Skip to main content

Full text of "Wetzer und Welte's Kirchenlexikon, oder Encyklopädie der katholischen theologie und ihrer hülfswissenschaften"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commcrcial  parties,  including  placing  technical  restrictions  on  automatcd  qucrying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  from  automated  querying  Do  not  send  aulomated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogX'S  "watermark" you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  andhclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  reach  new  audiences.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http  :  //books  .  google  .  com/| 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Urheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  partnerschaftlicher  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  für  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  für  diese  Zwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  fiir  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .corül  durchsuchen. 


\r    ■ 


t  ., 


•   »  . 


i 


\ 


\ 
\ 


m 


^  i  tdjenleiildtt 


ober 


(Enniitlopilbte 


fttr 


tilrrifii 


m 


^ardcmii 


jrcj^'t^:  ^^ü 


Dr. 


3j7rjit::ja  i;s   fj^SL    tlctci  #ti>U9^U   >#■  i%c%»%t4. 


Xriiter  6iik 
!$!€■€  bi^  f tgitteia 


^crbcr'f^c   Scrlagäl^anbluuiv 

1895. 
Bntigntebalafiungen  in  Ulm,  JltrtMiri,  4lli(|ri  iinb  Jl,  €$m\$,  ')Ko. 


^OJS  fftt^t  ber  Ueberfe^ung  in  frembe  ©prad^en  loirb  oorbel^olten. 


^ie  SSerlagäl^anblung  fibt  unb  geniest  bie  9ted^te  bed  Url^berS. 


0tt4bnttferei  bet  «erbec'f^en  Berlagf^nbltma  in  9K<6»ra. 


3- 


'ffaama  (^^j?),  im  9r.  S.  1.  $crfoncnnotne: 
bie  ommomtijd^e  ©emal^Itn  @alomon8,  toeld^e 
ÜJhittcr  KoboamS  ttmrbe  (3  Äön.  U,  21).  — 
2.  Ortfiname:  eine  ©tabt  im-StamtneSubo  glui« 
jc^en  ©et^bogon  unb  TOocebo,  jiejt  Want^  (3of. 
15, 41).  [Äaulenj 

^ttanutn  (i»?0/  im  91.  S.  1.  ber  fünfte  Sol^n 
Benjamins,  ßnfel  bcö  $atriordf|en  Socob  (®en. 
46,  21).  —  2.  ein  gnW  SeniaminS  öon  beffen 
älleflem  Sol&ne  5)ale  (1  $ar.  8,  4.  7).  —  3.  ber 
gfclb^err  be§  f^rifd^en  ÄönigS  ^aiatl,  mlä)tx 
hmdi  Sliföud  Dom  9lu§fa|  gel^eilt  unb  baburd^  5ur 
Srfenntni^  be§  tool^ren  ©otteS  gefül^rt  tourbe 
(4  ftön.  5, 1  ff.;  ögl.  Suc.  4,  27).    [ftoulen.] 

9aa$  («r.5,  b.l  ©d^lange),  im  91.  %.  1. 5Wamc 
beS  ammonitifd^  fiönig§^  ber  mit  @aul  gleid^« 
leitig  lebte  unb  burd^  einen  SinfoU  in  ©olaab 
9(nla^  iDurbe,  bag  baS  93oIt  3§tQeI  einen  jfönig 
forberte  (1  ©om.  11,  1  ff.),  gr  morb  Don  Soul 
gefc^fagen  unb  in  feine  ©renken  ^utüdgettnefen, 
bemie§  fiä)  aber  gegen  ®Qöib  freunbftj^aftlid^ 
(2  6am.  10,  2).  S)iefelbe  ©efmnung  bemal^rte 
fein  sioeiter  ©ol^n  Sobi  (2  ©am.  17,  27),  toö)^- 
renb  fein  erfter  ©o^n  §anon,  ber  9lad^foIger  auf 
feinem  3:^rDne,  2)aDib§  3wt)or!ommen]^eit  mit 
§o^n  Dergalt  unb  \\ä)  boburd^  felbft  ben  Unter« 
gang  bereitete  (2  ©am.  10, 1  ff.;  12,  29 ff.).— 
2.  ber  33ater  ber  9lbigail,  einer  ©tieffd^mefter 
XaDib§,  folglid^  ber  ^meite  2Kann  Don  S)aDib§ 
^D^utter,  ber  ©ema^lin  3foi'§,  2  ©am.  17, 25  ff.; 
berielbe  ift  aud^  mo^I  1  $or.  4,  12  ju  Der« 
ftekn.  [Äaulen.] 

ISLaaffoUj  ^af^affon  (v^r.^),  in  ber  l^eiligen 
Sc^nft  1.  einer  ber9l^n^enen  3efue^rifti{2Katt]^. 
1,  4.  2vLC,  3,  32),  ^a6)  ben  9lngaben  be§91.  %. 
über  i^n  mar  er  ein  ©o^n9lminabab§  au8  bem  ®e» 
1  djlec^tc  ejron§  (9^um.  1, 7.  ghit^  4, 19. 20. 1  $ar. 
2, 10),  ©c^mager  9laron§  {gj.  6, 23),  ein  ©tam« 
me^fürft  Don  3uba  (^f^um.  1,  7)  unb  burd^  Soo^ 
StammDatcrS)aDibS  (SRutb  4, 20—22).  —  2.  eine 
Certlic^feit  im  5Reid^  3§rael,  jum  ©tamm  9iej)b» 
t^ali  gehörig  (lob.  1,  1).  [ßaulen.] 

Jlaftaf  (^3:)/  i«i  91.  %,  ein  reid^er  ®ut§befi^er 
bei  2Jiaon  (f.  b.  9lrt.),  ber  feinen  Kamen  „X^or" 
mo^I  al§  ©pottname  loegen  allgemein  befannter 
geijiiger  ©efc^ronftl^eit  erl^alten  l^atte  (1  ©am.  25, 
25).  gr  Dermeigerte  bei  ber  ©d^aff d^ur  bem  bamal§ 
no^  Dom  ©(^merte  lebenben  2)aDib  bie  mol^lDer» 
biente  Semirt^ung  unb  50g  pd^  baburd^  beffen  Un« 
ttiflen  gu,  fo  ba|  feine  finge  grau  9lbigail  e§  ge« 
col^  fonb,  eine  fd^Iimme,  rnol^I  nid^t  in  Dodem 


Smfi  auSgefprod^ene  S)ro]^ung  burd^  bo^pelte  gfrei« 
gebigteit  untoirffam  gu  mad^en.  Sei  ber  9tad^rid^t 
lierDon  ftarb  9tabal  gugleid^  Dor  ©d^redt  unb  Dor 
9lerger,  unb  bie  fluge  9lbigail  marb  in  ber  Qfolflc 
9>aDib§  grneite  ©emal^Iin  (1  ©am.  25,  3  ff. 
2  ©am.  2,  2).  [Äaulen.] 

^abatäex  (Naßataibe,  NauaTaioi,  Nabu- 
thaei),  im  %,  %.  ein  ben  9Rad^aböem  freunblid^ 
geftnnter  9lraberftamm  im  ©üboften  Don  Suböa 
(1  aWad^.  5,  25 ;  9,  35).  Unter  biefem  Slamen 
barf  man  gmeifelSol^ne  baS  nömlid^e  93oIf  Der» 
ftel^en,  meines  ®en.  25,  13.  1  $ar.  1, 29  unter 
bem  5Ramen  Kabajot)^  (n'-aa,  NaßalVüö)  Don  38- 
mael  abgeleitet  mirb  unb  aud^  3f*  60,  7  ebenfo 
mie  bei  ^liniuS  (H.  N.  5, 11, 65)  unb  auf  aff^rt« 
fd^en  Snfd^ttften  (©d^raber,  ®ie  Äeilinfd^r.  unb 
baS  91.  S.,  ®iepen  1872, 147)  neben  ben  arabi- 
fd^en  Sebarenem  genannt  toirb.  2)ie  9tabatöer  er- 
f d^einen  bei  ben  gried^ifd^en  ®efd^id^tf d^reibem  feit 
bem  4. 3Q^t]^unbert  D.  gl^r.  al§  ein  füböftlid^  Don 
^aläftina  in  bem  fräl^em  (Sbom  mo^nl^afteS  SBoIt. 
Obgleid^  fie  baS  9lramäifd^e  nad^  bamaliger  ©itte 
al§  ©d^riftfprad^e  gebraud^ten,  fo  toaren  fie  bod^ 
fidler  arabifd^er  9lationaHtät;  alle  bei  il^nen  Dor« 
fommenben  Slamen  flnb  rein  arabifd^,  unb  il^re 
jfönige  l^ei^en  bei  ben  gleid^geitigen  ®efd^id|t* 
fd^reibem  nur  Äönige  ber  9lraber.  ®ie  Kabatäer 
l^atten,  nad^bem  bie  gbomiter  in  baS  entDölferte 
2anb  3uba  l^inübergegogen  loaren,  fid^  auf  bem 
nunmel^r  Deröbeten  ßbomitergebirge  niebergelaffen 
unb  blieben  Dorerft  9iomaben,  bi§  bie  ®elegen^eit, 
mit  ben  arabifd^en  ^robucten  einen  geioinnreid^en 
ffaramanenbanbel  nad^  bem  Korben  gu  treiben, 
fie  gu  einer  anbem  fiebenSmeife  fül^rte.  ®amit 
nal^m  il^re  Kultur  einen  rafd^en  unb  l^o^en  9[uf« 
fd^mung.  9lcu^ere  9lngriffe  bienten  bagu,  il^re 
bürgerlid^en  unb  politifd^en  Serl^ältniffe  gu  Der- 
DoÜfommnen.  9ll§  ber  S)iabod^e  9lntigonu8  um 
310  D.  Kbr.  ba§  Sbomitergebirge  gu  erobern  fud^te, 
fonnten  bie  Kabatäer  il^m  in  bem  feften  ^etra, 
bem  frül^em  ©cla,  2ro^  bieten  unb  il^n  balb  er- 
f olgreid^  au§  i^rem  ®ebiet  Dermeifen.  93alb  erf d^ei» 
neu  au(|  ffönige  an  il^rer  ©pije,  meldte  guerft  nur 
Tupavvoi  ober  Surften  genannt  mürben.  ®er  erfte 
befannte  berfelben  ift  9lreta§  I.,  bei  bem  ber  jübif d^e 
§o^epriefter  3ofon  169  D.  &)x.  3wPu^t  fud^te 
(2  2Kad^.  5,  8).  ®egen  gnbe  be§  2.  Dord^rift- 
lid^en  3al^rl^unbcrt§  l^atten  bie  Kabatäer  ein  Weid^ 
gcgrünbet,  baö  aUmöIig  Dom  rotl^cn  9Keer  bis 
gum  ßiipl^rat  unb  Dom  9lntilibanon  bis  in  ben 
©üben  ber  arabifd^en  §albinfel  reid^te.  9IIS  ©tifter 

1 


151653 


KoBclfd^aucr  —  9loBud&obonojor. 


bcSfcIbcn  nennt  Suftin  39,  5,  5  einen  geloiffen 
grotimuS.  hieben  $etro  toarb  in  biefer  Seit  oud^ 
Softra  im  §Quran  (f.  b.  3lrt.  «ftorotl^  2,  ob.  I, 
1522)  Ql§  §Quptpabt  ber  SRabotöer  bejeid^net. 
®iefe  öerfd^iebenen  grieci^ifd^en  ^Warnen  beweijen 
fd^on,  bofe  bie  S^obatäer  aflmälig  fid^  ber  l^eflenifti= 
jd^en  Kultur  jugetoenbct  l^atten,  toie  benn  aud^ 
aQe  t)on  ben  ^cabotöem  erl^oltenen  monumentalen 
SRejle  ben  gricdf|ifdf|en  SiipuS  jeigen.  Sei  ben  §el= 
lenen  felbft  l^ei^en  fie,  loie  f^on  gejagt,  nur 
„Araber",  unb  i^re  Könige  fmb  „Slraberfönige". 
ein  fold^er  ift  ber  2  Sor.  11,  32  erttjö^nte  ^re= 
to8  (IV.),  ber  urfj)rünglid^  SleneaS  l^iefe;  benn  um 
80  ö.  6^r.  ttjaren  bie  9ZaBatäer  ou(|  in  ben  SefiJ 
Don  Eölef^rien  unb  ®ama8cu§  gelangt.  ®ie  na»^ 
batäifd^en  ffönige  ftanben  ju  ben  ÜKadfiabäem  erjt 
infreunblid^emSerl^ältnife.  ®a§felbe  loarb  geftört, 
al§  Sllejanber  3onnäu§  ® 05a  angriff  unb  bie  ^dba- 
täer  ber  ©tabt  Seiftanb  leiften  wottten  (Job.  Antt. 
13, 13,  3).  3n  bem  ©treit  jloifd^en  öprfan  unb 
^rijbbul  nal^m  ber  bamalige  jl^önig  Kretas  III. 
Partei  für  ben  erftem  unb  belagerte  SlriftoBul  in 
äerufalem  (Jos.  Antt.  14,  1,  4  sqq.;  B.  J. 
1,  6,  2).  ®ie^  brad^te  bie  Kabatäer  mit  ben 
^Römern  in  Serül^rung;  ber  römifd^e  gelbl^err 
@cauruS  nötl^igte  Kretas,  bie  Belagerung  aufju« 
lieben,  50g  62 1).  Sl^r.  gegen  $etra  unb  smang  ben 
Surften  jurSejal^lung  einer  ftriegSentf^äbigung, 
f 0  ba|  ^ompejuS  fid^  auf  einer  SKünje  ber  Unter» 
werfung  be«  arabifd^en  ÄönigS  rül^mt.  3n  ber 
Sl^at  aber  blieb  baS  9{abatöerreid^  tro^  mannig« 
falttgen  9lbbrud^8  burd^  bie  SRömer  f elbftänbig  bis 
106  n.  Kl^r.;  erft  in  biefem  Sa^re  mürbe  „baS  an 
$etra  anfto^enbe^rabien"  burd^  KomeliuS  $alma, 
ben  ©tattl^alter  öon  ©Qrien,  in  eine  römifd^e  $ro= 
öinj  öermanbelt  (Dio  Cass.  68, 14).  3tn  4.  Sal^r» 
l^unbert  mürbe  9lrabien  in  jmei  ^roöinjen  get^eilt: 
Arabia  mit  ber  §auptjtabt  Softra  unb  Palae- 
stina  mit  ber  ^auj)tf!abt  $etra.  Sediere  erlangte 
unter  ber  Wömerl^errfd^aft  bie  munbcrbare  ffilüte 
unb  ^uSbel^nung,  t)on  meld^er  nod^  ie|t  il^re  in 
ben  tJelfen  gelftauenen  ^aläfte  3^u9iii6  9*cn.  (6. 
99urdf]^arbt,  SReifen  in  ©prien,  $aläftina  u.  f.  m., 
bcutfd^e  Ueberfe^ung,  beforgt  öon  ®efeniu§,  SQ8ei« 
mar  1823,1,364  ff.;  LeDucdeLuynes,  Voyage 
d'exploration  k  la  Mer  morte ,  k  Petra  etc., 
Paris  1875, 1, 274  ss.  IBgl.  Quatremäre,  Mem. 
sur  les  Nabateens,  im  Nouv.  Joum.  asiat.  XY, 
Par.  1835, 5  ss. ;  gle^,  3lrt.  Nabataei  in  ^aul^'S 
5Rcal»enc9noj).  V,  1848, 377;  ^Rölbefe,  ®ie  5»a» 
men  ber  aramäifd^en  Station  unb  ©prad^e  [3eit« 
fd^rift  ber®. HR.  ®.  XXV,  1871, 113];  guting, 
9iabatäifd^e  Snfd^riften  ausarabien,  »erlin  1 885 ; 
©d^ürer,  ®efc^.  beS  jüb.  S5olfe§  im  3^italter 
3efu  Sl^rifti  I,  it\^m  1890,  93eU.  H.  ®efd^.  ber 
nabat.  Könige,  mo  aud^  eine  reid^e  Siteratur  Der« 
geid^net  ifl.)  [Äaulen.] 

iS^aitt^t^Mitt  ^  ©))ottname  ber  ^ef^d^aften, 
f.  b.  9lrt. 

^^0  (^33,  LXX  Naßao),  im«.  S.  1. 5Rame 
eines  babqlonif  d^en  ®  otteS,  ber  in  ben  einl^eimif  d^en 


Snfd^riften  Nabu  (Nebo)  lautet  unb  als  Seftanb« 
tl^eil  fel^r  Dieler  ÄönigSnamen  erfd^eint  (3f .  46, 1). 
®ie  fo  begeid^nete  ®ott]^eit  l^atte  urfprünglid^  nur 
locale  SBerel^rung  ju  Sorft})pa,  mo  ein  großer 
Xem))el  beS  9tabo  ftanb ;  Don  bort  verbreitete  ber 
SultuS  berfelben  fid^  über  gang  ffiab^lonien  unb 
marb  fd^on  t)or  1100  6.  Kl^r.  aud^  in  Slff^rien  ein« 
gefül^rt.  5Rad^  ^uSbilbung  m^tl^ologif^er  SSor» 
fteOungen  galt  9labo  als  ein  ©o^n  HJterobad^S 
(f.  b.  art.)  unb  marb  gum  §au})tgott  ber  S3abi5« 
lonier  erl^oben;  obfd^on  er  urfprünglid^  im  $la* 
neten  ÜRercur  fQmboliftrt  erfd^eint,  fo  l^ei^t  er  bod^ 
fpäter  „er,  ber  ba  maltet  über  bie  §eere  beS  Fim- 
mels unb  ber  grbe".  gr  ijt  „ber  l^öt^fte  §err", 
„ber  Drbner  ber  SBelt",  „ber  ®ott  ber  SBiffen« 
fd^aft",  inSbefonbere  aber  „ber  ®ott  ber  ©d^reibe« 
funjl".  3luS  bem  frül^en  ginflufe  ber  95abt)lomer 
auf  il^re  9lad^bart)ölter  ijt  gu  erflören,  ba^  nad^ 
bem  Sflamen  bijfer  ©ottl^eit  Dertlid^feiten  in  $alä« 
ftina  genannt  mürben;  bal^er  ift  9labo,  einmal 
(1  $ar.  5, 8)  5Webo  genannt,  im  ä.  %,  2.  eine  amo» 
ritifd^e  ©tabt,  mel^e  unter  neuem  Flamen  bem 
©tamme  SRuben  guget^eilt  mürbe  (5Rum.  32, 38), 
fpäter  aber  ju  SDloab  gel^örte  (3f.  15,  2.  3er. 
48, 1) ;  Dermutl^lid^  mar  fie  am  Serge  5Rebo  ge= 
legen  (f.  b.  Art.).  [ftaulcn.] 

^MoiXf  (n*oD,  LXX  NaßoüdaO,  ein  SSraelit 
m  3esrael,  ber  ftd^  meigerte,  bem  ßönig  ^6:^clb 
feinen  SDßeinberg  abzutreten,  unb  begmegen  auf 
3ejabelS  3lnftiften  Opfer  eines  3ujti5morbeS  mürbe 
(3  Äön.  21, 1  ff.  Sgl.  4Äön.  9, 21  ff.),  [«aulen.] 

^glatm^obonofot  (nx^pnatina ,  aff^r.  Nabu- 
kudur-usur,  bal^er  El^ettt  ämal-^ist«  msiaa,  im 
2:ejt   22mal   nx^n-raiai,   Naßooyoöovoa^p ,    f. 

3a]^rbb.  für  proteiJontifd&e  Il^eologie  VH,  1881, 
619),  im  91.  %,  1.  ein  aff^rifd^er  ftönig  im 
93ud^  3ubit]^  (1,  5  ff.),  beffen  9Jame  offenbar  nur 
bur4  einen  ©d^reibfe^ler  bal^in  gefommen  ift.  — 
2.  ein  befannter  babQlonifd^er  Äönig,  ber  eigent= 
lid^e  Segrünber  beS  neubab^lonifd^en  ober  d^al^ 
böifd^en  Sleid^eS;  er  mar  ber  ©ol^n  beS  JlönigS 
9labopolaffar,  ber  im  ffiunbe  mit  bem  SDlebertönigc 
S^a^areS  bem  affqrifd^en  Sleid^e  ein  Snbe  mad^te. 
Um  baS  99ünbni|  bauemb  gu  feftigen,  l^atte  92a' 
bud^obonofor  bie  Zod^ter  beS  mebifd^en  Königs 
als  ®emapn  l^eimgefül^rt.  S)en  Jlampf  gmifd^en 
Sabqlonien  unb  ^IH^rien  mad^te  fid^  ber  ^l^arao 
9ledf|ao  gu  3hi^e,  inbem  er  bie  Jal^rl^unbertelangen 
9lnfprüd^e  Sleg^ptenS  auf  ©qrien  unb  ^alüftina 
geltenb  gu  mad^en  fud^te.  3tn  3.  609  rüdfte  er  in 
$alaftina  ein,  um  nad^  bem  Supl^rat  Dorgubringen. 
®er  Äönig  3ofiaS  t)on  3uba  [teilte  p^l  i^m  bei 
SKagebbo  entgegen,  Derlor  ober  bafelbft  baS  Beben 
(4  Äön.  23,  29.  2  $or.  35, 20)  unb  fonnte  i^n 
nidf|t  l^inbem,  bie  aff^rif  d^  Sefijungen  in  SSorber» 
afien  ju  befe^en,  mäl^renb  ber  bab^lonifd^e  Äönig 
burd^  bie  Belagerung  Kincöel^S  in  Slnfprud^  ge- 
nommen mar.  6rfi  als  biefe  ©tabt  gefaflen  mar, 
fonnte  3Jabopolaffar  baran  benfen,  felbft  baS  aff^« 
rifd^e  6rbe  angutreten;  ba  er  aber  perfönlid^  nid(|t 
in'S  tJcft)  rfldfen  fonnte,  fanbte  er  feinen  ©ol^n  unb 


9tQ6u}arban. 


VftmKAm  Stafoid^bonof or  gegen  ^tä^ao.  SBeibe 
pirseii  p  (E^rcomiS  am  Supl^rat  auf  einanber 
iiiL  46,  2).  ^Robud^obonofor  blieb  Sieger  unb 
§raig  bie  ^eg^pter,  Serien  unb  ißalöftina  bor 
üfm  in  räumen.  3u  ben  t^ürflen,  luelc^e  bemnad^ 
bie  Ober^o^  beS  d^Iböifc^en  ^errf^erd  aner- 
femien  mußten,  gehörte  aud^  Soafim  bon  3uba 
(4  l^^n.  24,  1).  92abu(i^obono]or  jog  in  3eru- 
yolem  ein,  na^  einen  %f^  ber  Xem|)elgefa|e  an 
fi4  nnb  führte  mehrere  eble  Säuglinge,  unter  benen 
axiä  Daniel  mar,  mit  nad^  Sabel  6r  mürbe  feinen 
€kgc€Iauf  bi§  nad^  9egQpten  l^inein  berf  olgt  l^aben, 
oerni  bie  ihtnbe  bon  9labo))oIaffar8  Xobe  il^n 
vxäft  Mranla|t  ^e,  nad^  99abqIon  gu  eilen,  um 
ben  Xtftüti  fetner  Sqnaftie  gu  kä^txn,  (Sr  felbft 
fornile  feine  SegienmgSgeit  auf  43  äal^re  an^^ 
be^en  (604—562).  Ueber  biefe  lange  ßeit  gibt 
ei  fanm  anbere  ^ä^nd^Un  als  bie  biblifd^en, 
tadä^  ftc^  auf  bie  ®efd^id^te  3uba'8  begiel^en; 
beim  bie  Don  92abud^obonofor  l^rrül^renben  Htxh 
inf(^ften  reben  nur  bon  bett  großartigen  Sauten, 
DeldK  er  }u  Sabt^Ion  unb  im  gangen  bab^Ionif  (i^en 
&mbe  aufrichten  ließ.  Sie  ^uptftabterl^ielt  unter 
inner  Regierung  ein  gang  neueS  Snfel^en;  neue 
8tra^  unb  @tabtt)iertel  mürben  l^ingugefügt, 
eine  neue  ftdnigSburg  auf  ber  Oftfeite  bed  Supl^rat 
oric^et,  ber  ^|  in  SRauem  gebettet,  unb  bie 
Stabtmauem  nn^en  berart  bergrößert,  ba|  fte 
Ott  SBeltnmnber  galten  unb  ber  @tabt  bie  Un« 
dime^barfeit  gu  fidlem  fd^ienen  (f.  b.  9rt  SBab^' 
Ion  I,  1812).  ^ud^  baS  alte  SSorftppa  marb  mit 
in  ben  Umfreid  ber  @tabt  gegogen,  unb  bei  biefer 
dekgen^t  Iie|  92abud^obonofor  auf  ben  Sieften 
bed  uraUeit  Soumerfed,  bon  beffen  Srrid^tung 
den,  11,  4  berichtet,  ben  meltberül^mten  Xempel 
be§©elerrid^ten(Herodot  1,181).  ®a§  ©dingen 
biejer  großartigen  Saut^ötigteit  mar  e§,  ba§  nad^ 
Jan.  4,  26. 27  ben  ©tolg  9iabud&obonofor§  mad^ 
rief  unb  fo  gu  einer  empfinblid^en  ©träfe  fül^rte. 
£<iB  tr  bei  biefer  ©elegenl^eit  aud^  ba§  guhinf« 
nge  Sefc^icf  SabelS  borl^ergefagt  f^aht,  ift  fpätere 
kigen^fte  ^u8f  d^müdfung,  meldte  6uf  ebiuS  (Praep. 
Evang.  9,  41)  ouS  SRegaft^eneS  aufbemal^rt  l^at. 
%üd^  augerlfalb  Sab^IonS  gab  eS  nad^  ^uSmeiS  ber 
3nf4riften  im  gangen  Sanbe  feinen  olten  Sempcl 
ben  er  nic^t  oerf d^önert,  mieberl^ergeftedt  ober  gang 
neu  gebaut  l^ötte.  3nbem  er  l^iermit  ba§  eine 
£'eben§element  ber  Sab^Ionier  ftd^erte  unb  fo  bie 
4ülbäif4e  ^errfcbaft  innerlidfi  bcfcftigtc,  forgte  er 
Tür  bie  anbere  Sj^iftengbebingung  beg  Keid^eS  burd^ 
{benfo  großartige  SBafferbauten  an  ben  j^anölen 
unb  bem  ßupl^at  unb  ließ  felbft  bie  Ufer  be§  per- 
mä^  S}{eerbufen§  burd^  gemaltige  S)ämme  gegen 
Die  Sturmfluten  fic^m.  3n  i^ren  Säegiel^ungen 
noc^  ^ßen  betrad^tet,  mar  9{abud^obonoforS  9^e« 
giervng  oer^Itnißmößig  frieblid^.  3um  Jhnege 
rief  i^n  im  3.  603  ber  ?lbfall  3oafim§  in  3uba, 
ber  im  Ukrtrauen  auf  ögqptifd^e  Unterftü^ung  ben 
Zribtttoermeigerte.  9{abud^obonofor  eilte  mit  großer 
^ccredma^t  nad^  Serufalem  unb  belagerte  eS.  fturg 
M^  marSoafim  geftorben  unb  beffen  erfi  18ja]^" 


riger  ©ol^n  3oad^in  ober  Sed^oniaS  il^m  auf  bem 
Sl^ron  gefolgt.  S)iefer  capitulirte  nad^  breimonat- 
lid^er  Belagerung  unb  mürbe  mit  fieiner  t^amilie 
unb  allen  Sbeln  beS  fianbeS,  fomie  mit  allen  friegS- 
tüd^tigen  Seuten  unb  allen  ^olg*  ober  ÜRetdl- 
arbeitem  nad^  Sabqlon  geführt.  3u  biefen  @e- 
fangenen  gel^örte  aud^  ber  ^ropl^et  Sged^iel.  Sfö 
^enfd^er  über  baS  Solf,  meld^eS  er  feiner  SBel^r- 
&af t  beraubt  l^atte,  fe^^te  9labu(|obonofor  3oafim8 
Bruber  9)}att|ania8  ein  unb  gab  il^m  ben  9lamen 
©ebeciaS.  2)iefer  trug  ad^t  3a^re  lang  ben  SSer- 
^öltniffen  SRed^nung,  bis  er  ftd^  burd^  ben  $l^arao 
SlprieS  ober  ^opl^ra,  ber  589  auf  3ltd)ao  gefolgt 
mar,  tro^  aOer  SBamungen  be§  ^ropl^eten  3ere- 
miaS,  mieber  gum  SbfaU  berleiten  ließ.  SHe  3loÜ)» 
menbigfeit,  fid^  gegen  ^eg^ptenS  93orbringen  gu 
ftd^em,  bemog  nunmel^r  92abud^obonofor  gu  einem 
enbgültigen  Untemel^men.  Sr  erfd^ien  gum  britten 
ÜRal  mit  feinem  ^eer  bor  3erufalem  unb  belagerte 
e§  bon  feinem  Hauptquartier  äleblatl^a  au§  gmei 
3a]^re  lang,  bis  eine  größlid^e  ^ungerSnotl^  bie 
Sinnal^me  ber  ©tobt  mögli^  mad^te.  2)er  fiiel^enbe 
©ebeciaS  marb  ergriffen,  mußte  erft  aUe  feine 
ffinber  fterben  feigen,  marb  bann  geblenbet  unb  in 
jfetten.  nad^  99abel  gefiil^rt.  3emfalem  ließ  92a- 
bud^obonofor  burd^  feinen  gfelbl^erm  9iabugarban 
böOig  gerftören,  unb  ade  l^eiligen  ©erötl^e  brad^te 
er  in  einen  ber  Xempel  gu  »abel  (4  Äön.  25, 1  ff.). 
9htn  nal^men  nod^  Sbom,  ^mmon,  SRoab,  XpruS 
unb  ©ibon,  meldte  fid^  ebenfaUS  gum  Abfall  l^atten 
berleiten  laffen  (3er.  27,  3),  5Rabu^obonofor8 
Zl^ötigleit  in  9nfprud^ ;  ade  erl^ielten  i|re  3üd^ti« 

§ung  außer  3:QruS,  meld^eS  unter  feinem  jfönig 
itl^obal  n.  in  breige^njöl^riger  Belagerung  il^m 
^ro^  bot  unb  nid^t  erobert  merben  tonnte.  92abud^O' 
bonoforS  ?Ju8bauer  bei  biefer  Untemel^mung  f d^eint 
aud^  nod^  ben  S^td  gel^abt  gu  l^aben,  fu^  freie 
§anb  für  einen  SSorftoß  nad^  ^eggpten  gu  fidlem; 
benn  nod^  l^ierogl^pl^ifdjen  3nfd^riften  fielet  fefi, 
baß  9^abud^obonofor  nod^  gmeimal,  erft  unter 
SlprieS,  bann  unter  ?lmafi§,  in  9legi)pten  cinpcl 
unb  bis  nad^  ©qene  borbrang,  mie  e3  bon  Sged^iel 
(29, 10)  gemct§fagt  morben  mar.  6r  l^attc  bamit 
feine  9lbft^t  enei(|t,  ben  geföl^rlid^cn  ®egncr  im 
©d^ad^  gu  galten;  eine  (Eroberung  ^eg^ptenS  ^atte 
nie  in  feinem  $Ian  gelegen  (SBicbcmann  in  2cp» 
ftuS'  3eitfd&r.  f.  äg^pt.  ©pradfee  XVI,  1878, 2  ff.). 
(93gl.  gb.  aWetjcr,  ®efd&.  be«  ^ltcrt]^um§  I,  ©tuttg. 
1884, 587  ff. ;  Siele,  Sab^l.-aff^r.  ®cf  d^.H,  ©otl^a 
1888, 421  ff.;  §ugo  SBindtler,  ®efd^.  »ob^lonicnS 
u.  ^ff^rienS,  Scipg.  1892,  310  ff.)    [ffaulen.] 

'SP^oBttgatban  (-j-NnTnas),  im  91.2:.  berObcrft 
ber  Seibioac^c  Kabud^obonoforS,  ber  im  ^luftrag 
feines  ÄönigS  bie  gerftörung  SerufalemS  bcmirfte 
(4  ftön.  25,  8  ff.  3er.  39,  9  ff.),  ffiä^renb  fein 
ßönig  Jt)ru8  belagerte,  fom  ^iabugarban  nod^  ein- 
mal nad^  3erufalcm  unb  fül^rtc  745  3uben  als 
®efangcne  fort  (3er.  52,  80).  ®cn  aff^rifd^en 
5Ramen  biefeS  ^eerfülftrcrS  erflört  gberl^arb  ©d^ra» 
ber,  fteilinfc^r.  unb  %  %.,  2. 9lufl.,  ®ießcn  1883, 
364.  [5?aulcn.] 

1* 


9lac(i^iantc  —  9läflel,  bie  l^ciligen. 


8 


"^iac^nie  (Naclantus),  3qco(,  0.  Pr., 
%f)tolo%t,  ftommtc  anli  Sfloreng,  Icl^rtc  längere  Seit 
$|Uofop]^ie  unb  t:]6eDlogte  im  OrbenScofleg  Dum 
l^L  Sl^omaS  ad  Minervam  p  9lom  imb  tourbe 
1544  t)on  ^opft  ^ul  in.,  ber  tl^n  wegen  feiner 
^erDorragenben  ®  clel^rfomf  eit  f  d^öfete,  jum  ffiif  d^of  e 
Don  Sl^ioggia  im  ©ebiete  t)on  ^enebig  erlauben. 
Ätö  er  ouf  bem  Koncil  öon  Srient  bei  ben  6r» 
örterungen  über  bie  DueSen  be§  ®Iauben§  fni^ 
bem  ®eaete  ber  4.  ©ijung  (1546)  l^eftig  toiber« 
f e^te  unb  bie  üxäfi\ä)t  Srabition  nid^t  ber  l^eiligen 
©d^rift  gleid^  onerf  ennen  moflte,  »urbe  feine  SRe^t« 
gläubigfeit  Beameifelt  (PaUavic.  Eist  Conc.Trid. 
1. 6,  c.  14,  n.  4);  nad^bem  er  ober  fid^  untertoorfen 
l^atte,  gogenil^n  bie))ät)ftIid^enSegatennad^äBieber' 
eröffnung  be§  KoncilS  (1561)  bei  ben  fd^toierig« 
ien  bogmotif d^en  Unterfud^ungen  an  il^re  @eite.  Sr 
tarb  om  6.  SDlai  1596.  ©eine  ejegetifd^en  ©d^rif« 
en  über  ben  SRömer«  unb  ben  gpl^ef erbrief,  bie 
Don  Xl^omafftn  gerübtnte  Medulla  s.  Scripturae 
vel  arcanorum  Christi,  femer  bie  Tractaiiones 
XVni  theologales  unb  bie  Theoremata  theo- 
logica,  metaphysica,  naturalia  u.  a.  lourben 
öon  ^etruS  gratinuä  in  gmei  golianten  p  SScnebig 
1567  l^erouSgegeben.  (IBgl.  Quetif  et  Eohard, 
Script.  0.  Pr.  H,  202;  Hurter,Nomencl.liter., 
ed.  alt.  I,  Oeniponte  1892,  28  sq.)  [©treber.] 

^aAmanibt^j  f.  Siamban. 

^a^ot  (■^'iJ^O»  in  ber  l&eiKgen  ©d^rift  1.  einer 
ber  ^atriard^en  nod^  ber  ©intffut,  ber  SBater 
Zl^ore'S  unb  ©ro^Dater  mrol^amS  (®en.  11, 22. 
2uc.  3,  84).  —  2.  ber  ©ol^n  Sisare'«  unb  SBruber 
9tbrQ]^am§,  mit  biefem  aud^  burd^  feine  ©attin 
aWeldfta,  bie  ©d^wefter  ©ora'S,  öerfdfittjägert,  burd^ 
feinen  ©ol^n  SBotl^uel  ©rofeöoter  SRebecco'S,  burd^ 
fteben  onbere  ©öl^ne  ©tammt)Qter  einer  Steil^e  t)on 
aromäijd^en  ©tämmen  (®en.  11,  26:  22,  20; 
24,15.  3of.  24,  2).  [Äoulen.] 

^aAti^aS^  f.  fiuSciniu§. 

fta^futa^fotitire,  f.  Bulla  in  coena. 

ftabat  (pii),  im  S.  X.  1.  ber  ältefte  ©ol^n 
SoronS  (gj.  6, 23),  ber  nebfl  feinem  ©ruber  3lbiu 
Don  ©Ott  burd^  iJfeuer  Dom  ^Itor  gelobtet  toarb, 
»eil  fte  beibe  gegen  bie  liturgifd^e  SSorfd^rift  be« 
jfiglid^  beS  9taud^o))fer8  gefünbigt  l^otten  (Set). 
10, 1  f.).  —  2.  ber  gtoeite  Äönig  im  nörblic^en 
%eid^  äSrael,  ©ol^n  unb  9{od^foIger  S^roboamS 
unb  biefem  on  ©unbl^oftigfeit  äl^nlid^,  fo  bo^ 
er  ijur  ©trofe  ben  S^od^fteUungen  Soafo'S  erlag 
(3  Äön.  15,  25  ff.).  —  3.  ein  ^Ingel^öriger  be§ 
©tammeS  3uba  auS  bem  ©efd^Ied^t  ^e§ron§ 
(1  $or.  2,  28).  [ffaulen.] 

^ä^ttj  bie  l^eiligen,  meldte  jur  jheujigung 
be§  ^erm  gebient  l^aben,  gel^ören  gleid^  bem  l^ei» 
ligen  Ärcuje ,  ber  ©omenfrone  u.  f.  m.  ju  ben 
großen  ^affionSreliquien.  S)a^  bei  ber  iheujigung 
beibe  ^änoe  unb  ^^ü^e  beS  §eilanbe§  mit  9^ögeln 
burd^bol^rt  tourben,  ijt  im  5lrt.  Äreujigung  (Vn, 
1124  f.)  nad^gemiefen,  »enn  fd^on  bie  grage  nad^ 
ber  3öW  ber  öertoenbeten  5RägeI  eine  offene  bleibt. 
Ol^e  Sttjeifel  l^aben  bie  bfiHgm  9Jögel  nad^  ber 


ffreujabnal^me  gunöd^ft  baS  ©^id^al  be§  JheugeS 
felber  getl^eilt,  mie  benn  aud^  bie  Segenbe  bie  l^ei- 
ligen  9lägel  gugleid^  mit  bem  l^eiligen  ffreuge  Don 
ber  Äoiferin  §elena  auf  finben  läjt  (f.  b.  9trt.  ffreug« 
erfinbung  VÜ,  1098).  «uS  einem  ber  9flägcl  foH 
bie  Jtaiferin  alSbann  eine  jhrone  für  il^ren  ©ol^n 
l^abm  anfertigen  laffen  (bie  fog.  eifeme  ffrone  in 
aKonja,  f.  b.  ^rt.  »rone  Vn,  1222  f.),  au8  einem 
anbem  einen  ^ferbegaum  für  baS  faiferlid^e  fieib» 
ro^.  ©0  lautet  baS  beftimmte  3^ugni^  beS  l^L  9m> 
broftu§  in  ber  ©ebäd^tni|rebe  Dom  2[a^re  395  auf 
Äaif er  Xl^eobofmS  ben  ©rofeen  (c.  47. 48).  gbenfo 
fpred^en  ftd^  um  baS  Sal^r  400  Stufin,  um  440 
©oaateS,  um  450  Xl^eoboret  auS,  nur  festen  fte 
an  bie  ©teile  beS  ©iabemS  einen  $elm,  in  mel* 
dl^en  ß^onftantin  felbft  ben  einen  9tagel  eingefügt 
babe.  ^el^nlid^  aud^  ©oDomenuS  um  440,  »eld^er 
bingufügt,  bie|  fei  gef^el^en  gur  SrfüDung  ber 
SBeiSfagung  be^  ^rop^eten  Sc^^^tiaS  (14, 19): 
Hoc  erit  peccatum  Aegypti  et  hoc  peccatum 
omnium  gentium,  quae  non  ascenderint  ad 
celebrandam  festivitatem  tabemaculorum.  In 
die  illa  erit,  quod  super  frenum  equi  est,  san- 
ctum  Domino,  „^elm  unb  Stolgaum  alfo,  ge« 
fd^müdft  mit  ben  9JägeIn,  bie  bem  §erm  bie  bitte« 
ren  SobeSföunben  fd^Iugen,  folltm  bed  ff aiferS  nie 
ml^enben  ftampf  unb  enblid^en  ©ieg  mit  ber  §ilfe 
be§  ©efreujigten  gegm  bie  ginftemife  Rnnbifeen, 
ben  Reiben  unb  3ubm  gum  S^id^^n,  ba|  &]^riftu§ 
ber  gefreugigte  ©ieger  fei  unb  für  il^n  ber  flaifer 
in^S  tjclb  giel^e  gu  p^ercm  Sriumpl^e  über  alle 
feine  geinbe."  ßbenfo  fd^ön  brüdft  fid^  9lmbrofui8 
über  bie  ©^mbolif  ber  beibm  l^eiligen  9?ägel  auS: 
„SBol^I  fte^t  ber  'Jlagel  bem  römif^m  ftaifer,  ber 
ben  gangen  SrbfreiS  bel^errfd^t;  fd^ön  giert  er  be§ 
Surften  ©time,  auf  baj  fie,  toeld^e  bie  SBal^r« 
l^eit  bi§]^er  Derf olgt,  nunmel^r  fte  Derfünbigen.  5luf 
bem^au))te  bie  (hone,  in  ben  Rauben  benSügel; 
bie  ^one  Dom  ffreuge,  bamit  l^eU  leud^te  ber 
©taube,  aber  aud^  ber  3ügel  Dom  ftreuge,  bamit 
bie  ©etoalt  geredet  unb  milb  regiere."  Um  ben 
93efiJ  ber  beiben  übrigm  l^eiligen  9lägel  flrciten 
gar  Diele  ©täbte  unb  Satbebralen.  JhauS  göl^It 
bereu  nid^t  weniger  als  34  auf,  SRol^auIt  be  tS^tuxt) 
nur  29.  9Bie  erflären  wir  un8  bicfe  feltfame  ®r= 
fd^einung?  ftrauS  mad^t  in  biefer  Segiel^ung  an 
erfter  ©teDe  barauf  aufmerffam,  „ha%  bie  ffrcugeS» 
balfen  wal^rfd^einlid^  mit  eifemen  5RägeIn  an  ein» 
anber  befeftigt  Waren,  unb  bafe  biefc  S^ögel  glcid^ 
bem  Äreuge  felbft,  aI8  SDßerfgeuge  ber  ©rlöjung  unb 
Don  bem  Slute  beS  ©ottmcnf df|en  bene Jt,  bem  §rijt> 
lidfien  ©inne  als  el^rwürbig  unb  l^eilig  erfd^einen 
multen.  ®a§  Kämlid^e  gilt  Don  ben  5RägeIn,  mit 
benen  ber  ©i^pflodf  ober  bie  gfufebanf,  fowie  bie 
Xafel  über  bem  Raupte  E^rifti  am  ffreuge  befeftigt 
warm",  ©egm  bicfe  3lnnabme  mad^t  aber  9to« 
l^ault  be  t^eur9  geltenb,  bag  ba§  Sifen  bamalS 
nod^  ein  fe^r  feltene§  unb  tbeureS  "^tiaü  wor, 
weld^eS  man  ebmfo  wenig  in  2tubäa  afö  in  9iom 
unb  in  ©aQien  oerfd^wenben  fonnte,  unb  ba^  aQe§ 
3immerwerf  in  iener  Seit  mit  l^ölgemen  Wiegeln 


fHä^tl,  bie  l^eiligen. 


10 


bffc^  tmitbe.  SBeiterl^tn  loirb  gut  Srflörung 
bcr  großen  3^4^  ^^  ^eiligen  !RägeIn  Don  ffrauS 
hanmf  ^tngetmefen,  ^bal  Diele  3Jlattt)xtt  mit  ]oU 
dfm  ^ingerid^tet  loorben  finb,  femer  auf  bie  aud^ 
bei  onbmn  äteliquien  gebrQU(J^Iid^e  S^i^tl^^Iung 
beifelbcii  in  neinere  @tüdfe  unb  felbft  in  loingige 
Srtülpäne,  totlä^  bann  entmeber  für  ftd^  aufbc 
toofyi  ober  in  nad^gentaci^te,  ben  erfteren  gang  dl^n- 
\\ä^  92ägel  eingefugt  »urben.  ^öuftg  lourben 
aw^  bie  ald  dd^t  anerfannten  9ldgel  nad^gebilbet 
mib  biefe  an  bie  Originalien  angerül^rt,  me^^alb 
}vt  bann  eine  gemiffe  SSerel^ning  genoffen.  @o 
lie|  ^  9.  ber  |l.  ffarl  Don  Sonomeo  nad^  bem 
Wobcfl  bed  SRatlönber  92QgeId  ad^t  9{agel  Derfer- 
tigen,  loeld^  er  bann  an  jenen  onrül^rte.  Sinen 
btefer  92ägel  erl^ielt  ffönig  $P))))  ü.  Don  @pa« 
nicn*  £ad  Snburt^eil  beS  genannten  £)iftortIer8 
über  bie  Dielen  l^eüigen  9lagel  ift,  «,ba|  ben  l^et- 
ligen  92ägeln  }u  £rter  unb  Kpm  nod^  am  meiften 
9nfpni4  auf  Se^tl^ett  gufommen  bfirfte".  2Bir 
Viben  alfo  noc^  Don  beiben  befonberS  gu  l^onbeln. 
3kt  ptüiqt  JlüQtl  gu  9lom  befinbet  ftd^  in  ber 
9afilt!a  Dom  l^eüigen  jhreug  in  3erufalem,  bem 
ongeMid^  Don  Sonflantin  in  eine  jfird^e  Deth^au' 
belten  fefforianifd^en  $alaft.  S)ie  l^eilige  Sleliquie 
ifl  ber  Sage  nad^  Don  ^elena  nad^  ber  ^auptftabt 
ber  Cl^ftml^eit  übertragen  morben.  rflo^  unb 
ihonS  ftimmen  barin  uberein,  „ba^  bie  betgebrad^- 
ten  3<»gntffe  einen  fo  alten  SBeft^  nid^t  betoeifen 
Onnen".  SomeliuS  a  Sa))ibc  befd^reibt  il^n  in 
feinem  Smmnentar  gu  SRatt^.  17,  35  mit  folgen« 
ben  SBorten:  ^3d^  l^be  gu  9tom  mit  großer  ®e« 
näl^beiDegung  ben  gangen  92agel  (Sil^rifti  in  bem 
Xeoipd  beö  ^ligen  JheugeS  in  äerufalem  gefeiten. 
Sr  ijt  long,  mö^ig  bidt,  Dierfontig,  l^at  einen 
fiarfen  getoölbten  ftopf  unb  Derjüngt  ftc^  allmQ^» 
li(^  bi§  gur  Spifee."  9iad^  ber  ^bbübung  bei  SRo« 
^t  be  t$Ieur9  \)at  er  eine  Sauge  Don  12  cm,  ift 
ober  feiner  ©pi^e  beraubt;  mit  berfelben  mürbe  er 
circa  16  cm  meffen.  ^u(^  feine  ©cftalt  fommt 
ber  be§  Eiligen  9iagel§  gu  Xrier  am  nöd^ften.  ^n 
^toeiter  ©teile  ift  ber  ^artifel  Don  bem  Sricrcr 
!)eüigen  9{agel  in  ber  el^emaligen  (Siat^ebrale  Don 
ioni,  ©uffraganbi§t]^um  Don  Srier,  gu  gebcnfen. 
^iffclbe  heftest  in  ber  gur  Seit  be§  l^ciligen  Sifd^ofS 
6erarbu§  Don  Soul  nod^  Crbauung  bc§  bortigen 
2ome§  (963 — 994)  Don  bem  l^eiligen  5WageI  in 
irier  abgenommenen  ©pifee.  ®iefe  Uebertragung, 
toeld^  burd^  febr  alte  Sifd^ofStataloge  Don  Soul 
<£pitaphia  episcoporum  Tullensium  seusedu- 
Ue  eujiislil>6tEpi8copi)Derbürgt  ift,  mu^  unter 
bem  Trierer  (Srgbifd^of  S^eoborid^  (965—977) 
fiüttgefunben  ^ben,  meil  in  ber  unter  beffen  3laö:}' 
folgrr  ggbert  (977—993)  angefertigten  ^üHe  be§ 
Irierer  ^eiligen  9iagel8  pd^  fein  SRaum  für  bie 
abgenommene  ©pi^e  finbet.  S)ie  b^iUge  Steliquie 
mibet  noc^  ^eute  in  ber  genannten  jhrd^e  bie  größte 
SSere^ng.  3)ie  95emei§ftü(fe  für  bie  ^cd^tl^eit  bc§ 
teiligen  Stogefö  in  ber  Srierer  Satl^ebrale  bedfen 
M  im  SBefentlid^  mit  benen  be§  f^tWiqtn  9todfe§ 
(ber  tonica)  bed  ^erm  in  berfelben  jfird^e,  Don 


meldten  fpäter  auSfül^rltd^  gu  l^anbeln  ift.  ©peciell 
für  ben  l^eiligen  9iagel  fprid^t  nur  nod^  ein  monu- 
mentum  aere  perenniuB,  n)eId^eS  mir  bem  Sndcen 
be§  Srierer  SanbeS,  bem  genannten  Srgbifd^of  Sg» 
bert,  Derbattfen.  Sd  ift  bte^  ba§  metallene  ©ebäufe 
beS  l^eiligen  9lagcl8.  „S)a8felbe  ift  (nad^  gmft 
?lu8'm  SBeertl^)  Don  (Solb  unb  mit  gbelfteinen, 
$erlen  unb  ^aiUen  befleibet"  unb  ^ai  nad^  Seon 
^aluftre  ^einen  fel^r  großen  ffunft«  unb  ard^öo« 
logifd^en  SBertl^,  meld^er  il^m  einen  $la|  neben 
ber  eifemen  ftrone  Don  SOtonga  anmeift".  Sinen 
nod^  großem,  namentlid^  aud^  l^iftorifd^en  Sßertl^ 
l^at  ber  Sragaltar  beS  1^1.  SnbreaS,  in  meld^em 
nebft  ber  ©anbale  biefeS  ^poftelS  aud^  ber  l^ei» 
Hge  92agel  aufbemal^rt  mar.  6r  bilbet  nac^  9u§^m 
SBeert)^  ,,baS  reid^fte  unb  eigentl^ümlid^fte  9Serf 
ber  ©olbfd^miebelunft  beS  10.  Sal^rl^unbertS  unb 
ijt  ebenfoDS  eine  ©d^öpfung  ggbertS".  S5on  bem 
Url^eber  be§felben  unb  Don  bem  l^eiligen  9lagel 
legt  folgenbe  auf  ben  Dier  Slänbem  beS  2)edfel3  in 
aufgenieteten  ©olbbönbem  eingroDirte  Snfd^rift 
3cugni^  ab :  Hoc  sacrum  Heliquiarmn  condi- 
torimn  Egbeitus  Archiepiscopus  fieri  jussit 
et  in  ea  pignora  sancta  servari  constituit : 
clavum  videlicet  Domini,  dentem  S.  Petri,  de 
barba  ipsius  et  de  catena,  sandalium  S.  An- 
dreae  Apostoli  aliasque  Sanctormn  reliquias. 
Quae  si  quis  ab  hac  ecclesia  abstulerit,  ana- 
thema  sit.  Unbefümmert  um  biefeS  ^nat^ema  be* 
möd^tigte  fid^  1803  bie  l^ergoglid^  naffauifd^e  9te- 
gierung,  unter  falfd^er  Auslegung  beS  §  37  beS 
9ietd^§beputationg'$auptfd^Iuffeg,  mit  bem  größ- 
ten Steile  be§  trierifd^en2)omf d^a^e§  aud^  beS  l^ei- 
ligen  !RageI§  mit  feinem  ©el^äufe  unb  botirte  (!) 
mit  erfierem  baS  neue  SiStl^um  Simburg,  möbrenb 
fie  mit  le^terem  ben  öfteneid^ifd^en  §qu§^  §of« 
unb  ©taatsfangler  D.  2Kcttcmid&  bcf^enfte.  ®ic 
Surüdgabe  beS  l^eiligen  9iQgcl§  on  ben  Sriercr 
S)om  erfolgte  auf  mieberl^olteS  Sitten  im  3. 1849. 
S)a8  tJeft  ber  ^eiligen  D^ögel  mirb  in  bcr  ftird^e 
mit  bem  bcr  l^eiligen  fiangc  Dcrbunben.  2)eutfd^« 
lonb  unb  %öbmen  feiern  baSfelbe  burd^  befonbereS 
3nbult  3nnoceng'  VI.  am  Sfreitag  nac^  ber  Öfter« 
octoD.  ^l§  festmn  pro  aliquibus  locis  fielet  ein 
onbereS  Officium  im  SrcDier  unb  2Kiffale  für  ben 
Qfreitag  ber  erften  gfaftenmod^e  (f.  b.  ^xt  Sauge 
Vn,  1421  f.).  3n  ber  ©iöcefe  2rier  mürbe  bo§ 
gfeft  fdf|on  feit  1547  mit  bem  Sfefte  be§  l^eiligen 
ModfeS  Dcrbunben  unb  am  tJreitog  nod^  bem  meinen 
©onntog  gefeiert,  1844  auf  ben  aflgcmeincn  preu^i* 
fd^en  Su6=  unb  93ettog,  feit  1893  enblid^,  unter 
Trennung  Don  bem  Sf^fte  bc8  l^eiligen  SRodfeS,  mel« 
d^e§  fortcm  am  Dierten  ©onntag  nod^  Oftem  be« 
gongen  merben  fofl,  bem  römifd^cn  SRituS  gemöfe 
auf  ben  Sfi^eitog  nad^  bem  erften  iJaftenfonntog 
Derlegt.  (Sgl.  S.  3E.  ÄrauS,  ®er  ^eilige  9iagcl  in 
ber  ®omfir§c  gu  Srier,  Srier  1868;  gfloi  ®e- 
fd^id^tlid^e  9iad^rid^ten  über  bie  ^od^encr  ^eilig» 
tl^ümer,  Sonn  1855 ;  (Abbe  Demange,)  Le  saint 
Clou  de  Toul,  Nancy  1888 ;  5lu§'m  fflecrt^, 
ftunftbenfmäler  beS  d^riftlid^en  3Kittclaltcr§  in  ben 


11 


ÜRal^um  —  9laim. 


12 


ai^ctnlanben,  Seipjiö  1860;  Rohault  de  Fleury, 
Memoire  sur  les  instniments  de  la  Passion 
de  N.  S.  J.  Chr.,  Paris  1870;  Löon  Palustre, 
Le  Tresor  de  Tröves,  Paris  1880;  P.  ©tcpl^an 
SSciffcI  S.  J.,  ®cfd^.  bcr  Trierer  flirren,  2.  2^.: 
3ur  ®cfd^.  bcS  Reuigen  SRotfcS ;  6.  aOBittemS,  ®cr 
161.  SRotf  ju  2ricr,  2:ricr  1891.)    [bc  Sorenji.] 

9a9ttlti  (='^?,  LXX  NaobjjL)  ift  bcr  ficbcntc 
in  ber  SReil^e  ber  )U)öIf  Ileinen  ^ropl^eten.  93on 
feinen  Scbenööcrl&ältniffcn  ift  nur  eines  befannt: 
in  ber  Ueberfd^rift  feined  Sud^eS  mirb  ßlfofd^  al§ 
feine  f^eimat  begeiti^net  (t)gl.  jhtobel,  ^ropl^etiS« 
mu8,  »reölau  1837,  H,  207).  Streitig  ift  eS  aber 
unter  ben  ©ele^rten,  too  biefeS  Slfof^  ju  fud^en 
ifl.  2)a  bad  %ud^  eine  f o  genaue  Jtenntni|  aff^ri» 
fd^en  SebenS  an  ben  Sag  legt,  unb  ba  in  ber  9lä]^e 
bed  l^eutigen  SRofuI  ein  2)orf  Sllfufd^  mit  einem 
mobemen  Jtenotapl^  Don  Tial^um  befannt  geworben 
ifi,  fo  l^aben  Cinige  geglaubt,  ber  ^ropl^ct  fei  in 
äff^rien  felbft  geboren;  9la]&um  toöre  bann  etwa 
als  ein  in  Sff^^en  be^nblid^er  Splant  auS  bem 
Dormaligen  S^^nftömmereid^  anjufel^en  (Jhtobel 
a.  a.  O.).  hiergegen  fprid^t  iebod^  baS  geringe 
Sllter  be§  fraglid^en  Dorfes,  unb  ber  1^1.  ^ieronQ> 
muS  beseugt,  bag  Slfofc^  nod^  ^u  feiner  3eit  al3 
ein  fleineS  ^orf  in  ©alilöa  befannt  mar  (Gomm. 
in  L.  Nahum,  ProL).  Slud^  einzelne  bialeftifd^e 
SluSbrüde  in  bem  %ud^  fönnen  als  IBemeiS  für  bie 
^erfunft  beS  SSerfafferS  au8  ®aliläa  angefe^en 
merben. 

SDaS  Sud^  9la]^um  l^at  jum  Snl^alte  eine 
UntergangSbrol^ung  gegen  SffQrien  unb  beffen 
^auptftabt  9tinet)e|.  3uerft  mirb  @otte§  Sifer 
^r  fein  93oH  unb  gegen  feine  gfeinbe  überl^upt 
gefd^ilbert,  unb  bann  ben  ^ff^riem,  meil  fie  p 
Unteren  gel^ören  unb  baS  93oIf  ©otteS  bebröngen, 
in  allgemeiner  SBeife  ber  Untergang  gebro^t  (1, 
2  bis  2, 1).  @obann  mirb  ber  feinblid^e  JhiegSjiug 
gegen  Slff^rienS  ^auptftabt  bie  Belagerung,  @r* 
oberung,  ^lünberung  unb  3«tftörung  berfelbcn, 
bie  Sflud^t  unb  ©efangennel^mung  feiner  Sin» 
ttol^ner,  bie  geredete  SBieberDergeltung  beffen,  nmS 
Sff^rien  anberen  93ölfem  getl^an,  nö^er  befd^rieben 
(2,  1—13),  unb  enblid^,  ba  bie  SSefc^reibung 
}tt  Snbe  gefül^rt  ift,  mirb  biefelbe,  mie  mit 
einem  neuen  @d^munge,  aber  auf  anbere  Sßeife 
unb  unter  ^erüorl^ebung  anberer  Seiten,  mieber« 
l^olt,  unb  namentlid^  auf  bie  Urfad^e  eines  fo 
f d^redflid^en  Unterganges  ber  möd^tigen  ^auptflabt, 
auf  bie  Scid^tigf eit  il^rer  Sroberung  unb  3erftörung 
unb  ben  Spott  unb  ^ol^n  ber9lationen  über  bie« 
fette  l^ingemiefen  (3).  ?luS  bief em  Snl^alte  ift  fd^on 
flar,  baf  ^lal^umS  2)ro]^ung  gegen  9{inet)e]^  ein 
}ufammen]^angenbeS  ©anjeS  ift  unb  einen  einl^eit« 
lid^en  Sl^arafter  l^at,  menn  gleid^  baS  britte  if apitel 
im  Sßefentlid^en  biefette  Bai)t  befd^reibt  toie  baS 
gmeite ;  benn  als  eine  eigentliche  SBieberl^oIung  beS 
^meiten  ober  als  eine  neben  bem  ^meiten  irgenbmie 
unnä|e  ober  fiberf(üffige  93efd^reibung  lögt  eS  ftd^ 
nid^t  anfeilen.  9Ran  ^at  bal^er  aud^  feinen  ©runb, 
mit  Sertl^olbt  (ginleitung  in  fämmtlid^e  ©d^riften 


beS  SIten  unb  bleuen  SeftamenteS,  Sriangen  1814, 
IV,  1661)  anjunel^men,  bag  baS  Sud^  auS  brei 
Derfd^iebenen  Städten  ^ufammengefe^t  fei,  bie  nad^ 
furzen  3toifd6en3eiten  entftanben  feien,  unb  jtoar 
fo,  ba|  bei  Slbfaffung  beS  erften  ber  ^rop^et  nod^ 
nid^t  an  baS  ^meite  unb  beim  jmeiten  nod^  nid^t 
an  baS  britte  gebadet  l^abe  (ginleitung  IV,  1661). 
2)ie  entfte^ungSaeit  ber  2)ro]^ung  lä|t  ftd^  auS 
i^rem  ^nl^alte  mit  jiemlid^er  Sid^erl^eit  ermitteln. 
3uöörberft  ift  flar,  bafe  jur  3cit,  tt)o  fie  oorge« 
tragen  mürbe,  baS  äff Qrif d^e  SReid^  mit  feiner  ^aupt» 
ftabt  9Kneoe]^  nod^  beftanb.  3(^{^brt  mürbe  aber 
9linet)e]^  im  %  625  o.  Sl^r.,  unb  bie  SBeiSfagung 
fönt  fomit  in  eine  frül^cre,  unb  jmar,  meil  auf  eine 
ferne  3ufunft  lautenb,  in  eine  erl^eblid^  frül^ere 
3eit.  SlnbererfeitS  er^eHt  auS  1, 12 ;  2,  2,  bafe 
baS  SReid^  ^uba  Don  ben  SffQriem  bereits  l^art 
bebröngt  morben  ift;  fold^e  Sebröngung  aber  fanb 
nur  einmal  ftatt  bur^  bie  aff^rifd^e  Snoafton  unter 
Sennad^erib  jur  3^  beS  JtönigS  ßjed^iaS,  ba 
fogar  3erufalem  fettft  in  ©efal^r  fam,  erobert  ju 
merben.  ©iefer  Sorfatt  ift  alfo  bem  ^ropl^eten 
eine  vergangene  ^l^atfad^e.  (Snblid^  mirb  8,  8 
bis  11  gefagt,  9tineoe]^  fönne  in  bem  Sd^dffal 
Don  9{o- Simon  (Xl^eben;  Sulgata  irrtl^ümlid^ 
Sllexanbria)  in  Seg^pten  fein  eigenes  Sd^idlfal  er« 
blidfen;  mie  nömlid^  biefe  Stabt,  ungea^tet  il^rer 
au^erorbentlid^en  gfeftigfeit  unb  ber  il^r  ^u  ®e» 
böte  ftel^enben  großen  äRac^t,  bem  Untergange 
nid^t  ju  entgelten  Dermod^t  l^abe,  fo  merbe  aud^ 
3lffQrienS  gro|e  9Jlad^t  ben  Seftanb  beS  SReid^S 
unb  feiner  ^auptftabt  nid^t  }u  ftd^em  vermögen. 
@ine  groberung  9lo-2lmonS  burd^  bie  Slff^rier, 
mobei  bie  Sleg^pter  burd^  bie  ^etl^iopier  unter» 
ftü^t  mürben,  f cmb  aber  nur  einmal  ftatt,  nömlid^ 
unter  ^furbanipal  um  662  D.  Sl^r.,  ju  meld^er  3eit 
Oberögopten  in  ber  ©emalt  ber  ^et^iopier  ftonb 
(aßindfler,  @efd^.  SabQlonienS  unb  Slff^rienS, 
Jieipjig  1892, 273  ff.).  ®iefe  Croberung  erfd^eint 
in  9ia|umS  SRebe  als  etmaS  erft  Dor  ffui^em  ©e« 
fd^el^eneS  unb  nod^  in  ganj  frifd^em  Slnbenfen 
Ste^enbeS,  unb  eS  famt  ba|er  bie  Siebe  nid^t  in 
eine  oiel  fpötere  3^it  gel^ören.  S)emnad^  erfd^eint 
Jlal^um  als  ein  3eitgenoffe  beS  ftönigS  SKanaffeS, 
mie  aud^  bie  rabbinif c^e  Srabition  feftl^ölt  (Seder 
Olam,  ed.  Meyer,  Amstelod.  1699,  55. 105), 
unb  3faiaS\  3n  öftbetifd^er  ^tnftd^t  gel^ört  feine 
SRebe  unter  baSSd^önfte,  maS  ftd^  oon  bebröifd^en 
$ro))]^eten  in  ben  altteftamentlid^en  Sd^riften  er* 
Italien  l^at.  äl^re  Sed^tl^eit  unb  canonifd^e  ©eltung 
ift  nie  angefod&ten  morben,  (Sgl.  Sd^egg,  ©efd^.  ber 
legten  ^ropbeten  H,  SRegenSb.  1854, 3  ff. ;  ftleinert 
in  Sange'S  Sibelmerf  XIX,  Sielefelb  unb  fieipaig 
1868,  96  ff.;  Ejiabenbauer,  Comm.  in  Proph. 
min.  n,  Par.  1886,  1  sq.;  jtaulen,  Einleitung, 
3.  aufl.,  Sreib.  1892,  421.)  [(SBelte)  ftaulen.] 
Sralm  (Natv),  im  91.  S.  ein  galilöifd&eS  Stöbt« 
d^en,  Dor  beffen  Xbor  ber  ^eilanb  ben  Sobn  einer 
ffiittme  DomSobe  ermedCte.  ®er  Ort  befielet  unter 
bem  alten  Flamen  9lain  nod^  b^^te;  eS  ift  fe^t  ein 
^örfd^en  am  gfu^  eines  nörblid^en  ißorfprungS 


13 


3lain  —  ?Romen,  d^riftlic^c. 


14 


M  ^Si\fyM  el  2)a(i^t  toeftl^  k)on  bem  el^emolt* 
pn  ^or,  7 — 8  km  fübweftlid^  Dom  Sobor.  ®er 
Seg  Don  Siogoret^  ^terl^er  fül^rt  burd^  einen  ^ol^I« 
n»eg  im  SBefien  l^inouf .  SReii^tS  Dom  Sßege.  nod^ 
»cütr  iDcftIi(^,  liegen  gfelfcngräber,  unb  fo  mufe 
her  Seid^ug  mit' ber  Salute  beS  {ungen  Cannes 
ben  %b^g  )u  ber  fleinen  OueSe  toefhoörtS  l^er* 
gefommen  ittd>  bem  ^erm  auf  ber  ^ouptftra^e  be- 
geg;net  fein.  (55gl  Conder,  Tent  Work  in  Pale- 
stme.  Lond.  1878, 2  vols.,  f.  Palestine  Explor. 
Pund  1878, 115.)  [ftoulen.1 

^Uris,  Ce,  f.  XiOemont. 

9«i#f6  («ietib  ns«,  fteri  ryh-z),  in  ben  bib» 
ft{<$ra  UeoeTfe|nngen  immer  dS  Sigennome  be« 
^onbelt  (LXXNauöcd).  ober  eigentU(|  nur  ^lurol 
iMm  n^:  =  nna  f.  ü.  q.  „SBol^nungen",  bejeid^nct 
bod  Sönobinm  ber  ißropl^etenfd^üler,  tteld^e^  @a» 
muel  bei  Kmna  gegrünbet  l^atte  (Dgl.  1  @am.  19, 
18  %),  unb  melc^  Dermutl^Iid^  tuie  bie  nieber» 
Idnbifc^  Segl^nogen  av&  einer  ^n^ol^I  ein^el» 
ner  SBo^mmgcn  innerl^alb  einer  SRingmouer  be» 
flanb.  [ffaulenj 

9mus,  d^rifllid^e,  ftnb  afö  perfönlid^e 
Kgemuimen  in  ben  ^cten  unb  SBerjeid^niffen  ber 
SRortprer^  f  omie  burd^  Snfd^riften  auf  SRonumenten 
Don  ber  erfien  (^rifüid^en  3^t  mt  bezeugt.  2)ie' 
fdben  flnb  ben  b^li{(i^en  ^ßerf onen  be§  Slten  unb 
beS  9lfutn  SeflamenteS  entlel^nt  (mie  ÜRaria,  bie 
Ipo^dnamen,  @amfon,  Solomon,  Snno,  @u- 
famia  u.  f.  m.)  ober  k)on  d^riftlid^en  heften  oIS  li« 
tngifd^  92amen  ((ipxp^anM,  $a§d^aftu§^  92o» 
loliS  VL  ä.),  fomie  Don  Xugenben  (gibeS,  SpeS, 
6op^)  hergeleitet,  ober  brüden  eine  fromme  @e« 
fhnnmg  auS  (SeogratiaS,  Ouobuultbeud  u.  f.  U).; 
ogL  IhronS,  «eal-Cnc^nopäbie  11,  481  f.).  Sic 
d^jtlid^n  ©rabfd^riftcn  in  ben  crften  brei  3a^r» 
lyunberten  meijen  aUerbingS  Dorjug^meife  l^eibnifd^e 
^amm  auf,  unb  nid^t  feiten  ftarben  Sl^riften  be§ 
^DtotertobeS^  tteü  fie  fid^  weigerten,  ben  ®ott» 
betten  §u  opfern,  beren  5Ramcn  fie  trugen.  ®er 
amtöfeige  K^rafter  jener  f  rofoncn,  f omie  ber  bem 
^eibnijd^  SuItuS  entftammenben  92amen  Der» 
ft^Donb  iebot^,  uttb  fie  mürben,  mie  jene  2:age§>  unb 
ifigenbnomen,  eigentlid^  ^riftUd^e  3lamtn,  menn 
ibr  trager  alS  Doüfornmener  El^rifJ  anerfannt  unb 
aI§SWart^er  Derel^rt  mürbe.  S)a§fclbe  gilt  Don  ben 
m  fi^  tnrofanen  Siamen,  meldte  bem  germanijd^en 
Sprad^ftomme  angeboren  unb  feit  bem  üJlitteloIter 
in  2)eutfc^Ianb  aI3  ^eiligennamen  eingebürgert 
blieben,  j.  93.  ©uitbert,  SBiaibrorb,  SBoIfgang, 
C^toalb  u.  ä.  IBielfncf)  nannten  bie  ®Iöubi' 
Qen,  menn  fie  im  geri^tlid^n  SBerl^ör  nad^  xl)xtm 
%mtn  gefragt  mürben,  ftd^  einfadCibin  (Sänften, 
^nbönger  S^rifK ;  e3  gaben  aber  aud)  SJlart^rer, 
neben  ben  92amen,  meldte  fie  im  bürgerlid^en  fiebcn 
fü^en,  fold^e  an,  meldte  i^nen  al3  ßl^riftcn  eigen 
ooren.  SufebiuS  (De  mart.  Palaest.  11,  bei  Rui- 
mit,  Acta  Martyrum  [ed.  Ratisb.  1859, 367, 
n.  35])  berid&tet  oon  fünf  ^Kart^rem  in  $alä« 
^  um  ba8  3a^  305,  meldte  bie  Don  ben  SItem 
eii^enen  92amen  mo^I  be^balb,  meil  e§  9}amen 


l^eibnifd^er  ©ottl^eiten  maren,  abgelegt  unb  9iamen 
au§  bem  SIten  Seftamente  angenommen  l^atten. 
ein  aWart^rer  crHört  Dor  ©erid^t  im  3.  311: 
Nomine  patemo  Balsamus  dicor,  spirituali 
vero  nomine,  quod  in  baptismo  accepi,  Petrus 
dicor  (Ruinart  1.  c.  525  sq.).  I)a§  Sorfommen 
jmeier  9Jamen  für  6ine  $er|on  auf  aWonumenten 
meidt  mol^I  aud^  barauf  l^in,  ba|  neben  bem  bei 
ber  ©eburt  beigelegten  5Ramen  ein  eigener  Sauf« 
name  gefül^rt  mürbe.  ®a|  ßrmad^ene  bei  ber 
Sefebrung  pm  gl^riftentl^um  i^ren  9camen  med^» 
feiten,  mie  bie^  feit  ffaifer  SaracaKa  (212)  ben 
Sfreien  gefe^Iicb  erlaubt  mar,  bezeugt  93aroniu§ 
jum  3abre  259. 

®emö|  ber  Jtated^umenatdbiScipUn  l^atten  bie 
6onH)etenten  ju  9lnfang  ber  fjaftenjeit  bie  5Ramen 
abzugeben,  mag  fad^gemö^,  bamit  biefe  in  bie 
ftird^enbüd^er  eingetragen  mürben,  mol^I  aud^  f d^on 
bei  ber  ^nmelbung  jum  jtated^umenat  gefd^al^. 
SBie  bie  Staats»  ober  ©emeinbeangel^örigteit  bur^ 
Eintragung  in  baS  IBürgerDer^ei^ni^  beurfunbet 
mürbe,  fo  mod^ten  aud^  bie  S^riften  burd^  Sinjeid^' 
nung  il^rer  9{amen  in  bie  Jhrd^enbüd^er  ben  Srmerb 
ber  fird^Iid^en  ©ered^tfame  befunben.  2)urd^  bie 
mand^erortS  beftebenbe  SRed^tSgemol^nl^eit,  ba^  ber 
§err  jum  Sci^^n  feiner  §errf d^aft  bem  neuermor» 
httitn  ©floDen  einen  neuen  Kamen  beilegte,  mar 
bei  bem  Eintritt  in  baS  ftated^umenat  bie  9ln» 
nal^me  eine§  neuen  9lamen§  jum  3cugni6  ber  frei* 
miOigen  ^lingabe  in  ben  S)ienft  Sl^rifti  unb  be§ 
Eintritts  in  eine  burd^auS  neue  SebenSmeife  nal^e 
gelegt.  2)er  angenommene  9lame  mürbe  fortan 
beibehalten,  unb  ba  auf  i^n  bann  anä)  bie  Xaufe 
gefpenbet  mürbe,  fo  erlangte  er  bie  Sebeutung 
eines  XaufnamenS,  obmo^l  nad^  bem  geltenben, 
an  bie  altc^riftUd^e  SDiScipIin  ftd^  enge  an|d^Ue|en» 
ben  SaufrituS  eine  9iamengebung  bei  bem  facra= 
mentalen  2lcte  ber  2:aufe  felbft  nid^t  ftattpnbet. 
9lad|  bem  2:auforbo  be§  SRömifd^en  SitualS  mirb 
nömlid^  ber  9iame  beS  SöuflingS  glcid^  jum  93e= 
ginn  ber  3:aufcerimonien  bem  ^riefter  alS  bem 
Vertreter  ber  ftird^e  Don  bem  2:öufling  felbft, 
bejm.  beffen  ^at^en  ober  gltem,  angegeben;  mit 
bemfclben  mirb  ber  Söufling  in  ben  gjordSmen 
bejeid^nct  unb  bei  ben  einzelnen  ßerimonien  fomie 
im  Sauf  acte  felbft  angerebet;  in  bem  Drbo  für  bie 
Saufe  ber  grmad^jenen  mirb  bann  unmittelbar 
Dor  ber  Sauf^anblung  ber  9lamc  nod^malS  ange» 
geben.  ®ie  ^nnal^me  eine§  neuen  9^amcn§  bei 
bem  eintritt  in  ba§  ftated^umenat  ober  bei  ber 
Saufe  mar  übrigens  in  ben  erften  Sal^rbunbertcn 
nid|t  ^flid^t  ober  ftel^enber  ©ebraud^ ;  Siele  be= 
l^ielten  ben  frül^er  geführten  9iamen  bei,  mie  Ser= 
tuEian,  S^prian,  ^uguftinuS  u.  f.  m.  Srft  Don 
ber  3ctt  an,  ba  bie  Saufe  ber  ffinber  Kegel  unb 
®efc^  mürbe,  fonnte  aflgemein  ber  Saufname  ber 
perfönlid^e  Eigenname  merben. 

SDie  Swl^ning  eines  neuen  KamenS  Don  ber  S3e« 
fel^rung  jum  gl^riftentl^um  unb  ber  biefe  befiegeln« 
ben  Saufe  an  l^at  i^ren  tiefem  m^ftifd^en  ©runb 
in  ber  Don  bem  1^1.  ^auIuS  in  ben  Derfd^iebenften 


15 


9lamen,  d^ttfllid^e. 


16 


^ugbrflden  betonten  Sebeutung  ber  Saufe;  fie  tft 
ein  Sterben  unb  SegrobeniDerben  be§  alten,  fünb' 
haften  SKenfd^cn,  eine  Jlcufd^affung  unb  Sluf» 
erftel^ung  burd^  unb  in  S^riftuS,  eine  aSBieber» 
gebuit  unb  Umgeftaltung  be§  Säuflingd  jur  Sben> 
bilblid^feit  mit  Sl^riftuS.  3Bie  ber  t)on  meltlid^en 
Serl^öltniffen  l^ergenommene  ©efd^Ied^tS«  ober  ga« 
milienname  feinem  Sröger  als  SRitglieb  biefer 
^milie  unb  ber  bürgerlid^en  ©efeflfd^aft  eigen 
ift/  fo  bejetd^net  ber  Soufname  bie  3wgc^öngfeit 
feine«  SrögerS  jum  SReid^e  S^rifti;  biefe  2luf- 
faffung  finbet  in  ber  Semerfung  beS  SRömifd&en 
SRituatö  (Kit.  2,  cap.  1,  §  54)  i^re  officieae 
Seftötigung:  lis  qui  baptizantur,  tamquam 
Dei  filiis  in  Christo  regenerandis  et  in  ejus 
militiam  adscribendis,  nomen  imponitur.  3n 
ben  liturgifd^en  ®ebeten  mirb  barum  aud^  ^ur  %e- 
jeid^nung  ber  $erfon,  für  bie  gebetet  ober  bie  um 
il^re  gürfprad^e  angerufen  mirb,  nur  ber  Soufname 
gebrandet.  9{ad^  fird^Iid^er  ^nf d^auung  f oU  femer 
biefer  5Rame  feinen  Präger  beftänbig  auf  bie  Su« 
genben  beS  ^lamenSl^eiligen  ^inmeifen  unb  il^n  bem 
befonbem  @d^u^  unb  ber  gfürfprad^e  beSfelben  em» 
pfel^Ien  (ogl.  lütuale  Rom.  1.  c.  unb  Catech. 
Rom.  2,  2,  52  [al.  72])  —  eine  Slnfd^auung, 
meldte  bem  d^rtftlid^en  SUtertbum  burd^aud  ni($t 
fremb  ift.  Safe  j.  83.  in  ber  apoflolifd^en  Seit  ber 
9lame  äo^anneS,  mag  er  bei  ber  ©eburt  ober  erft 
bei  ber  Saufe  ertl^eilt  morben  fein,  öerl^ältnil» 
mä|ig  oft  oorfommt,  finbet  ®ion9fiu§  t)on  Slle» 
sanbrien  (geft.  264)  barin  begrünbet  ba^  „Siele 
aus  Siebe,  SSerel^rung  unb  ^ad^eiferung,  fomie 
aus  bem  SSerlangen,  mie  er  t)om  ^erm  geliebt  ^u 
merben,  biefen  vtamtn  ermöl^Iten,  mie  aud^  bie 
Ainber  ber  ©laubigen  oielfad^  $aulu§  unb  $etruS 
genannt  merben"  (bei  Eusebius,  H.E.  7, 25, 14). 
SBie  ein  bem  Soncil  bon  9ticöa  iugef(|riebener, 
jebenfaHS  fel^r  alter  Kanon,  unb  mie  Sl^eoboret, 
fo  ermal^nt  aud^  ber  1^1.  Sol&anneS  Kl^r^foftomuS 
(Hom.  21  in  Genes.)  bie  ßltem,  il^ren  ffinbem 
nid^t  bie  Slamen  il^rer  Soreftem,  fonbem  bie  öon 
^eiligen  ju  geben,  bamit  fie  baburd^  jur  Sugenb 
angefpomt  werben,  unb  er  lobt  bie  Slntiod^ener,  ba| 
ber  Sflame  beS  1^1.  ÜReletiuS  unter  il^nen  befonberS 
beliebt  fei  (ögl.  Ruinart  1.  c.  526).  gS  ift  jttwr 
nid^t  ftrengeS  ®ebot,  mol^I  aber  ber  bringende 
aBunfd5[  ber  ffird^e,  ba|  ben  Täuflingen  Kamen 
oon  ^eiligen  beigelegt  merben ;  baS  SRömif d^e  SRi- 
tuale  (a.  a.  D.)  gibt  bie  SBeifung :  Curet  [pa- 
rochus],  ne  obscoena,  fabulosa  aut  ridicula, 
vel  inanimn  deonun,  vel  impiomm  ethni- 
corum  hominum  nomina  imponantur,  sed 
potius,  quatenuB  fieri  potest,  sanctomm, 
quonun  exemplis  fideles  ad  pie  vivendum 
excitentur  et  patrocinüs  protegantur.  Uebri- 
genS  finb  in  Stalien  wol^I  infolge  altrömifd^er 
SReminiScenaen  l^cibnif  d^e  unb  m^tl^ologif  d^e  5Ramen 
nod^  beliebt ;  „fo  l^ic^  5. 83.  ^apft  Seo  XH.  frül^er 
§annibal  bella  ®enga,  ber  berül^mte  ©taatSfecre» 
tär  unter  ^JJiuS  VE.  ^erculeS  ©onfaloi,  ber  grofee 
ffird^en^iftorifer  unb  garbinal  6äfar  SaroniuS, 


obmol^l  toeber  ein^amtibal,  nod^  einßöfar,  nod^ 
ein  derculeS  im  ÜJcart^rologium  t)orfommt.  Se« 
manoem  ben  9tamen  ^efuS  ju  geben,  trögt  man 
mit  SRed^t  S3eben!en ;  bod&  ^aben  bie  ©^rer  ju- 
fammengefe^te  9tamen,  in  benen  SefuS  tiorfommt, 
j.  93.  gbebiefu;  in  gfranfreid^Hft  auc^  ©t.  gjprit 
ein  Somame,  j.  93.  gfprit  fjl^d^ier"  (§efele.  Sei- 
träge  jur  ftird^engefd^.,  Slrd^äologie  unb  Siturgif 
n,  294,  Tübingen  1865) ;  in  Spanien  fommen 
bie  2:itel  ber  marianifd^en  fjcfte  (mie  SWercebeS, 
Soncepcion,  9{it)e§)  als  gfrauennamen  l^äufig  t)or, 
in  t^rauenflöftern  l^ört  man  SRariä  Opferung 
u.  bgl.  als  9tame.  2)er  ©ebraud^,  einer  ^erfon 
mehrere  92amen  beizulegen,  unter  benen  einer  al8 
^aupt«  ober  SRufname  beüor^ugt  ift,  fd^eint  in 
S)eutfd^lanb  in  ba§  14.  Sa^rl^unbert -surüdCju- 
reid^en.  93ei  ben  93öl!em,  meiere  ber  fatl^olifd^en 
Äird^e  entfrembet  pnb,  mürben  befonberö  feit  ber 
^Reformation  unb  mit  SSorliebe  bei  ben  puritani« 
fd^en  @ecten  biblifd^e  unb  ^umeift  alttefiamentlid^e 
92amen  beoor^ugt;  bie  ©^nobe  t)on2)oomi!  oom 
3abre  1574  erad^tet  eine  berartige  9{amengebung 
an  ftd^  jmar  nid^t  als  tabelnSmertl^,  unterfagt  bie« 
felbe  jebod^  al§6igenart  ber^äretifer  in  benSWeber» 
lanben  (haereticorum  peculiare  signaculom). 

2)ie  Beilegung  eineg  neuen  92amen§  an  Stelle 
be3)enigen  ober  aud^  neben  bemienigen,  meld^erbiS 
babin  geführt  mürbe,  l^ebt  in  ben  ^öUen,  meld^ 
in  ber  ^eiligen  @d^rift  ermähnt  merben,  eine  neue 
Sßärbe,  eine  auSgejeid^nete  ßigenfd^aft  l^erDor: 
^ram  mirb  Sbral^am,  @arai  mirb  @ara,  @imon 
mirb  Äepl^aS,  $ctru8,  genannt.  ®em  1^1.  aBifli- 
brorb  legt  ber  $apft  ben  92amen  SlemenS  bei, 
aSinfrieb  nennt  er  93onifatiu8.  ffier  neue  9lame 
foE  eine  SluSjeid^nung  fein  ober  eine  Snempfeb" 
lung  bebeuten. 

^ud^  bei  ber  Firmung,  meldte  ä^nlid^  toit  bie 
Saufe  il^ren  Smpfänger  in  eine  neue  geiftige  Seben^ 
fteUung  einfe^t,  mürbe  nad^  bem  3<ugniffe  ber 
Kommentatoren  jum  9tömifd^en  SRituale,  93a« 
ruffalbi  (10,  68)  unb  Katalani  (2, 1,  6,  9),  ber 
Xaufname  oftmals  mit  einem  neuen  92amen  k)er« 
taufd^t.  ©egenmärtig  mirb  ber  gfirmling  in  ber 
SRegel  nad^  bem  9{amen  be§  ^atben  genannt,  biefer 
9lame  aber  nid^t  meitergefübrt.  2)a  ber  gintritt 
in  ben  OrbenSftanb  bem  canonif d^en  SRed^te  gema| 
eine  t)5nige  Trennung  bon  ben  biSl^erigen  SebenS« 
öerl^ältniffcn  bemirft,  einen  neuen  Sebenöftanb  unb 
burd^  bie  Singlteberung  in  ben  Orben  eine  neue 
tJamilienange|örigfeit  begrünbet,  fo  mirb  in  ben 
ölteren  Orben  mie  aud^  in  ben  {üngeren  f^rauen« 
congregationen  bei  ber  Sinfleibung  jum  92ot)iciat 
bur^meg  f omol^l  ber  f$familien«  al§  awä)  ber  Xauf« 
name  abgelegt  unb  t)on  bem  Jtlofterobem  als  bem 
Raupte  ber  geiftlid^en  gfamilie  bem  9{o))igen  ein 
neuer  9{ame,  gemö^nlid^  ber  eines  bem  Orben  an« 
gel^örigen  ^eiligen,  gegeben. 

@eit  $apft  SergiuS  II.  (844),  mal^rfd^einlid^er 
iebod^  feit  3o]^anne§  XH.  (946),  ber  bei  feiner 
Srbebung  auf  ben  pöpftlid^en  @tul^l  feinen  92amen 
Octaöian  mit  jenem  öertaufc^te,  legt  ber  neu« 


17 


9iamen  @otte§. 


18 


cns^tli  $apfl  ben  Stomen  ab,  ben  er  big  bal^in 
grfi^  ^,  ttm  fd^  fortan  naä)  einem  feiner  9$or« 
göagcr  |^  benernien.  S)en  neuen  Flamen  tDüp  er 
M^  fobalb  er  fid^  jur  Uebemal^me  ber  papft« 
It^Kn  SBurbe  bereit  ertlört.  2)urd^  ben  erften 
Sinbinalbiacon  toirb  ber  SrtDöl^Ite  mit  bem  92amen 
9n>damtrt,  ben  er  afö  $a))ft  fül^ren  mirb.  2)ie 
liSfertigung  Don  Urhtnben  boKjiel^t  ber  ^opft 
mit  feinem  ^ßapfhunnen,  imtergei^net  j[ebo4  bie 
Crigtnale  ber  SuQen  mit  feinem  Xaufnamen 
iSBifeman,  Srinnerungen  an  bie  t)ier  legten  ^äpfte^ 
«öfa  1858,  168).  gieren  frül&em  Jlamen  l^aben 
al§  $apftnamen  nur  ^abrian  YL  (1522)  unb 
IRarcefhiS  IL  (1555)  beibel^Iten.  SBol^I  auS  &^x- 
furcht  fyä  nad^  bem  Spoftelfürften  $etrud  teiner 
feiner  Sta^folger  ftd^  benatmt;  eine  oltt  @age  lä^t 
HÜ  $etniS  IL  bie  »eil^  ber  ^opfte  unb  bie  SBelt» 
lett  pSnbe  gel^ 

£ad  Serl^dltni^  5mif(i^en  bem  ^eiligen  unb  bem 
Srbenpüger,  bem  fein  9lame  beigelegt  morben  ift, 
erfd^eint  mie  eine  geiftlid^e  93emxirü)tfd^aft;  ber 
fKÜige  ifl  ber  9lamen8«  imb  Sd^u^patron  beffen^ 
ber  na^  i^  benannt  mirb;  biefer  Derel^rt  i^n  \>ox 
ben  übrigen  heiligen  unb  oefhebt  fid^,  il^m  nad^* 
lio^en  unb  fi4  f^ined  ^Ramend  mürbig  )u  mad^en, 
inbcm  er  gugletd^  boS  SSertrauen  ^egt,  ba|  ber 
Samenfil^tge  für  i^n  ein  befonberer  gfürfpred^er 
ndi  $otron  am  Xl^rone  ©otteS  fei.  S)er  Sag, 
OB  bem  baft  gfefi  ober  Slnbenfen  beS  ^eiligen  be» 
gongen  nrirb,  ift  aud^  für  feinen  @($ü^Iing  ein 
Sfe^  ber  92amen§tag,  ben  er  freubig  begel^t,  an 
bem  er  feinem  @d^u^tron  burd^  ®thtt,  Sacra» 
aentenempfang  unb  gute  Sßerle  Sl^re  ermei§t;  bie 
Sid)erfe^  biefed  Saged  mirb  gemifferma^en  sum 
9ebö(^tni&feft  ber  TtamenSertl^eilung,  ju  meld^em 
nüd)  beutfc^r  ©itte  tJfreunbe  unb  SSermanbte  bem 
5{amen3träger  ©lü^ünfd^e  unb  fiiebe§erit)eife 
borbringen. 

Xie  @otte3^aufer,  Aird^en  unb  ff apellen  mxhtn 
gleichfalls  nad^  d^riftlid^en  ©el^eimniffen,  meiften§ 
aber  nad^  ^eiligen  benannt;  ber  9iame  mirb  il^nen 
bei  ber  grric^tung  betgelegt  (Rit.  Rom.  8,  26, 4) 
unb  bei  i^rer  €infegnung  (Rit.  Rom.  8,  27,  6) 
ober  Sonfeaation  (Pontificale  Rom.  2 :  De  eccl. 
dedicatione)  feierlid^  beftötigt.  S)icfer  3iame  ift 
bann  ber  titalas  ober  patronus  ecclesiae  unb 
be«  p  ber  ff  irc^e  ge^örenben  SSerbanbeS  oon  ©löu» 
trioen,  ber  ^fanei.  S^ttt^eUen  l^at  aud^  bie  ®iöccfe 
ftnen  eigenen  ^tron.  ®a§  Sitular«  ober  $otro* 
cimum§fef!  iji  ton  ber  betreffenben  ffird^e  mit  bem 
%ong  eines  duplex  1.  classis  unb  einer  Octaü 
m  bege^  93on  bem  ©otteS^aufe  ift  ber  9iame 
beS  ^eiligen  oielfac^  al§  Sigenname  auf  bie  ^n» 
jieblung  übergegangen,  mlä)t  ftd^  um  ba§  ^eilig* 
1^  gebilbet  f^at,  unb  fo  Ortsname  gemorben. 
Bc^  mand^e  Serge  unb  ^öl^en  tragen  als  alte 
CnltiiSftatten  92amen  oon  ^eiligen  ober  religiöfen 
®cgenfitanben.  @eit  bem  Ausgange  beS  10.  ^al^r» 
ioäertS  merben  beS  Oeftem  ben  ©lodfen  eigene 
üffioen,  fotoo^I  |n:ofane  alS  aud^  3lamm  t)on  ^ei» 
Sgea,  gegeben.  ^S  ^ontificale  ']ä)xt\U  ^roox  nid^t 


auSbrüdflid^  t)or,  ba|  bie  ©lodte  bei  i^ter  Sßeil^e 
nad^  einem  ^eiligen  benannt  merbe,  beutet  bie| 
aber  burd^  bie  S^eifung  an,  ba|  bie  Salbung 
unter  5lnrufung  ber  l^eiligften  ©reifaltigfeit  in 
honorem  Sancti  N.  gefd^el^en  foQ.  [ff.  @d^rob.] 
'^amen  ^oü  e$  {Inb  Sejeid^nungen  feiner  9Be> 
fenl^eit,  feiner  gigenfd^aften  unb  fetner  ffiirffam» 
feit.  Mgemein  namlid^  foS  ber  9lame  einer  $er» 
fon  ober  @ad^e  baS  ^efen  unb  bie  Sebeutung 
berjelben  be^ei^nen.  S)ie|  ift  bei  bem  l^eutigen  3u- 
ftanbe  ber  menfd^lid^en  @prad^e  nur  unoottfommen 
möglid^;  benn  möl^renb  im  Urguftanbe  Segriffe 
unb  SRerf male  auSgebrüdCt  tourben,  fteUt  bie  j[e|ige 
Sprad^e  nur  Sorftellungen  unb  ffennseid^en  bar. 
3n  biefem  Sinne  ift  gu  öerftel^en^  maS  nad^  ^ri= 
ftoteleS  ber  ^I.  Xl^omaS  (S.  Th.  1,  q.  13,  a.  4  ad  1) 
jagt:  Ratio,  quam  significat  nomen,  est  con- 
ceptio  intellectus  de  re  significata  per  nomen. 
Sei  biefer  untoUtommenen  Se{d^affen|eit  marb  eS 
möglid^,  ba|  bie  9Zamen,  t)or  aUen  bie  ^erfonen« 
ober  Sigennamen,  contentioneUe  ©eltung  erl^ielten, 
o^ne  in  i^rer  eigentlid^en  Sebeutung  terftanben  lu 
werben ;  bie  älteren  SSölfer  füllten  bei  allen  Slamen 
bereu  et^mologifd^e  unb  bei  ben  ßigennamen  bereu 
appeüattoe  Sebeutung  l^erauS.  2)ie  92amen  Slbam^ 
ßöa^  ffain,  ©etb.  5Roe,  Sfaac,  3acob^  ÜRofeS  u.  a. 
finb  mit  SRüdfftd^t  auf  bie  Stellung  ber  9lamenStröger 
gemöl^lt  Slbram,  Sara)  u.  a.  mürben  bamad^  ter« 
änbert,  ^Srael,  Sofue  u.  a.  ben  eigentlid^en  9{amen 
bin^ugefügt.  9lud^  für  ben  SRefflaS  mürbe  ber  92ame 
na^  feiner  fiebenSaufgabe  beftimmt  {3Ratt^.  1, 28. 
2uc.  1,  31).  aOBie  ber  ©ebanfe  fid^  im  SBort  öer- 
förpert  unb  erl^ält,  fo  bient  ber  92ame  bem  SBefen 
ber  SDinge  unb  ^erfonen  jur  öu|em  2)arftenung 
unb  )ur  bleibenben  Unterfd^eibung,  morauf  au^ 
bie  beiben  SBörtcr  beS  §ebräifd^en  für  ben  Flamen 
(©eböd^tnife  unb  ßrinnerung,  S^iä^tn  unb  ffenn» 
jeid^en)  ^tnbeuten.  S)ieß  gilt  öon  allen  gefd^affc» 
neu  SäJefcn;  bei  ©Ott  l^ingegen  fd^einen  biefc  beiben 
©rünbc  für  bie  9lamengebung  megjufaHen.  SDenn 
mir  fcnnen  baS  SBejen  ©otteS  nx^i,  ©ott  ift  unS 
unbegrciflid^,  unb  ber  einzige  ©ott  bebarf  feines 
9lamenS  jur  Untcrfd^eibung  öon  anbcrcn.  6S  mar 
allgemeine  5lnfid^t  ber  SSäter,  ba|  fein  9lame  baS 
SBefen  ©otteS  auS jubrüdten  vermöge.  ,,S)em  Sater 
beS  2ins  fann  fein  9iame  gegeben  merben,  benn  er 
ift  ungeboren,  derjenige  al jo,  meld^er  ©ott  einen 
9iamen  beigelegt  l^ätte,  mü^te  älter  unb  frül^er  ba 
gcmefen  fein  als  ©ott  felbft.  SBenn  er  bal^er  Sater 
unb  ©Ott  unb  Sd^öpfer  unb  §err  unb  ©ebieter 
genannt  mirb,  fo  finb  bie|  feine  9?omen,  fonbem 
Sejetd^nungen,  bie  öon  feinen  SBol^ltl^aten  unb 
SBerfen  genommen  finb"  (Just.  Apol.  2, 6).  „Ob 
man  ©ott  fiid^t  ober  Serftanb  ober  ©eift  ober 
SBeiSl^eit  ober  ftraft  nennt,  fo  nennt  man  nid^t 
x^n,  fonbem  fein  SBcrf  ober  feine  Sigenfd^aften 
ober  feine  SBirtf amf eit"  (Theoph.,  Ad  Autol.  1,3). 
„xixa^t  nid^t  nad^  bem  9iomcn  ©otteS,  ©ott  ift 
fein  9iame"  (M.  Felix,  Tert.,  Cypr.).  SefonberS 
ben  gunomianem  gegenüber,  meldte  9iamen  unb 
SCßefen  ©otteS  §u  fennen  glaubten  (d7ev^.nr)aia). 


19 


Flomen  ®otted. 


20 


brattgen  bie  SSäter  auf  ba§  Sefenntni^,  bo^  @ott 
uttQuSfpred^Itd^,  uttttennbar  fei.  SDa§  Sßort  be§ 
^feubos^reopogiten,  meldtet  ein  SBerl  über  bie 
tarnen  ®otted  gef daneben  l^at,  bol  @ott  ol^ne 
9lomett  fei  (dvcüvojjioc),  tft  jum  ©emcingut  ber 
Xl^eologie  gelDorben;  eS  berul^t  auf  bem  ^rincip 
ber  ®otte§erIenntni|,  toonad^  man  t)on  ®ott  nur 
fogen  foun,  ba|,  nid^t,  toaS  erift.  2)ennod^fQgt 
berfelbe  S)ion9|utS,  ber  Unnennbare  f^aU  Diele 
9iamen  (tüoXiSvojjloc).  fficil  »ir  feinen  ganj  ber 
unenblid^en  92atur  entfpred^enben  92amen  fennen, 
fo  legen  toir  berfelben  öerfd^iebene  9Jamen  bei,  um 
burd^  f  old^e  Se5eid^nungen  ben  SRangel  be§  maleren 
9tamen§  )u  erfe^en,  um  titoa^  ju  l^aben,  morauf 
fid^  bie  grfenntni^  ftü^t  (Clem.  Alex.  Strom.  5, 
12 ;  Migne,  PP.  gr.  Vm,  695).  SOBenn  ba§  dv- 
ovöjjLacTTov  in  bem  ©inne  genommen  toirb,  ba|  in 
Sßorten  unb  3^id^cn  ^W^  gefunben  n)irb,  maS 
bie  gigenfd^aften  ©otteö  auSbrüdfen  fann,  f o  ift  e§ 
mal^r.  SBenn  man  aber  unter  92amengebung  baS 
öerftcl^t,  ba|  toir  eine  gigentl^ümlid^feit  bcSfelben 
bejeid^nen,  um  ben  Sul^i^rer  jur  ftenntni|  ®otte§ 
anpleiten,  fo  meit  eS  bie  menfd^Iid^e  SSemunft  ge< 
ftottet  fo  tft  e§  nid^t  abfurb,  wenn  tt)ir  @ott  för 
benennbar  l^alten  (Orig.  C.  Geis.  6,  65).  S)a 
bie  Offenbarung  un§  am  beften  ®otte§  SBefen 
unb  ßigenfd^aften  funbgetl^an  l^at,  fo  fmb  bie 
3lamtn  ®otte§  au8  ber  l^eiligen  @d^rift  ju  fd^öpfen. 
Sßeil  ftd^  aber  ®ott  aur  SoffungSfraft  beS  ÜRen» 
fd^en  l^erablaffen  mu^te,  fo  ift  aud^  ben  geoffen» 
hatim  Flamen  nur  relatioe  Sebeutung  sugugeftel^en. 
I.  S)ie  l^eilige  @d^rift  gebrandet  ben  ^u§brud( 
;,?lamen  ©otteö"  (cb,  ovofxa,  nomen)  aOgemein 
5ur  SSejeid^nung  bed  erfd^einenben  ®otte§,  fo  ba| 
ber  5Rame  für  ®ott  felbft  unb  für  feine  fcenlid^feit 
ober  in  Serbinbung  mit  feiner  §errlid|feit  gefegt 
wirb  (3|.  24,  15 ;  80,  27.  ^f.  101,  16.  @pr. 
18, 10).  S)er  9lame  ®otte8  wirb  gerül^mt;  er  ift 
gro^,  gefeiert,  l^errlid^  in  3§tael  (®eut.  28,  58 ; 
32,  3.  3cr.  10,  6;  44,  26.  (85.  39,  7)  unb  auf 
ber  ganjen  ßrbe.  ®ott  gibt  feinen  9lamen  wie 
feine  6$re  feinem  Slnbem  (3f.  42,  8),  fonbem 
eifert  für  il^n  (gj.  20,  9. 14. 22 ;  89, 7. 25),  ba^ 
er  nid^t  entel^rt  werbe  unter  ben  Sölfem,  fonbem 
il^m  bie  ßl^re  gegeben  werbe  (S)eut.  82,  8.  $f. 
101,  16;  142.  11.  ajlal.  2,2).  SBeilfein 5Rame 
mit  bem  ®efd^id(  be§  Offenbarung§t)oIfeS  eng 
oerflod^ten  ift,  fo  wiQ  ®ott  um  feines  92amen§ 
willen  3SraeI  nid^t  öerftofeen,  fonbem  öerl^errlid^cn 
(1  ©am.  12,  22.  3f.  48,  9. 11.  ^JJf.  78, 9)  unb 
bie  grommen  fül^ren,  befd^ü^en  unb  emöl&ren  (^f . 
22,  8;  80,  4;  88,  25;  128,  8).  ©ein  ?Rame 
Wirb  auf  3§rael  gelegt,  um  e8  5U  fegnen,  unb  wol^nt 
in  feinen  Heiligtümern  (S)eut.  12,  5. 11 ;  16, 
6.  11.  2  ©am.  7,  18.  8  ftön.  8,  2;  8,  17.  20. 
29 ;  9,  8.  4  «ön.  28,  27).  ffiie  afle  Sölfer  im 
92omen  i^reS  ®otte§  wanbeln,  fo  wanbelt  ber  öd^te 
3SraeIit  im  9lamen  feines  ®otte8  ewiglid^  (3Rid^. 
4, 5;  5,  4),  öertraut  auf  ben  5Ramen  ®otte§  (^f. 
32,  21;  117,  10  ff.)  unb  fro^Iodft  in  il^m  ($|. 
74, 2).  SBer  aber  bem  ?Ramen  ®otte8  findet  ober 


burd^  leichtfertigen  ©d^wur  benfelben  bemnel^rt, 
ber  l^at  ®otte§  6^re  angetaftet  unb  ift  bem  Saune 
oerf allen  (%  20,  7.  Set).24, 11).  Sie^errlid^« 
feit,  wcld^c  ®ott  an  feinem  SJolfe  offenbart,  l^at 
i^m  einen  9lamen  gemad^t  (3f.  68, 12. 14.  3er. 
82, 20.  ^.  28,  2  ff.;  105,  8;  187, 2)  unb  fül^rt 
anä)  fjrembe  ju  feinem  SRamen  (3of.  9, 9.  8  ßön. 
8, 41),  wöl^renb  bie  ©ünbe  unb  baS  Slenb  ber  ®e' 
fangenfd^aft  bie  Siemnel^mng  beS  9tamenS  ®otteS 
bei  ben  C^eiben  oeranlalt  (3f.  52, 5.  ^f.  78, 10. 18 ; 
ogl.  $f.  113, 9  f.).  ®e|^alb  wirb  ®ott  gebeten,  um 
feines  92amenS,  um  ber  ß^re  f eineS  92amenS  wiQen 
biejenigen,  weld^e  i^n  anrufen,  t)on  bm  ©ünben  ju 
l^eüen  unb  ju  retten  (^f.  78, 9).  ®ott  felbft  wirb 
f ommen  unb  feinen  9lamen  fennen  leieren  (3f.  52, 6. 
6j.  89, 7),  burd^  feine  großen  2:^aten  einen  5Ramm 
mad^en  unb  ftd^  bie  neue  Sßelt  ber  3ufunft  ^um 
9lamen  fc^en  (3er.  88, 9).  3)iefer  allgemeine  ®e« 
braud^  beS  9tamenS  für  baS  Sefm  (numen)  unb 
bie  $erf on  ®otteS  l^at  aUerbingS  in  ber  Stegel  eine 
Sejiel^ung  5U  einer  fpecieUen  ^e^eid^nung  @otteS. 
3n  ben  meiften  ^oätn  ift  ein  befonberer  9{ame 
]^ingugefe|t.  %i^  bie  aÜgemeinm  SBenbungen: 
®otteS  9tamen  oetf ünbigen,  anmfen,  lieben,  f ürd^» 
ten,  ent^eiligm,  fennen  lemm,  il^m  bie  gl^re  geben, 
banfen  u.  f.  w.,  weifen  auf  einen  f old^en  l^in.  S)o$ 
ift  eS  gezwungen,  wenn  man  annimmt,  ba|  ftetS 
an  einen  befonbem?Ramen  ju  benfenfei;  Dielmel^t 
ftnb  t)iele  berartige  ^uSbrüdte  nur  gu  begreifen, 
wenn  ber  9lame  ®otteS  iwc  Sejeid^nung  ®otteS 
felber,  beS  ftd^  in  ben  ®nabenerweifungen  offen- 
barenben  ®otteS,  ber  ^eiligfeit,  ^errlid^fett,  S^re 
unb  ajtaieftöt  ®otteS  gebrandet  ifl  Senn  3ob 
fügt:  „®er  §err  l^at  eS  gegeben,  ber  ^n  l^t  eS 
genommen,  ber  9lame  beS  feerm  fei  gebenebeit" 
(1,  21),  fo  ift  gewil  ber  vtamt  für  baS  gan^e 
SBefen,  bie  ^erfönlid^feit  ®otteS  gefegt.  Seo.  24, 
11.  16.  3)eut.  28,  58  fielet  ber  5ßame  für  3e- 
\)0M.  3n  ber  97h{d^na  fte^t  er  metouQmifd^  für 
@ott,  bie  ©amaritaner  lefen  für  3el^ot)a  ©d^ema, 
wo  bie  3uben  Sbonai  lefen.  f^reilid^  wenn  ®ott 
bei  feinem  großen  9lamen  fd^wört  (3cr.  44,  26), 
f 0  ift  an  ben  fpecietlen  9lamen  ju  bcnfen.  ®ie  93e= 
beutung  beS  9}amenS  tritt  nod^  ftörfer  im  bleuen 
2:eftament  l^croor,  wo  ber  SluSbmdt  „im  Slamen 
®otteS  ober  S^rifti"  ju  ben  öerfd^iebenflen  93e- 
jeid^nungen  gebrandet  wirb.  (5r  bebeutet  bieSl^ätig« 
feit  im  ^Auftrag  ®otte8,  baS  SRcben,  §anbeln  in 
ber  ftraft  bcSfelbm,  im  ®laubm  ober  ®efenntni|. 
ÜRel^r  auf  Siel  unb  S^td  weist  bie  ffienbung 
„auf  ben  Kamen"  ^in.  I)ie  Vergebung  ber  ©ün« 
ben  burd^  ben  9iamen  ßl^rifti  (%pg.  10,  48)  wie 
bie  Xaufe  auf  ben  9lamm  beS  93aterS  unb  beS 
©ol^neS  unb  beS  l^eiligen  ®eifteS  geigen  bie  SBir» 
fung  an,  weld^e  ®ott  im  ^ergen  berjentgen  ]^ert)or> 
bringt,  weld^e  burd^  baS  Sefenntni|  feineS  9lamenS 
5U  il^m  i^re  3uflud^t  nel^men. 

n.  S)ie  fubftantioifd^en  Flamen  ®otteS  in  ber 
l^eiligen  ©d^rift  verfallen  gunöd^ft  in  gwei  ftlaffen, 
bereu  erfte  baS  SSerl^altnig  ®otteS  als  ©d^öpferS 
unb  Crl^alterS  ber  ffielt,  als  fjerm  ber  9latur,  bie 


21                                                    gtamcn  (SotttS.                                                    22 

iwdk  ba«  93ei^Uiii^  @ottti  }u  fciium  fHoltt,  3)einiertem(ii-V7, -n, -<:c)obcTiniteinem@ciietil) 

iigldct  afm  oiu^  im  @tgnifa^  gum  @&^bitTt^  (@nt.  21,  33;  38. 20.  ^I.  49, 1.  "Sian.  11, 36). 

bo«  3B(fen  be«  loa^it  @otke  bejett^net.  Setfttrt  3in  ^iI^TQl  jle^t  n  uon  äe^oDQ  unb  ben  @B|ni 

«WT«  iP  tmrtö  3e%0Da  aUrin,  bie  tiflm  bur^  (ej.l5,ll)imhtion3e5oiKianein{33at!.ll,S6). 

a  föoliün,  aboitai  Kpraientirl.  ffiajii  lommtn  3f.  9,5  gt^tel  gibbor  flu(bra3JttfjiaS.  9irttngl 

ito4  €<^bai,  erjon,  Aobofc^,  utie^e  in  ISet'  fommt  (Sloa!)  cor  ($f.  18,  32),  meines  2  @ain. 

binbimg  mit  bm  anbnnt  Ulamni,  abtr  aaä)  felb-  22,  32  mit  gl  etfe^t  ift.  3>ePani  nirb  e§  au^ 

^fabig  inafi)Kllattt)ni8ebtutuiiQ  gebraust  mnbcn.  als  SSiriterbilbung  bon  Sl  betrautet,  |o  ba|  @lo^ini 

1.  &  (^»)  üon  Vi»  =  ftarl,  mäd^tig  fein  (ögl.  ittd^t  bie  ^ßlurolbiftung  bacon  wäre,  fonbrni  als 

«S.  15, 2.  ^f.  36  öebt.],  7 ;  80, 11 ;  90, 2)  ift  ber  eine«  iener  aBörtet  ju  gdlen  Ijiatte,  niel^e  feinen 

öUipt  fentiHfdK  9tQtne  gm  Stjei^ung  bts  gütt-  <singulai  ^abtn.  SCoa^  totnmt  ougei  bem  ^nä) 

li^CD  Beftn«.  ftt  bebeulet  bie  ffratt,  Mmacbt  3o6  (41maO  unb  35eut.  32,  15.  17  Bettinjell  in 

äotttS,  mel^  bcibenlemitild^aSälEtm^ttSben  fpättten  ©Triften  Cor  (2  $ar.  32, 15.  Vlti).  9, 

Snmbbtsriff  frintS ^{tng  bilbete unb  fti$ in btr  17).  3m SbaEbäifcbeniinb @9rif(!^en  mirb tS Don 

e^öpfimg  tnü>Soife^g  auSgebiücftfanb.  Sit  ^e^oua,  aber  au(!^  Don  anbmn@üllmigtbrauil^t. 

Stmtten  ntfm  im  @tbtt  rin  einjtgeS  gBttlid^eS  Uebtr  ^lobi^i  unb  ^e^oDa  UgL  b.  Slrtt. 

StftB.  ben  aflmfi^tigcn  ^erm,  an.  3)ief er  t|S^[tf  2.  Wit  Cier  iutij't(intiDJi(|en  tarnen  @otte€, 

pa^iSia  tidst  Dnf^ubcnt  Flamen  na^  ben  ^oUS'  tatliit  oft  mit  einanber  abiiie(^|eln  obec  jufammen- 

(tönmcB:  SL  91on,  Sloa^;  Slion,  ©abbai,  Saal,  gefi^  Derben  unb  baburd)  ber  mnbemen  IfritU 

Iboiun,  Stinn,  aNiltl,  9RoIo^,  aber  aOt btjeii^en  etnf^einbare@9iec^tgeben,bieangeblii!)enOue11en> 

bitfdbc^Jmßtnung.  ben  .^ertn",  ben  „^öf^jien",  Ic^riflen  nai^  bem  ©ebroucf)  her  ©otleSnamen  auS- 

ben  .9UIitiä4tt8tn''.2)it^berubt  ober  iDtntger  auf  jufi^eiben.  loerben  mit  geuiffen  ^eimärtem  Dtr> 

SofiaibegabunQ  o!8  auf  olter  t^eohratifd^er  lieber-  bunben,  meli^e  entroeber  bie  ßrbaben^eif  ©otleB 

litfnunft.  uicli^  bnrd^  ben  urf^irünglii^en  Süfien*  über  bie  9!atur  ober  feine  ^enfd^aft  über  baö  fSoÜ 

nfettäraU  befefHgt  noiben  fein  mag.  3)ie  mon'  S^roel  befonberl  ]^ert)or!)ebtn  follen.    2)aS  ßr- 

ai4it<!K  Sfaiatfiotifaffung  ^tte  ntd^t  nur  bie  ÜSor-  flcrc  gcf^idjl  namentlich  bei  €1  unb  @Io^im  }ur 

jtdbcig  MR  b«  abfoluttn  Maüfi  bei  $enfd)et3,  Steigerung,  baS  äinbere  bri  SSe^oDa  ober  3e^otia- 

indieni  auc^  bit  3bet  bei  3:fieo[rotie  jur  SBorauS-  gloiiim  jur  ^rfleQung  beS  ^eiligen  unb  gnSbi' 

ifyng.3>itäIteflt9tegienaigSfonnbeiben9If!Qrern  gen  SBefenl  @olteg.  3)ie  gemb^nli^^  unb  aitefte 

Bn  bic  Irin  QcDliatifc^.  S^nenmie  ben  übrigen  iBcjcic^nung  ift  el  echaddai  (-i»  —  gemaltlbälig 

SanitatnMTbie^^Soä^eit  bereinjigenu^ie  fein),  n)el(^cn  Slatnen  fii^  ©ott  felb^  gab  (®en. 

«ne,  ber  iitiWe  Äegent  nur  fein  SteilDertreter.  17.  1;  28,  3;  85,  11;  43,  14;  48,  3.  6j.  6, 

&a]|tf4etiilti(  iß  bie|  in  iSabqlon  aud)  fo  ge*  2  ff.).    iSd)abbai  rairb  aber  aui^  allein  jur  St> 

nefta.  Sine  gSttlii^e  SSerebrung  ber  JfSnige  mie  jeii^nung  @otteS  gebrandet  (@en.  49,  25.  9tut^ 

ia  «eflWtn»  pi»*«*  i™n  f'^)*-  ®«  öltefie  bab^-  1,  20,  21).  ^ufig  biiiterifd)  (3ob  24, 1 ;  27,  2 

lDiiii*e  Same  für  ben  !)ß(^fien  ©ott  ift  31u,  al-  u.  a.  $f.  68.  15),  abtntcölelnb  mit  61  {3ob  23, 

lobSd)  fleraitif^?)  Äu.    Sot^  ifl  berfelbe  ni^t  16;  27,  2).    3)ie  LXX  überfejen  geroB^nÜ^ 

Ihgtnnamc,  fonbem  91}ipeIlatit)bejei(%nunH  ®otle§  iravroxpciTuip,  bie  tßulgata  omnipotens,  ber  „©e- 

nab  widi  beft^alb  anberen  Diemen  Doigefetit  (31u  wältige",  loeil  in  tiefem  Söort  bie  MgeroaltSotieS 

Seb»,  3ÜI  aJlerobad^  u.  f.  m.).    Ob  31u  einen  noä)  ftärler  al§  in  SI  allein  jur  ©eltung  (ommt 

äbei  ben  ^ödiflen  ©Stiem  fie^enben  ©ctt  bejeicb*  unb  ber  ©egenfa^  ju  ben  ©altem  ber  Reiben 

Ott.  nhib  neuerbingS  bejmeifell;  bodf)  ift  bie  all'  {(fjäcfer  aulgebrüdt  mirb.  @1  ©d)abbai  ift  feinen 

geoKiie  Serbreitung  bei  Diamenl  bei  ben  femiti'^  ^äefennem  ein  mächtiger  ©ott.  @ie  tännen  furcht* 

fttrn  Sölteni  ein  SBetneie  für  bie  ^otie  iScbcutung  !oS  unb  fixier  auf  i^n  Dertrauen.  9II§  ber  „^b^fte" 

MjelbeiL  9u4  ber  rinjtge  ©otteSname,  meld^er  (.v''',,  w^urzo^,  altiasimue)  mirb  @1  fd^on  ®en. 

ben  affprem  rigen  ift,  ?lfur  =  ber  grcfee  focn,  14,  ISbejei^nel.  S)a§6pit^eton  Wirb  auf  ©lo^im 

bet  Rünig  bei  ©ötlei,  jeigt  feine  fo^li^e  l3et=  (»ßf.  57,  3)  unb  SeboDo  (SJeut.  26,  19.  $f.  7, 

nmbtfttxift  mü  31u.   aRil  bei  Sluäbtlbung  beS  18)  übeitiagen  unb  aui^  fubftantiuiit  ($f.  9,  3; 

lMMoiiifi^ffQnfd)en!I)ol9t^eiSmueift3Iuimmei  21,  8-  107, 11).  Siei  Diame  entfpncbt  bei  alt- 

>ebi  }iiTÜd|jetrrten  unb  tourbe  fdilicglid)  burcEi  jemitifc^en  S^oifkUung  Don  bem  ^eim  ber  ÜRatui. 

flüöere  ©ottiieiten  wibiängt.  gine  ä^nlic^e  Snt-  D)ad(i  ©ancbuniolfion  foD  bei  pbönicifcbe  Sal 

mdbni0  na^m  aui$  bie  ©eft^it^te  ber  ^cbräift^en  Sliun  ge^eigen  ^abcn  (Eus.,  Fraep.  ev.  1, 10, 

dotttSnamen,   nur  mar  eS  bei  auSgefpiDd^ene  36).  Sia^  ©Ott  ein  lebenbigei  ©Ott,  baS  Seben 

SoBüt^Sraue,  niil<^  einen  Stomen  als  ben  aus-  felbft  unb  bie  Ouetle  bcs  SebenS  ift,  mirb  burc^ 

^a&^^n  jur  ©eltung  brai^le.  SDer  ©ebtout^  ben  Seifal)  ber  „Sebenbige"  (-n,  CS-.,  vivens 

ii  oben  ftiflennamen  enuriSt  6t  al8  ben  älteften  b.  vivus)  angebeulet.  SSetfelbe  fle^l  bei  61  (3of. 

fiotttttiamni  ber  Hebräer.  6r  niib  o^ne  unb  mit  3,  10)  unb  (JlD^tm  (4  ffBn.  19,  4. 16),  mä)  im 

totiW  sebnmd^t  (Spf.  18  Rebr.],  31. 33. 48)  unb  5ptural  (©eut.  5,  23.  1  ©am.  17.  26.  36.  3er. 

a4aBffrembe®öUetangenianbt(6E.34,14.  3f.  10, 10;  23,36)  unb  n)e<^felt  mit  @Io^im  unb  61 

«,  10. 15;  45,  20).   Wit  Sulno^me  bei  »ßoefle  (*ßf.  42  [bebr.],  3)  ober 3et|0Da unb 61  ($f. 42, 9). 

()-S.3ob5,  8;  8,5)  fte^t  er  regelmäßig  mit  S9efonberS(tgnetbiefe!Bejei^nung3e^oDaaISbem 


Flamen  @otlc3. 


24 


@titnt>rn,  ber  Sein  unb  Seben  in  a6{o{uttt  Seife 
ift(ti8l.3tr.2,13;17, 33.  5pi.  35, 10).  —  ®ie 
nfl]|fcrtn  iSejri^nunBen  (iir  baS  !öert)Qltnife  ©otteS 
gu  btm  SBolIe  38roel  jinb  leine  eiaentli^en  Ülomra, 
fonbem  fotten  nur  bie  innige  flei^g-]itlli(^t  SQei- 
binbung,  tätigt  unter  bem  fSilbt  bet  d^e  bat' 
eepeQt  wirb,  üttanl^ouli^en.  ©efetjaft  i(l  ^ieu 
ni^t  me^t  €(,  fonbem  3ef|0tia  ober  3e^0Da'@Icf 
^im,  mel^c  beibe  HDamcn  oft  jufammengetafit  tuet' 
btn,  um  ben  ^äiöp^a  unb  ^unbeSgoH  als  ben 
einen  maxien  @ott  bacjnfleHen,  bei  gebräut^lii^e 
3iamt.  a«6nQ^men  pnb  ®'n.  83,  20;  46,  3. 
3f.  5,  16.  SJiefer  @oH  ae^DBa-eiu^im  ift  ber 
®o«  mrc^oma  (®en.  24, 12.  27j  28. 13)  unb 
3faac§  (®en.  32,  9;  46,  1),  Mbra^otne.  SfaocS 
unb  3acD63  (gj.  3,  6.  15.  16;  4,  5).  btr  SBäter 
(®en.  48, 15.  e£.  3, 13),  ber  ^ebrätr  (©£.  3, 18 ; 

5,  3;  1. 16;  9, 1. 13;  10,  3).  »n  bie  geiiiö&n' 
lic^e  Seeieid)t!un9  ,®ott  38raefö"  i^lieSt  fit^  ber 
Diütiie  „ber  ^eilige  3äMelS"  an,  bec  fiei  SfaiaS 
fleroB^nlic^  ift  (1,  4;  5,  19.  24  u.  o.),  ober  oui!) 
ionft  firf)  pnbci  (4  ÄBn.  19,  22.  3et.  50,  29; 
51,  5.  $!.  77.  41;  88,  19).  ©aaSBort  6eje:c&- 
nel  nocfi  bet  föniiibbebeutung  Bon  «"r.  in  erpet 
Stnit  bit  tinaiefiat  unb  ^eiel^Tung,  ttilä)t  Se^oua 
in  3SrüeI  goiiegl,  beulet  über  äuglcic^  bie  ftHlid)e 

Singabe  bei  ffiolfeS  an  ben  Öeiligen  3äiael§  an 
eu.  11, 44).  ffieß^alb  Reifet  Serosa  «uc^  fc^le^t- 
weg  „ber  ^eilige"  (3o6  6,  10.  3[.40,25.  §ab. 
8,  3.  «Pf.  21,  4),  b.  6.  ©Ott  (3(.  5, 16.  1  ©am. 

6.  20).  5)er  91üme  ,93ater"  fonimt  f(it  Ofeaa 
für  Se^otia  bot,  btjti^net  aber  baS  befonbere 
SiebrSDtr^ältnig  gu  SSrael  (3)eut.  32,  6.  3}.  63, 
16;  64,8)  ober,  tno  tS  o|ne  «üa^ttbe^mmung 
(le^t  (3er.  2,  27;  3,  4.  Wal.  1,  6),  hie  Ur(Q(^- 
lif^feit  unb  ^uttoritöt,  fo  bai  er  nid|t  al§  eigeni- 
li^er  ©otieSnome  im  ^tlcn  Sieftoment  betrai^tet 
werben  fann.  —  3n  ben  öttcien,  namenllit^  in  ben 
poetifi^tn  Stieilcn,  finbet  |ii%  ^öuftg  ber  91ame 
,®ottber§etrfd)aaren"(ni»=»  n^n-lSam.l,  3; 
4,  4.  31.  1,  24;  5,  24  u.  a.  3et.  2, 19;  6, 6. 9. 
«m.  S,  13;  5,  14  u.  a.  s'st»',  3f.  10,  16).  3n 
bei  gtneiten  $|atnten{aminlung  (Slotiimpfolmen) 
ift  bafiit  6Io6im  geft^  (80,  8. 15  u.  a.),  moä 
bie  neueren  ffrttibr  aus  bem  fpätem  9)er6ot, 
ben  9iamtn  3e^otNi  auSjuff  retten,  ttflären  (ogl. 
ffaujjifl,  ®ie  urjprünglicbe  SBtbeutung  beä  iRamen§ 
Sa^DE  ©übnot^.  in  ©tobe"«  Seitf^r.  f.  b.  attteft. 
ÜBilfenfi^.,  6. 3o^rg.  1886,  1).  gine  Sufornmen- 
fdffung  fieibet  Rnbet  fic6  3er.  5, 14;  15,  16;  38, 
17;  44,  7.  9ßi.  59,  6;  80,  20.  ®er  91ame  btS 
SunbeSgotteä  fonntt  ju  ber  Änfi<I)t  fü^rtn,  bie 
urfprüngliii^e  ägtbtutung  fei  Bon  ben  feetrjtfiQartn 
3äraeI3  genommen,  meiere  alS  fDl<f)e  SotttS  ^eer* 
fi^aoren  rooren  (fh-  T.  4 ;  12, 17.  41.  51.  9tum. 
1,  3.  20;  2,  3  u.  a.).  (ä§  wirb  auc^  @oH  oft  in 
bi(^terifd)er  SBeife  gef^Ubert,  mit  er  für  3€rael  in 
ben  ihieg  }ief)t,  fdn  @^Ia^t^eer  muftert,  feine 
gelben  fommclt  (1  @am.  17,  45.  $f.  23,  8; 
43,  10;  59,  12;  107,  12.  3f.  13,  4).  Mein 
biefe  Snmenbung  ift  bo^  mc^  eint  Uebertragung 


bt§  Sebonlene  Don  btr  ^ilfe  ®oite3  unb  feiner 
^immlifi^en  ^etrf^aaien.  3u  biefen  gehören  na(f| 
alter  Snf^iauung  aQerbtngS  auc^  bie  ^immelS- 
förper  (5Deut.  4,  19.  3ob  38,  7.  3f-  34,  4;  40, 
26.  3er.  19, 13;  33,  22),  hoä)  bei  ben  3uben 
ni(!^t  als  göttli<4  uere^rte  Sßefen,  benn  eine  folc^e 
S$ereC)rung  mürbe  als  Abfall  gum  @ü|enbienft  gc 
branbmarft  (4  ffSn.  17,  16;  21,  3.  5;  23,  4f.). 
5la§  Äämpfen  bur^  bie  ®eftime  (iHictit.  5, 20)  ift 
trog  3of.  10,  12  etmaä  profaifd^  ertlärt,  »cnn 
man  barunler  nur  ben  iOort^iil  bet  ndcblüi^en  IBc* 
leui^tung  Derftebt,  aber  es  linbett  nichts,  an  ben 
im  Slllert^um  itieit  «erbreileten  ©tauben  uon  bet 
Scitung  ber  ©eftime  burcb  reine  ®eiftei  gu  btnfen. 
SDenn  t@  toerben  au(^  bie  @ngelf(^aaren  ote  ©ottefi 
§(erf^Qaren  Ititid^nti  {3Df.  5, 14.  3  Äön.  22, 19. 
$f.  102,  21 ;  148,  2)  unb  mit  bem  ^immelS^eer 
infammengefo^t  (3o6  38,  7).  'S>a1}tt  ift  eS  mo^r- 
fc^etnlit^,  ba^  ber  ülome  „®ott  @abaol^"  öon 
ben  Sngelf  d^aaren  auf  bit  ^immelSlBrper  unb  iibi' 
fdjen  ^eerfi^oaren  übertragen  norben  ift  3Bit  aU* 
gemein  btr  91ame  @abaot^  loai,  bejeugt  Origenefi, 
inbtm  tr  ben  Dp^ionem  (Opbi*en)  oorwirft,  fle 
Ratten  au§  btm  ^ebrSifi^en  ben  goDia  (3ao  ober 
3a),  ben  Sabaot^,  btn  ^bimaioS  unb  ben  ISloaioS 
entlehnt,  meiere  in  btr  ^eiligen  ©c^rift  9iamtn 
einea  unb  beSfelben  ®ofteS  feien  (C.  Geis.  6, 32). 
^ieronqmuS  (Ep.  25,  aL  186)  jit^lt  «bn  Stamen 
Quf:  ei,  eioim,  (Eloe,  ©abaotb,  eiion,  gfer 
3tit,  übonai,  3o>  3:etragramm(at)on,  ©abbat. 
3uniliua  ntnnt  a<iit  9tamtn,  Uitldit  principaliter 
baS  gSttlic^t  SSefen  be}ti<4nen:  Dens,  DominoB, 
Dominus  Dens,  Adonsi,  Sabaoth,  Heli,  He- 
loi.  Est  (Inst  1, 13).  —  Iiit  LXX  überft^ 
@1  unb  Slo^im  mit  &e6;,  3e^oDa  mit  xüptoc,  bit 
SBulgata  ^at  Deus,  Dominus.  S)aB  91eue  iefla- 
mtnt  ^t  beibe  luSbrütfe  aufgenommen.  ®it11n- 
»enbung  auf  bie  ©ötter  ber  Reiben  ergab  f'ft  nac^ 
bem  Vorgang  bt3  Sllten  Seftamenta  üou  ftlbfi, 
ol^ne  bog  bieftibtn  bamit  ali  mirflii^  ®ötttr  an* 
ertanntmürben($f.81,6.  Igor. 8,5).  SJerlRame 
3e^oiia,  ber  alltin  ©tienbt,  mirb  niemals  uon  tintm 
^eibnifii|en@ott  gebraud^t;  (te^c,  baS  in  ber  Stegd 
Don  ÖEä^ui  ^  flauen,  t^eilmdft  Oon  d^eiv  = 
laufen  ob«  ai8nv  =  brennen  abgeleitet  wirb, 
bebeutet  btl  btn  @nt(!||en,  mit  bei  ben  Sattinem 
DeuB,  ganj  allgtmetn  baB  gSttlicEie  Stfen  aI3 
®attung§bcariff,  ber  burcti  bie  bcfonberen  91amni 
trft  fpecificirt,  aber  boi^  alä  |>auptbtjtii^nung  bei- 
bef)aittn  luirb,  fo  bQ&  inSbefonbere  im  Slugenblid 
btr  9tott|  nicbt  biefer  ober  jener  ©Ott,  fonbem 
btr  ©oft  ongemftn  Würbe.  3n  ben  inbo-euto- 
päifd)en  ©proben  ifi  boS  SBefen  ©otteS  no^  einer 
btn  naturaliftif [^en  ÜRoigenlänbem  btfonberS  in'9 
fluge  faQmben  Srf^einung,  nai!^  bem  ©lanj  btS 
^immtlati^teä,  b^eic^net  morbcn.  S)enn  baS  fonä- 
hitifil^e  Dyaus,  Deva  ift  baS  ®Iänjenbt,  unb 
Zeüc,  Jovis,  Zio,  Tiu  bemeijen  bie  allgemeine 
llebereinftimmung  in  biefer  SorfteQung.  SaS 
3Bort,  meldicS  in  bei  ältefltn  ©pradiperiobe  ben 
Si|  unb  bit  So^nung  be§  ^Bitiflen  ©otttS  be- 


» 


Samen  3e{u. 


26 


ynißtat,  tn  ^imtnel,  toutbe  )u  einer  finnuoUen 
9(yri4niing  btefeS  ®otteS  felBß  gemöl^H.  2)ie  per« 
fdifi^e  luff affung  aber  erl&ielt  ftd^  in  Dyaus-Pitar 
=  Zeoc-noTTjp  =  Jupiter  =  Tyr.  3n  Segug 
af  vjpioc  ift  no^  ^u  bead^ten,  ba^  ed  in  Ben 
Hmqdxm  auf  ben  IDlefftaS  (SRatt]^.  21,  3;  22, 
45.  Ware  11,  3;  12,  36.  Suc.  1,  43;  2,  11; 
19.  34;  20,  44),  im  SucaS-  unb  Sol^anneSeöan- 
ge&mit,  in  ber  ^oflelgefd^id^te  unb  in  ben  pau' 
linifd^  Sriefcn  auf  S^rifhiS  übertragen  unb  bie 
Sejeiitming  i^unfer  ^nt  ä^fuS  Sl^riftuS"  ein» 
grfu^  otib.  3o^.  20,  28  mirb  3efu§  als  ^m 
wib  (Sott  angerebet  ßigentl^ümlid^  ifi  bem  bleuen 
tt^anad  hn  9lame  „^itt"  für  bie  erfte  $er{on 
m  ber  Gott^U  (SRatt^.  11,  25  ff.),  ßd  ift  bieg 
.«Ott  ber  ^ierr^,  ber  „^bä^^k**  (2uc.  1, 32),  ber 
@4dpfcr  unb  ßr^alter  aUer  2)inge  iQp%  3, 14. 
15.  §ebr.  12, 9),  befonberS  ber  9Renfd6en  (ÜKattl^. 
6.  4.  8.  15;  24,  36.  Suc.  6, 36  u.  a.).  gr  »ol^nt 
in  ^immd  (HRattl^.  5, 16.  45.  48  u.  a.  Suc.  11 
13),  ift  ber  l^immlifd^  SSater  ORattl^.  6, 14.  26. 
32;  15,  13)  unb  afö  SBater  Sefugl^rifK  aud^  ber 
Sater  oOer  (Erlösten,  ber  »ruber  g^rifti. 

nL  3!)ie  abjectiDen  ober  attributiDen  9tamen 
6otte3  fallen  mit  ben  (Sigen|d^aften  ®otte§  (f.  b. 
lit  Sott)  §ufammen,  tt)eil  iebe  ßigenfd^aft  @otte§ 
Scfen  fdbfi  begeic^et,  unb  (Sott  ba§,  maS  in  ben 
figoi{d^afteii  oon  i^m  auSgefagt  tt)irb,  in  emi» 
Kntcm  @tnne  tfi,  to^renb  atte  gef (i^affenen  2)inge 
nr  bnrd^  bie  Sl^ilnal^me  an  feinem  @ein  unb 
{aarn  Sigenfd^f^  i^r  @etn  unb  il^re  gigen» 
f^aftrn  er^en.  S>eg]^alb  l^aben  bie  alten  £|eo» 
logm  na^  bem  Sorgang  bed  ${eubo*S)ion9fiu§ 
Mefe  %imen  @otted  ben  ßigeufd^aften  ©otte§ 
glei^gefe^t  ober  fte  menigftenS  in  SSerbinbung  mit 
benfdben  bel^nbelt  (Thom.,  S.  fch.  1,  q.  13;  Pe- 
Ut.,  De  Deo  Deique  proprietatibus  8,  6 — 8). 
3mnlin§  fteOt  ben  9}amen,  burd^  toeld^e  ®otte§ 
Sefen  principaliter  bejeid^net  merbe,  biejenigen 
{nr  Seite,  burd^  meldte  bo§)elbe  consequenter 
tagefteOt  »erbe,  unb  finbet  biefe,  inbcm  er  per- 
BOüM  aut  operationem  aut  collationem  ejus 
(Dd)  ad  creaturas  unterfud^t.  2)ie  ißergleid^ung 
gefi^ie^  confessione  et  negatione,  n^ie  fd^on 
SümpfluS  ge5eigt  \^at  ^anaä)  ift  eS  üblid^  ge« 
Dorben,  poptioe  unb  negatiöe  Flamen  ®otte§  ju 
mderfcbeiben  unb  biefclben  nad^  ben  pofitit^en  unb 
negatioen  (ligenfc^aften  ju  beftimmcn.  S)ie  ein= 
jetern  dornen  bejeid^nen  nid^t  reale  SSerfd^ieben» 
Wen  in  (Sott,  fonbem  fmb  logifd^  unterjd^icben, 
aber  cum  fundamento  in  re.  3nbem  fte  bie  \\6) 
bem  betra<!^tenben  93erftanbe  barbietenben  ^lo' 
srate  bed  abfolut  einfachen  SBefenS  ®otte§  gur 
Inic^ung  bringen,  derlei^en  fte  in  il^rer  ©e» 
ifflumbeit  eine  IBorftellung  ®otte§,  fo  meit  ber  Un» 
kgreifltd^  oon  ber  menfd^Iid^en  SSernunft  erfaßt 
»ben  fonn.  SBie  gerabc  bie  negatiten  ©igen* 
i^sften  bie  l^dd^flen  IBoDfommenl^eiten  be§  gött= 
^ia  9Sefen§  anzeigen,  inf of em  fte  bie  burd^  S^aum 
«ib  3eit  bem  dnlbliä^tn  gezogenen  @(^ranfen  be» 
Kitigen,  fo  ftnb  aud^  bie  negativen  Flamen  ®otte§. 


beS  Unenblid^en,  Unerme|Iid^en,  ^Qgegenmartigen, 
ßmigen,  UnDerönberlid^en,  bie  Flamen  beS  abfo* 
Inten  SßefenS.  SDaburd^  merben  aud^  bie  pofttiDen 
Flamen  be§  Mmiffenben,  Mmeifen,  ^Kmäd^tigen, 
aflgütigen,  ailbarml^erjigen,  ^eiligen,  ©ere^ten 
in  ©Ott  entfpred^enber  SBeife  d^araherifirt.  2)arau3 
lö^t  ftd^  einerfeits  abnel^men,  ba|  bie  attributiven 
5Ramen  mit  ben  fubftantiöifd^en  in  enger  Serbin« 
bung  ftel^en,  toit  benn  aud^  beibe  in  ber  Offen« 
barung  mit  einanber  t)erbunben  merben;  anberer« 
feitS  erfennen,  ba|  bie  Flamen  ©otteS  nid^t  miO- 
fürlid^  getoöl^It  ober  gleid^gültig  ftnb.  @d^on 
OrigeneS  f^at  gegen  biefen  $om)urf  be§  Selfu§ 
bemerft,  eS  fei  ni^t  gleid^gültig,  ob  man  ©ott  ben 
^öd^ften  ober  Sbonai  ober  @abaot^  ober  ben  ©ott 
beS^immelö  nenne,  ober,  toie  bie  ©ried^en,  3€uS, 
ober  mie  anbere  SSöIfer,  9legt)pter,  3nber  u.  f.  m., 
benn  bie  9lamen  ber  Offenbarung  feien  meber 
menfd^Iid^er  SBiUfür  gu  Derbanfen,  mie  %riftoteIe§ 
allgemein  t)on  ben  92amen  bel^aupte,  nod^  auS  ber 
3laturber®inge  gefloffen,  toie  bieStoifer  glaub» 
ten,  fonbem  t)on  ©ott  als  mirllid^e  Seftimmungen 
über  fein  SBefen  gegeben,  menn  biefeS  aud^  bem 
9)2enf^en  nie  auf  erfd^öpfenbe  unb  boUfommene 
SBeife  geoffenbart  merben  fönne  (C.  Geis.  1,  24; 
6,  39).  —  3«T^  Siterotur  ogl.  bie  eingaben 
in  ben  (SinjelartUeln,  bie  §anbbüd^er  für  bie  3:]^eo» 
logie  be§  ^Ilen  Seftamentd  oon  (Sd^olj  (SRegenS- 
burg  1861),  Oe^Ier  (3.  aufl.  Stuttgart  1891), 
©d^ul^  (4.  Slup.  ©öttingen  1889)  u.  9L  unb  bie 

tanbbüd^er  ber  S)ogmatif  im  ^bfd^nitt  bon  ben 
igenfd^aften  ©otteS.  %IS  Srgönjung  ju  ben  betr. 
9lrtt.  I)alman,  ©tubien  jur  bibl.  Sl^eologie.  S)er 
©otteSnamc  ^ibonai  unb  feine  ©efd^id^te,  Scriin 
1889;  Broglie,  Elohim  et  Jahweh,  Annales 
de  phü.  ehret.  1891,  537  8.  [©d^anj.] 

^amm  3efit,  Xitel  mel^rerer  religiöfen  ®e» 
noffenfdftaften.  I.  ÜKönnlid^e.  1.  Kongregation 
oom  Flamen  3efu  in  ben  ^Intillen,  ein  reformirter 
3ft)eig  bc§  ®ominicanerorben§,  befa^  um  1849 
ein  Softer  mit  20  ^farrfteaen.  —  2.  SRitterorben, 
aud^  ©era))^im  genannt,  1334  öon  ben  Königen 
oon  ©d^tüeben  unb  9lortt)egen  jur  SSert^eibigung 
bc§  8anbe§  gegen  ©infäfle  ber  Reiben  gcftiftet; 
ging  burdC)  bie  Deformation  unter. 

n.  SSeiblid^e  ®cnoffcnfd^aften  biefcS  9iamen§ 
beftcl^en  in  folgenben  ©iöcefen  gfranfreid^S:  1. 93e« 
fan9on.  ßranfenpflegcrinnen  mit  einem  9)ktter» 
^aufc  ju  ®ranb'  Sfontaine,  14  §äufem  unb  an 
60  Smitgliebcm.  —  2.  2Rarfcifle.  eraie^ungS^auS 
für  TOäbd^cn,  gegrünbet  1852  nad^  ber  Kegel 
be§  ^I.  5luguftinu§,  ^atte  1880  53  ©d^ioeftem. 

—  3.  ^ari§.  ein  C)au§  mit  33  3WitgIiebem  jur 
grjicl^ung  armer  SJ^öbd^en  uitb  jur  ffranfcnpflege. 

—  4.  Kobej.  ®cnoffcnfd^aft  mit  5)Zutter]^au8  )u 
©ainte«SRabegonbe,  lOSiüalcnunb  31  ©d^wcftem 
äur  ÜKäbd^enerjiel^ung  unb  ßranfenpflege,  gegrün» 
bet  im  ©eginn  biefeS  Sal^^l^unbertS.  —  5.  3:ou- 
loufe.  Kongregation  mit  9Wutter]^au§  ju  Souloufe 
unb  120  3WitgIiebem,  1827  ftaatli^  anerfannt 
für  Unterrid^t  unb  grjiebung.  —  6.  SSalence.  3m 


27 


Jlomctt  3c{u  unb  SKariä  —  Jlanc^. 


28 


Saläre  1815  (1825?)  geftiftctc,  1855  ancrfanntc 
Kongregation  mit  SRutterl^aug  }u  Soriol  unb 
125  @$U)eftem  jur  jhanlenvflege  unb  ÜRöbii^en» 
erjiel^ung,  bcjonbcrS  in  Sanbgemcinben.  (SSgl.  H^- 
lyot,  Dictionn.  des  ordres  religieux  etc.,  mise 
par  ordre  alphabetique,  corrigee  etaugmentee 
etc.  par  Badiche,  publie  par  Migne  [Encyclo- 
pedie  theologique  XX— XXIV,  Paris  1847  k 
1859];  Keller,  Les  congregations  religieuses 
en  France,  Par.  1880.)  P8cif|cl  S.  J.] 

"ßamm  ^efit  unb  ^Sdtii,  Sitel  tueibUd^er 
tcitgiöfer  ©cnoffcnjd^aftcn:  1.  3u  ÜRarfciflc  (ögl. 
oben  VI,  1465,  5).  —  2.  3u  SongueuU  in  ®a» 
nabo,  S)iflcefe  SKontreol,  geftiftet  1843  jum  Un« 
terrid^t  ber  »etblid^en  Sugenb,  jäl^Ite  im  3. 1891 
nad^  Sadlier's  Gatholic  Directory  443  $ro> 
fe^jd^toeftem,  29  Jloöijen  unb  29  ^oftulontinnen 
in34§Qu[emt)erfd^iebener®iöcefen.(98gI.Helyot- 
Migne  tt)ic  im  torigen  2lrtifel.)     [Sciffcl  S.  J.] 

9ttiiteti-3»eftt-$e^  mirb  auf  ^norbnung  be§ 
^apfteS  Snnoceng  Xni.  t)om  Saläre  1721  in 
ber  gefammlen  lateinifd^en  ffird^e  begangen  unb 
ift  feiner  93ebeutung  nad^  baö  Kentralfeft  für  bie 
fjefte  Sefu.  gS  gilt  nämlid^  bie  Seier,  xoxt  leicht 
)u  beuten  ift,  nid^t  ben  fünf  SSud^ftaben,  au8 
benen  baS  SBort  ^SefuS"  jufammengefe^t  ift,  fon- 
bem  bemienigen,  ber  mit  biefem  SBorte  bejcic^net 
mirb.  SOBö^renb  bie  übrigen  S^fte  3cfu  cinjelnc 
ßreigniffe  im  irbifdften  Sffiirfen  beS  §crm  ben 
©laubigen  jur  Setrad^tung  öorlegen,  bo8  SäJeil^« 
nac^tSfeft  ä.  93.  bie  ©eburt  3cfu  gl^rifK,  ba§  Öfter- 
feft  bie  ^uferftel^ung  be§felben,  öereinigt  biefeö 
Die  einzelnen  Sabien  ber  gfefie  3«fu  ju  einem 
©on^en,  um  bem  Singe  be§  ©löubigen  alleS  mit 
einanbcr  ju  öergegenmärtigen,  maS  3efu8  6^riftu§ 
ift,  für  un§  getrau  IJat,  tl&ut  unb  nod^  tl&un  mirb. 
Sber  ©runb,  marum  e8  bcffen  ungead^tet  erft  in  fo 
fpöter  Seit  eingefül&rt  mürbe,  ifi  mol^I  junäd^ji 
barin  gu  fud^en,  ba|  e§  fein  einzelnes  ]&iftorifd^e§ 
tJoctum,  fonbem  eine,  menn  aud^  nod^  fo  erl^abene 
3bee  gur  ©runblage  ^ot;  aud&  mar  eS  im  ©runbe 
o^nel^in  in  ba§  %t\i  ber  Sef  d^neibung  eingefd^loffen, 
on  meld^em,  mie  befannt,  ber  neugebomc  SBelt« 
^eilanb  ben  9Jamcn  erl^ielt,  t)or  bem  fidft  alle  ffniee 
im  §immel,  auf  grben  unb  unter  ber  6rbe  ju  beu» 
gen  laben.  Slngebal^nt  mürbe  e§  burd^  ben  1^1.  Sem- 
Harbin  öon  ©iena  (f.  b.  5lrt.),  mcld^er,  um  bie 
gl^rfurd^t  für  ben  9iamcn  3efu  gu  öermel^ren,  nad^ 
ber  $rebigt  ben  3u^ötem  eine  Safcl  geigte,  auf 
meld^er  biefer  ?Rame  mit  ©tral^Ien  abgegeid^nct  mar, 
eine  ©arftellung,  meldte  nod&  ie^t  in  ©iena  gleid^ 
einem  Stabtmappen  ba§  SRat^l^auS  unb  bie  größte 
Sa^l  ber  SBol^nl^äufer  fdCimüdft.  5Rod^  me^r  9Jor- 
fd^ub  erl^ielt  ba§  §eft  burd^  ba§  öon  Seml^arbin 
öon  93ufti  (f.  b.  ^rt.)  oerf  a|te  unb  1530  Don  $apft 
Siemens  Vn.  für  ben  SranciScanerorbcn  genel^- 
tnigte  Officium  gu  Clären  beS  9Jamen§  3efu.  5Rad^ 
61emen§  mürbe  nämlid^  ber  ©ebraud^  biefeö  Offi- 
ciumS  unb  bie  geier  beS  geftcS  immer  mel&r  au8- 
gebel^nt,  bis  enblid^  Snnoccnj  XIII.  baSfelbc  all- 
gemein einfül^rte.  gfür  ben  t^franciScanerorben  blieb 


ber  1530  beftimmte  14.  3anuar  alS  ^efltermin 
befleißen,  möl^renb  bie  aUgemetne  ^eier  auf  ben 
gmeiten  Sonntag  nad^  Spipl^anie  angefe^t  mürbe. 
SBirb  baS  f^eft  an  biefem  ^ge  burd^  ben  Sonn- 
tag @eptuageftma  oerbröngt,  fo  ifi  e§  auf  ben 
28.  3atmar,  bei  ber  Occurreu}  mit  einem  l^öl^em 
gfefte  jebod^  auf  ben  crften  freien  Sag  gu  oerlegen; 
es  foQ  aber  ftetS  oor  ber  ^ftengeit  begangen 
merbcn.  [fj.  X.  ©d^mib  (ft.  ©d^rob).] 

9aiiC9,  eine  }ur  Jhrd^enprooing  Sefan9on  ge- 
l^örige  ©iöcefe  in  granfreid^.  ®er  9lame  Slandj, 
eigentlid^  9^an)ig,  Nancimn,  Nancejum,  fommt 
als  Ortsname  fd^on  im  9.  3al^r^unbert  oor. 
3m  12.  3a^r]^unbert  mar  eS  nod^  ein  @d^Io|, 
mürbe  aber  fpöter  ^auptftabt  beS  ^ergogt^umS 
fiotl^ringen  unb  1766  mit  g^anfreid^  Dereinigt. 
f)eute  ift  biefelbe  ^auptort  beS  gleid^namigen 
irronbiffemcnt  im  Departement  ÜReurtJ^e-et-SRo- 
feUe,  linfS  an  ber  SReurtl^e,  meftlid^  bon  Stras- 
burg unb  füblid^  öon  SRc^,  mit  über  90  000 
Sinmol^nem  unb  einer  Sat^ebrale  de  N.  D.,  in 
meld^er  fid^  bie  ©röber  ber  ^ergoge  t)on  Sotl^ringen 
befinben.  3n  ber  gfranciScanerfird^e  ift  baS  ©rob« 
mal  ffarlS  beS  ifü^nen  (geft.  1477)  unb  in  ber 
jfird^e  Bon  Secours  baS  beS  el^emaligen  ^olen- 
fönigS  StaniSIauS  Sefgca^nfh  (geft.  1766)  unb  fei- 
ner ©emal^Un.  t¥rü]^er|atte9tan5ig3$farr-unb 
3  goncgiatfird^en,  2  «btcien,  17  ftlöfter  unb  ein 
3efuiten«SoUeg;  je^t  beft|t  eS  eine  Uniberfität  mit 
öier  gacultaten,  ein  S^ceum,  eine  mebidnifd^e  ©e- 
cunbärfd^ule,  bie  einzige  tJforftafabemie  in  Sran!- 
reid^,  ein  großes  ©eminar,  eine9lormaIfd^uIe,  jmei 
^ofpitöler  unb  anbere  SQiol^Itl^ötigteitSanftaiten. 
Sifd^ofSft|  mürbe  biefe  ©tabt  erft  am  19. 9tot>em- 
ber  1777.  SBeil nftmlid^  baS  SiSt^um £ouI,  gu  bem 
9lanc9  gel^örte,  f el^r  grofe  mar — eS  jöl&Ite  über  1400 
Pfarreien  — ,  fo  biSmembrirte  $apfl  $iuS  VI. 
oon  bemfelben  gmei  neue  ©prengel,  @t-2)iö  unb 
%anc9.  2e|tereS  mürbe,  mie  Sloul  fettp,  ber 
aßetropole  Xrier  unterfteOt.  2)iefeS  SerJ^äBni^ 
beftanb  nur  fur^e  3^it;  benn  baS  (Soncorbat  Dom 
3a]^re  1801  ftellte  9^anc9  unter  bie  SRetropole 
Sefan9on,  mö^renb  Soul  ganj  auf gel^oben  mürbe. 
aSaS  bie  Sifc^öfe  t>on  ^RancQ  betri^,  fo  mürbe 
ber  erfte  berfelben,  SlpoQinariS  Submig  be  la  Zour 
S)upin,  ber  am  15. 3)ecember  1777  bejiätigt  unb 
am  25.  3anuar  1778  confecrirt  morben  mar, 
am  18.  3uli  1783  jum  Srjbifd^of  Don  %iä^  pro- 
moöirt.  granj  gfontangcS,  confecrirt  ben  17.  Su- 
guft  1783,  mürbe  1787  erjbifd^of  öon  »ourgeS. 
^nna  Submig  ^einrid^  be  la  f^fare,  beftötigt  am 
17.  ©ecember  1787,  lieft  fi^  1801  nid^t  jur 
SReftgnation  bemegen,  untermarf  ftd^  aber  1815 
bem  l^eiligen  ©tul^Ie,  mürbe  ben  1.  October 
1817  grjbifd&of  öon  ©enS  unb  fpöter  ßarbinal, 
mar  bann  erfter  ^Imofcnier  ber  ^erjogin  oon 
angoulöme,  feit  1824  ©taatSminiftcr  unb  TOit- 
glieb  beS  geheimen  SRatl^S,  bis  er  am  10. 3)ecember 
1829ftarb.  «nton  eujtad^  b'OSmonb,  1785  »i- 
fd^of  öon  ©t.  Sertranb  be  6omingeS  unb  15.  ^pril 
1802  tranSferirt,  mürbe  1810  jum  grjbifd^of 


39 


9laneo  —  9laogeor0u§. 


80 


cot^omi}  entannt,  feierte  aber  auf  ben  @tu^I 
miSEbk9  $UTÜd  unb  ftarb  29.  @e))tember  1823. 
jÜiie9oTbm«3anfon,  confecrirt  6.  2tum  1824, 
iaflMnmt  ald  (Etnfül^rer  beS  fegenSDoUen  iBer> 
0^  ber  ^igett  ftinbl^eit.  ©eboren  p  $Qri§  ben 
3.  Jborraber  1785,  machte  er  in  lungeren  äal^ren 
Idfm  naä^  9h)rbameri!a,  Serufolem  unb  jtlein* 
jjiai  BBb  flaxb  auf  einem  Sonb^aufe  ju  WarfetQe 
OB  12. 3iüi  1844.  «lesanber  33aftliu§  aReniaub, 
ieü  12.  3iim  1839  Sifii^of  k)on  3oppe  i.  p.  i., 
QKcebiite  1844,  »urbe  erjier  faiferltc^er  ^Imo« 
fcner,  ^ielt  1851  eine  Siöcefanf^nobe  unb  tt)urbe 
26.  Sqiteinbcr  1859  ßrabifd^of  üon  Sourge§. 
dmg  3)arbo9,  confecrirt  30.  9lot)em6er  1859, 
onbe  16.  aRorg  1863  )um  ßrabifd^of  t)on  $ari§ 
mnnomxt  ftarl  üRortial  ^Ilemanb  Sot^igerie,  ^u- 
Ditor  ber  Stota  su  Slom,  am  22.  SRöra  1863  alS 
Sikbof  Don  9{anc9  confecrirt,  tt)urbe  27.  SRöra 
1867  6r}Mf(i^of  Don  Algier.  3ofe))^  ^Ifreb  gou* 
108,  geb.  SU  ^ris  29.  ^ril  1823,  confecrirt  am 
L  Soi  unb  int^ronifirt  am  12.  Wax  1867, 
VBztc  1882  ald  Sr^bifd^of  nad^  Sefan9on  tran§- 
Mzt  £cr  gegenmdrtige  Sifd^of  ift  Rati  ^ranj 
iirinai.  geb.  1838,  93tfc^of  oon  Sarentaife  feit 
1873,  nod^  9ianc9  tronSferirt  1882.  ©ein  Spren- 
gel nmfa^  ba8  Departement  SReurtl^e:^  Wof  eHe  mit 
a892)  444000  Seelen.  Sr  l^at  mel^rere  @ene» 
obicorej  fein  @ecretariat  bilben  brei,  fein  Of- 
üciakt  }iDÖIf  bö^er  gefteÜte  @etfilid^e.  2)a§  2)om» 
CBpild  go^U  nerni  Xitular«  Canonici  unb  Dier 
^abenbaten.  2)idcefanpriefter  leiten  ba§  (£IericaI> 
icmiiiar,  bad  tbeologifd^e  unb  baS  pl^ilofopl^ifd^e 
Seminar,  bie  @<j^ttle  für  l^öl^ere  @tubien  unb  ba§ 
faabenfcininar,  festeres  ^u  $ont>ä-9Rouffon.  2)er 
IJfarreien  ftnb  34,  baüon  10  erfter  iWaffe,  ©uc= 
3iriakn463,  IBicoriate  14,  au^erbem  eine  ^n^al^I 
ron  Aopeflen. 

Crben  unb  (Kongregationen:  Oblaten 
JRoriä  jn  ©ton;  Äort^aufer  äuSBofiertiüe;  ©ruber 
DOS  ber  d^riftlid^n  Se^re  mit  ^auptl^auS,  9{ot)iciat 
unb  ^ßen^at  su  'ÜtancQ;  ©^ulbrüber  ju  ^^ancQ, 
Sünan&e  unb  SonguQon.  Son  ben  metblid^en 
Kongregationen  ^aben  ba§  HRutterl^auS  in  ber 
SiabtSoncp:  ©d^ulfii^meftcm;  ©d^meftem  öom 
bL  Sozi,  mit  Dielen  92ieberlaffungen  in  unb  au^er 
öerüflcefe;  ©d^weftem  Don  ber  l^eiligen  flHnbl^eit 
!RanQ,  fomie  ©d^meftem  Dom  l^eiligen  ^erjcn 
SRarid;  ^u  ^roue  ift  baS  9Jlutter]^au§  ber  ©d^ioe« 
ytan  Dcd  ®(auben§  unb  }u  Songu^on  ba§  ^tutter» 
boiS  ber  ©(j^meftem  be  ©te>€]^rötienne.  SBeiter 
nnben  fic^:  Cifiercienferinnen,  ©enebictincrinnen 
an  §tDei  Orten  (^enfionat);  ©ifttantinerinnen  ^u 
%mc^',  Sanneliterinnen  gu  SuneDiQe;  9lonnen  Don 
bei  ©eburt  9Kariä  gu  «ßont-ä-^Kouffon  ($enfio» 
Bat);  Spornen  Dom  ^ligen  ^tx^m  ju  3lanc\)  ($en- 
WaX);  bafelbft  auc^  ^Dominicanerinnen  ($en» 
%Riat)  unb  ©d^meftem  Dom  guten  ^irten,  kleine 
S4&>efkm  ber  Firmen,  Sarm^erjige  ©d^meftem, 
Zd4ter  bed  göttlid^  ßrlbferS,  ©d^meftem  be§ 
9itieib§,  ^Borfe^ungdfd^meftem,  2)ienerinnen  beS 
ki&gen  ^genS,  ©^toeftern  Don  ber  guten  ^ilfe. 


©d^meftem  beS  armen  JKnbeS  3efu  unb  anbere. 
(Sgl.  Moroni,  Diz.  XLVn,  157  sgg.;  An- 
nuaire  histor.,  Paris  1847,  123  s.;  Garns, 
Series  Epp.  580  sq. ;  La  France  eccl.  1892, 
497—506.)  [5Re^cr.] 

Slduea  (NavaCa,  ^efd^.  ^ss)/  im  91.  S.  eine  in 
SIpmalS  ober  ^erfien  Derel^rte  ®öttin,  in  beren 
Sempel  unb  Don  bereu  ^rieftcm  9lntiod^uä  ßpi» 
planes  bei  bem  93erfud^e,  bie  Sempelfd^ö^e  ju 
rauben,  getöbtet  mürbe  (2  «IKad^.  1, 13—16).  gS 
ift  ol^ue  3n}eifel  bie  nämlid^e  (Sottl^eit  gemeint, 
tDÜä^t  in  ^ab^Ionien  unter  bem  9tamen  92ana  Der« 
el^rt  mürbe.  2)iefelbe  marb  alg  ©emal^Iin  9{abo^§ 
(f.  b.  ^rt.)  betrachtet  unb  l^atte  il^r  ^eiligtl^um  in 
arad^  (f.  b.  art.).  Son  bort  marb  il^r  93ilb  um 
2200  D.  ei^r.  burd^  ben  elamitifd^en  ftönig  ftubur- 
nad^unbi  nad^  Slam  entfül^rt  unb  erft  1635  Saläre 
fpöter  burd^  ben  aff^rifd^en  Rbnx%  Slffurbanipal 
^urüdCgebrad^t,  fo  ba^  fid^  l^ierauS  ber  SultuS  ber» 
fclbcn  auf  perfifd&em  93oben  erflört.  ^©ie  fd^eint 
aud^  mit  ber  perfifd^«armenifd^en  'Avaixic  ibentifd^ 
ju  fein  unb  fann,  meil  fic  Don  3ftar  unterfd^ieben 
mirb,  nid^t  mit  ber  gried^ifd^en  ^(pl^robite  ober 
93enu§,  fonbem  nur  mit  ärtemiS  ober  2)iana 
jufammengefteHt  werben.  5Rod^  auf  faffanibifd^en 
ÜRüngen  erfd^eint  fie  unter  bem  92amen  Nanaia. 
(Sagarbe,  ®ef.  «b^anblungen,  ©öttingen  1866, 
16.  143.  157.  295:  ©d^raber,  ffeilinfd^r.  unb 
91.  %.  457 ;  Siele,  S9ab9lon.«aff9rifd^c  ©efd^id^te 
98.  394.)  [flauten.] 

^aniiSj  f.  SßiH^elm  Don  92angi§. 

^anUSf  Cbict  Don,  f.  Hugenotten  VI,  364  ff. 

9foO0eotgti$,  £]^oma§,  einer  ber  geleierten 
9lbenteurer  jur  Seit  ber  fogen.  Deformation,  mit 
feinem  beutfd^en  9iamen  ifird^moir  genannt,  mar 
1511  auf  einem  ®orfe  bei  ©traubing  geboren, 
toarb  lutl^erifd^er  Pfarrer  1536  ju  ©ulga,  bonn 
1541  ju  ffal^la  in  Springen,  blieb  aber  ben  %üf)= 
rem  ber  SBemegung  immer  megen  feiner  9leigung 
jum  SttJingUaniSmuS  Derbäd^tig  unb  mu^te  be&= 
megen  fet)r  oft  ©tcDung  unb  9lufent]ealt  med^feln. 
6r  erfd^eint  al8  S^Ibprebiger  be§  fdemal(albifd[)en 
©unbe§,  als  $forrer  gu  9[ug§burg,  ftaufbcuem, 
Kempten,  ©tuttgart,  gelingen,  Safel,  bis  er  am 
29.  ©ecember  1563  al§  Pfarrer  ju  SBieSlod^  in 
ber  ^falj  ftarb.  ©eine  §auptbebeutung  erlangte 
er  burc^  feine  fd&riftfteHerifd^e  Sptigfeit.  6r  trat 
juerfl  mit  latcinifd^cn  ©atiren  unb  Sragöbien 
im  ©inne  fiutl^erS  auf,  g.  93.  Tragoedia  nova, 
Mercator  seu  Judicium.  In  qua  in  conspectum 
ponuntur  Apostolica  et  Papistica  doctrina, 
quantum  utraque  in  conscientiae  certamine 
valeat  et  efficiat,  et  quis  utriusque  futurus 
sit  exitus,  Thema  Naogeorgo  Straubingensi 
autore,  s.  1.  1540  unb  mieber  1560  unb  1590, 
aud^  franjöfifd^  1558  Don  EreSpin  gcbrudft.  ®ie 
boS^aftefte  feiner  ©d^mäl^fderiften,  Regnum  papi- 
sticum,  8. 1. 1553  u.  ö.,  überfe^te  er  auf  öcfel^l 
be§  fianbgraf en  ^l^ilipp  Don  Reffen  in'S  ©eutfd^e ; 
fie  erfd^icn  Don  1555—1575  fünfmal  unter  bem 
Sitel:  ®a8  ^äpftifd^  SRe^d^.  3ft  ein  93ud^  lüftig 


81 


?Rarctffu8  —  9lo8. 


82 


gu  lefen  allen  fo  bie  toar^eit  Heb  l^aben,  SDorin  ber 
93ab[t  mit  feinen  geKbem,  leben,  glauben,  ®ottc§« 
bienft  gebreüii^en  bnb  Serimonien,  fo  t)U  müglid^, 
matl^afftig  k)nb  auffS  für^eße  befi^rieben,  getl^eilt 
in  493ü(i^er,  SDurd^  S^oman  ftird^mair . . .  MDLV. 
9lnbere  feiner  lateinifii^cn  ©ji^riften  würben  öon 
frember  §anb  in'S  S)eutfd^e  fiberfe^t  unb  l^erauS» 
gegeben;  er  felbfi  fd^rieb  beutfd^:  SDer  ÜRort  branbt. 
Sin  neutt)e  Xragebi.  3nn  tuel^er,  be§  Sapft§ 
unb  feiner  ^apiften,  erfd^redOid^e  anfd^Iege,  k)nb 
barauff  mit  ber  tl^at  Dolnftredte  ^anbel,  t)ermelbet 
Dnb  entbedft  merben.  2)urd^  Sl^omam  AHrd^me^em 
öon  ©traubingen,  artlid^  bcf  d^ribcn,  o.  D.  MDXLI 
unb  nod^  jmeimal.  (93gl.  9lad^rid^t  t)on  Xl^omae 
5Raogeorgii  Seben  unb  ©duften  öon  2lm  6nbe  in 
©trobetö  SKiSceÜaneen  m,  107  ff.;  Corpus  Re- 
formatonim  V,  290;  ®öEinger,  S)ie  SReforma» 
tion  n,  134  ff.;  ©oebefe,  ©runbri^  jur  ©efd^id^te 
ber  beutfdjen  ©id^lung  11, 2.  Sufl.  ®re§ben  1886, 
595.)  [ftaulen.] 

'^axdffii^f  1.  in  ber  l^eiKgen  ©d^rift  ein  römi» 
fd^er  tSfamilienöater,  bcffen  Sngcl&örigen  ^ulu§ 
(SRöm.  16, 11)  einen  ©ru^  fd^idft;  nad^  ber  Sülei- 
nung  ßiniger  ift  berfelbe  ibentifd^  mit  bem  bei 
XadtuS  unb  ©ueton  genannten  ©ünftling  beS 
JtaiferS  6:iaubiu§,  nad^  atiberer  Slnftd^t  mit  bem  im 
römifd^en  SWartprologium  jum  31.  Dctober  ange« 
fül^rtenSRart^rer.  —  2.  ein  Sifd^of  öon  Serufalem 
gu  6nbe  beS  2.  Sal&rl^unbcrtS,  ber  im  3. 198  toegen 
berDfterjtreitigfeiten  ein  ^roöinjialconcil  bafelbft 
abl^ielt.  6r  ttwr  toegen  feines  l^eiligen  Sebenö  unb 
feiner  SBunbergabe  allgemein  öerel^rt,  tooxb  aber 
öon  öerleumberifd^cn  SDienfd^en  mit  größter  Un» 
öerfd^ömtl^eit  eines  gemeinen  SSerbred^enS  bejid^« 
tigt;  bie^  erfd^ütterte  il^n  fo  fel^r,  ba|  er  tief  in 
bie  Sßüfte  l^inein  jog  unb  lange  äal^re  al§  SScet 
lebte.  9{ad^bem  megen  feineS  ^erfd^minbenS  fd^on 
ber  britte  Sifd^of  auf  il^n  gefolgt  mar,  erfd^ien  er 
mieber  mie  ein  öon  ben  Sobtcn  tuferftanbener  unb 
mu^te  auf  allgemeines  Sitten,  ba  aud^  bie  fjalfd^- 
l&eit  ber  gegen  il^n  gcrid|teten  SBerleumbung  öon 
©Ott  (öngft  an  ben  2:ag  gebrad^t  morben,  feinen 
©tul^I  toieber  einnel^men.  ©cineS  öorgerüdften 
SllterS  megen  mäl^Ite  er  ftd^  fpöter  einen  Koabjutor 
in  bem  coppabodf d^en  93ifd^of  Slepuber,  ber  nad^ 
Serufalem  gepilgert  toax,  unb  fül^rte  mit  befjcn 
§ilfe  fein  ^mt  nod^  bis  jum  120.  ficbenSjal^re  fort, 
^useb.  Eist.  eccl.  5,  12,  Isq.;  6,  8,  7  sq.; 
TiUemont,  M^m.  eccl.,  2«  ed.  Paris  1701,  HL, 
177  SS.)  [iJauIen.] 

STarrettfe^e,  f.  gfcfte  n,  ob.  IV,  1398. 

frarf  9eie,  eigentlid^  eine  ^flanje,  meldte  Stutzen 
lieferte,  aud^  eineffopfel  ober  eingutteral  bejcid^« 
nenb,  ift  ber  ted^nifd^e  5Rame  für  einen  Seftanb« 
tl^il  ber  alten  Safilica  gemorben.  SBenn  eine  f  old^e 
ein  eigenes  Sltrium  l^atte,  fo  mar  baSfelbe  gcmöl^n» 
lid^  öon  einer  ©öulenl^alle  umgeben;  berienige 
%i)txl  ber  Ie|tem,  meld^er  fid^  an  bie  ©d^malfeite 
beS  ßird&engebäubeS  anfd^lo^,  l^iefe  Slartl^cs.  S)a 
berfelbe  üd^  unmittelbar  öor  bem  ftird^eneingange 
bef anb,  f o  mar  er  für  bie  jmeite  ftfaffe  ber  ©ü^er. 


bie  audientes,  }um  ^ufentl^alt  mfil^renb  ber  $re* 
bigt  beftimmt;  aud^  geftattete  man  mol^l  ben  Reiben 
unb  ben  ^öretifem,  l^ier  ber  ^rebigt  angumo^nen. 
(©.  ffrauS,  SRealenc^fl.  1, 122  f.)     [flaulen.] 

'^as  (9}afuS),  SobonneS,  f^ranciScaner  unb 
Sffieibbifd^of  öon  Srijen,  einer  ber  eifrigften  93e» 
tämpfer  ber  fog.  ^Reformation,  mar  am  19.  ÜRör} 
1534  }u  gltman  in  Dftfranfen  öon  „frummen 
erbam  CItem''  geboren,  ©einen  Sater,  Valentin 
9laS,  öerlor  er  frül^jeitig.  3m  Sllter  öon  jmölf 
3a]^ren  lam  3ol^anneS  als  ©d^neiberlel^rling  nad^ 
Samberg,  manberte  bann  unb  arbeitete  als  ©efeUe 
in  Slümberg,  SRegenSburg  unb  3lugSburg.  ©o 
lernte  er  baS  2:]^un  unb  Xreiben  ber  Reformatoren 
fennen,  befud^te  il^ren  ©otteSbienft,  l^örte  il^re  $re« 
bigten,  lebte  in  il^rer  ©efeUfd^aft  unb  fanb  fold^eS 
SSergnügen  an  ^Hem,  ba^  er  nal^e  baran  mar,  }u 
apoftafiren.  Slflein  im  3. 1551  fam  er  nad^  SDWin» 
d^en;  bort  fiel  il^m  1552  baS  Süd^lein  „2)ie  9lad^> 
folge  ßl^rifti"  in  bie  §änbe,  unb  beffen  fleifeige  See- 
türe bemog  il^n,  nid^t  blo^  ber  lutl^erifc^en  Se^re  ab« 
^ufagen,  fonbemaud^ber  SßeltbenSRüdCen^u  feieren: 
er  trat  gu  ^Ründ^en  als  fiaienbruber  in  ben  Orben 
ber  Sarfülcr.  «m  5.  9luguft  1558  legte  er  alS 
tJfranciScanerbruber  feine  $rofe^  ah,  ®oS  ©d^nei- 
berl^anbmerf  übte  er  aud^  im  j^lofter,  fhtbirte  aber 
9}ad^tS  ftunbentong  bei  ber  Sampe,  meldte  öor 
einem  Silbe  ber  2Wutter  ©otteS  brannte,  bie  latei» 
nifd^e  ©rammatif  unb  htaöfit  eS  in  furjer  3^t 
fo  meit,  ba^  er  bie  römifd^en  Klaffifer  mit  Ser« 
ftänbni^  Icfen  fonnte.  S)ie  flauncnben  Oberen 
nol^men  il^n  nun  in  bie3öW  ber 6leri!er  auf;  be- 
reits im  3. 1557  erl^ielt  er  ju  S'^eipng  bie  ^ricfter« 
mei^e.  9?un  fanbten  il^n  bie  Oberen  nad^  3ngol» 
ftabt,  bamit  er  bort  bie  tl^eologifd^enSorlefungen  ber 
gelehrten  3efuiten«$atreS  2e  3a9,  ©almeron  unb 
SaniftuS,  f omie  ber  berühmten  anberen  ffor^pböen, 
mie  ©tapl^^IuS,  gifengrein  unb  KaSpar  grondf, 
l^örcn  f önne.  @r  f ammelte  fid^  rcid^e  ßenntniff e,  unb 
ba  er  eine  befonbere  Segabung  für  baS  ^rebigtamt 
an  ben  Sag  legte,  marb  er  1560  jum  EonüentS« 
prebiger  ernannt  unb  feitbem  oorjugSmcife  für  bie 
ffiirf  jamfeit  auf  ber  ftanael  beftimmt.  3m  3. 1566 
bemirfte  er  burd^  feine  ^rebigten  ju  Straubing, 
bafe  SRatl^  unb  Sürgerfd^aft  fid^  für  bie  fat^olifd^e 
Seigre  entfd^ieben.  3m  3. 1568  l^iclt  er  Saften» 
prebigten  ju  SKünd^en,  1569  prebigtc  er  in  SBürj- 
bürg.  3um  ©uarbian  beS  fJranciScanerfloftcrS 
in  Stigolftabt  unb  jum  guftoS  ber  ©tro|burger 
OrbenSproöing  ernannt,  ging  er  ^fingften  1571 
^um  ©eneralcapitel  nad^  SRom  unb  marb  öon 
$iuS  V.  mit  bem  Sitel  eineS  apoftolifd()cn  ^re- 
bigerS  auSgejeid^net.  9lad^  feiner  äiüdffcl^r  marb 
er  Kommifjar  ber  OrbenSproöinjen  ©tra^burg, 
Oefterreid^  unb  Söl^men  unb  mürbe  öon  Srj^crjog 
tSferbinanb  ju  3nnSbrudf  als  ^ofprebigcr  erbeten, 
©eit  1575  erfd&eint  er  ju  Srijen,  mo  er  fd^on 
1571  baS  Beneficium  S.  Barbarae  erbalten  batte. 
3n  ben  3a^ren  1577  unb  1578  bielt  er  bie  haften» 
prebigten  juSlugSburg ;  in  le^terem  3al^re  marb  er 
öon  ©regor  Xm.  jum  Kommiffar  über  alle  in  tjfer- 


SRafiräer  —  Natale. 


34 


)inbl  Skbitt  bcfmbltd^n  Softer  ernannt.  SSom 
9IM  ^  Srisen  a»  aSeil^bild^of  gett)ö]^It  tootb 
S4jil  am  18.  @e)itein6er  1580  aum  Sifd^of  k)on 
Um  L  p.  L  orbtnirt  unb  fomtte  jtd^  an  ber  iBer« 
Hbang  ber  2)töcef e  nod^  f afl  gel^n  3a]^re  betl^ei- 
fi0BL  Cr  ßarb  am  16. 9Rat  1590  }u  3nn§brud, 
Bo^  i^n  S^bttumb  auf  ben  Sanbtag  berufen 
tatte,  imb  Regt  baf elb{}  in  ber  ^of-  ober  gfrandS« 
ciKrfin^  begraben.  @ein  beigegebened  SBappen 
lagt  Ine  ed^neiberfd^re.  SRit  Siedet  bemerft  fein 
iBvgmp^:  ,,@eine  Dielfeittge  Xl^ttgfeit  afö  ^e» 
\Hißx,  Ott  Setd^tuater  unb  Xatl^geber  für  Xauf  enbe, 
«K  9if<^f  .  .  .  begränben  feinen  Sinfprud^  auf 
ba  Dan!  ber  beutf ($en  ffatl^olü en^  namentUd^  in 
8o^  imb  in  Z^rol."  Sebeutenber  aber  i^  er 
Krbtf  fat^olifd^e  3)eutfd^Ianb  burd^  bie  literarifd^e 
2titigfnt  geioorben^  toeld^e  er  neben  ben  Dielfeiti- 

BMm  fernen  Stellungen  geforberten  @efd^öften 
1565  nnermüblid^  fortfe^e.  91IS  ^olemüer 
wer (benfo  gefürd^tet  aI8  fd^Iagfertig.  ^ie ftor^- 
ititB  ber  Xef ormirten,  toeld^  er  in  feinen  S)ar- 
tdniQm  nid^t  fd^onte,  ^^gefielen  fid^  barin,  il^n 
{tiitl^btDerfS  xotQtn  gu  fd^möl^en  unb  mel^r  }u 
ui/ü^,  als  }u  miberlegen.  SucaS  Oftanber 
gib  iW  in  ber  ,9bleinung'  72  Sd^impfnamen, 
bjeüafnfi  im  ,93ortrab'  mit  ber  Semerfung  gu- 
(onnenflent,  er  f al^re  barüber  nid^t  au8  ber  ^aut ; 
,0  Km!  tirfad^,  fie  ge^en  mi(i^  nid^t  axL*  2)ad 
gnunere  6tubium  feiner  in  9iorbbeutf d^Ianb  wenig 
Baheileteu  @d^riften  märbe  aud^  l^ier  mie  bei  9Rur- 
m  ogdben,  bo^  9tad  Diel  bebeutenber  mar,  ald 
HelBileleien  über  i^  glauben  mad^en.  3n  man- 
4n  ferner  €d^riften,  in  benen  l^in  unb  »iber  ®e« 
hiifit,  9nmt  unb  Sieber  eingemifd^t  finb,  erfd^eint 
fx,  rnenn  oud^  nid^t  9x\ä)ati,  bod^  9Kgrinu§  doli- 
!ommen  getDüd^fen".  ©o  ©ocbefc,  ber  ein  fel^r  ge- 
noneS  Ser^eid^ni^  feiner  beutfd^  »erfaßten  @d^rif> 
tm  mitt^lt  (@runbri|  gur  ©efd^id^te  ber  beut« 
id»en£idfttung,  2.9lup.,  ®re§b.l886,  H,  486  ff.). 
S§  ^  l(Kn4>^öd^Ud^  ^SBoIgegrünbter  ^rebig" 
mib  ytäfi  «Senturien"  polemifd^er,  meift  an  pra!« 
tiidbe  Seifpiele  angehtüpfter  Erörterungen,  aUe 
inieber^it  aufgelegt,  gfemer:  Catechismus  ca- 
thob'coB,  Ingoist  1567,  fpöter  tt)ieber  1598; 
Examen  chartaceae  Lutheranorum  concor- 
diae,  Ingoist  1581,  gmeite  Sluflage  in  bem« 
felben  Solare.  S)a8  Skrgeid^ni^  fetner  fämmtlid^en 
Sd^ften  f.  bei  3. 93.  ©d^öpf  0.  S.  Fr.,  3o]&anne« 
^am§,  granciScaner  uaib  SBeil^bifd^of  öon  Srijcn, 
9o§en  1860,  72  ff.  (93gl.  aud^  Hurter,  Nomencl. 
Kt  I,  2.  ed.  Oenip.  1892,  71  sq.;  abamSBolf, 
SttcoS  ©eiatofler  u.  f.  ©elbftbiogr.,  1550-1620, 
Sien  1873,  119  ff. ;  3iil.  Sung,  3ur  ®efd^.  ber 
©egcnreformation  inlirol,  3nn3br.  1874,  5  ff.; 
fXmmpmuS,]  3o]^.  9tad  unb  bie  3efuiten,  im  Sir« 
(bto  f.  eefd^  ber  beutfd^  ©prad^e  u.  S)id^t.  1874, 
49  ff. ;  SBemer,  ®efd^.  ber  apol.  u.  polem.  Siteratur 
IV,  Sc^aff^  1865,  505.  588.  604;  Kafe,  Sie 
Coimertüen  I,  298  ff.)  [9nitterru^ner.] 

IMriet,  f.  (Selubbe  bei  ben  3§raeliteny ,  247. 

fUijünrier,  f.  SRonböer. 

ttr AcBlciiloB.  IX.   SL  HnfL 


Natale,  Natalis,  sc  dies,  Natalitium 
(abgefärbt  N.,  ST.,  W.,  NAT.),  fommen  in  ber  alt- 
fird^Iid^en  Spraye,  in  3nfd^riften,  SWart^roIogien 
unb  ftalenbarien  mit  mel^rfad^er  Sebeutung  t)or. 

1.  Natalitia  sanctorum  l^ei^en  indbe« 
fonberebieXobedtage  ber^eiligen.  äBa!^» 
renb  bie  claffifd^en  SUmer  mit  natalis  ben  ®e« 
burtStag  ober  Eintritt  in'g  01eifd^  be^eid^neten, 
bebeutet  eS  in  ber  alten  JKrd^e  am  pu^gften  ben 
Sterbetag  eines  ©löubigen,  inSbef onbere  Ben  eines 
ÜOtart^rerS,  alfo  ted^nif^  fobiel  aI8  dies  martyrii 
ober  pasBionis.  2)ie  ©ried^en  fagten  entfpredj^enb 
(^(jL^pa)  7evedXioc  ober  bIo|  -{e^fibhoy;  bal^er  oft 
7evedXta  twv  (jLapxupcov  =  natalitia  martyrum. 
@o  l^ei^t  e8  fd^on  in  ber  Eccl.  Smym.  Epist.  de 
mart.  S.  Polycarp.  c.  18:  ©einen  XobeStag  (t9)v 
Tou  (jLaprupCou  aOrou  i^fjiepav  ^eveOAtov)  begeben 

mir  mit  gfreuben.  f^ragt  man  nad^  bem  @runbe 
biefer  eigentpmlid^en  93enennung  be§  Sobedtaged 
als  ©eburtStag,  fo  meinen  Sinige,  bie  Reiben 
hätten  bereits  baS  SBort  natalis  in  bem  all- 
gemeinen @inn  k)on  gefttag  gebrandet,  in  biefer 
k)erflad^ten  93ebeutung  fei  baS  SBort  in  baS  Sl^ri- 
ftentl^um  übergegangen,  unb  erft  fpöter  l^abe  man 
il^m  bie  d^riftlid^e  3bee  unterf droben;  fo  tl^eilmeife 
anä)  $robft,  S)iScipI.  in  ben  brei  erften  d^riftl. 
Sal^rl^unberten,  Iflbingen  1878,  129.  Diefe  ift 
irrig.  SBo  immer  baS  Sßort  natalis  ober  ein  ^equi« 
t)alent  bei  ben  »ömem  für  gfeft  fte^t,  ift  jebeS- 
mal  ber  @eban(e:  ©eburt,  Urfprung,  Sntfte^ung, 
flar  bamit  Derbunben,  fo  in  natidis  urbis  = 
©rünbungStag,  ©eburtStag  ber  @tabt  (9^om)  unb 
Slel^nlid^eS.  SS  ift  auS  ber  clafftfd^en  Sitera- 
tur leine  Stelle  an}ufü^ren,  too  natale  gefttag 
fd^Icd^tl^in  bebeutet.  3n  ©teHen  wie  bcrjcmgen, 
auf  meldte  ^robft  o.  a.  D.  fic^  beruft,  ^ei|t  na- 
taUs  nid^t  SobeStag,  fonbem  ©eburtStag  t)on 
93crftorbenen,  ben  mon  feftUd^  beging  (ögl.  ^aul^, 
SReal-ßncpflop.  V,  422  f.).  aber  abgefcl^cn  ^ieroon 
ftel^en  bagegen  auS  ber  d^riftlid^en  Siteratur  t)om 
2.  bis  6.  3al^r^unbert  jal^lreid^e  @teUen  jur  ißer- 
fügung,  meldte  jcigcn,  ba^  bie  K^riften  öon  An- 
fang an  unb  in  allen  Sal^rl^unbcrten  ber  neuen, 
öd^t  d^riftUd^en  3bee,  meldte  fte  mit  natalis  t)erban- 
ben,  ftd^  lebenbig  bemüht  waren.  UebrigenS  bürften 
SibcIftcHcn,  wie  SRöm.  7, 24,  nad^  welchen  ber  leib- 
lid^e  £ob  ben  Eintritt  in  bie  wal^re  ^txmat  bebeutet, 
ben  erften  9lnla|  ju  jener  d^riftli^cn  SorfteUung 
t)on  natalis  gegeben  l^aben,  wie  \a  fd^on  ber  oben 
citirte  93ricf  ber  ©m^macr  flird^e  ben  SobcStag 
ber  Sülartprer  alS  einen  gf^^eubentag  d^arofterifirt. 
3ur  ^uffaffung  ber  93ebeutung  Don  natalis  nur 
einige  ©teilen.  Ambrosius,  Senn.  57  de  depos. 
S.  Eusebii  unde  et  depositionis  ipsa  dies 
natalis  dicitur,  quod  delictonun  carcere  libe- 
rati  libertati  nascimur  salvatoris;  unb  eben- 
ba :  Nam  ideo  haec  dies  pro  celebritate  ma- 
xima  procuratur ;  quia  vere  est  summa  f estivi- 
tas  mortuum  esse  vitiis,  soli  vigere  justitiae. 
©cfonberS  fräftig  Tertull.,  Scqrpiace  c.  15: 
Tunc  Paulus  civitatis  Romanae  consequitur 

2 


85 


9tQtQlt. 


86 


nativitatem  y  cum  illic  martjrii  renascitur 
generositate.  Euseb.,  Eist,  ecdes.  4,  15, 
iDO  SRufin  ^|jLepa  7eveOXtoc  getobe^u  mit  dies  pas- 
sionis  überfe^t.  Pseudo-Orig.  Comm.  in  Job 
1. 3 :  Nos  non  nativitatis  diem  (tote  bie  Reiben) 
celebramus,  cum  sit  dolorum  atque  omninin 
tentationum  introitus,  sed  mortis  diem  cele- 
bramus utpote  omnium  dolorum  depositio- 
nem  . . .  Diem  mortis  celebramus,  quia  non 
moriuntur  hi,  quimori  videntur.  Sle^nltd^  Chry- 
solog.,  Serm.  129;  Aug.,  Serm.  10  de  banctis 
unb  In  Ps.  89.  93efonber§  bejeid^net  bie  SteQe  be§ 
SöforiuS  (?)  in  ber  Homil.  In  natali  de  s.  Genes, 
in  ber  ©ommlung  beS  SufebiuS  Sallicanud  (Bibl. 
Max.  Lugd.  VI,  670) :  Beatorum  martyrum 
passiones  natales  vocamus  dies  etc.,  benn  i^r 
'JRactQtium  gebar  fte  ber  Stt)igleit  (genuit  aeter- 
nitati).  ©d^Itcfeltd^  gtoei  Snfd^riften  ftatt  öicler : 
SANCTIS  MART  YRIBVS  TIBVRTIO  |  BA- 
LERIANO  ET  MAXIMO  QVORVM  ||  NA- 
TALES (-is)  EST  XVm  KAL  MAIAS  (ögl. 
Mazochius,  Invetusmarmor.  eccles.  Neapolit. 
Comm.,  Neap.  1788,  207)  unb:  PARENTES 
PILIO  MERCVRIO  FECE  ||  RVNT  QVI VI- 
XIT  ANN  V  ET  MENSES  Vm  ||  NATVS 
(=  geftorben)  IN  PACE  ID  FEBR  (ögl.  Ma- 
machi,  Originum  et  antiquitatum  chiistiana- 
rum  Lib.  2,  ed.  altera,  Rom.  1844,  280;  Ma- 
rangoni,  Acta  s.  Victorini,  Rom.  1740, 88).  — 
^Umölig  famen  pr  Unterjd^eibung  bie  ^luSbrüde 
natale  genuinnm,  natale  de  nativitate  (Ma- 
zochius 1.  c.  17)  für  ben  toirHid^en  ©eburtstag, 
unb  natale  allein  ober  mit  3ufä|en  n)ie  passionis, 
de  passione,  abgefärbt  NP,  für  ben  Xobe§tag  in 
©ebraud^.  ^nföngüd^  marb  natale  nur  bon  ben 
Sterbetagen  berüRart^rer  gebraud^t;  menn  iebod^ 
£ertunian  (De  coron.  c.  8)  fagt:  Oblationes  pro 
defunctis  pro  natalitiis  annua  die  facimus, 
fo  fd^inen  bereits  bie  XobeStage  t)on  9li(^tmar- 
t^rem  ebenf aQi  aüjöl^rlid^  gefeiert  morben  gu  fein. 
—  $agi  (ad  Baron.  Ann.  67,  n.  4. 28)  l&otte  ben 
@a|  aufgefteüt:  natalis  bebeute  in  benftolen« 
baden  gemöl^nlid^  ben  Sag  ber  Translation  (ber 
Reliquien),  nid^t  ben  £ag  bed  SRart^riuntS,  meil 
ed  in  3citett  ber  93erfoIgung  {a  gar  nid^t  möglid^ 
gett)efen  fei  ober  bod^  fd^mer,  ben  SobeStag  ^u  ent- 
bedten  ober  }u  fi^iren.  Sem  gegenüber  fjat  f^on 
!Dhtratori  auf  bie  ^l^atfad^e  ]^tngen)iefen,  ba^  bie 
ftird^e  mit  peinlid^er  Sorgfalt  ben  mirHid^en  Xobed« 
tag  }u  beftimmen  ftrebte,  mofür  u.  ^.  bie  Acta 
8.  Ignatii  c.  6  (t)gl.  Ruinart,  Acta  Martyrum, 
ed.  Ratisb.  1859,  70)  unb  Cypr.  Ep.  12, 2  (dies 
eorum,  quibus  excedunt,  adnotate,  ut  com- 
memorationes  eorum  inter  memorias  mar- 
tyrum celebrare  possimus)  fpred^en.  ^uS  bie» 
fen  ^ufseid^nungen  gingen  bie  Aalenbarien  unb 
SJlarttiroIogien  l^ertor.  S)a§  Sal^reSbatum  pßegt 
in  ben  äufgeid^nungen  ju  fehlen.  2)ie  9)ataUtien 
berül^mter  SKart^irer  tourben  bann  felbfl  jur  SDa* 
tirung  benü^t;  fo  l^ci^t  e§  3.  53.:  ©tubentia  flarb 
om  natale  s.  Marcelli. 


2.  Natale  (genuinum,  de  nativitate)  t)om 
Sintritt  in^S  S^eifd^  xouxht  nur  bei  ßl^riftud  (na- 
tale Domini,  natale  Domini  corporalis)  unb  bei 
3ol^nne8  fdopt  gebraud^t  t)on  le^terem  bereits  im 
®elafianif(^en  @acramentar;  nur  auSnal^mSmeife 
Qud^  bon  ber  fjji.  SlgneS  (Mazochius  L  0. 17). 

8.  Natale  be^eid^et  aud^  mol^I,  befonberS  in 
\päitxtt  Stxt,  ben  gfefttag  eine§  ^eiligen  über« 
l^aupt.  @o  fleSt  URajod^i  in  bem  genannten  ge- 
leierten Kommentar  menigftend  für  fein  ftalen- 
barium  ben  Sanon  ouf :  Passio  bebeutet  Xobed- 
tag  eines  SOtart^rerS,  depositio  ZobeStag  eineS 
93ef ennerS,  natale  ^t^aq  eineS  ^eiligen  im  9UI- 
gemeinen,  nömlid^  entmeber  Xag  ber  Üuffinbung 
ober  ^ebung  unb  XranSIation  ber  Steßquien  (fo 
oftmals  in  jenem  ftalenber) ;  ober  eS  b^ieid^net  ben 
Sterbetag,  aber  nur  bann,  tottin  baS  S)atum  un« 
belannt  ober  bie  gfeier  t)erlegt  mar.  Sel^nlid^  im 
MarfyroL  Hieron., }.  93.  IV  Non.  Aug. :  In  An- 
tiochia  natalis  reliquiarum  Stephani  proto- 
mart.  et  diac.  äud^  im  Laterc.  Silv.  fielet  am  7.  Ja- 
nuar natalis  Stephani,  miemol^I  man  ton^it,  ba^ 
ein@terbetaginben9luguftftel.S)iefe2:erminoIogie 
i^rte  fid^  iebenf  aUS  erft  bamt,  alS  bie  f^eße  ber  ^ei« 
igengal^ireideer  gemorben  unb  begüglid^  il^rer  I&d^ 
U^en  ^eier  Unterfd^iebe  feftgefe|t  morben  ttmren. 

4.  Natalis  überl^oupt  für  gfeft  ober  Sal^reStag 
=  dies  solemnis  sive  anniversarius.  Salier: 
natale  Petri  de  cathedra  im  Bucheriannm; 
natalis  calicis  (Elig.  Noviom.,  Hom.20),  natalis 
coenae  calicis  (f 0  bef onberS  im  SRittelatter),  na- 
talis eucharistiae,  alle  brei  für  @rünbonner8tag. 
@eit  bem  4.  äal^tl^unbert  tt)urbe  natalis  fel^r  ge- 
bröud^Iid^  5ur  Sejeid^nung  ber  ^tal^reStage  bif d^öf » 
lid^er  Sßal^Ien,  SSBeil^en  ic,  fo  natalis  electionis, 
consecrationis,  ordinationis,  inthronisationis 
episcopi ;  aud^  natalis  cathedrae  unb  natalis 
sedis  bei  Aug.,  Serm.  15  de  sanct;  eine  Dictio 
be§  SnnobiuS  trögt  bie  Ueberfd^rift:  In  natali  (ca- 
thedrae) Laurentii  Mediolanensis.  Qu  biefen 
Sifd^ofSfeften  mürben  anbere  Sifd^öfe  eingelaben. 
Paulin.,  Ep.  20  bom  $apft  9lnaftaftu§:  Ad  nata- 
lem  suum,  quod  consacerdotibus  suis  tantum 
deferre  solet,  invitare  dignatus  est.  ^^id^t  feiten 
maren  @Qnoben  mit  ben  natales  üerbunben  (Sixt. 
Pap.  Ep.  ad  Cyrill.  AI.  [480]  u.  Leo,  Serm.  1. 8). 

5.  ^a|  natalis  für  Xauftag  gefagt  mürbe, 
la|t  fid^  5mar,  mie  eS  fd^eint  nid(|t  belegen,  mol^l 
aber  finben  jid^  Umfd^reibungen  mie  nativitas 
secunda  (Pontius,  Vita  Cypr.  c.  2).  (Sgl.  oufecr 
Ducange  unb  Hildebrand,  De  natal.  vet.  sacr. 
et  profan.,  Heimst.  1661,  befonberS  SRagocd^i'S 
oben  citirteS  SBerf  0.  ö.  ©t.;  9lugufti,  §anbb.  ber 
c^riftl.  «rd^öol.  I,  Ztxpm  1836,  478  ff.  587  f.; 
de  Rossi,  Roma  Sott.  lU,  Rom.  1877;  unb  gur 
S)eutung  Isidor.,  De  offic.  eccl.  1, 84;  Hraba- 
nus  M.,  De  der.  instit.  2, 48 ;  Beleth,  De  divin. 
offic.  c.  4.)      [ftrieg  bei  ffrauS,  SRcalencQfl.] 

^ataü,  ^etruS  be  (de  Natalibus),  feit 
1870  SSifd^of  öon  (Squilio  ober  3efolo,  ift  als  SSer« 
faffer  einer  fe^r  gefd^ä^ten  ^eiligenlegcnbe,  meldte 


17                                   SotQlii  «lesanbei  —  «atuttei^t.  38 

kiiOiinnnia  bcSTtn^It^Adlenbeifi  btfalgt,  bf  baS  £Sn&n(^nt  ju  Dtt^inbtnt,  bttSäniDR  ijaU 

IbL  S>tcftlbc  nf^nt  perft  1493  gu  SHcnija  abtx  (tine  ^h^äfl  Oertitelt,  inbtm  er  i^n  eint  matt 

rf  Bab  oft  latnnifi^,  1528  <ni4  fnmjBftfi^  qc  Grii^t  finben  lieB,  bü  er  bfcrbiglt.  {o  bog  n  ju 

kadL  Sine  bei  bt^  IalFnri|i^  lltäqaitn  iß  [fät  na^  3rru|alem  gctommtn  fh  (De  prophe- 

kittitiibIi4gcbniAcDonl521,tDcId^eDpeOrtl'  tarum  Tita  et  interitn  c.  1).  —  2.  Slu^ci  btn 

a^pÜK  bcn  Xittl  tiSgt :  Catidogns  Sanotonun  betbtn  genannten  lommtn  in  ben  altttftament- 

B  ttrarais  ae  dootia  voImninibiiB  congaetne :  It^m  Sänften  no^  fc^  ^crfontn  bie|efl  ^a- 

t  Benrendiaaimo  in  Chriato  patre  domino  mtxä  tot,  bon  benm  {ebo^  Dcnig  me^i  gIB  b» 

F«bti  de  natalibna  de  venetÜB :  dei  gratis  9iaint  Mcamt  i{l  (Calmet,  Dictionariam  bibli- 

tjHMopo  Eqnüino :  ac  jam  denuo  accurate  com  b.  t.  Nathan).                         [SStltt.] 

nriana.  Anno  U.  D.  XXL           [ffauint.]  Stot^in  S^liiHU,  gen.  3Rotbt(^at,  ein  Jubi' 

|Uf«n«  JÜieUKtirr,  f.  Stltsanb«:  9tataliS.  f^tt  Sele^rtti  btS  15. 3ti^r^imberte,  ifl  ber  SSn- 

ItoffUi  (VH,  LXX NeEftav),  im  K.X.  1.  ein  fafInbeier^SoiicoTb<in}gum^brfit{(^en!BibeI- 

90(1^  jm  3eit  S)at>ib9,  ber  bei  btefem  ASnige  test  (|.  o.  n,  640).  Sugtrbtm  Htfagte  ei  pole- 

ii  px^tm  Vnft^  ^nb.  Sunt  rrfttn  W<ä  tv  tm\äft  ©cE|iifttn  Qt^en  bai  Q^rißflit^m  (J.  B. 

Htntt  et  bei  tüoib,  alS  berftibe  btn  Snlfc^Iu^  de  Robbi,  Bibliotheca  jndaica  antichriatiuia, 

lia^  Vit  bcm  ^trnt  tintn  Xtmftl  ju  bauen,  Parmae  1800,  76 ;  II  med.,  Dizion.  etor.  dagli 

nb  ü&eibTtngt  i^m  am  fDigmbtn  %az  bit  SBet-  aut.  Ebrei  U,  Parma  1802,  76).    [JJauIen.] 

ingSotM,  bit9ulfü^niitgnii$tmt^r{clbftDoi'  'glat^attaet  O«*:":)'  '"  ^^  ^eiligen  Sd^rift 

pBUimn,  foiÜKm  ftintm  ^Rat^foiger  ju  ÜbtiIof{en,  1.  tin  gür^  Dom  ©lamme  3fTai$at  d>ä^itnb  btS 

■it  btm  Seifügtn  jugleic^,  bag  ©otteS  ^ulb  ^ttl  i§iae(itif(^en  3Bü|itii}ugeä  (9him.  1, 8).  —  2.  tin 

flu  i^  bnbltibtn,  unb  ba|  fein  ftönigt^um  ein  Stubtr  tionibS  (1  $ar.  2,  14).  —  8.  tin  Eßrie- 

«Mf  fein  Bwbi  (2  ©am.  7,  1—17).  aiB  [pfl-  per  jut  3"«  ^mM  (1  5ßat.  15,  24).  —  4.  tin 

kr  iennib  bot  stobt  Sttbtt^en  an  Utiae  »nibt  Stoit  jui  Seit  SiaoibS  (1  $ar.  24, 6).  —  6.  tintt 

title,  um  cS  9Iat^  bei  i^  luc  9teut  unb  !8u|e  btr  @tft|e3It^rer,  ntli^e  3o|a|)f)at  ali  3)tt{rionaTe 

fteiitn  nugle;  et  Qiot  eS  butcQ  %nn»nbung  einer  burrfi'S  fianb  fanbie  (2  Spar.  17,  7).  —  6.  ein 

9aaM  in  foli^i  ffleife,  bafj  3>aBlb  p^  flenül^igl  ßeoit  gnr  Seil  3ofla8'  (2  $«.  35, 9).  —  7.  eintr 

|ät,  fein  tigtntS  ÜkrbommungSuTt^til  QuSguiprt'  bermit9tu9ldnbtrinnenDeTt|eitattten3ubtn,n)eI^e 

4aL   KS  er  ober  bit  Knie  unb  3ertniqi^ng  unter  €sbiaeibre^aueneRtla1ftn  mußten  (ISSbr. 

WMnisSnNi^Tna^,foimte!natbani^fogIti(|  10,22).  —  8.  im  Suangelinm  S^tionnee  einer  ber 

SlilbtmnabtrgtbrD^tenStrafeunbESeTgebungber  ciftm  junger  3t[u,  tregen  [einer  @trabt)cit  bon 

Kiibtmiianbigra(2eam.l2,l— 15).  Sßielleid^t  Scju  bcfunberB  gtprie(en  (3o^.  1,  45—50),  ber 

ifl  S)atribB  ®tfinnung  gtgtn  Ülot^n  boburcb  aue-  nud)  iiac^  btr  Suferfle^ung  in  bti  Umgebung  bt9 

(ebröift,  bofe  tr  btn  britttit  ©obn  ber  Stttitobtt  öcikinbcä  erfi^tint  (3o£|.  21,  2),  aber  in  ben 

tbenfo  noimie  (2  ©am.  5,  14).  ai§  enblid^  3)q-  )i)iioyii)dim  apopelntrjtic&nitjen  ]tyü  unb  bt^- 

vtbS  tob  (traimoble  unb  fein  ©ol^n  SlboniaS,  oon  megeti  unter  betn  3tatnen  !Barti|oIomäu§  (f.  b.  91rt.) 

3oab  unb  Snbtren  unttrftüt(t,  bereits  btrfuti^te,  gefüllt  nirb.                                  [JFoulen.] 

^ä)  \v3a  Aönigt  aufjutberfen ,  bertitelle  ^atttan  Slafvi  nnh 'JleBrniatllT,  f.  @tanb  u.  @nabe. 

bitftn  aStrfi«^ ,  inbtm  tr  S>aoib  bal^in  ju  be-  gtafiirfttft^,  i-  ®efe|  n.  HE  oben  V,  542. 

BinnntR  tmiglt,  bofi  er  (ogIei(%  (tintn  ©c^n  3''>*''rc«0*"f'"i'"i''"*''f®ii'"""^Et5''f<*)t5= 

€alomon,  btm  bit  i^onjotge  Jc^on  [rütier  juge-  normen  eher  SRtc^tSgtjejfe,  melcf)t  für  bit  ©ocielät 

fiifcrt  ttwr,  Bffentli^  ofö  Äänig  ausrufen  unb  fol-  unb  für  ba§  fociale  Seben  ber  UKenft^en  im  M- 

bm  liefe  (8  Äön.  1,  5  ff.).  SJofe  Siolltiin  ou^  ber  gemeinen  bcntliatur  ouS,  b.  5.  inßraft  bernatfir- 

Sijit^t  ©alomonS  fltnitfen  fti,  folgt  jronr  ni^t  lidien  Orbnung  malgtbenb  finb.  S)aS  91aturred)t 

00«  2  ©am.  12,  25,  ift  iebodEi  utgtn  bt8  93er'  ^e^t  im  ©egenfage  }iim  pofitiben  Kt^te,  unttr 

^öUniffe«,  in  mtlditni  ^at^n  foiuD^l  gu  iiim  a!3  VJtlijtm  bie  ©umme  aller  ättditenormen  ober 

m  Jxsnb  trfd)ttnt,  ttineSmegS  untna^c^einlir^.  Üie^tSgefehe  ju  btrftel)tn  ift,  meldie  in  einer  bt' 

Soift  2  ^r.  29, 25  traf  31al6fln  au^  in  SBegug  auf  (onbem  ©eleHf^aft  hurd&  bie  baju  bR:e<^ligle 

bit  rtligiöfe  aitüfil  beim  ^eüigt^um  gemifft  ^n-  Muctoritdt  mfl)  freiem  ermeffen  ftftgtfleHt  fmb. 

odnmngtn;  audt  ttnn(ber61^romflnoil&aiufjeic&'  I.  S)ec  Segriff  be§  Stentes  lonn  im  fubjectititn 

mmgtn  con  i(m  über  bie  boDibifc^t  unb  falomo'  unb  im  objectiDen  ©inne  gefaxt  Serben.  3m  jub' 

nifitK  Sttgitrang  (1  ^r.  29,  29.  2  ^iar.  S,  29 ;  jtctilien  ©inne  ift  baS  Steigt  eine  moralifc^e  Stfug- 

»gl  üitobtl,  $ri}|)tietiSmu9  U,  SreSlau  1837,  nig  einer  ißerfSnli^ttit  ju  etmoS,  fei  e€  eint  ^e* 

55 — 59).  31«'  f*'nt  ©S^nt  erhielten  unter  ©a-  [ugni^,  ettooS  ju  l^un  ober  ju  unterloffen,  bber 

lomon  iioi)t  ©teOtn  (S  flSn.  4,  5).    ®ie  äuget-  ttroae  mit  ^uSjdilufi  aUer  Slnbtren  ju  befilen, 

btilif^tn  ^tat^ri^ten  über  3?at^an,  beren  S^^l  ober  ttuiaS  Don  SInberen  ju  forbem,  toelc^e  iStfug- 

ani  gering  i%  finb  augenf^cinlit!^  fabtl^ft,  »ie  nife  bon  ftbermann  ju  atzten  iß  unb  nit^t  cerlegt 

l.  9.  bit  Angabe  bei  SpipbaniuS,  9!at^an  ifobt  loerben  borf.  Sin  foldiee  !Red|t  ift  für  ben,  ber  tS 

MB  brra  Sbtbni^  2)auib3  im  !SarauS  fhinbe  er-  befi^t,  ein  @uf,  unb  nl§  foli^e§  mug  e€  ibm  ju- 

Mloi  ntb  p^  foglei^  bm  feinem  SSolinort  €ba-  gel!ietlt  uxrbtn.  ^itft  3ut^eiliing  mürbe  ibm  aber 

ial^  osfgtma^,  um  nacb  3enifaltm  ju  get)tn  unb  ni^lS  nu|en,  menn  felbe  nid|t  in  btr  3Beift  gc 


89 


5Roturrcd^t. 


40 


fd^öl^e,  bo^  baburd^  eo  ipso  oHe  anbeten  t)er« 
p^iä^tti  mxhtn,  biefeS  SRed^t  }u  aä^itn,  eg  ntd^t 
anguta^en,  t)telme]^r  baS  au  tl^un,  toa^  tttoa  burd^ 
baS  SRed^t  Don  tl^nen  aeforbert  tt)trb.  S)arau§  folgt 
ba^  iebeS  SRed^t  ein  @efe|  boraudjelt  burd^  mel« 
d^  e8  begrünbet  tt)irb  (SRed^tögefe^,  Sted^tönorm). 
S)te  Sutl^cilung  cineS  SRed^teS  an  eine  ^erf on  fonn 
nur  al§  eine  ge{e|Iid^e  gebadet  »erben.  Sben  be^- 
l^olb  aber^  meil  boS  SRed^t  burd^  baS  Sled^tSgefe^ 
begrünbet  toirb,  toenbct  man  ben  ©egriff  „SRed^t" 
aud^  auf  bo8  !Red^tggefe|  an,  unb  fo  erl^ölt  man 
ben  99egriff  beS  SRed^ted  im  obiectiden  @inne. 
SRan  üerfiel^t  bann  unter  „SRed^t"  eben  baS  SRed^tS- 
gefe|,  bie  SRed^tönorm,  ober,  coOectib  genommen, 
bte  @umme  aller  Jener  9teAt8gefe^  ober  SRed^tS- 
normen,  meldte  in  ber  ^fäpaft  überl^aupt 
ober  in  einem  befonbem  gefeUfd^aftüd^en  iBer« 
banbe  bte  barin  geltenben  Sted^te  begrünben  unb 
für  fie  mafegebenb  ftnb.  9lun  finb  aber  für  bie 
Societät  unb  für  baS  fociale  Seben  ber  SOten« 
fd^en  im  Mgemeinen  fd^on  in  Jhaft  ber  natür« 
lid^en  Orbnung  beftimmte  9ted^t8normen  ma|« 
gebenb,  unb  burd^  fie  tt)erben  Siedete  begrünbet; 
be^l^alb  nennt  man  bie  @umme  biefer  SRed^tdnor« 
men  Slaturrcd^t. 

2)iefed  9taturred^t  nun  l^at  im  ®egenfa|e  jum 
pofitiDen  9ted^te  ffir'g  Srfte  ben  Sfarafter  ber 
Sllgemeinl^eit.  Senn  e8  ifl  begrünbet  in  ber 
natüiplid^en  Orbnung,  unb  bief e  ifi  überall  bie  näm« 
lid^e,  tt)eU  alle  SRenfd^  bie  gleid^e  9tatur  ^aben, 
unb  eS  fomit  nid^t  mel^rere,  fonbem  nur  eine 
natürlid^e  Orbnung  geben  lann.  S)a8  92aturred^t 
gilt  alfo  in  gleid^er  SBeife  für  alle  URenfd^en, 
m5gen  fie  in  tead  immer  für  befonberen  focialen 
!Ber]^äItnif[en  ftel^en.  2)aS  pofttiDe  9ted^t  bagegen 
tl^eilt  biefen  Sl^aralter  ber  SCdgemeinl^eit  feinem 
iffiefen  nad^  ni^t,  ba  eS  je  na$  ben  i^erfd^iebe« 
neu  focialen  SSerbönben,  in  meldten  eS  (Seltung 
l^at,  öerfd^ieben  fein  forni.  gür'S  3weite  H^at  ba§ 
9laturred^t  im  ®egenf a^e  }um  pofttiDen  9ted^te  ben 
ßl^arafter  ber  Unöerftnberlid^fcit.  S)enn  eS 
ift  begrünbet  in  ber  natürlid^en  Orbnung,  in 
ben  natürlid^en  focialen  SBerl^ältniffen  ber  ajlen» 
fd^en.  S)ie  menfd^Iid^e  9tatur  aber  unb  bereu  na« 
türlid^e  fociale  Serl^ältniffe  finb  immer  biefelben  unb 
Idnnen  leiner  SSeränberung  unterliegen.  S)a]^er  mu| 
aud^  baS  92atuned^t  biefen  Sl^arafter  ber  UuDer- 
änberlid^feit  tl^eilen.  S)aS  pofttiDe  SRed^t  bagegen, 
mett  aus  bem  freien  Srme^en  einer  gur  SRec^tS« 
fejung  bered^tigten  Sudorität  entfpringenb,  ift 
feiner  9{atur  nad^  Derönberlid^ ;  e8  !5nnen  bie  be« 
ßel^enben  9ted^tSnormen  aud^  tt)ieber  au|er  Jhaft 
gefe|t  unb  burd^  anbere  erfe^t  werben. 

U.  S)ie  obige  Definition  beä  Katurred^teö  öor* 
ausgefegt,  erlebigt  ftd^  t>on  felbfi  bie  gfrage,  mel» 
d^eS  benn  ber  l^öd^fte  ®runb  beS  9}aturred^teg  ift, 
bieOuelle,  au§  meld^er  ed  ftd^  l^erleitet.  2)ad 
9latuned^t  iji  gunad^ft  begrünbet  in  ber  natürli^en 
Orbnung;  biefe  aber  ift  nid^t  etwas  2lbfoIute8, 
fonbem  fie  ftammt  t)on  ®ott,  bem  Url^eber  ber 
menfd^Iidgen  9tatur  unb  ber  natürlid^en  93e)ie]^un- 


gen,  meldte  in  biefer  angelegt  finb.  Sfolglid^  m»^ 
aud^  ba§  9taturre(!^t,  »eil  in  ber  natürlid^  Orb- 
nung begrünbet  unb  in  biefer  gegeben,  feine  ffiifiit 
OueOe  in  ®ott  l^aben.  2)a8  notürlid^  Sted^  i^ 
göttlid^eS  Sted^;  ed  gel^t  t)on  ®ott  umnUtdto 
aus  unb  ifl  t)on  il^m  unmittelbar  gefegt  S>aM 
ift  aber  ein  S)o))peIted  ju  unterfd^eU>en:  ber  3n^ 
\)ali  ber  natürlid^en  9ie^t§normen,  unb  i^  jm3> 
pflid^tenbe  ffraft,  gemö^  ber  fie  für  ieben  aitaf 
]fyn  binbenb  finb.  äl^rem  Sn^^aBe  nad^  finb 
bie  natürHd^en  Sted^tSnormen  begrünbet  in  bet 
göttlid^en  anteiligen).  3)enn  in  biefer  ifl  bie  ge- 
fammte  SBelt  unb  bie  gefammte  Sßeltorbnung  txm 
Smigfeit  l^er  ibeal  pröformirt,  folglid^  aud^  bie 
natürlid^e  ftttlid^e  Orbnung;  unb  ba  in  biefer  bie 
natürlid^en  SRed^tSnormen  begrünbet  unb  gegetei 
fmb,  f 0  gilt  biefeS  aud^  t)on  ben  natürlid^  Stents« 
normen,  t)on  bem  anhalte  beS  9laturred^.  31^ 
obligatorifd^en  Jhaft  nad^  bagegen  finb  bie  notSv" 
lid^en  SRed^tSnormen  begrünbet  in  bem  göttlid^ 
SBillen,  fof em  ®otteS  SBiUe  e8  ifl,  meld^  fie  oblii 
gatorifd^  mad^t.  2)enn  teenn  ®ott  einmal  bie  il^rem 
Snl^alte  nad^  in  feiner  emigen  anteiligen)  tirftfor- 
mirten  natürlid^en  Sted^tSnormen  in  ber  natürßd^ 
Orbnung  )ur  Offenbarung  bringt,  f o  mug  er  oud^ 
mUm,  ba|  biefe  für  bad  gefellfd^aftlid^e  Xl^nunb 
Saffen  unbebingt  ma^gebenb  feien,  unb  ba^  alfo 
bie  9Renf d^en  gel^alten  feien,  fid^  biefen  in  au  il^rem 
Sl^un  unb  Saffen  )u  conf ormiren ;  f onfl  mürbe  er 
feinem  eigenen  Serie  gegenüber  fid^  gleid^gfittig 
Derl^alten,  maS  unbenfbar  ift.  S§  fielet  dfo  auij^ 
nid^t  in  bem  freien  belieben  beS  gSttlid^en  SBiOenS^ 
ob  er  bie  obligatorifd^e  Jhraft  ben  natürüd^ 
ated^tSnormen  beilegen  mollte  ober  nid^t;  eS  ifl 
biefed  Helmel^r  für  ben  göttlid^en  SBiUen  etttxiS 
UnabmciSbare«,  oa  er  f  onft  mit  ber  göttlid^  3n- 
teüigeu),  au8  mlä^tt  bie  natürlid^en  Ked^tSnormen 
i^rem  3nl^alte  nad^  emaniren,  in  SBiberfprud^ 
treten  mürbe,  i^ai  nun  aber  baS  92aturred^t  in 
fold^er  SBeife  feinen  l^öd^ften  ®runb  in  ®ott,  fo 
ifl  bamit  )ugleid^  gefagt,  ba|  ol^ne  ® ott  ton  einem 
natürlid^en  fUtä^k  gar  nid^t  bie  9tebe  fein  fönne. 
SBenn  bal^er  ^ugo  @rotiu8  bel^auptet,  baS  natA> 
lid^e  Siedet  fei  gültig  unb  l^abe  obligatorifd^e  Jltaft 
aud^  in  ber  9$orau§f  e^ung,  ba|  e§  leinen  ®  ott  gäbe, 
fo  ift  biefe  SBe^auptung  entfd^ieben  )urüd()utoeifen. 
SBie  ol^ne  ®ott  iebeS  natürlid^e  fittlid^e  ®efe|  mü 
obligatorifd^er  jhraft  unbenfbar  möre,  f o  aud^  |ebe8 
natürlid^e  9ted^tggefe|,  j[ebe  natürlid^e  Sled^tSnorm. 
m.  2)ie  Stiften)  bed  9taturred^te§  ifl  Dielfad^ 
in  Wrebe  gefleüt  morben.  @d^on  filtere  SRed^ 
pl^ilofopl^en,  mie  ^obbeS,  9tou{feau,  ftant,  long- 
neten  bie  S^jleu)  eines  natürlid^en  Sted^teS  unb 
vertraten  bie  ^nftd^t,  bag  alleS  SRed^t  ol^ne  9uS- 
nal^me  auf  einer  Ucbereinfunft  ber  SRenfd^en  be- 
rul^e.  Sie  f onntcn  )u  biefer  Söugnung  beS  ?latur- 
red^teS  aUerbingS  nur  baburd^  fommcn,  bo^  fie  ben 
9Jlenfd^en  als  fd^Ied^terbingS  autonom  betrad^teten 
unb  il^n  nid^t  unter  eine  göttlid^e  Orbnung  ftettten. 
^ber  in  neuerer  3^t  glaubte  man  aud^  ol^ne  biefe 
iBorauSfe|ung  baS  9taturred^t  bef  eitigen  }u  lönnen. 


41 


Ütatutred^t. 


42 


ftn  k^elt  bie  göttlicj^  aSettorbnung  bei  unb 
fdk  bot  aDtotfd^n  unter  biefe,  löugnete  aber  bod^ 
Mr  fciPen)  etneS  9ioturred^te8,  burd^  toe^eS  für 
tei  Ilntfd^  umnittelbar  notfirlid^  Siechte  unb 
!fß^  begränbet  mfirben.  S)er  l^auptDertreter 
Mar  Snfid^  ift  ber  Sled^tSp^ilofo))^  3uKud  @ta^I. 
fl  0itb  ffi^ueigt  fein,  auf  beffen  SDoctrin  etmaS 
iQer  eiiqugepen. 

6ia^I  ge^t  ton  bem  ©runbfa^e  au8,  ba|  baS 
SU^  i»Mr  in  ®otted  Orbnung  begrünbet  fei,  ba| 
ate  Mc  ated^tSorbnung  nid^t  »ie  bie  fittlid^e  Orb- 
nng  mmtiltelbar  Don  ®ott  flamme^  fonbem  nur 
wMbax.  2hs  ®otted  Orbnung  feien  nSmlid^ 
decUngS  bie  $nnci)>ien  ber  Sled^töorbnung  ge« 
gdkit;  aber  bie  ttirüid^e  ®eflaltung  biefer  Sled^tS« 
odmttn%  fei  m)n  ®ott  ben  SRenfd^  überlaffen 
Mcbcn,  unb  fie  »erbe  t)oII)ogen  im  Staate  unb 
bn4  ben  Staat.  S)ie  Sled^tSorbnung  fei  l^iemad^ 
paU^  unb  unmittelbar  rein  menf  d^lid^  Orbnung, 
im  Staate  unb  burd^  ben  Staat  gefegt.  Sie  »ur^Ie 
ttMr  in  ber  göttli^  Orbnung,  tt)eil  biefe  bie 
9ciiici)iien  be8  Sted^ted  in  fid^  f d^Iie^ ;  aber  fte  fei 
fdbfifaibia  in  fid^.  S)er  Ie|te  ®runb  beS  binben* 
ben  Inf^end  beS  Sled^ted  fei  jttHxr  ®otte§  Sßelt« 
odmang,  ober  ber  S^  beS  Sted^teS  fei  bod^  bie 
■mfd^rtd^  jefigefei^te  Orbnung.  MeS  Siedet  fei 
ba^,  ttdl  Dom  Staate  gefegt,  pofitiDed  Siedet ; 
ein  fogen.  naturlid^  Sted^t  gebe  e§  nid^t.  SDiefe 
Snmbgebanfen  toerben  barni  rmitt  auSgef ul^rt  in 
Msenbcr  SBeife :  a.  &  mftffen  s^ar  aOgemeine 
m^tlibeen  imb  9led^t8)Nrinci)rien  angenommen 
nb  Mcfe  Ott  ®ebote  ber  göttlid^  SBeltorbnung, 
wUft  unbebingt  sur  (Beltung  fommen  foQen, 
ictcod|iet  »erben.  9ber  biefe  Sled^tSprincipien 
jfad)  nod^  feine  „Sted^tSföle" ,  »eld^e  ein  mirl- 
häfA  Semunft«  ober  !Raturre(^t  begrünben  fönn* 
teil,  benn  fie  l^en,  um  biefeS  fein  }u  fönnen, 
nidber  bie  erforberltd^e  Seftimmtl^eit  ($röcifton), 
BMJt  bie  binbenbe  ihaft  be§  9ied^te8.  S)ie  erfor- 
berHd^  ^räcifion  !5nnen  fte  nur  geioinnen  burd^ 
Me  pofttü)  gefetöd^  Seftimmung  ber  Obrigfeit, 
üb  bie  binbenoe  ihaft  beS  9led^te§  fönnen  fte 
gietd^aQS  nur  erhalten  burd^  9nerfennung  unb 
Sandion  Don  Seiten  bed  Staate^.  —  b.  6in 
eigentlid^  9Iaturred^t  ift  alfo  unmöglid^;  aQe§ 
ttofüd^  Ked^t  ift  Dom  Staate  feftgejteQt  unb 
ba^  mefentlid^  pofttioer  Statur,  ^är  btefe§  ))oft' 
tiDe  Xed^t  liegen  ^toax  bie  ^rincipien  in  ber  gött* 
&^  SBeltorbnung;  aber  erfi  burc^  bie  pof\t\x>t 
Scfe|gebung  beS  Staates  fommt  eS  gum  toirflid^en 
Jtc^te.  ?Sid^  fann  bal^er  aI8  mirflid^  beftel^enbeS 
Xed^  gdten,  maS  mogi  oom  Siüate  als  foId^eS 
grfe|t  ober  menigjtenS  anerfannt,  pofttio  beftättgt 
nb  garantirt  ift.  S)er  Staat  foQ  gmar,  fooiel 
■fi^td^/  bie  in  ber  Sled^tSibee  begrünbeten  %x» 
\taiäft  fdmmtlid^  fanctioniren;  tl^ut  er  eS  aber 
lid^  fo  gelangen  fie  aud^  nid^t  }u  mirflid^er  Sted^tS* 
bosfL  —  c.  92od^  mel^r;  eben  meti  bie  menfd^Ud^ 
trfe|teSe(^t8orbnung  feUbjianbig  in  ftd^  ift,  barum 
nn  boS  mirOid^  Sted^t  gerabegu  in  SBtberfiteit 
Um  mit  ®otte8  SBeltorbnung,  ber  e§  bienen  foQ ; 


bie  menfd^Iidbe  ®emeinfd^aft,  meldte  bem  ®ebanfen 
beS  Stentes  Die  beftimmte  ®eftalt  geben  foQ,  fann 
benfeßen  in  fein  ®egent]^eil  oerfel^ren,  baS  Un« 
Demünftige  unb  Unoered^te  anorbnen.  Slber  aud^  in 
biefer  gottmibrigen^efd^affenl^eit  bel^ölt  baS  Stecht 
fein  binbenbeS  ^nfel^en.  S)a8  l^ei^t :  Ser  ®efe|- 
geber  f  oO  ixoax  fein  unt)emänf  tigeS  unb  unaeredgteS 
®efe^  geben;  tl^ut  er  e§  aber  bennod^,  fo  ifi W  ®e" 
fe^  barum  nid^t  o^ne  Sled^tSfraft;  ed  ^at  ©fiOigfeit 
unb  Derppd^tet  ebenfo,  mie  menn  baS  ©egentl^eil 
ftattf önbe.  &  bürf en  ha^tx  aud^  bie  Unterit^anen, 
einzeln  ober  in  SRaffe,  nid^t  ettoa,  geftü|t  mtf  ein 
angeblid^eS  9laturred^t,  ftd^  tt)iberfe|fen,  fte  mfiffen 
Dielmel^r  bem  ®efe^e  ge^ord^n. 

2)iefe  Seigre  Stölzls  mu|  jebod^  entfd^ieben  gu« 
rudtgemiefen  mxbtn.  %n  ber  Ssif^eng  eines  !Ratur* 
red^teS  im  ® egenfa^e  gum  pofttioen  Siedete  fann  unb 
barf  man  nid^t  rütteln.  &  epftirt  Dor  allem  ))oft« 
tioen  Siedete  unb  unabl^öngig  t)on  biefem  ein  na* 
türlid^eS  Siedet,  tt)eld^e8  für  fid^  allein  unb  ol^ne 
baS  pofttioe  SRed^t  DoOfommene  Sled^tSfraft  befi^t. 
3n  ber  %W  gibt  eS  a.  gemiffe  Siedete,  bie  überaO 
unb  Don  allen  SRenf d^n  unb  935Hem  als  mirflid^e 
Steckte  anerfannt  finb,  bei  benen  eS  aber  nteman« 
bem  in  ben  Sinn  fommt,  fid^  für  biefelben  auf  ein 
pofitiDeS  ®efe^  gu  berufen,  burd^  meld^eS  fie  be« 
grünbet  unb  feftgefteüt  morben  mören,  mie  g.  93. 
baS  Siedet,  metd^eS  jeber  auf  fein  Seben,  auf  bie  9Ln* 
erfennung  feiner  $erfönlid^feit,  auf  feine  Selbft* 
erl^altung  l^at.  Sebermann  nimmt  biefe  Siedete  für 
ftd^  in  Slnfprud^,  unb  er  mürbe  fie  in  Snfprud^ 
nehmen  unb  nel^men  muffen,  menn  ani^  fein  poft« 
tiDeS  ®efe|  epftirte,  burd^  meld^eS  fie  möglid^er« 
meif e  begrünbet  merben  fbnnten.  2)a  nun  aber  aud^ 
biefe  ^td^it  entfpred^enbe  9led^tSgefe|e  torauS- 
fe|en,  f o  fönnen  le^tere  nur  f old^e  fein,  meldte  au|er 
unb  über  bem  pofittten  9le^tSgefe|e  ftel^en,  b.  1^. 
es  muffen  natürlid^e  9ied^tSgefe|e  fein.  SS  e|iftirt 
alfo  ein  natürlid^eS  JRed^t.  —  b.  6S  gibt  femer 
getoiffe  ^anblungen,  metd^e  an  ftd^  red^tsmibrig 
finb,  ol^ne  Slüdfftd^t  auf  ein  ))ofitiDeS  ®efej,  mel« 
d^eS  fte  »erbietet.  ®iefe  merben  Don  imm  als 
fold^e  anerfannt.  92iemanbem  fommt  eS  beifpielS- 
meife  in  ben  Sinn,  bie  (Srmorbung  ober  99erau> 
bung  eines  SJtenfd^en  blo^  befi^alb  für  red^ts« 
mibrig  gu  Italien,  meil  fie  burc^  ein  ))ofitit)eS  @e- 
fe|  Derboten  ift.  ^ebermann  l^ölt  bafür,  ba|  bie 
Sled^tSioibrigfeit  biefen  ^anblungen  an  fid^  unb 
mefentlic^  innemol^nt.  £te  SRenfc^en  loürben  eS 
in  ftraft  il^rer  gefunben  Semunft  gar  nid^t  Der» 
ftel^en,  loenn  man  il^nen  fagte,  fie  bürften  einen 
Slnbem  ermorben  ober  berauben,  ol^ne  ein  Siedet 
gu  Der(e|en,  menn  nid^t  ber  Staat  burd^  fein  ®e* 
fe^  ben  9Rorb  unb  Staub  Derboten  l^ötte.  2)a  nun 
aber  fold^e  ^anblungen  bod^  nur  baburd^  red^ts- 
mibrig  fein  fönnen,  ba|  fte  burd^  ein  Sled^tSgefe^ 
Derboten  ftnb,  f o  muffen  wir  fd^Iie^en,  ba|  fte  burc5 
ein  au^er  unb  über  bem  pofitiDen  Sted^tSgefe^e 
fiel^enbeS,  alfo  burd^  ein  natürlid^eS  9ied^tSgefe| 
Derboten  finb.  6S  ejiftirt  fomit  ein  natürlid^eS 
«ed^t.  —  c.  ®ibt  es  enb(id^  fein  natürlid^eS  Siedet, 


48 


9laturred^t. 


44 


iß  Dielmel^r  alled  toitflid^e  SRed^t  t)om  Staate  ge« 
Mt^  bann  folgt  barauS^  ba|  bie  SRenfd^en  t)on 
!Ratnr  au8  ted^tloS  Mxtn,  b.  1^.  ba|  i^nen  ton 
9latur  aus  fein  Sle^t  }ufSme,  unb  ba|  fte  ballet 
aaä^  burd^  feine  StecqtSpflid^t  gebunben  mären. 
9limmt  man  aber  biefeS  an,  fo  fann  man  auc^ 
nid^t  mel^r  fagen,  ba^  fie  Don  9tatur  auS  gefeü« 
fd^pc^e  SBefen, .  b.  1^.  ba^  fie  burd^  il^re  ^atut 
Sur  gefeQfd^aftlid^en  SSerbinbung  mit  Snberen 
t^refigleid^en  l^ingeorbnet  feien,  meil  eine  ®efeD« 

id^ft  ol^ne  SRed^t  unb  9led^t§orbnung  fid^  nid^t 
»enfen  lö^t.  @o  mu^  bie  Söugnung  be8  Ütatur- 
red^teS  s^Ie^t  notl^menbig  auf  bie  Slnfid^t  fäl^ren, 
ba|  ber  9{atur{tanb  ber  SRenf c^en  ein  gefellf d^aftS- 
lofer  fei,  unb  ba|  bie  gefeUfd^aftli^e  SBerbin« 
bung  Der  SRenfd^en  mit  einanber  auf  einem  (lo^en 
Vertrage  (@efeafd^aft8t)ertrag)  (erul^e.  SDiefe  ^n- 
id^t  Ift  aber  falfd^  unb  öermcrflid^  (f.  b.  9lrt.  ®e- 
eUfd^aft  V,  511  ff,).  3lud^  barauS  mufe  alfo  ge- 
d^Ioffen  merben,  oa^  ein  9laturred^t  notl^menbig 
esifKrt. 

S)ie  Spfteng  eines  natflrlid^en  Sied^teS  ijt  benn 
oud^  t)on  aDen  Sößem  }u  allen  Seiten  anerfannt 
morben.  SRan  irrte  aUerbingS  oielfad^  im  Sinsel* 
neu  in  ber  Seftimmung  beSjienigen,  maS  aß  natör* 
lid^eS  Sted^t  anguerfennen  fei ;  aber  baS  9taturred^t 
überl^aupt  löugnete  man  nie.  Sud^  bem  @taate 
gegenüber  gaben  bie  Sölfer  baS  natfirlid^e  Siedet 
nie  auf :  man  betrad^tete  ed  ftetS  aI8  ein  f old^eS, 
meld^eS  bem  Staate  unb  feinen  ©efe^en  torangel^e 
unb  alfo  obligirenbe  ihaft  beft|e  ol^ne  ben  @taat 
unb  feine  @efek.  S)e^]^alb  l^abe  aud^  bei  einem 
Sonftide  jnnf^en  bem  natürlid^en  unb  pofttiten 
Siedete  baS  le^tere  bem  erftem  ju  meid^en.  93eif))ieI8- 
meife  meifen  mir  nur  l^in  auf  bie  fopl^ofleifd^e 
Sragöbie  i^Slntigone",  morin  biejer  ©ebanfe  in 
ergreifenber  SBeife  burd^geffil^rt  mtrb.  SS  bröngt 
fi$  in  ber  Xl^at  bie  9tot]^menbigfeit  ein  natfir« 
lidbed  SRed^t  an^unel^men,  fo  unmiberftel^Iid^  auf, 
ba|  felbft  beffen  ©egner  Sugeftönbniffe  mad^en, 
meld^  }ule|t  mieber  auf  baS  !Raturred^t  surüdt- 
ffll^ren  mäffen.  @ie  legen  nämlid^  ein  ^aupt- 
gemid^t  auf  baS  ®emo]^n|eit8red^t  unb  nel^men  an, 
ba|  bie  pofitite  ®efe|gebung  biefeS  ©emol^nl^eitS* 
re(|t  }u  ad^ten  unb  an  baSfelbe  an)ufnu))fen  ^abe. 
SHefed  (Semol^nl^eitSred^t  foH  aber  nad^  il^rer  9ln- 
fid^t  feinen  (Srunb  l^aben  in  bem  SBoIfSgemiffen, 
ouS  meld^em  ber  Sted^tSfa^  l^erDorgel^e,  ber  bann 
jum  ©emol^nl^eitSred^t  fid^  auSgeftalte.  9ber  baS 
SoIlSgemiffen  fönnte  feinen  9led^t8fa|  erjeugen, 
menn  es  nid^t  informirt  möre  burd^  ein  9le(|t8« 
gefe|,  burd^  meld^eS  e§  befHmmt  mirb,  etmaS  als 
9ied9t  anjuerfennen.  @o  brängt  biefeS  (Semol^n« 
l^tdred^t  felbft  mieberum  l^in  }ur  ^nerfennung  eines 
9ied^tSgefe|eS,  meld^eS  nid^t  blo^  bem  pofftiten, 
fonbem  aud^  bem  ©emol^nl^eitSred^t  torauSgel^t: 
unb  baS  i{t  eben  baS  92aturred^t. 

®egen  bief e  Semeife  fönnen  bie  ©rünbe,  meldte 
ber  iuribif  d^e  ^ofitiöiSmuS  für  ft*  in'8  Selb  ffll^rt, 
nid^t  auf f ommen.  a.  Sor  Mem  ift  nömlid^  5U  be« 
merfen,  ba^  bieienigen,  meldte  eine  göttlid^e  SBelt- 


orbnung  mit  befiimmten  ®eboten,  bie  als  9u8' 
brudt  beS  göttlid^en  SBiOenS  gelten  foQen,  annel^- 
men  unb  bod^  bie  Ssiftens  beS  !Raturred^te§  löug» 
neu,  bamit  in'8  Unterftönblid^e  fallen.  SBerni  ne 
nömlid^  }ugeben,  ba^  in  ber  göttlid^en  SBeltorb» 
nung  natürlid^e  Sled^tSprincipien  im  Sinne  ton 
„göSlid^en  ®eboten''  intofoirt  feien,  bagegen  aber 
löugnen,  ba^  bie^  SRed^tSfö^e  feien,  moburd^  mirf- 
lid^e  Siedete  unb  $jlid^ten  begrünbet  merben,  fo 
l^ei^t  baS  bie  ^Smiffe  fe^en,  ben  @d^Iu^fa|  ba- 
gegen in  Sbrebe  fteUen.  Senn  bie  natürlid^en 
9ied^t8)mnci))ien  fönnen  |a  ,,®ebote"  nur  unter 
ber  Sebingung  fein,  ba^  fie  mirflid^e  SRed^te  unb 
$f[i(^ten  begrünben.  SDiefe  legieren  Derl^alten  fld^ 
|a  correlatit)  pm  Segriffe  be§  ®ebote§ ;  fte  finb 
bie  SBirfung  beS  Mtenu  SS  lö^t  fid^  alfo  gar  fein 
SRed^tSprinci))  im  Sinne  eines  ®ebote8  ber  g5tt- 
lid^en  SBeltorbnung  benfen,  ol^ne  ba^  eS,  eben 
meil  es  le^tereS  ift,  mirflid^e  SRed^te  unb  ^pä^im 
er}eugt.  —  b.  9)}an  fagt  freilid^,  bie  natürlid^en 
SRed^tSprincipien  befö^en  nid^t  bie  erforberlid^e 
$räcifion,  um  gau}  beftimmte  natürlid^e  Siedete 
unb  Mid^ten  )u  erjeugen,  fie  feien  }u  unbeftimmt 
unb  augemein  l^ierfür.  SlÖein  baS  ift  unrid^tig. 
S)ie  natürlid^en  SRed^tSprindpien  finb  jmar  all- 
gemeiner 5Ratur.  aber  für'S  ßrfie  ift  biefe  aD- 
gemeinl^eit  bei  einem  $rind))  nid^t  gleid^bebeutenb 
mit  Unbeftimmt^dt  unb  90tongel  an  ^dfbn. 
3ebed  ^rindp  ift  allgemein;  aber  man  fann 
nid^t  fagen,  ba|  eS  be^megen  etmaS  gan^  Un- 
beftimmteS  fei ;  e§  l^at  immer  einen  gang  beftimm- 
ten  änl^alt,  ber  afö  fold^er  aud^  mit  aller  SBe« 
flimmtl^eit  erfannt  mirb.  gür^S  ßwrite  begrün- 
ben fold^e  allgemeine  SRed^tSprindpien  aUerbingS 
aud^  aQgemeine  Siedete  unb  ^flid^ten.  aber  biefe 
finb  be^l^alb,  meil  fie  aügemdn  ftnb,  gldd^falls 
nid^t  unbeftimmt ;  fie  finb  oielmej^r  gan}  beftimmte 
SRed^te  unb  ^flid^ten ,  eben  meU  ber  ^n^alt  beS 
begüglid^en  allgemeinen  9ied^tS)nrind))8  ein  gans 
bestimmter  ifL  2)er  Sinmurf  Derfennt  bie  9tatur 
dneS  aUgemdnen  ^nncipS.  2(n  ber  anmenbung 
auf  befonbere  S&He  mag  baS  allgemeine  Sted^tS- 
princip  aüerbingS  einer  nöl^em  $rödfton  bebürfen 

—  bie|  mirb  f ogleid^  ju  erörtern  fdn  — ,  aber  an 
unb  für  fid^  leibet  e§  feineSmegS  an  Unbeftimmtl^eit. 

—  c.  2Ran  fagt  femer,  bie  natürlid^en  JRedJtSprin- 
cipien  fönnten  fdne  mirflid^en  Sted^te  unb  Mid^- 
ten  begrünben,  meil  il^nen  bie  binbenbe  Jhaft  f el^k, 
bie  fie  erft  burd^  anerfennung  unb  Sandion  t)on 
Seiten  bed  Staates  geminnen  fönnten.  aber  aud^ 
baS  ift  unnötig.  2)ie  natflrlid^en  9ied^tS))nnd))ien 
erhalten  il^re  obligatonfd^e  Jhaft  nid^t  erft  burd^ 
anerfennung  unb  Sanction  t)on  Seiten  be§  Staa- 
te«, fonbem  fie  l^abm  biefe,  mie  gejdgt,  fd^on  an 
unb  für  jid^  in  ihaft  bed  göttli^en  SßillenS. 
SDurd^  biejen  ift  baS  !Raturred^t  mirflid^eS,  bin- 
benbed  Stecht,  ob  eS  ber  Staat  anerfennt  unb  fanc- 
tionirt  ober  nid^t.  3Sn  ber  Il^at,  ob  ber  Staat 
baS  SRed^t,  baS  id^  }.  93.  auf  mein  Seben  ober  auf 
anerfennung  mdner  $erf önlid^feit  l^abe,  anerfennt 
ober  nid^t,  in  ftraft  bed  göttlid^en  SBiUenS  beft|e 


45                                                     9lQturre(^t.  46 

i4  MefcS  yUd^t  bemtod^,  unb  ieber  anbete  ifl  Der-  oonjiel^en  unb  baS  ^toturred^t  in  biefer  SBeife  p 

0i^,  eS  unatigeiaftet  )u  Metu  @onf}  mü^te  ergangen.  2)a8  pofitiDe  Siedet  if}  olfo  oon  biejem 

■aa  fagra,  bie  9udf etotg  beririnber,  bie  ^erab-  ©eftd^tspunfte  auS  notl^menbig;  e§  ijt  burc^  ba^ 

Mrbigung  beS  HRetifd^  )um  @nQt)en  fei  ehoaS  iRaturred^t  felbfi  geforbert,  »eil  biefeS  ol^ne  |ene§ 

m  ^  ßrUnibteS,  fo  lange  bie  Obrigfeit  bie|  nid^t  l^inreid^  mürbe,  um  eine  Doufommene  unb 

nSfi  g^e|Iid^  oerbielet.  Sbai  faim  aber  bod^  im  burd^greifenbe  Orbnung  be§  fociolen  SebenS  bi§ 

Cnifle  nid^t  bel^uptet  tt)erben.  2)er  Staat  mu|  in  bie  particularften  SSerl^ältniffe  l^inein  }u  er)ielen. 

baft  natürlid^  »ie  iebed  anbere  SRed^t  fd^ü^en ;  3}lan  fann  bal^er  baS  ))ofttit)e  SRed^t  aud^  bejeid^^^ 

ober  er  fd^fft  ed  nid^  unb  mad^t  e§  nid^t  erft  obli*  neu  aI8  eine  »eitere  Entfaltung  beS  9laturred^te& 

gotorifd^.  gemö^  ben  Sebürjniffen  ber  Societftt.  2)iefen  3u" 

IV.  CsifHrt  nun  ober  o^ne  S^t\\A  ein  natür*  fammenl^ang  mit  bem  92aturred^te  mu|  baS  pofi* 

laifA  Xed^t,  fo  mug  »eiter  bie  ^tage  fid^  ergeben,  tite  ^td^t  überaQ  unbebingt  f eftl^alten ;  e§  barf 

ii  lodd^  SSerl^filtnif fe  benn  baS  9laturred^t  fid^  fein3i^I  fe|en,  tt)eld^e8  biefen 3ufammen^ang 

|nm  poJttik)en  Siedete  fle^t  unb  umgefel^rt.  SDiefe  oerfennt.  S)ie  ©efeQfd^aft  ift  feine  tabula  rasa, 

gcQ^  beantmortet  ^d^  ba^in,  ba|  baS  ))ofitit)e  meld^er  burd^  bie  ))ofttit)e  ©efe^gebung  baS  SRed^t 

Sed^  bad  9biturred^t  DorouSfe^t,  unb  ba|  erftereS  erft  gleid^fam  eingefd^affen  »erben  mü^te.  S)a8 

nr  ht^  befümmt  ifl,  bie  allgemeinen  naturred^t-  9taturred^t  ift  ba  t)or  bem  pofltiDen  Siedete,  unb  an 

lid^  mrmen  auf  bie  bef onberen  Sonjuncturen  jenes  mu|  le^tereS  überall  anlnüpf en.  SS  ift  Sad^e 

vaäb  Ser^ttniff e,  bie  in  ber  Societät  ftd^  ergeben,  ber  gef e^gebenben  menf d^Iid^en  Sluctoritöt ,  ba§ 

aBiniDeiiben  imb  für  biefe  n&l^  ju  pröctfiren.  natürlid^e  Siedet  überall  }uerft  }u  ermitteln  unb  )u 

S)ie  natMid^  Sled^tSnormen  baben  nämlid^,  für  ftubiren  unb  e§  bann  in  i|rer  ©efe^gebung  )ur 

fkl^  genommen,  fletS  einen  aOgemeinen  Sb^rafter  entf))red^enben  ^nmenbung  ju  bringen.   SSerböIt 

vaib  bcgrünben  bal^  s^i^^^fl  <>ud^  allgemeine  ed  ftd^  ober  alfo,  bann  ergibt  fid^  barauS  t)on  felbft 

Se^  unb  $flid^ten.  2)ie  befonberen  Soniunc>  eine  »eitere  ^olge.  S)ad  poJttit)e  SRed^t  barf  fid^ 

tntn  ttnb  S^l^tniffe  in  ber  @ociet&t  ^nb  aber  nömlid^  nie  in  SBiberfprud^  fe|en  mit  bem  natür* 

ttatfS^Iu^  Don  ber  tnelf ad^ßen  unb  Derf d^ieben«  lid^en  Siedete.  3ened  ftnbet  in  biefem  feine  9torm, 

^  9rt  nnb  fbnnen  fomit  nid^t  burd^göngig  un«  ton  »eld^er  eS  nie  abmeid^en,  mit  ber  eS  ^d^  nie 

Buttdbot  binrd^  baS  !Raturred^t  geregelt  fein.  SoO  in  Sonflict  fej^en  barf.  SBürbe  baS  ))ofitit)e  SRed^t 

alfo  bie  fociale  Orbnung  nid^t  bIo|  in  il^ren  je  in  äBiberfprud^  treten  mit  bem  92aturred^te^ 

(Snnü^gtn  fefifleben,  fonbem  aud^  in  aOe  be«  fo  »öre  e§  nid^t  mel^r  Slnmenbung,  fonbem 

fonberen  Sonjuncturen  unb  SSerl^öItniffe  ber  ©e-  92egation  beS  le^tem.   S)a8  !Raturre($t  ifi  gött* 

feiqd^  ein-  unb  burd^gef ül^rt  »erben,  f o  erf d^eint  lid^eS  Siedet ;  »ie  aber  überl^aupt  baS  SRenfd^Iid^e 

d  afil  not^oenbig,  ba|  bie  allgemeinen  naturred^t-  mit  bem  @)5ttlid^en  nid^t  in  Sonflict  treten  barf. 

lid^  9lormen  auf  jene  befonberen  Soniuncturen  fo  aud^  l^ier  nid^t  baS  ))ofitii)  menfd^Iid^e  mit  bem 

sab  Serl^Itniffe  angemenbet  unb  für  biefe  näl^er  göttlid^en  Siedete.    2)arum  fann  aud^  fein  ))ofi- 

liräciftrt  merben.  S)ie^  fann  aber  nur  gefd^el^en  tiDe§  9led^t§gefe|  ©ültigfeit  unb  obligatorifqe 

auf  bem  SBege  ber  ©efe^gebung.   S§  mu^  eine  Jhaft  l^aben,  baS  mit  bem  !Raturred^te  in  äBiber» 

(nenfd^Iid^)  ^ctorität  bagmifd^en  treten,  »eld^e  fprud^  fielet.  2)ie  Untertl^anen  bürfen  felbeS  gar 

biefe  9[moenbung  ber  allgemeinen  naturred^tlid^en  nid^t  a(§  obligatorif d^  betrad^ten.  ©ibt  eine  menfd^«^ 

%>nnen  auf  bie  befonberen  Serl^ältniffe  in  ber  lid^e  Suctoritöt  ein  pofttioeS  9led^t§gefe|,  »eld^eg 

Socidfit  unb  bereu  nü^ere  $racifu)n  für  festere  mit  bem  92aturred^te  in  SBiberfprud^  fielet,  fo  le^nt 

ge^id^  DoQsiebt.   S)iefe  ©efe|e  nun  ftnb ,  im  fte  fid^  bamit  gegen  baS  göttlid^e  9ied^t,  alfo  gegen 

(Segenfo^  m  ben  natürlid^en ,  ))ofttit)e  ©efe|e  ©Ott  auf.  3n  bief er  Slufle^nung  barf  ibr  niemanb 

mb  begrünben  ))ofitit)e  Siedete  unb  $flid^ten  —  folgen.  S)a8»ürbe  aber  gefd^e]^en,»enn  bie  Unter« 

Dofttioed  Sted^t.  —  @o  fe|t  ba§  pofttioe  in  SBal^r-  tränen  biefem  ©efe|e  folgen  »ürben. 

^  ba§  natürlid^  SRed^t  oorauS  unb  Derpit  fid^  V.  S§  bleibt  nun  nod^  gu  erörtern,  in  »eld^em 

pile|teremin  gemiffem  Sinne  ergöngenb.  !Rid^t  SBerl^öItniffebaS^Raturred^tguräRoralfiebt.  !Rad^ 

pDox  in  bem  Sinne,  alS  Ȋre  baS  92aturred^t  eine  Rani  \)at  baS  Siedet  mit  ber  SRoral  gar  feinen 

blo^  fyiSbt  Sinrid^tung,  bereu  SOlöngel  unb  Süden  3ufammen]^ang,  beibe  finb  gang  oon  einanber  ge- 

ei^  burd^  baS  ))ofttiDe  SRed^t  aufgefüllt  »erben  trennte  ©ebiete.  S)te  Sled^tSpflid^t  ift,  an  unb  für 

mülten.  ©otteS  Sßerf  ift  überaQ  et»a§  SSoUf om-  fid^  genommen ,  nad^  Rani  obne  aCen  fittlid^en 

neaeS.  3)aS  92aturred^t  ift,  an  unb  für  ftd^  ge-  Sl^arafter ;  fte  ift  Dielmel^r  eingig  auf  ben  3»<ing 

nommen,  für  bie  Orbnung  be§  gefeUfd^afttid^en  gefteUt,  eine  reine  S^^angSpflid^t.  9htr  »eil  ber 

2^en3  DoÖfonraten  auSreid^enb ;  e§  fd^Iie^t  aOe  öu^ere  3^<ntg  ben  SRenf^en  bagu  nötl^igt,  mu^ 

Snl^tSnormen  in  ftd^.  »eld^e  für  bie  gebadete  Orb-  er  bie  SRed^tSpflid^t  erfüllen ;  ein  ftttlid^er  ©runb 

nng  erforberlid^  fitü) ;  aber  entfpred^enbe  9n»en-  ift  l^ierfür  in  feiner  äBeife  ma^gebenb.    Sbenfo 

bnag  mü^tn  fte  finben  auf  bie  f o  mannigfaltigen  trennt  aud^  bie  ©tal^rf d^e  Sled^tSt^eorie  SRoral  unb 

Coainnduren  unb  SBer^öltniffe  in  ber  Societöt.  9ted^t  t)on  einanber.   2)a§  fubjectiüe  Stl^oS  (bie 

Sab  ba  biefeS  nur  gefd^b^  fann  auf  bem  SBege  "JJloxaT),  fo  »irb  geleiert,  l^abe  mit  bem  objectioen 

ber  (Befe|gebung,  fo  mu|  bie  ))ofitit)e  Sted^tSgefe^-  ßtl^oS  (bem  SRed^te)  burd^auS  nid^tS  gu  f^affen ; 

gdog  eintreten,  um  bie  gebadete  9n»enbung  gu  beibe  feien  gang  getrennte  ©ebiete.  S)ie  ftttUd^e 


47                                   Siatutttligion  —  KoiicIttuS.                                    48 

SBtltoriinuiig  Qt^i  untnUttnuT  Don  ®oH  au3  unb  fittli^  Sßflt^t  ift,  fo  iiWDbiiit  aud^  bit  EBtdetfunQ 

ffobt  gum  Stwde,  baS  Silb  @ottee  im  SRcnfc^nt  tintS  natütli^  9)ei$tt3,  ba«  einem  lÜTtbtm  ju- 

'j(u  ei^alten  unb  jui  €ntimdIiiRg  gu  bnngtn.  S)it  flc^t,  gugltid^  eine  fittlid^e  iScifi^uibung. 

Stt^teorbnung  bagtQeti  l^be  gtoat  i^re  leitmben  S)a§  Slaturrei^t  ifl  bon  Ic^er  meißtntl^ile  )U> 

SPrincipien  in  ®oüt6  aBettorbnung ;  aber  für  p^  gleich  mit  ber  )]f)iIoiop^if^en  gt^«  be^onbelt  »w 

genommen  fei  pe  rein  menf^Kcde  Orbnung  unb  ben,  tueil  man  ber  ganj  rid^tigen  91nfi^t  mar,  bai 

oa^tt  uon  bei  {Ittlit^n  OibnunQ  gong  gti^ieben,  bie  Seljre  Dorn  ^iaturre^te  nur  ein  Stoeig  bei 

unb  bie^  }iiiar  lii  gu  bem  @robe,  ba|,  mie  oben  t>{)i'''!oi'^ii(4(n  Sl^iC  im  allgemeinen  ift.  9Qenig> 

f^on  enna^l,  boi  Slc^t  fogat  mit  bei  fittlitficn  jlens  fui^le  man  baS  Statuned^t  immer  mt^i  obn 

Oibnung  in  SBibeifheit  treten  Iflnne,  oline  feine  menigei  in  ^erMnbung  mit  bei  St^it  ju  bringen. 

tKxpflii^tenbc  Jhaft  gu  oerliertn.  —  Z)oe  ift  falfd^.  Son  neueren  Werfen,  ntldit  übet  boS  91aturted^t 

Sue  3ttä)l,  gunädg^  hau  ^aiamäjt,  vt1)t  mit  ^anbeln,  nennen  mir  OoijugSnKiferXrenbelenbura. 

ber  ünoial  in  innerem,  wefentlit^em  Sufammen«  ©oSÜiatunec^tQufbemSrunbebtrS^itS.Sujr, 

^onge  unb  ift  boBon  in  (einer  SBeife  ju  trennen,  Seipgig  1868 ;  Sßaltei,  9Iatune(l|t  unb  Sßolltil  im 

€8  leitet  flc^  W  5Iatutre^t,  mie  oben  gejeigt,  un-  öi^te  bei  ©egenraort,  2.  Sufl.,  Sonn  1871; 

mittelbar  Don  @ott  ab,  infofemeSeineifettl  feinem  CoBta-BoBBetti,  FhiloBoplii&  moralia  Ben  in- 

^^alte  nai^  in  bei  gStflie^en  ^eQigeng  piä=  stitutiotieB  ethicae  et  joris  naturae,  2.  ed., 

formiit  ip  unb  anbeierfeitS  bun!^  ben  gBttIiiJ(itn  Oenip.  1886;  S^cob.  SReqei,  @iunbfä|c  ber 

SBiUen  obligotDiifc^e  Araft  er:^lt.    SSenn  aber  Sittlic^Ieit  unb  bcB  9{t(f|te,  Sieibuig  i.  99. 1868 

biefefl,  bann  ift  e«  @otte§  affine,  ba^  iebeimonn  (S)ieenc9dicaSßapflSßiua'IX.tiDm8.a)ec.l864, 

bie  !ßfli<i^ten  eifüOf,  toeli^e  ben  natüilii^en  Siebten  Sfl-I^;  Sattirein,  DOIotaltitiilof op^ie ,  2  ^be., 

«nberet  ent[pr«j&en.  ©otteS  aSillen  ju  get)oi^  Srieiburg  i.  S.,  2.  »ufJ.  1893.)        [©1B41.] 

i{I  ober  jittli^e  ^flic^t.  t^oIglidEi  ifl  lebe  natOi-  Slafttttenflimt,  f.  Steligion. 

lU^e  ÄecgtSpfli^t  olg  \oiä]t  ourf)  ((f)Dn  fittlicde  "glmttems,  3o:^anntS,  fle^  be9  cononi- 

5ßflid6t ;   biefei  flttlidie   Ufiiiratler   ift  Don  i^i  fd^en  Wertes  unb  floiqlei  bei  Uniwrfität  iüMn- 

fc&Ie(%tetbing3  ni^t  ju  trennen.  Slemnai^  fc^Iägt  fltn,  ifl  not  9lllem  belannt  al6  ffierfoffer  ein« 

011$  bie  natürtid^e  Ke^tSoibnung  mefenllii^  in  S^ronit,  beS  „@roBen  S9uc^e8  Bon  iiibingen', 

bie  natüilii^  fittlitde  SDeltorbnung  ein;  fie  ift  mie  ^e  fpatei  genannt  mürbe.  3iaucteru8  ip  bie 

nur  ein  S^eil,  ein^iwiß  bei:  notürlic^m  fittltdden  grJtcifiite  ^orm  beS   bcutfd(|en  9Iamen3  !8cigc 

Oibnung.  3n  ber  5ti|nt  ^at  baS  fittli^e  ®efcg  (gS^rmann),  megtialb  bie  in  Siebe  flt:^enbe  $er* 

bie  Seflimmung,  ba^  ^anbeln,  unb  jiuai  allc€  fSnlid^teit  audd  bei   „SQergtnbanne"   ^ie|.    Si 

^onbeln  bei  !D7enfc^en,  obligatoiifc^  ju  legtln  in  flammte  ouS  einem  niebem  ^belSgefd^Ie^te  in 

ber  SidEitung  auf  feine  ewige  Stpimmung.  ^olg-  ©cfiltiüben.  3*it  "'i*'  ^^  f^uff  ®iburt  Bie  frin 

l\ä)  lann  auc^  ba8  feciale  ©anbeln  bei  fflenf^en  ganjeä  Sugenbleben  bleiben  bunfel;  nad^  gemöbi' 

l(tlert)Dn  nid^t  auSgefc^lnffen  fein.  Sei  Wtn]ä)  fielet  licfier  Slnna^me  Hmi  er  gegen  1430  in  ber  Slä^e 

in  ber  (Sef^f^aft,  ift  ton  <l}atui  aus  gum  fodalen  &on  Siübingtn  geboren.  3ni  2t.  1450  eifd^eint  er 

Seben  be^mmt ;  er  mu|  alfo  oue^  In  fodalei  9tiii^-  als  Sedier  beS  @rafen  Sber'^rb  Oon  9Büitemberg> 

tung  t^tlg  fdn,  unb  biefe  X^Stigltit  tonn  glei^'  Uioc^,  bann  (1460)  als  ^mpft  am  €oIIegiat|lift 

falls  in  le|Iti  S^nflong  nur  auf  bie  Snei^ung  fei-  gum  %  ffreug  in  Stuttgart,  1476  als  ^fonei  gu 

ittr  ewigen  €nbbeftimmung  gerichtet  fein.  Solgli^  ©laclen^eim  inbei§erit(i6aftUra[5;  1477  würbe 

finb  ou^  bie  notüili^n  SReS^tSgefeJe,  welche  fein  ei  Sebici  beS  canonifc^  ated^tS  unb  1478  Hang- 

{otioIeS  ßeboi  legeln,  in  lettei  änftang  auf  bitfeS  ler  ber  eben  gegrünbeten  Uniüerfilät  34lbingen. 

3lel  ^inwoAnet.  SBenn  aber  blefeS,  bann  ^abtn  ginigemol  tritt  ei  fpfltei  nod^  in  ©efd&äften  be« 

fle  oHi^  öl  9lü<ffid^  auf  bief en  ibren  ^bc^flen  3medr  @rafen  ßbei^rb  auf,  btffen  @un^  er  f ortwa^ienb 

einen  ^ttli^cnS^rter.  weilte  ber  Onenfd^md^t  befoi  Sr  fc^IoHein  Seben  ^odEibetagt  um  1510. 

übertreten  fann  unb  baif,  o^nc  fehtet  ewigen  Snb*  —  S)ie  fif)on  emijl^nte  S^ronif  erfd^ien  öffcntlid^ 

bcfÜmmung  oeiluftlg  gu  ge^tn.  ßs  i^  alfo  ebi-  erf]  1516  unter  bem  Xitel  Uemorabilinm  onmis 

bent,  bog  baS  3^atuirect|t  mit  bei  SJtoiol  in  We-  aetatis  et  onrnium  gentium  chronici  commen- 

fentlid^em  3uf^int"en^ge  fie^t,  unb  bag  )ebt  tarii  a  Joaime  Nauclero  . . .  digesti  in  an- 

notüilid^  atec^tStipid^t  guglei^  [ittli<^  m.iäfi  num  Baluüa  MS.  @ie  fönte  ein  ©ammelUKtt 

ift.    ^lum  tonn  man  oui^  baS  SBcfenbepm-  über  bie  gange  aBeltgef^it^''  f^^t  "xb  uuibe  in 

mtnbe  beS  Sted^teS  im  llnterf(^iebe  Don  ber  SRoral  bem  Sinne  fpSttr  oon  ißeif^itbenm  fortgef^t. 

ni^t  in  ben  ^manQ  fekn,  3)er  Swong  ottf)&\t  DJauderuS  ^atte  biefelbe  auf  ben  SßJunfd^  Äoifet 

P^  gum  Se^te  nur  acteffoiifcti ;  ei  ifl  blo6  moti-  SDIajlmillana  I.  begonnen  unb  tot  bem  ßrfd^einen 

öirt  imä)  bie  UnOerlefelic^Ieit  beS  IReibteS  unb  in  SteunbeSfieifen  beieitS  befannt  gemad^t.   @ie 

burt^  bie  Siot^wenbigteit ,  bie  fodale  Oibnung  ift  aber  fcfion  not  bem  Öffentlid^en  gifd^einen  uon 

aufit^tgueifialten ,  unb  mu|  folglid^  nut  bann  einem  ^nbctn  bun^gefebcn  unb  ergängt  werben, 

eintreten,  toenn  jemanb  eine  !RedE|tSppid^t,  beten  wobl  nii$l  Don  We1an(^l^on,  fonbem  oon  bem 

SrffiUung  fäi  ben  geborten  3ioed  erforbetli^  ijl,  ^iifdgauet  3Iti^^  ^licoIouS  EBafeniuS,  ber  aaif 

nic^t  fttiwinig  aus  fittlli^em  S^otlD  erfüllen  wÜL  bie  eifle  goitfe^ung  fd^tieb.   SloS  SBÖt  erfreute 

SDie  bann  iebe  natürlli^e  ^ed)tspfli$t  gugleid^  eine  fid^  gio^en  Slnfe^enS  unb  ifl  mistig  ni^t  fowo^^I 


49 


9laumbur9«3eiJ  —  Slaufeo. 


50 


aÜ  fdbfiftiibige  VtMt,  beim  9Iaud[eru8  i|l  nur 
b^rOotor,  f  onbem  olS  SRaterioIienf ammlung  qu8 
mekii,  ^am  %S^  für  uns  Derlorenen  ©efd^^tS- 
48eflm  bc8  aRütdatter«.  SBol^Itl^uenb  berul^rt 
cC  bobei,  bag  9taucleru8  als  treuer  Snl^önger 
m  Attifer  unb  9tei$  toie  t)on  $o)){i  unb  JKrd^e 
of^emt,  ober  ou^  ein  offenes  9uge  für  beffe« 
nngBbebärfttge  €<l^öben  l^t.  Sej^tereS  jeigt  auä) 
friae  CQumißif d^  @<^ft  Tractatus  de  Symonia 
editOB  a  Joh.  Nauclero  vulgaritur  Vergen- 
banaa  nimenpato,  8.  L  1500.  Sin  anberer 
Xrodot  über  ^raq/tn  beS  canonif d^en  9iec^tS  (93er« 
WBbimgSred^  ber  gftfi^te  eines  SeneftdumS)  be« 
fiibet  fä^  l^oibfd^r^id^  auf  ber  Xtibinger  Untoer- 
fitiMbibliot^  S)ie  Unterführungen  über  bieSl^ro* 
BBbcS9laudertt8  pb  erfl  t]^lu)eife  abgef d^IoHen. 
(Sgl  9xUfy  äood^m,  So^onneS  SloucIeruS  unb 
feine  e^nmif,  (Söttingen  1874,  ba)u  bie  Siecenfion 
ii6^»  ßifL  3eitf<Srift  XXXIV,  1875, 423ff., 
mb  ocrfd^eb^ne  9rtifel  in  ben  t^forfd^ungen  }ur 
bentf^en  ©cfd^.  XVm,  57  ff.  XXm ,  595  ff. 
XXVI,  188.  Raxl  ©teiff,  ©er  erfte  ©ud^brudf 
ii  Znbtngen,  Xübingen  1881,  62  ff.  128  ff.  unb 
210  ff.,  gät  bie  t>erf$iebenen  ausgaben  ber  Sl^ro- 
ntf  an.  3nm  (Skntgen  f.  ffilgem.  beutfd^e  93iogr. 
XXin,  296—298.)  [«.  gffer.] 

9bnrait«g-^d^  oufj^l^obeneS  SiStl^um  in 
€ad^^  timrbe  968  als  SuffraganbtStl^um  t)on 
Hogbcburg  unter  ben  nftmlid^en  Umfiänben  mit 
bdl  leitete  (Dgl.  b.  9rt.)  gegrfinbet.  SS  umfaßte 
8  (Baue  imb  tmirbe  begrenjt  burd^  bie  (Sebiete  ber 
SÜf^iiiier^Ibtrfiabt,  !Dlerfeburg,anei|en,  $rag, 
legeiiSbnrg,  Somberg  unb  SRoin}.  Srfter  IBifd^of 
mx  ber  9mebictiner  ^ugo  (geft.  979),  ber  Sd^fi- 
kr  bcS  Sr^bifd^ofS  Smilbert,  oon  bem  er  bie  IBi- 
f4ofS&)ftbe  empfing.  @i|  beS  Sifd^ofS  mar  an» 
Kngüd^  3^4;  tt>eil  aber  bie  ßtnföue  ber  SBenben 
imb  Sö^men  biefen  Ort  )u  fel^r  gefö^rbeten,  fo 
vnrbe  mit  3uftitnmung  beS  $a))fteS  1032  ber 
€i|  bcS  9if4lofS  nad^  9Iaumburg  »erlegt,  meldten 
Crt  bie  Vlotf grof en  ^ermann  unb  SdFarb  IL.  bem 
fH^t^ume  fd^enften,  nad^bem  er  befeftigt  unb  mit 
^nmlegien  ouSgefiattet  mar.  ©ie  Sinfünfte  beS 
SiSt^umS  moren  onfanglid^  3(^nten;  im£aufe 
ber  3tü  fotnen  Diele  Sd^enfungen  l^in^u.  Unter 
9ü4K>f  CoboIuS  (geft.  1045)  mürbe  ber  Sau  beS 
prik^gen  2)omeS  )u  Staumburg  begonnen.  93i» 
t^  Sber^rb  (ge^.  1078),  oon  C^einrid^  IH. 
ciBQefe|t,  mor  pmeifi  am  faiferlid^en  ^ofe;  er 
^  |n  ^inrid^  IV.  gegen  Tregor  VII.,  mos 
bem  @äfte  Diele  faifedid^  Sd^enfungen  einbrad^te; 
bogegen  mar  fein  9iadrf olger  ©untl^er  (geft.  1089) 
eil  ^reunb  beS  $a))fteS.  Sßalram  (geft.  1111), 
Ben  flittifer  eingefe|t,  Derfa^te  ©d^riften  für  beffen 
€ad^,  bie  ber  1^1.  Snfelm  Don  SanterburQ  burd^ 
«egenf^riften  miberlegte.  ©ietrid^  I.  (geft.  1 123), 
cia  frommer,  apoftoUfd^er  SRann,  grünbete  bie 
filfiper  Sofau,  €t.  &tpfym  m  3ei^  unb  au  Stifa. 
Gn  inifi^j^  SBenbe  ermorbete  ipn  im  fflofter 
IMos.  Unter  Ubo  L  (geft.  1147),  bem  gfreunbe 
M  ^  9l(nrbert,  Dermel^rten  fid^  bie  fflöfter  im 


@tift.  Sin  bebeutenber  SRann  fomol^I  im  Sleid^ 
oIS  in  feiner  ©ibcefe  mar  93if dfiof  gngell^arb  (geft. 
1242),  unter  bem  bie  i^franciScaner  an  mel^reren 
Orten  berfelben  fld^  anflebciten.  ©d^u^l^erren  beS 
SiStl^umS  maren  ton  Slnfang  an  bie  ^arfgrafen 
Don  SRei^en,  bie  |ebod^  aU^u  oft  il^re  93efugni| 
überfd^ritten.  Unter  SngeH^arb  unb  feinen  9tad^« 
folgern  ®ietrid&  n.  (geft.  1272)  unb  SWeinl^er 
(geß.  1280)  mürbe  baS  IBerptnig  beS  @d^u|- 
l&erm  jum  ©tif  t  georbnet ;  SReinl^er  erlangte  mir!« 
lid^e  SanbeS^ol^eit  für  ben  Sifd^of.  S)ie  beiben 
f olgenben  Sal^r^unberte  bieten  feine  befonberS  be« 
merfenSmertl^en  (Jreigniffe  im  Stift.  S)er  Sifdjoj, 
meld^er  für}  Dor  ber  SReformation  regierte,  309. 
Don  ©d^önberg  (gefk.  1517),  ffil^rte  fein  priefter- 
lid^eS  Seben,  in  meltlid^en  S)ingen  aber  mar  er  ein 
guter  f^fürft.  9tad^  feinem  Xobe  möl^tte  baS  Sa- 
pM  ben  Sifd^of  Don  greifing,  $l^Ui)))),  $fal)- 
graf  }u  SRl^ein  unb  dergog  Don  Sägern  (geft.  1 541), 
meldte  ^affi  ber  ffutfürft  f^friebrid^  unb  ^erjog 
©eorg  Derlangten.  2)a  biefer  Sifd^of  feiten  in 
9taumburg  mar,  f  onnte  bie  lut^erifd^e  Sieformation 
um  fo  freier  il^ren  Sin^ug  in  baS  SiStl^um  galten. 
9taumburg  mar  fd^on  1588  faft  gan}  proteftan- 
tifd^  gefinnt;  in  3ci|  W^^  f^4  ^^^  fatl^olifd^e  Partei 
langer.  93on  ®emaltma|regeln,  meldte  ber  Sifd^of 
gegen  bie  Steuerung  anmenben  moHte,  mal^nten 
feine  Statine  5U  3ei|  il^n  ab.  %S  er  fiarb,  ^atte 
baS  Sutl^ert^um  im  ©tift  bie  Oberl^anb.  S)er 
ffurfürft  3o]^ann  Ofriebrid^  Derlangte  nun  Dom 
Somcapitel  bie  SBal^I  eines  $roteftanten  gum 
Sifc^of ;  biefeS  mä^e  jebod^  benfat^oIifd^enSDom« 
propft  3uIiuS  Don  ^flug  (Dgl.  b.  9rt.).  S)arauf 
fe|te  iener  IRicoIauS  Don  SlmSborf  (f.  b.  9lrt.) 
jum  SSifd^of  ein,  ben  Sut^er  befanntUd^  in  feiner 
SBeife  orbinirte.  ^f[ug  bagegen  mürbe  Dom  flai« 
fcr  in  @d^u|  genommen,  1545  mit  bem  ©tift  be= 
lel^nt  unb  na(|  ber  ©d^Iad^t  Don  aOWil^lberg  (1547) 
in  fein  SiStl^um  eingeführt.  S)ie  Derf^iebenen 
SBerfud^e  beS  neuen  Sifd^ofS,  ben  Jtatl^oIictSmuS 
in  feinem  ©tift  mieberl^erjufteHen,  fd^Iugcn  fel^I. 
@r  mar  ber  Ie|te  Sifd^of  Don  92aumburg.  9lad^ 
feinem  Sobe  (1564)  mürbe  Don  ben  proteftanti« 
fd^en  ©(^ujl^erren  ein  9lbminiftrator  eingefe^t;  baS 
©tift  mürbe  jum  ^er^ogtl^um  ©ad^fen»3«6  für 
eine  ©eitenlinie  beS  regierenben  §aufeS  Don  ffur« 
©ad^fen.  9luS  biefer  ging  ©l^riftian  ?lugufi,  §cr« 
sog  Don  ©ad^fen-3eij  (f.  b.  Srt.),  l^erDor,  ber  1691 
jur  fatl^olifd^en  ftirdje  jurüdRel^rte  unb  fpäter  93i- 
fd^of  Don  ^aah  unb  Sarbinat«$rimaS  Don  Ungarn 
mürbe.  3n  ben  ©tobten  Jlaumburg  unb  3cit  ft«b 
erfi  burc^  ben  SonifatiuSDerein  mieber  fatl^olijd^e 
SKifftonen  gegrünbet  morben.  (SSgl.  SepfmS,  ®e- 
fd^id^te  ber  »ifd^öfe  beS  ©o^^Pif^S  9laumburg, 
Naumburg  1846;  Pauli  Langii  Chronica  Nura- 
bürg,  bei  Mencken,  Scriptt.  rer.  Genn.,  Lip- 
siae  1728,  ü,  1  sqq.)  [ffiofer.] 

^attmflitrgft  ^fät^enfag,  f.  Sommenbone 

m,  696  f. 

