) er-
fdSienen 1849 gu ftöln unb Sonn als Xl^eile ber
^aR9^f<!^unbaS€etifd^enSibIiot]^ef\ (SSglPa-
qnoi, M^m. IQ, Louvain 1 770, 565.) [ftaulen.]
TfitttfeUj Sol^ann SGßill^elm, lutl^fd^er
X^ologe unb SR^ftifer, am 1. 3uni 1649 gu
OSnabrud geboren, proteftantifd^er $rebiger gu
&mnot>er, feit 1688 Superintenbent in Süne>
mnpg, (Raubte befonberer Offenbarungen oon ®ott
gelDÜrbigt gu fein unb leierte fo eine neue Auflage
MI olten e^ttiaSmuS (f. b. ^rt.). SEßenn einmal
baS d^rifienti^, meinte er, in ber gangen SBelt
Qe)irebigt fei, bann beginne baS taufenbiöl^ge
itetd^ in boppelter ©eftalt : baS obere im ^tmmel,
boA untere auf ber Srbe. S)aS irbtfd^e neue 3eru-
fakm fei für bie 3uben beftimmt, teeld^e bann alle
befel^ unb in baS Sanb ber SSerl^ei^ng gurüdt-
gef^rt mürben ; bort f oUten fte mieber il^r ftönig-
teU^ erl^en. SDaS obere Steid^ bagegen fei für
bie ^igen SRart^rer unb alle, meldte mit Sl^riftuS
btttd^ ben ffreugeStob gegangen feien, beftimmt.
S>amit tierbonb ^eterfen bie origeniftifd^e Seigre
bon ber SBieberl^erfteEuna aller 2)inge, bie er be«
fonberS in feinem 99ud^e Mucm^ptov dicoxaxaord^-
OMK icavTov, b. i. ®e]^eimni| ber SBieberbringung
«Herginge, SJfranffurt a. SK. 1 700—1 710, SSbe.,
cntiDidfelte. SBegen biefer Seigren mürbe er nad^
bem ®utod^ten ber Sfacultat C)elmftabt im 3. 1692
tum feiner SteOe entlaf|en unb lebte nun auf fei-
nem ®ut 9tieberbobeleben bei SRagbeburg, fpäter
SVfißitm unmeit 3erbft, mit ^ausgäbe mpfti-
«r 6d^en befd&äfHgt : er ftarb im 3- 1727.
€eine 9nfid^ten tl^eilte mib dertl^eibigte aud^ feine
<Benui]^Iin3obannaSleonore, gebome oonSRerlau.
^Mol^nS Seben, t)on il^m felbft bef d^eben, erf d^ien
a.L 1717; ebenfo baS Seben feiner grau, bon i^fr
fettjl befd^ben, 1718. ©eine fämmtlid&en ©d^rif-
ten flnb Dergeid^et in Söd^erS ©elel^enlejifon,
fortgef. t>. Stotermunb, V, 1993 ff. (Sgl. ©d^ödfb,
Aird^engefd^ feit ber {Reformation Vm, Sei|)gig
1808, 302 ff.; grfd^ u. ©ruber, Mg. (gnc^flop.,
@erie HI, s. t.; &. ©d^mib, ®efd^. b. ^ieHSmuS,
giörblingen 1863, 186 ff.) [o. foefele.]
'^eferfbn, Soreng unb Olaf, f. ©darneben.
'^efftsyfenni^, f. abgaben I, 77.
^€Üi^ f. Solennes ^piarüuS; Sol^amteS t)on
©aliSburp ; $art>i, SBUl^elm.
^efif-^bier, SBlattl^äuS, 0. 8. B., $räfeS
ber 99enebictiner'&)ngregation Don @t«!BanneS,
S3orfäm))fer gegen bie (Sdlicaner unb ^ouf^iften
feiner 3eit, nun: 1659 gu ©t»9McoIaS in Sotl^ringen
geboren unb erl^telt 1675 in ber Senebictinerabtei
@t«9Ri]^ieI baS OrbenSgemanb. 3n ben ©tubien
geid^ete er ftd^ fo auS, ba^ er nod^ als ©ubbiacon
oom ®eneralca))itel feiner &)ngregation gum Seigrer
ber $]^iIof opbic unb Xl^eologie im Orben beftimmt
mürbe, ©pöter mürbe er an bie ©pi^e einer fleinen
flöfterlid^en ^fabemie gefteUt, in meld^er man bie
ftird^ent)öter laS ; alS gfrud^t ber l^iermit Derbun-
benenl^ätigfeit erfc^ienen gu ^riS 1691—1696
3 Sonbe Remarques sur la Biblioth^ue des
auteurs ecclesiastiques de M. Dupin, meldte
mit S3eifaQ aufgenommen mürben (ogl. hierüber
Ceillier I, Prof. p. 2). 3m 3- 1699 mürbe er
gum 9lbt Don SBegonDiOe gemöblt, fonnte aber feine
Slbtei nid^t erlangen, ba ber 6ergog oon Sotl^ringen
fte feinem eigenen SSruber §rang gur Sommenbe
gegeben fyiät, ^el^nlid^ ging eS, ba er 1715 gum
^t Don ©enoneS gemdl^lt morben mar: bod^ fam
er bort nad^ einigen 3cti^ren gu feinem Sted^te. 3>n
3. 1724, gur 3tit, ba faft gang gfranfreid^ Don
einem feinbfeligen ®eifte gegen SRom erfüllt mar,
lie^ $^«S)tbier gu Su^emburg fein mid^tigfteS
2Berf Traite sur l'aatorit^ et l'infaiUibilit^ du
Pape bru(f en (Tat bei Migne, Cursus theol. lY,
1141). SDaSfelbe mad^te ^uffel^en, mürbe Dom
9Re^ unb ^knifer Ißarlament derurtl^eilt, in
gang gfranfreid^ unb Sotl^iringen Derboten unb
öffentlid^ burd^ ^enferSl^nb Derbrannt. S)er ißa))ft
Senebid XIU. jeboc^ belobte ben IBerfaffer in
einem SreDe unb belohnte il^n, als er 1725 nad^
Stom fam, inbem er il^n gum |)ö)){Uid^en Xl^on-
afftftenten unb Sif d^of Don aWaaa i. p. i ernannte
unb il^m eine foftbare 9Ritra fd()enfte mit ben
el^renben SBorten: Quia intinxisti calaroum
tuum pro hac sancta Sede, ipsa sancta Sedes
te remunerat. 9ud^ lie^ er bie ©d^rift $etit-
S)ibierS in'S 3talienif d^e i^e^ unb in 3talien
Derbreiten. 3n SDeutfc^Ianb beforgte Sartier eine
lateinifd^e Ausgabe. 9lad^ ber Slüdfel^r Don SRom
lebte ^etit-S)ibier nod^ gmei 3a5re unb ftarb 1728
in feiner 3lbtel 9Son feinen meiteren ©d^riften
finb gu nennen (34) Dissertationes historicae
. . . in Vet. Test., TuUi Leuc. 1699, eine Dia-
sertation historique (Su|emburg 1724) über bie
^nfid^ten ber SSöter unb 3:i(ieoIogen beS ftonftanger
&)ncilS begüglid^ ber 9Rad^ unb ber Unf e^lbarf eit
beS ^fteS, in meld^ er annimmt, biefelben l^en
eine ©u))eriorttöt beS SoncilS über ben ^ft nur
für bie S)auer eines ©d^iSmaS gelel^ ; enblic^ eine
Justification de la morale et de la discipline
1851
iPetlt-^ieb — ^ctrarcct
1852
de Borne (1727) ^ur SSertl^ibigung bet ^ejuiten
unb bet Sionftitution ünigenitus. 2im Diction-
naire öon SKoreri tt)trb $etit-®ibter bejctd^net
„oI8 tüd^tigcr Sl^eologe, ftrammet Sogifcr, bcr,
emft, fticng, arbcitfam, ben ^fKd^ten feines
Stanbeö getreu nad^fam". — ®a8 ©leid^e toirb
gerül^mt on feinem ©ruber 3ofep]^ S. J. (geft.
1756), ber SSorftanb beS ©trapBurger ©eminar§,
ifanaler ber Uniöerfität ^ont-ä«3Wouffon, Jd^rift-
fteUerifd^ tl^ätig unb ein bebeutenber ®egner ber
3anfeniften mar. (93gl. Galmet, BiblioÜi. Lor-
raine, Nancy 1751, 724 ss. ; Ziegelbauer, Hist
lit. U, 154 ; m, 455 ; Hurter, Nomencl. liter.
n, ed. 2, 1067 sq.) [^mbr. JKenle 0. S. B.]
'^efif -'^eb, 5R i c 0 ( 0 u 3 , Janf eniftif d^er Il^eo-
löge ju fpariS, toor ber 5Rcffe eineS altem 9licoIau8
$ctit-$ieb (1627—1705), ber aisganonift unb
SSerfaffer eineS Trait^ du droit et des preroga-
tives des ecclesiastiques dans Tadministra-
tion de la justice seculi^re (Paris 1705) ftd^
SRuf erworben l^atte. ®er jüngere $etit-$ieb »ar
ju ?Pari8 1665 geboren, »urbe ©octor ber Sor-
bonne unb erl^ielt 1701 einen fiel^rftul^I. ©ann
fd^Io^ er fid^ ben ©octoren an, »eld^e ben berüd^-
ttgten „®ctt)tnen§faU" (f. b. 9lrt. SanfeniuS VI,
1230 f.) unterfd^rieben ; er mürbe be^l^alb nad^
Seaune t)ertt)ie|en^ ging aber gu CueSnel (f. b.
art.) nad^ ^oOanb. 3m 3. 1718 feierte er jurücf
unb rid^tete ju ^Sni^reS, gang nal^e bei $ari3,
einen ©otteSbienft nad^ l^oUönbifc^-jianfeniftifd^em
3Rufter ein. Die ^arifer ftrömten l^inju, o^ne
ba^ ber grjbijd^of (öon 9loaüIe«) eingejd^ritten
tt)ärc. SBalb nad^^er (3uni 1719) fe^te bie Sor-
bonne il^n fogar micbcr in aUc SRed^te ein, bie il^m
1703 entjogen morbcn ttjaren ; allein bie ttjeltlid^c
Sel^örbe annuUirte ben Sejd^Iufe unb ocrbannte
^etit-^ieb any^ 9leue. Sro^bem mäl^Ite il^n ber
Sifd^of Don ^Q\)mi ju feinem 2;]^cologcn. Später
(1728) ging ^etit-^ieb wiebcr nad^ |)oHanb, er-
hielt 1734 bie grlaubni^ jur SRücffe^r nod^ ^ari§
unb ftarb bafelbft 1747. — 3)ie Schriften ^etit-
^icb§, bercn SKoröri 81 ertoäl^nt, jino meiftcnS
Streitjd^riftcn in bitterem unb ge^äjfigem Jone;
eine grofee ^n^al^I befaßt fid^ mit ber Sefämpfung
ber ^uUe ünigenitus (5. S3. Examen thöo-
logique de Tinstruction pastorale approuvee
dans Tasseniblee du clerge de France etc.,
Paris 1713, 3 vols.). (SSgl de Feller, Dict.
hist. s. V.; Nouv. Biogr. gen. XXXIX, 719 s.;
Querard, La F{*ance fitteraire VII, Paris
1835, 93.) [% gffct.]
^efra, im % %. ber in gried^ijd^er 3cit oflge-
mein geworbene 9iame für eine Stabt, ttjeld^e früher
Sela (yVp) ]^tc^ (SRid^t. 1, 36). Sie toax öon ben
gbomitem in einem gelfentfjal amgu^e beSSergeS
^or fo erbaut, ba^ bie ilBol^nungcn jum 2:^eil in
bie 5cl§tt)änbe eingcl^auen ttjaren, unb bilbete
megen il^rer fdjiwer jugänglid^en unb leidet ju öer-
tl^eibigenben lOagc bie ^auptftü^c ber ebomitifd^en
"iDla^t. ßönig ^mafiaS öon 3uba eroberte fie
jebod^ (4 Äön. 14, 7) unb jerftörte fie fo öott-
ftönbig, ba| t)on ba an Softra qI§ ebomttil^
^au))tftabt erfd^etnt unb Sela nid§t m^ in ber
feiligen Sd^rift genannt toirb. 3nt^ IM
^etra megen feiner Soge an ber @tra|e ihub
rotl^en 9Jteer nod^ 9iorben immer ein totd^gcr
^anbelsplal unb tearb um 800 1>. (S^. bie ^on^
ftabt ber 9labatöer (f. b. 3lrt.). 9la^bem bteje m
ben Seleuciben mieberl^oU tiergeblid^ belagert toof
ben , erlag fte 105 n. (SSyc, ber vömifd^ Vtaäft
unb marb mm mit großartiger ^ßrad^t }tt einer
i^elfenftabt umgefd^a^en, ba au8 bem
f^elfen %tmptl unb ^aläfte in fpötrdmifd^em
fd^mad ]^au§ge]§auen mürben. &tit ^fong bc3
5. 3Q^t]^unbertS mar ißetra ein d^rifUid^er 9Mo>
politanfil unter bem $atriard^ tu>n 3entfdaL
9lad^ ber mol^ammebonifd^en Eroberung Ddtor cS
feine Sebeutung unb balb auc^ feine SetDo^
3e^t geben nur nod^ bie faft un^rftörbonen geß-
anfagen, meldte erft 1812 mieber oufgefimbn
mürben, jhmbe Don ber einmaligen SSebeutung ba
Stabt, meldte aud^ bem fogen. petröifc^en SiaMm
feinen 9lamen gegeben l^t. [StavkxL]
^tttaxca^ gfranceSco, ber beldmite €0-
nettcnbid^ter, gel^ört l^ierl^ nid^t olä ber giö^
S^rifer 3talien§ ober als ber 93orI&i^ bc§
\pattm §umani§mu8 (f. b. Slrtt. ^umanifim VI,
400 unb 3talienifd^e Siteratur VI, 1116), fmk
bem als ein SJtamt, meld^er on ben fnd^ru^ai
3uftönben feiner 3^ tegen Slnt)^ nol^m unb
beffemb in biefelben einzugreifen fud^te. Sr nur
ber Sol^n eines fiorentinifc^en 92otard, 5lismA
^etracco, meld^er mit S)ante gleid^e politifd^
^nfd^auungen liegte unb mit il^m unb ^Inbeni
1302 in bie Verbannung gelten mußte. So tan
er nad^ ^Irejjo, unb |icr mürbe ber fimftige
S)id^ter im 3uti 1304 geboren. 3)er urfpiüng«
lid^e 92ame be§ le^tem toax gfranceSco bi $etn)ca)
unb marb erft fpäter in ben je^t gctoöbnli^um»
gcänbcrt. 91I§ er 8 3ö^te alt ttmr , fiebelte fdn
^ater nad^ ^Dignon über, mo ftd^ bamalS ber
pö^ftlid^e ^of befanb, fd^idte aber feine gfiunilie
nad^ bem naiven SarpentroS. ^ier Derld^e gnm>
ceSco 4 glüdlid^e 3a^te bei bem Stubüun ber
©rammatif, Sl^etorif unb ffiialeftif. ®egen ieine
Steigung mibmete er fid^ bann, bem SBunfd^e fcimS
SSatcrS folgenb, 7 3Q^te lang gu SDiontpeflitr
unb Sologna bem Stubium ber 9ted^te. %ify
bem i^m 1326 beibe @Item geftorben maren, Uffctt
er na^ ^Dignon ^urüd unb tl^eilte bort feine 3^
jmifd^en ben mannigfad^en SScrgnügungen, jfi
meldten bie })äpftlid^e öofl^altung unb ber Ä*'
fammenflu^ öieler grcmbcn 5lnla| bot, mib bem
Stubium ber lateinifd^en Slaffifer, ba er bomoB
beS ®ried^ifdf)en nod^ nid^t mäd^tig mar. Sein
geiftreid^cS SBefen unb feine ©emanb^eit oer»
f d^afften il^m oicie fjreunbe, namentlich unter ben
©liebem ber auSgemanberten reid^en gornüie
Kolonna. 3" ^öignon ereignete ftd^ mid^ ber-
ienige Sorfatt , meld^er für feine Uterarifd^ 9f
rül^mtl^eit entft^eibenb mürbe: er fal^ am 6. S^
1327 in ber ^rd^e üon St. Slara bie bunl^ i^
18S8 $etreiu§ — $etri ftettenfeiec. 1854
imflerBHd^ getoorbene Smtra, für bie er fettbem f^öftigt, tl^eilS Bei poIiKfd^en ober fird^Ud^en
eine unouSIöfd^Itd^e 9ieigung betoal^rte. 2)ie S)ame sBermidRungen alS (Sefd^&ftSträger ober SJertrouter
UNtr bamoIS 19 Solare alt unb feü 2 Sauren Der- tl^öKa. 3m 3. 1362 {d^enfte er ber SRepublif
IbeiTotrt, an Xugenb ebenfo l^onagenb lote an Senebtg feine iBüd^er uno legte bamit ben @runb
&ifirifidt 3e^n äo^te lebte Petrarca ju 9t)tgnon gu ber ambrofianifd^en Sibltotl^ef. 3m 3. 1870
in il^er 3lSä)t unb fal^ fte öfter ; aOein möl^renb er gog er ftd^ in ein fleined S)orf 9rqu& ntrud unb
Pe in Sonetten üerl^errlid^te, welche bie ©etounbe- fü$rte l^ier ein innerlid^ gefammelteS Seben, bis
Tung aOer 3eitgenofien l^rDorrief en, mu^te fie il^n am 18. 3uli 1374 ben über einen Folianten
immer in gemefjener Sntfemung gu leiten, unb l^ingebeugten ®rei§ ein Sd^Iagfiu^ traf. S9io-
Kei ber einzigen ©elegenl^eit, ba er ))erfönlid^ il^r grapl(|ien $etrarca^8 fd^rieben Boccaccio (l^erouS-
|eine Siebe gu gefiel^en loagte, marb er ftrenge t)on gegeben Don Stoffetti, Srieft 1828) unb Diele ^n>
tl^ }urüclgett)iefen. Unter fold^ Umftönben fud^te bere. (93gl. SBIanc, in Srf d^ u. ©ruberS Snc^Üo-
er burd^ geleierte @tubien unb SReifen, oft genug pSbit s. v. ; Körting, ^etrorca^d Seben u. äBerfe,
aber oud^ burd^ leid^tftnnige Vergnügungen über Sei|)}ig 1878.) [jfaulen.]
feine 5leigung §err gu werben, gr trat aud^ in ^ttteias (^eeter§), Il^eobor, 0. Carih.,
Den geiftlid^en @tanb, em))fing aber nur bie Dier iBerfaf|er einer ^mal^I Don tl^eologif^en ©d^riften
nid)eren SGßeil^en. 3nt 3* 1335 rtd^tete er an befonberd poIemifdQen Cl^rafterd, tear gu Stampm
^fi Senebict Xn. eine lateinifd^e epiftel, worin (Ober-?)f|eI) im 3. 1567 geboren. SRad^bem er
er i^ gur Stüdfel^r nad^ 9iom ermal^nte, unb er* gu ffdin ben 9Ragiftergrab erlangt l^atte, trat er
^lelt gum fiol^n bafür feine erfte geiftlid^e ^frünbe, ebenbafelbft in ben Äartl^äuferorben (1586),
ein (fimonicat in Somb68. 3tn folgenben 3a^re, würbe geitwcilig ißrior ber ff artl^aufe gu ffiülmen
ba er ftd^ gu Som befanb, legte er Don bort aus unb ftarb gu ftöln im 3. 1640. JBon feinen
bem ^ßopft bie 9lüdffe^r nad^ ber alten SReftbeng Sd^riften (f. Hartzheim, Bibliotheca Colon.,
in einem gmeiten (Sebid^t bringenb an'S ^erg. Colon. Aug. Agrippin. 1747, 305 sq.) fei ^ier
Ungeist Don feiner fiiebeSfranfi^eit, aber oo$ ertoäl^nt bie Confessio Gregoriana, Colon.
g'outert in feiner 9ieigung, gog er ft^ 1838 Don 1596 et 1605, ber er in gleid^er SBeife Confes-
ignon na^ bem naiven %^a\ ber @orgue gurüdC, siones S^prianS unb ^ertuQianS (^ariS 1603),
laufte ftd^ ein fleineS |)auS bei ber Quelle Don beS 1^1. Seml^arb (fföln 1607), beS |l. Seo b. ®r.
Souclufe unb brad^te |ier einige 3a^te nur mit (ffdin 1604) folgen Iie|. @ein Catalogus hae-
gelegen unb bid^terifd^en arbeiten gu. 3nfoIge reticorum (Colon. 1628 et 1629) ift ein giem-
bet Ie|teren warb i^m 1341 ber S)id^terIorbeer lid^ felteneS, aber nid^t immer guDerlöfftgeS Sßerf.
IiUglei^ Don ber ^arijer UniDerfttät unb bem römi» Dem 3ntereff e feines DrbenS biente feine Biblio-
d^n Senat angeboten; er entfd^ieb ftd^, ben ffrang theca Cartusiana, Colon. 1609, unb PetriDor-
Don feinen £anbSIeuten angunel^men, unb Iie| ben* landi Chronic. Cartusiense (mit ^nmerfungen),
felben bann am %Itar Don @t. $eter aufl^öngen. ib. 1608; aud^ gab er (ff()In 1611 unb 1640) bie
Kad^bem er 1342 nad^ ^Dignon gurütfgefel^rt War, (äd^ten unb unäd^ten) SSerfe Sruno'S beS ftar-
rid^e er an ben ^opft ein britteS Sebid^t mit tl^öuferS l^rauS. (Sgl. aud^ Nout. Biogr. gön.
ber Slufforberung gur SRüdfel^r unb erl^ielt bafür XXXIX, 7528.; Hurter,NomencLlit. 1,2. ed.,
eine neue «Pfrünbe in ber 3)iöcefe $ifa. 3m ^nh\i Oeniponte 1892, 296 sq.) [«. gffer.]
ia43 l^tte er, t^eüS gu «Dignon tl^eilS gu Sau- "^efri ^ettenfeier l^ei^ ein geft, weld^eS in
dufe wol^nenb, eines feiner bebeutenbften SGßerfe ber abenblönbifd^en Rixi^t am 1. Suguft, jebod^
DoDenbet, baS gewöl^nlid^ De contemtu mundi nur in choro (f. b. 9rt. f^^fte ob. IV, 1394), ge-
LL. III betitelt wirb, Don il^m felbft aber Secre- feiert Wirb. S)er @egenftanb biefeS gf^fteS ift bie
tinn Bumn aenannt würbe. S)amalS lernte er aud^ ißerel^rung ber ftette, in weld^r ber l^eilige ^oftel-
burd^ ben @ried^en ^Sarlaam bie ^nfangSgrünbe fürft $etruS gu 3erufalem auf Sefe^I beS ^erobeS
beS ®ried^ifd^en fennen. 3nt September 1343 gefangen lag mib auS ber er bur^ einen Sngel
unternahm er im ^ufhrage beS ißapfteS eine SReife wunberbar errettet würbe (^pg. 12, 1—17).
nod^ 3ltQpü. gfür biefe QRiffton foUte er burd^ S)iefe ftette Würbe aber erft um 437 Don ber
ein SiStl^um belol^nt werben ; er f d^Iug baSf e(be ff aiferin Subo^ia, ©emal^Iin beS iüngem X^eo-
aber ouS, weil er «.genug mit ber Sorge um feine bofluS, Don 3erufalem nad^ Sonftantinopel ge-
eigene €eele gtt tl^un l^abe", unb erl^ielt ein Sa« brad^t. S)ie ^ölfte biefeS f oftbaren @d^a^eS gab
nonicat gu ?Parma. 3n bieje3«t pel ber 3luf- bieSWutterßubojiail^rerlod^tergleid^eSSlamenS,
fianb beS Sola bi Sliengi gu 9tom, für ben er ftd^ weld^e ben ffaifer iBalentinian LEI. in 9lom l^i-
in poetifd^er Ueberfd^wänglid^feit eine 3«it lang ratete. 3" SRom Würbe aud^ bie Äette, in weld^e
iegeifierte ; aUein baS 9ni^faÜen feiner abeligen ber I^L ^etruS Don 9lero gefd^Iagen worben fein
gfreunbe fül^rte il^n gu befferer grfenntni^ gurüd. fott, mit großer SSerel^rung aufbewahrt, unb bie
Stad^bem 1348 Saura geftorben war, Derlie^ er Segenbe ergäl^lt, ba|, alS man oaS Don3trufaIem
1853 SlDignon für immer unb lebte feitbem gu l^erbeigebrad^te ffettenftüdt an biefe Stttit Ijiielt, pe
^ßarmo, 9Rantua, SSerona, SSenebig, SRom im Um- fo gujammen ))a|ten, als ob fte Don Anfang an
oonge mit ben @ro|en feiner 3eit, t^eilS mit clafft« nur Sine ftette gewefen wären. SDie SJerel^rung
yäftn Stubien unb lateinifd^en SDid^tungen be- biefer ^Reliquien war gu Sonftantino))eI unb 9tom
1855
ipctri ©tul^Ifcier — ißetruccL
1856
[o gro^, ba^ fomol^I l^ter al§ bort ^u S^ren
oerjelbcn Äir^cn erbaut ttjurbcn unb eine tJeft-
feicr unter bem Sitel „ftettenfeicr ^etri" (Fest.
S. Petri ad vincula) nid^t mel^r lange auf ftd^
»arten lie^. 68 ift jel^r wal^rfd^einlid^, ba| eine
berartige geier, nad^bcm bie jüngere gubojia bie
JKrd^e ad vincula Petri erbaut, balb gu 9iom
eingefül^rt tourbe unb fid^ in ber fatl^oUJd^en ftird^e
raf § öerbreitete. 3lu8 ben ©riefen ^apft ©regorS
beS ©ro^en gel^t l^eröor, ba| gu feiner Seit bie
SSere^rung ber jfetten $etri eine fe^r auSgebel^nte
toar : 95eba bem gl^rwürbigen toirb eine ^rebigt
mit Dem anfange Solemnem observantiam gu-
gef daneben, bie ba§ in SRebe flel^enbe Qfeft jum
©egenftanbe f^at, menn fte oud^ mand^eS Uner-
n)iefene unb Unl^altbore in dlädftd^t auf bie @nt-
ftcl^ung unb ben ©egenftanb biefeS gefteS ent-
hält. ©aSfcIbe wirb j[e|t nur nod^ in SRom feier-
lid^ begangen in ber ffird^e/ meldte ben litel
Ad vincula Petri fül^rt, auf meldten Sitel aud^
ein ßarbinalpricfter ernannt »irb. 3n ben 2)le»
näen ber ©ried^en ift ba§ Qfeft unterm 16. 3önuar
Dergeid^net. ®a§ gried^if^e t^feftofücium entl^ölt
Stellen, iDeld^ebeutUd^ bezeugen, ba^ Dem 1^1. $etru§
Dom §erm ber ^Primat über bie ganje ffird^e über-
tragen iDorben ift. (Sgl. Baron. Annal. ad ann.
439, n. 4 sqq. ; Id., Martyrologium ad diem
I. Aug. ; Sutler, Seben ber ffiäter, bearbeitet öon
SRä^ unb SBeiS, X, 202 ff. ; Nilles, Kai. man. I,
Oeniponte 1879, 71 sq.) [Senbel.]
Wäxi $fit^ffeier, f. (Jatl^ebra II, 2060 ff.
^tttoitnfianet^ f. ^etruS öon Sru^S.
^eUoninf^^ b e r 1^ I. , f. Sologna II, 994.
"g^efrttcd, ^ietro SWatteo, Dratorianer,
einer ber l^eröorragcnbftcn ^Inl^änger be§ Duic-
ttftcn mä), 5moIino8, mx im 3. 1636 ju 3efi
im cl^emaligen ^crjogtl^um Urbino geboren, ^n
ber Uniöerfität 5D^acerata ertoarb er fic^ bie 3)octor-
würbe beiber SRedj)te, geriet)^ jebod^ auf fittlid^e 9lb»
ttjege unb gab man(|e8 ^ergemi^, bis il^n ber
©ifd^of fcine§ ®eburt§orte§ unb fpötere Karbinal
^21Iberano Sibo im 3-1661 mit Siebe unb Strenge
ujiebcr auf ben $fab ber Jugcnb jurüdbrad^tc.
^etrucci ern)ä]^Ite ben gciftlid^en ©tanb iinb lebte
fortan nur mel^r ben Uebungen ber 95u^e unb ber
SEBiffeufd^oft ber ^eiligen, ^it 25 3^^^^^ mürbe
er ÜJ^itglieb unb fpäter (1679) aud^ SSorftel^cr ber
Kongregation be§ Oratorium^ in 3efi. ®amaI8
öerbrcitete ber ©panier TOid^. SWoIinoS (f. b. ^rt.)
in 3toIien unb namentlich in SRom feine in allen
©efeüfd^oftöfreifcn gern gel^örten quictiftifdf)en 3n:-
tpmcr. ^ud^ ber fromme ^etrucci liefe fid^ über
bie 5Ratur unb ba§ Ski bicfcr religiöfen Semegung
täufd^en unb trat mit i^rem Url^cber unb fieiter in
fo enge 95erbinbung, bafe man il^n fd^erjmcife ben
„limotl^cuS beS 30lolino§" nannte, gr l^attc
fclbft fd^on öor längerer 3«it mel^rerc auf bie 6r=
neucrimg unbgörberungbeS contemplatiöcn Scben§
gcrid^tete 5lbbanblungcn öeröffcntlid^t: Lettere e
trattati spirituali e mistici, Jesi 1676, 1678
unb toieberum Veneria 1681 ; La Vergine as-
sunta, novena spirituale, Jesi 1675, 3. ediz.
Genova 1681 , oud^ Macerata 1687 ; Medi-
tazioni ed esercitü prattici di varie virtü,
ed estirpazione de'vitii per la novena del
8. Natale di Gesü N. S. etc., Jesi 1679, Bona
1682; Poesie sacre e spirituali, Yenez. 1680;
I mistici enigmi disvelatd. Dichiaraaooe
compendiosa d' un sonato mistico, Jesi 1680,
Venez. 1682. 9118 nun ber Sfefuit P. ©cgneriin
ber @d^rift Concordia tra la fatica e la qmete
nell' oratione , Firenze 1680, bie ofiotifi^
©runbfö^ beS ^Rolinod unb ^ßetrucci asgrift
übemal^m le^terer il^re SSertl^bigtmg in ber (B^
fd^rift La contemplazione mistica acqnisUti,
in cui si sciogliono Topposizioni contro a
questa orazione, Jesi 1681. 2)ie @d^ ip
bem SorbinalfiaatSfecretär SUberono Site, fle>
trucci^g ©önner, gemibmet unb n)urbe im ^äfa
1682 3U ©enua nod^ einmal mit einem peUaa^
apoIogetifd^mSlnl^ge (Aggiunta) gebrudH. Sri
gat^e Streben ^etruccf d gel^t ba^in, bie qv»
tiftifd^e SD^ftü mit ber Sel^rüberlieferwig, ba
SiScipIin unb bem Sultleben ber StwS^ in (g8>
Hang ^u bringen, unb ba)^ du^ert er {^ fc^
fd^arf gegen bie um)erftönbi9en tLuSfd^reütngn
einiger V^erm^ftifer, mie bie &ntf emimg ba fbaoF
fi^e unb C^eiligenbilber ouS ben SBol^nungeii nb
bie grunbfö^Ii^e Unterlaf|ung unb ®mngf<(fi]fim|
bed münblid^en ©ebeteS (Agg. §§ 4. 5. 8). Itn-
ablöfftg betont er feine red^tglöiäiige ©eßnmng
unb t)erma]^rt ftd^ gegen ben 93onmtrf beS Ouieäl-
muS 0. c. § 7). gr überlädt bie «ntfd&eibungber
unfehlbaren ffirdf)e 0. c. p. X sg.). P. Segnen
crmiebcrte ^etrucci in ber Lettera di risposta al
Sig. Ign. Bartalini sopra 1' eccettioni che da
un difensore de' modemi quietisti a chi ha
impugnato leloro leggi in orare, Venez. 1681.
®ie römifd^e Snquifition unterfud^te bie beiber*
fettigen ©d^riftcn, beanftanbete jebod^ nid^biebeS
5WoIino§ unb ^etrucci, fonbem bie be§ P. ©egneri:
erft 11 Solare fpäter erfd^icn feine Concord&ain
Som toicber in neuer, nad^ ber SBeifung ber Sß*
quifition öerbeffertcn Ausgabe (ögl. SJcufdJ, 3)er
Snbes 11, 613). ^etrucci tourbe fogar twn
garbinal Slberano Kibo als Wad^folger jnw§
SBruber§ (1671—1681) auf bem bifc^öflic^
©tul^Ie ju 3efi bem ^ap\tt Snnocenj XL em»
pfol^Ien unb aud^ am 14. ^ril 1681, bolb M
bem ßrfd^einen feiner Apologie, wirflid^ jum 9^
fd^ofe ernannt, ©eine frül^eren ©d^riften nmtben
miebcr abgcbrudtt unb neue in bemfelben ©eijie
Derfa^te famen l^in^u, fo II Nulla delle creataie
ed il Tutto di Dio, trattati due, Jesi 1682;
ferner Lettere brevi spirituali e sacre c^n
alcuni atti giaculatorii di diverse virtü, alia
perfettione molto gioyevoli , Jesi e VeneL
1682 , micberum Jesi 1684 (üon einem pO'
teftantifd^en TOpftifcr aud^ in'§ 5Dcutfd^e überfejt:
ffur|c geiftlid^e Srieffe be§ Korb. $. 2JL ^petnicri,
mit SSoncbe ®. 5lmoIb§ [bcS bekannten ©e|wro'
tiften^aui)te8 au Dueblinburg] , §Notte 1705);
1857
$etru§, ber ^l, ber 9)io{ieIfur{i.
1858
cnblid^ La scuola dell' orazione aperta alle
«nime devote nell' esposizione d' iina sacra
eanzonetta di S. Teresa, Bologna 1686. 9IS
bie reliai^fe SeiDegung, burd^ bte{e Itterarifd^en @r-
jeugnitle genäl^rt, tmmet loetteie Jhreife 30g, leitete
cnblid^ bie römifd^e 3nquifition im 3. 1685 einen
ttnnlid^ $roge^ gegen 9RoIino8 ein, ber mit ber
Serurtl^eUung bedfelben enbigte. IRun loutbe mtd^
^ßetrucct, ber unterbeffen fogor Sorbinal geworben
UKtr, not baS Sforum ber Snquifttion gelaben ; bie
Unterführung »arb iebod^ in SRüdfftc^t ouf feine
]^]^ m(^Iid()e SBürbe auf 99ef el^t bed $apfted t)on
einer befonbem, ouS t)ier Sorbinälen beftel^enben
Commiffion gefül^rt, »el^e burd^ beeret t)om
5. gefoitor 1688 ad^t feiner Sd^riften für t)er-
IDerflid^ erHärte. ®etreu feinem iBerf^red^en, unter-
«Ntrf fU^ ber fromme Sorbinol fof ort bem Urtl^eile
berftniriidren^uctontat. Sie^öfd^iDörung, loeld^e
UeSnquifUion gleid^foÜS für nötl^ig erad^tete, nal^m
ber ^ßopft felbft entgegen ol^ne bie bei ber 3nqui-
flHon üblid^en, für einen Sorbinal aüerbingd be*
mutl^igenben Sformolitöten (Michaud, Louis XIV.
«t Innocent XL lY, Par. 1883, 467). ^etrucd
hfjßclt l^ierouf in feine S)iöcefe ^urüdt, hmrbe aber
fpdier »ieber nad^ SRom gerufen unb unter 9uf*
{U^t bafelbft jurüdfbel^Iten, bis il^n 3nnocen} XIL
1694 iDieber freigab. Stoei^^^^tenad^ feiner aber-
maligen Stüdfel^r nad^ 3cfl I^gte er freiwillig bie
Senxxiltung btefeS SiStl^umd nieber. S)er ^fi
wM il^m ein äal^reSgel^U t)on 2000 @cubi an,
erlaubte il^m aber ni^t bie Siefignation auf baS
Carbinalat, fonbem ernannte ii|n ^um apoftoli-
\ä^ Sifitator t>erf d^iebener römif d^ Sonfratemi-
tSten, fomie ber 2)i5cefe @. @et)erino, 100 er für
bie Xeform bed 6:ieru8 unb iBoRed eifrigft iDirfte.
^etnicci befd^Iog fein toed^fetooUeS, tl^ötiged unb
etbauIid^eS Seben ^u 9RontefaIco am 5. 3uli 1701.
(Sgl. Three Letters, conceming the present
atate of Italy, written in the year 1687.
L Belating to the affair of Molinos and the
Qmetists. Being a Supplement to Dr. Bumet's
(onQlicanifd()en9ifdrofd) Letters, London 1688;
Moroni, Diz. LU, 250 sg.; Ghaillot, Principes
deih^logiemystique, Par. 1866; ^ftoralcor-
refponben) für böigere Seelenleitung in auSerlef enen
Sriefen bed SarbinalS unb 93ifd^of8 t)on geft,
$. 91. $etrucci, nebft einer furjgefa^ten itiml^
cefci(»id^te beSfelben, StegenSb. 1887 [überf. unb
perouSg. t)on ®. @d^tt)ab]; ^tppt, ©efd^id^te ber
quietiflifd^en SD^ftü in ber fatl^. Rvcä^t, Serlin
1875, 135—144. 282 [mÜ ^uSgügen au8 ^e-
trucci'3 @d^rift La contemplazione] ; Sleufd^,
IDer 3nbej n, 611—619.) tSD^orgott.]
^ettus, ber ^I., ber apoftelfürft, ^ie|
itrfinrünglid^ ©imon (SiV^v, ^0% 1, 41 f.; 21,
15. 16. 1 7 ; Süftecüv, 5lpg. 15, 14 unb bie meiften
^Nombfd^en t)on 2 $etr. 1, 1 ; bie iBuIgata l^at
jmd Simon). Sie Slenberung feines 9{amen§
tfi^ t)on Sl^fiuS felbft l^r ; fte marb angefünbigt
bei ber erften ©egegnung (j|rifti mit bem fpätem
*9pofteI (Sol^. 1 , 42) unb tl^atfäd^Iid^ t)oEsogen
fiin^enleiiroti. IX. 2. KufL
bei ber SluSmal^I ber gioölf Spoflel (SRarc. 3, 16.
8uc. 6, 14 ; t)gl. aWattl^. 10, 2) ; i^r probiben-
tieOer 3tt)edt ttunr, entfpred^enb ben 9lamen§t)eranbe-
rungen im aiten leftament (j. S. @en. 17, 5. 15 ;
32, 28 ; ä5, 10), bie ©^araftereigenfd^en unb
bie Sebeutung bed erften ber ^oftel auSgubrüden
(SWattl^. 16, 18) ; benn ^etruS, ir^xpoc, ift Ueber-
fejung öon q-'s, Stat. emph. «t-'D, Qfefö. Die
9lamen@imonunb$etru8fommenaud^t)ereintt)or
(j. S. 30]^. 21, 15; als anticipatton 3o]^. 1, 40).
L S)aS Seben $etrl A.2)arftenung beS
SebenS nac^ Sibel unb Xrabition. 1. ^aä)
benSt)angeIien iDar^etruS ber jüngere Sruber
beS apoftelS ^nbreaS (SKattb. 4, 18. aWarc. 1, 16.
3ob. 1/ 40) unb gebürtig aus Setbfaiba am See
©enefaret]^ Qdf). 1, 44). Sein SSater trug ben
9iamen 3onaS (ober 3o]^neS; beibe 9lamen
ftnb ibenrtfdf) ; bgt. 4 Äön. 25, 23. 2uc 3, 24.
maüf). 16, 17. 3o]^. 1, 42; 21, 15 ff.). SRit
feinem Sruber ^nbreaS betrieb ^etruS auf bem
gaIiIäifd^enSDfleerbaSgfifd^rgeloerbe(aKattb.4,18.
SRarc. 1, 16); er too^nte in (Sapl^amaum unb
»ar berbeiratet (aWattb. 8, 14 f. SIRarc. 1, 29
bis 31. Suc. 4, 38 f.). ^etruS gel^örte neben
feinem Sruber %tbreaS unb neben 3ol^anneS,
^l^üippuS unb 9latbanael gu ben erften Snl^öngem
3efu Qdf). 1, 40—51). 6r »urbe fpoter mÜ
^nbreaS unb ben gmei Srübem 3acobuS unb 3o-
banneS t)om ^erm gur fdrmlid^n 3üngerf(^
(SWattl^. 4, 18—22. aWarc. 1, 16—20), bann jur
ununterbrod^enen 9lad^f olge berufen (Suc 5, 5 bis
11); baber gab er feine gemöbnlid^e IBefd^öftigung
auf unb Derlie^ feine gfamilie (972attb. 19, 27. Suc.
18, 28) ; fd^Iieflid^ iDurbe er unter bie gteölf «poßel
aufgenommen (3Rarc. 3, 13—19. Suc. 6, 12 bis
16). 3n ben Dier ^ofteIt)ergeid^nif|en beS Steuen
SeftamentS nimmt er ftetS ben erften $la| ein
(SWattb. 10, 2. aJlarc 3, 16. Suc. 6, 14. «pg.
1, 13). 2)ie (£t)angelien ermöl^nen il^n öfter alS
{eben ber übrigen Spoftel, fo ba| feine pf9d()ifd^
eigenfd^aften unb feine SteUung im ^oftel«
coQegium flar j^erDortreten. Sigentl(|ümlid^ ttniren
ibm ftarfe ©efüble, bie ficb oft in ben „rüftigen
«ffeden" mü ibren gfolgen äußerten (SKattb. 14,
28—31; 16, 22. 5DRarc. 8, 32. 3o^. 13, 6
biS9, 36. 37. 5DRattb. 26, 33— 35. SWarc 14,
29. Suc. 22, 33. 3ob. 18, 10). «ud^ bie 3Jer-
löugnung $etri unb bie tiefe SReue barüber fin-
ben in biefer feeltfd^en Anlage if^xt pftid^ologifd^e
Srflärung. SiaSfelbe gilt t)on bem Sefenntni^,
iDeld^eS $etruS über bie $erfon Sl(|rifti ablegte
unb iDeld^eS ftcb iDefentlid^ t)on ben gett)dbnltd()en
aWefftaSboffnungen unterfd^ieb (3o^. 6, 69—70.
aWattb. 16, 16. aRarc. 8, 29. Suc. 9, 20). 9Bit
3acobuS bem Geltem unb beffen ©ruber 3obanneS
gel^örte $etruS gu ben SSertrauten beS ^erm ; biefe
brei toaren 3^9«^ öon bem ilBunber ber 9luf»
ermedtung ber Sod^ter beS 3ötnt8 (9)^arc. 5, 37.
Suc. 8, 51), ber Serflärung 6bnfti (a)kttb. 17, 1.
aWarc. 9, 1. Suc 9, 28) unb öon ber JobcSangft
(J^riftt im ©arten ©ctbfemani (matü^. 26, 37.
&9
1859
$etru§, ber 1^1., ber 9|)0{lelfärj^.
1860
SWorc. 14, 33). 308 erftcr bcm SRong mä^ cr-
fd^etnt $etru8 boburd^, ba| Sl^riftug il^m bie
l^öd^fte @tmii fiber feine C^eerbe derl^ie^ (SRatt]^.
16, 17—19) unb il^m biefelbe nad^ feiner «uf-
erftel^ung übertrug (Sol^. 21, 15— 18). ©aSfelbe
leieren berfd^iebene anbcre greigniffe im Seben
3efu. (Sgl jum ginjelnen b. Srt. ^Qpjl, oben
1887 ff.)
2. 2)ie 3l)iofteIgefd^id^te fteOt im erfien
Xl^eil ben 1^1. ^etrud in ben SSorbergrunb (Rap.
1 — 12), ol^ne Jebod^ atte ©reigniffe , »eld^e il^n
betrafen, ^u berid^ten. $etru§ gibt bie nöd^fte
ajeranlaffung jur SBal^I bed ^o\m aRottl^iad
(1, 15—26), |ält nad^ ber ©enbung beS l^eiligen
©eifted bie Siebe an baS t>erfammelte fBoU (2, 14
bis 36) unb belel^rt bie Sul^^^rer, auf »eld^e feine
9iebe Sinbrud gemad^t l^atte, in teeld^er SBeife
fie ftd^ au g^riftuS befel^ren müf|en (2, 37—40).
(Sx l^eilt in Segleitung beS SlpoftelS Sol^anneS
burc^ ein äBunber ben Sal^mgeborenen unb be«
(el^rt im 3lnfd^Iu| baran in ber ^aOe @aIomonS
ba§ Soll über bie ^flid^t, an (Sf)xx\tü^ gu glauben
(3, 1 ff.). ®ann »irb er mit feinem SBegleiter
Sol^anneS auf SSeranlaffung beö ©^nebriumS ge-
fänglid^ eingebogen unb erft freigelaffen, nad^bem
beiben bie beftimmte SBeifung ert^eilt morben,
nid^t mebr über gIfiriftuS gu |)rebigen (4, 1 ff.).
31IS ^abfud^t unb religiöfe Unioal^rleit unter ber
jungen gil^riftengemeinbe ftd^ Derbreiten loollen,
ift es $etru§, meld^er afö Seftrafer bed 3naniag
unb ber ©apl^ira auftritt (5, 1—11). ®ie @ait,
äBunber gu mirfen, ift il^m in befonberem ®rabe
eigen (5, 15). Sor bem ©^nebrium erfd^cint
«Petrus al§ SBortfül^rcr fürJeineaKUapoftel (5, 29).
äfö in ©amoria ft^ eine ©emehtbe gebilbet \^aik,
toirb er bortl^in gcfanbt mit SobönneS, um ba§
©acrament ber Sfirmimg gu fpenben (8, 14 f.);
auf biefer Seife fd^Iie^t er ben §ärctifer ©imon
oon ber ftird^e au8 (8, 18—24). SSon ber Seife
fd^eint $etru§ balb nad^ Serufalem gurüdgefe^rt
5U fein ; benn im 3. 39 (40) befinbet er fld^ bort,
als ber belehrte $auIuS feine erfte Seife nad^
Serufalcm mad^te, „um ^etruS gu fcben" (®aL
1, 18 ; ögl. ^Ipg. 9, 26—29). SOBeitere 5Kiffion8-
reifen führten ^etruS nad^ S^bba, »o er einen
5Kann Samens SleneaS feilte (9, 32—34), unb
nad^ äoppe, mo er bie Sabit^a gum Seben em^edte
(9, 36—43). ©ort batte er bie Sifion, burd^
toeld^e in f^mbolifd^er SBeife bie ^lufna^me ber
Reiben in bie ifird^e befohlen tourbe ; er mürbe
nad^ Söfarea berufen unb taufte ben b^ibnifd^en
^aripixtioxm KomeliuS (10, 1 ff.). Ucber bie 3luf«
nabme öon Reiben in bie Äir^e (Si)n\tx mufete er
fid^ bann in Serufalem red^tfertigen, maS er in
glängenber SBeife t^at (11, 1—18). §erobeS
ägrippa I. lie^ unmittefbar nad^ ber §inrid^tung
SacobuS' bcS Weitem (Dftem 42) ^etruS ge-
fangen nehmen; biefer aber mürbe auf munber-
bare SBeife befreit (12, 1—16) unb „begab pd^
an einen anbem Ort" (iTcopeuÖT) e?c frepov
T({7rov, 12, 17).
3. S3on ba ab merbeit bie 92ad^d^ten übet bcs
3q)ofteIfärften fporlid^. 2)a3 3ltm Xefiamait e^
möbnt nur nod^ bie Sl^eilnal^tne ^ßetri om V|>o|^
concil (3l))g. 15, 1 ff.) unb ftine Seife nad^ Sb>
Hod^en (®al. 2, 11— 14) ; cmd& ouS ber Xxobitioo
lä^ ftd^ ein genatteS Silb Don ber SBirlfcmfrit
$etri nid^t geic^en; immerl^tn aber laffen ^ \k
Umrif[e beSfelben mit ©id^l^t angeben. SBeiber
folgenben SWfteEung foS j[ebod^ nur Südfid^ g^
nommen merben auf jene trabittondlen Sod^ni^iai,
als beren ©d^Iu^unlt bie 3eU beS ffi. f)tetoit-
muS erfd^eint, mit ^uSnal^me ber l>erf(^idxia
^Bearbeitungen beS Chronicon Don SufebntS n^
beS Liberpontificalis. 2)enn bie f))öteren9ia4"
jid^ten finb für bie t^i^inuig ber Sll^atfoc^ oü
bem Seben beS Ifi. $etruS ol^e Selong. (B lapn
ftd()bemgema^foIgenbe@a|eauff!eaen: a. $etnii
bat in ber ©tobt Som als Spoflel geioirft
unb ift ber erfte IBifd^of biefer ©tabtgci
mefen (ogl. b. ^rt. f^% ob. 1395 ff.). MI
ergibt fid^ auS Ignat. Ad Born. 4, 3; CleiiMK
Alex., bei Eus. H. £. 2, 15, 2 ; 6, 14, 5 ; Hie-
ron. De vir. illustr. 1. 8; Gajus et DionjL
Gorinth., bei Eus. H. E. 2, 25, 7 sq.; IreuM»,
Adv. haeres. 3, 1, 1 ; TerfcolL De praescr.
haer. 32. 36; Eos. H. E. 2, 14, 6; Ena. Ofara^
ed. Schoene, vers. arm. IE, 150. 156; giif^
^e^ n, 152; Interpret. Hieron. II, 153; H^
Epit. Syr. ib. n, 211 et I. Append. IV, 68;
Lib. pontific, ed. Duchesne 1, 51 ; ügL Gatilog.
Liber. ib. 3; Hieron. In Galat. 2, ll-ia
%ud^ ber erfte SSrief ^tri meist ouf ben «nfa^
balt feines S3erfaf|erS in Som l^in ; benn mbr
ber 1 $etr. 5, 13 genannten ©tabt ^93abt>Ion* ip
Som 3U öerfteben (f. b. 9lrt. SSab^Ion 1, 1822 jf.).
%n mehreren ber genannten @teUen erfd^ fc
truS als ber®rünber ber römifd^ S^nrip»
gemeinbe, unb gmar meiftenS in SSerbinbimg wi
bem bl. $auIuS, aber aud^ o^ne ba^ biefer ttaSIft
mirb. 2)emgemö| fennt bie d^riftlid^ ZxtMoM
leinen anbem ©tifter ber jhrd^e ^u Som aß ba
bl. ^etruS. aiter unb ginftimmigfeit bUfer 2»
bition fmb nur baburd^ edidrbar, ba^ in i^lv
ftd^ere ^b<^tbeftanb entbalten ift. S)iefertmtboBt
babiurd^ nid^t auf gehoben, ba^ DitiDleicbt ^
römifd^e ^ilger, bie Saugen öon bem ^finfl'
wunber maren (^pg. 2, 10), bie erfte Ämie w
Sbnftentbum nad^ Som brad^ten. ^ßouIuS tp o*
bcblid^ fpäter nad^ Som gelommen als $etrul,iDb
bie bortige ©emeinbe ift ol^ne fein 3i#>n ^
ftanben (Söm. 15, 20—24) ; oÜerbingS ©iib j»
Same megen ber fo großen SSerbienfle, bie er
[td^ um bie SBeiterentmidlung beS Sbrißenl^
tn Som burd^ fein ©enbf d)reiben an bie 9Qi»,
burd^ fein ))erfönUd^eS Singreifen mäbrenb jei»r
erften unb smeiten ©efangenfd^aft gu Som fli^
burd^ feinen IKarttircrtob baf clbft ertootb, IwSrrt
mit bem beS ffl ^etruS bei ber ^rjUttmiste
d^riftUd^cn römif d^en Urgcit öcrbunbcn. SSejefc
f^auung mar fd^on frübjeitig f o fcft, ba| ^ trp-
fritifd^e geiler in ©anbf Triften öerurfad^toB»
1861
$etru8, ber IJl, ber 9H)ofteIfflrjl
1862
(Lren. AdT. haeres. 8, 1 = Eos. H. E. 5, 8, 2 ;
ööl.«üulm, einleit., 3. 3lufl., greib. 1890, 473,
imb Aber bie Stifttmg ber römifd^ ®emeinbe
bitnl^ ^etrud nod^ SDöUinger, Sl^riftent^um unb
JKrdie, »egenSburg 1860, 95). — Sic 3eit, in
iDd^ ^ßftruS 3um erften 9Ra(e nod^ Stom gefom«
men ift, fann in f olgenber SBeife befUmmt iDerben.
S>te Wpa. Stopp. 1—12 eqöl^lten X^atfad^en laffm
tdntn Sfoum für tine Sßirffamfeit $etri in bem
fernen Stom ; eine f old^e ift erft benfbor na6) ber in
«pg. 12, 17 eüDö^en ^brei{e $etri ouS 3eru-
faiem. 3)iefe aber tonnte frül^eftenS nacb Oftem beS
Sol^red 42 gefd^e^en, ba ^erobed ^grippa I. erft
mm doubiuS, ber am 25. ganuar bed 3al(|red 41
|ux ategierung fam, über 3uböa gefegt nmrbe.
JUa^ Euseb. H. E. 2, 9 föOt bie nmnberbare Be-
freiung $etri aus ber ©efangenfd^aft in bie 3cit
befi ftaiferd gloubiud, unb na^ H. E. 2, 14, 6 fam
$ctruS balb nad^ bem SRegienmgdantritt biefed
ffttifeifi nad^ Stom. S)amit b^rmoniren bie An-
gaben bed SufebiuS im Chronicon (Interpret.
Hieron. 11, 153) unb Hieron. De vir. illustr. 1,
nad^ toetd^en $etru8 im jiDeiten Sa^re bed Slau-
Uufi (42/43) nad^ 9lom gefommen ift (t)gl.
D. €ni^o^^/ ^ieron^muS als Sitterarbiftoriler,
anfing 1894, @. 76 [JKrd^engefd(). @tubien U]).
9Rit biefem Saläre ftimmt uberein bie armenif^e
Ueber{e|ung bed Chron., nad^ loeld^er (L. c. U,
152) (^obiud im felben Sa^re Sifc^of Don 9n-
tiodl^ien unb als fold^er 9lad^foIger beS 1^1. $etruS
oettorben ift (f. u.). ®a iebod^ naä) ber lateini-
ffyn Ueberfe^ung bed Chronicon (1. c. H, 153)
<gKiobiu8 im vierten Sa^re bed SlaubiuS Sifd^of
Hon Sntiod^ien geioorben i^, fo mu| auf eine
Scnu|ung biefer Angabe über bie äBei^e beS
<Eliobiu8 Derjid^tet loerben. S)iearmenifd^e lieber«
fe^g beS Chronicon (L c. H, 150) oerlegt bie
ftahmft $etri nad^ Stom fd^on in bag Safr 39
n. C^r.; bte^ mu| aber aI3 unrid^tig betrad^tet
toerben. 9lad^ bem SSorftebenben ift jebenfaUS bie
antoefen^eit $etri au SRom im ^0)1 42 ober 43
nad^ (S^fhtS ]^inlönglid() geftd^ert. SDamad^ ift baS
JBitQ^i^tn" beS ^truS ;,on einen anbcm Ort"
(Spg. 12, 17) auf feine Steife nad^ Stom au be-
gieß S)er Serfaffer ber Slpoftelgefd^id^te l^atte
letnen (Srunb, biefe Steife nö^er su bejeid^inen, ba
fie bem Stömer Xb^opbiluS befannt mar. Sine
loefentlid^ SegrünbunQ t)on biefer Srflärung bed
»SBeggebenS'' liefert bte auf alten @ar!opb<^gen
)u Stom oft mieberfebrenbe S)arfteUung $etri
als eines (gefangenen beS |)erobe3 ^grippa ; benn
ber ®runb, ba^ gerabe biefe @cene aug bem Seben
bed l^L $etrug f o beliebt mar, fann nur ber fein,
ba| man bie (d)efangennebmung burd^ grobes
t[gn))))a unb bie barauf folgenbe ^Befreiung al§
bie unmittelbare SSeranloffung sur Steife nad^ Stom
bctrad^tete. Srmäbnung Derbient noc^ folgenber
Vnl^Spunft : 3l))oaoniuS (um 200) berid^tet (bei
Eos. H. E. 5, 18, 14), SbriftuS f^aU feinen
Xpofieln befohlen, ivX dcudexa Ireji \L^ ycüpi-
a&^vai TTjc 'lepouffoXiJp., unb biefelbe 9ta^rid^t
finbet ftd^ bei Clemens Alex., Strom. 6, 5
(Migne, PP. gr. IX, 264 et not. 32). SDBirb
nun (f. b. airt. (Sbtonoloaie Hl, 341) baS Sal^r 30
als bad SobeSjalr Sl^rifti angenommen, fo fällt
aud^ bi^ntad^ ber 93eginn einer bauemben %b-
mefenl^eit ber^oftel oonSerufalem inbaS3a]^r42.
3nbe^ ift btefeS SJtoment meniger bemeisfröftig,
ba ba§ XobeSia^r £l(|rifti ftd() nid^t mit untrflg-
lid^r ©emt^^eit bered^nen lögt
b. betrug ifi in Stom als SRart^rer ge-
ftorben. S)ie| gebt gunöd^ft l^erDor auS Clem.
Rom. Ep. (I) ad Cor., c. 5 et 6. 3^^ tt)trb
bort nid^t mit auSbrüdlid^ SBorten gefagt, ba|
$etru§ gu Stom gemartert morben fei; aber na^
bem 3nfammenbang ift eS nid()t gmeifell^aft, ba|
(Element auf baS SJtart^rium ^etri gu Stom bin«
meist. Senn gleid^ barauf ermähnt er bad 9Jtar-
turtum beS ^l ^uIuS, mieberum o^ne ben Ort
bedfelben anzugeben; ba $aulu§ aber gu Stom
ftarb, fo ergibt ficb bie böd^ft mabrfd^einiid^e gfol-
gerung, ba]| (Siemens aud^ für $etru§ Stom aI8
bie Statte bed SRart^riumS annimmt. 3n bem
f olgenben StopM beS Sriefed bünbelt SIemenS Don
ber bur^ Stero über Stom Derböngten gib^ften-
Derfolgung, unb ba biefed ftapitel mit bem oorl^er-
gel^ben auf baS 3nntgfte gufammenl^öngt, fo er-
gibt fid^ bi^<ni§ als gai^ ^d^ere Folgerung, ba|
Clemens Stom als Ort beS ^Rart^riumS $etri be«
geid^net (OgL Funk, Op. patr. apost I, Tubing.
1878, 66. 67). 3lad) SDion^fluS t)on Sorintb (um
170) bei Eu8. H. E. 2, 25, 8 mürben $etruS unb
^utuS gu berfetben 3^it gn Stom gemartert. 9lud^
maS ber römifd^ ^reSb^ter (SaiuS (Euseb. ib. 7)
über bie gu Stom unb in ber Umgebung gu Clären
ber Spoftel $etruS unb ^uIuS errid^teten rp^aia
f^reibt, meist auf baS SJtarti^rium biefer beiben
9U)ofteI gu Stom bin unb mirb in biefem Sinne
aud^ Don SufebiuS (1. c.) Derftanben. OrigeneS fagt
bei EuB. H. E. 3, 1, 2: ^^etruS mürbe gu Stom
gefreugigt, ben ffopf nad^ unten gefeiert.'' 2)aS-
fefbe ergöblen bie Acta Petri et Pauli (Tischen-
dorf. Acta apostol. apocrypha, Lips. 1851, 35)
unb Chryeost., In Joan. hom. 76 [al. 75], 1).
Xertuüian fprid^t oon bem SJtartprium ber ^oftel-
fürften gu SRom olS einer allgemein befannten @ad^
(Adv. Marc. 4, 5); baS beS bl* $etruS begeid^net
er als bie jheugigung (De praescr. haeret 36;
Scorp. 15), baS beS bl. $auIuS alS bie ^innd()tung
mit bem ®^mert. Son einem gleicbgeitigen 9Jtar-
t^rium fprid^t er nid^t, fe|t aber mo|l biefe %t)(d'
fad^e bei feinen Sefem alS befannt oorauS. 3n
ber Sb^onif beS Suf ebiuS merben $etruS unb ^u-
luS gufammen als SDtart^rer ermö^nt (vers. arm.
1. c. n, 156 ; interpr. Hieron. ib. 157 ; Epitom.
Syr. ib. H, 212; Dgl. ibid. Append. I, Eos.
Suppl. 226). S)ion9f. lelmab. (Euseb. Ca-
nonum Epitome ex Dionys. Telmah. chron.
petita, ... ed. Siegfried et Geizer, Lipsiae
1884) ermd^t baS eine aital baS ORart^rium
oon ^etruS unb $auluS gang allgemein (p. 54),
baS anbere 9Jtal befd^reibt er eS genau als iheugi-
1863
^ctruS, ber f)l, bcr a})o|ieIffirfL
1864
gung mit bcm Rop^t md) unten, be^to. otö (Snl-
|au})tung (p. 49) ; an ber erften ©teile ober tolrb
als Seit baS 3a|r 2083 bcr «era 3lbra]^m (67
n. (S^r.), an ber jtoeltcn bog ^a^x 2084 berfelben
?lera (68 n. ®]^r.) angegeben. 3n ben Excerpta
latina barbari (Eus. Chron., ed. Schoene, I,
232) ift ebenfaEd baS aßart^rium genau ange-
geben iDte bei S)ion9ftu3 unb auf ben 29. Sunt
beS britten 3a^re§ ber Slegierung be§ 9lero öer-
legt. ^ieron^ntuS (De vir. illustr. c, 1 et 5)
bejeid^net ebenfalls genau bie ^rt beS SD^art^riumS
beiber 9l))ofteI alS jheu^igung mit bem Stoppt nad^
unten unb als Sntl^auptung. S)a| baS 9Rar-
t^rium Ißetri bie Jhreu}igung mar, lö^t fic^ fd^on
daliegen auS Sol^. 21, 22. S)a nun bie @d(|hft-
teUer, XDtlä)t bie SobeSart über]^au))t erteöl^nen,
einftimmig bie ffreugigung als fold^e angeben,
einige aber, ebenfalls einftimmig, biefelbe alS bie
ffreujigung mit bem jtopfe nad^ unten, fo !ann
aud^ l(|infi^tlid^ le^terer faum ein 3^^if^I ^^
ftel^en. — «uf bie ©leid^geitigfeit beS SDRor-
t^riumS ber glDei ^poftelfürfien finben fid^ an
ben citirten ©teilen bebeutfame ^inmeife. ©e-
menS üon SRom bringt bie beiben SKari^rien in
enge SSerbinbung: baSfclbe tl^un (JajuS, Dri-
geneS (1. c.) unb dufebiuS (H. E. 3, 2), lertul»
lian, SufebiuS im Chron. 2)ion9ftuS fagt fogor
ÖOn ^etruS'unb ipauIuS: lfxapTüpT)<jav xard TÖv
aüTÖv xatp6v, unb ^ieron^muS (De vir. illustr. 5)
t)on ißauIuS: eodem die quo Petrus Bomae
pro Christo capite truncatur. &S fielet bal^er
feft, ba| baS 9}{art^rium beiber ^poftel geitlid^
nid^t fel^r getrennt fein !ann ; ja cS ift ®runb öor«
l^anben, anjunel^men, ba^ ^icron^muS an ber
foeben angegebenen ©teile baS SRic^tige berid^tet.
Slud^ bie römifd^e fiocalüberlief crung öerbinbct fel^r
oft, ja meiflcnS, ben 5;ob bcr jttjci ^poftcl. ®abei
bleibt ieboc^ bcftel^en, bafe l^infid^tlid^ bcS le^tcm
fünftes bereits im ^Itertl^um eine anbcre 5Wcinung
öorl^anben mar. 9lad^ ^uguftinuS (Serm. 295,
c. 7; Serm. 381) Ratten ^ctruS unb IßauIuS
benfelbcn 3:obcStag, aber nid^t basfclbe JobeS-
jal^r; nad^ ^rubentiuS (Peristeph. 12 [Migne,
PP. lat. LX, 556 sq. et 560]) ftarb ^ouIuS
ein 3ö^t fpätcr als $etruS (anbcre 3«wgftt f. bei
ffcnner, im „ffat!)oIif" 1887, I, 18 ff.). —
S)ic Seit, in meldte baS SOIart^rium ^ctri fällt,
ift bie ncronijd^e ßl^riftcnöcrf olgung. ®icfc begann
!ur§ nad^ bcm Sranbe SRomS, bcr am 19. 3uli 64
ftattfanb, unb enbcte mit ober furj naä) bcm 3:obe
9lero'S (9. 3uni 68). gufcbiuS öcricgt (Chron.,
interpr. Hieron. II, 157) baS 9Kartt)rium beiber
^llpoftelfürften in baS 14. ^a^x bcr SRcgierung
9lcro^S. fic^tercS begann am 13. Dct. 67. hiermit
ftimmt übcrcin Hieron. De vir. illustr. c. 1 et 5.
3Ran tonn barauS aber nid^t beftimmcn, ob ber
3:obcStag nod^ in baS 3a]^r 67 ober in baS 3a^r
68 fäUt. gS ift bic^ auc^ bann nic^t möglid^,
mcnn man bcad^tct, ba^ 6u jcbiuS (Chron., interpr.
Hieron. 1. c. II, 153) unb ^icron^muS (1. c. c.l)
baS jlPcitc Sal^r ber 9icftierung bcS KlaubiuS als
baS ^a^x begeid^en, in todfym $etruS nad^ So«
gefommen ift, unb in Setra^t jie^, ba^ fi^ nal
thm btefen gmei ©teilen tote aud^ nad^ bem Itk-
rianifd^en ^apfUatoIog unb bem Liber pontifi-
calis ber römifd^e Sptfcopot beS |MniS auf
25 3a]^re beziffert. 2)enn ba SloubtuS am 25. 9^
nuar 41 ^ur ^Regierung !am, fo ift boS jtDeite 2^
feiner Stegierung auS einem Xl^eile beS 3^nS42
unb aus einem Xl^eile beS Sal^reS 43 gufmunai'
gefe^. SBirb baS Sal^r 42 bem snmten 9icgie>
rungSjal^re beS SlaubiuS gleid^gefe^, fo iß ber
Xob beS l^L $etruS in baS ^afpc 67 (Dioi^
Telmah. p. 54) , im anbem $alle oBet in bc6
3a]^r 68 (ib. p. 49) gu f e^n. 3)ie amtenifd^ Ude^
fe|ung beS Chron. (l, c. U, 156) fe^ ben Xob bcr
\)t $etruS unb ^uIuS in bau 13. ^oSfc ber Jb>
gierung 9lero'S ; eS ift aber lein ®nmb t>or^anbn,
biefer Angabe ben SSorjug )u geben ; Epiph. Hae-
res. 27, 6 gibt f ogar baS gmölfte 3a]^ beS 3Uto ol
9Ran fyxt loeiterl^in bie ^nnal^me genuid^, f^
n^muS l^be bie 9tegierungdj[a]^e 9ltxD'^ fo gc}^
mie !Rero felbft; 3ltxo ahn jdl^Ite Don bem 1.^
nuar 60 an fein fiebenteS tribuntfd^eS ftat^ria|r
(tribunina potestas ; f. ültommf en, 9löm. ©tooll*
red^t n, 3. ^Äuff., Seipgig 1887, 798); bamlb^
gann fein 14. 3a^ otn 1. Sanuar 67. S)te S»
menbung biefer ^ed^nung fd^ert )ebo(^ m
äBortlaut ber ©teQe Hier. De vir. iU. 1, no^
meld^er baS 14. 3a]^r baS le^e Xegienmgl^
9lero'S ift; biefeS begann erft om 13. October67.
es Iö|t fid^ alfo ni^t auSmad^en, ob boS 3q|c
67 ober 68 baS XobeSjabr beS Slpofield $eiruS i^
gür jicbctBered^nung mu| aber ma^gebeiü) bleuen,
ba^ fid^ in feiner SBcife ein 93ett)eiS bofür e^
bringen lö^t, cS fei bie bereits im 2. 3<il^tffunbert
bcftc|enbe Meinung, $ctruS l^abe ben bifd^öfß^a
©tubl 25 3ö]^tc lang innegcbabt, irrig. — gur
bie 93ered^nung beS XobeSjal^reS beS %l $etaiS
lönncn n)eiter|in bie Angaben über bie ätegic
rungS^eit feines 9iad^foIgerS fiinuS nid^t bom^
merben, ba biefclbcn Dariiren; nad^ SufdnuS
(H. E. 3, 13) regierte fiinuS 12 Sabre, nad^ beo
Chron., grie(|. 3:cjt 0. c. II, 156), aber ISSaJrt,
nad^ ber interpr. Hier. (ib. 157) 11 3a^,
nad^ ber vers. armen, (ib. 156) 14 ^a\^xt, in^
bem Itberiani{d^en $a))ftfataIog (ed. Dachesne
I, 3) 12 3abte 4 5monate 12 %aqt, nac^ ben
Liber pontif. (ed. Duchesne I, 53) 11 3«^
3 Snonate 12 3:age. S)od^ läf^ ft^ ouS biefn
Angaben erfc^en, t>afi baS ^beSjal^r $etri nid^
fclir ttjcit t)on bcm 3a5tc 70 entfernt liegen lam.
— 3ft bie ©Icid^äcitigfeit beS aRart^rium« m
$etruS unb $auIuS unfid^cr (ogl. mid^ be SSW
bei ßrauS, 5Rcal»enc^|fI. II, 614), ferner boS
3:obeSia]^r felbft nid^t gang genau beftimmbar, fo
mu| aud^ xooi)! barauf Dergid^tet tnerben, ctoa
93elDeiS für ben 29. 3uni als 3j)beStag ^^ ua^
$auli gu führen ; bod^ lö^t fid^ biefe ^nna^
meldte fd^on im liberianijd^cn Jtatalog unb m bot
Excerpta latina barbari (Eus. Chron. L c
I. Append. 232) torfommt, nic^t alS falfdj «r»
1865
^elruS, ber 1^1., bcr «popdfürp.
1866
toeifett (t)9l. b. 9rt. $aulu8, ob. 1678). — Sin
itU^ )u unterfd^&tenbed 3^oni^ für ben Spi-
kopQt unb baS QRortQrium $etri p Stom bieten
We ^(Hementinen-' ({. b. «Hrt.) , j. «. ber »rief
be9 CetnenS an SacobuS (Clementina , I^quS-
gcgeben Don be Sagarbe, Seip§. 1865, 6). 2)enn
iDcnn $etru8 nid^t in Storn ^ifd^of geioefen unb
bort nid^t gemartert loorben loäre, fo mürben bie
l^dtetifd^ SSerfaffer pd^er nid^t auf bie fSfidton ge-
bntmen fein, il^ bort unrf en unb fterben }u lapen,
ba )u einer fold^en tjfiction fein ®runb oorl^anben
mar, fonbem Diel el^er gum @egent^eil.
9U8 befonberer SemeiS für benSufent«
^t unb bös 9)tartQnum $etri unb ^uli gu 9tom
unb für ben rdmifd^en dpifcopat $etri müfjen
locole Ueberlieferungen oerf d^i^bener ^rt angeführt
ttcrben: bie sella gestatoria beS ^I. $etru3 im
Satican; bie cathedra Petri in ber Sr^pta beS
eoemeterium Ostrianum ; bie cathedra Petri
tu bcr »ebeutung Don $etri Stul^Ifeier (f. b. 9rt.
Cathedra II, 2057 ff.) : bie SSegröbnigpötte ober
bie confessio beS 1^1. qietruS im SSoticon (f. b.
Sri Confessio m, 863 ff.) ; bie Slic^tftätte bed
1^ $etruS )u SRom; ber momertinifd^e j^erfer
(earcer Mamertinus ober Tullianum), in loel*
^Ifyan nad^ ber alten Xrabition nur ^ßetruS, nad^ ber
Jungem, ober unbiporif d^en, anä) ^piauIuS gefangen
Bl^iolten nmrbe (be SBaal, bei Jhraud, Steal-enc^fl.
!, 618) ; bie ftirc^e @. ^ubengiana, an beren
etdle, tt)ie bie Xrabition fagt, ba§ 6au3 bed römt«
fd^ Senators $uben8 panb, ber ben l^t. $etru8
goftfreunbltd^ in fein ^au8 aufnahm unb pd^ Don
i^ mit feiner gfamilie taufen Iie| (ber l^dlgeme
Zifd^, auf mlä^m, ber 1^1. gktrud bei $ubend boS
[ige SRe^pfer gefeiert l^ben foE, ip noc^ Dor*
ein Xl^eil in ber in 6. ^ubengiana be-
ilid^en ^ftapeüe beS ^I. $etru§", ber anbere in
ben ^od^altar bed Sateran eingefd^Io^en) ; bie alte
Tia Appia mit brei ftird^en, meiere fömmtlid()
Srimterungen an betrug, begto. an Ißeihrug unb
SouIuS }ugleid^ entl^Iten; 93rud^püd!e gematter
Öldfer, bie in ben jfatafomben gablreid^ gefunben
»erben, mit gfiguren in ®olb, meld^ fel^r op baS
Vpopelpaar $etru8 unb $aulu3 borfteUen; d^ft-
lid^ @arf opl^ge mit bilblid^en S)arftenungen auS
bem Seben bed 1^1. $etru3 (f. «uSfü^Iic^ed bei
aBill^. effer, 3)e8 1^1. IßetruS ^ufentl^t, Spipopat
itnb lob SU Stom, Sreälou 1889, 99—122). SRur
9lom unb feine 9Ronumente Dom 2. bis ^um 4. tmb
5. 3obrl(|unbert l^en bie ^ortraitd ber ^popel
^ßetruS unb ^ßauIuS aufbema^rt (Stdm. Cuartal-
fd^ n [1888], 136; JhauS, »eoI-Snc^n. U,
601. 607 f. ; Dgl. aud^ b. %rt. ^auIuS, ob. 1678).
Vuf ftatafombenbilbem erfd^eint QRofeS Derfd()ie-
bentltd^ fo borgefteUt, mie $etruS abgebilbet ip.
SBeld^ 3bee biefer SiarfteUung gu ®runbe liegt,
fielet man leidet (JhrauS, Steal-encqfl. II, 609;
fem. Ouartalfd^. IV [1890], 266 f.). (93g(. über
tM Stotertal auf ard^üologifd^m ©ebiete ftrauS,
Stcol-Snc^n., indbef onbere b. 9rtt. ^uIuS, $etru§,
^ßetaruS unb ^luS Don be SBaoI ; bie @tatipif
ber altd^riplid^en S)arPenungen bie(er gtoei Slpopel
Don JhrauS [nac^ @orrucci], ebenb. U, 614;
femer b. ^rtt. jtafafomben unb (Sl^riplid^e Ar-
chäologie, IDO ber [ly 1250] genannten Siteratur
l^injujupigen ip Dor Mem bie feit 1887 erfd^ei«
nenbe ^Slömifd^e OuartaI{d^np" ; bann de Rossi,
Bullettino di Archeologia cristiana, Ser. IV
[feit 1882], unb bogu bie Indici generali per
gli anni 1882—1889 Don be SRofp [Roma
1891].)
c. Obf d^on betrug im % 42 ober 48 nad^ 9tom
gefommenift, fo l^at er hod^ nid^t ununter«
brod^en bort gemeilt. S)enn er loar auf bem
fogen. ^oftelconcil )u Serufalem im 3. 51 (^g.
15) antt)efmb, unb furge 3^ nad^^ befanb er
jid^ in Antiod^ien (@al. 2, 1 1 p.). S)a eine !ßartei
in ^rintl^ (1 Sor. 1, 12) pd^ nad^ il^m benannte,
fo barf man annel^men, ba^ er atul^ in biefer @tabt
geprebigt bot. 2)ion9pud Don Sorintl^ (bei Euseb.
H. E. 2, 25, 8) behauptet bie^ obne Sinfd^rönfung.
SBören aber biefe poptiDen Angoben aud() nid^t
Dorl^anben, fo mürbe bie SSertreibung ber 3uben
au§ 9tom unter (ElaubiuS im 3. 52 (f. b. Art
eiaubiuS III, 438) eine geitmeüige Abmefenl^eU
Don ber SBeltbauptpabt bemeifen. 93ielleid(|t ent>
balten bie in 1 $etr. 1, 1 genannten fünf apati«
fd^en £b^P^9^^nben einen ^inmeiS barauf,
ba| $etru3 in il^nen geprebigt l^at. An mehreren
ber fd^on öfter citirten Stellen (Euseb. Chron.,
ed. Schöne, vers. arm. II, 150; gried^. Xej^
ib. 152; Interpret. Hieron., ib. 153; femer
Hieron. De vir. illustr. c. 1 et c. 16; Id.
In 6al. 2, 11 — 13; au^erbem im Lib. pontif.,
ed. Duchesne I, 51, unb bei Chrysost Hom.
in S. Ignat [Migne, PP. gr. L, 591]) loirb
bem ffi. ^ßetrud bie ®rünbung ber ftirc^e Don
Antiod^ien gugefd^rieben (Dgl. b. Art. Antiod()ien
I, 941 f.) ; er mirb aI8 erfter ©ifd^of biefer ©tobt
genannt, unb gtoar foE er nac^ Dem Lib. pontif.
(L c.) 7 3abre lang ben ^irtenftab bort gepi^rt .
baben. S)iefe Xrabition ip megen if^xtt Cinftim*
migfeit unanfed^tbar; fie Iä|t pc^ fe|r gut in ben
Stammen ber Apopelgefc^id^te etnfügen. Senn bie
®rünbimg ber ftird^e Don Antiod^ien ip nad^ ber
Apoftelgefc^id^te (11, 19; Dgl. 8, 4) unmittelbar
nad^ ber Steinigung bed I^L @tep]^uS gefd^el^
Anfänglich beftanb bie ^riftlic^e (Bemeinbe gu
Antio^ien nur auS el^emaligen Suben ; fpoter aber
manbten pd^ aud^ Diele ^iben gu Antiod^ien bem
C^riftentl^um gu, fo ba^ bie ^eibend^ripen gu
Antiod^ien bie SRel^rbeU bübeten (Apg. 11^ 20
bis 26). SiefeS gefc^a^ Dor bem Sa^re 42, mal^r-
fd^einlid^ noc^ Dor bem Stegierungdantritt bed
JtaiferS SlanbiuS, alfo Dor 41 (Apg. 11, 28).
9hm ip gtt)ar in ber ApoPelgefc^id^te nid^t SRebe
boDon, ba| $etrud in biefer ß^it in Antiod^ien
gemefen; dlein bie @tabt Antiod^ien erfreute pd^
loegen i^er großen Sebeutung einer befonbem
IBead^tung feitenS ber ^ftird^e in Serufalem" (Apg.
II, 22); baber lann man mit fkti^i annehmen,
ba^ bie Steifen ^^M (Apg. 9, 32 bis 11, 2)
$ctru8, btr ^I., bti 9tiDpe(ffltfL
1867
UKitfr gingen ati nat^ Sqbba, 3ot>Ptr Sparta
(öfll. in§b(f. 9£p8. 9, 32 Bwi luaivttuv). 1l\id) btr tiefe
ginbrud, ben ba8 SBene^ff" beS p. *petruä auf
bte <£t|ri(ten ju Slntioc^icn bei ber ^nlrefm^eit in
bttitt iStabt nad^ bem ^o|teIconcU ma^te (@al.
2, 12—13), Idfet Betmut^en, bafe Spettuä ju Sn-
tiod^im längft betannt mar. Siemnac^ mu^ ble
ftftt aBirtjamlelt beS ^I, «ßdrui ju ^Intioc^ien bor
bie 3^' \tmti erfttn Steife ratS) Sloin foKm.
B. gontTDOeiftn übti ba9 Stben btS
H ^Petrus. 1. 5Die rütbolijd^en ©tlt^tten finb
über bte Slnwefentieit unb oai 2Jtarlqriiim bei
tfi. ^tnie in JRDm einig ; eint SiiFfmng be^e^t
nur ]^infid(itlic^ btr (^ronotogie. SS ift einju-
räumen, ba| dnt Über allen unb jeben 3>»nfel
etbabene S^onologie bei a^o|lolif[^en 3eit im
nÖgemeinen unb bei IBebenS ^Jetri inSbe[oiibert
ni^ gegeben Uecben fann. €S if) anbemfeitS
fitzet, bag gegen bie Angaben Don ^ieroniimuS
unb euftbiuB, SpettuS jei im jloeiten Sa^re,
begn. im anfange ber diegierung btS (SlaubiuS
no4 SRom getommen, emftlic^e Sebentot ni^t er-
boben »erben bürfen; inSbeJonbere ift ju bemerfen,
bo^ bie ormenifc^e UebetfeB"nß be3 eufebiani-
fd|)en Sb'^c"''^'"'^ '!> leiner ÜBeife ben ^Bnrjug
Dor bei be€ ^l. ^ieron^muS berbient, unb baß
baS im (iberianif^en !Pa)]flIataIoge ongegebene
XobeSfa:^ be§ ^1. !ßetrue (55 n. (£§i.) unbebingt
(QtW ift.
2. Ifat^Dlif^erfeitS nirb meiflenS bie SBirt-
famfeit unb ba§ Snartqrium befi 1)1 $etru8 in
JRom onerfannl (ogl. j. 39. Wäller Jriid)engef^id)te
I, gieiburg i. 99. 1 889, 79. 83 j ©ieffert, in ^er-
J0fl9 SReQl.Snc?«. XI, 2. Slufl., 524 ff. ; Light-
foot, The ÄpoBtoIic FatLerB I, 1, London
1890, 73 ff.), ©eläugnet miitbe bie IHntDejen-
beit $etri in Mom Bon ben aSalbenjem, ton ÜJIar-
iuiufl oon 5|äabua (|. b. 91rf.) unb befonberS feit
bem 16. Satir^unbett häufiger uon nic&tfotfioli-
fc^en ©i^riftflftlem, benen jeboc^ fat^DtijdierfEitS
fiäftig entgegengetreten mürbe. 3)ie 9Iufjä!)lung
biefei bie rat^olifi^e ^uffaffung befäm^fenben
@cbn|ten ^at beutjutage ni^t einmal metir ein
biflDriirfieS Sntereffe ; e9 fei üernjitjen ouf bie hirje,
aber gute IS^atalterifining bei Lecler, De ro-
mano sancti Petri episcopatu (Biss.), Lovanii
1888, 7—11.
3. 3n ein neue3 ©lobium trat bie ontifatboltf^e
Sforfdiung buri^baS^luf treten ber eon gerb, ßbrift.
©mit (j, b. 91rt.) begrünbelen neuen lübingtt
€d|ule, mit bercn Sßrincipien ein aufentt)Qlt SPeIri
}u3]om notüiUif) uncertiäglidd ift. 9113 ißertreter
biefet JRic&tung fmb ju nennen Bor Mem Sllbert
©cbwegler (S5a§ nacfiapoffol. Sfitolttt, Tübingen
1846, 2 ißbe.), ebuarb 3(n« (®ie äpofttlgei^
nod£| i^rem Sn^all unb Urfpmng (ritif ^ unterjurf)t,
©tuHgort 1854; ffletfelbe, in ^ilgenfelbS 3eit-
Wrift f. miffenf^nfil. IbfolDfl« 1876, 31—56),
iWii^rb ?lbalbert SipfiuS ((äbronologie ber römi-
f^en SSilc^öfe bis gur ÜKitte bei 4. SabrbunbertS,
fliel 1869; Sttt., ^vt OueUen ber tömife^
1868
^etniS-Soge, britif^ unterfu^, ftid 187S; ^x^
3)ie apocnpljm a^ofttlgefc^i^ttn wib StPoht
legenben, Snninf^BteiB 1883—1887, 2»t;
baju ergänjungS^, ebb. 1890). 3ttbi| fnb
biefe Sü^tung btr neuen Xübinger S^nli wgiei
im eigenen Saget; als !8art(ieibiger bei Sufiit'
balteS $etri in Slom muffen ^lerOoige^bcniDtitei
SbDif öUgenfelb (^iftorif^-Mtifi^ Stnltibaii
inbaB9t.3:., Seipjig 1875, 620ff.; SeitfW
für mifienf(]6aftlid6e X'iftoloQW 1872, 349—872;
1876,57— 80; 1877, 486— 508).3riÄt.6liilta
(^er gmeite SScief htS ^PttruS unb ber Srief tie(
3uba8, ^Oe 1885). ^uä) 3of. Smigoi ((geffe
ber ibmift^enffin^e biS gum ^onttficate Sto'lL,
SBonn 1881. 40—46) tritt pir ba8 aBiifai ?(tri
in SRom ein.
4. 2)ie oon Aot^olilen oetfogten @4r^ fiin
biefe g^rage finb ungemnn jo^Ireit^. 6tt^ an
Bon bem fet|r ft^OtenetDetti^n anaterialtob, Dd^iS
in bei neucften ^it bun^ bie ar^äologif^tn g»
fd^ungen entbedt, unb bae fflT3)eutIii^Ioidi yiffittf
Mäf gemai^t iß befonberS bur^ g. X. StanS, Bon
Sotterranea, 2. Sufl., Stetburg 1 879, unb bm^
bie ateol'encqriiipäbie ber i^rt|U. Slttrtbünei,
ebb. 1882—1886, 299be., (d liefert Wneg^
ein im SBef entlid)en anbereS Stefultat, als ^ bn4
eine einfache Setta^tung b« OueÜnt tWB feÜß
ergibt ^ie ältere lat^otifc^ Sitecatui ift «o*
geic&net bei Leeler L c. 9 — 10, bie neuere ibil
14—16. SDie neuefte Sptcialfd&rift ifl oufierlai
fd^on genannten Oon £ecler unb äQtl^m Sfftt
befonberS 3ob. ©d)mib, ?ßetni8 tn iRom, obit
NovaevlndiciaePetrinae. ißeueliterarbiflorifiSt
Untcr|u(f)ung biefei „Siofls*« uii^t „©age", ßujtra
1892. ^uferbem be|(^a|tigen fi^ gelegentlii^ mit
bem Seben beS ^I. $etru8 bie Sommcntmie )U
feinen Sörtcfen (befonberS auägiebig Sub. M
i^iutibl|Qu|en , 5Daä erfle ^ontifitolf {^reiben brt
aipDflEljürflen *petru8, aJIninj 1873, 1—44) unb
jur Slpüftelgefdiic^te (f. g. B. bie forgfÜItige Unter-
|ud)ung bei gelten, SJie 3t)>ofteIgefd|id)tt, ^teitruig
1892, 240—244).
ILSlecanDnift^tnStiefe^etii. Im
tarnen $etTi tragen im 91euen S:eftament pa
SBiicfe an bei ©pi^. 1. ®ei ttfte Siitf,
mefi^ei fünf ffapitel entf|ält, erfttieinf gutuetten
unter bem Wimen Epietola ad Ponticos ^ertnU.
Scorp. adv. Gnost. 12; Cypr. Testun. adr.
JudaeoB 3, 36. 37), meil Don ben fünf $»•
Diiqen fileinofienS, an beten g^riften bn ißrief
geritbtet ifl, bie Don fpontuS an erfler ©teile gc
nannt ift. 3)er Srief ift nicEtt nm an bie 3nbeii«
t^rifien, fonbem an cße gb^iften ber genonnln
^CroDinjen geritfitet, in toeldien nac^ flaren *!■
beutungen (1, 14. 18; 2, 9 f.; S, 6;4, 3)D«if
gugSmeife UM)rit Reiben lebten.
a. Sie 9)eianlaf fung gu bem elften Sritft
SPetti tsar bie mi^Itdbe Sage ber S^ri^ in jcm
$roDingen. ^urc^ bie ^nna^me beS Stinftcn-
tbumS mar eine ©d^etbemanb gtDijdien t^nen ndi
ibren beibnifd^n SanbSIeuten nxid^teL &|lat
1869 $ttiuS, bet H. bei 9t)of)eIfÜTfL 1870
tmtlfaiibm bttft Xtnmiing bitter unb nahmen Stl^riftßtllct (Amtcn übneanoen uwriMn, ia Ue
oram i^ d^ri|t[i4en JDHtoriibfr tint ftinbfcligt ooiftt^enbett genfigen. ^ ißef^itt^ unb bie
CttOuns ein , UKl^t ^^ in SQtileumbungen lutb SItda ^abcn uon Anfang an ben ctflen Sclef
SafDlgungen öu^trtt (1, 6; 2, 12. 19. 20: S, Sßttri enthalten. Su^ im Canon Uuratori&nns
14. 161t.; 4, 4. 12. 14; 5, 8. 9). Sifje Ser- on bei Did flcbeuteten, t»il cotrumptrten @ttllc
(SQirtfK Rotten für bie 9Ieu&ete]^rten eine bopptüt 3eile 71 f. Don bem tt^en iBriefe $etri aie einem
(Befolg, nfimli4 bie aRSglid^feit, fi^ eeWoUfam cononif^ bie Stebe ift, tann monmitSte^tuntet
gegen üju teinblic^e Umncfning außule^nen, obct Su^ilfena^me einer Besrünbeten Sonlectur an-
Btqagi )uu»ri>en. 3}iel(|teTe@niwt]^S^mmune nel^men (f. 3a^n, @ef^. bcS neuttfl SanonS H,
ober tonnte leitet ffli mannen ben Snfang }um 1, eiIanQenu.fitip)i(| 1890, 110). ^nCanon
VbfoS com S^flent^um bUben. Stn a))op}lt- UommBenianna (miS bet gtuetten ^älftt befl
fd^ Stnbf^^ieiben an C^riflen in biefer Sage 4.3a^r^unbetie), brt Catalogus Claromontanus
m^ bd^ notureemäl einen erma^nenbtn unb (btm 3. ober bem 3In{onge bei 4. ^a^rtjunbeitS
Mt^rtnben S^^rafter ^ben, bur^ mläjtn ber angc^5ienb), bet eonon bei SufibiuS (H. E. 3,
3aied beSfelben oon norrt&erein btftimml ip. 5)ie- 25, 2) enttiülten (flmmtluft ben erften SBrief 5petrt;
fm gibt ber ^oftelfürji miü) mit tiarcn SBoiten SufttiiuS ndinet if|n ju ben 6riioXo-[oü[uva (u^.
6, 12 an : 'E^pa^lI, napaxaXSv xa\ Imfia^pmt 3a^, ®^i)i^lt U. f. W. I, 1, 302 ft.), ^Ür blc
Ta&njv «tvai diijft^ ^räptv -toü fteoü, tk JJv ot^t*. äed^t$eit be« ©tiefeS jeugl al|D boS ganje firij-
3)ementH)rt^enb entölt ber aSrief eine Mei^ bon lid^e SUtert^um, nie jogor bt SBJette jugejielit (fie^f
Cnna^nungen unb 5)ei^ltung8magregtln, aelc^ bu^ bei t|iftor.'fritif^en Einleitung II, 6. tSufL,
hkt Sage bcttefftn, in ber fid) bie g^iiften ben EBeilin 1860, 386). — ^vä) innete @iflnbe
fwiben gegeniueT befinben; bann eierteiungen. fprc^cn tüi ben ^I. betrug ali Sluctor bee i^m
«BS bentn ^oige^, ba| baS C^ftent^um tio^ jug;{d)nct)enen er[ten Siiefeg. ünit btm SUbt,
ben mit i^m Deihilpften ßeibtn unb äBeifoIgungen meines bie enongelien Don ber Sßtrfönlii^teit bei
Uc Uw^n ®nabe @Dttei ift; biefe Sigenfcffaft befi 3l;ioftcl^ geben, ftimmt Doüftänbig JencS überein,
0^{lcnt^UDä ma^e tS allen feinen SInI)£ingem mlijes ber 33ricf, an unb für fiA betnu^let, oon
tann^Ib ber oerft^tebenen StSnbe jui Mic^t, feinem ^luctoi gibt Siiefelben Serien unb Sin»
ebmi bet Cr^abenfieit bee SbnflentbumB müibigen )i)auun gen, mcl^e noiJ^ ben in bei 9[f>o{ieIgef t^ic^te
Sdienfinunbel j)u Mren. S)un!^ biefe jmei in bem oufbeioQ^rten iReben bem apoftelfürften timt-
3kKtIc liegcnben ©ebanfenieitien mirb jebD^ eine tf)üiiilid() Waren, finben fidEi tmii) tjiei (f. boä Sei-
OuBCR Smteilung beS Sriefeg nic^t btbingt jcic^iü^ btr etuf^lägtgen @teQen bei ftaulen, Sin-
b. Sie 9ei!^t^eit beS Sriefeg Wirb burd^ leitung 657). 9m @c^lufft (5, IS) nennt bei
au% eit 3 eugniffeaugerBmeifel gebeut. S)a6 ^^eijajiei einen 3}iarai ÜiamenB !Dtonue feinen
(lUe^ ip 2 $etT. 8, 1 ; i^m leiten fid) an $a|)iaa, .@o^'. @e fmin niii^t btjtDeifelt merben, ba$
»oeI<^ na^ ©ufebiuS (H. E. 3, 39, 17) ben ,etften biefe« ber bdannle eBongelift aJinrcuS (f. b. Krt.)
Srief $ttrt in ä^nlic^cr Sßetfc benu|t mte ben ift; ba| $etiug i^n fi^on fnt^jeitig fannte, jet^
«Pen »rief beaSapoftelägodannefl"; beibL^oIq- bie Ipoftelgeji^i^te 12, 12.
cintntB, t«I^ Ep. ad PhiL unfern »rief a^tmal Slad^bem MiettS @anler btc birecte Sbfaffung
fafi uBrtlt^ citiit unb augerbem no^ jmeimal bui^ Sßttrue gcläugnet ^e, lebrte SlubiuS
9lüilfi(^t auf i^ nimmt (f. bitSteQen bei Funk, (Uronfi^en bcB i^briftent^umS, Stltona 1808)
Oper» patnimapostoliconmiI,Tiibing. 1878, bie Una^t^fett be8 ©riefeS. gi^m folgten Säur,
574). S)iefeHrtberSenu|ung^eWfi^oneufebiu8 be SßJetle, SditDegler u. SL 3nbe| »uiben biefe
(HL £. 4, 14, 9) fe^r ^eiboi. S^\a% unb ißolti- Angriffe felb^ auf proteftantift^er Seite entftbie-
ontma ftnb aI3 äußere 3eugen für hie Slec^l^ett ben nibeilegt, j. £9. uon ^ugufti, OlSboujen,
in biefem ^Ke bon um fo grSfierei iSebeutung, grtbner, 93Ionf, £^ieif(i^, Songe. Slie 1)avpt-
tseil jle )u ben Reinafiatiff^en Ötemcinben gehörten, fätfiü^flen gegen bie ^td^l^t btrongegogenen
an bieber%riefgeiicE)tetift. Snbeie üupete 3eug- @ninbe finb folgenbe (ugt ^olgmann, ^nL,
nifje mi8 ben oetfc&iebenpen Xitnlm ber Äiri^ie 3. SlufL, ^reiburg 1892. 315—818): a. *petruB
fitui Clem. Alex. Paed. 1, 6; 3, 11 ; Strom, erfd^ine 5, 1 in ben SBotten V-övvit tSv toC
4,7; aufierbem ift in ben ^gpolqpofen beS €te- Xpurroü jra&ijfiärojv fc^on al8 SRarlqtrr unb
mens eine Auslegung btef ee Briefes entölen, fönne bemnad^ nic^t ber S}eifaffei be8 Briefes fein,
^ragmenle einer lateinift^en Uebeifetiung f. bei Sine rid|tige Sjegefe befeitigt biefen Sintmirf,
3a1)a, gorfdiungen )ur ©efd^i^te beS neute^a- benn bie 3Borte befogen, bafi ^truS bie Seiboi
ntrntlic^en ISonone IH, Erlangen 1884, 79—83; (Sffn]ti mit eigenen Sugen gefe^en unb bi^clben
Origenes, De princ. 2,5,3; Comm. in Matth. na^ biefer feiner eigenen Snfdiauung oerßtnbet
19,30;C!onim.iiiJoaiin.l,26Bqq.;Iren.AdT. (ogl. ^^unbl^fen l D. @t.). ß. S)ei etfle SBrief
haer. 4, 9, 2, et4, 16, 5; in btm Stnbf^itiben $etri fle^ na^suflbrud unb Snbült in einem
ber Rvcijt ju üüienne unb ju fiqon bei Euseb. fol^ Sbbfingi^eißserbältntffe uon ben Briefen
JH. E. 5, 26 (1 Sßetr. 5, 6) ; TertnU. Scorp. 12 5ßauli, baf Don einer ©elbflänbigfeü unb infolge
unb De orat. 20; Crpr. De bono paident. 9 beffen Don bei Setlgtl^ft gai feine Siebe fein lanne
unb Teetim. adv. Jud. 3, 36. 87. ^tnben (SJeijei^niffe bei ^aiaUelfieOen bei ^oltmmin
1871
g^etruS, ber l^L, ber 9|)o{ieIfflrfL
1872
314 f.; bc fflette U, 382-384). ®ieje «cl^n-
lid^Iett etflört ftd^ iebod^ einerfeüS borouS, ba|
IßetruS nad^ feinem gtoeiten Briefe 3, 15 f. tl^at»
fäd^Itd^ Sriefe beS l^t. $aulu3 tonnte; anberer-
feitd ou3 ber X]^atfa(|e, ba^ jebet Wpo\M biefelben
d^rifüid^en ^eil§tt)at)r|etten t)erfünbete. 7. S)ie
SJorfteHung, ipetruS fei ber ffierfoffer be« Srie-
fe§, fott ein SDßiberfprud^ fein mit ber bereits
bei $QpiQ3 (Euseb. H. E. 3, 39, 15) beginnen-
ben Xrobition^ meldte bem $etru§ in bem 9Rar«
cuS einen ipp.T)veuTiJc gebe ; burd^ biefe Stellung
beS SRorcuS teerbe eine fd^riftfteUerif^e Xl^ätig»
feit feines ^erm unonnel^mbar gemod^t. SDiefe
gfolgerung ift j[ebod^ burd^auS irrig. SDenn nac^
ber be^eid^neten @teUe fd^rieb 9RarcuS auf Sitten
ber römifd^en S^l^^rer beS 1^1. $etruS oQe Sieben
unb XI^Qten Sl^rifti nieber, »el^e {euer ertt)ä]^nt
l^otte; borauS folgt aber nid^t, oag $etrud nid^t
aud^ felbft fd^rififtcHerifd^ tl^tig fein tonnte. ®ie
9ü(^tig!eit beS in SRebe ftel^enben SinteurfeS tritt
nodb mel^r l^erDor, menn in @m)ögung gebogen
toirb, ba^ ber Sel^rd^arafter unfereS SriefeS mit
ben in ber 9l))ofteIgefd^id^te entl^altenen ^rebigten
$etri in doUer Uebereinftimmung fielet.
c. ®er erfte ©rief $etri ift nad^ 5, 13 in 93a.
b^Ion, b. 1^. in S 0 m gcfd^riebcn (f. b. 9lrt. Sa-
b^Ion 1, 1822). pr bie ^bfaffung§s eit laffen fw^
folgenbe ©renken beftimmen: ®er ©rief fe^t eine
gro^e 93erbreitung beS g^l^riftentl^umS in jfleinofien
t>orauS, iDeld^e erftnod^ ber SBirffamfeitbeS 1^1. Pau-
lus au e))]^efuS auf ber britten SRiffbuSreife (54
bis 58) möglid^ fein tonnte. S)ie in bem ©riefe
bel^anbeltcn forialen Scrl^ältniffe fejcn einen Iän=
gern Seftanb beS Kl^riftentl^umS in jenen ßänbem
t)orau8, fo ba^ l^icmad^ bie SbfaffungSjeit mel^«
rere Sö^re na^ ber ^breife ^auli öon ©pb^fuS
anjufejcn ift. S)iefelbe barf aber nid^t über baS
Sal^r 64 ^inauSgcfd^obcn werben, benn in bicfem
begann bie neronifd^e ß^riftenöerf olgung ; öon
einer fold^en blutigen Verfolgung rebct ber SBrief
aber nid^t. Sflad^ 5, 13 »ar 5Warcu§ in SRom, als
ber SBrief gcfd^riebcn würbe, ©erfelbe 9luf cnttjaltS«
ort beS aWarcuS ift aus 60I. 4, 10 unb ^üem.
24 erfid^tlid^. fie^tcre bcibcn SBriefe ftnb aber
tt)äbrenb ber crften römifd^en ©cfangcnfd^aft $auli
(61 — 63), unb 5tt)ar gegen 6nbe berfclben, ge-
fd^riebcn. ®a nun äJlarcuS ertoäl^nt wirb, ^uIuS
aber nid^t, fo fann man fd^Iie^cn, ba| $auIuS
5ur Seit ber ^bfafjung beS SricfeS md)t in SRom
war. ®enn eS lä^t fid^ öermut^en, ba^ ^ctruS
bei biefer ßrwäbnung beS äJlarcuS ben ^auIuS
im tJaUe feiner ^nwefenl^cit in SRom nid^t über-
gangen bätte, gumal (e^terer in fileinafien fe^r
befannt war. @tne ^bwefenbeit $auli Don 9lom
trat ein nad^ 93eenbtgung ber erften römifd^en
©efangenfd^aft im 3. 63. ®emnad^ ift ber Srief
nod^ im 3. 63 ober im 5lnfange beS Sa^reS 64,
aber öor Scginn ber neronifd^cn Verfolgung ge»
fd^riebcn.
2. ©er jWeite Srief , weld^cr brci ftapitel
umfaßt, ift nad^ 3, 1 an biefelben Sefer gcrid^tet
Wie ber erfte ©rief $etrL (Er ift eine ^arftncje;
gunöd^fl ermahnt ber 9))ofieI jum (Sifer in bea
d^riftlid^en Xugenben^ womt bann etnbrtn^
tor ärrlebrem, weld^e als Verbreiter unb Snl^äger
beS 9ntinomiSmuS (f. b. Slrt.) bef daneben we^
unb befd^wört feine Sefer, ftd^ burd^ beigen 9BaBbd
auf bie fidler, aber um)ermut]^et eintretenbe fiock
^nfunft gibnfti t)or3ubereiten. S)er zweite Sricf
$etri b^ mit bem erften numd^ SSerfibnmgS«
pnrdit, fowo^I in Ve^ug auf ben StuSbrud (ligL
g. S. 1 $etr. 1, 1 f. mü 2 ^tr. 1, 1 f. 1 ?etL
1, 15. 18; 2, 12; 3, 1. 2. 16 mit 2 ^tr. 2, 7;
3, 11. 1 ^etr. 3, 21 mit 2 ^etr. 1, 14) dSonf
ben 3nbalt (DgL }. V. 1 $etr. 3, 20 mü 2 $ä{.
2, 5 unb 3, 6). ^uSbrudfltd^ legt 2 ^ 3, 1
ber 9Serfaf[er ftd^ aud^ ben erften ©rief bei
a. 2)er befonbere Stotd beS }n)eiten 9riefe§
ift iebod^, wie aud^ fd^on bie fune änboItSongobe
geigt, ein anberer als ber beS erften ^Briefes, beim
Der erfte Vrief f^cA gor feine Segiel^ung auf (mt^
nomiftifd^eärrlebren, wä^renb beren 9e!ain)}fuiig
ben auSf (btiepd^en 3^^dt beS ^weiten SriefeS oni«
mad^t. SDiefeS ge^t auS bem SSortlaute felbp ^
Dor, befonberS aus Rop. 2, bon^ ouS ber 9e|nK4"
feU mit bem Vriefe beS bl. SubaS (f. b. «rt). Sem
g)ifd^en bief en beiben Vriefen befielt ebie enge
erwanbtfd^aft, weld^e auf öbnitdbe Veranlaf|img
unb auf äbnlid^en 3tt'edt binweist. 2)ie Vqi^m*
gen gwifd^en i^nen ftnb fo innige, ba| fie wr
aus einem gegenfeitigen 9bböngig!eitft)erböltm|ir
ertlärt werben tonnen. Sie Srage, welcbem Srufe
bie Ißrioritöt gebühre, ift ba^in gu ottfd^eibB^
ba^ $etruS ben Vrief beS b^- SuboS benu|t \fL
S)cnn im jweiten Vriefe $etri tc\!A ein fori«
gefd^rittenereS @tabium ber ^örefte unS entgegen
als im ©riefe 3ubä (ögl. g. 93. 2 gjetr. 2, 1 mit
3ub. 4). ^ud^ eine faü^Ii(|e unb fprad^Iid^ Ser>
gleid^ung ber ^araUelftelten beiber ©riefe im (Sm
gelnen fprid^t für bie Priorität beS VriefeS^ubö.
b. 3)ie%ed^tbeit beS VriefeS folgt auS ben
©elbftseugnife (ögl. 3, 1 mit 1, 1). ^iennit
ftimmen anbere ßigenf d^aften beS ©d^reiberS über«
ein; ber Verfafjcr ift ä^wge gemefen öon berSSer»
flörung 3efu (1, 18) utü> nennt ^oi^S feinen
„Srubcr" (3, 15). S)ann finb ein 3^gni6 ^
bie ^ed^tbeit bie mannigfad^en ©erübrungSpunIte,
weld^e biefer ©rief mit bem erften ©riefe ^
bat. — 91IS äußere 3cugen für bie ?led&tbeit imb
gugleid^ für ben canonifd^en Sb^rdter finb ju
nennen: SlemenS ton ^le^anbrien, ber ibninbm
$9))ott)))ofen commentiri bctt (biefer &)mmentßi
ift tertoren gegangen) ; ^b^opbi^uS Don ^lüüxl^ien
(Ad Autol. 2, 9. 13, abbängig ton 2 ^tr. 1, 19.
21) ; girmilian Don Söfarea in Sap)>abocien, bei
in feinem ©riefe an 6it)))rian nur ben gweitm
©rief ^ctri im ^uge gebabt boben fann (Finn,
ad Cypr. 6, bei Migne, PP. lat m, 1159).
DrigencS fennt gwar üereinjelt auftaud^enbe3M^
an bem canonifd^en Sb^^H^ beS ©riefeS (). S.
Euseb. H. E. 6, 25, 8), tbeüt aber felbfl birje
3weifel nid^t im ©eringften (f. j. ©. CommenL
1873
^etru«, ber 1^1., ber a»)opeIfürjl
1874
in Ep. ad Bont 8 ; Hom. in LeTit. 4, 4 ; Hom.
in Nüm. 13, 8). SRetl^obtug t)onOl9mpu3 (f.b.
Vrt.) cütrt 2 ^. 3, 8 (f. Pitra, Analecta sacra
in, 610 sqq.). ®em SJcrfaffer ber „SDioIogc
bc« IbomontiuS'' (f. S^H ©ejd^id^te bed neuteft.
SonotiS I, 1, 314) ift ber atoeite S3nef ^etri ca-
lumifd^. 3m Canon Muratorianus ift nad^ einer
edoubten ^niectur t)on 2 $etr. bie 9lebe oIS t)on
einem Sriefe, ben ber Serfaffer be§ gfrogmentd
für canonifd^ fßt, ber aber t)on Ruberen nic^t on-
erfaimt tmrb (3al^n ebb. 11, 1, 110). — 2)er fog.
Codex Mommsenianus entl^ölt betbelBriefe ^etri
(Sa^n n, 1, 153). S)iefer ganon ift in «frifa in
ber gmeiten t^ölfte beS 4. Sal^rl^unbertS entftanben
(Safpx II, 1, 155) ; ebenfo ber Catalogus Claro-
montanos (3o^n 11, 1, 159). Sin weiterer 3cuge
ifl e^riflu« t)on Serujalem (Cat. 4, 36; f. 3a^n
n, 1, 179). ^ieron^muS toei^ yoax, ba| 3w«fct
aber ben canonifd^en Sl^arafter unfered Briefes
esiftiren (De vir. ill. 1), t^ilt biefelben aber nid^t
(f. }. 9. Ep. 53 [ad Paulin.], 8 ; Dgl. Ep. 120
[adHedib.], 11; In Is. 51, 6). SDurc^ biefe
3eugnifie ift l^tfbrifd^ bie Sed^tl^eit unb ber cano-
nifd^ (SfyitQhn beS Srief ed bemiefen. S)iefer 99e«
meid erleibet boburd^ leinen ^bbrud^, ba^ iDäl^renb
ber t>ter erfien 3a]^r|unberte t)erein}elte 3tD^f(I
in biefer ^inftd^t laut tDurben. @o red^net SufebiuS
iSpx witer bie dlvtiXe^ofteva. fßon SufebiuS ift
obl^ngig SDib^muS 9R. , »eld^er il^n dg nid^t
cononifd^ be^eid^net (f. Migne, PP. gr. XXXIX,
1774; bie 3le(^tl^eit biefer ©teile ift aber jmeifel-
baft). 3n ber Schrift De trinitate iebod^ fteOt
2)ib9mu9 unfern tBrief ben übrigen neuteftament«
lid^en 99üd^m gteid^ (g. S. 1, 15, bei Migne 1. c.
803). SBenn bie $ef d^ittl^o anfönglid^ ben ^weiten
Srief $etri nid^t umfaßt f^ai, fo betoeidt biefed
nur, ba^ biefer SBrief eine langfamere SSerbreitung
aefunben l^at aI3 bie übrigen neuteftamentlid^en
Sc^nften. 3)ie ®rünbe l^ierfür liegen einerfeitS im
SBriefe felbp, »eil berfelbe ftd^ mit ^ilngelegenbeiten
befo^t, tt)el^ nur bie fleinaftatifd^en ®emeinben
berül^, anbererf eitS in ben 3citumftänben, unter
benen er entftonb ; benn bie neronif d^e SSerf olgung,
in iDeld^er er gef^rieben mürbe, mar einer fofor*
tigen oSgemeinen SSerbreitung bcSfelben nid^t fe^r
günfKg; ebenfo menig bie anbem feit bem äal^re 81
in fu^en 3^if^cnraumen ftd^ mieber^olenben
Mmpfe gegen bie gl^riften. S8ei ber fpätem all-
Qcmeinen !Berbreitung tonnten begreiflid^erma^en
leid&t 3tt>«frt entftefen. SBenn nun ber ©rief
I. 9. in bie (Qrijc^e Ueberfe^ung nid^t oon Dom*
erein Singang fanb, fo mar bei ber Sorgfalt,
mit toeld^er man über baS gef d^riebene SBort ®ot-
teS mod^te, nid^t gu ermarten, ba| feine ^in^u«
fugung balb nad^l^er gefd^al^. 2)iefe trat erft bann
ein, dS aQe etmaigen 3^^f^I über ben cano«
nif(^ e^after bed Stiefel DoUftänbig befeitigt
tooren : ^d^er mar er bereits jur ßeit bed b^* Spb^^äm
ber $e|di)ittbo eingegliebert. S)ief e3 ©c^idtfal t^eüte
ber Srtef mit mel^reren anberen@d^nften bed9ieuen
ZepmnentS, bem Sriefe an bie ^ebröer, bem ©riefe
Sacobi^ bem 2. unb 3. ©riefe SobomtiS, bem
©riefe 3ubä, ber «pocal^pfe (ögl. 3abn, ®e-
fd^id^te u. f. m. I, 2, 959—962). gnbgülttg
mürben aQe 3^^iM ^^^4 Sntfd^eibungen Don
^articularf^noben gegen Snbe beS 4. Sctbi^b^^"
bertS (au Sflom 374, ^\ppo 393, Sartbago 397)
befeitigt.
SDieUeberjeugung t)on berSled^tbeit t)on 2 $etr.
mar auf a!at|olifd^er Seite bereite bei ben Stefor-
matoren bed 16. Sabr^unbertS erfd^üttert; (SAloin
botte 3tt)eifel an ber birecten Slbfaffung burd^
$etruS; ^ugo @rotiu§ nabm oIS ©crfajfer @i'
meon, ben 9{ad^f olger beS bl- Sacobud beS Jüngern
auf ben ©ifd^o^ftubl t)on 3erufalem, an unb fteEte
au^erbem bie ^nfi^t auf, ber ©rief fei au3 jmei
©c|reiben jufammengcfügt (ftap. 1 — 2 unb 3).
@emler trat ent{d^ieben für bie Unäd^tbeit ein, unb
ibm folgt eine gro|e ^n^abl t)on proteftantifd^en
Xb^ologen, mäbrenb eine nid^t geringere %xiaf)l
bie Sed^tbeit Dertbeibigt S)ie ®rünbe, meldte t)on
ben ®cgnem ber ^ed|tbeit Dorgebrad^t merben,
fmb breierlei 3lrt: a. S)er Unterfd^ieb jmifd^en
1 $etr. unb 2 $etr. fei fo bebeutenb, ba^ betbe
©riefe unmöglid^benfelben©erfa{f er babenfönnten.
SDiefer Unterfd^ieb mirb gefunben im Snbctlt unb
^uSbrud bejm. im @til. Sine SDifferen^ bed 3n-
balteS aber ift leidet erflörbar, fte ift fogar notb*
menbig, meil eine anbere ©eranlaffung unb ein
anberer Qto^i vorliegt, ^ierburd^ ift aud^ eine
^bmeid^ung in fprad^lid^er ©egiebung innerbalb
gemiffer ©renken notbmenbtg gemotzt. W)tx nid^td>
beftomeniger b<^ben nacb Snbalt unb SuSbrudf,
mie öorbin bemerft, beibe ©tiefe foöiel ©emein*
fameS, ba| eine genaue Prüfung über biefe jmet
fünfte bie ^nftd^t Don ber Sbentität bed ©erf afferS
red^tfertigt (f. ftaulen, ©nl. 662 ff., unb t)unb-
baufen, S)a3 gmeite ^ontiftcalfd^reiben u. f. m.,
aWains 1878, 80—90). ©elbft «eufe, melcber bie
^ed^tbeit bed gmeiten ©riefet $etri Dermirft, legt
ben SDifferenjen für bie tjfrage ber ^ed^tbeit un{ered
©riefet fein gro|ed ©emicbt bei (f. 9teu^, ®efd().
ber Sd^riften beö 9?euen leftamentS, 6. 3lufl.,
©raunfibmeig 1887, § 270). — p. S)ann foll bie
Sbbängtgfeit bed gmeiten ©riefeS ^etri Dom ©riefe
Subö gegen bie ^ed^tbeit beS erftem fpred^en, ba
e§ ftd^ für einen %pofteI nid^t gejieme, bie S^rift
eines Zubern gu benu^en. @$on bie ^ngabl ber
Slnbänger, meldte bie „©enu^ungSb^potbefe" bei
ben SDangelien gefunben bctt, bemeiSt, ba^ biefer
Sinmurf feine ©ebeutimg bot Slu^erbem ift bie
^bböngigfeit nid^t fo gro|, ba^ auf Seiten bed
bl. ^etruS bie Selbftönbigfeit feblt. @d^on räum-
üä) betrad()tet ift biefed Hör, benn bie ^bböngig«
feit erftredt fub foft nur auf Rap. 2 unb itap. 3,
1—2; in Hop, 2 finb unter 22 ©er{en nur 12
Don bem ©riefe 3ubö abböngig. 2)iefeS aber er«
flört fid^ genugfam bunb bie ^nnabme, ba| für
$etru8 neben onberen 9lad^ri(bten aud() ber ©rief
3ubö eine CueOe für feine ftenntni^ Don ber
Verbreitung ber 3rrlebren mar. S)er bierber ge«
börenbe Sinmanb, im ©riefe 3ubä feien Spo-
1875
^etruS, ber 1^1., bcr a})ofleIfflrfL
1876
cr^ji]&en citirt, im iBriefe ipctri aber feien biefe
Sitate übergangen, unb biejer Umftanb toeife für
bie Sntftel^ung t)on 2 ißetr. auf bie nad^a))ofto>
lifd^e 3^t l^in, ba erft biefe ^iDifd^en canoni»
fd(ien unb apocr^pl^en Schriften unterfd^ieben
l^be, ift belanglog, »eil im Sriefe 3ubä fein
^ocü)pf^on l^erange^ogen ifi 2)a8 t^l^ten bie-
fer ©teilen aber in 2 $etr. ^eigt mieberum bie
@elbftänbig!eit feines 9uctor3 (f. ^uSfül^rltd^ed
bei ^unb^oufen a. a. 0. 52 — 62). — 7. ©d^Iie|-
lid^ f oU ber SBrief , für ftd^ allein betrad^tet, beut*
lid^e Spuren feinet ni(i^ta))oftoIifc^en UrfprungeS
öerratl^cn. ©c^on bie ©elbftbejeid^nung beS 9Ser»
fafferd 1, 1 fei Derböd^tig. ^Uein aud^ in an-
beren ^Briefen, beren ^ed^tl^eit felbft Don fold^en
anerfannt ift, teeld^e biej[entge unfere§ SBriefed
öertoerfen, j. S. 9Um. 1, 1. ®al. 1, 1, ift
bie ©elbftbejeid^nung beS !Berfaffer§ im Segtnne
be« ©riefe« äl^nlid^ toie 2 $etr. 1, 1. — Sticht
minber Derbäd^tig fei ber iBerfuc^ be§ SSerfafferd,
fld^ 8, 15 als ^^mtSgenoffen'' beS l^L ^uIuS unb
1, 17. 18 als 3fU9«t ber Serflärung barguftellen.
Mein an ber erften SteUe (3, 15) ift bie ©teUung
beS f)l. $etntS gu $auIuS genau gejetd^net tote
baS gegenfeitige SJerl^öItnil ber 3l))ofteI überl^aupt,
unb baS Don ben jioei ^poftelfürften im engem
©inne an anberen ©teilen, g. S. ^pg. 9, 27 ;
15, 12. ®al. 1, 18. ^nber anbem ©teile 1, 17. 18
U)irb bie ^utopfte ber SSerflärung 6:^fti Don bem
SSerfafjer im ©nflange mit bem l^iftorifd^en Se-
ndete ber eöangelien (9Ratt]^. 17, 1—9. SWarc.
9, 1—8. 8uc. 9, 28—36) furj angegeben unb
bie grjäl^Iung bcr göangeliflen al8 befannt Dor«
ausgefegt. ®cmä^ beS SinbrudcS, ben ber über-
natürlid^e SSorgang ber SSerflärung ßl^rifti auf
^etruS gemacht l^at, toirb 1, 18 ber Ort berfclben
„l^etliger S3erg" genannt. — ®anj bcftimmt fott
aber 3, 16 auf eine fpäte Sdt l^inmcifen, ba bie
Srief e beS 1^1. ^uIuS alS gefammelt DorauSgefe^t
würben. ©iefeS folgt Jcbod^ au8 biefem Serfe
burd^auS nid^t, benn ^etruS l^at nur jene ©riefe
beS ^I. $auIuS im ^uge, meldte eSd^atoIogifd^en
©cl^alteS finb. ?Iud^ blc ©leid^ftettung ton ,,pro»
pl^ctifd^en unb apoftolifd^en 9luctoritäten" in bem
befagten ©erfe Derrötl^ nid^t ben nad^apoftolijd^en
Urfprung be§ SriefeS. 2)enn biefe ©el^auptung
öcrf ennt toüftänbig bie SOIeinung, toeld^e bie ^oftcl
als SSerfünbigcr ber ficl^re gl^rifti öon ftd^ felbft
l^aben mußten, ©ie betrad^teten fid^ als bie Don
®ott gefanbtcn SoHcnber ber im eilten Seftament
entl^altenen Offenbarung ; bie ©leid^fteUung Don
„propl^etifd^en unb a))oftoIijd^en 9luctoritätcn" ift
bal^cr eine logifd^e Sonfcqucnj, bie ber 1^1. ^etruS
I, 1, 10-— 12 beutlid^ auSeinanberje^t.
c. Seit unb Ort bcr 9l6faffung »erben
burd^ §intt)eife in bem ©riefe (1, 13 — 15) flar
angebeutet: ^etruS ift feineS balbigen iobeS
gett)i^, unb ba biefer ber eineS SKart^rerS ttjar,
unb itoax ju Sftom, fo ift ber ©rief in ber
legten 3eit ber ®cfangcnfd^aft $etri §u SRom ge-
[daneben.
Sine erfd^ö|)fenbe 3>arfleIIun9 fämmtliil^bitt«
fd^en unb e^egetifd^ fragen über bie gtoei Briefe
beS f)l $etruS f. bei ^unbl^ufen a. a. O. Sm
ben Sel^rbüd^ ber SinleitungSttnffeitfd^ fmb
3U nennen Cornelj, Historica et mtiea intio-
ductio in U. T. libros sacros III, 616—649,
unb Raulen, Stnleit. in bie 1^1. ©d^ft, 3. ft^L,
greib. 1890, 650—668. — Ueber bie »«oteftoii-
tifd^e tiforfd^ung orientiren: f^einr. SN- ^0^
mann a. a. 0. 87—89 u, 309 — 827, unb fmgpi,
®ef d^id^te ber neuteftamentl. Offenb. n, SRün^n
1893, 45—47. [©obcrg.]
m. 9pocr9))]^en unter bem 9tames
beS 1^1. $etruS toaren in ber alten JKxd^me^
f ad^ entftanben. Sie mid^tigften berfelben fi^ in
9rt. apocr^pl^en-Siteratur I, 1070 ff. aufgefü^
Unterbeff en ift in ben Idjita Sauren über ^vm bo^
felben burd^ ^ufftnbung alter (fragmeittorifd^)
2:e£te mel^ fiid^t Derbrettet »orben. Sm SBiniir
1886—1887 fanb nämlid^ ber SPnmaofe ©ourioit
in einem SRönd^Sgrab gu Sfl^mim, bem olla
^nopolis in Oberög^pten, eine bem 8. tba
9. 3a]^r^nbert angel^örige ^onbfd^ft, toidift
38 ^ergamentblötter umfaßt unb ein gfragmat
beS ^etruS'SDangeliumS unb ber ^[ktruS-StMKii-
iQpfe fomie ein ©tüd( beS f^enod^bud^ entp.
Ser gfunb mürbe Don ©ouriont in ben Mdmoir«
publies par les membres de la mission areh^
logique fran9ai8e au Caire IX, 1 [1892] dec*
öffentlid^t. Sine Ausgabe in f^ocftmile, ^^
graDüre, ttmrbe im britten ^eft bedfelben ©anbei
Deranftaltet. ©ei ber ©ebeutung beS gfunbci
folgten fofort meitere ^blicationen, namentTi^
ber beiben ^etruSfd^riften. SS feien ermo^ bie
ausgaben Don % t^amadt (in %tiU unb Unter«
fud^ungen ^ur @efd)id^te ber altc^riftlid^ 2tt^
ratur IX, 2, Seipaig 1893), a. 2obS (Evangeln
Becundum Petärum et Petri Appcalypseos
quae supersunt, Paris. 1892 ; L'ETan^e et
rApocalypse de Pierre, Paris 1893), %vxd
(in ber [3:übinger] 3:](>eoI. Duartalfd&rift 1893,
255—288), D. D. ®eb]&arbt (S)aS gDangeliun
unb bie apocalQpfe beS $etruS. 3)ie neuentbetfien
©rud^ftüde na^ einer $]^otogro|)]^ie ber ^(mb>
fd^rift 5U ®x^ti) in fitd^tbrudf l^erauSgegeben, Sei)»'
5ig 1893) unb ©emeria (in b. Beyue bibliqne
1894, 522—560).
1. SDaS ^etruS'SDangelium mirb oon
ben alten ffird^enfd^riftfteHem mel^tfad^ eitDO^,
fo Don OrigeneS, SufebiuS unb ^ieron^muS ({.
oben 1, 1070), benen nod^ Sll^eoboret ^aeret
fab. 2, 2) beizufügen ifi. SufcbiuS (H. E. 6, 12,2)
berid^tet Don einem ©treit, ^n bem bie ©d^ ub
200 ju JR^offuS in güicien 9tnla]& gab. S)a ber
®ebraud^ in ber bortigen ©emeinbe ^nftofe e^
regte, mürbe ber ©ifd^of ©erapion Don ^ntio^ia
um fein Urtl^eil angegangen, unb berf elbe geftattetc
^uerft bie fiefung, ba er bie ©d^rift felbft nod^ in#
tonnte. ^IS er aber Don il^r €infid^t gu nel^
©clegenl^eit erl^ielt, fanb er, ^ba^ baS 9Reij!e iÄ
jenem Soangelium gmar ber redeten Seigre unferei
1877
$ettu8, ber 1^1., ber Spofielfärfl.
1878
<Ed5fet« entfpted^, einige« a6er ]^in}ugefägt fei"
unb, loie axA bem DotauSgel^enben Xl^il beS ISrud^-
{lüde€ l^orgel^t baS und SufebtuS oud feiner
€<l^ft aber bo8 SDongelium mittl^etlt, ben ^of e-
tiSmud begünftigte. — 2)q8 neu aufgefunbene
Stagment ttdS^äU bie SeibenS- unb 9uf erftel^ngd-
C^d^iil^te bed ^>erm. Sd beginnt mit ber 93er-
urtl^ung, unb nod^ ber Sr^al^Iung ber 9uf-
crflel^ung bemerlt e8 om @(l^Iu|, ba^ bie S^^^m^
ttefaüen unb ieber traurig megen beS @e{c^el^nen
in fein ^ouS ging, Simon $etru8 unb SlnbreaS
Ue 9ie|fe nal^men unb an baS 9)teer gingen, ba^
mit il^en toox „itsoi, ber Sol^n bed ^Ipl^öud, ben
ber flerr . . ." Unter ben eigentl^ümlid^en 3ügen
mögen folgenbe bett>orge]^oben Serben. 9lid^t
Pilatus, fonbem ^robed fprid^t bad Urtl^eil über
ScfuS (SB. 2). S)er fyxt fd^toeigt bei ber jheugi-
gung ^aI8 einer, ber nid^td Don SOtül^fal (^in)
l^" (3). 10). SBor frinem @d^iben aber fprid^t
3cfu8 : „ÜReine ftraft, meine ftraft, bu fyx\i mid^
Herloffen'', unb l^emad^ gibt er nid^t feinen ®eift
onf , loie bie canonifd^en emmgelien fagen, fonbem
»er tmurbe aufgenommen'' (S. 19). 2)ie Suben
fingen, als fie il^re Uebeltl^t erfannten, an „^n
Sen unb ju fagen: SEßel^e unferen Sünben; ge-
et 1^ fid^ baS ®erid^t unb baS Snbe Sern«
foIemS" OB. 25). 3n ber 9lad^t t>om SamStag
floif ben Sonntag fommen itoti 9nönner t>om Fim-
mel l^erab unb treten in baS ®rab. äBal^renb bie
m^^l^tenben @oIbaten beftür^t über bie Sr-
fd^eimmg fpred^en, feigen fte brei 3Rönner aud bem
Qhmbc l^erouStreten unb ein Sfxtuß il^nen folgen;
IJDei ber 9Rönner reid^en mit bem ^upte bis jum
iptmmelj ber britte, ber oon ben jtoei anberenge-
füljfrt totrb, überragt ben ^immel. 93on bort
l^ören bie €oIbaten bie Stimme: „2)u l^ft ben
(gntfd^Iafenen geprebigt'', unb t>om jheuge erfolgt
ble«ntn)ort : ,3a" (». 85—42). — ©ie ©d^rift
fionb eine oerf d^iebene SBürbigung. fyxmad glaubt,
006 loir in il^r ein Stüdf altd^riftlid^er Ueber-
lic^nmgen au8 bem 9(nf ang beS 2. S^l^fj^unbertS
bellen, bie felbftdnbig unb unabl^öngig neben
ben ödsten Cbangelien l^ergel^en, benen jtoar
te tenben^idfer SEßeife bofetifd^e unb miralel|afte
;Silge angefügt, bie aber nid^t gans gegenüber ben
cononifd^en SBerid^ten gu oenoerfen feien. ^Ugen-
fdb (Seüfd^rift für miffenfd^I. Zl^eologie 1893,
I, 489—454; H, 220-267) erblidft in i^r
eine Srbeit aud ber S^it^ in ber bie SDangelien-
biOnmg nod^ in frifd^em gflu^ getoefen fei, unb
finbct fie uml^d^inlid^ f^on im SBamabadbrief
(nm 97), iebenfaSS Don Suftin benu^. Snbeffen
fd^ bie @4^ft, tt)ie bie $ar(dlelen geigen unb 3al^
(io8 Srnrngelium bed ^etrud, erlangen-Seipgig
1898 [@e)>aratabbrudf aud ber !Reuen fird^ßd^
Seit^rift 1893]) unb ^. t>. @d^ubert (2)ie gom-
(wfUton bed pfeubopetrinifdden Soangelienfrag-
mmtS, Serlin 1893) nöl^er barget^n l^aben, ni^t
ctoa nur baS eine ober anbere ber canonifd^en
ClNingelien, fonbem aUe oier oorauS. 2)ie Zm-
ben) gel^t ebmfaUS weiter, als man anfönglid^l
glaubte. @ie ifl, toxt fd^on auS ben angefül^rtm
@tellm erl^eUt, nammtlid^ bogmatifd^ unb natio-
naler 9xL SS mirb bem S)o(etiSmuS baS äßort
gerebet ; bie Stolle, tt)eld^e baS ftreua fpielt, tt)eiSt
beutlid^ auf bm gnoftifd^m®ebanfen!reiS l^in; bie
3ubm tt)erbm begügUd^ beS SobeS 3efu ebenfo
belaftet als bie SRömer entlaftet 3)ie @d^rift ift
fomit fd^merlid^ lange t)or, DieHeid^t erft nadg ber
amtte beS 2. Sal^r^unbertS entftanbm, unb mit
ber 3^ pnft fte aud^ im SBert^ l^erab. 3uftin
bat ApoL 1, 35 eine auffaQmbe ^oraOele mit
SB. 6—7. 3)a er aber [elbft fofort auf bie
$ilatuSactm t)em)eiSt unb Die unS erbaltene $i-
latuSIiteratur me^rfad^e Sermanbtfd^ft mit bem
$etmS-CoangeIium ^eigt, fo n)irb er el^ auS
imen gefd^öpft l^abm. Unter biefm Umftänbm
ftnb aud^ bie Dialog, c. 106 emmbutm 'Aico-
|jLVT)(jLoveu|jLaTa nid^t tDol^I oon jenem &)angeUum
5U oerftel^en. S)od^ befielet barüber toenigftenS feine
®en)i|btit ^nbererfeitS laffen ftd^ ben angefül^rtm
nod^ ein paar toeitere ^BaraOelen anreii^m, unb
tomn biefelbm aud^ an ftd^ nod^ mmiger befagm
als iene, fo fd^einm bie ©tettm immerl^in ju-
famm'm eine getoiffe SBebeutung gu fyxhm, !Dle|r-
fad^ toirb baber bem IKrd^oater eine Ihnntni^
beS $etmS-SoangeIiumS jugefd^rieben. @id^ere
Spurm ber SBenu|ung beSf elben oenötb bie S)iboS-
falia ber ^oftel.
2. S)ie $etruS-9pocal9pfe ttirb eben-
falls t)on bm SSotem me^rf ad^ enoöbnt (f. ob. I,
1082), unb einige gragmmte umrm fd^on lange
befannt, jo ba^ ein Urtl^eil über il^rm Urfpmng
unb ibre Verbreitung bereits früher möglid^ toox,
2)aS neu mtbedte gragmmt lö^t ftd^ auf etma
130 @tid^en bered^nm, unb ba bie S^^^ ber
Stid^m ber $etmS«^ocalQpfe im Codex Claro-
montanus auf 270, oon IRicepl^omS auf 300 an-
gegebm toxtb, fo umfaßt eS ein ftarfeS SDrittel ber
S^rift ober nod^ ettoaS barüber. SS beginnt in
einer Siebe beS ^erm über bie le^m 2)inge, bie
falfd^m ^topf^ttm unb baS Sfommm ®otteS jum
©erid^t, unb baran fd^Iie^m fid^ ^loei Sifionen.
3nbem ber ^err mit bm 3üngem auf einm SBerg
gebt/ seigt er biefm auf i^re SBitte ^unäd^ft bm
Ort ber ©ered^tm (S. 5—20). ^emad^ fd^aum
bie Sünger bejto. ^etmS, ber in biefem ^bfd^nitt
(!B. 21—84) in ber Sinaal^I fprid^t, bm Ort ber
Strafe, ber jmem gegenüberliegt, unbbie€trafm
ber Derfd^iebmm ^ünber: Sbebred^, SlUrber,
ber un^üd^tigm uiü) bie SeibeSfmd^t abtreibenbm
Sfraum, Söfterer, falfd^m 3^gm, l^rtl^erjigm
%eid^m, SBud^erer, @obomiter, ®5|enbimer,9(po-
ftaten. 2)ie @d^ilberung berül^rt fid^, toxt % 2)ie-
terid^ (Slel^ia, SBeitröge jur Srflamng ber nm
entbedttm ^etmS-Spocal^pfe [jugleid^ mit bem
Zeste ber fjfragmente], Seipaig 1893 ; ogl. %^tol
Ouartalfd^rift 1894, 326 ; %fytol Siteraturjeitung
1894, 560—565) nad^toeiSt, me^rfad^ mit ber
orpbifd^-pQtbagoreifd^m StrabUion. Slber auf ber
anbem Seite entbölt fie fo DieleS, nniS nur bem
iübifdH^rifUid^ @eban!m!reiS ongel^ört, ba| an
1879
$ctru8 unb ^auluö, gfefl — ^etru§ tion Slcantara.
1880
eine Mrecte Slbl^öngigfeit t>on einem orpl^ifd^en
Sandte nid^t ju benlen ift. Stod^ Weniger l^oltbor
ift S)ieterid^ Snnal^me, bog in bem Srud^ftüd
t)on Slfl^mim nid^t eine felbftänbige ^pocalqpfe,
fonbem ein @tüdt bed $etru3'St>angelium3 t>or-
iiege, baS nid^t gor tueit t)on ber fieibenS« unb
3lufaiie]^ungagef(|id^te feine ©teße in biefem ge-
f^ahi ^ahtn toerbe unb auS bem ftd^ bann erjt bie
felbftönbige $etru3-^pocaIq))fe l^erauSenttoidfelt
l^obe. — ®ie ipetruS-äpocQltipfe ift meiftenS ju-
fammen mit bem $etru§-6t)QngeIium bel^anbelt,
me^l^Qlb be^ügltd^ ber neuem fitterotur auf bie
oben in, 1. citirten SBerfe unb 3«tfd^nft«i t)er»
toiefen fei. [ö. gfunf.]
"^ettus unb "^attlit^, %t\i ber 1^ II., toirb
in ber ffird^e feit ben älteften 3«iten feierlid^ be-
gangen ; benn toie bie SJtart^rer SgnatiuS, ^olq-
carp unb anbere üom %a%t il^red !0lartertobe§ an
t>on ben ©laubigen l^ot^ t>ere]^rt tourben, fo ftan«
ben jtoeifetöol^ne bie Slpoftelfürften nad^ il^rer
glönjenben Saufbal^n unb il^rem glorreichen Sobe
in nid^t minber großer Sl^re. 9^ad^tDei8lid^ er-
fd^eint ber 29. 3uni alS ®ebäd^tnt^tag ber l^eiligen
^oftel $etru§ unb $aulu8 unb alS gfeft üon
l^ol^em Stange t>on ber ÜJlitte bed 3. 3a^r|unbertd
an, fo hai nur bie l^öd^ften ^t\U bed ^erm ein
l&ö^ereS Slltertl^um auftoeifen fönnen. 9U8 pofttiüe
3eugniffe l^ierf ür gelten unttJiberfpred^Iid^ bie §o»
milien ber p. ©regor t>on ^Ra^ian^, @regor t>on
5Rt|ffa, SKajimuö t)on Surin, SlmbroftuS, 2eo beS
©ro^en unb Slnberer, Weld^e auf baS geft ber
^poftelfürften gel^alten toorben fmb. ®er Sorrang
bc§ ^oftete betrug unter aUen Slpofteln cinerfeit§
unb bie ttjunberbar gcfcgnete SBirffamfeit bcS
SlpoftelS ^Paulus anbererfeits geben ®runb genug,
baS ©cbäd^tni^ biefer ^poftel öor bem ber übri«
gen mit befonberer Scierlid[)feit gu begel^en. ®ie
?}erbinbung bcibcr ^poftcl ju ginem gcfttage ift
fo alt aI3 baS geft felbft unb l^at il^rcn natürltd^en
®runb barin, ba^ beibe ^poftel nad^ ber älteften
2:rabition toie nad^ ben älteften 3fugniffen an
bem nämlid^en 3:age mit einanber ju SRom ben
SWartcrtob erlitten l^aben. IBet ben büblid^en
®arftcllungcn in ber alten ftird^e finbet man fie
bcfel^alb meift jufammengeftcüt, mie aud^ oon jel^er
oiele ffird^en immer ju gieren beiber ^poftel ju»
gleid^ erbaut mürben, ^efet ift ber gefttag üielfad^
in gemiffem ©inne ein goUectiofeft für aüe SIpoftel
gemorben ; in ben ©iöcefen nämlid^, mo bie an-
deren ^pofteltage nid^t mcl^r fcicrlit^ in foro be-
gangen merben, tritt bafür als ®rfa^ eine com-
memoratio omnium SS. Apostolorum am gefte
ipetri unb ^auli ein (ögl. über bie SRubrif ^u
biefer Sommemoration Schober, Explan. crit.
Brev.Rom., Ratisb. 1891, 311. 289). — ©aS
9fcft ber ^poftclfürften l^at ben SRttuS eineS duplex
1. classis unb gel^t bem Stange nad^ fogar bem
iPatronSfefte einer ffird^e öor; e3 mirb mit Sßigil
unb Dctab gefeiert. 3n ben älteren Seiten pflegte
ber ^ap[t an biefem Xage jmei 2Keffen ju lefen,
bie eine in ber 9[Jcter8», bie anbere in ber $autö-
ürd^e (Baron. Not. adMartyroL diem 30. Jmm).
S)iefer @ebraud^ Derlor fä^ iebod^ \ifim idb,
iebenfaQd t)or bem 12. Sol^rl^uiibcrt, unb boS nr»
fprünglid^ an Sinem Zage gefeierte Soppe^
giel^t ^d^ ie^t im rdmifd^en 9tiütS tmid^ |tDei Zage
linburd^. ^merfienXoge,betn6auptfette,mnnt
ber SlituS im Officium unb in Ber aßeffe, bcjoRi
berd SDongelium unb Spiflel, üorjugdkoetfe af
ben 1^1. ^etruS Se^ug, obgleid^ ba§ f^ in glei^s
SSkife aud^ bem 1^1. $aulud gilt; biefem bogegn
ift baS Officium imb bie SReff e am anbem 2^
als Commemoratio 8. Pauli gemibmet 2)qM|
f oU iebod^ toeber bie Sinl^eit bed gefled am 29. Sun
aufgel^oben, nod^ ein ^poflel t)or bem anbem ii
Se^ug auf bie fefUid^e ^egel^g feineS @d>Qitt>
niffeS beDorgugt merben. — Süperbem ba| a
biefem Zage bie beiben größten Slpoftel twabec
banfbaren ffird^e feierlid^ gee)^ n^erben foKen, |at
biefed gfeft au(| no<^ bie Sebeutimg eines ^epd
ber ^ierard^ie in ber fatl^olifd^en Smä^, toe|^
ed in 9tom, als bem SJättelpunfte beS ftvSJß^
l^ierard^ifd^en SebenS^ mit befonberer %twA\djtä
begangen mirb. 2)ie SBerbinbung beS |L $aiibl
mit bem l^L $etruS fielet biefer 93ebeutttng wOf
im SBege, ba ^auIuS als ber gro^ 6eibcna|wK
ber in f o t>ielen Stöbten Sifd^öf e aufgeßelll §atk;
in gemiffer SEßeife ben ganzen Spifcopat txn^An
lann. (Sgl. SBinterim, S)eitoärbigleiten V, 1,
382 ff. ; Nilles, Eal. mannale ntriusque eceL I,
Oeniponte 1879, 192 sqq. ; $robft, S)teätt(Pn
rdmifd^en @acramentarien unb OrbineS, WaifB
1892, 102. 272. 359.) [SSenbd.]
^ttms iix^fpütU f. ^truS Don «Spelt
^ehns b'JtilTv, f. ^lill^.
'g^efntsöon^Icantara, ber ^L, O.S.Pr^
großer Reformator feines DrbenS, ragt unter ben
jal^Ireid^enunb großen f^eiligen, n)elc^eim 16.3ot^
lunbert bie Jf ird^e Spaniens fdfimüdftcn, in eige»
tpmlid^er SQBeife l^erüor burd^ bie ®abe „tmmbet>
barer IBu^e unb erl^abenfter Kontemplation', m
bie j^ird^e in bem ®tUU an feinem gfefte ftd^aoS*
brüdft. 3n biefer boppeltcn ^infuf^t gel^ frä
fieben über baS gemöl^nlid^e 3Jla% ber Xugei^
fo meit l^inauS, ba^ man eS nur burd^ eineanin*
gemöl^nlid^e ßinmirfung beS l^igen @eT|ieS o*
flären lann. Ißand^e 3üge feines SebenS erinnen
an ben unoergleid^Iid^en Sü^r ©imeon BüßA,
beffen grfd^einung feiner Seit für baS gonje cftriß«
lid^e ÜRorgenlanb ein erf ^üttember Sfhif gmS^
mar. 2)er 1^1. ^etruS mürbe ^u ^cantora, eiaa
in Sftremabura nal^e an ber @ren§e ^rti^
liegenben @tabt, im 3. 1499 geboren. Sein
Sater, $etruS ®arat)ito, t)on angefel^enem W,
mar ©ouDemeur ber @tabt ; feine Butter ^
SJtaria SSiUela be @enabria unb entftammte etaem
l^od^abligen ®efd^Ied^te ; beibe maren fe^r hormt
gl^riften. Sl^r ©obn geigte fd^on im ihwoend»
fo frül^reifeXugenb unb au^ergemöl^nlid^ @nd)eB*
gaben, ba^ man il^n baS ^eilige ftinb ju nmm
pf[egte. ^ud^ mad^te er in ben norbereitenba
aajiffenfd^aften fold^e gortfd^ritte, ba^ er ft^on m
1881
IßetruS t)on ^Icantato.
1882
Stter tion 14 gal^ren auf bie Unbtrfttät t)on
Solonuinca gefc^idtt iDurbe. 6rft 16 Saläre alt,
nafj^ er (1515) bad Otbendfleib bet burc^ gro^
Strenge auSgeseiddneten 2)i8calceaten in bem ein-
famen JHöfterc^en ju 9)taniareted, meld^eS ju ber
Cttfiobie bed l^eiligen €t)angeliumd gel^örte, bie
CÜDOS fpöter (1519) au einer t>oaftönbigen $ro-
trin) mit bent 9lamen @t. ©abriel erl^oben mürbe.
3n iener (Skgenb umr nömlid^ feit bem Snbe be8
15. So^tl^utwertS eine Steform bed OrbenS mit
äu^t ftrenger Ob{ert)ana entftanben, beren Sfül^rer
guerft ber oud bem ®efd^Ied^te ber ®rafen Selal-
ca}ar flammenbe Fr. Sol^onneS be $uebla (@oto-
maiorX bann Fr. Sol^anned t>on ®uabalupe mit
fcimm €d^üler $etru8 3ReIgar ttxnen. 3lai^ t>ielen
e^Mierigfeiten unb SBed^jelföHen l^tte bie SRe-
form ft^^ \o tot\X ouSgebel^nt, ba^ bei bem Eintritt
bc8 1^ $etru8 au^ ber genannten Suftobie in
Spanien nod^ eine gmeite in Portugal mit bem
Kamen S. Maria pietatis beftanb, beibe unter
bcc birecten SuriSbiction bed OrbendgeneralS.