9:aiifea,  griebrid^,  Sifd^of  Don  SBien,  ein 
Dielfcitigcr  ©^riftfteHer,  mar  geboren  1480  (?) 


51 


9iaufea. 


52 


ju  SBaifd^enfelb  (Blancicampium)  im  el^emaligen 
^od^fttft  93ambera  alS  ber  ©ol^n  be§  SßagnerS 
Stau  (®ratt)e,  Sroe,  latinifitt  Nausea,  t)on 
grauen).  Seine  erften  Stubien  mod^te  er  oermutl^- 
lic^  an  ber  Samberger  Somfc^ule.  3^ifd^en  1511 
unb  1514  fd^eint  er  unter  Sol^ann  SoddlöuS,  bem 
Stector  ber  Schute  bei  @t.  ©ebalb  in  9lümberg, 
als  ^öbagog  gemirft  unb  baneben  befonberS  Xl^eo» 
logie  ftubirt  }u  l^aben.  Sßäl^renb  {eines  Slufent* 
^alteS  in  Bamberg  ttHxr  er  mit  bem  fürftbif^öfUc^ 
bambergifd^en  ^ofmeifter  ^ol^ann  ton  Sd^marjen» 
berg  unb  ^ol^enlanbSberg  in  93erü]^rung  gelom* 
men,  unb  al§  biefer  feinen  @o]^n  $auC  Sanoni» 
cuS  in  ^Bamberg,  SBfii^burg  unb  Rbln,  auf  bie 
Uniterfität  in  Seip^ig  fanbte,  gab  er  ibm  IRaufea 
als  Segleiter  mit;  le^terer  ift  1514  al§  Frideri- 
cus  Grawe  de  Weiszenfeldt  in  bie  SRatrifel 
eingetragen.  Sßöl^renb  er  bort  meiter  ftubirte, 
mirfte  er  gleid^^eitig  aud^  als  Seigrer.  ^18  $aul  oon 
Sd^ttarjenberg  1518  bieUnioerfttat^abuabejog, 
begleitete  il^n  !Raufea  oud^  bortl^in.  Sin  ba» 
felbft  1519  (2.  aufl.  SSenebig  1521)  oeröffent- 
üd^teS  ©ebid^t  in  179  SMfHd^en  über  bie  ^aupU 
totxft  beS  SactantiuS  (Disticha  in  omnia  capita 
omnium  libronun  Lactantii)  ift  ton  ben  $ro« 
fefforen  OutntianuS  @toa  unb  $etru8  @eorgiu§ 
el^rentoO  betormortet.  3m  3uti  1521  l^abilitirte 
ftd^  92auf ea  ju  $abua  als  Seigrer  ber  $oetiI  unb  Stj^e« 
toril  unb  begann  }ugleid^  furibifd^e  @tubien.  S)ief e 
mürben  aber  ^eitmeilig  unterbrochen  burd^  I&ngere 
{franl^eiten,  meldte  er  in  einem  ber  SRutter  @otte§ 
ton  9llt5tting  in  bemütl^igem  Vertrauen  gemib- 
meten  ©ebid^t  ton  60  2)iitid^en  fd^ilbert.  Siner 
Stetige  ton  fd^önmiffenfd^aftlid^en  ^bl^anblungen 
folgten  ton  1523  an  mel^rere  juribifAe.  3m 
@ommer  biefeS  Sal^reS  erl^ielt  er  baS  3)octorat 
ber  3uri8))ruben) ;  baneben  l^atte  er  immer  aud^ 
tl^eologifd^e  Stubien  betrieben.  Sßann  er  bie  $rie« 
ftermetl^e  em))^ng,  ift  nid^t  in  eruiren.  Salb  öff* 
nete  fid^  für  iRoufea  ein  meiterer  SßirfungSfreiS. 
31IS  fein  ®önner  Sarbinal  SaurentiuS  Sampeggi 
(f.  b.  art.  n,  1779,  4)  im  ®ecember  1523  mit 
bem  SiStl^um  ^Bologna  betraut  unb  aI8  püpfilid^er 
Segat  5ur  Beilegung  beS  9lef ormationSftreiteS  nad^ 
S)eutf (|lanb  gefanbt  mürbe,  rief  biefer  ben  aüfeitig 
geleierten  9laufea  als  Secretör  an  feine  Seite.  9luf 
ber  Steife  ton  Bologna  nad^  9lümberg  (19.  fSfe« 
bruar  bis  14.  SOtörj  1524)  mad^te  9laufea  einen 
Sbfted^er  nad^  Bretten  in  ber  ^fal)  unb  fud^te 
tergeblid^  ben  bort  in  feiner  SSaterftabt  meilenben 
SOteland^tl^on  mieber  für  bie  JKrd^e  5U  gemimten. 
3u  9htmberg  arbeitete  9laufea  in  Sam))eggt'8 
Auftrag  eine  für  ben  l^eiligen  Stul^I  beftimmte 
Seleud^tung  ber  100  ton  ben  @t&nben  eingereid^ten 
Gravamina  auS  (erft  1538  in  jfdin  gebrudCt),  in 
meld^er  er  mit  großer  Sfreimütl^igfeit  SRi^bröud^e 
bejüglid^  ber  S)iS))enfen,  Slblöffe,  Serleil^ung  ton 
95eneficien  :c.  rügt  unb  ^Ibf^affung  ber  SKife» 
bröud^e,  nid^t  aber,  mie  bie  !Reuerer,  ber  firc^- 
Ud^en  Sinri4itungen  fe(b{}  forbert.  Sin  ber  Sb* 
faffung  ber  ton  Sampeggi  am  7.  3uli  1524  ter- 


öffentlid^ten  Constitutio  ad  removendos  abusus 
et  ordinatio  ad  cleri  vitam  reformandam  in 
35  Srtifeln  (Schannat-Hartzheim,  Conc.  Germ. 
VI,  Colon.  1765, 196  sqq.)  l^at  5Raufea  iebenfattS 
l^ertorragenben  Slntl^eil  gel^abt  Stad^bem  Sam« 
peggi  im  3uli  )u  StegenSburg  eine  Sefpred^ung  mit 
einigen  lat^olif  d^en  ^eid^Sftönben  gehabt,  begab  fid^ 
9taufea  mit  il^m  nad^  SBien;  l^ier  ernannte  il^n  Der 
Sarbinal  iwc  Slnerfennung  feiner  auSgegeid^neten 
äJerbienjte  mit  ))ö))ftUdeer  SoQmad^t  am  14.  Sep- 
tember jum  Comes  palaidi  Lateranensis  unb 
}um  Notarius  apostolicae  sedis.  3u  Anfang 
beS  S)ecember  reiste  Sampeggi  gum  Sieid^Stag  naq 
Ofen,  mo  bie  brol^enbe  Xürfengefal^r  befprod^en 
unb  gegen  bie  ^icarben  (Sbamiten)  in  93ö]^men 
Iröftige  SRa^regeln  bef d^loffen  mürben ;  bann  be- 
gab er  fid^  aRitte  September  1525  nad^  9h)m. 
Sd^on  im  ^uguft  mar  IRaufea  bem  Sarbinol  nad^ 
9lom  torauSgereiSt,  mo  er  an  ber  Surie  Snge- 
legenl^eiten  berSeutfd^l^erren  }u  ter^anbeln  l^oäe. 
93on  Stom  nad^  ^Bologna  gurüdgefel^rt,  fanb  er 
fid^  tor  bie  äBal^I  ^ttifd^en  brei  ^frünben  gefkOt, 
bie  ton  Seutfd^Iatd)  auS  il^m  angetragen  maten: 
ber  ^farrfteQe  bei  @t.  Sartl^olomauS  in  gfron!" 
fürt,  ber  Somlansel  in  SMu)  unb  ber  Stelle 
beS  SBeil^bifdeofS  in  äBüraburg.  i&x  entfd^ieb  fid^ 
für  Sfranffurt,  obf d^on  bort  bie  f d^mierigfle  Stellung 
mar.  2)afelbfi  mar  nftmlid^  am  17.  %pxü  1525  ein 
^ufftanb  auSgebrod^en,  meld^er,  mie  ber  iBouem- 
aufrubr,  tor)ügIide  gegen  ben  99eft|ftanb  ber 
j^löfter  unb  Säfte  fid^  rid^tete.  S)ie  gegen  bie 
SBouem  im  treibe  ftel^enben  Jfurfürften  ^d^rb 
ton  Xrier,  Submig  ton  ber  $f al}  unb  ber  Stfd^of 
SBiU^elm  ton  Stra^urg,  Stattl^alter  ton  IDlain), 
fd^idften  am  19.  3uni  an  ben  SRatl^  bie  Sro^ung, 
bie  Stabt  als  (Senofftn  beS  SauemfriegeS  )u  be- 
l^anbeln,  menn  nid^t  MeS  in  ben  frül^em  Statd» 
jurüdFgefül^rt  mürbe.  S)ie^  böm))fte  aüerbingS  ben 
SücuIarifationSeifer  ber  Sürger.  S)aS  befonberfi 
bebrol^te  reid^e  St.  Sart^olomouSftift  aber  ftrebte 
in  biefer  f d^meren  3^it  für  feine  ^forrfielle  einen 
l^ertorragenb  tüd^tigen  SRann  ju  erl^alten,  unb  bot 
biefelbe  be^megen  fammt  einem  Sanonicat  9taufea 
an,  meld^er  nad^  löngerem  3ögem  acceptirte.  Sot* 
binal  Sampeggi  führte  il^n  bei  bem  Slatl^  unb 
ben  geiftlid^en^el^örben  burd^  glängenbe  Sm))f d^- 
lungSfd^reiben  ein;  allein  erft  nad^  mieberl^olten 
aRal^ufd^reiben  auS  gfranffurt  erfd^ien  er  bort  um 
SBeilnad^ten  1525.  Obfd^on  aud^  ber  faiferlid^ 
Stattl^alter  Srgl^erjog  ^^rbinanb  ein  Smpfel^- 
lungSfd^reiben  d.  d.  11.  Januar  1526  für  !Raufea 
an  ben  Statl^  rid^tete,  mad^te  er  bennod^  bort  Die 
fd^Iimmften  Srfal^rungen.  2)ie  ^räbicanten  Igel- 
ten gegen  il^n,  ber  3iai\)  terbot  il^m  bie  Jfanjel^ 
unb  ein  93oIfSau|jknb  am  25.  gfebruar  gmang  il^n 
5ur  f^ud^t  nad^  iDlain).  piti  erl^ielt  er  bie  2)om- 
))rebtgerfteDe  tmb  j^atte  jte  bis  Snbe  1534  tnne. 
9luS  ber  SSorrebe  einer  feiner  Sd^riften  gel^t  übri- 
gens lEiertor,  ba^  eS  ber  entfd^iebene  Sßunfd^  beS 
^apfteS  mar,  ber  il^n  nad^  SRain)  f ül^rte.  S)amalS 
meiite  bort  ber  junge  Sluguftinermönd^  ^ol^anneS 


53 


9tQufea. 


54 


^nrneißer  (f.  b.  9tt)  ^u  loeiterer  SluSbUbung; 
bccikbe  ^atte  an  htm  feurigen  2)om))rebigeT  ein 
loxlid^  Sorbiß)  für  feine  eigene,  fpöter  fo 
geiNülig»  $rebigtt^gfeit  unb  ftanb  lebenSlöng* 
Uf  mit  i^  in  freunbfd^ftlid^em  Srieftoed^fel 
(foBüii.  3o^.  ^offmeijler,  gfreiburg  1891, 13  f.). 
Bo^ienb  bicfer  3cit  gab  9Iaufea  eine  SRenge  oon 
fcti^m  l^erauS:  t>itx  Senturien  oon  ^omilien, 
wAdft  1540  in  5.  Auflage  erfd^ienen,  a))ologetifc^e 
SUcn,  }tDci  e^Uen  9Rarienptebigten  (1530),  Mis- 
eellanea  pro  faoris  canonicis  (1531),  e^egetifci^e 
$id>i9tm  über  bad  8u4  XobiaS  (1532),  Yariae 
de  TfSiis  variis  orationes  (1536),  gal^Ireid^e 
fccbigten  über  Steform  bed  SIeruS  k.  ^ud^  eine 
tQubfd^itfüti!^  Sammlung  Don  Sl^ronilen  über 
Sfaraqer,  SBormfer^  9Ragbeburger  unb  Srfurter 
Ocfi^ü^  loeld^  bie  9Ründ^er  |)of ^  unb  @taatö« 
»Tto^cr  (9hc  24163)  befi^t,  nnrb  il^m  suge- 
MriebeiL  3in  3. 1532  Deröffentlid^te  er  ein  notur- 
siKenfd^ftlid^  9ßerf  Libri  mirabilium  septem, 
in  »e^iem  er  gegen  bie  aftrologifd^en  Xröumereien 
aiftntt,  ober  ben  @a|  Dertl^eibigt,  ba^  ®ott  burd^ 
prodigia,  omina,  ostenta  etc.  bie  Wtn]ä}tn  auf 
gco|e  Settereigniffe  aufmerffam  mad^e  unb  )ur 
Siiebcttege.  aßöbrenb  beS  Sieid^StagS  in  Speier 
U29  ipcitte  er  bafelbft  unb  t)eröffentnd6te  oon  ben 
hoA  g^altenen  ^rebigten  Homiliae  XU  contra 
anabaptiatas  unb  fünf  ^omilien  De  vera  chri- 
lüam  hominis  institotione.  —  93et)or  er  eine 
VIk  StcOimd  befa|,  fyittt  er  t)or)ug8tt)eife  oon 
taiC^reiigef<^enfen  gelebt,  rotlä^  t)on  oomel^men 
9bmm,  benen  er  nad^  ber  Sitte  |ener  3eit  feine 
64riften  gennbmet,  gegeben  mürben.  SDiejo^I- 
ni^en  unb  tafd^  auf  etnanber  folgenben  ^ubli- 
oitionen  Ritten  aber  feine  Jfaffe  jtarf  in  Slnfprud^ 
gmommen.  Srfl  burd^  bie  Srträgniffe  eineS  äBein- 
goteS,  meld^ed  mit  einer  i^m  Derliel^enen  $röbenbe 
bei  Sancta  Maria  ad  grados  in  SRoin^  Der- 
bsten tDar^  tonnte  er  aUmälig  feine  S)rudfer- 
^ifoSbrn  becfen.  |^ierin,  fotme  in  mond^erlei  93er» 
l^ta  infolge  feiner  93ertrauen§felig!eit,  ifi  ber 
Sranb  für  feine  bdupgen  ©elboerlegenl^eiten  5u 
h^en.  Sr  felbft  lebte  fd^Iid^t  unb  etnfad^.  S)er 
9h^,  meld^  feine  pubCiciftifd^e  Sl^ötigfeit  ber 
0ird^  brad^te,  mar  aber  aud^  ein  l^inreid^enber 
0rmib  für  bie  pdpfUid^  2)i§)>en§  super  plurali- 
tale  beneficiomm.  —  Sieben  bem  Sin^u^  be§ 
£ombecan§  SaurentiuS  £rud^fe|  oon  ^ommerS» 
fclben  mag  ed  namentlid^  ba§  SSBirlen  IRaufea'S 
getoefen  fein,  meld^  ben  SRain^er  Sr}bifd^of  %U 
baäfk  oon  Sranbenburg  }u  eutfd^ieben  fird^Iid^er 
3$^ig!eit  bröngte  (f.  ob.  1, 449 ;  )ur  (Sl^renrettung 
Sbred^  DgL  feine  Siogropl^ie  ton  ©reb^,  SRains 
1892).  ftönig  gferbinanb  münfd^te  ben  geleierten 
nb  fedeneifrigen  92auf ea  al§  ^of prebiger  unb  Slotl^ 
tn  feiner  Btitt  )U  l^oben.  Sein  t^reunb,  Säifd^of 
3o(ami  gfdber  Don  SBien,  rebete  il^m  eifrig  5u,  bie 
9cnifmig  on^une^en.  Sr  aber  moUte  ^ur  Sid^e- 
omg  fcmter  Snbfiftenj  aud^  im  Se{i|  feiner  $f  rünbe 
iiRaini  bleiben  unb  begab  ftd^  mit  einem  fönig- 
%n  Smiyfe^IungSfd^reiben  ^u  SIemen§  vn.  nad^ 


9lom,  meld^er  feinem  äBunfd^emillfaierie.  ©elegent« 
lid^  biefer  Keife  erlangte  er  am  9. 3anuar  1534 
nad^  glön}enbem  S^amen  ba§  S)octorat  ber  Xl^eo- 
logie  oon  ber  fjocultöt  ju  Siena,  meldte  SBürbe 
il^m  für  feine  neue  SteOung  münf d^ensmeril^  f d^ien. 
äntmifd^en  bearbeitete  er  fein  großes  ^omilienmer! 
für  bie  beutfd^e  SluSgabe,  meldte  1535  erfd^ien. 
Seine  ^au))taufgabe  in  ber  neuen  SteOung  mar, 
oor  bem  ©ofe  bie  gaftenprebigten  ju  l^alten,  unb 
beren  l^ielt  er  t)on  ^{d^ermittmod^  bis  OfterbienS- 
tag  1535  gu  SBien  49,  im  3. 1536  ju  »nnSbrud 
50,  1537  }u  $rag  33  unb  nad^  Oftem  nod^  15, 
bie  er  mit  oerfd^iebenen  anberen  alle  im  2)ru(I 
l^erauSgab.  9tad^  ber  $rebigtfaifon  meilte  er  ge- 
möl^nUde  in  SRainj,  um  friner  9lePem))f[id^t  )u 
genügen  unb  feine  ftar!  angegriffene  (^efunbl^eit 
SU  ppegen.  Sber  eigentlid^e  Stulpe  gönnte  jid^  ber 
eifrige  9Jlann  nid^t.  Sm  27. 3>ecember  1536  oer- 
liel^  fJf|fMnanb  feinem  oerbienten  ßofprebiger  bie 
^farrei  Slfpam  an  ber  Sa^a  in  ^Rieberöfterreid^, 
bie  er  jebod^  nie  fal^,  fonbem  burd^  Sicare  oer« 
malten  lie^.  ^m  5.  ÜJidr]  1538  möl^Ite  Sifd^of 
i^faber  oon  Sßien  frinen  Sfreunb  !Raufea  }um  Soab- 
jutor,  unb  jmar  ol^ne  beffen  9Bif[en,  meil  er  öorauS« 
fa]^,  bo|  er  fid^  ungern  bauernb  an  SBien  feffeln 
iaffen  mürbe,  ^ie  iBeptigung  t)on  9lom  erfolgte 
im  SRär)  1539,  unb  }mar  mit  Selaffung  aDer 
übrigen  ^frünben  unb,  ba  er  in  SQSien  ju  prebigen 
l^atte,  unter  S)i3))en8  ton  ber  Slefibenapflidet.  Suf 
Sßunfd^  bed  J^önigS  unb  be§  $at)fted  $aul  m. 
mol^nte  9taufea  bem  SteligionSgefpröd^  in  S))rier 

1540  bei,  meld^eS  im  3uni  na^  ^agenau  unb  im 
9lotember  nad^  SßormS  terlegt  mürbe.  3n  ^agenau 
^atte  er  mit  Sod^lduS  ben  $affauer  S)ombedeanten 
Stupred^t  ton  SKoSl^eim  (f.  b.  %xt.)  ju  ter^ören, 
toeld^er  olle  Sccten  —  unb  als  f old^e  be^eid^nete  er 
aud^  bie  fatl^olifd^e  Äird^e  —  im  (Stauben  an  ßj^ri^ 
ftuS  sufammenfd^mel^en  moQte.  3n  SßormS  l^atte 
er  einen  ^ritatcongre^  mit  Sneland^tl^on  unb 
93ukr,  befJcnSSerlauf  imSanuar  1541  tm3)rud! 
erf djien.  Seine  trenifd^en  Seftrebungen,  meldte  ton 
SRand^en  al§  ^u  meit  gel^enb  be^rid^net  mürben, 
erl^teUen  toQe  SRed^tfertigung,  a(S  er  an  ba§  Sar» 
binalScoDegium  über  feine  ^l^ötigfeit  in  SQSormS 
Serid^t  erftattete.  «18  Sifd^of  gabcr  am  21. 3Kai 

1541  ftarb,  folgte  il^m  Kaufea  ol^ne  meitere  gfor« 
malitöten  al§  Sifd^of  ton  SBien,  fanb  aber  eine 
fd^mierige  Stellung.  6r  felbft  mar  jur  S^it  ter= 
fd^ulbet,  ba§  SiStl^um  o^ne  l^inreid^enbe  S)otation, 
aber  belüftet  mit  ungel^euem  Steuern,  ber  ©ifd^of 
ton  ©eiftlid^en  unb  SBeltlid^en  in  feiner  Il^ätigfeit 
gel^emmt.  3m  SRotember  1542  erl^iielt  er  ton  Sftom 
bie  grlaubnife,  burd^  einen  ©ifd^of  unter  Slfpftenj 
jmeicr  Prälaten  bie  ßonfccration  ju  em})fangen. 
9Die  S)iöcefe  mar  arg  tn  Unorbnung:  ber  §erren« 
ftonb  incUnirte  jum  ^rotcftantiSmuS,  tiele  junge 
55(beKge  ftubirien  in  SäJittenberg,  Seipjig  unb  2:ü* 
bingen  unb  brad^ten  proteftantifd^e  Scbicnftete 
mit  in  bie  §eimat,  jal^lrcid^e  auSgefprungene  ^ei= 
mtfd^e  unb  auSIönbifd^e  SRönd^e  prebigten  gegen 
bie  „®reuel  beS  $apftt|um§" ;  über  300 Pfarreien 


55 


9lQufea. 


56 


tooren  ol^ne  Ritten  unb  mürben  t)on  $räbicanten 
occu))trt.  9tQufea  aber  fd^redtte  t)or  feiner  Slrbeit 
jitrüd.  9n  jebem  Sonn«  unb  f^eiertag  prebigte 
er  im  @te|)|an§bom  t)or  jol^Ireid^en  S^l^drem. 
%iä^  in  935]^men  ))rebigte  er  gegen  bie  ^uftten  unb 
Xbontiten  (^icarben);  in  ®Iogau  liefen  fid^  nad^ 
einer  ^rebigt  aber  bie  t^firmung  einige  toufenb 
SKenfdJen,  barunter  40«  btS  SOiäl^rige,  t)on  il&m 
firmen.  IDlel^rere  2)om«  unb  SoQegiatftifte  ttänfd^« 
ten  il^n  ju  ben  31^rigen  )u  jdl^Ien;  bod^  gelang 
bie^  nur  bem  Somftif  t  }u  Olmü^.  n)o  er  ein  Sa« 
nonicat  erl^ielt.  3ur  ©«ming  be§  KleruS  fül^rte  er 
bie  $farrt)ifitationen  ein,  }ur  SBedbtng  ber  l^öuS« 
lid^en  Slnbad^t  fd^rieb  er  1542  in  beutf($er  Bpxaä^t 
eine  ßrllörung  beS  ißaterunferS  unb  Deröffent« 
lid^te  in  lateinifd^er  unb  beutfd^er  Sprad^e  eine 
$rebigt  an  baS  SDlilitär  mit  angefügten  ©ebeten. 
^eld^eS  @ett)id^t  fein  9tame  aud^  bei  ©egnem  ber 
ffird^e  l^atte,  mag  barauS  entnommen  n^erben,  ba| 
fle  mieberl^olt  93äd^er  verbreiteten,  n^eld^e  fälf d^U(§ 
feinen  92amen  trugen,  fo  ba|  er  fid^  genötl^igt Jal^, 
1546  ben  Lucubrationum  catalogus,  ein  Ser« 
}eid^ni|  feiner  äd^ten  @d^riften,  5u  oeröffentlid^en. 
3n  benfelben  fül^rt  er  aud^  eine  Stetige  t)on  tlb« 
l^onblungen  auf,  bie  tl^eilS  in  SSorbereitung,  t^eilS 
Doüenbet,  aber  nod^  nid^t  ebirt  n^aren,  fo  Libri  HI 
methodi  de  ratione  concionandi.  SI§  bie  3e« 
juiten  in  2)eutf d^Ianb  erf d^ienen,  trat  er  mit  il^nen 
in  lebl^aften  SBerfel^r;  SobabUIa  »ar  1543  in 
SSBien;  feit  1551  maren  bie  SSöter  bort  auf  ber 
flanjel  unb  an  ber  Unioerfität  f^&üq,  —  ßine 
neue  Aufgabe  f anb  9taufea  burd^  feine  Xl^eilnal^me 
am  Koncil  oon  Irient.  3ur  ginleitung  für  baS- 
felbe  ^atte  er  fd^on  1538  (Seipgig)  öeröffentlid^t: 
Berom  conciliarium  libri  quinque,  in  meldten 
er  alles,  tt)a§  berül^mte  Xl^eologen  unb  Sanoniften 
über  biefeS  Xl^ema  gef daneben,  jufammenfa^t.  SBie 
Sifd^of  t^faber  bereits  in  einer  2)enffd^rift  (oom 
4.  3uli  1536)  bem  $a))ft  $aul  HI.  empfohlen, 
}u  ben  SoncilSberatl^ungen  beutfd^e  Xl^eologen, 
unter  biefen  92aufea,  ju  berufen,  fo  gefd^al^  ba3 
ie|t  Sßäl^renb  feines  Slufent^alteS  in  SRom  gab 
er  ein  bereits  in  SWainj  begonnenes  SDBerf  l^erauS, 
Catechismos  catholicus  sex  libris  compre- 
hensus  (Rbln,  ^olio,  654  @.  mit  2)ebication  an 
^aMt  $aul  t)om  1.  Sanuar  1543),  in  »etd^em  er 
bie  ®IaubenS«  unb  Sittenlel^re  tt)ie  aud^  bie  Si- 
turgte  ber  ffird^e  a))oIogetifd^  bel^anbelt;  eS  ift  ein 
IBorlöufer  beS  Catechismus  romanos.  SBeitere 
3eugen  feiner  Xl^ätigfeit  als  Sonfultor  finb  bie 
oodd.  11095  unb  11096  ber  aRünd^ener  ^of« 
unb  @taatSbibIiot^ef,  meldte  eine  gro^e  3q^I  t)er« 
fd^ebener,  baS  Soncil  befd^ftigenben  fragen  be- 
jubeln. Oferbinanb  l^atte  bereits  1542  9taufea 
SU  feinem  Orator  beim  SoncU  ernannt ;  aber  tro^ 
»ieberl^olter  SRal^nungen  Don  @eiten  beS  ^apfieS 
)5gerte  Ütaufea,  auf  SBunfd^  beS  JfaiferS,  ben  erften 
@äungen  besfelben  beigumol^nen.  3m  %  1545 
Deroffentlid^te  er  fogar  in  SBien,  lebenfaUS  nad^  ber 
Sntention  (jerbinanbS,  eine  ©d^rift:  Super  deli- 
gendo  fnturae  in  Germania  Synodi  loco  cata- 


crisis,  in  meld^er  er  unter  S)artegung  fkiunenS« 
mertl^er  geograp^ifd^er,  topograpl^if^er  unb  l^ijtori« 
fd^er  J(enntnif[e  bafdr  eintrat,  ba|  baS  Soncil  in 
S)eutfd^Ianb,  unb  ^mar  entmeber  in  fföln  ober,  Be« 
f onberS  megen  beff en  centraler  Sage,  in  SiegenSburg 
gel^alten  merben  möge.  Srft  als  Julius  m.  boS 
Soncil  mieber  nad^  Orient  berufen  unb  ben  1.  ÜRai 
1551  als  SrSffnungStag  beftimmt  l^otte,  erfd^ien 
!Raufea  am  30.  Sluguft  bafelbft  unb  ilbergab  tat  ber 
12.  @i|ung  (ber  2.  unter  3uHuS)  am  1.  September 
fein  ananbat  alS  Orator  beS  römifd^en  JfbnigS 
(Theiner,  Acta  genuina  C.  Trid.  I,  Zagrabiae 
1874,  486).  3n  ber  (Seneralcongregation  Dom 
21.  September  fprad^  er  auSOpportunitätSgrünben 
für  bie  ®  eftattung  ber  Kommunion  unter  be^en  ®e- 
ftalten,  moburd^  S)eutfd^Ianb  leidster  ^ur  fird^Iid^en 
Sinl^eit  jurüdFgefül^rt  merben  fönne  (1.  c.  508  sq.); 
in  ber  tom  6.  Odober  betl^eiligte  er  fid^  lebl^ft 
an  ber  Debatte  über  bie  t^formulirung  ber  canones 
über  bie  ^eilige  Sud^ariftie  (1*  c.  522),  unb  bie 
befinitioe  Raffung  berfelben  bemeist  bie  l^ol^e  9d^ 
tung  ber  SoncilStöter  Dor  9taufea^S  bogmatifd^ 
unb  ftiliftif d^er  ffritif .  3n  ber  @eneraIcongregation 
Dom  20.  92oDember  mad^te  er  Derfd^iebene  emen- 
birenbe  SSorfd^Iöge  bejüglid^  ber  S^ffung  ber  Ca- 
nones über  bie  ©acramente  ber  Su^e  unb  ber 
legten  Oelung  (1.  c.  593).  3n  ber  Dom  7.  3a- 
nuar  1552  l^ielt  er  einen  längeren  IBortrag  über 
baS  ^eilige  SRe^opfer,  bef  onberS  jur  IBertl^eibigung 
ber  ^riDatmeffen  Q.  c.  637).  S)ie  Beteiligung 
an  ber  S^ffung  ber  canones  de  sacrificio  missae 
et  sacramento  ordinis  mar  feine  Ie|te  Arbeit 
(£r  ftarb  am  6.  f^februar  1552  alS  Opfer  beS  in 
irient  l^errfd^enben  fJicberS.  Sein  Sefiament, 
weld^eS  er  am  3.  gfebruar  münbUdJ  erHörte,  iji 
uotarieQ  Dom  8.  gfebruar  battrt.  3)ie  SoncilSaden 
berid^ten :  Die  sabbati  6.  ejusdem  mensis  Fe- 
bruarii  obiit  Tridenti  Fridericus  Nausea  ep. 
Vienn.,  orator  regis  Bomanorum  in  condlio, 
vir  optimae  vitae  et  spectatissimorum  momm, 
ac  scientiae  omnis  generis  admirabilis :  qui 
multa  pro  fide  catholica  contra  haereticos 
hujus  temporis  scripsit:  cujus  anima  requies- 
cat  in  pace  (1.  c.  652).  ^n  ber  Seid^enfeier  be« 
tl^eiligten  ftd^  fämmtlid^e  SoncilSDöter^  mit  9u8- 
nal^me  beS  edranften  Segaten.  Seine  Seid^e  mürbe 
nad^  SBien  überfül^rt  unb  feinem  Sßunfd^e  gemft| 
in  ber  Satl^ebrale  beigefe^t.  Sin  Oelgemölbe,  mel- 
d^eS  il^n  als  ^rebiger  barfteUt,  malert  bie  Srinne« 
rung  an  il^n,  mie  aud^  eine  ber  Süften,  meldte  bie 
(S^orftül^Ie  gieren.  Sie  trägt  bie  Ueberfd^rift:  Fri- 
dericus Nausea,  nonus  Episcopus  anno  1588 
—  baS  Sal^r  feiner  ßmennung  jum  (Soabiutor.  3tt 
feiner  »aterjlabt  SBaif d^enf elb  lic^  er  laut  3nf d^rift 
im  3. 1550  auf  feine  Jfoften  ben  Sl^or  ber  ^forr- 
fird^e  neu  erbauen  unb  ftiftete  bort  einen  äal^rtag 
unb  ein  Keines  j^apital  gur  Unterftü^ung  ber 
Sinnen.  SS  folgte  il^m  ber  9htf  eines  9RanneS 
Don  mufterl^aften  Sitten,  großer  SBol^Itl^ätigfett 
unb  Sereitmilligfeit  gu  iebem  SBer!  ber  9läd^ften« 
liebe,  Don  au^erorbentlid^em  ^tx%,  umfaffenber 


57 


9lat)arra  —  9lajo8. 


58 


Sck^cjamteit,  ^lü^enbem  @<eleneifer.  ftreng  fird^- 
li^cm  6imi,  cmed  SRanneS,  ber  Don  Siom  ftetS 
all  chR  @äule  ber  JKr^e  in  SDeutjd^Ianb  ae* 
\^  tnnbe.  (Sgl.  SRe^ner,  griebri^  92aufeQ 
Ol  Saifd^eO),  Sifc^of  t)on  SBien,  StegenSburg 
18S4.)  [SBeber.] 

IbUMm,  $etru8  be.  aRoroIifi,  Don  ®eburt 
cm  €|Nmtec,  beffen  SebenSumfi&nbe  unb  XobeS* 
jo^r  imbebnmi  fuib,  f d^eb  De  ablatorum  resti- 
tntioDe  in  foro  conscieniiae  LL.  IV  in  2  yoVL, 
LagiL  1594,  Brix.  1606,  ein  3Ber!,  n^etd^eS  nad^ 
bOB  3«^l  9lic  Sntonio'S  (Bibl.  Msp.  nova  U, 
220)  in  leiner  3^t  Diel  gebrandet  tturbe  unb  ie|t 
io4  mi^  o^e  SBert^  tjL         [gurtet  S.  J.] 

LSaltl^afar,  {panif  d^er  S)omi' 
;  lebte  }u  Anfang  bed  17.  Sol^rl^unbertS.  3u 
Uada  eifidrte  et  bie  l^ilige  @d^rift  unb  nmtbe  in 
StBoboIib  mit  bem  erjpten  Sel^rftul^I  ber  Xl^eologie 
bctnmt  Sr  l^tnterlie^  Gontroyersiae  in  d.  Tho- 
nae  ei  ejus  scholae  defensionem ,  Yaldol. 
1605—1634,  8  foL,  bie  jid^  mU  ben  erften 
64  M.  bed  1. 3:^eiß  ber  Summa  beS  f)l  Xl^omoS 
bcfalfeii.— 93erfd^icbenDoni]^mift2.S)ominicu§ 
Jeibinonb  SlaDorrete,  geteöl^nltd^  t^fernan- 
bc}  genannt,  ebenfaIl82)omtnicaner.  2)iefer  mürbe 
gehmiin^efLafielinSItcaftilien.  Obtt)o]^Ii]^mbie 
afm  t^Iogifc^  Sel^angeln  ©ponienS  in  9lu8- 
Mt  Pimben,  gogen  i^n  mel^r  bie  9Ri{{ionen  unter 
beaf^eiben  an.  6o  fegelte  er  mit  27  feiner  OrbenS- 
kaet  1646  ob^  langte  ober  über  SDlesico  erft  am 
2S.  3ind  1649  auf  ben  $j^ili))))inen  an  unb  er« 
lUt  ^  metjl  SLuftrag,  bie  Xl^eologie  }u  leieren. 
Siilb  iinin>e  i^m  ber  Unterrid^t  ber  Reiben  unb 
SeabeU^en  übertragen ;  im  3. 1659  fe|te  er  nad^ 
Otooio  über,  unb  nad^bem  er  bie  d^inefifd^e  Sprad^e 
edenxt  bcttte,  n^ibmete  er  ftd^  mit  aOem  Sifer  ben 
^inejifd^  SRifftonen.  3nf olge  be§  @turme§,  ber 
OB  3. 1665  unber  bie  d^ftlid^en  aRifponen  (o3» 
bm^r  nnirbe  er  mit  {o  Dielen  ^nberen  relegtrt  unb 
in  Smiton  intemirt  unb  fud^te  fid^  nun  ttenigftenS 
banl^  @d^ften  für  bie  ^Verbreitung  unb  bie  Se* 
fe^gimg  be^  ®liauben8  in  ienen  Sönbem  nü|tid^ 
jB  nod^  2kl  aber  bod^  feine  Xl^ötigfeit  gel^emmt 
iDor^  begab  er  ftd^  nad^  9lom,  um  im  Sntereffe  ber 
Stt^lion  bafelbfl  Sendet  ^u  erftatten.  Sr  txtoaxb 
b^  bei  biefer  @elegen]^eit  fo  fel^r  bie  Sld^tung  be§ 
(eißgen  Saterd  unb  ber  Kongregation  de  propa- 
guida  fide,  ba|  Sarbinal  Ottoboni,  nad^maliger 
$apß  «lejanber  vm.,  il^n  »um  Sifd^of  für  jene 
!Rif^  Dorf (^lug.  Sr  fc^Iug  bie  SBürbe  ^mar  au§, 
aber  nod^  feiner  9iüd9e|r  nad^  Spanien  fonnte  er 
ber  Smennung  gum  Si^bifd^of  Don  @t.  2)omingo 
ai^t  entgeh  (1677).  3nt  folgenben  Saläre  begab 
er  fi^  an  ben  Ort  feiner  Seftimmung,  mo  er  bis 
fi  feinem  Xobe  im  3.  1689  überaus  fegenSretd^ 
BBtte.  SBenn  er  and)  in  bem  fog.SccommobationS» 
teit  Ö.  b.  «rt.)  anberer  «nftd^t  al§  bie  Scfuiten 
■BT,  ]a  beren  SReinung  f cl^r  f d^arf  bef ömpf te,  f o  bc- 
WA  er  benfelben  bod^  in  feiner  2)i5ce  je  bie  gröfite 
l^tnng ;  er  fd^rieb  gu  il^ren  ©unften  in  ben  mörm- 
Itai  Borten,  mit  Setoraing  il^rer  großen  Sßerbienfte 


um  baS  §eU  ber  @eelen,  an  ben  ©tattl^alter  Don 
2)omingo  unb  ben  j^önig  Don  Spanien  unb  ermög> 
lid^te  il^nen  bie  ßrrid^tung  eines  SoOegS  in  feiner 
9ieftben}ftabt,  nad^bem  fie  fid^  bereits  feit  30  3a]^« 
ren  DergebenS  barum  bemü|^t  l^atten  unb  f  d^on  baran 
badeten,  ben  bortigen  SßirfungSireiS  anzugeben. 
Seine  in  Sl^ina  ermorbenen  Ifenntniffe  Dermer« 
tl^ete  er,  inbem  er  ben  Serlauf  unb  bie  S3e« 
beutung  beS  bamals  fo  berül^mten  unb  lebl^aft  ge« 
fül^rten  SlccommobationSftreiteS  in  einem  großen, 
auf  3  t^foliobönbe  bered^neten  Sßerfe  barjufteUen 
fudjte,  beffen  I.  Sanb  ben  Sitel  fül^rt:  Tratados 
historicos,  politicos,  ethicos  y  religiosos  de 
la  monarquia  de  la  China.  Descripcion  breve 
de  aquel  imperio,  y  exemplos  rares  de  empe- 
radores,  y  magistrados  de  el,  con  lanarracion 
difiisa  de  varios  sucesos,  y  cosas  singulares  de 
otros  reynoB,  y  diferentes  navegaciones.  Afia- 
dense  los  decretos  pontificios,  y  proposiciones 
calificadas  en  Borna  para  la  mision  Chinica, 
y  una  bulla  de . . .  demente  X.  en  favor  de  los 
misionarios,  Madr.  1676.  S)er  U.  93anb,  ber 
in  9  ^bl^anblungen  ftd^  befonberS  mit  jener  Son« 
troDerfe  befaßt,  n^ar  beinal^e  fd^on  ganj  gebrudü, 
tt)urbe  aber  auf  Sefel^I  ber  fpanifd^en  3nquifttion 
1679  unterbrüdtt.  SSom  m.  93anb  fd^eint  felbfl 
baS  SRanufcript  Derloren  gegangen  )u  fein.  (93gi. 
Qn^tif  et  Echard,  Scriptores  Ord.  Praed.  11, 
720—723.)  [^urter  S.  J.] 

Stonamts,  f.  Slapilcueta,  SRartin. 

^axoSf  Jtird^enproDins  ber  S^flaben« 
Snfeln.  3m  5Rorben  Don  Kreta  jie^t  fid^  im 
ögöifd^en  SReere  eine  @ruppe  Don  60  Kilanben 
freisförmig  um  2)eIoS  unb  trögt  bal^er  ben  92amen 
Kqflaben.  S)iefe  3nfetn  sollten  auf  2485  qkm 
132000  giniDol^ncr,  unter  bicfcn  etwa  30000 
ffatl^olifen.  Urfprüngfid^  Don  Derfd)iebcnen  9}öl» 
fem  colonifirt,  jule^t  Don  ^ellenen  bemol^nt,  famen 
bie  Kqflabcn  fpäter  an  bie  Kömcr,  bcjicI^ungStoeife 
an  baS  oftrömifd^e  Sleid^.  93ou  1204  an  ftanben 
fie  unter  ber  §crrfd^aft  ber  SSenctiancr  unb  feit 
1574  unter  ber  Sotmö^igfeit  ber  lürfen,  bis  fte 
bei  Sonftituirung  beS  Jfönigreid^S  ©ried^enlanb 
ju  biefcm  gefd^lagcn  tourben.  3ur  3cit  ber  Kömer 
gel^örten  bie  Si^flaben  ^ur  äteid^Sbiöcefe  beS  pro» 
confularifd^en  apenS  unb  bilbeten  eine  eigene  fird)« 
lid^e  ^roDinj.  Sediere  ftanb  juerft,  toie  bie  ganjc 
Kcid^biöcefe  Sfien,  unter  ber  Dbcrmctropolitan« 
gctoalt  beS  Sifd^ofS  Don  ßpl^efuS.  5Rad^  bem  Kon- 
eil  Don  Kl^alcebon  Derblieb  aber  biefcm  nur  mel^r 
ber  gjard^cntitcl  über  bie  Keid^Sbiöccfc  ?lficn,  toöl^« 
renb  bie  E^flaben  unter  ber  alten  SRetropole  Kl^o» 
buS  (f.  b.  ^rt.)  mit  ben  übrigen  ^roDinjen  biefer 
Keid^Sbiöccfe  unter  baS  ^atriard^at  ßonftantinopcl 
famen,  aber  baburd^  aud^  in  baS  Sd^iSma  beS 
$f)otiu§  unb  ©cruIariuS  l&ineingegogen  tourben. 
^18  bie  E^flaben  infolge  ber  ff reujjügc  toicber  f a» 
tl^olifd^e  Sifd^öfe  erl^ieltcn,  würbe  neben  K^obuS 
andi  SRajoS  lateinif^c  9Rctropole  unb  ift  |eute, 
nad^bcm  Kl^obuS  im  16.  Sal^rl^unbert  eingegangen 
ift,  bie  einzige  SRetropole  auf  ben  Snfeln  beS  ^r^i» 


59 


92OS03. 


60 


)7el§  mit  ben  SuffraganbiSt^ümem  9Tibro§,  6^ii)§, 
@antonn,  Btjita,  Xino  mü)  SR^fono,  uel^e  )u« 
lammen  bie  ftird^enpiotHng  ber  ß^flabcn  bilhen. 
UebrigenS  umfa|t  biefe  ftird^enpioDiiQ  m^t  blog 
bie  }um  ftönigreuj^  (Sried^enlonb  ge^&rigm  S^ 
naben«3nfeln,  fonbem  gu  ^io§  gelidren  mul^  €a> 
mos,  äpfota,  SRiforia  mtb  anbere  fleineie  ^u  ben 
Sporoben  gegöl^Ue  3nfe(n  beS  9ni^ipel§.  ^f 
QU'  biefen  3nfeln  loaren  }uerfl  bie  Stfuüen  mtb 
nad^  i^en  bie  Sa^anflen  unb  SronciScaner  al§ 
Sliffionare  t^otig.  1.  Archidioecesis  Na- 
xiensis.  2)ie  3nfel  9Iqso§,  bie  größte  ber  Spfla« 
ben,  füböfUi^  t)i)n  SeloS,  mit  ber  einzigen  €tabt 
92a|od,  im  Mittelalter  9{apa  ober  9^,  loar  feit 
ber  amtte  be§  5. 3a^^mibert§  ei|  eines  Sif^of §. 
3m  9.3a^r]^unbert,  nad^  ^nberen  erft  1083^  umrbe 
biefeS  SiSt^um  mit  bem  ber  3tifel  $aro§,  votU 
(^  fd^on  Dor  ber  HRitte  be§  5. 3a]^r]^unbert§  ent> 
ftanben  mar,  vereinigt  mtb  beibe  als  $aronasia 
3ur  SRetropoIe  erl^oben.  Son  ben  in  baS  @cl^iSma 
hineingezogenen  Sifd^öfen  unirten  ftc^  mand^  jeit« 
meilig  mieber  mit  ber  JKrc^.  3m  14.  3a^r^un> 
bert  umrbe  l^ier  aud^  eine  latetnif d^e  9RetropoIe  er« 
rid&tet  unb  ber  SKetropolit  ber  Snfel  92ajo§,  bie 
oon  1207— 1566  unter  (^ripiid^n  ^er^gen  fianb, 
mürbe  nad^  ber  Sinna^me  ber  Snfel  SR^obuS  burd^ 
bie  Surfen  fogar  ^rimaS  beS  ägfiifd^en  SReereS. 
Ser  SReiropoIe  !Rai:od  unterftanb  anfonglid^  nur 
ba§  SBiStl^um  Santorin  alS  Suffroganat;  nad^ 
unb  nad^,  namentlid^  na^  bem  Stngel^en  ber  ^'ietro« 
pole  SR^obuS,  famen  ba^  bie  93iSt(ümer  SinbroS, 
Xino,  BtjitQ,  ۟o  unb  SRilo ;  le^ereS  ging  balb 
mieber  ein.  £er  erfte  SRetropoIit  mirb  um  1345 
erm&^nt.  3ni  3. 1627  grünbeten  bie  3efuiten  (ier 
i^re  erfte  Kieberlaffung,  meldte  ber  SRittelpunft 
il^rer  SBirffamfeit  im  ägäifd^  HReere  nmrbe;  feit 
1641  batten  fte  audb  eine  9lieber(affung  auf  $aroS. 
S)er  gegenmörtige  Srjbifd^of  iß  3ofep^  3<^fftno, 
%UumnuS  ber  ^ropaganba,  geb.  )u  Sorfu  1824, 
eitodl^U  30.  3uli  1875.  6ein  Sprengel  umfo^t 
bie  3n)eln  1)  9iasoS  mit  13000  Ginmobnem, 
unter  benen  etmo  200  fiatl^olifen  finb ;  2)  $aroS 
(8000  Cinmobner)  mit  bem  bid^t  babci  Uegenben 
Selfeneilanb  SntiparoS  (1200  Cinmo^ner)  mit 
faum  100  ftatlgoUfen;  8)  3ea  ober  ffeoS,  4600 
Sinmol^ner,  unter  benen  nur  menige  ffotbolifen 
finb,  maS  aud^  ber  gaü  ifi  bei  ben  meiteren  3nfeln ; 
4)  Srgentiera  ober  JKmolo  mit  2400  Sinmob- 
nem,  unb  5)  Seripl^o  ober  Serfanto  mit  800  Gin« 
modern.  3m  ©on^en  mögen  eS  etma  350  fta« 
t^olifen  fein.  9n  b^  Gatl^ebrale  Purificat  B.  V . 
M.  ftnb  13  (Sanonifer,  unter  i^nen  4  ^gnitöten; 
2  ber  Sanonicate  ftnb  patroimtif(b/  bie  anberen 
merben  altematio  oom  Eiligen  €tubl  unb  bem 
Si^bifd^of  t)erlicben.  Se^terer  l^t  ein  auf  300 
fiammergulben  ta^rteS  Sinfommen.  S^er  $riefter 
unb  20  (?),  barunter  Sasariften,  granciScaner  unb 
ftapujiner ;  ber  Obere  ber  fiapu^iner  auf  Jlaj^oi 
ifi  sugleid^  Pfarrer  oon  $aroS.  Seit  Anfang  biefeS 
3ai^r|unbertS  mirfen  auf  92asoS  auc^  toieber  3t- 
fuiten.  Sie  Sajariften  baben  l^ier  eine  fe^  gute 


Säpsk  mit  30  S^ültm.  Son  meiblid^en  Orben 
ftnben  ftd^  nur  Ilrfulinennnen.  (SSgl.  Le  C^uien, 
Oriens  chriat  L  937—942.  m,  1001—1008; 
Moroni,  Diz.  XL VII,  251 ;  G.  Petri,  L'  Orbe 
catt.  II,  239.) 

2.  Dioecesis  Andrensis.  3)ie  gmifd^ 
Sino  unb  92egroponte  gelegene  3ufel  SnbroS  ibar 
oom  7.-9.  So^r^unbert  6i|  eine«  gried^ifd^oi 
Sif(bof§  unb  nmrbe  um  1272  lateinijd^eS  Suffra- 
ganbiSt^um  ber  9RetropoIe  Itben.  Ser  Ie|te  la« 
teinif c^e  Sifd^of  erfd^emt  um  1647 ;  fpciter  ftnben 
ftd^  no(b  einige  gne^ifc^nmirte  Sifc^öfe  ouf  9n- 
broS.  SBegen  ber  geringen  3abl  Itx  ftail^olildi 
—  ^ute  unter  22000  dnimo^nem  faum  100  mit 
einem  einzigen  ^ßriefler  —  umrbe  biefeS  SiStl^ 
bem  Sifdbof  uon  Sino  gur  Sbminiftration  über- 
geben (1824).  Sie  eat^ebrale  gum  1^1  9nbreaS 
^e^t  a^^  ^4'  ^ttibt  aber  faff  leer,  (^l  Le 
Qnienl,  943—944.  IH,  859—866;  Moroni 
n,  57  8g.;  G.  Petai  D,  239.) 

8.  Dioecesis  Ghiensis,  f.  b.  Sirt.  Sl^ioS 
m,  163  f. 

4.  Dioecesis  Sanctoriensis.  2)ie3nfel 
Santorin,  urfprünglidb  %^a,  bann  @anctonum 
ober  Sancturinum,  nac^  ber  1^1. 3tena  f o  benannt 
meld^  Don  ben  um  304  d^fUid^  gemorbenen  3n- 
fulanem  ^  ^ßotronin  eruiiil^lt  umrbe,  erl^elt  tttoa 
um  340  i^ren  erflen  8if(bof,  beffen  fpötere  5Ra^ 
foiger  fd^iSmatifd^  umrben.  3m  13.  Sal^rl^unbert 
erhielten  bie  etioa  1000  bem  p&pfHid^  @tu|[e 
treu  gebliebenen  ftat^Iifen  einen  lateinifd^  9i* 
f(bof ;  bie  erfien  9iad^f olger  beSfelben  futb  aber  bis 
auf  3obanneS  be  92arbo,  ber  1423  ermö^lt  umrbe, 
nid^t  befannt.  £er  fat^oftfd^  Snfelbemol^ 
nabm  fic^  befonberS  $apjt  $aul  Y.  (1605  bis 
1621)  an;  er  fanbte  unter  bem  15.  Sifd^ofe  9n« 
breaS  Sop^ian  ober  €oflani  3efuiten  babtn,  bie 
ft(b  in  Sforo,  ber  Xefibens  beS  lateinif d^en  9if  ^fS, 
nieberlie|en.  Simb  bereu  93emü(ungen  mar  eine 
uoUftanbige  Union  ber  Srie^en  mit  Kom  fafl  ge» 
ftd^ ;  ba  umrbe  bie  türfifcbe  Regierung  gegen  Üe 
3efuiten  aufgefiadbelt  S^iefe  burften  iroat  bletten, 
bagegen  umrben  ber  99if(bof  unb  fein  Secretör  Der« 
baftet,  unb  eS  marb  für  bereu  gfreilaSfung  ein  fo 
1^^  Söfegelb  uerlangt,  bog  fammtlid^  l^ird^- 
güter  ueröuBert  merben  muBten,  tun  baSfelbe  ai^* 
gubringeu;  au(^  ber  Satbebrale  unb  anberer  Shx» 
dften  bemächtigte  man  ft^.  ^tt  92ad^f otger  @o> 
ftani'S,  9nton  be  ST^arcbiS,  ber  1580  baS  erfte 
filofler  ber  Dominicanerinnen  gu  €faro  gefiiftet, 
fanb  bie  Siöcefe  fo  oerarmt,  bog  er  gesmimgen 
mar,  als  Se^rer  feinen  Unterl^lt  p  enoerben.  ftm) 
Oor^r  mar  mit  Santorin  auc^  baS  im  3. 1370 
auf  ber  3nfel  J{eoS  ober  3ea  erricbtete  lateinifd^e 
>  $tSt^um  Dereinigt  morben  (DgL  Le  Quien  111, 
I  868—870;  Moroni  XI,  40  unb  XLVH,  252). 
^IS  ber  gried^ifc^e  ¥ifd6of  ^nbreaS  SuffranuS,  ber 
5U  ^QrgoS  reftbirte,  bie  Stfuiten  auc^  in  feinem 
Sprengel  mirifen  licB  unb  ftc^  1642  fogar  mit 
9tomunirte,  bracbten  bie  fd^i§matif(^9?iönd^  Dom 
Serge  9t^oS  imb  Don  Sentfalem  ben  $atnan!^en 


61                                                            «naEoe.  62 

BH  eonpanltRotKl  baju,  hai  ti.  um  bic  @ru-  fui^t;  ba§  $eti[tanat,  mit  bem  eint  SBai|(tiQn[taIt 

(t«  Bon  bei  Union  mit  JRom  abjuidirtdtn,  bic  cerbunbcn,  bat  Söslinge  üuS  aUtn  X^eiloi  be« 

jadgenmitbnfEstommimicatiDnbthtoSte,  »elf^f  fielltnif[6«i  «Smgrtid^  iinb  ift  jualeii^  lindrt 

fi  btt  fat^if^  ^T^t  nfl^trten,  fo  bag  ttD|  ^Roimoltc^ult  jui  iBtibung  Don  Se^reiinnni  für 

M  rifngfttn  SBirfaiB  btr  ^tfuittn  eine  tDcilete  gang  @nt(^enlanb.  IQtel  @ule8  ftiflel  aui^  ber 

Ibrien  nt^l  )u  €tanbc  tarn.  3m  3.  17S2  uuibe  feil  1846  gegrünbete  üSetein  beS  1)1.  9)incenttue, 

tiefe  IRilfiim  bun!^  ))S))flIic^ee  2)ecTet  ben  Saia-  namentlich  aut^  tn|ofcm,  al§  er  ein  immer  innige- 

tipRi  moatiattt.   2)amalS  tnot  $etntS  Seienba  re9  3u{ammen|aUen  betRal^oIilenbturiilt,  (!BgL 

»i^af  (1774—1815);  i^m  (olgte  (ein  9ieffe  LeQuienI,941— 942.in,  1007— 1010;  Mo- 

toporSldeiiba  (1815— 1826),  bonnbergfran-  roni  LXI,  79 sg.;  G.Petrin,  240;  Äal^olif(]6t 

cüconn  Srang  be  Stoneffa,  1828  Submig  be  €i-  Wifrumen,  IJreib.  1884,  49—54.) 

gols  mib  1&47  gianj  SucuKa.  %(i)bem  biefei  5.  Dioecesis  Syrensie.  $ie  3nfel  S^ra 

lft59  ei)U(4ofiwn  9Ja{De  otmoiben,  btftieg  ben  mng  j^on  (nitie  mit  bem  @(n{ient^  belonnt 

£bi^  Wn  €oiitoiin  bei  fOiiVIlt  $rie^n;  Tticolaue  Qemorben  fein ;  €i|^tinee  39tMDfe,  unb  utiai  eineS 

Snif  SRoiiiielU,  ein !DIann m<]E>t »I)"' ®eI<^>1oi"'  fine^f^en,n)uibe)ieal)eierftiml2.3a|c^unbeil 

leit  mib  Scdnirifer,  oBer  bon  lou^em  €!|aiafter,  Eingangs  beS  13.  Sn^r^unbeiti  lie^  f\ä)  bann  eine 

baMm  Solle  fo  tutnig  all  beim  SieniS  iQettiauen  Scbaar  ihtu^fa^irei  auf  bem  Slöi^ug  aus  bem  ^ei* 

geno^  unb  unteibcm  au4bitS)ominicaneTinnm  ligenSanbefiiecmebei  unb  fe^bg mit  ben  einleimt- 

>id  in  Iribtn  ^en,  neil  et  i^en  eine  neue  Siegel  fc^en  giimilien  9!ett>inbungtn.  ^ierbur^  nuTbt 

■Diff^reiben ttonte.  femurbt  1856 Situlorbiff^of  ber  lateintjii&e  SRiluS  eingefii^tt;  benfelben  no^m 

»m  Soli;  auä)  fein  Sla^folger  ÜDrenj  Serge-  felbp  ber  bamalige  grie^ifd^e  Sifd&of,  Sß^QfoS, 

letti  nntibe  1862  Siitularbif^of  Don  %rftnoe.  Sluf  an  unb  eiSffnete  fo  bie  Steige  ber  laleinifi^en  SBi> 

JibtiaSIbbah  (1863—1878),  btr  Wie  feinSor-  ft^Bfe  auf  ©gra.  ®a  Mt  einffianbertr,  ffienctionet, 

abiget  gtondStaner  Uxn;,  folgte  bet  gegentnättige  Senuefen,  ^ranjofen  u.  f.  tu.,  in  ber  We^rja^I 

nf^f  Snton  @alibttt,  Alumnus  ber  $ropa-  naten  unb  ftft  an  il^rem  @Iauben  f)ielten,  fo  blieb 

Ci,  RtDä^It  im  aRoi  1879.  Sr  refibitt  neue-  S^ra  bie  qeute  bet  tat^olif^en  fHrd^t  erhalten. 
ni^t  vuffr  in  ©taro  ober  Sfauro,  fonbem  SÖegeni^reSSRituanrntbenbieSetoo^nerbetänfe! 
ti  9^910  nnb  ^t  ein  ßinlommen  Don  240  €aibi.  unter  ber  ottomanifd^en  gerrfc^aft  geuBfinlid^  nur 
Sol  üomatpM  befielt  ouS  5  ©ignitäten  unb  „Saleinci"  gcimimt.  Sßenn  pe  aut§  oft  burt^  ben 
itmmättm.  Untei  ben  14000  Stniuo^ern  bet  3^1am  {diffinticbräiigtmaien,  fot)atteboc^bfl;be• 
3BfcI  €antorin  unb  ben  2000  Don  3o3  obet  91io,  fonbere  @(|u|t,  nicken  t^ranfreic^  ben  ffat^olilen 
nA^  3nfdn  feinen  Sprenget  Mlben  (al.  au^  bajelbft  geioälirte.  il]neu  eine  beDoi^ugte  Stellung 
fieot  ober  S"))'  l^^It  inon  '<""n  ^^0  Jfal^olilen,  ferf^afft.  Unter  ber  grie^ifc^en  Stegierung  nabm 
ta  bit  3<4I  bnfetben  ftc^  im  Saufe  ber  3<i^r^un>  biefi  ein  @nbc,  tnbem  bie  ffat^oliten,  erft  noi^ 
belle  Miminbette,  unb  jnwr  einjig  burd^  ^lulman-  auef^Iiefelirfic  gigcnt^iimer  ber  Snfel ,  Don  ben 
benraß.  SHe  RaOialittn  Tinb  iüfällig  bie  Sleidiften  ©c&i§mfltifem  no^  unb  mä)  qu§  allen  Sßop'wnen 
bet  3nfel,  tagen  buri^  ©ilbung  unb  feftei  3u'  Iiinauegebcängl  luurben.  33ie  fünf  6iS  ftc^ä  fd&i?- 
>iBmen^Iten  berooi  unb  dalbtn  gegen  bic  Don  ber  nialif^en  ganiilien  S^ra'S  ju  @nbt  be§  Dorigcn 
giiei^fi^  Sttgierung  auSge^enbtn  Sßladereien  f)^  3al)rlitmbcrt€  ^abeii  na^  bem  ^af)xt  1820  raffen 
ttaes  fit  f(!tiii|enben  ^nfluft  }U  bena^ien  getDugt  SuIdq^S  eibalttn ;  auf  biefer  bem  neuen  Aänig- 
l3o^fi.b.äßttbt.b.®lanbeu9,flBlnl861,l.§eft,  lei^  ©riti^enlanb  einoerleibten  anjel  liefen  (ii^ 
30  ff.).  3n  ben  gßjei  Sßfotteien,  in  welche  bie  ffü-  nömlic^  Diele  flüchtige  ©riechen  aul  ßonftanti- 
ttolilen  ttnact^eilt  finb,  Birfen  Sojariptn,  3  Sprit-  notitl,  Sfio,  Spfota  unb  anbeten  ©egenbtn  ber 
pernnb  2  Boienbtübet;  biefe  unterhalten  jugfetdö  Seüanie  nieber.  SDieft  Säulen  in  btr  Ülä^e  be§ 
eineJhuibtnfdnilt (1860 unter  76 ©(^ülemiegrie-  |)aftn5  eine  Stenftabt,  §ennupoIiS,  toelcbe fi^  un- 
if!fi)m  SflenntniffeS),  beren  Unlerriiiit  jum  fein-  oufbärlid^  ermeiterle  (^tute  btreiti  SO  000  6in- 
nitt  in  bie  ßt^rcurfe  eines  SJ^ctiimS  ober  ber  Uni.  roo^ner)  unb  eine  ^auK^anbelSniebectage  ©rie- 
wfitätStlini  befähigt.  5IDIit  Mefer  ©c^ule  ip  eine  c^enlanbs  mmbe.  53ie6tbauei  biefer  Slobl  Ratten 
Giiifenan^It  (30  Änoben)  Derbnnben.  ?Itücften§  ben  flal^olilen  bie  um  btefelbe  V^  gelegenen  San- 
Vka  Sominiconct  ein  1864  eingemei^teB  ^nflilj  bewien  einfnt!^  meggenommen,  unb  ä^nlicl)  Perfä^rt 
ettii!^  ntben  btr  Äiti^e  bet  ©ominiconennntn,  ^eute  noi^  bie  grie(^it(!fie  Regierung.  9ltle  Sße- 
}>  berni  Seitung  fie  ^iet^ergelommtn.  SDiefe  Or-  amlenpeUen  werben  foft  auf f(I|liEf[lii$  nur  §efltnen 
brnsfronen  mußten  ju  Snfong  biefeS  3atltfiunberis  onDertrout,  unb  bie  SRec&tfpfiege  Doi  ben  grie^i- 
iffc  bnn  Cinfhit}  bro^enbe^  fflofter  gu  @taro  Der-  fi^en  Seric^tg^Sfcn  iDtrb  Don  ben  jTal^oIilen  bef 
Iflffen  nnb  na^  ^Ijlirü  übetjitbeln,  wo  ilinen  bit  gtftüll  gefürc^ttl,  bo&  fie  oft  lieber  ijiTem  guten 
Somlic  S^elrnba  ein  neues  iflofter  famml  Jhtc^t  ^e^te  entfagen,  als  eine  gerid^ilii^e  €entenj  ab- 
gebimt  ^tte;  ^ente  finb  bofetbft  14  ßbor-  unb  iDorlen,  bie  iebtnfaDS  gegen  fit  auSfaflen  mürbe. 
3  &rinrid|tcirj)em.  SBorm^erjige  ©d^reepem  (ber  Unter  ben  fpateren  Sifi^Bfen  ift  uor  oQtn  ^ertiof 
4n91i4tn  Siebe),  feit  1841  auf  ©antorin,  balttn  äu()tfienberSDminicaner3o^anneS9InbTeae&arQa 
fl»iö<^terf<^e;  bai  gEtemat  ift  DonOTäbdien  (1607—1617).  Shirt^  neihtfc^eSdbiSmatiferbei 
oS  ollni  btffntn  tJamÜlen,  felbft  gritc^ift^en,  6e-  ben  Surfen  angeflagt,  oIS  pe^t  er  mit  ben  95tne' 


63 


9taso8. 


64 


tianem  in  Srieftoed^fel,  um  il^nen  bie  3n{el  auS* 
guliefcm,  tourbc  er,  ba  er  ben  SSorfd^Ioö,  jum  3^« 
lom  überjutreten  uttb  fo  toenigfienS  fein  Seben  }u 
retten,  mit  Sntrüftung  surfldmieS,  tom  türtifd^en 
Slbmiral  an  bem  SRafte  feines  Sd^iffeS  aufge- 
fnüpft.  Sein  Seid^nom  tourbe  feierlid^  in  bie  @t 
©eorgSfird^e  fibertrogen,  unb  an  feinem  ©rabe  ge* 
fd^al^en  Diele  Sßunber.  SBoren  bie  Steten  beS  erften 
cononifd^en  ^roceffeS  jur  3eit  ber  SReDoIution  }u 
Snbe  beS  vorigen  So^rl^unbertS  nid^t  t)erfd^te))|)t 
ober  Demid^tet  morben,  fo  märe  er  fd^on  längft  fetig 
gefprod^en  (ügl.3Q^rbb.l879, 2.^eft,74f.).  ßiner 
ber  tl^ähgften  Sifd^öfe  mar  ber  amnorit  Slo^S 
iDlaria  be  93(anci8.  9118  iunger  $ater  begleitete 
er  eine  3^tlang  bie  ^eere  92a))oIeon§  I.  unb  t>er> 
meilte  feit  1800  in  einem  jltofter  )u  Sm^ma. 
^ier  grünbete  er  ein  eigenes  ^ofpital  für  öfter» 
reid^ifd^e  Untertl^anen  unb  pflegte  namentlid^  bie 
^eftfronfen  felbfi  2)aburd^  erlangte  er  fold^epra!« 
tif d^e  Jtenntniffe  ton  biefer  ihanl^eit  ba|  er  aud^ 
für  Slerjte  eine  Sluctoritöt  mürbe.  Spöter  fam  er 
nad^  Sonftantinopel  an  bie  ftird^eU.S.  f^frau,  meldte 
unter  Oefterreid^S  @d^u^  jtanb.  Seim  SluSbrud^e 
ber  gried^ifd^en  Sletolution  nal^m  er  l^ier  aOmöIig 
bei  4200  ©ried^en  in  feinem  JHofter  auf  unb  fd^idfte 
fie  unter  terfd^iebenen  Sflaggen  an  ^d^ere  Orte. 
S3on  1825  an  leitete  er,  bie  erpen  fünf  Saläre  als 
Soabjiutor,  baS  SiStl^um  Sqra,  baS  er  fogufagen 
aus  feinen  Sluinen  mieber  aufbaute  unb  ermeiterte. 
S)urd^  liebreid^  Slufnal^me  ber  flüd^tigen  Sl^ioten 
unb  burd^  unentgettlid^e  Ueberlaffung  einer  jfüften« 
{hedk  auf  ber  3nfel  jur  Srrid^tung  ton  Sßol^I' 
tl^ötigfeitSanftalten  ermarb  er  fld^  aud^  l^ier  bie 
(ugemeine  Sld^tung.  Ueberbie^  baute  er  in  @9ra 
bie  Satl^ebrale  |um  1^1.  ®eorg,  bie  $farrfird^e 
@t.  ©ebafüan,  oie  ftird^e  ber  Sefuiten  ju  gieren 
SRariö  t)om  Serge  Sarmel,  eine  jKrd^e  ber  Stopn» 
5iner  juml^I.  So^anneS;  meiter  errid^tete  er  ein 
JHofter  ber  Sd^meftem  tom  l^eiligen  ^erjen  SRariö, 
baute  eine  neue  bif d^öflid^e  Stefibeng  bei  ber  Satire» 
brale  unb  eröffnete  in  berfelben  ein  Seminar  unter 
Seitung  ber  2(efuiten,  um  baS  Stubium  ber  tl^eo* 
logifd^enaSJifjenfd^aften  jubeleben.  6rftarb80.Dc- 
tober  1851,  im  81.  SebenS»  unb  54.  ^riefterial^re, 
arm  an  ©ütem,  aber  reid^  an  Serbienften.  Sin 
feine  Stelle  trat  fein  EoaSjutor,  Sofepl^  SKaria 
aiberti,  geft.  1879.  ®er  l^eutige  Sifd^of  ift  Sl^eo- 
p^il  SKaffucci,  SKinorit,  ernannt  1.  October  1880. 
Sein  Sinfommen  befielt  in  600  Scubi,  moju  bie 
^ropaganba  nod^  200  }ufd^egt.  So  lange  ber 
Sifd^of  }ugleid^  2)elegat  für  ®ried^enlanb  mar, 
erhielt  er  Dom  S^oner  ^ifftonSterein  iöl^rlid^  nod^ 
10—20  000  g-r.  für  bieSebürfniffe  feineS  Spreu- 
gelS,  l^eute  empfängt  er  faum  mel^r  bie  §älfte. 
Sein  Sprengel  umfaßt  bie  Snfcl  Sqra  mit  etma 
7000  ftatl^olifen,  unb  ^mar  über  5000  allein  in 
ber  Stabt  S^ra,  800  in  ^ermupoliS,  700  im 
S)orfe  Saris,  400  in  $offibonia;  bie  anbem  leben 
gerftrcut  auf  terfd^iebencn  fünften  ber  Snfel.  ®ie 
ffatl^olüen  finb  in  fed^S  Pfarreien  unb  einige  9JHf- 
fionSftationen  eingetl^cilt  unb  werben  paflorirt  Don 


25  aßelt-  unb  lOOrbenSgeiftlid^en;  im  Seminar 
befinben  fid^  10  Alumnen.  9lu|er  ffapujinem, 
bie  als  bie  erften  SReligiofen  auf  S^ra  fd^on  1629 
eine  9lieberlaffung  gegrünbet  l^atten,  ftnben  ^^ 
au$  SefuUen  unb  feU  1860  d^riftlid^e  Sd^ulbrüber, 
meldte  legiere  Sd^ulen  für  jhiaben  unb  Jünglinge 
leiten ;  bann  Urfulinerinnen,  3)ominicanerinnen, 
Slariffen,  Sd^meftem  Dom  1^1.  Sofep^  Don  ber  St- 
fd^einung  unb  Sd^meftem  Dom  l^eüigen  ^ergen 
anariä.  Severe  leUen  ein  Snäbd^eninflitut;  bie 
Sofepl^fd^meftem  l^ben  ein  fleineS  ^enfionat  uid) 
ein  6^emat  mit  150  SRäbd^eu;  biettrfulinerinnen 
leiten  fünf  SRäbd^fd^ulen.  3)ie  Stabtgemeinbe 
S^ra  unterl^ält  au^erbem  nod^  jmei  Sd^ulen ;  bie 
für  Jhtaben  fielet  in  geiftlid^er  Sejiel^ung  unter 
Seitung  eines  ^efterS;  bie  für  Mäbd^en  mirb 
Don  einer  einl^eimifd^en  Sel^rerin  unter  Seil^ilfe 
einer  Urfulinerin  geleitet,  gür  ©reife  unb  ffronfe 
befielet  ein  Spital.  (Sgl.  Le  Quien  m,  865  sq.; 
Moroni  LXVI,  295  sg.;  G.  Petri  H,  240; 
Sal^rbb.  j.  Serbr.  b.  ®l.  1861,  1.  §eft,  27—29; 
1879,  2.^eft,  8—7;  flatl^.  amfl.  1888,  289.) 
6.  Dioecesis  Tinensis  et.Mioo- 
n  e  n  8  i  8.  2)ie  füblid^  Don  ^nbroS  gelegene  2^fel 
Xino  ober  XenoS  erl^ielt  um  bie  SJlitte  beS  6.  ^iafyc» 
l^unbertS  ben  erften  Sifd^of  (gried^ifd^en  9tituS) 
unb  mürbe  gegen  6nbe  beS  13.  Sal^rl^mibertS 
aud^  lateinifd^eS  SiSt^um.  SRit  biefem  Dereinigfo 
am  31.  mdxi  1400  $apft  Sonifaa  IX.  baS  Im^ 
Dorl^er  auf  ber  3nfel  ÜR^fono  errid^tete  SiStl^um; 
nad^  $etri  gefd^)^  |ebod^  biefe  Union  erft  burd^ 
SlicolauS  V.  am  3.  October  1449.  3m  3. 1677 
eröpeten  bie  3efuiten  il^re  erfle  9lieberlaffung  ouf 
Xino,  unb  feit  1698  beft^en  aud^  bief^franciSconer- 
ObferDanten  einen  gonoent  bafdbft.  91S  bie  XSr- 
fen  am  8. 3uli  1715  bie  3nfel  eroberten,  gerjiörten 
fte  bereu  SouDent  unb  j^ird^e ;  1721  mürben  biefe 
©ebäube  mieber  l^ergefteUt.  Slu^erbem  befitot  bie 
Obferoanten  nod^  ein  mit  Srlaubni^  ber  $ropa- 
ganba  1742  gegrünbeteS  C^ofpig  nebft  fd^öner 
^rd^e  5um  1^1.  SlntoniuS  Don  $abua,  mofelbß  be« 
ftänbig  ein  ^riefler  unb  ein  Saienbruber  meilten 
(SSBemer  S.  J.,  »at^ol.  aRiffionS-SltlaS,  2.  «ufl. 
1885, 11).  ®er  gegenmortige  Sifd^of,  SRid^ael  Sa- 
fteQi,  SllumnuS  ber  ^ropaganba,  geb.  }u  Sm^a 
1824,  ernannt  im  SKai  1879,  ift,  mie  m4 
feine  Sorgänger,  jugleid^  Slbminiftrator  beS  SiS« 
tl^umS  SnbroS.  Sein  Sprengel  umfaßt  bie  3nfel 
ano  (12  000  einmol^ner)  unb  SR^fono  (5000 
Sinmo^ner)  mit  etma  5000  Jfatl^olüen,  moDon 
4000  attein  auf  Sino;  übrigens  meilt  ber  Dlerte 
Sl^eil  ber  jfatl^olifen  meift  in  Sonftantinopel  unb 
Sm^ma.  S)aS  Sopitel  jäl^lt  6  @!anoni!er;  Don 
ben  26  Pfarrern  ftnb  12  ebenfalls  ßanonifer, 
b.  1^.  fie  laben  als  Pfarrer  gemiffe  S^renred^te. 
3m  ®orfe  Äinara,  ber  SRcpbena  beS  Sifd^ofS,  ifl 
aud^  baS  Seminar.  2luf  Sino  ift  ein  3efuiten» 
unb  ein  QfranciScanerHoficr;  bafelbft  flnb  aud^ 
tSfranciScanerinnen  feit  1614.  3n  ber  Stabt  lino, 
mit  jmei  fatl^olifd^en  iHrd^en,  ift  aud^  eines  ber 
am  meiften  Derel^rten  Heiligtümer  ber  ©ried^en^ 


€5 


9lajaräer  —  iRajaretl^. 


66 


dl  MnbetteeS  SRorienbilb  in  ber  ftird^e  ^a- 
liiiB bcm  iUfOxd^  an ÜRariö ^immelfol^rt  tool^I 
lOOOO  Vcrfonm  tooSfal^ten.  (SSgl.  Le  Quien 
1,943—944.  m,  1059—1060;  Flaminius 
OonelhiB,  Greta  sacra  11,  Yenet.  1755,  137; 
Moroni  XLV,  23.  LXXV,  183  sg. ;  G.  Petri 
H  241.)  [gießet.] 

Jft^ixtn  (Nasaraens)  ftel^t  in  ber  SSuIgata 
M  S.  Z.  bitnl^tt)e0  fär  baS  l^ebr.  "nna  unb  boS 
oied^  NaCipaibc,  i.  9.  9tum.  6, 18.  1  SRod^. 
i  49,  bOftt  and^  Sen.  49.  26.  3m  9}.  X.  gibt 
bk  Äilgato  an  ber  einen  Stelle  SRattl^.  2,  23 
tani  bQ0  mtäi.  NaCopatbc  nrieber,  »ofür  jie 
Ol  dBcB  aimren  SteÜen  Nazarentus  fe|t.  @o 
Mmit  ein  ttntecf^id)  )»if d^en  le^terem  olS  genti- 
Kcnm  mb  oflecem  als  appellaidymn  f eftgefteQt 
ntai  m  foOen.  9n  ber  Stelle  9pQ.  24.  5  ifi 
hafdtc  fceOtil^  nid^  eingeigten ;  »o^l  aber  f c^eint 
ii  ber  fitefkn  JKrd^  berfelbe  burc^meg  gegolten 
pi  (oben.  Unter  bem  Kamen  NaCapaibt,  Naza- 
mi  bcrid^  nftmüd^  bie  iKrd^d^ftfteaer  beS 
8.  ndi  4. 3a]^r^nnbert8  Don  einer  d^ripd^en  2)e« 
■Wiiiinfiim,  todi^  bie  frfil^eren  Serid^terftatter  ju 
bd  eUomten  red^  (f.  b.  %tt  IV,  85),  nnb 
irU^  erfl  mit  ber  3eit  einen  l^tif d^en  gl^ralter 
oa^  (Epiph.  Haer.  29).  @ie  umfaßte  bie 
tHtanfinge  berjenigen  Subend^nfien,  meldte  oor 
baSerQfomg  SemfalemS  burd^  XituS  nad^  ^ella 
in  $erdQ  gepo^  maren;  biefeßen  l^atten  ftd^ 
ftttoftrlfi  am  tobten  9Reer  ongejtebelt  unb  UKiren 
{i  nfin  SerUnbimg  mit  ber  übrigen  d^riftlic^en 
Bett  geMiden.  Sie  betoa^rten  boS  Soangelium 
bei  ^  9Rat£^anS  in  ber  Originalfprad^e.  l^atten 
tasfdbe  aber  bnrd^  mand^erlei  3ufö|e  entjtellt.  fo 
boft  es  in  biefer  ®eflaU  als  t&  xad'  "Eßpa^ouc 
mtXsJLcov,  Evangelium  juxta  Hebraeos,  für 
opoarfp%  galt  2)er  l^L  ^ieronpmuS  l^ielt  e§  frei* 
ä^  iDegen  feiner  urfprünglid^en  iBeftanbtl^eile  für 
tBütiäßg  genug,  um  eS  ftc^  ab^uf  d^reiben  unb  ju  über» 
fc|en;  menn  aber  Spipl^aniuS  (Haer.  29, 9)  oon  ben 
5^ar&em  fagt,  fle  bettml^rten  bod  Soangelium 
nötigt  izXTjpearaTov  £ßpai(rr(,  ober  loenn  nod^ 
ftigobe  beS  ^L^ieron^uS  gu  beffen  3rit  9Rand^e 
bdl  92aiarder*^>angelium  für  ba§  Original  be§ 
^  SRattl^d  hielten,  fo  ftnb  bie^  Srril^ümer. 
wdäft  aus  bem  angegebenen  Xl^tbeflonb  erfläri 
Mten  fbmten  (Jfoulen.  Sinl.  399.  400).  lieber 
bie  bogmatif d^  9lnf d^uungen  ber  92Q}Qräer  ftnb 
»ir  mir  fe^  nnoolßommen  unterrid^tet;  fie  tt)oII* 
im  boS  t^pifd^  aufgefaßte  ®efe^  beS  9Iten  Sun« 
bei  fnr  ftd^  beobad^ten.  nid^t  aber  beffen  oügemeine 
Scttnng  be^an)iten;  fie  befannten  Sl^rifti  jung» 
Hofid^  (Skbnrt,  feinen  Opferiob  unb  feine  9luj* 
nfdfttaq,  nnb  ei  ift  ntc^t  Ilar.  in  meldten  StüdFen  fte 
f^te  Hon  ber  Pird^enlel^re  abgettid^en  fmb.  (93gl. 
Bii^BiulIer,  2)ie  Kogoröer.  SlegenSburg  1864; 
^fOfßuxMfytx,  fkmbb.  ber  aDgem.  JKrd^engefd^.  I, 
170f .,  nnb  bie  bafelbft  angef.  Siter.)  3n  ber  ®egen- 
mtt  bnamt  ber  9lamt  ^lagoröer  aud^  für  bie 
üyiHuHifii^  Secte  Dor,  »eld^e  fonft  ^Raforöer 
aber  3o|aamiiunger.  nd^tiger  aber  SRanbäer  (f. 


b.  art.)  genannt  toirb;  beßgleid^en  fül^ren  bie 
»efte  ber  IRefbrianer  (f.  b.  9lrt)  im  Orient  biefen 
9Jamen.  [ftaulen.] 

9^}atetifr  (Nazarenus,  fpäter  aud^  Naza- 
reus  unb  Nazams).  baS  ©entilicium  oon  9la« 
garet^  (f.  b.  9lrt.  5Rasaräer),  erf d^eint  im  5R.  3:.  fo 
conftant  ate  Seiname  3efu  (ogl.  3ol&.  19, 19), 
ba|  baraui  ber  in  ben  erften  Sal^rl^unberten  be« 
fte^enbe  ©ebraud^  erfläri  merben  muß,  fomol^I  ben 

teilanb  felbft  ali  feine  ^nl^önger  fo  in  nennen, 
•d^on  jur  Seit  ber  apopel  tourben  bie  El^riflen 
5Rajarener  genannt  (Slpg.  24,  5),  unb  ei  fd^eint, 
ba|  ei  biefe  Segeic^nung  \x>ax,  meldte  }uerft  in 
Slntiod^ien  burd^  ben  9tamen  Sl^riften  Derbröngt 
mürbe  (Slpg.  11,  26).  aber  audj  nod^  bei  ^ru- 
bentiui  filmet  ftd^  0  Nazarene,  lux  Bethlem, 
Verbum  Patris  (Cath.  7, 1).  —  3n  neuefter  Seit 
legt  fid^  biefen  Ütamen  eine  Secte  bei,  meldte  in  ben 
fünf )iger  3a]^ren  in  Ungarn  aufgetreten  ift  unb  be« 
f onberi  im  ftU)Iid^en  Ungarn  Verbreitung  gefunben 
bot.  2)ie  SRitglieber  berfelben  betrad^ten  bIo|  bai 
vltvLt  Xeftament  ali  ©laubeniqueQe,  glauben  an  bie 
^eilige  2)reifaltig!eit  unb  bie  SRenfd^merbung  bei 
Sol^nei,  oermerfen  aber  bie  Seigre  oon  ber  £rani- 
fubftantiation,  oai  ^riefleri^um  ali  bef onbere  3n« 
ftitution  unb  bie  Äinbertaufe,  oerbieten  6ü),  ©ol- 
batenbienft,  ^rojeffe,  Il&eilnal^me  an  j)oIitifd^en 
SBal^Ien  unb  gelel^rie  Stubien  unb  t)er!ünbigen  bai 
SBeltenbe  ali  nal^e  beoorftel^enb,  fo  baß  pe  gu  ben 
apocalQptifd^en  Sd^mörmem  gered^net  merben 
muffen  (öligem.  3ritung,  Seilage  ju  5Rr.  152  oom 
1.  3uni  1870).  [Äaulen.] 

9^tttd9  ift  bie  in  ber  offtdeOen  ^uigabe  ber 
Sulgata  eingehaltene  9tameniform  ber  8tabt, 
meldte  ali  §eimat  9Wariä  unb  SBo^nori  3cfu  ein 
unfterblid^ei  ^nbenfen  eriangt  l^at.  Sie  fommt 
im  9llten  leftamcnt  nid^t  öor;  in  ben  §anb}d^rif« 
ten  bei  92euen  ^eftamenti  fd^toanft  bie  Sd^reibung 
bei  Kameni  gmifc^en  NaCapex,  NaCapeO,  NaCa- 
pdfO  unb  NaCapa  (9Hatt]^.  4,  13.  2uc.  4,  16. 
3:ifd^enb.).  3)ie  gorm  bei  Nomen  gentile  Naja- 
p7)v6c  läßt  fd^Iießen,  baß  bie  gorm  ^Rajara  ur» 
fprünglid^  mar,  mie  bieß  aud^  ber  ©ebraud^  ber- 
felben bei  nad^bibüfd^en  Sd^rif  tftellem  (5,  S.  Eus. 
H.  E.  1,  7,  14;  Juvenc.  2, 107)  unb  bie  l^cu- 
tige  t$orm  en-Nazir&  nal^elegt.  @i  l^anbelt  fid^ 
bcmnad^  bei  ben  einzelnen  formen  um  üerfd^ie« 
bene  gfeminalbilbungen  einei  unb  beifelben  Orti« 
nameni,  alfo  um  einen  Vorgang,  ber  nid^t  gerabe 
feiten  ju  nennen  ift.  yiad)  bem  conftanten  ©ebraud^ 
nun,  meieren  bie  LXX  unb  ber  1^1.  ^ieronqmui 
einl^alten,  muß  bie  l^ebräifd^e  5Ramcnifonn  ton 
bem  Stamme  -^ti  abgeleitet  merben,  fo  baß  jtoei 
ben  ^arabigmen  nsV»  unb  n-iaa  entfpred^enbe 
tJormen  nnrs  unb  nnra  anjunei^nien  fmb;  bieß 
mürbe  fid^  mit  SKattl^.'  2,  23  (nad^  ber  erften  gr- 
flärung  bei  1^1.  ^ieron^mui  [Comment  in  h.  1.] 
Nazaraeus  sanctus  interpretatur)  gang  gut 
oeretnigen  laffen.  SSBenn  aber  ^ieron^mui  (Lib. 
interpr.  hebr.  nomm.  [de  Lagarde,  Onoma- 
stica  Sacra,  2.  ed.  Grottingae  1887,  62,  25]) 

3 


67 


3laiaxtif), 


es 


fagt :  Scribitur  autem  non  per  z  litteram,  sed 
per  hebraeum  sade,  fo  l^at  er  ben  ©ebraiu^  ber 
bomoltgcn  Subcn  oor  Slugen.  ffiicfelbcn  nannten 
ben  §eUanb  -»»s  -»a,  ote  follte  biefe  eine  Umfd^rei- 
bung  ton  NaCapT)v6c  fein;  in  SBal^rl^eit  toax  eS 
eine  unioürbige  ©d^mäl^ung,  infofem  pe  3efu  ben 
Flamen  eine«  berüdjtiöten  ÄäuberS  -»»?.  i»  beilegten. 
SDa^  l^ierbei  an  eine  @tabt  '^m  gebadet  »erben 
mn^,  folgt  an^  ber  ^Benennung  nid^t  unb  ton  ber 
Ssiftena  einer  fold^en  ift  aud^  nid^tS  befannt.  3)ie 
«uSbrüdte  ber  ft)äteren  Suben  für  Sl^riftuS,  gl^rift 
unb  gl^rifttoerben  C-?»*i3,  -^^^r)^)  jinb  8fortfe|ung 
berfelben  S(a8))]^emie/nid^t  änbenfen  an  eine  geo> 
grai)]^tfd^e  £l^atfad^e.  —  S)a8  l^eutige  IRa^irä, 
beffen  ^bentität  mit  bem  alten  iRa^areti^  burd^  bie 
Xrabition  aUer  3(4r]^unberte  fid^ergeftellt  ift  liegt 
auf  einem  ber  J^ügel,  mit  tteld^en  ber  Sibanon  füb* 
tt)ärt§  in  bie  (Sbmt  SSbraelon  abfäQt  Sud^  nad^ 
Suc.  4,  29  (ag  Sta^aretl^  auf  einer  Snl^öl^e,  tteld^e 
nad^  einer  @eite  l^in  fentred^t  ober  bod^  fel^r  fteil 
abftürate,  unb  gehörte  su  (Salüäa  (SKarc.  1,  9). 
S)ie  heutige  Ortfd^aft  gehört  )u  ben  beffer  gebauten 
SDörfem  beS  l^eiligen  SanbeS  unb  l^at  3000  bi§ 
4000  gintool&ner,  »eld^e  ju  ^wei  ©rittein  gl^ri« 
fien,  ju  einem  ©rittel  SDlol&ammebaner  flnb,  aber 
feine  3uben  unter  fid^  sollten.  %ud  ber  Sfrage 
!Rat^anaefö  3o]^.  1,  46  fd^Hegt  man  gettöl^nli^, 
ba|  ^ta^aretl^  in  feinem  guten  %ife  geßanben  f^aht, 
unb  bie  Sel^anblung,  tteld^e  3efu8  bafelbft  nad^ 
SRarc.  6,  6.  Suc.  4,  22  ff.  erful^r,  f^eint  biefe 
9lnftd^t  gu  red^tfertigen.  SJieHeid^t  \x>xU  aber  ber 
5U  (Jana  geborene  SRatl^anael  nur  feinen  3w«tfel 
auSbrüden,  ba^  ein  fo  unbebeutenber  Ort,  meld^er 
in  ber  SßeiSfagung  nirgenb  enoöl^nt  fei,  SuSgangS* 
punft  fär  bad  ^eil  ber  SBelt  »erbe.    [Jtaulen.] 

93i8  auf  ff aifer  Sonftantin  »ar  9la}aretl^  nur 
ton  3uben  betool^nt.  ©eine  SKutter,  bie  l&I.  He- 
lena, erbaute  über  bem  $aufe,  in  »eld^em  ber  (^5« 
engel  Gabriel  SRaria  als  ajhttter  ®otte§  gegrüßt, 
einen  ^errlid^en  Xentpel  (Niceph.  Eist.  Eccl. 
8,  80).  S)er  1^1.  ^ieron^muS  fanb  ^iagaretl^ 
als  einen  t^fledFen  mit  ber  genannten  Safilifa  ber 
Serfünbigung  unb  einer  gleiten  ffird^e  an  bem 
Orte,  »0  ber  ^err  aufgemad^fen  »ar.  iBon  ba 
an  nal^m  ed  infolge  ber  tielen  $ilgerfa]^rten  ju 
biefem  ©anctuarium  immer  mel^r  }u.  2)o^  l^atten 
bie  $ilger  balb  ton  ben  nniben  Sraberftömmen 
unb  röuberifd^en  jhtrben  p  leiben,  unb  toxt  und 
ber  ^.  SBinibrorb  im  8.  So^r^unbert  erjäl^It, 
mußten  bie  Sl^riften  ftd^  bie  jKrd^e  über  bem  l^ei« 
ligen  ^aufe  ton  ben  Ungläubigen,  »eld^e  fie  jer» 
ftören  »outen,  burd^  jöl^rlid^en  Sribut  erfaufen. 
9tod^  fd^Iimmer  mürbe  eS,  aI8  bie  Surfen  biefe 
@egenben  eroberten.  Seim  erften  ffreuggug  be- 
famen  bie  Sateiner  aud^  iRajaretl^  in  il^re  ©emalt 
(1100),  unb  ber  eble  ©icilianer  lancreb,  ber  gürft 
ton  ©aliläa  unb  bamit  pttt  ton  3laiQxtif^  ge« 
»orben  mar,  bezeugte  bem  |eiligen  §aufe  nid^t  blo^ 
feine  Serel^rung,  fonbem  befd^enfte  eS  audj  auf  § 
©ro^müt^igfte.  Salb  bamad^  mürbe  bie  JKrc^e 
beS  l^eüigen  ^aufeS  megen  ber  ^eiligf eit  beS  Orted 


Sur  anetropolitanfird^e  erfidrt  (f.  b.  9rt.  93ar(etta 
I,  2018).  3m  3. 1252  befugte  ber  auS  ber  (Se- 
fangenfd^aft  beS  ög^ptifd^en  ©ultanS  befreite  1^- 
lige  ffönig  Submig  tor  feiner  ^eimfe^r  neben 
atd>eren  l^eiligen  Stätten  am  25.  SCRän  aud^  9la- 
}aret^.  3ur  Erinnerung  an  biefen  Sefud^  lie^  er 
ein  SBanbgemälbe  im  ^eiligen  ^ufe  felbft  an« 
bringen,  meld^ed  il^n  im  @ebet  tor  bem  Silbe  ber 
aUerfeligflen  3ungfrau  barfteüte.  SDiefeS  @emälbe 
mar  no$  im  3Q^re  1626  }u  Soreto  fid^tbar,  unb 
f elbft  l^eute  erblidt  man  bei  aufmerffamer  Setrad^ 
tung  nod^  Slefte  baton.  3m  3. 1263  tertrieb  ber 
milbe  ©ultan  SibarS  bie  Sl^riften  auS  iRagaretl^ 
unb  gerftörte  aUe  l^eiligen  SRerfmürbigfeiten^  na« 
mentlid^  ton  ®runb  auS  bie  ton  ber  l^L  ^lena 
erbaute  JKrd^,  mäl^renb  baS  ^eilige  ^auS  unter- 
fel^rt  blieb,  tid^t  3a]^re  fpäter  terfud^te  eine  fleine 
@d^aar  ton  Jheugf al^rem  unter  ^ring  Sbuarb  ton 
^glanb  92agaret]^  mieber  }u  erobern,  aber  biefe 
Ie|te  Snftrengung  l^atte  leinen  bauemben  Srfolg. 
md  im  3.  1291  bie  le^te  d^riftlic^e  ©tabt  beS 
l^eiligen  SanbeS,  $toIemai§,  in  bie  ^änbe  ber 
Surfen  gefallen  mar,  l^at  ®ott  ber  Sntmeil^ung 
be§  l^eiligen^aufeS  baburd^  torgebeugt,  ba^  einer 
frommen  ©age  }ufoIge  baSjelbe  burd^  Sngel  nad^ 
S)almatien  unb  einige  Sa^re  fpäter  nad^  Soreto 
(f.  b.  9lrt.)  im  jKrd^enflaate  gebrad^t  mürbe,  mo 
e§  bis  jur  ©tunbe  nod^  terel^rt  mirb.  Um  bie 
9Jlitte  beS  16.  3a]^r]^nbert8  mar  bie  ©rotte  ber 
SSerfünbigung  nod^  gau)  ton  ähiinen  umgeben 
unb  baS  2)orf  ol^ne  d^riftlid^e  Semol^ner.  Srfl 
1620  erl^ielten  bie  t^frandScaner  ton  bem  Sntir 
gfaj^r  eb«Sin  biefe  ©rotte  in  il^ren  93efi|  unb  )»• 
gleid^  bie  Srlaubni^  gu  einem  neuen  ffird^«  mib 
ff lofierbau.  Sue^it  f anben  nur  einige  SRönd^e  ein 
Unterfommen,  bie  gubem  in  fteter  ^urd^t  tor  ben 
labern  teben  mußten.  S^tifd^en  1720  unb  1730 
mürbe  bann  bie  ffird^e  SRariä  Serfünbigung,  menn 
aud^  nid^t  in  frül^erer  ®rö|e  unb  $rad^t,  mieber 
aufgebaut,  unb  l^ierton  fd^reibt  ftd^  ber  tKuf« 
fd^mung  ber  |e|igen  ©tabt  ^er.  S)iefe  ffird^e  ift 
gerabe  über  jener  ©teDe  erbaut,  auf  ber  bie  je^ 
}u  Soreto  befinblid^e  Santa  Gasa  urfprüng^id^ 
fianb,  mie  bie  nod^  tor^anbenen  ©runbmauem 
geigen.  Unter  bem  erl^öl^ten  S^or  ber  ffird^  ifi 
eine  ffr^pta  in  Sf^Ifen  genauen,  aber  mit  SDtarmor 
überHeibet.  3n  ber  2)Htte  biefer  ffr^ta  ifl  ber 
untere  Xl^eil  einer  t^efömanb  fid^tbar,  ber  Seginn 
einer  ©rotte,  bergleid^en  l^eute  nod^  in  ben  ^u« 
fem  )u  IRagaretl^  läufig  in  bie  ton  bem  anfteigen« 
ben  Serg  gebübete  Sfeismanb  eingel^auen  ^nb. 
3n  bem  Slaum  gmifd^en  ber  ton  ber  obem  ffird^ 
l^erabfü^renben  marmornen  Sreppe  unb  biefem 
Seginn  ber  t^felfengrotte  ftanb  einft  bie  Santa 
Gasa,  bie  fomit  ein  SSorl^auS  ber  ©rotte  mar. 
S)a  mo  baS  SBorl^auS  aufl^ört,  am  Eingang  ber 
©rotte,  ifi  bie  ©teile,  mo  SKaria  betete,  alfi  ber 
Sngel  il^r  erf d^ien,  unb  tor  bem  f d^on  in  ber  ©rotte 
befinblid^en  3RarmoraItar  liest  man  auf  bem  meinen 
SRarmor  beS  i^fu^bobenS  bie  mit  golbenen  fßnd^ 
ftaben  gefd^riebenen  unb  burd^  ftibeme  Sampen 


■  a 

n. 

.n« 

•:n- 

v£r« 

rtf. 

y&m 

igen, 

rfttat 
teften 

ife  ift 
alter. 

fird^e 

i  Se^> 

(aber 

ilefter» 

8eben, 

ünben. 

(®ef(^. 

f.)/  ..äw 
5ricbrid) 

atftalt  5u 

:n  fammt» 


71 


3lta\itl 


72 


il^rem  3Rarmt,  überfiebelte,  feine  ©^mnaftalbU« 
bung^  trat  am  @d^Iug  biejer  ^eriobe  ^um  ©^ri« 
ftentl^um  fiber  unb  nal^m  bei  ber  %an\t  ftatt  beS 
bidl^etigen  3lamm^  S)at)ib  SRenbel  einen  neuen 
cm,  um  baburd^  feine  3utt)enbung  ju  einem  neuen 
Seben  (Sleonber  =  Sleumonn)  onjubeuten.  9118 
er  bann  ju  Oftem  1806  bie  UniDerfität  bejog, 
entf d^ieb  et  ft(^  gegenüber  feiner  auf önglid^en  9tei» 
0ung  5ur  9ted^t8tt)iffenfd^Qft  für  bie  Zl^eologie, 
nnbmete  ftd^  bem  ©tubium  berfelben  1806—1809 
in  C^oUe  unb  ©öttingen,  l^abilitirte  fid^  1811  mit 
einer  älbl^onblung  über  ©louben  unb  SBiffen  bei 
Siemens  Don  9Iesanbrien  gu  ^eibelberg  unb  tarn 
1813  als  «ßrofeffor  nad^  »erfin.  §ier  blieb  er 
bid  }u  feinem  %obt  am  14.  3uü  1850,  ein  [tineS 
©elel^rtenleben  fül^renb.  Sr  Derfa^te  mel^rere 
SRonogropl^ien :  lieber  ben  fto^f er  SuIionuS  unb 
fnn  Seitalter,  Stypm  1812 ;  ©er  |l.  »emljarb 
unb  fein  Seitalter,  Serlin  1813,  2.  aufl.  Ham- 
burg unb  @ot]^a  1848 ;  ©enetifd^e  Sutmidlung 
ber  Domebmften  gnoftifd^en  @9fteme,  Serlin  1818; 
2)er  1^1.  3o](ianned  gl^r^foftomuS  unb  bie  JKrd^e, 
bef onberd  beS  Orients,  in  beffen  Seitalter,  2  Sbe., 
»erlin  1821-1822,  3.  «ufl.  1848;  ©entoür- 
bigfeiten  auS  ber  @efd^id^te  bed  Sl^rifientl^umS 
unb  be§  d^ripd^en  SebenS,  3  Sbe.,  Serlin  1822 
bis  1824,  3.?tufl(.  1848;  9lnttgno[tifu8,  (Seift 
beS  SertuUianuS  unb  Einleitung  in  beffen  @d^rif- 
ten,  Berlin  1825,  2.  ^n^.  1849;  ©efd^id^te  ber 
^flanjung  uub  Seitung  ber  d^riftlid^en  IKrd^e  burd^ 
bie  apoftel,  2  Sbe.,  ^mburg  1832—1833, 
4.  aup.  1847;  ®a8  Seben  3efu  g^rifti,  ^m- 
burg  1837,  5.  «lufl.  1852.  ©ein  pavipixotd  ift 
bie  Mgemeine  ©efc^id^te  ber  (^rißlid^en  äleligion 
unb  iKrd^e.  68  erfd^en,  bis  auf  SonifatiuS  vm. 
reid^enb,  in  5  Sönben  bejtt).  10  Slbtl^eilungen 
Hamburg  1825—1845,  in  2.  Auflage  mit  tl^eil« 
»eifer  Umarbeitung  ber  erften  Sänbe  1842  ff. 
(Einen  elften  X^Ai,  bis  1431  gel^enb,  fügte  auS 
ben  nad^gelaffenen  papieren  1852  ©d^neiber  l^inju. 
2)enfelben  Umfang  l^at  bie  3.  Sluflage,  2  Ouart- 
bönbe  1856.  3n  ber  ©efammtauSgabe,  meldte 
1862—1875  in  14  Sänben  erfd^ien  unb  aufeer- 
bem  bie  beiben  erften  unb  bie  beiben  legten  ber 
ongefül^rten  ÜJlonograpl^ien,  fomie  bie  2)en!tt)ür" 
bigteiten  entl^ölt,  füUt  bie  ftird^engefd^id^te  bie 
erften  9  Sönbe.  Ueberbie|  Derfa^te  9teanber  gal^I- 
reid^e  Heinere  Sbl^anblungen.  Sine  Sammlung 
gab  er  f elbft  l^erauS :  Aleine  ©elegenl^eitSfd^riften 
praftifd^-d^rifilid^en,  Domel^mlid^  e^egetifd^en  unb 
l^iftorifd^en  Snl^altS,  1824,  3.  fel^r  t)erönberte 
«ufl.  Serlin  1829.  „SBiffenfd^aftlid^e  «bl^anb« 
lungen"  öeröffentlid^te  (»erlin  1851)  3.  S.  3a. 
cobl  StuS  ben  9Ranufcri))ten  unb  auf  ©runb 
t)on  9lad^fd^riften  mürben  aud^  einige  SSorlefungen 
l^erauSgegeben :  Sogmengefd^id^te,  Serlin  1857; 
ftatl^oIiciSmuS  unb  ^roteftantiSmuS,  Serlin  1863 ; 
©efd^id^te  ber  d^riftlid^en  Stl^ü,  Serlin  1864. 
9leanber  nimmt  in  ber  proteftantifd^en  Sl&eo« 
logie  unb  namentlid^  jtird^engefd^id^tfd^reibung 
eine  bebeutfame  ©teQung  ein.  ©egenüber  ber  ra* 


tionaliftif d^en  unb  )}ant]^eiftif d^en  Stid^tung,  totli^ 
5ur  Seit  feines  StuftretenS  l^errfd^enb  toar,  mad^te 
er  eine  glöubige  9nfd^auung  geltenb.  Sie  jHr* 
d^engefd^id^te  ift  il^m  baS  burd^  Sal^ttairfenbe 
forttdnenbe  Seugnil  Don  ber  erlöfenben  ftrdt 
Sl^rifti  in  ber  SReufd^l^eit.  3)emgemil^  bemüQt 
er  fid^,  aud^  ber  fnti^em  Seit  geredet  }u  toerben^ 
unb  ^nbet  in  ben  neuen  Sogmen  beS  16.  Sol^ 
l^unbertS  nid^t  bloge  Sßal^rl^eit,  menn  er  gldd^ 
als  ^roteftant  bie  ))roteftantifd^e  JKrd^e  $5^ 
fieOt  als  bie  fatl^olifd^e.  2)a  er  in  ben  2)ienft  fei- 
nes ©laubenS  eine  ftaunenSmertl^e  ©eld^rfamfeit 
fteOte,  fo  mar  il^m  eine  tiefgreifenbe  SBuftamlett 
befd^ieben.  ©eine  auf  auSgebel^ntem  OueHeu" 
ffatbium  rul^enben  SBetfe  l^aben  gum  ^l^eil  einen 
über  feine  Seit  l^inauSgel^enben  SBertl^.  (Sgl  3.  S. 
3acobi,  Srinnerungen  an  9ug.  9teanber,  ^dSt 
1882;  p.  ©d^aff,  «uguft^teanber,  ©ot^a  1886; 
SBieganb,  %  9teanberS  Seben,  Srfurt  1889.  ©c^ff 
bietet  aud^  ein  d^ronoIogifd^eS  93er)eid^ni|  ber 
SBerle  9leanberS,  f omie  ein  SSerjeid^il  ber  ©d^rif- 
ten  über  benfelben.)  [d.  ^unf.] 

9^^  ©tabt,  SrgbiStl^um  unbftönig« 
reid^  in  Unteritalien.  —  I.  ©tabt  unb  Uni- 
t)erf ität  2)ie  §au))tftabt  ber  frül^em  Campania 
felix  unb  beS  \p&ittn  ffönigreid^  beiber  ©icüien, 
Neapolis  (itat.  Napoli,  92euf!abt),  urfprünglid^ 
ParÜienope  (a  tumulis  Sirenis  Parthenopea), 
mürbe  Don  gried^ifc^en  Soloniften  gegrünbet  wib 
bel^ielt,  aud^  nad^  ber  Sroberung  burd^  bie  ©am- 
niter,  il^ren  gried^ifd^en  Sl^aralter,  il^e  altgried^i- 
f c^en  ©piele  unb  äBetttöm))fe ;  ia  nod^  auS  bem 
7.  3a]^r]^unbert  ftnben  fid^  gried^ifd^e  3nfd^riften 
in  Tteapel.  ^ud^  bie  SRömer,  unter  beren  ©d^u^ 
ftd^  bie  ©tabt  balb  banad^  gefteOt,  beliehen  i)^ 
als  civitas  foederata  il^re  eigent^ümlid^e  Set> 
faffung.  IReapel  ftieg  nun  rafd^  gu  l^ol&er  Slüte, 
leiftete  ben  SRömem  burd^  feine  ^tte  mefentßd^ 
©ienfte  unb  mar  megen  ber  l^errlid^en  ©egeid»  vaib 
ber  bafelbft  blül^enben  gried^ifd^en  Jhtnfi  unb 
SBiffenf  d^af  t  ein  SieblingSaufentl^alt  gebilbeter  unb 
oomel^mer  SRömer.  IRa^bem  eS  unter  ^ituS  burd^ 
ein  Srbbeben  f aft  gang  jerftört  morben,  mürbe  eS 
im  römifd^en  ©efd^ma^e  mieber  aufgebaut.  SBerni 
eS  aber  aud^  neben  Zarent  bie  größte  ©eefiabt 
Unteritaliens  mar,  gemann  eS  bod|  erft  nad^  wob 
nad^  ben  l^eutigen  Umfang,  unb  erft  im  SRittd^ 
alter  erl^ielt  eS  als  äleftbenj  ber  normannifd^ 
Aönige  feine  bermalige  ©rö^e  unb  SebeutfamMt. 
^taptl  blieb  unter  ber  ^errfd^aft  ber  9l5mer  bis 
auf  Sl^eoborid^  (493),  |atte  aber  mäl^renb  ber 
SSößermanberung  Diel  gu  leiben.  SS  mürbe  410 
burd^  SHarid^  unb  456  burd^  bie  Skmbalen  Der« 
l^eert,  bann  oon  ben  Dftgoten  erobert.  3m  3. 536 
ben  ©oten  burd^  Selifar  entriffen,  gel^örte  eS  nun 
5um  b^jantinifd^en  äleid^e,  mar  aber  unter  einem 
eigenen  ^er^og  (S)uca  ober  2)oge)  faft  gang  un^ 
abl^ngig.  SS  mugte  aud^  feine  Unabl)ängig(ett 
gegen  bie  langobarbifd^en  t^ürften  gu  bel^aupten, 
bis  eS  1048  oon  ben  9lormannen  erobert  murbe^ 
meldte  bie  ©ried^n  unb  ©aracenen  vertrieben 


73                                                         3ltaptl  74 

(attoL   Dicfe  l^errfd^ten  l^ier  6i8  1266.    9lQd^  f)ai  förmliche  (Strafen,  an  benen  su  6eiben  (Seiten 

bem  Indßcrbnt  bed  legitimen  aOtannedftammed  bet  bie  AopeKen  ald  9egrö6ni|ftötten  ber  Grübet- 

i0nRanm{d^2)t)nQ{)ie(1194)fQme8bur(I^Son>  f(|^QftSntitgUeber  fielen.  Sie  finb  nad^  bem  SBege 

faai/t,  Qkma^Un  Stax]tt  ^einrid^  VI.,  an  bie  |in offen, ^oben in il^rem^intergrunbe einen 9ItQr, 

MH^  Aoifer.  griebrid^  n.  erl^ob  "Sltopü  gut  an  ben  ©eitenmönben  ©robnifd^en  unb  [teilen  unter 

Scii^^aiiiitpttbt  f&r  bie  f eßlänbif^en  Seft^ungen  bet  Sufftd^t  Don  ftopusinem,  ml^t  l^ier  ein  Alofter 

mb  ßiftete  bie  UniDetfltöt   3m  %  1266  ober  l^aben.  a)}er!n)ürbig  ^nb  aud^  bie  Aatafornben  (f. 

Dc^ßc^  ba  ^ft  als  Oberlel^enSl^ecr  biefe  Stobt  b.  ^rt.  TU,  235  f.)  unter  ben  ftird^en  ©ennaro 

OB  ffttri  oon  Sniou,  ber  fie  gleid^faSS  sur^aupt«  bei  ^oDeri  unb  @ta.  3Ram  beKo  SSita,  meldte 

jfaiM  feines  Sieid^  mod^te.    3llf onS  Don  9ra*  größer  ftnb  oIS  bie  römif d^en  unb  nomentlid^  Diele 

goncn  enterte  9tea)>el  im  %  1442,  unb  je^t  Blieb  SRoIereien  ouS  ben  3^ten  bed  Urd^riftentl^umd  ent« 

cS  VBiet  einem  Sicefdnig  ben  ©paniern,  bis  e§  l^alten.  3n  ben  Dielen  Alöftem  ber  Stobt  —  ju 

im  18.  So^i^^mibert  nad^  fur^er  StDtfd^enjeit  einen  Snbe  beS  Dorigen  Sol^rl^unbertS  104  SDlonnS-  unb 

ebenen  iKtiig  erl^ielt  (1735).  Seit  1860  ift  biefe  42  ^rouennöfter,  im  äo^re  1845  nod^  54,  ^eute 

fo  melfSttigem  SSEied^f el  untermorf ene  Stobt  infolge  todf^i  oOe  ouf gel^oben  —  mürben  Dielfod^  nur  3üng« 

ber  Snacsion  JUoptlQ  an  bod  Äönigreid^  Stoßen  Unge  unb  SUngfrouen  Don  gutem  %bel  auf genom» 

wtt  WKäß  $roDiii)iaI]^u))tftobt  toeld^e  in  55  (bor-  men,  unb  in  ben  meifien  erhielten  bie  ÜJtitglieber 

nfter  tner  ^oupt-)  $farreien  470  000,  begm.  im  nur  Obbod^,  möl^renb  fie  fär  il^re  »eiteren  93ebürf « 

gn^cn  Oemetnbegebiet  über  500  000  Sinmol^ner  niffe  f elbft  ju  forgen  l^otten.  2)o8  Domel^mfte  obe- 

fi/L  Sor  bie  Sfatl^olüen,  meldte  nod^  in  ben  lige  Ttonnenflofter  mor  Sto.  ©^ioro,  \tvi^tt  fär 

40cr  3«4iren  nur  bie  Raptät  in  bem  §oteI  bed  boS  größte  Alofter  ber  SBelt  gel^oUen,  inbem  ge- 

yim^fd^i  ®efanbten,  ein  frongöfif d^ed  unb  ein  n)ö]^nlid^  300  Jungfrauen  ouS  ben  erften  ^öufem 

oi^Ü^d^  Otatorium  in  ^riDat^&ufem  l^otten,  Be»  borin  »eilten.   93on  ber  großen  ^njo^I  SBol^I» 

{k|eB  ^otte  fed^  proteftontifd^e  ftird^en,  nömlid^  tl^ötigfeitSonftoIten  finb  unter  ben  Spitälern  boS 

i«r  engüfd^e  unb  ie  eine  frongdfifd^e  unb  beutf d^e.  oDgemeine  ihonfenl^ouS,  boS  beutfd^e  unb  boS  eng- 

Jbän  ben  250  fotl^oUfd^  jhrd^en  unb  ftopeüen  Iif(|e  Spitol,  unb  unter  ben  37  vlrmen-  unb  Sir* 

ngt  Ue  1299  erbaute  fd^öne  Satl^ebrole  S.  ©en-  beitSl^öufem  boSgro^ortige  Sleole  Stibergo  bei  ^o- 

waa  (St  äonuariuS)  mit  ber  reid^  Derjierten  Sop«  Deri  für  orme  f^inblinge,  äBoif en,  Sol^me,  93Unbe 

|db  bei  Zeforo  bt  S.  ©ennoro  l^erDor,  in  totU  unb  Xoubftumme,  jufammen  für  2000  ^erfonen, 

ifs  boS  ^mtpt  beS  1^1.  äonuoriuS  (f.  b.  3lrt.  VI,  }u  nennen ;  boneben  beftel^en  nod^  ein  großes  gfin» 

1287  f.)  unb  gioei  @efö|e  mit  feinem  Slute  auf»  beD^ouS,  }U)ei  SBoifenl^äufer,  ein  gro|ed  ^rmen» 

icM^rt  ftnb.  Die  alte  Soti^ebrolemor  Sto.  Slefti»  DerforgungSl^oud  unb  25  SonferDotorien  gur  Sr- 

Ui,  CEKf  ben  Xrümmem  eined  %poDo-  unb  9lep«  jiel^ung  armer  9Röbd^en.  Sämmtlid^e  milbe  Stif- 

tntanpdS  aufgebaut.  3^  nennen  ift  bonn  S.S)o»  tungen  ber  Stobt,  bie  nun  Dom  Stoote  eingebogen 

nenico,  1255  Don  $opft  ^le^onber  IV.  perfönlid^  ftnb,  l^otten  nod^  1832,  nod^  öfteren  Seroubungen, 

eiigeiDeil^t ;  im  onfbgenben  fflofier  }eigt  mon  nod^  ein  Sinfommen  Don  3  200  000  ©ulben. 

bk3cflebeS^I.2:^omagDon3tquinunbben$örfaoI,  3n  IReopel  befielet  oud^  bie  einzige  UniDerfitöt 

Mrin  biefer  gro|e  ffird^enlel^rer  1272  feine  ^or»  beS  Dormoligen  Jlömgreid^d ;  fte  ift  eine  ber  ölteften 

tzä§e  ^tt.  ^K^Ud^  ift  oud^  bie  1584  erboute  el^e»  UntDerfttoten  in  Suropo,  il^re  Sntftel^ung^jtDeife  ift 

■atige  SefuUenürd^e  ©efü  9hioDo  mit  ber  $rod^t»  ober  Derfd^ieben  Don  oHen  onberen  im  Snittelolter. 

ii^  bc§  ^1.  ägnotiuS.  Sto.  Sl^ioro  mürbe  1310  2)ie  UniDerfttöten  gingen  in  ber  SRegel  Don  ber  ftird^e 

tei^ftönigXobertalSföniglid^effopenejuSl^ren  ou§  ober  mürben  burd^  ^uSmonberung  Don  Sel^» 

kl  oOet^Iigften  Wtor3faaomente§  (Corpus  Do-  rem  unb  Sd^ülem  begrünbet ;  bie  Don  ^eopel  ober 

■ni)  gegrmtbet  unb  1317  mit  einem  Sloriffenflo»  rief  ftoifer  Qfriebrid^  11.  im  3uU  1224  not!^  lieber« 

^Derbiniben.S'^nnun5ioto,1317gIeid^foII§Don  toöltigung  be§  SorocenenaufftonbeS  in'§  Seben, 

flSnigXobertgegrünbet,  mürbe  nod^  einem  Sronbe  in  erfter  Sinie  ftd^crlid^  ou§  politifd^en  ©rünben. 

1760  binrd^  SSouDiteÜi  gonj  mit  meinem  SKormor  „S^av  batte  eS  oud^  l^ier",  fogt  §urter  (©efd^. 

siAer  aufgebaut  unb  birgt  bo§  ©robmol  ber  Snnocen}'  m.,  ^omburg  1842,  IV,  590  f.),  „ju 

Singtn  äo^nna  n.  (geft.  1435).  S.  ^ngelo  feiner  3^^^  on  Sd^ulen  gefel^It;  ober  t^riebri^ 

aStäo,  1410  Don  Sarbinol  ^roncoccio  gegrünbet,  fo^te  ben  grogortigen  ©ebonfen,  eine  ^nftolt  gu 

mäfSit  ein  fd^neS  ©robbenfmol  beS  äiinolbo  grünben,  in  meld^er  mit  ben  freien  Jlünften  fämmt« 

Sto.  SKorio  bei  gormine  bie  Seid^»  lid^e  SBiffenfd^often  geleiert  loürbcn.  SDoju  bcmog 

ffourobinS  unb  tyriebrid^S  Don  Oefterreit!^,  il^n  bie  ©röfee  ber  Stobt,  bie  Slnmutl^  il^rcr  Soge, 

ein  nranbertl^ätige^  ß^riftu§bilb.  Slbgcfel^en  bie  2KUbe  ber  Sitten,  bie  Seid^tigfcit  ber  3ufu^t 

ben  onberen  JKrd^en  unb  AopeQen,  gibt  e§  oKer  SebenSbebürfniffe  }u  Sonb  unb  über  ^eer, 

160  Stoptütn  auf  bem  Sompo  Sonto  9hioDo  ber  93ort]^eil  bo^  junge  £eute  nid^t  ©efol^ren  ber 

fr  bk  160  Sruberfd^often  ber  Stobt,  unter  benen  Steifen  ft^  ouSfe^en  müßten.  ^uS  ollen  Sönbem 

■iRse  ber  Seod^tung  mertl^  fmb.  S)iefer  ©otteS»  berief  er  SRönner  jeber  üffiiffenfd^oft,  bie  fid^  einen 

Ar  in  ber  ^ö^e  ber  Stobt,  on  einem  über  bie«  92omen  gemod^t,  mit  ongemiefenem  ©el^oIt.  S)en 

lAe  letetnragenben  Sergob^onge  1836  ongelegt,  Jünglingen,  bie  ouS  ber  Sfrembe  nod^  92eopeI  lom« 

■itei^ifenberlluSfid^t  auf  Stobt  unb  Umgebung,  men  mollten,  gemalerte  er  Sid^erbeit  für  ^erfonen 


75 


9lea)iel. 


76 


unb  ^obe,  befreite  fie  Don  ©teuer  unb  S)tenfi,  ge« 

{tattete  tl^nen  eigene  Obere,  fe|te  bie  äßietl^preife 

für  bie  SBol^nungen  feft,  mied  Seute  an,  bel^  benen 

jte  unter  bestimmten  Sebingungen  @elb  borgen 

fonnten ;  toar  ober  oud^  ber  erfte  grürft,  toeld^er 

mel^r  afö  ein  l^oIbeS  äol^rtoufenb  friil^er,  als  er  f onft 

eingeffil^rt  morben,  ben  meber  mit  bem  Segriff 

tt)Q$rer  grteil^eit  nod^  mit  l^dl^erer  SBurbigung  beS 

SBertl^eS  ber  SBiffenfd^aften  t)ereinbaren  Uniöcrfi« 

tät8}tt)ang  erfonn/'  S)ie{e§  Urtbeil  ^urterS  ift  l^er» 

Dorgerufen  burd^  eine  @teSe  auS  Petaiis  deVineis, 

Ep.niyllytoeld^elautetrOmnes.quistudereyo- 

luerint  in  aliqua  facultate,  vadant  Neapolim 

ad  studendum,  et  nullus  ausus  sit  pro  scho- 

lis  extra  regnum  exire  vel  infra  regnum  in 

aliis  scholis  addiscereveldocere:  etquisunt 

de  regno  extra  regnum  in  scholis,  usque  ad 

festum  S.  MichaeHs  proximum  yenturum,  sine 

morae  dispendio  revertantur.    Rad  I.  (geft. 

1284)  ]^ob  ben  ©lang  ber  Unit)errität  an  toelci^e 

er  ben  1^1.  Sl^omaS  t)on  Stquin  berief.   Bpäitt, 

nomentUd^  unter  ben  Sourbonen,  tarn  fie  etmoS 

l^erob ;  in  neuerer  Seit  bot  fte  fid^  wiebcr  gcl^oben, 

unb  il^re  gfrequenj  ift  bie  böd^fte  in  Italien;  fie 

bat  in  Dier  gfacultöten  52  £e^rftäble  mit  270 

Se^rem  unb  3300  @tubenten.  2)ie  Unit)erfltät8» 

bibliotl^ef  ift  ni(bt  bebeutenb  (60  000  Sönbe)^  ba» 

gegen  befinben  fid^  in  ber  @tabt  nod^:  bie  gfar« 

nefif d^e  Stationalbibliotl^e!  mit  240  000  Sänben 

unb  10  000  SKanufcripten,  bie  Srancacriona  mit 

100000  Sönben,  eine  Stabtbibliotl^et  Sibliotl^et 

@.  @iacomo;  überbie|  l^aben  cxaä^  Derfd^iebene 

anbere  aufgel^obene  Alöfier  Säd^er»  unb  !DlanU' 

f cri^te » ©ammlungen.    UnioerfitätSgebaube  mar 

früher  ba§  l^eutige  ÜJhifeo  9ta}ionaIe  (oormalS 

SDlufeo  Sorbonico);  feit  1780,  mo  bie  Uniöerfttät 

umgefialtet  mürbe,  ift  bad  Dormalige  3efuiten> 

coüegium  UnioerfttötSgeböube.  2)ie  SSorftel^er  unb 

fed^d  Seigrer  ber  UniDerfität  ftanben  Don  1780  an 

als  Oberbel^drbe  an  ber  @pi^e  be§  ©efammtunter» 

rid^tSmefenS  bieffeits  beS  ^xoj  in  ben  ^roöinjen 

moren  il^nen  befonbereSuSfd^äffegurUebermad^ung 

beS  öffentlid^en  Unterrid^tS  untergeorbnet.    3m 

übrigen  blieb  bie  färglid^e  Sefolbung  ber  $rofef- 

foren  fld^  gleid^,  unb  bie  ©tubirenben  maren  nod^ 

miefrül^erftrengftemStoange  untermorfen.  Sturer 

ber  Uniüerfltät  befielet  nod^  ein  ^riejterf  eminar  mit 

tbeologifd^er  Sel^ranjtolt,  ein  l^öl^ered  Sl^ceum  (@e» 

cunböruntDerfitöt),  ein  gemöl^nlid^eS  S^ceum,  Dier 

@Qmnoflen,  l^öl^ere  9tormaIfd^uIe,  brei  föniglid^e 

Sel^r-  unb  grjicbungSinftitute  für  SORöbd^en,  jabl« 

reid^e  Slementar»  unb  ^ribatfd^ulen.  92i(|t  gu  Der» 

geffen  ift  baS  d^inefifd^e  Soüeg  gur  ^eranbilbung 

iungcr  ßl^inefen  für  bie  Üllif poncn  ibreS  S3ater= 

lanbeS  (f.  b.  ?lrt.  aJliffionSanftalten  Vm,  1597), 

f omie  baS  Snftitut  Sa  ^alma  auf  ber  norbmefUid^en 

Seite  ber  ©tabt,  auf  bem  ®af  o  biSKonte,  1854  üon 

bem  eifrigen  SfrandScanerP.  Submigbagaforia  jur 

Srgiel^ung  Don  92egerfinbem  gegrünbet,  momit  er 

bann  1860  aud^  eine  3lnftalt  für  Dermal^rloSte  Ana» 

ben  öerbanb  (ögl.  ©aljb.  iKrd^enbl.  1865,  232). 


U.  SrgbiStl^um.  2)aS  Sl^rifientl^um  tonAt 
in  ^tcOßtl  nod^  gur  Seit  ber  ^ofiel  eingefüj^rt, 
unb  gmar  Dom  1^1.  $etru8  felbft,  ber  auf  feiner 
Steife  t)on  3lntiod^ien  nad^  9lom  im  Saläre  42  oud^ 
burd^  9tea))el  !am.  SHele  glaubten  auf  feine  ^re- 
bigt  l^in  an  Sil^riftuS,  befonberg  aud^  ber  reid^ 
unb  angefel^ene  StSpronad  ober  ^8)}renu8.  2)er 
l^eilige  ^poftel  befreite  il^n  Don  einer  langmiertgen 
fl^anü^eit,  taufte  il^n,  unb  nad^bem  er  il^n  DoOft&n- 
big  in  ba§  Cl^riftentl^um'eingefül^rt,  meil^te  er  tl^ 
etma  im  3. 54  ober  57,  al§  er  mieber  bal^in  tarn, 
gum  SBifd^of  biefer  iungen  ftird^e.  2)ag  9S))rona6 
als  ber  erfte  Sifd^of  9lea))el8  Dom  l^eiligen  SJpoftet» 
fürften  aufgeftdlt  unb  gemeil^t  morben  ift,  mii^ 
allgemein  angenommen,  nur  über  bie  3eit  feiner 
Sr|ebung  l^errfd^t  SSerfd^iebenl^eit  ber  ÜJleinung, 
ba  (Sinige  fagen,  bag  er  f ^on  im  3. 46,  gleid^  nad^ 
feiner  Saufe,  jum  Sifd^of  erboben  morben  fet 
S)ie  eifrigen  SBemül^ungen  beSfelben  bemirtten,  ba6 
nid^t  nur  in  "Jltaptl,  f onbem  aud^  in  ber  UmgegenS 
bie  d^ftlid^e  ^römmigfeit  erblül^te.  93iele  befel^rten 
fid^  aud^,  als  ber  1^1.  $aulud  im  3.  59  t)on  $u^ 
teoU  na^  ^toptl  !am;.ebenfo  als  ber  1^1. 3gnatiu8 
als  Sanbibat  beS  SRart^riumS  l^ier  lanbete.  (Sx 
ftörlte  bie  9teapoHtaner  burd^  SBort  unb  f8tx\pxü, 
unb  Diele  folgten  il^m  aud^,  fo  bie  l^eiligen  ältar^ 
t^rer  t^auftinuS,  3otnta,  SRasimuS,  ShtfuS  u.  f.  m. 
9lad^  einer  fegenSreid^en  äBirffamfeit  im  bifd^öf» 
lid^en  Slmte,  bie  nad^  ben  Sinen  23,  nad^  ^noeren 
33  Saläre  möbrte,  ging  ber  1^1. 9S)ironaS  in  l^ol^em 
Sttter  ein  in  bie  fjreube  beS  $erm  (Martyr.  Rom. 
3.  Aug.).  äl^m  folgten :  ber  bl.  SpitimituS,  bann 
ber  bl.  tHaxo  ober  StaruS,  beffen  Seib  „megen  ber 
SSerbienfie  feiner  ^eiligfeit  in  bie  ®t.  ©tepl^anS« 
fird^e  übertragen  mürbe'',  unb  ber  1^1.  $robud, 
meld^er  placida  morte  quievit.  9tad^  $aulu8 
!am  ber  1^1.  SlgrippinuS,  ber  megen  feiner  l^ol^en 
Sugenben  mie  aud^  megen  ber  äBunbergabe,  bie  er 
befa|,  fel^r  berül^mt  mar  (Martyr.  Rom.  9.  Nov.). 
®er  fjii,  ßuftatl^iuS  ober  guftafiuS  mirb  am  17.'  9lo- 
Dember  (al.  10.  SRai)  nod^  oerel^rt.  2)en  1^1.  Su- 
p^ebiuS  ober  SpbebuS  fe^t  SaroniuS  in'8  8.  gal^- 
Wnbert,  möbrenb  bie  SBottanbiften  (Maji  V,  236) 
bartl^un,  ba|  er  bem  3.  Sal^rbunbert  angel^drt 
Srmiefen  ift  feine  befonbere  SSerel^rung  gu  ^Itopd, 
mo  5U  feiner  &)xt  eine  JKrd^e  erbaut  morben,  gu 
Sapua  unb  @aIemo  (Martyr.  Rom.  23.  Maji). 
2)er  1^1  gfortunatuS  (BoUand.  Jun.  ü,  1052) 
lebte  gur  Seit  beS  ^eiligen  $apfte8  SuIiuS  I.,  bet 
il^n  347  als  Segaten  gum  Soncil  Don  @atbica 
fanbte  (geft.  350).  S)er  bl.  ÜKajimuS,  meldtet 
als  fidem  vindicans  rectam  be}eid^net  toixb 
(Bolland.  Jun.  ü,  517;  ogl.  aud^  A.  Trama, 
Dell'  unico  yescovo  per  nome  Massimo  nella 
Serie  de'  Vescovi  di  Napoli,  Nap.  1872),  mürbe 
als  ©egner  ber  arianifd^en  ©pnobe  Don  iRimini  im 
3. 359  in  bie  SSerbannung  gefd^idü.  @S  marb  ibm 
ein  arianifd^  gefinnter  5Rad^foIger  SRamenS  Qo^^ 
muS  (362  ober  363)  gegeben ;  biefen  belegte  er  mit 
bem  ^onne,  unb  nad^  ber  Xrabition  marb  infolge« 
beffen  Sofin^uS,  fobalb  er  bie  Satl^ebrale  betrat. 


14 


^tapzl 


78 


beroct  an  bet  Sunoe  gelftl^mt,  bag  er  lein  SBort 
ipralien  bnnte.  2)et  1^1.  @et)eru8  ftonb  tt)enig' 
jM  20  3a^  (367—887),  nad^  anbeten  fogat 
46  3o(re  kmg  bief er  ftird^e  bor  —  nad^  SaroniuS 
Utte  er  )itr  3eU  beS  ftaijerS  SSalentinion  m. 
(425—455?)  gelebt  (£r  erbaute  breiftlöiier  unb 
■e^iczc  StM^,  ertoedte  aud^  einen  Saugen  Don 
bcK  Xf^ten,  bamU  einer  3Bittn)e  burd^  beff  en  3^9- 
wi  PL  t^rem  9ted(fte  oer^olfen  tofirbe.  9Ran  pflegt 
iSß  als  ^ßatrtm  ber  Sterbenben  gu  Derel^en  (iBoU. 
ApriL  m,  767).  «uf  ben  ^I.  Urfud  ober  UrfmuS 
(etM  387—391)  unb  Solenne«  (392—419) 
folgt»  bei  ^L  9h){trianuS,  ber  mie  ber  1^1.  $ro§per 
0.  S.  gegen  bte  Srianer  fömpfte  unb  atö  toal^rer 
Safer  femer  Diöcefonen  Sftber  unb  onbere  ®e» 
bfabe  in  9tea)>el  errid^tete^  n)eld^e  feinen  9{amen 
tmgen.  Sr  lebte  ettoa  um  444  (Bolland.  Aug.  m, 
294  sq.),  n)d^renb  er  bei  9Rigne  in  baS  7.  ^obr» 
kubcct  Derfej^  mirb.  93on  ben  »eiteren  99if d^öfen 
fiab  no4  SV  nennen :  StepJ^n,  499  bei  einem  Soncil 
piStom^  bem  )u  Sl^ren  eineSaftlifa  Stefania  be> 
waai  tß :  ber  l^L  $om))oniu8  (514  big  ca.  536), 
bem  bte  Srbattung  ber  JKrd^  @ta.  ÜJlaria  SRag» 
giore^  mo  fein  Seib  rul^t,  ^ugefd^teben  toirb  (Boll. 
Mmji  m,  373);  ber  ^L  ^tl^anafiud  H.  (876  big 
902).  ^Hefer,  €o]^  beS  ^er^ogS  @ergiu8  Don 
Dfopd,  er^elt  bon  feinem  SSater  bie  @üter  be§ 
880  tNm  ben  @aracenen  gerfidrten  @i|eS  9Rif  enum 
ober  SKfenoS,  beS  l^eutigen  SRifeno  am  SSorgebirge 
ffadftn  VamtaS,  för  feine  JKrd^  gugetoiefen.  Sr 
■04^  fid^  and^  burd^  feine  ^reigebigleit  gegen  bie 
Sin^  nnb  bie  apofloUfd^  Seitung  feiner  S)i5cefe 
\äft  Derident,  mu^e  aber  iwn  feinem  ^Reffen,  lotU 
4er  bie  ^errfd^  ber  @tabt  erl^Iten  l^atte  unb 
bsn^  feine  Sfrou  gegen  ben  Sifd^of  eingenommen 
iDor,  fe^r  üiel  leiben,  \a  ftd^  fÜid^ten.  ^u§  ben 
Icten  biefeS  ^eiligen^  fomie  au§  bem  Umftanbe, 
ba^  bamafö  nod^  mel^rere  gried^ifd^e  ^riefter  in 
Keopei  fid^  befanben,  benen  fed^S  Jlird^en  für 
bie  Dielen  ^ier  toeilenben  ©ried^en  angemiefen 
tooren,  sog  man  ben  @d^Iu^,  e§  muffe  neben 
bera  tatetnifd^n  aud^  ein  gried^ifd^  Sifd^of  l^ier 
9eiDefen  fein.  S)er  ^uctor,  meld^r  im  10.  äal^r^ 
tsnbert  bie  genonnten  ^cten  üerfo^te,  f  d^reibt  nöm* 
tiä^:  Nam  et  introrsus  binas  praesulum  ge- 
stat  sedes  adinstar  duorum  Testamentorum, 
^[uamquam  iina  sit  quae  gubemat  et  regit. 
Uein  biefe  @teUe  befagt  tttoali  gans  Ruberes. 
Sie  in  Xom  fünf  ^triard^alfird^en,  aber  nur  ein 
$atnard^  ift,  f o  mar  aud^  in  92eapel  eine  befonbere 
^ouptürd^  für  bie  fiateincr  unb  eine  befonbere 
fnr  bie  @ned^,  aber  nur  Sin  Sifd^of  für  beibe. 
2)ie|  ifi  nac^  €anteliu§  (Metrop.  urb.  bist.  civ. 
et  eccL,  Paris.  1685,  371—375),  ber  einen 
md^x^adftn  SemeiS  bafür  liefert,  ber  eigentlid^e 
&aaL  biefer  Stelle.  @omit  mar  l^ier  niemals  ein 
qpidp^d^  Sifd^of  neben  bem  lateinifd^en.  Unter 
l^onafing  blühte  3ol^ne§  SHaconuS  (f.  b.  3trt. 
VI,  1651),  ber  oIS  Sfortfe^ung  einer  altem 
C|nmü  eine  StSt^umdgefd^id^te  Don  9lea))el  oer« 
ppe. 


3m  10.  3a]^r]^unbert  mürbe  biefer  93ifd^of8fi^ 
Sur  SRetropoIe  erl^oben.  @egenmörtig  nimmt  man 
gemöl^nlid^  an,  ba|  bie|  im  %  992  erfolgt  fei. 
gfrü^er  glaubten  Sinige,  bie  Srl^ebung  ^abej^on  gu 
Seiten  ber  Slpoftel  ober  längftenS  jur  Seit  (öregor§ 
be§  ©rofeen  ftattgefunben.  ßanteliuS  (1.  c.  378) 
entfd^eibet  fid^  fiir  bog  äal^r  970.  Unter  meld^m 
Zapfte  biefe  SSeränberung  gef d^al^,  ift  nad^  il^m  un- 
befannt.  Sr  fagt  aber:  ^enn  bie  S)ocumente  be§ 
j^ofterg  @.  ©ebaftiano  öd^t  ftnb,  fo  ift  9ticeta§ 
(962— 978)al8erftergrsbifd^oft)on3o]^nnXin. 
eingefe^tmorben;  fmb  fie  aberunöd^t,  mieUgl^eüi 
oermutlet,  fo  ift  um  biefe  Seit  @ergiu3  (990  bid 
1005)  basu  ernannt  morben.  SJlag  ed  fic^  bamit 
mie  immer  oerl^Iten,  ftd^er  ift,  ba|  Ißeapel  um  bie 
amtte  beS  11.  3a]&r]^unbert8  bereits  al§  ajletro» 
pole  erfd^eint :  benn  ©ergiuS  IL  (1059—1065) 
unterfd^rieb  ftd^  beim  Sondl  su  99enet)ent  afö 
Archiepiscopns  Neapolitanus.  9ud^  mit  SRüdf» 
fic^t  auf  bie  erften  @uffraganate  l^errfd^t  feine 
Sinftimmigfeit  unter  ben  alteren  fird^lid^en  ®eo- 
grapl^en.  3ol^ann  XTTT.  foS  biefer  SRetrobole 
unterfteUt  l^aben:  Nola,  Cumae,  Puteoli,  Mi- 
senum  (f.  ob.),  Ischia,  Aversa,  Acerra.  ^ein» 
rid^  93a(|i  l^at  ben  t)on  Sumö  nid^t  unb  3Ru:äu§ 
au|erbem  aud^  9Rifenum  unb  Sloerfa  nid^t.  2)a8 
le^tgenannte  Sidtl^um  !am  balb  mieber  unmittel» 
bar  unter  SRom,  unter  bem  Dorl^er  fämmtlid^e  @i(e 
tanben.  S)ie  Notitia  Coelestim  fül^rt  f olgenbe 
ünf  @uffraganate  auf:  Aversanum,  Nolanum, 
!?uteolanum,  Cumanum,  Isdanum  s.  Insu- 
lanum.  2)er  @i^  oon  Sumö  ging  unter  Srs» 
bifd^of  anfelm  (1191-1214)  ein.  «18  nämlid^ 
in  Sampanien  ber  Sürgerfrieg  entbrannt  unb  anä) 
bie  Sumaner  fid^  gegen  bie  ^Neapolitaner  erl^oben, 
mürben  fie  als  bie  ©d^möd^cren  befiegt,  il^re  ©tabt 
unb  Surg  ooEftönbig  gefc^leift  unb  ber  größte 
I^eil  ber  ginmol^ncr  nad^  5?eapel  gebrad^t.  Sw« 
gleid^  mürben  aud^  bie  Siedete  beS  bifd^5flid^en©tu^» 
le§  oon  Sumö  auf  ben  oon  ^{eapel  übertragen, 
unb  grjbifd^of  ?lnfelm  fam  mit  bem  Sifd^of  oon 
«oerfa  bal^in  überein,  ba^  biefer  bie  ©eiftUd^feit 
ber  biSl^erigen  ®iöcefe  ßumä  unter  bie  feinige  auf« 
nal^m,  ?lnfelm  felbft  aber  für  ben  2Ketropolitanfi^ 
bie  ®üter  unb  6infünfte  be§  93ifd^of§  behielt.  3m 
15.  Sal^rl^unbert  unterftanben  biefer  SKetropole 
nad^  ffiiltfd^  nod^:  SRola,  9lüerfa  unb  ?lcerra; 
Ausgangs  be§  18.  Sol^rl^unbertS  maren  eS  mieber 
oier  ©uffraganate:  ^ujäuoli,  SRola,  ?lcerra  unb 
3§d^ia,  meldte  nod^  ^eute  unter  SReapel  [teilen, 
fturje  S^it  *öor  au^  ©.  Slgata  be'  ®oti  ©uffra- 
ganat  oon  SReapel,  urfprünglid^  ©uffraganat  oon 
©cneöent;  im  3. 1818  mürbe  e§  mit  ?lcerra  unirt 
unb  SReapel  unterfteUt,  aber  1854  mieber  baoon 
getrennt  unb  bem  l^eiligen  ©tul^l  untermorfen. 

SBaS  bie  mciteren  grjbifd^öfe  betrifft,  fo  folgten 
auf  «nfelm:  %^oma^  (1215—1217),  $ctru8  oon 
©orrento  (1217—1247),  ©cmarbuS  garacdoli 
Sofp  (1253—1262),  ©olpl^inaS  (1266)  unb 
2l9gleriu§  (1267— 1281),  meld^r  1278  Sitular- 
^atrtard^  öon  Serufalem  marb.  ^aä^  je^njöl^riger 


79 


^taptl 


80 


©ebiStmcons  beftieg  biefen  Stul^I  $)^ilt^))  Sopece 
amnutolo  (1288  —  1301),  toeld^cr  bie  l^eutige 
Satl^ebrole  ju  bauen  begann ;  con jecrirt  mürbe  btefe 
bon^umbert  beSKontauro  (1308—1320).  SSon 
ben  fpöteren  Srjbifd^öfen  {inb  ju  nennen:  ftddpar 
be  ©iano  (1438—1451),  unter  toeld^em  ftönig 
aifonS  ben  §umaniften  SaurentiuS  SSalla  (f.  b. 
9lrt.)  nad^  SReafel  berief;  6arbinal«6rjbifd^of 
SMncenj  €arafa  (1505 — 1540),  unter  toeld^em 
^erbinanb  ber  Aatl^olifd^e  Don  feinen  @tamm- 
länbem  au§  bie  Snquifltion  aud^  nad^  9tea))el  Der* 
pflonjen  moOte;  bie  93erfu(i^e  baju  mürben  aber 
burd^  mieberl^olte  Sufftönbe  vereitelt.  2)amal8 
fud^te  aud^  Sol^ann  SSalbej  (f.  b.  ^rt)  eine  a!a« 
tl^olifd^e  @ecte  gu  ftiften;  biefelbe  marb  aber  burd^ 
energifd^e  SWa^regeln  ber  SRegierung  unterbrüdft. 
äol^ann  $etru8  ^rafa  (1549—1555)  beftieg  al§ 
^aul  IV.  (f.  b.  art.)  ben  »jöpftiid^en  ©tul^L  gine 
ber  größten  Stäben  beS  Stul^Ieg  Don  Tteopel  mar 
SKariuS  gorafa  (1565—1576).  ßr  glänzte  burd& 
oOe  ^irtentugenben,  fül^rte  bie  ^Reformation  beS 
ßleruS,  bei  bem  S)omcat)iteI  beginnenb,  im  ©eifte 
eines  Aarl  SorromöuS  unb  ^f^xlipp  9teri  mit 
ftlugl^eit  unb  Sudbauer  burd^,  grünbete  ein  Jhtaben» 
feminar  im  @inne  beS  34:ibentinum8  unb  begfln» 
ftigte  auf  biefe  SBeife  bie  ©efeüfd^aft  3efu,  burd^ 
oeren  Sßitglieber  er  ben  SIeruS  in  SBiffenfd^aft 
unb  t$rt5mmig!eit  untermeifen  Heg.  lieber  SunicuS 
goraccioli  f.  b.  «rt.  H,  1981 ;  beffen  IRad^foIger, 
«nton  Pgnatelli  (1687—1691),  mar  ber  jmeite 
Srsbifd^of  3ltQpt%  ber  ben  pöpftlid^en  @tul^I  ofö 
Snnocens  XU.  (f.  b.  «rt.  VI,  758  ff.)  beftieg. 
garbinal-Srabifd^of  3acob  gantelmi  (1691  bis 
1702),  ber  il^m  gefolgt,  l^ielt  1699  eine  $ro- 
uinaialf^nobe  unb  ^ranj  ^ignateUi  (1708  bis 
1734)  im  3. 1726  eine  ©iöcefanf^nobe.  Unter 
Sofep^  ©J)inetti  (1734—1754)  mürbe  burd^Sene- 
bict  Xrv,  bie  groge  Qafjii  ber  ^^fttage  Derminbert 
unb  unter  garbinal  Snton  @erfale  (1754  bid 
1775)  bie  Sefuiten  vertrieben.  Suf  ©erapnuS 
gfUingeri  0.  S.  B.  (1776—1782)  folgte  Sofepl^ 
(Sxiptct  Surlo  (1782—1801),  ber  ju  ben  »epubK- 
fanem  l^ielt.  2)er  im  9tamen  gferbinanbS  bamald 
regierenbe  Sarbinal  Sluff o  mürbe  Don  3urIo  atö  ber 
Dor}ägIid^fte  Url^eber  beS  UnglüdfS  be§  SanbeS,  als 
ein  S^örer  unb  eine  @d^anbe  ber  Sieligion  unb 
ftird^e  bejeid^net ;  Sluffo  bagegen  e^communicirte 
ben  3urIo  aß  ^einb  @otted,  ber  JKrd^e,  bed  $a))» 
{iegunbbeSffdnig8(®am§,®efd^.berftird^eS^rifti 
I,  SnnSbrudf  1854, 237).  garbinal  Surlo  mürbe 
1799,  nad^  ber  Sefiegung  ber  Qfranjofen,  abgefefet 
unb  nad^  ber  Sinfiebelei  SRonte  SSergine  gefd^idft, 
mo  er  1801  unbefannt  ftarb.  918  fein  92ad^foIger 
äol^ann  SSinceng  SRonforte,  ber  1802  Don  92oIa 
l^ierl^er  ))romoDirt  mürbe,  fd^on  nad^  14  ^agen  mit 
%oh  abging,  beftieg  garbinal  Submig  Stuff  o  Scilla 
ben  9Jletro)}oIitanftu]^I.  S)a  er  fld^  gemeigert  ^atte, 
bem  A5nig  Sofep)^  ^lopokon  ben  Sib  ber  Streue 
ju  leiften,  mürbe  er  1806  mit  feiner  ganzen  ga« 
milie  auS  IReapel  auSgemiefen,  unb  ber  A5nig  er» 
nannte  auS  eigener  SRad^tDoIIIommenl^eit  an  beflen 


Stelle  ben  99i{d^of  Don  Settere  gum  ©enerolDicor 
ber  SRetropoIitanfird^e  unb  ber  SDiöcefe  92eapel  mit 
unumfd^ränfter  SSoOmad^t  (®amS  a.  a^  O.  250 
u.  252).  SBieber  }urüdfge!e]^rt,  mürbe  Sluffo  aud^ 
Don  ftaifer  Dtopoleon  1809  Derbannt  unb  lebte  als 
einer  ber  fog.  fd^margen  Sarbinöle  Don  1810  bis 
1813  gau}  unbead^tet  unb  Derborgen  in  @t  Duen» 
tin.  9lad^bem  er  nod^  bei  ben  beiben  SoncIaDen 
1823  unb  1831  gemefen,  ftarb  er  1832  in  l^ol^m 
3mer,  unb  eS  folgte  il^m  Sarbinal  ^f^\i\pp  ®iu- 
bice  garaccioIo-Seffi  (1833—1844),  bann  ©ij- 
tuS  äliario  ©forja,  ber,  1845  Don  Soerfa  l^ierl^er 
promoDirt,  am  19.  Januar  1846  Sarbinal  mürbe 
unb  bis  5U  feinem  Xobe  (29.  9toDember  1877) 
unter  fd^mierigen  Ser^öltniffen  mit  groger  SBeiS« 
l^ett  biefe  ftird^e  leitete.  3m  3. 1872  erlieg  er  ein 
Slunbfd^reiben,  in  meld^em  er  feinen  CleruS  auf« 
forberte,  bie  ©laubigen  über  bie  92ot]^menbigfeit 
il^rer  Setl^eiligung  an  ben  SRunidpalmal^Ien  su 
belel^ren,  maS  in  ben  gegnerifd^en  Jheifen  unge« 
l^eure  ©enfation  l^erDorrief.  £)er  gegenmörtige 
117.  ßrsbifd^of  ift  92icoIauS  ©anfeftce  bei  2)ud^t 
bi  SlcquaDeila,  Congr.  Ben.  Cassin.,  geboren  gu 
«Derfa  14.  «pr«  1834,  |)räconifirt  15. 3uH  1878, 
als  Sarbinal  aeirt  24.  9Rdi^  1884,  bemjmet 
SBeil^bifd^öfe  mx  ©eite  ftel^en.  Sr  geniegt  grogeS 
3lnfe|en  bei  ber  SeDößerung  9teapeIS,  l^at  aber 
ftetS  5U  Iöm|)fen,  mie  gegen  bie  ftrd^enfeinblid^ 
^Regierung,  fo  neuefienS  aud^  gegen  bie  proteftan« 
ti{($e  ^ropaganba.  SlnfangS  beS  3a]^reS  1892 
fal^  er  fid^  gejmungen,  einen  fd^arfen  Hirtenbrief 
gegen  bie  in  IReapel  über  bie  ÜJlagen  ^unel^men- 
ben  proteftantifd^en  ©d^ulen  }u  erlaffen,  burd^ 
meldte  man  ben  9{eapoIitanem  baS  „le^te  SBert)^- 
DoOe",  baS  fie  nod^  beplen,  ben  @Iauben,  nel^men 
mia  (ffatl^.  »itd&enatg.,  ©aljb.  1892,  89).  3)6m 
unterftel^en  700  000  ©eelen  in  25  ©emeinben  ber 
$roDin5  IReapel,  bie  in  85  Pfarreien  einget^eilt 
ftnb  unb  Don  2803  ^rieftern  paftorirt  merben. 
©ein  Sapitel  göl^U  30  ganonüer.  ©ein  (Sin- 
fommen,  baS  bis  auf  bie  neuefte  S^it  9352  2)u- 
caten  betrug,  mar,  mie  fd^on  im  15. 3a]^r^unbert, 
auf  2000  flor.  aar.  ta^rt.  (SSgl.  C.  d'  Engenio 
Caracciolo,  Napolisacra,  Nap.  1624 ;  B.  Chioc- 
carellos,  Antistitum  Neapolitanae  eccl.  cataL 
ab  apostol.  temp.  ad  ann.  1643,  Neap.  1648; 
A.  Caracciolus,  De  sacris  eccl.  Neapel,  monu- 
mentis  liber  (adusque  ann.  c.  900),  Neap.  1645 
et  1654;  A.  Symm.  Mazochios,  Dissert.  bist, 
de  Cathedralis  eccl.  Neapel,  semper  unicae 
variis  vicibus  etc.,  Nap.  1751;  Id.,  De  Sanc- 
tomm  Neapel.  Eccl.  Episcoporum  culta  dis- 
sert, Neap.  1753;  F.  Ughelli,  Italia  s.  11, 
7—217;  J.  CappeUetti,  Le  Chiese  d' Italia 
XIX,  369-525;  Moroni,  Diz.  XLVH,  169 
sino  216;  G.  Petri,  L*  Orbe  Cattol.  I,  209 sq.; 
Garns,  Ser.  Epp.  904  sq. ;  bann  aud^ :  Dizio- 
nario  statist.  de'  Communi  del  regne  delle 
due  Sicilie,  Napoli  1850;  Stanisl.  d'Aloe, 
Storia  della  chiesa  di  Napoli  provata  con 
documenti  libri  cinque,  Napoli  1861 ;  Sca- 


81 


3ltapt\. 


82 


dnio,  Stato  e  chiesa  delle  due  Sicilie,  Pa- 
Jonao  1887.) 

ÜL  ftöntgtetd^.  3n  bem  3lrti!el  Stalten 
(VI,  1051  %)  t{l  bertitd  bie  !ird^Ud^))oatifd^e 
Cffii^U^  9tco^S  bon  feiner  (^rifKaniftrung  an 
Ü  auf  bie  neuefte  3^  nt^t  ber  ber  übrigen  ita* 
Iknf^cR  Staaten  im  Umriffe  bargefieQt,  megj^aK 
^  nnr  SSettiged  na(l^}utragen  ift.  Um  gu  geigen, 
sie  tof^  bo8  S^ri^entl^m  in  Unteritalien  unb 
aaf  Sttilien  ^  t>erbreitet  geben  toit  nad^  ber 
fitePm  Notitia  bie  bafelbfl  in  ben  erften  Sal^r- 
tnbeden  entfionbenen  Sif(i^ofSfi|e.  SS  maren 
beaiHi^Sidtl^iämer  1.  in  Campania  (27):  Abel- 
fimim,  Acerra,  Amalfia,  Aquinum,  Atella, 
Atina,  Calatia,  Calenam,  Gapua,  Cassinum, 
Giimaey  Foimia,  Fandi,  Litemum,  Mintuma, 
Miawwnn,  Neapolis,  Nola,  Puteoli,  Salemum, 
8ora,  Stabia,  Suessa,  Surrentum,  Teanum, 
Venafirmiy  V nltamam ;  2.  in  Samnium  (12) : 
AedanmiL»  AHpha,  Beneventum,  Bovianum, 
Freqnientlun,  Lstomum,  Ortona,  Saepinum, 
Sanmiomy  Salemo,  Theate,  Valva;  3.  in 
j^ulia  (16) :  Achenmtia,  Aecana,  Ai^i,  Ba- 
liam,  Gannaey  Ganusiiimy  Cupersanum,  £gna- 
tia,  Herdonia,  Melfia,  Rnbi,  Salapia,  Sipon- 
inm,  Tranum,  Veniisia,  Yigiliae ;  4.  in  Cala- 
bria  (11):  Aletimn,  Alexanüm,  Bnmdusium, 
(liUipoliB,  Hydnmtum,  Lecce,  Lypia,  Neri- 
inm,  Tarentum,  üria,  üxentum;  5.  in  Luca- 
nia  (7):  Acropolis,  Blanda,  Buxentam,  Oosi- 
fianmii,  Ghrnmentum,  Paestum,  Potentia ;  6.  in 
Bknttiiim  (18):  Bova,  Carina,  Cerillns,  Oi- 
leOa,  Gonsentia,  Grotona,  Locri,  Malvete, 
Hieoiera,  Orestds,  Rhegiiim,  Scyllatium,  Sub- 
mmniiiii  y  Tanrianum,  Tempsa,  Thurium, 
Tropia,  Yibo;  7.  in  Sicilia  cum  Malta  (15) : 
Sjraciisae,  Agiigentum,  Alaesa,  Cameruna, 
Catana,  Leontini,  Lipara,  Lilybaemn,  Melita, 
Measana,  Panormos,  Tauromenium,  Ther- 
mae,  Tindamm,  Triocala.  SSonbiefen  106  St» 
f4of§fi|en  gingen  freiließ  mand^e  mieber  nnter, 
bk  meisten  mürben  jeboc^  jpäter  mieber  auf  gerid^» 
let,  ia  ed  tourben  nod^  mel^r  gegrünbet.  92a^  bem 
£mio>rbate  Dorn  Saläre  1741  maren  ed  181;  ba§ 
SoiKotbot  Dom  ^atyct  1818  l^at  fie  auf  109  rebu» 
eilt,  tmb  ^eute  ftnb  e§  111,  baüon  94  bie{feit§ 
nb  17  ienfeitS  beS  gforo  (ögl.  b.  «rt.  Stalien  VI, 
1 101  f.,  tto  bie  einzelnen  ©ijc  aufgcjöl^lt  fmb). 

SBoS  bad  Sel^gDer^ältnig  biefed  Aönigreid^S 
}mn  ^ßopfh^um  betrifft,  fo  entftanb  ed  auf  fol» 
goibe  SBeife.  Sie  altgermanifd^e  @itte,  monad^ 
bie  ^Q)eligen  gern  auf  Abenteuer  aussogen,  um 
ffrieg^bienfte  in  fremben  Sonbern  )u  f  ud^en,  l^errf  d^te 
aadf  unter  ben  9{ormannen  in  3=ranfrei(^.  S)iefe 
fanun,  gerufen  Don  a))ultfd^en  ^enen,  feit  bem 
iäSfn  1017  nad^  @ubitoUen  unb  mad^ten  ftd^  balb 
nttiitbe^rli(^.  @ie  bienten  einem  $erm  gegen  ben 
anbem«  einem  durften  gegen  ben  anbem,  mad^ten 
^er  aaäf  auf  ffoften  ber  ©ried^en  unb  @aracenen 
fsoberun^  unb  errid^teten  balb  mel^rere  ®raf* 
Soften.  S)ie  ^{te  fallen  ben  jtird^enftaat  Don 


ben  rafd^  Doranfd^reitenben  Eroberern  bebrol^t,  ba 
btefe  bereits  bie  ®üter  ber  römifd^en  JKr^e  in 
älpuKen  unb  Salabrien  angegriffen  l^atten.  2)a 
fte  im  S)ienfie  ber  langobarbifd^en  ^ilrften  ^an» 
bulp]^  in.  unb  Sanbulp^  VI.  felbft  baS  bem  $apfte 
Seo  IX.  Don  bem  Aaifer  ftatt  beg  SiStl^umd  93am- 
berg  überlaffene  ®ebiet  Don  SeneDent  bemfetben 
ftreitig  mad^ten,  überwog  fie  Seo  mit  jhieg ;  allein 
bie  9tormannen  ftegten  unb  nal^men  ben  $apft 
felbft  gefangen.  @ie  begegneten  il^m  Jebod^  mit 
ber  größten  ^d^tung  unb  geleiteten  il^n  ftd^er  nad^ 
SeneDent  D)o]^in  er  Derlangte.  ^ier  Derflänbigte 
er  fid^  mit  il^nen  bal^in,  baf  er  fie  mit  allen  fd^on 
gemad^ten  Eroberungen  un^  im  SSorauS  aud^  mit 
aDem,  mag  fie  in  Salabrien  unb  @tcilien  nod^ 
ben  @aracenen  entreißen  mürben,  beleihe.  9{ad^ 
bem  Xobe  Seo'S  IX.  (geft.  1054)  erl^ielt  baS  nor- 
mannifd^e  Slpulien  burd^  bie  fül^ne  unb  gUtdClid^ 
gfül^rung  be§  ©rafen  Stöbert  ©uiScarb  unb  feinet 
9ruber89toger  einen  bebeutenbenSumad^S.  @Ieid^« 
geitig  geftalteten  fid^  bie  Ser^ältniffe  gmifd^en  ben 
9tormannen  unb  ben  ^ßöpften  }u  einem  giemlid^ 
frieblid^en  unb  freunbU^en  SSerlel^r.  2)en  köpften 
lag  l^ieran  befonberS  aud^  barum  fo  Diel  meil  fie 
für  9}ot^föIIe  an  ben  92ormannen  eine  @tü|e  su 
^aben  münfd^ten.  2)e61^alb  Derlie)^  ober  Diel* 
mel^r  beftötigte  ^ft  9UcoIau8  H.  bem  ®rafen 
Stöbert  ©uiScarb  ben  Xitel  eines  ^ergogS  Don 
3t))ulien  unb  ßalabrien  unb  belehnte  ibn  mit 
biefem  ^ergogtl^um,  unb  im  SSorauS  pgleid^  mit 
bem  Sefi^  Don  ©idlien,  gegen  Sntri^tung  eines 
iäl^rlid^en  SinfeS ;  Stöbert  bagegen  reftttuirte  baS 
bem  römif^en  @tu]^I  an  ^trimonien  (Entzogene, 
fd^mor  bem  ^a))fte  SSafaOentreue  unb  Derp^i^tete 
ftd^,  ben  römifc^en  ©tul^I  unb  bcffcn  Seflfeungen, 
jornie  bie  t^rei^ett  ber  $a))ftma]^I  gu  be[d^ü|en. 
2Bä]^renb  nun  einerfeitS  SRobert  feine  groberungen 
auf  bem  Qfeftlanbe  fortfejte  unb  DoEenbete  unb  Don 
$apft  ©regor  VU.  aud^  mit  bem  ©ebiet  Don  93ene« 
Dent,  ol&ne  bie  ©tabt,  im  3. 1080  belel^nt  mürbe, 
eroberte  anbcrerfeitS  fein  Sruber  Stoger  (1061  bi§ 
1090)  bie  3nfel  ©iälicn,  bcfam  Don  feinem  SSruber 
Stöbert  1062  l^ialb  ßalabrien,  lic6  fid^  Don  «ßapft 
^lejanber  IL  im  3.  1063  bamit  belel^nen  unb 
mürbe  1098  Don  ^apft  Urban  II.  jum  apoftoli« 
fd^en  fiegaten  Don  ©icilien  ernannt,  ein  $riDi» 
(cgium,  meld^eS  bie  §errfd^er  ©icilienS  immer  mel^r 
auS^ubel^nen  fud^ten,  nic^t  ol^ne  mit  bem  römifd^en 
©tul^Ie  in  Diclfad^en  Streit  ju  geratl^en  (f.  b. 
art.  Monarchia  Sicula  Vm,  1768  f.).  Sto- 
bert  n.,  Don  $apft  ^onoriuS  II.  im  3. 1128  mit 
Julien  unb  Salabrten  belehnt,  erl^ieltDom  ©egen« 
pafft  anacict  H.  baS  3ugeftänbni|  beS  2:iteI8 
eines  „ffönigS  Don  ©icilien"  unb  bie  Selel^nung 
mit  bem  Qfürftenil^um  ßapua  unb  bem  Öerjog« 
tbum9teapel(1180);  1137  aber  Derlor  er  beina|e 
ancS  mieber  auf  bem  feften  Sanbe  an  ftaifcr  8o» 
tl^ar  II.  unb  ^apft  3nnocenä  II.  9Son  le^tercm 
mürbe  er  auf  bem  Sateranconcil  1139  als  ber  Dor» 
jüglid^fte  Seförberer  beS  ©d^iSmaS  eicommunicirt, 
jebod^  balb  barauf  mieber  loSgefprod^en,  mcU  er 


83  92ea))oa8.  84 

bog  Sd^idmo  aufgab  unb  3nnocen}  n.  als  red^t-  erlief  il^m  ben  3in8  unb  bel^iett  ftd^  6Io|  bie 
mögigem  $ap{ie  l^ulbigte.  S)iefer  Belel^nte  t|n  Sntrid^tung  beS  3^^terS  (chinea)  Dor  (^efele* 
nun  mit  @idUen  als  Aönigteid^,  fomie  mit  bem  ^etgenrdtl^er,  &onc."®e{d^.  IX,  561).  Slad^" 
C^er)ogt^um  spulten  unb  Solabrien  unb  (nxä^  mit  bem  infolge  bed  fpanifd^en  @rbfoIge!iiege8  92eo))eI 
bem  ^er^ogt^um  Copua.  9{ad^bem  SRoger  baS  unb  balb  aud^  @tcilien  hn  3. 1713  an  Oefter- 
^er}og1J^um  9tea))el  jid^  unterworfen  unb  aud^  reid^  unb  1735  on  ben  ©ol^n  bed  AönigS  ^ffi* 
ba)u  nod^  baS  Sanb  ber  SRarfen  genommen  l^tte,  Ixpp  Y.  Don  BpaxAtn,  ftarl  m.,  gelommen, 
mürbe  fein  9tad^foIger,  SBiD^elm  L  ber  Söfe,  Don  regierte  biefer  nod^  ben  bamafö  allgemein  gelten- 
$a))ft  ^abrian  IV.  im  3. 1156  aud^  mit  bem  ben  Stegein  eines  aufgeHörten  S)ef))oti8mud  bis 
^ergog^um  Steapel  unb  bem  ÜJlarfenlanbe  be>  1759,  mo  er  feinem  99ruber  gferbinanb  n.  auf 
lel^nt.  Sr  leiftete  ben  Sib  als  ligifd^er  SSafoK  beS  bem  f))anifd^en  Sl^rone  folgte  unb  feinem  britten 
römifd^en  ©tul^IeS,  tote  äloger  n.,  unb  oerpflid^»  Sol^ne  baS  A5nigreid^  9tea))el  unb  Sicüien  mit 
tete  fi^  }ur  iö^rlid^en  Sntrid^tung  eineS  meinen  ooQer  Souoerönitöt  fär  ftd^  unb  feine  9lad^!om" 
3eUerS,  fomie  eines  XributeS  oon  600  ©olbgulben.  men  überlief,  g^ütbiefen,  ber  ftd^  oon  1815  an 
^uf  biefe  SBeife  entftanb  unb  entmidfelte  ftd^  bie  t$ferbinanb  L,  ,,ffönig  beiber  SicUien"  nannte, 
Oberlel^enSl^errKd^feit  beS  apoftolifd^en  Stitl^IeS  regierte,  ba  er  beim  ^Regierungsantritt  erfi  neun 
über  3ltaptl  unb  Sicilien,  moran  berfelbe  fortan  ätal^re  alt  mar,  lange  3cit  ber  mit  ben  frangöfifd^ 
als  an  einem  il^m  guftel^enben  9ted^te  feftl^ielt  3u»  SncQfIo)}abiften  befreunbete  Staatsmann  Xanucci 
gleid^  mürben  bem  ^apfte  bie  JKrd^enoifttation,  bie  (f.  b.  Slrt.).  Unter  biefem  gemalttl^ätigen  ÜRinifkr 
@enbung  oon  Segaten  unb  bie  Slnnal^me  Don  Slp-  fanb  1767  bie  graufame  Vertreibung  ber  3efuiten 
peQationen  ffir  bie  feftlönbifd^en  99e{t^ungen  beS  ftatt;  au^erbem  ging  man  an  eine  funbamentale 
AönigS  als  Siedete  Derbrieft;  für  @icilien  maren  3^törung  ber  tird^Iid^en  Orbnung  unb  2(unS- 
aber,  nad^  bem  ^riDileg  UrbanS  11.,  biefe  SRed^te  biction.  9{atürlid^  mu|teau(^  bie  päjpftUd^e  Ober» 
Sef^rönfungen  untertoorfen  unb  namentUd^  Don  lel^enSl^errlid^feit  faOen  als  mittelalterlid^  P^P 
ber  föniglid^en  3uftimmung  abl^dngig  gemad^t ;  lid^e  Slnmagung,  mie  man  bamalS  alle  (»äpftlid^ 
aud^  marb  bie  gfreibeit  ber  canonifd^en  äBal^l  Siedete  ju  benennen  beliebte.  @d^on  im  3. 1777 
jugefid^ert,  bie  in  @icilien  ber  föniglid^en  93e«  lie|  ber  ftönig  bei  ber  Uebergabe  beS  3(lterS  et- 
ftdtigung  unterliegen  f oKte.  Hören,  bag  fie  blo^  auS  SSerel^rung  gegen  bie  1^- 

Obfd^on  Selben  beS  ^eiligen  ©tul^IeS,  mürbe  bie«  (igen  9))ofteI  gefd^el^e;  im  3. 1788  unterblieb  bie 
feS  ffönigreid^,  mie  unter  bem  normannijd^en,  fo  Uebergabe  ganj.  3tt)ei  Saläre  fpöter  DergH(^  man 
aud^  unter  ber  fiaufifd^en  (1194 — 1266)  unb  bann  fid^  gmifd^en  9^om  unb  9leapel  bal^,  baj  bie 
ber fran5öjtfd^en^errfd^aft(1266— 1442)  meiftenS  Uebergabe  beS  3eUerS  aufhören  unb  ber  Mnig 
befiiotifd^  regiert  unb  gerfiel  gule^t  (feit  1282)  in  nid^t  mel^r  VafaS  beS  apoftolifd^en  @tu^IeS  fein 
bie  Seid^e  Sleaf  el  unb  ©icüien.  3n  lejterem  SReid^e  folle,  nur  feien  bei  iebem  Sl^ronmed^fel  500000 
maren  bie  Sifd^öfe  in  brüdfenber  ^bl^dngigfeit  2)ucati  gu  entrid^ten.  SBie  na(^  bem  Sturge  9{a- 
Dom  ^ofe,  faft  ieoer  gfreil^eit  beraubt  unb  fd^mer  poleonS  bie  miebereingefe|ten  italienifd^en  ^üx» 
mit  abgaben  belaftet.  3lu^  nad^bem  92eapel  gang  ften  im  SSerein  mit  bem  l^eiligen  Stul^Ie  bie  fird^ 
unter  aragonifdbe  ^errfd^aft  gef ommen  (feit  1442),  lid^n  SSerl^öItniff e  il^rer  Staaten  mieber  gu  orbnen 
mürbe  giemlid^  befpotif d^  regiert,  ben  köpften  Diele  fugten,  f o  aud^  ber  Aönig  Don  IReapel  burd^  baS 
3ugeftönbniffe  abgepreßt,  baS  fird^lid^e  Seben  mit  Concorbat  Dom  3a]^re  1818  (f.  b.  ^rt.  Soncorbate 
eifemer  gfauft  niebergel^alten.  2)ie|  mar  befonberS  Ul,  835,  mo  ber  ^n^ali  beSfelben  !urg  angegeben 
ber  SfaS  unter  ftönig  SUfonS  Don  ^tapzl  (geft.  ift).  @o  fel^r  ben  eblen  $iuS  vn.  baS  Srgebni^ 
1458),  ber  untauglid^e  unb  unmürbige  ^erfonen  biefer  93ereinbarung  freuen  mu^te,  fo  tief  betrübte 
gu  Sifd^öfen  ernannte  unb  in  b^ftigen  @treit  mit  i^n,  neben  ber  Slufred^tl^altung  ber  Monarohia 
bem  ^apft  geriet)^.  9US  jHn  93aftarbfo^n  ^erbi-  Sicula  unb  beS  alten  @taatSabfoIutiSmuS  in 
nanb  ben  Zitron  befteigen  mollte,  erfannte  il^n  jKrd^enfad^en,  bie  bel^arrlid^e  SSermeigerung  btt 
Sapft  Sali^  in.  nid^t  an,  erflärte  Dielmel^r  baS  ^nertennung  beS  alten  Sel^enSDerbanbeS.  9tad^bem 
mnigreid^  für  gurüdgef aUen  an  bie  römif  d^e  ffird^e.  t^rang  n.  im  3. 1 860  burd^  f  droben  Verrat)^  fein 
(Snblid^  anerfannt,  mu|te  gferbinanb  ftd^  Derpfii^»  Sonb  an  bie  piemonteftf d^en  Jcird^enf einbe  Derloren, 
ten,  ben  3inS  gu  gal^Ien  unb  bie  pöpftlid^en  Siedete  ift  jebe  Hoffnung  auf  Sßiebereinfe^ung  in  ben  Dori- 
anguerfennen,  maS  er  aber  haß)  mieber  Dermeigerte.  gen  @tanb  mol^I  für  immer  gefd^munben.  [9te]^er.J 
Sud^  in  ©icilien  ermirlte  ^ferbinanb  ber  ftatl^o-  ^^ityolis,  ein  im  SUtertl^um  l^öuftg  Dorfom« 
üfd^e  fel^r  fd^mer  bie  3nDeftitur  Dom  $ap[t  (1479)  menber  ©töbtename,  bebeutet  apg.  16, 11  eine  im 
unb  mugte  geloben,  8000  Ungen  ®oIb  jöl^rlid^en  el^emaligen  Xl^racien  ober  bem  fpötemMacedonia 
3inS,  attebrei3abre  einen  meinen  3ritcr  unb  gum  adjecta  am  ftr^monifd^en  SKeerbufen,  ber  3nfel 
antritt  jebeSmal  50000  S)ucaten,  für  ben  ^eg  ^l^afuS  gegenüber  liegenbe  ^afenftabt  (Strabo  7, 
aber  300  SReiter  gu  ftcUen.  ©a  biefer  Sribut  p.330,32).93ei®rie(|enunbSRömemift9lea})ottS, 
iebod^  bel^anßd^  Denoeigert  mürbe,  ertl^eilte  ber  DoOftönbiger Flavia Neapolis,  bie ftetige 93egeid^ 
Sßapft  in  bem  gmifd^en  ßlemenS  VII.  unb  ftaifer  nung  für  bie  ©amaritanerftabt  ©id^cm  (f.  b.  Srt), 
j?arl  V.  1529  gu  Barcelona  gefc^Ioffenen  t^rie«  fo  bag  ber  an  il^rer  ©teile  liegenbe  Ort  no^l^eute 
ben  bem  ftaifer  eine  neue  3nDeftitur  für  5Reapcl,  ben  9lamen  9labIuS  fül^rt.  [ftuulen.] 


85 


yitiaf^a^  —  9letfam. 


86 


|bf«9«|  (mia).  im  9.  %.  einer  ber  ©ö^en, 
taäft  um  ben  in  $aIft{Hna  angefiebetten  Slff^rem 
mdgct  ttmtben  (4  ftön.  17, 31).  Ueber  bie  Snbi» 
otaamftt  bedfclben  ift  nid^tö  befonnt.    [jf oulen.] 

fUto  Cias),  im  9L  X.  1.  Ortsname:  a.  ein 
|B  bcn  Gebirge  Sborim  gel^briger  Serg,  meld^er 
dam  22  km  5flli^  bon  ber  9{orbf))i^  be§  tobten 
KceccS  Ueg^  2)erfelbe  fietgt  t)on  Often  l^er  nur 
goü)  oBmaiig  an,  f[ür)t  ober  nad^  SQBeften  {teil  in 
Me  Xiefe  ab,  unb  ha  er  mtd^  im  92orben  unb  @üben 
m  ticfcin0ef<!^ttenen  Xb^Iem  umgeben  iß,  fo 
condgüc^t  er  eine  {old^e  Sludfid^t  tt>ie  nad^  Seut. 
H 1—3  OlofeS  Dor  feinem  Xobe  gemöl^rt  nmrbe; 
bei  flarem  IBetter  reU^t  no(^  l^eute  ber  93Udf  bis 
poB  (Sormd,  S^nmsm,  Xobor  unb  ben  ©ebirgen 
m  OPiorbonlonbe.  —  b.  eine  alte  @tabt  am 
Sil  bicfefi  Serged,  loeld^e  bei  ber  Sroberung  beS 
OfHorbonlanbeS  bem  Stamme  Stuben  gugetl^eilt 
mbe  nnb  fonfl  9{abo  genannt  mirb  (1  $ar.  5, 8). 
—  2.  ^crfonenname  eined  ber  @tamme§]^öu))ter, 
wdäft  mit  3o^^M  <tud  i>(^  ©efan^^fd^aft 
psndrc^rien  (1  SSbr.  2,  29;  10,  43.  2  ßsbr. 
7, 8S).  [ftoulen.] 

Ibtrifm^,  f.  Antonius  t)on  Sebrija. 

fUtwoiH^OT,  f.  9tabud^obono{or. 

9b#M  (nsa,  LXX  Nexaci^),  im  «.  X.  ein 
ögoptifc^  IMnig,  ber  erfte  $]^arao,  meldten  bie 
läige  €d^rift  mit  feinem  Eigennamen  einfül^rt 
(4  ftte.  23,  29).  es  ift  nid^t  9ted^ao  I.  gemeint, 
ha  pa  3eü  be9  Set^iopierd  Xirl^ofa  Aönig  Don 
6aif  tmb  SRempl^iS  mar,  fonbem  9ted^oo  n.,  ber 
6o^$fammftid^IL,  ber  Äönig  über  gon^Sleg^p« 
tu  gitr  3tit  9{abo))oIaffarg  mar.  Sr  gel^örte  ber 
27.  fottifi^  Stinaftie  afö  5.  ober  6.  ffönig  an 
nb  regierte  nad^  ^erobot,  mie  nad^  ben  SDen!» 
Boloi,  16  3al&re  (Her.  2,  159).  gr  mar  ein 
tniteniebineiü)er  ®eift,  benn  er  oerfud^te  Don  92euem, 
bm  %I  burd^  einen  ftanal  mit  bem  rotl^en  SReer 
ja  oerbinben,  unb  mürbe  biefen  SBaffermeg  l^er« 
gebellt  ^btn,  menn  ntd^t  politifd^e  Stüdfftd^ten  il^n 
beiDogen  ^tten,  Dor  ber  SfertigfteKung  baDon  ab' 
plofkn.  Um  aber  gleid^mol^I  bie  3tegt)pter  5U  einer 
reefo^renben  Station  ^u  erl^eben,  Iie|  er  burd^  p^b^ 
nid^  @eeleute  ^frifa  umfd^iffen  unb  jo  bem 
d^tifd^  ^onbel  bie  fünftigen  SBege  geigen.  SRit 
beifeCben  fü^nen  Sered^nung  l^ielt  er,  mäl^renb 
5taiN)poIaffar  üon  Sab^Ionien  im  Sunbe  mit  S^a» 
rorcS  Don  ^ebien  Dor  StineDel^  lag  unb  betbe  bie 
tfl^crrfc^ft  Sffpriend  ju  ftür^en  fud^ten,  bie  3^it 
fnr  gefommen^  f\ä)  toieber  in  ben  93efiJ  ber  jwi» 
\äfm  bem  9KI  unb  bem  €up]^rat  gelegenen  £änber 
jn  fe|en,  meldte  Segppten  an  ^ffprien  verloren 
^otte.  3m  0rü]^)a]^r  608,  ^mei  ^af)xt  nad^  feiner 
X^nmbeßeigung,  Derlie^  er  mit  feinem  ^eere  ben 
ät^^fyn  Soben  unb  überfd^ritt  bie  ©renken 
$&i^§.  ^ier  regierte  bamalS  ber  energifd^e  SoftoS, 
ber  an  Stelle  ber  jufammenbred^enben  affqrifd^en 
Sttd^  nid^t  eine  neue  SBeltmad^t  unb  einen  ge» 
{i|cfi4en  92od^bar  in  Siegqpten  erftel^en  feigen 
Mite.  S)aber  ßeSte  er  ft^  bem  l^eranjiel^enben 
Vtaroü  bei  Wagebbo  (f-  ^-  ^^0  entgegen  unb 


fud^te  il^m  ben  9Beg  5U  verlegen.  92ed^ao  moOte 
einen  3uf  ammenflol  bermeiben,  meil  er  feine  Streit« 
fröfte  für  meitergel^enbe  Untemel^mungen  auf  fparen 
mugte,  unb  lief  bal^er  3oPa8  ermahnen,  er  foSe 
il^m  freien  SDurd^jug  gemöl^ren.  SDiefer  meigerte 
fid^,  nad^^ugeben;  tro^bem  !am  eS  nid^t  jumffampf , 
meil  äo^aS  no^  t)or  bem  erften  3ufammenfto| 
burd^  ben  $feil  eineg  ögpptifd^en  93ogenf(^ü^en 
pel.  SBöl^renb  er  beftattet  mürbe,  50g  5Red^ao  wei- 
ter unb  gelangte  bis  nad^  Cl^arcamiS  am  @u))brat. 
Obmol^I  er  feinen  SBiberftanb  fanb,  fül^Ite  er  fld^ 
bod^  nid^t  ftarf  genug,  in  SKefopotamien  einzu- 
fallen, fonbem  fe|rte  um,  obne  einen  entfd^eiben« 
ben  grfolg  errungen  ju  l^ben.  Snjmifd^en  batten 
bie  Suben  3ofw8'  @o^n  Soad^aj  auf  bcn  Xl^ron 
erhoben  unb  bamittl^atföd^Ud^bie^lid^tanerfennung 
ber  ög^ptifd^en  Ober^o^eit  auSgefprod^en.  9{I§ 
bal^r  ba§  ög^ptifd^e  $cer  mieber  nad^  3uba  ge- 
fommen  mar,  befal^I  IRed^ao  bem  neuen  ff önige, 
ju  ibm  nad^  älebia  ju  fommen.  Heg  i^n  bafelbft 
in  ftetten  merfen  unb  nal^m  ibn  mit  nad^  SegQp« 
ten,  mo  er  balb  ftarb.  ^n  feiner  Statt  ernannte 
9led^ao  Soad^aj'  öttem  Sruber  Sliadm  unter  bem 
9{amen  Soafim  ^um  SSafadenfönig  oon  3uba. 
SBäbrenb  beffen  mar  92ineDe]^  gefallen,  unb  IKabo- 
polaffar,  ber  nunmel^r  feine  Streitfröfte  mieber 
frei  batte,  moHte  ben  SSormarfd^  ber  Seg^pter 
nid^t  rubig  l^innel^men  unb  rüftete  ftd^  inm  3uge 
gegen  Slegppten.  9uf  bie  9{ad^rid^t  l^ierDon  eilte 
9ted^ao  mit  einem  großen  $eere  gum  Supl^rat, 
um  bie  Sefi^ungen  in  Sl^en  p  bel^aupten.  3n  ber 
erften  Sd^Iad^t  jebod^  marb  92ed^ao  gefd^Iagen, 
mu|te  Serien  ben  Sab^Ioniem  überlaffen  unb  gog 
ftd^  eilig  in  fein  Sanb  jurüdf.  2)er  bab^Ionifi^e 
ftönig  fanbte  ibm  feinen  Sol^n  9labud^obonofor 
nad^,  unb  biefer  ftanb  fd^on  an  ber  ögQptifd^en 
©rense,  ald  er  bie  9tad^rid^t  üon  IRabopoIaffarg 
Xob  erl^ielt.  3efet  50g  er  öor,  mit  5Red^ao  grieben 
5U  f daliegen;  ^reiS  biefcS  QfriebenS  mar  ber  Ser« 
luft  fämmtlid^cr  ägi)ptifd^en  Scftjungen  in  3lfien, 
meldte  anSab^Ionien  fielen.  Seit  biefer  Seit  fonnte 
5^cd^ao  ftd^  an  ben  SBelibegebenl^eiten  nid^t  me^r 
betbeiligen  unb  mugte  fid^  begnügen,  in  feinem 
ßanbe  bie  Regierung  meiterjufübren.  (5}gl.4ftön. 
23,  29  bi§  24,  7.  2  $ar.  35,  20  biS  36, 4.  3er. 
22,  11  f.;  46,  1  ff.  65.  19,  3  f.;  Herod.  2, 
158. 159;  Jos.  Antiqq.  10, 5  et  6;  Xiele,  fBaht)U 
affpr.  ©efd^.  406  ff.;  ffiiebemann,  3leg^pt.  ©efc^., 
©otba  1884,  625  ff.)  [ftaulen.] 

"^tAam  (9iequam,  5Ked^am),  9l(e|anber,  re« 
gulirtcr  ßanonifer,  Siebter  unb  Sd^riftfteKer,  geb. 
1157  ju  §artfort  in  ßnglanb,  marb  in  bem  eng« 
lifd^en  ftlofter  St.  Sllban  erlogen,  trat  fobann  in 
$art8  als  fie^rer  auf,  feierte  fpätcr  nad^  gnglanb 
jurüd  unb  ftarb  al§  ^ropft  ber  ^^ox^txxm  5U 
gjetcr  1215.  ßr  mad^te  ficb  früb  al§  Sd^rift« 
fteüer,  namentlid^  aud^  al§  ©id^ter  bemerfUd^. 
Unter  feinen  Sd^riftcn  ift  mol^I  biejenige  bie  be» 
beutenbfte,  meldte  ben  Xitel  De  naturis  rerum 
trägt.  e§  ift  eine  ^rt  SRcalenc^flopäbic;  pe  toarb 
berauSgegebcn  oon  Xb.  9Brig||t,  Sonbon  1863. 


87 


Slecrologien. 


88 


aiejanber,  ber  einen  SlnfKug  öon  ©pftemotif  jeigt, 
la|t  bte  Steil^enfolge  ber  ©egenftönbe  nod^'  ben 
il^nen  ju  ©runbe  liegenben  Elementen  auftreten. 
3uerji  ^aubelt  er  öon  bem  ^immel  unb  ben  ®e« 
ftimen,  bann  öon  ber  Suf t  unb  il&ren  Seiool&nem, 
bann  Don  bem  äBaffer  unb  feinen  ^robucten,  enb- 
Ud^  Don  ber  Srbe  unb  bem,  maS  auf  tl^r  Dorfommt. 
§ür  bie  gförberung  ber  SBiffenf d^aften  —  ber  Sep- 
tem artes  —  tritt  er  ebenfo  marm  ein,  toit  er 
gegen  ben  Wi^raud^  berfeßen  mamt.  @r  liefert 
in  feinem  Sud^  ein  tntereffonteö  Süb  feiner  S^xi 
unb  il^reS  SreiBenS  auf  ben  üerfd^iebenen  ©ebieten 
ber  SBiffenfdftaft  unb  ihinft.  (Sgl  Fabricius- 
Mansi  I,  62  sq. ;  Hist.  Htter.  de  la  France 
XVm,  Paris  1835,  521-523.)       [95ad&.] 

^bcrobgiett,  Xobtenbüd^er,  l^ei^en  im  engem 
©inn  offirieüe  SSei^eid^niffe  öon  öerftorbenen  SKit« 
gliebem,  SBol^Itl^ätem  unb  Qfreunben  einer  geift- 
lid&en  ©emeinfd^aft  («(öfter,  ga})itel,  ^fanei), 
meldte  nad^  bem  ^obeStag  berSetreffenben  lalen- 
barifd^  }ufammengeftent  unb  baju  Beftimmt  finb, 
im  Sl^or  Dorgelefen  }u  toerben  unb  ben  an  bem 
betreffenben  Xag  Serfiorbenen  bad  gemeinfame 
®ebet  jujutoenben.  @d^on  auS  biefer  Definition 
bürfte  ^d^  ergeben,  ba|  fold^e  XobtenUften  Dor« 
nel^mlid^  in  flöfterlid^en  ©enoffenfd^aften  ange* 
fertigt  mürben,  ba|  fte  pd^  nur  aOmöIig  aus» 
bilben  fonnten,  unb  ba^  il^re  Sntftel^ung  P($  fomit 
geitlid^  nid^t  genau  fefl^eUen  lä^t.  Següglid^  ber 
Srt  ber  Sntftel^ung  finb  bie  ^nfid^ten  gmar  Der* 
fd^ieben,  bod^  erfd^int  ed  naturgemög,  ba|  in  bie 
fird^Iid^en  Aalenbarien  unb  SRart^roIogien  necro- 
logifd^e  Eintragungen  gemad^t  mürben,  meldte 
fi^  nad^  unb  nad^  fo  fe^r  Dermel^rten,  bag  fie  aI3 
eigene  officieOe  Siften  Don  jenen  abgefonbert  mer» 
ben  mußten.  2)ie  älteften  d^riftlid^en  Socumente 
be}eugen  auf  d  Sefttmmtefte  bie  Zl^tfad^e,  ba|  bie 
(S^riften  Don  Slnfang  an  bie  34)bedtage  ber  ÜJlar- 
t^rer  unb  anberer  ^eiligen  gum  3tt)edf  ber  gotted« 
bienftlid^en  gfeier  aufgeid^neten,  unb  jmar  mu|te 
bieg  felbftDerftönblid^  nad^  Orbnung  beS  römifd^en 
ffalenberS  gefd^el^en.  @o  entftanben  frül^ijeitig 
ftalenbarien  unb  SRart^roIogien  einzelner  Jhrd^, 
meldte  regelmögig  ben  Derfd^iebenen  liturgifd^ 
Sudlern,  namentlid^  ben  @acramentarien,  Doran» 
gefieKt  mürben.  3n  biefe  jlalenbarien  unb  9Jlar* 
t^rologien  mürben  aber  au(^  frül^seitig  Don  ben 
betreffenben  (Seiftlid^en  bie  3j)be8tage  l^erDor» 
ragenber  SOtänner,  Sifd^öfe,  SRegcnten,  SBol^I« 
t^öter^  fomie  aud^  tl^eurer  ^ngel^örigen  eingetra- 
gen, tl^eilS  um  fte  ber  Sergeffen^eit  ju  entreißen, 
tl^eild  um  il^nen  ein  pietötDoÜeS  9nbenfen  beim 
@ottedbienft  gu  fidlem.  S)iefeXobtennoti5enmaren 
auf önglid^  felbfhebenb  nid^t  officieQ,  b.  1^.  gef  d^l^en 
nid^t  Don  ^mtS  megen,  fonbem  l^atten  lebiglid^ 
))riDaten  SJ^rafter.  2)ie  ölteften  befannt  gemorbe« 
neu  berartigen  9lotigen  flammen  au8  bem  7.  Sal^r» 
l^unbert  91S  fobonn  namentlid^  bie  )og.  Sal^rtagS« 
ftiftungen  l^äufiger  mürben,  maS  befonberd  feit 
Sudgang  beS  8.  ^Q^tj^unbertS  gefd^l^,  mar  bereu 
9(u^eid^nung  gur  $flid^t  gemorben,  unb  aud^  für 


fte  fanb  fid^  bie  paffenbfte  @teEe  in  ben  ftolen- 
barien  unb  ÜJlart^roIogien.  2)iefe  erften  necro« 
logifd^en  ^lufjeid^nungen  erl^ielten  Mtemotifd^ 
tJförberung  unb  SRel^rung  burd^  bie  Sutmidtlung 
ber  Höfterlid^en  ©ebetSDerbrüberungen.  SBie  man 
fid^  im  Seben  in  bag  ©ebet  ber  üöfierlid^en  ®e- 
noff enfd^af ten  em|)fa]^I,  f o  a  fortiori  au(^  für  ben 
gfafl  be§  tobeS.  Stugerbem  l^atte  man  aud^  ber 
Derftorbenen  SRitglieber  bed  eigenen  fflofterS,  f o« 
mie  ber  mit  il^m  Derbrüberten  ©enoffenfd^aften 
gu  gebenfen.  2)iefe  commemoratio  defünctonun 
fanb  gemöl^nltd^  im  Sapitel  ftatt,  b.  ^.  in  ber  tag*' 
lid^en  SSerfammlung  beS  ffloftercouDentS  nac^  ber 
^m  ober  Xer^,  unb  f d^Iog  ftd^  an  bie  SSerlefung 
bed  ÜJlartQroIogiumS  an.  äBann  bie  Serlefung  ber 
9tecroIogien  in  ben  Sapiteln  üblid^  mürbe,  Ift^ 
fid^  nid^t  genau  feftftellen;  fidler  fd^eint  nur  }u  fein, 
ba|  fie  nid^t  Don  Anfang  an  ftattfanb,  fonbem 
nad^  unb  nad^  an  bie  SSerlefung  beS  SRart^ro« 
logiumS  fid^  anfd^Io|.  ©egen  Snbe  bed  9.  unb 
Anfang  bed  10.  Sa^rl^unbertS  bfirfte  bieg  burd^ 
gefül^rt  gemef en  fein.  2)ie  necrologif d^en  Su^eidl» 
nungen  mürben  mit  ber  3^/  toie  iene  in  bm 
libris  yitae,  immer  jal^Ireid^,  fo  ba|  ber  Staum 
be§  ÜJlart^roIogiumS  ober  ftaienbariumS  nid^t 
mel^r  auSreid^te.  2)ie  ^amm  ber  derftorbenen 
mugtm  fomit  in  eigme  Sbt^eilungm  Dermiefen 
merben,  b.  1^.  biefe  SSergeid^niffe  mürben  oIS  felbft- 
ftänbig  auSgef  d^iebm  unb  alS  offideKe  92e€rologien 
meitergefül^rt.  Sinm  Harm  SemeiS  für  biefe  oB« 
mälige  SntmidFIung  l^abm  mir  in  benfmigm  iltao* 
logim,  bie  nod^  mit  ben9)}artQroIogim  }ufammen« 
gefd^riebm  ftnb,  mie  5.  9.  in  bem  ber  Samberger 
©omfird^e  (f.  ^ifl.  Sa^rbud^  VIH  [18871 479  ff.), 
es  ifl  f elbftDerflänblid^ ,  bag  biefe  9{eaoIogien, 
mie  fie  fid^  in  ben  ftlöftem,  Stiften  unb  Sononi- 
caten  audbilbeten,  aud^  l^ier  am  reid^l^attigßen  utü) 
umfangreid^fien  maren;  la  fte  tragen  bis  etmo  in'S 
11.  Sal^rl^imbert  gerabeju  intemationalm  S)^» 
ralter.  @o  !ann  g.  99.  ein  9leaoIogium  etneS  beut« 
fd^en  JnofierS  fran^öftfd^e,  mglifd^e^  fpanifd^e  intb 
italimifd^e  9lamen  aufmeifm;  Dor  Mem  gilt  bieg 
Don  ben  eiflercimfer»  uttb  ftartl^öufer-ftldftem. 
©pötere  92ecroIogim,  nammtlid^  Dom  14.  ^dfyc» 
l^unbert  abmörts,  entl^Um  meifienS  tmr  mel^ 
yiamtti  aus  nöd^fter  9{ad^barfd^aft;  gan^  befonberS 
ift  bieg  ber  t$fall  bei  ben  Dleaologien  ber  $farr- 
fird^m,  fär  meldte  )uerfl  Don  ben  ^riefterconfra« 
temitöten  eigene  9{eaoIogim  mit  localem  ®^a« 
rafter  angelegt  mürben.  SDie  Aloftemecrologien 
bilbm  übrigmS  fein  9ud^  für  ftd^,  fonbem  ftnb 
meifi  mit  bem  SRart^roIogium  unb  ber  OrbenS« 
regel  )ufammengebunbm  unb  btibm  bamit  ben 
fog.  über  capitularis,  in  meld^em  nac^  Köfler« 
Ii(|er  Suffaffung  bie  triumpl^irenbe  (SKart^ro- 
logium),  bie  fheitenbe  (OrbenSregel)  unb  bie  lei* 
benbe  (3tecrologium)  ftirt^  f^mbolifirt  mar.  3}on 
ben  ölteften  9leaoIogien,  auS  bem  9.  unb  10. 3a^r« 
l^unbert,  l^ben  ftd^  nur  fel^r  menige  erlitten  unb 
gmar  auS  bem  einfad^en  ©mnb,  meil  biefe  Ser« 
Seid^ffe  nad^  einiger  S^it  überfüHt  unb  bann  in 


89 


9l'e€tQriu8^  ^atriord^  Don  Sonftontinopel. 


90 


um  Xccenfum  angefertigt  toerben  tnu|ten^  tt)o» 
tafff^  boS  olte  Sseniplot  fiberflüffig  tourbe  unb 
wiKta  ging. 

Sie  Smträge  in  bie  9teaoIogien  {inb  üBerouS 
aa^oä^ :  blo^  9tanien  mit  bem  Setfa^  obiit,  l^öd^* 
ptal  niK^  eine  hn^e  Angabe  beS  geiftlic^en  ober 
wdS&dfm  6tonbeS.  Snfänglid^  maren  bie  SSer* 
in^niffe  in  trier  Spalten  aetl^eilt,  moDon  bie  erfte 
Me  Vänä^  beS  eigenen  JrlofierS,  bie  gmeite  bie 
SitgfidM:  bcr  eonfrotemitftt,  bie  britte  bie  Biotinen 
n^  bie  otfcie  bie  Saien  entl^ielt.  Später  fiel  biefe 
64o6üme  meg.  unb  ber  Stonb  mürbe  nad^  bem 
ktccffenben  Ütamen  nur  hir|  angemerft,  5.  99. 
•bb.  =  abbasy  abb*  =  abbatissa,  m.  =  mo- 
■aehnSy  m*  =  monaeha,  can.  =  canonicus, 
eatt^  =  eanonica,  fr.  =  frater,  h.  m.  = 
kugus  monaaterii,  n.  c.  =  nostrae  congregat. 
obar  Bootri  conventuB,  cfr.  =  confrater,  cv. 
=  ecniTeraiiSy  cv»  =  conversa,  eps.  =  epi- 
•eqpoBy  dec.  =  decanos,  pbr.  =  presbyter, 
pM».  =  plebanuB,  cap.  =  capellanus,  sac. 
=  laocrdos,  diac.  =  diaconus,  acc.  =  aco- 
Ijrihiis,  p.  =  pater,  ppos.  =  praepositus, 
pr.  =  praebenda;  cobl  =  comes,  com*  = 
eoodtissa,  L  =  laicus,  1*  =  laica  etc.  3^' 
jhai  finben  ftd^  mand^al  aud^  frembartige 
GidBüge^  3.  9.  übet  ffird^en-  unb  tutartoeil^e, 
Icßinite  Scfle  an  ber  betreffenben  JKrd^e,  über 
IbBofen^ienben  2c,  aUein  l^ier  geigen  fld^  fd^on 
Me  n^ctgSnge  )u  ben  ^uniüerfarien.  Seiber  ^nb 
bie  StntroQungen  nid^t  immer  Derla^Iid^^  b.  1^.  fie 
pmmm  nid^t  immer  mit  bem  toirüid^en  ^obed» 
tag  ba  betreffenben  ^ßerfon.  92id^t  feiten  fmb  bie 
fioKB  einen  Xag  frül^er  ober  fpäter  angefe^t,  ja 
oft  fogar  um  eine  3Bod^  unb  felbft  einen  ÜJionat 
ab  nodb  mel^r  berrüdt,  offenbar  burd^  bie  @d^ulb 
der  9bf4|retber. 

Serf d^ieben  Don  ben  92eaoIogien,  aber  au§  il^nen 
^emorgegangen  fmb  bie  ^nntDerfarien«  ober  @eel' 
bni^,  Ser^eid^iffe  oon  eigentlid^en  3al^rtag§« 
THftongen.  @d^on  friil^e,  nad^tt)ei§Ud^  fett  bem 
8. 3abr^unbert^  fam  bie  @itte  auf,  aud^  für  ürd^» 
lidjit  SSürbenträger  unb  ^erDonagenbe  SBol^Itl^äter 
OB  i^rrm  ja^Iid^  ^obeStog  in  ber  betreffenben 
ffird^  itiiibt  nur  im  Sl^or  p  beten,  fonbem  einen 
eigenes  äa^ag  5U  begel^en,  ber  barin  beftanb, 
ba|  an  ber  Sigil  bie  XobtenDefper  gebetet,  am 
Xog  felbp  bie  l^eilige  9Reffe  für  ben  SSerftorbenen 
gcfmigen  unb  eine  $roceffton  ju  feinem  ©rabe  ge» 
boiten  nmrbe.  Solche  Sal^rtage  tourben  in  93älbe 
aiib  für  onbere  $erfonen  geftiftet  burd^  lieber» 
iBeifnag  einer  befKmmten®eIbfumme,  berSdrög» 
lim  erne§  ©runbpdfö,  eines  SEBalbeS,  nuparer 
Sed^  n.  bgL  Um  bie  Sb^altung  für  bie  3u^nf t 
fi4ä|Bfienen,  mad^ten  bie  Stifter  bie  ^lofter« 
oge^gen  felbfl,  fomie  bie  ^rmen  ju  Sluffel^m 
bttadb,  baB  erfleren  am  betreffenben  Sol^rtag  ein 
te^eic^  fBlaffi,  lederen  aber  beftimmte  ^Imofen 
ubni^t  merben  f oEten.  9u^erbem  mürben  nid^t 
idlai  an4  bie@ebuJ^ren  für  bie  ßin^elnen  00m  Sele> 
kos  an  bt§  gnm  Calcanten  feftgefteOt,  fa  fogor 


bie^al^I  ber  Sid^ter  teftamentarifd^  beftimmt.  2)iefe 
äal^rtogSftiftungen  mußten  felbftoerftönblid^  genau 
Derjeid^net  merben,  unb  l^ierfür  fanb  ftd^  anfönglid^ 
ber  paffenbfte  $Ia^  in  ben  9tecrologien.  Sfö  aber 
einerfeitd  bie  3abttag§ftiftungen  unb  anbererfeitS 
bie  einzelnen  Seftimmungen  für  biejelben  fid^  f ort- 
möl^renb  meierten,  tonnten  bie  ol^nebin  mit  Ißamen 
überlafteten  IRecroIogien  fie  nid^t  me^r  tootH  foffen, 
unb  fo  entflanben  l^ierfür  feit  bem  12.  Sal^rl^unbert 
eigene  SSerjeid^niffe,  bie  3lnniöerfarien«  ober  ©eel» 
büd^er.  3|re  Doue  9lu§bilbung  fanben  le^tere  erft 
feit  bem  14.  ^al^rl^unbert^  namentlid^  an  ben  bi« 
f d^öf Hd^en  ftird^en.  SS  geben  nömlid^  bie  betreffen- 
ben Sergeid^niff  e  nid^t  blo|  an,  auS  meldten  SRitteln 
ber  äa^rtag  gel^alten  merben  muffe,  fonbem  jäl^* 
len  aud^  betaiHirt  auf,  mie  berfelbe  gu  feiern,  unb 
mie  bad  l^ierju  beftimmte  Sinfonraien,  bie  ^rä* 
benbe,  }u  öert^eilen  fei.  ®ie  Stnniöerfarien-  ober 
Seelbüd^er  finb  fomit  im  12.  ^al^rl^unbert  aug  ben 
^{eaologien  l^erDorgegangen,  il^rem  SBefen  naä) 
Don  legieren  aber  Derfd^ieben.  S)aS  9teaoIogium 
biente  gum  Sl^orgebet  unb  mar  ein  Seftanbtl^eil 
beS  SreoierS  (ber  $rim);  baS  9nniDerfarienbud^ 
bagegen  gel^ört  in  bie  Sacriftei,  benn  eS  gibt^ln* 
leitung,  mie  an  ben  betreffenben  Sagen  ber  ©otteS* 
bienft  für  bie  SSerftorbenen  gel^alten  merben  foD. 
2)em  entfprid^t  ie^t  bie  fird^U^e  SSorfd^rift,  ba| 
in  ieber  Sacriftei  ein  $er}eid^ni|  ber  an  ber  ftird^e 
beftel^enben  Stiftungen  ftd^tbar  aufgel^öngt  fein 
mu^.  (93gl.  Mon.  Germ.  lust.  Necrologia  0er- 
maniae  I  et  IE ;  SBattenbad^,  2)eutfd^Ianbd  @e- 
d^id^tSqueOen  Seil.  I;  £.  Saumann,  Serid^t  über 
d^mäb.  Xobtenbüd^er,  bejm.  lieber  bie  lobten- 
md^er  ber  SiStl^ümer  StugSburg,  Sonftan^  unb 
gur,  im  91.  ?lrd^iö  ber  ®ef.  für  ältere  bcutfd^e  ®e. 
fd&id^tSfunbe  VII  [1882],  21  ff.  Vni  [1883], 
427  ff.  unb  Xm  [1888],  411  ff.;  Dr.  %  gbner, 
3)ie  flöfterlid^en  ®ebet§«SBerbrüberungcn  bi§  jum 
Ausgange  bc§  farolingifd^en  ScitalterS,  SegcnSb. 
1890,  130  ff.)  [ffnöpfler.] 

^eäatius^  erfter  ^atriard^  öon  gonftanti- 
nopel,  gebürtig  au§  2:arfu8  in  ßilicien,  Senator 
unb  Stabtprötor  ju  ßonftantinopel,  beftieg  nad^ 
ber  ^bbonfung  ®regor§  üon  ^Kajianj  ben  bifd^öf« 
lid^en  Stul^I  biefer  Stabt.  S)er  6Ieru8  unb  baS 
SSoIf  l^atten  ibn  al§  ibrcn  Dberl^irten  »erlangt; 
bie  bei  ber  erften  allgemeinen  Spnobe  oon  Kon» 
ftantinopel  anmefenben  Sifd^öfe,  150  an  ber  Sö^l 
unb  ber  ftaifer  3:i^eobofm8  mifligten  in  bief e§  S3cr= 
langen  ein.  Salb  borauf  »erliefen  bie  SSäter  ber- 
felben  Si)nobe  bem  bifd^öflid^en  Stul^l  üon  6on* 
ftantinopel  ben  erften  SRang  nad^  bem  römifc^en 
unb  erfannten  il^m  bie  SBürbe  eine§  ^atriard^al» 
ft^ed  5U  (can.  8).  2)ie^  alle§  gefd^a^  nod^  Dor 
»eginn  beS  SKonatS  9luguft  im  3.  381  (Socrat. 
H.  E.  5 ,  8 ;  Theodoret.  H.  E.  5 ,  9 ;  Cod. 
Theodos.  1.  16,  tit.  1,  leg.  3).  SojomenuS  er= 
jäl^lt  in  feiner  ftird^engefd^id^te  (7,  8),  bafe  9lec» 
tariuS  bi§  ju  feiner  grl^ebung  auf  ben  ^atriard^al- 
ftul^l  Aate^umen  gemefen  fei,  unb  berid^tet  ton 
au^erorbentlid^en  Umftänben,  meldte  bie  SBabl 


91 


SlectoriuS,  gried^.  ^atriard^  öon  Scrufalem  —  9le]^emla8. 


92 


begleitet  unb  gered^tf ertigt  l^ötten ;  femer  ertDö^nt 
er  (7,  12)  in  Uebereinftimmung  mit  ©ocrateö 
(5,  10)  bie  qII}u  groge  IRad^giebigfeit  bed  9tec- 
tariud  gegen  bie  9tot)Qti(mer.  SQein  boS  Srfiere 
er^öl^It  @o5omenu8  nur  Dom  ^drenfagen.  unb  in 
93etreff  bed  le^tem  fünftes  mögen  beibe  ©efd^id^t» 
fd^reiber,  teeld^e,  toit  befannt,  ben  ^totmtianem 
geneigt  waren,  9?ectariu8^  Slad^giebigleit  mi^r- 
{tonben  unb  ju  il^ren  ©unjten  ilbertrieben  l^oben. 
2)qS  äBal^re  ift,  bo^  9lectariu3,  ofö  ein  bef  d^eibener, 
mögiger  unb  Huger  ÜRonn  allgemein  befannt,  bei 
bem  Aam|)fe  n)iberf))red^enber  Parteien,  weld^ 
ber  Mfttge  ©regor  bon  Ißagians  auSweid^en  gu 
mäffen  glaubte,  am  geeignetften  {d^ien,  bie  ftird^e 
öon  ©or^antinopel  ju  leiten  (Socrat.  5, 8).  gut» 
f d^iebenen  SKännem  mag  er  freilid^  burd^  feine  jmar 
gut  gemeinte,  aber  }u  meit  gel^enbe  92ad^fid^t  3lnla| 
5ur  Ungufriebenl^eit  gegeben  l^aben,  Wie  bie|  na- 
mentlidl  @$regor t)on92asian}  beflagt (Epist. 202, 
Migne,  PP.  gr.  XXXVII,  167).  UebrigenS  be- 
rid^tet  unS  bie  ©efd^id^te  nur  SBenigeS  ton  ber  SBirl» 
famfeit  beS  9lectariu8.  9lm  befannieften  ift  baS  gr» 
eigni^,  weli^ed  )ur  Slufl^ebung  be§  9mte§  ber  99ug- 
priefter  aSeranlaffung  gab  (f.  b.  «rt.  Scid^teH, 230, 
unb  ^xanl,  S)ie  t)er]^ängni|t)oIle  Setd^  gu  Son» 
ftanttnopel,  in  ber  I^eoLDuartalfd^r.,  Xüb.  1867, 
529 ff.).  5Rad^  «ngabe  »alfamonS  (Hard.  1, 955) 
foD  unter  9tectariu8  ju  Sonftantinopel  im  3. 394 
eine  gro^e  @Qnobe  gel^alten  werben  fein,  auf  wel» 
d^er  befd^Ioffen  werben  fei,  ba^  jur  Slbfe^ung  eines 
Sif  d^of  8  baS  Urt^eil  mel^rerer  Sijd^öfe  ber  ^roöinj 
nöt^ig  fein  foHe.  Sine  ^omilie  beS  92ectariud  in 
Theodorum  martyrem  f.  bei  Migne,  PP.  gr. 
XXXIX,  1821  sqq.  SRectariu8ftarbim3.397ober 
398 ;  fein  9{ad^f olger  würbe  ber  1^1.  Sol^anneS  Sl^rl^- 
foftomuS.  (Sgl.  Ceillier,  Histoire  des  auteurs 
sacrÖB  VI,  Par.  1860, 280  bs.)  [®.  Sirt^aufer.] 
9e(tad]i$,  gried^.  ^atriard^  Don  Serufalem, 
würbe  1602  auf  ber  Snfel  ftreta  geboren.  SDcn 
erften  wiffenfd^aftUd^enllnterrid^t  erl^ielt  er  beiSRe» 
letiuS,  bem  Sorftel^er  eines  SinaitenflofterS  bort» 
f elbft ;  $^iIofo))]^ie  bagegen  ftubirte  er  }u  ^tl^en 
bei  Xl^eopl^iluS  ftor^baluS,  bei  weld^em  er  ben 
f))fttem  SRetropoIiten  ©ermanud  Don  3l\)Wa  unb 
2)ion9fiuS  Don  92au))Iia  }u  ÜJtitf dualem  l^atte.  3n 
bem  emften  jfam|)f,  \>tn  bie  gried^ifd^-ortl^obose 
Jhrd^e  bamalS  nad^  jwei  @eiten  ju  fül^ren  l^atte, 
einerfeitS  gegen  bie  6rf olge  ber  Tateinifd^cn  SDWffio« 
nare,  anbererfeüS  gegen  bie  ^oteftanti|trung8» 
beftrebungen  bed  ^atriard^en  St^rillud  SucariS, 
fianb  9{ectariuS  gau}  entfd^ieben  auf  ber  ftreng 
ortl^obo^en  @eite;  baS  war  aud^  wol^l  ber  ©runb, 
ba|  er  1661  jum  ^atriard^en  Don  äerufalem 
erwäl^It  würbe.  Sofort  befannte  er  fid^  gur  con- 
fessio  orthodoxa  beS  SRogilaS,  beren  erfte  ^uS- 
gäbe  Don  1662  er  mit  ^artl^eniuS  Don  Sonftanti* 
noptl  burd^  ein  empfel^IenbeS  @d^reiben  einfül^rte. 
2118  eingfranciScaner  9lamen8  ^etru8  ju  Serufolem 
fünf  Il^cf cn  über  bie  ©ewalt  be8  ^opfteS  Derbrei» 
tete,  Derf a^te  5Rectariu8  bagegen  eine  ©d^rift :  Ilepl 
T^c  <ipx^%  toü  IlcxTüa,  bie  fein  Slad^f olger  ©ofttl^euS 


1682  5U  3a{fQ  gried^ifd^  ]^erau8gab;  in'8  Satei- 
nifd^e  überfe^  (Confutatio  imperii  papae  in 
ecclesiam,  interprete  Pet.  Allix)  erf^ett  fie 
Sonbon  1702  (Dgl.  ActaEradit.  1703,  292  ad 
305).  92ectariu8  fuc^t  l^ier  an  ber  ^anb  gefd^id^» 
lid^er  93or!ommniffe,  bie  er  in  feinem  Sinn  into- 
pretirt,  ben  9{ad^wei8  }u  erbringen,  ha%  bie  Ser» 
f affung  ber  ftird^e  feine  monard^if d^,  f onbem  eine 
ariftofratifd^e  fei,  unb  ia%  Weber  bem  %  f^daa 
nod^  feinen  9tad^foIgem  eine  ©ewalt  }ufomme, 
weld^e  bie  ber  anberen  99if d^bfe  überrage.  SHe  po- 
tior principalitas  be8  SrenöuS  l^abe  feine  prin- 
cipieUe  93ebeutung;  fie  be^iel^e  fid^  nur  auf  bie  ^« 
ligfeit  ber  93orfie$er,  bie  gro|e  3^^!  ber  ÜRattirer 
in  9tom,  bie  ^enlid^feit  be8  bortigen  ffoifertl^umS 
unb  bie  ©rö|e  be8  ben  ganzen  Occibent  umf äffen« 
ben  fird^Ud^en  @prengel8.  Mt  SRed^te  ber  ^fte 
finb  nad^  9{ectariu8  im  Saufe  ber  Sni  burd^  mo* 
nard^ifd^e  Ufurpation  wiberred^tUd^  erworben  wor» 
ben.  S)ie  ^el^auptung,  ba|  nad^  Slblöfung  ber 
gried^ifd^en  bie  lateinifd^e  ftird^e  bie  wal^e  fei, 
feiert  er  )u  ©unften  ber  erftem  um,  inbem  er  auf 
bie  SSerföIfd^ung  be8  Sl^mboIumS  burd^  bie  Sa« 
teiner  l^inweist.  Sine  zweite  Sd^rift:  Ad^oc  icepl 

divaßaim9(i.oü  tu>v  iv  *Iepo9oXu(iotc  Opatdpov 

diirooravTac  Würbe  Dou  SlectariuS  1674  Derf a|t 
unb  ifi  am  @d^Iu|  ber  erften  abgebrud!t.  Sine 
britte  Sd^rift:  De  artibus  quibus  missionarii 
latini,  praecipue  in  terra  sancta  degentes,  ad 
subvertendam  Oraecorum  fidem  utuntor  et 
de  quamplurimis  ecclesiae  romanae  erroribna 
et  comiptelis  libri  tres  ex  autographo  graeco 
latine  redditi,  erfd^ien  unter  bem  Flamen  biefeS 
5Rectariu8  1729  ju  Sonbon.  3m  3. 1669  legte 
9lectariu8  ba8  ^atriard^at  wegen  %ter8fd^wöd^ 
nieber,  jog  fid^  in  ein  ftlofJer  in  Serufalem  gurflil 
unb  ftarb  bafelbft  am  14. 3uli  1676,  74  3a5re  alt. 
(Sgl.  Fabricius-Harles,  Bibl.  gr.  IX,  810  s.  ; 
Kimmel,  Libri  symbolici,  Jenae  1843,  Proleg. 
p.  62.  75  sq.  et  45;  Demetracopulos,  Graecia 
orthodoxa,  Lips.  1872  [neugrie(|ifd^];  Liohten- 
berger,  Encyclopödie  des  sciences  religienaeB, 
Paris  1880,  IX,  568 ;  SB.  ©afe,  ©Ijmbolif  ber 
gried^.  iKr^e,  Serlin  1872,  220.)  [«nöpfler.] 
^t^emias  (^:^,ri^),  im  a.  %.  1.  eines  Don  ben 
^amilienl^äuptem,  weld^e  mit  Sorobabel  unb  3o" 
fue  au8  ber  ©efangenfd^aft  in  Sab^Ionien  nad^ 
3erufalem  jogen  (2  göbr.  7,  7).  —  2.  ber  @o^ 
9lgboc8,  ein  angefel^ener  SKann  au8  Setl^fur,  ber 
fid^  beim  SBieberaufbau  ber  9Jlauer  Don  Sem* 
jalem  l^erDortl^at  (2  gsbr.  3,  16).  —  3.  ber 
@o^n  be8  |)eld^ia8,  ber  angefel^enfte  3t^  in 
nad^e^^ilifd^er  3^t,  über  ben  lebiglid^  ba8  nad$ 
il^m  benannte  ^ud^  ber  l^eiligen  Sd^rift  9lu8lun^ 
gibt.  Sr  beHeibete  am  ^ofe  be8  perfifd^en  RMfi 
^rta^erseS  n.  S^nemon  ba8  l^ol^e  ^mt  eine8 
9Rutd)fd^enf8  unb  erhielt  im  20.  Saläre  Don  beffen 
SRegierung,  385  D.  g|^r.,  burd^  jureifenbe  3uben 
traurige  ^ad^rid^ten  über  bie  3uftönbe,  weld6e  in 
3erufalem  unb  bem  3ubenlanbe  iiber]^au))t  infolge 


93                                                        9temefiuS.  S4 

to  i  (Hbr.  4,  23  cnnd^tn  (BenaUt^tiefeitm  nungen  berufen  ouf  btr  ti(^tigai  erfnminti,  bog 

ni|(lnta  tDORn.  91^nniai  fottnle  fehtt  ^trilli-  boa  )ogtii.  9uc^  Sie^emiai'  dn  btm  Su^  ßSbraS' 

4  knfibti  BDI  btm Jnnis  ni$t  Mibttgen,  mugte  nebengtorbneter  ^tßanbt^tU  eine!  greiem  SßnM 

nf  bfffm  3itR)mi  itm  ftin  Stib  offoioaren  unb  i\t.  S)trjentgt  S^riftQtle^rte,  Dxlil^r  eine  3n- 

(liidt  nn  Utlanb,  um  na4  ätrufalem  gu  gtt^tn  jal^I  Dor^anbenei  €^ftflüde  fammeltt  unb  bun!^ 

üÄ  fii  bic  ^erßdbma  b«  Stobt  unb  bei  fodalen  eigenen  Deibinbenben  Xt%i  ju  ehtet  (Sef^id^le  bet 

Ctbimm  jB  f otgm.  3u  bie|ein  3iwd  erlangte  er  jübifc^en  Dteftaurotion  jufammenfteKte,  nämlic^ 

nlerb^iile^luna^  mit  bem  Xitel  eines  nn«  gSbraS  (f.  b.  ^rt.  IT,  S99^,  1)at  in  fein  9Bei^ 

ito$af4<i'  Sei  feinen  SonbSleuten,  unter  bencii  and)  bte  Don  ^e^emiai  bor^anbenen  Su^eid^nun* 

biMll  aaäi  eabnü  toeilte,  toorb  er  mit  93egei'  gen  eingereiht.  Sejitere  [mb  baburd^  lenntltii^,  bo^ 

|knni0  oiitenottnntn  unb  fettbem  gum  SÜifl-  bet  SBerfaffet  in  ber  erften  Sperjon  tebet,  unb  bie 

hHh  btt  e^iifin^t  gtub^id^  .ber  Sirfc^t^*,  iBebeutung,  meiere  €9braB  ber  SirFfamfett  feines 

9^%.  Athenatba  (etwo  „bie  gEccllcnj")  gc-  SDHlarbeilera beigelegt ^Qt,  jeigt  jid&  bemnad^  flucti 

wnl     gflt  (eine  Birflomleit  janb  DlebemioS  in  btr  mäctlic^en  au^o^me  feiner  Stiebecft^fi 

jibocl  gn^  l^inbentiffe.     3ur  §ier&eifiil)ning  bei  91Bfaffung  beS  gebod^lengröfieni  aBette«.  SeJ- 

taenbet  3wP*>be  erfi^  tS  junöt^fl  n&t&iR,  tere  fälll  in  eine  fpäte  3"l,  ba  2  Esbr.  12, 10. 22 

SrnfalcB  )n  E>efefHaen;  bieg  abet  erregte  bie  gifer^  ^erfonen  ettcätint  ftnb,  wtläft  mit  Slej^anber  bem 

Mtbeifaiiiaritan^(^$ftii|)tlinge  in^aiäftinn.  ®rogen  g!ei<$jeitig  lebten;  allein  in  biefe  3eit 

fiba|fl(e^emioflnutmitäu^er5ßDr[i^l,  jeben  rewj^t  aui|  baS  120jä^tige  Seben  glbraä'.  ©einer 

tiseibliil  eine«  fetaiblic^  Uebeifa[l3  geraürtig,  5ßietät  gegen  Ülel^emiae  ift  juäuf^reiben,  bofe  bofl 

km  San  bet  €tabtniauer  ju  €tanbe  btingen  2  @sbr.  7,  6  ff.  aufgenommene  amtlid^e  S^rift- 

Imte.    SO^mtb  bcffen  Umt  feine  Umfid^t  unb  ftüct  beibef)alten  tft,  obno^l  eB  1  SSbr.  2,  1  ff. 

'  tt  on^  buiA  X^euemng  unb  Sui^er  fi^on  milget^eilt  morben;  bie  babet  ouS  Sierf^te* 

i  bei  ®cnieiRoe  in  9Jnfpru(^  genommen  ben^ieit  bet  Slbfc^rift  entponbenen  Slbtwiii^ngen 

;  glei^no^  gelang  eS  ibm,  bie  <Dtauer  in  gobenbietübifc^en^ütetbedälejteeni^tfütnQtbig 

UXopn  fertig  ju  fleUni.  3e|t  fam  tä  boiauf  gebalten  jubeffem.  ^emadgeif^einenbieaud^bei 

n^  bei  emeuetten  €bibt  caiit)  Sinuo^er  ju  tier>  bemSSud^Sle^emiaSgemad^lentBetfut^cbieein^eit 

|itt|f«,  tmb  gn  bem  (Snbe  traf  IRe^miaS  bie  9e-  be3  !Bu(^eS  ju  läugnen  unb  ffiälere  ßinf^iebungen 

jbnotna,  bo^  ein  St^mtel  beS  ganjen  SJolteS  nac^jumetfen,  alS  unnßtliig  unb  unhaltbar.  (9)gl. 

bm^S  awl  befHnnnt  ourbe,  feinen  aöobnfi|  in  ffaulen,  einteit,  3.  tuf!.  ^teiburg  1892, 251  ff. ; 

*    ''nsune^en.  3^^  ^^?i>ibe  ber  neuen  Barde, Nähämie,etudecritiqueetäxeg4tique, 

B  baSJtnge  ^t  er  {ebod^  bie  leligtöfe  Genäve  1861  [Tliöse  p.  le  bacc.  en  theol.}; 

intQ  beS  Subei^innfi  füt  not^Det^iget  als  Sayce,  An  introduotion  to  the  books  of  Ezra, 

_lt  fuciafcnSRo^CBeln;  be^^ialb  betoog  et  ben  jum  Neheniiah,  and  Esther,  London  1885 ;  Driver, 

8e$ge^  bereiten  gSbtaS,  feine  SKirTfamteit  in  Änintroduction  to  the  lit«r.ofttie01d Test, 

3enfaleminittinCTfetetli(^enlSmeuetungbet®e-  4.  ed.,  Edinburgh  1892,  517f.)     [J?aulen.] 

fetdtteuegnbef^lieien.  Sr  fcVb^  hat  Hit  aud|  in  Jlnnefttte,  ein  (^riflli^cr  ^^ilofopb.  %if($of 

föbniS' ftifgabe  ein  unb  traf  toirlfame^alregeln  oon  €mt|a  in  i)^^iSnicien,  lebte  nafirfil^einlii^  in 

^  f^oltung  bei  erneuerten  ^unbeS.  3u  biefen  gc  ber  gweiten  ^älfte  beS  4. 3aI)ibunbettS.  Wan  ^at 

Uyrtaa4o^3tD'iftIbie23na$.2, 18  betid^tete  i^n  für  ben  Dormatigen  @fQltt)altet  oon  gatipa" 

eoige  fitr  bie  9ufben>a^tung  bet  ^eiligen  ©d^rif'  bocien  gleid^eS  SlomenS  gehalten,  ben  (Sitgot  bon 

tei.  JitiDif (^  nxir  fein  Urlaub  abgelaufen,  unb  Dlajianj  in  Briefen  Dar  ber  aibgötteret  uamt ;  bajn 

n  n^e  im  32. 3abte  be«  MrloEerjeS,  noiä^  jwölf-  fc^It  jebocb  feber  fiebere  anbattipuntt.   ÜBir  be- 

ji^rieei  X^gfeit  ju  ^erufalem,   vieber  nad)  fi|en  Don  9£emefm8  ein  SBerl  über  bie  91atur  beS 

^[fa  (inücRe^ren.  giod^  einmal  aber  führten  i^n  ÜJtenftben  (llepl  <püjeujc  dvöpüurou),  bai  e^ebem 

KK  Sorgen  nadb  3etufülem.  Slac^  feinem  SQSeg-  ©regor  non  9!pffa  jugefi^rteben  niorhen,  roeil  bie- 

gngc  fyüit  bie  alte  Sanlelmütfiigfeit  beS  SQolteS,  fer  eine  ©c^rift  gleiten  2in^aIIS  berfagt  ^atte.  3n 

pnnl  ba  bet  ^o^epriefter  ßlia^b  mit  fd)limmem  bemfelben  jeigt  ber  aUerfafjer  für  feine  3eit  fe^r 

Seif^el  ponmging,  balb  nieber  groge  Untreuen  onerfennensmertbe  naturpfiilDfopbM'^''  ont^rotJO- 

gigea  baS  gSttli^  ®efeg  unb  bomit  gegen  bie  logifdie  unb  pf^diologifdie  j^enntniffe,  fomie  ^t' 

iooalt  Otbmmg  ^otgetufen.  ^oH)  einmal  gc  tanntf^aft  mit  ber  griecbifc^en  ^^ilofopbi''  bercn 

log  ce  bem  eifrigen  ^efoimatot,  bie  Cerle^te  99egriffe  er  mit  @emanbtticit  jut  Srläulerung  ber 

OÄnmig  toiebct^upeDen,  aSetn  mit  feinem  tbeologif^en  benu^t.  3n  45  ^auptftüden  belian> 

gong  unb  SJibe  nal^men  coiä)  bie  bcfferen  3u-  belt  er  bie  9?atut  beS  ÜRenfc^en.  bie  ber  @ecle,  bie 

c  ein  fetbe,  unb  es  beniteten  fii^  balb  Slinge  Sßer&inbung  Don  2eib  unb  ©etle,  bie  Se|ct)affen- 

MC,  tDcU^  ben  1  ailac^.  1,  12  barge^aten  %or-  ^eit  beS  jf arpers,  bie  fftäfte  ber  Seele,  bie  ^reibeil 

U  eiCärii^  mai^  beS  menfc^Iicben  äBtOenS  unb  bie  gittlid^e  ^or* 

SoB  Sn^  Ste^emiaS'  tommt  unter  biefem  febung-^abeibelämpfterbieüe^renberWanJc^äer, 

Smen  bl0^  im  jübifd^  Sonon  boi.  3nber©ep'  ber  Süuomiatier,  ber  WpoQinariften  unb  bie  bet 

hipKla  umb  eS  als  briHeS,  in  ber  EBuIgata  all  Reiben  bejüglii$beSi3^tum3,bertfieibigt  aber  auc^ 

piikl  9b4  SatnnS' mifgefä^.   S)iefe  iBenen-  bie  Se^re  be§  XiabucianiSmuS  unb  ber  $[äe;.iflenj 


95 


Slemrim  —  Sleocäfarco. 


96 


ber  @eelen.  Sie  ©d^rift  ift  gried^ifd^  mel^rfad^ 
l^erouSgegeben  tDorben,  guerft  1565  ^nknitottpm 
(fel^Ierl^Qft),  botm  }uOfforb  1671,  aud^  }u  ^aOe 
1802  bur^  e(r.gfnebr.aJlQtt]^öi ;  mit  Derfd^iebenen 
SSorreben  unb  ben  9h)ten  ber  Osforber  Ausgabe 
pnbet  fte  ftd^  bei  Migne,  PP.  gr.  XL,  503  sqq. 
(Sgl.  Gallandias,  Bibl.  vet.  Patr.  VII,  353  sq. ; 
$(Qtl9,  Steal-Snc^cl.  V,  532 ;  CeiUier,  Hist.  des 
aut.  sacr^  VI,  Par.  1860, 283  ss.)  [Stemmer.] 

9^ittrta(  (D'")»Or  tm  9.  Z.  eine  moabitifd^e 
Ortfd^aft  tt)eld^e  burd^  SBofferreid^tl^um  beräl^mt 
tt)Qr(3f.  15,  6.  3er.  48,  34).        [ftaulen.] 

JUmrob,  Slimrob  (^^i»?).  im  91.  %.  un» 
Ameifell^aft  ^amt  einer  $erf önK^teit,  toeld^e  burd^ 
Sl^uS  Don  (Sfyim  abfiammte,  nid^t  etnui  eined 
SoffiSftammeS.  9Bad  t)on  biefem  SRanne  ®en.  10, 
8.  9  berid^tet  toirb,  ift  f o  )u  Derftel^en,  bQ|  er  burd^ 
®ett)Qltt]^fttigfeit  bie  bejtel^enben  Serl^öltniffe  an» 
berte;  benn  er  l^otte  bur^  bie  Uebung  ber  Sogb 
eine  fold^e  Xl^atfraft  erlangt,  ia%  feine  @törife 
fphd^mörtUd^  gemorben  unb  er  allgemein  gefürd^tet 
mar.  9tad^bem  bie  Srbauung  Labels  als  eines 
(Sentrumd  für  bie  gange  ÜJlenfd^l^eit  t)ereiteU  mar, 
bel^auptete  er  fid^  mit  benen,  meldte  i^m  anl^ingen, 
in  bem  fertig  gefteSten  Xl^eile  ber  @tabt  unb  grün* 
bete  fo  baS  erfte  Steid^  auf  Srben,  gu  beffen  99e- 
fejHgung  er  meitere  dulturftötten  im  Süblanbe 
©ennaar  anlegte  (®en.  10, 10).  ®iefer  Urfprung 
ber  babi^fonif^en  9Jlonard^ie,  meldte  be|megen 
aWid&.  5,  6  ^SRimrobSlanb"  l^eifet,  mirb  burd^  bie 
einl^eimifd^en  ©efd^id^tSqueÜen  beftötigt  (f.  b.  9lrt. 
Sabi^Ion  I,  1804).  2)ie  ^erfönlid^teit  9timrobg 
inbeg  l^at  bei  ben  Sab^Ioniem  nur  in  m^tl^ifd^er 
©eftolt  fortgelebt:  benn  offenbar  ift  er  ber  ^aupt» 
l^Ib  beS  bab^Ionifd^en  IßationalepoS,  meld^er  ben 
affabifd^en  ^amm  IZ  *  DU  •  BAB  trägt,  mog 
biefer  9lame  9tamrutu  gelefen  merben  mfl^en  ober 
nid^t.  (Sgl.  ©eorge  @mit]^8  gl^alböifd^e  ®e- 
nefiS,  uberfe^t  t)on  §.  Sieli^fd^,  Seipsig  1876, 
150 ff.;  %  ScremiaS,  38bubar»5ßimrob.  ginealt- 
bab^I.  §elbenfage,  ßeipaig  1891.)     [ftaulen.] 

^mnbis  mirb  ber  fonjt  unbefannte  Serfoffer 
einer  mittelolterlid^en  @d^rift  genannt,  toeld^e  unter 
bem  Xitel  Historia  Britonum  ober  Eulogium 
Britanniae  bie  fagenl^afte  @efd^id^te  ßnglanbS 
üor  anfunft  ber  9lngeln  unb  ©ad^fen  barftellt. 
@ie  liegt  in  ^nbfd^riften  feit  bem  10.  3a]^r]^un- 
bert  Dor,  meldte  bem  Umfange  nad^  fel^r  oerfd^ie« 
ben  flnb ;  offenbar  ift  bad  Su$  Diel  gelefen  unb  oft 
burdd  Sufö^e  bereid^ert  morben.  92ad^  oen  beiben 
SSorreben  l^ötte  ber  SSerfaffer  im  ftlofter  Sangor 
unter  bem  809  Derftorbenen  9lbt  (SIbob  gelebt 
unb  fein  93ud^,  beffen  ^n^ali  er  auS  ben  ^ei« 
Ugen  Sätem  ^ierouQmuS,  $rofper  unb  SufebiuS, 
fomie  au8  ben  ®efd^id^tfd^reibern  ber  ©d^otten  unb 
©ad^fen  gcfd^öpft,  im  3.  858  öollenbet.  Sfflein 
biefe  SSorreben  finb  fpätere  Sutl^atenj  eines  ber 
ältefien  5Wanufcri})te  gibt  al§  SSerfaffcr  SKarcuS 
ben  ßinfiebler,  einen  um  870  lebeuben  ©ifdftof  in 
3rlanb,  an.  9Dtan  barf  annel^men,  bag  bie  ©d^rift 
um  700  entftanben  unb  ju  öerfd^iebenen  3eiten 


interpolirt  morben  ift.  3m  3. 1072  koorb  fie  bon 
®ina  Saeml^ain  in'S  3rif(^e  überfe^  unb  oud^  in 
biefer  ©eftatt  mit  t)ielen  auf  3rIanbS  ©efd^id^te 
bejüglid^en  3ut)^<tten  t)erfe]^en.  @ie  ift  ofyit  ]^i|ii> 
rif d^en  SBertl^,  aber  gleid^mol^I  Don  englifd^  ®e- 
fd^id^tfd^reibem  fel^r  Diel  benu^t  unb  angefSJ^rt 
morben.  93on  StuSgaben  finb  gu  nennen  bie  oon 
@ale  in  ben  Hist.  Brit. . . .  Scriptores  XX,  Ozo- 
niae  1691, 938q.;  t)on©tet)enfoninEngLhi8fcor. 
Society,  Lond.  1838,  unb  banad^  oonSon-äRarte 
(ä.  ©d^ula),  9lenniuS  u.  ©ilbaS,  Serlin  1844 ;  bie 
irif d^e  SJerj^on  Don  Xobb  in  ben  Publ.  of  ihe  Irish 
ArchaeoL  Society  Xu,  n.  16,  Dublin  1848. 
(93gL  bie  SSorreben  ju  bief en  ausgaben ;  b.  Svat" 
mer,  Nexmius  vindicatus.  lieber  (SntfteJ^ung, 
©efd^id^te  unb  DueQen  ber  Historia  Brittonum, 
Berlin  1893.)  [ftoulen.] 

Tfiiocifaxeüf  eine  Keinafiatifd^e  ©tobt,  toüifyt 
erft  für}  Dor  ber  d^rifUi(^en  3^tred6nung  entfhm« 
ben  unb  bal^er  ben  dafftfd^en  ©djriftfteSem  dor 
PiniuS  unbefannt  ifi  @ie  lag  im  mittlem  $oiip 
tuS,  nid^t  meit  Don  ^olemonium,  mar  burd^  ®r5|e 
unb  ©dlönl^eit  berühmt  unb  ift  no(^  l^eute  unär 
bem  9lamen  9lUfar  ober  92ilfara,  etma  90  km 
nörblid^  Don  Xotat,  Dorl^anben.  ©ie  ift  am  meinen 
burd^  eine  baf elbft  im  ^Anfang  beS  4.  Sal^rl^unbertS 
gel^aitene  ©i^nobe  belannt  gemorben,  Don  ber  man 
gried^ifd^  unb  lateinifd^  14  SianoneS  beft|t  S)ie 
Ueberfd^riften,  meldte  le^tere  in  ben  ^anbfd^ftm 
fül^ren,  befagen,  ba|  bie  ©Quobe  f))öter  alS  bie  |U 
Sncpra  unb  früher  als  bie  Don  SHcäa  ftattfonb ; 
fie  föOt  mUl^in  smifd^n  bie  3a]&re  314  unb  825. 
Sinen  nö^em  d^ronologifd^en  ^nl^altspunft  fd^ 
neu  nod^  bie  iBer^eid^ntne  ber  auf  ber  ©Qnobe  Der« 
fammelten  Sifd^öfe  liefern  ju  fönnen,  bie  fid^  in 
ben  gebrudtten  ausgaben  finben.  SS  ftnb  meifi 
biefelben  9lamen,  bie  bei  bem  donalt  Don  9n» 
cQra  genannt  merben,  SSitaliS  Don  Sntiod^ien  an 
ber  ©pi^e.  2)ie  S<^1  fd^toanlt  gmifd^en  19  unb 
20,  gum  Zl^eil  Dariiren  aud^  bie  9lamen.  S)a8 
©l^nobicon,  mol^I  gegen  Snbe  beS  9. 3Q^r]^unbertS 
Derfa|t,  gibt  bie  Qaffi  ber  Sifd^öfe  auf  23  an 
(Harduin  Y,  1499).  S)od^  fmb  jene  Sifd^ofSDer« 
jeid^niffe  l^öd^ft  mal^rfd^einlid^  fpötem  Urf^rungS: 
fte  fel^Ien  in  ben  gried^ifd^en  |)anbjd^riften  unb  M 
SHouQfiuS  SsiguuS,  ^nben  ftd^  aber  bei  3ftboruS 
9Rercator  unb  in  ber  $riSca  beS  3ufteIIuS.  SBie- 
berum  mürbe  ein  SSergeid^nil  einigen  Sbfd^ftai 
ber  Sion^ftfd^en  ©ammlung  ange^öngt.  SDlon 
l^atte  fd^on  früb  Sebenfen  gegen  i^re  9ed(|t]^U 
(Tillemont,  Memoires,  2«  öd.  Paris  1704,  VI, 
200  SS.);  bie  SaUerini  l^aben  fte  gerabe}u  für 
f))ätem  UrfprungS  erflärt  (Leonis  M.  Opp.,  Ve- 
netüs  1757,  EI,  p.  XXH  [1,  3,  §  2]).  ®e« 
möbnlid^  meist  man  ber  ©^nobe  baS  nömlid^ 
Sal^r  an  mte  ber  Don  Snc^ra,  nömlid^  314  ober 
815  *  bod^  ift  bie  SSermutl^ung  nid^t  uubegdtid^et, 
bag  fie  um  einige  3a]^re  fpöter  faOe,  meil  in  ben 
SanoneS  Don  ben  lapsi  nid^t  mel^r  bie  Sftebe  ifL 
S)ie  ©pnobe  Don  ^nc^ra,  balb  naä^  einer  fd^meren 
SSerfoIgung  Derfammelt,  l^at  10  SanoneS  vittt  bie 


S7 


^top^i^ttn  —  ^tpf^iJ)aXl 


98 


9eM>^9  ^  lapsi.  2)Q  nun  }u  92eocöfarea 
Um  Xebe  Don  t^nen  ift,  liegt  bie  gfolgerung  nal^e, 
boB  man  ben  ©egenjlanb  für  erlebtgt  Betrad^tete 
nsb  feine  Serori^nung  barüber  nte^r  nötl^ig  l^ielt. 
jRÜi^  hielte  baS  Argument  nid^t  $robe,  »enn 
teS  6qnobtcon  Ketl^t  l^tte,  bo^  nton  ^u  9teO" 
Chorea  über  bteientgen  gel^onbelt  l^be,  bie  in  ber 
Serf olgung  opferten,  Qbfd^muren  ober  @ö^enopf er 
äsen.  9Qcm  bie  Sanoned  entl^alten  baoon  feine 
6tlbe ;  ber  oielf ad^  ungenaue  SSerf affer  be§  ©quo* 
bicon  f^etnt  fie  l^iertn  mit  ben  Sonone^  t)on  ^n» 
c^ra  ober  oteQeid^  mit  ber  Epistola  catholica 
beS  ®ngoriu8  2:i(Kntmaturgu8  (Harduin  1, 190) 
yi  oenoe^^feln.  3)te  Snnal^me,  bo|  mir  nur  einen 
VitH  ber  SononeS  oon  Ißeocäfarea  befä^en ,  ift 
t^t  fyiÜL  3>ie  Sononed  oerbieten  bie  &^t  bed 
^^e^Rd  (1);  bie  S^e  im  erjlen  ®rabe  ber  Sd^mä- 
gcrfc^ft  (2);  l^onbeln  oon  ber  Su^e  berer,  bie  ftd^ 
n^  oIS  gmeimal  oerl^rateten  (3) ;  Unfeufd^l^eit 
Uoft  in  (Sebantoi  )ie^t  leine  äu^erlid^e  Suge  nad^ 
^  (4) ;  non  ber  Strafe  bed  Aated^umenen,  ber 
f(^  fünbtgt  (5);  Don  ber  Soufe  ber  ©d^toange« 
101(6);  ^efter  fo0en  bem  ^od^jeitSfd^maufe  bed 
SigcnmiS  ntd^t  beitool^nen  (7) :  Dom  Sl^ebmd^  (8) ; 
im  bem  ^riefter,  ber  oor  ober  nad^  ber  SBei^e 
jldf^It^  f&ibigte  (9) ;  oon  bem  2)iacon  im  gleid^en 
Salk(lO);  brei^igäal^remerbenerforbert^umSm" 
^9  ber  ^rteftenoei^  (1 1) ;  ber  eiinicud  fann  nur 
oBfoa^Smeife  gum  ^riefier  orbinirt  »erben  (12) ; 
ber  Sonbpriefier  borf  nur  in  ^bmefenl^eit  be§  Si» 
fi^S  nnb  ber  $riefier  ber  €tabt,  unb  jtoar,  »enn 
er  Bttmftragt  mirb,  in  ber  Satl^ebrale  ba§  l^eilige 
0|»fer  barbringen  unb  baS  Sbenbmal^I  reid^en; 
ben  2anbbifd^5fen  bagegen  ift  foId^e§  el^renj^lBer 
Deiftattet  (18) ;  aud^  gro^e  @tabte  f ollen  in  ber 
Siegel  nur  fteben  2)toconen  l^aben  (14).  93ielfad^ 
fcrfönt  San.  13  in  ben  grie^ifd^en  ^anbfd^riften 
in  irod  (Sononed,  fo  ba^  bann  15  neocQJareifd^e 
<Ianone3  l^udfommen.  (93gl.  Mansi,  Coli. 
Conc.  U,  539 ;  Bouth,  Reliquiae  sacrae  III, 
Oxon.  1816,  457 sq.;  Harduin  I,  282  sq. ; 
CeilUer ,  Hist.  des  auteurs  sacr^  11,  Paris 
1 S59,  640  SS. ;  §efele,  6onc.*®efd^.  I,  2.  ^ufl., 
grtibnrgl873,242ff.)  [fJIo6.] 

Tfe^^Un  (ve^ouToi)  l^ei^en  im  bilbtt^en 
eiirod^ebraud^  ber  Jcird^e  bie92eube!e]^rten,  meldte 
cli  <Sroad6fene  anS  bem  Suben*  ober  ^eibentl^ume 
etat  c^  in  bie  «i^ftlid^e  JHrd^e  aufgenommen 
tsoAen,  ober  toie  ber  1^1.  ®regor  ber  ®ro|e  (Epist. 
5,  53)  fbgt:  qui  adhuc  noviter  erat  plantatus 
in  ßäe,  @ol4e  foEen  nid^t  ol^ne  meitere  Prüfung 
um  (Slericote  gugelaffen  merben.  Unter  ^inmei- 
nag  onf  bie  apoflolifd^  SSorfd^rift:  Oportet  ergo 
episoopam  irreprehensibilem  esse ,  . .  .  non 
nec^hytom,  ne  in  superbiam  elatus  in  judi- 
ennn  incidat  diaboli  (1  £im.  3,  6),  oerorbnet 
kbon  baS  erfte  aDgemeine  Soncil  (Conc.  Nie.  I, 
euL  2X  ba|  lunftig  fein  nod^  im  l^ated^umenate 
Scpriffener  ober  lungfi  erfi  ©etaufter  al§balb  jum 
Sii^ofe  ober  ^riefler  orbinirt  totthm  ober  (nad^* 
bea  einmal  ber  fiufenmeife  ßmDfang  ber  ordines 

tiz^cBlcsiftfB-  IX.  2.  RnfL 


gefc^lid^  cingefül^rt  ttjor)  aud^  nur  eine  nicbere 
SBeil^e  empfangen  foSte.  ©leid^mol^I  fel^lt  e§  in 
ber  ©efd^id^te  nid^t  an  Seifpielen,  ba|  audnal^mS« 
meife  oud^  nod^  fpöter^in  Steugetaufte  in  ben  Sie» 
ricalftanb  aufgenommen,  ia  fogar  (mie ).  fö.  ber 
1^1.  SlmbroftuS)  jur  bifd^öflid^en  Sßürbe  erl^oben 
mürben.  @oId^e  fingulöre  ^uSna^men  gemal^ren 
mir  aber  nur  bei  SRännem,  meldte  mit  ben  il^re 
SBal^I  beflimmenben  Sor^ügen  eine  fo  innige  2)e« 
mutl^  beS  ® eifted  bef a|en ,  ha%  bie  93ef ürd^tung 
be§  9lpofteI§,  e§  fönne  il^re  ßrl^ebung  il^nen  bur^ 
^oäjmviif)  ein  gf^^nftridt  beS  @atan§  merben,  leinen 
Sureid^enben  ®runb  fanb.  @o  fagt  SlmbroftuS  in 
einem  Sriefe  an  bieSürger  Don  SSerceöi  oon  fld^ 
elbft:  Neoph3rtus  prohibetur  ordinari,  ne  ex- 
K)llatur  in  superbiam.  Sed  si  non  deest  hu- 
militas  competens  sacerdotio,  ubi  causa  non 
haeret,  vitium  non  imputatur.  Itaque  ordi- 
nationem  meam  Occidentales  episcopi  judi- 
cio,  Orientales  etiam  exemplo  probarunt  (c.  9, 
Dist.  LXI).  fjortmäl^renb  aber  blieb  eS  bie  l^err« 
fd^enbe  SSorfd^rift  unb  IßrasiS  ber  Aird^e,  ba^  alle 
biejenigen  oorberl^anb  Don  ben  SBeil^en  5urüd(> 
gel^alten  merben  foDen,  Don  benen  man,  mie  in 
ber  Siegel  bei  9leop]^9ten,  annel^men  fann,  ba|  fie 
in  ben  ®lauben§ma|r]^eiten  ber  fat^olifd^en  fiird^e 
nod^  nid^t  aUfeitig  genug  unterrid^tet  unb  in  ber 
©emeinfd^aft  beS  Ür^lid^n  SebenS  nid^t  l^inläng» 
lid^  erftarft  ftnb.  SO^an  nennt  biefen  mirflid^en 
ober  ))röfumtiDen  ÜJlangel  an  gel^öriger  ©laubenS* 
feftigfeit  ben  defectus  fidei  (f.  b.  ^rt  ärregula- 
rität  VI,  921).  ©ie  ©auer  ber  ^robe^eit  blieb 
bem  Srmeffen  be§  Sifd^ofd  überlaffen  unb  mürbe 
bi§meilen  burd^  ^roDinjialconcUien  auf  ein  be- 
ftimmte§  S^itmafe  fcftgcfe^t.  95ei  ber  großen  SSer» 
fd^iebcnlftcit  ber  inbitibueücn  ©eiftcSanlagen,  be§ 
Unterrichtes  unb  ber  Sr^iel^ung  l^at  ba§  Xriben- 
tinum  öon  einer  beftimmlen  $robebauer  jmar  ab» 
gefeiten,  aber  fd^on  bie  ©rtl^eilung  ber  lonfur 
Don  bem  Dorläu^gen  Unterrid^te  in  ben  ©runb» 
mal^rl^etten  ber  fat^olifd^en  Jhrd^e  unb  Don  bem 
@ntt)f  ange  be§  ©acramenteS  ber  t^irmung  abl^öngig 
gemad^t  (Conc.  Trid.  Sess.  XXITT,  c.  4  De  ref.). 
^el^nlid^e  Siorftd^t  beobad^tet  bie  JHrd^e  au§  bem 
nämlid^cn  ©runbe  bei  ©linilem  (f.  b.  9lrt.  KU» 
nifd^e  Staufell,  553)  unb  KonDcrtiten  ober  fold^en, 
bie  Don  einer  l^öretifd^en  ober  fd^iSmatifd^en  Secte 
in  ben  @d^o|  ber  fat^olifd^en  j^ird^e  jurüdFgefel^rt 
fmb.  ©elegentlid^  fei  l&icr  nod^  bcmerft,  bafe  ju« 
teilen  aud^  AloftemoDt^en  unb  neugemeil^te  $rie« 
fter  „^Keopl^ten"  genannt  merben.  (Sgl.  Ferraris, 
Bibliotheca  s.  v.)  [^ermaneber.] 

^ey^i^afi  (^VnB5,  LXX  Ne^öaXe^ ,  ber 
fed^Ste  ©o^n  3acob§,  ber  jmeite  Don  ber  SiD^a 
(®en.  30,  3—8).  »ad^el  fogte  bei  feiner  ©cburt 
(®en.  30,  8) :  „ftänH)fe  ©otte«  l^be  id^  gefäm^Dft 
mit  meiner  ©d^mefter  unb  obgefiegt",  unb  nannte 
il^n  be^l^alb  IRepl^tl^li  (mein  ffampf).  —  dl^p^- 
tf)a\i  ^atte  Dier  ©öl^ne :  Söpcl,  ©uni,  Sefer  unb 
©allem  (®en.  46,  24),  bereu  9lad^fommen,  in 
Dier  ©efd^led^ter  (3epeliten,  ©uniten,  Seferiten 

4 


99 


3ltpf^if^nxm  —  9{e))o8. 


100 


imb  €eaemiten)  get^eilt  (92um.  26,  48),  \p^tt 
ben  na$  xf^m  genannten  iSraelUifd^en  @tamm 
9tet>]^t]^H  bilbeten.  2hn  @egen  3aco68  l^ei^  eS 
Don  tl^m:  „^{epl^tl^n  i[t  eine  fd^neSe  ^inbin  unb 
gibt  lieblid^e  SBorte"  (®en.49,21).  S)a  bie  fd^neUe 
^inbin  Sinnbilb  gettxinbter  Sopferfeit  {%  unb 
fd^öne  lleblid^e  SBorte  (nipt— '^tew)  ©id^temorte, 
©efönge  6e}etd^nen,  fo  erinnert  man  babei  getodl^n- 
lid^  an  Sarac  auS  bem  @tamme  Ütepl^t^ilt,  ber 
bie  Sanaaniter  bejiegte  (3tid^t.  4)  unb  bann  mit 
Sebora  ein  @iege§Iieb  anftimmte  (Stid^t.  5).  3u 
SRofed'  3eU  jö^He  ber  @tamm  }unäd^ft  53400 
(9hsm.  1,  43 ;  2,  30),  einige  Stxi  naäj^fyx  aber 
nur  45  400  (9hnn.  26, 50)  n)affenf äl^ige  9Rönner. 
3m  iSraelitifd^en  Sager  l^tte  ber  @tamm  3ltpf^' 
tl^aii  toftl^renb  ber  äßanberungen  burd^  bie  SBüfte 
feinen  $Ia^  auf  ber  9iorbf eite  ber  ©tiftSl^ütte  neben 
bem  ©tamme  ®an  (9lum.  2,  25—30).  Unter 
3ofue  tourbe  il^m  fein  @tammgebiet  im  9{orben 
t)on  $aläf)ina  angemiefen;  feine  (Srenjen  toaren 
im  Often  ber  Sorban,  im  ©üben  ber  ©tamm 
3abubn,  im  SBeften  ber  ©tamm  Stfer  unb  im 
9fa)rben  ber  Sibanon  unb  baS  ))]^önicifd^e  ©ebiet 
(3of.  19,  32—39).  ©aS  ©ebirge  Sflepl^t^H  auf 
bem  bie  t$freiftabt  SabeS  lag,  ift  alfo  ftd^er  ein 
SSorfprung  bed  Sibanon,  toa^rfd^einlid^  ber  ie^ige 
2)fd^ebel@}affab(t>gl9taumer,  ^alöftina,  3.3{ufl., 
30  f.).  ©iefed  ©tammgebiet  toar  eined  ber  frud^t* 
barfien,  toxt  fd^on  2)eut.  33,  23  anbeutet,  tonnte 
iebod^  t)on  ben  92e))]^t]^aliten  (ange  nid^t  gan}  er* 
obertmerben,  unb  fle  mußten  fi$  begnügen,  bie 
bortigen  Sanaontter,  ftatt  fie  gu  vertreiben,  fid^ 
tributfijlid^tig  }U  mad^en  (Stid^i  1, 33).  UebrigenS 
betl^eiligten  ^e  pd^  in  ber  9tid^ter))ertobe  eifrig  an 
ben  Sf^eil^^itdlftm^fen  2HSraetö  gegen  bie  Sanaa- 
niter  (Sid^t.  4,  6 ;  5, 18)  unb  SRabianiter  (3Kd&t. 
6,  35 ;  7,  23).  9tad^  ©alomon  gel^drte  Slepl^tl^ali 
gum  äleid^e  SSrael  unb  l^atte  als  nbrblid^er  @reng- 
biftrid  t)on  ben  f  einblid^en  9tad^bart)5nem  im  3lox» 
ben  unb  9torboften  SDßand^eS  }u  leiben,  ©d^on 
unter  Saofa  mürbe  ber  ©iftrict  burd^  bie  ©^rer 
unter  Senabab  t)er]^eert  (3  ftdn.  15,  20),  unb 
unter  ^l^acee  mürbe  fd^on  ein  großer  Xl^eil  beS 
©tammeS  burd^  ^eglat]^))]^lafar  nad^  Sff^rien  in 
bie  ©efangenf^aft  abgefül^rt  (4  Adn.  15,  29). 
9{ad^  bem  fjalle  ©amaria'd  marb  ber  Steft  beS 
©tammed  burd^  ©argon  nad^  Stff^rien  unb  9Re« 
bien  beportirt;  l^ierbei  befanb  fid^  aud^  bie  gfamilie, 
mit  meld^er  ftd^  bad  IBud^  XobiaS  bejd^öftigt.  2)ie 
Stfionen  unb  äBeiSfagungen,  meldte  9te))]^t|an  im 
apocr4)}]^ifd^en  Testamentuinduodecim  Patriar- 
charam  für j  öor  feinem  Sobe  feinen  ©öl^nen  funb 
tl^ut,  oerbienenl^ierl^öd^ftendeineSrmöl^nung.  (93gl. 
Pabricius,  Codex  pseudepigraphus  Yet.  Test, 
etc.  I,  Hamburgi  1722,  659—674.)  [SSSelte.] 
9^9t9ttittt  (s'n^Bs,  LXX  burd^  ©d^reibfel^ler 
Ne(pdaXe(|ji),  im  31.  S.  (®en.  10, 13. 1  ^ar.  1, 1 1) 
ein  ägQ))tifd^er  SSoßSftamm,  ber  Dermutl^Iid^  norb» 
meftlt(|  oon  Wempl^id  bis  jum  9Reere  l^in  mol^nte. 
(©.  ebcrS,  «eggten  unb  bie  S99.  SKofeS  I,  Seipj. 
1868, 112  5.)^  .    .  [ffaulen.] 


9^oittiift,  f.  äol^anneS  t)on  9{e))omuf. 

9ev0$,  ein  ftgi9)}tifd^er  Sifd^of,  ber  gu  Chtbe 
ber  erften  ^ölfte  be§  8.  ^al^rl^unbertS  in  ber  Sonb- 
f d^aft  Slrfmoid  in  SRittelägt^ten,  koal^rfd^id^  ju 
9rfinoe  (ihoIobiIo))ong),  einer  d^riftlid^en  Qk- 
meinbe  Dorftanb,  mürbe  na(^  feinem  Xobe  bie 
93eranlaf[ung  jur  Silbung  einer  d^iliafüf d^,  hoSb 
mieber  t)erfd^munbenen  ©ecte,  meld^  nad^  i^  bie 
ber  9te))otianer  genannt  mürbe,  ©ein  (Segnet 
S)ioni9fiuS  t)on  Sllesanbrien  (f.  b.  %rt.)  fd^iOiert 
il^n  afö  einen  frommen,  tugenbJ^aften,  burd^  21^» 
tigfeit  unb  ^tx%  in  erflörung  ber  l^iligen  ©duf- 
ten auSgejeid^neten  9tann,  beffen  fonftige  Siedet« 
gläubigfeit  au|er  allem  3toeifeI  ^anb  (Dionys. 
Alex,  apud  Eus.  H.  E.  7,  24,  4).  3tud^  l^tte  et 
fid^  bur(§  Slbfaffung  mel^rerer  ^almen  unb  ^Qm» 
neu  5um  fir^Iid^en  ©ebraud^e  einen  rül^mlid^ 
9{amen  gemad^t.  S)ie^  aUeS  l^inberte  aber  bod^ 
nid^t,  ha%  92epod  bem  bamald  felbft  unter  ben 
ftatl^olifen  nod^  giemlid^  verbreiteten  äßal^e  eines 
gu  ermartenben  lOOOjiöl^rigen  Steid^eS  berfiel  (f.  b. 
3trt.  Sl^iliaSmui).  S)en  emjten  miffenfd^oftlic^ 
Eingriffen,  benen  ber  Sl^iliaSmuS  bamate  tmn 
©eitenOrigened'  unb  beffen  ©d^ule  au8gefe|tiDat, 
glaubte  er  bur(^  eine  ©d^rift  mit  bem  Zitel^^Xs^- 
Xoc  TÄv  dXXif)7opt(jTa)v  begegnen  ju  muffen,  üi 
meld^er  er  auf  bud^ftäblid^  Sluffaffung  ber  9pocQF 
l^p\t  unb  be§  barin  )}ro))]^e)eiten  neuen  3erufalem9 
brang.  S)ionQflu8  Don  SIesanbrien  erjöl^t,  ba| 
biefeS  93ud^,  obgleid^  ed  ^ftatt  ber  l^errlid^  unb 
gbttUd^en  3ufunft  unfereS  ^erm,  ftott  unferet 
liuferftel^ung  unb  unferer  SSeröl^nHd^ung  mit  i|m 
nur  fieine  unb  bergänglidbe  S)inge  Dom  äteU^ 
®otte§  l^offen  leierte",  bod^  Diele  Semunberet  im 
arfinoitifd^en  9lomo8  f  anb  unb  oI8  eine  ©d^rift,  bie 
gro|e  unb  tiefe  ©el^imniffe  entölte  ((bc  |iiifa  n 

xal  xexpu(i.(i.evov  (Auan^piov)^  DOU  ^aub  }U  {Kmb 

lief.  Ol^ne  Stoeifel  trug  neben  ber  Derel^rten  ^kr» 
fönlid^feit  be§  ©d^riftfteaerS  bie  balb  barauf  ein« 
tretenbe  becif d^e  SBerf  olgung  ba}u  bei,  bem  Don  vUpfA 
Dertretenen  S^iliaSmuS  in  3leg^ten  nod^  gr5|em 
Slnl^ang  gu  Derfd^offen.  92e))oS  mar  ingmifd^en  ge« 
ftorben,  bie  SSerfoIgung  l^atte  nad^gelaffen;  bie 
d^Uiaftifd^e  Stid^tung  mehrerer  ®emeinben  ber  ar« 
finoitifd^en  Sanbfd^aft  trat  aber  nun  fo  auSge^nrögt 
^erDor,  ba|  ed  bereits  ju  einer  Zrennung  Don  ber 
alesanbrinifd^enSOtutterfird^egefommenmar.  3iun 
®Iäd(e  ftanb  bamalS  ber  ^rd^e  Don  Sllesonbrien 
Origened^  ©d^üler  SDioni^fiud  Dor,  ber  mit  mar« 
mem  fird^Iid^en  Sifer  öd^te  Siberalttöt  be§  (SeifkS 
unb  mit  tiefem  tl^eologifd^en  SBiffen  liebeDoUe 
©onfmuil^  gegen  Srrenbe  Derbanb.  Sion^fiitS 
begab  ftd^  in  eigener  $erfon  im  %  254  in  bie 
Sanbf d^aft  3(rftnotd  unb  rief  bie  ^riefter  unb  Sel^ 
rer  auS  ben  f^edfen  ^u  einer  Unterrebung  }ufam* 
men,  gu  meld^er  au^  Saien  ftd^  einfanben;  l^er 
mürbe  bie  Seigre  beS  Jtzpo^  einer  forgföltigen  ^• 
fung  untermotfen.  S)iefe  Sonferen^  bauerte  brei 
Sage  l^inburd^  Dom  frül^en  SRorgen  bis  Elbenb. 
Obmol^I  2)ion9Jiu8  SlnfongS  baS  Sud^  bed  !RepoS 
ofö  ein  ©d^ilb  unb  eine  unbe^mingbare  SDlouer 


•  •< 


mgtgnmtftkl  tmiitK,  jeigttn  fl(^  bo(g  bii  DItpo> 
DdKT  btiftTR  Sclc^rüng  guoönglit^.  3n  b«r 
<itta^  Oibantig,  mit  b«  grC^tm  93tf(^eiben^fit 
■Dbn  fragen  oufflcnnfni,  ^tottftl  ti^oim. 
eik|iiec9anb«L  IMmt  erlaubte  fit^,  baniin 
AK  Sfrninie  noc^  ^mtnldia  gu  be^ufilen,  m\l 
ttilft  ttiitn  angc^an^,  tu>4l  ftitUt  jnnanb,  tm 
In^tinbciilBrunbtnMjunitjic^nL  äRitftD^tin. 
gqat  0ott  lucit  gtftgndtn  ^«Dtii  ntonnttn  aUt 
Mt  9a^t^  an,  Coracion,  baS  ^ii;>t  bltftr 
4U»ptfi^1ßaTtduii0,int^tauSgtni>inmCTi.  grtU 
Bt  im  tmtn  X^iditm  im  nugt  geflanb  n  ^io> 
qfnl  brn  Sieg  tn,  «itfagtc  oiba  Bfftntli^  bnn 
3iilhn  ttnb  nciwra^,  nie  mt^  fut  benfelbcr 
.  (Sgl  xlitlri^,  3>iotß)fiu8  b.  @i.  Don 
nt,  gwi*- 1867,  69 ff.;  §efrit,  «onc.. 
«tf4- 1,  2-  «ufl.,  134.)        [gfiant  SStnitT.] 

fkHfUWH»,  b.  ^.  SBtafii^Quna  ber  9ittiotni 
ibDcnmBbttn),  ^|t  in  btr  (Stf^ld^  boi  JBt- 
Mm  bcr  aRo^^btr,  )nnial  bn  ^äpfit,  i^itn 
SnwniMnt  ober  (im  toeitern  @innt)  SanbBlcutm 
nb  ^mibrtsniofitti  tinpufitti^  Sttlltn  ob» 
'""  I  gn  oeifi^affai,  o^ne  9lüdfic^t  auf  bie 
t  bra  99t(|aiifliQtnT.  3n  Sejug  auf  bit 
vapitt  111  bol  SBori  gnobtju  (in  l(itinifd|ti  ^uS- 
batf  ontoibm.  eoUfftt  ^cpotiemuS  ip  dberaQ 
tf  üftnnitl  )u  utruTt^lm  imb  [oDte  mit  Wd- 
Mt  «f  Snc  14,  26  (ugl.  aRott^.  10,  37)  6ti 
Eb^Bi^  $CTfontn  aß  it^t  nidgt  Dotfommen. 
San  aber  bic  Stinbt  itiXMit  ben  !Re)>oti8mufi 
ätSoiIi^  att  ein  oletmtintS  unb  «erac^tlic^ 
JUbd  atnibc  ber  ffird^  Donveifen,  fo  borf  bem 
Pfmei  wolfi  auf  bie  glei^aitigen  Srfdietmtngni 
m  Stoolcnleben  ^gtiniefni  nerben,  j.  fß.  auf 
M  Vc^rrfien  ber  Aönigt.  ji^  eine  banimaüit 
VI  gtänben,  auf  bie  ja^Iieiii^tn  franjäfifd)cn  u"b 
■mnif^  ^rimi»  unb  Seninbogenituren  im 
le.  ^o^nnbert.  onf  ben$aiiafd|ub  im  19. 3a|^i> 
Innbert.  bun^  »ttc^c  bit  Siegieningen  i^re  glätte 
iöcbeiB.  91i4t  minbn  jtigt  fi^  ber  9Iti]otiSmuS 
m  bcn  freien  91e))u61ifm,  Do  bie  ^ßTäfibentcn 
lin  Scnunblen  unb  %itiiaitfler  }u  ben  lauften 
eteOcn  bcfftTbent,  unb  f^lrelid^  ifl  protection 
sab  eiiqnniiDcfen  auf  Dielen  (gebieten  [^rrit^Därt* 
It4  gmodtcn.  ^oMJm  Stf^tinungen  gegenübti 
a^  für  ben  91eiiolienm8  b«  ^ jle  aui^  eine  mil- 
bcn  Seinl^cibmg  bcItDcgen  enooitet  ntrben,  neil 
nttt  ha  gm^en  3q^I  ber  ^ßSpIte  »eiljältitigmägiß 
aodgc  btCf^ten  angttlagt  Kftibcn.  @ewi|  |oÜ 
m  bct  Wrtfli^  9It)>otiSmu9  mijt  al§  becet^ligl 
Ingrt^obcrVctfc^tQentDetben.  @roge@eiflet 
geiobc  untti  ben  Aat^olifen,  ber  1)1.  ^em^aib, 
te  (L  SonoDcatuia,  Slonle,  itabtn  eine  foldje 
Cakntnng  in  ben  f4»äifj)en  Sßorten  geqeiBell  (ogl. 
fWtiBgcr,  Sie  gSttlit^  ffom&bie,  2,  Slufl..  ^xn- 
ivg  1889,  487  ff.  535  ff.).  Kbec  hiefe  erlebet' 
^Ht  unD.  nie  jebe  anbtie  in  ber  ÜDeltgejdjidile, 
nSÜ  rnib  Dtr^onben  fein,  unb  baniit  aud)  in  ricltn 
9Ha  i^  Xei^ertif^g  finben. 

L  3m  VOgcmeinen  ^nb  babei  f  olgenbe  fünfte  ju 
hi^:  1.  SertDonbtfi^Ii^  nnb  fttunbfi^ft' 


SmuS.  102 

lii^e  Eßerbinbung  mit  einem  SSif^oft,  Sinflufi  unb 
^obt  @ebuit  mo(|)ten  uoI)I  bie  Siat^folge  auf  einem 
Sif^offllhiblt  Dtrjtfyiffen  fönnra.  S)tr  giefiotia- 
muS  in  biefer  gorm  aber  ift  bei  bem  Sßapfttbume, 
bieder  36a^lmonar(t)ie  otinc  @lei[^en,  bun^ouS 
ouegefc^loffen.  Seber  getcö^nlidie  S^rift  funntt 
(ßopft  »erben,  e^er  als  bcr  Sßtruanbte  ober  @ünft- 
ling  eines  ^ßöfiftee  boffen  burfte,  ti  ju  mcrben. 
Wim  beute  an  ©i;tu8  V.  unb  Eöleftin  V.;  boS- 
,  felbe  wiQ  au(^  bie  Sagt  Don  @TtgotiuS  auf  btm 
Steine  befagtn. 

2.  3)tr  OlepotiBmui  manäfti  Eßäpße  trfläit 
i  fi^  aus  btm  ©tpreben,  bei  ber  fi^toierigen  Sei- 
tung  ber  gangen  ffirc^t  unb  infibtfonbert  bei 
ÜirdieiiflaateS  Dertraute  unb  erprobte  ÜHänntT  an 
I  ifirei  Seite  ju  fc^en;  naturgemäfi  \uäfim  fie  fol^ 
I  juer^  im  Jmif e  bet  iSermaiibttn  unb  nöi^fttn  Se- 
.  tonnten.  €B  gehört  eine  gro|e  l£rfa^Tung  in  btn 
@e[c^ätten  bei  fiiii^e  übeifiaupl,  ein  longjä^Tiget, 
Ctrtrauter  SQetEebt  mit  ben  bebeutenbjlen  @ei|letn, 
ein  befonbereS  ©efdiict  unb  ein  flarer  ßinblicf  in 
bieStitloge,  oorMtm  aufweint  eigene  3]Itn|(^en' 
lenntnifi  baju,  iebeSmal  bie  beften  unb  gttignt^en 
ajtünner  für  bie  ja!)Imi$en  ffiit^tigen  Semter  aia- 
gunäblen.  SJtanc^e  Sßäp^e  aber  naren  bi8  ju  i^tr 
Sruä^Iung  in  ben  grofien  Sngelegen^eittn  ber 
Ainde  gar  nic|)t  t^ätig  gemtfen;  fit  übema^mtn 
btl^alb  bie  MrontnortungeDoQflt  ©teOung  btr 
ßrbe  nur  mit  Sur^t  unb  3ittem.  3^n  bt^  W>- 
fidllen,  ibi  Stieben  unb  ^nbeln  mürben  oft  »et- 
tonnt;  unter  ben  Carbinolen,  ilgren  berufenen 
SUil^gebem,  fanben  fie  mandimal  itirt  grägten 
(Begner,  bie  für  fi^  eine  Hauptrolle  fjiielen  nottten. 
|)itrb(i  ftanoen  nic^t  feiten  bit  Sltpoten  ber  !Sor' 
güngtr  im  ^orbeigrunbe,  fo  bag  ber  neue  $apft 
fa;^  not^mcnbig  ba}u  gebrängt  nmrbt,  nun  au^ 
[einetfeits  SiepotiSmuS  ju  treiben,  um  fo  bie  @egncT 
im  ®ä)ad)  ju  galten. 

Sf^nierig  nurbt  bie  Stellung  beS  ^apfteS  eift 
cedfit,  loenn  in  SRom,  aI3  bem  gentrafpunlt  ber 
S^rifttn^tit,  bit  Sonberinttrt^n  btr  Oürfltn  unb 
iSülIti  auftinanbtr  ftitgen.  ^onn  fpielten  Se> 
[tt^ung  unb  @tn)alt  and)  bei  btr  Surit  i^re  iRoQe, 
unb  oft  genug  fu^ttn  gtiftlit^e  unb  meltlic^t  !5e- 
amten  um  bie  fSüettt  ben  $apft  für  fid^  ju  ge* 
minnen.  HRam^c  jflagtn  übtr  bergleii^en  Ü3or° 
tommniffe  mSgtn  übtrtritbtn  ober  ber  SluSbmd 
gctäuj^ter^üffnungen  fein;  aberft^on  ber  1)1.  Sem- 
^arb  fictgl,  ba|  btr  ^opft  fid^  nur  firmer  btm 
@in|Tug  feiner  täglid^tn,  otitrauten  Umgebung  ju 
tntjie^en  ocrmäge  (De  consideratioiie  4,  1; 
ogl.  au^  g^ribanlee  SBtf^eibenfieit,  ^trauSg.  Don 
seejjtnbeiger,  ^aüt  1872,  207  ff.).  SBot)!  mo^lt 
ber  ^apft  nnler  [oli^en  Umfiänbtn  litbtr  trtut  SJei- 
manble.  als  Unbelannle  unb  UnjuDerläffige  um 
^ä)  fe^en.  3)abti  ift  btr  Deränbtrli^t  S^aratttr 
btS  italienifc^en  %olfeS  ido^I  ju  bea^ttn.  $oli' 
tifi^e  Unnigtn  finb  niigenbä  fo  ja^Irti^  toit  in 
Italien  unb  SRom.  Seit  alter  3eit  fd)on  tcoQten 
bie  3talilet  immer  gmei  öenen  btenen,  um  einen 
buri^  ben  anbem  in  St^q  ju  galten  (Luitprand, 


103 


!Re))oti§mu3. 