S)en Kamen SiScaIceaten befamen biefe trüber,
iDcU jte bamalS feine Sanbalen gebraud^ten. —
€<l6on im 9h)t>iciate begann ^etruS ein Seben er-
(abenfker SBefd^uung unb unnad^l^mlid^er 93u^-
fbrcnQe; er fe^te eS in junel^menbem 3Rage bis
jum Xobe fort. Kad^bem er foum 6 Saläre bem
Orben einoerleibt toax, beftimmte il^n ber (Sel^or-
fam )ur ©rünbung unb fieitung eined neuen
iHofierS bei SBabajog. 2)iefen Sluftrag fül^rte er
nod^ ben (Srunbfä^ ber ftrengften 9rmut, gang
im (Seifte bed ^l granciScud au§. ^Id er 1524
em ^^fter gemeint toax, begann er bem Solfe
erf ^üttember SBeife bie Sufe gu prebigen ; ben
Sag tt)ibmete er ben apoftoU{(i^en arbeiten, bei-
nol^ bie gange Kad^t bem ®ebete. 3n t)erf^iebe-
nen HUftem n)urbe er nad^ einanber gum ®uar«
Man, bann (1538) gum ^roüingial feiner $rot)in}
&t ®abriel enoöl^It. 3n ber SSermaltung biefer
Vrmter mad^te er burd^ feine munberbarenXugenben
imb burd^ l^äuftge SQSunber einen f o erl^ebenben Sin-
bntd auf feine Untergebenen, bag fein t>on Oben
fbmimenber SBeruf gur Erneuerung bed er^benen
Ocifted beS 1^1. 3r<nict§cud unDerfennbar toax,
Ctool^I bie C)bfen)an3 biefer $rot>in5 fd^on fel^r
genau unb erbaulid^ toax, fü^te ber C^eilige eine
tiod^ fhengere ein, für mld^t er neue &)nftitutio>
mn entttmrf, bie auf bem Kapitel gu ^lafencia
1540 bereitmiUig angenommen unb audgefü^rt
imtrben. hierauf gog er ftd^ in ein einfamed ßlo-
fter gurüdt mit bem SBunfc^e, fid^ gang ber 6on-
tonplation gu mibmen. ^oc^ balb barauf folgte
er einer Sinlabung nad^ Portugal, too il^m @e-
bgen^ geboten lourbe, bie begonnene Steform
toeiter auSgubel^nen. 3n ben fd^roffen ©ebirgen
tion Srabiba lebte mit Sriaubntg be§ OrbenS«
Senerald als Sinfiebler ber groge Fr. a)2artinu8
e @ta. Ißaria^ ein naiver 9$erh)anbter bed mit
bem föniglid^en ^aufe oon Portugal k>ertoanbten
^^ogS t)on ^loeira. Se^terer bat unfern ^ei«
Iigen, ftd^ mit bem Fr. SJiartinuS }u t>ereinigen.
mt SrlaubniB feined ^roDingialS lam $etrue
1542 nad^ ^rabiba, unb ba ni^t toenige Sd^üler
ftd^ il^m anfd^loffen, grünbete er mel^rere fieine
jllöfter unb bilbete bie Kot>iaen in bem ftlofter gu
$allald aU ©uarbian unb 9lot)i3enmeifter gu fol-
^er ^eiligfeit l^eran, ba^ er bie mtdgejeid^nete
Suftobie oon ^rabiba grünben tonnte, totlä^t
1560 gu ber gleid^namigen $rot>in} erhoben mürbe.
Um iene Seit htü))fte ber ^of gu Siffabon nä)^
SBegiel^ungen gu bem ^eiligen an. ^etruS erfd^ien
einigemal auf furge 3eit am $ofe unb ftiftete ba-
fetbft au^erorbentlid^ t>iel ®ute8. Siele ^ofleute,
aud^ ber SBruber unb eine Sd^toefter be8 jf önigS,
begannen unter feiner fieitung ein fel^ DoUfom-
mened Seben, fonnten il^n aber burd^ouS nid^t be-
toegen, in i^rer Kö^e m bleiben. 3n einer öl^n-
lid^en fegendreid^en SSerbinbung ftanb ^etruS aud^
mit bem ^ofe Don 3Rabrib. 3laäi gtoei Salären
tourbe er in feine $rot>ing gurüdfberufen unb gum
2)efinitor getoö^It ; ald Slbgeorbneter feiner $ro-
t>in9 tool^nte er 1553 bem Seneralcapitel bed Or-
benS gu @alamanca bei.. 2)arauf befam er bie
C&Iaubnt^, in einem einfamen JHofter ftd^ gang
ber (Sontem))Iation gu n)ibmen. IBei biefem in
(Sott verborgenen Seben fül^Ite er einen untoiber-
ftel^Iid^en 2)rang in ftd^, eine nod^ ftrengere Sebend-
art ald bie biSl^erige in feine JHöfter eingufül^ren,
um bie unermeglid^en Uebel, n)eld^e bie iKrd^e
@otte§ in Suropa bamals bebröngten, in etma
gu fül^nen unb für f o gro^e SSerlufte berfelben (Sx'
hi 9^ getoinnen. (Segen biefed Untemel^men er-
hoben fid^ gro^ SBiberfprüd^e , unb nur feine
lelbenmul^ige iugenb unb bie (Sottedfraft in il^m
lonnten bie entgegenftel^enben @d^tt)ierigfeiten
übertoinben. 3nf olge einer göttlid^en Offenbarung
pilgerte er 1555 barfuß nad^ Stom unb legte bem
Ißapfte äuliud lU. fdnen $Ian t>or. anfangs
f anb er mu: (Selegenl^eit, feine ®ebulb unb @tanb-
^aftigfeit gu betoöl^ren; bann aber gemann er bei
einer gtoeiten Slubien} ben $a))ft gang für feine
Sbeen unb erl^ielt bie (Erlaubnis, neue JMöfter
unter ber SuriSbiction beS ©eneralg ber (Sonoen«
tualen gu grünben. IRad^ l^arten Prüfungen baute
er ein jflöfterd^en Don faum glaublid^er Slrmut
unb SBefd^rönftl^eit gu $ebrofa bei $Iafencia. 2)ie
bort eingef ül^rte äu|erfte Slrmut, 93u^e unb Son«
templation bered^tigt, biefed Seben ein longfamed,
nur burd^ ben Slidt auf bad SJ^fterium bed ffreugeS
Derftönblid^eS unb möglid^ SRart^rium gu nennen.
mid^tSbeftomeniger fanb btefe [Reform Derl^ölt-
ni^mö^ig rafd^ ^nflong« fo bqg balb (1556)
mel^rere ipöufer berfelben gu Hner (Suftobie unb
1561 gu einer t>oUftänbigen $rot>ing mit bem
Zitel bed f^i. 3ofep]^ Dereinigt n)erben fonnten, in
meieren bie neuen, Don bem ^eiligen entworfenen
(Sonftitutionen , bie an Strenge aQe big]^ im
Orben approbirten übertrafen, beobad^tet n)urben.
(iitoali fpöter gefettten ftd^ gu biefer ^roDing aud^
bie $roDing bei 1^1. (Sabriel unb bie in Portugal
befie^enben gmei Sufiobien ber SiScaIceaten. ^ie
fo gebilbete fieine gamilie ber SiScalceaten ober
1883
^etruS üon Sliejanbricn, ber 1^1.
1884
5lIcontariner öeretnigte pd^ 1562 toiebcrum unter
ber SuriSbiction bc8 gemcinfamcn (Seneralmini-
ScrS mit bem (Sefommtförper ber Obfcrtjot^. —
tad^ bem Sobe bed ^eiligen t>erbrett6te Jtd^ feine
Sleform loeitl^tn unb glön^te burd^ gro^e ^etligfeit
öieler SKitglieber, öon tocld^en Weimer 22 bie fird^-
Hd^e Selig- ober ^etUgfpred^ung erl^alten l^oben.
3ur 3cit il^rcr Slütc l^atten bie ^Icantariner
20 ißroDin^en, nömlid^ mel^rere in Spanien unb
Portugal, jttiei in 3talien, mel^rere in ©üb»
omerifo, femer eine f el^r frud^tbare auf ben ^l^ilip»
pinen, au8 meld^er aud^ bie belannten SRort^rer
t>on Sapan l^erüorgegangen finb (ügl. b. 9(rt.
3apan VI, 1245 f.). ©rofe ftnb bie SSerbienfte,
mlä^t biefelben als SRiffionare in 9meri!a unb
auf ben ^l^ilippinen fid^ erttjorben l^aben. — 9lod^
eine anbere toid^tige SRiffton toax bem 1^1. ^etruS
für feine legten fiebenSjal^e t>orbe]^aIten, nömlid^
ber :^I. Serefta fott)o](|I bei ber SSeröottfommnung
il^red eigenen innem SebenS ald bei ber Don il^r
unternommenen OrbenSreform l^elfenb jur Seite
ju ftel^en. Söngere Seit tourbe bie il Serefla (f. b.
9lrt.) tDcgen il^rer Dielen SSiponen für eine ®e»
täufd^te gehalten, ^ud^ fel^r tüd^ttge unb il^r tool^I-
tDouenbe SWönner tl^eilten biefe Slnfid^t; toenigftenS
be^nieifelte man, ba^ il^re au^ergetoöl^nlid^n 3u"
ftänbe Don ®ott feien. S)er 1^1. $etruS erfannte
in il^r flar bie fül^renbe ^anb ®otte3 unb ent»
toaffnete burd^ fein l^ol^eS Anfeilen Serefla'S (Seg-
ner; ebenfo gelang e§ il^m, bie anfd^etnenb un>
überminbUd^en, gegen bie enoöl^nte Steform ber
ßarmeliterinnen bcfle^enben Sd^toierigfeiten ju
lieben. S)ie 1^1. Xercfia tl^eilt in il^rer SebenS«
gefd^id^te hierüber merfttJÜrbigc, fogar l^öd^ft tt)un»
bcrbore Sfiatfad^cn mit. ScfonbcrS in ber @nt«
fd^eibung über bie gragc, ob biefe Käufer in Dott-
fommener ^rmut, nämlid^ ol^ne fefleS ginfommcn,
befleißen foHten, fonb bie Stifterin fo aflgcmeinen
SBiberfprud^, ba^ nur baS entfd^icbene ©intreten beS
großen 93erfcd^ter8 ber cDongcIifd^en ^rmut il^rcn
9J^ut]^ aufredet l^altcn fonntc. 3]^r le^teS Sd^toanfen
iDurbe burd^ einen ]^öd()ft merftt)ürbigen ©rief, ben
^etru3 am 14. ^pril 1562 !urj Dor feinem 2:obe
on fie fdfiricb, enbgültig befcitigt, fo bafe fte bie
Stiftung il^re§ erften fflofterS Dom 1^1. 3ofep]^ ju
^Dtla am 24. ^uguft 1562 Domel^men fonnte. —
S)ie legten Saläre be8 1^1. $etru8 Don ^Icantara
mürben ju einem mel^r l^immltfd^en aI3 irbifd^en
fieben Derflärt, ba langbauembe gfflafen, bie oft
mit grl^cbung be3 fförpcrS in bie §ö]^e Derbunben
maren, unb Jffiunber aücr ^rt fid^ l^äuften. ?lad^-
bem er mit cngelgletd^er ^nbad^t bie l^eiligen
Stcrbefaaamente empfangen l^atte, entfd^Iief er im
grieben be§ §erm am 18. Dctober 1562 im
Älofter p Irenas. S)ie 1^1. Serefta, obmol^I räum«
Itd^ mett entfernt, fal^ jur felben Stunbe feine
Seele mit großem ©lanje jum ^immel empor*
fteigen. Sie berid^tet aud^, er fei il^r nad^l^er nod^
mel^rmalä erfd^ienen imb l^abe il^r unter Slnberem
bie bcfannten SQÖorte gefagt : ,,0 gejegnete Su^e,
meldte mir eine fo groje ®Iorie Derbient l^at!"
3m 27. jfapitel il^reS Sebend tl^t fie übet fdae
Su^fhenge unb feine innerm Xugenben etfknn-
lid^e Sin^eH^eiten mit. 3lxä)t bbg Don t^, {mu
bem oud^ Don bm bebeutenbftm 9R&niieni €)»-
nimd, unter Ruberen Don Submtg Don (Snmaba,
3o]^anned Don SlDila, bem 1^. grrai^ Don Soigia,
mürbe $etmS fd^on möbrenb fetned SebenSoISäB
^eiliger Derel^rt. Sead^tenSmertl^ ifi, bajj er cinjo
milbe gegm Rubere dS ffarenge gegen fid^ fdlf
mar, unb ba^ er gang entfd^ieben Don ber 92ad^
al^mung feiner Su^ftrenge obgurotl^en pflegte. -
^u^er ben ermöl^tm SonfUtutionen Deifa|fc
^etrnS in fpanifd^er S)>rad^e ben befannlni, toi
ber 1^1. Zerefia unb Don Submig Don (Stonuba
fel^r empf ol^Imm 2:radat über baS ®ebä, ber is
faft alle europöifd^m Sptaä^m überfe^t unb ni
gal^Ireid^en 9(uf lagm Derbreitet ifi ; femer eine fldK
Sd^rift mit bem lateintfd^en Xitel Doeamenti
spirituum discernentia. ^ßopfl (Bregor IT.
nal^m ^etmS unter bie So^l ber €eligeii, Cfa»
mm§ IX. 1669 unter bie ber ^Tigm cmf. Sa
Sebm ift guerft Don bem SDcantoriner SoJ^ansf
a Sta. aRaria (geft. 1622), bann Don bem 0»
torianer gfranc. Sl^ard^efto (9lom 1667 unb fnf
in mel^rerm 9uflagm unb Ueberfe^ungeB) 1^
fd^rieben morben. ®rd|tmtl^eiIS imd^ le^m
Sud^e ift ba§ laieinifd^e aOSerf beS P. 2asaaM
a 2)iDo $auIo Min. Obs. : Portentom poeoh
tentiae, sive vita S. Petri de Alcantara eie,
Romae 1669, bearbeitet. Sinen XuSgug miB ba
gule^t ermäl^ntm Sud^ gibt ber Sfort|ej|cr M
Wadding, Annales ad a. 1662. JHeinete9^
rid^te über bm ^eiligm finben fid^ jablreuJ^is
aHm Sprad^m SuropaS. (SSgl. bef. AA. SS.B0IL
Oct. VUI, 623 sqq.) [3gn. Seiler 0. S. Fr.]
'^efntSDon^Iejanbrien, berj^L,!^«
bif^of unb aWart^rer, UKir ju 9nesanbrien, xom
nid^t geboren, f 0 bod^ l^erangebilbet, orbintzt ab
im ffird^enbimft Dertoenbet njorbcn. 9n§ fq«
bifd^of %f)tom^ ftarb, mürbe ^tmS im 3. 800
beffm 9lad^folger (Eus. H. E. 7, 82, 31). 6dj«
brei 3o^re fpöter nmrbe er burd^ bie biodetianij^e
Verfolgung gejmungen , ein pd^ereS SSerfied |b
fud^m unb Don bort au3 feiner ®emeinbe fo fi
als möglid^ Dorguftel^en. SBöl^enb feiner ^bnefea*
l^eit Demrfad^te SKeletiuS (f. b. %±) in Slleianbna
eine Spaltung; ^etmS Derfdumte nid^t btm^ eil
(lateinifd^ erl^alteneS) Sd^reibm feine Semcinbe
au mamen (f. Migne, PF. gr. XVin, 510). »^
Seitm ber SJteletianer [teilte ftc^ anfangs 084
^riug, Derlieg fte aber unb xonxht Don ^etruSfinB
2)iacon gemeil^t. ^tö er ]pötn bie ^ei ber
aWeletianer abermals ergriff, fd^Iofe il^ $etai*
au§ ber ffird^engemeinf^aft aus (Soz. H. E. 1,
15). IRad^ bm falfd^en Acta b. Petri (beilfigne
I. c. 458) möre $etmS Don @J^riftuS in etorr
Sifton auSbrüdtlid^ Dor SlriuS gemamt morbcn. D
^etrnS nod^ einmal nad^ ^le^onbrien gurüdS^
burfte, ift jmeifell^aft ; jebmf aUS warb er julep
entbedft unb ftarb als aJlart^rer, inbem im 3. 811
(ober 312 nad^ Aug. Ant. Georgias, De mir*-
1885
$ettu8 aifonfuS — $etru3 be 9It)etnia.
1886
eulis B. Coluihi, Rom. 1 798, p. CLXXXIU sqq.)
Itci\tt 9Ra£imin i(n pU^id^ ergreifen unb l^xxf
rieten lieg (Eus. H. E. 9, 6, 2). $etru3 gilt als
boS le^te Opfer ber grofien biocletiamfd^en Verfol-
gung. S)ie ®ried^ nennen il^n ba^er „baS Siegel
bn aRort^rer". S)te lateinifd^e ffird^e begel^t fein
(Bebäd^tnig am 26. 9tot)ember. 93on feinen sal^I-
tdd^ 6d^riften finb meiftenS nur gfragmente
crl^ten. 3m 3. 806 gab er 15 ober t)ielme|r nur
14 $önitentiaIcanoned l^auS, in benen yt nad^
bn ®rdge ber Sd^Ib, bie beim SbfaQe ber Sin-
gclnen ju Zage trat, aud^ bie 93u^eit oergeid^net
mf^t (f. bie SanoneS fammt ben Kommentaren Don
Solfomon unb 3onarad bei Migne 1. c. 467 sq. ;
bie Offte Sluggabe mit eigenen Kommentaren t>on
Sloutl^ in ben Rdiquiae sacrae III, Oxon. 1815,
821 sq.). 2)er 15. Kanon gel^ört nic^t in bie
Steil^, fonbem ifi einer Sd^rift bed ^eiligen über
bad $a8d^a (f. u.) entnommen. 9u|erbem fd^rieb
$ctnid ein SBud^ über bie ©otti^eit (Hepl de^xoc),
Otts meld^m ba§ britte attgemeine KoncU ^u ßpl^e-
K(431) Stellen onfül^rt. 3n benfelben n)irb
Sel^ t>on ber maleren (Sottl^eit bed @o]^ne8
unb feiner (Sleid^l^t mit bem SSater flar auS«
gefpnx^ 92od^ beutlid^er bringt ein Sf^agment
aus $etru8' ^omUie über bie ^nfunft K^ri^ bie
iloei Staturen in Kl^riftud ^um SluSbrudt. Sin
Scagment au3 ber Sd^rift über bie Seele unb ben
Scib fprid^t ftd^ gegen bie ^räe^ftenj ber erftem
ouS. S)er iBerfaffer bed Ghronicon paschale
^dlt an bie Spi^e feined 2Berfe8 ein groged, an-
gebßd^ auS einem Sriefe bed tjii, $etrud an Sri-
Rtttiud genommenes Fragment über baS $aSd^,
IPcU^ed mel^rfad^e 93ebenfen erregte (f. baSfelbe bei
Migne, PP. gr. XCH, 70 sq.). «ttein ^efele
^ fd^on in ber erften ^udgabe bed ffird^enlesicond
gegeigt, ba^ ber Zej^ bed $1. $etrud t>on ^(esan-
brten fd^on mit ben SBorten irap' 'Eßpaioic (jo(po(
Mlie^t, tDorauf bann nid^t $etrud, fonbem ber
8erf affer bed K^ronicond felbft f ortf öl^rt. 3n biefer
Sititt)e]^nung entl^ält bad Fragment nid^td, umd
itid^t ber 3eit bed Kr^bifd^ofd $etrud entf^räd^e.
Ski jubem biefer Kr^bifd^of toirflid^ ein SBud^ über
bod zßadd^a gefd^ricben f^ai, tooraud ber 15. Kanon
entnommen ift (f. o.), überbie^ aud^ in bem Frag-
mente gerabe auf bie ^eg^pter Stüdfftd^t genommen
»trb 0- c. 78), fo liegt fein ®runb Dor, bie 9led^t-
j^ ber Dom Chronicon paschale mitget^eüten
Stelle 5U beanftanben. — S)ie unöd^ten Acta
8. Petri, toeld^e Suriud unb Kombeftd nur un-
DoÜftonbig mittl^eilten, gab ^ngelo 3Rai (Spici-
legium Bomanum lU, 673 — 698) in ber (atei-
nifd^ Ueberfe^ung Don Slnaftafiud Sibliotl^eca-
rhid ebenf alld unüonftanbig beraud (aud^ abgebr. bei
Migne, PP. gr. XVIII, 458 sq.). [^eterd.]
^febcns Jitfon^, fird^Iid^er Sd^riftfteller bed
12. S^b^b^nbertd, mar ein befc^rter 3ube unb bie^
Dorber aRofed Sepborbl 3m 3. 1106 lieg er ft(b
ju ^uedca am §efte $etri unb $auli taufen, mo>
bei lllfond I. Don Sragonien ^aufpat^e mürbe.
Züuftag unb $atbe befttmmten i^n, ftd^ feitbem
$etrud Sllfonfud gu nennen. SBeiterbtn biente er
bem genannten jfönige aldSlrjt; er foU um 1140
geftorben fein. S)a fein Uebertritt Don ben Suben
Derfd^iebentlid^ mi^eutet tourbe, legte er in ben
Dialogi XII cum Moyse Judaeo (Colon. 1586,
bann öfterd nad^gebrudtt ; bei Migne, PP. lat.
CLVn, 535 sqq. nad^ ber Biblioth. PP. Lug-
dun. XXI, 172 sqq.) bie Semeggrünbe feiner
Selebrung bar. Cin gmeited SBerf Don i^m. De
disciplina clericali, ijt b<nibfd^riftlid^ mebrfad^
Dorbanben unb bamad^ Don Sabouberie ($arid
1824) unb Don Sd^mibt (Berlin 1827, mit ge-
lebrten 92oten) ](|eraudgegeben; Sabouberie fügte
feiner 9udgabe eine alte franjöftfd^e Ueberfe|ung
binau. 9JKgne gibt bie Sd^rift 1. c. 671 sqq.
(Sgl. Brunei, Manuel 1, 198 s. ; Ceilüer, Hist.
gen. des auteurs sacröis XIV, nouv. öd. Paris
1863, 170 SS. ; femer bie !Roten bed 92ic. Slntonio
unb fiabouberie'd bei Migne 1. c. 527 sqq. unb
bie meitere bei Chevalier, Böp. u. Suppl. s. v.
Alphonse, Pierre, angegebene Siter.) [91. Kffer.]
'Sfetnu^ab^Hiaco^f. ^ia^.
"g^efntif be aiDernia (9lrDernia), ©d^üler
bed bL ^b<>tn<>d ^^^ Slquin unb berübmter fiebrer
ber Ißarifer 9l!abemie, mar Kanonicud an ber
Katbebrale 5u $arid. Kr geborte meber bem 2)o-
minicaner- nocb bem gfrancidcanerorben an (Dgl.
Quetif-Echard, Scriptt 0. Pr. I, 489, bejm.
Sbaralea, SuppL ad Scriptt. 0. S. Fr., Born.
1805, 582), mie bfterd bebmtptet mürbe, fd^eint
aber in ber 3:b<^t, mad lange jmeifelbaft \dqx,
fpäter IBifd^of Don Klermont gemorben unb ald
fold^er geftorben 5U fein. Kine SuQe Sonifa^' VIII.
Dom Sabre 1296 mad^t ed nömlid^ b^^f^ toabr«
fd^einlid^, ba^ $etrud Don Kroc (Krod), ber feit
1801 Sifd^of Don Klermont mar , mit $etrud
be ^iDemia ibentifd^ ift (f. Mölanges d'Archöo-
logie et d'Histoire U, Paris -Borne 1882,
117 SS.). 2)amit ftimmt überein, ba^ $etrud
be ^iDemia nad^meidbar nod^ im 3. 1301 ju
$arid mar, feitbem aber bort nid^t mebr genannt
mtrb. 93efonberd ermöbnendmertb ift no^, ba^
er im 3- 1275, nad^bem mebrere 3abre megen
ber SBabI bed SRectord ber UniDerfttöt Stoiftig-
feiten beftanben b<^ten, Dom Karbinal Simon
jum Stector beftimmt mürbe (f. b. Slctenftüdf bei
Denifle-Chatelain, Chart univ. Paris. I, Paris.
1889, 521 sqq.). — ®ie meift nur banbfd^riftlitb
Dorbanbenen Sd^riften bed ^trud be ^iDemia finb
grö^tentbeUd Kommentare }u Sd^riften bed ^ri-
ftoteled. ^ier mögen ermöbnt fein bie Kommentare
3um britten unb Dierten 93ud^ De coelo et mundo,
bie Quaestiones super totam Logicam yeterem
unb In 12 11. Metaphys. Aristotelis, fomie bie
(6) Quaest. quodlibeticae; bie anberen Sd^riften
f. bei Quetif-Echard 1. c. unb in ber Hist lit de
la France XXV [1869], 101 ss. Sud^ bad Sup-
plementum gur Summa theoL bed tj/i. %f)omQ&
Don ^quin mirb $etrud be ^iDemia jugefd^ben,
bod^ ift er mabrfd^einlid^ nid^t ber Serfaffer bed-
felben (Dgl. b. ^rt. Sl^omad D. %tin). [% Kffer.]
1887
$ettuS t>on Erntend.
1888
'^tttns t)on 9(mtend, auä^ ber Sremtt
genannt, berül^mter ftreujjugSprcbiger, flammte,
menn ntd^t au§ ^mienS felbft, fo bod^ iebenfaUS
aus ber 2)töceje 9lmien§. ®a8 Sal^r feiner (Seburt
tft unbefannt. S)er 3uname Eremita, ben il^m
feine 3eitgenoffen, namentlid^ fold^e, bie il^n felbft
gefeiten l^atten, gaben (ögl. Guib. Abb. de Novig.
Gesta Dei per Francos 2, 4, bei Migne, PP.
lat. CLVI, 704), bejeid^net etnfad^ feinen ©tanb
imb SebenSberuf . 2)ie IRad^rid^t, ba| ^etruS, e](|e
er Sinftebler umrbe, ben Solbotenftanb ermöl^It
l^abe, unb bie eingaben über feine §eirat unb feine
3iad^fommen pnb fingirt. 95or feiner ßreujjugS-
prebigt l^atte er eine $ilgerretfe nad^ bem SRorgen»
lanbe unternommen, aber nad^ bem Serid^te ber
^nna Somnena bie l^eilige @tabt nid^t einmal
betreten. Sagenl^aft ^nb bal^er aud^ bie Serid^te
über eine SBifton, toeld^e er in Setufalem gelabt,
unb einen il^m t>om $atriard^en ertl^eilten ^uf»
trag an ben $apft. S)ie urfprünglid^en Duellen
betoeifen , ba^ nid^t $etru8 , f onbem ber $apft
in Stanfretd^ ben 9lnfto| ^um jheu^juge gegeben
l^at (ögl. b. «rt. ftreuaaüge Vn, 1143 ff.). Srft
nad^ ber SBerfammlung ju SIermont (f. b. ^rt.) er-
fd^eint $etru8 al§ ßreu^jugSprebiger. Sarfu^,
mit grober SWönd^Sfutte bebedt, einen bidten ©trid
um bie Senben, burd^^og er auf einem (Sfel
reitenb baS ndrblid^e unb mittlere granfreid^ unb
regte al§ gemanbter SSoÜSrebner bie SJtaffen ^um
Jheu35uge an. @etn (Srfolg mar nid^t gering.
®uibert t>on Stogent belennt, er fönne ft^ nid^t
erinnern, ba^ er ie einen SKenfd^en gefeiten l^be,
bem größere feiere ju Xl^eil gemorben fei ; überall
l^abe ^etru§ ©treitigfeiten gefd^Iid^tet , gneben
geftiftet, gefoHene ÜKäbd^en auSgeftattet unb burd^
eine el^rbare &)t gerettet, fei mit (Sefd^enfen über»
l^äuft unb für einen ^eiligen gel^alten morben,
beffen SBorte für 9lu§fprüd^e beS §immel§ galten
(1. c. 705). Safd^ meierte fid^ bie ©d^aar, meldte
fid^ unter 5petru§' gül^rung ftellte, unb bei feinem
^Inl^ange maren bie 3urüftungen jur ^breife nad^
bem Sülorgenlanbe am frül^eften öoHenbet. ^aä)
Orberid^ (H. E. 3, 9, 4 , bei Migne , PP. lat.
CLXXXVUI, 657) mar ^etruS bereits am Öfter-
famStag, ben 12. 5JpriI 1096, mit 15000 S^ann
nad^ ftöln gefommen, mo er fid^ ad)i %aQt auf«
l^ielt. S)ort fd^Ioffen fid^ 15 000 S)cutfd^e feinem
3uge an. dagegen mar ein Xl^eil beä §eerc§ burd^
2)eutfd^Ianb unb Ungarn öorauögegangen, erlitt
aber megen ^lünberungen mel^rere 9iieberlagen
bor ©elgrab ; ber SReft bereinigte fid^ fpäter unter
ben 9Jlauem bon ©onftantinopel mit bem nad^»
rüdfenben §eere. SDiefe§ mar ben SRl^ein l^erauf,
bann ben 92edtar entlang nad^ Ulm gebogen unb
l^atte fid^ imtermegS bon Xag ju Xag gemeiert. Sul^ig
unb unangefod^ten famen bie Slöallfal^rer unter bem
@remiten burd^ Ungarn bi§ ©emiin. Sfalfd^e ®e«
rüd^te brängten jur ©roberung ber ©tabt, mobei
ein furd^tbareS ©lutbab angerid^tet morb, mäl^renb
ba§ §eer beS ^etruS nur 100 TOonn bcrlor. 93eim
3uge burd^ Bulgarien benal^m fid^ ber gürjt
9^id^ita anfangs freunbßd^. Mein Su^^&^figpat
unb Stoubfud^t Sinjelner tierurfad^, als bti
^auptl^ bereits eine Xagretf e wntergcgogen toor,
einen emftlid^en ftampf bor 9{tfd^ urä» eine 8c^
folgung ber legten {ßilgerfd^aaren, loobei bie int>
gefül^rten SebenSmittel in bie ^onbe ber 9u%irai
fielen. Sin nid^t unbetröd^tlidper X^ b^ |«n§
marb aufgerieben, ber übrige jerfprengt 3iibe^
fammelten Jtd^ mieber üiele ber 3cTfbceitten Bei
$etruS. Slber nun gebrad^ eS an SebenSmittdB,
unb ßaifer Sllej^uS ri| bie Jheugfal^rer anfi bs
9lot]^ nur unter ber 9Ö>ingung, ba| fie toäfixA
il^reS 3ugeS burd^ fein Steid^ bis (Sonflantinofd
ftd^ nirgenbS lönger als brei Xaqt aufhalten b&flo.
^m 30. 3uli 1096 langte gktruS in Conftotii»-
pel an. ^IS berftaifer nur ungeorbneteSd^oom
bor fid^ fal^, bie feine fhrieg^ud^t famiten, n5^
er fie jur fd^neSen Ueberfcü^ auf boS fen^tige
Ufer beS 93oSporuS (5. «ug. 1096). @Ietd^ ^09«
bie ^ilger bann meiter über 9{icomebien, boA ba*
mals jerftört unb unbemol^t toor, nad^ ^dtao)wfiS
(Sibitot), mo $etruS fein Sager ouffc^Iug. Soct-
l^in famen aud^ ©efanbte beS ftaiferS 9kEaA,
meldte bem Sinftebler rietl^, nid^t loeiter unb mS/t
el^r gegen 92icäa borjurüdten, bis bie SRenge ber
^üger burd^ bie nad^f olgenben f$fürften imb bem
^eer berftörft möre. Ol^ne Smeif el unterru| $etnB
nid^t, biefen meifen fRaif^ mit IRod^bnuI §tt t(|n>
morten, attein bergeblid^. 3)ie ^ger bcgomn
fleinere Seute^üge in bie Umgegenb ; eine Ib^ei-
lung bon 3000 Tlann nol^m fogor baS Sa^M
Xerigorbon, bier Sagereifen bon Wicäa, in Scpt»
mürbe aber bort überfaDen unb niebergema^t
SBöl^renb beffen mar ^etruS auS UeberbruB vba
bie 3ud^tIoftg!eit ber ©einigen nad^ SonfiantinülKt
gegangen, um mit bem ftaifer fRaf!) 3U pflegen,
maS 3U tl^un fei. 3n @onftantino))el traf ii^ bie
9lad^rid^t bon ber 9heberlage ber ©einigen am
©rafoflufe; nur ein Xl^eil berfelben mar ert«
fommen. @inige ber ©erettcten feierten in bie
ptimat ^urüd, anbere em>arteten mit ^ßetruS bQ§
§auj)t]^eer ber ffreujfal^rer. ^etruS red^tfertigte
fid^ bor bem ffaifer, ba| nid^t er fd^ulb am Un>
glüdte gemefen fei, fonbem bie, meld^ ilp mit
gel^ord^t unb nad^ il^rer SBillfür unb iJ^rem (Eigen*
bünfel gefjanbelt l^ötten. — 95on ba an befWbett
^etruS feine ©efe^lSJ^aberfteHe mel^r, Midböber
in ^nf el^en tro^ ber ©d^mad^l^eit , bie er 1098
bei ber Belagerung bon ^ntio^ien jeigte. Sott
ergriff er nämlid^ mit SBtD^elm garpentariuS ^«
lid^ bie Qlud^t, mürbe aber bon Sjancreb einge^
unb mu^te ^urüdtfefjren. ©lei^mo^l mürbe er
alSbalb 5um ©efanbten an ßerbuga, ftdnig Mn
SJlofuI, ermöl^It unb boQjog biefen fd^mietigen
^luftrag mit großem 3Rut^. 5lad^ bem ©iege ber
ffreujfal^rcr über fterbuga (28. 3uni 1098) ©er
$etruS mol^I ein ^auptagitator für ben g^rtgong
beS Untemel^menS, baS im SBinter 1098/99 f^
in'S ©todteu gerat^en mar. 9lamentlid^ mar er
ben eigennü^igen SBeftrebungcn ber gürj^ gegen»
über ein ©ad^malter ber Ernten, mofür i^ rm
1889
$etru8 be ^nä^axano — $etru8 ton Squita.
1890
bief e Seit bie Stellung eined iBem>aIterg ber ^rmen-
laffc juerfannt »urbe. 9lad^ ber ^nfunft öor 3e-
rufalem (7. 3uni 1099) l^ielt ^ctntS bei einer
^rocefflon um bie ©tobt am 8. 3uli auf bem
Oelberg eine SRebc an bie ^ilger. 2112 nod^ 6r»
oberung ber l^eiligen etabt (15. 3uli 1099) bie
Jheugfal^er gegen bie SegQpter bei 9l§caIon gogen,
totütt $etru8 in Sentfalem, wo bie Sfamp\'
imfä^igen fomie bie ^Iten unb Sd^mad^en {einer
Sorge anDertrout blieben. 3uglei(| beforgte er,
ha ber ^atriard^ Arnulf unb t>icle anbere Slerifer
mit in ben ftampf gebogen toattn, toä^xtnh biefer
3tit ben ®ottedbienft. 92ad^ ber S3e{tegung ber
Veg^pter bei ^Scalon leierte 4^tru§ n)Q]^f{d^einIici^
mit ben erften pilgern in bie ^eimat ^urücf . Sr
umrbe bann SJlönd^ unb $rior 5u IReufmouftter
bei ^U9 im IBidt^um Süttid^, n)o er am 8. 3uU
1115 ftorb.
3u einer rid^tigen SBeurtl^etlung biefed SRanned
mu| t)or ^Qem bad @agen]^afte t)on feiner $erf on
obgeftreift n)erben. %iä) bem Silbe, h)eld|ed fid^
ouft ben urfprünglid^en OueQen ^eid^nen lo^t,
bleibt ber ßinftebler nod^ immerfort eine gro^e
l^iftorifd^e ^Pkrf önlid^feit. Sr mar ber erfte, meld^er
bie auf bem SIermonter Soncil auSgefprod^ene 3bee
bc6 $apfted mit Segeifterung ergriff; er hxad)U
fU om mirffamften 5um ^uSbnidf unb förberte
bomit baS gro^rtige Untemel^mcn nid^t menig.
2)o| $etrud bie k)on i^m angemorbenc 3:ruppe
onfül^rte unb nad^ Sonftontinopel, bem t>om pöpft«
lid^fiegaten beftimmten Sammelort ber einzelnen
Gruppen, leitete, Derftanb ftd^ eigentU^ Don felbft
gretlid^ brad^ er ^u frü^e auf, e$e bie (dürften mit
i^ren Lüftungen fertig nxnen. Mein man barf
au feiner Sntfd^ulbigung mol^I annel^men, ba^ er
Dem S)rangen feiner Sä^aaxm nad^geben mu|te:
toenn nid^t er, fo bötte ein Ruberer an beren
€pt|e treten muffen, xo\t \a aud^ fc^on t>or il^m
eine Sd^aar aufgebrod^en mar, benen ber ad^t«
Ifigige Slufentbalt in ftöln fdf|on §u lang fein mod^te.
gut bie SöbigfeU bed (SinficblerS aI8 $i(ger-
anfübrerS fprad^en bie glan)enben groben, bie er
in Ofi^onfreic^ unb am ^^ein abgelegt b^tte. S!)er
<l^oIg, ben er auf ber 2Beiterreife b^^tte, ift ein
SBenieid für feinen Seruf gu bem erbabenen Sßerf e.
^aä) unb nad^ nm^ fein ^eer bis ^u menigftrnS
200 000 9)tann, unb e§ gelang i^m, biefe grö^ten-
t^eild ungeorbnete !D}af)e im Gemmen glüdUd^ bi§
^nflantmopel ju bringen, gür bie folgenben
UngludSföDe trifft bie Sd^ulb ben ftaifer ^(eriuS,
ber aur Ueberfal^rt jmang, unb bie Un6otmäBig-
feit Der $Uger felbft. SebenfaSd ftanb $etru3
Dot ben abenblanbifd^en Surften entfc^ulbigt ba,
beim er blieb immerfort in Slnfeben, obgleid^ man
einen ftrengen 972aBftab an ibn anlegte. 9lad^
feinem gluc^tDerfucb bei ^utioc^ien jmeifeUen frei-
lid^ Sintge an ber Seblid^feit feiner Slbfubten unb
nannten ibn einen ^tud^ltx fEkkehard, Chron.
ad a. 1096, bei Migne, PP. lat. CLIV, 058). j
Sflein biefe @<bmad^e, mcnn man fein Sene^men
fo nennen (orni, finbet in ben tbatfö(bli(ben 3$er« •
Ittv^eilcxara. IX. 2. Vu<I.
böltniffeu eine auSreid^enbe Srflärung (ügl. b.
3lrt. ßreiujüge VII, 1149) unb fann bie anber-
meitigen Ißerbienfte bed SinfieblerS nid^t fd^mölenu
($gl. ^. 0. SQbel, ®efd^id^te beS erften ßreug-
augeS, 2. ^ufl., Seipjig 1881 ; £)agenmeqer, $eter
ber gremit, fieip^ig 1879 [bafelbft ©. 8 ff. bie
^auptquellen , meldie grögtentbeilS fd^ou 1611
Don 3ac. SongarftuS unter bem Zitel Gcsta Dei
per FrancoB etc. b^^c^uSgegeben , bann Don
^45. b'OuItrcman in feiner Vie du Venerable
Pierre THermite [1632] fritifloS mit anberen
f pöteren Angaben t>erf d^moljen mürben] ; ^. Sfi^t^nj,
^etcr oon ^mienS, Hofgeismar 1891 [Programm
beS Stealg^mnaftumS].) p^ieterS.]
'^(txus be^nd^arano, Sanonift unb SBer«
f äff er mcbrerer ßommentore ju Xbeilen bcS Coi^us
juns can. ,
^auf ed xSaxnt
tammte au3 einer 92ebenlinie be8
e, meldte t>on einem @d^Io^ in %o^
cana ibren 92amen trug. ^etntS mar erft @df|äler
bcg 9ied^t3(ebrer8 SalbuS, ging bann nad^ ^Bologna,
mo er unter 93artb. be Saüceto lernte unb bann
^ufammen mit 3obareUa unb 9lnton. be IButrio
(f. b. 9lrtt.) lebrte. ?Wodf| einem ^lufentbolt in
^enebig unb Siena fe^rte er mieber aI3 Sebrer
nad^ Bologna jurüdf, ging barauf nad^ fferrara
unb befd()Io| enblid^ fein i'cben in ^Bologna (1416).
Wit 9InfpieUmg auf feinen Familiennamen b^tte
man i^n Anchora juris genannt. SefonberS b^'
vorgetreten mar er auf bem Soncil }u $ifa (f. b.
%rt.), mo er für bie §erfteUung ber fircblid^en
Sinbeit aI3 ^bgefanbter ber UniDerfitöt 93oIogim
tbötig mar ; er trat in ber fiebenten (Si^ung gegen
bie ginmenbungen beS ftönigS 9l{upert auf, t>er«
fa^te eine ©d^rif t gegen bie Sln^önger ®regor8 XIL
unb t)erfd|iebene ®utadf|ten. %n bem Soncil oon
ftonftanä nabm er nur gan^ im anfange als ad-
YocatuB Concilii tbeiL ^on feinen erbaltenen
SBerfen fmb bie Kommentare gu ben ^ecreta(en,
)um Liber sextus unb gu ben (£(ementinen mebr«
fad& gebrudft (Ctjon 1535-1543, 5 ®be. Tsu-
fammm mit anberen Sd^riften]; 9o(ogna 1581),
ebenf 0 bie Consilia sive juris responsa (S^enebig
1568 u. ö.) ; bie Selectae quaest. omnium prae-
stant. jurisconsult. erfcbienen gu gftanffurt 158L
93on ben ibm ^ugebörigen Conun. super Digestum
noTum unb super Codicem fyit Spangenberg
(f. grfd^ u. ©ruber, aUgem. ßnc^fl. s. v. 9ln»
(barano) DergebenS eine Sopie aufgufinben gefud^t.
(SBgl. Don ber bei Chevalier, Bep. unb Suppl.
s. y. angegebenen Siteratur befonberä t>. Sd^ulte,
®ef(b. ber CueOen unb Sit. bed can. Stecbied II,
Stuttgart 1877, 278 ff. ; aufeerbem ^efele, ßonc-
®ef(b. VI, 2. aufl., 1013 ff.) [2Mari.]
'^efnts oon ^nblo, f. 9nbIo.
^etxustion^qvixia (Aquilanus, fo genannt
t)on feinem Geburtsort in Italien) , 0. 8. Fr.,
bebeutenberScotift unbburd^ benSb^^^^^^^ doctor
sufficiens au8ge)ei(bnet, befleibete um baS 3abr
1344 bad ^mt eineS änquintorH gu Hfloren). 3m
3. 1347 mürbe er gum 99i{Cbof ^on S. ^ngelo
be' Somborbt im 92eapoIitanif(ben ernannt, abec
1891
$etru8 Don Stagon — $etrud be 9rBiteS, bet l^L
1892
fd^on im folgenben Saläre auf ben SBifc^ofSftul^l
Don Srtocnto öcrfe^t. ©ein lobeSjol^r ift un«
befonnt bod^ fc^eint er bis 1370 gelebt in fyAm.
Sr t>etf a^te einen Sommentar in 4 11. sententda-
nim, ber ^uerft in @peier 1480 erfc^ien, bann ^u
aSenebig 1501, 1584 (leitete ^uSgobe besorgte
beS $etru§ DtbenSgcno^e, ber berül^mte gorbinal
SonftontiuS Sorri SuccafocuS, na^ feinem ®e-
burtSort atid^ SamanuS genannt [geft. 1595],
unter bem ^itel Quaestiones in 4 U. sententia-
rum), $arig 1585; dule|t iBenebig 1600. SBeil
tetruS in biefem SBerfe bie fcotiftifd^e fiel^re jur
eltung bringt, niurbe ed Scotellus genannt,
iDeld^er 9lame bann Don bem IBud^e auf ben ^uctor
überging. (ÜSgl. Sbaralea, Supplementum et
castig. ad scriptores trium ord. S. Francisci
a Waddingo aliisve descriptos, Born. 1806,
583 ; fonftige Siteratur bei Chevalier, Rep. s. v.
Pierre d'Aquila.) [§urter S. J.]
^ettns Don Aragon, f. Slragon.
^titus be 9lrbue8, ber 1^1., nad^ fetner ®e-
burtSftabt (Spila im ftönigretd^ ^ragonien unb alS
SRagifter ber ^l^eologte aud^ SJlaeftro (Spila ge-
nannt, toar um 1442 auS eblem unb frommem
®ef d^Ied^te geboren. %tn mit l^ol^en ®eifte§gaben
ausgestatteten Süngling fanbten bie SItem auf
bieUniöerfität §ue8ca (Osca) inber S)ii5cefe©ara»
goffa. ®urd^ feinen raftlofen gifer in Aneignung
ber SOßiffenfd^af tcn, Derbunbcn mit tiefer unb loal^rer
Sfrömmigfeit, ermarb er fid^ balb bie SQBürbe bed
S)octoratd ber ^l^ilofo^l^ie unb bed SRagifterS in
ben aäßiffenfd&aften. 3m 3. 1468 tourbe er jum
SWitglieo ber Kommiffion jurSßcrbefferung ber Uni«
oerfitötsftatiiten öon §ue3ca crioäl^It. 3m folgen-
ben Saläre toarb ^etru3 Dom grjbifd^of in ba§
öon ßarbinal ^egibiuS ^Ibomoj 1363 gegrünbete
unb für abelige ©panier beftimmte CoUegio mag-
giore di S. demente in ©ologna gefd^icf t. 3)ort
loanbte er fid^ mit befonberer 2kU bem ©tubium
ber l^eiligm ©dfirift gu. 9iad& jmei Salären begann
er 3U IBologna SJJoralpl^ilofopl^ie ju leieren, unb
1473 erlangte er bie tl^eologif d^e ®octortt)ürbe. 3m
ffreife ber ^rofefforcn unb ©c^üIer loar er gefd^äfet
unb geliebt unb öon ben ©etoo^nem ©ologna's
l^od^geadfitet, fo bafe biefe ©tabt öon nun an aUcn
Konöictorcn be§ Kollegium« ba8 gl^renbürgerrcd^t
ertl^eilte. "iSlaä) ©aragoffa jurüdgefcfirt, tourbe
^etruS ^luguftiner-gl^orl^err bc§ (1604 fäculari-
firten) ßapitelS unb legte 1476 bie ©elübbe db,
S3on ben erften Xagen feineS flöfterlid^en SebenS
an mar er ftetS ein 9Jlufter ber regulären Ob«
feröang unb ftrenger flöfterlid^er ^flid^terfüHung.
6in ßiebl^aber ber l^eiligen Slrmut, liebte er a\vS^
bie ^rmen gl^rijH unb entäußerte fid^ aller S9e-
quemlic^feit, um ben SIrmcn ju l^elfen. 3)em feier«
lid^en ßl^orgebet mol^nte er obne 5Ju§nabme Sag
unb $Rac^t mit großer ©ammlung unb gl^rfurd^t
bei. 3m 35. SebenSjal^re empfing er bie ^priefter-
meil^e unb begann fogleid^ bie ©eelforge ju nUn,
©eine glänjcnbe SBerebfamfeit, fein öon Siebe ju
©Ott glül^enber Sifer ^ür bie SluSbreitung unb
Steinerl^altung bed fotl^oltfd^ @lQubenS, fein top*
lofeS SBirlen im Sad^tfhtl^Ie fül^ Siele ^u (Sott
gurüdf unb geleiteten ebenf o Siele ftd^ unb fc^
auf ber 9a|n ber Xugenb. 9(fon8 öon 9n^
gonien, feit 1478 Srjbif^of Hon ©aragoffa, üboß
trug il^m jufammen mit 9)tarttn ®aTcia unb ivm
Sebrian bie Verausgabe eineS neuen 9RiffaIe. %n
4. aRai 1484 ttmrbe !ßetru§ SlrbueS mit bem Do-
minicaner ftaSpar 3nglar burd^ Xf^orxua Zorqne*
maba (f. b. 9rt) für ^ragonien gum änquifttor
ber öon gerbinanb unb 3fabe0a neu gegnhibäm
fog. fpanifd^en©taatdinquifttton feefümmt Dtefe
Ernennung trat iebod^ erft am 19. ©eptemBet
1484 in SBirffamfeit (ögL b. «rt. Snquifition VI.
774 ff.). 9U3 Snquifitor demad^läffigte $etiiiS
leineStöegS feine frül^eren ^flid^ten ; fein (Eifer im
®ebet erlal^mte nid^t. S>a3 neue 9mt öetioaltde
er mit Älugl^eit, SSorfid^t, SRilbe unb emfler 6c
miffenl^aftigfeit. ©einunbefied^Iid^Sl^araftenmb
feine treue ^flid^terfülbmg ermedten i^m \Aoäi
balb ^dtiht unb öeranla^ten eine Serfd^ihnnig
ber „neuen ©Triften", mel^e bie SBegraumung ber
3nquifttoren jum 3iel l^tte. !Bon ^reunben auf«
merffam gemad^t unb gebeten, fein Xmt mebetjU'
legen, fag^e ^truS : „®tm toxVL id^ ben Xob cf
leiben au3 biefer Urfad^e.'' Stn feiner Semnlt
münf d^te er, aud einem f d^Ied^en ^efter ein Vtat*
t^rer ^u merben. 9lad^ öielen DergeMid^en So*
fud^en gelang eS ben gebungenen 3R5rbem, $ctnfl
in ber 9lad^t öom 14. auf ben 15. September 1485
^mif d^en 6!^or unb f^od^altar tdbtlid^ gu öemmnboL
3m dl^ore mürben gerabe bie SQBorte gefungen:
Quadraginta annis proximus fiii generatiom
huic. 5Dlit ben SBorten: „©e^jriefen fei 6^|rijhl§,
benn id^ fterbe für feinen l^eiligen ©lauben", fairf
er ju IBobcn. 3lad) gmei 5:agen (17. ©ept. 1485)
erhielt er öon ®ott ben Sol^n feiner arbeiten unb
Seiben unb marb fd^on balb burd^ 3Q3unber tO'
l}mlxd)t $apft ^lexanber VII. fpra^ ^petru§ im
3. 1664 fclig, unb ^iuS IX. na^ öni 29. 3«ni
1867 il^n in bie 3«^^ ber ^eiligen auf. 9ln biefer
@^anonifation nai^men bie ffat|olüen feinen tn«
ftofe, mol&I aber mar ber $Rame „3nquifitor* für
bie bamalS jum ffampf gegen bie ftird|e bereit
ftel^enben Elemente ein mUIfommener Snlafe jnr
©(^mäl^ung. S)er bis §ur ^eifigfijrec^ung in
3)eutf d^Ianb menig bef annte ^etruS ^rbueS öurbe
plöfeli^ als ftttlid^eS Ungel^eucr l^ingefleflt, al8 ein
„gntöölferer beS SanbeS, ber fein «nbenfen nrit
IBlut in bie ^nnalen ber 3nquifition gefd^eben';
„ein SKann, ber ju ben blutbürfHgften 3nqmp^
toren gehört" zc. (ögl. „?lug8b. «ttg. Stg." 1867,
9ir. 126 u. 155, unb bagegen ^ergenröt^er, flafj.
ifird^eu.d^riftl.©taat,gfreib.l872,599f.),unbber
bef annte SWaler ftaulbad^ mißbrauchte fein Talent
ju einer ©arfteüung, meldte ben nämlid^en ©n-
brudt l^cröorrufen follte. 3)ic (Sefd^id^te ©ei| ton
allem bem, maS bem l^eiligen SKanne in 2«Ht)(^
lanb nad^gefagt morben, nid^tS. SBJa^rbeit ip, boj
^etruS SlrbueS aI8 3nquifitor burdj feine Wilbc,
Wbulb unb 9läd^flenliebe öiele gnegeleitete anf
1898
ißettuS ton aepelt — $etru8 SernarbinuS.
1894
ben SBeg ber SBol^l^eU gurüdfül^rte. S)ie „2000
€<i^Iad^topfer in ^ragonten'', meldte burd^ i1^ ge-
fallen {ein foQen, ftnb ebenfo mie ber blutbürftige
„®xtx^'' in ftaulbad^S tenbengiöfem ©emölbe
6Io^ ^l^ontoftegebilbe, aud) xotxm il^te Url^ebet
fid^ ouf $orQmo berufen, tiefer gibt über]^au))t
feine S^^^ oxi (ogl. aud^ Civiltä catt. Ser. VI,
▼oL XI [1867], 282); ed ftnbet ftd^ ober aud^
feine @ilbe bei t^m borüber, bo^ Srbued aud^ nur
einen ein}igen 6äreii!er binrid^ten lie^. Me gegen
i^ erhobenen Sonoürfe fönnen ful^ baber nid^t
auf feine ^p«rf on rid^ten, fonbem nur auf ba§ t>iel-
Dcrleumbete 3nftitut ber Snquifttion (f. b. %rt.)
felbft. (Sgl. Qu^ ber im ^rt. ^nquifttion ange-
gebenen Siteratur nod^ AA. 8S. Boll. Sept. V,
728 sqq.; Analecta jur. Pontif., VUP ser.
[1866], 1168. 1176 sq. 1182. 1337; ^ift.-polit.
»lätter LX [1867], 854 ff.; ®am8, IKrcben-
gefd^id^te t)on @))amen m, 2, 9tegen§burg 1879,
25 ff.; fonfüge Siteratur f. bei Chevalier, H^p.
B. ▼.) [^elmling 0. S. B.]
Tftitui^ t)on ^Spelt (^ic^fpalt), berübmter
Sqbifd^of t>on 3Ratng, fiammte mabrfd^einlid^ auS
bcm Oledten ^Spelt bei Su^emburg unb nmr ^mi-
fd^ 1240 unb 1250 geboren. ^uSbilbung unb
elfte SSertoenbung fanb er in ber Srierer 2)iöcefe ;
f)>äter fom er mit Shibolf Don ^absburg (ald
Seibargt?) in Serbinbung. 92ad^bem feine ^e-
mu^ngen um eine Trierer ^ropftei oergeblid^
getoefen, ba er nid^t Don abeüger ^erfunft toar,
trat er in bie bö^mifd^e jfanjiei al3 ^rotonotar;
1296 uurbe er fogar jf analer unb erbielt gu fei-
nen oielen ^frünben no(| bie ^ropfteifteOe gu
99)9ffe^rab. Seine guten 2)ienfte tourben fpöter
mit bem Sidtbum 99afel belohnt. ^Id ftanaler
Ibotte $etru3 baS böbmifd^e toie baS b<^bSburgifd^e
Sntenffe in gleid^er SBeifeberüdtftd^tigtunb^Ibred^t
Don Oefteneic^ gegen ^bolf oon Dlaffau begün-
ftigt. 918 ed aber, tro^ feiner 93emübungen, sh)i-
f d||en Sßensel oon ^b^men unb ^Ibred^t gum lBrudf|e
fam (1301), n)urbe er ^Ibred^tS größter ®egncr.
2)0(1^ fanb feine Xb^^^d'^it in iBbbmen mit bem
Zobe SEBenjelS II. (1305) i^r ßnbe. ^etruS )og
M^ na^ Safel gurüdt, mürbe aber fd^on 1306 Dom
$a))fte }um Srjbijd^of t)on Ißatn) ernannt. 6r
trat olft fold^er mit mnig ^Ibred^t in gefc^öf tlicben,
bod^ nid^ freunbfd^aftlidien Serfebr ; mit Unred^t
^ man ibm aber SJtitfd^ulb an ber Srmorbung
SOred^tS (1308) gugef daneben. SSon ba an ftanb
bor Srgbifd^of auf Seiten ^einrid^ Don Su^m«
bürg, unb nad^ beffenZobe (1313) begünftigte er
SubtDig ton Saqem gegen ^riebrid^ Don Oefter-
rrld^. (St frönte fiubmig gu ^ac^en unb ftredte
^m ®elb 5ur t^übning bed ßriegeS oor; aud^
reigte er bie äBalbftötte gegen baS ^auS ^absburg
auf. (Sf^ bie SEßirren, bie er mitDerurfad^t, i^r
Snbe erreid^t, ftarb er am 4. Sunt 1820 unb fanb
fein ®rab im 2)ome gu 3Ram^. — SBenn ^etruS
rnm SSpelt als ^olitüer DieQeicbt nid^t immer
toMIoS erfd^eint, fo mar er aI3 93tfd^of bod^ eifrigft
bemül^^t, fein ^mt auf^§ Sefte gu Dermalten. S)urd^
SSifitationen unb S^ben fud^te er bie ftird^en«
gud^t mieberbergufteUen, unb er Oerfolgte biefeS
3ie( mit berfefben SluSbauer mie bie politifd^en
$(öne. Sinen &meiS für feinen geredeten, aud^
bem ißapfte gegenüber unabbängigen Sinn lieferte
er burd^ bad auf ber SQnobe oom Sabre 1310
über bie Xem))Ier geföUte Urtl^eil ; bem Sonci( Don
Sienne (1311) blieb er mü pöpftlicber grlaubnil
fem. (93gl. bef. ^eibemann, $ßeter Don 9l8pclt ic,
SerKn 1875.) [3. 91. Srifd^ar.]
'Sfefnid Jtttteofns, f. %ureoIi.
^etxus Don SBeneDent, f. CompilaiioneB
decretalium III, 766.
^^etttts^ftergoiiteiifb (Almadaranus) O.Pr.,
befannt a(d S^erfaffer eined 3nbe$ 5ur Summa bed
bl. ^bomaS, ftammte au§ S3ergamo in ber Som-
barbei unb trat bafelbft in ben ^ominicanerorben.
(Sx mar in Derfcbiebenen Stellungen, namentlid^
5U Bologna, miffenfd^ftlid^ tbötig unb fonnte
Sülänner feine Schüler nennen, meldte fpöter be-
rübmte 2:beologen mürben. Sein Sob erfolgte gu
^iacenga am 15. October 1482. 2Bie er im Seben
ald auSgejeid^neter fiebrer unb frommer Orbend-
mann befannt mar, fo geno^ er aucb nacb bem
Xobe faft baS ^nfeben eined ^eiligen; fein ®rab
mürbe Dom SBoIfe in (St^xtn gebalten unb feine
@ebeine fpöter feierlid^ übertragen. — 2)aS oben
ermöbnte 2Berf mürbe 5U 9)oIogna 1473, 1475,
«öln 1473 unb fonft öfter gebrucft mit Derfcbie-
benem Xitel; feit ber %f^oma^»%vi^aht ^u 9tom
1570 mirb edgemöbnlicb ben Sbitionen ber Summa
theologica dS Tabula aurea beigefügt. (SSgl.
Quetif-Echard, Scriptt. 0. Pr. I, Paris. 1719,
863 sq.) [%. effer.]
'^ettns "^entatbinn^ ($ietro Semarbino),
ein iBorlöufer ber (SlaubenSf^altung, mar ein Flo-
rentiner Don nieberer ^erfunft, ber fid^ früb an
SaDonaroto (f. b. 5lrt.) anfd^Ioft. Cr ermarb fid^
ungemöbnlid^e jlenntniffe in ber l^eiligen Sd^rift,
nabm aber in ber grflörung berfelben gan} bie
fiebren feineg 9){eifter§ an. Sei SaDonaroIa'S ®e-
fangennebmung begab erftcbauf bieglud^t, febrte
aber um 1500 unter ben SBinen bed ftrieged nad^
i^Ioreng gurüdf. 9lun begann er mit benen, bie fid^
um ibn fd^aarten, eine „Erneuerung" ber ftird^e
in feinem ©cifte ; ftatt beS IßopfteS, ber nur melt-
lid^en ©efcböften gugetban )ei, mürbe ein neued,
gciftiged ^aupt ber Ärd^e in ber IJJerfon ^ietro'S
felber gemöbit. 9)ian Deranftaltete l^eimlicbe 93er-
fammlungen nacb bem 9titud beS ^Iten ^nbeS,
in benen ^trud auf feine Slnbönger burd^ feine
$rebigten einen unbebingten Sinfiu^ ausübte.
3cbe ^b^i^no^in^ ^^ ^cn Sacramenten Derbot er,
ba bie Salbung mit bem Oele bed b^i^iG^ ®eiftee,
mie er fie fpenbe, genüge ; babei f orberte er gcmein-
famed Seben, ^uSbarren im ©ebcte unb örmlid^c
jflcibung. Sein @runbfa| mar, mit bem 3;obe
SoDonaroIa^S b^^be aQe Sered}ttgfeit aufgebort,
bie Äird^e muffe burd& ba§ Stbioert erneuert mer-
ben; barum fab er überaQ ^^(ngeid^en balbiger ge-
maltfamer SBerönberungen. — Sltö bie l^eimltd^en
1895
$ettu8 Setttanb — $etru8 ton Stut^fi.
1896
Sufammenfünfte rud^bar nmrben^ fd^ritt auf bie
5lufforbcrung bc8 grgbijd&ofs unb ber 3nqutfitü)n
ber Stotld ber ^d^te ein. ^ietro entföi^ nad^ 930-
logno^ bann gum (Srofen tjfrancedco $ico oon
aWironboIa, ber bie ^©efalbten" oufnal^m. 5118
ber ®rQf ober felbft ge^toungen xoai gu fliel^en,
fiel $ietro in bie ^önbe feiner Verfolger. Sr
enbete auf bem ©d^eiterl^ouf en ; feine ^nl^önger
traf jum Xl^eil baSfelbe Sood, ^um %^til bie 93er«
bannung. [o. ^5fler.]
'^eini^ IgSetfrattb, f. SBertronb.
^ttms ^Wiotl^tcaxius 9 f. $etru§ S)ia-
conug.
'Sfetm^ Oon SloiS (Blesensis), ein ebenfo
eifriger St^eologe als gemanbter Staatsmann, toox
p SloiS um baS 3a^ 1130 geboren. Srft ftu-
birte er bie meltlid^en SBiffenfc^aften, bann unter
äol^anned oon @aItSburQ mit ßifer bie Xl^eologie.
Um baS ^af^x 1167 mar er in @icüten als Seigrer
unb @eaetär bed ftönigS SBiU^elm 11. ; bod^ mu^te
er 1169 bie 3nfcl megcn beS ^affeS ber ©icilianer
gegen bie tjfranfen oerlaffen. Son ^einrid^ 11. oon
Snglanb erl^ielt er balb nad^l^er baS ^rd^ibiaconat
SU ^ai^, mürbe ftan^Ier bed ff önigS, bann ftangler
lee Snbifd^ofS Oon Santerbur^ unb enbHd^ für
einige 3^ @ecretar ber Königin SIeonore. ®eme
möre er tro^ aller e](|rent)olIen Stellungen nad^
gfranlreid^ ^urüdf gefeiert, allein ed gelang ii^m nid^t
ein Sene^cium in feiner deimat gu erl^olten; fo
mu^te er bis gu feinem Slooe in (Snglanb bleiben.
(£r ftorb als $ecan au SEBoberl^ampton um 1200.
9IS ftan^Ier ftanb ^etruS oon SloiS in l^ol^m
Slnfel^cn mcgen feiner ©cmanbtl^eit unb feiner jal^I«
reid^en SScrbinbungcn mit auSIänbifdfien unb eng«
lifd^en ©ro^en ; oud^ feine jal^Ircid^en 93riefe (f. u.)
übten gro|en ginflufe auS unb pnb für bie (Se-
d^id^te feiner Seit Duette für biele ginjcl^eiten.
IS ßlerifer mar ^etruS ebenfo bcfd^eiben mie
eifrig unb gemiffenl^oft; bie $rieftermci|e em})fing
er erft im ^Iter, bie 95ifd()ofSmürbe l^ottc er jmei»
mal auSgcfd^Iagen. 3&o eS fid^ um SBal^rung ber
fftrd^enbiScipUn unb 93eobad^tung ber SanoneS
l^anbelte, trat er unerf c^rocf cn gfürftcn mie IBif d^öf en
gegenüber auf, befonberS in feinen ©riefen. Sine
Sammlung Ic^terer öeronftaltetc er fclbft auf ben
SBunfd^ ftönig §einrid^S (183 berfelben in ber
Bibl. max. PP. Lugd. XXIV, 911 sqq.; baneben
nod^ 60 onbcre nac^ ®tIeS [f. u.] bei Migne, PP.
lat CCVn, 1 sqq.). ^u^erbem ocrfafete er 65 Ser-
mones auf ocrfd^icbene gcftc unb ^eilige beS ffir«
d^enjabreS (f. Migne 1. c. 559 sqq.) unb eine 9ln«
jal^lXroctate (f. bicfclben hti Migne 1. c. 777 sqq.),
oon benen l^ier nur bie ©d^ilberung fd^Ied^ter §ir»
ten (Quales sunt [sc. Pastores]) unb bie Oiel«
leidet nid^t t)on il^m l^errül^renbe Instructio fidei
Christ, an ben Sulton oon ^conium ermäl^nt
feien. — Sammlungen ber SBerfe beS ^ctruS oon
95loiS erfd^icncn me|rfad^, fo bie Epistolae aUetn
s. 1. et a. (Bruxell. c. 1480; f. Brunet, Manuel
s. V.), bann bie Opera omnia, bon äKortin cbtrt,
5ßari§ 1519 ; oon iBuföuS, SKainj 1600. ®ie
g
SluSgabe oon ©ouffainoiUe, ^ßattS 1667, ftnbctf^
aud^ in ber BibL max. PP. Lugd. (Lc.) unbißoii^
augleid^ mit ber oon ®ileS (Oxon. 1846—1847,
4 vols.) oeranftalteten bei Migne L c bemi^—
®leid^eitig mit $etruS oon SloiS lebte no4 ein
anberer Xl^eologe beSfelben SlomenS, ber um 1176
ftan^ler ba:iKrd^e ju Sl^artred toat tmb ein Bn-
culum iuris canonici Oerf o^te (ebirt Oon 9or>
maruS [Petri Bles. Oposc. de distinet etc,
Berol. 1837]). (SSgl. über bie beiben $etni§ be{.
Hist. litt, de la France XV, Paris 1820, 341 88.
be^m. 415 88.; anbere reid^l^oltige Siterotur W
Cheyalier, Böp. imb Svnppl. s. ▼. 3um le^
nannten aud^ o. @d^te, ® ef d^. bet Oue&en u. &
beScan.9ted^teSl,@tuttg.l875,207f.) [3Dtai{.]
'^titus be Sonageta, f. Sonageto.
^ttms OonSruQS, ©tifter einer ^chretifi^
@ecte im 12. ^a^b^nbert, beren Snl^&iger mSf
il^m ^etrobruf inner l^ie^en, mar einobgefe^
^riefter in @übfranfreid^, nui^d^einlid^ üi ftn-
gueboc. Seine f^erifd^en Seigren, über meld^ eine
gegen ibn unb feine ^nl^önger geriil^tete 9b(anb"
lung beS $etruS SSeneroBüid Q. b. Srt. (Bm
m, 559 f.) ^uffd^lu^ gibt, umfaßten befonbol
folgenbe fünfte. @r oermorf bie ftinbertaufe unb
iMtS ane^pfer unb Oerlad^te alle Opfer, @e6dt,
^mofen unb anbere guten SBerfe gum 9h4m ber
SSerftorbenen , meil eS feinen SHeinigungSoit im
SenfeitS gebe. jKrd^en fo&ten nid^t erbaut, M'
mäjit bie oorl^anbenen niebergeriffen merben, hxil
ber Sl^ft an iebem Orte gu @ott beten ftae.
3nSbefonbere erf d^ien il^m ood ftreug nic^t alS ein
©egenftanb ber SSerel^rung ; man muffe eS oielme^
als SCßerfjeug beS graufamen 2i)beS 3efu auf afle
SBeif e oerunel^ren unb Oerbrennen. SBie emfl e§ i^
mit le^terer ^el^auptung mar, geigte er an einem
6!b<i^^itag 3U @t*®iIleS in Songueboc, mo er ai^
6!ruciftsen einen großen C^olgfto^ errid^tete, i^
angünbete, t^fleifd^ baran fod^te unb baSS^oIfgum
TOitejf en einlub. (Ebenfo mar ^etruS ein gfeinb bet
ftrd^ltd^en ©efönge ; nur an frommen Smpftnbun^
gen ber SReufd^en l^abe ®ott iffiol^lgefaUen. m
ber iBebauptung beS ^etruS be 3Raxca, loona^
93ru^S auf Serl^eiratung ber Elerif er brang, ftimmt
bie 9tad^nd^t beS ^bteS oon ©[ugn^ gut gufmmnen,
ba| bie ^riefter Oon ben ^etrobruftonem gepiü«
gelt unb bie ^Dtönd^e in'S ©efongni^ getooifen,
aud^ f onft burd^ S)robungen unb SRartem gur SJet»
e^elid^unggejmungenmorben feien, 3tt)an§ig3ü%R
lang Oerbreitete ^etruS oon Sru^S feine ätid^^
in ber ®egenb ber ^^renöen, in ber ^oena,
©aScogne unb Sangueboc, bis er fc^lie^Iid^ oon
einem empörten SSolfSbaufen ^u St-®ille8?) et*
griffen unb gum ©d^eiterbauf en gefül^rt marb (um
1124). !Rad^ feinem ^be ttlo]d) bie @ecte nix^
nid^t gleid^, inbem ^einrid^ Oon 2aufanne (f. b.
5lrt.) an ^etruS' ©teile trat. — (Sin bem $etni3
oon IBruQS gumeilen gugefd^riebeneS SBerf über ben
^ntid^rift (f. baSfelbe u. a. bei Monastier, Hisi
de l'eglise Vaudoise U, Gen^ve 1847, 32468.)
ift oiel fpätem (malbenfifd^en) UrfprungS. (S9I.
1897
$etru8 (SaniftuS — $ettu8 Sl^r^foIoguS, ber H
1898
Petri Yen. Ep. ad AreL, Ebred. Archiep. etc.,
in ber Bibl. max. PP. Lugd. XXII, 1033 sqq.,
imb bei Migne, PP. lat. CLXXXIX, 719 sqq. ;
S^efele, gonc-Oejd^. V, 2. ?lufl., 346.) [8ri§.]
^ttms iiantox tft ber übltd9e 9tame eines tl^eo-
logifd^en @^rift{leller8 auS betn 12. ^al^rl^unbert,
ber Qu<^ als ^etruS Don SeauDoiS unb $etru3 t>on
^oitierS be^eid^net mirb. @ein ©eburtSort fielet
itid^t fejt; er erfd^eint aI8 Seigrer an ber ^orifer
UnÜKrfttöt unb Sontor an ber Satl^ebrale bafelbft.
3tt>eimQl ttmrb er auf einen Sifd^ofSftul^l berufen,
1191 nad^ ^ournoi unb 1196 nad^ $ari8; beibe
JRoIe ttmrbe bie aSJol^I burd^freuat. 3m 3. 1196
tDöSjliit baS iSxOßM ju SteimS il^n gum S)ecan, bod^
ifl ed atoeifeH^aft, ob ^etruS bie 2Ba^I onnal^m.
3m f olgenben 3a^w jog er fid^ in bie Ciflcrrienfcr«
obtei fiongpont ^urüä unb ftarb bofelbft n)Q]^renb
bed ^obejiQl^red am 22. September 1197. gr
imrb Qud^ als Seliger am 19. ^lai oerel^rt. 93on
bcn ja^Ireid^en @d^riften beS ^etruS Kontor ift
nur eine Hit Summa ber ^Sloxal unter bem Xitel
Yerbum abbreviatum (f o genannt nad^ ben %x»
f angdn)orten) gebrudtt (ebirt burd^ (Solopin, SRonS
1639, unb bomad^ bei Migne, PP. lat. CCV,
21 sqq.). ®ie ungebrudften ©d^riften f. Sei Ceil-
lier, Hist. gön. des auteurs sacres XIY , nouv.
ed., Paris 1863, 574. (95gl. bie Sfiottjen bei
Migne 1. c. 9 sqq. unb bie bei Chevalier, Bep.
angegebene Sit.) [% effer.]
^ttms be Safid, f. SaftS.
^ttms ^afbtmfls, f. $etru3 2)iQConu§ n. 4.
^ttms Don Caftelnau (Sl^ateouneuf), f.
Caftelnau.
^titus $€irnifl$ (Don Sa SeSe) 0. S. B.,
»tfd^of öon ei^artreS, tj^eologifd^er ©d^riftfieller,
btad^te feine 3ugenb3cit im ftloftcr ju ©t-ÜJlartin-
bed-Sl^ampS bei $ari3 ^u. Um 1150 tourbe er
%6t t>on Sa geSe (2)iöcefe ZroqeS), tt)ot)on er
feinen ®einamcn erl^ielt, obfd^on er fpater (1162)
9bt t)on St. Stemigiud ^u SleimS tourbe. @d^on
jiemlid^ alt, morb er um 1181 aU 9tad^foIger
feinet gteunbeS 3o)^anne§ t)on SaliSbur^ (f. b.
Art.) auf ben bifd^öflic^en ©tul^I oon ßl^artreS er-
lauben. S)ortflarberll83(1187?). «PetruSrogte in
gleid^ SBeife burd^ SBiffenfd^aft toit burd^ g^öm-
migfeit unter feinen 3citgenof[en l^erüor. Sei ben
^poppen Sllejanber in. unb feugen HL ftanb er
in bo^em ^nfel^en ; feinen Sinn für gemeinnüMge
SSerfe bemieS er unter Ruberem our^ SBieberber-
fteHung ber 9nauem unb be§ ^flafterS feiner
93ifd^of3ftabt. Unter feinen Sd^riften oerbienen
bie Sriefe an ^erfonen auS aOen Stäuben ^uerft
ertoöbnt ju loerben; au^erbem Oerf a^te er 8er-
mones de tempore et de sanctorum festivi-
tatibus unb anbere Sd^riften, in benen er befon-
hni }u m^ftifc^en Deutungen hinneigt. ^etruS
SdlenfiS ift einer ber erftcn Sd^riftftetter, bei totU
(fytm fid^ ber term. techn. XranSfubftantiation
(f. b. «rt) finbet. ©emerfcnStoertb ift nod^, ba^
er in ber Streitfrage über bie unbefledtte ßmpf öng-
ni^ ÜRariö ftd^ bem 1^1. Seml^orb onfd^Io^ (f. b
?lrt. gttH)fängni|, unbefledtte IV, 468 f.). — S)ie
Sd^rif ten bed $etru8 geQenfid erfd^ienen, ebirt oon
3anoier, ^riS 1671 (abgcbrudtt bei Migne, PP.
lat. CCII, 397 sqq.) ; bie »riefe allein l^atte fd^on
Sirmonb ($ari§ 1613) b^auggegeben (bamad^
fpöter mebrfad^ abgebrudtt). (Sgl. Ceillier, Hist.
gen. des auteurs sacrös XIV, nouv. öd., Paris
1863, 680 SS.; Hist. litt, de la France XIV,
Paris 1817, 236 ss.; Gillet, DePetro Cellensi,
abbate S. Remigii Remensis et Camotensi
episcopo, Paris. 1881 [Diss.] ; fonftige Sit. bei
Chevalier, Böp. et Suppl. s. v.) [S^röbl.]
9efni$ ÜlixufotoinSj ber 1^1., JKrd^enlebter,
fübrt feinen 93einamen oon feiner großen SBereb-
famleit. 2)ie 9lad^rid^ten über feinen Seben^gang
meifen oiele Südten auf unb laffen mand^en S^^f^I
übrig. Sein ®iogro|)b ^gneltuS (Liber pontifi-
calis eccL Ray., in ben Mon. Germ. hist. Scriptt
Rer. Langob. 310—815) lebte um 400 3a^te
fpöter unb oerbient nur feljr befd^rm^eS Vertrauen
(ogl. b. 3lrt. Slgneßuä). 5ßad^ ber getoöbnlid^en
annähme marb $etru8 um 406 juSonim (Eomelii,
bem l^tigen 3ntoIa, in ^emilien geboren. 3«
bem bortigen ©iW^of SomeliuS fanb er, loie er
felbft fagt, einen SSater, inf ofem berfelbe i^n nid^t
blo^ taufte, fonbem aud^ unterrid^tete unb erjog,
in ben SIeruS aufnahm unb gum 2)iacon totU^it
(S. Petr. Chrys. Sermo 165, bei Migne, PP.
lat. LU, 633). Um 433, toit man (im ^nfd^Iu|
an ^gndlud) glaubt, nnirb ^etruS gum ^irten ber
ff ird^e ^u Staoenna erhoben. SlgneQuS er^öbtt, alS
93ifd^of 3ol^anne3 Slngelopted oon Staoenna ge-
torben xdqx unb SleruS unb SBoQ einen 3laä^
biger gemöbtt l^atten, l^abe fid^ eine ®efanbtfd^aft,
toeld^er fid^ au(b SBifd^of SomeliuS Oon gorum
gomelii anfd^Io^, nad^ 9iom begeben unb um bie
Seftdtigung bed @eh)öblten nad^gefud^t. lßa))fi
SijtuS m. (432—440) fyiU jebod^ bie Seftäti-
gung abgelehnt unb ben in ber ^Begleitung bed
Sifd^ofS Someliue beftnblid^en 2)iacon $etru8
}um Sifd^of orbinirt. Sßieberbolt feien nömlid^
bem ^apfte im Xraume ber Spoftelfürfi ^etruS
unb ber erfte Sift^of oon Staoenna, ^oQinariS,
erfd^ienen unb ](|ätten einen SJtann in il^rer 9Ritte
gefül^rt, meldten ^e jum Sifd^of }u loeil^en be«
fallen. 3n bem S)iacon $etru3 l^abe Si|tu3 bief en
^ann miebererfannt, unb nad^ SRittl^eüung beS
Zraumgepd^ted f^aht bie ®efanbtfd^aft in bie Snt-
fd^eibungbed^ßapfteSfreubig eingewilligt. Staoenna
marfeitetn)a404bie9teftben5ftabtbedtt)eftr5mifd^en
ff aiferd. 2)en SRang eined Snetropolitanft^ b^t bie
Stabt aud^ xocl^l nid^t erf} unter ißetruS erbalten,
fonbem fc^on unter feinem Vorgänger befeffen.
$etru§ unbmete fid^ ben ^flid^ten feinet neuen
?lmte8 mit jugenblid^er ®egeiflerung unb %fyxU
fraft unb ttmrbe baS 3beal eineS 93ifd^of3. 91(8
ff anjelrebner erntete er ungcmeffenen SBeifatt. SSer»
mutblid^ ift er fd^on oon feinen 3citgcnoffen mit
bem ei^rennamen (S^r^fologud gefd^müdtt n^orben.
9gneIIu8 bejeugt ben ©ebraud^ bief eS 92amen3 mit
1899
IßettuS dlattx, ber H
1900
ben SBorten: Pro suis eum eloquiis Chryso-
logum ecclesia vocavit, id est aureus sermo-
cinator. Sin ber frommen ftalferin QioM $Ia-
cibiQ l^atte betrug eine fröfttge @tü^. 3n\i ^ft
Seo bem ©rofeen flanb er in Dertroutem SScrfel^r.
m Sut^d^ed, ber Sater bed anono))]^Qp§mue,
burd^ bie S^nobe }u Sonftantinopel t)om ^f^te
448 Derurtl^eilt tooxhtn toox unb nun bie öffent-
lid^e Ißeinung für {id^ gu getoinneh fud^te, nianbte
er fid^ aud^ an ^etruS. Siefer inbeffen onttoortete,
guipd^eS möge ben SBeifungen bed ^p\tt& gfolge
leiften (Quoniam beatus Petrus, qui in propria
sede et vivit et praesidet, praestat quaeren-
tibus fidei veritatem. Nos enim pro studio
pacis et fidei extra consensum Romanae civi-
tatis episcopi causas fidei audire non pos-
»umus ; Ep. 25 unter ben 93riefen Seo'd b. ®r.,
Migne, PP. lat. LIV, 739—744). SBoIb nad^-
l^er, um 450, fd^eint ^etruS §u gorum ßomelii
fein fieben bcft^Io^en gu I^Qben. 9lu|er Jenem Sriefe
an SutQd^eS liegen unter bem 92Qmen be§ 1^1. ^etruS
176 ^rebigten öor, meldte ®ifd^of gelij öonSRa-
öenna (707 — 717) gu einer ©ammfung öereinigt
fyit S)Q^ ^tlii Qud^ unöd^te ^tüdt aufgenommen,
ift faft angemein anerfannt ; auf ber anbem @eite
erf4)etnt bie Snnal^me begrünbet, ba^ aud^ au^er
biefer Sammlung unter fremben Flamen nod^ $re»
bigten bed 1^1. ^ßetruS überliefert ftnb. 2)te erfte
Ausgabe ber $rebigten Oeranftaltete ^gapituS SSi-
centinuS, Bologna 1534. Unter ben fpöteren 6bi-
tionen ragen biejenigen oon 2). Sßita, 93ologna
1643, unb oon ©. $auli, SSenebig 1750, l^eroor.
aKigne (PP. lat. LII) Iic& ^auU'§ 9lu§gabe un-
öeränbcrt abbrudfen. gr. Siberani (Spicilegium
Liberianum, Florent. 1863, 125—203) tl^eilte
Varianten ju fd^on gcbrudttcn SReben au8 italieni»
fc^en §anbfd^riften mit unb öcröffentlid^te juglcid^
neun neue SReben. 3. fiooSl^om (®er 1^1. ^etruS
gl^rpfologu^ unb feine ©d^riften, in ber 3citfd)r.
f. fat^ol. %^toloQit m [18791, 238—265) l&at
me^jrcre nod^ nid()t öermertl^ete 5Rünc^ener §anb-
fc^riftcn einer Untcrfud^ung unterzogen. ®ie9lot5«
toenbigfcit einer neuen SluSgabe auf möglid^ft
breiter ]()anbfd^riftlid^er ©runblage ift bereits feit
bem öorigcn Sa^tj^uubert fojufagen unabläffig
betont toorben. 2)ie als äd^t beglaubigten ^re-
bigtcn ftnb im SlUgemeinen f ej^r geringen Umf ange§ ;
bie größere §älfte l^anbelt über SBibeltejte. 9ia^«
bem ber SRebner ben ßiteralftnn enttoidtelt, l)Pegt
er einem l^öj^em ©inne nac^juf orf^en (quia histo-
rica relatio ad altiorem semper est intelli-
gentiam sublimanda; Sermo 36, bei Migne
1. c. 302). S)ogmatifd^e Seben im engem ©inne
beS SQBorteS bilben SluSnal^men ; fie betreffen öor«
nel^mlic^ baS ©el^eimni^ ber ÜHeufd^toerbung bc§
®otte§|o^ne§ unb befämpfen bie 9lrianer unb bie
guti^diianer. Serm. 56—62 finb ber erttärung
be§ Qpoftolifd^en ©tjmboIumS gctt)ibmet. 6ine
SReil^e bon SReben üer^errlid^t bie aflcrfeligfte 3ung»
fron, eine anbere S^ci^e So^onneS ben Säufer.
^^^lUc of)ne ^uSnal^me finb öon ää)t fird^Iid^em
©eifte burd^toel^t S)er ShtSbrudf t{! ungleid^, nei^
iebod^ furj unb gd)rungen, f d^ungDou unb hoft*
t>oa (ogl. baS Oiel cUirte 9Bort Sermo 1 55 [Migne
I. c. 611]: Qui jocari voluerit cum diabolo,
non poterit gaudere cum Christo), ^ßrobcn in
beutf d^ Ueberfe^ung gibt 3JL $eQ>, «uSgettiS^
Sieben beS l^L $etruS Cl^t^fol., Rtmptm 1874
OBibL ber ffird^ent)ftter). (Sgl. f>. S)a)»))er, Scr
% $etru8 ei^fol., ber erfte Sr^f^of Don Sto'
Denna, Stbln u. gteug 1867 ; gfL n. ©tabtofifi,
2)er l^eilige iKrd^enDoter ^ßetruS Don 9aMxm
ebr^foL, nad^ ben neueften OueOen barge^,
$ofen 1871.) [Sorben)^.]
'SfettM^Ctoet, beriet, 8. J., a^oftelber
!Reger unb beS tnbtfd^ (Ecurtagena, nxn: 1580
aus einer abeligen ^milie in ber flumifd^ ^
oiu} Katalonien geboren. 3)er liebenStDüitige
unb begabte jhmbe geno^ feine erfle tDiffenj^d^
Ud^e 9udbilbung bei feinem Ol^im, 3)om^
oon ©olfona, utü> ooQenbete biefelbe im 3efmta>
coOeg au Barcelona. 9(m 7. Suguft 1602 trat et
^u €arragona in boS 9loDiciat ber @e[d[f4oft
äefu. jhtrg nad^ 9blegung feiner erffen
tt)urbe er in bad neugegrünbete SoDeg )u SRojoRO
gefd^idtt, um bem ©tubium ber ^l^üofop^ie o^
liegen. ' S)ort lebte ber l^ige SBruber 9^
Stobngue} (f. b. 3lrt). gfär eiober nmrbe ber
fd^Iid^te Soienbruber ber Sel^eifler im geiflTi^cn
Seben unb jugleid^ ber SBermittler beS ^ttfid^
SBiUenS, inbem er $etru8 auf jenen befoiü)en
Seruf l^inlenfte, )u tteld^em bie SBorfel^ung i^
erf oren l^te. (Sx tt)ieS il^n l^in auf bie bielen Xon>
f enb ©eelen, Weld^e er in SBeftinbien retten föime,
unb forberte il^n auf, bie Oberen ju beftünnen,
ba| fie il^m biefeS gelb ber S^ötigpfeit aniwifen
möd^ten. 2)ie 2Borte ^IfonS' brad^ten ben ftiOni
SBunfd^ SladerS, ben Reiben unb namentlid^ ben
Derlaffenen !Regem baS Soangelium ju oerfunbcn,
jur ööüigen SRcife. Jlac^bem er am 6nbe feines
breiiöbrigen ©tubiumS in ^Dtajorca fömmtli^e
fiel^rfök ber $]^iIofo))](|ie in einem feierli(^
©(|luf acte oertl^eibigt, mu^te er bon 9Ifon§ f^«
ben unb nad^ 93arceIona jurüdßel^ren, um bafdbji
feine tl^eologifd^en ©tubien gu beginnen. IBerrüä
imi DoQe Saläre \)attt er biefem ©tubiiun geoib«
met, aB ber OrbenSgeneral Sloubiu^ ^quosioa
ben ©efej^I ertl^eilte, ba| Jebe fpanift^ ^omnj
einen IRiffionar Don erprobter 2:ugenb in bie im
neuen ffönigreid^e (Sranaba in ©übamenfa eben
enid^tete OrbenSproDins abf enben foQe. 2)er $n)-
Din^ial ber aragoneftfd^en OrbenSprouing tDäfjbt
bem^ufolge $etru§ SiaDer, unb fo reiste er bolb
nad^ ©eoiUa, um mit einigen feiner SJhtbräber
fid^ einjufd^ijfen. 3m ^Ipril 1610 ging man unter
©egel unb gelangte glüdlid^ nad^ einer monote«
langen ©eefal^rt in ben ^afen uon Sartageno.
9^0^ ^mi DoUe ^a^xt mugte (SlaDer im Soleg
t>om l^eiligen @lauben (©anta ^ be ^ogoti)
feine t|eoIogif(^en ©tubien fortfejfen ; 1616 ©urbe
er jum ^riefter getoei^t unb trot nun fein er*
l^abeneS %mt al% 9{egera))of}eI an. Sartagena
1901
$etru3 eiQt>er, bet H
1902
(bc lad 3nbia8), in beffen fyi\m Sd^iffe oQer
Stationen tot %xdn lagen, toox ein ^eltmarft
für ben SfloDenl^anbel. ^u3 ber ^eimat entfül^rt,
t^d geraubt, t^Ud für einen Spottpreis gefauft,
iDurben bie 3lt%tx fd^arenn)ei{e }ufammen auf
@d^iffe gepadt; iöl^Iid^ tourben gegen 10 000
biefer Unglüdltdden in Sartagena an'd Sanb ge«
fekt, t)on jföufem toie SEßaaren bel^anbelt, in ben
ioergtoerfen ober auf bem fianbe ^u ben ^örteften
arbeiten t>ertt)enbet Slaüer, ber ba§ Unglüd ber
berlaffenen 9leger t>or Slugen fal^, betrad^tete eS
olft feine Sebenteuf gäbe, bie IReger gu g^riften }u
madpen unb il^r SooS }u linbem. 9^it Srlaubni^
feiner Oberen macl^te er baS befonbere ©elübbe,
fein gomeS Seben bem S)ienfte ber ©flaoen }u
toei^ S)ie @ro^mut]^ nxib SluSbauer, mit toeld^
er fid^ faft 40 ^al^re lang biefem fd^toeren ^Berufe
o)>f erte, ift nur ^u t>ergletd^en mit bem gro^rtigen
C^olg, ber feine ^benarbeit frönte, ^enn er
flOein taufte unb bef eierte mel^r oIS 300 000 IReger.
®ro|e |)inbemiffe fteUten fld^ natürlid^ bem eifri-
gen ^iffionar entgegen. (Sanj abgefel^en t>on ber
Stol^ unb 93er!ommen|^eit ber Sd^mar^en, mad^te
beren ^ai unb baS Ißi^trauen gegen bie SBei^en
cS iebem duropöer faft gur Unmöglid^feit, an il^em
@eelen]^ile ^u arbeiten. 2)a}u fam nod^ bie Un«
fointnil il^rer @prad^e. 2)a3 eine ober anbere
Sbiom fonnte SIat>er ftd^ mo^I aneignen ; aOein eS
%db beren ju t>iele unb }u oerfd^iebene. SlaDer
ttKit gubem fd^tDöd^Iid^ uno Don jartem jlörperbau.
2)od^ aOe biefe ^inbemiffe fonnten baS ©ottoer-
trmten bed ^eiligen nid^t erfd^üttem. 3unöd^ft
Ibilbete er für bie t>erfd^iebenen Sbiome ber 9{eger
Solmetfd^er l^eran, bie ftetS bereit fein foUten, i^n
beim Unterrid^t ber einzelnen 9legeaaffen ju unter-
ftü^en. S)ann fud^te er auf aSe SBeife bie &-
l^rben ber ^Regierung unb ber @tabt für feinen
§Ian 5U getoinnen; inSbefonbere foUte feinem
f(at>enbej^|er erlaubt toerben, bie neu angefom-
tnenen IReger mit fid^ }u fül^ren, el^ fte in ber
d^riftlid^en Steligion genugfam untenoiefen feien.
Sief ein Dlegerf^iff im ^fen ein, fo erfd^ien aI8-
balb P. SlaDer mit feinen erbettelten Crfrifd^ungen
unb mit feinen 2)oImetfd^em, lun feine „geliebten
flinber'' }u begrüben unb ben auSgel^ungerten
Negern mit jartltd^er f^reunblic^feit 9^a]^rung ju
reic^ S)ann eilte er ](|inab in bie unteren @d^iffd-
raume, tt)o bie oon Vinxai^ unb @d^mu| bebedtten
franfen 9leger jufammengepferd^t lagen. Sr um-
armte, reinigte, ftärfte unb tröftete fie, forgte für
flüftung, 9labrung, Slrgncimittel, trug fie aufS
SSerbedt unb Ue^ fte auf SBagen in'3 ßranf en^ud
ber Srüber t>om ^l 2(o]^anned t>on ®ott bringen,
l&ort begann feine fiiebkarbeit auf^S 92eue. 93om
&piiQU eilte er h)ieber in bie SEßol^nungen ber
fibifigen Sieger, fud^te auf jebe SBBeife i^r f^oxt^
fiood gu erleid^tem unb fie für ben d^riftlid^en
Uiüerrid^t }u gewinnen. (£3 mar nid^tg Seid^teS,
ber fd^oad^en tJroffungSfraft ber 9leger bie SBal^r«
](^eiten ber d^riftlid^en ^Religion begretflid^ gu mod(|en.
S)arum fann er auf gemiffe natürlid^e Hilfsmittel.
dx lie^ gro^ SBilber anfertigen, auf benen bie
Hauptn)a|rbeiten in braftifd^en 3ügen bargefteUt
ttmren, utd) ru](|te nid^t, bid alle 9leger bie notld«
Uienbigen Stüdte l^inlänglid^ begriffen unb bie
notl^toenbigften ®ebete unb Sugenbacte erlernt
itten. S!)ann führte er fte in mdglid^ft feierlid^r
eife gum Smpfang ber l^eiligen £aufe. 9lad^
berfelben begann für Slat>er erft eine red^t l^e
Slrbeit, inbem er feine Täuflinge nun aud^ bauemb
bem ^ieilanb }ufü^ren unb biefelben gu folgfamen
Arbeitern unb guten Sbriften beranbilben moOte.
@o lange fte in Sartagena blieoen, t>erfammelte er
fte töglid^ um ftd^ unb unterridbtete fte ftunben-
lang, um fie bie borgüglid^ften ©ebete }u lehren,
an ein religiöfeS Seben gu getoöl^nen unb für bie
fommenben Setben be§ SflaoenlebenS gu ftöl^len.
ftam bann bie 3^it, ba fte bie @tabt oerläffen
mußten, fo mar ber ^bfd^ieb SlaDerS oon feinen
„geliebten ffinbem" l^erggerrei^enb. ©d^lud^enb
unb meinenb beftiegen bie IReger baS @(^iff/ t)er«
fprad^en tu)c^mal§ Sreue unb empfingen fnieenb
ben ©egen x\)xt% „SSaterS". ®amit fie um fo
leidster i^ren d^riftlid^en SSorfö^en treu bleiben
fonnten, bc^tte Slaoer bie gfäl^igeren unter i^nen
befonberS untertoiefen unb fie angeleitet, mit ben
Uebrigen bie mid^tigften Se^ren unb Uebungen ber
Sieligion gu toieber](|olen unb namentlid^ ben @ter-
benben beijuftel^en. ©iejcnigen Jleger, meldte fld^
ftönbig in ber @tabt unb Umgebung befanben,
t)erfammelte er regelmäßig gum SotteSbienft in ber
Sefuitenfird^e, unb tro^ aller ©dimierigfciten,
mod^ten fu oon aEßeißen ober Sd^marjen b^'
rül^ren, b^rrte er ftanbbaft im begonnenen SEßerfe
ber 5Regerfeelforge auS. S5alb be^nte er feine
SBirffamfeit oon ber @tabt aud^ auf'3 Sanb au8
unb nabm ftd^ berjenigen Sieger an, toeld^e in ben
Sergmerfen unb auf ben ^flattgungen 92eu*@ra-
nabo^S arbeiteten. SBelaben mit aUem, maS mr
geier beS b^^^d^ Opferg unb }tur @penbung Der
beiligen Saaamente notl^toenbig ift, manberte er,
in Sußfleiber gefüllt, als 9)iiffu>nar unermüblid^
über Serg unb Xl^al, burcb Söd^ unb @ütnpfe,
burd^ @d^lud^ten unb S)tdfid^t tro^ beS oujhretben-
ben Klimas gu feinen oerlaff enen Siegern. SBunber«
bare ®nabenertoeife begleiteten baS eifrige SBirfen
beS ^eiligen, hieben ber 9iegerfeelforge erübrigte
aber ©(aoer nod^ 3^t, um fid^ bem @eelenbeil ber
Semobner Don Sartagena ju meil^en unb beffen
@pitöler unb ©eföngniffe, ffafemen unb @d^ulen,
bie Hütten ber ^rmen unb bie ^alofte ber SReid^en
}um Sd^auplafc feineS apoftolifd^en SiferS gu
mad^en; eS gefcpald bieß mit einem Srfolg, meld^er
ibm ben Siamen eines „SlpoftelS t>on Sartagena"
eintrug. — Sie Duette ber großartigen grfolge
unb beS außerorbentlid^ SEßirfenS ©iaoerS i^,
abgefeben Don ber ®nabe @otteS, in ben l^eroifd^
Zugenben beS Heiligen gu fud^en. „ftel^rte er
«benbS fpöt", fagt puS IX. im ©eligfpred^ungS-
breoe, „ganj erfd^öpft nad^ ^aufe jurüdt, fo toib«
mete er bie nod^ übrigen Stunben ber Siod^t eifri-
gem @ebete gu @ott, nur ben geringfien Z^eil
1903
IßetruS t)on SIugnQ — $etru3 Samiani, ber $L
1904
berfelben (3 ©tunben) ber notl^tDcnbigPcn SRulJc.
93on Siebe ^u ®ott mar er fo entflammt, ba^ er
bei allem, toaS er tl^at, gan^ unb gar in ®ott oer-
fenft 5U fein fd^ien. @o milbe unb UebeboII er
gegen feine ÜKitmenfd^cn toar, fo ftreng unb l^art
be|anbelte er fid^ felbft. S)urd^ folc^e 3:ugeiü)en
unb 3umal burd^ fold^e SBerfe ber 2xtbt auSge»
geid^net, ftarb ber cl^ttDÜrbige Wiener ©otteS am
8. ©cptember 1654 eineS SobeS, ber einem fo
IJeiligen geben entfprad^/ — 9lm 16. 3utt 1850
öcrfe^te ^iu§ IX. ben el^rttJürbigcn S)iener ©otteS
unter bie 3a^I ber Seligen, Seo XIII. aber er»
fannte am 15. Januar 1888 il^m bie Sl^ren ber
^eiligen ^u. S)a3 Seben SlaOerS l^aben folgenbe
Sefuiten bcfd^rieben: Sllf. be 5lnbrabe, ^truS
©omingueg, §ier. ©uarej, 3of. be fiara, begli
Dbbi, 3of. gemanbej, ®Qb, gleuriau, g^b.
^ööer (f. über bie einjefnen Seben Sommervogel,
Bibl. de la Comp, de J^bus, Bmxelles-Paris
1890 SS.). 3)eutfd^e ©iograpl^ien lieferten 3)o«
minicuS ©d^eUIe (SlugSb. 1833, 9. Slufl. SRegenS-
bürg 1873 [Uebcrfefeung be§ SDBcrfcS öon gleu«
riau]), aSBafer (^aberbom 1852), C)olatt)art]^
(Tübingen 1855), ^ööer (3)ülmen 1888). gine
trefflid^e ßl^arafteriftif be§ ^eiligen gab ^ug. Sel^m«
!u]()I S. J. in b. ©Hmmen au8 ÜJl.^Saad^ XXXIV
(1888), 380 ff. [®. gfett S. J.]
"^eftttö öon Slugn^, anbcrer 9iame 1. für
«Petrus öon ^oitier§ (f. b. ^rt.), 2. für
^etru8 93enerabiHS(f.b.«rt. glugn^m,
559 f.).
^ätns ^omtftoXj 0. 8. Aug., tl^eologifd^er
©d^riftfteHer bc§ 12. Sal^rl^unbertg, l^at nad^ ber
getoöl^nlid^en SDeutung feinen ©einamen »egen
ber SWenge öon 95ürf)em, bie er burcfigelefen, gleid^«
fam öerfddlungen l^otte (eine anbete Deutung bei
Trithemius» Catalog. scriptt. eccl., Col. 1531,
fol. 74^). 6r toor juerft S)ecan an ber ffirdf|e
©t. ^cter 3u Xro^eS; nad^ 1164 tourbe er
if analer ber ßatl^cbrole ju ^ori§ unb bi§ 1169
aud^ ^rofeffor ber X^eologie bafelbft. ©päter
legte er olle ^lemter nieber unb trat in ba3 ^ugu»
ftincrflofter ©t. 95ictor ju ^ari§ (ögl. Denifle-
Chatelain, Chart, univ. Paris. I, 8, not. 1).
®ort ftarb er im Saläre 1179 (na(^ Ruberen
1198); ein gpitapl^ium in öier ^ejomctem (oft
abgebrudft, g. 33. bei Fabricius-Mansi, Biblio-
theca lat. med. aev. I, Florent. 1858, 374)
betro^rte fein ^Inbenfeu unb feinen Seinamen.
Slu^er einer Slnjal^I Sermones, bie ^uerft unter
bem 5Jamcn be§ $etru§ öon 93Ioi§ (f. b. ^rt.)
gebrurft tourbcn (obgcbnidt bei Migne, PF. lat.
CXCVIII, 1721 sqq.), öcrfafete ^etru§ (Somcftor
befonberä bie Historia scholastica. Sr bel^an«
beltc barin bie ®ejd[)id^te be§ ^Iten unb 9?cuen
XeftamenteS bis jum jtreiten Saläre beS ^ufent»
l^altcS ^ouli in SRom. Sabei benu^te er bie l^ei»
lige ©d^rift l^äufig mit Berufung auf ben l^ebräi«
fd^en Urtejt unb bie alten Serfionen, fügte eine
balb bud()ftäblid}e, balb allegorijc^e grflärung bei
unb mifd)te unter feine grflärungen p^ilofop^if^e ''
unb tl^eologifd^e Erörterungen mit l^lDeifet9^
nu^ung öon ^rofanfd^riftfteHem. 9bc& SBerf er-
freute fid^ lange großer Serül^mtl^ett unb UKir g(eii^
ben ©entenjenbüd^em in ber ^anb iebed @d^ufo§;
aud^ bie ßitirformel ,dicit magister in histo-
riis'^ beimittelalterlid^enSd^riftfteOtmfd^etntfi^
meift barauf }u begiel^en. Sine erfte 2>rutfauSg(Ae
erfd^ien gu Utred^t 1473, eine anbere öoEflanbigere
3U Augsburg im felben Saläre (nad^ Bnuiet, Mi-
nuel U [1861], 182 ; Ceillier, Hist. gen. des
auteurs sacres XIV, nouv. öd. Paris 1863,
744, nennt einen Drud öon ^Reutlingen 1471),
fpöter folgten nod^ gal^Ireid^e anbere (Hain, Be-
pert. bibl. U, Stut^art. 1828, n. 5529 sqq.).
SJtigne (1. c. 1049 sqq.) gibt ben ^le^t nad^ eimr
9Rabriber 9u§gabe öon 1690. 93on ben Uc6a>
fe^ungen ift bie berül^mtefie bie öon ©u^ortSeS*
moulinS beforgte (f. b. Slrtt. Sibelüberfeipuigm
n, 745, unb ^iftorienbibcO ; i^re »eliebt^eit be-
^eugt 9iidf|arb ©imon (Hist. crit. des versioDs
du Nouv. Test., ed. Botterd. 1690, 820). Ue6et
anbere bem ^etruS Someftor gugefd^riebeneSBoie
f. Ceillier L c. 746 unb SJhc^aubd Biogr. univ.
Vni, 679. (Sgl. no(^ Hist Htt. de la France
XIV, Paris 1817, 12ss.unbbieanberebeiCheTi-
lier, Rep. unb SuppL angegebene Sit.) [% Cfier.]
'^etnt$ pamiatti, ber ^L, Sarbinal unb
jf irc^enlel^rer, xomht gegen Snbe beS 3a^re9 1006
ober im anfange beS Sal^red 1007 gu älaöemia
geboren. ^u8 Sfurd^t, bog burd^ ben großen ftin>
berfegen baS elterliche IBermögen ju fe^r ger«
fplittert mürbe, fe^te il^n bie !Dhttter auS, na^
il^n aber balb wieber jurüdf. 9?o(^ bem 3:obe ber
gltern fam er ju einem altem 93ruber, toelc^i^n
fcl^r l^art unb fdE|impfIid^ bel^aubelte. ^I§ er un»
gefä^r 10 3a^re alt gemorben, befferte ftd^ fein
Soo§. ©ein Sruber 3)amianu§, toeld^er in ber
Saterftabt bie ©teHe eineS ^rd^i4)re§bQter§ öerfa^,
nal^m il^n in fein §au§ auf, lie^ i^n in bra
SQBiffenfd^aften untcrrid^ten unb forgte für ij^nmit
ber Siebe eine§ 95ater§. ^u§ ©anfbarfeit na^m
$etru§ fpöter ben 3""ömen S)amiani an. ^afy
bem er bann ben Unterricht fetneS 93ruber§ unb
eines anbcrn ^riefterS (SWainfreb) genoffen, U^h
er ftd^ 5u feiner weitem ^uSbilbung nad^ gfaenja
unb ^arma. SBal^rfd^einlid^ trat er in lefterer
©tobt aud^ juerft al§ Seigrer auf ; fpäter lehrte er
in SRaöcnna. Unterbeffen aber ging in feiner Seele
eine ffianblung öor. gttoa 28 ober 29 Starre alt,
tt)urbe er TOönd^ in gfontc ^lüeüana, einer ®n»
fiebelei im i?ird^enfprengel öon gaenja. 5Mit freu«
bigem ©el^orfam unb glül^enbem Streben mw^
Sollfommenl^eit gab er fi^ öon ber ©tunbe feinet
gtnttitteS an bi§ gu [einem 3:obe ben gröBten
IBu^übungen unb SIbtöbtungen ^in. Qfontc 3IoeI»
lana lourbe il^m in ber Qfolge eine fo liebe §ei«
mat, ba^ er fpäter bur^ ^nbro^ung ber %oin«
munication gezwungen »erben mu^te, ben i^m
öerliel^enenen $urpur anjunel^men. ^Ja^bem er
bort 1 V. 3ö^r ben anönd)cn Vorträge über bie
l^eilige ©d^rift gel^alten, Würbe er nad^ bem 2Rö'
1905
ißetrud Samiani^ bet ^t
1906
rienRoficr )u $om))ofQ gerufen, mo er bis ettoa
1041 Dermetite. 93on ^ompofa feierte er nad^
gonte ^Dettono ^wcnä, blieb itboä) bajelbft nur
furge 3eit, toeil er in bie 3lbtei ©t. ajincenj ge»
fanbt tturbe, für bie äSelebung öd^t flöfterlid^en
(SeifteS t^tig }u fein. 2)Qrauf mürbe er mieber
nod^ §onte ^bettano ^urüdfgerufen, um bem er-
honften $rior }ur Seite }u [teilen, unb mu|te
nad^ beffen Zobe bad ^ßriorat übemel^men. 3n
biefer Stellung ftiftete er ftlöfter unb (Sinftebeleien
unb Ite^ fid^ t)or Mem bie Öörberung aScetifd^en
(Skifted in benfelben angelegen fein. 3n faft allen
[einen Sd^riften bringt er auf gförberung unb
Hebung bed ÄlofterlebenS; befonberS bienen biefem
tteedt feine fiebenSbefd^reibungen ber ffi. Obtio,
Xomualb, S)ominicu3 Soricatud unb Shtbolf Don
CSugubtum, meldte ben 3R5nd^en an biefen Ißuftem
d^riftlid^er S^oUfommenl^eit bie rechte ^rt flöfter-
lid^ gebend Dor ^ugen fteQen foUten. ^nbeffen
ttxinbte ftd^ fein 93Iidf fd^on frül^ aud^ auf bie ba-
tnalS fo überaus traurigen 3uftönbe ber allge-
meinen ftird^e. ®er pöpftlid^e Stnffi toar t>ielf ad^
baS 3iel el^rget^iger ^eftrebungen gemorben unb
Ibefanb fid^ in einer %xi ^bl^ängigfeit Don bem
beutfd^en ftaiferl^aufe. 993ie mit bem l^eiligen
Stul^Ie, fo ftanb e3 in Sttalien, g^anlreid^ unb
Seutfd^Ianb um bie lBifd()of8ft^e unb bie l^dl^eren
fird^Iid^en SBürben. Unter ber SSergeioaltigung
feilend ber Sfürften unb ®ro^en mürben fie Diel-
fad^ um ®elb Derl^anbelt ober miUenlofen Krea-
turen übergeben. Sin großer Xf^til bed SIerud
l^tte feine 99eftimmung Dergeffen unb lag mie be-
graben im Safter ber Simonie unb be§ Sticolai-
tiftmuS, bag SSoII l^atte feine Sfül^rer, unb barum
fiel e8 immer mel^r einer tief betrübenben @ott-
entfrembung anl^eim. 2)iefen Uebelftönben ftettte
Sd^ 2)amiani mit ber ganzen ©emalt feined ftarfen
Bittend unb mit bem ©emic^te entgegen, bad il^m
feine für bie bamalige 3eit betounbemdtoert^e
©elel^rfamfeit gob. Sd^on im 3. 1045 fd^rieb er
on ^^ft ®regor VI. unb ein 3o^t fpätcr an
beffen 9lad^fo(ger (^lernend II. megen Entfernung
einiger fc^Ied^ten 93tfd^öfe Don il^ren Si^en. Ißit
Jfatfer ^einrid^ III. ftanb er um biefe ^üi eben-
giOd in Sriefmed^fel unb perfönlid^em SSerfel^r.
nter 2eo IX. gel^örte er ju ber Soi}^ iencr trcff«
lid^en, für bad ^ol^I ber jlird^e begeifterten 3Rön«
ner, mit meldten biefer ^apft ftd^ umgab, um mit
benfelben, toenn bie Jlotl^toenbigfeit ed crl^eifd^te,
auf bem ftampfpla^ 3U erfd^einen. SBte Sle-
mend II. mit einem 2)eaet gegen bie Simonie
fdn ^ontificot eröffnete, fo ging aud^ fieo mit
einem fold^en S)eaet gegen bie Simoniften Dor.
S)od^ n)urben bie SQSeiben berfelben nid^t für un-
gültig erflört, fonbem beftimmt, ba^ biefenigen,
meldte miffentlid^ Don einem Simoniften gemeil^t
morben, in il^rem ^mte nur Derbletben foUten,
nad^bem fie 40 Zage lBu|e getrau l^ätten. 3u ben
^»au))tDerfed^tem ber milbern Slic^tung in biefer
§rage ge^dde aud^ 2)amiani ; über feinen Sntl^eil
boran unterrid^tet bie Don il^m menige Saläre fpöter
Derfa^te Sd^rift Liber gratissimus. Sin anbered
ebenf 0 bebeutfamed Süd^Iein, loeld^ed er bem lßa))fte
n)ibmen burfte, ift ber Liber Gomorrhianus.
3u ber Wfaffung bedfelben l^atte er ftd^ Don ber
^bftd^t beftimmen laffen, bem topfte in emfter
unb ungefd^minfter SBeife bad unjüd^tige treiben
Dieler (^eriter Dor Sugen }u fül^ren unb i^n ba«
burd^ 5U einem entfd^tebenen ^anbeln gegen bie-
felben ju betoegen. S)abei Der^el^Ite er ed fid^
nid^t, ba^ er fid^ mit biefem Sd^ritt eine fd^mierige
Aufgabe gefiettt l^atte. @r fa)^ Doraud, ba^ bie
Sinen feine Sd^ri^ loegen ber rüdtftc^tdlofen Sd^il-
berung unb Sntl^üllung bed Safterd für einen
©egenftanb bed aergemiffed, bie Slnberen il^ren
3n|alt für fiüge unb Serleumbung ^Iten n)ürben;
be^^alb Dermal^rte er ftd^ am Sd^Iuffe bedfelben in
einer fel^r energifd^en Sprad^e gegen fold^e 9n-
jd^ulbigungen. S)ennod^ gelang ed feinen @egnem,
tl^n megen biefer Sd^rift bei Seo IX. 5U Derböd^-
tigen; allein biefer überzeugte fid^ balb eined Zu-
bern unb n)anbte il^m nun für bad erlittene Unred^t
feine ®unft in erl^öl^tem 9Jca|e gu. ®ad ^nfel^en,
n)eld^ed S)amiani fid^ fo tl^eild burd^ fein fieben
tl^eild burd^ feine Sd^riften enoorben l^atte, mar
Urfad^e, ba^ il^n ^opft Stepl^an IX. (X.) im
^erbft 1057 gegen feinen SBiQen ^um Sarbinal*
bifd^of Don Oftia ernannte, moburd^ er sugleid^
2)ecan bed l^eiligen SoQegtumd mürbe.' %Id nad^
bem Zobe Stepl^and ber Sifd^of Sol^anned Don
SSefletri unter bem 9lamen »enebict X. (f. b. «rt.)
ald Ißapft aufgefteSt mürbe, lie^ S)amiani ed
ftd^ befonberd angelegen fein, ba^ auf SBetrei«
ben feined gfreunbed ^ilbebranb ber Sifd^of ®er-
l^arb Don Sflorenj im 2)ecember 1058 ald $apft
gjicolaud IL (f. b. ^rt.) gemö^It mürbe. Äaum
aber maren bie Xage ber $apft!rönung Dorüber,
fo entftanb in ber Sombarbei unb befonberd in
SJtailanb bei ber bemeibten unb ftmoniftifd^en
©eiftlic^feit eine gemaltige Aufregung, ^uf bem
ergbifd^öflid^en Stülpte fa| ®uioo Don SSelate, ber
in feiner SBeife bad SSertrouen red^tfertigte, bad
ftaifer ^einrid^ lU. in il^n gefegt gatte. Unter
ber ^nfül^rung eined gemiffen ^rialbud unb bed
fianbulf Don Sotta, bereu ^nl^änger ^atariner
(f. b. 9lrt. ^ataria) genannt mürben, nal^m bie
Srbittenmg gegen ben ßr^bifd^of unb ben Slerud
einen fold^en ®rab an , ba| ber ^ßapft fid^ ge-
ndtl^igt fa^, ^ur Beilegung ber Streitigfeiten ^n-
felm Don Succa (ben fpötem ißapft Sle^anber U.)
unb Samiani bortl^in ju fd^idten. S!)ie Aufgabe
mar eine fo fd^mierige unb geföl^rlid^e, bog 2)a-
miani babei fogar in Sebendgefal^r fam; aUein er
erreid^te feinen 3tt>edt, inbemfomol^Iber Crjbifd^of
ald aud^ ber SIerud in feine ^änbe iBefferung ge-
lobten. Um bad ^rieftertl^um aud feiner tiefen
Smiebrigung }u ergeben, gab ber ^opft unferem
^eiligen ben Auftrag, ftd^ bieferl^alo mit ben SBi«
fd^öfen perfönlid^ )u benel^men ; benn menn biefe
gemonnen, badete er, mürbe ber niebere SIerud
leidster bal^in ^u bringen fein, feiner l^ol^en SDBürbe
gemög }u leben. Snbeffen blieben bie ^emü](|ungen
1907
$etrud 2)iQConu8.
1908
bed ^eiligen erfolglod, tote baS aud feiner @d^nft
De coelibatu clericorum an ^opft 9iia)Iaud
l^erDorgel^t. Ol^ne 3toetf el ift e§ aber l^auptföd^Iid^
feinem Sifer 5U üerbanlen, ba^ auf ber römifd^en
©Qnobe t)on 1059 boS 2)ectet erlaffen tourbe,
„niemonb bürfe ber SKejfe eines ^riefterS bei»
tool^nen, niemonb ba§ Stiangetium t)on einem
©iacon, niemonb bie gpiftel üon einem ©ub-
biacon anl^ören, t)on bem er miffe, ba^ er in ver-
botenem Umgänge lebe''. 9lid^t tpeniger als baS
3uftanbe!ommen biefeS 2)ecreteS lie^ SDamioni
ftd^ aud^ bie SSerbreitung beSfelben angelegen fein.
2)iefer gro^e unb fegenSreid^ Stfer mar aud^ ber
®runb, me|l^alb ber ^pft t)on einer 9tteberlegung
ber ungern iibemommenen &n:binaISn)ürbe nid^tS
miffen mollte. Stoax manbte ftd^ 2)amiani fd^rtft-
Kd^ unb münblid^ an 9ltcoIauS tmb ^ilbebranb
mit biefem SBunfd^e, allein aQe feine 99itten
blieben erfolglos. SDie fjfolge leierte, mie gut bie^
für bie JKrd^e getoefen mar. ^tnn als nad^ bem
lobe SlicoIauS' H. im 3uU 1061 bie faifer-
lid^e ^rtei bem red^tmö|ig gemöl^Iten Zapfte
ailejanber H. (f. b. ^rt.) in ©ifd^of gabalouS
oon $arma (f. b. Slrt.) einen ©egenpapft unter
bem 9lamen ^onoriuS II. auffteUte , beburf te eS
S)amiani'S energifd^er Il^ätigfeit mel^r benn je.
Um KabalouS fein gottlofeS beginnen öorju^alten,
rid^tete er in furjer Seit jmei ©d^reiben an il^n.
S)er faiferlid^en ^rtei aber geigte er in feiner
@d^rift Disceptatio synodalis, ba^ bie SBal^I
SllesanberS aud^ ol^ne faiferlid^e ©enel^migung
ooUgogen merben tonnte, unb mal^nte ben C^ergog
©ottfricb t)on SuSden, ber ftd^ nod^ md)t gonj
t)on ©abalouS loSgefagt 'f)aiit, an feine g-ürften»
pflid^t. ©ein ©^reiben an ©ottfrieb encid^tc
feinen 3tt)edt, benn im Januar 1063 fül^rte biefcr
Silcjanber mieber nod^ Äom jurüd. 3in ^prü
1063 erfd)cint ©amiani auf ber ©t)nobe gu SRom,
mo il^m ber ?luftrag mürbe, als päpftlid^cr Scgat an
Ort unb ©teile SunSbictionSftrcitigfeitcn jmifd^cn
bem W)i 6ugo oon Klugn^ (f. b. $lrt.) unb bem
93ifd^ofc S)rogo üon SWacon beijulcgcn. ^Uein
aud) auf biefcr SRcife üergol er bie allgemeinen
anliegen ber ßird^e nid)t, benn fobalb er ücr«
nommcn l^atte, ba| ßabalouS fid^ mieber erlauben
unb fid^ fogar ber ©tabt 9lom bemäd^tigt f)aU,
bat er ben grjbifd^of ^nno als ben SReid()Soer«
mefcr, hoä) biefem troftlofen Suftanbe ein @nbe
gu mad^en unb S^abalouS gu befeitigen, maS benn
aud^ auf ber ©tjnobe ju SJlantua 1064 gefd^al^.
3mei Saläre fpäter mo|ntc ^etruS ©amiani ber
©runbfteinlcgung ber neuen SBafilifa ju TOonte
Saffino bei unb bcfud^te bann im nämlid^en ^af)xt
im auftrage beS ^apfteS S^orenj, um bort einen
jmifd^en bem 93ifci)ofe unb ben ÜKönd()en auS«
gebrod)enen ©treit beizulegen. Um biefe 3dt ging
aud^ fein SBunfd^ in Erfüllung, ber ßarbinalS»
mürbe enthoben ju merben. S)od^ foütc er nid^t
lange bie SHu^e genießen. 3m Filter Don 67 Salä-
ren erfd^icn er um 1070 alS päpftüd^er fiegat auf
bem Stcid^Stag ju granffurt, mo er ffatfer §cin-
rid^ lY., unter l^inmeiS auf bie ©träfe ber S;«
communication imb bie 2)rol^ung, ba| er nienalg
5um ffaifer gefrönt mürbe, t)eranla|te, Don bet
beabftd^tigten Sl^efd^eibung ab^ujte)^ imb feine
®emal^Iin fdttifyi mieber gu \iä) gu nel^men. 9hm
gebadete 2)amiam ben Steft feiner SUige ru^g in
Sfonte SloeEana 5U Derieben ; QOein er mu^ gün^-
mol^I nod^ einmal feine geliebte ©tätte tietioffaL
3n Statenna mar ber Sr^bifd^of au^eri^ bei
ftrd^Iid^ ®emeinf d^ geftorben ; gleid^ i^ fÜ
SIeruS unb 93oIf in l^eftiger Oppofttion gegn
9tom. Um biefe ©tabt mieber mit bem apoftoli-
fd^en ©tul^Ie gu t)erf5]^en, tmtrbe S)amiam bott«
l^in gefanbt. 9tad^bem er feine Aufgabe glüdü^
gelöst, ftarb er auf ber ^eimreife gu fjfooqa tun
1072. — S)er 1^1. ^etruS 2)amiant gel^ört )tt bm
au^erorbentlid^ften 97tömtem aSer 3^ten. %ibaB
®ele]^rten bemunbert man bie reid^ ffenntniff^
an bem SSerfünber beS göttlid^ SBorteS beno|io*
tolifd^en ^xmmff), an bem aRönd^ bie Süten»
trenge unb Slbtöbtung. an bem ^riefter bie gion>
migfeit unb ben ©eeleneifer unb an bem Srnbind
bie treue Srgebenl^it gegen ben l^eiligen Stu^
unb feine aufopferungSOoUe 93egeifterungunb^
gäbe für baS äBol^l ber ßir^. 3)ie JKrd^ ^
xfyi barum unter bie f>eiligen. 2)urd^ S^rd bä
^fteS Seo XIL oom 1. October 1828 timrbe
er gur äBürbe eines JHrd^enlel^rerS erl^oben. @m
@ef ammtauSgabe feiner SSerfe in 4 SJ^ilen t)emii^
ftaltete guerft Sonftantin Sajetan (9toml606ff.).
Rubere SluSgaben erfd^ienen ^u S^on 1623,
3 ^^le. ; $ariS 1642 u. 1663, 4 X^Ie. ; $aiiS
unb aSenebig 1743, 4 3:6Ie.; »affano 1783,
4 2I)le. ; m%m gibt fie PP. lat. CXLIV' et
CXLV. S)ie erfte SebenSbefd^reibung beS ^ei-
ligen rül^rt üon feinem ©d^üler Sol^onncS oonSoöi
(f. b. ^rt.) I^er. 3n eingel^enber unb fritif d^cr SBeife
unterfud}te fein fieben ber 3ffuit ^enfc^eniuS (AA.
SS. BoU. Febr. UI, 406 sqq.). (gine Seben*«
gefd}id^te beSfelben in 3 Sänben crfd^ien ju 3tom
1702 oon bem Dratorianer Saberc^io unb 1862
ju Qflorenj in 2 Sänben oon bem Dratorianer
ßapecelatro. SSon beutfd^en ©d^riften ögl. 2Bom»
bera, ®er 1^1. ^etruS ffiamiani, W>t öom ßlojtet
beS ^eiligen ffreugcS oon gontc ^öeKona unb 6ar«
binalbift^of öon Dftia, fein Seben unb SSBirfen,
1. %f)U SreSlau 1875 ; 5Reufird^, S>aS Seben brf
^etruS S)amiani nebft einem ^nl^angc : ©amianf §
©d^riften, 1. %^l bis sur Slfterfpnobe 1059,
©öttingen 1875; ffleinermannS, S)cr I^L $ettu5
^amiani, 5Dlönd^, Sifd^of, ©orbinol, Äird^»
Iel)rer, ©te^I 1882; ferner bie ^Ibl^onblungcn über
benfclben üon gel^r in ber Defterrcid^. Duortd«
fd^rift 1868 ; 5Rot^, in ben ©tubien unb ^Kitt^eiL
aus bem giftercienfer« unb ©enebictinerorben 1886
u. 1887. [ftleinermonnS.]
^cttns ^iaconns l^ei^en mel^rere fin^«
ober literorljiftorifd^ befannte IDMnner, Don bena
bier folgcnbe genannt fein foüen. 1. ^etrnS
S)iaconuS auS 5lfien, mar unter ben fc^tji«
fd^cn aJlönd^en, bie nad^ 5Rom gefd^idt »urben.
^etru« öon ffireSben — $etru8 Courier, ber fei.
1910
ber t^eo^Ktfd^itifd^en Streitfrage bei ^\t
iSbaS (f. b. «rt. VI, 286 f. u. b. art. Jl^o-
ten) Dorfte&ig 5U toerben. Ueber biefe Sftage
ugleid^ gegen bie ben fc^tl^ifc^ äßdnd^en
erS miffäUige ©nabetüel^re bed gfpuftud
eji (f. b. 9rt.) f d^rieb er baS SBerf De incar-
16 et gratia Dom. nostri J. Chr. an f$ul«
8 t)on StuSpe (f. b. Srt.) unb bie numibi-
Bt((i^5fe, toeld^ mit il^m auf ©arbinien in
nrbannung lebten. 3U3 9nttt)ort erfolgte bie
7 beS gfuIgenttuS (f. Migne, PP. lat. LXV,
iq .). 2)a3 2Berf be§ $etru8 ift öfter gebrudt,
\q aud^ unter ben SSerfen SuguftinS unb
itiuS'; bei aWigne fielet ed PP. lat. LXH,
1-
$etruS S)iaconu8, ber fei., ber
tx unb tJfreunb bed 1^1. ®regor be§ ®ro^,
iU 9lom um 605. @r üeranla^te burd^ feine
it ben ]^l. ®regor ^ur Slbfaffung ber @(i^ft
gormn libri IV unb ift ber ®ett)äl^r§mann
i grjäl^Iung, ba^ ber l^eilige ®eift öfterd in
t einer ^aitbe über bem gro^ ^apfte ge«
t ^be. (SJgl. AA. SS. BoU. Mart. U, 211.)
ßelru§Siaconu§ t)on SJlonteSaf-
öf ter als $etru8 @ubbiaconu3 be§ 1^1. Sa-
id 3u 9tea))el bejeid^net, lebte im 10. ^al^r-
rt unb t)erfa|te mel^rere ^eiligenlegenben.
ügte er gu ben Gesta epp. Neap. (f. Mon.
. kist. Scriptt. Lang. 398 sqq.) ein Qeined
Idin^u G- c. 436) unb ift nad^ ber ^nnal^me
T ber Serfaffer ber Vita et translatio
lasii ep. Neap. (Mon. Germ.l. c. 439 sqq.).
$etrud barf ntd^t üertDed^felt merben mit
anbem ^trud @ubbiaa)nu8 5U 3ltQptl,
1 1100 ^eiligenlegenben au3 bem ©ried^i*
überfe^e (ogl. SQßattenbad^ , S)eut)d^Ianb8
d&tSquetten I, 6. «ttufl., Berlin 1893, 308,
5). SJlel^rfad^ ift er aud^ nid^t genug unter-
n morben üon
Sßetrug 2)iaconu8 ju 9Jtonte Saf-
ber fonft aud^ 99ibIiot]^ecariu8 gu-
it tt)irb. S)iefer flammte aud bem @efd^Ie^te
tafen t)on ^uScuIum unb mar im 3* 1115
tabe ben 99enebictinem }u Sllonte-Saffmo
hrgiel^ung übergeben morben. Um 1127
er aber, toie e8 fd^eint ald Slnl^önger beS
DberifiuS, gezwungen, bie 3lbtei ju Der-
imb burfte erft um 1137 mieber gurüdt-
; bamalg mar er ^auptDertl^ibiger beS neu«
(ten ^bteS SReinalb unb ber 3JUnd^e t)on
I Kaffmo bei ffaifer Sotl^r II. gegen ben
3nnocena H. (f. b. 9lrt. VI, 724). 2ot^
i^n gu feinem Jtaplan unb mä) einer 2)i3>
)n be§ $etru3 mit einem ©ried^en gu feinem
ör. @r mürbe il^n mol^I für immer in feinen
en gel^alten l^ben, menn nid^t ber Slbt SBi»
on SRonte Saffmo ben ^etrud aU für bie
idtl^ig jurüdtgemünf d^t l^tte. 3n SRonte Saf-
urbe il^m ba§ %xä)io übertragen, um meld^ed
burd^ Anfertigung eineS SRegifterS üerbient
. Sein Zobegjal^r ift nid^t fidler befannt; er
mürbe fpöter, mie man annimmt, Don ^ßa))ft 9Ie-
lanber m. ^um 9bt t)on SSenofa ernannt, mü^te
alfo bis nad^ 1159 gelebt l^ben. — tiefer
betrug SDiaconuS ift ber ^rtfe^ ber Sl^ronü
bed Seo WarftcanuS (f. b. Art. Ostiensis); au^er-
bem Derfa^te er bie SBerf e De viris illustribus
Casinensibus unb De ortu et obitu justorum
Casinensium, ein 93ud^ De locis sanctis, f omie
üerfd^iebene anbere @d^riften, t)on meld^ etma
nod^ ber SRI^^tl^mud De novissimis ermöl^nt wer-
ben mag. ASe biefe @d^riften finben ftd^ bei
Migne, PP. lat CLXXTTI, 439 sqq., tt)0 bie
früheren Ausgaben angefäl(|rt ftnb. Aud^ mirb
^truS als SSerfaffer t)on Anastasii Chronicon
Casinense (bei Muratori , Rer. ItaL Scriptt
n, MedioL 1728, 851 sqq.) angefe](|en (t)gl.
SBattenbad^, 2)eutfd^lanb3 @efd^id^t3quellen U,
6. Aup., Berlin 1894, 236). 3m ©anjen fielen
feine @d^riften nad^ SBattenbad^d Urtl^eil benen
bed Seo SRarftcanud an SBertl^ bebeutenb nad^.
(93gl bie Siteratur bei Potthast, Bibl. bist
medii aevi, Berol. 1862, 490, unb gum gangen
Art. Chevalier, Bep. s. y. Pierre Diacre imb
Pierre du Mont-Cassin.) [A. Sffer.]
'^eints 0 0 n 3) r e 8 b e n , f. ©ufiten VI, 477.
^ettM ber (Sinfiebler, f. $etru8 oon
AmienS.
"gfeints S^ofter, f. gfaber, $etru3.
?efnt5 oon gfarfa, f. Qfarfa IV, 1237.
^ettus ^ouxitt (goreriuS), ber fei.,
Stifter ber gongregation U. S. fjr. unb SRefor-
mator ber reguIirtenSl^orl^erren, mürbe am 80. 9lo*
oember 1 565 5U SRirecourt im SSogefenbepartement
al3 baS öltefte oon fünf JKnbem geboren unb Don
feinen gotteSfürd^gen SItem auf baS Zrefflid^fte
erlogen. Seit bem ^af^xt 1578 fhtbirte er gu
$ont>ä-9J{ou{fon unb geid^nete [td^ ebenfo fe|r
burd^ miffenfd^aftlid^en @ifer mie ourd^ eine mun-
berooDe ^ergenSreinigfeit au8. @d^on bamafö
nannte mani^n ben ^^eiligen". Sm 3. 1585 feierte
er nad^ C^auf e }urüdt unb trat gegen Snbe bedfelben
3a]^re§ in bie Abtei ber regulirten Sl^orl^en oon
Sl^amouf e^ (S^if d^ 9)}irecourt unb Spinal). 9tad^
Smpfang ber ^rieftermeil^e ()u Xrier) unb nad^
feiner 5U S^oufeQ (24. 3uni 1589) gel^altenen
^rimig mürbe er nad^ ^ont>ä-3Rouff on gur meitem
AuSbilbtmg in ber Sl^eologie gefd^idtt unb beftanb
alle Prüfungen, mit Sinfd^Iu| bed 2)octorate8,
auf baS ©löngenbfte. 3m Auguft 1595 lel^e
er in bie Abtei jurüd luü) mül^Ite unter ben il^m
angebotenen Pfarreien bie örmfte unb befd^mer*
lid^fte, bie oon Wattaincourt, ungeföl^r eine l^albe
©tunbe Oberleib SDWrecourt. ^m 3uni 1597
marb er inftaEirt @d^on ber Xitel einer fui^
nad^ feinem Xobe erfc^ienenen Siograpl^ie: Idea
boni parochi et perfecti Beligiosi, sive vita
Rev. P. PetriForerii, Aug. Vindel. 1668, be-
meiSt, mie fel^r er baS 3beal eines Pfarrers unb
eined Steligiofen ^ugleid^ gum AuSbrud brac^.
3n feiner Pfarrei maren bie ©itten anwerft zer-
rüttet unb ber ®Iaube trielfad^ abl^anben ge*
■■■
1911
ißetruS SfuIIo.
1912
fommen. TOon nannte bc^l^orb aWattoincourt „baS
Heine @enf". 9la(i^bcm aber ^etruS nur furje
Seit bort öetoirft l^atte, war bie Pfarrei üott»
pänbig umgeftaltet unb biente anberen al8 SSor-
biß). $etruS gouricr ging ben fd^toerftcn, j^art-
närfigften ©ünbem na^, unb toenn feine ©itten,
©clel^'^ngen unb ffirmal^nunflen nid^tS l^alfen,
braud^te er um fo eifriger bie SBaffe be§ ©ebcteS.
©eine Siebe ju ben Slrmen Iie| i^n aui) bie
focialen ©ebürfnifje feiner Pfarrei erfennen unb
auf beren SBefferung benfen. 6r ftiftete bie Bourse
de St-Evre, eine Seil^anftalt, tooburd^ Keine
^anbelSleute fid^ leidet t)or bem Sluin fd^ü^en
fonnten; ebenfo übte er alSchef de justice (etma
fJriebenSrid^ter) auf feine ^farrangel^örigen einen
$cilfamen ßinflufe au§. 9Rit 93ebauem fal^ er
aud^, wie bie ^rojeffe \xä) oft in bie Sänge ^ogen
unb gange gamilicn um ^ab unb ®ut brad^ten.
2)ie ^uSfül^rung eineS bagegen ouSgefonnenen
3J2itteI3 l^inberte ber ^u^brud^ eined jhieged. Sine
befonbere Qfrud^t feiner ©eelforge ift bie Kon»
gregation U. S. Qfr., meldte au2 ber freien SSer«
einigung einiger Jungfrauen in feiner Pfarrei
]^ert)orging. günf ^oflulantinnen, 3llij le giere
on ber @pi|e, l^atten \iä) gum iungfröulid^en
2thtn in flöfterlid^er ©emeinfd^aft entfd^Ioffen,
unb il^r Pfarrer erlaubte il^nen, nad^bem er i^ren
99eruf geprüft unb bie geftigfeit il^reS gntfd^IuffeS
erprobt l^atte, ein fd^warjeS ftleib mit bem ©d^Ieier
als §obit jum Seid^en il^rer 9Jbfonberung üon
ber SS^elt. vlaä) Uebertoinbung üieler ©d^toierig»
feiten fanb ju 2lnfang 3uli 1598 bie gröpung
ber erftcu unentgcltlid)cn ©d^ule für SDMbd^en in
TOattaincourt ftatt. Sefen, @d()reiben, Sed^nen,
geiüöljulid^e §anbarbciten, baju religiöfeS Scbcn,
marcn baS Programm. ®ie SSermeljrung ber
Sal^I ber ©d)tt)eftem befriebigte ben SBunfd^ nad^
gleid^en ©d)ulen an anberen Orten. Slnfang 1610
fd^idtte ber 93ifd^of üon Xoul bie auf bie Kon»
gregation bcäüglid^en Slctenftüdfc ncbft Smpfc)^»
lungSfd^rciben an bie römifd}en ffiel^örben. S)ie
®urd}je^ung ber ©enel^migung toai nid^t leidet,
mii man in SRom bie grjiel^ung öon Kjterncn
unb bie flöfterlid^e Klaufur für unDerträgIi(| l^ielt.
Suerft er^ob ^aul V. am 1. Qfebruar 1615 bie
9iieberlaffung in 9Jan3ig ju einem red^tmä^igcn
fflofter mit Slaufur, aber öon ber Srjicl^ung ber
TOäbd^cn mar nid^t§ gefagt. ^m 6. Dctober 1616
gemattete ber ^apft lebiglid^ bem ffloftcr in 9ianjig,
„Kjtemate mie aud^ Sntemate ju crrid^ten". 3u»
Ie|t erfd^ien am 8. 5luguft 1628 eine SuHe, meldte
aue nad^ bem 3Kuftcr üon Slanjig crrid^teten Dr«
bcnSl^äufcr a(§ gefc|mä5ig erflärte. ÜKit biefer
©cncl^migung ber ÜKäbd^energiel^ung burd^ ©d^ioe«
ftem mit ftrenger Klaufur l^at ber fei. ^etruS
Sourier eine bebeutungSDoHe Steuerung in ben
bicpc3üglid)en fird()Iid()en 5:rabittonen bur^gcfe^t.
©eitbem nal^m feine Kongregation ben fdt)önftcn
^uffd)tt)ung unb üerbreitete fid^ rafd^ über granf»
reid^, S^eutfd)Ianb unb Selgien. 93eim ^UiSbrud^
ber franjöftfd^en SReooIution gäl^Ite fie 90 DrbenS-
l^öufer mit nal^eju 4000 ©d^toeftem. SegemDoitig
bat fie nod^ etioa 30 OrbenSl^ufer mit ungefi^
1200 ©d^toeftem. Me 9lieberlaffungen bcfolgn
bie t)on gfourier felbft t)erfagten unb am 31. 3a>
nuar 1733 t)on KlemenS XTT. in fonna 8p«d-
fica, b. 1^. ^rtifel für ^rtifel genehmigten gio|ai
Konftitutionen. — ©leid^jeitig betrieb fjouricr in
Auftrag be§ Sifd^ofS Don %oul oud^ eine Sefom
ber regulirten Kl^orl^erren. & tt)urbe eine noK
Kongregation gegrünbet, in toeld^er au(^ WIf
glieber be§ alten OrbenS Sufnal^me f anben, idcbb
^e ftd^ nad^ einem ^robejal^t ^u einer Smeuemsg
il^rer $rofe^ t)er[t(hiben. 2)a3 Sontpenbium, in
meld^em gfourier in 58 Krtifeln bie Konftitutionen
ber regulirten Kl^orl^erren gufammenfa|te, fü^
ben Xitel Summarium constitutioniim canoni-
corum regularium Congregaüoms SalTaton
Nostri. Sieber mar e§ bie S^ie^ung ber 3ngeiik,
auf meldte fjoinrier baS ^ouptgemi^t legte, mb
meldte er mit gan} befonberer Segeifterung feion
9{ot)iaen empfal^I. 3lm 25. 3Rac^ 1624 eifolgk
bie @elübbeablegung ber erften !ßoDi§en; ber
$nor ber alten Kl^orl^erren Don Suneüifle luäß
bie f^feier t)or. Urban viii. genel^migte an
2. 9loDember 1628 bie neue Konftitution ber n»
giilirten Kl^orl^enen, beren 2)et)tfe lautet: Nooim
obesse , omnibus prodesse. 3lai^ bem Zobe
beS t)erbienftt)oIIen P. ®uinet lomtte Sfourier in
äal^re li632 ftd^ ber fl&a^l gum ©enerol bei »
formirten Kongregation nid^t mt'fyc ent^ie^, uab
er blieb eS bis gu feinem 3U)be. SiefeS 9nt
bxaä^tt xf)n aber balb in eine fd^tt)ierige Sage. Seit
Dctober 1634 forbcrte bie frangöfif^e Segienmg
üon aUtn meltlid^en unb geiftlid^en ©pi|en in
SotI)ringen ben Xreueib gegen Submig XTTT, $o«
triotiSmuS unb ^nl^öngüd^feit an baS lot^giji^
tSfürftenl^auS üerboten bem ©eligen bie Seijhmg
eines fold^en KibeS. S)a]^er l^ielt er ftd^ Derborgoi
unb flob/ als fiotl^ringen i^m feine ©id^eriril
mebr barbot, nad^ ®xq\) in ber 8frand^e»Komta
^ud^ bort mar er unermüblid^ tl^ötig bis ju fernem
am 9. ©ecember 1640 erfolgten 34)be. Krtouibc
in SKattaincourt begraben, ^m 16. 3anuarl780
mürbe ^etruS feiig gefprod^en ; gegenmörtig nritb
ber ^rojefe feiner §eiligfprcd^ung mit Kifer be»
trieben. (Sgl. Bedel, La vie du Rev. P. P. Foo-
rier, Paris 1645 u. 5.; Chapia, Hist. da BienL
P. Pourier, Paris 1850, 2 vols.; Eogie, Hist
du Bienh. P. Pourier, Verdun 1887, 3 vok;
Sager, S)er fei. ^ctcr gourier, SRegenSlnirg
1884; §elb, Seben beS fei. ^. g-ourier, Suicm*
bürg 1892.) [^eleil]
^dtns ^ITo, 3Jlonop]^Qftt unb $atrM
t)on 2lntiod§ien, tritt als 9Jlönd^ beS afoimcto*
flofterS in Konftantinopcl in bie ©efd^id^le em.
Kr üerbanft feinen 93einamen bem Don i^^m fc»
triebcnen §anbmerfe eines ®crberS (Tva^fifc,
fullo). SBcgcn feiner ^arteinal^me für ben gut?'
d^ianiSmuS auS bem ftlofter Derjagt, mürbe ci
^reSb^ter an ber ftird^e ber ^I. SSaffa inK^ceto
Son bort gleid^faÜS Vertrieben, begab er fi*
1918
Petrus ®alQtinuS — ^etrttd ©ambacorta.
1914
toiAer nod^ Sonflontinopet. 9{un gemonn er bie
(Bunft beS gkitriduS 3eno, beS @(|n)tegerfo]^ned
tK)n Aaifer Seo, imb fo folgte er btefetn, qI§ ber-
kOa nad^ ^intiod^ien abging, um ben Oberbefel^I
aber bie Xruppen beS Orients gu übemel^men.
Sofelbjt enegte er miebennn Unrul^en, inbem er
ben ^Qtriord^en Skrt^riuS beS 9teftoriamSmu3
befd^igte ttnb bem Strtdagion ben 3ufa| bei-
gigte: ^ber für imS ift gefreujigt worben". S)te
mtriebe üeronla^ten ^ule^t SiRart^rtud um 470,
feine Stette nieberjulegen , morauf $etru§ felbft
beffen Qtüffi beftieg. ^oä) l^otte er il^n nid^t lange
inne. %3 Seo burd^ ben ^atriard^en ®ennabiu§
mm Sonftantinopel t)on ben Sorgöngen ffenntni^
erbielt, orbnete er eine ©^nobe in ^ntiod^ien an.
S>iefelbe üerurtl^eilte $etru§ ; ber ffaif er üermieS
i^ überbie^ nad^ OaftS in ^eg^pten. 2)en 93i-
f^ffifhil^I erl^ielt 2tuUanu8. Sßä^renb ber Stegie-
rungbeöUfurpatorSSariliScuS (476—477) fc^rte
$eint9 jebod^ au8 bem @|U surüdt, unb ol8 3u-
lianitS ftarb, erl^ielt er ben Sifd^ofSftul^I t)on 9ln-
tiod^en 5um ^toeiten SD^ale. 6r bel^auptete il^n
aber toieberum nid^t lange. S)a nämlid^ ber ^red-
b^tet äo^nned, ber t)on il^m 5um Sijd^of t)on
Xpomea gemeil^t tt)orben mar, t)on ber bortigen
Oemeinbe nid^t angenommen mürbe, begab ber*
fdbe fid^ nad^ Sntiod^ien gurüdt unb Derbrängte
^jktrud bafelbft. ^etruS mürbe burd^ eine S^nobe
in Q^onflantinopel im 3- 478 befonberS megen
frined 3ufa^ gum XriSagion mit bem Snatl^em
belegt SDadfelbe gef d^al^ ungefäl^r gleid^jeitig burd^
eine rbmtfd^e S^nobe. 2)er Jtaifer oerl^ängte baS
flSsU über il^n. S)ie @d^menfung aber, meldte 3^no
mit bem ^enotifon (f. b. Srt.) 482 mad^te,
brad^te ben SRann no(| einmal gu Sl^ren. ^13
Stepl^anug, ber bamalige ^atrtard^ oon ^ntio*
d^ten, burd^ bie ÜRonopl^^fiten im Saptifterium
bed l^t 99arlaam getöbtct mürbe, marb gunöd^ft
Calenbion erl^oben ; berfelbe mürbe inbefjen nad^
fnrger 3«t mieber abgefegt. 9lun erl^ielt 5ßetru8 ben
@hi]^I oon ^ntiod^ien (484) ^um britten 9JtaIe unb
behielt il^n bi§ su feinem Xobe (488). (Sgl. SBald^,
fciflorie b. ffe^eien VI, fieipa- 1773, 689—856;
^ele, (Eonc.-®cfd^. II, 2. ^ufl., 566—610, mo
aud^bieOueUennad^meife gegebenfinb.) [o.gfunf.]
^ettus #arafinn$, 0. S. Fr., geleierter
Zl^Ioge unb ff enner ber orientalifd^ @prad^,
ber ftd^ befonberS am Steud^Iin^fd^en Streit über
ben SDBertl^ ber Subenbüd^er betl^eiUgte, tragt feinen
9rtnamen na^ mittelalterlid^m ©ebraud^ oon
feiner. Saterftabt Saja^^o in ^Ipulien im ffönig-
teid^ 9teapel ; fein t^milienname mar oermutJ^lid^
SoUmna. Um 1480 gel^örte er bereite bem SJtino»
ritenorben an, in ben er jung eingetreten mar.
SomoIS erlebte er ^u Ctranto bie 99elagerung
btefer @tabt burd^ bie 3:ürfen, lam bann na(|
9tom, um fid^ in ben @prad^ au§5ubilben, unb
ourbe einige 3^tt Sector im SonDent Ära Coeli.
^id^bem er meiterl^in ba§ ^mt eines S)efinttord
in »ber ^rooinj 93ari Oerfe^, berief il^ ?eo X.
naäf 9iom }uru(f utü) ernannte il^n ^um pöpftlid^en
$önitentiar. Stad^meidlid^ lebte er nod^ im 3. 1539
als l^od^betagter ®rei3 ; fein Xob mirb nid^t lange
nad^l^r erfolgt fein. Son ben Serfen beS $etru8
©alatinuS ifl gebrudt baS Opus de arcanis
cath. fidei. S)aSfelbe be^medft, Steud^IinS (f. b.
Slrt.) Slnfid^ten oon bem SBertl^ ber rabbinifd^en
Sinologie für baS gl^ftentl^um (ögl. b. 5lrt.
ffabbalä VII, 16) gegen bie Eingriffe SacobS oon
^oogftraet (f. b. Slrt.) in ©d^u^ ju nel^men. ®ala-
tinuS gab feinem Sßerle bie t^orm eines 2)ialoged
(in 12 SBüd^em) jmifd^ il^m felbft, gapnio
(Steud^lin) unbjpoogftraet unb Derfud^t ben^^ad^«
meid, ba^ bie ©laubenSmal^rl^iten ber ffird^e in
ben talmubifd^ ©d^riften mel^r ober meniger flar
entl^lten feien; bcfel^alb fönne nur ^a^ unb Ser-
blenbung bie Slabbinen oon ber ßrfenntni^ ber
SBal^rl^t ablöten. 2)ie Sbftd^t bed ®alatinu3
bei ber ^bfaffung feinet Opus mar jebenfaUS eine
gute, mag man fonft feinen ^nfid^ten aud^ ablel^-
nenb gegenüberftel^en; menigftenS liegt fein ®runb
oor, eine ge^ffige 3;enbenj beS SranciScanerS
gegen ben Dominicaner Sacob öon §oogftraet
anjunel^en. 9lnbererfeitS aber fann ber Sormurf
be§ Plagiats bem ©alatinuS nid^t erfpart bleiben.