104 


Antapod.  1,  c.  87,  ad  a.  894;  t)gl.  Seo.  ®ef(i^. 
ber  italicn.  ©toaten,  Hamburg  1829, 1,  166  ff.). 
Rdti  Solf  guropa'S  l^ot  eine  f  o  öerwirrenbe  SWenge 
t)on  9iet)oIutionm  gel^abt  qI§  9lom  (@regorot)iu8, 
©efd^.  ber  ©tobt  Som  m,  4.  3luf[.,  ©tuttgort 
1892, 28),  fo  bofe  es  gerabeju  betnerfenSwertl^  ifl, 
tute  bie  $apfte  immer  tuieber  bie  ^errf(i^aft  be^ 
l^auptet  l^aben.  S)te  ©tdluttg  bed  $a))fie3  unter 
fold^cn  Serl^öltniffen  gibt  ber  1^1.  Semtiorb  (De 
consid.  4,  2,  §  2  et  4)  mit  ben  SBorten:  „fl&a% 
foD  id^  über  boS  Soß  fogen?  €§  ift  eben  ba§ 
römif^e  3SoI!.  Slid^t  fürjer,  nid&t  beutlid^er  fann 
iä^  eS  fogen. . . .  SBaS  ift  ben  ^al^rl^unberten  fo 
befannt  toxt  bie  UnDerfd^dmtl^eit  unb  ftol5e  9lüd» 
jid&tSloPgMt  ber  Sömer  ?  gin  93olf,  cm  ben  Qfrieben 
nid^t  genjol^nt,  gemol^t  an  ^ufrul^r,  ein  Solf, 
unmilbe  utü)  ungefügig  biSl^er,  baS  nid^t  Derftel^t 
pd^  5U  unterwerfen,  aI8  »enn  eS  feinen  SOBiber- 
ftonb  mel^r  p  leiflen  üermag.  ©iel^e  bo  beine 
Saft,  biefe  ©orge  liegt  bir  ob,  ba§  lö^t  pd^  nid^t 
t>tt^tfjHtn.  2)u  tad^p  t)ielleid()t  über  mid^  in  ber 

Ueberjeugung,  eS  fei  unl^eilbar S)ie  Qfürforge 

bafür,  nid^t  bie  öeilung  »irb  Don  bir  »erlangt 

3(^  ^eig/  ba|  Das  ^er^  biefeS  SoIfe§  t)er^örtet 
ift —  aBcnige  l^ören  auf  ben  $app,  Me  »ollen 
t)on  il^m  empfangen.  Sßenige  fd^auen  il^m  nad^  bem 
SJlunbe,  Me  i|m  nad^  ben  ^önben,  in  beren 
©penben  il^nen  baS  gan^e  ))ci))PIid^e  Smt  aufgellt. 
iEBen  nennp  bu  mir  auS  ber  gat^en  großen  ©tabt, 
ber  bid^  gum  ^Qp\it  angenommen  ^ai,  ol^ne  ba| 
Sol^n  ober  §offnung  auf  Sol^n  mitfpielte? . . .  ©ie 
t)er|eigen  Sreue,  um  leidster  benen,  bie  il^nen  trauen, 
}u  fd^aben.  . . .  UngePüm  pnb  pe,  um  gu  em- 
pfangen; ungebulbig,  bis  pe  empfangen;  unban!» 
bar,  wenn  pe  empfangen  l^aben."  ^app  ßugen  IIL 
erful^r  felbp  bie  SOBal^rl^eit  biefer  fd^orfen  äBorte. 
ÜRel^r  als  er  galt  ben  9Umem  Smolb  Don  SreSda. 
—  Sud^  bie  ©tellung  beS  $appeS  als  beS  mlU 
lid^en  §erm  beS  ftird^enPaateS  brad^te  il^n  oft- 
mals in  fd^Iimme  Sagen.  2)ie  ®eper  beS  $apft- 
tl^umS  begeid^nen  be|]^alb  bie  nieltlid^e  ^errfd^aft 
ber  $öppe  als  ber  flfird^e  unb  bem  ^apptl^um 
öerberblid^,  weil  biefelbe  bie  $äppe  in  weltlid^e 
Sngelegenl^eiten  toerftridft,  »eil  bie  ^öppe  p  beren 
iBef auptung,  bie  »eltlid^en  f^fürpen  p  beren  Ge- 
winnung k)iele  JMege  gefül^rt  l^ötten.  ^ter  liegt 
gewil  aud^  in  Dielen  ^fällen  bie  Ouelle  beS  Stepo- 
tiSmuS.  9ber  bie  f^fürpen  l^aben  bod^  nid^t  ben 
Rappen  be^l^alb  bie  weltlid^e  SJtad^t  gegeben,  um 
te  baburd^  für  il^re  l^abgierigen  IRad^f olger  gu 
\ä)tm,  f onbem  nur  auS  SSerel^rung  t)or  ben  Gop- 
ten unb  berftird^e,  unb  um  biefe  @^ebiete  t)or  ber 
iBebrüdhmg  anberer  SRad^tbaber  ju  fd^ü^en  unb 
baS  ^apptl^um  minbePenS  fo  frei  unb  fo  l^od^  wie 
bie  iBifd^öfe  p  Pellen,  bie  meip  mit  weltlid^er 
SRad^t  belleibet  waren.  SHefeirbifd^eniBep^tl^ümer 
unb  bie  weltlidbe  ©ouDeranitöt  pelen  bem  $app- 
tl^ume  gu  als  eine  notl^wenbige  ©tü^e  feiner  groß- 
artigen geipiid^en  ©teUung.  3ti  feiner  weltlid^en 
©ouöeränitöt  befaß  ber  ^app  bie  wirff amPe  Garan- 
tie für  feine Sfreil^eit  unb  feine  moralifd^eüRad^t  (ögl. 


beS  $rotePanten  ©uigot  L'^glise  et  la  soci^ 
chröt.  en  1861,  Par.  1861, 77. 143  ss.).  ®ewtß 
aber  l^atten  bann  aud^  bie  $öppe  als  geitigeSer» 
wefer  biefeS  ber  gangen  JKrd^e  gugel^örigen  ©taateS 
baS  SRed^t  unb  bie  $pid^t,  benfelben  mit  oOen 
ÜRitteln,  öußerPen  tJraJDlS  fogar  burd^  jhieg,  gu 
üertl^eibigen  unb  gufammengul^alten  (p%t  b.  9tt 
ftirc^enpaat;  femer:  b.  ^oenSbroed^,  S)er  IKrd^en- 
Paat  in  feiner  bogmatifd^en  unb  l^iporifd^en  9e- 
beutung,  2.  9{up.,  ^reiburg  1889).  Unb  bie^ 
war,  aud^  ol^ne  öußere  iBebro^ung,  feineStoegS 
leidet.  3n  ben  eingelnen,  gu  berfdbiebenen  3^ten 
gewonnenen,  nad^  Sage  unb  IBerfafptng  gef onber« 
im,  bagu  öußerp  milbe  regierten  ©ebteten  beS 
JKrd^enpaatS  war  ©efiil^I  unb  99ewußtfein  ber 
3ufammenge]^örig!eit  mit  il^ren  Siortl^leilen  unb 
6rf orbemiff en ,  namentlid^  feit  ben  SEBirren  Der 
atignonepf d^en  3dt  unb  beS  ©d^iSmaS,  nod^  weit 
fd^wäd^er  als  anberSwo.  ^©elbp  in  ben  bepen 
3eiten  l^atten  bie  ^ppe  bei  meip  lui^en  9iegie- 
rungen  unb  trielfad^em  ©QPemwed^fel  biefe  fepara- 
tipifd^en  Senbengen  nid^t  gu  bemeipem  üermod^t 
gewöl^nlid^  eS  aud^  nid^t  einmal  Derfud^t''  (Stot- 
mont,  ®efd^.  b.  ©tabt  SRom  m,  1,  Serlin  1868, 
55).  aSBenn  pe  eS  aber  terfud^ten,  um  baS  SluS- 
einanberfaEen  il^rer  gangen  ^errfd^aft  gu  t)er|in- 
bem,  fo  l^atten  pe  nid^t  immer  einm  ^ßelagnte 
unb  ^tlbomog  im  SarbinalScoUegium  gut  fßttß 
fügung.  —  äBie  nun  enblid^  feine  SReliglott  meljr 
9nfeinbungm  erfal^rm  als  bie  bePe,  bie  l^ge 
fatl^olif d^e  Religion,  f o  l^abm  aud^  feine  ^errfd^ 
mel^r  @egner  in  aUer  Sßelt  gefunben  als  gerc^ 
bie  ^öppe,  mod^ten  nun  bie  Seper  ben  bie  d^rip- 
lid^e  äßelt  bel^errfd^enbm  moralifd^en  Sin^ul  ber 
^öppe,  wie  bie  römif d^m  ff aifer  besamttelaltei«,. 
gu  Demid^ten,  ober,  wie  bie  ffönige  Don  %tcad' 
reid^  wöl^renb  ber  aDignonepfd^en  Stit  md)  wie 
5Rapoleon,  il^rem  eigenen  Sntereffe  bienpSor  gu 
mad^en  fud^en.  t^aßt  man  oQe  biefe  Derfd^iei^ 
um  äußeren  UmPönbe,  weld^e  eine  Derontwor» 
tungSboHe,  bie  SBelt  umfa^enbe  Aufgabe  er* 
fd^weren,  afie  bie  Derfd^iebenm  iBePrebungm,  im 
^ßapp  gu  beeinPuPen,  bie  ^arteiungm  in  9tmn 
unb  im  ffird^enPaate,  bie  gegen  bie  $erf5nlid^ 
feiten  eingelner  köpfte  unb  gegm  baS  ^ßapp* 
tl^um  unb  bm  JKrd^mPaat  über|aupt  gerid^täen 
Eingriffe,  gufammm,  fo  ip  bie  gefd^id^tlid^  (6> 
flömng  beS  9{epotiSmuS  gegeben.  SSaS  lag  bei 
allebem  nöl^er,  olS  baß  bie  ^pe  in  il^ren  SBer» 
wanbten  unb  SanbSleutm  bie  f ePePen  ©tütot  wob 
treuePm  ^nl^önger  il^rer  SRegiemng  unb  i|reS 
©^PemS  gu  pnbm  l^offten  unb  fud^tm?  3«  i^inen 
l^atten  pe  3utrciuen;  biefe  fanntm  pe,  Don  il^nen 
f  onnten  pe  am  erPm  Serpönbniß  unb  gförberung 
il^rer  $läne  erwarten;  mußte  bod^  oud^  ben  9le» 
potm  felbp  am  meipen  baran  gelegm  fein,  im 
betrepmben  ^ontipcat  möglid^P  glorreid^  gu  qjtß 
palten.  SuS  bem  namlid^m  ©mnbe  wftl^ltm  bie 
$öppe,  weld^er  ^Ration  pe  aud^  ongel^drm  mod^ 
ten,  in  Som  meip  3talimer,  in  3lDignon  me^ 
tJfrangofen  gu  il^rm  Slatl^gebem  unb  Reifem.  @o 


105 


9{e))oti8mu§. 


106 


i^  eS  aud^  niil^t  suföBig,  ba|  baS  ^opfttl^um  unb 
öalSarbiiialScoDegmm  gerobefeit  bemSuffommen 
bcr$)ce  Don  ber  er^attung  beS  ©le^gemid^td  fo 
.üafiiiäffl^''  geiDorben  ifL  IBci  einer  nad^  ben  9{q- 
üaofitätoi  ott^  nod^  fo  gut  Dertl^eilten  99efe|ung 
M  liäp^id^  Stul^IeS  tmb  Sufammenf  e|ung  bed 
CatbtnoIficoDeghtmS  urilrbe  baS  $apftt$um  erft 
ttd^  bcm  SottDurf e  be9  9lepoti8mu8  unb  ber  ^ar* 
tali4fät  in  nationalem  Sinne  nid^t  entgelten 
finoL  SHe  6Io|e  IBel^onblung  ettoa  irif $er  3ln« 
gdcgoi^eUm  burd^  Snglänber,  rufrtfd^er  burd^ 
fötal,  bentf^er  burd^  gfranjofen  müroe  Don  bom* 
(oein  mit  SRigtrouen  aufgenommen  toerben,  unb 
^  lie^  fti^  bad  nid^t  k)ermeiben.  2)a8  ift  yx  baS 
Digl&I  ber  aotgnoneftfd^  Stxi  beS  ^Q))ftt]^umS 
gaooitai^  nid^t  ba|  ed  bomoIS  mirllid^  bie  9n- 
4eiien  ber  (B^riiknl^  in  franjöfifd^em 


nnb  Stnteteffe  bel^onbelte,  f onbem  ba|  mon 
^fabtt,  eS  gefd^^  fo^  unb  ba|  man  alle  @d^ritte 
bff  92t^  in  biefem  @inne  erOörte.  @o  mu^te 
ffl4  ^obrion  YL,  ber  Ie|te  beutfd^e,  ber  te|te  nid^t 
ikficaifd^  fktpft  übtO^avo^t,  bem  ffaifer  jtarl  Y. 
Umtdiii  mad^en,  ba|  bie  anberen  äJlöd^te  il^n 
{f^ni  6Io|  tnegen  ber  alten  guten  IBe^iel^ungen  )um 
ftnfer  f&  {Ktrteitfd^  in  beffen  Sntereffe  l^ielten, 
i^iteiib  Skai  gerabe  iä)en  Ünterfc^ieb  in  ber  ®e« 
Ibamig  beS  $apfte8  gegen  i^n  f  elbft  unb  gfran^  L 
m  ^nmlreid^  t>€axd%tt  unb  bejonbere  fßthox* 

ff\a%  uedangte  (Steumont,  ®efd^.  b.  @tabt  9iom 
2,  Serltnl870, 156;  e.ü.^5fler^  S)er  beutf^e 
Ai^ii.berle^beutfd^e^{t,  aBienl876  [@on- 
bcnbbnut  asS:  6i|ung86er.  ber  Sßiener  ^fab.  ber 
SiffenM^  9^f.-$ift.  ittaffe]).  SBenn  bie  ^opfte 
is  bcB  Mnco^Iid^en  Otiten  beS  15.  unb  16.  Sol^r* 
Inibatd  i^  92epoten  ju  ben  ^5d^ften  militorifd^en 
Sendern  beriefen  unb  i^nen  bie  mieberermorbenen 
düter  im  ftird^flaate  alS  Selben  übergaben,  fo 
boben  fie  geglaubt,  fo  ben  JMr^enftaat  am  beften 
lU  DerdSieibigen.  2)iefe  ©iiter  mürben  baburd^  bem 
ftirii^ei^iaate  nid^t  entfrembet,  f onbem  erl^alten, 
unb  f 0  ttmibe  aflmölig  ber  ttebergang  oom  Seilend« 
iq^on  sum  einl^eitlid^  gefd^Ioffenen  Staate  ge» 
geben  (ogL  Civilis  cattoL  ser.  YH  [1868],  U, 
658  sqq.  662—663 ;  bort  ift  freilid^  auS  bem 
Siberfolge  unter  SuIiuSÜ.  gefd^Ioffen,  mö^renb  bei 
iebem  ^opfle  im  (Singelnen  bie  grage  nad^  $Ian 
nnb  fUfi^t  bei  feinen  IBerlei^ungen  an  IRepoten 
gi^cuft  mccben  mu^).  @o  l^aben  benn  aud^  bie 
C^cosi^  ben  StepotiSmuS  ber  ^opfte  in  biefem 
listig  gemurbigt.  $Iatina  (Yitae  Pontifi- 
Cohmiae  1593,  830)  ermö^nt  Salist  HL 
kabt  feinen  9{epoten  $ietro  fiub.  Sorgia  jum 
^ßcdfeden  twn  Stom  (faum  mel^r  als  ein  Sl^ren* 
oBt  Stcmnimtin,  1, 277),  5um  gfelbl^auptmann 
bcrftbni^  nnb  gum  ^erjoge  t)on  Spoleto  ernannt, 
fM  facflina  Barones  nrbis  Bomae  in  officio 
CQBtmeret  ,2)amit  begann  ber  92epoti§mu§,  mel- 
ier in  einer  gemiffen  Slotl^menbigfeit  ber  SSerl^alt- 
i4(ebegrunbetmar^  (^öfierbei^apencorbt,  ®efd^. 
ba  etobt  atom  im  ^Mittelalter,  l^auSg.  o.  C)öfler, 
fiberbom  1857^  487,  9nm.  2;  t)gl.  I^öfler,  2)ie 


roman.  Sßelt  unb  bie  9ieformibeen  bed  99iittelalter§ 
[SBiener  afabem.  @l^ung§berid^te,  pl^Uof.-l^iftor. 
ftlaffe,  XCI,  1878, 471] ;  C^ergenrötl^cr,  «ird&en- 
gefd^.  n,  3.  «uff.  greib.  1885,  737;  ©öUinger, 
Äird^e  unb  ffirdgen,  ^apfttl^um  unb  ftird^enftaat, 
ajlün(^en  1861,  520 f.;  CivütÄ  catt.  1.  c.  403; 
^aftor,  ®efd&.  ber  ^äpfte  I,  2.  Sufl.,  Qfrciburg 
1891, 680).  SBöl^renb  man  barauf  oft  l^ingemiefen 
l^at,  ift  bie  nod^  faft  gmei  ^al^rl^unberte  öltere, 
Diel  beftimmter  lautenbe  9loti}  be§  ^erretuS  SBi- 
centinuS  über  93enebict  XI.  meniger  bead^tet  mor^ 
ben:  „S5on  nieberer  ^erfunft,  fonnte  er  meber 
aus  böterlid^em  nod^  auS  mütterlid^em  ®e{d^Ied^te 
93ermanbte  l^erangiel^en,  nid^t  iene  ^lepoten,  auf 
bereu  Sreue  bauenb  er  fidler  l^ötte  oorgel^en  tonnen" 
gegen  bie  Snl^önger  ^l^ilippS  beS  @d^önen  unter 
ben  Sarbinälen  unb  bie  S^rannei  beS  tibelS  (Non 
enim  Agnatos  Cognatosve,  ex  humili  natus 
progenie,  ad  se  accersendos  habebat,  non 
nepotes  ülos,  quorum  Hducia  fretus  änderet 
securus  [Muratori,  SS.  rer.  Ital.  IX,  1012]; 
Ogl.  ^apencorbt  340;  g^nftopl^e,  ®e{d^id^te  bed 
^a})ftt^um8  im  14.  Sal&r^unbert,  beutf c^  o.  SRitter, 
$aberbom  1853, 1, 126).  ©eseid^nenb  ift  in  biefer 
^infid^t  aud^,  ba^  gerabe  bann,  menn  ber  ftir^en» 
{taat  berul^igt,  bie  getrennten  (Sebiete  Dereinigt 
maren,  »ie  unter  3uliu8 11.  unb  Urban  VIII., 
ber  IRepotiSmuS  menigftenS  seitmeilig  aufl^drte. 
„@o  maren  bie  IRepoten  berSluSbrudt  ber  perfön« 
lid^en  fianbeSl^ol^eit  ber  köpfte  unb  gugleid^  bie 
@tü^en  mie  SBerl^euge  il^rer  meltlid^en^errfd^aft, 
i^re  k)ertrauten  SDlinifter  unb  ©enerale.  Ser  92epo* 
tiSmuS  mürbe  ivaa  Softem  bed  römifd^en  @taated 
(feit  ©ijtuS  lY.) ;  er  erfe^te  bie  in  il^m  f el^Ienbe 
Srblid^feit;  er  fd^uf  für  ben  $apft  eine  9^egterung§« 
Partei  unb  aud^  einen  2)amm  gegen  ben  S93iber« 

fprud^  beS  SarbinalateS 2)ie  92epoten  über» 

nal^men  ben  SSemid^tungSfampf  gegen  bie  nod^  im 
ffird^enftaate  befte^enben  tJeubaH^äufer  unb  Sie* 
publifen,  fte  l^alfen  ben  Jhrd^enftaat  in  eine  ÜRo- 
nard^ie  htmcmbtln,  unb  obtoo^I  fte  baS  ^apft» 
tl^um,  beffen  geföl^rlid^fte  9lu§geburt  fie  maren, 
offenbar  mit  ber  @äcuIarifation  bebrol^ten,  gelang 
e§  bod^  felbft  nid^t  ben  tü^nfien  biefer  Smpor- 
fömmlinge,  eine  S)Qnaftie  ^u  ftiften  unb  i^r  ben 
ihrd^enftaat  ^u  unterioerf en.  @ie  bienten  am  6nbe 
bod^  immer  bem  ^apfttl^mne,  in  beffen  fianb  fie  bie 
gro|en  einl^eimifd^en  Parteien  bönbigten  unb  bie 

S^rannen  nad^  unb  nad^  untertoarfen 2)er 

9lepoti8muS,  im  ^rieftertl^ume  ober  in  ber  Ihrd^e 
eine  Ausartung,  l^at  bal^er  im  Jhrd^enftaate  feine 
politifd^e  Sere^tigung  ober  bie  Urfad^e  feiner  notl^' 
menbigen  Sntftel^ung  gel^abt''  (©regorooiuS  YII, 
229—230,  aud^  angezogen  öon  Scnratl^  in  §er- 
jogS  aeal-ßncpflopöbie  XIY  [2. 9lufl.],.326). 

3.  Oft  fanben  fi(^  gerabe  unter  ben  SRcpoten,  mie 
t)iel  Seröd^tlid^eS  ftd^  aud^  mit  biefem  92amen  t>tf 
bunbenl^abenmag,  biemürbigften,  auSge^eid^netften 
ÜRönner.  S§  toäre  ein  Unred^t  gemefen,  biefelben 
oon  l^ol^en  ^Semtem  audjufd^Iielen  bIo|  be^l^alb, 
meil  fte  SSermanbte  be§  $apfle§  toaren,  unb  meil  man 


107 


9{e))ott8mu8. 


108 


bem  Siomurfe  beS  ^lepotidmud  berfoüen  {onnte. 
Sine  getDiffe  SBal^I*  unb  Seelent^emonbtfd^ft,  eine 
Sittl^ettnol^me  an  ben  Sorjfigen  beS  ©efd^Ied^tS 
unter  leiblid^en  IBemonbten  ift  unlftugbor.  SBor 
ya  Qud^  ber  Sorlöufer  beS  ^eilonbeS  ein  naiver 
IBemanbter,  unb  einzelne  ber  ^n)5If  Slpoftel  {ianben 
il^  Qud^  qIS  Sermanbte  nol^e  (k)gl.  Alvarus  Pe- 
lagius,  De  planctu  ecclesie  L.  2,  Venet.  1560, 
c.  15,  fol.  48«').  @o  fanben  aud^  bie  ^öpfte 
unter  il^ren  SertDonbten  9J2Qnner,  totld^t  mit  t>xtl 
9ä]^ig!eit,  Sted^tfi^feit  unb  ßifer  im  2)ienfte  ber 
ffir^e  tptig  tüoxtn.  2)eren  Sierbienft  mürbe  oft 
genug  aud^  üon  ben  Sarbinälen  mel^r  nod^  als 
üom  $apße  felbft  anerfamtt;  mand^mal  imtrben 
{te  in  ber  t^folgejeit  felbfi  gu  $ä))jten  gett>ö]^It.  @o 
finb  bie  ^öpfie  Dom  6.-9.  Sal^rl^unbert  meift  bie 
gfreunbe  unb  Sd^üler  il^rer  Sorgönger  gemefen 
(^öfler,  2)ie  beutfd^en  ppfte  I,  StegenSb.  1839, 
280  ff.).  $aul  I.  5.  99.  nmrbe  9lad^foIger  feines 
SruberS  ©tepl^an  III.  (757),  t)on  bem  er  mel^- 
fad^  fd^on  }u  ®efanbtf(^aften  an  fiuitpranb  t>er« 
toenbet  morben  mar.  3nnocen)  IIL  er^ob  jmei 
Sermanbte  guSarbinftlen  unb  gab  feinem  Sruber 
Wd^arb  mehrere  Selben  unb  @ignorien.  Seinen 
naiven  SSermanbten,  t)ielleid^t  Steffen,  ^ugolin 
mad^te  er  gleid^  1198  }um  ))ö))ftlid^en  Staplan  unb 
bei  ber  erfien  @!arbinaISemennung  gum  Sarbinat- 
biacon,  enblid^  1206  jum  Sarbinalbifd^of  Don 
OfKa.  2)iefer  felbfl  als  ^ft  ®regor  IX.  erl^ob 
ttiid>er  f ofort  feinen  Steffen  Sla^nalb  gum  (Sarbinal* 
biacon  (1227)  unb  balb  (1231)  anä)  }um  Sar- 
binalbifd^of  Don  Oftio:  berfelbe  nmrbe  1254 
^apfi  «lejanber  IV.  SBie  mürbig  biefe  gjlänner 
i|rer  l^ol^n  ßl^ren  maren,  }eigt  eben  il^  93er» 
menbung  in  bent)erantmortung8Do0ften®efd^öften 
ber  Stix^t,  il^re  Umfid^t  unb  t!^r  Srf olg  in  ber  Sr* 
füllung  il^rer  Aufgabe  unb  bie  Snerfennung  il^rer 
SSerbienfte  burc^  oie  Saü)inäle  bei  il^rer  fpötem 
SBa^I  SU  $ci))ften.  Unbefd^bet  ber  SBfirbe  ber 
übrigen  Sarbinftle  leud^tete  ^ugolin  nad^  bem 
Urtl^eile  ^riebrid^S  n.  unter  il^nen  alS  l^eller  @tem. 
93on  ben  f ed^S  burd^  ®regor  IX.  bei  ber  erften  Pro- 
motion }u  Sorbinälen  erl^obenen  SRftnnem  mür- 
ben oOein  fd^on  brei  in  ber  t^folge  ^jte.  Ur- 
bon  V.  (1362—1369)  erl^ob  nad^  ber  Eingabe 
feines  Siograpl^en  nur  }mei  feiner  Sermanbten, 
einen  Steffen  unb  feinen  Sruber  9ngelicu8  ®ri- 
moarb,  ^u  SBifd^dfen,  ben  Ie|tem  in  ^Dignon, 
einer  frfil^em  päpftlic^en  Sommenbe.  6rft  burc^ 
bie  mieberl^olten  Sorfiellungen  beS  Sarbino(8- 
coÜegiumS  lte|  er,  ftetS  in  ^urd^t,  Don  ber  SSor- 
liebe  }u  feinem  SIutSDermanbten  beeinflußt  5U  fein, 
fid^  beftimmen,  feinen  bemöl^rten  iBruber  gum  Sar- 
binal  gu  erl^eben  (Baluzius,  Vitae  Pontif.  Aven. 
I,  Paris.  1693,  865  sqq.  417;  Sl^riftopl^e  n, 
268  ff.  300).  ^iuS'H.  ^ungel^örigeanl^änglid^reit 
an  feine  SSermanbten''  mirb  als  „eine  ber  S^atten- 
feiten"  in  feinem  ^ontipcate  bejeid^net,  „bie  nur  ju 
l^öufig  l^erDortritt"  (^ftor,  ®efd^.  ber  ^Sipftt  U 
[1889].  87;  Soigt,  gnea  ©ilDio,  »erlin  1863, 
III,  554  ff.),  gr  ernannte  u.  91.  ben  ©ol^n  feiner 


@d^mefter,  gfrang  $iccoIomini,  ber  bum  22  Raffet 
alt  mar,  gum  Sr)bif(^of  Don  @iena  unb  (Eorbinal 
(1450).  aber  bie  S^ronißen  erfd^ö))fen  ftd^  im  Sobe 
ber  €ittenrein]^eit  beS  »eDonugten  unb  feiner  über 

Sein  bitter  l^inauSgel^enben  inugl^eit  unb  »efd^- 
lenl^eit :  „9Ud^tS  fel^Ite  il^m  )u  einem  großen  SAamie 
an  ®enie,  mürbigem  Srnfi,  @ittfandeit,  Sifrr, 
®emiffenl^fHg!eit  unb  Sfrömmigleit"  (DgL  Patri- 
tius  bei  Freher,  Ber.  (}erm.  Scriptt.  n,  2.  ed. 
Argentorati  1717,  291).  $aul  n.  rul^  feine 
Xl^ötigfeit  unb  fonnte  feinen  beffem  Segaten  alS 
il^  gum  großen  S^rifientage  nad^  Slegen^burg 
1471  fenben  (Dgl.  fßaftor  n,  ^vfym%  9h.  102. 
104),  unb  bie  dürften  unb  ber  ffaifer  begrüßten 
biefe  SBal^I  auf  S  Sebl^aftefte  (Steißermo^er,  S)er 
große  Sbrißentag  gu  StegenSburg  1471,  StegenSb. 
1887, 1,  28.  44ff.- n  [1888],  15.  29ff.  u.ö.). 
Seinen  „mafellofenStuf  erfennt  oud^Söpffel  (bei 
^ei^og  xn,  19)  an,  ber  bod^  fo  fd^  ben  9tet)oti8- 
muS^iuS'n.  rfigt  ^la^bemXobeaiesonberSYL 
mürbe  gfrang  ^ccolomini  gum  ^fte  gemd^tt. 
$iuS  rv.  ernannte  brei  aSßo|ften  nadft  feiner  Cr- 
Hebung  gum  ^opft  feinen  23j[ä^rigen  Steffen  gum 
ßrgbifd^of  Don9Jlaüanb  unb  gumSorbinal:  „Don 
Sar(o99orromeo  rebet  bieSBeltgefd^d^te"  (Stenmont 
m,  2,  53  ff.).  2)aS  finb  nur  ringeine  »etfpiele. 
eine  DoHe  ®efd^id^te  beS  9le))oti8muS  mürbe  aber 
il^re  3q^I  berart  l^ftufen,  baß  berSormurf  beS 
9le))oti§muS  faß  gu  einem  Sobe  ber  ^ßS^  mürbe, 
bie  fold^e  ÜRönner  erl^oben  l^aben. 

4.  ^ben  aber  aud^  bie  ^öpfte  mand^mal  un- 
mflrbige  Sermanbte,  bagu  in  großer  So^%  gu  ben 
l^öd^ften  fird^Iid^en  unb  meltlid^en  Remtern  er- 
l^oben  unb  maßlos  beDorgugt  unb  bereid^ert,  fo 
f ann  man  fte  gunöd^{t  nur  beS  9RangelS  an  SRen- 
fd^enfenntniß  befd^ulbigen  unb  ber  ©d^mäd^  ben 
9Rönnem  gegenüber,  bie  fie  felbft  erl^oben  l^otten 
unb  bann  ni^t  mieber  fallen  laffen  mollten.  fteineS- 
megS  aber  fann  man  ol^ne  SBeitereS  il^nen  @e{bf}- 
fu^t  unb  3urüdtfe|ung  ber  äntereffen  ber  ftird^ 
unb  beS  iHrd^ftaateS  Dormerfen.  9Jland^moI  l^t 
nur  bie  faft  fprid^mörtlid^  gemorbene  ffürge  il^rer 
Siegierung  (Bemard.  De  consid.,  ep.  ad  Papam 
Eagenimn[Migne,PP.lat.(}LXXXII,4308q.]; 
Petras  Damiani,  Epp.  1,17  [Migne,  PP.  lat 
CXLV,  472  sq.] ;  Job.  Saresber.,  Polycrat  6, 
24  Piigne,  PP.  lat.  GXGIX,  624];  Machia- 
velH,  n  Principe  c.  11 ;  Seumont  HI,  1, 55)  bie 
köpfte  gel^inbert,  bie  Sd^öben,  bie  fie  etma  bur^ 
bie  Srl^ebung  unföl^iger  ^lepoten  ber  iKrd^e  unb 
bem  ^apfltl^ume  felbft  gufügten,  gu  erfennen  unb 
gu  befeitigen.  SmeifeHoS  l^ötte  g.  IB.  ^ßoul  IIL 
bri  längerem  Seben  bie  Sahnen  beS  St^otiSmuS 
Derlaffen,  nad^bem  er  in  ber  jhanfl^eit  geflagt: 
Peccatum  meum  contra  me  est  semper.  Si 
mei  non  fiiissent  tunc  dominati,  immaculatoB 
essem  et  emundarer  a  delicto  maximo  (Dgl. 
aianfe,  S)ie  röm.  ^äpfte,  6.  «ufl.,  Seiogig  1874, 
1, 175  ff.).  S)aS  ®Irid^e  gilt  Don  (Salist  m.  (Dgl. 
©regoroDiuS  vn,  148)  unb^auIIV.  (Karaffa). 
SaS  Vertrauen  ber  ^ö^fle  gu  ben  9le))oten  f oimk 


m 


KepottSmnS. 


110 


yt  fril  imiKr  mr  osf  boxn  BAcn,  il^  S^dai" 

s^kii  sab  6üiQifUtii9t  ib  ntdMrtm  &Uxobt 

3s  bcr  nenm  IfBffm  €ldliin0  baaegm 

k  Bi^fln^Bta  ^S^  wU^  pn  f d^toinbclii'.  Sann 
mö^  94  ^  %|M>lni  nol^  inieuUK^iItd!^  §u 
no^n»  nb  Me  ^fäflftt  tomdm  fid^  i^rem  fte 

^  VL  fönl^  feiia  6o^  iU/iax,  tak 

FT.  fdae  fttpottn  f^dxo  wob  Sitokmo 
Obnunitm,  1,206  ff.;  fkiflorn,435ff. 
442.  S61  ff.;  «ngonüiiiS  VII,  229.  231.  236). 
Sab  vcm  im  bie  fh^Ktai,  entouil  er^ben,  \o 

fk,  hne  bie  Stiorio  bei 
bcr  9^  mb  (Ufar  Sorgio. 
idüt  Socb  sab  Xxsg  nsb  Sittoiloftgltit  4?fffr 
In  BoSt  fo  vide  ftricge  cotinnbd  Globen,  f o  ift 
4  te^  agym^t ,  bie  ^ßä)'^  f^^bß  in  IRttf d^* 
ÄfB  fi  fks^dB  nab  fie  oi^  SBcttercS  and^  für 
oie  ^uikI  bcr  SinotfB  Bcmiitmortficl^  |n  auid^en 
«•iL  Sopor  n,  552  ff.  557). 

5.  Zter  SfayotiSmaS  tai  riynffid^  Some,  bk 
Sz^daag  TF^^y^fT.   aattlzbtQa:  Sttmuibtea 

B  VBEEIHCB  SBO  ilfilimnni  ™tIIHti IL   Plf  IiIiItiI 

■A  Ana  Cboioucr,  19R8I  Suban^O^nig  snb 

3DS  SBOODtflCa  ^^^Y*  UuOaiQI.  aiu  jjUMliiffiLUHfl 

tt^un.  beffer  yfflfliirin  SUaBcr,  t^  Seini^ 
309  anl  ftffb  010  beat  fliu!^aif(l^a|e  i^ber  nit 
SniBZB  biS  ffii^^ufpooM,  iß  für  btt  Un^  3^ 
8^  Me  laage  Sdbe  ber  ^^äf^  äs^^  f^ 

Siefef  tkf  |n  beBagenbe  anb 
|a  kibriabf  Hebd  iierfd^mbet  beteiaidnen 
^RT  Snab^aftigleit  anb  tritt  bei 
mA  iflcs  ujibciuu  BN)  cS  fi4  finbct,  larnd  ^iniei 
ter  Qifai0L  £ie  gefd^id^ül^  9e^miblmig  be§ 
i^THPritfioiS  nm^  jeben  ein|elnfn  §till  mit  Sr« 
Bögang  edler  Uaftänbe  ein^idn  irtnfen.  (Sgl  Ci- 
cattbL  ser.  YII  [1868],  befonberg  I^  395 
4C'7  äst  bie  bort  angefn^iten  Sd^ften  ton 
^mlbSBti :  Jnngnumn,  Diasatatknies  seleetae 
s  iiML  eecskE.  VI,  Bsdsbonae  1886,  429 

IL  3n  ber  @ef  d^iil^te  be§  Kcpoti^nntS  fonn 
BBC  tnn  ^[ki'iobeB  luileiTd^eiben,  tnnet^alb  bercn 
?  v&  bc  mdeB  $ä|P&en  nn^M  gor  nid^,  ox^tX' 
Ui  Beceacrfi^BBrBexnnieltftnbet  X^oBerflärt 
%&  iMcnnfi,  bii|  bie  Uebd,  t»m  benen  bie  <E^nfien« 
kec  iiTiffiMiiiiil  |QtnxiHg  ergriffen  tDar^  cmd^  in 
SrKQzrfUznb  brongen,  nnb  bo^  gcnnffe  ^* 
ant  ^farftt  ent^d^eibenben  feuflu^  cmf  bie 
iT  «miHiiiivii    1,  Sö^ienb  ,,lein  Staat 


ix  lange  Seib^nstzMigerSorfl^er  gehabt  bot, 
flK  lier  iJuuiitbe  Sia^I  onib  cnr  in  bcn  brei  3ti^* 
XOT!  Oregorb.  (ih:.bi§Sxmifa}YL  sohlte' 


(^»SZkr.  2^  testid«!  fi&pfte  1, 8  j,  beginnt  mit  9r« 
BBÜlSSbpiganSdtaficn  ^bie  trübe,  cnord^tfd^^eit 
taS  *itiiifi!fifp*»B  DOT  ben  Biäd^ligen  £aien  Kt^ 
SopfttEBä'  (XkSHiBger  498 j.  92enn» 
Huifc,  ttm  beocn  anr  Sob^nme^  X.  14  äobre 
f914 — 928j,  folgten  rafd^  nad^einonber 


in  ber  Seit  Bon  896—956.  Son  SBeiber-  nnb 
gfirftengunil,  SRnttem  nnb  Sattem  Bielfad^  er« 
fyAm,  fnd^  &  fid^  bnrd^  (Er^ebnng  il^  Ser» 
Bwnbten^  il^rer  niflergenoffen  wib  Mnbonger  felb« 
^önbig  §n  mad^  ober  |n  erholten.  3o^<mnedX. 
nbertmg  feinem  Smber  ^ßetmS  bie  Sfu^cnng  gegen 
SRorogia  nnb  il^  Semol^I  (Shdbo  Bon  Xnicicn. 
S)cfi  ^ßa)yfle8  nnb  feines  SmberS  Untergang  be- 
iengen bie  ateinl^  feiner  Sbftd^  (BgL  Lau- 
prud,  Antip.  3,  43).  Slberid^  @o^n  Oc« 
toBian,  als  $apft  3o^anned  Xn.  (956— 964)  ben 
eiblid^  So^id^gen  gegen  feinen  Sooker  ge« 
m&l  getofi^,  ^ein  ftinb',  bkU^  Otto  ber 
(Sko^e  aod^  bnrd^  boS  Seiftiid  ^akt  VOmut 
leu^t  |n  beffem  l^offte  (Luit{iraiid,  Hiot  OtU>- 
niB  c.  5)^  Bnid^Ioiberte  bad  ftird^engnt  an  feoK 
(Eoncnbinen^  bie  i^,  bem  9bge^e|ten,  aud^  bie 
Städte^  BiidM:  ermbglid^ten.  3i>^anne3  XV. 
(985—996)  nnrb  befd^igt,  ben  rtetif(^  <Qe« 
mS  ^arf  bepeneil  nnb  aOeS,  moS  er  ^aben  bnnfte^ 
an  feine  Senoanbten  Bert^eilt  |b  (abm.  9bcr 
aad^  f 0  geBNmn  er  an  i^nen  btne  @tit|e  gegen 
(EreScentinS,  ber  ben  S'ttritt  |n  i^  nnr  gegen 
gro^  0ef<^en{e  freigab,  nnb  toofjlL  mag  m  gut 
X^  beffoi,  mos  SrctentinS  t^,  bem  ^M^ 
felb^  }nr  Saß  gelegt  »orben  fek  S>ie  ^ß^ 
Senktet  Vm.,  So^eS  XIX.  nnb  Senebid  DL 
(1012—1044),  oHe  and  bem  Qkfd^bd^  ber  (Sra- 
fen  Bon  TnSmfnm,  er^ben  nnb  gcßnj^  Bon  tl^cer 
gfamilie,  beftiegen  alSSrnber,  Biie  esjd^eint  nad^ 
einanber  ben  pdflfäUI^  Stnl^  bereid^erten  i^ 
nöi^^  SeiBNmbten  mit  ®elb  nnb  eij^ben Jie  |a 
ben  b5(^pat  fiantem;  ber  grd^e  X^  beS  ^ßat^ 
moninmS  ^ßetri  bef anb  fid^  in  fremben  ^änbea. 
2)ie  IHagen  ber  @d^rift^eller  über  baS  feeiber* 
mib  ^Ü^Sregiment  ^ouften  ftd^.  Xom  nnnbe  ge« 
BKiItfam  unteijod^  Bon  ber  fyaib  eineS  SBeibcS. 
^ßatift  Vtaxias&  toacft  offat  Slberid^  nii^S  |n 
^nn,  ein  fd^ioereS  iod^  lag  auf  bem  rdmifd^ 
Stuhle  (Watterich,  Poni^cnm  Bobl  vitae, 
Lipe.  1862, 1,  38.  40).  @erbert  flogt  über  bie 
Soi^IenbenmgbeSihrd^engntS.  2)ie9Ri^(^tnng, 
rotUfyn  baS  $a|)ßtbnm  Berf ollen  niar,  |eigte  fk^ 
f d^rf  anf  ben  (SmdTm  |u  SeimS  nnb  ®^Ia,  bn) 
man  ben  $a)rßen  onf  ®mnb  i^  SBanbdS  baS 
9ted^t  beflntt,  bie  fiin^  in  knfen.  X)(^felbe  |ei{^ 
ond^  bie  üpi^Qä^,  bo^  bte  giibel  Bon  ber  ^djE^ftin 
dobcmno  (f.  oben  VI,  1519)  bei  ber  ^orfd^ 
ber  Bieten  fd^le^ten  ^ßfit^fte  mit  bem  92mnen  3o* 
banneS  mü)  ber  SRod^  ber  filtern  nnb  jungem 
Xb^boro  nnb  ber  9too|ia  fid^  anSbilben  fomile. 
^2ie  aiiomer  tbaten  nxi§  fte  tonnten,  bo8  ^9' 
tbum  |n  ®mnbe  |u  ri^^ten;  aber  bie  moralifibe 
ffioft  ber  Snfliluüon  mar  luiBeiioüfilid^^  (SM* 
linger  498).  ®emi|  ftnb  numd^  biefer  $^ 
mobre  Ungebener  nod^  bem  Sn^bnule  beS  Soco« 
nin§,  fieBxxren  eine  ^ßeßna(!^Som|o(5bfIer,  Sie 
bentfi^  ^[iairfte  I,  337),  fie  boben  nu^  regiert 
f  onbem  boS  ^[ktpft^inm  Bexiouflet ;  aber  fte  b^^ben 
anib  an  i^ren  &ef(^ti(l^reibem  mn  ^nftoger 
gefiuiben. 


111                                                      ;».  1 : : : '-  s  iT  1 1  112 

3r.  htz  5i'i?^  Vi£ir.  r.rr.  riid  r-urrr.Lj  i-irt'.  2ii.-nii:    -n::  tm   rirrcnirT   Iffl  J'fonü  (Süeu- 

tru  &eafnx.:dTi£  ünrrr.  ä^frazr^cr  itiies:  zn:  xi-n  —  l?:\.    izi  z:cz    us  lana  ic  große 

Slsmsr  hbznuz^.,  ur.  rr.  ümn:  rr^rr  ä:i.±i-:  i?::?!:  r^i  ^i'iacr.  ini-3  ^rauis  ür  Stieänung 

ir^  i:^  !•£:  i:^'  :.*=  !L-:r^=  ;:*: irT^iK:  ^n:  i-r:»  atLiTz  -ir^  -.irr  miii&r  rar  liiazi  unmci  ajoüeiL 

tr^..  lilu-snix  ihscnr::   i:.!  ^-tisr^-^t  £>  .'jr.  ^cr'"3n:  fecnncr  E?cari*Ä  Annfa^  VIIL 

aijrJ  ZZ.   ^rr^  ir  ^jkt.  ^ri::'!r  =~ ''itt^-rs  Tu.  ll':-^ — :::^j.::      rtamönr  02=  irxt  ^an^oiRt 

S«-::*  titrrr-^sr  Crr:m-cr.  ir«  =r.  '•nr/.^  ofrr^u«  LLmn  ~.  im:  r«n:  innrnnaü  tiicca  V.  imr 

-%'-  •■*-  i'.^r-?!  Cn;     :-:t.  c  si:::  &  :rrr  :«;t  : ::!  •irrü'ris^crrmnnTimi  ^THErö  3  3cr  ^0- 

S::ir.  2mi   *::r7.1«.  iii-rr:  irr.  xr^'i.-n:.:.,  li-ii»  Irii  ;»-rr?:cr..  I»2=  Drt  5r^iiis5  IT.  23c  tat^t 

i^/.'zV'.  I  >'.  ^  .  U,:^^:::  3:  ^üt-üt.  iru»»j:  i»::  .^-  ';  i^rirüEii  oaiil  CiJnmr  Ti=  kz:L IL  oon 

■»rxi  i-rri»  B±:'-  i:'6:--.s  IL  xi  ^»r:r.»r.  vr^er.  ?:5i:Ftl  scDrmn:  öc  ILinr:  1:  f-rrntiiLsL  tvt 

^zirvJi  II'-*  lET.  Z-i^-»?^'---  ^*5  OKTtl.  £i€rr.  ^Ir^-r  cmiix:  bo*.  idext  "  ^rz33f^zl  g?th 

.^rz-::r:.'.  ZL  ^'.-xn  Jtr^i-^  rr-  ^r-.rr  J.r'rr.  o  :':!:i:::-jrric:.    £.is  hrlZipi   'Ijikrsa  50^ 

x^^j.'^,  ■':  nrrsrr.r:  'i-  iibr.  i-a  lE;r::r*  22  ^iiroiiii,  dr  Sornc?  TZl  er  Szgionrag 

in  nri*  ^'iltdiei.  z-t-Dtl  n:  vi-  .'Jiirn:  r-n  atlsir:*  it.-  jyzrrji'jrxxiZ  StzzA  H  rti  aiit  ber 

ZI  änn  rr:  zr.  2-.r--.rr>   ü^tirr.::!«  a^.srr.rrr..  Im»  fe-.riiiii  3&crijE  lais  nrrnoci  rirö,  mit 

zfii  zrjfJ^tK  Ä*rr  6e:  i-tl  fc:f  er^-irl,  r-r^tr.  2J:ini  lI^c::  „ris  dif§  üüfj  ibc^JCEic  Segün- 

Cy-Tu:»  :::  'isxi  Srsii.-r.:  =:t:  iL*  :r.  ^rtr^rr.  Tirrrr  ixT  S&rrnäcnsic  l»ö  ginrrn:  «^r^Ictfitfi" 

Crr--?:::  z^rrtr..  'i7SJi'jrz.\  IV., :»::  -.r.  ^Lzr.  :trrr.  r:  r:rcT.  S^rir-rt   ihennmlL  $2i»».  2te  3^i- 

»rr.iTJi:»  Mr/.a  ?c«^ki  äiu^Ir.  ::r.  5^1tr^:  ^uz:  ur^  £:r.C3  ?:£''ra  ?y^cr:err  cÄrb  9?oinfaj  gu 

&::±al  ur^  j-iun  SJü^ci  bei  §*crt5  cegrr.  2;:rr.«  fiiir-nclcr. ,  r.36:»nr.  ra  icc  teriröin  V.  }um 

^e:.  Butfccri  loll  Dfi5{iar'n  5U  :ni  ttr.  rtt-j:tr>  ferriril  crbibrr.cr  äcttc  prärben  s»ar.    Sein 

uxne^iieTi  3?cnD<mfc:ni  gtiogt  ^cfei :  „ääcrur.  Jic'^e  älierro  crba  Mc  ©arrStbin  gj'crta,  mü 

XDeinet  i^r,  Unulige?  ^be  id^  vüd)  ric^t  gema  dlI:^  Rzzl  U.  ä>ien-r'§ SBoier  bck^  ^e,  unb 

bcieii^ert?  SBasDcrlangti^rnod^rrTini:!?*  ßin  eiiiel:  r^cn  rrlijcr..  »nn  $ßr*ie  }ADn  früher" 

Srrcurr  auf  Ü^ujorismus  ttirb  fid^  barru'hin  :?rrbcr.ni  üiib  oIlTncrig  iuT^  flanf  txnnc^cn 

obei  faum  bcgriinbcn  lomn.   3?itlr.e^'r  gilt  ?(i:r«  icnj.  i-iciro'l  Srfcri  Srnrebo  ^atttt  bie  reid^ 

Iau§  IIL  aus  bem  ^auje  ber  Crir.i  gcDtbnl'.di  6ibin  SDlargcTcüia  cur  bcin  ^Kniü  SUbobnntbini, 

für  benjcnigcn ,  j,ber  ftd^  jiicrjt  rrn  inicretini  ^ann  Jr^ainia,  bie  grbin  oon  fjonbi  Sic  erpe 

feiner  {^amilie  bei  feiner  2Bir^'anl!eit  bcfhrimen  @be  sar  ai:fGel0rt  tDDibcn,  cber  ber  $apft  ^og 

ließ*  C^Popcncorbt  320  f.).  ßr  befreite  SRrn  xml  ■Tj.ii  blrB  bae  ftiiöciilfbcn  Crbelelb  ein  für  8of- 

ba§  ^popftt^um  öon  bem  anJDurinifdben  ffin^*u"e.  ntlo'5  Snibcr  Sencbirt,  ben  r5mi}(^  $f(d}- 

3ö)ei  Crjini  nnirben  C^rbincle.    Sibcr  Sarinr  graben  unb  3Jcnpcifr  ron  SuSrien,  m&^rmb  er 

3HaIabranca  »ar  „ein  SKann  ton  tief  inr.crliycr  bal  geusnnrc  grbc  bcn  Crftni  überliefe.    Sie 

gröir.migleii  unb  alceii^'c^er  Sid^turig,  . . .  :n  dc1i=  gamilic  Gcctani  überragte  fcitbem  bie  ber  Co« 

lid^rn  Xmgcn  ebener  bcoanben  irie  in  ber  35}i"en=  Irnna  u,  c.  i.ogL  $apcncorbt  327  ff.;  Seumontn, 

y^zh"  «Scuaum:  II,  597j.  2icnr  srurbe  üegai  629  r\X  5)ici)r  ©unfl  unb  mit  mc^r  Unolüd,  alS 

in  i^  nra  ccrrr.r.cr.cn,  aber  bamal*  iric  jebcrjjcii  an  ieinc  Slcrrten,  bat  9?onif aj^  ^^IL  an  Roxi  üon 

t:r.  :ör:i':^=^::"4':ni  95anci^QB  burdbtcbtcn  So«  S?aloi§  Dcrid^«>cnbct,  ©cld&er  giciUen  bem  Äftiig 

r,::T.x    fr^  ?.t^e,  innclto  ©cntile,  Crfim'§  griebrid^  cntrciBcn,  bie  Sd^roarjcn  nnb  SDBei|cn 

S::t.  zv::5  6:2?  r-ci  iRcsiagna:  ein  anbcrcr.  in  girrcnj  Dcrfo^nen  ioHte  unb  mit  ?lemtem  unb 

C"':,  =■:;:::•*  JJizrtzl  tti  rciri^'6cn  durie  unb  ß^fcrcn  übcrbauft  iimrbc.    „Keid^icor  unb  ^- 


'■r    ■"  :.j  V"  ii\,'\:  'IhYi' OTBB.  cui.ido  s\   Sidlicn  niirlte.  cntfrcmbetc  er  fidft  Sicüien:  »eine 


113 


9{e))oti§mu8. 


114 


RO)  ma^te  i^m  ben  größten  SHc^tet  ber  Sl^rifien- 
Ifdi  nam  erbitterten  Sfrtnbe ;  feine  ^arteinal^nte  in 
Wfi^Utnb  gegen  Sllbred^t  entzog  il^m  beS  beut* 
^  ftöttigS  mäd^tigen  Srm,  big  eS  )u  fpöt  mar ; 
jrine  Sermüilnng  in  ben  Samilienftreitigfeiten  ber 
fiolonna  rief  jene  fföntpfe  biefer  großen  ^milie 
snb  i^  Serbinbung  mit  ^l^ilipp  bem  @$5nen 
\ßxoot,  vodä^  bie  oüignonefijc^e  3^it  Dorbereiten 
talfen;  feine  SSBal^I  an  eteUe  (Söleftind  V.  trieb 
ijocoponnft  ba  Xobi  unb  bie  ftrengfte  gartet  im 
Kinoritenorben  in  bie  fd^ärffle  Oppofttion.  918 
er  bie  Segierung  antrat,  mar  nirgenbS  3taf^t, 
bie  9bmiagna  ttor  ein  (If^ao^,  @o  galt  er  als 
b  Prineipe  de'  nnovi  Farisei  (Inf.  27,  85), 
il  grmn  Ptete,  a  cui  mal  prenda  (Inf.  27, 70). 
Segen  bie  ^[kirteiungen  im  Rird^enftaat  unb  in  ber 
Stobt,  oor  SOern  gegen  bie  Solonna'd,  mit  benen 
ber  ffomlif  fd^on  brei  Saläre  nad^  antritt  [einer  SRe- 

K;  anSbrad^,  erl^ob  er  feine  Sfamilie,  unb  bie 
i  Doren  bie  (Sinjigen,  toeld^e  bei  bem  Ueber» 
fuOe  bcS  großen  ^apfied  in  Snagni  iEBiberftanb 
kifleteiL  ^,  nod^  SiOani  l^at  ber  ^ßa))ft  nod^  nid^t 
inng  tu  biefer  Segunftigung  ber  IBermaubten  ge- 
wSi  i^ren  Serbienften  unb  ber  fd^mierigen  Sage 
fX^OL  ir^&dtte  er  gemußt,  toie  Irieg§tü(|tig  unb 
i^eqt  fte  nxiren^  fo  tt)ie  eS  fld^  nad^  feinem  Sobe 
enrieS,  geioi|,  er  ^(ütt  fie  5U  jtönigen  ober  großen 
(zerren  gemad^"  (Vfllani,  Chron.  8,  c.  64,  bei 
Moratori,  Scriptt.  Xm,  898). 

2.  SmaDignonefifd^^ftt^um  1805—1876 
mii|  ein  {»eifad^  9le))oti8mu8  unterfd^ieben  mer* 
bei.  Set  9tei>otidmud  im  eigentlid^en  @inne^  bie 
^egSaßignng  ber  IBemKmbten  unb  Steffen,  ift 
si^t  fo  mid^tig  unb  geföbtlid^  geworben,  alS  ber 
52epoti5nnid  im  meitem  @inne,  bie  @rl^ebung  einer 
Uebeqa^I  fran^öfifd^er  Sarbtnäle.  ^abur$  erft 
uiurbe  bad  franjöfifd^e  ißa))ftt]^um  fefter  begrünbet; 
in  bem  SBiberftreit  ber  anbem  Elemente  gegen  bie 
hmqjö^]d^  Sarbinale  lag  bie  ®runb(age  beS  Der- 
tahlidfoi  Sd^iSmaS.  2)te  Entfernung  beS  S^ap^U 
4sm3  Don  feinem  natürlid^en  @i^e  mad^te  9lom 
pir  SBüfie,  lie|  bie  tJül^rung  ber  SBelfen  in  Stalten 
an  bie  Snioud  t)erIoren  gelten,  50g  bie  köpfte  mel^r 
als  ie  in  bie  politifd^en  Angelegenheiten,  befonberS 
^ronfreid^,  btnein  unb  mad^te  bie  Golfer  meit 
mdft,  ofö  bie  Zl^tfad^en  red^tfertigen,  glauben, 
tkiS  ^ßapfhbum  üerfolge  national  fran^öftfd^e  2Sn« 
tertffoL  €0  mürbe  baS  ^nfel^en  beS  ^opfttl^umS 
is  ber  gefommten  S^fienl^eit  gefd^abigt  (t)gl.  Sar> 
bind  Crfini'S  »rief  an  W^^P  ben  ©d^önen 
[1814]  bei  Baluzius,  Vitae  Paparum  Aven. 
U,  289—293;  f.  au^  g^riftopbe  n,  274  ff.). 
Um  f<!^immften  treten  bie  @d^möd^en  be§  at)igno- 
seftfd^  ^fh^umS  bei  S(emen§  V.  (1305  bis 
1814)  nnb,  oJDerbingS  neben  großen  »erbienften,  bei 
(lernend  VL^eroor.  3«  ben  18  Karbinälen  unter 
Soni^  Vm.  fyiüt  Senebict  XI.  nur  nod^  2 
oeirt  einen  Statiener  unb  einen  ßnglänber.  3n 
bcri  £arbtna(§emennungen  cretrte  EtemenS  V. 
23(E(ffbindIe,  bie  faft  a0e  au§  ber  ®a3cogne  unb 
(Säb-)9ronfteid^  flammten,  barunter  3  Jßepoten, 


SRa^munb  be  gorgiiS,  SBeml^arb  be  3aröo  unb 
Sla^munb  be  ®ot;  ba5u  mar  Stmolb  ^elagrue 
bem  $a))fte  oermanbt.  Slu^erbem  fa|  $btli)>t>d 
beS  @d^5nen  ffanjter  unb  Seid^tDater  im  ^eiligen 
(Kollegium,  unb  eS  maren  bie  beiben  Sarbinale  So« 
lonna  DoDftänbig  reftituirt.  S)ag  ^eilige  Solle« 
gium  jäl^lte  bei  SlemenS'  V.  lobe  unter  23  9Rit- 
gliebem  mit  ben  Solomta  8  Italiener,  bie  übrigen 
maren  alle  t^frangofen,  barunter  12  au3  ber  ®ag» 
cogne  (t)gl.  Salujiud  in  ben  SebenSbefd^reibungen 
Siemens'  V.  p.  c.  I,  1-111],  unb  ÜRülIer, 
S)er  jtampf  SubmigS  beS  Sägern  mit  ber  rbmi- 
fd^en  Surie  I,  lübingen  1879,  352).  Sarbinal 
Orfini  flagte,  aüerbingS  ftarf  flbertrieben,  bie  ita« 
lienifd^en  Sarbinöle  feien  unter  SIemenS  Y.  mie 
@d^erben  bei  Seite  gefd^oben  morben.  @id^er  ift, 
ba|  bie  SSermanbten  beS  $a))fteS  nid^t  jener  S^ren 
mürbig  maren^  p  meldten  er  fie  erl^ob.  Sinen 
»ruber  ernannte  er  jum  ©tattbalter  in  Spoleto, 
einen  anbem  ^um  Siector  in  »enaifftn  (Dgl.  bie  ©e» 
nealogie  ber  Qfamilie  Siemens'  V.  bei  Keumont  II, 
1202).  ©cS  ^apftcS  »orliebe  für  öulem^runf, 
fitr  ffönig  ^b^Ii^p  unb  für  feine  »ermanbten  ift 
nid^t  )u  red^tfertigen,  mol^I  aber  m  erflören  burd^ 
feine  Sage,  ©eftraft  mürbe  er  f elb^  unb  baS  ^apft- 
tf^um  mit  il^m.  3^^^  »rüber  ftarben  ^mei  Sage 
nad^  feinem  Sin^uge  in  fi^on  burd^  UnglüdSföDe; 
im  Sobe  mar  er  öerlaffen  üon  atten  feinen  »er« 
manbten;  ^mei  feiner  Siepoten  ftbrten  gemaltfam 
baS  SoncIaDe  in  SarpentraS,  unb  baS  ^apfttl^um 
blieb  für  lange  3cit  in  ber  »erbannung. 

an  »orliebe  für  $run!,  fürgranfrci^  unb  für 
»ermanbte  mürbe  SIemenS  V.  nod^  übertroffen 
Don  Siemens  VI.  (1342  —  1352).  Unter  ben 
10  Sarbinälen,  bie  er  bei  ber  erftcn  ^omotion 
ernannte,  maren  fd^on  3  »ermanbte,  fein  »ruber 
§ugo  unb  feine  Steffen  SBill^elm  unb  ©cralbuS 
be  ©uarbio,  ber  ©encral  ber  ©ominicaner,  au^er« 
bem  nod^  jmei  TOänner  auS  feiner  §eimat,  ber 
©iöcefe  iSimogeS.  Unter  ben  gmei  neuen  Sarbi« 
naicn  öon  1344  mar  mieber  ein  3ltpok,  9JicoIauS 
be  »cffia;  ber  anbere  mar  ^ctruS  »ertranbi,  ber 
5Reff  e  beS  nod^  lebenben  SorbinalS  gleid^en  5RamenS. 
3m  3.  1348  ernannte  SIemenS  nur  feinen  Die- 
poten  ^etruS  SRogerii,  ber  f  d^on  apoftolifd^cr  5Rotar 
unb  ^rd^ibiacon  t)on  Slouen  unb  @enS  mar  unb 
mel^rcre  anbere  ^frünben  inne  l^atte,  obmol^I  er  erft 
18  3a^re  jaulte,  jum  Sarbinal.  9Im  17.  S)ecember 
1350  enblid^  ernannte  ber  ^apft  auf  inftänbigcS 
»itten  beS  ffönigS  öon  granfreid^  12  neue  Sar« 
binäle,  barunter  mieber  einen  5Repoten,  SBBilbelm 
öon  9lgrifoIio,  unb  mel^rere  auS  ber  ©iöcefe  2i« 
mogeS.  §umbert  II.  öon  »ienne,  ber  bie  ®au« 
pbinö  bem  Sol^ne  beS  J?5nigS  öon  t^ranfreid^  ab- 
trat, meiste  er  in  ben  brei  Steffen  am  SBei^nad^tS« 
tage  1350  nad^einanber  gum  Subbiacon,  2)iacon 
unb  ^riefter.  9Jod^  an  bemfelben  3:age  brachte  ber 
Jleugemeil^te  feine  erfte  TOeffe  bar  unb  mürbe  am 
folgenben  Sage  jum  »ijd^ofe  confecrirt.  g^eifd^ 
unb  »lut  fpielten  nad^  feinen  »iograp^en  unter 
SIemenS  eine  gro^e  SoKe.  „©eine  »rüber,  JJeffen. 


115 


9let)0tidmul 


116 


SBertDonbten,  SottbSIeute  unb  3)iener  Iie6te  er  fel^r/' 
S)ie  Saien  unter  feinen  93ertt)anbten  er]^o6  er  }u 
Sl^renftellen  mit  reid^en  ßinlfinften  unb  fd^affte 
i^nen  Sinf!u^  burd^  l^ol^e  Dernrnnbifd^aftli^e  Skr» 
binbungen  (f.  bie  Vitae  bei  Baluzios  1, 255. 265; 
Heinrici  Bebfordensis  Annales  imperatorom 
et  paparum,  s.  a.  1351  [Boehmer,  Fontes  Ber. 
Germ.  IV,  Stuttg.  1868, 562  sq.]).  ®en  reid^en 
@d^Q|,  ben  Sol^anneS  XXH.  unb  Senebict  XH. 
gef  ammelt,  l^atte  ßlemenS  VI.  in  menigen  9Ronaten 
üerbraud^t  (gl^rijiopl^e  H,  66.  67  ff.).  MerbingS 
nioren  mel^rere  biefer  SSenoanbten  beS  ^opfteS  l^er- 
Dorrogenbe  unb  märbige  9Ränner.  $etru§  Stogerii 
xoax  $od^bega6t,  gelehrt,  lurifKfd^  burd^gebilbet 
babei  bemütl^ig  utU>  fittenrein;  er  fährte  benSSei- 
namen  bed  frommen ;  laum  40  Saläre  alt,  tt)urbe 
er  felbft  pm  ^apfte  (®regor  XI.)  gemöl^It  (gl^ri- 
ftop^e  n,  301 ;  Steumont  11,  967).  2)ie  3:ugenb 
unb  SBürbe  be§  SorbinalS  ^ugo  Sftoger  em)ied 
ftd^  am  beften,  al8  er  in  einem  erften  @crutinium 
nad^  Snnocen}'  VI.  Xobe  )um  ^apße  Qttoäfß 
xouxht,  aber  bie  SBal^I  ablel^nte  (Baluzios,  Vitae 
I,  848).  S)ie  Srl^ebung  Stepl^an  9ubert8,  beS 
fpötem  $a))fte9  3nnocen)  VL,  gum  Sarbinat  Don 
@t.  äol^anneS  unb  ^auIuS,  bann  Don  Oftia,  unb 
bie  hti  Spaniers  älbomo)  }um  Sarbinal  oon 
@t.  Siemens  betoeifen  ben  @d^arfblid  beS  gewal- 
tigen ^apfteS,  ber  bie  tüd^tigen  ÜRönner  l^erauS« 
jufinben  tonnte.  —  9lud^  gegen  Sol^anneS  XXII. 
|at  man  ben  Sormurf  beS  ^{epotiSmud  erl^oben, 
niol^I  mit  Unred^t  S)aS  SSerl^öltnil  ber  gfran* 
^ofen  im  SarbinalScoDegium  blieb  unter  i^m  baS 
nömlic^e  toit  unter  SIemenS  V.  @S  }ö^Ite  bei  3o« 
l^anneS'  XXIL  3U)be  16  gfranjofen,  7  Staliener 
unb  einen  @t>anier.  9ber  baS  93er]^öltni|  toar 
bod^  beffer  als  unter  99enebict  xn.,  unter  bem  eS 
bei  15  gfran^ofen  nur  3  Staliener  unb  einen 
Spanier  jöl^lte.  Sol^anneS  XXII.  I^atte  ben  9Rut]^ 
gehabt,  bem  jfdnige  Don  ^ranfreidb  feine  IBitte 
um  Ernennung  neuer  f ran}öfifd^  Sarbinale  ab* 
gufd^lagen,  unb  ben  $Ian  gefaxt,  nad^  Stom  surädt* 
^ufe^ren  (ogl.  SB.  gfelten,  ^e  IBuIIe  Ne  praetereat 
n  [Irier  1887],  155).  Statt  ber  beiben  1321 
unb  1826  geftorbenen  Sarbinöle  Solonna  erl^ob 
er  nur  einen  auS  biefer  ^amilie,  aber  neben  bem 
einen  Orftni  nod^  einen  unb  neben  ben  gmei  ®ae- 
tani  nod^  einen  britten,  ben  er  als  Segaten  nad^ 
XuScien  fanbte.  So  eierte  er  nod^  immer  baS  Sn* 
benfen  93onifaj'  Vin.  Seine  Cmcnnungen  fielen 
überl^aupt  auf  auSge^eif^nete  Gönner  (Faucon, 
La  Librairie  des  Papes  d'Avignon  [Biblio- 
th^ue  des  ecoles  fran9aises  d' Äthanes  et  de 
Rome  XLUI],  Paris  1886,  I,  25).  Unter 
feinen  brei  92epoten  ragt  (menn  er  überl^aupt 
als  Sflepotc  gelten  fann,  f.  ßl^riftopl^e  ü,  349  ff.) 
Sertranb  be  $ojet  burd^  2Bi^en  unb  Snergie  l^er- 
Dor,  unb  in  ben  Snnalen  Don  Sefena  l^ei^t  er 
homo  sapientissimus  et  magnanimus.  Ueber 
Scrtranb  be  Surre  f.  ^reger,  $oliti!  beS  ^apfteS 
Sol^anneS  XXII.  in  »egug  auf  Stalien  (Slbl^anbl. 
ber  l^ifi.  Älaffe  ber  !gl.  ba^er.  aiab.  ber  SBiffenfd^. 


XVn,  8.9bt]^.  [1886],  505  ff.).  Jlad^aJlat^iaSDott 
92euenburg  (SIbert  Don  ^ol^enberg)  l^ötte  ber  fßopfi 
feine  IBerttKmbten  erl^b^t  vaib  bereid^rt.  Slber  biefe 
IBereid^ng  fann  nid^t  f o  fel^r  gro^  gen)efen  fein 
nad^  bem,  maS  ber  ^opft  für  Stid^r  unb  anbere 
Stotdt  ausgab  unb  bei  feinem  Xobe  l^interlie^.  9ud( 
tourbe  Don  feinem  ®elbe  bie  ftird^  9totre»g>ame 
bei  ^Dignon  gegränbet  (Dgl.  Faucon  I,  p.  Vm). 
SBar  ber  ^apft  feinen  ^reunben  befonberS  gnöbig, 
0  erflftrt  ftd^  baS  fd^on  auS  bem  Stampf  geaen 
eine  Dielen  erbitterten  gfeinbe.  2Benn  bie  römifdQen 
köpfte  bis  5um  Soncil  Don  jf onftanj  (Urban  VL, 
SSonifaj  IX.,  Snnocenj  VH.,  ®regor  XH.)  ein 
faft  gän}lid^  italienifd^eS  SarbinalScoüegium  bU- 
beten  gegenüber  bem  franjöftfc^en,  wenn  fte  i^ren 
92effen  ober,  toxt  99omfa)  IX.,  il^ren  93räbeni  bie 
Signorien  unb  Stattl^lterfd^ften  in  ben  Staaten 
unb  ©ebieten  ber  JHrd^,  Dor  Mem  ben  Ober- 
befel^I  in  ber  ßngelSburg  übertrugen,  fo  ift  baS 
burd^  bie  9lot]^lage  )u  erQdren,  bie  ^e  jtoang, 
überall  ^ilfe  su  nel^men,  too  fie  gu  finben  mar. 
Seiner  Stellung  unttürbig  ertoieS  ftd^  unter  btefen 
UrbanS  VI.  9leffe  grans  ^gnono,  für  ben  ber 
^apfl  ßopua  unb  9mal^  unb  bie  fnutb  ber  ßrbin 
Don  Sicilien  )u  gewinnen  trad^tete  (Steumont  n, 
1052.  1057.  1070).  S)ie  unbebad^te  »httt^ 
feines  Steffen  SuboDico  aRigHorah  trieb  3mu>- 
ceu)  VIL  aus  9iom.  ®regor  XU  ernannte  jiDft 
Steffen  }u  Karbinälen ;  ber  eine,  «nton  £orrer, 
erl^ielt  bem  ^apfte  bie  Obebiem  beS  ffönigS  9lu- 
pred^t;  ber  anbere,  ®abriel  Sonbulmer,  nmrbe 
nad^malS  ^apft  Sugen  IV.  Slnton  ßorrer,  ff&m« 
merer,  IBifd^of  Don  ÜRobon,  bann  Don  SBoIogna, 
fomie  ein  anberer  9leffe  beS  ^apfteS,  ^ul  Gorrcr, 
foSen  auf  biefen  einen  ber  Union  ungünfHgen 
ßinflul  ausgeübt  l^aben,  vm  il^r  eigenes  Sntettffe 
)u  toal^ren.  ®od^  toidttn  aud^  gau)  anbere  @rftnbe 
mit  (^efele,  6onc..®efd^.  VI,  2.  «ufl.,  890  ff.). 
3.  anit  ber  SBal^l  9RartinS  V.  (11.  9loDember 
1417)  beginnt  eine  neue  ßpod^e  in  ber  Sefd^id^te 
beS  ^apfU^umS.  CS  galt,  baS  ^apfttl^  frei 
unb  felbftönbig  }u  mad^n  in  feiner  SteOung  dÜ 
internationale,  politifd^e  unb  fird^lid^e  SRod^t,  aß 
ben  gfriebenStröger  SuropaS  unb  ben  Jlteu)träger 
gegen  bie  Suropa  immer  mel^r  überßutenben  X&r> 
len.  S)aS  apoftolifd^eSnfel^en  beSrdmifd^en  Stul^- 
teS  mu^te  gegenüber  ber  aßi|ad^tung,  in  mddft  eS 
ein  äal^r^unbert  lang  DerfaÜen  »ar,  unb  gegenüber 
ber  nod^  eine  S^U^^ng  anbauemben  Op)>ofition 
auf  bem  Sondl  befeftigt  »erben.  2)er  nic^t  mel^r 
Derl^aHenbe  9iuf  nad^  9lef  orm  unb  enblid^  bie  balb 
alle  Sänber  burd^tobenbe  fird^en))olitij[d^e  9teDo« 
lution  beS  16.  äal^rl^unberts  fteOte  bem  pMt^um 
gan}  neue  Aufgaben.  S)aS  SarbinalScoue^um 
toax  oft  mel^r  l^inberlid^  als  f örberlid^.  SS  l^tte  in 
SlDignon  unb  in  ber  3^^^  beS  Sd^iSmaS  einen 
großartigen  Sinfluß  geioonnen  unb  fud^te  il^n 
immer  nod^  }u  fteigem.  2)ie  SBäl^ler  beS  ^ßapfteS 
»outen,  tt)ie  bie  fturfürften  ben  römifd^  ftbnig, 
il^ren  Sanbibaten  binben  burd^  9ßa|lcapituk« 
tionen,  um  il^n  in  Sbl^ängigfeit  su  erl^alten.  Sie 


117 


ÜtepottSmuS. 


118 


Smd^  Dot  ber  SBol^I  b€8  ftortl^öufergenerald 
äo^tioniell  Siret,  eincS  entfd^iebenen,  fUtenftcengen 
VtitaM,  bie  93eforgni|,  bie  eblen  ^erbe  unb 
bfttaicn  6i|iti)xi0en  gu  t)€tlieten,  l^tte  bie  fron« 
fi^^fyn  Sorbtiifile  nad^  bnit  Xobe  Slemend^  YL 
(1352)  {ucifl  Dccanlalt  eine  9rt  SBal^IcQ^rituIa- 
ti0H  in  oerfoRen.  SHe  SafH  ber  Sarbinäle  föurbe 
anf  20  feßgqelt,  eine  92eucretrung  f oUte  nid^t  e^er 
fkttfiitbcn  bürfen,  bis  biefe  Sal^I  auf  16  gefunfen 
fei  9^  Smennung,  9bfe|ung,  Sscornmuni* 
cathm^  9enntbun0be8@timmred^tö  follte,  mie  iebe 
^däfimnq,  Sn^Hung  unb  Sbfdkung  ber  l^d^em 
Sniinten  im  J^ir<^enjtaQte,  ber  Suftintmung  ber 
eoibmdle  bcbörf en.  3eber9krtDQnbtebeS$a))fte8 
nmffe  onSgefd^Ioffen  fein  üon  ben  Sunolömtem 
nb  ber  Senoaltuna  ber  fird^Iid^  99efi|ungen. 
tter  biefer  Sertrag  überlebte  f oum  baS  SonctaDe, 
Oll  bem  er  l^orging.  iBiele  Sorbinäle  fügten 
i^rem  <Rbe  bie  Slefebation  bei,  tuenn  e8  red^tlid^ 
bcgrfinbet  fei  (Bajmald  ad  a.  1852,  26;  S^ri- 

9ttrt«  n,  ^^^  J-)*  ^^4  ^^^  t^äpftlid^en,  gemö^ 

bem  bentfc^  SBorfd^bge  aufgefteOten  unb  in  ben 

CoBCorboten  ongenommenen  Sntn)urfe  t>on  ff on« 

^  foOte  bod  l^ige  (EoUegium  im  ®ansen  auS 

24, 018  oOen  ZJ^en  ber  Sl^nftenl^it  Derl^öltnil- 

mi^  )tt  enhiel^menben  Sarbinölen  befielen ;  ed 

fDÜe  mir,  menn  etma  einmal  eine  92ation  nod^ 

li^  iKrtxetcn  fei,  bunl^  jmei  neue  unter  bem  99ei« 

n%bcr<Earbiitaieergftn)tmerben.  9htr9Ränner, 

M^e  ftd^  bur^  SBiffenfc^oft,  @itte  unb  ©efd^ftS- 

geMuM^  auS)eid^eten,  2)octoren  ber  Xl^eologie, 

bd  cammifd^  ober  befi  burgerlid^en  SRed^ted,  bürf • 

tc8  SarbinSIe  toerben,  unb  f  onjl  nur  einige  menige 

fir^fii^  tCUunft,  bei  benen  eine  competens 

Iheratara  genügen  folle.   Sin  neuer  Sorbinol 

birfe  nid^  93ruber  ober  Steffe  eines  (Sarbinofö, 

mu^  ni^  mit  Infamie  ober  SSerbred^en  befledt 

fein;  aus  einem  unb  bemfer6en9}lenbiconten«Orben 

folk  nur  einer  genommen  merben.  Sie  feien  col« 

legialtter  gu  n}d|len  unter  bem  93eirat]^e  ber  ü6ri> 

gen  eari>infile  (C^efele,  (SoncUiengefd^.  VU,  335  ff. 

358.  859.  863).  2)iefe  IBefiimmungen  über  bie 

$oSfi  itnb  Sudmal^I  ber  Sarbinöle  tt)urben  in  ber 

S(4l€a)ntuIation  nad^  9Rarting  V.  Xobe  (1481) 

encncrt  2)a)u  mürbe  befümmt  bo^  ber  $Qpft 

bei  ber  Reform,  bei  ber  SBal^I  bed  OrteS  unb  ber 

Seit  beS  SoncilS,  bei  33ele]^nung,  @teuerau§fd^rei» 

bnig,  IMegSerOörung,  99ünbni|Dertrögen  unb  {eber 

|K>ritif4en  l^mMung,  meldte  Sinfünfte,  Sted^te 

vub  Snfprud^  ber  iKrd^e  betreffe,  nur  l^onbeln 

f oQe  unter  bem  fBeiratbe  ber  Sorbinöle.  3|te  3u* 

fKmmnng  fei  ouSbrüdflid^  ^u  enoöl^nen :  il^nen  l^abe 

er  bie  ^dlfte  ber  Sinfünffe  ju  überlomn ;  für  fte 

ffobt  er  aaä^  alle  Sel^enSträger  unb  Beamten  ber 

ftird^  in  Sib  unb  $f[i4t  }u  nel^men,  fo  ba^  biefe 

dk  bei  Saconj  beS  ))ftp1Uid^en  Stul^IeS  unter  bem 

CobiiiolScoDegium  fUhtben  (Raynald  ad  a.  1481, 

20q.;eeoIV,  1830, 576;  SRcumontm,  1,  71  f.; 

SUinger  51 9 ;  ^f ele  Vn,  429.  Sei  @ebt§t)acans 

imx  e§  oBd^  frü^  fo  gebalten  morben;  f.  Sll^einer, 

Die  )iDei  allgemeinen  Sondlien  t)on  SQon  unb  t)on 


ffonftanj,  Qfrcib.  1862, 38).  SBie  baSSaSIer  6on« 
eil  (^efele  VH,  681),  fejte  bie  SBa^IcapituIation 
nad^  bem  Xobe  $iud'  n.  ein  SIter  kion  minbeftenS 
80  äabren  f eft  für  bie  Srl^ebung  gum  Sarbinal ; 

iie  moSte  aud^  bem  $at>{ie  gefiatten,  einem  eingigen 
einer  SSenoanbten  bie  (SiarbinalSmürbe  gu  oer« 
leiben,  mäbtenb  bad  SaSIer  Soncil  bie  ^iepoten 
ganj  auSgefd^Ioffen  l^tte;  fein  Slngel^öriger  beS 
^opfteS  foSte  aber  ©eneralcapitftn  merben  (SReu- 
montlll,  1, 158).  S)iefe  SefKmmungen  mürben 
nad&  bem  lobe  ©ijtuS'  IV.,  ber  ben  9le})0tiSmu8 
fo  ftarf  geübt  batte,  erneuert  unb  nod^  baburd^  er- 
meitert,  ba|  lein  SSermanbter  beS  ^ßap{ie§  ©über« 
nator  ber  Sngeldburg,  in  Siintat)ecd|ia,  Xiooli, 
©poleto  unb  ßefena  »erben  bürfe  (Seo  IV,  609). 
Spöter  (1518)  mürben  bie  IBeftimmungen  nod^ 
gefteigert  gu  ©unften  ber  Sarbinftle,  unter  meldte 
bie  t)erfd^iebenen  Remter  tiertl^eilt  merben  fo0ten, 
unb  meldte  (1555)  eine  gu  gro^e  Siermebrung 
audaufd^Iie^en  fud^ten  (f.  ^bfler,  3ur  ffritif  unb 
Oueflenfuiü)e  ber  erften  StegierungSial^re  ff  arlS  V., 
aOBien  1878,  H,  60  [aud&  in  ben  S)enff d^rif ten  ber 
SBiener  «tob.  ber  aBilfenfdJ.,  ^il-bift.  ffloffe, 
XXVm,  1878,  215  ff.],  unb  ©eripanbi  bei 
^öfler,  ^nalecten  gur  ®ef4.  S)eutfd^Ianb8  u.  3ta« 
lienS,  in  ben  übl^anbL  ber  l^iftor.  ffla^e  ber  fgl. 
ba^er.  «lab.  ber  SBiffeufd^.  IV,  1846,  3. 3lbt^.  B, 
54).  2)ie[e  IBeftimmungen  ber  SBablcapituIa- 
tionen  miro  man  einerfeitd  auS  mirflid^  fird^- 
tid^em  Sifer,  anberfeitS  auS  bem  Streben,  ben 
^a})ji  mel^r  }u  beeinfluffen,  erflören  muffen.  — 
!ßad^bem  «le^anber  VI.  unb  Seo  X.  |e  42,  Sie» 
meng  vn.  88  Sarbinöle  ernannt  l^atten,  bie  3abl 
ber  Sarbinöle  enblid^  bis  auf  76  geftiegen,  bann 
oon  ©ijtuS  V.  auf  70  feftgefc^t  morben  mar.  Der- 
fd^tt)inbcn  in  ber  grofecn  Qaifl  unb  bei  ber  Sl^ei- 
lung  ber  «emter  bie  @arbtnalne))0ten  me^r  unb 
mcl^r.  ©erobe  bie  Serfud^e  bc§  ßarbinoIcoDc» 
giumS  aber,  ben  ^apft  gu  bel^errfd^en  unb  alle 
anberen  Sinffüffe  ^u  bred^en,  mußten  bie  ^äp\U 
mieber  gum  StepotiSmud  fül^ren.  2)ie  92e))oten 
beS  einen  ^opfteS  bereiteten  bann  bem  IRad^foIger 
©d^micrigfeiten  unb  Serlegenl^eiten,  mürben  be^« 
l^alb  verfolgt  unb  erfe^t  buxä)  bie  IRepoten  beS 
neuen  ^pfteS ;  „f o  marb  gugleid^  ba§  «nbenfen 
be§  tjorigen  ^ßapfteS  entel^rt,  ber  «uctorität  beS 
$a))fttbum§  eine  SBunbe  gefd^lagen"  (S)öninger 
528 ;  ügl.  587  f.).  5Rad^bem  bie  ffiid^tigfeit  3toIien§ 
unb  SRomS  für  ba§  ^apfttl^um  unb  feine  gfreibeit, 
unb  bie  93ebeutung  beS  ^pfit^umS  für  9lom  unb 
3talien  feit  ber  aüignonefifd^en  3«it  ber  9EBelt  beut» 
lid^  gemorben  mar,  nad^bem  bie  Stoltener  f elbfi  feit 
bem  ©d^eitem  beS  StbmerjugeS  9htpred^t§  t)on  ber 
$fals  Italien  beanfprud^ten,  mürbe  ba§  ^apft« 
tbum  in  alle  politifd^en  ^anbel  3talien§  unb  bamit 
Suropa'dj^ineingejogen;  benn  auf  unb  um  Italiens 
Soben  ftritten  mit  ben  3talienem  in  2JlaiIanb,  S8e« 
nebig,  fSflorenj,  5ReapeI  bie  ©d^meijer,  gronjo^, 
©panier  unb  SDeutfd^e  unb  —  bie  Surfen.  S)ie 
köpfte  maren  gmifd^en  aQe  bie  gleid^möd^tigen  unb 
obnmöd^tigen^errf^aften  in  Italien  gepellt,  toaxtn 


119                                                <Re;)DtiStnu8.  120 

|iibtni  au^  &el|«i3^emn  oon  Dleoptl.  ®d  wutbtn  unb  Italiens  unb  btt  gtmeEnfamtn  ^BetSinpfiing 
f e  bon  ftOift  in  bicfe  jf ämfift  Dcnuiildt  ober  buic^  bn  Surfen  [üt  i^e  SOettoanbttn  in  unb  auBet  btm 
bie  ülcpottn,  tneli^e  fte  au<i^  in  ben  entfetnten  X^ti-  ffiidjenflaate  gioge  Süi^ttnt^ümet  gu  grönben  unb 
Im bteffiid^nflaiilesju  mächtigen  ^enenmactien,  mäi!(tltgt  ^ntilientKtbinbungen  onjuAiü^en;  bic 
ober  bie  fii^  felb[t  au(((f)iDingen  toDÜten,  in  bie«  „ViliflotSiMen"  würben  geroö^nli^.  3)ie  ^äbjtt 
fetten  ^ineineeritifo-  ©elbft  it)re  58emü^ungen,  gaben  itirenSBern)anbtenwi(^ti9e,einträßIi(löeä8n. 
ben  Srieben  ju  magren,  bie  ©effiftanbiafeit  unb  trauenSpoften  unb  btreicfierlen  fte  mit  btm  ©efte 
Siniflfeit  ^talimä  ju  begrünben,  erregten  nur  neue  beS  Äird^enitaoteS,  jo  bog  ha%  ißolf  hm  neuen 
ffdutlife.  %\xi^  bie  me!)t  felbftänbige  iSteKung  btr  päpftli^en  ;,t!tamilien"  ben  Slbgabenbrnef  fd^ulb 
$äprtein9lDmIeitbertRiiAe^ra)]adin9V.(1420)  gab,  aüerbingg  {e^i  mit  Unred)!,  gumol  einS^nid 
mQrbfürfteüSetantaffung,fi^nie^rumbieASm))|e  gornt^t  beftanb  (SJöQinger  541 ;  SRanle  I,  265; 
in  Stalten  )u  befiimmem.  ^nbli^  galt  eS,  bie  Dgl.UI.Of.;  !)iaftDrU,420.56I;  JReuntontlÜC 
trielen  äerjiteuten  SeMele  beS  ffir^enfiaateS,  wo  1,  279  jf.).  —  Karline  V.  (1417—1431)  nwr- 
Diele  ©efc^Iet^ter  tn  alten,  }eittDeilig  Derliel^cnen  tele  eine  jc^mere  Slufgabe.  3n  !Hom  ^atte  er  [d- 
SJicariaten  ftiii  fettfiänbig  gemalt  Ratten,  tpo  bie  Aulagen  ^QeS  neu  gu  fc|a|fen,  fiiidien  unb  $alAfIe, 
pa;i[lltd(ie  ^errf^aft  me^i  nomtneQ  alS  factifc^  toar  engetsburg  unb  ^atican  neu  aufgubaum  ober  ju 
(»glSReuntontni,  1, 38 — 56), toieber gu erobern,  reftauriren,  bie  Armut  gu  Itnbem,  b<i8  Släubtr- 
unb  bie  ©tobt,  too  nodEi  immer  bie  Orftnt  unb  bie  unmejen  gu  befettigen,  bie  etngelnen  unabhängig 
ßoionna  ftt^  belämiiftcn  (»gl.  Uachiayelli,  H  genorbenen  ober  oon  ben  S^oftenufutfiirttn,  Don 
Principeo,ll),n)ono^i«mereine!Berft5niBrung  bct  Äönigin  So^amia  Bon  Sieopel  in  Sefi^  ge- 
bie  anbtre  bröngte,  unb  Wo  oft  genug  nod^  bai  nommenen  unb  bon  ^raccto  ber^terten  unb  ocot' 
Seben  beS  ^opflefi  bebrofit  mar,  gu  fic^em.  SDie  pirten  Steile  beä  fliri^enftaaleS  tnieber  gu  ge> 
nun  tinerftite  baS  Stepotennefen  allen  btefen  poli>  ninnen.  S)a§  reii^e  Srbgut  ber  golonna  Utrmt^irte 
tifi^en  Umftänben  feine  gntfte^ung  berbanFte.  fo  ber  Ißopft  not^  bur$  Diele  @ütei  ber  Air^  um 
nxiren  eS  onbererfeits  gerobe  niebei  bie  Üiepoten,  3iom  ^erum,  aui$  gegen  ben  EBiberfpnii^  ber  (£<ir- 
nel(^e  ben  ®ang  ber  püpftlicben  ^olitil  be^rrfdi-  binäle.  ISiit  Aönigtn  ^o^anna  belehnte  auf  feine 
ten,  biefelbe  itnmtr  me^r  ttieltlii^  umgeftalleten  SSeranlaffung  feinen  Sniber  Sotengo  mit  Stba 
unb  fo  t^re  Stellung  befeftigten.  911S  !Bunbe§'  unb  Celano  unb  er^ob  t^n  guni  ffömmeret,  tote 
genoffe  erfcE)ien  aber  ber  $apft  aui)  be|^alb  allen  ben  anbem  Siuber  @ü)rbanD  gum  ^vciß^  Don 
^rteien  bege^TenSmert!),  neil  er  bic  nacCigebore'  ^malfi  unb  Surften  Don  @alenu>.  3)er  $apfl 
nra  Sürfienf&Sne  unb  bie  leitenbcn  ^Jiinifter  mit  felbft  «erlief  i^nen  Diele  Orte  unb  5Jefien,  wie 
firi^lt^tn  51emlem  unb  Sfßürben  cerforgen  fonnte.  5Jtarino,  9Irbea,  Diettuno,  ^fturn,  bann  ^iono 
3n  biefei  ^infitbt  bemiiblen  pc^  bie  Staaten  oft  unb  ©oriono  unb  onbere,  unb  befreite  biefe  wie 
genug,  unb  fetfift  bie  SflJüblccpitulatiDnen  tiefeen  bie  grbgüter  meift  bon  ber  Sülg-  unb  ber  ^b* 
Jtlaum  für  bie  Sr^ebung  ber  jjürftenföline  gu  ge-  ftetlcnfteuer.  Seine  iJiit^tePat^arinüi^eiratet«  ben 
borenen  Sorbinälen  ber  ^eiligen  ffir^e.  „Sa  bie  @rafen  Don  Uibino  auS  bem  uiSt^tigen  (Sefii^lei^tt 
Satbtnäle  ni^t  gut  ftnb,  wie  Wollen  fie  einen  guten  ültontefeltro.  Seiner  S^wefler  $aula,  bte  ben 
Sßapft  wühlen?"  pHcgle  fi'üiiig  Serbitiaiib  I.  gu  feetm  bon  SßiDmbino  heiratete,  gob  er  gfroficütL 
jagen  (SRonte  1, 214).  Sei  tiefet  guiQmmetife|im9  5Ba  er  nun  ouc^  feinen  SBiübemben  SBeMI  übet 
beS  b^ÜQ^n  SoKeginniS  uiib  bei  ber  politifc^eit  bie  pöpRlit^en  Gruppen  unb  bie  ni^tigften  Orte 
aSid^tigltit  beS  ^pfll^umS  ifl  e§  Ifnr,  bag  mä)  in  ber  Mift  ber  ©labt  Dtxlkl)  unb  feinen  Steffen 
fiufcere  unb  innere  Sntrigueu  gar  oft  bei  bcv  ^apft-  ^rofper,  nie  biefer  er^  17  ^a^re  aü  wot,  gum 
ma^l  fpieltcn.  3m  Sondabf  traten  je^l  bie  „^pojjft'  (Sarbinol  ernannte,  fo  fann  an  feinem  StepoÜSnuiS 
matfier"  auf,  unb  gm'  ißapftwttbl  tinpfa^len  Sa-  (ein  Sroetfel  fein  (5|Japencorbt  470;  ®regorobiu3 
milieunbäufeeteSingcnie^r.aläSittenflrengeunb  VII,  10—13.  22.  24;  SRcumont  m,  1,  65  ff.; 
lird^li^et ®eift.  Shircingeln würben nocfiTOönc^e,  ^oftorl,  186 ff.),  aber Ditffeiil)t nie i^ ber  3tepo» 
feit  Siituä  IV.  erft  reiebet  Spnul  IV.,  ^ßiuS  V.,  liimuS  auS  ber  Sage  ber  Umftänbe  leichter  j«  ent- 
Sijtufl  V.,  SBenebict  Xni.,  gum  ^pfte  gewählt  f(^ulbigcii,  baSJtartinV.  überall  nur  ©cgncrfonb 
ober  gu^obenEuriülömlem berufen.  9lberim3)er-  unbfiiJ6flberaIlfid£|emmu6te(@regorDDiu8VII,ll; 
Iaufeeinee3o5r5unbeiia{U55— 1560)fte6tman  Spaftor  I,  187).  5Ben  flampf  gegen  bte  erioimo 
je  jWei  SBorgia  (ßaltEt  ni,  unb  Älejonbet  VI.).  inber5QlgegeitIonnteernic5tbDrIierfeI)en;biefetIp(n 
5ßtccofomini(^iu8II.u.IIL),IRoDere(SistuBrV.  geigten  fti^  anfangt  ja  aui^  nai^giebig  unb  liefer' 
unb3uliuSII.)ünbnBebici(EeDX.,e(emenSVII.,  len  bte  feften$Iä|e  bem  neuen  5ßappeeugen IV. 
bflju  not^  Sßiua  IV.)  ben  popflliii&en  Stubl  be-  fogleii^  au«,  earbinal  Sprafper  mar  übrigens  beS 
fleigenjum9(uSbru(feber3eitri(^tunguiihber3u-  ^urpurS  ebenfo  wüvbig  wie  bie  bielen  anbeten 
fommenfehung  be8  Zeitigen  Kollegiums  unb  be§  in  tugenb^affen  unb  gebilbeten  ÜJlSnner,  ntlätt3R(a- 
i^m  ■^enf^ben  ffiei^eä.  —  3n  biefen  aSer^äll-  tin  V.  in  bai  SarbinalScoHegium  berief  (Ortgoto- 
niffen  ift  bet  WepotiSmuS  im  groBen  Stile  unb  biuSVU,22ff.;3ieumontin,l. 254).  Söon «mafi- 
feine 3>auet  bis  gum  Sonate  oon  Orient  fiegriinbet.  loS"  (©regorobiuS  VIT,  H)  unb  „ungemeffen"  (2eo 
25ic  Sßopfte  fuii&ten  t^eilS  im  3ntereffe  i^reS  ^aufeS,  IV,  576)  jufpre^enbeülJIartinSlRepotiemuS,  ift  ju 
tbeilS  jum Swette  bet  €inigung  beS ffir^enftoateS  ^axi  mä)  ber  ©arfteDung  Ceo'S  felbft  (IV,  570ff.), 


121 


!Re))ott§tnu§. 


122 


unb  ebenfo  übertrieben  tft  bie  100  Sa^te  fpöter  er» 
ioieiie  fliage,  bo^  mit  SRortin  V.  über  bem  ®e- 
raa  on  Stetd^tl^m  unb  9Rad^t  bie  Sugenb  Verloren 
ging  (®tegoroinuS  Vn,  24),  ba  fte  unter  feinen 
!2a(^geni  toenigftend  mieber  ben  ))ä))ftlid^en 
8ls^I  befüeg  unb  9iom  il^m  „M  ®IM  feiner 
3e!t^  Detbontte.  —  SDBie  bie  einen  ÜRortin  V., 
jo  fe^  Snbere  (^encorbt-^öfler  487)  So» 
lijtin.  (1455—1458)  ober  gar  erfl  ©ijtuS  IV. 
(1471—1489)  (Söninger  520  f.;  aOBattenBod^, 
9t\ä^  be«  r5m.  ^opfttl^umg^  IBerlin  1876,  290; 
Stenmimtin,  1, 261)  für  ben  IBegrünber  beS  9lepO" 
titanfi  an.  ,,9Benn  Sali^t  geai^nt  l^ötte,  bol  feine 
bünbe  92epotenHe6e  feinen  unbef  ^oltenen  gfamilien« 
Wimen  in  ber  @efd^id^te  ber  ffird^e  ^um  @QmboI 
afler  ScrtDorfenl^ett  mad^  f  oute,  f  o  roüxht  er  too^l 
bie  6ö(ne  feiner  k)ier  Sd^ioeftem  in  bie  tiefften 
Sediere  Spaniens  t>erbannt  l^ben"  (®regorot)iud 
Vn,  148).  Stobrigo  ©orgia  erl^ielt,  erft  25  Saläre 
alt,  boS  opoflolif^e  ^ßotariat  unb  mel^rere  Sene« 
ficien  in  ber  S)i5cefe  fßoXtada,  bonn  1456  baS 
Sadrtnalat  unb  baS  SSicefonsIeromt ;  ein  5tt)eiter 
Jt^  Suis  3uan  be  Wla,  touxht  IBifd^of  tion 
Segrobe,  ©tattl^lter  üon  IBoIogna  unb  sugleid^ 
mit  9bbrigo,  unter  Raffung  oBer  Seneftcien  unb 
einfiinfte,  Sarbinal,  ein  bntter,  $ietro,  ^röfect 
DOS  9bm,  ^Ibl^auptmonn  ber  Äird^e  unb  ^erjog 
DOS  6poIeto,  Sicar  in  IBeneüent  unb  Xerro« 
dsa.  „Unter  bem  ßinfluffe  ber  IBorgta  erlitt  9lom 
eine  f)^fd^  SnDafion'' ;  benn  bie  catalanifd^e 
lUnnft  felbfi  gab  fd^on  ein  Snred^t  auf  Set)or« 
jngmig  gegenüber  Snberen.  S)er  ^pft  k)erlie^  ftd^ 
ofl^ntnel  ouf  feine  9lepoten,  meldte  bie  Stobt  mit 
Sreneln  aller  9rt  erfüllten,  Don  benen  er  nid^tS 
imt|te  ober  glaubte.  ^Her  äßiberfprud^  Saprani» 
ax'i  unb  SeffarionS  toat  Dergeblid^.  2)em  SRobrigo 
ic^rieb  er  SBiffenf d^f t ,  Älugl^eit  unb  erprobte 
ingenbbaftigfeit  gu,  unb  aUerbingS  rül^mt  oud^ 
(änicciarbini  bef|en  Älugl^eit,  UebenebungSfunft 
unb  @ef  (^ftSgen^onbtl^eit,  loie  $iu§  11.  fein  emfteS 
mib  bef^tibened  SBefen.  Slle  biefe  SSorjüge  aber 
bebeuten  nid^tS  gegen  bie  ftttlid^e  Serniorfenl^eit 
5iefe§  ^Rannt^.  fealigt  EQ.  fonnte  bei  feiner  fui^en 
Regierung  nidl^t  me^r  bie  gange  Safterl^aftigfeit 
3(sSmQp'^  ]^ert)orbre(^en  feigen  unb  bie  Unfähig» 
feit  S^a'S  erfennen.  Slber  unter  feinem  9lo(|» 
folger  traten  bie  Alagen  über  feine  ^linbl^eit  unb 
S<^d^  unb  fein  Unred^t  in  ber  Segünftigung 
ber  Sorgia  offen  l^erDor.  Sr  felbft  mu|te  fd^on 
nagen,  hai  feine  Sd^mefter  äfobeüa  il^re  ^d^ter 
cnS  bem  Seutel  be§  1^1.  $etru§  reid^  gu  ma(|en 
flrebe  (ögL  (BregorooiuS  VII,  148  ff. ;  SReumont 
m,  h  128 f.;  ^aftor  I,  630-653 ;  9lctenftüdfe 
bttfelbp  9ttr.  67).  §ier  ift  ber  Sufong  be§  öer- 
berblii^fien  DtepotiSmuS  gu  fud^en,  unb  be§  $ap- 
ftA  92effe  Kobrigo  Sorgia  begeid^net  al§  ^ap\i 
Kesonber  VL  ben  ööl^epunft  beSfelben.  —  ®er 
»rid)e,  ben  «püiS  IL  (1458—1464)  mit  gerbi- 
unb  Don  yUapü  fd^Io|,  biente,  mie  gur  Serul^i* 
^mg  beS  ffird^flaateS  unb  gur  Untem)erfung  be3 
3acob  ^iccinino  burd^  Qferbinanb,  fo 


gur  Srl^ebung  ber  ^Reffen  beS  ^opfteS.  SIntonio 
^iccolomini  l^eiratete  gerbinaubS  Sod^ter  ÜJtaria 
unb  roath  C^ergog  oon  @ef[a  unb  ^malfi  unb 
©rogrid^ter  be§  ]^5nigreid^eS.  2)er  $apft  ttt" 
fd^affte  il^m  bie  ©raffd^aft  Selano,  erl^ob  il^n  }um 
©eneralcapitön  ber  Jtird^e  unb  )um  ^efel^föl^aber 
ber  SngelSburg  unb  gab  il^m  aud^  Sinigaglia 
unb  SWonbaöio.  ©eine  SReffen  9lnbrea  unb  ®ia» 
como  erl^ob  er  gu  §enen  t)on  Saftiglione.  Sber 
ber  $apft  fonnte  aud^  Sntonio'd  t)or}ügIid^e  Sr* 
gebenl^rit  gegen  bie  jfird^e  in  fd^mierigen  fällen 
(CivüiA  catt.  ser.  Vn  [1868],  H,  660)  rül^- 
men.  IReben  gfrangpccolomini  erl^ob  ^iu§  U.  aud^ 
einen  93ermanbten  Don  mütterlid^er  Seite,  9ticcoIo 
gforteguerri,  ber  il^mbalbmid^tigemilitärifd^eunb 
biplomatifd^e  S)ienfte  (Sleumont  ÜI,  1, 258;  ^a* 
ftor  n,  205)  leiftete,  gum  Sarbinal.  Slber  „e§  mar 
für  il^n  (ba  bie  granjofen  il^m  miberftanben  unb 
bie  3<^^1  ber  Sarbinale  um  il^n  nur  15  betrug) 
eine  Slotl^menbigfeit,  ftd^  (im  SarbinaföcoIIegium) 
eine  ergebene  SJtel^rl^eit  ju  ftd^em;  aud^  bie  t)er- 
rufene  ©rl^ebung  t)on  9lepoten  mirb  man  unter 
biefem  ©efid^tSpunfte  betrad^ten  muffen".  S)enn 
,,$iu8  n.  I^atte  im  l^eiligen  Senat  entfd^iebene 
©egner  unb  menige  gfreunbe  Don  Serlafe"  (93oigt, 
gnea  Sitoio  HI  [1863],  528;  ^ftor  H,  204). 
SBie  unter  (Sali^t  11.  bie  Gxitalanen,  fo  mürben 
t)on  $iuS  n.  aud^  feine  SanbSIeute,  bie  Sie« 
nefen,  befonberS  begünftigt.  So^^ofe  Sienefen 
mürbe  mit  Remtern  auSgeftattet.  „Siena,  fo  fonnte 
man  fagen,  blül^te  in  Ütom,  mol^in  ed  auSgeman* 
bert  fd^ien"  (©regoroöiuS  VII,  188).  3n  ber 
Umgebung  be§  $apfteS  ftnbet  man  „faft  nur 
Sanefen  unb  unter  biefen  foft  nur  ^iccolomlni" 
(SSoigt  554).  S)ie  befonberen  Vertrauten  be§  ^ap- 
fte§  maren  ber  Sieneje  3öcob  ^mmanati,  ben  er 
aud^  5um  &irbinal  erf)ob,  unb  ©regorto  fiolli, 
ber  Sol^n  einer  Xante  be§  $apfte§.  3lber  bagegen 
forgte  ber  ^apft  aud^,  bag  man  in  Siena,  mo  man 
ben  9lbel  für  unfäl^ig  jur  Sefleibung  beS  l^öd^ften 
9Jlagi[trat§  erflärt  unb  nur  gu  ©unften  ber  ^ic= 
colomini  eine  Sluönal^me  gemad^t  l^atte,  biefen  Se* 
fd^lufe  miberrief(SReumontin,  1,136).  S)ie9lömer 
marf en  felbft  bem  ^apfte  feine  SSorliebe  für  bie  Sie« 
nefen  öor  (©regoroöiuö  VII,  181).  ^ber  bie  9luf- 
ftönbe  ^iccinino'S,  aRaIatcfta'8,  be§  ©raf  en  göerf  o 
tjon  ^InguiDara  unb  be§  3:iburtio  unb  Saleriano 
tjon  SKaffa  liefen  bie  Körner  felbft  nur  gu  fel^r  al§ 
unjuöerlöffig  erfd^einen.  ®e§  ^apfteS  bauembe 
ftrönflid^feit  (er  beftieg  mit  58  Sorten  ben  l^ei» 
ligcn  Stul^I,  ^atte  fid^  aber  fd^on  mit  43  Salären 
einen  ©rei§  genannt),  bie  Sage  in  SRom  unb  im 
ffird^enftaate,  bie  eifrige  Sorge  gegen  bie  Surfen 
lie|  ^iu§  n.  feine  Sertrauten  bort  fud^en,  mo  er 
fie  in  ber  Sugenb  fd^on  gefunben  l^atte,  unb  er 
bereid^erte  feine  5Repoten  menigftenS  nid^t  auf 
Äoften  be§  ffird^enftaateS  (©rcgoroöiuS  VII,  188). 
Sterbenb  empfal^I  ber  ^opft  ben  ©arbinälen  ben 
ftird^enftaat  unb  feine  SSermanbten  unb  feine 
®iener,  „menn  fie  fid^  mürbig  geigen"  (^aftor  n, 
257;  ögl.  Saumgartner  in  Stimmen  au§2Raria* 


123 


9lepotiSmuS. 


124 


Soad^  XXXVUI  [1890],  587).  —  ^aul  n. 
(^ictro  Sarbo,  1464—1471),  htt  crfte  ^ft, 
tDüfyx  mol^Itl^ötige  Steformen  an  htt  Surie  felbft 
begonn,  jiDong  ober  berebete  bie  Sarbinöle,  bie 
2Ski]^Ica))ituIatu)n  )u  iDiberrufen,  unb  er^ob  in 
btn  beiben  erften  Promotionen  brei  IReffen,  SRar« 
cuS  Sarbo,  Sifd^of  t)on  Serona  unb  ^atriard^ 
üon  «quileja,  3oi  35a|)t.  ßeno,  Sifd^of  üon 
Siicenga,  unb  3ol^anne8  ÜRtd^el,  Sif^of  oon 
^obuQ,  alle  brei  SRönner  üon  unbefd^oltenem 
Sl^arofter,  ^u  Sorbinölen.  Iteiner  t)on  i^nen  er- 
longte  einen  übertoiegenben  6influ|  auf  bie  Sei« 
hing  ber  ©efd^äfte.  3lvx  ber  in  jeber  SSe^iel^ung 
l^od^gerül^mte  3R.  iBorbo  geno^  mit  IBeffarion  ein 
be{onbere§  SSertrauen  (^oftor  11, 341. 347 ;  SReu- 
mont  m,  1, 155).  „$quI  IL  juiang  qu(|  feine 
^einbe  menigftenS  5u  bem  Sobe,  ba^  er  nid^t  Sie* 
poitn  nod^  Sfinftlinge  emporbrod^te"  (Sregoro- 
Diu«  Vn,  212).  —  „auf  bie  innere  ©eftaltung 
ber  pQpftlid^en  Xerritorien  l^otte  na^  einem  epl^e- 
meren  SSerfud^e  Sali|f  in.  ber  9ie))otiSmu§  bis- 
l^er  feinen  bleibenben  Sinf!u|  geübt"  (9teumont 
III,  1, 163).  S)ie  brei  einonber  folgenben  ^öpfte 
©i£tu8  IV.  (1471  —  1484),  »nnocen}  Vm. 
(1484—1492),  aiesanber  VI.  (1492—1503) 
aber  fud^ten  in  ben  ©ebieten  be§  ihrd^enftaateS 
felbft  ^ürftentl^ümer  für  i^re  Sf^milien  gu  grün* 
ben.  Sie  gelten  allgemein  in  ber  ©efd^id^te  beS 
!Re))otidmuS  atö  bie  fd^limmften  (Stanfe  I,  30  ff.; 
äBefjenberg,  Sie  großen  ftirc^enoerfammlungen 
beS  15.  u.  16.  Sal^r^unbertS  H,  ffonftanj  1840, 
540;  ®regorot)iu3  VU,  229  ff.;  SBattenbad^  290; 
©öflinger  520  ff. ;  ^apencorbt  488—492. 51 7  ff. ; 
SReumont  III,  1, 163. 261 ;  Jungmann  VI,  429. 
436  sqq. ;  $oftor  U,  424  ff.  548  ff.). 

Ser  92e))oti§muS  im  ®ro|en,  politifd^  toxt  fird^« 
lid^,  begann  mit  ©ijtuS  IV.  „©er  SRepotiS- 
mu8,  nie  )ut)or  f o  rüdffid^tslod  betrieben ,  n)urbe 
baS  ^rinci})  aDer  ^onblungen  SistuS'  IV."  (®re- 
goroDiud  VU,  229).  2)er  ^ranciScanermönd^ 
an^  armer  gfamilie  f^afit  fd^on  als  Sarbinal  feine 
iBerUHmbten  begünfhgt.  Sr  ernannte  34  Sar* 
binöle,  barunter  22  2itaUener,  bod^  mar  ,,bei  ben 
meijien  biefer  Ernennungen  ber  ftreng  tird^Iid^e 
©efld^tSpunft  nid^t  ber  mafegebenbe"  (^ftor  11, 
548  ff.).  93on  23  Sarbinölen,  bie  im  Sonclatie 
Don  1492  S^obrigo  Sorgia  möl^Iten,  maren  14 
Don  ©ijtuS  V.  ernannt.  ®ie  Wüdffid^t  auf  bie 
$oIitif,  auf  ftfinig  SRene,  auf  fforl  ben  Äü^nen, 
ben  ^erjog  t)on  9RaiIanb,  ber  fo  t)iel  Sinflu^ 
auf  feine  Sßal^I  ausgeübt,  erflärt  bie  Ernennung 
t)ieler  ttnmürbigen.  %m  9.  Suguft  mar  ber  $apft 
gemöl^It  morben;  Dom  31.  October  finben  fid^  fd^on 
9nttieifungen  Don  3250  ®oIbbucaten  für  brei  fei» 
ner  Steffen ;  im  tjrül^ling  1472  gießen  jwei  feiner 
Sd^meftem  nad^  9lom,  mo  ber  ^apft  il^nen  eine 
paffenbe  SBBol^nung  l^atte  l^errid^ten  laffen.  IBei  ber 
erften  CarbinalSpromotion  (S)ecember  1471)  er» 
nannte  ©ijtuS  jmei  !Reffen,  Sulian  SoDere  unb 
$ietro  SRiario,  ju  Sarbinölen ;  nad^  bem  frül^cn 
Sobe  SRtario'S  (5.  Sanuar  1474)  erl^ob  er  beffen 


17iä§rigen  Sleffen  Safael  ©anfoni  (1477)  unb 
feinen  Sleffen  ©irolamo  SSoffo,  bem  er  feinen  eige» 
nen  gfamüiennamen  bella  StoDere  gab,  ju  Satbi- 
n&Ien.  Sn  bie  Stelle  Srifbforo'S  beua  Slotxre 
(aus  einer  anbem  gfamilie  biefeS  StamenS ;  gefl. 
1.  gfebruar  1478)  trat  f(^on  am  10.  gebruar  1478 
beffen  99ruber  SominicuS  in  baS  SarbinalScoIIe« 
gium ;  er  mibmete  DorjugSmeife  geifUid^en  2Ner« 
effen  fein  fieben.  Sntfd^ieben  ber  bebeutenb^, 
emftefte  unb  murbigfte  ber  Slepoten  mar  Julian 
(nad^malSSuIiusn.),  vir  singularis  modestiae 
et  religionis.  (Sr  mürbe  fofort  )um  IBifd^fe 
Don  EarpentraS,  barauf  5ttm  ßnbifd^ofe  Don 
^Dignon,  bann  Don  Bologna  erl^oben  unb  ber« 
einigte  nod^  bie  IBiStl^ümer  Don  Saufanne,  Cou« 
tanceS,  SiiDierS,  Wtnht,  enblid^  aud^  OfUa  unb 
SieHetri  unb  bie  Abteien  ©roffaferrata  unb  9b)- 
nantula  mit  allen  i^ren  ßinfünften  in  feiner  ^vb, 
Sie  92e))oten  mürben  (Samerlengo  unb  ®ro^5ni- 
tentiar.  SUario  erhielt  eine  «btei  mit  1000  3)tt- 
caten  (Sinfünfte,  mürbe  99ifd^of  Don  XreDifo,  $a«- 
triard^  Don  Sonftantinopel,  (Irjbifd^of  Don  @e- 
Dilla  unb  gfloren^  unb  l^atte  ein  ßinfommen  Don 
60000  ©olbgulben,  Don  bem  er  einen  Derfd^men* 
berif d^en  ©ebraud^  mad^te  unb  baS  i^m  bei  n>eitem 
nid^t  genügte,  ©irolamo  93affo,  „ein  unt(ä>el» 
l^after  g$rälat,  ber  bie  ®unft  feines  Ol^eimS  ebenfo 
menig  mie  bie  feines  SSetterS  SuIiuS  IL  nn|« 
brauste"  (»cumont  m,  1, 261),  mar  93ifd^of  Don 
Soreto  unb  9tecanati.  Mt  maren  gemanbte,  gei^ 
reid^e  ÜRönner  mit  l^ol^en  fünftlerifd^en  Sefhx- 
bungen,  nid^t  alle  flttenrein,  aber  aud^,  bis  auf 
Sliario,  nic^t  gerabe  fittenloS,  nur  )u  allem  9nbem 
e^er  als  jum  geiftlid^en  @tanbe  unb  biefer  l^ol^ 
SteQung  berufen.  Serüd^tigt  ifl  baS  gfeft,  meld^eS 
Sliario  ju  ß^ren  ber  Snmefenbeit  Don  gferrante'S 
Xod^ter  Eleonore  in  SRom  gab  (3Rax  1473) ;  eS 
ld|t  ftd^  bei  einem  OfranciScanermbnd^'Sarbinal 
aud^  mit  ber  @itte  ber  3eit  tro^  beS  SSerfud^  ber 
CiviltÄ  cattol.  ser.  VU  (1868),  m,  693  sgg. 
in  feiner  SBeif e  biefe  üppige  93erf d^menbung  recht- 
fertigen. 9hir  DergoIbeteS  ^auSgerotl^  mürbe  ge- 
brandet; baS  Silbergefd^irr  mar  fo  sal^lreid^,  ba| 
man  nid^t  geglaubt  l^ätte,  ber  ®d^|  ber  ^rd^ 
reid^e  baju  l^in.  „3u  irgenb  etmaS",  fagt  3n- 
feffura,  „mu|  bod^  ber  @^a^  ber  Aird^e  bienen.'' 
Stiario  fd^müdte  feine  ©eliebte  Xirefia  mit  dd^ten 
perlen  bis  auf  bie  ©d^ul^e  unb  trug  ftatt  beS 
^ranciScanerl^abitS  felbft  im  ^aufe  golbftro^nbe 
©emönber  (@regoroDiuS  VII,  233^.;  Sleunumt 
m,  1, 165  f. ;  ^oftor  n,  429  ff.).  9lad&  bem  lobe 
beS  92epoten  Seonarbo  (geft.  1475)  mürbe  Julians 
Sruber  Sol^anneS  @tabtpräfect  in  9lom.  Seo- 
narbo mar  Dermöl^lt  morben  mit  einer  natürlid^en 
2:odetcr  Qferrante'S  Don  5ReapeI.  S)er  ^ft  Der- 
jid^tete  gegen  bie  Serpflid^tung  beS  j{5nig8  ^um 
Xürfenfnege  auf  ben  gefammten  Sel^enSjinS  unb 
auf  @ora ;  biefeS  erl^ielt  ber  Stepot  als  Selben  Don 
9Jeapel,  nad^malS  ober  blieb  eS  bei  Jleapel.  3o- 
^anneS  erl^ielt  @inigaglta  unb  SRonbaDio  unb 
mürbe  mit  ber  Erbtod^ter  Don  Urbino  Dermöl^lt ; 


125 


9le))oti8mu§. 


126 


^a8  ^cr)i>gt^iun  ertte  fein  @o^n,  unb  ed  blieb 
ten  6ef4Ie4te  bis  ju  feinem  auSfterben.  9iiario^§ 
Snber  Atcolomo  erl^iett  gforli  unb  3molQ,  l^ei* 
lakli  (Boleoiso  Sfoqo'S  Zoster  unb  mürbe  ®e« 
aeralcointfin  bor  fttr^e.  SHe  ^iolitit  beS  ^fieS 
kikk  DöSig  nad^  Selieben  petto  unb  nad^  ii^m 
9uüUano  Stiorio  (^fiot  U,  435. 476).  3a  mon 
m  nun  Scr}i4t  be9  piffieS  lu  ®unflen  petro'd 
für  mi^ul^  (^ftor  11, 438).  2)er  un^DoÜe,  ben 
$app  00»)  umffaidenbe  SinfiuB  (SiroIomo^S  ftür)te 
i^  in  iwlitif^le  SermidHunaen  unb  brodele  feinen 
%nnen  in  Scrbinbung  mit  Der  93erfd^tt)5rung  ber 
^L  S>ie  eiftDä^.  in  ber  ber  $a))ß  bie  92e- 
poten  ei^b,  i^nen  90ed  nod^al^.  fie  ben  pöpft« 
li^en  (Hnfbtl  unb  Steic^tl^m  mi|brmtd^  lie^, 
m  ber  er  nod^  bem  @d^eitem  ber  lBerfd^tti5rung 
ber  $oui  nid^t  ertrugen  fonnte«  bal  il^nen  gef d^al^, 
SMl  fie  ticrbient  ^tten,  l^t  fein  Anbeuten  felbfi 
aif «  e^limmfie  befkdtt  unb  (die  feine  IBerbienfte 
Deitanliett.  Sermirrung  in  SRom,  gefieigerte  S^^^ 
RQd^  in  Statten,  SH^ad^tung  bed  ^nterbicted  unb 
Somieft  in  Sfbren}  unb  SBenebig,  befidnbige 
Dro^mg  mit  einem  Soncil  ober  @^i§ma,  Ser» 
Ktflütme  befi  SarbinalScoUegiumS  unb  @d^- 
tcm  ber  geplanten  9tef orm  —  bad  toatiti  bie  %oU 
9«  ber  $oIitü  €ictud'  IV.  ober  otelmel^r  feiner 
^cpoten.  9Ran  ^t  ben  !ße|)otii»muS  btefeS  $a))- 
^  oli  il  piü  seusabile  di  tutti  (CiTÜtli  catt. 
Hr.  Yn  [1868],  II,  654),  feine  3ltpoitn,  oud^ 
Sirolomo  mib  Stiorio  (ib.  1, 666-688 ;  m,  408 
aiio423.  690— 708X  alS  mürbige  9Rönner  bar- 
siPeOcn  Mtfnd^t.  9lber  ,,bie  Opporttion"  ber  Sarbi- 
nökmorbaib^od^,  ber$op{ifd^onim@ommer 
1472  ,^OT  ber  Situation"  (ogl.  «Paftor  H,  427, 
«ran.  4),  SRan  ^t  ouf  bie  Unauoerläfpöfeit  feiner 
£uiü>e§genoffen  unb  bie  ®ef al^Itc^Ieit  feiner  !Ra(^> 
bam  in  Sloren)  ^ingeloiefen,  um  feinen  92et)oti§« 
!aB§  )n  erHaren  (tJfran^,  Si^tuS  lY.  unb  bie  Ste» 
pnUif  S^orena,  9tegen§burg  1880,  156  ff.),  ^ber 
bo^  bie  2)inge  nur  fd^Iimmer  mürben  burd^  bie 
52epoten,  ^atte  er  leidet  erfennen  lönnen  (ogl.  bie 
^^rafterip  beS  $ietro  bei  $afior  n,  428  ff., 
M  ®croIamo  Stiario  ebb.  551.  561).  SSielme^r 
anrb  man  urtl^eilen  muffen,  ba^  ber  ^ßQ))ft,  ber  oI§ 
3Renfd(),  al§  9Rönd^,  (geleierter  unb  ihinftfreunb 
onb  olS  £eiter  ber  ftird^e  an  fid^  trepd^  mar, 
Y'eine  fafi  burd^meg  unmürbigen  92e))0ten  au§  3^- 
seigung,  au8  aHju  großem  SSertrauen  (t)g(.  Softer 
IL  477.  561),  aus  ©auf  gegen  ^aul  Siorio, 
ben  Soter,  er^ob,  mie  auS  tteberfd^ö^ung  il^rer 
^dfrigfeitrn  unb  il^er  ®efd^ft§!enntni|,  mit  SSer- 
fnnmng  beö  ffiert^eS  beg  ®elbe§  unb  ber  ajlittel, 
xit  melc^  eS  jufammengebtad^t  mürbe,  au§ 
Bdfioäd^  unb  üieDeid^t  aud^  auS  bem  ©efül^Ie  ber 
Unfi^er^it  gegenüber  oorl^nbenen  unb  angenom* 
aenen  @<^miengfeiten  (ogl.  ^aftor  11,  414. 425. 
^1  ff.).  ^3)er  9lej)ott5mu§  mar  bie  gro^e,  fd^impf» 
li*e  »mibe  be«  ^ontificateS  SistuS'  IV."  (ögl. 
tBoftor  n,  555,  anm.  2).  —  93ei  feinen  beiben 
5lo*foIgeni  3nnocen§  Vin.  (1484—1492)  unb 
Ik^onber  VI  (1492—1503)  erf(^einen  gor  ftott 


ber  3ltpoivx  unb  neben  il^nen  bie  Jhnber  ber  $a))fte, 
bei  ännocens  auS  ber  3^it  t)or  ber  ^rieftermeiJ^e, 
bei  SIesanber  VI.  aud^  au8  fpöterer  Qtxi  l^er* 
ftammenb.  S)er  Sinf[u|  ber  SKooere  erhielt  fid^ 
aber  unter  ännoceu}.  Seinen  unel^elic^en ,  l^b« 
gierigen  unb  unmärbigen  Sol^n  gfranceSd^etto  liebte 
er  am  meiften,  il^m  gab  er  Snguillara  unb  Seroetri, 
erlangte  fflr  il^n  bie  ^anb  oon  Soren}o  9Jlebici'S 
Xod^ter  IRagbalena  unb  er^ob  beren  laum  1 5  Saläre 
alten  IBruberäol^annediumSarbinal.  SDod^  mürbe 
äol^anneS  (nad^mafö  Seo  X.),  ber  „5mar  nid^t  bie 
Itung  unb  SebenSmeife  eines  Jhrd^enfürften  ^tte, 
d^  aber  t)or  mand^en  öltem  burd^  2Bürbe  unb 
nftanb  auSaeid^nete",  erft  breiSol^refpöter  (1492) 
prociamirt.  @r  mürbe  aud^  fiegat  für  baS  ^tri« 
monium  unb  ZuScien.  ^en  .unel^elid^en  Sol^n 
feines  SruberS  erl^ob  ber  ^apft  )um  Sorbinal  unb 
Srgbif^of  t)on  99enet)ent.  Seine  Snfelin  99apti« 
ftina  f oQte  ben  ßnfel  t^fenante^S  t)on  ^leapet,  fiub« 
mig  oon  Sragonien,  lieiraten.  S)ie  ^oä)itxi  fanb, 
mie  bie  Sf^nceSd^etto'S,  im  93atican  ftatt.  2)er 
9{epotiSmuS  beS  f d^mad^en  ^apfleS,  ber  ftd^  überaU 
oon  fßtnäü^ttn  umgeben  fa^,  unter  bem  bie  Un* 
fld^rl^eit  uiü>  bie  3ögenoftg!eit  in  ber  Stobt  auf  S 
^öd^^e  flieg,  ben  Sfetrante  befd^ulbigte,  fein  ein- 
}iger  S^^ti  fei  bie  Srl^ebung  feines  Sol^neS,  ber 
bie  gfreunbfd^aft  Sorenjo  9Rebicf  S  unb  ber  Orfini 
unb  enblid^  aud^  t^^nante^S  fuc^te,  erfd^eint  nod^ 
mafeoott  unb  entf^ulbbar  (2eo  IV,  610  ff.  ;"®re- 
goroüiuS  VH,  272  ff.;  Scumont  m,  1,  191  ff. 
264  ff.;  Jnngmann  VI,  439).  2)ie  S^bo  be- 
gnügten fid^  mit  ©lüdfSgütem  unb  einträglid^en 
SBud^ergefd^öften,  ol^ne  fid^  in  bie  politifd^en  Sn- 
gelegen^iten  einjumifd^en  (©regoroöiuS  VII,  283. 
298.  312).  ^lejonber  VI.  aber  (f.  b.  ^rt.)  be« 
mieS,  mie  oiel  ein  ^apft  mit  ®elb  unb  mit  feinen 
ffröften  auSrid^ten  fann.  SBenn  aud^  bie  einfei* 
tige  Seid^nung  biefeS  ^apfteS  als  eines  ttngel^euerS 
in  fittlid^er  IBeiiel^ung  mel^r  unb  mel^r  reoibirt  unb 
öeripcirt  mirb,  fo  ftel)t  über  feinen  IRepotiSmuS 
boS  Urt^eil  feft  (ogl.  ffa^fcr,  ®cr  üieloerleumbete 
gJopft  ^lejonber  VI,  MegenSburg  1878,  3.  16). 
„Seine  bämonifd^e  Siebe  ju  feinen  iHnbem  mürbe 
für  il^n  unb  für  gong  Italien  tierl^ängnilooll.  Sie 
crft  jog  il^n  ju  SSerbred^en  (?)  fort,  oon  bcncn  er  ol^ne 
icne  mal^rfc^einlid^  frei  geblieben  märe"  (®regoro« 
oiuS  Vn,  311).  SRon  fudftte  unb  fanb  bei  feiner 
SQSal^l  einen  $a^ft  mit  meltlid^en  ^ntereff en  unb  ben 
gigenfd^aften  eines  meltlid^en  ^errfd^erS  (SReumoiit 
EU,  1, 201).  tJünf  Sorgia,  borunter  feinen  Sol^n 
Köfor  (^baS  Sl^euerfte,  moS  mir  auf  biefer  6rbe 
^ben"  [Meumont  in,  1, 228]),  unb  einen  anbem 
SJermanbten  mod^te  er  ju  ßarbinölen.  9lm  11.  ^u» 
guft  1492  gemäl^lt,  ernannte  er  bei  ber  erften  ßarbi- 
nalSaeotion  (1.  September  1492)  feinen  ^epoten 
Sol^onneS  Sorgia,  ber  fpäter  aud^  ben  Dberbefel^I 
über  bie  pöpftlid^en  Gruppen  gegen  bie  granjofen 
erl&ielt.  "^aä^  3o^anneS'  2obe  (1500)  mürbe  fein 
©ruber  5ßetruS  fiubmig,  ©rofeprior  ber  Sol^an- 
niter,  ®orbinaI«6rjbif^of  oon  Salence,  mit  il^m 
ber  5Repot  tjronj,  grjbifc^of  Oon  Sofenja  (fpotcr 


127  9Itt">t 

bd  bei  Otifofttion  6*9"^  äuIiuSlL,  ge{L  1511), 
eoibnul.  einm^mi9}e)iolinittHm91anien3o' 
fyixmtS  UMTb  1496SaibinaI,  ßijtiii^of  Don3Ron< 
Etale,  Olmü^  unb  ^^mt  (f.  üba  t^nKtumotit  m, 
1, 267).  2)fc  ft^tt  iß  ^onj  bc  SoriS,  earbntal 
Don  iSItuS.  3ßc^  als  30  Sotgia  tDoren  in  gdjt' 
[i^  unb  HKltlit^  Sttllen  (©ngoiotriue  VII, 
812).  £a3ci^c9iSß|üm,  unb  ilnai  ftin  cigmtf, 
9}alenct,  btigab  bn  ^ßofi^  fcintm  ©o^nc  (Säiat  unb 
tr^ob  ri  }uglti$  |um!IRetto;)OlUan{iti;  mit  17  ^cäf 
RH  nuibc  @j[ar,  it|t  auf  einmal  atS  Dleffe  au§' 
geßrttn,  ßatbinal  (1493)  mü  35000  aWatm 
ßinfünften.  9uf  jtttun  SUtßm  Boiftt  ^ttniS 
üubnig  folgte  btfftit  ^rubti  3o^atnieS  alfl  ^eipg 
oon  ©aiibia ;  et  nutbe  aaü)  ^etjos  »oa  Seffa, 
loflrb  ober  1497  ermorbet  3uft^  SSoigia  ^■ 
ratete  1494  Sont^ia,  bie  Xoi^ter  aUfonS'IL  bon 
5leapel ;  bte  »tnut  erhielt  boS  Sörpent^um  ©qnil- 
lace  a(e  ÜIHtflift,  ©ottfrttb  Sribortco  olfl  gürflen- 
t^um.  5)e8  ^pe8  So^tn:  Siicrttia,  juerp  »er' 
lobt  mit  einem  fponlfdEitn  Sbelmonn,  tmtibc  1493 
mit  3o^Qimei  Sforza  Dan  $tfato  Dennä^lt,  bann 
Don  i^m  gefi^ieben  unb  mit  SlfonS  Don  ^iSceglia, 
einem  So^ne  StfonS'  II.  uon  Qleapel,  bann  na^ 
beffen  Srmorbung  1499  mit  9IHonS  Don  gerrara 
»ermiblt,  2)er  ^p  flob  i&t  100000  ©ucaten 
Snitgi^  unb  ediel  Seirara  auf  brei  (Senerationen 
ben  St^^tnS.  Sie  burfte  ben  $a;)P  au^  Der* 
Inten  in  feiner  9IbtDtfenf)eiL  SJer  ^niber  i!|ie3 
ßematili,  flitt^ol^  bon  Sfte,  „^it,  gcmaltiam, 
ra(f)füi^tig'',  teuibe  ßorbinal  unb  erfiielt  bie  33i3* 
tpnter  Wailanb,  Sapua,  i^enora,  S^obena,  ^gram 
mit  meuteren  reiben  Sibirien  (SHeumont  III,  1, 
269).  giSjar  SBorgia  legtf  bie  (Sarbinalänmrbe 
nitber  unb  trot  in  ben  tneltlitfien  Stanb.  5Ro^ ; 
bem  ber  93unb  Neapels  mit  bem  $at)ße  gej^en 
iJianfrtict),  btt  SfDtja  unb  Solonna  bie  flinber 
befl  5ßa()pcS  erb&bl  unb  beteif^ett  '^otte,  bot  ber 
SSunb  beä  SpoppeS  mit  giantceic^  nccB  metir  ®f 
legen^eit  baju.  ail  gäJDr  bie  ^anb  ber  Soiiiter 
t$riebn(^§  uon  ^tapü,  €^arIolte,  mit  bem  gür* 
ftenttium  3!arent  nit^t  fristen  tonnte,  gab  i^m 
Subnig  XU.  Don  0ianhei^  SSaltnce  alS  £)ei^og< 
t^m  unb  Dermittette  feine  £ieirat  mit  gparlotte 
b'Mlbret,  ber  Sc^nitPer  btB  ffdnigS  Bon  gJnBarro. 
ISbarlottenS  99niber^manien  b'^tlbiet  unb  ©eorge 
b'Stmboift,  ber  SDüniper  EubmigS  XII.,  mürben 
giarbinält.  3e|t  mürbe  bie  fStaifi  ber  melllit^en 
§enen  im  Airc^enPaate  ftebtoi^en  unb  oUe  fürft* 
lic^enfoerrfctiafien,  üuSetÜDlontefeltro,  jcrpört,  SDJit 
frang5pf <^er  §ilfe  eroberte  Säfar  als  ©eneraltopi- 
tftn  Der  ffirii^e  Simini,  *PefarD,  ^orli  unb  Smola, 
giiemia,  Sefena  unb  $iombino,  bann  audfi  llrbtno 
unb  Samerino.  ©ein  mieber^olter  SJerfurfi,  au^ 
SuScien  ffi  erobern,  ft^eiterte  Mo^  an  bem  SSiber- 
fprud^e  granlreic^S.  ©ie  Kolonna  rourben  gtagli^ 
unlerbriiiJt;  ben  (Jarbinal  Orfni  ^lett  bet  ^japft  in 
giQft,  tro|bem  berfelbe  25  000  3)ucaten  für  feine 
^retlüffung  bot  unb  bie  Earhinäle  pt^  für  i^n  Der» 
roenbcten.  Sine  toieber^otte  SarbinalSpromolion, 
bie  Diele  @iinftlinge  unb  fpanifd^e  fianbSIeute  in 


ImuS.  128 

baS  l^eilige  ßoHegium  (la^,  bot  bem  ^Sat)ße 
bie  mtSglid^feit,  bte  eroberten  <9elitrtt  an  SSfor  jh 
übertragen.  Eüfoi  imirbc  mit  Sttpimmung  tin 
Sarbinale  ^tnoQ  ber  Slomapa  (DgL  Hadiia- 
vellio.  3.  13).  Sür2utietiii^itDii^tunge€iHiiie 
bilbete  ber  ^a^  au8  Sermoiuta,  91^  €))iddo, 
u>eIc^@ebieteSuattiabtö^feI(ßinnege^6t^aUt, 
unb  aüi  ben  eingqogenen  @eHeten  ber  Solratu, 
Sobelli  unb  @aetant  jmei  ^ergogt^ümit,  @eiino> 
neta  unb  9!e))i  (1.  Ott,  1501).  3>ie  Seie^ttgnne 
ju  bem  3}DTQe^  gegm  bie  iBorotte,  bte  fi^  unter 
bem  Xitel  (Ȋ^Iic^er  ESicore,  ben  einmal  einei  i^m 
£3oTfaf|Tm  erlangt  l^e,  al3  ^etren  bctiae^teten, 
nirb  im  ^gemeinen  nii^t  ju  ulngnen  fein ;  ober 
ber  $a))p  moQte  bo<(  nur  ein  Cibgut  für  feine  ^> 
milie  grünben,  nenn  ou^  fpäterbte  ßrfolge  Cilfaät 
bem  Sßa^fte  SuIiuS  H.  gu  gute  (amen.  0iunb  jiun 
SRi^trauen  gegen  bie  Satbrnüh,  befonbetfi  @fo^ 
ßolonna,  Stöbere,  batte  et  au^i,  babitfe  feine  w» 
f e|ung  ge;>lant  ^ben  f oQen ;  tbenfo  gegen  SRAntiet 
feiner  Umgebung,  toie  ben  ©ecretär  bet  Särrten, 
ben  Srjbifi^of  Don  Sofeuja,  ber  gefa^(^tc  pSf^ 
üäjt  Snllen  miSgob ;  aber  ofieS  baS  bim  ni^t  tn 
Entfernteren  ^inreid^tn,  bie  ÜRa^pgfett  feind 
31e))otiSmu8,  bie  Erhebung  fo  bieln  Unmüniigec, 
unb  bie  9nittel,  mit  benen  et  pe  betrieb,  gu  r^ 
fertigen. 

ajon  ben  33  Äorbinölen  StuKuS'  U.  traten  25, 
baruntet  19  3talienet,  am  4.  aJiätj  1513  in  bafl 
Sondaoe;  am  11.  SDÜt}  toor  3obanneS  SReblci 
als&eoX.  gtma^It  (1513—1521).  S)iebeiben 
f  ap  unmittelbar  einanber  folgenben  $Appe  ouS  ben 
§aufe  ÜJtebiri,  Ceo  X.  unb  6tem<n9  VH.  (1523 
bis  1534),  muiben  f<!^n  ali  bie  D»l^ren  ^eim 
Don  Igoren),  bann  ober  an^  bun^  ilirtn  g^ 
rafter  unb  bie  Xrobittonen  i^rer  gtoilie  lei^t  in 
bie  Aänqife  gmif^  ben  beiben  ©w^mS^ten 
grranCrctc^  unb  bein&auS&abSburg^ineingqogeH, 
beren  febe  im  galle  be9  SugeS  bie  SdbpSnbigMt 
ätaliene  unb  bie  greibeit  beS  briligen  Stupid  in 
gleidEier  SBeife  gu  bebro^en  festen.  @ie  liebten  t^ 
^etmat,  aber  meljr  als  biefe  fi$  (elbp  unb  i^re 
§ttmtlie  (JReumont,  ®ie  3ugenb  ßaterina'a  be* 
ajtebici,  2.  aup.,  Serlin  1856,  11. 179).  Selbe 
galten  als  bop)Mlgilngig  unb  \<i)ma<S)  (Steumont 
Som  m,  2, 123  ff.  266  ff.;  ©erfelbe,  gatetiua  be" 
ajtebici  166 ff.  176. 179):  beibe  traten  btefi  anS 
3ßoIiti((SHanteI,55ff.).  ©le ernannten einefflltttBe 
Don  garbinälen,  2eo  X.  42,  Kiemen«  VII.  88. 
glorenj  unb  biegamtlieSncbideifi^einentnJebee 
SIQeife  maßlos  bcDoijugf.  baneben  bte  Dtttnmtat 
Snliänger  beS  ^aufes.  „Slnbere  mürben  auf  bcB 
3Dunf(^  großer  OürPen  ernannt;  miebet  9nbin 
für  ®elb'  CO,  fügt  ©uiccinrbini  Don  8eo  X.  (aofii 
iebo^  Dgl.  9{eumont  JU,  2, 274).  iBmber,  S^idc- 
ßetn,  Dleffen,  ^Settern,  IngebSrige  unb  Snl^biget 
□eS^oufeS,  aüe^offenb,  aue  bege^renb,  oSeunge-* 
bulbig  bie  §Qnb  ouSpretfenb  na^  rotben  Ci^fR, 
Sifc^ofSpten,  Kbleien,  SBenepcien,  wettliÄienäBih« 
ben,  @elb  unb  @nabeii,  umringten  ben  $apfL 
^unberi  SanbBleute  erhoben  lugleiifi  flnfpräc^  mit 


129 


9}e))otiSmu8. 


130 


^vmn9  auf  i^re  aSerbiettfle  um  fein  §a\i^  unb 
DB  4b  felbfl  (DgL  «noflo,  Satire  7).  £ie  $oUH! 
goi  {14  btnb  in  ber  Smennuttg  beS  ffur^Stj« 
fai^  Slbre^t  t)on  SRaitt},  bed  ftanalerS  Don 
figlonb,  SBolffQ,  beS  eqbifd^ofS  Don  IBourged, 
M  O^m«  b^  i^an)Ier8  bu  ^at  Don  gfran!» 
m4,  bcS  Sohnes  SmmanuelS  Don  Portugal  )u 
Corbinaieii.  Sieben  8  Sldmem  {leiten  6  ^oxttf 
tiacr  unb  4  atibere  auS  XuSden.  «^aum  |e  tft  ein 
fo!f^  fd^  in  bcn  Anfängen  feiner  ^Regierung  in 
jol^eoi  iRa%t  Don  Sngel^örigen  unb  Sonb^Ieuten 
nningt  gnoef  en  urte  2eo  X."  (Steumont  m,  2, 61). 
6o  cnümtfelte  fic^  mit  einem  @d^Iage  ein  meit* 
wypetflUft  9lepoteittoefen,  tt)el(l^e8  bie  mebiceifd^n 
Jvteieffen,  bomt  aud^  Die  fbrentinif d^en  über]^u))t 
Bit  ben  pfipfUid^  ganj  )u  Derfd^melsen  fd^ien. 
.IH  uwc  am  pfipfUid^  ^ofe  eine  malere  Sflut  Don 
Sftormttnetn.  3n  aQen  Semtem^  in  oSen  ®f 
!4&ften,  BomcnUid^  infinanjienen,  begegnete  man 
%«n-  (»eumont  m,2, 71f.;  Dgl.56.58.270ff.). 
.Sic  VtMd  beburften  aber  au($  in  gflorenj  felbfl 
ba^ßd)i{le,nm{id^]^Itengu!5nnen/  fagtSuicdar* 
Mii,  nb  SRad^iabeli  enoartet  Don  Seo  X.  baS 
9M  bc9  ^aufeS.  Seinem  Smber  Julian  unb 
kixem  Steffen  Sorenjo  gab  Seo  baS  ^otriciat  (®ep- 
tember  1513).  Snßan  umrbe  au^  ^eneralcopitdn 
bcrftinl^,  unb  unter  i^m  ßanb  Sorenjo.  99ei  ber 
ciPen  Cocbinalficreation  (1518)  erl^ob  Seo  feinen 
Setter  Snßnd/  ben  @obn  be9  in  ber  Serf  d^tt)örung 
ber  9^i  gefallenen  Julian,  ben  Sol^anniterprior 
Ml  Catma,  nad^alS  SlemenS  VII,  unb  ben 
6i4k  bdl  gpnmceSd^tto  S^bo  unb  ber  Stogbolena 
9tcbtd  in  (Earbinälen.  SuHnd/  ein  emjter,  ge- 
i<yift8fmibiger  Wann,  geno^  bad  l^bd^fte  SSer» 
tzosen  bed  $a))fied  unb  umrbe  ber  Seiter  beS  $a))- 
8eS  lote  Sonnys  in  gloren} ;  neben  il^m,  tt)enig> 
ßeni  in  ben  erfien  3a|ren,  toat  iBeml^arb  2)0Di3i 
(Stbbieno),  ber  Sertraute  be§  ^opfleS  auS  feinen 
Sngenbjo^ren,  Sarbinal  feit  1518,  ber  Siatl^geber 
be«  fktifte«.  3uliu8  erl^telt  beS  ^pfled  eigene 
Sioomie,  baH  Srjbidtl^um  f^floren)  unb  bie  Se* 
gotion  oon  Sologna.  gfranceSd^etto  erl^ielt  bie 
&atf^terfd^ft  Don  Spoleto,  fein  ©ol^n  3nno- 
ccB)  im  (Sktnjen  12  Sidtpmer  unb  ßrjbidtl^ümer. 
3i4(an»S  €alDiati,  bed  ^apjleS  9teffe,  grgbifd^of 
«m  ^atata,  unb  SubU)ig  be  9lubeiS,  fein  SSetter, 
pmt  ^emileS  Stangono  Don  ÜRobena,  ber  ftd^  bem 
^af^  ^ebem  in  feiner  ®efongenfd^ft  fo  mol^l» 
gneigt  enoiefen  l^tte,  umrben  ^rotonotore,  alle 
Im  mü  92ica)Io  Stibolfi,  einem  Steffen  beiS  $a)){)e8 
iMi{etiKr€<^mefterSonteffina,  bei  ber  großen  Sar« 
baalfilifomotion  1517  aud^  Sarbinöle.  €alDiati 
nt  Sü>oIfi  finb  bie  bebeutenbflen  unter  allen  Sar* 
Wtfien  ans  ber  Senoanbtfd^ft  beS  $a))fteS  (9teu> 
m,  2,  271  ff.).  ®en  mel^r  entfernten  55cr- 
ans  ber  gfamilie  Xomabuoni,  Sulian  unb 
gob  er  bad  Sidtl^um  @alu}}0,  bie  @ena- 
nnb  bie  @tatt^terf(^ft  ber  Siomogna. 
^jhicd,  ein  treuer  Snbdnger  ber  SRebici, 
Cobinal  1518  unb  erl^ielt  bie  ^önitentiarie 
Siit^nmet  Aber  SiStl^flmer.   2)er  SBunfd^, 

IX.  2.  mafL 


feinen  93ruber  Julian  auf  ben  Sl^ron  Don  9leat>et 

in  erbeben,  ben  granfreid^  Dermarf,  trieb  i^n  auf 
lie  ©cite  SKo jimilianS,  bie  9lieberlage  Don  SWari» 
Snano  mieber  auf  bie  Seite  ^ranfreid^d  unb  sum 
loncorbat.  Julian,  ber  ©emal^I  ^^iüberta'8  Don 
€aDOQen,  ber  Xante  bed  jf  5nig8  grau)  I.,  erl^ielt 
baS  ^er^ogtbum  9{emour8.  2)er  ffrieg  gegen  Ur- 
bino,  meld^eS  er  mit  mel^r  Stecht  al8  Unred^t  (Steu« 
mont  Katerina,  12  [ju  fd^arf] ;  ©erfelbe,  Slom 
m,  2,  90  ff.;  SRanfe  I,  54)  gfranj  aRoria  betta 
SRoDere  abjprad^,  foftete  bem  $apfte  ben  SReft 
ber  tJfinansen  unb  bem  ^aufe  ÜRebid  an  Aojlen, 
bem  topfte  an  Vertrauen  feiner  Untertl^anen  unb 
an  moraltfd^er  9)]ad^t  mel^r,  ald  ber  unftcbere  ®e« 
minn  totitf^  mar.  9Rit  bem  2obe  Soren^o^S  1519 
mürbe  Urbino  mit  bem  jfird^enflaate  Dereinigt, 
ajlit  Soren}o  l^atte  ber  ^apft  gro|e  S)inge  Dor* 
gel^abt.  Sr  Dermäl^lte  i^n  mit  SRagbalena  be  la 
Xour,  Xod^ter  llatl^arina^S  Don  Sourbon.  SRit 
biefer  ^milieuDerbinbung  mollte  ber  $a)){l  fid^ 

Std^em  gegen  bie  SRad^t  ber  f)abgburger,  mie  gegen 
>ie  Unjufriebenbeit  in  feinen  Sanben  unb  bie  93er« 
fd^mörung  ber  Sarbindle.  3ugleid^  foQte  i^m  bie 
gro^e  Sarbinatet>romotion  Don  1517,  in  ber  er 
peben  Sibmer  au§  ben  Derfd^iebenfien  gfamilien 
ernannte,  bie  Slbmer  mieber  geminnen.  3n  Spa» 
nien  glaubte  man  gar,  ber  ^at>fi  moHe  Soren^o 
ben  SBeg  ^ur  jtaiferfrone  bal^nen  d^Wtx,  ff arlS  I. 
äßal^I,  im  @i|ung§ber.  ber  ))]^il.-^ift.  fflaffe  ber 
933iener  9l!ob.  b.  aOBiff.  LXXIV,  933ien  1873,  96). 
S)er  Xob  Soremo'd  unb  bed  für  granfreid^  tbdtigen 
SarbinalS  IBibbiena,  bie  9Ra^Iofig!eit  beS  AönigS 
pfran},  DieHeid^t  aud^  bie  iBef orgni^  um  bie  S)inge 
in  2)eutfd^Ianb  trieben  ben  ^opft  ^um  ^{nfc^luffe 
on  ffarl  V.  3la^  bem  Sertrage  foHtc  SKailanb 
nid^t,  mie  man  in  SRom  er^öblte,  an  ben  &irbina( 
SKebici,  fonbern  on  gfronj  ©forja,  $arma  unb 
^iocenja  an  bie  ffird^e  (für  ben  Siarbinal  ÜRebid?) 
faflen;  Sorcnjo'S  ©o^n  Slejanbcr  foHtc  ein  Selben 
in  9JeapeI,  ber  ^opft  Unterftü^ung  gegen  gerrara 
erl^alten.  S)er  lob  beö  $apfte§  (1.  ®ecember 
1521)  Dereitelte  3lfleS.  ®er  5Repoti8mu8  fico'öX. 
ift,  meil  mikx  ^urüdCreid^enb,  n\i)i  auS  bem  Kampfe 
gegen  Urbino  unb  O^errara  ober  gegen  bie  ©emalt* 
Ferren  in  ttmbrien  unb  ben  SRarfen  unb  aud  ber 
93erf  d^mörung  ber  Sarbinöle  ^u  erllören,  2)inge,  bie 
für  bie  fpätere  S^U  benfelben  otterbingS  entf(|ul« 
bigen,  fonbern  auS  ben  gamilienintereffen  beS 
g$apfieS  unb  ifl  mitbeflimmenb  für  feine  $oUHt 
gemorben.  ,,^IIe9  begann  ftd^  ^um  ©d^limmem  gu 
menben."  ©ein  ^ontificot  ^aik  bie  großen  Hoff- 
nungen, bie  man  auf  il^n  gefegt  l^atte,  getoufd^t, 
nid^t  burd^  ben  9{epoti§mu§  allein,  aber  nid^t  gum 
menigften  burd^  ben  9JepotiSmuS  (f.  f)öfler,  9lna- 
lecten  52 ;  ebenfo  urt^eilt  ©uicciorbini  (f.Seumont 
m,  2,  267).  —  S)ie  ©efd&id&te  6Iemen§'  VH. 
ift  bie  feines  UnglüdCeS.  ©eine  fd^manfenbe  $oIi> 
tif,  feine  tJurd^t  Dor  einem  (Joncil  loffen  ftcb  er- 
flären,  entfd^ulbigen,  nid^t  redfttfertigen.  SDie  Er- 
nennung ber  beiben  üanfitt  ffarlS  unb  ^ranj'  I.^ 
@attinara  unb  bu  $rat,  fo  Dieler  anberer  ben* 

6 


131 


ÜtepotigmuS. 


182 


Siai\tx  unb  fjfranfreid^  nal^efiel^enber  $erf  önlid^feiten 
uttb  fo  tneler  SSenetianer  ernören  fld^  auS  $oUti!. 
SRand^mal  finb  eS  SSertoanbte  bon  nod^  lebenben 
ober  !Qum  gefbrbenen  Sarbinälen,  toie  bie  beiben 
SJenetianer  !Dtontio  ©rimoni  unb  Sf^ott)  Sor« 
ttoro,  bu  ^xai,  Senebict  Slccolti.  ©einen  Söer- 
manbten  ^i))))ol9t  ben  @ol^n  beS  ^et}093  Don 
ÜtemouxS,  ernannte  er  )um  Sarbinol,  dbroof^l 
biefer  !aum  18  Saläre  alt  roax,  mif^x  jum  ^ege 
als  }u  ettoaS  Slnberem  iangltt  unb  fid^  ftetS  un- 
bel^agltd^  im  geiftlid^en  @tanbe  fül^tte  (Steu- 
mont  Som  m,  2, 234. 275 ;  ®erfette,  (Saterina 
149).  &t))))ol9t  tt)urbe  reid^  afö  @i^bif$of  Don 
Sbignon  unb  Snl^aber  Dieler  $frunben  tmb  Som* 
menben  unb  ber  Segation  Don  Perugia.  IBon  Der- 
trauten  Snl^ftngem  ber  SRebid  in  gloren^  unb 
ZuScien  tt)urben  9(ntonio  $ucci  Stf^of  Don  $t- 
ftoia  unb  92ad^fo{ger  feine§  Ol^eimS  Sorenjo  im 
©arbinalat,  ;,in  bebrängtejier  S^t"  Beim  Sln- 
marfd^e  beS  Sonnetable  Don  Sourbon  Senebtct 
Sccolti  unb  92icoIo  @abbi  Sarbinöle  (nid^t  ^um 
Selb",  fonbem  auS  SSertrauen  unb  nad^  SSerbienft, 
menn  anä)  SccoIti^S  fiebenSmanbel  unb  Sl^aralter 
nid^t  ber  befie  mar).  SDie  SSermäl^lung  Don  So« 
renjo'8  be'  SWebid  Sol^n  Slejanber  mit  beS  ffai- 
ferS  Zod^ter  SRargaretl^a,  Don  Soren^o'S  Zod^ter 
mit  bem  jmeiten  ©ol^ne  ^xani'  I.,  |)etnrid^,  meldte 
ber  $a))ft  betrieb  unb  ^um  Sbfd^Iuffe  brad^te,  foUte 
tjloreng  ben  SWebid  ^ä)txn,  fein  ^u8  er^öl^en, 
bie  SSerbinbung  mit  ben  möd^tigften  ^errfd^em  ber 
Sl^nftenl^dt  ben  $aDfi  fd^ät|en.  9}e))otigmu§  m 
nad^  allebem  SIemenS  YII.  nid^t  DorAumerf en.  (Sr 
l^atte  bem  fran}öflfd^en  SSermittler  Sarbinal  Don 
®ramont  fd^arf  erhört,  meber  feine  JRid^te  nod^ 
irgenb  dner  ber  ©einigen  folle  eine  ^anbbreit  Don 
Jhrd^engut,  Diel  meniger  nod^  $arma  unb  ^ia« 
cenja,  mie  Derlangt  mürbe,  erl|alten.  —  3Jlit  Un- 
red^t  l^at  man  Ux  $a))ft  $aul  IIL  (1534  bis 
1549)  ben  92et)otigmuS  als  baS  leitenbe  SRotiD 
feiner  gangen  $oIiti!  angefel^en,  meld^em  fid^  bie 
StudCfid^t  auf  bie  ftird^enfpaltung  l^ätte  unterorbnen 
mflffen  unb  baS  il^n  Don  bem  Sufammenmirfen  mit 
ffarl  V.  immer  mieber  in  bie  Slrme  Qf^anfrrid^S 
getrieben  l^ätte,  fo  bag  er  gum  ©Ifidte  beS  ^ro« 
teflantiSmuS  gemorben  fei  (S^^Pff^^  bd  &ergog  XI, 
822).  2)ie  Unterbrildfung  beS  $rotejtantiSmuS, 
für  bie  er  berdt  mar,  bem  Ratfer  auS  aUen  Jhöften, 
mit  aUen  @d^ä^,  fogar  mit  bem  93er!auf  feiner 
ftrone  ju  l^elfen  (3lan!e  1, 165) ;  bie  JRcform  ber 
ftird^e,  für  meldte  er  bie  SarbinalScommiffion  Don 
1536  dnfe^te,  bie  aud^  auffteUte,  bem  $at)f)e  ge» 
gieme  eS  nid^t,  M  Ausübung  ber  gdftlid^en  Waä^t 
fefhen  dgenen  3bx^m  unb  ©elbgeminn  }u  fud^en, 
für  bie  er  nad^brüdOic^  eintrat  mit  ber  ^Berufung 
beS^SondlS  juerft  nad^  SJlantua,  bann  nad^  Snent 
(Dgl.  ba}u  9taumer,  ^ift.  Zafd^enbud^,  7.  3al^rg., 
1836,  480  ff.)  unb  mit  ber  »eftättgung  beS  3e. 
juitcnorbenS  unb  ber  Sleubelebung  ber  3uquifttion; 
jein  ßifer  für  bie  ©inigung  jmifd^en  bem  Äaifer 
unb  tjfranfrdd^  (9lrenbt  in  SftaumerS  §ift.  Safd^en- 
bud&,  10.  3a]&rg.,  1839,  468  ff.  520)  unb  für 


bie  Sefömpfung  ber  dürfen  geigen,  bag  ber 
©d^merpunft  feiner  SBirffamfeit  unb  Sebeutu^ 
in  ber  ^uffaffung  Don  feiner  fird^Iid^en  ©teOimg 
unb  3(uf gäbe  Hegt  (Sleumont  lU,  2,  489 ;  DgpL 
3lan!e  1, 158 ;  SBeffenberg  m,  136  ff. ;  SReumont 
477).  ©erni^  tabelte  man  feine  gro^e  Stdoung, 
bie  ©einigen  gro^  )u  mad^en ;  bie  Siebe  für  feinen 
©ol^n  ^ier  Suigi  fd  fo  grog  bd  il^m,  mie  bd 
feinem  Sebenben  md^r.  9ber  oud^  bei  ben  Dielen 
SarbinalSemennungen  trug  er  neben  perfönlid^ 
unb  politifd^en  iBer^iöItniffen  Dormiegenb  ben  fird^ 
lid^en  9ied^nung.  „3lxt  Dielleid^t  fyit  dne  fold^ 
©d^aar  auSgegdd^nder  Sarbinöle  ben  l^eiligen 
©tul^I  umgeben''  (Steumont  HI,  2, 491).  ©einen 
©ol^n,  ben  erjuerft  nod^  nid^t  in  Stom  bulbete,  unb 
f  dne  Zod^ter  ^onftanje,  ®  attin  beS  ®raf en  ©f  otja 
Don  ©anta  fjfiora,  befd^enlte  er  mit  Sol^rgelbem, 
ben  ©ol^n  unb  feine  ©emal^Iin  mit  7200  SDucoten, 
moDon  er  nod^  20^au))tleute  gu  befolben  l^atte,  bie 
Zod^ter  mit  1800  2)ucaten.  ©dne  6n!el,  3(Ie£anber 
Sfamefe,  fd^on  unter  SlemenS  VIL  Sifd^of  Don 
$arma,  unb  SScanio  ©forja,  16  äal^re  alt,  erl^ob 
er  bd  ber  erften  Promotion,  nid^t  jmei  SRonote 
nad^  feiner  ftrönung,  gu  Sarbinölen ;  f dn  SnM 
Stainucdo,  ®ro|))nor  ber  SRaltefer  in  Senebig, 
mürbe  in  feinem  16.  Saläre  Sarbinal,  bann  (Et)- 
bifd^of  Don  3ltapt\  unb  Don  StaDenna,  ^triard^ 
Don  Sonftantinopet,  Sifd^of  Don  Bologna  unb 
©rolpönitenUar.  S)en  SSorfteHungen  beS  ffaiferS 
gegenüber  betreffs  il^rer  Sugenb  berief  er  fld^  onf 
baS  Seifpiel  feiner  SSorgonger.  aiejanber,  mit 
14  äal^ren  Sarbinal,  mürbe  Srgbifd^of  Don  9Di" 
gnon,  Don  SWonreale,  Sifd^of  Don  3aön.  ^?lber 
er  befa^  bamals  f d^on  fo  Did  SBerbienft  unb  SBdS« 
l^eit,  ba^  man  il^n  für  bie  f d^mierigften  angelegen- 
l^eiten  gefd^idft  ^ielt."  gr  mar  Segat  in  %xcad» 
xtxä)  bd  ber  3uf «nmenfunft  ff arls  V.  mit  grong  L 
(1539),  Dermittelte  bie  Begegnung  beS  ffaiferS  mit 
bem  $a))fte  in  Suffeto  (1543),  nal^m  ^eU  am 
Steid^Stage  }u  äSßormS  (1545)  unb  bemöl^rte  fid^ 
als  einer  ber  auSgegdd^netften  Sarbinöle.  S)em 
Stainucdo  gab  SuliuS  HL  bie  Segotion  im  Pa- 
trimonium, bie  er  il^m  aUerbingS  nad^malS  ott 
tifeinb  berSfamefemiebernal^m.  ©d^Iimmermixf- 
ten  bie  Seftrebungen  beS  ^opfteS,  feinem  ©ol^ 
unb  beffen  ftinbem  gfürftentpmer  gu  geminnen. 
@!amerino,  burd^  bie  ^eirat  ber  Srbtod^ter  mit  bem 
Srb))rin}en  Don  Urbino  tro^  beS  äBiberfprud^eS 
Siemens'  Vn.  mit  Urbino  Dereinigt,  gog  ^aul  DDL 
nad^  bem  Zobe  beS  ^ergogS  ^rang  ^aria  Don 
Urbino  ein  unb  bdel^nte  bamit  feinett  Snfel  Oc* 
taDto.  2)em  99ruber  beS  neuen  ^ergogS  Derlie^  er 
ben  $urt)ur.  SDer  ßergog  felbft  l^dratete  fpoter  beft 
$at)fteS  (Snlelin  Sittoria,  OctaDio  beS  ffaiferS 
Sod^ter  SRargaretl^a  Don  Oeftendd^,  Don  bem  fein 
SSater  %)Dara  erhielt.  SIS  ber  $a))ft  Snailanb 
nid^t  für  feinen  ©ol^n  erl^alten  fonnte,  mad^te  er 
il^n  gum  ^ergoge  Don  ^rma  unb  ^iacenga,  tro| 
beS  SBiberfianbeS  berSarbinöIe  (1545),  inbem  er 
bagegen  Samerino  unb  Slepi  als  DoUmeril^igen 
Srfai  für  bie  ftird^e  erlannte.  92ad^  $ier  Suigl'S 


91epotiStnuS.  134 

_  1547  bttnü^tt^  ^  bei  faiftTliäe  9It|)otieinu3  }u  fein.  @Ittc^n)otil  goQ  i^n  ftin  öa% 

SbälfoUn  @Dtt)a(|a  Bim  iDtotlonb  ^iocenjirS  gegen  bie  Spanier  unb  [ein  Sit«  jür  bie  %e< 

atV^ttou^  ^rma  ju  gmtnnen.  Sla  nä^ttte  jceiung  StalitnS  Don  bei  Stetnb^ett{c^a{t  tniibti 

htflo^fie^  tDlcbeigianhtiii^  unb  gebac^te  fein  auf  biefe  Salinen.    „Sein  ^epotientuS  bemi^tt 

ogoil  fyia%  tntaufI5aiic^  mit  ^anltei^  ju  Der-  niiit  auf  btt  @el£f^u(!^t  unb  g^militnneigung 

Hita.  ©ein  (gnlel  ^orotio  follt«  ferinrii^«  ü.  friibercr  ^iSpfte:  er  begünftiflle  feine  Ülepokn,  neu 

iii(tter3)taiia  litmüm,  ^ntu  unbtßiaccnja  an  fie  feine  SüttitunQ  gegen  Spanien  unterp|tcn;  ei 

Mtffii<^  fallen,  Octooioblo^&aBierinon^alttn.  belTnci)tele  fit  als  feine  natürlid^n  ©e^ilfen  fat 

Jett,  m  CT  teinnt t)ttl>i)tiSniuS fitite,  gerietl^  ei bti  biefem  ffampfe"  (Sfanfel,  195,  ugl.  188; Steumont 

Srndm^,  ba  ti  ifiijfxtt.  obguf^Itegen,  nie  beim  111,2, 519  ff.)-  iRom  mtib  unter  i^tn  uon  bem  Cent- 

Äatfa  iK  bcu  Scrba^t  bei  ^euiibtlei  unb  Süge,  tianif^tn  @e|anbten  Wocenigo  einem  .ehrbaren 

itit  bot  €tmiQni  felbf)  in  ^nbfti^fL  2)ie  <h-  Stio\Ut"  Derglii^en ;  nur  feine  Ütepotcn  matten 

hntRil,  baft  cnu^  SIt[anbrr  gfamtfe  auf  ©eile  eine  luSna^me,  a^er  qu^  nid)t  alle  unb  nii^t 

OdQBto'SQc^,  bnft^mUSonjagajurSBieber'  bouemb.  ^tn  ^iolnnnefen  entriß  er  ^PaQiaiiD  unb 

ctubtnnifl  ^nna'S  tnMnbet  ^e,  braib  if)m  baS  rooQtc  tS  fie^eniSeuten  ge&en,  bie  eS  treffet  gegen  bie 

{>(q.  »äiirtnb  bie  tmrfe^ontifc^en  ®ifynit\lt\itt  Spanier  unb  galonna  jn  ötrtlieibtgen  ttiffen  fflüt- 

in  bcn  V&iuge  bet  pdpplid)tn  Gruppen  Cor  bei  ben.    €i  gab  eS  baEiei  als  ^erjogt^um  feinem 

&ttaäfi  in  ^StSSfibtxQ  unb  in  bei  ^nnö^eiung  Steffen  3o^ann  unb  ei^ob  i^n  jum  @entiaIcapUän 

bet  ^öflfxi  an  gfnnihei(^  nui  ben  ^a^  beS  $ap'  bei  ffirc^e.  Saua  gab  ei  beffen  @o^n  2)ioniebeS. 

9^  gegn  bot  ilatfet  fefien.  bet  feine  SSiünf^e  3o^annee'  Sruber  ffarl.  ben  ei  früliet,  ba  er  nod^ 

bcticffSbciSi^cbnns  feiner  Snlelnic^ibefriebigtc,  Sarbtnal  mar,  nid(it  um  fi<]^  ^atle  ^oben  tPoUen, 

sab  boi  ^ßopft  im  ftlugenbticEt  ni<i^tS  fe^nli^er  meil  feine  Slrme  bis  an  ben  SUbogen  in  ^M 

■lüitittH  U^im  als  einen  Sieg  ber  beutfc^en  getaucht  feien,  ma^te  et  gum  Sarbinal  unb  Si> 

§<lRttte  (f.  Sepffel  bei  ^eijog  XI,  828;  Dg!,  gaten  Don  Bologna,  feinen  Ulefftn  ^nlon  jum 

Xade  1,167),  fe^  Me  lot^olifditn  barin  nui  bie  SllarquiS  Don  QTtontebeSa.  ^eigt  cS  Don  ßatl,  er 

Cc^tani^  bÄ  ^ht^lee  Dot  einer  Uebetmac^t  beS  ^efidimit&itbinal^ofiuS,  berlaleinif^fprad^, 

tttdUtxt,  btt  bae  @Ieid(igemit^t  pre,  bie  SIuc*  nur  butd)  einen  S)oImetf$er  Deiftänbigen  tonnen 

tonifit  b(S^igen@bibIt3ttnc  btt  Sflbftänbiglcit  (Seripanbi  bei  ^bfler,  atnaleclen  5S),  unb  lebte 

SlaGnS  in  i^itn  legten  Sieben  btbro^  (Sttumont  er  au^  aie  ihiegSmann  lei(f|tf  eitig  unb  befärbette 

m,  2,  476;  3unffen,  (ßef^.  b.  beutfc^en  SDoOtS  gieunbe  unb  Sn^ängei  älinlid^cn  S^Iagefi  mit 

ni,15.9up.,^buigl891,642).  ^cütiltan-  ^ebrüilung  beSEBoifeS  burt^  Steuern,  fo  laffen 

btÜEflatl  ni^  Mitca^mJI|ig  unb  ei^obmagloft  fi(^ibinaud^anbeierfeit83:^Stigfeitunb@ef(^äfte« 

^b^frUtt  an  bie  iNi^tngfitet  Oanffen  a.  a.  O.).  gemonbtbeit  nit^t  obfpte^en;  ti  galt  alS'gefd^idter 

3ai  tUM%m  untetna^  ber  Sßapft  bo(^  ni^te  g^übrei  im  ifampft  gegen  bie  ^olonna  unb  bie 

gegen  bm  Paifet  unb  fc^Iofe  ben  geplanten  Sunb  Spanier,  roiealSgefc^idterUnter^ÖnbleimitÖein- 

gtgent^ni(^lab,mieUDbIbieSettetianergIaubten,  n(^  n.  Don  3^tanfcei%  unb  ber  $apft  äufierte 

er  fei  no^  aQtni,  mal  er  erlitten,  ju  febem  ^ünbni^  fi^,  ber  ^eilige  @tul^I  ^ait  nitmali  einen  beffetn 

auf  jAcStbingung^inbereditigt  (Daniel,  172f.).  t0!ann  gehabt  alS  it)n.  SefonberS  aber  liebte  bei 

$01113  HL  9ia^{olgei,  Julius  III.  (1550  bis  $apft  feinen  @iogneffen  tülfonS,  ber  in  feinem 

1&S5),  leigt  fii^  in  Mtm  raenigei  giDfi  atS  fein  18.  Sabre  (1557)  Sarbinal,  bolb  auä)  Si}* 

Toigbigei,  oucfi  im  DlepotiSmuS.  di  ^atte  ben  bifd^of  oon  9ieape{  mürbe.  Sebr  miiibig  mann 

SiScn,  ab«  nii^t  btt  ®tlegenbeit  unb  bie  ihaft,  beS  $apfieS  ©rofinefftn,  XiomebeB,  ^Sifi^of  Don 

bif  €cintn  jn  gärfltn  ju  trbeben ;  allein  ei  t^at,  Inano,  ben  er  1555  jum  (Scrbinal  et^ob.  unb 

aml  a  tmatit,  fit  gro^  gu  machen.  Seinem  %nä)er  Union,  ber  nod)  Hr  jutig  nac^  Sforn  tarn,  bort 

SoOnriii  gab  n  Samerino  auf  fiebenljtit  unb  er-  erlogen  muibt  uno  bie  ßämmtrermürbe  unb  ein 

iffltgtt  fin  i^  SRontt  San  SoDtno  aI3  St^tn  Sononicat  an  St.  $etei  eibiell.  6r  murbt  fpäter 

tn  Co^mo  Don  ^rntj.  SalbuinS  Sobnt  ^d-  tion  $iue  T.  unb  @iegor  XTTT.  boi^gefi^ä^t. 

toB  Qob  n  Slepi,  einem  anbtm  ^lepottn,  91§canio  Don  jenem  jum  garbinal,  Don  biefem  jum  pöpft- 

btDa  lEorgno,  ben  Obrrbeft^l  in  Slom,  bem  trüber  liifien  99ibIiolt)e[ai  crboben  unb  motzte  fi^  um  bie 

Üanio'l,  SniDb,  SBifc^of  Don  Perugia,  feinem  Srflärung  bei  SCitcrete  be3  @^oncile,  bei  S)tcie- 

9i])|Bitfftii  Slobtit  be'  ^obili  unb  ßieronQmuS  lalen,  ber  Sätei  unb  ber  ^eiligen  Sdirift  Dtibient 

SisDiudli  unb  feinem  aSettertSMftopb  bei  ülionte  in  einei  ganjen  ERei^e  bebeutenbet  SBerfe;  feinen 

ba^htiTiir,  ,anberen9)tniKinbteti!Bi3tbümtiunb  Ilob  beflagte  £B<tioniu3  alS  ein  gtogeä  Unglüd 

(■ßdlantini''  (Sltumonl  m,  2,  504).    So  un*  (f.  Moreri,  Dictionnaire  hiator.  II,  Amster- 

inbtg  ftin  SieblingStjouSgenoffe  ber  i^m  Dei'  daml7I7,50).  ÜJiil  bem  Siege  ber  Spanier  fanf 

Uaun  SaibinalSmüibt  mar,  fo  müibig  mar  tro|  bei  Stern  bei  Stepottn  $aulg  IV.,  unb  als  ber 

SHgenb  Don  14  3ab"n  Mobert  be'^lobUi,  5ßapft  jufäDig  einmal  St^ümmeS  über  hiefelben 

bei  Cngel  bti  Iptnn  toegen  feineS  reinen  eifubr  unb  reeitfr  nacbforfd)te,  ba  tifclgte  eitie 

5kui(IV.  (feiraffo,  1555— 1559)  festen  merttDÜrbige  Ummanblung.    „91ie  ift  bei  ©turj 

fttna  emtjtn  Äid^tung  unb  feinet  Sbätighit  tineS  9tepotengefd)Iec6tEä  jäbet  gettiefen"  (SftEumonl 

u.l^aa  HL  Ktfpnncmnmtffion  unfäiiig  bei  111,2,528).  „Sie^abenbieaStlt,benopoflolif^ 


UoTa 


135 


92e})oti3muS. 


186 


@tu]^I  unb  Stom  }u  ©runbe  gerid^tet".  Ragte 
ber  ^Qpft  unb  l^offte,  (Sott  unb  fein  eigener  Stad^- 
folger  merbe  fie  güii^tigen.  SHe  brei  Sräber  tt)urben 
il^rer  Slemter  entjcjt  unb  berbannt.  SKit  großem  3Stf 
grimm  (fdrore)  ging  berfßopft  toxi  fforl  nannte 
er  ^öretifer  unb  @d^i§matifer  unb  l^äufte  feine 
Sd^möl^uvgen  auf  il^n  (@eri))anbi  a.  a.  O.  54) ; 
felbft  3(nton  Derlor  fein  Canonicat;  nur  9IfonS 
Durfte  in  3tom  bleiben^  aber  nie  über  bie  iBer- 
»anbten  fpred^en  (SRanfe  1, 197).  ^TOerfwürbig 
auf  immer,  ein  ^apji,  ber  \\ä^  mit  innerer  (Bemalt« 
famleit  bon  ber  Steigung  ju  feinen  Stnbermanbten 
loSri^ ...  (£3  mar,  als  märe  iJ^m  nid^tS  gefd^el^en, 
SRitleib  fül^It  er  nid^t  unb  fd^eint  leine  (Erinnerung 
an  bie  Seinigen  übrig  beimaßen  ju  l^aben  .  .  . 
(Semi^  auf  immer  bebeutenb  ift  biefe  Umtoanb- 
tung  . . .  @eit  unbenllid^en  (?)  Sitten  mar  nun 
^aul  rv.  ber  erjie  ^ft,  ber  o|ne  9le})oten  re- 
gierte ...  (Er  fd^ien  faft  Dergef[en  )u  l^aben,  ba^ 
er  ie  eine  anbere  (Stid^tung  als  bie  geiftlid^  flrenge 
reftauratorifd^e)  gel^egt;  baS  Slnbenfen  an  bie  ber- 
Poffenen  3«tt«ti  mar  in  i^m  erlofd^en*  (SRanfe  I, 
196  ff.).  9}ur  iBerbienfi  unb  SBürbigfeU  galten  nod^ 
bei  tl^m.  SDie  Uebertragung  oon  gfürftentl^ümem, 
bon  Selben  ber  ftird^e  an  bie  Sermanbten  ber  ^öpfte 
l^örte  bon  ie^t  an  günjHd^  auf.  3)ie  SuUe  Be- 
Bcissio  alienaiionuin  |ob  aOe  frül^eren  iBeräu^e» 
rungen  bon  ftird^engütem  auf.  ®er  ^apfi,  ber 
bie  gan^e  @ad^e  mit  feinen  SSermanbten  rüdtftd^tS- 
loS  öffentlid^  im  (Sonftftorium  borgetragen  l^atte 
unb  baS  gefammte  $erfonaI  erneuerte,  ^attt  ben 
92et)ottSmuS  grunbti^  ausgefegt  (9lan!e  1, 199; 
bgl.  fStnxhffi  bei  &er}og  XI,  836).  ©lei^mol^l 
nagte  er  fterbenb,  er  fei  nid^t  $apft,  fonbem  ftned^t 
gemefen  (©€rit)anbi  a.  a.  D.  55).  ^aul  IV., 
ber  als  @ouberön  eine  gemiffe  93ered^tigung  beS 
92et)otiSmuS  ermeiSt  ifl  als  fieiter  ber  ^d^e  bie 
SSerförperung  {euer  Steform  am  &au))t  unb  an  ber 
(Eurie,  bie  SSerförperung  jieneS  ^fttl^umS,  baS 
in  ftd^  felbft  bie  ^raft  gefunben,  flc^  }u  regene- 
riren.  S)ie  SSerfoIgung  ber  Saraffa  burd^  feinen 
IRad^foIger  mar  für  bicfen  bon  fclbft  eine  SKa)^» 
nung,  nid^t  aud^  bie  äSßege  beS  ^RepotiSmuS  ju 
manbeln.  2)er  gro^e  9lepotiSmuS  über]^au))t  mar 
feit  $aul  rv.  gebro^cn.  I)er  (gmft  ber  3eit  brdngtc 
ba^u,  unb  ber  gan}e,  burd^  baS  @!onciI  unb  bie 
äefuiten  neu  belebte  fird^Iid^e  (Seijt  bot  bie  ^Jlög- 
lid^feit,  ben  9}epotiSmuS  }u  befeitigen.  S)ic  Sa- 
raffa  ftnb  bie  legten  Slepoten,  meldte  unabböngige 
tJfürftentl^ümer  ^u  grünben  getrad^tet  unb  „um 
politif  d^er  3n)edfe  miQen  gro^e  SBeltbemegungen  (?) 
^erborgerufen  l^aben"  (Stanlel,  209).  6S  gab  aud^ 
fp&ter  nod^  SZepotenfamilien^  aber  il^re  Stellung 
mar  feine  politifd^e  mel^r,  unb  il^re  ©Heber  mürben 
nur  geiftlid^e  SBürbentröger  unb  nur  bei  ber  Stegie- 
rungbeSftird^enftaateSbermenbet.  Sieftrebtennur 
reid^  unb  angefel^en  unb  ben  alten  ^belSfamilien 
StomS  gleid^  ^u  merben  (bgl.  9}iangoIb  bei  C^erjog 
Xn,  21 ;  Keumont  UI,  2,  504.  535 ;  ©öBinger 
524.  528).  S)iefer  fleine  5Repoti§muS  mar  un- 
gteid^  meniger  geföl^rlid^  unb  fonnte,  )umal  ba  er 


ftc^  meift  auf  burc^auS  mürbige  SRönner  erftredCte, 
aud^  ben  (Segnem  ber  Jhrd^e  nid^t  mel^r  bie  (Sntnb- 
läge  ju  fo  l^eftigen  unb  tl^eilmeif e  bered^tigten  9n« 
flagen  bieten.  SDer  gro^e  JRepotiSmuS  l^fotte  bon 
©istuS  IV.  (1471)  ober  (Salijt  UI.  (1455)  bis 
p  $aul  IV.  (geft.  1559)  gebauert.  «ber  bobel 
ift  mol^l  }u  bea^ten,  „ba|  aud^  in  biefer  3^  bet 
fd^öne  @egenfa^  bieler  ^öpfte  bie  9lergemi{fe  beS 
9let)otiSmuS  ber  3(nbem  überftral^Ite"  (SBeffenberg 
IV,  342),  unb  ba^  bei  ben  meiften  nepotiftij^ 
geftnnten  $äpjten  ber  JRepotiSmuS  eben  aud^  i9re 
einzige  Sd^möd^e  mar.  SDaS  erfte  gilt,  mie  bon 
gugen  IV.  (1431—1447)  unb  SttcoIauS  V.  (1447 
bis  1455),  fo  bon  mitt  (f.  ©regorobluS  Vn,  28, 
137. 148),  bon  SWiuS  IL  (1503—1513),  ^. 
brianVL(1522— 1523)unbbenfebrfurJen3leßle• 
rungcn$iuS'm.(1503)unbaBarceDuS'^.(1555) 
(f.  9^an!e  1, 182  f.)  unb  aud^  bon  $aul  IV.  in  ber 
legten  3^it;  für  bie  3^U  beS  Ileinen  ÜtepotiSmuS 
bon  $iuS  rv.  (1559—1565)  bis  aiejanber  VIL 
(1655—1667)  gilt  eS  bon  $iuS  IV.,  ^iuS  V. 
(1566—1572)  (f.  JReumont  m,  2,  559.  561; 
®öffinger  524),  bon  ©ijtuS  V.  (1585—1590) 
(f.  SBattenbadi  311),  (SlemenSlX.  (1667—1670) 
(f.  3)bainger  538. 540,  3(nm.  1).  3)aS  smeite  be- 
fennen  felbft  $roteftanten.  93on  ben  SSorg&ngent 
aiesanberS  VL  f))rid^t  3o]^.  bon  !Dlüller  alS  bon 
berfd^iebenen  bortrcfflid^en  ^ften  (feigen  IV., 
9licolauS  V.,  ^iuS  IL)  unb  einigen,  bereu  iEfyx^ 
rafter  fld^  in  feinem  Sinne  über  ben  gemöbnli^en 
ana^ftab  erl^ob^  unb  er  rül^mt  ^abrian  VL  unb 
bie  9lad^f olger  $aulS  IV.,  möl^renb  er,  aufeer  SU« 
janber  VI.  unb  ßlemenS  Vn.,  nur  $aul  HL  unb 
äuliuS  m.  als  $ö))fte  ju  tabeln  ftnbet  (Sfimmt- 
lid^e  SBerfe,  l^erauSgeg.  bon  3.  @.  SKüller,  V, 
Stuttgart  unb  Sübingen  1831,  15  f.  108. 176), 
„SDie  $ö))fte  . . .  feit  ^abrian  . . .  maren  el^r- 
bare,  faft  burd^göngig  emft  unb  fromm  geftnnte 
anänner''  (^afe,  ^anbbud^  ber  proteft.  $olemtt 
3.  ^up.  S^m  1871,  146).  ®ie  (Sinfünfte  beft 
pöpftlid^en  Stul^leS  bleuten  gro^ent^eilS  ben  aÖ« 
gemeinen  99e{hebungen  beS  Jfat^oliciSmuS,  fettoi 
mel^r  großen  eigenen  Unternehmungen,  öfter  großen 
^Bauten,  am  meiften  ^u  Subfibien  gegen  bie  Xfirbn. 
3)en  Stejt  beS  Ueberfd^uffeS  glaubten  bie  $ft))fte 
als  i^r  Sigentl^um  auf  eben  unb  bal^er  }um  9ht|ai 
il^rer  9$ermanbten  bermenben  }u  bürfen  (Stanfeäly 
11  ff.).  SDann  gab  man  biefen  ^obe  Xitel  mie 
^erjog  unb  SRarquiS,  als  bereu  Xräger  fie  l^aupi* 
jöd^lid^  bie  Steuern  gemiffer  fleiner  ©ebiete  bejogeit 
(JRcumont  m,  2,  541  ff.).  ElemenS  VUL  foraite 
in  feiner  13iäbrigen  Stegierung  tro^  feiner  ent^ 
fd^iebenen  Sb^i^nabme  am  Xürfenfriege  feinen 
9leffen  eine  SKillion  jumcnben.  —  ^iuS  IV.  er« 
mieS  fid^  banfbar  gegen  Softmo  be'  SDtebici,  mel« 
d^er  5u  feiner  SBabl  mitgemirft  unb  fie  als  bie 
eines  SSermanbten  freubig  begrübt  l^atte.  St  er« 
nannte  Softmo'S  Sol^n  So^anneS,  ber  erfi  im 
17.  Saläre  ftanb,  aber  ftd^  burd^  aJlilbe  unb  Sitten- 
reinl^eit  auSjeid^nete,  )um  (S^rbinal  (1560).  (£r 
l^atte  biele  Steffen  bon  feinen  Sd^mefiem,  bie 


137 


9tef)oti§mu9. 


138 


9onsm&tt,  @erbdIotti  uiib  bof^mS,  ^u  benen 
er  nae  lA^ofte  S^nteigimg  oeimed,  f o  bo^  man 
en  wM  ^otctircfliuient  fürd^tete.  2)ie  Sfurd^t 
BOT  gnmbloS.  fßtm  ben  SerbeDoni  tourbe  ®a- 
bnd,  ein  gef d^et  Ingenieur,  (Senerol  bet  pöpft- 
fi^n  Zsuppoi  }u  SBoffer  unb  gu  Sonb;  t^obri- 
dal  Dcctrat  als  (Senerd  ber  Xrup))en  in  9t)ignon 
caa§l{4,  ober  1^^  bie  €ad^  ber  jfatl^olifen  in 
Sranbnil^  2)cr  britte,  äol^anneS  Snton,  ein  fei» 
«r  ^^Btito:,  oeld^c  auil^  tl^eiH^atte  an  ben 
Mma  ®cWftften  unter  ^d  IV.^  $iu§  V., 
wcBOc  XTTT.  unb  6i^  V.,  tt)urbe  Sorbinol 
nab  Scgoi  Don  ^ßerugia  unb  in  ber  Slomagna. 
fBodger  päktt  ffir  ben  geilUid^en  @tanb,  in  mel- 
dfOL  fritt  O^etm  ii^  l^einjog,  SRarl  @ittid^  t)on 
^j6ffimM,  bet  Saä)bial  mtb  Segat  beim  Soncil 
nadle.  Üer  nur  Pari  99onomeo ,  ber  ^in  ber 
901«  bet  3a^.  Stet^ote  eine«  ^apfleS  unb  im 
iWffwiiwfiieu  Sefi|e  t>on  beffen  Sunf),  an  einem 
f^ofe,  no  er  fld^  iebe  Sri  k)on  SSergnügungen  tier- 
filMfen  bnnte,  ein  f o  e^empIarifc^eS  Seben  f ül^rte^ 
(Sode  I,  210;  Steumont  m,  2,  536  ff.),  ber 
mit  48000  Shtcaten  Sinfänfte  arm  lebte  unb 
■ti!^  Qemig  f^ottt,  genxntn  ben  nacl^l^tigften  Sin« 
Pb|  cnf  bte  Ükfd^e.  ^93ef d^eiben  unb  gemüßigt 
ho^  bet  $apf}  an  bie  ^uSflattung  feiner  92e- 
^dtai  mib  ol^  9tad^tl^  irgenb  eineS  !Dlenf d^en^ 
(6critNmU  bei  ^dfler^  «nalecten  55).  $iu8  V. 
(1566—1572)  begann  bie  Steform  an  fid^  felbft 
nb  ber  Snrie  unb  befbrberte  bie  aOgemeine  Sie* 
fKOi  bsn^  feinen  Sifer  unb  fein  Seifpiel.  Sr  er« 
^  feiun  Öro^effen  Snton  (im  Orben  ÜRid^ael) 
Soadli  0.  Pr.,  ber  taum  25  Saläre  alt  mar,  )um 
€aibiiial,  tl^einjigunb  allein,  1566,  ^meilmon 
i^  fagte,  e8  gel^dre  baS  gu  einem  t)ertraulid^em 
Ser^ä&iiffe  mü  ben  Sfurften"  (Stanle  I,  284). 
nb  itDor  gab  er  il^m  ^effanbria  unb  als  Xitel» 
fin^  6.  aRaria  \opxa  SRinerDa,  fo  mie  er  eS  felbft 
ge^t  (otte.  2>ann  mad^te  er  il^n  gum  ©eneral« 
ftatt^alter  unb  tierliel^  il^m  boS  Samerlengat,  mel- 
dftü  tx  ^  fp^iter,  al3  ber  gro^e  Xürlenfrieg 
haifk,  tnm  i^m  mieber  abtreten  Ixt^,  um  eS  gu 
oetfauftn,  unb  enblid^  baS  ^riorat  bon  Snalta. 
Seine  Stdbmg  aI3  (Befanbter  in  ©ponien,  Sßor» 
tagol  mib  gfranlreid^,  mo  er  bie  d^riftlid^en  gfürften 
gcgn  bie  Xurfen  t)ereini9en  foIUe,  füHte  Sonelli 
dicaaM  aufi.  (Sx  mürbe  Don  ben  f  olgenben  ^äpften 
BBb  ben  iDdtlid^  Sfurßen  W^\pp  U.,  ffarl  IX. 
bo4  gee^,  bis  er  1598  ftarb  (bgl.  Mor^ri, 
IHrtJonw  8.  ▼.  BoneDo).  Suc^  anbere  ^tpoizn, 
Scipto  Sorgl^fe,  ^ßaul  ®bi§Iieri  u.  9.,  erl^ob  er 
p  flcnttern.  9(ber  nie  moSte  er  feine  SSermanbten 
ikr  ben  SRitteIßanb  l^inauS  erl^eben,  unb  nie  lieg 
er  fie  in  größerem  Sinftuffe  gelangen,  mie  föl^ig 
ie  {U^  awl^  ermiefen.  ä>en  SSater  beS  €arbinal§, 
tei  bicfer  nad^  Slom  fommen  lieg,  gtt)ang  $iu§ 
«4  ia  ber  9ta(^  feiner  Snfunft,  9tom  gu  berlaff  en. 
JBm  9Iet»otiSmu8  mar  er  freier  als  irgenb  ein 
9i^  feines  mie  beS  Dorl^el^ben  unb  beS  nad^» 
W|Btai  3a^rlM>ertS''  (9teumont  UI,  2,  559). 
9n  ^  ging  benn  au^  bie  SBuIIe  [f.  unten]  auS, 


bie  ben  großen  9{epotiSmuS  für  bie  ^ufunft  un» 
mögfid^  mad^te  (ögl.  Civ.  cattoL  ser.  Vn[1868], 
n,  405).  ©regor  Xm.  (1572—1585)  mad^te  fei- 
nen  @o|n  ©iacomo  Suoncompagni  gum  ^efel^lS« 
l^aber  ber  SngelSburg  unb  @eneralcapitdn.  3^^^ 
Stepoten  erl^ob  er  gu  Sarbinälen,  barunter  $l^i« 
n|)})  99u(mcom))agni,  ^ben  ]^au))tfäd^lid^ften  Sl^eil- 
ne|^mer  an  bemSlul^me  feines  ^onti^cateS".  Sinen 
britten  9{e))oten  mieS  er  ab  unb  auS  9lom:  feinem 
99ruber,  ber  fd^on  auf  bem  SBege  mar,  Iie|  er  be- 
Hmmt  bebeuten,  er  folle  nur  umfel^ren.  @el6ft 
einen  Sol^n,  ben  er  fel^r  liebte,  üermieS  er  ffir 
)ie  erften  Solare  auS  ber  @tabt;  in  bie  Staats* 
angelegenl^iten  lieg  er  il^n  nie  eingreifen.  @i£« 
tuS  y.  gab  ben  Snfeln  feiner  @d^mefter  feinen 
gamiliennamen  $eretti.  Sllesonber  erl^ob  er,  ob* 
mol^I  berfelbe  laum  14  äal^re  att  mar,  gum  Sar- 
binal;  beffen  99ruber  SJlid^ael  erl^ielt  in  nod^  junge* 
reu  äal^ren  baS  ©ouDemement  t)on  93orgo  unb 
baS  TOarquifat  t)on  Sedfa,  beS  ^opfteS  @$mefter 
feinen  gangen  ©runbbefi^  SDie  beiben  ®rog* 
nid^ten  beS  ^apfteS  l^eirateten  in  bie  fifamilien  Or* 
fini  unb  Solonna  l^inein.  jfein  SSermanbter  c^er 
^atte  einen  mefentlid^en  Sinflug  auf  il^n,  menn 
aud^  ber  Sarbinal,  ben  felbfi  beS  ^opfteS  gfeinbe 
rfil^mten,  Sntl^eil  an  ben  ©efd^öften  erhielt.  Seine 
]^o|e  ^uff affung  ber  SarbinalSmurbe  bemal^rte  i^n 
fd^on  bor  jieber  leid^tfertigen  Sefe^ung  beS  Sar* 
binalateS.  2)urd^  bie  JReuorbnung  ber  Songre* 
gationen  mürben  bie  etma  möglid^en  Singriffe  ber 
92epoten  in  bie  innem  fird^Ud^en  9(ngelegen]^eiten 
befeitigt  (SRanfe  1, 299f.;  »eumont  m,  2, 580ff.). 
9$on  einem  nad^  SRag  unb  9lrt  ungel^örigen  9ce* 
potiSmuS  !ann  fo  menig  mie  fd^on  unter  $iuS  IV. 
unb  V.  unb  ©rcgor  XIII.  bei  il^m  bie  SRcbc  fein 
(SRonfe  1, 275. 300 ;  SBottenbad^  311).  ©cit  ©ij* 
tuS  V.  aber  bilbetc  fid^  baS  ©pftem  auS,  ha^  ein 
9lepot  als  ©eiftlid^er  unb  Sarbinal  einftugreid^, 
ber  anbere  gut  berl^eirotet  unb  mit  f  og.  SRonti  reid^ 
auSgeftattct  mürbe.  Cinen  9leffen,  $aul  ©fon* 
broto,  erl^ob  ©regor  XIV.  gum  Sorbinal  unb 
Segaten  bon  Bologna,  ^ul  mar  befd^eiben,  frei* 
gebig  gegen  bie  Sinnen  unb  bermad^te  alleS  feiner 
ffir^e  t)on  ber  1^1.  Södlia,  meiere  er  renoüirt  l^atte; 
er  ftarb  ebenfo  l^eilig,  mie  er  gelebt  l^atte  (14. 0ebr. 
1618).  Stnen  anbem,  ^erculeS,  erl^ob  ber  $apft 
gum  t^ergoge  bon  9){ontemarriano,  gum  ©eneral 
ber  JKrd^e  unb  ^nfül^rer  ber  pöpftlid^en  Gruppen 
in  gronfreic^  (Seumont  HI,  2,  592;  SRanfc  H, 
148).  ®er  Sieffe  glcmenS'  vm.  (1592—1605), 
$etruS  ^Ibobranbini,  l^atte  bie  erfolgreid^e  Sei* 
tung  ber  Untemel^mung  gegen  Qfenora.  55om  Saläre 
1603  ab  mar  ber  gemanbte  geiftreid^e  Sarbinal  aU* 
Dermögenb  beim  $apfte  (SRanfc  H,  178  ff.  205  ff.), 
nad^bem  eS  il^m  gelungen  mar,  ben  Sinflug  eines 
anbem  Sarbinalnepoten,  Sintl^iuS  Raffen  9llbo* 
branbini,  gu  öerbrängen.  Unter  ^aul  V.  (93org]^efe, 
1605 — 1621)  mar  fein  garbinalncpote  ©cipio 
ßaffarelli  ber  bomeljmfte  SOWniftcr,  ber  unermeg* 
lid^en  Seid^tljum  fammelte  unb  für  eine  grogartige 
SautJ^ätigfeit  gut  anmanbte.  S)cS  ^opfteS  3^effe 


189 


9le))0tt3mtt8. 


140 


9Rarc  9nton  l^eiratete  eine  Orfini,  tt)urbe  Sffirfl 
k)on  @uImona  unb  ©ronbe  Don  Spanien :  fein 
@ro|neffe  $aul  Sorg^efe  bermel^rte  feinen  vUiä)^ 
tl^um  nod^  bur4  C^eirat  mit  ber  Srbin  ber  9HbO" 
bronbtni.  3)ie  2:^öti9leit  unb  Sföl^igfeit  beS  Sor- 
binolncpoten  beS  ^apfteS  ©regor  XV.  (1621  bis 
1623X  Subotnco  Subouifi,  ift  tro^  feines  iugenb- 
lid^en  9UerS  Don  25  doloren  unbeftritten,  felbft 
Don  feinen  ^feinben.  ^ol^r^fteS  Talent  füt  bie 
Seitung  ber  ©ef^öfte  unb  bie  Sfäl^tgfeit  aud^  in 
ben  fd^Iimmflen  SermidRungen  einen  SuSmeg  )u 
entbeden,  }eid^nen  il^n  avA.  SuboDifi,  fof ort  gum 
Srgbif  d^of  Don  Bologna,  Sorbinal,  Samerlengounb 
SSicefangler  erl^oben,  erbaute  bie  JKrd^e  @t.  3gna- 
tiuS  (Sftonfen,  297 ff.;  Meumontm,  2,  610 f.). 
Urban  Vm.  füljlte  ^ä)  »ieber  me^r  ol8  »elt- 
lid^en  prften,  bem  bie  Sfortf d^ritte  beS  JfaiferS  bis 
jum  Sübeder  StefiitutionSebict  Sfurd^t  einflößten ; 
eS  übertDogen  bei  il^m  bie  meltUd^en  Sntereffen 
(Steumont,  Seitröge  }ur  italienif(!^en  ©efd^ic^te 
V,  Serlin  1857,  127 ;  3)erf.,  ®efd^.  SRomS  m, 
2,  618  f.;  »ante  H,  852.  876).  ®en  Heinen 
9{et)otiSmuS  l^at  er  am  flärfften  geübt,  pr  bie 
erften  10  äal^re  gemamten  bie  SSermanbten  feinen 
maßgebenben  Sin^uß.  Seinen  SBruber  Slnton, 
einen  einfod^en,  mürbigen  üapn^intt,  mad^te  ber 
^apft  aum  Sarbinal  ©ro^önitentiar  unb  SBiblio- 
^e!ar.  Seinen  Steffen  ^ranj  erl^ob  er  gum  Sar- 
binalbifd^of  Don  Oftia,  gum  3)ecan  beS  l^eiligen 
Kollegiums  unb  ißicefangler  ber  ftird^e.  SDiefer 
galt  als  ein  SSater  ber  9(rmen  unb  93efd^ü|er  ber 
©eleljrten.  ©ein  9lcffe  9lnton  »urbe  1627  6ar- 
binattifd^of  Don  $rönef!e  unb  Samertengo,  bann 
oud^  ©rolprior  ber  3ol^anniter  in  9lom.  6r  mürbe 
Segat  für  ^Dignon  unb  Urbino,  bann  Segat  a  la^ 
iere  in  $iemont  1641  Segat  in  Bologna,  f$fer- 
rara  unb  Stomagna  unb  Oberbefel^lS^aber  ber 
päpfllid^en  Xruppen.  2)er  britte  9{effe,  £^abbauS, 
mürbe  gfürft  Don  ^rönefte  unb  nad^  bem  9uS« 
fterben  ber  StoDere  1681  $rafeä  Don  Stom.  gfranj 
mürbe  l^od^gefeiert  Don  ^aÜaDicini  megen  feines 
Sif erS  für  bie  ffird^e  unter  Urban  vm.  unb  feineS 
guten  ßinfluffeS  nad^  bem  Zobe  beSfelben,  Dor 
^Hem  aud^  megen  feines  reinen  SebenS  unb  feiner 
9täd^ftenUebe.  6r  mißbraud^te  feine  ©emalt  nid^t 
unb  bieU  ftd^  im  ©angen  gemüßigt  (ätanfe  m, 
15 ;  Steumont  m,  2,  618).  3:]^abböuS  mar  ber 
meUIid^e  Stepröfentant  ber  gfamUie,  lebte  fel^r 
)urüdfge)ogen  unb  fül^rte  eine  muflerl^afte  f)auS* 
baltung;  er  mar  Dermöl^It  mit  ^nna  Solonna. 
S)ie  Summen,  bie  ben  Sarberini  an  ®elb  unb 
©elbeSmertl^  5U  i^txl  mürben,  überfleigen  aQeS 
SKaß.  Unter  ©ijtuS  V.  befaß  ber  ßarbinalpronejpot 
ein  ©ntommen  Don  100000,  unter  KlemenS  Vm. 
$etruS  SIbobranbini  fc^on  1599  ein  foId^eS  Don 
60000  Scubi;  ebenfo  fein  Sd^mager  Sol^ann 
^ranj,  bem  ber  ^apft  in  ben  18  ^al^rett  feines 
^ontiftcateS  über  eine  Snillion  in  Saar  gefd^enft 
f^ai.  S)ie  ^frünben,  meldte  ©ctpioSorgl^efe  1612 
befaß,  fotten  ein  3al&reSein!ommen  Don  150  000 
©cubi  bargefteQt  l^aben.   2)ie  ©efd^enfe,  meldte 


$aul  y.  an  feine  Steffen  in  (Selb,  SBertl^pden  unb 
ißfrünben  gab,  belaufen  fid^  auf  960  000,  alfo  f oft 
eine  SRillton  Scubi.  9u^  bie  SuboDi^  bßeben 
tro^  ber  furzen  Stegierung  ®regorS  XV.  nid^t  meit 
Don  ber  SRiDion.  %ttt  nie  DieOeid^t  l^t  eine  ^» 
milie  ^u  einer  unb  berfelben  3^it  f o  Diel  geifUi^ 
Sinlommen  befeffen  als  bie  Sarberini  9^^  ^ 
faß  1625  ein  (Sinfommen  Don  40000,  1627  Don 
100  000,  feine  Srüber  9(nton  unb  Sil^bböuS  1685 
aaä^  ein  foId^eS  Don  ie  100000  ScubL  Sfür 
2:]^abbäuS  faufte  man  StoDiano,  bann  ^ßrSnefle 
für  775  000  Scubi  Don  ben  Solonna,  aßonte- 
rotonbo  Don  ben  Orftni  unb  Salmontone  Don  ben 
Sforza  für  2  SMionen  ©cubi  (9teumont,  Seitröge 
V,  184  ff.).  Salb  beredete  man  bie  Sitdibtfte 
ber  Sarberini  fiberl^aupt  auf  eine  l^albe  SMimi, 
nad^  Steumont  m,  2, 628  auf  eine  SRillion.  ^SRon 
moUte  bered^nen,  baß  im  Saufe  biefeS  fßontiflcalft 
ben  Sarberini  bie  unglaublid^e  Summe  Don  105 
Millionen  Scubi  zugefallen  fei"  (Stanfe  m,  16). 
Sine  pöpfind^e  Sommiffion  erHörte  1640,  au8  ben 
Srfpamiffen  beS  pöpftUd^en  Prftentl^umS  Omie 
ber  $apft  feine  Sermanbten  bef d^eiden,  fo  baß  boS 
9Raj[orat  800  000  Scubi  einbringe,  bie  SuS^eiter 
ber  Stid^ten  180  000  Scubi  betragen  bürfe.  Sollte 
baS  beS  ^apfteS  (Semiffen  berul^igen?  3)er  $apfl 
felbft  f oQ  feine  Sermanbten  f p5ttif  d^  als  il^ren  Stel» 
tungen  miberftreitenbe  Cl^araltere  be^eid^net  l^ben 
(SReumont,  »eitr.  V,  181  ff. ;  ®efd&.  SRomS  m,  2, 
616  ff.).  3)aS  mürbe  bann  erfl  bie  S^möd^  biefeS 
fonft  fo  unnad^giebigen  Irrten  ^pfteS  gegen  feine 
Sermanbten  befunben.  3)urd^  fie  Heß  er  |id^  audft 
in  ben  jf  ampf  mit  ^rma  treiben,  unb  atS  biefet  fo 
große  jf often  Derurfad^te,  als  bem  Ißapfi  unb  feinen 
Stepoten  f o  Diele  f^einbe  erftanben,  ba  fiel  il^m  fein 
SlepotiSmuS,  ber  MeS  Derfd^lbet,  fd^mer  omf  boS 
©emiffen,  unb  er  berief  eine  neue  Sommiffion  Don 
Xl^eologen  betreffs  biefer  §rage,  unter  i^nen  6ar* 
binal  Sugo  unb  P.  SupiS  S.  J.  Sie  antmorteten, 
ber  $apft  folle  ben  Stepoten  il^re  3Slad^t  loffen, 
bamit  fie  fid^  aud^  nad^  feinem  Slobe  il^rer  ^^inbe 
ermel^ren  fönnten  (Stanle  m,  25).  So  fül^rte  ber 
eine  Sf^Ier  beS  9tepotiSmuS  immer  mieber  }u  neuen 
tJel^Iem.  —  Snnoceng  X.  (1644 — 1655)  begann 
mit  ber  Verfolgung  ber  Sarberini.  3)en  mdften 
Sinfluß  gemann  auf  ibn  bie  ®attin  feines  Derfb>&> 
benen  SruberS,  Olympia  SRaibatd^ini,  bie  ben 
^ampl^ili  ein  großes  Vermögen  jugebrad^t  l^otte 
unb  in  ber  Vermaltung  ber  g^^milienangel^en« 
l^eiten  fld^  fe^r  gefd^idä  ermieS,  aud^  ben  9tnf 
großer  jfhtgl^eit  genoß.  3^re  Xöd^ter  ttKiren  Der- 
möl^It  mit  einem  SuboDift  unb  einem  @iuflin{ani. 
äl^r  Sol^n  SamiHo,  urfprünglid^  gum  Sorbtnal« 
nepoten  beftimmt,  l^eiratetena^mals  mit  pöpfUid^er 
SDiSpenS  bie  Srbin  ber  SIbobranbini,  Olympia. 
SS  entflanb  offene  3tDietrad^t  gmifd^en  ben  beulen 
Olympia.  2)ie  öltere  mürbe,  als  fie  il^re  ttn}u* 
friebenl^eit  mit  ber  Srbebung  SamiHo  ^ftaUi^S, 
eines  entfernten  Vermanbten,  jum  Sorbinal* 
nepoten  öußerte,  Don  ber  @^urie  entfernt,  bann  aber 
bei  ben  }mifd^en  ben  ^ampl^ili  unb  ben  aftoKi 


141 


9let>otifmu9. 


arttt^tnbcn  SDtftisfcittn  nttbct  ptüdgcniftn, 
warnt  IflaQi  fcbit  EwDorjiiQtt  Stt&ung  Dttlor,  int 
Soibmiii  ntdwT  mt^r  €tnf[u^  rrlongttn.  Eßon 
tt  ob  RQtcitt  bn  ^ßöpfi  D^e  Saibinalnfpottn ; 
gm  IfiUt  et  eakä)  btm  Shifliint  bn  ©(^iDagtrin, 
b(t  ftitiim  tmb  bei  Aini^  Slnfc^n  {o  {i^ilbli^ 
was,  M  nttgogoi;  bo4  füllte  ti  fitti  gu  f^tva^ 
bqn.  SÖaii  SRaibaUftini,  mit  1 7  Sagten  juin  Sap 
MboI  tmonnt,  nxtr  lo^  imb  ehtfaiHg  imb  edimnrtt 
mdBTniS'IILeadiuuiIShniDcenjO.  3ule|tcnt< 
fmdr  ba  $ap{i  frint  SntDonbten  Don  ft^  unb  bt< 
gnm  {^iRii  )ii  iii^tn,  nuS  er  i^nttt  gegtliai  ^attt 
(Xaidein,26|T.75;9)nimiintni,2,625).  ®n 
npotiSmil  neifltc  boi^  ttnmn  nte^i  [einem  Snbc 
|i.  Srnucnq'  Sla^folgn  SltEonbn  YII.  ^tte 
■i^  n^r  btn  4SiiifIug  bon  fRet>Dttn  feintS  !8or> 
gfiaaa»  ja  M^  Sltsonbei  (1655—1667) 
}ät^  n^att  jitfrfl  o^ni  9lt))ot{n.  Sßallabiciiii 
lätiiitt  ^n  f^crn  bt|^Ib,  uxil  et  erflämt  lonnte, 
er  ^abt  «i4  feinen  Sienai  füt  |te  au6  ber  Satneni 
eatnoiinBeiL  Wta  am  24.  Spril  1656  ßtOte  er  int 
gimpilDriiim  ble  gfroge,  ob  efi  i^m  nid^l  gejtemE, 
fit  biefilben  ju  folgen,  obei  ob  ei  fte,  twnii  jic 
9Riewt  feien,  im  S)ien{ie  be«  bnÜQnt  ©tu^ieS 
Mcröibenb&rfe  (Laemmer,  MeletematuinBom. 
Hantirak,  Batiab.  1875,  251).  I£a  et^o&  fic^ 
Ub  »iböfimul^.  3>er  aitefte  Sniber  beS  ^op- 
M,  SRoiiiS  CHgi,  erhielt  bte  «uffit^t  Ober  bie 
E  Sei^onllalt  bei  ^Innona  unb  bie  9ted^tB« 
)  im  99oigD,  Stmter,  bei  benen  ei  bie 
it  ^otle  todi  bemi^te,  fi^  Ju  beiei^em 
(•g|.~9ttiaiimtt  HI,  3,  649  tT-j  Kante  m,  76). 
Um  btc  ^itit  ffimmerfe  er  ^i)  mä)t.  ^attiuS 
C^  md«  Coriiinal  mit  100  000  @ntbi  Sin- 
BiifiE.  €eine  SBürbtgfeit  tfl  aneifeÜDS  unb  Don 
ftanaoicfaii  onetfannt.  $e[onbeie  gut  «mite  fit^ 
bei  ^apfl  ben  ©ß^nen  feines  SSnibeie  ^uguft; 
für  ben  einen,  augu^n,  her  bie  9Itrf|te  SDlatc  Sn- 
tm  SoTflMt'S  heiratete,  foufte  et  Iticcto  um 
100000,  bie  ^enfd^ft  güme{e  um  170000 
SaM.  »fi^nnb  €ieginunb  Diele  teid^e  ^ftütiben 
a^idL  @eCbß  entfernte  SBemanble  unb  SanbS- 
lab  ans  Stnta  bereite  er  (Sianle  III,  35  f.). 
Slottnb  (onnte  Sle^nbtr  bie  grä^igfeit  |einer 
SetiDanbten  nDcd  ^etDorfitben  (Laenuuer  252), 
au  Clemens  EX.  (1667  —  1670)  bie  Searnttn 
feinet  SorgängeiS  beftaügte,  bem  Sarbinal  6(iifli 
feixtK  Sinflug  lie^,  feint  neuen  iRepoten  er^nb, 
ba  wax  aii^  bei  fleine  9ie))oti3mu3  gu  €nbe 
(DöQinfler  538;  »mMn,  38(.),  toenn  anä; 
eiemeni  X.  (1670—1676)  no^  einmal  feinem 
Caibinalnefioten  SItitri  Diel  Sinffug  gBnnte. 

4.  £cbunb,  bafc  im  SontlaDe  fo  oft  ein  ber  polf- 
Iif<^  »i^nß  be«  aSDtgänaerS  abgeneigter  5ßapji 
ffnaSfß  nmrbe,  tDai  e3  gelommen,  ba|  bie  IRf 
Xtm  bei  aJorgängerS  bcrfolgt  unb,  gum  3;^eil 
f^m  (mfi  bem  Sninbe,  um  i^nen  getOQ^fen  gu 
fein,  bie  neuen  Jlepoten  erhoben  mürben.  Wanä)- 
■d  gingen  bte  Sdpfle  in  bei  9Ibneigung  gegen 
bit  5a|Kiten  bei  SpigängerS  gu  ineit  unb  luben. 
Htm  fie  mm  ebenfo  anfingen  mit  bem  9Ie(]Dfii' 


muS,  wie  i^te  Sotgänget,  um  f o  flrö^tm  ©o^  auf 

fi(!^  unb  ben  3te))iiti3mue,  fc^abettn  alfo  um  fo 
me^  bem  9nftl)en  ber  Äiti^c.  &d)on  ^tatat 
S^IsiuB  tabelte  baS  alUu  fiibtofle  <£infd^reiten 
ftuginS  IV.  gegen  bie  Eolonna  ((.  äSitrf,  I«r 
Äölner  ergbif^of  2>ietrid|  @raf  Don  ÜJloerfi  unb 
SPapft  gugen  IV. ,  Sonn  1889,  21,  Mnm.  1). 
@ogIeidim(ifiigbiegei[lli(^e9)cntKiltungbn$ä))|)e 
blieb,  [o  [el)t  ctmangeite  bie  meltltd^e  Settung  beS 
Aitc^en|iüQle3  unb  bie  pöpftlic^e  ^olitif  na^  au^ 
ber  Stetigleit,  eben  burd^  ben  91epott8mu6,  ba  bit 
9!epoten  biefe  trielfac^  befttmmttn  unb  bie  ^äfiftt 
gu  un^eilDoüen  ffriegen  Deranla|ten.  SaS  ettannte 
man  au<5  ftf|on  früfi  (f.  5|Joruta  bei  ®Bllinger  538). 
Sin  bie  ^ilcpoten  Inanbten  fid^  bie  @efanbten  auS< 
toSttiger  3)iä^te,  manblen  ji^  alle,  tocli^  bnrd^ 
i^ren  @inPu|  beim  topfte  etmaS  eneu^en,  ober 
aud  aDe,  totify  Derbiente  Strafen  oon  ^ä)  ab- 
nienben  rootiten.  ©erobt  mitten  in  i^rem  Mei^ 
ttium  unb  i^ter  OTac^t  |ud)fen  jie  natSj  reicher  uiüi 
mäddtiger  gu  merben  burd^  bie  @efi$enle  unb  ben 
@influ|  tI)Rr  gablreic^  91nt)Snger,  menn^e  aaift 
nur  ^S^ft  feiten  einmal  einer  mirflidien  ^cft^- 
lic^Ieit  ft(^  ft^ulbig  madEiten.  @d  traten  [le  mit 
einem  mät^tigen  ^In^ange  »on  ßorbinälen.  Die  1^ 
©ihmer  unb  Onlel  ernannt,  in  baS  ConcbiDe,  boC 
fle  oft  genug  be^ettf^ten.  3^te  flro|artim  Be« 
rei^nung  grünbete  in  einer  ftetfi  flärfer  nerbenben 
ESerföufli^teit  gei^li^  Stdien;  bie  golge  mar 
eint  btfidtnbt  €<dnilbenlajl  beS  Airc^en^ateS,  bit 
^ibntigung  bee  SoOeS  gegen  fie  unb  bit  ^fie, 
bei  9ieib  Der  alten  grofen  ^milien,  bie  fliage 
ber  gtiriftenlieit  Über  Btrfdimenbung  i^refi  Sel- 
be« (Bgl.  Kante  I,  S.  Vm  jf. ;  UI,  1 1  R.  69  ff.). 
Slber  fo  grogc  €c^äben  aud^  ber  anigbraud^  an 
fiä)  mitbrad^te,  fo  mu|  man  bod)  onerlcnntn,  ba^ 
bie  3!epotcn  im  @anjtn  niürbige  SJtannei  maren, 
bit  md)r  butdE)  bit  ßinflüffe  Don  äugen,  alB  aus 
fid^  ^erouB  unb  mei^  im  guten  ®Iauben  t^ötig 
maren  für  3ntereffen,  bie  am  6nbe  iioät  (eine 
firtblic^en  maren.  Sie  ®etoo^nl)eit  (elbft  ftörfle 
ben  SJH^braucfi,  ben  man  ni^t  me^r  laffen  gu  ton- 
nen glaubte.  S)ie  Sßap^e  fmb  bitlfa^  bebenflie^ 
genorben  Sbei  bie  @rbge  beS  aiiifibraucEieS,  bte 
i^ntn  in  ber  SobcSfhinbe  OoH  bor  bie  Seele  trat 
(f.  oben  bei  5|JauI  JR.  unb  IV.,  3nno«ng  X.,  Ur- 
bon  Vin.).  ©ie  iDoflten  i^n  nbf^affen  unb  »et- 
mochten  tS  ni^t,  tbeils  aus  i£d)tDä^e  unb  Dlat^- 
giebigleit,  t^eiie  aus  ülof^  unb  totgen  itirtr  Um- 
gebung, bie  in  btm  9?tpoHemu8  au|er  htm  mirflid^ 
Sertc^tigten  unb  9lQtürlid^en  eine  @täitung  i^iefi 
eigenen  SinfEuffeS  etfa^  unb  bem  Sßo^ifte  entgegen- 
trat, menn  er  ben  ÜltpotiSmuS  btfeitigtn  wollte 
(bgl.  Kanle  HI,  35). 

S5er  QlepotiSmul  roct  im  3fttalter  beS  Huma- 
nismus unb  ber  ©laubensfpallung  faft  eine  6in- 
ricfitunB  beS  5pap|ttt)um8  geroorben,  bie  in  i^ter 
SJauer  natürliii  immer  fd^äbtii^er  mirfte,  ober  aut^ 
immer  weniger  enlbe^rlid&  f^ien.  ©c^on  ein 
giebnet  btS  SBoSlet  6onciI§  finbet  eS  gar  nt^t 
fo  übel,  wenn  ein  $Qpft  @5^ne  liabe.  um  bit 


US  ffitpoiiimui.  144 

Zt^ronnen  )u  vertreiben  (Sianle  I,  80).  (Seraume .  (ed.  Colon.  1593,  261).  Skr  ^ft  Mbrngt 
Seit  l^inburc^  meinte  man,  ein  Sarbinalnepot  bürfe ;  aiDomS  ^lagiiiS  in  ttebcreinflimmmm  mit  bem 

an  bem  pdpftlid^en  ^ofe  nid^t  fehlen  (Xöninger  ^I.  IBeml^  (De  conmd.  4,  4  [Mjgiie,  PP.  lai 

528).  ajlan  \a^  gar  nid^tS  barin,  ba|  ein  $apß  GLXXXU,  780p,  mdge  für  feine  Umgetanfi,  bc- 

f eine  ^milie  emporbringe ;  e^  mürbe  man  e§  f onberS  ^u  ben  ^ö^fieii  &itBm,  nur  WAnner  toon 

i^m  Derbad^t  l^aben,  memt  er  ed  nid^  get^n  ^ötte.  93eiS^t nel^men,  bie  einaRußer  dier Xugcnb  Mn, 

fiorenso  be'  SRebici  brüdfte  ed  dnnocen^  VUUL  nid^t{oI(^,biei(mticrttwnbtfden,ffmbenibie9nel 

gegenüber  freimütig  unb  rüdfi^tSloS  auS  (1489),  gurüdmeijen  nwllten,  unb  er  möge  fU^  ^thm^  @ioQ, 

ber  9lepotidmu3  gel^dre  gmn  ^ftt^um,  unb  an-  bie  ftird^e,  an  gfleifc^  unb  Sbtt  (m  Baagninibu) 

bere  Rupfte  l^Stten  nid^t  f o  lange  Sl^rbarfeit  unb  gn  laffen,  m5ge  nid^t  anberen  ^ßrOaten  ein  Seifjrid 

3urfid^Itung  barin  bemiefen  mie  er.  S^r  $apft  geben,  i^re  jungen  Steffen  (nepotolos),  ßnSbm 

fei  ie|t  nid^t  bIo|  entfd^igt,  f onbem  man  tonnte  unb  fiinber  p  er^5l^  Sr  ifl  erftaunt  borfiber, 

biefeS  eßbare  betragen  tneüeid^t  nod^  tabeln  unb  ba|  t)iele  $öpfte  reid^  junge  Steffen  unb  anbete 

anberS  erflüren ;  ein  $apfl  bebeute  nur  fo  Diel,  mie  Demxmbte  (Slerifer  ni^t  6Io|  ju  ben  ^5d^flen  mÄ 

er  moUe,  unb  lönne  nur  baS  fein  eigen  nennen,  nic^ften  $ralaturen,  foid^em  ond^  gu  (Eorbinlbn 

maS  er  ben  ©einigen  gebe  (Stanfe  1, 80;  Sleumont  erl^öben  unb  Unmi{|enben  unb  tbmxBrbigen  nnb 

m,  1,  264.  498).  aneinte  ber  eine,  beranjknb  Säuglingen,  biefid^  felbft  nid^t  leiten  ISnnten,  bie 

erforbere  eS,  bie  IRepoten  nid^t  in  niebrigen  93er-  gan^e  SBelt  übeiigüben,  ba6  fie  il^  meltlid^ 

l^öltniffen  }u  laffen,  f o  fügte  ber  9nbere  nod^  baju,  IBermanbten  Saronien  nnb  gfürßentl^ümer  fiiupes 

eS  fei  nod^  be{fer,  menn  ber  ^ßapft  ftd^  ber  93er-  nnb  Sd^aren  Solbaten  aßS  Segleilung  mi^Sben, 

manbten  annel^me,  aber  fle  in  @d^ranfen  l^Ite  ba^  biefe  fid^  (Sröfinnen  nnb  (jcrjoginnen  gur 

(Stanfe  m,  35).  3U3  aie^anber  VII.  im  (ton-  &^t  auSfud^ten,  in  $runfgett>änbmt  einl^crgbigoi, 

fißorium  1656  bie  (Sarbinöle  fragte,  ob  eS  il^nen  in  ^alöften  mo^en  nnb  baS  feinde  SBetgenteob 

gut  f d^eine,  menn  er  ftd^  fetner  93em)anbten  bebiene  unb  ^onig  t)erf d^möl^ten.  (Semiffe  Cari)tnüle  wob 

)u  ben  Slngelegenl^eiten  bed  l^eiligen  @tu]^Ie§,  er-  Diele  ^iralaten  folgten  f^on  biefem  Seifpiele.  (fo 

i^obftd^feinSBiberfprud^.  3)er3efuitSuti(3Beffen-  mol^nt  ben  ^ft  mit  ben  Dielen  6teOen  befi  S)e- 

berg  IV,  342,  ^nm.  1  mad^t  barauS  gleid^  „bie  cretd  unb  ber  ftird^,  fid^  )u  lauten,  ffird^gut  {n 

3efuiten")  f oÜ  il^n  gar  unter  einer  Zobfünbe  für  entfremben,  ba  er  nid^t  Sigentl^ümer,  fonbern  !Bet» 

Deippid^tet  erHört  j^aben,  feine  ^Repoten  gu  berufen,  malter  be^f elben  fei,  unb  meist  il^n  barauf  ^in, 

ba  bie  fremben  Sninifier  }u  biefen  om  meijlen  93er«  ma§  er  felbfi  mei|,  bag  fein  IKenfd^  in  ber  gonjen 

trauen  l^ötten,  ber  ^ft  felbft,  Don  il^nen  über  SBelt  in  fo  großer  ©efal^r  fiel^megenberfd^mcren 

9neS  be{fer  unterrichtet,  leidster  fein  9mt  fül^re  allgemeinen  93erantmortungal8@tatt^oIterS^r{|li 

(9tanfe  a.  a.  O.).  3)te  @tabt  ^fermo  malerte  {id^  (Dgl.  Sutl^er,  @enbfd^reiben  an  ^{t  8eo  X. 

bis  1669  als  93orred^t,  ba^  ein  93ermanbter  beS  [@ömmtlid^e  SBerfe,  l^eraudg.  Don  ärmifd^er  Lü, 

Sßa)){ie8b{e@tatt]^aIterfd^aftfü]^re(S)öatnger531).  gfranlrurt  unb  Erlangen  1853,  44  ff.];  8.  Bei^ 

©egenüber  biefen  Dereinjelten  Stimmen  ftnb  aber  nardus,  De  consid.  1,  1  [Migne  1.  c.  727); 

ial^lreid^bieftlagenberfird^Iid^enSd^riftfieHerunb  4,  7  [Migne  787];  Bellarmin  bei  Laemmer 

>ie  93erfud^  ber  garbinüle  unb  ber  $ö))fte  felbft,  369).  Sine  grogartige  ^ojhopl^e  an  bie  ftird^e, 

unter  anberen  au$  biefen  SRigbraud^  absufteUen.  f fliegt  biefeS  ffopitel  Q.  2,  c.  15)  beS  9ud^  eincS 

S)er^I.2:i^omaSDonaquinfteIltaI§®runbfa^auf,  SRanneS,  meld^er  bem  $a))j}e  äol^anneS  yxTT. 

eS  liege,  menn  ein  menigeräSßürbigererl^obenmerbe,  felbft  fo  nal^e  fielet,  mit  ber  beliebten  allgemeinen 

bie  @ünbe  bed  9(nfe]^end  ber  $erfon  bei  ber  93er-  ffkge  über  bie  93ermeltlid^ung  ber  Surie^mo^ßSpfte 

maltung  eines  geifHi^en  ®uteS  Dor,  meil  ber  ^rä-  ®elb  aufhäufen  ol^ne  3Ra|,  il^re  93ermanbten  er« 

lat  barüber  nid^t  als  f)err  nad^  SBiEfür  Derf ügen  l^ben  unb  beretd^em  unb  il^re  ^fteunbe  eieren,  Sin* 

lönne;  feien  aber  bie  SSermanbten  gleid^  mürbig  bere  aber  vertreten,  unb  mit  bem  ^inmeis  auf  bie 

mie  SInbere,  fo  fönne  ber  ^rälot  fie  erl^ebcn,  meil  alte  befie  3rit  ber  ffird^e. 

fie  mel^r  l^erDonagen,  unb  meti  er  il^nen  mel^r  Der«  @d^on  Dor  ^iDaruS  l^atte  Carbinal  Orftni  in 

trauen  fönne,  ba|  fle  einmütl^tg  mit  i^m  baS  geift-  feinem  93riefe  an  $l^ilipi)  ben  Sd^önen  nad^  bem 

lid^e  9mt  Dermalten.  SDod^  möre  eS  aud^  bann  als  Zobe  6:iemenS'  Y.  gmif^en  bem  20.  ^xü  unb 

tttergemig  )u  unterlaffen,  menn  Rubere  fld^  baS  29.  %)Dember  1314  ftd^  fel^r  fd^  über  ben 

)um  93eifpiele  näl^men,  ftird^engut  an  93ermanbte  92epotiSmuS  biefeS  $a))fteS  auSgefprod^en  (Baln- 

aud^  ol^ne  SBürbigfeit  }u  geben  (Summa  2,  2,  zius,  Vitae  ü,  289—293).  3n  ber  britten  ^ 

q.  63,  2  ad  1).  riobe  beS  92epotiSmuS  geigen  bie  SBal^lcapitnla- 

S)ie|e  ©teile  l^at  fd^on  @fonbrati  angezogen  tionen  im  SoncIaDe  {ebenfa&S  aud^  bie  beutlid^ 

(f.  OiviltÄ  cattol.  ser.  VII  [1868],  II,  655,  n.  3).  «öpd^t  ber  (Sarbinöle,  ben  SlepoHSmuS  ber  ^ßäppe 

@o  fapt  aud^  SlDaruS  fßelagiuS  (De  planctu  m  befd^rönfen  ober  ju  befeitigen,  unb  fte  ^nben 

ecole8iaen,c.20,fol.53*)  Don  ben93tfd^öfen:  nd^  immer,  memt  gerabe  ein  befonberS  bem 

menn  ein  93ermanbter  mürbig  fei,  fo  feien  fte  in  iRepotlSmuS  geneigter  $opfi  geftorben  mar,  3)a» 

ber  Zl^t  Derpflid^tet,  il^n  el^er  als  einen  t^ftemben  fünfte  Sateranconcil  Derbot  bie  ^uSftattung  felbjt 

gu  erl^eben,  unb  aud^  ^^latina  mill  bie  Srl^ebung  armer  unb  mürbiger  93ermanbten  mit  Dielen  $frün« 

Don  SSermanbten  nid^t  tabeln,  menn  fte  mürbig  ftnb  ben  unb  il^re  Seretd^entng  mit  ftrd^Itd^en  @in- 


XIC 


mgSßdlen  flatt  fär  SebenSjett  nur  auf  jtoei 
e,  mib  betonte,  bag  eS  nid^t  barauf  onfomme, 
Resffl^  mit  Semtem  ^u  bereid^em,  Jonbem 
rie  Semter  gut  Dertoaltet  mürben  burq  9Rön- 
oa  Serbienft  unb  SBurbe  (C^öfler.  «nalecten, 
.;  BeUarmin  bei  Laemmer  371  sqq.  378). 
IcgibiuS,  fo  forbertSellarmin  mit  bem  Soncil 
tatat  (Sess.  XXIV,  Decr.  de  Beform.  o.  1), 
Hx  $c^  mit  oOer  |)flid^tgemä|en  Sorgfalt 
nr  mtt  ben  mtfienDö^Iteften  Sorbinölen  um' 
i  wob  nur  bie  beften  unb  geeignetfien  Sifd^öfe 
Hxift  geben  bfirfe.  3)o8  Soncil  toeist  babei 
cidHil^  l^in  mtf  ^bie  Dielen  fd^merjten  9}ad^- 
*  bet  8ergangeni()eit  (t)gl.  Laemmer  368). 
«btf  beBogt  in  feiner  ^ntmort  bormtf  bie 
lierigfeit  ber  Kutool^I  unb  felbft  ber  2in» 
itfam;  ®ott  felbfi  l^be  jum  Xrofte  berer, 
e  bie  SBo^I  litten,  ben  3uba8  unb  ben 
OR  9HcoImi8  l^ingefteDt.  Sterbenb  erflörte 
laol  »aOotncini  (3uni  1667)  bem  P.  ®ene- 
B^beßer  SRauruS  eine  Steform  bed  $Q))ft* 
I  betreffs  ber^milien  berHiäpfte  fürnötl^tg 
ibetntd^t  ber  9^otl^  ber  Camera  apostolica, 
SeMlocrben  ber  Sößer,  ber  fliagen  ber  pä- 
r,  bdl  oflgemeinenSergemiffeS  utü>  äBnufd^eS. 
Vlm,  tdUMt  er,  fiimmten  Diele  audge)ei(^nete 
ialk  fiberein,  unb  fie  l^ötten  bei  ber  gegen« 
ign  SebiStxicm^  eine  Sfef^eüung  borüber  im 
fatte  betrieben,  ^aä)  feiner  ^nfi^t  folle  leiner 
lemmibten  beS  ^opfleS  mel^r  einen  Sitel,  mie 
ig  mb  gfürft,  erl^olten  unb  ieber  irgenbmie 
■wnbe  Senar  nur  )um  ^eile  ber  Seelen 
pnr  Snfiofiung  beS  fßoltt&  Dermenbet  merben. 
er  ivic  bo8  befi  ®enerald  ber  itvcä^t  follten 
OUfanieni,  bie  gefd^idt  feien,  im  ^folle  ber 

fk  in  DertDoIten,  mtb  nur  mit  müßigen  Sin» 
m  Sbertrogen  merben.  S)er  Smrbinol  be  Sugo 

BflAbem  er  in  ben  (eilten  f^obren  Rdb  beffer 


unb  Sfurd^t  bor  il^ren  iBermonbten  unb  ber  JRotl^ 
ber  3rit.  Qfaft  übertrieben  fd^orf  öerful^ren  Diele 
Don  il^nen  gegen  il^re  SSermoubten.  Stemend  IV. 
ftattete  feine  beiben  red^tmö^tgen  Slöd^ter,  Don 
benen  eine  in'S  fflofter  ging,  mit  30  refp.  300 
fleinen  Sotmofen  au§,  mit  bem  auSgefprod^enen 
SBunfd^e,  bie  anbere  foUe  nur  einen  SRonn  il^reS 
Staubet  l^eiroten,  ber  aud^  nid^tS  Don  il^m  erl^ielt. 
9uf  bem  Sterbebette  boten  il^n  bie  Sarbinäle,  er 
möge  feinem  ^Reffen,  bem  fronsöfifd^e  Sifd^öfe  brei 
^frunben  gegeben  l^ätten,  eine  äBürbe  geben;  aber 
er  fagte  nur,  er  fönne  Don  ben  brei  ^fiSnben  eine, 
meldte  er  moQe,  bel^olten,  muffe  aber  bie  beiben 
anberen  jurüdfgeben.  Söleftin  V.  DermieS  feinen 
Steffen  Don  ber  Surie  unb  gab  il^m  nur  auf  brin« 
genbeS  Sitten  ber  Sarbinöle  eine  Heine  fßfrünbe 
mit  ben  SDBorten:  „^^x  fönnt  ben  ffeld^  trinfen, 
ben  id&  im  ©egriffe  bin  ju  trinfen"  (Alv.  Pela- 
gius  n,  c.  15,  fol.  48*).  «enebict  XII.  pflegte 
)u  fagen,  ein  fßapft  muffe  SJleld^tfebed^  gletd^en, 
ber  o|ne  SSater,  ol^ne  SRutter,  ol^ne  Genealogie 
mar.  2)ie  Seneftden  Derliel^  er  Heber  gar  nit^t, 
al§  Unmürbigen.  Sinem  Steffen  gab  er  baS  Sr}- 
biStl^um  SlrleS,  aber  nur  auf  bringenbeS  ^Bitten 
ber  Sarbinäle  unb  mit  9täd(ftd^t  auf  feine  au§» 
gegeid^neten  9}erbtenfie.  Seine  Slid^te  gab  er,  tro( 
Dielfad^er  Semerbungen  Domel^mer  Ferren,  einem 
einfad^en  jfaufmann,  ba  e§  nid^t  paffenb  fei,  bag 
ein  gemöl^nUd^ed  $ferb  einen  reid^en  Sattel  l^abe. 
jf einen  feiner  iBermanbten  berief  er  in  baS  Sar» 
binalScoUegium.  6mft,  ftreng  unb  geredet  Derful^r 
3nnocen)  VI.  mä)  feinem  äBorte,  bie  fird^Iic^en 
SEßürben  mfi^ten  ber  Sol^n  ber  Sotgenb  unb  ni(^t 
ber  ®eburt  fein.  Sr  blieb  bie  ein}ige  fßttf^ttt' 
lid^ung  ber  ^milie  Hubert.  Urban  V.  lel^nte  eine 
^enfion  be§  JfönigS  Don  ^ranfreid^  für  feinen 
93ater  ab  unb  Dermel^rte  feinem  Steffen,  fid^  eine 
(SSattin  aus  bfiberem  ober  aletdbem  @tanbe  tn  fudBra. 


147 


SlepotiSmud. 


148 


binolS  $ad^eco  getroffen:  „^xt  Steform  tmiffen 
tt)ir  bei  unS  felbft  anfanflen!"  (Slantel,  196.) 
$iuS  y.  t)er6ot  in  ber  Sülle  Admonet  nos  Dom 
29.  aRärj  1567  (Magnum  BuU.  Rom.  VH, 
Aug.-Taurin.  1862,  560  sqq.)  iebe  Selel^nung 
mit  Gebieten  be§  JHrd^enftoQteS  unter  irgenb  xotU 
(^em  SSonoonbe  unb  lie^  bie  SuIIe  Don  ollen 
Sorbinölen  unterfd^eiben  (S)öIIinger  524;  9teu« 
mont  m,  2,  559) ;  mieber^olt  tt)urbe  fte  Don  fei- 
nen 9lad^foIgem  befiötigt  (©regor  XTTT.,  SIemenS 
unb  Urban  VUL).  2mt  Snnocenj  XI.  (1676 
bi§  1689)  ift  aUer  !ßepoti§mud  ber  $ö})fte  ge- 
brod^en.  Seine  SSerwanbten  erlangten  nid^t  ben 
geringften  Sinflu^  auf  bie  ©efd^üfte.  Seinem 
9leffen  ObeScald^i  erHärt  er,  er  l^abe  Don  il^m 
nid^td  ju  l^offen,  unb  er  molle  il^n  nid^t  in  bem  $a- 
lofte  bulben^  tt)eU  er  il^n  liebe  toegen  feiner  tßf 
fd^ibenl^eit.  S)em  loiferlid^en  @efanbten,  meld^er 
ber  t^familie  ObeScald^i  ben  bef  onbem  @d^u|  feines 
>erm  pfid^em  rootlit,  enoieberte  er,  er  l^abe  tt)eber 
»Qu§  nod^  Sfomilie,  unb  feine  SBürbe  fei  nur  ein 
leiten  (Dgl.  oud^  Stonfelll,  112).  Sr  bereitete  fd^on 
bie  SuIIe  gegen  ben  92e))oti§muS  Dor,  toeld^e  fein 
gweiter  Slad^folger  Snnocenj  XIE.,  ber  bie  Firmen 
feine  ^{epoten  nannte,  bie  il^m,  „bem  fßater  ber 
^rmen",  bis  gmei  SOteilen  Dor  9tom  entgegen* 
gegen,  um  il^n  in  bie  @tabt  gu  tragen,  ausführte. 
Simocenj  XU.  erHärte  ben  SSerteonbten  fofort, 
e8  fei  il^m  lieber,  »enn  fle  SRom  Derlic^en.  Unter 
il^m  unb  auf  feinen  Auftrag  l^in  f d^rieb  Sfonbrati, 
fpöter  Sarbinal,  fein  IBud^  über  ben  9lepotiSmuS, 
meld^eS  bie  Sd^äben  begfetben  DoO  aufbedfte.  Sn« 
nocenj  erlief  bie  99uIIe  Bomanum  decet  Ponti- 
ficem  Dom  22. 3uni  1692  (Magnum  Bull.Bom. 
XX  [1870],  440  sqq.);  fie  Derbot  ben  ppften,  in 
irgenb  tt)el^er  SBeife  i|re  SSermanbten  mit  ©ütem 
ber  ftird^c  ^u  bereid^em;  arme  SSermanbte  feien 
mie  anbere  ^rme  ju  bel^anbeln:  eine  gange  Steil^e 
Don  Remtern  unb  Sitein  (©onfoloniere,  ©eneral« 
capitön),  bie  faft  flets  biSl^er  mit  reid^en  Sinfünften 
an  Sermanbte  maren  gegeben  morben,  mürben 
aufgel^oben,  il^re  Smeuerung  mürbe  Derboten,  nur 
in  9{ot]^fänen  foUten  fie,  ofne  Stüdffid^t  auf  93er« 
manbte,  Derbienten  fälligen  Seuten  mit  nur  madi- 
gen Sinfänften  Derltel^en  merben.  3)ie  Sarbinal« 
nepoten  foQten  nur  12  000  @cubi  erhalten.  3eber 
ber  85  Sarbinüte  mu^te  bie  ^Ile  unterfd^reiben 
mit  promitto,  voveo  et  juro,  unb  in  jebem  €on« 
claDe  f oUte  fle  Don  iebem  ^arbinale  unb  bann  Dom 
^apfle  befd^moren  merben. 

S)ie  SuUe  nmrbe  Don  ber  gangen  fatl^olifd^en 
SEßelt  lebl^aft  begrübt;  bie  ^äretifer  erl^oben  ben 
$apfl  bis  in  ben  ^immel  unb  fagten,  fle  allein 
genüge  fd^on,  il^n  unfterblid^  gu  mad^en  (CiviltÄ 
cattol.  ser.  VII  [1868],  ü,  400  egg. ;  SReumont 
m,  2,  640).  SHe  folgenben  ^äpfte  IJielten  fid^ 
ftrenge  an  biefe  Seftimmungen,  SDer  JlepotiSmuS 
beS  ^apfttl^umS  lebt  fettbem  nur  nod^  in  ber  ©e» 
fd&id^te  (©öflinger  529 ;  Dgl.  Söpffcl  bei  §ergog 
Vn,  360).  «u^  ^iu8  VI.  ma^te  feine  «uSnal^me. 
Smar  bereid^erte  er  bie  53ra8d^i  fel^r;  allein  er 


lel^nte  bie  Srl^öl^ung  feined  Steffen  93raSd^«One» 
fttni  burd^  ^aifer  3of epl^  IL  ab^  tnbem  et  erHärte^ 
eS  f  olle  nid^t  f  ^einen^  al§  ob  er  um  ber  iSertDonbt- 
fd^aft  miUen  iRtä^it  ber  JKrd^e  opfere,  unb  Derbot 
feinen  SSermanbten,  nad^  9tom  gu  lommen.  Sb« 
gefeiten  Don  ben  ^öpfien  beS  10.  äal^l^ttnberiS 
fmb  eS  in  ber  aDignonefifd^en  3^it  bis  gum  fton« 
fianger  Soncil  gmei  ober  im  l^öd^ften  QfaB  fünf 
köpfte,  glemenS  V.  unb  VI.,  Sol^ne«  XXTT., 
Sonifag  IX.  unb  ©regor  XII.,  auS  ber  3elt  beS 

tumaniSmuS  bis  gum  Zribentiner  Soncil  fünf, 
aligt  ni.,  ©ijtuS  IV.,  «leyanber  VI.,  2eo  X. 
unb  ?PauI  in.,  benen  man  nod^  Snuocenj  VUL 
unb  Siemens  vn.  unb  auS  ber  golgegett  nod^ 
Urban  vni.  gugäl^Ien  mag,  meld^  einen  toeber 
burd^  bie  Sage  nod^  burd^  bie  ermöl^Iten  ^erfonen 
felbft  in  biefem  SJla^e  geforberten  unb  bal^  bem 
ainfel^en  beS  ^opfttl^umS  unb  ber  IKrd^  f d^Iid^ 
92epoti§mu3  geübt  l^aben.  2)aS  mören  7,  im  Su|er- 
fien  SfaSe  18  Flamen,  ßergogd  Steal-enc^ffopöbie 
gäl^It  im  Kegifter  16  Seförberer  gegen  7  99elämpfer 
bed  9{epoti§mu8 ;  aber  ^I IV.  gel^ört  minbeflenS 
fo  gut  gu  ben  lejteren,  mie  gu  ben  erfieren.  S>a8 
ifl  eine  für  bie  lange  Steige  ber  ^fle  unb  bie 
i^nen  gebotene  ©elegenl^eit  red^t  geringe  Sngo^I, 
b.  IJ.  nur  ie  ber  16.  ^apfi  mar  nepotifKfd^  gePnnt 
2)abei  fprid^t  man  nod^  immer  Dom  9lepott8muS 
als  ber  „grbfünbe"  (ßergog  vn,  351)  unb 
^^Sd^ofefünbe"  ber  $äpf!e  (ebb.  XH,  50). 

SJlan  l^at  eS  als  eine  folgenrei^e,  g5ttlid^ 
iJfügung  betrad^ten  motten,  ba^  $aul  HL  in  fei- 
ner Derblenbeten  Siebe  gu  feinen  9lad^Iommen  Den 
fiegreid^en  Äaifer  Äarl  V.  Derl^inberte,  bie  oD» 
mölige  3(uffaugung  unb  bie  rafd^e  Unterbtfidhmg 
beS  $rotefiantiSmuS  gu  Staube  gu  bringen  (3öpf|^ 
bei  ^ergog  XI,  380;  Dgl.  322,  nad^  Stonfel, 
166  ff.).  Slel^nlid^  l^at  man  ^in  biefem  Xriumpl^ 
ber  ©onberintereffen  über  bie  SJntereffen  ber  Se« 
ligion  äefu  Sl^rifti''  eine  @d^mäd^ung  unb  IBer« 
minberung  beS  pöpfUid^en  Sl^rgeigeS  gefel^,  bie 
gerabe  gu  einer  S^i,  mo  Diele  Umftönbe  bie 
^ßöpfte  begünftigt  l^ütten,  nad^  bem  Vorgänge 
©regorS  vn.  unb  Snnoceng'  in.  eine  uniDerjtBe 
Suprematie  unb  bie  SDmad^t  (!)  i>^  l^iligen 
@tu]^IeS  mieberl^erguftetten,  fie  Don  fold^en  gro|en 
Untemel^mungen  abgegogen  l^ätte  (Dannou,  Eraai 
Bur  la  puissance  temporelle  des  Papes  I, 
4«  ed.,  Paris  1818,  285  ss.).  3lber  Üwcl  V. 
f onnte  felbft  im  ßiuDerflänbniffe  mit  f^abrian  VI. 
nid^t  ben  ^roteftantiSmuS  in  feiner  Sntfhl^ung 
unterbrüdfen.  ®ie  3ett  ber  conciliaren  Semegunwn, 
ber  ^ufltenlömpfe,  ber  Zürfennotl^  mit  ber  3n« 
noceng'  HI.  ober  ©regorS  VH.  gu  Dergleid^n, 
gel^t  nid^t  an.  3)en  9lepotiSmuS  für  ^tteS  Der- 
antmortlid^  gu  mad^en,  ift  ungefd^iddtlid^. 

m.  Sin  9lepotiSmuS  ber  SBif^öfe  unb  onberet 
l^ol^en  ©eiftlid^en  tonnte  nur  in  S^xkn,  mo  er  mel^ 
allgemein  geübt  mürbe,  für  eine  größere  ©efammt« 
l^eit,  einen  &aai,  ein  Sanb  unb  baS  fird^Tid^ 
anfeilen  in  bemfclben  gefäl^rlid^  merben.  6i«e 
folc^e  attgemeinere  Uebung  tonnte  fid^  aber  nur 


149 


9let)ott§mu3. 


150 


m  einer  3rtt  mo  bod  ^ojpfttl^um  unb  bie 
(iMiiAIe  mit  betn  f c^Ied^  Seifpiel  Dorongingen, 
nkBN)  bie  ^5^^eren  unb  nieberen  fifürflengef^Ie||ter 
■slgAenbcn  (£infbt|  auf  bie  Sefe^ung  ber  geiji- 
iäjm  Stellen  erlangten.  Unmittelbar  rief  ber 
StpotifinntS  ber  ^ßöpße  ben  ber  Sarbinöle  unb 
Snialbeaniten  l^or  (Shmfe  HE,  43  f.  69  ff.). 
Sie  rei^^ßen  SiStl^ämer  unb  Abteien  ^  fo  t)iele 
fciorate,  Commenben  unb  anbere  ^frünben  in 
älalim  fomen  ben  SRitgliebem  ber  Surie  unmittel* 
kir  in  gnte  (9hmfe  m,  77  ff.).  3n  Spanien  unb 
Snudreii!^  l^e  bie  Stxont  felbft  burd^  bie  ^oliti! 
nb  baS  (foitoegenlommen  ber  ^äpfte  in  ben  Son- 
cocboten  bie  mfejptng  faft  aller,  toenigftenS  aller 
kfjcvm  Stellen  erlangt,  unb  fie  bebad^te  il^re 
Mnftliiige  gut  3n  SSentfd^Ianb  litten  bie  Ca- 
IKld  i^  ffl^Ire^t  behauptet  äBie  überl^aupt,  fo 
fkigecte  fii^  in  i^en  mit  ber  SuSbilbung  bed  rö- 
■t^i^  Sed^tS  unb  ber  9tieber]^tung  be§  SSoßeS 
nb  Untarbrudung  ber  93auem  ber  ßinflu^  be§ 
fßffttn  unb  niebem  SbelS.  SDaju  trug  bor  Mem 
oid^  bei  boS  gro|e  SSerbienft,  ba§  ftd^  ber  Slbel 
ta  früheren  S^ten  um  eingelne  2)iöcefen  unb  üvc' 
iim  enootben  ^tte,  unb  bie  ®unft,  meldte  ber 
ffiim  Vbel  bei  ber  Surie  fanb.  So  ftnbet  man 
fäfoa  im  11.  unb  12.  Sal^rl^unbert  mieberl^oU  auf 
boR  SngSburger  SifdJ^ofSffatl^I  ®rafen  t>on  Sin» 
bcd^,  anf  bem  (Sic^ftätter  (2)  unb  bem  äBürg» 
bnq^er  (5)  @rafen  k)on  Sotl^enburg,  auf  bem  SBer« 
bner  bie  Grafen  k)on  (S^inQ  unb  bie  mit  i^nen 
wimubieu  Ferren  Don  (Sranfon,  fomie  ®rafen 
Ml  Oronbprö  unb  Sd^5nberg  unb  %§premont 
QL  Anonymi  Series  ohronol.  episcop.  Virdun. 
M  Sehaonat,  Vindemiae  litter.,  Fuldae  1724, 
n,  108  sqq.).  Seit  ber  ÜRitte  bed  15.  äal^rl^un- 
berlS  aber  fud^te  ber  ^bel  {Qjtematifd^  bie  nad^- 
gAorenen  Söl^ne  auf  reid^e  SBifd^ofSftöl^Ie  ju 
kiagen.  &  lam  mentger  auf  Sittenreinl^eit, 
Sözbe  unb  ®ele]^rfam!eit  al§  auf  Sbftammung 
an.  Woiäf  fj\n  t)erfd^tt>inben  bie  SJlönd^e  unb  ein« 
fa4<n  treuen  SBeltgeijlIid^en  immer  mel^r,  unb  e§ 
Mobe  in  Dielen  Sapiteln,  mie  in  93af  el,  tlugSburg, 
^^elbabom,  Virn^tx,  0§nabrüdt  Oanffen.  ®ef(^. 
beS  betttfd^  Soße«  I,  15.  Sluft.,  1890,  634  ff.), 
SegenSburg  (nad^  Ulrid^  t)on  ^utten,  SSabidcuS 
ober  bie  römifd^  SDreif altigleit  [Sömmtlid^e  SBerfe, 
(enrndg.  d.  93ödfing  IV,  8eipa.  1860, 209]),  ftatu- 
torifd^  feftoefe^t,  bag  nur,  ober  jum  großen  ^l^eil 
(ipie  in  ftdln  Vt)  ^belige  ober  S)octoren  (bie 
cKBtneD  ben  S)octorgrab  erfauften)  in  bie  Sopitel 
fommen  fdmtten.  3)a§  fanb  fd^on  bamal§  biel 
Sabd,  fo  bei  SebafHan  «rant,  ®cilcr,  SRumer, 
Sofenplüt,  ^tttten,  gütiger  (f.  Sanjfen  I,  632  ff.). 
Ron  Dereimgte  m5glid^ft  Diele  $frünben  unb  Der« 
pro^  bie  Sinfönfte.  93remen  unb  Sterben,  ^aber» 
b«ni  nnb  OSnabrüdf,  mie  3}?ain),  SÄagbeburg  unb 
fKdberfiabt  moren  in  einer  ^anb  Dereinigt  beim 
lifibnii^  ber  ®(auben§fpaltung,  bie  ^ölfte  ber 
bmtH^  Stdt^mer  bamalS  in  ben  ^önben  ber 
Smßenfd^  9teid^tbum  unb  Slang  Derliel^en  neuen 
Seidjftbmn  nnb  9tang.  ^ßapft  ^le^onber  f oII  fogar 


tl^eoretifd^  ben  Slbel  für  beffer  geeignet  jum  SHenfte 
®otte8  erHärt  l^aben  (SRanfe  HI,  79).  3)a§  Be- 
servatmn  eoclesiastioum  foUte  bie  noc^  treu 
gebliebenen  SiSt^mer  bem  ®Iauben  erl^alten, 
nad^bem  fiutl^er  baS  JKrd^engut  ben  ))roteftanti- 
f d^en  tifürften  ausgeliefert  unb  biefe  e3  mit  pfreuben 
angenommen  l^atten.  Slber  biefe  93eftimmung 
mürbe  gemaltfam  Don  ben  $roteftanten  übertreten; 
jte  tenorifirten  unb  proteftantijirten  bie  (Satntel. 
3>ie  norbbeutfd^en  SiStpmer  mürben  f aft  alle  mit 
irroteftantifd^enSfürftcnföl^nenbefeJt,  bie  ein  cäfaro- 
papiftifd^eS  ätegiment  einfül^rten  (Stitter,  S)eutfd^e 
®efd^id^te  im  3^itaßer  ber  ®egenreformation, 
Stuttgart  1889,  I,  71  ff.).  SKerfeburg,  9laum. 
bürg,  SReilen  gatten  balb  afö  fad^ft)d^e8,  mieSran- 
benburg,  gaoelberg,  SebuS,  Dor  Mem  aber  9Ragbe« 
bürg  feit  äoad^im  ^edorS  Sol^ne  Siegmunb  unb 
baS  beutfd^e  OrbenSIanb  als  branbenburgifd^eS 
^auSeigentl^um ;  6xxmin  fam  on  baS  ^er^ogl^auS 
in  Sommern,  Sd^merin  unb  Sta^eburg  gelangten 
an  ^edlenburg,  ^alberftabt  nad^  SiegmunbS  %ob 
1566  an  Sraunf ^meig-äBoIf enbüttel,  meld^eS  mit 
SDänemar!  unb  Sac^{en«Sauenburg  nod^  um  93re* 
men  ftritt,  möi^renb  2)önemarl  ft^  in  Sübed  unb 
Serben,  balb  aud^  in  Oefel  unb  SiDlanb  feftfe^te. 
S)ie  Sopitel  magten  ber  Sefted^ung  unb  bem  offe- 
nen 3itMxnge  gegenüber  gar  nid^  mel^r  Don  ben 
^ürftenföl^nen  ab^ugel^en,  unb  }u  größerer  Sidj^er* 
l^eit  jmang  man  {te  ju  Soabiutorenmal^Ien  (SRitter 
1, 191  ff.  243).  »on  36  SiStl^ämem  im  Mrid^ 
mürben  tro^  beS  Beservatum  ecclesiasticum 
18  im  Saufe  eineS  äal^rbunbertS  föcularifirt.  Um 
fo  mel^r  fd^ienen  bie  onberen  bebrol^t.  SDiefe  SBe> 
ftrebungen  ber))roteftantifd^ent^ürften  l^aben  nid^t 
gemixt  bis  jur  aOgemeinen  Säcularifation.  Sin 
^lan  beS  Königs  Don  $reu|en,  feinen  jmeiten 
Sol^n  5um  Soabjiutor  in  SBür^burg  unb  f8am' 
berg  ju  mad^en,  rief  bie  intereffanten  S3riefe 
jmeier  Soml^enen  (1787)  l^crDor  (f.  3ol^.  Don 
$müner,  Sämmtl.  SBerfe  XXV  [1833],  47  ff.). 
S)iefem  rüdfftd^tslofen  ^nfturm  gegenüber  fu(^te 
bie  JKrd^e  §u  retten,  maS  gu  retten  mar.  Wan 
begegnete  bem  ^roteftantiSmuS  mit  feinen  eigenen 
SJHtteln,  nad^bem  man  il^n  fd^on  aUju  meit  l^atte 
Dorbringen  laffen.  S)er  fat|oIifd^e  l^ol^e  unb  niebere 
^bel  mu^te  unb  tonnte  allein  bie  SRettung  über* 
nel^men.  ®emif{e  alte,  möd^tige  ®efd^Ied^ter,  be« 
fonberS  fold^e,  meldte  bie  ©rbomter  befleiben,  er» 
fd^einen  immer  mieber,  faft  crblid^  in  ben  ®om« 
capiteln.  ®ie  Sefejung  ber  Kapitel  unb  anberer 
©teilen  einer-,  bcS  bif(|öflid^en  Stul^leS  anberer« 
feits  bebingten  unb  beftimmten  fid^  gegenfeitig. 
Tlan  l^öufte  eine  ganje  äteil^e  Don  SBene^cien  auf 
bie  ein}elnen  ®Iieber  ftreng  fatl^olifd^er  ^öufer. 
®ro6e  SiStpmer  erfd^cinen  meift  enge  mit  ein- 
anber  Derbunben,  nid^t  blo^  ju  jmei,  fonbem  aud^ 
5u  brei  unb  Dier,  in  ber  ^anb  eines  möd^tigen 
änl^aberS.  ^ud^  l^ier  mürbe  bie  Soabiutorie  oft 
angemanbt.  SOßenn  JBellarmin  flogt,  bafe  Sifd^öfe 
5U  ®unften  il^rer  5fleffen  Derjid^ten,  um  unter  bie» 
fem  Sd^eine  erblid^  baS  §eiligtl^um  gu  bcp^en,  fo 


151 


StepotiStnuS. 


152 


gilt  biefeS  ]^au))tf öd^Iid^  t)on  ber  Surie  unb  Italien 
(Laemmer  379),  nid^t  obet  t)on  2)eutfd^{Qnb,  unb 
feiten  würben  biefe  Serjid^te  totrflid^  angenommen. 
Um  1680  sollen  bie  Sopitet  in  Sriet  unb 
SRain^  nur  Slbelige,  toöl^retd)  in  Sibln  nod^  immer 
ein  3)rittd  Sürgerlid^e  erjd^eint.  Stod^bem  in 
Wtaxn^  üaxl  ^einrid^  bon  aRettemid^  geftorben 
mar  (1679),  «fd^eint  ein  aWettcmid^  afö  ^xopji 
unb  einer  ofö  S)omcQt)itulQr;  neben  il^nen  )e 
2  Sapitulore  unb  SomiceUore  Sßaltpob  bon  Sof« 
fen^eim,  ein  Sopitular  unb  2  S)omicenare  SDqI- 
berg,  jfommerer  t)on  SBormS,  ie  2  Sopitulare  bon 
SSBaß)enburg  unb  bon  Sftonfenftein,  2  SDomiceUore 
bon  (Sil,  )e  ein  Sopitulor  unb  S)omiceIlar  bon 
@d^5nbom.  SBie  in  ^Dlam^,  f o  finbet  man  in  Zrier 
bie  jf effelfiatt  (1  ^ropft,  1  Sc^olaftifer,  1  S)omi» 
cdlar)^  bon  61^  (Sl^orbi  j^of,  2  Sopitulare,  4  SDomi« 
ceOare),  bon  ^ettemid^  (1  Sa))itular),  Ouab  bon 
Sufd^felb  unb  bon  StoQingen  Qe  1  (Sl^orbifd^of, 
2  3)omicenare),  bon  SBoIberboi^  (2  (Sopitulare), 
bie  bon  ber  Se^en,  SoQneburg,  S^önbom,  SDal- 
berg  (2  S)omiceIIareX  bon  ©Qmnid^  in  SSifd^el  bon 
©reiffenflau,  bon  Sidfen.  3n  übln  fielet  man  ie 

2  fifürftenberg  (1  2)ecan,  1  Sopitular,  bogu  nod^ 

3  S)omicettare),  ©alm«SReifferfd^eib«aJlanberfd^eib 
(ba^u  nod^  3  SDomiceUare),  bon  92affau  (^ropft  unb 

1  S)omicenar),  bon  f^ol^engollem  (Sapitular  unb 

2  3)omiceIlare),  ©rafen  3eü-äBaIbburg  (2  S)omi- 
ceHare).  SDBie  in  TOaim  unb  Srier,  fo  erfd^einen 
aud^  in  Bamberg  unb  SBürgburg  bie  @d^önbom, 
@idingen,  @tabion,  Sll^einedt,  3)alberg,  Suffeg^ 
3ngel^eim,  SBalberborff,  gfranfenffein  u.  91.  (bgl. 
Imhof,  Noütia  S.  Born.  Genn.  imperii  pro- 
cerum,  Tubing.  1697,  22  sqq.  26.  29  sq.). 

@ofie]^tmanbennau(|in  bemfelbenäal^rl^unbert 
mieber^olt  SOtitgßeber  berfelben  t^fomilie  biefelben 
gWfd^ofSp^Ie  befteigen,  in  SRainj  (2  aWettemi^ 
inirier  1),  in  Irier  bon  ber  Se^en  (2,  in  3Rainj  1) ; 
ba^u  in  IDlain)  unb  Zrier  |e  ein  Sd^önbom,  in 
Salzburg  2  ©rafen  bon  Zl^un  (baju  nod^  einer  in 
ißaff  au  unb  einer  in  @edfau),  in  Sid^ftStt  bie  @d^en! 
bon  SafleH,  in  ffonfian^  bie  f)erren  bon  Stobt  in 
Sri^en  bie  ®rafen  bon  @t>aur,  in  Bamberg  (2) 
unb  in  SBür^burg  (3)  ®rafen  bon  Sd^önbom, 
in  $affau  bie  bon  Samberg,  in  Stra^urg  bie 
bon  gfürftenberg  (2)  unb  bon  äto^an  (3).  3)ie 
SBittelSbad^er  befehlen  (5  nad^  einanber)  ben  Sr}» 
pul^I  bonfföln  1583—1761,  ber  bei  einer  fo  longe 
onbauemben  proteftantif  d^en  93cf  e^ung  löngj}  föat« 
larifirt  morben  möre  unb  mit  SRül^e  gmeimal  bem 
einbringenben  ^roteftantiSmuS  entriffen  ttmrbe. 
Sauge  Seit  bereinigten  fle  mit  Äöln  SKünfter, 
^ilbeSl^eim,  Sättig,  jeitmeilig  aud^  Sf^^f^ng, 
ÖSnabrüdt,  $aberbom,  StegenSburg.  Speyer  mar 
faft  ftetS  mit  £rier,  SSormS  bielfad^  mit  ^Jlains 
bereinigt.  SlemenS  äBen^edlauS  regierte  am  Snbe 
beS  18.  äal^r^unbertS  in  Zrier  unb  SlugSburg, 
3)alberg  in  SRains  unb  jfonfiana.  S)ie  ^ob^' 
burger  befagen  lange  ba§  9)Uiftert]^um  be§  beut« 
fd^enOrbenS,  bann  l^in  unb  mieber  aud^  Breslau, 
53rijcn  unb  ^affau.  aber  feit  bem  SeftttutionS« 


ebict  toar  ba9  f)au§  ^abgburg  fafl  böOig  auS« 
gefd^Ioffen  bon  ber  SBefe^ung  ber  SiStl^ümer.  6S 
mürbe  in  jf öln  unb  aßünfter  9lad^foIger  beS  ütteni 
daufeS  äBitteföbad^.  —  3)a8  angemenbete  aRittel 
9atte  ben  ertoünfd^ten  ßrfolg  gel^abt.  SS  mar  an 
fid^  nid^t  gerabe  gut,  bie  JNrd^e  f o  arifbfratifd^  gn 
geftalten,  aber  aud^  gar  nid^t  fd^Ied^t  unb  fSr  Ue 
Seit  ba§  einjige  ÜRitteL  SBaren  mand^  biefer 
93ifd^öfe  menig  clerical  gefinnt  unb  oft  löfjig 
unb  mel^r  meltlid^e  als  geiftlid^e  ^ttttn,  fo  vnU 
midtelte  ftd^  baS  bod^  erft  fpäter,  als  ber  ^rotefton« 
tiSmud  nid^t  mel^r  fo  fel^r  ©efal^r  brol^te;  |eben» 
faQS  aber  lag  c3  ber  firc^Iid^en  ^uffaffung  burd^* 
aus  fem.  SDer  SBelt  mar  ber  Unterfd^eb  )mifd^ 
einer  93efe^ung  ber  Sifd^ofSfKil^Ie  burd^  latl^oßfd^ 
unb  burd^  proteftantifd^e  f$fürftenf51^ne  böllig  flor. 
3o]^.  b.  aRüHerS  ©riefe  ameier  ffioml^erren  (1787) 
geigen,  mie  fd^mer  eS  ben  Sapiteln  marb,  fld^  ber 
äBal^I  bon  9Rönnem  qx&  l^ol^en  fürfUtd^en  6dufem 
5u  ermel^ren.  2)er  jüngere  SDoml^err  min  me  mel^ 
als  gmei  ^rin^en  auS  bemfelben  f)aufe  folgm 
laffen,  ber  ältere  mill  bie  $rin}en  iwcä^  ein  oIIp 
gemeines  UAereinfommen  ber  Sapitel  gan^  oüS' 
gefd^Ioffen  unb  nie  über  ben  unmittelbaren  Seid^ 
ritterftonb  l^inauSgegangen  miffen  (bgl.  So%  bon 
aJlüHer,  ©ömmtlid^e  SDßerfe  XXV,  51  ff.).  — '©oS 
Uebel,  SSermanbte  ^u  bebor^ugen  5um  JRad^t^etl 
9Inberer,  bie  burd^  il^r  Seben  unb  il^re  SBiffen- 
f d^aft  bie  Stellen  berbient  l^ötten,  ift  }u  allgemein 
menfd^Iid^,  unb  bal^er  fd^on  alt  in  ber  ffirdbe,  be« 
fonberS  in  Seiten  unb  ^egenben,  mo  ber  Sdlibot 
nid^t  ober  bod^  meniger  beobad^tet,  um  fo  mel^r 
aber  Simonie  geübt  mürbe,  lieber  Sugenb  vaib 
Unfäl^igleit  fal^  man  auS  SSermanbtenliebe  unb 
^errfd^fud^t  l^inmeg.  2BaS  alleS  mu^te  nid^t  3bo 
bonSl^artreS  in  biefer  SBegie^ung  erleben!  (Ep.  182, 
bei  Migne,  PP.  lat.  CLXH,  183.)  äBie  fd^arf 
fprad^en  fid&  ber  f)l.  Seml^arb  (Tractatus  de  mori- 
bus  et  officio  episcopomm  seu  ep.  42  ad 
Henrioum  archiepiscopum  Senonensem,  c.  7 
[Migne,  PP.  lat.  CLXXXÜ,  325  sqq.]),  @ttf^€lp 
bon^eii^erSbcrg  (Deinvestigatione  Aniichristi, 
bei  Scheibelberger,  Gerhohi  Opera  inedita 
Lincii  1875,  I,  c.  44,  4  sqq.;  bgl.  Sturm« 
^öfel,  ©erljol^  bon  Keid^erSperg,  Seipjig  1888, 
n,  6  ff.),  «IbaruS  ^elagiuS  (H,  c.  15,  foL 
48^  sqq.;  c.  23,  fol.  63*;  c.  26,  foL  64»>) 
gegen  biefen  Sntgbraud^  auS!  SDa  trifft  ber  Zabel 
gleid^mö^ig  Sarbinöle,  Sifd^öfe  unb  9ebte.  ^SBaS 
ift  mel^r  berbreitet  in  ber  Äird^e  als  bie  bertoanbt« 
fd^aftlid^e  Suneigung  ^u  ben  SSIutSbermanbten? 
2)ie  ^rölaten,  92effd^en  unb  anbere  SSermanbte 
finb  l^eute  il^re  ®ötter^  bie  fie  mel^r  alS  ®ott  unb 
im  ®egenfa|e  }u  ©Ott  lieben  unb  eieren.  Sie 
füflen  Äird^en  unb  fliöfter  mit  il^ren  SSermanbten, 
um  mieber  einen  SSermanbten  ^u  erbeben  unb  baS 
eiligtl^um  nadl^  Srbred^t  }u  beft^en.  93on  fel^r 
atte  bie  ffird^e  ben  SSorftel^em  berboten,  irgenb 
etmaS  bom  JHrd^engut  ben  Sermanbten  ju  geben ; 
menn  fie  arm  feien,  folle  man  il^nen  als  ^rmen 
Reifen,  l^atte  baS  ftebente  ßoncil  (bon  9licäo,  787) 


153 


gier  —  IRereuS  unb  ad^tHeu«. 


154 


e.  12  dft  (Btunbfal  cmfgejlent;  aber  ba§  folle 
n\äß  Ott  SotUMinb  btenen^  ber  üixä^t  ®üter  5U 
cniffcmbcit  (DgL  Corpus  juris  canon.  c.  19, 
&  Xn,  q.  2).  3eben  Serfud^  ber  Sijd^öfe,  i^ren 
SedDonbten  Sortl^Ue  gujutoetiben,  belegte  boS 
yfyüt  Cimdl  Doit  Soleboo.  3  unb  im  Sinf^Iu^ 
honm  e.  6,  Dist Lxxxix  mit  fd^tDerer  Strafe. 
Son  bem  neu  Qmäffiim  Sifd^ofe  t)on  @9racu§ 
Kdaagie  ber  ^apfi  IßelagiuS  eine  ©orontie,  ba^ 
er  iDcbcr  fehlem  ffieibe  nod^  {einen  @öl^nen  ober 
anbcrai  Senomibten  etisoS  Don  ben  jtird^engütem 
gAtn  ober  ^terlaffen  merbe  (»gl.  c.  18,  Disi 
XXVm).  Unter  bie  großen  ^oretifer  foH  ge- 
ffUHt  BKriwi,  mer  an  blutdDermanbte  Säten  etmaS 
gi^  rma  IKnl^gute  (t)gl.  ®regof  VIL  in  o.  18, 
GL  I,  q.  8).  aSBer  einem  Unmürbigen  eine  $frünbe 
oßk,  gitt  als  Sinumijt;  mt  feinen  iBenoaubten 
Sta^t  8^t,  iKrd^gut  anjugreifen,  foO  bem 
Concfl  nerfollen  fein  (c  7,  C.  X,  q.  2).  3nno- 
ccB|  nL  forberte  ben  ^triari^en  bon  6^on« 
ßoBtinopel^  ber  bIo|  feine  Sanbdieute,  bie  SSene- 
tiaaer,  onfiente,  burd^  ben  Sarbinallegaten  Don 
6t  narceüufi  auf^  bamit  aufjul^ören  (Alv.  Pe- 
lagins  n,  e.  15).  ®erabe  in  ber  Stellung  ber 
9ttMnäk,  mdä^  eine  ajlenge  $frünben  Der- 
ciaigleR  nnb  fo  mieber  i^e  iBenoaubten  bereid^er- 
ta,  md^  bie  ^apftgetoalt  fiberaU  }u  l^emmen 
M^/  inn  i^  eigenes  Sntereffe  me^r  Dertreten 
PL  Onuen;  fol^  Siele  bie  Urfad^e  aOed  Unl^eilS, 
wk  befonber«  gferbinanb  I.  (Dgl.  ?Ranfe  1, 224  f.). 
Sk  Coibinaföcommiffion  Don  1586  Derlangte 
aw^  fd^  Sbfd^ffung  ber  SRi^bröud^e  bei  SSer- 
ki^niQ  Don  $frihtben  an  SSenoanbte  ber  geift- 
Bifyn  ^infyAtx.  Strenge  Derbot  ba§  Sondl  Don 
Orient  jcbe  ftmoniftifd^e  SSermenbung  Don  fird^» 
lifyn  Cinfünften  (Sees.  XXIV  De  reform.  c.  1 4) ; 
e§  Derbot  mit  ben  SanoneS  ber  ^poftel  ben  93i» 
tiefen  unb  Sarbinülen,  bie  ürd^Ud^en  ßinfunfte 
fa  serfplittem  unb  auS  i^nen  SSertoanbte  unb 
^)au§genoffen  ^u  er^öl^en,  toieS  fle  Dielmel^r  an, 
biefe,  menn  fte  arm  feien,  gleid^  tote  bie  anberen 
Innen  |u  bejubeln,  unb  ermahnt  fie,  bie  ganje 
aienfdjlic^  3wneigung  gegen  bie  S3rübcr,  gieffen 
unb  SerUKinbten  aU  eine  Baat  Dieler  Uebel  für 
5ie  flird^e  abzulegen  (Sess.  XXV  De  ref.  c.  1). 
(H  forbert  alle,  meldte  ein  Stecht  baju  l^aben,  auf, 
p  forgen,  ba|  ol^ne  SRüdft^t  auf  menf d^Iid^e  92ei« 
gnng  ober  Sinpjlerung  ber  IBetoerber  felbft  nur 
mäf  Serbien^  unb  nad^  ben  fird^Iid^en  tjforbe- 
nmgen  SVönner  erl^oben  tt)erben,  unb  em))fie]^It 
dem  $apfle  bie  forgf ditigfie  ^uSttial^I  bei  ber  Se» 
>e^g  ber  Sifd^ofdftül^Ie,  unb  befonberS  aud^ 
bei  ber  9BcäjH  ber  garbinöle,  ttield^e  ber  $apft 
adglid^^  mit  Serüdtftd^tigung  aller  ^Rationen  er- 
vmten  foll  (Sess.  XXIV  De  ref.  c.  1),  Derbietet 
md^  bie  $luralitöt  ber  Seneftden  im  ^Qgemei« 
KB,  Biie  für  bie  (Sarbinöle  (Sess.  XXIV,  c.  17). 
ftomilen  ond^  ntd^t  aOe  biefe  SBeftimmungen  bei 
ber  9tot^  ber  3^it  mirflid^  eingel^alten  merben, 
1D  MNirm  t§  bod^  Oaxt,  beftimmte  ^eftfe^ungen, 
Mdft  benen  man  ßd^  gu  rid^ten  fud^te,  fo  gut  man 


fonnte,  unb  bie  fofort  in  JTraft  traten,  als  bie 
JKrd^e  Don  ben  Sd^toierigfeiten,  bie  fle  bebtßdften, 
befreit  mar  unb  mit  bem  SSerlufte  ber  meltlid^en 
SRad^t  bie  ©eiftlid^en  aud^  bem  Sinf[u|  ber  toeU« 
(id^en  3}laä)t  entzogen  mürben.  —  SBenn  man  bie 
©efal^ren  unb  SRi^bräud^e  beS  92epotigmuS  ber 
$i{(^öfe,  Sebte  unb  Sarbinäle  betrad^tet,  erfennt 
man  erjt  red^t^  mie  fegenSreid^  unb  notl^menbig 
bie  Sinrid^tung  beS  SöIibatS  gemefen  ijt.  Ol^ne  Ü^n 
möre  bie  JKrd^e  im  äBeltlid^en  erftidft.  S)urd^  ben 
Sölibat  fd^ob  fle  allen  nepotiftifd^en  meltlid^en  92ei« 
gungen  ben  ftörfften  Stiege!  Dor.    [SB.  gfelten.] 

^tt  (-^a),  im  a.  S.  ein  SSraelit  auS  bem 
Stamme  99en|amin,  ber  SSater  SlbnerS,  beS  gfelb- 
l^erm  unter  Saul  (1  Sam.  14,  51).  S)a  9lbner 
als  iBermanbter  SaulS  bejeid^net  mirb  (1.  c.  50), 
fo  gel^ötte  aud^  92er  gu  beffen  tJfamilie ;  bod^  ift  ber 
®rab  ber  SSermanbtfd^aft  fd^mer  }u  beftimmen, 
meü  ber  92ad^meiS  berfelben  1  $ar.  8,  83;  9,  89 
(Dgl,  1  Sam.  9, 1 ;  14, 50. 51)  an  großer  S)unfel« 
l^eit  leibet,  meldte  fd^merlid^  anberS  als  auf  test- 
fritifd^em  SBege  gel^oben  merben  fann.  [Raulen.] 

^ntus  unb  JU^ilbiis,  amei  trüber,  be« 
rül^mte  römifd^e  SJlartQrer  auS  bem  erften  äal^r* 
l^unbert,  maren  auf olge  einer  für  ibre  ©rabftötte 
Don  $apft  Skimaf uS  Derf agten  Derftficirten  3nf d^rif  t 
5uerft  Solbaten,  unb  }mar,  mie  be  Stof^  Dermutl^et 
^ratorianer.  SDiefe  ]^eibnifd^e$eriobe  il^reSSAen^ 
^eid^net  unS  bie  (Srabfd^rift  in  menigen  Iröftigen 
äugen.  SDie  beiben  ©ruber  l^atten,  freilid^  ^auS 
gurd^t",  einen  „graufamen  SDienft''  (saevum 
officium)  )u  Derfel^en,  inbem  fte  bie  SBtuturtl^äle 
eines  S^rannen  DoUgiel^en  mußten;  aber  mit  gro^* 
l^ergigem  ßntfd^Iu^  liefen  fie  fidfi  in  bie  Sd^aar 
ber  SBefenner  ß^rifti  aufnebmen  unb  freuten  fid^, 
l^infort  „ben  5:rium})]^  ß^rifti  ju  feiern"  (gaudent 
Christi  portare  triumphos).  ©amafuS  nennt 
ben  „3:t|rannen"  nid^t,  beffen  blutige  Sefc^Ie  baS 
eble  53rüber|)aar  l^atte  auSfül^ren  muffen.  ^Hem 
Slnfd^einc  nad^  mar  eS  9lero,  Don  bem  3uDenal 
bezeugt,  bag  er  eine  gange  Sol^orte  ^rötorianer 
mit  ber  ®urd^fü^rung  feiner  Slutebicte  befd^äf» 
tigtc  (Sat.  10, 15—18).  Ucberbiefe  maren  aud^ 
fd^on  bie  SIcten  ber  l^fl.  9JereuS  unb  5(d^iIIeuS  jur 
3eit  beS  ^I.  S)amaf  US  im  Umlauf  (de  Bossi,  Bull. 
1875, 32sg. ;  Dgl.  6),  unb  biefe  bezeugen  auSbrüdf« 
lid^,  ba^  bie  beiben  SRart^rer  (nad&  il^rer  gflud^t 
aus  ber  ftafemc)  in  ben  SDienfi  ber  gfloDier  ttatm 
unb  mit  ^lautiUa  unb  (ber  Jüngern)  S)omitiDa 
(f.  b.  5Irt.  UI,  1954)  Don  $etru§  in  bemfelben 
äaljre,  ba  biefer  ben  9Jlartertob  erlitt,  unterrid^tet 
unb  getauft  mürben  (Boll  A.  SS.  Maj.  UI,  ed. 
1680,  8).  SBaS  nun  biefe  ^cten  betrifft,  fo  ge= 
minnt  man  bei  gel^öriger  Unterfd^eibung  gmifd^en 
3luSfd^mürfung  unb  Äem  auS  benfclben  ein  Me« 
fultat,  baS  burdd  bie  neuejten  Qfunbe  in  ben  ffata« 
fomben  jum  größten  X^eile  beftätigt  mirb.  3u- 
näd^ft  ifi  gemig,  ba^  92ereuS  unb  ^d^iUeuS  ft^ 
um  S)omitiUa  muffen  Derbient  gemad^t  ^aben,  fonft 
lie^e  ftd^  bereu  Seifejung  auf  einem  biefer  §ei- 
ligen  jugel^örigen  ^ofgute  nid^t  leidet  erflären. 


155 


9tereuS  unb  ^d^illeuS. 


156 


ftierübcr  geben  unS  nun  bic  Slcten  f olgenben  9luf» 
fd^Iu^.  SDomitifla  tt)urbe  naä^  Sm))fQng  ber  2x]iute 
mit  einem  l^eibnifd^en  Jüngling,  9}amen§  Sure- 
lion,  tttlobt  Offenbar  tt)ftre  bei  Singel^ung  bief er 
Sl^e  il^r  Seelenheil  emftlid^  bebro^t  gemefen,  unb 
barauf  matten  il^re  jf ömmerer  9lereu3  unb  SdftU» 
(euS  fle  aufmerffom.  3)ie  Sri  unb  SDßeije,  tt)ie  jie 
nad^  ben  %cten  bie^  tl^aten,  ift  dS  unöd^te  3ut]^<it 
(m)ufe^en.  ätid^tig  tt)irb  nur  fein,  hai  fie  2)omi» 
tilla  berebeten,  auf  bie  (Sf^t  über]^au))t  )u  Dergid^» 
ten  unb  ben  @d^{eier  gu  nel^men.  9htn  aber  nal^m 
Surelian  Städte  an  i^x  unb  Deranla^te  unter  3)o- 
mitian  il^re  SDeportotion  nad^  ber  3nfel  $ontia. 
2)ortl^in  fanbte  man  aud^  il^re  fiämmerer,  in  ber 
^opung,  fte  tt)ürben  SDomitUIa  t)on  il^rem  6nt- 
fd^Iuffe  gurüdtbringen  unb  bereu  ßinmiOigung  gur 
(Sf^z  mit  Slurelian  ermirfen.  9ber  baS  ®egent](ieU 
mar  ber  gaO.  SDie  Srüber  bemogen  Helmel^r  bie 
Jungfrau  ^  bei  il^rem  Sntfd^luffe  gu  t)er]^arren, 
moraufl^in  fte  inSgefammt  nad^  Xerracina  e^ilirt 
mürben.  f)ier  erlitten  bie  jmei  flämmerer  ben  Zob 
burd^^d  @d^mert  unb  fanben,  mie  bie  Scten  mit- 
tj^eilen,  in  einem  Sömeterium  an  ber  IBia  Slrbea« 
tina,  IVi  SKeilen  bon  ber  ©tabt  cmf  einem  ber 
3)omitiIIa  gugel^örigen  ^ofgute,  mo  bereits  bie 
%  ^etronifia  beigef e^t  morben  mar ,  i^x  ®rab. 
®er  iefet  unter  bem  giamen  lor  SKoranria  be- 
fannte  |)of  liegt  gerabe  in  biefer  Sntfemung  an 
ber  genannten  ©tra^e,  unb  Snfd^riften  bcmeifen 
aud^,  ba|  er  feiner  3(it  im  SBefi^  ber  t^flabifd^en 
Familie  mar. 

SDa^  nun  mirflid^  bie  beiben  SRart^rer  l^ier 
il^re  ©rabflätte  fanben,  bafür  l^aben  bie  neueften 
Ausgrabungen  an  biefem  Sömeterium  bie  Ilarften 
Semeife  geliefert.  3)ie  Grypta  arenaria,  in  mel> 
d^er  bie  äRart^rer  urfprünglidti  beigefe^t  mürben, 
bermanbelte  man  in  ber  gfolge  in  eine  SSafilica, 
bie  t)on  ber  1^1.  ^etronilla  ifren  92amen  erl^iett. 
^f)x  Sau  fönt,  mie  be  »offi  jeigt,  in'S  3a]^r  395. 
Als  fie  1874  miebergefunben  mürbe,  entbed!te  man 
einen  ©öulenfd^aft,  ber  als  eine  ber  el^emaligen 
©tü^en  beS  SiboriumaltarS  erfannt  mürbe ;  ber> 
felbe  trägt  ungefäl^r  in  feiner  SWitte  ein  SRelief, 
baS,  im  ©til  ber  altd^riftlid^en  ©arfopl^age  um 
bie  SBenbe  beS  4.  unb  5.  Sal^rl^unbertS  ausgeführt, 
bie  f)inrid^tung  eines  SRarti^irerS  barfteüt.  S)ie 
babei  angebra^te  Snfd^rift  Acilleus  (=  Achil- 
leus)  bemeiSt  Rar  ben  l^ier  bargefteUten  ®egen- 
fhxnb ;  eS  ift  baS  TOart^rtum  beS  Ad^iHeuS,  bem 
obne  3tt)eifel  baSjenige  beS  9lereuS  auf  einer  ber 
übrigen  ©äulen  beS  KiboriumS  entfprad^.  SDie 
®ebeine  ber  l^H.  9lereuS  unb  Ad^iQeuS  mieten  alfo 
in  biefer  SBaftlica  unter  bem  §au))taUar,  möl^renb 
bie  ber  1^1.  ^etronifla,  bie  feine  ÜKart^rin  mar, 
nal^e  ber  %pfiht  ber  Saftlifa  aufgefunben  mürben. 
äBeil  nun  bie  beiben  ^eiligen  als  borjüglid^fter 
©(^a|  biefer  Saftlifa  galten,  fo  mürbe  baS  Söme» 
terium  l^öuftg  aud^  na^  il^nen  benannt.  3n  einem 
fel^r  alten,  öon  be  Sloffi  ebirten  SSerjeid^ni^  ber 
römifd^en  Sömeterten  lieSt  man:  Cimiterium 
Domicile  Nerei  et  Archilei  ad  sanctam  Petro- 


mUam  via  Ardeaüna  (B.  S.  1, 1 31).  S)aS  ^ft- 
bud^  nennt  unter  Sol^anneS  I.  (523—526)  bod 
Sömeterium  furgmeg  nad^  ben  beiben  äßart^rent. 
An  biefer  ©teile  l^ielt  ®regor  ber  ®ro|e  feine 
28.  ^omilie,  meldte  na^  mel^reren  SobiceS  bie 
Ueberf  c^rif t  la  basilica  bs.  Nerei  et  Achillei  trug 
(Migne,  PP.  lat.  LXXVI,  1210).  3n  bem  !Ber- 
jeidtinig  ber  t)om  Abte  Solennes  }ur  3ttt  beSfelben 
^apfteS  gefammelten  unb  ber  fiombarbenUnigin 
Sl^eobelinbe  überbrad^ten  Steliquien  mirb  aud^  bafi 
Oel  ermäl^nt,  meld^eS  Dor  bem  Altare  unfexer 
f^eiligen  brannte  (de  Bossi,  B.  S.  1, 180).  Ueber« 
l^aupt  mürbe  baS  gange  7.  äal^rl^unbert  l^itUmrc^ 
bie  ®rabftötte  ber  1^1.  ^etroniOa  unb  ber  fß.  9le- 
reuS  unb  Ad^iÜeuS  t)on  ben  $ügem  aller  Statio- 
nen befud^t  unb  t)ere]^rt,  mofür  bie  Stinerarien 
biefer  S^it  bie  Belege  liefern  (t)gl.  de  Bossi  L  e.). 
3m  folgenben  Sal^rl^unbert  mar  ber  Subrang  fo 
ftarf,  bafe  ®regor  HI.  (731—741)  fidj  beronJofrt 
fal^,  bie  @tationSanbad(|t  mit  bem  ßömeterium  bor 
^I.  ^etroniEa  gu  t)erbinben  (Anast  De  yit.  Born. 
Pont.  beiMigne,  PP.lat.  CXXVm,  1030).  ©odj 
im  3.  755  mürben  bie  ßömeterien  in  ber  Um» 
gegenb  9{omS  Don  ben  Sangobarben  oermüftet; 
^45aul  I.  (757—767)  liefe  barum  bie  Ueberrefie 
ber  berül^mteren  SRart^rer  an  fid^erere  Orte  über» 
tragen.  S)ie  ^Reliquien  ber  1^1.  ^etronifla  mürben 
in  ben  SSatican  gebrad^t,  mo  iM  irndfi  eine  noc^ 
il^r  benannte  JfapeQe  befielet,  mt  ®ebeine  ber 
1^0.  JRereuS  unb  Ad^iOeuS  fdfieinen  bamalS  nod^  an 
^rem  erften  Orte  geblieben  ju  fein.  2)od^  mürben 
aud^  fte  fammt  benen  ber  1^1.  S)omitifla-1218  in 
bie  ftird^e  beS  1^1.  ^abrian  am  Forum  Bomanum 
übertragen.  Ob  biefe  SranSIation  oon  ber  Sia 
Arbeatina  ober  oon  ber  ben  p.  92ereuS  unb  Ad^il- 
leuS  innerl^alb  ber  ©tobt  9lom  gemeinten  ftird^ 
aus  gefd^al^,  meife  be  Sloffi  nid^t  5u  beftimmen.  3n 
ber  Sfolge  famen  SReliquientl^eile  ber  genannten 
^eiligen  aud^  in  bie  jfird^e  beS  1^1.  ©ebaftian  nnb 
in  baS  fliofter  beS  1^1.  ©Qloefter.  AIS  ber  für  boS 
d^riftlid^e  Altertl^um  fo  l^od^  begeifterte  99arontud 
1596  5um  S^arbinal  ernannt  mürbe,  erbat  er  fid^ 
t)on  Siemens  YIU.  bie  innerl^alb  ber  ©tobt  Xom 
gelegene  jf ird^e  ber  p.  92ereuS  unb  Ad^iUeuS  gur 
^itelfird^e,  in  ber  Abfid^t,  biefelbe  mieber  oottftän- 
big  hVL  reftauriren.  3ugleid^  beauftragte  ber  ^ßapfi 
bur(|  SBreoe  t>om  14.  tjfebruar  1597  ben  Sorbinal^ 
bie  ^Reliquien  ber  l^U.  9!ereuS  unb  Ad^illeuS  fammt 
benen  ber  1^1.  S)omitiIIa  mieber  gu  fammebt  unb 
in  ber  reftaurirten  SSaftlüa  bei^ufe^en.  SHefe 
erfolgte  bei  ber  feierlid^en  Sefijergreifung  ber 
JHrd^e  burd^  ben  ßiarbinal  am  12.  9Rar)  1597. 
®ie  an  ber  9Sia  Arbeatina  gelegene,  im  Alter* 
tl^um  fo  fel^r  befud^te  Sixxä)t  ber  ^l.  ^etronilla  ge- 
riet)^ nad^  ben  iBermüftungen  burd^  bie  Sangobor* 
ben  in  SSerfaH,  mürbe  mal^rfd^einlid^  unter  Seo  IlL 
gefd^Ioffen  unb  nad^  unb  nad^  oerfd^üttet,  bis  fie  in 
unferen  Sagen  mieber  aufgefunben  mürbe.  (SSgl. 
de  Bossi,  BuUettino  1874,  5—35.  68—75. 
122—125 ;  1875, 5— 77 ;  ffrauS,  Born.  Sotterr., 
2.  Aufl.,  Sreib.  1879,  77—89.  522.)  [^eterS.] 


157 


SHergcI  —  9lero, 


158 


Wand  (^y^^X  bn  9.  X.  eine  iai\jHon\]ä)t  ®  ott- 
^cit  »d^e  lefonbetS  )u  Sutl^a  (f.  b.  ^rt.)  ber« 
c^  BnAe  (4  ft5n.  17,  30).  @te  entfptad^  bem 
ttf^lMK»  Vbai  unb  iDor  tme  biefer  ber  (Sott  beS 
ftncgei  «ab  ber  3agb.  ber  ©d^toertgott,  ben  man 
gm  «  £jiiDenge{laIt  abbilbete;  mie  ed  f^eint,  finb 
Mc  Stoocolone  an  ben  (Eingängen  ber  aff^rifd^en 
^MSPt  f9iiiboli(d^  3)arftenungen  biefer  ©ottl^eit. 
Jkxgd  ttob  ond^,  ttrfe  Sbor,  @ott  ber  ©röber  unb 
ber  nntcitDelt  genannt  918  fid^tbare  Offenbarung 
bdfdbcB  galt  ber  planet  SRarS.  Sein  Plante  ift 
dB  ScPo^^t^  ber  t>on  ben  ®ried^en  erl^altenen 
fkijoauuMimen  IRerigliffor  unb  JRergiluS.  (9$gl. 
SißaitKt,  fteiTutfd^.  unb  %  %.,  2.  9ufl.  (Sieben 
1888, 282  f.:  Xtele,  Sab^Ionifd^-aff^rifd^e  ®efd^. 
n,  Oo4a  1888,  529  ff.)  [jfaulen.] 

fbri»  f.  $l^i)))mS  92eri. 

Ibf»,  S.3)omitiu3,  ber  fünfte  r5mifd^effai- 
fcr«  bcT  fton  54 — 68  n.  (Sfyc.  regierte,  fann  xo6f)l 
Ott  ZmmS  beS  f)>ötem  ^eibentl^umS  betrad^tet 
wabm,  infofem  fii^  bei  il^m  bie  tl^örid^teften  fßtx» 
tinnigcK  bed  93er|fambe8  mit  ben  empörenbften 
Softem  iKceinigt  finben.  9Id  ein  „für  ben  @taat 
MibcAid^  &l^]aV  foO  er  fd^on  bri  ber  ®f 
bat  Mm  feinem  93ater  Derfünbigt  tt)orben  fein. 
3ibc6  burfte  man,  old  er  mit  15  Salären  ben 
Z^nnt  beßieg,  (ButeS  Don  il^m  enoarten,  ba  er  fid^ 
ber  Seitang  töd^tiger  erjiel^,  bed  ^^ilofop^en 
Battca  unb  bed  oie  $rötorianer  befel^Iigenben 
SntnS,  ^gab.  gfunf  äal^re  lang  Dermod^te  ber 
tadltui  biefer  ÜRdnner  aud^  für  ben  @taat  glüdf« 
fi4<  Seiten  l^orjurufen,  meldte  ein  fpäterer 
wymeiiienber  ftaifer  att  baS  Sbeal  ber  t)on  il^m 
PL  eiPvAenben  3uflänbe  anfeilen  fonnte.  Snbe^ 
tDor  om^  biefeS  Ouinquennium  burd^  eine  Steil^e 
Mm  Serbred^  gefenn^eid^net,  iDeld^e  92ero  inner« 
IfiSb  feiner  9<^inUi^  berübte,  ol^ne  ba^  fte  }ur 
5f[mffi4^  Penntnig  gelangten.  2)ie  ^uSfd^toei« 
fragen  ber  früben  Sugenb  l^atten  eben  9}ero  fo 
pe^erbt,  bog  frembe  ßinpffe  feinen  ungezügelten 
2eibcnf<!bafteii  leinen  2)amm  entgegenfteUen  fonn* 
toL  Sld  er  feine  red^tmögige  ©attin  Öctabia  ber- 
jta^m  unb  bie  el^bred^erifd^e  Sul^lerin  ^oppaa 
lir  (Bemo^Iin  genommen  l^atte,  marb  er  burd^ 
biefe  DoOftönbig  Don  ©d^anbtl^at  gu  @d^anbtl^at 
brtgeriffeiL  @fine  Safierl^aftigfeit  brad^te  i^n  ^u 
ciiKr  ftct  mol^nftnniger  Snegt^eit,  inbem  bie  in« 
■cre  Unxii]^  burd^  immer  neue  SOtittel  befd^toid^« 
tigk  fein  tooDte.  SHefem  3uftanbe  loirb  e§  ju« 
gn^neben,  bog  er  Korn  angünben  lieg,  um  ftd^  in 
best  9raid)e  ben  f^faU  2:roia'§  DorjufteQen  unb 
fi4  boran  gu  meiben.  9(13  ber  Untergang  Don 
|Bei  Srtttebt  ber  @tabt  unb  bie  babur(§  entftan« 
bcM  mibefd^reiblid^e  JRotl^  eine  bebenüid^e  @af)' 
tnag  im  Solfe  ^rDorgerufen  l^otte,  toöl^te  er  bie 
S^lfiilb  auf  bie  bomold  in  ätom  bereits  jal^Ireid^en 
C|ciflen  nnb  benu|te  bobei  iDa^rfd^einlid^  eine  ben« 
ieOcB  fd^  dorber  nid^t  günftig  gemefene  @tim- 
■ng.  @o  entftanb  bie  groge  Sl^riftenDerfoIgung, 
kr  and^  ^tntS  unb  ^ulu§  ^um  Opfer  fielen 
(l  b.  «rt  (B^PeuDerfoIgungen  IE,  204).   ©er 


bei  9iero  }u  Sage  tretenbe  SBal^nftnn  Dereinigte 
ftd^  mit  einer  maglofen  Sitelfeit,  unb  als  ^robuct 
beiber  mug  ongefel^n  tt)erben,  bog  er  als  Sönger, 
als  @d^aufpieler  unb  als  SBagenlenfer  erft  nur  in 
Ileinem  jheife,  fpöter  aber  öffentlid^  auftrat  unb 
feinen  grögten  Stul^m  barin  fud^te,  megen  feiner 
Dermeintli^en  fünftlerif  d^en  iBirtuofttot  bemunbert 
}u  merben.  äBal^nfmnig  moren  oud^  feine  9luS« 
gaben.  92ad^bem  er  9tom  nad^  neuem  $lane  ouf 
baS  ^errlid^fte  l^otte  l^erftellen  laffen,  lieg  er  für 
ftd^  felbft  auf  bem  $aIatinuS  eine  äBol^nung  l^er- 
ri(|ten,  toeld^e  nad^  ber  ungel^euem  SRenge  ber 
angebrad^ten  Ornamente  Aurea  domus  genannt 
mürbe.  S)abei  übit  er  eine  magloge  iBerfd^men« 
bung  für  feinen  ^ofl^alt,  fomie  fiir  Sluffül^rung 
öffentlid^er  ©d^auftellungen  unb  @pie(e,  für  ^om« 
fpenben  an'S  SBoIf,  für  ©efd^cnfe;  ein  armenifd^er 
^riu)  ZiribateS,  ber  nad^  9tom  feine  SSafaÜen« 
pftid^t  p  rcfüQen  fam,  erl^ielt  mel^r  oIS  15  Sßil- 
üonen  unfereS  ©elbeS  alS  ©aftgefc^enl.  gfür  biefe 
Summen  mugte  ^uerfi  Stom  unb  Italien  gebronb« 
fd^a^t  merben;  alS  bie  unter  aUm  erbenflid^en 
SSormönben  angelegte  @teuerfd^raube  nid^t  mel^r 
genügte,  um  ®elb  gufd^affen,  mürben  bie  begüterten 
toegen  SSerbred^en  angeHagt,  meldte  ben  9$erluft 
i^reS  SSermögenS  }ur  gfolge  l^atten.  @o  meierte  fid) 
bie  Uniufriebenl^eit,  meldte  fd^on  löngft  bie  mal^n« 
fmnigen  @d^ritte  beS  laiferlid^ien  Somöbianten  be« 
gleitete.  SllS  Stauen  auSgepIünbert  erfdfiien,  50g 
9lero  im  3. 67  nad^  @ried^enlanb,  ongeblid^,  um  bort 
als  Jhinftler  fiorbeeren  einzuernten,  in  ber  %f)at,  um 
bieZempel  ju  plünbem  unb  burd^  äBegfd^leppung 
ber  ßunftmerfe,  burd^  SKorbbefel^Ie  unb  KonfiS« 
cationen  feine  erfd^öpfte  jfajfe  mieber  gu  füHen. 
^IS  er  aber  nad^  9iom  jurüdfel^rte,  mar  bie  @tim« 
mung  bajelbft  eine  äugerft  bebro^Hd^e  gemorben 
unb  fanb  in  ben  ^roDin^en  i^ren  aBicbcrl^aH.  3n 
©allien  mie  in  ^isponten  mad^te  ber  Unmille  fid^ 
Suft,  unb  ber  ^roconful  ©.  ©ulpiciuS  ©alba  er« 
flärte  ben  ffrieg  gegen  ben  römijd^en  3mperator. 
9iod^  el^e  er  aber  nad^  Wom  aufbrcd^en  fonnte, 
mar  cS  mit  9Jcro'S  Tlaä)i  \ä)on  ju  gnbe.  ®ie 
KebcHion  crl^ob  ftd^  in  ber  §auptftabt  felbft,  unb 
il^r  53eberrfd^er  mugte  fid^  fagen,  bog  er  bafelbft 
nid^t  mel^r  fidler  fei.  ©0  ftob  er  auf  baS  Sanb« 
gut  eines  fjfreigelaffenen  unb  erful^r  balb,  bag  ber 
©cnat  il^n  jum  Qfeinbe  bcS  SSofleS  crflärt  unb  gc« 
ödetet  l^atte.  91IS  bann  SRoffeSl^ufe  ertönten,  naf m 
er  sögemb  fid^  baS  Seben ;  feine  ^anb  gitterte  fo 
fcbr,  bog  ein  gried^ifd^cr  Sd^reibcr  il^m  l^clfen 
mugte,  bie  le^te  Sluttl^at  gu  DoUbringen.  Sein 
fiei^nam  marb  augenblidlid^  Derbrannt^  unb  ba 
ibm  fein  ©rabmal  bereitet  mürbe,  fo  f onntcn  $l^an- 
tafie  unb  Sage  \\ä)  ungel^inbert  mit  il^m  befd^äf« 
tigen.  SSielfad^  marb  geglaubt,  er  fei  nid^t  geftor« 
ben,  fonbem  nad^  Offen  über  ben  @upbrat  geflol^en 
unb  merbe  Don  bort  ju  neuer  §crrfd^aft  jurüdf« 
febten  (Dial.  de  Orat.  11,  Suet.  40).  ®ieg  mar 
ein  ©ebanfe,  ber  befonberS  Icbl^aft  bie  ßl^riftcn 
befd^äftigte,  ba  fie  Don  5Rero'§  95ßieberfcbr  bie  6r« 
neuerung  ber  über  jie  l^ereingebrod^enen  Seiben  ju 


159 


5Rcrfe8  L— IV.,  ^atrlord^en  öon  Armenien. 


160 


erioartcn  l^otten.  3|^re  9lufmer!fainfcit  blieb  um  fo 
mel^r  gefpomtt  totxl  breimol  ein  folfd^er  9}ero  im 
SRorgenlonb  aufftonb  unb  bie  beftel^enbe  SrtDor» 
tung  ju  erf üflen  fud^te.  ®emt!ad&  bilbeten  fte  bie  be» 
flcl^enbe  ©age  in  il^rer  SDBcife  bol^in  um,  bofe  jie  bie 
SteUe  Offb.  18, 3:  et  plaga  mortis  ejus  curata 
est,  auf  il^n  onmanbten  unb  glaubten,  er  tDerbe 
gur  Snb}eit  atö  ber  Sntic^rifi  tt)ieber!e]^ren,  um 
baS  ©el^eimnig  ber  Sodl^eit  gu  t)onenben.  99ei  ben 
S^riflfteHem  beS  8.  unb  4.  Sa^rl&unbertS  erfd^eint 
bie|  als  feftftel^enbe  Snoartung  (Tacit.  Ann.  15, 
44;  Sulpic.  Sev.  2,  28;  Aug.  Civ.  Dei  12, 
19,  2;  ögl.  SiSping,  «pocal^pje  213 f.;  ©öl» 
linger,  Sl^rifientl^um  unb  Jhrd^e,  ätegenSburg 
1860,  287 ;  ©ilgenfclb,  9lero  ber  3ln«d^rift,  in 
ber  Settfd&r.  f.  miReufd^.  Xl^eologie  xn,  fielpaig 
1869,  421  ff.).  [Äaulen.] 

^etfes  I.— IT.,  ^atriard^en  bon  Armenien. 
9lerfe8  L,  ber  ®ro|e,  »ar  ber  fec^Ste  ar- 
menifd^e  ffatl^olüoS  (f.  b.  3lrt.).  ®ie  alteften 
Dueflenfd^riften  über  9lerfe§  finb  innerl^alb  ber 
armenifd^en  ^ifioriograpl^ie :  beS  gfauftuS  bon 
939}an5  @)efd^id^te  ber  Armenier  (anli  bem  5.  Sal^r* 
l^unbert),  beS  StofeS  t)on  Sl^orene  ©efd^id^te  ber 
Slrmenier  (angeblid^  au§  bem  5.,  tl^atfäd^Iid^  erft 
aus  bem  7.  ober  8.  Sa^tl^unbert  ftammenb)  unb 
bie  93iograp^ie  bed  1^1. 92erfe3  (nic^t  genau  p  ba« 
tiren).  SDie  Prüfung  biefer  brei  Serid^te  ergibt, 
ba^  bie  beiben  le^tgenannten  auf  bem  erften  ru^en. 
9ber  aud^  biefer  ent^ölt  in  bem  langen  Slbfd^nitt, 
toeld^er  ber  ^erfönlid^feit  92erfe3'  b.  ®r.  gen)ibmet 
ift  (4,  8  bis  5,  81),  bereits  jal^Ireid^e  fagenl^afte 
3üge.  S)aS  SDBefentlid^e  im  Serid^te  beS  gauftuS 
ift  QfoIgenbeS.  JlerfeS  entftammte  bem  töniglid^en 
i)aufe  ber  Srfaciben  unb  toar  ein  birecter  92ad^' 
fomme  beS  l^L  ©reQor  beS  Srleud^terS.  6r  erhielt 
feine  Srjiel^ung  in  ©ried^enlanb ,  feierte  fpäter 
nad^  Armenien  surüdt  unb  toaxh  jfammerl^  beS 
ffönigS  Slrfd^af.  SDem  vereinten  anbringen  bon 
flönig  unb  SSoIf  nad^gebenb,  entfagte  92erfeS 
bem  JfriegSbienfte  unb  beftieg,  nad^bem  er  in  So» 
farea  bie  l^eilige  SBeil^e  empfangen  ^atte,  ben  eben 
erlebigten  Stul^l  beS  ffatl^oIüoS.  SIIS  fold^er 
toar  er  bemalet,  einerfeitS  bie  Slnl^änglid^feit 
beS  erft  IJalb  d^riftianiflrten  SSoIfcS  an  l^eibnifd^eS 
SBefen  ^u  belämpf en  unb  anbererfeitS  burd^  ®rün» 
bung  ftrd^Iid^er  @d^ulen  ben  religiöfen  unb  fodalen 
Suftanb  Armeniens  gu  lieben.  ®iefe  I^ötigfeit 
tt)arb  baburd^,  ba^  jf önig  Srfd^a!  il^n  als  ^ül^rer 
einer  @efanbf  d^aft  an  flaifer  SSoIenS  nad^  ©ried^en» 
lanb  beorberte,  unterbrod^en.  ®a  SlerJeS  bem  aria« 
nifd^en  jfaifer  gegenüber  benred^tgläuoigen  Staub* 
punift  entfd^ieben  bertrat,  l^inberte  i^n  biefer  an  ber 
SRüdffel^r  nad^  Armenien  imb  berbannte  il^n  auf  eine 
einfame  Snfcl.  ^ier  blieb  SlerfeS  bis  gur  Sl&ron« 
befteigung  Sl^eoooftuS'  b.  ®r.;  bann  fonnte  er 
nad^  Armenien  }urüdRe]^ren,  n)o  ingmifd^en  SBifd^of 
Sl^ab  bon  Sagrabanb  feine  ©teile  bertreten  ^atte. 
S)aS  SSerl^öItnig  gu  jfönig  Srfd^a!  umrb  iebod^ 
mel^r  unb  mel^r  gefpannt  tt)egen  ber  9Ri|regierung 
beS  JfönigS,  bie  92erfeS  ungefd^eut  rügte;  nod^  mel^r 


mar  bie^  ber  ^all  gegenüber  bon  ^rfd^aß  9Iad^' 
folger,  bem  moQüftigen  ffönig  $ap.  Um  ben 
luftigen  SRal^ner  loS  ju  merben,  bergiftete  JFönig 
$ap  ben  ffatl^oIüoS  bei  einem  gfeftmal^le.  2>aS 
$ontificat  92erfeS'  b.  ®x.  tt)ö^rte  nad^  9RofeS  t>on 
S^orene  (8,  88)  84  Saläre.  (SS  barf  jebod^  biefet 
9{ad^rid^t  feine  aOp  gro|e  Sebeutung  beigemeffen 
merben,  meil  ^ufhiS,  beS  9RofeS  OueOe,  bie 
SDauer  beS  $ontificateS  gar  nid^t  angibt.  Sid^r 
ift,  ba|  baS  jfotl^olüat  SlerfeS'  I.  in  bie  jmeite 
C)ölfte  beS  4.  3a|r]^unbertS  fiel.  Zfd^amtf^ean 
(®efd^.  b.  5lrmenien  [armenifd^]  I,  SSenebig  1874, 
440—469)  berlegt  eS  in  bie  Saläre  864—883; 
3. 9.  be  @t.  SJlartin,  ber  unter  bem  jf aifer,  ttield^ 
SlerfeS  in  bie  SSerbannung  f d^idKe,  ßonfiantiuS  ü. 
berflel^t,  nimmt  bie  Saläre  840—874  an  (Möm. 
bist,  et  göogr.  sur  TArm.  I,  Paris  1818,  437). 

5RerfeS  H.,  ffatl^oItfoS  bon  524— 538,  fül^rte 
ben  Seinamen  9lf d^tarafa^i,  meit  er  auS  Wd^taraf 
in  ber  ^robing  S3agrabanb  ftammte.  Sr  ffiüt 
527  bie  ^mitt  S^nobe  gu  S)n)in  ab,  beren  Sono« 
neS  fid^  mit  ürd^ti^enSteformen  befaßten  (SCfd^forn* 
tfd^ean  n,  287—239.  493—508). 

JlerfeS  UL,  Äatl^oIifoS  bon  640—661,  er« 
l^ielt  ben  Seinamen  Sd^inol,  „ber  grbouer*,  toeil 
er  bie  bon  ben  Arabern  gerf^örte  ^atriord^Iftabt 
2)n)in  mieber  aufbaute.  Sein  IFatl^oIifat  fid  in 
trübe  Seiten;  immer  feierten  Einfälle,  balb  htc 
®ried^en,  balb  ber  Araber  mieber,  benn  beibe 
mad^ten  ^nfprud^  auf  bie  Oberl^enf d^af t  über  Sr» 
menien.  SIS  eine  fur}e  $eriobe  beS  gfriebenS  ein- 
getreten mar,  berief  9ierfeS  eine  S^nobe  nad^ 
2)min,  bie  fünfte  ber  bort  abgel^altenen  (645). 

ier  mürbe  baS  Soncil  bon  Sl^alcebon  bermorfen. 

m  folgenben  Sö^te  (646)  erfolgte  mieber  ein 
neuer  dinfaU  ber  Araber,  ber  bie  Armenier 
nöt^igte,  bie  Oberl^errfd^aft  ber  ffl^alifen  neuer* 
bingS  an}uer!ennen.  SDie  ffunbe  l^ierbon  berfe|te 
jfaifer  SonftanS  IL  in  großen  3ont,  fo  ba|  er 
mit  einem  ftarfen  §eere  in  Armenien  einrütfte. 
Ser  flatl^otifoS  !ßerfeS  ging  bem  ffaifer  entgegen 
unb  fud^te  il^n  gu  befönftigen.  SS  gelang  il^m, 
SonftanS  ju  frieblid^em  Sin^ug  in  3)min  }u  be« 
megen;  bagegen  mu^te  9lerfeS  feierlid^,  in  @egen« 
mart  beS  ^aiferS,  baS  Soncil  bon  Sl^alcebon  an* 
erfennen.  SIS  aber  ber  ffaifer  mieber  abgezogen 
mar,  gemann  bie  antid^alcebonenftfd^e  ^rtei  obtt* 
malS  bie  Oberl^anb,  unb  eine  neue  @9nobe  )u 
S)min  (648)  bat  ben  Äaifer,  bie  Snerfennung  ooer 
9iid^tanerfennung  beS  goncilS  bon  Sl^alcebon  ben 
Armeniern  freizugeben.  SDer  ffatl^oIüoS  5Rerfe8, 
ber  feiner  frühem  Srflärung  ju  ©unflen  beS  Son* 
cilS  bon  Sl^alcebon  treu  blieb,  marb  aOmöIig  im* 
mer  unpopulärer,  megl^alb  er  649  S)min  berUe| 
unb  in  feine  ^eimat  unb  frül^ere  SDiöcefe  Xail^ 
jurüdffeljrte.  3u  feinem  Vertreter  beftcflte  ber  ®e« 
neral  Sl^eoboroS,  baS  f)aupt  ber  antid^alcebonen* 
ftfd^cn  Partei,  ben  ffiarbapat  (3)octor)  Sol&anne» 
bon  SKana^fert.  SDiefer  l^ielt  651  eine  Sfterf^nobe 
}u  SRana^fert,  meldte  baS  Soncil  bon  Sl^alcebon 
bermarf.    Salb  barauf  (658)  fielen  bie  Orabet 


161 


9lerfeS  üon  Sombron. 


162 


nneber  in  @ro|annemen  ein;  ioä^  t)erltef  biefet 
jug  tüfot  iDtitereS  Slutoergiegen,  rotxl  bie  9t- 
mada  ^  f ormeQ  t)on  ben  ®mä^tti  loSfagten  unb 
^eB  Seifen  jal^lreid^  @ei{eln  fteUten.  Sn^iDifti^en 
snr  bei  Senerol  Xf^tohoxoi,  ber  ^ou))tgegnec  beS 
Coicül  tKm  e^Icebon,  geftorben.  9uf  bie  92a(i^- 
ri^t  Don  feinem  Xobe  ^in  feierte  ber  ffatl^oIifoS 
5|äfeS  oisbolb  (654)  nad^  2)n)tn  jurüd  unb  nol^m 
die  Oberieitung  ber  ormenifd^en  JKtc^e  iDtebet  auf. 
Son  imn  cm  bid  {u  feinem  Xobe  nöl^erte  er  ftd^  in 
ber  ^olitif  me^  unb  mel^r  ben  9rabem^  nament- 
lich feitbem  Vloannial^  ben  Zitron  ber  ffl^alifen 
be^i^  ^e  (657).  3m  3.  661  fiarb  9lerfeS 
niä^  einem  ^ßontificat  t)on  20  Salären  unb  9  SRo- 
aaten.  2)cr  f)anpt)euge  für  bie  ©efd^id^te  92er- 
feS'  IIL  iß  ber  ^ifbrifer  @ebeo8  au3  bem  7. 3a^r- 
bmibert,  au^ton  Sol^nned  jlatl^olüod  (9. 3a]^r- 
bmbcrt),  etep]^n«foIü(10.u.  ll.Sal^rl^unbert)^ 
Sarban  unb  ttvaOxA  (13.  Sol^rl^unbert)  (Zfd^m- 
ti4eon  n,  344—860). 

«erf efi  IV.,  Äatl^olifo«  öon  1166—1173,  ge- 
Bomit  majej^i,  ,,ber  ff lojenfer" ,  föeil  er  feinen 
@i|  }n  9h>m-fflab  b<^tte,  ober  Sd^norl^ali,  ^^ber 
Imnnt^e'',  megen  ber  clQfnfd^  ^nmut)^  feiner 
S^reiboetfe,  ifl  mol^I  ber  geiftig  bebeutenbfte  unter 
bes  ormeitifclb^  ftirc^enfd^riftftellem.  ßr  ftammte 
imtleiful^eifeitS  mtS  einem  QtD^Qt  be§  alten  arfa- 
dbifc^  JHnigS^QufeS,  mar  ein  Urenfel  beS  be- 
t^iBten  Sd^riftfienerS  ©regorüRagißroS,  beS  grie- 
^if^en  @tatt^Iter8  Don  SOlefopotamien,  unb  ein 
Snber  bc8  ber  Union  mit  IRom  fel^r  gugeneigten 
AitlJK!^  eregmrllL  (1113— 1166).  SSon  bie- 
fOB  feinem  Sruber  em))fing  92erfe8  1135  bie 
$nefier-  unb  bolb  mui^l^er  bie  Sifd^ofSmet^e.  3m 
3. 1139  mo^te  er  gemeinfam  mit  feinem  Sruber 
ber  lateinifd^n  @^obe  Don  ^ntiod^ien  bei.  3m 
3- 1165  berief  ©regor  III.,  ba  er  feinen  Sob 
beromaben  fül^Ite,  eine  S^nobe  nati^  SRom-fflal^ 
unb  meiste  mit  3uftimmung  berfelben  ben  eben- 
ia&S  )dfon  ^od^betagten  92erfe§  ^u  feinem  9lad^- 
folger  in  ber  SQBurbe  bed  ffatl^oUfoS.  3m  folgen- 
ben  3abr«  (1 166)  fiorb  (Srcgor.  SJom  Stnfange 
^'etneS  ftot^olifats  on  mar  9lerfe§  auf  bie  Union 
mü  ber  griedbifd^  ffirci^e  bebad^t.  2)er  ^nftog 
ju  ben  Unter^nblungen  ging  Dom  ffaifer  SDta- 
cnd  L  anS;  er  lub  ben  ffatf oIi!o§  ©regor  ein, 
'cnen  Sntber  9lerfed  )ur  Sefpred^ung  ber  Union 
r^  Smiflantino))eI  }u  fenben.  WS  biefed  @d^rei- 
ben  in%nnenien  onfom,  ttxir®regor  bereits  tobt. 
5ceifeS,  toeil  in^mifd^en  ffatl^oIiloS  gemorben, 
tmmt  bie  Seife  noc^  Sonftantinopel  nid^t  antreten, 
sflMe  ober  in  einem  langen  Slntmortfd^reiben  bem 
Aoifer  feine  Sereitmilligfeit  gur  Einleitung  ber 
ümmiöDfr^anblungen.  (Sielateinifc^eUeberfe^ung 
dkieS  ^ifm'btJnS  f.  in  ben  Nersetis  Clajensis 
Opera,  studio  J.  Cappelletti,  I,  Venetia  1878, 
1S»5— 204.)  es  folgte  1170  eine  gleite  ©cfanbt- 
'*Va  be§  ffaiferS  an  92erfeS,  ber  feinerfeitS  auf 
eiser  Spnobe  Don  Kom-JMa]^  im  felben  3abre  bie 
tifdegen^t  ber  Union  bel^anbelte  (f.  ba§  ^nt- 
«iitHtnreiben  beS  flat^oUf oS  bei  Gappelletti  1.  e. 

ttröodcYttbs.  OL.  2.  KufL 


I,  231—238).  eine  britte  ©efanbtfd^aft  beS 
ÄaiferS,  bie  1173  in  SRom-ftlal^  an!am,  formulirte 
bereits  genau  bie  neun  fünfte,  auf  ®runb  beren 
bie  Union  gu  @tanbe  fommen  foUte.  92erfeS  l^atte 
fd^on  umfaffenbe  TOa^regeln  gum  mirüid^en  SBofl« 
gug  ber  Union  Dorbereitet  (f.  baS  Slntmortf d^reiben 
an  ben  ffaifer  bei  Gappelletti  I,  289.  240,  unb 
baS  SuSfd^reiben  an  ben  SleruS  ber  armenifd^en 
ffird^e,  ib.  I,  246.  247),  alS  er  fd^mer  erfranfte 
unb  im  Filter  Don  75  3al&ren,  im  Sluguft  beS  3a]^- 
rcS  1173,  gu  SRom-ftla|  fiarb.  —  5»erfeS  befafe 
ein  gemaltigeS  SRebnertalent.  3^wgen  bafür  finb 
nid^t  nur  feine  armenifd^cn  S^itgenoffen,  fonbem 
au^  alle  gebilbeten  ©ried^en  unb  fiateiner,  bie  je 
mit  il^m  in  ©crül^rung  famcn.  9llS  ©d&riftfteHer 
Derfa|tc  er  au^er  einer  eingigen  ejegetif^en  Sd^rift, 
einer  erflörung  beS  SRattl^öuSeDangeliumS,  bie  er 
iebod^  nid^t  mel^r  DoUenben  fonnte,  feine  f^ftema- 
tifd^en  SBerfe;  Diclmel^r  finb  feine  fämmtlid^en  tl^eo- 
logifd^en  Zractate  ©elegenl^eitsfd^riften,  meift  in 
Sform  Don  ^Briefen  (an  ben  flaifer  SDtanuel,  ben 
gried^ifd^en  $atriar^en  SDtid^ael,  ben  f^rifd^en 
^atriard^en  SKid^ael  u.  91.).  3n  einem  biefer 
©riefe,  bem  erften  an  ftaifer  SKanuel,  erfcnnt 
9lerfeS  formell  unb  auSbrüdflid^  ben  Primat  beS 
römifd^en  Stul^leS  an  (Gappelletti  1, 202).  Son 
bef onbcrcm  SBBertl^e  für  bie  ^enntnife  ber  religiöfen 
unb  fittlid^en  3uftönbe  Armeniens  fmb  unter  ben 
Snefen  baS  umfaffenbe  ^irtenfd^reiben^  meld^S 
9ierfeS  beim  eintritt  feines  ffat^olüatS  an  baS 
gange  9)olI  rid^tete,  unb  bie  ^aftoralanmeifung 
an  bie  $nefter  Don  @amofata  über  bie  Sel^anb- 
lung  Don  fold^en  ffated^umenen,  meldte  Dorl^er  ber 
parfifd^en  Seligion  gugetl^an  maren.  9lufeerbem 
l^intcrlicfe  9lcrfe§  eine  ^Ingal^l  Don  Seben,  barunter 
aud^  bie  bei  feiner  SQßeil^e  gum  ftatl^oIifoS  gcl^al» 
tene.  fflcfonberc  fflcrül^mtl^eit  erlangte  baS  furgc 
©ebetsformular,  baS  er  „für  bie  24  ©tunben  beS 
2:agcS  unb  ber  "Sfladjr  Derfa^te  (Gappelletti  II, 
171—175);  CS  mürbe  in  86  ©prad^en  überfejt 
(mieberl^olt  l^crauSgegeben,  gum  legten  aWale  9Se- 
nebig  1882).  ffiaS  aber  in  crfter  Sinic  5Wer. 
fcS'  fd^riftfteHenfd^en  Sul^m  begrünbete,  maren 
feine  ©id^tungen.  9lu6er  gal^lreit^cn  Heineren  ®e« 
bid^ten  fmb  eS  folgenbe  brei  SBerfe,  bie  feinen 
Spornen  als  ben  beS  größten  armenifd^en  ©id^terS 
Derewigen :  ein  epoS  über  bie  ©efd^id^te  9lrmenien§ 
(Wipasanuthiun),  baS  9JerfcS  nod^  in  jungen 
Salären  Derfa^te;  eine  eiegie  auf  bie  S^rftörung 
ber  6tabt  ebeffa  burd^  ben  ©ultan  Don  aieppo 
(1144)  mit  bemlitcl  „ff läge  über  ebeffa"  (Ede- 
ßioh  wojb),  unb  bie  grofe  religidfe  ®i(|tung 
„3efuS  ber  ©ol^n"  (Hisus  wordi).  (®ie  ®id^« 
tungen  beS  1^1. 9ierfeS  ©d^nor^ali,  Scnebig  1830; 
Dgl.  Ifd^amtfd^ean  IE,  83—88 ;  Quadro  della 
storia  letteraria  di  Armenia,  Venezia  1829^ 
82 ;  Dteumann,  SSerfud^  einer  ®efd^.  ber  armen. 
Siteratur,  Seipgig  1836,  151—160.)  [SSettcr.] 
"glerfes  von  <laitt6ton,  armenifd^er  ergbifd^of 
Don  XarfuS,  voax  mobl  ber  frud^tbarfte  ber  arme- 
nifd^en  ßird^enfd^riftftefler  unb  gugleid^  ber  ent- 

6 


163 


ÜterfeS  t)on  Sambron. 


164 


^icbcnftc  SSorfämpfcr  für  bic  Union  bct  ar» 
menifd^en  Jhrd^e  mit  bem  tömif d^en  ©tul^Ie.  Sr 
n:)urbe  geboren  1153  ^u  fiombron  in  Silicien 
ol8  (Sol^n  be3  ormenifci^en  2)t|naften  Ofci^in  I!.^ 
bejfen  ©ro^üoter  Ofd^in  I.  1085  Dom  flaifer 
^HejiuS  I.  mit  einem  fleinen  gfürftentl^um  in  ßi- 
liden  belel^nt  ttjorben  roax.  ÜRütterKd^erfeitS  ent« 
ftammte  5Rcrfe8  bem  alten  ffönigSl^onfe  ber  Slrfa- 
dben.  6rft  16  Saläre  alt,  warb  9lerfe8  üon  feinem 
Ol^eim,  bem  ffatl^olifoö  9ler|e8  IV.,  gum  ^riefter 
gemeil^t.  3nnere  Steigung  trieb  ben  jungen  SIert« 
!er  jum  Sinfieblerleben,  bod^  gog  il^n  ber  gemeffene 
Sefel^I  beS  folgenben  jfatl^oUIoS  ©regor  lY.  baroud 
Surüd.  9ierfe§  mu^te  ^(^  1176  gum  Srgbifd^of 
t)on  SarfuS  orbiniren  laffen.  ^tö  folti^er  mol^nte 
er  1179  ber  ©pobe  üon  Som-ffla)^  an,  auf 
mlä)tt  bie  Union  gmifd^en  ber  grieci^ifti^en  unb 
ber  armenifti^en  jKrd^e  vorbereitet  mürbe.  9lerfeS 
l^ielt  im  auftrage  be§  Jlatl^oIifoS  bie  S^nobnlrebe 
gu  ® unften  ber  Union.  2)ie  Union  marb  bef ci^Ioff en, 
!am  aber  bod^  nid^t  gur  SluSffil^rung,  meil  im  fol- 
genben  Saläre  1180  Äaifer  SKanuel,  ber  fid^  um 
ba§  SuPönbefommen  berfelben  feit  Salären  bcmül^t 
l^atte,  mit  %ob  obging.  3m  3. 1190,  als  ftaifer 
Sriebrid^  I.  ©arbaroffa  an  bie  ©rengen  öon  Kili» 
cxtn  lata,  unb  8eo,  ber  armenifd^e  Qfürft  Don  ßili» 
den,  mit  bem  jfat^oIifoS  ®regor  bem  flaifer  ent> 
gegenging,  befanb  fid^  aud^  9lerfe§  unter  ben  Se» 
giritem  beS  Qfürften.  ©ie  erreid^tcn  aber  ben  ff aifer 
nid^t  mel^r,  benn  atö  fie  bei  bem  beutfd^en  ^ecre 
anlangten,  mar  gfriebrid^  f d^on  tobt.  ®er  SBerid^t, 
ben  9lerfeS  felbft  über  biefe  feine  Seife  nad^  Se» 
leuda  unb  fiber  ben  Sob  be3  ffaiferS  t^^ebnd^ 
»erfaßt  l^at,  ift  l^anbfd^nftlid^  erl^alten  (fiberfejt 
öon  Setter,  §iftor.  3ö)&rb.  H,  1881,  288—291). 
3m  3. 1197  mürbe  9lerfe8  Dom  Surften  8eo  unb 
bem  flatl^oIüoS  ®regor  VI.  nad^  Sonftantinopel 
gefanbt,  um  bem  ffaifer  Sllejiuö  EQ.  SSorfteHungen 
megen  religiöfer  Sebrüdtungen  gu  mad^en,  meldte 
bie  unter  gried(|ifd^er  ^errfd^aft  flel^enben  Armenier 
gu  erbulben  l^atten.  S)er  faiferlid^e  ^of  em))fing 
ben  berfil^mten  Srgbif^of  t)on  Zarfud  in  l^öd^ft 
el^renDoUer  SOBdfe,  im  Uebdgen  aber  mar  bie  ®e- 
fanbtfd^aft  refuItatloS.  3m  folgenben  Solare  1198 
erfolgte  bie  formelle  Union  ber  dlidf d^en  tirmenier 
mit  bem  römifd^en  @tul^Ie:  f^färft  fieo  l^atte  ftd^ 
Don  ^apft  Söleftin  m.  ben  Zitel  dneS  ffönigS 
t)on  Armenien  erbeten,  dn  pöpftlid^er  fiegat  l^atte 
im  auftrage  be§  ^üapfteS  unb  bed  ffaiferS  ^ein- 
xxä)  VI.  bie  ffönigSfrone  nad^  SUiden  überbrad^t, 
unb  am  6.  3anuar  1198  marb  fieo  gu  ZarfuS 
burd^  ben  ffatl^olifoS  ®regor  VI.  gum  Äönig 
gefalbt.  ißorl^er  l^atten  gmölf  Sifd^öfe  bie  t)om 
f dligen  ©tul^I  formulirten  Sebingungen  gu  be- 
f d^mören,  unb  unter  biefen  gmölfen  nennt  ber  §i- 
ftodf er  ftira!o§  (13.3ol^r]^unbert)  an  crfter  ©teile 
„9ierfc§  Don  fiambron,  ben  Sifd^of  üon  SarfuS" 
{SBenebig  1865,  76).  9lod&  im  felben  3a]^re,  am 
14.  3uli,  ftarb  5Rerfe8  im  ^Iter  üon  45  3a]^ren. 
9lerfc§  üon  fiambron  geno^  bei  feinen  3cit- 
genoffen  ein  gang  au^ergemöl^nlid^eS  ^nfe|en: 


nid^t  blog  bie  Armenier,  fonbem  aud^  Sateiner, 
©ned^en  unb  ©prer  maren  üoD  ißerel^ntng  für 
ben  l^eiligen  unb  geleierten  Srgbifd^of  üon  Xorfud 
unb  nannten  il^n  „ben  gmeiten  ^oftel  ^uIuS  üon 
SarfuS"  (Ifd^amtfd^ean  HI,  94).  gr  mor  aber 
aud^  in  ber  Sl^at  einer  ber  gelel^rteflen  3R&nner 
fdner  3dt :  aufeer  feiner  SWutterfjnrad^e  bel^errfd^te 
9lerfe§  ba§  Sateinifd^e,  ba§  ®ned^if(|e,  baS  ©9- 
rifd^e  unb  baS  „Sleg^ptifd^e"  (Sfd^amtfd^ean  m, 
94),  morunter  mol^I  baS  ff optifd^e,  nid^t  etma  baft 
^rabifd^e  gu  üerfte^en  ift.  2)iefe  fdne  umfaffenben 
©prad^tenntniffe  bef öl^igten  il^n  in  erfter  Sinie  gum 
Ueberf e^er.  Sr  übertrug  auS  bem  Sateinif d^en  ou^r 
üerfd^iebenen  fldneren  ©d^nften  bie  Stegel  be$ 
1^1.  Senebid,  bie  Dialogi  beS  1^1.  ®regor  beS  ®ro» 
|en,  fomie  eine  99iograp]^ie  eben  biefeS  l^eUigen 
^apfteS.  Unter  feinen  Ueberfe^ungen  auS  bem 
Sned^ifd^en  ift  inSbefonbere  gu  nennen  bie  be& 
Kommentars  gur  Spocal^pfe  beS  1^1. 3o]^anne8  üon 
SnbreaS  üon  Säfarea;  auS  bem  ©pnfd^en  übertrug 
er  bie  ^omilien  beS  3acob  üon  ©arug  (Quadro 
della  storia  letteraria  di  Armenia,  Venezia 
1829,  98 ;  Quadro  delle  opere  di  vari  autori 
antdcamente  tradotte  in  armeno,  Ven.  1825^ 
12ßg.;  9leumann,  Serfud^  einer  ®efd^.  b.  armen. 
Sit., 2eipg.l836, 173.174).  ^uSlateinifd^en, grle- 
d^ifd^cn  unb  „äg^ptifd^en''  ©d^riften  gugleid^  fertigte 
er  „3)aS  fieben  ber  SJäter"  an.  9lid^t  meniger  gofl« 
rdd^  unb  umfaffenb  als  feine  Ueberfe^ungen  finb 
bie  OdginaIf(|>nften  beS  großen  Sifd^ofS.  ^n  eje- 
getifd^en  SBBerfen  l^interlie^  er  Kommentare  gu  ben 
$falmen,  gu  ben  falomontfd^en  ©d^nften  (ndmlid^ 
©prüd^e,  $rebiger  unb  9ud^  ber  SBeiSl^eit)  unh 
gu  ben  fleinen  $rop]^eten.  Siturgifd^en  @tfyiUt^ 
ifl  fein  umfaffenbeS  SBerf  „Srflörung  ber  l^üigen 
SKeffe"  (9Senebig  1847).  S)ie  berül^mtefie  feiner 
©d^riften  aber  ift  bie  grofee  ©^nobalrebe,  bie  er 
1179  auf  ber©^nobe  üon  9tom«ff lal^  gu  ®unfien 
ber  Union  mit  ben  ©ned^en  l^ielt  (Senebig  1784* 
1812.  1865;  ital  Ueberf.  ü.  P.  ^PaSqual  «ud^, 
SSenebig  1812;  beutfd^e  Ueberf.  üon  K.  S.  5Re«- 
mann,  Seipgig  1834).  Sufecrbem  fmb  fünf  onbere 
Dieben  üon  i^m  erl^alten  (ffarefin,  ®efd^.  b.  armen, 
fiiteratur  I,  533).  ^ud^  ©id^ter  mar  9lerfeÖ  üon 
Sambron ;  au^cr  Reineren  ffird^enliebem  üerfofete 
er  in  ißerfen  ben  92efrotog  (nerbolakan  warldi) 
fdneS  Oheims,  beS  ftatl^oIifoS  !ßerfeS  IV.  Unter 
feinen  ©ncfen  ift  üor  9lflcm  gu  nennen  baS  ©d^rri- 
ben  an  ben  ftönig  Seo  I.,  baS  er  in  ben  legten 
5Dflonaten  feines  ScbenS  gu  feiner  perfönlid^en  Siedet« 
fertigung  megen  gemiffen^aften  SoHgugS  ber  be» 
f  d^morenen  UnionSbebingungen  üerf a^t  l^at  (SSeneb. 
1865).  Duellenfd^dften  gur  ©efd^id^te  beS  9ierfe§ 
üon  Sambron  finb  aufeer  feinen  eigenen  SBerfeti: 
bie  SBiograpl^ie  feines  ©d^üIcrS  ©amuel  üon  ©leiD« 
rab ;  bie  anbcre  mel^r  oratodft^e  ©iograpl^ie  be§ 
®rcgor  üon  ©femral^  (üom  Anfang  beS  13.  Sal&r- 
bunbertS) ;  bie  armenif d^e  ®ef ^id^te  beS  ffirafo* 
üon  ®anga!  (13.  Sal^rbunbcrt,  Senebig  1865). 
(Sgl.  Quadro  della  storia  letteraria  di  Ar- 
menia  94  sg.)  [3}etter.] 


165 


WeröQ  —  9lejioriu8  unb  bic  Slcflortoner. 


166 


fbcM,  Setname  breier  römifd^en  @efd^Ied^ter, 
ijl  bte  ^«^^k^  9e}eid^ung  für  einen  r5mi- 
}^  ftatfcr  geiDorben,  n^elc^er  qu8  einem  biefet 
\Jkf(^Ie<l^  ttammte  unb  t)on  96 — 98  n.  df^x.  auf 
bcm  üforn  {a^.  Sr  nar  unter  92ero  ^ürötor,  mit 
Scipafkm  )um  erften  SRal  uiü)  mit  2)omitian 
jBm  ^toeiten  9RoI  Sonful.  Se^terer  iDoIIte  qI3 
tfoifer  i^  tobten,  meil  ein  SBal^rfager  Derfünbigt 
batte,  er  toerbc  auf  ben  Xl^ron  gelangen,  t)erf(i^onte 
Uni  aber«  todi  ein  anberer  Derftd^erte,  ber  frönf- 
lidKp  f4on  über  60  3a^e  alte  ÜJlann  l^abe  ol^ne- 
^  ni^t  lange  me^r  gu  leben.  9fö  2)omitian 
bnr4  eine  Skrf c^nörung  gefallen  xoax,  erflörten  bie 
Setfi^iDorenen  9terDa  tro|  feines  t)orgef(i^rittenen 
UterS  a[§  befjen  Stad^folger.  Seine  Slegierung 
iDor  ^ouptföc^lid^  burd^  9cte  ber  SRilbe  begeid^net. 
,mt  ^ma\  fagt  ZacituS  (De  vita  Agric.  3), 
.bcgoim  ein  glüdtlid^ed  äal^r^unbert,  loel^ed  {loei 
h§  ba^  unvereinbare  SHnge  mit  einanber  Der- 
honb.  ^rincipot  unb  greil^eit."  Sr  befreite  bie 
loegen  3Kaieftötdt)erbred^  Sngeflagten,  rief  bie 
3krbannten  jurüd  unb  gab  il^nenil^re  ®üter  tote« 
^cr,  oerfolgte  mit  großer  Strenge  bie  Angeber, 
minberte  bie  9(uflagen  unb  beioieS  auSgebel^nte 
So^tt^gteit.  gfür  ftd^  mar  er  f e^r  fparfam  unb 
bcf(^etben  unb  gemann  ftd^  fo  allgemeine  Siebe  unb 
IstiSnglifl^feit.  Sine  gegen  il^n  gefponnene,  aber 
fo^itig  entbedtte  Serfd^mörung  beftrafte  er  nur 
nzt  Serbannung  ber  Sd^ulbigen  nad^  Sarent.  %nä) 
ben  S^rifien  bemied  er^d^  mol^ImoUenb,  inbem  er 
bie  flmoenbung  Don  ^omitianS  Sbict,  ba3  fie 
Bcgcn  ®ottü>figfdt  unb  jübifd^er  @ebröud^e  in 
Ulagcsufitanb  fe|te«  verbot.  Seiber  traf  er  aud^) 
eise  IRagregel  meldte  ben  Sl^riften  in  ber  gfolge 
nnbeilooE  merben  foEte.  9I§  er  ftd^  meigerte,  bie 
)nm  TlfdL  ^od^gefteüten  Gönner,  meldte  2)omi- 
nan  gebürgt  litten,  l^inrid^ten  ju  laffen^  mürben 
^ifie  im  ^ufru^r  ermorbet.  S)er  SSorgang  er« 
idiiitterte  ben  bejal^rten  unb  frönflid^en  ffaifer  fo 
kbr,  ba6  er  ftd^  in  ber  $er{on  beS  Don  il^m  abop- 
tmen  Trojan  einen  Soabjutor  beigefeOte.  SDtit 
bemfelbcn  regierte  er  nur  nod^  brei  SJtonate  ju- 
bsmien ;  er  ^orb  im  %  98,  nid^t  gans  66  3a]^re 
alt.  (Sgl.  Dio  Cass.  67,  15  et  68,  1  sqq.; 
Saubi,  Xeal'encQcIopabie  beS  claff.  ^Itert^umS 
V.  592  ff.)  [ffaulen.] 

9«st#4  (-^d:),  nod&  4  ftön.  19,  37  unb  3f. 
o7.  88  ein  aff^rifd^er  ®ott,  in  befjen  Sempel 
Scnnad^^rib  Don  ben  eigenen  Söhnen  erf(^Iagen 
70^.  Someit  ie|t  bie  icenntnig  be§  alten  9lff9> 
rra  reicht,  gibt  e8  in  beffen  ^Pontl^on  feine  ®ott- 
bext.  tDcU^  ben  angegebenen  Flamen  trögt,  unb 
^a  biefer  auc^  bei  ben  LXX  in  mefentlid^  anberer 

Mtali  erfc^int  CAffpofy,  Aaaapay,  Mecrepdf/, 

Kt^A*  neben  Neapay),  fo  borf  man  mo|i 
tat  SertDerberbni^  annel^men  unb  9hi§fu  fub« 
^ilBiren.  [ffoulen.] 

IMtr,  3Rön(^  beS  |)ö]^Ienno{ter8  auffiem,  gilt 
aB  ber  9}oler  ber  rufpfdpen  ©efd^id^te.  6r  mar  ge« 
bocm  um  1056,  trat  mit  17  Salären  in  ba§  jflofter 
Cd  lebte  barin  40  3a^re.  Sßöl^renb  eS  unter  ben 


t)iel  gebilbeteren  europöif  d^en  Stationen  bamal§  eine 
au^erorbentlid^e  Seltenheit  mor,  ©efd^id^te  in  ber 
SJhttterjprad^e  gu  f  d^retben,  t)erf  a|te  angeblid^  9^eft  or 
bie  Slnnolen  feiner  92ation  in  ber  SanbeSfprad^e. 
®ief e  erfte  ßl^ronif,  meldte  bic  SRuffcn  erhielten,  ift 
aud^  für  bie  übrigen  SSöIIer  Don  3Bid^tig(eit;  benn 
obgleid^  fie  gau}  im  @eifteunb  ber  9lrt  b^jantini- 
fd^er  Sd^riftfieUer  abgefaßt  ift,  öffnet  [te  un8  bod^ 
in  anjiel^enber  unb  glaubmürbiger  äBetfe  ben  92or- 
ben  unb  mad^t  unS  mit  ber  ©efd^id^te,  ben  Sitten 
unb  ©emol^nl^eiten  Don  SSöffem  befannt,  meldte 
fonft  in  unburd^bringlid^em  2)un!el  geblieben 
mären.  ®ie  3lnnalen  fangen  mit  ber  Sintflut  an^ 
gelten  bann  gur  ©efd^id^te  ber  SlaDen  unb  beS 
ruffif d^en  SRei^eS  über  unb  bef d^reiben  beffen  Sd^idf- 
fale  bis  }um  Sctl^te  1113  einfd^Ue^lid^  in  be- 
ftimmter  S^itorbnung  unb  felbft  mit  eingerüdften 
tjrieben8fd|lüffen.  Son  bem  SEBerfe  ejiftiren  Diele 
unter  fid^  fel^r  abmeid^enbe  Slbfd^riften.  (£§  ift  oft 
unmöglid^,  bie  3ufä^e  Don  bem  eigentlid^en  3BerIe 
}u  fd^eiben.  UebrigenS  ift  bie  Suctorfd^af 1 92eftorg 
nid^t  unbeftritten,  unb  e3  mirb  felbft  bie  ^nnal^me, 
ba^  bie  erfte  SujammenfteUung  ber  Snnalen  Don 
!Reftor  l^errü^re,  Dielfad^  aufgegeben  (SeStufd^em 
Stjumin,  ©efd^id^teShi^Ianbg,  überf.  D.  %%  Sd^ie- 
mann  I,  !Dlitau  1874,  Slnl^ang:  OueUen  u.  Site- 
ratur  ^ur  ruff.  ©efd^id^te  2  ff.  93gl.  oud^  bie  (Sin- 
leitung  }u  SÖhnofid^S  unten  ermäl^nter  Xe^tauS- 
gabe,  unb  befonberS  Leger,  Chronique  dite  de 
Nestor,  traduite  sur  le  texte  Blayon-nisse 
avec  introduction  etc.,  Paris  1884;  SRecenfion 
bogu  Don  SDtarttnoD  [Bevue  des  quest.  bist 
XXXVI,  1884,  359  SS.]  unb  gjierling  [Poly- 
biblion  XL,  1884, 438  s.]).  Suerft  erf($icn  baS- 
felbe  SU  Petersburg  1767  in  5  99änbcn;  Sd^Iöaer 
mad^te  fi^  burd^  ffritif  unb  Uebcrfejung  beSfelben 
(©ötttngen  1802—1809,  5  ©bc.)  Dcrbient.  Sine 
neue  Ausgabe  Deranftoltete  SDtillofid^  (Chronica 
Nestoris,  Yindobonae  1860).  3)a§  in  92eftor§ 
Sl^ronif  gegebene  Seifpiel  ermunterte  Rubere  gur 
Qfortfc^ung  ber  ruffifd^en  Stnnalen:  ben  fflif(|of 
S^lDcfter  Don  ^erejaflaml  (geft.  1124),  bann 
jmei  anbere  Ungenannte,  ben  Stfd^of  Simon  unb 
Snbete  in  ununterbrod^ener  SReil^e  bis  in^S  1 7.  Sol^r- 
l^unbert  l^erab.  —  5Wejlor  fd^rieb  aud^  baS  ^cAz' 
ricon  beS  Äiem'fd^en  ^öl^lenflofterS  unb  fd^ilbert 
barin  baS  ftrenge  Seben  ber  SKönd^e  biefeS  Älo- 
fterS,  meld^eS  bamalS  al§  eine  $flansftatte  be§ 
flöfterlid^en  SebenS,  ber  Sugenb  unb  miffenfd^aft« 
lid^er  Zbötigfeit  Don  l^öd^fter  Sebeutung  für  9^u^- 
lanb  mar.  (Sgl.  nod^  Sd^rödfl^,  gl^riftl.  ftird^en- 
gefd^id^te  XXIV,  8ei»)5ig  1797,  519 ff.;  Stral^I, 
^eitröge  ^ur  ruffifc^en  JKrd^engefd^id^te  I,  ^aUe 
1827,  80  u.  90;  flaramfm,  ©efd^id^te  beS  ruff. 
Scid^eS  I,  Siga  1820,  S.  XXIX.)  [Sd^röbl.] 
^tfio^s  tiitb  bie  "gleßotiatier,  ber  Stifter 
unb  bie  ^nl^änger  einer  Secte.  I.  IReftoriuS  mürbe 
gu  ©ermanicia  im  eu})]^ratifd^en  Serien  geboren, 
mod^te  Derfd^iebene  Steifen,  fam  bann  nöd^  ^ntio« 
d^ien  unb  geno^  l^ier  mol^rfd^einlid^  ben  Unterrid^t 
Stl^eoborS  Don  TOopfueftia.  S)arouf  trat  er  in  boS 


167 


!Ref}otiu8  unb  bie  9lefiorianer. 


168 


fflofter  bed  1^1.  Su))ret)iud  bei  ber  @tabt  ein  unb 
crtoorb  fi^,  jum  gjriefter  geweil^t  aI8  gjrebigcr 
grofeeS  anfeilen,  ©ein  JRuf  brong  felbft  in  bie 
gerne,  unb  fo  »urbe  er,  als  ber  gjatriarci^  ©ipn- 
niu8  t)on  ßonpantinopel  am  24.  ®ecember  427 
ftarb  unb  baS  SoH  über  bie  SOßa^I  cineS  3laä)' 
foIgerS  uneinig  toax,  bur^  ben  ©of  für  ben  Si» 
fc^ofgftul^I  ber  ^au])tflabt  in  9luS{i(!^t  genommen. 
3)ie  drl&ebung  eine«  Qfremben  foUte  bem  grieben 
in  ber  @enteinbe  bienen.  9}efbriu8'  SBeil^e  fanb 
am  10.  9lpril  428  ftatt;  {ein  gJontiftcat  nxir  aber 
nur  oon  furjer  ®auer.  6r  jeigte  großen  Sifer 
für  bie  Sinigung  ber  S^rifien;  fd^on  am  Zage 
feiner  9Beil)e  rebete  er  ben  ifaifer  mit  ben  SBorten 
an:  ^®i6  mir,  o  flaifcr,  bie  Srbe  üon  ben  |g)öre- 
tif  em  gereinigt,  unb  id^  merbe  bir  bafür  ben  ^immel 
geben ;  be(öm))fe  mit  mir  bie  ^öretifer,  unb  id^ 
merbe  mit  bir  bie  ^Jerfer  befämpfen."  S)rei  Sage 
flHiter  lie^  er  bie  JKrdfie  ber  9lrioner  nieberreifeen. 
6r  befömpfte  aud^  bie  SRacebonianer  in  Sonftanti- 
nopel  unb  Umgegenb,  {omie  bie  Ouartobedmaner 
in  Sften,  Siebten  unb  Äarien  aufd  Snt{d^ieben[te. 
Sbenfo  moüte  er  ftd^  an  ben  9boatianem  in  ber 
^auptftabt  üergreifen ;  fein  Ungeftüm  mürbe  aber 
bier  burd^  bie  93e^5rbe  gegügelt  @ein  Sifer  öu^erte 
fid^  offenbar  in  einer  iffieife,  bie  nic^t  fM  billigen 
ift,  unb  mie  berfelbe  ba«  9Ra^  uberfd^ritt,  fo  ent« 
iprang  er  SlUem  nad^  au8  ni^t  ganj  lauterer  Hb- 
fi<ibt.  Sbeoboret  enttoirft,  nad^bem  er  er^ä^tt,  ba| 
9te)tonuft  jum  $rieftcr  gemeint  unb  mit  bem  fird^ 
lid)cn  Sebramt  betraut  morben,  oon  bejfen  Qfyx' 
rafter  f olgenbe  3(i<^nung.  «^leftonud  geigte  fofort 
im  Anfang,  mie  er  in  feinem  ganzen  Seben  fein 
merbe.  (Fr  bcmfibte  ftd^  nid^t  um  einen  eblen,  ^eil« 
famen  unb  erbauU^n  Vortrag,  fonbem  fud^te 
bem  ^^5bel  ju  gefallen,  Ij/afd^te  eifrig  nad^  ^ifaU 
burd)  ^pänbeHatf  dben  unb  )og  baburd{|  baS  unrubige 
unb  unbejlönbige  $ol(  an  fid(|.  6r  trug  ein  fd^mar- 
5e4  fiteib,  ging  mit  trauriger  9)tiene  einber,  mieb 
ben  Särm  ber  5ffentUd^en  ^la|e,  fud^te  mit  feiner 
blaffen  (^cfid^tffarbe  für  einen  ftScetcn  ju  gelten, 
las  )u  ^"mufe  f^riBig  in  ben  SMidbem  unb  lebte  für 
fid)  in  ber  Stille,  ^urd)  biefe  fünftUdK  Haltung, 
meldte  er  einen  großen  2beil  feincS  SebcnS  bin* 
^urdb  fortfefitc.  (5bcrte  er  baS  $olf.  inbcm  er  ein 
i^brift  mebr  fd)einen  alS  fein  mcDte  unb  feinen 
9iubm  ber  @bre  Q^brifti  tor^og  (Haer.  fab.  4. 
12\,  ^ie  3ridbnung  mag  etmaS  \u  fdmur}  ge- 
balten, aber  bie  (^lunMinicn  nxrben  riditig  iein. 
'JlcuoriuS'  ^ifer  mar  ungcfunb  unb  fübne  balb 
5U  einem  fiampfe.  ber  für  ibn  felbft  unbeilDoDe 
feigen  battt .  5a*  i^erbaltniB  ber  beiben  ^laniren 
in  ^bri^mS  mar  bamaU  nc&  nidit  genau  biitimmt. 
^  ^(Mte  nidit  an  iluSbrüdcn.  bie.  trenn  cucb  r.tdit 
oar.^  unrid)::i;.  bod)  mebr  c>er  trcnioer  rcr^äncltd? 
:xiren.  Einige  rcMen  por.  IVirr^'djunci  ber  Sia« 
ninm.  S'ie  anticd3<ni»d*c  ecbule.  au*  ter 'Jlcfirru* 
beir.^rcfcancen  mar.  ^n^r.a  ^er4  ceceniiber  jut 
Un:crie:^ui:g.  u^.^  ^er  v?f ccr.'^f  h;irÄ  Kt  Tr:::er 
;u  eirfr  5rcnnin:c.  s^l±e  ^:e  iri::Ni:  :r.  Nr.  «fr« 
.J^'cr  :n  ifrrcge  neHre.   ^Scr  ^r*^::  cr.nürbctc  i:d} 


über  Der  Segeid^nung  ber  feligften  Jungfrau  al§ 
©otteSgebärerin  (^eoroxoc).  2)iefer  ^uSbrudt  mar 
fd^on  lange  üblid^ ;  er  finbet  ftd^  bei  ben  (Sappa» 
bodem,  bei  Stl^anaftuS,  SufebiuS,  9le£anber  t)on 
Slesanbrien,  unb  mie  l^auftg  er  gebrandet  murbc, 
geigt  ber  SSormurf,  ben  Julian  ber  Slbtrfinnigc 
Ben  gl^riften  mad^te,  ba^  fte  nid^t  aufl^örten^  97laria 
©otteSgebörerin  gu  nennen  (Adv.  GhristiaiioB, 
ed.Neumaim,Lip8.1880, 214).  S)er  Xl^rieber 
^ntiod^ener  l^ingegen  miberftrebte  biefeSenennung, 
unb  in  Sonftantinopel  (am  eS  barob  gu  einem 
großen  ff am))f .  Sßie  92eftoriuS  in  einem  Sriefe  an 
äol^ann  Don  ^ntiod^ien  oerftd^eri,  fanb  er  balb  nod^ 
bem  antritt  feines  Sifd^ofSamteS,  ba|  über  ben 
SluSbrud  Streit  befleiß;  bie  Sinen  litten  il^ 
gebrandet;  Rubere  Ratten  bie  l^eilige  Sungfron 
„SReufd^engebörerin"  genannt,  unb  um  gu  oec^ 
mittein,  l^abe  er  ben  9uSbrud  ^Sl^riffaiSgeMreriii* 
oorgefd^lagen,  ba  berfelbe  beibeS  begeid^ne,  (Sott 
unb  ben  SRenfd^en  (Harduin,  Cone.  coIL  I, 
1381).  92ad^  bem  Sendet  beS  ©ocrateS  entfbnA 
ber  Streit  baburd^,  ba^  ein  SSertrauter  beS  Sie^ 
ftoriuS,  ber  ^reSb^ter  SnaflaftuS,  ber  mit  i^ 
Don  Untiod^ien  nad^  Sonftantinopel  gebnun« 
mar,  ben  SuSbrud  auf  berffangel  befom)^,  ml 
ba  baS  Sorgeben  bei  fßoVt  unb  ©eifUic^f eü  %i|b| 
erregte,  ber  ^^ifd^of  fitr  ben  ^reSbpter  eintrat  SNe 
eingaben  ftel^en  ftd^nid^tunbebtngt  entgegen.  3)9 
^uSbrud  mürbe  in  tleineren  Jheifen  mo^I  fta 
früher  erörtert ;  bie  $olemif  ober,  meld^  Snofiopii 
unb  9}eftoriuS  auf  ber  Mangel  gegen  t^  wän* 
nal^men,  führte  gum  eigentlid^  Streit.  S)a  ha 
SuSbrud  angegriffen  mürbe,  marb  er  Dert^etUit 
unb  bie^  um  f  o  eifriger,  meil  mon  mebrfad^  gkadl^ 
bie  ©egner  beSfelben  bielten,  gleid^  ^ul  tum 
mofata  unb  $^otinuS,  Sl^riftuS  für  einen  Uottf  ^ 
S^enfd^en.  S^er  SermittlungSDorfd^Iag,  ben  Sb^j 
ftoriuS  madbte,  (onnte  onbererfeitS  um  fo  wai04 
erfolg  f^ahtn,  meil  ber  Sifd^of  gegen  baS 
HsoToxoc  mit  einer  ^ftigfeit  auftrat,  biet^i 
fomobl  als  Sermittler  mie  als  yarleimomi 
fdbeinen  lie^.  ©leidb  in  ber  erften  ber 
meldte  er  in  ber  ^ngelcgenbeit  bielt  unb  md^e  i 
iDiariuS  9}lercator  tbeilmeife  aufbema^  1^ 
Harte  er:  ^Sie  fragen,  ob  SRoria  ®oi 
genannt  trerben  bürfe?  tlber  bat  bcnn 
9}iutter  ?  ^ann  ift  audb  baS  f>etbentibiim 
fd}ulbi^cn,  meld^eS  ron  !Diüitem  ber  ©öttcr ' 
"i^ulu^  aber  ift  bann  ein  Sügner,  inbca 
ron  ber  ©onbeit  (Ftrifti  ugt.  fie  fei  obne 
obne  üiuner  unb  obne  ©enealogie  i^Ac  7, 
9iein.  mein  Scfter,  i^iüria  bat  nidit  @ott  gA» 
. . .  baS  ©cfd:ör«f  ba:  nidit  ^en  Sdiöpfer  geta 
ü'^nbem  ben  S?ienYd;en.  trel±rr  boS  SBer^eng' 
0>rnbcit  in;  ^er  beili^e  @:iü  bat  nic^t  bmä 
c;cid:a*^en.  ic^.^err.  er  bat  nir  ibn  ouS  ber  3ft 
♦t.:u  einen  Ser.rd  cric^^en.  ben  er  bemofl 

^'ll:e 5ie>e4  ßlc:^.  Ntvn  er  kA  bebici^  c 

idj  sreccn  N*4:cr:.:cT:  ^cr  f:i  üxcr  bebient;  W| 
^ÄicTr;pe::  ^::  ^.:::::  :\Tt:r^iT.  in.  bete  i4  • 
t?aS  au!;:n  er  *»;:::::  \?r-:  irr  i:r.;exnouim  I 


Don  Uesanbrien  ttot  ber  Seigre  be§  Sijd^ofS 
offaniHnopel  fd^on  430  in  einet  Oftetprebigt 
n:  er  befämpfte  fte  femer  in  einem  @d^rei- 
i  ferne  Wön^e.  ®a  biefeS  Sd^riftftüd  in 
sbe  befi  angegriffenen  tarn,  erging  ftd^  ber- 
1  heftigen  Keu^erungen  über  ben  SBifd^of 
eSKRibnen.  S)te  smdlf  flopitel,  meldte  Stirill 
KeftohuS  sufonbte,  [tiefen  nid^t  blo^  bei 
fDBbem  Qud^  bei  bem  Patriarchen  Sol^ann 
ttio^ien  auf  SBiberfprud^.  @o  nal^m  ber 
!iiie^ftigfeit  unb  einen  Umfang  an.  ba^  }u 
kücgung  eine  oflgemeine  Sqnobe  als  not|- 
erfd^ien.  3)ie  ^erfammlung  mürbe  auf 
n  431  nac^  Spl^fuS  berufen ;  il^re  @e> 
IP  in  bem  «rt.  e^efuS  IV,  670-675 
efl^  9tef)onu8,  burd^  bie  ©^nobe  abgefegt 
Ol  ^bfl  431  enbli(|  aud^  burd^  ben  ff aifer 
Acn,  ber  i^  bisher  gel^alten  l^atte,  unb  in 
0^  bei  Sntiod^ien  Dermiefen.  3m  3. 435 
er  nad^  $etra  in  Arabien  berbannt.  %f^aU 
l^boA,  toü^rfd^einlid^  infolge  eine§  h)eitem 
im  SecreteS^  !am  er  nad^  ber  OaftS  in 
Ol,  unb  nQ(^  @ocrate8  lebte  er  bort  nod^ 
iUeferfdneffird^engefd^id^tefd^rieb.  2)urd^ 
(  ttriJber  €tömme  )}eran(a^t.  ffüdl^tete  er 
n  nod^  ber  S^ebaid.  2)er  Stattl^alter  lie^ 
f  iSkpfymüm  unb  fpöter  nad^  $anopoIi8 
ijaberoud^l^ier  fönte  ernid^tbleiben.fonbem 
■  neuen  Ort  nxmbem.  SBol^in,  fagt  er  in 
i^olben  nic^t  QuS  bem  unS  SoagriuS  SJtit- 
ijenvad^t,  unb  mit  bem  er  au8  ber  ®efd^id^te 
aibet  3^t  unb  Ort  feines  ZobeS  finb  un- 
L  (89L  Socrafc.  H.  E.  7,  29—34;  Evagr. 
1,2 — 7;  Liberatos,  Breviarimn  causae 
«fc  Entych.  c.  2—9  [Migne  PP.  lat. 
n,  971  sqj;  Manai,  Conc.  coli.  IV, 
I V,  420.) 
fte^orianer.  3nbem  StiriH  t)on  Sie- 


5UyUU.   VU\i,   WCi   lllU^l    WUUK,    'Jlt]WL\U.V     -<4U|CttUII^ 

nid^t  unterfd^reiben  muffe.  Stttia  15  blieben  ^art« 
nödig  unb  mürben  abgefegt.  Sud^  tourben  je^t 
bie  @d^riften  beS  !Reftoriu8  verbrannt.  S)a  nun- 
mel^r  feine  Snl^önger  fid^  an  bie  @d^riften  beS 
2:]^eobor  t)on  SRopfueftia  unb  S)iobor  t)on  SarfuS 
l^ielten,  fo  feierte  ftd^  ber  ffampf  gugleid^  gegen 
biefe.  9tabula3  t)on  Sbeffa  vertrieb  bie  SSerel^rer 
Zl^eoborS  au3  feiner  @d^ule  unb  foll  fogar  ba§ 
Snatl^em  über  benfelben  gefprod^en  l^aben.  S)er 
flampf  ging  aud^  fonft  5U  meit,  inbem  t)on  Sinigen 
felbft  rid^tige  SuSfprüd^e  Sl^eoborS  für  (e|erif d^  er- 
flärt  mürben.  2)ie  @egner  fanben  fid^  fo  felbft 
veranlagt,  etmaS  einjulenfen,  unb  ber  ffaifer  ber- 
bot,  Snänner  anguf d^mörjen,  meldte  in  ber  ©emein« 
jd^ft  ber  flird^e  geftorben  feien.  ®er  Streit  ru^te 
infolge  beffen  auf  einige  3^it/  sumal  DiabuIaS  nod^ 
435  ftarb  unb  3ba8  (f.  b.Strt.),  ein  erflärter  »er- 
el^rer  Xl^eoborS,  fein  9iad^foIger  mürbe.  2)er  9Ie« 
ftorianiSmuS  felbft  ging  infolge  ber  faiferlid^en 
Sbicte  unb  ber  Slbfe^ung  i^rer  Ißertreter  im  römi« 
f d^en  iiReid^e  bem  Untergang  entgegen.  918  flaifer 
3eno  489  bie  @d^ule  oon  Sbeffa,  bie  le^te  93urg 
ber  Snlel^re  im  SReid^e,  fd^Iiefeen  liefe,  mar  eS  auf 
bem  römifd^en  Soben  im  SQßefentlid^en  um  fte  ge« 
fd^el^en.  @ie  behauptete  fid^  aber  aufeer^alb  beS* 
felben;  il^r^auptft|  mürbe  ^erften.  ^iermarber 
93oben  f d^on  geraume  3eit  für  fie  vorbereitet.  Salb 
nad^  bem  f^riebenSfc^lufe  ber  Sifd^öfe  bon  3lle- 
(anbrien  unb  Sntiod^ien  gab  3bad  in  bem  nad^« 
malS  berül^mt  gemorbenen  93rief  an  ben  IBifd^of 
solaris  Don  ^rbafd^ir  in  ^erfien  eine  2)arlegung 
bed  Streites,  inbem  er  eine  fid^tlid^e  ißorliebe  für 
bie  @ad^e  beS  92eftoriu8  an  ben  Sag  legte,  menn 
biefer  aud^  felbft  barin  nid^t  ol^ne  Säbel  bleibt. 
2)er  Srief  gelangte  }u  meiter  Verbreitung,  unb  in 
berfelben  ätid^tung  mie  er  mirfte  bie  Ueberfe^ung 
ber  @d^ften  2)iobor8  unb  Sl^oborS  in'S  S^rifd^e, 
bie  perfifdfte  jMrdbenfprad^e.  9ud6  manbten  fidb  bie 


171  giepDriuf  unb  bit  Sleftorianet.  172 

}u  trtten,  unb  bit  SBibtrj'hebenbm  tmf  ha  Job.  aKiffiimieiferS.     68   heltn  nefiottani|<l&e  ©t- 

![}i4t  luntigcr  als  7700  (ßerfanen  foHen  auf  bitfe  miinbra  in  @t|mn,   ^aläftina,  SIegQ))ten,  in 

SBeifc  baS  £cben  Derloren  fyibtn,  eine  3"^''  bie  änbim,  S^ina  unb  neittren  Sänbem  ^luttC  j& 

fTtiU^eincgTO&cUebtitreitiungtuent^altenfAdnt.  Xngc.  —  3n  jOjlinbien  fonb  baS  S^llptn* 

9113  bann  bie  €c^ule  bon  Sbeffa,  bie  $flanj{(^ule  l^um  Slüem  na^  {t^on  in  frü^ei  3flt  eitöane- 

für  ben  perfijd^en  SIcruS,  jeiftöd  narb,  Dutbe  fie  'iiai)  aita  UebtrlitfeninQ  futbigtc  ber  9t^o^ 

buic^  tltar]a  ben  SluSfaiiQen,  einen  t^ter  Seiirei,  S:[;omct^bQ[en)ft,  )o  ba|  bie  inbif ^m C^imi in- 

in  9iiftbl3  erneuert,  äßa^renb  bistier  nod^  ein  ge>  JDlge  bcffen  ben  Tanten  X^omaäc^ftni  fü^jrtat. 

tniffee  Sanb  mit  bet  fhrc^e  t>on  ^ntioiiien  be>  Hm  bas  ^a^r  200  begab  ficb  bet  ffotfi^  $(nt- 

^anb,  fofern  ber  St](!^of  Don  @eIeucia-JMeft|]^Dn,  tänug  bon  SÜe^anbrien  qIS  ©laubenSbote  in  bÖA 

baaaanpt  ber  perpfdien  flirc^e,  bort  bie  SBei^e  2anb  (Eua.  H.  E.  5, 10, 3).  3nbenllnterf4riftoi 

empfing,  trat  ba!b  ein  tJÖÜiger  SBrut^  ein.  Sa*  ber  ©qnobc  bon  9Ücäa  325  erfc^eint  rin  w^ 

bäus,  »etiler  498  jenen  €tuf|I  beftieg,  fagte  fid^  3o^amte3  al3  £8i{^of  für  gonj  ^erjlen  unb  <Ba|* 

bon  bent  $atnaic!^ate  älntioc^ien  loS,  unb  bie^i*  inbien  (Harduin,  Conc.  coli.  I,  424).   SBdm 

fc^öfe  oon  @tleuda  nahmen  ali  3^ni  i^iec  Un*  biefe  Slngaben  einigem  ^tneifel  unterliegen,  [o  cf 

ab^gigftil  allinältg  ben  3:itel  eines  AatboIiloS  galten  nie  fixere  ^aHjn^tm  im  6.  So^i^unbtd 

ober  Sßatriardien  an.  Kleben  ber  bogmatifc^en  trat  burd^  goSmaS  SnbicopIeufteS.  Sterfelbe  etui^nt 

fofoit  au(^  eine  biBcipIinäre  S)iffennj  ^roor.  in  feiner  Topographia  chriBtians  (Mgao,  FP. 

S^onSarfumaS  gemattete  ben  S8ifd)öfen,!ISrieftem  gr.  LXXXVin,  170)  e^rifint  in  TOoI«  (gjlola- 

unb 3JlBn(!(ien,  ju ^eiroten.  ©obonnBerorbnetc eine  bar)  unb  auf  ber  3nfel  laptobaneCße^Mi):  o 

©gnobe,  «eli^e  SBabäufl  499  ^ielt,  baft  eS  ollen  ermähnt  ferner  einen  ©ifc^of  in  ßaHiona  mit  Mm 

©etfilidtien,  auc^  ben  ^atriari^en  unb  Sifc^öfen,  !Seifa{,  ba|  er  feine  Witiijt  in  ißtrfien  empfoimm 

fotoie  ben  Wlmäjm  für  btn  ^aU  i^re3  IRüdtrittti  ^abc ;  femer  fprii^t  er  ba,  no  er  eine  nähere  3t< 

in  bitSßelt  erlaubt  fein  foEe,  mit  Sinei  g^au  fi[^  fc^reibung  Don  IStqlon  gibt,  auij^  Don  einem  in 

ju  Dtrl^eiraten.    SMS  @tfet(  looi  o^ne  3>Deii(l  ^erfien  oibinirlen  ^riefler,  S^iacon  unb  tveitenm 

tiauptfücfilicb  bur^  bie  ißet^ältniffe  beS  neuen  Wt-  SleniS  für  bie  borfige  ))cifi{(^e  Soloniftengemetitbc 

tropoliten  öetanlüfet,  inbem  berfetbe  oerfieiratet  (ib.  446).   S)ie  inbifclien  gbrif*«»  erft^ebten  alfo 

»ar  unb  g^rau  unb  ffinbet  fyiitt,  ali  et  auf  ben  in  enger  SSerbinbung  mit  SPerflen.  Sie  bUbdn 

Sifc&DfSftüt)!  gelangte.  6S  bebaupttle  fi^  inbeffen  hemgema|  mo^t  tc(|on  bamolB  einen  S"'^  b« 

in  feinem  urf^rüngli^en  Umfange  nid|t  lange,  neftorianifd^n  ß'uäjt,  unb  immerhin  begmft  fl 

S)te  ©qnobe,  mel<^  bei  $atriaid^  mar  %ba  I.  f4  bei  bieftm  ^et^älfnig,  ba|  fie  mit  b«  3ett 

ober  ber  @rD|e  (536 — 552)  im  %  544  ^ielt,  ganj  unter  ben  Sinftug  ber  ^eftorianer  geriet^ 

^ob  eS  tfieilmeife  miebei  auf,  inbem  fte  Derorbnete,  3^r  Oberei-  tnar  junäd^ft  ber  9}Ietiobolitt  Don 

ba|  Weber  ber  SPtttriar(!&  noä)  bie  Sifätüfe  Der-  Sßeifien.  ^aiS)  einiger  3"!  trat  aber  inbtefeiSe- 

titiratet  fein  bürfen.  (Sßgl.  Aeaemani,  BibliotlL  jiebung  eine  Wenbtrung  ein.  Sei  $atnat^  3cfu- 

Orient.  HI,  I,  67,  93.  394.  429.)  [ab  (650—660)  er&ebl  in  einem  ©^reiben  «fleii 

Sffienn  out^  bie  5Rtftorianer  InfangB  ©t^ui)  ben  perfifi^en  röettopoliten  ©imeon  bie  Jnt^it, 

om  peifijd^en  ^ofe  faiiben,  fo  »ar  biefeS  ffler*  ha%  iuräf  feine  ©c^ulb  bie  prieperliette  ©ucajfini 

l^ültntl  boc^  fein  bauembeS.  9!adgbem  bie  Jfatf|o-  in  3nbien  unterbrochen  fei.  ^m  8.  2(Qi|ir^i^ert 

lifen,  bie  ©laubenSbrübtr  bei  StSmei,  grogen*  mürbe,  fei  efi,  um  äbnlic(ien  SÜüfiftänbtn  ooijit- 

t^eilfi  ausgerottet  unb  ouS  bem  Sleid^e  oeibrängt  beugen,  fei  eS  aus  anbeten  SRotiOen,  3nbien  fcÄp 

DMien,  fieC  bei  polilift^e  @runb  jur  ©[(lonung  gueinem3netT0pDlitanfprengelert)oben,unbDonba 

binneg.  Sie  Stbneigung  ber  ßerrf^ei  gegen  bie  on  erbalten  bie  X^omaS^riften  t^re  SBif^fe  utt* 

Soften  mugte  ba^er  ou^  bie  Kieflonanet  treffen,  milteniar  oon  bem  ^triare^en  (ABBemani,  BiU. 

unb  bieg  um  fo  mefir,  als  hiefelben  immertiin  Orient. HI, II,  438).  —  9tad^Sbina  gtlonstm 

aI8  ÖJIaubenSDenDonhte  ber  JRBmer  fit^  baifteü-  bie*)Jeftorianerim  3.636.  ÜBirerfubrenwioon,!«- 

ten.  68  fam  bfl^er  juniiebeifioItenSGerfDlgungen,  «tcDonbenmeittrcnSi^idfüIenbeSS^ripeiil^iunl 

namentlich  menn  ein  IMeg  jmi|d)en  betben  ^ei>  in  bem  Sanbc,  butd^  eine  3nfi^nfl  in  f^rif^tt  utdl 

cften  au8btad6 ;  fo  inSbefonbeie  unter  (Sifo%iotS  I.  diinefif^et  ©prac^e  qu9  bem  3a§re  781,  mtlÜft 

(531  — B79).    33en  SBebrüdungen  folgten  aber  aut^  ein  ©laubenSbefenntniS  unb  eine  Elfte  ber 

fieta  nrieber  ßünftige  3«itni.  unb  bie  Äirctie  ber  bofetbft  tbäligennefforianifd(ien®eiRH((|enent^t. 

Keftorianer  entfallele  in  ben  erften  Sabr^unber«  S)ie  änft^rift  niuibe  bon  ben  3cfuilen  1625  in 

ten  t^reS  £8eftanbeS  ein  legeS  unb  reidteS  Seben.  ©an'juenbei©i'gan'fuaufgefunben;nad^bniitl^ 

6e  mürben  an  Derf(t)iebenen  Oden  ©(bulen  er*  ^e^t^eit  längere  3tit  me^rfac^  bekrittln  toomit, 

rid^let,  unb  quS  benfe^tn  gingen  lal^lreidie  tüi^tigc  fmb  bie  3ii^cif<l  jule^t  aÜmSlig  oerftummt.  tlffc« 

aUfinner  deroor ;  biefe  jeigt  ber  Satalcg  ber  (ir^-  mani  gibt  in  ber  Bibl.  Orient.  III,  II,  538 — 552 

liefen  ©ifinftfteUei  Don  Sbebfefu,  ben  ^ffemani  in  eine  S9efi^ieibung  unb  ben  Segt  beS  fbiif4"i  3^^ 

ber  Bibliotheca  OrientaÜB  HI,  I,  5—862  leS,  bie  IRamen  Don  70  ®IaubenSboten.  3u  tilwm 

uid>  Appendix,  363  sq.  DerSffentliil^t  ^qI.  ^oä)  ^Dlttropolitanfprengel  iDurbe  baS  Sonb  bur^  btn 

me^r  als  hierin  offenboit  fic^  bei  blü^enbe  ©lanb  spatrian^en  ©alibagadja  (714 — 726)  erhoben  (jb. 

in  bei  iBet^ätigung  eineS  lebhaften  unb  großen  III,  I,  346). 


1  iO 


92eftortu9  unb  bie  9ieftortaner. 


Oiadjöcm  bie  5lraber  im  7.  Sol^rl^unbert  ba§ 
rtrfifd)e  'iHeid^  erobert  Ratten,  geftaltetcn  fid^  bie 
i•cr^ülmif1e  für  bie  ^icftorioner  nod^  günftiger, 
als  fte  njcnigften»  im  ^lUgemcinen  bereite  biSl^er 
c,tx::kn  n>arcn.  93on  ü)^o^ammeb  »irb  erjä^It, 
■:  habe  mit  einem  neftorianif^cn  9Kö«cl^  in  IBer^^ 
t'.n^ung  geftanben,  unb  eS  imrb  \>txmniijzt,  ba^ 
a  bieiem  feine  ßcnntni^  öom  ©l^riftentl^um  t)er» 
^anre.  91u(^  foU  ber  bamalige  ^atriarci^  Sefuiob 
rcn  (HabolQ  (i528— 647)  öon  5Kof}ammeb  einen 
Jtrcibrief  erlangt  l^aben,  ein  öielfad^  angefod^teneS 
?Ci'ument,  bo3  unter  bem  Sitel  Testamentum 
iri  Pactiones  initae  inter  Muhammedum  et 
christianae  fidei  cultores  burd^  @abriel  @iO' 
Villa  1630  in  ^^l^arid  arabifd^  unb  lateinifd^  ebirt 
rurbe.  Sarin  tt)irb  ben  Grobem  befolgten,  bie 
ii  grillen  ju  unterftüjen,  fte  nid^t  jum  Äricg  ober 
}ur  S.^cranbeTung  il^rer  Sitten  unb  Q^efe^e  ju  ndtl^i* 
cen.  ibnen  bei  ^erfteUung  einer  etma  serfaUenen 
il^iti^e  Seibilfe  gu  leiften;  bie  $riefter  unb  SRönd^e 
holten  fleuerfrci  fein,  bie  armen  Saien  üicr,  bie 
reidben  .^niölf  @elb|lüde  bega^len  u.  f.  m.  ^IS  gmei* 
te$  'IßriDileg  erhielt  berfelbe  ^atriard^  t)on  bem 
i^baltfen  Cmar  bie  Sufid^erung  t)ölliger  abgaben* 
freibeit  für  fid^  unb  feine  Srüber,  S)iener  unb 
Üia^f olger.  S^aS  Socument  mar  naci^  bem  ^luctor, 
bei  boDcn  um  1300  berid^tet,  ju  bejfen  ^tii  nod^ 
t-srbanben.  Sin  britteS  ^riüileg  mürbe  bem  fol- 
5en^e^  ^atriard^en  TOoreneS  (647—650)  burd^ 
ten  ^^alifen  ^Ui  gu  Sl^eil,  mei(  er  bie  ÜJ^ol^amme- 
bcner  bei  ber  Croberung  öon  3KofuI  unterftü|jte; 
eS  mar  eine  angelegentlid^e  Qmpfel^Iung  für  il^n 
unb  aüe  i^m  untermorfenen  Sl^riilen  (Assemani, 
Bibl.  Orient,  m,  II,  94—95).  ®ie  ©iplome 
bctoeiien,  mag  aud^  ba§  erfte  a(§  unöd^t  in  SBeg» 
^:ll  fommen,  eine  frcunblid^e  ©cfinnung  ber  ^Iraber 
■;eg£n  bie  Dieftorianer.  gbenfo  erl^eltt  biefc  aus 
etncm  Sriefe  be§  ^atriord^en  Scfujab  t)on  ?Ibia« 
Uxit  i650 — 660)  an  ben  Dktropoliten  ©imeon 
rrn  Mcmarb)(^ir.  Sarin  mirb  bemerft,  bafe  bie 
Xr^bcr  bie  c^riftlid^e  Weligion  nid^t  befeinben,  fon= 
icm  empfehlen,  bie  c^riftlid^en  ^riefter  c^ren  unb 
^:^  fttrdJcn  unb  Älöfter  unterftüjen  (Bibl.  Orient. 
III,  I,  181).  Sie  ©ele^rfomfeit,  burc^  meldte  bie 
l'ifftonaner  fic^  ouSjcid^neten,  fid^erte  i^nen  aud^ 
':a:cr  bie  ©unft  ber  ^errfd^er.  Sie  mürben  ®e- 
■  eimfi^ieibcr,  5(erjte  unb  Sc^ojmcifter  ber  ff^o« 
i'en.  unb  in  bicfer  Stettung  fonntcn  fic  bie  ^a6)t 
•.brer  (SlcubenSgenoffen  nid^t  menig  förbem.  3^tc 
fcric  erfcfteint  bemgemä^  au(^  in  biefer  ^eriobe 
■.r.  einem  blü^enben  Staub.  Ser  Si^  be§  ^a- 
r.ariata  mürbe  oon  bem  gerfaüenben  ©eleucia« 
^:t»:;:hon  noc^  öagbab,  in  bie  §aupt[tabt  be§ 
Ä;;u::?ai#.  Dcriegt.  Sie  SDHffion  mürbe  mit  ßifer 
rr.5  (?r?Dlfl  fortgefefet.  (Sben  im  Einfang  bie»cr 
'ikricbe  bcbnte  Re  fid)  auf  d^ina  unb  uon  bo  mt 
Uz  3eit  nod)  tueiter  im  ÜJorben  üon  *ili)ien  aul. 
Jr.  1 1 .  Sa^rbunbert  mürbe  ber  gürft  be«  Satorcr;«^ 
üairmc»  Der  ftcrait.  Der  füblirf)  Dom  Saüalie-: 
ucbnte,  fcmmt  einem  großen  3:l;cil  feine«  Siollfr 
crrrrrrc!:.  Seri'elbe führte al353af all bc4cftinc?!?a?r 


?IP-t     *!•  — 


Keid)eS  ben  %M  Dmang«ftöan.  ?ir  5,?::::.. 
I^iep  er  ^reSb^ter  3o^onnefi,  u^^  n.^a  nr^n 
3erftörung  feine§  SReid^e§  burd)  Spanne».«« ^: 
1202  liefen  über  i^n  aia  «pricÄerfbrnc  hir  .:: 
teuerlid^e  ©erüd^te  um  (f.  b.  to.  ^obann«  ü- 
ht)ttx).  Sie  3öi&I  ber  SDietiopohicr.  mur- 
mölig  auf  25  an,  unb  bie  Sif  c  bcricbsr  cr:ru 
fid^  öon  ßl&ina  bis  ^egnpten.  pon:  S^ai::::!? 
jum  Sap  ßomorin.  6in  Scr^iciämii  ür 
fammt  ben  Sifd^ofSfifen  gib:  l'finnzn  1 
Orient.  III,  n,  706— 788.  »dr  nnn  i-ir 
aber,  au8  ber  mir  biefe  Jiadbndr.  iior»::.  r-zz 
ber  9liebergang.  Sm  3.  125f  mvzi).  hzz 
burd^  §ulapu,  ben  6n!el  ber  Sidi:nai5«lhiZL 
obert.  3wnä(i^ft  mürbe  boburd  rm  Laz:  Jr 
ftorianer  nid^t  üeränbert;  f»c  crrcurcr  v,z  zir: 
aBobltüoHenö  be§  erften  SWcnapinuicr-i-^nE. 
aber  bie  ff l^ane  Sld^meb  unb  ßaDrimi>n.:»-.  ;?rr  \r 
lam  fid^  gumanbten,  ^atte  Mi  5»?cun±-j=n:  r 
@nbe,  unb  als  Simur  ober  S^cmcricr  ;-i?n  »rn 
beS  14.  3a]^r^unbert§  ^Jerncus  um  :»e  :»rr. - 
barten  Sauber  fid^  bemäd^ticit.  braa  -n:--  Tim 
bare  Verfolgung  über  fie  ^rx.  .SdiLiii:  Czr-i! 
mürben  niebergeme^elt,  bie  StebxMinp*::  zii  it 
fernen  Dflen  erlofd^en  unb  bie  rrmcitr  &isnrni.*! 
öerfümmerten.  3"9Wc^  brar.r  De:  ;^isr  — ^ 
meiter  öor.  Sie  Gl^riften  miirötr  pr:::;  zj: 
üemid^tet.  Sie  neftorionififee  ftirmc  iz  zz  zL-r- 
öon  3nbien  abgefeben,  aiv  ibrt  uz'Sjz  — i=r 
befd^ränft.  —  Sie  ftrcuggag!  hv'-^» 


T*tS. 


rianer  mit  ben  Slbenblonöcrr.  r  i^'"/,,,       z 
einige  ^Patriard^  gaben  m  iL.  icn^s^-  : 

rbmifd^en  flird^e  gegcmibr  ".r  ".r    *■"  ' r 

ab.  Unter  $apft  gugcr  J^.  sm  .rr  r  -  =^ 
obe  öon  tJIoren5«Äim-.    ii::::v    r:   .rrrr 
DIeftorianer  auf  (Friiirrr  zz  z=rr  Izzz.:,    • 
Ximot^euS  öon  jLoriür  :n..  .  zz    -i-  :  - 
e^riftenin,  41—4.:      .i.  r==:r    - 

gungen  fam  el  i«?n  :i' .  ,v „  :"* ..  r    :* 

^änfto^  baju  gd  nn  rr:::  rr  n: 
öortretenbe  Siul' 


f?   •    —  st 


■nP" 


1551  ftarb,  becrtr: 
bie  ericbigle  S&inp.  liüis 
ber  Serorbnim:  «-:  ^s — r 
Saläre  14r»^  oa'- 
nödjjflen  ^rjpn 
©leit^mDij.  srar:  r~ 
f^ö^e  Dor  ^tzx^  r-gg-  r: 
öerfcmnttirr  iz  t:-  i„,  'I'  r 
STOöndier.  r:  San-^xsrzr  r— . 

Sulott    SEr  2= 

imi^  xsi  izss. 
bener  r..  f 


B»» 


^t.* 


Eaaiccri3=rz:=:- 


awu'^'iry       -  —  «^        -^. 


»f  I  >    II»  . 


.1 


175 


üteftoriuS  unb  bie  ütejlorianer. 


176 


3un)Qd^§,  inbem  ber  9RetropoUte  @imeon  DonSelu^ 
@ert  unb  @alama8  ft^  t)om  ^atrtar^eneiiaS  V., 
bem  9ia(i^foIger  beS  @imeon  Sar  3Slama,  1575 
trennte  unb  mit  bem  unirten  ^atriard^en  Sabal« 
lal^a  üereinigte.  gr  tourbe  beffen  9?od^f olger  1580 
unb  1582  in  Stom  bejlöttgt.  Seinen  @i^  nal^m 
er  in  Urmio,  ebenf o  feine  9la(i^foIger.  bie  alle  nad^ 
il&m  ben  5Wamen  ©imeon  fül^ren  (Bibl.  Orient, 
m,  1, 621  s.).  ®a5  ^atrior(|at  erlofd^  um  1670. 
Surd^  3nnocen5  XI.  mürbe  aber  1681  ein  neueä 
ju  Slmib  ober  ©iarbefr  errid^tet,  unb  biefeS  erl^ielt 

!id^  ein  Sal^rl^unbert.  Seine  Snl^aber  fül^rten  aUe 
)en  Flamen  3ofep^.  !Rad^bem  ber  SRetropoIite  SRar 
^anna  üonTOoful  1778  mit  ber  fatl^oIifd^enÄird^e 
fid^  vereinigt  l^otte,  mürbe  il^m  1780  bie  S5ermal» 
tung  beS  @prenge(§  übertragen,  unb  nad^bem  ber 
gJatriard^  3ofep]^  IV.  1828  gcftorben  mar,  erl^ielt 
er  1830  befjen  SBürbe.  ®er  ©ij  bcS  ^otriard^ötS 
mürbe  1830  nad^  IBagbab  t)erlegt.  2)er  Sprengel 
umfaßte  1888  4  ßrabiöcefcn  unb  7  ©iöcejen  mit 
etma  33  000  Seelen.  3^  Sejeid^nung  ber  Unirten 
mürbe  ber  !Rame  Sl^alböer  ober  d^albäif d^e  Sl^riften 
üBlid^.  (S3gl.  Werner,  Orbis  terrarum  catho- 
Hcus  1890,  165-171.) 

®ie  nid^tunirten  9ieftorianer  erl^ielten  nod^  bem 
Sobe  bed  Simeon  Sar  3Jlanm,  bei  beffen  Sr» 
l^ebung  bie  Spaltung  eintrat,  1559  als  $a> 
triard^en  Slia3,  unb  beffen  92ame  mürbe  t)on  aUen 
f olgenben  $atriard^en  angenommen.  3^r  Si^  mar 
feit  1559  anoful.  Später  lam  er  nod^  ffotfl^anneS 
ober  flod^äneS,  in  einem  faft  unjugönglid^en  Xl^al 
im  lurbifd^en  ©ebirge,  in  ber  !Rö]^e  be§  in  ber 
neuem  3^t  erbauten  Sd^loffed  2)fd^ulamerif,  am 
3flu^  3ab,  an  ben  ©renjen  ^erfienS  unb  ber 
Surfet,  unb  er  blieb  bafelbft  mit  einigen  turnen 
Unterbred^ungen  bi3  l^eute.  %uf  bie  lurbif^enlBerge 
unb  bie  Sbene  am  See  t)on  Urmia)^  befd^rönft 
ftd^  ie^t  fiberl^aupt  ber  IBereid^  ber  fd^iSmatifd^en 
9lefiorianer.  Sl^re  ©efammtjal^l  mürbe  im  3. 1837 
auf  70  000  gefd^äjt.  Salb  barauf  erful^r  pe  burd^ 
bie  Jhtrben  eine  erl^eblid^e  SSeningerung.  ®er  fa- 
natifd^e  ^öuptling  Seber  IBet)  ma^te  auf  fte  gmei- 
mal  einen  Mutigen  Eingriff:  1843  auf  ben  SDiftrict 
üonafd^il^tH  1846  auf  ben  ©ifirict  öon  Sfl^oma. 
S)ie  3ai&l  ber  Opfer  mirb  t)on  Sai^arb,  ber  6alb 
barauf  bie  ©egenb  bereiste  (populärer  Seric^t 
über  bie  Ausgrabungen  ju  9linet)e]^,  beutfd^  üon 
ÜWeifener,  fieipjig  1852, 85  ff.),  für  baS  erfte  Slut- 
bab  auf  mel^r  als  10000,  in  anbcrcn  Sendeten 
auf  5000—6000  angegeben.  3m  3. 1892  lief 
burd^  bie  öffentlid^en  Slätter  bie  5Rad^rid^t,  ber 
Steft  ber  Secte,  ber  ^atriard^  ooran,  fei  gur  fatl^o» 
lifd^en  ffird^e  übergetreten!  Sie  mürbe  aber  balb 
als  ungenau  unb  t)erfrül^t  be^eic^net,  unb  ba  feitbem 
nid^tS  mel^r  über  ben  IBorgang  üerlautete,  f o  l^atte 
fte  AOem  nad^  feinen  feften  ®runb. 

SBaS  ben  S^t\%  ber  Zl^omaSfird^e  anlangt,  fo 
fd^eint  baS  S|riftent]^um  auf  Se^lon  nad^  furger 
3eit  mieber  t)erfd^munben  ju  fein.  Som  9.  Sal^r« 
l^unbert  an  ermäl^nen  bie  ©efud^er  ber  3nfcl  feine 
ß^riften  mel^r,  3n  3nbien  trat  im  Saufe  beSSKittel« 


alters  gule^t  mieber  eine  Art  SSermaifung  ein,  mie 
mir  fie  fd^on  frül^er  bafelbft  angetroffen  l&aben. 
3m  3. 1490  gingen  menigftenS  einige  Abgefanbte 
SU  bem  ^atriard^en  Simeon,  um  ft$  Sifd^öfe  ju 
erbitten,  unb  berfelbe  meil^te  für  fte  }mei  ÜRön^e 
unter  bem  92amen  Sl^omaS  unb  Sol^anneS,  m&l^- 
renb  er  fie  felbft  ju  ^reSb^tem  orbinirte.  9Kit 
Stomas,  ber  in  Salbe  mieber  nad^  SRefopotamien 
jurüdffcl^rte,  mäl^renb  3o]^anneS  in  3nbien  blieb, 
gingen  bann  im  3. 1503  brei  meitere  93ifd^5fe  in 
baS  Sanb  ab,  SabaQal^a,  2)en^a  unb  3acob.  2)ie- 
felben  erftatteten  im  folgenben  3al^re  bem  ^• 
triard^en  SliaS  Sendet.  3n  bem  Sd^reiben  mirb 
bie  3a]^l  ber  Z^omaSd^riften  auf  30  000  gfamtlien 
angegeben,  unb  als  i|re  ^eimat  mirb  9Dtalabar 
begei^net.  Unter  ben  ungeföl^r  20  Stöbten  beS 
SanbeS  merben  Sarangol,  $alor  unb  Solom  alft 
befonberS  ]^ert)onagenb  ermöl^nt;  oon  allen  aber 
mirb  bemerft,  ba^  in  il^nen  S^rifien  mol^nen  unb 
d^rifilid^e  ftird^en  beftel^en  (Assemani,  BibL 
Orient,  ni,  U,  446—451).  S)a  eben  bamatt 
bie  ^ortugiefen  üon  Snbien  93efiJ  ergriffen,  er» 
gaben  ftd^  mannigfaltige  Serüj^rungen  ^mifd^en 
ben  ffatl^olifen  unb  Sl^omaSd^riften.  ®urd^  ben 
Sr^bifd^of  SReuejeS  t)on  ®oa  mürbe  auf  ber  @Qn- 
obe  t)on  3)iamper  im  Sommer  1599  eine  Union 
l^ergefteOt.  ^iefelbe  blieb  inbeffen  nid^t  gan^ 
beftel^en.  2)ie  ©eiftlid^en  ber  Zl^omaSd^riften, 
namentlid^  ber  Ard^ibiacon  ®eorg  unb  fein  !Rad^« 
folger  Sl^omaS,  ertrugen  bie  untergeorbnete  Stel- 
lung, in  meldte  fie  burd^  bie  Union  gerietl^en,  unb 
bie  Äb^öngigfeit  oon  ben  3efuiten  mit  SBiber- 
miUen.  3m  3. 1653  fagten  ftd^  mel^rere  ®emein- 
ben  oon  ber  Sinl^eit  loS,  unb  als  im  folgenben 
3a^re  ber  fd^iSmatifd^e  Sifd^of  At^aUal^,  ber  1652 
in  baS  Sanb  gefommen  mar,  über  beffen  $erfon 
unb  Senbung  aber  feine  JHarl^eit  befielet,  burd^ 
bie  3nquifttion  gu  ®oa  }um  f^feuertob  üerurtl^eiU 
marb,  mürbe  ber  Abfall  faft  (^gemein.  2)od^  ge- 
lang eS  ben  Sarmelitem,  an  meldte  fid^  bie  treu 
gebliebenen  Zl^omaSd^riften  manbten  unb  benen 
nun  burd^  9tom  bie  SDtiffion  übertragen  mürbe,  in 
furger  Stxt  mieber  gal^lreid^e  ©emeinben  gur  Union 
)urüd(}ufül^ren,  84,  mö^renb  ben  Sd^iSmatifem 
34  verblieben.  Unter  biefen  t)oIl)og  ftd^  aber  ba« 
malS  ein  bebeutfamer  bogmatif(|er  Umf^mung. 
2)ie  3acobiten  mad^ten  fid|  bie  ^I&xxxm  ber  S^it 
}u  92u^en.  3m  3.  1665  erfd^ien,  gefanbt  Dom 
^atriard^en  3gnatiuS  oon  Antiod^ien,  ber  9Retro« 
polite  ©regor  oon  3erufalem  in  SRalabar;  er  ge« 
mann  bie  fd^iSmatifd^en  Sl^omaSd^riften  für  bie 
Seigre  beS  SutQd^eS,  unb  bief e,  baS  gerabe  ®egen» 
tl^eil  ber  biSl^er  |errf d^enben  neftorianifd^en  Seigre, 
blieb  fortan  bei  il^nen  beftel^en.  An  3a^l  ftanben 
biefelben  ben  unirten  Zl^omaSd^riften  aud^  in  ber 
gfolgegett  nad^.  3)ie  Angaben  lauten  übrigens 
jiemlid^  ocrf d^iebcn.  ®cr  englifd^e  Sefibent  SRunro 
fprid^t  in  einer  ®cnffd^rift  um  1818  üon  10000 
Seelen  unb  53  ftird^cn  bei  ben  Sd^iSmotifem 
unb  üon  150000  anberen  ß^riftcn,  mobei  er  ben 
Unirten  einige  meitere  SBefcl^rte  beigäl^lt.    ®a8 


177 


SJcjtoriuS  unb  bie  SRcftoriancr. 


178 


Madras  Catholic  Directory  für  1866  gibt  bie 
^I  bcr  mttrten  @Qrer  auf  160000  an  mit 
87  SMim,  100  StapOita,  254  gerieftem  unb 
6  ^ßnefterfeminarien,  unb  bqu  f ommen  noc^  einige 
fnr^  ®emeinben  im  SSicariat  Ouilon  unb  18 
Semdiibdi  im  Sprengel  Don  @oq.  ®ie  nid^t- 
nnxten  X^omaS^riften  merben  in  berfelben  @d^rif  t 
auf  40000  beregnet.  2)er  offideUe  Treyandnim 
Ahnanac  für  1871  gibt  bieje.  gegenüber  283  000 
mixten  unb  lateinifc^  flat^olilen,  auf  300000 
an ;  ber  SRif^nar  Safer  b.  3.  bemerft  aber  ba- 
gefRi,  ba|  bie  Soffi  ber  3acobiten  fid^  nid^t  über 
ITOCkK)  belaufe.  SDßemer  üer^eid^net  (Orbis  terr. 
cmtludiciis,  1890,  p.  175)  208551  fatl^oHfd^e 
Z^omoSc^en.  (Sgl  aRüabouer^  @efd^i(^te  ber 
fa^L  SKffionen  in  OfHnbien,  ÜJlünti^en  1851 ; 
@ennami,  S)ie  iKrd^  ber  X^omaSti^rifien,  (SüterS* 
lo^  1877.) 

Snbcm  bief  er  gefd^ci^tlic^en  Ueberfic^t  einige  9e- 
Qctfungen  über  bie  Sigentl^ümlid^feiten  ber  @ecte 
beigefügt  n>erben,  i|t  Dor  Mem  über  bie  Seieid^- 
mmg  etUMSju  fogen.  2)ie  bei  il^r  felbft  üblid^en 
5iamenfmbaKe{16i$UK,  b.i.9tad^foIgerbe8!Dleffia9, 
%tfiront,  b.  i.  ^ojaräer,  S^rer,  Slff^rier,  Orien- 
aüen.  3n  ber  neuem  ^tii  tommen  bismeilen 
011^  bie  Sejeid^nungen  92eftorianer  unb  Sl^alböer 
Mff.  Sfrü^r  bagegen  mürbe  ber  92ome  t)on  ber 
6cde  abgelel^nt,  ba  9tefbriu§  il^r  mol^I  al3  3^uge^ 
ober  niil^t  alS  Url^eber  il^rer  Seigre  gilt.  Siner 
i^  bebeutenbflen  Sd^riftfteller  im  SRittelalter, 
ebebiefu,  aßetropolit  Don  @oba  ober  !Riftbi§  (1290 
M 1318),  bemerft  in  ber  ©d^rif t  ^gbelflein"  (c.  4), 
tflbem  er  t)on  einer  breifad^  Spaltung  ber  ^ird^e 
W^t  mtb  tttDäfftd,  ba^  ein  S^eil  ber  Sl^riften- 
iieit  (Sine  Statur  unb  Sine  ^rfon  in  Sl^riftuS  be» 
fenne,  ein  anberer  gmei  92aturen  unb  Sine  $erfon, 
oon  bem  britten  Xf^tü,  bie  Orientalen  befännten 
)vei  Staturen  unb  ^mei  $erfonen  in  S^riftuä,  in- 
tern fie  bie  äBal^r^eit  nid^t  Deränberten,  fonbem 
fte  10  bema^rten,  mie  fte  il^nen  t)on  ben  Spofteln 
pifbrn;  man  nenne  fie  mit  Unred^t  92eftortaner; 
bemi  92ePonud  fei  nid^t  il^r  $atriard^  gemefen  unb 
habt  auid^  nid^t  i^re  @prad^e  Derftanben ;  inbem 
ne  inelmel^r  f^biim,  bai  t)on  i^m  jmei  Staturen 
mb  »oei  ^rfonen  al§  Sin  Bo^n  ®otte§  unb 
Kl  S^rifhtS  Derfünbigt  merben,  l^ötten  fte  feinen 
SUmben  atö  ben  ortl^obo^en  beftötigt  ba  aud^  fte 
Wbp  bie  gleid^e  Se^re  ^üm ;  9teftoriu8  fei  alfo 
tbnen  gefolgt  ni(^t  fte  bem  StejtoriuS  (Assemani, 
BiW.  Orient  IH,  I,  355).  Sntfpred^enb  i^rer 
C^riPologie  üenoeigem  fte  ber  feligfien  Sungfröu 
^  f[rabicat  ®otteSmutter  unb  befd^rönfen  ftd^ 
caf  bie  Beaei^nung  ^ßl^riftuSgebärerin",  bie 
bereits  t>on  92ef}oriu8  empfohlen  morben  toar.  ^ud^ 
9  bie  Sere^rung^  bie  fie  SDtoria  sollen,  geringer 
aH  in  ber  fot^olifd^en  ffird^e.  Uebereinftimmenb 
Mib  ferner  berid^tet,  bag  fte  ben  religidfen  Silbern 
abgeneigt  ftnb,  nid^t  etma  nur  i^rer  SJerel^rung, 
iDibem  oud^  i^rer  9uffleOung.  S6ebiefu  fü|rt  al§ 
3crt(ttm  ber  SOteld^ten  unb  3acobtten  auf,  ba^  fte 
io^fidü^  Silber  in  ben  Aird^en  l^aben  unb  fogen, 


fie  feien  alle  5U  t)ere^ren  (Assemani  1.  c.  305). 
92ur  baS  jheua  unb  ba§  !BtIb  S^rifti  ^at  im  un- 
gemeinen eine  @teUe  in  il^ren  ©otteSl^äufem.  SSaS 
^ffemani  (Bibl.  Orient.  HI,  II,  349—354)  ba- 
gegen  anfüj^rt,  ben)ei3t  gegen  ben  allgemeinen  2:]^at« 
beftanb  nid^t  oiel.  ^I^re  Sacramentenlel^re  ift 
f d^manfenb  unb  unbefttmmt^  unb  bei  il^rem  f rül^en 
%[u§fd^eiben  au§  ber  ffird^e  fann  bie  Srfd^einung 
nid^t  befremben.  ^pcz  mittelalterlid^en  ©d^rift« 
fteller  l^aben  jmar  bie  ©iebenjal^I.  3lber  ber  3n» 
balt  ift  nid^t  berfelbe,  mie  in  ber  fatl^olifd^en  ßtrd^e. 
Sbebjefu  fd^reibt  in  bem  „Sbeljiein"  nad^  ^ffe« 
maniS  lateinif^er  Ueberfe^ung:  Sacramenta  ec- 
clesiae  septem  sunt  juxta  mentem  divinarum 
scripturamm.  Primumestsacerdotitun,  quod 
perficit  omnia  sacramenta;  secundum  sanc- 
tum  baptisma;  tertium  oleum  imctionis;  quar- 
tum  oblatio  corporis  et  sanguinis  Chnsti; 
quintumremissiopeccatomm;  sextum  saönmi 
fermentum ;  septimum  signum  vivificae  cru- 
cis.  ®er  ^atriard^  3:imot^eu8  n.  (1318  bi§ 
1360)  t)erfa6te  ein  Sud^  über  bie  fieben  Sacra« 
mente,  unb  barin  mirb  gebanbelt  1.  de  sacer- 
dotio,  2.  de  consecratione  ecclesiae  et  altaris, 
3.  de  baptismo  et  sacro  oleo,  4.  de  sanctis 
sacramentis  corporis  et  sanguinis,  5.  de  bene- 
dictione  monachorum,  6.  de  officio  pro  de- 
fünctis,  7.  desacramentodesponsationis;  am 
@d()tug  be§  Sud^eS  mirb  bann  nod^  ein  Siopikl 
de  indidgentia  seu  poenitentia  et  remissione 
peccatormn  beigefügt  (Bibl.  Orient.  HI,  I, 
356 ;  m,  n,  240).  3)ie  eingaben  ftimmen  alfo 
nid^t  einmal  unter  ftd^  überein,  gefd^ttjcige  bemt, 
bog  fte  mit  ber  fie^re  ber  fatl^olifd^en  Jhrd^e  ftd^ 
betfcn  mürben,  unb  eine  öl&nlid^e  Unentfd^icbcnl^eit 
pnbet  fid^  fpäter.  Slffemani  bemerft  öon  ben  neue» 
reu  9Jeftorianem,  ba^  fte  nid^t  meniger  irren,  in« 
bem  fte  balb  eine  fleinere,  balb  eine  größere  3ö^I 
annel^men  unb  üerfd^iebene  ®inge  mit  einanbcr 
öermifc^cn.  Sro^bem  glaubt  er,  gegenüber  ber  93e« 
l^auptung  Don  Sa  Sroje  (Histoire  du  christia- 
nisme  des  Indes,  1724),  bie  9^eftorianer  l^öttett 
nur  brei  ©acramente:  Saufe,  Sud^ariftie  unb 
Drbo,  unb  blo^  Singeine  erfännten  aud^  bie  SBu^e 
al§  ©acrament  an,  auS  ben  Dtitualen  nad^nieifen 
gu  fönnen,  bafe  bie  9leflorianer  in  biefer  Segiel^ung 
mit  ber  fatl^olifd^en  ßird^e  übereinftimmen  (Bibl. 
Orient,  m,  II,  241—337).  2)er  apologetifd^c 
Sifer  trieb  i^n  aber  l^ierbei  offenbar  gu  weit.  SJon 
bcr  SBeid^t  räumt  er  (p.  288)  jubem  felbft  ein,  ba^ 
fie  jd^on  feit  öielen  Sal^r^unberten  abgefd^afft  fei. 
®ie  lejte  Delung  l^at  in  feinem  ber  angefütjrtcn 
ffiergei^niffe  eine  ©teile.  3n  bem  erften  fcl^It  aud^ 
bie  Si^e.  S)ie  Su^e  erfd^cint  in  bem  gmeiten  al§ 
bloßer  5Wad^irag,  unb  fte  fönnte  im  ©inne  be§  S5er» 
fafferS  nur  auf  ffoflen  ber  ©iebcnjal^I  ju  ben 
©acramenten  gered^net  toerbcn.  ®iefe  Qaffi  fd^eint 
übrigens  oud^  fortan  im  5lIIgemeinen  fcftgel^alten 
toorben  ju  fein.  ®od&  fügt  Sa^arb  (o.  a.  D.  99, 
Seric^t  über  bie  Ausgrabungen  ju  9iincöe]^),  in- 
bem er  barüber  berid^tet,  au^  bei,  bo^  in  Säejug 


179 


JleftoriuS  unb  bte  SRcporianer. 


180 


Quf  bte  S<^^^  unb  baS  SBefen  bec  @acramente  gro^e 
3ipeifd  gu  l^crrfd^cn  fd^cincn.  ®ie  gfoflcn  flnb  naci^ 
bcmfelbcn  Serid^tcrftattcr  jcl^r  jol^lrcid^  unb  werben 
ftreng  beoba^tct,  naci^  einem  anbem®ema]^r8ntann 
iebo($  weniger  ftreng  afö  bei  ben  ®  ried^en  unb  3lnne» 
niem.  S)er  ©enufe  üon  gfleifti^  ift  für  152  Sage, 
alfo  fap  für  biefeälfte  be§  Saläre«,  verboten.  ®\txä) 
bem  @onntag  ift  auä)  ber  Sobbat^  ober  @Qm8« 
tag  ein  möd^entliti^er  gfeiertag.  S)ie  Siturgie  wirb 
nur  an  biefen  beiben  Jagen,  fotoie  an  ben  Sal^reS» 
f eften  gefeiert,  unb  ^toar  in  ber  gfaftengeit  am  Sbenb. 
SDie  gfeiertage  beginnen  über]^au))t  mit  bem  9lbenb. 
S)ie  ^ierar^ie  ^at  aci^t  Stufen.  SDiefelben  finb : 
1.  ber  flatl^oHfa  ober  gJatriarfa;  2.  ber  ÜRutran 
ober  SJtetropoIita,  ber  Sr^bifd^of ;  3.  ber  ffl^alfa 
ober  ßpiffopa,  Sifd^of ;  4.  ber  arc^ibjafono,  Slrd^i- 
biaconuS;  5.  ber  Ra\ä)a  ober  ffafti^il^fti^a,  bei  ben 
3:]^oma§d^riften  ffajfanar,  ^riefter;  6.  ber  @d^am- 
mafti^a,  2)iaconug ;  7.  ber  ^ul^pobiafono,  @ub« 
biaconuS;  8.  ber  Jtarul^ia,  fiector.  2)ann  unb  mann 
merben  aber  auc^  nod^  einige  weitere  OrbineS  an- 
gegeben, änt  Snf  d^Iu^  an  bie  l^immlif  d^e  ^ierard^ie 
)ö$Ite  man  in^befonbere  gerne  neun  OrbineS,  in- 
bem  man  jwifti^en  ben  Urd^ibiacon  unb  $re§b9ter 
ben  ^eriobeuten  aI3  Tiad^folger  beS  Sl^orbtfd^ofS 
einfette,  unb  fa^te  je  brei  afö  ^totx^t  ber  @tufen 
be§  S)iaconat§,  ^reSb^teratS  unb  Spif  copatS  (Bibl. 
Orient,  m,  n,  788-793).  ®a5  für  bieOrbina- 
tion  Dorgef (i^riebene  9llter  ift  im  allgemeinen  niebrig. 
Sbebjefu  forbert  für  ben  ©iaconat  nur  18  Saläre, 
t^für  ben  @ubbiaconat  unb  ben  fiectorat  genügte  ein 
nod^  geringered  Snter.  2)erg}re8bt|ter  foUte  253a]^re 
alt  fein;  eine  alte  SJerorbnung  t)erlangte  fogar 
30  Saläre  (Bibl.  Orient,  m,  H,  336).  SDie  Sor« 
f d^rift  würbe  inbeffen  namentlid^  bei  ben  Xl^omaS- 
d^riften  fpäter  ftarf  t)erle(t.  S)a|  ben  $rieftem  unb 
weiteren  nieberen  @eiftlid^en  bie  Sl^e  erlaubt  ift,  war 
bereits  oben  su  erwöl^nen.  ^ier  ift  beizufügen,  ba^ 
bie  Sl^e,  im  ©egenfa^e  jur  $rap§  ber  ortl^obosen 
morgenlönbifd^en  jlird^e,  au^  nad^  ber  SBeil^e  ein* 
gegangen  wirb,  unb  ba^,  wenn  nid^t  fd^on  f rül^er, 
{o  bod|  in  fpöterer  3^t  eine  mel^rmalige  Sl^e  ge« 
ftattet  war;  benn Sbebjefu  mad^t  e3 ben  Sacobiten 
gum  Vorwurf,  ba^  fie  eine  }Weite  Sl^e  at§  ^inber- 
nife  ber  SBei^e  betrad^ten  (Bibl.  Orient,  m,  I, 
305).  ®er  ^atriard^  würbe  nad^  einer  ißerorbnung 
ajlar  abaS'  I.  öon  uier  ÜKetropoKten  unter  Sei« 
giel^ung  t)on  je  brei  Sifd^öfen  au§  ben  $rot)tngen 
berf elben  gewählt.  9lad^  einer  ©^nobaloerorbnuug 
bc§  «Patriard^en  Simotl^euS  I.  (778—820)  l^atten 
nod^  einige  weitere  SRetropoIiten  tl^etlgunel^men 
(Bibl.  Orient.  HI,  I,  77.  350).  TOit  bem  fpäter 
eintretenben  S^^\^^  ücrringerte  fid^  naturgemäß 
wieber  bie  S^l^t  ber  SEBäl^Ier.  Um  bie  SRitte  be§ 
15.  Sal^rl^unbertS  würbe  ed  üblid^,  ben  ^atriard^en 
au8  einer  unb  berfelben  fSfamilie  gu  wäl^Ien,  unb 
bie  ^rajiS  be]^aul)tete  fid^  bis  in  bie  neuefte  Stil 
Um  bie  TOitte  bcS  16.  Sa^rl^unbertS  erful^r  fte  mit 
ßrl^ebung  beS  Sol^anneS  ©ulafa  gwar  SBiberfprud^. 
Aber  eS  folgte  nur  eine  anbere  Familie  im  93efije 
beS  ^atriard^atS,  bie  be§  neuen  Snl^aberS  ber 


SBürbe.  2)ie  erblid^e  @ucceffion  würbe  bid  1842 
beobad^tet.  9tad^  ber  Stegel  foDte  bie  SSBürbe  oom 
O^eim  auf  einen  9leffen  übergel^en,  unb  berfelbe 
würbe  für  baS  ^mt  in  bejtimmter  SBeife  ergogen. 
Sr  burfte  inSbefonbere  niemals  f^f^eifd^  geniefen. 
Sbenfo  l^atte  bie  ÜJlutter  wöl^renb  ber  SAt  ber 
@d^wangerfd^aft,  unb  fo  lange  baS  ftinb  geföugt 
würbe,  beS  fJfleifd^genuffeS  ftd|  gu  entl^alten.  IBiS 
}um  Snbe  beS  15.  3a^r^unbertS  würbe  Don  ben 
^atriard^en  ber  ffül^ere  3lamt  ober  ber  Xonfnome 
beibel^alten.  Son  ba  an  begegnet  unS,  mit  einer 
9u8na]^me,  gunöd^ft  jtetS  ber  !Rame  @imeon,  unb 
bie  @itte,  einen  beftimmten  !Ramen  ongune^men 
unb  fortgufül^ren,  it^avipUk  ^d^  fortan,  wie  fid^ 
fd^on  aus  ber  ®efd^id|te  ber  mit  bem  ^al^re  1551 
beginnenben  Spaltung  ergab.  Sine  Sifle  ber  ^- 
triard^en  gibt  ^{femani  BibL  Orient.  HI,  I,  611 
ad  623  unb  in  ber  Schrift  De  Gatholicis  seu 
Patriarchis  Ghaldaeorum  et  Nestorianomm 
commentariushistorico-chronologicaSy  1775; 
nad^  biefer  ftnb  im  ißor^ergel^enben  bie  äol^reS« 
jal^len  gegeben.  Sine  anbere,  gum  S^eil  bebeutenb 
Derfd^iebene  f.  Elementa  Unguae  Chaldaicae, 
qnibus  accedit  series  patriarcharum  Ghal- 
daeorum a  Josephe  Guriel  exarata,  Bomae 
1860,  144  sq.  S)er  Sifd^of  würbe  frül^er  Dom 
SIeruS  unb  SSoß  in  ©egenwart  ber  Sifd^öfe  ber 
^roDing  frei  gewöl^It.  SKit  ber  Sefd^rönbtng  beS 
^atriard^ateS  auf  eine  Sf^^milie  würbe  ober  aud^ 
bie  bifd^öflid^e  SQBürbe  in  gewiffen  f^familien  erb- 
lid^.  S)emgemög  werben  aud^  bie  näd^ften  Ser- 
wanbten  beS  SBtfd^ofS  für  feine  9iad^foIge  enogen, 
unb  erft  wenn  unter  il^nen  (ein  geeigneter  Sanbi« 
bat  ftd^  finbet,  finbet  eine  SBal^I  auS  bem  SIeruS 
ber  ^Diöcefe  \iait  SDer  $riefter  wirb  Don  ber  @e« 
meinbe  gewül^It,  unb  berSijd^of  ift  gel^atten,  bem 
©ewöl^Iten  bie  SBeil^e  unb  baS  ^mt  gu  geben. 
Sel^nlid^  fommt  bie  äBal^I  ber  übrigen  @eifUid^ 
bem  ^riefter  unb  ber  ©emeinbe  gu.  Sei  bem  IBe« 
fianbe  ber  gjriefterel^e  folgt  naturgemäß  ber  Qcifyx 
nid^t  feiten  bem  SSater.  jflöfter  faben  bie  Üteflo« 
rianer  gegenwartig  nid^t  mel^r,  wennfid^  aud^  ein« 
gelne  ^erf  onen  ber  ^Scefe  wibmen  unb  inSbef  onbere 
baS  @elübbe  ber  jleufd^l^eit  ablegen.  S)ogegen 
l^atten  fte  in  il^rer  99Iütegeit  giemlid^  Diele  Jaöper. 
tlffemani  göl^U  bie  9tamen  Don  31  Käufern  ouf 
unb  weist  nod^  einige  weitere  nid^t  na|er  belonnte 
nad^  (BibL  Orient.  in,n,  874-881).  aWitbem 
9liebergang  ber  ffird^e  fmb  fie  nad^  unb  nad^  ger« 
fallen.  ®aS  eingige,  baS  fid^  erl^ielt,  ifl  im  ^e« 
fi^  ber  Sl^alböer.  (!Bgt.  auger  ben  bereits  an« 
gefül^rten  ©d^riften:  jfarl  ätitter^  S)ie  Srbfunbe 
im  Serl^öltnig  gur  9latur  unb  gur  ©efd^id^te 
beS  ÜWenfd&en,  19  93be.,  »erlin  1822—1859, 
bef.  Sb.  IX;  3.  ©ilbcmagl,  Serfaffung  unb 
gegenwärtiger  Seftanb  fämmtlid^er  Aird^en  be^ 
Orients,  SanbS^ut  1865,  202  ff.;  aud^  Härder, 
Historiae  Primatium  ecclesiae  Nestoriano- 
mm ab  'Amro  filio  Matthaei  arabice  scrip- 
tae versionis  specimen,  9leumünfter  [^rogr.] 
1890.)  [D.  Sunt] 


181 


9lcttcr  —  SReugart. 


182 


Jbftar,  %\^omai,  mit  bem  Seinamen  SBal- 
benfiS,  doetorpraestantissimiis,  ein  berühmter 
X^Ioge  Qu8  bem  Sarmeliterorben,  5U  äBalben  in 
ber  $romiig  Sffes  in  Snglanb  um  1380  geboren. 
empfhig  feine  @tubim  unb  ben  S)octor]^ut  an  ber 
Umöerfitat  Osfotb  unb  trat  }u  Sonbon  in  ben 
Orben  ber  &!rmeliter.  flönig  ^einrid^  lY.  t)on 
Snglanb  fanbte  i^n  1409  jum  Soncil  t)on  ^x]a, 
in  iDtld^m  er  gegen  bie^nl^önger  ber  beiben®egen« 
päpfle  topfet  (ömpfte.  !Rod^  Snglanb  gurüdgele^rt 
imb  1414  )um  $rotnn)iaIprii)r  feineSOrbenS  ge- 
tollt, trat  er  gegen  bie  SBicIifiten  mit  größtem 
(Eifer  auf  unb  ttxigte  cd  fogar,  jtönig  ^einriti^  V. 
%i^dffiglett  in  IBejtrafung  ber  |)öreti(er  in  öffent- 
lidSiet  $rebigt  5U  rügen.  3m  %  1415  mürbe  er 
inr  €9nobe  na^  Jfonftans  gefenbet.  3m  3. 1419 
nxnb  er  mit  einer  ©efonbtfd^ft  an  ben  $oIen(5nig 
äagcOo  betraut,  um  biefen  mit  bem  S^eutfd^meifter 
SK^ael  )u  Derföl^nen.  msSeid^ttmter  ^einrid^SV. 
Ponb  er  bemfelben  bei  feinem  Sobe  1422  bei  unb 
befleibete  nad^^biefelbe  ©teile  unb  bie  eines  ®e- 
(eimfecretärS  bei  jf önig  ^einrid^  VI.  SDief em  folgte 
er  nod^  $ari8  {ur  jhdnung,  fiarb  aber  untermegS 
|tt  Slonen  im  3. 1430.  ^ttttx,  t)on  feinen  OrbenS- 
genoffen  alfi  il^r  f)auptt^eoIoge  Derel^rt,  l^at  eine 
Stenge  Don  Sd^riften  t)erfagt^  Don  benen  nur 
ein  einziges,  ober  fel^r  umfajfenbed  unb  meitlöu- 
figeS  9Beirf  gum  S)rud(e  gelangte,  ba§  Doctrinale 
antiqnitatom  fidei  ecclesiae  Gath.  adversus 
Wiclevitas  et  Hussitas,  Paris.  1532,  Salmant. 
1556,  Venet.  1571.  ©orin  l^anbelt  Ketter  Don 
Sott,  (E^riftuS,  f^ttn%,  ber  JKrc^e,  ben  OrbenS« 
knten,  ben  Saaomenten  unb  @acramentalien,  unb 
iBMt  in  ber  3Beife,  bo|  guerft  bie  3rrtpmer  SBBi« 
difÄ  ober  ber  SSBicIipten  üorgetragen,  bann  biefen 
3rrt^ümem  ©teilen  ou8  ber  l^eiligen  ©d^rift,  ben 
Sötem  unb  fird^Iid^en  ^uctoren  gegenübergefteüt, 
vab  sule}t,  menn  ed  ndtl^ig  f d^ien,  barauS  Sonclu- 
jionen  gqogen  werben.  9lu§  biefem  SBerfe,  einer 
rtic^^Itigen  gunbgrube  t)on  ©teilen  au§  Dielen 
Inctoren,  l^ben  in  ber  gfolge  Diele  SontroDerftften 
gef^öpft;  bie^  ^tte  ouc^  barin  feinen  ©runb,  ba^ 
!ietter  beinol^  atte  bie  aWaterien  bel^anbelte  unb 
be^onbeln  mu^te,  bie  nod^l^er  gmifd^en  ben  ffat^o* 
lifen  unb  ^roteftanten  gur  ©prad^e  famen.  SBa^r> 
j(^Iid&  ifl  er  oud^  ber  S5erfof)er  beS  SOSerfcS  Fas- 
cicüli  Zizaniorum  Johannis  Wyclif  cum  tri- 
tico  (berouSg.  Don  9BB.  ©l^trle^  in  ben  Rerum 
britannicamm  medii  aevi  scriptores,  London 
1858).  (93gl.  Cave,  Hißt.  Ut.,  Appendix,  Basil. 
1744,  112;  Oudin,  De  script.  eccles.  III, 
Lipsiae  1722,  2214  sq.;  Du-Pin,  Bibl.  XH, 
ed.  2,  Paris.  1702,  88.)  [©d^röbl.] 

'gUmttittnfis^  f.  SBil^elm  Don  S^etoburt). 

Temgttti,  Irubpert,  0.  S.  B.,  ^iftorifer, 
gelehrter  ÜRönc^  Don  ©t.  Slafien,  mar  am  23.  gc- 
bruar  1742  al§  ©o^n  Dermöglic^er  SItem  5U  fßxU 
lingen  auf  bem  ©d^mar^malb  geboren,  mad^te  feine 
Stubien  ju  ©t.  ®eorgen  unb  ©t.  Slaficn  im 
BäftDaiitDQlh,  legte  an  Icjtercr  ©tcüe  1 759  bie  Dr- 
bfn$gelubbe  ah  unb  mürbe  am  1. 3uni  1765  5um 


^riefter  gemeil^t.  TOit  SSorliebe  betrieb  ber  junge 
^riefter  unb  DrbenSmann  biblifd^e  ©tubien,  fo 
ba^  er  bereits  1767  otö  «Profeffor  für  orientalifd^e 
©prad^en  unb  ^ermeneutif  an  bie  ^od^fd^ule  gu 
greiburg  im  Sreiögau  berufen  mürbe.  9lber  fd^on 
nad^  Dier  3nl^ren  rief  x^n  fein  9lbt  ©erbert  nad^ 
©t.  Slaften  gurüd  unb  übertrug  il^m  baS  fiel^ramt 
ber  Sl&eologie  an  berfliofterofabemie.  Son  1780 
an  Dermaltete  er  at§  SspofituS  Derfd^iebene  feiner 
^btei  unterfteüte  Pfarreien,  namentlid^  ®urtmeit, 
unb  mar  bann  nad^  einanber  ©tif  tSbecon  unb  ©tatt« 
Wolter  be§  9leid^§ftifte§.  2)ie  ^btSmürbe  fd^Iug  er 
aus  Sefd^eibenl^eit  au8  unb  )og  eS  Dor,  ftatt  i|rer 
bie  ^ropftei  gu  jhogingen  im  ^eiSgau  gu  über» 
nel^men.  ^ier  lebte  er  foft  gan}  ben  l^iftorifd^en 
©tubien,  DoUenbete  l^ier  oud^  ben  erften  SBanb  eine§ 
trefflid^en  ffierfeS,  ba§  ben  litel  f ü^rt :  Episco- 
patus  Gonstantiensis.  Scribebam  Erozingae 
in  Brisgovia  die  9°^*  Augusti  1802,  l^ei^t  e§ 
in  ber  ^ibmung  an  ben  t^ürften  Don  3)alberg. 
9118  ba§  jnofter  ©t.  Slaften  an  Soben  !am,  gab 
Pd^  P.  5Reugart  für  beffen  Sortbeftanb  oDe  SKü^e, 
jebod^  Dergeblid^.  ©0  }og  er  1807  als  Sbgefonbter 
Don  ^bt  unb  SonDent  nad^  SBien,  um  megen  Ueber« 
fieblung  beS  ©tifteS  nad^  Oefteneid^  gu  Derl^n« 
beln,  unb  eneid^te  bofelbft,  ba^  ben  Angehörigen 
ber  ^btei  baS  auf gel^obene  ff lofter  ©t.  $aul  über« 
laffen  mürbe  fl.  b.  Srtt.  ©t.  ©lafien  unb  ©erbert, 
SRortin).  !Rad9  berUeber^ebelung  begann  !Reugart 
eine  umfoffenbe  Xl^ötigfeit  gur  Srforf^ung  ber  @e» 
fd^id^te  ffömtbenS,  fe|te  aber  aud^  bie  Sefd^id^te 
beS  SBiSt^umS  ffonftang  fort.  Sr  Derftarb  gu 
©t.  $aul  am  15.  ®ecember  1825  al§  3nbilar» 
priefter,  83  3ö^te  alt,  unb  liegt  bort  auf  bem 
Qfriebl^ofe  ber  9lbtei  begraben,  ©ein  ®rab  trögt 
bie  Snfd^rift:  P.  Trudpertus  Neugart,  Decanus 
conventus  ad  div.  Blasium,  Doctor  et  Prof. 
Theologiae,  *  23  Febr.  1742,  f  15  Dec.  1825. 
(©.  ffrauS,  3)ie  Äunftbenfm.  b.  ©rofel^ergogtl^umS 
»oben  m,  Sreiburg  1892, 73 ;  biograpl^ifd^e  Auf« 
geid^nungen  Don  5Weugart§  SanbSmann,  QtxU  unb 
ftloftergenofjen  P.  ftettcnadfer  befinben  fid^  l^anb« 
fd^riftlid^  im  ©tifte  Sinfiebeln.) 

5Reugart  ift  ber  größte  ^iftorifer  ©t.  SlafienS 
unb  näd^ft  gürftabt  ©erbert  ber  gelel^rtefte  Sene» 
bictiner  beS  an  ©elel^rten  fo  reid^cn  ©tifteS.  9ll§ 
©erbert  ben  großartigen  $Ian  gur  Verausgabe 
einer  Germania  sacra  faßte,  fiel  P.  S^cugart  eine 
Hauptaufgabe  gu.  ©eit  1780  arbeitete  er  an  ber  ®e« 
fd^id^te  beS  uralten  unb  umfangreid^en  SiStl^umS 
ftonftang.  511S  S5orarbeit  l^icrgu  Deröffentlid^te  er 
baS  Ürfunbenbud^  Codex  diplomaticus  Aleman- 
niae  et  Burgundiae  trans-iuranae  intra  fines 
dioecesis  Constantiensis,  S.  Blas.,  tom.1 1791, 
tom.  II 1 795.  ® er  erfteSanb  beS  erften  Xl^eileS  beS 
Episcopatus  Constantiensis  erf  d^ien  1 803  gu  ©t. 
SBlapen;  ber  gmeitc,  bis  gum  Saläre  1308  reid^enbe 
93anb  mürbe  in  ©t.  $aul  Dollenbet,  aber  erft  1862 
bei  §erber  in  greiburg  gebrudCt  (Episcopatus 
Constantiensis  Alemannicus  sub  metropoli 
Moguntina.  Chronologice  et  diplomatice  illu- 


183 


Slcugric^ifti^e  ffird^c  —  Slcujal^r. 


184 


Btratus.  Partie  I  tom.  2  continens  Annales  tarn 
profanos  quam  ecclesiasticoB  cum  statu  Ute- 
rarum  ab  anno  1101—1308,  Friburg.  1862). 
@ott)o^I  l^inftd^tlid^  ber  l^iftorifd^en  SRet^obe  qI§ 
bcr  ®arftdlung  teilet  \\ä)  bicfcS  äBBcr!  bcn  bcftcn  gc- 
jd^id^tttd^cn  Sciftungcn  on.  Qftül^^t  l^atte  9leugart 
öcröffentUd^t:  93cfd^rcibung  bcr  fcicrlid^cn  lieber« 
jejung  einiger  ©ebeine  bc8 1^1.  Finnin,  @t.  Sälapen 
1777;  Doctrina  de  sacramento  poenitentiae 
recte  administrando,  S.  Blas.  1778;  Spicile- 
gium  precum  quotidianarum  ad  usum  sacer- 
dotum,  ib.  1787.  9?ad^  iJämtl^en  übergefiebelt  ar= 
beitete  P.  Srubpert  mit  allem  difer  an  ber  färnt^i« 
fd^en  ®e{d^id^te,  n)oräber  er  mel^rere  gebiegene 
@d^nften  l^erauSgab,  nömlid^ :  Analecta  Carin- 
thiaca  et  Juvaviensia,  ^anbfd^rift  üon  1816 ;  Co- 
dex traditionum  monasterii  S.Pauli  notis  illu- 
stratuB,  ^anbfd^rift  t)on  1818;  Historia  mona- 
sterii Ord.  S.  Benedicti  ad  S.  Paulum  in  valle 
inferioris  Carinthiae  Lavantina,  2  voll.,  ge« 
brudtt  filogenfurt  1848  u.  1854;  Ruxit  @efd^id^te 
beS  Sl^orl^enenftifteS  Sbemborf  in  jförntl^en,  ab« 
gebrudt  im  Slrd^it)  für  tömt^ifd^e  ©efd^id^te  unb 
XopoQXQpf^xt,  1.  3a^rg.,  ftlagenfurt  1817,  97  ff. 
ferner  berfa^te  92eugart  Specimen  lexici  topo- 
graph.-genealogici  interioris  Austriae,  ^anb« 
fd^rift  t)on  1818,  unbLibellus  majores  matemos 
Eudolpbi  I.  regis  exhibens  (edidit  L.  Weber), 
Klagenf.  1850.  (Sgl.  6.  öon  SEBui^bad^,  »iogr. 
2e|ifon  beS  ftaif ert^umS  Oefterreid^,  SBien  1869, 
XX,  246—249;  3.  «aber,  SDaS  ehemalige  ff  lofter 
@t.  !BIaften  auf  bem  Sd^mar^malbe  unb  feine  ®e« 
le^rten«9lfabemie,  grcib.  1874,  115  ff.,  Sonber« 
abbrudf  auS  b.  greib.  3)iöcef  an«Slrd^it)  VIII ;  SRone, 
OueUenfammlung  ber  babifd^en  fianbeSgefd^.  I, 
ffarlSru^e  1848,  49;  ®erf.,  ©efd^id^te  beS  Dber- 
rl^einS,  neue  Solge  IV,  1, 46  ff.)        [flrieg.] 

SI^fltie^iMe  <^iti6e,  f.  @ried^enlanb  V, 
1215  ff. 

^mt^atüifdie  $)nrai6e  nnb  c^ifetaftir,  f. 
9iab6inifd^e  Sprad^e  unb  Siteralur. 

9^i^t,  b.  1^.  ber  3:ag,  t)on  metd^em  ab  ein 
neues  ^af^x  ge}ö]^It  mirb,  ift  ein  cont)entionener 
Sermin,  ber,  ttjie  bei  ben  einjelnen  ffiölfem,  fo 
oud^  im  SBed^fel  ber  Sitten  bei  bemfelben  Solle 
toerfd^ieben  ttjar.  3n  ber  Qfrift  eines  SonnenJal^reS 
tommen  nad^  ben  bonDaltenben  Ser^öltniffen  t)er« 
fd^tebene  3al^te§gren)en  unb  bamit  t)erfd^iebene 
3Ql^teSanf önge  )ur  ©eltung :  baS  bürgerlid^e  ober 
ff  alenberial^r ;  baS  an  biefeS  fid^  anf  d^Iie^enbe  ürd^« 
lid^e  3ö^r  ber  feft  batirtcn,  ftel^enben  gefte,  ber 
öorjugSmeifeffird^enjal^r  genannte  3Q^teSIouf  ber 
betoeglid^en  gfeftäciten;  baS  Steuer«,  baS  2Kiet^= 
unb  ^ad^t«  ober  ffiicnftial^r  u.  bgl. 

S)ie  alten  Slegi^pter  begannen  il^r  ^af^x  an 
bem  Sage,  an  ttjeld^em  ber  SiriuS  in  ber  SKorgen« 
bömmerung  gum  erften  SRale  fid^tbar  mürbe,  baS 
jübifd^e  S5oIf  am  erften  Sage  beS  SKonateS  3Jifan, 
in  meldten  baS  grül^UngSäquinoctium  unb  baS 
Dfterfeft  einfielen;  mit  biefem  Sage  beginnen  bie 
3uben  no(^  je^t  il^r  religiöfeS  ober  tJf^PJo^r,  mäl^« 


renb  fte  i^r  bürgerKd^eS  ^aJ^x  am  1.  Sifd^ri  mit 
bem  eintritt  beS  9{eumonbS  sur  S^it  beS  ^erbft« 
öquinoctiumS  (f.  b.  Srt.  gfefte  bei  ben  3uDen  4, 
ob.  IV,  1442)  anfangen,  »ei  ben  d^riftti(^en  SBöl« 
fem  waren  bis  in  bie  neuere  ^txt,  mo  ber  1. 3önuar 
als  9^euia]^rStag  allgemein  angenommen  mürbe, 
f ed^S  berfd^iebene  3ci^reSanfönge  in  ©eltung :  bei 
ben  ®rie(|en  ber  1.  September,  im  Sbenblanbe 
(im  ^nfd^Iu^  an  ben  altrömifd^en  @ebraud^)  ber 
1.  Tläxi  unb  ber  1.  3anuar,  fomie  mit  9^üd(ftd^t 
auf  bie  d^riftlid^en  gfeftgel^eimniffe  bie  ^efte  3Bei^- 
nac^ten  (25.  S)ecember),  SOlariö  SSerfünbigung 
(25.  2Rär3)  unb  Oftem.  «IS  baS  E^riftent^m 
im  römif(|en  SReid^e  ftd^  ausbreitete,  (onnte  bie 
ftaatlid^e  Sal^reSbered^nung  t)on  ben  Sl^riften  un« 
bebenQid^  befolgt  merben,  ba  biefe  rein  bürgerlid^ 
Einrichtung  ben  d^riftlid^en  ©tauben  unb  baS  reli- 
giöfe  fieben  nid^t  berül^rte.  3)en  3ct]^teSanfan9, 
ber  feit  ber  ©rünbung  3tomS  ber  1.  SKars  mar, 
l^atte  3ul.  (Söfar  bei  ber  Sinfü^rung  beS  nad^  il^m 
benannten  ffalenberS  (46  b.  Sl^r.)  enbgülttg  auf 
bie  ffalenben  beS  3ctnuar  Derlegt.  ®a  nun  aber 
ber  3a^reStt)ed^feI,  baS  5Weuia]^rSfeft,  in  SRom  unb 
in  ben  ^robinjen  mit  abgöttifd^en  gfeftlid^fetten 
ju  eieren  beS  3anuS,  mit  auSfd^meifenben  ©elagen 
unb  einem  aQe  Sittlid^feit  t)erle^enben  SRummen- 
fd^an}  gefeiert  mürbe  unb  aud^  Sl^riften  an  bie« 
fem  anftö|igen  unb  fünbl^aften  Sreiben  pd^ Jbe- 
tl^eiligten,  fo  fallen  fid^,  nac^bem  bereits  Sertuuian 
(De  idololatr.  14)  gegen  biefeS  l^eibnifd^e  Un- 
mefen  fflage  gefül^rt  §atte,  im  Occibent  mte  im 
Orient,  in  3talien,  ^frifa  unb  ©aEien  bie  93i» 
fd^öfe  unb  bie  Soncilien  bis  über  baS  8.  Sal^r- 
l^unbert  l^inauS  gejmungen,  gegen  bie  «uSfd^mei- 
fungenam92euia]^rSfefteeinbringIid^iuma]^nen;fD 
bie  |tt.  ambrofiuS  (Sermo  7),  «uguftinuS  (Senn. 
197.  198 ;  ögl.  Contra  Faust.  20,  4),  ^etruS 
Sl^rl^foIoguS  (Sermo  155),  Sl^rpfoftomuS  (Hom. 
in  Kalendis),  SRa^imuS  t)on  Surin  (Hom.  1 6),  baS 
gmeite  ßoncil  bon  SourS  im  3. 567  (can.  17),  baS 
oierte  t)on  Solebo  im  3. 633  (can.  11),  baS  trul- 
lanifd^e  Soncil  692  (can.  62)  u.  9.  Sine  anbere 
Sitte,  bie  ber  9leuj[a]^rSgefd^enfe,  ber  strenae, 
mürbe  megen  i'^reS  3ufctmmen]^angS  mit  bem 
©öttercult  unb  i^rer  aberglöubifd^en  Deutung, 
bann  aber  audj^,  meil  fte  infolge  eines  übertriebenen 
fiupS  bie  focialen  ißerl^ältnij^e  fd^öbigte,  bon  ben 
Krd^Iid^en  Seigrem  unb  ben  Soncilien  nod^  im 
6.  Sol^rl^unbert  nid^t  minber  befämpft  (f.  b.  Sri 
gefte,  öoIfStpmlid^e,  ob.  IV,  1396  ff.).  ©qS 
t)ermerfenbe  fird^Iid^e  Urtl^eil  rid^tete  fid^  einjig 
gegen  bie  ^eibnifd^en  Slnfd^auungen  unb  ben  tbi- 
fug  bei  ber  gfeier  beS  neuen  3cil^teS,  nid^t  aber 
gegen  biefe  Qfeier  felbft  ober  gegen  ben  ©ebraud^, 
mit  ben  Reiben  gleid^mft^ig  baS  3a^r  ju  beginnen 
unb  )u  ^äl^Ien.  S)er  1.  3anuar  als  9teuial^r  er« 
l^ielt  ^ugleid^  mit  bem  jiulianifd^en  ffatenber  ge« 
mifferma^en  eine  fird^Iid^e  Slpprobation  baburd^, 
bafe  bie  Sterbetage  ber  2Rarti)rer  unb  anbere  reit« 
giöfe  ©ebenftage  nad^  bem  Sd^ema  biefeS  ffa- 
lenberS feftgeftcfit  mürben ;  bie  tJeftöergeid^niffe  in 


185 


5Rcu}a^r. 


186 


ben  lüurgt^^n  %ud^m  unb  bie  9RemorialfaIenber 
m  Sfotm  beS  SifioiomtS  (f.  b.  9rt.)  beginnen  burd^ 
aUe  äo^r^unbcrte  l^inbunj^  aud^  in  Jenen  Sönbem 
mit  bem  1.  SKmuor,  in  meldten  für  bog  öffentliche 
l'eben  ein  onberer  äal^re^nfang  ©eltung  l^atte. 
Bo  tombt  }.  93.  in  mond^en  Xl^eilen  f^franfreid^S, 
obglet^  feit  bem  13.  Sa^rl^unbert  bort  Oftem 
bcA  äo^r  tröpete,  baS  92eujia]^r§feft  nad^  mie 
Dor  om  1.  3onuar  gefeiert.  Um  ber  ^eibnifd^en 
9Ieuia^tdfeier  entgegen^umirfen,  mar  in  einjelnen 
Oegenben  an  biefem  unb  ben  nöc^ftfolgenben  Sagen 
ein  Sfaflen  borgefd^eben,  beffen  Seobad^tung  nod^ 
baS  (Eoncil  t)on  %o\M  im  3.  567  einfd^ärfte. 
92a4bem  ober  im  SbenbUmbe  baS  tJfeft  ber  @eburt 
(E^rifK  bon  Spipl^ie  getrennt  unb  auf  ben  25.  ®e- 
cember  angefe|t  morben  tDar,  legte  baS  fieben  be§ 
^erni  ed  natie,  am  ad^ten  Xage  nad^  SBeil^nad^ten, 
am  9ieuia^rStage,  bie  93efd^neibung  feftlid^  ^u  be« 
g^en  unb  bomit  ber  ^er  beS  bürgerlid^en  92eu« 
JQ^taged  eine  d^ftli(|e  93ebeutung  ^u  geben.  %I§ 
fiii^lid^  gfefl  unb  @d^Iu^feier  ber  SSBei^nad^tS- 
odoMt  crf d^eint  bie  Circumcisio  Domini  mit  bem 
IsSgange  bed  6.  Sal^rl^unbertS.  2)ie  aSmötige 
Umgeßoltung  biefer  fjfeier  mad^t  eS  erflärlid^,  ba^ 
für  biefen  %a%  im  Sacramentarium  Gregor, 
brei  SReffen  unb  nod^  im  13.  Sal^rl^unbert  jmei 
SReffen  (ton  ber  Sefd^neibung  ober  ber  Octat) 
oon  SBei^d^ten,  unb  bon  ber  fei.  Jungfrau)  t)or» 
gegeid^et  toaren,  unb  ba^  baS  Officium,  mie  eS 
u)4  ie^  im  SUmifd^en  93ret)ier  recitirt  mirb,  au§ 
)iDei  Officien  sufammengefe|t  ift.  Site  @acra> 
mentarien  fonnten  an  biefem  Xage  aud^  eine  Weff e 
deprohibendoabidolifi.  92euj[al^r  unb  Sefd^nei« 
bnng  bed  ^erm  bcgeid^en  unter  ben  flatl^olifen  ein 
mtb  baSfelbe  Sf^ft,  baS  mit  feinem  liturgifd^en  Site! 
Circumcisio  Domini  et  octava  Nativitatis  ge* 
Ronnt  nnrb.  ®o§  Officium  im  fflreöicr  unb  9JJtf- 
fole  entl^alt  übrigen^  tetnerlei  ^inmeiS  auf  ben 
3a^retoed^fel,  mie  aud^  in  ber  Siturgie  be§  erften 
IbDcntSfonntoged  ber  99eginn  eineS  neuen  Jhrd^en« 
:a^  nid^t  angebeutet  ift.  S)a3  SDangelium  ber 
5{euia^nieffe  gab  Seranlaffung,  biefen  Zag  aud^ 
ül«  gep  Dom  9iamen  3kfu  gu  betrad^ten,  biö  eine 
eigene  gtier  ^u  (Sffctn  beS  l^eiligften  S^amenS  3efu 
üblich  nnirbe  (f.  b.  Slrt.  5Ramen-3efu-3feft). 

Sehbem  bie  bion^ftfd^e  Sera  mit  ber  3ö^^ung 
ber  3a^re  t)on  ber  9nen{d^h)erbung(£^riftt  an  mel^r 
unb  me^r  Sufnal^me  fanb,  mürbe  ba3  92euja]^r 
vielfa^  bom  1. 3anuar  auf  Sßeil^nad^ten  (baS  i^eft 
ber  ©eburt)  unb  auf  ben  25.  ÜKörg  (9Kariä  SBer- 
fünbigung  oIS  gfef!  ber  SJtenfd^merbung  Sl^rifti) 
Derf droben,  fo  ba|  nid^t  blog  bie  f ortlauf enbe 
3a^re§rei^,  f  onbem  aud^  ber  Snfang  beS  einzelnen 
jo^rcS  a  naüvitate  ober  ab  incamatione  Do- 
mini fid^  bered^nete.  SBeil^ad^ten  galt  afö  3a!)re§> 
onfong  u.  S.  in  S)eutfd^Ianb,  mo  biefe  3ä^Iung 
Do^I  caidi  in  bem  altgermanifd^en  @ebraud^e  mit- 
ircgnmbet  mar,  ba§  Sol^r  mit  ber  SBinterfonnen> 
iDobnad^t  gu  beginnen,  in  gfranfreid^  unb  Stauen, 
in  Snglonb  ti^  in'd  13.  Sal^rl^unbert,  im  jfölner 
ftnrfhwt  feit  1330,  inSüttid^  feit  1333,  in  Spa- 


nien feit  1350,  in  Portugal  feit  1420,  in  ber 
beutfd^en  Sd^meig,  in  ber  !Dlarf  Sranbenburg  bi§ 
in'8  16.  3o|rl&unbert.  SWit  bem  3a]^reganfang 
am  1.  3anuar  ober  an  SBeil^nad^ten  längt  au^ 
gufammen,  ba^  an  bem  erften  in  ba§  neue  3a]^r 
einfallenben  ^aul)tfefte,  6pipl)anie,  ber  Sermin 
beS  OfterfefteS  unb  ber  übrigen  bemeglid^en  Qfefte 
beS  Äird^enjial^red  feierlid^  bei  bem  @otteSbienfte 
üerfünbigt  mürbe ;  bie  gorm  biefer  IBerKinbigung 
ift  im  PontificaleRomanum  (pars  III)  erl^alten, 
ber  babei  ju  beobad^tenbe  Stitug  im  Cerimoniale 
Episc.  2,  15  angegeben.  —  9Kit  bem  Qfcftc  ber 
SJcrfünbigungSKariä  (25.  SKärj)  begann  ba83a]^r 
in  Spanien  unb  in  ber  (ölnifd^en  JKrd^e  bis  ju  bem 
oben  angegebenen  3a]^re,  in  S^orenj  unb  in  $ifa 
(mobei  iebod^  bie  f^florentiner  S^^Iung  gegen  bie 
^ifaner  um  ein  3a]^r  jurüdftel^t),  in  Irier  bi§ 
1567,  in  englanb  öom  13. 3a)&r]^unbert  bi§  1753 
unbmeiftenS  inberpäpftlid^enj^anglei.  3)a§  Öfter« 
feft,  begm.  S^arfamStag  unb  S^arfreitag,  galt  als 
3a|re3anfang  namentlid^  in  ben  9Keberlanben  unb 
Surgunb,  in  fiüttid^  t)or  1333  unb  geitmeife  aud^ 
in  ber  päpftlid^en  Äanjlei  (ögl.  Seift,  Urfunben- 
lelftre,  Seipjig  1882,  231  ff.).  3)ie  ffalenber  beS 
SRittelaltcrö  öergeid^nen  neben  bem  ßl^arfreitag, 
bem  iöl^rlid^  me^felnben  liturgifd^en  @eböd^tni^- 
tage  beS  %obtd  @]^rifti,  giemlid^  aDgemein  ben 
25. 2Kor5  al8  ben  fcften  Äalenbertag  feiner  ffreuji* 
gung,  mie  ben  27.  ÜKärj  al8  ben  feiner Suferftel^ung, 
fo  ba^  bie  (Sel^eimnine  ber  SReufd^merbung  unb 
ber  Suferftel^ung  be§  ^trm  ^toax  nid^t  in  ber  li- 
turgifd^en  geier,  mo^l  aber  für  bie  Snfd^auung 
beS  93olfe8  bereinigt  erfd^einen ;  SKariä  SJerKinbi» 
gung  unb  Oftem  fönnen  infolgebeffen  gcmiffer» 
mafeen  al8  ein  einziger  S^ermin  aufgefaßt  mcrbeu. 
®icfcr  3a)^re§anfang  mag  benn  au^  ju  bem  ®c« 
braud^e  einzelner  Äird^en  SSeranlajfung  geboten 
l^aben,  eine  3al^re§-  unb  3«ittafel  mit  ben  ffa= 
lenberbaten  ber  bemeglid^en  gefte  be§  ganjen  3ab* 
res  an  bie  Ofterferge  angul^eften  ober  biefeS  gfeft» 
t)er)eid^ni^  auf  bie  Rtt^t  felbft  )u  fd^reiben,  mie 
eS  5u  S3eba'§  S^xt  in  3tom  unb  nod^  im  17. 3al)t» 
l&unbert  in  SRouen  unb  SReimS  üblid^  mar  (»gl. 
Martene,  Traetatus  de  antiqua  ecclesiae  dis- 
ciplina  in  div.  celebr.  offieiis  etc.,  Lugduni 
1706,  407).  —  a»it  bem  altrömifd^en  !ßeuia^|r, 
bem  1.  aWör^,  mürbe  baö  3a]^r  mand^erortS  nod^  im 
5.  3al&r]^unbert  begonnen;  in  Sfranfreid^  mürbe 
bama(|[  bis  in'§  8.  3a]^r]^unbert  gered^net;  bie 
Scpublif  SBcnebig  l^ielt  bis  ju  il^rem  Untergange 
(1797)  an  biefem  2:crmine  feft.  —  ®er  1.  @ep« 
tember  mar  ber  Einfang  beS  bürgerlichen  unb  be§ 
f  ird^lid^en  3a]^reS  in  93i)5ang  unb  bei  ben  ©ried^en, 
fomie  bis  1699  in  ffiufelanb.  ®aS  g^cujal^r  beS 
julianifd^en  ftalenberS,  ber  1. 3anuar,  ift  feit  bem 
16.  3a]^rl^unbert  im  5lbenblanbe  allgemein  an= 
genommen  morben:  in  tjranfreid^  feit  1564,  in 
ben  fpanifd^en  9Jieberlanben  feit  1575,  in  ®eutfd&« 
lanb  feit  bem  meftfälifd^en  Qfrieben,  im  ßird^en» 
flaate  feit  1691,  in  SRu^Ianb  feit  1699,  in  9J^itteU 
italien  feit  1750,  in  gnglanb  feit  1773.   ^l« 


191 


Slcumcn. 


192 


5U  ber  unetiblid^en  5DJaic|tät  füllen  loir  unS  ganj 
crbrürft,  bal^cr  bringt  unfcr  Setlangcn  mel^r  ®c= 
berben  als  SBortc  ^cröor,  ober  l&öd^ftenS  unarticu» 
lirtc  Saute,  toit  einft  bie  ^ropl^etcn  riefen :  ,a,  a,  a, 
td^  mei^  ni(i^t  )u  fpred^en' ;  a(§  nioUten  fte  fagen : 
3d^  !ann  nid^t  auSbrüden,  o  ^err,  maS  id^ 
rDm]ä)t,  Unbegreiflid^  ift  mir  bcine  ^errlid^feit. 
SrfüQe  meinen  9)^unb  mit  fiob.  SBenigflenS  nad^ 
?lrt  ber  laüenben  ffinber,  ober  wie  bie  jungen  SRa» 
ben  ttjiH  id^  mit  offenem  TOunbe  ben  Segen  beS 
§immel§  erfiel^en"  (Syn.  Byzunt.  De  horis  ca- 
nonicis,  bei  (Sd^Ied)t  65).  —  3)ie  urfprünglid^en 
gregorianifd^en  Subilotioncn  finben  fid^  in  ben 
oIten^anbf(|riften  in  genauerer  Uebereinftimmung 
tt)iebergegeben.  5lber  bereits  im  14.unbl5.3o^r« 
l^unbert  üerlieren  fie  in  öielen  SKanufcripten  i^re 
urfprünglid^c  Raffung  unb  ©d^önl^eit.  „Rotten  bie 
Kopiften  bie  »eife  SSorfd^rift  beS  ^I.  ©ernl^arb,  bie 
9iotengruppen  ber  SSorlage  genau  hiieber^ugeben, 
immer  befotgt,  unb  bie  @önger  ftd^  immer  an  bie 
gut  pl^rajirte  SRelobie  gel^alten,  fo  ptte  man  nie 
baran  gebad^t^  eine  einzige  !Rote  t)on  biefen  jarten 
Subilationen  loegäufd^neiben.  Unorbentlid^eSd^rtft 
unb  plumped  Singen  brad^ten  fie  )u  ^cSlt,  }um 
großen  ©d^aben  für  bie  ftunft  unb  für  bie  ^n» 
bod^t"  (^ot^icr  144).  ®ie  nad^tribentinifd^en2lu8- 
gaben  ber  S^oralbüd^er,  loeld^e  ben  gefürjten  S^o- 
ral  enthalten,  bnngen  aud^  t)on  ben  ^ubilationen 
nur  einen  f  d^mad^en  Ueberreft.  Ueber  bie  Sntftel^ung 
ber  Sequenjen  unb  Xropen  auS  einzelnen  9^eu- 
mengcfängen  f.  bie  betr.  9lrtt. 

2.  ®ie  mittelalterlid^enaJhiriffd^riftftcner  bejeid^« 
nen  aber  nid)t  nur  bie  genannte  Subilation  mit  bem 
SBorte  5Reuma,  f  onbem  fie  nennen  aud^  einen  Jl^eil 
berfelben,  ein  einzelnes  üJlelobieglieb  be§  &)OxaU 
gefongeS  überl^aupt  „9leuma".  @o  ©uibo  t)on 
^Äre^jo  im  Micrologus  c.  15  (in  Scriptt.  eccl. 
de  musica,  coli,  a  M.  Gerberto,  San-Blas. 
1784,  n,  14):  ,,a8Bie  eS  im  SerSmafec  »ud^ftobcn 
unb  ©üben,  Sl^eile  unb  fjü^e  unb  SJerfe  gibt,  fo 
gibt  e§  aud^  im  ©efange  jllönge,  b.  1^.  Söne,  beren 
einer,  jmei  ober  brei gu  ©ilben  üerbunben  »erben; 
biefe  (©üben)  bilben  einzeln  ober  üerboppclt  ein 
9^euma,  b.  I&.  einen  ©ajtl^eil;  ein  ©a^tl^cil  aber 
ober  mehrere  mad^en  einen  ©aj  (S)tftinction), 
b.  1^.  eine  geeignete  ©teile  jum  Slt^men."  ©o  be« 
fielet  alfo  na$  ®uibo  eine  Sl^oralmelobie  aud 
melobifd^cn  ©ilben,  9Jeumen  (©ajtl^eilen)  unb 
®iftinctionen  (©äjen). 

3.  Unter  9leumen  t)erfte]^t  man  enblid^  bie  Zon* 
geid^en  ber  ölteften  liturgifd^en  ©efangbüd^er  feit 
©regor  b.  ®r.  68  gibt  gttiei  9lrten  ber  9ieumen= 
fd^rift :  a.  bie  fog.  ^unftneumenfd^rift,  meldte  au§ 
neben-  unb  übereinanbergefe^ten  fünften  beftel^t 
unb  burd^  biefelben  ben  (Sang  ber  äJlelobie  ongeigt; 
b.  bie  au§  ben  grammatifd^en  ^ccenten  entftanbcne 
9leumenfd^rift.  ®ie  le^tere  toar  bie  am  meiften 
üblid^e.  Sie  ^ccente  ber  eilten  finb  ber  accentus 
gravis  C),  ber  accentus  acutus  (')  unb  ber  cir- 
cumflexus  C).  9Bie  bie  5lccente  in  fprad^Iid^er 
^infid^t,  fo  beuten  bie  au8  il^nen  entflanbenen 


92eumen  in  muftfalifd^er  SSegiel^ung  bad  ©teigen, 
gfaHen  unb  bie  93iegung  ber  ©timmen  an.  2)er 
gravis  (ä)  ift  baS  3«^^«  ^^  SieftonS  im  ©egen* 
fa^  5um  acutus  (ä),  bem  3^i^^n  be§  ^od^tond. 
®er  circumflexus  ift  au§  beiben  gufommengefe^t 
als  3^i<^^  ber  SSerbinbung  bed  l^öl^em  mit  bem 
nad^folgenben  tiefem  Sone  (&).  3«  ber  IKufif  er« 
l^ölt  ber  gravis  ('),  too  er  nid^t  mit  bem  acutus 
üerbunben  ift,  g^onn  unb  !Ramen  beS  ^unlted 
(punctum).  SDer  acutus  (')  l^ei^t  aÜeinftel^enb 
virga.  ®er  circumflexus  C)  bel^ölt  bei  einem 
%l)tx\  ber  Suctoren  ben  !Ramen  flexa;  Rubere  nen- 
nen i^n  clinis,  clivis  t)on  inclinis  ober  inclivis. 
2)er  anticircumflexus  C)  l^ei^t  mol^I  megen  feiner 
t^form  pes,  podatus.  2)er  torculus  beftel^t  ouS  bem 
gravis,  acutus  unb  gravis  {^),  3ti  ber  Surfio« 
fc^rift  runben  fid^  bie  fd^arfen  SDBinfel  ber  3^4^ 
ah.  tiuf  biefe  ©runbf  ormen  lö^t  bie  gange  9ieumen- 
fd^rif t  ftd^  gurfidfül^ren.  2)ie  nod^  übrigen  ^tid^tn 
finb  nur  3ufammenfe^ungen  au8  ben  genannten. 
Sine  oollftönbige  Slabdie  berfelben  finbet  man  u.9. 
in  ^otl^ierS  obengenanntem  93ud^  ©.  41  ff.  2)iefe 
9^eumen,  meldte  tl^eitö  einen  £on,  t]^ei(§  eine 
©ruppe  t)on  2:5nen  barfteUen  follen,  mürben  ol^ne 
Sinien  über  ben  liturgifd^en  %tii  gefd^rieben.  @ie 
oeranfd^aulid^en  bem^uge  baS  Steigen  ober  ^Den 
ber  9KcIobie  im  allgemeinen  unb  bie  3ufommett- 
gel^örigleit  ber  einzelnen  äJlelobietl^eile,  nid^t  ober 
bie  genaue  Entfernung  ber  SnteroaUe.  ߧ  moren 
nur  Hilfsmittel  bei  Erlernung  be§  Sl^oralgefanged-, 
benn  immer  gel^örte  ein  Seigrer  bagu,  menn  man 
nad^  biefen  3^i^^  fingen  lernen  rnoUte.  Uebrtgend 
maren  bie  Seigrer  über  bie  Sebeutung  ber  92eumen 
unter  fid^  nid^t  immer  einig.  3o]^anne§  ßotto,  ber 
nad^  ©uibo  t)on  ^reggo  fd^rieb,  beflagt  ftd^  über 
bie  5Reumenfd^rift.  ®er  6ine,  fagt  er,  pnge  bie 
(leine  Serg  ob.er  bie  Ouart,  mo  ein  Ruberer  bie 
gro^e  2:erg  ober  bie  Ouint  finge,  unb  ein  S)ritter, 
ber  l^ingufomme,  mad^e  e§  mieber  anber§.  Selten 
ftimmten  brei  in  einem  ©efange  überein,  gefc^meige 
benn  taufenb,  unb  »eil  ieber  feinen  Seigrer  an« 
fü^re,  fömen  fo  t)iele  ißarianten  gu  Sage,  al3 
eS  fie^rer  in  ber  SBelt  gebe.  3)ie  9leumenfdjrift, 
föl^rt  er  fort,  ergeuge  nur  3*oeifel  unb  Snrtl^um 
unb  fei  für  ben  ©önger  t)on  gar  (einem  9hi^n, 
fo  bog  iemanb,  ber  baS  gange  ©rabuale  bis  auf 
ein  Officium,  ia  bis  auf  eine  Sommunio  oon 
bem  Seigrer  erlernt  l^abe,  biefeS  eine  übrig  geblie- 
bene ©tüd  aus  fi(|  aUein  nid^t  erlernen  f5nnc 
(Gerbert,  Scriptores  11,  257  sqq.).  Um  bie 
9^eumen  t)erftänblid^er  gu  mad^en,  l^atte  ber  rdmifd^ 
©önger  SRomanuS,  ber  gegen  Snbe  beS  8.  Sol^r- 
l^unbertS  mit  einer  ^bfd^rift  beS  römifd^en  Slnti- 
pl^onarS  nad^  ©t.  ©aßen  ge(ommen  mar,  biefelben 
mit  Säud^ftabcn  üerfcl^cn,  unb  5Rot(er  Salbuluö  (gcft. 
912)  er(lärte  in  einem  ©riefe  an  ben  Säruber  Sam- 
bert  bie  Sebeutung  biefer  ©ud^ftaben  (Gerbert, 
Scriptores  I,  95—96).  ®er  SKönt^  ^ucbalb 
(gcft.  930)  fd^lug  öor,  bie  Sud^ftabennotation  mit 
ber  neumatifd^en  gu  ocrbinben  unb  gu  ben  9ieumen 
bie  9Jamen  ber  %bnt,  in  ©udrftoben  auSgebrüÄ, 


193 


9leumonb  —  9leupIatonl8mu8. 


194 


(miiquffiQm  (Qerbert,  Scriptt.  1, 117 ;  bgl.  n, 

258).  3n  ft^nlU^  SBeife  ging  ber  1^1.  Obo  (gefi. 

942)  t)or.   3)Qft  Stttipl^onar  t)on  9Ront])enier 

(10. 3o^^i^itnbtrtX  eigentUc^  ein  Sd^uIBud^,  f^ai 

ndtr  bcn  9leitmen  bie  9tanten  ber  Söne  in  ^ud^» 

pokn.  ^ennonnuS  ContraduS  (geft.  1054)  mUI 

tai4  3itoixiII)ei(i^,  bie  ben  9teunten  beigefügt 

Mttn,  bcm  Sftnger  ben  ndc^jifolgenben  2:ün  ge« 

mn  ORoden  (Oerbert,  Scriptt  U,  149).  SBö^> 

RBb  oSe  bie^  SScrfud^  }irr  Serbeff erung  ber  Sßeu« 

fl»4c^ft  feinen  bleibenben  Srfolg  f^aittn,  ent* 

»iifdte  flA  nad^  nnb  nad^  eine  anbere  SRetl^obe, 

ttdSft  hvt  änterüQlberl^Itniffe  ber  92eumen  beffer 

Mnmfd^oultij^te.  SRon  fd^rieb,  unb  jtoar  ^uerft  bei 

ben  ^unttnenmen,  bie  3^4^n  ^Sl^er  ober  tiefer, 

um  bdS  €teigen  ober  f^Oen  ber  9ReIobie  angu* 

beulen.  SSBonbte  ber  S^reiber  bie  gel^Srtge  @org- 

fttit  on,  f 0  lonnte  er  bie  ÜRelobie  in  fünften  fo 

notircn,  ba|  man  ben  Sbftonb  ber  3ntert)aSe  ge« 

nas  beredten  lonnte.  3nteref[antef$facfimiIiobie!er 

Irt  ber  Stototion  ouS  bem  ^^mnar  t)on  SRoiffac 

(10.  9a^]^.)  finbet  man  in  2)ret)e8,  Analecta 

bjmmem  11 ,  Seipgig  1888 ,  103  ff.    @obann 

pg  man  eine  Sinie  unb  fd^rieb  bie  fünfte  auf, 

über  nnb  unter  biefelbe.  S)ief e  fiinie  l^atte  bie  99e« 

bcatnng  bed  mobemen  9totenfd^Iü{fefö;  bie!Roten, 

loel^e  auf  berfelben  flonben,  bebeuteteu  ben  Son  f. 

epto  nol^m  man  nod(  eine  gmeite  fiinie  oberl^olb 

SB  ^fe,  n>eld^  bie  Ouint  beS  untern  ZoneS  on- 

gab.  SHefeS  uxir  bemnad^  bie  G-fiinie.  S)ie  erftere 

Mir  häufig  burd^  rotl^e,  bie  legiere  burd^  gelbe 

^nbe  !enntn4  gemacht.  2)ie  @ad^e  fam  gum  enb- 

göltigen  Xbfd^Iu^  burd^  ®uibo  t)on  ^re^^o  (geft. 

mn  1050),  ber  bie  9{eumen  in  ein  @Qftem  t)on 

Dier  fitnien  eintrug.  ®amit  l^otte  bie  9leumen« 

»4rift  in  anfd^oulid^er  SBcife  bie  genau  pjirte  Se» 

^futung  ber  einzelnen  33ne  unb  3ntert)ane  ge» 

iDonnen.  ®iefe8  ©ijftem  Don  ©uibo  üon  Slrejjo 

i^  im  ®runbe  bi3  l^eute  geblieben.  3)ie  f$^onn  ber 

??enmen  geftaltcte  fid^  jwnr  in  ben  einzelnen  Son- 

bem  t>erf d()iebenartig,  toie  jo  oud^  bie  ©d^rift  über« 

banpt  iierj^i^^neSformen  annol^m;  nur  bte^unft- 

neumen  behielten  im  ®  angen  bie  urf  prünglid^c  fjorm 

bei  3n  S)eutfd^Ianb  bilbete  fid^  bie  gotfjd^e  9Jotcn» 

fd^ft   me^r  au8.    TOon  nennt  bicfe  üerftärfte 

^gotifd^)  5Reumenfd^rift  aud^  „§»ufnageInotation" 

tDcgen  ber  91el&nlid^feit  mit  aufnageln.  3n3fran!» 

reufe  unb  Stauen  nal^m  bie  tateinifd^e  9{eumen» 

^(^rift  im  14.  unb  15.  Sal^rl^unbert  quabratifd^e 

^djltucx^t  9bten  in  fid^  auf,  jebod^  f  o,  ba^  bie  @rup» 

ptnmg  no<^  fel^r  gut  ju  erfennen  toax.  ^§  in  ber 

jpötnn  3nt  bod  ^erftönbni^  für  bie  @d^ön]^eiten 

bc§  S^oralgefanged  immer  mel^r  abnal^m,  (am 

asnb  bie  olte  (S^oralnotenfc^rift  au^et  @ebraud^. 

Sn  ifpct  Stefle  traten  bie  l^eute  nod^  üblid^en  t)ier> 

«figen  9{oten,  meld^  in  il^rer  3ufammenfteIIung 

Me  alte  (Sruppirung  ooSftanbig  abftreiften,  inbem 

in  bcn  S^orolbüd^em  bie  fiigaturen  unb  Obli» 

fiitaten  ber  alten  9{otenfd^rift  nid^t  mel^r  berüdC- 

fU^gt  ttmrben«  3n  einseinen  2)iöcefen,  g.  99.  in 

ber  fdlnifdden,  er^elt  ft($  bie  gotif d^e  9lotenfd^rift 

ftit^CHlcsitOB.  OL.  2.  Cnff. 


big  in  baS  18.  Sabrl^unbert  l^inein.  pn  ber  neue« 
ften  3cit  gel^t  ba§  ©eftreben  bal^in,  bie  alte  5Roten» 
fd^rift  mieberberguftellen.  2)ie  neuen  S^oralbüd^er 
ber  Senebictiner,  bie  in  loumai  erfd^einen,  pnb  in 
biefer  ^inftd^t  muftergültig.  —  3lu^er  ben  bereits 
angefül^rten  Sudlern  t)gl.  nod^  Oerbert,  De  cantu 
et  musica  sacra,  S.  Blas.  1774,  2  tom. ;  Lam- 
billotte,  Antiphonaire  de  St.  Gregoire,  Brux. 
1867;  ©d^ubiger,  3)ie  ©ängerfd^ule  @t.  (SalfenS, 
Sinfiebeln  1858;  E.  de  Coussemaker,  Histoire 
de  rbannonie  au  moyen-äge,  Paris  1852; 
Idem,  Scriptorum  de  musica  medii  aevi  no- 
yam  seriem  a  Gerbertina  alteram  collegit  etc., 
4  tom.,  Paris.  1865 — 1876;  Paleographie 
musicale.  Fac-similes  pbototypiques  etc.,  So- 
lesmes  1889  ss.,  unb  Musical  notation  of  the 
Middle  Ages,  London  1890 ;  ^^Södlia'',  Organ 
für  fatl^ol.  ffird^enmufi!  (öon  SK.  ^ermeSborff) 
XI— XVn,  1872—1878;  3)ie  »eilagen  gum 
.^SregoriuSblatt"  (t)on  SBödeler  in  Satten)  für 
bie  SKitglieber  beS  SSereinS  jur  (Srforfdiung  alter 
e^orall^anbfd^riftcn  Dom  Sal^rg.  IV— IX,  1879 
bis  1884;  ^.  Stiemann,  @tubien  jur  @efd^.  ber 
9lotenfd^rift,  2t\piiQ  1878.      [ffi.  ©öumfer,] 

'^mmonb  (im  51.  %.  v-^K  LXX.  voü|itjv(<x, 
IBulg.  cidendae),  ber  ß^tpunft,  ba  ber  ÜRonb  nad^ 
feiner  ßonjunction  mit  ber  Sonne  juerft  toieber 
öftlid^  t)on  betjelben  fid^tbar  mirb,  mar  bei  ben 
38raeKten  ber  Sermin  5um  Slnfang  eines  neuen 
SKonateS.  3u  bem  6nbe  mufete  baS  ßrfd^einen 
ber  ÜRonbfi^el  bem  @9nebrium  burd^  ^mei  suDer- 
Wfpge  3^wgen  berid^tet  werben.  SBar  bie  33eob» 
ad^tung  beS  SRonbeS  burd^  92ebel  ober  SBoIfen  ge« 
binbert,  f o  toaxh  ber  üerffonene  ÜKonat  ju  brci^ig 
Jagen  als  IRajimum  gcred^nct.  ®cr  9Jcumonb 
ttjurbe  feftiid^,  ober  nid^t  als  Qfeiertag  begangen; 
blo^  ber  9leumonb  beS  ficbcnten  TOonatS,  ber  Sln- 
fang beS  bürgerlid^cn  Sal^reS,  mar  gcicrtag  unb 
würbe  burd^  ipofauncnf  d^oB  üerfünbigt  (Seö.  23, 24. 
5Wum.  29,  1  ff.).  Sin  ben  übrigen  9icumonbtagen 
würben  au^er  ben  gcwöl^nlid^en  aEtöglid^en  Opfern 
nod^  5tt)ci  junge  Winber,  ein  SBibbcr  unb  fieben 
einjöl^rige  ©d^afc  alS  Sranbopfer,  baju  bie  ge« 
möl^nlid^en  ©pcnben  an  SKel^I  unb  SBcin  als  ©peiS- 
opfer,  enbli^  ein  Si^ocnbod  alS  ©ünbopfer  bar- 
gcbrad^t;  bei  biefcn  Opfern  blief en  bie  ^riefter  bie 
filbcmen  Srompctcn.  ©päter  opferten  bie  Äönige 
am  9ieumonb  unb  l^ielten  jwei  2:age  l^inburd^  ^tfu 
tafel  (1  ©am.  20,  5.  24.  27);  bei  ben  ^riöat- 
Icuten  war  eS  ein  %a^  religiöfer  greube  unb  ©amm» 
lung  (4  flön.  4, 23.  3ubit^  8, 6).      [ffaulen.] 

'^imptatonismns  ^ti^t  eine  p^tlofopbifd^e 
©d^ule,  weld^e  bie  lefete  ^l^afc  ber  anti!=bcib» 
nifd^en  ^l^ilofopbie  uno  in  gewiffcr  §infid^t  bie 
S3olIenbung  berfelben  bilbct.  I.  ©eine  @nt« 
ftel^ung  unb  Slüteseit  fällt  in  baS  britte 
d^riftlid^e  Sal^rl^unbert,  gerabe  in  biejenige  $eriobe, 
in  welker  auf  ber  einen  ©cite  ber  9?icbcrgang 
beS  antifen  §eibent]^umS  auf  allen  ©ebicten,  wie 
in  ber  Sitcratur  unb  ftunft,  fo  inSbefonbere  aud^ 
in  ber  ^^itofopl^ie  unb  SReligion  offenfunbig  ju 

7 


199  mtutilatonismue.  200 

d^otalteripil^et  Sortfii^ritt  ber  ptotinifii£|cn  Spl^Uo-  fud^t,  hie  via  remotiaiuB  (negatioiiis),  bie  vi» 

fop^ie  gegenuliet  bet  )]Iatonifc^-ari{!otelifd|cn,  ]fl  causalitatiBunbBupereiiimentdae,ftnbt!ämf4ott 

b«  gtiammten  biS^erißen  ©ptcutatiim  ber  ISrie-  |e^r  ßtlaufig.  Üiai^bem  tc  auf  iwaatiöe  SJJetfe  bni 

d^n.  3)abti  get)t  et  oon  bei  an  [ii$  ci^liQen  9?or>  ©otteSbtgnff  Idutemb  ju  be^tinmen  Wrfuii^  (ot 

aiiife^ung  au§,  bag  ba§  Urprincip  aDei  3)inße  Deitna^rt  er  ^ä)  ouSbrüÄi^  bogtgnt,  oIS  ob  n  boS 

etnfieit  unb  Stnfatfibett  [^le^t^in  (t&  Si  ludEvnj  „Sine"  füi  ttltiaS  SSernunftlofeS,  äiobteS,  ÜBefoi' 

Än^oüv,  dnAoüfTTciTov  äita'vruiv)  [ein  müRe,  unb  lojes  ^Ite,  unb  behauptet,  baSfelbt  fei  bic&n^ 

eil^tbt  babuTc^  bie  ©otteSibee  übet  tebnt  feOift  bQeUeben)emünfttQe,UebeTtDtfentIid^t,Utbnfdlcti- 

ttgenbloic  gtbai^tcn  ©egenfab  ^inauS,  fogai  bis  bige,  t$  fei  fcgar  baS  Uebei-Sine,  Uebtt-Sutt; 

übet  ben  SeQtiff  ber  ffiemunp  (voüc) ;  btnn  ^ier  Utber-Sc^flnt  (t6  6nef^"Ev,  ön^eqaO^v,  &m^ 

jet  no(^  eine  SUKibeit,  nämlic^  gifenntnifetl^ätig-  oümov,  6^ipxaXov),  eine  in  j^j  lelbp  abfolnt 

feil  (vÄjmc)  unb  ferlenutniÖDbitct  (voTj-rfv)  tot-  glüdfdige.bebürfiri&lDfc,  eine  mit  niqlBaulett^ii 

Rauben,  ©o  fc^raubl  tt  in  hdi^  ^b^eiem  ®rabe  ju  oeigleid^enbe,  fru<^tbate,  ISnigli^t  unb  Ueföi* 

als  ber  3ube  ^^ilo,  ^himeniuS  u.  ^.  bie  %ianä-  |ofte  @int)eit  unb,  tote  itiir  fagtn  toüriwn,  bie  ab> 

fcenbeng  bcS  ,@tntn'  fogai  bis  über  ieglii^eS  @etn  folute  IßeifSnlii^feit,  Don  einet  uuauSft)T«4Itil|K^ 

unb  2)enFen  binauS,  toie  eS  auf  ben  erften  Süd  fii^tanttnlolen,  über  SRoum  unb  3"^  ed^fwmn 

erfdEieint  bis  }ui  in^alttofeften  3(bStcact^eit.  ®a3  iStad^t.     Slteft  Uf   unb  Uebeima^  (Auva{juc 

böd^fte  „Eine"  bot  xuti^  SßloHn  nebet  Sietnunft  ^  Kpt&ti],  (leiwnj,  Sjam  xal  ätcXetoj,  6it«p-äd- 

noi^  aSilten,  mebet  Seben  noiii  ©ein,  eB  ip  obue  vaji«)  terbatrt  tn  fliib  felbft  tmig  unb  unUKmbtI> 

ßnerflie,  o^ne  Sugenb,  o^ne  Stenge,  o^ne  ©lö^e,  bar.   ©leiii^tiiDbl  obre  bringt  fte  aüeS  Sein  loA 

oftne  ®efiait,  [ogar  otine  ©^^bfibetirufilfein;  autb  £eben  in  ben  Sreahirenbenor,  trägt  unb  ^pc; 

niij^t  3a^[enein^eit  ip  tS,  benn  alle  biefe  Attribute  benti ,  obmo^l  f dEiIecbtbin  tranSctnbtnt  fibä  bot 

nnbetfpre^en  fomobl  feiner  abfoluten  6infai$b"t  SBelloQ  unb  gor  nicbtS  Don  allem,  tiiaS  in^  % 

dCS  auäi  fetner  DoDtommenen  ©clbftgenügfamfeit.  ift,  notint  fte  bennod^  mit  i^ttt  Ißnigli^  iSratn- 

S)a3„@ine"ift  abfolutDetfi^itbenDononttn,  tcaS  uiart  oOm SQieftn  inne  unb  bun$bttngt  out.  2)ol 

Quget  iboi  ba  ift,  eS  ift  ein  SBefen  einzig  in  feiner  iß  ber  ©otteSbtgriff  SßlotinS,   toie  er  fid^  ans 

Sltt  (i^ovoeiEcc),  unb  getabe  be^b^Ib,  ttieil  ja  alle  ben  Detfc^ttbtnen  ©teilen  confhuimt  lö^t  Me  ^ 

unfere menfd^tiditn Segriffe t)on ben enblic^en2)in-  Ennead.  1,  7,  o.  1;  2,  9,  o.  i;  3,  8,  o.  9; 

gen  abstia^irt  ftnb,  ntiaben  ubtt  d&t  SStnennun-  5, 3,  c.  13. 14;  5,  4,  o.  1;  5, 5,  c.  10. 11,  gca^ 

gen  unb  (Signtfd^aften,  übet  iegli^e  Siebe,  jeben  befonbeti  aber  in  ber  Eniiead.  6  finben;  bud 

Segriff  unb  {ebe  SBiffenf^aft  (6,  9,  o.  5 ;  "O-^atui  ^anbeln  namentlid^  ^Ibbanblung  G — 9  auSfä^tÖ^ 

ftiv  xiiT*  ilrtOstai  oäSkt  Trpoc^xov),  mit^tn  un-  Übet  baS  „6ine"  (@ott). 
befiniibai  unb  obfolut  unouSfptei^ltd^  (äveföeov,       S)ie  beiben  SIngelpunttt  nun,  um  ukI^  bat 

öiä  xai  ä^^T^-zriv  T^  ilrfltia).  5Iur  burt^  nEgn=  gange  ©gftem  fid)  bre^t,  ftnb  bie  gioei  ^0^/% 

tioe  SBeftimmungeu  ip  fein  Sßefen  ciniafiiuofccu  mie  bie  SBelt  aus  hem  „ginen"  geworben,  mb 

ju  befi^reiben,  menn  man  nömli^  Don  itim  \aQf,  nie  berOtnfd^  gut  Sßereinigung  mit  @Dtt,  feinem 

ttuS  tS  nit^t  t^   !9BeiI  man  ftc^  inbcffen  bur<^  Iet)tcn  3i(I  unb  @nbe,  gelange  unb  feine  uxi^ 

bie  ©prai^e  botüber  DerpSnhigen  mu&,  fo  gibl  ®[ü(ffelialeit  finbe,   Sei  bet  SBeonttoörtung  bei 

unfei  Sßbilofopb   feinem  bö^ften  5|.lv!ncip  üiiiti  etfletn  grage  ift  eS  füt  ^lotin,  wie  oben  grfc^ 

bie  fc^on  genannten  poptiuen  tarnen,  inbem  et  eine  unantaftbare  SBabtbeit,  ba^  bie  gefammJc 

eS  bnS  „6ine",  ba§  „®ute"  unb  baS  „*lJrincip"  fic^tbate  unb  unfid^tbare  SBelt  bem  „Einen"  i^ 

(ipX^)  ntfnt,  etflätt  ahn  jugleid^.  bafi  aui!^  biefe  Safein  Derbanft.   Siegt  eS  jo  in  btt  91iitui  bei 

Flamen  bod)  leineSmegS  baS  SBefen  ©otteS  im  „Sinen",  nel^eS  gugleic^  bie  abfolule  ®ült  f^ 

eigenilid^en  ©inne  (xupW)  bejei^nen,  fonbetn  netbloSmitjutbeilen unb, loäbtenbeSf eiber f(^it4t 

nur  analogen  Sertb  b^ben  unb  @otte@  Segiebung  bin  bebürfnifiloS  ip  unb  in  untDanbetboret  <mfm- 

gu  ben  au|etg5ttlic^en  S^ingen  anbeuten  (xaö'  ou  get  Stube  oetbartt,  allen  ©ttMen  beS  ©einS  Sa> 

i|iEÜSai  lat  Ev  eIvoi,  oü  [i^  lö-jo^,  fiTjöi  iiuunr^p,T]).  ffin  unb  Seben  unb  lüIIeS  gu  oetleiben  (3, 8,  o.  9). 

©n  Derflüii^tiflen  jid^  unfecem  Sßbilofopb"!  fflbp  Mein  nie  benft  fid^  ^itotin  tiefen  ^togefe  btr  ^wr» 

biefe  roenigen  pofltiDen  S|Jtäbicale  gu  rein  relatiöen,  Dorbtingung  bet  SÖJelt  butdt)  boS  „ftine''  I  ;We(t 

[o  foft  negatiDen  Stftimmungen,  fobolb  et  fie  auf  grage  etfi^etnt  ibm  felbet  fo  fdinierig,  bafj  ei  nU(t 

baS  „Sine"  annenben  miK  ^nnead.  5,  4,  c.  1,  obne  inbtnnflige§®ebetgui@DttI)eit  fi^onf^idt 

et  5,  5,  o.  6. 13 ;  6,  8,  c.  8.  9 ;  6,  9,  o.  3.  6).  biefelbe  gu  beantraotten.  SunädbP  öetwa:^  et  9A 

@Ieii$nobI  iDärt  eiS  ein  großer  Snt^um,  nat!^  fol*  mit  größter  Sntfc^iebenbeit  gegen  aUe  ponfgc^ 

^en  f^einbat  paraboj  fltngenben  Sebnuplungen  fdben  %iotftcQungen.  melier  9ttt  fle  aiu^  imtnct 

ongimebmen,  haS  „eine"  fei  bei  *lJlotinelroaS9Jer-  fein  mögen.  iRidbt  blof;  ben  toben  aJIaterialiftnnt 

nunft-  unb  SBillenlofeä,  mie  man  oft  gemeint  bat,  ber  nichts  im  eigentli^en  ©inne  ©einige«  a» 

etna  eine  beiou||lIofe,  unmäd^ttge,  mefenlofe  mtb  ertenntnmiU,  meist  er  Don  uotnbeteinolSgebaidkl^ 

unperfi^nlidbe  iöionas,  ein  abfolul  leeter,  tobtet  loSab;  nid)t  minbet  nnDetftänbtg  etf^id  ibm 

Begriff.  ®ang  baä  ©egentbeil  ift  ber  gaÖ.  3ene  ber  5iantbei8mu8,  mag  et  (tcie  bei  ben  jonift^ 

befannten  btei  SBege,  mittelft  beien  bie  ©peculatton  $biI°Iopb^n)  n'^  ^qlogotSmuS  auftreten,  too  ®ott 

jut  Sefttmmung  beS  göttlittien  !ßiefenS  gu  gelangen  unb  SBelt  nad^  Analogie  beS  S^bierlebenfi  SinB  fiiäl 


197 


92eupIatoni8muS. 


198 


iKfiiebigt  \iSA\t,  bis  er  }u9mmoniud  SaftoS  lotn; 
bei  beifai  ^nbtid  rief  er  fogleid^  au8 :  „3)en  l^abe 
i4  immer  Qefud)t,  ber  ift  mein  ^onn!''    Slf 
3#e  lang  toor  er  nun  ber  roftloS  ftetitge  @(]^ü« 
ler  biefeS  StanneS,  bid  er  jid^  hn  3. 242  ober  243, 
um  bie  SteligumSpl^ilofopQte  ber  ^rfer  unb  3n> 
Der  famen  gu  lernen,  bem  Sw  ^^  ^aiferS  (Sor- 
te m  gegen  Werften  anfci^Io^.  918  biefe  (&i* 
pcbitum  miggludäe,  rettete  fid^  Biotin  bur(i^  bie 
^ßui^  nad^  llntiod^ia  in  ^^rien.  IBon  ba  ge- 
langte er  um  244  nad^  9tom,  eröffnete  bort  eine 
rigme  S^ule  unb  lehrte  foft  ein  SRenfd^enalter 
^urd^  mit  großem  Srfolge  bie  il^m  eigentpm- 
^t  ^IfiiD^opffit.  3u  feinen  }Q]^Iretd^en  Sd^ülem 
Bnb  Semunbereiti  gel^örten  !Dlönner  unb  g^rauen 
osS  ben  ffid^fUn  Stauben.  Siefen  Erfolg  üerbonlte 
f[Iotin  nid^t  blog  ber  Originalität  unb  ^ebeutung 
feiner  Gebanf en,  f oniie  bem  Umfang  f eined  SBiff en§, 
foBbem  asd^  feiner  f eltenen  Sel^rgabe  unb  Dor  allen 
Singen  feinem  gebiegenen,  Don  einem  l^ol^en,  reli- 
^ftttfid^  Srnfle  getragenen  Sl^arafter.  @eine 
fo^  Srfd^einung  mu^  in  l^o^em  ©rabe  liebenä- 
smrbig  unb  Dertrauenermedfenb,  feine  ©ittlid^feit 
ihr  jeben  3tt)eifel  erj^aben  gemefen  fein,  ^atte 
er  ho4  nad^  ^orpl^^r  in  aO  ben  26  ^al^ren  feines 
lömifd^  Sufent^atteS  aud^  nid^t  einen  Sfeinb  ge« 
)abt  Sogu  lam  feine  an  bie  ^Scefe  beS  ^^tl^a» 
goraS  crinnembe  SebenSmeife;  er  a|  nie  t^eifd^ 
nb  lebte  e^IoS,  um  gau)  ber  @))ecuIation  unb 
bm  SfifKgen  in  bienen.  Salier  erflört  fid^  bie 
bei  Vtamfyn  fafi  an  Sd^märmerei  grenjenbe  93er« 
e^omg  biefed  9RanneS.  äteid^e  g^i^tcn  moOten 
nr  i$in  bie  Srgie^ung  il^rer  JKnber  anoertrauen; 
Inbere  nahmen  il^  jum  Sd^iebdrid^ter  in  Sted^tS- 
rtxritig^eiten ;  STtand^e  aud^,  toie  ber  reid^e  Senator 
Xx)gatianu8,  ja  felbft  Domel^me  t$rauen,  t)erliegen 
bie  (Senüffe  ber  äBelt,  um  in  ber  Surüdfgegogen- 
^tt  feine   oScetifd^e  Seben§n)ei)e  nad^jual^men. 
^lotind  $]^iIofo))^ie  üerfolgte  in  ber  S^at  mel^r 
al§  fafI  oQe  frül^eren  ^l^ilofopl^enfd^en  Don  9ln- 
rong  an  bie  3:enben3,  nxä^i  blo^  Sel^noeiSl^eit, 
lonbem  aud^  SebenSmeiSl^eit  ^u  fein  unb,  au§  ben 
engen  @d^ran!en  ber  @d^ule  l^inauStretenb ,  im 
£cben  um  fid^  gu  greifen.  9ud^  ffaifer  ©aUienuS 
nnb  beffen  ®tmd^xn  Salonina  l^ielten  Biotin  in 
hüfyn  Streit,  unb  faft  toöre  eS  biefem  gelungen, 
mit  bcd  ftaiferS  Unterftü^ung  auf  ben  Xrümmem 
bnrd^  ffrieg  jerftörten  Stabt  in  Sampanien 
^^ilofopbmflofler  ober  eine  $]^iIofopl^enftabt 
jB  giäaiben,  bie  ben  9{amen  $IatonopoIi§  tragen 
nnb  nad^  bem  SRufter  beS  platonifd^en  Staates 
cmgerid^tet  ©erben  foüte,  —  ein  $Ian,  beffen  93cr» 
virflid^g  inbel  an  bem  äBiberftanbe  ber  faifer» 
&4en   Sat^geber  fd^eiterte.    3m  fpötem  9Iter 
b^ifdte  Biotin  forttt)a^renb  infolge  feiner  ftreng 
ototif^tn  SebenSmeife  unb  30g  fi($  beg^alb  na^ 
Cffi&iNnrifn  iwcnd;  ^xtx  ftarb  er  um  270  auf  bem 
Smibgirtf  eines  S(|äIerS. 

SRtt  ben  Spftemen  ber  frül^eren  gried)ifd^en 
S^fop^fi^en  »ar  Biotin,  mie  auS  feinen 
Streiften  ^orgel^t  burd^auS  üertraut,  unb  $or« 


pl^^riuS  bezeugt,  ba|  er  2lriftoteIeS  ebenfo  gut  mie 
^lato  gefannt  l^abe.  S3on  unöerfennbarem  gin- 
flu|  auf  feine  ^l^ilofopl^ie  ftnb  namentlid^  bie 
S(|riften  beS  9lumeniuS  Don  ^pamea  gemefen, 
baneben  mol^I  aud^  bie  beS  Suben  $l^iIo,  fomie 
$Iutard^  Don  Sl^öronea  unb  anberer  pi^tl^ago- 
räifirenben  ^latonifer,  meldte  man  alS  bie  SSor- 
löufer  beS  9leupIatoniSmuS  betrad^ten  !ann.  SRag 
^orpl^^riuS  in  ber  Siograpl^ie  feines  Sel^rerS  bie» 
fen  immerl^in  gu  ftarf  ibealifirt  l^aben,  unlöug- 
bar  ift  Biotin  eine  ber  ebelften  (Seftalten,  bie  unS 
im  Saufe  beS  8.  Sal^rl^unbertS  auf  l^eibnifd^em 
Soben  begegnen.  6r  mar  mol^I  geeignet,  ben 
ßbleren  unter  feinen  S^itgenoffen  ju  imponiren, 
unb  eS  mu|  begreif lid^  erfd^cinen,  ba^  ein  fol- 
d^er  ^ann  burd^  feine  ^l^ilofopl^ie  bamalS  unb 
fpöter  gro|e  Semunberung  erregte,  ja  Don  IBielen 
als  ein  gmeiter  ^lato  gefeiert  mürbe.  Selbft  9u- 
guftinuS  befennt  Don  il^m:  Os  illud  Piatonis, 
quod  in  philosophia  purgatisaimum  est  et 
lucidissimum ,  dunotia  nubibus  erroris  emi- 
cuit,  maxime  in  Plotino,  qui  Platonicus 
philosophus  ita  ejus  similis  judicatus  est,  ut 
simul  eos  yixisse,  tantum  autem  interest  tem- 
poris,  ut  in  hoc  ille  reyixisse  putandus  sit 
(Contra  Acad.  3,  18,  41;  Dgl.  Civ.  Dei  9,  10). 
3a,  Don  mand^en  Sa^en  $IotinS  l^atte  bief  er  gro^e 
JKrd^enlel^rer  anfangs  eine  gu  l^ol^e  9Reinung,  fo 
ba^  er  fi(|  fpöter  corrigiren  mu|te.  Seine  Se^re 
l^at  uns  Biotin  in  54  Übl^anblungen  l^interlaffen^ 
meldte  er  auf  Sitten  feiner  Sd^üler  erft  in  feinem 
50.  3a]^re  gu  fd^reiben  begann.  Sein  Sd^üler 
^orpl^^riuS  l^at  biefelben  nad^  bem  Sobe  beS 
SKeifterS  in  beffen  9luftrage  je  nad^  il^rer  9Ser- 
manbtfd^aft  gu  6  Sudlern  Don  je  9  Sbl^anblungen 
(gnneaben)  georbnet  unb  ftiliftifd^  Derbeffert,  ba 
Biotin  Dielfad^  incorrect  unb  bagu  bunfel  unb 
fäjmülftig  fd^rieb,  mie  eS  feine  tl^eofopl^ifd^c,  gum 
3H9ftifd^en  l^inncigenbe  fiel^rmeife  mit  fic^  hvad^tt, 
6in  eigentlid^eS  Softem  ift  in  ben  Snneaben  nid^t 
gu  entbedten. 

n.  ®er  5«eupIatontSmuS  ^(otinS  ift  in 
feinen  ©runblinien  furg  folgenber.  SGßie  ^(ato,  fo 
nimmt  aud^  Biotin  au^er  ber  Srfd^einungSmcIt 
als  felbftDerfiönblid^  eine  überfmnlid^e,  intefligible 
aSelt  (x6<jjjLoc  voT]T(5c)  an.  Sßä^renb  jener  aber 
als  le^teS  ^rincip  an  bie  Spi^e  feiner  3beenmelt 
ben  göttlidjen  vouc  ober,  maS  bei  il^m  baSfelbe  ift, 
bie  3bee  beS  ®uten  (^  tou  d^adou  Ma)  fteflt,  ber 
ßrfd^einungSmelt  bagegen  bie  emige,  ®ott  coeji» 
ftirenbe  3Haterie  gu  ©runbe  legt,  ftatuirt  Biotin 
als  Urgrunb  aUeS  SeinS  bie  ©ottl^eit,  meldte  er 
DorgugSmeife  „baS  6ine"  (tö  "Ev),  faft  ebenfo 
l^öufig  aber  aud^  baS  ®ute  (t6  d^aö^v)  unb  ^rin- 
cip  ((ipx>i)  ober  baS  Srfte  (t6  ::pü>Tov),  biSmeilen 
fogar  irpwToc  Oe6c  nennt  unb  leitet  Don  i^m  alle 
SBeltmefen  ol^ne^luSnal^me,  nidjtblo^  bie  intelligible 
SDäelt  mit  bem  l^ödjftcn  vouc  an  ber  Spifee,  fonbcm 
aud&  bie  6rfd)einungSmelt  unb  felbft  bie  Materie  ab. 
Sein  Softem  ift  bcmnad)  ftreng  monoll^eiftifd^,  unb 
in  biefer  Ueberminbung  beS  ©ualiSmuS  liegt  ein 


199  Ütcuplatonismufi.  200 

^amfleriftifii&H  gottfc^ritl  ber  plnlinif^m  !p^ilD'  Ju(^t,  bie  via  remodonis  (negationis),  Mc  to 

lop^ie  (legenubet  bei  ))IatDnifc^-i:in[Joleli|(^en,  }a  cauealitatiBunbBupereminenti&e,ftnbi]^f40R 

bet  gtiommlm  bisherigen  ©peculation  ber  ®rie»  je^r  Reläupg.  Siai^bem  er  au.\  ne gatioe  SScife  bot 

^n.  3)abei  ge^t  er  Don  ber  an  |ii$  nötigen  iOor-  SoHeSbegri^  I&utetnb  gu  defUminni  Mifu^t  ^(A, 

auSfe^ung  auS,  ba|  bai  Urprinop  oQer  S)in8e  Dertoa^ri  er  ft^  anSbiädtic^  bagegen,  alSo6nbaS 

etn^eit  unb  ginfail^tictt  fd^Ied^t^tn  (-ci  äi  ncfvn]  „Sine"  fiii  etwas  ^entunftlofeS,  Xobtefi,  äBeftn- 

Än^oüv,  äirXoütrraTov  iira'vruiv)  fein  müRe,  iinb  Infes  ifaltt,  unb  fie^ouptet,  boSfelbe  (ei  uielm^ 

ergebt  babutc^  bie  OotteSibee  übet  leben  felbft  ba8Ue6en)emünfttge,Uet>eittiefentIi^,UebfdebtR- 

iiQenbniie  gebauten  Segenfal  ^inauS,  fogar  bie  btgc,  eS  fei  fagor  ba8  Uebei-Shte,  Uefiet-OBt^ 

über  ben  äBegtiff  bet  aSemunft  (voüc);  benn  ^ier  Ueöer-Sii^äne  {t6  6irEp-"Ev,  ^j^tparjabiv,  6wp- 

jei  noc^  eine  3nci^t  nämlid^  Srlenntnifetl^ätig-  oünov,  6^ipxaXov),  eine  in  jiq  felbp  oBfontt 

feit  (v^ok)  unb  «ttenntni^obiect  (voTj-rfv)  tot-  glödfriige,bebfirfnt|lDft,  eine  mit  nic^täQuIeti^B 

^nben.  @o  fi^raubt  et  in  noi^  ^ü|ietem  ©tobe  ju  nergleic^enbe,  frutiitbare,  löniglid^e  unb  tDcfeRB 

als  ber  3iibe  IJJ^ilo,  ÜlumeniuS  u.  91.  bie  SlianS-  ^of  <  'Sin^eit  unb,  wie  mir  fagen  mürben,  bie  ob* 

fcenbei^  beS  .€tnen"  fogar  bis  über  ieglii$e3@ein  (olute  ^erfSnlid^fcit,  Don  einer  unauSfpn^lIi^c^ 

unb  3)enten  ^inauS,  Wie  tS  auf  btn  ei^en  EBlid  jt^ronfenlofen,  über  ERoum  unb  ^ät  erl^boKii 

trfdifint,  bis  gur  tn^attlofe^en  ^bätract^eit.  S)a3  aotaäit     ^iefe  Ur-  unb  Uebenna^t  (iüvajut 

^öti^fte  „gine"  fytt  na^  ipiotin  Hiebet  SBetnunft  ■^  itpÜTT],  [aetwo],  äipaToc  xaläidE-roc,  6inp-Äu- 

iu)4  Seinen,  nebet  Scben  noU)  ©ein,  eS  ift  o^ne  vatxK)  Der^orrt  in  fi^  felbft  enig  unb  unnaiibcl- 

ßnetgie,  o^ne  Sugenb,  o^ne  ©renje,  o^ne  ©rö^e,  Bar.   ©leii^roo^I  aber  bringt  pe  aUtä  ©ein  unb 

o^ne  iSeftalt,  jogat  oW  ©«IbfibetDu^tfein ;  aud^  ßebtn  in  btn  greatiirral&erBor,  trägt  unb  WBP*; 

nic^l  3a^Ieneint)eit  ift  eS,  benn  aüe  bief e  Attribute  benn ,  obwohl  f d^Ied^t^in  tronScenbent  übet  bol 

nibetfftec^en  fonobi  feiner  abfoluten  €infai^^eit  SBeltall  unb  %«  nichts  uon  allem,  unS  an|tt  % 

oIS  aui^  feiner  DoOtomnienen  ©tlbftgenügfantCeit.  ift,  mobnt  fie  bennu^  mit  i^iet  löniglt^  @»n- 

S)aS  „@ine"  ift  abfolut  oerfd^eben  Don  aCem,  wa%  roott  oQen  SBefen  inne  unb  but^bringt  oOe.  vot 

äuget  i^m  ba  ift,  e§  ift  ein  SQefen  einjig  in  feiner  i^  bet  @otle§begnff  ^lotinS,   tote  ei  fld^  anl 

?lrt  (p>voei6ec),  unb  gerabe  befittofb,  meil  ja  aDe  ben  üerfc^iebenen  ©teilen  confttuiten  U^t  bte  fU^ 

untetemenfii6ni!)enSegriffeDDnbenenbIiii^en3)in'  Ennead.  1,  7,  o.  1;  2,  9,  o.  1;  8,  8,  o.  9; 

gen  abstta^itt  finb,  et^obrn  übet  alle  Sentnnun*  5, 3,  c.  13. 14;  5,  4,  o.  1 ;  5, 5,  o.  lO.  11,  guiq 

gen  unb  Sigenf^aften,  über  ieglid^e  {Rebe,  jeben  befonbetS  aber  in  bei  Eniiead.  6  flnben;  bnl 

Begriff  unb  jebe  SßJlffenfd&aff  (6,  9,  c.  5 :  'O-opx  ^onbeln  namentlt^  «b^anblung  6—9  ouSffil^tnit 

jtiv  xat'  (äX'^&Eiov  oüBJv  npojijxov),  mithin  un-  übet  hnS  „6ine"  (©Ott), 
beflnirbat  unb  abfolut  unauSfptei^li^  {ivLlSeoi,       Slie  beiben  Slngelpunlte  nun,  um  toeli^  boS 

fiii  xal  (fffi^Tov  T^  iXirjÖEfa).  Dluc  butc^  nega-  gange  ©qftem  fid&  bte^t,  ftnb  bie  gmei  S^got, 

ttoe  Sepimmungtn  ift  fein  iffiefen  iinigcniiaten  tote  bie  äßelt  auS  bem  „Sinen"  geworben,  mdt 

ju  befc^reiben.  Wenn  man  nämlicb  ton  i^m  fagl,  wie  bet^enf^  jut üSeteinigung  mit  @ott,  fettuni 

noB  es  nicf|t  ift,   SBeil  mon  fid^  inbeffen  haö)  legten  3iel  unb  ISnbe,  gelange  unb  feine  ux^R 

bie  ©ptad^e  horübet  Detftänbigen  niu&,  fo  gibt  ©lüdfeligltit  finbe.   SBei  ber  ^Beantwortung  btr 

unfef  ^^itofopli   feinem  böc^ften  SPrintip  oud)  erlern  ijiagt  ift  eS  für  pottn,  wie  oben  grfotft 

bie  fc^on  genannten  pDfltioen  i^amen,  inbem  et  eine  unantaftbote  SBa^i^eit,  ba^  bie  gefanriBli 

es  ba§  „6ine",  baS  „©ute"  unb  baä  „^rincip"  fic^tbare  unb  unfit^tbate  SBelt  bem  ,6inen'  tÜt 

(dp/TJ)  nennt,  etllärt  aber  juglei^,  bog  an^  biefe  S^afein  uetbunlt.  Siegt  ee  ]a  in  bei  ^aba  bei 

jlamen  boc&  leineSWegS  baS  Sffiefen  ©otteS  im  „ginen",  meld^eS  gugleic^  bie  obfolute  ®ätt  t^ 

eigentlichen  ©inne  (xupduc)  bejeit^nen,  fonbem  neibloSmitjut&eilen  unb,  roäbtenb  es  fettet  fd^fa^h 

nut  Dnofoiien  äßertb  ^iben  unb  ©otteS  SejitÖuna  ^in  bebütfnifelDS  ifi  unb  in  unwanbelboter  aDfdU 

}u  ben  auletgöttlid^en  ®ingen  anbeuten  (xatf  oG  get  SRube  üet^arrt,  allen  ©ttömen  befi  ®ttnS  üa* 

|eüSoe  xot  Ev  eIvoi,  oü  jii]  l6ioi,  ]Ar]SJ  Jnurrnji-Ti),  fein  unb  Seben  unb  9it(e§  gu  terlei^en  (3, 8,  o.  9). 

©0  DerfludEitigen  ^ä)  unferem  5Jt|ilDfnp^en  fetbft  Meiniuiebeirft  ficöltilotin  hiefen^tojefebetftet« 

biefe  menigcnpofitiBenSptäbicateäu  rein  relatioen,  ootbringung  ber  SBcIt  bur^  baS  „Sine"?  SiA. 

[Q  faft  negatiöen  Seftimmungen,  fobalb  er  fie  auf  Stage  erfi^eint  ibm  felber  fo  fi^roierig,  ba|  er  nUgt 

baS  „Sine"  onmcnben  will  ^onead.  5,  4,  o.  1,  o^ne  inbrünftige3@ebetgut:@ottt|eit  fl^  anf^Ut 

et  5,  5,  o.  6.  13;  6,  8,  c.  8.  9;  6,  9,  o.  3.  6).  biefelbe  ju  beantworten,  dunä^ft  DtrWo^rt  eiÜ 

©leiebmo^I  wäre  eS  ein  gtogei  ^^^uw,  naä)  fol-  mit  gro|ter  Sntfd^iebenfieit  gegen  olle  pan$ei|H> 

ä)m  fd^tinbar  pataboj  flingcnben  ^ebauptungen  fc^en  SJoiftclIungen,  weld^et  ^tt  fie  au^  immtt 

onjunelimen,  baS  „Sine"  fei  bei  Biotin  etwas  Siez-  fein  mögen.  91i(^t  blofi  ben  toben  {DlaterialiBmidL 

nunft'  unb  SBiUenlofeS,  wie  man  oft  gemeint  ^at.  bet  nid^ts  im  eigentli(^en  ©inne  ©eifliget  an>  - 

ttioa  eine  bewugtlofe,  unmäd&tige,  wefenlofe  unb  erfennen  will,  weist  et  Bon  ootn^etein  als  gebaitfo^ 

unpetfbnlic^e  51JtonaS,  ein  abfolut  leeiet,  tobtet  loSab;  nic&t  minbet  unoetftänbig  etfc^nt  i!^ 

SBegriff.  ©anj  baS  ©egentlieil  ift  bet  gaQ.  3ene  bet  Spant^eiSmuS,  mag  et  (wie  bei  ben  jont^ai. 

betannten  btei  äüege,  mittelft  beten  bie  ©peculation  ^^ilofoplien)  als  ^glojoiSmuS  auftreten,  Uk)  @ott 

jut  ffleftimmung  beS  gätllic^en  SÖJefenS  ju  gelangen  unb  Sßelt  nad^  Slnalogie  beS  S(|ietW»tnB  SinS  fbA 


201 


92eu))IatoniStnuS. 


202 


Bnbfi^  in  cmanber  tote  Seele  unb  Selb  üerl^oUen; 
cbcr  olft  trctnfieunter  ^ßontl^eiSmuä  im  @inne  ber 
Stoihr,  iDctd^  bie  (Sottl^eit  gmat  ofö  bie  @eele 
bcr  9Bdt  anfa^n,  ober  barüber  l^maud  il^r  no(i^ 
eil  eigenes  Sebeti  guerforniten;  ober  auä)  olS  b^« 
«nrifd^  ^ntl^eidmud,  fo  ba^  bie  Sßelt  ft(]^  3U 
Qor  Mtm  Uxfad^  Derl^ielte.  toie  ber  Saum  ^u 
fän  9Biit)c(,  ber  @trmn  )u  feiner  OueQe.  ®&enfo 
Mrig  J^nlbigt  Biotin  bem  ßmanattSmui,  ber  im 
9t9äbt  bo4  mel^  ober  toeniger  mieber  auf  $an« 
getauft  ^faumdlftuft,  inbem  bie  (Sefd^öpfe  ent- 
iRber  bmi^  eine  SJ^eilung  ober  infolge  innerer 
bofotioii  ber  göttlid^en  ©ubftanj  afö  ein  ^u8« 
M  ober  eine  SluSfiral^Iung  ber  göttlici^en  SQßefen- 
Ittt  felbp  betrautet  merben.  Biotin  ift  alfo  bem 
^mt^ettmuS  in  jeber  t$orm,  anä)  in  ber  be3  Q^ma« 
Mtümiti^  grom  unb  belömpft  il^n  in  ben  ungmei» 
batigßen  SebeUKubungen  bei  jeber  ©elegenl^eit. 
Sie  6ö|e  Ennead.  5,  5,  0. 18:  Tirip  tgcutgc  2u)v 
hoLWK  TouTcuv  arxioc,  ^^  (i»^  a^T^C  raura,  unb 
6,  9y  e.  3:  Fewi^tix^j  ifÄp  f)  too  'Ev6c  ^ootc 
MO8  Ta>v  icavTfDv,  o^6ev  lanv  a^Tcuv,  gelten  il^m 

neSsiomala  unb  feieren  on  l^unbert  SteOen  toie* 
ko.  Bcifl^^CH  bie  (xmtl^eiftifd^en  äBal^noorfteOun« 
in  txgenbtoie  auf  SBal^rl^eit  fo  göbe  ed,  f agt  $Io» 
tk  übt^aapi  fein  le^teö  $rinctp  ber  Sßelt  benn 
dg^  imn  Segriff  beS  $rinci))8^  ba^  eS  fc^Ied^t- 
Incäifa^iinbttntl^eilbar  fei(T6  dl  iravnr)  drXouv, 
IdbooTcaTov  diroEvrojv),  jugleid^abfolutoerfci^ieben 
malleni,  bcffen  $rinci))  e8  ift  (xal  icavrcuv  ^repov 

A  (irc^  a&T6  . . .  oö  jtejitYiJLevov  toic  öIt:'  auToo, 

fimead.  5,  4,  c.  1 ;  Dgl.  6,  5,  c.  8).    Mein 

lu^  blo^  ber  abfoluten  Sinfod^^eit  utri)  Xrand« 

jcataq  bc8  «Sinen"  miberfpred^e  ber  ^antl^etS« 

ni«.  fonbem  au(i^  ber  Don  Biotin  fo  fd^arf  beton« 

tti  gpivt]^  ber  Demünftigen  Sreatur,  inSbefonbere 

M  Kcnfci^en.  9u|er  anberen  ©teUen  (Ennead. 

1, 8,  c.  2,  et  5, 5, 0. 9)  ift  e§  namcntlid^  ba§  erfte 

ob  ai^tt  Sud^  ber  britten  Snneabe,  toorin  Biotin 

haxd^  mehrere  StapM  aBe  pantl^eiftif d^en  unb  ema« 

■atifüfc^  3:^eorien  befömpft.  Sinige,  filiert  er 

aa§,  Ictten  alle  2)inge  oon  bem  Ie|ten  $rinci|)  fo 

tb,  bag  fie  badfelbe  fid^  in  ba§  M  gleid^fam  er» 

gifpoi,  ober  aber^  toxt  ben  Saum  au§  ber  2Bur5eC 

«ie  einen  lebenbigen  Organismus  aus  bem  6m- 

Iqo  fid^  cntaideln  laff en ;  barauS  folgern  fte  bann, 

bo^  bie  crfie  Urfad^  baS  Unioerfum  nid^t  blog  be« 

ttcgt  fonbem  i^rer  SReinung  nad^  fogar  aEeS  Sin» 

yiiK  tmxfL  fjfiüum  nennen  fte  biefen  Mben)eger, 

htm  fie  bann  aud^  unfere  eigenen  ©ebanfen  unb 

{^oobiiingen  oIS  Oon  il^m  gemirlt  gufd^reiben,  ge» 

Bie  bd  einem  lebenbigen  Organismus  bie 

nid^t  Don  ftd^  felbft,  fonbem  oon  bem  im» 

SebenSprincip  in  Semegung  gefegt  mer- 

Süzond  mfirbe  aber  folgen,  ba^  mir  uns 

WP  sii^  nie^  gel^örten,  ba^  mir  felbft  nid^t  mel^r 

mib  ^nbelten,  fonbem  ein  anbereS  SBefen 

Unb  bo4  e^iftirt  ein  Seber  oon  unS  als 

^ßerfdnlid^feit.  bie  f elbf}  benft  unb  l^an» 

3ä)er  mu|  für  feine  guten  toie  böfen 

Idbf iiiigi  II  oetontttortlid^  bleiben,  unb  am  aQer» 


loenigfien  gel^t  eS  an,  fflr  feine  fd^Ied^ten  Xl^ateu 
ein  SlleS  mirtenbeS  $rincif)  oerantmortlid^  }u  ma» 
d^en  (3, 1,  c.  2—4,  et  8,  8,  0.  9. 10).  ^reilid^ 
bie  ^eroorbringung  ber  äBelt  burd^  (Sott  gu  be* 
fdftreiben,  ift  Biotin  nad^  feinem  eigenen  (Seftänb- 
ni^  unmöglid^.  Salier  nimmt  er  pr  Süberfprad^e 
feine  Suflud^t.  SBic  baS  geuer  bie  SBärme,  ber 
@d^nee  bie  ftölte,  mie  buf  tenbe  Jhöuter  unb  @alben 
SBol^Igerüd^e  auSftrömen  laffen,  mie  ber  @trom  beS 
fiid^teS  oon  ber  @onne  auSgel^t,  äl^nlid^  lann  man 
ftd^  ben  Ausgang  aller  SBefen  oon  ®ott  oorfteüen, 
mobei  man  aber  nid^t  oergeffen  barf,  bafe  biefeS 
aBeS  nur  Silber  ftnb  unb  ba^  aSe  SorfteOungen 
oon  einer  Seit  Semegung  unb  Seränbemng  in 
©Ott  f emgel^alten  merben  muffen.  Senn  baS  l^öd^fte 
„6ine"  (®ott),  felbft  o^ne  Urf<)mng,  inbem  eS 
aflm  SBefm  il^r  SDafein  oerleil^t  (annoc  too  xal 
eTvai,  5, 1,  0.  5),  oerliert  babei  bod^  nid^tS  oon 
bem  ©einigen,  fonbem  in  unmanbelbarer  SRul^e  in 
fid^  felber  bel^arrenb,  fd^afft  eS  baS  %ti,  unb  gmar 
oon  Sn)igfeit  l^er,  meti  eS  unbenfbar  ift,  ba|  baS 
,,@ine"  nid^t  immer  l^eroorgebrad^t  ^ötte,  maS  eS 
gu  geben  oermag  (1,  6,  0.  7;  8,  8,  c.  9;  5, 1, 
c.  5  et  6  a ;  5,  2,  c.  1).  S)ie{e  ^eroorbringung 
bcr  SBelt  beruht  nun  meber  auf  einem  freien,  no^  auf 
einem  notl^ioenbigen  Scte  ©otteS,  benn  berartige 
Seftimmungen  fmb  nad^  Biotin  auf  bie  ©ottl^eit 
überl^aupt  nid^t  anmenbbar,  eS  fei  benn  in  bübli^er 
SBeife  (xpoiuxcoc ;  ogl.  6,  9,  c.  6 ;  6,  7,  c.  88). 
® er  aWöglidifeitSgrunb  für  bie  gntftel^ung  bcr  SBelt 
ließt  nad^  $Iotin  in  ber  unenblid^en  ^ad^tfüUe 

(duva^ic  aiteipoc,  ßu9a6dev  aTceipoc)  ©ottcS,  bie 

iebeS  S)en!en  überragt.  Sermöge  biefer  lann  er  als 
baS  fd^Ied^tl^in  oottfommene  SBefen  anbere  SQSefen 
niebcrer  9lrt  l^eroorbringen,  ol^ne  oon  feinem  etgc« 
nen  SBefm  ettoaS  gu  Oerlieren  (6,  5,  c.  12;  5,  1, 
c.  5,  et  5,  2,  c.  1 ;  3,  9,  c.  8:  nXTjpouv  o5v  Set 
a^zh  [sc.  t6  '^Ev]  xal  iroteiv  Travra,  oöx  slvat  toc 
iravra,  S  TroteT;  ogl.  1,  8,  C.2).  S)en  SBirflidjfeitS« 
gmnb  aber  für  bie  grfd^affung  ber  SBelt  pnbet 
Potin  in  ber  9JaturbeS  „ßinen",  »eil  eS  gugleic^ 
bie  abfolute  ®üte  ift,  ber  eS  eignet,  neibloS  mit» 
gutl^eilen.  SKit  anberen  SBorten :  Biotin  Ijai  fid^ 
bie  ©ntftel^ung  ber  SBelt  burd^  einen  ©d^öpferact 
ber  göttlichen  Slümad^t,  alS  eine  ©d^ö<)fung  aus 
5Jid&tS  gebadet.  2)ie6  ift  eine  not^menbige  Son:« 
fequeng  feineS  ©t)ftemS.  SDenn  menn  bie  gange 
SBelt  oon  unb  burd^  ®olt,  aber  auf  feine  Säeife 
aus  feinem  SBefen  ^eroorgebradjt  ift,  fo  bleibt  nur 
übrig,  ba^  fic  burd^  feine  ^lümac^t,  bie  |a  nad^ 
Biotin  eine  unenblidje  unb  fd^ranfenlofe  ift,  mit 
mir  fagm,  aus  5Rtd^tS  erfd^affen  fein  mu^.  2)a]^er 
ift  eS  unrid^tig,  mcnn  S^Her  in  feiner  ^^ilofopl^ic 
ber  ©ried^en  (8. 5lufl.,  III,  2,  Seipgig  1881,  507) 
ber  lanbläufigen  biSl^erigen  9Keinung,  als  l^abe 
Biotin  ber  ßmanationSlel^re  gel^ulbigt,  gmar  nid^t 
mel^r  beipflid^tet,  bagcgen  meint,  eS  fei  oiefleidjt 
rid^tiger,  bie  plotinifd^e  Seigre  als  einen  b^nami« 
f^en  ^antl^eiSmuS  gu  begeid^nen.  §at  ^lotin  ben 
?luSbrudt  „aus  5Wid()tS  exfd^affen"  aud^  nidfet  ge- 
brandet, fo  l^at  er  il^n  eben  nid^t  gefannt  ober  oiel» 


208 


9leu))Iaton{Smu8. 


204 


tne^r  fid^  biefer  (i^riftUci^en  SuSbtudfämeife  nid^t 
bebienen  mollen,  abgefel^en  baDon,  ba|  bie  grie» 
i^\]ä)t  Sprad^c  einen  flgirten  SerminuS  für  baS, 
maS  wir  mit  „erfd^affen"  bejeid^nen,  nid^t  l^atte. 
9l6er  bie  @ad^e  ift  bei  Biotin  üorl^onben,  unb  eS 
fel^It  bei  feiner  ©arftellung  feines  ber  toefenttid^en 
ÜRomente,  meldte  ben  ©d^öpfungSbegriff  conftitui» 
ren,  menngleid^  }ugegeben  merben  !ann,  ba^  unfer 
$l^Uofop^  fid^  bis  }ur  DoIIen  Steinl^eit  be§  d^rif}» 
Iid)en  Sd^öpfungSbegriff  eS  nid^t  buri^gerungen  f^at, 
unb  jioar  nid^t  blo^  infofern,  als  er  bie  ffitoigfeit 
ber  ^elt  lel^rt,  fonbem  nomentlid^  aud^  bo,  mo 
eS  fid^  um  bie  S)arfteUung  ber  Sd^öpfung  im  @in- 
}elnen  l^onbelt.  ®a§  erfte  Don  aQen  äßefen  nöm» 
lid^,  bie  bem  „Sinen"  il^r  SDafein  öerbanfen  (5, 

1,  0.  5:  [deöc]  6  a?Ttoc  too  xal  eTvat  xal  tcoXüv 
etvat  TOüTov  [sc.  vouv]),  ift  ber  l^öd&fte  vouc,  ba§ 
DoÜfommenfte,  jebod^  nid[)t  obaquate  ^bbilb,  gleid^* 
fam  ber  ^bglanj  beS  „Sinen",  ber  x6(jjjloc  vot)t6c 
beS  ^lato,  in  populärem  ^uSbruä  Don  Biotin 
bisweilen  SeoTepoc  ^e6c  genannt.  ®er  vouc  ift 
ber  Sräger  ber  il^m  immanenten  Sbeen  unb  bal^er 
l^öd^ftcS  Urbilb  ber  fid^tbaren  SOBelt.  2)urd^  Ver- 
mittlung beS  vouc  wirb  bie  ©eele  (^^yr^)  erfd^affen, 
meldte  nad^  bem  Sinen  ba§  2)ritte  ift,  bie  Sßelt» 
feele  ^lato'S,  eine  immateriefle  ©ubftang  unb  baS 
9lbbilb  beS  vouc,  wie  biefer  be§  „ginen".  93on 
bem  „Sinen"  bis  jur  Seele,  fagt  Biotin,  rcid&t  baS 
(SöttUd^e,  b.  ]^.  baS  Unwonbelbare,  bie  unftd^tbare 
SBelt,  bereu  ©piegelbilb  baS  fid^tbare  Uniöcrfum 
ift.  ©aS^Ev,  ber  vouc  unb  bie  ^uyi  Silben  jene 
oftmals,  jebod^  mit  Unred^t  gefeierte  plotinifd^e 
SriaS,  worin  ^and^e  baS  d^nftlid^e  XrinitätS» 
m^fterium  ju  ftnben  üermeintcn.  3«  SBal^rl^eit  ift 
nur  eine  gewiffe  au^erlid)e  Sel^nlid^feit  barin  ^u 
finben,  ba  nad^  bem  Sufc^mmenl^ang  beS  pIotini= 
fd^en  ©^ftemS  fowol^I  ber  vouc  alS  bie  ^ux^  nidjt 
aus  bem  SQBcfcn  bcS  „Sinen",  fonbem  nur  bie 
erften  unb  öornel^mften  Kreaturen  ber  göttUdjen 
5inmad^t  ftnb.  Vermittels  ber  SBeltfeele  wirb  bie 
SieH^eit  ber  ©eelcn  gejd^affen,  weld^e  nid^t  Il^eile 
berfelben  fmb,  wol^I  aber  gu  il^r  in  Segicl^ung 
ftel^en,  weil  fie  bie  l^öd^fte  üon  allen  ift.  Biotin 
unterfd^eibet  brci  fflaffcn  öon Seelen:  1.  bie  gött« 
lid^en,  nämlid^  bie  Seelen  ber  ©eftime,  weld^e, 
wie  eS  aud^  bei  ben  fräl^eren  ^l^ilofop^en  meijt 
ber  tJctll  ift,  olS  belebt  gebadet  werben.  §ier  fd^uf 
fid^  Biotin  in  feinem  fonft  flreng  monotfeifiifd^en 
Stiftern  einen  bequemen  SlnlnüpfungSpunft  für  ben 
pol^tl^eiftifd^en  SoIfSglauben,  benn  biefe  Stern- 
götter  ftnb  bie  ©ötter  ber  gried^ifd^en  SReligionS» 
m^tl^en;  2.  bie  bämonifd^en  Seelen,  bie  in  ber 
irbifd^en,  fublunorifd&en  Kegion  in  ätl^erif d^en  Sei- 
bem  als  Halbgötter  (®ämonen)  il^ren  Si|  l^aben ; 
3.  bie  SWenfd^enfeelen.  ©urd^  bie  SBeltfeele  bringt 
baS  „gine"  enblid^  bie  gefommte  jid^tbare  ffielt 
beröor,  oud^  baS  Subftrat  berfelben,  bie  wefenlofe 
SDlaterie  (jjl^  ffv).  Sie  ift  baS  Se^te  auf  ber  Stufen* 
leiter  aller  SBeltwefen,  weld^e  gleid^fam  in  concen» 
trif d^en,  immer  weiteren  ftreifen  burd^  bie  UeberfüIIe 
ber  göttlid^en  Stllmad^t  in'S  S)afein  gerufen  worben 


ftnb.  SDaS  aßeltgonje  ift  Don  Swigfeit  l^r^  eS  ifl 
ein  großer,  lebenbiger  Organismus  t)on  DoSenbeter 
Sd^önl^eit,  beffen  wutri)ert)one  Harmonie  ^lotrn 
nid^t  genugfam  bewunbem  lann.  lieber  bem  Uni« 
Derfum  waltet  bie^HeS  letdenbe  göttUd^SSorfel^ung. 
9htr  Xl^oren  Dermögen  biefeS  gu  lougnen,  inbem 
fie  entWeber  Don  3uf aO  ober  Don  einem  b5fen  ^ßritt- 
cip  reben,  bem  fte  bie  Sd^öpfung  unb  Seitung  ber 
SBelt  gufd^reiben.  Sin  blinbeS  gfatum  anjunel^men, 
ift  Sßal^n  unb  Aberglaube  unb  taftet  bie  ^tet^ 
beS  3Jlenfd^en  an.  S)aS  Uebel  in  ber  Sßelt  l^ängt 
tl^eilS  mit  ber  Snblid^feit  ber  gefd^ffenen  9^nge 
jufammen,  tl^eilS  ifl  eS  eine  golge  ber  Sfinbe, 
weld^e  auf  bem  IDK^braud^  ber  Sfreil^eit  Berul^t 
3)ie  SSorfel^ung  ift  fd^ulbfrei,  benn  baS  Unit)erfum 
ift  fo  Doüfommen,  wie  eS  eine  enblid^e  9Bdt  nur 
fein  !ann.  S)er  3Jlenf d^  inSbef onbere  ift  ein  Soppel« 
wefen,  auS  bem  Seib  unb  ber  unftd^tboren  Seele 
beftel^enb.  SDiefe,  fd^on  Dor  bem  Seibe  estfürenb, 
burd^bringt  ben  Seib,  wie  fjfeuer  bie  Suft.  Sie 
gfuncMonen  beS  SeibeS  unb  aller  feiner  einlebten 
Organe  ftnb  burd^  bie  Seele  bebingt,  wäl^renb  fie 
felbft  in  il^ren  l^öl^em  gfunctionen  ber  leiblid^ 
Organe  nid^t  bebarf.  SDaS  l^öl^ere,  bem  Ueberfinn« 
lid^en  gugewanbte  Seben  ift  baS  eigentlidbe  unb 
wal^re  fieben  ber  Seele.  3)a^  bie  Seele  unfterbßd^ 
ift,  bemül^t  fid^  Biotin  einge|enb  }u  beweifen  (En- 
nead.  4,  7,  c.  1 — 15).  ffianeben  ift  il^m  nid^tS 
f 0  gewi|  als  bie  Sfteil^eit  beS  ÜRenf d^en,  ba^  nSm- 
lid^  ieber  für  feine  giiten  unb  böfen  Xl^aten  Der> 
antwortlid^  ift.  0|ne  t$reil^eit  wören  Wir  gor 
feine  SWenfd^en.  Um  baS  ©iiibringen  ber  ©ünbe 
in  bie  SOBclt  au  erflören,  leiert  Biotin  mit  «piato 
eine  ^röeiifteng  ber  Seelen.  SSor  il^rem  SeibeS* 
leben  befanben  fid^  bie  Seelen  in  einer  fiberfinn« 
lid^en  äBelt,  frei  Don  jeglid^em  Seib,  nur  ben  vouc 
unb  bie  göttlid^en  3been  fd^auenb.  Aber  gleid^am 
mit  magifd)er  ®ewalt,  bo^  nid^t  ol^ne  i^re  eigene 
Sd&ulb  (benn  bie  Seelen  ftnb  frei),  wuri)en  fie 
in  bie  Sinnenwelt  nieberge}ogen ;  fie  woOten  felb« 
ftönbig  fein  unb  ftd^  il^rer  Selbft^errlid^feit  freuen, 
Dergagen  barüber  il^ren  göttlid^en  Urfpntng  unb 
il^re  eigene  äBürbe  unb  fielen  fo  auS  bem  iBrper» 
lofen,  glüdffeligenSuftanbe  in  bie  materiellen  Seiber 
l^inab.  SDaS  irbtf^e  Seben  ift  mithin  eine  Strafe 
für  eine  frül^ere  Sünbe.  ©ev  TOenf d^  fül^lt  fldj  in- 
folge beffen  fd^ulbbelaben  unb  gottDerlaffen,  diein 
er  fann  wieber  umfel^ren  gu  ®ott,  benn  er  ifl  nod^ 
frei.  Offenbar  finb  biefe  2lnnänge  cm,  ben  bibli- 
fd^en  Ur^uftanb,  bie  Sünbe  im  $arabiefe  unb  bie 
3bee  ber  Srlöfung.  Umlel^r  unbSEßieberDereinigung 
mit  ©Ott  ftnb  bemnad^  beS  ÜRenfd^en  l^öd^fkS  3iel 
unb  (Snbe;  feine  fittlid^e  SebenSaufgabe  befielt 
barin,  ftd^  Don  ber  jinnlid^en  SBelt  unb  ber  ÜRa- 
terie,  bem  SiJ  ber  Seibenfd&aften,  frei  gu  mad^en 
unb  jum  ©öttlid^en  ju  erl^eben.  3ur  Sinigung 
mit  Sott  Dermag  ber  ÜRenfd^  einigermaßen  fd^on 
l^ienieben,  wenn  aud^  nid^t  bauemb,  ju  gelon« 
gen,  unb  gwar  in  ber  efftatifd^en  Srl^ebung.  9{ur 
in  ber  efftatifd^en  Slnft^^auung  ift  eS  möglid^,  boS 
göttlid^e  Urlid^t  beS  „Sinen"  gu  erfaffen,  benn  bie 


20S 


9ttu))Iatcniiinus. 


lit^le  VfL  bic  4&4fle  €tiif(  bn  men|[^Ii^  Si> 
frnntni^  ^  toeli!^  oOt  anbeten  ßrCenntnigmeet 
fi4  tun  Die  bit  nitbtren  €hiftn  oer^alttn.  S^ 
bifftt  rfftatif4)cn  &l)ama\Q  itnb  (Siniguna  mit 
Sott  stlongt  bcr  WtnUi)  biiTC^  bie  3:ugenß,  bit 
tlotin  als  boe  etnbtn  nadi  ©ottä^nlid^feit  (1, 
2,  c  1 :  Öeü>  6tMtu>&^vai)  befinirt.  ^ngtiefonbrrt 
üi^  ti  bit  Tfinigniben  Xugenbtn,  meiere  bm  Xllen> 
f^cn  bim^  bte  ^uc^t  ouS  btr  gum  933fen  Dtrlei' 
träbcn  @uninii«lt  Dan  bei  @ünbe  (^F^upTfa)  bt" 
htin;  bobui^  toiib  btt  €«le  für  bie  tng5tt' 
li^enbm  Xngenbni,  tsclt^c  ^oufitlS^lt^  in  ber 
ioM^fyn  Uebung  bei  tiiet  Sorbinaltugenben  bt* 
R^CR,  btffl^igt  unb  oHmä^Iid^  jut  übetftnnlic^eit 
Seil  R^btn.  ^inju  bienen  in  gcmiflet  S6ei|r 
mät  bit  ftünfle  unb  Sßiflmf elften,  gumal  3nat^e> 
Botif  tttib  3>iahHif.  3e  eiSfier  bti  gifei  in  btt 
lUmg  ber  Stctfc  unb  Xugtnb  iß,  btfto  fieberet 
hA  f^odlei  wirb  blc  mq^ij^c  Sinigung  mit  bem 
.Cäifli'  cneit^t  SJaju  btbarf  tS  nii^t  be3  ^erauS- 
g^cirt  bei  @«It  aus  fiH),  fonbem  tielme^c  bet 
Cinfc^  in  i^i  eigenes  3nnerfle.  ^lei,  glett^fam 
ia  ifftem  imteilten  Sentnim,  !)ängt  jie,  nie  d\k 
Btftn.  mit  bem  „Uinen"  unb  „®ulen"  jujnmmen 
tmb  Pcnnag  efl  auf  eine  unbe|^retblii^e  9Bei|e  gu 
fi^aucn.  €(!^n  bt|(^reibtt|Jlotin  bie  uerfc^iebentn 
Stoffen  bcr  Snenf^tn  in  i^iem  Streben  naä)  bei 
«UsdfdlglnL  einige  antn{ä)cn,  fagt  er,  bleiben 
!■  ^tml^en  befangen,  ^Iten  bie  Suß  für  bai 
Sott,  bot  &l)mvci  fGi  bai  SBBfe  unb  fudien  jene 
a  o^^,  biefen  lu  flie^ ;  hierin  fe^en  fie  i^n 
Stt^eit.  Snberc  jtnb  einet  geioiffen  €r^ebung 
jsa^i,  wim&gen  ieboc^  baS,  toa^  oben  tfi,  ni^t  ju 
f^fen;  inbcm  fie  ^  an  bie  bürgerlichen  jiugentien 
balten  unb  ^ä)  bem  piaftif^en  Seben  gumenben, 
ftrebfn  fie  nur  na^  bcr  nötigen  StuSroa^l  unter 
bem,  maS  boi^  ein  9!iebereS  iß.  9Illein  eS  gibt 
HD*  eine  britte  ftlaffe  ^ßenfi^en  gbttlirfier  91rt. 
lsxld)t,  mit  ^Bberer  Äroft  unb  fc^örferem  SBliile  bf 
gabt,  btm  ©lange  au3  bei  ^5^e  \iä)  gumenben  unb 
bübin  fi(^  ergeben,  ben  Ort  bei  ftnßem  ÜlebelS 
über^eigen  unb.  alles  3rbii^e  tieraqtenb,  bort  »et* 
tDeilen.  mo  i^t  mo^ieS  Sßaterlanb  i{t  unb  mo  fie 
bfT  rei^Ien  ffreube  tfieil^aftig  loerben  (Ennead.  5, 
9,  c.  1).  3nbe6  Bermag  ein  OTenf^,  fo  lange  er 
ftitnieben  iDtilt,  nic^t  für  bieS)iiuet  in  biefemjeli- 
geo  3ufianbe  ber  mqftifc^en  Einigung  mit  ®olt 
)n  Dtr^rren,  ba  er  burt!^  bie  ni^t  gcnj  gu  er* 
töbtenbe  finnli^e  Dtatur  immer  »ieber  jum  Srbi- 
idftn  jurütfgegogen  niirb.  ©e Ibfl  bem  tugenb^afie- 
ften  unb  göttlii^en  1SRm)<i)m  wirb  biefe?lrtfi^auung 
Bui  für  eingelne  tOtomente  ju  X()ti\  (6,  9,  c.  10 
«t  11).  mie  benn  nai^  bem  Jfeugntfi  feinefl  5Bio> 
^rapben  ^oip^qriuS  auä)  ^IdKu  felbft  biefer  m^ßi' 
ld)en  Seittniguug  nur  Uiermal  in  feinem  Seben  ge' 
nüibigl  norben  märe.  UebrigenS  ift  ber  nabt^aft 
Bnif  unb  3ugenbt)afte  na«^  $Iatin  trof)  aOer 
Vti6gef(t)itfe  btefeS  SebenS  nid|t  unglücHi^,  fou' 
bem  giüillt4.  mie  fiii^on  bte  @toifer  lehren. 

(H  liegt  in  ber  Sonfcquenj  beS  plotinif^n 
SvBemS.  baß  barin  neben  ber  Sefite  Don  ber  ^rS* 


206 

!  ejifltnä  her  ©eele  fflr  eine  Äuferfte^a  beS  Seibe» 
'teine  Stelle  ju  finben  iß.  Sßie  ber  gefammten 
,  grie^ifc&en  ^entlDeife,  fo  mar  her  @Inube  an  eine 
^luferftcbuKg  auct)  unfetem  ^^ilofopb^n  geiabqu 
■nnfiöötg;  bie  iÖEfteiung  bet  ©tele  com  Seibe, 
,  iiii^t  bcffen  aBiebeterwedung,  ifi  i|m  bie  Ma^re 
IJluferftebuiig  (3,  6,  o.  6).  SlJagegen  gibt  e§  na<^ 
Itlilotin  ein  ®tri^t  nncf|  bem  lobe,  unb  baS  SooS 
'  ber  abgetriebenen  Serien  mirb  Je  Jiaä)  ber  ESe- 
f(^ffent|eit  IftreS  irbifd^en  SeibeSlebenS  ein  fe^r 
Cerf^icbeneS  fein.  5iur  bie  afleneinflen  Seelen 
fehlen  in  bie  emige  glütffelige  ^eimat  jurüd;  bie 
nieniget  DDlHommenen ,  ober  eblen  ©eelen  toer- 
ben  je  nadb  ibter  3:ugenb  auf  bie  oerfii^iebenen 
©eflime  Derfe|t,  Bon  mo  au8  fie  baS  aBelloa  be« 
fi)auEn ;  bit  niebrigen  Seelen,  bie  in  bie  ©innen- 
melt  Derfunlen  toaien,  feliien  je  nac^  bem  @tabe 
i^tet  Safler^ofttgleit  entmebet  in  anbete  ÜJten« 
fd)enleiber  gurüd,  ober  muffen  fogar  bur^  X^ief 
unb  $ßait genleibe r  mnnbem,  gemS|  bem  allge- 
meinen @efet(e.  bag  bie  Seele  naä)  bem  Xobe 
babin  gelangt,  mo^in  i^re  Neigung  fie  gie^t,  um 
nun  entfptet^enbe  SBetgeltung  gu  etlangen:  ber 
Sqtonn  mitb  jum  ©Haoen,  bet  ungereil)(e  Meiere 
wirb  arm,  ber  Sommüt^ige  gum  ttilben  Xt|ieie, 
2ßüßlinge  unb  S^lemmer  loerben  geile  unb  ge- 
fräftige  ©efd^Bpfe  u.  f.  m.  US  gibt  leinen  Sffielt. 
anfang  unb  fein  SSeltenbe.  3m  emigen  jheiSIouf 
betoegt  fii^  baS  SIK,  um  tmä)  gemiffen  gerieben 
in  feinen  fcii^etn  3uftanb  gutütfgulel^ten  (3IbD< 
(atoftofe). 

iSiaS  fein  SBet^Sltnig  jut  EßoItSteligion  angebt, 
fo  ifl  spiotin  meit  entfernt,  biefe  naifi  91rt  früherer 
^öilofopben  unb  SDiii^tet  gu  tetfpollen,  abet 
auc^  gu  Diel  Sptiilofop^ ,  um,  mie  feine  näegflen 
©rfjület  eä  tlfiaten,  fd^on  feine  Sp^ilofoptite  an  bie 
pofitioe  Seligion  birecl  anjulEbifn  ober  bamit 
gar  ju  uerft^meljen.  ©leiii&iDDbl  trägt  boS  ©!)• 
ftem  SßlotinS,  mie  ber  gefnmmie  iJleuplatoniBmuS, 
burttiroeg  einen  tfligiöfenß^Drafter;  es  ift  in  allen 
3;^eilen  oon  bem  ©ebanlen  an  bie  ®oltl)df  unb 
uon  ber  ©el^nfud^t  no^  (äinigung  mit  i^t  be- 
benf^t  unb  bur^brungen.  3)ie  $^ilDfopI|ie  iß 
Dteligion,  nur  ni^tumgete^rt;  bat)erfluc^  fein  für 
einen  Reiben  frommes,  tugenb^afteS  Seben.  So 
biirfen  mir  uns  auäj  ni($t  munbem,  menn  mir  bei 
Ißlotin  bie  Steigung  entberfen,  bie  ÜJlpt^en  bc« 
iSolfSglaubenS  fpeculatie  gu  beulen,  gu  läulem 
unb  mit  feinem  ©tjftem  in  ßinflang  gu  bringen. 
®r  Beifuc^t,  bie  ifoiim  unb  nieberen  ®btter  hefi 
grie^ifcfien  §eibentl)iimS  in  bet  ©lernen-  unb 
fublunorifc^en  SßJelt  untergubringen,  ja  fogat  ben 
pol^ttieifiifiien  6uttu§  einfi^licBlicEi  bes  fc^on  friiö 
anftof!  erregenben  ®5tter6ilber-6ultu§,  foroie  gjla- 
gie  unb  jütantit  bi§  gu  einem  gemiffen  ©robe  p^ilo» 
]opij\\ii)  gu  begriinben.  SJaS  moren  gut  gemeinte 
Sugeflänbniffe  an  ben  ©eift  feiner  3"!.  bie  frei» 
üä)  fd^mer  gu  uermeiben  maren  unb  bal)er  einiger- 
maßen gu  entfc^ulbigen  fmb;  fie  foltttn  aber  für 
bie  SBeiterentmidlung  ber  neuplatonif^en  Sß^ilo- 
'  ip^e  gerabegu  ber^ängnigooll  nerben. 


207 


DteupIatontSmuS. 


208 


in.  Set  ^ItutilatoitifinniS  fanb  mäf  Biotin 
UKÜnc  ^^cgc  hmäf  beffen  ga^Ireidie  S^üln, 
untrt  bmen  als  bie  ti«ü§mt(flen  jwei  tjerDorroflEn, 
SlmtriuS  ober  amdiui  fl.  b.  5lrt.)  unb  5|Jdi> 
p^grtuä.  9Iainentli(^  ber  lefettre  ift  nüc§  ^pio- 
tinS  ^oht  nit^t  blog  bti  ^auptDcrtretei  bei  ganjcn 
SUc^tung,  fonbcm  neben  i^nt  unftietttQ  bei  tieiDor- 
lagenbfte  @ei[l,  ben  baS  ^eibentbutn  jener  3ett 
Quigumeifen  ^t.  Set  i^m  cntmideltc  ^ä)  bei  im 
Sßefen  beä  ^leupIotoniämuS  liegenbe  @egenfa^ 
fltflen  boS  S^rillenl^um  beieilS  gu  bitecler  gfinb- 
ftMeit  unb  offenem  Äompf.  —  Sgorp^griuB  mar 
guBotonen,  einer  tqriit^en  IßflQnjjlabt  in  ©prien, 
bon  Domebfi^K  b'ibnif^en  SItem  im  3.  233  gc 
boren  unb  biffi  urfprüngtiii^  iffialii^ui.  3n  feinem 
80.  fiebenSjabre  tarn  er  nad^  JRom,  ffio  er  gucrft 
@egner,  balb  aber  Siebling3f<]^ülei  ^totinS  nuibe 
unb  i^n  fed^ä  3abte  lang  f|&rte.  'S>it  SJJl^ilDfopbie 
beSfelben  mad)te  einen  fo  getoaltigen  €inbiud  ouf 
it)n,  boS  ei  anpng,  bieSBeltju  oera^len,  unb  fo» 
aar  baron  bai^te,  fitib  ju  entleiben,  Sßlßlin  aber 
pielf  i^n  Dom  ©etSftntorbe  ab,  unb  auf  beffen 
ikail)  unttmaSm  er  eine  etfioliingfreife  nai)  ©i- 
tilicn,  bie  ttm  Bon  feiner  !IlIt!aii(6oIie  beillc.  QJq^ 
Korn  guiüffgerebtt,  begann  er  pftilofopfiifc&e  SBor- 
ttäge  ju  balten  unb  erntete  grofien  SBeifnn,  fo  ia^ 
et  ben  Xu^m  bet  ))lDttiiit{|cn  ^tiilofoptiie  nodt 
Detmebrte.  3n3lom  fi^eint  er  ^o^betagt  um  304 
flefiorben  ju  fein.  fflJoS  fein  SGerpltnig  ju  ^ßlotin 
unlongt,  fn  petlt  er  fi^  felbff,  obwo^il  fonjl  ftftt 
eitel,  feinem  Se^rer  befdjeiben  noc£|,  bintti  bem  ei 
mii^,  fornobl  toQ8  Siefe  als  gieic^lbmii  ber  ®f 
banlen  ongetit,  lueit  gurüffileibt.  ©leidiniabi  be- 
fahl ei  eine  ton  greunb  unb  geinb  anerlannte  fei* 
tene  (Sele^rfamteit  unb  großen  ©ijorffinn.  Sei 
auguftin  tjeifet  er  (Cit.  Del  19, 22)  docössiinua 
pMloBophorum.  Oblno^l  er  nii^t  originett  nrnr 
unb  leine  befonberS  fpeculotioe  Slnlage  befofe,  bitte 
n  ein  befto  gröfiereS  Salent,  gu  filmten  unb  gu 
fgpematifiren ,  unb  fein  Süerhienft  um  bie  neu- 
^latonifcbe  ^büofopbie  ü^G'  nidbt  in  einer  tJort- 
bilbung  beS  plotinif^en  S^flemS,  fonbem  in  ber 
CrftSrung  unb  9!erlbeibigung  beSfetben.  Singer 
bet  Verausgabe  bet  ©diiiften  feines  ÜJIeiftetS  ter« 
beiden  nir  tbm  aud^  bie  EBiogtapliie  beSfelbeu,  in 
tuelcbet  er  feinen  gelben,  öbnlid^  roie  Spbilofttatuä 

5 inen  MpoHoniuS  Don  Xrjana,  beinobe  olB  ein 
bemtenf^lid^eS  SSefen  gu  fibilbem  fudit,  in  un- 
berfennbarem,  luenn  auc^  nt^t  auSgcfprod^enem 
@egenfQ|e  gu  bem  (SbriffaiS  ber  ISoangelien.  S)ai 
Streben  bei  SßorpbqriuS  ge^t  babin,  ber  neu' 
t)IatDnif(!ien  ^blofobbif  i"  tiiet  l^äberem  @rabe, 
als  bie|  bei  Biotin  bet  ^U  i^  einen  leligiöfen 
fl^oxo^tt  aufguprägen,  bie  ^büofopbie  gu  popu* 
loiiflten  unb  but^  eine  oft  feltfame  Auslegung 
bei  Dielfod^  unfinntgen  unb  unfittlidien  ^eibnifi^en 
SJlptben  unb  beS  potptbeiftifi^en  ßultus  fammt 
allem  boranbängenben  3iuberjpu!  mit  ber  ^etb- 
nifii^en  ^ollStcligion  gu  oerfB^nen  unb  gu  t>er- 
ntSglen,  um  bann  biefe  fo  geläuterte  unb  regene- 
itrte  pbiI»foP^iF<^(  Stellgion  a(8  SBieltrerigion  ber 


ä^tid^en  entgegetqußellen.    €d^  fifl!^  Inl 

^orpl^qtiuS  gegen  ba3  ßbnftentbuDi  in  offenem 
ffanipfe  auf,  unb  gnxit  burc^  bie  ©treitfd^rift 
Aii^oi  xoTä  XpwTiavüv.  Ob  er  ebebem  fel»i 
U-brift  geliiefen  unb  apDßafitt  fei,  lagt  fu^  nf^ 
feflftellcn,  gumal  ba  fein  Siogiap^  SunapiuS  bot« 
übet  nichts  niittbeilt.  3nbe|  mitb  bon  @ocrateS 
(H.  E.  3,  23)  als  ©lunb  ber  Slbfaffung  ientt 
©Ircitft^tift  angegeben,  ba^  ^oipbqriuS  bem  (t^ri> 
^entbum  guget^an  geuefen  fei;  fpöler  ober  ^be 
er,  bon  einigen  €bnften  gu  Safatea  in  ^Utpina 
^art  getabelt,  fitf)  bacon  abgemanbt,  ba  er  bei 
feinem  öu^erft  reijboren  Temperamente  leinen 
aSiberfprurf)  ^aSe  ertragen  fönnen.  Um  bie  6^ti- 
fien  JU  ärgern,  1)abt  er  iene  ©treitfc^rift  in 
15  Sudlern  oeiüffentlicbt.  Unabhängig  bon  bieftr 
ÜRittbeilung  beS  @oaatc3  fdieint  aucb  bet  bL  ^u< 
guftin  ben  ^orpfiqnuS  für  einen  apo^af\rten  Sän- 
ften JU  iiolten  (CiT,  Bei  10, 28 :  quam  [so.  virta- 
tem  et  sapientiani]  bi  vere  ao  fideliter  amae- 
seB,  ChriBtum  Dei  virtutem  et  Dei  sapientjam 
cognoviBBeB,  neo  ab  ejuB  aalubemma  hnmili- 
tate  tumore  inflatuB  vanae  Bcientiae  reai- 
luiBBea).  S)ana(^  mug  SßorpbqriuS  bem  S^nfitn- 
tbum  in  ber  3;bat  einmal  näber  getreten  fein,  cnt- 
neber  alS  ffote^untene,  ober  auä)  mit,  um  aus 
niffenfc^aftlic^em  3ntereffe,  nie  manii|e-%nbeie 
bem3uge  bei  3^  jolgenb,  basfelbe  Fennen  ju 
lernen.  SebenfoüS  betunbet  er  eine  einge^tnbe 
ffenntni^  bet  beiligen  ©d^rift,  fomie  ber  dbiiftUc^ 
ßebren  unb  ^npitutionen,  auf  her  anbem  Seite 
über  oudd  einen  f o  intenfiOen  &d&  gegen  baS  6^ 
ftentbum,  mie  er  ficb  in  ber  Wegel  nur  bei  ERene- 
goten  finbet.  @let(!bniobI  mu|  anerlannt  merboi, 
bag  feine  iJampfcSmeife  im  @angen  eine  eblete  i^ 
als  bie  eineS  SelfuS  unb  £uctan,  in  beren  bAnn- 
j^en  S^on  ^orpbb^uS  nur  feiten  unb  er^  fpättt 
oerfiel.  fflber  gerabe  roegen  feiner  rubigen  HJot" 
beit  unb  ausgebreiteten  ©elebrfomfeit ,  bie  mit 
einer  leid&ten  unb  fd^Önen  ®ar^ung  oerbunben 
ift,  rote  fie  nur  roenigen  unter  ben  ber  Kitäjt  feinb- 
liii)en  @ct)nft^ellem  unb  feinem  unter  ben  äüngeni 
bet  neuplatonif^en  ©i^nle  bor  unb  nacb  i^m  eigen 
ifl,  rouibe  SßorpbtirtuS  unter  aQen  literanfi^en 
(Segnem  beS  IS^riftentbumS  ienet  3^t  ber  ge- 
fiir^tetfle.  Seine  nur  in  EBiud^flücten  eibatenc 
©t^rift  mu6  ben  anbeutungen  c^irifllid^er  ©^rift- 
Peller  gufolge  ein  roaljreS  Slrfenol  Bon  ÜBaffen 
gegen  bie  ^rifiliifte  SReligion  gemefen  fein,  €t  griff 
ben  biflotifdben  (Jbaratier  beS  S^riPent^umS  an, 
ba  er  alle  SReligion  auf  bie  ^iiilofop^ie  baflite. 
9(Q(b  auguftin  (CÜv.  Dei  10,  28}  achtete  er 
ßbtifhim  befebolb  für  gering,  meil  fein  j{btp«i 
uon  einem  SBeibe  geboren  unb  nacb^et  getreujtgt 
morbenfei.  31ud)  lüugnetecr  bieinbenguangeßen 
benoteten  SBunbec  ßb^'f '/  inSbefonbere  feine  Suf- 
etfle^ung,  Ueber!]Qupt  nrnr  eS  fein  ©effeeben,  bie 
aiuctorität  ber  bon  ben  (£b^ft<"  fb  b^ibgebaltenen 
Reuigen  ©(^riften  gu  eifäiOhein.  €i  läugnete  bie 
Sed^lbeit  maueret  ioüt^r,  g.  99.  beS  SQu^eS  3>a> 
niel,  erfifirte  beffen  9ßeiSfagungen  fut  vatioinia 


209 


9leu))Iatoni8muS. 