6r benujte Oor Willem ftarf ben Pugio fidei beS
Saimunb SWartini (f. b. ^rt.), o]^< lejtem über-
l^aupt 5U nennen (eine Sngabe ber benu^ten ©teilen
f. in b. Ausgabe bed Pugio fidei oon Sarpjoo
[Seipäig 1687] 691 ff.), gfreüid^ brad^e er bo8
©anje tl^ilmeife in anbere unb beffere Orbnung,
aud^ mad^te er felbftönbige 3ufä^, bei benen il^m
ber 3ube gliaS Seoita (f. b. ^rt.) bel^ilflid^ ge-
mefen fein mag. Ob il^m meiterl^in aud^ eine ^uS*
nu^ung oon ^ord^etti ©aloaggio'S Victoria adv.
impioB Hebraeos ^ur Saft gelegt merben barf,
mie oft bcl^auptet morben ift, erfd^eint fraglid^, ba
^ord^etti'8 SQßerf erft nad^ bem Opus beS ®ala-
tinuS im S)rudt l^rauSfam. 2)ie oielen lieber-
einftimmungen gmifd^en beiben fönnen oon ber
93enu|ung ber gemeinfamen OueEe, be§ Pugio
fidei u^aimunbS, l^rrül^ren, ben $ord^, barin
ebler als @alatinu3, auSbrüdflid^ ald ©emö^rd-
mann nennt. — ®a8 S33erf beS ©alatinuS erfd^en
juerft 5u Drtona 1518 (fd^on 1516 im S)rudte
fertiggeftcllt) ; aufeer biefer fel^r feltenen SluSgabe
gibt e§ anbere oon 93afel 1550 (mit Sleud^lind
De arte cabbalistica) unb fonft , bie Slöment
(Biblioth. curieuse IX, Leipsic 1760, 26 ss.)
aup]^. 5lnbere ©d^riften be§ ®alatinu8 befinben
fid^ ^nbfd^ftlid^ gu Wom, jejt im Satican (ogL
Sbaralea, Suppl. ad Waddingi Scriptt. 0.
Min., Rom. 1806, 594 sqq.), auS benen 3Bab-
bing 3J2e^rereS l^rauSjugeben Dorl^tte, freilid^ in
ber Srmartung, ba^ non omnibus omnia place-
bunt (f. Scriptt. 0. Min., Rom. 1806, 191 sqq.).
(Sgl. nod^ Fabricius-Mansi , Bibl. lat. med.
aevi III, Florent. 1 858, 6 sqq. ; Biogr. univers.
XV, 384 ; meitere giteraturangaben befonberS bei
glement [f. o.].) [91. ejfer.]
^efni5 ^mtacotta, f. ^ieron^miten V,
2016.
1915
ißetruS ®on}Qle} — $etruS Sombarbud.
1916
^efms ^ottsare}, f. S(mo.
^rixns S^ispanns^ Sd^riftfteEemame be§
^fteS 3o^nnc8 XXI. (f. b. «rt.).
"gfeintd 3^gnett$ OgnituS) 0. Vall. Umbros.,
mand^mal auä) naä) feinem gfamiliennamen ^Ibo*
bronbini genannt l^at feinen Slamen „ber 3fcucr«
pcter" üon einer glürfUd^ beflonbenen Feuerprobe
gegen ben Sifd^of ton Sfloreng, $etru8 t)on $at)ia.
3n ber liBoIfdbemegung nömlid^ , toelci^e ftd^ um
bie aWitte bcS 11. 3a|r]&unbert8 in Dberitalien
gegen bic fimoniftifd^en (SIerifcr erl^ob (ügl. b. ^rt.
$otaria), mürbe au^ ber ermäl^nte 99ij(i^of ^etrud
ber Simonie begid^tigt. S)a aber bie SSomel^en
auf feiner @eite ftanben unb er feine @d^ulb laug«
nete, forbcrte baSSäoIf bieSoHumbrofoner-SKönd^e,
meldte burd^ il^re ^rebigten l^ouptföd^Iid^ bie SSe*
megung gegen ben ©if^of gcförbert l^atten, ^ur
99eftel^ung eineS @ottedurt^eiI3 auf. Sbt Sol^anned
(SualbertuS (f. b. 9rt. SaEumbrofaner) befummle
ben 3Rönä) ^ctruS für bie geuerprobe, bie ber-
felbe aud) glücfüd^ beftanb (1063). 3n ber^olge
mürbe $etru§ 3gneuS 5lbt unb (1074) garbinal-
bifd^of t)on ^Ibano. ©regor VIL öcrmenbete il^n
mel^rfad) alS Segaten in Italien, S)eutfd^Ianb unb
f$ran!reid^. Sr ftarb nad^ ber einen Eingabe am
9. 3anuar (Sebruar?) 1087; bod^ fd^eint biefe§
®atum unri^tig ^u fein, ba er nod^ im 3- 1089
ein ©ocument betreffs ber ffird^e gu Dftia mit-
unterjeid^ncte (f. Garns, Series epp., p. XXII).
3u glorenj mirb er aI8 ©eligcr oerel^rt. (SSgl.
Moreri, Dict. s. w. Pierre Ignee et Pierre
de Pavie ; Eggs, Purpura docta I, Monach.
1714, 45 sqq. [mo aud^ einige l^anbfd^riftlid^ er»
baltcne SBerfe oon ifem angefül^rt merben] ; Che-
valier, Rep. s. V. Pierre l'Ignee.) [^. 6ffer.]
^etxns a b 3 ti f u I a (Insulensis) 0. S. Fr.,
ein belgifd;er ©d^olaftifcr, fü^rt ben Xitel doctor
notabüis. 6r lebte gegen 6nbc be§ 14. 3al)r-
l^unbcrtS unb fd^rieb Sermones, fomie einen 6om-
mcntar ju ben Sentenzen bc§ fiombarben unb
5um ^falterium ; ©baraglea (Suppl. ad Wad-
ding. Scriptt. 0. Min., Rom. 1806, 595) ift
geneigt, il^m aud^ bie ©d}rift Principium Bibliae
fratris Petri biblici Paris, jugufd^rciben. (93gl.
nod) Possevin, Apparatus sacerll, Col. Agripp.
1608, 257.) [3gn. Seiler 0. S. Fr.]
^efnt$ ^of^anniSy f. Olioi.
^ettns Don j?aifer§lautern (Lutrensis
ober de Lutra), 0. Praem. (bal^er aud^ Petrus
Praemonstratensis genannt), berül^mter Xl^eo-
logc, ^^ilofop^ unb SRedjtSlel^rcr, lebte um 1330
ju fi^aifcrSlautem in ber ®iöcefc SBormS. 3lai)
2t ^>aige (Bibl. Praemonstr., Paris. 1633, 307)
mar er ingenio subtilis et eloquio scholasticus.
6r fd^rieb einen Kommentar ju ben ©entcnjen
bc§ ^etru§ 2ombarbu§ , einen ©ommentar jum
3ol)anne§eDangeIium , femer De praerogativis
eccl. Trevirensis (an grjbifd^of 93albuin öon
Xrier); Adversus Michaelem Caesenatem unb
^nbcreä. (Scnauere biograpl^ifd^e 9kd)rid^tcn über
5)Jetni§ Don ifaiferSIautem finb nid^t Dorl^anben.
(Sgl. nod^ Le Long, Bibl. sacra 11 , Paris.
1723, 888. 901; Fabricius-Mansi, BibL laL
med. aevi V, Florent 1858, 251.) [gtödL]
Citrus t)on Sa (Seile, f. ^ßetniS gdlenps.
^ettus Jitonis, SatbinalSname beS (Begn>
papfteö «naclet IL (f. b. «it.).
?efrtts fS^mtaxhuSj magister sei-
tentiarum, einer ber einflufereld^ltai &i^
loftifer, mar geboren gegen C^e bed 11. 3a|c*
l^unbertS, mal^d^einlid^ gu SumeQo, einem 6t^
d^en in ber Sombarbei @eine Dorsü^^td^en Snlogm
gemamten i^m einen 3&of)ltf)aitx, ber il^ fm
erften @tubien }u 99oIogna ermöglid^te. Sonhoit
begab ^etruS fid^ mit einem Smpf e^hinggfc^mBea
bed Sifd^ofg Don Succa gum ffi. Sen^orb no^
f^fratttreid^. 2)tefer fd^idte i)^ an bie Uä^enbe
@d^ule Don 9teim3, mo ißetruS unter Seitung fdmS
fianbSmanned, be§ SloDorefen SotuIL feine Stidün
erfolgreid^ fortfe|te. 9ber oud^ i^ngogberShj
berül^mter Seigrer, mie ^olorbS, SSill^ind ti«i
Sl^mpeaus imb ber 93ictoriner, na^ ^ßociS.
Sluf gmpfeblung beS 1^1. Seml^rb (Episi 160,
beiMigne, PP. lat. CLXXXll, 618 sq.) onba
3lbt ©ilbuin fanb $etru§ gaftlid^e Sufno^ii
bem furg guDor gegrünbeten (&)nDente ber ngn*
lirten Sborberren Don@t-93ictor (Hugonin, Eun
sur la fondation de l'ecole de St-Vieftor de
Paris, Par. 1854). S)ort gefiel ed il^m fo gnt,
ba^ er ftd^ gegen feine urf))rüngltd^e 9bfid(^ enti
fd^Iol, in ^ßoriS ju bleiben unb ftd^ bem Sel^denfe
^u mibmen. 93alb erl^ielt er cuid^ einen Se^rßatl
ber Xl^eologie an ber ^omfd^ttle Don 9h)tre"3)oi«,
ber berül)mteften unb befud^teften Don gon) $an!
unb ber SBiege ber nad^moligen UniDerfitat (Se-
nifle, ®ie UniDerfitöten beS 2)MtteIaIter§ 1, 674 ff.).
3)ie oft mieberl^olte Angabe, ber Somborbe feioÖ4
Sanonicug Don Sl^artreg gett)efen, beruht auf einer
3ermed^§Iung (Dgl. Du Gange, Gloss. med. et
inf. latin. s. v. Archiater) , ebenfo bie anbete,
er l^abe an ber @d^ule Don @te»®enet)ieDe gelc^
(Dgl. ®enifle a. a. D. 657, n. 16, u, 679, n. 83).
3m 3. 1159 beftteg^etru§ ben bifd^öfIi(^StnM
Don $ari§, legte jebod^.biefe Stürbe fd^on w4
3a]^re§friftmiebcrum nieber (benn 3Ron| D. Snlb)
mirb im 3-1160 al^ fein 9kd^f olger begeid^).
gr ftarb am 20. 3uU 1164 (nid^t 1160). 3«
ber gloUegiatfird^e be§ % SRorceUud in ber 9U^
Don ^ari§ fanb er fein ®rab. ©ein (Jin^up «mf
bie X^eologie bauerte 3oi^r]^unberte fort. Slitbem
93eginn be§ 12. 3abt^unbert3 mar in ben 6^"^
beS t$fran!enreid^e§ ba§ @tttbium ber arifbtdtf^en
® iale!tif ju großem 9luff d^mungc gelangt unb ^
auf p^ilofopbiWem ©ebiete ju ben ftämpfen joi»
fd^en 9}ominali§mu3 unb 9leali3mu§, auf t^eobgt«
fd^cm JU ben ^ärcfien bc§ SRoSccUn (Sritl^eiSiraÄ)
unb ^bälarb (©abcttianiSmuS) geführt Swnitttn
bicfer gciftigcn ®ö^rung begann ber 2ombarbe
fein fie^ramt. ©eine Aufgabe mar, nid|t blofe bie
ftird^cnle^re ju erflären unb ju begrünboi, foiüwn
fie aud^ gegen bic Scitirrt^ümer ju Dert^bigen.
® ie Srabittonen Don ©t-Sictor (SBül^elm o. 6^-
1917
$etruS SombarbuS.
1918
ptang fyittt biefe ©d^ule gegrünbet) l^ätten t^n gu
einem ^rtetgönger bed SReoIiStnuS mad^en follen ;
allein er l^telt ftd^ über ben ^arteten unb ferne
bon ben bialcfttfd^en ffönt))fen unb gab feinen
&dßUxn eine flare, grünblic^e unb metl^obtfc^e
SuSeinanberfe^ung bed S)ogma auf ®runb ber
^igen @d^rift unb ber 93äter. @eine tl^eologi-
ffj^ SSorträge l^atten großen Srfolg, unb feine
@4üler brängten il^n, fte 5u t)eröffentlid)en (Dg(.
Frol. in LL. Sent.). 2)arauf]^in fd^rieb er ^mi»
fd^n 1145—1150 (ögl. 3)enipc, «rd^iü f. 2it. u.
«ird&engefc^. I [1885], 611 ; n\d)t erft 1152, wie
ffiuSBoutai) [Hist. Univ. Par. II, Paris. 1665,
256] angibt) baS berül^mte ©entenjentoerf, ba§
i6n bid über baS äRittelalter l^inauS gum (eitenben
@(^ul]^au))te mad^te. 3n bemfelben fud^te er bie
DortDiegenb pbi^fopl^ifd^e , bialeftifd^e Sebanb«
lung ber Xf^tolo^it feiner 3tit, namentUd^ feines
Se^rerS ^bälorb, burd^ bie pofitiüe bogmatifcbe gu
ergönjen, bejm. ju rectificiren, inbem er bie firdd*
lid^n ®(auben§Iel^ren a(d unantaftbare $rinci))ien
)u (Srunbe legte, au8 ben ij^nen eigentümlichen
CueUen, @d^rift unb Xrabition« nac^micS, fobann
bie fd^einboren SBiberfprüd^e unb ®egenfä|e biefer
Sluctoritäten burd^ ^ntt)enbung ber ^ialefti! lödte
unb audglid^ unb bamit ba§ ^nfeben beiber be>
fefligte. 3)ie oier ©entenjenbüd^er be§ Sombarben,
bie aud^ als Summa magistri Lombardi be-
)cid^net mürben (Denifle et Chatelain, Chart
univ. Paris. I, Paris. 1889, 645), finb eine com-
lienbidfe fpftematifdje ©efammtbarfteUung ber
Zoologie auS ben^uSfprüd^en berl^eiligenSd^rift,
ber ^eiligen SSätcr unb ber ßoncilien (brevi vo-
Inmine complicans Patrum sententias, appo-
sitis eorum testimoniis , ut non sit necesse
quaerenti librorum numerositatem evolvere ;
Frol. in LL. Sent.). SEBaS im 8. Sa^r^unbert
3o^Qnn t)on S)ama§cu3 in feinem 2Ber!e De fide
orthodoxa in 99e5ug auf bie gried^ifd^en Söter
gdeiftet, baS erftrebte ber Sombarbe in feinen
Sentenzen begüglid^ ber gefammten ^atriftif : eine
futge, f^ftematifd^ georbnete 3ufammenfaffung ber
gangen il^m üorauSgebenben tl^eoIogifd)en £ebr«
cnttoidflung. 6r ift bemnad^ fein origineller Senf er,
(ein fd^öpferifd)er @eift, ber, mie g. ^. fein jüngerer
Seitgenofie Stic^arb ton @t'SSictor, burd^ feine
6d^rif ten ben tl^eologifd^en SbeenfreiS ermeiterte ;
fein SSerbienft unb feine 93ebeutung liegt barin,
ba| er mit erftaunltd^em t^Ieige (in labore multo
ae Budore hoc volumen compegimus, fagt er
fdbft in ber SSorrebe) unb mit nic^t geringem
€4larffmn baä il^m gugönglid^e patriftifd^e S2a-
terial gefammelt, geftd)tet, oerglid^en unb verarbeitet
^t 8lber felbft in biefem com|}iIatorifd^ fpfte-
mottftrenbenSeftreben ftanb er nid)t al§ berSrfte
ba; er folgte l^ierin nur einem d^arafteriftifd^en
Suge feiner Seit. ®a8 12. 3a^r()unbert ift bie
^riobe ber „©entengen". SSor il^m fd^on ver-
fallen folc^e Senten^enbüd^er 9(nfelm von Saon,
bie beiben SBill^elm von Sl^ampeaui; unb Sl^alonS,
bie Xl^ologen (m§i bem Slbölarb'fd^en Sbeenireife,
wie bie 3)?agifter SRoIanb unb Dmnebene, femer
Sarbinal ^uQe^n, ®anbulf unb ^ugo von
©t"9Sictor; nad^ il^m fd^rieben ©entengen fein
©d^üler ^ter Von ^oitierd unb fein Sompen-
biator Sanbin (über bad Serl^ältni^ feiner ©en-
tengen gu bem SQ3erfe be§ Sombarben Vgl. Rett-
berg, Comparationem inter Mag. Bandini
libellum et Petri Lomb. sent. libros IV in-
stituit, Goett. 1834; 2)enifle, Slrd&iv I, 438),
Stöbert von 9JteIun (Hist. litt, de la France
XIII, 873 ; Haureau, Hist. de la philos. scoL
I, 490 s.), ^räpofitivuS, ©tepl^an von Sangton
u. % (über bie ©entenjenliteratur beS frübem
^Mittelalters vgl. fiiter. par(bto. 1892, 81—90).
S)er fiombarbe felbft fd^öpfte aud bem Solognefer
Zl^eologen ©anbulf, au3 ^uQe^n unb bem iBicto-
riner (®enifle, ^rd^iv I, 623) , unb gmar au8
festerem fo auSgiebig, ba| man il^n entmeber al§
Plagiator ober a(3 SBerfaffcr aud^ ber ^ugo^fd^en
©entengen begeid^nen gu muffen glaubte (vgl.
% 3Jtignon in ber Revue des sciences eccies.
1890, II, 524 BS.). SBie meit aber aud^ bie ^b-
l&ängtgfcit von feinen Vorgängern ftd^ erftredfen
mag, er übertraf fie alle an Keid^boltigfcit, ©t)fte-
matif, Sorrectl^eit unb 9lüd^tembeit ber tl^eologi-
f^en ?lnfd^auungen. ©ein Sffierf mirfte, mie baS
einige Saläre vor i^m erfc^ienene @ratianS für bafi
JHrd^enred^t, tro^ mand^er fad^Iic^en unb formeKen
3JtöngeI gerabegu epod^emad^enb ; fein ba§ trabi-
tioneUe bogmatifd^ - tl^eologifd^e 99emu^tfein ber
Äird^e repräfentirenber Snl^alt mürbe ber Sejt
für bie fpeculativen Slrbeiten ber Sb^^^^^d^n einer
langen Sfolgegeit, bis am Snbe bed 16. Sal^r-
^unbertS bie ©umma beS f^i, Xl^omaS feine ©teile
als tl^eologif^eS fie^rbud^ einnal^m. (6ine ge-
nauere Eingabe ber @rünbe, marum baS SBerf
beS Sombarben \\ä) f o l^ol^e Geltung verfd^affte, bei
3Bemer, 2)er 1^1. Ib^maS von ^quino I, SlegenS-
burg 1858, 312 f., unb Protois [f. u.] 157 s.)
@S mar bal^er ein fd^mereS Unredf)t unb ein
3etc^en tl^eologifd^er ffurgfid^tigfeit, menn nad^-
mal§ SBaltber von ©t«18ictor (Contra novas hae-
reses, bei Migne GXCIX, 1128) ben Sombarben
unb feinen ©d^üler $cter von $oitierS mit %bölarb
unb Gilbert bc la ^orree in eine Sinie fteKte unb
fie als bie „vier Sabprint^egranfreidiS" begeid^nete,
meldte burd^ ibre biale!tifdf)c Sletbobe ^IleS in ber
äteligion fd^manfenb mad^ten. ^etruS SombarbuS
bat vielmel^r mit @t. 33ern]^arb unb ^ugo von
@t-$ictor bie 93al^n für baS öd^t fird)lid)e unb
grünblid^e ©tubium \yrc Sl^eologie geöffnet, auf
ber fortfcbnitenb fte ein Sal^rbunbert fpöter gu
folcber Sid^tböl^e gelangt ift. $etruS tl^eilte fein
©entengenmerf in vier Sudler, unb bie barin er-
örterten ©laubenSmd^rl^eiten im ^nfcbluffe an
eine befannte Unterf d^eibung SluguftinS (De doctr.
ehr. 1, 3), beffen Sebre ben ©runbftodC bilbet, in
Sebren von ©ad^en unb ßeid^en. 3)ie Sej^re von
ben ©ad^en be^anbeln bie brei erften, bie Se^e
von ben 3^^^/ b. i. von ben ©acramenten, baS
vierte 9u^ (eine einge^enbere ^nal^fe beS 3n]^aIiP
1919
$etru3 SomborbuS.
1920
ber einzelnen Sudler f. in ber Eist. litt, de la
France XH, 589—601 ; bei Sflüßöc Serfuc^
einer (Sefd^. bei? t^eol. aOßifjcnfd^aften ÜI, ^aUc
1798, 443—465; Mitter, ©efd^. ber ^l^ilof. VU,
^amh. 1844, 480—499; ©töÄ, ®efd). b. ^I^üof.
beS aKitteloIterS I, aRainj 1864, 393—411;
ftul^n, ©Oötnotir 1, 1, 2.9lup., Tübingen 1859,
450 ff. ; aSJemcr a. a. D. 1, 307—312 ; ©d^eeben,
©cmbbud^ ber tai\). ©ogmatif I, greiburg 1873,
426 ff. ; am auSfül&rlid^ftcn Protois 57—98 unb
Ceillier, Eist. gen. des auteurs sacres XIV,
n. ed. Paris 1863, 550—567). Snbefe blieb
ba§ aOßer! beS fiombarben nid^t unangefod^ten.
Sd^on baS gal^Ireid^ befud^te, t)on $apft SHe-
lanber in. pröfibirte ©oncil öon lourS (1163)
|at ben @a^ be§ fiombarben unb feiner @d^ule
(Sent. 1. 3, d. 6. 7. 10): ,,e^riftnS atö TOenjd^
fei nid^t gtmaS, unb baS göttUd^e SBort l^abe ftd^
mit bem 2eib unb ber ©eele nod^ 9lrt be§ Seft^nS
(secundum habitum) tiereinigt, nid^t anberS qI3
ob e§ mit einem ffletbe angetl^an gewefen fei" (ögl
Pet. Pictav. Sent. 4, 10), in eingel^enbe Unter»
fud^ung gebogen, ol^ne jebod^ eine entfd^etbenbe
©entenj ^u föUen (Mansi, Conc. XXI, 1184 sq.;
^efele«ftnöpfler, 6onc.-®cfc^. V, 616 f.). fflUt
btefer Seigre, tt)eld)e mon qI3 9{tl^üi§mu8 be^eid^net
l^at, würbe nid^t bie SRealität ber SWenf d^l^eit gl^rifti
gelöugnet, fonbem nur bel^auptet, ba^ biefelbe
@)l^rifto ntd^t mefentlid^ ^ufomme, nid^t t)on il^m
iv T(p t( ioTi (in eo quod quid est) ouSgefagt
werbe. SBie feine ®egner, bie ütagifter 3o]^onn
Don ßomttjall (Comubiensis) unb SOBaltl^er üon
©t»93tctor, angeben, l^at ^cter biefe TOeinung au§
ber Theologia feincS fiel^rerS ^Ibälarb gcfd^öpft,
unb in ber %^ai ift biefelbe ber ?lbölarb'f(f)en
©d^ule, toie il^re gleid^jeitigcn ©entenjcnbüd^cr
bartt)un, nid)t fremb (ögl. ©icti, ®ie ©entengen
5RoIanb§, greiburg 1891, 175 ff., 9lnm. 13).
$etni§ trug aber biefe ßel^re nid^t al§ „feine 93e-
I)auptung", fonbem als „TOeinung" öor unb er»
flärte öffentlid^, bafe er „feine SBc^auptimg auf»
ftcBen tt)oIIe, ttjcld^c nid)t fatl)oItfd^er ©laube fei"
(Joann. Comub. im Eulogium [f. u.]). S)a]^er
gcl^t ber l^cftigc 2BaItl}er öon ©t-S3ictor offen»
bar ju tt)cit, ttjcnu er ben ßomborben einen §ä»
retifer nennt (über bie ^olemif SBaltl^erS gegen
ben fiombarben Ogl. d'Argentre, Coli. jud. I,
Paris. 1755, 112 sqq. 116). S)a aber biefe
9Keinung unter ben jaljlreidien ©d)ülem be§ £om»
barben immer mel^r ftd^ befeftigte, fo ttjenbete fid^
einer berfelben, ber genannte ÜKagtfter Sol^ann
oon 6omtt)all, el^ebem felbft ein eifriger SJnl^änger
be§ 9HI)iIi§mu§, in einer fd^arf finnigen SBiber»
legungSfd^rift (Eulogium genannt, bei Martene
et Durand, Thes. V, Paris. 1717, 1655 sqq.
imb Migne, PP. lat. CXCIX, 1043 sqq.) an ben
^apft, bei bem er ttjegen feiner ©elel^rfamfeit l^od^
in gieren ftanb, mit ber ©itte, er möge burd^ ein
allgemeines S)ecret für immer biefe ßontroOerfe
beenben unb ginl^eit unb ©id^erl^eit ber ßel^re unter
t)en äl^eologen l^erbeifül^ren. ^Uejanber III., ber
einft als Sltagifter Stolonb in feinen ^©entoijm'
fad^Iid^ biefelbe Seigre Vorgetragen l^tte loie ber
fiombarbe (ogl. ® ieä 176), beauftragte }uerft mmib'
lid^, fobonn in gtoei Derfd^iebenen ©d^reiben ben
at)oftoIifd^en fiegaten (Srjbif d^of SBil^m Don Seti
unb fpöter (1176) Don SteimS, feine ©uffrogone
}ur äbfd^affung ber „Derfel^rten Seigre beS e^
maligen ^arifer Sifd^ofS ^eter, ba| ^n|hi§ oIS
9)}enfd^ nid^t Stn)aS fei, gu befHmmen, unb bie
^rofefjoren ber ^ßarifer unb anberer ©d^ulenfraft
apoftoUfd^er ^uctoritöt unter bem Slncft^ an*
gul^alten, ba^ fte leierten, Sl^ftuS fei ein boO-
fommener uiü) molarer, quS fieib unb ©ede be-
ftel^enber SReufd^" (baS erfte @d^reiben d. d.
28. aJlai 1170, bei Migne, PP. lat. CC, 685;
baS att)eite d. d. 18. Srebr. 1177, bei ä'AigßiM
1, 112;beibebeiMansiXXI, 1081;XXn,119,
fon)ie beiDenifle-Chatelain, Chart. 1, 4, 8, 0.3.9
mit ber rid^tigen 2)atirung ; Dgl. Qud^ C^^e, (onc*
®efd^. V, 2. «up., 719). gtoei Sal&re boiouf
lie^ f obann ^le^anber m. auf bem britten SataaB*
concil (1179) feinem ßntfd^eibe aud^ nod^ biefpuD-
bale ©anction geben (Mansi XXII, 247 sq.;
ogl. über biefe Sontrooerfe Sad^, 3)ogmengeji^
II, SBien 1875, 180 ff. 201 ff. 226 ff. 386 f.
729 f. ; )ur ©ad^e felbft Ogl. 8. Thom. Srnnmi
theol. P. 3, q. 2, a. 6; ©d^eeben II, 847 f.,
n. 366 ; ^ergenröti^er, ffird^engefd^. ü, 3. Äit
517 f.). 2)er 9lbt Soad^im oon giore (gfonS;
f. b. ^rt.) I^tte in ber ^bl^anblung De miitate
seu essentia Trinitatis ben Sombarben eim
haereticus et insanos genannt, totil er tt^foxü^
(1. Sent. d. 5): „ißater, ©ol^n unb l^eiliger Seifl
feien quaedam summa res, unb biefe fei ineba
jeugcnb nod^ gejeugt" u. f. m. SDaburd^ ttobe,
meinte Soad^im, eine Duatemität in (Sott ein«
getragen, nämlid^ bie brei ^erfonen unb je«
summa res, bie gemeinfome SBefen^eit. Sa
fromme 2Rann glaubte nämlid^, mie S^^omoS be»
merft, .non bene capiens verba Magistri, nt-
pote in subtilibus fidei dogmatibus rudis*, ber
Sombarbe faffe ben Unterfdjieb jmif^en ^m
unb äBefeni)eit alS einen realen, ben er bo^ ^
rabeju läugnet. ®a8 Oierte fiateronconcU wü«
Snnocena HI. (1215) mieS biefe «nft^ufinpii
^urüdt unb trat ber ßel&re be§ Somborben bei, bit
beS Soad^im aber Oerurtl^eüte fte al8 l^aretij^.
Dbgleid) baS ^Infel^en beS Sombarben biml^ bieie
lel^ramtlid^e Snt(d^eibung nod^ er^öl^t nntrbe, |d
roax baSfelbe bod^ fein uneingefd^rön^teS unb W
^b^ängigfeit feiner Kommentatoren öon i^ tm
fftoifd^e. ©c^on um bie 5Kitte beS 13. 3*
i)unbert§ finben mir (bei Bonaventura, In 2. Sent
Praeloc. [Opp. II, Quaracchi 1885, 2] unb In
2. Sent. d. 44, dub. 3 [ib. 1016]) ein Serjei^rij
Oon a(!i)i ©ö^en, „in quibus magis commnmtff
non sustinetur (sc. Magister Petrus), imme
communis opinio tenet contrarium*. Späs
mürbe burd^ Uebereinfommcn (nid^t burc^ einfön»-
lid^eS SBerbammungSbecret) ber ^rifer ®octoi«
bie Sal^I bief er anftb^igen ©ä^e bebeutenb üennejrt
1921
$etrud SombarbuS.
1922
S)er 2)ommicQiter ß^meric f d^rteb eine eigene 96-
l^blung über 22 fold^er ^rttfel (Cod. Bibl
Colbert. Par. n. 2847, f. 127); b'^lrgentre
(ColL jud. I, 118 sq.) fü^rt beten 26 auf (»gl
j^ier^u Denifle-Chatelain, Chart. 1, 220, n. 194).
Zrolbem bel^ielt bet ©entengenmetfter bie fSfül^rer*
tolle in ber Xl^eologie, fo gmar, hai, xoit gleid^-
jeitig Stoger föacon in einem @d^reiben an Sie«
mens IV. flogt (Denifle • Chatelain, Chart. I,
473 sq., n. 419), ber Srnörung be§ @entengen-
bud^ed mand^mal ber SSorjug gegeben tourbe t)or
b« 6sege|e ber ^eiligen ©c^ript. 9(n ber Uni-
nerjitöt Don ^ris mie aud^ anbem)ärt3 mu^te
bis l^erob in'8 16. Sal^rl^unbert jeber 93accQlareu§
in ber Sl^eologie feine $robe für bo8 2)octo-
tat (Licentia) burd^ Srflörung ber @enten}en
mad^ (ogl. Thurot, De rorganisation de Ten-
seignement dans runiversite de Paris au
moyen-ftge, bei Protois 159 ss.; ^rontl, ©efd^.
ber Unioerf. 3ngoIftabt u. f. to. I, aJlünd^cn 1872,
45). @o tarn e§, ba^ bie Kommentare ^u bem
^tteiten leitenben tl^eologtfd^en ©runbbud^e (bog
erftemor bieSibel; ogl. 2)enif(e in Revue thomiste
1894, 157. 160) in'8 Unaöl^Iige fid^ meierten.
Aein fionb, feine tl^eologifd^e ©d^ule mod^t l^ierin
eine 9u8na]^me; jebe tl^eologifd^e f^focultöt l^te
i^ ySententiorier". ^itS (De illust. Angliae
flcriptt, Par. 1619) söl^It nic^t weniger oIS
160 Kommentatoren unter ben Sl^eotogen Sng-
totbS, S^onfreid^ l^tberen nod^ mel^r auf}utt)eifen;
baju lommen bann bie Kommentare ber Xl^eo-
logen oon Spanitn, gtaUen unb 2)eutfd^Ianb.
«Ed^rb (Scriptt. 0. Pr., Paris. 1719—1721,
2 voll.) fü|^rt 152 ©omtniconer-Sl^eoIogen auf,
toeld^e Krhörungen gu ben @entengen oeröffent*
la^ittL 2)iefe Kommentatoren aUe auf^al^Ien unb
narbigen,. l^ie^e eine ©efd^id^te ber Xl^eologie bed
9RitteIaIter9 fd^reiben. Kine, xotnn aud^ unDoQ-
ftfinbige 3ufammenftellung berjelben (Eienchus
aliquot scholasticorum , qui scripserunt in
Magistrum Sententianun), 246 tl^eologifd^e
ed^ftftetter, lieferte ber 3efuit «nt. ^offeöin in
ber Bibliotheca selecta de ratione studiorum,
L 3, c. 15, ed. Bomae 1593, I, 276, fotoie
Protois (f. u.) 161— 179. Kine fel^r braud^bare
Ueberfid^t über bie Stellen, mo bie eingelnen beim
Somborben berfil^rten f^fragen oon feinen (meift
nod^fd^oIafKfd^en) Kommentatoren bel^onbelt wer-
ben, gab Solenn äJlartineg be Slipalba in ber ^u-
crf} 1635 gu @alamanca, bann öfter )u Sibln,
2i9on, IBenebig, neueftenS (1892) bei 95toö8 in
^pknrifi fplenbib gebrudtten @d^rift Expositio
breris Magistri Sentent. cum quaestionibus,
^piae circa ipsam moveri possunt et auctori-
bna, qui de Ulis disserunt. — 3(3 tl^eologifd^ed
€d^ulbud^ nmrben benn aud^ bie Sentenzen fc^on
fcu|e unb bis in'S 17. Sabtl^unbert an Derfd^ie»
Denen Orten, namentlid^ ju SSenebig (fd^on 1477),
»afel (feit 1486), Slümberg. »ötn, Sömen, ^Jari§
VL f. n)., unjäl^Iige 3RqU gebrudtt, gemöl^nlid^ mit
ber Sifte ber allgemein oon ben ^Ideologen oer*
atc^enlesiron. IX. 2. Sufl.
toorfenen @ö^, ober aud^ mit irgenb einem Kom-
mentare, toie g. 93. bie SSenebiger ^udgabe oon
1480 mit ber erflärung bed fJrandScanerS 9lic.
be Orbefiid (f. b. 9rt.), bie 99a8Ier oon 1487 mit
ben Koncluftonen beS ^einrid^ oon ®orfum (f. b.
Sri.), bie ffölner oon 1513 mit bem Kommentare
beS ^egibiuS be Kolonna (f. b. 3rt.) unb ben 3u-
fä^ bed ^inrid^ oon äBeimar (de Vrimaria,
um 1334); bie fpäteren ausgaben meift mit ben
Kommentaren bed 1^1. Xl^omaS ober 33onak)entura
u. 51. — Um SSerbefferung beS Jq^teS ber ©en-
tenjen bcmül&ten fid^ bie ©orbonniften 5lnt. 3)e»
mod^ared, Sol^. 99auge unb ^oi). Slleaume (um
1542), beffen ätecenfwn ben meiften fpäteren 3lu8-
gaben, aud^ ber oon SDligne (PP. lat. CXCn,
519 sqq.), gu ®runbe liegt; in neuefter 3^
P. SibeliS a fjfanna mit ben mttm be§ Kol-
legiums gu Ouaracd^i, toeld^e für ben ©entengen-
commentar be§ 1^1. IBonaoentura burd^SSergleid^ung
oon ^anbfd^riften unb SDrudfmerfen einen cor-
rectem lejt beS Somborben l^erjuftetten fud^ten
(tjgl. Opp. S. Bonav. I, Proleg. c. 3, p. LXXXII).
2)ie OrtginaI^anb)d^rift ber ©entengen toaxh 2tal^-
l^unberte lang in ber Ka))itelSbibIiotl^ef oon Sflotre-
2)ame aufbemal^rt, bis fie im 3. 1756 oon ben
Kanonifem bem Äönige Submig XV. überlaffen
mürbe (Denifle-Chatelain, Chart.1,494, n.437 ;
II, 72, n. 598).
Ungleid^ meniger Krfolg litten bie übrigen
©d^riften bcS fiombarben. ©ein ^falmencom-
mentar (Commentarius in Psalmos Davidicos
sive Glossa Magistralis [= Major Glossatura]
ex selectis et orthodoxis auctoribus, Norimb.
1478 ; bann ju ©afcl 1486 unb ^ariS 1533,
1537 unb 1541 ; ein 9lad^brud biefer oon bem
geleierten gtanciScaner SRid^arb oon 9JtanS be-
jorgten SluSgaben bei Migne, PP. lat. CXCI,
31—1296) ift in ber fjorm ber mittelalterlid^en
Katenen auS SöterfteUen unb ^udfprüd^en t)on
^l^eologen gufammengetooben unb oorgugdmeife,
oldne gerabe ben Siteralftnn auSgufd^Uelen, aUe-
gorifd^ unb m^ftifd^. — ®er Kommentar gu ben
»riefen be« 1^1. ?ßaulu8 entbält, mie fein Jitel
Collectanea in omnes D. Pauli Ap. epi-
stolas fd^on anbeutet, gro^entl^eild mit Umftd^t
gemöl^Ite ^uSgüge au8 ©(|riften be§ 1^1 9lm-
brofmS, ^ilariuS, ^ieronpmuS, 5luguftin, Kaf-
fu)bor, SlemigiuS t)on Silibene u. 91. Kr mürbe
oon 1535—1555 in ^ri§ ad^tmal gebrudtt; ein
neuer ^bbrud l^ieroon bei Migne 1. c. CXCI et
CXCII. — ^ie bem fiombarben gugefd^riebenen
ungebrudtten Glossae in Jobum unb eine in gtoei
ausgaben (1483 u. 1561) erfd^ienene Koangelien-
barmonie (Concordia evangelica) fmb mabr-
f^einlid^ unöd^t. S)a bie mijfenfd^ftlid^e Krflö-
rung ber beiligen ©^rift ben S^tU unb ^ö^epunft
bed tieeoIogi{d)en ©tubiumS im ÜRittelalter bilbete
unb ben eigentlid^en fie^rem (magistri) ber Jl&eo-
logie oorbel^alten mar (ogl. SDentfie in ber Bevne
thom. 1894, 149 sqq.), fo finb bie esegetifdben
©d^riften bed ^truS fiomborbufi ol^neig^ '
nad^'(Sonftcmttno))ä imb fd^Iug bds ^enottfon
(f. b. 9xt) bei ScQciuS t)or, ber auf bt^en $Ian
einging unb ben Aaifer günftig bafür ftimmte.
@o erfd^ien baS ^enotilon: Xalaja toorb Don
^e^anbrien vertrieben unb biefe ^auptfird^e ben
unmürbigen ^önben bed $etru3 ^nguS anDer*
traut, ber natürlid^ ^ad ^enotüon onnal^m, aber
Sogleid^ aud^ toeit barüber l^inauSgtng, inbem er
lie ääefd^Iüffe ber S^nobe Don Sl^alcebon (f. b.
Sri.) Derbammte unb bie ©ebeine ber latl^olifci^en
alesonbrinifd^ ^triard^en ^oteriuS unb Solo*
p]^afioIu§ entn)ei|en lie^. 3lad^ biefen unb öl^n»
lid^en f$ret)eln mürbe er ^u mieberl^olten SRalen
Dom römifd^en @tu^I anatl^entatifirt. jhtr^ beDor
er ftarb, fonbte er einen Srief an ben neuen ^a»
triard^en f$raDita8 t)on Sonftanttnopel ab, morin
er abermals baS Soncil t)on S^alcebon Derbammte.
er befd^Iofe fein fd^uIbbePedfteS Seben im 3. 490.
— Sriefe, mlä)t $etru3 äRonguS unb ScaciuS
angeblid^ mit einanber mä)]tltm, finb in loptif d^er
Sprad^e erl^alten unb, Don ^mölineau (Mon. pour
servir k l'hist. d'Egypte ehret, aux 4* et
5® siecles, Paris 1888, 196 ss. ; Möm. ... de
la misBion archöol. Fran9. au Caire lY) foptijd^
unb franjöfifd^, Don SRöDillout in ber Bevue des
questions bist. XXTT [1877], 103 ss. in fran-
5öftfd^er Ueberfe^ung Deröffentlid^t. Smölineau er«
Hart bie Sriefe für unäd^t; il^m ftimmt ©arben-
l^ewer, gjatrologie, greiburg 1894, 503, ju. (Sgl.
bie im 9lrt. aKonopl^^fUen angeg. Sit.) [©d^röbl.]
^rixns be 9{atalig, f. 9lataU.
^efni5 "Seiger, f. SRiger.
^etms "fßiotasms^ ber 1^1., Stifter bed
aJlercebarierorbenS jum SoSfauf ber ©efangenen,
mar mal^rfd^einlid^ um 1182 ^u £e 9Ra3»@ainte3-
$uelle8 (Recaudum) bei ßaftelnaubart) in ©üb«
il^m bie allerfeligftc Sungfrau unb 1
fioSfauf ber @efangenen einen Orl
ffiiefelbe Sifion l^atten ju glcid^
3acob unb !Rat)munb Don ^ennaj
biefe Sifion BenedictXIV., De c
c. 9, n. 6). ^üc brci famcn m
Don ^Barcelona, ffierengar be la 3kxl
übercin, am 10. ^uguft ben (&ti
neuen SBerfe ju legen. Segen ba«
cenj' ni., neue Drbcn ju grünbei
burd^ ^riDilegien ber oragonifd^
gefd^ü^t betrad^tet "f^öbtti. S^ieUeii
®runo ju finben, toarum ber ji
aWitftifter bcS OrbenS fo flarf i
grunb treten mu^te. 2)er ®eba
Kl^riften ju befreien, »or übrigens
TOattl^. 25, 36). aScrbönbe unb
5um fioSfauf ber (befangenen beft(
fiangem. @o l^atten qu$ im 2^. :
in ^Barcelona einen 93erein ju b
gegrünbet, unb biefe Sruberfd^aft n)i
läge für ben neuen Orben beS 1^1. $i
^m 10. Suguft erl^ielt $etruS bad
aus ber bavh be§ $tf d^ofS (nad^ 9
bed 1^1. SRoQmunb) unb na|m ba
fogleid^ 13 ©enoffen in ben Ot
äa^r ber ©rünbung ift nid^t fid^ei
d^ronüen begeid^nen aI3 foIi^eS 12
biften 1223. ©regor IX. befic
Stiftung am 17. 3anuar 1235.
befd^äftigte \\ä) junäd^ft eifrig mit
ganifation beS DrbenS. 3m 3. 1
erfte @eneralcapttel abgel^alten, o
Siegel beS 1^1. ^uguftin feierlid^ c
angenommen tt)urbc. S)er Drbcn '
Sruberfdöaft , au§ ber er Tidö e
1925
$ettu8 be 3Raxca — $etru9 SRonguS.
1926
9e6rM be ^axca, f. ^RarcQ.
^tbms 9tart9t, ber I^I., aud^ nad^ feinem
Geburtsort Petrus Veronensis genannt, 0. Pr.,
eifriger ffQm))fer gegen bie Srrlel^ren ber ffotl^er
unb Slutjeuge für ben ©louben, toar felbft baS
ftinb l^ördif^er eitern, gr toor 1205 ober 1206
goren, ftubtrte gu Bologna unb trat im Sobed*
r beS 1^1. S)ominicu§ (1221) in ben 2)omim-
canerorben. @eit 1223 erfd^eint er al8 eifriger
Srebiger gegen bie 3rrle](|rer, befonberS in ber
&)mbarbei, ber Warf oon Sncona unb in Xod*
cana. 3u Sflorenj mar ber Srf olg feines SBirfend
ber 9rt, ba| bie 93ürger fofort aue ffe^er auS ber
€tabt Vertrieben. 3nt % 1234 unb nod^malS im
3. 1251 mar $etruS ©laubenSinquifitor ju Wa>
Umb ; baSfelbe ^mt Derfal^ er gu t^Iorenj, in Somo
unb ber gangen Sombarbei. SBäl^renb er fid^ in
ber Sfofiengeit 1252 gu Somo oufl^ielt, nal^men
bie ^retiler in SRailanb gmei SRörber in il^en
S)ienft, bie $etruS bei feiner SRudfel^r nad^ 3RaU
lanb ermorben follten. 2)ie 99Iuttl^at mürbe mir!«
lid^ am 6. ^pril auSgefül^rt ; fterbenb fprad^ ^etruS
nod^ baS ®IaubenSbefenntni^ axiQ, meld^eS er fd^on
mit 7 doloren gegen feinen ](|öretifd^en Ol^eim oer-
tl^eibigt l^tte. SSereitS im 3. 1253 nal^m ißapft 3n-
noceng IV. il^n unter bie ^eiligen auf. (Sgl. AA. SS.
Boll. April. III, 678 sqq. ; [Visiani J Vita emar-
tirio del S. Pietro Martire, Verona 1862; Che-
Tftlier, Rep. u. Suppl. s. v.) [®am8 0. S. B.]
yfiims'^aTbfX b^^ngl^iera (Anglerius),
berühmter ® elel^rier unb @d^riftfteQer beS 1 5. 3al^r-
(imbertS, l^äufig blo^ ^etruS SJtart^r genannt,
toar }u Sirona am Sago 9Jtaggiore mal^rfd^einlid^
im 3. 1457 geboren. Um 1477 l&ieft er fid| gu
Som auf, mo befonberS ber garbinal SScanio
Sloria Sforza fein ®5nner unb naml^afte ^uma»
itiften feine greunbe maren. S)a fid^ il^m aber in
3toIien feine feinem (S^]^rgeig entfpred^enbe Stellung
barbot, oerfud^te er fein ®Iüd in Spanten (1487).
S«r fpanifd^e ©efanbte am pöpfüic^en ^of e fül^rte
ibn bei ffönig f^erbinanb ein, bei meld^em ^truS
Wärter feitbem in ®unft blieb, gine furge 3rit
l^lt er )u @alamanca äSortröge über SuoenalS
gtoeite Satire, bann betl^eiligte er fid^, übrigens
o^ne fid^ auSgugeid^nen, an bem jhiege gegen bie
SRauren. 5Rad^ bem gfattc ©ranaba'S (1492) blieb
er bei bem neuen Srgbif d^of bief er Stabt , ^er-
mmbo be Zaiatera, unb erl^ielt nad^ eigener An-
gabe bafelbft eine Soml^ermftelle. SnSbefonbere
ober marb il^m bie Aufgabe gu Xl^eil, bie 99ilbung
ber dofpagen m leiten ; er erlangte baburd^ großen
Cfainu^ auf ben ^bel oon Saftüien, ber i^m
0ri(|tentbeiIS feine 99ilbung oerbanfte, unb ein-
gil^aibe ffenntni^ aller ^ofangelegenl^eiten. 2)e|'
häb mürbe er aud^ im 3. 1501 gu einer @efanbt«
jäjfO^ an ben Sultan oon SIeatipten auSerfel^en,
anaeblid^ um beim Sultan gu ©unften oon oeffen
d^piid^en Untertl^anen gu interüeniren, benen
^Mjfy Sebanblung angebrobt mar, mie fte bie
Vtol^mebaner in Spanien gefunben l^ötten ; über
bm Joäffttn S^^^ ber ®efanbtfd^aft beftel^en Der-
fd^iebene S3ermutbungcn (ogl. SemaiiS [f. u.] 16,
9lnm.). 3la(f^ feiner SRüdttel^r übcmal^m ^truS
mieberum baS SImt, nun aud^ mit bem Xitel als
fiel^rer ber ^ofpagen : ber ^apft oerlie^ il^m meiter-
bin ben Xitel eines Protonotarius apostolicus.
^ferner nmrbe i^m bie SteEe beS ^riorS an ber
Satbebrale gu ©ranaba gu Xl^il, unb er entfd^Io^
fid^ bamalS (1504) aud^, bie \)'6^ttm äBeil^en gu
empfangen. UebrigenS bi«It er fid^ bie mdfte Seit
am teniglid^en ^ofe auf, mürbe aud^ nod^ me^r-
fad^ in SSertrauenSftellungen bermeiü)et. Spöter
erlangte er nod| anbere ^frünben unb Xitel ; 1523
ernannte i^n ffarl V. gum ^falggrafen unb 1524
gum SRitglieb beS inbif c^en ^at^eS. Sule^t mürbe
er nod^ gu feiner befonbem fjreube ^bt öon 3ö-
maica, ffarb aber balb nad^l^er, @nbe beS S^^^teS
1526. — 95on ben Sd^riften beS ^etruS mirb am
mdften fein Opus epistolarum genannt, meld^eS
oiele intereffante gefd^id^tlid^e Singelbeiten bietet
unb lange als biftorifd^e Duette benu^t mürbe.
Steuere fjorfd^er "f^ahtn aber bie (Slaubmürbigfeit
beS aOßerfeS me^r ober minbcr beanftanbct (®e»
nauereS f. bei Sema^S 42 ff.). ®ie erfte (fcl^r
feltene) 3)rud(auSgabe beS Opus epist. ift bie oon
Sllcalä be ^enareS (1530); bequemer, aber nid^t
fehlerlos, ift ber Slgeoir^fd^e 9lad^brud, ^mfterbam
1670. ein meitcreS SBer! beS ^etruS TOari^r
befd^reibt unter bem Xitel Legatio Babylonica
in brei Sudlern feine ®efanbtfd^aftSreife mä^
SlegQpten, unb gmar in glaubhafter SBeife, mie
fid^ burd^ IBergleid^ung mit anbermeitigen 3lad^
rieten ermeifen läfet. 9Rod^ intereffanter fmb feine
Decades de orbe novo, meldte er 1493 begann
unb als eine ®ef d^id^te ber ßnibedtungen in ^merifa
in ad^t S)ecaben bis gum Sa^re 1525 meiterfü^rte.
Sine oottftönbige Ausgabe ber S)ecaben erfd^ien
gu ^riS 1530; mebr im ®ebraud^ ift bie oon
$ariS 1587; eingelne X^eile beS aSBcrfeS maren
fd^on oorber gebrudtt begm. überfe^t morbrn (ogl.
Brunei, Manuel unb Suppl. s. v. Anglerius;
SSema^S 211 ff.), ©nige fleinere Sd^riftcn beS
SßetruS fmb in ber SluSgabe feiner SSJerfe gu Se»
öifla 1511 (nid^tl500) gebrudCt. (Sgl. bef onberS
Sema^S, ^truS SKartiir 9lngleriuS unb fein
Opus £pistolarum, Strasburg 1891, mo
S. XI ff. bie frül^ reid^l^altige Siteratur an*
gegeben ift.) [91. ßffer].
9efnt5 'gtaxbn Tftvmit^ f- SSermigli
^ttmii 9tatf9te$9 f* L^ber sepümus.
Citrus 9togifo$, f. SRogilaS.
^etms ^^BiWfus (b, 1^. ber Stammler ober
ber Reifere), eines ber ^äiipter ber monopl^^fiti»
fd^en Partei gu Siesanbrien. Sd^on unter feinem
Ißorgänger im ale^anbrinifd^en ^triard^ate, bem
rafenben XimotbeuS SleluruS (gcft. 477), nabm
$etruS als Slrd^ibiacon biefeS Ungeheuers an allen
SBerbred^en beSfelben gegen bie ffatbolifen gro^
^ntbeil. 9{ad^ SleluruS^ Xobe möi^lte bie mono«
pl^Qfttifd^e gkirtei in Slle^anbrien il^n m beffen
9ta(^f olger; biefeS betrad^tete ffaifer 3^no als
eine Smpbrung unb fprad^ baber baS XobeS*
1927
ißetruS be ^ßataltS — $etru8 91oIq§cu8, bet 1^1.
1928
urtl^eil über betrug qu8, bem ftd^ btefer burd^
bie Sflud^t entgOQ. S)a inbeft ber fatl^oUfd^e ^-
triord^ t)on Slesonbrien, Simotl^euS @oIop]^Q-
lioIuS, balb [tarb, toöl^Ite imax bie fatl^olifd^e
!ßartei Sol^onneS %ala\a ^u feinem 9{ad^foIger,
(diein bief em {e|te bie bei toeitem gol^Ireid^ere ^ßartei
ber SRonopl^^ftten toieber $etru8 SRongud ent-
gegen, anfangs mar ber jfaifer entfd^Ioffen, nur
bie SBal^I Xaloja^d ^u genel^migen; allein ber $a»
triard^ ^caciuS t)on Sonftantinopel, bei bem ed
Xalaja üerföumt l^atte, ftd^ gebül^renb }u em-
l)fe]^Ien, tou^tt ben ffaifer gegen il^ einjuncl^men
unb für SRonguS ^u fttmmen, unb biefe Umftönbe
benu^te nun äRonguS auf baS 93efte. Sr ging
nad^ Sonftantinopel unb fd^Iug baS ^enotüon
(f. b. 9lrt.) bei 5lcociu8 Dor, ber auf biefen ^lan
einging unb ben Aaifer günftig bafür ftimmte.
@o erfd^ien baS ^enotilon: Salaja tooxb Don
^le^anbrien vertrieben unb biefe ^uptfird^e ben
unn)ürbigen ^önben be8 betrug ^onguS anDer*
traut, ber natürlid^ ba8 ^enotüon annal^m, ober
Sogleidl aud^ meit barüber l^inauSging, inbem er
lie 99efd§lüffe ber ©^nobe t)on S^alcebon (f. b.
9rt.) üerbammte unb bie @ebeine ber fatl^olifd^en
alesanbrinifd^en $atriard|en ^roteriuS unb Salo*
pl^afiolug enttt)ei|en Iie|. 3la^ biefen unb öl^n»
lid^en gfreüeln mürbe er gu toieberl^olten SJlalen
t)om römifd^en @tu^I anatl^ematiftrt. jhtrg bevor
er ftarb, fanbte er einen 93rief on ben neuen ^•
triard^en f$rat)ita8 oon Sonftantinopel ab, toorin
er abermals baS @^onciI von Sl^alcebon verbammte.
er befd[)Iofe fein fd^uIbbeftedtteS Scben im 3. 490.
— ©riefe, njcld^e $ctru§ 9Kongu§ unb ^caciu§
angeblid^ mit einanber ttjcd^felten, finb in !optifd()er
©prad^c crl^alten unb von ^melineau (Mon. pour
8ervir k l'hist. d'Egypte ehret, aux 4* et
5® siecles, Paris 1888, 196 ss. ; Möm. ... de
la mission archeol. Pran9. ^^ Caire IV) foptifd^
unb franjöfijd^, von SReöiUout in ber Revue des
questions bist. XXTT [1877], 103 ss. in fran-
jöfif^er Ucbcrfe^ung Veröffentlid^t. 9lmö(ineau er»
iflört bie ©riefe für unäd^t ; il^m ftimmt Sarben«
l^cmcr, ^atrologic, grciburg 1894, 503, ju. (SSgl.
bie im ^rt. TOonop]^t)fiten angeg. Sit.) [©d^röbl.]
"^eintfi be 9?ataH§, f. 5RataIi.
^dtus W^i^j f- 9it9^-
^ettus '^otasm^n ber l^I., ©tifter be§
TOerccbaricrorbenS jum SoSfauf ber ©efangencn,
mar mal^rfd^cinlid^ um 1182 ju 2e 9!Ka8«©ainte§«
Queues (Recaudum) bei Kaftclnaubar^ in ©üb=
franfreid^ geboren. S3on feinem Sater, einem
Stittcr§mann, in allen ritterlid^cn Uebungen, von
ben ßiftercienfcm in ber SQBiffenfd)aft unterrid^tet,
fül^rte er fd^on in feiner Sugftib ein l^eiligmäfeigeS
Seben. Wad^bem er, 15 Sa^te alt, feinen Sßater
Verloren l^atte, fd)Io| er ftd^ ben ftreujfal^rem
an, tt)eld)e unter ^nfül^rung beS ®rafen ©imon
Von aWontfort bie ^Ibigenfcr befriegten. Slad^
fpäterer Angabe märe ^etruS fd^on um biefe
Seit in Se^ieljung ju bem bamaligen ^ringen,
f|)ätem Äönig von ^Iragonien, 3tacob I., getreten.
S)iefer (geb. 1208) mar nömltd^ von feinem Sater
$ebro n. ber Obl^ut bed @tafen @imim Von
SDtontfort übergeben morben, unb tofi^tenb biefer
3eit foU betrug SblaScud fein erjte^ geiocfm
fein. 918 fpöter 2tacob I. ftönig ^toorben toar,
erfd^eint $etru8 an feinem ^ofe in Sorcelona,
mo er mit bem 1^1. äta^muiü) Don ^ßeraiafoite
^ufommentraf. 3uber3^it nmrben inSponia
befanntlid^ beftönbige ffriege gegen bie @ara-
cenen gefiij^rt S)a8 Soo8 ber gefangenen S^pnfto
mar ein überaus ^rte8. SDaburd^ getü^, be*
fd^Iol $etru8, $erfon unb Sermdgen i^ Be-
freiung 5U mibmen. Siftonen befiärften i^ in
biefem Sor^aben. 9m 1. Suguft 1218 eif(^
il^m bie allerfeligfte Jungfrau unb befal^I i^, jnB
fio8!auf ber befangenen einen Orben gu grib&n.
S)iefelbe Sifion l^atten gu gleid^er 3^ A^
3acob unb StaQmunb vonJßennQforte (vgl nkr
biefe Sifbn Benedict. XrV.y De canoiLL4,P.2,
c. 9, n. 6). Wit bret famen mit bem Sijiiof
Von Sarcelona, Serengar be la ^lou (gefL 1241),
überein, am 10. 9uguft ben ©runbftein jubei
neuen SQBerfe }u legen. ®egen ba8 Serbot 3««^
cenj' ni., neue Orben gu grünben, foD man ^
burd^ Privilegien ber aragonif^ien ftönigt cdl
gefd^ü^ betrautet l^aben. Stellfid^t ift borm bs
©runo gu finben, marum ber junge ftSnig tä
amtftifter be8 £)rben8 fo flor! in ben Sotbc^
grunb treten mu|te. 3)er ®ebanfe, gefingtae
Sl^riften gu befreien, mor übrigens nid^t neu (o^
9Jtatt]^. 25, 36). Serb&nbe unb 9ntberf<l^
9um fioSfauf ber befangenen beftonben f(^ jeh
fiangem. ©o l^atten au$ im 2^. 1192 ebeileule
in Sarcelona einen Sercin gu bcfagtem 3w«fc
gegrünbet, unb biefe Sruberfd^aft mürbe bie@runb-
lage für ben neuen Orben beS 1^1. ^etru8 9?oIa§afi.
^m 10. ^uguft erl^ielt $etru8 ha^ OrbenSgenMnd)
au8 ber ^anb be8 Sif d^ofS (nad^ Ruberen au§ ber
be8 1^1. SRa^munb) unb na^m bann al8 Obern
foglcid^ 13 ©enoffcn in ben Orben auf. 3)flfi
3al§r ber ©rünbung ift nid^t ftd^er ; bie DtbaS»
d^ronifen be^eid^nen al8 foIc^eS 1218, bieSoflof
biften 1223. (Sregor IX. beftätigte bie neue
©tiftung am 17. 3anuar 1235. Ser l^L ^ßetai*
befd^äftigte ftd§ junäd^ft eifrig mit ber iraiemOi*
ganifation beS DrbcnS. 3m 3. 1237 mürbe brf
erfte ©eneralcapitel abgel^alten, auf meld^ bie
SRegel be8 ffi. ^uguftin feierlid^ aI8 OrbenStegd
angenommen mürbe. ®er Orben beftanb, nne bie
Sruberfd^aft , au8 ber er fic§ entmidCelte, aal
?ßricf}em unb Gittern, unb ^etruS traf babei bk
Seftimmung, ba^ immer mel^r ^riefter atö Satt
fein foUten. 3m % 1238 begann Sacobl. feiam
©iegeSjug gegen bie TOmiren, unb gunad^jt nnnbe
Salencia belagert. $etru8 begleitete boS ^
vor bie ©tabt. 6ine ßrfd^einung, bie il^ P
%1)t\l mürbe, erl&öl^te ben ystüi^ ber ©treuer. In
vier ©amStagen, ergäblt bie Segenbe, fc^ er jkbe«
©tcme immer auf bief elbc ©teüe nieberfteigcn. Ä
man bort nad^grub, fanb man imter einer ©fcdt
geborgen baS fpöter viel verel^rte Silb U. 2. gö»
1929
betrug 9lolQ8cud, ber f^l
1980
bd ^d^. 3m September fiel Salenda, unb
Socob L fd^enfte ben Ort, too man ba§ 9ilb ge-
fitnben , ber ©eno jfenfd^ft gu einem Älofter. —
9EBie ^etruS ^d^ juerft in bie mourifi^en fiönber
Spaniens getoogt unb gleid^ t)on ber erften Steife
4(K) erlödte befangene mitgebrad^t l^atte, fo mar
er aud^ ber erfte feined OrbenS, meld^er gu biefem
S^OHdt nad^ ^frifa überfe^te. 2)abei trafen il^n
tide Seiben unb SJtül^fale. 3Ran »arf il^n megen
ber Sflud^t einiger ®efangenen in ff etten unb fe^te
i^ bann in einem ffol^ne ol^ne @egel unb @teuer
mif l^o^cm SReere auS. Sber baS @d^ifflein fanb
tnr|bem feinen SBeg nad^ Valencia gurüdt. 2tm
3. 1249 bat $etru3, i^n ber Saft beS ©eneralated
)u cittl^eben. S)en Steft feines SebenS mibmete ber
cl^ürbige ®rei8 gang ben Uebungen ber fjröm-
nrigfeü 3m 3- 1248 foO er ben 99efu^ beg
iL Submig Don f^ranfreid^ erl^alten l^aben imb
tbcm mit il^m in briefli^em SSerfel^r geblieben
; bie uns erlittenen 93riefe ftnb v&t^ Don
ypeifeB^after Sed^tl^eit (Hist. liti de la France
SIX, 5). 3n ber S^rifinad^t 1256 ftorb ber
^eilige tmb mürbe auf bem gemöl^nlid^en 99egröb-
m|pla| feiner SDlitbrüber begraben. 3tn ^cä)xt
1836 fott ber Seid^am auf ^eranlaffung $apft
SenebictS XIL an einen eJ^renooQem ^la^ über-
tragen morben fein ; inbe^ ift ber Ort biefeS neuen
SBeßröbniffefi bis l^eute unbefannt. Urban Vin.
Q^ftottete 1628 für ben Orben SReffe unb Officium
gu iSfjiWX beS ^Uigen. Unter Slle^anber VII.
(1657) fanb fein 9lame gingang in'S römifd^e
3Re|bud^ unb SBreöier, ein ^al^x fpäter in'S rö-
xai^d^t SRort^roIogium; SIemenS X. erl^öl^te ben
StttuS feines SfefteS. S)er SDtercebarierorben nennt
ilfyn im Sonfiteor unb in ber Merl^eiligenlitanei
(^. Analecta jur. pont. XX [1881], 1184).
SIS erfte OueDe für bie fiebenSbef d^reibung beS
&L $etruS SloIaScuS mu^ ber Serid^t über fein
£cbmunb feine Xugenben gelten, ben Sifd^of ^r-
noIbuS oon Barcelona gum 3^^d(e ber ^eilig-
^red^g anfertigen lie^ unb angeblid^ 1260 nad^
Xom an ^ßapft Sllesanber IV. fanbte. Sine (Sopic
bation blieb im OrbenSard^it) oon Sarcelona^
lDitri)e 1626 nad^ 9tom eingefanbt, 1646 üer-
Affenflid^ unb 1721 oom Sifd^of t)on Barcelona
oü äd^t anerfannt. SRa^nalb l^at baS SDocument
liKil^dJldnlid^ gelaunt, er benu^t ein MS vetus
archiTi Barchin. (f. Annales ad ann. 1218,
n. 72). 2)aS 1291 approbirte Seben beS 1^1. ^etruS
um 3o]^. be la SS lag ben fpöteren SoUanbiften
Dor (AA. SS. Boll. Sept. VH, 167). 3um
29. Sonuar l^anbelten fie oon il^m nur parce et
Boecincte ob penuriam documentomm , in»
bem ^ baS fieben oon 3umel (geft. um 1607)
mtt einigen nod^ fpöteren Ergänzungen abbrud^en
(L c. Jan. m). S)ie Sude, meldte bie 93o(-
Idnbiflen gelaffen, iji burd^ bie 99iograp]^ien oon
OHgnano (Tleapel 1668), Solombo (SRabrib
1674), SBaiOet, ^elqot, 9töB unb SBeiS, $etü-
Stobel (Hist Utt de la France XIX, 5—9) nid^t
oitSipfiUU. lieber bie ®rünbung beS OrbenS be-
rid^ten ©jooiuS (ad a. 1223, n. 10—12), SRa^-
nalb (L c). 2)ie Histoire gönörale de Langne-
doc m, Paris 1737, 568, gibt frittfd^e ©emer-
fungen gu einzelnen fünften ber fiebenSfügge bei
^el^ot. Äönig Sacob I. in feiner ^lutobiograpl^ie
(SSatencia 1557; engl. Ueberfcjung öon gorfter,
fionbon 1888) ermäl^nt meber ben $1. $etruS 9lo-
laScuS nod^ feinen Orben ; bod^ bejeid^net er fid^
als beffen (Srünber in einem 9lctenftüdt, batirt
©aragoffa, 30. September 1255 (S. Raymundi
de Pennaforti Summa, Veronae 1 744, p. Icxxl
[ebenba p. LVI ein ©rief bcS ^I. Sa^munb an
ben ffi. Petrus SloIaScuS]). Ueber bie WAiU
bung beS ^eiligen Ogl. Cahier, Caract^ristiques
des Saints II, Paris 1867, 849, table s. y.
Pierre N.
S)er Orben beS 1^1. $etruS 9loIaScuS
tl^eilte fid^ in öerfd^iebene 3tt>eige. S)en urfprüng-
lid^enbilben l.bie befc^uJ^tenSWercebarier.
®ie eigentlid^e ©tifterin ift bie attcrfeligfte 3ung-
frau felbft, bie aud^ alS fold^e befonberS im Orben
oerel^rt mirb. S^ür gemol^nlid^ aber gelten als
©tifter bie brei: Äönig 3acob L, ber 93ej(^üjer beS
OrbenS ; ber 1^1. SRa^munb oon ^ennaf orte, ber Or-
ganif ator beS OrbenS, unb ber ^I. $etruS 9loIaScuS,
baS erfte SRitglieb unb ber erfte Obere beSf elben. S)er
9?ame beS OrbenS lautet gemö^nlid^ TOercebarier,
feltener 5loIaSfer, officicE Fratres ordinis B.
Mariae de Mercede redemtionis captivorum
(Merces = misericordia; t)gl. bieSanonifationS*
bufle beS W. SRa^munb [29. Slprü 1601] Ordo
B. M. de Misericordia seu de Mercede; merces
mirb in bie(er 93ebeutung f d^on oon ©regor b. ®r.
gebrandet, f. Du Gange s. v.). S)aS OrbenSgemanb
ber SRitter war ein meines ©capulier über ber ge-
möl^nlid^en SRitterfleibung, baS ber ^riefter ein
meiner Stalar, ein meines ©capuUer unb eine wei^
fapugenförmige ffopfbebedung. dritter unb ^riefter
l^atten auf bem OrbenSgemanbe baS SBappen beS
OrbenS, oter oerticale rot^e ^föl^le in golbenem
gelb mit beigefügtem meinen Äreug in rotl^em
gelb. ®ie (Sonftitutionen beS OrbenS erl^ielten
il^re 93eftätigung oon (Sregor IX. ; 1688 reoibirt,
mürben fie oon $apft 3nnoccn3 xn. 1691 be»
ftötigt (BuU. Rom., ed. Taur. XX, 232 ad
405). — gür Smedt unb fflirffamfeit beS Or-
benS ift baS oierte ®elübbe bejeid^nenb: Et in
Saracenormn potestate in pignus, si necesse
fuerit, ad redemtionem Christi fidelium de-
tentus manebo (Bull. Rom. XX, 292). S)ie
Sal^I ber burd^ ben Orben befreiten ©efangenen
mirb auf 64 705 angegeben (Moroni, Dizionario
XLIV, 225). — ®ie «ßrioilegien , meldte bem
Orben üonjtönigen unb köpften oerlie^en mürben,
waren ^a^Ireid^ unb gro|. ©o fielen u. 31. aUe
)u einem guten 3toedfe Oermad^ten fiegate ben
SKercebariem anl^eim; ftarb jemanb, o^^ne ein
leftament ju l^interlaffen, fo cr^^ielt ber Orben ein
fünftel ber grbfd^aft u. f. w. ®er OrbenSgeneral
war §err mehrerer 93aronien unb ©raube erfter
IKaffe oon ©panien. £eo X. )}erliel^ 1516 ben
1931
$etru8 9iolQScuS, ber H
1982
aHcrcebortcm oHc Soncd^te ber Scttelmönd^e,
m% SBencbict XIIL (1725) bcftöHgte. 9lud^ olle
föntgltd^en ^nüilegten mürben t)on ben $ö))ften
beflättgt, j. 99. no(i^ öon SlemenS Xn. im 3. 1738
(Anal. jur. pont. XIV [1875], 825 s.). 9ltö
Urban Vm. 1628 fämmtltd^e ^riöUcgien beS
OrbenS bcftätiöte, jä]i|Ite er 30 feiner SSorgönger
auf, meldte foI($e üerliel^en l^atten.
«US ber ® efd^id^te be§ OrbenS ift baS erfte
Sal^rl^unbert öon befonberem Snterefje, toeil ber
Orben in il^m eine gro|e Umgeftoltung erfui^r.
SBiD^elm Se 99a8, ber 5Rad&foIger beS 1^1. ^etruS,
gab bem @eneral einen 93eirat]^ t)on ^toei ^rieftem
unb 3tt)ei gUttem gur ©eite. ^eter b'^^mer^ (1272
bis 1301) trennte bie Regierung ber ^riefter üott»
ftönbig öon ber ber Mitter. S)ie golge baöon war,
ba^ nad^ feinem Slobe fotool^I ^riefter old SRitter
einen eigenen ®eneral möl^lten unb fo ber Orben
gefpalten toar. Serfd^tebene ^opfte bemül^ten ftd^
um SBieberl^erftellung ber Orbnung, bis enbli^
Sol&anneS XXTT. 1317 beftimmte, ba^ in Sufunft
nur ein ^riefter gum ®eneral getoäp werben
bürfe. Snfolge beffen trat ber größere 3:^|eil ber
SRitter in ben Orben öon 9Kontefa (f. b. 2lrt.)
über, unb ber SKercebarierorben toax fomit feines
urfprünglid^en ßl&arafterS als Stitterorben ent-
Keibet. 3tn folgenben ^al^rl^unbert genofe ber
Orben einen ungeftörten grieben unb fonnte fid^
rul^ig feiner Il^ätigfeit toibmen, an weld^e nament-
lid^ afrifa grofee 9lnforberungen ftettte. SKit ber
(Eroberung amerifa'S eröffnete fu^ für bie SKerce»
baricr ein neueS gelb. 3n 3Kejico würben öon
il^nen bie erften OrbcnSl^äufer gegrünbet, unb bie
ÜKcrcebarier l^aben neben ben granciScanem, ®o»
minicancm unb Sefuiten baS SReiftc für bie 9Kif«
fionen öon SKittel» unb ©übameriifa getl^an. S)ie
neue SQBelt gab il&nen neue SKart^rer (Sol^anneS be
©alajar 1552, g^riftopl^ ^Ibaran 1554 in ^eru,
3ol)anneS be SSargaS 1556 in Manama, Sol^anneS
Muij 1559 in ^aragua^). ^ber aud^ in @uropa
fielen öielc SKercebarier ben Hugenotten jum Opfer ;
315 OrbenSangcl^örige würben in ben Älöftem
öon Sangucboc l^ingefd^Iad^tet. — S)aS attgemeine
Sßerberbni^, loeld^cS im 16. ^al^rl^unbert in fo
mand^en Orben eingebrungen war, l^atte bie
SKercebarier nid^t unberül^rt gelaffcn. $iuS V.
unb feine 9Jad^foIger griffen beffemb ein. 5lad^
bem lobe beS ©encralS ^apiol (1568) öerbot
^iuS V. bie aSal^I eineS neuen ©cneralS unb er«
nannte jwei ®omtnicaner als SSifitatorcn. ^uf
ben ©enerakapiteln öon ©uabalajara (unter ®re»
gor Xin.), Salata^ub (1593), SaBaboIib (1599)
warb eine Sieform burc^beratl^en unb u. 21. burd^
©ijtuS V. beftöttgt. ®er ©eneral foüte in 3u-
fünft nur mel^r auf 6 So^re gewählt, bie ®eneral-
capitel follten regelmäßig abgel^alten werben u. %
2luc^ im Orben felbft l^atte fid^ baS 93cbürfntfe
nad^ Slcform geltenb gemad^ unb ^wc ©rünbung
ber unbcfd^ul^ten aWercebarier (f. u. 2) gefül^rt.
3m öorigen 3a]&r]&unbert jöl^Ite ber Orben 4 $ro-
öin jen in ©pauieti, 2 iu Staxvfteld^ , eine in 3taUen^
8 in Smerüo. 2)ie gro^ KeDoIutton am Snbe
beS 18. 3a]^]^nbertS, bie jf lofteraufl^ungm in
19. 3<^^t]^uiü>ert öemid^teten feine C^en^ in
öielen fiänbem faft öoSflänbig. ^eute 1^ er fi^
wieber etwaS erl^olt; er ^äffii ettoa 500 fflit*
glieber in 3 $roöingen unb einer Siceproimq
in Suropa, unb 4 ^roöingen unb 2 SStcepromiqeB
in Smerifa. 2)a bie 93eftinimung, ©efongene 39
erlöfen , gegenftanbSIoS Qett)orben , arbeik ber
Orben im S)ienfle ber oSgemetnen d^nftO^es
9läd^ftenßebe. (S3gl bie OrbenSd^ronUen: AL Se-
mon, Hist. general de la Orden de N. S. deh
Merced, Madrid 1618. 1633, 2 volL; B.deVir
gas, Chronica etc., Panor. 1619. 1622, 2toIL;
Histoire de l'Ordre de N. D. de la Mercj,
Amiens 1685; Gasp. de Tomes, La fundadon
Mercenaria , Salamanca 1565 ; Guimenn,
Breve historia, Valencia 1591 ; M. Salmeron,
Becuerdos historicos 7 politicos, Valencia
1646 ; M. Ribera, Milicia Mercenaria, Bjv*
celona 1726; Ant. Bemal de Gorral, Gata-
logus magistrorum gen., cum martjrum, re-
demptionum etc. memoria [^n^g ^um Sat
larium öon SinäS, Barcelona 1696]; Gari j
Siumell, Bibliotheca Mercedaria, Barcelona
1875 [93ibIiograt)]^te]; ©melin, 3)teSiterotitr|sr
®efd^id^te ber Orben Ss. Trinitatis unb B.Ma-
riae deMercede [9laumann3 (SerapeumXXH
1870 , 129 ff.] ; H. de Grammont, Etades
algöriennes. La course, Tesclavage et la re-
demption k Alger [Revue historique XXV a
XXVII, Paris 1884—1885].)
2. S)ie unbefd^ul^ten SKercebarier
jmcigten M im Anfang beS 17. Sol^tl^unberß
öon bem ^QU})torben ab. ©egrünber ber Sefwm
ift P. 3o]^. Sopt. ©onjale^. ®iefem j^eiligma^igen
5Ölanne gelang eS nad^ ötelen 2Ri|erf olgen, unter*
ftü^t öon ber ®räfln 93eatrice SRamireg be HJlen«
boja, jmei fflöfter ^u grünben, eines )u SSifo bei
@eöUIa unb eineS ju ^Imora^na nid^t meit tKm
©ibraltar. P. ©onjales, mit flioftemamen 3t>"
Joannes 93aptift öom j^eiligen ©acromente, legte qk
§immelf al^rtStagc mit 5 ©enoffen ben ^bit berSe«
form an. 9Jod^ ju feinen Sebjeiten fticg bieSa^Ibc
ref ormirten if löfter auf 12, öon benen einige in 6i«
eilten lagen. 9iad^ feinem Xobe (1618) befa^bie S^
form bort eine eigene ^roöinj, Spanien l^bft«
jmei. ^aul V. beftätigte bie SReform burdj böS
93rcöe Inter omnes öom 21. ^lu^uft 1606. Sü^
öon aßen SKitgliebem beS DrbenS tturbe bie Sc»
form freubig begrübt. S)ie Xrennrmg, ju ber M
P. ©onjale^ nie l^atte öcrftel^en motten, vo^
fd^Ue^Ud^ bod^ burd^gefül^rt merben ; 1621 ftnnai
beibe Obferöanjcn überein, ftd^ öon einanber |u
trennen (Bull. Rom. Xin, 565). S)ie KecoIItctfli
erl^ielten einen im Uebrigen unabl^ängigen ©enerol«
öicar, ber nur inncrl&alb 3 SKonaten nad^ feto
SQBal^I bie Seftötigung öom ® eneral erbitten mift,
bie btcfer ^u ertl^eilen gel&alten mar. S)er fioSM
ber befangenen fottte bagegen @ad^e ber altrn
Obferöanj fein, bie SftecoHecten blieben boDonaß-
1938
$etrttS OliDi — ißetruS Don $oitter8.
1934
gd^loffen. UrbanVIIl. beftötigte bte(e unb anbete
ftimmungen am 8. 3uli 1627. Später ttf^xtlitn
bie unbefd^ui^ten SRercebaher aOe ^ßrU)Uegien ber
öltemObferDong, namentUd^ oud^ baSSRe^t, ®e*
fangene Iod§u!oufen, jebod^ fo, ba^ fte barin bem
iSkntxal bed OrbenS unterftonben. 2)ie betben
toanifd^en OrbenSproütn^en ((SaftiUen mit 12,
^nboluften mit 20 Sonoenten) mürben 1835 ouf-
odödt; biefflöfter in@icilient)erfd^manbenl866.
€eit 1888 beft^ bie unbe{(i^ubten SRercebarier
tDieber ein ^u§ in Xoro in ber ^oüin^ 3<itnora.
(SSgl. Pedro de 8. Gecilia, Annales del Orden
de Descalzos de Nuestra Senora de la Mer-
ced, redempcion de cauidvos, Barcelona
1669, 2 voU.)
3. ©inOrbcn öon SWercebarierinnen
tourbe im 16. gal^rl^unbert burd^ ÜRoria Scfp^ta,
Seatris be lad 9toeIa3 unb fjroncidca 9JtarteI,
%eiii^tfinber be§ SRercebarierpaterd 3lnt. SSelaSco,
gefttftet ^iuS V. bcftätigte xf^n 1568. S)iefer
toeiblid^e Stfeig bed OrbenS ^öl^It ^mei @elige,
Vnna Dom jhreuje unb Variation ber ^uferftel^ung.
9ud^ eine Kongregation oon unbef d^u^ten äJlerce*
botierinnen entftanb, inbem SIementia Don ber
^igen S)reieinig!eit in fiorca ein fflofter grün»
bete, Don mo ftd^ bie SKeform nod^ metter Derbreitete.
3)o8 Dierte @elübbe lautet für bie grauen : „^d)
Derfpred^e, foDiel mir mein @tanb erlaubt, an bem
)U arbeiten, maS ben SoSfauf ber befangenen be-
trifft, unb mein Beben für fte l^injugeben, menn e§
tioti^ig iji."
4. 6iibIid^e|iftirtnod^berfog. britte Drben
ber SKercebarier, bem ©enebict Xin. aEe
^riDilegien bed britten OrbenS be§ 1^1. gfranciScud
bemiUigte. Sine gfrauencongregation bief e§ britten
OrbenS entfiaub fd^on im 13. Sal^rl^unbert burd^
bie fei ÜRaria be (SerDeUione, fanb inbe| feine
gro^eSSerbreitung (Dgt. AA. SS.BoU. Sept. VU,
166). Sluct bei ben unbefd^ul^tenSJtercebarierinnen
gob eS fold^e Sertiarinnen. 3^te ®ränberin ift
SRaria «nna a 3efu (geft. 17. ^prü 1624), bie am
13. 9Kai 1 783 felig gejprod^en tourbe (Bull. Rom.
Contin. VI, Prati 1848, 1210). Sie ift nid^t ju
Denoed^feln mit ber fog. Silie Don Quito, SDtaria
»mabe3efu^rebe8(geft.l645). [flneUerS.J.]
Jfettus ^RvU f. OliDl
Jfettus^axixnt^ Don O§ma(0xomen-
sie, üxamensis), 1. ein fonft unbefannter ^ro-
feffor ber £l^eoIogie ju @alamanca, ber gmifd^en
1476 imb 1479 irrige Seigren über bie ledi-
gen Saaamente, befonberS über baS ääu^facra-
mtnt, münblid^ unb fd)riftlid^ Dorgetragen l^atte
<f. biefelben bei Gotti, Veritas rel. Christ. 11,
Venet. 1750, 410). S)a er bie l^eilige ©d^rift
gegen bie Xrabition ber SSäter unb ber ilird^e er-
llärte, gab er Diel Sergemi^ unb mürbe Slnla^ ^u
tielfad^m Streit unb SSermirrung. SefonberS in
feiner ©d^ft über bie ©upe (De confessione)
iel^ er, ba^ ba§ fpecielle 93e!enntni^ ber @ünben
nid^t eine göttlid^, fonbem eine menfd^Iid^e 9(n-
orbnung fei Ueber]^au))t fei baS Sacroment ber
99u^e gmar ein @aaament bed 9teuen SunbeS,
aber nur ber ßinfe^ung, bem SKtuS unb ber Sßir-
!ung ber Sleconciliation nad^ gel^öre ed ^u ber
ffir^e unb il^ren @acramenten ; maS bagegen bie
SSermittlung ber ®nabe burd^ baSfelbe betreffe, fo
fei e3 ein sacramentum naturae, non alicujus
institutionis Y. yel N. Testamenti. (Segen bie
93el^au))tungen ober bie Soncluftonen au8 9Rar-
tinej' Seigren mürbe Don ben 2)octoren ber Xl^eo>
logie in mel^reren Konferenzen Derl^anbelt unb bie*
felben, j. 99. Don ben 26 gu ©aragoffa am 17. S)e-
cember 1478 Derfammelten SDodoren, gänslid^
Dermorfen. 3nt nämlid^en Saläre nutzte auf 9e*
f e^I ^Qp\i ©iituS' IV. ber erjbifd^of 9Kf onS ga-
riUo Don Xolebo gegen ^truS einfc^reiten. Unter
bem 93orft^e biefeS ^gbifd^ofS fanb eine 93er-
fammlung Don etma 50 S)octoren gu Sllcala ftatt;
bie meiften berfelben ftimmten bafür, baS 93ud^ beS
^truS fei 5U Derbrennen. 2)ie^ gefd^al^ mirflid^
am 24. ißlax 1479 Dor ben Xl^oren Der Süx^t ju
SUcala. betrug Sßartineg felbft, ber mieber in baS
2)unfel 5urüdtrat, aud meid^em er für einige 3eit
aufgetaud^t mar, erl^ielt als 99u|e ben 33efel^I,
nad^bem er feinen Srrtpmem abgefd^moren, ftd^
ein äal^r lang in ber ©tabt ©alamanca unb beren
Umfreig nid^t blidten gu laffen; bann folle er mie«
ber in feine frül^eren SBürben unb Remter ein«
gefejt merben. ©ijtuS IV. beftätigte in einer
9)une, unter großen Sobfprüd^en auf ben Srg-
bif d^of Dott Slolebo, alled, toad in biefer Sngelegen-
l^eit gefd^el^en. (93gl. Aguirre-Catalano, Coli.
Conc. Hisp. V, Rom. 1755, 351 sqq.; Fa-
bricius-Mansi, Bibl. lat. med. aevi V, Florent.
1858, 271 sq.; ®amd, ffird^engefd^id^te Don
©ponien HI, 1, »egenSburg 1876, 434 ff.) —
2. ^ e trug, 93if(^of DonOSma, f. ©obo^. [Sieger.]
^eitns "^atuoannSj f. ^alubanuS.
^ttxns Don $iUd^8borf, ein beutfd^er
Sl^eologe gu SBien (nid^t gu Rbin, mie ^öd^er an*
gibt) unb SontroDeiftft gegen bie SBalbenfer tun
1400, ift ber SSerfaffer ber Obviationes S. Scrip-
ttirae contra errores Waldensium uttb eiiter
©d^rift Gontra Pauperes de Lugdtmo. 99eibe
SBerfe, ba3 erfte gang, baS gmeite fragmentarifd^,
entzog 3. ®retfer ber 93ergef{enl(|eit burd^ eine
ßbition )u3ngoIftabt 1613, gugleid^ mit anberen
©d^riften gegen bie SIbigenfer utü) SBalbenfer.
©ie ftnben ftd^ bamad^ aud^ in Gretseri Opp.
Xn, 2, Batisbon. 1738, 50 sqq., ttnb in ber
Bibl. Patr. Lugd. XXV, 277 sqq. (95gL Cave,
Scriptt. eccl. bist lii, ed. Oenev. 1720, Ap-
pend. 104; Fabricius-Mansi, BibL lai med.
aevi V, Flor. 1858, 258 sq.; Mg. beutfd^e 93io.
grapl^ie XXV, 475.) [51. gf|er.]
Citrus Don ^ifa, ber fei., f. ^ieron^*
miten V, 2016.
"^etrus Don ^oitierS (Pictaviensis) l^ie^
brei ^iemlid^ gleid^jeitig lebenbe Sl^eologen bed
12.3a]^r]^unbert8. l.^etruS Don ^oitierS,
0. Clun., aud^ ^{ktruS be ©. 3oanne genannt,
gilt als einer ber beften f))ötlateinifd^en Sid^ter.
1935
$ettu9 SlamuS — $etruS StaDennoS.
1986
(Sx tDor in Squitanien in ben Orben getreten,
bann mit $etru§ SSenerobiliS (f. b. ^rt. Slugt^
ni, 559) nad^ Slugnq gefommen unb biente {ei>
nem Sbte als @eaetär unb Segleiter. Später
mürbe er ®ro^riür ber Sluniacenfer; er ftarb
um 1160. S3on feinen ®ebid^ten l^anbelt eined
Don bem @iege, toeld^en $etru8 ber Sl^rtDÜrbige
im @treite mit $ontiu§ für Slugnq enang <f. ob.
ni, 559 ; bie SIegie nad^ ber Biblioth. Clun.
bei Migne, PP. lat. CLXXXIX, 52 sqq.) ; ein an»
bereg ersäl^It bie Keife beS 3lbte8 nad^ ber 3nf el ^in ;
brei berfelben fmb gerid^tet adversus barbarum
(f. biefelben bei Migne 1. c. 56 sqq.). 6in er»
l^oltener ©rief beS ^truS an feinen 9lbt (f. Migne
1. c. 661 ; ogl. ib. 649) betoeiSt, bafe er bei einem
Sufentl^alt in Spanien für bie oon ^etruS SSene-
rabilig angeregte Ueberfe^ung bed ^oran (f. b.
art. Vn, 1017) tl^ötig loar. Cnblid^ ejiftirt
nod^ oon ij^m ein Sbril ber biblifd^en ®efd^id^te,
ben ^ulbrid^ 3tt>ingli (ein 6nfel beS „SReforma-
torS") 5U 3ürid^ 1591 aI3 Einleitung }u feinem
d^ronologifd^en 2Berfe brudten lie|. (Ißgl. befon»
berS Hist. litt, de la France XU, Paris 1763,
349 SS. ; fonftige Sit. bei ChevaKer, R^p. s. v.)
2. betrug oon ißoitierS, berSd^üIer be§
^etruS SombarbuS (f. b. 9lrt.), wirb öon SSJaltl^er
Don @t. SSidor mit Unred^t al3 eineS ber ^oier
Sab^rintl^e granfreid^S" aufgegäl^a (f. ob. 1918),
menn er au^ in feinen SEBerfen ber S)iale!tif oiel»
leidet nod^ mel^r Spielraum lö^t al8 fein Seigrer.
Um 1169 mar ^etrud al3 92ad^fotger bed $etru8
ßomeftor (f. b. 9lrt.) Seigrer ber 3;]&eoIogie ^u
^ari§, mürbe aud^ bcjfen jmeiter 9iad^f olger in ber
Äangicrmürbe (nad^ 1191; ogl.Denifle-Chatelain,
Chart, univ. Paris. I, Paris. 1889, 8. 61). 9118
fein XobeSjal^r mirb 1205 angegeben. S)ie oft
miebcrl^oltc Sel^auptung, er fei feit 1201 93ifd^of
oon 6mbrun gcmefen, fd^cint irrig ju fein imb
berul^t oicHeidit auf einer 5Bermcd^§Iung mit feinem
5Wad()foIgcr im Äanjieramte, ^röpofitinuS , ber
als Episc. Ebredunensis ftarb (ügl. Denifle-
Ghatelain 1, 66, not. 1 ; Ceilüer, Hist. gen. des
auteurs sacres XIV, n. ed. Paris 1863, 569
[mo goreuj flatt gmbrun fielet]). SSon ben ffierfen
be§ $etru§ ^ictaoienfiS fmb feine fünf ©entenjen»
büd^er ju ^riS 1655 gebrudtt unb bamad^ bei
ajligne (PP. lat. CCXI, 789 sqq.); bie ©ä^c
barauS, meldte bie ^arifer ©d^ule nid^t annal^m
(f. biefelben bei Migne L c. 785 sqq.), finb meift
ibcntifd^ mit ben abgelehnten Seigren be§ Som»
barben (f. ob. 1920). Slujerbcm »erfaßte $etni§
ben erften Kommentar ^u ben ©entcnjen feinet
Sel^rerS unb öerfd^iebene anbcre ©d^riftcn, bie x\o6)
ungebrudtt finb. (Sgl. bie ^iotijen axi^ Dubin
bei Migne 1. c. 779 sqq. unb bie bei Chevalier,
Rep. 8. V. angegebene !?it.)
3. ^etruS öon ^oitierS l^ei^t mand^mal
aud^ ^ctru§ Kantor (f. b. Slrt.). [% gffer.]
'^dxns '^amnSj f. SRamuS.
^ettus "^avtnnaSj 1. anbercr 5Rame für
5ßetru8 e^r9fologu8(f.b.9lrt.). — 2. Pe-
trus 9tat)ennad, aud^ $etruS Xl^oinai ober
Zl^omafmS ^trud groncidcud genannt, ein ttiegai
[eined ftounenSmert^en Seböd^tniffeS tnelbäDioiF
oerter Seigrer bed römif d^en unb cononif d^en Se^M,
galt Sutl^er (f. ^landF, ®efd^. . . . imfecd po-
teftantifd^en Sel^rbegriffS I, 2. «ufL, 2eips. 1791,
125) mit Unred^t als da 3ntg( fut bu f)m»
gelifc^e Sßal^l^it, ber Don ben (Segnem vastoß
brüdtt morben fei 3)enn fein @treü mit bm
A5lner Xl^eologen (f. u.) brel^te fid^ nid^t umt|co-
logifd^e ^rincipienfragen, fonbem toor bie golge
t)on abfonberlid^en SSei^ouptungen unb Vnpdjjta
bed $etru§ 9tak)enna3, ber übrigen^ betreff ber
pöpfUid^en ®emalt niemals irrige Seigren t»oitnig
(ogl. @. ^ugo, Sel^rbud^ eineS ciDüifKfd^ SmjsS
VI, 2. «ufL, ©erltn 1818, 159). — ©einen Sei-
namen SRatennaS fül^rte $etru§ Don feiner S(rfa»
ftabt, ber gfamiliemtame ift unbefonnt. £r loar
um 1448 geboren unb mibmete ftd^ fd^onfrü^nit
f old^em @if er bem ©tubium ber Sted^tsmiffenfd^
ba^ er 1468 ^u $abua beliebige ©teilen au§ bem
Corpus juris augmenbig l^erfagen unb eriläni
tonnte, ©eitbem trat er öfter in Italien auf, ob
feine faft munberbare ©eböd^tni^froft anftaunm
ju [offen (ogl. Tiraboschi, Storia della Uü,
ital. VI, 2, 4, n. 27 [ed. Venezia 1823, Xm,
730 sgg.]). 9{ad^bem er gu ^iabuo, Sologso,
$aoia unb fonft, befonberS ober gu^fa unb loi^
ber 5U ^ßabua juriftif (^e SSortröge gel^^cn, ^Igteer
1498 einem Stufe beS ^ornmeml^ersogg SogiS-
lam X. nad^ ®reif§malbe. ©eine Steife nqd^ Som-
mern unb bie ibm auf bem SBege gu 2:beü gtiDoibc
neu g^ren l^at Drtmin OratiuS (f. b. 5lrt.) in feiner
Ad Petrum Havennatem suae peregrinationis
criticomastix (1508) gefd^ilbert 3n 0rei{«*
malbe leierte ^etruS StaDenna^, xoit aud^ fein So^
95inccntiu§, beibe Med^te, fertigte auf SBunfd^ 6ut*
ad^ten in juriftifd^en fragen an unb öerfafeten^-
bei aud^ lateinifd^e ®ebid^te. ©ein ?lnfe^ toor
ein allgemeine^ unb fein SJer^tni^ gu feinm
Kollegen mie ^u ben Statinen bed ^er^ogS im @<m)ai
ein frcunbfd^aftlid^eS. ©Icid^mol&l trieb e§ i^
nad^bem er ju ©reifsmalbe mehrere gfamilim«
angel^örige burd^ Jhanll^eiten t)erloren, na^ bem
©üben jurüdf. 3m 3- 1503 öerlicp er^pommeni,
l^ielt ftd^ einige 'Saf^xt in SDBittcnberg auf, m a
aud^ iuriftifd^e Sortrage öeranftaltete, ^g bann
burd^ 2)eutfd)lanb meiter unb fam 1506 voi^
Äöln. ©ein erfteS ?luftreten entfprad^ bem 3hijr,
ber il^m voranging ; allein bolb geigte ^^ ein Segen'
faj jmifc^en i^m unb ben ßölner S^eoloöen,
namentlich 3QCob oon ^oogftraet (f. b. ^xt VI,
1159). S)aran, ba^ ber entftonbene ©treitmiö
in ben ©rensen einer miffcnfc^ftlid^ $oUmif
blieb, trug ^etruS ftd^er bie ^xmptfc^ulb; bejon»
ber§ bejei^nenb ift, bap fein anfänglicher gwrab
unb ftampfgcnoffe (SratiuS fpäter auf geüm
Qoogftraet^ ftanb. ffiiep Iä|t ol^nen, mie ber bc
rül^mte Sted^taie^rer e§ öerftanb, burd^ fein im»
treten feine greunbc unb ®önner fic^ ju emiron»
ben , unb fo mirb begreif lid^ , ba| er i^n m
1987
$etru8 bon Slofenl^eim — $etru8 bon UrfeoIuS, ber 1^1.
1938
Spril 1508, votnn auä) ungern, St'6ln ^u t)er-
(affen fid^ bemogen fül^Ite. $etruS ging nad^
9Rattq, n)o il^m ein marmer Smpfang ^u Sl^eil
tmtrb€ ; er fd^eint aber balb nad^l^er, nad^ einem
Sriefe 9leu(^IinS Dom ^al^re 1518, ,prae mae-
rore* geftorben gu fein. — 93on ben ©d^riften
bcd ^truS %at)enna8 mögen ermö^nt fein baS
Compendium juris can. (5uerftiIBittenbergl504)
itnb baS Alpliabetuin aureum juris utriusque
(guerft 1508). S)ie Aurea opuscula (Lipsiae
1502) bereinigen mehrere fletncre @d^riften. 3Rit
htt (Seböd^tni^funft befaßt ftd^ ber Libellus de
aiüficiosa memoria, aud^ Phoenix genannt
(Venet 1491; Erford. 1500; Colon. 1508).
SgL nod^ SSartl^olb, @efd)td^te bon 9iügen unb
^mmem IV, 2, ^omburg 1845, 7 ff. 51 ff.;
Shit^er, ^ud bem Uniberfttätd- u. ©ele^rtenleben
im S^talter ber 9ieformation, Sriangen 1866,
496, unb bie anbere in ber öligem, beutfd^en
Sbgr. XXV, 589 unb bei Chevalier, Rep. u.
Soppl. 8. V. aufgefül&rte Sit.) [^Ä. gffer.]
Jfittus bon Stofenl^eim, 0. S. B., 9le-
formator bieler 99enebictinerflöfter in Sägern,
lontmte aus Stofen^eim am 3nn unb xoax in ben
legten Sol^rgel^nten bed 14. Sa^rl^unbertS geboren.
dt fd^int in @ubiaco in ben ^enebictinerorben
eingetreten gu fein. 3m % 1416 fam er nad^
2)eutfd^Ianb gurüd unb mürbe gu flonftan) 1418
Dom ^pft !0{arttn V. mit ber Reform ber 93ene-
Mctinerflöfter beauftragt. 93alb nad^l^er erfd^eint
er old $rior ^u 3Jltit ; er befud^te bann eine 9ieil^e
bon jflöftem, um bie OxbenSregel mieberl^erjU'
fteOen. @ein ^nfel^en xoax fo gro^, ba^ man i^
auf bem Soncil in Safel 1482 mit einer Senbung
im bie l^ufitifd^en Sö^men betraute. ^13 Xobe^
iaSfc bed !ßetru8 ift mo^I 1440 ober 1441 anjU'
[e^ ; bagfelbe ftel^t iebod^ nid^t böHig feft. SBon
inen ©d^riften fmb nur menige gebrudt; am be-
teften ift bad Roseum memoriale divinorum
eloquiomm. 2)a3fel6e gibt ben Sn^alt ber l^ei*
ligen @d^rift, unb itoax iebeS jfapitel in einem
SHftid^on, mieber. SDaS SEßerf erlebte ^al^Ireid^e
SuS^oben (Bonon. 1489, Norimb. 1498 etc.).
Ueber bie onberen ©c^riften beS ^ßetruS bon Sftofen-
(eim f. Kropff, Bibl. Mellicensis, Vindob.
1747, 206 sqq. (93gl. nod^ jfobolt, 93aterifd^e8
©elel^rten-Sei., 2anb§]^ut 1795, 508 ff. unb bie
«Qd^träge, ebb. 1824, 226. 390; ffeiblinger,
@efd^id^te be§ 93enebtcttncrftifte3 mit I, SBien
1851, 489 ff.; fonftige iSiteratur bei Chevalier,
B^p. s. V.) [^l. gffer.]
ffefms bon ©ampfone. Seigrer beS cano*
nifc^en Ked^ted ^u ^Bologna, ift l^uptföc^Iic^ be«
tonnt dg ber Seigrer be§ al§ Abbas antiquus
citirten Sanoniften, ber i^n in feinen SBerfen öfter
alft ®en)ö^r§mann neimt. 93on $etru§^ $erfon
ift nur aSeniged unb aud^ biefed 5um %t)til nur
oermutl^ungdmeife ju fagen. @r ftammte bieUeid^t
oon bem ©d^Ioffe ©ampfon bei SoQeufe in 9}iba-
roiS, ftubirte ^u ^Bologna unter Sacob bon 9(1-
bengo (f. b. ^rt.) unb mürbe cbenbafelbft $ro-
feffor. ©pöter (»ol^I nid^t lange bor 1472) feierte
er nad^ gfranfreid^ gurudf, er erfd^eint menigftenS
um biefe 3^it afö SononicuS ^u Starbonne. ©ein
Xobe§ia]^r ift unbefannt. 93on feinen Sßerfen ift
ein Liber synodalis ber 3)iöcefe 9{imed gebrudCt.
Slu^erbem citirt fein ©d^üler bon i^m eine Glossa
unb Distinctiones, tt)omit mol^l ber l^anbfd^rift-
lid^ mel^rfad^ erlittene Sommentar gu ben fünf
3)ecretalenbüd^em gemeint ift. 3)iefer fd^on oben
ertt)ö]^nte ©d^üler mirb Abbas antiquus genannt
im ®egenfa^ gu bem Abbas modernus, b. 1^.
5RicoIauS bon SubcSd^iS (f. b. 3lrt.). ®er tt)ir!-
lid^e 9{ame beSfelben ift unbefannt, ebenfo tt)o er
W)t gemefen ; bieEeid^t toax er bie^ im Senebicti-
nerflofter SRont-majour-Ie^-^rled (f. Hist. lit.
de la France XXI [1847], 288). 3lu8 feinen
©d^riften l^t man aud^ bermut^et, ba^ er längere
3eit 3U Slbignon lebte. Um 1270 toax er fiefrer
bed canonifc^en %ed^teS ^u Bologna. 3)er Abbas
antiquus berfagte einen Apparatus ^u ben S)ecre-
talen @regor§ IX., eine Lectura ^u ben neuen
gonftitutionen Snnocenj* IV. unb ©iftinctionen
5U einzelnen SDecretalen. @r mar in ber bamaligen
canoniftifd^en Siteratur tt)o^( bezaubert, berbanb
aber mit feiner Selefenl^eit aud^ ©elbftönbigfeit
ber 9lnftd^t. (93gl. Hist lit. de la France 1. c.
281 SS.; b. ©d^iüte, in ben ©i^unadber. b. faiferl.
SHab. ber SOSiffenfc^., p^iL-^ift. ftlaffe LXVm
[1871], 90 ff. ; ®erf., ®efd&. ber Duellen unb ber
ISiteratur beS can. Sed^teS 11, ©tuttgort 1877,
108 ff.) [31. effer.]
^Htus ^icnrns, f. ^aulicianer, ob. 1646.
^efms a ©oto, f. ©oto.
^etxus bon £arantafia, 1. ber 1^1.,
0. S. Bern., fyit feinen Seinamen bon ber ©tabt
Xarentaife, beren Srjbifd^of er bon 1141— 1174
mar. 6r ftammte au§ ber 3)aup]^ine unb mar
mit 20 Söl&ren in baS giftercienferflofter ju Sette-
bau£ (Bella vallis) eingetreten, ©pöter l^atte er
baS filofter ^u 2:amie§ gu leiten. 9tur ber @e*
^orfam bemog il^n, bieSifd^ofSmürbe an^unel^men.
3n feinem 3lmte aber mar er bebad^t auf bie Seffe»
rung ber ©itten, befonberd be§ &Ieru8; aud^ ma(j^te
er ©tiftungen )ur Unterftü^ung bon Sergreifenben
u. f. m. fflicl^rfad^ gelang eS il^m, geinbe gu ber-
föl^nen, fo befonberS 1170 bie ffönige bon Sng-
lanb unb gfranfreid^. 3m ©treit s^bifd^en jfaifer
griebrid^ SBarbaroffa unb bem $apfte Slleian«
ber m. ftanb er treu auf ©eiten beS ^fteS.
©ein 2ob erfolgte ju »ettebauj im 3. 1174;
fd^on 1191 mürbe er canonifirt. (Sgl. AA. SS.
Boll. Maj. II, 820 sqq. ; Moroni, Diz. LIU,
25 sg. ; Burgener, Helvetia sancta II, £in-
sidl. 1860, 157 sqq.; Brultey, St. Pierre de
Tarentaise, ses miracles, ses reliques, son
culte, Besannen 1875.) — 2. ^etruS bon Saran-
tafia l^iefe aud^ ber fpätere ^ft Snnocea^ V.
(f. b. 9lrt.). [91. effer.]
Citrus ^xftotM (Orfeo(o), ber 1^1., erft
3)oge bon Senebig, bann 93enebictinermönd^ unb
©dualer bed 1^. 9iomuaIb (f. b. ^rt.), mar um
1939 $etiu8 Oon ESaus bt Sctna^ — SßctiuS bt 3}into. IMft
bo8 aal^ir 928 ouS btr üomel&mm unb ft^t wi^eit 1202 (f. b. «rt ÄreuHÜfle Vn, 1159it.)inib
SrQDiilie bre Ur|coli ju SKDoalto (Sßroüinj Ubine) (bmio am fftiege gegen bie Sirbißmftr ((. b.lit)
im Bnwtionif^en ©ebiete geboren. 3m 3. 976 tfieüna^m. ©o tonnte ecoISStugenjcugteineSt»
folgte SßetiuS als S)oge in ber SJcnoaltung bet j^ic^te ber ^Ibigenjerlämpfe Mrfaffni, nd^t M
aepufelif 9Jenebig ou( *peter ßanbianuS IV., bet jum 3:obe Simons Don iSionffort (1218) rtii^t;
uegcn SSecflo^ung leinet rec^tmägigen ©ema^Iin et toibmete fie bem SßcMifte ^nnocenj IIL SiA
unb Sßerbtnbung mit einer Snielin ^erengaiS, SBerlfü^dbenXilelHist. Albigensiameteicri
fottrie wegen feint! tieifäilnenbenld^en ^oflebenS in belli in eoe anno 1209 suscepti etc. SSttnäi
einer SQoIflempörung ermcibet morben mar (Gali- jucrft gebrudt ju SirovcS 1615, batm Iii4ifi4
berfi,Ei8tdei&räpubi.deVemBe,FarielS54, in ©ammelnetfe aufgenommnt; SJiigne ^ d
39). ^aif bet erjäblung beä ^1. ^trus Slamiani PP. Ut. CCXm, 543 sqq. noc^ ber auSgatt
(Vita 8. Eomualdi c. 5, bei Migne, PP. lat. Don ffiuii^ne in ben Hist Franc. Besriptt T,
CXLIY,d60)^ätte$(tTu8(inbteIeriBerf(!^lDÖning Paris. 1649, 554 sqq. Sie Mon. Germ, faitt.
t^Kttgenommen. Snmienieit bie(fS geft^e^en, fagl Scriptt.XXVI,S97eqq.geben%uäjügeaiilba
ber gelefiite ßarbinal nic^t; auS ber ge[ammten Sßierft. Uebetfe^ungen be3[elbm in'8 gro^^^
2)ar[teUung be€ ÜebenS Qt^i ^erDor, bag ^SelruS tourbm f(!^Dn cor bem tot. %t^t gebrudt (].Bn-
nic^t»Dnieber@c^uIb|reijuf)}re<!^enift,inb(merbie net, Uanuel IV, 579 b.). (!ßgL mii bn Id
iOoItSuerfi^iDärung nic^t ju ^inbem fiK^tcunbbie Chevalier, Eep. b. t. angegebnen Sit bcfoidMti
SBerfammlung ber Säberatiü^rer in fernem ^Qlofte Hiat lit. de la France XVn, Paiia 1832,
(mtffentl^ 1) geftattete. SBä^tenb feiner jroei' 246Bs.unbCeillier, Histgen. desant sktk
jÖSrigen meifen Megierung fud)le er Bor allem bie XIV, n. ed. Parie 1863, 904 ss.) [«. eflerj
3nter(ffen ber Steligion naä) thä^tn ju ffirbem ^etnis "^tnaoAUis, f. eiugiU) m, ^9].
unb öertDonbte feinen grofien SReif^t^um jur SBie« ^ttns y^amenfis, f. Sßettug 3RarÖ)r.
berlierftelliing ber in ber letiten 3teDclution burt^ ^dnts ^aOntfi, f. SBalbenfet,
geuer jerftSrten 6t. 3)I(ircuetirc^e unb beS ^ogen' '^rtnts bt ^ivtü (be iSineiS, beÜo Sipt),
tioIaftcS. Seinen fifetilcr nnebtr gutjumac^en. Der' ber Dertrautefte Stal^geber ffaifer griebrid^ II,
lieg er auf ben Slat^ bei 3bte9 OuarinuS Don »urbc um baS^afir 1190 guSapua geboren,«
&)Sana(l£uEa)iniRoiiffi[lonunbmit3uftinimung fein !Qatei (SlngcluS) 3!otat unb Ku^ ton.
feiner grau äiateilanb itnb gamilie unb begab fi^ !(ktTU3 ftubirte ju ESoIogna unb tourbe bon
inbaSiflofterjum^l. <inic^aeltn6o;ana. €inige %)tai bei griebni^ II. 6tft feit 1230 crfi^
3ttt barauf unterfteUte er fid) ber geiftlic^en £et- er d\S ber becorjugte @ünftling bc§ ffaifeii ; iu4
tung beS bomoIS bofelbp lebenben l|l. JRomnalb. ber Uebetgeugung ber Setfgenojitn beftorite er fä-
9Iai6 einem ®DtltDD|lgefä[ligen,bufiferfiaen2eben nen §erm in bcffen Qbjolutiftifd&en unb Urt^-
Horberitn3-987(nic^l997). ga^lmunbcuoiinjcn ffiiiblicfjen *ß!iinen. Süßie mett tbatföc^lid) jtin
2eben§gang beS ^I. 3[Setni§ in'S aug(, fp bürfte antbcil on ber 'JluSarbeitungbeS 1231 publiriiMi
eS in etn^Q erfldrlti^ fein, wenn ber im 14. ^ciift' @e|cßbud|cS für baS JJÜnigreidi beiber eidlin
Ifiunbcrt Icbenbe SlnbreaS l3anboIo (bei Muratori, gebt, ifl fircitig ; griebrirf) II. felBft fogl bonibn:
Ber. itai. Scnptt. XII, Mediol. 1728, 212) $e> (Constitution es ietas) per magifitrani PetiDffl
tiuS fdiilbeit alä einen ÜÖtaiin fide et moribuB cir- de Vineis Capuanutn, magnae curiae noeine
cumspectum . . ., qui a puerüi aetate nil aliucl, judJcem et fideiem nostrum , mandaTinu«
quam placere Deo etudens, ad tantae digni- compilari. 3n ber golge üerwenbete ib« te
tatiaprovectumacanderecontemnebat,timens fiaifer Diet ju Sßertionblungen in ben Streitighttni
ne secularifi ambitione honoris propositum mit ben 5ßäpften ©regor IX. unb 3niU)cenj IT.
amitteret sanctitatia, unb menn @aliberti (L c. DDa^ geniüf)<ilii$er annähme get)örte et ou^ i»
39 8.) Don t^tn fügt: non moins recomman- ben ©efünbtcn gricbridiS auf bem adgemetBn
dable par ses grandea richesaea, quo par aes Sorttil ju Sgon (1245). Snbtp war bort Iw
ffloeursdouceaetpieuaea. $apfl SlemenS XII. ißert^eibtger be€ ßaifer§ S^abbäuS Don Snef^l
fprad) i^n l)eilig unb fegte fein geft auf ben SpcttuS tritt bei ben Debatten gar nii^t ^tiwrt,
14. Sannor- S)a8 Martyrologium Romanum unb eS ift jTOeifeI!)aft, ob er übcr^au|rt juged«
ermähnt if|n am 10. 3anuar. (9)gl. bie bei Cheva- mar, 3ni ©eplember 1245 mürbe er jU Mmig
lier, Eep. unb Suppl. a. v. Pierre Oraeolo an- bem ^eiligen gefc^idt, um biefen af§ SecmiUkt
gegebene Sileratur unb bie DtDlijeii bei de Mas ju geminnen. Sie iöemü^ungen be§ frotijfifii^c
Latrie, TreBor de Chronologie, Paris 1889, JTöntgl filetierten jebo^ infolgt ber geloaUt^älija
801.) [^elmling 0. S. B,] ffllaferegeln be§ flaiferS. ©eit 1246erfd)einl!|)emä
'^dtns Don 18qu£ be ßerna^ (Vallia all ^rotonotar be§ jfaifer§ unb ^ogotEfetbelfli-
Cemaji ober Samaji), 0. Cist., SJcrjaffer einer ntgreic^S ©icilien, 9Stnigc 3a^re flwtti, M
Sllbigtnfergefdiicbte, mar ein 3ieffe beS SlbteS ©up gcbruar 1249, TOutbt er be§ SBtrrat^ ongeflagL
JU aSauj be Sernag, ber al§ iöifc^of Don ßar- in'9 @efängni& genjorfcn unb geblenbtL 2«
cüffonnt 1223 florb. ©eburlS- unb äobtSja^r ffaifer, ben et ütrg&ttert, ben er falaip^emifii üB
finb unbetannt. SDian raeig nur, bafe $etruä in „ben jtoeiten fettigen bet ^üigen" gepriein
Segleitung fetneS OnltlS am ßttujjug Dom Starrt ^tte, erfann i()m noä) eine btfonbtr^ ein|ifiiiMii(
1941
«Pcttau — ^ße^röre.
1942
Zobcfiort: er befallt ben el^ematigen Sfteunb ben
$ifanem, feinen £obfemben, }ur ^inrid^tung ^u
überliefern. 9118 $etru8 bie^ Qörte, aerfd^metterte
er fid^ ben jf o))f an einer @öule. Sßod ben flaifer
3U fo raf ftnirter (Sraufamf eit Deranla^te, ift fd^mer
)u fogen. 9}ad^ bem menig ^uoertäfftgen ÜRattl^öuS
^ßoriö (Hist. Anglorom, ed. by Madden lU,
Lond. 1869, 48) toöre !ßetrug bei einem Ser-
fud^^ ben jfaifer ^u vergiften, ttiappi teorben.
3nbe| ift eS ma^rfd^einlic^er, ba^ ein Somplot
fetner Dielen 9teiber am ^of e il^n ^u gfaQ gebrad^t
1^ (»gl. 3)ante, i^m 13, 55 ff.), ©einer fjfi-
nmi^bemHiItung fd^eint ber jfaifer fd^on fräl^er
miltraut ^u l^ben; in berZl^at batte^etruS fein
Amt aud^ baju benu^^ ftd^ unb feine Sermanbten
ouf unreblid^e lIBeife gu beretd^em. 93on ben
@d^riften bed $etruS be IBinea fmb gefd^id^tlid^
am tt)id^tigften feine ^Briefe. 3)ie 33 erften ber-
felben mürben ^u ^genau 1529 gebntdt unter
bem Sitel Querimonia Friderici II., qua se a
Bomano Pontifice et cardinalibus immerito
Sarsecutum . . . esse ostendit. IBoUftönbige
uSgoben erfd^ienen burd^ @d^arbiu§ (Basil.
1566, 9}eubrud( mit ®Ioffar Amberg. 1609)
unb burd^ Sfeliud (BasU. 1740, 2 voll.); beibe
laffen )u münfd^en übrig, lieber bie ^nbfd^riften
t>^. $er(, ^rd^it) für beutfd^e ©efd^i^te, nament-
Iid& «b. VII, ^annoöer 1839, 890 ff. ^lu^er
bm ^Briefen oerfa^te $etru§ nod^ ben Apologe-
ticns de potestate imperiali. %iä) tt)ar er,
Brie fein faiferlid^er 6en, 3)idbter; ein (Sonett
üon il^m tl^eilt gfr. t). Utaumer, ®efd^. ber ^o^en-
flaufen VI, 406 f., mit. (93gl. Fabricius-Mansi,
Bibl. lat. V, Florent. 1858, 269 sq.; t). Stau-
mer a. a. O., namentlid^ IV, Seii)§ig 1824,
506 ff. [^Beilage über $cter üon IBinea] ; t). @a-
Dignp, @ef(^i($te be§ röm. SRed^td V, 2. SluSg.,
feeibelberg 1850, 218 ff.; Hoillard-Breholles,
Vie et corresp. de Pierre de la Vigne, Paris
1864 ; Capasso e Janelli, Pietro della Vigna,
Caserta 1882.) [3ecf.]
9^^ut, f. SBictorinuS.
9ettcer, f. ffrpptocalöiniften Vn, 1236.
^entinitt^ jf o n r a b , ^umanift unb @tabt-
fd^reiber )u Augsburg, gehört ^u ben gelehrten
Stännem, meldte ba§ auftreten Sutber§ ^2lnfang§
nid^ ungern fa^en, aber bocb t)or bem 93ru(^ mit
ber fhrd^e gurüdfd^euten. $euttnger toax 1465 ^u
9lugdburg geboren ; er ftubirte an mehreren beut«
fi!^ Unioerfttöten, befonberS aber in Stolicn ^u
?pQbua (1482), ©ologna, glorenj unb SKom. 3m
So^re 1488 xoax er mieber in S)eutf c^Ianb ; er
tourbe 1490 öon Augsburg al8 „©tabt-Eiener"
unb 1497 ald lebenSlänglid^er „Stabtfd^reiber"
ongefteDt. 3n feinem ^mte entmidfelte er eine
Irielf eitige unb anerfonnte Xl^ätigfeit. jtaif er ÜRa^i-
müian L xoox i^m gemogen megen mancherlei
2)ienfte, meiere $euttnger ibm ermiefen l^tte.
Sbenfo fd^ö^te Staxl V. i^n imb erl^ob i^n am
1. 2)e€ember 1547 fogar in ben erblid^en 9lbel'
ftanb. SBenige SBod^en \pättx ftarb ^ßeutinger.
ber ftd^ feit ber !RieberIegung feine§ ftöbtifd^en
SlmteS (1534) nur nod^ »iffenfd^oftlid^en gor-
fd^ngen gemibmet f^cAU (ogL barüber Mgem.
beutfd^e gjiogr. XXV, 564 ff.), ©eine «oüe ben
9{ef ormatoren gegenüber brad^te il^m ben SSormurf
ein, ba^ er Derönberlid^er fei alS ein Sb^^möleon :
1518 nabm er Sutl^er ^u Sluggburg freunblidQ
auf, 1521 bemül^te er ftd^ ^u S^ormS, ibn ^um
9{ad^geben ju bemegen (Dgl. Sanffen, @efd^. beS
beutfd^g3olfc«II[1880],165f.),1530protcftirte
er im 9{amen feiner Skterftabt gegen ben %eid^
tagSabfd^ieb t)on @peier, fpöter aber t)em)ied er
in einer ©enffd^rift bie SeformationSluftigen in
Augsburg an ein aUgemeined Soncil. Ol^ne
3toeifeI roax bie ))erfdnnd^e Ueberjeugung $eu-
tingerd fd^föanfenb, aEein er moUte nad^ feiner
audbrüdfltd^en ^uSfage in nid^tS t)on ber magren
jf ird^enlel^re abmeicben. Slud^ feine ffinber blieben
ber fatbolifd^en Religion] treu. (SBgl. bef. Hist
vitae atque meritonim C. Peutingeri. Post
Jo. Ge. Lotterum ed. Fr. A. Veith . . ., Aug.
Vindel. 1783; ©öüingcr, ®ie Deformation I,
2. «uff., SRegenSburg 1848, 571 ff.; C^^^berger,
St. ^tinger in feinem Serl^öttniffe )um flaifer
ajiajimilian L, ^ugSb. 1848. IBeitere 2ü. in b.
angem. beutfd^en «iogr. XXV, 568.) [©d^öbl.]
ifetfxhxt, Sfaac be la, anfange ßalDiner,
fpöter Sont)ertit, l^at feinen 9}amen befonnt ge«
mad^t burd^ bie fonberbare Seigre bon ben $rä«
abamiten. 9(u3 !mi^t)erftönbni| ber ©teile SKöm.
5, 12 — 14 glaubte er nämlid^, ba^ t)or ^bam
f(|on ÜT^enfd^en gelebt l^ötten (^röabamiten; f. b.
^rt.). S)er @runbirrtbum ^e^röre^S lag barin,
bafe er ben 3luSbrud ^©efe^" im Sömerbriefe oon
bem @ebote @otte8 an ^bam oerftanb ; menn eS
alfo t)or bem ®efe^, b. 1^. t)or ^bam, eine ©ünbe
gab, fo mu^te e§ aud^ SDtenfd^en geben, totläit
fünbigten. ^bamS ©ünbe fei aber im @egenfa|
ju bem peccatum naturale ber ^röabamiten ein
peccatum legale, iDelc^eS burd^ Smputation (ügl.
b. 3lrt. erbfünbe IV, 759) auf bie anberen 9Wen-
fd^en übergebe. 2)aburd^ erbielten Xob unb aUeS
natürlid^e SIenb nun aud^ nod^ ben Sl^arafter
einer befonbem ©träfe. — 9lud& fonft trug ^e^-
r^re mebrfad^ eigentl^ümlid^e ©(^rifterflörungen
oor (g. 93. 8u 3of. 10, 12 f.; 4 Pön. 20, 9 ff.),
bie ftd^ als IBerfud^e )u natürlid^er ßrflärung
übematürüd^er SBorgänge d^arafterijiren, imb mar
einer ber erften, föeld^ bie mofaifd^ Slbfaffung
be3 $entateud^8 in 3^^f^I jogen. Ueberl^aupt
mangelte il^m baS tiefere tl^eologifd^e SOßtHen. ©ein
(anonym erfd^ieneneS) 93ud^ Praeadamitae, sive
exercitatio super versibus 12, 13 et 14 cap. V
Ep. D. Pauli ad Bom. etc., [Paris.] 1655,
unb ba§ Systema theolog. ex Praeadamit.
hypothesi, s. L 1655, brad^ten ibn balb in Un«
gclegenl^eit. 6r mürbe auf ^Betreiben ber erj-
bifd^bflid^en 93ebörbe t)on ÜRed^eln arretirt, ober
auf t^ürfprad^e bed ^rin^en t)on Sonbe, bem er
ftd^ fd^on frül^er ange)d^Ioffen l^atte, freigeloffen.
S)ann ging er nad^ %om, mo er conDertirte, unb
1943
^ea - ^foferS.
1944
fd^ricb bei bicfer ©cicöcnl&cit J. Peyrerii Epist.
adPhilotimum, quae exponitrationes, propter
quas ejuraverit sectam Galvini, quam pro-
fitebatur, et librum de Praeadamitis, quem
ediderat. Rom. 1657. ®ic legten Saläre brad^te
er im ©eminar öon Notre Dame des yertus
au unb flarb 1676 im mttx ton 82 Sauren. S3on
ber Srrigfeit feiner ^Präabamiten-S^eorie jud^te
% @imon (f. Lettres choisies de M. Simon
n, Amsterd. 1730, lettre 1) il^n öergebenS ju
überjeugen. Rubere ©d^riften ^e^re'S jinb: Du
Rappel des Juifs, Paris 1643; Relation du
Groenland, Paris 1647 ; Relation de Tlslande,
Paris 1663. (fß^l Niceron, Mem. XII, 65 ss. ;
XX, 42 SS. ; Nouv. Biogr, gen^XXIX, 520 ss. ;
m^, gonöertiten Vn, 113; Seuf^, 3nbej II,
131.) [Äerfer.]
^ej, 1. aSernl^arb, 0. S. B., Sibliot^efar
be§ «lofterS 5IReIf (f. b. ^rt.), toax 1683 ju 3pÖ
in 5Rieberöfleneid^ geboren unb trat mit 16 Sauren
in ben Drben. SSäl^renb feineS 5RoöiciateS l^atte
er mit mannigfachen @(i^tt)ierigleiten ^u !äm))fen,
fo ba| er faft entlaffcn toorben tt)äre. 6r red^t»
fertigte aber balb auf baS ©län^enbfte ba§ 3u-
trauen be§ 9lot)icenmeifter8, ber fic^ für fein blei-
ben bemühte, fomol^I burd^ feine CrbenStugenben
toie burd^ feine ©elel^rfamfeit. 3n 5IReI! ftubirte
er ^l^ilofop^ie, in 2Bien Sl^eologie. ©eine 9iei*
gung toieS i^n aber bef onberS auf fritifd^e Slrbeiten
$in, unb fein 3beal tt)ar, eine fritifd^ gel^altene
Bibliotheca Benedictina 5U t)erfaf)en. 3u bem
3tt)edf trat er mit ben anberen Senebictinerflöftem
in SSerbinbung, burd^fud^te bie 93i6liotl^efen üicier
pcrfönlid^ unb mad^te axidj eine Seife nad^ S^ran!«
reid^. ^n ber SSoHenbung ber gelefjrten tHrbeit
l^inberte i^n aber fein frül^er Xoh im 3. 1735.
^I§ Vorarbeiten l^atte er fc^on mel^rere SBerfe
|)u6Iicirt, mä^rcnb ^(nbere§ nod^ ]^anbid;riftli^ im
Älofter Wilüt nif)t. §ier mögen öor ^lücrn genannt
mcrben fein oft citirter Thesaurus anecdot. no-
vissimus, Aug. Vindel. 1721—1729, 7 voll,
(feiten üottftänbig üorl^anben), unb bie I3iblioth.
ascetica antiquo-nova, Ratisb. 1723 — 1740,
12 voll. Rubere ©d}riften f. bei Kroplf, Biblioth.
Mellicensis, Vindob. 1747, 602 sqq., imb Hur-
ter, Nomencl. lit. II, 2. ed., Oeniponte 1893,
1100 sqq.; über ^cj' ©riefmed^fel f. ffatfd^tl^aler,
Ueber 93. ^ej unb bcffen 93rieftt)ed)fel, ^Mt 1889
[$rogr.] (ögl. baju C)ift.-poI. ©lätter CIX [1892],
255 ff.). (SBeilere Sit. f. bei Hurter 1. c. unb bei
aBurjbad^, Siogr. Sej. be§ ftaifertl)um§ Defterreid)
XXII [1870]. 145 ff. 93gl. aud^ Mgem. beutfc^e
©iograpl^ie XXV, 569 ff.)
2. §ieronQmu§, 0. S. B., ©ruber be§
33orgenanntcn, toor tl^eilS ®ef)ilfc feine§ ©ruberS
bei beffen Qforfd^ungen unb Seifen, tl^eilS aud^
fefbftänbig tl^ätig für bie ßrforfd^ung ber ®e«
\d)xä)k unb ^ütertl^umSfunbe Oefterrcid^§. 6r
mar 1685 geboren unb legte 1703 im fffofter
mtlt $rofe6 ah, 3m 3. 1735 mürbe er «iblio-
tl^cfar be§ Ä(ofter§ als Sad^f olger feine« SruberS;
er ftarb nad^ raftlofer tt)tf[enfd^id^ VfilA^
im 3. 1762. m^ fein ^Kiuptmer! über bie tKüo^
lönbifd^e ©efd^td^te erfd^enen bie Scriptt reram
Austriacarum veteres ac genuini I et n,
Lips. 1721—1725; IH, ßatisb. 1745. (Sj
Kropif 1. c. 677 sqq. ; SBurabad^ a a. 0. 149 fi.;
Mg. beutf d^e 95iograp]^ie XXV, 573 jf.; Hmter
I. c. II, 1477 sqq.) [8floH
9fdfer$ (Fabaria), el^emaligeS Senebio-
tinerf lofter im ftanton ©t.®QQen, tmubetN«
1^1. ^irmin (f. b. ^ri) gegrünbet todd^tt ntu^ ba
gemöl^nlid^en ^nnol^me um ba§ ^afyc 731 m
bem t)on il^m gegrünbeten SReid^enau gtt)dlf SXdiuJ^
nad^ ^ßfäferS berief, gfriebrid^ (JKrd^gef$d^
3)eutfd^IanbS U, Bamberg 1869, 640) mmt
jebod^ an, ba^ bie Stiftung Don ^föferS ba \m
Steid^enau vorausgegangen unb le^tereS filoto
Don SRBnd^en auS erfterem befe^ tDoxbm fei Ski
f oQ 3uerft Derfud^t l^aben, boS JMofter in 9taif4-
tinS (®raubünben) ^n erbauen,, eine %aabt fjiit
aber ben Ort angezeigt, ido eS errid^tä toetben
foOte. 2)er erfte W>i ^balbert toax jugleid^ Sif^oj
Don S^ur. SSal^rfd^einltd^ f orgte er burd^ Uikf
tapung bifd^öflic^er Sinfünfte unb @üter im ia>
minat|ale für bie 3luSftattung ber neuen ©tifhmg.
9tod^ im nömlid^en Sal^rl^tmberte ftoiben bm
fflofter bie feiigen (Sberl^arb unb SBeml^er oBSdtt
Dor. Jtarl ber ©ro^e nol^m c§ in feinen @(^
unb Submig ber ^^omme befreite eS Don ben
Steuern unb S)ienftleiftungen on bie fönigR^a
93eamten. 3m 10. Sal^rl^unbert Heg ftd^ Salonum,
Sifd^of Don «onftans, baS „?lbteüein* ?fafert
Derleil^en unb mollte e§ bann unter gemijfen 9««
bingungen bem ©tifte (St. ©allen einDerleibm.
©ie^ rief lange ©treitigfeiten l^erDor, aber fd^lief«
lid^ erf)ielt ^fäferS mieber feine Qfreil&eit unb einen
eigenen W)t S)a§ fflofter tourbe Don Dielen $0;^
flen mit grcil^eiten unb ^riDilegien bcbad^t un&
Don ffaifer ^^einrid^ VI. (1196) gefürftet 3in
II. Sal^rl^unbert fd^Io^ fid^ ^fäfcrS ber ntn
§irf c^au (f. b. ^rt.) auSgcl^enben Äeform an wo
ftanb auf ©eiten (SregorS VII. ^ud^ |m 3^!t
Sriebric^S U. l^ielt e« jum ^o^jftc. 3m 13. 3#«
l^unbert i)aüt eS burd^ bie eigenen 93ögte imbSienf:«
leute 93iele§ ju leiben. So übcrrebcte ber TOrier
3U SRagaj ben ^bt, bie SBurg SQBartenftein in ber
3ldt)t beS ÄlofterS ju erbauen, unb alS bieje« ge»
fd^e^en mar, fe^te er fid^ fclbft in bie SSefte imbbc-
brüdfte baS ßlofter fd^mer. ®er Sogt «Ibret^twn
Saj Dertrieb il^n jmar, nal^m aber bieSurgjeßijl
in Sefi^ unb liefe fid& ebcnfoÜS Ungcred^tigfeitcii
I gegen baS Stift ju Sd^ulben fommen, Spöier
fam ber gfranciScaner Scrtl^olb Don SegenSburg
(f. b. ^rt.) in bie ©egenb unb prebigte über Un«
red^t unb Ungered^tigfeit. ®ie| Dermod^te bei
So^n unb 9lad|foIger aibred^tS, ftd^ mitbemfilo-
fter auSjuföl^nen. 3m 14. Sabr^nberte brai^ten
geloben, ber fd^marje %oh unb bie geuer§brunft
Don 1362 baS Stift an ben SRanb beS Unter»
gangeS. ^uc^ ber Sürid^frieg im f olgenben 3fl^'
lunbert Derurfad^te il^m Diel ©droben. UÖ jobonn
1945
!ßfaff - !ßfal8.
1946
bie Sibgenoffen i^tnm beö @arganferlanbed mür-
ben, traten fte ald Sögte beS JHofterd auf unb
6ef^lDertm baSfelbe oielfad^. S)te jf lofter^ud^t mar
(Snbe bed 15. ^ol^rl^nbertS gefunfen; ber Slbt
t9o^nte in SBartenftein, bie SonDentualen in eige-
nen ^ufenu' W)t ^ofyvm 3acob Shiffmger (1517
bis 1549) toar ein Sfteunb 3tt)ingli'3, ging ^um
^oteftontiSmuS aber unb Derleitete au^ eingelne
im ^tronate beS @tifte3 ftel^enbe !ßfaneien )um
«bfoUe. ^ad) ber ©d^Iad^t t)on Stoppzl (1531)
flud^tete er ftd^ nad) @^ur: er mürbe 1532 bem
€d^ine nad^ mieber fatl^otifd^ unb mu^te ed burd^-
jufe^, ba| er nod^malS in ben Seft^ ber 9btei
tarn. 993ie er, fo regierten aud^ feine nö^ften 3laä)»
folger unrül^mlid^. Crft W>t ^oif)ama IV. ^eiber
(1586—1600), frül^ gonöcntual öon ginftebeln,
ein frommer, red^tf(|affener unb geleierter ÜRann,
Mreinigte bie Stönd^e mieber gu gemeinfamem
Beben unb Jiellte Orbnung unb flöfterlid^e S)id-
ripHn l^er. i>a nid^t aUe iRad^f olger in feine f$fu^-
flopfen eintraten, mu^te bie fd^meigerifd^e $ene-
Uctinercongregation, meld^er ba§ jf lofter feit 1602
ongej^örte, öfter einfd^reiten unb Slbminiftratoren
cba 9ebte aus Sinfiebeln, 9Ruri unb @t. ©allen
€infej^ 3m 3. 1665 mürbe ba§ filoftergeböube
toiiittv grö^tentl^eilS burd^ SSranb gerftört. IBiele
Xebte mad^ten ft(| namentlid^umbie Srrid^tungunb
oOmöIige iBerbefferung ber SSabeanftalten an ben
ienad(|barten f)eiIqueEen oon $föf erS l^od^Derbient.
SQein biefe ^nftalten brad^ten einen aEgu l^*
figen flkdtfjit mit ben Sabegäften unb trugen ba-
oncc^ mefentlid^ gur Dottftänbigen Untergrabung
ber 3)t8€i))Iin bei. 3ur 3eit ber 9icDoIution oon
1798 jerftreute ftd^ ber eont)ent; bag Stift fam
unter ben jf anton fiintl^ unb mürbe ber 9lationaI*
tiermaltung übergeben. Später Dereinigten ftd^ bie
ConDentualen mieber, allein bie inneren unb oute-
ten SSerl^ältniffe mürben immer trauriger. Unter
bem olter^fd^mad^en ^bte Sofe))]^ ^molb (1805
btft 1819) unb beffen energielofem 92ad(jfotger
PacibuS ^fter (1819—1838) fanf baS ©tift fo
tief, ba^ bie übermiegenbe ÜT^el^rl^eit bed Son-
tientd felbft bie ^ufbebung verlangte, meldte aud^
1888 t)on ben @taat§be|drben be§ flantong @t.
dkdlen ooQgogen mürbe. 3e^t ift ba§ ®eböube
eine 3rrenanftalt. (IBgl. Eichhorn, Epiecopatus
Gariensis, S. Blas. 1797, 266 sqq.; SBegelin,
Xegeften ber 93enebictinerabtei ^ßföüerS, gl^ur
1850; ÜT^üIinen, Helvetia sacra 1, 99em
1858, 110 ff.; S)a§ fliofter ^föoerS, @t. ©allen
1888.) [®. aWa^er.]
'Sffaf, (S.^xi\top^ Slattl^äud, einflug-
teiil^ :proteftanti{deer Zl^eologe beS 18. 3abr-
l^nbertS, mar als Sol^n eine§ Xübinger ^-
fefforfi ber Sinologie im % 1686 geboren. Sr
ttmrbe 1705 9iepetent gu Tübingen unb nad^ mel^r*
iffl^rigen SReifen 1717 «Profeffor bafelbfl. Später
nmrben i^m bie lIBärben oeS ifanglerd ber Uni*
Mrfitöt unb W)M gu fiord^ unb ber Xitel eines
eomes palatinus gu Zl^eil. Sei aHem Snfel^en
UMt er inbeffen ^u Tübingen perfönlid^ nid^t be-
liebt; er galt als ein genu^füd^tiger, eitler unb
l^eftiger fiebemann. Sd^lieflid^ mürbe i^m ber
9ufentbalt in Tübingen berart verleibet, ba| er
fid^ nad^ einem anbem SßirfungSfreife umfal^. S)ie
jf anjIerjteUe ^u ©öttingen entging il^m ; bagegen
berief man il^n in gleid^er Sigenfd^aft nad^ (Sieben.
2)ort mürbe er auc^ (Seneralfuperintenbent unb
ftarb bafelbp 1760. — ^faff mar ein SJiann öon
umfaffenber@ele]^rfamfeit; er Derbanb bamit einen
präd^tigen münbtid^en ißortrag. ^IS Xl^Ioge
fud^te er irenifd^ ^u mirfen unb bie t)erf(^iebenen
proteftantif d^en Stid^tungen ^u einigen (Alloquium
irenicum ad Protestantes, Ratisb. 1720 [aud^
mel^rfad^ beutfd^ erfd^ienen]) ; feine Semü^ungen
fanben aber ebenfo Diel Sßiberfprud^ alS 9ner*
ifennung. S)ogmatifd^ ftanb er nid^t auf bem
@tanbpunlt ber Ortl^obo^e, neigte Dielmel^r bem
$ietiSmuS (f. b. 9rt.) ^u, fo ba^ er mol^I als
Vertreter beS ^^meltförmigen ^ßietiSmuS" be^eid^net
mirb. JNr(^enred^tIid^ ift er Don Sebeutung als
erfter Vertreter beS ßottegialf^ftemS (f. b. «rt).
(93gl. angem. beutfd^e «iogr. XXV, 587 ff., mo
aud^ bie meitere Sit. angegeben ift.) [D. ^efele.]
9faf e, nad^ bem ie^igen @prad^gebrau^e Der-
äd^tlid^e SSe^eic^nung eineS @eiftlid^en, l^t feine
Jlebenbebeutung erft feit ber fogen. Deformation
erbalten. @d^on bei Sut^er l^at eS ben {ewigen
@inn, unb in ber ba^rifd^en Sl^ronif beS ^Den-
tinuS mirb eS gerabe^u als imel^rlid^e ^Benennung
be^eid^net. Urfprünglid^ ift eS nid^tS SlnbereS oIS
bie Serbeutfd^ung beS ÜBorteS papa (SSater), mel-
d^eS in ber erften 3cit ber Äird^e ieben ^(Wefter
be^eid^ete. SBeil im SRittelalter ]^auptfäd^Ud(| bie
©eiftlid^en bie Sßiffenfd^aft pflegten, nannte man
meiterbin aud^ mo^I ieben, ber bie lIBiffenfd^aft
betrieb, einen ^^faffen", fo ba^ }.©. loulcr ben
$Iato einen „großen Pfaffen" nennen fonnte.
Sntfpred^enb bie^ bann bie angebenben @tu'
beuten ber UniDerfttäten mand^mal ^^albpfaffen".
— ®ie 2)eutung beS ÜBorteS ^^aff" alS pastor
f idelis animarum f idelium ift feine ^leitung,
fonbem eine Spielerei mit ben Sud^ftaben beS
IBorteS. [SSenbeL]
'Sffa^ Sll^einpf als, mar feit ber golbenen
SuEe (1356) ein ffurfürftentbum. SKitber^Pfalg
am m)tm (^auptftabt ^eibelberg) mar bis 1620
bie Oberpfal^ am Söl^mermaß) (^auptftabt Slm-
berg) Derbunben. 3n fird^Iid^ Se^iebung geborte
bie SRbnnpf al5 ^u ben SSiStl^ümem SRainj, SßormS
unb ©peier (f. b. 3lrtt.). ©ebr begeid^nenb finb
bie IBorgänge bei Sinfübrung beS ^roteftantiSmuS
in ber ^falj. Sei Sutl^erS auftreten regierte
SubmigV. (1508—1544), ber bie neue Seigre
meber binberte nod^ förberte. 3)iefelbe fanb Jebod^
mebr unb mel^r Eingang ; fo fam eS 5. 93., ba^
^Slnno 1523 montagS Dor 2)reifdnigen ein $faff
gu 9ieuftabt eine Jungfrau ^ur ftird^ gefübrt 1^,
maS in biefen fianben ein unerl^ört S)ing mar"
(Chron. Lutrense, bei Sylburg, Catalog. codi-
cum . . ., Francofiirti 1701, 267). 2)ie 9Mor-
motion junöd^fl im rl^etnifd^ 9^
1947
5Pf"Ij.
134S
Sonbe gtlangtc ju htm tiefonbmi Stu^^me, ba^
b^en 9ct)BUming innei^alti 40 3aE)mt uitrmal
bie ijonfef jion mec()|tln mu|tE, ein traurig« Stieg
ju bent Saje Cujus regio, üliua et religio, ffier
rv. SBonb Bon 3anfienä ©(j^ii^te beS bmtft^en
^dOti [^Uberi im Ittgemrinen ben Song ber
tetotmatDrildöen SBnoeflung in btr ^falj; SRem-i
linfl {3)afl JRtfomiQtionSiDerf in b« [3i^(in-] Sßfalg, I
anonn^tim 1846) unb SDittmann (@efci)id|tt bcr ;
StformatiDn in ber Oberpfalj, augStiiirg 1847) !
be^anbeln i^r Sitiema \pmt)l. ^tS ^ciDortreltnbe
Sptrjontn unb ©retgnifTe lönnm folgenbt gelten;
Otto §einri[!6 (1556—1559) n1}ob bit Setjre
Sut^tri jnt aßdn^ertff^mben Mriigion buic6 Sbicl
nom ültäta 1556, infolge bejjen „alte })Qi)iftif£^(
3Ibg5tterei" ütigel!)an mar. 3^in (olftte in coloi-
ni(ttl(^et SRiifilung g^riebrii^ in., ber fromme
»ufitnonnt (1557[1559]— 1576), ber fanadf^fte
gürft beä 3tefiinnation9jeitaltei§. SBit man unter
^nberem gegen bie Q^rauenfliifler Oorging, erhellt
au« groK, 58iiber nuS ber furpfäläitc^en ffleforma-
tion3periobe,iin „floifiorif' 1876,1, 50— 75. ?lu^
in ben $fanbfc^aften fuc^te er bie Se^te &ilDin§
burc^jufii^ren, raie in Oppenheim (Salt, ^ifto-
riff^eSSa^rbut^ ber ©iJrreSgejeaic^ft 1889, 47),
ebenso mit in ben ®emein[i|aften (Sonbominien)
unb in bcr Corbem ©rafji^aft Sfon^eim, meldje
er gemeinfam mit Saben befaß (JJaH. 3Bie Äur«
füift 3^riebri(^ IH. Don bei $falj in ber borbem
@lTaf|(^ft @iponE|eim ben SalDiniSmue einfütiren
wollte, nnc& unebtrlm Sktcn, in §iifl. 3a^tb. 1891,
37 % 492 ff., anbongSioeife [498] bie ©eTOalt-
t^ätigfeiten im Sliiguftincrfloftcr ju ?pfoffcn=
©liiroaben^eim bei KreujnQi^). Sm 3- 1563 er=
ft^ien au ^eihelberg, befjen ^lodjjdjiile bis .^ur
5Kitte be§ Sa^r^unbertS bem Singang bcr 9ic|or=
mation liiibcrftanben l)ütte (2^. ilSalatinuä, §iei'
belberg unb feine UniOerfität, gc(iburQl886, 26;
f. b. «rt. §eibtlberg V, 1597), bot „^Eibelberger
ffofed)i§niu§", ein SJer! ber cnlbiniflt)cf(en gülirer
ftaSpor DleDtan unb 3fl^QtiQ§ UrfinuS (f. b.