210 


poii  eTenimn  (OgL  Hieron.  Praefat.  in  Da- 
nUflm),  flickte  ferner  ben  SRongel  eined  Sufam* 
mai(aiigeS  ber  ein}elnen  ^üfyt,  fomie  t^ren 
Sibnfpru^  unter  einanber  ouf^ubeden  unb  rooUtt 
namentlul^  onf  ®runb  Don  ®aL  2, 11  }eigen,  ba| 
jd&p  bte  erften  9}er!ünber  bed  S^riftentl^umg  unter 
^  m<l^  einig  gen)e{en  feien.  9ud^  get|elte  er  bie 
bei  ben  C^rtften  bamoIS  gangbare,  abermalig  alle- 
gonfc^  S^nftoudlegung,  namentltd^  beS  ^.  %„ 
^am  man  p4  intr  be|l(|alb  bebienen  muffe,  um  in 
\m  bei  aRofeS  erjö^lten  Stöt^fel  unb  abstrufen 
Onddfliritd^  6inn  unb  93ebeutung  gu  bringen, 
eis  Sonmirf,  ber  übrigens  Diel  mel^r  il^n  felber  unb 
ben  9tent»Iatonifimud  uberl^aupt  trifft.  2)abei  be- 
tnbet^orp^QriuS  inbeffen  eine  Sefanntf d^aft  mit 
bcc  ^eiligen  Sd^rift,  bie  eingel^enber  unb  griinb» 
fi^er  oIS  bie  irgenb  eines  ber  alten  ^olemifcr  i{i. 
fine  Doinommeneff enntni^  ber  l^ebröifd^en  @pra(|e 
Im  t^  babei  gut  )u  Stotten.  3n  mand^er  §in» 
]u^  \djffni  er  fogor  über  fein  3^italter  l^inauS» 
gegri^en  unb  Sd^tmerigleitenauf  gemorf  en  ju  ^aben, 
bk  numd^  unferer  mobemen  IRationaliften  Sl^re 
oKKtra tDurben.  9BieaudAng.Epist.49(aL102) 
|i  n\äfm,  grij^  ^orpl^^uS  baS  S)ogma  Don  ber 
Infer^^g  Sl^rißi  unb  ber  Xobten  überl^aupt 
(OL,  eratnoftd^  in  fpdttifd^en  SSBorten  über  bie  fpäte 
Ukmft  lEl^fK,  foiDie  über  mauii^e  9uSfpräd)e 
ba  ftwngelien  unb  9pofteI,  befrittelte  bie  SBunber 
bcf  f^ertn,  ber  9po{teI  unb  ÜRortt^rer  unb  fud^te 
^VSufyx&ä^  ju  mad^  SBeil  übrigens ^orpl^^riuS 
Megada  nid^  löugnete,  fonbem  nur  beren  ^erneiS« 
fiaft  bnnl^  onbedoeitige  Srflorung  }u  fd^toöd^en 
^oäftt,  fo  liegt  in  feinen  Angriffen  ein  fd^ö^boreS 
(i^orifd^  3^ugni|  für  bie  gef d^id^tlid^e  Sßal^rl^eit 
bä  eDongelifd^en  SSerid^te. — S)ie  SBebeutung  biefer 
gefö^idlen  €d^ft  xaxot  XpKmavwv  gel^t  fd)on 
bozand  ^rDor,  ba|  fie  bie  großen  ©egenf Triften  beS 
IRe^obiuS  Don  X^ruS,  beS  SufebiuS  Don  (Söfarea, 
bc§  jungem  ^oHinariS  unb  beS  ^iftoriferS  $^ilo> 
äorgini  l^orrief,  unter  benen  bie  beS  ^poUinariS 
bif  gebiegenfte  toar.  IBon  il^nen  allen  ift  nidgts 
vor^anben  oIS  bie  menigen  t$ragmente  auS  bem 
nmfangreid^  IBud^e  beS  SRetl^obiuS,  meldte  ftd^ 
bci^o^onneS^maScenuS^nbenunb  DonbemS)o» 
mimcaner  SombefiS  gefammelt  morbcn  ftnb  (Gal- 
Undii  BibUcÜL  IQ,  803  sq.).  $orp]^t)rS  92amc 
UMH  feiner  €d^rtften  megen  bei  aUen  ß^l^riften  ge« 
bnmbniarft.  ffaifer  Sonftantin  ber  (Sro|e  nennt 
üpoL  m  einem  Sbict  gegen  bie  Srianer  einen  ^aupt» 
feiiib  bcS  d^ßlid^en  ®Iauben§  unb  bie  9n|änger 
bc§  SriuS  bal^er  ^orp^^rianer.  Sl^eoboftuS'  IL 
Sbict^  boS  bieäkmid^tung  aller  d^riftenfeinblic^cn 
S<!^riften  fhenge  anbefal^I,  nennt  befonberS  bie  beS 
^ßorp^prinS,  beS  „SBa|nftnnigen''.    S)ie  legten 
fzemplare  beS  Sud^eS  „gegen  bie  Sl^riften''  lieg 
3ufHnion  I.  auffu^en  unb  Derbrennen. 
(Eifer,  momit  biefe  S)eaete  ausgeführt  mur» 
bcH,  mögen  aud^  bie  ©egenfd^riften  gum  Opfer 
gefallen  fein,  meil  in  il^nen  bel^ufS  SBiberlegung 
bie  Streitf^rift  beS  ^orpl^^riuS  )um  großen  2:^eile 
nptobncirt  loar.  SBenn  bie  erft  1867  aufgefun<» 


bene  unb  Don  Slonbel  )u  ^riS  1876  Deröffent- 
lid^te  Slpologie  beS  93if^ofS  a)ZacariuS  3JlagnuS, 
mie  eS  ben  ^nfd^ein  l^at,  gegen  ^orpl^^riuS  ge- 
rid^tet  mar,  fo  befögen  n)ir  einen  guten  Sl^eil  ber 
©treitfd^rift  xaxot  Xpioriavcov  in  ben  Kitaten  auS 
berfelben.  —  ©atte  ^orpl^^riuS  anfangs  alle  SReli« 
gion  auf  bie  ^^ilofopl^ie  als  il^ren  (e^ten  ®runb 
gebaut,  fo  Derlie^  er  fpöter  biefen  Stanbpmtft 
lieber,  inbem  er  in  einer  jtoeiten  ©d^rift  fid^  ber 
Don  il^m  früher  befömpf  ten  9nf  ^auung  anbequemte 
unb  bie  ©runblage  afler  SReligion  in  bie  unmittel- 
bar göttlid^e  Offenbarung  Derlegte.  S)aS  Reiben- 
tl^um,  b.  1^.  bie  mittels  ber  neuplatonifd^en  Sbeen 
geläuterte  p]^i(ofop]^ifd()e  Sleligion^  foDte  nun  ebenfo 
mie  baS  S^riftentl^um  aud^  feine  OffenbarungS* 
urfunbe,  fojufagen  feine  l^eibnifd^e  SSibel  l^aben, 
meldte  ebenfalls  auf  gbttlid^er  3nfpiration  berul^enb 
unb  ba^er  Don  einer  oQe3tDeifeInieberfd^(agenben 
abfoluten,  meü  göttlid^en  Sluctoritöt  möre.  93on 
biefer  Uebergeugung  geleitet,  fammelte  ^orpl^^riuS 
bie  alten  Orafelfprüd^e  beS  ^eibentl^umS,  nid^t 
blog  beS  SpoEo,  fonbem  auä)  ber  übrigm  ©ötter 
unb  guten  Sömonen.  @o  entftanb  bie  „$l^iIo- 
fopl^ie  aus  ben  Oraf  elf  prüdem'',  eine  umfang- 
reid^e  Sd^rift,  meldte  eine  po{itiDe  6rgön}ung  fei- 
ner 93e!ömpfung  beS  Sl^riftentl^umS  in  ben  A^oi 
xaTot  Xpicmaviov  bübete  uub  naä)  ßufebiuS  (Prae- 
par.  Evang.  4,  6  sqq.)  ben  Smedf  Derfolgte, 
bie  irepd^feit  (SBal^rl^eit)  ber  Seigren  ber  SeB- 
gion  }u  ermeifm  unb  bie  SReufd^en  ^ur  Sr!enntni| 
ber  gbttlid^m  2)inge  an^ufpomm.  „@id^er  unb 
feft  fte^t  berienige,"  fagt  ^orpl^^riuS  in  ber  6in- 
leitung,  „toeld^er  feine  Hoffnungen  auf  ßnettung 
l^ierauf  alS  auf  baS  einzig  @id^ere  grünbet.''  @r 
betl^euert  bei  ben  ®'6tttm,  bag  er  an  biejen,  bie 
SBal^rl^eit  garantirenben  göttlid^en  Orafelfprüd^m 
nid^tS  geänbert  l^abe,  um  ben  nad^  SBal^rl^eit  Kin- 
genben  burd^  bie  @Iaubn)ürbigfeit  ber  erl^altenen 
Seigren  Sul^e  in  ber  Oual  beS  3weifelS  gu  gemöl^ren. 
®ie  bei  Derf  djiebenen  Sätern  (6ufebiuS,  i^eoboret, 
^uguftinuS,  Sactang)  nod^  Dorl^anbenenSfragmente 
biefer  „Ißl^ilofopl^ie  auS  bm  Orafelfprüd^en"  l^at 
® .  SBoIff  (f.  u.)  gefammelt  unb  herausgegeben.  Sie 
fmb  für  uns  um  fo  toertl^DoIIer,  alS  jur  ©enüge  auS 
il^nen  l^erDorgel^t,  toeld^eS  ^orpl^^rS  pofitiDe  Slnfid^t 
Dom  Kl^riftentl^um  unb  feinem  Stifter  getoefen  ift. 
®aS  Orafel,  einfi  barüber  befragt,  ob  ©l^riftuS 
©Ott  fei  (e?  ioTt  öe6c),  gab  jur  Slntmort : 
,,6rft  nad^  bem  Xobe  manbelt  bie  ©eele  unfterblidj 

einiger 
Unb  erfennt,  burd^  SBeiSl^eit  Derflört.  ®ie  ©eele 

ober 
SeneS  9KanneS  ift  burd^  fSfrömmigfeit  l^od^  auS- 

gegei^net." 
„2)aS  Orafel",  fügt  ^orpl^^riuS  erflärenb  bei, 
„nennt  il&n  (El^riftum)  alfo  einen  frommen  SWann, 
unb  bie  ©cele,'tt)eld^e  bie  unmiffenben  (J^riften 
anbeten,  ift  »ie  bie  ber  anberen  SWenfd^en  erft  nad^ 
bem  3:obe  Dergöttlidjt  Sorben."  3luf  bie  grage 
aber,  mamm  benn  S^riftuS  fei  bingerid^tet  toorben, 
erfolgte  bie  Slntmort  beS  OrafelS : 


211 


9leu))IatoniSmu8. 


212 


„Set  Seib  ber  gfrommen  umrbe  oOe  3^it  }ermal- 

menben  Ouolen 
Eingegeben,  il^re  @eele  aber  meilt  im  l^immlifd^en 

(ScfUbe/ 
®em  ffigt  ^otpl^^riuS  erflärenb  bei,  gl^riftuS 
fei  bemnad^  olä  frommer  SRann  mie  oEe  ^frommen 
in  ben  ^immel  aufgenommen ;  bal^er  bürf e  man 
il^n  nid^t  lafiem,  fonbem  nur  ben  Unöerjianb  ber 
Seute  bemitleiben,  b.  1^.  ber  gl^nfien,  bie  il^n  al§ 
(Sott  anbeten  (Eusebius,  Demonstrat.  evang. 
3,  6).  3)amit  fiimmt  im  SOSefentlid^en  baS  bei 
Sactans  (Div.  Institut.  4,  18)  erhaltene  Orafel 
bed  ^oOo  SRilefiud  uberein,  ber  über  Sl^rijfatS 
erHörte: 
,,@terblid^  mar  er  bcm  gfleifdje  nad^,  meife  unb 

Don  munberDoEen  Sßerfen, 
^ber  Don  ben  re(i^tfpre(i^enben!IRannemberS]^" 

böer  ergriffen, 
Srlitt  er  burc^  !RageI  angeheftet  einen  bittem  Xob.'' 
«u(i^  ber  ^L  «ugufHn  (Civ.  Dei  19,  23)  ^t 
aus  einer  lateinifd^en  Ueberfe^ung  ber  porpl^^ria» 
nifd^en  ©d^rift  ®ötterff)rüd^e  aufbema^rt.  ^tSI§ 
{emanb  bie  g^rage  fteDte,  meldte  ©ottl^eit  er  Der» 
föl^nen  muffe,  um  feine  @attin  Dom  Sl^riftentl^um 
mieber  abmenbig  }u  mad^en,  antwortete  ^oDo: 
CFl^er  fönnteff  bu  auf  baS  äßaffer  fd^reiben  ober 
mie  ein  93ogeI  mit  leidstem  tJfittig  bie  Suft  burd^» 
fliegen,  als  ben  Sinn  beiner  bepedften,  gottlofen 
®attin  abmenbig  mad^n.  9Rog  fte  fortfal^ren, 
mie  fie  miU,  bei  leeren  Xrugbilbem  gu  beharren, 
unb  in  trügerifd^en  fflagen  ben  ®ott  unter  ben 
Zobten  )u  befingen,  meld^  ber  gered()te  ^uSfprud^ 
ber  Stid^ter  Derurtl^eilt  fyii,  unb  ben  bie  fd^impf- 
\x(fyt  SobeSart  unb  ba}u  nod^  ber  Speer  in  ber 
3eit  feines  gr5|ten  ®Ian)e8  babinraffte/  2)ie 
Orafelfprfid^e  ber  ®dtter  Aber  S^riftuS  flimm- 
ten  bemnad^  nid^t  immer  überein.  S)aS  ^eiben- 
t^um  foUte  inbe^  nid^t  blo|  eine  gdttlidbe  Offen» 
barungSurfunbe,  fonbem  mie  bie  ^brifhn  oud^ 
feinen  ^eilanb  l^ben.  ^|b<in»  gab  ffd^  $or- 
pbpriud  baran,  aud^  biefem  SBebürfniffe  abjubelfen 
unb  in  feinem  «fieben  beS  ^ptbagoraS",  gleich 
mie  es  200  3abre  fntber  suerß  ber  9ltbener 
$bilofhatuS  mit  feinem  Seben  beS  ^poDoniuS  Don 
2QanQ  Derfudbt  ^tte,  einen  iSeilanb  sured^t^u- 
mad^n,  auf  ben  bie  frommen  Reiben  mit  ebenfo* 
Diel  Stol$  bliden  fönnten,  alS  bie  ^bnfien  auf 
ibren  eDangeflfd^n  Sl^rifluS.  9uS  beffen  munber» 
erfülltem  unb  Eiligem  9eben  foUttn  iene  biefelbe 
frobe  3uDcrfidbt  beS  ®laubenS  unb  beS  Vertrauens 
fd)&pfen«  mie  biefe  auS  bem  gottli^n  Seben  ;^efu. 
^ngeblidbe  SBunber  unb  SSkiSfagungen  n^urbeu 
nun,  obnliä  mie  beim  Sbnfientbum.  alS  Veireife 
für  bie  aSk^rbeit  ber  beibnifcben  Religion  beran- 
gejogen,  um  ju  geigen,  bafe  bie  großen  Seifen  ber 
Vorzeit  mie  ber  ®egenmart  unter  ber  unmitttl« 
baren  i!eitung  ber  @otter  ftänben.  baS  ^ibentbum 
mitbin  feineSmegS  Don®ottDerlaften  fei  i^iönner 
mie  ^tbagoroS,  ^oQoniuS  Don  ^oana.  Biotin 
u.  ^.  n?urben  in  ibrem  Seben.  ibrea  Sfbrtn  un^ 
39unb<rtbaten  gu  oeiligen  unb  "^pbeten  beS 


{^entl^umS  geflempelt,  berenSBeiSl^eit  unbSfrdm« 
migfeit  ben  Sn^öngem  beSfelben  gum  SSorbiO)  bie« 
nen  foQte.  3n  fpöteren  Salären  ging  ^orpl^QtiuS' 
Xl^dtigfeit  immer  mel^r  in  bem  ^efheben  auf,  bie 
S^ilof opl^ie  mit  bem  SiolfSglauben  gu  Derfd^el^en. 
&abei  marb  Don  il^m  bereitmiHig  jebe  9laturreli« 
gion  anertannt;  ÜRantif,  äRagie,  X^eurgie  ttmrben 
als  Mittel  betrad^tet,  in  IBerfel^r  mit  ben  @5ttem 
unb  3)amonen  gu  treten;  in  aOen  Srfd^nungen 
beS  ^eibent^umS,  ber  gried()ifd^en  mie  ber  borbort« 
fd^en  Sieligionen,  im  Zi^ierbienfi  ber  Seg^ter  mie 
in  ben  religidfen  Snfd^auungen  unb  ®dftrftud^ 
ber  aRagier  unb  S^alböer,  ber  3uben  unb  Sral^« 
manen  moOte  er  nur  Symbole  ber  il^nen  gu  ®runbe 
liegenben  Derborgenen  religidfen  SBa^r^eiten  er* 
blt(fen  unb  Derfiel  fo  f aft  DöUig  bem  Aberglauben. 
9hir  gegen  baS  Sl^riftentl^um,  bie  eingig  uxil^ 
äleligion,  blieb  ^orp^priuS  ein  unerbittltd^er  gfeud) 
bis  gum  Snbe.  Unb  bod^  mar  er,  ber  fd^arffbmige 
unb  unoerf öbnlid^  ®egner  beS  S^rifientl^umS,  Don 
d^hftlid^en  Sbeen  unb  Anfd^atmngen  felbß  burd^- 
brungen,  mie  baS93rob  Don  bem  Sauerteige;  unb 
in  hm  ^roftbriefe  an  feine  ®attin  SRarcdSia  trögt 
er  btefe  Seigren  mit  einer  fo  nxmnen  93egeifhrung 
unb,  mit  äuSnabme  meniger  Stellen,  fo  correct 
d^rifflid^  Dor,  ba|  man  glauben  fönnte,  ber  93er« 
f affer  beS  Briefes  fei  ein  ifird^euDater  ober  d^r$« 
lid^ier  URpftüer  gen}efen,  menn  aud^  ber  Stenpla« 
tonifer  barin  nid^t  gu  Derfennen  ifL 

^orpbQrS  berübmtefter  Sd^üler  tft  3ambU« 
d^uS.  ÄuS  SölefQrien  gebürtig  unb  auS  Domel^mem 
®efd^Ie(^t  fiommenb,  mar  er  guerfl  Schüler  beS 
9leuplatoniferS  SnatoliuS,  bann  beS  ^orpl^QriuS 
in  SRom;  fpdter  fe^rte  er  in  fein  Saterlanb  gurfid 
unb  grünbete  eine  eigene  Sd^ule.  9ßi|begierige 
Sünglinge  fhömten  ii^m  auS  allen  ®egenoen  gu, 
angegogen  burd()  feine  Seutfeligleit  unb  bie  1^« 
geminnenbe  @üte,  momit  er  feinen  Sd^üleni  )u« 
getl^  mar.  9Rit  Samblid^  tritt  ber  Steuploto« 
niSmuS  in  ein  neues  Stabium,  iebod^  nid^t  ber 
gfortbilbung,  fonbem  ber  Sntartung.  Sd^on  Bio- 
tins Spftem  trogt  ein  florl  religibfeS  @epräge, 
inbem  eS  me^r  Xbeof opbie  alS  $]^iIof op^  ifL  Sei 
$orpbDnuS  ift  bie|  in  nod^  ^d^ertm  @rabe  ber 
gon,  ba  er  bie  Steligion  mit  ber  $^fop(ie  gn 
Dtrfämelgen  beflrebt  ifL  3it  Sambtid^uS  ober  er* 
reiÄt  biefe  9Hd^tung  ibren  ^öbepunft  (St  ift  nid^ 
mebr  $bilofopb,  fonbem  Sbeologe,  [a  eigenfiid^ 
auA  baS  nidbt  mebr.  fonbem  Xl^g.  2)am  bei 
ibm  ift  alle  mabrt  9rfenntni|  auf  ben  ®Iauben 
!  bafirt.  ?aS  bc<bfte  ®emi(bt  mirb  ouf  bie  X^eurgie 
,  gelegt,  inbem  ber  Vlenfdb  nt^t  mel^r,  mie  Biotin 
I  unb  im  ungemeinen  aud)  ^orp^pr  lehrten,  burd^ 
^Scefe  unb  lugmb  ^u  bem  ®öttli(!^  ftd^  gu  er« 
beben  tracbtet,  fonbem  baS  ®öttlid^e  gu  ffq  l^er« 
niebeniebt  unb  5nxtr  DermittelS  unfehlbar  mitfcn- 
ba  gebeimc r.  nur  ben  ©öttem  befannter  Symbole, 
©ebete.  gerimcnien  unb  Cpfer,  fogor  burd^  S8er« 
ebrang  ber  lÄöiterbilber.  um  fo  fein  SBiffen  auS 
unminelbairm  Verfebr  mit  bm  ®5ttem  gu  fd^fen. 
.?ie  @5tter  ronimm  }u  mir."  antmortet  be^^ 


218 


92eu^lQtontSmu8. 


214 


SomHi^ttfi  €ine§  ZogeS  einem  t$retmbe  auf  bie 
einlabimg^  mit  i^m  in  ben  %txnpü  ^u  gelten, 
^tDonm  foD  vä^  (u  t^en  qtf^V  —  ÜRantilunb 
Ragte,  ifhtologie  unb  3<i^^^tn9ftit  ntd^t  mel^r 
ft^ecttlatixieS  Senfen,  Jptelen  bri  SomblttluS  bie 
fyaptcoUt,  ein  getjUofer,  nmfter  Aberglaube  über« 
amtiert  Me  nenplotonift^e  ^^tlofopl^ie  unb  brol^t 
Me  befferen  3been  unb  Dielen  äBal^rl^eitSteime  ber- 
{dben  t^oflenbS  }u  erftitfen.  SSBaS  an  @pecuIatton 
äbrig  bleibt,  mu^  ibm  nur  boju  bienen,  ben  polQ« 
t^ei^i^l^  Sult  unb  Sbergloui^en  ^u  red^tfertigen 
imb  eine  Slafftficatton  ber  Derfii^iebenen  ©ötter, 
ein  fdrmlid^  ©ötterf^ftem  ju  conftrutren,  toAä)^ 
oielfai^  umoUUürlid^  an  ben  Don  Biotin  fo  l^eftig 
befömpften  gnojlifd^en  Stmoal^  erinnert  2)artn 
fmbcn  bie  Sdtter  a&er  Steligionen  ber  ©rieci^en 
imb  Orientalen  il^re  @teQe  mit  alleiniger  Au§« 
na^me  bcS  C^flengotteS.  3n  feinem  pl^antafti» 
i^en  Xreiben  gefiel  fid^  3amblid^u§  fogar  in  einer 
fkrme^nmg  ber  oberften  ^rinctpien,  ba  er  über 
ba^'^Ev  bti  $(otin  no(i^  ein  anbereS,  f(i^Ie(i^t« 
ibi  elftes  ''Ev  als  obfolut  unauSfpreci^Iid^eS  Ur« 
Befen  onfc^e.  3n  ber  IBertl^eibigung  be§  ^t)t]^u§ 
mb  bcS  polQt^eiftifd^  SuItuS  gel^t  er  f o  tütii,  ha^ 
er  ben  groben  ^ult  ber  ®5tterbilber  unb  fogar 
ben  UnfUm  ber  fog.  Zl^eopöie  rechtfertigt  al§  ob 
bnn^  bie  Sonfeaation  i^rer  @tatuen  bie  ®ötter 
Iftbtaftig,  gleid^fam  opere  operato  l^emieber* 
^jmungen  mürben,  mie  au§  feinem  IBud^e  FIspl 
^oXfMttoiv  l^eröorgelftt.  9ln  bie  f d^on  bem  frül^em, 
tnd  m^r  ober  bem  fp&tem  ^etbentl^um  gelöufige 
9Me  einer  SRenfd^merbung  ber  ©ötter  be^ufS  93e« 
le^nmgunb^ilfeleiftung  berSRenfd^enanlnüpfenb. 
oerfud^  ouQ  äomblid^uS  in  einem  „itUn  beS 
^t^goroS"  biefen  alten  Ißl^ilofopl^en  al§  ein 
übennenfd^Iid^eS,  Dom  f)immel  auf  bie  6rbe  nie» 
^9^f^9«i^  göttlid^eS  2Bef  en  barjujtcflen,  aI8  eine 
Urt  incamirten  Sogo§,  unb  er  überbietet  ben  $or» 
pf^tfTxxß  in  biefem  ©efkeben.  Aue,  bie  ben  ^ptl^a« 
qota§  je  gefannt  l^aben,  ttjoren,  fagt  er,  barin 
eimg,  ba§  er  ein  göttüd^eS  2Befen  fei,  in  mcnfd^» 
liä^  ©eflalt  unter  ben  SWenfd^en  erfd^ienen,  um 
alles  ®ute  bie  9Jlenfd^en  ^u  leieren,  ©o  mar  alfo 
Dtit  3ambUd^u§  bie  $^tIofop!)ie  jur  ^l^eurgie  unb 
er  ielbft  jum  ®ro|meifter  berfclben  gemorben. 
(SUndpiDoil  ober  Dielmel^r  gerabe  be&l^alb  —  benn  f  o 
«ig  e§  im  ©eifte  jener  S^xt  —  l^atte  er  balb  feinc§ 
ÄcifterS  ^orrt^riuS,  ja  bei  9)knd^en  felbft  Bio- 
tins 92amen  in  @d^atten  gefteHt.    ©erabe  bie 
B^enrgie  ift  e§,  um  berenttoitten  er  auf  ©runb 
angeblicher  großer  äBunbertl^aten  al§  gotterfüHter 
@^er  gefeiert  mürbe,  ber  fid^  bc8  Ser!c!)r§  mit 
ben  (Böttem  unb  ©ämonen  erfreue,  unb  bei  ben 
Ypöteren  9leu))latonifem  bie  ftel^enben  93einamen 
dtlo^  unb  daüpt-acitoc  erl^ielt.  ferjal^It  bod^  fein 
9togra|)^  SunapiuS  unter  anberen  SBunberanec» 
boten,  bog  er  einft  beim  ®thti  mt^x  benn  jel^n  SUen 
1f^  emporgel^oben,  unb  ba|  babei  fein  jförper 
nb  fein  ©emanb  Don  golbenem  Sid^tglan^e  um« 
{loffen  getoefen  fei  jfein  äBunber,  bag  Sultan 
ber  Hbtrümtige,  beffen  Vorläufer  unb  Sorbilb  er 


ttmr,  il^n  fogar  dei^xaToc  nannte  unb  in  feiner 
Setounberung  ibn  ^omer,  ©ocrateS  unb  felbft 
bem  göttlid^en  ^ato  gleid^fteHte.  —  3KS  Schrift- 
fteller  mar  äamblid^uS  anwerft  fmd^tbar ,  aber 
bunf et  Dermorren  unb  Doli  geiftlofer  ^l^antafterei, 
fo  ba^  feine  ©d^riften,  fomeit  fle  unS  ermatten 
ftnb,  feinen  anbem  SBertb  l&abcn,  mie  Sennemann 
fagt,  ate  bie  Derfd^robcne  S)enfart  feiner  Seit  )u  be- 
funben.  %on  bem  größten  Sßerfe  beSf elben  über  bie 
p^tl^agoräifd^e  @d^ule,  baS  and  10  Sudlern  beftanb, 
Don  benen  5  erl^alten  flnb,  ift  baS  erfte  95ud^,  bie 
93iograp]^ie  be§^Qt^agora§  ent^altenb,  jugleid^mit 
ber  Vita  Pythagorae  Don  ^orpl^^riuS  burd^  ffiefe« 
fing,  Scipj.  1815  u.  1816, 2  93be.,  l^erauSgegeben. 
Samblid^uS  fiarb  mal^rfd^einlid^  unter  Sonftantin 
bem  ©ro^en.  3Jlit  il^m  l^atte  ber  9ieupIatoni§mu3 
feinen  ^öl^epunft  bereits  überfd^ritten  unb  mürbe 
mit  jebem  Sage  ol^nmöd^tiger,  bem  Siegeslauf  ber 
d^rifUid^en  Seigre  ßinl^altju  tt)un.  !Rad^  Samblid^uS' 
Sobe  trat  nämlid^  ftaifer  ^onftantin  ber  ©ro^e 
ber  bem  ß^^riftentl^nm  feinblid^en  Seigre  birect  ent- 
gegen, fo  bafe  fic  Don  bem  bereits  tl^eilmeife  er» 
morbenen  ©ebiete  beS  SebenS  fid^  mieber  in  ben 
engen  JheiS  ber  @d^ule  gurüdtgugiel^en  ge^mungen 
mar.  SU/  mit  bem  Siebften  unb  Sl^euerften,  ber 
Xl^eurgie,  mu|te  ber  !ReupIatoniSmuS  ftd^  in'S 
IBerborgene  flutten,  mie  SunapiuS  im  Seben  beS 
SebeftuS  flagt,  ba  ffaifer  Sonftantin  ben  berül^m- 
tejien  (l^eibnijd^en)  Sempel  nicberrei^en,  bagegen 
d^riftlid^e  jfird^en  ^abe  erbauen  laff en.  Sie  ^aupt» 
ft|e  ber  neuplatonifd^en  @d^ule  maren  bamalS  in 
ben  @töbten  ffleinafienS  unb  Syriens,  mo  jene 
ajlänner  mirften,  meldte  „bie  golbene  ßette  ber 
9JeupIatonifer"  bilbeten,  b.  1^.  bie  Seilte  ber  biefe 
©d^ule  repräfentirenben  Seigrer,  metftenS  auS  ber 
©d^ule  bcS  3amblid6u§,  3.  S.  «ebefiuS,  guftat^iuS 
unb  feine  nod^  berühmtere  ©attin  ©ofipatra  ncbft 
il^rem  ©o^nc  ^IntoninuS;  femer  ^riScuS,  3Haji» 
muS  Don  gpbefuS,  (Jl^r^fantl^iuS  auS  Spbien  u.  %, 
bie  alle  gröfelentl^cilS  il^re  9lufgabe  in  ber  t^eurgi« 
fd^en  ^rajiS  anftatt  in  ber  pl^ilof opbif 4en  i^corie 
fallen,  faft  alle  einig  in  bem  ©trebcn,  eine  Keac« 
tion  beS  ^eibcntl^umS  gegen  baS  Kl^riftentl^um 
l^craufjubefd^mören.  3e  bebeutungSlofer  aber  bie 
pbilofopl^ifd^en  Seiftungen  biefer  TOänner  maren, 
befto  ma|lofer  mud^S  bie!ranf^afte©ud^t,  bicfrül^e« 
reu  §äupter  il^rer  ©d^ule,  inSbefonberc  ben  3am« 
blid^uS,  ju  Dcrgöttem.  6in  begcifterter  3ö9ling  ber 
ncuplatonifd^en  ©d^ule  mar  aud^  3ulian  ber  3lb» 
trünnige  (f.  b.  ^rt.),  unb  berfelben  fd^ienen  fid^  nod^ 
einmal  neue  glönjenbe  ^uSpd&ten  ju  eröffnen,  als 
biefer  fonft  fo  geniale  junge  Smperator  mit  bem 
ganzen  gfeuereif er  feiner  3ugenb  unb  bem  Aufgebote 
aller  it)m  olsffaifer  3u©ebotefte]^enben3nad^tmittel 
bem  bereits  jurSJlumie  gemorbenen^elbcnll^ummit 
&ilfe  ber  neuplatonifd^en  3bcen  no^  einmal  neues 
Öcben  einjuflöBcn  Derfudjtc.  ^lüein  alS  aud^  biefer 
le^te,  im  großen  ÜKa^ftabe  unternommene  93er= 
jud^  einer  ßrneucrung  ber  antifen  l^eibnifd^en  SBelt 
mißlungen  mar,  f  al^  ftd^  ber  9JeupIatoniSmuS  aber» 
malS  gegmungcn,  Don  bem  praf tif djen  ff  ampf  gegen 


215 


9{euf)Iatontdmu8. 


216 


baS  Sl^riftentl^um  oB^uIaffen  unb  \\ä)  tDteber  tnel^r 
ben  mtffenfd^aftltii^en  SeftreBungen  ^usumenben. 
TOit  erneutem  Stfer  tt)arf  man  ftd^  nun  auf  bie 
ferflärung  ber  ©d^riftcn  ber  frül^cren  ^]^iIo(opl^cn, 
in§be(onbere  ^Iato'8  unb  5lnftoteIe§' ,  unb  au« 
mölig  bilbete  fxä),  }umal  in  ^t^en,  bie  eigentUd^e 
©d^iüpl^tlofopl^ie  au§,  moburd^  ber  9leu))IatoniS« 
muS  {i(^  nod^  für  lange  3^  großen  6influ|  auf 
bie  geiftigeSilbungsubemal^renmugte.  @eitbem 
Snbe  be3  4.  unb  bem  Seginn  beS  5. 3a^r]^unbert§ 
maren  bie  ^auptft^e  biefer  ^l^ilofopl^ie  in  SKe» 
janbria  unb  Sltl^en.  ©ort  »irften  ber  ältere  Ol^m» 
piobomS  unb  im  Anfang  be§  5.  ^al^rl^unbertS  bie 
ip^ttof opl^in  §5patia  (f.  b.  2lrt.).  beren  begeiftertfte 
©dritter  mand^e  Sl^riften,  roxt  @Qnefiu8,  fpöter 
SBifd^of  t)on  ^tolemais  (f.  b.  2lrt.),  toaren.  ©er 
@<i§ule  }u  ^t|en  gel^örten  al8  Se|rer  an :  ^ut» 
ard^uS,  beffen  @d^üler  @Qrianu§,  fomie  ber  6e» 
beutenbfte  unter  ben  fpäteren  9leupIatonifem,  ^r  o» 
cIuS  (410 — 485),  gleid^fam  ber  Sd^olaftifer  unter 
ben  gried^ifd^en^^ilofop^en,  tt)eld^erbie®e)ammt« 
maffe  ber  pl^ilofopl^ifd^en  Ueberlieferung,  mit  eige* 
neu  3ut]^aten  ttxmtf^ü,  burd^  ^ufammenfteKung, 
Slnorbnung  unb  bialeftifd^e  Sierarbeitung  in  eine 
9lrt  @Qfiem  brad^te.  $rocIu§  mar  bie  le^te  Sendete 
ber  neuplatontfd^en  ^l^Uofopl^ie,  bie  in  il^m  nod^ 
einen  furzen  Iriumpl^  feierte,  beöor  pc  für  immer 
erlofd^.  Sr  mirb  als  ein  frommer  ^eibe  gefd^il» 
bert  unb  l^ulbigte  in  ber  Xl^at  allem  Aberglauben, 
toar  ein  !D2eifter  ber  tl^eurgifd^en  ffunft  unb  ein 
^ologet  be§  ^ol^tl^eiSmuS ,  beg^alb  üon  ben 
©einen  l^od^gefetert.  Sine  3Renge  @d^üler  arbei» 
teten  in  feinem  @inne  meiter,  allein  ben  Verfall 
ber  neuplatonif  d^en  unb  ber  alten  ^l^ilof  opl^ie  über» 
l^aupt  t)ermod^ten  fte  nid^t  mel^r  aufsul^alten.  ©ie 
pl^ilofopl^ifd^e  ©peculation  Derfiel  immer  mel^r  in 
leeren  tl^ormaliSmuS  unb  friftete  ^ule^t  ein  fümmer» 
lid^eS  ©afein,  ©abei  maren  biefe  lejften  $Iato» 
nifer  jum  Il^eil  f  el^r  erbitterte  ®  egner  beS  ßl^riften« 
tl^umS  unb  befämpften  ed  in  miffenfc^aftlid^en 
©d^rif ten.  So  f d^rieb  ^rocIuS  felbfl  ein  Sud^  über 
bie  Orafel,  fomie  bie  gerabe^u  polemifd^e  @(^rift 
mit  bem  litel  ^9ld()t5e|n  SemeiSgrünbe  gegen  bie 

ß^riften"  CETrt^^eipyjjjLaTa  (5xTioxatöexaxaTotXpi- 

cmavcSvX  toorin  er  bie  d^riftftd^e  Seigre  öon  ber 
3eitlid^feit  unb  S3ergöngli^feit  ber  SSBelt  angreift, 
ol^ne  babei  grogen  9iu^m  ju  ernten,  benn  ba§ 
Sud^  ift  inl^altlid^  mie  formell  überaus  mangel» 
l^aft.  äol^anned  ^l^iloponuS,  ©rammatifcr  unb 
3J(|eoIog  }u  Sllesanbria  am  Anfang  be§  7.  Sal^r» 
l^unbertS,  l^at  t%  in  einer  eigenen  @d^nft  miber» 
legt.  —  SBie  $rocIu§,  fo  maren  aud^  bie  platoni» 
ftfenben  gefeierten  SRebner  SibaniuS  unb  §imertu8, 
fomie  bie  ^iftorifer  SunapiuS  unb  Sof^ntuS  bem 
gl^rijientbum  abfolut  feinbfelig,  tt)a|renb  Rubere 
5tt)ifd^en  !ReupIatoniSmu8  unb  Sl^riftentl^um  gu 
oermitteln  fud^ten,  mie  Xl^emiftiuS,  Sl^alcibiuS 
u.  a.  —  ÜJlarinuS  auS  fjlaüia  IReapoIiS,  be§ 
^ßrocluS  Siograp]^,  3pboru§  auS  ®a^a,  3eno- 
botuS  unb  ©amaSciuS  ftnb  bie  legten  ©lieber  ber 
fog.  golbenen  ff ette.  Svn  innem  Serrüttung  famen 


nod^  ungünfiige  IBerl^öItniffe  Don  ^u^en,  ba  ffoifec 
äuftinian  I.  burd^  Sbict  Dom  äal^re  529  fämmt« 
lid^e  l^eibnifd^e  ^l^ilofop^enjd^ulen  fc^Io^  unb  ben 
Unterrid^t  in  ber  ^^ttofoplpie  aud^  }u  Stilen  k)ei« 
bot.  ©ie  neuplatonifd^en  Seigrer  manberten  ouS 
unb  f anben  bei  bem  ^erferldnig  Sl^oSroeS  freunb« 
lid^e  ^ufnal^me,  meil  SufHnian  bmnalS  mit  bem« 
felben  im  ff riege  lag.  91I§  fte  fpäter,  burd^  trübe 
Srfal^mngen  enttöufd^t,  nad^  bem  9frieben8[d^Iu| 
ungeftört  in  il^r  SSaterlanb  gurüdtfel^rten,  blieb  il^r 
ßinflu^  gleid^mol^I  gebrod^en  unb  tl^re  @(^ule  ge« 
fd^Ioffen;  bie  l^eüenifd^e  $]^Uofop]^ie  mar  bem  (S^ri- 
ftentl^um  erlegen,  aber  burd^  Sommentare  )u  ben 
ariftotelifd^en  unb  platonifd^en  @d^riften  mad^ten 
fid^  bamalS  unb  fpöter  nod^  mand^e  platonifiraibe 
®ele]^rte  um  bie  Ueberlieferung  berfelben  an  bie 
fpöteren  ©efd^Ied^ter  Derbient,  unter  il^nen  ctaify 
Sl^riflen,  mie  ber  f  d()on  oben  genannte  ©rammotUer 
äol^anneS  ^^iloponuS  unb  9oet]^iu8  (f.  b.  9rt.), 
le^terer  ber  einflu^reid^fte  Vermittler  ber  antilen 
$l^iIofop]^ie  für  bie  erften  äa^rl^unberte  beS  3RttteI- 
alterS.  —  lieber  bie  Sßieberaufnal^me  ber  neupln« 
tonifd^en  ^l^ilofopl^ie  ^ur  ^zxt  beS  9ßiä)erauf* 
lebenS  ber  clafftfd^en  @tubien  gegen  Snbe  beS 
aRittefolterS  f.  b.  Srt  gficinuS;  über  ben  ßinflit^ 
beS  9leu))Iatoni§mu8  auf  ba§  Sl^rijtent^um  f.  b. 
airt.  ^latoniSmuS. 

S  i  t  e  r  a  t  u  r.  Biotins  Snneaben  erf d^ienen  p- 
erjt  in  ber  lateinifd^en  Ueberfe^ung  beS  üllarfiluifi 
gficinuS  5u  fjloren^  1492,  bann  gried^.  u.  latein. 
^afel  1580  unb  öfter.  3n  unferem  Sal^rl^unbert 
l^aben  neue  ausgaben  beforgt:  Sreu}er  u.  9Ro{a 
(Opp.  Plotini)  mü  fritifd^em  Apparat,  Orfoib 
1835, 3  93be.,  unb  (Ennead.)  ^ariS  1855;  Sbolf 
ffird^^off,  Seipaig  1856.  ©ie  neueften  SluSgaben 
ftnb  öon  iQ.  S.  aWütter,  »erlin  1878  unb  1880; 
gleid^Seitig  erfd^ien  Don  bemferben  aud^  eine  beutf^e 
Ueberfekung;  9üd^arb  SSoIfmann,  gried^.  Xest  in 
^anblidger  ÜuSgabe  mit  ber  aud^  fonft  gemöl^^üd^ 
DorauSgel^enben  Vita  Plotini  Don  ^orpl^^rinfi, 
Seipsig  1883  u.  1884.  —  Ueber  fieben  unb  SOBe* 
$orp]^Qr§  Dgl.  Lucas  Holstenius,  De  vita  et 
scriptis  Porphyrii,  in  gfabriciuä'  BibL  graeca 
IV,  Hamburgi  1723,  p.  11,  207  sqq.;  Per- 
ph3rrii  de  philosophia  ex  oraculis  haurienda 
libror.  reliquiae,  ed.  Gust.  Wolfif,  BeroL  1856. 
Ueber  ben  ^ißeupIatoniSmuS  überhaupt  mie  aber 
^lotin  inSbefonberel^anbeln:  Sogt,  9leupIatoml" 
mu8  unb  Sl^riftentl^um,  1.  (einsiger)  5£^.,  Scdbt 
1836  (Dgl.  aud^  ^er^ogS  9leal«SncQfIop&bie  fb 
proteft.  il^eologie,  2.  3lufJ.,  X,  519  ff.) ;  etein« 
^art,  !Reoplatoni§mu§ ,  in  ^aulQ'S  9teal-^c9- 
flopäbie  ber  claff .  ^Itertl^umSmiffenfd^aft  V,  fmm 
ebenbafelbft  bie  ^rtifel  $IoHnu8,  ^orpl^^tfa«, 
Samblid^uS;  ffird^ner,  ©ie  ^l^ilofopl^ie  beS  SIb- 
tin,  Chatte  1854;  ^rt^ur  Slid^ter,  IReuplatoniMe 
etubten,  §efte  mit  @onbertiteIn,  ^aUe  1864  Ml 
1867,  fomie  (bie  für  biefen  «rtifel  mel^rfa^  Uß 
nu^te  Dortreffltd^e  <3d^rift)  ff ellner,  ^eBeniSniiiS  n. 
Sl^riftentl^um,  fföln  1866;  Yacherot,  Histonre 
crit.  de  Tecole  d'Alexandrie,  Paris  1846  k 


2i7 


9leufcr. 


218 


1851,  StoIb.;  Jules  Simon,  Histoire  de  l'ecole 

d'Alexandrie,  Paris  1844—1845,  2vol8.;  — 

nannitrul^  ou^  bte  Sßerte  uBer  bte  ©efd^id^te  bet 

Sbüofop^ie  t)on  Ritter  et  Preller,  Historia 

philosophiae  graecae.  Ed.  VII*,  Goth.  1888, 

517—568;  »itter,  ©efd^.  bcr  ^ilofopl^ic  IV, 

^mtorg  1834;  SronbtS^anbb.  ber(Sejd^.  ber 

grie4«rihiL  ^^(ofop^ie  m,  2.  W>Ü).,  Serlin 

1866,  811  ff.;  €t5d(,  Se^rbud^  ber  ©efd^td^te 

kt^lfio^op^t,  8.a[ufl.,  aRoing  1888,  unb  gana 

kfonbet«  StUn,  ^^ilofop^ie  ber  ©ried^en  IQ, 

2.«b4, 8.«up.,  Seipj.  1881,419—865,  m  auS- 

fa^rIt4überben9{euplQtomSmu$unbbe{|en^QU))t> 

terfntet  ge^mbelt  totrb  tmb  oud^  bte  fpedeUeren 

IxMtm  angegeben  fhtb.    [(SBörter)  ff leper.] 

fbttfoE;  Vbam,  ein  antitrimtarifc]^  gefinnter 

Vjtoloqit  unb  fpdterer  ^Renegat,  toat  naä)  bem  Ur- 

Qdle  ber  ort^obos-))rote{i(mti{(i)en3eitgenof[en  ein 

(tenfo  nxmfelmütl^iger  atö  lofterl^fter  SaterlonbS- 

letxftt^.  Sr  ßornrnte  ouS  einer  lutl^erifd^en  ga- 

Küie  in  S^moben,  trat  ober  ^ur  ref ormirten  ffird^e 

fba  unb  fonb  Don  Seiten  beS  ^fal^grofen  t$rieb* 

lid)  HL  ^InfteUung  an  ber  @t.  ^eter§fir^e  ^u 

{)cibdb€rg;  aud^  foU  i^m  ein  Sel^rftul^I  an  ber 

QnttKrfitfit  bafelbfi  ^ugcbad^t  getoefen  fein.  3n- 

brjfen  Mrlor  er  bie  ®nnft  be§  ^folagrafen,  ald  er 

bei  beffen  Serfud^,  bie  cofoinifd^e  JKrd^enpd^t 

ii  ber  $fal^  etn)ufü]^ren  (Dgl.  b.  ^rtt.  Sroftinia* 

nlmiifi,  Oletnan,  ^falg),  mit  anberen  Ißrebigem 

Stberftanb  leiftete.   9hm  Derlor  er  feine  SteKe, 

Mibe  an  eine  onbere  Rixä^t  in  ^eibelberg  t)erfe|t 

od)  bort  nur  }ur  ^bl^dtung  einer  i^rül^betftunoe 

{ogelaffen.  @^on  frül^er  foll  er,  toie  in  ben  @itten 

Bij^  unbefc^olten,  aud^  in  feinen  tl^eologifd^en 

Siifid^ten  ^nm  ^ntitrinitoriSmuS  geneigt  loben. 

3e|t  png  er  an,  getoifferma^en  au§  SRad^e,  toie 

bie  @egner  bel^aupteten,  jufammen  mit  ©^(öanuS 

(].  b.  *rt.)  unb  Ruberen,  ben  Unitari§mu§  ju  för» 

bem  unbguoerbreiten;  inSbef onbere  f neigte  er,  toxt 

iraie  ^n^ger,  burd^  %lanbrata,  ben  Seibargt 

be§  Soittoben  oon  ©iebcnbürgen,  mit  ben  bort 

bffinblid^entlntitrinitaricm  Serbinbung.  9luf  bem 

SWd^tog  gu  ©pe^er  (1570),  ben  9ieufcr  im  ®e- 

folge  be3  $fal§grafen  befud^te,  mürbe  ein  Srief 

an  ben  SBoimoben  ocrfa^t  unb  beffen  ©efanbten 

übergeben;  92eufer  aber  foQ  nod^  meiter  gegangen 

kin  unb  bem  fiebenbürgifd^en  ®e{anbten  einen 

Srief  an  ben  ©ultan  Selim  in.  übergeben  l^abcn, 

in  iDeld^em  er  nid^t§  ©eringere^  al§  einen  IBenat)^ 

feines  SJoterlonbeS  oorgefd^Iagen,  mit  ber  Segrün« 

bmig,  baB  SJ^o^ammebaniSmuS  unb  Unitari§muS 

i»  SSefen  CinS  feien  unb  fidft  be&l^atb  gegenfeitig 

isterfiä|en  müßten.    2)ie  Qaä^t  fam  jebod^  ju 

C^  be§  PaiferS  unb  be§  ^falggrafen;  e§  l^ei^t, 

ban^  ben  ®efanbten  oon  Siebenbürgen.  2)iefer 

Ute  ndmlid^  ein  Sünbni^  mit  ben  beutfd^en  tüfür- 

6es  gegen  bie  3:urfen  gu  fd^Iie^en  Oerfud^en.  S)er 

fiaifer  fyihe  fid^  ober  gemeigert,  mit  bem  grürften 

•OB  Siebenbürgen,  einem  ®egner  ber  fieiligen 

Sieifaltigleit^  in  SJerbinbung  }u  treten,  ^o  foH 

ber  (Sekmbte  bie  ©riefe  9Jeufer8  unb  feiner  fSfreunbe 


öorgejeigt  l^oben,  jum  Semeife,  boft  fogor  in 
©eutfd^Ionb  ongefel^ene  Sl^eologen  bem  3lntitrini- 
tori§mu§  l^ulbigten.  9lun  mürben  S^IoonuS, 
9leufer  unb  bie  onberen  Setl^eiligten  ofö  S3ater- 
lonbsoerrotl^er  unb  ße^r  ergriffen.  Sleufer  ent« 
fam,  mürbe  abermals  gefangen  genommen  unb 
entflol^  mieber.  5ßod^  längeren  Shrrfa^rten  gelongte 
er  nod^  Siebenbürgen,  gog  ober  oud^  Don  bort  bolb 
meiter  unb  ging  nod^  Sonftantino))eI.  ^ier  trat 
er  gum  9Ro]^ammebani§mu8  über ;  fpöter  f oU  er 
gum  t)önigen  ^tl^eiämuS  gelommen  unb,  felbfi  Don 
ben  dürfen  oIS  Sol^n  beS  SotonS  begeid^net,  on 
einer  fd^änblid^en  ftronf^eit  geftorben  fein  (1576). 
So  berid^tet  Stepl^on  ®erIo4  ber  lutl^erif^e  $re> 
biger  eines  foiferlid^en  ®efonbten  in  Sonftonti- 
nopel,  in  feinem  Sogebud^,  unb  ö^nli^  Sol^onn 
SWid^oel  ^eberer  Don  SSretten,  ber  um  jene  3«it 
in  türfifdften  S)ienfien  ftonb.  Snbeffen  finb  gegen« 
über  biefer  gangen  ©orfteflung  üerfd&iebene  SSe- 
benfen  nid^t  öon  ber  §anb  gu  meifen.  Sefpng 
inöbefonbere  l^ot  biefelben  l^erüorgel^oben  unb  ouf 
®runb  eines  Don  il^m  Deröffentlid^ten  ^Briefes  beS 
^bom  !Reufer  eine  Sl^renrettung  biefeS  SOtonneS 
üerfud^t  (f.  SeffmgS  Seiträge  gur  ®efd^id^te  unb 
Siterotur.  2luS  ben  Sd^öfeen  ber  l^ergogl.  Siblio- 
tidef  gu  aSßoIfenbüttel,  3.  ©ertrag  XVn  [Sämmt- 
lid^e  Sd^riften,  l^erouSg.  üon  Sad^monn,  IX,  Serlin 
1839,  359—415]).  gingeftonbenermo^en  »er- 
folgt Seffing  bobei  oBerbingS  ben  3iDerf,  9leuferö 
93erfoIgung  unb  Sd^idfol  oIS  bunfeln  ^intergnmb 
gu  benu^en,  Don  meld^em  ftd^  bie  SDuIbung  ber 
Seiften  (f.  ben  3.  SSe^trog  XVm,  (Einleitung 
[Sod^monn  416])  um  fo  ^euer  abgebt;  fomit  borf 
fein  Urtl^eil  nid^t  oIS  burd(|ouS  unparteiifc^  gelten. 
®abei  bleibt  jebod^  beftel^cn,  bo^  in  ber  %\)at  Un= 
mo^rfd^einlid^feiten  in  ber  ©rgöl&Iung  Don  ÜieuferS 
SSaterlonböoerrotl^  öorl^anben  fmb.  @S  ift  nid^t 
red^t  gloublid^,  ba|  bem  ®efanbten  Don  ©ieben= 
bürgen,  ber  ein  93ünbni6  gegen  bie  3:ürfen  fud^e, 
ein  Derrätl^erifc^er  ffiricf  on  ben  Sultan  foHte  on- 
Dertrout  morben  fein,  ober  ba|  ber  ®efanbte,  bie 
^nnol^me  beS  ffiriefeS  DorauSgefe^t,  benfelben  in 
ber  oben  angegebenen  ffieife  benujt  f)&ttt,  9lu(^ 
onbere  Sl^otfo^en  erfd^einen,  menn  man  fie  mit 
bem  Seri^te  in  5JeuferS  ffirief  ouS  Eonftontinopel 
an  einen  fionbSmonn  Dergleid^t,  in  ctmoS  anberem 
fiid^te.  Srinnert  man  pd^  bobei  gugleid^  an  bie 
oft  gcrabegu  efelerregenbe  SWanier,  mit  ber  gu  jener 
Seit  bie  ßämpfer  ber  Derfd^iebenen  Eonfejflonen 
fid^  gegenfeitig  Derunglimpftcn  (f.  Seifpiele  bei 
3onffen,  ®efd^.  b.  beutfdjen  SSoIfeS  V,  12.  ^ufl., 
gfreib.  1886,  464—479.  489  f.  496  ff.),  fo  mivb 
man  Jenen  ©rgäl&Iungen  nid^t  ol^ne  äBeitereS  trouen 
unb  ^bom  5Reufer  nid^t  Diel  fd^Ummer  beurtl^eilen 
bürfen  als  mond^en  onbcm  il^eologcn  jener  3cit, 
ber  boS  ®Iütf  l^otte,  in  ^mt  unb  Stürben  gu  blei- 
ben. —  @ine  ouSfül^rlid^e  ©arftcüung  Don  9ieuferS 
Sd^idffol  auf  ® runb  ber  alten  grgäl^Iungen  barüber 
gibt  3feIinS  9JeuDcrme](|rteS  l^ift.  unb  geogr.  oE« 
gem.  Sejifon  IH,  93afel  1729,  644  f.  (Sgl.  oud^ 
Nouv.  Biogr.  gen.  XXXVII,  808  s.)    [%  ßffer.] 


219 


gieufiobt  —  Dlemmün. 


220 


TJUmlUM  (äBimei-),  seist^uni,  {.  aBiener'<neu' 
^bt. 
Slntfro,  SiBttiutn,  f.  ®ran. 
^Irmnatt,  ^ol^tt  ^tni^,  Oiatonanetunb 

eatbtital,  imirbe  am  21 .  i)ie6ruaT  1801  ju  Sonbon 
gebonn.  ©ein  SBotet,  rin  Äoufmonn,  roar  angli- 
coner,  iDä^rtnb  jeine  tie[  religiös  gefinnle  ÜJtutter 

gi)  }u  finem  gemäßigten  SoIoinigmuS  belaitnte. 
on  1808  bis  1816  ge&örte  ber  ffnabe  ber  ©c^ul- 
tmpQlt  ju  ßaling  bei  Sonbon  tm.  ©ort  laS  er  oDt 
SQ^f r,  xotläjt  t§m  in  bie  §änbe  fitlen  (Letters  I, 
26),  baruntft  bie  ffitrte  ton  ®alter  ©cott,  f obonn 
bie  ©cdriften  oon  $Qi)ne  unb  ^ume,  ferner  3o^n 
DlerolonS  Buc&  über  bie  3öei§|Qgungen.  Dbgleii^ 
er  genaue  %elannt{i$aft  mit  ESibel  unb  Jfalet^iS* 
muS  fic^  rriDDiben  iiatte.  fo  befaß  er  biS  ba^in 
bvtSi  naä)  leine  leligiöfe  Ueberjeugung,  ^ulbigte 
Btelmefii  einer  SIrt  StationaliSmue.  Unter  bem  ein» 
|iu&  20.  ÜJfagerä  Dom  Spembrole-eoliefl  in  Ojforb 
gelangte  Uiemmon  enb(id)  1816  gu  einem  feften 
©laubenlbelenntniß.  @r  trat  im  Secember  beS 
3a^reS  in  baS  S^nnitQ-SoQeg  ein  unb  faßte  gleich» 
«ttig  ben  Sntfi^luß,  unoer^eiratet  ju  bleiben.  3ni 
3. 1822  erinngte  er  bie  e^renODÜe  ©teile  eines 
^tüaxe  tm  Jüiiel-SDQcg,  nadibem  er  fi^  in  ben 
DDiIierge^enben  Sauren  aümältg  gu  bem  €ntf(^luffe 
bur[!)gerungen  ^atte,  feine  ffräfte  bem  Süenfte  ber 
iReligion  }u  neigen.  3)on  Sin^uß  auf  i^n  mar  nod) 
befonberä  baä  Sefen  Don  S3if(^of  ^Butlers  Analogy 
of  religion  natural  and  revealed  to  the  Con- 
stitution and  couree  of  natura  (2.  ed.  Load. 
1736),  aus  bem  er  neue  fru^tbringenbe  Sbeen  über 
ben  Sufammenbang  ämif(%en  ber  flt^tboren  unb  un- 
fi^tbaren  SBelt  f(%ölifte,  obne  aber  in  91tlem  Suller 
beijut)jli(^t(n.  Sm  Oriel-Solleg  ftonb  Üietuman 
beftmberS  nnter  bem  ffiinfluß  ber  entgegengefe^len 
©eififSfttBmungen,  toelt^e  fi^  an  bie  9!amen  S^a- 
tele^  unb  Srnolb  einer-  unb  ffeble  unb  feamtinB 
unbererfeitS  anfc^ließen;  jene  uettrotcn  Die  geu' 
fetfenbe,  biefe  bieer^altenbe!Hiii6lnngimreIigiBien 
Sebtn.  SlQen  benjenigen,  mit  melii^en  er  in  ^f 
rü^rung  tam,  ba'te  Üteinman  nü^lic^e  Slnregungen 
ju  DerbanCen.  Si  gog  ^ä)  tebo^  Don  ben  ^nännem 
ber  erftgenannten  ÜRit^tung  gurüd,  all  beren  libe- 
ralifitenbe  3been  Itotet  berDortraten.  Unferbeffen 
Satte  er  1824  bie  ongliconif^en  Sßeiben  em- 
pfangen unb  betbeiligte  [id)  mit  großem  Eifer  on 
ber  Ausübung  ber  Seelforge.  ^on  bem  fog.  <&oan- 
gelicttliSmuS  aber,  einer  piefipifi^-puritanif^en 
©d&ute,  bie  feil  ber  *D!itte  heä  18.  Sa^r^unbertS 
bie  ^DlBIreife  tieberrfi^te,  gog  er  fid^  frübjtitig 
gurütf  unb  wanbte  fuf)  unter  bem  6influß  <ßufet)'8 
unb  |)anilin8'  bem  ©tubium  ber  ÄirtfienDäter  ju. 
53on  §amtin8  befonberä  Würbe  er  auf  hie  „ijuaft 
lafl^olif^e  Set)re  Don  ber  Ueberlieferung  als  einem 
Öauptelemente  jur  geftfteUung  unb  $rebigt  ber 
SBafir^eiten  beS  gbriftenl^umS"  SingEfü:&rt  (Letr 
tersi,  127).  ©o  brongte  ft^  Slemmanfc^on  bamais 
bie  3bee  Don  ber  üloi^roenbigteit  eines  tird^lii^ert 
ße^romtes  auf,  unb  biefer  ©f  bante  giebt  ficb  wie  ein 
rot^r  geben  burdti  fein  Sonbon  1833  erf(^ieneneS 


SQerl  Tlie  Arians  of  the  fourtb  centnr;  (4^  ed. 
1876).  iBemerlenSroertb  ip  übrigens,  ba|bet  ii>^- 
gebilbete  ÜRannbei  ber^emegung  gur  ^manci^jotiim 
ber  ftatboliten  (1827)  alS  ©egner  berfeiben  auftml 
unb  ft(^  ber  äiMeberwa^I  ©ir  Stöbert  SßeelS  uoit 
©eiten  ber  Osforber  UniDerfitÖt  mit  aller  Vta^t 
miberfelte.  Sin  äußeren  ß^rcnbegeugungm  ^atte 
eS  bem  jungen  ®elebrten  unterbeffen  nii^t  gefehlt; 
fo  mar  er  Don  Sifi^of  ^omlep  gum  Sßrditgtr 
beS  ÜB^iteloOtJalafteS,  bann  (1831)  gum  seleot 
Preacher  bei  UnioerfttSt  ernannt  morben.   Sr 
mar  aucE)  ^utot  feiueS  College  (feit  1828),  legte 
bie  ©teKe  aber  infolge  eiueS  ©treiteS  mit  ßanÄbil 
nieber.   ©ein  SoQeg  eit^etlte  i^m  noc^  tttuit  lifr 
fonbemSemeiS  beS  3)ertrauen@  burd^  $TÖfeittiitioil 
für  bie  ünarienpfarrei  in  Osforb.    &iä^otllf 
loanbte  er  fi^  immer  me^r  Don  ber  ©taatSt^toIngie 
ab;  feine  Abneigung  gegen  biefelbe  mui^unleibai 
ßin^uffe  beS  talentoollen  SttdEiarb  ^unell  g^nndie 
(geft.  1836),  ber  i^n  feit  1829  gelehrt  ftolte,  ptt- 
licbe  @rbße  über  wiffenfiiSafllidie  SluSbilbuig  m 
fleden,  fo  baB  er  fii!^  con  ber  liberaüfirenben  m^ 
tung  SJS^ateleq'S  enbgültigloSmadite.  gioubc,  1odf>. 
ä)ti  bmd)  ©[^ärfe  beS  SUerftanbeS  mie  Steii^t^n«. 
beS  Siffeni  ^eroorragte,  beränMJfte  offen  bie  91»««, 
formatiiin  unb  i^r  SSibelprincip,  betonte  bie  Slot^.« 
uenbigFeit  ber  ßrblel^re.  lobte  !Rom  unb  feine  fl^^ 
bränd^e  unb  forberte  ©etbftanbigfeit  ha  Kxi^f^ 
9}tit  ibm  machte  ^eioman  eine  Keife  lu^  ^^tg 
iDHttelmecr,  bie  i^n  1838  aucE|  nad^  Siom  fü^c^ 
^ier  legte  er  mandjefi  SSorurt^eil  gegen  bie  bJSfg- 
lifcfie  ffirdie  ob,  o^ne  i£ir  jebod)  innerlit^  nfljn 
treten,  ßi  felbft  ftiiilberte  biefe  gange  Seife 
großer  SBegeifterung  in  feinen  Briefen,  Dnrfi^f 
aui)  näbtenb  berfeiben  unter  ben  Dielen  ergn^ 
ben  Slnregungen  einelKeibe  Don  @ebi4ten,in  ban 
religibfe  Begeiftening  ftc^  mit  tqrifi^  ^a^ 
unb  bibaTtif^er@Ef(!bi<fti4feitDerbinbet.  3bR|l«a 
er  in  ©teilten  eine  fc^mere  SrTranhmgüberßariai 
balte,  gelongle  er  im3ultl833  miebernmttir 
lanb.  gier  bet^eiligte  er  fid^  fogleid^  an  bo^orim 
religiöfeii  löcftrebungcn,  inel^e  in  benoftgeia» 
ten  giugfc^riflen  Tracte  for  the  timee  ne^i^ 
mürben  unb  beßmegen  als  2;ractarianiSml  ^ 
fommengefüßt  roerben.  31I8  9iifcinii  bifier  bn  (*■ 
t^olifcben  5lnf(^auungen  ftdi  rüfieniben  5?ciw9ia§ 
(annbieaml4.3uIil833guCrKitöDcnifl(Ncpt- 
^Qltene,  oon  Sßufeq  unb  beffen  ®fiiniiuiis?gtiuiSii 
Der^enli^te  Sßrebigl  über  Kational  Aposasf 
begeidbnel  roerben.  lieber  ben  lreilmia'(tliii:i6'A[ 
SeWegung,  on  ber  ^iemma^l)c^lll!:;^lif^.^"3U• 
t^ei(  na^m,  f.  b.  31rl.  XraetarianiSmtiB,  Ma4 
bie  in  biefe  Seit  faflenben  ©Triften  KeBW^ii 
Sufammenl^ang  Dorguf ü^ren  finb.  giergen^^ 
JU  ermälinen,  baß  5teffiman  jnwr  oif  SbäU 
SBifc^ofS  SBagot  1841  bie  öortfehinig  bo  Ito* 
tinfteUle,  ober  am^  jeben  3Biberruf  bei  lettaffHt 
ber  befonbere  öntrüpung  unter  ben  <ii|)lif»p 
berDorgerufen  l)atte,  ablehnte.  3Jie  M^  1^ 
gefiSrbert  bur*  fflJifemanS  Slrtifel  The  Crihdi 
aud  Anglican  Churchee  (DabÜn  Beww  H 


eäbk 


221 


9letoman. 


222 


I- 

l 
I 


240),  bcm  9lctDinan  befonbere  Sebeutung  beimaß 

(Letten  ü,  748),  fotoie  burd^  bie  Stiftung  be§ 

pcotepontif^en  Stötl^utnS  Serufolem,  gegen  meldte 

ff  1842  cid  Siener  ber  Staatdfird^e  IBemol^rung 

einlegte.    3u  Snbe  beS  Sal^reS  t)eröf[entlt(]^te 

5ltoman  eine  91bl(|attblung  übet  bie  ^fitii^Iid^en 

Sunber"  (An  Essay  on  the  miracles  recor- 

ded  in  the  ecclesiastdcal  history  of  the  early 

ages,  Oxford  and  London  1843),  meldte  in 

i^^tm  @egen{Q|  ^u  ber  %tit\t  aber  ,,bie  S3un= 

ber  ber  Siber  (1826)  mit  il^ren  l^eftigen  9n- 

Snffen  gegen  bie  ^eiligen  ie|t  bie  ^^ontecebente 

SaJ^d^einlid^feit"  ber  SBunber  im  Seben  ber  Ie^> 

krn  Dert^bigt  (Two  Essays  on  scripture  mi- 

ncles  and  on  ecclesiastical,  2.  ed.  London 

1870 ;  ügl.  ha^u  bie  anzeige  in  The  Dublin  Re- 

Tiew,  N.  S.  XVI,  1871,  226  ff.,  fpec.  229).  3m 

September  1843  legte  92ett)man  feine  Stelle  qI§ 

$farrer  ber  9Rarienfird^e  in  Osforb  nieber.  „3d^ 

bin',  fc^rieb  er  bamol§,  ^lein  l^inlonglid^  guter 

€o(n  ber  englif(^  Rixä^z  mebr,  um  eine  Stelle 

in  i^  befleiben  gu  lönnen.  Sie  römifd^e  Jlird^e 

riebe  ii^  gor  fel^"  (Letters  n,  423).  ^r  gog  ftd^ 

bann  nad^  fiütlemore  gurüdt,  üon  tt)o  er  ben  na(i)- 

moIS  in  feinen  Essay  on  the  development  of 

Christian  doctrine  (London  1845)  aufgenom* 

menen  SBiberruf  feiner  gegen  Stom  Derf  a^ten  Sd^rif « 

tCB  oerSffentlid^te  (Dubl.  Bev.  XIV,  271),  or« 

iMitcte  an  ben  Seben  ber  englifd^en  f)eiligen  unb 

f»«{orgte  bie  Verausgabe  ber  Sermons  bearing 

on  snbjectB  of  the  day  (London  1843),  meldte 

in  SerMnbung  mit  ben  fed^  93anben  Parochial 

■atmons ,  London  and  Oxford  1834 — 1842 

Opöter  Parochial  and  piain  sermons.  New  ed., 

8  Tols.,  London  1868,  ögl.  Dubl.  Rev.,  April 

1869,  809)  unb  bem  ©onbc  ber  Uniöerfitätg« 

<>tebigten  (Sermons,  chiefly  on  the  theory  of 

reHgju>n8  belief,  preached  before  the  üniver- 

Bity  of  Oxford,  London  1843,   ögl.  Dubl. 

Bev.,  April  1872,  463)  gu  ben  aKeiftcrtocrfcn 

bcS  englijd^  Stils  gehören  unb  9Un)mon§  un» 

mteibro^e  nitgidfe  Sntn}idflung  barlegen.  3n 

feiner  (tttbolifd^en  ^eriobe  l^at  92ett)man  nur  bie 

on  erßer  unb  britter  SteQe  genannten  ^rebig» 

Im  mit  Derbeffemben  ^nmerfungen  neu  l^erauS» 

gegeben.  Obiool^I  in  faft  unben)eglid)er  Haltung 

ttbgelefen,  übten  fie,  nad^  ber  93emer!ung  eine§ 

C^cen^engen,  in  O^orb  einen  erftaunlid^en  @in« 

fbs  ans  ^mie  eine  93otfd^aft  auS  einer  anbem 

SBdt  nnb  mie  als  Ifunbgebung  eines  ^eiligen  ober 

StartiyrerS  ber  erften  ^al^r^unberte,  ber  mieber 

Wte  nnS  erfd^eint"  (Dubl.  Rev.,  Oct.  1892, 

366).  3n  Oi^orb  toattn  unterbe|  an  SteEe  beS 

iUini  ZriummratS  IRemman,  RthU  unb  $ufeQ 

jüngere  unb  lül^ere  Wanner,  mie  2B.  ®.  ^arb 

nbOofelep,  an  bie  Spi^e  ber  ^megung  getreten. 

In  benen  jener  megen  ber  Sd^rift  The  ideal  of 

a  Christian  church  (London  1844)  im  Februar 

1845  feiner  afabemifc^en  Stürben  entflcibet  unb 

kr  Ie|hrre  im  3uni  megen  feiner  fat^olifd^en  SRid^» 

tng  btnrd^  baS  fog.  93ogengerid^t  in  Sonbon  feiner 


^f arrfteüe  entl^oben  mürbe.  Sie  Unerf d^rodenl^eit 
biefer  SRönner  in  ber  93e!öm]pfung  ber  StaatSfird^e 
unb  ber  SntmidCtung  latl^olifd^er  ^rincipien  l^atte 
möl^renb  ber  SluSarbeitung  beS  genannten  Essay 
on  the  development  of  Christian  doctrine 
(London  1845)  im  Sommer  1845  in  9temman 
bie  legten  3tt)eifel  befeitigt. 

9lm  9.  October  1845  mürbe  Slemman  mit  fei« 
neu  t$reunben  93omIeS  unb  Stanton  burd^  ben 
^afftoniften  S)omenico  Sarberi  gu  Sittlemore  in 
bie  fatl^olifd^e  flird^e  aufgenommen.  9lemmanS 
austritt  aus  ber  StaatSfird^e  ift  nad^  93eniamin 
SDiSraeli  „ein  Sd^Iag,  unter  meld^em  fie  annod^  ftd^ 
frümmt''  (J.  A.  Froude,  The  Earl  of  Beacons- 
field,  London  1890,  99).  9lemmanS  erfterfd^ie» 
neues  äBert  nad^  feiner  ^ontierfion  mar  ber  ge> 
nannte  Essay  on  development,  ben  er  alS  $ro- 
teftant  begann  unb  als  ffat^olü  im  October 

1846  in  Sittlemore  sum  9lbf(blu|  brad^te.  S)aS 
®efe|[  ber  Sntmidflung  als  S^x^^^  beS  SebenS 
auf  bie  ftird^e  anmenbenb,  ^eigt  er,  ba|  baS  Ur- 
d^riftentl^um  ftd^  naturgemö^  5U  ber  fatl^oUfd^en 
ftird^e  auSgeftalten  mu^te.  3m  fSfebruar  1846 
t)erlie|  9lemman  fein  ^eim  in  Sittlemore  unb  nal^m 
auf  Sinlabung  oeS  im  üRariencoIIeg  gu  OScott 
bei  Sirmingl^am  mol^nenben  a))oftoUfd^en  SMcarS 
SBifeman  üortöuftg  bort  feinen  Sufentl^alt.  SBife- 
man  bcitte  il^m  Merl^eiligen  1845  bie  l^eiUge 
t$irmung  ertl^eiU  unb  führte  i^n  nun  in  baS  Stu« 
bium  ber  2:^eoIogie  ein;  gur  Sfortfe^ung  beS- 
felben  begab  er  fi($  im  October  1846  nad^  9lom. 
§icr  empfing  er  burc^  Karbinal  fSfranfoni  tinfang 

1847  bie  ^rieftermeil^e  unb  erlangte  öon  $iuS  EX. 
bie  Srlaubni^  gur  Segrünbung  beS  Oratoriums 
öom  1^1.  ^^ilipp  5Weri  in  gnglanb.  3ln  feinen 
römif (|en  ^uf entl^alt  erinnert  bie  lateinif dje  Ueber* 
fejung  oon  öier  urfprünglid^  in  ber  Sibliotl^e!  ber 
ff  ird^enöäter  erfdjienenenSlbl^anblungen  überStl^a» 
naftuS  unb  ben  ^rianiSmuS  (Tracts  theological 
ecclesiastical  and  crit.  1 — 93).  5Jcmman§  näd^fte 
Schrift  in  feiner  f atl^olif d^en  ^eriobe  mar  Loss  and 
gain;  or,  the  story  of  a  convert  [anonym], 
London  1848  (7^^^  ed.  London  1876).  Sie 
mar  Deranla^t  burd^  @eriid^te,  meldte  bie  Semeg- 
grünbe  ber  Djforber  Konöertiten  in  falfd^eS  Si(|t 
fteflten.  5Remman  fd^ilbert  barin  ben  ©eifteSgang 
eines  Ojforber  Stubenten  in  feinem  Uebertritt 
oon  ber  StaatSfird^e  gum  ffatl^oIiciSmuS  mit  ben 
feinftcn  pftid^ologifc^cn  ©arftcflungen  unb  genauer 
93efd^reibung  beS  afabemifd^en  SebenS  in  Ojforb. 
3lm  24.  ©ecember  1847  feierte  er  nad^  gng«^ 
lanb  gurüdf  unb  mibmete  ftd^  raftloS  ber  Seel» 
forge  in  93irming]^am;  am  25.  3uni  1848  er« 
richtete  er  baS  Oratorium  unb  leiftete  mit  feinem 
greunbe  9lmbrofe  St.  Sol^n  gu  Silfton  mäl^renb 
ber  ®l)oIera  l^ertjorragenbe  S)ienfte.  Unter  fJfaberS 
aKitbilfe  entftonb  1849  (f.  b.  ^rt.  fjaber  IV, 
1169)  als  felbftänbigcS  §auS  ein  Oratorium 
ju  Sonbon.  3n  ©emeinfd^aft  mit  feinen  OrbenS« 
genoffen  beforgte  5Remman  bie  Lives  of  the 
English  Saints,  London  1844,  14  vols.    3n 


223 


Üteiomon. 


224 


boS  Sal^r  1849  fallen  anä)  feine  Discourses  ad- 
dressed  to  mixed  congregations,  London  1849 
(5*^  ed.  1876).  SSor  ben  rcbnerifd^en  Seiftungen 
aus  ber  anglicanifci^en  Qtxi  geid^nen  fie  ftc^  burd^ 
freie  9latürtt(^feit  unerfd^ütterlid^e  Seftiöfeit  ber 
Uebergeugung  unb  fjfeuer  ber  ^pxa^t  au§.  ©ie 
nel^men  eine  SKittelftettung  gtoifd^en  gontroöerfe 
unb  SDogmatif  ein  unb  entl^alten  Setrad^tungen 
über  }eitgema^e  äBal^rl^iten,  n)ie9tatur  unb  (Snabe^ 
®Iaube  unb  ß^^iM  bie  ©eelenleiben  beS  f)ei« 
lanbeS  unb  feiner  l^eiligen  ilRutter.  3n  ben  1850 
gel^Itenen  Lectures  on  certain  difficulties  feit 
by  Anglicans  in  submitting  to  the  Catholic 
Church  (London  1850)  toÜL  er  weniger  bie 
SRerfmale  ber  wal^ren  Shtö^t  barlegen ,  als  üiel» 
mel^r  altl^ergcbraci^ten  ßinwenbungen  ber  Slngli« 
caner  begegnen.  Ueberrafd^enb  fitä)  bie  ©emeife, 
bo^  bie  StaatSfird^e  als  fold^e  mit  ber  Osforber 
93ett)egung  nid^tS  gu  tl^un  l^atte,  fomie  ba^  bie 
Untere  notl^menbig  mit  ber  Untem)erfung  unter 
9tom  enbigen  mufte.  SDie  aSiebereinrid^tung  ber 
^ierard^ie  burd^  puS  IX.  am  29.  September 
1850  gab  9lett)man  SSeranlaffung  gu  ben  Lec- 
tures on  the  present  position  of  Catholics  in 
England,  London  1851  (4^^  ed.  Lond.  s.  a.). 
@ie  begmedtten  bie  SBiberlegung  ber  anglicanifd^en 
aSorurtl^eile  unb  ärrtl^ümer,  meldte  bie  fatl^olifd^e 
JKrd^e  betrafen.  Cine  auS  fpöteren  Auflagen  beS 
Sud^eS  entfernte  ©teile  l^atte  eine  Auflage  pr 
golge,  tt)eId9emit5Rett)manSS3erurt]^eiIung  enbete. 
^teißd^  bejeid^neten  bie  Times  (MeyneU  61)  ben 
QpxvLä)  als  eine  IBergenmltigung  beS  Sted^tS,  unb 
bie  ftatl^olifen  beS  3n«  unb  ^uSlanbeS  befunbeten 
i^re  3uf^inimung  gu  bem  Urtl^eil  ber  Times,  in« 
bem  fle  bie  nid^t  unbebeutenben  ^roje^foften 
jal^Iten.  3n  biefe  3"t  fällt  baS  erfte  englijd^e 
^oDinsialcondl,  unter  SBifeman  gu  OScott  ab- 
gel^alten,  möl^renb  bcffen  5Rett)man  am  13.  3uli 
1852  bie  unter  bem  9lamcn  „^tx  jmeite  gfrül^Iing" 
(The  second  Spring)  befannte  Slnrebe  l^ielt; 
Untergang  unb  äBieberaufleben  ber  !at]^oIif(^en 
ffird^e  in  Snglanb  toerben  barin  in  großartigen 
3ügen  gefd^ilbert  (Coli.  Lacens.  HI,  910 ;  Ser- 
mons preached  on  various  occas.,  London 
1857, 163).  3m  3. 1851  tourbe  5«ett)man  als 
Stector  ber  neu  p  errid^tenben  latl^olifd^en  Uni» 
öerfttät  nad^  SDublin  berufen,  ttjo  er  ftebcn  3Q^te 
fegenSreid^  teirlte  (SeEeSl^eim,  ®ef(^.  ber  fatl^ol. 
ftird^e  in  3tlanb  IH,  541).  ^uS  feinen  „neun 
Sieben  an  bie  ftatl^olifen  ®ubIinS"  unb  ben  ge« 
legentlid^en  S3orIejungen  unb  Cffa^S  an  bie  5!Kit* 
glieber  ber  UniDerfttöt  entftanb  bie  Idea  of  a 
üniversity  defined :  nine  discourses,  London 
(4*1^  ed.  1875).  3n  ber  CathoHc  üniversity 
Gazette  (Dublin)  unb  ber  an  tl^re  ©teile  getretenen 
Atlantis  lieferte  er  gel^altDoÜe^uffö^e  über  bie  (Snt- 
jtel^ung  unb  SnttDidflung  ber  ^od^fd^ulen  (gefam« 
melt  in  feinen  Historioal  Sketches,  London 
1872, 1).  51IS  bie  fat^olifd^e  Uniöerritöt  bie  auf  pe 
gefegten  Hoffnungen  nid^t  erfüllte,  feierte  !Rett)man 
in  fein  ff lofter  naä)  Sirmingl^am  gurüdf  unb  errid^- 


ttU  eine  ^ö^ere  fiel^ranftalt,  bie  Dom  englif d^en  Kbel 
ftarl  befud^t  mürbe.  S)ie  auf  SSunf^  SBifemanS 
burd^  !Remman  begonnene  Uebertragung  ber  1^« 
ligen  ©d^rift  tu  baS  Snglifd^e  mürbe  ouS  m^ 
fannten  Urfad^en  aufgegeben  (Barry  [f.  u.]  18). 
Sbenfo  fd^eiterte  fein  $Ian  sur  €rrid()tung  eines 
Oratoriums  nebft  ©tubienanftalt  in  Osforb  on 
bem  äBiberftanb  beS  (Spx]copatö,  meld^  bie  9tl- 
bung  einer  in  ^^agen  ber  Sleligion  liberalen  $artei 
unter  ben  englifd^en  ffotl^olifen  befürd^tete  (jb.  S. 
SSeÜeSl^eim,  Snanning,  Sarbinal^Srgbifd^of  Don 
SBeftminfier,  TOaina  1892, 110).  Seitioeüig  ar- 
beitete 9lemman  au(^  für  ben  Bambler,  }og  ftd^ 
aber  unDergüglid^  Don  bemfelben  jurudf,  als  Si« 
fd^of  UQat](|ome  bie  geföl^rUd^e  ^dtung  berS^it« 
fd^rift  öffentlid^  lenngeid^nete  (IJüathome,  Let- 
ters 76).  3n  bie  ©ubiiner  3eit  fällt  anä)  ber  fRß» 
man  Callista,  a  sketch  of  the  third  centuiy, 
ber  Sonbon  1852  ff.  (guerft  anonym)  erfd^ien  unb 
bie  Segiel^ungen  gmif^en  S^riftentl^um  unb  ^* 
bentl^um  im  3.  Sal^rl^unbert  fd^ilbert. 

93eranla|t  burd^  eine  Sontrooerfe  mit  JKngSleq 
(}unäd^ft  in  einem  SBriefmed^fel  gmifd^en  Reiben), 
gab  ißemman  bie  Apologia  pro  yita  sna,  being 
a  History  of  bis  religious  opinions  (London 
1864)  l^erauS,  in  meld^er  er  ben  93etoeiS  erbringt, 
ba|  er  lebiglid^  in  f elbftlof em  Streben  nad^  SBo^r» 
l^eit  unb  nad^  fed^Sj[a]()rigem  ©eelenfampfe  feinen 
^nfd^Iu^  an  bie  fatl^olifd^e  ffird^e  DoEsogcn  l^be. 
S)iefeS  93ud^  l^at  Dor  anberen  gur  SuSfö^nung 
ber  l^bl^eren  anglicanifd^en  ©tänbe  mit  ber  bi« 
t^olifd^en  ffird^e  beigetragen,  ©egen  ^ufeQ'S 
falfd^e  UnionSbeftrebungen,  befonberS  im  Eire- 
nicon  fett  1865,  Derfafete  9lemman  ienen  95rief 
Letter  to  Pusey,  on  bis  recent  Eirenicoiiy 
London  1866  (Difficulties  feit  by  Anglicans, 
354—490),  in  toeld^em  er  ^ufe^'S  Srrtl^ümer 
über  ben  SRariencuItuS  unb  bie  lel^ramtlid^e  Un- 
fel^Ibartett  beS  ^apfteS  abmeist  3u  beanftonben 
finb  inbefe  SlemmanS  93emerfungen  über  ben  on- 
geblid^enUnterfd^ieb  gmifd^en  englifd^en  unb  fremb* 
lönbifd^en  9nba(|tSübungen  unb  feine  l^erbe  ftritil 
an  9If onS  Don  Siguori  unb  ©rignon  be  9Rontfott 
(Dublin  Beview,  April  1866,  545).  Q^ine  ge» 
naucre  93efanntf d^aft  mit  ben  SBerfen  biefer  9R£i« 
ner  ptte  il^n  ^u  einer  grünblid^em  SBiberlegung 
^ufc^^S  beföl^igt.  ©einer  ^nl^änglid^feit  an  ben 
^eiligen  ©tul^I  gab  92en)man  ^uSbrud  in  ber  am 
7.Dctobcr  1866  gel^altenen^rebigt  The  Pope  and 
the  Revolution.  92en)manS  le^teS  größeres  SBerf 
mar  An  Essay  in  Aid  of  a  Grammar  of  Assent. 
(Lond.  1870),  in  bem  er  eine  Unterfud^ung  über 
bie  gntfte^ung  ber  (Semi^l^eit  in  Sf^agen  ber  Re- 
ligion anfteKt  (Menth  XH,  35).  SSom  ©tonb- 
t)un!te  ber  ariftotelifd^^tl^omiftifd^en  ^l^ilofopl^e 
ift  baS  93ud^  nid^t  frei  Don  Sinmönben,  maS  jeben« 
falls  bem  ginfJuffe  ber  nominaliftifd^en  ^^ilofopl^ie 
SBI^atele^^S  unb  ber  Xl^eorie  beS  ©emeinftnneS  Don 
SReib  i\U5ufd^reiben  ift.  SlnbererfeitS  bel^auptet  eS 
Dom  ©tanbpunfte  ber  fog.  tnnem  ^pologetil  bie 
erfte  ©teile  in  ber  englifd^en  Siteratur.  Sie  Cin» 


225 


92icfta. 


226 


bibang  )u  bcn  ^Botatfieiten  für  boS  baticanifd^e 
CoBcü  Idp^  9letDman  avA  Städtftd^t  auf  feine  ®e« 
fsnh^  ob  (ColL  Lac.  YH,  1050).   IBon  bet 
I^tomtlid^  Ui^el^Ibotfeit  beS  $ap{}ed  xoat  er 
ibctjeugt  bo^  beftritt  er  bie  Opportunit&t  ber 
SefniHim  im  SRäq  1^70  in  einem  Briefe  cm  99i- 
l^of  UQat^ome;  burd^  einen  SSertrauendbrud^  er* 
Itien  ber  »rief  }um  Zl^eil  im  Standard  (6.  «pril 
1870)  itnb  rief  megen  fetner  borten  %eu^erungen 
ober  bie  fogen.  tl^logifd^e  SngriffStmrtet  gro|e8 
Crßoimen  l^or  (ColL  Lac.  YU,  1513).  S)em 
Spni4  bcd  Concitt  1^  9{enmian  fid^  unterworfen 
wäb  benfdben  meifier)^  in  einem  Srief e  an  ben 
^ei^og  iMm  Storfol!  (1875)  gegen  ©labftone'S  An- 
griffe onf  bie  Unterf^onentreue  ber  ffat^olüen  Der* 
t^cibigt  Snf  ber  f^bJ^  feines  literorif d^en  SRul^meS 
^fj^enb,  nmrbe  3&mnan  1877  gum  (^renfeJDott) 
bcft  ZrirntQ-CoOegd  in  Osf  orb  ernannt  2)ie  9n- 
crfennOTQ  bor  iKrd^  für  fein  opf ert)oIIed  SBirfen 
olft  S^jotfler  unb  Sd^ftjteller  empfing  er  burd^ 
Seo  Xm.,  ber  il^  1879  jum  Sarbinalbiacon  bon 
@.  ®iorgio  in  Selabro  ernannte.  9htr  ben  brin- 
gcibflcn  SorfleHnngen  beS  Sifd^ofS  UQatl^ome 
iMHl^gAenb  (ÜUathome,  Letters  880)^  nol^m 
ber  bcfd^eibene  OrbenSmonn  bie  Sßürbe  an.  %m 
24.  9pöl  1879  l^ielt  er  in  %om  beim  empfange 
bd  co^en  SiretS  bie  beräumte  Stebe  nnber  bie 
Cinffi^nnig  beS  SiberaliSmuS  in  bie  Xl^eologie. 
S)CB  bdeibtgenben  Seu^erungen  SöUingerd  gegen 
bcn  ^ßo)ift  urie  gegen  9{en)man  l^at  ber  Se^e  eine 
ipürbcttolte  CrOämng  entgegengef e^  (Meynell  82). 
^Dtit  päfl^a^  (Senel^migung  bur^e  9lett)man  aud^ 
Ott  £aiWnoI  nod^  femer  in  feinem  ff lofter  )u  Sir« 
wingffam  lool^nen.  9tod^  gnieimal  trat  er  nad^  1879 
al§  @4nftflener  auf,  in  feinen  Auffö^en  über  bie 
3iifpiiation  ber  l^eiligen  @d^rift,  Don  meld^er  er 
bie  foQ.  obiter  dicta  auSfd^Io^  (@d^an),  Apolo* 
gie  bcS  e^hftentl^umd  U,  gfrejburg  1888,  846), 
snb  in  ber  ^mel^r  beS  Don  tJfairbaim  nnber 
i^  ez^benen  SonourfS  beS  ©fepticiSmuS.  @etn 
%ob  erfolgte  im  Oratorium  }u  ßbgbafton  (^r* 
aing^am)  am  11.  Sugufl  1890.   ®an}  Sng- 
losb   trauerte  um  il^n.    9uf  bem  ®ebtete  ber 
£iterato  begeid^et  9lett)man8  $rofa  ben  pbf)f 
mndt  ber  SntnndKung  ber  englifd^en  Spradpe  feit 
S^ofefpeare  (Meynell  16. 20).  ^  anglicanifd^en 
Stbcdft  fyd  er  burd^  bie  Stüdfel^r  gum  @tubium  ber 
beüigen  Sdter  unb  bie  i^bf^t  feineS  fittlid^en  SbealS 
nencd  Seben  eingel^d^t.  Sie  englif d^en  ffatl^olifen 
feiern  in  il^m  einen  il^rer  bebeutenbften  Apologeten, 
tDel^er  mad^tDoD  ben  Seföeid  erbrad^t,  ba^  nur 
ber  ^nfd^Iu^  an  Stom  bie  Bafy  bed  S|nftentl^um§ 
ja  retten  üermag. 

Literatur.  Letters  and  Correspondence 
of  J.  H.  Newman  during  his  Life  in  the  £ng- 
bsh  Church ,  ed.  by  Anne  Moziey,  2  toIs., 
London  1891 ;  B.  H.  Hutton,  Card.  Newman, 
2.  ed.  Lond.  1891 ;  W.  Meynell,  J.  H.  Newman, 
the  founderof  modern  Anglicanism  and  a  Card, 
of  the  Roman  Church,  London  1890;  J.  S. 
Fletcher,  A  short  lifo  of  Card.  Newman,  Lon- 

ftctienUxilon.  IX.   2.  9tufL 


don  1890 ;  W.  Barry,  An  Outline  of  the  Life 
of  Card.  Newman,  Lond.  1891 ;  E.  A.  Abbott, 
The  AnglicanCareer  of  Card.  Newman,  2yols.y 
Lond.  1892;  W.  S.  Lilly,  CharacteristicB  from 
the  Writings  of  J.  H.  Newman,  Lond.  1876; 
Letters  of  Archbishop  ÜUathome,  London 
1892 ;  SeUeS^eim,  im  ^atl^oli!  1891, 1,  251  ff. 
825  ff.,  mit  Angabe  ber  engt  Siteratur;  2)erfe(be, 
^.  e.  SRanning,  &n:binaI»ei^bifd^of  bon  SBefl- 
minfter,  SRaina  1892;  S)erfe(be,  (Skfd^id^te  ber 
fatbol.  iMrd^e  in  Srianb,  3  93be., JWamj  1891 ; 
@Kmmen  au8  9naria-Saad^  XXXIX  (1890), 
468  jf .  [«.  SeUeS^eim.] 

9^icAa,  baS  l^eutige  38ne!,  eine  @tabt  in  ber 
Sanbfd^aft  Sitl^^nien,  i{l  befannt  afö  ber  Ort  ber 
erften  unb  ber  fiebenten  allgemeinen  J^ird^enDer« 
(ammlung.  1.  SaS  erfle  Soncil  }u  9licäa 
nmrbe  im  3.  325  berufen,  um  in  ber  @ad^e  bed 
«rianidmuS  (f.  b.  «rt.)  baS  Urtl^eil  ber  @efammt» 
fird^e  au8}ufpred^en.  ^ie  ßinlabung  5ur  S^nobe 
erfolgte  burd^  ben  ffaifer  Sonftantin  im  SinDer« 
ftönbniffe  mit  $apft  S^Ioefter  L  S)ie^  fte^t  feft 
aus  ben  Scten  beS  fed^ten  aQgemeinen  Soncifö, 
tt)0  eS  auSbrüddid^  l^ei^t:  ,,Sonftontin  unb  @9l« 
ücfter  beriefen  (ouveXeyov)  bie  gro^e  ©^nobe  )u 
9Kcäa"  (Actio  18  beiHarduin,  ColL  conc.  m, 
1417).  S)a8  9lömlid^e  bel^auptet  aud^  baS  $on- 
tificalbud^  beS  S)amafu8,  unb  Shtfin  fagt  (H.  £. 
1, 1),  ber  ffaifer  l^abe  ex  sacerdotum  senten- 
tia  bie  S^nobe  berufen,  ^at  er  l^iemad^  mel^rere 
Sifd^öfe  über  bie  @ad^e  befragt,  fo  bod^  t)or  allen 
genri^  aud^  ben  erften  berfelben.  £aS  3^ugni^ 
ber  fed^ten  aUgemeinen  ©^nobe  ift  aber  um  fo 
mid^tiger,  meil  ^e  metft  Don  @ried^en  befud^t  roax 
unb  in  Sonftantinopel  gel^alten  föurbe  su  einer 
3eit,  mo  gerabe  bie  Sifd^öfe  biefer  @tabt  fd^on 
als  S^ioalen  SRomS  aufgetreten  maren.  Um  man« 
d^en  Sifd^öfen  bie  SReife  nad^  3lkäa  möglid^,  an« 
beren  fte  menigftenS  leidster  )u  mad^en,  fteDte  i^nen 
ber  jfaifer  bie  öffentli(|en  SBagen  unb  Sajltl^iere 
Sur  93erfügung,  toit  er  benn  au^  fpöter,  möl^renb 
ber  S)auer  ber  IBerfammlung,  reid^Iid^  für  il^reti 
Unterl^alt  forgte  CEus.  Vita  Const.  8,  6  et  9). 
2)ag  Sonftantin  nid^t  blo^  bie  Sifd^öfe  beS  rbmi» 
fd^en  SReid^S,  fonbem  aud^  SluSIönber  gur®Qnobe 
eingelaben  l^at,  ift  gmar  nid^t  unumftöglid^  fidler, 
aber  bod^  tt)a]^rfd^einlid^,  gumal  ba  xoixfixä^  Sud« 
Idnber,  namentli(|  ber  per^fd^e  SSifd^of  3o|anne§ 
unb  ber  gotifd^e  9RetropoIit  Xl^eopl^iluS,  ju  9licäa 
anmefenb  maren  (Ogl.  Harduin  1,451;  Mansi, 
CoU.  conc.  n,  694.  696.  699.  702).  ®ie  Saljl 
ber  angefommencn  ©ifd^öfc  gibt  ßujcbiuS  (L  c. 
cap.  8)  auf  mcl^r  al§  250  an  mit  bem  ©cifügcn. 


;f 


bap  bie  SJlenge  ber  bicfelbcn  begleitenbcn  $ric« 
ftcr  2C  faft  unerme^Ud^  gcwcfcn  fei ;  3lt]^onoftu§ 
bogcgcn  fprid^t  mcl^rmalS  üon  ungcfäl^r  300,  unb 
einmal  auSbrüdflid^  üon  318  Sifd^öfcn,  bie  ju 
9licäa  üerfommelt  gewefen  (Ep.  ad  Afros  c.  2); 
lejtere  So^l  würbe  fortan  oI§  bie  wol^rfd^cinlid&fte 
angenommen;  nur  junge,  ganj  unjuDerläf fige  ©c« 
rid^te  fpred^cn  öon  2000  Sifd^öfen.  SOSeitauS  bie 

.    8 


227  9licäa.  228 

tnetften  biefer  818  SBifd^öfe  »oren  ©ried^en ;  Don  gebracht  l^atte,  ferner  SRorcellud,  Sifd^of  Don  %i- 

Satetnem  »erben  nurj^ofiud  Don  Sorbuba,  Sä-  c^xa,  unb  ber  ^reSbt^ter  Slesonber  Don  Sonflon- 

cilion  Don  Sortl^ago,  3Rarcud  Don  Salobrien^  9li"  tinopel,  ber  feinen  alten  Sifd^of  Dertrat   ^tfyx" 

cofluS  Don  S)tion  unb  2)omnuS  Don  @trtbon,  nebft  noftuS  inSbefonbere  ertoorb  fid^  bomatö  ben  ytväßi 

ben  )tt)et  römif d^en  ^rieftem  Situd  unb  SSincentiuS,  bed  geioanbteften  2)tale!töferd.  Shifin,  @0)omemt8 

meldte  ben  $apft  Dertreten  f oUten,  namentlich  an*  unb  ©elajiud  fpred^en  oud^  Don  l^eibnifd^  $]^iIo« 

gefä|rt.  S)ie  l^erDorragenbften  S^nobalen  »aren  \opf)m,  bte  {i^  ^^i  ber  S^nobe  eingefunben  l^tten^ 

neben  ^ofiuS  ber  Sr^bif d^of  ^le^onber  Don  %Ie-  um  gegen  baS  Sl^riftent^um  }u  lömpfen.  @eIafbiS 

sanbrien  unb  Suftatl^iuS  Don  Sntiod^ien,  afö  3n-  t]^eiltfogarein))aarangebltd^e2)tsputationenfold^ 

|aber  fo  alter  a))o{toIifd^er  Biäfflt.  Slad^  il^nen  Reiben  mit  d^riftlid^en  Sifd^öf en  mit  (Eist  cone. 

folgten  bie  beiben  Sufebii  Don  9{icomebien  unb  Nie.  2, 12,  beiMansi  U,  826  sqq.);  alkin  biefe 

Säforea ;  über]^ou]}t  jöl^Ite  bie  @Qnobe  mand^e  ganje  92ad^rid^t  f d^eint  fabeH^aft.  —  Sßäl^renb  ber 

Selenner,  »eld^e  in  ben  legten  SSerfoIgungen  Der«  oben  angefül^rten  Sonferenjen  unb  SiSputatbnen 

Pmmelt  morben  maren,  mie  ).  93.  $a))]^nutiu3  toax  ber  ffaifer  angefommen,  unb  bie  feierlichen 

aud  SegQpten;  neben  il^nen  au(|  9Ranner,  meldte  @i|ungen  nal^men  |e|t  il^ren  Anfang,  ^r  Jtaifer 

fld^  burd|  bie  Sßunbergobe  auS^eid^neten,  g.  93.  felbft  eröpete  bie  @Qnobe  mit  großer  gfefilü^Ieit 

©piribion  aud  Supern.  93on  beiben  fprid^t  9ht-  (ob  in  ber  Jhrd^e  ober  im  faiferlid^en  ^alajie,  ift 

finuS  (H.  E.  1,  4.  5)  audffll^rlid^er.  ^uä)  ^riuS  atoeifeH^aft;  nac^  £us.  Vita  Const.  8, 10;  Theo- 

unb  feine  tjreunbe  »aren  berufen  morben.  S)a^  doret.  H.  E.  1,  7),  l^ielt  babei  eine  [d^öne  9nrebe 

bie  @Qnobe  unter  ben  Sonfuln  SniduS  $aulinu§  über  ben  gfrieben  unb  überlief  bann  oaS  Sßort  ben 

unb  3lniciu8  SuIianuS  im  636.  Solare  nad^  9IIe-  „S3orft|em  ber  ©^nobe"  (icapeSföou  töv  X670V 

Ijanber  bem  ©ro^en,  alfo  im  3. 325  n.  ßl^r.  ftatt«  torc  rrjc  cjüv^öoü  Trpoeßpotc,  Eus.  Vita  Oonst. 

fanb,  mirb  Don  ben  ^ten  allgemein  angegeben  8,  13).    S)er  ffaifer  l^atte  alfo,  mie  eine  9rt 

(Socrat.  H.  E.  1,  13;  Mansi  VI,  955;  Har-  6^ren})räftbent,  bie  ©^inobe  eröffnet  unb  tool^nle 

duinU,  286);  meniger  fidler  bagegen  lögt  ftd^  il^r  aud^  fortmöl^renb  bei;  aber  bie  Seitung  ber 

Sog  unb  SRonat  beftimmen.    Unter  ben  Sllten  eigentlich  tl^eologifd^en  SSerl^anblungen  überlief  er, 

fpred^en  bie  Sinen  Dom  20.  9Rai,  Rubere  Dom  ber  92atur  ber  @ad^e  naäi,  ben  ßrd^Iid^en  ^äup« 

19.  3uni,  unb  »ieber  Rubere  laffen  bie  S^nobe  tem  ber  S^nobe.  Samit  erl^ebt  ftd^  bie  o^ge 
Dom  14.  Suni  bis  25.  «uguft  bauem.  (SS  ift  nad^  bem  ^röftbium.  ©d^rödF^  fteQte  ((Efy^l. 
barum  nid^t  untoal^rfd^einlid^,  ba^  fle  auf  ben  ffird^engefd^.  bis  jur  Seform.  V,  2ci})jig  1778, 

20.  3Rax  berufen  mar,  ba^  aber,  meil  ber  jfaifer  354)  bie  ^Qpotl^efe  auf:  We^anber  Don  Vlt&m* 
an  biefem  Sage  nod^  nid^t  anmefenb  mar,  einft»  brien  unb  Suftatl^iuS  Don  Sntiod^ien  l^ötten  afö 
meilen  nur  minber  feierlid^e  IBerl^anblungen,  na-  bieSnl^aberberjmei^atriard^alftul^Iemiteinanbet 
mentlid^  S)i3))utationen,  abgel^alten,  nad^  be§  ff ai-  im  $raftbium  gemed^felt,  unb  fie  feien  bie  icp6- 
ferS  SInfunft  fobann  am  14.  3uni  bie  ©ifcungen  eöpoi  beS  6ufebiu8.  9Jad^  ©elaftuS  aber  (2,  6, 
eröffnet,  am  19.  3uni  ba§  S^mbolum  oufgefteDt  bei  Mansi  U,  806),  ber  im  5.  Sal^rl^unbert  eine 
(mie  bie  %cten  be§  Dierten  allgemeinen  6!oncU§  ®efd^id^te  beS  92icöner  SondlS  fd^rieb,  Dertrat 
angeben,  bei  Harduin  n,  286),  bie  meiteren  ®e>  6ofiu3  Don  Sorbuba  mit  ben  beiben  Heftern 
fd^öfte  aber  bis  gum  25.  ^uguft  Derl^anbelt  mur«  Sito  (SSituS)  unb  SincentiuS  auf  ber  ©Qnobe  5U 
ben.  3n  bie  S^Difd^engeit  jmifd^en  bem  93eginn  92icöa  bie  Stelle  bed  römifd^en  93ifd^ofd.  ffatl^o- 
ber  ©^nobe  (20.  SJRai)  unb  ber  erften  feierlid^en  lifd^e  ©d^riftfteDer,  j.  ©.  93aroniu8,  fd^lie^en  bar- 
®i|ung  nad^  ber  ^nfunf t  be§  ff aif erS  f aQen  bie  Son-  auS,  ^oftuS  unb  iene  gmei  römif d^en  ^riefter  l^ötten 
ferengen  unb  ^Disputationen  jmifd^en  ffatl^olilen,  ju  92icöa  ben  ^orfik  gefül^rt ,  unb  biefe  !Ber« 
^rianem  unb  ^l^ilofopl^en,  bereu  namentlid^  @0"  mutl^ung  l^ot  au(^  in  ber  Sl^at  fel^r  SSieleS  für  ^d^; 
crateS  (H.E.  1,8)  unb  @05omenu§(H.E.  1,18)  benn  a.  über  ^ofiuS  fagte  fd^on  ^tl^anafiuS 
gebenfen.  9lud^  SIriuS  nal^m  an  biefen  ©iSputa«  (Migne,  PP.  gr.  XXV,  744),  er  pflege  bei  ben 
tionen  ^ntl^eil  unb  j^atte  ungeföl^r  20—22  93i«  ©^noben  ben  9JorP|  ju  fül^ren,  unb  Il^eoboret 
fd^öfe  auf  feiner  Seite,  namentlid^  SufebiuS  Don  (E.  E.  2,  15):  „SBeld^er  @t|nobe  l^at  er  nid^t 
iRicomcbien,  Sl^eogniS  Don  5licäa,  ÜKariS  Don  präfibirt?"  —  unb  b.  überall,  mo  bie  JKitglieber 
ßl^alccbon,  Sl^eobor  Don  §eraclea  in  Sl^rocien,  ber  5licäner  ©^nobe  aufgcfül^rt  merben,  nament» 
SRenopl^antuS  Don  Spl^efuS,  Xl^eonaS  Don  9Rar-  lid^  aud^  in  ben  nod^  Dorl^anbenen  Siften  il^rer 
marica  unb  ©ecunbuS  Don  ^tolemais  in  ^eg^p«  Unterfd^nften,  merben  immer  ^ofiuS  unb  bie  jmet 
ten,  tl^eilmeife  aud^  ßufebiuS  Don  Säfarea.  Ueber»  römifd^en  ^riefter  juerft  genannt,  unb  baim  erft 
bie|  nal^men  aud^  nod^  mond^e  $defter  unb  Säten  folgen  bie  anberen  IBifd^öfe,  nad^  ^roDin^en  ge* 
für  il^n  Partei,  benn  aud^  bialeftifd^  gebilbctc  orbnet.  gS  ift  gemife  nid^t  unbebeutenb,  ba|  in 
fiaien  maren,  mie  ©ocrateS  berid^tct,  ju  biefen  aDen,  fonft  mc|rfa(|  Derfd^iebenen  Unterfd^rifti- 
(Sonfcrenjen  gelommcn  unb  l^atten  Sl^eil  baran  liften  biefe  brci  immer  obenan  jte^en;  in  benjmei 
genommen,  bie  6inen  für,  bie  SInbcren  gegen  fiiften  bei  ©elafiuS  aber  (Mansi  11,  882.  927) 
^riuS.  S3on  ortl^obojer  ©cite  aber  bisputirten  unterfd^rcibt  J)oftu§  auSbrüdflid^  im  9Jamen  ber 
mit  ben  3lnancm  befonberS  ber  ©iacon  ^tl^ana«  ffird^e  Don  3fom  unb  ber  ffir^en  Don  Stalien, 
ftuS  Don  ^ilejanbrien,  meldten  fein  grjbifd^of  mit«  ©panien  unb  bem  übdgcn  ^enblanb,  unb  bie 


229                                                         9{icSQ.  230 

■m  rtatfdben  ^efier  erfd^einen  nur  oIS  feine  erzeugt,  bo^  audb  ju  Üticöa  fd^on  bie  ^ntoefen- 

ihgleüer.  9n  ben  onberen  Unterfd^riftSIiften  ba«  ben  tn  einjelne  Sommifftonen  ober  Songregotio« 

gqjen  (Mansi  II,  692.  697)  ift  bei  ^ofiuS  ntd^t  nen  getl^eilt  unb  Don  biefen  oUe  (Segenftönbe  für 

ivmäfi,  bog  er  in  bed  Sopfled  92amen  l^onble,  bie  großen  unb  allgemeinen  @i|ungen  vorbereitet 

ftOQttnb  bie|  in  ^Betreff  ber  beiben  ^riejler  be-  morben  feien.  §iert)on  finbet  ^d^  iebo(!^  in  ben 

mit  ttrirb.  &  ift  bie^  nid^t  f o  auff oOenb,  mie  eS  alten  S^od^rid^ten  feine  @pur,  unb  bie  angefül^rten 

o^  ben  erften  Snblid  fd^einen  Unnte,  benn  nur  Sr^öl^lungen  be§  Sufebiud  unb  Slufinud  laffen 

bei  ben  $rieftem,  bie  an  ftd^  }ur  Unterfd^ft  nid^t  el^er  Dermutl^en,  ba|  nid^t  f old^e  Sommifftonen, 

beied^tigt  uxiren,  mu|te  ber  @runb,  tt)arum  fie  fonbem  nur  allgemeine  SBerfammlungen  ber  9i- 

bo4  niäer)eid^neten,  angegeben  merben.  Sei  ben  fd^öfe  ftattl^atten.  93on  ^tl^anajiud  erfal^ren  toir 

Sijd^fen  mor  bie|  nid^t  notl^^ioenbig.  SinigeS  über  bie  Zl^ötigfeit  ber  angeblid^en  9RitteI> 

SRiu^bem  ber  ffaifer  bie  fieitung  ber  SSerfamm-  patttx,  meldte  unter  bem  9{amen  ber  Sufebianer 


t.  @ie  beftanb  gur  3eit  bed  ÜticönumS 
ä^r  12-15  ©ifd^öfen,  beren  geiftigeS 


bmg  ben  rpoe6potc  übergeben  f^aftt,  begannen,  befannt  i 

iirie  SufeMä  (L  c.  cap.  13)  »eiter  berid^tet  l^ef-  auS  unge 

tige  Stfiputotionen  unb  gegenfeitige  Sefd^ulbi-  ^avOßi,  lote  fd^on  il^r  9{ame  jagte,  ßufebiufi  Don 

gimgeiL  2)ieg  foll  mol^I  l^ei^en,  ba|  bie  ^rianer  ^icomebien  loor.  9ud^  ber  ffird^enl^iftorifer  Su- 

Dos  ben  Ortl^obosen  unb  biefe  oon  Jenen  ber  febiuS  oon  (Söfarea  trat  öfter  auf  il^re  Seite,  ob- 

fiörcfie  angeflagt  mürben.  2)ie  anberen  Ouellen  gleid^  er  bem  ^rianiSmuS  meniger  nal^eftanb  als 

P0en  nod)  l^inju,  ba|  bem  ffaifer  meliere  Xage  Jene.   Um  SriuS  )u  unt^tüten,  übergaben  bie 

(inbuifl^  twrfc^iebene  IMagefd^riften,  tl^eifö  oon  ßufebianer  einen  mal^rfd^einlic!^  oon  bem  nicomebi« 

Stufen  gegen  einanber,  tl^eifö  oon  Saien  gegen  fd^en  (nid^t  cöfareenfifd^en,  mie  IBaleftuS  meinte) 

Sif^^fe,  eingereid^t  morben  feien ;  er  aber  l^abe  an  SufebiuS  oerfogten  ßntmurf  eines  gmeibeutigen 

bem  |iir(SrIebigung  ber  IMagen  anberaumten  Sage  St^mboIumS,  bad  ebenfo  gut  arianif^  als  ort|o" 

ofle  biefe  2)emmciationSbriefe  oerfiegelt  oor  bie  bos  ausgelegt  loerben  fonnte;  aber  bie  ©^nobe 

Spnobe  gebrod^t  unb  unter  ber  Setl^euerung,  bag  oertoarf  baSfelbe  mit  Unwillen.  Sarauf  fud^ten 

er  ptnid^tgelefen,  bem  pfeuer übergeben.  Sabeil^abe  j[ene  bal^in  ju  loirfen,  ba^  nur  biblifd^e  gformeln 

er  ben  9ifd^5fen  erllört:  ^3^r  lönnet  nid^t  oon  (alfo  nid^t  aud^  öpiootSaioc)  gur  99e}eid^nung  ber 

IRcnf d^  gerid^tet,  unb  eure  Streitigleiten  fönnen  ortl^obo^en  Se^re  gebrandet  merben  foDten ;  aber 

nnr  tnm  ®ott  entfd^eben  merben"  (Socrat.  1,  8;  bie  S^nobe  burd^fd^aute  aud^  biefe  Sift  unb  mahlte 

SoEom.  1,17;  Rnfin.  1, 2 ;  Gelas.  2, 8  beiMansi  gerabe  ben  SuSbrudE  6}ioou(7ioc,  um  bie  SßefenS« 

U,  819).  lieber  bie  9rt  unb  SBeife  ber  ^Debatten,  gleid^l^eit  unb  bamit  gleid^e  ^errlid^feit  beS  @o]^« 

i9d^  ]^fd^  ber  feierlid^en  Sröpung  ber  @9n«  neS  mit  bem  Sater  feft  gu  begeid^nen.  3e|t  mur» 

tht  bind^  ben  ffaifer  unb  ber  SuffteQung  beS  ben  bie  ßufebianer  mutl^loS,  unb  bie  meiften  oon 

S^mbotumS  ftattl^en,  ifl  uns  menig  92ä]^ereS  be*  il^nen  liegen  %riuS  im  @tid^e.  S)en  legten  Ser- 

tawaL  fcifebiuS  fäl^rt,  nad^bem  er  bie  gcgenfeiti»  fud^ ,  ber  ftrengen  gformel  6iiooü(jtoc  unb  bem 

gen  ff  lagen  ermdl^t  l^at,  blog  alfo  fort:  „Sonbei>  gangen  ®ett)id^te  ber  ftreng  ftxirten  SogoSlel^re 

ben  €eiten  ttmrbe  fel^r  oiel  S)erartigeS  oorgebrad^t  auSguioeid^en,  mad^te  ßufebiuS  oon  Söfarea,  inbem 

snb  ein  fe^r  grogeS  Sieben  unb  ©egenreben  l^atte  aud^  er  je^t  ber  S^nobe  eine  Sf^ffung  beS  S^m- 

anfangs  ftott.  ffier  ffaifer  l^örte  mit  groger  ®e«  boIumS  ptoponixit,  bie  gioar  gang  ortl^oboj  lau« 

bnlb  unb  ^ufmedfamfeit  beiben  Xl^eilen  gu,  l^alf  itit,  aber  bod^  baS  6fioou(7ioc  oermieb  unb  ber 

balb  bem  Sinen,  balb  bem  Zubern  unb  mögigte  fubjectioen  Auslegung  giemlid^en  Spielraum  bot. 

bie  aOgu  heftigen.  Sr  fprad^  babei  gried^ifd^  (fonft  SKand^e,  felbjt  ber  jfaifer,  lobten  biefen  Snttt)urf, 

iimicl^  er  ndmlid^  gemöl^nli^  lateinifd^X  i^^^^^te  gu  gingen  aber  bod^  k)on  ber  Slufnal^me  beS  6fioou(7ioc 

Men  in  fel^r  milber  SDSeife,  »iberlegte  bie  ffiinen  nid^t  ah,  unb  fo  tourbe  nun,  mie  eS  fd^eint,  unter 

biir4  ®runbe,  lobte  bie  Ruberen,  meldte  gut  ge»  3ugrunbelegung  beS  eben  genannten  eufebianifd^en 

tpn>d^  ^tten,  unb  brad^te^Ue  gur  Sintrad^t,  @ntti)urfSbaSSQnobaI»@QmboIumabgefagt.92ad^ 

\o  bo|  fie  bei  aller  frül^em  SSerfd^iebenl^eit  ie|t  ginigen  loäre  eS  üon  §ofiuS,  nad&  3lnberen  üon 

eine«  ©inneS  mürben."  SBir  feigen  l^ierauS,  Sag  Stl^anafiuS  rcbigirt  morbcn;  feine  biefer  eingaben 

bie  fd^on  Dor  ber  erften  feierlid^en  @i^ung  begon-  ift  jebod^  guoerlöffig.    SS  lautete  alfo :   „fl&ix 

neuen  Debatten  gmifd^en  ^rianem  unb  Ortl^o«  glauben  an  einen  ®ott,  ben  aUmöd^tigen  SSater, 

bösen  and^  ie|t  nod^  einige  S^it  unb  gmar  in  beS  ben  @d^5))fer  aUer  ftd^tbaren  unb  ^nftd^tbaren 

faiferS  ^Imoefeni^cit  fortgebauert  l^aben.    Kupn  ®inge,  unb  an  einen  §erm,  Sefum  Kl^riftum,  ben 

be^nif^tet  meiter,  eS  feien  ie|t  täglid^  @i^ungen  @o^  ©otteS,  gegeugt  alS  Eingeborenen  auS  bem 

qäfQÜm  ttorben,  meil  man  über  eine  fo  mid^tige  Sater,  b.  1^.  auS  bem  SQSefen  beS  SaterS  (Ix  ttjc 

Sod^  ja  nid^t  leid^tfertig  unb  öorfd^neH  f^aht  oöffCac  tou  rarp^c),  ®ott  auS  ®ott,  fiid^t  auS  bem 

««tfc^eiben  motten,    lud^  SlriuS  fei  oft  in  biefe  Sid^te,  magren  ®ott  auS  bem  mal&ren  ®otte,  gc» 

SSer^mfungen  berufen  morben ;  man  l^abe  über  geugt,  nid^t  ßefd^affen,  gleid^eS  SBcfenS  mit  bem 

fett  Infxd^ten  beftäiü)ig  biScutirt  unb  genau  ah'  SSater  (6}ioou<7iov  tw  irarpO,  burd^  meldten  3lflcS 

getoogen,  maS  i^nen  gegenüber  feftgcl^alten  mer-  gefd^affen  ift,  waS  fowol^I  im  §immel  als  auf  ber 

b«  muffe  2C.  I)ie  öorauSgefe^te  Analogie  beS  9^i«  6rbe  ift ;  ber  megen  unS  aWenfd^en  unb  unferer 

ctamtS  mit  fjwteren  ©^noben  ^at  bie  ffiorftcttung  grrettung  l^crabgefommen  unb  gPfeifd^  gcmorben 

8* 


281 


Üticöo. 


232 


SKcnfd^  geworben  ift  gelitten  f^ai,  ouferftanben  am 
britten  Sage,  bann  in  bie  §tmmel  aufgcfal^ren 
ijl  unb  fommen  mirb,  ju  rid^ten  bie  Sebenbigen 
unb  bie  Xobten;  unb  an  ben  l^eiligen  ®ei{t.  S)ie« 
jenigen  aber,  toeld^e  fagen,  e8  fei  eine  3^*  9^' 
»efen,  ba  er  (ber  @o^n)  nid^t  »ar,  unb  beDor  er 
gezeugt  »orben.  fei  er  nid^t  gemefen,  unb  er  fei 
aud  !Rid^td  entftanben ;  ober  bie  fagen,  er  fei  aud 
einer  anbem  ^9))of}afe  ober  Ufia,  ober  ber  ©ol^n 
©otteS  fei  erf^affen,  ober  berönberlid^,  ober  einer 
SBanbelbarleit  untermorf en,  biefe  belegt  bie  latl^o« 
lifd^e  jKrd^e  mit  bem  Sänne''  (k)gl.  Mansi  II, 
666  et  878  sq. ;  Harduin  I,  421).  Sämmtlid^e 
Sifd^öfe,  nur  fünf  ausgenommen,  edlärten  ftd^ 
ungefäumt  }ur  Ünterfd^rift  biefeS  S^mboIumS  6e> 
reit;  biefe  fünf  aber  maren:  CufebiuS  öon  9lico» 
mebien,  Sll^eognid  Don  9licäa,  Snarid  Don  Sl^alce- 
bon^  Sl^eonad  Don  9Rarmarica  unb  @ecunbu3  Don 
polemais.  SnUi^t  unterfd^rieben  iebod^  aud^  bie 
brei  erfteren,  unb  nur  Sl^eonaS  unb  @ecunbu8 
mürben  fammt  ^riuS,  beffen  ©d^riften  mit  bem 
^natl^em  belegt  mürben,  aud  ber  ßird^e  auSge« 
fd^Ioffcn.  3ur  S^t  b^^  ßpifl^aniuS  maren,  mie 
c8  fdjeint  (Epiph.  Haer.  69, 11),  nod^  fämmt« 
lid^e  Unterfd^riften  aEer  818  ©if(|öfe  Dorl^önbwi/ 
aber  bie  auf  und  gefommenen  ^bfd^riften  finb 
unDoUftänbig,  l^aben  nur  224  Atomen  unb  seigen 
babei  mand^e  gel^Ier.  ^I§  man  bem  jfaifer  ba§ 
@9mboIum  Don  !Ricöa  Dorlegte,  Derel^rte  er  e§  mie 
Don  @ott  eingegeben  unb  brol^te  jeben  )u  epliren, 
ber  eS  nid^t  unterfd^reibcn  mürbe.  3n  ber  Sl^at 
mürben  je^t  aud^  tlriuS  unb  jene  ^mei  Sifd^öfe 
mit  mel^reren  il^nen  anl^angenben  $neftem  Dom 
ffaifer  in  bie  Verbannung  nad^  ^^U^rien  gefd^idtt. 
3ugleid^  befal^I  er,  ba^  bie  ©d^riften  beS  %riu§ 
unb  feiner  ijfreunbe  überall  5um  IBerbrennen  aus- 
geliefert merben  foQten.  @pöter  mürbe  aud^  über 
SufebiuS  Don  92icomebien  unb  Sl^eogniS  Don  92i- 
cäa  9bfe|ung  unb  (&ixl  Derl^öngt ,  meil  fie  smar 
baS  S^mbolum  angenommen,  aber  bie  ^bfe^ung 
beS  %riuS  nid^t  billigen  gemoUt  unb  ^rianer  bei 
ftd^  aufgenommen  l^atten. 

fficr  jmeite  §auptgcgcnftanb,  meldten  bie  ©^n« 
obe  Don  3lkäa  bel^anbelte,  mar  bie  @d^Iid^tung 
beS  Dfterfeierftreite«  (f.  b.  ^rt.).  ©rittenS  mürbe 
)u  92icöa  baS  fogen.  meletianifd^e  @d^i3ma  bei» 
gelegt  (f.  b.  3lrt.  2»eletiu§  I.).  ®a8  Dierte  unb 
Ie|te  ^auptgefd^öft  ber  S^nobe  mar  bie  ^uf« 
ftellung  Don  20  ßanoneS  in  ©etreff  ber  ftird^en» 
biScipIin.  S)a8  ganje  d^riftlid^e  5Wtcrt^um,  nament» 
lid^  Sl^eoborct  (H.  E.  1,  8),  ©elapuS  (2,  30, 
bei  Mansi  n,  890  sq.),  SRufin  (H.  E.  1,  6) 
unb  aUe  anberen  Jhrd^enDäter  unb  JKrd^enfd^rift* 
ftellcr  bis  in'S  16.  Sal^rl^unbert ,  fannten  nur 
20  nicönifd^e  SanoneS;  menn  Shtfin  fd^einbar  22 
auffül^rt,  fo  rül^rt  bie|  bal^er,  ba|  er  ben  fed^Sten 
unb  ben  ad^ten  @ianon  \t  in  ^mei  gerlegt.  92ur 
ein  anerfannt  unäd^ter,  blo^  latcinif^  ejiftirenbcr 
Sricf  bcS  ]^I.  atl^anafiuS  an  ^a^ft  5KarcuS  er« 
jäl^It,  ba^  5U  TOcäa  juerft  40  gried^ifd^e,  bann 
40  latcinifd^e  KanoneS  aufgcfiellt,  Don  ber  ©^nobe 


aber  in  70  jufammengejogenmorben  feien.  Std^* 
lid^  fanb  man  feit  bem  16.  Sal^rl^unbert  in  einigen 
arabifd^en  ^anbfd^riften  tl^ilS  80,  tl^eilS  84  an- 
geblid^  nicönifd^e  SanoneS,  meldte  nun  mel^rfad^ 
in^S  Sateinifd^e  fiberfe^  unb  unter  bem  Zttel 
„^rabifd^e  (SanoneS  beS  SlicänumS"  in  aOen 
guten  &)ncilienfammlungen  obgebrudft  morben 
ftnb.  Salb  }eigte  ftd^,  ba|  aud^  anbere  morgen* 
lönbifd^e  Söller,  nid^t  blo^  bie  Araber,  biefe  Dielen 
SanoneS  Ratten,  |a  man  entbedCte  ie|t  in  orabi* 
fd^en  SJtanufcripten  nod^  ein  paar  mettere  Serien 
angeblid^  nicönif d^er  Serorbnungen  unb  SanoneS, 
bie  au(fi  fömmtlid^  in'S  Sateinifd^e  überfe^t  unb 
in  bie  Soncilienfammlungen  aufgenommen  ttmr» 
ben.  ^Qein  fd^on  ber  Sn^alt  mond^er  biefer  ora* 
bifd^en  &moneS,  fomol^l  unter  ben  erfien  80  aß 
in  ben  fpöteren  Serien,  geigt  unDerfennbar,  ba^  fie 
jünger  finb  als  baS  9licönum.  @o  mirb  in  bem 
angebli(|en  88.  Sanon  (Mansi  n,  998)  Don  Son* 
fiantinopel  als  ber  laif erlid^en  ätelibeng  gefprod^, 
möl^renb  bod^  erfl  fünf  Saläre  nad^  ber  3iic&ntt 
S^nobe  Sonftantin  feine  Steftbeng  bal^in  Derleote. 
3a,  biefer  (Sanon  rebet  fogar  fd^on  Don  bem  $Q" 
triard^at  Sonftantinopel,  mäl^renb  bod^  ber  bif d^5f « 
lid^e  @tu|^I  bafelbft  erft  burd^  bie  gmeite  allgemeine 
@9nobe  im  3. 881  gur  ^triard^almürbe  erl^oben 
mürbe.  3n  ben  meiteren  @erien  Don  angeblid^ 
nicönifd^en  Serorbnungen  ober  ift  gar  fd^on  Don 
bebten  unb  ^btifftnnen,  Don9RannS»  unb  grauen* 
flöftem,  Jtloftergütem  u.  bgl.  bie  SRebe,  maS  9Qe8 
offenbar  auf  fpötere  3(iten  l^inmeiSt.  Sine  auS« 
fül^rlid^e  S)arlegung,  ba|  biefe  angeblid^  nicdni« 
fd^en  SanoneS  nid^t  öd^t  ^nb,  f.  in  ber  (S^ibinger) 
Duartalfd^rift  XXXIH,  1851,  54  ff.,  fomie  in 
beS  SerfafferS  Sonc.-®efd^.  I,  §  41 ;  an  beiben 
SteQen  ift  aud^  gegeigt,  ba^  bie  S^nobe  übet- 
l^au]}t  nid^t  mel^r  als  20  SanoneS  aufgefteüt  l^at 
S)ie  SRel^rgal^I  in  ben  arabifd^en  ^nbfd^riften 
rül^rt  bal^er,  ba|  in  ber  alten  ffird^e  bie  &moneS 
Derfd^iebener  @onoben  in  einSoIumen  gufammen* 
gefd^rieben,  babei  bie  Don  Üticäa  ftetS  DorangefieSt 
mürben  unb  nun  burd^  ^fd^reiber  bie  ÜReimmg 
entftanb,  eS  rül^rten  aUe  folgenben  SanoneS,  au<| 
bie  nad^  ben  20  ödsten  lommenben,  Don  ber  9H" 
cöner  @9nobe  l^er.  S)er  Snl^alt  ber  20  ödsten 
nicänif(%en  KanoncS  aber  ift:  1.  „SBer  Don  Sar- 
baren ober  Don  ben  SIergtcn  (in  einer  ßranü^eit) 
Derfd^nitten  mürbe,  barf  nad^l^er  nod^  in  ben  SleruS 
aufgenommen  merben,  ober  menn  er  fd^on  barin 
ift,  bartn  bleiben;  mer  fid^  aber  felbft  entmannt  l^t, 
mu6  fein  geiftlid^eS  9lmt  nieberlegen,  unb  eS  barf 
in  3w^wft  ^cin  fold^er  mel^r  orbinirt  merben." 
Sine  öl^nlid^e  Serorbnung  entl^olten  f d^on  bie  a))o« 
flolifd^en  SanoneS  (c.  21—24).  2.  „gS  fott  nie- 
manb  balb  nad^  feiner  Saufe  gum  $riefter  ober  gar 
gum  Sifd^of  crl^oben  merben,  bei  ©efal^r,  baS  Kle- 
ricalamt  gu  Derliercn.  Sei  bencn  aber,  bie  bereits 
gcmcil^t  finb  (Dorfd^neD  ober  nid^t),  foB  bie  SRegel 
gelten,  ba^  ^it  miebcr  auSgefd^Ioffen  merben,  menn 
fie  eine  fernere  ©ünbe  begel^cn."  3.  „ftein  Kle« 
rifer  barf  eine  (juvewaxToc  bei  fid^  l^oben,  mit 


233 


9JlcäQ. 


234 


lafino^mc  bei  ^Dfhttter  ober  Biftot^tt  ober  Sante, 

obci  eh^lQ  f ol^  ^Perfonen,  bei  benen  burd^oud 

Um  »ei*Q^t  itottfinbet/   4.  „©er  Sifd^of  foE 

eigentfid^  t>oii  (dien  anberen  Sifc^öfen  ber  $ro* 

im^  ((^^d^te)  QufgefieDt  »erben;  toenn  ober 

bieft  f^töcr  ^,  }.  9.  loegen  äBelte  beS  Sßeged,  fo 

D^fen  ttcniofiend  brei  9tf(i^öfe  fid^  oerfammeln 

onb  mit  f^füid^  Siniotlligung  ber  Sbtoefenben 

Me  Sti^  twmel^men.  Sie  iBejiätigung  ber  SBal^I 

aber  p^  immer  bem  ÜRetropoIiten  ju/  5.  ,,SBer 

oon  feinem  Sifd^f  oudgef d^Ioffen  tourbe,  barf  oon 

einem  anbem  nid^t  toieber  aufgenommen  »erben; 

bogegen  tarnt  auf  ber  ^ot)in}iaIf9nobe  unterfud^t 

Derben^  obbieSluSfd^Iie^ungred^tmd^lgioar,  nxib 

ob  bic  €9md)e  nid^t  ein  milbereS  Urtl^eil  fpred^en 

milL  $rotnn)iaIf9noben  aber  foQen  iöl^rlid^  gmei 

gelten  merben,  eine  t>or  ber  tJfaftenjeit,  bie  an« 

bere  im  ^bjle/    6.  ^S)ie  in  9leg9t)ten,  fiib^en 

mb  in  ber  ^ßentapoUd  befiej^enbe  @itte,  ba^  ber 

SQc^  don  ^lesanbrien  überall  bort  ®eioaIt 

^  be^  oud^  femer  il^re  ®ültig!ett  ba  aud^ 

fnr  ben  tdmifd^  Sif^of  ein  öl^nlid^eS  Ser^ält- 

m^  bcße^t.  (Ebenfo  foQen  aud^  ju  Sntiod^ien  unb 

in  ben  anberen  Spard^ien  OßroDingen)  ben  JTird^en 

i^  Sorred^te  erl^Iten  bleiben.  Surd^auS  flar  ift 

aber,  ba|,  toenn  jemanb  ol^ne  bie  3uftimmung  beS 

Stefaropoßten  Sifd^of  geworben  ift,  bie  groge 

69iu>be  i^m  nid^t  99ifd^of  gu  bleiben  geftattet. 

Senn  ober  ber  gemeinfamen  SBal^I  SlEer,  bie  gu« 

gkU^  tiemunftig  unb  ben  ffird^engefe^en  gemög 

tp»  ItoA  ober  brei  auS  befotiberer  @treitfud^t  toiber« 

fftä^,  fo  fon  bie  Stimme  ber  ^Dte^al^I  fiegen." 

(Heber  biefen  mid^tigen  unb  fd^mierigen  ^anon 

^  $l^tOip8,  JKrd^ennd^t  U,  85  ff.  unb  bie  ba- 

felbfl  angeführte  fiiteratur;  gr.  9Raa|cn,  S)cr 

^[kiinat  beS  Sifd^ofd  oon  iRom  unb  bie  alten 

^ßatriard^mrd^en,  Sonn  1853;  @;onc.>®efd^.  I, 

389  ff.)   7.  ^S)a  ed  einmal  ©ctool^nl^eit  unb  alte 

Uebalieferung  ift,  ba^  ber  ®if  d^of  ber  ^tlxa  (3cru» 

falent)  Qtt^ftt  toirb,  fo  foO  er  aud^  bie  dxoXouOia 

T^c  '^r^<:,  b.  1^.  bie  9Jad^foIgc  ber  Sl^re  genießen" 

0>.  L  er  foQ  ben  Siang  unmittelbar  nad^  ben  brei 

großen  SRetropoIiten  Don  9iom,  ^le^aubrien  unb 

|[titio<^ien  ^aben,  mie  SJlarca  bie  Stelle  auflegt, 

ober  er  foQ  ben  SRang  unmittelbar  nad^  bem  palö« 

flmenftfc^n  ÜRetropoliten  oon  Söfarea  l^aben, 

toie  Setieribge  meint),  „Mf^xtvb  ber  SJtetropoIe 

iCöforea)  bie  il^r  ^ufie^enbe  SBürbe  geioal^rt  bleibt." 

8.  ,fBenn  Klerifer  ber  Äatl^arer  (JJooatiancr)  in 

bie  fat^olifd^e  ffird^e  eintreten  »oüen,  fo  foDen  fte 

^tierfi  ein  f^riftlid^ed  (SlaubenSbefenntni^  über« 

reid^,  bann  bie  ^ötibeauflegung  erl^alten  (b.  1^. 

ö^id^  be^anbelt  merben  loie  bie  oon  Rtttm  ©e« 

tauften,  oon  neuer  ^nefterioeil^e  aber  ift  |ier  nid^t 

bie  Xebe)  unb  bfirfen  bann  im  SIeruS  oerbleiben. 

8irb  ein  nooatianifd^er  Sifd^of  fatl^olifd^,  unb  ift 

in  ber  betreffenben  @tabt  fd^on  ein  fatl^olifd^er 

Sifd^f  oor^nben,  fo  foQ  ber  frül^ere  92ooatianer 

yriefierlid^  S^re  erbalten,  loenn  nid^t  ettt)a  ber 

«if((of  ii^  an  ber  ßl^re  beS  (bifd^5flid^en)  %\m 

tWnebmen  laffen  will.  SDBiH  er  ober  biefe  nid^t. 


fo  oerfd^affe  er  il^m  bie  SteDe  eined  Sanbbifd^ofS 
ober  ^riefterS,  bamit  er  ooQpnbig  als  üßitglieb 
beS  STeruS  erfd^eine,  utd)  bod^  in  einer  @tabt  nid^t 
jioei  ©ifd^öf e  feien."  9.  „©ünbergeioifferÄIaffen, 
toeld^e  gu  ®ei^Iidl^en  geioeibt  morben,  muffen  toie« 
ber  abgefegt  werben."  10.  ,,ßbenfo  ift  e§  )u  bal* 
ten,  toenn  lapsi  orbinirt  lourben."  11.  ^©ieieni« 
gen,  meldte  loöl^renb  ber  SSerfoIgung  bed  Sidniud 
abgefaQen  finb,  ol^ne  burd^  eine  Oual  ober  @äter* 
confiScation  gebrängt  gu  fein,  f oUen  3  Saläre  unter 
ben  audientes,  7  Sa^re  unter  ben  substrati  tmb 
2  Saläre  unter  ben  consistentes  93u^e  tl^un." 

12.  „SBer  ben  ffriegSbienft  unter  Siciniud  oerlaffen 
l^atte,  bann  aber  }u  bemfelben  gurüdfgefel^rt  ift  (alf o 
bie  ^ä)t  be§  ^eibentbumS  unterftü^t  l^at  unb  f eiber 
a))oftaftrt  ift,  loaS  Sicin  oon  aDen  feinen  @oI- 
baten  oerlangte),  foK  3  Saläre  unter  ben  audien- 
tes  unb  10  Saläre  unter  ben  substrati  bleiben. 
SBer  aber  gro|e  9ieue  an  ben  Sag  legt,  barf  oon 
feinem  93ifd^ofe  aud^  milber  bel^anbelt  werben." 

13.  ,,3P  ein  ßjcommunicirter  bem  Sobe  nal^e,  fo 
foE  il^m  bie  SBeggebrung  gereid^t  werben.  SBirb 
er  barauf  wieber  gefunb,  fo  foD  er  (für  bie  S)auer 
feiner  nod^  reftirenben  99u|)eit)  unter  bie  con- 
sistentes eingereiht  werben."  14.  „ffated^ume- 
neu,  weld^e  abgefaQen  finb,  foKen  brei  Sabre  in 
bie  Stufe  ber  audientes  )urü(IOerfe|t,  benuu^  aber 
ben  anberen  ff ated^umenen  gleid^gebalten  werben." 
15.  „ff ein  99ifd^of,  $riefter  ober  S)iacon  foQ  oon 
einer  ©emeinbe  jur  atibem  übergel^en."  16.  ,,ßle« 
riler,  weld^e  bennod^  il^re  ffird^e  oerlaffen,  bürfen 
anberwörtS  nid^t  aufgenommen,  fonbem  muffen 
gur  StüdDFebr  gezwungen  werben.  %ud^  barf  lein 
95ifd^of  iemanben,  ber  einer  anbem  ©iöcefe  an« 
gebort,  weilten."  17.  „SBer  Stufen  nimmt  ober 
irgenb  Sßud^er  treibt,  foU  aud  bem  SleruS  au§- 
gefd^Ioffcn  werben."  18.  „SncinigenOrtenberrfd^t 
bie  Unfttte,  ba^  ®iaconen  ben  $rieftem  bie  bd« 
lige  ßud^oriftie  borrcid^en  (b.  1^.  nur  au§tbeilen, 
nid^t  confccriren).  ®ie^  mu^  aufboren,  unb  bie 
S)iaconen  muffen  bie  Sud^riftie  erft  nad^  ben 
^rieftem  empfangen,  ^ud^  biirfen  fte  nid^t  jwi- 
fd^en  ben  ^ricftem  fi|en."  19.  „Slnböngcr  beS 
^ul  oon  Samofata,  weld^e  gur  ffird^e  gurüdE« 

Slüd^ten,  muffen  wieber  getauft  werben.  SBorcn 
le  bei  ber  6ecte  ßlcrifer,  fo  foHen  fte,  wenn  fle 
tüd^tig  fd^einen,  wieber  geweift  werben ;  bie  un« 
tüd^tigen  bagegen  ftnb  abgufe^en.  Sbenfo  (in  99e« 
treff  ber  9lbfe|ung  ober  93eibcboItung  im  3lmte) 
oerbält  eS  fld^  mit  ben  ©iaconiffinnen  ber  6ecte; 
nur  geboren  fte  blo^  gu  benSaien."  20.  „9ln  ben 
©onntogen  unb  an  ben  Sogen  ber  $cntecofte  (oon 
OPern  bis  ^fingften)  foll  man  ftc^enb  beten." 
(Unterfud^ungen  über  biefe  20  KononeS  finben  ftd^ 
bei  van  Espen,  Scholia  in  Canones  Nicaenos 
[Jns  eccles.  nnivers.  lH,  Coloniae  Agripp. 
1777, 103  sqq.J,  in  ber  (Sübingcr)  Duortalfd^rift 
1822, 30  ff.,  unb  gonc.»®cfd^.  1, 376  ff.)  —  5«ad^ 
©ocroteS  (1,  11),  ©ogomenuS  (1,  23)  unb  ®c« 
lofiuS  (2, 32,  bei  Mansi  II,  906)  foII  bic  ©t|nobe 
oon  5Ricäa  aud^  im  Sinne  gebabt  boben,  äbnlid^ 


235 


5Kicäa. 


236 


iDie  bie  Don  (SMra  (f.  b.  %rtX  ein  Sölibatögefe^ 
}u  erloffen,  in  ber  SBeife,  bo^  bie  Detl^etrateten 
Sifd^öfe,  ^rieftet  unb  Siaconen  (@03omenu§ 
ffigt  aud^  bie  Subbiaconen  bei),  mlö^t  fd^on  t)or 
il^rer  Orbination  Derl^eirotet  gemefen  »aren,  ben 
el^elid^en  Umgang  nid^t  fortfe^en  bürften.  ®q  foU 
^opl^nuauS,  93i)(]^of  einer  @tabt  in  Obertl^ebaid 
in  iit^^pkn,  ein  3Rann  Don  fe^r  großem  ^nfe^en, 
ber  in  ber  Verfolgung  unter  SRosimion  ein  ^uge 
verloren  f^atk,  burd^  SBunber  (erä^mt  toax  unb 
bei  bem  ffoifer  in  fo  l^ol^en  Sl^ren  ftonb,  bog  er 
oft  ooQ  Sl^rfurd^t  feine  leere  Sugenl^öl^Ie  fä^te, 
öffentlid^  unb  mit  Sntfd^iebenl^eit  bogegen  auf» 
getreten  fein  unb  mit  ißarfer  Stimme  gerufen 
laben :  ^9Ran  fo&e  ben  ®eiftlid^en  lein  )u  l^orteS 
3od^  auflegen,  benn  bie  (Sf^t  unb  ber  el^elid^e  Um- 
gang feien  tftoa^  (^rmärbigeS  unb  Unbefledtted, 
unb  man  fo&e  io  burd^  übertriebene  Strenge  ber 
JTird^e  nid^t  fd^aben;  benn  nid^t  SUe  fönnten  eine 
gön)Iid^e  Segierbelofigleit  burd^fül^ren,  unb  ed 
merbe  aud^  (ourd^  baS  !Rid^toerbot  bed  el^elid^en 
Umgangs)  bie  3üd^tigleit  ieber  gfrau  am  beften 
bemal^rt  merben.  Sud^  ber  Umgang  eines  9RanneS 
mit  feiner  red^tmä|igen  ®attin  fei  etmaS  3üd^- 
tigeS.  @3  genäge,  menn  ber,  meld^erunDerl^etratet 
in  ben  SIeruS  eintritt,  nid^t  mel^r  ^ur  (Sf)t  fd^reite, 
nad^  ber  alten  Ueberlief erung  ber  ffird^e ;  ober  man 
folle  ben  ©eiftlid^en  nid^t  Don  ber  gfrau  trennen, 
toeld^e  er  frfll^er,  afö  er  nod^  Soie  (®elafiud  fugt 
bei:  ober  Sector  ober  Santor)  mar,  in  einmaliger 
(Si^t  gel^eiratet  l^abe.''  S)iefe  %ebe  bed  ^apl^nutiud 
foU  um  fo  mel^r  SinbrudC  gemod^t  l^aben,  meil  er 
lelbft  nie  in  ber  (S^t  gelebt  unb  nie  mit  einem  SBeibe 
Umgang  gehabt  l^abe,  Don  Sugenb  auf  in  einem 
9dceten|aufe  ergogen  morben  unb  megen  großer 
ffeufd^l^eit  berül^mt  gemefen  fei.  Sie  Serfamm« 
lung  folgte  barum  feiner  ÜRal^nung,  l^ob  bie  IBer- 
l^aiSlung  über  biefen  @egenftanb  auf  unb  über» 
liel  eS  bem  freien  SBUlen  iebeS  einjelnen  ®eift« 
lid^en,  ob  er  ftd^  feiner  i$frau  entl^alten  moUe  ober 
nid^t.  Sie  SBal^rl^eU  biefer  ®efd^id^te  ift  oon 
SaroniuS  (ad  ann.  58,  n.  21),  SalefiuS  (Annot. 
ad  Socrat.  H.£.  1, 11)  unb  Ruberen  in3tt)eifel 
gejogen  morben.  ßrfierer  bemerft,  bie  ©^nobe 
|abe  ia  in  Sanon  3  felbjl  ein  (SöUbatdgefe|  ge> 
geben ;  f olglid^  fei  ed  unmal^r,  ba|  fie  bur$  $aj)]^» 
nutiuS  Don  ber  %uffteUung  eines  fold^en  jurüdE- 
gel^alten  morben  fei.  3n  Sanon  3  aber  miS 
iSaroniuS  ein  @^IibatSgefe|  barum  finben,  mett 
bort  mol^I  erlaubt  morben,  ba|  bie  ®eiftlid^en  i^re 
SRfitter  ober  @d^meftem  bei  Rcl  l^aben,  Don  grauen 
aber  feine  SRebe  fei.  S)iefe  SDeutung  ijUebod^  ge« 
malttl^ötig  unb  unbefugt;  benn  ba  ber  Simon  Don 
ben  (7uvebaxToi  rebet,  lann  er  unmöglid^  aud^  bie 
®^efrau  nennen,  meil  ßl^efrau  unb  ouvefoaxToc 
®egenfd|e  finb.  SluSffll^rlid^er  l^anbelt  borüber 
5»atali8  «Tejanber  (H.  E.  Saec.  IV,  t.  VH,  Diss. 
19,  482  sqq.,  ed.  Bing.  1787),  ber  aud^  bie  Se« 
l^ai^jtung  ©ettarminS  mibcrlegt,  ©ocrateS  l^obe 
bie  oai^e  ©efd^id^te  mit  ^apl^nutiuS  ju  ®unften 
ber  yloDatianer  fingirt,  unb  ba  er  fonft  öfter  Un- 


rid^tiged  bel^u^ite,  Derbiene  er  aud^  l^ier  feinen 
©lauben.  SBenn  bie  StoDationer  urfrOid^,  ttrte 
@))i))]^aniud  (Haer.  59, 4)  bel^auptet,  ben  Se]^a| 
auffteQten,  in  betreff  ber  (Sf^t  fei  ben  eierifem 
baSfelbe  erlaubt  mie  ben  Säten,  fo  tl^eilt  menigftenS 
@ocrateS  biefe  Slnftd^t  nid^t;  benn  er  Id|t  ed  burd^ 
^opl^nutiud  für  ein  alteS  ®ef e^  erflären,  ba|  bie- 
ienigen,  meldte  uuDerl^eiratet  orbinirt  mürben^ 
nid^t  mel^r  5ur  (Sf^t  fd^reiten  bürften.  %u|erbem 
ift  @ocrated  nur  in  einjelnen  @tüd[en  ber  @9m- 
pat^ie  für  bie  92oDatianer  Derbäd^tig,  feineSmegS 
aber  gel^örte  er  Doüflönbig  }u  il^nen,  unb  nod^ 
meniger  lö^t  fid^  ermeifen,  bag  er  }u  i^ren  ®un* 
ften  irgenbmo  bie  ®efd^id^te  Derfdlfd^te.  SBenn  er 
aber  ba  unb  bort  ungenau  unb  felbft  unrid^tig 
erjöl^U,  f 0  folgt  borauS  nod^  nid^t,  ba^  bie  gcmje 
®ef(^id^te  über  $Q))]^nutiuS  eine  abfi^tlid^e  Un« 
ma^rl^eit  fei  Suf  eine  anbere  SBeife  argumentirt 
9}aIefiuS,  nömlid^  ex  silentio:  a.  Stufin  ei^fil^Ie 
in  feiner  JTird^engefd^id^te  (1,  4)  3Re]^rere8  Don 
$a))^nutiu3,  namentlid^  über  fein  9Rartertl^um^ 
aber  Don  ber  gangen  Sölibatdfad^  miffe  er  fein 
SQßort,  unb  b.  unter  ben  ög^ptifd^en  Sifd^fen^ 
meldte  auf  ber  S^nobe  moren,  merbe  fein  $a))]^- 
nutiuS  genannt.  9Ran  fiebt,  bie  gmei  ®rünbe  beS 
SaleftuS  lieben  fid^  felbft  auf;  benn  ba  eben  Slufin, 
mie  er  angibt,  ^opl^nutiuS  afö  }u  Säcöa  anmefenb 
aup^rt,  f 0  ift  bamit  fein  jmeited  Argument  fd^on 
umge{to|en.  SBÜl  er  aber  nid^ts  meiter  fagen^  atö 
bafe  in  ben  Unterfd^riftSRjien  ber  nicünif^  »i- 
f d^öfe  fid^  fein  ^apl^nutiuS  finbe,  fo  ift  bieg  sttxtr 
rid^tig,  bemeidt  aber  nid^tS,  tnbem  biefe  Siflen,  mie 
oben  bemerft  mürbe,  unDoQftänbi^  finb  unb  cax^ 
anbere  ^fd^5f e  nid^t  nennen,  bie  ermeislid^  ju  9K" 
cäa  gemefen  finb.  SaS  argumentum  ex  silentio 
ift  (Att  offenbar  nid^t  fröfttg  genug,  um  eine  Sr« 
}d]^Iung  5u  Dermerfen,  meld^emitberalten,  befonberd 
gried^if  d^en  iKrd^enl)raji8  in  95etreff  ber  ^riefterel^e 
gang  in  Uebereinftimmung  ift.  Siifle  anbere  £eu* 
tung  als  bie  im  SSiSl^erigen  gegebene  l^at  SupuS 
(Prima  diss.  prooem.  de  Latin,  episc.  et 
cleric.  continentia  c.  2,  in  f.  Opp,  FV,  Venet. 
1725,  5)  bem  ^luftreten  beS  ^opl^nutiuS  gegeben, 
atö  l^abe  er  nid^t  gegen  ein  SöIibatSgebot  im  un- 
gemeinen, f onbem  nur  bagegen  gefprod^en,  bag  bie 
@9nobe  biefed  aud^  auf  bie  @ubbiaconen  ^abe 
audbel^nen  mollen.  S)iefe  Seutung  fielet  iebod^ 
mit  bem  oben  mitgetl^eilten  Sscerpte  aud  @ocrate8^ 
@o)omenu3  unb  ©elaftuS  in  ftd^tlid^em  äBiber« 
fprud^e ;  benn  biefe  reben  offenbar  Don  bem  dSIi- 
bate  aud^  ber  ^riefter  unb  ©iaconen.  —  SBol^r- 
fd^einlid^  am  Snbe  il^rer  gefammten  Sll^Mgfeit 
erlieg  bie  nicönifd^e  @^nobe  ein  offtcieÜeS  @d^rei- 
ben  an  bie  ög^ptifii^en  unb  libi^fd^en  93ifd^öfe^ 
morin  bie  99efd^Iüf|e  über  bie  brei  ^auptgefd^äfte 
be§  Sondfö,  bie  arianifd^e,  meletianifd^e  um) 
^affo^-^ngelegenl^eit,  mitget^eilt  merben.  Sdifl 
aufbewahrt  bei  Socrat.  H.  E.  1,  9  unb  Theo- 
doret.  H.  E.  1,  9. 

92ad^bem  bie  @t)nobe  il^re  ®efd^öfte  beenbet 
l^atte,  feierte  ftaifer  ßonftantin  feine  SSicennoIia 


287 


5licäa. 


238 


mb  bib  dSe  3Stf e^fe  ju  einer  pröd^tigen  a^al^I- 
^  in  bm  lo^erU^en  $alafi.  Sm  ©(J^IuRe  bed 
SjfcnS  bcf^^cnlte  er  bann  nod^  aQe  ßinjetnen,  lie^ 
einige  Zage  jp&ter  abermoß  eine  @i^ung  Italien, 
erfd^ien  bobei  toieber  felbfi,  ermal^nte  in  einer 
Sebe  fimmai^  Sifd^öfe  bringenb  ^um  flifrieben, 
bat  fit,  aud^  feiner  im  ®ebete  f!etö  eingebenl  ^u 
lein,  nnb  ertöte  enblid^  ollen  bie  Srlaubni^  )ur 
SUidR^.  @te  mad^ten  oud^  fogleid^  bat)on  Se> 
brond^,  twU  gfreube  über  baS  t)on  bem  jf aifer  unb 
ber  @9nobe  geftiftete  gro|e  gfriebenSmerl,  unb 
oedmibeien  bie  Sefd^Iüffe  beS  SoncilS  in  i^ren 
beimaüt^cn  ®egenben  (Eos.  Vita  Const.  3, 15. 
16.  20).  ael^id^  ri^tete  ber  Jtoifer  mel^rere 
Sk^ibcn  fS^\&  an  aOe  ffird^en,  tl^eils  inSbefon» 
bete  cm  bie  nid^t  )u  92icöa  gett)e(enen  99ifd^öfe, 
unb  er^b  barin  bie  SBefd^Iüffe  ber  ©Qnobe  }u« 
gleti^  jn  Xeid^efe|en  (Socrat.  1,9;  Gelas. 
2,  36,  bei  Mansi  11,  919  sqq.).  StttaS  fpöter 
begannen  bann  bie  ©ried^en,  @9rer  unb  ^eg^pter 
oajd^i^  ein  befonbered  gfeft  ber  318  ntcönifd^en 
S$4^  )u  feiern,  über  oud^  bie  Soteiner  l^ielten 
boi  Slicfinum  Don  Einfang  an  in  l^ol^en  ßl^ren, 
nnb  e«  tfl  gar  lein  3tt)eifel,  ba^  ^opft  @Qlt)efter 
bemfdben  feine  bolle  3uftimnmng  gab,  »enn  aud^ 
bie  9Zad^t  biefe  pöppd^e  3uftimmung  fei  in 
gfonn  einer  eigentlid(|en  Seftöttgung  Don  ber  9U- 
cämx  @9nobe  audbrflddid^  nad^gefud^t  unb  oon 
@9fDefier  feierlid^  gegeben  »orben,  nur  auf  einigen 
nnftd^ten  Socumenten  berul^t  (Mansi  ü,  719. 
720.  721. 1081  et  615  sqq.).  3ur  grage,  ob 
bie  tDeüI&tfigeren  Steten  ber  Ü^cöner  S^nobe  oer« 
bntn  gegangen  ftnb,  ober  ob  5u  9licöa  niemals 
me^  aufgef(^eben  föurbe,  ald  tt)ir  je^t  nod^  be« 
fi|ett,  f.  (Eonc..®efd^.  I,  283  ff.  (S5gl.  §efele, 
6imc-®ef4  I,  2.  3lufl.,  greiburg  1873,  38  f. 
unb  282  ff.  3u  ben  bort  genannten  SSerfen  fann 
no4  hinzugefügt  werben:  Bevillout,  Le  concile 
de  Nicee  d'apr^s  les  Textes  coptes  et  les 
diverses  collections  canoniques,  Paris  1873  k 
1881,  Extr.  du  Joum.  asiat.) 

2.  2)adsn)eiteeonciIt)on!Ricöa,  bog 
fiebente  allgemeine,  »urbe  im  3.  787  abgcl^oltcn 
unb  befd^ftigte  ftd^  oor  Mem  mit  ber  ^Beilegung 
be«  fog.  »überflreUeS  (f.  b.  3lrt.).  SKit  bem  lobe 
ito'i  IV.,  ber  »ie  fein  SSater  ßonftontin  6io})ro« 
n^nntd  bem  SconocIaSmuS  gel^ulbigt  l^atte,  atl^me« 
ten  bie  Silberfreunbe  tt)ieber  auf,  ba  bie  ffoiferin 
Stene  (f.  b.  ?lrt)  bie  SSormunbfd^oft  für  ben  jel^n» 
jöbrigen  (Sonftantin  VI.  führte.  ®ie  ©trafgefe^e 
Durben  nid^t  me^  angemenbet,  unb  man  begann, 
befonberS  in  fflöpem,  bie  Silber  mteber  ^u  oer» 
eieren.  S^u  !am,  ba^  ber  $atriard^  $aulu3  oon 
6onpantino|)el  im  3.  784  fein  3lmt  nicbcrlcgte 
imb  in  ein  ff  lofier  ging,  metl  bie  gried^ifd^e  ff trd^e 
t>uidf  ben  Silberffairm  oon  ber  @emetnfd^aft  mit 
Som  unb  ben  anberen  ^atriard^en  getrennt  mor» 
ben  fei,  unb  er  nid^t  baS  ©einige  ^ur  SBieberoer« 
einignng  getrau  l^abe :  bafür  tt)oIIe  unb  muffe  er 
\tp  Suge  t^un;  bie  ffaiferin  aber  unb  i^r  ©ol^n 
mnfiten,  oerni  fie  feiig  merben  moQten,  eine  aO« 


gemeine  ©gnobe  berufen  (SBald^,  gntmurf  einer 
üoUft.  Mtorie  ber  ffe|ereien  X,  Scipa.  1782, 507). 
^ud^  ^in  92ad^foIger  Saraftud,  biSl^er  Saie  unb 
Staatsbeamter,  nal^m  bie  SBürbe  nur  unter  ber 
99ebingung  an,  bog  bie  gried^ifd^effird^e  mieber  mit 
ben  übrigen  ffird^en  oereinigt,  unb  ba^  l^ierju  eine 
öcumenifd^e  ©^nobe  gel^alten  »erbe;  bie^  fe|te  er 
aud^  in  einer  ^nrebe  an  baS  SoR  auSeinanber, 
um  baSfelbe  für  bie  ^bl^altung  einer  allgemeinen 
©Qnobe  ju  geminnen  (Harduin  IV,  23  sqq.). 
TOand^e  »ermutigen,  bie  ffaiferin  3rene  l^abc  l^ier« 
bei  bie  ^anb  im  ©piele  gel^abt,  meil  fie  tl^eitö  au§ 
eigener  religibfer  Slnfid^t,  tl^eild  au3  ))oUtifd^en 
®rünben,  nämlid^  um  3talien  mieber  gu  geminnen, 
bie  SäilberDerel^rung  l^abe  mteberl^erftellen  moQen. 
SBoQte  fie  aber  biefeS,  fo  mu^te  baS  Snfel^en  ber 
genannten  bilberfeinblid^en  ©Quobe  oonSonftantt« 
nopel  burd^  ein  größeres,  aud^  oon  ben  übrigen 
$atriard^en  anerfannted  unb  allgemeines  Soncit 
entfröftet  unb  aufgel^oben  merben  (SBald^  527). 
Sine  ber  erften  ^anblungen  bed  XiarafiuS  mar, 
ba|  er  mit  bem  Sopft  unb  ben  ^atriard^en  oon  9n* 
tiod^ien,  SIesanorien  unb  3erufalem  mieber  in  93er- 
binbung  trat  (ogl.  Harduin  IV,  26).  Sr  fe|te  fte  in 
einem  ©d^reiben  oon  feiner  ßrl^ebung  in  ffenntni^, 
legte  barin  aud^  ein  ortl^obo^eS  ©laubenSbelemtt' 
ni^  ab,  fprad^  ftd^  entfd^teben  für  bie  Silber- 
oerel^rung  au3  unb  bemerfte,  er  l^abe  bie  ffaifer 
(b.  f).  bie  ffaiferin-ÜRutter  unb  il^ren  ©ol^n)  um 
Berufung  einer  allgemeinen  ©^nobe  gebeten  unb 
oon  il^nen  aud^  ba§  Serfpred^en  l^ierju  erl^alten 
(Harduin  IV,  129—135).  3ugiad^  fd^idtten 
3rene  unb  Sonfiantin  im  Suguft  784  einen  @e* 
fanbten  mit  einem  ©d^reiben  an  ben  ^ßapft,  morin 
fie  biefen  baten,  ber  ))roiecttrten  allgemeinen  ©Qn« 
obe  perfönlid^  ober  menigftenS  bur^  ©teUoertreter 
anjuwol^nen  (Harduin  L  c.  21  sqq.).  3m  De- 
tober  be§  folgenben  Sal^reS  antwortete  ^abrian  L 
fomol^I  ben  beiben  ^errfd^em  als  bem  ^atriard^en 
SarofiuS.  3u  bem  ©d^reiben  an  erftere  brüdt  er 
oor  ^Dem  feine  f^reube  auS  über  il^ren  ßntfd^Iu^, 
5ur  SReinl^eit  be§  ©laubenS  gurüdEsufel^ren  unb  bie 
Silberoerel^rung  mieberl^erjuftcHen.  SBenn  fie  bie& 
burd^fül^rten,  mürben  fie  ein  neuer  (Sonftantin  unb 
eine  jmeite  ^elena  fein,  befonberS  menn  fie  aud^, 
mie  biefe,  ben  JJad^folger  $etri  unb  bie  römifdje 
ffird^e  eierten,  mel^e  bie  summa  sedes  fei  utü> 
ben  ^rimat  oon  @ott  erl^alten  l^abe.  S)arauf  folgt 
eine  fel^r  auSfül^rlid^e  ^))oIogie  ber  Silber  aui^ 
biblifd^en  imb  })otrifttfd^en  SemeiSfteEen.  Unter 
Ruberem  beruft  fid^  barin  ber  ^apft  aud^  auf  bie 
opocr^ipl^e  9Jad^rid^t,  bo^  bem  ffaifer  (Sonftantin 
bem  ©ro^en  in  einer  Sifton  bie  iipo\ttl  ^etruS 
unb  $auIuS  erfd^ienen  feien  unb  il^n  ermal^nt 
l^ütten,  er  foDe  fid^  üon  ^ap^  ©^loefter  taufen 
laffen,  bann  merbe  il^n  ber  3lu§fafe  oerlaffen.  S)ä 
ffaifer,  nod^  l^cibnifd^,  l^abe  bie  beiben  ©eftalten 
für  (Sötter  gehalten;  al§  il^m  aber  ©^ilüefter  eine 
abbilbung  ber  beiben  3lpofteI  geigte,  l^abe  er  aus- 
gerufen :  ^®o§  ftnb  eben  bie  SWänner,  bie  id^  ge- 
feiten l^abe."   aSBciterl^tn  ermal^nt  bann  ^abrian 


289 


SticftQ. 


240 


bie  (eiben  ^errfd^er,  bie  SUberDerel^ruttg  alsbalb 
praftifd^  toteber  einjufül^ren,  bomit  fie  in  bie  Srme 
ber  l^eiligen  fatl^oUfd^en  unb  apoftolifd^en  JHrd^e 
»ieber  aufgenommen  »erben  lönnten.  äSenn  ober 
bie  aSteberJ^erfteUung  ber  93tlber  nid^t  ol^ne  eine 
allgemeine  @i)nobe  gefd^el^en  fönne,  fo  »oQe  er 
füne  ®efanbten  fd^tden,  unb  in  beren  (Segenmart 
foQe  bann  t)or  SUem  |ene  9ftert>er{ammlung  (ju 
(Son{iantino))eI)  anat^ematifirt  »erben  ^  meil  jle 
ol^ne  ben  apoflolifd^en  @tu^I  ^eillofe  93efd^Iäf[e 
oegen  bie  Silber  gefaxt  l^abe.  @obann  foQe  ber 
mifer,  bie  jf aiferin,  ber  ^triar^  unb  ber  @enat 
nad^  alter  Sitte  bem  $a))fte  pia  saora,  b.l^.  eine 
^eilige  Urtunbe  übermad^en,  »orin  fte  eibUd^  ge* 
loben,  (bei  ber  gu  l^altenben  @t^nobe)  unpartetifd^ 
)u  fein  unb  ben  pöpfilid^en  Segaten  feine  ©eioalt 
angut^un,  Dielmeor  auf  alle  Sßeife  fie  )u  eieren  unb 
)u  unterftii|en  uno,  »enn  leine  Sereinigung  ergielt 
merbc,  auf«  Sreunblid^fte  für  i^re  SRüdtreife  }u 
forgen.  9ber  ^abrian  l^atte  nodb  einen  ©egenftanb 
auf  bem  f)er)en  unb  fogt  be|]^alb  gegen  £nbe 
feines  Sd^reibenS,  toenn  bie  ^errfd^er  toirnid^  gur 
Sinl^eit  ber  ftird^e  jurfldRel^ren  moQten,  fo  foQten 
fie  aud^  ber  römifd^en  JHrd^e  il^re  (unter  ben  vorigen 
Regierungen)  entzogenen  ©üter  unb  Sonf  ecration^ 
redete  in  ben  )u  SRom  gel^örigen  S)iöcefen  toieber 
guiildffteUen.  Sr  ifi  femer  ungufrieben,  ba|  Sa- 
rafiuft  felbfi  in  bem  (aifcrlid^en  @d^reiben  öcu« 
menifd^  $atriar(^  genannt  »erbe,  f o»te  barüber, 
ba|  er  ben  SanoneS  gumiber  au9  bem  Soienftanbe 
))Ift|Iid^  iur  ^triard^almürbe  erhoben  »orben  fei. 
9Benn  er  fid^  nid^t  in  betreff  ber  Silber  fo  ortbo- 
bos  auSgefprod^en  bätte,  »ürbe  ber  ^pfi  bie  3u- 
fümmung  )u  feiner  Sonfecration  nid^t  baben  geben 
(önnen.  9Benn  aber  bie  ^errfd^er  bie  Silbert>er- 
ebrung  »ieberberfteUten,  fo  mürben  fie  mit  Ißetri 
Mfe  über  oQe  Sarbaren  ftegen,  mie  itati  ber 
®ro^e,  beffen  gfreigebigfeit  gegen  bie  iKrd^e  ben 
grie(bifd^n  (^errf d^m  f^Ue|lid6  Dor  Xugen  gefiellt 
mirb.  3u  Ueberbringern  biefed  Sd^rtibenfi  befteüte 
ber  ^pfk  smei  $nefter,  ben  9lrd^ipre«bQter  $etru« 
unb  ben  ^bt  ^etru9  bon  @.  €aba  in  9tom  (Hai^uin 
IV,  79-96  unb  fflJaldft  451  ff.  533).  —  Sctröd^t- 
lid^  für^er  mar  (^abriand  Sdbrciben  an  Sarafmd. 
9x  tabelt  barin  mieber  bie  fdbneQe  Sef5rberung 
bcdfelben ;  mie  er  ober  burdb  biefe  betrübt,  f o  fei  er 
bunb  befjen  Stedbtglöubigfeit  erfreut  morbcn.  &r 
lobt  lim,  ermabnt  ibn«  fo  fortjuf obren,  unb  bemerft« 
er  babe  mit  Sergnügen  2u  ber  abjubaltenben  aO« 
gemeinen  Snnobe  )mei  ^riefter  ald  feine  Sttll- 
ttrtreter  ^u  fdbidfen  befdbloffen;  ber  ^triardb  aber 
foüe  babin  mirfen,  ba6  iene  ^ftemriammlung 
gegen  bie  Silber,  melcbe  obne  ben  apofkoUfcbcn 
Stubl  orbnungtoibrig  abgebalten  mürbe,  in 
i^kgenmart  ber  päpftlidien  "ftpoaifiarii  anatbema* 
tifirt  mtrbe.  bomit  aOeft  Unfraut  aufgerufen  unb 
bo«  SBort  (^brifK  erfüDt  mcrbe.  melcbtil  ber  r5mi> 
fdKn  ffinbe  ben  %>rimat  gegeben  babe.  SBenn  $a« 
roftui  bieiem  Stuble  angeboren  moUe.  fo  ioQe  er 
bofür  ior^en.  bo^  bie  j^erridKr  bie  Silber  in  ber 
{>auptttaM  unb  überall  miebcrberilellten .  fonft 


Ibnne  er  feine  Sonfecrationnid^tanerfennen.  (Snb* 
lid^  möge  er  bie  pöpftlid^  (Sefanbten,  bie  genann- 
ten beiben  ^riefter,  freunblid^  aufnel^men  (Har- 
duin  IV,  98-103;  SBald^  454).  gSBal^rfdJeinlid^ 
etmad  fpäter  lief  aud^  ein  @d^reiben  auS  ben  mor» 
genlönbifd^en  $atriard^aten  ein.  2)a8felbe  rü^ 
iebod^  fid^tlid^  nid^t  Don  biefen  ^triard^  felbf},. 
f onbem  Don  morgenlänbifd^  ÜRbnd^  1^,  toeil, 
mie  biefe  barin  felbft  angeben^  bie  Soten  befi  Za- 
rafmS  megen  ber  gfeiubfeligleit  ber  Araber,  Me 
bereits  bie  SRorgenlonbe  erobert  l^atten,  nid^t  )u 
ben  ^atriard^en  felbft  gelangen  lonnten.  S^  3n« 
balt  biefed  @d^eiben§  aber  lautet  ber  Srief  beS 
Sarafiud  fei  ein  f^mlii^tli  Sid^t  gemefen  für  fie, 
bie  im  ginftem  fö^en,  b.  b-  ben  ungl&ubigeit  9lra» 
bem  untermorfen  feien.  S)ie  @efanbten  beS  Xa- 
raftuS  feim  auf  il^rer  Steife  (gu  bm  bni  morgen- 
lönbifd^en  ^atriard^en)  )u  i^nm  gefommen  md> 
bötten  i^nen  bie^fid^t  ibrerSIUffion mitgeteilt; 
fie  aber  l^ätten  megen  ber  i^feinbf eligfeit  ber  9xabtx 
ibnen  bringenb  abgeratl^en,  gu  bm  ^triard^ 
felbft  gu  reifen,  meil  baburd^  nur  eine  nme  93er- 
folgung  ber  Sl^riften  entftel^en  mürbe.  2)te  ®e» 
fatätm  b^ttm  anfangs  auf  ibrem  Sorl^bm  be* 
|arrm  unb  felbft  bad  Sebm  magm  moOm,  fte  aber 
bötten  ibnen  DorgefteÜt,  ba^  eS  fid^  l^ier  nid^t  bb^ 
um  il^re  eigene  ^^erfon,  fonbem  um  bai^  gro|e 
@ange  Raubte,  ba§  bur(^  fte  in  ®efabr  fftme.  Um 
aber  bie  Soten  be§  ZaraftuS  gu  bem^igm,  b^m 
fte  gmei  au8  ibrer  SRitte,  ^^obanned  unb  ifynaOSi, 
ortbobo^e  SRänner  unb  gleid^  gefimtt  mit  ben  gtoei 
beiligm  unb  großen  ^atriord^^  beren  S^cdlen 
^e  feim,  auSerf el^en  unb  il^nen  Dorgeßellt,  ba|  bie 
Seit  ie(t  SBid^tigereS  »erlange,  ald  bie  fldperltc^e 
@tUIe.  Sie  foQten  bie  Sotm  beS  Slaraftud  gurfid- 
begleitm,  fte  gu  Sonftantinopel  entfd^igm  utü> 
bort  münblid^  vorbringen,  mad  fd^ftlicbnid^tom 
$ta|e  fei  Selanntli(b  fei  j[a  ber  ^triard^  Don 
äenqalem  auf  eine  unbebeutenbe  Sbälage  bin  in 
meite  gfeme  Derbonnt  morben.  SBenn  fte  aber  gu 
Sonftantinopel  bie  apofloltf d^e  Srabition  ber  tax* 
<ben  Don  ^leg^pten  unb  Serien  (fte  Dertratm  olfo 
bie  ^triar^n  Don  ^esanbrien  unb  %ttiod^m 
unb  toarm  berm  S^nceÖi)  nferirt  b^ttm,  bann 
foDten  fte  bemjenigm  beippid^tm,  maS  man  Don 
ibnm  Derlange  (bie  Sotm  bed  Zaraftud  l^ttm  fa 
bereits  bm  S^^  ber  gu  boÜeiü>m  S^nobe  auS- 
einanbergefe^t,  unb  man  fomtte  bamm  bm  gmei 
Wönd^n  unbebenflid^  ben  ebm  angefül^rtm,  megm 
feiner  UnbeftimmtbeitDielleid^tauffalletibm^nftrag 
geben),  ^iefe  jmei  SRönd^e  feim  mit  bem  gemein- 
1  fdbaftlidben  ®laubm  ber  brei  apoftolifd^m  Stühle 
I  ^iile|:onbrim  :c.1  febr  mobi  belaratt,  fte  anerfämi- 
tm  bie  fedbS  aQgemeinm  eonobm,  unb  oermörfm 
bie  fölfdblidb  fogmannte  ftebente  (Don  Sonftanti« 
!  nopel).  meldbe  bie  Silber  Dcmicbten  moSte.  2)ie 
^btrefmbett  breier  ^nionbm  unb  ibrer  Sifd^öfe 
l^bei  ber  Sonobel  ioüe  nid^t  i(bmer  genommen 
tperbm,  bmn  ber  ^inb  fei  Urfadbe  boDon.  9ud^ 
i(bon  bei  ber  fe<bSten  Sonobe  fei  fein  Sitd^of  ber 
unter  arabif (ber  ^vrrt'cbah  ftebenbm  (Segenbm  an- 


241 


9ltcaa. 


242 


acjenb  gnoefen,  unb  bod^  l^be  bie^  betn  Snfe^en 

ber  69iu)bt  lernen  SiJ^ben  gebraut,  sumol  ber 

^igf^  unb  Qpofbtij^  Sapp  ton  Storn  bomit 

übemngefKinint  V^be  unb  our^  feine  9))ocrtfiarii 

gegnnoftctig  fl€U)e{en  fei.    Sbenfo  m5ge  ed  aaä) 

J4t  mit  (SotteS  ^fe  gefd^l^en.  3ur  Selröfttgung 

tM  Srief eft  ober  Veiten  fte  bod  ©^nobalf (^reiben 

beft  Deiftortenen  ^atriord^  %J)tohot  Don  3eru« 

falem  beigelegt,  totlfySi  biefer  an  bie  gnm  anbeten 

BungenUKnbif d^  ^triard^  gerid^tet  l^abe.  Sie« 

M  69nbbiam  Xb^^botd  beginnt  mit  einem  fel^r 

ouffüMU^    ortl^obosen    ®IaubenSbefenntni|, 

fpric^t  bomi  bie  Suerfennung  ber  fed^  allgemeinen 

a^noben  auS,  b^It  febe  meitere  fär  überpffig, 

cdlärt  eft  für  eine  apo^Iifd^  Zrabition  ber  ftird^e, 

boB  man  bie  f^eiligen  el^ren^  t)ere]^ren  unb  grüben 

näffe,  unb  fprid^t  fid^  enblic^  aaä)  für  bie  IBer« 

^lung  ber  Silber  Sbtifii  9Rariö^  ber  ^ofiel  tc. 

(bA,  rodfy  Serel^rrung  Don  bem  in  ber  S3ibel 

gebotenen  Silberbienfte  uiefentlid^  Derfd^ieben  fei 

(Hardoin  IV,  135—151 ;  SDßal(b  456  ff.  551  ff.). 

Sa  im  Cingcmge  beS  obigen  Schreibend  ber  mor- 

goddiibifi^  SU^ncbe  bie  SBorte  fteben:  „bem  l^ei« 

Itgßm  SoxofiuS  umnfdden  bie  dpxiepeic  bed  Wor- 

gcnUmbcd  olleS  iQtü",  unb  ba  bie  beiben  ÜRöndbe 

do^amicfi  unb  Xl^omaS  in  ben  %cten  beS  SoncilS 

oB  bie  eteODertreter  ber  apoftolifd^en  Stühle 

(8p6v»v)  beS  Worgenlonbed  aufgeführt  merben, 

lo  kot  man  baraud  bie  Slnflage  ableiten  ju  f önnen 

ocgianbt,  eS  fei  bier  irgenb  eine  Unreblid^Ieit  im 

e^ide  getoefen  (SBald^  558,  %nm.  2).    «Hein 

ba§  64^eiben  ber  morgenIötd)ifd^en  SJUnd^e,  bad 

bell  gongen  l^ier  ergöb^^  C^^tgang  t)5Qig  un> 

tfcji^iüifl  unb  umftänblid^  berietet,  mürbe  öff ent* 

114  in  ber  britten  @i|ung  ^u  9licöa  beriefen,  fo 

ba6  au4  ni(^t  ein  9Renfd^  glauben  tonnte,  bie 

)i9ei  Vlinä^t  feien  Don  ben  morgenlänbifd^en  $a« 

trion^  birect  abgefd^idft  morben.   S)emgemö^ 

boxf  anib  ba8  fraglid^e  dpyiepeic  ntd^t  mit  $a» 

triord^  überfe|t  merben,  jonbem  ed  finb  mor* 

geslänbif«!^  ^efter  ^ö^em  SRangeS  barunter  gu 

r-erßeben,  »ie  fie  au(^  je^t  nod^  im  9RorgenIanbe 

gaoUfoliify  in  ff löfiem  mobnen ;  f ol(^e  9Rönner 

boBbeÜen  bomald  ftatt  ber  un^ugönglid^en  $atriar« 

eben.  Ser  %otbfianb,  sedibus  impeditlB,  mod^te 

^'ieB  reti^tfertigen.   S)ie  gmei  SJUnd^e  SobanneS 

uBb  X^ouiod  aber  l^igen  nid^t  IBicarien  ber  $a- 

aiar^m,  fonbem  ber  a))oftoIifd^en  Stülpte,  b.  b* 

ffinben  bed  SRorgenlanbeS,  unb  man  tonnte  fie 

satoidl  mit  9le(btalfo  benennen;  benn  fie  reprö» 

lentiiten  in  Serbinbung  mit  ben  ©d^reiben  i^rer 

SZonbanlen  unb  bem  S^nobicon  beS  $atriard^en 

59B  3entfalem  in  ber  S^at  ben  (Stauben  be§ 

SorgcnlanbS  in  Setreff  ber  Silber  unb  il^rer  Ser« 

^nmg. 

9Iad^bem  bie  rbmifd^  unb  morgenlönbUd^en 
ScKmbten  ongefommen  maren,  beriefen  bie  ^err> 
4er  ancb  bie  übrigen  Sifd^öfe  gu  einer  @Qnobe 
mal  Sonfiantinot>eI  im  3.  786.  SJlel^rere  oon 
ten  moren  jebod^  nod^  bilberfeinblid^  gefinnt 
Kib  Derbanben  fid^  nun  mit  nid^t  mentgen  Saien^ 


um  bie  @Qnobe  ju  oerl^inbem  unb  baS  Sitber- 
Derbot  aufredet  }u  erbalten.  3ugleid^  intriguirten 
fie  qegen  ben  $atriard^en  unb  hielten  befonbere 
Serfammlungen.  9l(d  ber  ^atriard^  il^nen  melben 
lie|,  ba|  SBerfammlungen  ber  Sifd^öfe  feines 
©prengetö  o^ne  fein  Sormiffen  burd^  bie  SanoneS 
bei  @trofe  ber  ^bfe|ung  oerboten  feien,  gingen  fie 
auSeinanber,  unb  oie  ^errfd^er  oerlünbeten  ie|t 
feierlid^,  ba^  bie  @^be  in  ber  el^rmürbigen 
ffird^e  ber  ^eiligen  %pofieI  ju  Sonftantinopel  ftatt« 
baben  foQe.  ^ber  am  Sage  t>or  ber  anberaumten 
gfrift  entfianb  ein^ufrul^r  unter  bem  SRilitör;  bie 
Solbaten  f d^aarten  fid^  um  bie  ftird^e  unb  erl^oben 
ein  milbeS  Dermonened  @efd^,  mooon  nur  baS 
flar  mar,  ba^  leine  @Qnobe  gel^atten  merben  bürf e. 
Siefe  mürbe  bennod^  eröpet,  unb  ed  mürben  oer» 
f (biebene  Urfunben  Derief en;  aber  auf  Slnfiiften  ber 
bilberfeinblid^en  Sifd^öfe  begann  bie  ©olbaten- 
emeute  auf  8  9leue,  fo  ba|  bie  ^errfd^cr  ber  93er» 
f ammlung  f agen  liefen,  fie  möge  ber  ® emalt  meid^en 
unb  auSeinanberge^en.  ^IS  nun  bie  Sifd^öfe  mirf- 
lid^  bie  JKrd^e  oerlie^en,  mad^ten  bie  ^^inbe  ber 
SBol^rl^eit  mieber  einen  gemaltigen  Sörm  unb  pm\m 
bie  fog.  ftebente  ©^nobe  (bie  gu  Sonftantinopel 
im  3. 754)  unb  i^re  Sefd^Iüffe.  Salb  barauf  ent- 
fernten bie  ^errfd^er  unter  fd^idflid^em  Sormanbe 
baS  9Rilitör  aud  ber  @tabt  unb  fd^idEten  bann  bie 
unrul^igen  ÜMt  gang  in  il^re  ()eimat  gurüdf ;  bie 
@9nobe  aber  oeriefen  fie  |e|t  nad^  9licäa.  2)ort 
l^ielt  fie  oom  Snbe  be§  September  bid  gur  SJtitte 
beS  Öctober  787  i^re  fieben  erflen  @i|ungen 
in  ber  ©opl^ienfird^e.  Sie  |^errfd^er  felbft  maren 
nid^t  anmefenb,  iebod^  burdi  gtoei  boi^e  @taat§* 
beamte  t)ertreten;  unter  ben  geiftlid^en  üßitgliebem 
aber  ftcDen  bie  ^cten  bie  beiben  römifd^en  ®e« 
fanbten,  ben  Slrd^ij^reSb^tcr  $etru8  unb  ben  ^bt 
$etru§,  bcl^orrlid^  an  bie  ©))i^e,  unb  erft  nad^ 
ibnen  merben  ber  $atriard^  SarafiuS  unb  bie 
©telloertreter  ber  morgenlänbifd^en  ©tü^Ie,  3o» 
Joannes  unb  SbomaS,  genannt.  %ud  ben  Serl^anb* 
lungen  felbft  aber  ge^t  l^erDor,  bog  eigentUd^ 
SarafiuS  bie  ©efd^ö^e  leitete.  S)ie  3a^I  ber  TOit- 
glieber,  tl^eilS  Sifd^öfe,  t^eifö  ©teüöertreter  ber« 
fetten,  mirb  oon  üielen  ©d^riftfieBem  auf  350 
angegeben  (SBald^  549  f.),  unb  menn  ber  fpötere 
gried^ifd^e  ^atriard^  9licepboru8  nur  toon  1 50  fprid^t 
(Harduin  17, 995),  fo  ift  bie§  offenbar  unrid^tig, 
inbem  ben  ©Qnobalbefd^Iu^  oon  T^icöa  nid^t  meni- 
ger  atö  308  Stfd^öfe  unb  ©tcHöertrcter  berfelben 
untergeid^neten  (Harduin  IV,  455 — 470).  ^u^er« 
bem  maren  aber  aud^  nod^,  mie  bie  ^cten  ba  unb 
bort  anbeuten,  giemlid^  oiele  nid^t  ftimmbered^tigte 
3Könd^e  unb  6Ieri!er  anmefenb  (ogl.  Harduin  IV, 
51  sqq.,  mo  ein  9Rönd^  ©tepbQUUS  unb  anbere 
SKönd^e  genannt  merben,  ebcnfo  58  9J^önd^e  in 
Segleitung  beö  ©abbaS).  ®tc  erfte  ©i^ung,  ben 
24.  ©eptember  787,  eröffnete  SarafmS  mit  einer 
furgcn  Scbe.  ®arauf  mürbe  ein  ©ecret  (sacra) 
ber  §errfd^er  oeriefen,  morin  fte  ben  ©^nobal« 
mitgliebem  ooüe  Wcbefrcil^eit  gufid^erten  2c. ;  aud^ 
fül^rte  man  jc^t  brei  Sif^öfe  ein,  melrf)e  bisher 


243 


9licöa. 


244 


(ilberfeinblid^  iporen,  aber  nun  um  IBer^eil^unQ 
baten  unb  eine  ortl^obose  ®Iau(en§«  unb  SBiber- 
rufsformel  aWafen.  @ie  würben  in  bie  ©emein» 
f d^aft  aufgenommen  unb  erl^ielten  il^re  $Iä^e  in  ber 
@9nobe  angemiefen.  3Rtf)x  9lnftanb  f anb  bie  3u- 
lajfung  Don  fteben  anberen  93ifd^öfen,  me^e  nid^t 
nur  tjeinbe  ber  Silber  gewefen,  fonbem  oud^  im 
Sa^re  juöor  gegen  bie  beaBfid^tigte  ©^nobe  in» 
triguirt  unb  befonbere  IBerfammlungen  gel^alten 
l^atten.  Um  über  {ie  in'S  JHare  ^u  lommen^  tt)ur» 
ben  }a]^Ireid^e  @teUen  aud  alten  Sondlien,  SSötem 
unb  jhrd^enfd^riftfteUem  Derlefen,  loeld^e  geigten, 
bag  man  mä)  jrül^er  (d^on  ^öretiler  unb  fold^e^ 
bie  Don  §äreti!em  orbinirt  ttjorben  waren,  in  bie 
(Semeinf^aft  loieber  aufgenommen  l^abe.  S)iett)irf' 
lid^e  Sulaffung  ber  fieben  fraglid^en  Sifd^öfe  aber 
würbe  auf  eine  fpötereSi^ung  Derf droben  (Harduin 
IV,  27—75).  3n  ber  peitenSitung  am  26.  ©e})» 
tember  erflörte  ein  weiterer  biSl^erigerSilberfeinb, 
Sifd^of  ®regor  Don  9leocöfarea,  feine  9teue,  unb 
aud^  feine  ^ufnal^me  würbe  auf  bie  f oIgenbe@i^ung 
oerf  droben,  ^ugerbem  Derlad  man  bie  bereits  oben 
angefül^rten  ^wei  ©d^reiben  £)abriand  an  bie  ^en« 
fd^er  unb  an  XarafiuS.  %uf  93efragen  ber  beiben 
i)äpftlid^en  ©efanbten  erflärte  festerer,  ba|  er  mit 
ber  in  biefen  ©riefen  entl^altenen  Se^rc  überein» 
ftimme,  unb  aud^  bie  ©Qnobe  fprad^  baS  ©leid^e 
in  umftönblid^er  ^bftimmung  aud  (Harduin  lY, 
75—123).  3)ie  britte  ©i|ung  am  28.  ober  nad^ 
ben  lateinif d^en  Scten  am  29.  @e))tember  entfd^ieb 
ftd^  enblid^  für  bie  3ulaffung  ber  el^emaß  bilber» 
f  einblid^en  93ifd^öfe,  unb  aud^il^en  würben  ie|ti]^re 
$Iä|e  in  ber  Serfammlung  angewiefen.  Sarauf 
wuroe,  um  bie  Sel^rübereinftimmung  jwifd^enStom 
unb  Sonftantinof)e(  }u  erweifen,  baS  ©d^reiben 
Derlefen,  weld^eS  Sarafiud  an  bie  brei  morgen» 
länbifd^en  ^atriard^ate  gerid^tetl^atte.  Sbenfo  Der» 
las  man  bie  Slntwort  beS  Orients  (b.  1^.,  wie  oben 
gezeigt,  ber  orientalifd^en  3Mnfy)  fammt  bem 
beigelegten  ©Qnobicon  beS  el^emaligen  ^atriardben 
Xl^eobor  Don  Serufalem,  unb  bie  römifd^en  ^e» 
fanbten  erflärten  unter  ©eiftimmung  ber  gefamm- 
ten  ©Qnobe,  ba^  aQe  biefe  ©tüdfe  bie  ortl^obose 
Seigre  entl^ielten  (HarduinlV,  123—158).  3n  ber 
Dierten  ©i^ung,  ben  1.  October,  DerlaS  man  eine 
SReij^e  biblif  d^er  unb  ))atriftifd^er  ©teQen  jur  Siedet» 
f ertigung  ber  SilberDerel^rung.  XarafiuS  unb  aUe 
S9ifd^5fe  erflärten,  l^icrin  bie  ortl^obo^e  Seigre  ^u 
Demel^men,  fprad^en  baS  Snatl^em  über  bie  Seigre 
ber  iBilberfeinbe  auS  unb  faxten  il^re  fiel^re  in 
einem  ©^mbolum  jufammen  (Harduin  IV,  263), 
worin  bie  Sbololatrie  Derworfen,  aber  bie  IBer» 
el^rung  ber  ^eiligen  unb  SSilbcr  anerfannt  würbe. 
Me  dinjelnen  unterf daneben  (Harduin  IV,  158 
ad  286).  92un  würbe  bie  oben  begonnene  patriftifd^e 
SeweiSf ül^rung  in  ber  fünften  ©i|ung,  ben  4.  Oc» 
tober,  fortgefe^t,  unb  eS  warb  gezeigt,  ba^  mel^rere 
unter  benSIlten,  wie  5.99.  SufebiuS  DonSöfarea,  auf 
wcld^e  fid^  bie  93ilberfreunbe  berufen  l^atten,  feine 
Sluctorität  l^ätten  unb  nid^t  ortl^oboj  gewefen  feien. 
Vorauf  DerlaS  (Harduin  IV,  319)  ber  SWönd^  3o» 


l^anneS,  einer  ber  ißicarien  ber  orientalifd^en  $a« 
triard^ate,  feine  ^b^anUung  über  ben  Ibfpnmg 
beS  Silberl^afleS,  ba|  nämli^  ein  bösartiger  2N^ 
aus  Liberias  bem  arabifd^en  Jtl^alif en  3e5ib  intsfjt 
baau  geratl^en  l^abe  (Dgl.  Sßald^  147).  S)te  €911- 
obe  bef d^Io^  nun,  in  SRitte  il^rer  eigenen  93erf amm^ 
lung  ein  l^eiligeS  99ilb  )ur  SJerel^rung  aufjuflellen 
(Harduin  IV,  322);  aUe  bilberfeinblid^  ©d^rif« 
ten  würben  mit  bem  Slnatl^em  belegt,  mib  aOe  ^ßcr* 
fönen,  weld^e  bie  Silber  auf  einbeten,  auS  ber  jrad^ 
auSgefd^loffen  (Harduin  IV,  286—323).  Sfaxd^ 
wid^tiger  war  bie  fed^te  ©i|ung  am  5.  ober  6.  Oe« 
tober.  S)ie  Sefd^Iüffe  ber  berüd^tigten  bilberfetnb- 
lid^en  ©Qnobe  Don  Sonftantino))eI  (im  3. 754)  wur^ 
ben  Don  ©a|  )u  ©a|  Derlefen  unb  |ebem  @o|e  eine 
jiemlid^  auSfül^rlid^e  Entgegnung  unb  äBiberlegung 
beSfelben  beigefügt.  2)aS  ©anje  war  in  6  tomi  ol- 
getl^eUt  unb  giemlid^  umfaffenb  (Harduin  IV,  825 
ad  444).  3n  ber  fiebenten  ©i^ung  enblid^  würbe 
bie  ©d^Iugentfd^eibung  ber  ©^nobe  burd^  ben  99i* 
f d^of  SÜ^eobor  auS  ©icUien  ))uMicirt.  Sie  ©Qnobe 
erflört  barin :  fie  woEe  Don  ber  firc^Iid^  £rabi> 
tion  nid^tS  l^inwegnel^men  unb  nid^tS  ]^in)ufflgen, 
fonbem  nur  alleS  ffatl^olifd^e  unDerönbert  Bewol^ 
reu  unb  ben  fed^S  allgemeinen  ©^noben  folgen. 
©ie  repetirt  bann  baS  ©Qmbolum  Don  9H€fta  unb 
gonftantinopel  (in  bem  gried^ifc^en  3:ei;te  ol^ 
filioque),  fprid^t  bie  ßscommunication  über  Strinfi, 
SRaceboniuS  unb  il^re  ^nl^önger  auS,  erktmt 
mit  ber  ©Quobe  Don  Spb^fuS  an,  bafi  9Ratia 
uml^r^aft  ©otteSgebörerin  fei,  glaubt  mit  ber  Sm» 
obe  Don  Sl^alcebon  an  jwei  9iaturen  in  Sl^ripo, 
onatl^emati^rt,  wie  baS  fünfte  Soncil,  bie  falfd^ 
Seigren  beS  OrigeneS,  ßDagriuS  unb  Sib^muS 
(Don  ben  brei  jfapiteln  ift  feine  Siebe),  lel^rt  mit 
ber  fed^Sten  ©Quobe  }Wei  SBÜlen  in  Sl^rifb  unb 
wUI  aäe  gefd^riebene  unb  ungefd^riebene  liebet- 
lieferung  treu  bewal^ren,  barunter  aud^  bie  ttebop" 
lieferung  in  ©etreff  ber  Silber,  ©ie  befd^üeSt 
barum :  „bai  wie  bie  gigur  beS  l^eiligen  Rm^, 
fo  aud^  l^eilige  Silber,  mögen  fie  Don  ^rbe  ober 
aus  ©tein  ober  jonft  einer  SKaterie  fein,  in  ben 
^eiligen  Jtird^en  @otteS.  auf  l^eiligen  (Sefä^en  unb 
Kleibern  unb  an  SBönben  unb  auf  Safein,  in  ben 
^öufem  unb  auf  ben  SBegen  anjubringen  feieq, 
nämlid^  bie  Silber  3efu  ß^rifK,  unferer  unbeffe* 
ten  Srau,  ber  el^rwürbigen  ßngel  unb  oller  IJeU 
ligen  $erf onen.  3e  öfter  man  fie  in  SbbiQmngen 
anfd^aue,  befto  mel^r  werben  bie  Sefd^auer  gum 
©ebäd^tni^  unb  gur  Slad^al^mung  ber  Urbilber 
angeregt,  aud^  bagu,  ba|  fte  biefen  ®ru^  (ftuD 
unb  Serel^rung  (d(jira(jji.6v  xal  tiji-tjtix^v  irpoc- 
x6vy)(jtv)  wibmen,  nid^t  bie  eigentüd^e  Xax^zla. 

(t9)v  (iXT)div9)v  Xarpetav),  Wcld^e  blo^  ber  ®Ott^ 

^eit  gejiemt,  fonbem  ba^  fie  il^nen,  wie  bem 
Silbe  beS  l^eiligen  JheugeS,  ben  l^eiligen  CDon« 
gelten  unb  anberen  l^eiligm  ©erötl^en,  SBeil^nmc^ 
unb  Sid^ter  barbringen,  wie  bie^  fd^on  bei  ben 
eilten  eine  fromme  ©ewol^nl^eit  war:  benn  bie 
gl^re,  bie  man  bem  Silbe  erweist,  ge^e  auf  boft 
Urbilb  über.  SBer  anberS  leiert,  foUe,  wenn  »i^ 


245 


9Jicäo. 


246 


j(^  ob«  Öcriitt,  Qbgef e|t  toeim  SRönd^  ober  £aie, 
«Konnmmiritt  Yoetben  (Harduin  IV,  451  sqq.). 
tkien  S^^d)tuf(  unterfd^eben  bie  SniDejenben, 
bb5  ab  rief  eil :  ^€o  glauben  toir,  bte^  tft  bie  Seigre 
b(r!U)oftel;  %u§fd^tie^ung  ollen,  bie  il^rnid^tan» 
bongen,  bie  Sdilbec  ni^t  gruben  (füfTen),  fte  Sbole 
»mm,  bcn  Sofien  be|^Q(b  @ö^nbien[t  t)or- 
Bcrien  u.  bgl.;  C^communicoKon  inSbejonbere 
ban  Z^bouuS,  bem  foljc^en  Sifd^ofe  Don  S))l^e« 
iil.  bem  SifitmiuS,  ben  ^atriord^en  Slnoftoflud, 
(onftantin  unb  92icetQ8  Don  Sonftontinopel,  bem 
Soiifitantnitoon9lQCOltQ,  ben  Silberf eitlen"  (Har- 
duin IV,  470  sq.).  Sugleid^  f(i^rieb  ie^t  XoraftuS 
im  %imen  ber  Spnobe  on  bie  ^errf^er,  erftattete 
fMäfi  über  bad  ®ef(^e]^ene,  erlöuterte  ben  %u§> 
had  cpocxuvciv  unb  }eigte,  bo^  oud^  bie  93ibel 
mb  bie  Sfiter  biefed  SBort  in  Sejiel^ung  auf 
Otmfd^  gebnmd^,  mö^nnb  bie  XatpeCa  allein 
doti  toocbe^ten  »erbe,  knä)  mugte  eine  SDepu« 
tutiim  Don  Sifd^öfen  unb  bebten  ben  ^errfd^em 
tutt  Intoo^I  ber  Don  ber  S^nobe  gebrauchten  pa- 
tripi^cn  SeneiSßellen  überreid^en  (Harduin  IV, 
471  sq.).  Cht  goeiteS  schreiben  rid^tete  bie  @9nobe 
an  bk  ^Muipt«  unb  anberen  i?ird^en  t)on  Sonftantt" 
■apd,  tDorin  jte  Don  bem^  maS  bie  ©Qnobe  getl^an 
hatir,  bfiuu^rid^tigt  mürben.  Sarauf  befaßten  bie 
fyaifcjici  ben  S^nobalmitgliebem,  nad^  G^onftonti» 
mpd  jn  fornmen.  SfimmtKd^  erfd^ienen,  unb  ed 
■nbe  mm  eine  neue,  bie  od^te@i|ung^  am  2d.Oc« 
tDbcr  im  faiferli^  $ala{}e  ÜRognaura  unter  bem 
8oifi|e  beS  jungen  ff aiferS  unb  feiner  ÜRutter  ge- 
2)er  @9nobaIbef d^Iu|  ber  ftebenten  @i|ung 
ocriefen,  unb  auf  Sefragen  ber  ()err[d^er 
oBe  SRUglieber  ber  @Qnobe :  ^2)ie|  ift 
onfiere  Uebergeugung,  fo  glauben  tüxx,  bie|  ift  apo« 
iDlifc^  £e^;  ffird^nftrafe  benen^  bie  anberS 
'jüfm  uib  (atibeln"  2C.  68  »oren  faft  biefelben 
Sorte  mie  bei  ber  fiebenten  @i^ung  (Harduin 
TV,  470. 483 ;  baS  Siecret  mit  mel^reren  Varianten 
2b4  bei  Pitra,  Jor.  eccL  Graec.  bist,  et  monum. 
n,  Bomae  1868,  101  sq.).   S)amit  Derbanben 
ne  Sobeft-  unb  3)anfedrufe  an  ben  ffoifer  unb  bie 
ABXfcrm.  Vuf  Sefebl  ber  ^errfd^er  mürben  bann 
a4  Bo4  bie  patrijtifd^en  Semeife  für  bie  Silber» 
Box^mng  aus  S^r^fofbmuS  unb  Ruberen  t)er> 
':dbi,  imb  SBifd^öfe  unb  SSoII  gaben  in  lauten 
Icdamotionen  bem  ®elefenen  SSeifaK.   %ud^  er« 
btben  ft4  olle  SRitglieber  Don  i^ren  @i|en,  sum 
jn^cn  i^r  3ufHmmung  (Harduin  IV,  486). 
3n  bcn  %cten  ber  Spnobe  ftnben  ftd^  nod^ 
22  SononeS  olS  bon  berfelben  aufgefteUt.  S)a^ 
M  biefelben  erft  5u  Confiantinopel  in  ber  ad^ten 
BfBn%  erlaffen  fyil  gel^t  aud  Sonon  10  beutlid^ 
bBior«  XDO  tS  ^eigt:  ^in  biefer  faiferlid^en  iReft« 
ktOoM'.   2)er  3nbalt  biefer  22  SanoneS  ift: 
L  2ic  conontfc^en  ißorfd^riften  ftnb  bie  92orm 
fc  bie  Slerifer.  9fö  lBorf(^rif ten  aber  onerfennt 
bi  S^nobe  bie  &inone8  ber  ^poftel,  ber  fed^S 
%flKinen  SoncUien  unb  ber  l^eiligen  93öter. 
1  Scr  yun  Sifd^ofe  gemeint  merben  miU,  mujg 
Itf  ^^oimenbw^  gonj  fennen^  unb  ber  SnetropoUt 


foU  forfd^en,  ob  er  oud^  bie  l^eiltgen  SanoneS,  ba§ 
6t)angelium,  ben  ^Slpoftel"  unb  bie  gange  Sibel 
nid^t  blog  curforifd^,  fonbem  aud^  forfd^enb  gu 
lefen  beftrebt  fei  unb  ben  göttlid^en  ©eboten  gemö^ 
manbeln  unb  boS  IBoß  Ie|ren  molle.  8.  ffein  melt* 
lid^er  gfürft  barf  iemanben  gum  Söifd^of,  ^riefter 
ober  S)iacon  auffteQen.  4.  ffein  SSif^of  barf  Don 
anberen  99ifd^5fen  ober  ben  il^m  untergebenen  Sie» 
rilem  unb  3R5nd^en  ®elb  ober  ^el^nlid^ed  ver- 
langen. 5.  aSer  iemonben  um  ®elb  me^t,  unb 
mer  fid^  bie  SBeil^en  erfouft,  iebmcber  foD  abgefegt 
unb  escommunicirt  merben.  6.  £er  Sanon  ber 
fed^Sten  allgemeinen  @Qnobe,  bo^  iäl^rlid^  eine  $ro« 
Dingialf^nobe  gel^alten  merbe,  mirb  erneuert,  unb 
ben  Surften,  mel^e  bie^  l^inbem,  fomie  ben  Metro- 
politen, bie  hierin  nad^Iöf ftg  finb,  Strafe  angebrol^t. 
S)er  9RetropoIit  aber  bürfe  oon  ben  99ifd^5fen  feine 
Slbgabe  oerlangen.  (^noftaftud  mod^t  l^ier  bie 
^nmerfung,  ba|  biefe  IBerorbnung  Don  benSatei- 
nem  nid^t  angenommen  morben  fei.  Ob  er  bamit 
ben  gangen  Sonon  ober  nur  ben  legten  $un!t  meint, 
ift  gmeifeD^aft;  Dgl.  Harduin  IV,  491.)  7.  SBo 
Äird^en  ol^ne  SReliquien  gemeint  morben  finb, 
muffen  fold^e  nod^  nad^tröglid^  beigefe^t  merben. 
S)er  99if d^of  aber,  ber  in  3ufunft  eine  jnrd^e  ol^ne 
^Reliquien  meil^t,  mirb  abgefegt.  8.  S)a  Diele 
Suben  nid^t  aufrid^tig  gum  S|riftent^um  über- 
treten, fo  f ofl  man  fünftig  mit  ber  Slufna^me  ftren- 
ger  unb  oorfid^tiger  fein.  9.  3file  ©d^riften  gegen 
bie  el^rmürbigen  Silber  f ollen  im  bifd^öflid^en  ^of e 
gu  Sonftontinopel  abgegeben  unb  bort  mit  ben 
übrigen  f  e|erif  d^en  Sudlern  bef  eitigt  (eingef  d^Ioff  en) 
merben.  SÜBer  aber  f old^e  Sudler  Derl^eimlid^t,  mirb, 
wenn  Sifd^of,  ^riefter  ober  SDiacon,  abgefefet, 
menn  ÜKönd^  ober  fiaie,  ejcommunicirt.  10.  ®a 
einige  SIcrifer,  bie  canonifd^c  SSerorbnung  mi^» 
ad^tenb,  il^re  ^arod^ie  Derlaffen  unb  anberSmol^in 
ge|en,  ftd^  gu  üomel^men  Ferren  begeben  unb  in 
bereu  Oratorien  (söxtr^pioi;)  ben  l^eiligen  ®ienft 
beforgen,  fo  barf  biefe  niemanb  o|ne  SSormiffen 
il^reS  unb  be§  conftantino))oIitQnifd^en  S3ifd^of§ 
meber  in  einer  ffird^e  nod^  in  einem  ^aufe  auf- 
nel^men.  SBer  eS  bod^  tl^ut  unb  barin  öcrl^arrt, 
foll  abgefegt  merben.  ©iejenigen  aber,  meldte  mit 
SSormiRen  ber  genannten  Sif(|öfe  bie^  tl^un,  biefe 
bürfen  (bei  ben  Surften,  bereu  ©d^Iof geiftlid^e  fic 
werben)  feine  meltlid^en  ©efd^äfte  übemel^meu; 
mer  ober  bod^  bie  fogen.  großen  ©efd^äfte  über- 
nimmt, foII  fie  nicbcriegen  ober  abgefegt  »erben, 
fiieber  foII  er  bie  ffinber  unb  ^ouSbemol^ner  unter« 
rieten  unb  il^nen  bie  l^eiligen  ©d^riften  üorlefen ; 
benn  bagu  bot  er  bie  l^eilige  SBeil^e  erl^alten. 

11.  9ln  jcber  ffird^e  foB  ein  Oeconomu§  fein. 

12.  S)cr  SSifd^of  ober  W)i  barf  öon  ben  fftrd^en= 
ober  ftlöftergütem  nid^tS  an  einen  Surften  ober 
an  eine  anbere  $erfon  bergeben,  bei  ©träfe  ber 
5IbfeJung.  13.  SBer  in  biefen  öermirrten  Seiten 
ftd^  ein  geiftlid^e§  ober  bifd^öflit^eS  §auS  ober  ein 
ftlofter  angeeignet  unb  c§  ju  einer  Verberge  um- 
geftaltet  f)at  mufe  eS  gurüdfgeben,  ober  er  mirb, 
menn  ßlcrifer,  abgefegt,  menn  5Rönd^  ober  fiaie. 


247 


9licäntf(i^e8  ®Iauben8be!cntttni|  ■—  Slicanor. 


248 


ei;communicirt.  14.  SBer  blo^  bie  Sonfur  f^at  unb 
nid^t  sunt  Sector  getoeil^t  x\t,  borf  auf  bem  %mbo 
ttid^t  lefen.  S)te  SBei^e  beS  SectorotS  ober  barf 
ber  Sl^orbtfd^qf  unb  für  feine  inofterfornilie  ber 
abt  toenn  er  ^riefter  ift,  ert^eilen.  15.  ®n  He- 
fter barf  nid^t  auS  ^abfud^t  ffotx  IKrd^en  angel^ören. 
3lvix  in  fold^en  ©egenben,  too  ^rteftermangel  ift 
barf  bie|  gebulbet  »erben.  16.  2)ie  Sifd^öfe  unb 
6(erifer  foSen  ftd^  loparer  IMeiber,  Salben  2C. 
nid^t  bebienen.  17.  9{iemanb  barf  ein  Setl^auS  )u 
bauen  anfangen,  »enn  er  nid^t  aud^  baS  gur  93oU« 
enbung  nötl^tge  Sermdgen  befi|t  18.  3n  ben 
Sifd^ofSl^öfen  unb  in  ben  j?löjlem  barf  fein 
t^frauengimmer  iDol^nen.  19.  9liemanb  barf  bon 
benen,  meldte  in  ben  geiftlid^en  @tanb  ober  in  ein 
Jtlofler  treten  moUen,  (^um  ßintritt)  (Selb  Der» 
langen.  20.  Sd  barf  feine  S^oppelflöfter,  für 
SRftnner  unb  gfrouen  jugleid^,  geben ;  SJlönd^  unb 
IRonne  bürf en  nid^t  in  ebtem  ^auf e  mol^nen,  nid^t 
priDatim  mit  einanber  reben  2c.  21.  Jtein  SRönd^ 
barf  fein  jftofter  Derlaffen,  um  in  ein  anbered  über« 
gutreten.  22.  SBer  ein  gottgeueil^teS  einfamed 
Seben  fül^rt  (SJUnd^  unb  Sölibatör),  barf  nid^t 
mit  einer  3BeibSperfonf))eifen,  mofemnid^t  anbere 
gottedfürd^tige  9Rönner  ober  gfrauen  babei  finb. 
SBenn  ein  Slerifer  ober  SKönd^  reist,  barf  er,  wenn 
eS  nötl^ig  ift,  in  einem  Xenobod^ium  ober  in  einem 
anbem  §aufe  einfel^ren  (Harduin  IV,  486—502 ; 
ögl.  au|  Pitra  1.  c.  108—124  unb  bie  3ln- 
merfungen  bafelbft).  —  9lad^  bicfen  ßanoneS  ent- 
Italien  bie  S^nobalacten  nod^  eine  Don  bem  fici> 
lifd^en  SDiacon  ßpipl^aniuS  gel^altene  Sobrebe  auf 
bie  @9nobe,  tt)ot)on  ber  lateinifd^e  Sest  fd^on 
in  ben  ölteren  SoncUienfammlungen,  ber  grie« 
d^ifd^e  aber  erft  t)on  SRonft  (XIÜ,  442  sqq.) 
mitget^eilt  mürbe.  3n  einer  anbem  Urfunbe 
melbet  SaraftuS  t)on  Sonftantinopel  bem  $apfte 
^abrian  ben  gangen  Hergang  unb  bie  X^ötig' 
feit  ber  S^nobe  (Harduin  IV.  507  sqq.).  3n 
einem  gmeiten  @d^reiben  an  Den  ^opft  (1.  c. 
511  sqq.)  fe|tXara{tu§  auSeinanber,  mieungered^t 
eS  fei,  SBeil^en  um  @elb  }u  ertl^eilen,  unb  bringt 
Semeife  bafür  auS  ber  Sibel  unb  ben  jhrd^eu" 
Dätem  bei.  SSerbunben  bamit  ift  bie  ©itte,  ber 
$a))ft  f olle  bie^  öffentUd^  Derfünben ;  er  unb  Me 
moUten  il^n  l^ören  unb  il^m  folgen  (1.  c.  519). 
Ebenfalls  9lad^rid^ten  über  bie  S^nobe  unb  il^re 
Sefd^lüffe  gibt  Sarajiud  in  einem  @d^reiben  an 
ben  SRönd^  Sol^anned  (1.  c.  519  sqq.).  Sine  mei« 
tere  Urfunbe  entl^ölt  eine  Srflörung  an  ben  jfaifer, 
mie  bie  SibelfieQen,  meldte  ber  ^ilberDerel^rung 
entgegen  gu  fein  fd^einen,  Derftanben  merben 
muffen.  Sinen  ^nl^ang  bilbet  ^abrianS  @d^rei- 
ben  an  Äarl  ben  ©rofeen,  betreff cnb  bie  ffior« 
mürfe,  meldte  in  ben  fog.  j^arolingifd^en  Süt^em 
ber  @9nobe  oon  9ticda  gemad^t  mürben  (Har- 
duin IV,  774  sqq.;  Ogl.  b.  9lrt.  Stlberftreit). 
ßnblid^  tl^ciltc  SJiontfaucon  unb  nad^  bicf  em  3Kanft 
(Xm,  809  sqq.)  ou8  ber  coiSIinianifd^en  93iblio- 
tl^ef  nod^  eine  Urfunbe  mit  unter  bem  iitcl  „Sricf 
ber  l^eiltgcn,   großen  unb  allgemeinen  ©^nobe 


gu  9licöa  an  bie  JTird^e  Don  ^lesanbrien".  &fyon 
SJlontfaucon  bemerfte  jebod^,  ba|  nur  bie  er|k 
^älfte  nicönifd^  fein  fönne,  unb  e8  ift  bie|  weni- 
ger ein  Srief  old  eine  9iebe  an  einem  Stvcäf» 
meil^fefte,  mobei  ber  SBieberl^erfteOung  ber  Silber 
rfll^menb  gebadet  mirb.  S)ie  gmeite  f)ölfte  ba- 
gegen,  Sobpreifungen  ber  Silberfreunbe  nxib  Sec^ 
urtl^eilung  Don  bereu  gfeinben  entl^Itenb,  ifi,  mie 
bie  angefül^rten  9lamen  geigen,  fid^Üid^  auS  bem 
11.3a|r]^unbert.  2)iefe  gmeite^älfte  beghmt  mit 
'Eirl  TOüTotc,  bei  Mansi  Xm,  816.  —  S)er  grie- 
d^ifd^e  %tp  ber  9{icäner  Spnobalacten  ift  au8  gmei 
^anbfd^riften  guerft  in  bie  römifd^e  unb  bairauf 
in  aUe  anberen  Soncilienfammlungen  aufgenom* 
men  morben.  Sine  biefer  ^anbfd^riften  foS  boS 
Original  fein^  meld^eS  bie  pöpftlid^  @efanbten 
Don  9licäa  nad^  ätom  gurüdCgebrad^t  ^ben  (SBald^ 
421).  IBon  biefen  ^cten  lie^  ^fl  ^brian  L 
aisbalb  eine  latdnifd^e  Ueberfe^ng  mad^en,  Don 
meld^er  fld^  nur  nod^  93rud^d(e  in  ben  ff arolingi- 
fd^en  Sudlern  erlitten  ^aben.  S8  ifl  aber  biefe 
Ueberfe|ung  fel^r  mangeH^aft^  mörtlid^  unb  mi|« 
Derftänblid^  audgefaQen,  fo  ba|  ber  gelel^  rd* 
mifd^e  Sibliotl^efar  SnaftafiuS  fagt,  niemanb  1^ 
fte  lefen  mögen,  unb  er  l^abe  barum  bie  9cten 
bief er  gmeiten  S^tcöner  @9nobe  auf '8  9leue  überfej^ 
(Harduin  IV,  19);  biefe  feine  neue  Ueberf^pmg 
ift  nun  in  ben  gemöl^nlid^en  Sonrilienfammlungen 
bem  gried^ifd^en  Se^t  an  bie  Seite  gefteüt.  & 
fe^It  aber  barin  ba§  ^rotocoQ  ber  ad^ten  @i|uiig; 
bie  (Sanoned  bagegen  ftnb  aufgenommen.  Sine 
britte  Ueberfe|ung  fertigte  (Sidbert  SongoKuS  nad^ 
einer  il^m  gugefommenen  gried^ifd^en  ^anbfd^rtft 
unb  gab  fie  im  2t.  1540  gu  fföln  l^erauS.  9ud^ 
fte  finbet  ftd^  in  ben  Sammlungen  unb  l^at  bie 
nömlid^e  SüdEe  in  93etreff  ber  ad^ten  Si^ung^  oie 
bie  iBerfton  beS  ^naftaftud;  bie  bem  griec$i{(^ 
Seste  ber  ad^ten  @i|ung  beigegebene  Iateittif<^ 
Ueberfe^ung  ift  alfo  nid^t  Don  ^nafiafiud,  fonbem 
rül^ri  Don  SiniuS  au§  bem  anfange  bed  17.  3q]^ 
l^unbertS  l^er.  (Ißgl.  bie  '3)iffertation  beS  StaioHS 
^le^anber  über  biefe  fiebente  S^nobe  [XI,  IHbs.  8, 
194  sqq.,  ed.  Bing.  1788] ;  gu  ben  Sanoned  aud^ 
van  Espen,  Scholia  in  canones  Sjnodi  Ni- 
caenae  II  [Jus  eccles.  univers.  HI,  Goloniae 
Agripp.  1777,  451  sqq.];  femer  §efele,  Sonc« 
®efd^.  m,  2.  aufl.,  gfreiburg  1877, 441  ff.  «ine 
Seri^eibigung  ber  Seien  bed  SonrilS  gegen  $i- 
gl^iuS  gab  SombefiS  in  feiner  Hist.  haer.  Mono- 
thelitarmn,Par.  1648, 11,102  sq.)    [D.^efele.] 

^U&nifd^es  ^tiitt6eti$6efteitttht{j|,  f.  @Iau» 
bendbefenntni^  IL  unb  ^icäa,  oben  280. 

JfiUänns  ^atbinaßs,  f.  93effarion. 

flUattot  (Nixavcjp),  in  ber  ^eiligen  Schrift 
1.  ein  f^rifd^er  fjfelbl^err  in  ber  äßad^abäergeit. 
9U§  Sntiod^uS  ^p\3pf)ant^  nad^  $erften  gegogen 
mar  unb  feinen  9}ermanbten  S^ftaS  al8  SReid^ 
Dcrmefer  in  Serien  gurüdtgeloffen  l^atte,  f d^idtte  bie» 
fer  brei  Snönner  au3  ber  Umgebung  beS  ffbnigS, 
unter  il^nen  aud^  9licanor,  mit  einem  §eere  nad^ 
3uböa,  um  bie  aufftönbifd^en  3uben  auSgurotten 


249 


9licelfd^e  Sfotmel  —  SßiccplJoruS,  bcr  1^1. 


250 


(l  SRa4.  3.  38.  2  ^Rad^.  8, 9).  Mein  bie  S^rer 

nnrben  bei  emmaud  t>on  3ubaS  Wad^iabdud  Doli" 

jidnbig  ouf  S  ^upt  gefd^Iagen  (1  3Raä^.  A,  14). 

Später  iDor  Shconor  in  l^of  er  Stellung  bei  £e- 

netriuS  L  (1  HRad^.  7,  26)  unb  roaxh  Don  i^m 

dll  einer,  «^ber  SSroel  fel^r  feinbfelig  gefinnt  mar'', 

fls4  duboa  )ur  Sefeitigung  3ubad'  bed  ^aä^» 

MM  nnb  )ur  Sufri^tung  ber  f  Qrif  d^en  Oberl^o^eit 

bafeSbfi  gefanbt  (1  QRad^.  7,  26).    3n  Serufolem 

fligdoinmen,  toerfud^te  9licanor  ben  SRad^iaböet 

junfi  mit  Sijl  in  feine  @ttoalt  }u  befommen ;  ofö 

itm  bieg  m(^t  gelang,  sollte  er  3uba§  im  ^elbe 

übcnDiid^en,  uxirb  ober  erft  bei  Sopl^orfalama, 

bann  |u  SBetiftoron  gefd^agen  unb  Derlor  in  Ie|> 

tecR  @<^d^t  als  erfter  ber  ©efaüenen  bad  Seben 

(1  gtad^.  7, 43).  3um  Snbenlen  an  biefe  Stettung 

nnrb  ein  gefl  eingelegt,  tteld^  bie  Suben  no$ 

beute  feiern  (1  SRad^.  7, 48.  2  aRod^.  14, 12  bis 

1 5, 37). — 2.  einer  ber  fteben  Don  ben  SIpofteln  ein» 

gcfettcn  S)iaconen  (%)g.  6,  5).        [Raulen.] 

iace^#€  SfmtteC,  f.  SrianidmuS  I,  1286. 

fncc|^l#rM  9tmmj^ts,  f.  99Iemmiba. 

Jßiun^tM^  ber  bl./  ^triard^  Don  So n« 
9anttnopeI  (806 — 815),  einer  ber  berDonagenb» 
^  fiird^firrften  unb  Zi^eologen  im  b9)antini- 
f4Rt  3<i^^Iter.  I.  @ein  Seben  fallt  in  bie  beioegte 
3cit  bc8  }»eiten  SBilberftreiteS,  an  bem  er  atö 
fociUitueiibeibiger  beS  SilbercuIteS  neben  Zl^eobor, 
Sbt  ftm  @tubium,  einen  großen  Snt^eil  na^m.  SBie 
fräi  Sorgänger  XorafiuS,  f o  loar  aud^  !Ricep^oru8 
■iNb  Saie,  qI8  er  Don  bem  ff aifer  ^iicepl^orud  (802 : 
Mi  811)  auf  ben  $atriard^Iftu^I  Don  Sonftana- 1 
iu)|id  e^ben  umrbe.  Seine  gfamilie  gel^örte  §u ! 
tat  oitgefebenften  ber  ^auptftabt;  fein  IBater: 
XbeoboruS,  ber  bad  Slmt  eine§  faiferlid^en  @ecre» 
lärS  DertDoItet  ^atte,  mar  Don  ff aifer  SonftantinuS 
Sopron^muS  abgefegt  unb  nad^  9licöa  in  Sit^Q« 
nicn  in  bie  SSerbonnung  gefd^idft  morben,  ein 
SeoS,  melcbeS  bie  ^Rutter  92ice))|oru3'  grogmütl^ig 
dieilte.  3)a9  ©eburtsjal^r  9Kce))l^oru§'  fennen 
Dir  nic^  genau;  nad^  bem  S3organge  ber  SäoOan- 
bt^  Derlegt  man  ed  auf  758.  Sr  mürbe  nad^ 
feiner  eigenen  Angabe  fd^on  frü^  an  ben  faifer» 
li^en  ^of  gebogen  unb,  mie  fein  93ater,  ^um 
-jzo7pa9£uc  TCüv  ßaotXixwv  ernannt.  3n  biejcr 
Stellung  t^ot  er  fid^  burd^  groge  93erebfam!eit 
bcTDor.  SBobrfd^nlid^erl^ieltererftnad^bemXobe 
Seo^S  IV.  (775—780)  biefe  SBertraucnöftellung. 
Qiter  ber  ffaiferin  Srene  mol^nte  er  ber  ftebenten 
ellgemetnen  @Qnobe  al§  faiferlid^er  S3ertreter  bei 
Bib  fandionirte  in  biefer  Sigenfd^af t  bie  99efd^Iüffe 
bcr  Sater  (787).  Salb  nad^^er  30g  er  ftd^  in  eine 
vilbe  (Hnöbe  am  t^racifd^en  So§))oru§  jurüdf, 
,»ie  ein  anberer  ßliaS  auf  ein  neues  Sarmel* 
g^birge",  um  fid^  ber  Sdcefe  unb  bem  @tubium 
|iii{iigeben.  @ein  93iogra))|,  ber  S)iacon  2[gna» 
tot,  ein  früherer  @^üler  Don  i^m,  l^ebt  rül^menb 
ta»or,  hai  er  bie  Pflege  ber  meltlid^en  SBif[en« 
Mten,  Dorab  ber  (Srammati!  unb  ber  Dier  matl^e» 
■otif^m  SBiffenf duften ,  ber  ^ftronomie,  ®eo« 
■rtrie,  9Rufif  unb  «rit^meti!,  bann  aud^  bcr  ^l^ilo- 


fopl^ie,  mit  bem  @tubium  ber  l^elligen  Sd^rift 
barmonifd^  ju  Derbinben  gemußt.  3n  Sonftanti« 
nopel  f^cdit  man  il^n  iebod^  ni^t  au3  ben  ^ugen 
Derloren;  er  mürbe  bal^in  jurüdfberufen,  um  bie 
Seitung  beS  großen  ^ofpitalS  )u  übernehmen. 
Seim  Xobe  beS  ^atriard^en  XarafiuS  mürbe  er 
beffen  !Rad^f olger,  nad^bem  er  ft(^  bie  Sonfur 
l^atte  geben  laffen  unb  bie  SBeil^en  ber  Steibe  nad^ 
empfangen  l^atte. 

^iefe  Srbebung  mar  mit  ber  3uftimmung  mel^- 
rerer  Sifd^öfe  gef(|e^en;  bie  ftrengere  Partei  unter 
ben  @eif)Iid^en  unb  SJlönd^en  erblidte  {ebod^  barin 
bie  ^bftd^t,  bie  ^atriard^en  regelmö^ig  auS  bem 
Saienfianbe  5U  nel^men,  um  fo  mel^r,  als  bie  (Er- 
hebung be§  Xarafiud  ftd^  unter  benf etben  Umftönben 
DoIIjogen  l^atte.  Sn  ber  Spi^e  ber  Unsufriebenen 
bef anben  ftd^  bie  Sebte  $Iaton  Don  @ai^obien  unb 
3:|eobor  Don  @tubium,  Don  benen  ber  ledere 
f päter  ein  inniger  gfreunb  92icep]^oru3'  mürbe,  ßin 
meiterer  Slnlaf  }ur  Ungufrieben^eit  bot  ftd^  balb 
bar  im  Serlauf  beS  f ogen.  möd^ianifd^en  Streites, 
meld^er  fd^on  unter  SaraftuS  begonnen  b^tte  (Dgl. 
feergenröt^cr,  ff.»®.  I,  8.  «up.,  777  f.).  S)er 
ffaifer  l^atte  nömlid^  Don  bem  neuen  $atriard^en 
bie  SRel^abilitation  eines  ^riefterS  Sofepl^  Der* 
langt,  ber  megen  Sinf  egnung  ber  unerlaubten  Ser» 
binbung  ßonftontinS  VI.  mit  S^eobota  feiner 
Sßürbe  entf e|t  morben  mar.  Üticepl^oruS  millfal^rte 
bem  SBiUen  oeS  ff  aif  erS  auf  einer  \n  bief em  3tDede 
einberufenen  ©^nobe,  maS  ber  ftrengem  oportet 
als  eine  unerl^örte  Tlad^giebigleit  unb  f d^mere  Ser- 
le^ung  ber  f ird^Iid^en  S)iSci))Iin  erfd^ien.  3u  biefer 
Slnftd^t  befannte  ftd^  aud^  ber  Srgbifd^of  Sofepl^ 
Don  Sl^effalonica,  Sruber  Sl^eoborS  Don  @tubium, 
unb  nun  trat  bie  ^uerft  ftiUe  Oppofition  gegen 
ben  $atriard^en  au^  in  ber  Oeffentlid^feit  l^erDor 
(808).  5licepl&oruS  gab  ber  gforberung  Sl^eoborS, 
ben  ^riefter  Sofep^  mieber  abjufelen,  nid^t  nod^ 
unb  fd^ritt  fogar  jur  Serurtl^eilung  ber  ®cgen» 
Partei  ouf  einer  ©pnobe  im  3. 809.  ffiicfc  5IRa6« 
rcgclung  unb  bie  boran  fid^  anfd^Iic^enbe  Ser« 
bannung  fonnte  jebod^  bie  ^cbte  fammt  il^rem 
3lnbonge  nid^t  erfd^üttem.  Som  Orte  il^rer  Ser» 
bannung  auS  appeQirten  fte  an  ben  $apft  Seo  III. 
in  einem  ©d^reiben,  baS  ben  römijd^en  ^rimat 
auf  baS  Seftimmtefte  auSfprid^t  (810).  fficr  $apft 
fd^idttc  ben  Serbannten  ein  lroftf<|reiben ,  tl^ot 
aber  feine  ©dritte  gegen  9iicep]^oruS,  Don  bem  er 
nod^  feine  epistolasynodica  erl^alten  l^atte.  Unter« 
beffen  mar  ber  ffaijer  immer  gemoUtl^ätiger  ge» 
morben;  gegen  bie  ®ro6en  KonftontinopclS  ging 
er  mit  Serbannung  unb  ©üterein^iel^ung  Dor,  lie| 
bie  ^ulicianer  unb  Sfonomod^en  frei  auftreten 
unb  erregte  ben  Unmutig  ber  SRed^tglöubtgen  immer 
me^r,  bis  er  im  3uli  811  im  ffampfc  gegen  bie 
Sulgaren  umfam.  ©ein  ©ol^n  ©taurariuS,  ber  im 
©inne  feines  SaterS  meiterregieren  moHte  unb  ben 
grmal^nungen  9iicep]^oruS'  jur  Su^^ütferftattuiig 
ber  geraubten  ®üter  fein  @if)'6x  fd^enfte,  mürbe 
fd^on  nod^  mcnigen  9Ronaten  burd^  feinen  Qä^rva- 
ger,  SWi^ael  I.  SR^angabe,  erfc^t  (2.  Cctobcr 


251                                           9licep]^orud^  ber  ^l  252 

811).  9lice))^oruS  frönte  ben  neuen  jfaijer,  nad^-  ßsil  gefd^(ep))t.  In  jeine  @teQe  erl^ob  Seo,  ber 

bem  biefer  feierlid^  \>tx^pxoä^,  bie  ©etDoIttptig-  bem  vertriebenen  ^tnord^en  ben  Sormurf  mad^te, 

fetten  feiner  iBorgönger  ntd^t  )u  mieberl^olen.  3e|t  feine  Jtird^e  fd^mö^tid^  Derloffen  }u  ^aben^  einen 

fom  bie  IBerföl^nung  mit  ber  ©egenportei,  bie  aud  untt)iffenben  Soien  unb  entfd^iebenen  Sfonoftoften, 

ber  Verbannung  gurüdgerufen  morben  »or,  }u  Sl^eobotuS  mit  92amen,  auf  ben  $atriard^alffatl^l 

@tonbe,  inbem  9lice))]^oru§  ben  $nefter  3ofep]^  t)on  Sonftantinopel.  Sie  IBerbonnung  fonnte  bot 

mieber  abfegte,  bie  Orbendleute  aber  Tlicepl^oruS  SRutl^  beS  93efenner§  nid^t  bred^en ;  beina|^e  gtodlf 

ald  red^tmöfigen  unb  ortl^obo^en  ^atriord^en  an-  Saläre  l^ielt  er  in  berfelben  auS,  unb  in  biefe  3<it 

erfannten.  S)amit  l^atte  biefer  feine  fräl^ere  ^anb»  föSt  gum  größten  Sl^eil  feine  fd^riftfleüerifd^  Zl^ 

lungSmeif e  tt)iberruf en ,  bie  Don  @d^tt)äd^e  unb  tigf eit.  9I§  SRid^ael  n.  ber  ©tammler  (820  6tt 

übergroßer  9lad^giebigfeit  nid^t  freijufpred^en  ift.  829)  ben  S^ron  beftieg,  fteBte  er  bem  neuen  ffo^ 

3e|t  erß  fanbte  er  an  ben  ^aipft  Seo  m.  bie  bie  fiel^re  Don  ben  99ilbem  bar  unb  ermal^nte  i|n 

l^ömmlid^e  ©Qnobica  unter  ber  93et^euerung,  gur  SReftituirung  berfelben.   üßid^ael  l^ing  bm 

burd^  bie  X^rannei  bed  frül^em  ff aiferS  an  ber  SfonoflaSmuSnid^t  mit  Jenem  gfanatiSmuS  an,  toel- 

9ln}eige  feiner  ßrl^ebung  bis  gu  {euer  @tunbe  Der«  ber  bie  gange  ^anblungStteife  Seo  beS  %rmemetfi 

l^inbert  morben  gu  fein.  Unter  ber  SRegierung  9Jh«  bel^errfd^t  l^atte ;  er  gab  ben  Ueberbringem  beS 

(|aetö  I.  betrieb  9licep]^orud  bie  99efämpfung  ber  93riefed  gur  Sntmort,  er  xooUt  \xä)  nic^t  in  rdi- 

^aulirianer,  gegen  meldte  ber  ff aifer  auf  fein  %n>  giöfe  S!)inge  einmifd^en,  f onbem  fie  in  bem  @toid»e 

ratl^en  bie  Zobedftrafe  Derl^öngte.  3ugleid^  fud^te  klaffen,  in  bem  er  jie  Dorgefunben;  ed  folle  in  ^ 

er  bie  in  mand^en  fflöftem  DerfaUene  ^Sctplin  fünft  meber  für  nod^  gegen  bie  ISilber  geftritten 

toieberl^ergufteUen,  namentUd^  burd^  ^ufl^ebung  ber  »erben ;  menn  9licep]^oru8  tiefeS  ©d^meigen  fibet 

ffioppelfUJfter.  Seiber  bauerte  bie  Regierung  3Ki-  biefe  Slngelegen^eit  gelobe,  fo  förnie  er  ouS  bem 

d^aelS  nur  furge  Qüt  S)en  nöd^ften  9nla|  gum  Ssil  gurüdtfommen.  ^uf  ein  foId^eS  Snfimten  ging 

Sl^ronmed^fel  bot  aud^  je^t  mieber  baS  9Rißgefd^idE  biefer  nid^t  ein,  fonbem  Derl^rrte  im  S^il  bis  gu 

ber  @ried^en  im  ffriege  gegen  bie  Vulgaren.  SDie  feinem  feiigen  Zobe  im  3. 826  (nad^  Ruberen  828). 

DoOftönbige  92teberlage  9Rid^aeI§  am  22.  3uni  92eunge]^n  Saläre  fpöter  mürbe  fein  Seid^nam  auf 

813  hxaci^k  Seo  Y.  ben  Armenier  auf  ben  Sl^ron.  bie  Anregung  beS  ^atriard^en  9}letl^obiu8,  ber  im 

anfangs  geigte  fid^  Sticepl^oruS  mieber  gu  nad^«  3.  842  bem  Sinbringling  Sol^nned  nad^ge^Igt 

giebig,  inbem  er  ben  ffoijer  frönte,  o^ne  guDor  bie  mar,  feierlid^  nad^  Sonftantinopel  gebrad^t,  guorfl 

üblid^e  ^blegung  bed  ^laubenSbefenntniffeS  gu  in  ber  ^agia  @opl^ia  gur  Serel^rung  auigeßdOli 

forbem.  918  aber  Seo  feine  bilberfeinblic^e  ®e-  unb  fobann  in  ber  Spoftelfird^e  am  18. 9Röq  846 

finnung  immer  flarer  l^eroortreten  ließ,  nal^m  beigefefet.  S)ie  gried^ifd^e  ffird^e  begel^t  fein  gfef^ 

9licep]^oruS  eine  entfd^iebene  Stellung  ein,  bie  an  biefem  Zage  unb  am  2.  3uni,  al§  am  Xage 

il^n  ben  berül^mteften  IBertl^eibigem  ber  ^tä^U  feines  ginfd^eibenS. 

glöubigfeit  beigefeÖt  l^at.  Sein  ^iograp^  Sgna»  11.  Sie  in  ber  ©efd^id^te  ber  gried^ifd^en  ffird^e, 
tiu§fd^iIbertau§fü]^rIid^9licep]^oruS'99emü]^ungen,  fo  nimmt  S^icep^oruS  aud^  unter  ben  b^ganthri" 
ben  ffaifer  bilberfreunblid^  gu  ftimmen.  ^Id  Seo  fd^en  S^eologen  eine  l^erDorragenbe  Stdie  ein. 
erful^r,  baß  Wicep^oruS  eine  gange  5Rad^t  mit  einer  Seine  Sd^riften  laffen  fid^  in  brei  fflaffen  ein- 
großen SJtenge  SSoIfeS  in  ber  §agia  Sopl^ia  im  tl^eilen.  A.  S)iet]^eoIogifd^en.  SRan  l^at  bie 
mMt  Derbrad^t  l^atte,  ließ  er  il^n  gu  fid^  rufen,  Stelle  in  SgnatiuS'  Siograpl^ie  Don  einem  detoc 
unb  eS  entfpann  fid^  gmifdjen  bem  ffaifer  unb  TOfioc  t^c  ^riWcüc,  ben  JJicep^oruS  bei  feiner 
bem  ^atriard^en  eine  längere  Untenebung  über  Sßeil^e  in  bie  ^önbe  nal^m  unb  als  Saugen  feines 
ben  99ilbercult,  meldte  unS  SgnatiuS  erl^alten  ©laubenS  anrief,  bal^inoerfianben,  baß  eS eineiig 
l^at  (Migne,  PP.  gr.  C,  88—113).  Sie  3led6t«  logtfd^e  Sd^rift  gemefen,  bie  9Jicep]^oruS  frfl^ 
^eit  biefeS  ^erid^teS  ift  neuerbingS  angegmeifelt  Derfaßt  l^atte,  unb  biefelbe  mit  bem  ApologeticiiB 
morben  {i^xx\ä),  V^gantinifd^e  Stubien,  Seipgig  major  ibentificirt.  Se|tereS  ift  auf  ieben  gfoll  un« 
1876,  19),  aber  o|ne  genügenben  ®runb.  9luf  rid^tig,  mie  fid^  auS  ber  3lbfaffungSgeit  beS  Apolo- 
ber  Seite  beS  ffaiferS  ftanben  Diele  99if(^öfe  unb  geticus  ergeben  mirb;  eS  muß  aber  überbieß  in 
©eiftlid^e,  bie  fd^on  an  bem  erflen  93ilberftreit  Sbrebe  gefteflt  »erben,  baß  an  jener  Stelle  eine 
t^eilgenommcn  l^otten  unb ,  ffianf  ber  5Ra4pd^t  Sd^rift  JJicepl^oruS'  gemeint  ift ;  eine  fold^e  l^e 
beS  ^atriard^cn  SaraftuS,  in  il^rcm  3lmte  Der»  nid^t  als  deioc  t^jioc  begeid^net  merben  fönnen. 
bliebenmoren.  ®tcfenal^menbenffaifcr  gegen 5Rice«  1.  WS  erfte  t^eologifd^e  Sd^rift  5licep]^oruS'  muß 
pl^oruS  ein,  l^ielten  S^noben  ab  unb  traten  gegen  bal^er  biejenige  gelten,  meldte  SgnatiuS  gleid^  nad^> 
ben  erfranften  $atriard^en  mit  SobeSbrol^ungen  l^er  ermahnt:  eine  (öngere  Sb^anblung  gegen  bie 
auf.  aiS  ber  SBiberftanb  SRicep^truS'  unüber-  3ubcn,  ffatapl^r^gier  unb  JKonidJaer,  melt^e  bis« 
minblid^  blieb,  obgleid^  er  ingmifd^en  in  baS  ®e»  ^tx  nod^  nirgenbS  aufgetaud^t  ift  unb  Derloren  gu 
fängniß  gemorfen  unb  für  abgefegt  erflärt  loorben  fein  fd^eint.  2.  S)er  Seit  nad^  folgt  bie  fleinere 
mar,  mürbe  er  im  TOärg  815  mitten  in  ber  9lac^t  9lb^anblung  gur  5Jert|eibtgung  beS  SilbercuIteS, 
über  ben  SoSporuS  guerft  in  baS  fflofter  tou  meldte  ben  Sitel  fül^rt :  'AttoXoytjtix^c  irpöc  rPjv 
'A7adoü  unb  l^ierauf  in  baS  Sl^coboruSf fofter,  bie  xaöoXix^jv  ixx/.rjciav  Tiept  tou  xara  Tiov  (jeirrÄv 
beibe  Don  il^m  felbft  erbaut  morbcn  marcn,  in  baS  e?x6va)v  TiaXiv  veou  (r/tafiaTo;  (Migne,  PP.  gr. 


VA  mctpf)oxu^,htxr^l  254 

0,  8M-84S),    fciemad^  tturbe  fic  ju  ©eginn  mcl^r  l^ijbrifd^cr  SRotur  ift  ber  itotxk  tiod^toctSt 

MmeUmSUbetl^eiteS  unter  Seo  bem^rmeniet  bo^  ber  SBilbercuIt  fein  @5|enbienft  tft  unb  ber 

iB  M  30^  BIS— 814  gef einrieben  ;baraufbeu«  britte  aber  bie  Sorbilber  beS  fird^ltd^en  Silber» 

tet  OB^  bte  StnUttung,  wotxn  92ice))]^oru8  auf  culted  im  Sitten  Zeftontente  l^onbelt.  %n]^ang§- 

Ue  9^ifi\t  mib  ^rießer  an\pitli,  meldte  fid^  Seo  meife  [teilt  9lice))]^oruS  am  Snbe  26  gitate  auS 

kmlrmenierongef^Ioffenl^atten,  unb  gegen  meldte  ber  l^eiligen  @(i^rift  unb  ben  iBötem  }ufammen 

biefe  fp^Iogie  gerietet  t^.   Slud  ber  Sd^tour-  ^um  ßtotdt  einer  lurgen  9ieca))ituIatton  feiner 

fDOBd,  tteU^  t>on  benfelben  befd^moren  morben  SSemeiSfül^rung.  Ser  itozxit  S^eil  ber  Sd^rift  bie 

anr,  folgert  9ltce))l^ru8,  ba^  bie  obgefaDenen  LL.  IQ  Antdirbetici,  menbet  fi(^  gegen  bie  fal« 

9i|<W<  ^Sle^t  l^otten^  eine  neue  Unterführung  fd^en  ^uffieüungen,  meldte  gegnerifd^erfeits  über 

ber  Sfrooe  {u  Derlongen;  bem  Jtoifer  feien  bie  ^u§»  bie  Sncomation  gemad^t  tt)urben,  um  ben  ©Über« 

briid^  bei  Sftter  unterbreitet  toorben,  bereu  DoU«  cutt  Don  ©runb  au§  ^u  untergraben.  3n  ben  ^loei 

Pftnbigc  €4nften  bem  fiebenten  aQgemeinen  Son«  erften  SBüd^em  fd^Iie^t  ftd^  Slicepl^orud  eng  an  eine 

eil  twqfämta  litten,  ^uf  biefe  9b|anblung  folgt  Sd^rift  beS  ff aiferS  Sonftantinud  So))ron9muS  an 

bei  Migne  C ,  849  eine  fur)e  SrHörung  }u  (er  nennt  il^n  ftönbig  Maficpvdfc)/  auS  ttjeld^er  er 

CmPctt  beS  SfUbercutted,  bie  mit  ben  Sd^riften  iebeSmal  toörtlid^e  9u§}üge  feiner  SBiberlegung 

9iicep]^onift' iDOl^  nid^td  gu  tl^n  l^t.  3.u.4.SBeit  ooraugfd^idtt.    S)amit  ift  und  biefe  ©d^rift  im 

gidftmi  UinfaitgeS  aI8  bie  genannten  ftnb  gmei  SBefentlid^en  erl^atten.  3n  bem  britten  ^näft  loirb 

oabm  opologetifd^e  Sd^ften  Slicepl^orud'  für  ben  biefer  Snfd^Iu^  Derlaffen ;  bie  ®ränbe  für  ben 

OObcmilt,  bk  Don  bem  erflen  Herausgeber,  Sar-  SBilbercuIt  tt)erben  in  t^ietifd^er  f^orm  ol^ne  erftd^t- 

biaal  fbig.  9Rai,  ald  Libri  m  Anürrhetici  lid^e  Orbnung  enttoidtett.    %ud6  biefem  ^loeiten 

adrersas  (Jonstantiniiin  Gopronymum   unb  Sl^eile  gab  S^icepl^orud  75  9u§}äge  auS  SSöter« 

Apologeticns  pro  saoris  imaginibus  bejeid^net  fd^riften  bei,  bie  bei  SDlai  fel^Ien,  aber  t)on  Sar« 

»Bibeii.  Stin^erSetrad^tungfteQen^d^iebodr  binal  $itra  au§  $arifer  Codd.  herausgegeben 

Mife  €<l^ften  aß  ein  gufammenl^angenbed  Sßerf  mürben  (Spicileg.  Solesmense  I,  Paris.  1852, 

bac  3n  ber  (Einleitung  j^ei^t  eS  nömlidb,  3lxcf  887—370).  Se|terer  mad^te  jebodi  auf  ben  be- 

^^oibS  toolle  bie  beiben  Sel^auibtungen  oer  99il-  fagten  ^ufammenl^ang  nid^t  aufmerffam  unb  lie^ 

bccfeinbe  toiberlegen,  ba|  ber  Silbercutt  ®5|en«  ba^er  bie  9Reinung  auffommen,  als  fei  baS  eine 

bvnßfeiuiibba|S]^fiuSeinaü>(xa(iiüepCypairrov  eigene  Sd^rift  !Rice))]roruS'.    5.  u.  6.  Snl^attlid^ 

«Bgouraimen  l^obe.  £er  erfte  Sinmanb  toirb  aber  nal^e  Dermanbt  finb  jioei  »eitere  Sd^riften,  toeld^e 

18  bem  Apologetious  beS  Sängern  bel^anbett:  oon  Sarbinal  $itra  )uerft  l^erauSgegeben  tourben. 

A*|oc  örip  T^c  djKDjii^TOüxalxadapac  xal  e2Xt-  JJicepl^oruS  beleud^tet  barin  bie  Seugniffe  früherer 

xpcvooc  fjfiÄv  TÄv  xp»mavcüv  ic(bTeü>c  xal  xaxot  ffird^enfd^rif tfteEer,  auf  »eld^e  fl^  bie  93ilberfeinbe 

Twv  do&tC^vrcDv  eSdwXoic  7:po<jxexüvy)x£vai.   ®ie  mit  befouberem  5Rad^brudt  ftüjten,  unb  loeld^e  il^m 

Siberlegung  ber  bilberfeinblid^en  ^uffteUungen  k)on  ben  ©egnem  gugefd^idtt  loorben  loaren.  SDie 

aber  bie  TOenfc^toerbung  ift  fobann  ber  S3or»  erfic: 'ETnxptJic,  rjToiötaja^TjdicTüivoöxeöaYCDc 

arnzf  ber  LL.  HI  Anürrbetici:  ä^ppr^ai^  xal  ixXTj^deiacjv  xaTot  tu>v  lepwv  e^x^vcuv  vpi^jecov, 

2-/aTporf|  Twv  Tiapd  too  fiüCTCTeßouc  jxajKDva  xaxa  Tevoji^vY)  Tiapot  toSv  Trpo£(JTCJTü)v  toü  opdoU  t^c 

T^c  9<0Trjpu>u  TOÜ  Ö£Oü  X^-jfoo  aapxcjaecoc . . .  XTjpTj-  'ExxX7)(jiac  So^jiaTo;  (Spicileg.  Solesm.  I,  302 

jisTiw.  3n  ber  (Einleitung  }u  biefem  jioeiten  Sl^eil  ad  335),  befd^öftigt  fid^  mit  ben  SuS^ügen  aus 

miib  anSbrüddid^  auf  bie  rp^repoi  X6701  l^inge-  SnacariuS  ÜRagneS  unb  erbringt  in  54  92ummem 

tnefcn  unb  bie  neue  SettjeiSfül^rung  ber  frül^em  ben  93eioeiS,  ba^  bie  ju  Ungunften  ber  ^eiligen« 

an^i(bert.S)ieSBa]^me]^mungbiefeS3ufammen>  bilber  J^erange^ogenen  Stellen  nid^t  gegen  biefe, 

^anged  ift  in  ber  ^uSgabe  oon  Wai  baburd^  er»  fonbem  gegen  bie  l^eibnifd^en  @ö|enbilber  gerid^tet 

if^Dcrt,  ba^  bie  LL.  HI  Antirrbetici  üoron«  waren.  ®er  Sitcl  biefer  ©d^rift  ift  öiel  aDgemeiner 

3e^ ;  in  bem  Cod.  Vatic,  ber  il^r  5U  @runbe  liegt,  alS  il^r  ^nl^att,  toaS  bie  SSermutl^ung  auf fommen 

%d^i  jebod^  ber  Apologeticus  an  erfter  @te0e.  lögt,  ba^  urfprünglid^  aud^  bie  ^toeite  bamit  t)er« 

Sttfem  Xl^tbefianbe  mü|te  SRed^nung  getragen  bunben  loar.   S)tefe  bel^anbelt  unter  bem  Sitel 

Bcrben;  bann  ^dtte  aud^  bie  Benennung  Don  'Avt{^^t](7ic  xal  dvaoxeu^)  twv  EuaeßCou  xal  Etti- 

Apolc^eticus  major  unb  minor,  bie  (Sarbinal  opavföou  X^^cov,  tcjv  xaxot  t^c  tou  IwxTJpoc  f^p.a>v 

fflai  eingefül^rt  l^ot,  größere  Sered^tigung,  inbem  Api<TToo  (japxwjecüc  XtipcdStjöevtcdv  (Spicileg. 

Apologeticas  major  alS  furjer  Sitel  beS  ie^t  in  Solesm.1,371— 503etIV,292— 880)bte^u$» 

ppei  Seiften  gerfaüenben  großem  SBerfeS  )u  fprüd^et)on@ufebiuSt)on£öfareaunbbeS$feubo- 

9Bltm^atte,unterApologeticu8  minor  bie  @d^rtft  Spipl^aniuS  Don  SQ))em  gegen  bie  iBilber.  92ice> 

Jta).  2  öeipanben  würbe.   S)en  Apologeticus  pl^oruSlä^tbie^e^tl^eitoonffiufebiuS'^luSfprüd^cn 

■ajor  (etnfd^Iiellid^  ber  LL.  m  Antirrbetici)  getten,  erftrebt  aber  ben  iBeweiS,  ba^  @ufebiuS 

Vfoib  9Kcep]^oniS  nad^  feiner  eigenen  Angabe  nid^t  blo^  arianifd^  gefmnt  war,  fonbem  aud^  aUen 

tigefö^r  30  So^re  nad^  ber  ©Qnobe  Dom  Saläre  früheren  ^örefien  beS  9)kneS ,  Snarcion ,  ber 

787,  olfo  um  baS  3a^r  817,  ju  weld^er  Seit  ÜKcffaltoner  l^ulbigte.  Snfolge  beffen  wirb  barin 

er  \i^  im  dj^  weilte.    S)er  erfte  Sl^eil  ger»  baS  @e]^eimnt|  ber  9)^enfd^werbung  etngel^enb  be- 

Wx  m  brei  fbfd^nitte,   Don  benen  ber  erfte  l^onbelt.    S)ie  ^ed^tl^eit  ber  Spipl^oniuS  ^uge» 


255 


TiiztvtoTU^,  ber  (L 


fc^riebenm  ftudfpruc^  läugnet  er  aber ;  fit  Ratten 
einen  9In^ger  Don  SRorcion  unb  9R(me$,  6pi« 
p^antbe§,  )um  SSerfailer.  Cbgleid^  bamtt  ber 
StDtd  ber  Siert^eibigung  f^on  erreid^t  uxir,  ergel^t 
fid^  yixctp^DivS  in  längeren  Ausführungen  nteift 
c^ftologifc^er  92atur,  mobci  er  fotDol^I  bie  Se^re 
jenes  ßpipl^ibeS  nö^  Derfolgt,  al§  caxd^  ben 
®egenfo|  berfeSben  jur  uxi^ren  Se^e  beS  Spi> 
pl^niuS  Don  Supern  flarlegt.  3um  S^Iuffe  oer» 
ben  aud^  nod^  einige  anbcre  jtirc^enoöter,  »ie  @re- 
gor  Don  9}a}ian5,  DZiluS  unb  SaftiiuS  Don  Seleucio, 
fun  befprod^en,  fonie  einige  arianifc^e  @<^ft- 
fteuer  nörtlid^  citirt.  7.  GHne  »eitere  9))oIogie 
beS  SilbercuIteS  fann  fj\n  c^onologifd^  eingereiht 
n>erben.  ^licepl^oruS  beruft  ftd^  barin  auf  anbere 
feiner  @d^riften,  bie  er  jeboc^  ni^t  näl^er  bejeid^ 
net,  unb  niU  eine  9tad^Iefe  gu  biefen  geben,  ^itra 
begeid}net  fte  fur^  ald  Antirrheticus  adversos 
iconomachos.  S^en  3ul|alt  Qibt  ber  grie(!^i)d^e  Xitel 
äur  ®cnügc  ju  erfcnncn:  Kat^  tü>v  djsScuc  ts- 

xal  OTi  dtX  Sneaf^ai  raic  Tratpixaii:  rapaoo9£aiv, 
£Ti  dl  xal  Ti  £Tn  YpaTTTOv  xal  irEpi-jfparTöv,  xai 
-üic  voTjxeov  t6*  „00  roiTjSsic  rav  6(jL0t(ü(jLa^\ 
avaax£oiQ  re  ttuv  doajsßcü^  Et;XT]^8et3cüv  rarpi- 
Xüiv  ^r^ff&cuv  7:apdt  tcüv  tt,c  'Exxi.TjOiac  iyUpcüv 
(Spicü,Sole8m.  IV,  233-291).  8.  ffine'iejte, 
nod^  unebirte  @d^rift9licep]^oruS'  über  ben  lBilbcr> 
cult  ift  aus  bcm  unten  )u  enoöl^nenben  Programm 
Don  SnfcImuS  IBanburiuS  befannt  geworben.  9tad() 
ber  3n]^aItSangabe  beS  le^tem  fd^eint  biefe  @d^rif t 
Don  bef onberer  IBebeutung  su  fein.  3n  bem  erftcn 
Xl^eil  n)irb  baS  S)ecret  ber  @Qnobe,  moburd^  Sco 
ber  Armenier  bie  $feuboft)nobe  unter  Sonftantin 
SopronQinuS  gegen  baS  ftebente  allgemeine  Soncil 
beftätigenlie^(815),  nod^oQen  Seiten  l^inbeleud^tet 
unb  mit  ben  S)ecreten  ber  magren  Soncilien  Der> 
glid^en.  3m)n)eitenbefprid^t9ticep(oruS  einegro^e 
An5al)I  Don  AuSfprüc^en  frül^crer  ftird[)enfd^rift> 
fteUcr.  Unfereffenntnife  beS  Iiteroriid)en®trcite§ber 
3fononQften5eit  mürbe  burd^  bie  9}eröffentlid^ung 
biefer  ©d^rift  bebeutenb  bcreid^crt  loerben;  fie  ftcUt 
fid^  als  eine  Sufammenfaffung  aQeS  beffen  bar, 
maS  92icep]^oruS  borl^er  in  bicfcr  @ad^e  gefd^rieben 
f)atte.  S)ie  AuSfül^rungen  9iicep]^ontS*  in  biefen 
(Sd^riften  fmb  fe^r  DoHftönbig;  eS  bürfte  ftd^  faum 
ein  ©efid^tSpunft  finben  Iaf)en,  ber  l^ier  nid}t  in^S 
Auge  gefaxt  toorben  möre.  9^tcep]^oruS  geigt  eine 
QUSgebel^nte  Jlenntni^  ber  I)eiligen  @d)rift,  auS 
meld^er  er  eine  SReil^e  Don  Semeifen  für  ben  SBilber» 
cult  5u  entnehmen  mei^,  möl^renb  bie  ^altfofigfeit 
ber  barauS  gefd)öpften  ©egengrünbe  nid^t  o^nc 
®efd&id  borgetl^on  mirb.  SSon  feiner  SBelcfcn^eit 
in  ben  9)öterfd^riften  jeugen  bie  Dielen  Sitate  aus 
frül^eren  ffird^enfd^riftfteQem,  bie  im  SSerlaufe 
feiner  AuSfü!|rungen  l^erongcjogen  ober  ben  einjcl» 
neu  ©d^riften  beigegeben  merben.  SEBiebcrljoIungcn 
maren  bei  ber  ©leid^l^eit  beS  @egenftanbe§  unDer« 
meiblid^;  fte  laffcn  Dteneid()t  aud^  barauf  fd^Iie^en, 
baft  9Jicepl)oruS  Derfd^iebene  Abrcffatcn  Dor  Augen 
()attc.  —  B.  ®ie  ]^iftorifd()cn  ©d^riftcn. 


9}on  geringerer  SAeutnng  fhib  bie  itoei  l^i|loriHgi 
©elften,  mel(^  9liccp]ioniB  einen  $Id|  unter  km 

,  bo^aminii^en  e^rimifim  gefid^  ^otaL  I.Sie 
erfte,  meißle  gcnyd^id^  BreTiarimn  cititt  «M 
(in  ber  einzigen  gried^f^en  ^onbfd^  jA  fk 

[  überfc^eben:  'iTiopfa  auvro|ioc  SliA  trc  «»- 
pixio'j  SaxAEitxc).  enfi^It;  bie  bMoniiniiae  Se> 

:  ]q\afit  Don  ber  Z^ronbefteigung  beS  floifaf  ff^ 

I  f as  bis  )ur  Sknnö^Iung  beS  ffoijetS  Seo  17.  alt 

j  3rene  (769).  Sie  3)arfleIIungBkDetfe  iß  ^  ^ 
Derfc^ieben  Don  ber  fetner  tl^IogiUen  €<$rlfia|, 

!  ba|  man  ol^e  baS  3eugni|  beft  ^^tinS  (KU. 

1  cod.  66)  Derf  udftt  tofire,  bie  Sbentttfit  beS  Sndnlyi 
beanftanben.  ©e^r  auff allenb  ifi  in8bBfod)CR  bs 
ruhige  Son,  mit  meld^  im  BreviAriam  im  hm 
äfonoflaftenfaifem  Seoul,  bem  Sfoitrier  unbC» 
flantinuS  SopronomuS  gefprod^en  toixb,  im  Qcgai' 
fa|e  }u  ben  erregten  AuS^mngenSHcep^otnl'ttK 
ben  le|tem  in  feinen  übrigen  ©d^rifien.  3dMi> 
falls  i)t  burd^  biefen  ®e^fa|  anSgefd^toffcn,  iN^ 
9Hcep^oruS  baS  Breviarinm  nod^  feiner  Cridvpg 
auf  ben  $atriard^alfhi]^l  gefd^rieoen  ffäbt,  9m 
beften  Derlegt  man  bie  Abfaffung  biefer  €<(^  ift 
bie  3eit  feiner  5C]^ötig(eit  am  ^ofe,  loo  fie  om 
e^eften  pf^d^ologifi!^  erflörbar  i{L  S)afi  Sd^ioeign 
feines  SBiograp^en  SgnatiuS  föllt  nid^  bcfonbedl 

in'S@en)i^t.  ^^otiuSrü^mtberJ^iflorifdHnSioPi 
fteUungSmeife  !Ricepl^oruS'  Sinfad^l^eü  unb  AbBü 
bcit  nac^ ;  biefe  Sigenfd^aften  ^eid^nen  ü^  te  ber 
Ibat  Dor  Dielen  anberenb^)antinifd^enSl^roiri|lai 
aus.  ©eine  OueQenftnbnid^tbelonnt;  Don  Z9C0> 
pl)aneS  ift  er  unabl^ängig.  ®eoraioS  SRono^ol 
l^at  i^n  }um  S^eil  auSgefd^neben.  2.  9toi 
mürbe  noc^  meniger  an  bie  Auctorfd^ft  9Hce- 
pl^oruS'  bei  ber  XpovoYpoo&c  oovtouoc,  einer 
trodenen  Steige  Don  Sabeuen  ber  Icönige  ber 
äubcn  unb  Werfer,  ber  ^tolemöer,  ber  rtoifd^ 
ffaifer,  fomie  ber  IBifd^öfe  Don  Sonftontini^Kl 
9tom,  Serufalem,  Ale^anbrien  unb  Antiod^ 
glauben,  menn  fte  i^m  nid^t  in  mehreren  ^ondK 
f d^riften  jugcf d)rieben  loürbe.  gür  bie  SBeurtJ^iKoüg 
ber  literanfd^en  IBebeutung  92icepl^oruS'  iß  Uc 
92omenclatur  Don  feinem  ©emic^te;  aud^  ficgt 
fte  itnS  nid)t  mel^r  in  ber  urfprünglid^n  ^nm 
Dor.  S^ic  le^te  ber  SabeDen  ift  ein  Ski^eid^ni^ 
ber  SBüd^er  beS  Alten  unb  bleuen  ZeflamentS  mit 
ben  avTi>x7^(X£va  unb  (iroxposa,  befannt  unter  btt 
9e}eid)nung  Stichometria  NicephorL  @ie  iß 
Don  IBebeutung  für  bie  ©efd^ici^te  beS  ßanon  unb 
mürbe  neucftenS  Diel  genannt  loegen  ber  Doctrina 
Apostoloiiim ,  bie  unter  ben  Apocrt^pl^en  beS 
dienen  XeftamcittS  aufgefül^rt  mirb.  9Ran  l^at  fid^ 
barauf  geftü^t  jum  Srmeife,  bog  bie  Apoflellei^re 
in  ber  bijsantinifd^cn  ffird^e  nod^  im  9.  3al^ 
l^unbcrt  beifannt  mar.  IBieQcid^t  barf  man  aber  auS 
biefer  faft  gans  Dereinjelt  ftel^enben  Srmöl^nung 
fd^Uc|cn,  ba^  baS  gan^e  SSer^eid^ni^  Diel  ölter  ifl. 
ßrmäl^nt  fei  nod)  bie  9Jcrmut{)ung  Don  6ari)inal 
^itra  (Juris  eccl.  Graecor.  hist.  et  monu- 
menta,  Romae  1868,  II,  204),  bo^  9licep5oruS 
eine  XcüooYpa^Ca  gcfd^rieben  ^abe,  bereu  jmeiter 


257 


Jlictpl^oxvLi,  ber  H 


258 


tSftü  bie  XpovoTpaoCoc  loftre.  —  G.  3u  einer 
Mtten  ftlafie  lafjen  ftd^  folgenbe  Sd^riften  9{ice- 
p^oniS'  bereinigen:  1.  S)te  oben  ertoftl^nte  Epi- 
■iola  Bynodica  ad  Leonem  HL  @te  l^ot 
etBCB  großen  Umfang  unb  entl^ält  nad^  einigen 
Nograp^ifc^  Angaben  ein  auSgebel^nted  ©lau» 
knibcfemibiiB.  3m  Sd^Iuffe  Derfprid^t  9Hce- 
ptociiA  bcm  ^ßayfie  meitete  SBerid^te  über  bie  SSor- 
Zoommffe  in  Confbmtinopel.  S)er  IBrief  nebft  ®e- 
f4|ciden  mnte  bon  SRid^el,  bem  SRetropoIiten  bon 
f^äoMp^,  nad^  9imn  gebrad^t.  2.  ^ier  mögen 
flB4  Uc  Mrfd^iebenen  Canones  eoclesiastici  Sr> 
ooflmiig  fnibiRi,  bie  in  ^anbfc^riften,  Soncilien- 
anb  orimtalifd^  IKrd^eined^tSfammlungen  9{ice- 
PtonS  jugefc^bcn  merben.  9m  DoSftönbigften 
tot  fteSarbind^itraauS  mel^r  att  50  ^nbf  d^riften 
gefönmdt  (Spicileg.Sole8m.IV,  881—415,  unb 
Juris  eeeL  Oraecor.  hiet  et  mon.  II,  814  ad 
SSO);  er  bdmd^tet  fte  als  gragmente  eines  großem 
lypicum.  UcbrigenS  I5nnen  biefe  SanoneS  nur 
neigentlid^  }tt  ben  gf^d^ten  feiner  literarifc^en 
it&tigfeit  gejd^It  »erben.  8.  W,i  undd^te  Sd^rif- 
101  fSb  an}ufc]^en:  eine  Vita  Dionysii  Areo- 
pagitae»iDeId^e  ein9u8sugau8berftird^engefd(|id^te 
BOB  fHcep^ontS  SoIIifK  i{l;  Sd^olien  au  ©pneftuS, 
bk  9Hcep^mi8  ®regora8  angel^ören;  Interpreta- 
mentaaommomm;  In  Herodiadem  etreUquas 
improlMB  mulieres;  ein.  Carmen  de  jejuniis 
Gneeomm;  inSbefonbere  oud^  jnei  Sriefe  ad 
Hieodosiiim  monachom,  bie  einem  9ticepJ^oruS 
C^ottop^plas  aujujd^ben  finb;  ^voti  lueitere 
Sriefc  ad  MetLodium,  ad  Hilarionem  et  Eu- 
■tratiiim,  moDon  Unterer  X^eobor  Don  @tubium 
pige^örL  Seiber  ift  au^er  ber  Epistola  ad  Leo- 
nem HL  unb  einem  gragmente  auS  einem  IBrief e 
cn  £'eo  ben  Armenier  (Migne  0, 128)  fein  ödster 
8rief  92icep^onxS'  erl^alten.  S)ie^  ifl  um  fo  mel^r 
js  beflagen«  alS  gerabe  baS  lange  ß|il  9tice- 
PbonxS'  jn  einer  auSgebel^nten,  mannigfad^  inter> 
enonten  Sorrefponbenj  fül^ren  mu^te.  SgnatiuS 
exDfi^  Dier  Srief e  9licep]^oruS'  auSbrüdRid^ :  an 
!ne  ffaiferin,  ben  @d^a^meifter,  ben  erften  ©el^eim- 
Kcntör  bed  ff aifcrS  Seo  beS  SlrmenierS  unb  an  ben 
fioifer  aßic^el  U. 

linSgaben  unb  ^ilfSmittel.  A.  Sine 
ooEpönbige  Ausgabe  ber  tl^eologifd^en  Schriften 
%cep^omfi'  f  el^It.  gr.  SombefiS  badete  guerft  baran ; 
ei  gab  ober  nur  bie  Disputatio  Nie.  cum  Leone 
Armeno  (f.  vl)  berauS  unb  baS  fjfragment  De 
Kj.  Bjnodis  aus  einer  ber  übrigen  @d^riften 
(Uist  haer.  Monothel.,  Par.  1648,  603  sqq.). 
&nelmu8  SanburiuS  f  c^eint  eine  DoOftänbige  9iuS» 
3xbe  9{icepboniS'  Dorbereitet  ju  fidbtn  nac^  bem 
^Srogramm:  Gonspectus  operum  S.  Nicepfaori, 
Patr.  Const,  quae  propediem  duobus  tomis 
edenda  sunt  et  quorum  pauca  hactenus  edita 
foenmty  com  interpretatione  latina,  notis  et 
isfiertationibas  criticis,  dogmaticis  et  histori- 
cü,  Paris.  1705.  3n  ben  Lectiones  antiquae 
Rm  Canisiaa-Basnage,  II,  Amstelod.  1725, 
1—19,  fiff^imen  4  opuscnla  Nicephori  contra 

tTöfnlailDB.  IX.  8L  KnlL 


iconomachos  lateinifd^,  bie  aber  nur  9uS)iige 
aus  ben  LL.  HE  Antirrhetici  barfteQen.  Sin 
fleineS  gfragment  ouS  benfelben  IBüd^em  l^otte  Dör- 
fer Seo  ^OotiuS  in  feiner  @d^rift  De  perpetua 
consensione  eccl.  occidental.  et  orientalis, 
Born.  1648, 1222  oufgenommen.  Sarbinal  3Rai 
gab  guerfi  ben  griec^ifd^en  Xe^t  5U  Canisios-Bas- 
nage  im  Spicilegium  Bomanum  X,  156 — 160, 
bann  aber  ben  ganzen  Apologeticus  major  unb 
minor  in  Bibl.  PP.  nova  V,  Rom.  1849,  1  ad 
276,  abgebrudt  in  Migne,  PP.  gr.  C,  201  ad 
850.  3)ie  9luSgabe  Don  Sarbinal  ^ai  berul^t  nur 
auf  2  Codd.  Vatic.  unb  ift  fritifd^  ungenügenb. 
Sin  äbnlic^eS  93erbienft  lote  Sarbinal  3Rai  enoarb 
fid^  Sarbinal  $itra  burd^  bie  Verausgabe  Don  Dier 
»eiteren  Schriften  IRicep^oruS'  in  feinem  Spicil. 
Solesmense  (IL  cc.)  auS  ^arifer  ^anbfd^riften. 
S)ie  Ic^te  @d^rift  gegen  bie  Silberf einbe  f oUte  tool^l 
ben  ^auptinlalt  eines  tmitm  SBanbeS  ber  Ana- 
lecta  Sacra  et  classica  bilben,  U^elci^er  93b.  V 
[1 888],  46  olS  praelo  paratus  angelünbigtmurbe, 
ober  ni^t  erfd^tenen  ift.  Sine  fritifd^e  @efammt- 
auSgobe  ift  nod^  Don  ber  3ulunft  )u  ertoarten. 
S)ie  bifiorifd^en  Sd^riften  9{icep]^oruS'  tourben 
Diel  el^er  burd^  ben  S)rud(  aSgemein  sugftnglid^. 
2)aS  Breviarium  lourbe  juerft  Don  S).  ^etaDiuS 
berauSgegeben,  ^ariS  1616,  unb  in  bem  $arifer 
Corpus  byzantinaehistoriae,  1648. 3m93onner 
Corpus  Script,  byzantin.  erfd^ien  eine  neue  Auf- 
lage (I.  Sb.  1837)  Don  3.  »effer  ol&ne  »efentlidje 
93erbefferung.  3)ie  befle  SluSgabe  ifl  bie  Don 
C.  de  Boor,  Nicephori  Constantinop.  opus- 
cola  bist.,  Lipsiae  1880;  alle  berufen  auf  ber 
einzigen  ^anbfd^rift,  bie  Dom  Breviarium  Dor- 
l^anben  ift.  2)ie  Chronographia  ern^ien  guerft 
lateinifd^  in  93afel  1561  in  ber  ©ejlaft,  toeld&e 
i^r  SlnaflaftuS  SibIiot()ecQriuS  um  baS  Sal^r 
870  gab ;  ber  Urtext  mürbe  guerft  l^erauSgegeben 
Don  Job.  Justus  Scaliger,  Thesaurus  tem- 
porum  . . . ,  Lugd.  Batav.  1606 ,  293  sqq., 
neuerbingS  auf  ermeiterter  ©runblage  Don  be  IBoor 
(1.  c.  81 — 135).  2)ie  Epistola  ad  Leonem  ju- 
erft  lateinifd^  bei  IBaroniuS  (ad  ann.  811,  n.  20 
ad  43),  gried()if(^  Don  Theodorus  Peltanns, 
Acta  synodi  Ephesinae,  Heidelb.  1591,  842 
unb  l^ierauS  in  Migne,  PP.  gr.  C,  169—200. 
SS  folgen  bort  einige  Canones  unb  bie  uned^ten 
Briefe  ad  Theodosium  monachmn.  —  B.  fßoXb 
nad&  bem  lobe  9Jicepboni§'  erfd^ien  fein  Beben,  ge» 
(daneben  Don  Ignatius  diaconus  et  sceuophylax 
(Bolland.  Martii  11,  294  sqq.  [lat.]  704  sqq. 
[gried^.];  Migne,  PP.  gr.  C,  37  sqq.;  de  Boor 
1.  c.  139  sqq.).  ®iefe  Vita  ift  nid^t  ganj  juDer» 
löffig,  mil  fie  bie  Streitigfeiten  ju  beginn  ber 
^Regierung  5Ricepboru§\  bie  mir  auS  3:bcopl^aneS 
fennen,  unermäbnt  Iä|t.  Srgönjenb  baju  eine 
Oratio  de  exilio  S.  Nicephori  et  translatione 
reliquiarum  Don  Theophanes  presbyter  et 
praepositus  (Migne  C,  160  sqq.,  nur  kteinifd^). 
^ie  angebltd)e  Vita  Nicephori  Don  X^eoboruS 
©raptuS,  aus  melc^er  SombeftS  bie  oben  ermöbnte 

9 


259 


9licep]^oru8  ealliftl 


260 


2)iSputottj)n  9}ice))]^oru8'  mit  fieo  bem  ^nnenier 
publicirte  (Originum  renimque  Constantinop. 
manipulus,  Par.  1664,  159  sqq.)  e£tftirt  nici^t; 
eS  i{t  bie  Vita  bed  SgnotiuS.  ^eransujiel^en  finb  fo» 
bann  bü  gried^if  d^en  ®ef  d^ic^tf  d^reiber  bed  9.  Sal^r- 
l^unbertS:  ©eorgiuS  SRonod^uS,  Xl^eopl^oneS  unb 
fetale  Sfortfe^er,  fieo  ©tommaticuS^  @Qmeon  ÜRa- 
j^er  (f.  C^irfd^,  S^ontfau  ©tubien,  Seips.  1876). 
(S^gl.  M.  Hanke,  De  byzant.  remm  scriptt. 
graecis,  Lips.  1677, 223  sqq. ;  W.  Cave,  Scriptt. 
ecijles.  historia,  Basileae  1745,  IE,  4  sqq. ; 
Oudin,  Commentarius  de  scriptoribas  eocL, 
Lips.  1722,11, 4—19;  Ceillier,  Histoiregen^ 
rale  des  auteurs  eccL,  2^  öd.,  Paris  1862, 
Xn,  278  SS.;  Fabricius-Harles,  Bibliotheca 
graeca  YII,  462.  603  sqq.  Sine  S>arfteaung 
ber  ^Ideologie  IRicepl^oruS'  fel^It;  über  fein  ftrc^- 
lid^eS  SOBirfenf.  ^ergenrötl^er,  $]^oHu8  H,  261  ff., 
unb  ft..®.  I,  3.  «ufl.,  778  ff.  Uebet  feine  l^ifto- 
rifd^en  Sd^riften  f.  jmtmbad^er,  ®efd^.  ber  bQgont. 
Siteratur,aRänd^enl891426^.;überbiee]^rono- 
QXQJfyit  iQ.  (Seiger,  SestuS  3uliu8  SfriconuS  unb 
bie  bQgont.  ^xcmecQpffit  ü,  1,  8ei))5ig  1885, 
384  ff.  [e^r^atb.] 

ffActfl^0mi^  ÜrOlRß  (b.  1^.  @o]^n  beS  Sal« 
UftuS)  mit  bem  ^Beinamen  Xontl^opuIoS  ift  ber  ein« 
Sige  eigentßd^e  fiird^enl^ifiotUer  ber  b^gontinifd^en 
3eit.  Ueber  feine  SebenSDerl^älhiiffe  gibt  eS  tt)enige 
9lad^rid(|ten«  9Ran  lDei|  nur  auS  feinen  eigenen 
Angaben,  boK  er  fd^on  in  früher  3ugenb  in  bie 
Steilen  beS  (SIeruS  ber  ^agio  Sopl^ia  in  Son« 
flantinopel  eintrat  unb  im  36.  SebenSlal^re  bie 
18  Sudler  feiner  JMrd^engefd^ic^te  fertiggefteUt 
l^atte.  S)iefe  umfongreid^e  @d^rift  ift  oaS  ^aupt« 
tDert  9}ice))l^oru§\  Sr  toibmete  eS  bem  Aoifer 
«nbronicu«  IL  (1282—1328),  »ie  ein  long» 
QlBmiged  irpo(7<pcüVT))jLa  on  ber  @pi^e  berfelben  an- 
gibt. ÜRit  biefer  SBibmung  ift  aud^  bie  SebenSgeit 
9licepl^oru8^  annäl^emb  beftimmt.  2)a  ber  ifaifer 
barin  als  fd^on  in  l^öl^erem  SebenSalter  ftel^enb 
begeid^net  mirb,  fo  borf  man  bie  Seenbigung  ber 
ffird^engefd^id^te  etma  in  baS  gleite  Sal^rgel^nt 
beS  14.  Sol^rl^unbertS  Derlegen.  Ueber  fein  93er« 
l^ölhii^  gu  ben  frül^eren  gried^ifd^en  JKrd^enl^ifto- 
rifem  fprid^t  fit^  ^{icepl^oruS  felbft  auS,  luenn 
aud^  nur  in  fel^r  aQgemeinen  9lu§brüden  (H.  E. 
1, 1):  er  benu^te  ßufebiuS,  ©ocrateS,  ©ogomenuS, 
Si^eoboret,  Xl^eoboruS  Sector,  SafiliuS  Sü^ 
SDagriuS,  gog  aber  baneben  au^  bie  6i70(jLvi^(jLaTa 
l^eran,  meldte  inber  IBibliotl^ef  ber  l^eiligen  @op]^ien« 
Krd^e  aufbeiDabrt  mürben.  S)ie  Quellen  9^ice- 
pl^oruS'  mürben  Don  fiubmig  3eep  im  14.  @u))ple- 
mentbanb  öon  tJfledfeifenS  Sal^rbüd^em  für  Üaffif  d^e 
^l^ilologie  (1885)  tl^eilmeife  untcrfud^t  (98  ff.). 
9uf  ©runb  ber  ^nal^fe  be«  13.  IBud^eS  fd^Iie^t 
3eep,  ba|  Wcelil^oruS  in  erfter  Sinie  ©ogomenuS 
unb  @ocrate8  benu^t  l^at  93on  ^l^iloftorgiuS 
fannte  aud^  er  nur  nod^  bie  f^ragmente,  meldte 
$]^otiu8  uns  erl^alten  l^at.  S)iefe  Slnalpfe  geigt 
gugleid^,  ba|  9{icep]^oruS  neben  ben  @efammt« 
barfteüungen  ber  genannten  ^ifbrüer  anä^  Spe- 


cialfd^riften  fiber  bie  iemeiligen  99egeben^eiten,  bie 
er  barfteUte,  gu  Statine  gog.  äßenigftenS  i{l  bie| 
ber  SfaK  im  13.  Sud^e,  unb  e«  ift  feut  ®runb  p 
Slnnal^me  Dorl^anben,  ba|  l^ier  ein  SuSna^mefaS 
Dorliegt. 

Sine  in'd  ßingelne  gel^enbe  JhitU  f ebier  ^ifbri« 
fd^en  ©laubmürbigleit  fel^It;  SoronutS  unb  $offe- 
DinuS  ^aben  auf  manti^e  Unrid^tigleiten  oufmerf- 
fam  gemad^t,  unb  eS  lö^t  fid^  k)on  isoml^ereiii  tiet- 
mutl^en,  ba|  befonberS  in  ben  erften  IBüd^em  ber 
SRangel  an  genögenber  ^tif  fid^  ffil^Ien  laffen 
mu|.  S)er  Umfang  beS  gangen  SBerfeS  mar  biel 
meiter  geplant,  afö  er  ie^t  tl^atf&d^Hd^  ifl  3)if 
18  IBü^er  erftredten  fid^  n&alxä)  nur  big  gum  tobe 
beg  AaiferS  ^j^ofaS  (602—610),  möl^mib  9»ce- 
pl^oruS  feine.mrd^engefd^id^te  bis  na^e  an  feine  3eit 
^eran  fortftÜ^ren  moUte.  3n  ber  X^at  entplt  L 1, 
c.  1  bie  3n]^altdangabe  Don  fünf  meUeren  SBüd^em, 
meldte  bid  gum  Saläre  911  reid^en.  S)iefe  fünf 
Sudler  l^ben  jebod^  niemals  mit  ben  18  bor* 
l^anbenen  ein  langes  gebilbet;  benn  biefe  fbd) 
burd^  baS  9!roftid^on  N(X7)<p6pou  KaXXCarou,  boS 
burc^  bie  9lnfangSbud^ftaben  ber  efatgelnen  9äd^ 
gebilbet  mirb,  dulerlid^  gu  einem  ®angen  Der- 
einigt. 9licepl^oruS  erHftrt  felbft,  ba|  er  biefeS 
9l!roftid^on  angebrad^t  l^abe,  um  fein  äSBerf  Dor  ber 
Siermifc^ung  mit  fremben  ©d^riften  gu  bemal^ren. 
2)a  Don  ienen  fünf  peiteren  Sudlern  gar  nid^iS 
erl^alten  ift,  fo  ift  eS  unmöglid^,  gu  entfd^eiben,  ob 
!Ricep]^oruS  ber  erftern  eine  gmeite  übtl^ilung  anp* 
reil^en  moSte.  2)er  Umftanb  iebod^,  ba^  er  bie 
18  IBäd^er  im  ^Iter  Don  36  äal^ren  fd^on  DoB- 
enbet  b^itte,  Derbunben  mit  bem  meitem,  ba^ 
bie  Dorliegenben  Sudler  nid^t  einnud  bie  ^fte 
ber  3^it  umfaffen,  meldte  9tice))(oruS  bel^onbebt 
moQte,  mad^t  jenes  93or^aben  fel^r  ttml^rfd^entrul^ 
S)a  aber  bie  fünf  meiteren  SBiid^er  ber  3n]^I^ 
angäbe  gufolge  fd^on  bis  911  reid^ten,  fo  Ifi|t 
fid^  bie  Sermutl^ung  nid^t  unterbriidten,  ba^ 
biefe  gmeite  Slbtl^eilung  fürger  unb  DieOeid^t  mit 
bem  tifroftid^on  SavdoirouXou  Derfel^en  toerben 
foüte. 

9lu^er  bem  ^auptmerte  SHcep^oruS'  finb  nod^ 
mel^rere  anbere  @d^riften  unter  feinem  Flamen  {Über- 
lief ert.  3unö(^ft  fommt  eine  SReil^e  Don  Oposcola 
poetica  et  epigrammata  (35  Stummem),  loeld^ 
äol^anneS  IBebeliuS  l^erauSgegeben  1^  (Safel 
1536).  @ie  finb  l^iftorifd^en  änl^altS  unb  Der^ 
tbeilen  fid^  auf  ben  gangen  Umfang  ber  antif- 
profanen,  fomie  ber  alt-  unb  neuteftamentßd^ 
©efd^id^te.  Sinige  baDon  erftredten  fid^  and^  auf 
baS  ©ebiet  ber  iKrd^engefd^id^te,  nämliA  bie 
Aataloge  ber  b^gantinifc^en  ifaifer,  ber  ^ßatri« 
ard^en  Don  Sonftantinopel,  ber  Xl^eologen  unb 
fir(|li(^en  ^9mnogra))]^en,  enblid^  ber  92onat8* 
beiligen.  S)ie  SBafeler  SluSgabe  biefer  iambifd^ 
IBerSftfldte  ift  nid^t  DoQftänbig;  bemt  ^anbfd^ 
lid^  ift  oud^  ein  Catalogus  o^ciomm  aulae  Con- 
stantinop. unter  Sticepl^oruS'  9lamen  Dor^anben. 
ein  if  atalog  ber  $atriard^en  Don  Sonftantino)>eI  in 
$rofa  ift  guerft  Don  9nf elmuS  SanbunuS  l^erouS- 


261 


9licep]^oru8  ©regotaS  —  !Riceron. 


262 


gegeten  toorben  (Imperiuin  orient.  I,  190  sqq.) 
BOb  Pe^t  bei  Migne,  PP.  gr.  CXLVn,  449  sqq.). 
Jticcp^ontS  t)nfQ|te^  »eitet  eine  97lonogra|)|ie 

Iltpl  miTcdatoK  tou  9eßaj|i(ou  o&ou  t^c  iv 
Kov9Tavnvouic6Xei  limodiyou  t^'p]^^  xal  tu>v  iv 
a^  6T;ep9uu>c  TeXej&ivrcov  daufjLarwv,  tt)eld)e 

in  fünfscbnten  SBud^e  ber  H.  E.  ettoöl^nt  unb  in 
rinem  fuxjen  91u8)ug  ntttgetJ^eilt  toirb ;  {ie  iDurbe 
(enniSgegeben  Don  bem  toaloc^ifd^en  SRönd^e  9lm- 
Bropiift  $ompmu8  (Yiennae  1802).  S)ie  9lug» 
gäbe  rfl  febod^  Derloren  gcc^ongen  bi§  auf  ein  Ssem- 
ploc  in  ber  äSBienet  ^ofbibliotl^et  n)0  übrigens 
mS^  bie  ^anbjd^ft,  toeld^e  i^r  ^u  ®runbe  liegt 
(ntfbeiix4rt  toirb.  6in  gmeiteS  !D{qI  iDurbe  bieje 
Sd^  in  Confiantinopel  1812  l^erouSgegeben, 
abn  te  einer  fel^r  abtteic^enben  Stecenfton.  9ud^ 
bieje  Vnfigabe  i{l  fe^r  feiten.  S)ie  unter  SHcepl^oruS' 
Atmen  gebenben  C^cerpte  au8  ber  JKrd^enge{d)id^te 
oon  S^eoboruS  fiector  l^at  S.  be  Soor  enbgüIHg 
Ott  nndd^  eruiefen;  bagegen  lögt  er  eine  Ss' 
ccqrtenfannnlung  auS  ber  iKrd^engefd^i(fite  Don 
Zb<U)boret  ä,TA  fcDv^c  NtxT)96pou  KoXXurtou  in 
bem  Cod.  Barocc.  142  für  äd^t  gelten  (3tfd^r.  f. 
«r^gefd^.  VI  [1884],  485. 490).  ßnblic^  f^ai 
Seotuft  Sb^namtö  feiner  Ausgabe  ber  Auetores 
bistoiiae  eccl.  eine  Historia  eccl.  a  Nicephoro 
graeco  monacho  conscripta,  incertmn  quo- 
oam  interprete  jam  olim  latine  versa  einDer» 
leibt (BaaiL  1544, 590— 615).  X^eologifd^e 
Sänften  92icepl^oruS'  finb  nod^  foft  feine  Der» 
hfttaXLid^t;  l^nbfd^riftlid^  »erben  i^m  ober  meb* 
^geeignet  ^ie  bebeutenbfte  berfelben  ift  mol^I 


ber  Cornmentor  m  ben  $falmen  in  Cod.  Paris. 
gr.  149.  SSon  ben  Derf^iebenen  ^omilien,  bie 
feinen  9lamtn  tragen,  ift  nur  eine  ^ebe  über  bie 
bL  Blorio  aWagboIena  gebrudft  (Migne  CXLVH, 
540—576).  3n  einer  onbem  ^Panjer  §anbfd^rift 
flebt  eine  Vita  S.  Andreae  junioris,  m\d)t  nod^ 
bobur^  bemerfen§U)ertb  ift,  bog  92icep()oru§  f^xt: 

ben  3ufa|  t^C  \i£'{dkri^  lxx)T|C7tac  irpeffßutepoc 

trägt,  ^ud^  @^oIien  gu  SReben  be§  "ffi.  ©regor 
Den  9{Q5iQn5  merben  ifm  sugefd^rieben,  fobonn 
Eheiorices  progymnasmata,  beS  SBeitem  me^» 
irre  ftirc^enb^nmen  auf  bie  beilige  Jungfrau  u.  f.  U). 
nnb  eine  t^eoretifd^e  @d^rift  über  bie  gform  ber 
C)9mnen.  2)e|g(ei^en  U)irb  fein  ^amt  mit  jmei 
iitnrgifd^en  Supern  ber  gried^ifd^en  jftrd^e,  bem 
Sriobtum  unb  S^nosarium,  in  SSerbinbung  ge» 
bracbt  Sie  ®tUtt,  mlä)t  Migne  GXLVn,  576 
ad  590  bietet,  finb  nid^t  Don  ibm ;  benn  aI8  Scrfaff  er 
virb  SdliftuS  ber  ^triard^  genannt.  Ob  ein  mU 
leres  &thct  (l  c.  592—600),  ba§  feinen  SRamen 
trägt  ibm  juge^ört,  ift  febr  )n)eifelbaft. 

Sbie  Donflonbige  9lu§gabe  ber  €d^riften  S^ice» 
ptjornS'  feblt.  Sie  erfte  ^u§ga6e  ber  JKrd^en- 
gqcbi^te  gab  3ob.  Sang  su  93afel  1553  lateintfd^; 
d  folgte  1588  eine  beutfd^e  Ueberfe^ung  Don 
R.  0ugger  jSxtif^txx  Don  ßiri^berg  ju  3ngoIftabt. 
Sa  griecbifd^«  Sejt  tourbe  erft  Don  gfronto  ®u- 
Obs  ebirt  (^riS  1630).  Siefe  %u§gabe  ber 
ecclesiastica  auS  ber  ein}igen  (SBiener) 


§anbfd&rift,  bie  biSber  befannt  tourbe,  ift  «lieber- 
bolt  bei  Migne,  PP.  gr.  CXLV,  559  ad  CXLVn, 
448.  es  folgen  bort  einige  Opuscula  poetica, 
U)obei  aber  n)eber  bie  genannte  Ausgabe  berfelben, 
nod^  aDe  in  anberen  @d^rif ten  gugönglicben  ©tüdte 
berüdtfid^tigt  Djurben.  (Sgl.  Possevinus,  Appa- 
ratus  sacerll,  139  sqq.;  Oudin,  Commenta- 
rius  de  scriptoribus  eccl.  III,  700  sqq. ;  Fabri- 
cius-Harles,  Biblioth.  graeca  Vit,  Hamburgi 
1801,  437  sqq.;  für  bie  biftorifd^en  Sd^riften 
6.  J.  Voss,  De  historicis  graecis  [ed.  Wester- 
mann],  Lips.  1838,  367 ;  ©täublin,  ©efd^ic^te 
unb  Siteratur  ber  ftird^engefd^id^te,  ^antu)Der 
1837, 111 ;  fjf.  ßbr.  93aur,  ®ie  gt)od^en  ber  fird^- 
lid^en  ©efd^id^tfd^rdbung,  Tübingen  1852, 32  ff.; 
ft.  ffrumbad^er,  ®efd^.  ber  btijantinifd^en  Sitera- 
tur, SKünd^en  1891,  92  f.;  Ju  bem  jambifd^en 
jf atalog  ber  ^atriard^en  Don  Sonftantinopel  Fr. 
Fischer,  De  patriarch.  Constant.  catalogis, 
in  Commentationes  philologae  Jenenses  HE, 
Lips.  1884,  265  sqq.  Sine  SBürbigung  9tice- 
p^oruS'  als  tl^eologifd^en  Sd^riftfieDerS  feblt;  für 
biefe  mu|  übrigens  eine  fritifd^e  SluSgabe  feiner 
©d^riften,  Don  benen  fid^  nod^  eine  Douftönbigere 
Stfte  aus  ^anbfd^riftenfatalogen  l^erfteÜen  liege, 
abgemartct  »erben.)  ,  [feb'^^Qt^O 

Wictfl^0xns  ^tfgoros,  f.  ©regoraS. 

^Ueton^  3ean-$ierre,  Serfaffer  einer  ge- 
fd^ö^ten  9lad^rid^tenfammlung  über  literarifcb  be- 
rül^mte  !Dtönner,  mar  ju  $ariS  im  3. 1685  ge- 
boren, ftubirte  im  SoQöge  ÜRajarin  unb  trat  1702 
in  ben  Samabitenorben.  6r  mürbe  1708  ^riefter 
unb  lebrte  einige  Saläre  fd^öne  SBiffenfd^aften  unb 
$biIofopl^ie,  mibmete  ft^  aber  feit  1716  auS- 
jd^Ueglid^  ber  Siterörgefd)i(!)te.  hierbei  famen  ibm 
neben  tüd^tigen  ©prad)fenntniffen,  einem  eifemen 
tJIcifee  unb  burd^bringenbcm  ©d^arffmne  bieSWuge 
beS  ftlofterlebcnS,  bie  Süd^crfd^ä^e  feiner  93atcr« 
ftabt  fotoie  gelebrte  SRdfcn,  bie  er  1712—1716 
untemabm,  Dorlrcfflid^  ju  Statten.  SRiceron  ftarb 
fd^on  am  8.  3uli  1735,  allein  feine  Memoires 
pour  servir  ä  Thistoire  des  hommes  illustres 
dans  la  republique  des  lettres,  avec  un  cata- 
logue  raisonne  de  leurs  ouvrages  (3  ^b^i^^/ 
^ariS  1727,  bann  neu  abgebrudft  unb  fortgefc^t, 
$ariS  1729-1745, 43  3:beile  in  44  SBönben)  er- 
balten feinen  Flamen  bei  ber  5Rad&tocU  in  banfbarcm 
^nbcnfen.  ®ie  übrigens  nur  bis  jum  39.  SSanbe  Don 
9iiceron  fclbft  l^erauSgegebenen  TOcmoircn  bleiben 
eine  tjunbgrube  für  ßitcraturgefd)id^te  tro^  einjel- 
ncr  ©d^mäd^en  unb  TOangel  an  3Kctbobe.  Sejtcrer 
gfcbler  mirb  übrigens  grögtentbeilS  geboben  burd^ 
umf affcnbe  Segiftcr,  bie  er  Dom  31.Sanb  ah  bem 
SQ8cr!e  beigab.  StbeilS  mit  ^luSlaffungen,  tbeilS 
mit  Sufä^cn  erfdiien  eine  beutjd^e  Ucbcrfe^ung  beS 
SBerfeS  burd^  ©.  3.  Saumgarlen  u.  %  als  „9Jacb- 
rid^tcn  Don  ben  33egcbcnbciten  unb  ©d()riften  be- 
rümter  ©elcbrtcn",  paUt  1749—1777,  24  93be. 
®en  SRicfcnplan,  eine  Biblioth6que  fran9aise 
ju  liefern,  tocld^c  bie  SebenSbcfd^reibung  unb  ein 
!rüifd(|eS  SScrjcicf^niS  ber  SQßerfe  eineS  jcben  ent» 

9* 


268 


!Ricetad  ^[cominatuS  —  ÜlicetaS,  Sijd^of  t>on  Stomatiana. 


264 


galten  joDte,  bet  iemoIS  in  franjöftfd^er  Sprod^e 
fd^ricb,  Dcrcitcltc  9Hccron8  %oh ;  boc^  l^atte  er  bic 
erften  brei  ©uci^ftabcn  bereits  fertig  unb  für  bie 
folgenben  Diele  SRaterioIien  gefammelt.  Sinige 
anbere  Schriften  SliceronS,  jum  H^eil  Uebcr- 
fefeungen  auS  bem  englijd^en,  f.  in  ber  Nouv. 
Biographie  generale  XXXVII,  937  s.  (SSgl. 
Goujet,  J.-P.Niceron,  am©(i^Iu|  beS  40.1Banbe§ 
[p.  879—896]  ber  Memoires.)       [§ögele.] 

ffAcäa^  iicondnains  ober  Sl^oniata,  f. 
9lIontinQto8. 

ffAcdas  k)on  Squileia,  9}iceta3  oud  S)a" 
cien,  f.  9liceta§  k)on  Slomatiana. 

ffAcäaSf  2)ak)ib,  mit  bent  ^Beinamen  $o- 
pl^Iago,  aus  Sonftantinopel  gebürtig,  uxir  ein 
d^riftlici^er  SBeltn^eifer  unb  na^  bem  Serid^te  beS 
£eo  SOatiuS,  Sifd^ofS  in  ^opj^logonien,  Unter- 
metropolit 5U  ©ongröo.  Sr  lebte  gegen  6nbe  beS 
9.  äal^rl^unbertS  unb  iserfo^te  bolb  nod^  880  eine 
SebenSbefd^eibung  bed  1^1.  3gnatiu8,  $atriard^en 
Don  Sonftantinopel.  SHefelbe  »orb  ben  SSerl^onb* 
lungen  ber  Dierten  conftontinopolitonifc^en  (ber 
ad^ten  öcumenifd^en)  S^nobe  beigegeben  (Har- 
duin  V,  943—1009).  SWceto«  fd^rieb  aud&  mcl^- 
rere  Sobreben  auf  ^eilige,  fo  Apostolomm  XII 
encomia.  Seine  @d^riften  l^at  QlombefiS  l^erauS» 
gegeben  in  Bibliothecae  graecormn  Patnim 
Auctarium  novissimum,  Par.  1672, 1, 327  sqq. 
S)eS  9licetQg  Sommentor  In  Gregorii  Nazianzeni 
tetrasticha  et  monosticha  erf^ien  loteinifd^  )u 
Smola  1588,  grie^ifd^  ^u  9)enebig  1563.  SoDe 
(Scriptt  eccL  bist,  literaria  11,  Basil.  1745, 
62.  473)  fd^reibt  biefe  @d^rift  aUerbingS  bem 
9licetaS  @erron  lu,  toit  er  benn  oud^  für  ben  Liber 
pro  synodo  Chalcedonensi  adv.  epistolam 
regia  Armeniae  einen  Nicetas  junior  glaubt 
annel^men  p  muffen.  (93gl.  aud^  Fabricius- 
Harles,  Bibliotheca  graeca  VII,  Hamburgi 
1801,  747  sqq.)  [©ÜJ.] 

'^Uäas^  Sifd^of  Don  Stomatiana,  ein 
lateinifd^er  ftird^enf^riftftetter,  über  beffen  fd^rift« 
flellerifd&e  Il^ätigfeit  ein  furjcr  SBerid^t  bei  ©enna» 
biuS  (De  vir.  iU.  c.  22,  bei  Migne,  PP.  lat.  LVHI, 
1073—1074)  bie  §auptqucUe  ift.  §ier  wirb  er 
nad^  bem  umlaufenben Siebte  Niceas  genannt;  in 
einem  Cod.  Vaticanus  saec.  VII  lautet  ber 
9lame  inbeffen  Niceta  (f.  SB.  §erbing8  SiuSgabe 
ber  ©d)riften  De  vir.  iU.  Don  |)ieron9mu8  unb 
öon  ©ennabiuS,  2eip3. 1879, 81),  unb  bie  §anb. 
fd^riften  fd^ttjanfcn  überl^aupt  faft  bei  jeber  ®e» 
legenl^eit  )tt)ifd)en  ben  @d^reibn)ei{en  Nicaeas, 
Niceas,  Nicetas,  Nicetus,  Nicetius.  Sd^iote« 
rigfeiten  bereiten  aber  bie  bei  ®ennabiu§  f olgcnbcn 
äBorte  Romatianae  civitatis  episcopus.  3m 
binnenlänbifd^en  ®acien,  in  ber  (Segenb  bc§  !)cu= 
tigen  ^Salanfo  in  Serbien,  lag  ein  Stäbtd^cn  Ro- 
mansiana ober  Romesiana  ober  Remisiana 
u.  f.  f.  (SBelegftetten  für  bie  öerfd^icbenen  9lamen8- 
formen  bei  3;]^.  SKommfen  im  Corpus  inscriptio- 
num  latinarum  III,  1,  Berolini  1873,  268), 
unb  Don  einem  Sifd^ofe  KicetaS  au8  S)acien  ift 


in  ben  ©ebid^ten  unb  ^Briefen  beS  l^L  $aufittud 
Don  ^ola  loieber^olt  bie  Siebe.  9liceta8  !am  898 
unb  loieberum  402  auS  S)acien  nad^  Stalten,  be« 
fud^te  !RoIa  unb  ba§  ©rab  be§  1^1.  ^lis  unb  fd^Iog 
mit  $aulinu§  innige  Sfreunbfd^ft;  anlftpd^  feiner 
^eimlel^r  im  3.  398  befingt  ^ulinuS  in  einem 
eigenen  ©ebid^te  beS  f$freunbe§  Sugenben  unb  Ser^ 
bienfte  (Poema  17 :  Ad  Nicetam  redenntem  in 
Daciam ;  PP.  lat.  LXI,  483—490).  3n  biefem 
!Rifd^ofe  IRicetad  auS  S)acien  l^ot  man  in  frul^eret 
3eit  bielf  ad^  ben  Don®ennabiud  ermäl^nten  @d^rift- 
fteUer  miebererfennen  mollen  (Dgl.  bie  Siterotur» 
angaben  bei  Cbevalier,  Report  des  sourceB 
bist,  du  moyen-äge,  Paris  1883,  1625,  s.  v. 
Nicetas,  ^vdq.  .Remessianen.').  3n  neuerer 
3eit  l^at  man  ben  Sd^riftfteller  meift  in  einem  j[ün" 
gern  Sifd^ofe  9liceta8  gefud^t.  ^iniuS  (Nat  hisl 
3, 18  [22])  gebenft  nömlid^  eineS  OrteS  Boma- 
tmum,  nad^  anberer  fieSart  freilid^  Beatinumy 
an  ber  JNifte  be§  abriatif d^en  ÜReereS,  unfern  ^qui^ 
lejia,  unb  oon  ^Qp\t  Seo  bem  ©ro|en  befi|en  mir 
ein  löngereS,  Dom  21.  SRär^  458  batirteS  @d^- 
ben  ad  Nicetam  episcopum  Aquileiensem 
(Ep.  159;  PP.  lai  LIV,  1135—1140).  «ttUa 
unb  feine  Sorben  Ratten  452  Squüeia  unb  feine 
Umgebung  Dermüflet,  unb  in  heiterer  gfolge  biefer 
^eimfud^ung  l^atten  fid^  fird^Iid^e  SRi^ftfinbe  er« 
geben,  begüglid^  bereu  !Riceta8  bie  Sntfd^eibung 
be§  ^apfted  einl^olte.  S)en  ^irtenftab  Don  SquIf 
lela  f oU  IRicetaS  bis  jum  ^al^re  485  gefül^rt  l^ben 
(Dgl.  bie  bei  Cbevalier  L  c.  1623—1624  Der- 
aeid^nete  Siteratur).  —  Slfö  ©d^riften  be«  SBifd^ft 
9liceta§  Don  Slomatiana  nennt  ©ennabiuS  eine  in 
einfad^er  unb  gefälliger  Sprad^e  Derfa^te  Ifaiter* 
n)ei{ung  für  €aufcanbibaten  in  fe^g  Süd^em 
(Competentibus  ad  baptismum  instractionis 
Ubellos  sex)  unb  ein  OSud^  an  eine  gefoUene 
Jungfrau  (Ad  lapsam  virginem  libellnin).  9ud^ 
ben  2[n^alt  ber  einzelnen  $üd^er  iener  Unter» 
meifung  gibt  ©ennabiuS  an:  Continet  primiiB 
(libellus)  qualiter  se  debeant  babere  com» 
potentes  qui  ad  baptismi  gratiam  cupiont 
pervenire.  Secundus  est  de  Gentilitatis  errori- 
bus . . .  Tertius  liber  de  Fide  unicae  majesta- 
tis ;  quartus  adversus  genetblologiam  (9lati" 
DitötSfteUerei),  quintus  de  Symbole,  seztnis  de 
Agni  pascbalis  victima.  Seinem  ganjen  Um- 
fange nad^  ^at  fid^  biefeS  äßerf,  mie  eS  fd^eint» 
nid^t  mel^r  erl^alten.  SDaS  fünfte  SBud^  bedfelben^ 
De  symbolo,  barf  mol^I  mit  Si^erl^eit  nrieber- 
gefunben  totxbtn  in  ber  juerft  Don  Sarbinal  SBor> 
gia  ($abua  1799)  l^erauSgegebenen,  fel^r  fd^nen 
unb  für  bie  ©efd^id^te  beS  Sauff^mbofö  l^od^nrid^ 
tigen  Explanatio  symboli  babita  ad  compeien- 
tes  (PP.  lat.  LU,  865—874).  S)ie  Don  »orgio 
benu^te  §anbfd)rift  (be§  14.  Sol^rl^unbertS)  be» 
5eid)net  auSbrüdtUd^  Sifd^of  92icetaS  Don  3quile}a 
als  SSerfafjer.  ©leid^too^l  woHte  3.  ^r.  3abeo 
(Explanationem  symboli,  quae  prodiitPatavii 
anno  1799,  tribuendam  probabilios  esse  8. 
Niceae  Dacorum  episcopo  quam  B.  Nicetae 


265 


9llceta8  6  axTi&axoc. 


266 


eiweopo  Aquilejensi.   Dissertatio.  Venetiis 
1803)  Ue  eij^iitt  für  ben  gfreunb  beS  1^1.  $au- 
liraS  in  Vnfptu^  nel^men;  ^.  IBrotba  {ebod^ 
(S.  Ißeetae  EpiBcopi  Aqmlejensis  opuscula, 
qoie  supersimt,   duo,  Utini  1810)   binbi« 
cizte  bicfelbe  mit  überlegenen  ©rünben  bem  3^t- 
gmofjcii  Seo'fi  beS  ®ro|en.   ^aijltm  ÜR.  3)eni8 
(Sien  1802)  fe^  Heine  gfragmente  Derfd^iebe- 
ner  Su^er  bet  Untenoeifung  an^8  Sid^t  gejogen 
^  ö.  lügne,  PP.  lai  LH,  878—876), 
gab  Coibinal  Oloi  (SS.  Episcoporum  Nicetae 
et  Panlini  Scripta  ex  Yaticanis  codicibus 
edita,  Bomae  1827;  bie  Scripta  S.  Nicetae 
psb  toieber  obgebnicft  in  ÜRat'S  Scriptomm 
Tetemm  noTa  coUectio  YII,  Bomae  1833, 
pan  1, 314—840)  brei  neue  Zroctote  unter  bem 
Stomeii  bcS  ^L  9ticetaS  Don  ^Iquilejo  l^erauS :  De 
ratione  fidei  (bei  Migne,  PP.  lai  Ln,  847  ad 
852),  De  Spiritus  S.  potentia  (ib.  853—864), 
De  diverna  appellationibns  D.  N.  Jesu  Christo 
eoDTeiiientibas  (ib.  868—866).  S)er  erfte  biefer 
Zrodote  bedt  ^  ttml^rfd^einlid^  mit  bem  britten 
8mte  ber  Unteraei^g,  tueld^ee  laut  ©ennabiuS 
de  fide  onicae  majestatis  l^anbelte.  Sine  neue 
lüfigabe  ber  Explanatio  symboli  t)eron{!oItete 
wä  besonnter  Sorgfalt  S.  $.  gafpari  (JKrd^en- 
(iPocif^e  «necbota  I,  (Sl^rifiiania  1888,  841  big 
MO).  St  )og  (au|er  ber  ^)anb|d^rift  IBorgia'S) 
flo4  fünf  koeitere  ^nbfd^nften  (beS  12.  §al^r- 
fßäbatS)  }n  Statte,  meiere  aber  fämmtlid^  Sepien 
einer  nnb  berfelben  öltem  ^anbfd^rift  ftnb  unb, 
idtcBfolId  unrid^tig,  OrigeneS  a(8  lBerfa|fer  an- 
geben. 9{a4  einer  berfelben  l^at  gleid^jeitig  Sar- 
btuil  Vitra  (Analecta  sacra  HE,  Yenet.  1888, 
584—588)  bie  Explanatio  (ober  ben  größten 
2)eU  berfelben)  abbruden  laffen.  9ln  @afpari'§ 
Soigabe  anfnüpf  enb,  ^at  f$f.  ffattenbuf  d)  (Seitröge 
)nr  Qkf4.  beS  altfird^Iid^en  Xaufipmbofö  [$rogr.]. 
©iefeen  1892,  34—52)  bie  ©d^rift  Don  IRcuem 
sntrrfnc^t  unb  nnfl  bie  Sutfiel^ung  berfelben  in  bie 
3übre  410—420  berlegen,  ben  Serf affer  9Hccta§ 
ober  na^l  einem  unbefannten  Orte  ®allien§  üer- 
Deifen.  £a8  burd^  ©ennabiuS  bezeugte  fBnä)  Ad 
lapeam  Tirginem  ift  fc^on  oft  mit  mel^r  ober 
Dcniger  großer  Sntfddiebenl^eit  mit  ber  unter  ben 
Seifen  be«  l&I.  «mbropuS  (PP.  lai  XVI,  367  ad 
384)  ftebenben  @d^rift  De  lapsu  virginis  con- 
Beeratae  ibentificirt  morben ;  Sraiba  l^at  bief  elbe  afö 
S^nft  be9  1^1. 9ticeta8  k)on  ^quilejia  in  bie  Dorl^in 
peunnite  9u§gabe  aufgenommen;  SJ^ai  l^ingegen 
i4b^  fie  Don  feiner  Sbition  au§.   S)er  neuefte 
^cnniAgeber  ber  SBerfe  beS  bl.  ^mbrofiuS,  $.  % 
Sonerini,  fonnte  biefe  Sd^rift  (nad^  einer  ^anb« 
i4nft  bfd  7.  ober  8.  Sal^rl^unbertS)  in  einer 
ioettm,  dxoaH  lur^em,  freilid^  aud^  unoollftän- 
Ngm  Xectedrecenfion  mittl^eilen  (S.  Ambrosii 
0^.  IV,  MedioL  1879,  401—417),  toeld^e  bie 
InfM^rift  trägt :  Epistola  Nicetae  episcopi . . . 
ob  bi(  ünterfd^ft:  Hanc  epistolam  sanctus 
cmendaTit  Ambrosius  . . .  (ibid.  381—382). 
S&tbe  biefe  (entere  lBemerfung}utreffen,  fo  fönnte 


ber  atö  93erfaffer  begeid^nete  Sifc^of  9Hceta8  nid^t 
ber  Seitgenoffe  Seo'8  beS  ©rofeen  fein,  ba  9lm- 
brofiuS  bereits  am  4.  ^pril  397  ftarb.  S)o(^  toirb 
ed  rid^tiger  fein,  bie  ©laubtoürbigleit  ber  Angabe 
in  3n>eifel  ju  jiel^en,  al§  auf  ®runb  berfelben  mit 
33aQerini  bie  fragliche  ©d^rift  bem  gfreunbe  beS 
bl.  ^ulinuS  jusueignen.         [IBarbenl^eioer.] 

'^Uetas  6  (rcrfia'z6<:,  ober  latinifirtpectoratus, 
^riefter  unb  SRönd^  im  iflofter  ©tubion  p  @on> 
ftantinopel,  mar  eifriger  ©enoffe  beS  ^atriard^en 
SJKd^ael  SeruIariuS  in  ber  IBeldmpfung  ber  Sa- 
teiner. 9118  aJtid^ael  im  3. 1053  feine  unglüdtlid^e 
SuDectiDe  gegen  bie  ^benblönber  publicirte,  bie 
ben  befinittDen  Srud^  dU)ifd^en  Orient  unb  Ocd- 
bent  einleiten  foKte,  fecunbirte  il^m  ber  ÜRbnd^ 
92iceta8  aföbaib  in  einer  eigenen  ftl^nlic^en  9ln- 
flagefd^rift:  Ueber  bie  SjQmen,  baS  ©abbatfaften 
unb  ben  ^riepercblibat.  SBiH  »ermutiget,  ba|  3W- 
ceta§  biefe  ©d^rift  erft  nad^  Slnfunft  ber  pöpftlid^en 
©efanbtfd^aft  auf  Seranlaffung  beS  ^atriard^en 
SRid^ael  Derfagt  b^be,  ber  felbft  nid^t  offen  auf- 
treten moUte  ober  fid^  beffen  nid^t  getraute.  Uebri- 
genS  Iö|t  fid^  nid^t  mol^I  fagen,  ba|  ber  ^atriard^ 
mit  feiner  feinbfeligen  ©efinnung  gegen  bie  Sa- 
teiner mö^renb  berflnmefenl^eit  berSegaten  allp- 
fel^r  jurüdgel^alten  l^ötte.  Sorbinal  ^umbert,  oer 
an  ber  ©pi^e  ber  päpftlid^en  ©efanbtfd^aft  im 
3uni  1054  in  Sonftantinopel  anlangte,  tt)iberlegte 
mie  bie  ^uHagen  SRid^aefö,  fo  aud^  obige  ©d^rift 
be§  92iceta8,  aUerbingS  in  einer  ©prad^e  unb  f$form, 
meldte  eber  oerle^en  als  Derföl^nen  mugte.  S)er 
ffaifer  SRonomac^uS  Iie|  bie  ©egenfc^riften  ^um- 
bertS  in^S  ©ried^ifd^e  überfe^en,  unb  am  Zage  bed 
bl.  äol^anneS  1054  begaben  ßd^  ber  ifaifer  unb 
feine  ©rofeen  fotoie  bie  pöpftlid^en  ©efanbtcn  in'8 
ftloftcr  ©tubion.  §ier  trieben  le^tere  ben  9Könd^ 
megcn  feiner  9lufftcflungen  fo  fc|r  in  bie  6nge, 
baf  er  feine  eigene  ©^rift  Dermarf,  alle  9ln« 
flogen  jurüdnal^m  unb  ben  ^rimat  KomS  feier- 
Ixä)  ancrfannte.  9luf  SBefcbl  beS  ÄaiferS  mürbe 
bann  bie  genannte  ©d^rift  be§  9{iceta§  oerbrannt. 
^m  folgenben  Sage  erfd^ien  festerer  frcimiHig  in 
ber  SBBobnuug  ber  Bcgaten  im  $alafte  ^ägä  au|cr- 
balb  ber  ©tabt,  erl^ielt  Don  il^nen  DoQftönbige 
^uf flörung  über  aUe  feine  3lDeif el  unb  nal^m  nun 
abermals  feierlid^  alleS  gurüdE,  tt)a§  er  gegen  ben 
apoftolifd^en  ©tu^I  getrau  ober  gefagt  batte.  Sr 
mürbe  l^ierauf  mieber  in  bie  ftird^engemeinfd&aft 
aufgenommen  unb  foK  nun,  mie  ber  SBerid^t  ber 
Segaten  fagt,  i^r  aufrid)tiger  greunb  geworben 
fein.  Somit  f^hxtn  bie  S^ad^rii^ten  über  9liceta8 
auf.  9lufecr  oben  genannter  ©d)rift  gegen  bie  Sa- 
leiner,  bie  fid^  DoUftänbig  erbaltcn  bot  (f.  Cani- 
sius,  Leci  antiqq.  III,  Amstelodami  1725, 
308  sqq. ;  bann  Wül,  Acta  et  scripta  quae  de 
controY.  eccl.  gr.  et  lat.  saec.  XI  composita 
extant,  Lips.  et  Marpurgi  1861,  127  sqq.; 
aud^  bie  ©cgenfd&rift  ^umbertS  ib.,  136  sqq.; 
auc^  bei  Migne,  PP.  gr.  CXX,  1011  sqq.;  bie 
©egenfd^rift  ib.  1021  sqq.),  merben  5liceta8  no(b 
folgenbe  meitere  ©d^riftcn  jugefd^rieben :  1.  De 


267 


!Rtcettu8,  ber  f^l 


272 


irci 


I  iiii 


■*!• ■•  ' 


processione  Spiritus  S.     2.  KatÄ  'Apjievtcüv 
xal  Aa-nvcov  itepl  eöJojjLcov  xai  d^uficov,  bctHer- 
genroether,  Monumcnta  graeca  ad  Photium 
pertinentia,  Ratisbonae  1869,  139.   3.  (Sin 
}ambij(^c§  Ökbid)!  auf  bcn  jungem  ©imeon,^  ab- 
gebrüht bei  L.  AUatius,  De  Symeonum  scriptis 
diairiba,  Paris.  1664,  168  sq.,  Qud^  bei  Migne 
1.  c.  307  sq.  4.  Gin  Hexaömeron  in  15  äq=  j  fcf;' 
piteln,  §bj.  in  Scnebig,  Marc.  625.  au^erbcm '  ^■. 
ift  nod^  eine  SRei^e  fleincrer  SBerfc:  Capitula  |  *"  .. 
ascetica,  De  coelcsti  hierarchia.  De  auim». ' 
De  paradiso,  Epistolae  Ijanbfd^riftlicl)  mduy 
miejen  bei  Fabricius-Harles,  Biblioth.  graor- 
VII,  Hamburgi  1801,  753  sq.;  öon  biejen  ft'*' ' 
bie  suerft  genannte  jejt  bei  Migne,  PP.  gr.  CV^" 
851  sq.  Sgl.  QUd^  Demetracopulos,  Grnf-* 
ortbodoxa,  Lips.  1872,  7 ;  ©frörcr^SBeift  ^- 
5anttn.  ®ejd)i(i^tcn  IE,  ©ras  1877,  52^^   ''• 
546.  [Ählöprlr-  • 

:picrfw5,  ber  \^l,  Sif^of  bon  '^•• 
(527—566),  wirb  ebenfo  trcffenb  iüic  i»'^ - 
bem  gleichseitigen  ©id^tcr  SSenantius  ivi^»'- 
(Carm.  3, 11)  in  folgenben  SBerfcn  d)*n*.»'— 
Splendor  apex  fidei,  vcnerabilo  iiieiüt*  ■ 

Totius  orbis  amor  poniificuin(()" 
Summus  apostolico  pracctrUeiis  r ., 

Auxisti  mentis,  quidquid  hnr*> : ' 
Divino  insistens  operi  tcrrona  r- ' 

Cuimoriturmuiidu8,non  mori^*" 
Tepascente  greges  nuinijuüiii  iiii»*'- 

bunt  bene  securi,  qiios  i.i.t  •::> 
Templa  vetasta  Dei  n'\  «•  a.  : 

Et  floret  senior  to  n  p's' 

Hie  populis  longoH  trü»"?»" 

Et  maneas  pastor,  ';e  '••■ 

SBie  jd^onber9JQmeV>^ 

gaüifd^cr  3l6funfl ;  j-i".- ^*' 

in  9lcint§  geftanbcv' 

mit  bem  SRegicrnr..     •"•• 

fönigS  S^Iobtüio 

QuSfül^rlid^en  in:  " 

beS  ^eiligen  I)a!  . 

IDHtt^eilungcn  i 

bc8  TOcctiu«, 

l^interlaffen.   '/ 

DesaIlcto^': 

nac^  trat  ^Jii.- 

in  n)el^eni  -. 

tJrömmigfci- 

beS  ^btc§ 

ftönig  %b' 

feines  Sbvi. 

iigcn  3Ka:. 

Sel&Ier  ür 

ßrenge  V: 

9lbnincii' 

ber  iV6\v 

Slicetiii- 

gcf*eb. 

nod)  ^ 

feiner  \ 

etnbre- 


benen  öor. 
einSiarf):. 
fifc^cn  ^: 
Saat}:. 

fofc: 


:z  -z  ÄTouif  cm.  §u  0£rc;brtem 

.:  jzzz  snö  yx  Dcnudjief..  Zd 

-ri-rn:  Dtlfy  cn  Den:  Ö^auDcr. 

=::::nr    am  übeliier.  S3c:!amsr., 

.  :=  -jr.  rifjemgcn  ftatfeclücr  tiii:. 

jz  rsr:  .::5en,  boB  fic  ctroar  freier, 

:  :3£r  ^sr.^nt  »er,  backten  Ir:I:^c^ 

:z=:  _<:  icrbl  gar  in  cineir.  ber 

-=  -rafttel:.        [Sdiröbl.] 

r  -  r .  i.  gamiliftcn. 

-  .rrel,  O.Pr.,  ein  Dcrbicrac: 

— r:r    irarre  im  3.  ir»^4  ju 

-  £i.:pc  2?irt?un  geboren,    gr 

U3ii:'  äabrc  alt,  gu  Scrbun 

—-::  c-.r  legte  1612  feine  ©c« 


•••-. 


Izz  izLrib:ti^±in  unb  tJ^colocii^n 
=  r  a  Scri  unb  crtoarb  nd)  ba= 
-  -  :=  ^!::  Sorbonne  bcn  2)ocio:- 
rr  -nnaaLi  ^fr  il&eologic,  in  ncr« 
rrr::^   Cwcnlämtem   unb  burdj 
:=:z::z:.  Irkiiencntttideltccr  bann 
:  2s^:-^\r:i  in  ben  janfcnimicbcn 
.    r:  •^.  rai  2?Hne  be§  17.  Jiobr« 
:.-  -I:  -r-.rpi  niibrannten,  jeigtc  er 
-:.-:n:.-:   ö'.prr:  be§  Sanfenismu*. 
:■::-  -«  ::  SJIrine  ttar  er  9Kir« 
-rr-",-    r-.:^  bie  janjeniiHit^ 
rj    r  j*;:  th   ÄT-rt^eilte  mib  ber 
:-. :  .  :.T ::  21  ^cr  Sorbonne  na4 
■  /.?..:.     £::   rrdicint  benn  aud) 
• : ::   ir^rn;  M^rlefe  Nicolai  all 
:-■  ..-  -\r.  i^cr.ii ,  meiere  in  9?cr« 
.•    :..::::r:r  ^en  Sanfenismul 
...'  • :   -r  TtUt-  üomiften  bejeidj« 
.    •.:  „•..:.::  t  r.j«  giferS  inS^eob« 
r.  •:;..-..    .-c  *:::d)  feine  gröm« 
:  ....     :  :..;ir  Cv-iie,  fo  ba| er  ju 
.:  .:. ":::r.  ^ierben  beS  2o« 
T    •  ":.:::.?•  -^  :.:::.  —  ®ic  5übl« 
., :  r    .:\:.::r  :n  brei  fflaffcn: 
.     .    _-:•  ::i  -i^-rer  Sl^eologen, 
-.  :  \\:\.w\  ur.^  binjugefügtcn 
;.  ::^:ne  tj^eologifd» 
:.•..::• -cc  Si^rif ten.  3" 
*.-   ^uziuiia  j^^r  aud^  Pan- 
r  .  :'...:!\T?   5iaincriu«    Don 
.-.  ..".:•:«*:  ceorbnete  Uni« 
•:.•.. ir   }u  S^on   1655 
!:.:!'iv':iriv:CT  unb  SDiffcr» 
..    i'-.   r* 'irr-moncn  maren 


•  1':  •» 


::e  3anfeniften 
ili':.:c;e  beS  großen 


u:jn  1670  öer« 

•.  ■.  •iii  'iv.-.^lui  mel^rere  ber 

..    r.:oi::.:4  neu  l^erauS- 

**:!i:  :•.:•!::::  unb  anmer» 

^t  :l  .'JC.:  ben  ber  Summa 

•./T'.^tial^'s.  ber  Catena 

> .  :!i::tcri:jre  in  episto- 

i**  ^'i>i7cl:cn  Sommeitfmi 


269 


9li(l^tigfeit86efd^tt)erbe  —  Üticolai,  f^friebrid^. 


270 


bei  3Bo4€  )tt  ffi^nen.  3n  einet  stoetten  Don  i^m 
tKifa|ten€!d^ft  ^SonbemSQBettl^ebet^oImobie'' 
frtl|cUt  er  oIKen  @Ifiubtgen^  toeld^e  an  bem  tftg- 
lutcit  G^orgcbete  tl^nel^men^  Anleitung  unb  9uf « 
sumtcntng,  biefen  Sienjl  mit  frommem  Sinne, 
cü^cflig  unb  anböd^tig  }u  erfüSen,  benn  ^ber 
$falm  tcößet  bie  »etrfibten^  mö|igt  bie  %xo^- 
li^cn,  icfänftigt  bie  3ontigen,  richtet  auf  bie 
ftmirn,  mad^t  bemüt^ig  bie  Steigen,  bietet  j[ebem 
eine  ^fame  Slnnei^  ben  @ihibem  bie  ©nobe  ber 
Sn^ti^ronen*.  3u  ben  SBerbienften  bed  1^1.  9H" 
cctinS  nm  feinen  JKrd^prengel  ifi  (efonberS  bie 
Sioric^tuitg  einer  SilbungSonfialt  für  ^efter  ju 
lö^Ien.  Stne  foU^  l^t  feitbem  immer  in  ober  bei 
bcr  SBo^nmig  beS  Sifd^ofS  unb  unter  be^en  fiei- 
timg  bcjianben.  3uS  ber  ^ftonjfd^ule  beS  ffi.  IRi- 
ceHnS  ging  SrebiuS,  ber  9bt  ju  SimogeS,  f^ttt>ox. 
Um  iDir  bie  SebenSbefd^reibung  feines  Sel^rmeifterS 
bei  Gregor  m)n  £our8  oerbonfen;  ebenfo  ber 
^L  aRagnericuS,  ber  !Rad^foIger  beS  ^eiligen  auf 
bem  Znerer  €tu]^Ie,  mit  meld^em  eine  glön^enbe 
Reihenfolge  Don  93tf(^5fen  germanifd^er  ^bftam- 
aning  beginnt^  mö^renb  9licetiu8  ber  le^te  römifc^« 
goIIiK^  SluteS  nmr.  Sd^Iiepd^  fei  nod^  l^in- 
gemicfen  ouf  bie  Xl^ötigfeit,  meldte  biefer  gro^e 
VUam  tocit  über  bie  ®ren)en  feined  JKrd^en- 
ürcengett  unb  feiner  ftird^enproDin}  l^inauS  ent- 
faltete. 6r  iDOl^nte  535  ber  S^nobe  ju  Slermont- 
Serranb«  549  ber  }u  Orleans  unb  einer  folc^en 
in  $anS^  550  einer  )u  Xoul  bei.  9lu§  feinen 
le|ten  SebenSjal^ren  finb  gloei  @enbfd^reiben  Don 
19111  an  erlaud^te  ^ßerfonen  in  tt>eiter  gerne  auf- 
bODd^,  nwld^  und  3nigni|  geben  oon  feinem 
Skmbenfieifer  unb  Don  bem  l^ol^en  Snfel^en,  mU 
4e<  er  bei  ben  3Räd^tigften  biefer  SBelt  genoffen 
^  3n  bem  erften  menbet  er  \\6)  an  bie  £od()ter 
beS  gronfenfönigS  ßl^Iotar,  „an  feine  gütigftc 
l^ecrin  in  S^fto,  an  feine  Zod^ter,  bie  Aönigin 
Slobctoinbe'' ,  ©attin  beS  SangobarbenfönigS 
Wboin,  meld^  er  bittet  unb  bei  bem  furd^tbaren 
Serid^te  ©otteS  befd^loört,  il^ren  arianifd^en  ©e» 
mo^I  )u  beleihten  unb  su  bem  maleren  ©tauben  gu 
befehlen.  3n  bem  gmeiten  mad^t  er  in  feinem  unb 
feiner  9Jlitbif d^öfe  92amen  bem  ofkömifd^en  ffaifer 
äsjHnian,  ^bem  ^od^geliebten'',  bringenbe  Sor« 
Mungen,  er  möge  fein  565  erlaffeneS  l^aretifd^eS 
f  Oict  De  incomiDtibilitate  corporis  Christi, 
ia  oeld^  er  ber  inrd^e  feine  SReinung,  al§  ob 
bcr  Seib  S^rifti  Dor  feiner  ^uferftel^ung  ebenfo 
BOieioedHd^  gemefen  fei  mie  nad^  berfelben,  mit 
SeiDoIt  als  Sogma  aufbrängen  tooQte,  gurüdf« 
le^en.  «®ib/  fo  fd^Iie^t  baS  toal^r^aft  apofto- 
fif^c  Sd^iben,  Jta^  mir  unS  enblid^  über  S)id^ 
fituen,  bie  2)u  in  Xrauer  Derfe^t  l^afi  über  S)einen 
Serfnft,  S)u,  ber  Sht  fo  lange  unfere  tJfreube  ge» 
ncfen  DorfL^  S)ie|  mar  ber  Sc^manengefang  beS 
\tai\d^  SRanneS;  balb  bana(^  (566)  fd)ieb  er 
Ol  biefem  fieben.  (93gl.  Greg.  Tut.  Opera, 
ii  MdL  Germ.  hist.  Scriptt.  rer.  Meroving.  I, 
727  sqq.;  Nieetii  Opera,  bei  Migne,  PP.  lat. 
LIYIU,  361  sqq.;  Mabillon,  Act.  SS.  ord. 


S.  Bened.  I,  Lutei-Paris.  1668,  191  sqq.; 
Hontheim,  Hist.  Trevir.  dipL  etc.  I,  Aug.- 
VindeL  1750,  34  sqq. ;  Id.,  Prodr.  hist.  Trevi- 
rensis  I,  Aug.-Vindel.  1 757, 41 5  sqq. ;  Blattao, 
Statuta  Syn. . . .  Archidioecesis  l^everens.  I, 
Augustae-Trevir.  1844, 395;  AaQfer,  lieber  baS 
Seben  unb  bie  @d^riften  beS  1^1.  92icetiuS,  Srier 
1872;  Sauerlanb,  S)er  1^1.  !RiceKuS,  im  Pastor 
bonus  n  [1890],  80;  beSorenai,  3ur  Siteratur« 
gef d^.  beS  dcgpifteS  Irier,  ebb.  804.)  [be  Sorensl] 
^U^imsief^etbij  f.  SRed^tSmitteL 
^icobenmf»,  im  31.  %.  ein  Domel^mer  2hibe 
unb  ^l^artfüer^  in  meld^em  burd^  3efu  SBunber 
ein  Stampf  smifd^en  Ueberaeugung  unb  menf d^Iid^er 
Stüdffid^t  etüfianben  mar.  S)iefem  Smiefpalt  [ud^te 
er  burd^  eine  Unterrebung  mit  3efu  ein  Snbe  }u 
mad^en  unb  marb  f  0  93eranlaffung  }u  ber  programm- 
artigen Selel^rung^  meldte  oer  l^L  3ol^anneS  im 
3.  Aapitel  feines  SDangeliumS  unS  aufbel^alten  (at 
3nan  barf  annehmen,  ba|  eS  berfelbe  9licobemuS 
ben  ©orion  mar,  ben  aud^  ber  3:almub  fennt  unb 
als  einen  fel^r  reid^en  unb  angefel^enen  ÜRann  be» 
geid^net  (Lightfoot,  Her.  hebr.  in  Opp.,  Franeq. 
1699,  n,608).  Sermut^Iid^  mar  ber  ^l.  Sol^anneS 
3euge  ber  gebadeten  Untenebung  unb  lonnte  unS 
fo  ein  Seiffnel  Don  ber  9lrt  unb  Steife  (interlaffen^ 
mie  3efuS  ben  gebilbeten  Stauben  gegenüber  feine 
Sel^rmeife  einrid^tete.  SQBeld^en  Srfolg  bie  Selel^ 
tung  3efu  bei  92icobemuS  l^erDoraerufen,  ttHrb  un- 
mittelbar nid^t  mitgetl^eilt.  @ein  fpfttereS  (Eintreten 
für  3efuS  aber  Ool^.  7,  50)  barf,  menn  oud^  in 
Dorftd^tiger  äSBeife  gefd^el^en,  bod^  auf  fortgefd^ritte- 
nen  innem  ©tauben  jurüclgefül^rt  merben.  SHe« 
fer  erfte  Sd^ritt  l^at  il^m  mol^I  meitere  ©nabe 
Derfd^afft,  fo  ba^  er  beim  lobe  3efu  offen  als 
beffcn  äünger  auftrat  (3ol^.  19,  39)  unb  bamit 
ben  Srud^  jmifd^en  ^^arifaiSmuS  unb  d(|riftlid^em 
©lauben  DoDsog.  hiermit  nimmt  bie  l^eilige  @d^rift 
Don  il^m  ^bf^ieb;  aSein  nad^  bem  jule^t  er^ö^Iten 
SBorgel^en  erf  d^eincn  bie  aufeerbiblift^en  ÜJad&rid^ten 
innerlid^  bered^tigt  unb  glaubmürbig.  S)iefen  5U« 
folge  marb  er  nad^  3efu  Sluferftel^ung  Don  $etruS 
unb  Sol^onneS  getauft  unb  gefirmt,  be^megen  aber 
Don  ben  $l^arifäem  auS  ber  Synagoge  auSge« 
fto^en,  f örperlid^  mi^l^onbelt  unb  feines  SSermögenS 
Beraubt,  ©ein  el^emoligcr  Seigrer  ©amaliel  Der- 
barg il^n  bann  in  feinem  ^auf e  unb  pflegte  il^n  bis 
}U  feinem  Sobe.  (£r  marb  in  baSfelbe  ©rab  ge- 
legt, in  melc^em  aud^  ber  1^1.  @tepl^anuS  Beftattet 
morben,  fo  ba^  nad^  bem  Martyrologium  Bo- 
nianum  bie  ^uffinbung  feiner  S^eliquien  jugleid^ 
mit  benen  beS  1^1.  Stepl^anuS  am  3.  ^uguft  ge- 
eiert mirb.  ^nberSmo  ift  ber  25.  S)ecemBer  als 
ein  ©eböd^tntgtag  angefe|t.  (Petrus  de  Nata- 
ibus,  CataL  Sanctorum  4, 3;  @tabler,  ^eiligen- 
ßeiifon  IV,  535.)  [ffaulen.] 

^i^ofai,  gfricbrid^,  ber  bcfanntc  Sertiner 
Sud^bönbler  unb  ?luf  Härcr  (geb.  1 738,  gcft.  181 1), 
ift  l^ier  ju  ermöl^nen  als  ßerauSgcBer  ber  berüd^- 
tigten  ^3lflgcmeinen  beutfd^cn  Sibliotl^cf"  (feit 
1765  l^erauSgegeben),  in  melc^er  SBerfe  auS  aÖen 


271 


9llcolQi,  ©clnrld^  —  5RlcoIai,  Sol^onneS. 


272 


tjf&d^em  bet  ©elel^rfamfett  nad^  bem  ünoPabe 
rattonaliftif  d^er,  tteimaurerifd^et,  fird^enfeinbUc^er, 
ontid^riftitd^et,  inuminotiftif  d^er,  beifHf  d^et  unb  na- 
ütroUftijd^ec  Sleutoeid)^  bergeftolt  beurtl^eilt  (Der- 
ben f oQten,  ba|  gugletd^  auf  eine  rofd^e,  umf offenbe 
unb  tief  einnnrfenbe  SQBeife  bie  biSl^erige  Sl^eologie 
unb  $]^iIojop]^te  als  SDberglaube  unb  3efuitiSmu§ 
über  ben  Raufen jetDorfen  unb  baS  Sntid^riften- 
tl^um  tmter  »ol^mtngenben  Spanien  (reine  9)er« 
nunftreligion,  »al^reS  Sl^rtflentl^um  u.  f.  m.)  )ur 
allgemeinen  ®eItunggebrad^ttt)ürbe.Sinem3Ranne 
tüit  3lkolax  ^ielt  eS  nid^t  fd^uer,  für  feinen  $Ian 
eine  bebeutenbe  %^a^\  Don  SRitorbeitem  }ufQm' 
menjubringen,  ba  bie  tJfreibenferei  in  S)eutfd^Iaub 
ol^nd^in  f  d^on  eine  gro^e  Sn^al^I  Don  Slbepten  l^atte ; 
in  berSSonebe  bedSinl^angd  jum  53.-86.  IBb.  ber 
»ibliofi^el  V  (1791)  rebet  er  Don  über  130  Mit- 
arbeitern. S)ie  Stauten  berf elben  »aren  grunbf ö^Iic^ 
in  ein  tiefeS  ®e]^eintni|  ge^üllt^  bal)er  tt)ei|  man 
aaä^  nur  u^enige  mit  ® eui^j^eit  aujugeben ;  }u  bie« 
fen  gel^örten,  au|er  9ücoIai  felbft  unb  bem  Suben 
SDlofed  9J2enbeIgfo]^n,  Domel^mlid^  ber  protefton- 
tifd^e  ^opft  SQBU^elm  9lbra|am  SeUer,  ber  $re- 
biger  ©ermanuS  Süble,  ber  ^rebiger  ßberl^arb, 
Sefftng  u.  %  S§  umren  nid^t  allein  SRönner  rei- 
fem SlterS^  fonbem  9licoIai  fud^te  aud^  junge 
Seute  an  fid^  gugiel^en;  jene  befaßten  fi(^  me^r 
mit  bem  Untermül^Ien/  befämpften  ben  ®Iauben 
in  fd^Ieid^enbem  Zone  unb  l^ielten  jtd^  Derl^ältnig- 
mö^ig  innerl^alb  gett){ffer  ©c^ranlen  einer  glei|- 
nerif ^en  ÜRft^igung ;  biefe  mad^ten  bie  rüd!fid^t§« 
(ofen  SJlauerbred^er  unb  ftimmten  einen  fo  fred^en 
Xon  an,  ba|  eS  92icoIai  jumeilen  für  ratl^fam 
fanb,  ben  jiungen  Sufflärem  baS  ßinjtel^en  ber 
ouSgeftredttenSfül^D^ömer  )u  commonbiren  unb  Süe 
mit  äßeile  ju  empfehlen,  ^ie  Srf olge  ber  Deretnten 
Xl^fttigfeit  biefer  SRenfd^en  entsprachen  DoUfommen 
bem  $Iane,  meld^er  ber  S)eutfd^en  SBibliotl^el  5U 
®runbe  lag,  unb  Slicolai  l^at  nid^t  mit  Unre^t 
gefagt,  ba^  bie  (bamalige)  gro^e  SleDoIution  in 
ber  Zl^eologie  unb  gl^l^ilofopl^ie  in  SDeutfd^lanb 
eigentltd^  baS  SSerf  feiner  Mgemeinen  beutfd^en 
Sibliotl^ef  fei.  SBenigftenS  tonnten  bie  einjeln 
erfd^einenben,  D^enn  aud^  nod^  fo  Dielen  @d^rif- 
ten  unb  IBrofd^üren  gegen  bie  SReligion  bei  meitem 
nid^t  fo  rafd^,  umfaffenb  unb  tief  eingreifcnb  Djir- 
len,  aI3  bie  unabldfrtg  fortorbeitenbe  gfabrif  eS 
Dermod^te.  S)a5u  fam  nod^,  bag  biefe  Sibliotl^ef 
als  eine  über  ©d^riften  auS  aQen  S^äd^em  ber  ®e- 
lel^rf  amf eit  unb  JNinfte  ftd^  Derbreitenbe  SKecenftonS- 
anftalt  notl^menbig  aud^  Diel  ®ute3  unb  9{ü^Iid^e§ 
entl^alten  mu^te,  unb  ba|  il^reSenu^ung  für  ®e- 
lel^rte,  bie  mit  bem  ©ange  ber  Siteratur  nid^t  un- 
befannt  bleiben  motttcn,  ein  Scbürfnife  Djurbc.  ©o 
übte  Re  auf  bem  ©ebiet  ber  gefammten  Siteratur 
eine  Sen^alt  auS,  Dor  ber  ftd^  baß)  9Ue  beugten, 
bie  Stnen,  um  burd^  ba§  in  ber  Sibliotl^ef  il^ren 
©d^riften  gefpenbete  Sob  eine  ßelebrität  ju  merben, 
bie  Slnbem,  um  ber  in  ©d^impf,  ©d^anbe  unb 
®ift  getaud^ten  gcber  ber  SRecenfenten  gu  ent- 
gelten; benn  in  einer  biSl^er  in  S)eutfd^tanb  nod^ 


nie  bageD^efenen  äSBeife  Derftanben  eS  biefe  Seute, 
il^ren  Smim  getreu  ju  beröud^em,  ^u  DergBttem, 
SU  bef ^impfen,  ju  löftem  unb  ju  Demid^ten.  S)aft 
babei  bie  jfatl^olifd^en,  meldte  an  bem  Glauben 
ii^rer  JHrd^e  feftl^telten,  am  übelften  meglamen, 
Derftel^t  fi(^  Don  felbft;  biej[enigen  ffatl^olilen  "^in- 
gegen,  meldte  merfen  liefen,  ba|  fie  etmaS  freier, 
als  man  eS  biSl^er  gemol^nt  mar,  badeten,  mürben 
mit  Sob  überl^öuft,  ober  mol^I  gar  in  einem  bec 
SBönbe  im  Portrait  bargefteOt        [©d^öbl.] 

ffAcoUAy  jpeinrtd^,  f.  tJfamiKften. 

^kotaiy  Sol^anneS,  O.Pr.,  ein  oerbienter 
franjöftfdder  ®ele]^rter,  nmrbe  im  3.  1594  m 
SJlou^a^  in  ber  S)idcefe  9)erbun  geboren,  (et 
trat  fc^on  1607,  jmölf  Saläre  alt,  )u  Seri)un 
in  ben  $rebigerorben  unb  legte  1612  feine  ®e- 
lübbe  ab.  ©eine  pl^ilofopl^ifd^en  unb  tl^ologtf Am 
©tubien  mad^te  er  5U  ^riS  unb  ermarb  fld^  oa- 
felbfi  aud^  1632  an  ber  ©orbonne  ben  Soctor- 
titel  Suf  bem  Se^rfhilgle  ber  Sl^eologie,  in  tier» 
fd^iebenen  mid^tigen  OrbenSämtem  unb  burd^ 
mannigf  ad^e  literarif  d^e  arbeiten  entmidteße  er  bam 
eine  Dielfeitige  Xl^ätigfeit.  3n  ben  ianfenifUfd^ 
©treitigfeiten,  bie  um  bie  9Ritte  beS  17.  ^c^ 
l^unbertS  an  ber  ©orbonne  entbrannten,  }eigte  er 
ftd^  als  entfd^iebenen  ®egner  beS  SanfeniSmuS. 
3)m  Somet,  Sail  unb  Se  ÜRoine  mar  er  SRit- 
gßeb  ber  Sommiffion,  meldte  bie  |anfenifttfd^ 
S)octrinen  unb  ©d^riften  Derurtl^eiße  unb  ba 
SluSbreitung  j[ener  Seigren  an  ber  ©orbonne  nod^ 
ihäften  entgegentrat,  ©o  erfd^eint  bemt  omS^ 
in  ^aScalS  erftem  ^roDingialbriefe  9HcoIai  ott 
^auptDertreter  berjentgen  $artei ,  meldte  in  Sec^ 
binbung  mit  ben  SRoßniften  ben  3anfeniSnui§ 
befömpft  unb  als  bie  ber  neuen  Zl^omtfien  be^eidb* 
net  mirb.  ^ud^  l^inftd^tßd^  feines  SiferS  in  93eoD- 
ad^tung  ber  OrbenSregel  unb  burd^  feine  8frömp> 
migleit  ftanb  9licoIai  in  l^ol^em  9lufe,  fo  baf  er  jn 
feiner  3^ß  als  eine  ber  größten  Sterben  beS  S>o- 
minicanerorbenS  in  f$franfreid^  goß.  —  Sie  ^oSfi* 
reid^en  SBerfe  9KcoIaiS  jerfaDen  in  brei  iMaffoi: 
a.  neue  ausgaben  Don  SSßerren  frül^erer  Zl^Iogen^ 
meldte  9licoIai  mit  Srflörungen  unb  l^in^ugefügien 
^bl^anblungen  bereid^erte;  b.  eigene  t^eologifd^ 
SBerf e ;  c.  poetif d^e  unb  politifc^e  ©d^riften.  ^ 
ben  erfien  gel^ört  bie  Summa  ober  aud^  Pan- 
theologia  beS  ^Dominicaners  SRaineriuS  Dott 
$tfa  (1351),  eine  alpl^abeüfd^  georbnete  Utti^ 
Derfaß^eologie ,  meldte  Nikolai  )U  S^on  1655 
in  3  Sfoliobönben  mit  Snmerfungen  unb  S)if|ec- 
tationen  l^erauSgab.  S)ie  Siffertationen  moren 
Don  Sebeutung,  ba  fte  gegen  bie  3anfenif}en 
gertd^tet  maren.  Sine  neue  Auflage  beS  groloi 
SBerleS  mürbe  Don  92icoIai  ju  S^on  1670  Des- 
anftaßet.  tJfemer  mürben  Don  !RicoIai  mel^rere  ber 
größeren  SBerfe  beS  1^1.  Zl^omaS  neu  l^eronS- 
gegeben,  Dielfad^  mit  SrÜärungen  unb  Snmer- 
fungen.  S)a]^tn  gel^ören  bie  SluSgaben  ber  SummA 
theologica,  ber  Quodlibetales,  ber  Catena 
super  Evangelia,  ber  Kommentare  in  episto- 
las  8.  Pauli,  fomie  beS  boppeßen  Sommentarf 


273 


9llcoIaitcn  —  JlicoIaS,  9lrmclla. 


274 


in  libroB  Sententianun;  benn  Qud^  ben  fpatem 
glaubte  SKcoIai  bem  ffi,  Xl^omoS  5ujd^reiben  }u 
muffen.  —  Unter  ben  bon  SWcoIoi  fclbcr  öcrfafeten 
t^Iogif^en  @d^ften  ift  auger  ben  f d^on  genann- 
ten SHflertationen  )u  enoö^nen  eine  1656  latet- 
inf4  unb  fran^öfifqerfd^ieneneSb^anblung  gegen 
Sniaiilb  über  bie  bem  ^L  $etrud  ertl^eilte  @nabe. 
dm  iiftiiili(^  ^xt  tourben  Don  einem  feiner 
S4üler  TheseB  theologicae  de  gratia  Dertl^ei» 
biQt,  iDeI4^  bie  iaufeniftifc^en  S)octrinen  angriffen. 
Ser  Sonjenifl  SKcoIe  gab  fie  l^erauS  unter  bem 
UM  Theses  molinisticae  Fr.  Joan.  Nicolai 
doetoris  Parisiensis,  thomisticis  notis  ex- 
pimctae.  3n  ben  Slnmerfungen,  bie  im  ianfenifti» 
}^m  6inne  geleiten  »aren,  fu^te  er  ^licolai  afö 
SRoltni&n  baqufiellen  unb  ju  »iberlegen.  gferner 
fctfrieb  Sticoloi  gegen  Saunop :  De  jejunii  chri- 
gtimm  et  chrisüanae  abstinentiae  vero  ac 
legitimo  ritu  juxta  veterem  Ecclesiae  um- 
Teraatia  nsnm  oecomenica  dissertatio,  1667; 
asi^  anbcre  ^iftorifd^bogmalifdde  ^l^anblungen 
jinb  ffccapt^äflxä^  gegen  fiauno^  gerid^tet.  92ico(at 
bclsm|»ftc  ben  geklärten  ^Qperfritifer  balb  mel^r 
bolb  npeniger  glüdlid^^  urlb  in  bie  Sontrouerfe 
nif^ta  ftd^  ouf  beiben  Seiten  perfönlid^e  9[n» 
griffe,  bie  f^on  k)on  ben  3fitgenoffen  migbifligt 
miÄen.  —  S)ie  Heineren  politifd^en  unb  poetijc^en 
&^lflett  9ticoIai8  ge^en  barauf  av&,  bie  SBürbe 
mb  ben  9ht(m  Sfranheid^S  unb  feiner  ftönige  gu 
feinn.  Cr  fd^eint  biefe  ®elegenl^eit§fd^riften,  in 
Sabeinul^t  feiner  Dielfeitigen  Silbung  unb  ®  elel^r« 
iflodeit,  im  auftrage  feiner  Obern  Derf agt  gu  l^aben. 
6o  Ipüt  er  fd^on  1628  ju  9lom  eine  Sobrebe  über 
bieSrobenmg  Don  SaStod^eUe  burd^  St^uig  XTTT., 
unb  1661  iJerfagte  er  ein  ©ebid^t  jur  geier  ber 
@ebuzt  beS  erftgeborenen  @o^ned  SubloigS  XIY. 
(Er  fianb  benn  auc^  bei  ^ofe  in  großem  ^nfel^en 
nnb  geno^  eine  $en{ion  Don  600  gfranfen.  3lkO' 
Uli  paaci  im  Silter  Don  78  Sorten  ju  $ari§  am 
7.  Stoi  1673  unb  »urbe  in  ber  Raptüt  be§  % 
Stomas  in  ber  ffird^e  be§  JflofterS  @t.  äacqueS 
begraben;  eine  9RarmortafeI  neben  bem  @rabe 
ei^It  ein  längere^  Spitapl^ium,  in  bem  feine  ®e» 
Ic^omfeit,  feine  Xugenben  unb  93erbienfte  l^erDor» 
gelben  loerben.  (3)gl.  Qu^tif  et  Echard  II, 
M7sq.;  Harter,  Nomenclat.  lit.  U,  ed.  2, 
Oeniponte  1893,  40  sqq.;  Bapin,  Mömoires 
L  n.)  [93.  Sungmonn.] 

Jßu$UMtn  l^eigen  1.  im  9^.  Z.  ©ectirer,  meldte 
f4ni  SV  opoftolif^er  3eit  Unl^eil  in  ber  JHrd^e 
fliui4ileieiL  ^a|  biefeS  Unl^eil  fe^r  gro^  geioefen, 
tum  ans  Cffenb.  2,  6  gejd^Iofjen  loerben.  S)eut» 
fiäfa  »irb  bie  91rt  be^jelben  9(poc.  2,  15  ba^in 
ngegeben,  ba^  bie  9hcoIaiten  in  bie  gfu^ftapfen 
woamS  eintraten,  inbem  fie  ba§  Sffen  be§  ®  ö^en« 
4feifkif(^  unb  bie  Un^ud^t  geftatleten.  %u§  ben 
häMn  Stellen  erbeut,  ba^  bie  92tcoIaiten  in  Splie^^ 
fal  mb  in  $ergamum  tbr  SBefen  trieben;  nad^ 
Cfnb.  2,  20  aber  gab  eS  au(^  ^u  ^!)t)atira  ^u» 
Küger  ber  nämlid^en  @ecte.  93on  biefen  l^etgt  e§ 

S.24:  ij-^cu^av  rd  ßa^ea  xou  aaxava.  ^u§bie« 


fen  farfaftif (^  ju  f affeuben  SBorten  barf  man  »ol^l 
fd^Iie^en,  Da|  bie  bamalS  auftauc^enbe  ®nof{g 
au(^  Don  ben  in  SRebe  ftel^enben  ©ectirem  begierig 
gepflegt  »urbe,  fo  bag  bie  92icolaiten  ber  apo- 
ftolifc^en  3eit  in  SSerbinbung  mit  einer  gnoftif^en 
@ecte  gebadet  merben  muffen.  S)er  Urf))rung  ber 
@ecte  tt)irb  gemö^nlid^  auf  ben  Siacon  9tico- 
lauS  jurüdtgefül^rt,  ber  Sl})g.  6,  5  ebenfo  an'8 
Snbe  ber  Sieil^e  gefegt  ju  fein  fd^eint,  xoxt  3ubaS 
äScariot  an^§  Snbe  ber  SlpoftelDerjeic^niffe.  Ob 
berfelbe  mit  böfem  SEßitten  bie  Snlel^re  auf gebrad^t 
l^abe,  ober  ob,  U)ie  (SIemenS  Don  ällesanbrien 
(Strom,  m,  4;  Dgl.  Eus.,  H.  E.  8, 29)  erso^It, 
eine  tugenb^afte  Sleu^erung  Don  il^m  burd^  9Ri|» 
Derftönbnil  ben^rrtl^um^erDorgerufenl^abe,  mirb 
fc^merauSjumad^enfein;  geu)i|ift,  ba^  baSd^rift» 
lid^e  9llter£^um  il^n  als  ben  Url^eber  ber  nicolaiti- 
fd^en  Snle^re  bejeid^net.  (9SgI.  3laml)f,  ®er  ©rief 
3ubae,  ©ulabad^  1854, 102  ff.  112  ff.)  —  2.  3m 
971.-^.  I^iegen  biejenigen  €Ieri!er,  mld^t  ftd^  ben 
S5Iibatdgefe|en  miberfe^ten,  92icoIaiten  ober  Sin» 
l^önger  ber  vlicolaitifd^en  ^örefie.     [Aaulen.] 

I^i^obts,  ^rmella,  DomSSoIfelabonne 
Armelle  genannt,  gel^ört  gu  benjenigen  gott« 
feiigen  ^erfonen  3fratäreid^§,  bie  im  17.  3a^r» 
l^unbert  burd^  il^ren  erbauIi(^enSeben§man^eIunb 
il^r  inneres  Seben  fd^on  ju  il^ren  Sebgeiten  in  l^ol^em 
älufe  ber  f$frömmig!eit  ftanben.  Sl^r  Slnbenlen  ift 
aud^  bei  ber  3la6^mli  in  SSerel^rung  geblieben,  ob- 
gleid^  Don  Seiten  ber  ffirc^e  fein  ^ugfprud^  über 
S^re  Sugenben  unb  SSerbienfte  erfolgt  ift.  3lr« 
mella  mürbe  gu  Sam))eneac  in  ber  Bretagne  am 
9.  September  1606  Don  bürftigen  93auerSleuten 
geboren;  ber  93ater  ]^ie|  ©eorg  9IicoIa8,  bie 
3Kutter  granciSca  K^ant  3lu§  il^rer  frü^eften 
Äinbl^eit  merben  manche  3üge  garter  tJrömmigfeit 
beridf)tct;  inbej  Poffcn  i^re  Sugcnbjal^re  in  ber 
einfachen  SSßeife  eineS  frommen  fiebenS  auf  bem 
Sanbe  unter  beftönbiger  Arbeit  ba^in.  ^13  i^re 
Sitem  fie  im  22.  SebenSjal^re  gu  Derl^eiraten  ge« 
bod^ten,  folgte  pe  biefem  ffiunf^e  ni^t,  fonbem 
entfd^loj  fid^,  im  Jungfräulid^en  ©tonbe  gu  bleiben. 
9Kit  ginioiUigung  ber  6Itcm  DerlicJ  fie  nun  baS 
Sanb  unb  begab  ftd^  in  bie  nöd^ftgelegene  Stabt 
^loärmel,  um  bort  alS  9}{agb  gu  bienen  unb  mel^r 
©elegenl^eit  für  i^re  religiöfen  Hebungen  unb  Se« 
bürfniffe  gu  finben.  Sie  lebte  guerft  l^ier,  einige 
^a\)xt  fpäter  in  ber  großem  ©tobt  SanneS  unb  beren 
Umgegenb  bei  Der[d^iebenen  §errfd&aftcn,  barauf 
onbert^alb  Saläre  als  ^pr^üterin  im  jflofter  ber 
Urfulinerinnen  gu  SanneS.  Unter  DieIfo(^en  S3cr» 
fud^ungen  unb  Prüfungen,  bei  anflrengenber  ^r» 
beit  unb  mannigfad^en  Su^übungen,  entmidfelte 
fid^  mel^r  unb  mel^r  il^r  inneres  Seben  unb  eine 
innige  Bereinigung  mit®ott;  aud^  fanb  fie  glüdt- 
lid^erttjcife,  befonbcrS  bei  ben  3efuitcn,  9)Zönner, 
bie  ]\ä)  il^rer  onnol^men  unb  fie  bei  ben  il^  gu» 
flie^enben  au^erorbentlid^en  ®naben  in  Derftön» 
biger  SBeife  leiteten.  3m  fflofter  fd^Io^  fie  fid^ 
befonberS  einer  ©d^locfter  3eQnne  bc  lo  9JotiDite 
an,  mit  ber  fie  au4  befreunbet  blieb,  als  fie  nad) 


275 


SlicoIaS,  9(U9U{!. 


276 


einiger  3eü  tl^re  SteEung  toiebec  Derlieg^  obgleich 
bie  ©enoffenfc^oft  fte  gern  oIS  Sd^mefler  auf« 
genommen  l^ätte.  S)q8  Se6en  Wtn  bort  il^rem 
innem  2)range  nad^  ^btöbtung  nid^t  }u  genügen; 
fie  (eierte  ju  einer  frül^em  fterrfc^oft  auf  bcren 
bringenben  SBunfd^  prüd  unb  blieb  bei  berfelben 
Icntge  Solare  l^inburc^  bis  ^um  Snbe  il^reS  SebenS. 
ffier  ©(^ttjefter  Sol^onna  t^eilte  fie,  bo  jle  felber 
loeber  lefen  nod^  jd^reibcn  tonnte,  auf  bercn  SQSunfc^ 
unb  auf  ben  S^atl^  il^reS  gemeinfamen  @eeten> 
fü|^rerd  fortmöl^renb  93iele§  au§  il^rem  ®eifte§Ieben 
mit;  bie  Urfulinerin  jd^rieb  biefe  ÜRitt^eilungen 
auf,  unb  fie  xoax  ed  aud^,  bie  f))öter  ba§  Seben  ber 
^guten  armetta"  berfa^te.  3n  «rmella^S  SEßanbel 
Seigte  ftd^  ein  bel^arrlid^eS  Streben  nad^  ber  93oQ- 
fommenl^eit,  treue  Erfüllung  tl^rer  ^fiid^ten  aI8 
2)ienftmagb,  f ortteö^renbe  SluSübung  ber  Xugen« 
ben,  befonberS  ber  S)emut^  unb  ^btöbtung.  Der« 
bunben  mit  einem  fteten  SSanbel  in  ber  ©egen» 
loart  ©otteS  unb  einer  mQftijc^en  ^Bereinigung  mit 
bem  göttUd^en  ^eilanbe.  Sl^r  Seben  blieb  ein  ver- 
borgenes, menngleid^  fie  il^rer  Xugenben  loegen 
fel^r  gefd^ä^t  mar  unb  man  fid^  bielfad^  il^rem  le- 
bete em))fa^I.  infolge  eines  Seinbrud^eS  l^atte  fie 
in  ben  legten  Salären  il^reS  SebenS  gro^e  ©d^merjen 
SU  erbuloen  unb  bemäl^rte  fld^  au$  l^ierbei  als  ein 
SKufter  ber  ©ebulb  unb  freubigen  Srgebung  in 
©otteS  SBiQen.  3n  il^rer  legten  ffranf^eit  geigte 
fid^  befonberS  bie  SBerel^rung,  bie  fie  genog,  burd^ 
einen  großen  3ubrang  oon  ^erfonen  iebeS  @tan« 
beS  }u  il^rem  Sterbebett.  Sie  entfd^Iief  gottfelig 
am  24.  October  1671.  3(ud^  bei  ber  ^uSfteÜung 
ber  fieid^e  offenbarte  jid^  burd^  ben  3ubrang  ber 
ÜRenge  bie  l^o^e  SReinung,  bie  man  oon  ber  Xu» 

Senb  ber  SSerftorbenen  l^atte.  S)ie  3efuiten,  bie 
e  befonberS  geleitet  l^atten,  erhielten  auf  il^ren 
äSBunfd^  baS  ^erj  Strmdla'S,  um  eS  in  il^rer  Stixäft 
beijufe^en ;  bie  fieid^e  mürbe  bann  fel^r  feierlid^  in 
ber  Äird^e  ber  Urfulincrinnen  beftattet.  Sieben  bem 
®rabe  marb  eine  Xaf el  angebrad^t  mit  einem  @pi- 
tapl^ium,  in  ber  il^reS  9{amenS  als  ber  .bonne 
Armelle*,  ber  aufeerorbentlid^en  ®nabcn,  bie  fie 
oon  @ott  empfangen,  unb  il^rer  Xugenben  Sr- 
mäl^nung  gef  d^iel^t,  mobei  {ie  bem  @thtit  empf  ol^Ien 
mirb  mit  ber  SRal^nung,  il^rem  93eifpiele  in  ber 
Siebe  ©otteS  ju  folgen.  S)ie  SSercl^rung  ber  S3er« 
ftorbenen  bauerte  fort,  unb9Ran^e  famen  gum 
®rabe,  um  ftd^  il^rer  gürbitte  ju  empfel^Ien,  ober 
für  ©naben,  bie  fte  bicfer  fjürbitte  jufd^riebcn,  ^u 
banfen.  3m  folgenben  3a$re  gab  i^re  gfreunbtn 
)u  SSanneS  ^rmeüa'S  Seben  l^erauS;  fd^on  nad^ 
wenigen  Salären  (1678)  erfolgte  eine  ^meite,  öer« 
meierte  Auflage.  S)er  litel  beS  SBerfeS  ift:  Le 
triomphe  de  Tamour  divin  dans  la  vie  d'une 
grande  servante  de  Dieu,  nommee  Armelle 
Nicolas,  döcedee  l'an  de  Notre-Seigneur  1671 ; 
fidMement  ecrite  par  une  religieuse  du  mo- 
nastere  de  sainte  Ursule  de  Vannes,  de  la 
congregation  de  Bordeaux,  et  divisee  en  deux 
parties.  A  Yannes,  chez  Jean  Gilles,  im> 
primeur,  1678,  avec  approbation.  —  9Kau 


^at  ^rmeQa  92icoIaS  ju  ben  Ouietiften  gegfil^tt 
(^eppe,  ®ef(^.  ber  quietifL  SR^fti!  in  ber  fatl^oL 
ßird^e,  Berlin  1875,  97),  unb  fte  l^at  ouc^  €901« 
patl^ien  bei  ben  proteftantifd^en  $ieti{ten  ober 
^feubom^ftifem  gefunben.  93on  ^oiret  (f.  b.  Slrt) 
mürbe  baS  Seben  ^rmeOa'S  überarbeitet  unb  1704 
5u  Slmfterbam  unter  bem  2:itel  „2)ie  @d^Ie  ber 
reinen  Siebe  ©olteS''  l^erauSgegeben.  ^ienntS 
beranftaltete  Xerfteegen  (f.  b.  %rt.)  einen  SluSgug 
unter  bem  Xitel  ,,S)aS  Seben  ber  SlrmeSa  Wxo» 
taS"  inben  ^^^uSerlefenenSebenSbefd^reibungen  l^eip 
liger  Seelen''  1, 2.  ^ufl.  1 754.  SS  mögen  immerhin 
einige  SluSbrüde  in  ben  SRittl^eilungen  StrmeQo'S, 
meldte  burd^  bie  genannte  Urfulinerin  oufgejeid^el 
mürben,  einen  gemiffen  9nftrid^  oon  quiettftifd^ 
SR^ftil  l^aben ;  ba  bie  SontroDerfe  über  ben  Ouiet^ 
muS,  burd^  meldte  SRand^eS  Üarer  gefteüt  muibe, 
in  iJfranfreid^  bamalS  nod^  nid^t  begonnen  l^otte, 
fo  märe  baS  Ieid)t  }u  erflören.  äSBemt  man  tnbe| 
baS  arbeitfame  Seben  SlrmeEa^S  unb  {ene  Steu^» 
rungen  im  3ufammenl^ange  mit  il^r  praltifd^ 
Sfrömmigfeit  unb  il^rer  ganzen  ©eifteSric^tung 
betrad^tet  unb  s^gleic^  ermögt,  ba|  fie  Don  etn- 
MtSooQen  ÜRönnem  geleitet  mürbe  unb  ibnen 
folgte,  fo  gelangt  man  5U  bem  Urtl^eil,  ba^  fie 
t7om  quietiftifd^en  ^{eubom^fticiSmuS  frei  5U  fpre- 
d^en  ifl  unb  il^r  inneres  Seben  in  ben  rid^ttgen 
©renken  ber  9lScefe  unb  ber  red^tglöubigen  SRq« 
ftil  blieb,  ^nä)  mar  il^r  Slnbenfen  immer  ge« 
el^rt,  unb  bon  fatl^olifd^en  Sd^riftftellem  muäe 
mel^rfad^  il^r  Seben  als  SDlufter  eines  gotteSfürd^ 
tigen  unb  tugenbl^aften  SBanbelS  bargejteDt.  (fBgL 
au^er  ber  genannten  SebenSbefd^reibung:  L'abbö 
C.  J.  Bussen,  Vie  d' Armelle  Nicolas,  ou  le 
regne  de  Tamour  de  Dieu  dans  une  ftme, 
Paris  1844;  %  Stol),  Segenbe  ber  ^iligen, 
24.  Dctober.)  [99.  Sungmamu] 

9i^ora$,  Sugufl,  einer  ber  naml^fteflen 
franjöfifd^en  Slpologeten  beS  Sl^riflentl^umS  im 
gegenmörtigen  3a]^r|unbert,  mar  geboren  im  3. 
1807  juSorbeaus,  mibmeteftd^  bem  Sted^tSfiubinm 
unb  mürbe  SRcd)tSanmaIt  am  !5nigl.  ©erid^tSl^ofe 
bafelbft.  Salb  (1841)  mürbe  er  jum  gfnebenS« 
rid^ter  beS  vierten  ^rronbtffement  oon  ^orbeous 
ernannt.  92ad^  1848  mürbe  er  ^btl^eilungSd^f  im 
SuItuSminifterium  p  $ariS  unter  bem  SRinifiet 
be  gaflouj.  6r  blieb  in  biefer  feiner  gundion 
aud^  nad^  bem  Sturse  biefeS  ÜRinifterS  unb  eti^ielt 
im  %  1854  bie  ©eneralinfpection  über  alle  Siblto« 
tl^efen  tJfranfreid^S.  92ad)ge]^enbS  mürbe  er  a& 
JRid^ter  bem  ©erid^tSl^ofe  erfler  Snjianj  ber  Seine 
jugetl^eilt.  Qx  parb  im  3. 1888  }u  SSerfailleö.  — 
9JHt  einem  tief  religiöfen  ©emüt^e  unb  mit  reid^ 
©eifteSgaben  auSgeftattet,  mugte  9{icoIa8,  obgleid^ 
burd^  bie  ©efd^öfte  feines  IBerufeS  nad^  QUen 
Seiten  l^in  in  ^nfprud^  genommen,  eS  bod^  )u  er- 
mögltd^en,  ba^  er  eine  ausgebreitete  literorifd^ 
Xl^ötigfeit  entfaltete,  bie  faft  auSf(^Iie|Ud^  auf 
bem  apologetijd^en  ©ebiete  ftd^  bemegte.  (&c  lyd 
fein  ganjeS  Seben  ber  Segrünbung  unb  SScrt^l» 
bigung  beS  Sl^riftentl^umS  gegenüber  ben  pfeubo« 


277 


!R{cotaS,  SugufL 


278 


p^fopl^tfd^  mobemen  Strt^ümem  geiDibmet 
Bnb  eine  SRei^  Don  SBerfen  in  biefer  Slid^tung  ge- 
f^riebcn.  S)i€  (ouptf öd^Iid^ßen  berfelben,  bie  aud^ 
uC%  Seutfd^  überfett  niurben,  fmb  folgenbe: 
a.  $^fop^i|d^e  6tubien  übet  bog  Sl^riftentl^um 
(Etodes  pluloBophiques  sur  le  christianisme), 
Sorbcaus  1842^1845,  4  9be.,  ein  aSert  bQ§ 
in  S^onfrcic^  in  tHelen  Auflagen  erfd^ien  nnb  Don 
^cfher  md^  ber  7.  Auflage  in'S  S)eut[(^e  überfeM 
iDini)e.  b.  SHe  Sungfnm  ÜRoria  unb  ber  göttlid^e 
f^UoL  9teue  €tubien  fibet  bog  Sj^nftentl^um  (La 
Vierge  Marie  et  le  plan  divin.  Nouvelles 
etüdes  pfailosophiques  sur  le  christiamsmeX 
¥azi8  1852. 1853.  1861,  4  Sbe.,  überfe^t  in'S 
£cntf4cD.AarI9tei(l^ing,  StegenSb.  1856—1860. 
Sd^Tcnb  boS  erßere  SBerl  eine  ooQflönbige  ^po- 
bgic  bc«  (Sl^flent^umd  bietet,  fd^tlbert  bog  festere 
btc  @telhuig,  meldte  bie  l^ige  Shntgfrau  in  ber 
4fri{}liij^  ^85conontie  einnimmt.  S)o}U  f om« 
nm  ferner:  c.  Sie  ftunft  beS  ©loubenS,  ober 
ptüofop^d^  Vorbereitung,  um  d^riftlid^  ju  glou» 
ben^  2  IBbe.,  bentfd^  Don  molf  ^lifle,  StegenSb. 
1867.  d.  Sie  (Sottl^it  (S^rifti,  neuer  IBetoeiS, 
abgeleitet  au8  ben  neuerlid^en  Angriffen  beg  Un- 
gbmbenS,  }ugleid^  3fort|e|ung  ber  pl^ilofopl^ifd^en 
Stnbien  über  baS  Sl^riflentl^um,  beutjd^  nad^  ber 
3.  «n{L,  aiegenSb.  1864.  68  ift  biefed  SBerl  gegen 
Straon  gerietet.  Snblid^  e.  Vom  $roteftanti§mu§ 
unb  allen  ^rejien  in  il^rer  Sejtel^ung  ^um  @octa- 
Iifinm8,^ß(ni81852  u.l853,293be.,beutfd^$aber- 
bom  1854.  Se  ift  in  biefen  SBerlen  ein  reid^er 
SfonbS  beg  SBiffenS  ntebergelegt ;  bie  elegante  gform 
ber  S)arfleIIung  tt)etteifert  mit  ber  Xiefe  beS  @e- 
banbnS,  fo  ba6  bereu  fiectüre  nid^t  blog  über* 
fengenb  nnrft,  fonbem  aud^  bem  ©emütl^e  einen 
bolien  ®enug  geloöl^rt.  Ueber  ben  S^^^^  ben 
$Iffli  unb  bie  SBefd^affenl^eit  feiner  SBüd^er  fprid^t 
fu6  KicoIaS  in  ber  SSorrebe  ju  feinem  erften  SBerfe 
.^^tlofop^ifd^e  @tubien  über  baS  Sl^riftentJ^um" 
in  folgenber  SBeife  an^:  „^ä^  l^abe  e§  mir  jur 
Snfgobe  gemalt,  in  ben  @etftem  bie  @r!enntni^ 
ber  9UIigion  mieberl^eriuftellen,  inbem  id^  oUe 
(Slieber  ber  itette  lieber  aufnel^me,  Don  ben  ein» 
häfftta  SBol^rl^eiten  an,  tt)ie }.  S.  Don  einem  gei« 
^en  ^rinctp  im  ÜRenfd^en,  Don  ©Ott,  Don  ber 
n^erblid^feit  ber  @eele  u.  f.  m.,  bis  gu  ben  be« 
Simmteften  (Srünben  unb  auSfül^rlid^ften  33eit)etfen 
bcS  Idt^olifd^n  ®Iauben§.  3d^  fd^reite  babei  ftetS 
in  p^ilofopl^ifd^en  Erörterungen  fiufenioeife  Doron 
snb  p|e  jeben  $unft  mit  Argumenten  unb  mit 
Sengniffen,  bie  foDiel  al§  möglid^  au§  ben  SBiffen- 
fioften  unb  neueren  9uctorüötcn  gefd^öpft  ftnb, 
befonberfi  auS  benen,  bie  ou^erl^olb  ber  äleltgion 
9e^  bomit  bie  SBal^r^eit,  au§  ber  DoIIfommenen 
ncbereinftimmung  jener  mit  ber  S^eligion  l^erDor» 
ge^enb,  bie  »iberftrebenbften  ©eifter  treffe.  3n 
biefer  Sejie^ung  bietet  meine  Arbeit  eine  @eite 
bar.  Don  ber  ouS  betrad^tet  fte  an  ©eioid^t  einiger» 
■alcn  geminnt  3d^  barf  biefeS  »ol^I  o^ne  ^el^I 
■fifpred^  3n  ber  2BeIt  erjogen,  mitten  unter 
benen  lebenb,  bie  ber  Steligion  entfrembet  ftnb. 


fann  id^  iffc  ÜRi^trauen  rok  aud^  il^re  ßntpfäng- 
lid^feit  beffer  fennen  lernen,  fonn  auf  Dertrautere 
SBeife  mid^  il^nen  nöl^em  atS  Solmetfd^er  ber  reli- 
giöf  en  SBal^rl^eit,  bereu  ©prad^e  fle  Dergeffen  l^oben, 
mit  il^nen  Derfel^ren  unb  il^nen  biefelbe  }ugöng- 
lid^er  mad^en,  inbem  id^  fie  il^nen  in  fold^en  f$for- 
men,  gleid^fam  in  tt)ettlid^en  if leibem  biete,  loeld^e, 
ol^ne  bie  @ad)e  felbft  gu  Detlefen,  il^r  nur  ein  on- 
bereS  StuSfel^en  geben.  Siefe  ßrmögung,  in  einer 
glöubigen  3^it  ol^ne  SBebeutung,  gewinnt  6m[t 
unb  SBid^tigfeit  in  einem  Sol^rl^unbert,  ba  man 
Don  ber  9teligion  xAä)\^  ^nbered  lennt  als  bie 
Sorurtl^eile,  bie  fle  entftcllen,  unb  bie  fie  gemiffen 
©eiftem  tt)ie  ein  ©efpenft  erfd^einen  laffen,  bem 
man  nid^t  folgen  lönne,  ol^ne  mit  ben  Sebenben 
ju  bred^cn  . . .  ©ieS^it  ifi  ebeuDorangefd^ritten; 
bie  Stimmung  mie  aud^  ba3  93ebürfnig  ber  ©eifter 
ifi  ein  anbereS  gcmorben,  unb  ber  fjorlfd^ritt  ber 
SBiffenfd^aft  l^at  ben  ©efid^tSpunft  ber  SBal^rl^eit 
DerrüdK.  S)ie  f$foIge  baDon  i[t,  ba|  mond^eS  un« 
fterblid^e  SBerf,  loeld^eS  im  ©taube  war,  bie  3r- 
religiofität  feiner  ß^it  ju  bejd&ömen,  bem  gegen» 
mörtigen  Sebürfni||e  ber  ©eifter  nid^t  mel^r  ent« 
fprid^t,  weil  e§  fünfte  Dertl^eibigt,  bie  man  bereits 
aufgegeben  unb  Derlaffen,  unb  weil  eS  nid^t  ant- 
wortet auf  bie  Eingriffe,  bie  man  gegen  neue 
fünfte  gerid^tet  l^at.  3)ie  SBal^rbeit  ift  in  ftd^ 
felbft  unwanbelbar;  weil  aber  ber  Srrtl^um  (eben 
lugenblidt  feine  ©tellung  gegen  fie  wed^felt,  fo  ift 
eS  notl^wenbig,  bog  fie  fid^  il^m  unter  mel^reren 
©eftalten  entgegenfteUt  unb,  ol^ne  Dom  $Ia^  }u 
weichen,  il^rem  unfteten  unb  beweglidben  fjfembe 
Don  jeber  ©eite  bie  ©tim  bietet"  6$ewi|  ftnb 
bie  l^icr  ^erDorge^obenen  ©eftd^tspunfte  fel^r  rid^- 
tig,  unb  man  mufe  gcftcl^en,  ba^  91icoIa8  fle  in 
att'  feinen  ©d^riftcn  mit  gro|cm  ©cfd^idt  jur  ©el- 
tung  unb  sur  ^nwenbung  gebrad^t  l^at.  ©eine 
apologetijd^en  Ausführungen  ftnb  überaQ  nid^t  fo 
faft  für  ^l^eologen  alS  Dielmel^r  für  fiaien  beredt- 
net,  weld^e  in  ber  SBelt  ftel^en  unb  mit  biefer  unb 
il^ren  3nt^ümem  Derfel^ren;  fte  berüdtftd^tigen  oud^ 
übcratt  DorjugSweife  bie  mobemen  Srrtpmcr,  jene 
foIfd)en  ®octrinen,  wcld^e  l^eutgutage  bie  ©eifter 
faSciniren  unb  bem  pofitioen  ßl^riftentl^um  ent» 
fremben.  ®ie  5RicoIo§'fd^en  ©d^riften  ftnb  bal^er 
gonj  geeignet,  gleid^fam  einen  ©auerteig  ju  bilben, 
um  bamit  bie  bem  ßl^riftentl^um  entfrembete  mo» 
bcme  SBelt  ju  burd^bringen  unb  in  il^r  bie  d^rift- 
lid^e  3bee  wieber  neu  gu  beleben  unb  jur  |)errfd^aft 
ju  bringen,  ©o  erweist  fid^  5RicoIaS  alS  ein  wür» 
bigeS  ©lieb  jener  „religiöfen  ©d&ule"  in  granf- 
reid^,  weld)e  im  laufenben  Sal^rl^unbertc  fd^on  fo 
ScbeutenbeS  für  bie  SÖBieberbelcbung  beS  d&riftlid^en 
©elftes  auf  bem  ©ebiete  ber  SBiffenfd^aft  unb  beS 
ßcbenS  gciciftet  l^at.  @r  ift  aud^,  einige  trabitio» 
naliftifd^e  Slnflänge  abgered^net,  jenen  Sntl^ümem 
ferne  geblieben,  in  weld)e  man^e  TOitgliebcr  biefer 
„religiöfcn  ©^ule"  ftd^  leibcr  Derftridft  l^abcn. 
©eine  ©d^riften  blieben  batier  aud^  Don  ber  fird^» 
lidfien  3luctorität  nid^t  blo|  ftetS  unbeanftonbet, 
fonbem  fte  würben  Don  ben  93ifd^öfcn  aud^  auf  S 


279 


5Ricolau8,  ©iacon  —  JlicolauS  L,  bcr  1^1. 


280 


SBärrnfte  empfol^lcn.  6inc  SebcnSbcjd^reibung  9li- 
coIaS'  0Qb  P.  Lapeyre,  Aug.  Nicolas,  sa  yie 
et  ses  Oeuvres,  d'apräs  ses  Mömoires  in- 
ödits,  ses  papiers  et  sa  correspondance,  Par. 
1892.  [StörfL] 

'^icotanSj  im  91.  2:.  einer  ber  fieben  t)on  ben 
Slpoftcln  eingejefcten  ©iaconcn  (^pg.  6,  5).  S)a8 
d^rijHid^e  «Itcrt^um  fal^  t^n  aß  ben  (Stifter  bcr 
©ecte  ber  SRicoloiten  (f.  b.  ?lrt.)  an,  unb  obtool^I 
ElemenS  öon  ^llesanbrien,  6u}ebiu8  unb  9lu0ufti« 
nu8  biejer  SReinung  nid^t  beipflid^ten  su  lönnen 
glauben,  i{!  9{icoIau8  bod^  ber  einzige  Don  ben 
jleben  ©iaconen,  toeld^er  im  römifd^cn  ÜRart^ro« 
logium  nid^t  aufgefül^rt  mtrb.  [Aaulen.] 

yicotous  L— V.,  ^äpfle.  —  !R{colau8  L, 
ber  H  (858—867),  war  ber  Sol^n  be8  ^rimi- 
ceriuS  X^eobor.  $apft  @ergiu§  ü.  nal^m  i^n  in 
ben  pöpftlid^en  $alaft  auf  unb  »eil^te  il^n  )um 
©ubbiacon,  Seo  IV.  jum  ffiiacon ;  SSenebict  m. 
fd^enfte  il^m  fein  befonbereS  SSertrauen  unb  ge« 
braud^te  i^n  bei  oQen  luid^tigen  ©efc^öften.  f$ftinf- 
}e^n  Sage  nac^  bem  2:obe  be§  le^tem,  am  24.  ^ril 
858,  ttmrbe  er  ju  beffen  9tad^foIger  geuöl^It  unb 
am  felben  Sage  intl^ronifirt  unb  gefrönt.  @ott)eit 
befannt,  ift  bie|  ber  erfte  f^aU  ber  ihönung  eines 
^apfted.  ffaifer  Subluig  n.,  mlä^tt  pd^  in  ber 
Ställe  9lomS  befanb,  begab  fid^  auf  bie  jhtnbe 
Don  bem  Slbleben  SBenebtctS  bortl^in,  toax  bei  ber 
SBal^I  suQCden  unb  {oQ  jte  aud^  begfinftigt  l^aben. 
3ur  öffentlichen  93efräftigung  il^rer  gfreunbfd^aft 
l^ielten  $apft  unb  Aaifer  brei  2age  lang  ein  f e{er> 
lid^eS  (Saftmal^I.  9118  ber  Aatfer  in  fein  fiager 
giuitdCgefel^rt  mar,  befud^te  il^n  ber  $apft  balb 
barauf ;  ber  ffaifer  fam  i^m  entgegen  unb  fül^rte, 
ebenfo  mie  bei  ber  Slbreife,  nad^  $ipin8  Scifpiel 
eine  ©tredte  lang  beffen  ^ferb,  mie  eS  fpäter  al§ 
CerimonieQ  gur  IBegeigung  ber  S^rfurd)t  Dor  bem 
oeiftlid^en  Oberl^aupte  allgemein  äblid^  marb.  S)a§ 
^ontificat  3licoJau§'  I.  pel  in  eine  zerrüttete  3cit; 
er  mu|;te  einen  l^arten  jfam))f  gegen  fittenlofe  ©rope 
unb  feile  $rölaten  füliren^  au§  bem  aber  bie  pöpft- 
lid^e  ©emolt  ftegreid^  l^erDorging.  Salb  fd)on  l^atte 
er  mit  bem  übermütl^igen  ßrjbifc^of  3o]^anne§  üon 
SfiaDenna  }u  fäm))fen,  gegen  ben  er  fomol^I  ba§ 
SRed^t  Ruberer  als  auc^  fein  eigenes  3iti}i  md)  ^n» 
feigen  sugleid^  Dertl^eibigen  mu^te.  S)erfelbe  l^atte 
SleruS  unb  93oIf  l^art  bebrüdtt,  fie  in  il^rem 
9efi^  beeintröd^tigt  unb  ©eiftlid^e  eingeferfert. 
S)ie  9Ra]^nungen  be3  ^ßapfteS  blieben  niddt  aQein 
frud^tloS,  fonbem  reiften  il^n  }u  nod^  größeren  ®e- 
malttl^atigfeiten;  er  ri|  fogar  ©fiter  beS  ))a))ftlid^en 
©tul^IeS  an  \\ä),  Demid^tete  bie  bafür  fpre^enben 
Urfunben  unb  legte  geföljd^te  Dor,  bie  pö))ftlid^en 
©efanbten  lie^  er  einferfcm  unb  mi^l^anbeln.  SDa 
er  einer  breimaligen  Sorlabung  nac^  5Rom  nid^t 
nad^fam,  belegte  il^n  92icoIau§  mit  bem  IBanne. 
Sol^anneS  ffol^  gum  ifaifer  nad^  $auia  unb  fom 
mit  beffen  Slbgefanbtcn  nad^  SRom.  S)icfe  über« 
jeugten  pd^  jicbod^,  bo^  ber  grjbif d^of  il^rcn  ©d^u^ 
mi^raud^e.  92icoIau8  felbp  begab  pd^  auf  Sitten 
ber  Sinmol^ner  be§  S^^^rd^ateS  mä)  S^aDenna, 


fteUte  l^ier  bie  Orbnung  mieber  l^er  unb  gab 
ben  ^Beraubten  il^re  ©fiter  jurfidt.  ^8  SoJ^omteS 
mieber  nac^  ^oDia  lam,  moQte  ^ier  niemonb  ben 
©ebannten  aufnel^men;  berifaifer  felbp  rietl^  ^ 
unter  3upd^erung  feiner  gfürf^rad^  jur  tbrter- 
merfung.  ®iefe  erfolgte  auf  einer  römtfd^  ©^n» 
obe  im92ouember961.  Sol^anneS,  ber  fein  Orbi« 
nationSgelöbni^  Derfölfd^t  l^atte,  tag  eine  neue 
gformel  Dor  unb  mürbe  bann  mieber  in  bie  ftird^en» 
gemeinfd^aft  aufgenommen.  Unter  3uftimmung 
ber  ©pnobe  befahl  iJ^m  ber  $apft,  SUIeS  ^u  refK- 
tuiren,  aUiöl^rlic^  einmal  pd|  in  9tom  p  PeOeR, 
in  Slemilien  ol^ne  Dorangegangene  Sßal^I  burd^ 
SIeruS  unb  93ol!  feine  Sifd^öfe  )u  confecriren  vaab 
feine  ©uffragane  nic^t  an  ber  SReife  nad^  9tom  )u 
binbem.  fieiber  bauerte  ber  t^riebe  nu^t  lange; 
f d^on  nad^  einigen  ^af^ttti  trat  ber  Sr^bif d^of  mieber 
f  einblic^  gegen  ben  ^Qp\i  auf  unb  betl^eiligte  W^  an 
bem  Kampfe,  ben  bie  ßrjbifd^öfe  2:|eotgaub  Don 
Srier  unb  ©fintier  Don  ßöln  gegen  9ticoIau8  fiU^« 
ten.  Serfelbe  galt  ber  ßl^eangelegenl^it  Sotl^arS,  bie 
im  9lrt.  ßotl^ar  (VHI,  160  ff.)  be^anbelt  ip.  ©iefcr 
©treit  nal^m  bie  gan^e  StegierungSgeit  9HcoIauS'  I. 
in  Snfprud^,  unb  er  l^atte  nid^t  bie  gfreube,  ibn  be- 
enbet  gu  feigen.  llnerfd)ütterlid^  auf  bem  Soboi 
beS  fird^Iid^en  S^ed^teS  ftel^enb,  mar  er  bod^  milbe  in 
Ausübung  ber  fird^Iid^en  ©trafgemalt.  &o|  ber 
einbringlid^pen  SRal^nungen  unb  entfd^iebenPen 
Srol^ungen,  bie  er  gegen  ben  gefrönten  ßl^bred^ 
Sotl^ar  hd^tete,  ip  er  bod^  nid^t  baju  fibergegangen^ 
il^n  mit  bem  ^anm  }u  belegen.  Sine  anbere®^ 
angelegenl^eit  mar  bie  ber  (Sngeltrube,  ber  ©emal^ 
lin  be§  ©rafen  SBofo,  mal^rfd^einlid^  eines  SruberS 
ber  Königin  Sl^ietberga.  ^iefelbe  l^atte  pd^  um 
bie  9Ritte  be§  Sal^reS  857  Don  einem  SBul^Ien  ent- 
ffil^ren  (apen  unb  pd^  mit  bemfelben  in  Derfdbi^be* 
neu  ©egenben  f$franh:eid^S  uml^ergetrieben.  9Hc0" 
lauS,  beffen  93orgönger  Senebict  Don  93ofo  um 
$ilfe  angerufen  mar,  nal^m  pd^  ber  ©ad^e  fräftig 
an.  3laä)ttm  mel^rere  ÜRal^nbriefe  Dergeblid^  ge« 
biteben  maren,  beauftragte  er  eine  ©Quobe  gu  !Dlai- 
lanb  im  3. 860,  Sngeltrube  Dor^ukiben  unb,  toenn 
pe  nic^t  erfd^iene,  mit  bem  Slnatl^em  }u  belegen. 
®a  pe  ber  Sabung  nid^t  folgte,  mürbe  iene  @en- 
teu)  mirflid^  über  pe  geföQt  unb  Dom  ^apfte  be* 
ftötigt.  %uf  einer  Sateranf^nobe  im  October  863 
mürbe  biefelbe  ©träfe  nod^mald  auSgefprod^. 
Stl^eotgaub  Don  Srier  unb  ©fintl^er  Don  ftöln, 
xot\ä)t  in  beiben  Sl^eangelegenl^eiten  baS  fird^Iid^ 
Siecht  arg  Derle^t,  bie  pöppiid^en  IBefe^Ie  nid^t  be» 
folgt  unb  pöppli^e  93riefe  gefölfd^t  l^atten,  mürben 
auf  berfelben  ©^nobe  il^reS  SiStl^umS  entfejt, 
ebenfo  3ol)anne§  Don  SRaDenna  unb  ^agano  Don 
IBergamo,  bie  mit  i^nen  gemeinfame  @ad^  ge- 
mad^t  l^atten.  S)ie  ^bgefe^ten  fud^ten  unb  fanben 
§ilfe  bei  ffaifer  ßubmig  IL,  bem  pe  DorPeUten; 
i^re  ^Ibfe^ung  fei,  meil  ol^ne  Suftimmung  i^ 
SanbeSl^erm,  beS  ifaiferS,  gefd^cfcn,  ungere^t;  bcr 
$app  fiabe  ftaifer  Sotl^ar  unb  beflen  ©efanbte, 
Sl^eotgaub  unb  ©fintl^er,  befc^impf t.  Submig  rüdfte 
Don  SeneDent  aui  mit  einem  $eere  gegen  9tom  in 


281 


9»lC0lQU§  I.,  bct  ^l 


282 


bei  Sbft^t  ben  ^ßat)jl  enttoeber  jur  3utfldnal^me 
bei  Scnteii)  gu  sioingen  ober  (Semalt  gegen  il^n 
)tt  gebrani^  St^tgoub  unb  ©üntl^er  befaitben 
jficb  in  bcr  SegIeÜung  bed  ftaiferS  unb  Deröffent- 
lü!^  Quf  bem  SBe^  nod^  Stont  ein  Stunbf d^reiben 
an  ofie  Sifd^fe,  tn  ttyeld^em  fte  ben  $Qp{!  aI8 
Strömten  barßeflten;  felbj!  nod^  Sonftontinopel 
ionbten  fte  ein  fold^  Sd^reiben.  9tö  9ticoIauS 
«m  bem  Sntfiden  bed  ff oiferS  Jhtnbe  erl^ielt,  orb- 
arte er  ein  aUgemetneS  f^oflen  unb  Sittgänge  in 
Stom  an;  aber  er  blieb  aud^  ungebeugt,  als  Sub- 
Bng£  Solbaten  in  bie  Stabt  einbrangen  unb  eine 
f^rocefjton  onfielen.  S^oti  Xage  lang  blieb  ber 
$app  0^  Slal^nmg  in  @t.  $eter  eingefd^Ioffen. 
€iB  Sieber,  baS  ben  ffaifer  plöj^Iic^  befiel  unb 
UngUittf Afie  im  ^eere  brad^ten  benfelben  jur  99e» 
fiBinnig ;  bun^  Smnittlung  feiner  ©emal^Iin  f  öl^nte 
er  fi4  toieber  mit  bem  Ißapfle  au8  unb  Derlie^  bie 
6tiibi  @unt^  Derfud^te  burd^  feinen  Sruber 
fnlbnin  einen  heftigen  @d^mä(brief  gegen  92icO' 
laaS  auf  bem  ®rabe  bed  ^I.  $etru§  nieber^ulegen. 
Zio|  ber  tDormen  gfürfprod^e  fiubn)ig§  beS  SDeut- 
f4en  unb  mel^rerer  99ifd^dfe  ^ielt  ber  $a))ft  feinen 
8|mu(  9^9^  ^^  beiben  Sr^bild^öf e  aufredet.  Sine 
britte  S^eangelegenl^it,  in  meldte  9{icoIauS  ein« 
griff,  mar  bie  ber  Subitl^,  einer  £od^ter  be§  tot\U 
fränfif^en  Stbmqß  ffarl  be§  ffol^Ien.  S)iefelbe 
mar  mit  bem  ®rafen  IBoIbuin  Don  Sf^anbem  in 
ein  Ser^tnig  getreten  unb  entf(o^en,  ba  il^r  Sater 
biife  Serbinbung  nid^t  gugeben  tt^oüte.  ^uf  Se- 
treiben  Aarß  nmrbe  fie  oon  ben  meftfrönüfd^en 
Sifi^feii  mit  bem  Sänne  belegt.  Salbuin  rief  bie 
Scrmittliing  beS  $a))fteS  an,  tt)el(^er  biefelbe  im 
3nteref{e  ber  freien  SBal^I  be§  @atten  getDöl^rte. 
^  bot  nrieberl^olt  bad  ffönigSpaar  um  ^lad^ftd^t, 
imb  ald  Srjbifd^of  ^incmor  bon  SReimS  t)on 
^ilbe  nichts  mijfen  moUte,  bcrmied  er  il)m  mit 
brobenben  SBorten  fein  Ser^olten  unb  befal)!  il^m, 
^eCb^  bie  ft5nig§tod^ter  jur  Scrföl^nung  bem  Sater 
tix^nfä^ren.  ßarl  geftattete  bonn  bie  Serl^eirotung. 
:Aud^  auf  €arbinien  fd^ü^te  91icoIau§  bog  ürd^Ud^e 
^^ere^t  §ier  ttmren  feit  längerer  3^it  inccftuofe 
?^  eingeriffen ;  er  fonbte  Segoien  bort^in  unb 
brang  auf  ^bftedung  berfelben.  Wxt  bem  eben 
cfsonnten  Sr^bifd^of  ^incmor  bon  SReimS  l^atte 
SicolauS  einen  anbem  f eftigen  Stampf  ju  befleißen, 
in  meinem  ed  ftc^  um  bie  oberfte  ®erid)t§barfeit 
bei  topfte«  ^belte.  Si)d^of  SRotl^ab  t)on  @oif- 
ionS  mar  im  3.  861  auf  einer  $rot)in5iaI{Qnobe 
50  SoiffonS  Don  ber  ©emeinfd^oft  ber  Sifd^öfe 
cn^efd^Ioffen  morben,  bis  er  gel^ord^en  tt)ürbe, 
aeil  er,  mie  ^incmor  fagt,  immer  ungel^orforn 
gegen  baS  canonifd^e  SRed^t,  bie  ^ol^eit  be§  ffönig§ 
ob  bie  $rioüegien  beS  Snetropoliten  geioefen. 
Sbtbab  bagegen  gab  an,  er  f^aU  einen  feiner 
Seijilid^  megen  einer  Unjud^tSffinbe  abgefegt, 
toi  Jo^R  fpäter  l^abe  ^incmar  benfelben  mieber 
Qagefe|t:  ba  er  jld^  aI3  Sifd^of  im  Sntereffe  ber 
ogcnen  ^Sciplinargemalt  biefer  SJtagregel  nid^t 
Bdermorfen  l^be,  fei  auf  bem  Soncil  Auflage 
natffpi  erhoben  morben.  3)ie  SSkil^rl^eit  in  biefer 


@ad^e  mar  bie,  bag  eine  ^roDin^ialf^nobe  ba§  Ur- 
tl^eil  SRotl^abS  aufgel^oben  l^atte,  ol^ne  ba^  biefer 
ben  Sntfc^eib  anerfannte.  Sro^  ber  @entens  t>on 
@oif{on§  erfd^ien  9tot]^ab  im  folgenben  äal^re  auf 
einer  @Qnobe  ju  $ifte§.  S)a  bief  e  auf  Eintrag  ^inc- 
marg  bie  ^bfe^ung  über  il^n  auSfpred^en  moHte, 
fo  appeUirte  er  an  ben  $apft,  mürbe  aber  an  ber 
SReife  gel^inbert  unter  bem  Sorgeben,  er  l^abe  felbft 
auf  bie  Slppellation  nad^träglid^  oerjic^tet.  9uf 
einer  neuen  S^nobe  ju  (SoiffonS  (862)  mürbe  er 
abgefe|t  unb  in  flöfterlid^e  ^aft  gebrad^t.  Se^t 
na|m  jid^  92icolau8  ber  @ad^e  an.  S)er  @treit,  mel- 
d^er  smifd^en  il^m  unb  bem  Srjbij^of  Don  SReimd 
entbrannte,  ift  burd^  bie  ^rindpienfragen,  bie  in 
il^m  5ur  Sntfd^eibung  fommen,  eine  ber  mid^tigften 
erfd^einungen  be§  9.  Sal^rl^unbertS.  Einfang  868 
forberte  9licolau8  §incmar  auf,  entmeber  inner» 
^alb  30  Sagen  nad^  Smpfang  beS  @d^reiben8 
ä^otl^ab  5U  reftituiren  ober  i^n  nad^  9lom  ju  fen- 
ben,  jugleid^  aber  felbft  ober  burd^  SeDoHmäd^tigte 
bort  )u  erfd^einen,  mibrigenfaüd  er  fuSpenbirt  fei 
(Mansi  XV,  295  sq.).  SBeitere  @d^reiben  an  ^tnc» 
mar,  an  bie  ju  Soif  jonS  Derfammelt  gemefenen  Si» 
fd^öfe,  an  ffarl  ben  ffal^len  unb  bie  Königin  ^er- 
mintrub  bemirften,  ba^  auf  einer  ©^nobe  ju  Her- 
berte am  25.  October  863  befd^loffen  mürbe,  bem 
SBiUen  be§  ^apfteS  ju  millfal^ren  unb  Slotl^ab  mit 
SeDoQmäd^tigten  nad^  SRom  }u  fenben.  Slotl^ab 
lam  im  3uni  be§  folgenben  3a]^e§  ju  SRom  an ; 
ba  ftd^  feine  Auflager  einfanben,  lie^  il^n  ber  $ap{t 
inx  Sertl^eibigung  ^u,  fprad^  il^n  am  SSei^nad^tS« 
f efte  frei,  fe^te  il^n  toieber  in  fein  SiStl^um  ein  unb 
fd)idFte  il^n  mit  bem  Sifd^of  SlrfeniuS  Don  Orta 
als  päpftlid)em  Segaten  jurädt.  3n  einem  SRunb- 
fd^rciben  an  bie  Sijd^öfe  ®aflien§  (Mansi  XV, 
693  sqq.)  belcl^rte  er  bie jelbcn  fobann  über  bie  in  ber 
^erfon  be§  9lpofteIfürften  bem  römifd^cn  ©tu^Ie 
übertragene  Sefugni^,  in  ber  Dorliegenben,  un» 
jiimeifell^aft  ^u  ben  majora  negotia  jöl^lenben 
Qfrage  felbftänbig  ju  entj^eiben.  fficnn  fd^on  über- 
t)aupt  bei  ber  Scrurtbeilung  eines  Sifd^ofS  bie 
©ene^migung  SRomS  eingel^oU  werben  muffe,  fo 
fei  bicfe  um  fo  mel^r  erforberlid),  menn  auSbrüdf» 
lid^  Scrufung  eingelegt  morben.  S)ie  SluSflud^t, 
SRotl^ab  l^obe  nod)  berfelben  micberum  baS  ©erid^t 
ber  ©9nobe  begehrt,  fei  allju  obfurb,  jumal  bo 
nad^  einer  SlppeUation  an  ben  l^öd^ften  Mid^tcr  jebe 
anbere  SuriSbiction  aufl^öre.  So  überl^aupt  Der« 
flo^e  bie  Slbfe^ung  eineS  Sifd^ofS  o^ne  Scfragen 
beS  5Popfte§  gegen  jol^lreid^e  unb  gcmicf)tigc  2)e- 
crete,  bie  man  nid)t  unter  bem  Sormanbe,  fie  be- 
fänben  pd^  nid^t  im  Codex  canonum  (bem  §a« 
brianifd^en),  l^intanfc^en  bürfe.  63  ftel^e  jebod^ 
ben  Slnflägem  JRotl^obS  jeberjeit  frei,  ff  lagen  gegen 
il^n  in  5Rom  Dorsubringcn,  nur  muffe  er  Dörfer 
reftituirt  fein.  3n  bemfelben  Sricfe  fprid^t  ber 
$apft  oud^  Dom  ffaifertl^um;  er  nennt  e§  ein  „gott« 
befd^ü|te§",  „mit  ber  Senebiction  unb  ber  Sal- 
bung burd^  ben  ®ienft  be§  apoftolifd^en  Dber- 
l^irten  empfangen" ;  ba§  ©d^mert  l^abe  ber  ffoifer 
Don  ^Petrus  gegen  bie  Ungläubigen  empfongen,  bie 


288 


ÜlicoIauS  L,  htt  ^l 


284 


Stcom  buxä)  6rb|(^aft  erl^olten ;  fte  fei  i^m  burt!^ 
bte  aiuctotität  beS  opoftolifd^en  Stul^led  beftötigt 
unb  Dotn  $Qpfte  aufgefegt.  SBer  gegen  ben  ifoi' 
fer  onfämpfe,  l^abe  ®ott  unb  ben  opoftoUfd^en 
@tu]^I  )u  ^^inben.  Slel^nlid^e  @d^reiben  tid^tete 
9HcoIqu8  an  itaxl  ben  Aol^Ien  unb  an  ^incntar. 
Se^terem  brol^te  er  mit  ber  @u§penfton,  ttmm 
er  \iä)  bei  feiner  @enten)  nid^t  beruhige  ober  nid^t 
mit  Stotl^ob  nad^  SRom  lomme.  ^incmar  gdb 
fid^  }ufriebeiu  Saß)  nad^bem  biefe  Slngelegen^eit 
bcenbct  toax,  griff  3licoIau§  eine  anbere  im  frönfi» 
fd^en  aieid^e  auf,  nämlid^  bie  ber  SReimfer  Seift- 
lid^en.  Sr^bifd^of  ßbo  Don  SteimS  (f.  b.  %xtl 
^incmarS  Vorgänger,  l^atte  aud^  nad^  feiner  9lb- 
^^ung  im  3.  835  ©eißlid^e  gett)et]^t.  ^incmar 
Derbot  benfelben  oXit  SluSübung  geiftlid^er  gfunctio» 
neu ;  bie  @9nobe  ju  @oiffon8  853  beftötigte  biefe 
@enten5  unb  fügte  ben  Sann  ^in^u.  ^incmar 
moKte  biefen  Sefc^Iu^  in  SRom  fanctioniren  laffen; 
2eo  rv.,  an  ben  bie  Klerifer  at)penirt  l^atten,  »in« 
fal^rte  iJ^m  nid^t,  xoclffl  aber  Senebict  UE.  im  3. 
855,  unb  aud^  92icoIau8  erneuerte  868  auf  ^inc» 
mord  92a(^fud^en  bie  IBeftätigung  unter  ber  93e- 
bingung :  ita  tarnen,  si  in  nullo  negotdo,  apo- 
stoücae  Bomanae  sedis  jussionibus  inventus 
fueris  inobediens  (MansiXV,  375).  S)0(!^  liefen 
Serid^te  auf  Serid^te  Dom  ©egent^eil  an  ben  $apft 
ein,  unb  e§  lam  l^ingu,  bag  Aarl  ber  ftal^Ie  einen  bie» 
fer  €Ierifer,  Sßulfab,  auf  ben  er^bifd^ö^id^en  @tu]^I 
Don  SBourgeS  erl^oben  feigen  tt)oQte.  9I§  be^l^alb 
IRicoIauS  bie  Seien  ber  @9nobe  Don  SoiffonS  einer 
nod^maligen  S)urd^fid^t  unterzog,  lam  er  ju  ber 
Slnfid^t,  bie  SRe(^tmä|ig!ett  ber  Seftrafung  iener 
® eiftlid^en  fei  bo(^  nid^t  über  {eben  3iDeif el  erl^aben. 
ßr  rid^tete  be&l^alb  am  3.  ^Ipril  866  ein  Sd^rei« 
ben  an  ^incmar  (Mansi  XV,  705  sqq.),  in  totU 
6)m  er  il^m  rictl^,  bie  Slerifer  felbft  gu  reftituiren; 
molle  er  baS  nid^t,  fo  foQe  für  ben  18.  Sluguft  eine 
gro^e  @9nobe  nad^  @oiff  onS  berufen  mxhtn ;  n)ürbe 
$ier  feine  Einigung  erhielt,  fo  gebenfe  er  bie  Baä^t 
Dor  fein  ©erid^t  ju  giel^en.  S)ie  @Qnobe  entf d^ieb  in 
bem  ©inne  einer  Don  ^incmar  Dorgelegten  ®enr» 
d^rift,  ber  $apft  möge  bie  ßkrifer  auS  ®nabe  re« 
Htuiren,  bie  93if d^öfe  moDten  bann  bie  SluSfül^rung 
)e§  pä))ftli(^en  3Ranbate§  übemel^men  (Mansi  XV, 
728  sqq.).  $a))ft  92icoIau§  mar  bamit  feineSmegg 

E 'rieben,  fonbem  tabelte  bie  Unregelmä^igfeit  ber 
l^em  mie  ber  je^igen  ©^nobc  gu  ©oi^onS,  for» 
it,  ba|  ^incmar  entmeber  bie  Slefiitution  alS 
red^tlid^  begrünbet  anerlenne  ober  bie  Sbfe^ung 
als  gefe^mö^ig  nad^meife,  unb  fe^te  SBuIfab  unb 
feine  @5enoffen  mieber  ein  (Mansi  XV,  738  sqq.). 
^incmar  rid^tete  nun  ein  bemütl^igeg  Untermer- 
ntngSfd^reiben  an  ben  ^apfi,  in  meld^em  er  er- 
härte, bie  Sntfd^eibung  ol^ne  SRüdtj^alt  annel^men 
)u  moQen;  er  umgiitg  aber  baS  birecte  S^ugni^, 
bie  9lbfe^ung  ber  Siedler  fei  ungefe^mö^ig  ge- 
toefen  (Mansi  1.  c.  772  sqq.).  3nbc|  ertlörtc  ber 
$a))ft  ftc^  aufrieben.  Sine  ©Qnobe  p  Sro^eS 
am  25.  October  867  ergönjte  bie  frül^eren  Se- 
rid^te  unb  erbat  ba§  $aSium  für  SBuIfab.  3uglei(^ 


erfud^ten  bie  93ifd^5fe  ben  ^fi,  er  möge  gfS^otge 
treffen,  ba|  lünftig  lein  Sifd^of  mel^r  ol^e  3^ 
ftimmung  beS  ^opfteS  abgefe^  merbe,  mie  boS  in 
Dielen  S)ecretalen  ber  köpfte  Derorbnet  fei  (Mann 
1.  c.  791).  9Rit  biefen  S)ecreten  finb  bie  ))feitbo- 
iflborifd^en  (f.  b.  9lrt.  ^feuboiftbor)  gemeint.  Ob 
$ap[t  9^icoIauS  biefelben  gefannt  l^at,  ifl  cotttxo- 
Derd,  aber  nid^t  mal^rfd^einlid^.  ©id^erlid^  l^at  er 
fte  erft  868  fennen  gelernt;  auf  feinen  ^jcä  fj^  er 
fte  benu^t.  ^9lirgettb§  in  ben  jal^Ireid^en,  oft  gu 
Sbl^anbfungen  angemad^fenen  ©d^reiben  Sood- 
laug^  L  Iö|t  fid^  ein  pfeuboiftborifd^ed  Sitat  nod^ 
meifen,  utü)  boA  l^dtte  er  ben  folgen  2)ecretotoi 
eine  t^üQe  ber  fd^Iagenbften  SemeiSfiellen  gegen 
bie  gaUif  d^en  Sifd^öf  e  entnel^men  fBmten"  (©^rörS 
[f.  u.]  267  Snm.);  Dielmel^r  bemeist  er  bie  Slucton« 
tat  unb  bie  9led)te  beS  päppd^en  ©tul^Ied  auS  aO* 
gemeinen  ©runbfa^en,  meldte  ftd^  auf  bie  SBorte 
Sl^rifti  ftü^en,  auS  (Sononen,  2)ecretalen  md)  an- 
beren  Ueberlieferungen,  bie  fd^on  längft  befannt 
maren  unb  feiner  SontroDerf e  untermorf en  finb  (DgL 
©d^rörS  259,  «um.  82.  265  u.  266,  «mn.  111; 
^ergenrötl^er,  9lnti-3anu8,  greib.  1870, 106  ff. 
unbff.-®.n,8.2luf[.gfreib.l885,16ff.;B.Jung- 
mann,  Dissert.  sei.  in  historiam  ecd.  m, 
Baidsb.  1882,  306).  Slud^  fonft  ft^irmte  SHco- 
lauS  aUentl^alben  bie  Unterbrüd^en.  ©o  fe|te  er 
ben  gemaltt^ötig  entfernten  Sifd^of  ©eufrteo  Hon 
^iacenga  unb  ben  Don  feinem  SBifd^of  ißanbulpt 
beS  ^mteS  beraubten  S)iacon  $onU)o  su  Sa)ma 
mieber  ein.  %üx  S)eutf  d^Ianb  mar  er  tl^ötig,  inbem 
er  feine  3uftimmung  gur  9)ereinigung  beS  bifil^er 
}ur  iKrd^enproDing  ^öln  gehörigen  SBiSt^umS  SBre- 
men  mit  bem  SrgbiStl^um  Hamburg  gab  unb  bie 
jd^on  Don  ®regor  IV.  gegebene  SSerorbmmg  er- 
neuerte, ba|  Singgar  unb  feine  9tad^f  olger  auf  bem 
©tul^Ie  Don  Hamburg  gugleid^  pöpfilid^e  Segaten 
bei  ben  SDönen,  ©darneben  tmb  ©laDen  fein  feilten 
(f.  b.  3(rtt.  SlnSgar  unb  §amburg). 

S)en  größten  jf ampf  l^atte  9licoIau8  L  mit  ben 
getfüid^en  unb  ben  tt)eltli(|en  SRad^tl^abem  }u  Son« 
ftantinopel  }u  beftel)en.  Sin  3abr  Dor  feiner  %fyamF 
befteigung  mar  ber  ^atriard^  SgnatiuS  (f.  b.  9rt.) 
miberred^tlid^  abgefegt  unb  ebenfo  miberred^tlid^ 
ber  Saie  ^l^oüug  (f.  b.  Slrt.)  an  feine  ©teOe  gefegt 
morben.  Um  fidler  p  gelten,  manbte  ftd^  mifer 
SRid^ael  m.  an  ben  ^a))ft;  $]^otiu8  betl^euerte 
l^euc^Ierifd^,  nur  mit  SBiberftreben  baS  ^triord^t 
angenommen  ju  l^aben.  9^icoIauS,  Don  bem  mal^ 
ren  Hergang  ber  ^a6)t  noc^  nid^t  genau  itnter- 
rid^tet,  Derful^r  mit  SSorfid^t;  in  feiner  Sntmort 
tabelte  er  bie  uncanonifd^e  pld^Iic^e  ßrl^ebung 
beS  $]^otiu8  aus  bem  fiaienftanoe  unb  erfidrte, 
feine  Slnerfennung  bis  }u  genauer  Slufl^ellung  beS 
©ad^Derl^alteS  Derfd^ieben  ju  muffen  (Mansi  XV, 
160. 162).  S)ie  Don  il^m  nad^  Sonfiantinopel  ge« 
fanbten  fiegaten  liefen  fid^  tüufd^en  unb  fprad^en 
auf  einer  ©Qnobe  (Sfnll^iQ^t  861)  bie  9bfe^ng 
beS  ägnatiuS  unb  bie  Slnerfemtung  beS  ^l^otiud 
aus.  Mein  9iicoIauS  burd^fd^aute  baS  ®emebe 
Don  Xrug  unb  ®emaltt]^at  unb  lie^  fid^  mebet 


285 


üticoIauS  L,  ber  1^1. 


286 


biint  bie  Kod^ru^ten  feiner  Segaten,  nod^  burd^  bie 
(ciu^Icnfd^  @<l^iben  bon  6onftQnttnot)eI  töu* 
{4nL  6r  Derfatntnelte  ben  r5mifd^en  SIeruS  unb 
ecflfirtc  feierlid^  in  (Begenmort  ber  bt|}antini|d^en 
dcfonbtcn,  ba|  feine  fiegaten  il^re  iBoürnod^t  über- 
f^iitten  ^en  unb  er  il^ren  Sntjd^eib  nid^t  on- 
eilmnc.  2)QSfeIbe  fprad^  er  in  einem  @d^reiben 
an  ben  ftaifcr  unb  an  ^l^otiuS  auS  unb  rid^tete 
am  18.  V&xi  862  ein  Sd^reiben  ad  omnes  fideles, 
nm  bie  gan^e  S^rifienl^eit  t)on  ben  iBorgängen  in 
Coofiantinopel  unb  feinem  eigenen  Urt^eil  in  ff  ennt- 
niB  iu  fe|en  (Mansi  L  o.  168. 170. 174).  Sluf 
einer  €9nobe  su  Anfang  863  fprad^  er  über  ben 
einen  ba  Segaten  unb  über  Ißl^otiuS  9lbfe|ung 
mb  Sonn  au8;  über  ben  anbem  Segaten^  ber  fi^ 
in  (Sauten  befanb,  erfolgte  biefette  Sentenz  im 
folgenben  3a]^  O^ansi  L  o.  178.  183.  245). 
ein  ^ö4fi  beleibigenbed  @<i^reiben  ÜRid^oeld  IU., 
Deld^  im  Si^ufl  865  naä^  SRom  !am,  beQntn)ortete 
9licoIaud  im  Sefül^I  ber  Ueberlegenl^eit  mit  SSßürbe 
onb  ftlng^t.  S)ie  bem  Stul^Ie  bed  1^1.  $etru§ 
S&gefügten  Seleibtgungen  nned  er  inx&d,  bie  il^m 
perfönlid^  zugefügten  überging  er  mit  StiUfd^tuei« 
geiL  Sr  erhörte  fxd^  nad^brüdlid^  gegen  ben  b^son- 
tinif^  SedpotiSmuS  in  ffird^enfad^en ;  bie  $ri« 
»acgien  feined  Stul^IeS,  bie  Don  S^riftuS  felbft 
mlie^,  (5nnten  mol^I  angetoftet  unb  Derle^t, 
ober  nie  }erftört  »erben.  Um  alle  IRüdfftd^t  su 
le^en,  geftattete  er  eine  in  SRom,  fem  oon  ben 
Sutriguen  ber  ^ßarteien  Dor^unel^menbe  SteDifion 
beft  ^togeffeS,  su  ber  fotool^I  SgnatiuS  als  Ißl^o- 
tinS  ober  bereu  93et)oIImöd^tigte  mit  Slbgeorbneten 
be<  ^ofeS  unb  mel^rere  IBifd^öfe  erf d^einen  möd^ten 
(Manai  L  c.  211).  3ttstmfd^en  l^atte  ftd^  ein  mif- 
fionSgefd^id^tlid^eS  Sreigni^  vorbereitet,  tt)eld^e§  in 
feinen  ^ol^tn  ben  @egenfa|  Derfd^örfte.  S)ie  oon 
ben  (Sried^en  befel^rten  ^Bulgaren  begannen  nöm» 
&4  mit  9tom  in  ^erbinbung  5u  treten  (f.  b.  Art. 
Sulgorien).  3]6r  Surft  »oriS  (2Kid^aeI)  fc^idfte  im 
Ingufl  866  @efanbte  nod^  tRom  unb  Iie|  bem 
$a|){b  106  fiepte  unb  S)i§cit)Un  betreffenbe  gfra« 
gm  Dorlegen.  92icoIauS  beantn)ortete  biefelben 
cmgebenb  unb  fd^idfte  Segaten  bortl^in  (Besponsa 
Kcolai  ad  consulta  Bulgarormn,  Mansi  1.  c. 
401  sqq.).  ^Siefe  9lnttt)orten  äeigen/  ttic  9Jeon=" 
ber  («ag.  ®efd^.  ber  d^riftl.  SRcligion  unb  fiird^e  IV, 
6amb.  1836,  55)  treffenb  bemerft,  Mi  e§  bem 
$opfle  ttid^t  blo^  barauf  anfam,  bie  ßinrid^tungen 
ber  romif(|en  ffird^e,  baS  Ißopfttl^um  unb  einen 
4nfllid^  Seremonienbienft  unter  ben  ^Bulgaren 
oniufü^ren;  fonbem,  ba^  er  eS  \iä)  anä)  fel^r  an« 
«legen  fepn  ließ,  fie  auf  ba§,  n)a§  ^ur  ^riftlid^en 
»benfibilbung  erforbert  mxbz,  aufmertfam  5u 
■ai^*,  ba^  er  meit  mel^r  al§  ein  gried^ifd^er  ^a* 
liiaid^  für  i^re  reltgiöfen  lBebürfmf[e  gu  forgen 
leeignet  nxir.  SRit  ben  ®efanbten  an  bie  93ul« 
«ocn  ^en  brei  anbere,  um  burd^  bereu  Sonb  nad^ 
tonfiontinopel  )u  gelten.  @ie  nal^men  ad^t  oom 
18.  Kooember  866  bahrte  Briefe  an  ben  ffaifer, 
9gnatiu8,  $^otiud,  SarbaS,  bteffaiferinnen2:]^eo- 
krat  nnb  Cubopa,  ben  CleruS  unb  bie  Senatoren 


oon  Sonftantino))eI  mit,  bie  legten,  meldte  9lico> 
lauS  nad^  939}an}  rid^tete  (Mansil.  o.  216 sqq.). 
@ie  famen  iebodd  nid^t  an  ben  Ort  il^rer  93eftim- 
mung^  ba  ben  brei  fiegaten  baS  ^Betreten  beS  oft- 
römifd^en  Sleid^eS  unterfagt  mürbe.  9118  nun  $^0« 
tiuS  feine  t)erf5nlid^e  @a^e  }ur  Sad^e  ber  gansen 
orientalifd^en  Aird^e  5U  ma^en  fud^te,  in  einem 
langem  @d^reiben  bie  S)tff  erenjpunfte  berfelbm  mit 
ber  abenblänbif  d^en  ff  ird^e  aufjöl^Ite,  mobei  er  bief  e, 
ben  $apft  an  ber  @pi^e,  ber  ^ärefie  befd^uß)igte, 
meiterl^in  über  92icoIau8  auf  einer  @^nobe  im 
%  867  bm  93ann  auSfprad^  unb  il^n  bed  Ißonü- 
ficateS  für  unmürbig  erflörte,  manbte  fid^  biefer 
an  ^inmiar  Don  SteimS  unb  anbere  IBifd^öfe 
beS  gfranfenreid^eS,  tl^eilte  il^nen  bm  Hergang  ber 
orientalifd^en  SBinen  mit  unb  forberte  fte  auf,  bie 
gel^öfftgen  iBorn)ürfe  beS  ^l^otiuS  }u  miberlegen. 
Sreffenb  d^arafterifirt  er  biefe  Auflagen  bal^in,  ba^ 
fie  t]()eil8  Singe  betreffen,  bie,  in  ber  uralten  Ueber- 
liefemng  ber  Sateiner  begrünbet,  t)on  feinem  ffir* 
d^mlel^rer  ober  fonftmie  biSl^er  angefod^ten  feien, 
jum  Sl^eil  DöDig  aUer  SBabrl^eit  entbel^rten,  }um 
Sl^eil  aud^  gegm  bie  (Sried^en  retorquirt  merbm 
fönntm  (Mansi  1.  c.  355  sqq.).  2)er  neueffaifer 
IBaftliuS  ftürjte  fd^on  am  25.  September  867,  jmei 
Sage  nad^  feiner  Sl^ronbefteigung,  ben  ^l^otiuS, 
fe|te  am  23.  StoDember  ben  3gnatiu8  mieber  ein 
unb  fud^te  bie  SluSföl^nung  mit  IRom.  9Sein  92ico- 
Iau§  l^atte  nid^t  mel^r  bie  gfreube,  biefe  }u  erlebm. 
Seit  bem  Sugnft  867  t)on  fd^merm  förperlid^m 
fieibm  l^eimgefud^t  unb  Don  innerem  ®ram  über 
bie  b^jantinifd^m  3^tt)ürfniffe  aufgeriebm,  l^atte 
er  am  13.  92o))ember  fein  t|atmreid^ed,  fturm- 
betoegteS  Sebm  gembet.  ^l^m  folgte  ^abrian  IL 
SRicoIauS  L  mar  oon  ebler,  f  d^öner  (Seftalt,  ^od^- 
gebilbet  unb  berebt,  fromm,  fittenftreng  unb  mol^I« 
tl^ätig.  2[n  feinem  Sl^arafter  maren  ffraft  unb 
iBefonnenl^eit  be§  Staatsmannes  im  reinften  Sbm« 
ma^  mit  bem  mitten  Qfcucr  einer  l^ol^en  priefter- 
lid^en  Seele  gepaart.  3n  allem,  maS  er  tl^at,  tmg 
unb  l^ob  il^n  bie  unerfd^ütterlid^e  Ueber^eugung, 
ba^  bie  römifd^e  ffird^e  baS  ^aupt  aDer  ffird^m, 
bie  äJJntter  unb  Sel^rerin  fömmtlid^er  Sl^riftglöU' 
bigen  fei;  ba§  ^apfttl^um  ift  il^m  ber  Sngelpunft 
ber  d^riftlid^en  Sßelt,  ber  ©mnbpfeiler,  auf  bem 
bie  SBoblfa^rt  unb  baS  ©ebetl^en  be§  ftaatlid^m 
unb  fir^Iid^en  SebmS  beml^t.  S)ie  Soned^te  be§ 
apoftolifd^en  Stul^IeS,  bie  berfelbe  Don  S^riftu§ 
unmittelbar,  nid^t  burd^  f^nobale  93efd^Iüffe  im 
Saufe  ber  Seiten  erl^alten,  fmb,  um  feine  eige» 
nm  SBorte  5u  gebraud^en,  „bie  Heilmittel  ber  ge- 
fammtm  fatl^olifd^en  SBelt,  bie  SBaffen  gegm  {eben 
^nbrang  ber  Ungered^tigfeit,  ber  Sd^u^  unb  ba§ 
5ühifier  ber  ^ricfter  be§  §erm,  aUer  SBürben- 
träger  mie  aller  ungered^t  Verfolgten"  (Mansi  1.  c. 
298).  S)urd^bmngen  öon  biefer  3bee  be§  $opft- 
tbumS,  „öerftonb  er  e§,  ba§  ^Infel^en  ber  römifd^en 
JHrd^e  unb  bie  SSoUgeioalt  be§  opoftolifd^en  Stul^- 
Ic§  im  Orient  unb  Occibent  fürftlid^er  SBiüfür 
unb  bifd^öflid^er  Slnmafeung  gegenüber  ju  tl^otfäd)» 
lid^er  ^nerfennung  5u  bringen.  ®ie  menigen  Saläre 


287 


üttcolauS  n. 


288 


feines  glänjenben  ^ontificateS  l^oben  jtoar  nid^t  l^in- 
gereid^t,  um  baS  gro^eäBerf  oUfeitig  guDoUenben 
unb  ben  Slad^folgem  qI§  geftd^erted  Srbe  ju  über- 
iQJjen;  bo^u  fel^Iten  in  ber  näd^ften  golgeseit  bor 
Mtm  nod^  bie  äußeren  IBebingungen.  Slber  nid^t^ 
beftotoentger  l^at  S^icoIouS  ben  @runb  gelegt,  auf 
bem  ein  ©regor  vn.  fortbouen  (onnte;  er  juerft 
l^ot  bie  3been  beS  ntitteloUerlid^en  $o))ftt|umS 
geltenb  gemad^t.  Wi  if^m  unb  Jtarl  bem  @ro^en 
brid^t  erft  bie  3sit  bed  97HtteIalterS  im  eigentli(^en 
@inne  on ;  bie  tiorouSgel^enben  ^Q^tl^unberte  flnb 
nur  9lnbQ]|nung  unb  ^Vorbereitung''  (@d^r5r8  2). 
ffien  übenoältigenben  ßinbrudt,  ben  feine  Ißerfön» 
lid^f eit  unb  fein  Sßirfen  auf  bie  3^tgenof|en  mad^te, 
fd^ilbert  ber  frönfifd^e  S^ronift  Slegino  mit  fol- 
genben  Sorten :  „93on  bem  feligen  ©regor  bis 
Quf  bie  ©egenttxirt  fd^eint  fein  sur  Sßürbe  beS 
$Qp|[t]^um8  Srl^obener  il^m  tiergleid^bar.  2)en 
j^5nigen  unb  S^ronnen  gebot  er,  gleid^  als  tt)öre 
er  ber  ^err  beS  SrbfreifeS.  S)en  guten  IBifd^öfen 
unb  $neftem  unb  ben  gf^ommen  toox  er  l^erob« 
loffenb,  freunblid^,  gütig  unb  milbe;  ben  fd^Ied^ten 
unb  benen,  bie  t)om  redeten  Sßege  abgemid^en,  toax 
er  furd^tbar  unb  doH  @d^red(en.  3Ilit  Sted^t  glaubt 
man,  ba^  ©ott  einen  ^loeiten  ßliaS  ermedt  l^abe, 
Itüax  ni^t  bem  Rhxptx  nad^,  aber  an  ©etft  unb 
jhaft''  (Ghronicon  a.  868,  Mon.  Germ.  bist. 
Script.  I,  679).  ®urd&  feine  weife  unb  fraftöoUe 
SRegierung  ^at  er  ftd^  ben  95einamcn  beS  ©ro^en 

üerbient.  (5SgI.  A.  Thiel,  De  Nicoiao  papa  T 

commentiones  duae,  Brunsb.  1859;  Sommer, 
^Qp\i  9^icoIauS  L  unb  bie  b^^antinifd^e  Biaai^' 
firdde  feiner  Seit,  93erlin  1857:  ^ergcnröt^er, 
«pi^otiuS  I.,  SRegenSburg  1867;  ®erf..  St,-®.  H, 
3.  aufl.,  Qfreib.  1885, 12  ff.;  §efele,  gonc.-©efd^. 
rv,  2.  aufl.,  224  ff. ;  ©d^rörS,  §incmar,  grj» 
bifd^of  üon  SeimS,  Qfreiburg  1884.  S)ie  ©riefe 
TOcoIauS^  I.  bei  Mansi  XV,  143  sqq.;  Harduin 
y,  119  Bqq. ;  Jaffe,  Eegesta  I,  2.  ed.,  Lipsiae 
1885,  342—368.) 

9iicolau8  n.  (1059—1061)  l^iefe  öorl^er 
©erl^arb  unb  flammte  auS  99urgunb.  ^it  bem 
fpätern  $apfte  @tep]^an  X.  toar  er  S^anonicuS  in 
SütHd^,  feit  1046  Sifd&of  öon  glorens.  3118  nad^ 
bem  Xobe  Stepl^anS  X.  bie  tuSculanifd^e  gartet 
beS  römifd^en  ^bel§  ben  Karbinalbifd^of  äol^anneS 
aJlinciuS  öon  SSeÜetri  unter  bem  9iamen  SBcne- 
biet  X.  (f.  b.  3lrt.)  auf  ben  pöpftlid^en  ©tul^I  er- 
l^ob,  lenfte  ^ilbebronb  auf  einer  iBerfammlung  ^u 
©iena  im  S)eccmber  1058  bie  SBal^l  auf  ©erl^arb. 
S)ie  ftaiferin  2lgne§  ertl^eilte  il^m  bie  ^Jnertennung 
unb  beauftragte  ben  ^er^og  ©ottfrieb  t)on  Sotl^» 
nngen«34)Scana,  il^n  nad^  Stom  gu  führen.  3luf 
bem  Sßege  bortl^in  tieranftaltete  92icoIau§  ju  @utri 
eine  S^nobe,  auf  toeld^er  bie  9bfe^ung  unb  @s> 
communication  beS  SinbringlingS  auSgefprod^en 
tourbe.  3u  ®utri  lie^  ber  $apft  baS  friegerifd^e 
©efolge  jurüdf  unb  jog,  nur  öon  ben  Sarbinälen 
begleitet,  nad^  SRom,  too  er  öon  93olf  unb  gleruS 
el^renöofl  empfangen  unb  am  24.  3anuar  1059 
gefrönt  tourbe.  S)er  neue  $apf}  galt  als  ein  burd^ 


@ittenftrenge,  Sßo^Itl^ötigfeit  unb  ©elel^rfamtdt 
auSge^eid^neter  ÜRann.  Sie  eigentlid^e  @eele  feituS 
^ontificateS  toar  ^ilbebranb,  ben  er  Snbe  1059 
}um  Slrd^tbiacon  ber  römifd^en  ftird^  pxomo\}\xtL 
3u  Oftem  berief  9licoIauS  eine  gro|e  S^nobe 
nad^  9iom,  auf  meld^er  118  93ifd^öfe  erfd^enen.  9uf 
berfelben  gab  er,  um  bie  äBal^I  beS  OberJ^upM 
ber  Jhrd^e  f oiool^I  ben  römifd^en  ^ßarteien,  als  cmd^ 
bem  beutfd^en  ^ofe  gegenüber  möglid^  fid^  }u 
fteSen,  ein  2)ecret  über  bie  ^apftoal^L  SMdfelbe 
mürbe  baburd^  mefentlid^  in  bie  pävbt  ber  &tr- 
binalbifd^öfe  gelegt,  iebod^  foSte  fte  orfd^e^  mit 
SSorbel^alt  ber  f  d^iäbigen  9d^tung  unb  S^rerbiehmg 
gegen  ff önig  ^einrid^  unb  beff en  9lad^f olger,  mdS^ 
biefeS  Siedet  perfönlid^  t)om  apofiolifd^en  Sttäflt 
erlangen  mürben  (f.  b.  9rt.  ^apfhoal^l).  ^ferner 
erlief  bie  S^nobe  18  SononeS,  oon  benen  ber 
britte  baS  ^nl^ören  ber  ÜReffe  etneS  im  ConcuU« 
nate  lebenben  ^riefterS  oerbot,  ber  oierte  ben  Sie« 
rifem  baS  gemeinfame  Seben  borfd^rieb  C^anai 
XIX,  898).  3luf  ber  ©Quobe  erfd^ien  aud^  Se- 
rengar oon  SourS ,  meld^er  feine  @d^riften  ttf 
brannte  unb  eine  oon  ^ilbebranb  berfa^te  Formel 
über  bie  ßud^ariftie  befd^mor  (f.  b.  9rt  Serengoc 
n,  896).  Snbe  Suni  begab  fid^  9ticolauS  xuOf 
9Ronte»^af flno ,  too  er  baS  ^ol^annisfefl  feierte 
unb  ben  ^bt  2)eftberiuS  }um  Sarbinol  unb  }u 
feinem  SteÜoertreter  in  Unteritalien  ernannte.  IBon 
ba  ging  er  nad^  ÜRelfi  unb  l^ielt  bort  im  3ult  eine 
@9nobe  5ur  2)urd^fu]^rung  ber  fird^lid^en  Stefot» 
men  (Gmllermus  Apuliensifi,  Gresta  Boberti 
Wiscardi,  in  ben  Mon.  Genn.  bist.  ed.  Portal 
Hannover  1851,  XI  bcstt).  Scriptt.  IX,  261). 
SDann  trat  er  mit  bem  T^ormannenl^erjog  Stöbert 
©uiScarb  in  Unterl^anblung  unb  belel^nte  {^ 
Don  ber  ^olitif  feiner  SSorgönger,  nomentlid^ 
Seo'S  IX.,  abge^enb,  mit  Julien,  Salabrien  nnb 
@icilien  gegen  Sntrid^tung  eines  3ittfeS  unb  bie 
$$erpflid^tung,  bie  ©üter  ber  römif ^en  ffird^e  uid) 
bie  ^rei^eit  ber  ^opftmal^l  su  fd^ü^en.  (2)ie  (EibeS- 
formel  SRobertS  bei  Baronius  a.  1059,  n.  70.  71.) 
3u  biefer  Slnnöl^erung  an  bie  9lormannen  mürbe 
9^icolauS  oeranla^t  burd^  bie  f  eiiü)felige  ©efimtung, 
meldte  ftd^  in  S)eutfd^lanb  gegen  9lom  (unbgab. 
92ad^bem  ber  $apft  im  ^uguft  ^u  99enet)ent  eine 
@t)nobe  gej^alten,  fe^rte  er  nad^  9tom  }urüdC,  ae« 
folgt  Don  einem  normannifd^en  §eere,  meld^eS  Sie 
gefäl^rlid^ften  ©egner,  bie  ©rafen  oon  ZuSculum 
utib  ©aleria,  jur  Untertoerfung  brad^te.  Qwc 
^urd^fü^rung  ber  IBefd^lüffe  gegen  Simonie  unb 
Koncubinat  fd^idfte  SiicolauS  nod^  im  3.  1059 
Segaten  in  bie  oerfd^tebenen  ©egenben  auS.  9lad^ 
3J2atlanb  gingen  ^etruS  S)amiani  unb  ^nfdm 
t)on  Succa  unb  brad^ten  bie  @tabt  ^ur  SuSföl^ung 
mit  bem  ^apftc  (©crid[)t  ®amiani'S  bei  BaFonius 
a.  1059,  n.  44).  ®amiani  burd^jog  bann  Stalten, 
freilid^  tocnig  jufricben  mit  ber  IDlilbe  beS  ^ßopfteS 
gegen  bie  concubinarifd^en  unb  fimoniftifd^en  SBi» 
f d^öf e  (t)gl.  beffen  ©rief,  abgebr.  bei  Baronius  L  c 
n.  39).  Slnfelm  oon  Succa  ging  nad^  2)eutfd^lanb, 
fanb  aber  ^ier  eine  überaus  feinbfelige  ©ejtntnmg 


2S9 


5RicoIau8  HI. 


290 


gegen  ben  $o))fl«  tteld^r  ben  Srjbifd^of  Slnno  t)on 
ttbia  ans  nic^t  nöl^er  befonnten  Urfod^en  fd^rf  5U- 
R^tgetDiefen  ^ottt.  9uf  einem  SoticiHobuIum  }u 
SBonnft«  tool^I  )u  SBei^tuid^ten  1060,  tourbe  fogor 
bcfd^ffen,  ben  Slomen  bed  ^opfle^  im  Sanon  }u 
fhinc^  Sn^tDtf^  bereiste  Carbinol  Stepl^n 
i^conlrfid^  unb  oirfte  l^ier,  imterftä^t  t)on  bem 
^btc  ^ngo  bon  Slugn^,  )ut  S)urd^fü]^rung  ber 
fizt^li^  Xeform  (@t|noben  p  SSienne  31.  3a- 
nnar  1060^  an  3:0ur8  17.  gf^bruar).  9uf  einet 
DcUtm  Tömifd^  @9nobe  (1061)  t)erorbnete  ber 
$apf}:  «SBetDon  einem  ©imomften,  aber  obne 
Smumie,  gen)eibt  ift,  foS  in  feinem  Orbo  t)er- 
blriben,  n^enn  fonf)  fein  Sergel^en  feinerfeitS  t)or- 
liegt ;  oofem  aber  (unftia  iemanb  t)on  einem  93i' 
}^  fti^  n)ei^n  lä^t,  ben  er  atö  Simoniften 
fennt,  fo  foHen  beibe,  ber  äSkil^enbe  unb  ber  @e- 
ipo^te.  obgefe^t  fein"*  (Mansi  XIX,  899).  9lud^ 
bicr  nnirbe  eine  SSerorbnung  über  bie  Ißapfhoal^I 
(gegeben;  unter  9BieberboIung  früberer  äSeftim» 
mungen  nmrbe  baS  bem  beutfd^enjtönige  t)erlie]^ene 
3nbidt  ^nxir  nic^t  auSbrüdli^  mel^r  ertt)öbnt,  aber 
as4  nu^t  Qu8bru(flid^  jurüdgenommen.  SticoIouS, 
ber  nid  in  Stalten,  um  )u  bef{em,  l^erumretSte, 
funb  am  19.  3uli  1061  ju  gfloren}  unb  mürbe 
in  feiiKi  frül^cm  Sotl^ebrale  betgefe^t.  3laä)  einem 
^^imtificai  Don  2Vt  Sauren  l^interlie^  er  feinem 
Tioibfolaec  bie  ffird^  freier  als  j[e;  ben  Sorbinölen 
nur  bieSobn  Dorge^eid^net,  meldte  fie  ein}uf  dalagen 
tdtcn.  @ein  9{od^f  olger  mar  Sle^anber  IL  (Sgl. 
iafkt,  3)ic  beutfd^en  ^dpfie  ü,  StegenSb.  1839, 
239—360;  ^^ergenrötl^er,  «..®.  H,  3.  «ufl., 
54-58;  f)efele,  €onc..®efd^.  IV,  2.  Sufl.,  798 
bis  850 ;  Jafl^,  Begesta  I,  2.  ed.,  557  sqq.) 

«icolauS  in.  (1277—1280)  l^icfe  Oorl^er 
SobonneS  ®aetanuS  unb  ftammte  auS  bem  |)aufe 
t'cr  Orfini.  ©einSSater,  ber  nod^  bem  2:obe  feiner 
@emabltn  in  ben  britten  Orben  beS  1^1.  ^franciS- 
niS  getnten  toar,  bot  ben  jhtaben  bem  ^eiligen 
5ur  ftnfnal^mf  in  ben  Orben  an;  biefer  foD  er« 
mi£bnt  beben,  ber  Qerr  ^abe  benf elben  auSerfe^en, 
ben  Crben  )u  bef  d^ü^en  unb  einft  ein  §err  ber  SBelt 
yjL  iDcrben.  Snnocen^  IV.  ernannte  3o]^anneS  @ae» 
inmS  1244  )um  (Siarbinal  unb  Sllej^anber  IV.  il^n 
jum  ^tector  beS  gfranciScanerorbenS.  €r  gel^örte 
u  ben  Dter  (Sarbinölen,  meldte  am  28.  Sunt  1265 
Don  ftoil  Don  9niou  im  Sluftrage  Siemens^  IV. 
bcsScbenSeib  entgegennabmen;  ^abrian  V.  fd^idte 
um  nad^  SSiterbo,  um  bie  3toiftig!eiten  5n)ijd^en 
Pari  unbXuboIf  oon  ^abSburg  beizulegen,  ^o« 
bosneSXXI.  emonnte  il^n  am  18.£)ctober  1276 
ism  Xrc^ipTeSb^ter  Don  @t.  $eter,  als  meld^er  er 
scbrrre  99eflimmungen  über  baS  Seben  ber  Sa« 
lÄxfer  erliefe.  9la^  bem  Xobe  3obanncS'  XXI. 
<20.3Rai  1277)  fpalteten  ^xä)  bie  ad^t  su  S3iterbo 
tofomnielten  Sarbinöle  in  eine  italienifd^e  unb 
m  fnmsöfifd^  ^ßortei.  S)a  bie  ftrenge  Sonclaoe« 
txbnnig  anfgeboben  mar,  fo  zögerten  bie  Sar- 
\aak,  unb  bie  3Ba^l  !am  nid^t  el^er  5U  @tanbc, 
iä  bis  bie  Sürger  Don  IBiterbo  btefelben  in  baS 
Etabt^anS  cinfperrten;  am  25.  92oDember  tt)urbe 


92icoIauS  gemöl^It.  93alb  barauf  begab  er  fid^  nad^ 
9iom,  mo  am  26.  S)ecember  bie  Jhönung  ftattfanb. 
@d^on  Dorl^er  mar  er  mit  Stubolf  Don  ^absburg 
in  SSerbinbung  getreten,  um  beffen  ftaiferfrönung 
5u  ermöglidden.  9(uf  fein  Slnfud^en  befiätigte  biefer 
am  29.  9Rai  bie  pöpftlid^  ^errfd^ftSre^te  über 
ben  JKrd^enftaat  unb  entbanb  bie  @täbte  ber  9lo« 
magna  Don  bem  ^ulbigungSeib,  ben  fein  Jtansler 
Don  il^nen  entgegengenommen  batte.  S)ie  SReid^S- 
fürften  pflid^teten  fpöter  bei.  3m  ©ommer  1278 
liefe  92icoIauS  burd^  feinen  Steffen  Satino,  ben  er 
am  12.  SOtör^  mit  ad^t  Ruberen,  unter  ibnen 
ben  gf^anciScanergeneral  ^ieron^muS  Don  ^Scoli, 
ft)äter  SWcoIauS  IV.,jium  Karbinal  erl^oben  l^atte, 
Don  ber  SKomagna  93eft^  nel^men;  ^um  ©rafen 
berf elben  ernannte  er  einen  anbem9Jeffen,  Sertl^olb. 
ffarl  Don  Slnjou  nötl^igte  er,  baS  Steid^Dicariat 
in  SuScien  unb  baS  Slmt  beS  Senators  ber  @tabt 
9tom,  baS  il^m  SIemenS  IV.  auf  ^el^n  3abre  über« 
tragen  l^atte,  näd^  Ablauf  biefer  ß^t  niebersulcgen. 
S)arauf  Derbot  er,  bafe  bie  SBürbe  beS  römif^en 
Senators  fünftig  an  gf^embe  übertragen  merbe. 
Slud^  brad^te  er  im  3. 1280  ^mif^en  SKuboIf  Don 
^abSburg  unb  Itarl  einen  SSergleid^  ^u  Staube, 
nad^  meld^em  biefer  bie  (Sraffd^aft  ber  ^rooence 
unb  gforcalquier  Dom  beutfd^en  SKeid^e  su  Seben 
nal^m  unb  feinen  Snfel  mit  SluboIfS  Sod^ter  Der* 
lobte.  Sin  italienifd^er  Sl^ronift  (f.  bei  Muratori, 
Scriptt.  XI,  1183)  berid^tet,  ber  $apft  l^abe  mit 
Stubolf  über  eine  Sl^eilung  beS  Sleid^eS  in  Dier 
Itönigreid^e  Derbanbelt;  baS  eine,  Seutfd^Ianb 
f  oUte  SRuboIf  als  ßrbmonard^ie  erl^alten;  baS  ^meite, 
Srelat,  ber  ßnfcl  ftarlS  Don  ^njou ;  bie  beiben 
anberen,  Sombarbei  unb  XuScien,  bie  Sermanbten 
beS  ^papfteS.  Snmiemcit  biefc  SRod^rid^t  ber  SBirl- 
lid^f eit  entfprid}t,  läfet  fid^  bei  bem  SRangel  an  3laä)' 
rid^ten  nid^t  fagen  (D9I.  gidfer,  öforfd^ungcn  }ur 
Scid^S«  unb  SRed^tSgcfd^id&te  3taIienS  H,  3nnS. 
brudf  1869,  461).  Um  bie  Serfd^mörung  gegen 
ßaxl  auf  Sicilien  foQ  9ticoIauS  gemufet  baben 
(8co,  ®efd^.  b.  ital.  Staaten  IV,  Hamburg  1830, 
627).  3laä)  Eonftantinopel  fd^idtte  er  ©efanbte, 
um  bie  1274  gefd^loffcne  Union  aud^  factifd^  burd^« 
jufübren.  3«  ben  änftructionen  bcrfelbcn  (Mar- 
tine et  Durand,  Veterum  scriptt.  et  monum. 
. . .  amplissima  coU.  VII,  Paris.  1733, 261  sq.) 
erneuerte  er  tl^eilS  bie  gorberungcn  feiner  S3or» 
gönger,  tbeilS  ging  er,  ber  3lufrid^tiglcit  ber  ©rie- 
ben mifetrauenb,  über  bief elben  l^inauS.  3^ar 
unterfd^rieben  ber  ßaifer  9)iid^oeI  unb  fein  So^n 
^nbronicuS  für  il^re  eigene  ^erfon  boS  S^m« 
bolum,  fonft  mürbe  aber  nid^tS  erreid^t.  SCßeitcrbin 
manbte  JlicoIauS  bem  fernen  Orient  feine  ^ufmerl» 
famfeit  ^u,  inbem  er  an  ben  3:ataren«6bau  ®e« 
fanbte  aborbnete  (Eaynald  ad  a.  1278,  n.  18  sq.; 
f.  b.  art.  Mongolen  Vm,  1773).  ^aä)  Ungarn 
fanbte  er  ben  Sifd^of  Dou  Qfermo  als  Scgoten  mit 
ben  auSgcbcbntcften  SoHmad^ten  (Eaynald  1278, 
n.  23 ;  Theiner,  Vetera  monumenta  historica 
Hungariam  sacram  illustrantia  I,  Born.  1859, 
327  sqq.).    ®en  ungarifd^cn  ßönig  SabiSlauS^ 

10 


^.  ■■ 


'•CO 


J'^-  • 


fi 


»    .  •-• 
■.- #■•-■ 


•l^--r.: 


.  -3  r^lsie  er 


^^  -  •  •  '■  ^^  •      .•    ", 

^ «     ^^  •    ■  •  ■        • 

••■-'."  ■     '.'  ■"  ■      * 


-.    .r    .rr:   rr  -     Zu 


•.IT-) 


^ai 


.JJ. 


j  inü  zr 


1;. 


t:t   1=: 


rriTL    Zi  -HCT  ^ 


nr  if  cm  Jes  $cr» 


—  -  .» 


r- 


.iz.-T.   mi:  '-.TiCvr    r  :2i-i2n:  r  enrear  In 


-I  IT':  ~r:r.    "i  "T'i  n  ^13  ^JZ5  inrrrx  f: 


M   ♦  -       .    •  .  ■ 


."  -*- 


ir 


:::.»r    rr  = 


/.*;r>t     '.iv  .<.       -"  ;:     -"r«". 


r . 


■    •       ^-       -.1 


•     ■  -•  ■ 


*t        '■       'f.i    •    ■  •-  -••      — —  - 

.»■•'.•■.■■  .  _•■  «^^ 

^  ^^       ^*.        m      *  .         ■■»-.■         •.  •        ■■■••- 

*  *  «^  . 

O       ■.4.'<' jv«'.  ■-•  <  V"    '«A        l*»  y         I  ■••"  ^.     ■   -•' 

'^  ■■  .    r   •       »■.  Ii,.^        *.  .i        ^  ...  -„•-.        ... 

_                 tf             ^  *•        •  ■                                                  *         •           • 

•^                    '        .  »   I    »       **  •              ■■         •-■■•               ■>•       •>.  •••<•       -■•• 

«  am                          m  m 

•  .^y'     J  \*  '  '    '      «■■'•             *  '*''  •    •  •          ■••      ^"     "  iV"  ■      —  »■           I"" 

^"      j"*  #    ■     •  *    .         ■     ■■•*         ^                       .    -•■  ^»      --          •"     . 

«  '  »•'>  0m    '»  *       9     m  #.#         .  .«*       '^         ..    . 

..'         ^  *  •  '  *  '•«..         t  ^  m     •  ^         '      »    » m    m  ^     m  ^mm 

t  1  **/  '•    '     •>•         '»     fc"^ .'    •  •  '       •   •  *•*       ..  •*■■    ^  sr*      1^  .  •  -     •     >,«.v 
'       '    '  ■     ■  ■'  ■ »  '       tl  •  r  ■  • ,  ».  . »  mir  V-  »••    '  •  -  -. 

ay-il..      «a  «f       Z^'a         -a..       IT.      •-  •','•      *»»     ».f*  "  J"     "  -•" 

»/        '■  *•  r»».  ..  ^r  ...»  ,.       ..  .  -"^  ,.   .. 

■  •  * 

»    ■  •       ,  »        >■  .^  r    '.    .   t        t.0       »'     ,  -  .      ^»      -  .  .    -' 

mjui     .    a«   a«  (     *^**        ir-»"         •■*€  "^w 


i.ia:  u:  L  ll:.-*     x  1_    lii  1.  llL-1.  2. 45 sq.). 


*■.'/•  >^  •  •  •  • 


•  a       *    •  .  ,     '       ^       .,  a  •»..„»»,   ,-r:: . 

aa  ..•••  »a  «  »^i       /'  ^   a 

•  •f     a|(  a4i        •■*.  f..        •«        /^ta»*  y-       m        ir^  i^«  •  ^ "  «"^  ■  •  S 

>..'  ■  '  •/  '   '      '  y    •  •  •  ,       •   * «.     V#    •■■■••-,—   •*  - 

i    '    *',     ,        a       |4  «|i«a«         t«       i-4f'!>'*.»*«^  •»*«  ••«>>««      *.fav 

i   ^      M|a.         'a-a«*,«     I     «         äA       '■••■',*    >»*-;■•'*      ■    '     ♦'  K'^'"**'  f** 

'•'  'V*      '"■  '".':.♦■''.»'•  !'.'.?/*  ?;'.*>r  ävt  (»cjrhrde 

auf  i§n ; 

.  ,  -  ., ,..   V^  fi*%öt)lt 

Irift    fi'ilf;   (Mit    )f;tii    inffirti   'Ur   l^rjll^rfriifiunQ   in 

7'iil/in»jiiiiM  um)/  )i*i.Illf  hn  ''^nuirn^r  nfier  f^n  Vln- 
Thiih  m",  »/'i'hrirri  in  l^hillrn  rr|rfjrinni.  Vlüein 
iiiifiifitiiiilr  fc)liri;rnil||r  fidtni  firr  Vlii<'4ü(jrHii()  etil' 
({»<|iii,  Im  V(|»ttl  \?MU  |(f;i(flr  brliOnffi  hir  H^opft 
•  lMiii'<'>iiiiliii  (III  )iriiAi'itil(iMffiyiialfl  ml  u.  12^0, 
II  lii)  Vliiiti  iifrti  tiiil  ;\tMl)(f)rM  liriMl  riiie&)uiii' 
iiiiMtf  iIm  )iiiiii)(tit)(  hiihitiif).  b(if(  ^KirnlmilS  IDte 
|rliii'  liiitirii  *Miii|fi)ii||n   in  hrtii  ''i/Ircilr  /|lDifd)ni 


''.1:~  1!  Si"^!  r-.:  r-r  rem  r-i^  Äj~r  c«in« 

•:l:tT_  c:  rr  !:•  :rt>:  »Tir/TiTr«!"  ^«4  5Hor« 
;».-.« :r!  2.:n:.rr-:..l  ;ur:  ^?— j^-f  ;r*  sinb  liefe 
2zrilir.'zz^rr.  i::r]zbc:zi:-rz  rr^ r-sli«  23eifc 
:»-=-.  ir:.:'.r.  £—.:«•  cü*:  rscrir:  r<rrfn  fönne. 
2[.f  -rlv.r.r r  ::'."£  grrjr'T: r^ir:^^  lui'Drecften, 

(^««.:.,«      V-r-t    TT-r— --"f^    "LT^    ^^T    iTüIl    ÖDll 

a.  12C^l.n.2&.:3vt.  5?!:n£r. -.r. rirä •Jer.ü^ungen 
ftarb  ?c:::Irj§  cm  4.  >irril  1292  u^^  mürbe  w 
'  2.  ÜJlGiia  üT^-ggicre  bc!.:i^£f :;  S:rn:r T.  errichtete 
ifem  e:n  trcä::qz^  Jenfma'..  DJicoIau*  »ar  ein 
fittenftrenser  unb  gclc&ncr  5Diann ;  er  lArieb  HMif^e 
Kommentare  unb  eine  ßrflörung  bunfler  SteÖen 
ber  Sentenzen;  bo(^  fmb  feine  Sd^riften  Don  il^m 
me^r  erhalten.  S^ie  Stnbt  Som  fc^müdte  er  mit 
üerfd^iebenen  neuen  (SebÖuben,  Warn  9Raggiort 
unb  bie  lateranenfifd^e  SBafiUffl  mit  SBerfen  ber 
mnfiDijc^enftunft  (Scumont  ®c|d^.  berStabtSRom 
ir,  Berlin  1867,  707).  Se^r  bemüht  toax  er  aud& 
nm  bie  S^rijtianifirung  ber  Sataren  unb  fd^itfte 
i^ncn  tüd)tigc  ÜKifponare,  unter  il^nen  ben  be- 
rülftmten  SJlinoriten  3of)Qnne5  be  Sfionte  Sorolno 


293 


9licoIau8  V. 


294 


(I.  b.  «rt).  eritt  3laä)]o\%tx  toat  (Eölcftin  V. 
(8gL  ^genröt^r,  Rxxä^mqt^ä^iä)k  II,  3.  %ufl., 
311;  ^fele,  €onc.-®cfd&.  VI,  2.  9lufl.,  212 ff.; 
Potthast,  Begesta  U,  1826—1915.) 

KicoIouS  y.  nannte  fid^  ber  t)on  Submig  bem 
Saoern  am  12.  TOoi  1828  }um  ©egenpopft  gegen 
do^neS  XXTT.  etl^oBene  ÜRinorit  $eter  Siat- 
Balbncd  t)on  Corboro.  Ueber  feinen  Sl^orofter 
f.  b.  Sxt  Suburtg  ber  99ot)er  (Vm,  282).  93or 
Mncm  (Eintritt  in  ben  Orben  mar  er  t)er]^eiratet 
genpefen  (ogL  Martine,  Thes.  n,  760).  %m 
20.  Ipril  1829  fprad^  Sol^anneS  ben  93ann  über 
Um  aus.  9IS  Submig  $ifa  t)erHe|,  blieb  ber 
6egenpap{l  bort  lurüd,  unb  nur  bie  ^(nmefenl^eit 
eines  fotferli^en  SicorS  f(i^u^te  il^n  t)or  (Semalt- 
t^gMten  ber  $ifaner.  Slber  bie  ©teUung  beS 
SicorS  iDurbe  immer  fd^luieriger ;  be^l^alb  Derlie^ 
Soinolbucci  bie  @tabt,  unb  ber  ®raf  IBontfatiuS 
Bon  Sonorotico  gemöl^rte  il^m  eine  l^eimlid^e  3u- 
jbu^tfiftfitte.  2)araufl^in  ermal^nte  Sol^anneS  XXU. 
ben  ®cafen,  ben  ®egen))a)){l  auf  Sofien  ber  Surie 
mlb  unter  fidlerem  iSkleit  nadd  Slüignon  ju  f d^idfen. 
Statt  beffen  fd^idCte  ober  ätainalbucd  einen  be« 
nüt^gen  Srief  on  ben  ^pft  unb  erflörte  fid^  ^ur 
Untemerfung  bereit.  Ser  ^ßapft  fprad^  ü)m  barob 
icinc  Sreube  au8  unb  ftd^erte  il^m  ©nabe  ^u.  9m 
25. 2Nüt  1880  mibernef  $eter  su  $ifa  unb  reigte 
bamt  midf  VDtgnon^  mo  er  am  24. 9uguft  in  tuelt« 
li^er  SHcibung  anfom.  9m  folgenben  Sage  tuie- 
bcr^olte  er,  )u  ben  gfü^en  bed  ^apfted  l^ingeftredt, 
{ein  9ef ernttni^  im  5ffentlid^en  Sonflfbrium;  ber 
$a)yß  (ob  i^n  auf  unb  lie^  il^n  }um  ^w^;  ^anb« 
nb  Shmbtu^  gu.  Unter  ber  Sd^a^fammer  im 
pdpf&ic^en  ^laj^e  erl^ielt  er  eine  SBol^nung,  tt)o  er 
in  e^renooller  ^ft  gel^alten  mürbe;  feine  3dt 
neigte  er  bem  ®thttt  unb  bem  @tubium,  bis  er  am 
16.  Cctober  1838  flarb.  S)a8  tiaticanifd^e  Srd^it) 
kwafftt  einen  Stegifterbanb  Don  i^m.  (9uger  ber 
Literatur  im  9rt.  Subtoig  ber  99at)er  t)gl.  nod^: 
Subel,  3)er  (Segenpapft  9^icoIauS  V.  unb  feine 
^ierard&ie,  im  ©ip.  Sa^rbud^  XH  [1891],  277 
bis  308;  @IaSfd^röber,  S)ie  Unterwerfung  beS 
degen)xip{}eS  ^truS  Don  Sorbara,  in  ber  gfeft« 
gäbe  |inn  25|ö]^rigen  @tiftungSfefte  ber  ^Serbin« 
bnig  Snfiria,  ShtnSbrudC  1889, 28—86 ;  iBatica- 
3if4e  9cten  jur  ®efd(|id^te  SubmigS  b.  ^.,  3nnS« 
bnuf  1891.) 

XicoIauS  V.  (1447—1455)  nannte  pd^  bann 
ber  am  6.  SRftr)  1447  nad^  bem  Zobe  SugenS  IV. 
gemfi^Ite  Xl^omaS  ^entuceKi.  Sr  mar  am 
15.  fZooember  1897  mal^rfd^einlid^  ju  Sarjana 
gdorcn.  3n  fe^  jungen  äal^ren  begann  er  bie 
Btsbicn  }u  ^oloqi^a,  unterbrad^  biefelben  aber  auf 
pd  Sofyct,  um  als  ^uSlel^rer  in  Sporen)  ftd^ 
Stittel  )um  SBeiter^ubium  ju  ermerben.  S)ann 
mSfm  t(n  ber  (eiligmö|ige  IBifd^of  Don  Bologna, 
tiatoiS  Vlbergati^  in  feine  Sienfte.  ßr  blieb 
W  bemfelben  20  Saläre  unb  ftebelte.  als  9Iber- 
p&  1426  }um  Sorbinal  ernannt  mürbe,  mit  il^m 
«4  9hmi  über.  @d^on  in  biefer  Stii  benu^te 
4k  Cngen  IV.  ju  Derfd^iebenen  @efd^öften.  9tad^ 


bem  Xobe  feines  ©önnerS  ernannte  il^n  ber  $a)))l 
jum  IBicecamerlengo  unb  am  27. 9loDember  1444 
jum  Sifd^of  Don  ^Bologna.  S)a  er  megen  bort 
auSgebrod^ener  Unrul^en  fein  9mt  nid^t  antreten 
fonnte,  betraute  il^n  ber  $o^ft  jmeimal  mit  l^od^- 
mid^tigen  fiegationen  nad^  S)eutfd^Ianb;  auf  ber 
jmeiten  Steife  gelang  eS  t^m,  in  SSerbinbung 
mit  garDaial  (f.  b.  9rt.  n,  2008),  auf  bem  Qfran!- 
furter  Steid^Stag  bie  beutfd^en  gfürften  Don  ber 
fogen.  92eutralitöt  auf  bie  Seite  ^omS  }u  jiel^en. 
3um  SDanfe  bafür  er|ob  il^n  ßugen  am  16.  S)e* 
cember  1446  jum  Sarbinal.  Srei  9Ronate  ft)öter 
beftieg  er  felbft  ben  fäpfütd^en  Stul^I.  ©etabe 
[eine  ©emanbtl^eit  in  ben  Unterl^anblungen  mit 
Den  2)eutf d^en  mag  bie  Sarbinäle  bemogen  l^aben, 
il^n  5u  möl^Ien;  fein  93iagrapb  SSefpaftano  ba 
3)ifticci  berid^tet  inbeg,  ba|  bie  Siebe,  meldte 
er  bei  ber  Seid^enfeier  (SugenS  IV.  I^ielt,  feine 
S&a^l  Deranla|t  l^abe.  3n  banfbarer  ßrinne- 
rung  an  feinen  SSBol^Itl^öter  nal^m  er  ben  9lamen 
5RicoIauS  V.  an.  9lm  19.  SKärj  fanb  bie  ftrö- 
nung  fiatt.  S)ie  Sage  ber  ürd^Iid^en  unb  po- 
litifd^en  IBerl^öItniffe  mar  f d^mierig ,  allein  burd^ 
finge  9lad^giebigfeit  unb  feltenen  ßifer  brad^te 
9IicoIauS  Diel  ju  Staube,  iim  fd^mierigften  lagen 
bie  Singe  in  S)eutfd^Ianb,  mo  nod^  immer  baS 
Sondl  ju  IBafel  tagte.  S)er  ^apft  beSfelben, 
3felij  V.,  forberte  TOcotouS  in  einem  fafi  (omifd^ 
$atboS  p  fd^Ieunigfter  Siefignation  auf  (Mansi 
XXXI,  189).  SticoIauS  ging  inbeffen  unbeirrt 
auf  bem  SBege  meiter,  ben  Sugen  IV.  eingef  dalagen 
batte,  inbem  er  auf  bem  ffranfenbette  nod^  bie  f og. 
gfürftenconcorbate  unterjeid^nete  (f.  b.  Slrt.  Son- 
corbate  IQ,  826).  Sd^on  am  Sage  ber  ffrönung 
Derfprod^  SlicoIouS  bem  ftönig  Qfriebrid^  IIL  bie 
33eobad^tung  ber  Don  feinem  Vorgänger  abge* 
fd^Ioffenen  Uebereinfunft  unb  erneuerte  biefeS  S3er= 
fpred^en  in  einer  SBuHe  Dom  28.  SDtärj  (über  bie 
Auslegung  berfelben  f.  ©d^eeben,  S)oS  öcumenifd^c 
goncil  Dom  Sobre  1869  n,  SiegenSburg  1870, 
398  ff.).  Äönig  griebrid^  unb  einige  Sieid^Sfürften 
batten  il^n  als  $apft  anetfannt;  bagegen  Derbanben 
fid^  bie  Dicr  ffurf ürfien  Don  ftöln,  3:rier,  ber  «pfolj 
unb  Sad^fen  mit  bem  Don  ben  93aSlem  gemonne* 
nen  franjöfifd^en  Äönig  Äarl  VII.  SJun  mürben 
jmei  SSeriammlungen  ju  SäourgeS  unb  S^on  im 
äuni  unb  3uli  1447  gel^alten,  an  benen  au^er 
ben  genannten  ffurfürften  aud^  ©efanbte  Don  Sa» 
Do^en,  ßnglonb  unb  einige  SWitglieber  berSäoSIer 
SQuobe  tl^eilnabmen;  man  bef^Io^,  gfelis  foHe 
reftgniren,  SlicoIauS  aber  in  fel^r  Dielen  fünften 
ben  95aSlem  nad^geben  unb  in  fürjcfter  Seit  ein 
allgemeines  Soncil  in  eine  franjöftfd^e  Stabt  be« 
rufen.  S)er  ^opft  gab  jebod^  junäd^ft  feine  %nU 
mort.  Qfaft  ju  berfelben  Seit  Derfammelte  griebrid^ 
bie  gfärften  ber  anbem  Partei  ju  ^Ifd^affenburg. 
5)ier  mürbe  bie  Snerfennung  SlicoIouS'  V.  auS« 
gejprod^en  unter  ber  95ebingung,  bafe  er  bie  3für= 
ftenconcorbate  beftätige;  jur  mcitem  ^luSgleid^ung 
oUe  ein  Sleid^Stag  nad^  92ümberg  berufen  mer- 
en.     9la^  95eenbigung  ber  gürflenDerfamm» 

10* 


i 


295 


5licolou8  V. 


296 


Iun9  erliefe  Öfriebrid^  am  21.  auguft  1447  ein 
aKgemeineS  Sbict,  toorin  er  entf Rieben  befallt 
iebermatm  im  SReid^e  foSe  WcoIquS  onerlennen. 
S)a  boSfelbe  iebod^  nid^t  bie  ertDänfd^te  Sßtrhing 
l^erDorbrod^te,  fo  ^ielt  ed  ber  t)(i))ftlid^e  Segat,  Sar- 
binol  Sart)Qj[aI,  für  gerotl^en^  rdä^i  auf  ben  SReid^S« 
tag  }u  märten,  fonbem  ^uDor  fd^on  mit  bem  Üb' 
nige  unb  ben  einzelnen  Sfurfien  ^u  unterl^anbeln. 
SHe  gfntd^t  biefer  Unterfanblungen  toax  baS  am 

17.  gfebruor  1448  abgefd^foffene  SBiener  (Soncor- 
bat  (aud^  mol^I  Slfd^affenburger  genannt),  totlä)^ 
9HcoIau8  am  19.  m&ct  beftötigte  (über  ben  3n- 
l^alt  f.  b.  «rt.  «oncorbate  HI,  828;  SBeurtl^eilung 
beSfetten  bei  ^a\iot  [f.  u.]  819).  SRit  bem  «b- 
fd^Iufe  biefed  SoncorbateS  l^atte  fiir  bie  f  d^iSmatifd^e 
@9nobe  }u  Säafel  notl^menbig  bie  Ie|te  Stunbe 
gefd^Iagen.  Snfolge  ber  ÜRal^nung  be§  Statines 
tierliefeen  bie  @t)nobaIen  bie  @tabt  unb  begaben 
ftd^  bann  nad^  fiaufanne,  ttorauf  ber  IBifd^of  t)on 
Säafel  unb  bie  @tabt  ftd^  SlicoIauS  unterwarfen. 
9lud^  Äönig  Äarl  Vn.  fdfeidte  im  ©ommer  1448 
eine  Obebien^gefanbtfd^aft  nad^  9lom,  meldte  p- 
gleid^ißorf  daläge  ^ur  ^Beilegung  be§  @d^i§ma8  über- 
brad^te.  Sm  IKerlauf  ber  Unterj^anblungen  l^ier- 
über  ging  9ticoIau§  in  feiner  tJfriebenSIiebe  bi§  an 
bie  öufeerfte  (Sren^eber  ylad^giebigleit.  9m  18.  Ja- 
nuar 1449  l^ob  er  in  einer  feierlid^en  SäuIIe  alle 
gegen  %i\\i,  bie  S^nobe  }u  Säafel  utib  il^re  Sn- 
l&nger  t)on  il^m  unb  feinem  SSorgönger  t)erl^ängten 
©trafen  auf.  Sbenfo  na^m  gf^Iis  am  5.  ^ril 
mit  Sriaubnife  bed  $a))fte8  bie  t)on  il^m  gegen 
Sugen,  9KcoIauS  unb  il^re  Slnl^önger  auSgefprod^e« 
nen  Senfuren  feierlid^  jurüdf  utü)  beftätigte  (die 
tt)ö]^renb  feiner  ^Regierung  t)on  feinen  ©egnem  t)er- 
liel^enen  $rit)ilegien  unb  @naben.  Svotx  Sage 
fpöter  legte  er,  d&enfalld  mit  SlicoIauS'  ©enel^mi- 
gung,  feine  Sßürbe  in  bie  ^önbe  ber  }u  fiaufonne 
^erfammelten  nieber.  S)iefe  iDöl^Iten  unter  ber 
iBorgabe,  ber  t)ö))ftlid^e  Stul^I  fei  nun  erft  t)acant, 
92icoIau8  V.  aud^  il^rerfeitS  }um  $a))fte.    9m 

18.  3uni  erliefe  9licoIau8  Don  BpoUto  au8  brei 
93uIIen  }u  ©unflen  beS  abgebanöen  ®egenpa))fte8 
gfelis  unb  feines  ^nl^angeS,  ol^ne  jebod^  bie 
basier  2)ecrete  im  ®eringften  ^u  beftötigen.  2)ie 
SSieberl^erftellung  ber  fird^Iid^en  Sinl^eit  mürbe  }u 
SRom  feftlid^  begangen.  Sbenfo  mar  SlicoIauS  in 
$oIen,  Ungarn,  99o§nien,  jhoatien,  felbft  auf  S^« 
pem  mit  Srfolg  für  ben  tird^Iid^en  g^neben  tl^ötig; 
nur  in  IBöl^men  mifelangen  ^tt)a\al%  Säemül^ungen 
DoÜftünbig.  3n  9lom  unb  im  Jnrd^enftaat  mufete 
9KcoIau8  ol^ne  93Iutt)ergiefeen  Stulpe  unb  Orb» 
nung  ]^er}uftellen  unb  }u  erlitten  unb  im  ®rofeen 
unb  ®an}en  bie  tiefen  SSßunben  5U  l^eilen,  meldte 
bort  möl^renb  ber  ^Regierung  SugenS  IV.  gef  dalagen 
morben  maren.  3m  %  1450  Hefe  er  in  SRom  baS 
fed^Ste  grofee  Subilftum  abl^alten.  2)ie  S^^^  ber 
atompilger  fd^eint  aufeerorbentlid^  grofe  gemefen 
5U  fein;  ber  $opfl  felbft  befud^te  mit  blofeen  tJfüfeen 
bie  Stationen.  3lm  $fingftf onntag  (24.  SRai)  fanb 
bie  ^eiligfpred^ung  IBeml^arbinS  t)on  @iena  ftatt, 
mobei  ber  ^apft  eine  fiobrebe  auf  benfelben  l^ielt. 


fieiber  brad^  in  9lom  bie  $efl  au8 ;  aud^  eine  burdd 
fd^  gemorbene  $ferbe  auf  ber  6ngel8bräd[e  ein- 
getretene Jtataftrot)]^e  f orberte  an  200  Opfer,  ^üx 
baS  folgenbe  3al^r  bel^e  ber  Ißapft  baS  Jubiläum 
auf  bie  anberen  Sönber  au8.  3u  biefem  3tt)tde 
fanbte  er  Segaten  bortl^in,  meld^  jugleid^  auf  bie 
SbfteDung  ber  eingeriffenenSRifebr^d^e  l^inorbeito 
foSten.  9tad^  gfronlreidd  V^Q  Sarbinal  Sfbute- 
DiUe  mit  bem  auftrage,  ftd^  um  einen  befinitiDen 
gfrieben  mit  Snglanb,  eine  9teform  ber  ^ptarifo: 
6od^fd^uIe  unb  bie  Sbfd^apng  ber  pragmotifd^ 
Sanction  t)on  1438  )u  bemül^en.  SS  gelang  il^ 
nur  ber  ^meite.  f8t\\tm  Srfolg  l^atte  9{icoIau8 
Don  Sufa  in  S)eutfd^Ianb,  mol^in  auf  gfriebrid^  lEL 
^Sitten  aud^  Sol^anneS  Sopiftrano  gefanbt  mürbe. 
3m  3. 1452  trat  Jt5nig  gfriebrid^  m.  feine  Stonu 
fal^rt  an,  am  16. 3Jläx^  mürbe  er  Dom  $apfte  mit 
ber  eifemen  ffrone  gefrönt  unb  mit  SIeonore  Don 
Portugal  Dermöl^It;  am  19.  SRör)  fanb  bie  Stai\t> 
frönung  ftatt,  bie  Ie|te  in  SRom.  ©egen  baS  an- 
bringen ber  Surfen  unterftü^te  9HcoIau8  befonberS 
bie  Ungarn,  9Ibanefen  uno  Itönig  3ol^ann  Don 
C^Qpem  unb  liefe  überaU^in  bringenbe  ^ilfentj^ 
ergel^en ;  aud^  für  bie  Unterftü^ung  ber  ftäm)>fe 
gegen  bie  ÜRauren  in  Spanien  mar  er  eifrig  tl^tig. 
2)en  ©ried^en  gegenüber  mad^te  er  in  einem 
Sd^reiben  Dom  11.  October  1451  feiner  $flid^ 
gemäfe  bie  ©emäl^rung  ber  ^ilf e  Don  ber  enblid^ 
2)urd^fü]^rung  ber  S^rentiner  Union  abl^gig, 
inbem  er  jugleid^  beflagte,  bafe  baS  UnionSbecret 
mol^l  in  aUen  Sönbem  bed  SbenblanbeS,  feines« 
megS  aber  im  b^gantinifd^en  9teid^e  publicirt  feL 
2)a  nun  ber  Jtaifer  bie  pöpftlid^n  IBebingungen 
annal^m,  fanbte  ber  $opft  ben  Sarbinal  3ftbor 
mit  ^ilfStruppen  nad^  Sonftantinopel  unb  f^idtte 
aud^  ©elbmittel.  9m  12.  2)ecember  1452  mürbe 
in  ber  Sopl^ienfird^e  baS  UnionSfeft  gefeiert. 
9t(ein  eS  mar  nid^tS  al§  eine  Somöbie;  bie  fa« 
natifd^en  unb  Derblenbeten  ©ried^en  }ogen  ben 
türftf ^en  Surban  ber  popftlid^en  Siara  Dor ;  am 
29.  ÜJtära  1458  fiel  Conftantinopel  in  bie  ^önbe 
ber  Surfen.  S)ie  9lad^rid^t  baDon  mad^te  auf  ben 
$apft  einen  gerabe^u  nieberfd^metternben  Sin- 
brudf ;  allein  er  mufete  fid^  ^u  faf[en  unb  )u  l^on- 
beln.  Sofort  fd^idte  er  £egaten  an  bie  M  )er> 
fleifd^enben  italienifd^en  äRöd^te;  in  lBend)tg  Iie| 
er  auf  feine  Itoften  fünf  Sriremen  auSrüften:  am 
80.  September  1458  erliefe  er  eine  grofee  93ulle, 
in  meld^er  er  bie  gefammte  Sl^riftenl^eit  }um 
j^reusguge  auff orberte;  bie  jfird^  molle  burd^ 
©elbfpenben  baran  tl^eilnel^men,  bie  SarbinSIe 
unb  bie  ^Beamten  ber  Surie  foüten  ben  3^^n« 
ten  il^rer  Sinfünfte  bap  l^ergeben.  Mein  baS 
}erriffene  Suropa  Derl^ielt  fid^  tl^eilnal^mloS.  Um 
menigftenS  in  3talien  ben  Qfrieben  l&erjufteEe« 
unb  Don  l^ier  au§  einen  3ug  gegen  bie  Slürfen 
berbeijufül^ren,  berief  ber  $opft  einen  Kongreß 
nad^  Sftom,  ber  aber,  l^auptföd^lid^  infolge  beS  )&t* 
Italiens  be§  JfönigS  9(fon8  Don  9teopel  ol^ne  St* 
folg  blieb.  S)od^  fd^loffen,  burd^  IBermittlung  befi 
tJfranciScanerS  Simon  Don  Samerino,  SSenebig^ 


297 


9licolQu8  Don  9mien8  —  92tcoIau8  Don  SlemangeS. 


298 


naifanb  nnb  Sfloteng  Sfneben;  bet  Don  9ticolQuS 
nail^  Steopel  gefonbte  ^irbinal  Sopronica  ü&er- 
vbdt  ben  ftönig  }um  Seitritt,  unb  am  25.  gfe- 
fanoz  1455  fd^Ioffen  bie  genannten  SOt&d^te  unb  bet 
$a)>fl  mtf  25  ^Ofct  ein  @d^u^  unb  Zru^bünb- 
m|.  3>t^  Sbmel^r  bet  Süden  gefd^ol^  iebod^  nid^tö 
fni{Uid^.  ate^nlid^  erging  ed  in  S)eut{(I^Ianb. 
(in  Sletc^tag  )u  9tegen8burg  (rad^te  nid^tS  ^u 
Stonbc ;  ein  anberer  }u  gfronffurt  a.  SR.  befd^Io^ 
)»«  bie  Sbfenbung  eines  ^ilfSl^eered  nod^  Un« 
gotn  für  baS  folgenbe  ^af^t,  auf  einem  britten 
ober  PL  2Biener*92euftabt  mad^te  bie  2:ür!enfrage 
e^  Süd-  als  Sfortfd^ritte.  Unterbeflen  ftarb  mcc 
lonS  in  ber  Stad^t  Dom  24.  auf  ben  25.  SOtör^ 
1455  nnb  nmrbe  in  @t  $eter  beigefe^t.  @etn 
^tod^olger  UKir  SalistuS  IH 

%coIaufi  V.  gel^ört  p  ben  bejlen  köpften,  bie 
ie  ben  etu^I  $etrl  gegiert  l^aben.  ,,S)aS  Sid^t 
imb  ben  Säpami  ber  iard^e  @otteS  unb  feines 
äa^r^rnibettfi"  nennt  il^  nid^t  mit  Unred^t  fein 
9iogra))^  Sefpafiano  ba  Sifticd.  S)ie  3eitgeno{f en 
MUbem  il^  als  einen  fleinen  fd^möd^tigen  9Rann 
mit  fc^gcf  d^ittenen  ®  efld^tS^ügen  unb  bli^enben 
f^loaqen  Sugen ;  feine  (Seftd^tSfarbe  toar  bleid^^ 
fetne  6timme  DoStönenb.  Slber  in  bem  üeinen 
iUteper  aol^nte  ein  großer  @ei^  Sr  toar  fitten- 
tcin,  fromm,  ent^Itfam,  geredet  unb  gütig;  öngft- 
K4  imeb  er  jeben  @d^ein  beS  ^{epotiSmuS.  Seine 
Seit^ügfeit  trat  bef onberS  in  feiner  tJfriebenSliebe 
imb  Otilbt^ätigfrit  in  Sage.  SBieHeid^t  l^at  fein 
Ssrß  feiner  St\i  eine  fold^e  Abneigung  miber  ben 
Ihitg  empfuiü>en  mie  er.  Sin  glön^enbeS  3^ugni^ 
feiner  fafi  unbegrenzten  Sllilbtl^ötigf eit  ift  baS  Don 
i^  an  ber  ftird^e  beS  beutfd^  Santpo  Santo 
gegrunbete  gro^e  9rmenl^auS,  in  tteld^em  jeben 
SRontag  unb  gf^eitag  gegen  2000  iBebürftige 
Srob  unb  SOßein^  aUe  Sage  aber  18  ^rme  ein 
StittagSmal^I  erl^ielten.  @ein  einziger  gfel^Ier,  fagt 
$latina,  mor  ein  l^eftigeS,  in  fd^neUem  3onte  ge« 
iteigttS  Semperament  baS  er  felbft  oft  bitter  be- 
flogte.  9IS  feinen  l^öd^ften  ßl^rgei^  unb  fein  Streben 
bejfid^nete  er  felbft,  „@otteS  Sl^re  unb  ätul^m  ^u 
m^n  unb  baS  ^eil  ber  3J{enfd^en  ^u  förbem''. 
Sie  Ser^enlid^ung  ber  JHrd^e  burd^  bie  SBerfe 
beS  (BetfteS  unb  ber  jhtnft  »ar  baS  l^öd^fte  3tel 
kineS  $ontificateS ;  in  biefer  C^inftd^t  l^at  er 
tociffi,  mtfjit  geleiflet  alS  fonft  einer  unter  ben 
$öpfini,  nnb  gerabe  barin  liegt  bie  meltl^iftorifd^e 
Sebentung  feineS  $ontiftcateS:  mit  il^m  beftieg  bie 
i^cifUii^  %enaiffance  ben  pöpftlid^en  Sl^ron.  gfein 
gebübet  unb  geifboU,  trat  er  an  bie  @pi(e  ber 
literarifd^  unb  fünftlerifd^en  Stenaiffance,  ben 
Sntereffen  ber  993iffenfd^aft  unb  Jhtnft  fteOte  er  bie 
Indorität  unb  ben  SReid^tl^um  ber  päpftlid^en 
ütoi^  ^  SSerfügung  unb  leitete  bamit  eine  neue 
lent  ein  in  ber  Sefd^id^te  beS  ^fttl^umS.  2)ie 
Wehrten  unb  Siteraten  maren  feine  eigentlid^en 
SeUinge,  i^en  gab  er  mit  faft  unbegrenzter 
Snigebiglett.  S)o^  mu^te  er  ben  Sd^mer^  er- 
Mopoi,  boB  einer  ber  ^umaniften,  Stefano  $or- 
(sa,  eine  Serfc^mdrung  anzettelte,  bereu  3tDedC 


nid^tS  Ruberes  mar  als  bie  IBefeitigung  beS  $ap- 
fteS.  ©lüdflid^enoeife  mürbe  fie  zeitig  entbecft; 
Stefano  tourbe  am  9.  3anuar  1453  l^ingerid^tet. 
iBomel^mlid^  begünftigte  SttcoIauS  bie  gried^if^e 
fiiteratur.  9Rit  großen  ff  often  unb  äRül^en  grünbete 
er  bie  Daticanif^e  IBibliotl^et  bie  bei  feinem  Sobe 
1160  toertl^DoUe  ^anbfd^riften  zöl^Ite.  Stid^t  min- 
ber  erftaunlid^  mar  bie  gförberung  ber  ffünfte. 
gfaft  alle  not^menbigen  9teftaurationen  in  SRom, 
fomol^I  an  fird^Iid^en  als  profanen  ©eböuben, 
mürben  möl^renb  feiner  ^Regierung  DoÜenbet  bie 
^eterSürd^e  unb  ber  iBatican  erfüllten  bebeutenbe 
SBerönberungen.  3ln  ber  3luSfü]^rung  beS  güefen- 
planes  für  ben  Umbau  ber  fieoftabt,  ben  93au 
einer  neuen  IßeterSürd^e  unb  eines  neuen  Ißopft* 
palafteS  l^inberte  il^n  ber  Sob.  Seine  ^anb  mar 
eS,  meldte  bie  ^auptftabt  ber  (Sl^riftenl^eit  zu  einem 
glämenben  SWittelpunft  in  ftunft  unb  SBiffenf d^aft 
erl^ob.  Seine  ®rabf d^rift  rül^mt  Don  i^m,  er  l^abe 
atom  golbene  äal^rl^unberte  gegeben.  (Sine  IBio« 
grapl^ie  9JicoIauS'  V.  mitSSermertl^ung  ungebmdfter 
ajlaterialien  lieferte  neueftenS  ^aftor,  ®efd^.  ber 
köpfte  f.  b.  Ausgang  beS  aJlittelalterS  I,  2.  «ufL, 
greiburg  1891,  291—531.)  [aBurm.] 

^icotans  Don  SimienS  (Nicolaus  Ambia- 
nensis),  ein  mittelalterlid^er  Sl^ronift,  mürbe  ge« 
boren  im  3.  1147  unb  fd^rieb  in  ad^t  Sudlern 
eine  allgemeine  S^ronif,  bie  jiebod^  faft  SBort  für 
SBort  aus  ßufebiuS,  ^ieron^muS,  Sigebert  unb 
beffen  gfottfe^em  compilirt  ift.  92ur  l^ier  unb  ba 
fe^t  er  einige  meitere  S)etailS  bei,  bie  ebenfaUS 
Don  anberen  Sl^roniften  entlel^nt  finb.  $er^  l^at 
in  feinen  Monumenta  Germ,  historica  biefe 
3ufö^e  gefammelt;  fte  ftnb  aber  ol^ne  l^iftorifd^en 
SBerti  S)ic  gl^ronif  reid^t  bis  zum  Saläre  1203. 
SßicoIauS  lebte  in  SlmienS,  mo  er  auf  @mpfe^Iung' 
beS  ^apfteS  aiejanber  ni.  Don  bcm  93if d^of  ©ein» 
rid^  Don  SReimS  eine  fird^Iid^e  ^frünbe  erl^alten 
l^aben  foU.  ^ad^  99rial  foQ  aud^  bie  Sd^enS« 
gefd)id&te  beS  1^1.  ©ottfrieb,  alS  bereu  SSerfaffer 
gemöl)nlid^  ein  SKönd^  9{icoIauS  Don  SoiffonS  ge* 
nannt  mirb,  Don  il^m  l^errül^ren.  Süperbem  mirb 
il^m  aud^  nod^  ein^ud^  Ars  fidel  catholicae  zu- 
gefd^riebcn,  mcld^eS  nur  im  SWanufcript  Dorl^janben 
ift.  (Sgl.  Eist.  Utt.  de  la  France  XXI,  659  s.; 
Fabricius,  Bibliotheca  medii  aevi  V,  Florent. 
1858,  100;  Nouv.  Biogr.  Generale  XXXIH, 
983  88. ;  Pertz,  Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  VI, 
473  sq.)  [Stödtt.] 

Tßiicotans  Don  SIemangeS  (de  Cleman- 
giis),  fo  genannt  nad^  feinem  ©eburtSort,  bilbete 
mit  ®crf on  unb  $eter  b'^ill?  boS  berül^mte  Srei- 
geftim  ber  ^orifer  UniDerfitöt  in  ben  SReforma- 
tionS-  unb  UnionSbemegungen  on  ber  SBenbe  beS 
14.  Sal&rl^unbertS.  6r  mürbe  geboren  um  1360 
im  S)orfe  ßlemangeS  in  ber  gl^ompogne  (im  l^eu- 
tigen  ©epartement  K^aIon5=fur«5ERame)  Don  od^t» 
baren,  aber  unbemittelten  filtern  (bumilis  erat 
fortunae,  fogt  SuIäuS).  Siä^ereS  über  feine  ga» 
milienoerl^öltniffe  ift  nid^t  befannt.  SKit  znjölf 
Salären  fam  er  in  baS  Kollegium  JlaDatta \\v^ccn&. 


. -><^ 


t  • 


>»  ■ 


n  >::i:'s     ur  Mri:  D21     cuc:    riTLiL^  rr   »nii:  iicrTr.r  OLn  nr  Ctsnnn  TZ.  um  nt  'rne  '"4Jr« 

uK^KV.ttivri-.-.iir.  H:vMvlvmiz  xnu  ditik.   iiiiii:-:n  rznL-.  rm  nusitii:  h  Tr::niifna  nr  jte  srnz 

)iiiün*iii  •::  rxi  xci  1  li*  1   l::  -.1  >r  ^uxnir  ^är  x»r:i:   :i:iiiiit»niE  £as:in:T    ^EaciqiE  3:s5t 

TKriCT.   iÄr:;»2:.*r  fj.  ißiiisT.    JiniE  knicr  i':itrrr  Dcnmi  im  ürunrniir  5IL^  mf   inr  ihte  ?i2s* 

r-K  ÖMri:»!.    ::»'jiSK:T   i-T.ürr.  •=  'hlpi:  tiiiüäSuiü  crrjicr  tnnacr  m^  i^l  X±inrE  Jim  ^iii:*"'us  rü 

jüiaiä-i*  CLX  tiLTi*  }»nÄiii:aA-zxr-:i:  :-:nz3i3tt  Hnarjr.  er  nL'.  S-cüiirtn  cm  Cjanci  2er  n3jC 

reinr,    S^l  ir»av-i:irz\';i   :€:  Üßi-i'in»  iilj  !:  riX:.: '''liCT  xmn-   uir  Sltar  mer  nurict  ^j. 

134Ü  :r  lu?'«.-.  Z'iiniLT  J:«rrir'::Ti:CT .  bcdiinnic  t,~:-.r4L'.  tr.  iLr^minr  dnr  len  i;!.  So^nr^ 

UüH  DirüT  V::ni  }lj:.r7-:»:p.  üc  ms  irr'iin  \L:.c:«  1 11-^  cnr  ml  ^rnuT*m  »üimüiii.  Iu5  SöiÄni 

iaai.    ?ri  ir;.l:i  irin»!  £leniCTi»l  i-ire  .^tütth.  niri  rnu  5:sn:iaiL  ir  mnr  5t  Hframsex   Älr 

HC  LTr-iüTTr.-  SLiir-l  rj.:  cnxcn  'd  aii  uns  ^E^::c  rnu  Tiiian  (rauCT.   umcE  tOic:  ^  ^er 

'i»r.Ti5:    K'iCT.   £:ii:ii±;c    M»   ^I.inirt:   ru    ***i«  F.n-.nnniuöür  ra  öaiinunritninrriicr  ä  22:» 

ifcr.::i:r4:  '»üitiE  £:'li!::i5T.  .r  "i'-ricir  v'?-n.!ii    :»:i  >r'-iz  er.  imc:  nr  inr  mm  imrln:  £^iii±c.  ^ 

•r  '»irjT  -ir  m«*  ',\i\xr:  I-:?:  rxir  SiL-r::^  Iüt  Urs  inri!  Ilinirt  üiirLf  tLL  i!nr    nmi  ÄmaEü  !=■'§ 

wr'nir  ^emiijj:  ntinn    jIct.  :c  et  ittvjT^!  ^.r  cht^  fx  itacr.    LI;  Iiu^'k  E-nrrber  icrEi  €!*• 

Ispr»  m;i  :r  :ivt  e^.rr.ricr  r.iirrr:: r^icrf,!3-  mrrin'J  fxn  S^rrir^irr   im  irrfxu  eie:  rJ^g  jer 

TiiHTi'T'j.i  V.Z  '.1^  i'iii'r.iT  r.:.:  zuil-iicr  Lor::«  3  rJcnEit  SxinEr  er  &ciu:^ir  XZH    X-cni* 

:i::'i«'rT    tt::  i*.:r  .»jm  :»!r  -';-'.•:•'::  :•?*  'iLvTnTr.rjhz  !••  imi  acniiEn  Änr    !c  racr  r'^cr  ?cn» 

MT  Z-'l^^rr/z  va:-     i::r.;-5  :»n:uini  ^i  :u  Ätrrtt  rrnrü:?.  rci  ircr  !i=r  äsrr lh=:  ti: bcriiz« 

'^ir.:i»r^:iir  v/ron  rir  &r.i'.:::r.:  :»!i  'liirr.  t:  Iiei  Irrr.   ,!c±r  cJ  g-araunäärr'   \äa£ir£f» 

*iT/ai  ''»rr  IlT^   :i::a!r:-:»!:r.  5'i- irrii*.  rir^rr.  sk»  rirr^ii*  rr  Ict  i^u^    »ir-nnm  "ä  fi  i^r,  ^^2S 

:«r:=..6t  ^:1^-t  *i  -37  ^•ztL.txL  ix:  i:lrr'r»n  r-rul  Cln.^r>crL  *ial  •■.■Xiixrrj  &frrr!rr:  rzic 

:r.f   kr.!  f.U'»:ff.  r.nr:  hirlci .   ::T.r.: Ir.: rr  r.r:  :t.  £ r  !irr.  "iLinm:  inaDix  5i  ^- 

^i-r.:  -ix:  d:-:  ir:'.^»  yr-Kz.  :•:■:  -.Tr-'-Tc:  i-mr.«  Irzu  z^x^.tsz    ircrcirc  r:::r  rr  r-rrTFir,  ^m» 

»,r'-'  ••■•      ''*'•'■   ••-i-'i'»  ••»•C»-"»^*pT-  V.- -,»   •-,..•   »-j   **— •ir»«  ^~^—*    -■P'^*  •■*!»"•     *inr  ^it  -i  ■■ii~i>   Sn»  jf^ "TT—^l'Ait 

••'«  -  .n  ■   .     •-.  .           •  •     ....     ..        t*,.  .^. .  v.S^ ......    «.S    «%..«*  ..-.  .     «  .S.l^    •*■•.«.«    •(.  ^    •    ..■»'«•Cm     ^'^  •      »« .    f^'9^   ImKI 

'.:r.l  'iC.:»t.:t.: *<    liV-:   't  *rr*r  r.'~.:zv:i  ^jrrrr.  ^i';^  ^-  r-  £:cr::  £rr:n  ärrr»  r:  ;£|t  baS 

-.  e'.vrr.r.rr.  r.:  ''rr..   Z-»;»  C.:.»l»:rj»*'-:  iKT..:?:«  ij.  rrr.;!  i^iTT^cnr  rrrirm:::  rr^  zlsr   rc*  c#  in 

«'^   ».'. .    .....       •    ...     ...    .      ..'.    ^ ..        ...      ...    t-.-l...    *• ..  ..»    *.....      <^,  •>    ..,..   •      ••_..«    — .^p.    «!■«■■   4.  !•    ■CM:|t 

:r  -r.  »ir/.Tr'-v.i^r:  iL». ;'». »-  Entr.  r.  rirt  nr  rrrnrrjfr:'  i- '.  r.   vrr  ;r.r  ?r-  t^bcn  Shm 

iL'ir:»:  t..:  ct:-^-r  '•?^=  Sl  =r.:£  c-tJ-t.  ir  rf  &fT-!:-.r.5  TTTT     ^Ir  c  ^rr  gdrrihcr  trlirt 

f.r;.,  ^,    .^..^  H.---  ......5     •  »..    .-.  **..  *.„    i'jct  — .-..-vs    te.>n  ...  ».n  ...s  •*lJ>&>..^.^?-«<uC  «?CIllir 

»:;:.•  J,*-rf  ir':  :ilfU:-::r.:r:.  -.r.  r'»Ili»r  ric  :rr.  »r,r.£=  ii^r-r.  ?".u:  :n:nrr.  rr.^  rzr  csf  bQ$brin" 

:*t  U- /.«vr-:::::  r:r:r'i:::rr.i-   ::•'.  L^kzk   v^  :;r.rr:!  :r':^::rc"~:.ir.2{3^r>rrH3crgrxtiiiibc 

(r.rir-T.:  m-::»!»::  ur.'.  :-,»  vi*  c^MsfirJ-s  ii'rr.«  l-.»5  f.±  fltr.ir.ri^  *±.v:^-*.±  bcrii  ftsCSXi,  bo8 

.'^fc  rr^r::^.  ':='^^  :•?:  ft-t:-  ;u  !:i'r.:rr  Jr:«  :ir:  rrr.  S^.jrtn  YT:T   ruri  ecr^n2i  ©alcoti 

v3.  s;.-':^:-::-»^:  rr..::».  (»rer.  r.rf.-.r-.::  (fr:::  lo&5  crrc^rtcr».  ?,r-.:  £:r.i4  r-ir^ite:  SecretöiS 

sano- 


con- 

Sienfk 


301 


9ltcoIau8  Don  SlemongeS. 


302 


oon  8ettm  beft  ^opfieS  felBft  }u  Sl^eil,  bem  er  oud^ 
^infod  in  finbli^  Siebe  unb  IBerel^rung  }uge« 
Hjflti  hVvA,  unb  ben  er  fd^ilbert  oIS  Papam,  licet 
gnviter  accusatum,  magnmn  et  laudabüem, 
UDO  sanctum  Timm,  nee  bcIo  an  laudabilio- 
rem  unquani  ullum  viderim.    allein  feinen 
^Jcaturanlagen  nad^  fonnte  SlemongeS  (eatenus 
jogi  nescins)  an  bem  ^ofleben  unb  ^ofgetriebe 
leinen  (SefoOen  finben^  obttol^l  er  bie  Surie  in 
morolifc^  ^inftd^t  nod^  tt)eit  über  bie  t^fürften* 
^  bomoliger  3^  fiellte.  S)qsu  tarn  noä)  Diel« 
\aitt  SiDergcns  ber  ^nftd^ten  unb  IBeftrebuugen 
mit  feinen  frfi^ren  gfreunben  unb  ßoüegen  on 
ber  UniDerftt&t,  namentlidd  bejügliii^  ber  Obe- 
bicnjcnigie^g.  @o  fteUte  ftd^  in  93ölbe  Ueber- 
bnig  an  ben  Curialgefd^ften  unb  Sel^nfud^t 
lui^  ber  frül^fm  unob|ängigen  Stellung  bei  i^m 
ein.  Magna  yalde,  fd^reibt  er,  etiam  ante  obe- 
dientiae  aublationem  me  serviendi  tenebat 
Bttietas,   taedebat  me  vehementer  Curiae, 
taedebat  turbae,  taedebat  tumultus,  taedebat 
imbitionis  et  moniminplerisquevitioBorum. 
bätu  er  frül^  genug  bie  Sonfequeu}  qu§  biefent 
lleberbru^  am  Curialleben  ge}ogen,  fo  UJöre  i^m 
»0^  mand^  bittere  Srfa^rung  erfpart  geblieben, 
allein  fein  Sbelmutl^  unb  feine  ^ietot  gegen  ben 
$a|iP  verboten  ed  i^m^  biefen  gerobe  bann  }u  Der- 
loffo^  M  er  Hd^  in  ber  bebröngtefien  Sage  befanb. 
So  lom  baS  3ä^x  1407  mit  ben  gang  entfd^iebe« 
Ben  ItaionSbemül^ungen  Don  Seiten  fJfranfreid^S. 
Uiberffdnig  ben  emigen  SluSflfld^ten  beS  ^Digno» 
nenjcr  ^fteS  gegenfiber  mit  abermaliger  Obe- 
bicBien^iebung  brol^te,  antmortete  Säenebict  TTTTT. 
ii  iiei  SuSen  mit  Slnbrol^ung  ber  S^communi* 
catiim  mib  beS  SnterbicteS  über  gfranlreid^  unb 
HiseniKnig.  S)ie  Srregung  unb  ber  Unioille  über 
biejen  8(^rttt  tnanbten  fid^  in  DoIIer  @d^arfe  auc^ 
Segen  SlemangeS  oIS  ben  mutl^ma^Iid^en  SBerf affer 
in  BiiwbtxL  S(n  einem  mönnli(|en  unb  toüxht* 
oolen  @(!^reiben  an  bie  UniDerfitöt  fteUte  biefer 
aber  jeglic^  iBetl^eiligung  feinerfeitS  in  9lbrebe. 
Stets  ^be  ed  il^m  ber  Patriotismus  Derboten,  an 
ii9enbn)el(!^em  ©d^ritt  gegen  gf^anfreid^  tl^eilau» 
täßOL    Sd^on  brei  iDlonate  Dor  Sriag  jener 
Si^rt^  l^be  er  fem  Don  ber  ßurie  in  @enua 
gettilt  Unter  ^eiliger  Setl^euerung  Derfid^ert  er : 
^lod  nnnquam  visu,  nunquam  auditu,  nun- 
qium  verbo,  aut  ullo  scripto,  fama  vel  ru- 
more aliquo,  allove  quolibet  notitiae  signo, 
qnidauam  de  litteris  illis  antea  persensi.  92un 
tKriiel  SlemangeS  bie  Surie  unb  50g  fid^  auf  ba§ 
um  tun  Dorl^er  Derliel^ene  Sanontcat  in  SangreS 
lUzüd  ffwc  jeben  Unbefangenen  mu^te  bie  DöOige 
Unfc^Ib  unb  Ütid^tbetl^eiligung  Don  SIemangeS  an 
cUgon  Sd^ritte  beS  ^opfteS  au^er  allem  Sm\\tl 
fofien ;  oQein  bie  9ngelegenl^eit  bot  ein  }u  gün» 
fägA  SgUationSmittel,  al§  ba|  eS  nid^t  feine  ^einbe 
ii  ergiebigfter  SBeife  l^atten  au§nu^en  foHen.  @o 
ininbe  benn  SIemangeS  als  9$aterlanb3feinb  Der- 
f^cieen  unb  feine  e£em))Iarifd^e  IBeftrafung  Der* 
lögt  SRon  brol^te  mit  ©cföngni^^  Sntaiel^ung 


be§  KanonicatS,  ßjil,  [a  mit  ber  ©träfe  ber  5IRaie« 
tötsbeleibigung.  Sr  |ielt  e§  bal^er  für  geratl^en, 
id^  für  einige  SAi  bem  3öni  unb  ©a^  feiner 
Sfeinbe  ju  entgiel^en;  be^l^alb  Derlie^  er  SangreS 
unb  begab  fldd  }u  ben  ffartl^öufem  nad^  IBalpro* 
fonbS,  fpöter  nad^  Sfontoine  bu  93o§c.  Se^terer 
Sluf enthalt  mar  ibm  DorMem}ufagenb;  baS  ein* 
fame,  ftiQe  %^al  brad^te  ^r  ®eift  unb  Rbtptx  rine 
mol^Itl^uenbe  Shtl^e^  bie  il^n  mel^r,  al§  bie|  bis 
bal^in  ber  gfall  gemefen,  }u  innerer  Sinfel^r  fül^rte. 
iBor  Mem  Dertiefte  er  ftd^  jie^t  in  ba§  Stubium 
ber  l^eiligen  Sd^rif t,  meld^eS  er,  nad^  eigenem  ®e* 
fiönbni^,  bem  @tubium  ber  Slaffifer  gegenüber 
biSl^er  gu  fe^r  Demad^läfftgt  l^atte.  @tubium  unb 
SJlebitation  maren  nun  feine  Säefd^öftigung  unb 
erzeugten  in  il^m  einen  innem  gfrieben  unb  eine 
SQSonne,  meldte  il^m  im  ißerglei^  gu  bem  biSl^eri« 
gen  bemegten  Seben  afö  IBoral^nung  ber  ©eligfeit 
be§  ^immete  galten.  ^aS  mar  benn  aud^  ber 
gauptgrunb,  marum  er  allen  SBemül^ungen  feiner 
^reunbe,  il^n  mieber  nad^  $ariS  in  l^erDonagenbere 
Stellungen  }u  bringen,  miberftrebte.  Audio  te 
summopere  laborare,  fd^reibt  er  an  SOtonftrelet, 
ut  me  iterum  Parisios  revoces  rursusque  in 
lab3rrinthumy  unde  lubens  semel  ac  laetuB 
evasiy  relabi  facias.  Sr  bittet,  i^n  nid^t  an 
Orte  5urüdtrufen  gu  moUen,  ubi  nulla  pax  animi, 
nuUa  quies  conscientiae,  nulla  fides,  nulla 
charitas,  nulla  Becuritas,  ubi  blanda  aseen- 
tatio,  amicitiae  simulatio,  injuriae  disBimi- 
latio,  ubi  latentia  odia  etc.  Desiete  igitur, 
föl^rt  er  fort,  me  ulterius  latitare  volentem  et 
secreta  silentia  quietaque  otia  cordi  quidem 
pergrata  et  corpori  accommoda  perquirentem 
in  medios  aularum  etrepitus  .  .  .  inducere 
velle.  3n  biefer  licbgcioonnenen  ßinfamfeit  fd^ricb 
er  bie  fd^önften  unb  gemütl^DoUftcn  Sriefe  an  feine 
Qfreunbe  ©erfon,  V%\Xi\),  SWonftrcIet,  TOoc^et 
u.  51.  ßbenfo  Derfa^te  er  l^ier  bie  geiftrcid^ften 
feiner  ©d^riftcn,  bie  Don  fold^er  Snnigfeit  beS 
©laubenS,  fold^er  3<ii^tl^eit  ber  Smpfinbung  unb 
fold^em  @ifer  für  bie  ©ad^e  ® otteS  unb  ba§  §eil  ber 
©eelen  geugen,  ba^  fie  un§  unmiOfürlid^  mit  %d^- 
tung  unb  SSegcifterung  für  ben  ffierfaffer  erfüllen. 
6§  fmb  biefe  bie  ©d^riften :  De  fructu  eremi,  an 
b'Slill^  gerid^tct,  morin  baS  (Slüdf  unb  bie  S3or- 
tl^eile  ber  ßinfamfeit  gefd^ilbert  Werben.  De 
fhictu  rerum  adversarum,  über  ben  9hi^en, 
ben  ber  Sl^rift  au§  bem  UnglüdC  ^ur  gfortbtlbung 
beS  geiftigen  ScbenS  jiel&en  foll.  SBeit  mid^tiger 
ift  bie  ©d^rift  De  novis  festivitatibus  non 
instituendisy  meldte  gegen  bie  ißermel^rung  ber 
§ciligenfe[te  t)oIemifirt  unb  ju  ben  beften  unb 
intereffanteften  feiner  ©d^riften  gel^ört.  Sieben  ber 
Sfeinl^eit  unb  Sleganj  ber  ^uSfül^rung  jeigt  Ste> 
mangeS  l^ier  Dor  allem  emften  unb  gcfunben  reli« 
giöfen  ©inn,  ber  mit  bem  Slabel  be§  SWi^bröud^- 
lid^en  t)ietötDone  ©d^onung  beS  ^eiligen  5U  Der« 
binbcn  mei^.  Sor  9lC[em  eifert  er  gegen  bie  friDoIc 
gntmeil^ung  ber  Sage  be§  t^erm  burd^  Safter  aller 
5lrt,  mäl^renb  man  ber  religiöfen  ^flid^t  gar  nid^t 


808 


92icoIau8  Don  SIemange§. 


804 


ober  nur  fel^r  oitdiäijiüä)  nod^fornrnt.  9n  bie 
Dorongc^enbe  ©d^rift  rcil^t  jld^  ttürbig  bic  »eitere 
De  studio  theologico,  tt)o]^I  bie  befte  aller  @d^rtf- 
ten  t)on  SlentangeS,  ein  auremn  opiusculum, 
ernditiBsiiniim,  solide  pimn  ao  doctrinam  an- 
tiquomin  patrum  redolentem  libmm  nennt  ed 
ber  ^erouSgeber  b'Sld^er^.  ®ie  ©d^rift  tp  an  einen 
fungen  Zl^eologen  gerid^tet  tot^tx  SlemongeS  um 
SRat)^  angegangen  ^atte^  ob  er  ofö  Seigrer  an  ber 
Uniöerfität  bleiben  ober  in  bie  Seelforge  eintreten 
foDe.  3n  einbringlid^en  unb  begeijlerten  Sßorten 
fd^ilbert  nun  SIemangeS  bie  92ot]^tt)enbig!eit  tud^* 
ttger  unb  eifriger  ©eelforger,  bie  9lrt  ibrer  ?lu8« 
biß)ung,  bie  ^fiid^ten  i^reS  ^mted  unb  bie  f d^tt)ere 
$eranttt)ortung  berjenigen^  loeld^enurnad^reid^en 
^frflnben  trad^ten,  Sie  Erfüllung  ber  SmtS^flid^ten 
aber  SJlietblingen  überlaffen.  $od^  emfler  ift  baS 
SBilb,  »el^eS  SIemanged  Dom  bamaligen  SIeruS 
entmirft,  in  feiner  ©d^rift  De  praesnlibos  simo- 
niacis,  eine  büftere  ^Huftration  ber  emften  Sßorte: 
Yos  autem  fecistis  illam  speluncam  latronnm 
(TOattl^.  21,  18).  3)a|  in  bem  aufrid^Hg  reli- 
giöf en,  für  ® ott  unb  feine  l^eilige  Jtird^e  begeiferten 
^er}en  aud^  nod^  Sd^te  unb  innige  SSoterlaubSliebe 
$Ia^  ^attt,  bett)ei§t  SIemanged  burd^  feine  Oratio 
ad  Galliomm  principes;  er  bittet  Die  Sfurften^ 
Don  bem  brubermörberifd^en  95ürgerfriege  abju» 
laffen,  ba  er  bie  jfraft  gfranfreid^S  fd^möd^e  unb 
eS  ber  gr5|ten  ©efal^r  ausgefegt  fei,  si  fdriis 
exagitata  in  se  saevire  incipiat.  3m  gleid^en 
eblen  (Seifte  ift  aud^  bic  weitere  ©d^rift  gefd^deben: 
Non  mente  solum  e  Babjlone  discedendmn 
esse,  sed  etiam  corpore,  in  totlä)tt  er  bie  SOtab' 
nung  gibt,  Säob^Ion,  b.  1^.  bie  Dom  gfactionSgeifi 
bur($tt)üblten  framöfifd^en  ©tobte  ^u  Derlaffen, 
um  an  einem  anoem^  fletnem,  aber  rul^tgen 
Orte  feinem  ®ett)if[en  gemä^  leben  }u  fömten.  Sifö 
baS  lang  erfe^nte  j^onftan^er  9teformconciI  enb* 
Hd^  gufammengetreten  toat,  bie  ^opungen  auf 
SBefferung  aber  burd^  bie  befannten  bortigen 
SSorfommniffe  bebeutenb  bcrabgejHmmt  tourben, 
rid^tete  SIemangeS  in  fjorm  Don  ©riefen  (Dis- 
pntatio  de  concilio  generali)  emfie  SRabnungen 
an  bie  SRitglieber  beSfelben.  3m  äettu^tfein  bed 
flttlid^  entarteten  3eitgeifteS  unb  ber  Snttäufd^ung, 
meldte  bie  S^oncilien  Don  $tfa  unb  9lom  ben  Ste» 
formfreunben  gebrad^t,  fud^t  er  ben  S?ätem  ben 
€mft  ber  Sage  mit  gflammenfd^rift  in  bie  ©eele 
gu  fd^reibcn,  inbem  er  bie  ©runbföje  über  9luf» 
gäbe,  $f{id^t  unb  Suctoritöt  eines  angemeinen 
€onciI8  barjulcgen  Dcrfud^t.  3m  gifer  für  bie  ge« 
f äbrbete  fflcf orm  Iie|  er  fid^  gu  aufftcKungen  fort- 
reiten, bie  ibn  bei  5IRand^en  in  ben  93erbad^t  ber 
Unfird^Iid^feit  gebrad^t  baben,  als  ob  er  bie  Un» 
feblbarfeit  ber  allgemeinen  Eondlien  in  Qfwge 
fiellen  ttoHe.  Dberfläd^Iid&e  Setrad^tung  ber  ©d^rift 
lönnte  freilid^  gu  biefer  «nfl^t  fübren.  Slemangc« 
mabnt  nömlid^  bie  Dielf  ad^  Denoeltlid^ten  fird^Iid^en 
SBürbenträger,  pd^  nid^t  leid^t^in  auf  ben  einer 
attgemcincn  ftird^enoerfammlung  Derl^ei^enen  bei» 
ligen  ©eift  gu  berufen,  ba  berfelbe  in  peifd^Ii(^  ge- 


finnten  SDtenfd^en  nid^t  mol^ne,  pe  Dielmel^  ptel^, 
felbp  tt)enn  pe  SJütglieber  eineS  allgemeinen  Con« 
diS  Pub.  !Non  debent,  fö^rt  er  fort,  nimis 
illa  inniti  existlmatione:  generale  ooncilium 
sumus,  fidenter  agamos,  errare  non  possu- 
mus.  S)em  gegenüber  ruft  er  ibnenbieempenSBorte 
bd  3er.  7,  4  in'S  ®eböd^tni| :  Nolite  confldere 
in  yerbis  mendacü,  dicentes :  templnm  Do- 
mini est  etc.  fßox  Mem  müßten  pd^  bie  9Rit« 
glieber  eineS  SondlS  gu  einer  n)ürbigen  äBobmmn 
beS  bdiigen  @eifted  bereit  mad^n,  unb  {e  bdfig- 
ntö^iger  pe  fden,  bePo  bdliger  unb  auctontötS« 
DoIIer  mürben  aud^  ibre  IBefd^Iü^e  fein.  &  feien 
barum  nid^t  alle  aUgemdnen  Soncilien  ejosdem 
aut  aequalis  auctoritatis.  S)ie  ongefel^enPen 
fden  bie  Dier  erften  aUgemdnen,  mdl  bort  f ap  lautet 
beiligmö^ige,  angefebene  SRitgKeber  loaren.  Mein 
biefeS  Derf^iebene,  Don  bem  innem  Sl^aratter  bec 
SRitglieber  abl^öngenbe  9nfeben  begiebe  pd^  nid^t 
etma  auf  ©laubenSpunfte ;  auSbrüdlid^  fagt  Cle» 
mangeS :  non  dico  in  bis,  qoae  fidei  sunt.  3n  bie« 
fen  93ef d^lüpen  fei  bie  Aird^e  unf eblbar  nad^  ben  un« 
mi^Derftanblid^en  Sßorten  Sb^fH:  Petra,  rogayt 
pro  te,  ut  non  deficiat  fides  tua  (Suc.  22, 32). 
^aS  größere  ober  geringere  Snfel^en  eines  SondK, 
moDon  er  fpdd^t,  fann  pd^  bal^er  nur  auf  ^fragen 
bisd))linörer  9latur,  auf  9leformfragen  begielfen. 
S)a|  aber  bier  ein  (Soncil  um  fo  DoSIommenere 
85ef d^IüPe  f aflen  »irb,  Je  l^eiligmöfeiger  feine  SDKt- 
glieber  pnb,  biefe  Snpc^t  mirb  tooblniemanb  Sie* 
mangeS  gum  SSormurf  mad^en  moEen.  St^mnd^ 
biefdben  ©ebanfen  liegen  aud^  bem  SBrief  gu 
®runbe,  ben  SIemangeS  an  baS  Sondl  Don  Äon* 
ftang  felbp  nd^tde,  als  er  bbrte,  ba|  im  @d^o|e 
beSf  elben  3tt)iftigfdten  auSgebrod^en  maren:  Decet 
TOS  praecipue  et  ante  omnia  cum  Domino 
pacem  habere,  cum  Ipso  per  gratiam  recon- 
ciliatos  esse,  qui  hujus  pacis  et  gratiae  pro 
tota  catholica  ecclesia  apud  Ulum  impetran- 
dae  intercessores  estis  ac  mediatores.  äBegen 
biefer  ängftlid^en  ©orge  um  ben  ßrfolg  beS  Son* 
cilS  gu  J^onftang  mürbe  ClemangeS  ber  Sb^^Htd 
Inx  concilii  Gonstantiensis  gu  Sl^eil,  morott^ 
äRand^e  abnebmen  moHten,  ba|  er  t)erfönlid^  m 
ffonpang  anmefenbgemefen;  bie^  mar  aber  burd^attS 
nid^t  ber  ^aU.  SineS  ber  legten  Sßerfe  Don  (Sk* 
mangeS  ip  baS  Snabnfd^rdben  an  ^ergog  $btli)>)» 
ben  QinUn  Don  93urgunb :  De  lapsu  et  repara- 
tione  justitiae,  1419  Derfa^t.  ^au))tquene  aDer 
Sdben,  an  benen  tjranfreid^  franfe,  fei  bie  2Rt§« 
ad^tung  ber  ©ered^tigfdt  bei  ben  ©ro^en.  S)er 
Öergog,  gu  bem  aüt  ©utgcpnnten  j^offenb  auf- 
blidften,  möge  Siedet  unb  ©ered^tigfeit  mieber^er* 
PeUen  unb  bie  ©eneralftaaten  einberufen.  S)ie 
beiben  Heinen  ©d^npen  De  filio  predige  uxib 
De  Antichristo  Pnb  tbeologifd^en  3n]^aIteS,  aber 
nid^t  Don  Sebeutung.  Singer  ben  genannten 
©d^riften  beP^en  mir  Don  SlemangeS  nod^  149 
IBnefe,  auS  benen  d^araftenftifd^e  ©teilen  fd^on 
oben  mitgetbeilt  pnb.  9lud^  in  ber  S)id^tfunP  Der- 
fud^te  pd^  SlemangeS,  unb  bie  menigen  Don  \fyn 


805 


ÜttcoIauS  t)on  Sufa. 


806 


tinterlafldien  (Bebid^te  {eugen  Don  einer  bamalS 
fdtenen  Slegong,  U)urbig  ber  großen  ÜReiftet,  nod^ 
beaen  i^  93erf^er  ^ä)  geBiß)et  l^otte. 

UAn  ben  lej^  ^bfd^nitt  t)on  SIemanged' 
ficben  ^ben  mir  nur  mel^  fofirlid^e  Stod^rid^ten. 
Cr  refignirte  auf  fein  Sanomcot  in  SongreS,  um 
em  onbercft  on  ber  Sotl^ebrole  }u  IBo^eus  in  ber 
%nnanbie  onjunel^men ;  bagegen  mied  er  mettere 
Scnefiden,  bie  tl^m  angeboten  mürben,  iwcxxd,  totxl 
er  cS  mit  feinem  ®ennf[en  nid^t  Dereinigen  fonnte, 
gegen  bie  (inl^fid^  @a^ungen  meliere  IBeneficien 
p  6efi|en.  3m  3. 1421  Dertj^eibtgte  er  au  Sl^artreS 
ii  öj^nitli^  SiSDutatbn  bie  f^rei^eiten  ber  goUi- 
omif<^  iKrd^.  ^om  Saläre  1425  an  finben  mir 
HfBL  micber  in  ^ris,  mo  er  im  SoKegium  TtoDorra 
Sodefitngen  l^elt  über  9tl^etori!  unb  Sil^eologie. 
6«  bef^IoB  er  aud^  feine  2:age  unb  mürbe  in  ber 
inpdb  beS  SnfUtuted  unter  bem  emigen  fiid^t  Dor 
bcm  ^ixi^Qar  6eigefe|t.  (SS  mar  bie^  ber  Ort, 
1»  er  ald  3^^itig  mand^e  @tunbe  ber  92ad^t  ftu- 
biit  ^e,  menn  fein  anbered  Sid^t  im  (SoIIeg  mel^r 
homtc.  9iS  )um  Saläre  1793  laS  man  bort  nod^ 
bk  Don  i^m  felbf}  Derfa^te  ©rabfd^rift;  in  biefem 
Si^rt  iczftörte  fjFranfrei^  mie  fo  Diele  anbere  aud^ 
bk^  Snbenlen  eineS  feiner  ebeljten  Säürger.  ®e- 
laa  Ift|t  fid^  bo8  Xobed^al^r  SlemangeS^  nid^t  be» 
jtimmcn,  nur  foDiel  ifl  gemi|,  ba^  eS  smifd^en  1425 
lab  1440  an)ufe|en  ift;  gem5]^nlid|  nimmt  man 
1484  on. 

9id  in  bie  neuefle  3tit  mürben  SIemanged  nod^ 

pm  meitere  Sd^riften  jugefd^rieben,  bie  il^m  bei 

hoL  (Bncn  bie  Sl^re  eines  iBorl&uferS  ber  IRefor« 

■otidn,  bei  Snberen  baS  IBranbmal  eined  leiben 

6fotiferd  eingetragen.  68  ftnb  bie|  bie  @d^rif ten : 

De  mma  ecclesiae  seu  de  corrupto  ecclesiae 

fftata  unb  Apostoli  et  responsio  per  nationem 

Gallieanam  etc.  ober  De  annatis  non  solven- 

dis.  £e|tere  Sd^rift  ifi  il^rem  Snl^alte  pfolge  auf 

bem  (Sondl  ju  Jtonjtan}  Derfa^t  unb  bemfelben 

jofoftt  Dorgelegt  morben.  Sa  nun  SIemanged  nad^* 

wnSli^  niemald  in  Jtonfiana  mar,  fann  er  aud^ 

ici4^  ber  Serfaffer  fein.  S)agegen  fprid^t  au^er- 

bexn  baS  f^Ied^te  fiatein  unb  bie  Se^anblung  Don 

Scnebict  Xm.  2)a|  erftere  ©d^rif  t  gleid^faHS  nid^t 

Don  etanange§  Derfa|t  fein  fann,  l^at  Slbolf  ÜRün^ 

(f.  n.)  mit  öberjeugenben  ®ränben  barget^an.  Ser 

nm^  Stil,  bie  fd^Ied^te  fiatinitöt  fomte  ber  l^eftige 

Zxm  tocmoniren  nid^t  mit  ben  ödsten  @d^riften 

beS  Slemonged.    3laä)  eigener  Eingabe  ift  bie 

6<!^ft  1401  Derfa^t,  alfo  ^u  einer  3eU,  ba  Sle- 

))d^fllid^er  @eaetör  mar,  unb  mäl^renb 

^ßo))ft  unb  Surie  ^u  ^Dignon  ftet§  mit 

W^tmig  unb  $ietat  bel^anbelte,  ijt  bie  Sd^rift  Doli 

Iota:  finflagen  gegen  IBenebtct  Xm.   Snblid^ 

^aäbtt  fic^  bei  Slemange^  felbft  nirgenbS  bie  leifefte 

iBf^cIung  auf  btefe  @d^rift,  mie  fte  i^m  auc^  erft 

HK  Späteren  gugefd^rieben  morben  ift.   @egen 

Mefe  }iinngenben  SuSful^rungen  Derfud^te  @d^u« 

Ia4  (f-  u.)  eine  SteDinbication  ber  Sd^rift  für 

flaumgcS,  allein  er  Dermod^te  bie  triftigen  ®rünbe 

9l&i|  nid^t  }u  entfröften,  unb  feine  Dorge- 


brad^ten  ®egenbemeije,  namentlid^  bie  angeblid^en 
Snflänge  in  ®ebanfen  unb  ^uSbrüdCen  an  ä(^te 
@d^riften  beS  SIemangeS,  ünb  ein  SRufier  pl^ilo» 
logif d^en  @ubj[ectiDi8mu§.  2)amit  bürfte  nun  aud^ 
ein  Unred^t  gut  gemad^t  fein,  baS  (SIemangeS  in« 
fofem  miberful^r^  als  er  {ietS  im  Sßerbad^t  eines 
mel^r  unfird^Iid^en  unb  ref  ormatorifd^en  ®eifteS  ge- 
jtanben.  TOc^t  berjienige  i|i  ein  ^Reformator  im 
®eifte  bcS  16.  Sal^rl^unbertS,  ber  freimüt^ig  9JU6. 
ftönbe  im  fird^Hd^en  fieben  beflagt  ober  aud^  emji« 
lid^  tabelt,  fonbem  mer  feine  fubjectiDe  ^njid^t  über 
baS  Urtl^eU  ber  ®efammtfird^e  fteOen  miK.  2)ag 
fid^  aber  S^IemangeS  ftetS  in  S)emut]^  ber  Seigre  ber 
ftird^e  untermarf  unb  untermerfen  mollte,  ba^  er 
Dom  ®IaubenSIeben  ber  JKrd^e  um  feines  ^aareS 
^Breite  abgumeid^en  Dorl^atte,  mirb  nur  beftreiten, 
mer  feine  ©d^riften  nid^t  gelefen  l^at.  —  Su^er  ben 
oben  genannten  SBerfen  Don  SIemangeS  finben  ftd^ 
nod^  einige  ^Briefe  unb  ateben,  fomie  ein  Kommen- 
tar 3U  SfaiaS  bis  Rap.  60  ^anbfd^riftlid^  in  meh- 
reren Sibliotl^efen.  Sinjelne  feiner  SBerfe,  bie  fietS 
l^od^  in  Klaren  ftanben,  erfd^ienen  fd^on  im  15. 3a]^r« 
l^unbert  im  S)rudf,  fo  De  lapsu  et  reparatione 
justitiae  1481  gu  SSieU;  Disputatio  de  con- 
oilio  generali,  ib.  1482.  S)te  meiften  berfelben 
fammelte  ber  ^aftor  3o]^.  SKart.  StibiuS  Don  Qfranf  • 
fürt  unb  ebirte  jie  gu  Serben  1613,  2  93be.  in  4»; 
meitere  ©d^riften  mürben  bann  Deröffentlid^t  Don 
IBuIöuS  in  feiner  Historia  nniversitatis  Pari- 
siensifl  IV,  Paris.  1668,  696  sq.  717  sqq. ;  V, 
1670, 154  sqq.  908;  Donb'Sd^er^  (Spicüegium 
sive  coUectio  veterom  aliquot  scriptt.  etc., 
ed.  Paris.  1723, 1, 473  sqq.)  unb  SalugiuS  (Mis- 
cellanea  VI,  Paris.  1713,  539  sqq.).  (93gl. 
Launoj,  Historia  gymnasii  regii  Navarrae 
Parisiensis  [Opera  omnia  IV,  Goloniae  AUo- 
broguinl732, 99sqq.  342sqq.  555sqq];  Opera 
Gersonii,  ed.  Dupin,  Antverpiae  1706,  I, 
p.  XXXIX ;  Ad.  Müntz,  Nicolas  de  Clömanges, 
savie  et  ses  ecrits,  Strasbourg  1846  [Thäse]; 
®uftaD  ©d^ubert)^,  92icoIauS  Don  GilemangeS  als 
SSerfaffer  ber  ©d^rift  De  corrupto  ecclesiae  statu 
[^rogr.],  ©rofeenl^ain  1882;  [3nauguralbiffer- 
tation]  ®ro6en|ain  1888.)  [ffnöpfler.] 

^icotans  Don  6ufa  (Cusanus),  Sarbinal 
unb  Sifd^of  Don  Srijen,  geb.  1401  in  bem  gfledfen 
ßueS  an  ber  ajlofel,  mar  ber  ©olftn  ^i"^  siemlid^ 
mol^Il^abenben  ©d^ifferS  (nauta)  ^amenS  Sl^rQpffS 
(ffreM)  unb  fül^rte  bal^er  einen  ftrebs  in  feinem 
Sßa))pen.  93on  bem  93ater  l^art  bel^anbelt,  befon- 
berS  als  er  für  befjen  ®emerbe  menig  Suji  unb 
®ef d^idtlid^f cit  an  ben  Sag  legte,  flo)^  ber  talentDoKe 
jhtabe  aus  bem  elterlid^en^anS  unb  fanb  bei  bem 
®rafen  Don  SWanberfd^eib  in  ber  6ifel  frcunblid^e 
Slufnal^me.  SBol^I  mit  Unterftü^ung  biefeS  ®önnerS 
befud^te  er  bann  bie  ©d^ule  ber  SSrübcr  Dom  ge- 
meinfamen  Scbcn  ju  S)eDenter.  3m  3. 1416  er- 
fc^eint  er  in  ber  TOatrifel  ber  UniDerptät  §eibel- 
berg.  ©potcr  bejog  er  bie  UniDcrfität  $abua,  mo 
er  bem  ©tubium  ber  SRed^te  fid^  mtbmete.  ©aneben 
betrieb  er  aud^  3Mat]^ematif,  ^l^Uofopl^ie  unb  claf- 


807 


)ticoIau3  Don  Sufa. 


308 


\\\<S)t  SileratuT  unler  Stitung  Sultan  £t[annt'ö. 
3m  aittr  oon  23  Surren  ptnmDOirte  et  jmn 
Doctor  decretorum.  9(l§  Doctor  in  jure  ca^ 
nonico  ijt  er  im  3. 1425  in  bit  ^Ratrilel  bet  Uni' 
terptät  fföln  (ingejeic^ntt.  S^icniad)  hivnt  er  bic 
Sa^n  bei  Sttt^tepiasie,  entfrtjlott  fidj  abei  halb 
für  hm  gtifili^nt  Stnif.  Diadj  einer  freilii^  nii^t 
ßanj  unotrbfi^tigen,  vmi  im  ifample  gcfc^c^enen 
9ttugtning  Limburgs  \dü  er  bic&  bcfioegen  _ 
t^  ^oöen,  twil  et  infolge  cine§  Sonnfe^krS 
feinen  erften  ^roce&  inSQioitijDerlDreiififilif.  3Bo 
ei  leine  t^eologifc^en  Stub  ten  ma^te,  ift  unbefannt : 
im  3.  1430  «I^eint  er  ole  3)tccni  faeS  gonegiat- 
ftiftefl  et.  Iflorin  in  eoblenj.  3m  geftnior  be8 
Salutes  1432  nur  er  auf  ber  S^nobe  Don  iBaftl. 
§tan  'kat  uermutl^et,  ba|  ei  burc^  ben  i^m  oon 
^bua  ^r  6eFannten  3ulian  Sefatini,  b«  in- 
}iDifd)en  gum  Sarbinal  ernannt  unb  mit  ber  Sei' 
tung  be3  Soncilä  beauftragt  tsorbcn  uar,  gut 
X^eÜnatime  an  ben  EQtr^anblungen  aufgetorbert 
tDuibe.  @i  mag  au^  Don  bem  $räfibentcn  eine 
Sinlabung  eifialten  ^oben.  Sicher  ift,  baft  er  als 
^auftragtei  befi  ©raftn  Ulrii^  Don  !II!anberf<i^eib, 
crtDä^lten  Srjbif^ofS  bott  Sirter,  in  ißafel  \iä)  ein- 
fanb,  um  beffen  !He^te  gegen  ben  Dom  Zapfte  auf 
ben  Stu^l  Don  Stier  erhobenen  Staban  Don  Ijelm- 
^ott,  IBifc^of  Don  Speyer,  beim  ßoncil  ju  Dett^ei- 
bigen,  bejm.  eine  ginigung  jniifi^en  beiben  ^etbei- 
gufü^ren.  S)ie  @ac^e  gog  ficti  Dier  3alire  ^in  unb 
enbigte  mit  einem  SBergleic^.  Söenn  inbeffen  ülico- 
lauS  burc^  biefebefonberelngeleaentieit  nac^^Bafel 
geführt  iDurbe,  fo  bet^eiligte  er  fid)  bo(^  aucb  mit 
ßifcr  an  ben  allgemeinen  Ser^nblungen  bct  @Qn' 
obe.  Salb  no^  feiner  Snhinft  nmrbe  er,  mo^I  in 
^nbettai^t  feineS  großen  t^eologifi^en  SBiffenS,  ber 
©laubenBbeDutütion  jugetSeill.  Sior  Sltlem  be- 
ft^äftigle  i^n  bie  Bngelegentieit  bet  ^ufiten ;  er 
Derfü^te  jmei  ©(nbfi^reiben  on  biefelben.  9(oc^ 
me^r  na^m  i^n  ber  ©tnit  jroijctien  Sßopft  unb 
Goncil  in  Sinfpruc^.  Cr  {anb  fi^  Deranla|t,  bie 
Stellung  beS  $apfle3  in  bet  Stixfy  unb  gu  ben 
allgemeinen  (Soncilien  gu  untetfu^en,  unb  als 
glnti^t  bieftr  Stubicu  entftanb  bie  @[^rift  De 
concordantia  catholica,  DerSffentlii^t  in  ber 
gneiten  gälfte  beS  3a^reS  1433  unb  gtmibmct 
bem  ßoncil,  befonbeiB  bem  Sarbinal  Sefarini  unb 
bemifoiferSigiemunb.  Sie  Slnf^auung,  bie  barin 
Dorgetragen  nrirb,  entfpri^t  ber  lüuf fajf ung,  atify 
aus  9nla|  bei  Sc^SmaS  bamaie  in  »eiteren 
ffreifen  fi4  @tttuna  betf^afft  ^tte.  Set  $rimal 
bei  ißapfteS  mirb  (ür  eine  tiidjlidie  Sinrii!(|iung 
unb  nur  infofetn  aui^  für  eine  gSttli^e  Snoit- 
nung  crHätt,  ale  alle  ®enxilt.  nenn  fie  buri$  all» 
gemeine  Uebereinftimmung  ber  Untergebenen  ent- 
fielt, eine  gSItli^e  ift.  £>a3  allgemeine  goncil 
wirb  übet  ben  ^ßapf)  gefieOt;  e8  ^abe  feine  @tUKiIt 
unmittelbar  Don  S^riftul  unb  ISnne  ben  pifift 
nbfetten,  nic^t  ein»  nur  Im  g^ß  bet  ^refie,  in 
bem  ber  ißcrlufl  einet  lir^li^en  £Qiütbe  ale  feibfl- 
Derfiänblic^  galt,  fonbem  aui$  in  anbcren  i^äUen, 
UMnn  er  fein  Slmt  nic^l  gum  91ut^  ber  Stiify 


Denoalle.  Ser  fotibauembe  Sonflict  gab  Stico' 
laug  noä)  meiletc  Gelegenheit,  fiq  mit  ber  %«■ 
gelegeti^eit  gu  bcfcffen,  S)er  Don  lüij  (f.  iL)  I, 
475Derflffentlid|tEa;raclatDeauctoritflt6prao8i- 
dendi  in  concUio  generali  ift  00%!  eine  Ätbe, 
bie  et  aus  biefem  änlafi  gehalten  ^1,  ober  eint 
lotiiete  auäfüfttung  f eineS  JßottrügeB.  3)ie  ©^rift 
beioegt  pc^  in  bemfelben  SbeenftriB,  nne  bie  otwt 
an  erfler  ©teile  genannte,  Sätirenb  abtt  9lico" 
laus  bamalS  auf  ber  @eite  be«  SoncilS  flanb, 
ttat  et,  als  bie  ^rage  ber  Union  mit  ben  OrieAcit 
einen  neuen  ©treit  ergeugte  unb  bog  Sonril  M 
überftütjte,  auf  bie  Seite  ber  Siertl^eibigeT  beS 
ißa))fte3,  o^ne  übrigens,  mie  man  Dielfai^  onnal^ 
feine  @runbfätye  über  ben  $rimat  niefenlliA  )u 
änbem.  3Ron  beruft  pt^  jUiar  auf  eine  Sie«, 
toeI(^e  et  am  21.  3uni  1442  auf  bem  Stiic^Slas 
gu  granlfutt  ^ielt,  unb  auf  einen  lEBrief  bom 
20.  nrtai  1442  an  ben  eapilifi^en  ©efanbten  auf 
bem  Steic^tag,  Stobtigo  bc  IteDalo,  Slt^ibtacon 
Don  3:reDino ;  bcibe  Seu^tungen  aber  ergeben  bei 
unbefangener  Sßtüfung  leinen  SeioeiB  für  eine  Ke> 
traclation.  SiicoIauS  ftimmte  im  iJrü^ja^  1437 
mit  ben  pSpftli^en  £egaten  füt  bie  Ib^aUung 
beS  UnionSconciie  in  ^otogtta  unb  tourbe  intt 
gmei  iBif(!^Bfen  bort^in  gefanbt,  um  bem  $<t))^ 
ber  in  biefer  @tabl  bamols  feinen  ^of  ^ielt,  üJEm: 
bie  Sßoigänge  SSeric^t  gu  erftatten  unb  bann  no^ 
<Sonftantinoptl  gu  reifen,  mo  bie  SÜer^nblungen 
mit  ben  ©rieben  meitergefü^  naben  foUten. 
@eine  ^bretfe  Don  Safel  erfolgte  am  20.  Stiti 
1437,  feine  Slntunft  in  Sonpantinopel  im  €ct>- 
temberbefifelbenSabreS.  Srbenu^te  feinett  Slufent« 
balt  im  Often  aui^  im  3nteteffe  bet  SSSiffnri^^oft, 
unb  t%  gelang  i^m,  eine  olle  ^onbfc^ft  bei  wem 
beS  ^1,  ^aftliuS  beS  @rogen  gu  enoerben,  bie  na4 
feiner  Siüdfe^r  in'S  Slbenblonb  alS  Stuflnil  ffll 
baB  Fiüoque  bei  ben  S}er^nbbmgen  mit  In 
©rieben  gu  gfloi^tng  tine  3tj^  fpielte.  (Er  ftlbp 
tritt  auf  ber  ©Quobe  ni(!^t  ^mor.  3)agtaat  a> 
f ^eiut  er  al8  pöpfllic^er  @efanbter  auf  ben  Stii^ 
tagen  Don  3Raing,  Üiümbetg  unb  ^ronlfuTt  14SB 
bis  1442,  als  <ßa)ift  Sugen  IV.  forno^I  nie  bal 
Soncil  Don  iSafel  pd|  bemühten,  Sieutf^lonb,  bal 
in  bem  ISonpict  eine  neutrale  Stellung  ango 
nommen^tte,  je  füt  fi(^gu  gewinnen.  Stonfeiiur 
Säebeutung  bei  ben  3)er]^blungm  uugt  bet  SnS> 
fpru^  be§  91eneaS  SqluiuB,  b<S  wrtitteift  b« 
£&a§ler  auf  bem  Sieid^lage;  er  nnntt  SBiöloBl 
Dongufa  ben  .^erculeS  aller  Sugenimter'.  Sbafi 
mar  et,  nai^bcm  er  inimifii^  rooffi  bie  €ciibHi| 
na^  gtanfreic^  ausgeführt,  Don  ueläerSioconrif 
in  bem  Seben  StitolauS'  V.  fpri^,  auf  bem  Xci^ft- 
tag  uon  granffurt  1446  unb  auf  bem  Sürfladog 
Don  %jc^ffenburg  1447.  ^ier  würbe  bit  Qo- 
fB^inung  ber  beutfc^en  Slation  mit  bem  ibmiÜn 
@tu^l  eingeleitet,  unb  nac^bembief  clbe  imSf^ffo^ 
burger  ober  Siener  goncorbat  1448  einen  fe^CB 
®tunb  imb  eine  grb|ete  SluBbe^nung  erlangt  ^|dl^ 
erhielt  ^RicoIauS  ben  Detbirnten  So^n  für  feine  B^ 
mü^ungen.  WcolauS  T.  er^b  i^  am  2S.  S)^ 


S09 


9ltcolQU§  t)on  Sufa. 


810 


cmbtT  1448  }um  Sarbtnal.  S)te  Srl^cbung  toax 

um  fo  e^renooQer,  toeil  cht  beutfd^er  Sotbinal  bo- 

m%  tok  emSdtgenoffe  Umttti,  etnmonstrum 

eoiTo  albo  rarluB  UKir.  Sltö  Xitel  iDurbe  il^m 

Die  ttixä^  8.  Petri  ad  vinonla  übettragetu  3m 

(Ktb^  1449  trat  er  bie  Steife  in  bie  etuige  ©tobt 

an.  Kad^bem  er  bofelbf)  eingetroffen  mar,  »urbe 

um  fof Ott  eine  neue  SBürbe  unb  93ürbe  ^u  Xl^I. 

£ci  $iiipp  ernannte  i^  am  23.  SRara  1450  }um 

Sif^of  t»m  Srisen  unb  ertl^eiltc  il^m  felbft  bie 

Hf^öfliil^  SBeil^e.  9ud^  nwrb  il^m  ber  Auftrag 

gegeben.  ba9  3ubiläum  in  Seutfd^Ianb  ju  Der« 

fimben  unb  jugleid^  eine  äteform  ber  jflöfter  unb 

berSeiftltci^feit  }u  t)eranftQlten.  ßr  begann  bamit 

in  Sebnior  1451  in  Salzburg,  burd^jog  t)on  ba 

auf,  fetnec  Aufgabe  entfpre^enb,  Oefteneid^, 

Soocm,  Sfnmien,  Xl^firingen,  @ad^fen  unb  bie 

%eberUmbe  unb  ernannte  allenthalben,  um  feinem 

Skrfe  Sefionb  }u  fidlem,  SSifitatoren.    2)ann 

begab  er  fic^  in  feine  ^eimat,  mo  er  au§  ben 

QMtem  feiner  Sfamilie  unb  eigenen  Sinfünf ten  ein 

Spüal  für  33  ftranfe  errid^tete.  Sr  f c^Iog  JN^ine 

Sigotion,  tnbcm  er  einer  $rot)in}iaIf Qnobe  ^u  Röln 

nn  23.  Februar  bis  8.  SRörs  1452  t)rörtbirte. 

SerSenbung  ^u  ben  Söl^men,  bie  il^m  mit  jenen 

Infgaben  fibertragen  morben  mar,  entfprad^  er 

tai4  einige  @enbf d^reiben  an  baS  böl^mif d^e  fßoll, 

te  Uc  3<^  ju  unmittelbaren  Serj^anblungen  nid^t 

gn^g  uxir.  92ad^bem  er  feine  9Rif fion  in  2)eutf d^« 

laib  DoDenbet  ^atte,  begab  er  \\ä)  nad^  99ri£en, 

n  DOB  bem  IBifitl^um  99efi^  }u  ergreifen.  S)iefem 

Ide  Rotten  frfil^er  bebeutenbe  ©c^mierigfeiten  ent« 

gtgengefianben.  S)a8  Somcapitel  batte  fd^on  am 

IL  IRfit)  1450,  smei  SSBod^en  nad^  Sriebigung 

be§  Sif i^of dftubleS ,  burd^  einen  SluSfd^u^  au§ 

mer  SRitte  Seonbarb  SBieSma^er  gemö^It.  @§ 

legte  banun  SSermabnmg  gegen  bie  p(ipftli(|e  $ro« 

oifiim  ein;  ebenfo  tm\]x^x  ber  ^er^og  Sigmunb 

ton  Oefierreid^  al§  ®raf  t)on  Xirol.  S)a  anberer- 

ieh#  ber  {mpftltd^  @tul^I  an  fetner  SJla^regel  feft- 

biclt,  brol^ten  fd^mere  ißermidlungen  }u  folgen. 