9Irtt,), beren t^eologifdieS ©utarfiten ben SInii-
trinitariet 30I1. SolDon (f. b. 9Irt.) jum Sobe
bun^'ä Sd^roert unb ben ^rebigcr 91bam Steujer
(j. b. %xt.) jur giud^t in bie Sürtei unb jum
asiam braute (1570). ^titMi) (eieft unter-
\ä)t\tb ba§ SobeSurt^eil ©^loonS ttnk beffen
SBibetnif (3QnfienV|;i886],444), gta($ grieb.
ri(5§ Sobe 1576 führte fein ©ofin Subroig VI.
bo3 Sut^ertlnim mieber ein, bei meld)er $to>
tebur bie (eit^erigen ^ßrabicanlen , 8c|rer unb
Beamten abgefegt unb bei Sanbe§ uerwiefen niur<
ben. Subtoig ftarb fd^on 1583, worauf fein grü-
bet 3oliann Safimir roieber bem 6alüiniSmu§
jum Uebergeluid^te Der^olf. ^er ^ag jmifc^en
Cut^ranem unb Saldiniften flieg bamit auf ben
&ö^epunlt nnb fül)rte ju 5Bortonimni(fen bar-
Mrifi^et 91ri. ^aif feines S3ormunb§ Eafimir
Sobe fülirte btr ISjäbrige Sticbrid^ IV. bie Vtf
gierung Weiter; ben 6aIl)imSmu9 bet)ielt er bei,
iebo(^ o^ne SQerfolgung bet Sut^cranet. €tär[er
f örberle i^n bet ffiintcrfBnifl gfriebri^ V., ne^n
jeboc^ nact) SBecIuft ber &ö^if(t)tn P&ntgSh»
;ufet)en mugte, nie fhirfürft änostmilion L m
SBaqem einen 31^eil ber ))fäl}i[(^ Stntbe ber «Ifai
Se^re gutü^rte. (9}gL @. S. €liusetiS Sii!ptd
!Seri4t Don ber $fäl|if(^en jnic^>^ißirrie, ii
fi^ faffenb bie Derf^ebenrn !ReIigwite>S((iiiAp
lungen unb ben Airt^en'@taat in brr S^^fgQ
unb onbem pfäl^ Sanbm Don ^Beginn berSbl»
mation bis auf gegenreätfige 3eito mitoHeaSp
ligionS-Srodamina, Meceffe unb 9Icla, grorifiiit
1721; SSemling be^belt überbieß [191f|.]l«
Steformotion unb baS neuere fiirc^ianiKJeii im
3iDtibTÜdi{(^tn , £autere(tifd^ , fitiiriBgijiK
galtenfteinifd^en unb ©idingifc^en.) Sine nn>
bung trat ein, als bet lat^olifd^e ^eijog $^i)if
ÜSil^lm Don Tttubutg, @o^ bti 1614 td^
gemorbenenbetjogS SEBoIfgang Iföil^elmunbbtjJB
lat^olifc^er @cmaPn IRagbalena Doit 9a^
bie Stegierung ber ^alj antrat (1685—1691).
antt i^m h^rte baB tat^olifc^e ^lenntniß ink
$fal} gurüd, DaB iebo^ o^ne ffränhing füih
$roteftanlen Dor \\ä) ging. S)ie 3efuitcn Iuh
na^ geibtibetg unb gemannen bafelb^ ftfot
gtofitn ein^u^ ; (ot^olif^er @otteSbitn^ nobt
junäc^ft in ben fleineten <Stäbten uiütbonni^
bem Sanbe eingeführt, xoobti S^Iolgefdnbe, ata
IBurgen unb SKatbbSuf et gutn ©ebrau^eberflüii^
Wen Dom flurfürflen angemiefen touibtn. ^M
3)erorbnung Dom 11. 3ult 1687 nm^ in
flatfiolifen unb Cullteranem in ber 5ßfalj ba!6c
laute in ben tefarmirten fiird&en inib bie ffiii'
bcnujfung ber ^rieb^ofe berfelben gegen eint 1&
gäbe eingeräumt ; aui^ Öffenlliifte ©itlgängebinfini
miebcr ftattfinben. 3m 3. 1688 jogen bie fiflf«-
jiner in §eibelberg ein; ebenfo erhielten jie, mi
bie Sranciecaner, bie neugegrünbeten ?pfantini
JU SDionn^eim, ailjei), Oppenheim, Saifarai
u. |. ro. 9I1S in ben 3a5ren 1688 unb 1689 ia
i)tleanS'fc6tn Äritgt bie granjofen bie $falj tc
fejjttn, übemitfen fte ben Äat^olifen t^ Ut
üoDenlöefif tbeilS ben SJütbeftg einer anjoftl pB-
teftanttfii)er fiirii^en. S:ur(^ ben am 30. CdAt
1697 amtieren granfreit^ unb bem beutfitai
9ieid)e erfolgten Stpiroijler Sfricben lonwn ii
Ptöliifdöcn Eänber, auf »eli^e granfreic^ ^mväif
erboben ()atte, an bie ^ifalj guriirf, jeboi^ B«ligiae
cath. romana in locis sie restitutis in «titl,
quo nunc est, reraanente (türt. 4 beS gniti'ii^
S3er franjbfijt^e Söeöollmäd^tigte S^miq äto-
reifste jU SHegenebutg bie Stfte berjenigen pp^
{dien Orte, toelt^e na$ feineä ftÖnigS SSeimig
in biefer Elaufel begriffen feien (Semling WOl
2)iefe neuen SSer^ältnifle unb bie einfo*naä
be§ iSimuItaneumS in allen Jhrc^ em^Mn
; bie airat^oliten als ^rud unb wonbten ^ a
i^reufeen. SliejeS bro^ite mit JReprtffalien , al
fo roarb bie Ihirpfolg gur MetigionSbedamtiti
i (DÖHtge SReligionSfrei^it bet btri djrifllif^ *■
lenntniffe) unb ju bem Olebenrecefle Dom 21. Sc
Dember 1705 oeronla^ (Sünig, ^ tntft'
Id49
^fanb^äufer — Pfarrei.
1950
Keid^Sord^to V, 1, 8cip3. 1713, 754 ff.; 9leueftc
®ej(^i(^te ber reformirten fitrd^e in ber untcm
^fdj, ffieffau 1791). 'Jlu^ erfolgte ber grja^
be8 @imiiItaneumS burd^ bte fogenannte Jttrd^en-
t^ung 1706 (C^öuffer, ©ejc^tc^te ber r^inifc^en
^ola n, ^eibelberg 1845, 825; S)ecIaraaon,
^ebciirece^ unb ftird^ent^eilungStobeHe finben fid^
aud^ abgebrudt in 3o)ep]^ ffu|n, S)ie SRec^tSDer-
^tniffe in 99etreff 2^urm unb ©lodfen ber @t.
Stemigiusfird^e }u "Jheber'SngeH^eim, 3)}atn5 1 893,
im Sn^nge). (Sro^e SSerönberungen, oud^ in fird^«
lid^ ^jiel^ng, brad^te bie 3(it ber franjöfijc^en
SieDoIution. 2)ie IBiStpnter SBormS unb @peier,
ju benen bie $fal} üornel^mli^ gel)örte, mürben
oemid^tet. ^(13 nod^ bem SBiener Songre^ burd^
Concorbate eine neue fird^lic^e Orgonifation in
Seutfd^Ianb gefc^affen mürbe, (ebte bad SiSt^um
€))eier mieber auf. @emä^ bem Soncorbot üom
5. 3uni 1817 (f. b. ^rt. goncorbate III, 830)
umfaßt ed ben bai^rifd^en StcgienmgSbejir! Sll^ein-
pfölj. 3m 3. 1885 jä^Ite biefer unter 700000
eintDol^em 300 000 ffatl^olifen. äßaS frül^er
auf bem regten SR^einufer jum ffurfürftent^um
ber $fat3 gel^ört l^tte, fam burc^ bie SuUe Pro-
Tida soUersque t)om 16. ^uguft 1821 (f. lU,
883) an bog (SrabiSt^um gfreiburg. [gfalf.]
Tfftmhl^infct^ f. Sei^nftalten.
^arramf, f. Pfarrei, Pfarrer.
^atxH^ex^ f. fiird^enbüc^er.
^axxconcnxSf f. goncurS.
'^orrrf ($fane, ßird6f|)iel) ift ein geograpl^ifd^
Beftimmt obgegrenjted ®ebiet, bejfen SJemo^ner
unter bifd^öflic^r ^Jtuctoritöt einer beftimmten
iKrd^ 5uget^ilt finb, fo ha% fie Don bem an biefer
IHrc^e bleibenb angeftellten, bem Sifd^ofe unter»
georbneten ^ßriefter bie Seelforge empfangen (Pa-
rochia est certus territorii districtus per
papam vel episcopum determinatus, habens
unum rectorem stabilem cum potestate po-
pulum ibidem existentem regendi etjudicandi
eique sacramenta aliaque divina admini-
strandi [Ferraris, Prompta Biblioth. s. v. pa-
ro<dbia n. 3]). Sie ßint^ilung ber Xiöcefen in
eingelne ^faneien fyii bie bequemere Ausübung ber
€eeIforge jum 3n)ecfe. Senn biefe fann nur bann
geregelt unb nac^^ltig geübt merben, menn jebem
^riefier eine genau bestimmte ^n^a^I Don OIöu-
bigen juget^ilt mirb, auf meldte er augjd^IieBlid^
feine X^tigteit )u richten ^t, unb für meldte er
Derantmortlic^ ift, mä^renb bie i^m anvertrauten
in allen religiösen ^ngelegen^iten mieberum au§*
fc^lie^lic^ an il^ gemiefen iinb. Siefer in ber
Statur ber BaAt liegenbe ^med ber ^^amien ift
fc^on c. unic. C. XIII, q. 1 geie^lic^ ausgeipro-
dim, unb ba§ 5ribfntinum <Sess. XXIV. c. 13
Pe ref.) fagt : Mandat S. Synodus episcopis,
pro tutiori animarum eis commibhanim sa-
fnte, ut, distincto popolo in certas proprias-
que parochias, unicuique suum pcrpetuum
pecoliaremque parochum assisnent. qui cas
cognoscere valeat et a quo bolo licite sacra-
menta Buscipiani — 3um DoUen ^Begriff einer
Pfarrei merben rec^tlid^ folgeube SRequifite er*
forbert. 1. 3cbe Pfarrei mu6 ein beftimmt ah'
gegrenjted Zerritorium umfaffen. 9Bie bie ^JNlb-
gren^ung ber 3)iöcefen ein 9}orred^t bed ^^^pfled
ift, fo liegt bie Slbgrenjung ber einzelnen ^^Sfarr-
fprengel lebigli^ in ber ^^mtdgemalt bed betreffen-
ben S^iöcefanbifd^ofd unb fann ol^ne i^n rechts-
gültig nic^t vorgenommen h)erben, fei ed, ba^ bei
Srrid^tung einer ^^Sfarrel ganj neue ©renjen ge-
fd^affen ober bei einer fd^on beftel^nben $fanei bie
bereits Dorl^nbenen nur Deränbcrt merben muffen
(Trid. SesB. XXI, c. 4 ; XXIV, c. 13 De ref.).
@inb bie ®renj\en ber Pfarrei nac^meigbar burd^
bie bifd^5fli(^e ^luctorität feftgefe^t morben, fo fmb
fie juris publici unb fönnen burc^ SJerjöl^rung
nic^t Derönbert merben, b. 1^. menn ein benad^barter
Pfarrer aud^ noc^ fo lange unb in gutem (Stauben
über bie ©renken feines eigenen SejirfeS l^inauS
in einzelnen Xi^eilen einer fremben !|ifarrei amt*
lid^e tfunctionen Domtmmt, fo fönnen baburd^ bie
betreffenben 3:l^eile ber le^tem niemals 93eftanb*
tl^eile ieneS ^faneibifiricteS merben (c. 4, X 3, 29).
3|t bagegen bie ©ren^e ber $fanei nid^t burd^ bie
competente 93e]^5rbe, fonbem ctma burc^ bie (Sit*
meinbe ober ben $faner ober bie meltlid^e Obrig-
feit ol^ne 3u}iel^ung beS SSifd^ofS beftimmt mor-
ben, ober lö^t ftd^ bie urfprünglid^ Dom Sifd^of
feftgefe^te ®ren^e nid^t mel^r ermitteln, fo tritt
aUcrbingS burd^ 30j[ä^rigen 93eft^ eine SSeriö^rung
ber ©rengen ein ; benn in ber angefül^rten ^ecre«
trale ift bie UnDeriöl^rbarfeit nur unter ber 9e-
bingung auSgefprod^en : si fines legitima pro-
batione yel alias indubitata fide constitit
ecclesiastica ordinatione constitutos. Sei
©renjftreitigfeiten finb jum 93emeife ber urfprüng-
lid^en bifd^öflic^en gfeftfe^ung berfelben alle im
6iDilproce| gcmöl^nlid^en SemeiSmittel suläffig.
"^IS bie beften berfelben muffen bicjenigen Urfunben
unb 3nftrumente angefel^ merben, meldte bei ber
urfprüngli(^en Sfeftftellung ber betreffenben ©ren*
Jen fpeciell Dom Sifd^of ausgefertigt mürben; fer«
ner gelten als IBemeiSmittel alte 3)ü(^er unb (i^ro-
nifen, menn nur beren Serfaffer einigen ©lauben
Derbienen (baS Se^tere mirb angenommen, menn
nad)gemiefen merben fann, ba^ i^n Don ben Sor-
fa^ren unb il^ren 3^td^off^ ©tauben beigemeffen
morben ift) ; enblic^ fann ber SemeiS aud^ burc^
3eugen gefü^ merben, bie ftc^ ber urfprünglid^en
^farreigren^en nod^ auS eigener SBa^me^mung
erinnern ober bod^ Dom ^örenfagen über bie lBe>
fd^affeni^eit berfelben juDerlöfftge ^enntni^ erlangt
^aben. l'ä^t ficb ein genügenber SemeiS, ber auf
bie ri(^terli(f^e (^ntfd^ibung irgenbmie beftimmenb
einmirfen tönrttt , tiberbaupt nid^t beibringen , fo
iollen bie um ibre ^^faneigren^en ftreitenben
Ci^emeinben ftc^ gütlich Dergleichen, unb ift bieg
ni(^t mi)gli(f^, fo foU baS ©otteSurtbeil entfc^eiben
(c. 54, C. XVI, q. 1). — «n fu^ finb bie ©renken
ber Pfarreien Don ber politiicb^ Sint^eilung beS
l'onbeS in ©emeinben 2C bun^S unab^ngig«
1951 Sßfairtinfänftc. 19S!
tote aiuSt btt Segiengune txr 3)tact(en imb ^td- t^itm anfäligen Oamilien fee^^ett; (Sknumka
Dinjni an bic (iDlittf^e gint^eilung btr Staaten mit nmignr al3 jc^ Sncmcipim folm mit ov
ni^t gttuntbenift (c. 10,C.]l[,q.6; DgL^tfelt, ti(na(^baden Sßfand bereinigt metJmi. ffinm^
l£Dnc.'@ef^. I, 2. ^ufl., 382 f.); oKtin bo bie mä) etri^tung einer felbCtÖnbigen $fanri t«
Pfarrer in i^ren amtlicöen 3[!er£iQllnif|cn in bie ©tmeirtbe j, SB, but^ anftedenbe ifnml^ritB^
oerfc^iebtnartigften Sejie^ungen ju ben betreften- ffciegSBertieenmgen ic. in ber Sßrif« Mimbbdl,
ben tDelllic^en Se^örben ttelnt, (o ift cä im Snttt- ba^ \it bie cononif rf)e Stn^a^I öon giamilim ni^t
tffe einer georbneten unb einfallen ®t|d)ä(t8- me^r jä^lt, fo oerliett fle i^itn ^fOTTRunblti^
fü^ning nünjc^eniniert^ , ba^ bie Qiienjen ber miteinerbena^borttn Jfirc^e tieictnigt; oKniitiie^
politifdien unb lirc^lidien ©emeinben Idd möglid) ift nur eine Dorübeige^nbe Wa^ttQti, unb i^
ingenauer Itefiereinftimtnunglte^tn. S)iefer®runb' ^axoä)ielaä)te ge^n baburt^ nii^t eerlottn, tid-
[aj ift in neueren 3«'«" loBo^l bti ben Iiiöcefen me^ treten bieje wieber in önUt ftroft nab tiit
all Spfarreien [aft in alten Sünbetn anerfannt, aßfarrei ntufe mieber^ergefleHt tnnben, [obalb üt
OMä) iit bie @laat8bel)BTbe tiei ^bgrenjung ber erforberlui^t Slnja^I ^milien Bor^onbcn ip (tj^
^P^arreien meiftenS mitltiältg. (lieber bie fogen. J. H. Boehmer 1, c. § 17), SSemte^ ^ »
äuSpfarrungu.bad@rI5fc^tnber!ßfanetenf.n.2.) gegen bie@tnieinbe fofetit, ba&berJß^iirafeiiun
— 2Se nad^ ber Sef^affenl^ett beS ben Pfarreien Obltegentieiten ntdfit me^ oDfrittg na^biiBa
)iigetoic[enen Territoriums nerben biefelben ein* fann, fo füllen ibm ein ober mehrere @e^ilfmlfh
gttbeilt in Sanb' unb Stabtpfarreien (parochiae gegeben ninben; ift bieg urri^unlit^ ober lxrBi|
rusticae et urbanae). Slietrftertn befteben ent- bte utfprünßUf^ 5ijfarrfir(§e bie ®emrii^ w^
Weber aus einem einjelnen in fitti abgefc^loffenen mdn ju fajfen unb (ann eint neue betn 9An^
großem 5)orfe (Spfatrborf) ober auB einem (tom- nific emjprec^tnbe St\rä)t nt(^t ^lergefldlt Mäa,
pleje mehrerer tietneren Dörfer, 51öeiler, ®eböfte, jo feil tine ?IuSpfarmng flatt^ben, b. ^ n
fei eS nun, ba| bie einjelnen Heineren Ortft^afteit 'Ziftü ber @tnieinbe einer bena^baiten ftin^f )»
t^te eigene ttirift (jjilialfirc^e) ^btn, in »etiler geiüicfcn ober gu einer feCbflänbigni Sß^nnti l^
ber ^farrer be§ ^ouptorteS an beftimmtrn Sagen i)ohen »erben (Trid. 8«S8. XXI, c. 4 De nL).
ben @i)tteSbienft}u galten Dcr))Pii^tet ifl (f. b.9Irt. (^.ine folc^e Senberung ber ^fnrrgrenjcn bn
Filiale), ober bag fte eine eigene ffirü^e nic^t natürlii^ nur non ber comtietenten btji^ipS^o
^aben unb alfo bei ber gemeinfamen ffiri^e form* SSe^ürbe »argenommen werben ; ba aber oi^ Mi
Ii4 einge)]farrt finb. Site ©tobipfoneien umf off en Sfiei^te ber belbeiligten Pfarrei ober me^rern^!|n>
bei fleintren Stäbten fämmtlictie ginroo^ner, bei nien baburd^ betroffen merben, fo mu^bcrttil>
©täbfen Bon grüSerem Umfange finben fi^ ober ffarrung eine orbnungimäfeige 9n^5ruiig te
je nadi) bem 93ebürfniffe niclirtre ^farttien, beren 1 93et^etligtcn unb ilreer Einfprac^en vonmgiiai
Scrtilorium nodb ben ©lablt^eilen genau ob-j — 3;ie Scrbinbung befi Spfarrerä mit feinet S^
gcgrenjt ift. Sine ber älteflen Stabtpfarrein'- j meinbe inirb überall Don ben iKri^engef^ uOb
t^ilungeu in S^eutft^lanb bürjte bie ber ©lobt I bem SBegriff ber g^i* ouf gefaxt ; fi^on miS biefei
aJJormS fein, unter ©ift^of Surlarh (geft. 1025) (Sninbt [ann eine jur ^ßfarrei erl^obene ©etneiaii
(Bgl. gair, im SJrt^io für fotf). flir^enre^t 1892, | nur einen Spjarrer ^oben (c. 4, C. XXI, q. 3).
262). lieber bie O^rage, ob bie oufeerf)ol6 ber, rote anbtrerfeiia 6in Spfaner nic^t mehrere Si'
JRingmauer gelegenen ©trogen unb ^öufer jurl mtinben unter feiner 3uri8bictiDn Bereinigen bof
©tabtpfarrei gel)Dren ober ni(f)t, ift gefefeltt^ ni^te
beflimmt, e§ entfii^eibet babci junöi^ft bie CrtS-
geno^nbeit; Iä|t fidb eine foli^e niifil nac^wetfen,
fo fpri<^t bie Analogie beS SiBilrecbtS, nat^ niel^
t^em bie üßorftübte jur politifdien ©labtgemeinbe
gerei^net werben, bafiit, ba^ biefe aurf) in lircb-
lii^er ißejieliung ber Sait ift, Uorau3gejet)t jeboc^,
ba| bie ^Öorflabt erwiefenermoften nicbt fd^on für
fi(^ al9 felbftänbige Sßfarrei uom Sift^ofe ton-
ftiluirt niorben ift (ögl. J. H. Boehmer, Jus
Paroch. [f. u.] 3, 3, § 6).
2. 3ebe Spforret mufj eine (Semeinbe fpleba,
populue parochiae aseignatus) f)i^ben, b. % cS
mufi (ic^ in bem geograptiijt^ abgegrenjlen ©i-
ftricte eine ian)a^l don ©laubigen bcfinben, bie
ber geiftliii^en 3uri8biclion bc§ ^Pfarrers unter-
worfen fmb unb auf welche fii$ bie SlmtSt^ätigleit
bcfjelben auSjä)Iie^li^ bcjiebt. ^ad) bem ßirdjen-
rec^t (c. 3, C. X, q. 3) foll jebe felbftänbige
^farrgemeinbe aus Wenigflenä jetm TOoncipien,
b. i). aus {et)n abgefonberten unb mit (Srunbeigen'
(c.3, X 3, 4; Trid. XXIV, C.17 Deref.).-&>
üä) ge^brt — 3. ju jeber 5)Jfarrei eine ^fonft*
(f.b.Slrt.). (S8gt. FerrariB, PromptaBibLir.
Parocliia, u. bie Sit. in b. folg. Slrlt.) [d. Rtia.]
■yfarreinßniift* l)eifeen geloiffe giriWit,
Wel(^e jum Unter^It bcS ^arrerS bicnen Joi
auf bcren tpetceptian er fofort nad^ Snna^ te
bifctiäflicden SaEaHon ein SRet^t ^i 2oS *#
beä Pfarrers ifl notürlid^ lein eigcnt^UfflM"
auf baS ätermSgen ber ^frünbe, unb er Immn
über bie jälirlii^fn Siitfünfte frei biSponinn, ?«■
träge fi^liefeen u. f. m. (ugl. c. 2, X 3, 24). -
2)te 5Cf arreintünfte finb no^ Sänbem uiib 6(9»
ben fe^r »erfi^ieben ; im SlUgemeinen laffen pi
biefelben eintbeilen in orbentlic^e (ftönbigt) lot
in aufiercrbentltt^e (unftäiÄige). 3)ie eifieia
lönnen befielen auS ©runbftuden, Sehnten, 8»
pitaljinfen, iRciiliungai auS ber ©taat^offe ite
aus fiocalftiftungen u. bgl. SßaS bie jur $fiioa
gebürigen ©runbftüde betrifft, fo ^at bei Spfaiw
baS Sted^t ber auSgebe^nteften <Rutpie^ Ü
1958
Pfarrer.
1954
nur burd^ bie lBer))fIid^tung, nid^t )u beterioriren,
bcfö^rfinft ift (»gl. Slrd^w f. fat^. St\xä^mxtd)i XX
£18681 79 ff.) ; tritt eine ©eterioratton loirfl^
ein, Jo i|i er ober fein Srbe )um Sd^abenerfa^
iKtpftid^tet. S)ie ©runbpde fonn er entweber
feQrß bebauen ober fie auf fördere ober löngere
3rit Derpad^ten; ein f old^er ^ßad^toertrag fann ftd^
ober, toit eS in ber 92atur ber Sad^e liegt, nur
<ntf bie SmtSbauer bed ^ßfarrerS erftredfen, bal^er
ifi fein 9lad^fotger an benfelben nid^t gebunben,
itnb ebenfo tt)enig finb bie Srben red^tlid^ t)er-
fiflid^tet, bem $öd^tcr irgenbmeld^en @d^benerfa^
jtt reid^, falls bie $ad^t oom 9}ad^f olger auf-
od^ben XxAxh (Trid. Sess. XXY, c. 11 Deref.).
S)u $f arrtool^nung, bie gleid^f oOS unter ben Se*
ber Sinfünfte föOt, benu|t ber Pfarrer toit
Sigentl^umer. Sr fann bc^er nad^ gemeinem
)te einen Xl^eil berfelben an britte ^erfonen
termietl^en, umS aber ^rticulargefe^ l^äufig t)er-
Ueten; bie Heineren 9ie))araturen, SSerfd^önerungen
foiDie SuSbefferung abfic^tlid^er 93efd^öbigungen
1^ er felbft gu tragen : bei gönjtid^er SSemad^töffi'
fiung beS ®ebäube8 ift er gum @d^abenerfa^ t)er-
|»{Itc$tet. — 3u ben au^rorbentlid^en Sinfünften,
bte für beftimmte ))farrlid^e f$functionen entrid^tet
iDerben, gel^ören 1. bie Stotgebul^ren (f. b. 9rt),
ouf beren Sierabreid^ung ber S^aner ein gforbe*
titngS« unb jf lagered^t l^t ; 2. bie Zo^en für ^u8«
^ung ber 2:auf", XrauungS« unb ©terbe^eug-
iilfie 2C. ; 8. bie Oblationen (f. b. fflrt.) ober fflitar-
Opfer, xottm le^tere nid^t auSbrüdflid^ für anbere
Stoedfe beftimmt finb. 3n ein}elnen $faneien
(efieben bismeilen nod^ beftimmte Sammlungen
<m <^Ib ober Sictualien, bie unter ben ^rod^ianen
d&gel^Iten xotthtn ; biefe Serl^Itniffe berul^en auf
goit) fpecietten Ortdgett)o]^nbeiten unb muffen
Sitr^aud nad^ benfelben beurtl^iltloerben. — 2)a
Ue au9 bem Seneficium belogenen Sinfünfte ein
Cigentl^um be§ $fanerd loerben, fo fann er über
Uefelben inter vivos frei verfügen, unb faHS er
ticrfd^ulbet ift, fönnen mit il^nen bie ©laubiger
binrd^ Ssecution befricbigt tt)erben (c. 2, X 3, 22).
9K(l^t8bef)ott)enigermad^tbiefird^nd^e®efe^ebung,
in Srmögung, ba| ber ^arrer nur feinen notb-
ombigen SebenSunterbalt }u t)erlangen bered^tigt
ffl tinb bie @üter ber ffird^e ßigent^um ber ^rmen
finb, an il^n bie f$forberung, ftd^ auf baS 92otb-
oenbige }u befd^dnfen unb ben Ueberfd^^ tt)ö^-
Tcnb feinet SebenS ben 9rmen juflie^en ju laffen
<e. 6. 7. 8, G. I, q. 2). 9u§ biefem ®runbfa^
gingen bann tt)eiter bie Seftimmungen "fyMox,
Wd^ bie Xefürfreibeit ber (Seiftlid^ ab. 9rt.)
ririffen Sefd^rönfungen untenoorfen. ^d. aud^
Srtt Beneficium ecclesiasticuni u. ffird^n*
OcmUygen.) [d. jfober.]
'^orrer unrb berjenige ©eiftlid^ genannt,
WM^ über bie ©laubigen eined beftimmten Se-
flifed unter ber 9lufftd(|t unb mit SSeDoOmüd^ti«
mmg bed 93ifd^ofS bie felbftönbige @eeIforge auS«
tat et^mologifd^ ift ber 92ame ^^faner" au§
bem loteinifd^en parochos entftanben (Stubolf
ftisdMIcsiton. DL 2. UufL
t). 9taumer, 3)ie (Sintt)irfung beS SbriftentbumS
auf bie altbod^beutfd^e @prad^e , Stuttg. 1845,
299) : über Ableitung unb 93ebeutung bed Ie|tem
aber finb bie Snftd^ten ber ganoniften get|eUt
Sinige bebau|)ten, baS Stammwort fei baS grie«
d^ifd^e irapoixoc, incola, accola, tt)eld^e8 fd^on in
ben ^nbecten (Fr. 289, § 2 De yerb. signific.
50, 16) Dorfommt ; ber betreffenbe ©eiftlid^e »erbe
parochus genannt, tt)eil er, obtt)obI niä^i im
eigentlid^en @inne bed SBorted 93ürger ber @e«
meinbe, bod^ tt)egen ber Seelforge bleioenb in ber«
felben tt)o^ne unb f o eine 9rt 3nfa|, Seifiger (lat.
inquilinos) fei. 9nbere leiten eS mit me^r SBabr»
fd^etnlid^f eit Don bem SSerbum iraplyeiv, boneid^en,
fpenben, ah: tt)ie jene römifd^en Beamten, beren
Aufgabe gemef en, ben f$fremben unb befonberS ben
römifd^en ©efanbten auf i^ren SReifen ©al^ unb
^olg unb bie nötl^igften Sebengbebürfniffe bargu»
reid^en, parochi genannt tt)orben feien (Horat.
Saür. 1, 5, 46), fo füllen auc^ jene d^riftUd^cn
^riefter, beren auSfd^tieglid^e $fli(^t ed fei, ben
©laubigen als f^fremblingen auf biefer ßrbe bie
9tabrung be§ emigen fiebenS }u reid^en, ben 9tamen
Sarochi 2)te SSe^eid^nung parochus ift neuem
rfprungS unb ^nbet ftd^ im Corpus juris can.
nod^ nid^t (C>infd^iu8, ßird^enred^t II, 291 f.).
Slnbere, in ben Ouetten be§ canonifd^en 9ted^te8
Dorlommenbe SSegeid^nungen ber $f aner ftnb pres-
b3rter parochianus (c. 8, Dist XCI V) ober aud^
presbyter fc^Ied^tl^in (c. 4. 5, C. IX, q. 2), rector
ecclesiae ober einfad^ rector (c. 38, X 1 , 6 ; c. 25,
X 1, 29), plebanus (c. 3, X 1, 81), parochialis
ecclesiae curatus (c. 2, Clem. 8, 7), persona
(c. 8, X 1, 28), sacerdos in paroeciali ecclesia
praelationis oMcio fungens (c. 4, X 8, 6). —
I. C^iftorifd^e Sntftebuna beS SnftitutS
ber Pfarrer. Urfprünglid^ gab eS in ber bifd^öf-
tid^en @tabt nur Sine Jnrd^e; il^r Sorfteber xoox
ber Sifd^of, ber aud^ atte gotteSbienftlid^en ^nb-
(ungen in ibr {)erfdnlid^ t)omabm; fie ttnir ber
gemeinfame SeijammlungSort dier Sbriften ber
@tabt, unb bie tt>enigen ^ftlid^en fianbbett)obner
befugten gleid^faUS ben ®otte§bienft ber bif(|5f-
lid^en JKrd^e. 3)ie an biefer angefleOten ^reSb^ter
maren lebiglid^ bie (SebUfen beS 93ifd^ofS, o^ne
beffen f pecieQen Sluf trag fte feine fird^Iid^e Function
bomebmen buiften; eS galt ber®runbfa^: Pres-
bjteri diaconique injussu (episcopi) nihil rei
agere debent; episcopo Domini populus com*
missus est (Thomassin, Vet. et Koy. eccles.
disciplina P. I, 2, c. 21, n. 4). 3113 aber att-
mölig bie S^^b^ ber (Sloubigen in bem 9Ra^e }u>
nabm, ba| bie bifd^öflid^e JNrd^ fie nid^t mebr gu
faffen Dermod^te unb ber Sifd^of aud^ bei ber grbl*
ten 9nftrengung aOe f$functionen allein nid^t me^r
oomebmen fonnte, entftanben in ben größeren
@tabten toit aud^ auf bem fianbe neben ber ^Ü)f
hxok als ber eigentlid^ SRutterfird^e nod^ anbere
Heinere ftird^en (titoli), m\ä)m je ein beftimmter
%f)t\l bon ©töubigen gugemiefen umrbe. S)er 93i«
f d^f fanbte in biefelben $redbQter ber (Satbebral-
62
1955 !ßfarrer. 1956
fird^e^ bie in feinem 92amen unb auftrage ben Alexandriae catholicae communionis ecde-
@otte3bienft beforgten, bie Sacromente fpenbeten^ siae sunt, uni Archiepiscopo subjectae, sudb
überl^aupt alle {ene ^onblungen Domal^men, ^u cuique praepositus est presbyter, qni ecde-
loeld^en fie ber ^i|(i^of j[e nod) bcn SSerl^öItniffen siastica munera üs administret , unb über
auctoriftrte. Rotten fte il^ren Auftrag Doü^ogen, Sanbürd^en in ber 3lapt ber ©tobt fogt 9t^
So feierten fte ^ur Satl^ebrole lieber gurüd; nur in noftuS (Apolog. c. Arianos c. 85): Mareotes
len entfernteren JKrc^en bed fianbeS f (feinen gleid^ regio est Alexandriae, quo in loco episoopns
anfänglid^ bleibenbe !ßoften für fo^e ^riefter be» numquam fuit; inuno ne chorepiscopus qni-
ftanben ^u l^aben. 3n biefen lebiglic^ burd^ bie dem , sed universae ejus loci ecclesiae epi-
öu^ere S^otl^menbtgfeit ]^ert)orgerufenen Serl^ält» scopo Alexandrino subjacent, ita tarnen,
niffen liegen bie erften ffeime ber ^aroc^iotoer' ut singuli pagos suos preabyteri habeant
faffung. Ueber bie 3cit, in meld^er bie ^arod^ial« (ogl. Thomassin L c. c. 22, n. 1. 3); bog
eintl^eüimg ^uerft l^eroorgetreten, ftnb bie Slnfid^ten SoncU Don S^olcebon rebet (e. 17) oon bau
ber ß^ononiften fel^r getl^eilt : Sinige betrad^ten ben Snftitut ber fianbpfarreien toxt t)on einer beietts
$apft Gnadet (am Snbe be§ 1. Sa^rl).) atö ben allgemein burd^gefu^rten Sinrid(^tung (ogL c 1,
Urheber ber Pfarreien, inbem fie fid^ auf c. 3, C. XVI, q. 3). S)ie fd^neOe 3una]^me ber $f(tt«
Dist. LXXX, unb c. 1, Dist. XOIX berufen, n)o reien in ben S^üm nad) Sonftontin 1^ i^
aHerbingS üon einzelnen fleineren Jitrd)en, meldten ®runb einerfeit^ in ben ^al^Ireid^en UebotiitteB
!Pre§bi)ter üorftel^en, bie Diebe ift ; allein bie be« jur Äird^e, anbererfeitS in ber ^ietot ber (jtip»
treffenben Stellen futbentfc^iebenunöc^t unb l^aben lid^en ffaifer, bie felbft Diele Xempel erbauten, ^
ben genannten $apft feineSmegS ^um Serfafjer, ba| ftd^ in einer unb berfelben ©tabt oft mel^
mie fd^on % ^. Söl^mer bemerft l^at. Rubere, tt)ie fel^r anfel^nlid^e jf ird^en befonben ; f obann in b«
Silefac (De paroecia [f. u.] c. 9), fe^en bie Snt« umftanbe, ba^ Diele ber Dorl^nbenen l^ieibnifc^
ftel^ung ber ^^farreien in ben Anfang be§ 2. Sal^r« Zempel in d^riftlic^eftird^en umgett)anbdt umtbo,
^unbertS, unter ba3 ^onttficat beö SDariftuS, auf bem Sanbe aber l^auptföc^Iid^ inbem^npi'
gleid^fafls ol^ne l^inreid^enbe Setoeife. ®ie 5IReiften tute ber fog. Oratorien. 3)iefe toaren urfpriisg-
fd^reiben il^re erfte Srrid^tung bem !($apfte 3)i0' lid^ blo^e ffapeEen ober 93et]^öufer auf bcn 9r>
n^fiuS (feit 259) ^n, ber c. unic, C. XIII, q. 1 fi^ungen toeltlid^er ®ro&en ober abgelegener fllil-
fagt : „^k einzelnen ffird^en ^aben mir einzelnen fter, fie l^atten eigene ^ßriefter^ burften aber blos
^re^bQtem übertragen, bie Pfarreien unb i^ird^« ^urf^feierbe^l^eiligenüTleßopferS gebraust ooiMi
l^öfe l^aben tt)ir il^nen ^ugetl^eilt unb feftgefe^t, ba| (c. 35, Dist. I De consecr.) unb tt)aren bak*
jeber fein eigenes Ked^t l^abe, fo jmar, ba^ feiner nad^barten ^fanfird^e unterttjorfen ; al§ aber all«
bie ©renken ber Pfarrei überjd^reite imb in ba§ mälig auf biefen Sefi^ungen Üeine Sörfer inö
5Red)t be§ anbem einbringe" 2C.; allein aud^ biefe ^iäW \xä) bilbeten, tourben bie urfprungfiijoi
©teile ift ol^ne Stt^cifcl unäd}t unb öon ^feubo» Oratorien g(eid)fall§ ju felbftänbigen ^iomim
Sfibor bem genannten ^^opfte blo^ unterfc^oben ert)oben. SBa§ bie red^tlid^e ©teüung ber $|flmr
(van Espen, Dissert.I: De collect. Isidorivulgo in ben Seiten naä^ 4onftantin betrifft, jo jnü^
Mercatoris § 5 [Jus eccles. univ. III, Colon. I^ierüber nur fe^r fpärlid^c D^ac^rid^ten oufunlgt«
1777, 491]). 5lm ttjal)rjd)einlic^ften bleibt bc^« fommen; im Mgemeincn lä&t fid^ btoB fagen, boj
l^alb bie ^(nnabmc, bo^ ^forreien überl^aupt nid)t fie in allen il^ren Sed^tcn unb ^flic^ten oon bai
überall jur fclben 3fit fid^ bilbeten, alfo aud^ il)re Sifd^öf en burd^au§ abf)ängig toaren. ^''^oox Joltt
giurid^tung nid^t an einen beftimmten Flamen ge= fid^ bereits bie Somal^me einzelner fir^liite
fnü})ftiüerbcnfann.©iecntftanbcnnid^tfott)o]^lauS Functionen mit bem ^forramte bleibenb oerhai«
bem iBefd)luffe eineS Äird)enDbem, als Diclmel^r ben, 3. ©. bie33er!ünbigungbe§göttU^en3Soitei
au§ ber 9iotl)tt)enbigfeit unb S^^edmä^igfcit. ©0 bie ^bminiftration ber ©acramente, bejonbet« to
mögen ftellenttjeifc in ben erften brei Sal^r^unberten Su^e, imb bie S3omal;me getoiffcr Senebictum«,
fc^on Pfarreien beftanben l)oben, menn fie aud& fo aber ber Umfang biefer Söefugniffe l^ing ün«r
unfd)einbar gemefcn fein ttjerben, ba^ fie ben Di'a» Don ber Konceffion beS Sifd^ofS ah, ber jte mkJ
men ^forreien faum Derbienen. Srft al§ unter ^erfonen unb SJerbältniffeit bolb bef^ronfte bolb
(Sonflantin bem ®ropen bie Äird^e il^re politijd)e erweiterte; mar ber 93ifd)of in einer ^fonfiric
grcil)eit fid) crfämpft l)Otte, enttuidelten fid) aud^ felbft anmefenb, fo ftanb bie SSomal^me aller fiifr
biejeinil^rcmSdjofeeDcrborgenenficimejufdjneller lid^en Functionen nur il^m 5U (Thomassin L c.
93lüte unb jeigtcn fid) in furjer 3fit tt)cil je^t c.21,n.8). — Sinfränfifd^euSReid^efinbeniiiife
nod() me^r als frül^er burd) bie SScrl^ältniiJe ge« bereits ge|d)ilberten SSerbältniffe toieber, nur w^
boten, gleid^mä^ig in faft allen jtljeilen beS römi= auSgebilbet unb burd^ fird^Iid^e tt)ic loeltliifte ft*
fd)en JReid&eS (fiöning, ©efd^. beS bentjd}en fiird)cn= fe^e nä^er beftimmt. Me Pfarrer ^tten {14 J.?-
red^tS I, Strasburg 1878, 163 ff.; II, 346 ff.), jö^rlit^ in ber Duabragefima uni ben »ij^F
®ol)er ftammen aud) bie erften beftimmten 9ia(^« oerfammeln unb il^m SRec^enfc^aft abjulegen iüiff
rid^ten über bie Pfarreien erft auS biejer $criobe; il^rc ^ImtSfül^vung (Capit. Karlomanni 742, e.S
in ^Betreff ber ©tobt ^Uejonbricn berid;tct gpi« [Mon. Germ. bist. Leges I, 17]); fie nwrenffli
|)l^aniuS (Haerea. 69, 1): Etenim quotquot benSejirf i^rer ^^farreienftrengebef(^ran!t,feaff
1957
^forrer.
1958
burfte in einem fremben 2)ifiricte irgenbiDeld^e
{Function Dome^men ol^ne bie auSbrüdlic^e @r-
laubni^ bc^ parochus proprius; bie $Qrocf)tQnen
aber maren ebenfo ftrcnge an il^re eigenen Aird^en
gen)ie|en; nur auf ber 9ieije ober ntit Genehmigung
beö eigenen ^fonerS fonnlcn fie einem fremben
(SotteSbienfte onmo^nen. Sin @!oncil Don SionteS
bcftimmt auSbrücflid), bo^ bie ^faner an Sonn»
unb Safttagen, beüor pe bie SDiefje beginnen, an
bie SSerjammelten bie §rage [teilen foQten, ob nic^t
ein frcmber ^arod^inne, qui proprio contemto
presby tero i bi miseani au dir e velit , ann)e jenb fei ;
pnbe fic^ ein folc^er, jo foUe er an^ ber ßird^e ent»
femt unb gcnötl^igt werben, in feine Pfarrei jurüdC»
jufeliren (Thomassin 1. c. c. 25, n. 1). — gine
Q)e|entli(^e ^^erönberung in biejen fid) genau aus
ben urfprunglid^en @runblagen ber ^^arodjialDer*
faffung l^erüorbilbenbcn 9Jerl)äIlnifjen bett)irften in
ber lYoIge bie fog. Sucorporationen ber ^'iforreien
(f. b. 9lrt. fiirdfecnamt VII, 519 f.). 3)ie l'ieran-
loffungeu biefer ßinrid^tinig ftnb fel^r oerfc^icben
unb in ben Serl^ältniijcn ber bamaligen ^fit be-
grünbet. 3)ie Sncorporationen mürben ttorgcnom»
men, g. ^. um ber ^rmut eines AloftcrS ober
anbem !ird^Iid;en ^nftitutS ab5ul^elfcn unb cd
Don bem oöQigen Untergang ^u retten, ober eS
fanben fid^ jd^on botirte ^farrfirc^en auf ben
@)runbftüdcn, bie Don ben gunbatorcn ben Rio'
[lern :c. jugc^icfcn lourbcn unb mit biefen in bereu
3)eft( übergingen ; nid^t feiten !am e§ auc^ Dor,
ba| meltlic^e @ro|c, bie in ben $efi^ Don $farr«
firmen gefommcn maren unb il^r unrechtmäßiges
(£igcnil)um rcftituircn moUtcu, biefe Jiird^en mit
t^rem S^ermögcn, ftatt fte bem lBifd)ofe jur 2)i§-
pofttion SU ftellen, an j^Iöfter unb Stifte Der*
fc^enften (Dgl. Thomassin P. I, 3, c. 22; II, 1,
c. 36; III, 2, c. 21). 2)ie gor^iorationcn, meldte
in biefer SBcifc in ben Söefi^ Don ^farrfird^en ge«
f ommen maren, bctrad^tcten fid^ loirf lid) al§ ^joner
berfclben unb l^ie^cn parochi primitivi sive ha-
bituales; aber eigentlid^e ^aroc^ialrec^te ftanben
if^mn feinc3tt)eg§ ju; fie |atten au^cr gemifjen
(S^mired^ten an biefen ^ir(^en blo^ auf baS gin*
tommen berfelben red^tlic^en ^nfprud^, unb aud^
hierbei nmren bie Stolgebül^ren, ^^efjftipenbicn 2c.
ouSgejd^Ioffen. S)ie eigentlid^e, mit biefen Jiird^cn
oerbunbene cura animarum mugte einem Dom
filofter 2C. bem IBijd^ofe pröjentirten unb Don le^te»
rem f örmlid^ beftötigten vicarius übertragen mer«
ben ; biefer mar ber eigentliche ^faner imb l^ic^
parochus secundarius sive actualis, er ftanb
tn allen bie Seelforge betrefjenben ^Ingelegenl^eiten
in feinem 9(b^öngigfeit3Der]^äItni| 5um parochus
primitivus, fonbem mar nur bem %i)c^ofe Der«
ontmortlid^ (c. 6, C. XVI, q. 2; c. 1, X 3. 37).
2)ie jflöfter f^atim bem parochus secundarius
ben nötl|igen SebenSunterbalt ^u reid^en unb tonn»
ten i(n beliebig mieber entlafjen. 2)ie|er Umftanb
führte aber in ber golge ^u großen ^(if^brötid)en ;
bie SBicarien erhielten ni^t immer bie bei il)rer
iln|iellung auSbebungene Summe unb fallen fid^ !
Dielfad^ in bie größte ©ürftigfeit unb bamit in
bie 92ot^menbigfeit Derfe^t, i^ren Unterl^alt burd^
allerlei fd&mu^igcn grmerb fid^ ju fidlem ; fanb
ftd^ ein äJJiet^ling, ber mit SBenigerem fid^ ju be-
gnügen Derfprac^i unb fid^ bei feinen fünftigen
^krod^ianen gu entfc^äbigen gebac^te, fo tourbe
ber biä^ge Snlftober ber ffird^e entlaffen unb
jener an feine Stelle gefe^. Sin unauf^örlid^er
^iPerfonentt)ed)feI Dereitelte eine fegenSreid^e See!«
Jorge, untoiffenbe unb unfähige $riefter nal^men
nid)t feiten bie einflu^reic^ften Stellen ein, bie
S3i|d^öfe fa^n fid^ aufeer Staube, ben 5Bli6bräud^cn
mit 6rfoIg entgegenjutreten, unb einzelne liejjen
fic^ fogar berbei, fie ^u bcgünftigen (Dgl. c. 4, C. I,
q. 3). 3tDar Derorbncten bie |l^äpfte, bie parochi
secundarii bürften o^ne bie ^uftimmung bcg
3)iöcefaubi|d^of§ meber angcftettt noc^ entlafjen
toerben, eö fei i^nen Dom $}tjc^ofe, unb jmar Dor
ibrer Seftätiguug, bie ©röfee ber gongrua (f. b.
«rt.) ju beftimmen (c. 12, X 3, 5), unb baS ßlo-
fter fönne an berfelben nid^tS önbem (c. 3, X 1,
28). 2)aS Dierte Saterancoucil i^at awä) biefe $e«
fümnntngen feierlich mieberl^olt unb namentlich
barauf ^iac^brud gelegt, ba^ nur vicarii per-
pctui angcfteHt merben bürfen (c. 30, X 3, 5).
^)lUein alle biefe SRagregeln, fo natürlich unb notl^i*
menbig fie auc^ maren, mürben nie praftifd^ (c.
unic, in VI 3, 18); erft baS Iribentinum Der«
mod^te eine burd^greifenbe SIenberung ^u bemirfen,
inbem e§ (Sess. VII, c. 7 De ref.) Derorbnete,
ba^ bie incorporirten ^^^farrfirc^en iä^rlic^ Dom
Sifc^of Difitirt toerben follen, mobei er genou bar-
auf 5u ad^tenl^abe, ba^ftönbige unb f obige Sicare
angeftellt feien unb bie Don i^m befummle, unge»
fäbr ein 2)ritt^eil fömmtlicber ßinfünfte ber Rixd^t
umfaffenbe gongrua bejie^en; nur menn e§ fpeciett
ba§ Söol^I ber ftird}e Derlange, fönne mit feiner
93cmiUtgung ein vicarius temporalis jugelaffen
merben. ^ilüe biefen33cftimmungen ^utoibwlaufcnbe
^riDilegien, CFjemtionen :c. mürben für auf gel^oben
erflart. — Sie im SiS^erigen befproc^eue an-
Corporation be^og ftdb blo^ auf bie Semporalien
ber betrcffenbcn ^farrfirc^e — incorporatio jure
minus pleno — ; neben il^r gab edaberaud^ eine
incorporatio jure pleno sive utroque jure,
meiere bie Semporalien unb Spiritualien umfaßte.
3n biefem galle mar bie (Korporation beS beredt-
tigtcn ßlofterS 2C. ober ber Sorfte^er berfelben ber
mirfli^e Pfarrer unb bem Sifd^ofe für bie Aus-
übung ber Seelforge Derantmortlid^ ; gemö^nlic^
mürbe ba3 !($farramt einem ßloftermitgliebe über-
tragen, meines 5mar ^unäc^ft unter ber Aufftd^t
be3 Abtc§ ftanb, aber gleid^fattS Dom Sifd^ofe ge-
prüft unb beftötigt fein mu^te unb in Willem feiner
SuriSbiction unterlag; auc^ ^ier Derlangen bie
(Sefe^e eine ftänbige «nfteUung (Trid. Sess.XXV,
c. 11 De regul.). Mt biefe SSer^ältniffe fmb
burd^ bie Söcularifation l|inmeggefallen, meld^
mit bem IBermögen ber jflöfter unb Stifte aud^
bad ber incorporirten ^farreien einsog. 2>ie be»
treffenben ^foneien ftnb bobuni^ il^ ittf|ii0'
02»
1959
!ßforter.
i960
Ild^en SejHmmung öemäfe loleber gu felbpönbigen,
uiwbl^änöiaen 93cneficien öcioorben.
n.gSer|äItni|ber Pfarrer aumSBlfd^of.
9lad^ bem angegebenen Urfprung imb ber ßnttöid-
lung ber gJorod^iatoerl^ältnifle muffen bie gartet
ald (Sel^üfen unb @teIU)ertreter bed Sifd^ofg onge-
fel^en xottom, bie il^m in allem, umS biefe @eel-
[orge betrifft, untergeorbnet unb verantwortlich
IBie urfprünglid^ innerl^alb ber ffiiöcefe ber
«fd^of in aOBirni^fnt ber aüeinige ©eelforger
unb bie ^ßredb^ter l^ierbei nur feine @el^ilf en waren,
fo ift ber erftere auä) gegenwärtig ber Ordina-
rius, b. ]^. ber aEeinige mit unbef^rönlter 93oU-
mad^t auSgerüftete ^irte unb ©cclforger feiner
S)iöcefe. Sie ^aner üben bie cura animarum
nur in feinem 92amen unb auftrage unb nur in
bem Umfange auS, als ber Sifd^of il^nen bie^ ge-
ftattet; fie [mb bie alten ^reSb^ter ber Satl^ebral-
ftrd^e, unbberllnterfd^ieb swifd^en beiben ift bto^
ber, ba^ jene ^u bem j[ebedmatigen ®otte§bienfte
an ben entftanbenen Heineren JKr^en t)om Sifd^ofe
mit gang beftimmten auftrügen gefd^idt würben
unb nad^ SoQgug il^reS Sluftraged an bie Sat](K'
bralfird^e gurüdfel^rten, bie Pfarrer ber fpöteren
Seiten aber an einer beftimmten ffird^e eine blei«
benbe SnfteUung erl^ietten, mit ber ftd^ im SSerlauf e
ber ®ef d^id^te eine Sleilde beftimmter %ed^te bleibenb
t)erbanb. Slllein jene bleibenbe SlnfteUung imb
biefe mit bem $fanamte bteibenb Derbunbenen
Siedete finb in le^ter Snftang bod^ nur ^udfüiffe
ber bifd^öflid^en Surigbiction. SDal^er fann bte
öiclbcfprod^enc Qfrage, ob bie Pfarrer göttUd^er
Ctnf c^ung feien ober nid^t, nur bal^in beantwortet
Werben, ba^ il^nen bicfc, infofcm fie ^reöb^ter
jlnb, .in feiner SBeife abgefprod^en werben barf.
Denn bie fVäl^igfeit, bie mit bem ^farramte Der-
bunbenen Functionen unb 3ii(i)it auSguüben, fliegt
unmittelbar auS bem Orbo bc§ ^rcSb^tcratS, ber
Wie alle ^rd^engewalt oon ®ott fommt; aber bie
93efugni^, öon biefer gfäl^igfcit and) wirflid^ ®e»
braud^ gu mod^en, unb gwar inncrl^alb eineä feft
beftimmten ®iftricteS unb in einem gefc^Iid^ nor»
mirten Umfange, alfo gerobe baS Kl^arafteriftift^e
beS ^farromteS, ift ein 3lu§fluB ber bijd^öflid^en
SuriSbiction. Stt^ör wirb ber einzelne Sifd^of bie
einmal mit bem ^farramte gefe^lid^ öerbunbencn
SSefugniffe willfürlid^ nid^t änbem bürfcn, aber
baS Mcd^t, fte, fobolb e§ baS SBo^I ber ffird&e
wirflid^ erforbert, auSgubebnen ober jubefd^ränfen,
fann nid^t in tabrebe gefleüt werben. — 6ine
anbere, baS SSerl^öItni^ ber ^fancr gum Sifd^ofe
nal^e bcrül^renbegroge ift bie nad^ ber tooöibili»
tat ober Suamoöibilität ber erftercn. Serftel^t mon
unter ^moüibilität baS SRed^t beS Sifd^ofS, einen
^Pfarrer wiUfürlid^ unb nod^ Selicben, o^nc Ein-
gabe irgenb eines ©runbeS üon feiner ©teile auf
eine anbere gu öerfe^en ober il^n aud^ gang gu mU
fernen, f o mu^ eine f old^e ©efiigni^ entfd^icben in
Slbrebe geftellt werben; fo lange e§ ein JRe^t in ber
ffird^e gab, beftanb eine ^moDibilität in biefem
@inne beS SSBorteS niemals, oon Slnfang an er-
Q&rten fld^ bie ®efe|e einmfitl^ unb in bmie-
ftimmteflen 9udbrüden gegen id)e SBilDär bei
Sifd^ofö unb geftatteten aud^ bem niebrigfien (Se-
rif er. Der Unrectit erlitten gu l^oben glaubte, \k
SppeOation an bie l^ierard^tfd^ !Borgefe|ten bei
93ifd^of8, bie angewiefen ftnb, bie €acl^e p uto
fud^en unb, faOd baS Serfal^ren beS Sifd^of^ un-
gered^t ift, baSf elbe gu annuOiren (bie Scweife bei
Thomassin, P. 11, 1, c. 15 sqq.; OgL AIK-
gnol [fr^res], De l'etat actael du derge €n
France, Paris 1839, beutfd^ Seipsig 1846, loft
b. 9rt. S)effert)ant8). 2)amit iDoUen aber bie Se*
fe|e feinedwegd eine abfolute Um)erfe|barfeit ber
Pfarrer auSfpred^en: t)erbinbet man Dielme^ mit
bem 9u§brud(e 9motnbiIitat ben @inn, ba| ber
aSifd^of befugt fei , in beftimmten göllen imb
aus l^inreid^enben ©rfinben einen ^arrer, imb
gwar gegen feinen SSBiüen, gu t>erfe^, fo tarn
biefeS Siedet nid^t bezweifelt toerben ; eS iß fo
alt als bie jhrd^ unb folgt notl^wenbig auS ben
Sßefen i^ Serfaffung. ^[uSbrädnid^ fagt bctf
gemeine Siedet c. 5, X 3, 19: Si autem epi-
scopus causam inspexerit necessariam, fidto
potent de uno loco ad aliiim transferre per
sonas, ut, quae uni loco minus sunt utiles,
alibi se videant utilius exercere, unb baS Xri*
bentinum (ßess. XXI, c. 6 De ref.) iKrorbnet:
Eos vero (parochos), qui turpiter et scandt-
lose vivunt, postquam praemoniti fderint,
coerceant (episcopi) ac castigent; et, si ad-
huc incorrigibiles in sna nequitia perseTe-
rent, eos beneficiis, juxta sacronim canonrnn
constitutiones , exemtione et appeUatione
quacumque remota, privandi facultatem ha-
beant. ^Ifo ftnb bie ^ifd^öfe bered^tigt unb rxt»
|)flid^tet, unwürbige ober für il^re ©tetten untoug«
lid^e Pfarrer ^u amoüiren ; ober aud^ l^ierbei tjl
ber 3ufa^ beS ZribentinumS : juxta sacromm
canonum constitutiones iDol^l ju bead^ten; bie
ßntfd^eibung, ob eine gegrünbete Urfad^e ber ge-
jeblid^ juläffigen Emotion vorliegt, ift ni(^t bem
inoiDibueüen grmeffen beS Sifd^ofS überlafjm,
fonbem fie fejyt eine gerid^tlid^e Unterfud^ung U(n>
aus, nur auf biefe l^in fann fie erfolgen, Sit
gäüc, in Weld^cn bie ßntfemung eintreten fann
ober mu^, fmb gleid^faÜS red^tli(| beftimmt, aber
aud^ bem in bur^uS gef e|lid^er SBeife SBerurt^'
ten fte^t immer nod^ bie Appellation an ben 9RetrD>
politen ober ben ^ßapft offen. 3)ie öielfa^ beon»
fpruc^te 3namoDibilitöt ift alfo nad^ ben SanoneS
feine Unabfe^barfeit, fonbem nur ein ^Inret^t auf
ein geWiffeS proaeffualifd^eS SSerfol^ren, werai ber
Sifd^of fic^ üeranla^t feigen fottte, eine SSerfeJimg
ober ^bf efeung eintreten gu loff cn. ginen bie^bqüg-
lid^en SRe^tSfaU f. beifpielsweife im «rd^iD f. fot^.
ffird^enr.III(1858),408ff.UebrigenS würben öon
mehreren Seiten beim Daticonifd^en ßoncil gettifte
SKobipcationen beS SSerfal^renS bel^ufS leit^tertr
Entfernung untauglid^er ^forrer ouS i^rem Slmte
beantragt (Dgl. Acta et Decret. 8. Conc. recent
Coli. Lac. Vn [1890], 1878 s. v. Parochi).
1961
^Pfarrer.
1962
m. Serl^aitnil beS Pfarrers ju feiner
®emeinbe. A. Ked^te bedfelben. S)er Pfarrer
fyA baS QuSfddne^id^e Siedet, innerl^alb feiner
^ßorod^e bie ))riefierUd^en Functionen Dorjunel^'
men; ol^e feine auSbrüAid^e Srloubni^ lann ein
onberer (Steriler in feiner (Semeinbe meber {)rebigen
nod^ bie 9Reffe leffen, nod^ flberl^aupt irgenb eine
anbere gotte§bienftIi(^e ^onblung Derrid^ten (c. 6,
DiBt. LXXI; Trid. Sess. XXIV, c. 4 De ref.).
(Einem fremben, il^m unbefannten ©eifilid^en barf
er iebodp bie betreffenbe Srlaubni^ nid^t ertl^eilen,
toenn btefer ftd^ nid^t burd^ ^Briefe feines ^ifd^ofg
(literae commendatitiae) ober burd^ gloubmür*
bige S^^zn über ben Smpfong ber Orbination
f onie barüber auSmeif en f onn, ba^ er feiner fird^«
Kd^ Kenfur unterliege (c. 1—3, X 1, 22; Trid.
Sess. XXTTT, c. 16 De ref.). (£ntf))red^enb bem
ongefäl^en 9ted^te bed ^arrerS ift eS ben $arO'
c^ionen gefe^Iid^ unterfagt, gur Somol^me ber
Sorrlid^en Functionen eigenmäd^tig utü) ol^ne
onoiffen beS erftem einen anbem ©eiftlid^en
ongugel^ (o. 2, X 8, 29 ; c. 2, Extr. comm. 1,
9); iebod^ foU er l^ierbei biUigen unb befc^eibenen
SCBunfd^en feiner ^forrfinber nid^t entgegentreten,
imb in benienigen Sollen, in teeld^cn ))erfön-
lid^ Se^iel^ungen eine fegenSreid^e unb gebeil^-
lid^ 9u8übung einer lird^Iid^en gfunction unmög-
(id^ mod^en, ift er fogor oer^flid^tet, einen anbem
®eifllid^en felbft bei^ujiel^en. 3ft aber mit ben
Don bem le^tem oorgenommenen ^anblungen ber
Sejug l^ergebrad^ter (Bebül^renocrbunben, f o muffen
biefe nad^ bem ftrengen Siedete an ben parochus
|at>prius entrid^tet »erben. — ©er ^arrer ifl
allein bered^tigt, innerl^alb feiner ©emeinbe baS
ftrd^Iid^e fiel^ramt auszuüben, unb ixoax \dxdo^I
indoatim olS aud^ 5ffentlid^ oor oerfammelter @e-
metnbe, oor ben JNnbem (flated^efe) mie oor ben
(gnoad^fenen (^rcbigt). 9iad^ Trid. Sess. V, c. 2
De ret fyxi er in eigener $erfon ober, menn er
gefe|Iid^ gel^inbert ift, burd^ einen fälligen @teU-
Dertreter menigftenS oOe @onn* unb l^ö^eren geft*
läge einen ber gfaffungSfraft feiner $farr!inber
angemeffenen Sel^rDortrag in ber ftird^e }u l^ten :
|ur 3eit bed %oent8 unb ber gaften foOte bie|
f Door töglid^ ober tt)enigften§ breimal in ber SBod^e
gej^el^ (Trid. Sess. XXIV, c. 4 De ref.) ; be|-
^d^en foQ aOe @onn- unb f^fefttage in ieber
fßfaniirdde für bie^ugenb eine ^ated^ef e gel^alten
loerben (Trid. ib.). SBenn ber Pfarrer biefen
SSerorbnungen nid^t nac^fommt, fo foQ er oom
Stjd^of ermal^ merben, unb faOS bie^ erfolglos
feletbt, fo foU il^m ein Zl^eil feined SinlommenS
otogen unb einem anbem SIerifer ^ugetoenbet
loerben, ber für il^n ba§ $rebigtamt ^u übemel^*
men fyit (Trid. Sess. V, c. 2 De ref.) ; lö^t er
fid^ OAUl^ l^ierburdd )ur ^ffid^terfüUung nid^t be*
toegm^ fo lonn er mit gönsUd^er SKemotion beftraft
loerben. 2)em auSfd^Iie^Uc^m Siedete be3 Pfarrers
<mf boS ^bigtamt in feiner ©emeinbe entfprid^t
Me giflid^t ber ^farrfinber, ber $rebigt in ber
^ßfanfird^ onguiool^m (Moneatque episcopiis
populmn diligenter, teneri unomquemque
parochiae suae Interesse, ubi commode id
fieri potest, ad audiendum verbum Dei ; Trid.
Sess. XXIV, c. 4 De ref.). ©egen bie IBeröd^ter
bed göttlid^m l!Borte§ fielet bem $|aner ein jus co-
gendi ju, baS biS }ur Sscommuntcation auffteigm
fonn (ogL j[ebod^ u. @. 1965). SlQgemein anerfannt
ift femer baS Sted^t beS $faner§, bie notorifd^en
@änber feiner ©emeinbe na^ oorauSgegon^enen
fmd^tlofm Srmal^nungm öffentlich ^ured^tgutoeifm
(elenchus personalis), f otoie bie Weitere 93efugni^,
ber ©loubmglel^rm anberer Sonfeffionm Srtt)ftl^«
nung gu tl^un unb baS fatl^otifc^e 2)ogma gegm
fie }u Oert|eibigm (elenchus doctrinalis) ; ciäer
ebenfo allgemein anerfannt ift aud^, ba^ er oon
biefem 3itä)it nur feltm ©ebraud^ mac^m, unb
toenn ed gef d^iel^t, mit ber größten Sßürbe, jf lugl^eit
unb fieibenf^aftslofigfeit oerfal^rm fott. — 5)er
Pfarrer ift ber orbentIid^e9lbmintftrator ber ©ocra«
mente für feine ^ßarod^ianm (Trid. Sess. XXIV,
c. 13 De ref.); Don einem anbem ^riefter lönnm
fie nur mit feiner ou^brüdflid^en fiicm} ober im
gfaUe ber 9iot]^ in erlaubter lIBeife gef))enbet merbm.
SDie Somal^me ber Saufe, bie urf))rüngUd^ bem
Sifd^ofe üorbel^altm tt)ar, ift feit ber feftem 6nt-
midCiung ber ^ßarod^ialoerl^öltniffe ein auSfd^Iie^*
Iid^e§ %ed^t be3 $fanerd (Legitimus baptismi
minister est parochus, vel alius sacerdos a
parocho, yel ab ordinario delegatus ; Bit. Born.
2, 1, 12); bamm fmb aud^ nur bie ^farrfird^m
berechtigt, einm Xaufftein 5u l^aben, bm JtapeUm,
Oratorim ober jflofterürd^en ift bie^ burd^auS
unterfagt, unb toenn fid^ ein Xaufftein in il^nm
finbm f oOte, fo ift er gu entfemm (c. 7, C. XVm,
q. 2). — S)cr ^forrer ift oHein befugt, baS l^ei-
lige 3Re|opf er in feiner jfird^e bargubringen, unb
bie ^od^ionm nntren lutd^ bem frül^em %ed^te
oerppid^tet, ber eigenm $farrmef|e an ©onn- unb
gefttagm angutool^nm. S)te farbicenftfd^e unb
tndlanifd^e @9tu)be l^aben bie^ auSbrüdCiid^ oer*
langt unb bie Uebertreter mit ber ßscommunica«
tion bebrol^t; bie gteid^Iautenben Seftimmungm
eined SoncUS Don ^anted c. 1. 2 ftnb burd^ i|re
^ufna^me in^S Corpus jur. can. (c. 4, 5, C. IX,
q. 2; t)gl. c. 2, X 3, 29) al§ allgemeine JKrd^en-
gefe|^ gu betrad^tm. S)urd^ bad gange !D^itteI>
atter xontbt ftrenge an biefem ©ebote feftgel^altm,
unb als gegen baS Snbe bed 15. Sal^rl^r^ertS in
2)eutfd^(anb gn)ifd^m bm Snenbicantmorbm unb
bm ^farrem über ben93efud(| ber $farrmeffe l^ef-
tige ©treitigfeiten cntftanbm, entfd^ieb SistuS IV.
gang im Sinne ber altm SanoneS : Jure cautum
est, diebus festivis et dominicis parochianos
teneri audire missam in eorum parochiali
ecclesia, nisi forsan ex honesta causa ab
ipsa ecclesia se absentarent (c. 2, £xtr.
comm. 1, 9). S)od^ l^at ftd^ in neuerm 3(itm bie
milbere Slnftd^t ©eltung t)erfd^afft, ba^ ber 93efud^
ber eigmm ^farrmeffe gmar f el^r tt)ünfd^§tt)ert]^
ift unb bie ^rod^ianm l^ierouf öfters aufmerffom
gemad^t toerbm foUrn, ba^ aber burd^ eine oSge«
1963
Pfarrer.
1964
meine fird^tU^e ©emol^nl^eU ben frül^eren ®e{e^en
berogirt loorbcn i[t unb tnitl^in eine ^flid^t bcS
^ro^ianen genügen ie^t bem fird^Ud^cn ®cBote
l^inlönglid^, tt)cnn fie an Sonn- unb gciertagen
überl^upt einer SHcffe in öffentlid^er ffird^c an»
tt)oI|nen. S)iefe gegenwärtig in ber Il^eorie xoit
in ber ^rojiS allgemein anerfannte Slnpd^t flü^t
fid^ auf beftimmte tau§f|)rüdfee ber ^äpfte 2eo X.,
<lJiu8 V. unb eiemenS VIII., Jotoie auf gr-
flärungen ber Gongregatio Concüii (ogl. Bene-
dict. XIV., De synodo dioeces. 1. 11, c. 14,
n. 7 8qq.). — ®er ^Pfarrer ip ber orbentlid^e
9lu8fpenber ber (Sud)ariftie, unb gur öfterlid^en
3eit fmb fömmtlid^e ^arod^ianen üerpflid^tet, bie
l^eitige Sommunion in ber ^farrfird^e ^u em-
})fangen (f. c. 12, X 5, 38); mUm fie biefer
$j!i(|t in einer anbem alS ber ^farrfird^e ge-
nügen, fo fann bie^ nur mit au§brüdtlid^er @r*
laubni^ il^reS ^f anerS gef d^eljen (Benedict. XIV.
Instit. 18). S)er ^farrcr l^at baS ffled^t, g^com«
municirte, Suterbidrte unb notorijd^e ©ünber öon
ber Kommunion 3urüdf5Utt)eif en ; bei gel^eimen
©ünbcm ift btc^ aber nur bonn julöffig, menn fic
gel^eime @t)enbung be3 @acramented verlangen
ober ttjenn bie 3wrüdftt)cifung Don ber öffentlichen
Sommunion ol^neScanbal gefd^el^en !ann (Bene-
dict. XIV., De synodo dioec. 1. 7, c. 1 1 , n. 4 sq.).
ftranfen unb ©ebred^Iid^en reid^t ber Pfarrer baS
l^eilige ^benbmal^I in il^rer Sffiol^nung unb ju jeber
Seit, barum follen immer confecrirte §oftien im
©acrarium ber ^farrfird^c aufbeiüal^rt »erben, unb
§tt)ar on einem anftänbigen, reinlidjen, »ol^ber«
fd^Iie^baren Orte, beffcn @((;IüfjeI nid^t auf bem
Elitäre ober in ber ffirrf)e bleiben, fonbem Dom
^faneröerwal^rtttjerbenfon; ttjcnn infolge feiner
nod)Iäjfigcn Serttjal^rung bie l^eiligeSud^oriftie ent-
ttjeii)t ober gor ju t)erbrcd)erifd^cn 3töcdfen mi^=
braud^t »erben follte, fo unterliegt er brcimonat»
lid^er ©uSpenfion Dom Amte unb nod^ Umftänben
noc^ {(^merereu ©trofen (c. 1 , X 3, 44). 6r l^at
bofür ju f orgen, ba^ öor bem 3:abemafel ein en)ige§
Sid^t firf} befinbet, bef Jen Unterl^altung bemjenigen
obliegt, ber überl^aupt jur Unterl^oltung ber ßird^e
öerpfli^tet ift. — 2öa§ ba§ ©acrameut ber aSu^e
betrifft, fo mar urjprünglit^ beffen orbentlid^er
9)iinifter nur ber SBijd^of unb bie ©|)enbung be§«
felben ein ^ct feiner 3uri§biction. S)iejcr ®runb-
fa^ gilt nod^ l)tntt, fo bo^ ber blo^e ©mpfang ber
^riefterttjeil^e jur Sermaltung be§ ©acramente«
nod^ ntrf)t bered;tigt ; oielmel^r mu^ bie (Semalt,
3U binben unb ju löfen (jurisdictio interna), bem
Orbinirten oom S8ijd)ofe fpeciell übertragen mer»
ben. ®iefc§ gefd)iel)t bei bem ^forrer burd^ bie
SSerlciljung feine§ 93eneficium§, mit beffen SJerluft
bie betreffenbe Sefugni^ folgerid;tig ipso jure
axiä) mieber erlifd^t, mäbrcnb bei onberen ^^Jrieftem
eine befonbere bifd^öflid^e ^^)probation (f. b. ^rt.)
notl^menbig ift, bie eine eigene Prüfung OorauS»
fe^t (Trid. Sess. XXIII, c. 15 De ref.). S)a^
ber Sifd^of nad^ feinem grmeffen ber grtl^eilung
einer fold^en 9ptnro6atton getDiffe Sefd^ronfungen
nad^ Ort, S^\i ober $erfonen beifügen ober biefdbe
mieber gan} jurüdnel^men fann, unterliegt febiem
3n)eif et, aber in 93e}ie^ng auf ben ^arrer fuib
fold^e Säefd^rönhtngen bejuglid^ feiner ^orrfinber
unftatt^aft, meil er mit feinem 93enefidum boS
Sted^t ber ungefd^mälerten SuSf penbung be§ Sn|-
facramenteS em))fangen 1^. 9tur bonm tfi n
red^tlid^ gcl^inbert, in feiner Pfarrei einen anbem,
ni(|t oom Sif c^ofe a))t)robirten ^eftet §um S&mfe
beS Säeid^tl^örenS 5U}uIaf|en ; ebenfa bebarf er na*
türlid^, um nad^ ber l^ttgen ^ro^d für bie goiqe
S)iöcefe )um Seid^tl^ören bet)onmQd^tigt gu fein,
mie jeber anbere ^efter ber ^pxoba^n tmb
3uri§biction. ©d^on fel^r frü^e, namentßd^ im
fränfif (^en Steid^e, galt eS als ftrenge SSeipfli^tung
für bie ^rod^ianen, menigfienS einmal im ^o^
bem eigenen ^efter }U beid^ten ; allein fo fe^
aud^ biefe ^oi^berung im Stttereffe einer gebei^
lid^en ©eelforge unb einer geotbneten iard^>
biScipIin lag, fo ftieg il^re unbefd^rönfte 2)un^
fül^rung in ber ^ra^iS hod) auf bie monnigfoltig*
ften ©d^mierigfeiten. 3n U)cifer Snnögung brr
aSerl^öItniffe l^at bal^er baS oierte Sateranconcü bie
allgemeine 93er))fli(|tung, menigftenS einmal im
Saläre bem eigenen ^riefter gu beid^ten, gtoor de*
ftötigt, aber berfelben bie IBefd^rönfung beigefugt:
Si quis autem alieno sacerdoti voluerit jnsta
de cauBa sua confiteri peccata, licentiam
prius postulet et obtineat a proprio 6ace^
dote, cum aliter ipso iUum non poseit ab*
solvere vel ligare (c. 12, X 5, 38). ®a ober
nid)t in ^brcbe gefteflt merbcn fann, ba^ biejebe?«
malige ®in^olung ber pfarrlid^cn grlaubnife inücr
Angabe einer justa causa intmer^in nod^ mit
öielen Snconoenicnjen oerbunben ift unb mit ber
üötligen grcibeit, bie bem ©ufeinftitute gebü^
uid)t mol^l in Sinflang gebrad)t mcrben fami, fo
tourbe e§ aHmälig, unb jmar öielfad^ auf Anregung
ber ^fancr felbft, allgemeine (Semol^nl^eit, bie freie
SQßal^l be§ ©cid^toaterS unbebingt gu geftatten unb
nur bie noc^f olgcnbe Slnjeigc an ben Pfarrer, bofe
man gebeid^tct f^aU, ober ein f d^rif tlic^eS 3m9n$
barüber ju üerlangen, morauS ber ®ebraud^ ber
Seid^tacttcl (f. b. 5lrt.) entftanben ift. — S)ie »-
miniftration ber lejyten Oelung gel^ört nad^ ber
übereinftimmenben llnftd^t ber Sanoniften gleiti^
fatt§ lu ben augfd^Iie^Iid^en Siedeten be§ $farretd;
biefeS mar feit ber gntftel^ung ber ^arreien com
tante $raji§ ber ßird^e; baS erfte fiaterancowü
jat (c. 18) bie ©penbung ber legten Oelung ben
Regulären f d^led)tl^in Derboten ; ®emen8 V. be»
ftimmte, ba^ fie biefeS ©ocrament nur mit fpe«
cicller (Jrlaubni^ be§ Pfarrers abminiftriren bii^
fen, toibrigcnfaÖS fie ber ©jcomtnunication ipso
jure oerf allen feien (c. 1 , Clem. 5. 7). S)iefe ^
communication mürbe burd^ bie SuQe ApoetoL
Sedis (1869) erneuert. Der Catech. Rom. jagt
(2, 6, 13) abft^lie^enb : Neque tarnen ex sanctae
ecclesiae decreto cuivis sacerdoti, sed pro-
prio pastori, qui jurisdictionem habeat, . . .
1965
^Pfarrer.
1966
hoc sacramentum administrare licet ; ein an-
bcrer ^rieftet !ann nur bonn bie le^te Oelung
licite fpenben, menn er bie (Srlanbni^ beS Pfarrers
crl^alten l^t ober menn ©efal^r im SSerjuge ift.
— Uebcr bie Sed^te bc8 $faner8 in Setreff beS
©ocramentcd ber &^t f. b. ^rtt. ^lufgebot, 93raut-
c^amen, ©feeeinfegnung nnb 6ftcfd(|lie|ung. —
kleben ber ^bminiftration ber @acramente fielet
bent Pfarrer ba§ $eerbigung§red)t aEer ^er-
itnigen gu, bie feiner ^^arod^ie im Seben onge-
flörten unb in ber IßfQrrfird^e bie (Sacromente em»
pfingen (ogl. b. ^rt. «egräbnife II, 202 f.). 9lad^
bem ftrengen SRed^te ift eS aber bem Pfarrer
unterfagt, für ba§ Siegröbni^ etn)Q8 gu Verlangen
(o. 12—15, C. Xm, q. 2; c. 13, X 3, 28 ; c. 8.
9, X 5, 3), nur bie freiwillig borgebotenen ®aben
lann er annel^men, unb bieje finb ollmälig burd^
&ett)0]^nl^eit allgemein üblid^ geworben (c. 42, X
5, 3). Slud^ bie SBerwcigerung bed !ird^Ud)en ^e-
gröbniffeS aud ben canoniftifd^ f eftftel^enben @rün-
btn gel^ört ^ur Sompeten^ bed $farrer§, ber nur
in sioeifeD^aften ttäUen an ben 93ifd^of ^u re*
curriren 1^. — ffin weitere« SRe(^t be§ ^forrerS
erftredtt fid^ auf bie SSomal^me aOer berjiettigen
Senebictionen inncriialb feiner ^arod^ie, bie nid^t
bem SBifdjofe rcferDirt finb. — S)er Pfarrer ift
ferner befugt, bie S)i3ciplin in feiner ®emeinbe mit
üUen il^m §u ©ebote fle^enben fird^Iid^en 9RitteIn
^u ^nbl^abeit; gegen 9Biberjpönftige ftanb il|m
fräl^er eine @traf gemalt ju, bie Don ber ^bmonition
bid gur (S^communication auffteigen fonnte. 2)a|
CT bie (entere ^u oerl^ängen ein SKed^t l^atte, !ann
liiert wo^l be5h)eifelt werben; einzelne Spuren
bat)on finben fic^ aud^ im Corpus juris (g. S.
c. 3, X 1, 31 unb c. 11, X 1, 33); aber ebenfo
getoil ift, ba^ il^m biefe 93efugni^ wicber entjogen
tDurbe, fo ba| nad^ gegenwärtiger ^^^ra^iS bie (ii'
communication Dom Pfarrer 5War beantragt, aber
nur Dom 93if(^of Der()ängt werben fann (Dgl. über
biefe SSerl^ältniife Thomassin , P. I, 2, c. 26,
n. 6; ffober, S;er ff ird^enbann, 2. ^ufl., Tübingen
1863, 16 f.). — 3)er 5luffid^t beS ^farrerg unter-
liegen atte in ber Pfarrei befinblid^en ffird^en unb
SlaptVim, fowie bie bei benfelben angefteUten ®ei]t«
lid^en, ebenfo überwacht er bie Übl^altung beS
4Sottedbienfte§; inSbefonbere fönnen ^ilfSpriefter,
looS Ort, Seit unb ^form beS ^JlfangotteSbienfteS
betrifft, ol^ne fein 93orwif|en feine ^Ibänbcnmgen
treffen. — ßnbUd^ l^at ber ^^farrer fraft feines
^mteS bie Sauf», SrauungS« unb ©tcrberegifter
gu fii|6ren (Trid. Sess. XXIV, c. 1. 2 De ref.
matnm.), Weld)e Dor ben fircblid^en unb für bie
frühere 3eit aud^ Dor ben Weltlid)en Sel^örben ben
(S^orafter öffentlid^er Urfunben b^ben; fie be«
grünben über bie burd(| fie beglaubigten Sl)atfad^en
einen DoUen gerid^tlic^en IBeweiS, ber nur burd^
ben @egenbewei§ ber gäl jd^ung ober ber nic^t Dor-
^nbenen äbentität ber in t^rage ftebenben ^erfon
aufgel^oben werben fann(Dgl.b.^)lrt.ff irc^enbüc^er). |
B. ^flid^ten be§ ^^ifarrerS. ^kbenbenj
digemeineu ^flid^ten, bie infolge ber Orbination I
fämmtlid^en SIerifem obliegen, l^ben bie $fanet
nod^ f olgenbe fpecieüe : 1 . S)er $f aner ift Derppid^tet,
ber i^m anDertrauten ©emeinbe in ieber IBegiel^ung
mit einem guten 93eifpiele Doran^uleud^ten unb
unabläffig für i^r geiftigeS unb leiblid^ed flSo^l
ju beten ; er ift ber Sebrer, ^riefter, ber tl^eil-
nel^menbe greunb aller Untergebenen, ber natür»
lid^e Pfleger aUed ®uten unb inSbefonbere ber
S3ater unb gürfpred^er ber Firmen unb 9lotl^»
leibenben (Dgl. Trid. Sess. XXIII, c. 1 De ref.).
„6r ift ber 2Jiann, ber feine göniilie l^at, aber
jeber gamilie ange]^i)rt, ben man aI8 Sengen,
SRotl^ ober Xl^eilne^mer gu aUen feierlid^en ^anb*
lungen beS SebenS gie^t, ol^ne ben man Weber ge«
boren werben nod^ fterben fann ; ber 9Rann, ben
bie ff inber ^u lieben, ju Derel^ren unb gu fürchten
gewohnt fmb, ben felbft Unbefannte i^ren iBater
nennen : bem bie gl^riften ii^re innerften ©eftönb»
niffe, ipre gel^eimften S^ränen gu ^ü^en legen;
ber 9)knn, weld^er ber berufene Sröfter in allem
@lenb ber Seele unb beS fieibeS, ber Derpflid^tete
Vermittler be§ SReid^tl^umS unb ber ^rmut ift.
Welcher ben ^rmen unb ben SReid^en abWed^SlungS-
Weife an feine Sl^üre flopfen fielet: ben Steid^en,
um fein gel^eimeS ^mofen bar^ubringen , ben
^rmen, um eS ol^ne Srrötl^en ^u empfangen;
weld^er, ol^ne einen beftimmten 9tang in ber ®e«
fellfc^aft einjunel^men, allen fflaffen auf gleid^
SBeife angel^ört: ben unteren fflaffen burd^ feine
einfädle {lebenSWeife unb nid^t feiten burd^ bie
Jliebrigfeit feiner ^^erfunft, ben Isolieren fflaffen
burd^ feine Sr^iel^ung, Sßiffenfd^ft unb ben Slbel
feiner ®efinnungcn — mit Sinem Söorte: er ift
ber SDknn, ber ^UeS wei|, ber ^lUeS fagen barf,
unb beffen SBort mit bem @ewic^t einer göttlid^en
@enbung unb ber ©ewalt eine§ DoQenbetcn @lau-
benS gu bem SSerftanb unb ^er^en ber SRenfc^en
fprid^t" (Samartine). — 2. ®er Pfarrer ift Dermöge
götttid^en ©eboteS Der|)flid^tet, Steftben^ gu l^ten,
b. 1^. ununterbrod^en an feiner ff ird^e anwefenb ^u
fein unb bie mit berf elben Derbunbene ® eelforge ptx*
fönlic^ auSjuüben (Trid. Sess. XXIII, c. 1 De
ref.). S)iefe in ber Jlatur ber ©ad^e begrünbete
tJforberung ber ffird^e ift fo alt als baS Snftitut
ber !($arod^ien. SBenn aber baS @efe^ eine un-
unterbrod^ene Slnwefenl^eit beS ^PfanerS Derlangt,
fo ift bie^ bodd nid^t fo ^u Derftel^en, alS ob er ftd^
fd^led^terbingS nid^t auS feiner $fanei entfernen
bürfte, Dielmel^r fann er. Wenn ein Dentünftiger
@runb Dorliegt, feine ^nwefenl^eit nid^t unum-
gänglid^ not^Wenbig ift unb für etwaigeSiotl^f äUe ein
©tellDertreter Dorl)cr befteüt Würbe, mehrere Sage,
unb üWar o\^m &rlaubni| beS Sifd^ofS, abwefenb
fein (Trid. 1. c). SBBie Diele Sage er in biefer SSeife
abwefenb fein bürfe. Wirb Don ben Sanoniften
Derfd^ieben beantwortet; inbeffen gebt nad^ einer
Don Sf^ignani (Ck)inment. ad c. 4, X De cleric.
non resid.) angefül^rten SDeclaration ber Congreg.
Goncilii bie wa^rfd^einlid^ere Snftd^t baltiin, bo^
bie 3lbwefen]^eit bis auf fed^ Sage fid^ erftreden
fann. Obwohl l^ierju (dne (folouKttifi
1967
^farrgemeinbe — ^farrünber.
1968
notl^tocnbifl ift, jo fielet bcm Icjtem bod^ bic
Scfugnife au, gegen bieienigen ^ferner, bie ftd^
eine« TOfebrou^S beS in grage ftel^enben SRed^teö
fd^ulbig mod^en, ftrafenb cinaujd^reiten unb il^nen
gu öerbieten, länger atö jtoei Sage ol^ne feine
Sicenj §u öerreifen (Declarat. Congreg. Conc,
Bei Reiffenstuel, J. C. lU, 4, § 3, n. 84). ©ott
bagegen bie Slbwefenl^eit über fed^S Soge wäl^ren,
fo ift ieberjcit bie bifd^öflid^e grloubnife einju«
^olen, unb toitt ber ^foner über jtoei 2Ronate
Don feiner Ifird^e fid^ entfernen, fo ^ai er bie
(Srünbe l^ierfür bem Sifd^ofe öorjulegen, biefer
fle ju prüfen unb bie Sicenj fd^riftlid^ ju ertl^etten
(Trid. 1. c). ®rünbe, weld^e nod^ bem Sriben»
tinum 5U biefer langem 3l6tt)efen]^eit bered^tigen.
finb bie folgenben: a. Christiana charitas. 2)ie
Eanoniften red^nen l^ierl^er bie gätte, in weld^en
ber Pfarrer bei bem ®otte§bienfie einer fremben
ftird^e 3lu§]^ilfe leiften, 3«ttt)ürfniffe in gamiUen
ober (Semeinben beilegen, Sßerbred^en oer^ten,
Srrenbe jur ffird^e jurürffül^ren toitt u. bgl. b. ür-
gens necessitas, 5. S. menn il^n eine jfranfl^eit
nötl^igt feine Ihrd^e 5U berlaffen, um au§h)örtg
ärgtli^e §il[e ju fu^en, ober wenn feinblid^e
Ueberfätte unb Verfolgungen il^n bebrol^en; jebod^
muffen biefe ganj fpeciett auf feine ^erfon gerid^tet
fein ; gelten Pe Dagegen ber Ifird^e ober ber ®e»
meinbe über^aupt^ fo be^eid^net baS Siedet feine
Slud^t atö geig^eit unb ©ünbe (c. 48, C. VII,
q. 1) ; ebenfowenig barf er jur Seit einer art'
Pedfenbenffranfl^eit feine ©emeinbeöerlaffen (Süb.
ai^eoLDuartalfd^r. 1882, 3ff. 245 ff.). c.Debita
obedientia, 3. S. ttjenn er öon feinen red^tmä^igen
SSorgefe^ten mit irgenb einer Sßenid^tung au^er»
l^alb feiner ^fonei, bie längere ^bmefenl^eit er»
forbert, beouftragt mirb. d. Evidens ecclesiae
vel reipublicae utilitas, loenn er auf $roöin jiol»
ober®iöccfonft)noben berufen tt)irb, einen bießird^e
betreffenben 9led^t§flreit ju fül^ren l^at u. f. tt). —
®te ßrloubni^ beS Sifd)of§ mu^, loie bemerft,
fd^riftlid^ ertl^eilt merben. SBenn iebod^ ber ®runb
Der ^breife fo plö^lid^ eintritt, unb biefe fo un*
auffd)iebbar ift, ba| bie gefe^Iid^e fiicenj ntd^t mel^r
eingeljolt loerbcn fonn, fo genügt eS, unter Sor»
löge beS ®nmbc8 um @rloubni| ju bitten, biefe
Selbft ober nid^t mel^r objuioarten ; nod^l^er ift aber
lie gefe^Ud)e Urfad;e ber SReife ntd^tsbeftoioeniger
§u bettjcifen, unb im Sfalle biefe Dom Sifd^ofe für
unbegrünbet befunben toirb, tritt bie ©träfe ein,
womit bie S'lid^trefibirenben bebrol^t finb (Bar-
bosa, De offic. paroch. I, c. 8, n. 65. 66), S)iefe
©trofe beftel^t (nad) Trid. 1. c.) barin, ba^ bem
5iid^trefibirenbcn pro rata temporis absentiae
bie ginfünfte be§ Seneficium§ ipso jure Derloren
gelten ; fie foHen Don il^m ober Dom 93ifd^of für
bie ßirdgenfabrif ober bie DrtSarmen Derioenbet
Werben. ®ibt ber ol^ne grlaubni^ TOtoefenbe ber
bifd^öflid^en ^ufforberung, an feine ßird^e jurüd! ■
jufel^rcn, feine golge, fo fott er mit ben firdf)lid^en
©enfuren belegt unb im §afle einer bel^arrlid^en
JReniten^ mit förmlid^er ^bfejung beftraft Werben.
— ®enienigen ^arrer, ber ffoat |>erf5nri^ in
feiner ®emeinbe anwefenb ift, aber bie$oma|ine
ber amtlid^en SSerrid^tungen, f ei ed ouS Sequem^
lid^feit ober aBiberfpönftigfeü, öertoeigert, treffen
biefelben ©trafbeftimmungen , benn eine fo((^
amtlid^e Untl^ötigfeit wirb ber ^wefenl^ ttifip
lid^ gleid^gea^tet. — 3. S)er ^arrer ift Derpfli^,
Don ben il^m guftel^enben SRed^ten bk Sel^ramtel,
ber ^bminiftration ber ©acromente, ber fionb-
l^abung ber j^ird^enjud^t in ber Don ber ffti^
Dorgef^riebenen SBeife aud^ mirflid^ ®ebrand^ §n
mad^en, namentlid^ ieoen Sugenblid bereit }u fem,
feine feelforglid^e Sl^ötigfeit, tDO unb fobalb fie
beanfprud^t wirb, gebent ol^e Unterfd^ieb jt^u»
wenben (Trid. Sess. xxm, c. 1 De rel). —
4. S)er ^faner ift Dermöge göttlid^en 3ttäß t)c^
pflid^tet, an ©onn» unb t^iertagen bie ^ge
^effe für feine ®emeinbe §u appliciren, unb bie|
felbft bann, wenn fein Seneficium bie (S4)ngma
nid^t abwirft. 2)iefelbe Serpfltd^tung gilt a&(^
für bie fogen. abgefegten Feiertage, tt)ie j[e|t bun^
bie gnct)flifa puS' IX. Dom 3. SKoi 1858 all«
gemein feftftel^t (f. bie ßnc^ö. bei Walter, Fontes
jur. eccl., Bonnae 1862, 569 sqq.). (^.no(^
Filesacus, De paroecia et de paroeciamm et
paroecorum origine, Par. 1608; Aug. Ba^
bosa, De officio et potestate paroclu, Liigd.
1640. Colon. 1712; Lud. Engel, Manuale
parochorum, Salisb. 1661 u. ö.; Marangoni,
Thesaurus parochorum, Romae 1726—1730,
2 voll. ; J. H. Boehmer, Jus parochiale, Halte
1730 u. fonft; Lupi, De parochis ante a.
Christi mülesimum, Bergom. 1788 ; Ferraris,
Prompta Biblioth. s. v. Parochus; geifert,
93on ben SRed^ten unb ^flid^ten ... ber ^faner,
$rag 1832; Salbauf, ®a8 ^farr» unb3)ec(mat-
^mt in feinen SRed^ten unb ^ftid^ten, 2. W,
®räfe 1836; ©eij, SRed^t be§ ^farromteS berfa-
t|ol. ffird^e, SRegenSburg 1840—1854, 5 X^Ie.;
0. ©d^erer, feanbbud^ beS ftird^enred^t§ I, ©wj
1886, 627 ff.) [D.Äober.]
'^atraeitteltibe, f. Pfarrei.
^anioitanten, f. Saulaft n, 59.
'g^arrRlttbet (^fangenoffen, ^fanlinge, $ü«
rod)ianen) werben bie einzelnen ©lieoer ber $forr»
gemeinbe genannt. 3u ibnen gel^ören alfo cße
biejenigen, bie ber SuriSbiction beS ^arrerS unter«
ttjorfen fmb, Don il^m bie ©ocramente empfangen
unb ben (SotteSbienft ber ^f arrfird^e befud^en (ber
fogen. ^fanjtoang; ögl. b. ^rt. ^farrer), juglei^
aber aud^ befugt finb, bie Ausübung ber pfarr«
lid^en §imctionen alS ein SRed^t in ^nfpnu^ ju
nel^men. Ueber bie Qfrage, tt)er int conaeten giÄe
ju ben $arod^ianen §u red^nen ift, entfd^et
baS ®omicil nad^ bem begriffe beS gemeinen
Ked^tS (f. b. 3lrtt. ®omicU u. heimatlos). 3S8er
innerl^alb ber ^farreigrenjen feinen bleibenben
ober bod^ längere Seit anbauembeu SBol^nfiJ^,
ift $arod^iane biefer ^farrei, nad^ ber dlgemeinen
SRegel : Quidquid est in parochia, est etiam de
parochia ; toer alfo in ber Pfarrei too^, aber
1969
^farrürd^e.
1970
Don ber pfanlid^en 3uri8biction befreit fein will,
1^ ben fpeciellen iBetoeiS su fül^ren, ba^ er esemt
tft. — Sud^ bie Stibiöibuen anberer ßonfefflonen
unterliegen nad^ ben üerfd^iebenen fionbeSgefe^en
mand^ntQl bem ^forr^monge, fo bag fie nur mit
Srloubnil bed ^fonerS unb gegen Erlegung 6e«
tlimmter Sajen einen ©eiftlid^en i^rer gonfeffton
pgiel^en bürfen. SReiftenS fmb fie j[ebod^ burd^
biejog.$farrpurificationt)onbem$Qrod^iaI«
t>erDQnbe gön^Iid^ losgelöst unb einer benachbarten
^fünei ifrer Konfeffion cinöerleibt. [ö. Äober.]
Iffatr&irif e (ecclesia parochialis, aud^ ec-
clesia baptismalis, mater fidelium) ift biejenige
iKrd^e inner^lb beS $farrfprengel3, in meld^er
ber $faner bie gfunctionen feined ^mted unb
nomentlid^ bie ^önitentialgerid^tsbarf eit au§ jd^Ue^«
lid^ auszuüben l^at, unb an rotl^t bie ^rod^ianen
sunt Sefud^e beS @otte§bienfte§ unb jum Smpfange
ber Sacramente gemiefen fmb. ®iefe jwei ajlerf-
male, toeld^e ben 93egriff ber ^arod^iaUtöt aud-
mad^, gehören gum SBefen einer ^farrfird^e:
bol^ fann ber ^mti^, ba^ eine IKrd^e tt)irnid9
eine ^farrfird^e fei, erft bann alU boüftönbig axf
gefe^en toerben, menn bad SSorl^anbenfein biefer
betben SRomente nad^geh)iefen morben ift. ^u^er»
bem merben üon ben Sanoniften nod^ t)er[d^iebene
anbere Sed^te aufgefül^rt, bie ben Segriff ber $a-
rod^iülitöt conftituiren foQenunb bieaud^ mirfUd^
in ber Segel mit ben ^farrfird^en Derbunben,
aber barum nod^ feineSmegS abfolut notl^menbig
unb nid^t f o mefentlid^ ftnb, ba^ il^r SSorl^anbenfein
fd^on für ftd^ ben iBeh)ei3 ber ^arod^ialität be<
grflnben ober il^r etmaiger äJlangel ben Segri^
ber ^farrfird^e aufl^eben fönnte; fte finb blo
occefforifd^er unb fecunbörer 92atur. S)a]^in %t
]^rt: 1. 2)a| ber S^orftel^er ber IKrd^e fein 9mt
proprio jure, in eigenem 9lamen, nid^tblo^
als SJicar öerwalte; afieinbie commenbirten ^fan-
fird^ (f. b. 9rt. Sommenbe), meldte bon bem
fffibuciariud nur vicario modo unb interimiftifd^
tierfel^en merben, l^ören barum nid^t auf, mirflid^e
^farrfird^en ju fein. — 2. S)a| ber rector eccle-
siae eine einzelne pl^^ftfd^e $erf on fei unb nid^t aud
einer ^Otel^rl^eit bon ^erfonen beftel^e; aber aud^
biefeS ift {ein mefentUd^eS äJlerfmal ber ^arod^i«
olitöt, benn incorporirte $f arrfird^en bel^alten il^re
^rod^iolred^te, obh)o]^I il^r ^faner eine Sor«
{»oration , g. S. baS (Sapitel eined Jl(ofter9 ober
Stifte« ip. — 3. ®afe bieffird^e ein eigenes 93apti-
fierium ober einen Xaufftein unb einen eigenen
IMrd^l^of l^abe; beibefinb freilid^ in ber Siegel mit
ieber ^farrfird^e berbunben, aber ed fommen aud^
^arrfird^en bor, bie ba§ Siedet gu taufen üerloren
l^aben, unb jlird^en ol^ne $arod^iaIred^te, bie eigene
itird^b^fe bejt^en (c. 6, X 3, 28). S)a§felbe gut
tum ber Se^auptung, ber Seft| bon @lodfen fei
ebi ouSfc^Iie^id^eS 9J{erfma( oer ^forrfird^en ;
benn obmol^I urfprünglid^ aUerbingS nur biefe baS
Siedet l^atten, mit ®(odten au (öuten (c. 10, X 5,
83), fo ift baSfelbe bod^ allmölig aud^ auf bie
meiften ftibfter ic. übergegangen (J. H. Boehmer,
In Corp. rar. can. ad c. 10, X cit.). — 4. ®er
iBeft| bed 3el^ntred^ted innerl^alb ber ^fongrengen
ift toeber ein SRerfmal ber ^rod^ialitöt, nod^ ba8
SWd^tDorl^anbenfein beSfelben ein 95ett)ei8 für ba«
(Segentl^eil ; benn baS S^^ntred^t ber ^arrfird^e
fann burd^ Vertrag, Äauf, Seriäl^rung in anbere
^änbe gefommen ober frembeS 3el&ntred^t in ben
Sefifeber betreffenben ßird^c übergegangen fein.
— mit biefe gigenfd^aften unb SRe^te fönnen,
tt)ie gefagt, an ftd^ Weber für nod^ gegen bie Sßa-
rod^ialitöt einer jHrd^e bemeifen, fonbem l^öd^ftenS
eine balb ftörlere balb f d^möd^ere SSermutl^ung für
ober gegen biefelbe begrünben.
3ur ßrrid^tung einer ^farrfird^e gel^ören fol«
genbe SRequifite: 1. 3)ie (Srlaubni^ unb 3u-
ftimmung beS S)iöcefanbifd^ofS (c. 9, Dist. I
De consecr. ; c. 3, X 3, 48 ; Trid. Sess. XXI,
c. 4; Sess. XXIV, c. 13 De ref.). ®iefe
3uftimmung foU in ber Siegel nod^ üor bem
beginne bed SBaueS burd^ ein förmlid^ed 2)ecret
bed 93ifd^of3 erfolgen, bo^ l^at bie nad^tröglid^e
©enel^migung oed bereits begonnenen ober f d^on
DoQenbeten Saued biefelbe SBirfung (c. 11, X 3,
38 Arg.). 2)en glonfenS beS (Sa))iteld brandet
ber 93ifd^of jur ©ene^migung bed Saued nid^t
ein^u^olen ; sede vacante ert|eilt baS (Sxipitel bie
Srlai^ni^. — 2. Sine genaue Unterfud^ung ber
@ad^e (causae cognitio). 2)iefe l^at fid^ auf
SIgenbe ^^agenju erftredten: a. Ob eine genügenbe
rfad^e (justa causa) gur Srrid^tung einer $farr«
fird^e borliegt. S)ie Sntfd^eibung bierüber ift na-
türlid^ Don ben iemeiligen SJerbäftninen abhängig
unb baber im ungemeinen bem ßrmeffen bed
iBifd^ofd anl^eimgefteUt ; baS @efe^ nennt nur bei«
fpielsmeife einige fold^er Urfad^en,}. 93. bie DöIIige
3erftörung ber alten ßird^e, bie «rrid^tung einer
neuen $fanei, gro^e 3una]^me ber ©emeinbe, fo
ba| bie urfprüngli(|e ^farrfird^e bie ^ßarod^ianen
ni^t mebr gu Jaffen Dermag u. bgl. 3ft eine ge-
grünbete Urfadpe nid^t borbanben, fo barf ber Si«
fd^of feine ©enel^migung nid^t ert^eilen; bie| ^at
namentlid^ bann gu gefd^e^en, menn bie Srlattbni^
in geminnfüd^tiger ^bfid^t, tttoa um bie fünftigen
Oblationen biefer IKrd^e an \xä) gu gießen (c. 10,
Dist. I De consecr.) ober aud aberglöubifd^en
äJlotioen (c 26, Dist. I De consecr.) nad^-
gefud^t mirb. Siegt bagegen eine justa causa
mirflid^ t)or, fo fann ber Sifd^of bie @ene]^migung
nid^t bermeigem, unb rotnn bie^ bennod^ gefd^iebt/
fo ftebt ben betreffenben Petenten ber SlecurfuS an
ben SKetropoIiten unb nötbigenf aHS an bie Congre-
gatio Concilü offen (Barbosa, De o£fic. et po-
test. Episcop. 2, 26, 1). b. Ob alle Sntereffenten
ibte 3uftimmung gegeben boben; benn burd^ ben
93au einer fiird^e b&fen bie Stetste eined 2)ritten
ni^t berieft toerben (c. 1, X 5, 32). 3Ber fid^
baber irgenbmie burd^ ben Sau einer ^farrfird^e
in feinen Siedeten beeintröd^tigt glaubt, famt Don
bem remedium novi operis nunciationis Qif
braud^ mad^en, b. b* tx fann ^roteft erl^eben, ber
bie äBirfung ^at, ha^ ber iBau fo lange fiftirt
1971
$farrl)frünbe — ^farrred^te.
1972
loetbcn mvi% BIS bcr SRid^tcr über bic Sad^e cnt-
fci^iebcn l^ot (Tit X 5, 32). 3n8bcfonbcre muffen
ber ettoatge ^atron ber alten ^farrfird^e unb noci^
neuerer ^ewol^nl^eit meift aud^ ber SonbeSl^err
ouSbrüdlid^ il^ren KonfenS ertl^eilt l^aben. SBaS
bie ^arod^ianen betrifft, fo fotten oxiä) fle gel^ört
werben , aber bie aSerweiöerung i^reS KonfenfeS
fann ben 93ifd^of nid^t gtoingcn, Don bem einmal
als notl^toenbig erfannten 93aue abjuftel^en; baS«
felbe gilt öon bem etwaigen SQBibcrfprud^ beä SJor«
ftel^er^ ber alten ^forrfird^e (Trid. Sess. XXI,
c. 4 De ref.). c Ob bie ju errid^tenbe ^farr»
fird^e gel^örig funbirt, b. 1^. ob ein öon aßen Saften
freies unb bem Swedfe angemcffeneS (Srunbflüdf
(fundus) für ben Sau ber jhrd^e angetoiefen ift.
®er ®runb biefcr Seftimmung liegt in bem Um»
ftanbe, ba| bem ßigentpmer cineS ®runbftüd(e8,
auf toeld^em wiber fein SBiffen unb SBillen eine
jhrd^e erbaut würbe, bienovioperisnunciatio ju«
fielet, mitl^in ber bereits begonnene ober fd^on öoH«
enbete 93au burd^ baS rid^terlid^c Srfcnntnife mög-
lid^erweife ganj verboten werben unb alfo aEer
biSl^erige Äoftenaufwanb unnüj fein fönnte. 3ft
bagegen bie in biefer SQeife erbaute ffird^e bereits
confecrirt, fo l^at baburd^ ber Sigentl^ümer beS
®runb unb SobenS feine Slnfprü^e unb bamit
baS Älagered^t öerloren (c. 8 , C. Xn , q. 2).
Steigert fid^ ber Seft^er eineS jum Saue geeigneten
©runbfiüdCeS ober eineS bemfelben im SOßege ftel^en»
ben ©eböubeS, baSfelbe gegen eine billige 6nt«
fd^äbigung abzutreten, f o tonn er in grmangelung
eines anbem geeigneten Saupla^, iebod^ gegen
öottflänbige 6ntf ^äbigung , jur Abtretung beS=
felben genötfjigt werben (Ferraris, Prompta
Biblioth. 8. V. Ecclesia, art. 3, n. 53 — 62).
d. Ob bie $fonfird^c gel^örig botirt ifl, b. 1^. ob
il^r, wo möglid^ an liegenben Gütern, fo oiele ®in«
fünfte bleibenb jugewiefen fmb, als jur Scflreitung
ber KultuSbebürfnific unb jum Untcrl^olt ber an
il^r onjuftellenbcn 6(en!cr notl^wenbig fmb. 3ft
ber ffird}e eine dos (f. b. ^Irt. 2)otoIgut) nod^ md)t
jugewiefcn, fo borf ber 93ifd)of bie ©rbouung nid^t
genel^migen, nod) öicl weniger fic confccriren (c. 26,
C. XVI, q. 7 ; c. 9, Dist. I De consecr.) ; l^ot
ber SifcI}of bie ßonfecrotion md)tSbeftoWeniger
tjorgcnommcn, fo ift er red^tlid^ öerpflid^tct, bic
ßird^e fclbft ju botiren (Glossa in c. 9, Dist. I
De consecr.; J. H. Boehmer, Jus paroch, 5,
1, 15). SRegelmä^ig l^at ber grbauer ber i?ird|e
aud^ bie ©otation ju leiftcn (c. 8 , X 3 , 40) ;
weigert er fid^, bicfclbe §u geben, fo fann er unb
im §olIe feines 2:obcS fein grbe red^tlic^ baju an«
gel^alten werben (Nov. 131, c. 7). ®ie Sroge,
wie gro^ bie jeweilige dos fein muffe, wirb tjom
©efe^c gor nid^t unb tjon ben ßononiftcnunbeftimmt
bal^in beontwortet, bo^ bic dos ecclesiae congrua
sive sufficiens esse debet ; bo ober bic Congrua
(f. b. ^rt.) nod^ Sitten unb Scrfiältitiffen fel^r
öerfd^icben fein fann, fo ift im concreten Ofolle bie
geftfe^ung bericlbcn bcr DrtSgeWol}n]^cit unb in
Ermangelung einer foId;en bem ©rmefjen bcS ©i=
fd^ofS SU überlüffen. — 3. S^ bie ongefleOtellito
ftui^ng ergeben , ba| bie Srbauung ber Aii^e
feinem ^nftanbe unterliegt, fo f^U ber Sifd^f ent«
Weber felbft (c. 9, Dist. I De consecr.) oberbnn^
einen ©tellDertreter an bem Orte, wol^in ber üutf-
tige Slttar gu ftel^en lommt, ein Jheuj errid^ nüi
ben ©runbftein ber itixä)t legen, eine feietü(^
^oceffion beranftalten unb in einer |xtf{enbci
änrebe ben ^rod^ianen ben ®runb ber f^eiecft^-
feit unb bie 93eftimmung be§ OrteS auSeuumbe^
fe^en (f. Pontif. Born., ed. typ., Batisb. 1888,
n, 1 sqq.). 3u93etreff ber ou^ent ^tma ber itin^
foU ber 93ifd^of bafiu: forgen, ba| bie alten (Se-
wol^^iten beobod^tet werben; namentlid^ foS ber
Eingang gegen ^benb, mttl^in ber ^aufftolior
gegen Aufgang gerid^tet fein (bie @ränbe bcfür j.
bei Ferraris 1. c. n. 76 — 79) unb bie Äini^ We
gform eines J^reujeS l^aben; j[ebo(i^ ift bie Seob-
ad^tung biefer @ewo]^](^iten nid^t abfohtt ta/fy
wenbig. SBenn ber ^au ber Rix^ DoQenbd ip,
f 0 muf fte, el^e in il^r ©otteSbienft gel^alten weiben
fann, öom Sifd^ofe feierlid^ confecrirt werben (f.b.
3lrt. ßird^weiW- 3nfolge ber gonfecration fiiA
bie ^arrfird^en aEem weltlid^en Serf e^re ent^gm,
l^eilig unb unDerleMid^. S)a]^er Derorbnen hu 9t»
f e^ ber jfird^e : a. ba| in benfelben feine tDüHRäjß
@erid^tSft^ungen gel^alten n)erben foUen; noment'
lid^ ftnb alle &iminaI))rogeffe, in weld^ efi ^
um SebenS« ober SeibeSftrafe l^nbelt, femju^tt«;
bie bei fold^en SJerl^blungen in einer ftii^ g^
f öQten @rfenntniffe ftnb nuQ unb nid^tig unb \k
Sftid^ter ber (Sjcommunication öerfaHen (c. 5, X
3, 49). b. ^tte Sufümmenfünfte p wcltlic^
Swcrfen , ofle SSerfommlungcn wcUIid^er SJercine
unb ©cfeUfd^oftcn, olle öffcntlid^cn IBeraHmigen,
cS fei benn, fic betreffen firdf)Iid^e ^ngclegcnbeitra,
finb bon ben $farrfird^en auSgefd^Ioffen (c. 2, in
VI 3, 23). c. ^Hc §anbel§» unb 3)krft9ei(^
finb öon ber ffird^e unb il^rcr unmittelboiai
Umgebung ju entfernen (c. 2, in VI 1. c). 6nb«
lid^ d. finb aüe geräufdpoUen Auftritte, pro«
fönen geftlid^feiten, ©d^maufcreicn, 3:^caterfpick
u. bgl ftrengc »erboten (c. 12, X 3, 1). —
Ueber bie boulid^e Unterl^oltung ber ^^farr«
fird^en f. b. Slrt. Souloft; über baS %lrf(tt
f. b. ^rt. ^riöilegien ber ßird^cn. (SSgl. €fij,
SRed^t beS $forromteS u. f. w. I, KcgenSb. 1840,
^bfd)n. 2 ; Ferraris 1. c, s. v. Ecclesia, art
m. IV.) ^ [0. «ober.]
"^anyfruttbe, f. Beneficium ecclesiasti-
cum, ftirc^enomt ujib Pfarrer.
^axtpnti^caüon^ f. ^^forrünbcr.
'^arrrei^te (^ro^iolred^te, jura parochia-
lia, pastoralia) ^eifeen bie 5Rcd^tc, weld^e bem
^forrer inncrl^olb feiner Pfarrei unb aEcn ^aa*
genof Jen gegenüber üermögc feines 9lmtcS auftc^
(f. b. ^rt. «Pf oner, ob. 196 1 ff.). 3n anbcrem giime
wirb ber ^uSbrudf jus parochiale 5UWeilen öon ber
93efugni| gebroud^t, für eine erlebigtc fiirdjenüelle
einen glerifer au ernennen (ögl. b. 2lrt. %^
liotSred^t). {p, ffober.l
1978
^farrrector — ^fingftfefL
1974
9fatrredor toirb qtrob^vlxä) berientge @eift«
Hd^ genannt, bem an einer ^farrfird^e, bie ent*
toä>tt feinen eigentlid^en ^faner ^ai ober beten
iDtrnid^ ^anet eine geiftlici^e Sorporation ober
ein fin^Iid^r 2)ignitariu§ ift, bie ^norbnung unb
tkbertoad^ung bed ®ottedbienfted fomie bie mit
biefer fttrd^ Derbunbene @eeIforge übertuiefen ift
S)ie an ber betreff enben Ihrd^e angefteUten Slerifer
fbab bem ^farrrector in allem, föaS ben ®otted-
bien{l unb bie ©eelforge betrifft , untergeorbnet.
Heber feine red^tUd^e Stellung (äffen fici^ feine aK-
gemein gültigen ®runbfä|e aufftellen ; fte rid^tet
\v^ je nad^ ben f))ecieQen Serl^Itniffen ber jlird^e
ober (Semeinbe. [t). ^ober.]
^fametofionen, f. iBerid^te n, 411.
^axtf^^utetL, f. SSolfdfd^uIen.
"g^arwrrwatter, gJfarrDicar, f. ^ilfS-
Inriefter.
"SPf^nrnioaitf, f. ^faner unb ^farrfinber.
^^MftXj 3o]^ann ©ebaftian, ^ofprebiger
bei 3Ro$imiIian II., toar ^u jlonftan^ im 3. 1520
Geboren. 2)urd^ em))f el^Iung beS 93if d^of § t)on £rient
lam er aI3 $rebiger an ben ^of Jtönig t^erbi«
nonbS I. ObtDol^I er ftd^ tinm römifd^-fat^olifd^en
^ßriefier nannte, mar er in SBirflid^feit ein ent«
f^iebener Snl^önger ber neuen Sifyct. @r griff ben
a)>oftplifd^en@tu^l in feinen ^ebigten l^eftia an;
Qud^ oerel^Iid^te er fid^ in SQSien. ^l^r mu|te er
auf Sefe^I gferbinanb§ bie §au})tftabt üerlajfen,
)um großen fieibmefen be§ grj^ersogS 3)la$imiltan,
ouf toel^en er bebcutenben @tnflu^ übte. ä3a(b
borauf (um 1554 ober 1555) ertoiifte il^m 30'iaii«
mütan bie grlaubni^ jur dlücffel^r unb nal^m i|n
in feine eigenen 2)ienfte. ®a ^faufer je^t feinen
€tfer, Sna^imilian Don bem alten ®Iauben ooIIenb§
abjumenben, Derftörfteunb e3 mirflid^ f o meit brad^te,
bo| fein fo(g[amer @d^üler meliere äal^^re lang,
locil man i^m ben Jteld^ nid^t jugeftanb, t)om Xifd^e
beS ^erm megblieb, fo mu^te SD^a^imilian auf
JBefeÖ feines Skiterä ^faufer entlaffen. S)ie6 be»
toirfte oorgügUd^ ber fpanifd^e Sefuit Sl^riftop^
Stoberid^, meldten 3o^<inna, Sd^mefter 3Rarien3,
ber @ema]^Iin SRa^milianS, nad^ SBien gefd^idtt
beute, um il^ren @(^toager Dom Sutl^ertl^um Qb^w*
Dtmgen. 63 gelang bie^ jebod^ meber Stoberid^
Tiod^ bem berühmten ©ifd^of §ofiu§ Don ßrmlanb
(f. b. 5lrt.), meld^er bamoIS Dom $opfte gu bem
^d^en3tDcde abgefenbet morben mar. 92a(| feiner
€ntlaffung au8 ÜKojimilianS ©ienften im 3. 1560
begob fid^ ^faujer nad^ fiauingen, mo er 1569
atö ^ftor unb ©u;)erintenbent ftarb. ÜKajimilian
blieb mit il^m nod^ längere 3^it im IBriefmed^fel
imb Derfid^rte il^n fd^riftlid^, ba^ i^n fein 9)tenfd^
licrfül^ren fotte. . (Sgl. ©trobel, i8ct)träge jur Sitte-
tolur I, 9lümberg 1785, 255—346; Sut^^oljj,
4Befd^id^te ber Stegierung f^erbinanbS I,^ Vni,
SBicn 1888, 208; Sanfjen, ®efd^. be§ beutfd^n
»oHeS IV [1885], 196 f.) [gd^röbl]
^effnkoxUj Sol^anneS, ber Dieloerlcumbete
®egner SReud^linS, mürbe 1469 au§ einer jübifd^en
^milie, meld^ DieUeid^t in 92ümberg anfäffig toar.
geboren. 9lad^ langem Sßanberleben trat er 1505
5U jlöln mit gfrau unb ffinbentjum S^riftentl^um
über. 3n Äöln, baS nun feine Oeimat mürbe, er-
[d^eint er fpäter ate ©pitalmeifter : er ftarb Dor
Dem Saläre 1524. Sdlgemeiner befannt mürbe
?JJfefferfom burd^ feinen ]^eftigen6treit mit Seud^lin
unb bie baran ftd^ fnit))fenben @d^ma]^ungen,
meldte in ben Epistolae obBcuronim virorum
(f. b. 9lrt.) gegen ^fefferfom unb feine grau ge«
rid^tet mürben. 2)er Streit mürbe Deranla^t burd^
baS raftlofe ©emül^en beS DJeubefel^rten, bie tal-
ptubifd^en 93üd^er, bie er megen il^reS C^affed gegen
baS S^^riftentl^um ald ein ^aitptl^inbemi^ ber Se-
fel^rung feiner frül^eren ©laubenSgenoffen anfab,
ju Demid^ten. 3n feiner erften ©d^rift „S)er
Subenfpiegel" (ftöln 1507) forberte er au|er-
bem, bie 3uben fottten ben SQ3u(|er aufgeben, burd^
ej^rlid^e 9lrbeit il^r IBrob geminnen unb in bie d^rift-
lid^e ^rebigt ge|en. 2)agegen Derurti^eilte er aber
aud^ Unterbrüäung unb Beraubung ber Suben afö
ber Sefe^rung l^inberlid^ unb na^m bie 3uben be«
fonberS gegen bie oft mieberl^olte 93e]^au))tung in
@d^u(, ba^ fie g^riftenblut ju ritueUen 3tDed(en
gebraud^ten. SSon-mel^reren ^ominicanerflöftem
mürbe ^f eff erf om ber ©d^mefter beS Äaif erS SKaji-
milian enipfol^len, utü) fo erl^ielt er 1509 Dom
jfaifer bie SSolImad^t, bie gegen ben d^riftlid^en
@lauben gerid^teten ^üd^er ber Suben ^u con-
fiSciren. 3nbe| übertrug 2Rajimilian fd^on balb
bie Seititng ber ganzen ^ngelegenl^eit bem ßr^«
bifd^of Don SDiain) unb Deranla^te biefen, ®ut'
a^im über bie religii^fen iBüd^er ber 3uben ein*
5u^olen. ^ud^ Don 9^eud^Hn mürbe ein ©utad^ten
eingeforbert. S)a ber berül^mte §umanift Pfeffer»
fornS ^nfid^ten beföm|)fte unb i|n perfönlid^ Der-
unglimpfte, begann jmifd^en bciben eine erbitterte
ge^be (f. b. 3lrt. JReuc^lin). 3118 bann jüngere
^umaniften ben Streit jur Sefömpfung ber fird^-
Itd^en Sluctorität ausbeuteten unb bie Epistolae
obscurorum virorum Deröff entlid^ten, liefe ^effer-
fom 5mei ©egenfd^riften erfd^einen (f. b. ^lift. Epi-
stolae obscurorum virorum IV, 727). ©eine
lekte ©d^iift in ber ©ad^e : „@in mitle^blid^e ctaeg"
etjd^ien in Äöln 1521. ®er l^ierin f<)öttifd^ „Se«
flagte'' mar SReud^lin, gegen ben in bem 3uben-
ftreit 1520 bie enbgültige pa))ftlid^e (Entfd^eibung
ergongen mar. — ^fefferfom mar ein e^rlid^er
ß^arafter, aber burd^ feinen antifemitifd^en Ueber«
eifer liefe er \\ä) 5U mand^en Derfe^lten ©(^ritten
binreifeen. (SBgl. S. ®eiger, 3ob. ^fefferfom, in
[3lbr. ®eiger8] 3üb. Scitf (^r. Yil [1 869], 293 ff. ;
®erfelbe, 3ol&. SReu^lin, £ei}}5ig 1871, pass.;
3anffcn, ®cfd^. beS beutfd^. SSolfeS H, greiburg
1880, 40 ff.) [3ed.]
^ttg^JFeS ift baS britte C^ouptfeft beS j^ird^en-
ial^reS, bie ®eoöd^tnifefeier ber ^erabfunft bc§
bciligen ®eifte8 über bie Slpoftel, ber Sollenbung
ber Aird^e unb be§ ^Beginnes il^rer SQSirffamfeit.
2)a ber beilige ®eift ber ffird^e am jäbifd^en Smte-
banffefte, 7 SBod^en ober am 50. Sage nac^
Oftem gegeben mürbe, f 0 ift ber Sag, an meld^
1975
^fingftfeft bcr 3uben — ^flid^i
1976
baS gefl eintritt, burd^ baS Dftcrf cft bcfHmmt : ber
7. ©onntag mä) Dftcm, bcffen Äalenberbotum
fld^ gwifd^en bcm 10. 9Kai unb 3. 3uni bclocgt
®a8 ^pnaftfcft ber 3uben tourbe in ber a})ofto-
lijd^en 3eit (äpg. 2, 1) mie Bereits in ben bcutero-
canonifd^en Süd^cm (Sob. [gried^.] 2, 1. 2 SUla^.
12, 32) unb bei gl. Sojepl^uS (Antt. 3, 10, 6)
nad^ jeinem jeitUd^en^lbftanbe oonDftem TcevTT)-
xo<rnQ (sc. T)p.epa) genannt; baS ^riftlid^e geft
be^iielt in ber fird^lid^en ©prad^e beS SKorgen«
unb beS ^enblonbeS biefen 9iamen, ber bonn um«
gebilbet in ^al^treid^e S^olfSfprad^en überging ; fo
tt)urbe ^ftngften (^luralform, al^b. fimfchustim,
ml^b. pWngesten) oud^ ber bcutfd^e §efttitel 3m
SKiffoIe l^eifet baS Qfcft Dominica Pentecostes,
im ärcöicr Festum Pentecostes. 31I§ §aiH)tfeft
beonfprud^t e8 für feine geier eine gonje gefttood^e,
beren Xage als feriae postPentecosten gejöl^It
toerben. Siturgifd^ fd^Iie^t baS Qfeft mit feiner
SBod^e bie öfterlid^e 3cit ab. 3m 2lltert]^um lourbe
wol^I aud^ bie ganje S^it tjon Dftem bis ^pngften
Pentecoste (Tertull. De idolol. 14), Quinqua-
gesima (Cassian. Collat. 21, 11. 19) unb im
©egenfaje gu ber gleid^namigen 3cit öor Dftem
Quinquagesima paschalis genannt, toobei bann
in ber Segel ber freubige ßl^arafter biefer Seit be-
tont tourbe, in ber bie 93u|übungen beS ffnieenS
bei bem ®ebete unb beS §aftenS nid^t ftattfanben
(Tertull. De corona 3 ; De jejun. 14). Ser»
tullian bejetd^net übrigens mit Pentecoste aud^
baS eigentlid^e ^fingftfeft (De bapt. 19). 3u
feiner 3cit toar, wie feine 3cugniffe bartl^un,
^ftjtgften ein l^erfömmlid^cS geft, befjcn Urfprung
bemnad^ ber apoftolifd)en 3eit angeprt.
S)ie liturgifd^c geier beS ^fingftfeftcS entfprid^t
oottftänbig ber geier bcS DftcrfefleS. SJßie in ber
Dftemarf)t, fo fanb aud^ in ber 5Kod^tt)or $fingften
im ^Itertl^um bie fcierlid^e 3:aufc ftott; nur lourben
jur Vorbereitung ber ffated^umenen meniger $ro=
pl^etien gelefcn, in 5Rom fcd^S in Ioteinifrf)er unb
gried^ifd^er ©prad^e ; in anbeten ftird^en loor bie
3a]^I öerfrf)ieben (f. Martine, De antiqua Eccl.
disciplina, Lugduni 1706, 540). 33on ber alt=
dferiftlid^en Uebung l^oben fid^ bicfe Sefungen (im
römifd^en mi^ak bie 3., 4., 11., 8., 6. unb 7. ^pro-
Pl^etie beS 6()Qrfam§tagS mit je einer Drotion unb
bier SractuS), bie Söcil^e beS XauftoofferS, bie
fiitonci, an locld^e fid^ bie ^auptmeffe ol^ne 3n»
troituS unmittelbor onfdjlic^t, unb bie ©ebete für
bie Täuflinge in ber 9)leffe loäl^renb ber geftiood^e,
fottJie bie furje SO^otutin (eine 9ioctum tjon brei
Sßfalmen mit brciSectionen) erl^oltcn. 3n einzelnen
itird^en fanb gIeid)folI§ bie SGßeil^e einer JJerjc mit
bem öfterlid^en Exsultet, aber eigener ^räfotion
ftatt (f. Martine 1. c. 538). Sie Soufe unb bie
Kommunion ber 3:äuflinge forberten boS gaften,
baS bei geänberter ©iScipIin mit ber nöd^tlid^en
Qfeier ouf ben borl^ergel^enben Xag rüdtte unb bicfcn
3ur SSigil geftaltete. grft mit ber 5Ron tritt bie
Siturgie ber Sigil ein unb fd^Ue^t öon ba on
jebeS §eiligenfcft auS ; boS Officium bcr SSigil ift
bis )ur !Ron nod^ IRad^feier bet Odao mm S^
^immelfol^rt ®tefe Sorfeier feringt eS, bet gew
beS DfterfefteS cntf|n:ed^cnb , mit ftdj, bo| bie
Octaü beS S^eS nid^t friS jum folgenben @omi*
tage ftd^ er^dtt, f onbem mit ber !ßon beS @oniS«
tags abfd^Iie^i %xd^ btefe OctoO ifl »ie bie oon
Dftem ))rit)ilegirt, fo ba^ fie bie Seier eines ein*
f aUenben S^efteS ouSfd^ltef t ; gfefte Don geringcnm
Stange toerben Dom 9Ritttt)0^ an nur commemoriiL
SBie am Ofterfonntage, fo fönt oud^ am ^fingP"
fbnntage bie ©egnung beS SBttl^tDafferS fort; |iff
^fperfton Dor ber ^uptmeffe bient boS an ber
ißigü getoeil^te 2:aufttxiffer. 2)a^ ber btjßnaa
Veni Creator an bie Stelle be§ töglid^en ^tjitmß
jur %tq tritt, erinnert f eierlid^ an bie hora totia,
in ber baS ^^ngfhounber fid^ DoOgogen 1^. 3d»
2:ag ber OctaD l^at eine eigene Sleffe mit ber
@equen} Veni sancte Spiritus. 3n aßet ^
tourben oielfad^ aQe Sage ber !ßftngftnH)d^ bim^
Sntl^altung Don fned^tlid^en ^arbeiten gefeiert;
möl^renb baS aRainger SoncU Dom 3oi^ 813
(c. 36) bie^ nod^ Dorfd^reibt, befd^rönft bie S^nobe
Don ffonftang 1094 bie ^feftfeier auf brei Soge;
gegenwärtig toirb in mand^en Sönbem, loie ia
^ereid^e ber altpreu^ifd^en gfeftorbmtng, ber Tim
tag nod^ als Sfeiertag begangen ; beffen gfeier i|i
iebod^ in ganjen Territorien aufgel^oben. 3n ber
^ftngfttood^e treten bie Ouotembertage beS Som-
mers ein; in Urfunben »erben fie jejuniom aesti-
Yum, angaria Pentecostes, ^^gftquorid,
ber Dierte l^eilige ^pngfttag, ber gute Wttooäi,
aud^ Pentecoste media unb ber Sonntag feDr^
nod^ bem 3ntroituS ber SWeffe Dominica Spiri-
tus Domini genonnt. Sei ben ©ngtänbem ^^
er 2öei|er ©onntog. ©eine 9iamen Pascha ro-
sarum, Pascha rosatum, SWoienfeft, SSlumen«
feft rül^ren lool^l öon bem mand^erortS üblit^en
(Sebraud^e l^er, bie Äird^en unb Käufer mit 95Iinnen
ju fd^müdcn unb baS ^fingftmunber burd^ Stojen
unb anbere SBIumen ju f^mboliftren, toeld^ t)on
ber S)edfe beS ftird^enfd^iffeS l^erabgeftreut tovcAm.
3ur 93eranfd^auli(|ung beS gfeftgc^eimniffeS bien*
ten aud^ brennenbe SQBergfloäen, eine 2:aube ober
Saubenfigur, meldte in bie ftird^e l^erabgelafjen
lüurben, unb ?p§faimenfd^oE 3ur ©equeng (ftgL
Durandus, Bationale div. offic. 6, 107, 11;
Martine 1. c. 542); anbere SJoIfSbröud^e an
^fingften f. in bem ^rt. gefte H, n. 9 (ob. IV,
1417). [St, ©d^b.]
W^mftfefi bet S^itbett, f. g?efte bei ben 3uben
IV, 1439 f.
'^itgSfeqtteit), f. ©equenjcn.
^^^f, ein terminuB technicus ber &iß
unb 9KoroI, bejeid^net bie burd^ ein et^ifd^ (Se-
fct begrünbete SJerbinbUd^feit einer ^[Serfon }«
einer §anblung ober Unterlaffung. ®em S3egtiffe
ber ^pid^t correlat ift ber begriff beS »e(^tel
Unter Wed^t Derftel^t man nämlid^ bie bur^ ein
etl^ifd^eS ®efe^ begrünbete 99efugni| einer ^cn
JU einer beftimmten ^anblungSttjeife. 3P JW"
3. S. iemanb befugt, eine ^aä)t Don etnem änbem
^flid^t.
1978
nrlongen, fo ergibt fid^ für ben Settern bie
f^\, bie @Qd^ bem 93efugten }u geben. — 3n
obigen Speditionen Don Siedet unb ^flid^t
n ftd^ bie SBorte „etl^ifd^ ®e[e|'' unb ^^r-
. Siefe geben fd^on genügenb }u erlennen,
Don Stecht unb ^flid^t nur bei SBefen Siebe
fann, rotlä^t ber et^ifd^en Orbnung unter*
i.oIfobeiöemünftig-freienSOBefen. ®q8 Silier
tt)ie feine Sflid^ten, fo aud^ leine Siedete, unb
)Iid^ bed 93er]^öltnif{ed }tt)ifd^en SRenfd^ unb
r fann num (im ftrengen @inne bed Sßorted)
[ogen, ba^ ber SRenfd^ ^flid^ten betreffe bed
red l^at, leinedmegS ^flid^ten gegen baS Xl^ier.
vernünftig freie &ef en, }u tteld^en ber Stenfd^
ttlid^e Segiel^ung treten lonn, erfd^einen im
einen (Sott, bie 9JHtmenfd^en unb bie eigene
on. S)aran fnüpft fid^ bann aud^ bie alte unb
ttfame Sintl^eilung ber Jßflid^ten bed 3Renfd^en
flid^ten gegen (Sott, ^d^ten gegen ben SRit*
d^en unb $j!id^ten gegen ^d^ f elbft. 3u ^öd^ft
t bie Sjüd^ten bed SRenfd^en gegen ®ott, j[a
fann fagen, ba| alle ^fii(|ten thttt ^jlid^ten
t (Sott ^, fofem biefer bem SD^enfd^en aQe
^ten als Don (Sott ouSgel^enbe unb auf il^n
iiltig l^injielenbe auferlegt l^at. Senn (Sotted
e ift ber eigcntlid^e €u3gang8punft aQer
l^ten, unb bie Erfüllung biefeS SBiSenS baS
:e unb le^te 3ic^ ötter $jlid^terfüflung. 3n-
t fmb nid^t alle ^flid^ten gleid^ unmittelbar
9ott gerid^tet, unb be^^lb f d^eibet man unter
t eine Sleil^e als birecte ^flid^ten gegen (Sott
neben benen bann bie ^flii^ten gegen bie
nenfd^en unb gegen bie eigene ^ßerfon ald be«
rre Slrten erfd^cinen. ®ie birecten ^flid^ten
t @ott jtnb bie S^orberungcn, toeld^e bie fog.
18 religionis, b. 1^. bie €ugenb ber ®otted«
irung, an ben SReufd^en ft^. 2)ie Uebung
rirtus religionis fd^lie^t in fid^ baS (Sebet
dt bem öffentlid^en unb gemeinfamen ®otted«
t, bie Sfeier ber ©onn» unb Sfefttage, fotoie
>eilig]^altung bed (^beS unb bed (Selübbed.
er d^riftlid^en ÜRoral, tt)eld^e primör baS über«
rlid^e fieben bed SRenfd^en in Setrad^t giel^t,
en aber Dor ber ermöl^nten virtus religionis
bie brei göttlid^en Sugenben eingel^mb be«
elt, meil fte tmS gang unmittelbar mit (Sott
bem Url^eber ber übematürlid^en Orbnung
nben. SBeil aber gerabe bie IBerbinbung mit
als bem Url^eber ber übematürlid^en Orb«
I baS Srftgetoollte auf @eiten ®otted ift, bem
anbere ifyxn beS Snenfd^en nur als SRittel
Stotd 5U bienen l^t, fo ergibt fld^, ba^ bie brei
id^2:ugenbenbie ]()öd^ften ^flid^ten beSäJlen-
inöoloiren, — Sejüglid^ ber ^fßd^ten gegen
Ritmenf d^en gilt ber ©afe: ®u f ottft ben 5Räd^-
[ieben mie bid^ felbft. ^mit mirb aber nur
Befd^affenl^eit ber 92öd^ftenliebe, nid^t bereu
nfität beftimmt. S)a nömlid^ alle aRenfd^
!be Seftimmung l^aben, fo mu| j[eber bem
m boSfelAe ®ute mollen ttie fic^ felber ; ba
ber eine mit bem anbem nid^t ibentifd^, fon«
bem nur il^m öl^nlid^ ift, fo brandet feiner bem
anbem bie (Süter mit berfelben 3ntmfttät }u
ttoOm unb SU Derjd^ffm toie fid^ felber. S)ie 9rt
ber Siebe unb ber SiebeStl^ätigf eit bem SOtitmmfd^m
gegenüber toirb burd^ bie ob^ectiDe Sefd^affml^eit
beS SRitmmfd^, bturd^ feine SebmSlage, burd^
feine foriale Stellung u. f. tt. nöl^er beftimmt : il^
@törie bagegm l^öngt Don ber innigem ober lofem
IBerbinbung gwifd^m bm betreffenbm SRmfd^m
ab. — Sexüglid^ ber ^id^ten, meldte ber SRenfd^
gegm fi(^ felbft ^at, fönnte man geltenb mad^m,
ba| lebe ^flid^t ftd^ auf eine anbere ^rfon be-
gießen müfle, tteld^e Siedete gegen unS l^t, ba|
alfo ber SRmfd^ ^flid^tm gegm fid^ felbft nid^t
l^abm förnie. S>aran ift in ber %f)at baS SBal^re,
ba| bie ^id^ten beS SJimfd^m gegm fid^ felbft
eigentlid^ eine befonbere Sirt Don ^flid^tm gegm
(Sott finb ; fte gel^m nömlid^ l^erDor auS bem SSer«
^öltniffe beS eingelnm SRmfd^m gu (Sott als bem
abfolutm ^erm über baS fiebm beS SRmfd^m unb
aQeS baS, ttmS baS Sebm in fid^ birgt. (Sott ift
be^l^alb befugt, Dom SRmfd^m }u Derlangm, ba|
er jein Sebm erl^alte, SRö^igfeit übe u. f. f. So
laffen fid^ aOe eingelnm ^ßid^tm beS SRmfd^m
gegm jid^ felbft auf ^jlid^tm gegm (Sott gurüdt-
füfren. 93on ^flid^tm beS 3!ltn]fyn gegen fid^
felbft fann man aber aud^ fpred^, inbem man Don
oer Srmögung auSgel^t, ba^ im (Seifte (SotteS ein
3bealbilb iebeS eingelnm SRmfd^m eiiftirt, meld^eS
bm eingelnm SOtmfd^m in ber gerabe il^m Don
®ott gugebad^tm IBoIlfommenl^eit barftdlt unb
gerabe in il^m reolifirt fein milL Sie Slealiflrung
beS äbealbilbeS erfd^eint bann als Inbegriff ber
^jlid^tm beS anmfd^en gegm P felbfi (Snblid^
aber fann ber SRmfd^ noq auf ®mnD ber 93iel«
fettigfeit feines SBefmS fid^ mit einem £]^eile feines
SBefenS einem anbem SCl^eile beSjelbm gegm«
überfteQm; ber eine Zl^il fann auf ®mab ber
Orbnung, bie im SRenfc^m l^errfd^m mu^, gett)if[e
bered^tigte Snfprüd^e gegm bm anbem Sl^etl
erl^ebm tmb geltenb machen. Saburd^ mtftel^^
bann gemiffe IBerbinblid^feitm beS einm Sb^eilS
gegm bm anbem, meldte man als ^flid^tm beS
ajimfd^m gegm fid^ felbft bejeid^ei
^u^er ber gmanntm mid^tigftm (Sintl^eilung
merbm bie ^ftid^tm nod^ eingetl^ilt 1. in natür«
lid^e unb pofi^t ^flid^tm (officia naturalia unb
poBÜdya). Sie erftm ftnb bie auS bem 92aturgefe^,
bie le^m bie auS bem pofttiDen (Sefe^ (f. b. 9rt.
®efe^) mtfpringmbm ${Iid^tm. Sie natürlid^m
^flid^ten rotthtn mieber etngetl^lt in negatioe unb
affirmatiDeMid^tm,ienad^bemfie}urUnterlafTung
ober gur IBou^iel^ung einer ^anblung Derbitioli($
mad^m 5DUt ber (Eintl^eilung in negatiDe unb af-
firmatiDe ^flid^tm fallt faft DoSftönbig gufammm
bie (Eintl^eilung in abfolute unb l^Qpotl^etifd^e
$flid^tm : benn bie negatioen ^jlid^tm, Don bmm
gilt, ba^ fte semper et pro semper DerpHid^tm,
erfd^einm gerabe ^ierburd^ als abfolute ^flid^tm ;
bie affirmatiDm $flid^tm ober, Don bmm gilt,
ba^fie semper, sednon pro semper Det)>fli^tm
1979
^fli^l, c^elid^e — ^flug.
IdSO
(b. 1^. bafe bcr aWenfc^ amor immer an fic gcbunbcn
bleibt, fic o*cr nid^t in jebcr Seben§Iagc, fonbem
nur bei gintritt getoificr Sebinöungen ju erfüllen
^at), erfd^einen gerabe ]^ierburc| qI8 l^tipotl^etifd^e
^Pid^ten. — 2. Urjprünglid^e unb abgeleitete
^flic^ten (officia originaria sive connata unb
officia derivata sive adventitia). ®ie erften
grünben fo unmittelbar in ber menfd^Iid^en 5iatur
unb beren wcfentlid^en Sejiel^ungen, ba^ in il^rem
©id}geltenbmad^en einzig unb attein baS mirflid^e
S^afein beS SWenfd^en nötl^ig ift. ®ic lejteren ent-
fielen auf ®runb öon Sejiel^ungen , bie nid^t
gleid^ mit ber menld^Iid&en 5Ratur al§ fold^er ge-
geben finb, oielme^r al§ tixoa^ Kontingente^ ge-
rabe an biefen ober jenen Wenfd^en l^erangetreten
finb. ©0 bilben fic^ 5. 93. burc^ gontracte you
jcften oielen ÜKenfd^en Sejiel^ungen, »eld^e atö
feine§tt)cgS jur menjd^lid^en Diatur im 3lttgemeinen
gel^örig erj^einen ; ber eine SKenjd^ l^at fold^e 93e-
jie^ungen, bcr anbere nid)t. S)ie auS fold^en IBe-
^iel^ungen ]^ert}orge]^enben 93erbinblid^!eiten nennt
mon officia derivata sive adventitia. — 3. 6r-
3tt)ingbarc unb nici^t erjwingbare ^flid^ten (officia
obnoxia unb officia non obnpxia). 93ei ben
erfteren fann ju il^rer Erfüllung red^tmäfeigertteife
Sttong angettjenbet »erben, wäl^renb biefeS bei
ben Unteren nid^t ber xSoHi ift. S)ie erfteren werben
QXiä) n)0^l officia juridica sive justitiae, bie
(enteren officia mere ethica genannt. ^i\\6) nennt
man bie eqteren officia perfecta, locil bie 6r-
^mingbarfeit al§ eine SSoUfommen^eit be3 ^fiid^t-
öerl^ältniffcS erfd^eint; bie legieren l^cifeen bonn
officia imperfecta. — Ueber bie jog. $flid)tcn-
coUifion f. b. 5(rt. SBiberfprud) ber ©efc^e unb
^5flid}ten. (9}gl. au^cr ben größeren fat^oIi)d)cn
^JD^oralmcrfcn älterer unb neuerer S^xi nod) ®ut=
beriet, etl)if unb 9ioturred^t, 3)Mnfler 1883;
Sommer, (5t)ftem ber 5}l)iIo]., 4. ^Ibtl^., fünfter
unb ^^abcrb. 1886; Theod. Meyer S. J., In-
stitutiones juris naturalis, Friburgi Brisg.
1885.) [I?irjd)famp.]
^ftm, el^elid^e, f. g^e IV, 151 f.
^fti^tmtet^xe, f. gtl^if unb 5KoraIt]^eoIogie.
"g^jflTitg ($fI"0O/ 3u(iu§ ö., lejter fotl)0-
lifd^er 33ifd)ot öon Dkumburg-Sei^ (f. b. 5lrt.),
mor 1499 ju g^tfira bei ißeipjig oI§ ©ol^n be§
(5;ä)or ö. $pug, meldjer 1519 oI§ l^erjoglidier
gommiffar ber Seipäiger ®i§putotion beimobntc,
geboren. Sr mad)te jeine l^umoniftifd^en (gtubicn
unter $eter TOofellonuS in Seipjig, mo er a(§ elf-
jäl^riger ffnabc immatriculirt lourbe, bann tjon
1517 an in ©ologno unb ^abua. ^(§ Doctor
juris im 3. 1521 au§ ^tolien jurürfgefel^rt, er»
t)ielt er ju feinen bisherigen ^frünben an ben
2)omen ju TOoinj, TOerfcburg unb 5Wei^en im
3. 1532 aud) bie ^ropftei ju Seife. 3n ber 3:^eo-
logie mor er meift ^utobiboft ; bal^er jetgte er bei
aufrichtig fatl^oUfd^er ©efmnung eine gro^e bog-
matif(|e Unfid}er]^eit. (Sein öielfeitigeS SBiffen,
fein milber, liebenömürbiger g^arafter unb feine
biplomatifd^e ®emanbtE)eit liefen il^n in ben klugen
RaxU V. befonbcrd geeignet erf deinen, bei bes
Derfd^iebenen ^u8gleid^§))erfud^en itDi\ä^ ben
ff atl^olifen unb ^oteftonten oerfdl^nenb ja ttrirlm.
®a^er t)ertrat er mit (&d unb ® ropper (f. b. Sttt)
bie fatl^olifc^e @ad^e auf bem 9teIiQion§ge{j)rö4 pi
SlegenSburg (Wai 1541), aOerbingS im Simteber
l^alblut^erifd^en SRed^tfertigungSIel^e @ro|)pcr§ ^.
b. 3lrt. V, 1290). ©ünfttger Urtivit ^ietöber
9{. $aulud, Snid^ael ^elbing^ ein ^rebiger imb
93if(^of be« le.^a^xf)., im ^^ftat^olif-' 1894,11,
41 7 f. S^aS aiefultat be§ 9leIigion§gef)irä(^ M,
ba @df öfters franf unb bur$ ©ropper unb ba
Don biefem geiftig gan} abl^dngtgen ^flug üiei^
gel^emmt mar, baS „%egen3burger Snterim' (f.b.
3lrt. VI, 826), ber SReid^StagSabf d^ieb öom 29,3um
1541. 3um®lüdfurbicffat]^oIifenle^nten2iil|(r
unb ber ffurförft 3o)^ann (^riebrid^ Don So^K
meldten bie bort gemad^ten n)eitge]^nben S^
ftönbniffe nod^ ni^t genügten^ oSUS 9ta(^gto
il^rerfeitS ah. gdC proteftirte gegen ben Steid^Slogg-
abfd^ieb, ©ropper unb $flug fud^ten fl4 hi einer
gemeinfamen ©d^rift ^u red^tfertigen (f. b. Sit
@ropper). Jhirj Dorl^ Oon. 1541) loar^fliig
t)om Somcapitel ju 9iaumburg einfttmmig al§
Sifd^of gemöldlt morben; aber ber Jhtrfürjt, rodifa
ba§ t^od)ftift ein^iel^en mollte, lie^ tro^ barSitter*
ceffion beSftaiferS (am 20. 3an. 1542) benSöo«
Iau§ ^mSborf (f. b. ^rt.) burd^ £utl^er al§ IBW
einfül^ren. grft nad^ bem @ieg be§ JfoijerS ki
3Kül)lberg (24. «pril 1547) fam $fiug in bm
bauemben Seftfe feineS Si§tl^unt§, nkidffSi oto
injttJifd^en ganj proteftantifd^ geworben loar. Mf
S5erfud)e, baSfelbe jur ßirc^e gurüdf^ufütaii,
fd^eiterten. 9?ur im 3)ome ju ^Jiaumburg unb in
ber ©tiftSfird}e ju S^ife mürbe bcr fat^olijcbe
®ottc§bienft mieber eingeführt. Sic ßlöfier Mi^
benaufgel^oben, unb il^re ®üter würben jumÄoBi»
mergut gefd)(agen. ©d)on im Saläre guöor(1546i
ttor $flug mieber auf geforbert morbcn, einem pti*
ten Weligionsgefpräc^ in5Regen§burg ju pröfibiren.
Sr lel^nte ob mit ber priüatim gegebenen 3Äoti«
üirung : SBürben bie ffatl^olüen einen Sergleii^
eingel^en, fo fönnte ein folc^er nur mit unbilligai,
ber fatl^olifd^en Religion jutniberlaufenben &*
bingungen gefd^loffen toerben; mürben fie i^n niifct
eingelien, f 0 fei ® ef a^r, bap c§ ju ben 9Baff en fonunt
(^oftor [f. u.] 306 f.). S)ie mopgcbenben pio«
teftantifd^en dürften unb il^cologen Rotten aber
im 98orou§ ben SBiUen, e§ nid^t gu einem Ser=
gleid^ fommen 5U laffen ; unb f 0 Iö§te fi(§ fcit
gonferenj ol^ne Sefultat auf. %ud) ^u bem^lug^
burger JReid^Stag (6ept. 1547) mürbe ^flug doc
ftaifer berufen. %üx biefen arbeitete er eüi cra^
fü^rlid^e§ ^romemoria ou§ (Raufen [f. u.] X, 2,
68 ff.), erfd^ien aber auf bemfclben erft, nod^
er bereits geroume Seit im ©ange mar. S)a§bDrt
formulirte ,,3ntenm" (f. b. «rt. VI, 828), wd'
d^eS am 15. a)Joi 1548 ben bafelbft öerfammdt©
SReid^Sftänben publicirt mürbe , erfüllte wie ollt
^olben 5DZoferegcIn feinen Sxüzd nic^t, fonbem rief
nur neue ©treitigfeiten l|crt)or. ^ug anttoorldt
1981
^frünbc — ^^acce.
1982
Quf eine Don ben {öd^ftfd^en ))rotcftQnti}(^cn 2:^co-
logen gegen baS Sntertm gerid^tete Sd^tift mit
einer ^Darlegung ber fatl^olifd^en Se^re Don ber
Sted^tfertigung, Don ber Siebenja^I ber Sacra»
mente, ber l^eiligen SReffe, ber ^eiligenDerel^nmg
IL f. ». Oanfen X, 2, 88 f.). S)afür mürbe er mit
bcm ftaifer in einem proteftantijd^en ^ampl^Iet
angegriffen :
äuliud $f[ug, ber lofe Sop^ift,
3ft Ud unb flola auf feinem aUifi ($apor 896).
Um bem jlaifer feinen Dorgeblid^ guten SBiUen gu
geigen unb bod^ anbererfeitd bie Unmögü^feit ber
S)urd^fü]^rung beS Interims gu bemeifen, berief
fturfürft 99{ori^ Don Sad)ien IBifd^of ^^{lug unb
ben Sifd^of Don ^Reißen gu ißer^anblnngen nad^
^egou (23. a«guft 1548). ®ie erflärung ber
betben $ralaten, ba^ für bie im 9ug§burgcr 3n-
terim enthaltene 2)ulbung ber ^^^ricfterel^e unb beS
Saienlelc^eS bie ©enc^migung be§ ^ßopfteg notl^'
toenbig fei, mar bem fd^Iauen ffurfürften gang er«
munfd^t. ^ad) ben Dergeb(id)en ißerfud^en, eine
(Einigung gu erzielen, mibmcte ^^flug fid) faft aii^
f4lie|lic^ ber @orge für fein SiSt^um. %l^ er
1549 aUe feine Pfarrer nad^ 3(i( fommen Iic|,
um ftd^ über il^re Oualiftcation gu informircn,
fanb er^ toie er an ^4.^apft SnliuS III. berichtete,
QÜt bid ouf einen Der^eiratet unb entfdjloffen, lieber
mtf i^r ^mt alg auf i^re grauen gu Dergic^tcn.
9te er fat^olifd^e $riefter gu geminnen fud^te unb
Rd^ be^l^atb an feine t^reunbe Soc^löud, SBi^el,
^Ibing, @rop))er manbte, fonnten il^m bicfe bei
bem allgemeinen ^^rieftermangel nur Dier Der-
fc^ffen. Unter bem ßinbrudt bicfer troftlofcn 9?er«
^(tniffe Dertoenbete er fid^ burd^ feinen Sicar 3o»
l^n SBeibemann bei ben Sarbinöten S3urgenft§
unb $o(u3 für bie ©eftattung ber $rieftere^e, ob-
f4on er unbebingt ber ß^elofigfeit ben SSorgug gab
(3önfen X, 2, 123), mic er auc^ fd^on frül^er bie
Snfic^t au§gefprod^en l^atte, ba^ burc^ bie ©emö^»
rung ber Q^ommunion unter beiben ©eftalten Diete
Sd^monfenbe bei ber jtird^e erbaltcn merbcn fönn«
tcn (Saufen X, 1, 69). ©ein Sßerfud^, eine tl^eo-
logifd^e fiel^ranftalt gu grünben, moUte nic^t red^t
gebeiben ; bagcgen unterftü^te er Stubenten feiner
S)i5cefe, meldte anfatl^olifc^en^nftaltenftubirten,
tro| feined geringen Sinfommend burd^ @ttpen-
bien. ^m 20. 9bDember 1551 erfd^ien er auf bem
Goncil Don Orient, ret§te aber, förpcrHd^ leibenb,
ba(b mieber ah, 3n fein 93i§t^um gurüdtgefebrt,
mugte er bie jfrönfung erleben, ba| ber jfurfürft
Suguft Don Sac^fen tro^ feinet S9tberfprud^§
1553 in 3«ii/ ber bifd^öfUd^cn Siefibeng, ein pro»
teftantifd^e^ donftftorium einfette unb bie Sat^e«
brale gu 92aumburg bem Simultangebraud^ gu-
toieö. aiS ^iuSlV. ibm (1555) feine Cr^ebung
auf ben pö))|tlic^cn Stul^l angeigte, nannte er be-
geid^nenb genug feine 2)iöce|e reliquiae ecclesiae
Nnmburgensis. 9Im 4. gcbniar biefeS 3ol^re§
^ielt er in ber ©tiftäfird^e gu Seife ein ©cncral«
copitel, in tteld^em er eingebenbe unb gmedmößige
Serorbnungen für feinen Stift§cleru3 gab. Um
biefe 3(it ftanb er mit SanifiuS unb StaniSIaud
^oftud in brief lid^em ißerfe^r, meldte großes SJer*
trauen auf feine genaue jlenntnig ber fdjmierigen
SSerbältniffe festen. 3m 3- 1559 battc ^flug ben
äBunfd^ auSgejprod^en, einen coadjutor cum jure
successionis gu erbalten, um bei feinem 2U)be bad
Stift nid^t in proteftantifd^e ^önbe faQen gu laffen.
3m 3. 1561 moUte er gu ©unften feinet bei ben
^at^olif en beliebten unb angef eigenen ^ombed^anten
$eter Don 9}aumar! refigniren ; eine SRef olution
erhielt er nid^t. 6r ftarb in 3(ife om 3. September
1564 im 61. fieben§ia^re unb fanb in ber Stifte«
fird^e fein ©rab. Selbft feine ©egner fd^öfeten ibn
mcgen feines lautent (J^araftcrS, feineä untabel»
lauften fiebend unb feiner aufrichtigen Uebergeu-
gungStreue. ©egen feine Untertbanen mar er tro|
4irer SBiberfpänftigfeit in religiöfen Singen ein
milber, geredeter unb treu beforgter £anbe§fürft
gemefen. 9loc^ in feinem 2:citament gibt er feiner
iinbönglid^feit an bie jtird^e ^luSbrudf, inbem er
auf bie geboffte Keftauratiou einiger filöfter 9tüd>
ftd^t nimmt unb für Sanbibaten ber Sl^eologie,
meldte bei ben 3efuiten in ftöln i^re ©tubien
macbcn follen, Stipenbien au§mirft. 6r ](|intcr»
lie^ eine Steige Don lateinifc^en unb beutfd^cn
Sdjriften liturgifd^cn, bogmatifd^en, parönetijcben
unb firc^enpolittfd^cn 3nbalt3. 3^re 2:itel bei
grfd^ unb ©ruber, 3.©ect.XXI, 251 f., 9lnm. 10
256, mo 246ff. einelBiogra))]^ieau§!at]^olifd^erunb
252 ff. eine au§ proteftantifd^cr Qfeber. S)ann fmb
Dorl^anben ca. 115 Sriefc an ü^n unb Don il^m,
meiftenS in ber ©ammlung Epistolae Petri Mo-
sellani ... ad Julium Piiugium, ed. Müller,
Lips. 1802. — aßeitere Literatur: ber 9lrtifel
in 3lfd^bad^8 Äird^enlejifon IV, a)laing 1850,
530-533; 51. 3anfen, SuIiuS ^ug. gin Sei-
trag gur ©efd^id^te ber ^irc^e unb |)!ioliti! 2)eutfd^«
Ianb§ im 16. 3(i^r]^., in 9^eue äJlitt^eilungen au8
bem ©ebiet l^iftorifc^-antiquarifd^ier gforf^ungen
X, 1, ^a\it 1864, 1—110; 2, 1—212; Se-
rid^t über bie SBal^l unb ginfül^rung %mdborf§ in
9laumburg, ebb. II (1835), 156—228; «paftor,
2)ie ürd^Iid^cn KeunionSbeftrebungen mö^renb ber
Regierung Äarte V., J^reib. 1879. 93gl. aud^ bie
Literatur über bie Dcrfd&iebenen 3nterimc. [SBeber.]
'^frftttbe, f. Beneficium ecclesiasticum.
^ixünbevetmi%en^ f. JlircbenDermcgcn unb
Peculium cleri.
'^I}acee(fpr. ^^afec) ober ^ e f a 1^ (^n?., <I>axee),
im %, %, ber ©ol^n StomeliaS', Dfficicr in ber
l'eibmad^e bed iSraelitifc^en jifbnigd ^l^aceja. Der«
fd^mor fic^ mit f ünf gig feiner Sanbeleute au§ ©alaab
gegen baS fieben be§ fcönigS, töbtete biefen in feinem
^alaft gu ©amaria unb ri^ felbft bie fiönig§*
mürbe an ft^ (4 ßbn, 15, 25). 2)en ufurpirten
Sl^ron mu^te er 29 3al&te gu behaupten (4 Äön. 1 5,
27—31 ; 16, 1); bie Eingabe, ba| er 20 3al^e
regiert f)aht (4 ftön. 15, 27 ; Dgl. Sß. 30), ift al8
©c^reibfel^Ier aufgufaffen. S)o eS aber an miber»
ftrebenben glementen in feinem SReid^e nic^t fel^Ite,
fo \\xd^U er biefe auf boppelte SBeife unfc^blid^ gu
1983
^l^aceja — ^l^olanfterioner.
1984
mad^en ; er öcrbünbcte pd^ mit SRofm öon ©omaS-
cu8, um einen mäd^tigen Jlad^bor als IBefd^ü^
}u l^ben, unb untemal^m mit biejem SRaubfriege
gegen 3uba, um fid^ populär ju mad^en (4 Äön.
15, 87). gmftli(^e Angriffe auf 3uba^8 ©eft-
ftönbigfeit öerl^inberte öorerft nod^ bie ftarfe unb
gielbettju^te SRcgierung Soatl^omS, öon »eld^er
2 ^. 27 eraö^lt ; atö aber biefer geftorben unb
fein fd^toad^er ©o)^ ^Id^aj auf bcn Sl^ron ge«
langt »ar, l^ielten bie SJerbünbcten bie Seit für
gefommen, um ber babibifd^en S)9na[tie ein @nbe
ju mad^en, unb fielen mit üereinten ©treithröf ten in
baS ßanb 3uba ein (4 ftön. 16, 5 ff. 3f. 7, 1 ff.).
Std^aj^ feeer fonnte fie nid^t aufhalten; na^ fteg-
reid^en &efed^ten erfd^ienen bie Sßerbünbeten öor
Serufalem unb belagerten e§, um nad^ ginnal^me
ber ©tabt einen neuen ffönig, ben©o]&n be« labael,
auf SDat)ib§ Xl^ron ju fe^en. Obmol^l ^ä)ai gur
SSertl^eibigung ber ©tabt öortrefflid^ 9lnftalten
getroffen |atte, befd^lo^ er bod^, nunmel^r ^ff^rien
um ^ilfe anjurufen. ®em ^Iff^rer tt)ar bie ®e«
legenl^eit, in bie meftaftatifd^en ^ngelegenl^eiten
einzugreifen, toittfommen; er rüdtte alfobalb l^eran,
unb fo fallen SRafm unb ^l&acee, im JRüdtcn ge«
föl^rbet, ftd^ genötl^igt, bie ^Belagerung auf^u»
^eben. 3um (lrfa| fud^ten fie ^d^aj unb feinem
93ol! möglid^ft gu paben. 2)ie ^eere StafmS unb
^l^acee^S gogen plünbemb unb morbenb burd^'ö
Sanb unb brangen bis 3lila (f. b. 3lrt.) öor, eroberten
bie feafenftabt unb gaben fte ben 3bumöem jurüdf.
®iefe benujten bie ©elegenl^eit, il^rer alten Staub-
luft nad^guge^en, unb ergoffen fid^ plünbemb über
baS jübifd^e Sanb j baS 9lämlid^e tl^aten im SBeften
bie ^l^ilifter unb eroberten ben il^nen junä^ft ge-
legenen Sanbftrid^. ®ie^ ttjor möglid^, meil ber
afjt)rifd^e (Sro^fönig Dorerft anberttjcitigc Erobe-
rungen unternommen l^atte. 3m 3- 734 erfd^ien
er jebod^ tt)ieber in ^alaftino, bie^mol mit ber
nid^t unbcutlid^en ^bfid^t, 3Srael fommt 3uba
ein 6nbe ju mod^en. Soß ©c^redfen fonbte Sld^aj
il^m bie ftoftbarfeiten, »ocld^c fid^ im Sempelfd^o^
f ottJic in feinem eigenen ?paloft t)orf onben , unb
erfaufte fidf) bamit feine Qfrcunbfd^aft. S)er ^fjt)rer
50g nun öermüftenb burd^ boS Dftiorbanlonb unb
bie S^orbl^älfte oon 3§rael unb oereinigte beibe
^roöinjen mit feinem SReid^e, inbem er il^nen
afft)rifd^c ©tatt^olter gob. ©omaria bagegen griff
er für bicfemol nid^t on, meil bie Sßorgängc in
3Srael feine ©oattJtfd^enfunft unnötl^ig matten.
®er SSerluft ber beiben tt)idf)ttgen Sonbfd^often
l^otte bie ^l^acee obgeneigten Elemente in 3Srael
gum aiufftonb getrieben, unb im ginöerftänbni^
mit liglat $iIefor fanb fid^ ein TOörber Ofee,
ber ©obn gla'S, ber on ^l^occe tl^at, mie biefer an
^l^acejo gel^anbelt l^atte (4ffön. 15,30). 3)er
^Iff^rcr begnügte fid^ bamit, auf bem Xl^ron öon
3Srael eine il^m gefügige Kreatur ju ttJtffen, unb
tiftete bem SReid^e 3§racl ein fümmerlid^cS 3)a-
ein, nid^t ol^nc auf feinen uuS cr^oltencn 3n-
d^riften ben 3:^rontt)erf)fel bofelbft olS fein ffierf
unb olS einen Erfolg feines ffriegSjugeS barju-
ftellen (©d^raber, fleüinfd^r. unb «. S. 260;
Sßindtler, ®efd^. Sab^lonienS unb «ffl^S, &ip-
}tg 1892, 228). [(Taulen.]
'^IJaceia(fpr.$]^feio)ober^efa^ia]^(n:r^i),
im % Z. ber ©ol^n J^önigS SRana^em Don 3«-
rael, folgte feinem SJatcr auf bem Iljron (760),
UHnrb aber im gmeiten Saläre feiner gottlofen 9te>
gierung Don $^acee um 2:|ron unb Seben gebro^t
(4 ftön. 15, 23—26). [ffaulen.]
"^I^abtitßeriaiter leiten bie in ber ex^
^ölfte biefeS 3a]^r]^unbertS in tjfronfreid^ ^elüo^
tretenben änl^önger beS gourier^fd^n f ocialen 69-
ftemS, meld^eS bie ^erfteüung ber „angemeina
Harmonie'' mittels etner l^erord^ifd^ ©liebentng
beS gangen 9Renfd^engefd^leci^teS in ^^l^angen'
plante. Sejtere follten auS ie 1600—1800 ^
fönen {eben SilterS unb Sl^c^erS gufammen-
gefegt fein, j[ebe $^lange eine Dottftänbige focidc
unb inbuftrieSe ^örperfd^aft borfteUen unb einen
großen ©efellfd^ftSpalaft, ^fßl^alanfterium' (ogL
Oh. Fourier, Oeuvres compl. , Paris 1841
k 1848, IV, 437 ss.; VI, 110 ss.) heaniffm.
El^. gourier (1772— 1837), öon feinen «lüjän-
gem als ber „El^riftopl^ SolumbuS ber fociolen
SBelt" (Ferraz, Histoire de la philosopMe eo
France au XIX« siöcle I, 3« ed., Paris 1882,
142) gepriefen, fafete 1799 ben erften 8e-
banfen jur Errid^tung feiner „focietörcn", auf i»
„leibeufd^aftlid^Sln^ieJ^ung" berul^enbenOrgom»
fation (Oeuvres I, p. V). 3)ie erfie S)arleguw|
feines ©pftemS, meldte er tnbe| fpöter felbß oB
einer gön^lid^en Umarbeitung bebärftig bejeid^
(I, p. Vni), gab er in feinem SBerfe Theoriedes
quatre mouvements (1808). 3)ie d^rafterijü»
fd^en TOerfmale ber focialiftifd^cn Sl^coricn ber
JJcujeit: rabicale ffritif an ben biSl^erigen An«
fd^auungen unb Suftänben, rüdfid^tSlofe, ja bis-
meilen fd^amlofe Emancipation Don allen gelten»
ben morolifd^en unb red^tlid^en Segriffen, wr*
blüffenbe Suöerfid^t in ber Darlegung ber eigenen
unreifen 3been unb utopifd^en SufunftStrmnne,
mad^en fid^ on §ourier in befonberS ftarfcm Srobe
bemerflid^. ®ie ^ouptgebonfen, bie er ausfüitt,
finb : ®ie bisherige (Sefettfd^af tSorbnung ber ciöifi*
firten Sönber ift bie ,,Derfe|rte SBelt" (VI, 219).
©ie fielet oielfad^ nod^ unter bem Swftanbe bet
ffißilb^eit. ESfel^ltebiSl^erbiemal^ „©efcEj^aftS«
tl^eorie" unb bie malere „Slffociation", ol^etoek^
bie TOcnfd^en im gefeHfc^aftlid^en 3ufammenlebai
ein „©d^longengejüd^t" bilben (HI, 146. 170;
III, Suppl. 39). 3)ie 400000 »änbe ^üo-
fop^ie, tt)cld^e bie Sßorjeit in unferen Sibliot^
angel^öuft l^at, fmb nur „eine berbcmütl^tgenbe
9^ieberlage üon ffiiberfprüc^en unb Srrtpmem'
(HI, Suppl. 23. 27. 68. 256 etc.). S)ie ttKi^n
2lffociation, meldte fid^ gegenüber ben „ungetoijfen*
früheren TOetl^oben „matl^ematifd^* unb „geo*
metrifd^" (III, 341; I, 11 s.; m, Suppl 24)
borlegen lä^t, ift bie burd^ baS freie ©piel ber
Seibenfd^aften, meldte in bem gefeHigen Sufojnmen»
leben fld^ gegenf eitig f elbft auf 8 SBefte regeln (III,
1985
$]^QlanfteriQner.
1986
Supp]. 71), gefnüpfte unb in ^Betrieb erl^oltene.
S)ie »leibenf^ftlid^e (burd^ bie Seibenf^|ten 6e-
buigte) Sn^iel^ng" bilbet gletci^fatn ben ;3Quber-
ring, burd^ meld^ (Sott bie 2BeIt regiert unb bie
moroltfd^ unb feciale Orbnung aufredet erl^ält
(ib. et m, 246. 248. 292). 2)ie gur Silbung
eined einfachen fodolen Körpers, einer „l^udlid^en
Harmonie" erforberlici^e %^a\)l k)er[(i^iä)ener @^a-
lofttre betrögt 810. 2)iefe 3al^l mu^, ha ungefäl^r
Me^Ifte ber Wenfd^l^eit enttoeber seitn)eilig ober
fiir immer untauglid^ ift, bie DoUe feciale Xl^ätig»
frit )u enttoideln, ))roftifd^ auf 8 2)oppeIte erl^öi^t
toerben, fo ba^ gu einer Douftönbigen ^l^alan;
dum 1620 ^onen gel^ören (IV, 440 bs.). 2)ad
ffit baS ©etriebe einer ^l^alan^ gutröglid^e (gebiet
letr> ettoa eine fran)öftfd^e Ouabratmeile (IV,
425 88.). 2)ie Ihtnft ber focialen Orgonifation
befielet in ber erften ^uSmal^I unb 3u|ammenorb'
snmg bed geeigneten, bie nötl^igen Serfd^ieben-
beiten in 9(nlagen, j{enntnif|en unb Sl^arafter bar«
^enben ^ßerfonafö. @inb Die ^l^alangen einmal
gebUbet unb im 3uge, fo beforgt bie „äJled^anif
ber fieibenfd^aften", toofem man biefelbe nur frei
»irfen lägt, aEeS Uebrige auf^S iBefte. gS toerben
^ fär bie oerfd^iebenen 3toeige aQer menfd^Iid^
Skfhebungen Serien tmb ®ru))pen bilben, an
beren ^@i|ungen'' bejm. arbeiten bie (Einzelnen
nad^ 9ieigung unb Anlage bauemb ober Dorüber«
gel^enb fid^ betl^eiligen. 2)er SOtotor, tt)ie beim
gangen, notl^menbigermeife immer l^ormonifd^er
fiiify geftaltenben ©etriebe ber $]^alanj;, fo aud^
bei ber Srbeit unb Snbuftrie, ift baS „SSergnfigen"
(TV, 432 ; VI, 209). ®ie §au<)ttriebfraft bei
ber vtnbuftrieHen Sttraction'' ift bie „(Säumen«
lup", tteld^e bemgemö^ „im focietören @Qftem bie
Oitdle berSBeiSl^eit, berginftd^t unb ber focialen
Uebereinftimmung ift" (VI, 102. 253). 3ln bie
Stelle bed mibernatürlid^en 3^<^nged, toeld^er
in ber „gioilifation" ber „fd^önften Seibenfd^aft",
ber ber Siebe, in ber S^e unb fonft, auferlegt ift
unb ber fo Oiele Uebel ftiftet (VI, 242 s.), mufe
^freie Siebe'' treten (IV, 106 ss.; V, 561 ss.).
%ud^ bie ßi^iel^ungSfunft beftel^t barin, ba^ man
bie fieibenfd^ften, anftatt fte gu unterbrüdf en, nu^»
bar mad^t (VI, 213). 2)ie fiinber »erben je nad^
i^rer SJeigung unb Stniage in „fleine Sorben",
gu gmei 2)ritteln auS jhtaben unb gu einem ^ttel
üa& Vlabd^cn mit jhtabend^arafter beftel^enb, unb
in „Heine 95anben", gu gwei dritteln au8 ajlöb-
c^ tmb }u einem S)rittel auS jhtaben mit SRöb-
d^end^after beftebenb, eingereil^t (VI, 207).
<irftere beforgen if^xtt 92eigung entfpred^enb bie
bo^ Sol^ eintragenben fd^mu^igen arbeiten in
ber ^l^Iani; le^tere, n)o8 auf ^udgierung ber
^b^Ians Säegug pat ; fie beforgen aud^ ba§ 9mt
ber Acadömie fran^aise l^inftd^tlid^ ber Stein«
eiri^Itung ber ©prad^e (VI, 215). 3)ie §au})t-
btß)ung8flättcn ber jHnber fmb neben ben SirbeitS«
fidtten, mo ber Xaftftnn gebilbet mirb, bie Rüd^t,
totlä^ @erud^> unb ©efd^madtftnn, unb bie Oper,
loeld^ ©eftd^tS- unb @e]^5rfmn entmidtelt (VI,
ftinbcnlexiron. IX. 2. 9Iua.
222). S)ad (Sebot be§ ©e^orfamS ift überfUifTtg;
bie ftinber ergießen fid^ felbfl gegenfeitig. ®ie
9JlitteIfiuf e gmif d(|en ben fiinbem unb grtoad^f enen
bilbet bad ber IHnberRaffe treu bleibenbe !euf^
„Seftalat'' tmb bad bereits fiiebedumgang pfle«
genbe „ffiemoifeBat" (VI, 226). öon ber brei-
glieberigen ®eDife ber frangöfifd^en Sleoolution
bel^ält gourier nur „greiJ^eit" bei. gr oertoirft
„©lei^^eit" unb „IBrüberlid^feit" (m, 159).
Seine Harmonie l^t bie Ungleid^l^eit in IBermögen,
Siang unb Sl^arafter gur unentbel^rlid^en ^BorauS«
fe^ung. 2)iefer Ungleid^l^eit foQ aber baburc^, ba^
Die oollfte ^ntereffengemeinfd^aft gum SuSbrudf
fommt unb aud^ ben Sermften ein il^re ^nfprüd^e
befriebigenbeS 9Rinimum bed Su£u§ unb SebenS«
genuffed getoäl^rleiftet mirb, aller @tad^el benom-
men merben. @o foU im (8egenfa| gu ber ie|t
oorl^errfd^enben 9(u§beutung ber Sdglmad^en burq
bie Starten Men ol^ne ÜuSna^me bie ttml^re
Qfreil^eit unb bie 3lu§übung ber fleben 5Ratune(|te
(@ammeln oon gfrüd^ten unb ®emüfen, äBeibe,
gfifd^fang, 3agb, 3lffociation8frei^eit innerl^alb ber
$^Ians, @orgIoftgfeit , 2)iebfta]^I nad^ 9tu|en,
b. 1^. baö SRed^t, auf Äoften berjenigen, „bie nid^t
mit il^m in leibenfd^aftlid^m iBunbedoerbanbe
[teilen", fld^ ©egenftönbe angueignen) gefid^ert toer-
ben (m, 164 88. 171 88.). SBie aHe Serien unb
(Sruppen l^ben bie ^l^Iangen, beren 3o^I S^ou-
rier für ben Snbguftanb auf 2985984 Deran-
fd^Iagt, il^re ^öupter, bie „Unard^en" ober „Ma-
rone", meldte mieber gu je oieren unter „©uarc^en" ,
biefe gu je breien unter „Sriarc^en" [teilen, unb fo
tteiter bis gur gtoölften l^ierard^ifd^en @tufe ber
oier „S/OUgeardien" unb be§ Wit überragenben
„Dmniard^en" (in, 376), beS SBeltregenten. S)ie
|)errlid^!eiten unb SSortl^eUe biefer Orgonifation
finb nad^ gfourier gang unbered^enbar. Sei ge-
ringer 9nä|e tmb Sefd^merbe ber Singeinen, j[a
genau gefprod^en unter „l^öd^ftmöglid^em IBer-
gnügen Mer'', ba nur mit Suft gearbeitet ttirb
unb ber reid^e SBed^fel in ben „@i^ungen'' ben
3fleig ber felbftgewäl^Iten Arbeit er^ö|t, wirb ber
Steid^tl^um minbeftend Oert)ierfad^t; bie Seid^tigfeit
aber, aUe ®enüffe ftd(| gu oerf d^affen, unb bie ®e-
nüff e felbft werben unermepd^ gefteigert. ®eftmb-
l^eit unb SebenSbauer mirb in ber f)armonie be-
träd^tlid^ Dermel^rt. S)er ^petit mirb in bem
3Jla^t berbeff ert werben, ba^ man ol^e iBef d^merbe,
j[a mit ®enu^ fünf reii^Iid^e SDtabIgeiten im 2:age
einnel^men fann u. f. m. (IV, 513. 548 ss.; VI,
15). 3)ie (Srbe loirb minbeftenS 6 TOiEiarben
»emol^ner emäl^ren fönnen (TV, 575). S)ie ßinber
werben ftd^ oom frül^eften SUter an beftönbig gum
@uten angetrieben füllten, unb „fogar bie^t^ften
werben . . . ftd^ freubig wieber religiöfen @efin-
nungen guwenben". „S)ie ®efe^ ber ßioilifation
werben als baS erfd^einen, wad fte wirflid^ ftnb,
als baö SDßerf beS eöüengeifteS" (VI, 44). Cou-
rier lel^rt bie Unperblid^feit mit @eelenwanbe»
rungen, oon benen nad^ il^ je eine auf ein ^oXjßc
l^unbert lonrait (in, 319). 3118 bie geeignetjle
68
1987
$]^aleg — ^pi^alefiuS.
1986
©cctc, jcln jociaIcS ©Aftern ju ücriDirflid^cn, be»
jeid^nct Sfouricr bie Freimaurerei (I, 195 ss.).
er legte e§ oud^ oerfd^iebenen Steid^en unb gfürften
nol^, fid^ bie S^re unb ben SJortl^eil nid^t entgelten
gu laffen, bie Segrünber ber erften ^pi^Ianj ju
toerben, bereu 6iurid^tung§foften er im ©onjen
auf 15 5!RiIlionen fJrcS. öeroufd^Iogte (VI, 116;
1, 324 88.). S)ieg ^nlQgeca))itQl tDÜrbe, fo meinte
er, fd^on balb ofiein burd^ baS in jtDei Salären
44 2Rittionen grcS. betrogenbe grgebnife ber Soje
retd^Iid^ gebedtt werben, rocld^e er öon ben „9leu-
gierigen" §u erl^eben beabfid^tigte, bie maffenl^aft
lerbeiftrömcn würben, um baS fieben unb treiben
in bem juerft errid^teten ^l^Qlanjierium ju beob-
Qd&tcn(VI, 116). er öerpjüd^tet fid^, eineStunbe,
9Kittag§ bis 1 U^, täglit^ 3U ^aufe ju bleiben,
um bie be^üglid^en (Selbantröge beS „fünftigen
Omniard^en" entgegenjunel^men. 9IS nod^ langem
üergeblid^en Sparten enblid^ ber Sa^italift Soubet»
®ular9 bie nötl^igen SSorfd^üffe leiftete, grünbete
tJourier in ber 9iä]&e Don 6onb6-fur«98eögre8 bie
erfte ^l^alan;. S)iefelbe mu^te {id^ {ebod^ haü>,
nod^ beDor baS ^l^lanjterium unter S>ad^ toar,
toegen ber eingcrifjenen jd^redflid^en 3lnard^ie mieber
ouflöfen. ein jioeiter, mit Unteritü^ung eineö
fourieriftifd^en englönberS 5Ramen8 ?)oung bei Si«
teauj unternommener Sßerjud^ l^attc baSfelbe SooS.
SHefe SIKifeerf olgc untergruben bie ©efunbl^eit beS
„SoIumbuS ber focialenOrbnung". S)cr{elbeftarb
balb barauf. ©eine ©d^üler, unter welken balb
SJictor ßonfiberant (1805 — 1893) ber bebeu-
tenbftc ttjurbe, jd^rieben jebod^ ba§ Qfe^Ijd^lagen
ber Serfud^e bem 9Jid^tt)or|onbenfein ber günftigen
Sßorbebingungcn ju unb ful^ren fort, für bie Sbeen
i^rc§ 5!J?cifter§ in obgcmilberter §orm (inbcm fic
ba§ pl^olanfterianif rf)e ©Aftern mel^r unb mel^r unter
3lnnäf>erung on bie ©aint»©tmoniften [f. b. ^rt.]
auf eine cinfod^c inbuftrießc ^ffociotion bon
Sopitol, Arbeit unb Xolent rebucirten) burd^
©d^riften, 5Reben unb S^itfc^nftcn ^ropagonba
ju mod^en (ögl. M. Ferraz 1. c. 141 ss. u. J. J.
Thonissen, Le socialisme depuis Tantiquite
jusqu'ä la Constitution fran9aise dul4janv.
1852 II, Louvain 1852, 79 ss.). Seitfc^riften,
n)cld)e p^alanftcrianifd)e Sbcen verbreiteten, finb
Le Phalanstere ou la Reforme industrielle,
1832—1834; LaPhalange, 1836—1846; La
Democratie pacifique, Don 1840 an; LaPha-
lange, revue de la science sociale, öon 1840
bis 1843 u. 1845-1849, unb La Renovation
(erfd^eint nod^ je^t). ®ie bebeutenbften ©d^riften
ber Bibliotheque phalansterienne pnb nebft
gourierS SBerfen Vict. Considerant, Destinee
sociale, Paris 1834—1845, 3 vols. ; J. Muiron,
Aper9us sur les procedes industriels, 3® ed.,
Besannen 1846 ; Toussenel, L'esprit desbßtes.
Venerie fran9aise et Zoologie passionnelle,
4« ed., Paris 1864; C. Pellarin, Fourier, sa
vie et sa theorie, 5« ed., Paris 1872; bon 1843
hi^ 1852 erfd^ienen au(| Almanachs phalan-
steriens. SSictor gonftberant ^ielt nic^t blo|
in tJranfreid^, fonbem aud^ in ber ©djioeij, in
Selgien unb in 2>eutfd^(anb SSoitröge, bä^>
ligte \\ä) 1848 an ber Keoolutixm, tDuä»e fStf
treter beS ©etne«S)epartementS in ber Kationd«
berfammlung, mu^te 1849 tt>egen Untei^ett^ramg
Don 5tt)ei aufrül^rerifd^en ^ctenfiüdfen ^üiifim,
vorauf er in contumaciam gur IdbenSlai^«
liefen 2)e))ortation üerurtl^etlt mürbe, et tDan-
berte l^ierauf nad^ %tica% au^ unb grnüxie
l^ier bei ©. 9(ntonio bie &)Ionte La Beunion,
1869 feierte er, ba biefe ©rimbung nid^ ))to-
fperirte, nad^ gfranfreid^ surüdf. 9laS^ 1850 Mt«
fan! ber f^ourieriSmuS, ber auf 9Ri^emnmg ber
menfd^Iid^en 9{atur unb ber toirflid^ Ser|ä&«
niffe berul^t unb neben mand^en gutreffenben 9t*
obad^tungen unbSäemerhmgen grobe )>]^iIofop(i^
unb morolifd^eärrtl^ümer entl^alt, melrunbme^
in SRi^d^tung. 9^od^ nad^gutragen t^, ba( ax^
e. ©ue in feinen berüd^ttgten fieben Stomonm
Sept pöchös capitaux (1847—1849), in lod-
d^en er bie fteben imter biefem 9lamen befomites
Safter ber d^riftlid^en ©ittenlel^ gegenüber in
©d^u^ nimmt, fid^ in me^r al§ einem ^[hmfie oh
gourierS ©^ftem anfd^Iicfet (M. Ferraz 148).
9leuerbing§ ^at ber befonnte ©odalbemocnt l
SSebel (g^rled gfourier. ©ein fieben unb fei»
Xl^eorien, ©tuttgart 1890) bem ©Aftern gfounaS
eine im ©anjen f 9m))at]^tf d^ Sefpreddung §u Z^
toerbcn laffen. 9lud^ ber SRebner amiable, 33 ,\
auf ber ,,aUgemeinen gfreimauretoerfamiidimg'
t)om 16. ©eptember 1893 empfal^I gefieigeib
$f[ege cottectiöer focialer Sj^atigfeit unter ,Sn»
nä^enmg an bo8 ^l^alanfterium fj-ourierfi* (Bul-
letin ma9onnique 1893, 321). Dienere ©d^njtcn
öon tJourieriften fmb : A. Alhaiza, Historique
de Tecole societaire fondee par Ch. Fourier,
Paris 1894, unb E. de Pompery, Le demier
mot du socialisme rationnel, Paris 1894.
3. 3. 3:f|oniffen G- c. 81) bemcrft, ba^ ungeföit
atte §aui)tpun(te beS gourier^d^en ©9ftem§ fi^
fd^on bei frül^crn ©ocialutopifem öorfinben. Ser
einzige gourier eigentl^ümlid^e ^unft fcine§ S?»
ftem§ ift feine öerfcl^Ite eintl^eüung unb ?lnorb»
nung ber Seibenf d^aften. [§. ©ruber S. J.]
^I^afeg (äV.b), im %. %. einer ber öon 6eB
abftammcnben ^atriord^en (®en. 10, 25; 11,16).
er trug feinen 9iamen eo quod in diebus ejus
divisa sit terra, worunter iebenfatt§ bie ©prtu^
tl^eilung unb 98ölfcrtrennung (®en. 11, 1—^)
ju oerfte^en ift. [Äoulen.]
^f^attfinSj Hubertus, O. S. B., t^togi-
fd^er ©d^riftftetter, mar geboren ju »rüffeL 3«
Saläre 1605 trat er in ba§ ©encbictinerflofte
^Iffligl^em, ttjurbe nad^ einanber ©ubprior roa
^fPigl^em, ^arrer öon ©aorlingen bei ©er^bS«
bergen (©rammont), ^rior unb ^arrer dw
Soml^em unb ftarb 1638 als ©nbprior twm
täffligl^em im ©erud^e ber §ciligfeit. ^^lefui*
fc^rieb eine Sl^ronü ber Slbtei 3lff[ig]^em, v^
hx^ jum 3a]^re 1637 rei(^t ; fein Äiupttöerf ip
eine neue Ausgabe ber biblifd^en IBerSalconcorboo}
1989
^l^anucl — ^l^arifäer.
1990
bed Sucad SrugenftS, toeld^e abtt erft nad^ {einem
Zobe (^nttotxpm 1642) erfd^ien unb tnel^rfad^
neu gebrucft tourbe ; {!e ift je^t nod^ in Belgien
unb gronheici^ t)iel Derbreitet in ber ^uSgobe üon
fiffle 1837. [^gl 0. S. B.]
"Sf faultet (Vk»3b, ^K-^aB), in ber l^eiligen Sd^rift
1. Ortsname a(3 Benennung beS OrteS am ^aboc,
bei meld^m Sacob ben jlampf mit bem ©ottengel
bepanb (®en. 32, 80 f.). ®er Ort erfd^eint nod^
)ttieimoI in ber l^eiligen ©ejd^id^te, ba feine Se«
tool^ner gegen ©cbeon gro|e ^artl^ergigfeit übten
unb bafür gejüd^tigt würben (Kic^t. 8, 8. 17),
unb bo er t)on Seroboam befeftigt mürbe (3 Sbn.
12, 25). (Sgl. Palest. Explor. Fund 1878, 81.)
— 2. ^erfonenname : a. ein ©tammeSfürjl t)on
3uba gur SRid^terjeit (1 ^r. 4, 4) ; b. ein @tam«
meSfürft Don Benjamin §u gerufalem (1 $ar.
8, 25) ; c. ber SSater ber $ro})]^etin 5(nna, au§
bem Stamme 9lfer (2uc. 2, 36). [ftaulen.]
"ffiaran Oo»^/ im 91. %. 9lamc beS oben
c^Ianbel, meld^eS ben 9iorben ber jtnaitifd^en
Ibinfel auSfüOt. 6g ftürgt im @üben mit ben
tlen tjfeistoänben bed ©ebirgeS et-Sil^ in bie
bmitifd^e äBüfte ai, reid^t im 9{orben aber mit
m ffuppenbilbung ber ^Ijagimat]^ an baS palö«
Pinenfijd^e Sanb. Sffield^er Don biefen beiben §ö^en-
^en unter bem 92amen mons Pharan (Seut.
88, 2. ^ab. 8, 3) gu Derfte^en ift, lägt ftc^ faum
mtSmad^en. S)a bie SBüfte $^aran \xä) oftmörtS
tüS jum rotl^ SKeere erftredtt, fo mu| unter V-^k
yy^^ (®en. 14, 6), baS bie Sßulgoto mit cam-
pestria Pharan überfe^t, bie @tabt ^ila (f. b.
9bt.) Derftanben fein. S)ie SBüfte $b(^i^<in mar
bie ^mat, meldte ftd^ 3§mae( mö^Ite (®en.
21, 21); fpäter mar fte @d^aupla^ ber Empörung,
loelc^e bei ber SBieberfunft ber abgefanbten ffunb-
fdWter auSbrad^ (5ium. 1 3, 1 f. ; 14, 2) ; no(^ fpäter
nnilte 2)aDib mtf ber t$Iud^t Dor @aul barin feinen
Su^](|dt nel^men, unb gur S^it SalomonS fam-
meÜen ftd^ bafelbft bie mit beffen Stegienmg un«
ittfrtebenen Elemente (3 ffön. 11, 18). [jfaulen.]
99«rao (-inB), im % %. ber Sitel für ben
JciDeUigen ffönig Don ^eg^pten. S)a3 9Bort fd^eint
Ott Sigenname betrad^tet }u fein, ba ed nie ben
fbtilel bei ftd^ ]^t; mal^rfd^einlid^er aber liegt
bcAei bie rid^tige Srfenntni| ju (Srunbe, ba| in
fUaroo fd^on ber (ögtiptifd^e) ^rtifel entl^alten ift.
Sie Seg^pter nömlid^, meldte il^re ^errfd^er ben
05ttem gleid^ftellten, Dermieben au§]^eiUger @d^eu,
ben 9lamen ii^red JlöniaS auSjufpred^en , unb
brandeten für benfelben umfd^reibunaen, unter
todfyn ber ^uSbrudt „ber ^of '^ (per o) analog
mit bem türfifd^en „l^ol^ Pforte" ber gemöl^nlid^fte
UNir. S)iefen 9tudbrud( i)at bie l^eilige @d6rift ftir
loenigftenS jel^n ögQptifd^e jlönige aboptirt (®en.
12, 15; 41, 1. ej. 1, 11 ; 3, 10. 3Äön. 3, 1 ;
11, 19. 4 ftön. 23, 29. 3er. 25, 19. gj. 17,
17; 29, 2), Don benen Dier auc^ mit !Ramen ge-
nannt merben, nömlid^ @o ober @ua (k'id; 4 Hbn.
17, 4), It^irl^fa ober I^raca ("P^nnp ; 4 Äön.
19, 9), 9led^o ober 9led|ao (na?, *i53; 4flön.
23, 29), ißoJp^xa ober gp)^ (nnch; 3er.
44, 30). ®ie übrigen ftnb auf bem l^tigen
Staube ber äg^ptifd^en ©efd^id^tSfenntni^ nod^
nid^t 5U ibentificiren. (9?gl. ßrman, Sleg^pten
unb dg^ptifd^ed Seben im Altertum I, Tübingen
ß. a. [1885], 92.) [Äaulen.]
Tf^axtSj in ber l^iligen ©d^rift 1. gigcnname
Don ^erfonen : a. (r?^.) ein ©ol^ beS ^atriard^en
3uba Don ber Il^amar (®en. 46, 12. ajlattl^.
1,3), StammDater beS ^l^refitergefd^Iec^teä
(9lum. 26, 20), meld&e« in nad^ejUifd^er Seit gu
Serufalem mo^nte (2 gsbr. 11, 4); b. (wib) ein
©0^ beS ajlanaffiten aRad^ir unb feiner ©attin
ajlaad^a (1 ^r. 7, 16). — 2. ein in bie ©cptua-
ginta unb bie ißulgata (2)an. 5, 25) übergegan-
genes d^alböifd^eö SBort (ona), beffen angcmanbte
^J3ebeutung 5, 28 erflört mirb, o^ne bag bamit bie
bunfle Orunbbebeutung beSfelben beftimmt märe,
(ißgl. SIermont-@onneau im Joum. asiatique
VIU« ser. Vm [1886], 36 ss. ; 5»ölbe!e, in ber
3eitfd^r. f. 9Iff9rioIogie I [1 886], 414.) [ftaulen.]
^^^rifder (<Daptaaioi) l^eifet im 91. S. unb
bei 3ofepl^§ eine fflaffe ber bamaligen 3uben,
meldte nur uneigentlid^ aI3 ©ecte bejeid^net mirb
(3lpg. 26, 5; Jos. Antt. 13, 5, 9). ®enn mäl^
renb ©ecte fonft eine ©emeinfd^aft Don fold^en be-
beutet, mel^e fid^ ju aKgemein befolgten Ueber-
jeugtmgen unb ©runbfö^en in ®egenfa| fteSen,
moUten bie ^l^riföer nid^tS SlnbcreS, als im
@Iauben unb im Seben ber jübifd^en Sted^tgtöubig-
!eit, fo mie fie fu^ nac^ bem €^l auSgebilbet batte,
ben DoQfommenften ^uSbrudf geben. Sofepl^uS
gibt freiließ beftimmte ©laubenSmeinungen an,
meldte Don ben ^bönfäcm feftgc^alten mürben;
allein er miU bamit nur fte Don ben ©abbucöem
unterfd^eiben, meiere abmeid^enbe 9lnfid^t bemal^r-
ten ; in SBo^rbeit fmb biefe 2Reinungen bie 9luf-
faffung beS gefammten Subentl^umS (lipg. 23, 8;
Jos. Antt. 18, 1, 3). ©eitbem bie 3uben il^re
politifd^e ©elbftänbigfeit Derloren bitten, fu(|te
ein großer Sl^eil berfelben bafür (Erfa^ in ber
Pflege i^rer religiöfen %u3fd^Iie|Iid^feit, unb eS
bilbete fid^ ber ©tanb ber ©opberim ober ©d^rift-
gelebrten l^erauS, meldte baS ©tubium unb bie
Uebung bei ©efe^ als jübifd^ ^rörogatiD unb
als SluSjeid^nung aQen anberen 92ationalitöten
gegenüber erflärten. ®ie hierauf gerid^teten 93e-
ftrebungen erbieltcn möd^tige gförberung burd^ ben
^nbrang beS ^eUeniSmuS, ber unter ben f^rifd^en
©emaltberrfd^em barauf ausging, mit ber politi-
fd^en aud^ bie religiöfe ©elbftönbtgfeit ber 3uben
5U Demi(^ten. 95ei ben baburd^ l^erDorgerufenen
jtämpfen erfc^einen juerft bie für baS ®efc^ be-
geifterten 3uben als eine befonbere fliaffe unter
bem nml^rfd^einlid^ felbft gemäbtten Dramen ?lffi-
bäer (f. b. Slrt.), „bie frommen" ; biefclben be-
tbeiligten fid^ an bem 9Rad^aböeraufftanb fo lange,
als es ftd^ um ben ©d^u^ ber Steßgion unb ni(|t,
mie fpöter, um ®rünbung einer nationalen ^en-
fd^erbtjnaftie b<nibeUe. Snfofem iebod^ bie oe-
bod^ten Seftrebungen nur einer öu|em unb itbi*
ao 9
1991
^l^Qtifaer.
1992
f d^cn Scranlaffung cntfprungcn toaren, fül^rtcn fic
nid^t 5U einer ©efe^erfüUung nad^ bem ®etft
unb in htxfSkif)x^tit, fonbem 5U einer rein äuger«
lid^en unb formellen fiegolität, meldte bie l^ö^fte
ißollfommenl^eit in SrfüQung be§ gefd^riebenen
Sud^ftabenS erblidte. Sine fold^e SSoUrommenl^
f onnte naturgemäß nur in cofuipif d^er 2lnmenbung
beS mofaifd^en ®efe^ auf aQe benlboren ^of
tommniffe beS 2ebcn8 Befleißen. S)a nun bie ®e«
fe^edmorte fetbft nur allgemeine unb überftd^tUd^
gelittene 92ormen geben, fo mußte man fid^ nad^
einer OueOe umfel^en, au8 toeld^er eine t)ertiefte
tmb t)ert)on!ommnete tluSIegung unb ^nmenbung
beS ®efe|e§ 5U gewinnen fei. $13 fotd^e marb in
ben legten öord^riftlid^en Sal^rl^unberten, bem na»
tionalen ©elbftgefül^l entfpred^enb , bie „Ueber-
lieferung ber Säter" ober „ber SJorfa^ren" ftatuirt
(SKatt^. 15, 2. TOarc. 7, 3), unb eö toarb bie
Seigre aufgeftellt, 5U SKofeS^ Seit feien neben bem
gefd^riebenen ®efe^ aud^ ungefd^riebene @rläute«
rungen unb Ausbeutungen be§f elben gegeben mor»
ben, mld^t ftd^ münblid^ bis auf bie fpätefte 3(it
fortge})fIan8t l^ätten (Pirkö Aböth 1, 1 ff. [ed.
Strack 7fr.l; Jos. Antt. 13, 10, 6). Salier
mad^te nun für Sal^rl^unberte bie (Sammlung unb
Orbnung ber öon ben frül^cren ©efejfunbigen
gegebenen Auslegungen be§ mofaifd^en ®efe]^eS
ben ©cgenftanb aller religiöfen ©tubien bei ben
Suben aus, unb für biefelben »arb eine unge-
meffene Sßerel^rung inAnfprud^ genommen. 31. 6lie-
fer aus SJtobein fagte: „SBer . . . Deutungen beS
©efe^eS öorträgt, toeld^e nid^t ber Ueberlieferung
gemäß fmb . . ., l^at feinen Antl^eil am emigen
Scben" (Pirke Aböth 3, 11 [1. c. 29]. 3o, ,eS
ift ftrafborer, gegen bie SScrorbnungen ber ©d^rift»
geleierten ju leieren, als gegen baS ®efej felbfl"
(Sanhedrin 11, 3, bei Saurer [f. u.] II, 323).
9Son ber Sefd^offcnl^eit bief er ertt)eitertcn ^Pflid^»
tenlel^re fönnen mir unS eine red^t gute Sorftettung
mad^en, rodl biefelbc in ber TOijc^na (f. b. Art.
3:oImub) Vorliegt. ®ie unüberfcl^bare SJlenge ber
barin für otte Sorfommniffe gegebenen unb bis
in'S ffleinfte bereinjelten SSorfd^riften red^tfertigt
ben 98ortt)urf 3efu, baß bie Url^eber einer fold^en
©cfeJeSauSbeutungil^renÖIoubenSgenoflenfdettjere
unb unerträglirfie Saften auflegten (TOattl^. 23, 4).
JRatürlid^ fträubte fid^ ber gefunbe ©inn beS SßoIfeS
bogegen, ouf jebem ©d^ritt unb Xritt, ja foft bei
icbem Atl^em^uge in fold^er rein äußerli^en SBeife
gebunben unb beöormunbet ju fein, unb eS tonnte
nur eine fleine Söl^I öon fold^en \i^ finben, meldte
bie SSonfommenl^cit beS religiöfen SebenS in ber
Unterwerfung unter boS Iegaliftifrf)e Sod^ anftreb»
ten ; aofepl^uS fd^ä^t i^re Saffi au feiner Seit auf
6000 (Antt. 17, 2, 4). ®iefe „grommen" ober
Affibäer, meldte p ber großen 2Renge beS SSoIfeS
in auSge}jrägten ©egenfoj traten, nonnte baS SSoI!
felbft nun f|)öttifd^ c-^w^-ib ober in ber oramöifc^en
SanbeSfprad^e d^-^-ib, „Abgefonberte" ober „AuS«
erttJäl^Ite", unb mie gemöbnlid^ bei ^arteinomen
gefd^iel^t, legten bie bamit ^Benannten haü> fi^
feM biefen 9kmen afö SluS^eid^nung bei Sie|
ift Der Urfprung ber Sejeid^mmg ^^l^arlfäec',
unb eS ift l^iemad^ leidet 5U erfel^, ba| bie $^
rifäer beS 9leuen mit ben Slfftböem beS Sten
SeftomenteS ibentifd^ erfd^einen muifen. 2N^
aber bie ©opl^erim ed tnaren, berrn Ü^arn^
Erörterungen oon ben ^l^orif öem auf ^S Seben qii>
gett)enbet mürben, beftanb gtoif d^ beiben ©tönba
ein enger 3ufammen](|ang, loie il^n baS 9leueZf^*
ment bur^ bie ngelmäßige Serbinbung Sciibae
et Pharisaei anbeutet (Wattig. 23, 2 u. d.), imb
eS gab toclffl, gur ß^it Sl^fti feinen @4#
gelehrten, meld^er nii^t ^^ariföer getoefen uüs.
©d^on l^ierauS ergibt ftd^, bo^ bie ^l^anfaeretna
rein religiöfen 3toed ol^ne lebe Seimifd^ung m
politifd^en iBeftrebungen verfolgten: fie toollin
nur baS @efe| in feiner SSoÜfommenl^t erfüllm
unb bamit ftc^ baS göttlid^ SOßol^IgefoUen uiAbo!
emige fieben ermerben. 3nfofem aber bie l^ieAd
geübte formeSe Segolitöt eine itmere Serri)ÜQg
nid^t bemirfen fonnte, ift leidet begreifßd^, b<^nt
ber med^anif d^ 5U erlongenben SolUommen^ jU)
baß) bie ©elbfigefoEigfeit Dereinigen unb m
pl^rifäifd^en ©eift baS ®eptäg,t bed ^o^pat)!
aUen anberen ftlaffen gegenüber verteilten im#-
3n biefer ©efinnung erfanben bie ^l^foer fir
aOe, meldte nid^t gu il^nen gel^örten, bie 9e§eid^
n«'7 0?, meiere ebenfotool^I „unüjiffenb" berttfr
giöfen Äenntniß nad^, als „plebeiifc^'' bet (ge>
fmnung unb bem ^mnbeln nad^ )u überf^m ift
(Selt^fd^, ein lag tn Äapemaum, 3. Aufl., Seip-
Sig 1886, 73. 107 ; t)gl. Suc. 18, 11). ©idj }tM
aber nannten bie ^l^arifäer unter einanber c":-=j,
„©enofjen" ober „5Räd^fte" unb gaben bamit ßt
Ueberjeugung AuSbrud!, baß nur fte bie aa§«
erwäl^ltc ©cmeinbc 3§raelS bilbeten, alle Anbcra
aber ju bem profanum vulgus gehörten, bol im
Sonbe bloß gebulbet fei. ©0 erflärt fi^, bog Suc
10, 29 ber ^^orifäer feine erfte grage mü ba
anbem: ,,a5Jer ift mein SRäd^fter?" itd^tfertigcn
mifl. 6S lag nun nal^e, baß hit ^l^orifaer ben
großen Abftonb, in meld^em fie über ber geroöjtt»
Iid)en Stenge ftanben, oud^ öußerlit^ gu ecfenna
geben moUten unb über fold^en Aeußedid^friten
bie mid^tigeren ^flid^ten be§ ®efe|eS (9{a4
23, 23) tjergoßen, fo baß fic nad^ bem beforatta
SBorte beS §eiIanbeS (maüf), 23, 24) SKüto
feilten unb ßameeleöcrfd^ludtten. S)emnad^ tnigpi
fie in il^rer ßleibung gemiffc religiöfe Abjfi^cn,
meldte aus mißüerftanbener fflatiif^ AntDenbnng
Don 6s. 13, 9 gebräud^Iid^ njarcn, befonberS mrf«
fällig 3ur ©d^au unb hielten mit gefpreijter 6«*
mifjenl^üftigfeit befonberS biejenigen ®efe|ea)OP
fdiriften, beren ^Befolgung Ruberen in bie ^ugoi
fatten mußte : bie ©abbatrul^e, ben 3e^en wib
bie SReinl^citSgefc^e. SDBaS bie erfte pii^t betrift,
fo ftnb bie et)angelien DoQ Don 93eifpielen fotDo(I
ber fnaüifd^«läd)erlid^en Art, toomit bie ^^orifer
biefelbe auffaßten (ÜJJattl^. 12, 2. 5!Karc 3, 2. Suc
13, 14. 30^. 5, 10), als ber erfyibenen SSewn*'
fül^rung, tt)omit ber ^eilonb bie ^offO^ i^
1993
^l^arifäer.
1994
beBfoOftgm ^nfd^Quung oufbecfte (9Ratt(. 12, 5 ff.
STOorc. % 27. Suc. 6, 9 ff. 3o]^. 7, 23). SOBic
loett fie bte S^^ntpjüd^t ouSbel^nten, geigen bie
€teDen aRott^. 23, 23. Suc. 11, 42. ®ie SRein-
^töflefe|e aber (oten eine h)infommene ^anbl^be,
um bie Sd^eibung ber „^uSertuöl^Iten'' t)on ber
plebeiifd^en SRenge ouSjubel^en unb aufredet gu
^Ben, unb tDurben be^toegen mit (ef onberd löd^er«
lullen Sformolitöten ongemenbet (t)gl. aRorc. 7, 2 ff. ;
€d^urer U, 333). Snbeffen fonnte ed nid^t aus-
bleiben, ba| eine fold^e Saft t)on Singetoorfd^riften
Qud^ il^ Url^ebern fetbft afö ein gar gu brüdten«
bed 3od^ erfd^ien ; biefer Unbequemlid^feit fud^ten
bie Sd^riftgelel^rtcn unb ^l^ariföer gu entgel^,
falbem fte in berfelben med^anifd^en SBeife, tt)omit
^ ben Sud^ftaben be§ @efe|e3 erweitert l^atten.
St i^rer Sequcmlid^feit i^n aud^ mieber befd^ränften.
a(|bem fie bie SabbatDorfd^rif t fo ausgelegt, ba|
eS Uerboten fei, irgenb ettoaS über einen beftimm>
ten iBeretd^ l^inauSgutragen , erfannen fte nun
9RitteI, ben „Sereid^" mögli^ft auSgube^nen; ein
SDrabt, ber gmifd^cn gmci IBereid^e gcfpannt tt)ar,
fil^ffte einen neuen meitem Sereic^, natürlid^ nad^»
bem Sefd()affen]^eit unb 2)idfe beS ^al^teS genau
eroogen unb feftgefe^t »ar (ogl. ©d^ürer 11, 393).
Seifpiele Don fold^er ]^aarf))a(tenben Auslegung
bietet aud^ bie Straf rebe beS ^erm SRattl^. 23,16 ff.,
unb bad gange Serfal^ren beftotigt ben Sormurf
3efu SRattl^. 23, 4, ba^ bie ^l^ariföer bie Saften,
toeld^ fte Ruberen auflegen, felbft mit feinem
gftnger anrül^ren mögen. $ier mar aber bie @renge,
bei toeld^er bie |)]^artföifd^e ©efe^eSübung einen
MrtDerfltd^en g^aratter annabm. 2)ie Sef d^ränfung
auf eine blo^ bem Sud^ftaben folgenbe ©efe^Iid^«
fett, tDeld^e auf öugere ^nerfennung bered^net mar,
mu^te bie innere Ummanblung, toeld^e baS etgent«
Itd^ 'Sv\ ber ©efe^gebung mar, in ben ^inter-
gnmb brängen unb ffil^rte mit SRotbmenbigfeit gu
ber ^(^elei, meldte in ben Süangelicn als bie
d^raheriftifd^e Sigenfd^aft ber ^l^ariföer begeid^-
net mirb. „Me i^re Sad^en tl^un fte, bamit fte
Hon benSWenfd^en gcfe^en merben" (5!Ratt]^. 23, 5);
ber einguemtenbe Siul^m toar aud^ ber Semeg-
gcunb, um beffentmiUen fte bte l^albe SBelt bur(§-
S)gen, um einen ^roSelpten gu geminnen (9Rattb.
8^ 15). 2)ie @ucbt aber, gu glöngen unb al§
91u8ermä]^Ite betrad^tet gu merben, mu|te mit
SQd^oIogifd^er 92dt]^menbigfeit balb aud^ anberen
eftrebungen $Iafc mad^en. 3Baren e§ erft nur
SbtenDorgüge, na^ benen bie ^l^ariföer trad^teten
(Statte. 23, 6. 7), fo geigte ^d^ balb, ba^ baS
o^onnene %[nfe|en ftd^ |um eigenen ißortl^eil
(28, 14) unb gum SinfluB auf bie fo tief unter
ttnen ftel^enbe 2Renge tjermertl^en liep. 6eit ber
Sctt S^fu ß^rifti bebeutet ber ^J^ariföiSmuS bal^er
ou4 bad Seftreben, bte tonangebenbe unb fül^
tenbe ^rtei bei allen religiöfen g^^^B^n V^ f^in,
unb ba nad^ ber Sefd^affen^eit beS mofaifd^en
®efe|ed faum Sine grage im Seben be§ Staates,
ber ®emeinbe unb ber gamilie auftoud^en fonnte,
Oeld^ ntd^t aud^ religiöfer 92atur gemefen märe.
fo l^atte fid^ aümöltg ber ginj!u^ ber ^oriföer
auf allen ©ebieten beS jübifd^en ißoIfSlebenS gel«
tenb gemad^t. „Sie befijen beim SJoIf einen fol-
d^en einj!u|, ba| fämmttid^e gotteSbienftlid^e IBer»
rid^tungen, Opfer unb @ebete nur nad^ il^rem
©utbiinfen bargebrad^t merben" (Jos. Antt. 18,
1> 3): „fie fte^en beim SJoIf in fold^em Slnfe^en,
ba| fte fogteidl @Iauben finben, menn fie aud^
gegen ftönig ober ^ol^enpriefter etmaS fagen"
(ib. 13, 10, 5). S)iefeS ginflup mürben bie
^^ariföer fid^ fogleid^ bemüht, als eine anbere
^ad^t fid^ anfd^icfte, baS ißolf nac^ il^ren eigenen
3med!en unb äinftd^ten gu leiten. %vt% maren bie
^ad^aböer, meldte, nad^bem fte bie religiöfe grei-
l^eit erfämpft l^attcn, il^r Streben auf bie 93egrün«
bung einer nationalen ffönigSb^naftie rid^teten.
Unter Sol^anneS ^^rcanuS fam eS gu offenem
18rud^ gmifc^en ber StegierungSgemalt unb ben
^boriföem (Jos. Antt. 13, 10, 5). Se^tere be-
feinbeten 9lriftobuI I. im Stitten ; biefeS t)ergalt
ibnen ber milbe ^le^anber ^anttäuS burd^ blutige
Verfolgung. 3ube| fam er l^ierbei felbft gur
Uebergeugung, ba^ bie SRad^t ber $b<^fä^ W
feine S)9naftie eine emftlid^e (Sefal^r bleibe, unb
riet]^ befemegen auf bem iobcSbette feiner ®e»
mal^lin ^le^anbra, fid^ biefelben um iebcn ^retS
geneigt gu erl^alten. 2)ie fd^mad^e grau lief fid^
nun möbrenb il^rer ^Regierung t)ollftänbig oon ben
$b<>nföem leiten, unb biefe nu^ten bie ©elegen-
l^eit aus, um il^re Hegemonie im ißolfe gu enb«
gültiger ^nerfennung gu bringen. So lag balb
aller geiftige ginj!u| in ibrcn §änben. S)abei
blieb eS, bis mieber eine neue SJ^ad^t in SSrael
erftanb, meldte baS SBefen beS ^botiföiSmuS in
feinen SBurgeln angriff unb befäm^jfte. 3efuS
Sl^riftuS trat auf, um eine ©efe^lid^feit gu leieren,
meldte nic^t auf engl^ergigcn IBud^ftabenbienft,
fonbem auf baS S3erftanbni| nad^ bem @eift unb
ber SOBabrl^cit gcgrünbet mar, uni) hierfür berief
er ftd^ ni^t auf baS, „maS ben Slten (bon ben
9?ätem) gejagt morben", fonbem auf bie i|m felbft
innemo^nenbe Sluctorität. 3ti berfelben 9Rad^t
magte er gu fagen, ba^ bie oon ben Sd^riftgelel^rten
unb $^ariföem gelehrte reltgiöfe ißoafommenl^eit
nid^t ^inreid^enb fei, baS oom ®efe^ gemoUte 3iel
gu errcid^en (SKattl^. 5, 20). SBenn fd^on ieber
Eingriff auf eine beftel^enbe SRad^t grftaunen er-
regt, fo mu^te baS Sluffe^en, melAeS 3efu SSor-
ge|en bett)orrief, burd^ bie ftttlid^e Ool^it unb bie
einleud^tenbe Sogif, momit er feine Seigren begrün»
bete, aufs Ööc^fte gefteigert merben. Unmiber»
ftel^lid^ jriff Die Uebergeugung um fid^, ba^ ^xt
etmaS ^foÜfommenereS geboten fei, als maS bie
^ariföer üortrugen (JRattl^. 7, 28). ®ic Ueber-
geugung mud^S, als ber gemaltige Seigrer, ber aud^
burd^ SBunber feine göttlid^e Senbung bet^dtiate,
fd^onungSloS bie ^ol^l^eit ber pl^fäifd^en ®e-
fe^eSerflarung unb bie bamit im 3ufammenl^ang
ftel^enbe ^d^elei i^er Url^ber unb Vertreter
aujbecfte (SRattl^. 23, 1 ff.). Salb fianbcn W»
$9arifäer einer oollenbeten Zl^atfad^ om
1995 $^afc — V^UabcIftl^ta. 1996
üft Utbetgewic^t mar flrttoc^eii, i^r Ce6iii;i*fcm 1874iSffiebtr,S9fttmbnQltfl)na90flQ(enpoIäp«.
l)Otte feinen einfiiife netlotm, unb bie Süuiriiimfjc, Si^oloßit, Ceipjig 1880, ©.IX. lOjf. 44{[.;
toeldje fii^ t^nni {on[t t^rfurditätioll q,tbnn],t Iiattc, S^ünr, @cf^. bri jüb. SSoHeS im ^titaltn^ifn
^ing ie^t ootl SÖelDunbmmg bem grr&cn 2cl)ttr g^rifti H, Stipjifl 1886, 314 ff., unb bit b(tft(b|
an, ben fie »erflebeiiB ju biSciebititen [udilcii (üdIi. angejüfirte Citeratut, gu ber noc^ @(!^üiert litiU
12, 19. 2uc. 11, 15. 3o6. 8, 48). 3c^t jeifile in SRieWä ^nbwMtrtut^ beS bibU aitn^n«
f!(^, mie inenig ber $:^arifäi3imi3 auf bie ißcT' II, 11S7 gehört ; ffrüger, Stiträge gur Staatai
«betung beS inntm ÜJlenfi^en ^tte witlen tonnen, ber Sß&arifäer unb ©ffenet, in ber [Xüb.] X^
^Ib Dar es bei ben ^^rifäem befd)Ioffene @ad^e, Ouartolf^rift 1894, 431 ff.) [flaulciL]
ben@efä^rber i^reS^nfetienSunbi^reeein^uffei 79afle, in ber SOiileata bee9I.2.brr91aiiKfit
did bem SBege gu räumen, unb ba in ber Um- baS ^bröii^e ne« (f. b. %[t ^^e bei ben 3tÄa
gebung 3e|u felbfl fic^ ber aSenät^er fonb, »eitler TV, 1437). [Ämilen.]
i^nen t)iifreid)e ^onb bot, fo fdfeuten fie jur Sr- "^^as^a (nur mif bem 3lrWeI rtioiJ^), m ba
Haltung i^reS Uebcrgetoii^teä über bie IßoIfSmafie »©. D)um., ©eut. unb 3of- berjenige a^eil btl
aüi^ oor bem 3leu^ien nid^t juriid. 3nbem fie ©ebirges Hiarim, metc^ Don Cflen ^ler gigti
gauj nad& if)rer pbarijäifi^en Söeife Sleugerungen baS Slorbenbe bei tobten SReereS dbföIU; ja 'ijB
Bea gelfiafeten £ef|rer9 fo raie fonft ©ef^eSraorle gegärte ber SBerg Sßeox ober ^^oßor, oon uOipi
ausbeuteten, gelang i^nen ber Suftijmorb an 3efu, auS Salaam baS Saget ber S^raeliten e^idlt
unb fie glaubten ilire Hegemonie mieber ^ergeftellt. (9Ium. 23, 28 ; 24, 1 f.), unb ber SBerfl Väo fl.
atttein fie fal)en 6alb eine nod^ größere ©efal^r für b. Urt.). (SßgL Dhim. 21, 20. SJnü. 3, 17. 3*
biefe(be edtindifen, alä bie 3üngei beS ©elieujigten 12, 3.) [ftoiilcn.]
benfelben nie^t blog im Subenlanbe, fonbem toeit ^Qof^tw, ^^aiittt» (°'~<n^). im 1. 1
über beffen @ren}e ^innuä jur ?tnerfennung Dlame für Dberägppten (3er. 44, 1. 15. Cj.29,
brauten (9H)9. 2, 9J.). 3 n ohnmächtiger 3öutl) 14:30,14), beffen©enn)^raß^trufim(c-ir>ni)
fuc^ten fle nun bie SBirEfamfeit bei ^oftel burt^ ^ie|en (äg^ptifi^ pa-ta-res, ba§ Süblonb) (So.
bnitaleGSfliialt jut)er]^inbemC3Ipg.4,18;5,40; 10,14. 1 pir. 1, 12). (Sßl- CbtrS, «q«*"
7, 54 ff.); oHein bie «Ola^t bejfen, ben fle ge- unb bie 93©. »Diofe'a, Eeipjig 1868, 115 fj.;
fteujigt Ratten, emiee fi^ grBBei, unb als aus EßSiebemonn, @ef$. Don äUt-tlegQptrn, SalM mü
ber Mitte ber *ß^arifä« felbfl ein gtjriftuSgeuge ©tutlgarl 1891, 34.) [flanlen.]
Vorging, ber, 3ube Don Stbftammung, @riei§e IfgeW^i, ■^^eW^det, f. Eetet^L
mi^ ©pra^e unb Ißilbung, tRftmer Don ©ebutt, ^^rtejÄet 0*^«), im 51. %. einer ber 8«*
mit einbringli^tr lleberjeugung bie ^luferftE^ng flamme, fflelii^e Oor ben 3§raeliten im ^nE?"
3efu bei 3uben, ©riechen unb Stümem jur Sin- Sanbe mo^nten, gtni5f|nlid) al3 ber aderboutm'
ertennung bcat^te, ba mar für bie ii^atijäifi^cn benbe X^eil ber danoaniter Herftanben (Öen. lä,
©piSfinbigtdlcn unb ©efeteSflügeleien (ein em- 20. 6^.3,8. 3of.3,10. 3ffön.9,20). [flauln.]
pfänglit^er !8oben me^r in ben SBolKmoffen gu '79etras,im91.X.anbei@tene3f-ll,niid-
finbeii. tiefer ^l^atfadje gegenüber ergab fii$ ein felbe toie ftinfl $i|at^ureS (f. b. 9[rt.). [fiaulcn.] '
a^eil ber ^^Jbartfätr ju ftummer IRefignation ; ein ^^ifabe^Qia (0A<z6i>.<fei^), im %%.m ;
anberer aber bilbete fii^ gu einer sparte* ouä, rael^t ^enenifti((^e ©tobt , rotläjc auf ber (Srenge Mt
fid6 felbfi giferer cber Selolen nannte unb in lang- fipbien unb SlJljr^gia gataiefouniene lag. Sie um
jamem anfrf|üren gur SReunlution gegen bie SRämcr um 150 d. 6I)r. Don bem peiflamenifd(itn Jtniif
ein ^mittel gur (fr^altung i^reg ginfluffee fanb. SlltaluS II. ^i^ilabetp^oS in einer DuUoinjiia
9Ia(^bem biefe $leftrebungen ein fo tragifd)e§ Snbe unb fe^r burd) Srbbeben '^eimgefuc^ten @e^
I)erbeigefü!)Tl Ratten, blieb ben $!)arifäem gur gegrünbet unb fül|cte na^ i^m i^ren ^tarnen. Ci>
eigenen ©elbflDet^crrlid^ung fein anbereS QJiittel luo^I bieStabtbur^^nbel ui^@enierbeblii^,
mel)r übrig als bie gobificiiung itjrer Serien in fn jät)lte fie bD(f) toegen ber ßftem ^imfni^
ber ÜJiifc^na. 2)uri$ biefe Itcib ber angeftrebte burdjgrbbeben unb wegen ber brüdenboiSteooB.
SlotÜ infofem trrei(^l, alS fie baS gange nac^= meldte bie foftbare Unterhaltung bcc unfi^oo
4riftlid)e Subent^um in bie tJcffeln be§ ißliari' Stahtmauem fotberte, Diele Sinne. 3u lejtan
fäiSmuS gefc^Iagen ^at, auä bentn bie SBelenner geborten bie meiften 3)HtgIifbet ber (ftriftoia
be§felben fic& nur burct) SJerfaUen in boS entgegen« ©emeinbe, roel^e fc^on im erften Sabr^iunbert 1»
gefejte ejtrem gu reiten fut^en. Sür unS bleibt felbf! beftanb unb fit^ unter Ratten Serfolpiän
bal)er bieiBIift^nQ bie Öauptquetle jur firrenntni^ DonSeilenbeS3ubent5um3bemä^rte(Oifb.l,ll;
beffen, maS bie Sp^arifaer gemoUl unb geübt baben, 3, 7 ff.). 91ac^ ber Irabition foQ ber Cf^ 3, 1
unb jugleid^ eine fletS neue Sefiiiligung be: aBo^r- angerebete IBiWof Don ^^ilabelpttta ber nörafi*
Ifteit, bal „ber Seift eSift, ber Iebenhigmai^t,mä6' £uciu8 jein, ben $aulu§ SRöm. 16, 21 nonl;
renb ber ©u(](iftabe täblet". (3.tg(. Ugolini, Thea. anberSroo mirb all erfter 5Bif<!^Df ein SMmttiiii
antiq.Baer.XXII,p.IVsqq.;Munk,Paleatine, ©djüler be§ ^I. 3o^niteä , genannt (ugL I*
Paris 1845, 512 8.; SDaniel, in grfd)§ u. ©ru- Quien, Oriena christ. I, Paria 1740, 66S,i.
berä encpfloji., 3. ©ect. XXII, 17; SBeK^aufen, 9ln bie 6t)riften oon ip^üauelp^ia i^ rai* o
Sie Iß^rifäer unb bie Sabbucöer, (SreifSmalb Särief beS ^1. SgnatiuS gnid^tet 3m 2. 3^
1997
$]^tlabel))]^tfd^e ©efellfd^oft - Ißl^ili)))) II.
1998
l^unbert nennt ber 9tpoIoget 9RiIttabe8 (f. b. 9(rt.)
eine !|irot)^etin ^mmio ju ^l^ilabelpl^ia (Eus.
H. £. 5, 17, 3). 2)ie Stobt blieb unter ben Spson-
tinem d^ftlic!^ bis tn'3 14. ^al^rl^unbert unb fiel
erft 1390 in bie @emalt ber OSmonen ; feitbem
l^igt üe aiOol^-fc^^r. [Raulen.]
^iUabOfW^t ^tftttf^ft, f. Seobe unb
^rbage.
99itdflti]i$ ober ^l^ilofter, ber 1^1.,
gegen 6nbe beS 4. Sol^rl^unbertS Sifd^of Don
Srifia, bem l^eutigen 93re§cia in ber fiombarbei,
toirb in einer ©ebad^tnigrebe feined ^tad^foIgerS
mtf bem Sifd^ofSftu^Ie, bed 1^1. ©aubentiuS (f. b.
9rt.), als ein „apo|toIifd^r ^lam" gefd^ilbert,
toel^er nod^ bem SSeifpiele be§ äBeltopoftelS faft
btiS ganje Stömeneid^ burd^jogen l^be, um boS
SBort bed ^erm ju Derfünbigen unb Reiben unb
3tU>en unb £)öreti!er, inSbefonbere bie Slrioner,
mit aQem Dlo^brud ju befömpfen (S. Gaudentius,
Benno de vita et obitu B. Philastrii; bei
Migne, PP. lat. XX, 997—1002). Slnbere
OueUen über baS Seben unb 3Birfen beS ^eiligen
liegen nid^t Dor, unb bie 3^tt feiner Srl^bung jum
aSifc^ofe foteie bie 3eit feined 2:obed ent^ie^t fic^
einer genauem 93eftimmung. ©etoöl^nlid^ toirb
fein Sob in baS 3a^ 387 gefejt. 3118 Sifc^of
fd^rieb ^l^ilaftriuS eine Sl^rcüfterifti! unb 3Bür-
bigung fammtlid^r ^reften unter bem Xitel De
IiaeresibuB. 2)q8 SBud^ ift l^iftorifd^ angelegt unb
^l^It im ©anjen 156 ^öreften auf, Don nield^en
jebod^ 28 auf bie Dord^riftlicl^e 3ett entfallen, inbem
011^ iübifd^e €^:cten unb SteligionSparteien ju ben
£^ften gered^net merben. S)a8 inl^altlid^ auf baS
Sngfte Dermonbte, meift Haereses benannte 3Ber!
bed 1^1. Spipl^iuS Don ©olamid (f. b. Strt.) fd^eint
^^iloftriuS nod^ nid^t befannt getoefen ^u fein. S)ie
gn)|e Sel^nlid^feit unb Uebereinftimmung beiber
aSBerfe bürfte l^uptföd^lid^ in ber beiberfeitigen 93e-
mg berfelben OueQe, ber Derlorcn gegangenen
)nft bed 1^1. ^i))))ol9tu§ toiber 32 ^örefien, il^ren
®ntnb l^en. @d^on ^uguftinuS l^t fel^r treffenb
l^etDorgel^oben, man Dermifje bei Spipl^aniuS f otool^l
toie bei ^l^ilaftriuS eine flare SBegriffSbeftimmung
ber 6are^e, an iReid^t^m bed äBifjenS aber l^abe
ber Sried^e ben Sateiner bei SBeitem übertroffen
(8. Aug.£p. 222, ad Quodvultdeuin, c. 2; bei
Migne, PP. lat. XXXUI, 999). 3)ie befte Aus-
gabe bed 93ud^ bed 1^1. $l^ilaftriuS ift biejenige
Hon $. @alearbu8 (Sredcia 1738), »eld^e iebod^
i^rrrfeitd ber Ausgabe Don 3. 91. gfabriciuS (^m-
fanrg 1721) fel^r Derpfiid^tet ift. ®ie?lu§gabe Don
®afoarbu8 ift abgebrudtt bei A. Gallandi, Bibl.
vet Patr. Vn, Venet. 1770, 475-521 ; bei
Migne, PP. lat XII, 1049—1310; bei Fr.
Oehler, Corpus haereseologicum I, Berol.
1856, 1—185. ginige «al^itel beS Sucres (40.
88. 89) fyit %f^. Sa^n (©efd^id^te beS neutefta-
mentlid^ (SanonS II, 1, Srlangen unb fieip^ig
1890, 233—239) in neuer XefteSrecenfwn Dor-
gelegt. 3ur Oueßenfritif be§ 93ud&e§ f. SR. % fiip-
juid, 3w: DueUenfritif beä ßpipl^nioS, SBien
1865, 4 ff.; ®erf., ®ie Duellen ber älteftcn
ffe^rgefd^id^te neu unterfu^t, Seipjig 1875,
91 ff. [95arben^ett)er.]
'Sfßibas, ber 1^1., Sifd^of Don S^uiS in
UnterägQpten um bie äBenbe bed 3. Sabr^unbertd,
»ar na(| SujebiuS (Bist. eccl. 8, 9, 7; 10, 1)
Domebmem ^fd^le^te entfproffen, ftanb tocgen
feiner ausgebreiteten ffenntniffe in ben $rofan-
miffenfd^ften in l^o^em ^nfeben unb befleibete in
feiner SSoterftabt (2:]^mui3) bie b^rDorragenbften
Remter unb SBürben. 3n ber SSerfolgung unter
SRa^iminuS errang er balb nad^ 306 ^u ^^leson«
brien ^ugleid^ mit bem römifd^n Offisler $bila«
romuS (D9l- ^us. Hist. eccl. 8, 9, 7) bie
ajlartprerfrone. ®ie Acta SS. Phileae et Philo-
romi in i^rer urfprünglid^en S^ffung finben ftd^ bei
Th. Ruinart, Acta primonim martyrum, ed. 2,
Amstelod. 1718, 493—496; in ertoeiterter ®e-
ftalt in ben Acta SS. BoU. Febr. I, 459 ad
465 ; in einer fpötem gried^ifd^en 3)earbeitimg bei
Fr. Gombefis, Illustrium Christi martyrum
lecti triumphi, Paris. 1660, 145—188. ^98or
bem Snburtbeile, ba er nod^ im ®eföngniffe teilte",
rid^tete $]^ilea3 laut SufebiuS (Hist. eccl. 8,
10, 11) ein ©d^reibcn „an bie ©ruber feiner ®e»
meinbe, um i^nen über feine Sage SJlittbeilung ^u
mad^en unb fte ^ugleid^ m ermal^nen, aud^ nad^
feinem beDorftel^nben 2:oDe an ber d^riftlid^en 9te-
ligion unablöffig feft^ul^lten". SufebiuS (Hist
eccl. 8, 10, 2—10) tbeilt ein löngereS 93rud^-
ftüd aus biefem ©riefe mit. ^ieron^muS (De vir.
ill. c. 78) nennt benf elben elegantissimum librum
de martyrum laude. @cipio SRaffei Deröffent«
lid^te 1738 eine lateinifd^e Ueberfe^ung eine§ gleid^-
fallS im ©eföngniffe gefd^riebenen SriefeS ber Dier
ög^ptifd^en 2Bif^()fe ^efpd^iuS, ißad^omiuS, Z'fytO'
boruS unb $bil^a3 (Dgl. Eus. Hist eccL 8,
13, 7) an ©ifd^of aWeletiuS Don SpcopoliS. 2e^
terer l^tte im SBiberfprud^ mit ben tird^lid^en
@a^ungen in fremben Sprengein geiftlid^e S93ci^
Dorgenommen unb baburd^ ben Dier 9Jlitbifd^()fen
ju emften SJorfteEungcn %nla% gegeben (f. o. ^Irt
^MeletiuS). ®icfcÖ Dermutbli(^ Don $büea8 Der-
a^it ©d^reiben in SBerbinbung mit bem Srud^-
tüdte be§ SJriefeS an bie 3:bniuiten f. bei A. Gal-
landi, Bibl. vet Patr. IV, Venet 1768, 65
ad 68; bei Migne, PP. gr. X, 1561—1568;
mit reid^en ^nmerfungen bei M. J. Routh, Reli-
quiae sacrae IV, ed. 2, Oxonii 1846, 88
ad 111. [Sarbenl^toer.]
MUe]ttOl^ f. ^ulug, ob. 1704.
^9iR|^n.,J{önig Don Spanien, @o]^n
ffaifer ftarlS V. (f. b. ^rt.), geb. 21. 9Hai 1527
5U SBallabolib, folgte feinem SBater 1556 in ber
Regierung unb führte biefelbe bis 5U feinem Sobe
1598. S^iejenigen Seiten feiner Sbätigleit, tocld^e
für bie ftird^engef(^id^te SBid^tigfeit baben, fmb
bereits gelegentlich in einer SRei^e Don 9lrtifeln be-
l^nbelt morben. 6S erübrigt bier, eine ^ufammen-
faffenbe ßbarafteriftif feiner ^jjerfon unb SäJirf-
amfeit au geben, gaft aDe jfömpfe ^\ß\p}^
199d iß^tli)))) n. 2O0O
bioütn gintm gtofeen 3wlt, ba ©efeftiflung ber 3HritatiDn b« Kaplftl bur^ bie Bifi^ßfe f(|ttEi
fQt6oIiid(|En SRtliBion. 3nbtni bcglnnenben Um- enblii^ burt^ troj oDeS gBiberftonbrt ; et t«^
purje alter SBor^tniHe fea* « ein ^albe§ Sa^- anlofeU aui^ »ieber bie aböaltung Bon Spitw^iiÄ'
^unbertlongalä .tat&olijd^et Äönig" feine 91u|' iinb SiBcefaitiqnoben. 3)en ©ijungen ber Jh-
gäbe erfaßt, „mit laiffrEic^er aJlad^tfteHung bie puifition unb ben^IutoSmo^te et jutDtilmfdip
taitcrliiifie *lJoIitiI" ju Dertretfli. ©ponicnttarbaS bei (8. Ort. 1559, 25. 5V«bt. 1560). 9lppd[otioii
tinjißeSanbin6uroiJci,inmeIt^e§ber*prott(taiiti8- naä) SRom ober „gimnijc&ung btr Curie unbba
inu8niii)leinbringentonitle,boeeinjigebaberauc^, Sifc^ö|e" lit% et nic^l ju unb Iwfi^äidte IM
meines Stiebe unb 6id^erVit im 3nnem bot. Kei^t ber aSer^afhing Bon S3cri)äd|hgen (W^
Stets fuchtelt bie goloiniften eine 6oaIition beS 3Eimene§, 2. Slup., %üb. 1851, 188. 326). tm
gefammten ^roteflantiSinuä gu bilben; ^J^üiplJ Bon ber ^ntruifltbn ttetouSgege^en Index llbn»-
trennte {ie Bon einonber unb rettete bcn jFotl^oIi' i-iiiiiprohibitonimgabeil558@e[e|eärafL^
ciemiiS in Belgien, fn^ette feine €rfialtung in ^ierongtnitniniurbenburi^feine@otgeti>td)crBt<
Sranlreif!^, ]äpi^tt unb erbielt it|n in 3)eutj4Ianb ; einigt. S^ieOrbenänieberlaffungennm^lfen mö^i«!
lein ffampf gegen bie lürfen rettete Sientbig, buri^ (eine SSrberung, SeuigjDgnrgroBtSnm'
atafien, bie S^tiftubett. SßJo immer ber lot^olifc^e mcn (1 —2 iDHUionen Sucaten iä^t!u^) mä i^
@laube bcbrD^t festen, bot et feine ^ilfe unb bemiUigten fird^Iid^en iSteuem, abet troj olci
Ber[ngte fie, baium gebeten, niemals. Sein 3i't @elbBerItgenbetttoagtteibod|nie, noc^btmSbitte
mar ftetS bie SSereinigung ber IatI|Dli[i$cn ^ißdc^te ^lba'3 unb ber €orte8 bie geiftli^m Stifttmgn
gegen bie 9)ereinigung bei ^iroteftanten unb bie ielbflonjugrcifenoberbie^InfammlimgbcSffir^n-
Surfen. „ÜKan tielra^tefe i(m al9 bcnbe[ttn unb Bcimögenä ju bejt^rätrfen. ©einSBerf iflboSEiiIleg
fofl einjigcn SRetter ber Bon cßen ©eiten ange- Dan ©aua? (ür bie aHiffton in ^nglonb. Sri^
griffenen unb unterminirten j^ril^e.'' ®o mo^te botirte er bie uon Ximene^ gegritnbete t&t^^paaß-
eS iommen, ba^ $^ili))p I^tne ^eirf(!^a[t mit bem onftalt für Wäbil^cn in Nicola. S)te gro|e %)•
iNit^oltciSmuS gleit^fam ibentificiTtc. 3)it gaE)!- nicr;)cner $D!t)glDtte Bon 1569 lieft et auf ^
teie^en tveitge^nben liri^lic^en ^o^eitSre^te bet jto|ten^crau@gebcn. SiBnanIa|ttcau^Oni|i(iW
ßtone S^wnienS fuciite er miji bIo| felbft gegen ^anoiiiiu^ gu ber trfttn @tgmfi^ft gegen in
bie€onciISbefi%tüffeunhbte5D!a^nungenber)){it)ft- 3]Iagbtbucger Eenturien (anbete €dDeift friail
lid)en Segottn unb be§ SßopfleS ju be^nutiten, Jon- frommen ©inue§ j. bei Mariana, Hiat deret
betn au($ auf bie Ülebenlänbet auigubel^nen. Sie HispaD., Mogunt. 1605, L4, c. 12; L6,cl4;
3nquipon, baS emennungSred&t ber Sifii)Bfe, 1. 20, c. 14 etc.). SnbetlRegitninQfetneSSiÄI
baS regium Exequatur für SuQen unb SBreoen, ertDiei fic^ $^ilipb "^^ -^ Süttge" unb .äBtTJe',
bie SiertDaltung ber ^ofpitäler unb Bieler geift- alS meieren i^n baS fpanifd^e ^off noi^ imma
li^en ©liftungen galten i^m qIS nnanloftbor. mit begeifterter Sln^änglidjfeit oere^rt. 33ie po-
SJüS Eoncil lie% er 1565 mit einer Glaufcl publi- litijc&e Srcibcit toar unter i(im in ©panien gtöBer,
citen, »elt^e feine 3ied|le unb ^ßritilegien roabrte; ber SRe^t^äuflanb befjer al3 irgenböto in Sutopi
bieft Bnitbe aui^ »om Sjkpfte anertannt, gine 3)ߧ Spaniens 5Berfall unter unb burc^ ^^ip»
@£c[ufiBe bei ber fßapftma^l üble et 1559 unb begonnen 1)ait, enoeiSt fic^ immer me^i oH
1590 (jmeimal), ja feine DJominirung Bon ficbcn eine biftDrifc^e jjiction (ugl. §äfiler in ber^iüci.
personae gratae (latle erfolg (1590). ^oä) Seitfc^rift LX [1888], 56 ff.). ?UIju toenig
füblte et fit^ im ©troiffen über biefe Oerealtt^ätig- fonnte unb fiea^tcte 5pbilipp, mie eS bomalS al-
ieit, über bie ©tenjen jeincS „SRcditeS" beunruhigt gemein ber 0att loor, bie loitt^fc^ftlif^e unb p-
(ögl.®ranberat^,5)itffiegierungenunbbieSliQpft'' lic^e Seite beä 93ol(S[ebenä, empfahl ober, oBir
wa\)\, in ben Stimmen Qu3 9Ji.'£QacbIX[1875], fpüler bie entfle^enbcn Schaben ettannle. unifo
124). 9lnmand)En9JIi|^ellig[eitenmitbenipäpflen, metir feinem Sotine bie SSeod^tung berfetben. Krß
iDelt^e fo entftanbcn, trugen jebDiii ber !Riit^ Bon aI8 baS fpanifi^e Bolt nad) ^^ilipps iobe nic^
ßaftilien unb beS flBntgS iJtatbgebcr bie meifle metir bei gewaltigen äußeren Aufgaben fidj if
©d)ulb. 3m ©rofeen roie im Äleinen lag $b'li^l> tflätigle, trat her 9iü(Ifd)rQg ein. ®a« ©elbflgtfü^
bie 0örberung ber fiirii^e am §ergen. ®et 9Jer- Berlor feinen innem ®runb, bet fitd^Iidbe Bm
lauf beS Uonciie entfprot^ feinen Slnfi^ten, für murbemcbräu6erIti^;bienQtiDnalen5^bI«'^>'mtt
feine ^ortfe^ung t^at er 9IDe§. 5JIün^t SBerorb- ber Staat aUein, bet bie ffitc^e in feinen Smea
nungen, rocl^e ben [ircf)lii$en ginflu^ in Spanien Bot Sieblofungen etbriidte, nii^t befeitigen. $Iii-
befi^rünften, ^ob er auf (Pallavicino, Storia del lipp8inmge,tie(emfle3:römmi8(eit,feine@enKmW-
concilio di Trento 1. 14, c. 12; 5Befjenifr9, ^ritunbSorgfamteit.ieineaUfeitigetaftloieJ^g'
®ie gtofeen ffiri^enBerfammlungen III, flonftauj (eit in ben fflegiening^geft^äffen, feint greigebigfeit,
1840,352.888ff.461ff.u.f.m.)- 3fl«,-orbent- Wilbe, (Serec^tigteit türmen oue^ feine ©egim
li^e Sri Bon ®unft" foDtcn bie Jhonbeamlf n ben (Gachard , Kelationa des ambasBadenrs ve-
Orben ber ^ranciScaner, 3)ominicaner, 5IHerce- netiens, Brux. 1856, p.LXX. 160. 184. 231;
barier, Sefuiten angcbeiben laffen. SJer 5Bicetönig ^elfferit^, in SRaumerS ^ifl. Safiienbui^, 3. 3#.
BDn?ßerufDfltemögIirf)ffiniebemOtlecinOrben8' 10. 3Q(|rg. [1859], 29). 3}ut betrflilitele et Im
I|au8 ettic^len laffen. 3)ie Bom goncil gefotberte 5}er^ärimffealIejuneinBom?Irbeit§ti(i%eüu8.ai4
2001 V^ilipp U. 2002
Sd^obden bie Songfamltit feiner Sntjd^lieBuneen, bnt ^amp^leten eegtn i^n tittrad^td. ,%it fxo-
rint SBfrfd&lDnen^t, fein ^fliifiliaufn, feine (äe- t(flaniil(^e Uaricatut $()ilipp8 II. ift fleflof|en
^tcimni^^uerei feiner ^olitiE fe^i Diel uiib murftn aui btr leibenfd^aflliii^en Apologie de Guülaume
ein folfd^ Sti^t auf feinen €^aiaEtei. 3nbe^ Dtr* prioce d'Orange* oon 1581 (Wourenbted^er).
Borg bnr „©c^eitet^mifenlönig", ber „SiämonbeS ^bei immet mt^r ergibt fii^, bag $t|tlt))p ein
SübniS" Ijintei einem fd^einboi falten 1)Ieu|(m ganjer 3Rann, ein gtf^Iofftnei confequenter (Ufa-
Vitt fyxi unb @cfü^l. Sänge bemtefi ei eine übel laftei nnt, bermoI|l in ben IDlitteln fehlen tonnte,
ongitiia^tt SRilbe in ben Ühebeilnnben. ^ie @e> obet fein gioleS, einjig rechtes 3iel tlai ertonnCe
Ut gegen bie Snotiren linbeite er buri^ töniglii^e unb mit oÜer Oeftigleit burc^jufäbnn beftrebt tnoi.
aSerorbniingen. SBei bei beiüfimten 3ufammen« Sterbenb mahnte er feine %Dä)ttr Sugenia, bie
fünft feiner Öemofilin unb 311bQ# mit flotborina !ßer!o6tebe9grjberjogS911breil^t,b(rerbie9iieber«
uon <!Dlebici in Saqonne 1566 mürbe, {ebenfalls lonbe abgetreten Ijatte, MeS für bie 91ufre(^t'
auf feinen Sßunft^, befc^loffen, ber ©oltlofigfeit ein Haltung ber fQlbpIift&en Kcligion in jenen £anben
Sitbc juniad^en,c^eto^ne@emaltma^regE[n, „Don ju t^un unb bem Sit^erjog biefe feine 39itte mit-
S<ill gu Soll, Uorfid^tig unb mürbig" (öiQiger, jut^cilen, deinem @o^ne ^^ilipf m* em^ifa^f
feip. tafc^enbui^, 6. JJoIge, 11. 3abrg- [1892], er, fid) (legen bie immer mel^ir tDot^fenbe IDtat^t
242 ff.). Seine @tmal|[in ÜJlaiia bie Katbolifi^e i£nglünb§ unb granfreiibS mif fein treues ^olt
fa^e getabe er möglicbft ron §ätte abiu^nllen. ju flüiien, im 3nnem Öewerbflei^ unb arbeit-
<E^ri[Uiii^en ©larfmutb ju bemü^ren, bot i^m feine famteit ju ijtben unb ftetS in bet engften Serbin-
lange, oiel bemegte Megierung reid)tii!) ©eiegen- biinci mit ben Sßäpften ju bleiben, für bie Seligion
^rit. Stic übermüEbig int (Slüde, erfi^eint er nie unb ©tauben unb QteTe^tigldt fo gu leben, bal
«tB^ als im Unglüde: bei ber ^ta^ric^t Don er rut)ig ftecben fänne. lIDlit bicfem iBermä[f|t>
Den {^toeten fßeiluften ber airmaba bantt er @Dtt, ni^ ftarb $fiilipp int ^tnbUd auf baS Jheuj,
bog ei i^m bie Wac^t Urrlie^en, eine gmeite auf- baS fein groiei 9!alet fterbenb in ber ^nb ge-
^pdlen, unb f^eibt ni^ig — Sßerorbnungen, baS b'^lten, unb bie Jhone, bie auf einem Sobten-
fiooS ber Hinterbliebenen unb ber iSemannung ber fc^öbel jur Seite beS SetteS ftanb, im €e-
glotte JU erlei^tem. SBemunbetnSnierttt eifd^eint curial 13. Sejjtember 1598. „3)ie ffirt^e unb
ei in (einer langen gräf!lic|en ftranffieit. ©ein ber ^eilige Stu^I", tlagte 5[iai)ft (ElemenSVIII.
fieih trug et für ficfe, unb bieSt^u, her 5Belt bie (^Htocution öom 9. Dd. 1598), „Ratten einen
©eipesrtanfbeit (eines ©o^neS 5Don ßarloS ju fi^neren, ja ben fiä^Berften SJerlufl erlitten.* —
offenbaren, |at nefentlid) gur @ntftef)ung beS Ouellen: Coleccion de documentos ineditoB
giuijen @i!^ueTromanS über S)on SarloS bei- paralahist. de Espana, befonberS voll. III sgs.
getragen. „3)ie Unlerfuc^ung über baS aSer^ält» S)ei neue Herausgeber, 9)Iarquia be la Suenjanta
ni^ (»if^en SBater unb So^n geftaltet fit^ |u bei Süatle, will bie gefommte ßomfpanbenj Sß^ii-
einer DoIHommenra Spologie Spfjilippa, ber als lipps mit feinen SBotfi^aftem ^ier uerfiffentlii^en;
Safer ni^t anbtra ^anbeln fonnfe, als cS gc- 5 SBÖnbe finb abgef(t)Ioffen, ber erfle für bie beut-
f^^en." Sias SBilb beS SDoterS, ber i)M, bafe ft^en^Ingelegenbeiten umfo|t bie 3a^re 1558 bi«
fein ©obntrot oller ÜKitlel ber aeralefterbenmufe, 1563. Gachard, Correspondance de Phi-
MT m gegen i^r äierbol, als ber @o^n einmal lippell. aurlee aJTaires deaFsyB-Bas, Bmz.
Irife (c^Iummert, in'S Sinun« fi^Ieii^t, ibn füfet 1848 — 1879, 5 voIb., unb Corresp, de Max-
uiu> ptt 9Ibfc5ieb non if|m nimmt, biefeS Silb ift guerite d'Autriche avec Philippe IL, Brox.
noil^ fd|)Bner aI8 baS ffirama unb ber SRoman. 1867—1881, 3 vols.; Poullet, Corresp. da
(Gachard, Don Carlos et Philippe II.. Paris Card, de Granvelle, Brux. 1877 ss.; Balth.
1863, 2 vols., gibt bie bieten; Sanfe, 35on Kar- Poreflo, Dichos y hechoB del Key DonPe-
Io9 [a5Siener3obt6ü[^er 1829], in ©ammtlid^e lipe II. el prudente, Sevilla 1639; Relacion
fflerte XLI, 493 ff. ; Sfiaumer, iSriefe miS ^fJariS deIvi8JeliechoporFelipeII.,enl585e8crita
jur ©efcft. beS 16. u. 17. Sa^i^. I, fieipjig 1831, por Henrique Cook (SJerfaffer ift Ülieberlänber,
118 ff.; Helfferit^ o. a. O. 1—105; 'Blauten- begeiftert füt ^^ilipp), Madrid 1876. S)at-
6te<^er, ®on SorloS, in SBin^om-Hol^borffl fiellungen: Adriani, Istoria de' suoi tempi,
6ainmlung toiffenft^aftlic&et iöorttäge, 2. Sufi., Firenze 1583; Cabrera, Felipe segondo, Ma-
1876,unli@renjbDlenl874,IV,241ff.;^tlilipti- dridl619[untioafianbig; neue ooaftönbige 9Iue-
jon, Wecenfton baju, in feift. Seitftftr. XXXVIU, gäbe Madrid 1876 s., 4 voll.] ; G. Leti, Vita
149—160; ©erfelbe, iffiefleuropa SBetlin del rö FiUppo n., Coligni (Genfeve) 1679,
1882, 168 ff.;t8übinger,5:ongarIoa'Hafl unb 2 voll., nnb franjöfift^, Paris 1734, 6toI1.;
loh, SQJien 1891 [Bgl. ^iftor. 3eitfc()r. LXIX, LobkowitE, Philippus prudens, Antwer^.
124ff.]i©timmenauS5m.-£aa(f)XLVII[1894], 1639; Watson, History of the reign of Phi-
1S6 ff. 544 ff.) lippe II.. London 1777, 2 vols. ; W. H. Pre-
9R(m((atQliä«l(nigeunbaI[jueinfeitig5PbiIipp, ecott, History of the reign of Philippe IL,
ofya bie richtige Oegenre^nung JU mad^en, nur Boston 1855, Leips.l856ff.,3vol8.;SR.fflaum"
infetnemSBer^ältniffejubenaupnbifdöenÜtieber- ftarf, Sßbilipp H-, Äönig d. Spanien, gteibutg
lonben nnb na^ bot }al|nDfen Don bort ausgeben- 1875 ; Eorneron , Hiatoire de Philippe IL,
2003
^pi^ilij)») üon Reffen — gJl^ilippuS.
2004
Paris 1881 SS., 4 vols. ; gJ]^i(i|)J)fon, gin ajlini-
fterium unter $]^ilt)))) U. earbtnal ©rotiDeOa am
fpan. öofc, 93erlin 1895. [SB. gelten.]
WttiW öon C)ef f en, f. §e||en V, 1941 ff.
'Sf (ißtv ber $4dtte, f. IBonifoa Vin. ob. n,
1040 ff.
TfliiRrpet, Srief on bie, f. ^ulud, ob.
1690 ff.
'Sf fUiV^i (o^ <P(Xt7ncot) , im 91. %. eine rö-
mif^e, Don OctoDionuS ^uguftuS an ber @übfüfte
t)on SJtacebonien gegrünbete Kolonie, meldte bie
©teUe einer altem, öon ^l&ili^)!) öon SKacebonien
erbauten ©tabt einnal&m (Slpg. 16, 12). ©iefen
l^atten nal^egelegene, überaus ergiebige ©olbberg-
totdt üeranlaftt, eine oon ben Sl^ftem auf bem
99oben öon Il^racien angelegte ©tabt KpT]v{öec
fammt ber ganzen baju gel^örigen fianbfd^aft mit
feinem Steid^ gu Dereinigen, nad^bem fd^on bie
^l^önicier ben ©olbreid^tl^um ber ©egenb auf>
gefd&roffen unb in ber 9?ä]^e eine ©tabt 9lamen8
S)atum (AaTov) angelegt l^atten (Strabo 7 [331],
fragm. 33. 34; Appian. B.C. 4, 105). S)ie ®o!b-
bergmerfe maren eS, meldte bem macebonifc^en toic
bem römifd^en$]^ili))t)i eine blübenbeSnttoidEIung
ftd^erten. S)ie grl^ebung ^ur Kolonie üerbanfte
$^ili))))i öieQeid^t bem ©iege, meld^er l^ier für
Octaöian unb feine 93erbünbeten gegen 3)rutu§
unb Safftu§ entfd^ieben l^atte (Dio Cass. 51, 4, 6) ;
auf SWünjcn unb Snfd^riften fül^rt fie ben 9lamen
Colon. Augusta Julia Philippensis. ©ie lag
tttoa 12 km üon ber Jhtfte entfernt am ®ebirge
$angöu§, fo ba^ fte jiebem 9teifenben, meld^er in
5Wea^)oU§ lanbete unb SKaccbonien befud^te, nad^
Ueberftcigung eineS ftcilcn ^afjcg juerft in bie
9lugcn fiel. 3n biefem ©innc ^cifjt fie ^pg. 16, 12
bie erfte ©tabt ber betr. macebonif d}cn fianbfd^aft.
S)er größte SRul^m ^l^iliwi'ä bcfte^t barin, ba^
l^ier juerft in ßuropa ba§ ßbnflent^um öcrfünbigt
ttjurbe. ®ic d^riftlidje ©cmeinbe baf elbft erful^r au^
5uerft bie SJcrfolgungen, »eld^e ben 9ln{)ängcni
3efu öorausgefagt ttjorcn (^pg. 16, 19); allein fic
toanftc nie im ©tauben, lie^ feine iubaifircnbcn
SBcftrebungcn ju SBorte fommcn unb fa^ e§ fort»
ttJä^renb aI8 gl^renfad^e an, für bie Sebürfniffe
il^reS ©tifterS ju forgen unb ii^n mit ®elb ju
unterflü^cn (2 gor. 11, 9. ^il 4, 15. 16).
^auIuS bcfud^te $^ili})})i auf feiner britten SRcife
nod^ jttjeimal (^^)g. 20, 1 — 6) unb rid^tete öon
SRom au§ ein ©cf)rciben an bie bortigen Sänften
(f. b. ^rt. ^aulu§, ob. 1690 ff.). — 51n ber ©teUe
beS alten $^ili^)^)i finben \xd) je^t auSgebel^nte
Irümmer oon nur römifd^cm Urf^)rung, unb in ber
'Släljt liegt ein SDörfd^cn 9iamen§ gfilibuj[if. (Sgl.
gelten, ®ie 9li)ofte(gefd)id&te , greiburg 1892,
311 f.) [Raulen.]
mUippium, f. 3nbien VI, 691 ff.
miRppxnex, f. ^^ilipi)u§ 9ieri.
^t^itivvinexinnen (ital. Filippine), Oblaten
Dom ^I. ^^Uipt)u§ 9leri (f. b. ^:!lrt.), l^cijst eine
Kongregation öon DrbcnSfrauen, ttjeld^e ein reid)er
Kaufmann au§ ©iena grünbete. 3)erfclbe mol^nte
in Stom unb mar SBeid^tfinb beS l^L ^]^it)|nil
92erl ^uS SSerel^rung ^u bemfelben errid^tete unb
botirte er 1620 bie ®enoffenf^aft ber $^ili{)|raif
rinnen 5ur Srjiel^ung ormer SRobd^en. 2)iej^
blieb ftetS auf Slom felbft befd^ronft, too fte nur
(Sin ^au3 l^e (^eute liegt ba§felbe mit flin^
unb©d^Ie in ber9tö]^et)on©tQ.9)toria9}laggi0n).
an anberen italienifd^en ©tobten leben y^
mand^e Oblaten nad^ ber Siegel biefeS filofioS.
2)ie Siegel ift bie Dom 1^1. SuguftinuS, tteld^ fäi
bie ^]^ili|)l)inerinnen 1744 öon »enebict XIV.
beftötigt mürbe, ©elübbe l^aben biefe OrbenS-
frauen nid^t; nad^ einjiöl^rigem 9lot)tdat legen fk
nur baS 93erfpred^en ber jteufd^^it unb be§ 8c*
l^orfamS nad^ il^rer Siegel ab. S)te Oberin tnixb
jebeSmal auf brei ^a^xz Don ben Oblaten fdbß
gemäl^It. %IS eigentl^ümlid^ Orben^Heib tnga
fie au|er bem ©d^Ieier eine 9rt toei^ (ä^tljpalb
mit ^eu9 auf ber 93ruft. ©einem 3tnede blieb boS
jf lofter immer treu, bod^ folgen ftd^ bie ©(^tDepon
unter bem SrudEe ber italienifd^en ätegienmg beS
eigenen Unterj^alteS megen in ben legten ä^W
genötl^igt, SRöbd^en au8 befferen gamilien üi i^
©d^ule aufjunel^men. — ^^ilippinerinnen totia
jumeilen aud^ bie ©eröitinnen be§ ^l. ißl^it)^
99enitiud (f. b. Strt.) genannt, beten erfte Obenn
bie 1^1. Suliana öon galconieri (f. b. ärL) wo.
%u|erbem befielet in Stalien, befonberS in Son
mit f ec^S Rufern ober ©d^ulen, eine @enojfenf(Mt
unter bem 9tamen Maestre pie Filippini, ttd^c
am Snbe beS 16. Sal^rl^unbertS Don Sucia gi^
pini aus Someto ^ur Si^iel^ung ber armen rotä>'
(id^en Sugcnb auf SBunfdö be§ 6arbinal§ Sto
barigo, 5)ifd^of§ öon Ü)iontefio§cone, gcgrünbet
mürbe. ®cr Sifd^of beftimmte felbft bie Drbcnä«
trad^t unb fc^rieb für bie Kongregation Äegefa,
mcl(|c 1760 öon 6lemen§ XlII. gutgeheißen örai'
ben. Wit ©d&meflem ftel^en unter einer ©enetol«
Oberin unb mad^en l^eut^utage ba§ Dom ©toote
für Se^rerinnen geforberte ©jamen. ®er ^om
ber ©tifterin unb ber ©enoffenfd^aft gab öftet§
5lnla^, fie mit ben eigentlid^en ^^ilippinerinittn
(Filippine) ju öcrmed^feln. (95gl. ©eft^id^te unb
Kegeln ber ^l^ilippincrinnen ju Äom, 9iom 1744;
Moroni, Diz. XXIV, 276 sgg. XLI, 120 sgg.;
Morichini, Degli' istituti di publica Caritaetc
n, Borna 1842, 124.) [^i^gerS S. J.]
^iiRppxfien^ f. ftrpptocaloiniften.
^mtipponen^ f. 9ta§folni!en.
#9inj>j>tii5 (O0.i7n:oc), ein in berfpätem3«t
beS ®ric(^cntbum§ l^äufiger 3tamt, bejeid^nct in
ber l^eiligen ©d)rift 1. ben maccbonif^n Sönig
^l^ilipp II., ben SJater ^UejonbcrS be§ 6ro^
(1 5Dk^. 1, 1 ; 6, 2). — 2. ben ftönig ^^üippUL
öon SKaccbonien , ©ol^n ®emetriu§' IL, wm
ben Kömem 197 bei Ät)no§fep]^aIä untctttoifcc
(1 mad). 8, 5). — 3. einen ^l^rpgier, ber ben
ii)rifd^en Äönig ^lntiod^u§ gpipl^eS (als «>■
Tpo^oc, 2 SDiad^. 9, 29) na^e ftonb unb öon \i\t\m
jum öormunb feines ©ol^neS 9lntio(^u§ gupotor
unb 5um SReid^göermefer beftimmt würbe, W
ober feI6{l auf btn Xfiron ft^tuang itnb btgUKgm unl)tw[)mm<ffianif^c$DffmtnQcnt^iltt:t)cini^m
lKm9ntiai(|iifißu)Kitoi^instnc^t(tn)uibt(13na(!^. mirb n aaiS) gltii^ $etni8 bit n^ 91a4rid&t Don
6, 14. 2 aMQil(|. 5, 22 ff.)- — 4- «ntn t:rtrar- bti erfüHung bief« ©offnuiigen tr^lten l^bra,
^ obttSittfütpen, Sol^in ^trobeS' btä (Srolim fo b(i| tr feine ©d^wierigfeit ^nb, bem SBtifpieh
bon btflen legtet ©cma^lin jMeopatia. S)tT- bee|eltitn gu folgen. $t|ili)]()ue ift ber ciftc unter
ftlbe nun in btm britlen unb U^tta, Don Sa\\n allen ^popein, an mtldjtn. ber auSjeic^nenbt Kuf
%U0uftu3 IbeflätiQlen 2,eftnmeitt fcinri ißattiä jum etging : „^olat mir naä" (3o^. 1, 43) ; baif man
ERegenten Don $atanäa, Xrac^onitia, ^uranitiS, baS invenit 3. 43 mit bem invenit 93. 45 Qleii^*
(BoulonitiS, ^JontaB unb 3turöa ernannt roor- (teilen, fo mar e9 3tfuS, ber $^ilippua gu biefem
ben unb bilbetc untei ollen @S^nen unb (£nfeln Smede aufgefud)t ^tte. flaum ba| n gum $lpD-
jbtrobcfi' bed @ro^en eine SluSna^me, inbemnur ftcl berufen toor, fo tntfprai^ er feinem neuen
Xü^mlit^ei Don itim tierii^tet toirb. @eine Ste* ^mte auä) baburii^, ba^ er !Ilat^nael gur X^cU>
ginung toar gütig, gerecht unb fritblid). Sei- na^me an ben geifligen @ütem, neli^e i^m er»
ncm Skiler a^mte er nur barin nod^, bcfi er feinen f^iolfen naren, berief (1, 45. 46). SBei ben
Siu^m in gro^rtigcn Sauten fudjte. ^S alte 91t>oftelDerjeid^nt|fen in ben fqnoptifdien ßDnn»
^neuS an ber SoibanSqueße baute er proc^tDoU gelien ^e^t ^^ilippuB ebenfo umoanbel&ar an ber
au8 unb gab i^m ben ^tarnen g^forea ; gum Unter' Sfii{^ be§ jtoeiten Drittels, mie $etrue )u %n-
f^iebe Don ber am SDteere getegenen ©tobt (eäfa- fang be8 erften (3Jlatt^. 10, 8. aJlarc. 3, 18. ßuc.
tta StrotoniS) ^iefi eS nun Säforca ^^ilippi, 6, 14); benn er gehörte ju bem erften fleinen
Wtfelbe ©tobt, meldie burc^ ba8 SBefenntnife b«6 ftreife, ber [\ä) um 3efuä bereits Derfammelt ^tte,
1^ Sßetrug unoergeftl«^ geworben ifi (IRütt^. al8 er öffentlich auftrat unb fein erfteS SBunbet
16, 13. ÜJIarc. 8, 27). SBei ©elegen^eit Don »irfie. ai« 3oianneS ber löufer in'S ©eföngnifi
S^tlitipuS' ^obc bemerft Sofef^uS : „Sr führte gefegt Itxnr unb baS ^eranna!^ be§ ^immeIrei(!||S
cntt gufriebene unb rubtgc9)egierung. Sein ganjeS bur^ anbere 3eugen Cerlünbigt werben nnifib,
ficbenbrad^te er in feinem eigenen £anbcjU. 9Benn ft^eint aiu^ ^^ilippuS bie neue l^erufung |um
er aueging, nafim er nur menige Dertroute ^reunbe 9l))oftelamt mi) ben Söhnen bei ^onaS unb bei
ntit ficti unb lief; \\i) ben ©effel, auf bem er Ste^t SebebäuS get^eilt gu boben (^otl^. 4, 18—22),
biTai^, auf allen SBegen nachtragen, ©obatb t^m meil er bei ber fpecieUen SuSfenbung ber apoflei
irmaiüi begegnete, ber ^ilf e unb Seiftanb begehrte, immer naä) hiejen junflc&p genannt wirb, int
mufite b« Seffel auf ber ©leUe niebergejejjt ujet- fpuDplifc^en Söangelien ermäbnen ^^ilippuS nii^t
ben, unb nun biflt er Unterfui^ung, beftrafte bie loeiter; nur Savanne« ^at, Dermutblii^ auS per«
€4iulbigen unb entliefi bie fülft^lit^ angeflogten." fönlii^em 3nttreffe an bem 3ugenbfreunbe, einige
6t tDOt mit ©alome, ber Xot^ter ber foetobiaö, djarclteriftifd^e ajlittl^eilungen aufgenommen {6,
Wtmäyt, ^inierliefe biefelbe a6er oK finberrofe 5— 7; 12, 21—22; 14, 8), toelc^e auf eine be-
SSitttoe, fo ba§ fein Sonb an bie SRämer fiel unb JDuteie Qtertraulii^fcit jtDifi^en 3cfue unb $I|i-
uon Wefenerftjur^lirDDing Serien gejogcii, fpäter lippuS f^Üefien Icffen. ^aäj feinen »«iel^ungen
ober 9(grippa, bem Snfcl bei ^erobefi. gefdjcnFt ju ben 3o^- 21, 2 genannten 3üngem Darf man
muite. (9)gl. Jos. Antt. 17, 1, 3 ad 18, 5, 4; $l)iltppii^ als einen ber bort o^ne tRamen auf-
6<f|ürer, ®t]ci). bei jiib. 9)oI(e8 1, 2. Slufl., Ceipj. geführten jmei 3ünger anfebtn. Seit 3efu §im-
1890, 352 ff.) — 5. einen onbem Sofin i^t- mc!fnl)rt gtbBrteaui^Sp^ilippuSgubemffTeife bei
robeS' beS ®ro|;en Don beffen britter l^icmc^lin SlpDftcl, luett^e fid) in bem Saale ju 3erufalem
OToriomne batb Simon, bei jum Unterft^ieb Don Derfammelten (9lpg. 1, 13). ^ie DKÜeren 91a(^
bem Dorfte^enb genannten ^Ibbruber §erobeS riii)ten über i^n finb jum Sl^eit fagen^ft. B»
¥5ilippu6 f)ief!. SJiefen Unterfdiieb beachtet So- fi^er ift bie Angabe ju betrai^len, bafe biefem
(ep^a, inbem er tt)n ^robe« nennt (Antt. 17, apoftel 5|J&ri)gien gut apofloiifc^n S^tigfeü gu»
1, 2), iDd^renb ber eoangelift ffllarcuS au(^ ibn fiel, unb bafi er borl gu ^ierapolis feinen Xob
Sß^ilippuS nennt unb fo manchen ^nla§ geboten fanb. (Sincr ülai^rii^l jufolge, meli^e SlemenS
^t, i^ mitbemSJorigenguDermei^feln. ^erobeS Don Stlejanbrien, ol^ne i^r gu miberfprei^en, an-
^^ilippuS mar ber erfte @enta^l ber ^crobias, fü^rt, märe ^biÜPPuS eine« natürlid^en XoM
hkIc^ i^m fpäter Don ^obeS ?lnlipa§ abmcnbig geftorben; nalif anberen ÜBeric^ten narb er an'fi
gemad^t liiurbe, unb bemnac^ ber Sater ber %äa- ffreujgtfi^lagenunbanbtmfelbenburdibieStein-
Itrin Salome unb ber ©c^miegerDater be8 Cor- tDÜrfeetneSmüt^ben^öbelSgel&blel. ^icffir^e
genannten 3ib>lipt>"8 (Wok. 6, 17). Dcrelirt i^n alS IDtartqrer. ^S3a{)r feinef 3:obt«
6. 9ßbiIipP"8, einen apofttl SefuE&rifti, ift ungeroifi unb (onn nur gwif^ 54 luib 90
über ukIi^ bie Soangelien nur fpärlii^e tiaif gefut^t werben. $ltiilippu8 toar Der^iratet ge-
rillten geben. Gr war mie ^nbreaä unb ^tru9 au8 mefen unb ^tte brei Softer, Don benen gwei
SBcIMaiba am galiläifi^n 9)tefre gebürtig (3ofl- 1, jungfröulii^ lebten unb bie SBunbagabe befo|en ;
44) unb war offenbar einer Don benjenißen, roelt^e biefelben ftanben nod^ lange not^ i^rem Sjjbe in
SobonneS bem 3:äufer guftrömlen. ^aä) bem, tDa§ f)oi)m Bnfel^en, unb ber !8ifil)of SßolQhatee »an
30^.1,40— 44 erjä^lt wirb, borf man onne^men, (Sp§efu8 begei^net fie im 2. Sol^rbimbert qI9
. ba| er mit anbreaS fi^on Dörfer befrrunbet toat ©iöulen ber Oeinafiotifil^n ftiri^e (Ena. H. E.
2007
gJ^ilippuS öon «quin — gJl^iltppuS «rabS.
2008
8, 81, 3; 39, 9). ®ic Mcliquien bc§ ^eüiöen
aLpoftcIS »urbcn lange on feinet ©raBftätte ju
>ierQl)oIiS öerel^rt; fpäter famen fie md) Eon-
[antinot)el unb t)on ia nod^ 3tom, xoo fte in ber
ftirc^e ber l^eiügen «poftel beigefe^t fmb. ©ein
gfeft lüirb im SlbenMonbe am 1. 9Wai jugleid^ mit
bem beS iüngem 1^1. 3acobu§, bei ben ©riechen
am 14. 9loöemBer gefeiert. (Ueber bie öorgebüd^en
erlebniffe unb SBunber beS l^eiligen Slpoftetö f. b.
Srt. Slpocr^pl^en-Siteratur, ob. I, 1079; unge»
brudte Srgönsungen ba^u Anal. Bolland. IX
[1890], 205 sqq. Ueber eine angeblid^e Schrift
beS % ^i)\l\ppu§i ob. 1, 1078.)
7. $]^ilii)pu§, einen ber fieben ©iaconen,
toeld^e bie Slpoftel nad^ «pg. 6, 5 jur SBeforgung
ber Slrmen|)f[ege ertoäl^Iten. 6r mar f päter l^aupt»
fdd^Iid^ als 93erfünbiger beS St)angelium§ tl^dtig,
fo ba^ er ben Seinamen ^.ber ©jangelift" erl^ieU
(9lpg. 21, 8), unb mar burd^ reid^e SDBunbergabe
ouSgejeid^net (ebb. 8, 6. 7). ^a6) ber Steinigung
beS 1^1. <Ste))]^anu3 begab er fid^ nad^ @amaria
unb prebigte bafelbft mit großem Srfolg, fo ba^
felbft Simon ber Sauberer \\d) Don il^m taufen
liefe (ebb. 8, 12). «uf tounberbare SBeife marb
er bann berufen, ben Äömmerer ber Äönigin
ganbace (f. b. 9lrt.) ju taufen unb f o baS ®^riften»
tl^um in einen neuen äBelttl^eil ju Der^^ftan^en
(ebb. 8, 29 ff.). Bpäitx tool^nte er in gäfarea
unb l^atte bort ein eigenes §auS, fo bafe ber 3lpo-
[tel ipouIuS bei il^m einfel^ren fonnte (ebb. 21, 8).
ffiiefeS §au8 betool^nten mit iljim öier ermad^fene
löd^ter, meldte ®ott il^re Sungfräulid^feit gelobt
l^atten unb ben (Seift ber SBeiSfagung befafeen
(ebb. 21, 9); il^r Scifpiel foll anbcrc Sungfrauen
bemogcn l^aben, fic^ il^nen in gottgcmeil^tcm !?eben
anjufd^Uefeen. Um ber l^ier geübten 5:ugenben
mitten marb biefeS §au§, gleid^fam baS erfte fiöftcr»
lid^e Snftitut, in ber ifird^e i)od) öerei^rt, unb nod^
bie ^. $aula mattfal^rtete ju bcmfelben ; fclbft jur
Seit ber ftreu^jüge marb biefc «nbad^tSftätte nod^
gejeigt (ögl. Sepp, Serufalem unb ba§ ^I. J?anb,
SRegenSb. 1876, 578). Ueber ba§ Enbe be§ §ei«
ligen gelten bie Sendete au§ cinanber. ^aä) abenb»
Iänbifd)cn eingaben ftarb er in feinem §aufe ju
ßäfarea ; nad^ morgenlänbifd^en 9lad^rid^ten mar
er ber erfte Sifd^of ju SratteS in Äleinaften unb
ftarb al§ fold^er gegen baS 6nbe be§ crften Sal^r«
^unbertS, mie ginige motten, nad)bem er nad^
göfarca aurürfgefcl^rt mar. (S3gl. AA. SS. Boll.
Jun. I, 618 sqq.; ©tabler, ^ciligen^Sej. LH,
SlugSburg 1875, 899 f.) [ffaulen.]
'SfQitit^l^s öon ^Äquin, ein getaufter 3ube,
frül^er 9J^arbod^äu§ au§ ßarpentraS genannt, mar
in ^quin jum fel^riftentl^um übergetreten unb Uhk
bi§ awr Smittc be§ 17. Sa^rl^unbertS ju $ari§ al§
Seigrer be§ §ebräifd^en. S)er Karbinal 93erutte (f.
b. 9lrt.), ber fein (Sönner mar , l^atte i^m eine
^ßenfion au§ txxä)M)m aWitteln öcrfctjafft • ffönig
Öubmig XIII. ernannte i^n gum ^rofeffor am
gottege be grancc. Ueber ^l^ilippS miffenfd^aft«
lid^e ©eföl^igung gelten bie Urtl^eile jmeicr feiner
Scitgenoffen auS eimmbcr. ©• bc aJluiS (f. b. ftl)
nennt il^ (Coinin.inPs.34[35],14)rarae0tex-
quisitissimae in Hebr. lit. doctrinae, et quem
numquam ^stra consnias ; tagegen tabcÜ S. be
S^aoignQ ben Don ^l^ilipp beforgten l^rdi^
Se^ ber ißarifer ^ol^glotte t)on 1629 qI§ totac
tantis conspurcatom maculis . . . obstetri-
cantibus impurissimis manibus Phüippi Aqm-
natis . . ., ut a planta pedis usque ad Ter-
ticem non sit in eo sanitas (f. ColomesiaB,
Gallia Orient. [Opp. theologici . . . argnmenti,
curante J. A. Fabricio, Hamburg. 1709] 256).
93on $]^ili)))}§ Sd^ften mögen ertoö^nt rotAm
ba§ Dictionarium hebraeo-chaldaeo-talmo-
dico-rabbinicum, Paris. 1629, boäfe^fdte
Sd^riftd^en Badices breves linguae sanctae,
Paris. 1620, unb Vetemm rabbinormn in 6X-
ponendo Pentateucho U. 18, Paris. 1620.
Sinige anbere ©d^riften l^anbeln öon ber 6tift8-
l^ütte, ben mofaifd^en Opfern u. bgL — €in Soja
^l^ilippS, fi u b m i g t)on ^quin, tnor in SÜjßolvfyx
SBeife mie ber Soter burd^ Ueberfe^ng tob>
binifd^er Kommentare tl^ätig. (SBgl. Bajle, Diet
s. V. Aquin; Nouv. Biogr. gen. 11, 946;
Hurter, Nomencl. lit. I, 2. ed., Oeniponte
1892, 439.) [a. gffer.]
^l^iRppns airabS, rdmifc^er ftoifer 244 N§
249, auf SRünjen unb ^nfd^riften M. Joliu
Philippus genannt, ftammte au§ Sofira in ba
Srad^onitiS oI§ @o]^n eineS nobilissimns latro-
num ductor (Aur. Vict. Epit. 28), fd^mang fi^
unter ®orbian III. )um ^röfecten ber SeibtDod^
auf unb gelangte burd^ bie grmorbung be§ regi^
renben §errfc^cr§ auf ben ffaifertl^ron. 6r nxir
glüdflid^ im ffampfe gegen bie ^erfer, aber un«
glüdflid^ gegen bie fiegionen, meldte im 9brben
bc§ SReid^eS fid^ empörten, unb oerlor in einer
B6fiaä)i gegen feinen Qfelbl^erm ©n. SWefftuS Iro«
ianu§ S)ectu§ bei Serona il^ron unb Seben. £(ö
mid^tigfte greigni^ mäl^renb feiner Regierung ßwi
bie tJeier be§ taufenbjäl^rigen S3cftanbc§ ber Stobt
SRom. 6r fud^te burd^ Verfolgung imnatürlt(^
Safter bie ©ittUd^feit in 9tom ju lieben unb betoieS
fid^ ben ßl^riften gegenüber tool^Imottenb, fo bcj
bie aWeinung entftanb, er fei felbft ßl^ft getoejen.
®er 1^1. §ieront)mu§, bem DrofiuS (Hist. 7, 20)
folgt, nennt il^n ben erften d^riftlid^en 93e^'(6er
ber SRömer (De vir. iU. 54), unb ouf feine Suc-
torität l^in mar biefe 5J^einung ba§ gonje 5KitteI»
alter l^inburd^ verbreitet. SSermutl^li^ flammt bie
Angabe au§ gufebiuS, ber als unöerbürgte 9Äa^
rid^t mittl^eilt, ^l^ilipp l^abe irgenbmo mit ber
d^riftlid^en ©emeinbe Öftem feiern motten, feiabo
t)om Sifd^of feiner 93!utfc^iaben tt)cgen juriuf-
gemiefen unb jur Su|e ermahnt morben. 2eontiu§
üon ^ntiod^ien ergänzt biefe grjäl^Iung burtb
bie Slngabe, ber fraglid^e »ifd^of fei ber ^L S9ü«
bt)Ia§ JU ?lntiod^ien gemefen (Chron. Pasch.
Olymp. 257, bei Migne, PP. gr. XCH, mj-
Snbeffen fpred^en gemid^ttge ©rünbe bafür, H
^]&ilip})u§ ^rab§ immer §eibe geblieben ift. Ärin
2009 $]^tli))))u8 SenitiuS — $^irit)))uS t)on ber 1^1. 3)teifQltigfe{t. 2010
l^bnifd^ @d6riftfteller tx)ei| ettoaS Don ^\)\i\pp^
angeb(i(^m S^riftentl^um; n>o^I aber berid^ten
feine (Sefd^id^tfd^reiber t)on S)orIeßungen feiner
l^bntfd^ien ©eftnnung. Sr beging bie @äcularfeier
burd^ l^tbnifd^ Opfer unb ©ebröud^, Derfe^te
feinen Vorgänger unter bie ©ötter unb ttHirb Don
{einem 92a(|f olger ebenfalls unter bie ®ötter auf-
genommen. SEBöre er ein S^rift getoefen, fo l^tte
unter feiner Regierung nid^t bie blutige Sl^riften-
K'crfolgung ^u ^lesanbria gemogt tt)erben Surfen,
Don toeld^ SufebiuS (H. E. 6, 41) ergöl^It. SSer-
mutl^Iid^ l^t ^ißxpp ald SRorgenlänber \\ä^ einem
imfloren ScIecticiSmuS l^ingegeben mü> nad^ Dagen
SorfieUungen Don @ünbenDergebimg ober Suftra-
tion )u Slntiod^ien, tt)o er fid^ 244 nad^ @orbian§
Zob auf ber Steife nac^ 9iom befanb, ftd^ ber dj^rift-
lid^ S^ier onfd^üe^en motten. (SSgl. Aur. Vict.
De Caes. 28 ; Zosimus, Hist. 1, 18—22 ; Clin-
ton, Fasti Bom. U, Oxford 1850, 51 ; Aube,
Les ohrötiens dans Tempire rom., Paris 1881,
461 BS.) [JTauIen.]
^l^iRnus'^kniüns, ber 1^1., 0. Senr. B.
M. V., ©efejgeber unb SluSbreiter be§ ©erDiten»
orbenS, mürbe ^u f^Ioren^ im % 123B am gfefte
ber ^immelfal^rt SRariö, burd^ beren t^ürfprad^e
feine Sltem il^n erflel^t, geboren. 9lad^ SBottenbung
feiner pl^ilofopl^ifd^ien unb mebicinifc^en @tubien
ju ^rid unb ißabua Derfud^te er mit großem
Sif er }mif d^en ben @uelfen unb ©l^ibettinen feiner
ißaterftabt gerieben }u ftiften unb bem Unglauben
imb ber @ittenIoftg!eit ju fteuem, bod^ ol^e be«
fonbem ßrfolg. 3m 3. 1252 bat er ju &imaritia
(£o))]^gio) um baS ffleib ber fiaienbrüber ber
SHener SRarienS unb trat bamit in ben Orben ber
SerDiten. 3)rei Sal^e lang fül^rte er auf bem oben
mtb fteilen 9Ronte @enario bei f^Ioren^ ein Sin-
jieblerleben, bi§ il^ ber SBitte ber Oberen ^um
StoDigenmeifter be§ fflofterS gu @iena beftimmte.
SOd fold^r legte er bem @eneralcapitel eine @d^rift
Dor, meldte bie ©runbfö^ für bie ^uSbilbung unb
(Sqiel^ng ber SloDigen feined OrbenS entl^ielt.
S)^e @^ft blieb ba§ ^anbbud^ atter SioDigen-
meifter beS OrbenS unb bilbete bie ©runblage ber
toöter auSfü^rlid^ bearbeiteten OrbenSregel. 3m
tSel^orfam ^riefter gemorben, mibmete er fid^ mit
gro|em Srfolge ber ^rebigt, Derhxxitete fegenSDoQ
berfd^iebene 9lemter feines OrbenS unb marb im
3a]^ 1267 gum @eneraIobem erl^oben. SBöl^renb
feines 18jö]^ngen SBorftel^amted fannte er feine
Sr5^ Sorge alg bie für 93erfünbigung beS SDan-
oeliumS unb für äußere IBerbreitung unb innere
Srfiarhmg feines OrbenS. 6r lie^ feine geiftlid^en
€51^ in Derfd^iebenen Sprad^ unterrid^ten unb
fonbte fie gu ben Reiben nad^ Elften. SlemenS IV .
ernannte ^l^ipp toegen feines l^Uigen, feelen-
eifrigen SebenS unb feines grünblid^en tl^eologifd^en
SBiffenS jum „apoftoUfd^en gjrebiger" ; fraft biefeS
XitelS tonnte er in atten £önbem ber Srbe mit
liäpftlid^ ^Infel^ baS SBort @otteS Derfünben.
3ur Segrünbung unb Slufred^tl^altung einer guten
SHScipIin l^elt ber ^>eilige eifrige IBifitationen in
ben jflöftem unb gab bem gangen Orben ein fefteS
^unbament burc^ baS Don il^m Derfa|te Stegelbud^,
melc^eS in brei Seilen Dom @otteSbienft, Don ben
@tubien unb bem innem Seben unb Don ber äkr-
maltung ber jf loftergüter l^nbeft. Seinen Orben
auszubreiten, bie fflöfter )u Difttiren unb @ünber
SU ®ott gu Meieren, ounimanberte er grantreid^,
S)eutfd^Ianb, grieSIanb unb Ungarn. 3n ®eutfd^«
lanb traf er mit bem nadbmaligen ff aif er Slubolf Don
§absbura jufammen. Der nebft feiner ©emal^Iin
baS ff (eio beS brüten OrbenS ber @erDiten an-
nal^m (AA. SS. BoU. Aug. IV, 688). ^Jl^ilipp
tourbe Don biefer Seit an ber Äatl^geber Slu-
bo!fS in aUen »id^tigen Slngelegenl^iten, fo be-
fonberS im 3- 1278, mo feine Semü^ungen be-
mirften, ba| ^affixtiä^t Surften, SRitter unb ©täbte,
meldte Ottofar Don SBöl^men gegen SRuboIf auf-
gerufen f^t, bie SDBaffen nieberlegten, bem ffaifer
^reue fd^muren unb ffönig Ottofar auf bem
SWard^felbe am 26. «uguft 1278 befiegen ^Ifen.
©einen feurigen, gottbegeiftertcn SReben midien
bie burd^ bie ^ol^ftaufen l^beigefül^rten fal-
fd^en fir^Iid^ flnjd^auungen, fomie baS ©d^iSma
unb bie ffe^rei ber ffatl^rer. 9uf bem Soncil
Don fipon (1274), mol^n ber 1^1. ?ß^ip|) ^p\i
©regor X. begleitete, glängte er burd^ bie ®abe
ber ©t^rad^en. Slad^bem er gu ^Bologna burd^
bie aRac^t feines SBorteS bie Sflagettanten (f. b.
3lrt.) belel^rt unb befel^ l^e, ftiftete er in feiner
SBaterftabt t^Ioreng unb gu ^iftoja, beren SBe-
Döfferung bei bem ©treit ber ®uelfen unb ber
©l^ibeOinen in religiöfer, ftttlid^er unb focialer
^inftd^t fel^r Derfommen mar, t$rieben imb 6in-
trad^t. S)ie ©l^ibettinen tl^aten aufrid^tig 93u^e;
^l^iliDp grünbete fürfiebie©erDitengenoffenfcl^ft
^ber ©eitler" . S)aS bußfertige »eifpiel ber TOänner
al^mten bie thronen unb 3ungfrauen $iftoj[a'S als
©enoffenfd^ft ber nod^ beftc^lenben „aHantettaten"
nad^. 9(1S ber ^Uige in gforli gegen bie Safter ber
Sinmol^nerfd^ft prebigte, marb er Don einigen
Uebelgefmnten berari gefd^Iagen unb mißl^nbelt,
baß er mie tobt auf bem gelbe liegen blieb. Sr aber
betete für feine Qfeinbe ; fein öouptDerfoIger be»
feierte fid^, tl^t SBuße, trat in Den ©erDitenorben
unb mürbe ein großer C^eiliger, ber 1^1. ^eregrinuS.
Um ber 3Bürbe eineS ^ifc^ofS Don t^^reng fomie
ber il^m in^uSfid^t ftel^ben £iara gu entgelten, flol^
ißl^ilippuS für ben SReft feineS SebenS in feine ge«
liebte einöbe unb ftarb gu Xobi am 22. ^ug. 1285,
am OctaDtage ber ^immelfal^ aHarienS. 99alb
Derl^Iid^te @ott fein @rab burd^ SBunber. Seo X.
fprad^ il^n feiig, SlemenS X. (1671) l^Uig, unb
SBenebict XUI. beftötigte 1724 burd^ eine Sutte
biefe Sanonifation. 2)aS Martyrologium Bo-
manum el^ fein Slnbenfen am 23. Sugufi.
(SBgl. AA. SS. BoU. Aug. IV, 655-719;
Xouffaint, Seben beS 1^1. ^l^iUippuS ^BenitiuS,
® Ulmen 1886. Weitere Sit. f. bei Chevalier,
Bep. u. Suppl. s. V.) [©. aRoIitor 0. S. B.]
tf^Uin^^ ^on ^^^ l^eiligfien SDrei«
faltigteit (Philippus a SS. Trinitate), 0.
2011
!ß]^ilt))))u8 t)on ®amaä)t9 — ^ßl^ilippuS Don ^att>engt.
2012
Oarm., ein l^rüorraöcnbcr Sl^eologc unb tl^eo-
loßtfd^er ©d^riftfteller auS bcm 17. So^r^bert,
iDurbc im 3. 1603 in gfronfrcid^ öcborcn unb trat
im Sllter öon 17 Salären in ben Drben ber un-
bcfd^l^ten Sarmelitcn ein. 9?ad^ Slbfolöining ber
©tubicn öing er olS SJlifllonar nad^ ^ßerften unb
3nbien unb mibmete pd^ bort burd^ jel^n 3a]^e
ben arbeiten beS 9lpoftoIüte§. 9?ad^ ßuropa ju»
rfldfgefel^rt, tDirfte er nad^ einonber in Derfd^iebenen
^rdloturen feined OrbenS unb befleibete aud^ bie
äßürbe eined praepositus generalis bed le^tem.
er ftarb im Saläre 1671 ju 9iea^el im SRufe ber
^eüigfeit. 93ei aller feiner öielfeitigen SBiriffam-
feit mar $pi))))u3 bod^ [tetd guglei($ im fiel^romte
tl^tig unb entfaltete aud^ eine mnfaffenbe fd^rift-
ftetterifd^e Sl^ätigfeit. (Sx fd^rieb fc^on mäl^renb
feines ^ufentl^alted in Snbien su ®oa eine Summa
philosophiae (ed. Lugd. 1648), unb p)ax nad^
oerfelben SJletl^obe, bcren ber 1^1. il^omaS in feiner
Summa theologiae fid^ bebient l^atte. 2)iefed 9ud^
erlangte ein berartigeS 3lnfe]{|en, ba| bie congre-
gatio generalis be§ Oratorium^ auf einer Ser-
fammlung in ^rt§ (1675) eö ben Seigrem be§ Ora-
toriums als ©runblage für il^re fiel^rüortrage oor*
fd^rieB. 9lid^ minber berül^mt mürbe ein jmeiteS
feiner Sßerfe: Disputationes theologicae in
tres partes Summae theologiae S. Thomae,
8. Summa theologiae Thomisticae, Lugd.
1653, 5 voll., in meld}em er in einem großartigen
(Sntmurfe baS @Qftem ber fd^olaftifd^en ^l^ologie
im ^nfc^Iuß an bie ©runbfö^e unb Seigren beS
]^I. %f)oma^ baricgt. S)aS öorjüglid^fte unb be-
rül^mtcftc SBerf, baS auS feiner Qf^bcr gefloffen, ifl
aber bie Summa theologiae mysticae (neu !^er-
auSgegcben u. a. grciburg 1874, 3 voll.), in
meld^cr er in brci Süd^cm bie ©c^eimniffe beS
m^ftifd^en ScbcnS, mic eS fid^ im (Seifte beS ßl^ri«
ftentl^umS entfalten fann unb foll, fomic bie ®runb-
fäje, auf meldten eS berul^t, unS öor klugen fül^rt.
^lußerbcm fd^rieb er nod^ ein Itinerariimi Orien-
tale, Lugd. 1649, unb eine Historiae Carmelit.
compend., Lugd. 1656, ncbft einigen minber be»
beutenbcn ©d^riften.
$l)ili})p gcl^örte ju Jenen d^riftlid^en ©clel^rtcn,
mcl^e im ßaufc be§ 17. 3a^rl^wnbcrtS an ber $Rc»
gcneration ber ©d^olaftif arbeiteten, inbem fie, öon
ben unfrud^tbaren Sd^ulftreitigfciten ber nac^tl^o-
miftifd^cn ©d^olaftif abfel^enb, bie ©d^olaftif mie-
ber mit bem ©eifte unb mit ben (Srunbfäjen bc§
^l. 3:i^oma§ 5U burd^bringen fud^tcn. ©rö^er jcbod^
ift fein SSerbienft um bie mt)ftifd^c 2:bcologic, beren
Üebcrlieferungen er auS ben älteren Duetten, öon
ffiion^fiuS bem ^reopagiten angefanaen, meiterju»
leiten unb ju einem ft)ftematifd^en ^anjen ju gc-
ftaltcn fud^te. (Biblioth. Carmel. H, Aurel. 1 752,
651 ; Nouv. Biogr. gen. XXXI, 993.) [©tödfl.]
^f^iRppns t)on®amad^eS, f d^olaftif d^cr
Sl^eologc, aber Qfreunb beS ©atticaniSmuS, mar
1568 geboren, ffönig ^einrid^ IV. üerliel^ il^m
einen neu crrid^teten Sel^i^tul^l ber pofitiücn Xl^co-
logie an ber ©orbonne. 3n biefer ©tettung com-
mentirte er 25 3^^ l^inburd^ ben I^L Xl^nol
Sßie groß fein ^nfel^en als Xl^eobge mar, g^^
barauS l^erDor, baß SRid^elieu tl^ beaufhmgte, in
UJerein mit anberen ©elel^rten Ätd^crS (f. b. %.tL)
fuböerfme ©d^rift De ecclesiastica et poHtia
potestate einer Prüfung su untei^ie^en. ^^tfp
bittigte baS 3Ber! in ber ^uptfod^e, nur einige
attju fü^ne S3e]^au))tungen beanfUmbete er; ittd^
erflörte er bie ©d^rift für ino))i)ortun. Sr fkiA
3U ißariS 1625. ©el^ gefc^ä^t mar fein Sommes-
tar gur ©umma beS 1^1. Sl^omaS (Paris. 1634,
2 voll.). (93gl. Nouv. Biogr. gen. XIX, 380; Hin-
ter, Nomencl. litl, 2. ed., Oenip. 1892,255;
in beiben meitere Siteroturangaben.) [3ed.]
^^itt^j^S. SBifd^of Don ©ort^na auf gnta
in ber jmeiten Qölfte be§ 2. ^al^tl^unbertS, ip rm
aus einer brehnaligen Srtt)ö]^ung bei Sujdiil
(Hist eccl. 4, 21 ; 23, 5 ; 25) befornü. itoA
ber ^meiten ©tette l^at SDionpftuS Don forint^ (^
b. ^rt.) in einem SSriefe an bie @emeinbe iji
©ort^na unb bie übrigen @emeinben auf Sida
ben SBifd^of $]^ili))t)u§ gerül^t, „metl femer fKnte
baS 3(ugni^ größter ©tanbl^aftigleit ed^
merbe'' ; laut ber britten ©teile fyit $PnmS
„eine fe^r tüd^tige ©d^rift gegen ÜRorcion d»
fa^t''. SDie 9lotis aber $^ilit)pu§ bei ^ieroiqnnS
(De vir. ill. c. 30) ift auS ben Slngabm bei SoJE"
biuS Aufammengeftettt. [93arben^iDet.]
'Sf^Uifims Don ^arDengt, O. PraoL,
aud^ Philippus Bonae spei genannt, Deibifld
Srmöbnung megen feiner e^egetifd^ unb akf
tifd^cn ©d^riften unb megen eines ©treiteS mitb«
1^1. Scml^arb. gr mar ^u Anfang be§ 12. Soir»
]^unbert§ ju |)arDcngt bei 3D^on§ geboren. Sei»
miffcnfd^aftliqe 9lu§bilbung erl^ielt er in einet bi-
fd^öflid^en ©(^ulc, mürbe bann ^römonftrotei^
in ber '^hiti Bonae spei (S8onne-6§peranct in
§ennegau) unb nid^t lange nac^l^er S}5rior bafeli^
lilS nun ber bl. Scmbarb einen ^^rämonflrotcnjet
au8 biefer 5lbtei in glairDau^ aufnahm, ri^
$]^ilil)p ein fd^arfcS ©d^reiben an ben berü^rato
DrbenSftifter. ®iefer beflagte fid^ bei bem «bte,
unb ba aud^ neibifd^e DrbcnSbrüber gegen $5ifi||
intriguirten, mürbe Icjterer feiner SSürbe entict*
unb in ein anbere§ Älofter gefd^irft. ©eine 3M|t"
fertigung§öerfud)e maren Dergeblid^. 3nbe6 iw^
fd^le^terten fid^ mäl^rcnb feiner ^btoefenl^ I»
SSerl^ältniffe in ber ^Ibtei fo fel^r, ba^ er juräd«
berufen unb in feine SBürbe mieber eingefe^ mäx
(1152). ginige Saläre nad^l^er ttjurbe et jbb
^bte gemä^lt. gr mar ben Orbenöleuten ein nril-
ber unb meifer SSorgefc^tcr, ber auc^ bie oiifai-
fd^aftlid^en ©tubien im ftlofter förberte. ^ü^i»
ftarb am 11. ^pnl 1183. ©eine ©c^riftcn 1k|
einer feiner 5nad)folger, ^bt dlxc. Q,^amQxi,f
S)ouai 1621 bruden. ®iefe 3lu§gabe, meiere oiat
mand^e unäd^te <Btixdt entplt, f at ÜÄigne (PP.
lat. CCIII) erneuert. SSon ben ©d^riften ^iff*
üerbienen grmäl^nung fein Commentariusznjsd-
cus in Cantica Oanticorum, De salute piioQ
hominis. De damnatione Salomonis. 9u(t btf
2018
ipi^ililJpuS 9leri, bcr 1^1.
2014
er meljrtre ^riligenlcben t)crfa^t. ®ic meiflen ®e»
hiäftt, tDtld^ unter feine ilBerfe aufgenommen fmb,
fMb unäc^t. @eine ^Briefe l^oben ein gro^e^ ^eit«
gefd^d^tlid^eS 3ntere{f e ; mir erfel^en oud benfelben,
oa| er oud^ mit Statnalb Don Toffel, em)Qi)Item
Sqbifd^of t)on jf öln, in gorrefponbenj ftanb. (93gl.
Hist. litt, de la France XIV, 268 ss.; Fabri-
diiB-Mansi, Biblioth. lat. V, Florent. 1858,
277; Ceillier, Hist. gen. des auteurs sacres
XrV, n. ed., Paris 1868, 683 ss.; Revue
Bte^ict. IX [Abbaye de Maredsous 1892],
24 88. ; Wattenbach, Sur les poesies attribuees
a Philippe de Harvengt, in Melanges Julien
Havet, Paris 1895, 291.) [3edC.]