Xod^  tarn  bereits  am  15.  ÜRör^  1451,  im  Stnfang 

0011 92icoIauS'  SegationSreif e,  gu  Salzburg  ein  ^er« 

glci(b  iu  €tanbe.  SBieSma^er  trat  surüdf;  9iico- 

laaS  regelte  aud^  feine  SBejiel^ungen  gu  f)er5og 

Stcpminb.   3u  Oftem  1452  fonnte  er  fo  un- 

bctimbert  bie  SBermaltung  beS  IBiStl^umS  über« 

rndfmm.  9ber  ber  tJfriebebauertenid^t  lange.  2)ie 

Scforoi«  bie  i^m  für  Seutfd^Ianb  aufgetragen  mar, 

fcflie  inftbef onbere  in  feinem  IBiStl^um  burd^gef ül^rt 

mntm,  unb  bie  S?omal^me  berfelben  begegnete 

eoKB  nid^t  unbetröd^tlid^  SBiberftanb.  !Ricolau§ 

■i^ni  uberbiel  aUmöIig  bie  lanbeSf  ürftltd^en  Siedete 

m  fttflnud^,  bie  ber  IBifd^of  Don  SSri^en  lool^I 

dbcmalS  befcffen,  bie  aber  im  Saufe  ber  betben  le^« 

kB  Sa^r^unberte  an  ben  ®rafen  Don  Xirol  über» 

fcgongen  maren.  Ser  entfiel^enbe  Streit  Derfe^te 

■oq  Zirol  in  Aufregung  unb  erftredte  ftd^  5ule^t 

pgotUfiuberbiefanbeSgren^en.  S)a  in  einer  8ad^e, 

Bri^  boSSenebictinerinnenfttftSonnenburg  mit 

fiRiflien  ibm  unterftel^enben  ©emeinben  botte,  bie 


Slbtijftn  93erena  fid^  an  ben  ^er^og  @igmunb  als 
SanbcSfürften  unb  Sogt  beS  ÄlofterS,  bie  93e- 
mol^nerSnnebergS,  einer  jener  ©emeinben,  bagegen 
ftd^  an  ben  Sifd^of  manbten  unb  biefer  bie  oberfte 
Dogteilid^e  unb  rid^terlid^  ©emalt  über  bie  ©e» 
meinben  unb  über  baS  fflofler  Sonnenburg  be» 
anfprud^te,  trat  il^m  ber  ^er^og  entgegen,  unb 
bie^  um  fo  mel^r,  als  baS  Stift  felbft  il^n  als  fei« 
neu  93ogt  um  @d^u^  gegen  ben  99ifd^of  anging. 
S)ie  fird^Iid^e  9tef orm  bot  biefem  itoai  eine  ^attb* 
babe,  um  bie  @ad^e  meiter  )u  Derfolgen.  dr  be- 
nu^te  aud^  feine  Senbung  nad^  Oefterreid^,  too  er 
im  ^erbft  1452  jioifd^en  gfriebrid^  in.  unb  beffen 
IBetter,  bem  jungen  Äönig  SabiSIauS  Don  Söl^men 
unb  Ungarn,  ben  ^rieben  Dermitteln  follte,  um 
ftd^  burd^  ben  Jtaifer  bie  @d^en!ungSurfunbe  gfrieb- 
ri(|sn.  Dom^abre  1218  über  aUe  @ilbergruben, 
SOtetaU-  unb  Sal^gönge  im  Umfang  beS  SiStl^umS 
beftöttgen  ju  laffen,  möbrenb  baS  Saljbergmer! 
}u  ^aS  im  Snntl^al  Don  Anfang  als  lanbeSfürfi- 
lid^eS  Sigentl^um  galt  unb  bie  Serge  bei  (Sd^maj 
biSl^er  unangefod^ten  Don  bem  ^er^og  @igmutd> 
ausgebeutet  mürben.  3m  t^frül^jal^r  1453  reiste 
9{icolauS  nad^  SRom,  um  über  feine  biSl^erige 
SKiffion  in  ®cutfd^Ianb  Säerid^t  ^u  erftatten  unb 
ftd^  mit  größeren  IBoOmad^ten  für  bie  9lef orm  fei» 
ner  2)iöcefe  Derfel^en  }u  laffen.  2)a  aber  in  (Sonnen- 
burg, baS  ^unöd^ft  reformirt  merben  foIIte,  fd^on 
bur$  baS  S^rül^ere  ber  Srgmol^n  erregt  mar  unb 
bie  ^Reform  in  i^rer  Strenge  bie  meltltd^en  Siedete 
beS  Stiftes  bebrol^te,  mürbe  neue  Sinfprad^e  er- 
l^oben,  unb  bie  9ngelegenl^eit  fül^rte  }u  ben  un- 
erquicflic^ften  SSermidlungen.  2)aSffIofter  bel^arrte 
bei  feinem  Sßiberftanb  unb  mürbe  be^l^alb  gebotmt. 
3ugleid^  erging  aud^  baS  SSerbot,  i|m  3infe  unb 
Lebensmittel  jujufül^ren.  9lud&  bie  Sejicl^ungen 
5u  Sigmunb,  ber  einige  3^it  megen  anbermeitiger 
SSerlegen^eiten  ftd^  auf  ben  ßarbinal  angemiefen 
gefeben  battc,  Dcrfrfjlimmerlen  ftd^  balb  mieber. 
S)a  SßicoIauS  in  Verfolgung  feiner  Siedete,  mie  er 
fte  auffaßte,  bei  bem  ^er3og  auf  unüberminblid^en 
SBtberftanb  ftie^,  babei  aud^  bei  SIeruS  unb 
SBoII  nid^t  baS  ermartete  iBcrlraucn  fanb,  meil  er 
le^tereS  namentlid^  burd^  baS  Verbot  ber  Jhrd^* 
metl^iabrmarfte  mit  i^ren  San^beluftigungen  ftd^ 
tl^eilmeife  entfrembete,  trug  er  feit  1455  fid^  mit 
bem  ©ebanlen,  ju  ©unflen  eines  bai)rifd^en  $rin« 
5en  ju  refigniren,  unb  mit  ^Beginn  beS  3abreS 
1457  trot  er  mit  biefer  Slbpd^t  offen  l^erDor.  ®er 
^lon  Dcrfe^tc  ben  l^erjoglid^en  ho^,  gegen  ben 
er  feine  Spije  feierte,  in  gro^e  Aufregung,  unb 
bie  ©inlobung,  meldte  an  SRicolauS  gu  einer  per- 
fönlid^cn  Serl^anblung  über  bie  SKifeb^ß^Ö^^i*^ 
^tging,  fül^rte  gum  Srud^.  9ticoIauS  glaubte  auf 
ber  Seife  nad^  SnnSbrudf  unb  bei  bem  ^lufentl^alt 
in  ber  Stabt  bie  ßrfol^rung  ju  mad^en,  bofe  ber 
Öer^og  eS  auf  feine  Qfreil^eit  unb  fein  Scben  abfeile. 
!  S)er  Serbad^t  mor  mo^I  unbegrünbct;  bieSor« 
i  fälle,  meldte  il^n  ju  bcmfelben  Deranla^ten,  gingen, 
!  f omeit  fte  ni(|t  juf eiliger  9iatur  moren ,  mo^r= 
'  fd^einlid^  Don  ffaSpar  Don  ©uftbaun  auS,  mit  bem 


Uli  92icoIau8  Don  Sufa.  312 


rv  nln(f)|uilä  einen  (Streit  ^ntte;  er  führte  fie  ober 
in  jeineni  VlrvVUDl)u  ouf  beu  t^er^oo  ^urücf,  unb 
ba  er  nnd)  feiner  iHiicffcIir  and)  in  Söriyen  fitift 
nui)t  niel)r  {id)er  |iil)1te,  beflob  er  fid)  aldbalb  md^ 
vreben  nnb  um  iO.  ;XuU  1457  in bnö {cftc ©d)(oB 
Vlnbrrt.^  j\n  'iMid)enjteiii  an  ber  |üblid)en  (Srcnjc 
be«  'iMöllnun«.  ihm  bort  berid)lctc  er  über  lebcnS- 
\\e|iil)rlid)e  *Jiiid)ftellnnrten,  uield)e  er  uon  bem  §er» 
\\)\\  (ifubrcn  bttbe,  und)  'Jtom.  ^Kläbnlb  imirbc  eine 
'J^erniittlnurt  oer[nd)l.  *Die  *i^erl)anblmuien  jcr- 
!d)lnrten  jld)  über,  nnb  jo  Iprad)  (5ali|t  111.  in- 
jol\ic  uieitcrer  'i^erid)te  nnb  SUw^xcw  im  ^lerbft  1457 
bii«  OSntevbicl  über  beu  JjOf^.UHl  "«b  leiiie  'Än!)iin9cr 
iin«.  biö  berl^arbinnl  in  {Vrcilieit  ivfcUt  jei.  Äig 


erjog  bie  SSajfen  5U  ergreifen,  unb  bereits  im 
erbft  1460  entbrannte  ber  j^rieg,  in  mlfym  bie 
öfterreid^ifc^en  Sefi^ungen  im  2:^urgau  Derlocen 
gingen.  2)ie  gfeinbfeUgfeiten  nal^men  itoax  ein  Bai« 
bigeS  Snbe,  unb  nod^  t)or  @d^Iu^  bed  So^refi  mürbe 
mit  ^b|d^(u^  eines  SßaffenftiEftanbed  bie  ßin- 
Icitung  jum  grieben  getroffen.  ®er  finijilid^e  $ro- 
Se^  l^atte  aber  feinen  Sfortgang.  Sa  bie  Haltung 
beS  §er5og8  unb  feiner  Sln^nger  olS  !BerIe(ung 
beS  ©laubenSartUelS  t)on  ber  Sinen  l^eiligen, 
fatbolifd^en  unb  apoftolifd^en  JHrd^e  erf(](|ien,  er« 
ging  am  23.  Sanuar  1461  eine  Sude  mit  ber 
^^iinff orbcmng ,  fid^  binnen  50  Zagen  fiber  bie 
9i'ed^tglöubigfeit  in  '^Betreff  ieneS  SrtifelS  )u  Der^ 


Hiunb  ovvellirte  bogegnt  an  ben  beffer  5U  unter« !  antioorten.  @regor  ^eimburg,  ber  bomalS  im 
M(i)tenben  'i^opft  nub  (teilte  bem  (>arbinal  mittels  \  Sienfte  beS^>r5ogS  ftanb  unb  bur^  feine  ^eftig- 
lUrunbe  ein  jidiereS  l^kleite  auS ;  bod^  luieS  bief er .  feit  jur  3.^erf ^ärfung  be§  @treiteS  nic^t menig bei' 
ba<»felbe  aU  nbertlnj|ig  «urüdf.  'I^urd)  bie  Tonnen-  ■  trug,  lourbe  in  ber  S^at  eicommunicirt,  ba  er 


l<^  )uni  ^SununmenftoH.  uu'bei  jene  faft  alle  |  miebcrt)olt  eine  xot'itttt  j^rifi  bemiUigt.  %ber  bie 
'I  ob  f lnl^cn.  'S'a^J  Älouer  iclbft  unirbe  ge- "  JrriebniSpennittlung  idjeiterte  ftets  an  bem  (äegen- 


binaU 

timmt.  bie\\\Mnie«  md):cu  ibr^v^il  i»  ^^^r  itlucbt.  |a|  ber  beiDer«eirigen  erorberungen:  ber  ftam)if 

^i^abvKt)eiulid)inH^U;c>icier*Waftrin^lwunirbeber|  würbe  Toruwft  unb  inSbefcnbere  aucb,  um  bQ§ 

^  :;v'a  enMul)  im  (Yviibiabr  Uo9  gc»d;lidjtct.  'Jll'cr '  l^i"»!!  Per»  bem  [rür'icn  abvavieben.  ieber  Scrb^r 

>'.f  i^ctU'iitluüii  ;iviii<:i  bem  Ve';5.\i  unb  bem .  mit  *5:rol  rerboien.  J:e  Siasregeln  ber  Strome 

^^ub'.iMl  bl'.cb.   ?ie  i^errr.ittlunü.  ivelAc  N:r  neue  e:iib<l3nfi:  :nb<"en  cleidifaHs  beS  (JrfoIgeS,  xmb  fo 

lsU»»i  *l*iu*  II     v.i  bem  *?Iicol.ii;4  jid)  bc'.b  r..:cb  fe^^:e  xcav.  immer  rpttber  auf  >en  cnöeni  SBcg 

♦er.ur  5iV,5jl  ^e»:cbeu  bviitr.  ^v.if  Nr  ttüifter.rc:«  y.:rl±  £e:t  öertn  1461  lies  ni  Sknebig  bie 

Mm-iiluna  ro:i  *"^u::ua  im  ;?,?mm<r  14o9  lit'ir*  *j.^em:rtlun{;  betjr.^rS  angelegen  fein,  jmSommrr 

?u!t!u    !iv»r  ei*;*!^:^*^'.  'Jtl*  ^cr  l5»::>:::ul  izi  *J<«  14oo  irai  er.^I:i  Nr  Ä-i'er  Nr  'äzcelegen^ 

^l•.uu  14Ö0  :v;fN:  r..:kb   iirvl  ;:lr;:.^:::^:  !:::^  r.iNr.  ^c  'e:~e  üi::i  ir.  Nr  Usnn  3^  ^  Mt> 

«lt..-.»..»«    tf  •»•«>■  k  ^K.t*  •  ^>  ••*    «t»  4>  N  .••■  K\..  .  *  *  N*  .k.^  «Mx^x^-«     •^»     ji— ■.^••W,.     1  ^f«™L     '^%x-~.~~^'?T^»  ■<■■      f« 

•  «^      .      «.        ••  .  ^  *       «^      >    V      \«»k.«     •*••.«        «\*k>ftV     W«      -«••*«%•-  ««^.«         •^•«         ^^.  .•-••••-        «%•  ^^•.••••a        «a^a*       ^XfctA^LU" 

a  *  -  ,^^  

■»•Sj  •>»»         ,^..     «..!•      kl  N  ■•»3..         LaaXv«»«  MIJ,'    ^,*V        ^_«*»  '  .-  -»    »  *a»    »••   J»       ka         ••■  ^  *  ~  —  ^^  «^         ^rf"*  ^^i^Ti^Sltl 

^^..^  i^W..       ^. «         «...«..       ^V^«a.«  M^ka^Via         «^..  .~. ...*>•      .....^        1_        ^  .^...Ca  ..— ^        vC^**        ^WiJkfcllU 

»     *..fl.    ■»       ■•    «    '    •••'^Jt       '     •■■■*J"'V*»       W»»^-*  L»-       ."»^-i,.'  ^  •-       ia-      a  .■....-•     >T^  ..**    aM^'a-«.  »ipw       S  >.«•       "^I*^      SfTWTWlW 

^     .,       ■      a-*.         %a-a*.>aV        •«        ^%«.«Va«  ^.aakwak.  ^     «         *•  a  >  a       .a«  a^a  aaa.     .a>->      >.  V  a  «kv-*«  ••>■■«  •••        a_-...  i  ■  !■     1        VäM^  L'%Mll« 

X  •••         v%     »aNia*    »*        ■     av.       %^      '^v*«       *      'r\,^         ••.  •  •      K^a^wa^aaa    a    «M  a  a  V      X>««    .       »   .     «||  aaaa    a '«  o«  j      a,^ » .  ^  X  _yw     «^  *»|f  ^    ■■la     bM. 

a^-*         %    ^'aa-     -^-.       «.  aa      ^^        a%a»a       a^^V  -«•*      ^^  %a*   ä-.-^  a^  a  a^       «^a      ».^^      aa--a    ^^«««a    ^a      ^*a  «Ca«    ^^a  w^ak    ^MlAiw^l 

.  aa       *^^a  .     aaa,#      ■      aaX      aak'^-     a».      v\av       «a«      jf     at    «aaa      'Jl    ^1-.  ^iv  ^pa    ^aa  ^.aaa'     aaaä      .«^w^       ■  ^m      *     *        *5j   -  ■    »♦••"    a  >«     ^      a  i^  a 

*  X^'"         aaa  a  a>a       «»«%       a^  %  ^      a  a      ■  a  •*  a      «%  aaa^-a-a-a  «Vaa«  *^>^a         a^a«       ma  ^«         «a  ^  ^^    «    ^  ^»    ^^^  ^  % 

..       I,.     •!    •    .•        .'^..a.a...  ,^    *■*»••       '  ■    *^        a»     r«    i*       •■■     ^     ^.  »ai    "^S*"»  '^1  *  i         *"         "    *  "•      '••  '  ~»        fl  •••—.■•,•■ »         ^4»^         ^  w"  ^  T"  jA       HKlufc 

•  %'         a         >^  >•*  ^'.aV.a-.^.a         -•«..  aaa^      a  ka  .       ^   V  a  *  «a..?         aa  .an-a-.va  'aa  «a.^      -a^Va'a        «  ^~  ^^^      «>•        alllWf 

aaa^Jk'.a  a^a^ai.  ^,*.«  » '•    aa'.a"       1    Ä    apa        ^»a-a-    %'  aa.«      >|  •«  .  »    -  ^    a»aw    a         a-v    •  a.  nv      ^l*J5     "M^'i.     -•■••»••      ^i»"  Mtf  '  I  Wt»*>^^Jlf 

•    a.a«^  a,«a\  .^  a...       aaa-      a^^-a       ^    aa«««        *••«        «a.-'  «      «ka         «        «■■       -..         »-aa       a*»a       a  » .»■»  k    «     .       a .«      v^a      «Val^K      •    \aJKt^ 

.    V*-.a«  -     .         VvK      *••.    '-••^.a    a.i^      .     -.N       •■     —      ■S|".*»,a>.     a«    *      V»—  :"^       •  — ^      ;■     ^-      ^-    -—•—».        a,a,».p.»      %-,      ^    '  .»Xf-^     mmf    ^atfa  I  ^1  lui» 

aa  •••■-««         a^a        ^^aaa>--..        -*         a         V-aa        aBi*«^*a«aa««Va  **  ..«   ««  a       a^^A  -      '^    *    ■    ^        a       ^'a  ^^  >»      «       ■      ^  ^a«  a«a«     ^a«    ^^»««mM^J^ 

..k,...    a..-.        a,      ,..     ...r...,     .      .     N     ,»    aa«<. .•...»•     ...     \    .^...«a^..*  .'^..aa  aaa.     ••X^  »•  ■     -a  »i. ».<»>,. a^  ~|*^  1  ■  ^tf  "J""  *  ^  ^t»»» '  Nv* 

•  ,    .•-.  a         a-^.aa        a>-k        ai^a  «.aa^.«a^«V.aa       •        ^^*  «VteasK  a>  ^..    a  aa  -teC  ^  a  « V.  ■  a  a  ..aC  •  rW«^«A«^%aA         UC 


aa  ^^  j  a.a«a        ^^  »  ^       a 

•X."."«^"*    •      ■•  •        "-^l*        *   ^*"        *     •«        a»a"...     a(     aaa.      aaa    ^a       a,a,*,a      -«aa«  a«  ,,«  >-«         a^      «a  -  ^  ^a       -^      a    a^  fi«       V"     '  P  Hl       *■  J«^ 

V^a'a»'>%        «>..a^       »aVa       m   :  %       aa*     «•«■•■,  a      -      -a..^.      .«««k.aai     •  -a^a--.  «     ■  m  ••>  ^.a  ^a«>-a  V.al'a^^      ^kal 

T,  aa        •        .<       •«.     a    .«^.    N.*»..     1.^     ^.      ..      ■>,•   •  -      X      .-     aa,     «»ii'N,  «a    a,  «^  ....  ."^a...,       -^    aa^,         . -«    ^  ...  aa        .a,>~..w         "»T,^       T*7tA     TT 

•■aaa~      aa  ■-•      ■••a       «*..-      aa       aa  >       ^^a*.  -a^a       -a       •      •       ^   «am  U  a      ka'^ka  .  ^     a   a   >  ^  vV^«  ^^.a«  a«      >>-'>  ..»k^  ^k^^i^      ^k 

•VC  i'-.jvvv  a-vr  .x    .n  *'\'  -  .:::  T!:i:  u  •€:«:■:.  ^c4  ;*.;•:.  rc     .ir^    :•-:  ^aj^L-i^il:   !r.nftiif!lra 

.  ^  -'^a  Nt  rcj":  '.Sv*:  i.V' :*;  -r:    T^  Vv::r.:c'T  >tf::  i*v::  :  Ca     &!!rr   n.2  Ter  ihröJ^  ftülaS 

:a  x:  >-.  ^::^ :".::  ^:.:  ^:•::  ::r.   rc-:  ^.':,:.  .*r*  rcaT   {.::•:-::   -r-^::    r-.'~:r:     vnx  SciLmafa  jlI 

-•.         aVtl  ^  la,.  a.-a  ^.,«..  a-         a.......  ^  ,  '«  ,..äa.  -..U.  .ä..  ^a  .         'ak.Il  wLa^HkaU  J  MMM 

■■   »..     >.f  «aa     •*    t     ■  -••■    ■•         ^     ■»•  ♦  *,    aa.»..         %^  ^a"*         ^  '"**.■  ^"  ■.•  -a.         ..«.  "'  .«.. -^ataaT  ^a  .  aV     a  ^«a«.X  1 1  1 1  I    ^M  ^0P 

a»       .         .k      .1         ^. a       .         aa,.a        ^«V..«k..a»a  .  k  .  \        .««i..  .^         ,.  ^W   .  a  .    .  .  .m  V  a«.:.'._     aa^.Iw..     •  '«.aal  CU».|C        JCK 

Ol  ^'v.n  Vm.::«  :  t  vr;*\.?  .-.tx:.::.   c:*::*.:::^  is.rr-.a.:.:7  ^k7-:.:  :r.  L:    äiicrr  v.cürii  «^ 

ul:v  ?\?}  ;^ni  «  H  .  :..:i  AT'L'a-'a/c  :l':  Nr  Iv:.*::  aTjrTi:T.    J.'  Zi.*:  c-. • -*C-r.?.rt  innricet  5«* 

'  'l'\       !'  '1  ■'l.Tt      '^        «l"';---?      ■*••■•       ■*  t       ■ "  *       »      -*\'     *\    «-.  ■    «i-  -■••X         5,.-    .-•    «f  •..•-.*,.  •mm  Q    '    .yaM^wa««w»         ^kM 

'■»k        i>     1.  «k,   II       .  a.a    4'a-a    a.      - .    .  ^>k        a.l^  .      .  •  I.     .\    k  V.  k«  .     kaa  ^  -a.  la  '  «•■-   .1-  .a>  ^«•..«b-Alb-alLaaL  IK* 

•»J'**-  \*      ••■       "V^-a-M      ^    a-     l*i»P'.'-^ »    •»  --r        ^.•-  a^   ■a-a.X         ■».  •  -         X.-*-  I,      -.   —  a.  -         ■».--•         »»— T^ta#         VlpiVf 

■**■**»<  a*.       a.         «a«.      ■        «•_      ^^a  k.a.a..a.>-«a.  aaa«..  ...  ^.'aaa.  .».  .-a  ^.^.-a.a  aia.  ^   ^^akk  ^  ^  lEäi^* 

a  ■ 

■-   •     *-  ^    ■■     •  V        aT.       «^.I«l,  •     .^        ^\.  ^aa     .         •         .  .aT?  .t.     T      -•■>-  .^      ~         '•^      •..  a...         -^  -     a.  aaa. .  aa  iX         t    ^        l«a»|..a 

■■•         ^-  ••  X,      a        .a..    .•■«■••   ■  •,      ^a»X.,        a"  ..       a.   .a  ä...  ^         ■         .'««.  ..  * .   'Z^  •  »  »I  ■  a  r»  ■  aaa»        *tm  A^VM^ 

a'  .«..  ...         ^...••>  ka.a.%aa-a  .a         a-a>-.  aa>.  .-.  ^'  a..!  .•         *.  ~.a-.    4ka         Jv .  •%  *WCä. 

•^         -^   'a         *    .  >a     N.  ^     a    a    a,  •■  -.a  ra  a^  <  a  a.-.^..M  "^     "%  aa         X-    .•  \  •  •»        *.         aa 

•        ■       *  .  .  i  ^aV^a       .a  t       I  aa.      •»!  ...I.       .  r.       r.       a  .1       .  '  .X,' 


313 


9{icoIau8  tion  Sufo. 


814 


Kicobmd  Don  Sufo'd  fieben  toax  J^temod^  Dtel- 

hmttf,  tri^  an  Xl^ten  unb  fietben.  Sro^bem  f anb 

a  SRuge  |n  gal^Itei^en  miffenfd^ftlid^en  Slrbeiten. 

Sic  meifkn  wob  bebeutenbften  feinet  @d^riften 

cntponben  no4  t»or  bem  cmfreibenben  Streit  mit 

^oi  {»0)00  €ignmnb.  9Ber  oud^  biefe  $etiobe 

Witt  nod^  eine  betrfic^tlid^e  Sn^al^I  auf.   S)te 

Süffmfd^ft  toor  i^  mö^renb  unb  naä)  ben  Sin« 

drangen  beS  öu|em  SebenS  Srl^olung  unb 

SxfrtHl^img,  unb  jo  U%iit  er  immer  ujieber  }u  il^r 

isr&L  goß  fein  (Sebiet  menfd^lid^en  SBiffenS  toax 

,  itm  fctmb.  Seine  Sprod^fenntni^  toax  für  feine 

I  jett  (Ad^  bebeutenb;  er  oerftonb  nid^t  bIo|  baS 

*  driei^i^,  f onbem  aud^  baS^ebröifd^e.  %I§  er  bie 

Scmä^ungen  befi  $opfted  ^iuS  n.  su  SDkntuo 

1459  um  einen  ftreujsug  gegen  bie  Surfen  burd^ 

COR  ftritif  bc8  i^oran  in  ber  @d^rift  De  cribra- 

tkme  Alchorani  literorifd^  ya  unterftfi|en  unter« 

ruSßi,  fncl^te  er  felbf)  baS  Srabifd^e  )u  erlernen. 

3m  @ebiete  ber  Sinologie,  Ißl^tlofopl^ie  unb 

not^anattf  eignete  er  fid^  nid^t  bIo|  an,  nwS 

i^B  bie  SBiffenfd^  feiner  3^it  )u  bieten  Der- 

wtödjlti,  f  onbem  er  brong  mit  feinem  genialen  ® eifte 

n  numc^  fünften  über  bie  3^t  l^inauS.  3n 

ba  Concordantia  catholica  in,  2  gab  er  ben 

oPm  9en9eiS  für  bie  Unöd^tl^eit  ber  donatio 

Coostantini  unb  öu^erte  begrünbete  3to^f^t  an 

berSec^tl^  »eiterer  ^ocumente  berpfeuboifibori" 

iitm  Sommlung,  namentlid^  ber  ben  köpften  Sle- 

waA  unb  Snaclet  ^ugefd^riebenen  2)ecretalen.  3n 

bcrlb^onblung  De  reparatione  Galendarii  mied 

ff  1486  bie  Ütot^menbigf eit  einer  iBerbeff  erung  bed 

Anlenbecft  nad^ ;  er  em))fa]^I  aud^  bie  angelegen* 

tcit  ber  S^nobe  Don  Safel,  bei  ben  bqlb  ein- 

tntenben  9Birren  f reüid^  ol^ne  ßrf olg.  Sr  erfannte 

ferner  bie  Semegung  ber  Stbe,  unb  bie  Srfenntni^ 

bleibt  tnraierl^in  bemerfenSmert)^^  menn  fte  aud^, 

joeü  mc^  auf  fpeculatit)en  Sbeen,  al§  auf  aftro« 

ndmifd^Qhrünben  berul^enb,  nod^  jener  Seftimmt« 

bfit  unb  Sid^rl^t  entbel^rt,  meldte  fpöter  ge« 

oonnen  ttmrbe.  3n  ber  pl^ilofopl^ifd^en  @pecu« 

lütion  betrod^tete  er  eS  ai§  Aufgabe,  5U  jener 

^Tu^  fnl^  }u  erl^eben,  in  meld^er  bie  ©egenfö^e 

uxfdmmöifallen«  Sr  betonte,  ba|  baS  innerfteSBefen 

Der  Singe  unferem  SSeiftanbe  ungugönglid^,  ba^ 

all  imfcr  SBiffen  Don  einem  92id^tmiffen  begleitet 

in.   €€ine  einfd^Iftgige  ^uptfd^rift  fül^rt  bem» 

entfpieil^enb  ben  Xitel  De  docta  ignorantia. 

fiFhie  Srgbyung  bilbet  bie  Apologia  doctae  igno- 

eine  Sertl^eibigung  jenes  SQ3er!eS  gegen 

Sngriff,  meldten  3.  IBen^  in  ^eibelberg  in 

ber  &^ft  De  ignota  litteratnra  gegen  baSfelbe 

riii^te,  unb  bie  @d^nft  De  conjecturis,  möl^» 

roib  bie  €(l^ft  De  venatione  sapienüae,  bie 

Le|te  bcbeutenbere  pl^ilofopl^ifd^e  Arbeit,  eine  3^* 

kmincnfte&ung  ber  ^au))tergebnif[e  feines  S)enf  en§ 

MctcL  SBie  er  am  @(^Iu^  ber  Docta  ignorantia 

boBorft,  empfing  er  ben  ©runbgebanfen  feiner 

Speculotion  auf  ber  Siüdffel^r  au3  ©ried^enlanb, 

oibcm  er  borauf  fam,  baS  Unbegreiflid^e  al§  un« 

begreiflich  oufsufaffen  in  ber  aBiffenfd^aft  be§ 


Slid^tmiffenS.  ©r  meinte,  bie  grfenntni^  einer  gr- 
leud^tung  öon  oben  ju  öerbanfen.  3n  SBal^rl^eit 
mirb  bamal§  fein  ®enfen  sur  Älarl^eit  fi^  bur^- 
gearbeitet  l^aben,  unb  bur(|  bie  großen  unb  neuen 
ginbrüdte,  bie  if)m  bie  ffleije  braute,  mag  ber 
©urd^brud^  gefördert  morben  fein,  ©eine  ©pecula- 
tion  fielet  jur  ©d^olaftif  in  einem  gemiffen  Segens 
faj  unb  greift  auf  bie  aw^ftif  jurüdC,  namentlidj 
ouf  ®ioniiriu8  9lreoj)agita.  SWand^e  ©ä^e  l^aben 
ein  pantj^eiftifd^eS  6^epräge;  bod^  fmb  fte  nid^t 
pant^eiftifd^  ju  beuten.  Snbere  ©ä^e  [teilen  il^m 
entgegen,  mie  aud^  bie  6ntf  d^iebenl^eit,  mit  ber  im 
®an}en  bie  d^riftlid^eSBeltanfd^auungfeftge^aUen 
mirb.  ®ie  Spxad^t  beS  9iicolau§  ift  me|rfa^ 
ftngulär.  gine  ber  ©d^riften  fül^rt  ben  Sitel  De 
possest.  3M  bem  SBorte  mirb  ®ott  bejeid^net, 
um  auSpbrüden,  ba^  in  ®ott  ba§  jtönnen  unb 
baS  ©ein,  posse  unb  est,  ibentif(^  ftnb.  Sie 
©peculation  fanb  93eifaH  bei  gfaber  ©tapuIenfiS 
unb  öoDittuS  (ögl.  b.  3lrtt.),  nod^  mel^r  bei  ®ior- 
bano  93runo  (ögl.  b.  Slrt.),  ber  fie  inbef[en  pan- 
tl^eiftifd^  umbilbete.  9lu§gaben  t)on  SufanuS' 
©d^riften  liegen  brei  oor,  aber  feine  ift  gang 
üoOftönbig.  S)ie  erfte  erf^ien  ol^ne  Angabe  beS 
OrteS  unb  äal^reS,  mal^rfd^einlid^  nod^  oor  bem 
Saläre  1476.  ®ie  gmeite  erfd^ien  1514  gu  ^• 
riS,  bie  britte  1565  ju  Säafel.  ®ine  Ueberfejung 
ber  bebeutenbften  fpeculatioen  unb  bogmatifd^* 
etl^ifd^en  ©d^riften  oeröffentlid^te  g.  21.  ©d^arpff, 
2)eS  SarbinalS  unb  Sifd^ofS  9licoIauS  oon  Sufa 
mid^tigfte  ©d^riften  in  beutfd^er  Ucberfejung, 
gfreiburg  1862.  @ine  9nalt|fe  fömmtlid^er  ^aupt- 
fd^riften  nebft  einer  literarl^iftorifd^en  ßrflärung 
bietet  baS  Sßerf  beSfelben  SSerfafferS:  2)er  Sar- 
binol  unb  95ifd^of  SlicoIauS  oon  ßufo  alS  JRefor» 
mator  in  j?ird^e,  9ieid^  unb  ^l^ilofopl^ie  be§ 
15.  3o]^r]^unbert§,  Tübingen  1871.  (S3gl.  g.a. 
©d^arpff,  ®er  Sarbinal  unb  Sifd^of  TOcoIauS 
oon  6ufo,  ÜRoinj  1843;  3.  m.  ©üj,  ®er  beutfd^e 
ßarbinol  SRicoIauS  oon  6ufa  unb  bie  ftird^e  feiner 
3eit,  2  iBbe.,  SRegenSburg  1847;  21.  Säger,  S)er 
©treit  be§  ßarbinoB  5ßic.  o.  6ufo  mit  bem  §er« 
5oge  ©tgmunb  Don  Oefterrei(^  al§  ®rafen  oon 
Xirol,  2  ©be.,  2. 3lufl.,  3nn§brudf  1866 ;  21.  ©tödfl, 
®efd^.  ber  «P^ilofopl^ie  be§ajatteIoItcr§in,  SKoinä 
1866,  23—84;  %h,  ©tumpf,  ®ie  politifd^cn 
Sbeen  be§  Wc.  o.  Kueö,  fföln  1865;  ©d^anj, 
®  er  garb.  5nic.  0. 6ufa  al§  ÜKotl&ematüer,  fflottmeil 
1872;  S)erf.,  ®ie  aftronomifd^en  2lnfd^auungen 
be§  5nic.  0.  6ufa  unb  feiner  3eit,  SRottmeil  1873; 
a^eol.  Ouartalfd^rift  LV  [Tübingen  1873],  3  bis 
57.  220—285;  LXXHI  [1891],  355—370; 
LXXIV  [1892],  61 7— 642 ;  galfenburg,  ®runb- 
jüge  ber  ^Iftilofopl^ie  be§  5Kic.  o.  6ufa,  93re§Iau 
1880;  3.  Uebinger,  S)ie  ®ottc§re]i«be§  Sßic.  ü. 
6ufa,  ÜKünfter  u.  ^aberbom  1888;  TJ^.  3oa(^im- 
fol^n,  ®regor  §eimburg,  in  ben  §ift.  2lb]^anb« 
lungen  au§  bem  SWünd^ener  ©eminor,  l^erouS« 
gegeben  Don  §eigel  u.  ®rauert  I,  Samberg  1891 ; 
m.  ®Iofener,  IRic.  0.  6ufa  unb  TOariuS  SRigO' 
liuS  ol§  Vorläufer  ber  neuem  ^l^Uofopl^ie  pibbrudt 


315 


9{icoIau§  Don  Sinfelebu^l  —  {Ricolaus  Don  Qlüt,  bei  fei. 


316 


aus  bem  3a^c6u(^  für  $^Uof.  unb  fpccul.  3:(eo(. 
m,  1889],  aWünftcr  1891 ;  §ift.  3a^rb.  I  [1880], 
393 ff.;  Vm  [1687],  629 ff.;  XIH  [1892], 
770  ff. ;  XIV  [1893],  549  ff.)         [o.  gun!.] 

JlUaliiits  DonSinfeUbu^I,  bie  Sierbe 
bei  SBiener  Uniterfttat  im  Anfang  be§  15. 3a^c- 
^unbertS,  fkmmte  au3  ber  9iet(^§ftabt  2)in!el§> 
bü^l  ober,  toie  er  fetbft  fc^retbt,  S^infctjpü^eL  an 
ber  SBömil  in  S^toaben.  Sr  hxir  geboren  gegen 
1860  unb  erfc^eint  in  ber  artiftif(^  fjfocultat 
ber  Sßiener  Unioerfttöt  feit  1385  al3  Sacca- 
lattnS,  fett  1390  ald  Soctor.  Son  1390  bi§ 
1398  unb  uneber  oon  1402—1405  ^ielt  er  93or» 
lefungen  über  ))^ilofo))^if(^e,  mat^ematijc^e  unb 
p^^fifaßfc^e  Sternen;  bann  ging  er  jur  %f}tO' 
logie  über,  nod^ibem  er  fi(^  fc^on  1398—1402 
als  Cursor  bibHcus  bamit  bejd^äftigt  ^atte.  3m 
3a^re  1405  mürbe  er  Baccalareus  in  tbeologia 
fonnatuB,  1408  Sicentiat  unb  1409  S^octor  auc^ 
ber  S^eologie.  Sc^on  früher  ^tte  er  me^rfac^ 
^2(emter  in  ber  ))^iIofop^if(^en  gfacultöt  befleibet, 
fpöter  mar  er  (1405 — 1406)  SRector,  bann  breimai 
^ecan  ber  t^eologif  c^en  gfacultat ;  als  er  gum  gmeiten 
Tlai  jum  Stector  gemä^It  mürbe,  lehnte  er  ab,  3n> 
jmifc^en  mar  er  auc^  ganonicud  bei  @t.  8tept)an 
gemorben.  9{icD(au§  mar  ju  feiner  3cit  bie  beben» 
tenbfte  ^erfönlic^feit  an  ber  SBiener  UniDerfitöt 
(lux  Sueviae)  unb  ^od^gefd^ö^t  als  Se^rer,  al§ 
ffanselrebner  unb  a(3  IBeforger  mic^tiger  @efd^äfte 
für  bie  Unit^erfitöt  unb  feinen  Sonbee^erm.  Sine 
befonbere  SRoBc  fpielle  er  infolge  beRen  bei  bcn  Se» 
mü^ungen  jur  ^erfteUung  ber  f irc^Iic^en  (Sinigfeit. 
3m  3. 1404  mar  er  auf  Anregung  ber  ^arifer 
^^eologen  (f.  b.  %rt.  9licoIau§  tjon  S(emange§ 
oben  Bp,  300)  in  biefer  Sac^e  tl^ätig  bei  feinem 
l'anbeS^erm  unb  auf  bem  ffonftanjer  6onci(  im 
'iluftrage  ^erjog  Sllbrec^tS  V. ;  jufammen  mit  bem 
Vertreter  ber  Uniocrfität,  ^etruS  oon  $ulfa,  öer» 
foc^t  er  beren  SRed^te  gegen  ben  ^^affauer  S)om» 
öerm  Sl^iem.  3n  ftonftanü  marb  i^m  öerfd^iebene 
^ale  bie  ßl^re  ^u  X^eil,  ^nreben  an  l^o^e  $er- 
fonen  ^u  galten,  fo  an  ffaifer  SigiSmunb  unb  an 
ben  neugemä^Iten  ^opft  ÜJlartin  V.,  bei  beffcn 
2Ba^I  er  auc^  al§  einer  ber  fed^d  ^bgeorbneten 
beutfd^er  Station  t^eilgenommen  ^atte  (f.  b.  ^rt. 
ftonftanj VII,  998).  3n  ber  ©ad^e  be§  §ieroni)mu8 
Don  $rag  mar  i^m  unb  bem  $atriard^en  3o^anne§ 
Don  6!onftantino))eI  baS  Qtvic^tm)ni)öx  übertragen 
(^pril  unb  ÜJlai  1416).  3m  3.  1418  fc^rte 
iJ2ico(au8  nad^  SSBien  ^unidt  unb  nal^m  feine  9$or« 
lefungen  mieber  auf,  marb  aber  aud^  nod^  Dielfad^ 
für  anbere  Slngelegenl^eiten  in  9(n)prud&  genom- 
men. Slbred^t  V.,  ber  i^n  1425  ju  feinem  Seid^t« 
Dater  mäl^Ite,  beabftd^tigte,  i^n  ^um  Sifd^of  Don 
$affau  )u  mad^en ;  bod^  gelang  ed  9licoIau§,  il^n 
baDon  abzubringen.  %[n  ber  UniDerfitöt  befleibete 
er  nod^  Derfd^iebene  Stemter,  Dertrat  1423  ben 
ffan^Ier  bei  ben  t^eologifd^en  ^Promotionen  unb 
mar  1427  nod^malS  ®ecan.  Seit  1431  finbet  fid^ 
fein  9iame  nid^t  mel^r  in  ben  %cten  ber  UniDerfitöt; 
er  fd^eint  ftd^  überhaupt  mö^renb  ber  legten  brei 


3a^re  feine§  SebenS  Don  ber  SBelt  ^iemlic^  SF^' 
gebogen  5u  boben.  Sr  ^arb  1433  im  Kbper 
aRariaieü.  SieOei^t  mor  biefe  X^ad^  Sei^ 
ontafiung,  ba^  SRanc^  i^  für  einen  SugufKnm 
Sremiten  angefe^en  ^oben;  bie^  ijt  \dism  beft^ 
unjulöifig,  meil  er  alS  fold^er  bod  Kedoroi  ber 
UniDerfitöt  nic^t  ^e  nertDoUen  fönnen.  Son 
feinen  zahlreichen  Sänften  ftnb  nur  mirige  ge* 
brudt,  barunter  bieDielgelefenePoatiUaeiimaer- 
monibuB  eyangeliorum  dominicaliiim ,  |nerß 
ZU  Strasburg  1796;  bie  meiften  finben  ft^  oÜ 
9Ranufcript  in  ben  Sibliot^efen  ju  SBien  (f.  Ta- 
bulae  codd.  mss.  in  Biblioth.  palatina  Vindo- 
bon.  asservat,  Vindobonae  1854  sqq.,  1, 353; 
n,  368 ;  m,  533  sq. ;  IV,  385 ;  VH,  342 ; 
vm,  191  sq.),  bann  befonberS  zu  SRüiu^  (f. 
CataL  codd.  manuscriptt.  biblioÜi.  reg.  Hoda- 
censis,  Monachii  1871  sqq.,  UI,  2  [^  Codd. 
lat.  I,  2],  245 ;  IH,  3  [1, 3],  231 ;  IV,  2  [H,  2), 
268;  IV,  3  [H,  3],  316;  IV,  4  [H,  4],  271; 
V  et  VI  [=  Seutf d^e  §anbf t^rift.  I  u.  IT],  590), 
au(^  fonft  zerftreut  im  3n*  unb  9nSIaiü)e  (Dg^ 
au4  A.  Gabrielli,  II  Codice  ,Mss.  Vaiis  4' 
della  Biblioteca  Nazionale  dl  Roma,  im  Ar- 
chivio  della  R.  Societ4  Rom.  diStoiiaPatria 
IX,  1886, 231  [DictamenMagistriNicDindel- 
spuel]).  Sin  SBerzeid^ni^  berfelben  f.  bei  9f((bo4 
(f.  u.)  437.  ^ier  foUen  Don  jieber  9rt  nur  einige 
bei)piel§meife  genannt  fein.  S^egetifc^er  9tatur  frab 
feine  Sommentare  zu  ben  ^falmen,  zu  SfaiaS,  gnm 
Soangelium  !D{att^i  unb  zu  Derf^iebenen  pcai* 
linifd^en  IBriefen.  93on  feiner  auSgebel^nten  l^omi^ 
letif (^en  S^ötigfeit  zeugen  feine  Sermones  de  tem- 
pore, de  sanctis,  morales,  bann  über  einzelne 
©cgenftönbe  (ac^t  @eligfeiten,  Slbenbma^I  u.  f.  m.); 
mit^ejug  auf  biefe  bemertt  ^enead  S^lDiuS  (Eist 
rerum  Friderici  III  imp.  [ed.  Heimst  17001, 8) 
Don  9{icoIau§:  Cujus  sermones  hodie  avide  a 
doctis  legimtur.  S)ogmatif(^er  Statur  fmb  bie 
Sommentarien  zu  ben  Dier  Sentenzenbüd^em  inü) 
bie  Quaestiones  senientiarum.  daneben  fie^ 
nod^  eine  ganze  Steige  Don  ^ractaten  unb  @d^riften, 
atebcn,  Briefen,  @utad^ten  u.  bgl.,  z-  ^-  ^  &^ 
achten  über  baS  iBibellefen  in  ber  iBoffdfproc^e, 
eine  Segenbe  be§  %  &ci&viS  u.  a.  (Sgl.  bie  um* 
faffenbe  S)arfteIIung  bei  ^fc^bad^,  ®efd^i((te  ber 
SBiener  UniDerfitöt  im  erften  Sol^rl^.  i^reSSBeftelgenS 
I,  SBien  1865,  430-440.)  [a.  gffer.] 

^Uofaits  ^mericits,  f.  SQmericuS. 

^xcotaus  Don  tJflüe,  ber  fei.,  aud(|93ru- 
b  e  r  jf  la  u S  genannt,  Sinfiebler  im  fd^meizerifc^ 
fianton  Untermalben,  mar  geboren  ben  21.  9Rdrz 
1417.  Seine  €ltem  maren  red^tf(^affene  unb 
mol^l^abenbe  Sanbleute  zu  @ad^feln  in  Obmalben. 
Seine  3ugenbia]^re  Derbrad^te  er  im  elterlid^ 
^aufe  unb  unterftü^te  mä^renb  berfelben  feinen 
^ter  bei  beffen  lönblid^en  SIrbeiten.  Sd^on  bQ> 
ma(§  z^i^uete  er  fid^  burc^  gro|e  grömmigfeit 
aus.  Seine  9{amen§patrone  9ticolau3  Don  9)lQra 
unb  9licoIau3  Don  Solentino  al^mte  er  bur^ 
ftrengeS  t$aftcn  nad^ ;  bei  Sag  unb  bei  9iad^t  fanb 


317 


9licolQuS  Don  xSlüt,  bet  fet. 


318 


er  3ni  ium  @e6et  unb  )u  frommer  SSetrod^tung. 

Cboo^I  er  {{^  immer  )ur  Sinfamfeit  l^ingejogen 

fi(tte,  im^  er  bod^  auf  iBBunfc]^  feiner  SItem  bte 

fimme  Sorot^  3Bt|Iing,  bie  Xod^ter  ehter  aäjU 

toen  gfamilie  feiner  ^eimatögemeinbe,  gur  ©ottin. 

IbS  bieffr  (Sf^  gingen  gel^n  ffinber  l^erüor ;  einer 

bcr65^e  nmrbe  fpöter  $faner  Don  @ad^feln, 

foA  anbert  ^tten  nod^  einanber  ald  fianbammonn 

Me  (fl^fle  €teae  bed  SanbeS  inne.  S)te  ^omilie 

tot  ftc(  bis  auf  ben  l^utigen  Xog  erl^alten  unb 

tarffinj^  MS  {e^t  über  80  ^riefler  geliefert.  9lico« 

ksA  felbft  beneibete  ISngere  Seit  bod  9mt  eined 

Sinter« ;  bagegen  lel^nte  er  ed  bel^anlid^  ob,  oß 

Sonbannnann  an  bie  @pi|e  bed  Sanbed  gu  treten. 

Sieberl^ott  na^m  er  an  ffnegSgfigen  Xl^eil.  SSBol^r« 

j(trtn(t4  tDor  fr  im  alten  SüridQer  j^riege  bei  ber 

Magenntg  ton  3üri^  unb  bei  ber  B6)laä)i  t)on 

St  Socob  an  ber  €il^t  (1448)  unb  ebenfo  bei 

mmn  Streifguge  gegen  bie  Oefierreid^er  in  Sor« 

pA  unb  Xaga)  jugegen.  Sicher  bet^eUigte  er 

|i4  oIS  Kottenfü|rer  am  alten  Xl^urgauer  Kriege 

a460).  @ane  IhnegSgenoffen  loollten  boS  fftojler 

&.  ffat^orinentl^al,  in  tt)el<i^em  bie  Oefterreid^er 

Hlxrf^onjt  litten,  einafd^em;  9{icoIau§  erl^ob 

kd|egen  entfd^iebene  6infi)rad^e  unb  rettete  ba> 

mi  boft  ® otteSl^uS  unb  bef|en  SBemol^ner.  Sud^ 

iB  €o1bat  feto  er  feine  frommen  Uebungen  fort, 

kMc  uib  fapete  Diel  unb  hmmte  feine  ©efö^rten 

oir  Süsellofigldt  unb  SuSfd^meifungen.  timmtx 

n&^tiget  aber  nxirb  in  92icoIau§  ber  SDrang  gur 

finfamfeit;  nad^bem  er  bal^er  bie  'Sinmilligung 

ieincr  Gattin  er^Iten,  orbnete  er  bie  angelegen» 

itüm  feiner  Sfamilie  unb  fd^idFte  ftd^  an,  bie  Belt 

|n  Dofoffen.  ßuerfl  l^atte  er  ben  ^lan,  in  femer 

@fgmb  als  Sinfiebler  ftd^  nieberjulonen.  @r  fom 

£id  in  bie  9iä^e  Don  SBafel,  feierte  aber  auf  ben 

3i^  eines  frommen  fianbmanneS  mieber  um  unb 

begßb  fid^  auf  bie  9llp  j^lpfier  im  a^eld^tl^ale,  mo 

er  unter  einem  Saume  feine  SSBol^nung  nol^m.  9113 

er  (ier  bnrd^  3öger  entbedft  unb  burd^  Sefuci^e  Diel 

Mö^gt  nmrbe,  Derlie^  er  biefen  Ort  unb  errid^tete 

für  fid^  eine  ßinflebelei  in  ber  oben  ©d^lud^t 

Sanft  am  Ufer  ber  3KeId^,  nur  eine  SSicrtcI« 

ibznbe  non  feinem  ^aufe  entfernt.  S)ie  ©einigen 

bauten  i^m  ^ier  eine  ff opelle  unb  eine  fleineSeOie; 

er  fdbfi  fKftete  1482  für  ben  Stanf t  eine  Sfaplcmtl 

fUtolcasS  führte  ald  Sinfiebler  ein  überaus  ftrengeS 

Seben.  3n  ber  engen  Seile  tonnte  ber  l^od^geuxid^fene 

Tltctm  ni^t  einmal  aufredet  {leiten;  jur  fiager- 

3atte  fyxttt  er  ein  l^arteS  IBrett,  als  ff o))ffinen  einen 

felbfl  bei  jJrenger  aDBinterfoIte  ging  er  an 

unb  Sfeiertagen  barfu|  unb  barl^nupt  gu 

eine  Stunbe  entfernten  $farr!ird^e  ©ad^feln. 

Soennäbtid^  lag  er  bem  ®ebete  unb  ber  93etrad^tung 

ob,  öfters  nHiIIfal^ete  er  nad^  Sinftebeln  unb  Sngel« 

berg.  (Er  nnirb  balb  ber  Statl^geber  unb  £röfter  aQer 

Strängten.  92id^t  aOetn  auS  ber  ^ai)t  f amen  Seute 

•Ber  €tdnbe  }u  i^,  felbft  tt)eit  über  bie  ©renjen 

ber  £4mei3  l^inauS  geno|  er  baS  ]^5d^fte  ^nfe^en 

Hb  Darb  (^egenßanb  ber  |5d^ften93ere]^rung.  IBon 

Bbn^  Mm  fHiffe,  f on  Strasburg,  auS  ben  9t^ein> 


lanben,  felbft  auS  Italien  erhielt  er  93efud^e  Don 
^erDorrogenben  ^Jerfonen.  ffein  93efümmcrter  ging 
ungetröftet  Don  il^m ;  jebem  lie^  er  feinen  liebe» 
Doßen  SRat)^.  ßr  war  freunblid^,  leutfelig,  frö^Iid^ 
unb  umgönglid^ ;  Subringlid^feiten  unb  ©d^wö Jc- 
reien  wieS  er  jltenge  ai ;  Don  fid^  \pxai^  er  ftetS 
befd^eiben  unb  geringfd^ö^ig.  93on  ®ott  nmrbe  er 
befonberer  ©naben,  Sröflungen  unb  6rf  d^einungen 
gennirbigt.  SBBöl^renb  ber  ganjen  ffiauer  feines 
SinfieblerlebenS,  alfo  ungeföl^r  20  Sollte  lang, 
lebte  er  ol^ne  jcglid^e  irbifd^e  5Ra]^rung ;  ber  Seib 
beS  §crm,  ben  er  öfter  in  ber  l^eiligen  Kommunion 
emp^ng,  ftSrfte  il^n  auf  übematürlid^e  SBeife  unb 
erl^ielt  fo  aud^  fein  leiblid^eS  Seben.  SDiefeS  fort- 
möl^renbe  SBunber  toaxh  Don  geiftlid^er  unb  melt- 
lid^er  Scl^örbe  fkenge  unterfud^t.  ©er  SBBeil^bifd^of 
Don  ff onftan^  ftellte  perfönlid^  eine  genaue  ^^rü- 
fung  an,  unb  bie  SanbeSregierung  Iie|  einen  3Ro- 
not  l^inburd^  bie  3^0^  ftrengftenS  beioac^en;  aQein 
bie  S^atfad^e  mu^te  a(S  mal^r  anerfonnt  nierben. 
Slud^  fonft  mirfte  er  SBunber.  3HS  ber  gfledten 
©amen  im  3. 1468  burd^  eine  tJeuerSbrunft  l^eim» 
gcfud^t  tourbe.  Ibfd^te  9licoIauS  biefelbe  burd^  fein 
®ebet  unb  baS  S^xä^tn  beS  ffreujeS.  ©einer  S)a- 
})oifd^enfunft  fd^reibt  eS  bie  ©d^mei^  nod^  l^eute 
ju,  bafe  fie  in  ber  erften  3^t  il^rcr  ©elbftönbigfeit 
nid^t  fd^on  burd^  innere  3tt)ietrad^t  gu  ©runbe 
ging.  3m  3. 1481,  auf  bem  Sage  ju  ©tanS,  ge» 
riet^en  bie  @ibgenoffen  U)egen  SSertl^eilung  ber 
fflurgunberbeute  unb  Slufnal^me  ber  ©tobte  gfrei- 
bürg  unb  ©olotl^um  in  heftige  StDietrad^t.  ®a 
eilte  ber  ^foncr  Don  ©tanS  jum  ©ruber  fflauS; 
biefer  erfd^ien  auf  ber  Sagfa^ung,  unb  burd^  feine 
Vermittlung  würbe  ber  ©treit  frieblid^  gefd^lid^tet 
(Dgl.  ®uibo  ®ömS,  ®er  fei.  5RicolQU§  D.  b.  gflüe 
unb  bie  ßibgenoffen  auf  bem  Sage  ju  ©tonj, 
aWünd^en  1831 ;  SRiggcnbo^  TOcoIauS  D.b.  glüe 
unb  ber  Sag  Don  ©tanj,  Safel  1882).  5Rico- 
lauS  ftarb  eineS  feiigen  SobeS  o'm  21.  ÜJlärj 
1487.  ©ein  Seib  mürbe  in  ©ad^feln  beigefejt. 
©d^on  balb  nad^  feinem  Sobe  würbe  er  öffentlid^ 
Dere!|rt ;  feine  ©eligfpred^ung  erfolgte  im  3. 1669 
burd^  ^Qpft  KlemenS  IX.  9?on  SlemenS  X.  würbe 
bie  geier  beS  gefteS  in  Officium  unb  SKeffe  für 
bie  ©istpmer  ffonftanj  unb  Gl^ur,  fowie  für  bie 
ganjc  ©^wcij  geftattet.  ®er  ffanton  Unterwalben 
erwäl^Ite  ben  feiigen  JJicoIauS  ju  feinem  Patron, 
unb  eö  ftel^t  berfelbe  in  ber  ©d^weij  überl^aupt  in 
^ol^er  Serel^rung.  ffiie  ^farrfird^e  ©ad^feln,  wo 
fein  Seib  ru^t,  ift  ein  befud^ter  SBaUfa^rtSort. 
9lud^  ju  ber  nod^  wol^I  erl^altenen  3cöc  iwi  Sanft 
jiel^en  Diele  ^Jilger.  3n  neuerer  3eit  wirb  bie  Igci- 
ligfpred^ung  beS  ©eligen  betrieben  (f.  Analecta 
juriB  pontificii  XII  [Paris.  1873],  638  sqq.). 
Siograpl^ien  beS  fei.  DlicoIauS  fmb  erfd^iencn  Don 
SBöIflin  (Sfreiburg  i.  b.  ©d^w.  1508),  ©alat  (Su- 
pern 1536),  Ulrid^  SDßittW^Ier  (Ailingen  1 5  71  u.  ö.), 
^etruS  eanifiuS  (Sfreiburg  i.  b.  ©c^w.  1586),  ßid^- 
]^om  (iJreiburg  i.  b.  ©d^w.  1608),  ^JetruS  §«90 
(Sfreiburg  i.  b.  ©d)W.  1636),  Suffi  (Sujem  1732) 
u.  f.  W.   (Sgl.  Bolland.  Mart.  III,  399— 4?»^\ 


819 


9ticolQu8  Don  ®orran  —  9licoIau§  Don  ^dnnQ})e8. 


320 


ajling,  ©er  feL  TOcoIouS  üon  glue,  jcin  geben  unb 
SBirf en,  4  93be.,  Sugem  1860—1878;  3. 3.  Don 
W),  ®e8  feliaen  ginfteblerS  TOcotouS  Don  9flüe 
wunberboreS  Seben  u.  f.  ».,  gtnpcbeln  1887; 
reid^l^altige  Siteroturongaben  bei  Chevalier,  Bö- 
pertoire  8.  v.)  [®.  SKa^er.] 

^icotoiis  Don  ©ort an  (©orl^am),  0.  Pr., 
ein  befonberS  oIS  Kommentator  ber  l^eiligen  @d^rift 
gerfil^mter  X^eologe  beS  18.  Sal^rl^unbertS,  flammte 
nad^  rid^tiger  Snnal^me  auS  bem  Orte  ®orron  in 
ber  fran^öfifd^en  ^roDin^  ÜRdne.  9Ran  l^at  il^n 
lool^I  öfters  für  einen  ßngiftnber  angefel^en  ober 
neben  um  nod^  einen  englif d^en  S)ominicaner  ftl^n- 
tid^en  9camen§  angenommen;  DieEei(^t  erflärt  fid^ 
biefeS  barouS,  ba^  ein  3^^g  ber  gfamilie  au§ 
ber  }eitmeüig  ^u  Cnglanb  gel^örigen^roDins^Raine 
nad^  Snglanb  übergeftebelt  hmr  (Dgl.  0.  C.  Oorham, 
Additional  particulars  relating  to  the  family 
de  Gorram,  in  Nichols,  CoUectanea  topogr. 
et  genealogica  Yll,  Lond.  1841,  283  sqq.). 
9ticoIau8  toat  geboren  um  1210  unb  begann  feine 
@tubien  bei  ben  S)ominicanem  }u  Se  9RanS; 
fpöter  lam  er  nad^  ^ariS  an  ben  SonDent  Don 
@t-3acque§.  ^ier  l^ielt  er  SSorlefungen,  tt)urbe 
1276  $rior  unb  jeitioeilig  aud^  93eid^tDater  $^t- 
l\ppQ  beS  @(!^5nen.  Sr  ftarb  1295.  SSon  ben  Dielen 
Schriften,  bie  man  il&m  jufti^reibt,  fmb  nur  einige 
gebrudft.  6r  Derfa^tc  unter  3lnberem  ^oftiHen  ober 
Kommentare  jur  gonjen  l^eiligen  ©d&rift,  bann 
ßermones  de  Tempore  et  de  Sanctis,  aud^ 
Srflörungen  ju  ben  @entensenbäd^em  u.  f.  )o. 
ßinigeS  tt)irb  il^m  DieÜeid^t  irrt^mlid^  }ugelegt 
n)ö]^renb  aud^  SBer!e  Don  il^m  unter  anberen  Flamen 
gelten  mögen.  (SJgl.  bie  auSfül^rlid^e  SDarfteUung 
Don  Sajarb  in  ber  Histoire  litt,  de  France  XX, 
Paris  1842, 824—856,  ttosu  bie  SSerbeffcrungen 
bafelbft  792—794  au  bead^ten  ftnb.  ®ie  übrige 
Siteratur  bei  Chevalier,  Repertoire  s.  v.  unb  im 
Supplement,  bei  Denifle  etChatelain,  Chartu- 
larium  ünivers.  Parisiens.  n,  1,  Paris.  1891, 
108,  finben  ftd&  mel^rere  Don  5RicoIau§'  ^o[tiHen 
mit  Angabe  be§  amtlich  Don  ber  UniDerfttöt  feft> 
gefegten  SSerfaufSpreifeS.)  [21.  gffer.] 

^icotaus  Don6annapeg,  Tester lateini- 
fd^er  $atriard^  Don  3erufalem,  geft.  1291,  war 
geboren  um  1225  ju  ^annapeS,  einem  S)orfe  ber 
®iöcefe  SReimS  in  ben  Slrbennen.  SIKit  15  Salä- 
ren trat  er  }u  SteimS  in  ben  SDominicanerorben 
unb  tourbe  borni  ju  meiterer  njiffenfd^aftlid^er 
^uSbilbung  in  baS  Iflofter  @t.  Sacob  nad^  $ari3 
gefd^idft.  §ier  jeid^nete  er  fld^  burd^  Qflei^  unb 
Talent  in  fold^er  SBeife  auS,  ba|  er  nad^  feiner 
^riefterweil^e,  ol^ne  grabuirt  ju  fein,  ate  Seigrer 
ber  %f)tolo^it  Denoenbet  mürbe.  SSerfd^icbene 
ff löfter,  in  bie  er  gefanbt  mürbe,  loäl^Iten  i6n  jum 
$rior.  3n  $ari§  wor  ber  fpötere  Karbinal  Satino 
SJKalabranca  fein  ÜJlitfd^üIer  gemefcn,  unb  burd^ 
il^n  ober  ben  Drbcn§general  ujurbe  man  in  9lom 
oufmerffam  auf  ^annapeS.  6r  ttjurbe  bortl^in  gc« 
rufen  unb  burd&  92icoIau8  III.  ober  ÜJlartin  IV. 
5um  ©ro^pönitentiar  ernannt.  91I§  bann  ber  5pa« 


triard^  SliaS  Don  Strufalem  flarb,  ernannte  ^opft 
9licoIau§  IV.  nad^  bem  9iat^  ber  Sarbinäle  fyxa* 
napeS  im  ajtai  1288  su  beffen9lad^foIger  unb  tt^i^ 
i^n  perfönltd^  )um  ^ifd^of.  £§  mar  ein  überaus 
fd^mereS  Slmt,  baS  9ticoIauS  auS  ber  ^nb  beS 
$apfte§  empfing.  @ein  Sprengel  mar  auf  Sccon, 
ben  legten  Seft^  ber  Slbenblönber  in  gkiläfttno, 
befd^ränft,  unb  ber  fittlid^e  Suftanb  fetner  neuen 
^eerbe  mirb  al§  ein  gerabe^u  troftlofer  gefd^Ubert 
SUe  Srten  Don  Safter,  fd^mlofe  9udf^meifung, 
2:reuIoftg!eit,  Staub,  ÜJtorb  mud^erten  in  uppigfter 
t^ülle  unb  l^atten  bie  bortigen  S^riften  in  einen 
Übgrunb  ftttlid^er  SSerfommenl^eit  gePrjt^  ouS 
bem  nid^t  mol^I  eine  Stettung  p  hoffen  mar.  Xcd|- 
bem  ging  ber  neue  $atriar(|  mit  d^riftlid^em  ®ott- 
Dertrauen  an  ba§  SBerl  ber  IBelel^rung.  Um  feine 
Suctorität  }u  erl^öl^en,  l^tte  il^n  ber  ^fl  1289 
)um  Segaten  für  gan}  Serien,  Supern  unb  9r« 
menien  ernannt  unb  Derfprad^  am  13.  @eptenti^ 
1289,  il^m  20  ©aleeren  }u  ^ilfe  }u  fd^idfen.  iS^ 
aber  ber  $atriard^  eine  irgenbmie  erfo(greid|e 
Zl^ötigfeit  beginnen  fonnte,  l^atten  bie  S^riften 
bereits  felbft  über  fid^  baS  Serl^öngnig  l^ab« 
gerufen.  3n  il^rer  Sierblenbung  maren  fte  ireu- 
brüd^ig  über  bie  SRo^ammebaner  l^ergefaüen  nob 
Ratten  Diele  berfelben  ermorbet  unb  ausgeraubt 
@ultan  ffalaun  Don  Seg^pten  Derlangte  hierfür 
®  enugtl^uung  unb  Auslieferung  ber  ^auptanfKfto:. 
S)iefe  mürbe  il^m  Dermeigert,  l^auptfad^Iid^  anä^  mtf 
ben  atat^  bcS  $atriar^en,  ber  eS  nid^t  bulben 
monte,  ba^  Sl^riften  in  bie  ^önbe  ber  Ungläubigen 
geliefert  mürben.  SDal^er  brad^  ber  Sultan  im  Oc- 
tober  1290  mit  einem  ^eere  Don  200000  ÜRamt 
nad^  ^alöftina  auf.  @r  flarb  ^mar  auf  bem  Qu^ 
allein  fein  Sol^n  nal^m  ben  Siad^eplan  beS  SaterS 
mit  erneutem  Sifer  auf.  Am  5.  April  1291  er- 
fd^ien  er  Dor  $toIemaiS,  beffen  IBefa^ung,  un- 
geföl^r  12000  maffenföl^ige  Wönner,  Dom  ^• 
triard^en  angefeuert,  }u  mutl^iger  SSertl^eibiguitg 
entfd^loffen  mar.  Am  4.  9)tai  mar  aud^  ffönig 
^einrid^  n.  Don  SQpem  mit  200  SKttem  unb 


500  gufefolbatcn  er 


d^ienen.    S)a  aber  meitete 


§ilfe  nid^t  in  AuSftd^t  ftanb,  mar  an  einen  fteg- 
reid^en  SSBiberftanb  gegen  bie  Uebermad^t  ber  ^inbe 
nid^t  mo^I  3u  benfen.  Auf  ben  Statl^  beS  ^atrior- 
d^en  fanbte  man  bal^r  aQe  Steliquien,  bann  ©reife, 
grauen  unb  ftinber,  fomie  alle  jum  Äampfe  Un- 
tauglid^en,  auf  @d^iffen  nad^  Supern.  Am  18.  ÜRot 
1291  feierte  ber  ^atriard^  ^um  legten  3RaIe  bie 
^eiligen  ©el^eimniff e ;  fel^r  Siele  empfingen  nod^ 
aus  feiner  $anb  bie  l^eiligen  @acramente,  um  fui^ 
jum  l^ei^en  Äampf  ju  ftärfen.  9lad^  furjer  ©e- 
rennung  maren  bie  ©aracenen  an  jenem  Sage  burd^ 
eine  Srefd^e  in  bie  @tabt  gebrungen ;  ein  'üfM 
ber  Scfa^ung  Dcrtl^eibigtc  fx§  l^elbenmütl^ig,  SSiele 
aber  eilten  mutl^IoS  ju  ben  ©d^iffen,  um  fld^  )u 
retten.  ®er  ^atriard^  f^aitt  unerfd^rodf en  bei  feiner 
§eerbe  ausgemalten ;  man  brängte  i^n  aber  gcmolt- 
fam  nod^  bem  §afen,  um  il^n  auf  ein  ©d^iff  )u 
retten.  Allein  bie  ©d^aluppe,  bie  il^n  nad^  einer  ber 
naiven  ©aleeren  fül^rcn  foHtc,  mürbe  Don  fliel&enben 


321 


SticoIouS  ftobaftloS  —  9ttcotauS  t)on  St)ra. 


822 


C^riPm  üBotfiOt,  fo  boB  fie  fenterte  unb  fammt- 
li^e  3nfd^  US  auf  ehten  in  ben  iBBellen  be§ 
StecS  begraben  nmrben.  @o  enbtgte  ber  le^te 
Idsimfil^  ^ßairiord^  oIS  ein  guter  ^xüt,  ber  fein 
Men  gibt  für  feine  @^fe.  lieber  bie  l^elben- 
nöt^ige  nnb  ouSbauembe  Xl^dtigfeit  be§  ^^atriar- 
4en  tofil^tcnb  ber  Sefagerung  unb  @inna^me 
IcamS  entgolten  bie  9uf}eid^ungen  eines  9no> 
VfoaA :  Historia  ezddii  Acconis  eto.  ausfuhr» 
Miß  Sngoben,  tt>orau8  Ou^tif>S(]^arb  (Scriptt. 
Ord.  Rned.  I,  422  sqq.)  einige  SluS^üge  mit» 
tteili.  —  9KcoIau8  loerben  au^  einige  inl^altlid^ 
iiibd)aiienbe  SBerfe  }ugefd^eben,  bie  er  mol^I  afö 
^P&mtcntiar,  fid^  aber  Dor  feinem  ^atriard^at 
Mfo^l^  Sa8  belanntefie,  eine  9(rt  d^riftlid^en 
MlSbud^  nad^  bem  SRufler  ber  Snecbotenfamm- 
bog  bc8  SoIetiuS  9Rasimu8,  xouxbt  1477  )u 
Itattbig  gebntdt,  ebenfo  1490,  unb  mit  Unre^t 
SonoMntnni  gngefd^eben.  SBeitere  Sudgaben,  fo 
Zftingen  1588,  Senebig  1588  u.  f.  m.,  Dergeid^» 
KtOniltif  a  o.  426).  9nbere,  nur  ^anbfd^rifüid^ 
N^onbcne  SBerfe,  mie  Diaeta  salutis,  Typicon 
^  jejnnÜB  Graecomm,  Praedicationes  quae 
CnBt  sab  Evangelüs  in  Quadragesima,  loerben 
(sgL  Qn^tif  L  c.  427)  jmar  9HcoIau§  Don  ^an» 
aiqieS  fugefd^rieben,  aQein  bie  Sudorf d^af t  ifl  mel^r 
oll  flDR^C^ft.  OBgl.  Tonron,  Hist.  des  hommes 
Ohistr.  de  l'ordre  de  St.  Domin.  I,  Paris  1748, 
529 — 541 ;  Bouillot,  Biographie  Ardennaise 
n,  Pazia  1880, 18  ss. ;  Hist.  litt,  de  la  France 
XX,  Paria  1842,  51—78  et  785  s.;  Lecoy  de 
hMardie,  La  Ghaire  fran9aise  an  moyen 
Ige  etc.,  2«  M.  Paris  1886,  524.)    [Jht5pper.] 

IRctbms  jUtajRfos,  f.  Jfoba^IaS  2. 

fKk§Ums  0  0  n  S  9  r  a  (Lyranns),  0.  Min., 
doctor  planus  et  ntilis,  ber  berül^mte  Sieget 
nnb  ^oftillenoerfafler,  mürbe  geboren  gu  S^ra 
(Kre),  einem  fleinen  Orte  ber  Slormonbie,  in  ber 
iipeiten  ^fte  be§  13.  3a]^r]^unbert§.  Unrid^tig 
iDtrb  ^umeilen  Snglonb  (5.  9.  Trithemius,  De 
seriptoribus  ecclesiast,  in  f.  Opera  I,  Franco- 
farti  1601,  309)  ober  tJIanbem  bejtt).  Srabont 
().  ¥.  Sixtos  Senensis,  Biblioth.  sancta,  Colon. 
1626,  847)  als  fein  SSoterlanb  angegeben.  SDafe 
er  ein  belehrter  3ube  gewcfen,  ift  |e!|r  oft  bc« 
tosptet  ttiorben,  fann  aber  nid^t  bemiefen  werben; 
ba§  (Segentl^eil  ift  glaubl^after.  Sr  na^m  ba§ 
Meib  bed  fjl.  iJfranciScuS  im  JRojter  )u  SJemeuil 
rmonasterinm  Vemoliense)  in  ber  Stormanbie 
in  3.  1291  ober  1292.  Später  !am  er  nad^ 
tariS,  ttio  er  t^eologifd^e  SSprIefungen  l^ielt;  er 
färb  am  23.  October  1840  unb  mürbe  im  t^ran- 
cücanernofler  gu  ^ßariS  begraben.  iBon  feinen 
«Aeren  fiebenSDerl^öItniffen  iji  nur  nod^  befannt, 
boft  er  1825  ^roüingial  feines  DrbcnS  in  Sur« 
gunb  &Hir,  1332  mit  anberen  S)octoren  ber  ^arifer 
nrnserfttöt  ein  ©utad^ten  aber  bie  visio  beatifica 
nte^d^nete  unb  in  bemfelben  Sa^re  !Dtite|ecutor 
teSeflomentS  berSo^onna,  ©rafinöonSurgunb, 
Bar,  roilä^  bie  Srr{((tung  eines  College  de  Bour- 
ftne  rSurfe)  in  fßadQ  funbirt  f)aüt.  SulöuS 

Wi^uilcttfoB.  IX.  2l  dtH. 


(Historia  universitatis  Parisiensis  IV,  Par. 
1670,976)  bel^auptet,  9licoIauS  fei  aud^  Seigrer  ber 
Sl^eologie  )u  Djforb  gemefen.  —  L  Unter  ben 
oielen  t]^eoIogif^en@d^riften  beSlRicoIauSDonS^ra 
ift  bie  bebeutenbfte  unb  befanntefte  eine  Siteral- 
ernörung  jur  ganjen  l^eiligen  Sd^rift  nad^  bem 
lateinifd^en  Sejte.  6r  felbjl  gab  i^r  ben  Slamen 
Postilla,  ber  i^raud^  geblieben  ifi  SRattl^iaS  S)ö- 
ring  fagt  in  bem  Prol.  gu  ben  unten  gu  nennenben 
Replicae :  Nicolaus  . . .  opus  egregium  com- 
posuit ...  et  hoc  ipsum  opus  suum  Postillam 
nuncupare  decrevit.  Seine  ÜRet^obe  ift  bie  rid^> 
tige,  benn  nad^  bem  Prologus  de  intentione 
auctoris  et  modo  proceden£n)in  er  ben  genauen 
SEBortftnn  erforfc^en  unb  barlegen,  nur  gumeilen 
aud^  ben  mpftifc^en  Sinn  berüdffid^tigen  (intendo 
circa  litteralem  sensum  insistere  et  pancas 
valde  et  breves  expositiones  mysticas  ali- 
quando  interponere  licet  raro).  ^ilfSmittel 
foSen  il^m  fein  bie  dicta  doctorum  catholicorum 
unb  bei  ber  Srflarung  beS  %lten  SeftamentS  gu 
ei;egeti{d^en  unb  polemif  d^en  S^^^^  ou^  bie  dicta 
Hebraeorum,  maxime  Rabbi  Salomonis  (b.  i 
Sard^i).  2)a^  in  ben  lateinifd^en  Stbeltest  bei 
bem^bfd^reiben  (burd^  baS  SSermed^feln  Don  öl^n» 
lid^en  93ud^ftaben  unb  burd^  falfd^e  SBort-  unb 
@a^t)erbinbung  begm.  Trennung)  fid^  S^l^Ier  ein« 
gef(^Iid^en  l^aben,  ift  i^m  nid^t  unbefannt.  3n 
Segug  auf  bie  hebraica  veritas  l^at  er  bie  9in- 
ftd^t  beS  1^1.  ^ieron^muS  mieberl^olt,  ebenfo  glaubt 
er  an  bie  tenbengiöfe  t^ölfd^ung  beS  l^ebräifd^en 
leiteS  burd^  bie  3uben.  —  ffiie  ©rflärung  geigt, 
ba^  9licoIauS  feinen  im  Prologus  auSgefprod^men 
$Ian  burd^gefül^rt  l^at ;  inSbefonbere  mu|  ^erüor- 
ge^oben  nierben,  ba|  er  bei  mel^rfad^  erflörten 
©teilen  aud^  feincrfcitS  bie  SluSlegung  begeid^net, 
meldte  er  Dorgiel^t.  ^ud^  ber  fjform  na$  lonn  feine 
Srflärung  alS  ÜJlufter  einer  gcbrängten  Siteral- 
erflörung  biencn.  S)er  m^flif^e  ©inn  ift  feiten 
berürffid^tigt,  burd^gcl^cnbS  nur  bei  ben  ?ßfalmen 
unb  gttjar  in  ttcnigen  SBorten  am  ©d^Iuffe  ber 
Siteralcrflärung.  —  3)ie  d^riftlid^en  Sjcgeten  finb 
nad^  SKo^gabe  il^rer  SBebeutung  benufet,  aber  fei- 
teuer  citirt.  ®ie  Kommentare  beS  $1.  Il^omaS 
öon  Slquin  gu  bem  S3ud^e  SfaiaS,  bem  Cöangelium 
Sol^anniS,  ben  paultnijd^en  ©riefen  fmb  fel^r  oft 
gu  Statte  gegogen;  ja  ber  Kommentar  gum  ^ud^e 
3ob  ift  faft  nid^tS  Ruberes  alS  ein  ^uSgug  auS  bem 
Kommentare  beS  1^1.  Xl^omaS.  93on  jübifd^en  Kse» 
geten  ift  Sard^i  fe^r  oft  benu^t  unb  citirt,  anbere 
feltener.  Sie  jübif d^en  SBerte  jd^einen  in  einer  latei» 
nijd^en  Uebertragung  ober  toenigftenS  unter  SKit- 
benu^ung  einer  fold^en  gebraud^t  gu  fein,  ha  feine 
l^cbräifd^en  Äenntniffe  für  eine  fclbftanbige  SSer» 
ttjenbung  oon  l^ebröifd^en  ©dferiften  ttjol^l  nid^t  ge» 
nugenb  waren  (ögl.  aud^  ÜJlafd^fotoSfi,  SRafd^fS 
ginfiuB  auf  5Ric.  ö.  S^ra  i.  b.  SluSIegung  beS  gjobuS 
[3eitfd^r.  für  altteft.  SBBiJfenJd^.  XI,  1891, 268  bis 
316]).  3n8bcfonbere  ift  oud^  eine  birecte  W>^ 
^öngigfeit  tjon  bem  Pugio  fidei  adversus  Mauros 
et  Judaeos  beS  S^ai^munb  ÜJtartin  nad^toex^^ox 

11 


823 


92tcoIaud  Don  S^ra. 


824 


(Dgl.  j.  ©.  bic  erflärungcn  öon  3).  9,  7  mit 
Pugio  fidei,  ed.  Carpzov,  Lipsiae  1687,  427 ; 
3j.  52,  13  mit  P.  f.  311  sqq.;  So*.  9.  9  unb 
P.  f.  852),  tt)ic  ?Kco(au8  mä)  fclber  auSbrüdttid^ 
angibt  (ögl.  bie  erflörung  öon  DJ.  9,  12  unb 
P.  f.  549.  696).  S5Bo  ein  Sorgum  ober  ber 
Äoron  citirt  tDirb,  folgt  er  offenbar  einer  lateini- 
fd^en  Ueberjejung,  benn  er  t)erftanb  tteber  ä^aU 
böifd^  (f.  SU  ®an.  2,  4)  nod(|  arabifd^;  feine 
OueDe  ift  aud^  ^ter  Sta^munb  9Jiartin  (t)gl. 
g.  95.  bie  Eitate  M  ber  erflärung  öon  3f.  9,  6 
unb  P.  f.  425;  oon  3f.  8, 1  unb  P.  f.  587); 
an  anberen  ©teilen  iji  bie  Slbl^ängigfeit  fel^r  su 
t)ermut]§en  (ogl.  s.  95.  bie  grllärung  üon  3f.  8, 
1.  4  unb  P.  f.  589;  öon  3f.  11,  5  unb  P.  f. 
600 ;  3ad^.  3,  8  unb  P.  f.  308 ;  öon  3f.  ffop.  2 
«nf.  unb  P.  f.  346).  SejtWtif,  fottol^I  öcr- 
glei(!^enbe  afö  auf  ben  lateinifci^en  Xtj^t  allein 
bejüglid^e,  ift  unferem  Kommentator  fremb ;  nur 
im  ejegetifd^en  Sntereffe  öergleici^t  er  mitunter 
lejte  (f.  s.  95.  in  5pf.  32  3lnf.  3f.  4,  2),  ober  er 
entnimmt  bie  9SergIeid^ung  einem  anbem  Sje« 
geten,  ol^ne  einen  beftimmten  Smed  p  l^aben 
(f.  s.  95.  ^Jf.  21, 2 ;  ogl.  Hier.  Ep.  57  ad  Pamm. 
c.  10,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXU,  577).  —  gine 
SSeöorsugung  beS  l^ebröifd^en  Se^teS  auf  ffoften 
be§  lateinifd^en  finbet  nid^t  ftatt;  bei  2)ifferensen 
)n)ifd^en  beiben  Xesten  erhört  er  }uöor  ben  latei- 
nifd^en  lejt  für  p^,  bann  ben  ]^cbräif(i^en.  ®ie 
Äenntniffe  beS  JlicoIauS  im  §ebräifd^en  überPcigen 
ein  elementares  SSBiffen  nic^t,  menn  er  aucid  Siniged 
über  ©^nagogenrolien  ju  fagen  weife  (f.  ju  Df.  9, 
12).  2)iefe  beioeifcn  ^unöci^ft  grammatifci^e  ober 
lejifalif d^e  95emcrlungen  in  ber  Postilla,  j.  95.  bei 
ber  erflörung  ber  Ueberfd^rift  öon  ^f.  5  unb  ^f.8; 
öon  3f.  2, 6;  9, 6;  ferner  bie  9li(i^tberü(!fui^tigung 
beS  l^ebröifd^en  SejteS  an  ©teilen,  »o  Slnlafe  oor» 
l^anbcn  ip,  benfelben  ju  ernjöl^nen,  j.  95. 3f.  9, 14; 
19,  15;  3f.  4,  2,  ögl.  3ad^.  3,  8  unb  6,  12; 
$f.21,  17;  109,3.  «ud^  fagt  ^aul  öon  95urgo8 
(in  ber  Additio  super  utrumque  prologum) : 
(Nicolaus)  non  videtur  fuisse  sufficienter  eru- 
ditus  (in  Utera  Hebraica),  quasi  iUam  in  pue- 
ritia  didicisset,  sed  de  lila  videtur  habuisse 
notiüam,  quasi  ab  alüs  in  aetate  adulta  men- 
dicato  sufFragio  acquisitam.  UebrigenS  legt  pd^ 
SflicolauS  felbp  eine  öoUcnbete  flcnntnife  ber  l^e- 
bröifd^en  ©prad^e  aud^  nid^t  bei  (Prol.  de  intent. 
auctor.  et  mod.  proced.).  —  ®ie  gried^ijd^e 
©))rad^e  ip  il^m  unbefannt  geniefen.  SDiefeS  ge|t 
l^eröor  au3  feiner  gt^mologie  öon  gried^ifd^en  9SB5r> 
lern  (a.  95.  p  aRatt|.  23,  5.  3o|.  7,  2)  unb  auS 
ber  öonftönbigen  ^ufeerad^tlaPung  be§  gried^ifd^en 
JejteS  bei  ber  erflörung  beS  bleuen  2:epament8. 
93erein5elte  Srörterungen  über  bie  ©eptuaginta 
unb  ri^tige  S)eutungen  gried^ifd^er  SBörter  (j.  95. 
JU  ®en.  2,  12;  3,  7)  pnb  anberen  ©d^ripen 
entlel^nt.  SKattl^iaS  ©öring  fagt  (Prol.  in  repl. 
defens.),  9^icoIauS  fei  in  lingua  Hebraica  si- 
mul  et  Latina  peritus  gemefen.  §dtte  9iicoIau§ 
irgenbmeld^e  ffenntnife  be§  ®ried^if(|en  befeffen,  fo 


mürbe  biefer  fein  ^ol^r  93ere]^rer  eS  errnftl^  l^oBen. 
%ud^  ©uiUelmuS  S^fengrein  (Oatalogus  testium 
veritatis,  Diling.  1565,  fol.  130  v)  nerait  i^n 
Hebraeo  et  Latino  instruetus  eloquio.  äBie 
S^ra^d  jfenntnife  ber  ^ebröifc^en  ©prad^e,  fo  ift 
and^  feine  95ebeutung  für  bie  ©efd^id^te  ber  Ssegefe 
in  ber  S^^Id^d^^t  oft  überfd^ö^t  morben.  SS  ip 
unrid^tig,  il^n  für  ben  einzig  bebeutenben  (Sit%tU!n 
be§  ünittelalterS  ober  für  ben  ©d^öpfer  einer  neuen 
SRetl^obe  ber  ©d^riperflörung  )u  l^alten.  SRabonuS 
9nauru§,  SSßalaprieb  ©trabo,  Albertus  SRagnud 
unb  öor  ^Uem  ber  ^I.  ^l^omaS  öon  SOiquin  Pelzen 
l^inter  il^m  nid^t  jurüdt,  obfd^on  bie  brei  Se|t« 
genannten  ber  l^ebröif  d^en  ©prad^e  untunbig  toaren. 
^ud^  ba§  Urtl^eil  über  bie  SBid^tigfeit  be§  Süerol- 
pnneS,  meld^eS  er  im  Prologus  de  intentione 
auctoris  et  modo  procedendi  auSfprid^t,  ip  faP 
mörtlid^  ber  Summ.  theoL  1,  q^  1,  a.  10  ad  1  ent- 
lel^nt  (ögl.  aud^  Paul,  de  Burjgos,  Add.  s.  ntr. 
prol).  S)ie  gintl^eilung  ber  einzelnen  Slbfd^nitte 
unb  äerfe  ip  in  ber  Postilla  burd^auS  fo  bef  d^ffen 
mie  bei  ben  fd^olaftifd^en  ©jegeten.  3n  ber  95e- 
nu^ung  ber  Dicta  Hebraeorum  l^at  9iicoIau§ 
ben  Sta^munb  SRartin  jum  93or6iIb,  menn  er  auc^ 
nod^  mel^r  ©d^ripen  ermöl^nt  afö  bie  SlaQmunbd 
ober  bie  öon  festerem  angegebenen,  ©eine  ma^re 
IBebeutung  für  bie  Ssegefe  bepelzt  öielmel^r  barin, 
ha^  er  ben  rid^tig  erfannten  Unterfd^ieb  jtuif^en 
Siteralpnn  unb  m^ftifd^em  ©inn  aud^  in  ber  $rai;i8 
burd^fül^rte,  unb  bafe  er  bie  ganje  ^eilige  ©d^rift 
mit  geringer  SuSnal^me  commentirte  unb  auf  biefe 
SSeife  ein  ^anbbud^  fd^uf,  meld^eS  über  ben  Site» 
ralpnn  ieber  ©teQe  ^uSlunp  gab.  9ud^  toar  feine 
Postilla  bie  erfte  gebrudte  ^belerflönmg^  tooS 
5ur  meitem  98crbrcitung  öiel  beitrug.  ®ie  9lnpd&t 
bed  9{icoIau§  über  bie  3nfpiration  ip  correct.  Son 
ber  Srflörung  auSgefd^Ioffen  l^at  9licoIau3  nur  bie 
fog.  beuterocanonifd^en  Xl^eile  bed95ud^edSp]^er; 
fonP  commentirt  er  foiool^t  proto-  mie  beutero- 
canonifd^e  IBüd^er,  obfd^on  er  Ie|tere  nic^t  für  co» 
nonifd^  l^ölt.  ^ufeerbem  erflörte  er  aud^  bad  (nid^t- 
canonif^e)  britte  95ud^  @§bra§  unb  ba§  ®tbtt  beS 
ffönigS  SKonaffe.  ®ie  27  ©d^ripcn  beö  9leuen 
SepamentS  l^ölt  er  fömmtlid^  für  canonifd^ ;  oud^ 
bie  ^utl^entie  berjelben  erfd^eint  il^m  nid^t  jioeifel- 
^ap.  ®er  Sntl^eil  be«  SlicoIauS  an  ben  95orreben, 
meldte  ben  meiften  IBüd^em  öorauSgel^en,  ip  ouS 
feinen  eigenen  SSBorten  ju  erfel^en:  Omissis  pro- 
logis  a  principio  Genesis  incipiam  .  .  .  Ali- 
quorum tamen  librorum  prologos  exposui, 
super  quos  scripsi,  antequam  a  Ubro  GeneBis 
inchoarem.  SDemgemö^  rül^ren  bie  ßrflärungen 
JU  benPrologi  ber  altteftamentlid^en  95üd^er  nid^t 
öon  il^m  })tx,  fonbem  öon  einem  gleid^jeitigen 
OrbenSbruber  9{amen§  SQSiU^elm  (Guillielmos, 
Galfredus,  megen  feiner  angelföd^pfd^en  ^eimat 
Brito  jubenannt),  mö^renb  ba3  ^Inbere  bei  ben 
Prologi  JU  ben  Söangelien  unb  ju  ber  SIpocalQpfe 
ber  gatt  ip.  ©ie  95üd^er  3ofue,  3ob,  3faia8, 
3ercmia§,  ber  fleinen  ^ropl^eten  (ausgenommen 
baS  fSnä)  %mo§),  bie  95rief  e  beS  9^euen  SePomentft 


325 


9licotau8  t)on  Stiro. 


826 


inb  Me  S)H)€aIt^e  l^ben  ein  Don  SHtcoIouS  l^er« 
lüiraiM  Argamentüin.  Oft  ift  baSfelbe  eine 
grÄidte  Sufmmnenjieaung  t)on  C^cerpten  ouS 
64tiften  anbetet  Cq^egeten;  boS  Argumentum 
)ttr  Spocol^fe  ).  9.  ijl  bem  ^I.  ^ieron^mud  Ep.  53 
ad  PkoL  8  bei  Migne,  PP.  lat.  XXTT,  548  sq. 
määfoL  SuSbtüdlid^  i{l  }u  bemetfen,  bo^  Don 
DcnSb^nbUmgen,  toelc^  oIS  SSoneben  gut  gangen 
PostQla  in  ben  S>nKlau8gaben  ße^en,  nut  gniei 
4n  jelbfi  gum  Url^ebet  ^aben,  nömlic^  ber  Pro- 
logus  primuB  de  commendatioiie  sacrae  scrip- 
nma  in  generali  unb  bet  Prologus  secundus 
de  intentione  auctoris  et  modo  procedendi. 
3n  ben  SyntdouSgaben,  meldte  bte  m(ijif)tt  gu  et- 
örteinben  Moralitates  entl^olten,  fommt  alS  britte 
Don  8910  gef  d^riebene  Sorrebe  l^ingu  ber  Prologus 
in  Moralitates.  iBon  nid^tfQt]^oUf(]^er  @eite  mirb 
JHcoIand  loegen  feiner  @<i^nftfenntnt|  gumeilen 
Ott  ein  Sorlöufet  Sutl^  borgefteDt.  2)iefe  9n> 
W  bot  i^i^^  SluSbmd  in  bem  Serd  gefunben: 
KiedauB  ni  lyrasset,  Lntherusnon  saltasset. 
6ie  ifi  folfc^,  bemt  fi^ra  ifi  1.  ein  ^nbönger  ber 
64oIafli{;  2.  frei  Don  aller  falfd^en  @ubiectiDität 
(0^  ben  Prologus  de  intentione  auctoris  et 
modo  procedendi);  3.  frei  Don  aUem  3t^^if^I 
m  ben  ®lauben§Iebren,  meldte  Sutl^er  Dertoarf; 
4.  ond^  bel^alb  nid^t  in  geifüger  SSermonbtfd^aft 
Kit  iaX^,  meil  er  eine  unrid^tige  ^nftd^t  über 
bie  fügen,  beuterocanonifd^  93äd^er  bed  Eliten 
tcßamentd  l^ot,  benn  biefe  tl^eilt  er  mit  Dielen 
anbeten  (Belehrten  beS  9RitteIatter3 ;  in  feiner 
4eoIogifd^  (Sefanraitanfd^auung  U)urbe  er  ba- 
buni^  nid^t  beeinflußt.  —  3u  ber  Postüla  fd^rieb 
bet  «if^of  ^ul  Don  SurgoS  (f.  b.  3lrt.)  5ln» 
metfungen,  tt>eld^e  er  Additiones  nannte.  Ueber 
bie  ürfadbe  ber  Sntfte^ung  unb  über  ben  3^^^ 
beifelben  ffnid^t  er  ftd^  in  einem  @d^reiben  an 
reinen  @obn  ^Ifon§  ouS,  bem  er  ba§  @tu» 
bium  boc  b^iligen  Sd^rift  nad^  ber  Postüla  be§ 
$icoIau3  Don  fi^ra  anrat^.   ^ei  bem  @tubium 
bet  Postilla  l^at  $aul  ndmlid^  gumeilen  am 
9tanbe  91nmetfungen  gemad^t,  unb  gniar  i^aupU 
^lid^  bort,  ubi  sanctorum  doctrinas  aliqua- 
tenus  praetermissas  aspexi.   Nee  fuit  pro- 
positi  mei  curiose  inquirere  quod  supplerem, 
sed  libenter  sine  supplementis  transivi,  nisi 
abi  ipsa  me  supplementa  Yoearunt.   Quare 
nee  Yolmnen  proposui  scribere  nee  libri  no- 
mine gloriariy  sed  postillam  ipsam  cum  pau- 
cis  admodum  additionibus  in  margine  trans- 
seriptis  tibi  donare.  @eine  Additiones  ftnb 
ratmebet  ueiterfü^renbe  @rlöuterungen  ber  Sr- 
flbungen  S^ra^g  ober  eine  JMti!  htm.  Sorrectur 
bafelben.  3u  ben  Sudlern  SRutl^,  (SsbraS,  ^Rc^e- 
■ioS,  bem  apocr^pl^en  britten  Sud^  S§bra§,  £0» 
Knl^  3ubttb,  Sorud^,  femer  gu  ben  gniei  Sudlern 
ber  iRad^bder,  ben  @a))ientialbäd^em  mit  9u§- 
la^e  bed  Suc^ed  3ob  unb  ber  ^^falmen,  enblid^  gu 
boB  9nefe  an  ^l^ilemon,  bem  britten  ^Briefe  be§ 
iL  So^onneS  unb  bem  SubaSbriefe  bat  ^aul  feine 
Additiones  Derfa^t.  Sinen  heftigen  Angriff  rid^» 


kit  SRattl^iad  S)5ring  (2)orindf,  Thoringius,  gefi. 
1469  gu  Äiril  in  ber  SRarl  Sranbenburg),  $ro- 
Dingial  ber  fd^fifd^en  gfranäScaner,  gegen  bie  Ad- 
ditiones. 3n  Jeiner  Entgegnung  (Oorrectorium, 
Beplicae)  tt)iu  er  bie  Snfid^ten  be§  9KcoIaug  fi^« 
ranuS  unbebingt  aufredet  erl^alten;  babet  geigt 
er,  im  ®egenfa|  gu  bem  milben  Xone  ber  Addi- 
tiones, gro^e  ^eftigleit  unb  SBitterfett  f 0  f d^on  im 
Prologus  in  Beplicas  defensivas.  ©egenüber 
ben  ungeföl^r  1100  Additiones  gibt  er  400  Be- 
plicae. !Dtatt^ia3S)öring  niurbe  feincrfeitS  n^ieber 
befämpft  burc^  ®ega  (f.  b.  9lrt.  m,  1660).  — 
n.  Sine  gloeite  auf  bie  93ibel  begüglid^e  @d^rift 
be§  9licoIau8  trögt  ben  Flamen  Moralitates 
(bie  äncunabeln  loeifen  fretlid^  Moralia  auf). 
Ueber  il^ren  3tt)ed(  ]pnä)t  fld^  WcoIauS  in  bem 
Prologus  in  Moralitates  Bibliae  auS.  S)ie  Se^r» 
büd^er  beS  $lten  Xeftamentd,  au^er  bem  Sud^e 
3ob  unb  bem  Sud^e  ber  ^falmen,  l^aben  natur- 
gemäß feine  Moralitates;  ebenfo  bie  ^Briefe  be§ 
9leuen  SeftamentS;  Don  ben  pro^l^etifd^en  Sudlern 
be§  Sllten  SeftamentS  ift  baS  Sud^  93arud^  boS 
eingige,  meines  berfelben  entbel^rt;  Don  ben  biftori- 
fd^en  trifft  biefeS  gu  bei  ben  ^occt^p\)tn,  nömlidd 
bem  britten  ^ud^e  SSbraS  unb  bem  ©ebete  be§ 
JtönigS  ÜJtanaffe. 

S)ie  Postilla  (ol^e  unb  mit  Additiones  unb 
Replicae)  toit  bie  Moralitates  ftnb  fel^r  oft 
gebrutft,  fo  baß  eS  laum  möglid^  fein  mirb,  eine 
Doüftönbige  3ufammenf}eIIung  ber  S)ru(Ie  gu 
geben.  SHe  2)rud(auSgaben  gerfaHen  in  folgenbe 
fflaffen:  1.  fold^e,  U)eld^e  nut  bie  @rflörung  S^ra^S 
ol^ne  benSibeltejct  entl^alten:  a.  2)rudtau§gaben 
ber  Postilla:  Ooloniae  1478;  Norimbergae 
1479 ;  eine  ^u§gabe  s.  L  et  an.  @ine  $u§gabe 
ber  Postilla  gu  ben  4  @DangeIien  s.  1.  et  an. 
b.  S)rudfau§gaben  ber  Moralitates;  eine^uSgabe 
s.  1.  et  an.;  Coloniae  1478;  Mantuae  1481; 
Eothomagi  1497.  c.  Postilla  unb  Moralitates 
finb  Derbunben  gebrudft  ßomae  1471/72  (ältcfter 
SDrudf).  —  2.  fold^e,  in  tteld^en  bie  ßrflärungen 
8^ra^§  mit  3ntbatcn  entbalten  ftnb :  a.  bie  Postüla 
(ol^ne  Additiones  unb  Beplicae)  mit  bem  latei* 
nifd^cn  Sibcitcjt:  Venetüs  1482  (gu  unterfd^ciben 
Don  ber  unten  gunennenbenSSenebiger  Ausgabe  beS* 
felbcn  3a]^re§X  bie  eingige,  böd^ft  fcltene  9lu§gabc 
biefer  9lrt.  b.  Postilla,  Additiones  mit  Beplicae, 
lateinifd^er  Sibelte^t  (Biblia  latina  cum  Postillis 
Nicolai  de  Lyra):  Norimbergae  1481,  1485, 
1487,  1498,  1497;  Venetiis  1481,  1482; 
Argentinae  1492;  (Lugduni)  1494.  c.  Po- 
stilla, Additiones  mit  Beplicae,  lateinijd^er 
Sibelte^t,  glossa  ordinaria  (Biblia  latina  cum 
Glossa  ordinaria  et  Postillis  Nicolai  de  Lyra) : 
Venetiis  1485,  1495 ;  ib.  1489  mit  bem  3:itel 
Biblia  latina  cum  Glossa  ordinaria  Walafridi 
Strabonis  et  Nicolai  de  LyraPostillis;  mit  äbn= 
lieb  lautenbcm  Xitel  aud^  Nuremb.  1487.  d.  Po- 
stilla, Moralitates,  Additiones  mit  Beplicae, 
Glossa  ordinaria :  Basileae  1498, 1498—1502, 
1506—1508:  Lugduni  1520,  1528,  1545; 


827 


9iicoIau§  Don  S^ra. 


828 


Parisiifl  1524.  e.  SHe  unter  d.  genannten  Xl^etle 
unb  bie  Glossa  inierlineariB :  Veneidis  1588» 
1603;  ParisÜB  1588,  1589,  1590;  Duaci 
161 7 ;  Antverpiae  1634  (befle  «uSgabe). — (Eine 
©onberfteHung  nimmt  ein  bie  SuSgabe  Venetüs 
1495  ()u  unterfc^eiben  Don  bei  Docl^in  genannten); 
fie  entl^ölt  biebeiben  ©loffen.  biePostilla  (o^ne  Ad- 
ditiones  unbBeplicae)  unb  ben  lateinifd^enSibel» 
test  2)ie  Additiones  mit  ben  Beplicae  finb  ein 
einjigeS  SKal  feparat  gebrudt  (Venetiis  1483). 
©ämmtlid^e  Ausgaben  pnb  in  gfoKo. — Slu^erbcm 
ift  baS  93ibeIU)er!  S^ra'S  abgebrudt  in  ber  Biblia 
maxima  versionum  .  . .  earumque  concordia 
cum  Yulgata  . . .  cum  amiotationibus  NicoL 
de  Lyra  . . .  Lutetiae  Paris.  1660.  —  gemer 
gibt  e§  eine  ^n^affi  Z^eilauSgaben  (Don  ben  $fal- 
men  unb  Don  bem  bleuen  Xeftament),  fogar  fünf 
^falmenauSgaben  mit  beutfd^erUeberfe^ung;  Dgl. 
Bibliotheca  sacra  post  J.  Lelong  et  0.  F. 
Boemeri  curas  . . .  contiiiuata  ab  A.  6. 
Masch,  Halae  1785,  P.  H,  vol.  m,  390  ad 
392.  3um  9lad^f dalagen  bienen:  Bepertorium 
.  .  .  Nicolai  de  Lyra  super  bibliam ,  Mem- 
mingae  1492,  unb  Bepertorium  in  postillas . . . 
Nicolai  de  Lyra  super  vetus  et  novum  testa- 
mentum,  Nuermberg.  1494. 

m.  ®ie  übrigen  ©d^riften  S^ra'S  fmb 
minber  bebeutenb ;  ein  DJeil  berjelben  ejiftirt  nur 
l^anbfd^riftlid^.  ©ebrudte  @(^riften:  1.  Libellus 
quaestionum  judaicam  perfidiam  in  catholica 
fide  improbantium  (aud^  unter  bem  %\itl  Contra 
Judaeos  ober  Disputatio  contra  perfidiam 
Judaeorum),  alS  ^nl^ang  ber  oben  erloöl^nten 
Sudgaben  Venetiis  1481,  1482  (bie  SuSgabe, 
meldte  nur  ben  SBibeltq^t  unb  bie  Postilla  entl^ölt), 
1485,  Antverpiae  1492.  ÜJlit  biefer  S^rift 
muffen  aud^  ibentifd^  fein  Quaestiones  de  in- 
camatione  verbi  adversus  Judaeos,  Norim- 
bergae  1485,  1487,  1493,  1497;  Basüeae 
1498, 1502, 1508;  Lugdunil520, 1528,1545; 
Parisiis  1524;  Antverpiae  1634.  2.  Trac- 
tatuluB  contra  Judaeum  ex  verbis  evangelii 
Christum  et  ejus  doctrinam  impugnantem 
(aud^  unter  bem  ^itel  Libellus  contra  Judaeum 
quendam  ex  ipsis  verbis  evangelii  secundum 
Matthaeum  Christi  divinitatem  ejusque  doc- 
trinam impugnantem  ober  Tractatulus  contra 
quendam  Judaeum  impugnatorem  evangelii 
secundum  Matthaeum),  ebenfa0§  al§  Anfang 
ber  Dorl^in  ermähnten  Sluägaben,  Basileae  1508; 
Lugduni  1520,  1528,  1545;  Parisiis  1524; 
Antverpiae  1634.  3.  Probatio  adventus  Mes- 
siae  per  scripturas  a  Judaeis  reeeptas,  ge- 
brudft  mit  ber  @d^nft  Hebraeomastix  be§  Hie- 
ronymus  de  sancta  fide,  Francofurti  1602. 
4.  Postilla  seu  expositio  litteralis  et  moralis 
super  epistolas  et  evangelia  quadragesimalia 
cum  quaestionibus  Anton.  Bitontini,  Venetiis 
1492;  anbere  5lu8gaben  f.  bei  Hain,  Beper- 
torium bibliogr.  H,  1,  304  sqq.,  bcjonberS 
309  sqq.;  Dgl.  Le  Long-Masch,  Bibliotheca 


Sacra  p.  U,  voL  ICE,  858.  5.  Tractatna  de 
differentia  nostrae  translationis  ab  helnraiea 
litera  in  Veteri  Testamente,  Bothomagii  s.  a.; 
Dgl.  Bichard  Simon,  Critique  de  la  .Biblio- 
th^ue  des  anteurs  ecclösiastiqnes  etc.  par 
M.  Elie  Du-Pin«,  Paris  1730,  I,  858—857. 
6.  Quaestiones  veteris  et  novi  Testamenti  (aui( 
unter  bem  Xitel  Liber  differentiarmn  novi  et 
veteris  Testamenti,  Bothomagii  s.  an.  7.  Con- 
templatio  de  vita  et  gestis  s.  Frandsci,  ed. 
Luc.  Waddingus,  Antverpiae  1623.  2)ie  9e^* 
l^it  biefer  @d^rift  U)irb  mitunter  be}tDeifelt;  cS  ift 
aber  nid^t  anjunel^men,  ba|  Suc  SBabbing  fid^ 
geirrt  l^abe.  8.  Postillae  in  evangelia  et  epi- 
stolas de  tempore  et  sanctis,  1^1  8.  L ;  oet 
Hain  L  c.  310.  Sotoeit  fid^  au8  ben  gdnrudEto 
OueUen  ein  Urtl^eil  bilben  ISi^t,  ftnb  in  biefe  Po- 
stillae f  olgenbe  {toei  unter  S^ra'S  9iamen  citirten 
Sd^riften  5ufammengefa|t:  Sermones  de  tem- 
pore, ßermones  de  sanctis. 

Ungebrutfte  @d^riften:  1.  Quodlibeta  theo- 
logica.  2.  Tractatulus  de  animae  clanstro. 
3.  Tractatus  de  visione  beatifica,  tool^t  ibentlfd^ 
mit  ber  @d^rift  De  visione  divinae  essentiae 
ab  animabus  a  corpore  separatis.  4.  Com* 
mentarii  in  quatuor  libros  sententiarom.  — 
Unter  9licoIauS'  Don  fi^ra  9tamen  ift  nod^  mel^ 
rere  ÜRate  gebrudtt:  Expositio  decem  praecep- 
torum  ober  Praeceptorium  seu  expositio  in 
decalogum;  biefe  Sd^rift  rül^rt  l^er  Don  ^^" 
ric^  Don  fjfriemar  (f.  b.  ^rt;  ben  bort  genomitai 
ausgaben  ift  l^in^usufügen:  Goloniae  1505  imb 
eine  anbere  Don  1505  s.  1.).  Stoeifell^aft  bQüglid^ 
ber  ^ed^tl^eit  ift :  (Tractatulus)  de  idoneo  mini- 
strante  et  suscipiente  sacramentum  encha- 
ristiae  (aud^  unter  bem  £itel  Dicta  de  sacra- 
mento),  sufammengebrudCt  mit  ber  Sd^rift  bed 
1^1.  %i)oma^  Don  %quin :  (Tractatulus)  de  mira- 
bili  quidditate  et  efficacia  venerabilis  sacra- 
menti  eucharistiae  (=  Tractatulus  de  cor- 
pore Christi)  unb  mit  ber  ^l^anblung  alicujua 
docti  collectoris  de  expositione  dominicae 
orationis,  eine  ^uSgabe  s.  1.  et  an. ;  eine  anbete 
Coloniae  s.  a.  3m  SRegifter  nomlid^  l^ei^t  eS: 
In  secundo  tractatulo,  quem  dicitur  com- 
posuisse  . . .  Nicolaus  de  Lyra  . . .  Sbentifd^ 
mit  biefer  ^bl^anblung  mu^  fein  bie  unter  bem 
Xitel  De  corpore  Christi  cittrte  unb  9ticoIaud 
beigelegte  ©d^rift. 

fiiteratur  (au^er  ber  bereits  genannten): 
9ticoIau§  Don  S^ra  unb  feine  Stellung  in  ber  (Sk* 
fd^id^te  ber  mittelalterlichen  ©d^rifteÄörung,  im 
^^ffat^oU!"  31.  gf.  II,  1859,  934-954;  BoU- 
arminus,  De  scriptoribus  eccl.,  Colon.  1645, 
270 ;  Fabricius-Mansi,  Bibliotheca  latina  me- 
diae  et  infimae  aetatis,  ed.  nova,  Florentiae 
1858, y,  114  sq.;  Launojus,  Academia Pari- 
siensis  ülustrata  I,  Paris.  1682,  61 ;  Wad- 
dingus,  Annaies  Minorum  V,  Bomae  1738, 
264— 267;  VII,  237—239;  Cave,  Scriptorum 
eccl.  historialiteraria,  Basileae  1744,  Appen- 


829 


9t.icotau8  Don  Sßetl^one. 


880 


diz  p.  23;  Grevier,  Histoire  de  rUniversite 
dePariB  n,  Paris.  1761,  280;  3ö(3^cr,  Mg. 
Sele^cieii-fiesifon  II,  Setpaig  1750,  2627;  gfort- 
ietung  nnb  Srgdngmigen  Don  Stotermunb  IV, 
SrrmenlSlS,  264—267 ;  Comely,  Introductio 
gen.  dye  de  u.  T.  canonis  . . .  bist. ,  PariB. 
1886^  660—662;  ©iegfrieb,  «ofd^i^Ö  güijlufe 
nf  Stcolanfi  Don  S^ra  unb  Sutl^er  in  ber  9u§- 
kgimg  ber  (BeneftS  in  aRers"  ard^tD  I,  428.  456 
mb  n,  89—65 ;  Sol^bb.  für  Drotej}.  Xl^eologte 
IV,  1889,  482;  P.  9Ib«rt,  SJtottl^iaö  Döring, 
etnttgart  1892.)  [^oberg.] 

|H(ifk»f,  Sifd^of  Don  Sßetl^one  im^elo- 
pomuS,  nimmt  unter  ben  b^santinifd^en  S^ologen 
M  12.  3a^unbert8  eine  J^etDorrogenbe  €teQe 
dl.  ©eine  Sebeutung  ift  erft  in  unferem  Sal^r- 
(nbert  erbnnt  morben  unb  lann  qu3  Vlcmgel  an 
gomgenbem  OnellemnateriQl  an^  ie^t  nod^  nid^t 
ia  i^  gonjen  Xrogmeite  gemürbigt  merben.  9i8 
1625  ttor  nur  Sine  Sd^rift  unter  feinem  Flamen 
WaaaL  @eitbem  finb  burd^  bie  IBemül^ungen  ber 
nten  nom^ft  gemad^ten  ^ox\i^  mehrere  feiner 
64rtften  j^eroufigegeben  tt)orben. 

L  neber  92icoIaud'  SebenSumjiänbe  ifi 

iebm^  bunl^  biefe  93eröffentlid^ungen  leine  loeitere 

Aemdnil  onoonnen  »orben  ofö  bie  ber  Sl^at- 

^,  ba|  9HcoIaud  }ur  3^  beS  Siomnenen  99la- 

mtd  L  (1148—1180)  lebte  unb  )u  biefem  Jtaifer 

in  w^em  gfreunbfd^ftSDerl^ältnifle  ftonb.  S)Qmit 

iß  bie  Unftd^l^eit  ber  frfil^eren  Sngoben  flbem)un> 

boi,  w6iä)t  jmifd^  1080  unb  1180  fd^manßen. 

3n  feinen  Soften  nimmt  ndmlid^  Sticoloud  @tel- 

lang  ga  ben  ^eologifd^en  SiontroDerfen,  meldte  bie 

Xegienmg  9tanuel§  bejeid^nen.  S)ie  ]^au))tfdd^- 

li^fh  betraf  bie  gfrage,  ob  ba§  Opfer  6;^ritti  nur 

Dem  93ater  unb  bem  1^1.  (Seifte  ober  )ugleid^  bem  ftd^ 

opfemben  SogoS  borgebrod^t  merbe;  jur  Sntfd^ei» 

bung  ber  ^^ge  umrben  }tt)ei  S^noben  geißelten 

(1156  nnb  1158),  benen  9licolQu§  ober  nid^t  bei« 

txw^te.  3n  berfelben  Sngelegenl^eit  tt)urbe  S^ico« 

lau£  Don  3Rmiue(  in  Derfd^iebene  @töbte  gefanbt, 

um  ben  reiften  ®(miben  ^u  Dert^eibigen.  S)a  ftd^ 

%coIanft  in  einer  ber  l^ier^er  gel^örigen  @d^riften 

aI4  einen  ^od^betogten  ®rei§  bejeid^net,  fo  mu^ 

ieise  @eburt  etioa  in  bie  3<it  ber  brei  legten  S)e» 

camien  bed  ll.SalQirl^unbertS  ongefe^t  Serben. 

n.  Son  9HcoIau8'  Sd^riften  liegen  ^mei  Siften 
twr;  bie  erfte  (Don  @imonibe§)  umfaßt  23  9{um« 
mem^  bie  anbere  (Don  2)emetrQcot)uIoS)  22,  aber 
nsr  bie  fleinere  S^^^  ^^  3:itel  ftimmt  in  beiben 
cberein.  O^ne  umfaf|enbe  l^anbfd^riftlid^e  @tu- 
bicn,  bie  bi§^  nod^  Don  feiner  Seite  untemom« 
men  nmrben,  ift  eS  nid^t  möglid^,  bie  SKd^tigfeit 
biefer  £iften  )u  ))rüfen  ober  )u  entfd^eiben,  ob  fte 
nber^oupt  afle  Sd^riften  beS  betr.  IRicoIauS  ent- 
Vdtcn.  2)a9  f^olgenbe  lann  nur  eine  furje  @fi5- 
fiamg  ber  bis  je|t  publicirten  ©d^riften  fein,  unb 
{Dar,  ba  eine  d|ronoIogifd(|e  Slnorbnung  berfelben 
pffdeit  unburd^ful^rbar  ift,  nad^^e^nlid^feit  ber  be- 
VoMten  SRoterien.  1.  ^^ilofopbif^-apolo- 
getif d^e  @d^rtften:  'Avairrutic  t^c  ö«oXo7ix^c 


oToi^euoaetüc  üp^xXou  ÜXaTiovixou  —  Befutatio 
institutionis  theologicae  ProcliPlatonici,  pri- 
mum  edidit  annotationesque  subjecit  J.  Th. 
Voemel,  Prancof.  1825  (bilbet  ben  Dierten  Il^eil 
ber  Initia  philosophiae  ac  theologiae  ePlatoni- 
cis  fontibus  ducta,  l^erauSgegeben  Don  Sreu^er). 
Sie  Ausgabe  berul^t  auf  brei  SeQbener  unb  einer 
ÜRünd^ener  ^anbfd^rift,  über  mel^e  SSoemel  in  ber 
SSorrebe  miöfül^rlid^  berid^tct.  ®ie  ©d^rift  ritztet 
fid^  gegen  biejenigen,  meldte  auf  ©runb  i^rer  pro-  • 
fönen  Silbung  ju  feiner  Seit  an  bem  Kl^riften- 
tl^um  Snfto^  nal^men  unb,  „hntd^  bie  SRad^t 
fopl^ifKfd^er  SRebe  Derfül^rt,  in  gotteSlöftcrlid^e 
3rrle]^ren  Derfielen".  68  mu|  bal^er  bie  betreff enbe 
@d^rift  Don  $rocIu8  nod^  im  12.  ^al^r^unbert 
eifrig  gelefen  morben  fein,  menn  9ticoIau3  eS 
als  ein  89ebürfni|  erad^tete,  «,bie  Sßiberfpräd^e 
gegen  ben  l^eiligcn  ©lauben  in  jebem  einjelnen 
äbfd^nitte  biefeS  99ud^e8  forgfältig  an}U5eigen  unb 
biefen  liftig  Dorgebrad^ten  unb  funftDoQ  Derl^üü- 
ten,  baburd^  aber  ben  SReiften  fid^  ent^iel^enben 
ärrtl^um  aufgubedten".  S)ie  Befutatio  gel^ört 
SU  ben  Dorjüglid^ften  arbeiten  jener  3«t.  SJn 
feiner  ^olemit  fep  eS  9KcoIau8  nid^t  an  geifl- 
DoDen  unb  fd^arffinnigen  SuSfül^rungen,  bod^  ge]()t 
er  aud^  öfters  auf  ^rocIuS^  Seigren  nid^t  näl^er  ein, 
fonbem  begnügt  fid^  bamit,  i^nen  bie  ^rd^en- 
lebren  entgegensul^alten.  £r  fd^Iie^t  fid^  babei  be* 
fonberS  an  @regor  Don  9{a)ian5  unb  S^iouQfiuS  ben 
Sreopagiten  an.  —  Sine  jmeite  Heinere  ©d^rift 
9ticotauS'  gab  ebenfaDS  ISoemel  in  ^loei  ^ro« 
grammen  beS  gf^anffurter  ©QmnaftumS  l^erauS : 

'fIpcoTvjaeic  xol  diTzoxpiisziq  deoXo7txa(,  Nicol. 
Methon.  Anecdot.  Pars  1  et  2,  ed.  Voemel 
1825  u.  1826.  @te  entl^ölt  t^eilS  pl^ilofop^ifd^e 
^fragen  unb  ^ntioorten,  meldte  ftc^  auf  l^etbnifd^e 
ßinnjcnbungen  gegen  d^riftlid^e  S)ogmcn  bejie^cn, 
tl^eilS  »eitere  SluSfül^rungen  ber  Seigren  Don  ®ott, 
Don  ber  SBcItfd^öpf ung  unb  Don  Sl^riftuS,  l^ier  mit 
befonberer  Serüd^fu^tigung  beS  Wonopl^^fttiSmuS. 
3um  ©d^Iuffc  folgt  nod^  eine  3lu§cinonberfeJung 
über  baS  l^öd^fte  ®ut  unb  baS  ^öd^fte  Uebel.  S)e- 
metracopuloS  machte  {ebod^  bie  SBal^mel^mung, 
ha^  ein  beträd^tlid^er  il^eil  biefer  ©d^rift  ibcntif^ 
ift  mit  einer  ©d^rift  bcS  Xl^eoboruS  SR^aibuenfiS 
aus  bem  7. 3a^r|unbert.  SSormiegenb  p^ilofopl^i- 
fd^er  Statur  fmb  aud^  brei  Don  S)emetracopuIoS 
in  feiner  Bibliotheca  ecclesiast.  I,  Lips.  1866, 
219—265  ebirte  Äbl^anblungen,  in  ttcl^cn  TOco- 
louS  auf  bie  gfrage  antttjortet,  ob  für  Seben  unb 
Sob  beS  SKenfd^en  beftimmtc  ©renjen  gebogen 
pnb,  unb  ob  nid^t  ®ott  baburd^  Urfad^e  beS  Söfen 
Djirb.  9licoIauS  antwortet  in  brei  getrennten  3lb- 
^anblungen;  bie  erfte  berfelben  ift  pl^ilofopl^ifd^ 
gehalten,  bie  ättieite  bringt  ©d^rift-  unb  5}äter» 
bctteife,  bie  britte  wiberlegt  bie  gegnerifd^e  SKei« 
nung  burd^  3wrüdffü^rung  ad  absurdum.  — 
2.  ©d^riften  über  ben  l^eiligen  ®eift. 
eine  Seilte  Don  ©d^rif ten  beS  5RicoIauS  befaßt  fid^ 
mit  ber  etoigen  KontroDerfe  ber  SB^aantiner  gegen 
bie  Sateiner  über  ben  SluSgang  beS  l^eiligen  ®e\\t^. 


885 


92icolQu8  Don  Iß^fe  —  DticotouS  t>on  Strasburg. 


886 


Yenetiis  1581,  254^  sqq. ;  Tillemont,  Möm. 
VI.  Paris  1704, 688-691. 823—825;  fonfttge 
}a]^Iretd^e  Siteraturangaben  bei  Chevah'er  1688  s. 
unb  [im  Supplement]  2750  s.)      [@d^röbl.] 

Tßiicotaus  t)on  Tl^fe,  0.  Min.,  aud^  9lico- 
lauS  2)ii)n9fii  genannt,  ein  berül^mter  ^rebiger 
unb  Sl^eologe  beS  15.  ^al^rl^unbertS,  mor  au§  92is3a 
gebürtig.  @r  trat  iung  in  ben  Orben  ein  unb  mürbe, 
nac^bem  er  bem  SRinoritenconDent  )u  Stouen  t)or> 
geftanben  bcitte,  }u  mieberl^olten  SRalen  Minister 
provincialisberfranjöftfd^enOrbenSproDin).  3n 
ber  Sl^eologie  fd^tog  er  afö  SRinorite  ftd^  ber  fco« 
tiftif(^en  Sel^d^tung  an.  @ein  beriil^mtejieS  SSßer! 
fül^rte  ben  Sitel  Etesolutio  Theologorum  seu 
Gommentarii  in  lY  libros  sententiarum.  Sa^u 
fommen  femer  eine  Summa  seu  gemma  prae- 
dicantium:  Sermones  aestivales,  hiemales, 
quadragesimales  et  dominicales ;  De  adventn 
et  de  tempore,  unb  ein  Speculum  mortalium 
seu  de  novissimis.  Sr  ftorb  im  3.  1509  ju 
SRouen.  93ei  feinen  DrbenSgenoffen  f^elnt  er  in 
l^ol^er  Sd^tung  geftanben  gu  ^aben,  toxt  fein  (&pu 
i<üpit)inm  beweist:  Hie  jacet  Pater  observan- 
dissimus,  cum  scientia  tum  virtutibus  illu- 
stris,  Frater  Nicolaus  Denisse,  qui  ob  doc- 
trinam  morumque  gravitatem  Guardianus, 
Cnstos  ac  Provinciae  Franciae  Vicarius  plu- 
ries  extitit.  (Sgl.  Fabricius-Mansi,  Biblioth. 
medn  aevi  V,  Florent.  1858,  109.)    [StödH.] 

^Uofattd  6'0f0eire$,  f.  OrbeÜed. 

StUofans  ^e$iim$,  f.  Ore§mu§. 

flkofoits  DonOfimo  (Auximanus),  0. 
Mm.,  ein  burd^  ^eiligfeit  unb  SBiffenfd^aft  au§- 
ge)ei(|neter  gfranciScaner  auS  ber  erften  ^Ifte  bed 
15. 3a]§r]^unbert§,  toax  )u  Oftmo  in  ber  ^arl  9n« 
cona  Don  angefel^enenSItem  geboren.  SSon  JHnbl^eit 
an  }eid^nete  er  ftd^  burd^  gfrömmigfeit  unb  Talent 
au8 ;  er  ftublrte  bie  3led^t8tt)iffenf($af t  unb  erwarb 
fid^  in  ^Bologna  ben  S)octortiteI.  Jtaum  l^atte  er 
bie  $rap§  etned  9led^t8antt)alte§  angefangen,  als 
er,  erfd^üttert  burd^  ein  nät^tlid^eS  Sraumgefld^t, 
am  nö(^ften  SKorgen  flc^  bei  ben  ÜRinberbrübem 
ber  regiüören  Dbf eröanj  jum  ßintritt  in  ben  Drben 
melbete  unb  aud^  bie  Slufnal&me  erl^ielt.  9lad^  SSoH- 
enbung  feiner  tl^eologifd^en  ©tubien  tturbe  er  einer 
jener  auögejeid^neten  ©efäl^rten  be«  l^I.  Seml^arbin 
t)0tt  ©iena,  »eld^e  mit  großem  grf olge  fid^  ber  6r- 
neuerung  beS  DrbenS  unb  ber  Sefferung  ber  tief» 
gefunlenen  religiöfen  unb  ftttlid^cn  Suftänbe  3ta- 
lienS  mibmeten.  9licoIaud  burd^jog  Italien,  pre- 
bigte  mit  großem  Segen,  bilbete  aI8  Seigrer  ber 
Ideologie  üiele  öortrefflit^e  ^rebiger  feines  Dr» 
benS  unb  mar  eine  S^itlang  Oberer  ber  ^proöinj 
©.  «ngcli  imb  Siptator  ber  Älöfter  im  ^eiligen 
Sanbe.  93on  Sugen  IV.  mürbe  er  aud^  gum  SuftoS 
ebenberfelben  fflö jier  ernannt ;  ba  aber  feine  SBa^I 
SBiberfprud^  fanb,  Dergid^tete  ber  bemütl^ige  9Rann 
freimillig,  obmol^I  fein  berül^mter  DrbenSgenoffe 
Albertus  a  ©art^tano  feine  SSertl^eibigung  über- 
nal^m  unb  in  biefem  ©inne  jmei  auSfül^rlid^e, 
l&errlid^e  Briefe  on  ben  $a})fi  unb  an  ben  DrbenS- 


general  fd^rieb  (abgebr.  bei  Wadding,  Annalee 
ad  an.  1438,  n.  21. 22).  m  ber  ^l  fßtaifyaim 
bie  tJfomilie  ber  ObferDan}  afö  Vicarius  gene- 
ralis regierte,  ma^te  er  ben  P.  9licolau§  }u  feinem 
Sommi^ar  unb  93icar  unb  l^atte  an  il^m  eine  frdf« 
tige  ©tü^e.  9ticoIau§  ftarb  afö  ©reiS  )u  9lom  im 
Stufe  feltener  ^eUigleit  S)a§  Sal^r  feined  XobtSi 
ift  ungemi^.  —  5RicoIau8  ip  ber  SJerfaffer  ber 
turnen  Declarationes  )u  einigen  fünften  ber 
OrbenSregel,  meldte  ber  1^1  Sdernl^rbin  in  einem 
IBriefe  t)om  31.  3uli  1440  feiner  OrbenSfamilie 
als  92orm  Dorlegte  (gebrudtt  in  Firmamenta  trium 
Ord.  S.  Franc,  Paris.  1512,  IV,  72  unb  fonfl 
öfter),  gfemer  fd^rieb  er:  Supplementum  Sum- 
mae  Magistratiae  sive  PisaneUae,  Venetüs 
1473,  oft  abgebrudEt,  aud^  Steutlingen  1484  in 
gfot.  unb  9lärnberg  in4<^:  Quadriga  spiritnale, 
ein  popul&red  ^aid>bud^  ber  Steligion  in  itoliem^ 
f  d^er  @))rad^e,  gebrudCt  fisii  1475  unb  fpäter  (1494) 
unter  bem  92amen  beS  1^1.  Sernl^arbin;  Apologia 
adversus  Fr.  Eobertum  Liciensem ;  Giardino 
di  orazione,  einen  Unterrid^t  über  baS  ®ebet^  in 
italienif d^er  ©prad^e.  UngebrudCt  fd^en  gebßden 
5U  fein  ein  Liber  unus  Sermonum  unb  ein 
Quadragesimale.  (Sgl.  Wadding,  Annales  ad 
an.  1427,  n.  12 — 15 ;  Idem,  Scriptores  Ord. 
Minor,  mit  bem  Supplementum  beS  ©baragßa ; 
D.  ©d^ulte,  2)ie  ©ej^id^te  ber  Duellen  unb  ber 
Siteratur  beS  canonifd^en  9led^t§  ü,  ©tuttg.  1877, 
435—487.)         [3gnattu8  Seiler  0.  S.  F.]. 

^UobiiisDon  ©traPurg,  IRameAtoeier 
Orbengleute.  1.  IRicoIauS  Don  ©tra|b]trg^ 
0.  Pr.,  au§  bem  Anfang  beS  14.  Sal^rl^mÄettS, 
fhtbirte  in  $ari8  unb  belleibete  f))öter  boS  Sector» 
amt  im  j^ölner  S)ominicanernofter.  3m  3. 1825 
mürbe  er  Don  ^apft  Sol^anneS  XXTT.  gum  Sicar 
be§  OrbenSgeneralS  fär  bie  beutfc^e  OrbenSpto« 
Dins  ernannt,  ©id^ere  Jhmbe  l^ierüber  geben  )mei 
pö))ftlid^e  ©d^reiben  Dom  1.  Suguft  1325,  Don 
S)entfle  Deröffentlid^t  im  Srd^iD  für  Siteratur  unb 
Äird^engef  d^id^te  beS  aRittelalterg  IV,  »erlin  1888, 
312  ff.  SQßie  au§  bem  erften  ©d^reiben,  an  ben 
©eneral  beS  S)ominicanerorben§  gerid^tet,  J^erDor« 
gel^t,  fönten  auf  Sefel^I  beS  ^apfted  bie  betben 
©ruber  Sencbict  Don  Komo,  SKagifler  ber  50^to» 
logie,  unb  9licoIau§  Don  ©tra^urg,  einfl  Sector 
im  J^Iofter  ju  jföln,  als  SSicare  be§  ©enerals  bie 
beutf d^e  DrbenSproDinj  Difitiren.  3n  bem  jnmten 
©d^reiben,  ba§  fi(^  an  bie  genannten  SRönd^e  toen« 
bet,  l^ei^t  e§,  e§  fei  )u  ben  Clären  beS  $a))fted  bie 
jhtnbe  gefommen,  ba|  in  ber  beutfd^en  ^Din} 
unter  ben  SBrübem  Unfrieben  uubStoiefpalt  l^errfd^ 
unb  infolge  boDon  bafelbft  SluSf^teitungen  gegen 
bie  Orben§obf  erDon}  unb  SQßilllür  ber  Oberen  gegen 
fittenftrenge  Untergebene  Dorfömen.  S)er  ^ßopfl 
trägt  bal^er  beibcn  ^Ibrcffaten  auf,  ba|  fie,  ober 
menigftenS  einer  Don  il^ncn,  fid^  perfönlid^  ^in» 
begeben,  um  fid^  aber  bie  ©ad^Iage  ju  unterrid^ten 
unb  bann  nad^  (S^utbünfen  an  ^aupt  unb  ©liebem 
}u  ref ormiren.  Sn^Uxä)  mürben  fie  ate  Sifttatoren 
ber  ©d^mefterhcouDente  befteüt  S)a  Don  93enebict 


838 


9llcoIau8  Don  SDl^ra,  ber  ^I. 


834 


-nk  Aativooc,  116)  mit  näheren  biogropl^i« 
ritfli  ingaben  ertiKil^nen.  S)a8  Seben  biefe§  9itco- 
Iflol  fönt  in  baS  13.  go^rl^unbert,  unb  S)töfe!e 
9  ^rarigt  i^m  14  Sdbriften  ber  Sifte  Don  @t- 
Doinbcd  suguiDeifen.  fteine  berfelben  ift  inbe^ 
inblicirt;  felbfl  boS  fd^eint  jmeifell^Qft^  ob  aüe 
iM  becfelben  richtig  angegeben  ftnb.  SebenfaQS 
liegt  aber  fein  ®runb  Dor,  bem  jungem  SticotouS 
as^  ein  SBerf  gegen  $rodu§  }U5uf(]^reiben,  mie 
iRc^  SrSfefe  tbut.  —  Sine  ©efammtauSgabe  Don 
l&akuS'  ©Triften  gibt  e§  nad^  bem  ©ejagten 
p  3^  nid^t ;  Don  ben  SingelouSgoben  betfelben 
ift  feine  einjige  üom  fritifd^en  ®eftc^t§t)unf te  auS 
gesiigenb.  (Sbenfo  ftnb  bie  Uteror^ijtorifc^en  An- 
gaben Don  Cave,  Scriptt.  eccl.  bist,  literar.  11, 
Btfileae  1745,  159.253;  Oudin,  Comment. 
de  scriptt  eccL  U,  Lipsiael722,  854-^857; 
LeQnien,  Oriens christ.  U,  Paris.  1740, 230; 
Ceflüer,  Hist.  des  aut  eccl.  XUI,  Paris  1863, 
571 B.;  Fabriciufi-Harles,  Bibl.  gr.  XI,  Ham- 
targi  1808, 290  sq.,  u.  %  )um  grö|ten  Xl^eil  un- 
lültig.  Sraud^bar  fbtb  nur  bie  Slotijen  Don  2)e> 
Ktmcopulod  in  ben  genannten  ausgaben  unb  in 
Gneda  orthodoxa,  Lipsiae  1872,  24,  fobann 
^Sb^onblung  üon  Uflmann  (92icoIau§  Don  ÜJte« 
ttoae  2C  in  etubien  unb  ffritifen  1833,  647  bis 
748)  nnb  enblic^  t>er  toim  Suffo^  Don  S)röfe!e 
(3b  KicoIauS  üon  ÜRetlgone,  in  ber  Seitfd^rift  f. 
Kn^engefd^ic^te  IX  [1888],  405—431,  565  bis 
590).  [g^r^orb.] 

Jfi€$ttms  DonüR^ra  in  Steten,  ber  |U 
Setomer  unb  Sifd^of,  mürbe  fd^on  frü^  ntd^t  nur 
iM  Horamlonbe,  fonbem  nad^  SluSmeiS  occiben- 
fB^iftt  iRartqrotogien  (be§  Ufuarb,  9lbo,  SBon- 
belbett,  f^rabon)  ctnä)  im  Slbenblanbe  ofö  einer 
hR  größten  Sßunbertl^Qter  Derel^rt.  SBie  fel^r  er 
6ei  ben  (Sriec^en  ©egenflanb  ber  SSerel^rung  mar, 
bemeist  bie  befonbere  Anrufung  beS  ^eiligen,  bie 
in  bie  £iturgie  beS  %  Sl^r^foftomuS  eingefügt  ift. 
Son  ben  (Sried^en  fom  ber  Sult  biefeS  ^eiligen 
p  ben  9ht)fen,  benen  9licolQU§  nod^  Diel  mel^r  als 
Den  €)xmiem  ber  ^l  Sacob,  ben  gfransofen  ber 
4L  ^rttn  Don  XourS  unb  ben  Srlönbem  ber 
(L  ^triciuS  morb.  äJterhoürbigermeife  aber  l^at 
man  über  bie  SebenSDerl^öItniffe  biefeS  DielDerel^rten 
C)eüigen  auger  ber  (Semigl^it  feiner  ^ftenj  unb 
ieincS  ßpifcopateS  }u  äJt^ra  feine  einzige  ganj 
näfxt  Jla^nä^t;  borauS  fd^eint  l^erDor^ugel^en, 
boB  fi4  ber  augerorbentlid^e  9KcoIauS*Sultu§  mel^r 
an  bie  Dielfältigen,  burd^  feine  Snterccfflon  ge« 
T^e^en  SBunber  unb  ®ebetSer]^5rungen  gefnüpft 
)al,  als  an  bie  Sreigntffe  unb  3:|Qien  feines 
SebenS.  3)a|  9?icoIauS  ©ifd^of  ju  aw^ra  gcmefen, 
tann  bei  ber  allgemeinen  Uebereinftimmung  aQer 
52ad^ri(^ten  feinem  3tDeifel  unterliegen;  gemig 
f^nnt  eS  aud^  ju  fein^  bag  er  in  ber  legten  S3er« 
folgang  Dor  Sonftantin  bem  ®ro|en  ben  SRul^m 
eines  SBefennerS  fld^  ermorben  l^abe.  Ob  er  fid^ 
Ar  ütt  ber  erfien  öcumenifd^en  S^nobe  Don  9^icäa 
cingefnnben,  famt  be^meifelt  merben,  menn  man 
ii  Snoögung  jtel^t,  bog  bie  alten  ^iftorifer,  meldte 


}iemlid^  genau  aUe  berül^mteren  ju  9iicöa  erfd^ie« 
neuen  fflifd^öfe,  namentlid^  bie  ©onfefforen,  an- 
geben, beS  1^1.  9licoIauS,  beS  Sktroipoltten  einer 
großen  ^roDinj,  nic^t  gebenfen.  9ud^  ber  ^I.  Slt^a- 
nafiuS  fül^rt  il^n  unter  oen  berühmteren  gried^ifd^en 
g3if(^öfen  jmifd^en  320—855  nid^t  auf.  3)a|er 
geminnt  eS  ben  ^nfd^ein,  als  l^abe  9HcolauS,  tt)ie 
SiÜemont  Dermutl^et,  entmeber  frül^er  ober  f^äter, 
jebod^  nod^  Dor  ber  Siegierung  beS  JlaiferS  Suftinian 
(ju  beffen  Seit  bem  1^1.  SlicoIauS  mel^rere  Äird^en 
)u  Sonftantinopel  gemeil^t  maren)  gelebt  (ober  aber, 
er  fei  ju  feiner  Sebjeit  unter  ber  Segierung  ber 
jtaifer  Sonftantin  unb  SonftantiuS  nod^  nid^t  fo 
gefeiert  gemefen,  mie  er  eS  nad^  feinem  Slobe  marb). 
S)ie  übrigen  ißad^rid^ten  über  bie  Xl^aten  unb  3Bun« 
ber  beS  ^l  WcoIauS,  Don  SRetapl^rafteS  (Migne, 
PP.  gr.  CXVI,  317  sqq.)  unb  anberen  fpöteren 
Segenbifien  aufge^eid^net  entbel^ren  gleichfalls  einer 
fiesem  l^iftorifc^en  ^uctoritöt.  9lad^  @uibaS  )eid^« 
nete  il^n  ein  gan^  augerorbentlid^eS  SSertrauen  auf 
©Ott  aus,  unb  er  l^örte  nid^t  el^er  auf,  }u  ©ott  ^u 
ffel^en,  als  bis  feine  ®zhtk  mit  @r]^örung  gefrönt 
mürben.  @o  Diel  möd^te  auS  allem,  maS  über  bie 
Zitaten  unb  SSBunber  beS  1^1.  9ticoIauS  berid^tet 
mirb,  als  gemig  ftd^  l^erauSfteDen,  bag  er  Unglüdt« 
lid^en  unb  Sebröngten  aQer  9rt  ein  groger  unb 
möd^tiger  Qfürbitter  unb  Reifer  mar.  3n  biefer 
Se^ie^ung  erjö^It  unter  Ruberem  bie  befannte  Se« 
genbe  Don  il^m,  bag  er  einem  SRanne  Don  abeligem 
©efd^Ied^t,  ber  auS  Slrmut  bie  Unfd^ulb  feiner  brei 
3:öd^ter  preiszugeben  im  Segriffe  fianb,  breimal 
nad^  einanber  9lad^tS  einen  @öd(el  Doli  ®oIb  in  baS 
@d^Iafgemad^  gemorfen  unb  baburd^  bie  Unfd^ulb 
ber  aRöbd^en  gerettet  unb  fte  mit  einer  anftönbigen 
^uSfteuer  jur  Serl^eiratung  Dcrforgt  l^abe.  ®iefe 
Segcnbe  mag  Seranloffung  gegeben  |aben,  baS 
befannte  ffinberfeft  mit  SScfd^erung  an  ben  Sag 
beS  1^1.  9KcoIauS  ju  fnüpfcn  (f.  b.  3lrt.  gefte  IV, 
1427).  ®aS  3:obcSia]&r beS  ^eiligen  ift  unbefannt; 
ber  2:obeStag  fd^eint  ber  6.  S)ecember  gemefen  )u 
fein,  an  meld^em  Sage  Don  jiel^er  baS  9licoIauS« 
©eböd^tnig  gefeiert  mürbe.  ÜJtetapl^rafteS  berid^tet 
als  eine  gau}  befannte  Sl^atfac^e,  bog  nod^  )u 
feiner  Qtxt  auS  bem  Seibe  beS  ^eiligen  munber« 
boreS  Oel  auSgefloffen  fei,  burd^  meld^eS  Diele 
ffranfe  gel^eilt  mürben.  3m  3. 1087  mürbe  Jlico« 
lauS'  l^eiliger  fieid^nam  nad^  S3ari  im  Jl5nigreid^ 
^Reapef  übertragen,  mo  berfelbe  am  9.  3Rai  beS 
3a]§reS  anlangte  unb  feitbem  l^öufig  Don  ^ilger- 
fd^aaren  befud^t  mürbe.  S)er  Sr^biacon  3ol^anneS 
Don  Sari  fd^rieb  auS  bem  5Ölunbe  beS  ©rj» 
bifd^ofS  UrfuS  Don  93ari,  unter  beffen  Spifcopat 
bie  Translation  gef  d^al^,  bie  SranSlationSgef  d^id^te. 
SOlerfmürbig  ift,  bog  ber  fromme  SKetropoIit  Don 
SRuglanb,  gp^raim  (1090—1096),  baSDon^apjl 
Urbon  II.  auf  ben  9. 9Kai  gefegte  gfeft  ber  Trans- 
lation nad^  93ari  alS  einen  allgemeinen  Sfcfttag 
für  bie  gefammte  ruffifd^e  ftird^e  einfül^rte,  bie  eS 
aud^  l^cute  nod^  feiert,  mol^ingegen  bie  f d^iSmatifd^e 
gried^ifd&e  ftird&e  biefcS  SranSlationSfeft  nid^t  an« 
nal^m.  (33gl.  Surius,  De  vitis  sanctorum  VI, 


885 


9licoIauS  t)on  Dl^fc  —  9licoIau8  Don  ©tra^Burg. 


886 


Yenetiis  1581,  254^  sqq.;  Tillemont,  Möm. 
VI.  Paris  1704, 688-691. 823—825;  fonftige 
jol^Ireid^e  Siteraturcmgaben  bei  Chevalier  1638  s. 
unb  [im  Supplement]  2750  s.)      [@(^r5bl.] 

^Uotans  t)on  9l^fe,  0.  Min.,  aud^  92ico- 
toud  SiottQfii  genannt,  einbenil^mter  ^ebiger 
unb  Sl^eologe  beS  15.  ^Q^rl^unbertS,  toat  au§  3l\iia 
gebürtig.  (St  trat  iung  in  ben  Orben  ein  unb  mürbe, 
nadjlttm  er  bem  SRinoritenconDent  )u  Slouen  Dor> 
geftanben  l^atte,  ^u  ttneberl^olten  SRalen  Minister 
provincialisberfranjöfifd^enOrbenSt^roDin}.  3n 
Der  Xl^eologie  fd^Io^  er  aß  SRinorite  fid^  ber  fco« 
tiftifd^en  Se^rrid^tung  an.  Sein  berül^mtejieS  3BerI 
fül^rte  ben  Zitel  Etesolutio  Theologorum  seu 
Commentarii  in  lY  libros  sententiarum.  S)a5U 
fommen  femer  eine  Summa  seu  gemma  prae- 
dicantium:  Sermones  aestivales,  hiemales, 
quadragesimales  et  dominicales ;  De  adventu 
et  de  tempore,  unb  ein  Speculum  mortalium 
seu  de  noyissimis.  @r  ftarb  im  3.  1509  ^u 
Stouen.  Sei  feinen  OrbenSgenoffen  fd^eint  er  in 
l^ol^er  Sd^tung  geftanben  }u  l^aben,  toit  fein  Spi> 
ta))]^ium  bemeidt:  Hie  jacet  Pater  observan- 
dissimus,  cum  scientia  tum  virtutibus  illu- 
stris,  Frater  Nicolaus  Denisse,  qui  ob  doc- 
trinam  morumque  gravitatem  Guardianus, 
Custos  ac  Provinciae  Franciae  Vicarius  plu- 
ries  extitit.  (SJgl.  Fabricius-Mansi,  Biblioth. 
medn  aevi  V,  Florent.  1858, 109.)    [StödH.] 

^Uotaus  V^teSeSj  f.  OrbeÜeS. 

^UoUms  ^xt^vmSf  f.  OredmuS. 

flkoCflits  t)onOfimo  (Auximanus),  0. 
Min.,  ein  burd^  ^eiligfeit  unb  SBiffenfd^aft  auS« 
ge}eid^neter  ^ranciScaner  auS  ber  erften  ^ölfte  beS 
15.  Sal^rl^unbertS,  »ar  ju  Dfimo  in  ber  Slarl  ?ln« 
CDua  Don  angef eigenen  @Item  geboren.  S3on  JKnbl^eit 
an  jeid^nete  er  ftd^  burd^  Sf^ömmigfeit  unb  Salent 
au8 ;  er  ftubirte  bie  SRed^t8tt)iffenf(|af t  unb  ertoarb 

Sid^  in  ^Bologna  ben  S)octorttteI.  Stanm  l^atte  er 
)ie  ^ap§  eines  9led^t§ann)alte§  angefangen,  al§ 
er,  erfd^fittert  burd^  ein  näd^tßd^eS  Sraumgcfld^t 
am  näd^Pen  ÜRorgen  jld^  bei  ben  SKinberbrübem 
ber  regiüören  Dbferöanj  lum  gintritt  in  ben  Drben 
melbete  unb  aud^  bie  Slufnal^me  erl^ielt.  IRad^  93oII« 
enbung  feiner  tl^eologifd^cn  ©tubien  »urbe  er  einer 
jener  auSgejeid^neten  ©eföl^rten  beö  1^1.  Seml^arbin 
Don  ©iena,  weld^e  mit  großem  6rf olge  fid^  ber  6r- 
neuerung  be§  OrbenS  unb  ber  Sefferung  ber  tief« 
gefunfenen  religiöfen  unb  ftttlid^en  Suftänbe  Sta- 
uend loibmeten.  9HcoIau8  burd^jog  Italien,  ptf 
bigte  mit  großem  ©cgen,  bilbete  als  Seigrer  ber 
Ideologie  Diele  Dortrepd^e  ^rebiger  feines  Or« 
benS  unb  »ar  eine  Scitlang  Oberer  ber  5ßroüin} 
©.  «ngeli  imb  Stptator  ber  Älöfter  im  ^eiligen 
Sanbe.  93on  6ugen  IV.  mürbe  er  aud^  jum  KuftoS 
ebenberfclben  fltöfter  ernannt ;  ba  aber  feine  SBol^I 
SBiberfprud^  fanb,  Derjid^tete  ber  bemütl^ige  ÜRann 
freimillig,  obmol^I  fein  berül^mter  DrbenSgenoffe 
Albertus  a  ©artl^iano  feine  Sertl^eibigung  über- 
nal^m  unb  in  biefem  ©inne  smei  auSfül^rlid^e, 
l&errlid^e  Srief e  an  ben  ^Qp\i  unb  an  ben  DrbenS- 


general  fd^rieb  (abgebr.  bei  Wadding,  Annalea 
ad  an.  1438,  n.  21. 22).  m  ber  l^L  ^mfyväm 
bie  gfamilie  ber  ObferDang  als  Vicarius  gene- 
ralis regierte,  machte  er  ben  P.  9licolauS  }u  feinem 
Siommiffar  unb  SSicar  unb  l^atte  an  i^m  eine  frdf« 
tige  ©tü^e.  SRicoIauS  ftarb  als  ®reiS  )u  9lom  im 
Stufe  feltener  ^eiligfeit.  2)aS  Sal^r  feines  XobeS 
ijl  ungemi^.  —  JKcoIauS  ip  ber  SBerfaffer  ber 
furzen  Dedarationes  }u  einigen  fünften  ber 
OrbenSregel^  meldte  ber  1^1  99ern]^rbin  in  einem 
IBriefe  Dom  31.  Suli  1440  feiner  OrbenSfamilie 
als  9iorm  Dorlegte  (gebrudtt  in  Firmamenta  trium 
Ord.  S.  Franc,  Paris.  1512,  IV,  72  unb  fonft 
öfter).  Sfemer  fd^rieb  er:  Supplementum  Sum- 
mae  Magistratiae  sive  Pisanellae,  Venetiis 
1473,  oft  abgebrudtt,  aud^  Steutlingen  1484  in 
Sfot.  unb  9Ulmberg  in  4® :  Quadriga  spirituale, 
ein  t)o))uIäreS  ^atd)bud^  ber  Steligion  in  itolieni^ 
fd^er  ©prad^e^  gebrudtt£sii  1475  unb  f))(iter(1494) 
unter  bem  Flamen  beS  1^1.  99ern]^arbin;  Apologia 
adversus  Fr.  Bobertum  Liciensem ;  Giardino 
di  orazione,  einen  Unterrid^t  über  baS  ®ebet^  in 
italienif d^er  ©prad^e.  UngebrudCt  fd^nen  gebliden 
)u  fein  ein  Liber  unus  Sermonum  unb  ein 
Quadragesimale.  (Sgl.  Wadding,  Annales  ad 
an.  1427,  n.  12 — 15 ;  Idem,  Scriptores  Ord. 
Minor,  mit  bem  Supplementum  beS  ©baraglia ; 
D.  ©d^ulte,  S)ie  ©ef^ic^te  ber  OueDen  unb  ber 
Siteratur  beS  canonif(^en  Sled^tS  ü,  ©tuttg.  1877^ 
435—487.)         [3gnatiuS  Seiler  0.  S.  F.], 

9Uo(iiiis  Don  ©tra^burg,  IRameAtteier 
OrbenSleute.  1.  9licotauS  Don  ©tra|buzg^ 
0.  Pr.,  aus  bem  Anfang  beS  14.  Sal^rl^unbertS, 
ftubirte  in  $ariS  unb  belleibete  fpöter  baS  &ctor^ 
amt  im  j^ölner  S)ominicanernojter.  3m  3. 1825 
tt)urbe  er  Don  ^apft  Sol^anneS  XXTT.  gum  SSicor 
beS  OrbenSgeneralS  für  bie  beutfd^e  OrbenSpro« 
Dins  ernannt,  ©id^ere  Jhtnbe  bieritber  geben  )tDei 
t)ö)){Uid^e  ©d^reiben  Dom  1.  Suguft  1325^  Don 
S)enifle  DeröffentUd^t  im  ^rd^iD  für  Siteratur  unb 
«ird^engef  djid^te  beS  SKittelalterS  IV,  »erlin  1888, 
312  ff.  SÖSie  auS  bem  erften  ©d^reiben,  an  ben^ 
©enerat  beS  S)ominicanerorbenS  gerid^tet,  l^etDop- 
gel^t  fönten  auf  Sefebl  beS  $a))fteS  bie  beiben 
trüber  Senebtct  Don  Somo,  99lagifter  ber  Xf^tü» 
logie,  unb  92icoIauS  Don  ©tragburg,  einft  Sectot 
im  j^lofter  p  j^öln^  als  ißicare  beS  ©eneralS  bie 
beutfd^e  OrbenSproDtn}  Difitiren.  3n  bem  jDieiten 
©d^reiben^  baS  ftd^  an  bie  genannten  SOtönd^e  tom» 
M,  l^ei^t  eS^  eS  fei  }u  ben  Clären  beS  ^ap^eS  bie 
jhtnbe  gefommen,  ba|  in  ber  beutfd^en  ^roDtn) 
unter  ben  Srübem  Unfrieben  unb  Smiefpalt  l^errfd^e 
unb  infolge  baDon  bafelbft  ^uSf(^reitungen  gegen 
bie  OrbenSobf erDans  unb  SBiUfür  ber  Oberen  gegen 
fittenftrenge  Untergebene  Dorfömen.  2)er  ^ßa))fi 
trögt  bal^er  beiben  ^breffaten  auf,  bag  fie,  ober 
nienigftenS  einer  Don  il^nen,  ftd^  perfbnlid^  l^in« 
begeben,  um  fid^  über  bie  ©ad^Iage  gu  unterrid^ten 
unb  bann  nad^  ©utbünfen  an  ^aupt  unb  (SUebem 
)u  ref ormiren.  S^gteid^  mürben  fie  als  93^tatoren 
ber  ©d^mefterhcouDente  befteOt  SDa  Don  ^3enebict 


337 


92icoIauS  Don  ©tragburg. 


388 


oon  Como  irid^tfi  ntcl^r  tjerloutet  unb  nad^l^ec  nur 

mSKcoIanfi  bieStebe  t{l,  fo  mtrb  mo^I  blo|  le^- 

um  bem  {ȊpfHi^n  auftrage  noii^gefommen  fein. 

lol  beiben  ^ocumenten  ergibt  fi$  ^ubem,  bag 

Jiicolaitf  t»om  $Qt>fie  nii^t  n)egen  anflogen,  tüelc^e 

gegea  btc  Srüber  ber  htnt\ä^tn  Orben3prot)in}  um 

itrer  Sc^  miQm  erl^oben  morben  hmren,  jum 

Sifitato  uitb  änqui^tor  ernannt  mürbe,  no(^ 

miger  aber  fpecieQ,  ttne  Dielfod^  bej^auptet  »or* 

bot  |ur  Unterfud^ung  ber  Seigre  ÜReifter  Sd^artS 

(f.  b.  9xt,  moju  mm  bie  gnmblegenben  ^uSfül^- 

mgen  Senifle'd  ju  Dergleid^n  finb:  SReifter  @d[- 

gartS  Ideinifc^  @(^ften  u.  bie  ©mnbanfd^auung 

Mner  8e^,  im  Srd^iD.  f.  Sit  unb  ffird^engefd^. 

n  [1886],  417—652.  673—687).  ©erabe  um 

jene  3eit  mar  bon  @eiten  beS  ffölner  Sr^bifd^ofS 

eia  $ro)e|  gegen  Sdf^art  toegen  beffen  l^etero- 

boser  2e^  eingeleitet  morben.  9licolQu§,  ber  bie 

fotf<(cibmig  biefer  €ad^  ffir  fi<i^  in  Snfprud^ 

naffm,  gimtbte  feinen  OrbenSbruber  t)on  jeber 

34nlbfreifpre4en}u!önnen(1326).  S)amittt)Qr 

icboc^  ber  (Erjbifd^of  bon  ftöln  nid^t  jufrieben. 

Son  feiner  Seite  umrbe  mn  14.  ^anmx  1827 

bei  $ro)eft  mieber  aufgenommen  unb  ^uerfl  9iico- 

UmS  oli  9egfinfliger  ber  Snlel^ren  Sdl^artd  Dor- 

gefobciL  S)a  im  (»dpfilid^  Sluftrage  mit  leiner 

&üb€  enod^nt  loar,  ba|  9KcoIau8  aud^  baS  %mt 

riBf§  Snqinfttorfi  ausüben  unb  fid^  mit  ber  Unter- 

fw^mig  (äretifd^  ober  ber  ^örefte  Derböd^tiger 

Scf^ren  befd^ftigen  f oOte,  f o  begreift  man,  megl^alb 

bo§  cqKfil^fIi(^e  3nquifitbn8geri(^t  bem  193ifttator 

ont  grofiiem  9Ri|trauen  begegnete.  @r  fonnte  ftd^ 

mdft  genSgenb  auSaeifen,  mod^te  er  au(^  im  Siedete 

fcixL   2>a$er  blieb  i^m  nichts  übrig,  al§  an  ben 

a|»ofioltf((en  Stu^I  ^u  appe&iren.  Ob  er  fid^  toir!> 

Ii(^  lum  feftgefe^ten  Sermin  (4.  ÜJtai  1327)  nad^ 

'Ücignim  begeben,  ifl  nid^t  befannt.  Um  biefelbe 

3ett  fyitit  ein  Derleumberifd^er  Steligiofe,  ^ermann 

Don  £>dd^ft,  aus  ^afy  für  eine  il^m  oon  9iicoIau§ 

yiertpeilte  mo^loerbiente  ©träfe  biefen  in  j^öln 

Derflag;t  unb  feine  gjcommunication  enoirft.  ®od^ 

smxbe  9}icoIau8  balb  barauf  üon  Sol^onneS  XXn. 

de  £acto  bi^enfirt,  um  auf  bem  am  31.  Tlai 

1327  )u  erdffnenben  ©eneralcapitel  in  ^erpignan 

aI4  Sefinitor  erfd^einen  p  fönnen.    Ueber  feine 

Röteren  £ebenSfc^idtfaIe  ift  nid^tS  befannt;  man 

9eig  nur,  ba^  er  nod^  nad^  93eenbigung  be§  ^^ro- 

yncS  gegen  üdf^ti  (1329)  Sicar  in  S)eutf d^Ianb 

301.  —  SSon  3McoIau8,  ber  ^ier  unb  ba  ben  fog. 

@ottcdfreunben  (f.  b.  «rt.)  beigeaö^It  loirb,  befi^en 

7ir  13  beutf(^  ^rebigten  (abgebr.  bei  Qfr.  Pfeiffer, 

Sfiitfc^  an^ftüer  bed  14.  Sal^r^unbertS  I,  Seip$. 

1M5,  261—305).    ©iefe  ^prebigten  fmb  am 

Cbcrr^ein  geleiten  morben,  meiftentl^eiß  bei  ben 

Xoninicanem  unb  2)ominicanennnen  ^u  t^reiburg 

aü)  Abel^fen.  9licoIau§  ift  toeniger  fpeculatit) 

al§  Schart  unb  Sauter,  unb  üonoiegenb  pra!» 

tn^ ;  aud^  l^at  er  einen  fel^r  anfd^aulid^en,  t)oIf§- 

t^nmlidben  9}ortrag.  Sr  galt  lange  aud^  alS  toixU 

Sx^cr  Serfoffer  ber  lateinifd^en  @d^rift  De  ad- 

Tentn  Christi.  S^enifle  l^at  iebodb  (im  %xd)\t)  f. 


Sit.  unb  «irc^engefd^.  IV,  312  ff.)  neueftenS  nad^' 
geioief  en,  ba|  er  babei  ffoti  @d^riften  be§  Sol^anned 
öon  ^ariS  (f.  b.  Slrt.  2.)  faft  »örtlid^  abgefd^rieben 
]^at,  alfonurafö Plagiator  gelten  fonn.  (193gl.  auger- 
bem  6.  ©(^mibt,  3o^.  Sauler,  ftamb.  1841,  5  f.; 
SD8.  ^reger,  SDleifter  gdl^art  unb  bie  Snquimion, 
in  ben  Sbbanbl.  ber  ]()ifi  jtlaffe  ber  Jlgl.  ^a^e» 
rifd^en  «fabemie  ber  aDBiffenfc^.  XI,  2,  9Wünd^en 
1869, 1  ff.;  ®erf.,  ©efd^id^te  ber  beutfc^en  SK^flü 
imOTittcIaltern,  Seip^.  1881,  67—79;  ffienifle, 
actenfiüdfe  su  SDleifter  gdf^artS  $roae|,  in  ber  3cit- 
fd^rift  f.  beutf d^eS  ^Itertl^um  unb  beutfd^e  fiiteratur 
XXTX  [31,  g.  XVII,  1885J,  259—266.) 

2.  9ticotau§  t)on  Strasburg  (Nicolaus 
Eempf  de  Argentina),  0.  Cs^th.,  mar  geboren 
im  %  1397  unb  ma^te  feine  l^öl^eren  @tubien 
auf  ber  Unit)erfität  SBien.  IRad^bem  er  ÜRagifter 
ber  freien  iKinftc  gemorben,  öerlegte  er  ftd^  unter 
9licoIau8  öon  ffiinfelSbül^I  (f.  b.  Slrt.)  auf  bad 
@tubium  ber  Sl^eologie.  ^t  großem  Srfolge 
mirfte  er  bann  meistere  äal^re  binburd^  afö  ^ro» 
feffor  ber  ^Pbilofopl^ie ;  1437  erfd^eint  er  alS  Ma- 
gister regens  (3.  Sfd^bad^,  ®efd^.  ber  SäBiener 
Unioerfttät  I,  SQSien  1865,  617).  ®odJ  ber  »ei- 
faQ,  ber  feinen  Sorlefungen  unb  @d^riften  }u  Sb^ 
mürbe,  fonnte  fein  ebleS  §en  feinedmegS  befriebi- 
gen,  be|!)alb  trat  er  1440  gu  ©aming  (9tieberöfter- 
reid^)  in  ben  jfartl^auferorben.  StuSgejeid^net  burd^ 
groge  ®ele]()rfamleit,  Umfid^t  unb  ßrfal^rung, 
mürbe  er  1447  ber  j^artl^aufe  oon  ©eirad^  in  Sla- 
üonien  al§  $rior  t)orgefe^t  unb  leierte  SInfangS 
1451  aß  $rior  na(^  ^aming  }urüd(.  Se|tered 
fflofter  t)ermaUete  er  fel^r  fegenSreid^  beinahe  ad^t 
Saläre,  bis  il^m  (Jloöember  1458)  auf  fein  inftän« 
bigeS  Sitten  bie  Sifttatoren  bie  fd^mere  Sürbe 
abnal^men.  3m  3.  1462  mürbe  er  mieber  atö 
$rior  nad^  ^(etriad^  in  ffrain  gefanbt;  1467 
übernahm  er  sum  ^meiten  3Jtak  bie  93ermaltung 
öon  ©eirad^,  mo  er  nun  23  3a]^re  oerblieb.  3luf 
bem  ©eneralcapitel,  meld^eS  1490  in  ber  ©ro^en 
ifartl^aufe  bei  ©renoble  ftattfanb,  mürbe  il^m  enb« 
lid^  (am  10.  2Kai)  gcftattet,  bie  nod^  übrige  3cit 
feines  SebcnS  in  ftiUer  Su'^üdfgesogenl^eit  juju- 
bringen.  @o  feierte  er  in  |of>em  ©reifenalter  na(^ 
©aming  jurüdt  unb  ftarb  bafelbft,  100  3Q^te  alt, 
om  20.  ^f^oöember  1497.  —  3)ie  meiften  ©d^riften, 
meldte  biefcr  ebrmürbige  jtartl^öufer  l^interlaffen 
f)at,  l^anbeln  über  SlScetif  unb  TOpftü.  Sem|&arb 
^t^,  ber  geleierte  SBibliotl^efar  ber  Senebictiner« 
abtei  äJtelf ,  fonnte  baoon  36  namhaft  mad^en 
(f.  B.  Pezius,  Bibliotheca  ascetica,  Eatisbon. 
1723—1740,  Praef.  in  tlV).  5Rur  eine  biefcr 
Sd^riften  mürbe  bei  fiebjeiten  beS  SerfafferS  bw« 
ausgegeben:  Tractatus  de  modo  perveniendi  ad 
yeram  et  perfectam  Dei  et  proximi  dilectio- 
nem,  habens  fundamentum  in  theologia  my- 
stica.  A  Carthnsiano  quodam  editus.  S.  1. 
et  a.  (Basileae  ca.  1470).  2)rei  onbere  nal^m 
$e5  in  feine  Bibliotheca  ascetica  auf,  nömlid^: 
Yen.  Nicolai  de  Argentina  Dialogus  de  recto 
studiorum  fine  ac  ordine,  et  fugiendis  vitae 


339 


5Ricolau8  Don  Solentino,  bcr  1^1.  —  ?RtcoIau8  be  Ultricuria.         340 


Baecularis  vanitatibus  (TV,  257—492);  fcr« 
ncr  (IX,  379—532)  Tractatus  de  discretione 
unb  (XI  et  Xn)  Expositiones  mysticae  in  Can- 
tica  Canticorum.  S)ie  übrigen  ©d^riften  blieben 
ungebrudtt.  Safe  fie  ober  in  ben  ftlöftem  gern 
gelefen  wnrben,  bezeugen  bie  öielen  Slbfd^riften,  bie 
fid^  ^eute  nod^  in  oerfd^iebenen  Sibliotl^efen,  na» 
menttid^  in  ber  SRiinti^ener  ©tootsbibliotl^e!  unb 
in  ber  SBiener  ^ofbibliotl^ef,  öorpnbcn.  6ine  be» 
jonbere  ©noöl^nung  Derbient  baS  SBcrf  De  my- 
stica  theologia,  toeld^eS  ^u  äJtünd^en  in  }n)ei 
«bf(i^riften  Dor^anben  ift  (Clm.  5828  u.  18587). 
®rö|ere§  3ntereffe  bietet  jebod^  ber  ®iolog  De 
recto  stndiorum  fine  ac  ordine,  in  toeld^em  baS 
Stubium  ber  Sl^eologie  anempfol^Ien  unb  ^ugleid^ 
gezeigt  tt)irb,  tuie  man  biefem  @tubium  obliegen 
f ofie.  Ueber  biefe  ©d^rift  unb  beren  SSerf .  ögl  ben 
lauffol  beS  Unterjeidlneten  imÄatl^olif  1891,  H, 
346—364.  eine  auSp^rlid^e  Siogra^l^ie  fammt 
tl^eilweifer  Ueberfejung  feiner  ©d^rift  DialoguB 
de  recto  studiorum  fine  ac  ordine  et  fagiendis 
yitae  saeciüaris  vanitatibus  Don  P.  ^ug.  9lö§- 
1er  0.  SS.  ß.  ift  in  einem  ber  nöd^jien  93änbe  ber 
„Sibliotl^ef  ber  f  ot^olijd^en  pbogogi!"  (greiburg) 
5U  erwarten.  SiogrQi)bifd^e  Slotijen  über  9lico« 
lauS  ftemfjf  pnbet  man  in  ber  ertoäl^wten  Biblio- 
theca  ascetica,  in  ben  Soneben  ju  tom.  IV  (oon 
95.  $eä)  unb  XI  (Don  SBeml^arb  Soiaie,  9lbt  be§ 
©d^ottenllofterS  ^u  StegenSburg).  ©c^Iie^Iid^  fei 
nodd  bemerft,  bo^  biefer  jtortl^dufer  9licolQU§  Don 
©trogburg  nid^t  ^u  Dermed^feln  ift  mit  92icolQu8 
bem  ^ortl^öufer,  ber  im  15.  ^ol^rl^unbert  gu  ^vxn' 
berg  lebte,  unb  Don  bem  in  einigen  ffatologen 
l^onbfd^riftlid^e  beutfd^e  ^rebigten  ongefül^rt  wer« 
ben.  [91.  ^auIuSj 

9icoCfiit$  Don  Solentino,  ber  1^1.,  mar 
ber  ©ol^n  armer,  frommer  gttem,  bie  il^n,  nad^» 
bem  fie  lange  finberloS  gewefen,  burd^  il^r  ®ebet 
im  3. 1246  erlangten.  t)a%  ffinb  wuc^S  in  garte« 
fier  tjfrömmigfeit  l^eran  unb  f d^ien  bereits  in  frül^cm 
alter  ein  Dofienbeter  ^eiliger  ju  fein,  gbenfo  jeid^» 
nete  {td^  92icoIau§  in  ben  ©tubien  au§,  fo  ba^ 
ibm  nod^  Dor  i^rer  Seenbigung  ein  Sanonicat  in 
Solentino  Derliel^en  mürbe ;  al8  er  aber  einft  Don 
ber  ^rebigt  eines  9luguftiner-eremiten  über  ben 
Sejt  „®ie  aOSelt  Dergel^t  mit  il^rer  ßuft''  munber- 
bar  ergriffen  mürbe,  na!|m  er  bei  ben  Sluguftiner» 
Sremiten  baS  OrbenSfleib.  ©ein  9loDiciat  mad^te 
er  gleid^  berart,  ba|  man  il^n  als  ein  SSeifpiel 
grol^erjigen  ©trebenS  nad^  Heiligung  in  Derfd^ie« 
bene  ftlöfter  f d^idfte.  3um  ^riefter  gemeil^t,  Derfal^ 
er  nad^  Derfd^iebenen  anbermcitigen  ©ejd^äften  ju 
Solentino  baS  $rebigtamt  30  ^al^re  lang  mit 
munberbarem  ©egen.  Sine  engclgleid^e  ©anft» 
mutl^  jierte  il^n  ebcnfo  fel^r,  mie  bie  gerabe,  arg» 
Io|e  ginfalt  unb  bie  jarte  Siebe  jur  3ungfräuU(|« 
feit,  bie  er,  nad)  allgemeinem  ©lauben,  niemals 
au^  nur  im  geringften  entmeil^te.  ©(^merglid^e 
ihanf^eiten  gaben  il^m  Dielföltige  ©elegenl^cit,  bie 
©d^ule  ber  ©ebulb  burd^jumad^en ;  er  fügte  eine 
l^arte,  bis  jur  SobeSftunbe  fortgefejte  äbtöbtung 


binju  unb  ftarb  im  tiefften  gfrieben  im  3. 1806 
am  10.  ©eptember,  an  meld^em  Sage  fein  3fe{i 
gefeiert  mirb.  2)ie  d^riftlid^e  ftunft  bilbet  il^n  im 
jd^margen  OrbenSfleib  ber  9iuguftiner«£remiten 
ab,  einen  ©tem  über  il^m  ober  auf  ber  SBruft,  bie 
Silie  ober  ein  mit  Stiien  ummunbeneS  Srucifis  in 
ber  ^anb.  Sluf  anberen  SarfteUungen  l^at  er  eine 
©d^ale  mit  ®elb  ober  93robe  in  ber  ^onb.  (SSgL 
BoU.  Sept.  m,  636  sqq. ;  Siteratur  bei  Cheva- 
lier, Kapert,  s.  V.  unb  im  SuppL)    [^ögele.] 

Wicotans  6e  $it6e$(9i$,  0.  S.  B.,  ergbifc^of 
Don  Palermo,  bebeutenber  Sanonift,  dtirt  al8 
Abbas  modernus,  Siculus,  Panormitanns,  mar 
geboren  ^u  &itanea  1386.  Um  1400  trat  er  in 
ben  S3enebictinerorben,  promoDirte  }u$abua,  leierte 
1421  in  ©iena,  bann  in  $arma,  enbßd^  in  Bo- 
logna. Sm  3. 1425  erl^ielt  er  eine  ^tei  in  ber 
S)i5cefe  Weffina,  befleibete  in  Stom  mel^rete 
Remter  unb  mürbe  enblid^  1434  Srjbifd^of  Don 
Palermo.  91IS  ©efanbter  feines  SanbeS^erm, 
beS  ftönigS  3llf  onS  V.  Don  Aragon,  auf  bem  Kon» 
eil  }u  IBafel,  trat  er  nad^gerabe  gur  ^ßortei  beS 
®egent)a})fteS  gfelig  V.  über  unb  erhielt  Don  biefem 
bie  SarbinalSmürbe.  Sr  ftarb  mal^rfd^einlid^  1445, 
nad^  3lnberen  1453.  ®ie  hirje  3cit  feiner  ßä^r« 
tl^ötigfeit  reid^te  l^in,  um  fein  juriftifd^eS  Salent 
5U  Dotter  Entfaltung  unb  allgemeiner  ^nerfennung 
gelangen  ju  Iaf{en.  ©eine  ^al^Ireid^en  ©d^iriften 
befallen  fid^  mit  ber  ßrnörung  ber  brei  offirieittcn 
S)eaeta(enfammlungen;  baju  fd^rieb  er  jiraftifd^ 
angelegte  (225)  Consilia,  Quaestiones,  Flores 
utriusque  juris  unb  ^lel^nlid^eS.  3n  einem  Tra- 
ctatus de  concilio  Basileensi  (ed.  Yen.  Nie. 
Jenson  1479)  Dert^eibigt  er  ^mar  bie  ©uperio« 
rität  beS  (JoncilS  über  ben  ^apft,  erHärt  fi^  aber 
gegen  bie  exorbitanten  93cftrebungen  bericnigen, 
meldte  @ugen  gerabeju  als  j^e^er  abfe^  ober  aud^ 
5Rid^tbifd^öfcn  ©timmred^t  juerlennen  toofftcn. 
©eine  fpötere  ©teQung  jum  ^apfttl^um  Dermoc^te 
ben  Sul^m  feiner  frül^eren  juriftijd^en  SäBerfe,  toeld^ 
bie  ©renjmarfe  für  bie  SntmidKung  ber  f^olafK- 
fd^en  äJtetl^obe  bilben,  nid^t  p  fd^mölern.  ©eine 
3eitgenoffen  nannten  il^n  lucema  juris.  9HIe  feine 
SBerfe  pnb,  oft  mieberl^olt,  gebrucft  (Opp.,  Ven. 
1617, 9  foL).  (Sgl.  d.  ©d^ulte,  ®cfd^.  ber  Oueflen 
unb  ber  Sit.  beS  canonif d^en  5Red^teS  n,  ©tuttgart 
1877,  312  f.;  Mira,  Bibliografia  SiciHana,  Pa- 
lermo 1881,  397  sg.)  [D.  ©d^erer.] 

^icotan^ bellltricuria  ober b'Slutricourt, 
ein  SDlagifter  an  ber  ^arifer  UniDerjität,  ber  im 
%  1348  Don  ber  ©orbonne  unb  Dom  römifd^en 
©tul^I  ge^mungen  mürbe,  eine  Stetige  Don  ©ö|en 
aus  feinen  ©d^riften  ju  miberrufen.  ©iefelbenbc« 
funben  ben  ©fepticiSmuS,  meld^em  Dccam  ben 
SBeg  gebal^nt  l^atte,  unb  mürben  }um  größten 
Sl^eil  als  böretifd^,  fonft  als  falfd^  bejeid^net.  «b- 
gebrudtt  finb  fte  u.  ^.  bei  Natalis  Alex.  Hist. 
Eccl.,  ed.  Bing.  XV,  195;  neueftenS  aud^  bei 
Denifle  et  Chatelain,  Chartularium  ünivers. 
Parisiensis  II,  1,  Paris.  1891,  576  sqq.,  mo 
aud^  eine  SReil^e  anberer  auf  il^n  be^ügli^er  IBe- 


S41 


5RlcoIe  —  giibcr. 


842 


nerfungen  gegeben  loerben  (f.  b.  änbe^  b.  SßerfeS 
s.  ▼.).  (Sfll.  Fmbriciiis-Mansi  V,  Flor.  1858, 
129;  Jourdain,  Index  chron.  chart.  pertinen- 
tinm  ad  hist.  nxiivers.  Paris. ,  Paris.  1862, 
624.)  [Äaulen.] 

ptoCe,  $eter^  Sanfenifl,  imtrbe  am  19.  Oc» 

iokr  1625  }u  S^ortred  Don  angefel^enen  Sltem 

geboren.  @em  SSater,  äol^ann  9Hcole,  mar  9b- 

üocat  beim  ^ßorifet  Parlament  unb  SSemoIter  ber 

fcr^li^Kn  Slentfdmnter  juSl^rtred;  feine  Wutter 

ftieB  2ouife  Sonftont.    2)er  fßattx,  beS  ®rie< 

üfiiäim  unb  Sateinifd^en  oonfommen  möd^tig,  lei» 

tele  felbfi  bie  toiffenfd^ftli^  Srjiel^ung  be§  tolent« 

totbn  @o]^ne§;  biejer  i^üt  bereits  mit  14  Starren 

Me  )iemli(^  ^nso^I  Don  Sloffif em  gelef en,  meldte 

fi4  in  ber  Sibliot^e!  feinet  SSaterS  befanben. 

Segen  Snbe  beS  Sal^red  1642  tarn  ber  junge 

Sticole  nac^  ^rid.  ftubirte  l^ier  ^^bitofopl^ie  unb 

enoorb  am  28.  3uli  1644  ben  SRagiftergrob. 

Samt  ging  er  ^ur  3:^eoIogie  über^  ba  Steigung 

imb  Sorliebe  i^n  gum  geiftlid^en  @tanbe  ^in^og. 

Sr  ftnbirte  an  ber  Sorbonne  unter  Se  3Roine  unb 

Sointe-Semie  in  ben  Sauren  1645  unb  1646 

nnb  fe|te  hierauf  bie  tl^eologifd^en  Stubien  unter 

Se  Staifhe,  Se^rer  ber  %f^tolo%\t  am  SoIIeg  9{a« 

tMmi^  fort  €ein  eifriges  @rlemen  bed  |ßebröi« 

f4eit  umrbe  bur<i^  ein  onbaltenbeS  ^ugenübel  ge» 

bemmt    Sefonberd  großen  gflei^  oermonbte  er 

tnfter  Anleitung  beS  $rofeffor3  @ainte«9em)e  ouf 

boS  @inbium  beS  ^I.  Stuguftin  unb  bed  1^1.  Stomas. 

So4  ^inberte  i^n  biefe  iBefd^öftigung  nid^t  <inen 

"Xkdi  feiner  Seit  ber  @d^ule  oon  ^ort-Sto^al  }u 

nnboien,  beren  S^g^utge  er  in  ben  SBiffenf^aften 

inctcTcid^tete.  3m  3. 1649  tourbe  er  SaccalareuS 

ber  3:beologte  unb  bereitete  ^d^  auf  bag  fiicentiat 

Dor.   @erabe  bomalS  befd^öftigte  bie  Sanfeniften» 

frage  l^inftd^tlid^  ber  fünf  Proportionen  bie  fran« 

^löftfd^en  X^eologen^  inSbefonbere  bie  ber  ©or» 

tonne.  9licoIe,  ber  f d^on  ju  tief  in  bie  janfeniftifd^e 

Stnfort  t)erf(o(l^ten  mar,  mod^te  eS  be^l^alb  für 

perot^ener  ^Iten,  fld^  ben  fi^eligen  f^ragen  bar- 

übcr  bei  93emerbung  um  ba§  Sicentiat  unb  S)oc» 

tprat  jn  entgiel^en.  Sr  ging  nad^  ^oxU^o\)aUht^^ 

^bampS,  mo  er  mel^rere  Saläre  oerblieb.    Snbe 

1654  fe^rte  er  nad^  ^ariS  ^urüdf,  um  ben  berüd^« 

tig;ten  Smoulb,  mit  bem  er  burd^  enge  Sfceunbfd^aft 

tKrbmiben  mar,  in  feinen  fird^enfcinblid^cn  litera» 

ni6en  f^febben  ^u  unterftü^en.    SBö^renb  biefeS 

Unfent^ItS  in  ^riS  fül^rte  er  pfeubon^m  ben 

tarnen  ^n  be  StoSnQ.    9uf  einer  SReife  nad^ 

Sdttfddkmb  1658  überfe|te  er  unter  bem  9^amen 

Si^elm  SBenbrodt  bie  ^rootn^ialbriefe  ^$a§cal§ 

tR'§  gateinifc^c.   ©onft  lebten  er  unb  Slmaulb 

fmommen;  1664  brad^ten  fte  einige  3^tt  bei 

¥ortt,  bem  fpätem  ©eneraloicar  üon  @enS,  in 

Sbotiflon  }u,  bann  oermeilte  9^icoIe  mieber  balb 

jn  $ariS,  balb  in  ^ort-Sto^al  unb  anber§mo.  3m 

3o^  1676  befd^ftigte  i^n  (ebl^aft  ber  ©ebanfe, 

bie  (oberen  SBei|en  }u  empfangen;  bod^  ber  %i» 

Mof  ^on  S^rtred  Dermeigerte  bie  @inmiQigung, 

nnb  9if(^of  ^DiOon  Don  ^let  ermahnte  il^n. 


barin  eine  SBBeifung  ber  Borfel^ung  ju  erfennen, 
ba^  er  im  @tanbe  eines  einfad^en  SIeriferS  t)er* 
bleiben  foHe.  ©ein  »rief  für  bie  »ifd^öfe  Don 
©aint-^onS  unb  9lna8  an  3nnocens  XL  (1677) 
gegen  bie  &ifuiften  enegte  geredeten  UnmiUen.  S)er 
%oh  feines  SBaterS  gab  il^m  ©elegenl^eit,  fid^  nad^ 
ßl^artreS  surüd^ujiel^en,  mo  er  bie  geringe  hinter« 
la^enfd^aft  beS  SSaterS  mit  ben  beiben  ©d^meftem 
ßl^arlotte  unb  ÜJlarie  t^eilte.  ??ad^  einigen  Heine- 
ren Seifen  ocrmeiUe  er  lurje  3rit  bei  bem  ©ifdjof e 
Sl^oart  be  »u^enoal  in  »eauoaiS,  bann  begleitete 
er  1679  amaulb  auf  ber  gflud^t  nad^  »rüffel  unb 
mol^nte  barauf  balb  in  Sömen,  balb  an  anberen 
Drien  ^Belgiens.  6in  ©d^reiben  an  ben  Sifd^of 
be  ^arlaQ  oon  $ariS,  morin  9licoIe  l^alb  retrac> 
tirte,  unb  bie  »emül^ungen  eines  SanbSmanneS, 
ber  SanonicuS  an  9lotre-2)ame  in  $ariS  mar,  fih: 
il^n  ermirften  il^m  bie  Srlaubni^,  nad^  Sl^artreS, 
1683  fogar  nad(|  $ariS  }urüdf)ufe^ren.  3m  3al^re 
1698  l^atten  feine  j^örperfröfte  fo  fel^r  abgenom» 
men,  ba|  ernid^t  mel^r  eigen^nbig  fd^reiben,  fon- 
httn  nur  nod^  feinem  »ebienten  bictiren  lonnte. 
Sr  ftarb  am  16.  9loDember  1695  im  9Iter  Don 
70  3a]^ren  an  mieber^olten  SnfäDen  Don  9po- 
piepe,  ©eine  literarifd^e  ©törle  beftanb  in  ber 
SontroDerfe,  bie  er  fein  unb  fräftig  l^anbl^abte; 
leiber  Dermanbte  er  fein  Talent  mel^r  gegen  als  für 
bie  ^rd^e.  ©eine  literarifd^e  S^ätigfeit  mar  fel^r 
umfangreid^;  Sliceron  (Memoires  XKJX,  Paris 
1784,  285  88.)  jöp  nidgt  ni(^t  meniger  als  88 
freilid^  meift  Heinere  ©d^riften  Don  il^m  auf.  (Sine 
IBiograpl^ie  IRicoIe'S  erf^ien  ju  Su^emburg  1732 
unter  bem  £itel  Continuation  des  essais  de 
morale,  2  vols.  [9^0^.] 

9U090fi$  (Ntx($iroXtc),  im  91. 3:.  eine  ©tabt, 
in  meld^er  ber  i)l  $auIuS  einen  SBinter  ^ubrad^te 
unb  in  meldte  er  be^megen  feinen  3üngcr  berief 
(Xit.  3, 12).  Unter  ben  Dielen  ©tobten  in  Europa, 
^ficn  unb  ^frifa,  meldte  ben  angegebenen  9lamen 
fül^rten  (^Pault),  »eal^gnc^nop.  V,  637),  fann 
als  bamalS  fd^on  beftel^enb  nur  baS  dlidfd^e  ober 
baS  epirotif d^e  9licopoIiS  gemeint  fein.  6in  ®mnb 
für  bie  Uebermintcrung  in  ßilicien  ijt  faum  ju 
finben,  ba  ber  ©d^merpunft  Don  $auli  Sl^ätigfeit 
fürffleinafien  nid^t  an  ber  ©übfüfte  liegen  fonnte. 
SBol^I  aber  fonnte  i!)m  bie  ^iahi  in  @piruS  ge> 
eignet  erfd^einen,  baS  nad^  SRöm.  15,  19  boril^in 
Derlegte  ärbeitSfclb  ju  Difitiren,  unb  barum  mirb 
bie^  an  ber  bejeid^neten  ©teQe  Don  ben  Auslegern 
aßgemein  Derftanben.  [Äaulen.] 

^iber,  3o]^anneS,  0.  Pr.,  ein  gefeierter 
©d^riftfteHer  unb  ^rofeffor,  eifriger  Reformator 
unb  gemanbter  ®ipIomat,  nnirb  um'S  3a]^r  1380  in 
ber  ehemaligen  SReid^Sfiabt  3^nt)  in  ©d^maben  ge« 
boren  unb  trat  frübjeitig  in  ben  Drben  beS  1^1.  ®o= 
minicuS  ju  Eolmar  ein.  §ier  mürbe  er  ber  größte 
©d^üler  beS  P.  Äonrab  Don  ^ruffw,  ber  bamalS 
als  ?ßrior  bem  ffloftcr  Dorftanb,  unb  marb  mit 
ßiebe  unb  6ifer  für  bie  SReform  beS  DrbenS  erfüllt. 
3lad)  abgelegter  ^rofe|  betrieb  er  neun  Dolle  ^a^xt 
pbilofoplifd^e  unb  tl^eologifd^e  ©tubien.   S^^^^ 


348 


9liber. 


844 


lata  er  nad^  SQßien  an  bie  aufblül^enbe  UntDerfttat, 
wo  ein  SDlitglieb  beS  DrbenS,  P.  Sfrang  öon  Se^, 
als  einer  ber  gcfciertften  ^rofefforen  Sl^eologie 
bocirte,  unb  wo  ein  rcformirter  ßonoent  ber  $re- 
bigcrbrübcr  jtd^  befanb;  bann  würbe  er  5ur  9}olI» 
enbung  feiner  @tubten  nad^  fföln  gefd^idt,  wo 
immer  nod^  ^rebigerbrfiber  al§  ÜJtagifter  t^ötig 
waren.  S)ort  emt)fing  er  bie  ^riefterweil^e  unb 
begann  fein  prtefterU^eS  SSBirfen  auf  ber  j^anjel 
unb  im  Seid^tftuj^Ie.  3n  ber  gfotgejeit  warb  er 
ein  in  gang  S)eutfd^Ianb  unb  über  beffen  ©renken 
l^inauS  gefeierter  ffan^elrebner  unb  ein  fel^r  ge« 
fud^ter  Seid^toater  unb  ©eelenfiil^rer,  an  weld^en 
man  fid^  an^  ber  9iö]§e  unb  greme  mit  SSertrauen 
wanbte.  gfür  5Riber8  ffjätere  SBirffamfeit  war  ber 
9ufentl^alt  5U  jfonftan^  wöl^renb  be§  SoncUS  t)on 
großer  Sebeutung;  feine  Oberen  l^atten  il^n  bort- 
$in  gefanbt,  bamit  er  fid^  genaue  ff  enntni^  ber  93er> 
l^ältniffe  oerfd^affc  unb  bie  l^eröorragenbften  SDlit- 
glieber  beS  ®  ominiconerorbenS  f ennen  lerne.  6§  war 
bie^  für  il^n  eine  frud^treid^e  Sel^r^eit.  ^ud^  foQte 
er  nad^  @d^Iu^  ber  @9nobe  eine  SReife  nad^  Stauen 
imtemel^men,  um  in  ben  reformirten  fliöftem  bie» 
fe§  Sanbed  bie  Don  S^ol^anneS  S)ominici  (Oardina- 
lis  Bagusinus)  eingef  ül^rte  ftrenge  Obf  eroan^  unb 
ba§  8cbcn  in  benf  elben  f  ennen  5U  lernen  (ogl.  b.  Slrt., 
SU  beffen  Siteratur  ie|t  nod^  ^u^ufügen  ift:  SRöSler, 
(Sarb.  3o]^.  ®ominiä  0.  Pr.,  greiburg  1893). 
3Ba8  92iber  bafelbft  fa^  unb  erfuhr,  war  gang  ge« 
eignet,  fein  ©tonnen  ju  erregen.  5la(^  feiner  Südl- 
!e^r  würbe  er  gunöd^ft  für  bie  lel^ramtlid^e  S^&tig- 
feit  beftimmt ;  be^l^alb  mu^te  er  fid^  nad^  SBien 
begeben,  um  fid^  bafelbft  auf  bie  Uebemal^me  be§ 
öffentUd^en  Se^ramteS  an  ber  UniDerfttöt  burd^  @r« 
Werbung  ber  afabemifd^en  Sel^rgrabe  Dorjubereiten. 
SDiefe  erlangte  er  nad^  ben  ftrengen  Sorfd^riften 
ber  t^eologifd^en  tjfacultöt ;  alSbamt  (im  3. 1425) 
trat  er  fogleid^  als  SRagifter  an  ber  Uniöerfttät 
unb  in  ber  KonüentSft^uIe  auf.  gS  fd^eint,  bap  er 
über  bie  ©entensen  beS  Sombarben  gelefcn,  ba 
unter  feinen  ja^Ireid^en  SBerfen  ein  fel^r  gerül^mter 
Kommentar  über  bie  oier  Büdner  ber  ©entenjen 
fid^  pnbet  unb  bie  Slbfaffung  biefeS  ffierfeS  un- 
ftreitig  in  biefe  ^periobe  feines  SebenS  gel^ört. 
92iber,  ber  fd^on  als  SaccalareuS  unb  Sicentiat 
gro^e  Bewunberung  erregt  l^atte,  gel^örte  gu  ben 
bebeutenbfien  ^Jrofefforen  ber  SBBiener  §od^fd^uIe, 
unb  fein  9luf  50g  öielc  ©d^üler  an.  SJor  anberen 
bamaligen  Xl^eologen  ^eid^net  il^n  auS,  ba|  er  nid^t 
feinen  Sbl^m  in  eitlen  ©op^iSmen  unb  ber  S3er» 
tl^eibigung  verwegener  liefen  fud^te,  fonbem  auf 
bie  l^erfömmlid^e  Sl^eologie  ber  ©d^ule  jurüdfging 
unb  forgfältlg  bie  l^eiligc  ©d^rift  unb  bie  SSätcr 
fhibirte.  gr  fielet  ganj  in  ben  Slnfd^auungen  beS 
%  SlftomaS  öon  ^quin,  beffen  Seigre  su  folgen  il^m 
bie  OrbenSrcgeIt)orfd^rieb;  unb  wie  er  eifrtgft  be- 
mül^t  war,  feine  DrbenSbrüber  jur  ftrengen  93e- 
obad^timg  ber  DrbenSrcgel  unb  jur  alten  Cinfad^« 
l&eit  jurüdf jufül^ren,  fo  war  er  aud^  bcfirebt,  in  bem 
©tubium  ber  SBBiffenfd^aft  bie  alten  bewäl^rten 
©a^ungen  beS  OrbenS  }ur  ©eltung  gu  bringen. 


S)abei  Derbr  er  baS  praftifd^e  (Element  nie  ata 
bem  Suge,  wie  benn  aud^  bie  3Rt^xi(äjil  feinet 
©d^riften  praftifd^e  3^^!^  verfolgte  unb  auf  bie 
Sebürfnijfe  ber  3eit  SlüdCfid^t  nal^m.  9Hd^t  lange 
lonnte  9liber  baS  tl^eologtfd^e  Sel^ramt  in  äBien 
verwalten,  ©eine  OrbenSbrüber  in  92ümberg 
Ratten  il^n  nömlid^  )u  il^rem  $rior  erwöl^It,  unb 
92iber  entfagte  feinem  Se|rftu]^Ie  am  ©d^Iuffe  befi 
©d^uQal^reS  1427,  ba  eS  galt,  im  92ämberget 
Sonoente,  ber  einer  ber  bebeutenbflen  ber  beutfd^en 
OrbenSproviu)  war,  bie  von  bem  ©eneralmagiftet 
Sta^munbuS  von  Sapua  eingeführte  ftrenge  Ob« 
fervan^  ^u  erl^alten  unb  von  ba  auS  in  anbete 
Konvente  ein^ufül^ren.  3m  3. 1428  reformirte  et 
in  9lümberg  unter  ben  9ugen  beS  ©enerolmagi- 
fterS  Sartl^oIomäuS  SepriuS  ben  tJftouenconvent 
^ur  1^1.  ffatl^arina  unb  begleitete  ]()ierauf  ben  ffit 
bie  OrbenSreform  begeifterten  ©eneralmagifter  ouf 
feiner  SSifttationSretfe  burd^  bie  beutfd^e  Orbend« 
proviti}.  Se^eriuS  fd^ö^te  9tiberS  Sifer  unb  Um- 
fid^t  im  Steformwerle  fo  l^od^,  ba|  er  il^n  )um 
Sicar  aller  reformirten  fflöfter  ber  beutfdjen  Dt- 
benSprovin^  ernannte.  93on  nun  an  befd^öftigte  ftd^ 
SWiber  in  SQSort,  ©d^rift  unb  ^ai  mit  ber  Slefotm 
feines  OrbenS  bis  an  fein  SebenSenbe^  unb  eS  ge- 
lang il^m  aud^,  eine  Sln^al^l  fflöfter  }ur  ftrengen  Ob« 
fervans  jurüdsufül^ren.  Ueberbaupt  mad^t  feinSmt 
als  Sicar  aKer  reformirten  Jtlöfter  ber  beutfd^ 
^rovinj  bie  ^nnal^me  fel^r  wal^rf d^einlid^,  bog  er  cm 
aflen  in  bie  3Q)^te  1429—1431  faflenben  Äloftet- 
reformationen  in2)eutf d^lanb  betl^eiligt  war.  ©ebte 
reformatorifd^e  Sl^ätigfeit  erftredtte  ftd^  inbeg  aud^ 
auf  Konvente  anberer  Orben ;  man  wanbte  ^  an 
il^n,  ber  als  gewanbter  unb  fluger  9ief ormator  6e« 
lannt  war,  wenn  eS  fid^  um  bie  Sleform  irgenb 
eines  JllofterS  ober  um  bie  Stegelung  anberer  wt4« 
tiger  OrbenSangelegenl^eiten  fanbelte.  2)enn  bei 
aller  Snl^önglid^feit  an  ben  eigenen  Orben  Der« 
ad^tete  er  bie  anberen  Orben  unb  il^re  SRitglieber 
nid^t,  fonbem  lieg  il^nen  vollfommene  ®ered^tig« 
feit  wiberfal^ren.  ^ud^  ber  Steform  beS  SBeltcletuS, 
bereu  groge  ©d^wierigfeit  er  rid^tig  erlannte, 
fd^enfte  SRiber  feine  9lufmerffamfeit  unb  Sfürfotge^ 
foweit  es  feine  Jhöfte  unb  SerufSfienung  il^m  et« 
möglid^ten.  fjfür  fte  wirfte  er  ^auptfäd^lid^  butc^ 
feine  ©d^riften,  fobann  aud^  burd^  feine  ^rebigten 
unb  feine  Zl^ötigfeit  in  ber  SSerwaltung  beS  $htg- 
facramenteS.  Sine  allgemeine  Steformation  bet 
fiird^e  an  §aupt  unb  ^liebem,  weld^e  bie  $ro« 
gramme  ber  Koncilien  im  15.  Sal^rl^unbert  fot» 
berten,  unb  an  weld^er  einige  ^äpfte  unb  ^ervot« 
ragenbe  SKänner  gearbeitet,  l^ielt  SWbet  für  ptol« 
tif ^  unburd^fü^rbar ;  feine  Krfal^rung  fül^rte  iJpn, 
3U  ber  Ueber^eugung ,  bog  nur  eine  particulöte 
Seform  ber  Äird^e  in  vielen  ©täuben  unb  Orben 
möglid^  fei.  2)enn  eS  fel^le  einmal  ber  gute  äBUIe 
ber  Untergebenen;  fobann  biete  bie  böfe  ©eftnnung 
ber  ?pralaten  ein  §inbemig ;  enblid^  fei  eS  für  bie 
3luSerwä]^lten  ©otteS  von  Slu^en,  burd(|  bie  S5et- 
folgungen  von  ©eiten  ber  93öfen  geprüft  ju  wer- 
ben. 9lad^bem  in  bem  SaSlet  Konvente  oie  Sie« 


M 


9?iber. 


346 


form  fflricr  tneten  Sd^iDierigf eiten  unb  lattgbauem- 
taiMmpf^  butd^efül^tt  iDorbeniDar,  iiBemal^m 
Säkr  bitf  ^nomtamt  in  bemfelben  unb  »ibmete 
nm  isnäd^p  feine  ^uptt^tigfeit  bcm  eben  er« 
ajfncten  eoncil  Don  Sofel  (1431).    2)a  feine 
flbmtHiffe  unb  (Seff^öftftgenKntbtl^eit  allgemein  ge- 
f(|ä|t  nmtben,  t»emenbete  man  il^n  gu  ben  »id^ 
tqj&B  SnfgoJtoi,  unb  ec  gel^ötte  löngere  3^tt 
ioibni^  iu  ben  l^onogenbfien  SRitgliebetn  bet 
Sauer  S^nobe.  9Hber  l^ieU,  mie  f  o  93iele  in  ba- 
woüxffx  Seit,  eine  S^nobe  ffir  unumgönglid^  notl^* 
Knbig  unb  l^offte  Don  il^r,  ba  jie  in  S)eutf^Iatü) 
o^otten  xmxAt,  qcofyn  Segen  aerobe  für  biefeS 
8nib.  S)e^^  mar  er  bemül^t  äntereffe  für  bad 
(oncil  jn  »cden,  unb  nal^m  an  allen  t)orbereitenben 
Ideu  ber  fporlid^  oerfamnteUen  SoncilSböter  t^eil, 
\fidi  au4  bie  ^rebigt  bei  ber  feierlichen  (Eröffnung 
OB  27.  SKüi  im  2)om  )u  Safel  unb  röumte  fein 
fll0^  bem  Soncil  ju  beffen  Seratl^ungen  ein. 
Sobonn  (nebigte  er  im  auftrage  bed  pöj^fßid^en 
£egatni  SarbinalS  Julian  baS  ftreuj  gegen  bie 
Qnfiten  unb  reifite  ald  Segat  beS  SondlS  nad^  ber 
Sti^Ioge  beS  ihceujl^ered  bei  Sau^  mit  bem 
Sißerrienfer  Sol^onned  t)on  (Belnl^auf  en  }u  einigen 
ben  fetifiten  benachbarten  fjürften,  um  fie  in  tl^rer 
Srgmn^  nnb  Siebe  }ur  tdtl^olifd^en  fttr^e  ju 
bcffofrn  nnb  }u  befHmmen,  feine  SSertröge  mit 
Mcfen  gfeinben  abjufd^Iie^en.  9m  28.  9tot)ember 
tnt  er  btcfe  Sefanbtfd^aft  an ;  fie  mar  überall  t)on 
bcßcn  Srfolge  begleitet.   9u4  gelang  ed  feiner 
nmfid^  unb  Z^tlraft,  bie  Söl^men  gemö|  bem 
Sinlobmigdfil^niben  oer  Sonciföt)öter  gur  Sl^eil- 
«o^mc  Ott  ber  ffird^euDerfammlung  gu  bemegen. 
Sm  4.  SKumar  1433  trafen  bie  böl^mifd^en  3I6> 
gcorimcten  in  9afel  ein,  mo  na^  langen  SSer^onb» 
brngcn  unb  Seratl^ungen  eht  SSerglei^,  bie  f ogen. 
Präger  Sompactaten,  ju  @tanbe  fam  (f.  b.  ^rt. 
Öufiten  VI,  498).    9u^  an  ben  naci^fotgenben 
Ser^atiblungen  mit  ben  93ö]^men  na^m  9iiber 
firtt^l;  er  mar  bei  ber  Herten  ©efanbtfci^aft  (im 
3a^  1434),  meldte  auf  bem  SReid^Stage  ju  StegenS* 
bürg  in  Sachen  ber  Union  t^ötig  mar.  $on  SRe» 
gmiburg  fe^e  9tiber  nid^t  mel^r  nad^  S3afel  gu» 
rnif ^  f onbem  begab  ftd^  na^  SBien,  um  bie  SReform 
ber  öfterreid^ifd^en  fflöfier  l^erbeigufül^ren.    2)en 
üxiteren  Serl^nblungen  beS  SoncilS  mit  ben  9301^» 
aes  blieb  er  be^megen  nid^t  ferne  unb  freute  fi^, 
als  biefelben  enblid^  im  %  1436  einen  glüdtlic^en 
Sbic^Iu^  fanben  unb  bie  Union  Dom  Soncit  be- 
stätigt nnb  Don  ^apft  Sugen  gutgel^ei^en  mürbe; 
er  übcrf^ä^e  aber  baS  SRefuItat  ber  langmierigen 
9er(KnibIungen  feineSmegS  unb  flagte,  ba|  ba§ 
^cner,  meldfied  fd^on  fo  lange  angegünbet,  nod^  nid^t 
gan)  eriofd^  fei.  aerobe  burd^  feine  Sl^ötigfeit 
in  SBieberDereinigung  ber  ^uftten  mit  ber  ffird^e 
MX  39ibcr  in  jene  ^ngelegenl^eit  beS  SoncilS  oer« 
BciMt,  melc^  für  $apfi  Sugen  ein  ©runb  ge- 
nfen.  bofifelbe  aufgulöfen.  @r  l^atte  iebod^  feine 
Qötigfdt  ald  Segat  bed  Concild  an  bie  ^uftten 
Bkmommen,  el^  bie  9tad^rid^t  Don  ber  Suflöfung 
Bo^  Safel  gelangt  mar^  unb  er  ooüfü^rte  fte  in 


ber  befien  Sbftd^t,  um  bie  jf ird^e  unb  fein  SSater- 
lanb  t)or  meiterem  Unglüdfe  }u  bemal^ren  unb  fo 
oiele  @eelen  au8  bem  ärrtl^um  gu  retten.  918  er 
ffenntni^  oon  ber  9lufI5fung  beS  SoncitS  erlangte, 
mar  er  für  bie  f$fortfe|ung  bedfelben  unb  fuc^te 
burd^  feine  S3ttten,  IBorflellungen  unb  SJlelbungen 
bie  SSöter  beS  SoncilS  }u  bemegen,  gegen  ben  äBtUen 
beS  $a))fie8  bie  @9nobe  f  ort^ufe^n.  OI)ne  3meifel 
leitete  il^n  bie  C^offnung,  ba|  ber  $a))ft  bie  fjort« 
fe|ung  bed  SoncilS  geftatten  mürbe,  menn  er  über 
bie  |)ufitengefal^r  unb  ben  traurigen  3ufianb  ber 
ftir^e  2)eutfd^Ianb8  rid^tig  belehrt  fein  merbe, 
unb  l^ierin  l^atte  er  fid^  nid^t  getöufd^t.  918  $apft 
Sugen  lY.  bie  9b^altung  be8  SonciI8  in  IBafel  }u* 
geftanb,  l^ielt  er  treu  }u  biefem,  unb  aI8  bad  Soncil 
anfing,  feine  eigenen  93a]^nen  }u  gelten,  nal^m  er 
feinen  if^txl  mel^r  an  bemfelben,  lieg  fogar  }u* 
Ie|t  nod^  ben  S^nobalen  bie  Sl^ore  feines  ff lofterS 
fd^tiegen.  2)aburd^  gog  er  fid^  l^arte  93erf olgungen 
gu.  ©tanbbaft  ertrug  er  biefelben  unb  begab  fid^ 
nad^  äBien,  um  an  ber  Unioetfitöt  ba8  öffentlid^e 
Sel^ramt  aI8  $rofeffor  ber  S^eologie  mieber  }u 
übemebmen.  3m  3.  1436  ermä^Ite  bie  tbeolo- 
gifd^e  gfacultöt  ben  oerbienftoollen  SJiann  gmeimol 
gu  tbrem  2)ecan,  um  il^rer  fifteube  9u8brud!  }u 
oerleiben,  „bie  3^erbe''  ber  Unioerptät  mieber 
actit)  in  il^rer  9Jlitte  }u  l^aben.  9Ud^t  lange  mel^r 
foUte  inbeg  9liber  ber  Unioerfltät  angel^ören;  bie 
fortmö^renben  arbeiten,  bie  aufreibenben  9n« 
trengungen  ber  legten  Saläre,  bie  traurigen  @r« 
abrungen,  ba8  fjfeblfd^lagen  fo  oieler  Hoffnungen 
unb  bittere  SSerfoIgungen  befd^Ieunigten  feinen 
%oi,  3m  3. 1438  oertieg  er  äßien,  um  in  bem 
@d^meftemcont)ent  }u  Solmar  bie  regulöre  Ob» 
feroanj  einjufül^rcn;  \)m  ereilte  i^n  ber  lob 
am  13.  9uguft  1438.  3n  ber  fllofterfird^e,  üor 
bcm  §od^altare,  an  ber  ©eite  feine§  oormnligen 
@eneralmagifter8  äia^munbuS  Don  Sa))ua  berei« 
teten  i^m  feine  traucmben  SWitbrüber  bie  Ic|tc 
SRul^cftätte. 

Obgleid^  9Uber  mä^renb  feines  nid^t  fel^r  langen 
SebenS  mit  ben  oerf^iebenften  ©efd^äftcn,  ^um 
Jl^cil  fel^r  mid^tiger  unb  fd^micrigcr  9lrt,  betraut 
mar,  l^at  er  bennod^  eine  ftattlid^e  Seilte  ©d^riften 
l&interloffcn  unb  unter  biefcn  einige  öon  bebeuten« 
bem  Umfange.  —  I.  S)er  erfte  SRang  unter  feinen 
SBcrfen  gebührt  bem  Formicarius  (9mcifenbud^), 
meld^er  eigentlid^  ba8  SBerf  foft  feines  gonjen 
fiebcnS  mor.  6§  ift  ein  an  ©fr.  6, 6  angefnüf fter, 
bem  Apiarius  beS  ^ijoma^  Don  93rabant  nad^> 
gcbilbetcr  ©iolog  ^mifd^en  einem  Xl^cologcn  unb 
einem  „^iger",  morin  SBciSl^eit  burd^  ßrörtcrung 
unb  ßrjäl^lung  geleiert  merben  foü  unb  bcmna(| 
febr  öiele  Seiträge  jur  bamaligen  3cit=  unb  ©itten= 
gcfd^id^te  entl^olten  finb.  ÜJlanufcriptc  bcfinben  fid^ 
in  SBien,  Safel,  5Wünd^en  unb  aßtcSbaben.  ©cd^S« 
mal  morb  eS  unter  öerfd^iebenen  Xiteln  ebirt.  SDie 
jmci  erften  Sbitioncn  fmb  SncunabelouSgaben 
ß.  a.  et  1.;  fobann  erfd^ien  eS  ju  ©tragburg  1517, 
au  5Pari§  1519,  gu  S)ouQi  1602  unb  ju  §elm- 
ftöbt  1692. 


847 


9lieberaltad^. 


348 


II.SroerfemorQlif(I^CTi3Ti^aItc8:l.Prae- 
ct'ptorium  divinae  legis  i.  e.  Tractatus  de 
decom  praecoptis,  erfc^ien  nad)  ^ain  in  17  ^u§' 
gaben  Dor  1500,  »oDon  fe^S  fd^on  in  bie  Sa^re 
Dor  1472  fallen,  ein  fe^r  bebeutenbeS,  l^od^gefc^ö^teS 
SRoraltDerf.  2.  Tractatus  de  contractibus  mer- 
catonim,  »obon  ^ain  8  Shtcunabelau^gaben  bor 
1500  fennt.  8.  Consolatorium  timoratae  con- 
scientiae,  bad  in  7  ^ludgaben  Dor  1500  erfd^ien ; 
in  SHoni  marb  eS  1604  gebrudt.  4.  De  morali 
lepra,  ein  opusculum,  bnS  t)or  1500  in  6  (Sbt- 
tionen  erfd^ien.  5.  Manuale  confessorum  ad 
instruoüouem  spiritualium  pastorum,  ein  t)iel" 
gefudjited,  foftbarcS  SSierf,  Don  meld^em  gal^Ireid^e 
^anbfd^rlften  esiftiren,  unb  baS  Dor  1500  jmölf« 
nml  flebrudft  mürbe. 

[II.  SBerfe  aScetifd^en^nl^alted:  l.SSier- 
unbjiDansig  gulbin  l^arfen  Italien  ben  nöd^ften  SBeg 
5unt  .s);)immel  (bad  einzige  gebrudte  ^liber^fd^e  Sßerf, 
\oM)t^  in  beutf(j^er  @prad^e  gefd^rieben  ift).  $ain 
fennt  9  ßbitioucn  Dor  1500;  ed  ift  eine  ganj  freie 
Seorbeitnng  berSoUationen  Saffians.  2.Dispo8i- 
toriun)  nioriondi,  ein  Sßerld^en,  bad  nid^t  f o  Diele 
'^ludgaben  erlebte;  nur  jrnei  finb  befonnt.  3.  Alpha- 
botum  divini  amoris,  ein  Sßcrf,  bad  man  mit  Un- 
ied)t  (Serf  on  jugefdbrieben^  ein  l^enlid^ed  S^s^rcitien* 
büd)Iein.  4.  De  modo  bene  vivendi,  bad  man 
aud^  unter  ben  Sl^erfen  bed  1^1.  ^enil^arb  finbet,  je^t 
aber  aOgemein  9iiber  ^ufprid^t.  5.  De  reforma- 
tione  roligiosorum,  moDon  ^xoti  Srudfaudgaben 
betount  fmb.  ^arid  1512  unb  9lntmerpen  1611, 
ein  opus  praeclorum  —  dootrina  et  mirabili 
piotate  refertum.  'iloä^  nicbt  gebrudft  ftnb :  6.  De 
paupertate  perfecta;  7.  De  vigore  consue- 
tudinis  et  disponsatione  canonica ;  8.  De  sae- 
oulariuiu  religionibus ;  9.  De  abstinentia  esus 
oarnium;  10.  Locus  de  restitutione  famae. 
Jterner  werben  nod)  ald  9Berfe  9iiberä  angeführt : 
Ta^  '^ud)  Don  bem  loabren  unb  falfdben  "äbel  unb 
Spiegel  ber  $ottrommenbeit  leteiU);  Reguläres 
Ordinis  S.  Bonodioti  unb  Kogulae  beno  vi- 
vendi prv>  omni  statu  i^Codex  VI  u.  XXI  ber 
l>uiin5er  ^JraMbiMioibcD. 

lY.  'i'rebigten.  "Jeu  oft  an  ibn  geridbteten 
bringenben  'Eilten .   ..bie  jablreidben  i^rebigten,  I 
bie  er  gebülten.  fd)rifUid)  bem  ^uNcnfen  ^u  iet«  I 
nem  unb  "Snberer  'Jiu^en  ju  üN^rltercm",  ent« ; 
f;Ha£b  Wbcr  blofe  tbeiln?eite  unb  bititcrliefe  nur:, 
1.  'i^rebigten  über  bie  l?pifteln  ber  3onmage;| 
-.  i^rc^iiiren  üNrr  bie  ^?W!:c:cl:en ;  S.  *^.^re^ti;:en  : 
*:ir  bie  (tu'tenutt :  4.  i'rcMcUen  cur  (>eilu:e ; 
obre  ^nc:abe  be4  Cri«4  unb  OaI3r^J  ^cr  ^^:t^.''^ : 
ertcbienen  ne  in  5  ^u4ocN*n.  ron  1479 — 14S1  i 
in  J>  ^tt^^iatea.  ^lur  fc^ln^♦d;n^:l:  A  ^;^^  rcrtor.NT. : 
i^bigten  über  i^iah»:  \v:::tn:i::r.JL.  i:^c^l>I::•.»n 
i>is:me-*i:i:r.  ülrer  l'»:nvr:en  ar.>  ^:e  'l^n:^:^:::: 
.:^e^  :^;e  5et!t  \?>e^,'':e  u^^  ^:e  neben  ^ccTwT.c:::? 
:;^^  •:::^enr  vÄe::e!t•:i:^^e  -  ^c^e;.  ctc»\trieN:r.  1474 
:m  ¥e»i5e  >c4 1J';:ner*  i\:v.f  >u  iiV:§^.^c^:•:?  , 

V.  ^j.:t.^::Ȋ<  iScrJe.  l.  Cor-mencarius 
iu  lY  übnNs  ScawnriArum,  nur  rrör  Ti*::» 


Rauben;  aud^  iDirb  il^m  2.  ein  Compendinm 
theologiae  }ugef daneben;  8.  Liber  contra The- 
sim  Hussitarum  in  Bohemia  degentium. 

^u^erbem  befi^en  mir  bon  9liber  nod^  YL  eine 
Slnjal^I  SSrief e,  bie  er  H^eild  an  bie  93ö^men,  tl^ 
an  einige  äJöter  bed  Soncild,  t^eild  an  fdmmtlid^ 
@9nobaIen  t)on  S3afel  rid^tete.  @ie  finb  för  bie 
©efd^id^te  bief ed  Soncild,  für  bie  Seurtl^eilung  bed 
SSerl^attend  ber  m^yxtn  aud  9liberd  Sl^ötigldt 
t)on  groger  äBid^tigfeit.  96gebrudft  finben  fte  ft^  in 
Monum.  Conciliorum  General,  saec.  XV.  Conc. 
Basil.  Scriptt.  I,  Vindobonae  1857.  (Sgl. 
Quetif  et  Echard,  Scriptores  0.  Praed.  I, 
792  sqq.  U,  822;  Apfalterer,  Scriptores  an- 
tiquiss.  et  celeberr.  univers.  Viennensis  I, 
Viennae  1741,  112 sqq.;  Colvenerius,  J.  Ni- 
deri  Formicarius,  Duaci  1602 ;  P.  F.  Steill, 
Ord.  Praed.  Ephemerides  Dominicono-Sacrae 
n,  Dilling.  1692,  280  sqq. ;  Touren,  Histoire 
des  hommes  illustres  de  l'ordre  de  St.  Domi- 
nique m,  Paris  1746,  218  ss.;  3of.  9ii#ad&, 
©ejd^id^te  ber  SBiener  Unit)erfttöt  im  erften  3a(r- 
^unbert  i^red  93efte^end  I,  äBien  1865^  446 ff.; 
R,  @d^ieler,  9Jlagifter  2^ol^anned  9iiber  aud  bem 
Orben  ber  $rebiger>93rüber.  Sin  Seitrag  gut 
ffird^engefd^i^te  bed  15.  äa^rl^unbertd,  SRainj 
1885.)  [©d&ieler.] 

^iebttatta^  el^emalige  Senebictinerabtei  an 
ber  S)onau,  im  Sidt^um  $affau,  ftammte  auS  bcx 
erften  3^  ber  Sl^rifHaniftrung  SDeutfd^Idnbd. 
^Q%  in  Saiumarien  neu  gepflangte  Sl^riftentl^nuR 
mu$te  bur^  ^ierard^ifd^e  Orbnung  ebenfo  loie 
burdb  flöfterlid^e  Stiftungen  befeftigtmerben.  SDer 
bl.  Sonifag  mar  in  biefer  le^tem  Se^ie^ung  nic^t 
minber  t^tig  atd  in  erflerer.  ffaum  maren  bie 
Siöcefen  georbnet,  fo  ging  er  an  bie  Srrid^tung 
neuer  JJlöfter.  Cbne  S^tx^^l  gef^al^  ed  auf  feine 
^nregung^  bag  ^r5og  Catilo  in  ber  3läbt  feiner 
ißfal)  Cfterbofen  an  einem  Sttmaffer  (iütQfyi) 
ber  ^onau  eine  größere  9iieber!affung  für  SUn^e 
5u  grünben  befd)lo|.  S^er  ^jog  felbft,  feine  ®t* 
mablin  oilbetni^,  ber^bel  jiener@egenb  unb  bie 
'Siinifterialen  beftimmten  bi^^  reid^e  gfunba« 
tioncn.  ?er  bL  Sonifa)  b^^tte  nod^  feine  genügenbe 
3abl  f  on  1^1  oncben :  baber  menbete  man  fic^  an  ^if 
min  aud  dteicbenau.  unb  ed  5ogen  741  auf  9norb- 
nung  bed  $^if:t:ofd  öe^bo  Don  Strasburg^  ber  an 
^Mrmind  ereile  aucb  ^bt  oon  3ieid)enau  mar^  t)on 
bort  12  i^Joncbe  unter  bem  ^bie  ßberdmtnb  mit 
SrliiubniB  ^ed  §ürnen  l^irin  in  bad  ^Ronritiu»- 
r.ofter  \VL  ai:.:d?.  *ld  Äarl  Der  ®roBe  SBapem 
übernahm,  musre  «lud)  ^bc  Urolf  nodbrneifen.  met 
4e4  ^er  S^rts  ^lti:±4  ^"et  unb  mcber  er  fiamme^ 
dbnlicb  !r:f  ^t*cbcf  ilm  con  Saljburg.  3)ad 
V?»ü:errer5c:±n:5  ir  ur.d  ^uri  Äbr  öermann  über- 
lief:: (i:t  Mon.  Boioa  XI.  Monach.  1771, 
lo^qq.  le:^e:  'e-::  ü':::e:tc»:iit^e^ru£!t^.  S^aroud 
e:»:ct:  aicn.  ^c$  ^c4  vingt  ÄLw  füx  mehrere 
Äiricr.  15-4  Yu-i'j»i:n^  J^rlbcA.  SSofleid- 
\*r  5*?e■ier.^er^'  vr:«n  xasie  und  im  9bNcb- 
Tcl^e  ;it  ^ÄuerNiii  •el>»t  'cfeL'n  eine  ^eUmie  mit 


S49 


^xthtxaliad). 


850 


flirre  angelegt  l^tte,  um  bie  Sultur  toeiter  t)or- 

fMitbiiL  Salb  tondfi  ixt  3q^I  ber  Sultur«  unb 

fnllndpätten^  bie  ju  isHiaä^  gel^örten,  tDte  SaKing, 

tn#eig,  ffttd^borf,  9u6er-  unb  ^nneraeU,  @t. 

CüwcHb,  Stella  u.  f.  f.  92i^t  mtnber  na^m  bie 

jati  ber  9lön(^e  lu,  \o  ba^  bereits  um  753  naä) 

ScRobrunn  ein  Sbt  3Ifung,  777  nad^  JhemS» 

odinper  ein  W>i  Sfoter  mit  12  SDlönd^en  gefenbet 

Mrbm  tonnte.  SaS  93er6rüberung§6ud^  Don  9tet- 

iftnaa  (ed.  Piper,  Mon.  Germ.  hist.  Lib.  con- 

fratemitatum  184  sqq.)  gibt  Sinfid^t  in  ben 

^'onalftanb  unter  Urolf.  S§  mu^  olfo  für  ba§ 

i\ßfttt  felbft  fomo^I  n)ie  für  bie  oielen  baoon  ob* 

tangigen  Seelforgepoften  unb  beren  SIeruS  eine 

64nle  (ter  bejtanben  l^aben,  beren  (i^elel^rfamfeit 

man  gerobe  nic^t  nad^  bem  indiculus  Urolfi  ju 

kurt^eilen  brauet. 

Sie  9ebte  nahmen  an  ben  öffentlid^en  $er- 
^onblungen  bed  SanbeS  unb  SReid^ed  Sl^eil.  S§  er« 
^vat  ber  9bt  SberSttinb  o.  762  au  SlttiguQ  in 
B«6er  SSerfammlung,  ber  2.  %bi,  SHJoIfbcrt,  c.  770 
anf  ber  Spnobe  )u  $ingoIfing,  ber  3.  ^bt,  Urolf, 
auf  l>en  @Qnoben  )u  SRegenSburg  796,  ju  SReiS" 
badi  799,  )u  9It5tting  806,  ju  Salzburg  807,  ber 
4.  %ht  XiutpaO),  828  bei  ben  SSerbanblungen  au 
Crgolbing.  £er  5.  W)i,  (Boabolb,  niar  an^  ftonaler 
bcd  Pönig9  Subttig  beS  S)eutfdten  unb  93ii^of 
um  aBurjburg  (842—855);  ber  6.  2lbt,  Otgor, 
tsnamt  865  als  episcopus  vocatus  (Mon.  Boica 
n,  123,  DieOeic^t  oon  Sid^ftött)  oor,  barf  jebo^ 
m^t  mit  bem  Srjbifd^of  Otgor  Don  ÜRoin)  (826 
Bis  847)  tKitDec^felt  merben,  toie  ed  bei  P.  fiadtner 
(Memoriale,  seu  Altachae  inferioris  memo- 
ria saperstes,  Passaviae  1779,  30)  unb  Ru- 
beren gefd^ie^t.    2:ro|  beS  bereits  anfel^nltd^en 
9e{t)Kft  nnirbe  auf  ber  S3er[amm(ung  m  ^ac^en 
817  aita^  in  bie  ameiteÄlaffe  ber  Ätöfter  ge= 
ftdlt,  fo  bafe  eS  nur  ftriegsfteuem  ju  jal^lcn, 
ober   feine  Srupt^en  au  ftefien  l^atte  unb  Don 
Xegemfee  unb  äRonbfee  übertroffen  mürbe.  — 
£a§  SkrbrüberungSbud^  Don  SReic^enau  ermahnt 
TLDd^  einen  W)i  92iao,  Don  bem  fonft  feine  @pur 
oorfommL  Sd  fc^eint  nad^  Otgar  bie  jf lofterorb« 
inmg  f^nnrnfenb  gemorben  unb  fc^on  bamols  ber 
Sommenbeauflanb  eingetreten  au  fein  (Dgt.  Mon. 
Boica  XI,  125  sqq.),  ba  fein  regulärer  ^bt  mel^r 
genannt  mirb  unb  bie  f$fürften  unb  SSögte  am 
fttoflergute  SBiüfür  übten.  S)te^  bauerte  bi§  über 
bie  Ungomaüge  l^inauS,  mö^renb  melc^er  3eit  ein 
fold^  Shiin  eintrat,  ba|  ftatt  ber  3Rönd^e  nur  mel^r 
einige  gemeinfam  lebenbe  SBeltpriefter  (canonici) 
lot^bürftig  bim  (Sottedbienfi  beforgten.  S)amQl§ 
botte  Srabifd^of  f$friebrid^  Don  Sataburg  (958  bi§ 
991)  bie  Commenbe  %Itad^  inne;  er  lie^  einem 
inngen  begabten  Sanonif  er,  ®  ottbarb  Don  SReid}er3» 
boif,  ber  aur  ffird^e  be§  f)l  Wantiim^  gehörte, 
cmc  f^b^m  SuSbilbung  au  Sl^eil  merben.  Unter 
bem  einffuffe  ber  93ifd^5fe  @t.  SBoIfgang  Don 
IkgenSburg  unb  $ilgrim  Don  $af[au,  fomie  be§ 
6mog9  ^einrid^  IL  Don  SBnqem  gelang  eS,  bie 
Klopenegel  in  9Itad^  990  mieberl^eraufteUen,  unb 


bereits  997  iDurbe  ©ottl^arb  ber  2.  W>i  in  ber  neuen 
9teibe,  bie  nun  big  1803  ununterbrod^en  bauerte. 
lieber  bed  ffi.  ©ottborb  reformatorifd^ed  Sßirfen 
als  jflofterobem  unb  feine  bod^gepriefene  S^ötig* 
feit  alö  Sifd^ofö  Don  C)ilbe8beim  (1022—1038) 
fiebe  oben  S5b.  V,  936  ff.  gr  gemonn  bem  ftlofter 
mieber  Diel  Don  bem  aerftreuten  @ute,  Dermebrte 
ba§felbe  unb  fid^erte  ben  ^eft^ftanb.  %xä^  er  brad^te 
bie  @d^ufe  au  neuer  93Iüte,  bilbete  ben  jungen 
©rafen  ©üntber  Don  ©d^maraburg  au  einem  ^ei» 
ligen  l^eran  unb  eraog  unter  Slnberen  ben  ^bt 
@igimar  Don  JfremSmünfter,  Sanb))ert,  3Ibt  Don 
Dftrott)  (in  SSöbmcn),  ÜJleginbarb,  ^bt  Don  SreD» 
nom,  SBenaeSlauS,  9bt  Don  fieon,f^öter  Don  ^ttad^, 
bie  %ebte  Sßolfram,  9tatmunb  (©ottbarbS  !Re[fen), 
SRed^min,  bann  einen  anbem  SBoIfram,  9bt  Don 
Dlfiod^,  ffäter  Sifd^of  Don  SreDifo  (1065  bis 
1070) ;  befonberS  aber  flammte  au§  ber  @d^ule 
bed  bl.  ©ottbarb  ber  ajlönd^  SRibber,  ein  fo  tü(b- 
tiger  9){ann,  bog  ffaifer  jf  onrab  II.,  mabrfd^einlid^ 
1030  bei  feinem  ^ufentbalte  in  ^Itacb,  i^n  mit 
fid^  nal^m  unb  ibn  auerft  aunt  %Ut  in  fieon  bei 
SreScia,  bann  1038  aum  ^bte  Don  aJlonte  gaf» 
ftno  erbob,  meil  er  ibn  für  tauglid^  erad^tete,  ben 
überaus  f^mierigen  SSerbältniffen  bort  abaubelfen 
(Dgl.  Mon.  Germ.  hist.  Scriptt.  VII,  671  sqq.; 
XX,  793).  Unter  unb  mit  «bt  SBaltber  (c.  1070 
bi§  1090)  gebieb  eine  anbere  $erle  in  9lltadb  aur 
fcbönften  (SntmidFIung;  eS  mar  Siemo  Don  SOfeb* 
iing,  ein  ebenfo  funftfertiger  unb  gelebrter  al§ 
bemütl^iger  SRönd^.  Sr  mürbe  1079  aum  Sbte  in 
@t.  $eter  au  @alaburg  gemäbtt,  mugte,  Don  ben 
©egnem  Dertrieben,  mand^ed  ^df)x  in  ber  f$frembe 
au  §irfau  unb  2lbmont  leben,  marb  1090  auf  ben 
eramfd^öfüdben  @tubl  Don  @alaburg  erboben  unb 
ftarb  1101  auf  einem  ffreuaauge  unter  bem  2Rorb« 
[table  ber  ©aracencn. 

m>i  ff  onrab  erbicit  1 148  Dom  ^opfte  gugcn  IH. 
eine  33eftättgung§urfunbe  über  minbcften§  42  ff  ir« 
d^en,  meldte  bamalS  Don  Slltacb  abbingen  (Mon. 
Boica  XI,  163);  i^reSabl  ift  icbod&  nid^t  DoOftän- 
big,  ba  bie  ff  ird^en  5Imbrudf,  ©t.  OSmalb,  3ttJic|cI 
u.  f.  f.  barin  nod^  nid^t  Dorfommen.  Um  jene  3cit 
erlitt  baS  fflofter,  meld^eS  bis  babin  alS  rei^S- 
unmittelbar  galt,  eine  ©d^mälerung  feiner  f  oU« 
tifd^cn  SRed^te.  ®er  bifd^öflid^e  ©tul^l  Don  Bam- 
berg befa^  in  ber^löbeDon^Itad^gro^eSeftlungen, 
namcntli^  Dfterbofen.  Um  nun  biefen  ©tubl  für 
ermiefene  ©ienfte  an  bclobnen  unb  beffcn  (Slana 
au  erböben,  nal^m  ffaifer  i^riebrid^  I.  1152  bem 
fflofter  feine  Stellung  unter  ben  SReid^Sfreien  unb 
unterwarf  eS  politifd^  bem  ©tuble  Don  33amberg, 
f 0  bafe  beff en  Sifd^of  binf  ort  alle  SRcd^te  be§  ff  lofterS 
im  SReid^e  au  Dertreten  batte.  3um  Srfa^e  bafür 
burfte  ber  %hi  Don  Slltad^,  menn  er  in  33ambcrg 
mar,  an  ber  redeten  ©eite  beS  33ifd^ofS  Dor  ben 
übrigen  Siebten  p^en,  mu^te  aber  bort  feine  Seftäti- 
gung  unb  SnDeftitur  bofen  unb  bie  biSber  bem 
9{eid^e  beaabtte  ©teuer  an  ben  Stfd^of  abliefern. 
S)ie  fird^Iid^e  ©tellung  beS  fflofterS  blieb  un» 
Deränbert,  bie  5lbtSmabI  frei,  baS  ffloftergut  un- 


3r,l  \:*::t:z::z±  852 

incerane:.  'o  "Ja^  xen:qf:cr*»  frn  sr-'^üri'jter  jl:±*  '"crrirn  wnaBie  @e|(^i(^te  fernes  fffoflerS.  Unter 
■firl  »nrtanö.  Xa§  ao^rie  ':^±vi^7i±t '^h  rr^ri  ''?r:en  Tu^folgent  ragt  befonberS  So^nn  Su}  Dmi 
Samäm  in*,  uäerrjq  sber  ::e2-T:cfane  m:*  .Ä:sinm:sJ:crf  beröor  (1619 — 1634).  ^romm 
hrajtn  'ici  Sccen.  xefÄe  ''.e  :crier  mi  ^'dcri  urL^  i€i£hn.  eiferte  er  fiir  StScipltn  unb@tubten. 
3r  ium  fiefei  :e5  k*jz^tz%.  ^<ttx  zr.  lier  ^u  :e'"er.  3-jnce  Src^efien  lie^  er  auf  ber  Unü)erfttät  Shtgol* 
24»aßrn  3r>^en  Janen.  2,'Jt  JUtit  tczü:^.  äier  '^ir"''n::tren,  unb  al§  bie  Senebictiner'UntDerfi« 
^He  ^f-T:i±inßen  ^u  üsicen  'ccL  Sni^'.ea  'jr.2  :i:  Salzburg  geplont  nmrbe,  gehörte  er  ju  ben 
üctnSe::.  rjs  :eni  ggneS.^Cr^en  18-^1.  I.  5^^.:  erren  uri5  rü^rigften  Seförberem  berfelboi  unb 
Mon-  'TernL  hiat.  äcriptt.  XVII.  S73  «*:q.i.  Tcr  au§  ben  bagrift^en  ^rolaten  bereu  erfler 
J/inrais  .^ui^e  aflmdlia  nan  :««  »•r.^aiert  Ä-t^ä  irres.  Siegrage  ber  CrbenSref  orm  griff  er  mit 
jTe  Scienrang  ^'Jceieraliacö" '  Aitaha  Liierior  r:Il£ai  gmfie  auf  unb  wottte  bie  SRegel  genau  ge« 
^eSnuifiiiifi  v-^  Itaer'c^ieö  ccn  Ivr,  uni  IIC-O  bellen  njinen.  (Jür  fici^  unb  ben  eifrigem  S^eil 
ler.^eren  itlzKx:  Cberalracb.  6ri  ca  zrX*  teai  »einer  9Jlön(^  beute  er  auf  bem  f)au3fteine  bei  ber 
iu*itrf<n  ier  Segner  j1242i  Deren  (Jrben.  Die  Snrel  Älrfier^etten,  um  in  3urä(fge}ogen]^eit  ber 
4^er^3ce  3on  Scsem,  bie  3B:ctet  erbtelten,  nnSe  IBetracbnxng  5u  leben,  ^reilic^  brod^te  er  baburd^ 
!d  SeT'e:.  'jnD  Die  il&ersalnnig  fie§  !lbte4  cenncnn  aui^  Un5ufriedenbeit  unb  Spaltung  unter  Ue  Sei« 
1242  — 127:3). ;;enaIteterc^3uetnernei:ei©L:n5«  nigen.  gfie  bie  fd^Dierige  Steform  feftere  @efialt 
jencce  Dc2  Criming^  grinnnigfeit  un5  frelebr« .  out  meölidjem  SSege  gewinnen  fonnte,  brod^  baS 
•ümfet:.  £ie  ftliner  3[swiclö,  Siburg,  et.  gmme«  UnbeilDeÄgcftnjebenfriegeafiberbaSfflofier^creiu: 
r^nx.  ^^bcrf,  f^ormbac^,  ÜKenen.  Cbeii:I:acb,  Die  meisten  SJlöncbe  nnzBten  in  fiebere  (Segenben 
']Eriil  xd^Iten  ficfe  ^ebte  au§  öermamis  üJiön*;  enrf.ieten;  ber  Sbt  felbft  ftorb  auf  ber  fflu^ 
cten ,  unb  no4  »fl^se  oerfpürte"  man  bie  •?iai4«  |  in  $ciiau. 

trtrfang  »eTner  S(^ule.  (Heber  2lbt  öermamt  f. '  3n3rDtfdjen  rourben  üon  üicien  jnöfiem ,  be- 
ö.  Urt.)  'Äbt  SSem^orb  fl289— 1317)  erbaute  »onr;er5  aegemfee  unb  St.  ©mmeram,  bie  SBe- 
mit  Dielen  iJcnen  au§  Cuaberiteinen  bie  m}(b  je^t  nrebungen  fortgefe^t,  burd^  jeitgema^e  Statuten 
f^tebenfie  ftird^e  mit  26  Altären,  ein  groBe§  impo*  unb  Srricbtung  einer  baprijd^en  ßongregoüan  baS 
fan:ei  33erf,  aelc^eS  ben  oft  genuiltigen  SS^oc^en  Crbensleben  unb  benSeftanb  ber  ftlö{ter  felbft  }u 
3er  Xonau  SSiberfianb  leiften  fonnte.  Unter  ilbt  femcen.  gine  gremtion  fürd^tenb,  l^ielten  aber 
Kuger  fonb  bonn '  1326)  bie  feierliübe  gintteibung  Die  SBi^'cbi:?«  Don  %a^a\x  bie  99enebictiner4n5{!er 
her  ftirtöe  ftott.  Die  fünfte  Äirc^raeibe  feir  (5r«;i^re4  Sprengel*  ab,  einer  ßongregotion  beiju» 
bauung  be§  ftfofters.  rnten.    üiacb  iorgfamer  Serat^ung  nmrben  für 

7\r{  Der  Äeformbewegung  be§  folgenben  3übr-  ^Itacb  in  30  ffopiteln  Statuten  aufgejtettt,  »eld^e, 
^unbertS  f(^(oB  fi(^  Sltac^  an  bie  ^lelfer  Cbier«  I  trexm  gut  eingebalten,  eine  entfpred^enbe  flöfter* 
san)  an,  xotify  trog  mancher  S(f:rcanfungen  nie  liebe  ?i§di7lin  unb  Crbnung  begrunben  fotmten 
qan)  erlcfc:^,  ii(^  »on  ba  aud^  in  anbere  bcnacb^  \  unb  iäbrlicb  bei  %\\fy  »orgelefen  hierben  follten. 
fecrreÄIcner  oerprlan^te  unb  nocb  bi§  beute  (\.  3?.  I  *^iidjpf  Secyclb  2iMibelm  öerppid^tete  1654  ben 


reini^nl  re(!^t  rsacfere  ^ebte,  rocicbe  für  ben  inncm  gationr^erbcinDe  ber  bagrifd^en  ftlöfler  l^inauS« 
rr/e  äuB*rn  jfieftanb  out  icrgten.  3u  i^ncn  jäblt  gcidboben  unb  mußte  bie  ftörenben  Umtriebe  unb 


on  [rrÄt  ne  \t%\  nocb  neben),  fonnte  aber  nur  ben  baus  war  ber  Sranb  Don  1671,  n)oburci6  ni^t 

fiir*c  ben  ärgncn  Schoben  litt,  fonbeni 

lictbcf  unb  boS  ^Irc^iö  üerloren  gingen. 

atalcge  Don  1611  (Cod.  Monacens. 
'3^c/n  ?yt\i  mut^DoII  unb  ccrüänbig  cntgccifn. '  lat.  1324)  enlcbt  man  einigcrmafeen,  toeld^er  SJer- 
lüä^TtTibberftirdöenc^rammlunginirienthfbrteiluft  an  JOanb?*riftcn  3U  bcflagen  War;  bofelbfl 
2lbt  ^^Qul  ryjmair.er  riooO— 1585)  ba»  Steuer-  werben  auf  413  §oliofeitcn  687  Codd.  manu- 
ruber  mit  f^fter  unb  neuerer  öanb ,  in  wcIAc  scripti  oufi^c^ählt. 

118  ^ßoDi^en  ifere  iCrofcB  nicbcrfecten.  t!Iu§  biefcr  5ic  ffircbe'crbicU  crft  burd^  ben  fel^r  üerbienfl- 
Zifyiit  flin(ien  nic^t  bloß  tüchtige  klebte  für  ^3lltücf)  üoUcn  "IXhi  Sioecio  inambcrger  (1700—1739)  rine 
fcert)or,  fonbem  a}x6:^  (Sleinf,  ÜJIetten,  -D^onbfce  arünbUAe.  wenn  oiidi  bcm  Öcjd^madfe  ber  bamolt« 


miniitraloten.  5lbt  5paul  ^interliefe  nebft  einem   hat  ben  S^mtbeil,  \><x%  bei  ben  pufigcn  gjrofeen 
in  jeber  Sejie^ung  gefegneten  ?lnbenfen  aud&  eine  Ucbevicbwemmuiigcn.  welche  bie  ff ird^enftü^ile  unter 


858 


9llcberlanbe. 


354 


Soffer  fe|en^  ber  ®ottedbten{l  auf  ben  Dielen  91« 
tdren  ber  ringsum  gel^enbenSmporen  fann  gel^alten 
»erben.  9iö(ere3  betid^tet  l^ierübet  bie  fieigige 
XrMt  Don  fforl  SRutl^  mit  bem  Sitel:  2)ie  ele- 
ndige BiD\itttxtä^  in  9tieber-SItQi^,  ^affou 
1S93.  3o8rio  baute  au(^  fonft  Diel  unb  erbaute 
juglei^  feinen  SouDtnt  in  erfreuli^fter  SDSeife.  — 
Hin  iDcnigec  glüdltc^eS  SooS  fiel  feinen  3lafy 
folgern  gu.  2)ie  beftönbigen  jhiege  unb  bie  Suf« 
flärung  tnirften  nac^tl^eilig  auf  Sleu^ereS  unb 
SnnereS,  unb  ber  ftlofterfturm  tt)orf  bereits  feine 
Statten  DorouS.  9m  Snbe  bed  Dorigen  3a]^r« 
Wbertd  nmrbe  ber  le^te  9bt  ffilian  Subi|  ge« 
tDäiit,  ein  tüd^tiger  SRann,  ber  mit  49  SJiitbrübem 
1803  bur(^  bie  @dcuIarifaHon  fein  Höfterlid^eS 
fmn  üerlor.  Son  ben  ^rieftem  im  jflofter  »ib- 
metm  ^  einige  bem  Sel^rfac^e,  bie  meiften  ber 
€€elf orge  (Dgl.  P.  ®am8, 9{eaoIogien  ber  Wönä^t 
nngi8t$.  ^ajfau,  SSer^.  b.  l^ift.  SSer.  9tieberba9em§ 
XXIV,  167  ff.).  2Rit  bem  SDlutternofter  »urben 
natürlich  aud^  beff en  ^ropfteien  SRind^nad^,  @t.  OS« 
tDoIb  uvb  @pi|  (in  Oefterreid^)  aufgel^oben.  S)ie 
ASüter,  befonberS  bie  großen  SBöIber,  gingen  in 
^Qotiif^  9efi|  über,  SSieleS  nmrbe  um  ein  ®e* 
tingeS  Dcrfii^Itubert,  Don  ben  ffird^enjd^ä^en  Der- 
fc^Miib  numd^eS  fofibare  @tädf  in  ber  $anb 
bct  Suf]^bungScommtf(ion ;  menig  mürbe  auS  ber 
€tixnnjlut  gerettet.  Sieffloftergeböubeftnb  gro^en- 
t^eilS  obgeriffen :  bie  ftirc^e  bient  als  $fan!ir(^e 
für  eine  Semeinoe,  meldte  ein  $riefter  beforgt. 

SHe  Siteratur,  fomol^I  bie  gebrudCte  als  bie  ge- 
fc^ebene,  1^  Sug.  Qe^t  P.  $trmin)  Sinbner 
StiBiQ  sufammengeßellt  in  ^S)ie  Sd^riftfleller  . . . 
beS  Senebictiner-OrbenS  im  l^eutigen  ff önigreid^ 
Sägern"  H,  SlegenSb.  1880,  22  f.  S)en  bereits 
ermähnten  €d^riften  i{i  no(^  beizufügen:  ü.  @tabl- 
banr.  2)ie  legten  ^thit  beS  mofterS  9t.-9Itatd^ 
(va  Ser^.  b.  ^ift.  95er.  9lieberba9emS  XXIU, 
41  ff.)/  eine  oberfläd^Iid^e,  einfeitige  Arbeit,  toeld^c 
ni(^t  einmal  fiadnerS  Memoriale  berüdffid^tigt, 
ober  3.  Stampf,  @(^metna(^gau  (2.  ^ufl.  1855) 
n,  82—152.  [93rQunmüflcr  0.  S.  B.] 

^iebfrfattbf,  baS  ffönigreic^  ber,  im  2».  1815 
in'S  geben  gerufen,  jcbod^  bur^  bie  SeDoIution 
beS  3a(|reS  1830  mieber  auSeinanber  geriffen,  um- 
foBt  iijfi  bie  ^roDingen  (Sroningen,  grieSlanb, 
Srent^e,  ODerijffel,  ©elbcrlanb,  Utred^t,  9lorb- 
^o&anb,  Süb-lhoIIanb,  9{orb»93rabant  unb  Sim- 
bnrg.  L  ^eionifc^e  ^eriobe.  S)ie  93e» 
co^ner  ber  92ieberlanbe,  ^oüanber  genannt  (fte 
foulen  Dielmel^r  fjfriefen  l^eijen),  gel^ören  jum 
isbogermonifd^en  Stamme  unb  trugen  ben  ölte» 
»kn  lleberlieferungen  gemafe  bie  Sinjelnamen 
^riefen,  SBataDer  (am  SR^ein),  ffaninefaten  (norb- 
wfili^  am  SKeer),  ©turier,  Subantcn  (an 
ber  Cftgren^e),  g^amaDen,  Sajanbricr  (in  9lorb- 
Srobant) ,  Cburonen  (in  Simburg)  u.  a.  —  S)er 
xäc^tigfte  unb  berü^mtefte  btefer  93o(fSftamme 
wren  bie  Sfriejen,  beren  SSol^nort  ftd^  Dom  nörb- 
ü<^  SoIIart  an  über  bie  ffüfte  ^ollanbS,  @ee- 
l&bS  unb  SflonbemS  bis  an  bie  ©ren^e  i^franf- 

ftix±cnleritün.  IX.   2.  StufL 


reid^S  ^injog.  SBaS  SacituS  Don  ben  ©ermanen 
er^ö^It,  gilt  meiftenS  aud^  Don  ben  SBemol^nem 
ber  5lieberlanbe  bamaliger  Qtü.  93e!anntli^  mufe 
aber  baS  fiob  beS  berül^mten  ©efd^id^tfd^reiberS 
cum  grano  salis  aufgenommen  unb  tl^eilmeife 
feiner  äbneigung  gegen  bie  römifd^en  ©itten  in 
ber  ^eriobe  beS  Verfalles  gugefd^rieben  merben. 
ffluS  anberen  l^eibnifd^en  3«ugniffen  gel^t  inbeffen 
l^erDor,  baj  bie  SSorfa^ren  ber  l^cutigen  9lieber- 
lönber  bie  Sreue  übten  unb  ben  Sl^ebrud^  Derab- 
fd^euten,  memt  fie  aud^  ro^  beanlagt  unb  mand^- 
mal  infolge  beS  SrunfeS  }u  aUerl^anb  ^uSfc^mei- 
fungen  geneigt  maren.  ©erabe  i^rer  Sreue  megen 
maren  fie  aud^  ben  9l5mem  als  @oIbaten  miE- 
fommen,  unb  bie  SBataDer  bilbeten  in  9lom  eine 
(S^renmad^e.  Sl^re  äteligion  fd^eint  in  einer  ^rt 
9laturbienft  beftanben  ju  ^aben.  Sonne  unb  treuer 
gel^örten  ju  ben  ©egenftönben  i^rer  tiefften  98er- 
el^nmg  (Caes.  De  bello  Galileo  6,  21).  @ie 
Derbrannten  i^refieid^en  unb  fammelten  beren  ^fd^e. 
Sl^re  ©robftätten  ftnb  tl^eilmeife  nod^  Dorbanben 
(in  ber  ^roDing  2)rentl^e)  unb  unter  bem  9iamen 
unnebebben  (^ünenbetten)  befannt.  2)er  römif^e 
elbl^err  ©rufuS  (38—9  D.  gl^r.)  fdjeint  eine  fe^r 
günftige  9Jleinung  Don  ben  93eh)o|nem  ber  92ieber- 
lanbe  gel^abt  gu  faben.  Sr  fd^Io^  mit  il^nen  ein 
93ünbni^,  marb  eine  groge  Sn^al^I  JhiegSleute 
aus  il^rer  SKitte  für  bie  faiferlid^e  Armee,  grub 
il^nen  tiefe  ftanöle  gur  Sd^iffal^rt,  baute  93er!e]^rS- 
n)ege  unb  gab  überhaupt  bie  erfte  burd^greifenbe 
93eranla[fung  gur  ^ebung  i^rer  Sultur,  l^aupt- 
föd^Iid^  bei  ben  93ataDem.  ^Dein  bei  ben  im  ^ol^en 
9lorben  bcS  ßanbeS  anföffigen,  freil^eitSUebenben 
gfriefen  ftiefe  er  auf  SÖiberftanb.  6r  jmang  fie 
be^l^alb  5u  einer  in  Od^fen^öuten  beftel^enben 
©teuer  (Lucan.  Phars.  1 ,  431).  3)ie  SRömer 
legten  l^auptfäd^Iid^  bei  Utred^t  (Trajectum  ad 
Khenum,  SBiltaburg) ,  in  ©clberlanb  (in  ber 
SR^einproDinj)  unb  mciter  auf  bem  ftüftengebict 
il&re  gfeftungcn  an.  SDaS  ßinDerftönbniJ  mit  ben 
93crbünbeten  l^atte  aber  nod^  eine  größere  Srag« 
meite.  93iele  SRömer  mäl^Iten  fid^  ©attinncn  unter 
ben  „barbarifd^en  gfrauen",  unb  fo  gefd^al^  eS, 
ba|  bie  9lieberlönber  burc^  bie  d^riftlic^en  Stömer, 
ttjcld^e  pd^  unter  ben  Gruppen  Don  S)rufuS'  SRad^- 
f  olgem  befanben,  baS  S^riftentl^um  fenncn  lernten. 
51IS  nun  bie  römifc^e  §errfd^aft  im  SBeften  fid) 
5um  t^all  neigte  unb  bie  römifd^en  2:ru))))en  fid^ 
aus  ben  nörblid^en  Sanben  gurüdjogen,  l^atten  bie 
öerfd^iebenen  93olf§ftämme  fxdi  aflmälig  Dcrfd^mol» 
5en  ober  marcn  tl^eiirteife  in  ber  römifd^cn  95eDöIfe« 
rung  aufgegangen.  6S  l^atte  fid^  ber  93ölferbunb 
ber  Qfranfcn  gebilbet,  rtoran  bie  niebcrlänbifd^cn 
©tämme  mit  ^uSnal^mc  ber  Qfriejen  t^eilnal^men. 
S)ie  Qfranfen  befömpften  bie  römifd^e  Maä^i,  bie 
ftd^  unter  ben  gelbl^erren  ßonftantiuS  unb  3ulia- 
nuS  geltenb  mad^tc,  unb  bemöd^tigtcn  ftd^  aller 
jübli(|cn  ^roDingen  ber  9JieberIanbe  (33eIgienS), 
möl^rcnb  im  5Rorboften  pd^  bie  ©od^fen  unb  Engeln 
nieberliefeen  unb  bis  an  bie  TOcereSfüfte  Dorbrangen, 
Don  n?o  fte  über'S  TOccr  nad^  gnglanb  jogcu;  jüb« 

12 


355 


9ltcbcrlanbe. 


85e 


lid^cr  encid^tcn  bie  Sfriefen  bie  ^roöin^  ©cclonb 
(Dirks,  Koophandel  der  Friezen  [N.  Verband, 
van  het  Utrechtsch.  Gen.  van  Kunst  en 
Wetensch.  XV,  1850],  96).  ®ic  SRcIiöton  bcr 
93et)öl!erung  geftaltete  fi(^  aUmöIig  ju  bem,  mnS 
SacituS  uns  Icl^rt.  ®le  9lQtwrIräftc  crft^cincn  per« 
f onificirt  in  äBotan  unb  S)onQr^  an  bie  noä)  ntand^e 
(Erinnerung  in  Ortsnamen  unb  SSoÜSgebrdud^en 
fortlebt.  Sfro  l^ieg  mal^rfc^einlic^  ber  Sonnengott. 
tSforfeti  (fjfofeti)  nmr  ber  glönjenbe  ©ott  ber  ®e- 
red^tigfeit  unb  mürbe  nod^  im  7.  äal^rl^unbert  Don 
ben  gfriefen  auf  ber  SJnfel  §eIgoIanb  öerel^rt.  9lß 
(Böttinnen  ober  Sefd^ü^erinnen  ber5ledfer  unbbeö 
$audtt)efen§  mürben  bie  oft  mit  einanber  Der* 
tt)ed^fe(ten  t^riga,  ^frome  unb  ^olba  betrad^tet. 
Ütel^alennia,  bie  au^  unter  bem  yiamen  t^foUa  er- 
ffi^eint,  mar  offenbar  bie  ®öttin  beS  ^anbelS  unb 
ber  ©d^iffol^rt.  ®ie  Slttribute  ber  (Sötter  mürben 
öfters  mit  benen  ber  ©öttinnen  Dermed^felt.  @inn> 
lid^e  lBer^öItnif[e,  mie  bie  ©ötterlel^re  ber  ©ried^en 
unb  atömer  fie  und  Dorf ül^ren,  mürben  il^nen  nid^t 
angebid^tet,  menngleic^  ber  Don  ben  ©öttem  ju 
fpenbenbe  @egen  ftd^  faft  auSfd^Ue|Ii(^  auf  baS  ma* 
terieUe  fieben  bejiel^t.  Sin  eigenttid^er  SeufeC  ein 
(Srg"  unb  Urfeinb  ber  ©ötter  mar  unbefannt;  bie 
5?iffer,  SBaftergeifter  u.  f.  m.,  mand^mal  mutl^» 
miUig  unb  bos|aft  in  il^rem  ^Betragen,  leifteten 
beffen  S)ienfte.  $roco))  er^äl^It,  er  l^abe  auS  bem 
9Jlunbe  ber  ftäftenbemol^ner  Demommen,  ba|  bie 
Seelen  ber  Stbgeftorbenen  nad^  ber  3njcl  SSrittia 
l^inflberfül^ren  (De  beUo  Goth.  4,  20).  @d^tie^- 
lid^  leieren  und  bie  SebenSlef d^reibungen  ber  ©lau- 
bcnSprebiger  bie  f^efte  }u  Sl^ren  S)onar8  unb 
anberer  ©ötter  lennen,  mie  fie  im  8.  ^al^rl^unbert 
nod^  beflanben.  SS  gab  aud^  eine  ^rt  ^ultuS* 
Dorftel^er,  meldte  im  Änege  bie  ©öfeenbilber  Doran« 
trugen,  bei  SSoIfSDerfammlungen  bie  Orbnung 
aufredet  erl^ielten  unb  bie  gemeil^ten  SBalbungen 
fd^üfeten.  Sie  f d^Iad^teten  bie  Df  fertl&iere  ($f erbe, 
Od^fen,  Siegen)  unb  Dertl^eilten  beren  Qfleifd^, 
meisfagten  auS  ben  (Singemeiben  berfelben  mie 
aud^  aus  bem  SSie^em  ber  $ferbe,  unb  Dolljogen 
an  SJerbrcd^em,  namentlid^  6eiIigt]^umS[d^önbem, 
bie  SobeSftrafe.  ®iefe  ^riefter,  menn  man  pe  fo 
nennen  barf ,  möl^tten  bie  jf önige  unb  bef orgten 
bie  Seid^enDerbrennung.  ®ie  friefifd^en  ©d^rift- 
flefler  beS  16.  Sa^rl^unbertS  Derfld^em  fogar,  ba^ 
m  Olbenl^oDen  (l^eute  Seeumarben)  eine  $rie{)er> 
pule  beftanben  l^abe,  maS  {ebod^  ipäittt  ^ifto« 
tifer  nidftt  o^ne  ©runb  in  Swjeifel  giel^en. 

n.  (Jl^rifitid^eS  ÜKtttelalter.  Sefanntlid^ 
untermarf  Sl^Iobmig  im  5.  ^al^rl^unbert  bie  fub* 
lid^en  SSotlSftömme  ber  9{ieberlanbe  feiner  ÜRad^t 
imb  manbte  ftd^  f elb{i  bem  Sl^riftentl^um  gu.  S)amit 
mar  bie  SBal^n  gur  SiuSbreitung  beS  Sl^riftentl^umS 
in  ben  füblid^en  ^roDingen  geöffnet.  93alb  traten 
oud^  in  ben  ffibmeftlid^en  ^roDinjen  (^ennegau 
u.  f.  m.)  ber  1^1.  ^iatuS  unb  Rubere  als  ©laubenS* 
boten  auf  (Dgl.  b.  art.  Scigien),  unb  in  2im* 
bürg  erfd^eint  Don  ber  SRitte  beS  4.  Sal^rbunbertS 
an  ber  1^1.  SerDatiuS ,  ber  feit  835  93ifd^of  ber 


Jungem  mar.  SerbatiuS  (f.  b.  %ti.)  übertrug  ben 
SBifd^ofSfi^  nad^  aRaaStrt^t  (888);  bort  blieb 
ber  @i|;  bis  721,  in  meld^em  3al^re  ber  l^L  Hu- 
bertus i^n  meiter  bie  9JlaaS  l^inauf  nad^  Sümd^ 
Derlegte.  S)ie  Dier  3al^rbunberte,  meld^  nad^  @er- 
DatiuS'  auftreten  Derflo^en,  l^atten  in  ben  nörb« 
liefen  ^roDingen  menige  (Sl^riftiantjirungSDer- 
fu^e  aufgumeifen.  Um  600  jebod^  mu^  in  ber 
3läS)t  Utred^tS  eine  HaptUt  gegrünbet  morbm 
fein;  Don  mem,  ifi  unbefannt.  SDiefelbe  mürbe 
jebod^  nad^  einigen  Salären  Don  ben  Reiben  mie- 
ber  aerftört.  ^IS  nömlid^  ^Dagobert  ffönig  beS 
gangen  frönfifd^en  9tei(^eS  gemorben  mar.  Der- 
fud^ten  bie  gfriefen  il^re  ^enfc^aft  nad^  @iU)en 
um  baS  9Jteer  OfleDo  (bie  f))ötere  3uiberfee)  ^erum 
über  früher  Don  9tömem  bemol^nte  äanbfhtd^e 
auSgubel^nen  unb  namentlid^  Utred^t  unb  9Bii!- 
bii»3)uurftebe  (®oreftat)  ju  ermerben.  ®iefer 
auSgejeid^neten  6anbeIS))Iö^e  l^atten Jid^  feit  ber 
römif^en  ^errfd^aft  Derfd^iebene  SSoIföjIcitnine 
mieber^olt  bemöd^tigt.  3e^t  fanbte  ber  gfranlen- 
fönig  eine  betröd^tlid^e  ^eereSmad^t  nad^  Siorben, 
fd^Iug  bie  Sfriefen  unb  grünbete  bort  eine  ffapelle 
unb  bie  erfte  (^riftlid^e  SIniiebelung.  3n  einem 
Sd^reiben  beS  |l.  SSonifa)  (um  752)  an  $a|)ft 
©tepl^an  ni.  mirb  gefagt,  Dagobert  L  (gcfi.  638), 
antiqnus  rex,  l^abe  baS  @d^fo^  ültrajectum 
mit  einer  ecclesiola  berfföInerS)iöce[e  unter  ber 
Sebingung  gefd^enft,  ba^  ber  S3ifd^of  Don  itöln 
ben  Sfriefen  ben  d^riftlid^en  ©lauben  pnbige. 
Mein  eS  fanben  feine  93efebrungen  flatt,  unb  bie 
jhrd^e  mürbe  gerftört.  SbenfaUS  gu  ^gobert^ 
3eit  traten  ^manbuS  unb  \päitx  SligiuS  (f.  b. 
9rtt.)  in  gflanbem  unb  Simburg  als  Glaubens« 
boten  auf.  Mein  bie  fjfurd^t  Dor  ber  frönfifd^n 
ßerrfd^aft,  meldte  bie  3«rftörung  ber  Utred^ter 
Rird^e  Deranlapt  l^aben  mag,  fianb  ben  ©laubenS» 
boten  überall  im  SOßege.  3e  meniger  bie  ^riefen, 
bie  „tS^anbrenfeS"  unb  bie  „^Barbaren  ber  See- 
füfte"  Dermutl^eten,  ba^  bie  ©laubenSboten  Don 
ber  fränfifd^en  ^Regierung  abge[anbt  maren,  beflo 
leidster  maren  fie  }ur  ^nnabme  ber  d^rijtlid^ 
©laubenStel^re  }u  bemegen.  SmanbuS  mürbe  Don 
einer  ^roDinj  gur  anbern  getrieben;  SiDinuS  erlitt 
in  t^anbem  benSRart^rertob;  €IigiuS,S)agobertS 
gfreunb,  f onnte  nur  gang  furge  3^it  in  f$flanbem 
mirfen,  menn  aud^  in  ©ent  ber  ©runb  }u  einer 
^tei  gelegt  mürbe,  mo  6t.  SaDo  um  640  be- 
graben marb.  9luS  bem  fieben  SBitfriebS  Don  ^orf 
unb  SBi&ibrorbS,  beren  (SDangeliftrungSreife  eine 
größere  Unabl^öngigfeit  Don  ber  frönKfd^en  3te- 
gierung  befunbete,  gel^t  beutlid^  ^erDor,  ba|  bie 
9$oIl^ftömme,  in  beren  SJiitte  fte  i|r  großes  ^erf 
untemal^men,  größeres  Vertrauen  in  bie  atein)^ 
i^rer  Se|re  festen  unb  il^rem  SBirfen  feine  poli- 
tifd^en  3medfe  jufd^rieben.  SBüfrieb  (f.  b.  «rt), 
Don  irijd^en  ®eiftli(^en  auf  ber  Snfel  SinbiS^e 
erjogen,  mar  Don  burd^auS  unabl^öngigem  S^- 
rafter.  6r  {taub  in  $aupt-  unb  92ebenf ad^n,  aud^ 
in  ber  OPerbered^nung,  auf  römifd^er  Seite,  ob- 
gleid^  bie  irifd^  ©egenpartei  f o  fiarf  mar,  ba|  fte 


857 


92ieberlattbe. 


358 


iis  iiDhigen  bmnte,  eine  Seitlang  Don  bem  ^orfer 
9if4ofS^  entfernt  )u  bleiben.  3m  3. 678  würbe 
t(miiUfit  nni  bet  er}bif4öfli^e  Sitel  Don  ^ot! 
Ml  eqUfi^f  X^oborud  Don  SanterbutQ  jtrei" 
^  gona^t  fonbem  {eine  S)i5cefe  mürbe  in  brei 
ttdie  ppdelt.  S)arauf  fc^iffte  er  fid^  na^  bem 
gnejlfanbe  ein  nnb  lanbete  in  gfrieSIonb  am  Ufer 
bei  Steben^einS.  Sbgil^  ber  bamalige  ftönig  ber 
^riefen,  empfing  ben  Sifd^of  mit  großer  3uDor« 
fiommen^t  nnb  gefiattete  il^m  f ogor  ba§  ^rebigen 
ber  c^rifUid^  Sieligion,  möl^renb  ber  belannte 
9biiorbomu8  Sbroin  Ma  aufbot,  um  ben  ®Iau- 
taiSboten  obiufongen,  unb  feine  Seute  an  ber 
fränfifd^  ftüfie  anfftellte,  meil  er  al^nte,  bag 
Silfrieb  att  Sertl^eibiger  bed  {ungen  S)ago6ert  11. 
auftreten  imb  (SbroinS  ÜRad^t  f(^mölem  merbe. 
Silfrieb  td)o<l^,  fo  berid^tet  fein  geitgenBfftfd^er 
Siogrop^  @tep^,  belel^rte  in  SfrieSlanb  Diele 
SUinfenbe  {um  S^ftentl^um^  unter  meldten  fid^ 
eine  Snta^l  Vertreter  ber  Domel^mfien  ®ef d^Ied^ter 
bcfoitb.  3m  f^rül^ial^r  679  reiste  SBilfrieb  meiter 
aai4  9tom.  (Sin  SierteQal^rl^unbert  ]pättx  tarn  er 
a>f S  9lene  nad^  Utrecht  unb  traf  bafelbft  mit 
fBUIifrrorti  }ufammen.  Unterbef[en  mar  ^ipin  Don 
fQen^ol  Ott  oOeinl^errfd^enber  3Roiorbomu§  an 
bie  @)n|e  ber  frönfifd^  ^Regierung  gelangt  unb 
«DoOtc  tte  aRad^t  ber  frSnIif d^en  SBaff en  in  fJfrieS- 
Umb  oicrmQld  geUenb  machen.  Sbgild  92ad^f ol9^ 
Stobbob,  ein  fä^rner  unb  frei^eitSIiebenber  9Rann, 
bot  ben  gfronfen  Dersmeifelten  SBiberfianb  unb 
Mnri4tete  gro^tl^Id  i^re  SRad^t  in  ben  nörb- 
Q^ni  $robin)en  ber  9lieberlanbe.   2)ie^  tonnte 
fnr  bie  Snfibreitung  beö  Sl^ftentl^umS  nur  Der- 
IfäBCpaiffM  roahtn,  htm  SRabbob  mu^te  in 
ter  aSa^ntng  ber  Döterlid^en  ateligion  eine  93ürg- 
k^ft  für  bie  Don  ben  tJfranfen  bebrol^te  nationale 
Qnob^gigteit  erblidfen.    Mein  Don  689  an 
amrbe  9tä)bob  Don  ^ipinS  %vvOpptn  mieberl^olt 
aefd^gen,  mugte  IhiegSfofien  bejol^Ien  unb  @ei« 
fein  fieOen.  Utred^t  leierte  in  bie  ÜRad^t  ber  f$fran« 
fen  luzild.  ^ipin  iebod^  fürd^tete  ben  be^munge- 
nen  ^mib,  ber  nur  }um  @d^etn  bie  ^rebigt  beS 
S^rifient^umS  3ulie|.    Sr  Derl^eiratete  be^l^alb 
kinen  @o^  (Srimoalb  mit  SSabbobS  Soc^ter 
Z^eobeftnrinbe ;  biefe  nmrbe  getauft,  il^r  iSater 
idiod^  Der^arrte  im  ^eibentl^um,  utü)  ©rimoalb 
ourbe  ermorbet  3u  gleid^er  3eit  mor  nun  SBiUi« 
btoTb,  ein  ed^äler  and  SBilfnebg  ftlofier  Slipon, 
anfgetreten.   Sr  flubirte  in  3tlanb  bei  Egbert, 
ber  fid^  Dergeblid^  bemül^te,  bei  ber  SSefel^rung  ber 
deiben  onf  bem  geftlanbe  perfönlid^  einzugreifen. 
Som  ndmlic^  triebe  angefeuert,  }og  SBifitbrorb 
ober  boS  SReer  unb  betrat  in  Utred^t  mit  feinen 
Steilem  boS  fianb.  ^ier  fal^  er  aldbalb  ein, 
te|  o^e  ben  @(i^u|  ber  meltlid^en  SRad^t  jeber 
Sofsd^  )ur  Cl^fKanifirung  fc^eitem  mürbe,  ba 
Me  t^rifUid^  Solonie  in  Uhred^t  auSeinanber  ge- 
rieben morben  mar.  Slabbob  empfanb  feinerlei 
Kgmig,  eine  Se^  anjune^men,  meldte  il^m  burd^ 
teniit£mg   feiner  ^nbe  Derfünbigt  mürbe. 
SeinerfeitS  moHte  SBUIibrorb  bem  frdnfif  d^en  $err- 


ft^er  feinen  großem  ginffufe  einräumen,  alS  er 
jum  ©d^uje  ber  ©einigen  beburfte.  6r  reiste 
ameimal  nad^  9lom,  um  ben  Stat^  beS  pöpftlid^en 
Stul^IeS  ein^ul^olen,  unb  befuc^te  aud^  ben  ^of 
^ipinS.  SBä^renb  biefer  3eit  nal^m  ©uitbertuS 
feinen  Jpiaj  alS  §aupt  ber  ÜJliffion  ein.  S)erfelbe 
erlangte  unter  bem  ßinfluffe  beS  fränüfd^en  f^ofeS 
alSbalb  ben  93if(^ofSttteI.  m  SBiflibrorb  auS 
9lom  aurfldffel^rte,  30g  ©uitbertuS  ftd^  jurüdf  unb 
crl^ielt  burd^  bie  Vermittlung  Don  ftarl  ÜJlortellS 
©ema^Iin  ^lectrubiS  bie  3nfel  ÄaiferSmert^  im 
Sl^ein,  mo  er  713  Derfd^ieb.  SBiflibrorb  mürbe 
695  in  Som  pm  SSij^of  ber  Qfriefen  ernannt 
unb  lieg  fid^  (im  SiuDemel^men  mit  $ipin,  fagt 
SSeba)  in  Utre^t  uieber.  Sieben  ber  bereits  frül^er 
Don  tW  gegrünbeten  @t.  ©alDatorfird^e  (ogl.  P. 
Alberdingk  Thijm,  H.  Willibrordus,  apostel 
der  Nederlanden,  's  Gravenhage  en  Leuven 
1861,  beutfcö  Don  Srog.  ÜJlünfter  1863)  erbaute 
er  eine  @t.  SJlartinSfir^e.  SBiUibrorb  fanbte  nun 
feine  ©d^üler  bel^ufS  Soangeliftrung  nad^  Der- 
fd^iebenen  Sl^eilen  feiner  Äirt^enproDinj.  6r  felbft 
befud^te  bie  S)önen,  l^öd^ft  mal^rfd^einlid^  aud^ 
bie  fiuj^emburger  unb  Sl^üringer,  befonberS  aber 
bie  jfüfte  t^anbemS  bis  ©raDetingen,  mo  il^m 
eine  Jhrd^e  gemeil^t  ifi.  Mein  eS  erl^eifd^te  groge 
^nfirengung,  um  baS  Sl^riftentl^um  auf  bem  ge- 
monnenen  Soben  aufredet  ju  erl^alten.  SBieber- 
l^olt  Derfud^te  Slabboo  baS  iBerlorene  mieber  ju 
geminnen;  er  bemöd^tigte  fid^  ber  f^anbelsftabt 
S)ore{lat  unb  ful^r  716  mit  ^al^Ireid^en  Sruppen 
ben  Sll^ein  hinauf  bis  nad^  ftötn.  SJlit  reid^er 
93eute  belaben  leierte  er  jurüdf.  S)od^  ein  3a^r 
fpöter  ging  S)oreftat  Derloren.  SlabbobS  SobeS- 
ftunbenal^tc;  furj  Dörfer  mürbe  Don  fränfifd^er 
@eite  nochmals  ber  Serfud^  gemad^t,  il^n  gum 
Sl^riftentl^um  ju  bcfcl^ren.  SBuIfram,  Sifd^of  Don 
©enS,  mol^I  Don  ^ipin  jum  ftönige  gefanbt,  er- 
fd^ien  in  gricSIanb.  5fflein  nat^  einer  je^t  mel^r 
unb  mel^r  beglaubigten  Sr^öl^Iung  mieS  ^abbob 
ben  ©laubenSboten  ab,  meil  biefer  il^m  gefagt 
^atte,  er  merbe  im  §immel  nid^t  mit  feinen  l^eib- 
nifd^cn  W)ntn  Dereint  merben.  3)ic  SSorauSfekung 
ift  nid^t  5U  fül^n,  bafe  SRabbob  in  bem  fränfi)(^en 
SSifd^of  ben  Vertreter  ber  fränüfd^en  ^olitif  er- 
blidfte.  SBiflibrorb  aber  erfd^ien  il^m  nid^t  in  bie- 
fem  Sid^t;  bal^er  entbot  er  le^tem  gu  ftd^,  um 
getauft  )u  merben.  Mein  als  ber  S3ifd^of  Dor  bem 
flönige  erfd^ien,  mar  biefer  thm  geftorben  (719). 
95on  biejer  3eit  an  bel^nte  fid^  baS  ßl^riftentl^um  be- 
beutenb  auS.  SBiKibrorb,  ber  im  3.  714  feinen 
Sifc^ofSpt  l^atte  Derlaffen  muffen,  feierte  nun  nod^ 
Utred^t  jurüdf.  95on  aUtn  ©eitcn  ftrömten  il^m  ®e- 
fd^enfe  5U,  befonberS  mürbe  bem  j^lofter  ßd^temad^ 
im  Sujcmburgifd^en,  mo  erfic^aüer  SBal^rfd^einlic^- 
feit  nad^  längere  3eit  auffielt,  großer  SanbbcfiJ 
Dermad^t.  ftarl  ÜJlartefl  fd^Iug  bie  griefen  nod^  ein- 
mal im  3.  736  unb  gmar  im  ^erjcn  gfrieSIanbS. 
®amit  mürbe  ber  ^uSfd&Iag  jur  Sefcftigung  beS 
g^riftentl^umS  bafelbft  gegeben.  SBiUibrorb  über- 
lebte biefeS  Srcignife  nid^t  lange;  er  ftarb  am 

12* 


859 


9liebcrlanbc. 


860 


6.  9loöcmber  739  unb  würbe  ju  ßd^tcrnad^  be- 
graben. Unterbeffen  moren  ber  $1.  SBontfotiuS  unb 
im  ©üben  ber  %  SombertuS  (f.  b.  9lrtt.)  fd^on  auf- 
getreten, umSBinibrorbSSOßerf  aubefeftigen.  IRo^- 
bem  SonifatiuS  (unb  n)a]^r[d^einU^  aud^  fiam« 
bertuS)  fid^  längere  3ctt  mit  tl^m  über  bie  3ufunft 
ber  9{teberIonbe  berat^en,  begab  fid^  SBonifatiuS, 
ol^ne  93i[(^of  t)on  Utrecht  }u  fein«  nad^  ben  nörb- 
lid^en  ^robinsen  ber  9{ieberlanbe,  nio  er  belannt- 
lid^  (bei  Sodum)  am  SoOart  t)on  ben  Reiben  er- 
fd^Iagen  mürbe.  ^Dreimal  feit  SRabbobS  f  obe  l^atte 
er  bie  Steife  nad^  Utred^t  unternommen  unb  bem 
ftölner  93ifd^of  befjen  SSemad^löffigung  ber  niebcr- 
länbifd^en^robinÄcn  öorgemorfen;  in  ber3tt)ifd^en- 
Seit  mad^te  er  »ieber^olte  Steifen  nad^  9tom.  S)a> 
|er  unterliegt  ed  feinem  3^#l  ba^  fein  ganjeS 
SBirlen  in  ben  Stieberlanben  im  Sinüemel^men 
mit  bem  pöpfilid^en  Stülpte  gefd^al^.  SS  barf  aud^ 
angenommen  merben,  ba^  93onif atiu§  fid^  fe^r  um 
bie  Sförberung  ber  Utred^ter  Sa))itelf^ule  be- 
mfil^te,  mlä^t  Don  SBiKibrorb  in'S  Seben  gerufen 
tt)ar  unb  unter  bie  Seitung  beS  ^bteS  @regortu§, 
eines  @))roffen  auS  föniglid^em  93Iut  unb  ®d^ü^- 
lingS  bed  ^l  SBonifatiuS,  gefteUt  mürbe.  SSnUi- 
brat,  S^^atbrat,  9Jtard^eImu§  u.  %  maren  fd^on 
}u  SBiQibrorbS  3^it  mit  ber  @d^ule  oerbunben 
gemefen  ober  barauS  entlaffen  morben.  Unter 
©regorS  Seitung  mürbe  fte  ber  miffenfd^aftlid^e 
^Kittelpunft  ber  beutfd^-fränlifd^en  ScüöHerung. 
%xi  @üb-  unb  9torbbeutf(^Ianb ,  auS  f^franf- 
reid^  unb  Snglanb  ftrömten  bie  @d^üler  jufam- 
men.  ©regorS  9lad^folger  9tt6erid&,  jmeiter  Sifd^of 
Don  Utre^t,  förberte  ba§  ^ufblül^en  ber  @d^ule 
nid^t  meniger.  ®er  %  Subger  (f.  b.  5lrt.)  ging 
auö  ber  @^ule  l^eröor,  unb  ber  ^ngelfad^fe  Seaf» 
min  (SebuinuS)  fd^lo^  fid^  jur  ^efel^rung  ber 
@ad^fen  unb  ^riefen  bem  Utred^ter  9JtitteI))unfte 
an,  unb  )mar  um  an  ber  Siffel  al§  ©laubenSbote 
aufzutreten  unb  mit  einem  anbem  ^ngetfad^fen, 
3Jlard^eImu§,  bie  ^roüinj  Döerijffelmit  Der  ©tabt 
S)et)enter  ju  bef ud^en.  2)er  ffampf  gegen  bie  Rei- 
ben bauerte  immer  nod^  fort,  unb  als  bie  ©a^fen 
fi(^  um  772  gegen  ftarl  ben  ©ro^en  erl^oben,  fiel 
bie  ftird^e  S)et)entcr8  in  i^re  §änbe.  Seofmin  fiol^ 
nad^  Utred^t,  bis  ffarl  bie  Reiben  bertrieben  ^atte. 
6r  ftarb  um  777.  «ud^  SBinel^ab  (ber  nad^malige 
©if^of  t)on  Sremen)  mibmete  ber  Sefel^rung  ber 
griefen  einen  großen  Sl^eil  feines  fiebenS,  balb  in 
ber  ledigen  ^roöinj  gfricSIanb,  balb  in  ©roningen, 
mo  fi§  in  Dodfum  jmar  eine  ©rupfe  (Sl^riften  ge- 
bilbet  l^atte,  aber  nid^tsbeftomeniger  fein  fieben  be« 
brol^t  mürbe.  6r  ftarb  am  8.  SRoöember  749.  ®cm 
Öl.  SubgeruS,  bem  ff  ötem  berül^mten  ÜJlünftcr'« 
fd^en  93ifd^of,  mar  eS  öergönnt,  bie  ftird^e  inS)cüen- 
ter  auf's  9leue  ju  erbauen.  6r  burd^jog  mcl^rere 
^rooinjen,  um  bie  alten  l^eibnifd^cn  Sempel  ju 
jerftören,  mad^te  Steifen  nad6  Utred^t,  bann  no^ 
Stom,  bis  ftarl  ber  ©ro^e  il^n  mit  ber  SScrmaltung 
fünf  friefifd^cr  ©aue  betraute.  Sr  trat  fd^Iie^Iic^ 
an  bie  ©pt^e  bcS  SiStl^umS  9)tünfter,  meld^eS 
forton  einen  Sl^eil  ber  fünf  ©aue  auSmad^en  fußte. 


©0  maren  balb  bie  gefammten  Stieberlanbe  (ogL 
b.  ^rt.  ^Belgien)  in  SiSt^fimer  eingetl^eilt,  beren 
Snl^aber  iebod^  nid^t  alle  il^ren  @i^  auf  ie^igem 
nieberlönbifd^en  93oben  litten.  %uq  reid^te  bie 
©emalt  beS  Utred^ter  S3ifd^ofS  nod^  nic^t  bis  }ur 
norbmejilid^en  ©eefüfle,  benn  le^tere  mar  twd^  ntm 
einer  l^eibnif d^en  93eDölf erung  bemol^nt.  UebrigenS 
mürben  fpöter  bie  ©tobte  Smmerid^,  Olbengaal, 
©roningen,  S)od(um  (^ugmerc^i,  fomie  in  ©eiber« 
lanb  ©rol,  unb  ^engelo  gel^örten  )u  SRünfler) 
norböftlid^e  unb  öjtlid^e  ©ren^orte.  3m  ©üben 
trafen  an  ber  SRermebe,  meldte  SRaaS  unb  SBaol 
oerbinbet,  brei  SSiStl^ümer  (Utred^t,  ff öln  unb  Sut- 
tidg)  }ufamn\en.  Stimmegen,  baS  ©tübtd^  Som- 
mel  unb  baS  berül^mte  Soeüefiein  an  ber  SEBaal 
lagen  im  SiStl^um  Aöln ;  Sl^iel,  biefen  gegenüber 
gelegen,  gehörte  )u  Utrecht ;  Si^ein,  SBaal  aßer- 
mebe  unb  SRaaS  maren  alfo  bie  ©renken  gegen 
©üben.  SBeiter  fübmeftlid^  lief  bie  ©ren)e  butd^ 
bie©trine;  SergiS  (S3ergen«op-3oom)  mar  ein 
Süttid^er  ©renjort;  ^ier  trafen  Utred^t^  Süttid^, 
ftameriit  unb  S)0Dmit  jufpmmen.  S)ie  ©d^elbe 
mürbe  ©renjffu^  gmifd^en  ffamerijif  unb  S)oomil. 
S)aS  SBaeferlanb  im  S)oomil'fd^en  mar  bie  ©ren^e 
nad^  Utred^t  ju.  SBeiter  lief  bie  Utred^ter  ©renje 
bei  93rügge  Dorbei  (baS  mal^rfd^einlid^  gu  Utre^t 
gel^örte)  mefilid^  nad^  ber  ©ee.  @o  blieb  bie 
©renje  beS  SiStl^umS  bis  gum  16.  Sal^rl^unbert 
befielen  (ügl.  bie  ff  arte  bei  P.  Alberdingk  Thijm, 
Karel  de  Groote  en  zijne  eeuw,  'sGravenhage 
1867 ;  beutfd^e  Ueberfe^ung  SJtünfter  1868).  2Bie 
feit  Snbe  beS  13.  äal^rl^unbertS  baS  Slugenmerf 
ber  köpfte  fd^on  barauf  gerid^tet  mar,  eine  mel^ir 
naturgemäße  ßintl^eilung  ber  nieberlönbif  d^en  S)i5> 
cefen  borgunel^men,  unb  mie  ftd^  bie  ©ad^e  femer- 
l^in  entmidfelte,  i^  im  Slrt.  ^Belgien  auSfül^rlid^ 
bargefteOt.  Sro^  ber  rafd^en  Organifirung  ber 
SiStpmer,  fomie  beS  ©d^u^eS,  ben  ff  arl  ber  Stoße 
ben  neuen  Abteien  gemalerte,  l^atte  baS  S^tiflen« 
tl^um  nod^  fd^mere  ffämpfe  gu  beftel^en.  9lm  gefd^r* 
lid^ften  maren  mol^l  bie  Einfälle  ber  Stormannen, 
meldte  raubenb  unb  brennenb  bie  ©egenb  burd^ 
gogen,  einerfeitS  burd^  bie  ^olitit  ber  ©öl^ne  Sub« 
mtgS  beS  fjfrommen,  anbererfeitS  burd^  bie  ^un- 
berte  bort  nod^  anfäßiger  Reiben  unterftü|t.  @ie 
gerftörten  bie  beiben  Utred^ter  ffird^en  unb  t)er« 
trieben  ben  SBifd^of.  S)iefer,  93alberi^^  ber  gm5lfte 
93ifdöof  oon  Utred(|t,  ging  nad^  S)eoenter,  mo  er 
fid^  nod^  gur  3(it  C^einrid^  beS  ^intlerS  befanb. 
SS  gelang  il^m  unter  bem  ©d^u|  beS  Srgbifd^ofS 
^runo  t)on  ff öln,  fid^  mieber  in  feiner  alten  ^5« 
cefe  niebergulaffen.  iBiS  gum  11.  Sal^rl^unbert 
iebod^  ^atte  Utred^t  ftd^  noc^  gegen  bie  Stormonnen 
gu  bertl^eibigen.  ^ie  Steil^enfolge  ber  Sifd^öfe 
mürbe  inbeffen  laum  unterbrochen.  S)ie  elf  Si- 
fd^öfe,  meldte  oor  SBalberic^  lebten  unb  fid^  immer* 
mäl^renb  öom  ffriege  bebrol^t,  bon  SSermüfhmgen 
l^eimgefuc^t  fallen,  finb  gmar  bem  Stamen  nad^ 
befannt,  aUein  über  il^ren  SebenSlauf  ftnb  und 
feine  meiteren  Stad^rid^ten  überliefert.  Sliur  95i- 
fd^of  gfriebric^,  aBittibrorbS  fünfter  Slad^folger,  ift 


861 


5?tcbcrIaTibc. 