99{fi9|m$ ^ex\^ b e r H / Stifter bed Ora-
toriumd, toarb am 21. 3uU 1515 ju t^oren) oI3
@ol^ üomel^er SItem geboren. @(^on feine
linblid^ Sugenben trugen il^m ben 2:itel Pippo
bnono ein ; aud^ in ben @tubien jeici^nete er fid^
üor feinen SlüerSgenoffen au8. S)ie SBermögenS-
Dcrl^tniffe ber Sltem maren nic^t glän^enb.
<Beme gingen fte be^l^alb auf ben äBunfcl^ eines
no^cnSertoanbten öon öäterlid^er Seite ein, $]^i«
lipp ofö gfortfe^ feined ©efd^öfteS unb al§ Srben
feines großen Vermögens )u l^aben. @o !am
Der Jüngling mit 18 ^}yctn nad^ @an ®er-
vumo bei !D{onte Saffmo, mo Stomolo 9leri ein
bebeutenbeS ^anbelSgefd^ft betrieb. Sieber al§ bie
(Befd^ftSfhil^ mar il^m aber ein ffird^Iein ber
l^igften Sreifaltigfeit, bad in ftiUer @infam!eit
ouf einem gelfen smifd^en jmei Sergfpifecn in ber
fläf^t Don @aäta am SJlittelmeer erbaut mar.
»alb ftanb ^^lip^ Sntfd^Iu^ feft, aUe irbifd^en
Seftrebungen aufzugeben, um fid^ gang bem S)ienfte
(Botted )u mibmen. SBie er frül^r in Sfloreu) ftd^
üon ben S)ominicanem in San SWarco l^tte leiten
laffen, fo l^oUe er fid^ Je^t SRatl^ bei ben SRönd^en
Don SRonte Saffmo, unb ol^ne auf bie SBünfd^e ber
©tem unb bie Sitten beS reid^en Cl^eimS ju boren,
fcgab er ftd^ nad^ SRom. S)ort fanb er ^lufnabme im
f^ntfe eines reiben f^IorentinerS ©aleotto gaccia,
ber in ber mU ber ffird^e beS 1^1. Suftad^iuS
IDol^ unb ibn gimt Srjieber feiner beiben @öbne
tofi^Ite. ©(einseitig ftubirte "i^^iiipp an ber @a-
Dienga unb bei ben Sluguftinem mit großem 6rf olge
^Iofot)]^ie unb 3:]^oIogie (1534—1537). ©eine
Iffio^inung unb 9la]^rung mar i)ier mie fein gangeS
f|)fitereS £eben l^bur^ öu^erft örmlid^. Srfa^
fcmb er in ber f^ülle l^immlif^en ^rofteS, oon bem
er bei Sag unb bei 9lad^t in feinen Setrad^tungen
fiberftrömte. SuS Siebe }u @ott gab er f ogar feine
@tubien auf, t)er!aufte feine Süd^ gum Seften
bet Slrmen unb t)erlegte fld^ b<m))tföd^Ud^ auf bie
Serie d^fUid^er 92ö^fienliebe. SBie großartig
unb erfolgreid^ fein äBirfen auf biefem ©ebiete
toax, baDon geugt l^e nod^ bie SBruberfd^ Don
ber oBerl^igften ®reifaltig!eit (f. b. «rt. ffirei-
faWgfeitn. 3), bie er im 3. 1548 mit feinem
frommen Seid^ttKtter $erftano 9lofa oon ^ale-
fhchio jur SSerforgung ber jal^nofen Sompilger
itnb ber genefenben jhanlen in'S fieben rief. 3m
3ubUäumSiabre 1625 mürben in bem ^ofpitale
ber ©ruberfd^ft gegen 600 000 unb beim 3ubi-
läum 1 825 nocb über 250 000 $ilger öerpflegt (ögL
Morichini,IstitutidipubblicaGarit& 1, 7 [Rom.
1870]). 2iefpe OueUe biefer raftlofen 9iäd^ften-
liebe $]^Ui))))S mie über]^u))t all feiner Sugenben
unb feines gangen SBiifenS mar bie il^m eigen-
tl^mlid^, glübenbe ©otteSIiebe. SBö^nb er am
2:age mit ©eftnnungSgenoffen bie not^Ieibenbe
QRenfd^b^it auffud^te, burd^mad^te er gange 9löd^te
in ben SJorl^üen ber ff irc^eu ober in ben ffata-
fomben, bie fd^on (öngft fein fiieblingSaufentl^alt
gemorben. 2)ort mar eS aud^, bei ber Saftlifa beS
$1. ©ebaftian, mo er in ben Xagen unmittelbar
Dor bem $fingftfefte 1544 Don fol^er fiiebeSglut
entbrannte, ba^ ftd^ fein leiblid^eS ^erg ermeiterte
unb gmei iRxpptn auS il^ natürlid^en Sage mit
®emalt emporbog. ^iefe Srfd^einung blieb fem
Seben ^inburd^ öu^erlid^ fid^tbar utü) mar mit
au^erorbentlid^ ftarfem mgflopfen Derbunben.
S)a| ißbili))t> nad^ biefem ßreigniffe nod^ 50 3a^te
lebte, lie^ fid^ nad^ bem Urt^eile ber lergte auf
feine natürlid^ SBeife erflören. (93gl. SörreS,
g^ftlid^e SW^ifti! II, 6 ff.) — Obfd^on ^\)xlipp
rwä) Saie mar, mirfte er fd^on bamalS in apofto>
lifd^er SBeife nid^t blo^ bwd^ fein aSeifpiel, fon-
bem aud^ burd^ fromme @efpräd^e unb burd^
$rebigten. 3n feiner 2)emut!^ backte er nid^t
baran, $riefter gu merben; nö^er trat il^m Diel-
me^ ber ®eban!e, fid^ in bie Sinfamfeit gu l^ei-
liger 93etrad^tung gurüdtgugiel^ 92ad^bem il^
iebod^ ber SBeid^ater ben Statl^, unb bann, alS fid^
feine S)emutb nod^ meigerte, ben SBefel^I gegeben.
Die l^eiligen Seil^ gu empfangen, lie^ er fid^ am
23. aWai 1551 gum $riefter meil^en. 9?un öer-
lie^ er baS ^KmS beS Saccia unb gog in baS bei
ber ffird^e beS ^l ^ieronpmuS (@. Sirolamo beUa
Saritä, na)^ beim $a(aggo t$<imefe) gelegene
ißriefterl^S, mo $erftano SRofa mit menigen an-
beren ^rieftem mol^te. S)iefen fd^lofe er fid^ an
unb begann oon feinem bürftigen 3intmer auS ein
feeleneifrigeS SQSirfen im ©tiüen burd^ ©penbung
beS Su^facramenteS, fromme Unterrebungen unb
fd^Ud^e, einfädle $rebigten; baneben fe^te er bie
d^riftlid^en SiebeSmerfe unöerbrof|en fort unb leitete
Spriefter unb Saien bagu an. Um biefe Seit famen
nad^ 9iom bie 92ad^rid^ten Don bem munberbaren
SBirfen unb bem l^ligen Sobe beS 1^1. ^roxi^
Xader (f. b. »rt.). ^an tarn eS fid& leidet oor»
fteQen, ba| aud^ ^l^lipp ftd^ für bie Sefebrung
ber SRillionen armer ^iben entflammte unb fi(9
bamad^ feilte, in 3nbien fein 93Iut für ben ®lau-
ben gu oergie|en. Sein SBeifpiel begeifterte 9(n>
bere, unb fd^on l^e er eine tlnga^I oon 20 ®e«
fäl^rten gefunben, bie x^ bortl^in folgen mottten.
Sod^ ber Stati) gotterleud^teter SRönner mad^te eS
^l)ilxpp flar, ba| 9iom unb Kom aüein baS gfelb
feiner opoftolifd^en ^l^tigfeit fein foQe. 3n SRom
l^tte atterbingS fd^on längft eine mal^ Smeuerung
beS ürd^Iid^ SebenS ibren Stnfang genommen.
Zro^bem fd^ien gerabe ^l^ilippuS SReri t)on ber
2015 $^iti))t>uS Vtzi, btr H S«16
abttMttn SJoife^ung ODt oitlen oitbeim fltD|tn eint ^tebigt an bie SWenge gcrid^tet Bmtt 9e>
unb ^iltgtn SRänntm, btt in Stom Itbten unb fonberS gmeimal im So^n Mnm|taltett ei b^t
midien, beiu{en, bie enige Stobt burd) ein ^ilgerfatiit: am [ogen. „fetten SoimaKog',«
50j[ä^eS 9M>ortolQt im beftcn @inne be3 aüOTte§ bie Wmgt bon ben fünbEraftcn ^luftismiga bec
ju lefoimiien. SlaS hkit feine ^cbcnSaufgabt, bie ßanteualStagc obau^Iten unb bafüi einen Spul
er ganj erfaßte unb glücflit^ }u Snbe fü^e. S3 gu bieten, unb in bei 0\itTWoif)t. 'Sxti) blieb iü
bilbete fu^ balb um i^ ein Aiei§ Don Si^ülem Sßirfen ntc^t o^ @egnei. S^unf) ben gn^
unb ©utgefmnten, bie et erft in Jeinem Simnier, ^Intiang unb baS 9lnfe^, »eli^ er, o^ e$ p
[päter , atö bie ScIH wuii^ , in einem gröfsern iu(I)en, oBmöIig getuann, wurb« et Snbaxn Dcp
Ciabrium gu frommen, geiftlic^en Uebungen um ^|t unb Uon oenfelben angeOagt. 3)er bamofigt
ftc^ [ammelte. 2:ie^ nai bcr un|(t|einbaTe Anfang Sarbinatoicar^uISIV., no^^erberunbßaigR
oeS Omtoriume für bie Saien unb bei (Songnga' a(3 bei 9J<ipft felbft , Dei&ot baiau^tn ^PEff
tion ht§ OiatoriumS füi $rieftci. 3u lehnen baB iBei^ttiüien auf einige SBo^ien, fonrit ^
elften €d)ülem geborten Säfoi S9aioniuS (f. b. rtligigfe llebung o!)ne bejanbere €ilaiibin|, ■•
2rL) unb gronccSco 3)1aria Xaiugi, ein 91effe gle^ mit bei3)rot|ung, iqnBor @cni^ jupam.
3uliu§' m. unb aJtarceBuS' H., bei fpäter in ber ^t|Üi|)}i gel^otil&te, bo^ bolb nxttb er gered^tfntigl,
gonaiegation ju Mom unb gieopel luie in ber unb ^pirnl IV. bejeugte it|m fem 3Bo|(t[ioQen, w
Ritäft übttfyiupt als ßrjbifd^of uon SlCignon, bem er bebauerte, ba^ man ^^if]) fo ungm^l
legatus a latere in granheic^ unb (Sarbtnal eine bet)anbelt fyiU. O^ ^^ ßtQtn föne Wii»
bebeutenbe Stolle fpielte. Siarugi toar aud^ ber fairer begonn ^^ipp mtt nntnn Stfer fFiiia|»>
fiieblingäf^lcr beS ^eiligen, bei i^ tnegen feiner ftoUfi^, refonnotorif^ SBnrfcn, ooä fi^ tu
^ligen 33treb{amleit dux verbi nannte. 2)a bie auf alle fflaffen btr 9)cDüIIeruna %mi erftrab
»nja^I bei SBefut^er beS Oratoriums upii Üng lu unb Don SRom auf tDtite iheife JcEtlug. 3n Sn
Sog junal^m, bebiente fid| Spi^ilipp ju ben gcifl" Burbe er in ber XfyA Wim Wtt§, mm Sofpi
litten Eonferenjen nun nuiii feiner btflen Scljüitr, angelangtu KS «i ben ffinbem ouf btm ©t''*
bie, iDenn au(^ no^ Saien, mit i^m unb neben it)m pla^. %on ben $ä))ften, unter btrcn Xegientiigt
not!) feiner SBeifung einfadbe, ungetunftelte ^^tre- jeil ^tbili))^ uirtte , norm ei t>tfoiüiee «r
btgten über baä Seben ber peiligtn unb prattijc^e ifl. *lJiiiS V., Oregcr XHI., ©iftuS V., fl»
©itttnle^ren ober Siortrüge über einen Slpff auä ^or XTV. unb Elemenä VUL, bie i^ nrie ein
beiÄirc^tngefi^ii^le b'ril"!- S)amal§ fdjon mürbe a'ater üenl^rten, ibm jum 3ei<^ bei Siebe ml
SäaroniuS Don ^tiili))^ bie JHrd^engefdt|ii!(|le gu* ^od^c^ng ftÄft bie oonb fügten ober iI)D n»
geteilt, bie er 30 ^ai)Tt lang ununterbrot^en in armten unb ilpi in mi^ttgen %ngelegenbetten n
@Qn ©irolamo beQa 6arilä, in @an @ioDanni 3tal^ fragten. €r abet Derläiignete aud) ben$ä>
bei ^iorentini unb fdilie^li^ in Santa Wana in ften gegenüber neber feinen o^roflolifc^ ^retontt,
SJotticella in feinen ^rebigfen Portrug. Sieben« no^ om^ bie i^m eigent^ümlit^ ^eittrbit, Üt,
mal liefe i^n ^biül'f immer Don Steuern bn§ ganje bei aller SBelt belannt unb beliebt, notf) i)tait a
©ebiet burcfe arbeiten unb in feinen SBortragen hf jablreii^en 'Jlnetboten meiterlebt. ©§ tonnte au^
bonbeln. Obneeä felbft juabnen, rearbSaroninS iii^t ausbleiben, bafi bie Sßäpfle boion boi^ilni
fo ju bem berüffmlen ffird^enjitiriflfl eller Ijeron- einem iDianne wie Sßlitlipp ben ?purpur ju oer-
gebilbet, bi§ et enblit^ »om bl. ^Pbtlippus gieri ben leiben, ajtebrere OTale unter ®tegor XIV. uA
auSbrütllic^en Säefe^l erhielt , feine ännolen ju 6Iemen§ VIII. mar i^m bei Garbinal§bul f^T
ft^reiben. — ffiie täglirfjen Uebungen, benen 9Jiün- bac^t. Sßbi'if P ober meigerte fic^ fyirtnadig, UHU
ner unb Jünglinge in ben 9?a({)mittag@= unb feiner S^tmutb gelong e§, ber bo^en^ürbejuent'
SIbenbftunben im Oratorium unter ^^fjüippS Sei- geben, ©regor XIV. fanbte itim förmlich boS irf)(
tung oblagen, maren ®ebet, geiftli(be Unter- ^iret in bieSBaDiceOa (1590); f(^etjenb fanba
rebungen unb iprebigten, 5Daju famcn noi^ einige er eS bem 5|)apfie äuiüd. — 3Jon ben Dielen grof»
SRüIe in ber SBodie (ßrperlii^e Su^toerfe unb Uaibinälen beä 16. Sa^r^unbettä geborten bie
fpäter geiftlidfefSefänge befonberS für ©onn* unb meiflen unb beften ju ^p^ilipps grtunbtn nnl
geftloge, bie üon ^IJ^tlipp in bit fflufif eingcfütirten ©^ülem, bie bei i^m ein unb au§ gingen, biefi^
fogen. Oratorien. Sine befonbere fromme bei ibniiRaibSer^olten, berenSeelenfübrererBBL
Uebung, nieli^e ^^ilipp mit grofeem grfolg em- 91ud) ju münifien ber oome'bmflen ^bellfamiliei
pfabl, toar hie flir^enfabrt, ber SBefuifi ber fieben SRomS l»tte üßbilipp nicEjt blo§ nal^ Sejie^nnon.
^aiiptfirc^en 34om@. meldte er felbft fd^on in fnil)e- fonbem mar auc^ für biefe flteife ein geft^tct
itn Sabcfu mit SQoiliebe gemai^l tiatte. 51un SBeiitittiafer. Ueber^aupt tnar ber SricIiqtiiW i«
mo^le er jie al§ Q^ii&rer großer ^iroceffionen, benen feinem 3immer uiefieic()t ber Ott, Bon bd et oa
fi(^ liiert bloß bie Sefucljer bcä Oratoriums, fon- fegenSreic^ften mirfJe; »erftanb er eS boc^, 1«
bem aufeer einer großen SBoITSnicnge auct) Diele Seelen oft iDunherbarenneife ju bur<!bi<^auoi loll
5(Jriefler unb Orbenäleute, befonberä Dominicaner ju leiten. So mar e8 benn au^ fein füpeftei ia/f.
unb Äapujiner, anfc^loffen. Unter ©ebften unb unermüblicfi ftunben- unb tagelang im ©ei^tlW
©efängcn jog ber §eilige mit bieten §unberten au^ju^anen. 5luf bemföebietebeilir^ltt^JW
bon Jhn^e ju ftin^e, wobei in fiinfen bcrfelben unb SBiffenfd^ft mar fein ^influfi niifit miols j
2017 «Pl^ilippus 9leri, ber l^L 2018
bon flro^ IBebeutung sum »eften bcr ftird^e. unb SReinl^it $u fd^müien, ju f inblid^cr SSerel^runß
SBie fd^on ertoäl^, bcrbanfen bic annalen bc« bcr öon i^m fclb[t fo iitniö geliebten ©otteömutter
SäaroniuS il^m il^re ßntftel^ö; aufeerbem gab aWaria ^u begeiftem öerftanb. ©em eigentfidb
er ben «nfbft jur ©rforfd^ung ber Äatatom- t)oIitifd^en Seben ftanb ber ^eilige fem. 2)od^ ^
bcn , unb l^orrogenbe »iffenfd^aftlid^ SDäerfe be!annt, toie er am ßnbe feine« SebenS unter ®Ie-
üBcr biefelben »urben öon ©d^ülem beS ^eiligen menS VIII. jur SluSföldnung unb greifpred^ung
balb mä^ beffen Sobe l^erauSgegeben. ®ie ganae ^einrid^ IV. burd^ SoroniuS (f. b. Sri) toefent-
bomolige gjrebigtweife, bie im 3(rgen log, refor- lid^ beitrug. Um fo naiver ftanb ^l^ilipp ben 6ei-
mirtc er burd^ fein unb feiner Sd^üler Seifpiel. ligen, »eld^ SRom im 16. Sal^rl^nbert innerhalb
©ioDonni ^erluigi ^eftrina (f. b. »rt.) ttunr feiner SWauem fal^. ®er 1^1. 3patiu8 öon So^ola,
^^UipJ)« Seid^tfinb unb gfreunb unb ftarb in ber 1^1. ffarl SBorromäuS, ber $(. gfelii öon Santa«
een armen. Ueberl^t toaren bie erften Wu- Udo, mit bem er nad^ ber befannten ßrjäl^lung
: Slom« für ^^ü\pp unb bcfonberS für feine auf offener Strafe um bie ^Ime in ber S3er-
Kiftlid^ ffiramen, bie Oratorien, tl^ätig. ©ie bemüt^igung ftritt, ber 1^1. gamittu« öon MiS,
outen ein ©egengift gegen baS bamaüge Sl^eater aud^ bie 1^1. Äatl^rina öon SRicci, bie el^rto. Ur-
eitt unb erreid^ten oud^ il^n Smedf. $^ilil)p fula Senincafa unb felbft ber 1^1. granj öon ©ale«,
ettjpt befafe ein reid^e« pl^Uofopl^ifd^ unb t^eo» oüe öercl^rten unb befud^en ^^lipp als gfreunb
logKd^ SDBiffen, unb »enn er im erften gfeuereifer unb SBerotl^er ober als il^ren ©eelenfül^rer unb
fettft feine ©üd^r öerfauft l^tte, fo na)^ er als fieiter, aEe fallen ju i^m auf »ie ju einem l^eE-
^[Jrleper baS ©tubium mieber auf ; baöon jeugt leud^tenben Seifpiel ber Sottfommenl^t. ®eina]^e
fomol^I feine ^riöatbibliotl^ef, mld^ l^ute no^ 33 Saläre toirfte fo ber^eilige bei ©an ©irolamo
einen Reinen S^eil ber öon il^m gegrünbeten beOa garitä. UnterbeHen öermirflid^te ftd^ bie
Vallicellana auSmad^t, alS aud^ baS Urtl^I ge- ^)ttui)tftiftung bcSfcIben, in ber fein ®eift unb fein
lel^rter garbinäle, loeld^e il^n in »iffenfd^ftlid^en SBirfen fortleben fottte, faft gegen feinen SDäiEen.
gfragen }u Statine gogen unb über bie 3:iefe unb 3m 3. 1564 nümUd^ n)urbe $]^ili)))) öon feinen
©tünblid^feit feiner Silbung ftaunten. SEßaS er SanbSleuten, ben Florentinern in SRom, erfud^t,
on eigenen fd^riftfteHerifd&eu arbeiten befa^, l^at er bie Seitung il^rer bortigen Äird^e (Ban ©ioöanni
in feiner S)emutb am gnbe feines SebenS oer- in ber 3täf^t ber gngelSbrüdfe ju übemel^men. ®a
btonnt 5Rad^ feinen 93iogral)b€n fd^rieb er mit er ftd^ weigerte, nötl^igte il^ ^apft 3JiuS IV. baju,
giD^ Seid^tigfeit SBerfe in (ateinifd^er unb italie- SDäol^ung unb Oratorium jebod^ Durfte ^fßipp
itifd^er ©))rad^e, bie öon italienifd^en gfad^mönnem felbft in ©an ©irolamo bel^lten. S)arum lie^ er
fel^ gelobt mürben. Srl^alten finb nur nod^ brei einige feiner ©d(|üler, mie SSaroniuS uiü) ^arugi,
Sonette auS feiner Sugenbjeit, bie aüerbingS nid^t )u $rieftem meinen unb gab biefen ben Auftrag,
tHm gro^m poetif d^en SBertl^ ftnb, imb au^erbem bie ff ird^e ©an ©ioöanni bei giorentini nad^ feinen
eine ©ammlung feiner SSriefe, meldte 1751 ^u SBeifungen ^u öermalten. SDiefen fd^Ioffen ftd^ nun
^bua erfd^ien, iebenfallS aber nid^t öoUftönbig ift. einige atibere Sünger beS ^eiligen an, fo ba| in
SBenn ber ^trliqit fo geleiert mit ben ©elebrten ber ^1^ fd^on bei ©an ©ioöanni eine Heine ®e-
toor^ mar er nod^ öiel mel^r unb öiel lieber flein noffenfd^jrt unter ^l^IippS fieitung ein gemein*
mit ben ffleinen. äBaS er für bie armen unb fameS Scben fül^rte mü) feeleneifrig mirfte. äöglid^
ihanfen tl^at, ift fd^on ermöl^nt. (Sx tl^t il^en famen biefe ©d^üler ^l^ilippS nad^ ©an ©iro«
äbn nid^t bIo| felbft ©uteS, fonbem leitete aud^ lamo ju ben gemo^nten Uebungen, bis ^tfjin ^ofyct
feine ©d^üler unb greunbe, bie SSomel^ften nid^t fpäter (1574) bie ^florentiner bei i^r ftird^e baS
ausgenommen, an, eigen^önbig in ben jhanfen- Oratorium errid^teten , morin je^t bie geiftlid^
^önfem unb überall, mo bie 3loff^ eS erl^ifd^te, Uebungen öorgenommen mürben, ^l^ipp ftröidMe
SBerfe d^ftlid^er Siebe ^u üben. Sie JHnber aber ftd^ nod^ immer bagegen, felbft eine Kongregation
ttKtren feine Sieblinge. ©ie fül^Iten ftd^ unmiU« ^u ftiften, mürbe aber balb burd^ bie SSerl^tniffe
(bttd^ öon bem liebeöoEen SSaterl^er^en $l^Ui)))>S bei ©an ©ioöanni unb bie SRüdfftd^t auf feine
onge}ogen, unb feiner ber ^auSgenoffen magte, fie ©d^üler bagu gejmungen. 3m % 1575 ermarb er
Don il^m )u trennen, mod^ten fte aud^ öor ben be^l^Ib bie fftrd^ ©. SRaria in iBaUiceOa, lie^
Zieren ber ^ßatreS nod^ fo großen Sörm öoU- bie alte ftird^ nieberrei^en unb in grogartigem
S^ren. SBaS il^n babei leitete, fagte er felbft mit SRagftabe eine neue aufbauen, meldte ^eute nod^
m Sßorte: „@eme mürbe id^ il^nen geftatten, unter bem !Ramen Ghiesa nuova (neue ffird^)
f^ol) auf meinem SRüdEen su fpalten, bamit fte baftel^. 2)aS Oratorium öon ©an ©ioöanni mürbe
ntd^tS SofeS tl^un." auf ber ©trage ftrömten fte öerlaffen, unb bie ©d^üler |ßpi))ps fiebelten nad^
i^m in ©d^oaren ^u, unb an fd^()nen t$rüblingS- ©. 9}tana in SSaEiceÜa in einen möd^tigen 9leubau
togen fül^rte er bann bie Sugenb l^inauS in ben über, in bem aud^ balb eine gebiegene IBibliotl^f,
®aiten öon ©an Onofrio unter bie berül^mte bie Vallicellana, öon $l^ili))t) tingerid^tet mürbe,
loffo-eid&e, marb bort ftinb mit ben ftinbem, frol^ ®urd^ SuIIe ©regorS XIII. oom 15. 3uli 1575
mit ben t^frobm unb nal^m felbft an il^ren finb- ba}u ermöd^gt, errid^tete ber ^ilige botm enblid^
lid^ ©))ielen freubig ant^eil. ©o gemann ber bafelbft feine Kongregation für Sßeltpriefter unter
^lige baS ^ei^ ber 3ugenb, baS er mit 3:ugenb bem ^itel Kongregation beS Oratoriums (f. u.).
ftirc^enlalfon. IX. 2. HufL 64
2019
$]^i{Tt)))u8 9teri, ber H
2020
\fpl\pp fclbji öerBUeb aud^ jejt in feiner armen
äette bei ©an ©irolamo; er tooute nic^t als
feaupt unb Stifter ber neuen Kongregation er-
fd&einen, bis er fd^Refelid^ auf SBefel^I beS S^\it§i
am 22. 9lot>ember 1583 in ber neuen SRefibcnj
feine SBol^ng nal^. ®ort tmäffiitn i^n atte
SKitglieber troj feineS ©träubenS gum ©cneral-
obem auf ficben§äeit. SWit ööterlid^r STOIbe unb
^eiliger fflugl^nt leitete nun $l^iUp|) nod^ beina)^
Sl^n 3a^re bie junge Kongregation nac^ ben
ege!n, bie in ©on ©ioöanni unb tl^ilweife fd&on
in ©an ® irolamo im ©ebraud^e gett)ef en, jum Seften
unb jur tJteube feiner ©öl^ne unb ganj 9tom§.
1593 legte er fein ^mt niebcr, unb bie Kongre-
Sation ertüäl^Ite 95aroniu§ ju feinem 9lad^foIger.
Do^ big gu feinem Sobe galt er ald bie ©eele
unb ber 93ater ber gangen Kongregation. — S)a8
8ebcn be§ 1^1. $]^ili|)puS 9leri ift reid^ an toun»
berbaren, übematürlidien SBegcbenl^iten, reid^ an
aSBunbem unb aOBciöfagungen, bie Don aKännem
mie ^roniuS eiblid^ begeugt flnb. ^u|er bem
fd^n oben ßrtoäl^ntcn fei l^ier nod^ ber lobten»
enoedfung bed 14j[öl^rigen Surften ^ßoolo SJlafftmo
(1583) gebadet, bereu ©ebenftag l^ute nod^ att-
iöl^rltd^ am 16. SRörg fogar mit einer eigenen
TOefie in ber ^uSfapcDe beS Surften SWaffimo
gefeiert mirb. Sfftatifd^e Suftänbe befonberS bei
ber tJfeier ber l^eiligen SWefJe meierten fid^ im
Seben be§ ^eiligen, ie mel^r ftd^ baSfelbe bem
6nbe näl^erte. ©tunben!ang öerl^arrte er bann
in 93er|üdfung Dor ber l^eiligen Kommunion. Um
babei Den SlidCen Ruberer gu entgelten, l^atte
er fid^ bie Krlaubni^ erbeten, in feinem 3i^^nier
bie l^eilige 5D^cffc Icfcn gu bürfen, unb fclbft ben
Sruber, ber il^m gur 5)?cffc biente, entliefe er geit-
tücilig, bamit biefcr nic^t, lote er fagte, burd^ feine
,,Dkrr^eitcn" in ber 5lrbeit geftört mcrbe. ©eine
©otteeliebc erftratjltc nad& aufecn in bem füfeen
fiäd^cln beS e^rmürbigcn ©reifet, in ber Qfreubig«
feit unb Si^öf)Iid^feit, mit ber ^^iIi^)pu8 3lcri felbft
feinem ©ott biente unb allen ^Inbcren ben S)ienft
©otteS fo ongencl^m unb leidet gu mad^cn öcrftanb.
3um fd^önftcn ^Iccorbe aber öereinigten fidft bicfe
beiben ©runbtöne feinet l^eben§ : §ergenSfreubig«
feit unb SiebeSghit an bem 5:age, ben er fd&on
längft bcftimmt al§ feinen legten öorouSgefagt. %m
f5rol)nleid)nam§fefte 1595 la§ er bie f)ctlige Wcffe
in feiner ^riüatfapeUe. 3)od^ anftatt ba§ Gloria
ftiue gu beten, brad^ fein ^ergcnöiubel burd^, unb
er fang laut ben ©cfang ber IHebe unb ber ^teube
öon ^2lnfang bi§ gu (f nbe. 3)en gangen 3:ag fafe
er nodf) im 55eid[}tftuf)Ic : ein guter ^irtc. Salb
nad^ Wittemad^t ftarb er, am 26. 9Wai, 80 Saläre
alt. ©d^on 1615 marb er fclig unb 1622 üon
©regor XV. I^eilig gefprod^en. $Rom ^ai il^m bie
©anfbarfeit immerfort treu gemalert. Äeiner öon
ben üicien ^eiligen KomS ift bort l^eute nod^ na_d^
bem 1^1. ^ctruö unb neben bem \}l ^lot)ftu§ fo
öolfStbümlid^ mie ber bl. ^^^ilipp 5«eri. £er
26. gjiai gilt alö ein 5?olf§feft, an bem mt unb
3nng, ©roj? unb fflein bie Reliquien unb bie
3immer beS ^eiligen in unb bei ber K^iefa 9hioMt
ouffud^t. 93enebict Xni. mad^ feinen Xobc^
gum gebotenen Sfefttag für Stom, unb feit 1726
bis gur Kinna^me StomS (1870) erfd^ienen bk
$äpfte aUjä^Iid^ mit intern ^ofjtoate an biefen
2:age in ber fogen. Kamilcata gur gfeier ber (ei-
ligen ©el^eimniffe unb ^ur Skr^enlid^ung bcS
1^1. $]^i(ippud 9leri an feinem (Srabe. Wt »et^
trägt er, felbft t)or ben anberen großen SRonneni
unb ^iligen 9iom§ im 16. S^^t^bert, va^
bem Urtl^eil ber ©efd^id^te rote im Shmbe bei
SSoIfed ben Seinamen beS ^po^itU Don Stom. -
S)a§ fieben be« ^L $]^ilit}))ud 9Ien ttmibe 6e-
fd^rieben Don P. Antonio (SaUonio, ^riefter lieS
Oratoriums, ©d^üler beS ^eiligen wib SerfBJter
mel^rerer SBiograpl^ien t>on heiligen (ed eiHim
1600 gu 9iom); t)on P. Sirolamo Saniahd.
Oberen beS Oratoriums gu 9iom (biefe Mboi
Siograpl^ien tourben, mit 9b)ten ber SoÜanbi^
Derfel^en, DoQftönbig aufgenommen in AA. 8S.
BoU. Mail VI, 460 sqq.) ; t)on P. $ietro ekf
como ^cci, !ßriefter ber Kongregation beS On-
toriumS (9lom 1622); in neuerer 3ett Don dof
binal Kapecelatro (beutfd^e Bearbeitung Don iaap,
gfreiburg 1886). ^ußerbem ogL mx^ Cui
Wiseman, Panegyric of St. PhiBpp Neri, Lon-
don 1856; Moroni, Diz. XXIV, 296 «gg.;
SReumont, ©efd&id&te ber ©tabt Sftom III, 2, 498|
"üHad) bem 1^1. $]^ili))))ud dltn merben gtoeiSoü'
gregationen benannt^ Don benen iebod^ nur \k
eine Don il^m felbft gegrünbet tnurbe. K3 i{i bk|
bie fd^on oben enoäl^nte Kongregation ber ^rieftet
be§ Oratoriums, aud^ cinfadö Oratorianer
ober ^Jß 1^ i l i p p i n e r genannt. 9kc^bem biejttte
1583 unter ©regor Xin. errichtet nnir, erhielt jk
erft 1 7 Saläre nad^ bem 2:obe bcö ©tifterg iit
gefd&riebenen Konflitutionen , ba ber ^lige in
feiner SJemutl^ ftd^ ftetS geweigert ^atte. )iMt
nicber juf d^reiben. Unter bem 9?ad^f olger be§ 1^1. VÄ'
lipp, 95aroniu§, »urben bie JRcgclu, mie jic p
fieb^citen bc§ ^eiligen fd^on längft im ©ebrowli
gemefen, mit großer ^ietät feftgeftcttt unb botani
öon iVipft ^ul V. im 3al^rc 1612 beftotigt. Jic
Kongregation l^atte ben Sß^edf, ba§ SOBiifen bei
l^eiligen ©tifterö in feinem ©eifte nad^ Äiöfttn
fortjufej^en. Sie eigentlid^en 3Qfiitglieber wann
SBcltpriefter, bod^ pnben Saien al§ bienenbe 8rü«
ber aud^ Slufnal^me. Kin &au|)tmittel jur fr»
reid^ung be§ 3tt>cdf§ mar ba§ Oratorium fiu CoiflL
mie e§ nad^ ber Kinrid^tung be§ 1^1. ^l^ipp inftw
oud^ bis 1870, mo bie italienifd^e SRegienmgto
Kongregation il^r Kigentl^um toegnal^, be^.
®ie ffleibimg mar anfänglid^ bie ber bamaligoi
römifd^en SBeltpriefter unb befielet fo l^eute ro4
al§ eigentl^ümlid^e Orbenötradjt ber ^^ippino.
©ie ganje SSerfaffung trögt einen freien, repufti«
fanifd)en Kl^rafter. $l^ili|)pu§ 9ieri mollte te
neuen Öanbe anlegen, ber ©eift ber Siebe joEb
l^errfd^n, baS Seben ber erftcn 6.l^riften fo irid (ä
möglid^ in ber Kongregation erneuert »etbn.
3ebe§ ^au8 beftel^t unabl^ngig Don allen ani«»
2021
$]^ili))))u8 SibeteS.
2022
gr fid^ unb iDöl^tt ftd^ feKf} feinen Obern auf brei
bI^. Stnen @eneraIobem gibt eS nic^t, nur mit
9^i))p ^otte man bie SuSna|me gemocht unb il^n
cnif £ebenS|eit bo^u eüoöl^It. Sie einzelnen 9Rit-
Blieber mengen meber burd^ ©elübbe noc^ Sib an
bie Kongregation gebunben unb fönnen austreten,
iDonn fie loollen. Stud^ ein ©elübbe ber ^rmut
(rßel(ft nid^t 9lÜe ÜRitglieber fteuem junt gentein-
fomen Unterl^It nac^ jhöften unb bem grmef|en
bed Obern bei. - Sßie ber ^I. $pi))))Ud 9leri fu^
famge ber @rünbung einer Kongregation miberfe^t
^e, fo moQte er aud^ nid^t, obgleid^ man i^n
Iridfad^ barum bat, 9lieberlaffungen in anberen
Stäbten errid^ten. S)od^ aud^ l^ier^u toarb er ge-
ndt^igt @o göl^Ite bie Kongregation bei feinem
Zobe fieben ^öufer; au^ 9iom, Üteapel, bad
unter Zorugi fe^r blühte, ^n ©eoerino, fiucca,
Sfcrmo, Palermo unb Kamerino. 92ad^ bem Sobe
^l^ippS mud^ fte rafd^ im Saufe bed 17. unb
18. Sal^l^unbertd. 3n Italien unb Sicilien aQein
ttmrben iiber 100 ^ufer errid^tet; Spanien l^atte
21, Portugal 6, granfreid^ 8. S)ie Stiftung bed
Carbtnold SeniUe (f. b. ^Irt.) barf jebod^ nid^t als
So>ti% ber Kongregation beS 1^(. ^l^ilipp angefe^en
locrben. Stu^erbem gab eS einzelne ^öufer in
Oefterreid^, Sirol, Sägern unb in ben toeft« unb
oftinbifd^en Stifftonen, befonberS auf ber Snfel
Ceylon, ^^e jebod^ i{t bie Kongregation burd^
bie Ungunft ber Seiten, maS bie ^Ingal^I ber ^öufer
unb 3)Htglieber angelet, fel^r gurüdfgegangen. KS
ffaiben fi^ l^auptföd^Hdl nod^ 9lieberlaffungen in
mehreren @täbten StalienS imb in einigen @))a-
ntenS. S)a^ aber ber @eift unb bie Stegel beS
^t ^ffiiipp aud^ in unferen Sagen nod^ lebenS«
bftftig, boDon jeugt baS frifd^e KeiS, toeld^eS bie
Kongregation um bie 9Ritte biefeS Sa^l^unbertS
SB48) in ßnglanb trieb unb baS l^eute nod^ in
nbon unb Sirmingl^am blül^t. SRönner mie
Corbinal 9len)man, ber bie Kongregation nac^
Snglonb Derpflanjte, nad^bem er fid^ in Stom felbft
mit bem fieben unb ben Kegeln ber Oratorianer
Mannt gemad^t, unb äBiS. gaber, berfil^mt burd^
^ne aScetifd^ien Sd^riften, bie Dom @eifte beS
%t ^%ü\pp SReri bun^me^t fd^inen, gierten bofelbft
bie iunge $flan}ung. Ueberl^aupt l^ot bie Kon-
gregation fffx ieber 3^it burd^ SBiffenfd^aft ober
gfrömmigfettl^erDorragenbeSRännergu ben Siegen
^''I^It. Siele t)on ii^nen mürben gu ben l^öd^ften
lid^ Sßürben erhoben unb nid^t menige gdben
bobei rä^renbe Seifpiele ber 3)emut]^ nad^ bem
Sorbilbe beS l^L pUtp)), fo bafjie nur, mie }. S.
99anmiud, unter Stnbrol^ung ber Kicommunication
Sr Snna^me beS ^urpurS gu betoegen maren.
ie beiben erflen Karbinöle auS ber Kongregation
UKiren gfronceSco 9Raria Sarugi oon 9Ronte))uI«
dano rnib Kefare Saronio oon ®ora; beibe er-
nannte Kiemen« VIII. (1596). Snnoceng X.
mad^ 1645 gum Karbinal: Oragio ©iuftiniani,
ber feit 1632 KuftoS ber DaHcanifd^en Sibliotl^f
gemefen unb bie (^c^id^te beS KoncilS t)on t^Ioreng
gefd^rieben. 3)iefer Sediere mar eS aud^, meld^
bem 1^1. ^l^ilipp bie erfie Jlird^e gu Korbognono
erbaute. S)er t^ürft Seanbro KoUorebo marb Kar«
binal unter 3nnoceng XL; Suigi SBelluga SBifd^f
unb Karbinal unter KlemenS XI. ; t^ilippo Ka-
racciolo Karbinal unter ©regor XVI. tmb gule^t
unter Seo XIII. 9lemman unb Kapecelatro. 9[u|er-
bem gab bie Kongregation ber ffird^e üerfd^iebene
tüd^tige SBifd^öfe bis in bie neueften Seiten. 5Dleb-
rere 5fiamen üon ©ekl^en fmb oben fd^on auf-
gegöl^U; mir fügen nod^ l^ingu: gfranceSco unb
2:ommafo Sogio, Oborico Stinalbi unb @iacomo
fiaberd^i, bie beiben gfortfe^ ber ^nnalen beS
SaroniuS, ® iooanni Seoerano unb ißaolo ^ring^i,
bie beiben Herausgeber ber Roma sotterranea
oon 9Intonio SBojio, unb auS neuerer 3<it 9ugu-
ftin Steiner. — ueber bie Kongregation ber $]^i-
üppinerinnen f. b. 3lrt. (5Jg!. Giovanni Mar-
ciano, Memorie istoriche della Congrega-
zione deU' Oratorio, Napoli 1693—1702,
5 voll.; Villarosa, Scrittori Filippini, Na-
poli 1837—1842, 2 voll.; Moroni, Uiz. XXIV,
279 sgg.) l3of. ^ilgerS S. J.]
Tfl^itiv9ns $ibef e$, b. i. aus @ibe in ^m-
pl^Iien, ^reSb^ter, in ber erften §älfte beS 5. Sol^r-
l^nbertS, l^interlie^ eine SBiberlegung ber @treit-
[d^rift beS ffaiferS Julian beS abtrünnigen gegen
oaS Kl^ftentl^m unb eine ^^Kl^ftlid^e ©efd^id^e"
(XpiTTtavix^) {(TTopia). ®ie lejtere mar nad^ @o-
crateS (H. E. 7, 26—27) ein fe^ umfangreid^,
in 36 SBüd^er abgetl^IteS SBer!, meld^ t)or-
nel^mlid^ bie @efd^d^te ber d^riftltd^en ffird^e bar«
fte&en moUte, aber j^uftg auf „geometrifd^, aftro-
nomifd^e, aritbmetifd^, mufifalifd^" unb anbere
©egenftönbe abfd^metjteunb in feinen gefd^id^tUd^
SuSfüldrungen bie dgronologifd^e Orbnung fel^
Dermiffen lie^. Ueber bie formelle @eite beS SBer-
!eS urtl^lte ^l^tiuS (Cod. 35 ; Migne, PP. gr.
cm, 68), baSfelbe fei au^erorbentlid^ mortreid^,
befunbe iebod^ mcnig Silbung unb ®efd^madC unb
fei geeignet, Ueberbru^, ja äBibermiUen gu enegen.
iBeU)e Sßerfe beS @ibeten finb gu ©runbe gegangen.
Kin Kscerpt auS ber Kl^riftlid^cn @efd^id^te, melc^
über bie SJorfiel^ ber ale^anbrinifd^ ff ated^eten-
fd^ule l^anbelt, beröffentlid^e ib. S)obmeIluS (Dis-
sertationes in Irenaeum, Oxon. 1689, 488;
ogl. b. 3lrt. aiejanbrinifd^e Sd^ule 1, 526); »eitere
K^cerpte auS bemfelben SQBerfe, me(d^ t^ragmente
Don ^apiaS, Don ^geftppuS unb t)on ^ieriuS in
Sif bergen, gog K. be 93oor an'S fiid^t (Sej^e unb
nterfud^ngen gur @efd^. ber altd^ftL Siteratur,
l^erauSgeg. oon 0. ©ebl^rbt u. ^omadt V, ^eft 2,
fiei^)gig 1889, 165—184). ffiie ©obmettuS, fo
fd^öpfte aud^ be IBoor auS einer ^nbfc^rift ber
iBoble^ona gu Oiforb (cod. Baroccianus 142,
8aec. XIV/XV), toeld^ eine in baS 7. ober
8. Sal^rl^unbert gurüdtreid^enbe Sammlung oon
anonymen ^uSgügen ouS gried^ifd^n iKrd^en-
^ftorüement^ölt(einlö|li(^befd^riebenoon beSBoor
in ©riegers Seitfd^rift für ffird^gefc^id^e VI,
1884, 478—494). Kin Fragment beS SejteS
ber Kl^ftlid^ ®ef(^(^te felbft ^ K. 3. 9leu-
64»
2023
«pi^tHppuS ©olitariu« — ipi^ilifler.
2024
tnonn (Scriptorum graecorum qui christia-
nam unpugnaverunt religionem quae super-
sunt, Fase, m, Lips. 1880, 34) ouS einer
^nbfd^rift ber fotferlic^en SSiblbtl^e! ju 3Bten
9erau§jugeben öcrfprod^en. [Sarbcnl^ettjcr.]
Tf^itivfus ^oütaüns (6 |xov(5tpoitoc), SSer»
foffer jtoeier öielöelefenen SKoroIgebid^te, ein b^»
Sontinifd^er SWönd^ , lebte jur 3eit be8 ffaiferS
5l(ejiu8eomnenu§ (1081— 1118). SBeitere 5Rac^-
rid^ten über fein Seben finb ntd^t erl^alten. 3)ie jwei
l^interlajjenen SWoralgebid^te finb im politifd^en
Qfünfjel^nfilbenma^ gefd^rieben. S)a§ erfte ift At-
oTTcpa (ettoo Sugenbmeffer ober 3:ugenbreöel) be»
titelt unb an einenaWönd^ eoÜinicuS (1096— 1097)
gerid^tet. @§ mürbe Don % ^ontanuS ol^e StüdE-
fid^t auf baS 5Ketrum in lateinifd^er Ueberfe^ung
unb als 4 S3üd^er umfajfcnb l^erouSgcgeben (Di-
optrae U. 4 sive Amussis rei christianae ad
Callinicuin monachum, Ingolstad. 1604 ; ah'
gebrucft beiMigne, PP.gr. CXXVH, 701—878).
3laä) beut 3^öwifl^ beö 93erfaffer8 beftanb eS au§
5 Sudlern imb ift l^anbfdiriftU^ öoUftänbig über-
liefert. S)ie ©ioptra ift ein 4)iaIog gtt)ifd^en ©eele
tmb Rbxptx, in nield^em bie @eele eigentpmlid^er-
toeife al§ ©d^ülerin auftritt, unb gel^ört gu ben
intereRonteften ^Bearbeitungen be§ antifcn %f)tma^
Dom ©treite gmifd^en ©ecle unb fförper. SWorali»
flrenben ^vfyili^ ift nur ba§ 1. begtt). 2. 93ud^,
baS fid^ über bie Siebe, bie 9?otl^tt)enbig!eit ber
guten SBerfe, ben SBert)^ ber Serfud^ung, bie
Seid^te u. f. tt). öerbreitet. S)ie brei übrigen be-
l^anbeln bie grfd^affung ber ©cclc, il^re Scrbin-
bung mit bem ^öxptx, bie SScrcbelung ber mcnfd^-
Ud^en 5Ratur burd^ bie 9J^enfd^tt)erbung bc§ ßogo§
unb anbcre ant]^ropoIogtfd)c unb c§d)atoIogtfd^c
tSfragcn, einige baöon in cigentpmlid^er gaffung.
S)a§ jttjcite ©ebid^t fü{)rtc tt)al)rfd^einlid^ ben 2:itcl
K).auHfjLoi unb würbe im Urtejt l)crau§gegcben
Don @. ^uDra^ (Bibliothäque de Tecole des
hautes etudes, fasc. 22, Paris 1875) mit einem
93erid)t über bie §anbfd}riften unb einem au§-
gcbel^ntcn ßommentor unb neuerbing§ öon 6. ©.
©l^urfburgl^ (The Soul and the Body, Cam-
bridge 1894). S)er Snbalt ift im SBcfentlid^cn
berfelbe mic ber bc§ erften. 5ßt)ili})pu§ ftüjt fid^
in feinen p^iIofo^)!)ifd^en ^luSfü^rungcn auf ^lato,
^riftotcIcS, Biotin u. %., in ben t^eologifd^en auf
bie großen ffird^cnöötcr be§ 4. unb 5. Sal^rl^un-
bertS, bie in ber fpätem bQjantinifd^en 2:]^coIogie
immer mieberfel^ren, unb auf jüngere Xl^eologcn
mie ^f)eobor öon ©tubium, 3:]()eo})!)Qlaft unb
^x^ad ^fcIIuS. ®ie gal^lrcid^en ^anbfd^riftcn
imb bie ruffijd^en Uebcrfe^ungen bcmeifcn, ba^ bie
beiben ©ebid^tc eifrig gclcfen mürben. 6§ finb
aud^ ©d^olicn baju gefct)riebcn morbcn, unb im
13. Sa^rl^unbcrt gab ein gemiffer ^l^ialite^ auf
SJeranlaffung be§ ßrgbifd^of^ ßuaoiluö öon SJ^it^»
lene eine Umarbeitung ber beiben ©ebic^te. S)ie
Umarbeitung ber KXaudfjLoi l^at S. ^uöra^ feiner
9lu§gabe cinbcrleibt. ©allanbi legte bcmfelben
^t|ili|)|)U§ einen Tractatus de rebus Armeniae I
bei (f. Migne I. c. 879—902), ber aber
größten Sl^eil bei Sfaa!, bem Jtotl^oIifoS Don%iiK-
nien (f. b. ^rt.), mortmörtlid^ mieber!e](p:t (Ifigne,
PP. gr. CXXXn, 1237 sqq.) unb l6(mbfd^tijtiM|
aud^ SemetriuS Don S^gicuS gugefd^rteben \b\A
SS ift nur ein Xl^eU au3 einer löngem ^^anb>
lung über Slrmenier, Sacobiten, ei^aM^orier unb
Sateiner, bieineinigen^onbfd^ftenauf buS)io|rtm
folgt. ÜJlit biefer (teilen anä) gemöl^id^ einSnef
an ben $re§bQter SonftantimiS über bie ^igo*
Derel^rung unb eine Heine ^l^cmblung über baS
le^te Slbenbmal^I in Serbinbung , bie el^ auf
^ed^tl^eit ^nfprud^ erl^dben fönnen, aber no^ im>
ebirt ftnb. (SBgl. Oudin, Gommentar.desGript
eccl. n, Lipsiae 1722, 851 sqq.; CeiPier,
Histoire gän. des auteurs sacres Xl\, n.ei,
Paris 1863, 82 ss.; €1^. @rau£^ in berReTw
de Philologie 1880, 87; Lambecias-KoUar^
Commentar. de Bibl. Caesarea V, Yindob.
1778, 76 sqq.; St. ihumbad^er, ®efd^ ber
bQsantinifd^en Sitteratur, SRünd^en 1891, 356;
% (SonnQ, 2)a8 Sobe^io^r be§ ^eUoS unb bk
^IbfaffungSjeit ber ©ioptro, SB^aont. Seitfd^ ffl
[1894], 602 f. ®ie rufpfd^en »earbeüungen bo
2)io))tra bel^anbelt 9)1. SSe^obro^oD im Zomvd
beS aJlinifteriumg ber SoIfgaufQänmg OCXG
[1893], 5»0Dember]^eft, 27—47 [Dgl. 9}%. 3dt.
fd^rift IV, 1895, 172 f.].) {%. &p!kaA.]
^I^xtiflet (c^pwVb, c-»ntD^.s, T.YY älX&^fxi,
Sulg. Philisthüm, Philisihaei, Philisthini,
Palaestini [f. b. 3lrt. ^olafttner]), eine im SOia
Seftament oft genannte SSöfferfd^ , toel^ bm
3§racliten ja^rbunbcrtelong ben 93eft^ be« SB(^-
jorbanlanbeS unb bie nationale ©elbftänbigfct
ftreitig mad^te. S)er ©t^mologie nac!^ maren b«
^l^ilifter bie ©emol^ner beä nur bei ben Si^taH
be§ eilten 3:eftamente§ genannten 2<mbe§ ^lejc^
(n«Vs), be§ fi)ätcni ^aläftina, b. 1^. be§ ©üboiS
unb SBeftenS Don ganaan. 9Jad^ il^rem Urfpnn^
aber mareu bie ^l^iliftcr eine d^amitifd^e 3?öllerj(^
(®en. 10, 14), meldte fid^ Don ben (Jl^öluün obgr»
jmeigt l^atte (@en. a. a. O.) unb juerft bei ben 6a|j^
torim (f. b. 5lrt.) öftlid^ Dom ög^ptif d^en Selto ffioi-
nung gefunben l)atte (^m. 9, 7). 3ur 3eü Hbm«
tiamS §atten fic fid^ meiter norböftli^ gebogen, Rot-
ten bie femitifd^e Sanbc§fprad^e angenommen unb
in ®erara eine ^errfd^aft gegrünbet, »eld^ i^
Uebergang au§ ber nomabifc^en jur feß^often 2<«
benSmeifc bcjcid^nete. ßu Ic^tcrer lub fie bie übci*
au§ gro|c grud^tbarfeit bc§ 8anbe§ ein (DgL ©ol
26, 12). «ei Sunal^me ber SeDöIferung nwrai
fie gcnötl^igt, \\d) nod^ mcitcr au^jubel^ncn, unb fo-
lüo^I i^r Urf^)rung in ber SRecre^niebcnmg S
bie ertragSfäl^igfcit be§ ffioben§ DeranlaBten jif,
bie norbmefllid^ am SWeere fid^ l^ingicl^e ©cnc.
bie fogen. Sep^ela, ju bcfiebeln. S)ort fonben p
al§ ältere ©cmol^ner ben ©tamm ber ^DDün (='^
®eut. 2,23 in ber SSuIgata tnit ben c^-n oberöe-
Däcm Dermcd^felt), einen Oteft ber f emitifd^en SHfföi'
beDölfcrung, mcl^e fid& juerft in ^läflina nieber»
gelaffcn l^atte. ®iefen mad^ten bie ^^ilifler ha
aSefi^ btS Sonbe« ßreitig unb rDttcttn fu auS
(Ind. 2, 23), Bit^t o^e ba|i btr ntinm S^
berftlbm in b*r p^iliftäij^en Slntion aufging unb
i^ fpflltr hit SRtcten litjertt, Riel^ oIB SBoifämpfer
für fw auftiQim (1 ©dtn. J7, 4. 2 ©am. 21,
16—19). @o narb au^ bag aDt)iti|t^t @aja (f. b.
nit) tini p^liftäild^ @tabt unb bilbde balb btn
SRitttlpunlt cincä fclbflänbignt ©ttneiniucfme,
iielKn bem flii& Pier dKittrt ©läbtt mit [tmiiift^en
Siomni, ascclon, ^Ijohi^, ®ttt) unh Slccoron, qIB
StilttItJunfle äi^ü^n Mnn Staatm ei^odtn.
Dieft (ün( ©cmeinrotien ftonben in tngem SBre-
hmä)t, fo bo^ bie $t)ilifter nac^ ou^en t|in immci
nur a\$ trat tinjige Station erji^tinoi. Sine joit^t
SuSEiilbung unb SJerJoffung DoHsog fi(i) toä^renb
btr 3eil, ba bit SSraelÜen in aegtjpttn ebenfalls
)u einer Station trmuä))tn. 3m @egen[aj) ju bic|en
aber mann bit $!)i{tfiet: burdi Sagt unb ^([dEiaf'
fen^t i^rcB Bo^nfi^ nie bur^ ba§ iSeifpicl btr
9Dt>im t)tranla|t, bie f^on in @erara betretene
Saltm gu t>erfoIgen unb ben Scferbau mit oKen in
fttnem befolgt ftt^tnben iBeft^äftigungtn ju pflegen
(9Hd)t.l5,5. lSüm.13,20). So mürben fie ju
rintm blü^ben unb mä^gen Sialte, bem bie no-
mobifi^ 33i^atltlen, als fit au6 91egt))ilen famen,
bei ftinbli^m Anprall ntd^t gemactifen gemefen
toSien unb be^twlb ou3 bem SIBtge gt^tn mu|ten
(Cj. 1 S, 1 7). Söei ber großen grtrog§jäl)igItit befl
SobcnS blieb boS ptiiliftäif^ £anb eint flonf
Eatntner für bie bena^barttn Staaten (4 ffän. 8,
2), unb baa „«(Jbiliftennttr" (ISe. 23, 31) lub
jäm €(biffbau unb jum ^anbtl tin; ®aga unb
lUcdon btfafien eigene ^en ; auf boi SBilbmtrf en
bot Meg^ptet erfii)eintn bie Spbilifltt ol9 Seinbt,
ntl^ gu ®ä)\\\ angreifen, unb noii^ bet alejon-
brinif^ Uebtrfe^ Bon 3[. 11, 14 ^t ba§ Sin-
bctthn an bie ^'^rjeugt oer Sß^Uifter btmatirl.
ttm 1200 t). SEir. fiil)rten fie tinen erfotgrtid^tn
ftiicg mit ben <£ibonitm (Jost. 18, 3); ouS
dtDoS frii^erti 3(it flammt bie eiftt Sta(^nc^t unb
SbbUbung einer Stcfc^laitit jmifi^tn ätameneS HL
Mn atgqpten unb ben „^ulofto" (Souti 9lu3
«tflgptenB SBoijeit, EBerlin 1881, 361; SÜJiebe-
monn, ®^ä)\äik öon 91lt'9Itg5ptm, galto 1891,
144). 5)enn fcbon frül) ^Iten bie ^bü'f*" neben
ben Äünften bei SriehenS audr eine hiegtrifc^e 9lu§'
UDning mg Sugt gtfagt, ju meld)er bit Sbene,
wmitntlii^ iDegtn ber Damaligen ÜSermenbung Don
Ärifflaoaaen (iKii^t. 1, 19), befonbtm Sorft^ub
: WfWt. Sie »eft^reibung 1 ©am. 17, 5—7
• Itiflt, bafi bie $b''if''>^ ^^ <^>^ friegerifc^en %u%-
f lAfhing feinem SJolfe bamaligtr ^t\t na(|ftanbni.
^ Sii4 bie Organifation btr ffneg§mad|t martDoIjl
; fUititegt. Siie militärif[f)e @tmalt ru^c nic^t in
^ ben (länben onbertoeitig Dor^anbtnec Scfiorben,
'■■ fonbem Idot eigentn !Btfet|lSf|abcm anbtrtraul,
y YKliSft ben Sitel o-no (Mirfit. 16, 8, SBulg. aa-
^ tnpM, 3of. 13, 3 reguli) führten unb nur Jiaä)
^ oOflemeineT EBeicie^ung a\iä) c-^s, principea
bei|en(j.S9.1©om.l8,30). Im i^ ftelä fiinf
" ' n (3of. 13, 3. DKd&t. 3, 3. 1 Sam. 5, 8),
ifiet. 2026
fo ift nnjimel&men , ba^ jfbe ber srofien ©täbte
einen berfelbeti (teilte. SDiefelben ^bellen ge-
meinft^afllitb (3ii^t. 16, 8. 1 ©am. 5, 8); nir-
genbmo mirb ein tin^iger f^üfiret ober tin Ober»
5<iupt fämmllicljfr ^UjUifl« cimai^nt. S)ie Sßürbe
eines flünigB fdjciiit fidi ^Icii^mD^I, ber ©itte ,
btB 9tllert6ums entjprtdjeiib, in einjetnen Stäbten
auSgebÜbet ju liaben ; (^ifrnra ^tte flönige mit
bem ftebmbtn •Jfamcii Slbimcled) (@tn. 20, 2;
26, 1). 3ur Seit 5)aoibB gab rt in ©et^ nebtn
btn c-i-iD einen ßünig S^iS (1 ©am. 27, 2;
Bgl. 29, 2), unb jur 3eit ber ?[Jerfer^rrft^ft roitb
@aja angebro^t, eS foDe o^ne flbnig bleiben (3aii).
9, 5). lieber bot roeitem gultuijuponb ber Spbi"
lifter finb icir roenig unterrid^tet. 3^rt SRtligion
mar bem caiiaanäifi^en 9iaturbienft Bemanbt. ©ie
nenbrlen benXiagon, ber inSgotuB einen Stmptl
Iiattt; ba§ iBilb bcBfelbtn fyitit ein menf^Ud^tB
t)aupt unb jroei öönoe (1 ©om. 5, 4), jeigfe abtt
jtbenfall§, btr iBebtntung beS [ßamenB gemä§,
einen g^ifclileib. ^aBfelbe tnirb Don ber ^erfeto
gellen, toeld^t nad) SSiobor (2, 4) in perfifc^er 3nt
JU ^IBcalon Derc^rt unb oIS @attin bt3 S^agon an-
geftfien iDurbe. SSieUeii^t ift bieg bie nämli^e
©Dltin, roeltbe bie lnüizt ©d&rift ouB ©aul8 Seit
als Slftarolb (ennt unb meiere einen eigenen Stem-
pel ^te (1 ©am. 31, 10). SBd bieftr Semptl
mar, mirb unS ni^t gejagt; ba in btmfelben bit
3ßaffen ©ouIS aufge^ngt mürben, barf fit Diel-
lei^t qIB bie 'Afpo&iTr, Oüpavt-rj betrachtet merben,
beren Sempet Öerobot in SlScoIon als uraltes
^eüigt^um gefefen ^atte (1, 105), unb bieß mürbe
bie Borgebrai^te 5Bermutbunc bepätigen. Sufeerbem
Dere^iten bie $t|ilifter gltiq ben ganaonitem un-
tergeorbnete @Dtt^eitcn, meli^e bie ^ilige ©^rift
als cV.^ jufammcnf a|t ; ju i^nen gehörte bei
='aTsja{iBeeliebub,ZEÜea7ri(jiui'Jc),btrin9lcca"
ron' aufgefii^t mürbe (4 fliJn. 1, 2). Suc^ bteft
tourben mie bie ^auptgottbeiten bilblid^ baige-
PeOt ; bie Silber \wi> bie =-33_; ober idola, aeli^
bit ^ilige ©d&rift mü SJeroi^ng nennt (1 ©am.
31, 9).
3n Serü^ng mit ben Israeliten mußten bie
Sßbilii'n' ioglfi^ 6ti beien 5lntunft in Hialäftino
gerate, rneÜ baS pl^üipäifcbe äerrtlDrium in bem
i^ncn gelobten Sanbe einbegriffen unb fpecitE bem
©tamme 3"ba übetmieftn mar (3of. 15, 4, 11.
45—47). Mein jur3"t Sofuf'S »ar bit 6r-
obtning biefeS Sanbftric^ noi^ niii^t gelungen
(3of. 13, 2. 3), unb in ber iRid^teräeit gelang fit
nur t^eilmeife (SRtc^i. 1, 18. 19) unb Dorübcr-
ge^enb (3of. 13, 2. SRid^t. 3, 3). I)ni neuen 9In«
lommlingen gegenüfitr füllten bie ^^iliPw fiiJ^
fet)t balb ftarf genug, um gum Angriff übtriu-
gel)en, unb btganntn bomit, buic^ rauberifd^e Ein-
fälle baS SBtftlonb SSraelB unfu^er ju machen
(Mid^t. 5, 6). 3twir lonnte ©amgar buo^ ein
lü^eS^lufgebDtberfianbbeDDltenmg bit ^^tliptr
in ilir Sanb jurüdfroeifen (Sidbl. 3, 31) ; oUtin \o
ßfl 3§ratl anbtrmeitig bebröngt mar, erfi^ienen bie
^^Uifter oon 9leuem, um gu rauben unb gu pliln>
2027 q^l^ilifler. 2028
bcm (SRid^. 10, 7), unb Bolb foratten fte fid^ Sribut (2 »ar. 17, 11), KS unter bai «ngrijfni
totWt Sanbftreden botmö^tg mad^en (Stid^t. 15, beS@Qrerd|mjaeIbe{fm tmiete@d^nKU^3uZiage
11). 2)er Jtleütmutl^ ber 3§raeliten, tueld^e fic^ ben ttat. QkS^ ttmtbe unter ?ioQ§ Don &a§ael ecobeit
friegStüd^tigen 92ad^bam nid^t getDod^fen glaubten, (4 ffön. 12, 17), lata ober isnter beffen ^lod^Iger
toarb 3h)ar eine Seitlong burd^ bie ^elbenfroft ^enabob iDieber an äSrael jurüd (4 ftön. 13,
@amfon8ge]^oben;aIletn er fonntenur anfangen, 25): balb iDU^te ed ftd^ tnieber felbjUhibig fi
2tdrael Don ben ^l^iftem su befreien (SHd^t. 13, ntod^en, bis OaiaS mit ftorfer fyxvb bie Uübt«
5), infofem e§ ben SSraeliten, unt beren 3od| ab- ntä^igleit ber ^l^ifter brod^, bie ÜRauetn Mm
jufd^ütteln, Dorerft nod^ an @otte§ @nabe \Dxt an ©etl^ unb anberen ^l^iftaifd^en @tabttn mäxt*
eigener Xüd^tigfeit gebrad^. 92ad^ @antfon§ Sobe reiben lie| unb bie weitere fieiftimg Don XzärA
bel^nten bie $|Uifter, DieOeid^ toeil il^ Sanb für er^toang. Meinfd^on unter %c^a3 gingen bie^^«
bie toaäfimht iBoIfömenge nid^t ntel^ auSreidgte, lifter toieber }um Singriff über tmb nal^men loetir
il^e pöne m\itt au§ unb fielen mit ^eereSmad^t Sanbftrid^ Don 3uba in 9efi| (2 $or. 28, 18),
in ba§ ©ebiet be§ Stammet 3uba ein, um ftd^ h)ie e§ fd^on burd^ ^](nc& angebrol^ tooibm Qf.
bagfelbe gu untenoerfen. 2)ie ftegreid^ @d^Iad^ 9, 11. 12). 9113 bonnS^c^iad, um Don berimi^
bei 9l|)]^c mad^te Jie ^u Ferren bieftö SanbeS, unb fenben @ro|mad^t Slff^rienS nid^t erbrüdt ju &«*
h)enn aud^ ber @5ott SSraelS fld^ burd^ 9Bunber ben, fid^ an Sleg^pten onfd^Io^, mai^ ba§ jfSß»
unter ben ^l^iliftem Derl^Iid^, fo blieb bod^ baS ftäifd^ Sanb ber 3cnt!a))fel unb gugleid^ ber Ancgl-
@übn)eftlanb il^en 5ing))f(id^tig (1 @am. 4, 1 fd^aut)Ia^ für bie beiben genomtten SRöd^. Väa
bis 7, 2). @rft als @amuel bie SSraeliten iDieber @argonS gfelbl^erm %fyxttfym gogen bie 9f/fm
3ttr 99u|e unb gttr @efe^eStreue }urüdEgefü]^rt l^e, gegen ^t^pim unb erobert sunöd^ flicM oß
gelang eS il^nen, unter feiner gfül^ng ftd^ ber ben Sd^Iüffel für il^ tt>eiteren Operationen (3j.
übermütl^igenStad^bamunb^BebrüdEer^uertoel^ren, 20, 1.4.5). SargonS IRad^Iger Sennad^
unb foIangeSamuellebte, mußten bie ^l^lifterftd^ 30g nad^ eigener Eingabe auf feinen 3nfd^xifta
innerl^alb ber @rensen il^reg fianbeS l^en (f. @am. (@d^raber, ßeilinfd^. u. 31. %. 291) ebenfalls K
7, 3 — 14). SBöl^renb ber SRegierung @auIS er- in boS^l^ifterlanb unb legte aff^nfd^Sefojpmgn
neuerten bie ^l^ifter mit loed^felnbem ®IüdE il^re in beffen fefte @töbte. ^uä^ Slfar^c^bon bd^
SinföUe in baS iSraelitifd^e Sanb auf ber ganjen tele ben 93e{t| an ber SßeereSfufte, unh fo bü
n)eiten ©ren^Iinie bis norbmörtS jur Sbene Sejrael Slgot aff^rifd^, bis eS nad^ 29j[ö]^ger 99elagfnni|)
(f. b. 9lrt.) f^ unb brangen norbbftlid^ bis jum ®e- Don ^fammetid^ erobert lourbe (Herod. 2, 157).
birge Oelboe Dor (1 ©am. 31, 1 ff.). @aulS9lie- 3n biefer Seit ttmrbe oud^ baS »l^tpedoiÄ wn
berlage unb %oh erl^öl^te il^re ©iegeSjuDerfid^t, fo ben ©c^tl^n übcrfd^toemmt^ toie^crobot (1,105)
ba^ fie il^re ^eereSl^aufen bis in bie 9iä]^c Don 3e- erjöl^It, unb loie bie ^rop^eten bcS ^Iten Xejio-
rufalcm Dorj^obcn, um fid^ ber $erfon beS neuen mcntcS fd^on angcbro|t l^otten (Sopl^. 2, 4 %
ffönigS S)aDib ju bcmäd^rtgen (2 ©am. 5, 17. 18. 3er. 1, 14 ; 3, 18 ; 6, 22). ®amit ging 9legö|>»
1 ^ar. 14, 13). ®aDib fam i^nen juDor, griff fie tenS ©ouDeränitöt über bie ^^iliftcr miebcröfi*
jtocimal im %i)ai Sofl^aim, fübwcftUd^ Don 3eru- loren; benn 92ed^ao loar genötl^igt, ©aja, b(ß6e*
falcm, an unb errang gro^c 6rf olge über fie ; beim robot ftab^tiS nennt, auf feiner 9Hi(öe^ au§ «r
erften 3)lal fielen il^re ©ö^enbilber in feine §änbe, ©d^lad^t M SKcgibbo ju belagern imb ju erobern,
beim jioeiten mal fd^Iug er fie bis in il^r Sanb 5Rad^ bem 2:obe biefeS ftönigS blieb ^l^üiftoa 1IK^
jurürf (2 ©am. 5, 17—25. 1 $ar. 14, 8—16). ber ©treitobjcct jttifd^en Sleg^ptcn unb bem wn
Son nun an erfrf)eincn bie 3Sracliten ben ^pi^ili« ben gl^albäem bel^errfd^ten SSob^lonien. £aS
flcm gegenüber alS ber angreifenbe %l)til ; fieben ©d^idtfal beS jübifd^en Steid^S unter Slobu^obc«
3al}re fpäler befriegte S)aDib fie in il^rem eigenen nofor gab ben ^l^tUftem ©elegcnl^cit, i^m oltn
Sanbe, eroberte @el^ mit beffen ganzem ©ebiete §afe gegen bie Subcn DoEen Sauf gu kffen ; ha«
(1 ^ar. 18, 1) unb benal^m fo ben ^l^iliftem bie pir »urben fie Don3lobud^obonoforge5üc^,al5
2Köglid^feit, loieber SluSföIle in baS iSraelitifd^c biefer Don 3:9ruS auS nad^ ^leg^ptcn 50g (gj. 25,
Sanb ju ttagen (2 ©am. 8, 1). 3u ©alomonS 15 ff. 3er. 47, 1—7). ®leidjl)eit beS Un#ß
Slcid^ gel^örte baS gefammte Sanb ber ^l^ilifter fd^eint biefen §afe gemilbcrt ju l)<ien; beraijur
(3 ffön. 4, 21) ; ber ffönig Don ©ell^ war i^m Seit ©SbroS' waren cS aud^ pl^iliftäif^ gtaum.
tributpflid^tig(3ffön.4,21. 2$ar.9, 26). S)ie Don benen bie3ubcnfid^ fd^eiben mu^(2eh.
Xl^ilung beS SRcid^eS nad^ ©alomonS 2:ob fiel 13, 23 ff.). 93ei biefer Oelegcnl^it erfa^tra:,
aum aSortl^eil ber ^^l^ilifter auS. SRoboam ^toax ba^ bie ^l^ilifter in ^jot nic^ me^r bie ^ebräkte
befafe fo Diel ftaatSmännifd^e ftlug|^eit, ba^ er SanbeSfprad^e rebeten; Dcrmutl^Udi ^ebergfl*
®et^ als SSormauer gegen bie unfid^em Unter- Denl^anbel , ben 3oel 3 , 4 ff . ; ?(moS 1 , 6— ^
tränen befefligte (2 ^ar. 11, 8); oUein im nörb- i^nen Dortoerfen, fd^on bem ©ricd&ifd^ wr^ßr»
lid^cn Sleid^ Demad^läffigte man eine fold^e SSor- f^enben ©influ^ bereitet. 3ur 3eit aioKnäo*
fid^t, fo bafe bie ^^ilifter baS ju ®an gel^örige b. ®r. toar &aia ju einer Dolfreid^en unb iktsaä
(Sebbet^on »egnel^men unb fid^ barin befeftigen feften ©tobt l^erongewad^fen, fo ba| fie bem &*
fonnten (3 ffön. 15, 27; 16, 15). S)aS fübUd^e oberer, alS er na| ber erftürmung Don Xifn^
JÄeid^ l^ielt bie 5[Jl|ilifter nieber unb jioang fie 5U feinen ©iegeSjug nad^ 9leg9ptcn ri^e, auBc»
2029 ^l^illipS. 2030
orbentfid^ ©d^tDurlgfeiten bereitete. 3tt3ei 9)ionate war." 9lm 14. 3Jlai 1828 legte er mit feiner ®e-
bauerte bie SBerennung, bei toeld^er aiejonbcr felbft mapn in ber §ebtt)igSfird^e ju SScrlin boS triben-
ttrieber^olt in gro^ SebenSgefol^r geriet^. S)er enb- tinifd^e ®Iauben§befenntnt| ab. ®icfe fonnte bei
Ixäft gaU ber ©tabt foftete nic^t bbfe 10000 ber ben bamals l^errfd^enben anjd^auungen il^m feine
aSertl&eibiger baS fieben, fonbem mad^te aud^ bem günftigen 9lu§pd[)ten für eine amtUd^ £aufba!|n in
SReft ber l)]^Uiftäijd^en gultur ein gnbe, infofem ^reufeen eröffnen, obwol^l er burdji feine grünb-
j^ ber ^DeniömuS in bem ganjen ffüftenlanbe lid^ unb aud^ formell boBenbeten Vorträge }u
fernen 6inäug l^ielt. ©eitbem ift bie GJefd^id^te Serlin einen ungettJöl^nlid^ gol^Ireid^ Sul^örer-
^l^ifläoS in bie SBirren ber ©iabod^enl^rrfd^ freiS um fid^ berfammelt l^tte unb al8 ^Berliner
öerflod^ 5Rod^ einmol ttjerben bie $]^ilifter UniöerfitätSlel^rer aud^ weitere onerfonnt tüd^tige
1 9Kad^. 3, 24 genannt; ob bieft nur eine ge- SBerfe öeröffentlid^te. gr tourbe bon bem aOW-
fd^id^tlid^ SReminiScen^ ift, ober ob bamit nod^ bie nifter öon 9lltenftein confequent ignorirt. ®a«
Settflänbigfeit ber WftPet atö einer Sofferfd^ft l^er folgte er 1833 einem Kufe oI§ 3lQifi im
öorauSgefeji wirb, lö^t fid^ nid^t entfd^eiben. ©pä- 9Kinifterium be§ 3nnem nad^ SMünd^, too er
ter fmb jie ouS ber ©efd^id^te öerfd^tounben, ba ber 1834 jum orbentlid^en ^feffor ber Siedete an
9luSbrudi!llaXat(rcivoibei ben gried^ifd^en ©d[)rift- ber Unioerfität ernannt tourbe. 3n ber ba^rifd^
fteUent Dielbeutigen ©inn 1^. (SSgl. ©tarf, Qiayi ^u))tftabt trat $|^iHip§ in enge ^ejiel^ungen gu
unb bie |)]^iliftaifd^e jlüfte, 3ena 1852 ; S. 9}Ut)er, bem jheife au§ge5etd^ueter Jtat(|olifen, meld^em bie
©efd^id^te beS aiterti^umS I, ©tuttgart 1884, beiben ©örre«, 9}fö]^Ier, SöDinger, SRingSeig u. «.
639 ; ©d^maO^, 3)ie IRaffe ber ^^^iUfter, in ^iU angel^örten. 9II3 baS 93orge]^en ber ))reu|ifd^
genfelb« 3ritfd^r. für toiffenfd^ftl. %f^tol XXXIV Regierung gegen ben Sr^bifd^of 6(emen8 auguft
[18911, 103 ff. 255.) fßaulen.] bon fföln unter ben fiattjolifen Seutfd^Ianbö eine
If fuRps, ®eorge, SonDertit unb berühmter gemaltige 9)en)egung l^eroorrief, grünbete $]^illi))3
SleddtSlel^, marb am 6. Januar 1804 in JtönigS- mit®uibo @örre3bie „^iftorifd^-politifd^lBlötter
6erg geboren, tt)o ftd^ fein SSater, ein ßnglönber, für bad fatl^olifd^ 3)eutjd^Ianb'', bie balb großen
als Kaufmann niebergelaffen l^atte. 3n religiöfer SinfXufe gewannen. ®ie ÜRitarbeit an biefer 3cit"
Sejiel^ung nnir ber 93ater ^od^fird^Ier, bie 3Rutter fd^rift l^inberte il^n nid^t, aud^ in ben f olgenben
(icedbQterianifd^ ; bie gkimilie mar reid^ unb l^d^- 3<4ten l^orragenbe miffenfd^Iid^ SBerfe §u
ongefel^. 9Rit 18 Salären bejog @eorge $(|illipd Xage gu förbem. ^roorjul^eben ftnb namentlid^
bie Unioerfitöt SBerlin unb ftubirte Ked^tSioiffen- biebeiben erften 93änbe feineS „ffird^red^tS", bo8
fd^ ; ber i^m liebfte Seigrer mar D. ©abign^. ^o]tpf) oon ®örre§ gemibmet ift. ©einer SSJirt-
9)on 93erlin begab er ftd^ nad^ ©öttingen, mo bie famfeit in älhind^en mürbe 1847 burd^ befannte
SSortröge Sid^l^omS il^n für ba3 ©tubium beS Sorgönge ein iä^e§ Snbe bereitet, unb in ben
germanifd^ iRtäß begeifterten. ^ier ermarb er @tur§ ^bel§ mürbe aud^ ^^iUi^^d mit fed^
aud^ bie iuriftifd^ 3)octormürbe. 3m 3. 1825 anberen fatl^olifd^n ^rofejforen üermtdfelt SBie
trat er juerp fd^rMtellerifd^ l^or mit bem „95er- jum po^m bot man il^m eine SRegierung§rat^8-
fud^ einer ^rfteuung be§ angelföd^ftfd^ Sted^td'' fteUe in fianb§!|ut an, me(d^ er natürlich able!|nte.
(Oöttingen 1825), ber in gac^freifen fe^r günftig 3n ben 3al&ren 1848 unb 1849 mar ^pi}«
aufgenommen mürbe. Um bie @ejd^id^te be§ eng- SDUtglieb ber gfranffurter 9tationa(DerfammIung
lifd^ 3ltdß nod^ genauer ju ftubiren, mad^te er unb gel^örte ber gro^beutfd^ Partei an. 3tn 3*
eine Steife nad^ Snglanb. ®Ieid^ nad^ ber 9lüdE- 1850 nal^m er einen 9hif an bie Unioerfttöt3nn3-
fel^ l^obüitirte er ftc^ 1826 für beutfd^ Stecht an brudf an, mürbe aber fd^on im f olgenben 3al^
Der Unit)erfität ju SSerlin unb mürbe fd^on im f ol- für beutfd^eS Sed^t an bie SBiener Uniöerfttöt be-
genben ^afjtn jum aufeerorbentlid^en $rofeffor er- rufen. iBalb barauf erhielt er bie f. f. ^ofratl^-
nannt 3m % 1827 erfd^ien alS f^rud^t fetner mürbe. 93on SBien au§ bet^eUigte ^\ä) $pi))8
©tubienreife nad^ Snglanb ber erfte Sanb ber mieberl^olt an ben ©eneraloeifammlungen ber ffa-
^ßnglifd^ Sleid^- unb Ked^tdgefd^id^te feit ^n- tl^olüen 3)eutf(^Ianbd. ^ud^ mar er ^röftbent
(unft ber 9lormannen'' (53erlin 1827 ; II. 93b. beS ßentralcomiteS jur ©rünbung einer freien
ebenb. 1828). Um biefe Seit lernte er ben 6rimi- fat^olifc^n §od^f(^ule in ®eutfd^lanb. 9ln ber
noliflen 3örd!e, einen Konöertiten, fennen. ®ie- SBiener Uniöerfität bocirte er bis ^um 6nbe be«
fer mürbe, mie ^^^tUip§ felbft fagt (gSermifd^te ©ommerfemefterä 1872. gr ftarb am 6. ©e})-
Sd&riften H, SOBien 1856, 606), baS SBertjeug, tember 1872 auf feiner 93iUa am Sligener ^rfe
beffen (Sott fid^ bebiente, um i(|n gur fat^olifd^en bei ©alsburg. 9ud^ $pi|)§ fd^rfi'te @egner
JKrd^ ju führen. „3arrfe'8 geifl- unb glauben«- müjfen eingeftel^, bafe er ein üRann üon Ueber-
öolle aSBorte über bie SBal^r^eit ber fatl^olifd^ geugung§treue, ein fel^ l^onagenber ©ele^rter
INrd^e moren nid^t an mid^, fonbem an eine anbere unb ein überaus anregenber afabemifd^ Sel^
^ßerfon gerid^tet, aber fte mürben burd^ ben fymä) mar. ®urd^ feine firddenred^tUd^ Arbeiten trug
ber göttlich @nabe in mein iQtri (^^^^ ^^ mel^ j er mefentlid^ ba^u bei , ba^ in immer meiteren
Seburftigen) geme^t, mö^renb )UDor hwcä) ©tu- fatl^olifc^en ftreifen in S^eutfd^Ianb bie ftreng fird^
btum ber ©efd^u^e unb beS ffirt:^nred^t3 mein lid^ Sted^tSgrunbfö^ gur Geltung gelangten.
93erftanb für iene SBa^rl^t empfönglid^ gemad^ : äBeld^e 93ead^tung iene arbeiten aud^ im SuSlonb
foiibtn, trfwlit man au§ Coli. Laeensis VH,
Frib. 1690, 1285. aJithur* Gomd^t« in «n
%iriiKil>ien. jtiium )\t n^ Qu6 bur* grünblit^t
larficUuiig in hinpiiidim gntiuidlung btr (itdj-
liAtii 3t«biäini"iiiuic aii*; bagtgcn tommt mit-
umtr ta# gclHn^c 3t(4i in btr loifiellung rtwaä
lu tun- 9*en itintn auwrarbtiUliA jablnitötn
eÄTihen Tint tit ipütigiim: Tturcbt ©«iAiiftte
mii l^i.-ir.Ni{T SüÄndii oui Ädiijicn, Sfdit unb
5iaili«n-«'-.:T-.2. Sfiiin 1S32 ii. 1S34, 2 »bt.;
Äirica^xi:. ÄtatnJt-rii 1S45— 1872, 7 SSbt,
tr.-r. =:itTrcn Serien nnit auflagwi). öortgeft^t
I^-•'^« r« i.V:I rm 9?ciinii (8. »b., 1. -Hbtt)..
Sf-r-i'-^-l^^V": 2cji>"<iic Ä(i<fe- unbSw^ta.
'^ji;i„ iv-"±0 l!45, S. «Up. 1856; 5)ie
fj.r*^^--i;ä s. a-jü. ibtnulgEgcbcn Bon SRou«
tjr ^Ef-rihÄ 1*^?!. Uine lolfiniff^e Uebef
^ji^-'sfi ti^ri=i** gab J^tring ^rouä (Com-
~l^i'-^ i^-i],. JtMiib. 1875). 'WiiBerbem uielt
r-^'r^i^-"-i* *^^'' "" ^" „^iflorifc^-pDliti'
ij^'^;^' :2;? für bie frftt IHuflage ht§ grci-
^jr- 3 N:: Sipungäbcri^tcii btr (niferlitfttn
j.!'.^Z-j['nt Siiwnif^fttn ju SBim, btrenSJtit-
t;''r''RK:. ^mS^til erld&ienm biejdbtn ge-
GrW- -* ,^nnii(^te Sc^ripen ddh ©eorge
S-.il-4' -■: 3 *änhoi, SBim 1850 unb 1860.
■fo""- «lurjbud), Siogr. CeK. bc§ Äaiiert^umi
C/';n7f:i XXII. aSitn 1870, 211 (f.; 9io[en-
-ji:.''v."SwniKnbilbcr 1, 1, 2. 9lufl., ©iftafftiaiiftn
•<- 4:;!«.; s.'it. :öonbwcifn 1872, 399; Mg.
N^-vÄ i'iogr. XXVI, 80 ff.) [Scd.]
^if*. nullt UitleT]d)ti;be Don anbeitn bebeutcn»
V.lwr.!wnibicic*9iamniS0iibäuä jubniaimt,
:'-; :v: ^.■'iiupriittltder bet grtcc^iirfciübiji^cn Sicli-
;:.--jr^ilPii'l'lli«. iDtlrfie eine l^erfc^mfl^ung bct
irj-V:! iJ&ilüiDp^ie, ini-licioiibciE he^ ^'IdtDniä-
--.-* mit bfr jübiic^eii 3ieligiort onflrcbte. Sie
ic-M ilircH ^ouptiij) ju 'JUejnnbriü in 9ltgi)ptcu.
S^lcbiitflä reiften bie cqtcn 'Jln|iinge berartiger
¥f:ii[d)c DirQeidit bi§ in€ biitte uort^iftlit^e Sa^i'
;::nP(rt surürt ; jic jinb iiibcft mit £icl)crl)eit jii-
tö\ bei bcm nleianbiinijdjen onbeii Slriftrbulul {}.
i. Slrt.) lim 160 D. (5l)r. iiatljmeisbar. ^'titlo ^at
iiutt. attc DOTotigegangeiieit '■l*cjlTcbiingeii jiijatti*
iiitnfiinc'ib, olä (ejter unb bcbtntcnbfter 9?ertretet
biejer £djiilc ein iiad) jebet Siidiliiag l)iii ouSgc
jl(fiil)tle^ äljftcni aufgc(teUt, mcld)c5 Borroiegenb
einen tl)eofiipI)ii4cn y^omlter (rftgt unb inel)t
ober njeniget S'iirlQufer ber tE)eoio}il)ii(^en Sijflcnie
bet 9Jeiii)ijlt)nflciteet iinb be§ ^Jicnvlitont^mnä (j.
b. 9lrt.) gerooiben, ober aai) itidjt p^nt ffitifluß
auf bie altd)Tiftlid}e €peculattpn geblieben ift.
1. lieber ÜLlt)i(D'§Seben miffen mir mcnigunb
füp nur, n)o4 nnS feinen eigenen Wittöci Jungen
gelegentlit^ ^rOorgebt. "Hiad) Jofcy&u^ (Antt.
18, 8. 1), eufebiug (H. E. 2, 4, 2. 3) unb §ie-
ronyinni {Do vir. ill. 11) war et jii Slleron-
btjn geboren unb flammte «uä einer ber reicbften
mib angefe^etiften gamilien beä£anbe#, bie fogar
^ilo. 2032
bem $ricftergcj(^(t#te angehörte, ©rin SnilKrl=
fo^ (ni^t fein Stubet ; ogl. ßioolb, ©eitb. m
toolteS 3ätael3 VI, 3. Ku§g., ©ötlingen l&j-,
259 f.) tcat 9tlabat(]^, b. ^. SBoifle^ ber altian>
bnmft^en Subenfe^ft. Sein @cE)UTl^jo^ i^ uc
bttannt. ^a $^ilo fcboc^ im gingemge jeiiui
£diriit De legatione ad Cajum, bie um 4'i
n. (Hir. gcfd)rie6tn fein muß, fti^ felbft etnm Snis
(vdfiL..) nennt, fo börfK et jiniit^en 20-3iJ
o.titr. geboren fein ; er »at foniit ein öltetei Seit-
gciiDtfe (S^fli. 9tu(i über ^^ilo'S ©übung^gmig
ift iiiditl betannl. ^ isirb fic^ in feiner ^'ata-
itail jene retcbe unb oUfeitige ^ilbung foDobl in
her iiii)ij<t)en ais audi in bei griec^ifdien 3äifin>
fd;iiit cnootben ^ben. toel^e mit Steigt an i^
immer beiDunbert tnoiben ift. äebenfoUä na&m
er unter feinen ©toubenSgenoiien eine örraoi'
togenbe Stellung ein; et wotb jum Sü^nt unb
©pre(^er jener ©efonbtft^ajt erloten, wtläjt w.
% 39 ober 40 n. 6t|t. non ttr äg^ptiii^ ja*
benfi^aft nini^ 9tam an ben flaifet Saju§ Soligiila
gefc^idt natb, um Don biefem Aaifei Sibtiilje gegen
Sie nngercd)tcn S^ejotionen feitenä beä römifitcn
Statt^terä unb gegen bie blutigen 3ubenbt»E
feitenä bc§ ^eibnif(|en ^bbete ju eifJe^ien. Ti«
@efiinblfd;aft mar refultotloi, inbem bet bamiill
beni SBatmfinn beteit§ na^e fiaifet ^bilo unb
feine 35egleiter l|3d}ft ungnöbig rntlieg- %ilb nadi
ber ^eimtet)r auä Slom mii^ l^itiilo geftortien fein.
iod) ift fein SlobeSja^r nic^t jU tnnitleln. Sil
ÜJIittfjeilung be# gufebius (H. E. 2, 17, 1 ; tgL
Hier. Db vir. ill. II), !l)^ilo fei nodi ein ;DKtii
Wal, unb jlDät unter Äaifei t£laubiu3. na<4 SL"«
gclommen, fyibc bei biefer @elcgcnf)eit ben Spoial
|tetni^ perfönlid) teitnen gelernt unb mit i^
8reitnbfd)üft gefi^loifen (fo bap er olfo Dieüeiit
ßbrift gerootben wäre), ift nidjt enoeiäbat. —
^t^ilo ift einet ber merhoürbigflen unb ciniluG-
reid)fien Mannet feinet 3eit u>ib, wenn man n>n
beiti (ipoftolifdien Greife abfic!)t. jebatialls ^
geiftig |)erOocragenb)te Wann, ben bie 3uben üUi'
^upt bamalä befoHeit: ein leid) begablet, bi:nli
umfaffeiibe £tubien nnb eine Dcrtraute S^etoiiif
fdjüft mit ben Sdiäticn bet griei^ifrfien Sitemtin
niie mit ben beiligen ¥üd|etn feines 3.1olIe3 gcb*..'
beler Öcift, oon emfler g'^i' mm i gleit unb fei'teri
Stauben, feinet Spanne nnb ganjen ^Silbung irnt-
@ried)C nnb ein l^o^er 3)eroiinberet bet mUiCen
!^^iIo|Dpt)ie, babeiglcit^moblein teertet unbädde;
^ube, glaubig unb boUei ^egeifiening füt ieine iHf
Itgton unb jein 9.^olf, je bei grögte '^Ipologei U:
göttlif^cit Ctfenbarungunb feineä ^lolteä gegenüber
ber ^ibennielt feinet jjeit, 3ii feinen 9lugen finb
bie Silben Don Önit gleitftfom ju ^rieflem «t^
^rrp^etcn beftimmt fut alle SPülfer. 3^ie gcttli*
inipiritlen £d)tiften fmb il)m ber SnbegriÄ '^
aßiffen^, bie einzige Cuetlc, fo irrt^nm»lD9, büB
nii^t ein einjigeä JBoit barin o^ne llbftdit imS
SJebentuiig i^\ ja bie Snipiration erfrterfl fut ii:'
gar auf bie Ueberfe^ung ber Septuaginta. ^Uei::
obroo^l feinem innerften S:enten nad| gonj 3-'*
2038
^Yüo.
2034
unb bem {hengften SuctoritötdglouBen ergeben, un-
tofd^eibet fld^ ^l^Uo t)on feinen iBoIfögenoffen bod^
iDieber burd^ eine rüdl^UIofe, bei einem 3uben
Mt unerüärlid^e SBemunberung l^eSenifd^er ^l^tlo-
ppf)\t unb Silbung. (Sx rebet Don ^lato al§ bem
®ro^ unb ^eiligen, ]ptiä)t bemunoemb Don ber
[igen ©emetnfqoft ber ^^tl^goreer unb gefiel^
gu, bafe e§ fxd^ aI8 SBiege Der SDBiffenfd^en
itnb einer U)af rl^aft menfd^lici^en Silbung Dor oJDlen
Säubern ber Wtli auSgeid^ne. SBenn er aud^ bei
feinem @Qftem gur @runblage bie iübifd^e 2)og-
matif nimmt, fo ift il^ bie gried^ifd^e $^tIofo))]^ie
bod^ ein unentbel^rlid^eS ^ilfSmittel, unb er mad^t
einen ausgebeizten @ebraud^ Don ben Selben
oSer |)]^Uofo))]^ifd^en S^fteme, namentlid^ $Iato^d
imb ber @toa ; [a er ift loeitl^ergig genug, nod^ bem
SSorgonge ber ©totfer felbft in ben WeligionS-
m9t$en bed ^olQtl^eiSmuS nod^ einen tiefem 93a]^r>
lieitSgel^It gu entbedEen. Sr Derbietet bedl^olb, bie
l^bnifc^en ®ötter gu fd^mal^, »enngleid^ bie
Serirrungen beS ^etbentl^umS bitter gu beüagen
feien. 3)iefe gange gegen baS fonft fo ejclufioe 3u-
oentl^um fd^ abfted^enbe S)enhmggart ^l^ib^S
foibet nun freüid^ |um guten ^l^eil baburd^ il^re
SrÜörung, oa^ er oer DoQen Uebergeugung ift,
oQe bie Dielen SBal^rl^itSelemente in ben 3Rt)t]^en
iDie in ben t)Pofo|)]^ifd^en ©t)ftemen ber ©ried^en
flammten urfprünglid^ Don ben Suben l^er; aUe
gried^fd^ SBeiSl^eit fei im @runbe genommen
nur ein SluS^u^ ber göttlid^en Offenbarung an bie
3uben; bie jübifd^en ©efeje feien gu ^ettencn unb
Sarbaren, ja gu aEen iBößern gefommen ; OrDj^euS
fei mit 90lofe§, ^^tl^agoraS mit S^remiaS' @d^»
lern in ^eg9))ten betannt geworben; bie grte«
d^ifd^en ©efe^eber unb $]^tIofo))]^en litten ben
^ßentateud^ gefannt. Um bie| alleS gu bemeifen unb
jugleid^ ben gebilbeten Reiben feiner 3^t bie il^nen
frembartigen „barbarifd^en" SnftitutionenunbSSe»
griffe ber Suben munbgered^t gu mad^en, bagu
mu| $]^Uo eine auSgebel^nte, beinal^e fd^ranlenlofe
oHegorifd^e SluSIegung ber l^etligen Sd^riften, gu-
mal ber ®cnefi3, bienen. SBenngleid^ er ben SBort-
finn fcine§tt)eg§ überaE Dertoirft, fo ift il^m bod^
ber aOegortf^e Sinn ftetd bie »auptfad^e, unb
feine Stelle ber l^etligen Sd^rift ift nad^ il^ gu-
gleid^ ol^ne einen l^öl^em @inn.
2. «18 ©d^riftfteUer ift 5ß]^üo öufeerft frud^t-
bar gemefen. 2)ie befte biSl^rige @efammtauSgabe
feiner 9Ber!e bef orgte 2:]^oma8 5Kange9 (gried^if d^en
lejt mit lateinifd^er Ueberfejung nebft auSfu^r-
lidl^en unb Dortrefflid^en $ro(egomenen über bie
^nbfd^riften unb frül^ren SluSgaben), fionbon
1742, 2 93be. S)aran fd^Iie^en fid^ bie 2lu§gaben
üon ^Pfeiffer (ßrlangen 1785 ff.; unDoUftönbig),
»id^ter (Seipgig 1828 ff.) unb bie 2aud^niJ'fd^e
©tereot^lxmSgabe (Sei^gig 1851 ff., 8 93be.), fo-
toie Xifc^enborfS Philonea inedita (Seipg. 1868,
mit einer Dortrefflid^enpraefatio). S'ieuegfragmente
ebirte SBenblanb (Berlin 1891), ber ^uglcid^ eine
neue $]^Uo-«u3gabe in «ugftd^t fteEte. 3)ie (latei-
nifd^) Xitel ber ]^u))tföd^Iid^ften @d^riften ftnb
nad^ SJlange^'S «uSgabe folgenbe: De mundi
opificio (SrHörung bed Sed^tagemerteS im aEe«
gorifd^ @inne); Legis allegoriarum LL. III
(über ^rabieS unb ©ünbenfoB) ; De Cherubim
(@en. 2, 24) ; De sacrificio Caini et Abeli ;
De posteritate Caini (®en. 4, 2 ff.); De
gigantibuB (@en. 6); De agricultura; De
plantatione; De ebrietate; Resipult Noe (bie
Dier le^tgenannten l^beln über Die ©ef^id^te
3lot'§); De linguarom confusione (®en. 11);
fed^ ^l^anblungen über «bral^m (®en. 15
bis 17); De somniis (®en. 28. 37. 41); De
Josephe; De vita Mosis LL. IIE; femer eine
3ttiljt Don Slbl^blungen etbifd^en gn^t^ aber
ben 3)ecaIog, beffen eingelne ®ebote, über Stitual«
gefe^, ^rieftertl^um uiü) 0})fer fowie über ein-
gelne Sugenben (De caritate; De poenitentia;
De forütudine). iBormiegenb|)biIofo|)]^ifd^en3n«
l^alteS fbib bie @d^riften: Quod omnis probus
Über sit; De vita contemplativa (über bie
%f)txQptuitxi), beffen Sd^tl^eit Don 9Rand^en, iebod^
aus nid^t gang ftid^l^altigen @rünben, begmeifelt
tDirb) ; De nobilitate ; Quod mundus sit incor-
ruptibilis. Snblid^ l^iftorifd^en 2N^aIte§ fitü):
In Flaccum unb De legatione ad Cajum, beibe
baS 3. unb 4. 95ud^ ber im Uebrigen Derlorcnen,
5 SBüd^er umfaffenben ©d^rift „3)ie ©d^idffaleber
Suben unter 6aiu8" (DgL Eus. H. E. 2, 5, 1).
3. S)ad Sel^rf^ftem ^l^üo'S rul^t auf ber
©runblage eines ftrengen 2)uali§mud Don ®eift
unb aWaterie, Don @ott unb SDBelt. — 3)ie ®otte§-
lel^re ift eine SSerfd^melgung bed iübifd^en SRono-
tl^eiSmuS mit bem ^latontdmud, mobei aud^ Ele-
mente ber ftoif d^en $]^iIofo))]^ie aufgenommen ftnb.
3nbe| meidet "^f^üo, tolt fpöter ber 9leu))!atonid-
mu8, Don $Iato fd^on barin ab, ba| er bie gött-
liche XranScenbeng über bie 9BeIt fd^ranfenlod em-
t)orf d^raubt ; er l^ebt @ott felbft über ben vooc unb
„bie 3bee be« ®uten" l^inauS unb erHört baS
SBefen @otteS für eigenfd^S« unb namenlod, für
unbcfinirbar urüb unerlennbar. SBirerfennen nad^
$^iIo, ba|@ottift; tt)a3 er iebod^ ift, bleibt
und Derborgen. 93on aEen 9{amen @otteS ift nur
ber 3e]^oDa-9tame |)ofttiD, aEe anberen 93eftim-
mungen bagegen negatü). SDBeld^ Attribute man
©Ott aud^ beilegen miE, fei eS SBeiSl^eit, Xugenb,
®üte, Sinbeü ober @d^ön^, fo ift ®ott mel^
als aEeS bie^ meifer als bie äBeiS)^, beffer als
baS @ute, f^öner als bie @d^ön]^it, einfad^er als
bie etnbeit unb feßger als bie @eligfeii SS m
uns gIeid^h)o]^I nid^t Dermel^, nad^ unferer 9Beije
Don ©Ott gu reben unb il^ bie Smigfeit, Mmad^t
unb @üte, überl^u))t bie gfüEe aEer SSoEfommen-
^eit beigulcgen. ©d^arf betont ^l^Io bie (Sxnf^
unb Sinfad^b^ ©otteS. ^Daneben nennt er i^ im
anfd^Iu^ an bie l^Iige ©d^rift unb bie $]p)fot)]^ie
gern baS „Urlid^t\ ®a| ^l^üo'S ©Ott ber DoE-
fommenfte ©eift unb eine lebenbige $erfönlid^feit
ift, Derftel^t ftd^ Don felbft; jKuübeiftifd^ SJorftel-
lungen irgenbmeld^ 9lrt liegen il^ burd^auS fem,
bafür toar er als Sube gu tebenbig Don feinem
2035
q^^iio.
2096
©toiben burd^bnmöen. — ®ott ift bic le^tc Ur«
Sad^e oUeS @etnS ou^er tl^m, ber ftd^tboren roxt
)n imfid^tbaten, ber ftnnlid^-materiellen toie ber
mtcmgibeln 2BeB. «uf bie 9Rod^t unb ©üte
©otteS (jtoet attritute, bie $]^iIo am tnciftcn 1^-
Dorl^ebt) iDirb bie Srfd^ffung ber SBelt namenilid^
Surüdgefu)^. SSor Mm ift @otte§ neibbfe @üte
Ibei ^filo, toie bei pato, ber @runb ber SBeü-
f(^öt)fung ; fte ift bie ffiurael oHeS @uten in ber
öefd^affenen 9BcIt unb ber Duett otter ©nobe, bie
©Ott fclbft bcn ©ünbem ertoeist, benen er unouf-
f)bxliä) bie rettenbe ^cmb barbietet. @ott ift an
feinem Orte feinem SBefen mä), hoä) ottüberoD
mit feiner baS SBeltott burd^bringenben ffroft. 5)ie
SBelt ift nid^t bon ©ttjigfeit, toirb aber burd^
@otted @üte eh)ig bauem. €§ gibt eine Me§ er-
l^Itenbe, orbncnbc unb Icnfenbe göttlid^c SBcIt-
regierung unb SSorfel^ung. S)a3 Uebel unb bad
«öfe in ber SBeÖ ift nid^t öon ®ott, bie beftel^nbe
SBcIt ijt bie cinjig möglid^e unb aud^ bie befte. —
«uf bie Sfrage, tt)ie @ott bie fid^tbore SBelt
fd^uf, antwortet $]^iIo : 3)urd^ feine ^ttmad^t aud
ber toejenlofen })röejiftircnben 3Katerie (ix [t.^
ffvTwv), iebod^ nid^t felbft unb unmittelbar, fon-
bem burd^ Vermittlung be§ S o g oS , ber im pf^i'
lonifd^en ©t)ftem eine ^aupttoUt fi)ieU (ögl. b.
«rt. SogoS Vni, 99 ff.). — 9lud^ inber 9lnt]&ro})o-
logie mad^t ftd^ ber ba§ ganse @Qftem bel^errfd^enbe
©ualiSmuS geltenb : ber TOeufd^ ift ©otteS 2Ber!,
bod^ ift bon bem irbifd^en 2Kenfd^en ber })räeji«
ftirenbe Sbeol- ober Urmenfd^ ju unterft^eiben.
©iefer „l^immlifd^c" 9)lenfd^, bom SogoS attein
juerft erjd^affen, ift toal^rlaft ©otteS ©benbilb,
fünbeloS, unftcrblid^ unb ge)d^Ied^t§lo§, »ogegen
Der em}3irijd^e, irbifd^c 3Kenfd^ öom 2ogo§ im
fficrcin mit ben niebem Sngeln gcbilbet »arb unb
nur feine l^öl^ere ©cclc (voüc) burd^ ®ottc§ 6in-
l^ud^cn empfangen l^at. 3lad} ficbcniäl^rigem Söiuf ■
entl)alt im ^rabicfc fiel er (infolge ber gefd^Ied^t«
Itd^en S)iff crenjiirung) in ©ünbe, burd^ bic©d^Iangc
üerfü!)rt, tt)cld^e bie SBottuft bebeutet ; unter bem
aCßelb öerftel^t ^l^ilo bie ©innltd^feit. @o mirb
ber ©ünbenfatt im ^arabiefe attegorifd^ gebeutet,
gleid^mol^l an anberen ©tctten ber l^iftorifd^e Kl^a»
rafter ber ßrjäl^lung ber ®enefi§ ni^t gelöugnet.
S)ie ©ünbe ^bam§ l^at unfcrem gefammten ®e«
fd^Ie^te gefd^abet; bie folgen berfelben finb tl^eilS
pix)\\\ä)tx ii^tm tif)x\d}tx 5Ratur. S)ie TOenfd^en
werben in jcber Öinfid^t fortmäl^renb fd^led)ter.
®od^ ift ®otte§ goenbilb im gefattenen TOenfc^en
p)ax entftellt, aber nid^t jerftört, benn er befi^t
nod^ bie Semunfterfenntni^ unb bie §reil^eit beS
2BiUen§ unb fielet burd^ ben £ogo§, ben gürbitter
unb 3)iittler ber SKenfd^en, mit @ott in fteter 9)er-
binbung. — SBottuft ift ber ©i^ ber ©ünbe, fie
ift an fid^ fd^on böfe. ©ie entmidfelt ftc^ im 2Ken=
fd^en, ber eine förperlid)»geiftige 9iatur l^at, glcid^«
fam naturgemäß bon felber, fo baß bie ©ünbe
aßen 3Wenfc^en angeboren ift. 3ft)ar ht^it{)i bie
5mögUd)feit, baß ein „göttlid^er TOann" m jum
S:obe fünbeloS bliebe; in ber Il^at aber bleibt nie-
manb bon©ünben frei, fo lange erinbi^em^
lid^en Äerler ber ©eele, hn fterilid^ fiette, lek
— 3)ie ©eelenlel^c ^^ilo'S ift nid^ o^ ^^
®ebanfen, aber aud^ nid^ ol^ 9Biberf|ä^
bisweilen fd^Iießt er in ber SluSbruddoetje fi^
gan^ an $Iato an unb rebet Don ber ^M<£itN
ber ©eelen, inbem er Sngel, SDmnonen, IRenfd^
feelen unb bie ©eelen ber ©eftimc — - aud^ hiefe
m W^ tbie bie meiften ber alten $^Uofo))^
für befeclt — für ®eiftertbefen berfelben ftategorie
erHört. — 3n ber düfil f d^Iie^ ^^ilo jid^ ioib
an $Iato unb bie ©toüer an, bolb ftm er ft^
tbieber olS gläubiger 3ube auf ben ©tonb^mA
ber Offenbarung. ^öd^fieS 3iel beS aRenfd^ ijl,
SU ®ott SU gelangen. 3)er SBeg bal^ tfi bieXu«
genb. ®urd^ bie bier Sorbinoltugenben foH bet
SRenJd^ ^unäd^ft feine ftnnlid^ ÜRatur mit i^
trieben unb Effecten läutern, befd^änfcn, jo iw
möglid^ unterbrüdEen. 3)oc^ bie l^d^fte aller ixf
genben ift bie gfrömmigfeit ; in ii^r ftnb @Mc
unb Siebe eingefd^Ioffen. SHe Srömmigfttt be^
barin, StteS um ®otte§ mitten gu ^un. Sa
®laube ift bie tocä)xt SBeiSl^t. 3nbeß gift eS
feine Xugenb ol^ne bie ®nabe ®otte§. Siefe i^
bei ber Ol^mac^t be§ ÜRenfd^en binx^ouS not^
loenbig unb loirb burd^ ®otte§ @üte befionbig
jebem bargeboten, felbft ben ©ünbem. 9lur bm^
eigene ©(|ulb gel^t ber ©ünber öerloren. 3)ie
l^öddfte ©tufe ber grfenntnil ttt bie ©ftofe, bie
burdt) ein f ortgefe^ed Xugenbleben erreid^ toetben
fann. 3n biefcm Suftanbe toirb ber SKotf^, ber,
einem ^pxaäf unb bemußtlofen ihnbe gletd^, fld^
ganj ®ott überläßt, gleid^fam bon bem ^göttlid|en
äöa|npnn" ergriffen, über allcö ©innlid^e, ja
felbft über ben 2ogo§ unb bie Sbeemoelt binou«
erl^oben unb bon ®otte§ ®Iorie umftrömt; er
f d)aut ba§ göttlid^e SBefen auf eine unau§ft)red^Ii(ie
SBeife, unb ba§ ift feine l^öd^fte ®lüdfertg!eit.
®ieß ift ein aKt)fterium, bem großen Raufen öcr-
borgen, bem malirl^aft SBeifen, bem gingemei^
berftänblid^. — äBa§ enblid^ bie a)^effia§^ffmmgen
^l^ilo'S angelet, fo fmb fie ^mor geläuterter al§ bei
ben meiften feiner 5JoI!§- unb 3eitgenoRen, allein
nid^t frei bon fteifd^Iid^^nationalen S^orftettungen,
2)ie mefftanifd^c 3cit wirb bie 3uben in einen
3uftanb nationaler gfftafe erl^eben; fie werben ba§
bomel^mfte, weltbel^errfd^enbe SJoIf @otte§ pn,
unb burd^ fie wirb |)eil unb (Slütf attcn Sölbrn
ber Seit suftrömen. ^l^ilo ergel^t \iä) gern in ber
©d^ilberung ber d^iliaftifd^en 3uftönbe, bie ber &:-
fd^einung be§ 3Keffia§reid^e§ folgen werben. Ko^
finnlid^e Sorftettungen liegen il^m fem.
S)a§ ©t)ftem $^iIo'§ ift reid^ an Snl^It, aber
baburd^, baß bie berfd^iebenftcn Sbeen barin ju
einem ©an^en berfd^moljen finb, nid^t frei bon
bielen SBiberfprüd^m. 5Wit SRed^t 1^ man U'
l^auptet, baß in ^l^ilo gleid^fam ^wei ©eelen, eine
jübifd^c unb eine l^ettenifd^c, ftnb, bie nid^t feiten
mit einanber in ßonflict gerat)^ ; er bewegt fnt
in j)Iatonifd^en unb ftoifd^m Sbeen, aber fein
^ebräifd^eS ©cwiffen reagirt, imb fo entfielt ein
2087
$]^ilo Don itQr))afiQ — Philopatris.
2038
@(l^tt)anltn unb eine Unftd^erl^eit, mlä^t fid^ gerabe
bei ben tDid^tigften gfragen fel^r fü!|Ibar ntod^t
(S)ö&inger, ^eibentl^ unb äubentl^um, 9tegen§-
butg 1857, 846). 2)aS $roton))feuboS fetned
S^ßemS ift ber ftrenge 2)UQltdmud, auf bem eS
fitnbamentirt i{L ämmerl^in ift biefed fiel^rgeböube
teid^ an großen ©^onfen unb neuen Sbeen, unb
ed tft nid^t )u Denounbem, h)enn ^l^ilo in ber
gfolge^ auf bie@pecuIation einen tt>eitgreifenben
Sinfiu^ getDonn. 2)ie bei il^m Dorliegenben SBal^r«
l^eitömomente ftnb nad^ ben Derfd^iebenften Seiten
l^in DeüDertl^ h)orben, nid^t bIo| Dom 92eu))Iato«
niSmuS unb ben Derfd^iebenen ^reften ber erften
d^füid^en Sol^rl^berte, fonbem aud^ Don ben
Äird^enDätem (Dgl. ©iegfrieb, ^l^ilo Don 9llejon-
brien aI8 SluSleger beS 9lUen ScftamentS, 3ena
1875, 198 ff.), toennglcid^ meift in entgegen«
gefegter Stid^tung. 3)ie öu|erft geföQige gform ber
S)ixrftenung unb baS unlöugbar ©eiftreid^ mand^er
feiner Megorien übten alle 3^it Quf bie ®eifter
eine mad^tige Sn^iel^ung au3. 9i3 ^u einem ge>
n)iffen ®rabe fann man fagen, ba^, xoit äol^nned
ber läufer mit feiner 5ßrebigt bei ben Suben, fo
Mfiio mit feiner $]^iIofot)]^ie bei ben gebilbeten
»ben unb Suben feiner 3(it Dielfad^ ein SBeg>
(iter be§ SDangeliumS toox. Wim tottm Sruno
Souer imb anbere Stationaliften altem unb iüngem
2>atumS $]^iIo'3 @pftem mit bem Urd^riftentfum
in SJerbinbung bringen unb namentlid^ feine
SogoSlel^re jur ©runblage ber d^riftlid^en mad^en
moQen, fo finb biefe 93el^u))tungen meber |)]^ilo*
fo^l^fc^ nod^ l^ifbrifd^ begrünbet.
Ißon ber umfangreid^en Siteratur über ^l^ilo
mögen aufter ben oben VIII, 103 genqnnten
©d^en erwäl^nt werben : Sftitter, $]^iIo unb bie
^alad^, fiei))3ig 1879; Drummond, Philo- Ju-
daeuB, London 1888, 2 yols.; foh)ie ^aulQ,
9teaI-^c9!(o))öbiebercIaffifd^en9lItertl^mdn)iffen-
f d^ 8. y. ^^\lo, unb 3itaU(inqtiopähxt f. proteft.
Sl^eologie XI, 2. Slufl., 686 ff. [ftlcffner.]
^I^Üo Don ffarpafia (jtalpafta; irrtpmlid^
Aarpotl^S), ber ]^ I. , 99ifd^of auf ^^^ptm, toax ein
3titgenoffe unb gfreutü) be§ 1^1. Spipl^iuS Don
Salamis (f. b. ^rt.), ber il^n aud^ ^um Sifd^of
xotiiftt unb an ben ©renken feiner eigenen S)iöcde
mel^rfad^ pontiftcale ^anblungen DoE^iel^en lie^.
lieber feine ^ßerfon ift fonft fo gut »ie nid^tS be-
fanni Unter bem Xitel eines ^eiligen h)irb er am
24. äanuar genannt (f. AA. SS. Boll. Jan. II,
598). 9lod^ erlitten ift ein il^m jugefd^riebener
fommentar ^tmi ^ol^n Siebe, n)eld^r in latei-
nifd^er Ueberfe^ung lange al§ SBer! beS 1^1. S))i*
pl^K^iud gegolten l^at. $en gried^if d^en Se^ ebirte
auerp ©iacomeBi (»om 1772); einen ^IbbrudC
gaben Gallandi, Biblioih. vet. PF. IX, Venet.
1773, 718 sqq. unb Migne, PP. gr. XL,
27 sqq. ©aHonbi (}. c. VUI, 256 sqq.) bietet
oud^ eine Sammlung Don Derfd^iebenen Frag-
menten au3 @d^riften, bie Dermutl^Iid^ bem $!|Uo
Don ftarpafta jugel^rten. Sinen 93rief $^iIo^3
oScetifd^ änl^ItS f. in ben 'AvoXexta Ispoao-
XüjiiTtx^c oTaxüoXoY(ac I, 893 sqq. (©t. ^erS»
bürg 1891). (SSgl. Leo AUatius, Diatribe
de Philonibus, bei Migne 1. c. XL, 9 sqq. ;
Ceillier, Hist. gön. des auteurs sacr^s VI,
n. öd., Paris 1860, 287 s.; Sarbenl^toer,
^ßatrologie, greiburg 1894, 298 f. ©onftige fiite-
raturangaben finben ftd^ bei Chevalier, Rep.
s. V. [a. e^er.]
Philopatris (<I>(X6iraTptc i) At5aax6(Jievoc) ift
ber Xitel eines merfioürbigen anonymen 2)iaIoged,
ber mit ©id^erl^it aI3 eine 9lad^]^mung ber Sia«
löge Sudans erfannt ift, über befjen SlbfaffungS«
^eit imb eigentlid^en 3^^^ <^ nod^ immer bie
Derfd^iebenften ^Qpotl^fen aufgefteSt föerben. ^r
2)ta]^g verfällt in 2 Sl^ile, jmifd^en benen fein
burd^ftd^tiger 3ufammen]^g befiel^. 2)ererfteift
im Sßefentlid^en eine $oIemif 5tt)ifd^ 2:rie))]^on
unb JhttiaS über bie gried^ifd^e ©ötterm^tl^ologie
unb baS gl^riftentl^um, bereu Sioedf fo unflar ift,
ba^ man barin foh)ol^I eine Derftedte iBerl^öl^ung
beS Sl^riftentl^umS alS eine 9l))ologie beSfelben |^
erbliden fönnen. S)er jioeite il^ü ift ein ©erid^
beS Vertreters beS ^eibentl^umS, JhttiaS, über eine
näd^tlid^e SSerfammlung Don 93erfd^n)orenen, ber
er suföUig beigetoo)^ ^ctbe. S)ie Sr^öi^Iung tovti
unterbrochen burd^ einenS)ritten,9tamenSitIeoIaoS,
ber freubige 9tad^d^ten Don einem @iege über bie
^Jerfer bringt, unb in beffen Subel bie beiben
Ruberen einftimmen. Slud^ in biefem jtoeitenil^e
ift baS Sin^elne fo bunlel, bie S^l^rafteriftif ber
^erfd^moreneuDerfammlimg fo unbeftimmt, ba| bie
ßinen fie für eine 3ufammenfunft Don ÜRitgliebem
beS g^IeruS Don 6^onftantino))eI, mld)t Don JhitiaS
))arobirt Werbe, bie Ruberen für bie eines l^bnif d^en
©el^imbunbeS erflären fonnten. S)er le^e, tmi-
faffenbfte SSerfud^, bie Senben^ beS S)iaIogeS nad^
ber einen, antid^riftli(^en unb antifir^Iid^en Slter«
natiDc näl^r ju beftimmen, liegt Dor in einer 3lb«
l^anblung Don ft. 3. Slninger (SlbfaffungSjeit unb
Qtotd beS pfeuboludanifd^en 2)iaIogS $$Uo))atriS,
im C)iftor. Sal^rbud^ XH [1891], 463 ff., 703 ff.),
mlä)t in SBeiterfül^rung ber Slnfid^t sB. ®. 94ie-
bul^rS unb ^. SBe^gS, l^u))tföd^Ii(i^ auf ben @e-
fd^id^d^reiber Seo 2)iaconuS geftü^, ju bem SRe-
ft^t fommt, ba| ber 2)ialog im 3. 974 unter ber
Stegierung beS itaiferS S^imiSceS Derfa^t »orben
unb ein ^m|)]^Iet gegen ben ^ßatriard^en SSafiTtuS
fei. SHefer ftanb in bem Serbad^te, l^od^Derrätl^»
rifd^e $Iäne gegen ben jtaifer ^u fd^mieben, unb
marb aud^ tl^tfüc^Iid^ nad^ ber SUidRel^ beS ff aiferS
Don feinem fiegrcid^cn Qfelbjug gegen bie ^Jkrfer
abgefe^ 3)iefe Snfid^t fanb bie ßwftitnmung Don
St. Jhumbad^er (®efd^. ber b^^antinifd^en Siteratin:,
ajlünd^en 1891, 188 f.), ber barin eine Sleufeerung
ber antid^riftlid^ ©trömung in ßonftantinopd
erblidft, Don ber ftd^ audd in ben apologetifd^
©ebid^ten Seo'S beS ^l^ibfopl^ ©jmren fmbim.
S)ie entgegengcfejte Slnftd^t, loonad^ ber Serfaffer
ein ortl^obojcer 9)Q3antiner unb bie 93erfd^n)orenen
^nl^ger beS $eU)ent]^umS n)ären, l^t in jüngfier
3eit einen SSertreter in Stob. Srampe gefmü>en
2039
^]^iIo»)onu8 — ^f)xlo\opf^\t.
2040
(^l^üopotriS. ein ]^ibmfd^e§ gonüentifcl bc§
7. 3a]^r]^unbert8 ju gon[tantino})cI, §attc 1894),
ber, auf bic aKcinung Sllfr. ö. ®utjd^mib§ jurürf-
grcifenb, ju bctüeifcn fud^t, ba^ bcr S)xaIo9 im 3-
623 cntftcmb unb bcn ftaifer f)erQcUu§ gegen einen
l^eibnijd^en ©el^eintbunb feiner §au})tflQbt ju reijen
bejtteite. — ®er SSerfaffer be§ ©iaIogcS l^t jeben-
fatts obfid^tlid^ ftd^ unb feine 9Iu§Iaffungen in ein
tieje§ ©unfel gel^üEt; biefe feaupttenbem öertrögt
fld9 ober beffer mit einer ontinrd^iid^en Slbfid^t ; bie
Seit- unb Sttedbeftimmimg öon Slninger unb
Ärumbod^er ift bol^er öon biefem ©eftd^tspunfte
QX& bie toal^rfd^einlid^ere. S)od^ bleibt ber ©treit
nod^ unentf(|ieben, ba ^xampt'li 5[nfid^t onberer-
feitS bie Eingriffe auf bie alten ©ötter in einen ein-
ieud^tenbem Sufammenl^ang mit bem ^auptt)^
beS 5)iaIogc§ ju bringen öermag. — S)er S)iaIog
ip nur burd^ eine einjige ^anbfd^rift (Cod. Vatic.
gr. 88) überliefert; gebrult ift er meiftenS mit ben
ödsten ©d^riften £ucian§, jule^t in ber Ausgabe
bon g. 3acobi^, Seip^ig 1876, HI, 411—425.
6r ftel^t aud^ im SSonner Corpus histor. Byzant.
mit See S)iaconug (ed. B. Hase, Bonn. 1828).
S)ie frül^ere Siteratur f. bei ^ningcr, ffrumbad^er
unb (Ixampt. [% gl^rl^arb.]
^ÄitoponnSj f. Sol^ned $^Uo))onu§.
^piMopt^it ift ber SDBortbcbcutung nad^ Siebe
jur SDBeiSpeit, ©treben nad^ SDBeiSl^eit. ©erjenige
tft ^l^ilofo})]^, tDtlä)tt toeife ju »erben jud^t unb
jur Crreid^ung biefe§ 3icl^ f^ne ganje *fraft ein»
fe^. ®er5name „^l&üofopl^ie" f oE nad^ ^eraflibeS
bem $ontifer, einem ©d^üler $Iato'8, juerft öon
^^^tl^ogoroS gebrandet ttorbcn fein. 5118 (Srunb
tt)irb angegeben, ^t)tl^agora§ l^abe nid^t <jo<p6; ge-
nannt mcrbcn ttollen, »eil blofe ®ott tüeife (aocp^c)
fei, fonbcm nur cpi/.oaocpo;, b. f). greunb, Siebl^aber
ber 35ßei8t)ctt, tüeil ber SDtcnjd^ immer nur im
©treben nad^ SffieiSl^eit begriffen fei.
I. 2Jlit bicfcr 9lominaIernärung bc8 S3Bortc8
„^l^ilofopl^ic" ift nun freilid^ nod^ nid^t bie fad^«
iic^e grflörung ober bie SRealbefinition bc§ Sc«
griffet ber ^l^iIofop!)ic gegeben, ^bcr bie crfterc
fann unb mu^ ju Ic^tcrer fül^ren. 3u biefem
Srotdt fommt e3 öor Mcm barauf an, ju be-
stimmen, n)a§ unter ber „35ßci§]^eit", beren ®r-
'trebung Aufgabe ber ^]^ilofo})I)ie ift, ju öerftcl^en
ei, unb ba bie 35ßci§]^cit lüicbcrum burd^ ba§
:JBiffen bebingt ift, fo mu^, um bie Scalbefinition
ber ^l^ilofop^ie ju ermitteln, in erfter Sinie aus-
gegangen tüerbcn öon bem Segriffe be§ 35ßiffen§,
ber SQBiffcnfdjaft.
1. ©er Segriff ber SQBiffcnfd^aft !ann in einem
boppciten ©innc genommen toerben: nämlic^ im
©inne öon tüiffenfd^aftUd^er grfenntni^ über-
l^aupt unb im ©inne öon Wiffenjd^aftlid^er S!)i§-
cipUn. Stimmt man ben Segriff oer SDBiffen-
fd^aft junöd^ft im erftgenannten ©inne, im ©inne
öon tüiffcnjd^aftlid^cr grfcnntnife überljau^jt, bann
bietet fie ttiebenim eine bo})})eItc ©ette bar, eine ob-
iectiöe unb eine fubjcctiöe. a. 3laä) il^rer objec-
tiöen ©eite öerftcl^t man unter »iffenfc^ftlic^er
Srfenntni^ (SBiffen) im @egenfa|e ^um blo|a
einfod^en ^uffoff en öon Singen ober Q^d^eimmgoi
bie Srfenntnil ber 2)inge ober erfd^einungen in
il^em ©runbe ober in il^ Urfad^e, türoxä^M,
bo| biefe Srfemttnil auf Sotbeng berul^ unb ^ix
unb geh)i| ift — cogniido certa et evidens
rerum per causas. S)ann erft nSmlid^, toemi
ettoaS nid^t mel^ einfad^ tmferer Ccfeuului^ ncf
fd^mebt, fonbem tottm nur erfennen, toontm e§ ^
fei unb fo fein muffe, unb rotim biefe Sdemttm^
eöibent unb gemi^ ift, fönnen mir fagen, ba| toii
eine h)if[enf^aftlid^e Srfenntni^ Don ber &afy
l^ben (Scire est rerum cognoscere causas).
Sir muffen ha^ „SBorum'', ba§ „SOBie" unb bie
®efe^ einer Srfd^einung fennen, menn über^Qii;rt
öon einer h)i|enfd^aftlid^en (Srfenntni^ bie Siebe
fein foS. ©o ift 3. fö. ber gfaS ber ftörper, boten
il^re ©tü|e genommen ift, eine öon Men idc^
genommene (Srfd^einung. Sine miffenfd^oftlid^ fe>
fenntni^ öon biefer Srfd^eimmg l^oben toir cba
erft bann, menn mir bereu ®ninb (bie ?ÜtractimiS-
fraft ber 6rbe), baS „SBie" berfeften, b. i bie
fucccffiö ft(^ fteigembe ©efd^toinbigfeit be§ gfafleS,
unb boS S^d^f^^ (3nna]^me ber gdlraume im
Serpitnil ber Oimbrate ber SfoHgetten) erfennen
unb öerfte)^. b. ^Hmbelt e3 fid^ bagegen um bie
fubjectiöc ©eite ber »iffenfd^laftlid^ griennt«
ni^, fo fann le^tere nur gemonnen tnei^ auf bem
äBege be§ bi§curfU)en S)en!en§, toie fe£be§ ftd^ Be-
wegt in ber SemeiSfül^rung ; benn bie StoeiS-
fül^rung 1^ ia, gau) (digemein genommen, bod^
nur ben 3tt)erf , cttoaS, hcS in einem ®inge et»
fannt unb öon il^m auSgefagt tt)irb, auf feinen
(Srunb jurürfjufül^ren, e§ au§ biefem l^erauS ju
öerftcl)en unb ber SBal^rl^eit be§felben fi^ 5U öer-
fid^cm. ®ie SemeiSfül^rung bemirft alfo bie miffen-
fd^aftlid^e ©rfenntnife; biefe ift beren 9iefultat, ttie
fie beren 3icl ift (Scientia est effectus demon-
strationis. S. Thom.). ®a§ nun ift bie fubjcc«
tioe ©eite an bem Segriffe ber »iffenfd^ftliÄen
grfenntni^. Son biefem ©efid^tSpui^e ou§ ift fic
bal^er ju befiniren al§ cognitio per demonstra-
tionem acquisita ; ober, menn man bie töijfen»
fd^aftlid^e grfenntni^ nid^t al§ eine actuefle, fonbem
als eine l^abitueUe benft, al§ habitus cognoscendi
per demonstrationem acquisitus. Um öorloufig
bei biefer Definition ber SÖBiffenfd^aft im ©inne oon
ttiffenfd^aftlid^er 6rfenntni| überl^aupt ftel^ ju
bleiben, fo ergeben ftd^ barauS öon felbft folgende
mcitere Seftimmungen m Sejug auf bie SBiffen-
fd^aft: a. ®ie ttiffenfd^aftUd^e grfenntni^ ge^
blo^ auf baSjenige, tt)a§ in ben ®ingcn aflgemein,
not^toenbig unb unöeränberlid^ ift ; benn nur l^ct
fann öon einer cognitio per causas bie Siebe
fein, nur in biefem ©ebiete fann bie SemciSfül^rmig
mit if)ren ©d^lu&folgerungen fid^ belegen. Son
bem, toaS bcr blofee 3ufaE bringt, gibt e§ feine
SQBiffeufd^aft. Scientia est de rebus univer-
salibus et necessariis, non de fortuitis. ß. Sie
Srfcnntni^ ber unmittelbar eöibentcn Semunft«
))rincipien, ber principia per se nota, forai man
2041
^^tlofopl^ic.
2042
nid^t hn ftrengen @iime alS eine lot^enfd^aftlid^e
Srfenntnil begeid^en. Sine tDtffenfqajtltd^ Sr-
Imntnil im ftrengen Sinne be§ Sorten ift ntn: ha
gegeben, too toix in eine SBal^rl^it eine vermittelte
Sernunfteinfid^t l^oben, vermittelt nämlid^ hwcA
bieSeioeiSfül^ng. 2)ien)if[enfd^aftIid^eSrfenntni^
teioegt fid^ alfo onf ber 3^ifd^^Iinie ^ifd^en ber
tnuntttelbaren Srfol^ng unb ben immittelbar evi«
benten SSemunftprincipien. 7. S)ie toiffenf d&aftlid^
Srfenntnil ift enblid^ n)efentlid^ Derjd^ieben Don ber
<8Iauben3eidfenntm^. 2)er ®Iaube ift bie fidlere
<Er!enntni| einer aSkil^]^ auf eine für bief e SBal^-
Vtt99ürgfd^aftIeiftenbe9uctorität]^in. S)adSBif{en
bagegen bent^t auf ber SBeioeiSfül^rung, burd^ meld^
bie &q]^]^ eines @a|eS jur St)U)ens gebrod^t
imb baburd^ für unfere Srlenntni| geftd^ tt)irb.
— 3)er ^Begriff ber SBiffenfd^ fann aber, tote
oben gejagt, oud^ im @inne Don loiff enf d^aft«
lid^er 2)iSci|)Iin genommen toerben. 3n biefem
Sinne öerftel^t man unter einer »^SBiffeufd^aft" bie
®efammt]^eit aEer auf einen befümmten jheiS Don
(Srienntni^biectenbejüglid^enSel^ä^, fofembiefe
begrünbet unb juglei^ in einer il^rem ^nlpalte ent«
f)ired^enben Orbnung an einanber gereil^t, f omit ^u
einem einl^itltd^en , in ftd^ geglieberten Sanken
Dcrbunben toerben. ßinjelne auf beftimmte Ob-
jecte bejüglid^ fiel^rfö^ geben alfo, aud^ toenn fie
in il^rer SBal^l^it ertoicfen toerben, nod^ feine
,^aBtffenfd^aft" in biefem ©inne ; lejtere entfielet
erft bann, toenn aSe auf einen jhet§ Don S)ingen
ober Srfd^ungen bejüglid^en fie]^ö|e fammt
il^r 93egrünbung in einer il^rem SnVite ent-
f)ntd^ben Orbnung an einanber gereil^t unb mit
einanber Derbunben toerben. 3n fold^ @eftalt
fann eine Sßiffenfd^aft ©egenftanb be§ Unterrid^teS
fein; bal^er „toiffenfd^aftlid^e ffiiäciplin".
2. ©0 Diel über bie SEBiffeufd^ im Mgemeinen.
9lun gibt eS aber Dide unb Derfd^iebene SBifJen-
fd^ften, bie alS „Specialtoiffcnfd^c^en" bejeid^net
werben, ©ie d^afteriflren ft(!^ jömmtlid^ burd^
jtoei 3)inge. gür'S 6rfte l^aben fie tmmcr nur einen
obgefd^Ioffenen StxtxH Don S)ingen ober @rfd^i«
nungen jum ©egenftonbe unb gelten über biefcn
nid^t l^inauS. tS^f^ 3tt)eite bleiben fte bei ben
nö(^ften ©rünben ober Urfad^en jener 3)inge ober
Srfd^inungen ftel^ unb fud^ le^tere auS biefen
gu erflören, ol^e toeitere Unterfud^ungcn über jene
anjufteUcn. ©0 ift 3. 8. bie 9laturtoiffenf^aft
eine ©pecialtoiffenfd^aft, toeil fie für'S grfte nur
bie 5Ratur unb bie ?laturerf(^einungen jum ®egen»
ftanbe l^ot unb über biefen jfreid nic^t l^inauSgel^,
unb toeil fie für'S Stoeite bie ®rünbe ober Urfad^cn
biefer 9laturbingc unb Katurerfd^einungen nur in»
fotoeit 3u erforf(|en fud^t, afö fold^ed auf bem SSßege
ber SSeobad^tung, ber Snbudion imb ber 93ered^»
nung gefi^e)^ fann. — ®er menfd^Iid^e ®eift
bleibt aber bei biefen ©pecialtoiffenfd^aften nid^t
ftel^. 6r fud^t eine SBBiffenfd^ft, toeld^e über bie
©^ecialtoiffenfd^aften ftd^ erlebt unb einerfeitd
aüe§, toag in ben Seretd^ ber Srfenntni| fäHt,
umf^nt, anbererfeitS biefeS aUeS in feinen
legten unb l^d^ften ®rünben ^u erforfd^en fud^t.
(£rft bann, toenn ber 9Renfd^ mit feinem ®enfen
ju biefem 3ide gelangt ift, fann man fagen, bafe
er toeif e fei. 3)er SSegriff ber SBeiSl^eü fd^Iiefet alfo
aüerbingS ben SSegriff oer SBiffenfd^ft ober ber
toiffenfd^afüid^en @rfenntni| in ^ ; aber SBeiS-
l^it ift mel^ als toiffenfd^ftlid^e Srfenntni| über-
fynipt unb im Mgemeinen. S)ie SBifTeufd^oft
fublimirt ftd^ nömlid^ erft bann jur aßeiSl^it,
toenn fie fo toeit fortfci^reitet, ba| aUe 3)inge unb
Srfd^einungen in il^ren le^en mü> l^öd^ften @rfin-
ben erfannt toerben. 9lun ift ^|iIofo|)]^ie ber
SBortbebeutung nad^ Siebe ^wc äBeiSl^, ©treben
nad^ 9Bei§]^ ; folglid^ ift fie, fubjectiD genommen,
nid^tg SnbereS afö baS ©treben, gur Srfenntni|
ber legten unb l^öd^ften ©rünbe aEeS grfennbaren
burd^^ubringen. |)iermit ift bie SRealbefinition ber
$]^iIofo))]^ie gegeben. ©ad^Iid^ mu^ fie nümlid^
bem Gejagten ^ufolge in folgenber Sßeife beftnirt
toerben: ®ie $^iIofo})]^ie ift biejenige SBiffen»
fd^, toeld^e aSeS unferer (Srfenntni| 3ugönglid^e
in feinen legten unb l^öd^ften ©rünben ju er»
forfd^en unb au8 benfelben ju erflören fud^t —
cognitio omnium rerum per nltimas et altis-
simas causas.
3. 3n bem ©ebiete, in toeld^em fie fid^ be-
toegt, trifft bie ^l^ilofo))]^ mit ber Sinologie )u»
fammen, toeil aud^ biefe bie legten unb l^öd^^en
@rünbe aUeS Srfennbaren bel^belt. Sd mu| olfo
ber SSegriff ber $]^fo})]^ie aud^ nod^ ber Sino-
logie gegenüber abgegrenzt toerben. 3)er Unter-
fd^icb jtoifd^en beiben SBiflenfd^aften nun ift Dor-
5ug§toeife begrünbet in brei SRomenten : a. gfür'd
Srfte befd^öftigt ftd^ bie ^]^iIofo))!|ie blo^ mit
bem, toaS imferer natürlid^en Srfenntni| gu-
gänglid^ unb fo toeit eS biefer jugönglid^ ift. 2)ie
Sinologie bagegen 1^ }um ©egenftanbe baS,
toaS auf übematürlid^em Skge Don @ott geoffen-
bart unb infofem eS Don il^m geoffenbart ift.
b. 6ben be^l^ entnimmt für'g 3tDeite bie $]^iIo-
]opijiit il^re Setoeife einjig au§ ber SSemunft, b. 1^.
i^re SBetoeife [tüjen ft^ blofe auf bie SSemunft-
principien imo gel^ nid^t toeiter, als bie Srag-
toeite ber le^tem reid^t. 3)ie Xl^eologie bagegen
entnimmt ipre IBetoeife in erfter Sinie auS ben
OffenbarungSqueQen (l^ige ©d^rift imb Sra-
bition), unb erft in jtoeiter Sinie fd^reitet fie, fo toeit
cS gefd^el^n fann, ju Semunftbetoeifen fort.
c. pr'S 3)ritte enbli($ befd^ränft fid^ bie pilo-
f opl^e, toaS il^ änl^It betrifft, auf fold^e SQial^r-
^eiten, toeld^e burd^ bie SSemunft allein auf bem
SBege beS biScurftoen 3)enfenS ermittelt toerben
fönncn — SSemunfttoal^riniten. ®ie i^bgie
bagegen 1^, toenn aud^ nid^t auSfd^Iie^Iid^, fo bod^
Dor^ugStoeife foId^eäBal^l^iten ^um Snl^alte, toelc^e
bie natürlid^e grfenntni|fraft ber Semunft über-
fteigen unb bal^ als „ajl^fterien" fu^ d^araf-
terifiren. Sringt man nun biefe Unterfd^id^e in
anfd^Iag, bann mufe ber Segriff ber ^l^ilofo})]^
enbgültig in folgenber SBcife beftimmt toerben:
®ie ^]^Iofo|)]^ie ift biejenige SBiffenfd^, toeld^
2043 $]^{Iofo|)]^ie. 2044
oHtö unferer natürlid^en Sr!enntni| Sugönglid^e folgltd^ fönnen bie Specialmiffenfii^aftm nie bm
in feinen legten unb ]^5d^[ten ©rünben ^u er« ^nfprud^ mod^en, über bie legten unb ifiißm
forfd^en unb barouS ^u eidflören fud^t, infofem ®rünbe ber Srfd^einungen gu ei^d^eiben; f)^
fold^ auf ber @runblage ber Semunftprincipien fo))]^ifd^e ^fragen gel^ören nid^t in i^cen ^Berei4
attetn burd^ ba§ bi§curfu)e 2)enfen gefd^el^en fonn 9Benn fte »eiter gel^, ald iSpc 9i^angS|nniIt
— cognitio omnium rerum per causas ulti- imbil^eSJletl^obeil^enüorfd^reibt^ttiennfiep^
mas et altissimas naturali lumine comparata. fopl^ifd^e ^fragen in tl^ren IBeretd^ Stel^, fo ^ b(S
— 2)entnod^ ift bie ^l^üofopl^ie beculotiöe SSer- ein unbered^tigter Uebergriff in ein i^nen ftönbeS
nunftniiffenfd^aft unb betcegt fld^ infofem auS» (gebiet unb !ann nur }ur fjfolge l^aben, ba^ fie,
fd^Iie^Iid^ im ©ebiete be§ Ueberfinnlid^n, al3 bie um einen braftifd^en 9u§brud ju gebroud^en, tnie
^öd^ften imb legten @rünbe aUeS Srfennbaren SlinbeüonberSfarbefpred^en unb inbiemamdg«
nid^t unter bie Srfal^rung faQen unb nid^t toa^» foltigften 3rrtl^ümerfid^ Derftrtden. c. äftbogegm
genommen tcerben fönnen, fonbem Dielmel^r über bie ^l^ilofopl^ie in ber angegebenen SBeife einnal
ade Srfal^rung l^inauS liegen unb überfmniidber, a)nftmirt, bann Qnnen bie S^al^ri^eiten, tt>el(^ ber
ibealer 9^atur ftnb. 3nt ®egenfa^ gu ben menfd^Iid^eiBeiftburd^biepl^üofo^l^fd^Sfotfd^
@))eciaItDiffenfd^aften ift bie $]^iIofop^ie Unioer- eneid^t l^t, rüdtmörtS loieber attf bie Spctia^
faUoiffenfd^aft, meil fte eben aEe jheife be§ @r!enn- miffenfd^aften angeuenbet, b. 1^. bie Se^ö^e ber
baren in il^ren 99ereid^ ^iel^t unb gu ben le^en Ie|teren mit Jenen l^öl^eren ))l^fopl^fd^ SSa^
unb l^öd^ten @rünben dleS ertenil^ren Dor^u« l^eiten in 3uf<nnmen]^ng gebracht tvoten, imb
bringen fud^t. boburd^ lö^t Rd^ bann eine l^öl^ere, p^iIofo|)^'((e
4. 2)tefe S)efimtion ber $]^iIofo))]^e DorauS- 9(uffaffungbeffen,h)a§inben@^edalttriffenf(^ten
gefe^, lä^t ftd^ aud^ bie ^rage beantn)orten, geleiert mirb, enielen. können alfo bie @|iieaat*
in »eld^em SSerl^Itniffe bie $]^iIofo))l^ie ju ben loiffenfd^aften auerbing§ nur auf em|)tnfd^ e£actem
@peäaItDiffenfd^aften fte)^. hierüber ift $oIgenbe§ SEßege il^re Stefultate gett)innen, unb ftnb fte htSj/a
feft^ufteUen : a. S)ie $]^iIofo))]^ie ftel^t ju ben auf biefe Wetl^be loefentlid^ angemtefen, fo ei*
6))ecialtt)iffenjd^ften »eber im @egenfa^, nod^ ift leiten fte bod^ baburd^, ba| fte nad^ägltd^ nnt
fte Don benfelben in ber Seife getrennt, ba^ gar ben l^öl^eren SBal^rl^eiten ber $l^t(ofo)il^ie in ^
feine Serül^rung ^mifd^en betben ftattfötibe. 93iel- fammenl^g gebrad^t »erben, ein neueS, 1^^
mel^r fe^t bie ^^ibfopl^ie bie @))ecialtt)iffenfd^aften Sid^t, moburc^ nid^t blo^ beren tiefered ^Saßönb«
DorauS unb baut ftd^ auf biefcn auf. Sie gel^t näm» nife geförbert, fonbem aud^ ber innere Sufdmmen-
Iid| t)on bm fidleren Stefultatm ber @))ecia(- l^ng ber tiefer ftel^m ®ebiete loiffenfd^*
tt)iffcnfd^aftm aus ; biefe SRcfuItate geltmil^r in ge- lid^er grfenntnife mit ben f^b^m in'S Ate
tüiffer aScifc aI8 ^ramiffm, oon meldten au§ fie gcftcllt tüirb. — §ält man biefe ®epd^t§pmifte
auf ber ©runblage ber SSemunftprincipim ttjciter feft, fo fann mit Jted^t bie Sß]^iIofop||ie oI§ bie
fd^Iic^t, um burd^ biefe fortfd^reitenbe ©d^Iu^- SEBiffenfd^aftberSBiffmfc^aftm — scientia scien-
folgerung cnblid^ ju ben Ic^tm unb ]^öd)ften ®rün- tiarum — bc^eid^net tücrbm. ®mn einerfeit§ gibt
ben alles grfennbarenemporpfteigen. ®ie©pecial» fie ben ©pecialmiffenfdiaften il^re l^d^fte 93egrim«
loiffcnfd^dtcn bleiben, toic fd^on gefagt, bei ben bung, inbem fie beren ^rincipicn auf bie l^(^jicn
näd^ften (©rünbcn ober Urjad^en ber in iljren 93c« ^rinci^jien jurürffül^rt, tittb atibererfeitS jie^t fit
reid^ fallenbcn ®inge ober grfd^einungcn ftcl^eu; bie ©pecialmiffenfd^aftm ju fid| em^or, inbem jie
bie $f)iIofop]^ic bagegen fü!)rt jme tüieber auf il^re baS Sid^t ber l^öd^ftm ^rincipien über Re au§»
l^ö^erm ©rünbe ober Urfad^en jurürf unb föl^rt gie^t unb il^nen babur^ ein l(|ö]^re§ wpröge
fo fort, bis fte felbe in \i)xm l^öd^ftm unb legten Derleiljt.
(Srünbcn ober Urfad^m erfaßt l^at. 3n biejem 5. 2)ie 5luffaffung ber ^l^ilofop^ie, weld^ im
©inne ftü^t fid^ bie $!)ilofop]^ie auf bie ©pectal« 93t§j^erigmbargelcgttt3orbm,iftbicaU]^gebracile.
tt)iffenfd^aften ober öielmc^r auf beren fidlere SRe« g§ ift feineSmegS mal^r, ba^, wie ni^t feiten be--
fultale unb furf)t Don bicfen auS ju jmem 3telc l^miptct ttirb , ber Segriff t)on ^l^ilofop^ie bi§
3u gelangen, baS fie il^rem Segriffe nad^ anftrcbt. gur ©tunbe nod& nid)t flar intb ^d^er fepgejitEt
b.SiefiöfungberÖfrageumbiele^tmunbl^öd^ftcn unb eS nod^ nid^t enbgültig entfd(>iebm fn, idö§
©rünbe oHeS grfennbaren mu^ aber bie ^l^ilo- man unter ^l^ilojop^ic eigentliti^ t)erftebe , twil
fopl&ie aud^ auSfd^Ue^lid^ für fid^ in 5lnfpmd^ fie ju leiften l&aoe, unb auf melrf^e ^rt unb
nehmen. 2)ie ©pecialtüiffenfd^aftcn alS folc^e ge« aSBeife fte il^re Aufgabe löfen muffe, ©c^on bei
nommen fönnen jur Sel^onblung biefer gragc nic^t ^lato unb ^riftotcleS finbet ftd^ ber ®ebanfe cai^
fortfdjreitcn, oI)ne in bie ^l^iIoio})l^ie überjugreifcn, gefprod^en, ba^ bie 9Kenfd^en auS SSermunbcrung
unb boju ftnb fie toeber fällig nod^ bered^tigt. über bie grfd^einungcn, bie il^nen in ber 3BeIt ent*
®enn bie 9JietI)obe, ttield^e fie il^rer 5Ratur nad^ gegentraten, beren Urfad^en fie aber ni(^t fannten,
befolgen unb befolgen muffen, ift bie SJietl^obe ber ju pljilofopl^irm angefangen l^ötten, »omit bos
Seobad^tung, beS gjperimmtcS, ber 3nbuction 3iel ber ^Pofo})l^ie,aubm®rünben ober Urjüien
unb ber Serec^nung. 5luf biefem 35ßege aber fonn ber gebadeten grfd^einungm hi^ ju ben ^öd^ften
nie ju ben legten unb l^öd^ften ©rünben ober unb legten l^inauf öorjubringen, flar angebeuttt
Urfaä)m ber grfd^einungenemporgeftiegen »erben: ift. S)ie d^riftlid)e $]^iIofop|ie mar über biejen
2046
iß]^{lofo|)]^ie.
2046
Segrijf {tetd im Keinen. Naturaliter, fagt ber
1^1. ZpomoS (Contra gent 3, 25), inest homi-
nibus deBiderium cognoscendi causas eomm,
quae videntur : unde propter admirationem
eorum, quae videbantur, quorum causae late-
bant, primo philosophari coeperunt. SDBenn
eS in neuerer Seit bal^in gefommen ift, ba^
man nic^t mel^r toti% ttmS eigentlid^ unter ^l^ilo-
fo))l^ie }u Derftel^ ijt, fo fann ba3 feinen Srunb
nur l^ben in bem SBirrmarr ber ))]^iIofo|)]^tfd^
9Dleinungen imb Soctrinen, xotlä^ in ben |)]^iIo-
fi)))]^f(^en @9ftemen ber neuem 3^it äberl^ou))! ^u
Zage tritt. S)iefer 9Birrtt)arr l^t ftd^ ^ule^ fogar
auf ben iBe griff ber $]^iIofo))]^ie l^inüberDer-
fflanjt, fo bQ^ biefer 93egriff fettft in'8 S)unfel
gel^ulu tnurbe.
IL ^d) gfeftpeflung bc8 SBcgriffeS ber $]^Uo-
fo))^ l^belt eS fid^ »etter barunt, ben @tanb>
))un!t, tDtli^ bie ))]^Uofo))]^i)(i^e gforfd^ung ein-
junel^men f^ai, nöl^ §u d^orafterifiren. ^ier tont-
men brei Strogen in Setrad^t: bie gfrage um
ben SuSgangdpunft unb bie ÜRetl^obe ber ^l^ilo«
^opffit, bie Srage um bie Stellung, ml6)t bie
$^ttofo))]^ie ber göttlid^en Offenbarung gegenüber
eingunel^men f^at, unb bie gfrage um b(ä SJer-
l^tni^ ber ^l^ilofopl^ie ^ur Xl^eologie.
1. SRon l^t bel^auptet, ba^ berjenige, ber gu
))I^Uofop]^iren anfange, auf ben @tanbpimft ber
abfoluten SJorauSfefeungSbftgfeit ftd^ fteüen muffe.
9Ran müj|e Don allem @egebenen, Don aSem, toa^
auf bem etanbpunfte beS natürli^en Semu^tfeind
als toa^t l^ngenommen unb anerfonnt h)irb, ab§-
tral^iren unb au§ einem l^öd^ften ^rincip alte
SBa^rl^it erft pl^ilofopl^fd^ )u flnben unb }u con-
ftruiren fud^ 3)ie ^l^fopl^e muffe rein a
priori conftruirt toerben. — Mein biefe Slnftd^t
Iö|t ftd^ nid^t aufredet erl^alten. @ie mÜyerftreitet
für'd Srfte bem natürlid^en Sortgange imferer
(Erfenntni^, bie immer ^unöd^ft t)on Unten nad^
Oben gel^t unb Don ber äBirfung auf bie Urfad^
f^Iie^. 3Ber für'd Smeite gar nid^t§ ©egebeneg
DorauSfe^, fonbem abfoUtt DorauSfe^gSIod gu
SBerfe gelten miU, ber l^t gar feine fidlere $römif[e
mel^r, auf totl6^ er in feinen @d^Iu|foIgerungen
ftfl^ ftü^en fönnte. ^t er aber eine fol^e nid^,
fo ift i|m aud^ iebe ftd^ @d^Iu|foIgerung un«
mdglid^; benn eine fold^ mu| not^tt)enbig Don
ettoad @emiffem ober @id^erem auSgel^en, »enn
bad, rxKA fte erfd^Iie|t, c^eid^faQS ftd^ ober geu)i|
fein foQ. gfüfS S)ritte ift eine rein aprioriftifd^
Srfenntnil tIo| (Sott eigen. 2)er reine %prio-
ridmuS treibt bal^er bie ^l^ibfopl^ie ober ben
^l^ilofo))^, ber benfelben prociamirt, }ur ®elbft-
Dergöttenmg. 2)iefe ©elbflDergötterung ift in ber
3^ bie (^afterifHfd^e Signatur oller fogen.
tH)raudfe^img§Iofen pl^Iofopl^ifd^ @9fteme. @ie
fommen aUe barin überein, ba| fte bad menfd^lid^e
^Cenlen }um abfoluten teufen l^inauffd^raiiben;
man benf e nur an bie @d^eUing'fd^e unb ^egeFfd^
$]^fop]^ie. @erabe ber reine ^prioriSmuS ift ed,
meld^ bie neuere beutfd^ ^^ilofopl^ie in ben 31b-
grunb gefül^rt 1^, über meld^em bie materia-
liftifd^e SBeltanfd^uung fid^ er!|ob. — 3)ie ^l^Üo-
fopl^ie mu| Dielmel^r Don ettt)a3 @egebenem
au§ge(|en unb Don biefem aud ^u ben l^öd^ften
©rünben aSed begebenen emporfteigen. 3)iefed
@egebene aber mu| für bad menfd^lid^e S)en!en
pd^r ober getoife fein, meil eS fonp für le^ereS feine
fefte (Brunblage feiner @d^Iu|foIgerungen bilben
fönnte. @o forbert eS ber mefentlid^e S^rafter
unferer natürlid^ grfenntnife, bie ia nid^t eine
abfolute, fonbem nur eine relatiDe if£ 2)aS apo-
fterioriftifd^e SKoment ift baS erfte. ferft tomn bie
^^ilofopl^e auf biefem apofterioriftifd^ SBege
i^r 3isl erreid^t 1^ , fann fle lieber ben Sflüd-
n)eg einfd^Iagm ia ben gegebenen S)ingen unb
@rfd^einungm unb fann aud bem, h)ad fte ald ben
^öd^ftm @runb ber le^term erfannt l^at, biefe
^inge unb Srfd^inungen f o meit möglid^ a priori
§u c Aärm unb bamit ein tieferes 93erftänbni6 ber
lederen an ftd^ fomol^I al3 aud^ in ibrem innem
3ufammen]^ange mit einanber ^u erzielen fud^.
Secundtim viam inventionis, fagtber 1^1. Sl^omaS
(Stim. TheoL 1, 79, 9), per res temporales in
Cognitionen! devenimus aetemortim secun-
dtim illud Apostoli ad Rom. 1 : ^Invisibilia
Dei per ea, quae facta sunt, intellecta con-
spicitmtur.^ In via vero judicii per aetema
jam cognita de temporalibus judicamus, et
sectindum rationes aetemorum temporalia
disponimus.
2. 9Ru| nun aber bie ^^l^ilofopl^ie Don ettoaS
begebenem, Don tttoa^ an ftd^ @eu)iffem aud«
gel^, fo entfielet bie »eitere Sfrage, tooS biefeS
an ftd^ ®eh)iffe, biefeS (begebene fei. hierbei
1^ ber Segrünber ber neuem ^l^ibfopl^ie, Sar-
tefiuS, ben @a| aufgefteEt, baS an ftd^ ®eU)ine,
moDon bie ^^ilofopbie au8}ugel^m l^abe, fei
bIo| bie burd^ bad @elbftbeh)u|tfein geDTÖl^Ieiftete
Stiften) be§ eigmen 3d^: Cogito, ergo sum.
Mer anbertoeitige ^nf^aU be§ natürlid^ 93eh)u^t-
feinS muffe ald imgemi^ beifeite gelegt tterbni;
bie ^l^üofopl^ie fönne ft(| l^ierauf nid^t ftüjen. —
Mein aud^ biefe Slnftd^t ift ^urüdC^umeifen. S)mn
tt)mn mir alled älnbere be^meifeln au^er bem 3^d'
niffe, baS imS unfer ©elbftbemufetfein Don unferer
eigenen Stiften} gibt, fo fdnnm U)ir jule^t aud^
unferem Selbftbemultfein nid^ mel^r trauen.
®iirfm mir j. 93. ben äußeren ©innen, infofem
fte und bie Siifteu} ber %u|mn>elt bezeugen, ni(^t
trauen, fo ift gar fein @mnb mel^r Dorl^nben,
marum mir nod^ bem ©elbftbettm^tfein träum
foQen, ba bie natürlid^e ®eh)i|]^eit für und beiber-
feitd biefelbe ift. ^^u fommt nod|, ba^ mir in
ber gebadeten 93orau3fe|ung aud ber reinm @ub-
jectiDitöt gar nid^t mel^r l^erauSfommen; bmn ba3
©elbftbettm^tfein bezeugt un8 immer nur fubjectioe
ai^tigfeitm unb 3uflänbe. Ob biefm aud^ etwas
in ber ObjectiDitot mtfpret^c, f önnm mir in ihaft
beS ©effiftbemufetfeinS aUein unmöglid^ miffm.
^ben mir alfo nur bad ©elbftbenm|tf ein , an
meld^ mir und l^Itm f önnm, fo fommm mir nie
2047
$]^ilofo))]^ie.
2048
)U einer o^iectben SSßol^Tl^eit. SBit muffen ballet
ben Rxt\& beS an ftd^ @elx)i[{en, tt)ot)on bie $Po-
\opfiit ouSsuflel^ l^cd, tteitcr ouSbcl^ncn. 68 pnb
bor Mem: a. ®ie unmittelbar eöibcnten $rtn-
dpien ber SSemunft (principia per se nota),
tot\ä)t loir als bie an \\ä) gemiffe ©runblage ber
5ß]^üofot)]^ie betrad^ten müjfen. ®enn bicjc liegen
dier ))]^ibfo))!|i{d^en @d^lu|f olgerung unb Verneig»
fül^rung ju ©runbe. 2Ber fie in Smeifel ftellt,
!ann in ein biScurjtoeS 3)enfen, in eine })]^ilo»
fot)]^i(d^e SScmeiSfül^rung garnid^t eintreten; er ift
einfod^ au|er ©tanbe, ju pl^üof ot)]^iren ; er !ann
bal^er aud^ fein p]^iIofo))]^ifd^e8 SRefuItat erzielen.
b. 5)ie Sl^atjad^en ber innem imb ber öu^em 6r»
fal^ng. SSßaS burd^ bad @elbftben)u^tfein unb
ourd^ bie äußere ßrfal^rung getoäl^rleiftet ift, baS
borf t)on ber $]^Uojo})]^ie nid^t in 3tt)eifel gcjogen
iDerben ; e§ mu| einf a^ atö ftd^er unb geh)i| ]^in>
genommen »erben, fonft fann ba§ t)l^iIofot)]^ifd^e
S)enfen nid^t ®runb faffen, unb e§ ift gleid^»
faUS eine ))]^iIofop]^ifd^e S)enI6eh)egung unmöglich.
SDie SBemunftprincipien allein toürben imS nid^tS
nujen, toenn unS nid^t eine in ber ßrfal^rung ge-
gebene imb burd^ fie gemöl^rlciftete SBBirflid^feit
öorlöge, meldte wir auf ber ©runbßge jener ^rin«
c4)ien ju erforfd^en, unb auS weld^cr tt)ir, gleid^-
fdlS auf ber ©runblage ber gebadeten ^rincipien,
auf ein anbereS, jenfeitS unb über ber grfal^rung
liegenbeS SBirflid^e unfere ©d^lüffe ju mad^en im
(Staube finb. Slud^ bie il^tfad^en ber innem unb
äußern Srfal^rung mu^ olfo bie ^l^ilofopl^ie alg
an fid^ gen)i| l^innel^men unb t)on il^nen in il^ren
Sforfd^ungen auSgel^en. — ©o ftettt bie ^l^ilo«
fopI)ie an ben SJlcnfd^cn nit^t bie ^nforberung,
ba§icnigc, tüoS il^m auf bcm ©tanbpunfte be§
natürliddcn SetüufetfcinS ju bejtüeifeln unmög«
lid^ ift, bod^ in S^ücifel ju jicl^en; ba§ wäre
tt)ibematürlt(^ unb tt)ibert)emünftig , unb feine
SEßiffenfd^aft, aud^ bie ^]^ilofo})l)ic nid^t, fann bem
SDIenfd^en wibcmatürlid^e unb ttiberücmünftigc
3umutf)ungen mad^en. 3m ©cgcntl^cil, bie ^l^ilo-
fopl)ie tt)ärc felbft nid^t möglid^, wenn ber 5[Renfd^
ben gonb feiner natürlid^en ©etüife^eit nid^t un-
üerbrüd^Iid^ betüafircn unb öon il^m in feinen })I)ilo-
fo})I)if(^cn 3orfd}ungcn nic^t au§gel)en würbe.
3. aSJoS nun weiter bie ©tcHung betrifft, weld^e
bie ^l^ilojopI)ie ber pofitiöen göttlid^cn Offen-
barung gegenüber einjunel^men l^at, fo mu^ l^icr
bor ^Ucm ber ©a^ feftgel^olten werben, ba^ Ver-
nunft imb Offenbarung ober btelmeljr SSemunft-
unb OffenbamngSwal^rl^eiten mit einanbcr nid^t
im SEßibcrfpmd^ fteljen fönncn, weil beibe au§
einer Ouelle, nämlid^ ou§ ®ott alS ber abfoluten
2Ba]&rl[)cit unb SBal^i^Iiaftigfcit, ftammen. 6ö fann
alfo nid^t etwaS pl^ilofopl^ifd^ wal^r fein, toa^ mi)
bem ©lauben faljd^ ift, unb umgefel^rt, eine SBal^r-
l^eit fann ber anbem nid^t wibcrfpred^en. 2)er
SBiberfpmd^ würbe ja 3ule|;t auf ®ott fatten, weil
eben alle 2öal)rl)eit in (Sott grünbct. S)ie einen
SQBal^rficiten offenbart un§ ®ott burd^ bie ©d^ö-
pfung unb burd^ ba§ natürlid^e Sid^t unfcrcr 95er-
nunft, bie anberm burd^ |)oftttee SRittl^eilmig auf
übernatürlid^em SBege; barum fann nid^ bcS-
imige, xoali in bem einm ©ebtete xoofyc ift, inboi
anbem falfd^ fein, unb umgefel^rt.
2)agegm nimmt ober bie pofttibe Offenbarung,
weil auf göttlid^er Suctorttät berul^b, unbe*
bingte SQßal^rl^it für fid^ in ^fprud^, wo^
bie menfd^lid^e SSemunft, weil befd^rönfteSSenamft,
irrtl^umSf öl^ig ift, weil fte <md) falfd^ ©d^hi^i
folgemngm mac^m fann. 2)arau§ folgt, ba(, tme
bie anberm Sßiffmf d^aftm, f o aud^ bie ^^fop^
als SSemunftwiffmfd^ft bie gbttlid^ Offenbonmg
als leitenbeS $rincii) ü^rer f^forf d^ungm anerfennm
mu^. ©ie fyd nid^t bm OffenbarungSinl^ aß
fold^m 5um ®egmftanbe, aber biefer mu^ i^r aß
leitmbeS ^ßrincif) in il^rm t^orfd^ngen gelten, unb
}War in folgenbem ©inne. ftommt bie ^^ilofop^
in i^rm iJforfd^ungen auf ein 9lefultat, weU^ mit
bem DffenbarungSinl^lt in SBiberf^mtdJ fW^, fei
eS, bafe biefer SBiberfpmd^ offm baliegt, ober ba6
bie fird^lid^e ^uctorität erflort, eS fei b^ bejügfi^e
Kefultat mit bem OffenborungSinl^alte nid^ Det-
einbar, fo l^t bie ^^ilofopl^ie biefeS S^efuUot
als falfd^ 5U berlaffm unb ben 4iroce| ber ©d^lug-
folgerung ju rebährm, um ben Segler ju ent-
bedfen, bm \^t gang gewi| im ^rinci)), bon weld^
fte in ber ©d^lu^folgemng auSgegangm ift, ober
in biefer felbft gemalt l^at. ®ur$ biefe inerten-
nung ber Offenbarung als beS leitenbm ^rincipS
il^rer gorfd^ungm Wirb bie gnergie ber pifio*
]opf}x]^tn Sorfd^ung feineSwegS beeintrad(|tigt,
fonbem fogar erl^öl^t, weil bie Vernunft, an bQ§
leitenbe ^Jrinci}) fid^ ba^enb, in i^ren g^orfc^gen
biel encrgifd^cr unb fidlerer ju SBcrfe gelten tomi,
als wenn fie beSfclbm entbel^rt. SRan benfe mir
an bie Unfid^erl^eit, mit weld^er bie antife "tp^üo«
fopI)ie, weil j[eneS leitenben ^rinci})S ermangelnb,
gerabc in Sejug auf bie l^öd^ftm SBa^rl^citen l^enun»
taftetc, unb an bie mannigfaltigen unb fc^wcren
Srrtl^ümcr, in weld^e fie nad^ ber gebad^tm i^
jicl^ung berfiel. 3n ber neuem ^l^ilofopl^ie, wdtöe
jenes leitenbe ^rinci^) gerabeju berwarf, tritt biep
nod^ weit greller ju iage.
3)ie Aufgabe aber, weld^e bie ipi^ilofopl^ie m Se«
jug auf bie Off mbamng ju löfen l^t, beftel^ barin,
ba| fie ben mmfd^lid^en ©eiftbcr (^riftlid^m93ki^
l^eit wiffcnfd^aftlid^ 3ufü^rt. ©ie foU nomlid^ bie
innere Ucbercinftimmung beffen, waS bie SSemunft
lel)rt, mit ben Sel^rm ber Offenbarung nad^wctfen
unb baburd^ bm mmfd^lid^m ®eift ba^in führen,
ba^ er bie @rfmntni& ber d^riftlid^en 3BaW^
als bie l^ödöfte SoUenbung feiner grfmntniB er-
faffe unb l^od^od^te. 6S ift bal^cr ber größte 2KiB-
braud^, ber mit ber ^l^ilofopl^ie getriebm wcrböi
fann, wenn man unter bem SDedßnantel berfelben
barauf auSgcl^t, bie d^riftlid^e Söafir^eit ju unter»
graben unb bie SDicnfrf)cn babon abjufül^rm.
4. 9Jod^ bleibt baS 9Ser]^ältni| ^wifd^ ^ip^ilo«
optjit unb 3;I)eologie gu imtcrfud^en. ^^ilo*
opi}k unb 3:I)eologie ftel^ fid^ ctnanber als felb«
tänbige SQBiffenfd^aften gegenüber, fo jwar, hai^
2049 tßfltlofDtil^ie. 2060
leine in bet anbetn ouffle^olben werben barf . Iitnn brinflen unb eine freculotioe grfennhiil bet <i(irlft-
iebe betjetten ^ i^t eifleneä grfennhii6|)rincij) ; K^ SJt^ptrien geminnen — fptcutati»« I^o-
bit %tftDh%it bie 0|fenbütunö, bie SßöÜofßp^ loß'«- Stw« mirb bufl menj^tid^ Iwilen nie boju
bie SVmiinjt unb bie SBentunttprinci)nen ; jebe flelonflen. ben fleboi^ 3u|oininen^8 im^ä^
berjelben Ifot Üfcvx eigraot SBa^^UfiheiS : bie ben IDl^ficTien unb ben 9)emun|lnK^^en boll-
Xl^Iogie bie geoffenborten, bie $^lo{D))^ie bte fomtnen gu bun^^cn imb etfteie gui innem
fßemunftDa^^ten ; jebt berfelbtn fyü enblic^ i^ Soibeng gu bringen ; bieft Düiben In eben babur^
eigene üllet^be: bieXtKDlrgiemnmitiliTc'-J^eiDtiie auf!|Sim, enpra radonem }U fein. StierbtS gu
mä ben OffenbanmeSqueScit, bie $l)ilu)Dt){|ic anä einem geniljen ffinbe (onn baS Senfen bocf) gu
her SBennm^. 9ItttTbin(^ ßteifen 3iJbiIciopl)ie imb einer ^eoüatiuen ertennhii| ber ÜJl^flerien fi^
S;^olo8teinfDfemtnetnanb«,ül9bieOflenbaTun9 er^ben. Siie SBemeiSfübrungen, mit benen e« ju
mi^fol(^5ßo(irl6tilenini^rem3nbotteeini(^lie&t, biefem 3»ede Dperirt, (inb aUerbinflS nic^t ftrin-
ukU^ an unb für jii^ gencnnmen UJcniunftina^ genl ; aber jte ^b boq fnijtige ätnalogtebeiDeife.
Viten (inb, nonaq biefe %n[)it)eiten foroobl in Um aber bitfe SBewtife fübrni unb bamit eine
ber X^lsyQK alS oui^ in bfr ^i^bilofop^ie bc^n- Denn au^ ni^t OaUloinntene ftMcuIottt» 6r-
b«U ninben muffen. Äbermeim joli^rä ftattfinbrt, (ennlni^ ber ÜRpfteritn geuinnm ju rönnen,
fo Derben p« in ber I^lociie immer olS fleoffcn- mu^ bie 5|J^iIofo;)bie bet Sbeotogie in ben SJer-
borte Sotirl^cUen bc^belt unb nie joldjc üu§ ben nunftioa^^tilen , bie fie jur euibenten ßrtennt-
OffenboTungSqueKen eruiefen; inbcr^^ilDfop^ nig gebn»^ b<d, bie @runblage unterbreiten,
bagegen nmKn fu bel^onbelt ol3 SSemunftnia^ auf Ueli^ fie mit t^ren Snalogieboneifen off
Viten imb als folc^ au8 ber Semunft bemiefen. liren (onn. 9u4 in bicfem Sinne btent bie
S)ie Sß^ilofo}»^ tft ferner bem SRange noc^ ber Sp^Uofcp^ie ber ibeologie. Slit^ ifi bet ©inn
S^logie nii^t coorbinirt, fonbem (uborbinirt beS befonnten SßJorteS : Philosophia eat ancilla
ICenn bte llieDlogie fyü etnerfeitS ein iiitil böbertS Theologiae, StriftoteleS 1joi mit biefer goimel baS
erfennfnifijmnci)) als bie Splfeüofob^ie , nümli^ SJer^ältni^ ber enc9tlo})äbi(ii^ 2Bi||enfi^aften gur
bie übtmatürli^e gittiid^^ Of|enbaiimg| onberei- „erften ^^foti^ic" auSgebrüttt ; bie (^ri^ic^
fcitS 1)ai fie einen ^ä^em Sn^olt aI3 bte leitete, ^e^rten ^ben f|kiter bie QÖxiifit tyurmel auf
Deil unb infof cm fie bie d^^ic^ ÜRqfterien gum baS Sierf)äant| ber ^^fofi^ie gur 3:i^oIogic
Otegenftonbe b<it, an melii^ bie 9)emunft für fi$ übertragen. !DIan fielet hieraus lei^t, Im| biete
oSein ni^t ^inanniii^. Siie d()riftlid^ Sli^fterien fformel für bie $btlofot)^ie burd^ouS mäfi. Die
gellten nämli^, Deil fie supra rationem finb, man in neuerer 3^^ fo Diel[ad^ angenommen fyst,
ni^ in bie ^bib>iopilie ; bie ^ßbilntD^bie aI8 etroaS Cntttürbigenbtfi in fic^ trögt. S)ie Eß^ilo-
eigene, [elbflonbige aBif(tn|((ia(t Ifot in biefeS @e- fobbif bient oUerbingS in ber own bejetii^eten
biet fid^ nic^l einjumifdfen ; fie ^ bie djriffli^itn jDtifa^en 9äc^tung bei X^logie; aber ei Vft
^fierien gu rcfptctircn, ober fte fyü mift »on boc^ gcaig leine 4EntDürbiE^g bei ^^UofD))^,
benfeCben gu b^nbeln. £ct|tere3 ift Sa^e ber toenn fie für bie Si^tät einer l^tiein £Bif[en-
X^ologie; eben belbol^ ci^bt ftc^. Die [d^n ge- fc^ft t>einiert^ mtiben tonn unb ueiDerttKt
fagt, ouc^ Donbiefem@efiii^t3punfteauSbie3^eo' lotrb. ginbet ja baS @leti!^ aud^ bei onberen
bgie über bie 5p^Uo(opbie- S>» pUofop^ie fte^ SaSiffenid^ften pott- S3it Mefullate ber Biotur-,
«iblidiguribeoIogieineinemgeDiffenSJienpoer' bet Sjratd&miffenf^ft u. f. ». lönnen au4 für
^ältniffe, unb gmor in gmetfad^SBeife. gür'fl bie S^eDltigic utmetlbel Dertiea 5itemanb aber
6ipe breitet bie ^i^ilofop^ie, infofetn fie Cogif unb luiib Ijierin eine IJniiebtigung ober ©nlroürbi-
SRet^obil in fu^ entbäU, ber Sl^colDgie bie Diffen> gimg biejer 3Öi|'|enfd)aften eibliden. ^ur Der bie
fc^aftlic^ S^onn unter; oline bie SlnDenbung bei göltiii^e Offenbarung übeibaupt läugnet tmb bafi
logifd^ imb met^obif^ @ef(fa( auf ben Ciffen» p^ilofopbifd^ S)enfen gum abfolutcn ^^enIen ^■
bcmmgein^lt Ifinnte ja bie Slbeologie in tbmn auffi})raubt, lonn in biefem SienftDnt)ältnif|e bet
Gebiete feine tegelted(|tc ^IBetDeiSfii^iung unb feine $^ilofopbiegur3:beclDgie etmaSerbliifen. DoSbie
f5fttmali|(^ Sufammenorbnung ber Bon t^ gu be« 'j^liilofopb" i"^ jf"" §p5^ l)"abjtebcn unb fie
l^anbelnben iWattrien ergielen. Q^üi'ä 3f*it» bietet folglii^ „entioiitbigtn" miifelt.
bie SßbilDiop^i' bei abtoloßie in ben fpeculütioen in. 9iun jui eint lieilung bet iHbilofotillie.
jlefultaten, Deld^e fie auf bem SBege bei Setnunft- Sie ^^fopfiie i^ eine SBiffäif^ft unb f omit
forfc^inig eqieß, bie ©runblagen bar, auf niel» ein im fid^ fleoibneteB unb abgejAIoffeneS ©ornjeS,
Äen fufinib biefe fi^, |o Deit eS bem men[df|lid^ ba§ als folibeS in Mtfd^iebene äiei^eigungen fu^
@eiftt überhaupt mflgt«l& ift, gu einer fpecula- gliebem mu|. S>te (Sint^ung ift eS, Dtl^e tum
tioen gtfeimtnil bet d&riftlit^ aKpptrien gu et- einem beftimmtenStfii^tSpunBe ober gintljeUungS-
^benöeimag. gs ift fc&on g^eigt Dotben, ba| giunbe auS biefe ©Iteberung gu betoeripeUigen $iit.
bie X^cologie in gDeiter Sinie ou^ mitSeinunft> €9 fmb nun fd^on »erfc^bene ßint^ungen ber
gcünben in ber SBeiwiafübrung für bie c^riiftlid^ ^^lofop^ie gu Sage gefäibert ttorben. ^m foU
?Rt)|terien operiien tonn. SJabur^ will fte in ben gunödift biejenige boMefütitt Derben, weld^ na^
3ufommen^g b«r Snq^eiten mit ben iBemunft- bem gegenDättigen Stonbe btr pbiloJop^tfd||ttt
ux^^eiten bis gu einem geDtffen @iabe ein- (EntDii&ung bie nüii^tliegcnbe gu fein fe^einL
ltlT«ciiltiiIsn. IX. a. BulL 65
2051
$]^iIofo))]^te.
2052
1. ®cr ßintl^cUuitgSgnmb fatm füglid^ l^erge-
Tiotntncn tocrben öonbcmObiccte, auf »eld^eS bic
$]^iIof o))l^te gel^t. 2)enn eS tnu^ oud^ auf fie ber @a^
)Ut ^nlDenbuttg fomtnen: Scientiae specifican-
tnr et diversificantur per objecta. Clb\td ber
$]^iIofot)]&ic ift aber, toie gefagt, aDeS ©etenbe,
(dle§, tt)a§ unferer natürlt^en Srtenntni^ über-
"fycivopi ^ugöttglid^ ift. f^fragen h)ir nun, mag benn
überl^upt unferer natürlidden grfenntnife sugäng-
Itd^ fei, fo löfet fid^ biefe in brei ffreife auSeinanber-
fd^eiben. Unferer natiirlid^en grfenntnife jugäng-
l\ä) finb für'S ßrfte unfere eigene 3)enf- unb Cr-
fenntnifetl^ötigfett, fur'S 3to«tc bie realen SBefen,
»eld^e in ber Dbiectiöität unferer grfenntnife gegen-
übertreten, unb für'S ©ritte bie Orbnung, in toel-
d^er tsir ftel^en, in meldte tDir eingegliebert finb unb
an beren @efe^ tovc und in unferem ^1^ unb
fiaffen ju leiten l^ben. Sfolglid^ 1^ bie ^l^ilo-
[opi^xt fid^ 5u befd^öftigen für'S 6rfte mit un-
ferer eigenen ®enN unb ßrfenntni^tl^tigfeit,
für'S 3ft>ctte mit bem real ©eienben unb mit
ben realen SBefen, ttield^e als tixoa^ objectiö ®e-
gebene§ unS gegenübertreten, unb füi^S ©ritte
enblid^ mit ber objectü) gegebenen Orbnung, in
tt)eld^er ber 97^enfd^ fielet unb nad^ beren @efe^
er in feinem Sl^un unb fiaffen ftd^ rid^ten mu^.
hiermit ift bie §au|)teint]^eilung ber ^l^lo-
]opl}it t)on felbft gegeben, ©ie ^aupttl^Ie ber
ipi|ilofop]^ie nömlid^, meldte als beren toefent-
lid^eSl^eile betrad^tet »erben muffen, fmb fol-
genbe brei: a.©ieSogif unb Srfenntni^lel^re.
®iefe l^aben jum ©egcnftanbe unfere eigene
S)cnf- unb Sr!enntni^tI)Qtigfcit, p)Qx nid^t nad^
i^rer 5Ratur, aber nad^ \i)xm ©cfe^en unb nad^
il^rcm Scrl^Qltnife jum ©ein alS ju il^rcm Ob«
iectc. Sic fiogif l^at bie ®efe^e unb Sebingungen
ju ermitteln, auf ttield^cn bie SBal^r^eit unfcrcS
SenfcnS berul^t, bie grfenntni^Ic^re bagcgen baS
Serl^ältniö, in meld^em baS grfennen jum ©ein
tel^t. b. ®ic2Keta})]^^fif. S)iefe l^at jum ©egen-
tanb baS real ©cicnbe im allgemeinen fotüol^l a(S
aud^ bie bcfonbcren realen SBefen, roeld^e in ber Ob»
jectiDitöt gegeben fmb unb unferer (ärfcnntnife
gegenübertreten : SBelt, SKenfd^, @ott. 3n SSejug
auf bicfe legieren l^at fie, fomeit eS auf bem Söege
ber Semunftforfd^ung aDein übcrl)aupt gefd^e^en
!ann, ^uf jd)lu^ p geben über beren 5Ratur unb
€igen[d^aften unb über beren »ed^felfeitigeS 93er»
l^ältnip. c. S)ic gtl^if, ©ocial- unb SRed^tS»
pl}xlo[op^\^. 2)iefe ^at jum ©egenftanbe
bie fittlid^c, feciale unb SRed^tS^Orbnung, fomie
bie (Sefc^e, meldte in biefer breifad^en Orbnung
ma^gebenb finb. ©ie bßnbclt bol^er öon ©itte,
©ocietät unb SRed^t unb tjat jur Aufgabe, bie
^rincipien ju ermitteln, auf meldten ©itte, ©o-
dtiät unb SRcrfit berul^en, unb borauS bie ®efeje
abjuleitcn, an toeld^e bie 5Renfd^en gemä^ biefer
breifac^cn Orbnung in il^rem 3:i^un unb fiaffen
fid^ 5u l)olten l^aben. ®abei ift nod^ ju bemerfen,
ba6 Stl^if, ©ociol- unb 3ted^t§p^ilofo})]öie aud^
unter bem begriffe „praftifd^e ^l^ilofopl^ie" jufam-
i
mengefo^t mAm, toogegen bann bie bdbcn an-
beren ^oupttl^le ber $^iIofo^]^ie bie ^t^eontifii^
ißl^ilofop^ie'' büben.
2. SBaS aber boS IBerl^oitni^ ber biei um-
fentlid^ £^eile ber !ß]^ilof o^l^ie m etnonber Be-
trifft, fo ift eS aUerbingS tDol^r, ba^ unfere fe
f enntnil, n)enn man beren tuäürlid^ S^^ctgan
im 9uge l^at, nid^ mit ber Xeflesion auf pdf
felbft beginnt ; mir erfennen ivaiääjl^ bie Objcck,
melÄe fid^ alS Don und Derf d^eben unferer (Erfamt-
ni| Darbieten, unb bann erft reflecttren urir auf
unfere ©en!- unb Srlenntni^tl^ätigfeit felbfl Son
biefem @eftd^tS)mnIte ouS mu|te alfo eigenfli^
bie 9Reta))]^Qfif on erfter @teQe ftel^ unb &^
unb Srfenntni^lel^re biefer erft nad^folgen. wi
ift aber nod^ ein anberer ©eftd^tSfunlt in'S Snge
SU f äffen. 9)or Mem ift eine fid^ metopl^Qfif^
Srrenntni^ nur unter ber SSotmiSfe^g gu ge>
minnen , ba| mir rtd^g bettifen, b. ^. b($ toir
unfere Urtl^etfe unb ©d^lu|folgerungen o^ logi^
d^en gfel^ler DoÜ^iel^en. 9hm ift eS ober ©od^ ber
ogif, bie ®efe^ ^u ermitteln unb fef^ufldlen,
an meldte mir in unferem 2)en!en unS fjßüm
muffen, um rid^tig }u benfen. gfolglid^ i^ hA
©tubium ber fiogU }u einer fidlem mdctpffijl^^
Srfenntnig DorauSgefe^t, unb ed mu^ bai^ tKm
biefem ©eftd^tSpunfte auS bie Sogü ber Stdn-
pl^QfU DorauSgel^en. ©al^er be^eid^net oud^ Xrifto-
teleS bie Sogü als baS Organon ber ^^ilofop^
SlnalogeS gilt Don ber Srfenntni^Ie]^ S>iefe^,
mie fd^on gefagt, baS Ißerl^tni^ gu ermitteln, ttd-
d^ gmifd^en unferem Srfennen unb bem Sein
ftattfinbet. 6S unterliegt ober feinem 3toeifel, bei
juerft eine pl^ilofopl^if^e ©infid^t in bicfeS SSer-
löltni^ gemonnen fein mu|, beöor man jur &>
forfd^ung beS real ©eienben felbft, alfo jur 9Reta-
pl^^fif, fortfd^reiten fann. S5enn ift baS gebaute
Serl^öltni^ nid^t rid^ttg beftimmt^ 1^ l^ier eine
irrtümliche ^Infd^auung fid^ feftgefejt, fo mufe
baburd^ bie gefommte mctapl^^ftfd^e gorfd^ung auf
faljd^e Söege geleitet merben. 6S mu^ alfo füglid^
auc^ bie Srfenntni^lel^re ber 3Retap]^t^fi! oonm«
gelten, ©ann alfo erft folgt bie SWetopl^^ri!. ©ieje
bilbct ben SWittel- unb f)ö]^epun!t ber gefammtra
pl^ilofopl^ifc^en SBiffenf^aft. S)cnn ber ^Hmpt«
gegenftanb menfd^lid^en gorfd^enS ift unb bleürt
bod^ immer baS real ©eienbe, unb au§ert)em ijl
eS gerabe bie ÜRetapl^^fif, meldte p ben l^ö^len
©rünben unb Urfad^en olleS Srfennboren empor*
fteigt unb bamit allen anberen Siergmeigimgen ber
^l(|ilofop]&ie i^re l^öd^fte SSegrünbung öerlei^
S)ie ^etapl^Qfif be^eid^net bal^er in ber 2:1^ boS
l^öd^fte unb oomel^mfte ®ebiet, in toeld^ bie
p^ilofopl^ifd^e SBiffenfd^aft fi(^ ju bemegen f^L
Sule^t enblid^ folgen bic gt^ü, bic Social« mib
SRed^tSpbilofop^ie. ®iefe ©iSciplinen fönnen erp
nad^ ber 2Retop]^t)ftf bel^onbelt »erben, mdl fte ju
il^rer grmöglit^ung bie SRetopl^^fi! mefentlidfi öor»
ausfegen. ®enn bie ^rincipicn, toeld^ ber jitt=
lid^en, focialen unb Sled^tSorbnung ^u @nmbe
liegen, fomie bie in biefe Orbnungen einfdpägigm
laffnt fi^ erft ennitbln auS itntn Sßrin*
iwld^ in bra 3RrtaifMH ütm boS 9Bt[ai
I unb btS Vtenfii^, um boS tvt^ftllntigt
ttni| gioift^ btibni, fotoie vibn baS tvn^ftl'
aStrWlhilS ber TOrnft^en ftftft ju rinonbnr
dit tooibtn Pnb. eidil, Social- unb Xt^-
>p1)it tnüfjm olfo als bn Ic|tc ^jouptt^cil
l^olo^i^te in bit[c einßtglitbcrt tntrben.
lifo ift bie ^uptQlicbmmQ bei ^^ilofop^ic,
qS !Bnt|ältni|, in tDelc^tm bit ^utitgilcbcr
iern ju emanbei pe^tn,
tun glifbcm fi(^ abet btefe biri ^uptt^tilc
i^Uofop^it toititt ftuftntDei|e in tnt^Teie
[lieber ab unb er^eifc&en joniit meüf« Unter-
lunßtn. ©orauf lann nii^t Itieit« rin-
len tDetbm, weil ^iet nur boS StUgnneine
lonbtln ift. gine Sluina^me barf nur in
auf bic $ltctat)bQfit im Stfonbim gemalt
L 3)tc[t ift na^ bnn Obigen bie Bcientia
TeaMs, bie SBijftnfi^aft ton btm nai ©eim-
S fotd^em, mag nun biefeS real Seimbe in
jet €rj(i)cinung unfern @rfenntni| afsm*
im ober aier tnmfcenbent fein. $)iefe9
eienbe ^at fie bann ju be^iinibeln fonoEiI im
leinen aI8 qu<^ im SBefonbem. SJemnad^
t fie '[^ä) mieberum in jiDti Steile ouS
er, in einen allgemeinen unb in einen \pf
ffiie allgemeine tDIetop^^ftt, ober aie fte
cnannt niib, bie Cntologie, bt^anbelt ba§
» im Kllflemrincn, o^ne no^ bie befonberen
in if)reT SSejonber^eit in'S Äuge ju faffen,
»irb baber befinid olS Bcientia ends in
e. £)ie f pecieQe ÜRetap^^fif bagegtn gtfft gu
bnberen aSSejcn üier, um ouf btr ®Tunblage
bei Ontologie gewonnenen allgemeinen Se»
jene pbilofopbiii^en giagen ju löfen, meiere
,ug auf [elbe ^äf ergeben, unb miib bem-
befinirt als BcientiaentiBin Bpecie. "Sia
lei in ber Objectitiitöt ein brcifaä|e€ ©eienbe
tgegenfritt, bie Sfflelt, bei ÜHenf^ unb @otl,
fäDt bie f))ccielle <D?e)a))b9^I nriebmim
©lieber, in bie metap^^fifc^ AoSmoIogit
laturp^ibfop^ie, mel^e Don bem unä um-
tn materiftlen Uninerfum, in bie metop^fl-
InttiiopolDgie ober in bie ^jqt^Dlogie, melt^e
m ÜJienfdien nai^ ber geiftigen ©eile feines
i, unb in bie natürlt^e S^ologie, meiere
Ott ^anbelt, foUeit btefer bin^ bie notürlic^e
nft allein auf bem SBege be8 biScurfioen
ts erlennbar ift.
3m ^Itert^um muibe bit $!|iIofo])I)ie Qf
\iä) in fiogiC, ^il^pfil (im Sinne Don Sttol'
ip^ie) unb Slqil cinget^eilL ©d^on bei
iß biefe Sint^eüung ongebeutet ; aaäf bei
des finb Sogif, $b4fÜ unb (St^it ouB
er geft^ieben. @r ^t ober boS @igent^üm-
Oafi er über biefe brei Xiftüt ber S^Uo-
bie fogen. philoBophia prima im Sinne
hiloaophia principalis binfteUl unb biefer
ber bie übrigen Steile ber ^^ilofopl^rte alS
jit>äbifc^ äSiffenft^aften" btgeii^net, bie bei
!ß^itofop^ie. 2054
erflcm btenen muffen. SQon btm Sa|e au3gel|enb,
ba|, ba bie übrigen SBiffenf^aften fteie nur einen
beflimmten ffreiS be€ Seienben jum (Stgenftonbt
^abtn, ti au($ eine ffiiffenfc^ft geben muffe, toel^
baS Seienbe überliaupt unb an fi(^ betrautet utü)
bamit bie ^Biibften ^rincipien am ©eienben er-
mittelt, btjei^net er biefe aSiifenf^ alB bie
PhiloBophia prima unb fteUt fie über bie übrigen
Sfieile ber ^ßbUifcp^te E|in alS bie ^errin inib
Sürftin allet afliffenft^ften, ber feine gu miber»
tpret^en befugt fei. 6r bebanbelt in berfelben
alte 0ragen, irelcbe nai^ unferer ftint^eüung in
ber OntolDflie gu be^beln finb, imb bie %fito*
logie, ipiiljreiib er bie ^lifijctolDgic in bie ^IJ^pfit,
meiere jid) mit ber fidjlbann SBcIt befifiäitigl, ein-
reibt. S^ic ©dtiriil, in meld^er et bie philaeophia
prinia bel)onbell, tourbc Uon ben fpdleren ©amm-
lern unb Drbnem ber orifioteliicbeii ©{^riften
hinter bie, meli^e oon ber Hifipfi' bonbeln, gefeft
unb erhielt Don i^ntn bie 3Iuf|(l)rifl Ti jiSTä tö;
fU4tx3. ©0 fam e§, ba^ bie philosophia prima
beS 91riftotel(S fpätet alg .!nietop()i)fiI" btjei^net
nmrbc. iiainad) |{bieb bie peripatctiidje ©c^ule unb
mit ifn bie (^riflli^c ©cfioinftir ino^l glei^foBS brei
6auplll)cile ber !pf|ilofDpbie ouS: bie fiogif ober
5)iclcflif, bie Wealp^ilofop^ie unbbieet^il. 9(ber
bie 3!(alpt)ilDfop1)ie bejeid)tiete jie nic^i eiitfQ(^al6
.ÜJIetapii^ri'", fonbern ii.: S^ieo in berfdben mit-
beium brei i|eue auä: 'dil- $1)?!'' ™ ©inne Bon
S^atmp^ilofop^ie unb ^pfgcbologie, bie fie beibe
mit einonbei Derbanb ; bie 5Dlatbemali(, meld^ fie,
ncU auf 9lbStraction beni^b, gleic^foUe in bie
$^iIofDpi)ie bin'injog, unb enblid^ bie äReta-
pb^fir. S)ie a)letapb# bef^ieibt alfo bier einen
engem StrtiS, alS ei i||r nad) unfeier Sintbcilung
ju^emiefen i^, ba fie fiä) mit Der phiJoflophia
pnma beS Slriflotelcfi bcift unb ba^t nur Onto'
logie unb Sfi'Dlogif iP- Sßrincipiell ifi biefe Sin«
tbeilung felbfluttfiünblidi oottlommen berechtigt;
aber feitbem eineifett§ bie UDottiematif oon ber
jß^ilofopbie \iä) losgetrennt unb al3 eigene äSinen-
fi^ft fii^ conftituiit bat, unb feitbem onbertrfeitS
bie entpiiifd^-ejacte ^latudDiffenfdbaft, tnfofrm fie
bie @efe|c bei 9IaturerM)einungen gu ermitteln
fuddt, ben Flamen .^^qftt' für ft^ in Snfpru^
genommen bot, ift man infofem oon bn gebeulten
Sintbeilung abgelommtn, idS man ben Flamen
„Snetapb^fiC" auf bie gefammte Siealpbilofopbie
ontoenbet unb biefe ba^er nic^t mebi in $^9^,
ÜRatbematil unb wetap^Q^ abgliebert, fonbern
in altgemeine unb fpcdeüe anetopbqftl, mobei bte
lefftne uieberum in Aofimologie, ^f^i^ologie unb
Xbtologie lerfäQt, toie foIdreS oben auSeinanbn-
gefe|t morben Ift. 3n bn tfyä ift bn <name
.wtopbQiit" firr bie fBegeidEmung ber gefammttn
ätealp^fopbie gang geeignet; Denn bie SScol*
p^fop^ie bleibt in i^rem gangen Umfange nii^
bei bn (grfcbeinung fleb"i- fonbern fui^t baS^ige,
was gleiilqfam bintn ber p^qfifd(iCTi erfd^eitumg
(luTÄ ni fuaixi) ftebt, alfo boS äBkfen ber erfdjei-
nenben Sintge unb boS rein Xtanfeenbente, ju er-
2055
^^iU\opf^U.
2056
forfd^en. ®ic^ gilt fogar bon ber 9laturl)]^üofo|)]^e;
Denn toäl^renb bie «ni)trlfd^ ejade KatunDiffen-
f^ft bie WQtur nur infotocit crforfd^t aI8 bie ur-
|o^ unb ®efe^ ber Statur auf bem SSßege ber
Seobad^tunö, ber Snbuction unb ber motl^mati-
Jd^n 93ered^nung ermittelt toerben fönnen, jud^
Die 9lttturt)]^üofop]^ie Dorjubrtngen ju ben fjöd^ten
unb legten ©rünben ber 9loturtDeJen unb SRotur-
erfd^einungen, bie ofö fold^ aber aOe Srfal^rung
imb iBered^nung l^inouS liegen, um boburd^ eine
(Mörung be§ gefammten UniDerfumd oud biefen
oberflen ©rünben unb Urfad^ gu gewinnen.
5. 3m Dorigen 2K^W^bert ift innerl^Ib bed
JheifeS ber SBoIff fc^en ^l^ilofopl^ie eine neue
tDiffenfd^ftlid^ ^i8ci))lin entftanben, nömlid^
bie aeftl^etif ober bie 9Biffenf^ft beS @d^dnen
in 9totur unb ffunft. 2)iefe S)id€i))Iin l^at man
gleid^foES in bie ^l^ilofopl^ie in ber Sßeife l^inein-
gesogen, ba^ man He atö einen »efentlid^en Xf^ü
ber ®efammt))]^i(o{o))]^ie begeid^nete. tltlein eS
bürfte bod^ angegeigt fein, bie Seftl^etil als eigene
tDifjenfd^aftlid^e 2)i8ci))Iin für fid^ beftel^en gu
laffen imb fte ni^t aI8 Xl^eilglieb in ba§ |)]^iIo-
fopl^ifd^ @Qftem l^ineingugiel^en. S)enn abgefel^
m)on, bo| baS Mgemeine, nämlid^ ber begriff
unb bie @Iieberung bed @d^önen, fd^on in ber
Ontotogie gur ^pva6^ fommen mu| unb bal^
in einem anbem tt)efentlid^en Xl^eile ber ^l^ilo-
fopl^ie — ber 9leftl^f — nid^t füglid^ ju toieber»
^olen ift lann, tt)ad fpedeU bie fd^öne ^unft be«
trifft, biefe, toenigftenSfotoeitfted^riftlid^eftunft
ift, nur im Sufammenl^ong mit ben d^riftlid^en SWp«
fterien rid^tig beurtl^eilt »erben. ®icfe d^riftUd^en
2Kt)ftcricn gel)örcn ober nid^t in bie ^l^ilofopl^ie.
2)a^ aud^ bie ))!|tIofo))l^ifd^en ^rincipien mit gur
rid^tigen Seurtl^eilung ber fd^önen ihmft im M-
gemeinen foiool^I al§ aud^ in specie ber d^riftlid^en
ffunft erforberlid^ feien, wirb bamit nid^t in ^b«
rebe geftettt, ober jie reid^en baju nid^t aus ; bie
d^riftlic^en 2)it)fterien flnb unumgänglid^ notl^-
tt)enbig für eine fod^gemäfec unb rid^tige 2luffoffung
ber d^riftUd^en Äunft. Son biefcm ©cfid^tSpunfte
au§ mu^ bie Sleftl^etif ol8 eine eigene, für fid^
bcftel^enbe wiffenfd^Iid^e ffiiScipIin betrad^tet wer«
ben, weld^e ixoax mit ber ^l^ilofopl^ie im 3ufom-
menl^ange fielet, ober oIS fein wefentlid^eS Sl^etl-
glieb ber ^l^ilofopl^ie ju betrod^ten ift.
6. 3« neuerer 3«t ftnb ollerbingS infolge ber
3erfal^rent)eit, in treidle bie pl^ilofopl^ifd^e gnt»
tt)idlung l^ineingcratl^ ift, öiele anbermeitige
6int]^eüung§tt)ctfen ber ©efammtpl^ilofop^ie ju
3:age getreten. 3cber ^l^ilofopl^ conftruirt für
fid^ eine eigene ©lieberung ber ^l^tlofopl^ie je nad^
bem ©tanbpunfte, ben er in berfelben einnimmt,
unb ie nad^ ben ^rincipien, tteld^c er feiner pl^ilo-
fopl^ifd^en SBeltanfd^auung ju ©runbe legt, ©o
benft beifpielStüeife §egel ®ott ol9 ben fogifd^en
Segriff, ber juerft an fid^ fei, bann pd^ in bie
5Ratur entäufeere unb enbU(| im menf d^Ud^en ®eifte
5um ©elbftbetüu^tfein gelange, unb tl^eilt bem-
gcmä^ bie ^l^ilofopl^ie ein in Sogif — SBiffen-
fd^ Don (Sott ol8 bem logifd^en Segriff in fem
«n-ftd^-fein; in 92aiur))]^tIofo|)]^ — SifMWt
Don ®ott otS bem logifd^ Segnff in fdn
9uBer^-f ein , unb etä)Iid^ in $]^fo|)^ bd
©eifteS — aSBiffenfd^ft Don @ott als bem logiHoi
Segriff in feinem 3n-fi(!^-fetn, mie er n&nfiil^ in
menfd^Iid^n @eifte }um Selbftbctou^tfein ^ ttp
l^ebt. ^erbart bogegen lel^rt, bie ^^ilofo^ie ja
blo^ ^Bearbeitung ber Segriffe ; bief e Seoibdinig
fei aber eine breifad^e: ti&mlid^ ffir'S Scße eotjo^e
SrOärung unb Seä>eutltd^ung — Sogil; fnr'i
3toeite Serönberung burd^ &gdn)unQ, entfinc^nb
ber SBirOid^feit, in ber |id^ bie Segreffe mobiftiit
Dorfinben — SRetopl^ft! ; fur'd <S)ritte enbTH^ 9e-
giel^g ber Segriffe auf unf er ®efü^ (S^mpa^
unb Sntipat^ie) — SefU^etü. 3)emnad^ ^bed
C^erbart bie ^l^Uof opl^ in Sogil, aRdop^ n*
«eft^etü, toeld^ le^tere aber nid^t blo^ W^am
beS @d^5nen ift, fonbem oQe ^rottifd^ Siid-
plinen, &fß, $olitif u. f. m. in fid^ ^. 6o
tiefen fid^ nod^ Diele anbere moberne Sied-
lungen Der $]^Iofop]^ie auffü^n. SRonfk^flfo
leidet, ba| fold^ Sintl^eUungen feinen aOgenciMs
SBer^ unb feine allgemeine Sebeutung ^abm, {m-
bem nur bem befonbem pl^ilof op^ifi^en &ifim,
für tDÜä^ fte audgebad^t touiben, angepaßt jUb
unb bal^ aud^ nid^ meiter berudffid^tigt }n tm»
ben braud^en. — äBie für bie Sßiffenfd^iolten jQo»
l^aupt, fo ift aud^ für bie ^^ilofop^e bie IBb>
tl^ilung Don l^öd^fler SEBid^gf eit. S)enn eiß bunt
bief e fommt fflar^it unb Orfommg in baS 6e-
fammtgebiet ber ^l^ilofopl^ie. SDßürben bie beton«
beren Materien ber ©efatnmtpl^ilofopl^ie ni(!^(m§>
gef d^ieben unb organif d^ gegen einanber abgegliebnl
werben, fo würbe bie ^^Üofopl^ie ^u einem (^
tifd^en SBirrfal, in beffcn SBerftonbnife man ^
entWeber gar nid^t ober hoä) nur au|erft ]äpan
l^ineinfinben fönnte.
rv. ©efonbert Don bem ©Aftern ber ^^•
fopl^ie ftel^t bie ©efd^id^te ber le^tem ba. ^
®efd^id^te einer wiffenfd^ftlid^ SMlciplin ifi fein
®lieb ber le^tem, weil fte eben nur beren ^xfya
S^ortgang unb ^eitlid^e @ntn)id!Iung Dor Sogoi
fü!|rt. S)teg gilt aud^ Don ber ®efd(|i^te ber $^
fopl^ie, unb e§ ift gan^ imbered^tigt, wenn ()egd
bie ©efd^id^te ber ^^üofop^ie in fein pl^ilofopji«
fd^eS ©Qftem aufnimmt.
1. SBir Derftel^ unter ©efd^d^te ber ^üo*
fopl^ie, f of em fte atö eine wiffenf d^lic^ S)iScipfm
betrad^tet wirb, bie ©arfteHung ber befonbmn
pl^Uofop^iJd^en ©^fteme, tocld^ fucceffiD im Sauje
ber Sö^rl^ttnberte aufgetreten ftnb, nad^ ifirtm
3n{)alte fowol^I afö aud^ tmd^ bem iratetn 3"'
fammcnl^ge, in weld^em jie ju einanber fte^
68 finb nämlid^ im Soufc ber Seit eine «enge
Don pl^ilofopl^ifd^en ©Qftenten ju 3:age getreten,
weld^e Dielfad^ Don einanber gon^ Derfd^ieben finb.
©iejentgen, weld^e fie begrmibeten, l^ben, our
Derfd^iebenem ©tmtbptmfte fte^enb luü) Don dci*
fd^iebenen $rincipien ouSgel^enb, aiu!^ Der(^iebeiK
pl^ilofopl^ifd^ Slefultate getoonnen, weM/e fte in
2057
gSl^ilofopl^ie.
2058
i^ren @d^ften niebergelegt unb ju (egrunben %t»
\aäft fyifmt. S)abei ift bet SBal^rl^eitSgel^oIt in ben
einen Qrö|et, in ben onberen geringet; bie einen
nm^ mon in biefet Se^iel^ng aI8 mel^r ober
miid^ gelungen, bie onberen oI8 völlig mißlungen
bctxad^en, unb oud^ in folci^en @Qftemen, »eld^e oIS
gelungen )u erad^ten ftnb, ftnben ftd^ im Sin^Inen
loieber 9n{id^, »eld^e t)on einonber obueici^en,
itnb in »eld^ fie bol^er in ©egenfo^ 5u einonber
treten. Ungeod^et biefer SSerfd^iebenl^eit finbet ober
hod^ ein gemijfer innerer 3ufommenl^ong ^uifd^en
ben eingelnen pl^ilofopl^ifc^n @9ftemen, »ie fte in
ber 3^ ouf einonber folgen, ftott. 2)ie 9ie{uItote
nfimlid^, toeld^ bie oorou^el^ienben ^l^ilofopl^en
gemonnen l^otten, gingen für bie nod^folgenben
nid^ k>erioren; oielmel^r nol^nten fie biefelBen, loenn
fie fie fär l^nreid^nb begrünbet l^ielten, in il^re
eigenen @9ftenie auf unb oermenbeten fte )um
fbtfbou ber le^enn, ober fie fud^en biefelben,
falte fie il^en otö nic^t l^inreid^enb begrünbet ober
flütt unrid^g erfd^tenen, )u loiberlegen unb fteOten
bann im @egenfo^e )u benfelben onbere Sel^ö^e
anf, bie i^nen oIS beffer begrünbet erfd^ienen. @o
gfftoUet fid^ ein innerer 3ufommenl^ong }tt)ifd^
ben einoniber f olgenben @Qftemen ; boS eine Softem
tDeifit ouf boS onbere jurüdt, unb eS Iö|t fid^ bod
eine nur immer im 3ufommen]^onge mit ben
(nU>eren, mit benen eS ^unöd^ft in SBe^iel^g fielet,
wOlommen txrftel^en unb nod^ feiner ooHen 93e-
beiüung toürbigen. — SSerl^dlt eS fid^ ober olfo,
bmtn ift bie Slufgobe, meldte ber ®efd^id^te ber
l^ifojopl^ie obliegt, eine boppelte, mie in obiger
Inition angebeutet ift. a. 2)ie ©efd^id^te ber
^l^ibfopl^ie l^ot oor SUlem ben Sni^olt ber pl^ilo-
fo))]^fd^ @9fteme, mie fte in ber 3eit ftd^ folgen,
mit mdgltc^fter Xreue unb ftlorl^eit t)or3ufü]^ren.
Sbtt ®efd^d^tfd^retber borf nid^tS t)on bem Sei-
mgen in bog bejügltd^e pl^tlofopl^ifd^ @9ftem
](rineintragen ; er mu^ eS t)ielme9r borfteflen gan§
üi bem Sinne feines Url^eberg, unb )iDar in ber
SBeife, bo^ ber Snl^olt fotoie beffen SBegrfinbung
für Me t)erftQnbItd^ loirb. b. gfür'd 3»)eite 1^
brnin bie ©efd^id^te ber ^l^Uofopl^ie ben innem
tufommenl^ong )u unterfitd^en, in meld^em iebed
l^ftem )u ben t)orouSge]^enben ftel^t ; er mu^ ju
erf^d^ fud^en, meld^ Elemente ettoo ouS biefen
in jenes übergegongen finb, ober loorin ber ®egen-
fo| beftel^, in loeld^en le^tereS )u ben erfteren ftd^
geftlt l^t, fomte ben gfortfd^ritt ober SRüdfd^ritt
befi p^ibfopbtfd^ ©ebonfenS ottfsujeigen, loeld^er
borin gegenüber ben oorouSgel^enben @Qftemen ^d^
bocumentirt.
2. ^iemod^ ift oud^ bie gftoge lu beontmorten,
toeld^ SR e 1 1^ 0 b e in ber ® orfteflung ber ®ef d^td^te
bet $]^iIofo))]^ie ein^ul^alten fei. 3ur ^pxaäjt
tommt eine o^rioriftifd^ unb eine opofteriori-
füfd^e aRet^obe. 2)ie o|)rioriftifd^e 9Ret]^obe rniS
eoA einem ))rftconci))irten $rinci|), bod fie ber
gongen (Sefd^id^te ber ^l^Uofopl^te ^u (Srunbe legt,
ade @9f[eme, mie fte tn ber 3eitfoIge oufgetreten
finb, foiDO^I nod^ i^rem Snl^lte old oud^ nod^
il^rer Sufeinonberfolge aI8 notl^menbtge Stefultote
ber Snttt>tdtlung jenes $rinci))S obleiten unb er-
tiören. @o 1^ ^egel in [einer ®efd^id^te ber
^l^Uofopl^ie gon) a priori bie Snftd^t burd^ju*
fül^ren gefud^t, bo| oue pl^ilofopl^ifd^en @9fteme,
toie fie im fioufe ber 3eit ouftroten, ntd^tS oiibereS
gemefen feien olS t)erein)elt unb einfeitig l^er«
oorgetretene SRomente ber obfoluten $^iIo|op|it,
loel^e eben bie C^^fleHd^e felbft ift. ffiiefe fuc-
cefftoe, einfeitige SSertDirflid^ng ber bejonberen
SRomente in ber obfoluten ^l^ilofopl^ie fei nöm«
Itd^ notl^menbig geioefen, bomit enblid^ burd^
oümältge Uebertoinbung tmb SSereinigimg ber
®egenfä^ bie t)onfommene ^ßl^ilofopl^ie erftel^en,
b. i. ®ott im SJlenfd^engetfte jum t)oniommenen
93etDu|tfein fetner felbft gelongen (onnte. Sber
eine fold^e oprioriftifd^e ©efd^td^tSconftruction mu| ^
olS eine entfd^ieben unbered^tigte unb oerfel^Ite gu« ^
rüdfgemiefen merben. 2)enn für^d Srfte lotrb bo«
burd^ nie eine genoue ftemttntl beS Snl^UeS ber
oerfdiitebenen @Qfteme im @tnne berjienigen, bie fie
begründet, erhielt, toenn mon nur immer feine eigene
pl^ilofopl^ifd^e Snftd^ on bie Sntmidlung ber ein«
gelnen @Qfteme l^onbringt ttnb fte im Sid^te ber«
felben betrod^tet. 2)enn bo toerben bie einzelnen
@Qfteme nur immer nod^ bem 9Ro|ftobe unb nod^
ben gforberungen beS eigenen @QftemS jugerid^tet,
unb mon befommt infolge beffen nie ein treues
93Ub oon bem, looS ber Url^eber beS @QftemS felbft
gebadet unb intenbirt 1^. gfür'S 3toeite ftitb bie
pl^ilofopl^tjd^en @Qfteme, tote fte bo liegen, felbft
gefd^td^tlidge Xl^tfod^en ttnb olS fold^e nid^t notl^
menbig, fonbem sufoUig. SBoS ober on ftd^ ^u«
fällig ift, boS lö^ ftd^ nie olS notl^menbig enoeifen.
2)te aßetl^obe, loeld^ ber @efd^td^te ber ^l^ilofopl^ie
i^rem Segriffe nod^ ongemeffen ift, fonn olfo nur
bie a|)ofterioriftifd^ fein. 2)ie einzelnen p^Io«
fopl^ifd^ @Qfteme muffen juerft olS Xl^od^,
b. 1^. nod^ il^rem tl^öd^ltd^en 3n^te, erfonnt fein,
beoor mon boron gel^fen fonn, ben ®rünben bufeS
t^öd^ltd^ änl^IteS nod^guforfd^ , b. 1^. )u
unterfud^en, mie fie getoorben finb, in toeld^
genetifd^en 3ufammenl^ge fie mit onberen p^o-
fopl^tfd^ @Qftemen ftel^, unb loeld^er gortf^ritt
ober atüdf^ritt beS p^tlofopl^ifd^en ®ebon!enS in
benfelben )u Xoge tritt. 9lur fo fonn mon eine in
ieber SBegiel^ung treue unb obiectio begrünbete &f
fd^id^te ber ?ß^Iofopl^ie erzielen. — ffiie Duellen
ber ®efd^id^te ber ^l^Iofopl^ie finb in erfter £inie
bie Sd^riften ber einzelnen ^l^Uofopl^fen felbft, fo-
fem fold^ ouf unS gelommen finb, unb boron ^d^
onfd^Ue^enb oie gfrogmente, toenn fo(d^ unS er-
l^lten finb. @inb unS bogegen pl^ilofopl^ifd^
@Qfieme nid^ in ber eigenen SorfteHung il^rer
Url^ber ^ugönglid^, fo muffen mir unS mit ben
93erid^en Ruberer botüber begnügen, ^ier finb
bonn ober fold^ 99erid^te bie juoerlöfftgften, meld^
unmittelbor oitf bie @d^rifteti ber ^J^ilofopl^ ftd^
grünben, unb bemnäc^ft bie Sendete tmmittel«
borer ittib mittelborer @d^üler. 3ft bie Xenben}
beS Sd^riftfteflerS, beffen Sngoben unS oIS OueSen
2059
g$]^iIofot)]^{e.
2060
bienen, nl^t ble l^iftorifd^e ber Serid^terftattunö,
fonbcm bic pl^Uofortifd^e bet ?ßrütimfl, fo ifk bie
forgjame ermittlung beö eigenen ©ebonlenganöeS
bei Dem Urheber biefet Selben unb bie ^rütimg
bet einjelnen aeufeerungen in biefem 3ufammen«
^onge eine unerKi|lid^e SBebingung für bie l^ifta-
rifd^e SSermertl^ung ber Angaben.
8. SDBaS enbft^ bie glntl^eilung ber ®e-
f<3^d^te ber ^^üofopl^ie betrifft, fo muffen tpir
lekere in erfter Stnie in jwei gro^e ^erioben
fd^eiben, nämttd^ in bie ©efd^id^te ber öord^rift»
lid^en (antuen) unb in bie ®efd^id^e ber nod^d^rift*
ü^en ^ßl^ilofopl^ie. gl^riftuS x^ ber ÜRittelpunIt
oEer ®efd^id^te ; fein Srfc^einen in ber SQBelt toirb
t)on bem ^oftel oIS bie „^Mt ber Seit" (pleni-
tudo temporis) be^eic^t, inbem bie oord^riftlid^
Seit in (ll^fto il^ 3ic4>wtift unb il^ren 9lb-
fd^Iu^ fanb, bie nod^d^riftlid^e S^ri aber t)on il^m
auSgel^ unb ^ISed in berfelben burd^ il^ bie
Sßeil^e ber Sriöfung erl^ölt. SDBie bal^er bie ge-
fammte @ef^id^e auf d^ftlicl^m Stanbpunfte in
bie jioei genannten großen Serioben serföHt, fo
gilt bad ®(eid^e aud^ oon ber ^efd^id^te ber $1^-
fopl^ie. 3n ber %fyxi ift sioifd^ ber antuen unb
ber d^riftlid^en ^l^Uofopl^ie ein fo burd^greifenber
Unterfd^ieb, toie ein fotd^er nirgenbS mel^ toie-
berfel^rt, mögen toir maS immer für Unterperioben
in'S ^uge faffen. Sinen fo gemaltigen Umfd^mung
in ber ganzen ffieitftoeife, eine fo großartige 88er-
tiefung imb Snoeiterung ber Srfenntniß, mie ber
eintritt beS gl^ftentl^mS in bie SQBelt mit fid^
brad^te, l^t bie SBelt nie gefel^. 92irgenbS toer-
ben mir alfo naturgemäßer ben ©tü^unft für bie
^aupteintl^eilung ber ^cfd^id^tc ber ^]^iIofo))]^ic
^nben f önncn alS in bem (&x\6)tmn be§ ©l^riftcn»
tl^umS. a. ®ic tjord^riftlid^e ^l^ilofopl^ie fud^tc
auf bem SQBcgc ber SSemunftforf^ung ober beö
bi§curftt)cn ®enfcn§ eine reinere grfenntniß' ber
S3Ba!)r!)cit ju gcminnen, ba bic tief gcfunfenen l^cib«
nifd^cn SRcIigioncn bem SBal^rl^citSbcbürfniffc be§
menfd^Iid^cn ©eifteS nid^t mel^r genügten. S)icfeö
Streben be§ ))]^iIofop]^ifd^en ®eifte§ mar aUer-
bingS in ticlfad^er Sepl^ung mit ßrfolg gefrönt;
benn gemife l^ben bie gro|en ^^ilofopl^ be§
Slltcrtl^umS tJiele SQBal^rl^citen erfannt. ^ber bie
ganje SQBal^rl^eit l^aben fie auf bem SBege, ben fte
cinfd^Iugcn, mic fd^on bie Äird^enööter ftd^ auS-
brüdttcn, nid^t erreid^t, unb bie größten S)cn!er
beS 9lltertl^um§ maren fid^ beffen aud^ mol^I be-
mußt. 3wbem fel^It eS bei il^en aud^ nid|t an
tjielfad^en unb gemaltigen 3rrt^ümem, namentlid^
im ®ebiete ber l^öd^ften ^al^rl^citen, bie, inbem
fte in il^re ©^fteme einbrangen, felbe fd^äbigten
unb beren SSoHlommenl^eit bceinträd^tigten. ©cß-
l^Ib fonnte fid^ aud^ bie antue $]^iIofo))]^ie ni^t
auf ber §ö]^c ber l^eröorragcnbften ©^ftcme,
meldte fte gcfdf)affen, l^alten, fonbcm fan! mieber
l^crab in 50iateriaIiSmu§ unb ©!e))ttciömu8. 3m
§inbIidC barauf fann man mit Siedet bie öor-
(|riftlid^c ^]^iIofo))]^ic atö eine 95orbereitung beS
mcnfd^lid^cn ®cifte§ für ba§ gl^riftentl^um , mie
felbeS „tnberSffiKe ber Seit" in bie äBett eistiot,
betrad^ten, ein ®eban!e, toeU^ f d^on bie ftinl^
t)öter au§gef)nn)d^ l^obeiu a. 3nbem für^ (Eifie
bie großen ^^ilof o))]^ beS Kftertl^iimS auf ben
SBege ber SSermmftforfd^ung )ur gileiuitmß tridet
unb großer äBol^rl^eiten gelangten, aber bod^ v^
bie ganje unb üoOe SBol^r^ erreiii^ten, triebu^
bie $Pof op^ie ^ule^t immer toieber im &i3füaSf
mu8 erftarb, murt)e im menfd^Itc^ @ei^ boS
Semußtfein t)on ber 9lotl^menbtgIett einer ffiinim
^ilfe, einer göttlid^ Offenbarung rege gano^t,
menn bie SOtenfd^l^eit gut üoDen Citomüüß ber
aSal^J^t gelangen foIUe. Unb biefeS Säutf-
niß einer göttli^ $>ilfe rief bamt twn fel&ß
bad SSerlangen unb bie @e]^fud^ nod^ einer ^-
d^ l^tDor. SSrfamttiid^ 1^ ^Utto biefem Se*
mußtfein ergreifenben SuSbrud gegd6en. @^
in fold^er SBeife bereitete bal^ bie antue $^
fopl^e auf bog ei^rifientl^um not. ß. 3nbem fo»
ner bie antile S^Uofopl^e einerfeUS bie fomuila
unb metl^obifd^ ®efe|e bed miffenfd^lfiil^
2)eiden8 unb ber fpflemotifcl^ SonfinKtion c^
mittelte unb eingel^enb entmüf efte unb onbeierfeüS
burd^ baS f ))eculatit)e 2)enlen jur Srf emttniß trickr
äßal^l^eiten ber natürlid^ Od^mmg gdm^,
arbeitete fie il^rerfeitS ber d^riftlid^ Speadotin,
ber d^rifQid^ ^j^ilofo))^ not. 2)ie d^rifffi^
S)en!er lomtten biefe SSorotbeiten für ben Softoi
ber d^ftlid^ Speculotion toermert^, ba fie \Sfui
fertig ba lagen, imb l^aben felbe mtd^ in onfi-
gebel^nteftem 9Raße bem^ Slud^ in btefec Si^
tung alfo oerl^ fid^ bie ontüe ^l^fo^l^ m»
bereitenb für bad Sl^ftentl^um begm. für bie
d^riftlid^e ferferattniß. — b. SBaS bagegen bie
nad^d^riftlid^e $]^iIofo^]^ie betrifft, fo äfccä'
terifirt ftd^ biejelbe im allgemeinen bun^ ein
energifd^ed SKngen beS menfd^Iid^ @eifte§ ru^
immer tieferem SSerftänbniß imb nad^ immer t»»
ferer 93egrünbung ber äBal^l^it. Ster ^oben
bie Url^eber ber nad^d^ftlid^ S^fteme in biekr
Shd^tung einen boppelten SBeg eingefd^en:
a. Sntmeber fügten fie ftd^ in bie redete, oon @ott
gefegte Orbnung, b. 1^. fie imterttKtrfen ^ ber
göttlid^en Offenbarung imb fud^ten auf bte$er
®runblage, inbem fie biefelbe al§ leitenbeS ^'
tip il^rer gorfd^ungen anerfannten, immer tiefer
in bie SQBal^rl^eit eingubringen unb fie iiraner
fcfter miffenfd^tlid^ gu bcgrünben. ^i^ biefem
äCßege gelangten fie bemt aud^ gu ben J^ßd^fien
Stefultaten, unb bie @Qfteme, meld^ biefe ^Denier
conftruirten, gel^ören gu bem ©roßartigften, idq§
bie ®efd^id^te ber ^l^ilofop^ie bietet ß. Ober aber
fie öerf eierten bie oon ®ott gef e^ Orbnung, b. %
|le festen ftd^ in ein imrid^geS ober fd^iefeS Sei*
l^Itniß gur Offenbarung, öertoarfen mo^I maft bie
@öttlid^!eit beS ^l^ftentl^umS gang unb \aißm
auf biefem ber göttlid^en Orbnung gumiberiaujen«
ben S38ege bie SBal^rl^it gu ergrünben unb ju bc-
grünben. ©old^e ©enfer gelcmgten aber auf bau
begeid^en SOBege nie gu SRefuüaten, meld^ ^
®enfen befriebigen fonnten ; öieönel^ oerloren W
2061 gSl^ilofopl^ie. 2062
fold^ pißo]op}j^ä^ Stid^ttmeen, nod^bem fte ein« ben le^teren ber Subbl^i9mu8, totlfyx ben 9K^i-
mcä ongebol^t unb in ben ^u^ einet gefd^d^- lidmuS ))rocIamirt. SSom Orient toenbet ftd^ batm
Ivä^iMmxäixc^ ber fdlid "fyttubtt }um Occibent, gunäd^ft nod^
greifenbe Shnctl^ämer unb gingen enblid^, »ie bie (Sried^enlonb. ^iet ftnben toir bie ©eburtSftötte
<aMt ^fplo\op^t, gleid^fcäs »ieber im SDloteria- ber etgentlid^en $^iIofo))]^ie im Unterfd^iebe t)on
lifimuS unb SfepticidmuS unter. Sber — unb ber religiöfen Seigre. S)er Orientale befa^ bei fei-
bofi ift bad Sntfd^ibenbe ~ toeld^en ber bdben nem ^nge nod^ tl^Iofem Ouieti^muS jene SBe«
SQBege bie S)en!er oud^ einfd^Iagen, unb rotlä^t 9ie- megli^feit unb Energie bed (SeifteS nid^t, toxt fie
fultote fie mtd^ immer gewinnen mod^ten — ftetS sur @d^ö))fung ftreng ))]^iIo{o))^ifd^ @Qfteme
toor bod^ bod Ie|te Siefultat biefeS, ba^ baburd^ DorouSgef^ ftnb; bogegen finben [td^ biefe bei«
bie SBol^]^ ber d^ftlid^ Off enbanmg t)or bem ben SigenjVftm bed ©eifteS in retd^ftem ÜRa^
Xuge bed tDiffenfd^ftlidben S)enfend in immer bei ben ®ried^, unb bo)^ bmmt ed, ba| ge«
Sid^t gefe|t mürbe. 93on ben Sinen ge« rabe bie ©ried^en @d^5))fer unb SJegrüt^r ber
il^ biefeS in birecter Sßrife, inbem fie burd^ ben rigentlid^ $^iIofo))]^ie mürben, ^ier bei ben
iflang il^rer tief burd^bad^ten unb großartig an« ©ried^en ift ed oX\o, mo bie (Sefd^id^te ber antilen
gelegten S^fteme mit ber Offenborung biefe in ber lßl^iIofo))]^ie gumeift fpielt; ^ier begegnen und iene
gmi)en ^enlid^feit il^rer unüerbrüd^Iid^ SBol^r* großen, burd^l^l^e Originalität ftd^auSgeid^fnet&en
$cit erfd^einen liefen. 93on ben Slnberen bagegen ))]^ilofo))l^ifd^ @Qfteme, meldte ben ^b^tpvadi ber
gefd^ es in inbirecter Sßeife, inbem fte bur$ bie Sntmidlung ber Ißl^fop^ie im 9(Iteri^ume be-
ticf {prrifenben Srrtl^ämer, in meldte fte infolge ber ^d^nen , unb meld^ auf bie gange 3u^ft ber
wrfel^rung ber t)on ®ott gtfe|ten Orbnung im Ißl^ilofopl^ie einen meittragenben @injiu| ausgeübt
S)enlen fi($ verloren, t)or aller äBelt tmon Seug« l^ben. ~ 2)ie gried^ifd^e ^l^Uofop^ie burd^Iöuft
iri^ ablegten, ba| ber menfd^Iid^e (Seift nur im in il^rem l^iftorifd^en gfortomtge brei @tabien. Sßir
tsmigften Snfd^Iuffe an bie göttlid^e O^enbarung, fel^ fie §uerft aud unt)oufommenen Slnfdngen fid^
itnb inbem er fid^ i|^r rildT^tlod untermirft, fte als aSmöIig enttoidfeln unb ©eftalt geioinnen ; bann
boS leitenbe lßrinct|) feiner gforfd^ungen aneif ennt, tritt fte in baS @tabium il^rer l^öc^ften Slute ein,
Me Dolle SBal^rl^eit }u erlernten, }u oerftel^ unb unb enblid^ feigen toir fte oon biefer ^öl^e mieber
ga begrunben t)ermbge ; ba^ alfo bie göttlid^ l^erabftnfen unb ber SuPfung ati^eimf allen. &
Offenbarung, toie fie und burd^ Sl^ftuS, ben ftnb bal^r in berfelben brei ^ßeriobengu imterfd^-
@ofp^ ®otted, gemorben, in SBal^rl^ bie leud^- ben. a. 3n ber erften $eriobe (^ßeriobe ber t)or-
tcnbe Sonne aber bem ^origonte beS menfd^Hd^ fofratifd^en $]^üofo))^e) entmidEeln fid^ neben ein-
<Beifte8 fei. @o leitete bie üord^ftlid^ $]^Uo- anber unb nur in geringem SSerfel^r mit einanber
fopl^ie ben menfd^Iid^en ®eift in ber oben bejriA- fte]^enbe))biIofop]^ifd^e9hd^tui^en: bie altere Statur«
neten 9Beif e gum ei^riftentl^um l^n ; bie nad^d^^m« pl^ilofopl^ie ber 3onter, bie p^tl^goretfd^ , bie
Bd^ $]^ilofo))l^ie bagegen ift eine fortfd^reitenbe eleatifd^e unb bie fpätere ober lungere 92atur-
SSeti^errlid^ng ber ^riftlid^en Offenbarung im ))]^iIofo))l^ie, toeld^ SKd^tungen gtüe^ in bie @o-
Sngeftd^te beS nur in ber fBkiycf^ Stulpe pnben- i)^ftä auslaufen unb in ber @fepftd ber le^tem
ben menfd^Iid^en (SrifteS. unterge^ S)ie ionifd^e Staturpl^ilofopl^ie forfd^
y. SBir l^ben nun nod^ bem ßntmidflungS- nad^ bem materiellen ^xmap ber S)inge, foioie
gange ber ^I^Uofopl^ie in ber k)ord^ftIid^en fo« naä^ ber Slri unb SBetfe bed äBerbend ober ber
iDol^I al8 aud^ in ber nad^d^ftlid^en St\i unfere Sntfiel^tmg ber (entern. Sie iß^tl^goreer rid^ten
9ufmer!fam!eit gugutoenben unb benfelben in feinen i^re gforfd^ung auf ein f ormaied ^nndp ber 2)inge
allgemeinen Umri^en bargulegen. 1. äBenn toir unb ftnben fold^ in ber 3^1. 2)ie Skaten
bie Dord^riftUd^e 3rit überfd^en, fo föStunfer fd^Iagen bie gleid^ Stid^g rin, finben aber baS
SBM gundd^ft auf ben Orient als bie SBiege ber formale $rinci)) ber S)inge in ber begrifflid^
€nttur. (B mu^ bal^er aud^ bie ©efd^id^te ber Sinl^ beS unmanbelbaren @einS. 2)ie längeren
$]^fo))]^ie mit ber S)arfteaung ber ^ßl^ilofo))]^ 92atur))]^iIofo))]^ mollen mie bie öfteren bod
bei ben orientalifd^en 9}ölfem beginnen — anttl- Sterben ber SDtnge erflären; aber mäl^b bie Ie|*
inrientdifd^e$l^ilofo))]^ie. QFStrittiebod^bie^l^ilO" teren eine bqnamifd^ 9}aturanfd^uung (^Qlo-
\opffit bei btefen orientalifd^ Golfern, im M- goiSmuS) t)ertratett, gelangten bie erfteren gu einer
gmeinen menigftenS, nod^ nid^t alS felbfiänbige mel^ med^ifd^ 92aturauffa{fung. ~ b. 3n ber
9Biffenfd(Kift im Unterfd^ebe t)on ben religiöfen gmeiten ißeriobe l^öri baS gleid^geittge 92ebenein-
Sd^fiemenl^or; biep]^iIofo))]^ifd^en@ebanIen anberfein k)erfd^ebener @d^ulen unb SHd^ttmgen
finb Dielmel^ nod^ t)erfd^moIgen mit ben religiöfen auf, imb eS (ommt gur Sin^it ber })bilofop]^tf($en
Sel^ biefer SBößer. 9lur in 3nbien erfd^inen (Entmidtlung, beren Zröger bie brei grölen 9ie-
bereits eigene pl^fopl^ifd^ Se^rf^fteme, bie ent- ))röfentanten ber gried^ifc^ gi]^ilofo})^ie : @oIra-
tDcber an bie religiöfe Seigre ft(^ anfd^Iielen ober teS, $Iato unb SriftoteleS ftnb (^obe ber fo-
ober mit il^r im Sßiberf))rud^ fieben. 3u ben IratifdMtifd^en !ß]^ilofot)]^ie). SBäl^renb biSl^
erfteren gel^ören bie bral^manifd^ SSebänta-, 6an- bie ))]^iIofoi)]|ifd^e gforfd^ung k)ortoiegenb ber fo-
t^Q^ unb SaifeSl^ila-^ßl^fo))]^, bie einen m^- üörung ber 92atur gugeioenbet toar , treten ie|t
pifd^bcoliftifd^ ^ßantl^muS repröfentiren; gu bie meta))l^9ftfd^ fragen unb ablerne in ben
2063 Sßl^iroToti^Je.
SaibnQnmb, unb eS niib bcnn SSfung dB bie
Hauptaufgabe bei <ß]^ilDfop^it iKtroc^tet. SB
Dcibtn bie ^nnctpitn beS Seienben trfoijd^t; eS
»erben bie n(iturp^ilDfo;i^ij^tn unb p\t)il)o1ßQ\-
]äjtn Sraflen erörtert, unb eS wirb oiblic^ eine
X^(Dlti(|ie conftnitrt, toelt^e fi$ ^oc^ Aber bie
biS^Tiflcn Selirmeinunflen onn ®Dtt unb gfttt-
HiJ^en ffiinflen ertiefel. — SotruttS nmt e8, Wel-
fyt in [einer C^pDfitton gegen bie SUpttl btt
€op^^ biefe SRti^tunQ anbahnte, iiÄem er
bur^ [eine eigent^ömlit^e ^euriftifd^e Unterrichts*
ueifc einen IfreiB Oon jungen !Dtännem, bie er um
fl<4 lammeltc, lu einem tiefem Stubium unb ju
etntt Ifiüjmi weltonfi^auung anjungen fuc^te.
3ni 9nfd)Iug an ©ofrottB (lat bann fein f^eCooi-
nigtnbficr S^üler, !ßlato, auf ber ßrunblage ber
Unterweifungen feincB fit^rtrS mit ureigenem
Seifte unb in glänjenber Originolitai baS erfte
grope p^ilofoii^ifc^e ©pftem aufgebaut. 3)aS 6^a-
latttriftifdie feiner ^^ilofoptiie ift it)r bun^'
fii^Iagenb ibealer g^aralter. „SBie Dom ^ergen
auS", [agt ein neuerer (Sete^rter, „baS EBIut in
oQe Steile beS AörperS oueftrSrnt unb in baS>
fclbe mieber }urü^ie|t, fo ge^t ou^ in ber pla-
tonif^en tp^ilofop^ie SltleS Bom ÜHittelpunfle ber
3bee miä unb fe^rt mieber ba^in jurütf." Soll-
enbeter noi^ atS bai plalontfc^e ift baS p^ilo*
fop^ifdEie €qftem [eineS größten Si^üIerS, beS 9tri>
potelea, teieDotil bie Qteifteeri^tung bei le^tem
grunblierfd^ieben iDar Don ber feines SefjrerS. %rt-
^tcIeS nimmt feinen Stanbpnnft nii^t in bei
3bet, um Don btefer ouS baS @egebene gu beur*
t^eilen, er fj'iü fii^ dielmebi an baS begebene,
6mpiri|^e, S^otfaiilitfie unb fuc^t erft üon biefem
aus jum Tillgemeinen unb jum ©mnbe ber er-
[Meinungen ju gelangen. SJo^tr finben loir bei
ibm ein nüchternes tUbniSgen Bon X^atfat^en, er-
[djeinungen, Umpänben unb iDIÖgtic^feiten, um
baburc^ allgemeine SBa^r^eiten ju geiuinnen ; ba>
1^ ftbreibt fic^ oud^ [eine Dor^errfc^enbe Sleigung
jur ^t|i)(i(, ba bie Dlatur ba§ Unmittelbarfte unb
Sfiatiflct)Ii^fte ift, maS unferer Srfa^mng gegen-
übertritt, fowie bie enctjnopübiftfie Senbenj feiner
{yoifc^ung, ba für it)n alleS t^atfäc^lic^ (Segebene
gleiij^cn Slnfpruc^ auf fflErürffic^ügung ^al. Sien-
no0 trug biefe fofraHfc^'attif^e SPEjilDJop^le ben
ffeim.ber ?Iu[IB(ung [liion in fit^, namentlidö
infofem, als fie gura Säegriff ber ©cEiöpfung ftc^
nit^t emporfddiDingen fonitte unb entmeber bie
ÜKaterit ober bie 2öelt felbft als ewig unb un«
entftanben neben Sott ^inftellte, SJanim trat
cnii^ bie grie(%if(^e $^i1o|op:^ie fe^r Balb in bie
Sßcriobe bcS üliebergangeS ein, unb biefe ift bie
Sßeriobe ber nac&fotrQtift^cn ^J^ilofopliie. ^ier
l^ört bie ginfieit ber entmirflung mieber auf; eS
treten mieber ütrfc^iebenc unb enlgegengefe|te
©qfteme ^erDor, gs erf^einl ber ©toiciSmuS mit
feiner 93erabfDlutirung ber Sugenb unb ber gpi»
hireiSmuB mit [einer materialifKjcf)en Öebonil.
Sule^t enblicö erftirbt bie gonje gntlBidlung im
©tepticiSmuS. gine 9!a(]^blüte ber antifen iPbilo-
20U
fop^c treffen loir \Ao^ no4 in Slecimbiien, bd
unter ben ^tolemdem unb SUmem oHmdlig yi
einem 6entralft| miffenf^ffii^ SätfUduu^
gemorbm War — bie aleEOnbrinifii^-srie^if^
^^itofop^ie. 3)iefe (^onAerifirt fiiJ^aI8ein€l)Di
cietiSmuS oon Drinitalif^-ttligi&fen 3been mit lu
griec^ifc^en Spbitofop^ie. 3öre ienbenj ging So-
^in, aus ben oerft^iebencn Se^rgebäuben bn grö
(^ifc^en ip^ilofop^ie unb cu§ ben rcligiöfen S^
beS CrttntS baSjenige au^jumäblen unb ju Dtf
einigen, loaä jur ^Be^iebigung be§ fitllit^, nü-
giö(en unb n)i[[enfd)a[tli[öen 58ebiirfniffe§ ber Bltn-
jc^cn bicnlid) fi^ien, unb bamit jugleti^ eine SejiK-
mntion ber gefunfenen SReligion ^erbeijufüfeen.
@ä ^at biefe ^^Üofoptiie befe^alb einen mpftifii'
tl)eo[op^i(t^en gerader, jfn biefer ©tröimmg
treffen mir bie grie(f)i[i^-jübi|cfic ''^(lilofopfiie W
ip^ilo, ben 9Jeiip5löagDrei3muS unb ben 5ltU'
plntonisnms , roddjet Untere fitft bi^ in tal
6, c^rifllitfie 3a^r^unbert fortfiflanjte (f. b. Strt).
2. ®ie nai^diriftlic^e ^^ilofopliic beginnt
mit ber patriftifctien SlJfiilofop^ie, mit bei ^1d*
fDpl)ic ber ffirc^enDäler. a. ®ie patriftif(^e 3tit ijl
bie^eriobebet®enefiSber(f)rifiIit^en^ttilDiop&ie.
6ä War bie 3eit, in Welc^tr bie lehtere erp (ooieii
mußte. Sm^ft fmb in ber patriftijt^en 3fit biS
pfiilofop^ifttie unb haä tlieologif^e Diomenl m^
mit einnnher Derbunben. SUerbingS würbe ber
innere, nrientlii^ llnteifd)itb }Dnf(^ ^l^ilofop^
imb Xl^eologie aud^ in oer potri^f^cn 3eit ta^
brüctli^ anedonnt; benn man unteif^ieb aaSi
bamals genau jtinfc^ Offenbatung unb S^ennmft,
gffiiff^en iibematürliii^en unb natürli^ (SSei-
nunft') SBnbr^ten, gwifc^en übematürlit^ unb
natürlii^cr 6r!enntni|. 9lber eine äu|ere S^-
buiig gmifcE)en SticDlcgie imb $^tIofopi|ie DdI^os
fi(% in biefer Seit noi^nid^t; baju (am eS erft, nll
baS fQ[temQti[[t)e Streben in ben ^riftli(f)en Sc^ultn
in'8 Beben trat. — ®ä laffen ft<^ in ber patripi-
f<^en $^ilD[Dp^ie wieber biei ^ßenoben ousfi^-
ben: bie $eriobe ber @ntfte^ng unb urfptüng'
lirfien gntmirflung, metd^e bie brei «tften ((irifl'
ü^en 3ß6r^unberte umfaßt ; bann bie ^ieriobe ber
58Iüte im 4, unb 5. 3ai)r^unbert, unb tnbliifi bit
5periobe beS Ausganges Dom 5. bi§ jum 8. 3a^
^unbert. ®ie patriftifc^e ^^iIofopt)ie fonnte jic^
nur entmideln im beftänbigen ÄanH)fe gegen bie
bcibnifi^c '!}J^ilo(op6ie fowo^I a!S aui) gegen bie
Oielgeftaltigen ^ärcfien, roeld)f, weil au8 ber 6^"
nifcl)en ^^Jbitofop^ie entjprungcn, flelS einen in(^
ober minbcr p^ilofop^ifcten (SbiroHcr fyiltm. ®o-
ber beginnt bie putriftifiie 9|}^ilo[op^ie mit ber
^Xpologetif. 3uflin, Sation, MtbenagoraS, ^*
pbiluS unb 3renänS finb beren ^auplrepräjm'
tauten. EBoIb aber geigen fid^ auc^ bie «flen iln*
fange ber pofitiBen ©peculation, ^onb in ^<mb
ge^nb mit ber apologetit. 68 ji^ bie ?llepni'
briner SlcmenS unb Origene8, loel^e in bitici
9iid|tung in ^orragenber SBeife t^tig tBoiin.
MerbingS Iftaben fie M, namentlid) ber leftm.
non irrt^ümlid^n Tlnfic^ien nii!^ fem gegolten;
2065
^l^ilofopl^ie.
2066
ober jie merben bod^ ftetS old glön^enbe SSertreter
bcr d^fUid^en @))ecuIotion in biefer Qtii gelten
mäffetu S)qsu fommen bann nod^ bie lateinifd^en
iKxd^fd^rif^ietter biefet 3^ : XertuHion, Slmo«
bfatS unb Soctontiud. 2)ie SSIütejeit bet ))Qtnfti"
fc^ ^l^Qofopl^ie ift ouSgeje^net burd^ Flomen
m)in l^^ften ftlonge in bet JKrd^engefd^td^te. 3m
Orient tref^ tt)ir Stl^aftuS ben ®ro|en, Sa«
ftliuS ben @ro|en, (Sregor t)on Stapn}, ®regor
Don 9{9jfQ. SlBerbingS ^oben biefe il^re Sorbeeren
gc))flü(lt }unftd^ft auf bem ©ebiete ber Xl^eologie,
inbem {te in ben arionifd^en @treitig!eiten baS
fird^Iid^ Sogma t)on ber Sonfubftantialitot bed
Soldes mit bem Sater glönjenb begrünbeten unb
Dertl^igten ; aber fie mußten ba^u, namentttd^
ben ^nomöem gegenüber, aud^ bie ^l^ilofopl^ie
gu ^ilfe nel^men, unb \o l^aben {ie ftd^ aud^ um
bie genaue Seftimmung ber pl^ilofo^l^ifd^en IBe-
griffe fon)ie um bie ^eftftellung ber auf bie (Sottet-
ertontni^ be^üglid^en ^nci))ien unfterblid^e S^er-
bienfte ermorben. äl^en eigentlid^en ^ö^epunft
eneid^e aber bie patriftifd^e $]^iIofo))]^ie in bem
I^L Suguftinud. @r fa|t alle SRomente ber biS-
l^gen Snttoidlung ber antifen unb d^riftlid^en
^l^iIofo))]^ie in feinem l^eBen ®eifte }ujammen
tmb verarbeitet fte ju einem großartigen (Sanken,
um biefeS ber 92ad^n)elt a(S ©runblage i^er mei«
tem geiftigen Arbeit unb ^orf d^ung ju überliefern.
Sie Xiefe unb ber SReid^tl^um beS @ebanfenS, bie
grud^tborfeit ber Sforf^ung, bie Sbealitöt ber
Suffaffung, bie Strenge uiü) gfüHe ber SemeiS-
ffil^rung — alle biefe 2)inge ftnbet man feiten
in fo l^ol^em ®rabe Dereinigt mie bei %ugu«
ftinuS. — 3Rit bem Ausgange beS 5. Sal^rl^un»
oertd l^ört infolge ber burd^ bie 935I!ertDanbening
l^orgerufenen SBirren bie SEßeiterenttoidtlung
ber patriftifd^en $]^iIofo))l^ie auf. 9Ran mu^e
fid^ bei bem allgemeinen Umfturje bamit be-
gniigen, baS SSorl^anbene )u fammeln unb ju
erl^Iten. 9htr 2)ion9ftud ber Slreopagit unb
!Boet]^ ragen aud bem Sßirrfal biefer 3^ nod^
^erüor. — b. ffiagegen beginnt feit bem 8. Sal^r-
l^berte, feit ffarl bem Großen, eine neue pl^ilo«
fopbM^^ &tttt)i(ilung. SBir f^el^ bei ber jmeiten
$eriobe ber nad^d^riftlid^en ^l^ilofopl^ie, bei ber
^eriobe ber mittefalterlid^en $l^iIofop]^ie (Sd^o«
loftiO. Siefe neue Snttoidflung umfa|t aber toie«
berum brei Strömungen. (B finb bie arabifd^,
bie ifibifd^ unb bie d^riftlid^e $]^iIofo))]^ie, meldte
im Saufe ber mittelalterlid^ Sal^rbunberte t)or
ttnferen Suaen ftd^ abtoidEeln. a. 3m Slnfange beS
7. Sal^rl^unoertS l^tte SRol^mmeb ben ^Hiam be-
trünbet, ber t)on Arabien au8 mit gfnter unb
Sd^mert mxif^in im Oriente unb in 92orbafrüa
Derbreitet ttmrbe. SinfangS Derl^ielt ftd^ ber 3^"
lam ablel^enb gegen alle tt)iffenfd^aftlid^en Se«
fhrebungen. 91d aber im Steid^e ber ^^alifen
georbnete 3uftönbe ftd^ gebilbet litten, pflanjte
^d^ aud^ im @d^o|e bed SSlam eine gemiffe Sul«
tur an. 2)ie ^ol^t bat)on toar, ba| im Saufe
ber 3^ tine ^^lofopl^ie fid^ audbilbete, toeld^
t)on bebeutenben (Selel^rten Vertreten unb in ben
t)on ben ffl^ifen gegrünbeten @d^ulen gelel^
tt)urbe. & erfreuten ftd^ biefe @d^ulen gro^
Serüi^mtl^it unb tt)urben aud^ von abenblftn«
bifd^-d^riftlid^ (geleierten befud^t. 2)iefe ara*
bifd^e ^l^ilofopl^ie gel^t aber mieberum in brei
SRid^tungen aa^ einanber. SDBir l^aben juerfl bie
arabifd^-ariftotelifd^e ^l^ilofopl^ie , Vertreten vor«
{ugSmeife von il^en beiben Äor^pl^en Slvicenna
unb Slvenoed. Sie ariftotelifd^e ^^ilofopl^ie fanb
nämlid^ jd^on fett ber 3eit ber ^bbaffiben (750) in
älrabten gingang, inbem f^rifd^e tier^te bie an«
ftotelifd^ Sd^riften in'8 Slrabifd^e überfe^ten.
S)a fid^ aber bie Xrabition gried^ifd^er ^l^ilofopl^ie
an bie bei ben legten ^l^ilofopl^en beS SHtertl^umd
l^errfd^enbe SSerbinbung von PatoniSmuS unb
^riftoteliSmuS anfnüpfte, fo !am bie ariftotelifd^
^^lofopl^ie burd^ bie gried^ifde-f^rifd^en lieber«
iejier unb Srflörer )u ben Arabern im ®ett)anbe
»eS 9leu))IatoniSmud. 6d mürbe ber neu))Iato«
nifd^e Smanationdbegriff in biefe $ieiIofo))]eie auf-
genommen. Slber eben beßl^alb galt biefe ^j^ilo«
iopl^ie ben arabifd^en Xl^eologen aI8 l^tifd^, unb
nefe fud^ten bal^er — ÜKotefaHemin unb 3Hota-
5alen — eine anbere ))]eilof opl^if d^ SBeltanfd^auung
^u begrünben, meldte mit ben Seigren beS ftoran
übereinftimmen foQte. SRan fann felbe aI8 ara«
bifd^e SReligiondpl^ilofopieie bejeid^nen. ®ie be«
ruJ^te auf bem ^tomidmuS unb fud^te auf biefer
(Srunblage ben Anfang berSDBelt, bieSSiel^eit ber
göttlid^en Slttribute unb bad abfolute SSerl^ngniß,
mie eS vom fforan geleiert mürbe, ^u begrünben.
9!n biefe SteligionSpl^ilofopbic fd^lielt ft($ enblid^
nod^ eine mQftifd^e SHd^timg an, xotlä^ namentlid^
von ben perftfd^en SfuftS unb von SUga^el ver«
treten mürbe, ß. %xä) oie 3uben, obgleid^ in aSe
SQßelt )erftreut, inaugurirten im SJKttelalter eine
eigene ))]eiIofo)i]eifdee Sntmidlung, unb aud^ biefe
gel^t in brei Strömungen au8 einanber. @§ er-
fd^eint bei ben 3uben ^unäd^ft bie ftabbalal^, eine
trabitionelle (Sel^eimlebre, bie gleid^faHd einen
emanatiftifd^en Sl^arafter l^at; bann bie ^I^Ud«
\opf^xt bed ^vicebron, bie fid^ an ben Steu^Iato«
niSmud anlehnt: enblid^ bie ^ßl^fopl^e beS
SRofed SRaimonioeS, beren Xenbeng ba^iin gd^t,
mittels ber ariftotelifd^en ^^ilofopl^ie unb auf
©runblage berfelben bie Sogmen ber iübifd^en
Sieligion )u begrünben unb }u vertl^eibigen. 7. SDie
^auptroUe aber 1^ im uilittelatter bie d^rift«
lid^e ^l^ilofopl^ie gefpielt. 2)iefe fnüpft unmittel«
hca an bie ))atriftif ($e ^^ilof opl^ie an. @ie ift i^rem
SDBefen nad^ eine orgonifd^e ^ortbilbung unb gfort«
entmidlung ber (mtriftifd^en ^l^ilofopl^ie. Sorum
tritt j[e^ in biefer d^ftlid^en ^btl^'f^'P^i^ aud^ bad
Streben nad^ SQfiembilbung b^rvor, meldbeS in
ber patriftifd^en ^Pofo))]eie nod^ nid^t in oiefem
®rabe fid^ geltenb mad^t. & fc^eiben fid^ feiner
in biefer ^b^^fopl^ie ^mei Sid^tungen aud, bie
fd^olaftifd^e unb bie m^ftifd^e. SieSd^olaftif Ver-'
tritt bad begriff lid^ f))enüative, bie SJb^ftil baS
contem|>lative Clement Sie eine fud^t bie SBal^
2067
^^itofopl^ie.
2068
l^tt auf bem SQBege ber begrifflid^en @))fcuIation
|u erfoijd^en unb gubegrünben; bie anbere k)er>
jcnft ftd^ mcl^r bctrad^tenb in bicfclbcunb fud^t ftc
bem ©emütl^, bem feigen nol^e gu bringen, mobei
iebod^ felbftDerftönblid^ aud^ bie eigentliche SJlQfK!
cultit)irt mirb. 9lud^ in bie|et mittelalterUd^'d^rift-
lid^en $]^iIofot)]^ie loffen M brei ^rioben auS*
f (leiben: bie ^eriobe ber ßtüftel^ung unb ber oE«
möligen ^uSbilbung biefer ^l^lofopl^ie (Dom 8.
bis gum 12. Sal^tl^nbert), bie ^riobe ber Slüte
ber Sd^olafti! (13. gal^rl^unbert) unb enbli^ bie
$erü)be bed SludgangS ber Sc^olafti! (14. unb
15. Sol^rbunbert). — 3n ber erften ^riobe treffen
toir gunöd^ft boS neuplatonifd^e Softem beS @co-
tuS Srigena, bann treten und bie Streitigfeiten gtoi-
fd^en 92ominQli8mu§ unb SteoIiSmud t)or Slugen;
eS taud^t bie gro|e ©eftolt ^nfelmd t>on Santer-
bur^ auf, ber bem 9lominaIi§muS unb bem e^cef-
ftoen SeaIiSmu§ gegenüber bie lßl^iIofo))]^ie ouf
Den rid^tigen ©tanopunft fteUt; tt)ir erblidfen
bie gmeibeutige $erf5nltd^feit Slbölarbg, ber einen
Qen)ifjen 9lationaIi§muScuItit)irte, foiDie bie großen
SR^ftifer Skml^rb Don SlairDaus, ^ugo unb
Stid^arb Don @t. iBidor, unb feben enblid^ bie
gange (Entn)idlung auSflingen in ben 4 Libris
Bentenüarum ^eterS bed Sombarben foföie in
ben Articulis fidel catholicae, bie frül^er bem
SlanuS Don SRq^I gugefd^eben föurben (f. b.
9lrt.). 3tn 13. Sol^rl^unbert beginnt ein neuer
Sluffd^nmng. 6S tourben bie abenblönbifd^-d^rift-
lid^en ©elel^rten mit ben fömmtlid^en @d^riften
beS Slriftoteled befannt, gunöd^ft burd^ bie Araber
unb 3uben Dermittel§ beren Uebcrfe^ungcn unb
(Kommentare, bann aber aud^ burd^ eigene lieber-
ie^ungcn au§ bem gried^ifd^cn Xcjte. Sufolgc
«ffcn tourbe bie gefammtc ariftotelifd^e ^l^ilo»
fo^ie in bie d^riftUd^cn ©d^ulen aufgenommen
unb nid^t blo^ ber d^riftIid^»))]^üofo))]^ifd^en, fon-
bem aud^ ber tl^eologifd^en ©peculation gu ®runbe
gelegt. S)ie Xl^cologen nal^men nämlid^ bie ))!^i(o-
fopl^ifd^cn ©runblagen, meldte fie gur fpecuktiDcn
6nttt)icf lung unb Segrünbung ber OffcnbarungS»
toal^l^eiten nötl^ig Ijatten, au§ ber ariftotelifd^en
$]^iIo{o))]^ie l^erüber unb Dem)enbeten fte gu bem
gebadeten 3tt)edfe. Swfolge beffcn ift bie gcfammte
tl^eologtfd^e @))ecuIatton Don nun an Don ber
oriftotelifd^en ^!)iIofop]^ic burd^brungen unb ge-
tragen, unb fo erreid^te ba§ f^ftematifd^e ©trcben
in biefer 3cit feinen §ö!)c))unft. — ffiod^ ttjaren
bie d^riftlid^en ©d^olaftifer ttjeit entfernt, fid^ fo
fflaDifd^ an 9lriftotcIe8 gu binben, ttjie foId^eS bie
arabifd^en Slriftotelifer gettjol^nt maren. ©ie l^iel»
ten SlriftoteleS jel^r l^od^ unb begeid^neten \f)n alS
ben „^l^ilofop^en" xax l^oyi^v, aber fie miber»
fprad^en il^m unb ttjiberlegten il^n in aUcn ^nnU
ten, meirfie nod^ il^rer Uebergeugung al§ irrtl^ümlid^
gu betrad^ten maren. 9lriftotcIc§ fei fein ®ott ge-
tt)cfen ; er ^obe irren fönncn unb l^abe geirrt in
gar Dielen fünften, namentlid^ tt)o e§ fi(| um bie
§öd^ften SBal^rl^eiten l^anbelt. gbcnfo ttja^rtcn fie
fid^ bie g^reil^eit bed @eifte§ ben arabifd^en $l^iIo-
fop]^ gegenüber. 2)te Sommentare ber Iej|taa,
tmmentlid^ bie bed 9Derroed, ftanben bei i^ in
großem Snfeben; aber bie neuplotonifd^ Sajjmg
ber ariftotelifd^ $]^iIofo))^ie mit oUen Folge-
rungen, bie ftd^ l^ierauS ergaben, loiefen fie ent«
fd^ieoen gurüdE unb Dertl^igten fogar ^btjtoie*
ted gegen biefe §af[ung feiner Se^. S^en hd
ben arabifd^en $pofo))]^ ublid^ @a|: eS ßmie
tixocA in ber ^l^ilofo^l^ie um^r imb nod^ ben
©lauben falfd^ fein, unb inngefel^, iDiejenjieent*
fd^ieben gurüd!. — @8 beginnt biefe gro^oitige
SntmidHung ber d^ftlid^en @d^oIaftü mit SI({on>
ber Don ^al^ unb SBU^elm Don ghnri§, fe|t ^
fort in SlCbert b. @r. unb gelangt ettblid^ gui^
töl^epunfte in beffen ©dpier %f)oma^ Don9(|uhio.
iefer ift ber «uguftinud bed SrnttetolteiS. &
ift und nid^t geftattet, l^ier auf beffen Se^ren nSfyx
eingugel^en, aber bie £iefe unb t^üHe femer pffk*
fopl^ifd^ unb tl^eologifd^en Unterfud^gen iß
Don ber 9lrt, ba| fie ftetd bie SSetounbenmg ]ebc§
d^riftlid^en S)en!er3 l^erDorrufen mu|. ßr toirbfui
alle 3^ten ber SSonnertröger ber d(nriftlid^ $^
f o))bie fein unb bleiben. 9{eben il^m fielet bie gn>|e
©eftatt SonaDentura% ber ©d^olaftif unb W^l
[leid^ertoeife cuItiDirt l^t 3lxä)t md^r auf gleitl^
)öbe fielet 2)un8 @cotuS, ber ftd^ gu toeit in ob-
lered^tigte Jhitif ber tl^omiftifdpen&l^aleDeciot.
©leid^mobl aber föEt er nod^ in bie 93Ii&gett ber
@d^oIaftü. — 3m 14. unb 15. äc^lMot
mad^t bie mittelalterlid^ $]^iIofo))^ie feine ^it*
fd^ritte mel^r. 68 taucht miebentm ber 9lowm*
iiSmuS, Dertreten Don SBül^lm Don Ocomi, auf.
i biefer aud^ ber tl^omiftif ^en unb ber f cotiftifc^
d^ule gegenüber nie eine ftegreid^ ©teHimg ftd^ er«
ringen fönncn, fo trug er bod^ bagu bei, bie Si^«
laftif in unfru^tbare ©treitigfeiten bineingufü^irai,
bei n^eld^ ein origineSeS Streben nid^t m^
auffommen fonnte. 2)agu fam gule^ nod^ ^
fogen. „bcutfd^e aK^frt!" , Don TOeifter Stf^
in glufe gebrad^t, bie Dielfad^ in bebenflidf^ %t»
fd^auimgen fid^ Derlor. — c. 3)ie ©d^olaftif toiib
etiDlid^ abgelöst burd^ bie neuere ^l^ilofop)^,
mit nield^er n)ir in bie britte unb le^e ^ßeriobe
ber nad^d^riftlid^ ^l^ilofopl^e eintreten, 6it
brid^t mit ber biöl^erigen 6nttt)itflung ber d^«
lid^en ^l^ilofopl^ie, fd^Iögt gonj neue IBol^nen ein
unb fud^t etmad gang 92eued gu fd^ffen. 9Sie
auf religiöfem ©ebiete in ber fogen. SReformation
baS ©trebcn fid^ funbgab, bie biSl^er übierliefertai
fird^Iid^en 2)ogmen abgutl^un luib burd^ neue $u
erfe^en, fo DoHgog fid^ aud^ in ber ^ßb^ofop^lie
ein gang analoger Ißrocefe. 3n ber neuem ^P>»
\op^xt toirb bie d^riftlid^e ©d^olaftif mit bem im»
t^cm belegt ®a§ S3erbältni| ber neuem ^^
fopl^ie gur ©d^olaftif ift, im Mgemeinm toenig«
ftenS , ba§ be§ auSgefprod^cnen ®egenfa|e§ , \a
ber ftolgen Serad^tung. SDBaS biöl^er in ber ^p
lid^m 3^t geleiftct toorben, fott gar feinm
2Bert]^ l^abm; man fönne eine gebei^lid^ Snt*
toidtlung beö pl^ilofopl^ifd^en SBipenS nur unter
ber Sebingung inauguriren , ban man Don ber
2069
$^iIofo))]^{e.
2070
@<i^Ia{HI goit) oBffl^e imb toieber k)on Dom
beQhme. 2NoIge beffen ging bie neuere ^J^ilo*
\opf)vt, nantentlu^ in jenen ftreifen, in loeld^ bet
teligidfe ^bfoS Don ber iKrd^ unb beten Sucto-
rilöt }ur Xl^ad^e getoorben toor, §ule|t 6id ba-
l^in fort, bo^ jU M k)ont Sl^rifientl^m üitf
ffcaspi emanci))irte ooer toenigftend bie d^ftlid^
äbeen toiEfürlid^ nod^ ber 9lorm Dorgefof^
9Reinungen unb ^ßrinci))ien umbeutete. Somit
Derffi^inbet bie ßinl^eit ber pl^fopl^ifd^en Snt«
tiridSung, unb eS tritt an beren Stelle bie S^'
flilitterung. äBöbrenb bie d^riftlid^e ©d^olaftif ben
iSfjOxotkt ber Sinl^eit unb UniDerfoIität auf*
gtoiefen l^atte, ber bei aSen loiffenfd^Iid^en
Smpfen im @d^o^ berf elben nie oerffüd^tigt Sor-
ben toor, fud^te nun ieber einzelne 2)en(er auf einen
aparten @tanb))un{t ftd^ )u fteSen unb auf biefer
®runbla^e ein eigenes Softem aufguBauen, baS
Ott baS emgig rid^tige gelten foHte, gan§ fo, toie
biefer $roce| auf bem religiöfen (Sebiete im f ort-
imtd^emben ©ectemoefen fid^ abtoidelte. gfreilid^
tietf^ttHinb aud^ bie d^riftUd^e ©d^olaftif loäl^renb
biefer 3^ nid^t auS ben d^ftlid^en @d^ulen, Ja
fie trat fogar in ben $roce| einer glüdCIid^ 9te-
goieration ein, tt>eld^e namentlid^ auf ben fpa-
nifd^ ^od^fd^en fid^ ooDjog. W6er Die Situa-
tion bel^errfd^te ?jt nid^ mel^. — SRan !ann
in biefer neuem iß|^iIofo))]^ie toiebemm ^eriobm
unterfd^ibm, nömlid^ : a. bie UebergangSperiobe,
bie baS 15. unb 16. ^ol^l^unbert umfa^. &ier ift
bie ^l^ilofopl^ie, toeld^e an bie SteOe ber @(|oIaftif
tretm f oD, erft im SBerbm begriffm ; U)ir treffen in
biefer 3^t nur einzelne SSerfud^e, etmad 9leued )u
begrünben, bie aber als unfrud^tbar fid^ ermeifm
ut&> nur ein epl^mereS 2)afein l^abm. — b. S)ie
^ßeriobe ber DöDigen unb bauembm Umgeftaltung
ber ^l^ofopl^ie, tt>eld^e Dom Snbe bed 16. bis in'8
18. 3a]^9unbert l^ineinreid^t. ^ier bilbet ftd^ bie
neue Snttoidnung DoUftönbig auS unb fd^reitet )u
oOm Confequengen fort, toeld^e in ben neu dbop»
tittm t)l^ilofo))]^ifd^ ^rincipim angele^ ftnb. —
c. SHe $eriobe ber neueften $l^fo))$ie, toeld^
Don ber jioeitm ^Ifte beS 18. Sal^l^unbertS bis
gur (Segenmart reid^. 2)a8 enblid^ 9iefultat ber
bidl^ DoÜ^ogenm Umgeftaltung ber ^l^ilofopl^e
tDor nämlid^, xoxt natürlid^, (ein befriebigenbeS.
Vlcta fing bol^ neuerbingS Don Dom an unb
fud^te miebemm bie ^l^ilofopl^ie im ®egmfa| ^m
btSl^gm nm }u geftalten, toomit man aber nod^
loeniger ®Iädf l^e. a. 3BaS nun bie Ueber-
gangdt>eriobe betrifft, fo tnäp\t ftd^ l^ier bie
nette ^l^fopl^ie junöd^ft an bie Sienaiffance,
b. 1^. an baS Siieberaufleben beS StubiumS ber
dteneiaffitoinberUrfprad^. 9Rit biefer SRenaif-
once tratm aud^ bie ontifm fil^ilofopl^ifd^ @9"
lerne in il^ urf))rünglid^m @eftalt mieber an
M XageSHd^ l^erDor imb mürben in neuem Suf«
ber SEBelt als bie mal^ Slütm ber $bUD-
opfjjit DorgefleSt patonüer unb ftabbaliften,
•arlftoteliler, 3onier, ©toifer, gpifureer unb
&tpüttt fttd^tm ^d^ gegenfeitig bm Stang ab}U"
laufen. Srfl aSmöIia fam eS )u 93erfud^, felb-
Mnbig eine neue $]^fo))]^ie m begrünben. S)iefe
aSerfu^e betoegten ftd^ auf Derfd^iebenm @ebieten,
auf bem ®ebiete ber 2)iale(ti( (^ßetruS SRamuS),
ber 9laturp]^iIofo))]^ie unb aReta))]^{ü (Semar-
binuS XeleftuS, XbomaS Samjianella, Xl^-
pl^ftuS ^IktracelfuS, ®iorbano Sruno u. f. m.)
unb ber SR^ftS (SSalentin SBeigel unb äacob
Söl^me). ^er aOe biefe SSerfud^e (onntm eS )u
feiner Sonfolibirung bringm, unb nod^ tomiger
toarm fte im Staube, in bm 8Iu| einer gefd^i^t«
lid^m SnttoidDung einzutreten. Sie Derfd^toanben
baper jumeift audp toieber mit il^rm Url^bem. —
ß. 9BaS aber in ber UebergangSperiobe DergebmS
angeftrebt toorbm, baS DoSgog M in ber jm eiten
$enobe. SS tratm )un&d^ft bie Segrünber ber
Derfd^iebmm nmm 9tid^tungen auf, toeld^e fid^
im 16. unb 17. äal^rl^nbert auSbilbetm. 3u
biefm gel^ört 93aco Don SSeruIam, ber in feiner
,,nmm SRetl^obe" bie 3nbuction aSein als ma^*
gebmb für bie pl^ttofopl^fd^e Srfenntni^ l^in«
fteSte unb baS anbere Don ber Sd^olafti! feftgel^*
tme ÜRittel ber Sr(mntni|, bie ^emonftration,
Dertoarf , momit er ben SmpiriSmuS anbal^nte ; fer«
ner ^bert Don Sl^erbur^, ber in Snglanb ben re«
ligibfm 92aturaIiSmuS unb bie greibenferei be«
grünbete, inbem er bem Cl^ftentl^ gegmüber
bie „natürlid^ ^Religion" als allein bem religiöfm
SBebürfniffe gmägeitb )n:oclamirte; meiter Xl^omaS
^obbeS, ber in feiner $bilofo))]^ie aOeS ®ei-
ftige löugnete unb eine ©ejeufd^S« unb Staats*
lel^ begränbete , meldte m einm unerträglid^
2)eS))otiSmuS auslief; Dor Mm IRönö 2)eS«
carteS (StenatuS (Sarte^uS), ber in feiner ^l^ilo-
iopl^ie Dom aSgemeinm 3toeifel auSgel^t unb Don
)tm einzig gemiffm Cogito, ergo sum auS aSe
SBal^r^eit geminnm )u (önnm glaubt ; ber ^^mer
bie inteSectuelle Srfenntni^ auf eingeborene 3bem
grünbet, in ber Staturlel^re eine med^nifd^e 9Belt«
anfd^ouung prebigt unb in ber ^f^dbologie eine
blo| ftu^erlid^e Sqntl^e Don Seib tmo Seele an-
nimmt. 93on biefm ^l^ilofopl^m auS fd^eitet bie
SnttoidDung ber neuem ^l^ilofopl^e meiter. 3n
Snglanb begrünbet 3ol^n Sodk nad^ bem SSorgange
93aconS ben Sm))iriSmuS, inbem er ein DolHtänbig
em))iriftifd^ Softem ausarbeitet, Don bem (Srunb-
fa|e auSgel^enb, ba^ toir aSe unfere 3bem ol^ne
^uSnal^me auS ber öu|em unb innem Srfabmng
fd^5pfm. 2)iefer Sm)nriSmuS tritt bann in bm
glul einer gefd^id^tlid^n Snttoiddung ein unb
läuft jule|t in }U)ei Derfd^iebmm Stefultatm auS.
3n Snglanb erftirbt er im ibealiftifd^ 9!oS-
miSmuS (®eorg SerfeleQ) unb SfeptidSmuS
(S)aDib ^ume); in gfranfreid^ bagegm |Mt er
)um SmfualiSmuS (S. be SonbiOac) unb 9Ra-
terialiSmuS (2>iberot, ^etiuS, ^olbad^, Sy-
steme de la nature u. f. to.) I^erab. 9)amit
ift il^m Don felbft baS Urtl^ gefprod^m SRit
bem SodCe'fd^ SmpiriSmuS gel^ jemer bie Don
^bert Don Sl^biurQ begränbete ^retbenferei^anb
in ^b (SRottl^ Zinbal, Siouffeau u. f. to.).
2071
$]^iIofo))]^ie.
2072
tl&eüt aber mit il^m baS gleid^e ©d^tc!fal. —
9teben bem Sodfe^fd^en Stn))triSmuS löuft bann bie
cartefianifd^e Sd^ule 1^. %x^ bem garteftaniSmuS
entfprinQt junöd^ft ber Occafionalidmug, ber bie
Sßitffamleit ber ^toeiten Urf ad^en läugnet unb aUe
SBirfjamWt im ©ereid^e ber Statur unb beS SWen-
fd^en auf bie göttlid^e eoufalUöt aurüdp^rt (9r-
nolb ©eulincs). @8 folgt bann Sßalefoand^e, ber
Url^eber bed OntoIogiSmuS in ber neuem Stii,
ber bie 93e]^au))tung auffteSt, ba^ toxi bie 3been
aEer ^inge unmittelbar in ®ott anfd^auen. Snb«
lid^ folgt @t)ino§a, ber auf ber ^runblage ber
cartefianifd^en Sel^rmeinungen bie pantl^eiftifd^e
SBeltanfd^auung in ber abstrufeften gform con-
ftruirt unb fte ber SBelt afö bie Heffte Sßa]^r|^
pröfentirt. 9lur in Seutf d^Ianb gettiäl^rt bie ^ßl^Uo«
fopl^ie in bicfer3citanfänglid^ einen freunbli^em
9lnblidt, h)enigften8 infofem, aI8 fte nid^t )um
SfepticidmuS unb SRaterialiSmuS begenerirte, fon-
bem auf ber bb^t einer ibealen Sßeltanfd^auung
ftd^ )u l^alten fud^te. gS ijt bie Seibnig-S93oIff fd^e
!ß$ilofo))]^ie, n)eld^e l^ier eine ]^ert)onageid)e SRoQe
fpielt. Seibnig f d^Iie^t ftd^ ^xoca in mand^en ^ßunften
an bie cartefianifd^e Seigre an, unterfd^eibet fid^
ober non (Siarteftud mefentlid^ baburd^, ba^erbem
cartefianifd^en SRed^antSmuS in ber Staturtel^re
[eine bef annte ÜRonabenlel^re mit ber ^ilf SI^Qpotl^ef e
Der ^präftabilirten ^rmonie" entgegenfteOt unb
bamit in bad anbere S$trem, in ben pl^Qftfalifd^en
abcaliSmuS, öerföHt. 3m Saufe beS 18. 3a|r-
l^unbertd brang aUerbingS aud^ in S)eutfd^Ianb ber
religiöf e 9laturali§mu8 unter bem f d^illemben %u§-
l^ängef d^ilbe ber ^lufflorung (fie{ftng, §erber u. f. lo.)
ein. — 7. ®ie brittc ^eriobe ber neuem ^l^tlo»
fopl^ie enblid^ beginnt in ©eutfd^Ianb mit 3mma«
nucIÄant (1724—1804). ®urd^ bieficctüre ber
©d^riftm §ume^8 wirb ffant auf ben ©ebanfen
gefül^rt, bie biSl^crige ü)leta|)]^5ftf fd^loebe eigent-
lid^ in ber Suft, mcil fte conftmirt tüorben fei ol^ne
öorläufige Seanttuortung bergrage, ob benn über«
l^aupt eine 3Jleta))fi9ft! möglid^ fei. ®icfe fjrage
muffe juerft gelöst »erben. Sie laffc fid^ aber nur
löfen burd^ eine fritifd^e Unterfud^ung beö menfd^»
lid^cn grfenntni^öermögenS, toeld^c bie Xragtücitc
be§ Ic^tem feflftcDe. ®a§ nun nimmt ftd^ Äant jur
Aufgabe ; ba](|cr toirb feine ^l^ilofopl^ie al§ fltiti»
ctSmuS bejeitlnet. gr fteDt ftd^ babci auf folgen«
bm ©tanbpunft. 3Jlan l^abe biSl^er angenommen,
bafe unfere 6r!enntni^ nad^ ben ®ingcn fid^
rid^ten muffe, fei aber mit biefer SorauSfcf ung nie
gu einer nötigen grfcnntni^t^eorie gefommen.
ߧ müffc halber üon ber entgegcngefcJtenS3orau§»
fe^ung ausgegangen »erben, ba^ nämlid^ bie
S)inge nad^ unferer grfenntni^ fid^ rid^ten müßten.
®iefcn ©tanb))un!t l^ält Jlant aud^ in feiner „ffriti!
ber reinen, ber praftifd^en SSemunft unb ber Ur-
tl^eilSfroft" feft, unb fommt baburd^ gu bem Keful-
tate, ba^ eine Sölctapl^^ft! über]^au))t nid^t möglid^
fei. SBir üermögen nadd Äant mit unferer tl^coreti-
fd^en Semunft nie gur grfenntni^ eine§ XronS-
fccnbenten unS ju erl^eben, unb aud^ bie S)inge,
meld^ bie ßrfol^rung und entgegenbringt, Umm
wir nur nad^ il^rer Srfd^inung erlennen: baS9n>
ftd^ ober baS äBefen borfelben ift unb bleibt uns
üerfd^Ioffm. — SHefer mittciSmuS rt(^ nun aht
in ^eutfd^Ianb eine ))]^iIofo{)]^ifd^ SnüDutbmg
1)tü)ox, toeld^e bie Stid^tung ivm tbeoTtflijd^
^ßantl^SmuS nal^m mib biefe SBeltanfd^amng
bis )um 9leu|erften trieb. 3uerfi begegnet mg
ber fubj[ectit>e 3beaIi8muS, bie 3d^-$^fo))^
Sfid^te'd. 2)iefer, t)on ber ftanf fcl^ SSermu^mig
auSgel^enb, eS förnite mol^I J>q& 3)tng an fU^'
mit unferem 3d^ einS f^/ ltfy±, bog nur ba334
fei, unb ba^ aÜe unfere SSorftdKungen afö bl0|e
^robuäe biefed 3d^ betrad^ xotAta ntu|tm,
bmm in ber SBirRid^t fein t>tm und tierfd^iebouS
„2)ing an ftd^'' entffntd^. S)er fubiectiM mxA
bann abgelöst t)on bem obfectiDen SbeoIiSmuS
@d^emngS, ber bag 9{id^t-3($, bie Statur, ttneber
in bie Obj|ectit)itöt l^inouS )u fe^ fud^t, 0^
iebod^ bie urfprünglid^ Sbentitot betber fallen
5U loffen, unb ba$er aud biefer urffirünglu^
3bentitöt ober 3ubifferen) beiber, loeU^e er al§ baS
göttlid^e Ißrinci^ begeid^et, burd^ 2)ifferen|iiruiig
berfelben bie (Seift* unb Sbtturmelt a priori 0^-
leitm fud^t. Snblid^ fublimirt ftd§ biefe ibeafifti^
))ant]^ftifd^e SDBeltanfd^auung ^um logif d^ 3bco^
liSmuS ober gum ^ßanlogiSnutS ^geld. SDie 3ben«
tität t)on @ein unb 2)enfen gilt gmar aud^ il^ (ä&
bad ©mnbbogma aSer ^I^Uofofil^e; aber er finbct
iene 3bentitöt nid^ mefr im 3^/ nod^ att^ ^
einer über 3d^ unb 9tid^t-3ci^ übergreifenben 3n-
biffereng, fonbem öielmel^r im logifd^ Segritf.
®iefen fubftituirt er bem ^Begriffe öon (Sott wü)
betrad^tet il^n al§ ^uSgangS^unft imb ald oberjte§
^rinct)) ber ^pofo))l^ie. 33on biefem fprinci}) au§
fül^rt er bann bm ^nlogiSmuS mit eifemer &tt»
fd^tebenl^eit nad^ aOen 9lid(|ttmgen l^in burd^. SBii
^aben fd^on obm gefel^n, toit er öon biefem
^rincip auS bie gefammte ^l^ilofopl^ie gliebeit
unb fte nad^ allen il^rm SSergmetgungen bem le^tern
bimftbar mad^t. — ®ie^ mar bie l^rrfd^enbe Äid^
tung in ber neueften ^b^ofopl^e S)eutfd^lanb^.
3ltbm il^r laufm aber auc^ nod^ biele anbere ISBerfml^
^er, eine 9ieugeftaltung ber ^b^ofopl^ie in'§ SBerf
gu fefeen. ffia ift gr. §erbart, ber im ®egmfa|e
gum 3beali§mu§ bie ^l^ilofopl^ie n>teber gum
SRcaliämuä gurüdCgufül^ren fud^t, aber mit feiner
fiel^re oon ben einfad^m „SRealm" , toeld^ ben
©mnbbeftanb aSed @ein3 ouSmod^ foOen, tDi^
ber auf bie Seibnig^fd^e 3KonabenIe|re gurüdgteift
S)a ift Srtl^ur Sd^opml^auer, ber bad ®runbu)efm
ber Sßelt al§ SOBiüe betrad^tet imb annimmt, bo^
baS gange Uniöerfum nur bie Objectioation iene§
einl^eitli^en ©runbloUlmd fei, ber in aüm S>mgni
ber SBelt fid^ in beftimmter SBeife obiectioire. %a
finb gfrang 0. 53aaber unb 2lnton ®ünt^, bie,
ber erftere an Sd^eHing, ber ledere an ^el fic^
anfd^lie^enb , il^re pl^Üofopl^ifd^m SStnfd^auungeit
aud^ auf bie d^riftlid^ S)ogmen antoenben unb
fte nad^ bem @d^ema ber erfterm umgumanbeln
fud^en. — 6S ift nid^t gu oertounbem, »mn man bei
2073
g$MIofot>^umena — gSl^iloflorgiuS.
2074
einer foU^ 3^^^^ ber ))Pofo))]^fd^ Se-
fiiefomgai unb im ^inblUC auf bie Sßiberfpräcl^
pD^ä^ ben Derfd^iebenen pl^fopl^f d^ S^ftemen
»tl^t in S)eutfd^Ianb an ber ^l^fopl^ fiber«
qaapt ine tourbe. Sad Snbe ber gefammten @nt"
toidDung toar bcif^ ber SRaterialiSmuS ; biefer
bßeb )iäe|t ald 9lieberfd^Iag au§ ber (mfyami
ber (Seiner )urüd. 9Ran janb lein (gefallen tne^r
an ben luftigen 9{ebelgebili)en ber ^l^fopl^ie utd>
1^ fid^ an bie frifd^e SRaterie, aber toeld^ bod^
im ®runbe audg oie $]^fo]p]^ nid^t pinauS«
gelommen toaren. SDBie toeite ftreife bie materia-
KfHfd^ SBeitanfd^auung in ber (SegentDart bereits
jkigen 1^, ift befannt. — pn ou^rbeutfAen
gejtoltete fid^ bie Sntmidlung ber neueften
$l^fo))9te jDDar üerfd^ieben, aber, toenn eS fid^
um beren SBal^l^eitöge]^ l^anbelt, gleid^foSS
nid^ Diel beffer atö in Sbentfd^lanb. 3n gfranfreid^
treffen toir ben $ofitik)iSntu8 beS 9uguft (Siomte,
ber auf bie Srforfd^g beS SDBefenS ber 2)inge,
ber erfien toirfenben utü> Snb-Urfad^ fotoie beS
9bfoIuten über]^au))t Der^id^, ba toir k)on biefen
Singen nid^td »iffen fönnten, unb bie Aufgabe
ber Sl^Iüfo))]^ barouf befd^röidt, burd^ 3nbuction
bie (^fe|e beS in ber Srfal^rung begebenen auf«
)ufud^ unb feft^ufteOen. S8 begegnet und femer
eine ellettifd^ ^^ofopl^ie (iBictor Soufin), iDeld^,
tt)ie bie beutfd^ ibealifüjd^ ^l^ilofopl^e, an toeld^
fie M audb Dielfad^ anlehnt, in (Kmil^ftifd^ 93or-
fteuungen fld^ belDegt SS begegnet und ber Xrabi-
tionaliSmuS, meld^er bie 9lot$iDenbigf eit ber Offen-
barung }um 3tt>ede ber Srfemttnift ber SDBal^l^eit
berart urgirt, ba^ il^ barüber Sie Srfenntni^
f&l^gfeit ber inbiD&udlen SSemunft gang verloren
ge|t. — 3n Snglanb getoann berSlgnofticiSmuS,
nne er t)on dornte in gfranfreid^ unter bem !Ramen
^fttiDiSmuS begrünbet toorben, Diele Slnl^ger
(Spencer, ©tuart IKitt u. f. ».). ®ie ©electionS-
lel^re, bie ber moterialiftifd^en Sßeltanfd^auung fo
aro^t 2)ienfte leiften ntu^, ftammt glei^aOS au8
Snglanb (2)am)in). 3n Stoßen l^at ber StoSmi-
nidmuS unb ber OntoIogiSntud beS SSincenjo
@ioberti toeite jheife gefd^lagen unb lange 3(it
faft bie Situation bel^errfd^, toöl^renb bie neue
beutfd^ ^l^ilofopl^e aud^ bal^ Dorbrang unb
il^ Derl^emnben Sßirhmgen bafelbjt ausübte,
©egentoftrtig freilid^ ift aud^ in au|erbeutfd^
£dnbem, wenn tt)ir und fo auSbrüden bürfen, auf
ben 9iaufd^ bie Smüd^terung gefolgt, unb eS feiert
bie materialiftifd^ Stid^ng mit i^ oo&enbeten
Sbeenloftgfeit iJ^re Siege. — CS f ann in ber 11^
auf biefem SBege nid^t mel^r toeiterge)^ Sßenn
bie $]^iIof opl^ie überl^aupt eine 3ufunft l^ben foD,
fo mu^ fie auf bie altd^riftlid^ ^l^ilofopl^ie gu-
rädtgel^en unb ben gaben ber Cnttoidlung ba toie-
ber anifnü)>fen, too il^ bie neuere ^^iIofo))l^ie ab-
Sefd^itten fyd; fonfl ift fein ^ gu enoarten.
[uf biefen SBeg bat bonim aud^ ber glorreid^ re«
gierenbe $a))ft Seo Xm. in feiner berül^ten
9)uSe Aetemi Patris bie ^l^ilofopl^ie l^getoiefen.
9R5ge fie feinem SQBorte folgen ! (SS mäff en bie
aItert)robten !ßrtnci))ien ber d^rifUid^ g^l^ilofopl^ie
toieber aufgenommen, eS muffen biefelben mit t^
fidlem Slefultaten ber neuem em))irifd^en gforf c^ung
Derbunben unb bamit eine organifd^ gfortbilbung
ber ^ßl^ilof opl^ie angefirebt toerben. SS ift in biefer
Stid^g in neuefter 3eit fd^on Diel Crfreulid^
geleiftet »orben, unb man (ann nur münfd^, ba|
ber dbriftlid^e ®eift in biefm Seftrebungm nid^
ermübm möge. — ßiteratur. Ueber bm 95e«
griff unb bie Sintl^Iung ber $]^of o))]^te : Libe-
ratore, InsütaücneB philoBophiae I, Prati
1889, 11 sq. et 17 sq.; Palmieri, Inst, philos.
I, 262 ; Bosset, Prim. princ. scientiarum I,
Paris 1866, 2; Zigliara, Smnm. philos. I,
Rom. 1876, 1 ; Lepidi, Mem. philos. Christ.
I, Lovan. 1875, 5; ßaffner, ®mnbUnien ber
^l^Uofopl^ie I, ÜRoin) 1881, 89 ; Stödl, Sel^rbud^
ber ^l^üof. I, aWainj 1892 (7. fflufl.), 1 ff. ; £im.
bourg, Segriff unb Sintl^Iung ber $1^1 ., 3nnS"
bmdf 1893. Ueber (Sefd^id^te ber ^l^ilofopl^ie:
Brucker, Hist. critica philos., Lips. 1742 ad
1767, 6 voll; 95u^|Ic, Se^rbud^ ber ®efd^. ber
$]P)f., ®5ttingm 1796—1804, 8 %ffit. ; %tmt^
mann, @efd^. ber ^ßl^ilof., 2t\pm 1798—1819,
11 93be.; Siij^ner, $ianbb. ber ®efd^. ber ^l^ilof.,
Sulsbad^ 1822 u. 1828, 8 Sbe. ; SKtter, ®e{d^.
ber W^U Cnratburg 1829—1858, 12 »be.;
iQtqtl, IBorlef. über ®efd^. ber $P)f., Berlin
1840—1844, 8 ©be.; grieS, ®cfd^. ber «P^ilof.,
^kdle 1837-1840, 2 93be.: »einl^olb, ®efd^.
ber «pi^f., 3ena 1854, 3 ©be.; gifd^er, ®cjd^.
ber neuem ^l^ofopl^ic, ^belberg 1854—1877,
6 ©be.; Scfler, ®ie ?ß]^iIof. b. (Sried^m, 8. «ufl.,
Seipaig 1869—1881, 8 I^|Ie.; 5)erf., ®efd^. ber
beutfd^m $^iIof. feü Seibnig, 2. «ufl., SRünd^
1875; Stödl, ®efd^. ber $|iIof . beS SRittelaUerS,
SKaina 1864—1866, 8 »be.; 3)erf., ©efdi. ber
neuem ^l^Uof ., SWaina 1 883, 2 »be. ; S)erf ., ®cf d&.
ber d^riftL ^l^ilof . aur 3eit ber JKrd^enDöter, SRaina
1891 ; 3)erf., ßc^b. b. ®efd&. b. ?ß]^Uof., 3. «ufl.,
SRaina 1888, 2 W>Ü^. ; Uebermeg, ®runbri| ber
®efd^. ber ?ß^iIof., »erlin 1880 u. 1881, 3 I^ile.;
Srbmann, ^runbri^ ber ®efd^. ber $]^of ., Serlin
1878, 2 aSbe. »gl. aud^ bie einf(|lögigen «rtt.
biefeS ftird^enleiifonS. [StödH.]
MUdfoy^tiiiteita, f. C)tt;)>Dl9tuS VI, 16 f.
^l^\S0ftitt\ns , ber arianifd^e $artei-
l^iftorifer, mürbe um baS^ol^r 364 au»ori{fuS
in Sappabocim geborm. Sein »ater SartenuS
gel^örte au ber ftitng arianifd^ ^ßartei ber Suno-
mianer, unb aud^ fein Sol^n, ber nid^t in ben
eiericalfianb eingetretm au fein fd^int, ftellte feine
rl^etorifd^ unb fopl^ifd^ gebilbete gfeber berfelben
^{ktrtei aur »erfügung. ^^iloftorgiuSfd^ebnöm-
tid^ eine 'ExxXT)<na(7Ttx9) IjropCa in 12 Ȋd^,
berm 3»«^ *^ anberer mar als bie Äed^er-
tigung ber Sunomianer augleid^ mit einer ma|-
lofm »erbäd^tigung ber TOcöner. Seiber ift biefe
umfangreid^ OueUe aur ®efd^id^ beS SrianiS-
muS Derlorm gegangen. SocrateS, SoaommuS
unb Zl^boret, bm ^ottfe^ beS ßufebiuS, blieb
2075
gSl^ilojlrotuS.
2076
St flänjlid^ unWontit ; für Il^oborct 1^ aUtf
in^ a. (Sülbenpenning (ffiie ffird^cngefd^d^e
be8 Il^coborct öon ft^rrl^oS, ÖoEe 1889) bad
®egtntl^eü be]^au)}tet, bod^ mit llnred^t (t)gt. Bul-
letin critique 1891, 246—248). C^ingeflcn
iDurbe fte nod^ t)on @uiba§, SebrenuS unb 92iceta§
SÖomtnatuS, bcm SSerfajfrr beS Thesaurus ortho-
doziae, benu^t. 93tS in bte ifingfte 3^U fonnte
man nur einen umfongreid^en SluSjug, ben ^l^otiuS
oud ber Historia ecdesiastica mad^e. Steuer*
bingS l^ot aber $. ©atiffol einige »eitere gjceq)te
gefmtben, bie ein gried^ifd^er ^agiogro))]^ bed
9. Sal^rl^unbertd, 3o]^anned t)on SRl^obuS, feiner
SebenSbefd^reibung bed l^L Slrtemiud eint)erleibt
l^atte (Sfragmente ber ftird^engefd^id^te beS ^l^ilo-
PorgiuS, in ber »öm. Duartolfd^rift m [1889],
252—289). Sin SSergleid^ smifd^en ben C^cerpten
beS ^l^otiuS unb beS 3o]^anneS t)on SRl^obud lel^rt,
ba^ ourd^ bie formellen 9(bönberungen ber @£cer))-
toren ber eigentlid^e Xe^t ber Historia unrettbar
verloren ging, Ȋl^enb anberedeitS bie Xreue in
ber 2Biebergabe ber ergftl^lten ^egebenl^eiten ba-
biurd^ beftötigt »irb (t)gL aud^ 93Qgant. 3titfd^rift
IV [1895], 30-44). — SBaS bie Duetten beS
^l^iloftorgiuS angelet, fo loffen ftd^ biefelben nid^t
mel^r t)bttftönbig beftimmen. g^ür bie fml^eren
^rtien feiner (Sefd^id^te benutfte er nad^ eige-
nem (Seftdnbni^ bie JTird^engefd^td^te beS ßufebiuS
unb eine anonyme 2)arftettung avS ben jrreifen
ber &om5er, Don ber fid^ aud^ im Ghronicon
pascnale mand^e Ueberrefte erl^aUen l^ben. Su^er«
Dem lagen il^m bie ©d^riften Don %6tiu§ unb
@unomiu§ Dor, fotoic eine SReil^c öon anbcrcn
arianifd^en ©d^riftflüdfcn, tt)ie bie Acta Luciani
martyris, bie Gesta Theophili Indi u. a. ®a§
er aud^ bie l^eibnifd^en §iftori!cr 6unat)iu8 unb
OIi)m))iobor l^erangcjogcn l^obe, tt)ic S. 3eep
(OucUcnuntcrfud^ungcn ju ben gricd^ifd^enffird^en«
l^iftorifem, im gal^rb. f. claffif^e ^l^ilologic XIV
[1884], 57—73) U^avipiti, ift nid^t crtoeiSbar.
6ttt)a Dom ^afyct 395 an mag er al§ Seitgenoffe
bcjtt). Slugcnjeuge bcrid^tcn. ämmerl^in bleibt ber
88crIuftbicfe§®cfd^id^t§tt)crfe8troJfeiner^arteirid^-
!eit ju bebauem. — S)ie erfte SluSgabe ber ßjcerptc
be§ $]^otiu§ (bie in feiner Bibliotheca nic^t ent-
^laltcn fmb) Dcranftaltete 3. ©otl^ofrebuS (®cnf
1643). «effer ift bie beS ©alcfiuS in ber ©efammt-
auSgabe ber gricd^ifd^cn ffird^enl^iftorifcr ber alt»
d^riftlid^en 3eü (^ariS 1673); Don biefer ban-
gen atte übrigen ab (granffurt 1679, Slmfterbam
1695, gambribge [»cabing] 1720, lurin 1748
unb neucftenS Migne, PP. gr. LXV, 459 sqq.).
(95g(. über bie lejtüberlicferung ber ffir(^en-
gefd(|id^te beS ^l^iloftorgiuS bie eüDöl^nte ^Ibl^anb-
lung Don ^. ©atiffol, ber eine neue ^uSgabe Dor-
bercitet [Möm. Duartalfd^rift IV, 1890, 134 bis
143], unb bcSfelbcn Quaestiones Philostor-
gianae, Paris. 1891; au^crbem nod^ befon-
berS H. Gwatkin, Studies of Arianism, Lon-
don 1882, unb The Arian Controversy, ib.
1889.) [31. g^ötb.]
99U^(hriifiis , gflafittS, bet öUeie, ein
l^eibnifd^-gried^fd^er Stl^r unb Sopip, Sit-
langer ber neu))9t]^agornf(i^ ^l^fo))]^, tm
ber 3nfel Semnod gebürtige lebte unb le^ H
^um ßnbe beS stoeiten d^InfUid^ ^ol^l^unbofi
m Sltl^en, Don bo an unter ihnfer SefittimaS
SeDerud bid l^ab auf bie 3eit bcd ffotfecS $^
lippug SrabS in Som unb ftarb 1^ l^od^betogt
93on ber ftaijerin 3ulia 3)omna, ber pimim (w-
mal^Iin beS Se))timiud @eDeruS, toKtrb er in bat
jheiS ber @tlifjtUn aufgenommen, ben biefe gnm
um fid^ gu Derfammeln pflegte, unb fd^rteb oi^
il^e SSeranlaffung baS pl^antoftifd^ auSgefd^mndte
^Seben bed SlpottoniuS Don 2:9ana'' (f. b. 9rt),
baS bie SSerl^rlid^ung ber p^f^qpm\äfm i^c»
unb SebengU)eife §um Stotd fyüU. 3n biefer
^l^ilofopl^ie glaubte man bamald ein »irffamcfi
äRittet gefunben gu l^ben, um baS lopib ftn&nbe
^^en^um )u reformiren unb mit neuer SAenS*
h:aft )u erfülen. 3ntDiett)eit biefem obentem^
lid^en Seben beS 3I))oKoniu8 ein l^iftorif^ ffent
gu (Snmbe liegt, lä^t fid^ fd^mer bcftimmen. Ob
femer ^l^iloftratuS unb feine Suftraggeberm mit
biefer @d^rift bie Zenbeng Verfolgten, hck (Sänften*
tl^um angugreifen unb in SpoIIümuS Don t^om
mit feinem angeblid^ munbecboren Seben unb
2Birfen ein (Segenftüd gum Seben 3efu ober g«
eine $ar obie ber eDangelif d^en (Skf d^id^te gu f (Raffen,
aud^ bterüber gelten bie SReinungen auS etnonbei.
3nbeffen ruft bie Sefung beS Sud^eS faß un*
toittfürlid^ bim SinbrudC eined betmtgten, toera^
gleid^ ni^t birecten Slngriffed auf baS Sl^rifien«
tl^um unb feinen ©tiftcr l^crDor. „3Skm bie
Sl^riftcn in bem Url^ber il^rer SReligion ein über«
menfd^Iid^cS SBefen Dcre^irtcn, toenn fxe fid^ gtir
SSertl^eibigung berfelben auf bie SDBunber feiner
^luferftel^ung unb feiner Daterbfen ©rgeugung,
auf fein übematürlid^eS SBiffen, feine ^üungen
uno Xobtcnertoedhingcn beriefen, fo galt eS, i^ne»
(Don Seiten beS ^cibentl^umS) in atten biefen Sie-
gicl^ungen ben SRang abgulauf en, ben 5RadSitDei§ $tt
füllten, bafe oud^ bie alte Sfteligion il^e ^igtn
f^ait, ba^ bie 2Bunberfraft utU> bie prop^j^e
iSoraugfid^t be§ DoQenbeten ^l^ilofop^en ber beS
d^riftlid^en ^ropl^cten nid^t allein gleid^fomme,
fonbem fie tool^I nod^ überbiete" (3etter, $^üoj.
berÖried^en ÜI, 2, 3. 9luf!., Seipg. 1881, 148).
Sinen fold^en ^eiligen glaubte man in ^Qt^go«
ra§, fpöter aud^ in ^poDoniud gefunben gu ^aben.
Seibe SKönner tourben Don ben Snl^ängem ber
p^tbagoreifdien ©d^ule als bie gtoei gro^ ^•
ligen, als bie böd^ften 3beale ber gjl^ilofopbie^in-
geftettt ; locr il^nen in Se^re unb Beben nad^ftwbe,
erbebe fid^ gum SSerf el^re mit ber ® ottl&eit unb jum
loabren ®Iüdte in biefem unb im gufünftigen fieben,
obne ftd^ um bie Seigren unb @ebote beS Sbrifien*
tl^umS gu fümmcm. S)iefe8 ©träcn, bie ^
nifd^en KeligionSm^tl^en burd^ bie ^l^ilofopb« l^
läutern ober Dielme^r bie ^l^ilofop^ie gur SSoIß«
religion umguftempeln unb bo^urd^ bem geiobe
bamalS f o mäd^tig aufftrebenben, bie aOßdtberrfdJap
2077
g$]^{Io|enu8 — g$^ö6abiu8.
2078
ieonftnrud^enbenSl^riflentl^m eine l^eibnifd^eSBelt-
fird^e entgegengufteDen, ift für (die pl^ilofopl^ifd^en
@d^ulen beS 2.--4. Sfal^^unbertS, inSbefonbere
für ben 9{eu)>9t]^agorei8mu8 unb mel^r nod^ für ben
9?em)lQtom8mu8 (f. b. «rt, bcfonber» ob. 207 ff.),
gerobeju d^arofterifiifd^. ^aSfelbe iiti>oIt)irte für
boS junge gil^riftentl^m tM\oä^ eine größere ®e-
!a\^ als bie blutige SSerfoIgung feilend ber r5mi-
d^StaatSmod^t. @))ötere9eföm))ferbedS]^ften-
tl^md, tt)ie ber Stattl^olter ^ierocIeS, benu^ten
baS ^fieben bed SpoDoniuS" gerobegu als Sßaffe
gegen baS S^rifientl^m , fo bo| dufebiud t)on
Sdfarea bemfelbm entgegentreten mu|te. — 93on
anberen unS ](|interlaf|enen @d^riften beS ^l^ilo-
ftratuS finb nod^ bie Yitae Sophistamm )u
nennen, eine @d^rift, \oüa^ für bie lfenntni| ber
Itterorifd^enlBeftrebungen ber rdmifd^en ftaiferjeit
nid^t unmid^tig ift; femer ber 2)iaIog Heroica,
t)on ftl^nlid^er Xenbenj mie baS Seben beS Slpol»
loniud, fon)ie bie oft genannten unb für bie Ihtnft-
gefd^id^te mid^tigen Imagines, eine Sefd^reibung
bamals oorl^bener (Semölbe in jmei IBüd^em.
Sine (SefammtauSgabe feiner Sd^riften beforgten
SBeftermonn, ^ariS 1849, unb Äa^fer, i^m
1 870 f., 2 93be. ; eine beutfd^e Ueberfe Jung (fämmt-
lid^er '@d^rif ten) SacobS unb Sinbau, Stuttgart
1828 ff., unb bie iüngfte Ucberfejung ber Vita
ApoUonii 95alfeer, »ubolftabt 1883. 3ur Sitera-
tur f. b. 9(rt. Sfpolloniud oon X^ana unb 3cKer
a. 0. O. III, 2, 150 ff.
(Ein 9leffe beS SSorgenannten ift ^l^iloftra»
tu8 ber jüngere, ber ebenfalls als Sll^etor
unb @o))]^ift in ^tl^en lebte, oon ffaifer SaracaUa
l^od^ gefd^äjt mar unb 264 n. (Sil^r. ftarb. 93on
ii^m ift aud^ ein SEßerf Imagines erl^alten, baS alS
f^UKid^e 9ortfe|ung beS gleid^namigen SBerfeS fei-
nes Claims gelten (ann unb gemöl^nlid^ mit beffen
€d^riften }ugleid^ l^erauSgegeben ift. [ftleffner.]
ififHottnns (XenajaS) oon SRabug (^era-
|)0liS), f. Sibelübcrfc Jungen n, 720 f. u. SRono-
rt^ftten Vin, 1789. 1793.
"Sf^tfttwena, ^l^ilomena, g^ilomena,
eine ^ige Jungfrau, beren 9iefte nebft bem frü^
unbdantü gemefenen 9lanien am 2. 9)tai 1802 gu
Siom in ber ftatafombe ber 1^1. ^Scilla an ber
folorifd^ @tra|e aufgefunben »urben. S)a bie
Beigegebenen ^txi^n feinen ^xotx\z\ über bie SDBirf»
lid^it unb bie %rt il^reS 9Rartt)rriumS liefen, fo
beioarb fid^ ein frommer ^riefter gfranceSco bi
Suda um ben 9efi| ber loftbaren Sleliquien unb
oi^ieU fte für bie ^arrfird^e feines ©eburtSorteS
Slhtgnano im 92ea|)oIitanif^en )ugef)nrod^en. Sr
fcad^te fie 1805 erft nad^ ^leapel, bann an il^ren
SeftimmungSort ; bort tt)urben fle im Suguft
ieneS 3a^reS nieoergelegi @d^on }u 9lea))el, tt)o
fie brei Siage blieben, nod^ mel^r aber )u SJhignano
gefd^]^ tmb gefd^el^en t)or biefen &eiHgtpmem
{o jal^Ireidbe imb auffaOenbe SBuiu)er, ba| ber
^amt ber ^eiligen baß) in gang Stalien unb loeit
Aber beffen (grenjen l^inauS bef annt unb angerufen
imnbe. 3n gfroidreid^ toor eS befonberS ber gott*
feiige ^faner SSianne^ Don 9IrS, ber bie ffier-
el^rung ber l^iligen 3ungfrau verbreitete. 5)ief elbe
tt)arb balb in ber (atl^olifd^en SBelt fo allgemein,
bafe (Sregor XVI. ein Officium unb eine TOeffe
il^r )u S^ren bemilligte unb ben 11. ^uguft )u
il^rem g«fttag beftimmte. IKan nennt fie gern bie
^ffiunbert^iäterin beS 19. 3a^r^|unbertS\ SJon
ben fiebenSumftönben ber ^eiligen ift nid^tS be-
famtt. 3n)ar follen biefel^ brei Derfd^iebenen
$erfonen unabl^ängig oon einanber unb gan§ über-
einftimmenb offenbart morben fein ; nad^ benfelben
tt)öre $]^iIomena eine gried^ifd^e gfürftentod^ter ge«
toef cn unb in ber biocletianifd^n SSecfoIgung über-
aus graufam gemartert morben. Sllein meber
innere SBa^d^einlid^feit nod^ fird^Iid^ Sefiöti-
gung laffen bie gefd^l^en SRittl^tlungen glaub-
haft erfd^einen, unb man mu^ fid^ begnügen, in
ber ^leiligen Sungfrau eine ber ungejä^ilten fjfür-
bitter )u beftjen, beren SSerbienfte nur bem aS-
toiffenben ®ott befannt finb. (Sgl. Sinjel, 88er*
e^rung ber 1^1. gilomena, SRünd^en 1844; 9lel!,
5)ie ^|I. fjilomena, 4. Slufl., SegenSb. 1895.) —
gine anbere Sungfrau ^ßl^ilumena ermäl^t baS
römifd^ SKart^roIogium am 5. 3uli (AA. SS.
BoU. Jul. n, 229). [ftaulen.]
Tf%MaVinSy ber l^I., Sifd^of oon %ennum
in Scfuitanien (SIgen in ®u^ne) im 4. ^al^r-
l^unbert, ermarb fid^ im ftampfe ber ftird^e mit
bem ^rianiSmuS ^erDorragenbe Serbienfte. 2)er
fogen. jmeiten flrmifd^n gformel oom Söi^w 357,
meldte ftd^ offen ^um SIrianiSmuS befannte (ogl.
b. «rt. SIrianiSmuS I, 1285), trat ^l^öbabiuS
mit einer gel^mifd^ten unb oielfad^ oemid^tenben
jhiti! entgegen, Liber contra Arianes betitelt.
9Iuf ber @Qnobe au Stimini (359) ftanb ^l^öba-
biuS an ber @))ij^e berjenigen red^tglöubigen 99i-
fd^öfe, meld^ allen Sinfd^üd^terungSDerfu^en beS
faiferlid^en ^röfecten XauruS £ro^ boten. Con-
stantissimus inter eos habebatur noster Foe-
gadius (Phoebadius), berid^tet ber auf ben Slul^
feiner ^eimat ftol^e Slquitanier ©ulpiciuS @et)eruS
(Chron. 2, 44, bei Migne, PP. lat. XX, 153 sq.).
S)urd^ Sift marb ^l^öbabiuS fd^Iie^Iid^ bod^ ba^in
gebrad^t, @d|e ju unterfd^reiben , meldte eine
arianifd^e 2)eutung |ulie|en. Sr erflärte aber alS-
balb, getäufd^t morben ^u fein. 3n ben ferneren
ff ömpf en }mif d^ Ortl^obo; en unb SIrianem mirb
fein 9lame nid^t mel^ genannt. 2)ageaen erfd^int
er unter ben Sl^eilnel^mem ber @Qnoben 5U SSa-
lence im % 874 unb gu @aragoffa im % 380.
9lod^ im 3. 392 meUte $]^öbabiuS unter ben
Sebenben (vivit usque hodie decrepita senec-
tute; Hier. De vir. ilL c. 108, bei Migne, PP.
lat. XXni, 705). S)er genannte Liber contra
Arianos ift fd^on 1570 burdb %^, Se^a l^uS-
gegeben morben; ^brüdfe l^ben Gallandi, BibL
vet. Patr. V, Venet. 1769, 250—256, unb
Migne, PP. lat. XX, 13—80. % ©räjefe l^at
eine einlö^Iid^e 3nl^ItSüberftd^ biefer @d^ ge-
geben (Seitfd^r. für fird^I. Sßif^d^aft unb fird^I-
geben X [1889], 335—843. 391—407) unb
2079
^l^önicicn — gJl^otinuS.
2080
jugletd^ Seittäfle jur ffriti! beö 2c|tf8 geliefert
(3eitfd^r. für »iffenfd^ftUd^ I^icoloflie XXXIH
[1890], 78—98). t>ö# »öW^«nItd^ fi»* <^^
eine Strettfd^rijt gegen bie »ef^lüffe ber S^n-
obe 5U SHmint (De fide orihodoxa contra
Arianos) unb ein ®lQubendbe!enntni| (Libel-
lus fidei) bem 1^1 ^l^öbabiuS ^ugueignen (Oal-
landi 1. c. V, 257—265 ; Migne 1. c. XX, 31
ad 50; über ausgaben biefer @(i^riften unter
anberen 5flamen f. b. 9lrt. ®regor S3aeticu8).
(Sgl. Uistoire litt, de la France I, 2, Paris
1733, 266—281.) [SBarbenl^er.]
JftMä€9ij f. Sonoon, eonoaniter.
WOÄWf, f. ^^Sga.
jnolM, ofhrömifd^er ftoifer (602-610), ijt
eine ber trourigfien ©eftolten auf bem bt^^onti*
nifd^ ftoifertl^rone. Sr bal^e fid^ oIS einfad^
^Ibl^ (TcpaTicüTTjC, x^vrap^oc) in bem tl^TQ"
djd^ ßeere ben SSßeg jur ^errfd^ burd^ ge-
]qxdtt %t§nu]^ng ber ^i^fHmmung beS ^ieered
gegen SKauriciuS (f. b. Art), ©iefer toar öor bem
^eronrüdenben @egner geflol^ unb märe feinem
oraufamen ®ef^idf entgangen, menn nid^t bie
$artei ber flauen im SircuS $]^o!ad baran er-
innert l^tte: Maupuctoc oux dire^avs, MdHe t^v
oXr^ikiav. S)ie&rmorbungbedSsloifer8 mit feiner
ganzen t^milie bilbete ben Slnfang einer Segie«
rung« bie )u ben unglüdlid^ften Der ganzen bQjon-
tinif^n ^riobe gehört. 2)ie @^afyc k)on ben
^Jerfem auf ber einen, öon ben 9toaren auf ber
atibtm Seite mud^ mit iebem Sal^r. ßtoti gfelb-
}äge gegen jene maren of)ne ßrf olg ; biefe fonnten
nur burd^ bie grl^öl^ung be§ XributS befd^mid^tigt
werben. 95alb maren bie 93i)3antincr be§ Ufur»
patorS, ber 9Jlorb auf 5ülorb unb ©reucltl^ot auf
©reucltl^t l^äufte, übcrbrüffig, unb ^l^faö warb
t)on bem ©d^idfal feineS SSorgängerS erreid^t, afö
^eracItuS, ber 8ot)n be3 S^ard^en ^radtuS Don
Segi)pten, al§ ©efrcicr bc§ Kei(|e§ in bie ^upt«
ftabt einjog. 3n fird^en|)oIiti)d^er ^infid^t entbehrt
bie Regierung bc§ ffaifcrS ^]^ofa§ jeber 93ebcu»
tung. 6r ift einer ber wenigen ßaifer au§ ber
^eriobe ber d^riftologifd^en Sontroöerf cn im Orient,
bereu ^lamm fein ®lauben§erlafe trogt. 3m übrigen
l^ulbigtc er aber bem Eä)aroi)a))i§mu§md^t weniger
al§ feine SSorgöngcr unb 5iad^foIgcr. SBenn 3o»
]^nne§, 93ijd^of öon 9H!iu, in feiner Sl^ronif
melbet, unter ^l^ofaS fei e§ in feiner ^roüinj er-
laubt gemefen, einen ^^atriard^en ober fonftigen
firrf)Iid^enS33ürbenträger o!)ne faiferlid^e (Frlaubnife
5U wählen, fo beutet bie| fogar auf eine SJer»
fd^örfung ber fd^on frii^cr geübten ^raji§ l^in.
©egen bie 3uben, bie in ^ntiod^ien einen ^uf»
ftanb enegt unb babci ben ^atriard^en 5(naftafiu§
ermorbet l^attcn, ging er ftreng öor. ®a§ 9}er»
l^ältni^ be§ ffaiferS ^u ben köpften mar freuub-
lirf), aber ol^nc größere 3:rogttjeite. ©cäügli(^ ber
überfd)n)änglirf)cn SBegrüfeung fcincS 5ReQicrung§«
antritt^ burt^ ©regor b. ®r. ögl. b. 5lrt. (Tregor I.,
ob. V, 1086. 2Benn q.^^ofa§ auf bie Sitte be§ ^aj)-
ftc^ »onifatiuä III. (607) bie gü^rung be§ SitelS
eines öcumenifd^en ^otriani^ bem 3n^ber bd
^otriard^Iftul^Ied t)on Sonftanttno)ieI verbot, imt
baS ber Liber pontificalis unb i(kutlu§ 2)iacmniS
beridl^ten, unb bei bief ein Snla^ ben ^jtoiot bei
^apfteS anerlannte, f o mürbe jened ißerbot Don ba
ißatriard^en 92eu-9tmn8 ni^ fiead^tet, unb biefe
änerfennung l^e auf tne ^ntioicflung belyötiP-
lid^en ^rimateS nid^t ben geringften Sinflu^ iM
erfreulid^fte %f^ feiner Regierung toax bie €4»"
fung beS ^antl^nS (f. b. 91rt.) an ben ^
»onifaHuS IV. (608—615), totld^ boS mnw»
gieid^tid^e S)enlmal r5mifd^ 93ou!unfi Dor bem
Untergang rettete unb beffen Ummonblung in bie
iKrd^ S. Mariae ad Martyres burd^ ben ge*
nannten $apft gur gfolge ^e. 2)ie ^J^foSjäk
auf bem Forum Romannm bettietSt übrigens, ba|
man in 9lom bem Aoifer eine gon) unmotimite
^od^d^tung entgegenbrod^te. (9^L bie Sriefe
SregorS beS ®ro^ an $^Ia8 unb bcfjen 0e-
ma^Iin Seontia in feinem Begisimm epist. L 13,
31. 38. 89; Chronique de Jean, evdqiie de
Nikiou, öd. Zotenberg, in ben Noiicee et ex*
traits des manuscrits de la Bibliothäqae ni*
tionale etc. XXIV, 1, Paris 1883, 538 bs.:
Theophylactus Simocattes, ed. C. de Boor.
Läpsiae 1887, 296 sqq.; Nicephori Cout
Opuscula historica, ed. G. de Boor, Lipdie
1880, 3 — 5; Theophanes, Chronograplui,
ed. de Boor I, Lipsiae 1883, 285 sqq.; Liber
pontificalis, ed. L. Duchesne I, Paris. 1886,
316 sq. ; Nicephoms Callistus Xanthop., HiEt
eccl. 1. 18, c. 39—44, bei Migne, PP. gr.
CXLVn, 404—417. gine »enig auSfu^düJe
©arfteHung ber Regierung be§ ^l^ofaS in politi«
fd^r ^infid^t gibt @. Sr. C^cr^g, ®ejd^
ber 99q^nttner unb be§ oSmantfd^n 9teid^ bis
gegen gnbe beS 16. Sal^rl^unbertS, 93erlin 1883.
40 ff.; bie fird^en})oIitif(^ ©eite fd^ilbert ^Qn^*
röt]^er,^^otiuSl,»egen§b.l867,192— 196.gme
monograpl^if d^e ^Bearbeitung fel^It.) [^. (Sp^.]
'^^ofinns, ein 3rrle]^rcr be§ 4. Sa^^unb^^«
ftammte au§ Slnc^ra unb mar bafetbft unter ffinan
Seigrer SWarceEuS eine 3^IoTig S)iacon (Eät.
Fragm. 2, 19 ; Migne, PP. lat. X, 645). »cibc
merben t)om Soncil Don ^ntiod^ien Dom äo^n
344 'A^xopo^aXctTai genannt (Athanasins, De
Synod. c. 26, n. 6 ; Migne, PP. gr. XXVI.
732). (Später mürbe ^l^otinuS IBifd^of öon gir«
mium in $annonien. (Sx ^eid^nete fub „buid]
©etfte^gaben unb reid^ ®elel^rfant!eit fotoie bunb
bie Äraft ber SRebe" in l^o^fem ®rabe au§ (Vinc.
Lirin. Comm. n. 11 ; Migne, PP. lat L, 652),
Demid^tete aber, mie ^ieroi^muS fagt, „üiele
©oben ber gntl^altfamfeit imb be§ Talentes bunb
ba§ einzige Safter be« ©tol^" (Chron. ad a.
379 ; Migne, PP. lat. XXVH, 699). Snfol?«
beffen öerlor er, »ie ^ilariuS (1. c.) fd^reibt, „bie
Sitten unb Seigren feiner 3ugenb (comiptis in-
nocentiae moribus ac disciplinis) imb Der*
mirrte bie eoangelifd^e SBol^r^eit bun^ bie 9leu^it
feiner fie^ire". ©eine Srrle^re, beren Einfang
2081
gSl^ottuS.
2082
@Dcrate8 (H. E. 2, 18) jtoifd^ bie Sqnoben t>on
Stttiod^ien t)om Raffet 841 unb 844 t)erlegt, be-
traf bie ©nmbUHil^l^eitm bed (SloubenS, nömlic^
bie Seigre k)on bet Xrinität unb bie Sl^riftologie.
3tQä^ $]^ottnu8 ifi in ®ott nur (Sine ^on,
ineU^ in ber l^Uigen Sd^rift 83ater genannt toirb
(Yinc. Lirin. 1. c. n. 12). 2)urd^d eimig unb
allein, ergeugt biefer ®ott toeber ouS Rcp einen
€o]^, noif ift er ergeugt morben (Vigil. Tapsens.
0. Arian. 1, 4; Migne, PP. lat LXU, 182).
2Ki ®ott ift ober bie emige imb unDerönberli^
Skmunft, ber Xd^oc, loeld^en ^l^otinuS ben X070-
ic^oip nennt (Marius Mereator, Dias, de Xu
anath. Nest. ; Migne, PP. lat XLVm, 929).
^£mä) biefen Xd^oc in il^m (ou^ X670C dvcuTaxoc
genannt), b. ^. burdM^i^ ^^9^^ göttlid^e ißer«
mmft, fd^uf ®oü bieSÖeU. S)arum 1^^ eS oud^
in bem Snotl^ 14 (18 bei ^ilariuS) ber @Qnobe
iu @imtium : JQBenn Siner fagt, bie SBorte:
,Sa|t uns ben 9Renfd^ nmd^', ^be nic^ ber
93ater )um Scifpx geftnood^, fonbem gu fid^
fdbft (nämlii^ )u bem in \fyxi un))erfönfidb be«
finblid^ SogoS) ic" Son (B^rifhtS leierte ^l^o-
tittud, ba| feine Ssiftem erfi mit ber ®eburt oud
9Raria beginne. 3laS^ SDlariud SRercator bötte er
SbriftuS gerabegu für einen @o]^ 3ofe))b8 unb
moM ttaäfUt (L c. 928). 3lad^ SHgüiuS t>on
ZapfuS (L c.) unb S|)t))]^aniu8 (Haer. 71, 2. 8)
1^ ^l^otinuS gelel^, 3efu8 xoöxt auf fibernatür-
Me SBeife t)on Sßaria geboren morben. 2)od^ fei
^ S^riffatd toegen feiner Xugenben Joon (Sott Der-
l^erdid^t unb jum @obn aboptirt tt)orben, inbem
eben toegen feiner SSoubnunenl^ ber Sogod il^m
gana befonberS eingeiool^ unb btnrd^ i^ SBtmber
SetDtrft 1^ (Vigü. Taps. 1. c. 187). 2)abei fei
aber ber Sogois nid^ auS fid^ l^erauSgetreten, f on«
bem fei oielmebr biurd^ eine eigene i^i^tia
dpflionxi^ in (EbnftuS, bem Qofycvt ber Sßaria, »irf-
famgetoefen. 2)ie@tdlenber]^igen@d^rift,tt)eld^
feefümmt bie Smigleit beS @o^e8 auSfagen, be«
i\i^ ftd^ nad^ $]^tinud auf bie eU)ige Sorl^
iefUmmung bed Sol^, oon bem aud^ ber Sboftel
fage, ba^ er ooraudbeftimmt morben (Ü8 ber ^ol^
®otted in ber jhaft (9i5m. 1, 4: ogl YigU. Tapa.
L c. 189). 9ud^ ber l^ige (Seiß ift nad^ ^$0-
tinuS (eine ^rfon, fonbem einfad^ eine jcraft
(SotteS. 2)ad erfte Snatl^ über biefe ^läjit
flnrad^ bie (Sufebianer mtf ber Sqnobe gu Sbt«
tu>d^ im 3. 844 aus, ttmbei fte Sl^otinuS
(oorctiv^c) f))5ttifd^ ald oxoteiv^c begeid^nm; in
i$rem Sntoreffe lag eS aud^, il^ mit !Dtocd[u8 oon
ftnofta (f. b. 9rt.) aänglid^ gufammengunebmert.
lieber 3ttt unb Ort ber loeiterm gegm bie $bo"
tin^d^ 2e|^ gel^tenm Sqnobm ift oiel geftrittm
tt)orben (eine ueberftd^t ber oerfd^iebmm Snftd^tm
dbt SBald^, fte|er]^ m, 52—56). S)aS SBo^-
fd^einlid^fte ift, bo^ fd^on um'S äol^r 845 eine
@9nobe )u ÜRoilanb ooSSnati^em über ^l^tinuS
ouSftnwi^ (Hilar. Fragm. 2, n. 19, L c. 646).
3^ei 3(^re fpäter batte tt)ieber eine abenblönbifd^
69nobe, »ai^d^einlid^ aud^ in 9RaiIanb, teegm
INx<(ciilcsttotu IX. & VnfL
$botinu3 ftatt, )um Stotdt, bmfelbm auS feinem
ämte 5U oertreibm (Hilar. L c). S)a gleiqteobi
^b^tinuS fid^ auf bem bifd^öflid^m Stul^le er«
l^ieU (Hilar. 1. c. n. 21), fanb biefe ©qnobe für
nbtbig, ibre Sefd^Iüffe aud^ bm morgenlon«
bifd^m 99if4öfm mitautbeUm (Hilar. L c. n. 22).
Sediere oerfammelten ftd^ ^u @irmium, tt)o $]^"
tinuS abermals für einm ^etifer erflört nmrbe
j(Hilar. 1. c. n. 21). Siefe Sqnobe 1^ (ur)
oor ober balb nad^ bem Xobe beS ftaiferS
(SonjlanS fiattgel^t, unb ^l^cNtinuS blieb, burdb
bie iaiegSunriiü^ unterftü^, auf feinem BixäjiL
(Sx^ im 3. 851, nad^bem (Son|iai^iuS ^err oon
^ßannonim unb bamit oon ©nrmium getoorbm
UKnr, fonnte etmaS Sntfd^enbeS gegm il^ ge-
fd^eben. (Sine grofte Sqnobe in Sirmium, bei
meld^ aud^ ber flaifer antoefmb tt)ar, [e|te $1^"
tinuS tt)egm feiner fabeOianifd^m tmb famofa«
tmifd^m 3trlebrm d. @ie publidrte ein Sqm«
bobun fammt 27 SlnatbematiSmm (bei Hilar. De
Synod. e. 88, 1. c. 509), oon benm mel^rere gegm
^l^otinuS gerid^tet marm. hierauf mad^te bie @9n«
obe $]^otinuS bm SSorfd^fog, biefelbm gu unter«
fd^reibm unb feinm Srrt^ümem gu entfagm, mo«
gr er bann in feinem SiSt^um oerbleibm foQte.
ber er beflagte ftd^ beim ftttifer unb oerlangte,
in feiner ©egemoart mit feinm ®egnem biSpittirm
gu bürfen. Sei biefer S)iS|)utation, berm ^o«
tofoSe oerlorm finb, unterlag $]^otinuS, tt)urbe
barauf 00m ftaifer auS @irmium oenoiefm unb
in'S (m ^efd^idt (Socrat. 2, 80; Sozom.4, 6).
Sr Jtorb m ber Verbannung um'S ^atyc 866.
31q4 ^ieron^muS Jd^rieb er ein S9ud^ gegm bie
6eibm, aud^ ein Sßer! an iBoIentinian, toobi bm
ftaifer (De vir. illustr. c. 107). 9lad^ @ocrateS
unb @ogommuS oerfa^te er eine @d^rift gegm aSe
ffe|ereim,^ed^fd^ utd) lateinifd^, loorin er feine
Sebre mit iBedoerfung aUer atuerm ^Inftd^tm gu
oertl^igm fud^e. — 3tn SRorgenlanb toca bie
@ecte ber ^b^tinianer — nad^ !EtariuS SRercator
aud^ ^bmuncionitm genannt — fd^on gur 3^
beS (E|)i))]^iuS eirlofd^m. 3nt ^mbkmbe fe]ftm
bem SSerbote beS ftaiferS (Sratian gum Xtoif bie
$b<>tinianer ibre SBerfammlungm gu @irmium
fort. Sine ©qnobe gu 9lquilej[a 00m 3cib^ 881
vai bm ftaifer, biefeS nid^t gu bulbm (Ambros.
Ep. 10 ad Imperat ; Migne, PP. lat XVI,
944). 9ud^ Xb^bofmS I. oerbot ibre SSerfamm«
lungm Sie Zaufe ber ^b^^tinianer »arb fd^on
bur$ jc. 7 ber gteeitm cdigemeinm Sqnobe für
ungültig erOört, ebenfo bi^ eine S^nobe oon
9lrIeS 00m 3Ql^re 443 ober 452. 3n @übfran!-
reid^ unb Qpamm oermifd^tm fte ftd^ mit bm
Sonofianem, felbfl mit bm Sboptianem. (Sgl
SBald^, iIe|erbiftorie m, 8ff.; ^e, (Soncilim-
gefd^id^te I, 2. «ufl., 684 ff.) [^terS.]
if^oüis (Ocunoc), ^atriard^ oon (Eon*
^antino))eI, towcht um baS 3abt 820 in (£on-
jtantinopel auS einer oomebmm ^<nnilie geborm,
bie bm $atriard^ XarafotS (geft 806) gu bm
3bngm göb^te unb im gmeitm SSilberfireit mutbig
66
2088 $^0ttu8. 208i
füi btn Silbemtlt tintrot. SQon fttnem frü^cftcn meiert bithilgonfi^c Srft^mi^aiiBeltstiil^a'
SiDninsSeang uiffni Dil nii^^. ^o^ in jungm m'ifm. ®er 93ulgainifür|t Sogorii doi bnn^
34Tni trat ^^otiuS \iib9 als Sttjin auf, unb en«i|i[d|e Unifjioiuin bcb^ uoibai (8M), ria
bit X^^it im ^imfte bn profanen itnb t^(0' Utnftanb, bei bie Hoffnung auf <Sitnieilri6iiig
togtf^tn @clef|tfainlti1 füllt bie eifte ^triobc tri- IßuIganmS in boS ^otriai^t von (Smtfbmänsptl
luS fitbena au3. 3u bitftr borf out^ bie 3tit gmcdt ^ottt. Um feine politifc^e ©cOiftäiibigfeä
oem^etDw^en, in tod^n ec ^^ Staatsmütben bemtReii^e gegenüber gu maleren, aanbtefi^abti
ScfleUxte. Site jiDcitc, DieOiictriegtt imb ^ot^- ^ogoriS 866 an ben Sßapft unb t^btntr^
bcbnitioine^eiioMftintSSebenfl begann mit feiner St^rilt }ui Sinonleibung bec SBuIgoien in bti
ant 24. 3>ttnnbn 857 erfolgten €r$ebung auf bcn iSmifd^ SßotriatdtKiItKtEÜnb, bm Sticoloni mit
fßatTiai^Pi4IiiDii%ii-9)öin,lii>nbtm3giiatiuS feinen berieten Beaponsa ad conenlubd-
(t.b.9tt),bciiüiigftceo^beSjIatfeisa)li(^L, garommbeanttuortete. Spi^tiuSmuBtebieboteii^
bnn^ 9aöna, ben oflmdii^sen SRinifier Oti- gefdiaffme Sage {tef^iett auSjunu^ vaA c^
4<idl HL, getDOltfon ttäkai toorben toar. 3ii ölS erllcS AritgSiiumifeß gegen bie [alaii|^
t binfn^cn Staenff ~ -<=m.. ^ . ....... n- ._<
. ,t als ^otnarc^, 1^- ffirdtie eine Snc^ftila aa bie brei übrigen oiit»
logifc^ e^riftßdei mü) ^ßnnnueleflrtei iß talif^en Sßatriart^n, raorin fänf SnBogen bog»
^tiuS nti^ mn ba bdMnttnbße Same in bei matifcden mä) biSci^irtnäten ^n^oltte gegen nc
tmnitiiiiit^n fftn^ unb 9itrratuigtfd^i^e btS Soteinei erhoben mürben (866). 3)tefe SnÜaga
9. da^iinbcTtl. fonbcm nimmt oud^ in ber 0e- betrafen baS Sobbotfaften, bie 40tSgige 9a^ai}ett,
fannB^efcti^tt »<>» ^^"«i unb in bei Stirä)m- bie Sßriefleic^, bit girmung bui^ $nf|ler, eob*
gri<bidHt äKiboatit eine Stcfle ein, loel^ no^ Ii(^ bie£^ oon bem nuSgong beS bettuaStl*
t^ hinm S^foshm m^ beft^iÄen mar nnb ^DDmSWrunbDomSo^ $^otiaS|altefi4
BCt4citBbcBBdtgeW4Ui4tii@ri'B^n iu^fjcUt. in bei 9nnabmc niil)t geint, ba^ iene müadnng
L S^VcbestmtgMrtMDdt^'tii^titii iuuiidi^: ber %ilgaien Don bem griet^ifd^en lEIetuS f^iw^
iitaett j^iittB oU ^oliiai4 oon ^onfi^iitimitid lic^ emfifunben mürbe 9htn tDU]^>en cörf |Ki
S«M tbtfn&'geiefgebetij^ l^igtcit. kv.: €i)nobeti, uon benen bie fpätere fid^lmqg^
BiiiiiBdwifniti mit ben Siminieni, jcin ^ntbfi- fcbimgen ben Snf^ein einer fiaunenif^oi @)nibc
OK bn ^ctcltrung ber Sulgoreii tänmn biti p gditn Derftonb, bie latetnif^en ai^fbnon fai
sn ongebnttel meiben. S)ienai^^tigeSBirhmg Snlgaritn eEtommunidit utü> bieSbf^misM
wtb bei Beibängni^oOe ISboRiItet feinet 9{egie- SopfteS Detfügt, beren SBol^te^img btm äiäp
imgf^ ^ifttn on feinem Pamfife mit feinem Snteng IL übertragen mutbe. Suglei^ eKtJM
*pi^ngei agnotiuS unb ben ^ßöpfien feiner 3eit, ^^otinS eine fieberhafte S^ätigfeit, «m bie Sit
finem Aamt)|e, ber burt^ baS ^iitjutrelen Ciri^' garen Don ben Sateinem abWenbig ju mat^ien inb
lidjer, pDlihjil^n unb cultiiretler gadottn auf bie bie S^mpot^ien, mdä^ bie @ried||en ben Sateinnn
^übe einer tirdietipolitifr^en Slction erften Songefi nod) enlgrgenbringen motzten, jm geiglöicn. SSe
trlipben ttiuibe. SBerSöerfuc^, feine SBa^I ju legi- jitlbenraBteUctionmatimbefienSuge, olSfloifer
timiren, ji^eilerte an bem un6eug[amen Sibet- aäafiliul I. nad^ firmorbung *lJH(ttaeB llf, bot
ftanb beS abgtjeSten 5|jQtriatd)en, bcfftn roa()rliaft SI)n)nbejtifg(867— 886). JffiiefDoflinbetbqjm-
iönigli($er 6t)ara(ter fldi oon bem ber meiflen tinifd^enSefc^ic^te, äogbetpoIitifi^Ümftüqirait
jonft betl^eiligten ^erj&nliditeiten roie ber ÖJlanj eine Ummöljung ber tici^Iii^en SBei^öltniff» nrnj
eines lit^ten ©lernet oon ben ©chatten einet p4 99afiHuS liefe Sßbo''"8 aus oeif^iebtnartijni,
bunfCen ^oc^t abgebt. Sr finbet feine ebenbürtige mot|I ober oormiegenb ^olüifi^en gnoägu^
HJataMe inbetieuditenbenerft^einungbeS^pai)' fallen, unb ^gnotiuS nnirbe »iebet infeinSünl
fteS iRicolQuä L, ber Bon Anfang an bie ©ituation eingejej^ (23. 9lD0embet 867). 95alb tt>ui*e<mii
beberrfd^te ; alS SiiiQtten erfc^einen baneben bie ^Jb^tiuS bur^ Spopft^abrionll. auf einer röini'
^e^Ier betpäbftIict|(n2egQlen, bieaufberSgnobe jcEien ©pnobe (869) ejcommunicirt, unb no^in
beS SabreS 861 in bei apofteItird]e ju (Scnftan- öemfetben 3i^« begann bie antipbotioiriii^
tinopelfictijuraineifennunQbeSneuen^atriati^en ©gnobt in Eonftantinopel (f. b. «rt. gonpan-
bewegen liefen. Sjtt betrcffenbt ©^nobalbeft^lufe tinopel m, 1018 f.), meldte ben H^fysmBa bet
rourbej;ebai^au(eincttämii(fien©onobEl)ern)Dtfen, entfc^iebenflen ffitaction on fid^ trägt ©egra
bie juglei^ übet qi^otius baS 9liialbem auäfprac^ ^Ijotini unb beffen anhänget ging fie fe^t j(^
(863). SJieJEä SGorge^tn beS 5papfleä ^otte ju- öot; inSbefonbere mürben bie Uon i^möttwi^ten
näc^ft nur eine ibeale Seheufting ; benn bie realen in ben Saienftanb jurüdBerfeJl. 3n einem ^Junftt
SBertiöItniffe geftalteten fidEi immer günftiger für waren abet ip^otiuS unb feine (Segnet einig. 3)ai^
ip^otiuS unb feine ffiiäjenpolitif. Smar ging oie bet eigenllicben ©qnobe Hmtbe ^er Sutgorien
9tu3fii^t, bur^ eine (äoalition abenblänbifi^er ißi- nerbanbelt, unb bie ©nlft^eibung fiel gegen ben
f^äfe gegen ben ^a^ift untetftü^t ju merüen, 6alb ^njf^Iufe Bulgariens an ^lt-3tom, ben übiigcnl
oetloren, weil ftoifei Cot^i (f. b, ?lrt.), gegen SogoriS auc^ factijd^ aufgegeben ^e, toeil er in
meIi^en9{icDlauSI.in@Mad)eneingtf(bnt]enmat, iftom nid^t genug Sntgcgenlommen gefunben ju
fii^ bem $apfie untetmarf. Sine anbere, bebeut- ^aim behauptete. 2Senei IBefi^Iui lie| bie &U'
famete @tüt)e erbiell ^b'^'^u^ ''""^ ^^ SßSenbung, micflung einet mabicn g^ieunbfi^ft mit Xom ni#
nuflomtntn unb bia^tc \tü)ft unter bem ^ßatri*
01^ 3gnattuS, bti itbtrjrU brn $ninal bd
^^{leS mudQtmt fyiüt, vxtt nnic Xminung iti
bcbttdlii^ 91ä6t.
$^Dtiuö Dar ni<^t bn ÜTlintn, um ^äf imb f tint
€0^1 naä) her ^licbcilagt für tahzm ju tjolltn ;
feint tignit Snttgic im Sunbe mit ben ißt-
tnfi^ungtn ftinti gnunbc, fomit imtnt^änigt
Sitten beim ftaijei füfiden i()n rtaä} Son*
ffamtinDfel jurüd. Se ttxtrb i^m [ogot bie St-
iic^un^ Seo'S, beS X^tionf olgerfl, anoertnmt, unb ei
binitc tm ÜRagnaurO'^ola^ S^ult balten. ägna-
tiuB' lob räumte tuS It^ ^inbtmiti gegen
Sß^otiufl' Ätpitulnnifl rotg, unb er beftieg 877
um jweiten Dlale ben {ßatrioi^^I, Sein
ipiim ging nun bol^in, o&t Sna^Tegeln, Iwlt^c
gtgtn i^n unb feine %n^nger ergriffen moibtn
tturai, lüdgängig gu mo^en unb gegen feint
Stinbt )u rieten. Si begann mit ber ^Eifeiung
Dieler aSifd^Sfe, toelc^e but^ S^rtunbe bti $^dKuS
erfett nmrben. €obann fuc^te et ben neuen ^ft
^ fi^ ju getoinnen. ^ofKinneS VIII., bet bie
(Enetflie eineS TOcoIaui I. nic^l befafe u:* in
Stolicn Don ben €<ttatentn bebiängt muibe, lie^
fi^ gut ütac^giebigfeit beftimmen unb erfl&rlt fti^
bereit, ^^otiuS unter geuifftn 93ebingungen oIS
$atThir^ Don Sonfl<mtinot)eI onguetlhintn.
$^tiufi berief olsbolb eine €Qnobe, bie oon btt
gtie^ifi^^Binatif^ Staä)t all bit adite att*
gemeine Sbtiobe angefe^ uiib (879—880). Um
auf biefei eqnobe jum S'tle ju gelungen, fdifitite
V^otiufi bie tiöppii^en SMefe unb Dttmo^te auf
bem Concil feQift aoä) bie t)ä|)P^en üegoten, bie
a9if43fe $aiilu8 unb SugeniuS, fouie ben Sa>
binii())ritfter $ttrue jur SInetfetnmng feiner !ßet-
foiL Ser $o|)ft f^rieb gltii^ na^ ber ätüdfebr
bei Senaten ganftigc SSriefe an fiaiftt SafiliuS
unb mi Sß^otiue, n>arb dbet burii^ feinen neuen ®f
fenWen, ben iBifdliDf unb fpätem 5[Joiift SKorinuS,
Der 869 aI3 Siacon in Sonftantinafttl entfi^ieben
gegen $t|otiu9 aufgetreten Dar, eintS ^[|tm bc
ttfytt unb ftitae^ im % 881 bon bleuem bgS ^na*
t^ übet [t|tetn au8. S^nf^cn ^^otiuS unb ben
9Ia4foIgetn aotnnneS' YHL blieb ))aS nämlii^e
Scr^aitnil beße^en. ^ft ^ttpfym V. tniefi
na^BUäi Sß^Dtiuä' Singriffe gegen 3fiarinu3
lutüd. 2)afi ^offtt^m em;)faiü) immer mtt)T,
umI^ Slfidf^laQ ber Sk^aü bet ftüntifdien
SRonon^ unb beS bitDltngift^tn ffaifeit^mi,
baS ber unfä^gt Roxi btt ^ide gu @tabe ttug,
auf bit gefammten Htt^Iidien unb cuItuteKen 93ef
l^tniffeaueObte. eine $enobe tiefen !BetfaIlee,Une|
il^ bie abtnbiänbift^ Riti^t nur einmal erlebte,
tDor im SnjiiQ. ^S bqgontinifdic Steit^ toar btt !
cbqlg überbltibenbc ^orl btt Sultur, unb nie> '
nonb mar fii% btfftn btfftt btDugt als $^otiu3
fcIbfL <£t tntfoltett mäfittnb btt fotgenben ^abre
eine intenfl« aJKffiDnSt^tigfeit gegenüber SBuffen
ttnb €aracentn, btr man feine Kntrttnnung ni(f|t
berfagm tonn. 3>t gtti^ 3ttt bilbttt er btn
bogmatif^ Segntfa)» gut lattinifi^ Strtä)t
Ott US. 2086
mttttr aüi in ftinet Si^ft Oon ber anq^agogie
btä Eiligen @eifttS. ^onbtm ^oltntiltr^ictla«
Oon SBojang, btr taä) gtgtn bie armenier unb
gt(ien ben 3S(am auftrat, mürbe et bitrin unter-
ftü^t. ^itfe@Ian}))trii>be|eineeBffentlii^tnSdben9
\axio (inen fö^ Sbf^Iuft mit bem Xobt bee
M'itrB SofUhifi. £to btt aOJtife, ber ftü^ete
£d)üler btS $^tiuS, btt fdion bei Sebgeütn ftintS
Ütatcrl ttne titfe Kbntigung gtgtn feinen e^
maligen 2t^ gtfa|t ^tte, Mte biefen balb na^
{einer äi^ronbcfttigungabuiui r^rte i(n in tin
ßlDftei(S86).$onbaantKtfi!^n>inbet$^Dtiu«aua
btt iSefi^ii^; biefet S^lag fi^nt J3fa bei (einem
Doigefc^rittenen Wtet gart) nidictgebeugt )u (oben.
3n bit 3ßieberanM)>fung ber EBtgiel^ungen mit
bell ^äpftm mib in ba« SBerfobrtn gegen bie p^o-
tianifdietiSBiiii&Bfe griff tt ni^t me^r ein. 9lui%
teiiie f^tiftfttHerifi^ ttbctt ^mt auS ber 3eit
nn{ä feiner gmüen^felung. SeinSobertignttt
fit^ um ba83abr891. a)ie grittbifc&e ffitd)t fing
erft fpäl« an, fein gtff am 6. gtbruar ju ftlem.
'Wj ^Sottiard) toat Ißbo^uS btr ouSgf
prägtcftc Vertretet btr b^iantinifdbtn gtinbfcboft
gcLKn 3ium unb bie loleinifc^e Riw^t; fyA rc
iod} bcH trflen entfditibtnben ^uäbru^ jentt
tiTiuiniäcn SetDtgung gmifi^ bem HUtotgen-
uiiD am Slbenblanbe ^ttbtigtfü^ri, bit mit ber
@rünbimg Sonftantino^MlB tn'S Stben trat, bur<^
bie diri[lolDgifi!(|en ffämpfe, mäf inttnfioet bur^
ben ißilüerftreit, genährt »urbt unb jWei 3a^-
^unberte imi^ il)m inbtmbeftnitiDen9ci|guiifi^
ber gne(^if4tn unb bet lattinifi^tn ttiiä)t ifym
^bid^lug fonb. Sier ^Snli^teit bei $^ttua,
{0 tnäd)tig fie mar, batf alleri>ingl biefe Sürimtg
itii^l allHn jugtfc^riebtn tnerben. Slie @efi^tB-
bn[i:il]liiiig ^at fi^ ftit lüngtrtt 3eit boron ge*
Ruiliiit, bie tnibenben fftäfte In ben gulturju-
[uuibcii unb in ben breiten S^ii^ttn btS EßolttS
411 jitdicii, aufl be^m @ct)DB bie einjtlntn ^iftori-
jdjen Stiatfai^ ^otgeben. !Bei ^botiuB lägt
jid) aba mit btfonbtttt fllot^ baS bop))tIte
(Clement mal^^men, aus befftn gemeinfamer
XI)ätigtcit bie @eMi(^e geboren toitb, ber 3eit>
gcijl unb bie 3nbiDibualitäL ^^otiufi not in
{dnen liii^li^ Xenbeiqen boB ftitib feinet 3eit,
ein Itiiget ber griec^ifcbm ©tlbftgtjaui^, bie
[id) iibcr bit iBarbortn btS übenblanoeS unenblii^
ctiiaboi toaste unb gegen baS Ibenblonb in
l>[iiii:id)fr Wie in tiri^Ii(§et aSqie^ung M obju-
iiiiiiü^en beftnbte. St ipot aber oud^ ^trr iwer
feine 3"'; ^t"^ « """fett attt but^ bit beiber>
jeitigt ßultutenttoiißung entflanbenen @tgtnfS^
auf ibret (8tbunben!^tit betODt guloilen ; et gab
ibntn eine begriffli^ St^attimg unb bobun^ erft
ihn gninc mirlenbeftraft. ©tin pttf Bnlidber g(tr«
(ld( , bfi ibn antrieb, entgegen bet ftüber an«
flcniicmn SuctDrität btS 5^ftt8 ftintn 5|Jatri.
üTi^ülii^ ju beboupten, Berbonb fi^ mit bem Steige
ber Qüiijen Station, ber f^on bun^ bie Strii^tung
be^ iiücutilSnbifi^tnflaifttt^umStmpRnbli^Mtle^
Dorbtn tmt unb bun^ bie Mrfudtite ^glitberung
9089
Sß^DttuS.
2090
on bei €|% tiiUT faß unoBHlMinn jiolnnif^ni
Sitootur übec biefen Se^itiunft. $^otiuB fyA ^iti
im SrientlU^ oKe äiünbc jufamnunatftellt,
IDcI^e fi^ mie btt ^igm Sm% btn ißätttn
unb bft tl^ologifii^ Sfxnilotüin für baS gric
4ifi^ Sooma attDimun laffen: bod^i trcttn bei
Ötn €4# unb ißäter ttnlir btn t^tologil^en
Sifiumentm jutütf. (BiD^t btaltttifi^e Scwonbl*
1^ unb butt^brtngmbci Sc^nrffmn tretni babct in
bat S}icnß ^tigtr Seibcnfc^ft, btc ^^ öftti in
bem sndjten Xon btt SJarftcOung äuficri 39f
nurfniSnert^ iß tS, baft ^^otiuB in bitfei S^rift
Ue t&nifi^ ffii^e niqt bind anQniji (gi ruft
boiin fostn bit ^äpftt bis }u ftinn 3nt eis bit
Snttttn bti uiiba|fil[$ttn @QmboIumB s«|en
Snibtofiufl, ^itnmijntuS unb üugu^uS an. Ißon
bcn (pdtntn @tgntni bei Sattinei uurbc biift
Schrift BfteiS btmt^, befonbeiSoonKitoIouSbon
SRd^one, llnbnnricuS ComatetuS, @tnnabiue Don
BiiIaatienu.S. Siibeni|tite nmibe ü^ aiu^ eint
ffitbetltgung feitenB befi So^onntS SectuS (f. b.
%it)iuX^ Sottifel^ft ifl$^otiiifi'^ctor[d^t :
Uc rint fltintie Sbfnnblung iibci benfelbtn @tgtn-
jtanb, wtiä)t eut^Qmiue ^igabenuS (f. b. art.)
KÜiei Panoplia rintwrleibl ^. ft^er ((inn eine
Sb^onblung gegen btn lämifc^ ^timal alS äc^t
gättn ; fäitt im&i)t ift ober ba§ @c^riftc^tn Htpl
Tmv4>pafla>vxiilTÜivXaiii<ISv AaTfviDV, bie239n* I
Hagen meiftenS bi3ci)>IinäTtn 3n!)alte« gtQcn hie ,
Sateina erlebt unb a^ vaä) bei ffir^entrtnnimg i
Bon 1054 oerfafettmirbt. 3"benbo9mati[^))olt-'
mlfi^ @<^ften ifi aiu!^ dne Steigt oon SQriefcn
ju t^nen; banmtei finb bie entqflila unb baS
Gilben an btn ^tiiaii^ni bon ^quiltia übti
Üe Contioberft mit btn fiateinem^Jonie ein in
anncnif^ Ueberfe^ung «tnltenei 99iitf an btn
ital^IifoS Sad^onafl Don ©lo^anntnitn bciooigu'
hAm. S)tm3n4«>It notli fin^morf^^Ii^, bitnt
mt Ktine €^ft Liva-rmirai wtl äno&^i; nA m.
bau atiologetifi^en 3tot(t, bit Segitimität bei 3&a^
btS ^l^HuS gu bcueifen. 3tMi Ucitcie polemijc^e
€^|ttn gtgcn btn i^tifer äulian unb btn ^
Tttilti Seontiüa Don 9ntioc^im flnb Deiloitn gt-
gongen. — 6. 5ß^tiu§ mar ein ^ewonagenbtt
ipomilttiftr. iSon ftintn geiftlic^tn ^dxn ift aber
nur tint gelingt ^äfl einölten, unb bitje litgtn
no^ nid^t aOt im Srud Doi. Sit btjie^en ji^ t^eiß
out ^t Ui ^eim unb anoxiä, t^eilB auf l^o«
ctf^ereigniffeftintiStiL ^ftoiifd^ ul^g ^b
bic jtDti jpontilien onlälli^ btS llt&erfans bn
Shil^ (866), bie gu btn filttpen Stugniffen Don '
beit Untem^mungen ber SlaDtn gegen ttoS bqjan-
ttnifcbe 3ieiii& ge^äien. — 6. Sw ginmocamm (f. b.
ffrt. <lanon(ainmIungtn n, 1850 f.), ber lange 3eit
Ott bie ^(mt)tfc^ befi PotiuS <uif bem cano- '
ntfKfd^ Qkbiett galt, nnirbt f^on ftfl^ al8 bie j
wnbeitnng eina llltent Scdrift eifonnt, unb f clb|)
biefeSeoibeUung l^bie neuefteg^aifd^ung $^oHug
obgcfpioi^ Scffemmgtac^tit üblt ^^otiuS bur^
feine canonifii^ viieft unb feint S^nobalbttitte
ttncn gro^ Sinjlu^ auf bic 9uflbilbung bcS
bufontinifi^ t^tId^enrt4tS ouS, lotnn nit^ als
l^kitt^fammler, fo bo<j^ oIS fiidEili^ @tfttatbtt.
— 7. SQon äOeifef^ttn unb unäc^ttn ©Triften
l^fülogifi^ 3n^It3 iß eine gonje Xti^ na^
itfiLiieftn; ftint boDon lann ober ein ^B|ere8
.) iiiertfft btanfpruäen, auBgenummen bie ejcti)ite
.111^ bei Ihrd^gefii^d^ btS $^iloßotgiu3 (f. b.
'}lrt.), bie übiigenS meijl unbeber^iä Sß^otiuSiu-
üeii^rieben »erben. 3u ben jmtif triften ©c^riften
lUli^ien au^ ©c^otien ju So^ciineS eiimocufl.
'.'(!il>trerftiliiflni(^tau8gtfd|Ii>f|tn,ba^no^tinige
i£djriften befi $^oliu9 unter fttmbtn 9iamtn,
i. 'A. unter bem btS StijIianuS Don 9ieocAfaita,
Urrliorgen finb.
JU. am ^öc^flen ftebt $^HuS alS @tle^ttet
uiiü als SBieberticifIcllet btr daffif^tn ©tubien.
S.-iilc fc^utbft ibm bit SiüifilDelt um (o gr5fttre
Vliiiirfennung, meil er auf Sitfem @ebiete leinen
iirisnitttlbaren SQorganger btfa| unb Etine Sin-
ri-iiimg Don Sulen empfing. £t mu|te Diclmtfir
Qi'u Smibeibonn breiten, ber feit fnei 3a^i^un>
bfritn auf bti ^rofanlitttotur lag, utü) aui jU^
icll'll Siebt unb »egeifterung für bie clafp(d|e
(Kultur f^öpfen. Staftloi War fein Se^rtn unb
l'otiitn im ffttife ieiner Siület, bie et in bit faß
i.icriitf]ent unb btfonbttU ouii^ ben SSilbtrffmt
iflnuer gefcööbigte cEaffifcbe unb t^teotogifc^e Site-
rütiir einfübitt. 1. 3)äg bittbenbe Slenlmol feiner
litaaibiftorif^ Stubien ift boS M;riobiblion
obn bie Bibliotheca beS Sffl^otiuS, uifprüngli^
ruu als ein iBencgt Übet bit ^üd^ gebucht, UcU^
'i^iiatiuS tp£^rtnb bet^bwefen^it feineS ^rubeiS
larafiuS in feiner p^ilologifi^ (SefeUf^oft Dor-
uv- ober beftiR»^. Me ©öltungen bei claffif^
i^ilrratur fmb in bitfem 93eriqte Dtitttttn, mit
'iluäna^mt ber ^otftt. 3n bunt« nbrntd^eiung
locrbtn $^ilof op^en, Stbetoten, &ißon(er, @ram>
matUtr, aetjtt unb Sloturfo^d^er Dorgefü^,
allcrbingS nur in einer SuBDobl, ntl<^, abgtfe^
n m ber Skronlaffung btS 99trid^ttfi, nodbbobut^
l>«'tiingt erfd^eint, baf) !ß^ottuS über aUbelonntt
^Vrft ni^it rtftrimt aoHit. Sinnt befonbtm
il<sai) btfi^ bit Bibliotheca für bit t^logifc^
i^ilciatut. Sin großer Xbeil bei ^ befpn»^
nen flin^en^ftoruei, Sogmotilei, ^olemitei unb
g^iegetcii i]t mir me^ buii^ bit Stiatalterijtif unb
bie größeren obei Iltintttn %u8)ügt ovS i^rtn
Si^riften in btt Bibliotheca bÄtmtt SUS tin
großer Sierlufl füt bit altc^rtfUiiJ^ Silendut*
^cic^idflt ift eS onimfe^, bo^ bie gfoitfe^ung bei
ifibilutiteca, bie$botiuS feinen Srubet in tluS«
)id;tftellte, nitbtjuStanbelom. Utbeionbenä^
fiib ^b'itiui aU ein ftiner Siterorhritiltt, unb bie
jYuUe finb fe^ feilen, in btnen bit mobernt ffritil
jiii; Don feinem Urtlieil tntftmen muft. — 2. (Ein
^tDcitei mrtt, boS Lexicon beS $^tiuS, bient
rtiii pbilolDgif^-grammütifc^en SiDtiftn. gflent-
tlmib QÜc^fl tuabrfd^tinlii^ no^ btr Bibliotheca,
al{D nai^ 857. £tr ptrfSnlid^ 9ntbtil beS ^fy>-
tiu^ ftebt biei ^nter btmjtnigtn ftiner StbiiJtt
fiiiici juiüd. 3tDtd btS StfitonS Bur, bit Sefung
2091 ^l^otiuS. 2092
ber dafflfd^en 31udoren unb ber l^eiligen Sd^rift meuS, in ben ^ncationen ber tufftfd^ ^•
SU crleid^tem. 3n ber C>ou|)tfad^ ßel^t e» auf bie fHna«®efeIIfd^p, §eft 31, ^PctwSburg 1892 (ögl.
Icsifogr(H)l^ifd^en©(i^ttenöon^arj)o!ratu)n,S)io- über il^ Snl^olt 8%ant Sdtfd^rift n [1893],
genlomiS, ^ßmtföttwS, «JJion, ^elioboruS, ^oU 349 f.). Sie toid^tigpen etnadouSgaben finb:
loniud u. f. tt). ^uriid. — 3. 2)ie bialeftifd^en Sel^r» Amplulocliia, ed. S. Oikonomos, Athen. 1858;
büd^er, namentlich über bie Zop\t, meldte ^j^otiuS bie 4 Sudler gegen bie ^IkmKcianer, bei J. Qtr.
^um @(^ulgebraitd^ t)erfa^te, fütb bis auf einzelne Wolf, Anecdota graeca I et n, Hamburg.
9ragmentet)erbren gegangen.— 4. Sinige@t)rud^- 1722 (t)gl. ba^u bie @d^rift t)on Roxapd%B>
fammlungen, bie auf il^re OueOen no^ nid^t ge- SRfrttfd^ian, 2)ie $auliüaner im b^^ontinifd^
nügetd) unterfud^t fmb, geben eine weitere 9tid^- Jtaiferreid^eunbl)ermanbte!e|enfd^^d^eiitmiga
tung 9U erfennen, in ber baS 3nteref|e beS ^l^otiuS in Armenien, Seip^ig 1893) ; bie a^flagogie beS
an ben Senhnölem ber alten Siteratur ftd^ be« 1^1. ©eifted, l^eraudgegeben Don 3. £>ergeinö%r,
tl^tigte. — 5.2)erreaIi[tifd^enS]^ara!teranIagebe8 SiegenSburg 1857 (t)gL bogu bie Unterfm^
^l^otiud entft)red^enb, nimmt bie $oefte ben ge- beSfelben in ber Slfibinger Sb^oL Ouartolf^i^
ringften^lal in feinen aUertl^umSmiflenfd^aftlid^en XL [1858], 559—629); bie unöd^te @<]^
99eftrebungen unb in feiner eigenen fd^riftftdlerifd^ gegen bie ^ronfen bei J. HergenroeÜier, Momi-
^l^tigf eit ein. Die unter feinem 9lamen gel^enben menta graeca etc., 62 — 71; einige neue^
SSerSftüdte finb entmeber t)on geringem poetifd^en müien, l^erauSgegeben t)on @. %riftard^, in ber
SaSertl^ ober il^rer Sed^tl^eit nad^ atoeifell^ft. — 'ExxXYi<na<mx9j 'AXi^dsia, Sol^rgg. 1882—1886;
6. 3um @d^lu^ fei auf bie Srieffammlung beS ber IRomocanon bei Yoelli et Justelli, Bihiio-
^l^otiuS ]^ingett)ief en. @ie umfaßt etma 263 SSriefe, theca juris canonici veteris n, Paris. 1661,
bie t)erf d^iebenartigen Snl^altS unb g^baralterS fmb. 815—1 140 ; Ehalli et Potli, SuvraTput xavovov
2)ieienigen, in meldten geleierte uno tl^eologifd^e I, Athen. 1852 (DgL bcqu S. ^Qd^arta Don
f$ragen befprod^en loerben, fmb ^um gr5|ten %f)äl Singentl^al, Ueber ben Serfoffer unb bie OueHen
ft)öter ben 9m))]^iIod^ien einverleibt morben. Sie be§[t)feubO't)]^otinianifd^en]9fa)mocanond,$eta3-
übrigen finb Cmpfel^IungH Iroft« unb ^öflid^- deSt.PötersbourgVn8er.,t.XXXII,n.l61l;
f eitSf d^reiben , in benen baS literarifd^e Talent bürg 1885 [M^m. de racad.impdr. des scioiees
$]^otiu3' ftd^ in feinem ]^5d^ften ®Ian}e aeigt. 3n- BibUotheca,ed.LBekker,BeroL1824,2To]L;
l^Iüid^ finb fie für bie ©efammtd^ardteriftü be§ Lexicon, ed. S.A. Naber, Leidae 1864— 1865,
^l^otiud l^öd^ft loid^tig ; bie eblen 3üge, bie in 2 voll. ; @))rud^fammlungen bei Leo Stembadi,
Dielen berfelben )um Sorfd^ein lommen, mamen PhotüPatriarchaeopusculum paraenetieam.
babor, über ben @d^en ber fird^enpolitifd^en Appendix gnomica. Excerpta Parisina, in
2Birffam!eit beS $]^otiu§ bie Sid^tpunfte in bem Dissertat. classis philolog. acad. litter. Graoo-
(Sefammtbilbe feiner $erfönUd^!eit ju überfeinen, viensis XX, Cracov. 1893, 1 — 82; Id., Ana-
Sie §auptquettcn jur (Scfd^id^te bc8 ^l^ottuS lecta Photiana 1. c. 83—124 ; bie SWefe,
(im engem unb weitem ©inne beS SßorteS) bil- l^erouSgegeben öon Sol^. 9?. SSalettaS , fionbon
ben bie ^cten ber Soncüien öon 869—870 unb 1864.
879—880 (bei Mansi XVI, 1 sqq.; XVn, S^ad^ bm friil^erm 5Konograp]^m öon 6^
373 sqq.), ber Serid^t bc3 3gnatiu3 (burd^ bm Qfaud^er (Histoire de Photius, Paris 1772)
^rd^imatü)ritm Sl^cognoftuS) an bm ^offt 9lico» unb 3. 3ager (Histoire de Photius, Paris 1844)
lauSLübcrbieSorfornrnniffeinSonftantinopelöon ftcttt bie ©d^rift 3of. ^ergmrötl^erS: ^^otinS,
858—861 (bei Mansi XVI, 296—301), «riefe ^atriard^ öon ßonftanttnopel, fein Sthm, feine
beS Sr^bifd^ofS öon 9leocöfarea St^IianuS 3RQppa @d^riften unb ba§ gried^if d^e @d^i§ma , naä^
unb anbcrcr S^itgcnoffen tl^eilS für, tl^eilS gegm l^anbfd^riftlid^m imb gebrudftm DueDm, SRegenS-
$l^otiu3, öon benen mand^c öerlorcn finb, bie ein« bürg 1867 — 1869, 3 Sbe., baS ^auptoer! über
fd^Iägige Eorrcfponbcnj be§ ^a|)ftcS 9licolau8 unb ^l^otiuS bar; eine Weit angelegte JBonogrop^ie,
feiner 9lad^folger fotoie ber b^jantinifd^en ftaifcr, bie im Slal^men einer (Sefd^id^te ber gried^ij^en
bie8fortfe^crbeö2;]^cop]^anc§,ber§iftorifer3ofe|)]^ ftird^e öom 4. 3öl&t^unbert bis gur SBefefHgung
©rnefiuS, 5lnaftafiu8 Sibliotl^ecariuS unb fj)ätere berftird^entrmnung im 12. imb 13.3Q^t^mibert
b55antinifd^eE]^rontften,be§^atriard^m3gnatiu3' unter Scnufeung eincS großen DuellmmaterialS
SebmSbef d^reibung beg 5liccta8 S)aoib ata})]^Iago mit f eltmcr ^rünblid^feit, ©elel^rfamfeit unb Cb-
(f. b. ^rt.) unb baS gragmcnt ber Sobrebe bcS jcctiöität gebotm wirb. S)anebm fommt no^ bie
SRid^ael ©^nccttuS auf bcnfelben $atriord^en, bie Siteratur über baS morgenIoiü)ifd^e ©d^iSma (f. b.
anonyme Vita beS $atriard^cn gutl^^miuS, enb» 3lrt.®ried^ifd^cftird^e)inS3etrad^t,fotDiebie©(|nf«
lid^ bie ©d^riftcn bc§ $]^ottu§ felbft. — ®ie ein- ten öon 6. Sommer, ^apfl SWcoiouS L unb bit
äige ®efammtau3gabe berfelben ift bie öon SKigne b^jantinifd^eStaatSfirclef einer 3eit,93erlin 1857;
(PP.gr. CI— CIV, Paris. 1860). ©uj)plcmcnte A.Gasquet,L'empirel>yzantinetlamonarchie
baju bilben J. Hergenroether , Monumenta franque, Paris 1888, 348— 372; 3- SWalpfeoffii,
graeca ad Photium ejusque historiam per- £)iep.S9riQu§unb9ßet]^obiud,bieerftmflaöif(^
tinentia, Eatisb. 1869, unb eine ücine ©amm« Seigrer, Äie» 1886 (mfftfd^); %, gr. ©fröret,
lung neuer ©d^riftm öon 91. ^apabo*)ulo§ ffcra- ©ti^antinifd^e ©efd^id^tm II u. III, ©raj 1873
2098
^]Jr99i«n — ^l^^fiofraten.
2094
Mfi 1877. ©er neuefle »trfud^, ^IJottuS' Stvtä^»
poMt unb Sl^Qrafter }u te^tfertigen. Hegt t)or
in ber rufflfd^en &äftx\t Don SDancoö-Sßlatonoö,
juerft im 3oumoI bed SRiniftenumd für S^offdouf-
Häntnö CCLXXX. CCLXXXL CCLXXXm
(1892) unb fobonn in Sud^form erfd^ienen (t)gl.
999jant. Seitfd^rift I [1892], 356 f. 632 f. gine
abaeliir}te frangöpfd^e Ueberfe^ung biefer @d^rift
gab 9. IhreeD in ber Bevue internationale de
thöologie I (1893), 654—669 ; U (1894), 80
a 107, 258—261. »eid^e Siteraturangaben f. bei
St, ffrumbod^er, ©efd^id^te ber b^jontin. fiiteratur,
aRünd^ 1891, 223—283. 2)ie gtoeUe im £rudt
befinblid^ Sluffoge entl^ no(^ loeitere Siteratur-
angaben Don R, ffrumbad^er für bie profane, Don
bem Unter^eid^eten für bie tl^eologifd^e S^ft«
fteOerei be§ $^otiu8. [9. g^^.]
9$tf gieii, f. Äleinajlen Vn, 783.
»gier, f. gjlontaniSmuS Vni, 1839.
yf^Uiaxiotiitm 9 f. ^Ipl^tl^artoboleten unb
SRonopl^^jiten Vm, 1798 f.
^I^nt (V«, LXX OooX ober Ooodt), im
Wkn Xefkmente ein ofl^rifd^ Jtönig, loeld^r
gur 3<it beS idraelitijd^ Jtönigd SRanal^m mit
einem ^»eere in Sdraet erfd^ien unb einen Sribut
t)on 1000 Xalenten ®oIbe§ in Smpfang nal^m
(4 StbxL 15, 19). Sermutpd^ l^tte i)^ 9Rana-
f^ geru^, um ftd^ gegen bie inneren g^inbe
Seiner Regierung einen @d^ Don Sinken gu fidlem;
)ie l^ige Sd^rift gibt afö Stotd ber Zribut-
Sal^Iung an, ^ba^ $]^ul mit il^m fein foOte, bad
jfönigtl^um in feiner ^nb gu befeftigen". 93ei
einem fpötem 3uge eroberte $1^ oad Oftiorban-
lanb unb oerpflai^ beffen 99ett)obner nad^ 9Refo*
potamien (1 ^. 5, 26). (Einen ffönig ^ffvH nun
nennt nad^ SerofuS au^ 9(Ie;anber ^ol^l^ftor bei
(Sufebiud, be^eid^t i)^ aber auffaHenbermeife afö
^alböifd^ Icönig, jo ba^ er mit bem Don ^tole-
möuS aufgefül^rten ffönig $orud Don SabQlonien
ibentifd^ fein mü^. 9bd^ auffaOenber mar feit
bem 99ef anntmerben ber leilinfd^riftlid^en Urfunben,
ba^ auf feinem off^rifd^en 2)en!mal ber 9lame
!ßl^ m finben mar. Sud biefem ®runbe fprad^
f d^on Q. SRamlinfon unb SepfiuS bie Sermutl^g
aus, ba^ $1^ btefelbe $erfon mie Xiglatl^ ^ile-
jor lEL (f. b. 9(rt.) fei, unb @d^aber erl^b oiefe
Vlnnabme burd^ fd^arffinnige Kombination }ur
@en)i|^ (ffeUinfd^. unb ®efd^id^Sf. 422 %;
Stiel^m, ^nbmörterb. 1207). 9ti^t8 mel^ alS
eine Sef^gung biefer geiftigen ßrnmgenfd^
fonnten bann neue feUinf^rifÜid^ gfunbe liefern,
meldte in iüngfter 3eit ber Sßiffenfd^ gugönglid^
gemorben unb in @d^aber8 fteilinfd^riftlid^
IBibliotl^I n, Berlin 1890, 286 abgebrudtt ftab.
C)iemad^ ift bie ^bentttat Don $]^ul unb Xiglatl^
^ßilefar XU. eine biftorifd^ X^tfad^e. S)iefer
fd^nt freilid^ bie peilige Sd^rift (xa ber @tdle
1 ißar. 5, 26 )u toiberfpred^en, m totUfyn ^fpü
neben Xiglatl^ $ttefar (benn biefer ifi Xl^gatl^-
pl^Inafar) genannt mtrb. Mein eine genauere 99e«
trad^g geigt fogleid^, ba^ biefe SteOe Iritifd^
Derunßaltet ifL Sad SBerbum q^^ü fe|t ein ein-
aelned @ubieä Doraud, unb biefed ift £igla^$i*
lefar. 2)ie9lanbgIoffeiemanbed,meId^ber@ad^
funbig toar unb '^'»« '^h^ ^'" 'l'"»"*^« l^gu-
fd^rieb, 1^ ein unlunbiger Sbfd^eiber bem siest
hinzugefügt, ben @a| aber nid^t Derönbert, f o b<$
bieaRöglid^feitfritifd^aSieberl^teaunggeblieben
ifl Senurfprünglid^enSestbemal^rtbie^efd^ittl^o:
n-inttT «dV» no^B nhir\'i «mn. [ftaulen.]
^f^tfUMetAeu l^^en im 9leuen Seftamente
Omattl^. 28, 5) ^rgamentftreifen, auf meldte (S|.
13, 3— 10 unb 11—16. ffieut. 6, 6—9; 11, 18
bis 21 als ^ouptin)^ beS ®efe^ gefd^rieben
maren, ®iefe fogen. v>Br) trugen bie äuben jur
Seit 3efu an ber Stint ober am linfen Srm, ur-
fprünglid^ alS fpmbolijd^ SluSfül^nmg Don S)eut
6, 8, fpöter abergldubtfd^ alS Slmulete (bal^ ber
9lame$l^9la!terien). Sie^l^fdertrugenbiefeSIb-
geid^en mbglid^ft breit unb ouffaHenb, um ibre 9ln-
i^önglid^Ieit an baS ®efe^ öffentlid^ funbgumad^
(S3gl. Lightfoot, Horaehebr. in Evang. Matth.
23, 5 [Opp. Praneq. 1 699, U, 356].) [ftaulen.]
99 VPC0-i9<o(00ir(Aer ^tfesBeipeis, f. @ott
V, 867.
TfiiffUixaUu (Oeconomiften) iftber gebräud^
lid^e 9came für eine @d^ule Don SSoIfömirtl^fd^ftd«
lel^rem, meldte in ber {meiten ^fte beS Dorigen
Sabrl^unbertS nad^ bem 93organge gfron) OueS-
nap'S (1694—1774) bie ®efe^ beS DoffSmirt)^
fd^ftlid^en SebenS eingel^enber gu erforfd^en ind)
fpftematifd^ barsufteOen fud^ten. 9Bie OueSnap als
ber ®rünber ber pl^pfiofratifd^ @d^i^e, fo gelten
bie $]^9fiofraten als bie SSegrünber ber 9tationaI-
öconomie überl^aupt, infofem biefelbe eine felb«
ftönbige SBiffenfd^ ifL S)en Flamen ^l^pftolratie
(Don 9U(7tc, Statur, unb xpaxeTv, l^enid^en) fyd
baS bäreffenbe Spjlem Don ber ftorfen sBetommg
ber natürlid^en Orbnung unb ber 9taturgefe|e
gegenüber ber fünftlid^en Seeinflufftmg ber Sßen«
f d^en erl^alten. — S)ie ben ^j^pfwfraten eigentl^üm«
lid^en ©runbanf d^auungen l^gen innig ^uf ammen
mit ben bamalS — befonberS in gfranlreid^ —
meitDerbreiteten 9nfidbten über bie Statur beS
9Renf d^ unb ber menfd^Iid^ ®ef eSf d^ft, mie fie
in 3. 3. Stouffeau'S Sd^ften, namentlid^ in
feinem Gontrat social, il^ cldpf d^ SuSbrudt
gefunben. 9Rit Stouffeau ift ben $99{u)fraten ber
SnbiDibualiSmuSgemeinfom. 9uSge]^nbDoneinem
natürlid^ (b. 1^. au^ergefeOf^iftlid^) Suftonbe,
laffen fie alle gef eOf d^üj^ Serbinbungen eiiuig
uno aSein burd^ bie freien Sertrfige ber unter ft^
gleid^bered^gten SnbiDibuen entftel^en. Sßeil aber
bie aDtenJd^en bei Singel^g Don iBertrögen nid^t
bie Vbfid^t l^aben fonnten, i$re inbiDibueuen gfrei-
leiten unb ^tä^tt preiSjugeben, f o muffen bief elben
innerl^ ber SefeHfd^ mbglid^ji gemol^ bleiben.
9lur f 0 weit barf bte freie ©elbjibefHmmung ein-
gefd^rünlt merben, als burd^ biefelbe bie %tüf^
Snbererbeeintrftd^tigtmirb. äeberSReufd^bot Don
9latur aus baS Sted^ auf bie naturlid^ @enSffe
beSSebenS, unb ba er biefe @enüffe nur buid^9r*
2095
Pia causa — ^tariflen.
2096
Bett ertDcrbcn lann, f o IM w (nxä) baS natürlid^e
Sted^t In feiner Slrbeit nidftt bel^inbert ju »erben,
eigentpmlid^ ip ben ^l^^fiofroten au|erbem ber
®lau(e an allgemeine, bod gefeOfd^apd^e Se&en
bel^fd^enbe Sfloturgefefec, bie öon felbft ftd^ öer-
toirllid^en unb bie !£Ren)d^l^ett ^um irbif d^ ®\M
f^ren, fobolb man ftd^ aSer fünftlid^en eingriffe
mü) ^iemmungen entl^ölt. Diefe 9laturgefe|e ftnb
ber Sudbrud beS göttlidben aSiUenS, unb alle ))o-
fttben ®efe^e muffen ftq benfelben anpaffen, o^ne
il^n Saut beeinfluffen ^u motten. 3n ber grfor-
f^ung unb S)arlegung biefer attgemeinen 9latur«
gefe|e bed ©efettfd^aftölebenS jott bie eigentliche
%[ufgaBe ber Stationalöconomte befiel^. SOtit
biefem ®Iau6en l^gt innig jufammen ein nait)er
Optimismus in ber Sluffaffung beS SReufd^en.
9Bie bem 93erfaffer beS Contrat social gilt aud^
ber t)]^9fu)fratifd^en @d^e ber 9Ren[d^ als Don
9latur aus gut unb ebel. 3lud^ ift fte ber Slnfid^t,
bie 3ntereffen ber einjelnen äJ^etijd^en feien benen
ber übrigen 9Renfd^ unb ber ®efettfd^ft aber«
l^aupt nid^t entgegengefe^t, t)ielme]^ fül^ baS
Streben berSin^elnen nad^ bem eigenen »ol^er-
ftanbenen 3ntereffe am fid^erften gur SSerföl^nung
aSer 3ntereffen unb ^um ©efammtmol^L 9Kan f otte
be^l^Ib atte frei il^r 2hitereffe Verfolgen laff en : auS
il^er freien @elbftbeftimmung »erbe näd^ bem
^lane ber SSorfel^ung ber ^ortfd^ritt t)om ®uten
jum iBeffem, jum Seften bis in'S Unenblid^ er-
folgen. Dal^er ber SBal^lfprud^ beS attgemeinen
®emd]^nIaffenS: Laissez faire, laissez passer,
ben ber ^l^^frat be ©ouma^ ^uerft in biefer
ijajfung auSgcfprod^en. 6S ift flar, ba^ fid^
bicje ^nfd^auung ni^t öcrträgt mit feft gefügten
focialen Drganifattonen, »ie ©täuben, 3ünften,
Korporationen u. bgl., unb cS barf unS beS^oIb
nid^t munbem, bafe bie $^t)fio!raten oon Einfang
on bie (Segner foI(|cr Drganifattonen »aren unb
bem ßcrftönmgSnjcrfe ber SleooIutionSmänner
mäd^tigen SSorfd^ub Icifteten. — Snnerl^Ib ber
p]^i)fiofrattfd^en ©d^ule (offen pd^ »ieber jioei
SRid^tungen untcrf d^eiben. DueSna^ f elbft befämpftc
mit gifer bie Slnfid^t, ba& Sanbbau unb 3nbuftric
gemeinfam bie Duette atteS Sleid^tl^umS feien ; nad^
i^m ift bie§ einjig unb attein ber ©oben unb ber
Sanbbau ; §ai^el unb Snbuftrie l^ben nur in-
fofem Sebeutung unb Sered^tigung, als fte bem
Idterbau bicnen unb getoijjerma^en ein 3ö>eig
besfclben fmb. ©e&^b »iU DueSna^ Snbuftrie
unb §anbel nur infonjeit gelten laffen, als fte ein-
l^imifd^e SRol^ftoffe »erarbeiten unb in ben Serfel^r
bringen. §anbel unb Snbuftrie an fid^ oerbiencn
leinen ©d^u^, »ol^l aber ber ^dterbau ; be^l^alb
fott ber Staat ben $reiS beS einl^imifd^en ®e-
treibeS l^od^ ju erl^alten fud^en, bamit ber Sanbbau
gebeil^e. ®en 9lnfd^auungen DueSna^^S in Sejug
auf bie Sebeutung beS SanbbaueS fd^loffen fi(§
unter Ruberen an 5ö. 3Kirabeau, 3lbeiD!e, SRoubaub,
Se XroSne, Se SKcrcier be la SRioiöre unb S)upont
be 9lemourS. Sefrtcrer 1^ burd^ feine ©d^riftcn
»ol^l am meiften jur SSerbrettung ber plji^fiofrati-
fd^en Seigren beigetrogen. ^[hxiKtfd^ Sinflul anf
baS öffentlid^ Seben genmnnen bie Sel^ OmS-
no^^Sourd^ beff en ©d^üler Xurgot^ ber unter 8ub*
»ig XVI. gfinan^minifier ttmrbe. S)er einfetttgen
Suffaffung beS SonbbmteS bei OueSno^ unb femer
engem @$ule trat be ®ouma9 entgegen, ber mu^
bem ^Hmbel unb ber ^nbußrie neben bem %dei>
bau eine f elbftünbige Sebeutimg juerlannte. Seiner
ainfid^ folgten bie ^^fufraten be SMeS^H
9Rorettet, mbert u. 9. — @ie]^ man oon ber %i<
fid^t über oie Sebeutung beS SanbbaueS ab, fo
fiiü) bie bargelegten allgemeinen tioSSmirt^fd^-
lid^en Slnfd^auungen in bie Jogen. daffifd^ 92(S'
tionalbconomie fett 9U>. Smtt^ eingd)rungp. Sie
neuere gforfd^ung 1^ nod^emiefen, ba| Swäj
felbft bei »ettem nid^t bie Sebeutung beft^, bie
man il^m lange }ugefd^rieben fyiL Seine äoupi-
grunbf ä^ 1^ er in f old^m Umfange ben $l^t)fto«
fraten entlel^, ba^ man il^n unb feine Xi^öngei
^ur felben Sd^ule mtt ben $]^9fio(raten re«^
barf, nämlid^ ^ur Sd^ule beS läeralen OeconomiS*
muS ober Doßsmirtl^fd^aftlid^en 3nbbibualiSntu§.
ämmerl^in bleibt moi^r, ba| et burd^ feinen ^
fiu^ bie liberal-inbiDibualiftif d^en 9lnf d^auungen in
ber SSoÜSmirtl^fd^ für lange }ux ollgcaneinm
^^dbaft gebrad^t 1^, gunäd^ft in Sngl(mb felbß,
bamt Durd9 feine Sd^üler in fjfranfoeid^ (3. 9.
Sa^, 9r. ISaftiat) unb auf bem gan^^ntinent
Srft um bie STlttte beS 19. ^ol^l^unbertS, als bit
bebei^id^en gfolgen ber tmumf d^rönften ^mottra^
immer Rarer ^u Xage traten, bereitete fuj^ attmölig
ein Umf d^mung unter ben Vertretern ber 92attonaI«
öconomie oor. (93gl. L. de Lavergne, Les eco-
nomistes fran9ais du XYDI® siäcle, Paiis
1870; M. Block, Dictiomiaire general dela
Politique, Paris 1872 ss., s. v. Phyaiocratee;
31. Ondfen, S)ie Sno^ime Laissez faire, laissei
passer, SBcm 1886 ; A. Oncken, Oeuvres eco-
nomiques et philosophiques de F. Quesnaj,
Paris 1888; SDeSfelben «rtifel über Due§iun)
im ^^anbmörterbud^ ber StaatSmiffenfc^often"
[V, 3ena 1893, 315 ff.]; St. »aucr, 3ur feü-
ftcl^g ber $]&i)fu)fratie, in Sö^rb. für 9Jational»
öfonomie unb Statiftif, 3ena 1890, 113 ff.;
SB. £K)Sbad^, 2)ie attgemeinen p^ilofop^fc^en
®runolagen ber Don gfr. OueSno^ imb ^. Smit^
begrünbeten politifd^en Defonomie, Seip§ig 1890;
&), ^erin, S)ie Beirren ber 9lationalötonomiefcil
einem Sal^rl^unbert, greiburg 1882 ; Sd^önberg,
§anbbud^ ber poUtifd^en Deionomie I, Sibingen
1882, 65 ff.; Devas, Political Economj, Lon-
don 1892, 349 flF. ; fßaä) im ©toatSlejifon [ber
©örreSgefettfd^aft] IV, 691 ff. ; ^d^, Sie t^«
retifd^en SSorauSfe^ungen ber clafftfd^en 9ktü)nal«
öfonomie [Stimmen auS SRaria-Soad^ XLII,
377 Jf.].) Pß. Sat^rein S. J.]
Pia causa, f. Caosae piae.
Pia mater, SButte, f. @eneralabfolution.
^iaxifltn l^ei^enfur^eg bielBöter ber frommen
Sd^ulen ober, tt)ie i^r ootter lUel in ber St«
ftätigungSurfunbe ®regorS XV. öom 3al&re 1621
2097
^iQtijten.
2098
lautet, bie SRUglieber ber Gongregatio Paulina
Clericorum Begulariiim Pauperum Matris Dei
Scholarum piamm. S)tefe§ ^um Stoede bed
augenbunterrtd^ted geftiftete OroenSinftitut, bad
ftd^ in ber 93erf olgung ftined StoedeS im Sot^e ber
2[a]^r]^nberte gro^ ^erbienfte ertoorben l^t, t>er*
baiät fein Sntftel^ bem 1^1. 3ofepb t)on Salofonja
(f. b. Slrt.). SIS biefer ^ige naq ben @a|ungen
ber trüber Don ber d^riftlid^en Sel^e, benen er nd^
angefd^bffen l^otte, auf ben öffentlid^n ^ßlä|en bei
©tobt 9tom bad IBoff in ben d^ftlid^ mäfc^
l^enunterrid^tete, umrbe ed il^m )urbetrübenben
Uebergeugung, ba^ bad SIenb imb bie ftttlid^
SSerfommenl^eit bed römifd^en Soffed }um großen
%f)d\ in ber 93emad^IMftgung ber Sugenber^iel^ung
ü^en ©runb l^ätten. tiefer toenbete er borum fein
ganzes 3ntereffe gu, tmb ba ed il^m nid^ gelang,
bie rdmif d^en ^rkfier unb Seigrer, bie naturgemäß
jur Selel^rung bed 93offe8 an erfter Stelle berufen
gemefen loären, für ein gleid^eS 3ntereffe }U ge-
winnen, f 0 f a|te er ben Sntfd^Iu|, f elbft ben Srmen
SSater, Seigrer unb Sr^iel^er )u tteroen. 3m 3.
1597 tonnte er mit Unterftä^mg unb im ^Kmfe
bed ^farrerS Antonio Srenboni oon @. 2)orotea
jienfeitS ber Xiber eine @d^ule errid^ten, in beren
IBeoienung er oon {enem Siforrer unb )tt>ei anbem
frommen ^rieftem unterp|t tmtrbe. (Einer ber
erften ber 100 @d^üler, ttefdbe fid^ fd^on in ber
erften äBod^e einfanben, ttar ber nad^malige Sar*
bind unb Crgbifd^of t)on 9enet)ent, SuouftinuS
Oregio. SRel^rfac^ fal^ Salafan^ fid^ burd^ oie fßtt»
l^iöUniffe gejtounoen, ein gr5|iere8^au8, fo 1602 bei
@. Snbrea beOa SaSe, }u bqiel^,unb er fud^tenun
<md^ baS fieben ber fietd load^fenben ©enoffenfd^
— im Suli 1604 ^äfßt (Solafan) bereüS stoölf
gei^id^ 9Ritarbeiter — nad^ lüftolid^ (Brunb-
fö|en eingurid^ten. Sie tüd^tigften unter benfelben
moren 'P.Ho&pox S>ragonetti, ber 1628, 120 ^idSfct
alt, im 9tufe ber ^eiligf eit [tarb, ber l^igmä^^e
oicentinifd^ Sbeunann unb Soml^err P. (SkQu)
(Bl^eOini, ber berOl^mte Soctor beiber Siedete
P. SBemarbino ^ßonicola, \pökax Sifd^of oon
9iaDeIIo, unb ber caftilianifd^e £ble P. (Siotmnni
(Bargia, fj|>äterer ®eneral beS OrbenS. (Ele-
ment YDL fd^ä^e unb unterf)ii|te baS auf-
blül^enbe Sßerr, tmb fo lourbe eS dalafan} aud^
leidet, fid^ t)or il^m t)on ben SSerleumbungen gu
reinigen, burd^ tteld^e eiferffid^tige @d^meifter
\fyx )U t^erberben fud^ten. 0aul V. gab ben
^frommen @d^ulen'' ben Sarbinal SorreS aä
erften ^otector, nad^ beff en Xobe aä )ioeiten ben
earbinal (Biuftiniam. 3m 3. 1605 mu^e bie
@d^ule in ben gemietl^ten ^(^50 SRanini, gegen-
über ber IKr^e be§ 1^1. ^hmkileon, übertragen
werben. 3m 3. 1606 s^Ue fte bereits 900 @d^iUer.
9Dd baim bad Seburfni| einer nod^maligen
Uebertragung Ad^ ergab, gelang ed, burd^ bie ifyd'
bftftige Unterftü^ng beS garbinalS (Biuftiniani
im Serein mit bem Sarbinal fiancelotti unb bem
Vbb6 Scmbriani 1612 ben ^ala^^o StorreS, ber an
@. ^ßantaleone anftie^ um 10 000 @cubi läuflid^
)u ertoerben. S)orti^ umrbe bie Sdfvit übertragen,
unb biefelbe iSffitt 1618 bereüd 1200 Sd^üler.
Sanbriani fd^Ioß fid^ ben ^frommen Sd^ulen'' on
unb erl^ob ftd^ ju foldber 6eiligleit, baß Solafong
gleid^ nad^ befmi 3:obe beim l^eiligen @tu^I bie
Sröpung bed Serfai^renS ber ^igft^red^ung be*
antragte, meld^eS fid^ inbeß megen ber in ber ^n-
gregation audbrec^enben SSirren gerfd^Iug, bis ed
Sufolge 93efd^Iuffe8 ber Stitencongregation 00m
28. SD^är) 1885 ttieber aufgenommen \xmAt. 9m
27. Suguft 1894 erfd^ien bad Beeret approb.
famae in genere. 9htn badete Salajan) boran, fid^
mit feiner (Senoffenf d^ an eine anbere bereits be«
fte]^enbeSongregationan)ufd^Iie|en,unbaml4.3a-
nuar 1614 umrbe bie SuUe ber ^Bereinigung ber
i^frommen Sd^ulen'' mit ber oon Clemens YIIL
a))))robirten Kongregation t)on Succa ober Don
@. 9Raria in $orticu DoU^ogen mit biefen brel
^ouptpunlten: ba| Salafan) jeitlebenS Oberer ber
nommen Sd^ulen bleiben f oQe unter Seobad^tung
ber bereitSbeftel^enbenSebenSorbnung;ba| nur arme
JKnber, ob abelig ober bürgerlid^, aufgenommen
merben foQten; baß bie (Senoffenfd^ fU| nad^ ber
9Rutter (BotteS nennen folle. @d^on nadb brei
3a]^ren umrbe biefe ^Bereinigung tt>egen ilngu^
friebenl^ ber SBöter Don Succa mieber aufgelöst,
unb Soul V. erl^ob burd^ SreDe Dom 6. SRär)
1617 bie®enoffenfd^aft ber ^frommen Sd^en'' gu
einer eigenen Kongregation mit bem bereits oxt»
gefül^rten 9lamen unb mit ben nur Dom ^ßa)>fte
lösbaren (Belübben beS (Bel^odamS, ber ffeuf^«
l^eit unb Xrmut, fottie ber 95ert)flid^tung, ftetS
bie d^ftlid^ 3ugenb, befonberS bie Srmen, in
nü^lid^en fünften, in ber tatl^olifd^ @laubeiti»-
lel^e, in guten bitten unb in ber gfrömmigfeit §u
untermeifen. 3nberfelbenUrfunbebeftellte$aulV.
Salafan^ }um Obern ber Kongregation unb trug
il^m auf, Konfütutionen gu entwerfen. Kalafan)
würbe aud^ im 9lamen beS ^ßa^fieS Dom Carbinal*
))rotector (Biu^iani mit bem OrbenSgewanbe^
über beffen ^otm er fld^ mit feinen 14 ©efdl^rten
geeinigt ]^, befieibet. SaS @ewanb ift f^war),
im @d^itt ftl^id^ bem ber 3efuiten, mit bem
tbiterf d^iebe, baß ber Xalar Dom mit brei lebemen
jhtöpfen gefd^ffen Wirb, unb baß ber SRantel
nur bis ai^ bieihtiee l^erobföllt. — @regor XV.
Derfeto bie Kongregation burd^ 99reDe Dom
18. StoDember 1621 unter bie geifilid^en Orben
mb feierlid^ @elübben, biUigte am 81. 3a-
nuar 1622 bie Konftitutionm , ernannte am
28. 9t^l beSfelben 3al&teS ben Stifter )um
(Beneral auf 9 3al^re unb Derliel^ ben gKarifien
am 15. Oäober bie J^ilegien ber SKen-
bicantenorben. Urtan Vm. befreite 1629 bie
Kongregation Don ber allgemeinen 93er))Jlid^tung
ber römifd^ Regulären, an ben öf^tlid^en Um-
göngen t^eilgunel^men. — 2)aS große 9lnf el^ ber
aufblül^enben Kongregation würbe 93eranlaffung
|u Dielen Sitten um ®rünbuna neuer ^fer.
Kalafana etrid^tete bemnad^ Slimriaffungen )U-
nad^fi im JKrd^ftaate, in ber bomaligen Slepublü
SßiaTifttn.
Genua, inSoBtana, 3lKHKl,©ictIii;n, ©orbinlm,
bann auf SttitUien bt§ (SwcMnoIS unb Sßtl^o^
Don DImük, Swmj öon Siietrid^ftein, in iDlit^Kn
(KUDl8!ii«fll68I,©ttaBni61633,&tpni(1634),
ferner auf SBunj^ ftöniflS aabiSIou« IV. in
¥oItn {SBorjd^ 1642). 3m 3- 1640 nmxbt
htA erPe ^ul in SB^men ju SJeitomifi^l eröffnet-
3in 3- 1634 würbe bie eiile SproBlng Qufeer^
31alten9, bie Provincia Gennaniae, errietet.
€ie i|U| aüä) ultramontana int ©egenfi^ gu
bn OMTnontanft, J« TOflctier anfeer ben itolie-
■nifd)en and) bic fpniiifcfien fltSfter fle^Örlni, unb
t^eilte fid) infolae btv itrfen ffiermetinnig ber
Raufet junäc^ft in bte tö^mifc^-mälirifi^-jc^tf
rijt^e, polmfd)e, ungQriji^e, <ifterrelÄif((|e unb
|4iiDäbifii|i^emti(fie a^iteproninj. ffiiefe nnirben
balb (ttbftilnbig, hie pDlnifc^e ferritS 1662, unb
bie urjlJriin&Iii^ Provincia Germaniae ^5rte
bamit ttuf gu tieftclöfn. fiä lamen aber au^ jt^loere
Prüfungen ii&erbie ßoiigreflatiDnunb i^ren ©ttfter.
Sunäd^ft motten Satcnbriiber pd) bie Swberung
an, 0^ entfprti^enbe Silbung gum !ßiiepert!|uin
bef örbert gu »erbfn, mag ben ipnligen &trimla|te,
ein rr^ @entralca4)ite[ gu btrfammeln unb bie
Unmbeffertic^en oufgaftogen. 3m 3- 1 642 mußten
gOKi $Tiefter ber Sangregation, falfd^e iBrüber, tS
hmi^ i^re SRänIe burt^gnfe^, bafa ISalafang in
feinem 86. SebenSia^re be8 ©tneralateS entfeti
unb einer jener beiben, Stephan Don ben (Sngeln,
an feiner @tott in ba^elbe eingefebt unirbe. ^>
folge beffen fonl bie S)i«d)ilin unt) boS anfe^
ber Kongregation fo, bog Snnoten} X. fie 1646
auf iifttn ftütitm »tltlidien (S^arofttr gurürf-
fü^e unb itir dÜt SpriBilegien enijog, eine ÜJlo^-
reget, lodere, einer Slropl^egeiung beS ^eiligen
©fifteri bei feinem Sobe (25. 91uguft 1648) ent-
((ind^enb, tljeilroeife Don atlejanbet VIL 1656
(24. ä^nuar) rüifgängig gemai^t tmirbe, inbem
er bie „frommen ©c^en'' mieber gu einer ein«
faäftn eongregation, nie fie unter tjjaul V. be-
täuben, erl^ob. glemenS IX. ober fteUte burd) Son*
ftitution bom 23. Ocbber 1669 biefelbe mieber
als förmlid&en Orbm mit feierlichen ©riübben
ber, mie fie e8 unter ®regor XV. gemtfen. 5Een
bnmaia ber Kongregation ange^örenben SßTO-
feffen Hefe er eine grift jur ^alfi: entmtber
mußten fie fid^ für bie f eierlit^en ®elübhe entf^ei-
ben, ober, faEB fie Caien marcn, mit ßöfung aller
SJerpflid^tungen ben Orben eerlaffen; faua fie
SEUei^en, !pfrünbe ober SBermBgen batten, fi^ unter
einen Sifc^af ftellen ; fallB pe Söeitien, ober (ein
Vermögen Ratten, in einem öaufe ber gongregotion
bleiben mit ber €rlaubni§, itite Sßei^en auggU'
üben; ober fd|Ite|li^, fal^ f\c mit SBiei^cn opne
SBermögen ni^t in ber gongregation leben motlten,
fic^ einem Sif^of unterftetlen o^nc Srlaubni&, i^re
SSei^en aiisjuüben. S)afi übrigens ber bon Ur>
ban Vm. am 9. SDtai 1643 gum Süfitator beS
Orbenl ernannte 3efuitP. Spietrafanta nit^t gegen,
wie oft behauptet raorben, fonbem für galafanj
gcwirit ^at, ip »on P. Soero S. J. in feinem iBud)(
2100
Sentiinenti e fatti del P. Sürestro Pietn-
Banta, Borna 1847, na^geWiefen. Snnocenj XI
berlicb 1684 bic Sjemtbn unb beflMgte fimmt'
tii^e SiJriBilegien. Sflejanber Till, ^ob 1690 bie
Don 3Uepinber VII. er^te ßrloubnife, barfuß gu
ge^en, auf. 3nfolge ber liau^tfä^Iii^ in $Dlen
unb Sitt)auen atgtn bie ^ioriftenfc^len fi^ er*
^benben angrifft ertIdrteSIemtnSXn. bun^fciu
gonftitution bom 1. SCRoi 1781, ba$ berOtben
befugt fei, 9lei^ unb 3rme, Sble unb Sürgcdic^
in feine Spulen aufgune^men unb in benfelbrn
aufier ben nieberen g^ä^^m bie freien fiünflt nni
bie SBiffenf^often gu tetiren. — SBoB bie 2e^
met^obe angebt, fo beflanb cor ber ftaaüit^
Stegelung ber Stiibienorbnung eine uoHpänbige
tiariftenanjlalt aus neun Alaffen: Sefeftbult,
^reibfc^ule, ätec^enft^ule, Bchola parva obti
Rudimentonim, achola Principiorum, Gnun-
matica, STiitaxio, Humanitaa ober Poeais uä
Bhetorica, welche beiben legten 3^c^ bei bot
$iariften anertanntermafien beffer aI8 auf ber
Unicerfitätgele^ würben. SS galt al3 Qtrunbfiit.
bag ©ebäf^tnig in gleii^em Schritt mit bem iBrc
flanbe airögubilben unb alte ftenntniffe möglii^
proHifc^ erlernen gu Soffen. Suct) bermieb man ß
grunbfä|lic^, gur Sßerbütung bet €rmübung bei
Schülern unb fie^rem, an melir al3 brei auf ein'
anber folgenben 3^gen ©rüttle gu l^olteu. Sebet
SonneiStag war g^ntag, wenn aber eingciei-
tag einfiel, fo Würbe nur ein l^olbn 3:ag frei g^
geben. 3n offen @it|Ulen mu^ nidgliti^^ berfclbt
ße'^lilan eingehalten weiten, um bei etwaigen
£3erfe^ungen ber Se^rer alle ©c^wierigleiten ju
Oermeibcn. ^eutgutage befolgen bie ^iarifltn
in Oefterreitf ben mobemen, für BjfenUiitt
©tauten Borgefi^riebenen Se^rplan. SDoi^ 6>ibnt
fie im 9)ergleii^e gu i^ret frii^m auSgebebnltn
unb fegenSrei^cn X^ätigfeit, burc^ weitet fit bai
gefammte Bfterreii^if^e Unterrii^tSuiefen bil gn
ben ©^ulbüd^em ^erab betienf^ten, }egt infolge
ber fi^wierigen 3eitOert|öltnifft nur nodi iiimige
©c^ulen. ©0 leitet bit bötimiff^-mäiirifilcf^Ieiiii^e
SProoina, weldie im 3. 1866 in 49 polieren unb
nieberen ©c^lcn runb 10000 ©^üler unter'
richtete, [t^i (1895) nur nod) ein Sllumnot mit
ca. 20, ein Itntergqmnafium mit ca. 120, eim
fareitlnffigt SBürgerf^uIe mit ca. 100 unb giiiti
fünfflafflge eiementorf^ulen mit gufammm te.
840 ©c^ülem. 3" ber ungarift^en ^ßrobing \u3fi
es in hiefer SBejiebung beffer. ©ie gä^ll laul
Spa^tSSlaliftitbertatboIifi^enÄirdieca.SöOSlif
ligiofen, gegen nur 30 in oer öftertei^ifii^en imb
70 in ber bö^ifdi'mäbrifi^'fc^lefifdien SßtoDinj.
®ie meiften ÜJHtglieber |at her Orben in Stolim,
Spanien unb tdmerUa. 3n Defterreic^ mar but^
atter5ö(^fle Slnorbnung bom 3ot|re 1784 bie flirf'
na^me oon *RoBigen oerboten werben, biefelbt
würbe aber 1791 mieber gefiottet, unb 1804 mucbt
bem Orben fogar bie Äcademia Thereei&na m
aSien übertragen, welche biS gum 3011« 18*^
unter feiner Seitung Derblieb. ©« gro^ ruf-
2101
$i6rac — $ic))uS-@efenfd^afi
2102
ftfd^e Semid^tungSuIdS Dom ^äfycz 1832 l^at
t)on 11 bamald im rufjifd^en $oIen (eftel^enben
^öufem 5 ^erftört. S)oS fponifd^e S)e€tet Dom
Saläre 1836 Derfd^onte bei {einen Semici^tungen
ben pQriftenorben mit 30 ^{em unb 287 SRit-
gliebem.
2)ie l^ierard^fd^ Orbnung iraierl^ bed
^iariftenorbenS gliebert {id^ folgenbermo^en: 91n
ber @pi^ fielet ber }u 9lom refibirenbe Prae-
positoB generalis mit 4 Slffiftenten. 9u|er"
bem l^ot ber Orben gu 9lom einen Procnrator
generalis. 3^be OrbenSproOim 1^ einen Prae-
positoB provincialis. 2)ie ^0Din}iQKe]^örbe
(Dicasterinm provinciale) befielet ou^er bem
^roDingial nod^ auS 4 Sfftftenten unb 4 (Son«
fultoren. Set Obere eines ßoSegiumS l^i^t
Siector, ber einer 3le{ibenj (ober Heinem 9iieber»
laflung) Supertor. Ser Orben foQte ber Siegel
nod^ aud^ Saienbrfiber l^oben, bod^ ift biefed 3n«
ftitut faft gän}Iid^ eingegangen. Me \tdfi 3o^
joll in Stom bel^fS Siegelung ber ttid^tigeren
Orbendongelegen^eiten uno SBal^I ber ^ooinciol«
unb fiocalobem efai ®enerQlcQ))iteI ftattflnben, an
toeld^em bie Dilafterien ber ^oDin^en unb oon
jebem ^Kmfe ein ftimmbered^tigter iBertreter (vo-
calis) tl^ilnel^men. 3u bem alle brei 3a]^e be«
]()ufd Siegelung ber toeniger uHc^tigen angelegen«
l^eiten unb Seftätigung ber Obern auf tt>eitere brei
Saläre ^u oerjammelt^ Heineren (iopittl l^aben
nur bie Sifafterien }u erfd^einen. 3m % 1895
regierte ber 41. @eneral. 2)er SBal^Ifprud^ beS
Orbend ift : Ad majus pietatis incrementum !
(3}gl. Holsten-Brockie, Cod. regul. VI, Aug.
Yindel. 1759, 439 sqq.; Sd^aOer, Stvx^t Sebend-
befd^eibungen geleierter 9Ranner aus bem Orben
ber frommen ©d^ulen , ^ag 1799 ; ©erfelbe,
©ebanlen über bie OrbenSDerf affung ber ^iariften
unb il^ Sel^rart, $rag 1805 ; Horan:^i, Scriptt.
piarum scholamm, Budae 1809, 2 vol.;
Heljot-Badiche, Dict. des ordres relig. II,
Paris 1848, 125 ss.; Moroni, Diz. LXIU,
88 sgg.; IMlner, Crsiel^ungSgefd^id^te in Sfisgen
unb ©übern I, 3. «up., effen 1880, 327 ff. ;
Sfd^offe, S)ie tl^eol. Stubien unb 31nftolten ber
lotl^or. ffird^e in Oeßerreid^, äBien unb Seipjig
1894.) [6. ffniel 0. 8. B.]
9Utac, ®U9 bu gfaur, f. gfaber, Situs.
yfUüxhm^ f. Srüber, böl^mifd^ (t>gl 9ba-
miten n. 2).
Tfid^tit, Situs, 8. J., bebeutenber Canonifi
unb SontroDerStl^Iog beS 18. ^al^l^unbertS, loar
1670 3U SBred^l^fen in ber 2)i5cefe gfreifmg ge-
boren unb trat als 9BeIt)n:iefter 1696 in ben 3e-
Suitenorben. (Sx ttf^idt am S^ceum )u SugSbmrg
nt ^rofeffur ber SontrooerStl^Iogie unb beftieg
bann 1716 als Slad^folger feines OrbenSgenojfen,
beS P. Sd^malggrueber (f. b. 9(rt), ben Sel^rftul^I
beS canonif d^en Sled^teS an ber Unioerfttat Sngol-
ftabt. Slad^ ISiäl^riger fegenSreid^er Zl^tigfeit
UHirb er (1731) alS ^räfect ber j^dl^eren Stubien
an'S äefuitencoQeg }U SRflnd^ oetfe|t unb florb
bafelbft am 15. Sebruar 1736. 9IS SontroDerS-
tl^olog unb Spologet l^t ftd^ ^id^ler burd^ feine
Theologia polemica, Aug. Vind. 1713, einen
bleibenben Slamen in ber Sinologie ermorben.
2)er erfte Xf^ berfelben befd^gt M mit ber
Sertl^ibigung ber d^fUid^ Oncnbarung unb
ber latl^olifd^ iKrd^e. S)a er Uefen aOgemeinen
£1^ mit bem Xitel Coniroversia fimdamen-
talis et generalis bejeid^net, fo gilt er alS ber
Srfte, loeld^r biefen iüngften Stoeig ber Xl^Iogie
als fimdamentalis l^infteiUe. Ser {tDeiteXl^eil be«
l^anbelt bie fpedeSen Streitfragen mit Sutl^anem
unb $roteftanten überi^aupi SaS SBerf bel^au))«
tete mäl^renb beS gan)en 18. äal^rl^unberts fein
Snfel^, loie unter Slnberem bie jal^Ireid^ Auf-
lagen beSfelben befunben. Siel gelaunt unb ge-
brandet mar aude bie unter ^id^IerS Slamen er-
fd^ienene Sd^rift über bie päpftlid^e Unf el^^arfeit :
rapatus numqnam errans in proponendis
fidei articulis, Augast. 1709, beren ^fydi Don
bem Sie^Iogiecanbibaten Sleufmger am fi^ceum
)u 9ugSburg unter ^id^IerS Sorfi| Derl^ibigt
morben mar. Stid^t olßit Sebeutung maren femer
bie a))ologetifdeen@deriften: Examen polemicum
super Augustana Gonfessione (1708); Iter
polemicum ad Ecclesiae catholicae veri-
tatem (1708); Lutheranismus constanter
errans in pnmis fidei principüs (1709). Se-
lannter aber als bturd^ die genannten SBerfe ift
$id^Ier burd^ ^ne canoniftifd^ @d^riften:
Gandidatus jurisprudentiae sacrae (1716);
Jos canonicum practice explicatmn (1728);
Summa jurisprudentiae sacrae nniversae
(1723); Gandidatus abbreviatos (1733). £iefe
SEBerfe, ^umeift für ben praftifd^ ®timi^ be«
red^net, ent^ten Sntfd^ungen über f d^mierigere
canonifd^e %ed^tSfäQe imb Erörterungen über con
troDertirte Sle(!^tSfragen. Ser Gandidatus mürbe
öfters gebrudtt unb Dielfad^ als Sorlefebud^ benu^.
2(n Oefterreid^ g. S. mar er im Dorigen Sal^r-
l^unbert neben SleHerS Prindpia als fold^ Dor-
gef d^eben, faDS ber $rofef[or felbft leineS Derfa^
9(üte. (Ueber bie Derfd^ieoenen ^luSgaben Don
$id^IerS Sd^riften f. de Backer, Biblioth., n.
^d. par Sommervogel, VI, 706 ss. ; fonft Dgl.
nod^ Hurter, NomencL lit. n, ed. alt
1223 sqq.) [@. gfeS S. J.]
^fitfUf^fttf^^afU ^in Serein Don SBelt-
prie^m unb Saien mit emigen ®elfibben, benannt
nad^ bem^Kntptl^S in ber @tra^ $ic)mS ju^ßariS
unb nid^ ^u Dermed^feln mit bem gleid^foUS nad^
^icpuS benannten Serein beS brüten OrbenS beS
1^1. SftandScuS, nennt ftd^ felbft ^Songreaation ber
l^iligen ^ergen 3efu vmb 9Rariö vä> ber fteten
Slnbetung beS l^eiligen SUtatSfacramentS". ®rfin-
bo: berfelben ift ber feeleneifrige S)iener @otteS
^ßeter Stofet))^ Soubrin, geb. 1768 in ber 2)iöcefe
^oitierS. Äaum }um $riefter gemeil^, fa|te ber-
felbe 1792, mdl^renb nod^ bie Verfolgung gegen
bie JKrd^ unb beren ^riefter in gfranfreid^ tDÜifjdt,
ben $Ian, einen $riefietDerein }u grünben, bet
■ •
2103
$ict)ud-®e{enf<i^afi
2104
ftd^ aur aufgäbe mai^t, bie t)ier SebenSaltec beS
göttlichen ^eilonbd gu eieren : bie Jhnbl^it burd^
unentgcltli^en Unterrid^t armer Äinber, ba§ ver-
borgene Seben in ber Anbetung beS l^igen 2Utar8-
JacromentS, baS öff entlid^e im ^rebigtamte unb in
wr 5IRiffu)n, fein Seiben unb feinen %ot) in ber
Uebung ber »btöbtung. S)er 93ifd^of Don SDlenbe,
äol^onn 9Q))i &)äbot, Don gleid^em @eeleneifer
erpit, nal^m Soubrin, nod^bem er bereits einige
iunge ^riefter für feinen $Ian gewonnen, mit fid^
in feine Reftbenj, legte ober fd^n 1805 fein fürten»
omt nieber unb fd^lo^ fui^ ber neuen @efdlfd^
gm» an. S)iefe lie| ftd^ nod^ im gleid^ äal^re
in $ariS, unb gmar in ber 9hte be ^icpud, nieber.
^ier, na^e bei bem Orte ber revolutionären ^in«
rtd^tungen, an bem Orte felbft unb auf bem ^^e
ber SJ^art^rer, loo bie Opfer begraben toorben
tooren, l^otten fromme ^etfonen einen £1^ be§
blutigen Srbreid^S, baS fie ongelauft l^en, ber
neuen ©efeQfd^aft abgetreten, um barauf il^ erfteS
feauS p grünben. S)er nod^ Reine SSerein fanb
balb fold^e§ 3utrauen, ba| fd^on im 3. 1806 ber
Sifd^of t)on @ee5 einige ^glieber beSfelben gur
fieitung feined @eminard berief. 3m 3. 1814 lie^
Soubrin bie Statuten bem l^eiligen ©tul^le }ur
©enel^igung unterbreiten. $iu§ YU. beftöttgte
biefelben am 14. ganuar 1817 unb ernannte
Soubrin sum erften ®eneralfu))erior ber ®efdlf d^,
loöl^renb eine SuQe oom 17. Stooember bedfelben
Sol^red als fyxyip^md beS Vereins bie aJliffionen
aufierl^lb därropa^d be^eid^nete. 9lad^bem 1819 ber
Kongregation oud^ bod Seminar von %o\xx^ an-
vertraut njorben mar, fonnte fte fd^on 1825 ben
Anfang jur SRcalifirung il^reö ^auptjtoedteö mad^en.
auf ben Suf Seo'S Xn. begaben \\ä) bie erften
«poftel ber ©efcttfd^aft nad^ Oceanien (f. b. ^rt.,
ob. 652), um bortl^in an bie ©tctte ber Barbarei
bie d^riftlid^e Eivilifation ju tragen. 51I§ Soubrin
1829 in Begleitung be§ garbinal-grjbifd^ofS von
SRouen ju Slom crfd^ien, erregte er bie Äufmerf-
famfeit be§ ßarbinalpräfecten ber $ropaganba
(Jappellari, beS nad^maligen $apfte§ (Sregor XVI.,
fo ba& burd^ S)ccrct vom 3a§re 1833 ber $ic})u§-
©efcHfd^aft fämmtUd^cJWiffionenOftoceanicnS an-
vertraut würben. S5or feinem am 27. 3Kärg 1837
erfolgten iobc l^atte Eoubrin nod^ bie Qfreube,
jtoei feiner ©d^üler jur SBürbe beS 6})ifco})at8 er-
hoben ju feigen. $etruS ajlarcellin Sonamie würbe
1832 93ifd^of Von »ob^lon, trat aber biefeS «is-
tl^um nid^t an, worauf er grjbifd^of von ©m^ma
würbe (1835); jum ^weiten (Seneralfuperior ber
$icj)u8.®efeUfd^aft gewöl^lt, legte er 1837 aud^
fein grjbistl^um nieber unb erl^iclt nun ben Xitel
eines grjbifc^ofS von g^alcebon i. p. i. ©tepl^on
»oud^ouae würbe 1833 mit bem Xitel eines Si-
fd^ofS von 5«ifopoliS i. p. i. apoftolifd^er SSicar
von Oftoceanien. 3)er SSerein entfaltete balb feine
2^tig!cit faft in allen grbtl^ilcn. Um 1840 gab
eS in guropa au^er bem ^ouptl^auS ju $anS
nid^t blo& mel^rere gfilialen in granfreid^ felbft,
fonbcm aud^ eine 9lnftalt ju ßöwen in Belgien ;
in aften befionb ein S^aaS in Snu^ma mit 6 bis
7 9Ritgliebem; in Smerila ein ^rocura-^ouS p
iBalparaifo (Sl^üe), boS »ifd^of Stoud^ou^e 1835
fär bie oceanifd^ SRiffionen befittitiv errid^ett,
mit 9 SRitgliebem ; in Oftoceanien tuirften 80 9lit-
glieber, barunter 16 ^ßriefter. Salb boma^ idu>
ben aitd^ ^wei 9lieberlaffungen in Solif omien be«
grünbet: bie eineju @t. 3gna$/ tvo bie $rieper
bie Sel^rfteQen beS ©^mnafutmS bef e^ten : bie anbete
SU @. Francisco, wo fte eine Sd^ule übernahmen.
3n Selgien würbe weiter eitte Sr^iel^ungSanftolt
)u Sngl^ien eröffnet unb baS ^auS ju 2öwen p
einem 9loviciat erweitert. 2>aS ^ouptnoviciot
würbe nad^ Skugirarb bei $anS, 1^ obtt no^
ber 9hte beS Slo^erS ju 3ff9-fur-@eine verlegt;
bemfelben fUmben brei 2)irectoren vor. 3m ^aupt»
]^S 5U $ariS reftbiren ber (Seneralfuperior, ter
^rior, ber ^ocurator unb ber Secretor; bie
lederen brei ertl^ilen, unterftu^ von fünf weiteten
$rofef[oren, ben Unterrid^t am Seminar in Waäff
matü, $]^fil, (S^ie, ^l^ilofo))^, ftin^*
gefd^id^te, Ssc^efe, 2)ogmatiI, SRoral voib fiiturgie.
3m 3. 1871 fyiüt bie pcpuS-SefeHfd^ von ben
^ßarifer STlorbbrennem SBieleS gu leiben; i^ fyfx&
würbe geplünbert unb bie ^efter unb Sntbet
gefangen weggeful^rt (Sahburger fKrd^L 1871,
244). ^eute 1^ bie ©efeufd^aft nod^ i^ procura*
^S gu 93aIparaifo, wol^ erft 1890 wicber gwölf
^eligiofen obgingen; jugleid^ leitet fte p San»
tiago ein $enfu)nat für Söl^ne vermögenber @[tetn
(230 35glinge), baS fid^ eines wo]^lveä)ienten
93ertrauenS erfreut (ffatl^ol. SRifftonen, ^xübm%
1879, 173 f.). aud^ in Selgien leitet fie nD(i
baS 3nftitut ©amian. 3^e ^au^jttl^ttgfeü cnt«
widfeln aber bie SJhtglieber ber $icpttS-®efeEjd^
l^eute nod^ in Oftoceanien, unb gnmr in ben btei
a|)oftolifd^cn SSicariaten ber Sanbwid^infeln (ge*
grünbet 1826, rcfp. 1844), ber 2RorquefaSinjeln
(feit 1848) unb auf Xal^iti, beren SBeftanb im M
Oceanien gefc^ilbert ift. — 6in Weiblid&er 3toeig
ber $ic))uS-®efcllfd^aft würbe 1804 burd^ eine
fromme gfrau gegrünbet, bie wäl^enb ber be«
rül^rtcn Sd^redfenSl^rrfd^oft mit il^rer SKutter in-§
®efängni§ geworfen warb, weil ein $riefler in
i^rem ^aufe eine 3uflud^tSftätte gefuitben l^atte.
3n tJreü^it gefegt, beeilte fie fid^, Soubrin i^
®ienfte jur ^uSfül^rung feineS SSorl^benS an$u=
bieten, fofem bie^ boS weiblid^e ©efd^lec^t betraf.
3^r Unternehmen fanb gleid^fottS berartigen 5ln«
flang, ba^ baS ^au))t]^uS gu ^nS 1843 fd^on
19 Filialen in Qfranfrcid^ l^atte; aufeerbem beji|en
biefe Sd^weftem ein ^auS gu iBal))araifo unb )eit
1849 aud^ ein fold^eS gu Sima in ^ßeru. ^u^
ber ewigen Slnbetung beS l^iligen Saaamente§
feigen pe ben unentgeltlid^en Unterrid^t ber armen
iDZäbdden als il^e ^ottptaufgabe an unb errid^
bei ieber il^rer 9lieberlajfungen für biefelben eine
Sfreifd^ule. (Sgl. Henrion, Hist. des ordres
relig., Paris 1840, 312 s.; de Bobiano, Hist.
de l'Eglise n, Paris 1836, 55 s.; P. Äarl,
S)ie fatl^ol. ftird^e in il^rer gegenwärtigen 5luS«
2105
Rieten — Pietismus.
2106
breitunfl, 2. «ufl., »cgcnSburfl 1847, 594 f. ;
Moroni, Diz. LU, 302 sg. ; H^ljoi-Badiche,
DictioD. des ordres relig. IV [Suppl.], Paris
1 859, 1 27 7 SS. ; KeUer, Les congrögationsrelig.
en France, Paris 1880, 372. 484.) [Wel^.]
9i(to^ f* 9Knian unb Sd^ottUmb.
"SficttS «M SBlranbttCi, f. SRironbuIa.
9ie, SubtDig gfrans SbuQrb, 39ifd^f
Don ^oitierd unb Sarbinal, mürbe geboren )u
tpont-Souin (5)ep. gure-et»2oir) am 26. Qtp'
temberl815. ©d^on al8 ^Priejler erregte er gro^
%uff el^ burd^ ](ftnrei^enbe Serebfomtett. 3m Witt
t)on 34 ^iciffctn toorb er am 23. JM 1849 jum
Sifd^of t)on $oitiec8 ernannt. 3n Mefer @tdltmg
ging fetn &au))tflreben bal^in, im SSerein mit gleid^«
geftnntenÜRdnnemSftanfreid^ Dom ©aüicanidmuS
5U befreien, eS auf d Sngjie mit bem a))ofbIifd^en
Stul^Ie )u Derbinben unb bie Shnrtpmer ber mober»
nen $^f opl^ie ^u beldmpf en. Vbt (Suöranger (f. b.
9[rt.) fanb in feinem Semfll^, ben Senebictiner-
orben in Sfranfreid^ auszubreiten unb ^gleid^ bie
allgemeine Sinfül^tung ber rdmifd^ Stturgie an-
jubal^en, in !Dlfgr. $ie einen berebten unb ein-
flu^reid^ gf^rberer. SBiel bead^tet tourbe bie
fieid^rebe, toeld^ berSifd^of im October 1860 ben
Opfern Don Saftelfibarbo Qielt S)ie unreblid^
H^olitif , meld^ 9la))oIeon m. namentlid^ feit 1859
bem l^iligen @ttt^Ie gegenüber einfd^Iug, ttmrbe
Don i^m fd^onungdloS in feinem ^!irteiSrief für
1861 aufgebedt. 2)iefe8 SlctenpS toarb iebod^
Dom Staatsrat)^ |ür einen „SlmtSmi^braud^'' er«
fldrt unb burd^ latferlid^eS 2)ecret unterbrüdft. 9IS
am SBorabenb bed Daticanifd^ (SoncUd ber Xitular-
bifd^of 9Raret in feiner @d^rift Du concile ge-
nöral et de la paix religieuse bie gaQicanif^
Sbeen Dertl^bigte, trat SRfgr. $ie mit ber geijHgen
Ueberlegen^eit eined ebenfo geleierten loie üd^t fird^«
lid^ ge^nnten Sifd^ofS il^m entgegen. %uf bem
Soncil mar er ein l^orragenbed SRitglieb ber
deputatio fidei. 3lai) bem ffriege tmterftü^ er
eifrig bie IBemül^ngen, eine religiöfe SBiebergeburt
f$ranfretde§ j^bei^itfül^ren. ^ßa)>ft Seo XTTT. er-
nannte im Sonftftorium Dom 12. 9Rai 1879 ben
l^od^Derbienten iBifd^of gum SarbinaL 9(ber fd^on
ein 3a]^ fpöter mad^te ber Xob bem Seben beö
energif^en Sertl^ibtgerS berSled^ ber ftird^ ein
Snbe. Sr ftarb ^u Slngoulöme, too er ben 93orfi|
in einer 93erfammltmg ber latl^olifd^ Somit^
einnel^en foDte, am 18. SRai 1880, Stad^tS 1 U^.
Seine Sd^ften (SReben unb Hirtenbriefe) erfd^ienen
gefammelt u. a. ^oitierS 1876—1879, 9 ©be.
(!BgL Baunard, Histoire du Card. Pie, 2 vols.,
Poit. 1886; Collectio Lacensis VII, 1811 sq.,
Prib. Brisg. 1890.) [3etf.]
yfiewumäannSf f. a9u|bade.
^tfAns^ $riefler um) ffated^et }u Sdeian-
brien, ber Seigrer beö ^L ^ampl^üu» (f. b. «rt),
mirfte unter ben ffoifem SaruS unb S)tocIetian.
(Sx mar fe^ gefd^dtt in ber Dialeftü unb SRI^orif
unb erlangte megen feiner @ele](|rfamfeit unb feineS
Sifetd ben (El^rennamen beS iungem OrigeneS. i
9tade ber ükrfolgung SHocIetiand begab er fid^ nad^
Stom unb brad^ bort ben 9teft feined SebenS ^
WS @d^ften beS $ieriuS merben Don ^ieron^muS
eine Slb^blung über ben ^top^m Ofee unb
Don potiuS ein SBerf über ben l^iligen @ei^
fomie ein Sud^ über baS SDangelium nad^ SucaS
genannt. Slufferbem fül^ ^ieron^muS (£p. 31,
ad Pammach.) eine Stelle auS einer Srflärung beS
^ßieriuS )um erften Sorintieerbrief an. %nbere
ed^riften beS ^eriuS ermöl^ $ieiri))t)uS @ibeteS
(f. b. %rt.), bourunter einen B(bc tou df^ou Ilafi.-
<p(Xou (f. be Soor, bei ®ebl^bt unb ^amadt,
legte unb Unterfud^gen u. f. m. V, 2 [1888],
169 ff.), (»gl. Euseb. H. E. 7, 32, 26. 30 ;
Hieron. De vir. ill. 76; Photius, Cod. 118.
119; Sarbenl^mer, ^Mrotogie, greiburg 1894,
166 ; Ärüger, Oefd^. ber altd^ftL ßiteratur u. f. m.,
greiburg 1895, 134.) [ßkunS 0. 8. B.]
9ime b' jtiffv, f. «iO^.
Tfküsmms ift ber 9lame filr eine gform unb
SntmidQungSjlufe beS $rotefUmtiSmuS, meld^ auS
ber SReadion gegen ben l^errf d^enben proteftantifd^
Sel^rbegriff mit feinen folgen l^orging. S)ie
beiben erften ä^^N^binrte beS beutfd^ $rote«
ftantiSmuS )eigten nömlid^ ein fo troftlofeS 99ilb,
ba^ beffer gejinnte Snl^Kinger beSfelbm befonberS
im 17. 2ta]9r9unbert mit iÜKttn klagen nid^ auf-
hörten. ed^mteOer mie 9Re9fart (gefL 1642) in
feiner „O^fUtd^en Erinnerung'' unb ©ro^gebouer
(geft. 1661) in feiner ^SDMd^terftimme «ufe bem
SSermüftetenSion" brad^ten bie traurigen 3uftönbe
innerl^Ib ber proteftantifd^en IKrd^ an ben ^ag.
SluS bem Streben, eine %enberung }um Seffem
l^bet^ufül^ren, entfianb ber fogen. ^ietiSmuS.
®er ©tifter beSfelben mar ©pener (f. b. 9Ut.), ber,
Don Sabobie (f. b. 9[rt.) in ®enf angeregt, olS
^rebiger in granifurt a. SK. (feit 1666) in bem
angegebenen ©inne )u mirfen begann. Sr manbte
eMonberS gegen jmei böfe ©ö^ beS l^errfd^«
$roteftantiSmuS: einmal bagegen, ba^ ein
guter SBanbel unnötl^ig, unb bann, ba^ ein funb-
U)feS Seben unmöglid^ fn. !Bei ber IBerfunfenl^t
ber großen 9Renge na^ er )u bem beoenHid^
SRittel feine Suflud^, in ber ecclesia, mte er
fagte, eine ecclesiola gu bilben, unb richtete feit
1670 in granffurt bie foaen. Collegia pietaüs
ein, meld^ eine gel&utertelnrd^ barftellen unb ein
germent gur Söutenmg ber übrigen fein fottten.
2)ie 9teformation Sutl^, lel^ er, fei nod^ nid^t
DoQenbet, ber @Iaube müje lebenbig merben, bie
Sel^ Dom aOgemeinen ^rieftert^in SU il^rem
9t^te fommen. ©penerS 1675 )uerft erfd^ienenen
Pia desideria brad^ten il^ 9(nl^nger in meiten
Greifen, riefen aber anbererfeitS balb einen ©türm
beS aSBiberfprud^ l^or. 2)ie S)arm{töbter 9le-
gierung Derbot bie SotmentUel fomie bie iBüd^
©penerS, ber infolge beffen 1686 einem Stufe nod^
S)reSben folgte. $on bort ouS regte er Sluguft
^)ennann grande (f. b. Art) an; biefer rid^e mit
)mei anberen Seipgiger 2)0€enten ein CoUegiom
philobiblicum ein, morin fie bie ^ige @d^
2107
Pietismus.
2108
erHärtcn unb anbad^uBunflcn p^t^ttL 9hin er»
^ob fid^ bie gonae ortJ^oboje «ßrofcfforcnfd^ ßei|)»
ji08 unb bejonbetS ber Untöerjttöt SBittenbcrg ^um
SBiberfprud^. gfrondc unb feine gfreunbe^lnton unb
©djobe mußten 2t\}ßm öettaff en. S)te beiben (Erften
murbenaber 1691 Don gfriebrid^ III. t)on Sronben«
bürg on bie eben gegriinbete UniDerjUat ^aSe o. @.
berufen, unb ©reiJ^ou|jt gefeilte ^ i^nen aI8 ®efin»
nungSgenoffe gu. Sutd^ biefe brei SDtönner mürbe
^K^ }ur ^flot^f d^ule be§ Spener'f d^ $ietiSmug
gemQ^t:ben9lamen]Mt^bie^en)egungiebod^f(i^on
in 2t\p^x% erl^alten. — 9Ran unterf ^ibet ben äd^ten
peti§mu§ t)on feinen Iranl^aften Ausartungen
unb tl^t ben erftem in ben ^Qe'fd^en unb ben
mürtembergifd^en. S)em ^e'fd^en ^ietiSmuS
l^t ^rändle befonberS bie Stgentpmlid^Ieit feines
Sj^oralterS oufgebrüdCi (Sx fteOte an bie ^pik
feiner gforberungen baS lebenbige, glaubenSüoue,
tl^dtige (Sl^riftentl^m. 9lid^t ^e|rte, fonbem
Sl^riften moEte er ^eranbilben : er bocirte beSl^alb
nid^t Iateini|d^, fonbem beutfd;. ^auptfad^e toar
il^m toie feinen ©enoffen bie äBtrfung auf boS
Seben. ©leid^gültigleit gegen bie 9Bif|enfd^aft, bie
bogmotifd^en S)ifferenipimfte unb bte fird^Iid^en
3nteref[enioar ben ^dirfd^en petiften eigentl^m-
lid^. 9htr bie ecclesiola mürbe ge|)flegt unb bie
Unterfd^eibung ^toifd^en SBiebergeborenen unb
TOd^ttoiebergeborenen eingefül^. 3ur äBieber-
geburt aber gelangt ber @|rift nad^ grandfe burd^
ben iBu^antpf, ber in einem beftünmten unb er«
lennbaren 3<i%nlt mit ber 93ergebung ber @fln«
ben unb ber äBiebergeburt enbet. S)iefer äBenbe«
punit mürbe burd^ einen gemiffen ÜRetl^obiSmuS
ber gfrömmigfeit fünftlid^ l^rbeigefül^rt unb bis
jur „grtocdtung'' gefteigert; baS ©anje fül^rte
enttocber ju einer gciftigen Abmarterung ober ju
©clbfttäufd^ung uiü) betrug. ®ie fogen. „üKittcI-
binge'', ©pielen, Sanken u. bgl. , öertoarfen
bie ^ietiften als jum minbeften „fünblid^". ®ie
brei ^äupter bcS ^atte'fd^en $ietiSmuS unb be«
fonberS S9reit]^u|)t maren fromme, burd^ bie ®e-
toalt i^rer Kebe, ben 6mft tl^reS ©trebenS unb bie
ÜKad^t il^rer $erfönlid^fcit im})onirenbe SKänner.
©ie fyiben tl^atfäd^Iid^ eine Setoegung in bem ba-
maligcn beutfd^en $roteftanttSmuS Ij^eröorgerufen
unb ein neucS Auflobem bcS religiöfen SebenS öcr-
anlaßt, rooburd^ eine neue @})o^e im ^roteftan-
tiSmuS begrunbct tourbe. S)er 3ubrang öon pro»
teflantifd^enil^oIogenjurUniöerfltät^dlefteigerte
fid^ öon 3a^r ju 3a|r. Salb nad^ bem Sobe
gfrandte'S oerorbneten föniglid^e ©ccrcte ein jtoei-
jä^rigcS ©tubium ber Xl^eologie in §alle (1729)
fiir attc biejenigen, toeld^e in $reu&en eine $re-
bigerftette befleiben tootttcn; fd^on öor^cr (1727)
toarb ein testimonium über bie fittli^e Steife beS
ßanbibatcn für beffen SlnfteBung geforbert, baS
bie §alle^fd^cn ^rofefforen ber Sl^cologie auSju-
ftellen l^atten; bei bcmfelben l^belte eS fid^ befon-
berS um ben öoüenbcten Su^fampf, boS „red^t-
fd^affcne ßl^riftent^um", mcld^eS baS föniglid^e
beeret forberte. — TOit bem SBad^tl^um bcS $ie-
tiSmuS nal^m aud^ bie 9nfetnbung beSfelben tm
©eiten ber fogen. ortl^oboien 3:]^eologen ouS ber
SBittenberger ©d^ule )u. S)er j^ampf entbrannle
mit ^ftigfeit unb fül^rte an mond^en Orten^ toie
in Hamburg, gu tumultuorifd^en ©cenen, loo*
bei bie pietiftifd^en ^rebiger Don ber aufgeregtes
9Renge t>ertrid6en mürben. ®Ieid^mo|^I erlebte ba
^ietiSmuS in lurp 3«it eine ungemdl^nlid^ ^ßa*
breitung. 6r fano namentlid^ an Dielen girrfien'
unb ®raf en]^5fm mie in ben gfamüien beS niebem
Abels gro^ AnOang. 93or allem mar bieg am
))reu^if$en unb am bönifd^en ^of e ber gfaH. ff önig
gfriebrid^ SBil^elm I. mar gfrandte'S perfönlü^
Sfteunb unb 93ef d^ü|er unb Sef drberer fetner ©ac^e.
Ser bänifd^e ff 5nig gfriebrU^ IV. unb fein ©o^
Sl^riftian VI. f ud^ten auf aOe SBeif e in il^rem Sanbe
ben ^ßietiSmuS )U Derbreiten. AIS SJlittelpunfte be§-
felben mürbe 1710 ein Collegium de cursu evan-
gelii promovendo gegrünbet; aud^ jal^Ite man füi
^]^n bdnijd^e Sinologen ©ti))enbien, bamit fte in
^aSeftubvrenlonnten. 93onbeutfd^UntDerfttaten
mürbe ffönigSberg bie blül^be Xod^ fKüIe'S;
ieneS überflügelte fogar mit feinem pietiftifd^en
einM bie ^aOe'f^e ^flanifd^ule. gfur ben
Sßeften mürben ®ie|en imb 9)larburg, moS [tat
für ben Often S)eutfd^IanbS maren. An anberrn
proteftantif d^ UniDerfitöten gelangte ber ^aEe'f c^e
^ietiSmuS nur in einzelnen 9Rdnnem ^u größerem
(Einfluß. Aber mo immer pietiftifd^ ^rebiger er«
fd^ienen, ba jünbeten ^ aud^ mit bem fogen.
„©aft unb ffraft" il^er Sieben, unb ber gmft ber
^ermedCten^ il^r ^d^fllid^er SKutl^'', il&re fysuSf'
anbad^ten unb ®ebete, ^x ^»tl&dtigeS (S^riftentl^um''
Derbrcitetcn eine religiöfe 5ltmofp]^äre, bie ganj
unb gar Don ber gemöl^^nlid^en Art proteftantijd^en
£ebenS abftad^.
£)er mürtembergifd^e ^ietiSmuS mar gleid^foüs
Don ©pener angeregt unb bem ^)alle'f d^en öl^nlic!^,
mie bcnn gfranäe, ber 1717 in Tübingen, Ulm
unb mel^reren anberen Orten SGßürtembergS auf*
trat, bort in großem Anfeilen ftanb. §aupt ber
mürtembergifd^en $icttften mar Sengel(f. b. Art.).
©ie banben fid^ enger an bie ftird^e imb i^re
©^mbole, bifiten fi^ freier Don bem 3Ket]^obi§*
muS ber gfrömmigfcit unb l^aben eine längere
Süitegeit gel^abt,
S)ie Derfd^iebentlid^ l^erDorgetrctenen AuSartun»
gen beS ^iettSmuS fmb 95orfommnif[e mpftijd^er,
fd^märmerifd^er, betrügerifd^er unb unftttUd^er Art.
9lid^t aKe maren fte ©pener unb gfrande tmf^mpa»
tl^ifd^. Unter ben Augen beS Ie|tem unb in feinen
Stiftungen ju ^aUe fomen bei Den grmedttcn 9Jer*
5Üdtungen,feIbft ßrfd^einungenDon ^SSIutfd^miJcn''
Dor. An Dielen Orten ©ad^fcnS unb IbünngenS
traten ermedfte grauensimmer oIS ^Prophetinnen
auf, benen gfrandCe anfangs ®Iauben fd^nfte, bis
fie als Setrügerinnen fid^ ermiefen ober mie mand^e
„Slutf^mi^erinnen" als gefallene ^erfonen en»
beten. 3« ben ausgearteten ^ietiflen gebort aud^
Amolb, ber berül^mte Serfaffer ber „ff iri^en- unb
ffe^r^iftorie", ber eine ^fmnlid^e tmb mollüftige
2109
$i9^iuS — ^iditateia
2110
^nbad^t" J)Pegte. «uf eine ©el^rin, bie Äoja-
munbe öon affcburg, tnad^te ber pietiftljd^ ©uper»
intenbent öon Süneburg, 3. SD8. gJeterfen (f. b. «rt.),
aufmerffam unb fanb in tl^ren Offenborunoen ©toff
für feine d^üiafitifd^ Sbeen. «m berüd^ttgfen
ober unter ben Sludartungen bed ^ietiSmuS nnb
bie SDßittgenflein'fd^ SBirren- Unter ben Url^ei
berfclben, meift öon onberen Orten öcrtriebenen
©eixiratiftenjtel^t ber Dr. ^ord^e obenan. S)erfelbe
\^ttt bie öier Zöd^er bed ®rafen ö. aSittgenftein
mit feinen 3been erfüOt unb fonb ^ mit ^el^n
anberen @e|)Qratiften]^ftuptem im Sittgenftein'-
fd^en ^ufammen, loo jid^ eine (Semeinbe bilbete,
in ber munberlid^ 2)mge öorlamen. S9alb ge-
f eOte ^ bie berfid^tigte &a t>. Rüttler (f. b. «rt.
95uttteefd^e SRotte) mit il^ ©efeOfd^aft iljnen
5u, tourbe febod^ toegen ber gren)enü)fen Unfltt-
lid^feit, meldte bie Stotte unter bem SRontel ber
SReligion trieb, mit berfelben öeriagt. 9Ud fl^ila-
belp^ifd^e ©emeinbe fanb bie 3Bittgenfirtn'fd^e
93en)egung in Serieburg il^re t$ortfe|ung ; ouS ibr
ging bie ,,g3erleburger Sibel'' (f. b. «rt. »ibel-
überfe^ungen n, 760) l^eröor. — ®a8 Streben
nad^ einer befonbemSiebedgemeinfd^ mit Sl^rifto,
eigentpmlid^ Snfid^ten über bie (Sf^t, bie Seigre
t)om taufenbjäl^gen Keid^ (S^rifK, öon ber 9Bie«
bertaufe u. bgl. m. ift aO biefen SluSartungen bed
$ieti3muS mel^ obo: loeniger eigen geioefen. Ser
ad^it ^ietiSmud 1^ burd^ bie Betonung bed aS-
gemeinen ^rieftertl^umd unb bad Sonöentifeltoefen
eine 9leigung )um SalöiniSmuS in boS Sutl^er-
tl^um g&ra^t, bagegen burd^ bie Uebung ber
praftif d^en gfrömmigfeit fld^ ber latl^olifd^en Jcird^
genöl^ert, obfd^on ber alte ^a^ gegen oiefelbe öon
il^m nid^t oufgegeben ifi 9tU)ererfeit8 ift ben $ie-
ti\tm eine größere 9Ri(be gegen anbere Sonfef-
fionen nid^ ab3uf))red^en, aud^ öerbient ber Stfer
^nerfennung, ber öon ^iettften auf bie ftu^ere
ttie innere TOifTwn (f. b. «rt. Vm, 1611. 1621.
1642) öertt)enbet tourbe. S)urd^ bie ®Ieid^gültig"
leit gegen bie fpecififd^ firdblid^en 3ntereffen unb
baS fird^Ud^e S)ogma tt)ie burd^ bie Seförberung
öon @(^ein]^ilig!eit unb @elbjtiduf(!^tmg ift er
freilid^ eine UebergangSftufe ^um älationaliSmud
(f. b. ^rt.) gemorben, l^at aber boc^, im Sunbe
mit ber proteftantifd^en Ortbobosie, in unferem
Sabrl^unbert ben ff am))f gegen ben SlationalidmuS
aufgenommen unb fud^t alS mobemer ^ietiSmud
ba§ Uebergemid^t in ber proteftantifd^en ffird^e ^u
erringen, ©eporatiftifd^e Änioanblungen, 6on-
öentifel- unb Sractötd^en-Umoefen, aud^ fd^mär»
merifd^e 9(u3fd^reitungen finb bie ©d^attenfeiten
biefer ^eftrebungen, bie fid^ am mobemenbeutfd^en
fßietidmuS mie bei ben öermanbten 9Romierd unb
ajJet^obijten (f. b. «rtt.) aeigen. — S)ie Siteratur
über ben ^etiSmuS ift fel^r gro6, ba er einen
langen Iiterarifd^enffam))f öeranlafte. S3on älteren
Sufammenfa jfenben SDßerfen ift fl&a\d), C^iftor. unb
tl^eolog. Einleitung in bie SteligionSftreitigfeiten
ber eöongcIifd^-lutl^erifd^cnÄird^e, 2t\pi\Q 1730 ff.,
5 fSbt., SU ermöl^nen; öon neueren Sar^olb, S)ie
Srmedften bed ))roteflant. 2)eutfd^Ianb8, inStaumerd
^iftor. Xafd^enbud^ 1852 , 129 ff. unb 1853,
169 ff.; @^mib, (Sefd^id^te bed ^ietiSmuS, 9Urb-
lingen 1863; X^oludf, @efd^id^te beS Siationolid-
muS I, Berlin 1865 ; Slitfd^I, (Sefd^id^te be« $ie-
tiSmuS, Sonn 1880—1886, 3 »be. ; ©ad^ffe,
Urf pruna unb Sßefen; beS ^tiSmud, SBiedbaben
1884; atenner, Sebendbttber auS ber ^ietiftengdt,
Bremen unb Sei)))ig 1886. [SBoter.]
'Sfi(l9itts, Gilbert, tüd^tiger Xl^ologe, SRa-
tbematiler mib Slftronom, loar um 1490 }u
Stcmpm (Oöer^ffel) geboren unb ftammte auS
l^d^gefe^ener ^<nnUie. (Sr ftubirte )u Sötten,
m ber fpötere $a|)ft ^abrian VI (f. b. 9rt.) fein
Seigrer mar. Son S5men ging er nad^ ftöln, mürbe
bort S)octor ber Xl^eologie unb folote bann
feinem Seigrer ^abrian nad^ ©panien unb (1523)
nad^ 9lom. Unter ben 9la^fo(gem ^rianS VL
tourbe er )u öerfd^iebenen Unterl^anblungen, foju
SBormd unb Stegendburg, öertoenbet. ^ßaul m.
übertrug il^m fd^lie|Iid^ (1535) bie ^ropftei öon
©t 3obann }u Utred^t. Sort fiarb ^igl^iuS im
Secember 1542. — ©d^on )u Sömen ^otte Jtd^
$ig]^ud mit ber gfrage toegen ber ff alenberöeroef ■
ferung befaßt; im 3. 1520 rid^tete er an Seo X.
bie ©d^rift De aequinoctianim solBtitioramque
inventione et de ratione PaschaÜB celebra-
tionis etc., Paris. 1520. iBorl^gegangen toar
1518 eine Astrologiae defensio adversos pro-
gnosticatorum vulgus; 1522 erfd^ienen bie
Apologia advers. novam Marci Beneventani
astronomiam unb bie Defensio apologiae.
S3on ben tl^eologifd^en ©duften bed !ßtgbiud iß
bie mid^tigfte bie Hierarchiae eeclesiasticae
assertioy Colon. 1538 u. 5. (Sx l^anbelt barin
öon ben $rinci))ien ber koal^ 9teIigion, öon
ber Sinl^eit ber ffird^ in il^ren öerfd^iebenen
©tönben, bem ^mate, ber SRad^t bed ^fted
in jeitUd^en Singen unb ben &)ncUien. S)abei
Mite er jiebod^ in einigen ^[hmlten (d^bfünbe,
SSorberbeftimmung @otte8 u. f. to.) Stf^xtn auf,
meldge öon ber f aft aOgemein angenommenen tatl^o«
lifd^en Soctrin abmi^en, fo ba^ Sarbinal 9ona
bad SBerl nur mit 93orftd^t }u lefen em))fal^L
©egen Sutl^ unb Salöin xxfyttt ^igl^iud bie
©d^rift De libero hominis arbitrio et divina
gratia, Colon. 1542 ; meiter öerfaf^e er u. 9L
ControTersiamm praecipuaram in comitüs
Ratisponensibus tractatarum . . . ezplicatio,
Colon. 1542 unb fonft. ©eine le^e ©(|rift, bei
ber il^n ber Sob übenafd^te, mar bie Apologia
adv. Martini Buceri calumnias, Mogunt.
1543 unb fonft. (Sgl. Nouv. Biogr. g^n. XL,
218 s.; «Dgemeine beutfd^e »iogropj^ie XXVI,
125 f.; ^efäe-^ergenrötl^er, Sonciliengefd^id^te
IX, 936 ff.) [®am8 0. S. B.]
'SfiflitaielR, Sofepl^SRaria, S. J., ein l^eilig-
mS|iger OrbenSmann auS ben 3^tten ber Sluf-
l^bung unb SBieberl^eStmg bed 3efuitenorben3,
mar am 27. 2)ecember 1737 )u ©aragoffa a!d
©ol^ bed C^er^gS 9(nton $ign^i geboren unb