862 


M  Hne  SBiberftanbdlrQft  in  oHen  iD^ül^felig- 
fnten  foioie  butd^  fem  öd^t  ftrd^Iid^eS  SSerfialten 
bei  Sot^rS  S^d^bung  el^rettDoII  befonnt  ge- 
morben.  S)e8  emöl^nten  Solberid^  britter  9{q^- 
folger  1901  ber  berfl^te  SnSfneb.  2)erf elBe  glanjte 
1111$^  iDenigec  bur(|  feine  in  jf öln  unb  Srier  er* 
Bwrbene  (Selel^rfamleit  olS  burd^  feine  Sreue  gegen 
bie  Stvcä^  unb  feine  fjfrömmigfeit.  Otto  m.  er- 
nannte i^  ium  Sifd^of  Don  Utred^t.  @etn  9}ame 
ftmad  onf  ntel^reren  @^noben  t)or  (1005  )u  S)ort' 
nnmb,  1007  }u  gfran^urt).  S)ie  Utred^ter  93tfd^5fe 
biefcr  ttpoSft  fionben  im  beutfc^en  äieid^e  in  l^ol^em 
9nfe^ ;  ber  Aoifer  gog  fte  man^mol  }u  Statine. 
9m  Stabbob  (900—911)  allein,  einem  ber  un- 
ob^bigigften,  ifi  befonnt,  ba^  er  ftd^  meigerte,  an 
liofitif Acti  SBerotl^ungen  tl^eil^unelpmen.  Obgleid^ 
ber  (L  SUIibrorb  boS  fflofterleben  nod^  ben  Siegeln 
bei  ffi,  Senebict  Dorgefd^rieben  l^otte,  mürben  Don 
fdneii  Stod^folgem  meniger  jflöfler  beS  1^1.  Sene« 
Intt,  oIS  coOegioIe  Sopitel  nod^  ber  Siegel  be§ 
VL  C^begong  gegrünSbet.   Sulerl^olb  Utred^tS 
§d^te  mon  in  Derf^iebenen  ©tobten  beren  o^t, 
todd^  icboi^  gegen  bod  äol^r  1000  afimalig  Der- 
f^BKmben  ober  anfingen,  nad^  ber  Siegel  be§ 
%L  Senebtd  )u  leben.  3n  ber  berü^mteften  biefer 
Snfbillen,  bem  um  900  gegrünbeten  Sgmonb, 
Idten  bie  Orbendleute  nod^  ben  ölteften  S3ene* 
bictinciregeln.  ^ferner  meist  ba§  8.  Sol^rl^unbert 
iio4  nne  jnofierfHftung  bei  ^merdfoort  auf  unb 
dn  ^nmennofier  bei  @ufieren  im  Simburgifd^en. 
IRit  bem  11.  Sal^rl^unbert  brod^  für  bog  SBiStl^um 
nired^t  nnb  feine  Sifd^öfe  eine  ^eriobe  ftets  }u> 
ne^menben  ®Ian§ed  an.    S>ie  geifttid^en  Ober- 
Hirten  mußten  meiftenS  ben  meltlid^en  ^ntereffen 
ber  ff oifer  unb  }ugleid^  ben  geiftlid^en  93ebürfniffen 
i^rer  ®iöcefe  entgcgenjufommen.  ffioburc^  mür- 
ben fte  au(^  bolb  meltUd^e  t$fürften  unb  faiferlid^e 
Se^S^erren,  beren  ßrgebenl^eit  unter  ben  Si- 
fc^öfen  SBü^elm  (1057  —  1076)  unb  ifonrob 
(1076—1099)  il^ren  ^bf^tpnnft  eneid^tc  unb  bcibe 
jnm  Skrrot^  on  $o))ft  unb  ffird^e  trieb,  äßil- 
^m  nnter^eid^nete  nod^  bem  Srjbif^of  t)on  ÜJtain} 
OK  erfler  Sifd^of  bo§  foiferlid^e  ^bfe^ungSbeaet 
gegen  ^ßopft  ®regor  Vit  auf  ber  @9nobe  }u 
Sonnd  am  24.  Sonuor  1076;  er  ftorb  furg 
Tuxdjf^  im  ftird^enbonn.  Solb  borouf  mürbe  ber 
S<^be  fionrob  burd^  ^etnric^  lY.  auf  ben  Ut- 
redjiter  Stul^I  erl^oben.    Sombert  t)on  ^erSfelb 
mmt  il^  einen  @d^tSmotifer,  beS  93ifd^of§titelS 
mmmrbig.  6r  erf^eint  im  3. 1080  auf  ber  5Ber» 
kimmlung  }u  Sri^en,  um.  mie  fein  SSorgänger, 
bei  $op^  ,ofö  frtil^em  @d^üter  be§  Jle^erg  93e- 
rauor"  gu  Derleumben  unb  }u  uerurtl^eilen.  S3on 
biefem  Sugenblidf  an  Dermeilte  er  mel^r  im  ®ef olge 
bei  Poiferö  ofö  in  ber  eigenen  S)iöcefe  unb  be« 
fimnerte  fid^  flberJ^ouJpt  mel^r  um  onbere  93i§- 
H/mn  ali  um  baS  feinige  (Buperti  Chron.,  in 
XfliL  Genn.  hist.  Scriptt.  VUI,  278 ;  Dgl  ib. 
1, 242. 248. 281;  XU,  123).  ©d^Iiefelid^  fiel  er 
Nnt^  JRdrber^nb.  S)er  in  ben  9iieberlanbett  ouS- 
ItfeM^  ffir(^enfireit  bouerte  oud^  im  12. 3ol^r- 


^unbert  fort.  2)ie  foiferlid^e  Subeftitur  lom  mel^r 
unb  mel^r  in  Uebung  bis  gum  äBormfer  Soncor- 
bot  (1122).  2)ie  foiferlid^en  Siedete  mürben  burd^ 
boSfelbe  begrenjt,  ober  in  ben  9lieberIonben  fud^te 
nun  eine  onbere  SJiod^t  ben  Utred^ter  S3ifd^of  gu  be- 
l^errf(^en,  nömlid^  bie  ®rofen  oon  f^oUonb  unb 
®etberlanb,  gmifd^en  beren  ®ebiet  boS  Utred^ter 
fionb  eingeHemmt  mor.  SDiefe  f^erren  rnoUten  burd^ 
bie  fogenonnten  S3eben  (Sitten,  preces  supplica- 
toriae ,  eine  9lrt  SSef el^l  in  tJorm  einer  Sitte) 
einen  S)rudf  ouf  bie  Utred^ter  ®eiftUd^feit  ausüben, 
um  bie  Sifc^ofSmol^I  gu  beeinfluffen.  2)arouS  ent> 
ftonb  mieberl^olt  bei  ber  Sifd^ofSmol^I  @treit.  ®er 
^o))ft  unb  ber  ffoifer  liegen  fic^  burc^  SeooUmäd^- 
tigte  t)ertreten;  l^ierburd^  mürbe  Jebod^  nid^t  immer 
bie  äßo^I  beS  SBürbigften  ergielt.  Sinmol  reiste 
Aoifer  tJfriebric^  Sorboroffo  fogor  felbft  nod^ 
Utred^t,  um  ben  @trett  über  bie  Sifd^ofsmol^l  gu 
f(^Iid^ten.  2)ie  Sononiler  ber  9Jlünfterfird^e  be* 
fonben  fid^  feiten  im  ginöcrftänbnig  mit  ben  öier 
onbem  Sopiteln  ber  @tobt,  unb  fo  fom  eS,  bog 
nur  feiten  mel^r  energifc^e  unb  mürbige  9Jlönner 
on  bie  @))i|e  ber  2)iöcefe  traten.  ^Umälig  mürbe 
ein  unmittelboreS  Singreif  en  beS))ä))ftIid^en  ©tul^IeS 
bei  ber  Sifd^ofSmol^I  unerlöglid^.  @eit  ber  SRitte 
beS  14.  Sol^rl^unbertS  fom  benn  ouc^  biefer  goU 
immer  öfter  Dor  unb  ^mor  gum  Sinken  unb  ^frommen 
ber  Jlird^e  fomol^I  mie  ber  Utre^ter  Seoölferung. 
O^ne  jebe  Siüdtfid^t  ouf  bie  Utred^ter  @treitigfeiten 
emonnte  g.  93.  SenebictXII.  gu  ^oignon  jum  Siod^- 
folger  beS  3on  öon  ®ieft  einen  in  ben  5?ieber« 
Innben  gong  unbefonnten  römifd^en  Sbelmonn, 
SiicoIouS  be  &o))ucio  (1341).  S)iefer  trot  iebod^ 
olsbolb  gurüdf,  morouf  ßlemenS  VI.  3on  öon  5lrfel 
ernannte,  ber  in  ©ctrcff  ber  fird^Iid^cn  ffiiSciplin 
bie  beften  Sorfö^e  l^otte  unb  fid^  überbieg  burd^ 
groge  ©elel^rfomfeit  ouSjcid^ncte ,  allein  megen 
öfterer  ^bmefcnl^eit  ouS  feinem  SiSt^um,  ®elb- 
mangels  unb  SBiberfionbS  ber  ®of  itelSmitglieber 
feine  ^löne  nid^t  ouSfül^ren  fonnte.  6r  mürbe 
(1364)  auf  ben  Süttid^er  Sifd^ofSftul^I  öerfefet,  unb 
ber  $apft  begeid^nete  unmittelbar  feinen  5Rad5f olger. 
6S  fd^ien  oud^,  oIS  muffe  boS  groge  @d^iSma  in 
Utred^t  einen  befonbem  äBieberllang  finben.  3m 
3. 1378  ftritten  SfloriS  üon  aBeüeIin!|ot)en,  Sif^of 
t)on  SKünfter,  Dom  Raffte  nod^  Utred^t  ucrfe^t,  unb 
^rnolb  Don  ^oom  ein  3o]^r  long  um  ben  Utred^ter 
©tu^I.  9ImoIb,  ber  auf  ben  Süttidjer  ©tul^I  be- 
rufen morben  mar,  lieg  fid^  nur  burd^  groge  ®elb« 
fummen  beftimmen,  Utred^t  aufzugeben  (Ant. 
Matthaeus,  Veteris  aevi  annal.  V,  Hag.  Comi- 
tum  1738,  385  sqq.).  QfloriS  mirb  oügcmein  ge- 
rül^mt  megen  ber  ®un{i,  meldte  er  bem  berül^mten 
®er^orb  ®roote  (f.  b.9Irt.)  unb  feiner  bcöentcrifd^en 
@d^ule  ermieS,  obgleid^  er  burd^  Serleumbungen 
fid^  gegmungen  f al^ ,  bie  ©penbung  feiner  SBol^I- 
traten  einjufteUen.  Sefanntlid^  föUt  oud^  in  biefe 
3cit  boS  9Iuf treten  ber  SoIIarben,  gegen  meldte 
5IoriS  mit  aller  gnergie  in'S  gelb  gog,  fomie  beS 
gronciSconerS  Socob  Dan  ®ülif.  ®iefer  mar  traft 
gefälfd^ter  f  ö<)ftlid^er  Urfunben  burd^  tPforiS  jum 


363 


9licbcrlanbe. 


a 


Sßei^bifc^of  erl^oben  toorben,  ))rebtgte,  ttal^m  $rie- 
ftertDeil^en  unb  t^innungen  t)or  unb  lueil^te  ^Itöre. 
@r  enbete  (per  gratiam)  bur^  ba§  Sä^totti,  ttod^» 
bem  er  Dorl^er  in  fod^enbed  Oel  getaud^t  iDor> 
ben  war  (1392).  —  9«8  totcber  ©trctt  über  bie 
92a^f  olge  entfianb,  ernannte  Somfaj  IX.  fSfriebrid^ 
Don  931anlen]^eim  gum  93if(i^ot  beffen  ätegierung 
als  baS  golbene  3^ttalter  ber  Utred^ter  Rixä^t  be> 
geid^net  »erben  barf.  Sr  l^atte  gegen  bie  aufrül^« 
rerifd^en  ©roninger  3ufönt))f  en,  bie  unbiScipIinirten 
tJfriefen  nieber}u|alten,  bie  abnied^felnben  SinföQe 
ber  ^oUönber  unb  ©elberer  in  ba§  93i§t]^um  ab« 
3Utt)el^ren.  S)ie  l^öd^ften  @efd^Ied^ter  mußten  \xä) 
feiner  ©emalt  unb  Snergie  beugen.  Sl^omad  a  ffem« 
M,  3o]^.  93urd^  u.  31.  fpenben  i^m  bie  größten 
äobfprü^e.  Sr  befd^ü^te  ba§  SSilbungSmerf,  xoxt 
®er]^arb  ®roote  baSfelBe  begonnen,  unb  folgte 
barin  Sifd^of  gftoris  nad^.  ©eine  unDergleid^Iid^e 
gfrömmigfeit  bilbet  ben  ©langpunft  ber  bifd^öf» 
lid^en  SSenoaltung  im  15.  S^a^rl^unbert.  allein 
gfriebridj  felbft  »arf  öor  feinem  Sobe  (1423) 
forgenfd^mere  93Iid(e  in  bie  3u!unft.  Salb  brad^ 
aud^  ein  neues  @d^iSma  in  ber  S)iöcefe  auS. 
tJfünf  Sanbibaten,  fömmtlid^  burd^  einflu|reid^e 
ffird^enfürften  ober  weltliche  fjfflrften  unterf!ü|t 
beioarben  fi(^  um  ben  bifd^öfli^en  ©tul^I.  9{a^» 
bem  bie  miberftrebenben  Sinpffe  möglid^ft  be« 
f eitigt,  fiel  bie  SBal^I  bed  SapitelS  auf  ben  Sanbi- 
baten  unb  93ertt)atü)ten  bed  ^er^ogS  Don  Siebe, 
Shtbolf  Don  S)ie))]^oU,  unb  man  geleitete  benf elben 
unter  ben  ftlöngen  bed  Te  Demn  feierlid^  gum 
bifd^öflid^en  Sll^rone  in  ber  aRiinfterfird^e.  $apft 
SOtartin  Y.  jebod^  fonnte  bie  SBal^I  nic^t  gutl^eigen, 
Dielmel^r  ernannte  er  StabanuS,  93if  d^of  t)on  @peier, 
)um  93ifd^of  oon  Utred^t.  S)iefer  iebod^  fflrd^tete 
bie  93ertt)id(Iungen,  tt)eld|en  er  bie  @time  gu  bieten 
l^aben  fönnte,  unb  Iie|  fid^  bal^er  um  fo  leidster 
burd^  ben  rönfefüd^tigen  Utred^ter  S)ompro))ft 
3tt>eber  öan  ftuilenburg  bewegen,  feinem  Ked^te 
gu  entfagen  unb  JhtilenburgS  SBal^I  beim  pöpft« 
lid^en  @tu]^Ie  gu  beantragen.  9hin  erfolgte  aud^ 
mirflic^  beffen  Smemtung.  Stubotf  iebod^  würbe 
Don  einer  mäd^tigen  ^Partei  unterftüjt.  ßin  Sl^eil 
beS  eieruö  Derff rad^  i^m,  feine  5lnff  rüd^e  beim 
nöd^ften  Soncil  geltenb  gu  mad^en.  allein  Sweber 
Dermod^te  anfönglid^  burd^gubringen  unb  ftd^  in 
Utred^t  niebergulaffen.  Wxi  %a%t  feines  SingugeS 
öufeerte  ftd^  ber  3om  ber  ©egenpartei  auf  8  §ef- 
tigfle;  3tt)eber  inbej  fd^redtte  nit^t  Dor  ben  fhreng» 
ften  9Ra^regeIn  gurudf.  Shtbolf  warb  escommuni* 
cirt,  unb  3weber  rief  ^l^ilipp  Don  Surgunb  gur 
Öilfe,  woburc^  ber  fird^lic^e  ©treit  einen  gang 
weltli^en  Kl^arafter  erl^ielt.  3tD*erö  Partei  er- 
rang in  ber  Zi^at  beim  9bel  f owie  bei  ber  ®eift> 
lid^feit  einen  petS  wad^fenben  ginflufe.  «nein 
Shibolf  erflärte  öffentlich  bem  feauptfeinbe  unter 
feinen  weltlid^en  ®egnem  ben  ^eg  unb  fd^tog 
ein  SBünbnife  mit  ber  ^rtei  Sacobäa'S  Don  Sapem, 
$]^ilip})8  ©egnerin,  unb  anberen  abeligen,  ©ie 
brei  ©tönbe  beS  ^untern  unb  obem  ©tifteS"  (Ut- 
red^t)  Derfajten  nun  ein  bis  l^ute  bewal^rteS,  ^an 


aUe  fjfürften  unb  SSöIIer  bed  g^riftentl^umS'  ( 
rid^teteS  ©d^riftftüdC,  worin  fie  i^re  „fßt^d^totAt 
gegen  $a))ft  unb  Sifd^of  auSeinanberfe^ten.  S 
Utred^ter  äiegierung  gab  einen  Sriag,  traft  befj 
jeber,  ber  eine  päpftlid^e  SBuUe  ober  bergleid^ 
Derbreiten  wagte,  mit  bem  Xobe  befkaft  wÜ 
3weber  warb  fd^Iieglid^  genötl^igt,  fid^  gu  (euoi 
Derlie^  ba8  Sanb  unb  ftarb  gu  Safel  (1433).  9 
beffen  bauerte  ber  Jhieg  fort,  ©rouenl^fte  S 
wüftungen  begleiteten  ähtbolfd  Städte  an  ouen,  i 
i^m  wiberftrebten.  ^ft  aJlartinS  9iad^foIget  d 
gen  lY.  Iie|  burd^  einen  bef  onbem  Segaten  @^ti 
t^un,  um  bem  ftird^enftreit  ein  6nbe  gu  inad( 
unb  9luboIf§  SBal^I  gu  beftötigen.  SHefer  vm 
nun  feierlich  confecrirt.  Mein  3tDeber8  Wsfyx 
regte  fid^  abermals ;  SBalraDen  DanäReurd,  I 
ganbibat  be§  ftölner  Srgbifd^ofS  unb  3web< 
Sruber,  würbe  afö  ©egencanbibat  aufgefteOt  u 
Dom  93afeler  SoncUe  anerfannt  ^fö  ^ßopft  Euffl 
Dom  Soncil  Derurtl^eilt,  ben  $m^gu  ®imß 
IJelij^  V.  räumen  mu|te ,  würbe  SBalraDen  pt 
Sarbinal  erl^oben  unb  al§  S3ifd^of  Don  VM 
beftötigt.  9)i(^t§beftoweniger  mu^te  er  weid^ 
burc^  möd^tige  @inf!üf|e  erl^ielt  er  ben  93ifd^ 
ftul^I  Don  3)lünfter.  2)amit  war  baS  Uirn^te 
©d^idma  nad^  25  ^al^ren  gu  gnbe.  Slld  fid^  SbiM 
iebod^  mit  SSalraoen  Derbünbete,  entftxmn  p^  A 
neuer  ©treit,  bis  bie  nötl^igen  ©eiber  auSginga 
aisbann  erl^oben  ftd^  bie  Canonici  gegen  %tto| 
welcher  1455  ftarb.  $on  SRuboIfS  etwaigen  8» 
miil^ungen  um  bie  äBal^rung  ber  lird^Iid^  ^ 
tereffen  fpred^en  unfere  CueUen  nid^t.  SOton  fd^ 
il^m  iebod^  gro^e  9ieigung  gum  Unterrid^t  unb  « 
auSübung  ber  ©laSmalerei  gu.  —  SBieber  tan#oi 
nun  brei  Sanbibaten  für  ben  Utred^ter93ifd^oni| 
auf;  ©iiSbred^t  Dan  Sreberobe,  ber  ^ropjiM 
QxipxitU,  würbe  gewählt,  aaein  $^iIi))))S  IM 
Surgunb  flberwiegenber  Sinflu^  in  %om  fejüe  Mr 
Sanbibatur  feines  unel^elid^en  ©o]^neSS)aDlboiii4 
^t  gegücftem  ©d^wert  gog  ^f^xlxpp  furg  na^ls 
Don  ©tabt  gu  ©tabt ;  am  6.  auguft  1456  vm 
2)aDib  feierlid^  in  bie  Satl^ebrallird^  gcfttt 
©ijSbred^t  felbft  geleitete  i^n  gum  bifd^iplfl 
£]^ron.  ^ixlxpp  unb  beffen  ©ol^n  ffarl  nxl» 
ftü|ten  i^n  fortwö^renb.  aiS  aber  W^^  9^ 
ben  unb  ffarl  ber  Sin\)nt  gu  92ancQ  gefallen  W 
l^atte  S3tfd^of  SkiDib  feine  beften  ©tä|en  DediM 
3e|t  bot  ft^  ber  ©eiftlid^feit,  ber  mtM 
unb  ben  ©tobten  eine  willfommene  ©elegeM 
il^re  aUl^ergebrad^ten  Siedete,  weld^e  fie  bur^  w 
Dib  beeintröd^tigt  glaubten,  unumfd^räntt  tmnß 
l^ergufteHen.  S)er  S3ifd^of  wiberfe^te  fid^  jM 
unb  tl^at  bie  ©tabt  Utred^t  in  ben  Samt,  oH 
Dergebli(^.  Sie  fönf  bamalS  gu  Utred^t  htf$ß 
ben  Sapitel  a))peuirten  an  ben  Sifd^of  Don  Uk 
unb  als  biefe  ÜRagregel  frud^tloS  blieb,  an  9$ 
tuS  lY.  2)iefer  l^ob  nad^  grünblid^er  UntnMhN 
ben  S3ann  wieber  auf.  2)ie  Stitterfd^ft  ei^i 
aufs  92eue  gegen  ben  Sifd^of  unb  wAl^Ite  m 
IQjöl^rigen  Sngelbre(^t  Don  SIeDe  gum  «^fAI 
S3i)d^of".  S)ie  Sapitel  würben  mit  S)ro]^  tn 


365 


9liebcrlanbe. 


866 


(goNiIt  gejttnmgen^  biefetn  Sd^ritte  (eijupfii^ten. 
Willem  SiituS  IV.  fprod^  ben  %ann  über  Sngel- 
bnd^ aitft(1482).  Slnfönglid^  festen  nun  bie  Sittter- 
K^oft  {i4  untermerf en  }u  xooUtn ;  S)Qt}ib,  ber  Der- 
triebm  looiben  ttxir,  tonnte,  qI§  9JlQsimiItan  Don 
Oeßermd^  Utttd^i  eingenommen  unb  Sngelbred^t 
mbie  Sfbtd^t  getrieben  $atte,  mieber  jeitmeiUg  feine 
lodDrUät  ausüben.  ÜRosimilian  ging  einen  neuen 
Sectrag  mit  il^m  ein,  toobei  er  ftd^  {elbft  jum  melt- 
Säfm  Ober^upt  ber  @tabt  erfldrte.  S)QDib  tou^te 
tn^bcm  nod^  eine  3^^<>ng  feine  frül^ere  @teUung 
|B  behaupten,  ftarb  jiebod^  am  16.  ^ril  1496  ju 
Sii(-Mi-2)uurfiebe.  9u8  bem  ^laä^rnl  meldten 
Bun  il^m  tmbmete,  gel^t  l^eruor,  ba^  er  Amor  ol^ne 
ptffid^  (Sxn%  ober  ein  93ef(^ü|er  ber  itunft  unb 
Si^fd^ft  UMF  unb  ben  Unterrid^t  in  ben  jf  löftem 
bdSnlber  Dom  gemeinfamen  fieben  unb  in  onberen 
Stiftungen  nod^  ftröften  }u  lieben  ftd^  beftrebte.  Sr 
Bixlte  OAUl^  für  bie  Silbung  ber  ©eifllid^Ieit.  Sinen 
Obnat  fpäter  lourbe  ber  ISjö^rige  ©ubbiocon 
nb  EononicuS  griebrid^  oon  93aben,  boS  @d^og- 
fiab  Sliq^Uiand  unb  ^l^itippd  be§  @(^önen, 
cnpimmtg  Don  ben  fünf  Sopiteln  gum  S3if d^of  er« 
foiis.  9m  17.  September,  nod^  beDor  bie  pöpft» 
li4e  Seflfitigung  eingetroffen,  l^ielt  ber  neue  93i- 
Mof  bereite  einen  glön^enben  Sinjug  in  Utred^t. 
Ita4  einigen  müßigen  ^l^ben  mit  ben  $er}ögen 
MiCicDeunb®eQ)em,  unbnad^bem  er  Dergeblid^ 
bieSepetgung  beS  SJle^r  Sifc^offtul^Ieg  erftrebt, 
tmt  er  Dom  Spifcopate  jurüdf  unb  ftarb  im  Solare 
1517.  er  l^interlieg  ben  Stuf  eined  äBol^It^äterS 
ba  SOper  unb  fJreunbeS  ber  ©eifilid^feit,  f d^eint 
^  aber  um  bie  l^öl^eren  3ntere|fen  ber  JNrd^e 
Mig  gdfimmert  }u  l^aben.  ^friebrid^S  9lad^f olger, 
WVP  ^on  Surgunb,  ber  57.  93ifd^of  Don  Ut- 
ir^t,  3)aDibS  Saftarbbruber,  bajumal  nod^  ein 
Saie,  empfing  }tt)ifd^en  bem  2.  gfebruar  unb  bem 
16.  VOai  1518  ber  Steige  nad^  bie  Derfd^iebenen 
9ei^  bis  }um  Spifcopat.  @r  mad^te  fid^  Der» 
bicnt  um  bie  ^ebung  ber  3ud^t  unb  @itte  unb 
i^olfte  Diele  ÜRigbröud^e  ab.  ^mer  xoax  er  ein 
9ejj^ü|er  ber  f  c^önen  jf  ünfte  unb  mad^te  bie  9{ieber' 
lobe  mit  ben  neueften  italienifd^en  SJiaterfd^uIen 
Unmt.  Sfür  bie  d^rifUtd^e  Aird^e  fd^tiegt  l^iermit 
M  .Otittelalter"  in  ben  ^lieberlonben.  ۤ  maren, 
|iar  ni^t  fo  rafd^  xoxt  in  S3elgten,  ffird^en  unb 
Kiipcr  in  großer  Sln^al^I  entftanben  at§  ebenfo 
Me  aXittelpunfte  ber  ®otte§furd^t  unb  SBiffen- 
f4^,  obtDol^I  fid^  im  15.  Sal^rl^unbert  mand^eS 
'Stößer  lum  SSergnügungSort  ber  Sbelleute  ge« 
hitete..  Säenebictinerflöfter  fanb  man  im  15. 3a§r« 
tntot  px  Sgmonb,  Utred^t,  Ooftbroel,  Oubmijt 
Ctaoeren,  SliinSburg,  SBerfeloo,  t$fo§ioerb  unb 
-  Attnoater.  diftercienfer  famen  fpöter  ebenfalls 
a^  ftlaarmater :  femer  befanben  fn^  foI(^e  }u 
6bnt  Sla^atti^,  Sloemfamp,  ^buarb,  3effe  u.f .  m. 
B  ber  $roDin3  fJfrieSIanb.  SSeiter  füblic^  finben 
lir  Storienlamp,  ÜRarienborft  unb  9toermonb, 
jL€erDattu§  unb  9Ranenbaat,  bie  Softer  Soo§- 
I  liiiBai  unb  fieeumenl^orft  in  ^ollanb.  IBetl^tel^em 
J  ab  StcDe«93roume!amer  in  @eelanb,  ÜRarienfrone  I 


in  9lorb«93robant.  ^rämonftratenfer  treffen  loir 
in  anibbelburg  unb  in  jmei  ^ropfteien  im  ^aag, 
in  SJlarienmaarb  bei  jf uilenburg  (f)tutt  SoUegium 
ber  Sefuiten),  Sem  bei  f^cuSben  unb  ben  $rop» 
fteien  SDioaSmonb,  SWaarSbergen  unb  §ce§tt)ijidf. 
9ud^  ^aUum  unb  Siblum  l^atten  ^römonftra» 
tenferflöfter.  3n  fJfrieSIanb  befafe  ber  nämlid^e 
Orben  bie  fflöfter  ju  93Ioem]^of  unb  SBittemiemm 
nebft  ben  ^ropfteien  Stosenfamp  unb  ©d^UtmoIbe ; 
femer  bie  ju  ^oflel,  Utred^t,  ßönigSf clb  unb  f^aar« 
lem.  ®ic  tJfranciöcaner  l^atten  fflöfter  u.  a.  in 
Stoermonb,  $er5ogenbufd^,  Utred^t ;  bie  Slariffen 
in  S)elft,  S)orbred^t ;  bie  Dominicaner  in  Utred^t 
Seeuioarben,  ^aarlem;  Serminpufer  Derfd^iebener 
Srt  befanben  fid^  in  SDorbred^t  unb  anberSmo, 
9lonnenKöfter  u.  a.  in  2Biif«bii»®uurftebe,  SBefle« 
roQen.  Karmeliter  l^atten  fid^  in  f^aarlem,  @d^oon* 
l^oDen,  ©orberen,  Utred^t  niebergelaffen;  Slugu« 
ftiner-Sremiten  in  2)orbred^t,  Snf|u9^en;  reguläre 
Canonici  @.  ^uguftini  in  Subingaferl,  ftlofter 
Setl^lebcm,  Utre^t,  SmUt,  ®emftein,  ©oom, 
Simfterbam;  ftartl^öufer  in  ©eertruibenberg  bei 
Slml^em,  SRoermonb,  Utredjt;  ftrcujbrüber  in 
^§peren,  ätoermonb,  ©oeS;  Srigittinnm  ju^er- 
}ogenbufd^,  Rampen,  @oeft.  S)ie  Sempier  l^attm 

tauf  er  bei  ^elmonb,  in  SBi!  (bei  i^euSben  in 
orb«S5rabant) ,  in  5DlibbeIburg,  Sierilgee;  bie 
Stitter  Don  @t.  SobanneS  in  Ttimmegm,  Utred^t, 
^aarlem;  bie  S)eutfd^orben3ritter  bemol^nten  ^öu» 
{er  in  Utred^t,  S)ieren  unb  9JtibbeIburg.  Seguinm 
fanb  man  in  9JlibbeIburg,  im  $aag,  in  f^aarlem, 
©orbred^t,  ©clft,  Utred^t.  ®ie  trüber  be§  gemein- 
f^aftlit^en  SebenS  toaren  in  ®eDenter,  SmoIIe  u.  f., 
bie  ©d^weftem  ju  ®eDenter,  Sml^cm,  ffioetint^em, 
3tt)otte  u.  f. 

9lu8  ber  ©cfd^id^te  biefer  ftlöfter  gel^t  troj  i^rcr 
Südtenl^aftigfeit  ticrDor,  ba^  mit  bem  äußern  5luf= 
fd^tt)ung  bie  innere  SSerDoIHommnung  nid^t  glcid^en 
©d^ritt  l^iclt.  S)ie  91btei  ßgmonb  war  feit  bem 
12.  Sa^rl^unbcrt  rtad^fenber  SSenocItlid^ung  an« 
l^eimgefaUen  unb  ton^tt  jebe  Steform  }u  Dereiteln. 
3m  15.  3a]^r]^unbcrt  fd^citerten  l^ier  fogar  be« 
TOcoIau§  Don  gufa  (f.  b.  5lrt.)  emftlid^fte  SSer- 
fud^e  ju  einer  folc^en,  menngleid^  mel^rere  S3ene« 
bictinerHöftcr  fid^  ber  SurSfelber  Gongregation 
(f.  b.  91rt.)  angefd^loffen  l^otten.  3[ud^  in  bem 
Dtonnenflofter  SRijnSburg  mürben  ßufa'S  93eftre» 
bungen  l^artnädRg  jurüdfgewiefcn.  SRur  burd^ 
Unterftü^ung  bed  C^erjogS  Don  93urgunb  gelang 
e§  Gufa,  bie  KijnSburger  5Ronuen,  obglei^  nur 
auf  furge  2)auer,  5um  ©el^orfam  }u  jmingen. 
9le]^nlid^eö  fam  aud^  anbermört§  Dor.  ®ie  ßifter- 
cienfer  fd^wanften  unb  erl^oben  fid^  abmed^felnb, 
bis  fte  fd^liegli(^  bem  SBerfaU  entgegengingen. 
ÜJlit  fJfranciScanem  unb  3)ominicanem  ftanb  eS 
nid^t  Diel  bcffer.  Srtar  feierten  lejtere  ju  einer 
geregelteren  S)i8ctplin  jurüdf,  allein  bie  alte  ftrcngc 
3ud^t  mürbe  nie  mieberl^crgcftellt.  S)ie  Dermelt« 
lid^ten  fflöfter  fd^euten  ftd^  fogar  nid^t,  unter  fal« 
fc^er  Darlegung  il^rcr  Suftänbe  an  ben  römifd^en 
©tul^I  JU  appelliren.  greilid^  gab  e§  aud^  fflöfter 


867  9{teberlQnbe.  868 

jenug,  xotl^t  baS  93etfpiel  guter  Otbnung  unb  iDurbe  beronlaBt  bie  Abtretung  guhul^^etu  S)oi» 

iretigcr  3udjt  gaben.   SBIen  gingen  bie  Raufet  (Sapitel  t)ergi(^tete  auf  bie  ^riöUegien^  toeld^  ber 

)er  regulären  Sononiler  t)on  SBinbeSl^eim  (f.  b.  pftpfllid^e  Stul^I  unb  bie  ffaifer  il^m  feit  1145 

%xt  Canonici  reguläres  no.  17)  unb  2)ie^em)een  guerfannt  l^atten,  nömlid^  bad  iRed^t  ber  Sifii^ofS* 

burd^  erbaulici^e  t^römmigleit  unb  arbeitfamed  toafjil,  »ie  ed  au^  bie  Sanoniler  t)on  ber  Air^e  Don 

Sebenöoran.  3^reÄnabenf^ulcn  würben  berül^mt.  St.  SDlartin  unb  beö  ©rlöferS  unb  ]p&itt  bie  an- 

3Burben  au^  bie  l^öl^eren  @tubien  jumeift  int  bereu  (Kapitel  befa^en.  S)iefe8  Siedet  iibertrugen  bie 

^uSlanb  betrieben,  fo  erl^ielt  bod^  bie  pflege  ber  Sapitel  freiwillig  an  ffarl  Y.  al§  ben  &er}og  Don 

äBiffenjd^af t  t)on  äBinbeSl^eim  au§  einen  lebenbigen  93rabant  unb  ®raf en  t)on  ^ollanb,  w&  gelobten, 

antrieb.  S)ie  f ^olaflif d^e  SD^eoIogie  f anb  in  «bei«  benienigen  }u  »ä^Ien,  »eld^en  ftarl  ober  beffen 

boQ)  Don  Utred^t  einen  fröftigen  ^efd^ü^er.  3o]^.  !Ra^foIger  il^nen  Dorfd^Iagen  »ärbe.   Obgleid^ 

Dan  Sampen,  $einrid^  kmn  ®orfum,  f^einrid^  oan  SIei|ienS  VH  biefen  Sntfd^Iu^  opptcivctt,  burfte 

®ouba  unb  Diele  Rubere  oerbreiteten  il^re  tl^eo«  unter  $aul  IV.  unb  $iu8  lY.  ber  Sanbibat  ißl^t- 

logifd^en  @d^riften  mä^  allen  $imntel§gegenben.  Ii))fi§  IL  nid^t  ntel^r  bem  Sapitel,  todfjH  aber  bem 

Sdmurbenjal^Ireic^e^rebigtfammlungen angelegt;  l^eiligen  Sti^I  belauf d  Ernennung  DorgefAlagen 

aud^bieSiturgilfanbnaml^afteSBearbeiter.  Sifd^of  »erben.   2)er  erfte  oon  Aarl  beftimmte  Sifd^of, 

kalbert  felbft  nnn:  ein  Vertreter  ber  geiftlid^en  SarbinalSBil^elmSndeoorfl^Sifc^ofoonSiortofa, 

^oefie,  in  gleid^er  Sßeife  aud^  S)ietrid^  Dan  fersen,  grönbete  gtoar  ein  ^oipitium  in  9RierIo,  flarb  fe« 

^lesanber  ^egiuS,  tJfriebriA  Dan  ^eilo,  Stomas  bod^  )u  Stom,  ol^ne  }e  feine  SDibcefe  gefel^  gu 

a  Rtxtipx^,  S)ionQftu8  ber  ^artl^öufer;  in  nieber«  l^aben  (1534).  3m  3. 1559  erfolgte  nid^t  ol^e 

lönbif^er  @))ra(i^e  l^ulbigten  il^r  eine  äieil^e  Don  SBiberftanb  unb  Aufregung  bie  neue  93i8tl^umS« 

3)id^tem  bis  auf  SRaerlant  (1300);  fpöter  Srug-  eintl^eilung  ber  5RieberIanbe  (f.  b.  3lrt.  Selgien  n, 

man,  Sertfe  Dan  Utred^t  u.  9.  —  S)a|  iebod^  aud^  277).  hierbei  lourbe  in  ben  nörblid^en  ^roDinjen 

Aberglaube  unb  ^örefle  eine  gro^e  atoKe  fpielten,  S^^ebri^  @d^ent  Don  3:autenburg  burd^  eine  pftpfl« 

lel^rt  bie  @efd^id^te  Sand^etmS  (f.  b.  Art.),  beffen  lid^e  SBuQe  Dom  Sal^r  1560  auf  benerjbifd^öflid^ 

Seigren  inbe^  in  ben  nörblid^en  9tieberlanben  Stul^I  Don  Utrecht  erl^oben  mit  ben  @uffragan- 

feine  SBurjel  f äffen  tonnten.  Sein  Anl^ang  Der»  ftul^Ien  ^aarlem ,  ^erjogenbufd^ ,  ^bbelburg, 

pffanjte  fid^  nad^  Antn)er))en,  unb  balb  fd^Ioffen  S)eDenter,  Seeumarben  unb  ©roningen.  SRe^rere 

ftd^  ®efinnung§genoffen  au§  SRagbeburg  unb  Sre«  ^röbenben  ber  fflnf  (SxipM,  bie  Sinfänfte  be§ 

men  an.  2)ie  @ecte  gelangte  ieboc^  in  ^ollanb  SBenebictinerflofierS  @t.  ^auIuS  }u  Utred^t  u.  f.  id. 

nid^t  }u  toeiter  Verbreitung.  9ud^  bie  ^ei|ter  bübeten  feine  SRenfa.  SBäl^renb  feines  SpifcopateS 

traten  eine  3^^<ing  )u  S)orbred^t  unb  @(uQS  auf.  brang  ber  ^roteftantiSmud  in  Utred^t  ein.  S)ie 

S)ie  SBeguinen  unb  ©erarbinen  mürben  eine  furge  fogen.  Utred^ter  Union  (1579),  burd^  meldte  bie 

3eit  bei  @)IemenS  Y.  ber  JTe^erei  Derböd^tigt  unb  fteben  ndrblidgen  ^roDinjen  ben  ®runb  }u  i^ittt 

aud^  Derurtl^eilt.  ffur}  ermö^nt  feien  nod^  bie  3rr-  Unabl^ängigleit  legten,  mad^te  Don  ben  calDinifK- 

lel^ren  Sqo'S  Dan  ^aarlem  unb  9ticoIai'S  Dan  fc^en  Seigren  praTtifd^e  Anmenbung  unb  biente  fo 

9taarben,  meldte  burd^  bie  bifd^öfUd^e  Snquifttion  gur  S3efeftigung  ber  neuen  Seigre.  SBeld^en  SBiber- 

5um  äBiberruf e  Deranla^t  mürben,  unb  bie  fte^erei  märtigleiten  bie  SeDölferung  ber  92ieberlanbe  in 

^ermannS  Dan  9tk)8miid,  ber  ben  ©lauben  an  bie  ben  Salären  1560 — 1579  ausgefegt  mar:  mie  ber 

Sergänglid^Ieit  ber  @eele  Derbreitete  unb  i^art«  Aufftanb  gegen  bie  fpanifd^e  Slegierung  Dorjflgltd^ 

nödtig  an  feiner  ÜReinung  feft^ielt;  er  mürbe  im  burd^  bie  ^öupter  beS  Abels  organiftrt  mürbe, 

^aag  1512  Derbrannt.  @d^on  im  %  1293,  auf  meldte  bur^  bie  neue  Sintl^eHung  ber  S3iSt^ümer 

einer  2)iöcefanf9nobe,  mo  SSud^erer,  fjfalfd^münjer  unb  bie  not^menbige  Serbefferung  ber  ffloflei^ud^t 

unb  anbere  fd^Iimme  SSerbred^er  Derurt^eift  mur*  um  il^re SSergnfigungen  gebracht  mürben;  mie  Don 

ben,  fomie  auf  einer  @k)nobe  beS  äal^reS  1810  ber  einen  @eite  bie  ®leid^gültig!eit  beS  @tatt^ 

mürbe  megenSunal^me  ber  Jfe^ereiSRatl^  gepflogen.  l^aßerS  SBiD^elm  beS  ©d^meigerS  ben  fatl^olifd^ 

3m  3a]^re  1427  erhielt  bie  Utred^ter  3)iöcefe  bur^  Sntereffen  gegenüber  unb  auf  ber  anbem  Seite 

SRartin  Y.  einen  eigenen  3uquifitor  in  ber  ^erfon  bie  fanatifd^en  Seflrebungen  ber  EalDiniflen,  mit 

beS  S)ominicanerS  Willem  93ruinart.  !Rad^  biefem  9)}amis  Don  @t.  Albegonbe  an  ber  @pi^e,  ben 

treffen  mir  im  15.  3al^r]^unbert  in  ben  SRieber«  Sürgerlrieg  fd^ürten;  mie  bie  fortmä]^reid)en  ^re- 

lanben  feinen  ©eifllid^en  mel^r,  ber  im  5Ramen  beS  bigtcn  ber  KalDiniften  gegen  bie  pfäffifd^e  ^Ab« 

^apfteS  unb  mit  ©utl^eijung  beS  SanbeSl^erm  götterei"  einen  allgemeinen  93ilberfiurm  l^erDor- 

öffentlid^  l^äretifd^en  93emegungen  nad^fpürte.  riefen ;  mie  l^ier  Sruppcn  Alba's,  bort  bie  fremben 

in.  9leuereunbneuefte3uftänbe.  3m  ©ölbner DranienS burd^ il^re Saublufl baS S3oII in 

3.  1528  trot  Sifd^of  ^einrid^  Don  »a^em  mit  SBut)^  Derfe^ten,  ift  in  b.  Artt.  ©ranoeHa,  5Dlamis, 

ber  Suftimmung  ber  5  gapitel  (capitulum  Tra-  Dranien  auSfü^rlid^  bargefteDt.  §ier  folgen  nur  ^ 

jectense)  Don  bem  bifd^öflid^en  ©tul^Ie  ju  Utred^t  einige  Semerfungen  bejüglid^  ber  neuen  ©iöcefen.  * 

prüdf  unb  legte  feine  meltlid^e  3Rad^t  in  bie  §änbe  grjbifd^of  ©c^enf  ftarb  im  3. 1580  ju  SBiif-bij- 

beß  Antonius  Don  Salaing,®rafen  Don  §oogffiaten,  ©uurftebe.  Unter  feinem  gpijcopate  erlitten  bie 

ieS  Vertreters  beS  ftaiferS.  So  !am  Utred^t  unter  19  ©orfumer  ^rieftcr  unb  Saien  ben  ÜJlart^rertob 

bie  SouDerönität  ftarls  Y.,  unb  KlemenS  YII.  (f.  b.  Art.  ®or!um).  Seinen  Don  ^l^ilipp  ernannten 


869 


5llebcrlQnbc. 


370 


Kdd^olgem  toorb  ntemolS  bie  conomfd^e  SBeftöti* 

am%ni%!jifXi,  unb  bie  (Senerolftaaten  t)er]^inberten 

peanldHDebcrVudubunQtl^red^mted.  S)erfat]^o- 

Iif^eCuItttS  iDurbe  aufgehoben  unb  bie  geiftlic^en 

Oäer  conftSmt.  gfriebrid^  max  bec  erfte  unb  le^te 

SqMfd^f  Dor  bem  19.  Sal^rl^unbert.  —  3n  aJltb> 

Mbnrg  uxir  KicoIauS  tmn  ber  %ord^t  (a  Castro) 

baerfieSifd^of  (1562),  nad^  i^m  f onnte  nientanb 

n^  ben  bift^öflid^  @tu]^I  befteigen. — 3m  neuen 

9iSt^um  fymltm  (oud  ben  S)ecanQten  jfennemer- 

lanb  [ber  ^rotnn)  Slorb-^oÜanb],  Smftenonb 

unb  aOBeflfriedlanb  )ufammengefe|t)  befiieg  9{ico- 

lanA  KieuiDlcmb  (a  Nova  Terra)  ben  93if(^of§ft^ 

im  3. 1561.  gffir  feine  9)}enfa  ^atte  bie  93enebic* 

üncrabtet  Sgmonb  @orge  )u  tragen,  tt)urbe  {ebod^ 

balb  biefer  Sorge  entl^oben.  ^Bereits  im  3. 1569 

legte  ber  9if<l^f  fein  mül^fameS  9mt  nieber.  Unter 

fernem  SSodjfoIger  Dan  ^ierlo  tt)urbe  bie  Satire« 

bcale  midgeplünbert  (ÜRai  1578).    S)ie  @tabt 

ourbc  bur$  Xrup))en  ber  Oranier  befe|t,  unb  eS 

ttnirbe  feine  Sifd^ofdmal^I  mel^r  oorgenommen.  — 

3n  Groningen  l^ielt  ber  fjfrancidcaner  3ol^ann 

ffn^ff  im  3. 1568  feinen  einjug  als  Sifd^of  in 

bk  SiKtl^tale.  Sr  ftie|  nur  auf  f^h)0(^en  äBiber« 

fiimb,  Q&ein  Oranien  gtoang  (Groningen  burd^ 

OdiNitt  iitr  Snnoldme  ber  Utrec^ter  Union,  fo  bo^ 

]ia4  tttl^  Xobe  (1578)  bie  Smennung  eines 

92a4foIger9  mraiöglid^  nnirb.  —  2)aS  neue  93iS- 

t^nm  'S  ^ertogenbofd^  (C^erjogenbuf d^)  mürbe  t)on 

^infi  IV.  bnrd^  }U)ei  l^fonbere  SBuKen  bem  be- 

xöl^en  €omtiuS  (f.  b.  9rt.  unb  b.  ^rt.  93el- 

gien  U,  280)  anvertraut.   SHe  %btei  Xonger« 

loo  (in  ber  je^igen  $rot)in}  9ntn)er))en)  follte  für 

bie  Dotation  beS  Sifc^ofd  einftel^en.  allein  baS 

fllofler  »iberfefcte  ft(^  biefer  Verfügung,  bis  ber 

^eriog  Don  SIba  Smft  mad^te  unb  bem  S3ifd^of 

bte  SBurbe  eines  3IbteS  übertrug.  @onniuS  iebod^ 

marb  btr^  nac^l^er  gum  93tf(i^of  Don  3Intn)er))en 

ernannt  unb  burd^  fiaurentiuS  9)le|,  ben  S)ecan 

Don  et.  ©ubuto  in  Srüffcl,  erfejt  (1570).  ®er 

fromme  unb  eifrige  ÜRetfiuS  l^atte  burd^auS  ürd^* 

Wdft  unb  antireDoIutionöre  @efinnungen.  ^Oein 

1577,  aI8  bie  Staaten  DonS3rabant  bem  ^rin^en 

Don  Oranien  gebulbigt  l^atten,  fal^  er  ftd^  ge- 

gnmngen,  ben  bifd^öflid^en  Stul^I  ju  Derlajfen. 

€ein  Stod^folger  SrabbeelS  mugte  auf  bie  SBürbe 

ebttö  SbteS  Don  Songerloo  Derjic^ten,  allein  bie 

Utri  erflarte  fid^  bereit,  bem  93ifd^of  eine  Sal^reS« 

rmte  Don  8011  ®ulben  auS^ujal^Ien.  ^apft  unb 

ftdnig  l^ie^en  bie  Vereinbarung  gut  (1590  bis 

1592).  3m  anfang  beS  17. 3a]^r]^unbertS  (1637) 

mn^  ber  Sifd^of  ÜJli^ael  0))|oDen  0.  Praed., 

oon  ber  SieDoIutionSpartei  ge^ttungen,  feine  geift* 

ftSum  Schein  im  @tid^e  laffen;   1644  jebod^ 

gelang  ed  bem  Ie|ten  Sift^of,  3ofe))^uS  SBergaigne, 

ii  ber  fleinen  @tabt  ©l^eel  bie  fjfirmung  ju  er* 

^nlen.  Sie  bifd^öflid^en  ®üter  aber  maren  con- 

fücirt  nnb  bie  9Re^abI  ber  JKrd^en  bem  ))rotef!an« 

t$^  £uItuS  uberlaffen  morben.   3lad)htm  baS 

gnqe  Satutel  eingegangen  mar,  l^ob  ^le^anber  VII. 

1662  baS  SiSt^um  auf.  —  S)er  erfte  Sifd&of  üon 


äloermonb,  ber  gelehrte  SinbanuS  (DanSint),  1563 
gemeint,  tonnte  erft  fed^S  ^aX^xt  fpöter  feinen  @i^ 
einnel^men  (»gl.  b.  «rt.Selgien  II,  281).  SBeber 
feinSifer,  feine  SBol^ttl^ötigfeit,  feinSJlut)^  nod^  feine 
milbe  9iad(|ftd^t  tonnten  bie  gegen  il^n  auf  gel^e^te 
SSeDölferungbefd^mid^tigen;  fogar  f ein  Seben  marb 
bebrol^t.  6r  mu^te  meinen  unb  mürbe  nod^  ®ent 
Derfe^t.  S)er  SRoermonber  93ifd6ofSfi|  blieb  DermaiSt 
bis  5um  3. 1597.  ^olttifd^er  Umftönbe  megen  marb 
bie  SReil^cnfoIge  ber  »ifd^öfe  Dor  bem  18.  3a]^r- 
l^unbert  mieberl^olt  unterbrod^en,  unb  fd^Iieglid^ 
l^örte  baS  SSiStl^um  bis  1853  gän)Ud^  auf  ju  be- 
fteigen. —  3)aS  SiStlJum  Secumarben  (Ooftergo, 
SBeftergo,  @eDenmoIben)  beftanb  auS  Sl^eilen 
ber  frül^eren  SBiStl^ümer  9)}inben  unb  Utred^t. 
2)rieu£  (2)riutiuS)  auS  Saffel  mürbe  gmar  ernannt, 
Dermo^te  ieboc^  nie  ben  bifd^öflid^en  @tu]^l  ein* 
junebmen  unb  mürbe  1569  nad^  93rügge  Derfejt. 
®en  1570  ermöblten  ßuneruS  ^etri  (auS  ©ee» 
lanb)  fd^ü^te  «Iba'S  möd^tiger  %rm.  ^Dein  aud^ 
er  ftarb  in  ber  Verbannung  im  3. 1580,  unb  eS 
mürbe  tein  5Rad^f olger  ernannt.  —  ®er  erfte  S5i« 
fd^of  Don  2)eDenter  mar  3obanneS  SJlal^ieu  {^Ra^ 
^ufiuS),  ein  gfranciScaner  auS  Oubenaarbe.  Ob« 
mol^I  un  hemme  saint  et  decte,  mie  ©rauDeUa 
ft($  auSbrüdCte,  tonnte  er  megen  beS  äBiberftanbeS 
ber  Staaten  Don  ODeriiffel  nie  gemeil^t  merben. 
Sr  Der}id^tete  freimiüig  auf  ben  Vifc^ofSftul^I  unb 
mürbe  1570  burd^  SegibiuS  be  9Jlonte  (2)umont) 
erfe^t.  Siefer  marb  Don  @onniuS  gemeil^t,  ftarb 
jcbod^  fd^on  im  3. 1577  unb  erhielt  feinen  9Jad^» 
folger.  @o  ging  bie  Vorl^erfagung  ©rauDella'S 
Don  1561  in  grfüttung  (Papiers  d'Etat  VI, 
Paris  1846,  242),  bafe  bie  »iStpmer  Seeumar- 
ben,  2)eDenter  unb  ©roningen  fid^  tl^eils  megen  beS 
^rotcftontiSmuS,  tl^cilS  megen  anbercr  anti^icrar« 
d^ifd^en  Vemegungen  in  Jenen  ©egenben  nid^t  auf« 
red^t  erl^alten  mürben. 

3m  9lrti!el  IV  ber  ©enter  Ratification,  mel- 
d^em  gemöl)nlid^  bie  ©efd^id^tsforfc^er  gu  menig 
aiufmertfamfeit  mibmen,  marb  bem  Rrinjen  Don 
Oranien  in  ben  feiner  ©tattl^alterfd^aft  unter« 
morfenen  $roDin5en  ^ollanb  unb  @eelanb  eine 
unbcfd^räntte  grcil^eit  in  SReligionSfad^en  einge- 
räumt, unb  als  l^albbeutfd^er  ^ürft  manbte  er  baS 
Cujus  regio  illius  et  religio  an.  @(^on  tui^ 
nad^  ber  ©enter  Racification  (1576)  mürben 
fömmtlid^e  tatl^olifd^e  ©eiftlid^e  ^mfterbamS  ^gan) 
rul^ig"  auf  mcl^reren  ©d^iffcn  auf's  SWeer  l^nauS 
beförbert.  SuneruS  Retri,  Sifd^of  Don  £eeu- 
marben,  mürbe  eingef))ent.  Qu  S3rüffel,  Sntmer- 
ptn  unb  ©ent  marb  bie  ätegierung  unter  beS 
^rinjcn  ginflufe  fo  geänbert,  bafe  bie  (Eotoiniften 
bie  Oberl^anb  erl^ielten.  93rabant  unb  ^lonbem 
mürben  Don  bilberftürmenben  Solbcltr  über« 
f d^memmt ;  gu  ©rüfjel  trat  ein  SSerbti  m  Stich, 
gegen  bie  öffentlid^e  Ausübung  t>^  ^^xlnt^ :  he 
3efuiten  mürben  einer  SSerfc^imünrntj  W^iin?:: 
unb  mie  bie  granciSconer  iKnnxutn  r.  \  i- 
3)arouf  folgte  bie  $ertreUrun^  ur.  G^r^H-ibr 
nebft Silbcrfturm  $u QJer:.  %lIlfrt:M|  z-^zr  2ir 


0^0 


.%•• 


II     '•'  I.» 


ZI.  ~  trrsr:  A:titbR> 


• 


■  .r- 


tf  *• 


ir 


^T" 


'^' 


'  ■'-'    -%■'.-  ^'      f       ■ .  .-r" 


-    i:::.::r?:r   ?::::   r=- zx.  csfieciSfiBgi- 


.-•!■   :.r    ^--rzr:   zr"  .;'■    rr  cl  «ms 


t=L  Ssifllk 


>/• 


^  « 


•  ' 


dar 

3 


li4 


.  • 


j^  _--    ;-^  —  ■~""  '  i';.jw    £5; 

:  r^ir^nz.  i£5=r.  isnoi  üolAii 

Sotbofi* 


*r  *»- 


!•• 


^0 


«i' 


-1- 


i   ^  :  ,  ■.  .  ■ 


■V'.' 


.V< 


j*    i-l-'^r:::.    r=^  vr::ri:z=r==r2E  cian|isiL 


/ 


f.    .      ,    . 

■>      »n.      ^■■ 


.'J 


<.' 


■'-. 


»    ,  «     <w 


^    ■  • 


I     r 

I.   . 

4 


'•      '■  '•"      ■■■   •'    '•■■■■      '.:.-:    i.^.    ih**« 


.^..-..      «^        ;•  ^     ^^,_^    f,^.^.  ,-,«^    z.^    hw  mU 

r-.::r  r.r:r-L:;:  :r  r.-jrz:— n:  Sniintn:  «neu 

■  • 

:*.:-.1t  :.r=:r.:   w  ;:r-rr.     »r:r.^!:  iirfea:  fi^ 

:    irr  ;hr:Tr::r::r  M.  özrJ  %zs:  S^inüK  iriltoL 

vi  '-'  :-.i  '»:— crrriii:  >n  fiimr::!ix  in  ber 
;r*n::-.:f  ^c^::.  r:rr-.i  Drlis  ni  Hu  ciuiliid^ 


^1  JI?,         V    ;  i';/:^      '•'•";""*>  '.'■•'"  Staatsbeamten  blieb  ntrf.t  lange  qu§.  911  aMori| 

//.,       .,.;''''  "  :"*'  "":'  '«'l*'"'"""^'  n.f,tnßefrfint  auS  {Jlanbem  5urii(ffcbrte.  tamnhk 

r  ,       1      ";:    '';:/"!"'"!  »'"',••'"<  '""  CloenbamDelbtunbmiberenSiberaleninbenSet. 


i(f;t  nad)  ber  fout)eränen  Wac^t  ju  ftreben.  Sie 


J7S                                                  51ieberlnnbe.  874 

StiaM  (tAtilttcn  auf  einen  untet  giin[tignt  ^t>  i  „^latate"  uttioten  nurbt,  bilbelen  um  1625  bie 
UUmffni  fortbauembtn  tyritbtn  mit  @t)anien  Sat^olittn  no^  bit  ÜKe^Tga^I  ber  %eti5tlening. 
bo,  nwmiif  TOorifc  inbtfjen  oitföngltc^  gar  niätt  ©ie  btm  otanil^^tn  ßolDinianiuä  gtgemitiet  gu« 
«tgt^  toDÜtt.  er  mtjnititc  ft^  bahurc^  norf)  nelimenbe  ©(eii^aüItiglEil,  fomlt  btt  ^oOclnbMe 
liffa  mit  Olbnibanitt)tlbt.2)K3ttgn)uibe  grabet,  §anbeI§gdft,lDel[^emberiR([tgion§t|aBfiltba8®t' 
aU  OlbflibonuDtlbt  Sinfpiai^e  gfgen  PDrigcnä  fdCiäft  na^t^eilig  bünfte,  t)enir{a<t|ttn.  bag  man^eS 
fetchntg  )ut  SBürite  eintS  ©auutnuuTB  unb  S^tafat,  borjüglie^  in  ^mfterbam,  ein  tobter  Sud(i' 
SttmalaipitänS  bn  iGertinigten  Ütiebeilanb«  er«  ^abe  blieb,  ^amentlii^  in  ^ollanb  unb  Sßeft- 
^  918  nun  Don  £tQbcn  eine  $eme^ng  au3-  tneSlanb  blieb  bie  Sanbbcb&lteiunQ  lat^olif^;  in 
gng  gegen  ba9  iBeftreben  bet  calniniftii^en  ^re*  Oueniiyel  unb  @elberlanb  maien  bei  Sinflug  ber 
bign,  btn  SalDtniSntuS  jur  SanbeSteligion  ju  allobeltgen  Iat^on[d)en  ©eldile^tei,  bie  ^äfft  bet 
■Ä^ni,  unb  3a^nn  Mn  Olhenbntneiielbt  (mit  lat^DÜi^en  beutl(!)en  ißroBinjen  unb  baS  aSirfen 
{mgo  ®iDtiuS  u.  %.)  fit^  biefei  me^i  freifinnigen  ber  3e|uiten  bem  ffat^oliciimuS  günftig,  obgleii^ 
Si4tung  anf(^lD|,  ba  tmirbt  er  fpQnien(reunb-  ju  Sw«'«  (in  ffrieSIonb)  eine  jmeite  ^ftanj- 
li^ä  ®tfinnungen  unb  bei  SanbeSDerratfieS  bc  fcCiuIe  für  jufünftige3:^eDlogen(Unii}er(ität  1585) 
Mnlbigt  unb  im  f>aae  Bffenttiii^  entl^uptet  (1619).  gegriinbet  warben  laar.  Um  bie  ÜJIitte  beS  1 7. 3a^i' 
3lie  Stönon^tonten  (Siminimier)  Duiben  con  ber  ^unbertS  bilbeten  mä)  allen  Staliftifen  bie  ort^O' 
@9iu^  miSgef^Iofltn,  meiere  gut  uätiem  £ßeflim'  bo^en  unb  orQngt|'lifd)en  Salniniften  noi^  niii^t  bie 
mnng  bti  finttlt^-oiangifüic^en  fiebre  jufammen'  ^ülfte  ber  EBeDüIterung.  unb  bennoc^  tnar  bie  )ier< 
tnt  (f.  b.  «rt.  ÄrminiuB  1,  1380).  '^oä)  blieb  (online  Sffint^t,  mtläjt  bie  cQlBiniftijc&en  5(Jrebiger 
i^  ^ßoitet  troj  oller  Serfolgungen  forlbefteben ;  in  ibren  (Semeinben  bamalS  ausübten,  weit  grä|er 
iiii4  V"»*«  Wben  fie  eine  feliftänbige  proteftanlift^e  als  bie  (leutige  gei|tliii(|e  Sluctorität  in  ttgenb  tDeIt|er 
€cctc,  neld^  rhu  geuifle  Abneigung  bezeigt  gegen  @emeinbe.  3(uf  ber  ffangel  rourbe  nicbt  nur  bie 
«MC  ihtuHfi  atlirini^i|d|ei  hrc^lic^er  Siorfc^nlten.  @Iauben^Ic^re,  fonbem  auä)  jebt  pDlitif^e  {^rage 
S)ct  eoMtriSmuS  madite  fic^  na^  ber  Slorb-  be^anbelt  unb  bie  SReUgion  me^i  unb  me^r  alB 
iM^tcr  €qniibe  immer  mebi  gelftnb ;  im  tarnen  ein  ülDtittel  gur  ^ebung  be€  SinfluffeS  ber  Sie* 
bn  .tm^Ttn  Stdigion"  unb  im  Stamen  bei  „9Iuc-  geuten  unb  ijirebiger  gebraucht.  £egtere  mif^ten 
lanlät'  Bniri>en  on  Dielen  Orten  bie  ffatfiolifen,  fi$  fogar  in  alle  äuferen  Stngelegen^eiten  i^rer 
xn{(^  jum  3tat^  geldBrten,  abgefegt;  bie  miber*  ©emeinben  (Inbafraue^en,  @d|nutifen,  Sangen, 
ftrArtiben  Semonftanten,  niel<|e  nii^t  beS  San-  ffleibertiüi^ten  u.  j.  ro.).  3Jor  Stttem  troten  fie 
bcC  DRinieltn  lourben,  blieben  bei  ilircit  3nK"n-  ^ortmäbienb  gegen  bie  paepBche  auperstiden  en 
mcnfünften  genau  übermalt.  ®ie  aieligiim  Imtte  stouticheden  (ben  papifttftben  Slberglauben  unb 
fi4  nw^t  nnb  melir  nai^  ftaatli(](|en  'itoridiriitm  SSMnjiHigteit)  auf.  ®ie  anma^ung  ging  fo  meit, 
fa  rillen,  unb  jnai  ni^t  o^ne  ben  (Hinflug  ba|  1655  bie  ^ollnnbifi^e  ©qnobe  bei  Ben  $ro> 
Snglonbe,  roelt^eä  bie  freien  unb  jii  (Vranfreic^  DinjiQlftaoten  barauf  brang,  bie  fat^olifc^e  Seift- 
binttrigenben  ©cfinnungen  ber  3iemDiiftronicn  lid^teit  au8  i^ren  göoljnungcn  ju  Dertieiben.  33ie 
tüidflete.  (Eatoiniftifi^e  „Sptotate" ,  Borgüglii^  ©loaten  gingen  jebO(|  auf  tiefen  Sßorfcdlag  ni^t 
Segen  bie  Sefuiten  gerit^tet,  würben  im  3. 1622  ein,  unb  fo  gefdEia^  e§  manrfimal,  bafi  oudti  in  rein 
unb  1629  in  ^ollanb  Derbreitet  unb  SBifd^of  So-  tbeologif^en  fragen  ein  ©treit  QUäbra^  gtuifcten 
DCBiui,  ber  feit  1614  burt^  ipoul  V.  jum  apo-  ber  5[Jartei  bcS  ©tatlbotterä,  be8  ^aupteä  ber  gal- 
itoltf^nt  Bicar  ber  bereinigten  31ieberlanbe  er-  uiniften,  unb  ben  ©laaten,  rae((^e  fi^  gu  einet 
nonnt  Würben,  qu9  Utre^t,  feinem  aöobufiBe,  Der-  freiem  9Iirf]tung  hinneigten,  ©d  gerietben  j.  93. 
bannt.  33ag([i(6en  ßi^ig^^nife^geln  würben  bie^rDfefforenä3oel(ju91mfterbQm)unb6occeiuS 
wm  3*1*  i"  3nt  in  einigen  ©tobten  auf's  9!eue  (guCepben),  üon  benen  bet  erftere  metitiiumDra' 
öorgmommen  unb  baS  ©efui^en  bet  Sefuiten-  nicr,  ber  lejtete  mef)r  gubenStnafenbiell,  inleb- 
iinlni  fogor  in  ßmmeri^  unb  onberen  Orten  bafien  Streit  burc^  eine  SJerf^iebenbeit  in  ber 
otrbottn.  Slie  ®runbfä|e  ber  fiegenben  Spartet  5luffaffung  ber  cartepfc^en  SB&ilofopEiie,  mogu  fl^ 
beljifltm  rnttfr  unb  mel)r  bie  Ober^ianb;  in  9tim-  aDmälig  eine  SBIenge  untergeorbnelet  fragen  ge- 
loeßni,  ©toningen  u.  f.  lo.  mürbe  nur  ber  Pal-  feilten.  SDal  SBeffreben  beS  officieüen  SalüiniS- 
ciniSmul  gebulbet.  lue  SRegieningäämter  rourben  muS,  ben  Staat  unb  heffen  poülij^e  3ntere(fen 
iiuSf4lit|li4  on  ßolDiniften  ßergeben.  3eannin  gu  befierric^En ,  trat  mit  jebem  Sabie  beutlid^et 
bmdrfrti  in  feinen  Memoires  f^on  im  3. 1608  ^ertior.  5DIan^raaI  waren  bieOiegenten  genötf)igt, 
btmfnmjöfifc^^jofe;  „3)ie®enerQlflaatenbegen  gegen  biefe ^InmaSung  aufgutreten,  obgleich  anbe- 
We  Öffnung,  bafe  mit  bem  jefet  lebcnben  ©eft^ilei^t  terfeitS  hie  5ßrebiger  bei  aßen  iJffcntlicfjen  iBelegen- 
bo  oüe  ©loube  auSfterbe."  ?tllein  trog  oller  ©e-  t)eiten  geebrt  unb  benorjugt  würben,  wä&renb  bie 
■oltiBOftnfleln,  unb  obgleich  Diele  Soufenbe  ob-  Siemonftranten,  üorjüglid)  ber  berübmle  Sßrebiget 
BetoOmei  Äot^Dlifen  au3  glonbem  unb  Sötabant  Uuttenbogaetb  (geft.  1650),  ©moul  u.  %  m..  ^iS) 
M  ni  b«n  nBrbtif^  ^louinjen,  Dorgüglic^  in  toie  fonflige  D)ii)tcolDiniften  buri^  bie  giu^t  ber 
6etl0Rb  unb  in  ^ottonbifi^en  ©labten,  j.  58.  in  SBerfoIgung  entgieben  mufilen.  3)ie  Sut^eroner, 
itifba,  niebnliegen  unb  bie  Su^übung  ber  falfiO'  unter  benen  Diele  ucmbeulfi^erStbftammungniaren, 
tt«^  Sttligion  fi^on  feit  1573  bnr*  meijtere  tonnten  nur  ^eimüAe  Snfammentiinfle  on  ent- 


875 


Mieberlanbc. 


876 


I 


legenen  Orten  l^alten,  unb  c§  tDurben  il^nen 
feinerlei  Remter  jugemiefen.  9iad^  bem  %oht 
bc§  ^rinjcn  SKorife,  unter  ber  ©tattl^alterfd^aft 
feines  93rubcr§  gfrieorid^  ^^vmä),  tt)urbc  bie  Sage 
ber  jf atl^oltf en  titoa^  ertröglid^er ;  tt)enigften§  bul- 
bcte  ber  ^rini;  bie  Sefuiten  unb  forbcrte  feine 
ftrenge  ffiurd^fül^rung  ber  auf  ben  ^lafoten  an- 
gefül^rten  SSeftimmungen.  JRid^elieu'^S  ^lan,  bie 
iDoKonifd^en  ^roöin^en  ber  SRieberlonbe  an  tSfronf- 
reid^  }u  bringen,  mö^renb  auS  ben  übrigen  ftd^  ein 
sufammenl^angenber  ©toot  bilben  f oOte,  mag  mol^I 
Sfriebrid^  ^einrid^  gur  ^iad^ftd^t  gegen  bie  ^atl^o« 
lüen  geftimmt  l^aben.  9I0ein  bie  $rebiger  unb 
sunt  S^eil  aud^  bie  ®eneralftaaten  maren  niöd^» 
tiger  afö  ber  $rin5,  unb  man  bearbeitete  ba§  93olf 
burd^  ©d^mäl^f d^riften  gegen  bie  jf atl^olüen.  trau- 
rig aber  ftanb  e§  mit  ber  ftrd^Iid^en  ^ierard^ie.  913 
ber  le^te  Srjbifd^of  t)on  Utred^t,  tif^iebrid^  @d^en! 
öon  lautenburg,  geftorben  war  (1580),  »urbe 
itoat  ber  ®raf  t)on  Stennenberg  unb  nad^  biefem 
2£o]^anne§  93ru]^efiu§  al§  9iad^f olger  ernannt,  allein 
le  oermod^ten  ben  bifd^öflid^en  @tu]^I  nid^t  ^u  be* 
teigen.  «rul^ermS  ftarb  im  3.  1600  ju  fföln. 
ffio^I  war  bereits  im  3.  1583  ©aSbout  9SoS- 
mcer  gum  bifd^öflid^en  93icar,  1602  jum  6rä« 
bifd^of  t)on  $]^ili))))i  i.  p.  i.  unb  ^um  apoftolifd^en 
93icar  für  Utred^t,  ^ollanb  unb  bie  übrigen  ^ro- 
öingcn  ber  bereinigten  9lieberlanbe  ernannt  wor» 
ben;  bod^  balb  na^^er  beS  ^od^oerratl^S  befd^ul« 
bigt,  mürbe  er  jum  %oht  oerurtl^eilt.  3nbe|  marb 
er  bIo|  t)erbannt,  unb  feine  @üter  mürben  einge* 
jogen.  9Son  Äöln  au8  regierte  er  nod^  eine  S^it- 
lang  fein  «istl^um  unb  ftarb  im  3. 1614.  Salb 
ftedte  ftd^  aud^  ein  großer  SRangel  an  ®eiftlid^en 
ein;  OrbenSleute  auS  bem  @üben  mußten  auS  ber 
yioif)  l^elfen,  unb  feitl^er  ftanben  in  ben  5Heber« 
lanben  immer  mel^rere  Pfarreien  unter  ber  9Ser« 
maltung  Don  ®ominicanem,  gi^anciScanem  unb 
Sefuitcn.  ®er  bereits  oben  ermäl^nte  SRoöeniuS 
mürbe  SSoSmeerS  5Rad^f olger ;  eine  übereifrige  $ar« 
tei  moQte  il^n  burd^  ben  ßinflug  beS  fpanifd^en 
ftönigS  auf  ben  Utred^ter  ©tul^I  erl^eben  laffen. 
©0  Diel  brandete  e§  nid^t,  um  bie  SSerfoIger  in  ben 
§amifd^  gu  bringen,  ^ud^  er  mürbe  öerbannt, 
fein  Sefi^tl^um  confiScirt.  6r  ftarb  1651  ju 
Utred^t,  mol^in  er  ftd^  ab  unb  gu  l^eimlid^  begeben 
l^atte.  SRoDeniuS'  92ad^foIger  be  \a  £orre  mar  be- 
reits öor  feiner  ßmennung  beS  SanbeS  üermiefen 
morbcn,  meil  er  ba§  ©acrament  ber  Qfirmung  er« 
t^eilt  l^atte.  SlIS  ernannter  Sifd^of  öon  ^pem 
ftarb  er  1661.  SBieberum  trat  ein  ©rjbifd^of  üon 
^l^ilippi  i.  p.  i.,  93albuin  Dan  (^tö,  baS  apofto« 
Hfdfte  SSicariat  an,  fd^liellid^  3o]^ann  öon  9Jeer« 
caffel.  ®ic  Sifd^öfe  oon  ^erjogenbufd^  unb  9loer- 
monb  Dermalteten  inbeffen  bie  füblid^en  %f)t\\t  ber 
SRepubli!  (5Korb«95rabant  unb  fiimburg).  3m  3. 
1629  jebod^,  nad^  ber  ßinnal^me  öon  §f^äögcn» 
bufd^  burd^  Qfriebrid^  §einrid^,  mu^te  ber  ^Bifd^of 
SKid^acI  Dan  Dpl^ooen  abtreten  (geft.  1637), 
unb  mit  beffen  5Wad^foIger,  3of.  SSergaignc  (geft. 
1647),  frfilie^t  öorläupg  bie  SReil^e  ber  betr. 


SBifd^öfe.  3tn  3. 1662  erl^ielt  ^erjogenbufd^  einen 
eigenen  apoftolifd^en  SSicar,  Sugen  b^^Oamont, 
iBifd^of  Don  Sioermonb.  S)ie  ©eneralftoaten  ober 
Dielmel^r  bie  ^rebigerpartei  fhengte  üOeS  an,  um 
burd^  Sinpftanjung  proteftantifd^er  Familien  bie 
SeDöRerung  Don  99rabant  „iwc  maleren  SReligion" 
}u  fül^ren.  S)iefe  SRa^regeln  unter[tü|ten  gal^I- 
reid^e  ^lalate  (93erbote  aQer  9rt),  meld^  bann 
unb  mann  aud^  auSlönbifd^e  ^rrfd^aften  trafen, 
S.  93.  bie  @rafin  Don  ^ol^enjoüem,  Sigentl^ümerin 
ber  Snarfgraffd^aft  93ergen-o))>3oom,  meldte  man 
beS  9ied^teS  beraubte,  bie  SRagiftrate  anjufteDen, 
meil  fte  fatl^olifd^e  Beamte  ernannt  unb  bie  ^ud^t 
ber  Sod^ter  |^riebri(^8  Don  ber  $falg,  beS  äßinter« 
fönigS,  meldte  jum  Jfatl^oIiciSmuS  übergetreten  toar, 
beförbert  l^atte.  —  3m  18.  3a]&r]^unbert  tonnten 
bie  jfatl^olüen  aufatl^men,  möl^renb  ber  ©treit  im 
©d^o^  ber  9}ationaIfird^e  mel^r  gunal^m.  3^  9[n- 
fang  beS  3a|^r]^unbertS  l^atten  bie  m^ftifd^-t^eo« 
logifd^en  Süd^Iein  beS  ^rebigerS  SBrafel  einen 
großen  Srfolg,  unb  anbere  ©d^mörmer  (Dan  Ipot« 
tem,  ©d^ortingl^uiS  u.  f.  m.)  gaben  ben  Ort]^oboi:en 
im  „SReid^e  3Sraetö"  Diel  gu  fd^affen.  9118  bie  fran« 
göftfd^e  $l^iIofo))]^ie  nun  au^  nod^  anfing  fid^ 
geltenb  gu  mad^en,  mürbe  ben  ödsten  CalDtnijten 
„SSater  ^rafel"  eine  immer  tl^eurere  Seetüre,  bie 
man  neben  „ißater  &)tS"  fteQte,  mö]^renb  fid(|  on« 
bercrfeits  SWönner  mie  bie  beiben  SSitringa,  SBater 
unb  ©ol^n,  Dan  ben  §onert,  SSater  unb  ©o^n,  Sol^. 
Gilbert  u.  f.  m.  als  Xl^eologen  einen  gemiffen  Stuf 
ermarben.  3nt9nigemeinen  ftanb  jebo^  bem  ort^o- 
boxen  ^roteftantiSmuS  eine  immer  gune^menbe 
@leid^gültigfeit  gegenüber.  S)er  Dor  einigen  3a^" 
l^ren  geftorbene  ®roen  Dan  ^rinfterer,  ber  ®e» 
fd^id^tfd^reiber  ber  9lntireDoIutionären,  ber  or- 
tl^obo^en  &)lDiniften  unb  beS  ^aufeS  Oronien, 
f(^reibt  biefe  ^Ibnal^me  beS  ffieligionSeiferS,  biefe 
®leid^gültigfeit  Dorgüglid^  bem  Sinflu^  beS  fron« 
göftfd^en  ^Rationalismus  gu,  menn  aud^  l^in  unb 
mieber  gemiffe  $rebiger,  ©tinftra,  Dan  ber  08, 
Dan  ber  9Kardt  u.  f.  m.,  megen  §eteroboxie  il^ 
SlmteS  entl^oben  unb  bie  äBerfe  eines  anbent 
(Don  ^a|felb,  eines  ©ad^fen)  öffentlid^  Derbrannt 
mürben.  S)agegen  !am  bie  gunel^menbe,  Don  ber 
rationaliftif  d^en  ^l^ilofopl^ie  Dorgef  d^riebene  ^lole« 
rang''  ben  jfatl^olifen  mirüid^  gu  gute,  inbem  bie 
ißerorbnungen  gegen  bie  SluSübung  ber  SReligion 
immer  weniger  f($arf  angemenbet  mürben.  ^|- 
l^alb  mar  ber  jf  atl^oIidSmuS  benn  aud^  an  mond^en 
Orten  mel^r  burdj  ben  3anfeniSmuS  (f.  b.  9lrt. 
3anfeniuS  VI,  1235)  alS  burd^  bie  ^ffinber  ber 
maleren  ^Religion''  geföl^rbet.  S)agu  mad^te  ber 
frangöftf(^e  ©ocinianiSmuS  ftd^  aUerortS  geltenb 
unb  untergrub  bie  ort^obo^e  ©taatsfird^e.  S)er 
3anfeniSmuS  l^ingegen,  feit  6nbe  beS  17.  Sal^r« 
l^unbcrtS  ein  neuer  Qfactor  im  ©treite  gegen  bie 
fatl^olif  d^e  jf  ird^e,  mar  guerft  burd^  ben  obgenonnten 
apoftolifd^en  SSicar  5Reercaf)el,  einen  Qfreunb  ber  avA 
tJfranfreid^  gepd^teten  3anfenif!en  9lmaulb  unb 
OueSnel  geförbertmorbcn.  9Jecrcaf|elS  Slad^folger, 
$etruS  jf  obbe,  mürbe,  obgleid^  gefe^mö^ig  ernannt. 


377 


9ltcbcrlanbc. 


378 


wtqm  ffiibeijpdnfltgfeit  bon  (SIemenS  XI.  fuSpen« 
biet  imb  X^obor  be  Socq  als  ^rooicar  ernannt. 
^  fclielen  bie  SYOt)tn)taI{}aaten  Don  ^ollanb  ein 
^tofot,  traft  beffen  fein  apofiolifd^er  SBicar  in  3u- 
toift  me^  ol^ne  (Sene^migung  ber  ba^u  gecom- 
miteerde  Baden  feineS  SlmteS  malten  bürf e.  @o 
nnirbe  ber  3an{eni§mud  mit  ber  ©taatSfird^e  ge* 
mificnnagen  Derbunben  (1702).    SBöl^renb  beS 
gongen  3a^r^unbert8,  bis  gum  Saläre  1793,  njur« 
bcn  imn  bie  fleben  ^roDingen  burd^  ben  Snter* 
mmtittS  }u  Srüffel  ober  gu  jf öln  t)em7altet,  benn 
bun!^  baS  3uf<)ntmenge]^en  ber  refomtirten  $re« 
biger  mit  ben  3an{eni{kn  blieb  bie  ßmennung 
id»e9  atK)ftolif(l^  SSicarS  erfolglos.    S)ie  San- 
fcnifien  behaupteten^  eS  fei  baS  alte  Utred^ter  Sa- 
püel  feineSmegS  )u  @runbe  gegangen;  eS  l^abe 
Dtcline^  boS  äted^t/  einen  ©eneraloicar  gu  er« 
nnmen.  Sold^  g^fd^^  benn  aud^  in  ber  $erf on 
Don  J^ffenS  (1706),  beS  befannten  SSerfafferS  ber 
Batavia  sacra;  man  fteOte  il^n  bem  pöi^flUd^en 
^oDicoc  be  Socq  entgegen,  unb  biefer  mu^te 
bem  Hon  feinen  (Segnem  auSgeflbten  3^<^nge  toei* 
dtm.    «nein  nid^t  ein  ©ed^Stel  ber  ©eifUid^feit 
folgte  biefer  Semegung,  obgleid^  man  perft  einen 
crif«^  Sifd^of,  nad^^er  ben  ^rangofen  SBarlet, 
9if4of  Hon  Sabt^Ion,  gu  bemegen  mu^te,  ba|  er 
bk  Sifi^ofSmeil^e  oomal^m.  92un  tourbe  mit  @e« 
nd^igitng  ber  Staaten  Som.  Steenl^ooen,  Pfar- 
rer jn  tttred^t,  )um  Sifd^of  ernannt  unb  gemeil^t, 
aber  Don  Senebict  xm.  escommunicirt.  ©eiliger 
(aben  bie  Sanfeniften  il^re  eigene  ^ierard^te  (1 724). 
—  Ibn  biefe  S^i  befanben  fid^  in  ben  ficben^ro» 
lyinien  271  »eltlid^e  unb  108  jfloftergeipd^e, 
tDomnter  34  Sefuiten.   SMe  Sanfeniften  göl^Iten 
72  ^iefler. 

3n  ben  füblid^en  ^roDinjen,  Trabant  unb  Sim» 
bmrg,  fonben  feit  bem  16.  Sal^rl^unbert  mieberl^otte 
Serönberungen  ber  2)iöcefen  ftatt.  S)urd^  ben  Ut« 
letzter  Sfrieben  (1713)  war  baS  fog.  „fpanifd^e" 
3elber(anb  (mit  ber  ^auptftabt  Sloermonb)  gmif  d^en 
Oefterreid^  unb  ^reu^en  getl^etlt  worben.  ffurg 
noc^^  emmrb  bie  nieberlönbifd^e  Siepublif  bie 
Sejfamgen  Senloo  unb  SteoenSioeert  unter  ber  9e* 
btngung,  ba|  bie  Ausübung  beSfatl^oIifd^en  ©otteS* 
bienjIeS  unbebeQigt  flattfinben  fönne,  maS  aud^  bis 
ytt  Coronen  fran)5ftfd^en  SReDotution  gefd^al^.  S)ag 
bie  mneralftaaten  für  biefe  92ad^fid^t  in  93rabant 
iei(^id^  Srfa|  fanben,  mirb  Don  (Sd^riftfteQem 
jeber  Sonfeffion  unbebingt  anerfannt.  @eit  ber 
Sinna^me  üon  ^ergogenbufd^  h)urbe  ein  form» 
^er  ffrieg  gegen  ben  Jfatl^oIiciSmuS  organifirt; 
Mm  1648  an  mürben  alle  ©eiftlid^en  Dertrieben 
nib  ber  (SalDiniSmuS  offtciell  in  ber  gangen  $ro» 
tnng  eingeführt,  ftird^en  unb  $fanl^Qufcr  ben  rc« 
formirten  ©eijtlid^en  überlafjcn.  SWeffcIefen  würbe 
oetboten  unb  bie  3efuiten  beS  SonbeSDerratl^S  an« 
geflogt.  SOein  bie  ITatboIüen  l^arrten  in  aller 
Stille  auS;  bie  proteftantifd^en  jfird^en  ftanben 
ieer.  ©ie  3anfeniflen  aber  öerfud^ten  SllleS,  um  bie 
ttin  gebliebene  (Seiftlic^feit  gu  beeinftufjen.  SiS 
inm  äabre  1731  maren  bie  IBicare,  meldte  bie 


Äird^e  in  Srabont  öerttjalteten,  nod^  immer  gc« 
nötbigt,  fi(^  in  IBetgien  aufgu^alten.  92unme]^r 
aber  lenften  bie  Staaten  einigermaßen  ein  unb  ge* 
ftatteten  f ogar  $a))ft  SIemenS  XII.,  ©ijsbregt  Dan 
ber  SlSbondf,  Pfarrer  gu  Dirfd^ot,  gum  apoftoli« 
fd^en  SBicar  gu  ernennen.  UebrigenS  mürben  aber 
bie  meiften  frül^eren  ®emaltma|regetn  gegen  bie 
jfatl^olifen  aufredet  erl^alten;  fein  ^riefter  burfte 
frei  über  fein  öäterli^eS  grbtbeil  Derfügen;  ein 
93eamter,  ber  eine  fatbolifd^e  gfrau  l^eiratete,  mürbe 
abgefegt  u.  f.  m.  @o  verarmte  bie  fatbolifd^e  93e« 
Dölferung  SrabantS  unb  fam  pb^ftf  d^  unb  moratif  d^ 
berunter,  bis  bie  neuere  Seit  bie  Seöölferung  mie» 
ber  etmaS  aufat^men  ließ.  SBöl^renb  ber  SReoo« 
lutionSjal^re  öon  1781—1795  nal^m  bie  SKad^t 
ber  i^ormulare  ber  S)orbred^ter  S^nobe  immer 
mebr  ab  unb  räumte  bem  S)eiSmuS  f  omie  ber  Slouf > 
feau'fd^en  Sentimentalität  baS  Qfelb.  3!llan  fud^te 
einen  SWittelmeg  gmifd^en  ben  SSorfd^riften  ber 
reformirten  ftird^e  unb  bem  Unglauben.  ^ierauS 
ging  eine  Srfd^Iaffung  l^erDor,  meldte,  mie  @roen 
\)an  $rinfterer  fagt,  meit  fd^neüer  eine  bauembe 
ffranfbeit  l^erbcifü^rte,  als  bie  Qfortfe^ung  eines 
beftebenben  UebelS.  ^Qmölig  emancipirten  fid^ 
bie  JfatboUfen.  3n  ber  92ationaIt)erfammIung  beS 
Sal^reS  1796  treten  eine  Sugal^I  fatl^olifd^er  Sb» 
georbneten  93rabantS  l^anbelnb  auf;  allein  eS  be« 
fanben  fid^  mehrere  Sd^einfatboUfen  unb  mobeme 
^bilofopb^n  unter  i^nen.  S)ie  oranifd^«caIöini« 
ftifd^e  Partei  l^atte  unterbeffen  im  3. 1795  burc^ 
bie  gflud^t  SBil^elmS  V.  i^r  §aupt  unb  ibre  ©tü^e 
öerlorcn.  S)ie  „Patrioten"  mürben  SWeifter;  balb 
iebod^  löste  bie  $artei  ftd^  auf.  Sine  neue  Spal- 
tung entftanb  jmifd^en  göberaliften  unb  Unita» 
riem.  ßrftere  fd^märmten  für  ein  Sünbniß  un« 
abhängiger  Staaten,  lejtere  für  ein  mebr  gufam» 
mcnbängenbeS  gefd^loffeneS  poIitifd^cS  fiebcn,  unb 
gmar,  mie  in  Qfranfreid^,  auf  üoüftänbig  neuer 
©runblage.  3«  ben  lebtcren  geborte  bie  3Kebr= 
gabl  ber  ftatbolifen.  9lue  Parteien  ftimmten  bei 
ber  5Wationalt)erfammlung  beS  SabreS  1798  in 
ber  ^ufbebung  ber  ortbobojcn  StaatSfird^e  über« 
ein.  99iS  gum  Sabre  1814  jebod^  üermocbten  bie 
ffatbolifen  feinen  bebeutenben  6influ§  auSguüben 
obgleiA  bie  gonftitution  beS  3abreS  1798  auf  poli« 
tifd^e  ©leid^bered^tigung  lautete.  Snbeffen  mürbe 
aber  gu  SBarmonb  in  ber  ©iöccfe  §aarlem  ba§ 
erfle  ^riefterfcminor  c^egrünbet.  ?lu^  blieben  bie 
ffatbolifen  im  3.  1806  nid^t  untbätig  bei  ben 
Scrbanblungen  über  boS  ®eje^  für  ben  Glementar« 
unterrid^t.  Dbgleid^  in  fpöteren  3abren  biefe§ 
©efc^  bie  ffatbolifen  gu  beeinträd^tigen  fd^icn,  mar 
eS  für  ben  Slugenblidt  ein  Hilfsmittel,  um  ber 
ortl^oboj«calöiniftifd^en  Supremotie  bie  Stime 
gu  bieten,  unb  als  fold^cS  ein  ermünfd^teS  @reigniß. 
„6in  d^riftlid^er,  nid^t  bogmatif(ber  Unterrid)t, 
biftorifd^  unb  fittlid^  o^ne  ©laubenSfö^c",  fd^icn 
bomalS  nod^  ein  SRettungSanfer  für  bie  ßultuS» 
freil^eit  ber  ffatbolifen  unb  ein  ÜJ^ittel,  um  oflmälig 
gur  SluSübung  i^rer  Sed^tc  gu  gelangen.  ®iefe 
maren  gmar  conftitutioneU  garantirt,  in  ber  ^rarj§ 


379 


5?icbcrlanbc. 


380 


tebod^  nod^  ntd^t  burd^fül^rbor.  S)ie  g^onftitution 
bcSSal^reS  1815,  burd^  tücld^e  fömmtlid^c  nicber» 
lönbifd^en  ^rooin^en  unter  SBitl^elm  I.  ein  )u« 
famnienl^angenbed  jfönigreid^  geworben,  tüox  ben 
Kalöiniften  niiji  günftiger.  ®q§  ©cfej,  »eldfeeS 
baS  regierenbe  ^auS  ^um  93efenntni|  be§  SalDi» 
niSmuS  Derpflicä^tete,  tt)urbe  obgcfii^afft  unb  über» 
l^Qupt  fein  g^uItuS  mel^r  ermö^nt.  ^o^  bie  bei« 
gifd^e  ©ciftUd&feit,  la  aüe  «otl^olücn  bo§  neue 
Softem  ber  ©leic^gültigfeit  in  SieligionSfad^en, 
toeld^eS  Don  bem  SRinifter  t>an  Snoonen  ausging, 
nid^t  ol^ne  bange  Sll^nungen  l^innal^men,  brau($t 
nid^t  gefagt  )u  tt)erben.  ^n  bie  Spi^e  ber  £)))))0' 

iltionSpartei  in  Belgien  flcllte  fic^  ber  ©enter  93i» 
d^of  SWaurice  be  SÖroglic,  ber  Don  fronjöfild^er 
^crfunft  ttjar.  gr  forberte  größere  ©arantien  öon 
ber  {Regierung  unb  öu^erte  [ogar  ben  SBunfd^, 
Belgien  unter  boS  ©cepter  ber  IBourbonen  gefietit 
gu  feigen.  Mein  ber  burd^au§  fatl^olifd^e  unb  anti« 
loUänbifd^e  ©efd^id^tSforfd^er  be  ©erlad^e  u.  9. 
urtl^eilten,  bafe  ber  93ifd&of  unöorfid^tige  Slnfor- 
berungen  fteUte  unb  mit  Unred^t  gu  alten,  unmög- 
lichen 3uftönben  gurüdfgufe^ren  h)ünfd^te.  3nbe^ 
proteftirte  ber  gange  belgifd^e  6pifco))at  gegen  bie 
©leid^bered^tigung  aQer  SReligionen  unb  mamte 
feine  ©emeinben  öffentlid^  üon  ber  Äangel  l^erab. 
S)ie  neue  Sonftitution  mürbe  hiegen  be§  ^rtifetö 
ber  freien  Seligion  üertt)orfen,  fam  aber  bennod^ 
gu  ©tanbe.  2)ie  95if d^öf e  weigerten  [\ä) ,  toegen 
beS  ben  SuItuS  betreffenben  ^rtife(§  ben  Sib  gu 
leiften,  unb  ber  S3ifd^of  öon  ©ent  ttjanbtc  fid^  in 
biefer  @ad^e  1815  an  ben  ))a))ftlid^en  Stul^I. 
$iuS  VII.  f onntc  bie  Haltung  beS  belgifd^en  epi- 
fcopate§  nur  gutl^ei^en,  allein  er  rietl^  gu  einer 
tJform  beS  SibeS,  ttjoburd^  einerfeitS  ber  Äönig  ber 
Irene  feiner  fatl^olifd^en  Untertl^anen  öerft^ert, 
anbercrfeits  aber  bie  fatl^olifd^en  ©emütl^er  be« 
rul^igt  würben.  3n  biefem  ©inne  rid^tete  ber  $apft 
ein  eigenpnbigcS  ©d^rciben  on  ffönig  SBil^elm. 
3m  5D^onat  5mai  1817  würbe  SKfgr.  be  SKean, 
meld^er  bei  feiner  ßmennung  gum  SJlilglieb  ber 
erften  ftammer  ben  Sib  auf  bie  SSerfaffung  ge» 
fd^ttjoren  l^atte,  Dom  ßönig  für  ben  ergbifd^öflid^en 
©tul^I  Don  Wcd^eln  öorgcfd[)Iagen.  ®a  er  er« 
flört  l^atte,  ba^  fein  6ib  fid^  in  Setreff  ber  93er« 
waltung  confejfioneHer  Slngelegenl^eiten  nur  auf 
bfirgerlid^e  ©ac^en  begiel^e,  unb  er  feineSWegS  ge« 
fonnen  fei,  bie  Don  ber  fatl^olifd^en  ftird^e  öerur« 
tl^eilten  ©ä|e  gu  Dertl^cibigen,  erl^ielt  er  bie  pöpft« 
lid^e  93eftätigung.  ©el^r  Diele  ftatl^oüfen  erflärten 
fid^  nun  bereit,  im  nämlid^en  ©inne  ben  6ib  auf 
Die  SSerf affung  gu  fd^wören.  SKfgr.  be  93rogIie  fe^te 
jebod^  feinen  SBiberftanb  fort  unb  öerweigerte  bie 
Sbl^altung  öffentlid^er  ®tbtU  gelegentlich  ber  §od&« 
geit  beS  ^ringen  öon  Oranien,  wäl^rcnb  bie  übri« 
gen  Sifd^öfc  il^ren  Pfarrern  fold^e  üorgefd^rieben 
Ratten.  3lun  würbe  burd^  ben  SJlinifter  txm  ^aa* 
neu  eine  gerid^tUd^e  Verfolgung  gegen  ben  ©enter 
»ifd^of  eingeleitet.  S)er  ©ifd^of  woHte  bem  Siöil- 
gcri(^t  nid^t  baS  SRed^t  guerfcnnen,  in  biefer  ©ad^e 
gu  l^anbeln,  öerliefe  baS  Sanb  unb  würbe  in 


contumaciam  Derurtl^eilt  ©ein  ©enerolütcac 
Sefure,  aud^  ein  f^rangofe,  würbe  im  SRonatäRoi 
1818  auSgewiefen.  S)er  Sifd^of  felbft  [tarb  1821 
gu  ^arid.  2)ie  ©enter  S)om]^enen  erhärten  fid^ 
bereit,  ben  ßib  auf  bie  Sonftitution  gu  fd^Wdren 
für  aÜeS,  waS  baS  bfirgerlid^e  Seben  anging,  unb 
ber  g^apitularticar  würbe  bom  ffSnige  anerfannt 
S)ie  S^egierung  woQte  aber  bie  ffibfter,  ^oceffb- 
nen,  SRiffionen  u.  f.  w.  einer  fd^rfen  Sontrole 
untergiel^en;  baS  ajlinifterium  begfinftigte  bie  ®e» 
feOfd^aften  l^ottönbifd^-rationaliftifd^er  lenben) 
unb  benad^tl^eiligte  bie  fatl^oIifd^enSinrid^tungen; 
furgum,  bie  Siegierung  bemül^te  fid^  offen&ir,  bie 
jfird^e  gu  bel^errfd^en,  obgleid^  ber  ffönig  mit  bem 
päpftlilien  ©tul^Ie  ein  Soncorbat  abfd^Io^.  2)(qu 
fam,  ba^  im  3. 1818  für  ben  reformirten  SuÜud 
1300000,  für  ben  fatl^oßfd^en  1800  000  Sflorind 
beftimmt  würben,  wöl^renb  bie  jfatl^oliftn  bodl^ 
ungeföl^r  gweimal  fo  ga^Ireid^  waren  wie  bie  $yo- 
teftanten.  Wit  biefe  ÜRalregeln  fonnten  bie  Rcd^o* 
lif en  nur  erbittern.  S)ie  {Regierung  l^ingegen  meiii^e, 
man  muffe  ben  eingebrungenen  antinationaI«fran" 
göftfd^en  ©inn  unter  bem  Stem§  befftmpfen  unb 
fud^te  be^wegen  il^ren  ©d^u|  bei  ben  Siberaleu. 
S)arauS  entftanben  bie  übertriebenen  SSorfd^riften 
l^inftd^tlid^  beS  ©ebraud^eS  ber  nieberlönbifd^ 
©prad^e,  weld^e  fpöter  gurüdfgegogen  werben  muß- 
ten, um  einer  SieDotution  oorgubeugen.  S)er  SU» 
nig  grünbete  aud^  ein  Don  i|m  abl^öngigeS  Gol- 
legium  philosophicum,  an  bem  bie  ©ei^Iid^f eit  in 
feinem  ©inne  auSgebilbet  werben  foUte,  obgleicl^ 
ber  Srgbifd^of  t)on  SRed^eln  gum  lebenSIönglülen 
Surator  angefteQt  war  unb  bie  ^rofefforen  nid^t 
o^ne  beffen  Sffiiffen  ernannt  würben.  Wit  ©emina« 
riften  foUten  ftd^  im  Gollegium  philosophicum 
gu  ben  tl^eotogifd^en  ©tubien  vorbereiten.  ^Oein 
bie  Sifd^öfe  befd^loffen,  feine  ©d^üler  in  il^re  ©c» 
minarien  aufgunel^men,  weld^e  burd^  baSSoUegium 
gegangen,  unb  fo  würbe  bie  Srri(^tung  beSfelben 
eine  ber  93erantaffungen  gur  nad^maligen  9ieüO" 
lution.  S)ie  Stegierung  {lanb  gwar  ber  Glaubens« 
lel^re  ber  belgifd^en  ©eiftlid^feit  gleid^güttig  gegen- 
über, allein  ^e  erad^tete  al§  fe^r  wichtig  bie  Sfrage 
be§  canonifd^en  9le(|teS,  weld^e§  bie  ©tellung  bed 
^eiligen  ©tu^leS  gur  Regierung  fei  Ueber  biefen 
^unft  foHte  ber  ©eiftlid^feit  im  SoUegium  Die 
änftd^t  ber  Siegierung  beigebrad^t  werben.  S>a3 
SSerl^öItni^  gum  l^eiligen  ©tul^I  blieb  iebod^  du- 
ftig genug,  um  bie  SSerl^anbtungen  über  ein  Son« 
corbat  wieber  aufgune^men.  Scigien  rid^tete  flc^ 
nod^  immer  nad^  bem  Soncorbate  beS  3a]&reS  1801. 
®ie  nieberlönbifd^en  ffatl^ottfen  würben  wie  eine 
SKiffton  betrad^tet,  weld^e,  burd^  einen  Crgpriefler 
verwaltet,  Don  bem  ©efanbten  be§  l^eiligen  ©tu^IeS 
abl^öngig  war.  S)er  jfönig  j[ebod^  fhebte  eine 
befjere  Siegelung  bed  3uftanbe8  unb  ein  SSerl^öIt« 
ni^  gu  9iom  an  wie  ba§jenige  ÜRaria  lerefio^S 
ober  9Japoleon§,  wöl^renb  ber  $apfi  fid^  —  bem 
proteftantifd^en  ffönige  gegenüber  —  ouf  ben 
©tanbpunft  be§  Irienter  SoncilS  fteUte.  Snfolge 
beffen  fonnte  erft  1827  eine  Vereinbarung  getroffen 


SSI 


5RicbcrIanbe. 


382 


toerben.  (Kapitel  ttmrben  gegrfinbct  Seminarien 

crrici^tet,  unb  btr  Se{u(!^  beS  Collegiom  philo- 

•opliieiim  iDUtbe  fornltoKt).  S)ie  liberale  Partei 

^5  ft4  inbeffen  mel^r  unb  mel^r.  9n  il^rer  @pi^e 

ftaxib  be  Rottet  auS  Srügge.  ber  ben  ©eifttid^en 

ftmblid^  fieftnnt  mit  bem  SRinifler  Dan  ©obbet« 

fc^TDQ  bagegen  innig  befreunbet  mar.  ßr  unb  feine 

^ßorteisrnoffen  erl^oben  il^re  Stimmen  gegen  bie 

fog.  clmcalen  Uebergriffe  unb  ffel^ten  um  Stettung, 

als  ^onbte  eS  fi^  um  bie  Sinfül^rung  ber  fpani» 

f^m  änquifttion,  fo  ba|  bie  ^Regierung  fui^  ge« 

ndt^gt  fa(,  ©d^ritte  gu  tl^un^  um  bie  antifatl^o« 

lifd^  9ttfn)ieglet  gu  befd^mid^tigen.  SlnbererfeitS 

entftanb  aber  barouS  ein  9Jli|trauen,  h)etd^e§  bie 

Süifi  ber  fhibirenben  Sl^eologen  bis  auf  bie  f)alfte 

rri>itciite.  $er  SRinifter  tmn  ©l^ert  mar  einer  ber 

^uptagitatoren  in  ber  Semegung,  meldte  bie 

tönigli^  SRod^t  }u  frftftigen  begmedHe^  biefelbe 

aber  fd^Ue|Iid^  gerabe  untermfil^tte.  S)ie  fiiberalen 

erhoben  mel^r  unb  mel^  bie  Stimme^  bie  treffe 

fUidftUt  baS  SoH  auf.  Sinige  ©eifttid^e  nmrben 

angeblt^  Suf^una  gegen  bie  ^Regierung  art' 

oefla^    9hin  ging  oe  $otter  gur  fatl^olifd^en 

Ikirtet  über  unb  gog  für  bie  Sefuiten  in^S  tJfelb, 

tDä^mb  er  bie  Stegierung  bejito  l^eftiger  angriff. 

3er  ftönig  untemal^m  eine  Steife  burd^  Belgien ; 

öberall  fanb  er  ^anbel  unb  ^nbuftrie  im  ^uf« 

USüfytn,  überaS  tmtrbe  er  mit  6ntl^ufta§mu3  be* 

0itt^.  S)aS  gefd^^  im  ÜRonat  Wai  1829.  j?ö* 

mg  Sil^Im  n)inigte  borauf  nod^  in  einige  anbere 

Sonofftonen  ein;  eS  burften  nun  mieber  üeine 

Seminare  u.  f.  m.  gegrünbet  merben;  für  ben 

CnltudnmAe  imeber  ein  allgemeiner  Slbminiftrator 

enunmt,  unb  ber  unbeliebte  ÜRinifier  bau  ©obbel* 

?4n>q  oarb  entlaffen.  Sine  gönjtid^e  gfreil^eit  be§ 

Unterrichts  tmtrbe  inbeffen  no^  nid^t  gefiattet.  3)aS 

neue  für  ben  ßlementarunterrid^it  vorgelegte  ©efc^ 

mar  ben  nörblid^en  ^rooingen  ein  S)om  im  ^uge, 

iDfil  bie  Belgier  eine  gu  gro^e  Steilheit  etl^ieltcu; 

biefe  felbp  aber  fanben  il^re  Qfreil^eit  baburd^  nod^ 

\u  fe^  beeintröd^tigt ;  baS  ©efe^  mürbe  fd^Uepd^ 

)urä(fge|ogen.  Sin  föniglid^er  @rla^  Dom  27.  Wa\ 

1830  gab  bie  ßrrid^tung  prioater  glementar« 

fc^nlen  frei,  tD0}u  nur  nod^  bie  ©enel^migung  ber 

®emeinbet)em)altung  unb  ein  ©utad^ten  ber  ^ro» 

raqialftaaten  erf orberlid^  fein  f oUte ;  biefe  t^freil^eit 

tDar  namenttid^  für  bie  füblid^en  ^rooinsen  Don 

go|cr  99ebeutung.  Sd^Iie^lid^  erfd^ien  am  4. 3uni 

ein  fdniglid^eS  ßbict,  morin  ber  ©ebraud^  ber 

fmn^öfifd^  ©prad^e  für  facultatio  erflört  mürbe. 

mein  cd  mar  gu  fpdt.  3m  @üben  mar  bie  93e« 

Äöifcnmg  öon  Derfd^iebenen  Seiten  aufgereiht. 

Sie  ffatlolifen  reiften  ben  Siberalen  bie  ^anb 

{BT  Oppofttion.  3m  ^aag  baute  ber  jfönig  nod^ 

oaf  bie  Sfrüd^te  ber  {üngjten  Soncefftonen  unb  ben 

tmd  feines  SoIfeS,  aSein  baS  93eifpiel  gfranf- 

mäß  unb  ber  3uIireDo(ution  mirfte  fo  ^ünbenb, 

b4  boS  Solf,  melc^eS  fortmäl^renb  burd^  bie  fran« 

f^iift  treffe  bearbeitet  mürbe,  nid^t  langer  ju 

ÜÄigen  mar.  9m  24.  Sugufl  1830,  nad^  ber 

liffü^rung  ber  Oper  i,S)ie  Stumme  Don  $or« 


tici",  morin  baS  Sieb  Amour  sacrö  de  la  patrie 
rends-moi  Taudace  Dorf ommt  entftanb  in  Trüffel 
ber  crfte  Stra|en!ramatt.  9lm  26.  mar  ber  ^öbel 
bereits  Weifier  in  ber  Stabt,  el^e  ber  Äönig  Don 
biefen  93or!ommniffen  eine  Sll^nung  l^atte.  93alb 
sogen  bie  beiben  $rin}en  mit  Gruppen  nad^  bem 
Süben.  SKer  ÜRonate  fpäter  mar  bie  §älfte  Sei- 
gienS  abgefallen.  S)er  ^rin^  Don  Oranien  fam 
am  4.  October  in  iBegteitung  beS  pdpftlid^en 
3ntemuntiuS  Sapaccini  ^um  ^meiten  SRate  nad^ 
Selgien,  um  eine  etmaigc  abminiftratioe  Trennung 
Don  5Worb  unb  Süb  ju  bemerfftefligen.  ®er  SDlittel« 
ftanb  fd^ien  ba^u  geneigt,  aber  baS  ißolf  mar  ^u 
fel^r  gegen  bie  oranifd^e  unb  calDiniftifd^e  ^err« 
fd^aft  aufgebrad^t,  a(S  ba|  man  eS  eines  Seffem 
l^ötte  belehren  fönnen.  3m  Mgemeinen  l^atte  aud^ 
bie  ©eiftnd^feit  eine  Abneigung  Dor  bemOranier, 
meld^em  $iele  nid^t  einmal  baS  Siedet  ^uerfannten, 
überhaupt  über  Belgien  ^u  l^enfd^en.  S)ie  burd^- 
aus  franjöfifd^e  ßrjiel^ung  Dieler  taufenb  Bürger 
unb  bie  franjöflf d^e  treffe  DoObrad^ten  baS  Uebrige. 
ßnglanb  arbeitete  l^inter  ben  ßouliffen  für  feine 
eigenen  3ntereffen,  unb  gmar  burd^  bie  ^almer- 
fton^fd^e  ^olitif.  Bergeblid^  bemül^te  fid^  ber 
^ring  Don  Oranien,  bie  erregten  ©emütfier  burd^ 
f^öne  Berfpred^ungen  gu  befd^mid^tigen,  fo  bafe  er 
fogar  infolge  bcffen  ben  §oIIänbem  Derbäc^tig 
mürbe.  S)er  Slufftanb  l^atte  bereits  p  meit  um  fic^ 
gegriffen.  3n  ber  gelcgentlid^  ber  Eröffnung  ber 
©eneralftaaten  am  18.  October  gel^altenen  Sbton« 
rebe  prociamirte  ftönig  SDSiD^^^m  I.  bie  Irennung 
ber  beiben  9lieberlanbe.  3m  TOonat  9JoDember 
mürbe  gu  Brüffel  baS  ^auS  Oranien  beS  Sl^roneS 
Derluftig  erflört.  ®ie  Diplomatie,  Dorjügli^  aber 
franjöfifd^e  3:ruppen  l^alfen  nad^,  um  bie  burd^ 
bie  fiegreid^en  l^oüänbifd^en  3:ruppen  nod^  Der» 
l^inberte  Spaltung  unl^eilbar  ju  mad^en.  2llS 
fd^Iicfelid^  nad^  mel^rercn  3aljren,  Dorjüglid^  in 
Betreff  ber  ^roDinj  Simburg,  eine  Bereinbarung  ju 
Staube  gefommen,  als  Äönig  SBil^elm  abgetreten 
mar  unb  fein  Sol^n  ben  nieberlänbifd^en  3:]^ron 
beftiegen  l^atte  (1840),  fd^ien  für  bie  religiöfen 
Parteien  in  ben  9lieberlanben  baS  OTorgenrotl^ 
fricblid^erer  Sage  anjubrcd&en.  SBiU^elm  II.  I^atte 
einen  gro|müt!^igen  Gl^orafter  unb  Derl^ielt  fid^  bem 
@ialDiniSmuS  gegenüber  giemlid^  gleid^gültig.  3)ars 
aus  folgte,  ba^  er  bei  ben  ßalDinem  in  geringerem 
Slnfcl^en  ftanb  als  feine  Borgänger.  Somo|l  bie 
Ausübung  beS  fatl^olifd^en,  als  bie  beS  l^eterobo^« 
calDiniftifd^en,  beS  lut^erifd^en  i^ultuS  u.  f.  m.  mar 
il^m  red^t,  unb  bie  Berbefferung  ber  2age  fämmt« 
lid^er  religiöfen  Parteien  mar  il^m  gerabe  |o  er» 
münfd^t,  mie  g.  B.  bie  ber  gcrrütteten  ginangen. 
tSfemer  fudftte  er  bie  gegen  bie  ßinrid^tung  beS 
rationaliftif  d^en  Unterrid^tS  erl^obencn  Bef  d^merben, 
morin  bie  ortl^obojen  ßalDiniften  mit  ben  ffatl^o- 
lifen  übereinftimmten,  gu  lieben.  Slllein  baS  Sanb 
mar,  mie  gefagt,  burd^  bie  rationaliftijd^e  ^l^ilo« 
fopl^ie  bereits  untermül)lt.  SBie  f ollte  bem  f o  plö^lid^ 
abgcl^olfen merben fönnen?  @in  föniglid^eS  Sccret 
regelte  bie  SluSfül^rung  beS  jüngfien  Unterrid^tS» 


333 


'JiieDerlanbe. 


884 


gefej^a  ^u  ©unfien  ber  gläubigen  Q.i)ivxtn,  'ttd^ 
^^rincip  jeöoc^  biitb  forttefie^en.  iDon  proteftan« 
rtfc^er  Seite  er^o6  fic^  aber  ein  ©ef^rei,  qI§ 
mürben  bie  'Tcieberlonbe  nun  balb  „tuxd;  Ütom 
be^err^t".  £te  geiftlic^en  Korporationen  S8ra» 
bants  unb  fiimburgS  erhielten  bie  gfreibeiten  in* 
lud,  Xütid^t  fie  unter  ber  {Regierung  2Bi[^e[m§  I. 
t^eittneife  eingebüßt  Ratten.  2er  fiönig  roodte 
nun  auc^  baS  Don  feinem  SSater  mit  bem  pöpi> 
liefen  Stu^I  abgefc^Ioffene  Soncorbat^  rotl^t^  biä 
}e$t  faum  berüäjlc^tigt  »orben,  )ur  SuSfü^rung 
gelangen  fajien.  Seine  ^läne  fcl^eiterten  jebocl 
an  ber  Stimmung  feiner  Umgebung.  6»  »ar 
V  93.  unmöglich,  für  ^Imfterbam  einen  Sifc^of  er- 
nennen ju  lafjcn.  !Run  fam  fotgenbe  9?ereinbarung 
)u  Stanbe.  Sie  nörblic^en  ^roDin^en  blieben  unter 
ber  fieitung  einc§  fog.  SBicc«Superior§  ber  ^oflön« 
bif(f)en  ÜKiifion,  iKfgr.  Dan  ßurium.  S^ie  beiben 
fublic^en  ^rooinjen  mürben  in  apoftolijc^e  Ü?ica- 
riate  öcrt^eilt:  1.  ganj  Simburg  mit  bem  ^faner 
3.  ^.  ^arebi§  ju  SRoermonb  an  ber  Spi^e,  ber 
nun  .^um  Sif cf)of  t»on  ^irenc  i.  p.  i.  gemeint  mürbe ; 
2.  ba§  SBicariat  ©raoc,  JRaöeftcpu  unb  biegen, 
vereint  mit  ^er^ogenbuidf),  unter  ber  Seitung  Don 
'})lfgr.2en5ubbeIben,Sijc^oft)on6mmauSLp.i., 
beffen  (£oabjutor  3. 3^iif«"/  Pfarrer  ju  3:ilburg, 
ber  noc^moligc  grjbifdiof  Don  Utrecht,  jum  Sijcfjof 
Don  ßcrra  ernannt  murfcc ;  3.  ba?  SJicariat  5?rcba, 
beffen  Cbcr^aupt,  9JI|gr.  t)an  §oot)bon(f,  bcn 
litcl  ein<§  53ifd^of§  uon  Jarbania  i.  p.  i.  erf)iclt. 
•iönig  2Bil^e(m  II.  befümmerte  fu^  nic^t  t)iel  um 
Die  res  circa  sacra;  er  übte  ba§  föniglid^e  $Iacet 
nur  noc^  hi^  ium  ^af^xt  1848.  9lud&  leitete  er 
eine  S3crfö^mmg  ein  ^mifc^en  ben  ortljobojen  6a(= 
üiniften  unb  ben  fogcn.  'öibgetrennten  (Afgeachei- 
denen),  meldte  meniger  ftrengen  ffiorfcftriften  ber 
.ftircf)enfe^re  nachlebten  unb  t)on  iftrcu  @Iou» 
benabrübcru  öiclerfei  9Jad)fte[(ungen  ju  erbulben 
Ratten.  W\t  einem  SDßort,  ber  ffönig  übte  in  rcli« 
giöfcr  tBe.^ic^ung  eine  t)crfö^nlid)e  ^olitif  an^. 
(?§  bauerte  jeboc^  biSjum  3a[jre  1847,  ebe  er  \id) 
bemegen  lie^,  feine  3wpinimung  jur  5Reüifion  ber 
Conftitution  ^u  geben,  morau§  birecte  SÖal^Ien, 
eine  größere  8frcif)cit  bc§  llnterricf)t§,  9}ercin§rerf)te, 
Dor^üglid)  aber  bie  9(uf[)ebung  be§  !önigüd)en 
$(acet§  unb  anbete  93ortf)eiIe  für  bie  Jfat^oUfen 
t)eröorgingen.  Cin  gon^  freie»  fat^olifdfteS  Sebcn 
fonnte  jebod)  noc^  nid;t  entfte£)eu,  mci(  ber  Staat 
in  fir(^Iid)cn  9(ngclegenf)eitcn  bie  Ober^aub  bcl)iclt. 
^ie  Partei  ber  ijjrcbiger  crblidte  natürlich  in  ben 
9trtife(n,  meldje  ben  Jlifat^olifcn  mc^r  Sreif)eit  gc» 
mä(}rtcn,  eine  neue  ®efaf)r,  non  „Moni"  über» 
mältigt  ^ii  mcrbeu ;  aflein  bn§  (?Icub,  meld;e§  bie 
franjöfifdjeSfJeüoIntion  f  1 848)  [)crbeif  ü^rte,  ftimmte 
SJiele  ^\it  ?iad)fid)t,  unb  fo  na^m  ba§  5}oIf  bciiu 
auc^  bie  neue  Konftitutiou  mit  ftiöer  Öemintlftuung 
entgegen.  S)ie  3)tonat§fd)rift  ,;2erflatf}olif",  ba-3 
ai^odjcnblatt  ,,®ie  fat()oIifd)eu  Stimmen",  ba§ 
lageblatt  „®ie  Seit"  üerbreiteten  fid)  immer  me^r 
unb  Oatten  il)rcn  eigenen  2Birfung§frciÄ.  3»i^53e» 
frieblgung  fonben  bie  ffatbolifen,  ^u  iVfdimcrbcu 


bie  !Ric6tfat6oU(en  SSeranlaffmig,  att  im  3(4n 
1353  unter  Sgorbede'd  attmfhtünn  boS  Ca» 
corbat  Dom  Raffet  1827  enblid^  aufigfp^  n* 
bie  bifc^öflic^e  ^terard^ie  bnr^  boS  gan|e  SoA 
mieber^ergeflellt  merbm  foOte.    Sin  tri^t^tl 
93reDe  Dom  4.  3R^^  1858  fJ^eOte  baS  ftM^ 
nun  in  fünf  '^BiSt^umer:  S)a8  (ErjbiSt^l&lt 
((?r5bijd^of  3o^anne3  3»iifen)/  bie  f&iaSßm 
Öaarlem  OBifc^of  3ac.  Dan  Siee),  ßam» 
bufc^  (admin.  apost  3o^Rne8  Sloilfen),  fA 
(Sifc^of  3o^anne§  Dan  ^oot^bond),  Sioctmnk 
(IBifc^of  3o^anne§  «ug.  $arebiS).    Son  Mftt 
^Dk^regel  ermarteten  bie  SRi^tlai^orden  bie  fA' 
fe^Iic^ften  folgen  für  ben  eigenen  (Slmifien  nA 
i^re  ^rei^eit.  3n  mand^en  @töbten  tuurben  bn^ 
allerlei  ^mittel  Solfäframalle  att  fßroteßation  mn 
bie  pöpftlic^en  „Uebergriffe'  }u  @ianbe  gemtt 
(9(pnlbemegung),  fo  ba^  Sl^or&ede'S  9la4folj|B 
e3  für  nöt^ig  ^ie(t,  burc^  gemiffe  pebantif(^  w 
orbnungen  feine  ®egncr  ju  beru]^igen(Wet(mdi 
kerkgenootechappen).  @o  lourbe  }.  SB.  ein  W 
bot  bc§  @Iodengeläute3  erlaffen,  ein  anbeicS,  nxi' 
d^eS  ben  $neftem  baS  öffenttid^e  Xragen  iiier 
JÜrd^engemönber  bei  Segrdbniffen,  bei  SeiM* 
gängcn  u.  f.  m.  unterfagte.  3m  3. 1857  gab  ob 
neues  ©efef  für  ben  gfementarunterrid^t  enf» 
5ieue  93cranlaffung  ju  heftigen  ©treitigfeitcn.  Set 
obengenannte  ort^obo^-calDiniflifd^e  ®roen  um 
^rinfterer  mar  ber  große  93orf ftmpfer  be«  $rliKi|« 
ber  confeffioneQcn  Sd)ulen.  Mein  ber  ®ebank 
fd^eiterte  in  ber  jfammer  am  SBiberftanb  berSüei 
ralcn,  meiere  nur  bie  SBorte  ^grjie^ungju  (JnP» 
lid^en  Sugenben"  im  @efe^e  gulie^en.  Sm  nend 
Unterrid;tagefc^  fam  im  3-  1878  ju  Stonbt 
Mein  ba§  alte  rationaliftifd^e  $rincip  Joimc  bie 
confe)fiou§Io)e  Sinrid^tung  mürben  beioel^iÄai; 
bie  ^Ibänberuugen  betrafen  ^auptföd^Iid^  finonjidle 
fragen.  So  mürbe  aud^  biefeS  ®efe|  auSfd^Ii(|F 
lid^  Don  ben  Siberalen  gutgel^eigen.    Zrok  aDer 
^Ipinbemiffe  entfaltete  ft(|  bennod^  ba9  latgoltj^e 
Öeben,  unb  fc^liefelid^,  im  3. 1893,  iß  man  fogflr 
fo  meit  gefommeu,  einen  fat^olifc^en  ©eiftlid^  in 
bie  {{anuner  ju  möl^Ien  unb  beim  l^öl^em  Unter« 
rid^t  fporabifc^  einen  jfatl^olifen  )u  bulben,  maS 
Dor  menigen  Salären  nod^  nid^t  benfbar  mar.  3<^l* 
lofe  coufcffioneüc  (fatr}oIifd^e)  Sd^ulen  lourben  in 
bcn  brei  legten  Sotjtjel^nten  gegrünbet. 

Sie  fünf  SJiStl^ümer  pnb  jur  Seit  folgenber» 
mafjcn  Dermaltet:  ßrjbiatl^um  Utred^t,  Crjbifd^of 
Petrus  TOattljiaS  SuicferS;  Si§t]&um  $aarlem, 
93ifd)of  fla^par  3ofep]^  9)hrtitm§  Sottemanne; 
SBiStl^um  öcrjogenbufd^,  Sifc^of  SlntoniuS  Dan  be 
Saar;  Si^t^um  Sreba,  93if^of  ^etruS  Seiten; 
lBi§tt)um  S^oermonb,  Sifd^of  SfranciScuS Antonius 
Hubertus  95oermau§.  filofterorbcn  fmb  burd^  bad 
ganje  Saub  üerbreitet,  unb  smar  ^Jrämonftratenfer, 
3)ominicancr,  iJranciScancr,  Sefuiten,  3:rappi{len 
u.  f.  m.  3n  ben  protc^autifc^en  ^JroDinjen  finb 
bie  patres  in  Grmaugelung  fatl^olifd^er  Söeltgeifi» 
lidien  mit  ber  5?ermaltung  einiger  ?j}faneien  be- 
auftragt. 


: 


i 


9Hcm  —  Slieremberg.  886 

tiftifd^eS.9ta(l^betIe^ten3S]^Iung(1892)  SBeIt))rteftem  ani)  mit  ber  Skrtoaltung  einiger 
ie  9üebetl(mbe  auf  88  000  qkm  4  621 744  Pfarreien  (etraut. 

ntr.  9tad^  ^übnerS  geogropl^if d^ « ftotijli«  ^g^i,  F.  H.  van  Heussen,  Historia  episcopa- 
ibeDen  für  1898  gab  eS  bem  9ieIigton8>  tuum  foederati  Belgii,  Antverp.  1738;  Idem, 
tiffenac^  1590 000  jfatl^olüen,  2195000  Batayiasacra,Brax.etUltrajectil754;MoU, 
fd^Xeformirte,  588000  anbereStefomtirte,  Eerkgesohiedenisyan  Nederlandvöör  de  Her- 
Kmfenipen,  97000  Shiben  unb  82000  vonning,  Amhem  en  Utrecht  1864 ff.;  J.  P. 
llfiubige.  2)ie  ITatl^oIifen,  für  toeld^e  eine  Arend,  Algemeene  Geschiedenis  des  Yader- 
irmmt)  Utred^t  mit  ben  99i§tpmem  Utred^t^  lands,  Amsterdam  1857  ff. ;  W.  J.  F.  Nujens, 
^oarlem,^eqogenbufd^unb9toermonbbe'  Geschiedenis  der  Nederlandsche  Beroerten 
ibcn  fid^  nametülid^  feit  1879,  mo  fie  be»  in  de  XYP  eeuw,  Amsterd.  1865  ff.,  8  deelen; 
97  410  @eelen  ^Sfitn  (1 858  nod^  @.  $etri  Dezelve,  Algemeene  Geschiedenis  des  Neder- 
^3627),  beinal^e  um  Vt  t^ermel^rt  unb  bil-  landschen  Volks,  Amsterd.  1871  ff.,  2  deelen; 
efiber85^octntber@efammtbet)5(ferung.  Dezelve,  Geschiedenis  yanhetNederlandsche 
icnbe  XobeÜen  mögen  bie  SSertl^eilung  ber  Volk  yan  1815  tot  op  onze  dagen,  Amster- 
)en  auf  bie  einzelnen  ^robinjen  unb  bie  dam  1888 ff.,  4 deelen;  P.  Alberdingk Thijm, 
1  SHScefen,  refp.  aud^  beren  Skrme^rung  H.  Willibrordus ,  apostel  der  Nederlanden, 
ttulidöen.  3m  3. 1879  öertl^eilten  fie  ft^  •sGravenhageenLeuvenl861;  ®erf.,  ^f^xÜpp 

Dan  9Kamig,  §err  öon  6t.  aibcgonbe,  Äöln  1882 
[SereinSf  d^r.  b.  ®  örreSgef  eQf  d^.] ;  L.  Mozzi,  Storia 
delle  Riyolozioni  deUa  Chiesa  d'ütrecht,  Ye- 
nezia  1787,  8  yols.)       [3llberbing!  Il^iim.] 
^itm^  f.  SHetrid^  oon  9iiem. 
^ietmteti^  Sol^ann  ßuf  ebiuS,  berül^mter 
fpanif d^er  3efuit  beutfd^er  Sbftammung,  t>ereinigte 
in  ooUfommener  Sßeife  eine  reid^e  ^iffenfd^aft, 
fomol^I  l^eilige  als  profane,  mit  großer  f^ömmtg- 
!ett  unb  eifriger  $aftoraIt]^ötigfeit.  Sr  UKir  ber 
fpötgeborene  @o]^n  angefel^ener  unb  tugenbl^ofter 
ßltem,  toeld^e  Don  3Ram,  ber  üenoittmeten  ®e« 
mapn  jf aifer  ÜRasimilianS  U.,  auS  S)eutf d^Ianb 
.    a%     '  tu  /c^  toit       (^^^  53ater  ttjor  ein  geborener  Siroler,  bie  SKutter 

tfen  ^roomjen  gehören  jum  (&nhm^nm  eine  95at|rin)  mit  nad^  Spanien  »aren  l^inüber 
Utw^t,  fJneSlanb,  Oüenjjfcl,  ©rpmngen  genommen  tt)orben.  gufcbiu§  ttjar  1590  ^u  ÜRabrib 
tnt^e  gana,  bann  ber  .Ötößte  Xjcil  t)on  geboren  unb  geigte  fd&on  in  jarter  3ugenb  unge- 
m  wnb  ein  Hemer  X^cil  öon  ©ubJoUonb  njö^nlid^c  Siebe  unb  ginfld^t  für  rcligiöfe  ®inge, 
^rb^oHanb ;  jum  18i|t^um  »rcba :  ber  ganftmut^  unb  feeracnSgüte.  gr  mad^te  Jeine  erften 
i:^  berJProötna  5Rorbbrabant  unb  ©ee-  @tubicn  in  3Rabrib  unb  befuc^te  bann  bie  Uni- 
""v*clfTt"^«^l  r  •.'*^'?  gona  ©üb«  uerfttöt  ©alomanco ;  l^ier  ftubirte  er^umaniora 
«nb  5^orb]6oUanb,  fott)ie  cm  X^eil  öon  unb  Surisprubens  unb  unterl^ielt  mit  einigen  gleid^- 
;  jum  SiStJum  §eraogenbufc§ :  je  Vi  gcfmntcn  3ünglingcn  eine  cbenfo  tt)iffenidöaftnd6 
rbbrabant  unb  ©clberlanb ;  gum  53i§t^m  betricbfamc  al§  fromme  unb  tugenbl^afte  ©emein« 
. -•  i!?  Ö?"^^  *)^^^i"l  o^^^!l*  -Ö.  ®er  ^^a]t  Smmer  me^r  aber  erioad^tc  in  il^m  ber 
wier  ®töcc)en  war  im  3. 1890,  rcjp.  1887,  g^^^^g  ^^^  OrbcnSleben,  ber  fd^on  longer  in  il^m 
d^em  3ia^re  aud^  bte  Sal^I  ber  Äatl^ohfen  fd^iummerte;  bem  üemcl^mlid^en  3ugc  ber  gött- 
tnmen  tit :  ll^en  ®nabe  f olgenb ,  entfogte  er  enblid^  allen 

1»?^^"^    ^*«**«-  ?dS!  !?&"•  9lu8pö&tcn  auf  eine  günftige  ©teHung  in  ber  SBelt 
826000    831700      536      269      821  '   uub  trat  mit  fidlerem  unb  freubigem  Sntfd^Iuffe 

■fd^  859000    886000      606      239      423  vl(3  ber  äsoter  t)on  bem  bereits  getrauen  ©d^ntte 

: 3*1782    260000  CQ.  700 190 227_  ffy^^^^  er^|elt,  flogte  er  über  berfül^rerifd^e  ©ettjolt, 

1  14Ö0747  1527650     2662     1017     1420  ^^mit  ber  ^offnungSöoDe  gufebiuS  für  bie  ©efefl- 

il  ber  ^rieftcr  in  ber  ©iöcefe  SRoermonb  fd^aft  gewonnen  worben  fei.  ®arauf]^in  gab  ber 

j^Ib  nid^t  genau  angegeben  werben,  weil  apoftolifdfee  5?untiu8  gu  Wabrib  ben  Sefebl  eS 

w  422  SBeltprieftem  gegen  ober  über  800  fotte  ber  ©ol^n  bem  SSater  wiebergegeben  werben. 

iriefler  fid^  finbcn,  bie  3o^I  ber  lejteren  gufebiuS  mu^te  alfo  wibcr  SQBiUen  in'§  SSaterl^auS 

c  »ed^felt.  ^n  DrbenSprieftem  fmb  burd^  jurüdffe^ren,  unb  ^llleS  würbe  oerfud^t,  il^n  in  ber 

ije  2ainb  l^uptfäd^Iid^  Derbreitet:  $rä«  SBcIt  gu  bel^olten.    3)oc&  öermod^ten  bie  gltem 

Inifer,  Dominicaner,  QfranciScaner,  3e-  feinem  frommen  DrbenSbrang  nid^t  lang  gu  wiber» 

txc^ipifien.  3n  ben  proteftantifd^cn  $ro»  ftel^cn.  6r  feierte  gur  ©efcüfd^aft  jurüdC  unb  trat 

inb  OrbenSpriefter  in  Srmangelung  oon  biegmat  in  ba§  OrbenS^auS  ju  SRabrib  ein,  wo 

itfOttra.  DL  2.  «ufL  18 


rma^en: 

iKa. 

ftat^omen. 

fPforreieiL 

fta))ellen. 

ibant 

411680 

251 

292 

mb 

170040 

186 

147 

onb 

150610 

95 

101 

lanb 

181 960 

108 

121 

48120 

88 

40 

68120 

42 

48 

tb 

26500 

29 

80 

e( 

79860 

64 

69 

[en 

18000 

15 

16 

6600 

8 

10 

1 

285  920 

168 

240 

Gumma 

1397410 

954 

1114 

867  m 

gniu^  utl^e  baS  SBeifpiel  guttt  Orbnung  unb 
finnger  3"^t  gaben.  Sütn  ßingm  bit  Käufer 
bet  «gutären  6anoni(er  ddh  SßJittbeBlieiTn  (|.  b. 
9trt,  Canonici  reguläres  no.  17)  unb  ®ief  eitDCen 
buiil^  erbauliche  ^rOmniiglett  unb  arbettfameS 
Seben  »otan.  ^^rt  Jhiabenft^ulen  tmiibcn  berühmt. 
3Burbm  audi  bie  bS^t>^^  Stubitn  jumei[t  int 
Sluilanb  bettitben,  [o  tzfiwU  bo$  bie  Pflege  bet 
SBiffenfifiaft  Don  SSinbeeb^im  aus  einen  lebenbigen 
antrieb.  S)U  ii^otafHIi^t  Ibeotog«  fanb  in  Stiel- 
bolb  Don  Utrecht  einen  ftäftigen  !8ef<^ü|(er.  3o^. 
Bon  Eam}ien,  §etntic6  Dan  (Sorlum,  §emriiir  Bon 
®ouba  unb  Diele  fflnbere  Derbreiteloi  i^re  t^eo- 
loglf^tn  Sd^ften  uaä)  aSen  ^immelSgegenben. 
68  mürben  go^ttrid)«  Sprebigrtamnilungeu  ana'lEgf ; 
aud^  bieSiturgiT  fanb  nom^ofle  Bearbeiter.  Sifd)Df 
?Öiatttrt  \tm  mar  ein  Vertreter  ber  gtifllii^En 
$oefie,  in  gleit^er  SBeiie  auc^  Sietridi  Dan  fersen, 
Wlejonber  ^egiuS,  jjriebri*  »an  §eiIo,  Sl^omai 
a  ftempi3,  SiionflfiuS  ber  Kart^äujcr;  In  niebtr- 
IBnbif(^er  Sprache  ^ulbigten  i^r  rint  SHtl^e  Bon 
3)t^tem  bis  ou|  imaerlant  (1300);  fpäfer  93rug- 
man,  ffiertfe  Bon  Uhtt^t  u.  a.  —  Sofe  leboi^  aud) 
abetglaabe  unb  ^ärefit  eint  grofet  ifioÄe  fpielten, 
It^rt  bte  @tmäiit  Xanc&elmS  0.  b.  %xt.),  bellen 
Seiten  inbep  in  ben  nBrblit^en  SJiebetlanben 
tdne  SBui^et  fallen  tonnten.  Sein  Sln^ong  uer* 
pflanjtf  fid)  na^  HlntDcrptn,  unb  balb  fc^toffen 
^äj  @e|innungSgenof{tn  aus  SRagbcburg  unb  93rt- 
men  an.  S)ic  @ecte  gelangte  [ttoä)  in  fioKanb 
ntd^t  ju  neitei  Sierbiettung.  ^uc^  bie  @etgler 
traten  eine  S^ÜIang  ju3)orbre(^t  uubSIugS  auf. 
®i(  ©eguinen  unb  ©erarbinen  mürben  eine  hirjc 
3eit  bei  SIemoiS  V.  ber  ffeferei  Detbätfjtigt  unb 
aud|  üerurlbeilt.  (hitj  ermfibnl  ieien  noi^  blt  Srr- 
lehren  gljo'S  Dan  ^'o^f'«"'  ""b  51icoIfli'B  Dan 
Sioarhen,  ttelct)«  burc^  bie  bift^Öflic^e  Snquifition 
)ura  5fiJiberrufe  Beranlaßt  würben,  unb  bie  ffef erti 
germannS  Dan  SlqSroiid,  ber  ben  ©tauben  an  bie 
%lergSngIii^Ieit  ber  Seele  Berbreitete  unb  ^art- 
nädig  an  feiner  ISteinung  fefl^telt;  er  mürbe  im 
^aaQ  1512  Derbronnt.  ©cbon  im  3- 1298,  auf 
nner  SJiöcefanfljnDbe,  mo  SUBu^erer,  gfalfd^münjcr 
unb  anbere  [dilimme  Söerbredicr  Derurt^eift  mür- 
ben, fottiie  auf  einer  ©ynohe  beS  3atireB  1310 
nmrbe  liiegen  Suna^me  bet  ftegerei  Matb  gepflogen. 
3nt  3a6re  1427  erhielt  bit  Utre(^ter  ffiiöcefe  bur^ 
Martin  V.  einen  dgenot  Snquifttor  in  ber  9)erfon 
btfl  ©ominfcanerS  SBiDem  Sruinart.  ^aä)  Diefem 
treffen  mir  im  15.  Sa^rbunbett  in  ben  Süeber- 
lanben  leinen  ©eljlHd^en  me^r,  bet  im  3!amen  beS 
^ßeS  unb  mit  @ut^tifiung  beS  SonbeS^ettn 
itfftntlt^  ^firttifijdnt  Semegungtn  nad^fpürte. 

ni.  5Reueieunbneuefie3uflänbe.  3m 
3.  1528  ttat  SBif^Df  fteintiii^  Don  SBD^etn  mit 
bet  3u^munfl  ber  5  Sopilel  {capitulum  Tra- 
jectenae)  Don  bem  bifd^äflidien  Stuhle  ju  Utre^t 
jurüij  unb  legte  feine  roeltltc^e  iDlnc^t  in  bie  §iänbe 
MaMntoniu8DonSJa!ain8,®tafenDonßoogfttaten, 
bei  aJertretetS  beS  ffaiferS.  So  tarn  Utrtd^t  unter 
bit  ©ouDetÜnität  fforlS  V.,  unb  Siemens  VII. 


mürbe  Deronlo^t,  blt  abtittung  guttu^gen.  SkiS 
ßopitel  ueTjid(|tett  auf  bie  ^riDÜegien,  meldet  ber 
p&pftli^e  Stu^I  unb  bie  ftaiftt  i^m  feit  1145 
juerlannt  Ijatten,  nämlii^  baS  3li^t  btt  Sifc^ofS- 
toa^l,  mie  e8  au^  bie  eononilei  Don  ber  ffit^e  Doa 
©t.  ffltattin  unb  beS  ßtlSferS  unb  pter  bie  on« 
bertn  So^itel  befagen.  S)ief  eS  Steilst  übertrugen  bie 
ISopitel  freimiSig  on  ffarl  V.  aI8  btn  6tr}og  Don 
©tübant  unb  ©tofen  Don  ^ottanb,  uiw  getobten, 
benjenigen  jn  mähten,  meieren  flarl  ober  btffen 
9Iad)foIger  i^nen  Dotfd^lagen  mürbe.  Obgleid^ 
Glemenä  VIL  biefen  gntf^lug  approbirte.  Durfte 
unter  ?Saul  IV.  unb  $iuS  IV.  ber  Eanbibut  ^:^i- 
Iipp§  n.  nii^t  me^r  btm  Uopitel  aotfi  ober  btm 
^eiligen  ©ti^l  b^ufB  ßmennuug  Dorge|d(|(agen 
netben.  2)er  er^e  Don  fforl  beftimmtt  SStf^of, 
5arbinoI3Sil^eImgntftbDrfl,!9if(bofDonSj)rfo(a, 
grünbett  jmar  ein  §oipitium  in  ÜJlitrlo,  fiatb  je- 
bocEi  ju  Siom,  obne  je  feine  ^iSctfe  gefc^  gu 
baben  (1634).  3m  3.  1559  erfolgte  nid^t  o^e 
^ibtrflonb  unb  auftegung  bie  neue  SBiSIbumS- 
eintbcilung  bet  iHieberlanbe  {f.b.att,5BelgienII, 
277).  §ierbei  würbe  in  ben  nfitblidien  sproDinjen 
griebri^  ©li^tnt  üon  S^outtnburg  butd^i  eine  päpft- 
li<]^t  !3ullt  Dom  3a^r  1560  auf  ben  etgbifc^&flid^ 
©tu^I  Don  Utre^t  trbobtn  mit  btn  ©uffragon- 
ftütilen  §QarIem,  ^eiqogenbuftfi ,  ^Dhbbilburg, 
^cBenter,  Setumorben  unb  @roningen.  SRt^retc 
^rSbenbtn  ber  fünf  Kapitel,  bie  ginfün^  beS 
iSenebictinctFtofterS  ©I.  SßouluS  ju  Utretfit  u.  f.  tu. 
bilbtten  feine  ÜJIcnfn.  SBälirenb  feines  epifcopateS 
brang  ber  ^roteftantiSmuB  in  Utrcttt  ein.  S)it 
fogen.  Utte(f|ter  Union  (1579),  bvxi)  totl^e  bit 
fieben  nürbli^en  iproDinjen  ben  ®Tunb  ju  i^rtr 
Unab^angjgfeit  legten,  mad|te  Don  ben  caloini^- 
f^en  flehten  proftif^e  fflnmenbnng  unb  biente  \o 
jur  SBcfeftigung  bet  neuen  Se^re.  SSel^en  SBiber- 
mäitigfeiten  bie  SBeuöHetung  ber  Stiebttlanbe  in 
ben  Sagten  1560—1579  auSgefe^t  roor:  tote  ber 
aufffonb  gegen  bit  fpantfdCie  Siegitning  Dorjugli^ 
bur^  bit  6(iu))let  beS  abelB  otganifirt  nmtbc, 
meit^e  bui^  bit  neue  (Sintbtilung  ber  ^iSt^ümet 
unb  bie  notiimenbigeSJerbefferungberÄtoflffsud^t 
um  ilite  SJergnügungen  gebrat^f  tourbtn ;  tote  Don 
btt  einen  ©tite  bit  ©tetiJ6gülti9ftlt  btS  ©tatt- 
balttrS  SßJil^elm  beS  ©c^meigetS  ben  lQttiolifd6«i 
3ntcreffcn  gegenübet  unb  auf  ber  anbent  ©tttt 
bie  fanalifc^en  Sefttebungen  ber  (Saluiniften,  mit 
!DlQmij  Don  ©t.  SUbegrnbe  an  ber  ©pi|t,  b«i 
SBürgerttieg  fi^ürten ;  mie  bie  fortmübrenben  ^ire- 
bigten  ber  EalDinifttn  gegen  bie  pfäffifc^e  ,ab- 
gStterei"  einen  aHgtmeinen  99ilberfiurm  Ijtmof 
tiefen;  mie  bierSruppenSIIba'B,  bort  biefremben 
©älbner  OranienB  bur^  il^re  Slaublufl  baS  9)oII  in 
S!But'&  Detfe^len,  ifl  in  b.  attt.  ©rauDcKo,  anomiE, 
Dtanien  auSfübdid^  bargeftellt.  §ier  folgen  nur  _ 
einige  iSemerlungen  be}üglid|  bet  neuen  Slificeftn. 
erjbifc^of  ©t^enf  ftarb  im  3. 1580  ju  Sßjiif.bii- 
©uur^ebe.  Unter  feinem  Spifcopate  etlitten  bie 
19  (Sorfumer  ^rJe^cr  unb  Säten  ben  aitartqtertob 
(f.b.%rt.@Drfuni).  ©einen  Don  $tiilipp  ernannten 


369 


Slicbcrlonbc. 


370 


Scai^folgem  toarb  niemals  bie  cononifd^e  iBeftöti» 

gnng  lu  tSudi,  unb  bie  ®  enerdfiaaten  Derl^tnberten 

feaitld)tDeber9udäBunQil^re§3mteS.  2)erfat]^o« 

lif^e  SttttttS  iDurbe  aufgehoben  unb  bie  geiftlid^en 

<g(äcr  cimfiddrt.  Sfriebrid^  mor  ber  er[te  unb  le^te 

iSzfin\ä^o\  Dor  bem  19.  Sal^rl^unbert.  —  3n  SRib- 

bdburg  mar  9licolau8  Dan  ber  Sord^t  (a  Castro) 

bcr  erfie  Sifd^of  (1562),  nad^  il^m  fonnte  ntemonb 

m^  ben  bif(^öfli(^  ©tul^l  befteigen. — 3m  neuen 

SiSt^um  ^oariem  (auS  ben  S)ecanaten  jf  ennemer- 

Umb  [ber  $roDin)  9iorb>^oUanb],  ^mftellanb 

imb  aSeßfrieSlanb  }u{ammengefe|t)  beftieg  9}tco* 

UniS  92ieu»Ianb  (a  Nova  Terra)  ben  Sifd^ofSfi^ 

im  3. 1561.  Sfür  feine  ÜJienfa  l^atte  bie  93enebic* 

tinerabtei  Cgmonb  @orge  }u  tragen,  tt)urbe  {ebod^ 

balb  biefer  @orge  entl^oben.  bereits  im  3. 1569 

legte  bcr  Sifd^of  fein  mül^fameSSmtnieber.  Unter 

fcmem  %Q^oIger  Dan  Sßierlo  tourbe  bie  Satire» 

biole  auSgeplünbert  (ÜRai  1578).    S)ie  @tabt 

toucbc  bur^  ixvpptn  ber  Oranier  befe^t,  unb  e§ 

umxbc  feine  Sifd^ofdmol^l  mel^r  vorgenommen.  — 

du  tSroningen  ^ielt  ber  Sf^anciScaner  äol^ann 

ihi9ff  im  3. 1568  feinen  Cinaug  olS  Sifd^of  in 

btc  Sai^cbrale.  Sr  fiie|  nur  auf  f^niad^en  SBiber« 

flanb,  aSein  Oranien  gmang  ©roningen  burd^ 

GctDolt  gur  Snnal^me  ber  Utred^ter  Union,  fo  bo^ 

xuu!^  ftiuiffä  Zobe  (1578)  bie  Ernennung  eine§ 

Stod^tgerd  unmdglid^  morb.  —  S)ag  neue  SBi§« 

t^itm  '3  ^ertogenbofd^  (^er^ogenbufd^)  mürbe  Don 

^infi  IV.  burd^  )mei  l^fonbere  iBuQen  bem  be« 

zü^mten  €onniu§  (f.  b.  9lrt.  unb  b.  ^rt.  ^tU 

gien  n,  280)  anDertrout.   S)ie  SIbtei  Songer- 

loo  (in  bcr  )e|igen  ^roDing  Slntmerpen)  foKte  ffir 

bie  Dotation  bed  Sifd^ofS  einftel^en.  Mm  ba§ 

Atofkr  oibcrfekte  ftd^  biefer  Seifügung,  bi§  ber 

^ei^  Don  ii&a  Smß  mad^te  unb  bem  93ifd^of 

bie  SBnrbe  eined  W>M  übertrug.  @onniuS  jebod^ 

oorb  forg  nad^l^er  gum  99ifd^of  Don  3lntn)er))en 

cnunmt  unb  burd^  fiaurentiud  3)U$,  ben  S)ecan 

Don  ©t  ©ubula  in  ©rüffcl,  erfc^t  (1570).  S)er 

fromme  unb  eifrige  SRetftuS  l^atte  burd^auS  fird^* 

lid^  nnb  ontireDoIutionöre  ©eftnnungen.  Mein 

1577,  qIS  bie  Staaten  Don  Trabant  bem  ^ringen 

Don  Oranien  ge^ulbigt  l^atten,  fol^  er  ftd^  ge- 

gumngcn,  ben  bifd^öfUd^en  ©tul^I  )u  Derloffen. 

Sein  92ad^foIger  SrabbeelS  mu^te  auf  bie  SBürbe 

eincd  9bte§  Don  SEongerloo  Dergid^ten,  aQein  bie 

abtci  erflorte  pd^  bereit,  bem  93ifd&of  eine  3a]^re8« 

rcnte  Don  8011  ©ulben  au^gugal^ten.  ^apft  unb 

lt5nig  ^e^en  bie  SSereinbarung  gut  (1590  bi§ 

1592).  3m  «nfang  beS  17. 3a]^r]&unbertS  (1637) 

mu|te  ber  Sifd^of  9)Md^eI  0))|oDen  0.  Praed., 

Don  bcr  9ieDolution§))artei  gegmungen,  feine  geift* 

li^cn  €d^f(ein  im  @tid^e  laffen;  1644  jebod^ 

gelang  c«  bem  Ie|ten  Sift^of,  3ofcp]^u§  Sergaigne, 

in  ber  fleinen  @tabt  ©l^eel  bie  Firmung  }u  er« 

t^cilen.  2)ie  bifd^öflid^en  @üter  aber  n)aren  con> 

fildrt  mib  bie  9Re^r)abI  ber  Jhrd^en  bem  proteftan« 

tif^en  SuItuS  übcriaffen  morben.   92ad^bem  ba§ 

gonge  Capitel  eingegangen  mar,  l^ob  ^le^anber  Y II. 

1662  boS  SiSt^um  auf.  —  ®er  erfte  Sifd^of  Don 


Sioermonb,  ber  geleierte  SinbanuS  (Danfitnt),  1563 
gemeint,  fonnte  erft  fed^S  3a^re  fpöter  feinen  @i^ 
einnel^men  (Dgl.  b.  9lrt.  Scigien  U,  281).  SBeber 
feinSifer,  feine  SBol^ttl^ötigfeit,  feinSJtutl^  nod^  feine 
milbe  9iad^ftd^t  fonnten  bie  gegen  i^n  aufgel^e^te 
SeDöIfemngbefd^mid^tigen;  fogar  f ein  fieben  marb 
bebrol^t.  Sr  mu^te  meinen  unb  mürbe  nad^  ®ent 
Derfe^t.  S)er  9ioermonberiBifd^of§ft|  blieb  DermaiSt 
bis  gum  3. 1597.  $olitifd^er  Umftönbe  megen  marb 
bie  SReil^enfolge  ber  S3ifd^öfe  Dor  bem  18.  Sal^r- 
l^unbert  mieberl^olt  unterbrod^en,  unb  fd^IiegUd^ 
l^örte  ba§  SBiStl^um  bis  1853  gänglid^  auf  gu  be- 
fleißen. —  S)o8  S3i§t]ßum  Seeumarben  (Ooftergo, 
SBeftergo,  @eDenmoIben)  beftanb  au3  SIßeilen 
ber  früheren  SiStlßümer  SRinben  unb  Utredßt. 
SWeuj  (S)riutiu8)  au8  Saffel  mürbe  gmar  ernannt, 
Dermo^te  jebodß  nie  ben  bifdßöflidßen  BinfjH  ein« 
gunelßmen  unb  mürbe  1569  nadß  53rügge  Derfefet. 
S)en  1570  ermäpen  ßuneruS  ^ctri  (au8  See» 
lanb)  fc^ü^te  Sllba'S  mödßtiger  «rm.  SlOein  audß 
er  ftarb  in  ber  SSerbannung  im  3. 1580,  unb  e§ 
mürbe  fein  5Rad^foIger  ernannt.  —  ®er  erfte  95i- 
fdßof  Don  ®eDenter  mar  3olßanneS  9Ma]&ieu  (ÜJla- 
^ufmS),  ein  grandScaner  au8  Oubenaorbe.  Ob- 
tociffl.  im  hemme  saint  et  decte,  mie  ©rauDeOa 
ft^  auSbrüdtte,  fonnte  er  megen  beö  SDSibcrftanbeS 
ber  Staaten  Don  DDeriiffcI  nie  gemeiißt  werben, 
gr  Dergidßtete  freimillig  auf  ben  ©ifdßofsftulßl  unb 
mürbe  1570  burdß  9legibiu§  be  SJlonte  (®umont) 
erfejt.  ®iefer  marb  Don  ©onniuS  gemcilßt,  ftarb 
jebodß  fdßon  im  3. 1577  unb  erißielt  feinen  9ladß- 
folger.  ©o  ging  bie  SSorlßcrfagung  ©ranDeHa'S 
Don  1561  in  Erfüllung  (Papiers  d'Etat  VI, 
Paris  1846,  242),  baj  bie  S3i§tpmer  Seeumar- 
ben,  SeDenter  unb  ©roningen  fidß  tIßeilS  megen  be§ 
$roteftanti8mu8,  tlßeils  megen  anbcrer  anti^ierar- 
dßifdßen  Semegungen  in  ienen  ©egenbcn  nidßt  auf- 
redet erlßültcn  mürben. 

3m  artifcl  IV  ber  ®cnter  ^acificatton,  mel- 
dßem  gcmölßnlidß  bie  ©efdßidßtsforf^er  gu  menig 
^lufmerffamfeit  mibmen,  marb  bem  ^ringen  Don 
Oranien  in  ben  feiner  ©tattlßaltcrfd^aft  unter- 
morfenen  ^JroDingen  §oIIanb  unb  ©celanb  eine 
unbefdßränfte  Qfrei^eit  in  5ReIigion§fodßcn  einge- 
räumt, unb  als  Ißülbbeutfdßcr  gürft  mnnbtc  er  bo§ 
Cujus  regle  illius  et  religio  an.  ©d^on  furg 
nad^  ber  ©enter  ^acification  (1576)  mürben 
fömmtUd^e  fatl^olifd^e  ®eiftlid&e9lmfterbam§  „gang 
rul^ig"  auf  mcl^rercn  ©d^iffen  auf's  SKecr  l^inouS 
beförbert.  SuneruS  $etri,  Sifd^of  Don  Sceu- 
marben,  mürbe  eingefperrt.  3u  93rüffel,  9lntmer-. 
ptn  unb  ®ent  marb  bie  Regierung  unter  bc§ 
^ringen  ßinflu^  fo  geänbert,  ba^  bie  SalDiniften 
bie  Oberl^anb  crl^ieltcn.  99rabant  unb  tJIanbem 
mürben  Don  bilbcrftürmenben  ©olbaten  über- 
fd^memmt ;  gu  93rüffcl  trat  ein  Verbot  in  ftraft 
gegen  bie  öffentlid^e  Ausübung  bc§  SuItuS ;  bie 
Sefuitcn  mürben  einer  SJerfd^mörung  befd^ulbigt 
unb  mie  bie  granciSconer  Dertrieben  u.  f.  m. 
®arauf  folgte  bie  Vertreibung  ber  ©eiftlid^feit 
ncbft  Silbcrfturm  gu  ®cnt.  ^lücrbingg  murbc  nun 


871  9ii(tiEi 

witlwt  Don  eiiwmMtligionSfriebnt  eefproc^en;  bte 
gatBinillMi  jebof^  münf^ttn  bentribeii  nuc  in  fol- 
i)m  ©cgenbeti  einju|ü((rtn,  wo  fit  in  bet  SDiinber- 
l^eit  waren.  3"  ^DÜanb  unb  ©eelanb  burfle  oon 
friöjfatnec  Sloltranj  (rine  Ißebe  fein,  ®it  atgen 
bie  ffal^Dlifen  Betübttn  ©emaftt&ateii  ningen  jt|it 
aU(^  auf  bit  5proCingen  ®elbertanb  unb  ©eelanb 
über,  Dbglei^  bit  ßalDinipen  ^ier  fo  gtring  «n  btr 
3ü6I  raartu,  ba|  im  October  1578  ber  cnluini- 
ftifiiie  Sßrebiger  }u  ©ceS  in  ©eetanb  [aum  jt^« 
Su^ÖTCT  ^atte.  Stogbem  tuurbm  btn  SalBinifltn 
bie  mtiptn  ffirc^en  jur  aBerfüguitg  geftelH.  5)er 
ftird&enfi^mud  wurbt  „forgfältig"  in  fii^tm  ©e- 
Wö'^rfam  gebrad^t.  „©d  fpitite  man  bamalä  bie 
äBefiie",  fagl  ber  calBiniflifi^e  SDii^tet  Silberbijf 
int  19.  Sa^r^unbtrt,  Don  bergleii^en  ©ttealtt^aten 
gu@enl  fpred)tnb.  Sie  ®rtudt^aten  blieben  nit^t 
obnc  EReattion ;  fornof)!  im  @üben  nie  im  Sorben 
regte  fitf(  bie  fatlioItfÄte  SSeDölterung,  unb  btr  Biir- 
gtmieg  bracft  blutig  üu8.  Die  Unt^üten  ber  oro- 
nifdien  gelbl^enen  öo^enlotie.  Sobann  Bon  5Ra(Iau 
unb  ©ono^  riefen  im  UJorben  einen  uerjiDeifelien 
SHJibtrftonb  ^emor;  eS  cntflanb  bie  ^Jartei  ber  (ng. 
5DcSpetaten.  äJiefelbe  rourbe  jinar  beftegt,  allein 
balb  nac&^er  rourbt  SBil^elm  üon  Otanien  buri^ 
ben  fponifi^enÄönig  in  bie  %ä)i  gel^an,  bem  ffönig 
felbft  aber  otä  ®rafen  Ben  ^ofianb  rourbe  ber  ®e- 
^orfam  flefünbel  unb  bie  Ausübung  ber  fnlliolift^en 
Steligion  me^r  unb  uieTir  unterfagt.  SEßäfirenb  ber 
Susfül^irung  biefer  3}la|regeln  unb  bei  ^er^anb- 
lungen,  meiere  bem  $rinjen  ben  ©rafentitd  Bon 
^oUanb  unb  @eelanb  antragen  f  outen,  tsurbe  äöil' 
§elm  bei  Si^meigfame  gu®elft  ermorbet  (1584). 
®er  17iäiiriße  ©ofjn  unb  Dta^folger  SBilbclmS 
mar  ni^t  ber  geeignete  3)tann,  um  auf  ber  @runb- 
läge  aeitcrjuarbeittn,  luclt^  feiniSattr  jum  Sluf- 
bau  einer  calBiniftifi^en  @taat@fird!|e  gelegt  ^attc. 
ajloriti  Bon  Dlaflau'S  6inn  war  ju  Biet  auf  ben 
©eminn  militärif^er  Sorbeeren  gertditef.  DiitbiB- 
beftoweniger  tonren  bie  neuen  3uPönb(  f^on  ju 
febr  gefertigt,  um  o^ne  SBeltereS  Berläugnet  wer- 
ben JU  fönnen;  fjätte  mon  i^nen  nii^t  ffieiibnnng 
getragen,  fo  würbe  man  eine  einflu&reidie  ^tlei 
btfi  SanbeS  aufgereijt  baben.  gintrfeitl  buri^ 
bie  calBiniftif^tn  ^rebiger  unb  beren  Sqnobe 
gebunben,  mar  OTorif  anbererfeitS  im  3aum  ge- 
ijalttn  burdi  bie  Bon  ben  „©taaten"  jeber  ipro» 
Binj  emonnlen  Slatt^atler  Bon  Ulre^t  unb  anbe- 
ten üßrobinjeu,  beten  Sinpufi  fo  flro|  War,  bafe  fie 
Irofe  bei  Sinwenbungen  beS  Sprinjcn  bie  nBrblii^en 
91ieberlanbe  grantreid^  überantworten  mollten  unb 

teinrit^  ITE.  bie  ©ßUBtrÖnität,  barüber  anfioten. 
IS  gieinri(^  bitfen  9Intraß  abltlinte,  briidten  bie 
©taafenbenaBunid|)auS,gIifabet:&l)ongngIanbbie 
Ober^rafi^aft  j^u  übertragen.  ÜJIori^  jog  [\ii  ebien- 
BoIIau8bem3»iefpaIt,ber5ierburt5mbcr©lQaten» 
ttgieiung  entponb,  boburt^,  ba|  er  fiift  jum  ©tatt- 
l^ttei  Don  ^oQnnb  unb  ©eelanb,  1590  ou$  jum 
©tattöolier  Bon  Doertjffel,  UtteÄit  unb  ©tlbetianb 
ernennen  ließ,  wäl&renb  bem  ©tafen  Setceftet,  ben 
eiifobet^  na^  ber  Stepublif  abfanbtt,  ber  3;itel 


ranbt.  872 

eines  @eneraIgoubtmenr8)neTtamttWurtit.  Mein 
üon  ainfang  an  geriet^  ber  neue  ©ouDemeut  mit 
ben  Staaten  Bon  ^oßanb  in  Sonflict,  ba  ^ä)  bie- 
felben  in  i^rer  ^uetorität  gehängt  füllten.  Stice^ 
wanbte  fid)  atsbalb  an  baS  üßoH,  um  feine  calui« 
niftijdien  $lane  buri^jufetien ;  bie  Staaten  aber 
biangen  in  ben  $nn)en,  er  möge  feine  Sonfi^rien 
obei^ir(^enBerfammlungenbulben,tt»Ici|emd(|lDim 
i^nen  gutgebei^en  feien,  unb  Feint  anbtrtn  <DIagi- 
ftiate  ernennen  als  bie  Bon  i^inen  genebmigten,  femti 
aui^  jur  Sitrbtrung  ber  refoimirten  SReligion  biet 
ober  Bitr  $etfonen  anfteUen,  um  bie  ^tiigfeiten 
ber  canbibitenben  5ßrebiger  ju  prüfen.  68  foBe 
itbo$  niemanb  in  Seireff  feines  @IaubenS  auS^ 
gefocfc^t  unb  nit^t  gebulbet  werben,  bag  iemanb 
beßbilb  benai^tbeiligt  werbe.  Stice^tr  Beifügte 
nun,  fidd  beS  iBorrtl)enben  ber  ©taattn,  So^tnt 
Ban  Olbenbanteoelbf,  ju  bemfii^tigen,  B«il  ^iSf 
biefer  ^äupljai^Ui^  ben  tJorberungen  ber  calBinifti- 
fd)en  5ßrebiger  wiberfetite.  Sejitere  fanbtn,  bafe  bie 
^oUünbifi^en  ©taaten  bie  SfluSübung  ber  fot|oli- 
ft^en  unb  ber  lutbetifdien  Weligion  nicE)t  enttgifd^ 
genug  beCampften,  unb  ba^  i^r  ©e^alt  ju  un- 
bebeutenb  fei.  SlUcrbingS  fiatte  bie  lat^oltfil^  91t' 
ligion  wälirenb  biefer  jfaljre  bur^  bie  g^retfiiraig- 
leii  ber  ©taaten  gewiffe  3ottfd(iritte  aufjuDeifen, 
welttie  bie  9!ieberlage  @ebbarb8  Bon  Xntd||ft$ 
noiib  befärberte.  Suicb  biefe  ^eberlagt  Winiten 
nämlich  bie  öftlii^en  $toBinjtn  ber  9ÜebnIanb( 
faft  BoUftänbig  bem  SßroteftantiSmi^  entriffen. 
©e^r  fegenBreicb  wirften  bie  3efuittn,  um  in 
grieSlanb  unb  anberen  nüiblii^en  ^roBttijm  bie 
^roteflanten  Withcr  in  ben  @^og  bei  jKrc^e  gu> 
lüdjufütiren.  ^nbtrerfeitS  ^rengttn  ficE)  bie  räl* 
Biniftifdien  iprtbigei  me!)i  unb  mt^r  an,  bot 
@taaten  gegenüber  ber  leformirten  Religion  einen 
officieHen  ^Inftrid)  gu  geben.  €inige  liegen  fii^ 
fogar  al8  @rfanbtt  ju  (Slifabel^  Bon  ISnglanb 
fd)iden,  um  bieje  ju  bitten,  fit  mögt  ben  ^ol^ 
bljdjen  ateformivlMi  bie  ^anb  jum  £8unbe  rei^icn. 
Slifabelb  gnb  (eine  ungünftige  Slntmod.  ®er  fe» 
folg  blieb  jeboc^  au8  wegen  be6  9rtiFeI8,  mtle^ 
fic^  auf  bie  Unterbrüdung  ber  jfat^olilen  in  bct 
SiepubliF  htfioa, ;  bi'rju  wolte  fic^  bie  englifi^ 
$oIitif  nic^t  fierbeiloffen.  Slud^  n»i  ber  nettoitf 
gr3||ert  X^til  ber  nitbtrlitnbifi^en  SSeoölfemngbtm 
ffat^oItci8mu§  treu  geblieben.  tDtan  erlit|  be|^Ib 
prenge  SBerorbnungen  gegen  ben  „papiftif^en^Tber» 
glauben"  unb  fu^te  and)  bie  QUennontten  (3!eItio> 
boptiften),  woBon  bie  SBiebertäufer  eine  ^Tbart 
waren,  unb  bie  Sutbtraner  auB  i^rer  Slu^e  auf« 
jufc&reden.  aQein  bie  (SalBiniflen  jtigten  [tlbet 
bie  grämte  Uneinigteit  unter  einanber,  gegen  ti>tl(^ 
btr  iti^t  republifanifi^  gefinnle  OlbenbametKibt 
unb  anbert  bem  !Saterlanb  ergebene,  aber  frei- 
finnige  9Känner  Bergcblic^  anfdmpften.  3)er  3wi*" 
fpnlt  jwifi^en  bem  ißrinjen  unb  feinem  ^Bt^en 
Stoütäbeamten  blieb  nid)t  lange  auS.  816  ÜÄorik 
ru^mgeFrönt  au€  tJ^anbtm  gurüdfebrte,  Fam  er  bn 
OlbenbameBelbt  unb  anberen  Siberaten  in  ben  S3tr> 
bad|l,  nai^  btr  fouBeränen  SRadit  )u  fheben.  S)ie 


37S                                                    Siiebertanbe.  374 

3laatnt  oAtitrten  auf  dnen  unltr  günfttani  Sßer-  „*lJIalatt"  uetbottit  »urbe,  6ilbetcn  um  1625  bie 

Mlhriffm  lortbrninnben  gtirttn  mit  ©ponien  flatfioliftn  noi)  bU  ÜKctirja^l  bet  SBetiöKtnmfl. 

bin,  normif  SBioiiJ  iiibt|ltn  anfönflli^  gar  nic^t  3)ie  btm  DtonijcE)«!  galniniärnuä  geflenüber  ju- 

nngt^  toontt.    ei  entjiwite  fi^  babuii^  nac^  ne^mtnbe  @Irt<4gültigfeit,  fomic  bet  ^oUanbi^e 

ticket  mit  OlbenbameDelbt.  S)er  Stil  mürbe  gröfiei,  $aiibel§geift,  meli^mbtr^eltgion^^ag  fürba8@t- 

oU  OlbfnbarntDtIbt  ßinlpiac^  gegen  üflorigenS  ^ättna^t^eiligbüntte.  Ccrurlai^ten,  ba|iniQii<!^ee 

Si^btntg  iui  SBürbt  eines  SouDemeurS  unb  ijJtatat,  Doijüglii^  in  ^m^erbam,  ein  tobter  fBud^* 

®cntiaIca))U&n3  ber  Sereinigien  Kiebeclanbe  er-  ftabe  blieb,    äiamentlic^  in  |)oIlanb  imb  SBeft- 

bob.   SI6  imn  Bon  Serben  eine  SBemegirag  auB-  frieSIanb  blteb  bie  SanbbeDöllerung  fat^olil^;  in 

giag  9*8"  ba«  Stfheben  btr  calBiniftij^en  üpte-  DBerijflel  unb  ©elberlanb  maren  bet  einfluf  ber 

biger,  bcn  ßaltnnifimue  jur  Sanbelieligion  gu  altabetigen  fat^olifcben  Sefc^IecCiter,  bie  91ä^e  ber 

nia^ä,  unb  3o^n  tun  OlbenbameCelbt  (mit  latficlifdien  beutfi^en  $rol)ingen  unb  ba§  SBirTen 

Öngo  @tDtiu8  u.  %.)  ftd^  bie(tr  me^i  fteifiniiigen  ber  Sejuiten  bem  Jfot^oIictimuS  günfttg,  ofiglei^ 

xti^tiug  auffiel,  bo  lourbe  er  fpanienfreunb-  tu  S^raneEcr  (in  grieSlanb)  eine  jmeite  $flang< 

Itt^  (Scfntiningen  unb  be6  Sanbefoerrüt^ee  be-  ft^ule  für  jufiinftige3;tieoIogen(Uniuerfititi  1585) 

fi^nlbigt  unb  imftaag  öflentlii^  Enthauptet  (1619).  gegriinbet  morben  war.  Um  bie  5DHtle  be§  17. 3a^t' 

S^  StenuHißniiiten  (änninioner)  mürben  Bon  ber  funberlS  bilbeten  naä)  oKen  ©tatiptlen  bie  otl^O' 

^nfibc  auSQcf^Ioflen,  mtl^e  jur  nö^etn  Se^m-  bojen  unb  DrQngiftiS(^en  6aluini({en  noi^  nii^t  bie 

nmiifl  ber  fii4li(^oningifti|cE)en  Se^re  ju^ammen-  dülfte  ber  SSeobHerung,  unb  bennoc^  mar  bie  per* 

trat  (1.  b.  Sit.  aminiuS  I,  1380).    Sod)  blieb  (anliefe  3)la(^t,  meldte  bte  calDiniftifd^en  $rebtger 

i^  stattet  tro|  aner  SBeifolgungen  fortbeffc^en ;  in  i^ren  ®emeinben  bamal§  ausübten,  meit  grölet 

tto4  (tntt  btiben  |te  tine  felbflünbtge  4)tDteftantifd!|e  aI3  bie  heutige  geiftlii^e  9tuctorität  in  irgenb  mel(^er 

Gtctt,  mtUft  eine  geB)iffe3[bncigung  bezeigt  gegen  iSemetnbe.  ^uf  ber  Aanjel  mürbe  mä)t  nur  bie 

eiiir  911)0^1  cabtntfltf<iet  fin^üd^ei  SQorf^nften.  Slaubenäle^rc,  fonbem  auc^  iebe  polttififte  grage 

'Da  SidDimSmuS  nutzte  fi^  naä)  ber  Siorb-  be^anbelt  unb  bie  SRefigian  me^t  unb  me^t  als 

m^tei  @bnDbc  immer  me^t  gelfenb;  im  S'Jamen  ein  ÜCflittel  gut  §ebung  be§  ßinRuReS  ber  Ke- 

bn  .»u^Ttn  Sttligion'  unb  im  Slamen  ber  „Sur-  genten  unb  ^Stebtger  gebtaud&t.  Segtere  mtfiiiten 

toritdt'  tntrbm  mt  Bitten  Orten  bie  jlat^oljten,  fic^  (ogat  in  aQe  äußeren  91ngelegenl)eiten  t^ter 

mli^  jUBi  Slotbe  fic^&rten,  abgef{|t;  bie  mibcr>  (Semeinben  (3:abaftau^en,  Schnupfen,  ä^anjen, 

^nbcnben  Senumflianten,  mtl^e  ni^t  btS  San-  ßleibertrac^ten  u.  [.  n.).    $or  StUem  traten  fie 

b(<  Knnie^m  tourben.  blieben  bei  x^un  S\i)air\-  fortma^renb  gegen  bie  paepsche  superstitien  eu 

mmZniften  genau  übermalt.  3)it  Slcligion  !)atlc  etoaticheden  (ben  papiftifdim  Slberglauben  unb 

^  nit^  nnb  me^t  nat^  ftaatlid^n  %<cirjif)t:ifteii  DBüSroiUigleit)  auf.  S)ic  Slnmagung  ging  fo  raeit, 

ju  rieten,  unb  ^oat  nid^t  ol^ne  ben  @influg  ba|  1655  bie  bi^ßünbildie  «S^nobe  bei  ben  ^d- 

(snglanbS,  »elc!ie3  bie  freien  unb  ju  ^rniilrdi^  Binjialflanten  barouf  brong,  bie  lal^Dlijcöe  ®ei|i' 

biimdgtnbtn   (Besinnungen   ber   ÜiEmonftraiiicii  Iid)[eit  ouä  it)ren  SlßDfinungEn  ju  nertrei&en.  3)ie 

iütdbttte.     EolDiniftiJc^e   „^lalate" ,   Oorjiiglidfi  ©toaten  gingen  jebDii)  auf  biejtn  SJorj^lag  nid)t 

geßen  bie  3tfuiten  geri(f)tet,  mürben  im  3- 1622  ein,  unb  Jo  ge^i^at)  eS  manctimat,  bafe  au^  in  rein 

unb  1629  in  ^oOanb  Beibrcitet  unb  %i|i^cif  Sto-  t^eobgifi^en  i^ragen  ein  ©treit  au§btaijg  jmi|i4en 

EicniuS,  brr  feit  1614  bur<^  Ißaul  V.  jum  apo-  ber  $arlei  btS  ©tatt^alterS,  beS  §aupte@  ber  (£al' 

^Iif<^  SicDt  ber  S}ereinigten  ^ieberlanbe  er-  tiniften,  unb  ben  ©taaten.  meiere  \\äj  ju  einer 

Qdinit  DDtben,  aus  Utrecht,  jfinem  SSo^nfilfe,  Der.  freiem  SÄit^tung  ^inntiöffi-   ©"  geriel^en  j.  f&. 

bannt.     Swgleif^en  SmangSmagtegeln  mürben  bie  ^Jitofefforen  SJoet  (ju  Qlmfterbam)  unb  Saccejuä 

WB  Seit  gu  3ei*  in  einigen  Stäbfen  auf's  9ieue  (ju  Serben),  non  benen  ber  etftere  met)t  gum  Dtü» 

Mrgrnonimtn  unb  baS  Sefuc&en  bet  Sefuiten-  nier,  ber  fejtere  me^r  gu  bcn  ©taalen  ^ielt,  in  leb« 

Üfiäm  fogat  in  Emmerich  unb  anbertn  Orten  fiof'f"  ©tteit  butd)  eine  SBerfc^ieben^eit  in  bet 

wrbotm.    S)ie  ®iunbfä|(e  ber  fiegenben  ipartei  Suffaffung  ber  cartefifdEiert  5ß6'Iofopl^ie,  Wogu  fii§ 

btbielttn  oie^r  unb  me^r  bie  Oberlianb;  in  *Rtm«  aUmältg  eine  TOengc  untergeorbneter  iJrQgen  ge- 

oegtn,  (Stoningen  u.  f.  ro.  tmirbe  nur  ber  6al.  feilten.   3)a§  Sefireben  beS  officieöen  galBiniö' 

Diniamufl  gebutbtt.  Me  SRegierungSämter  ttutben  muS,  ben  ©taot  unb  beffen  politijd^t  3nterefjen 

au3|4Iie|Ii[^  an  Saldi niften  Oergeben.    3eannin  ju  be^errj^en,  trat  mit  jebcm  Sa^re  beutü^er 

imiiMt  in  feinen  Memoires  fc^cn  im  3.  1608  IjetBor.  3Jiani^maI  maren  bieMegenten  genöl^igt, 

bonfranjöfifi^^ofe:  „^ieSencralftaatenfeegen  gegen  biefe ?Inmo6ung  aufjutreten,  obgleich  anbt« 

bie  ^ffiüing,  ba|i  mit  bem  jeht  lebenben  (Sefc^Ied^t  rerfeitS  bie  Sßrebiger  bei  allen  öffEnllid^en  (SelegEu. 

bei  alle  ©laube  auSfterbe."  mltein  tro&  allet  ®e-  ^Etlen  geehrt  unb  beBatgugt  mürben,  mä^tenb  bie 

MiUmaliegeln,  unb  obgleid)  niele  Süufenbe  ab-  ffiemonftranfen,  Botjüglicb  ber  beriii)mte  ^rtbiger 

SefoHener  Potliolifen  au8  glaubem  unb  ©rabant  Uuttenbogoerb  (geft.  1650),  ©mout  u.  1.  m.,  ^^ 

M  in  btn  nörblii^en  ^roBinjEn,  DorgüglicE)  in  mie  fnnftige  9!id()tcalBiniften  burtfi  bie  Slud||t  ber 

€(tlanb  unb  in  ^oKänbifi^en  ©tähten,  g.  SB.  in  ißerfolgung  enigielien  mufeten.    S>ie  Sutöernnet, 

&4bcn,  niebnlielen  unb  bie^IuSübung  ber  [otbo-  unterbenentieleBDnbeutfd^er^lbftammungtBaren, 

fitzen  Stfltgion  ftbon  feit  1573  bnrift  mei)rere  tonnten  nut  ^eimliÄe  SiiftiinmEnEünfte  an  ent> 


37:» 


Diicbcrfaiibc. 


376 


Irnnicu  Orten  l)altcu,  unb  cfi  untrbcn  i^ucn 
frlnriici  Vlcnitcr  jngnuicfcn.  ^J2a4  bcm  lobe 
beö  %\x'\\\it\\  ^JJJorit,  unter  ber  ©tattljoUerfd^Qft 
lelneö  4^rnber§  JVricbrid)  Ij^einrid),  würbe  bie  2age 
ber  5fntl)DUfen  etumä  ertränlidjer ;  iweninftenS  bul- 
bete  ber  Sfl^x'ms  bie  Öefniten  unb  forbcrte  feine 
Itreniie  1^nrd)|nlunnn  ber  auf  ben  ^-Plafaten  an- 
iiejülnten  *iV|liuimun(\en.  ^Kid)elieu'ö  ^Man,  bie 
uuillonijd)en  ^^^nnnnjen  ber  ^lieberlanbe  an  granf- 
reid)  ^n  brin^un.  uuibreub  an;$  ben  übrigen  \\ä)  ein 
^nfanunenbangcuber  Staat  bilben  jolite,  mag  ivol}I 
itriebrid)  ^vimidi  ^nr  'Jiad)fid)t  gegen  bie  flatbo» 
iilen  geftiinntt  haben.  '^lUein  bie  'ißrebiger  unb 
,unn  'ibcil  and)  bie  Ckneralftaaten  u^aren  mild)' 
liger  al*  ber^JJriui^  unb  man  bearbeitete  ba§  l'olf 
bnrdi  \cdnn(ibfd)riiten  \\<i}m  bie  ffatbolifeu.  Sran» 
vig  aber  ftanb  <$  mit  ber  fird)lid)en  ^>icrardiie.  911* 
^er  lefte  (J^i;bi*d)i>f  von  lUredjt.  (tViebrid)  edjenf 
oon  'lantenbnrg.  geftorben  umr  0&SOV  lourbe 
uvar  ber  önat  von  Siemtenberg  unb  nad)  biefcm 
,\obanuc$  *iHubc):r.§  al<j  '?u:cb»olger  ernannt,  allein 
ne  veimoA^ten  ber.  bi»djoflid?en  ^inbl  nid?i  5u  bc- 
Mci^Kn,  i^niboln«  ft.::b  im  C^.  1000  5n  \*L^Sn. 
9tfo'ol  i;Mr  beiti:$  i-x  ^.  i:>So  ^.>5boi;:  in^i- 
«evi  Vii":  V-.^Ä'MV.vtc:*.  *^';.v,:.  loOü  ;u:n  i?r;« 

%*i%lik     iUft     l4i»i%Kt        ^ft  *•»>.•«      ••••«      4  k«     «■««»««(•4     4?*« 

4iiV^\lt     ilk      X   \*^  tk***>*4  ••      .  I  «(«  4««ka>i«  4       i«lik*«>a**     •«««* 

«  « 

•  iii,       4«%k       «\tt4       ••i<»k«»»      «4^     ^»•k»\*»4*>*a       ««     •«•••* 

\.    *•       t««>*«-Nj>     *•      ••••■•    "^    *^^    1^.  •■■■•V^.*  ■         ^V**^i/C   •"•  »»N 
«■•ii        •«••44%     4*     %««it     ^k«4      »^«  ••*•>.«••*•       O  ••«»^    •••••* 

(•  ^'      «••        ««J««^    »•■•••  ■•«•N  ^^••>^         ■%%■■*•»-       ••■■•••^/•"         ^•••«■L- 

4«ii\>i,         V««!     <  •  »  •  ■  >      ««M^      *\kii«a«4     «•     ••«««      ««■•4     «^*  ••* 
'    ».•    •     4^a«»     \^>^a^«-M.     ••••N      ••   >.  V     ■»•      "^         *  />  ^  ^  »t^k'N 

•"i»>^«>      ««X        >•       ^>       ^••>         «•.»«.••      V  V    "'   ^^*  ■■*      |4^f*****^^** 

•  ■  *■         %   "*  »^««»C*   ■*-  •*!»      fc»"  ^   ^^t  •••     .^^  ■  >^^aa»    ^»a  - ^».^«a       a  ■  ■  f     ^«/^ 
t    ■     «  «       ^,    aa   %     -Vaaaat«      •««■\     %V«.*    ^^  ••aVa*     «iiaa  «aa  «•     a«  **?     «^  a 

»,       a^K       ^.     •  >_•  .-a     N         »..a^.a  ••   »a»N  »a»        •  ••        ^''*      N|'-"^a^_ 

«%■■       ak"a     «         !•       a  a»a^\a  ««•««*%•       «aa      «^*a      «a-aa'aa 

-•-■■—••  .a.   .V.,_,.,^      \*»a.i«^      fm-        .     .-a^*        ^.7'       *».•  —  . 

«•  -•••«a«        ^       •••aa.aa        a>-aa*        «"aa       ^    aa 


i^a  asa         «aaMM      ^  %^    a  •*•  -■■-    ^aa^aa  mm  ^^k^    a  aa    ^  a    %  a  aa  ^  w^a       «  ■  aa  ^ 

«  >a       «a-«       ^a  aaa*aa-a  a««a.,«  aV^a^  .    a  a  -  «       aa       a 


>    ...     .... 


«  m 


•         «•■■■•      »s 


-^a 

^  s     • 


.V    -. 


'T-       -n 


V... 


a      « .      i^» 

■  a  ■ .  •      «    . 

4    k  ^  a  a    ^  < 
«     a 


—        X         .      ^a      .a.-a  a^,a         .^        V  •   •- 

a        •      X '^  .       ,.>.aa  *'« 


>•  ^ 


■X    ■        ^,a  '-a,  a.v. 


V^  .*»      a 


—  »>"      •  •••♦*  ■•a«»i  >4.       a-X         a    ,  »..        va  .  «ft         4|»»^a,W.». 

aa       >aa4-,  'aS'a  a.  a«         -a         j  a         ^la       a«        ■  aa        aaaaa"* 

*1 HlT-.aa.    a  .»  S,'      ..A.a  .^  .,a        N..  -  r*      .....         •.«  .   .  *.  .. 

•  *  »  fl-aH*«  >-.  -a'aa        «         a'a.       «'a  .  ^_..,        iala.        . '.^ 

■  •■  «-■  «■.      aaa  ^•-••^••^-«•«■a  ^^'         ■        '  "     ^.^."  •  .•!*•••      -   •.»■    "■ 

*..  '.  ■*         ^^  *•■•.  .  a**-         ^»  -  a  a^a-a-aa- 

■^'    .  »a.  ^i^*  .»-^^■•■-•aa       a--       ^■'  -«.      a«»a.  >  -«.    a  ,«. 

,*.  .  .  a>.       .'         ^    ••■.     .    .  .        a».    -  .     1      al       .  .   .    - 

■*..  4|aaa  ä|  .  -aaa  ^  ^^*      *    '  '  ^V*     «alaa  a.a«  «        ■     .aaaa- 

a'-  a*  a  a.i>  ••.  X  'aa.a  a.  a..  '... 

a       .  ■  • 

'      •      .     -  .     a    •  ^  .^       .    .1.     .     .      I  .  . V     ^  '    -  M  la  -     ,   ■  ' 

■»  « ««.  •  ^       •     •■ "  r     i    •■  ti      ^ "»;     ••-•»-» 

•  >  X      •        •■>  .•■.!         l    rti.I.  .>■    ä        •••    .      ■  -.  ' 

'■■  ■■  I**       '■*!       '  ^  .••a.^aa  a-«        a.       »"■.. 

•  •  .  «a  a  a*  ^a.   ■!••       •       ■  ....  I      .  .• 

•  '    •\  -"^     -  •"<•-,   a*.  •  a       -     .  V        .  ~   aa    ■  .      t.  .       ,  .•  .       .     %  ^       ,     „.^ 
«    ■           '.                     ^                    V                ■•'             .        -k                  '^».     a--a  •*''.»      'aa           •             .  .'     _l       . 

•  •     -  » .X      la»   •••.  ■»     a  .  a^a  a-^aaa  aa       ^  »        •      ^    '  ■  ^«a«      *      1.  ^  ■•• 

•  ■■.        a'     .    ».■•■  ,»        «      1       a'l.         »a.-        aA>-    •        ^    a'      ■  .        - 


is« 


»     1  -»»         » a  •  ■ 


■    4.  ■•*        »       -   -V     a*.a.  ,  I    ., 

.   .iV   -  ak  aa  ai  a  ^   . 

.    •.    ••.  !■•■»«  .   •.     . 


■  aa  .^       •  "    ia«%^^  .^  a 
Aal.       ^       ai.a.      « 

'aaa.  »  Y    «aa  a>  -   a 


4t''^.k       X.«      .1        a^    .a  aX   •■.  .4        1  ^  a  .  aa  -.■  .•  aa  .  k  ii  •    a 

-•'■  a"        ••        _  .■.       a,        ,^1  .,  •..•,*• 


>.  ' 


%.  .a.ai 


4*. 


•        >. 


a.^ 


V      at .a        •        a 


a  ■•    a  .       •«  '  ■ 
■    •.        .        ••      . 


■    ^a  . 
•  ■  ■ 


S8i)(^öfea  3m  3. 1662  cr()iclt  ©crjogenbufd^  einen 
eigenen  npoftolifd^en  SSicar,  ßugen  b'^Üamont, 
93i|d^of  t)on  S^oermonb.  2)ie  @eneratftaaten  ober 
))ielmer)r  bie  ^rebigerportei  ftrengte  9I0e§  an,  um 
burd^  Sin))flan)ung  ))roteftQnti|d^er  f$famUien  bie 
IBcDölfemng  t)on  99rabant  „im  wahren  {Religion" 
)u  fül}ren.  S)iefe  SRo^regeln  unter[tü^ten  gal^I- 
reid^c  $Iafate  (SBerbote  oUer  %xi),  meldte  bann 
unb  loann  oud^  auSIönbijc^e  ^errfd^ften  trafen, 
5. 9^.  bie  (Srönn  Don  ^o^en^oQem,  Sigent^ümerin 
ber  9){arfgraffc^aft  93ergen»op«3oom,  weld^  man 
be§  Wcd}tca  beraubte,  bie  SWogiftrate  anjuflellen, 
u>cil  fie  fat^olifdie  l^eamte  ernannt  unb  bie  g^uc^t 
ber  ^lod^ter  griebrid)«  Don  ber  ^falj,  beS  SSinter- 

I  f  önig$,  iDeld^e  jum  Aat^olicirmuS  übergetreten  loar, 
beförbert  hatte.  —  3m  18.  3a^r^unbert  tonnten 
bie  J7atI)olifen  aufat^men,  mä^renb  ber  Streit  im 
ed)og  ber  ^lationalfiribe  mebr  juna^m.  3u  Sin« 

'  fang  be$  3abrbunben§  hatten  bie  mpftifc^t^eo- 
logii&fu  i^üilein  bes  ^*rtbiger§  IBralel  einen 
grofee::  (rrfol^;.  urib  anbere  Sd)trärmer  (Dan  §at« 
iema  SA'aTnr.^buir  Ua  \  lr.^  gaben  ben  Crtboboyen 

•  in:  ,?icid:e  jlr^cl**  riel  5-.:?ic:»»en.  Sllr  bie  fran- 
5iM~;»ic  '3J^:'.:\*rt:c  n'.:n  üi;±  ncÄ  annng  fid{| 
celrcr,^  ;::  r:k:±cra.  rrur^i  ^a:  a±:en  Solriniften 
.iV.:c:  *j:.:!£l'  eine  irr.ziix  rteurere  Sectüre,  bie 
r.::::  ::ib<r.  .S?:::£:&c:4*  '::11:£.  rrcirtnJ  ndi  an« 

«aa4a     «aaa     ^.aaaaaaaa*      •«  aa     »•»     «a.^a«.     ^^   a»«  »«a^b.     ^^^U&SA 

«...V      ^    aVaa       ..   a..    >>  ...    J\   a .. ,—       ^V,.,»  ,«.V    -^  ^W«.        ^aI) 
•.  aaa      ^»  a*aa        «'a.aa^aa.r^va.»*..    ^L/^Bak*    Atoaa^      ^^  »  avala     ^*  VU. 

'^  •-/-    *';-••.•""' — i — £    f- 'f    a— — ,^    s*"'{S*^nthf 

«a«a..  ^a«aa      a^.. ..«..■>>•  aa.aa  a^._a.«»  ^  aa  aa^  ^  aatHt^t 

»*i'    r-   *■    •■"-■-i   -*,-•       aa.-, _■!.-•  !^^...«      ,....,•.       ^.^U 

*  «  %         «•  %  ^ 

«aa.a        a.a      aaa«a-.a  V.      aaa~a        «'a»-.         ^  a  .>.     a ««  b«  «'«•         ^J/fc* 

:^.  ^J^.^.V       \r»     ^— f-.-' S-T-         *■#.       PT_ 

.\..V...a.         .7    aa.....-^,a.        -—X         XjjS         1«%-— Xfifi        ^-.— ;,— 

■  «  -       »*  •  ^^ ■  ^ 

T'a*"  '"'^i**r".^   I  rrr4  ^oi^rr    i'^nz-ic  rc^rzzn^ 

•  a    <-  .  a'.    •.  ^      a     a   •   »'.    ■  .  a.a.  a        a       Ta^>     .  «•Ui_.Iaa<..  4  ^a    mt     «%« 

.         a 

....     .«..  "-      .*,.a.      %.      «.  .  ;.,a    V,-    »^.-.a.^   »M.^,   ».|mr  ^  '  '  >X 

a   •     .    -a     r-«   .   .     a  ..  k  Ifc^.  ■  .  .a     ■.  aa    •        a    4  !.•.»■  .    'm*—   i.A>a-*.a     f    ^.  aS* 

....        ■       ^.  a-       «'%.-•    -         "IT       <aaa.«»    -  ••       —a         ^a.*,  ^^%^a«w       ^*# 

a   .        .^  •<.    '.      -V   ,    _..    .  ai  .. aala*.«    ia.i^  .I—Illfti.        «  .£ 

^,*    „..  .   a.S  «»aa«!  a^w  a^.,-^.-.        ^a.        «)     1  i^  -  -  •    • -^T  "       ^l»»"       »■,'■-»-•.• 

^^,  _   .     .  .   -4.*.  I«a.  aaka.  a  a        m.m.^^-a,~»     Aaa.a  •>..«         ■'.  a»  m^  m^   aa 

a.a  .  B 

■^a-T.ovci:  C-.-^T:-.:ari=r::;i  iiu  r*Lr-jTni  ii£.:n:^ 

....■%  ..a-t^aa......     •  *■  .  ..a.a»,.,«..^  ;^-.   ...a.^&.a.^,  1k    iT' 

^»....'.    .      :r....-t  .•..-.a         a         1.  «       a  l.ta-«  al?S  a.      •    .      O^- 

a.....N^a>l;  -■•         .--.--.       ?i  *  -.  .    a        ..«       ,^  «aa.|a.a,        n'*n**r       *■*» 

*■>•■    .'.*■■  B  a      -  a.  att         ^.>..    aL.  4»a.41a   4.        «-a« 

a  a        a 

\  ■:..'.:Ct.  (    at .  ::r.:  v.i-i. r;ra  ^r  .^'nmcnar: 

m 

*.  ■  ■  ::.;•"?':.  '    "t^z \i  *iinarju*»r: 

a.-a         .-.  >.     ..•       aaa       .  ■  .   >  .   Ika  l  •k.X>  li      aivllktbaa«, 


■■aa#t».         *«.       ki 
^^    .      -a  ai.a" 

^  ■  .       • 

■  a.   .    «....«. 


—  a 
»a. 


877 


9licbcrlQnbc. 


378 


loegen  SBibnfpAnjiigftU  bon  (Siemens  XI.  fuSpen« 
bixt  unb  X^bor  be  Socq  olS  ^roDicar  ernannt. 
3)a  niie|en  bie  Srot)in)iai{}QQten  Don  ^ollonb  ein 
^lafot,  fcoft  beffen  fein  opoftonfd^er  iBicor  in  3u- 
tonft  me^  ol^ne  ®ene^migung  ber  ba^u  gecom- 
miteerde  Baden  feineS  %mteS  malten  bürf e.  @o 
nntrbe  ber  SanfeniSmud  mit  ber  ©taatSürd^e  ge* 
Qriffcrma^  berbunben  (1702).  SBöl^renb  beS 
gonien  So^rl^bertS,  bis  ^um  Saläre  1793,  nmr- 
bcn  nun  Ue  |leben  ^roDingen  burd^  ben  Snter« 
mmtiuS  )u  Srttffel  ober  gu  ffötn  bem^altet,  benn 
bnrd^  bcä  3uf<>ntmengel^en  ber  reformirten  ^re* 
biger  mit  ben  Sanfenifien  blieb  bie  Smennung 
idfeS  opoftolifd^  SSicarS  erfolglos.  S)ie  3an- 
fcnifien  behaupteten^  ed  fei  baS  alte  Utreci^ter  Sa> 
pitel  feineSmegS  )u  @runbe  gegangen;  eS  l^abe 
otelm^  bod  Siedet,  einen  ©eneraloicar  ju  er« 
ncrnien.  Sold^ed  gefd^al^  benn  aud^  in  ber  $erf on 
oan  ^{fenS  (1706),  beS  befannten  SSerfafferS  ber 
Batavia  sacra ;  man  {teilte  il^n  bem  pöpftlid^en 
^ßroincar  be  Cocq  entgegen,  unb  biefer  mu^te 
bem  bon  feinen  (Segnem  ausgeübten  3^cinge  »lei- 
ten. aOein  nid^t  ein  ©ed^Stel  ber  ©eifllid^feit 
folgte  biefer  Semegung,  obgleid^  man  peift  einen 
ir^d^  Sifd^of,  nad^|ier  ben  ^rangofen  Sarlet, 
9i(4of  bon  99abQlon,  gu  belegen  tt)u|te,  ba|  er 
bic  Sifd^ofSioeil^e  bomal^m.  9iun  mürbe  mit  ®e* 
nd^Smig  ber  Staaten  Som.  ©teenl^oben,  $far* 
rcr  |u  ntred^t,  }um  Sifd^of  ernannt  unb  getoeil^t, 
ober  ttm  Senebict  xm.  escommunicirt.  @eit]^er 
^oBen  bie  Sonfenifien  il^re  eigene  ^ierard^ie  (1 724). 
—  Um  biefe3eit  befanben  fid^  in  ben  fteben$ro> 
oinsen  271  meltlic^e  unb  108  ffloftergeiftlid^e, 
ttHnmiter  34  Sefuiten.  Sie  Sanfeniften  )öl^Iten 
72  ^efler. 

3n  ben  füblid^en  ^robinjen,  iBrabant  unb  Sim» 
bürg,  fanben  feit  bem  16.  Sa^rl^unbert  mieber^olte 
Serdnberungen  ber  2)t5cefen  ftatt.  S)urd^  ben  Ut« 
led^ter  Sfrieben  (1713)  tt)or  baS  fog.  ^Jpanifd^e" 
@elberlanb  (mit  ber  ^auptftabt  9loermonb)  gioif  d^en 
Oefierreid^  unb  $reu^en  getl^eilt  morben.  Äurg 
nac^^  emxirb  bie  nieberlönbifd^e  SRepublif  bie 
Sfefiungen  Senloo  unb  @tebenStt)eert  unter  ber  Se* 
bingung,  ba|  bie  Ausübung  beS  fatl^olifd^en  ®  otteS* 
bienjieS  unbel^eOigt  ftattfinben  f önne,  maS  aud^  bis 
gnoplen  fran)5fifd^en9ieboIutiongefd^a]^.  S)ag 
bie  @kneroIjtaaten  für  biefe  92ad^ftd^t  in  SSrabant 
lei^Iid^  Srfa|  fanben,  mirb  bon  (Sd^riftftellem 
jÄer  Confeffion  unbebingt  oncrfonnt.  ©eit  ber 
Sinna^me  bon  ^ergogenbufd^  tourbe  ein  form* 
tid^  ffrieg  gegen  ben  ffatl^oIiciSmuS  organifirt; 
bon  1648  an  mürben  alle  ©eiftlid^en  bertrieben 
imb  ber  (SalbiniSmuS  officiell  in  ber  gangen  $ro» 
bing  eingeführt,  ffird^cn  unb  ^fanl^öufer  ben  re- 
formirten ®eijMid^en  überlafjcn.  aKeffcIefen  mürbe 
oerboten  unb  bie  3efuiten  beS  SanbeSberratl^S  an« 
geflogt.  SUIein  bie  jfat^olüen  l^arrten  in  aQer 
Stille  auS;  bie  proteftantifd^en  ffird^en  ftanben 
leer.  5>te  3anfeniflen  aber  berfud^ten  ^HeS,  um  bie 
tren  gebliebene  (Seiftlid^feit  gu  beeinflufjen.  SiS 
jum  3a^re  1731  maren  bie  IBicare,  meldte  bie 


ffird^e  in  Srabont  bermalteten,  nod^  immer  gc- 
nötl&igt,  ftd^  in  ^Belgien  aufgu^altcn.  Jiunmel^r 
aber  lenften  bie  Staaten  einigermaßen  ein  unb  ge* 
ftatteten  fogar  $a))ft  SlemenS  XII.,  ©ijsbregt  bau 
ber  SiSbondf,  Pfarrer  gu  Oirfd^ot,  gum  apoftoli* 
fd^en  $icar  gu  ernennen.  UebrigenS  mürben  aber 
bie  meifien  frül^eren  ®emaltma|regeln  gegen  bie 
jfatl^olifen  aufredet  erl^alten;  fein  $riefter  burfte 
frei  über  fein  bäterIi(|eS  grbtl^eil  berfügenj  ein 
^Beamter,  ber  eine  fat^olifd^e  tifrau  heiratete,  mürbe 
abgefegt  u.  f.  m.  ©o  berarmte  bie  fatbolifd^e  95e» 
bölf  erung  iBrabantS  unb  !am  pl^^fif  d^  unb  moralifd^ 
l^eruntcr,  bis  bie  neuere  3eit  bie  Scbölferung  mie» 
ber  etmaS  aufat^men  ließ.  SBöl^renb  ber  S^ebo« 
lutionSjal^re  bon  1781—1795  nal^m  bie  9Kad^t 
ber  tJormulare  ber  ©orbrcd^ter  ©tjuobe  immer 
mel^r  ab  unb  räumte  bem  S)eiSmuS  fomie  ber  Slouf* 
feau'fd^en  Sentimentalität  baS  gelb.  3Kan  fud^te 
einen  SDJittcImeg  gmifd^en  ben  Sorfd^riften  ber 
reformirten  Aird^e  unb  bem  Unglauben.  ^ierauS 
ging  eine  Srfd^Iapng  l^erbor,  meldte,  mie  ©roen 
bau  $rinftcrer  fagt,  meit  fd^neKer  eine  bauembe 
jfranf^eit  l^erbeifü^rte,  als  bie  gf^rtfe^ung  eines 
befte^enben  UebelS.  ^Qmälig  emanci))irten  fid^ 
bie  jfatl^olifen.  3n  ber  Stationalberfammlung  beS 
3o]^reS  1796  traten  eine  Sugal^l  fatl^olifd^er  9lb« 
georbneten  93rabantS  boubelnb  auf;  allein  eS  be» 
fanben  fid^  mehrere  Sd^einfatl^oUfen  unb  mobeme 
^bttofop^^n  wwter  i^nen.  2Die  oranifd^«caIbini« 
ftifd^e  ^Partei  ^aiit  unterbcffen  im  3. 1795  burc^ 
bie  gflud^t  SBil^elmS  V.  i^r  §aupt  unb  ibre  Stü^c 
berloren.  S)ie  „Patrioten"  mürben  SKeifter;  balb 
iebod^  löste  bie  Partei  ftd^  auf.  Sine  neue  Spal« 
tung  entftanb  gmifd^en  göberaliften  unb  Unita» 
riem.  ßrftere  fd^märmten  für  ein  Sünbniß  un« 
obl^öngiger  Staaten,  legiere  für  ein  me^r  gufam» 
men^ängenbeS  gefd^IoffeneS  poIitifd^eS  fieben,  unb 
gmar,  mie  in  granfreid^,  auf  boüftänbig  neuer 
©runbloge.  3«  ben  lebteren  gehörte  bie  3Ke§r= 
gabi  ber  ffatbolifen.  ?Iue  Parteien  fKmmten  bei 
ber  9JationaIüerfammIung  beS  SabreS  1798  in 
ber  aufbebung  ber  ortbobosen  StoatSfird^e  über« 
ein.  SiS  gum  Sabre  1814  jebod^  bermo(^ten  bie 
ffotbolifen  feinen  bebeutenben  ginfluß  auSguüben 
obgleiA  bie  eonftituHon  beS  SabreS  1798  auf  poli- 
tifd&e  ©leid^bered^tigung  lautete.  Snbeffen  mürbe 
aber  gu  SBarmonb  in  ber  ©iöcefe  §oarIem  bü§ 
erfie  ^riefterfeminor  c^egrünbet.  äu§  blieben  bie 
ffotbolifen  im  3.  1806  nid^t  untbätig  bei  ben 
Serbonblungen  über  boS  ©efc^  für  ben  ßlementar« 
unterrid^t.  Dbgleid^  in  fpöteren  3nbren  biefcS 
®efe^  bieffatbolifengubeeinträd^tigenfd^ien,  mar 
eS  für  ben  Slugenblidt  ein  §ilfsmittel,  um  ber 
ortboboj-calöiniftifd^en  Suprematie  bie  Stime 
gu  bieten,  unb  alS  foId^eS  ein  crmünfd^teS  ßreigniß. 
„6in  d^riftUd^er,  nid^t  bogmatif(ber  Unterrid)t, 
biftorifd^  unb  fittlid^  obne  ©laubenSfö^e",  fd^ien 
bomalS  nod^  ein  SRettungSanfer  für  bie  ßuItuS» 
freil^eit  ber  ffatbolifen  unb  ein  ÜJ^ittel,  um  aflmälig 
gur  SluSübung  ibrer  Sed^te  gu  gelangen.  ®iefe 
maren  gmar  conftitutioneU  garantirt,  in  ber  ^rari§ 


379 


5?icberlanbc. 


380 


iebod^  nod^  nid^t  burd^fül^rbor.  S)te  g^onftitution 
bcSSal^rcS  1815,  bur^  tDcId^c  fämmtlid^c  nicber» 
lönbifd^en  ^roDin^en  unter  SBill^elm  I.  ein  ^u« 
{nmnienl^angenbed  ffönigreid^  gemorben,  toax  ben 
CalDiniften  nid^t  günftiger.  S)a§  ®efe|,  »etd^eS 
baS  regierenbe  ^auS  jum  Sefenntni^  be§  SalDi» 
nidmud  t)er))fli(l^tete,  mürbe  obgefd^offt  unb  über' 
f^awpi  fein  @!ultu§  me^r  ermöl^nt.  ^a^  bie  htU 
gifd^e  ©eiftlid^feit,  {q  olle  Ratf^olxUn  ba§  neue 
@9ftem  ber  ©leic^gültigfeit  in  SleltgionSfad^en, 
toeld^eS  öon  bem  3Kinifter  öon  3KaQnen  ausging, 
nid^t  ol^ne  bange  ^l^nungen  j^innal^men,  brandet 
nid^t  gefagt  }u  merben.  ^n  bie  Spxijt  ber  Oppo* 
ptionSpartei  in  Belgien  flellte  fid^  ber  ©enter  S3i« 
fdjof  SWaurice  be  SÖroglte,  ber  öon  franjöftfd^er 
^erfunft  toar.  6r  f orberte  größere  ©arantien  üon 
ber  Siegierung  unb  äußerte  fogar  ben  SBunfd^, 
Selgien  unter  bo8  ©cepter  ber  93ourbonen  geftellt 
gu  feigen.  ^Oein  ber  burd^au§  fatl^olifd^e  unb  anti» 
loQönbifd^e  ©efd^id^tsforfd^er  be  ©ertad^e  u.  %. 
urtl^eilten,  baft  ber  SSifd^of  unöorfid^tigc  Slnfor- 
berungen  [teilte  unb  mit  Unred^t  gu  olten,  unmög« 
lid^en  ßuftönben  gurädfgufel^ren  h)finfd^te.  3nbe| 
))rotefttrte  ber  gange  belgijd^e  6pifco))at  gegen  bie 
©leid^berec^tigung  aller  ^Religionen  unb  toamte 
feine  ©emeinben  öffentlid^  öon  ber  ffangel  l^erab. 
S)ie  neue  Sonftitution  n)urbe  n^egen  beS  SlrtifetS 
ber  freien  Seligion  öertoorfen,  tarn  aber  bennod^ 
gu  ©tanbc.  2)ie  Sifd^öfe  weigerten  ftd^,  toegen 
beS  ben  SuItuS  betreffenben  ^rtife(§  ben  Sib  gu 
leiften,  unb  ber  SSifd^of  öon  ©ent  »anbte  fid^  in 
biefer  Sad^e  1815  an  ben  pöpftlid^en  ©tul^L 
$iuS  VII.  f onnte  bie  Haltung  be§  belgifd^en  6pi« 
fcopateS  nur  gutl^ei^en,  aOein  er  rietl^  gu  einer 
Qform  be§  ßibeS,  tooburd^  einerfeitS  ber  ffönig  ber 
Sreue  feiner  fatl^oUfd^en  Untertl^anen  öerfl^ert, 
anbererfeits  aber  bie  fatl^olifd^en  ©emütl^er  be» 
ru^igt  tt)ürben.  3n  biefent  ©inne  rid^tete  ber  ^apft 
ein  eigenl^änbigeS  ©d^reiben  an  ffönig  SBill^elm. 
3m  SÖ^onat  5mai  1817  tourbe  SKfgr.  be  aWean, 
Weld^er  bei  feiner  ßmennung  gum  3MitgIieb  ber 
erften  Kammer  ben  gib  auf  bie  Serfaffung  ge» 
fd)tt)oren  l^atte,  öom  ftönig  für  ben  ergbifd^öflid^en 
©tu^l  öon  Wcd^eln  öorgefdf)Iagen.  ®a  er  er« 
flärt  l^atte,  ba^  fein  gib  pc^  in  Setreff  ber  Ser- 
maltung  confejftoneller  ^ngelegenl^eiten  nur  auf 
bürgerlid^e  ©a^en  begiel^e,  unb  er  feine§tt)eg§  ge« 
fonnen  fei,  bie  öon  ber  fatl^olifd^en  Äird^e  öerur« 
tl^eilten  ©ä|e  gu  öertl^eibigen,  erl^ielt  er  bie  pöpft- 
lid^e  93eftätigung.  ©el^r  öiele  Äatl^olifen  erflorten 
fid^  nun  bereit,  im  nämlid^en  ©inne  ben  6ib  auf 
bie  SSerfaffung  gu  fd^tüören.  SMfgr.  be  99rogIie  fejte 
jebod^  feinen  SBiberftanb  fort  unb  öertt)eigerte  bie 
Sbl^attung  öffentlid^er  ®thtit  gelegentüd^  ber  f)od^« 
geit  bed  ^ringen  öon  Oranien,  n)ö]^renb  bie  übri» 
gen  Sifd^öfe  il^ren  Pfarrern  fold^e  öorgefd^riebcn 
Ratten.  3lun  tourbe  burd^  ben  SKinifter  r>an  ^aa* 
neu  eine  gerid^tlid^e  Serfotgung  gegen  ben  ©enter 
Sifd^of  eingeleitet.  S)er  Sifd^of  wollte  bem  6iöil» 
geriet  nid^t  baS  SRed^t  guerfennen,  in  biefer  ©ad^e 
gu  l^anbetn,  öerlieg  baS  Sanb  unb  würbe  in 


contumaciam  öerurtl^eilt.  ©ein  ©enerolöicac 
Sefure,  aud^  ein  f^rangofe^  mürbe  im  SRonat  SRai 
1818  auggetöiefen.  S)er93i)d^of  felbfi  ftarb  1821 
gu  $and.  2)ie  ©enter  S)om]^enen  erhärten  fid^ 
bereit^  ben  Sib  auf  bie  Sonftitution  gu  fd^wdren 
für  aUeS,  waS  ba§  bürgerlid^e  fieben  anging,  unb 
ber  ßiapitularöicar  mürbe  öom  ffönige  anerfannt 
S)ie  IRegierung  moOte  aber  bieffibjter,  ^oceffb* 
neu,  SKiffionen  u.  f.  m.  einer  fd^en  Sontrole 
untergiel^en;  ba§  SRinifterium  begünjtigte  bie  ®e» 
feflfd^aften  ]^oQönbifd^»rationaUftifd^er  Zenbenj 
unb  benad^tl^eiligte  bie  fat^oIifd^enSinrid^tungen; 
furgum,  bie  ^Regierung  bemül^te  fid^  offenbar,  bie 
JHrc^e  gu  bel^errfd^en,  obgleid^  ber  ffönig  mit  bem 
pöpftlid^en  ©tul^Ie  ein  Soncorbat  abfd^Io^.  2)(qu 
!am,  ba|  im  3. 1818  für  ben  reformirten  Suttud 
1 300  000,  für  ben  fat]^oIif d^en  1 800  000  glonnS 
beftimmt  mürben,  möl^renb  bie  jfat^olifen  bod^ 
ungef öl^r  gmeimat  fo  ga^lreid^  marcn  mie  bie  $ro- 
teftanten.  SlUe  biefe  Wa|regeln  tonnten  bie  Stat^o» 
lif  en  nur  erbittern.  ®  ie  ^Regierung  l^ingegen  meinte, 
man  muffe  ben  eingebrungenen  antinational-frau" 
göftfd^en  ©inn  unter  bem  gteruS  befftmpfen  imb 
fud^te  be^megen  il^ren  ©d^u^  bei  ben  Siberalen. 
S)arau§  entftanben  bie  übertriebenen  SSorfd^nften 
l^infid^tHd^  be§  ©ebraud^eS  ber  nieberlonbifd^ 
©prac^e,  meldte  fpötergurüdfgegogen  werben  tmt|« 
ten,  um  einer  SReöoIution  öorgubeugen.  Ser  SU» 
nig  grünbete  aud^  ein  öon  il^m  abl^ängiged  Gol- 
legium  philosophicum,  an  bem  bie  © eiftlid^f eit  in 
feinem  ©inne  auSgebilbet  merben  foUte,  obgleid^ 
ber  ßrgbifd^of  öon  SRed^eln  gum  tebendlöngltd^en 
Kurator  angefteüt  mar  unb  bie  $rofefforen  nic^t 
ol^ne  beffen  Sffiiffen  ernannt  mürben.  Wt  ©emina- 
riften  follten  fid^  im  Gollegium  philosophicum 
gu  ben  tl^eologifd^en  ©tubien  öorbereiten.  90ein 
bie  93ifd^öfe  befd^Ioffen,  feine  ©d^üler  in  i^re  ®e» 
minarien  aufgunel^men,  meldte  burd^  baSSoÜegitun 
gegangen,  unb  fo  mürbe  bie  @rri(|tung  beweiben 
eine  ber  Seranlaffungen  gur  nad^maligen  Sfteöo« 
lution.  Sie  SRegierung  ftanb  gmar  ber  ©lauBenS« 
lel^re  ber  betgifd^en  ©etftUd^feit  gteid^gültig  gegen* 
über,  allein  ^e  erad^tete  at§  fel^r  mic^tig  bie  gfrage 
be§  canonifd^en  9ied^te§,  meld^eS  bie  ©tellung  bed 
l^eiligen  ©tul^Ied  gur  S^egierung  fei  Ueber  biefen 
^unft  foflte  ber  ©eiftlid^feit  im  Kollegium  bie 
änfid^t  ber  Siegierung  beigebrad^t  werben.  S)a3 
SSerl^öUni^  gum  l^eiligen  ©tul^I  blieb  iebod^  du- 
ftig genug,  um  bie  Serl^anblungen  über  ein  Son* 
corbat  wieber  aufgunel^men.  ^Belgien  rid^tete  ftd^ 
nod^  immer  nad^  bem  @ioncorbate  bed  3a^re§  1801. 
S)ie  nieberlönbifd^en  ffatl^oUfen  würben  wie  eine 
5Ki[fton  betrad^tet,  weld^e,  burd^  einen  ßrgpriefler 
öerwaltet,  öon  bem  ©efanbten  be§  l^eUigen  ©tu^leS 
abl^öngig  war.  S)er  jfönig  j[ebod^  flrebte  eine 
befjere  ^Regelung  beS  SuftonbeS  unb  ein  SSerl^öIt« 
ni^  gu  9tom  an  wie  baSjenige  Waria  Zerefki'S 
ober  5RapoIeon§,  wäl^renb  ber  ^apft  fid^  —  bem 
protcftantifd^en  ftönige  gegenüber  —  auf  ben 
©tanbpunft  be§  3:rienter  SoncilS  fiellte.  3nfolge 
beffen  tonnte  erft  1827  eine  Vereinbarung  getroffen 


SSI 


5RieberIanbe. 


382 


tocri)cn.  (Kapitel  tmirben  gegrflnbct  Seminarien 

crrici^tet,  unb  ber  Sefuc!^  bei  Collegiom  philo- 

Kmhienm  umrbe  famltotit).  Die  liberale  Partei 

f^  ft4  inbeffen  mel^r  unb  mel^r.  9n  il^rec  @pi^e 

Ponb  be  Rottet  auS  Srügge,  ber  ben  ©eifllid^en 

frinblii^  gefhint,  mit  bem  9Rini{ler  t)on  ©obbel« 

fc^TDQ  bo^en  innig  befreunbet  mar.  Sr  unb  feine 

^ßartdgmoffen  erlauben  il^re  @Kmmen  gegen  bte 

fog.  clmcalen  Uebergriffe  unb  ffel^ten  um  S^ettung, 

als  ^onbte  eS  fid^  um  bie  Sinfül^rung  ber  fpani- 

f(^  3nquiption,  fo  ba|  bie  älegierung  ftd^  ge* 

ndt^gt  fa(,  Sd^ritte  )u  tl^un,  um  bie  antifatl^o« 

lx|d^  9ttfQ)iegIer  gu  befd^mid^tigen.  ^nbererfeitS 

entftanb  aber  borauS  ein  aRi|trouen,  meld^eS  bie 

3aijH  ber  fhibirenben  Sl^eologen  bis  au^  bie  ^al\U 

rri>itciite.  Der  SRinifler  tan  Qi^ttt  toax  einer  ber 

^mnptagittttoren  in  ber  SBemegung,  meldte  bie 

lonigli^Ne  9Rad^  ju  fräftigen  BeatoedHe,  biefelbe 

aber  f(^Ue|Iid^  gerabe  untermü^Ite.  2)ie  fiiberalen 

cr^bcn  me^r  unb  mel^r  bie  Stimme,  bie  treffe 

fUid^Ut  boS  SoH  auf.  Sinige  ®eipd^e  nmrben 

aac^Wdj^  Suf^una  gegen  bie  ^Regierung  an» 

geflagt    9Iun  ging  oe  $otter  jur  fatl^oUfd^en 

^ßortd  über  unb  }og  für  bie  3efuiten  in'S  f^elb, 

tDä^mb  er  bie  Stegierung  bef[o  l^eftiger  angriff. 

3er  Pdnig  unternahm  eine  Steife  burjl  Belgien ; 

überall  fanb  er  ^anbel  unb  2(nbuftrie  im  9luf « 

Uo^ei^  überoS  tmtrbe  er  mit  6ntl^ufia§mu8  be» 

gm|t  S)aS  gefd^]^  im  ÜRonat  3Rai  1829.  j?ö- 

nig  SBil^Im  nnüigte  barauf  nod^  in  einige  anbere 

Conceffionen  ein;  ed  burf^en  nun  lieber  üeine 

Seminare  u.  f.  tt.  gegrünbet  merben;  für  ben 

(EitItnSiimrbe  mieber  ein  aOgemeiner  Sbminiftrator 

ernannt,  unb  ber  unbeliebte  ÜJlinijter  Dan  ©obbel* 

k^q  oarb  cntlaffen.  Sine  gönjlid^e  gfreil^eit  be§ 

Unterri^td  tmtrbe  inbeffen  nod^  nid^t  geftattet.  3)a3 

neue  für  ben  ßlementarunterrid^t  vorgelegte  ©efe^ 

iDor  ben  nörbtid^en  ^rooinjen  ein  S)om  im  ^uge, 

veil  bie  99elaier  eine  5u  gro^e  gfreil^eit  erl^ielten; 

biefe  felb^  aoer  fanben  il^re  ^reil^eit  baburd^  nod^ 

}tt  fe^  beeinträd^tigt;  baS  ©efe^  mürbe  fd^Iie^Iid^ 

|Knt(fge)ogen.  Sin  fSniglid^er  6rla^  Dom  27.  ^ai 

1880  gab  bie  ßrrid^tung  privater  Slementor» 

}dfaltn  frei,  loi^u  nur  nod^  bie  ©enel^migung  ber 

SemeinbeDemxiItung  unb  ein  ©utad^ten  ber  $ro> 

oingiolftaaten  erforberlid^  fein  foQte;  biefe  t^freil^eit 

axir  namenttid^  für  bie  füblid^en  ^roDinsen  Don 

Sro|cr99ebeutung.  @d^Iie|lid^  erfd^ien  am  4. 3uni 

ria  fdniglid^d  ßbict,  morin  ber  ©ebraud^  ber 

fnm^dfifd^  ©prad^e  für  facuItatiD  erflört  mürbe. 

mein  cd  mar  }u  fpöt  3m  @üben  mar  bie  SSe* 

Dölfemng  t)on  t>erfd^iebenen  Seiten  aufgereiht. 

Sie  I^It(oIi^en  reid^ten  ben  Siberalen  bie  ^anb 

{BT  Oppofttion.  3m  ^aag  baute  ber  ffönig  nod^ 

oof  bie  Sfrüc^te  ber  {üngjtcn  Soncefftonen  unb  ben 

Sonf  feines  SoIfeS,  aSein  baS  93ei|piel  gfrant- 

mSß  unb  ber  3uIiret)oIution  mirfte  fo  jünbenb, 

ba^  boS  93oIf,  melc^ed  fortmöl^renb  burd^  bie  fran* 

)dfiK^  treffe  bearbeitet  mürbe,  nid^t  langer  ju 

Mbbigen  mar.  9m  24.  Suguft  1830,  nad^  ber 

laffu|rung  ber  Oper  i,S)ie  Stumme  Don  $or- 


tici'',  morin  ba§  Sieb  Amour  sacrö  de  la  patrie 
rends-moiTaudace  Dorfommt,  entftanb  in  Trüffel 
ber  erfte  Stra|en!ramatt.  Sm  26.  mar  ber  $öbel 
bereits  SKeifter  in  ber  Stabt,  el&e  ber  Äönig  Don 
biefen  Sorfommniffen  eine  Sil^nung  l^atte.  95alb 
sogen  bie  bciben  ^JJrinjen  mit  Sruppen  nad^  bem 
Süben.  SMer  SKonate  fpäter  mar  bie  §älfte  Sei- 
gienS  abgefallen.  S)er  ^rinj  Don  Dranicn  fam 
am  4.  October  in  ^Begleitung  be§  pöpftlid^en 
SntemuntiuS  Sapaccini  ^um  ^meiten  !IRaIe  nad^ 
Belgien,  um  eine  etmaige  abminiftratiDe  3:rennung 
Don  9lorb  unb  Süb  ju  bemerffteüigen.  ®er  Wittcl« 
taub  fd^ien  ba}u  geneigt,  aber  baS  93ol!  mar  ^u 
el^r  gegen  bie  oranifd^e  unb  calDiniflifd^e  §err« 
d^aft  auf gebrad^t  a(8  ba^  man  eS  eined  Seff ern 
l^ötte  belehren  fönnen.  3m  Sldgemeinen  l^atte  aud^ 
bie  ©eifttid^feit  eine  Abneigung  Dor  bem  Oranier, 
meld^em  Siele  nid^t  einmal  baS  Sed^t  juerfannten, 
überhaupt  über  Belgien  in  l^enfd^en.  S)ie  burd^- 
aus  franjöfifd^e  ßrjiel^ung  Dieler  taufcnb  Bürger 
unb  bie  fran^öfifd^e  treffe  DoHbrad^ten  ba§  Uebrige. 
Cnglanb  arbeitete  l^inter  ben  ßouUffen  für  feine 
eigenen  3nterej)en,  unb  jmar  burd^  bie  ?|}almer» 
fton^fd^e  ^olitif.  SBergeblid^  bemül^te  ftd^  ber 
^rin^  Don  Oranien,  bie  erregten  ©emütl^er  burd^ 
fd^5ne  33erfpred^ungen  ^u  bef^mid^tigen,  fo  ba^  er 
fogar  infolge  beffen  ben  ^ollönbem  Derbö(|tig 
mürbe.  S)er  Slufftanb  l^atte  bereits  ^u  meit  um  ftc^ 
gegriffen.  3n  ber  gelegentlid^  ber  ßröffnung  ber 
©eneralftaaten  am  18.  October  gel^attenen  Sl^ron- 
rebe  prociamirte  ff önig  SBiD^elm  I.  bie  Trennung 
ber  beiben  5RieberIanbe.  3ni  SDbnat  SloDember 
mürbe  gu  Srüffel  ba§  ßauS  Oranien  beS  S^roneS 
Derluftig  erflört.  ®ie  Diplomatie,  Dorjüglid^  aber 
franjöfifd^e  3:ruppen  l^alfen  nad^,  um  bie  burd^ 
bie  ftegreid^en  l^otlönbifd^en  Gruppen  nod^  Der« 
l^inberte  Spaltung  unl^eilBar  ju  mad^cn.  9I§ 
fd^Iie^Iid^  nad^  mel^reren  3al)ren,  Dorjüglid^  in 
Setreff  ber  ^roDinj  Simburg,  eine  Vereinbarung  ju 
Staube  gefommen,  als  ffönig  SBil^elm  abgetreten 
mar  unb  fein  Sof)n  ben  meberlänbi|d^cn  Sl^ron 
beftiegcn  l^atte  (1840),  fd^ien  für  bie  religiöfen 
Parteien  in  ben  Slicberlanben  baS  OTorgenrotl^ 
frieblid^crer  3:age  anjubred^cn.  S33il§elm  IL  l^atte 
einen  gro^müt^igen  Gl^orafter  unb  Derl^ielt  fid^  bem 
ßalDiniSmuS  gegenüber  jicmlid^  gleid^gültig.  ®ür« 
aus  folgte,  ba^  er  bei  ben  ßalDinem  in  geringcrem 
^Infel^en  ftanb  als  feine  SSorgänger.  Somo|l  bie 
Ausübung  beS  fatl^olifd^en,  als  bie  beS  l^eterobo^^« 
calDiniftifd^en,  beS  luti^erifd^cn  i^uItuS  u.  f.  m.  mar 
il^m  red^t,  unb  bie  SSerbefJerung  ber  Sage  fämmt« 
lid^er  religiöfen  Parteien  mar  il^m  gerabe  |o  er» 
münfd^t,  mie  j.  S.  bie  ber  zerrütteten  gfiiianjen. 
^ferner  fudftte  er  bie  gegen  bie  ßinrid^tung  beS 
rationaliftifd^enUnterrid^tSerl^obenenSefd^merben, 
morin  bie  ortl^obojen  ßalDiniften  mit  ben  ffatl^o« 
lifen  übereinftimmten,  ju  lieben.  9HIein  baS  Sanb 
mar,  mie  gefagt,  burd&  bie  rationaliftifd^e  ^l^ilo« 
fopl^ie  bereits  untcrmüfitt.  2Bie  f oEte  bem  f o  plö^lid^ 
abgel^olfcn  merben  fönnen  ?  6in  föniglid^cS  beeret 
regelte  bie  ^uSfül^rung  beS  jüngften  Unterrid^tS«^ 


gtfetfeS  gu  ©unweit  btt  gläutiigen  @I|rißtn,  tiaS 
^Jrinciti  ithoä)  iVitb  fotifiepe^en.  ffion  proteltair 
rtj^er  ©eile  ttfjob  fic^  aber  ein  ®e|ii)rct,  als 
niütben  bie  Stieberlonbe  nun  balb  „buri^  Kom 
be^errfd^i".  3)ie  geipUdEitn  Sorporationen  SBra- 
bantS  unb  SimburgS  erhielten  bie  ^Jrcibeiten  JU' 
rüd,  tätigt  fit  unter  ber  SRegieiung  SBil^etinS  I. 
t^eilroeife  eingcbü||t  Ratten.  S)er  Rdnig  noDte 
nun  nuc^  ba@  Don  feinem  dualer  mit  bem  pö^ft- 
III^  ©tu^l  obgej^tofjene  fioncocbat,  nielctie«  bii 
te^  fflum  fierüdfi^tigt  rooiben,  jur  9Iu8(üt)rung 
gelangen  lafjen.  ©eine  $Iäne  jc^eiierten  JebDc^ 
an  ber  ©timmung  feiner  Umgebung.  (Sä  mar 
g,  9J.  unmöglich,  für  Wmfterbam  einen  SöifiidDf  er- 
nennen äulalfcn.  9iun  fam  (olgenbe  SlQeteinbarung 
}u  @tanbe.  3)ie  nörbüiiien  ^rotitnjen  blieben  unter 
Set  fieihing  eineS  fog.  SBice-SufieriotS  ber  '^oDän- 
bifditn  3]]i{{ion,  Sftfgr.  »an  Surium.  3)ie  betben 
füblii^en  ^lODinjen  mürben  in  ofiDJloIiji^t  9)ica- 
riate  nertfieilt :  1.  gang  Simburg  mit  bem  Pfarrer 
3.  91,  SßarebiS  gu  SKoermonb  an  ber  ©pijie,  ber 
nun  jum ^\]ä>o]  Don  fttrent  i. p. i.  gemeil|t  mürbe; : 
2.  baS  Sicatiat  ®raDe,  Stabe^eQn  unb  Stegen, 
Dereint  mit  ^erjDgenbuji^,  unter  ber  £tituitg  tion 
Illfßr.3)en5)ubbelben,!9if^ofoonffimmau3i.p,i., 
beffen  Eoobiutor  3.  Sicijlen,  5ßfflrrer  gu  Silbnrg, 
btr  na^malige  Srjbtlc^of  oon  utret^t,  jum  Stfi^of 
Don  ®erra  ernannt  toiirbe ;  3.  boS  SÖitariaf  Srcba, 
bepen  Oberhaupt,  ÜHigr.  Dan  ^oogbonil,  ben 
3:ilel  eintS  !Sifi$i]F§  ucn  Xarbonia  i.  p.  i.  erhielt. 
JTünig  SSiltielm  U.  befümmerte  fi^  ni^t  Diel  um 
bie  ree  circa  aacra;  er  übte  baS  IBniglid^e  Hßlacet 
nur  notd  biä  gum  3a6«  1848-  ^^^  'eit't« " 
eine  9)er{ül)nung  ein  jlnift^en  ben  ort^obOEen  Sa!*  j 
üinijlen  unb  ben  [ogeii.  Slbgettennten  (Äfgescbei- , 
denen),  meld^ie  Weniger  ftiengen  !ßDr|t5ri(ten  ber 
Äirct|enle£|re  na<i)Iebten  unb  Don  i^ren  ©lau- 
benSbräbern  Dielerlei  !l?ad)fteDungen  ju  erbulben 
Ratten.  TOit  einem  äfflort,  ber  Äflnig  üble  in  reli- 
giSjer  JBejie^ung  eine  Derfö^nlii^e  Sßolitit  oü9, 
e«  bauerte  jebo|  bi§  jum  Sa^re  1847,  ebe  er  ft^ 
bemegen  liefe,  feine  3uftimmung  gur  SteDifion  oer 
Sonftitution  gu  geben,  tooraui  birecte  SBalilen, 
eine  größere  ^freilieit  beS  Unterri(^t§,  3}erein§rec^te, 
Dorjtigliiid  aber  bie  ^luf^ebung  be§  tSnlgli^en 
Sßlacetl  unb  anbere  SQort^eile  für  bie  Aat^olifen 
^erDorgingen.  Sin  gang  (reieS  fatbolifi^ei  Seben 
lonnte  jeboc^  no^  nid^t  entftefien,  mcil  ber  Staat 
in  tir^lie^en  Slngelegen^eiten  bie  Ober^anb  behielt. 
5)ie  5|Jarlei  ber  ^IJrehiger  eiblidte  natürüi^  in  ben 
Hrfileln,  roclö)e  ben  «atbolittn  mel)r  Sreibeit  ge- 
mäbrten,  eine  neue  ©efa^r,  oon  „Sfiom"  über- 
uältigt  gu  nerben ;  allein  baS  Slenb.  tueld)e§  bie 
franjSfift5eiReDoIutiona848)I)erbeifüf|rte,ftimmte 
iBielc  gur  Ülad^Mt,  unb  |o  na^m  baS  ESolt  beim 
aui)  bie  neue  Sonftitution  mit  [tiQer  @enuglf)uung 
entgegen.  SüeTOonatslc^rift  „SDerffolfioli!",  baä 
ÜBoifienblatt  „3)ie  fttt&oIiftScn  Stimmen",  baS 
Sageblült  „5Eiie  3eit"  oeibreitelen  fu^  immer  me&t 
unb  Satten  ibren  eigenen  SBirfungSfreie.  'Quz  SÖe- 
friebigung  fanben  bie  Äatbolifen.  ju  Sejc^roerben 


lanbt.  884 

Ibic  9Iii!(|tIatf)olifen  9)eranlaffung,  oli  im  3a^rt 
j  1853  unter  Sfiotbecle'e  ÜRiniflerium  ba8  Kon- 
corbat  com  3a^re  1827  enbli^  auSgefö^rt  unb 
'  bie  bii^Sflii^^  ^ierard!)ie  buri!^  baS  gongt  Sonb 
mieber^ergeftellt  merben  foHte.  Sin  bOp^Iti^ 
%teDe  Dom  4.  ÜDIärg  1853  t^etlte  baS  ff&nigin^ 
I  nun  in  fünf  ^i^t^ämer:  S)o8  ISrgbiSt^m  lure^ 
l(fräbi)d)Df  SotianneS  SKtif«!)-  bit  »iflt^fimtt 
ijaailem  (^iji^of  3ac.  Dan  SSiee),  fenügen* 
bufcE)  (admin.  apost.  3i>banneS  Snitftn)'  %lnba 
(Sifi^of  3i}ganne€  Dan  ^ooQbond),  Koermonb 
fißif^of  3o(ianne§  »ug.  SSarebiS).  ®on  biefer 
Ulafercgel  erwarteten  bie  Ütit^Hat^ofifen  bie  ent- 
fejiicbften  folgen  für  ben  eigenen  ©laubtn  unb 
i^re  grei^eit.  3n  mant^en  ©tobten  mürben  bun^ 
allerlei  5nittel5!Dm(ramane  als  ^rDtepotiongtflO» 
bie  )iät)fllic()en  „Uebergriffe"  gu  @tanbt  gebca^ 
(Stpiilbemegung),  fo  ba|  X^oxbtit'S  tÜai^fDlgti 
ee  für  nötbig  ^ielt,  bur^  gemiffe  pebantif^  !{)«• 
orbnungen  feine  ®egncr  gu  berutiigen  (Wet  op  de 
kerkgenootechappen).  ©o  mürbe  g.  SB,  ehtfett- 
bot  beS  ©locTengeläuteS  erlaffen,  ein  anbertS,  hkI- 
c^ea  ben  ^rieftem  baS  öffentlidie  SIragen  i^rtr 
flirt^engemänber  bei  Segräbnifjen ,  bei  £ßerfelg« 
gangen  u,  f.  m.  unterfagte.  3m  3- 1357  gab  ein 
neue?  ©efe^  für  ben  Slementarunterrt^t  oufs 
9Jeue  fflerüntflffung  gu  heftigen  ©treitigteiten.  3)er 
obengenannte  ort^oboj'cotoiniptf(^e  @roen  Don 
Sjjrinfterer  mar  ber  große  SJorHmpfer  beS  SßrincipB 
ber  confeffioneKen  ©c^ulen.  911Ietn  ber  ©tbonft 
fc^eiterle  in  ber  flammer  am  SBiberfianb  btrSibe» 
ralen,  meldfie  nur  bie  Sffiorle  ,(Srjie^ung ju  i^rip« 
lidien  Sugenben"  im  @efebe  gultegen.  Sin  neues 
Untertid^tSgefe^  tam  im  3.  1878  gu  ©tonbe. 
91Dein  baS  alte  rationnliftifc^e  $rinctp  foroie  bie 
confeffionSlofe  6inrid)lung  muiben  beibe^atten; 
bie  ttlbänberungen  betrafen  ficuptfdc^IicEi  finongidEe 
t^ragen.  ©o  mürbe  auä)  biefeS  ©efefi  auSfc^Iie^» 
li<^  oon  ben  Siberolen  gutgeheißen.  3:ro|  oQer 
©inbemiffe  entfaltete  fi^  bennocb  bafl  latbolifi^e 
Seben,  unb  fi^Iieötic^,  im  3,  1893,  iß  man  fogar 
fo  meit  getommen,  einen  fat^olif^en  ©eifllit^n  in 
bie  ffammer  gu  mäbten  unb  beim  b&^ern  Unter- 
rii^t  fporabifcl  einen  ffat^olifen  gu  butben,  tooS 
Cor  wenigen  Sauren  no^  nii^t  benÄar  mar.  3abf- 
loft  confeffionetle  (fatbolifdie)  Schulen  tcurben  in 
ben  brei  legten  Sa^rjebnten  gegriinbet. 

Xie  fünf  £Bi§tbümer  flnb  jur  3nt  folgenbcc- 
maßen  Uermaltet:  ßrgbietbum  Utrecht,  ISrgbifd^of 
iPetruS  !DIattI)ia8  SnirterS;  SBiSt^um  ^aarlem, 
Sifd&of  ffaäpar  3ofepf)  9Kartinu§  fflottemanne; 
^iStliiim  ©erjogenbuj^,  Sifc^of  3Intoniu§  Dan  be 
Saor;  S9i§tbum  Breba,  SBif^of  5ßetruä  üeqten; 
SSiet^um  Sloermonb.  Sif^of  3^ranci§cuS  Antonius 
Hubertus  SSoermanS.  ffilofterorbcn  finb  butd^  baS 
gange  8anb  Deibreitet,  unb  jlDar  SPrämonftrotenftr, 
©ominitaner,  iJranciScaner,  3efuit(n,  Siroppiflen 
u.  f.  10.  3n  ben  proteftoiififc^ert  ^roüinjen  frab 
bie  patres  in  (Frmnugelung  latbolifcber  Sßeltgetfl- 
lidien  mit  btr  3?trmaltung  einiger  Pfarreien  be- 
auftragt. 


S85 


9llein  —  SltercmBerg. 


886 


etatipif  ^e8.  91q^  ber  Ie^en3a]^Iung(1892) 

iattnMe9lifberIatibe  auf  88000  qkm  4621 744 

SvBOBtäfm.  Jlaä^  ^übntrS  geogropl^ifd^-ftatifti- 

f^  ZobeOen  ffit  1898  gab  e8  bem  SteligionS» 

befemitmffe  no^  1 590  000  j^atbolif en,  2 195  000 

Mibibifd^ateformirte,  588000Qnbere9leformtrte, 

7600  aonfenijten,  97000  3uben  unb  82000 

SnbertgUhibtge.  SHe  ftotl^olilen,  für  toeld^e  eine 

tfird^nnmij  Utre(^t  mit  ben  SiStpmem  Utred^t 

Sicba,  ^«irlem,  ^ei^ogenbufd^  unb  Sloermonb  be- 

Mt  W^  fi4  namentlid^  feit  1879,  m  fie  be» 

Kits  1897410@eeIensdbtten(1858nQ(i^®.$etri 

oft  1 178627),  beinal^e  um  Vt  t)ermebrt  unb  bil- 

bcn  ^cnte  fibcr  85  $rocent  ber  ®  ef  ommtbeDöIIdrung. 

91a4f)e^cnbe  ZobeUen  mögen  bie  SSertl^eilung  ber 

flat^ifen  auf  bie  ein}elnen  $rot)inun  unb  bie 

ciii)dneii  S)töcefen,  refp.  aud^  bereu  ^hrmel^rung 

Munfc^id^  3m  3. 1879  üertl^eilten  fie  {t($ 

fofgciibcr  Ulanen  i 


|^s0Otai|ea. 

Srot^olUen. 

ipfarreien. 

Uta^tUtn. 

fbxbbmbant 

411680 

251 

292 

•flberlanb 

170040 

186 

147 

€ftb^Sanb 

150610 

95 

101 

9l0rb(oQanb 

181960 

108 

121 

6telanb 

48120 

88 

40 

tltn4t 

68120 

42 

48 

9ncilanb 

26500 

29 

80 

OocnjITel 

79860 

64 

69 

Sroningen 

18000 

15 

16 

2>tatt(e 

6600 

8 

10 

SiabiiTg 

285920 

168 

240 

6umna 

1397410 

954 

1114 

Son  biefen  ^roDin^en  gel^dren  gum  SrgbiStl^um 
ntxtd^:  ntre^t,  fjfriedlanb,  Oüeriiffel,  Groningen 
mib  Srent^e  gau),  bann  ber  größte  Sl^eil  Don 
fielberlonb  unb  ein  Heiner  Zl^eil  Don  Sübl^oQonb 
mb  Don  Storbl^oQanb;  5um  ^istl^um  93reba:  ber 
gcöBte  %^  ber  ^roDtng  92orbbrabant  unb  @ee» 
bmb;  }um  9i§tl^um  ^oarlem:  faft  gan^  @üb< 
^Honb  unb  92orb]^oQanb,  foioie  ein  Zl^eil  Don 
Seekmb;  §um  SiStl^um  §er5ogenbuf(i^ :  je  Vi 
Don  9}orbbrabant  unb  ©elberlanb ;  jum  %i§t^um 
Soermonb:  bie  gan^e  ^roDing  Simburg.  SDer 
@tQnb  biefer  ffiiöcefen  »or  im  3. 1890,  refp.  1887, 
mm  tDeld^  So^re  aud^  bie  3^^^  ber  ftatl^oUfen 
onfgenommen  ift : 

1887.    189a 


826000   881700 
162966   169960 


Btmti 

tuiUm  871000     400000 

fia|o«eataf4  859000     886000 


241782     260000   ca.  700 


9r{efter. 

ipfar«  IHrc^enu. 
reitn.  ftapellnt. 

636 

269         821 

233 

91         140 

687 

228         809 

606 

239         423 

a.700 

190         227 

1460747   1627660       2662       1017       1420 

^  So^ffi  ber  ^rieper  in  ber  ©iöcefe  SRoermonb 
fom  be^l^alb  nid^t  genau  angegeben  merben,  mW 
vben  ben  422  SBeltpriefiem  gegen  ober  über  300 
OrbenSinriePer  fic^  pnben,  bie  Sal&I  ber  lejteren 
lier  fe^r  Djecbfelt  8[n  OrbenSprieftcm  fmb  burd^ 
kal  gcmse  Sonb  l^uptföd^Iid^  Derbreitet:  $rö- 
»oajliuleufer,  Dominicaner,  tJfrandScaner,  ^t^ 
Uta,  Xrappifien.  3n  ben  proteftantifd^en  $ro- 
taqai  ftnb  OrbenSpriefhr  in  Ermangelung  Don 

8fx4<itf(ltfdiL  DL  2.  8ufL 


SBeltprieftem  aud^  mit  ber  SSenoaltung  einiger 
Ißfarreien  betraut. 

(Sgl.  F.  H.  van  Heussen,  Historia  episcopa- 
tuum  foederati  Belgii,  Antverp.  1783;  Idem, 
Batavia  sacra,  Brux.  etUltrajecti  1754;  Moli, 
Eerkgeschiedenisyan  Nederland  vöör  de  Her- 
vorming,  Amhem  en  Utrecht  1864 ff.;  J.  P. 
Arend,  Algemeene  Geschiedenis  des  Yader- 
lands,  Amsterdam  1857  ff. ;  W.  J.  F.  Nuyens, 
Geschiedenis  der  Nederlandsche  Beroerten 
in  de  XYI"  eeuw,  Amsterd.  1865  ff.,  8  deelen; 
Dezelve,  Algemeene  Geschiedenis  des  Neder- 
landschen  Volks,  Amsterd.  1871  ff.,  2  deelen; 
De^elye,  Geschiedenis  van  hetNederlandsche 
Volk  yan  1815  tot  op  onze  dagen,  Amster- 
dam 1888  ff.,  4  deelen ;  P.  Alberdingk  Thijm, 
H.  Willibrordus,  apostel  der  Nederlanden, 
'sGrayenhage  en  Leuyen  1861 ;  S)er].,  $^ili))p 
Dan  anamis,  §en  Don  St.  aibegonbe,  Äöln  1882 
[SSereinSf  d^r.  b.  ®  örreSgefeEf  d^.] ;  L.  Mozzi,  Storia 
delle  Biyolozioni  deUa  Chiesa  d'ütrecht,  Ve- 
nezia  1787,  3  yols.)       [?«berbingf  Xl^iim.] 

^ittOy  f.  2)ietrid^  Don  9{iem. 

9ietem0etrg,  3o|^ann  Suf  ebiuS,  berül^mter 
fpanifd^er  Sefuit  beutfd^er  Slbftammung,  Dereinigte 
in  Dottfommener  SBeife  eine  reid^e  ffiiffenfd^aft, 
foiDol^I  l^eilige  als  ))rofane,  mit  großer  fjfrömmig« 
feit  unb  eifriger  ^aftoraltl^ötigfeit.  Sr  tt)ar  ber 
fpötgeborene  ©ol^n  angefel^ener  unb  tugenbl^after 
SItern,  totlä^t  Don  9Raria,  ber  Dertt)itttDeten  Qit* 
mal^Iin  ffaifer  SnaiimilianS  U.,  au3  2)eutfd^Ianb 
(ber  SSater  war  ein  geborener  Siroler,  bie  SlWutter 
eine  Sa^rin)  mit  nad^  Spanien  tt)aren  l^inüber 
genommen  tt)orben.  SufebiuS  toax  1590  5u  SRabrib 
geboren  unb  geigte  fd^on  in  parier  Sugenb  unge- 
wöl^nlid^e  Siebe  unb  ginfid^t  für  religiöfe  ®inge, 
Sanftmut]^  unb  ^erjenSgüte.  6r  mad^te  feine  erften 
Stubicn  in  SKaorib  unb  befud^te  bann  bie  Uni- 
Derfitöt  ©alamanca;  l^ier  ftubirte  er§umaniora 
unb  SuriSprubenj  unb  unterl^ielt  mit  einigen  gleid^- 
gefmnten  3ünglingen  eine  ebenfo  miffenfd^aftlid^ 
betriebfame  als  fromme  unb  tugenbl^afte  ©emein- 
fd^aft.  3mmcr  mel^r  aber  ermad^te  in  il^m  ber 
®rang  jum  OrbenSIeben,  ber  fd^on  länger  in  il^m 
jd^Iummerte;  bem  Dcmel^mlid^cn  3ug^  ber  gött» 
Ud^cn  ®nabe  folgenb,  entfagte  er  enblid^  aßen 
3lu8fid^ten  auf  eine  günftige  Stellung  in  ber  SBelt 
unb  trat  mit  fidlerem  unb  freubigem  ßntfd^Iuffe 
ju  Salamanca  in  ben  Orbcn  ber  Sefuiten  (1614). 
3118  ber  95ater  Don  bem  bereits  getl^ancn  Sd^ritte 
ffunbe  erl^ielt,  flagte  er  über  Derfül^rerifd^c  ©emalt, 
toomit  ber  bopungSDoHe  ©ufebiuS  für  bie  ©efell« 
fd^oft  gemonnen  morben  fei.  ©araufl^in  gab  ber 
apoftolifdöe  5Runtiu§  in  SKabrib  ben  Sefebl,  e3 
foDe  ber  So^n  bem  93ater  toiebcrgegeben  toerben. 
ßufcbiuS  mufete  alf o  mibcr  SBiUen  in'§  SSaterbauS 
jurüdffebren,  unb  ^llleS  tourbe  Derfud^t,  i^n  in  ber 
SBelt  5U  bebaltcn.  SDod^  Dcrmod^tcn  bie  @Ucm 
einem  frommen  Drben§brang  nid^t  lang  ju  miber« 
tebcn.  6r  fe^rte  jur  ©efeDfd^aft  jurüdf  unb  trat 
bteftmal  in  ba§  DrbenSböuS  ju  SWabrib  ein,  mo 

13 


387 


öliger. 


888 


er  pd^  bolb  burd^  feine  tSfortfd^ritte  im  geipd^en 
fieben  auSaeid^nete.  ^aä)  mt\\Sf)nQtm  IRoöidot 
legte  er  bie  brei  einfaci^en  ©elübbe  ob,  tourbe  in 
baS  SoQegiunt  gu  Nicola  aufgenommen,  fiubirte 
l&ier  od^t  Saläre  $]^iIofol)]6ie  unb  Sbeologie  unb 
Derfol^  baneben  boS  fiel^romt  eineS  Sd^oIafticuS  mit 
t)iel  difer  unb  ßrfolg;  om  meijtcn  liebte  er  aber 
bie  @d^ule  be§  ©ebeteS  unb  ber  ^btöbtung.  3la^ 
feiner  ^rieftertoei^e  tourbe  er  in  bie  toletanifd^en 
Serge  gef(i^itft,  ben  armen  Ummol^nem  baS  ^rob 
ber  SBal^rl^eit  unb  beS  SebenS  gu  bringen,  unb  er 
enttoidfelte  ben  fegenSreid^ftenSKifrionSeifcr.  Sieben« 
bei  trieb  er  auf  feinen  apoftolifc^en  SBanberungen 
auä)  botanifd^e  unb  mineralogifd^e  @tubien  unb 
erwarb  fid^  aHmälig  ausgebreitete  Äenntniffe  in 
ber  5Raturgefd^id^te.  ?U8  aWiffionar  unb  als  ®e« 
lel^rter  ^atte  er  bereits  einen  bebeutenben  92amen, 
als  er  nad^  SRabrib  gur  Uebemal^me  beS  l^öl^em 
Sel^ramteS  berufen  tourbe.  3n  ber  erften  3«t  leierte 
er  9laturtt)iffenfd^aftenunb  ^^ilofopl^ie,  fpäter  aud^ 
baS  tl^eologifd^e  QfQ^  ^^^  ßgegefe.  Sieben  feiner 
literarifd^en  unb  lel^r^aften  Sl^ätigfeit  lag  er  bem 
©ebete  unb  bem  ©efd^öfte  ber  ©eelenleitung  mit 
immer  ttad^fenbem  ßifer  ob.  Snfolge  einer  Sä)^« 
mung  Derlor  er  gule^t  ben  ©ebrau^  ber  3ungc 
unb  ber  ^önbe,  trug  aber  baS  Ungemad^  ber 
ftranfl^eit  mit  großer  ßrgebung  bis  an  feinen 
gottfeligen  £ob  (7.  april  1658).  -  5lieremberg 
mar  ein  fel^r  tüd^tiger  unb  frud^tbarer  @d^rift= 
fteller,  unb  feine  f d^rif  tftellerif d^e  3:]^ätig!eit  erftredf te 
Id^  auf  bie  Derfd^iebenften  ©ebiete  meufd^Iid^en 
Kiffens.  6in  bleibenbeS  3ntcreffe  be]^aut)ten  feine 
tl^eologifd^en  2Ber!e  tl^eilS  aScetifd^en,  tl^eilS  tt)iffen> 
f^aftlid^en  3n^aItS.  ©eine  aScetif(^en  Sd^riften, 
auSgejeid^net  burd^  l^eilige  Salbung  mie  burd^ 
SReinl^eit  beS  ©tilS,  tourben  in  bie  meiften  lebenben 
©prad^en  übcrfejt.  S)at)on  fmb  Vida  divina  y 
Camino  real  de  grande  atajo  para  la  per- 
feccion ;  De  la  diferencia  entre  lo  temporal 
7  etemo ;  De  adoratione  in  spiritu  et  veritate 
LL.  rv  Einleitungen  gu  d^riftltc^er  SSoDfommcn« 
l^eit  in  ber  gorm  öon  ©oliloquien  mit  öormiegenb 
erbaulid^er  S^enbenj ;  bagegen  ftnb  bie  Doctrinae 
asceticae  sive  spiritualium  institutionum  pan- 
dectae  eine  me$r  miffenjc^aftlid^  gel^altene  ^S- 
cetif.  3ttJöIf  fördere  Elbl^anblungen  ftnb  mit  ber 
Vida  divina  jufammengeftellt  unter  bem  Xitel 
Tratados  espiritnales,  4.  Impr.,  £n  Madrid 
1647.  SDie  93iogra})]^en  rül^men  an  Slierem» 
berg  befonberS  feine  begeifterte  Sercl&rung  ber 
SKutter  ©otteS ;  biefe  l&eilige  ©lut  ber  3)larienliebe 
otl^men  mirflid^  feine  tj^eotogifd^en,  gumalaScetifd^en 
©d^riften.  6S  ttjar  il^m  aud^  öergönnt,  bie  6|re 
ber  l^eiligen  Sungfrau,  bcfonbcrS  aber  il&rcr  un« 
befiedften  6nH)fängni^,  in  eigenen  ©d^riften  ebenfo 
geleiert  als  berebt  )u  befd^reiben.  Sagu  geboren: 
De  affectu  et  amore  erga  Mariam  Virginem ; 
Opera  parthenica,  de  supereximia  et  omni- 
moda  puritate  Matris  Dei  (Lugd.  1659),  morin 
eine  Slngal^I  gum  3:i^eil  fd(|on  gebrudfter  ©d^riften 
gufammengefa^t  ftnb:  De  perpetuo  objecto  festi 


Conceptionis  immac.  (Valentiae  1653)  unb  De 
sanctitate  instituti  Festi  certa  (ib.  1657) ;  Ex- 
ceptiones  Conc.  Trid.  pro  omnimoda  Deiparae 
puritate  expensae ;  Theoria  compendiosa  de 
solida  veritate  conceptae  Deiparae  absque 
labe  original!  unb  Sacrosyllabus  de  explieata 
ab  ecclesia  et  patribos  scriptura  pro  imm. 
Conc.  Virg.  (Valentiae  1656) ;  De  concordia 
debiti  peccati  negati  in  Deipara  cum  gratia 
Bedemptoris;  enblid^  Dissertationes  epiato- 
licae  de  immac.  Conc.  Deiparae  (20  Sriefe), 
Antwerpiae  1655.  S^mer  ftnb  gu  nettnen: 
Del  aprecio  y  estima  de  la  divina  grada, 
Saragosa  1640,  beutfd^  bearbeitet  Don  ©ci^ben 
u.  b.  £.  S)ie  ^errlid^feiten  ber  gdttHd^en  ®nabe, 
gfreib.  1862  u.  ö.;  Theopoliticiis  seubreviaillu- 
cidatio  et  rationale  divinorum  opemm  atque 
Providentia  humanorimiy  Antverp.  1641 ;  baS 
^^ud^  entl^ölt  im  erften  Xl^eU  bogmatifd^e  Störte« 
rungen  ol^ne  fheng  f^ftematifd^e  Orbnung;  ber 
smette  ))ra!tif  d^e  unb  moralifd^e  Z^til  befd^retbt  im 
^nfd^Iug  an  ben  erften  bie  Slegierung  berStoatm 
burd^  bie  Könige  unb  dürften  nad^  il^rem  äbeol, 
bf em  jte  ein  ^bbilb  ber  göttlid^en  SBeltregienmg 
ein  fou.  Sine  f^rud^t  ber  e^egetifd^en  ©tubien  ftnb 
!)e  origine  S.  Scripturae  LL.  XII,  Lugd.  1641. 
SinemoraUfd^»aScetifd^e9lnt]^ologieau8benSäteni 
unb  ffird^enfd^riftftenem  atter  3^iten  bilbet  bie 
Hieromelissa  biblioth.  de  doctrina  evangelü, 
imitatione  Christi  et  perfectione  spirituali, 
Lugdimi  1659,  ein  umfaffenbeS  SBer!  t)on  feite» 
ncr  ©elel^^amfeit.  9lud^  auf  bem  ©ebiete  ber 
§iftorie  bemegte  fid^  9lteremberg  mit  ©lüdt  in  ber 
Vida  del  gloriose  Patriarcha  San  Ignacio, 
Madrid  1631.  SSon  feiner  claffifd^  Snibition 
gibt  3(Udni6  Sigalion,  sive  de  Sapientia  my- 
thica  übri  VHI,  Matriti  1629.  SSon  ben  ©d^- 
ten  natunuiffeufd^aftlid^en  Snl^altS  finb  oit^uffll^ 
reu :  Ctiriosa  filosofia  y  tesoro  de  maravfllas 
de  la  naturaleza,  Barcelon.  1644;  Historia  na- 
tnrae  maxime  peregrinae  libris  XVI  distincta, 
Antverpiae  1635.  (Sin  SSer^eid^ni^  fömmfiid^ 
©d^riften  geben  bie  Opp.  parthen.,  ebenfo  ber 
Succus  prudentiae  sacropoliticae  ex  nonnullis 
Job.  Eus.  N.  operibus  expressus  .  . .  Opera 
Pauli  Ant.  de  Tarsia,  Lugd.  1659  (in  benPro- 
legg.) ;  befonberS  reic^l^altige  eingaben  f.  bei  de 
Backer  s.  v.  Sine  meitlöuftge,  über  bie  ttnffen« 
i^aftlic^e  unb  f^riftfteQerifd^e  SSiiffamreit  beft 
^lanneS  jebod^  fel^r  mangelhafte  Stogropl^ie  iß 
ber  Hieromelissa,  unb  bie  nömlid^e  aud^  ben 
Opp.  pmiJien.  DorangefteQt  (Sgl.  Hnrter, 
Nomenclat.,  ed.  altera  I,  Oeniponte  1892, 
395  sq.)  [Ott] 

^igetr,  $eter  ©eorg,  ift  ber  latini^rte 
9lame  beS  ^eroorragenben  beutfd^en  2)ominicanetS 
^.  ©d^marj  auS  ber  jmeiten  §älfte  beS  15. 3a^ 
bunbertS.  Ueber  fein  Sebcn  unb  SBirfen  toor  Kfi» 
l^er  ebenfo  menig  3uöerIäfpgeS  befannt  tote  über 
3a^I  unb  Umfang  feiner  ©d^riften.  S)ie  »iblio- 
t^ief  beS  el&emaligen  ©omintcanerflofterS  gu  (Kd^ 


389 


9liget. 


890 


9M  tnäfitU  in  {teben  SamtnelbSnbm  eine  Stetige 
D0fl  SRonufcripten  Don  $eler  ©eorg  Bä^xmx^ 
Dd^e  einet  feiner  6(^üler,  Er.  Roniah  @e^erUn 
üun  US8),  nebjt  eigenen  unb  Anbeter  Sd^riften 
^ejammelt  ^tte.  S)iefe  SRonufaipte,  gegenaörtig 
in  ba  fgL  StaatSbibliot^et  au  eic^ftött  entl^alten 
su^reit  biogra))^if(l^  9lottgen,  meldte  in  baS  Seben 
5iefEd  mcrfmürbigen  äRonneS  menigftenS  einiget 
Si4t  bringen.  £iner  ber  legten  9R5nd(|e  beS  ouf- 
gc(K)bcnen  iHoßerd^  P.  Slpoüinar  Siitterma^r,  H^at 
aai  bicfen  unb  anbeten  ganbfd^riftlid^en  Duellen 
in  einem  mitfriti{(!^9ftiMet)etfa^ten92eaoIogium 
bed  Si^flöttet  S)ominicanercont)entg  (^cmbf^rift 
im  fn^dfifl.  Ori)inatiat8atd^iDe,  132  foL)  eine  93io» 
gcap^  bed  genannten  Iß.  Sc^marg  jufammen« 
geßcOt  unb  gugleid^  bie  Sbentitöt  be§  P.  $eter 
@eorg  &6fwati  mit  P.  $eter  9{iget  obet  92igri 
Sn  giä^et  SBol^tf^einlicidfeit  erl^oben.  ^iemad^ 
»nrbc  ^etet  @eotg  @d^marg  im  %  1434  5U  ftaaben 
ober  ffaban  (niddt  Satbana  in  ber  Sombarbei^  tt)ie 
SReberer  [Annal.  Ingolstad.  Acad.  I,  Ingolstad. 
1782, 4]  fd^ibt)  an  ber  Sger  in  935]^men  geboren, 
Qnbizte  {tt  Srudt  unb  trat  mit  18  ^a^xm  1452 
in  ben  Sonoent  ber  2)omintcaner  in  Sid^ftötl. 
^Met  morb  er  balb  eined  ber  l^eroonagenbften  iHlxU 
^iä)€r  unb  einer  ber  bebeutenbften  ©elel^rten  feiner 
S/äL  St  loar  nid^t  bIo|  in  ben  pl^tlofopl^ifd^en 
mib  t^logtfc^en  9Siffen{(^aften  bemanbert,  fon» 
ben  mul^  mehrerer  @prad^en  funbig,  nomentlid^ 
ein  gemonbter  ^braift  unb  jfenner  ber  iübijd^en 
9itetotnr;  aud^  befag  er  bie  @aht  ber  Siebe  in 
ngemi^id^  9na|e.  92ad^  ooQenbetem  92o« 
oidot  begab  er  ftd^  auf  (Sel^ei^  feiner  Oberen 
in  ben  fur^  Dorl^  reformirten  Sonoent  }u  Seip' 
lig.  ©ort  fhibirle  er  unter  tüd^tigen  Seigrem 
Sibetorif^  Iß^ilofopl^te  unb  Sl^eologie  unb  mad^te 
icine  erßen  literarifc^en  SSerfud^e.  Sr  oerfa^te 
nömlid^  im  %  1457  ^ttiei  Slbl^anblungen  De 
modo  praedicandi,  aud^  copirte  er  eine  ^n^al^I 
5er  Don  feinen  DrbenSgenoffcn  »erfaßten  Sebr= 
nüteL  koeld^  in  ber  oben  genannten  ^aubf d^riften- 
iommlung  erl^alten  finb  unb  einen  intereffanten 
Sinblid  in  ben  @tubienbetrieb  iener  3eit  geioöl^ren. 
3in  3. 1459  oertl^eibigtc  er  ju  Qfteiburg  im  SreiS» 
cfia  öffentlich  eine  Steige  Don  Zl^efen  mit  fold^em 
infolge,  ba^  baS  im  nömlid^en  Sial^re  bafelbft  ab» 
gehaltene  $roDingiaIca))itel  befd^Io^,  ben  jungen, 
Vrebfamen  &tU^xitn  5ur  meitem  ^uSbilbung  in 
her  S^ologie  unb  namentlid^  im  canonifd^en 
Sc^te  an  bie  UniDerfttöt  Don  Bologna  ^u  fd^iden ; 
eine  folc^e  SuS^eid^nung  geioäl^rte  ber  Orben  in 
ber  Kegel  nur  l^erDorragenben  Talenten.  92ad^ 
pDeijö^rigen  frud^treid^en  @tubien  bafelbft  loarb 
P.  S^niar)  Don  feinen  Oberen  ^urüdgerufen  unb, 
shoobl  erft  27  3a^re  alt,  mit  bem  Sectorate  ber 
2)coü)gie  an  ber  fflofterf d^ule  in  Sid^fiött  betraut. 
^  UNir  er  au|erbem  alQ  $rebigcr  in  ber  @tabt 
nb  in  ber  Umgegenb  t^tig.  Sine  Sammlung  fei« 
■er  $rebigten  ^nbet  ftd&  unter  ben  ermöl^nten  ^anb» 
iWftni  (L  c.  VI  et  VH).  3m  3. 1465  mürbe 
P.  @^^»xn3  na(^  ttbtn  beorbert,  um  bort  $btto> 


fopl^ie  5u  leieren  unb  bieSeitung  ber  @tubenten  gu 
übemel^men.  S^ti  3al^re  barauf  (1467)  erfd^eint  er 
als  Sector  ber  Xl^eologie  in  Ulm  (VI,  215*),  mo 
er  wicberum  neben  feiner  geleierten  Sl^ötigfeit  eifrig 
in  @tabt  unb  fianb  bem  ^rebigtamte  oMag.  3ni 
Saläre  1469  ober  1470  lourbe  P.  Sd^toara  ^rior 
be§S)ominicanerconDent§unb$orftanbber^Iofter> 
fd^ule  SU  et^ftött.  2)ie  nöfterlid^e  SDigcijiIin,  bie 
miffeufd^aftlid^cn  ©tubien,  fomie  nid^t  minber  bie 
öconomtf  d^en  SSerl^öItntff e  beS  SonDentg  (Dgl  Sager- 
bud^  be§  2)ominicanernofter§  Std^ftött  im  bifd^öf« 
UddenOrbinariatSard^tD  fol.  79  u.  147)  gelangten 
unter  feiner  Seitung  5U  großer  ^Ifite.  Slugerbem 
mar  er  aI3  ^rebiger  unoblöfftg  bemül^t,  3tr- 
lel^ren  unb  SDli|bräud^e  ju  bcfämpf en.  Sein  SBirf en 
in  biefer  SSid^tung  ging  ^anb  in  ^anb  mit  ben 
9leformbeftrebungen  beS  SSifd^ofS  äBil^elm  Don 
Seid^cnau,  ben  bie  ©id^ftöttcr  Äird^e  ju  il^ren  be» 
beutenbften  unb  ein|Iu|reid(|ften  ^irten  säl^It.  Um 
jene  ßcit  trieben  bie  fog.  Duäftoren  (^bla^Dcr- 
fünbiger  unb  SHmofenfammler),  mie  anberttärtS, 
fo  au^  in  ber  ©iöcefe  ©td^ftätt  il^r  Unmefcn.  ®er 
$rior  beS  SDominicanerflofterS  trat  mit  einer  Sor- 
tcHung  Dor  93ifd(|of  SOBiD^cIm,  um  il^n  5ur  SSer« 
reibung  biefer  Duöftoren,  bereu  lßerfönUd(|!eit 
unb  ©ebal^ren  er  mit  ben  büfterften  gfarben  fd(|il> 
beri,  5u  betoegen.  ^terin  recapituliri  er  aQe  gegen 
biefe  Ouöftoren  erlaffenen  fird^Iid^en  S)ecrete  unb 
a))^eUirt  an  ba§  ©emiffen  be§  Sifd^ofS,  ber  Der- 
l)flidetet  fei,  biefe  SSerorbnungen  mit  aBer  Strenge 
in  feinem  SSiStl^ume  burd^suf ül^ren ,  um  „jene 
SBöIfe  8U  Derjagen"  (DgLftatl^oKf  1891, 1,  574). 
S)aS  beutfd^e  9lei(^  befanb  ftd^  bamals  in  großer 
IBebröngnig  megen  beS  brol^enben  Sinbrud^g  ber 
Surfen.  ®er  granciScaner  30)^.  Kaptftran  unb 
ßarbinal  S3effarion  bitten  aud^  in  ber  Stobt  unb 
©iöcefe  gid^ftätt  ba§  Äreuj  loibcr  fie  gcprebigt ; 
$eter  Sc^marj  fd^Io^  mit  feiner  feurigen  Sereb= 
fomfeit  fi(^  ibnen  an  (Dgl.  feine  Sürtenrebe  u.  f.  m. 
t.  VI  ber  ang.  5micr.  unb  So?  [f.  u.]  313).  5lm 
31. 5mai  1473  tourbc  P.  $eter  Sd^toara  ju  3n- 
golflabt  5um  ©octor  ber  2:^eoIogie  promoDiri. 
^IS  fold^er  arbeitete  er  fd^on  3o]er5e|nte  Dor  SSictor 
Don  ßorben  unb  ^fefferfom  in  äBort  unb  Sd^rif t 
eifrig  an  ber  SSertbeibigung  be§  ßieriftentl^ums 
gegen  bad  talmubifd^e  3ubent]eum  unb  an  ber  %e» 
fel^rung  ber  3uben.  ®a^  er  aber  (ogl.  (Seiger, 
30)^.  SReud^Iin,  fein  Seben  unb  feine  äBerfe,  Seip« 
5ig  1871,  227)  ein  getaufter  3ube  getüefen,  ift 
nid^t  ermiefen.  ©agegen  erjäblt  er  felbft  (Praef. 
in  Tract.  contra  perf.  Judaeos),  „er  l^abe  loöb» 
renb  fcine§  ^ufentbaltcS  in  Spanien  (Dor  feinem 
Eintritte  in  ben  Orben  l^atte  er  fd^on  bie  Uniocr« 
fitäten  Don  SRontpeEier  unb  Salamanca  befud^t) 
im  Vereine  mit  3ubenfinbem  l^cimlid^  Don  3iab« 
binem  bie  l^ebräifd^e  Sprad^e  erlernt",  Don  meld^er 
er  in  feineu  ontifemitifd^en  Sd^riften  eine  nid^t 
geringe  ftenntnig  Derrötl^.  ^ierburd^  toarb  eS  il^m 
möglid^,  in  ^rebigten  unb  öffentlid^en  S)i§puto» 
tionen  bie  d^riftlid^c  SBol^rbeit  gegen  bie  tQlmu= 
biftifd^en  3:räumereien  ber3uben  ju  Dertb^ibigeu; 

13* 


891 


IRiger. 


892 


beim,  wie  Dr.  grf  htdä^tti  (Subenbüed^ün  0,  2; 
ügL  Y,  2  *>),  l^at  ^^ctruS  Sd^ioaq  prebiger  orbenS, 
tote  er  Don  Solamin  tarn,  ^ebräifd^  unb  orabifd^ 
gelernt  offt  ben  iuben  aufboten  mit  il^n  5u  bt§" 
putiem,  fonberlid^  gu  gfran^rt,  9tegenf))ura  unb 
SBomtS :  Sriangt  bei  bem  ^oifer,  ba|  bie  iuben 
gu  9legen{purg  mußten  an  fein  ))rebig  gan".  S)a3 
meifte  Sluffel^^  enegten  bie  ^ebigten,  mlä^t 
Ißeter  ©jidworj  im  3.  1474  ju  Oftem  unter 
freiem  Ipimmel  in  9iegenSburg  t)or  bem  bortigen 
eifrigen  Sif d^ofe  ^einrid^  IV.  üon  abSberg  (1465 
bis  1492)  unb  einer  großen  Sul^brerfd^aft,  an^ 
QuS  ben  äuben,  gel^olten  l^atte  (Oefellius,  Beruni 
Boicamm  Scriptt.  I,  Augustae  Vindelicorum 
1763,  224).  ®en  3n^alt  biefer  geben,  ie  brei 
Stunben  bauemben  ^rebigten  unb  2)i§))utQtionen 
legte  er  auf  2)röngen  be§  genannten  93if d^ofS  nieber 
in  ber  anwerft  feltenen  ©d^rift  Tractatus  contra 
perfidos  Judaeos  de  condicionibus  veri  Mes- 
siae  i.  e.  Christi  vel  üncti,  ex  textibus  he- 
braicis,  latinorum  elementis  utcunque  figu- 
ratis  confectos;  biefelbe  mürbe  1475  ju  ge- 
lingen t)on  Aonrab  ^r^xitt  be  (Serl^uffen  unter 
feiner  perfönlid^en  Seitung  gebrudtt.  SDiefe  3n« 
cunabel  als  S)rudffd^nf t  ma^rfd^einßd^  ba§  öltefte 
antiiübifd^e  »ud^,  gäl^It  49  Slätter  in  4«  unb 
entl^ölt  bie  erflen  $roben  l^ebräifd^en  S)rudeS. 
3mei  Saläre  fpäter  (1477)  öeröffentlid&te  er  bei 
bemfelben  95erleger  ^©onrabuS  ferner  t)on  ®er« 
Raufen  in  ber  fatferlid^en  ftat  ßfsling"  ein  SBerf 
Dermanbten  Snl^altS  in  beutf  d^er  @prad^e  unter  bem 
Sitel  (foL  316»):  ^K^od^af  l^amf^ial^,  baS  ift  ge- 
tülmecjt  epn  @temn  beS  SRefd^ia^  be|  gefaßten 
fung  beS  ^immlifd^en  uaterS . . .  3ft  gemalt  allein 
au^  bem  alten  gefecj  qn  einer  erclerung  unb  be- 
ftetigung  befd  friftlid^en  glaubend  unb  cgu  einer 
befferung  unb  beferung  ber  armen  Süben  ober  qn 
einer  fd^enbtung  ^rS  Dalfd^en  ©laubend  unb  l^at 
XI  tractat."  SReud^Iin  in  feinem  „Slugenfpieger 
(herausgegeben  oon  TOa^erl^off,  Serün  1836,  25) 
bemerft,  ber  Stern  beS  ÜJieffiaS  „ift  gu  latin 
unb  JU  teutfd^  getrudft".  ®iefe  Slngabe  beruht 
mol^I  auf  einer  Sbentifidrung  befi  vorgenannten 
lateinifd^en  Tractatus  contra  perf.  Judaeos 
mit  bem  „©tem  beS  SKeffmS",  ben  man  aller« 
bingS  als  eine  fej^r  erweiterte  beutfd^e  Umarbeitung 
beS  erftem  bcjeid^nen  fann.  3n  bem  lateintfd^en 
3:ractate  mirb  ber  SSerfaffer  mieberl^olt  fr.  Petrus 
Nigri  (nid^t  Niger)  genannt,  unb  aud^  SSeudöIin 
(a.  a.  D.)  nennt  il^n  nur  fo ;  im  „©tem  beS  ÜWef» 
paS"  aber  l^eijt  er  „©ruber  $eter  fd^warcj  pre« 
biger  orbenS"  (fol.  309  ^) ;  in  Dr.  gdf§  „^ine« 
Subenbüd^linS  öcriegung"  fommen  beibe  Flamen 
t)or.  2)er  lateinifd^en  Slbl^anblung  folgt  ein  %n- 
l^ang  oon  12  ©eiten  mit  ben  l^ebräifd^en  92amen 
unb  ben  SlnfangSmorten  ber  bibltfd^en  Sudler, 
bem  l^ebräif d^en  ^Ipl^abet  in  l^ebröif d^en  unb  latei> 
nifd^en  S^pen,  bem  S^ecalog  unb  einigen  meffm» 
nifd^en  3:ejten  beS  ^Iten  SeftamentS  bel^ufs  leid^» 
terer  Erlernung  ber  l^ebröifd^en  ©pra^e;  einen 
öl^nlid^en  ^nl^ang  ent^ölt  baS  beutfd^e  9ud^  mit 


©elel^rungen  über  bie  l^ebröifd^  (fonfonanten 
unb  SSocale  unb  über  bie  ©d^reibmeife  unb  9xA» 
fprad^e  beS  ^ebräifd^en.  ZHefe  Slnmeifungen  gdtat 
als  ber  erfte  Slnfa^  einer  l^ebröifd^  (Srammaüf 
feitenS  eineS  d^ftlid^en  ®tU^tttn  in  S)eutfd^Iatd>. 
©ie  fmb  abgebrudft  in  ber  anonymen  Gommen- 
tatio  de  primis  linguae  hebraeae  elementis 
a  Petro  JSfigro  primum  in  lucem  editis  (mm 
bem  ^tborfer  UnioerfttötSprofeffor  ©d^toar^),  Alt- 
dorf.  1764.  9uSgäge  auS  bem  ^Xradate'  unb 
bem  „©tem  beS  SReffiaS''  finben  fi^  bei  Qudtif 
I,  861  sq.;  in  SßolfS  BibUoth.  hebr.  II,  Ham- 
burgi  1721,  1110  sqq.  IV,  527  sqq.;  Bibl. 
Solger.  n,  Norimb.  1761,  187;  Beimann, 
Catalog.  bibUoth.  theol.  System,  crit.  I,  Hil- 
desiae  1731,  359;  ^an^er,  Slnnalen  ber  ditem 
beutfd^en  Siteratur  I,  Mmberg  1788,  95  f.,  unb 
namentlidd  in  Sonfl.  Don  ^amlifomsli,  ^unbett 
Sogen  auS  mel^r  als  fünfl^unbert  alten  uno  neuen 
Sü^em  über  bie  3uben  neben  ben  Soften, 
gfreib.  1859, 1, 614— 645.  Sauer  in  feiner  BiM. 
libr.  rar.  m,  9lümberg  1771,  128,  fagt  tumi 
„©tem  beS  ^efftaS"  opus  tam  infrequens,  nt 
sint,  qui  dubitant,  an  umquam  in  luoem  fiierit 
editum. 

Um  bie  Stit  ber  SRegenSburger  SRiffion  oet- 
d^minbet  P.  ©d^mar^  auS  ben  Slnnalen  beS  Sid^ 
tötter  2)ominicanercont)entS.  Sr  blieb  in  StegenS- 
)urg  gurüd  unb  mürbe  Sector  an  ber  bortig^ 
fflofterfd^ule.  3m  ^erbfle  beS  äa^reS  1478  ^- 
bilitirte  er  ftd^  an  oer  Unioerfttöt  Sngolfiabt  für 
altteftamentlid^e  Siiegefe:  quia  fr.  Georgias  Nigri 
de  (>adana  0.  Pr.  quaestionem  sibi  assigna- 
tam  ex  ordinacione  facultatis  competenter  et 
ingeniöse  recitavit,  ad  cursum  in  biblia  le- 
gendum  assumptus  frdt  (Eintrag  Dom  20.  Oc« 
tober  1478  in  bem  l^anbfddriftl.  3)ecanatSbud^  ber 
tbeol.  t^acultöt  I).  (St  laS  über  bie  fünf  fleineren 
^ropl^eten,  meldte  biSl^er  nid^t  gelefen  morben 
maren  (ebb.).  9{id^t  lange  banad^  finben  mir  il^n 
an  ber  ©eite  beS  UngamfönigS  SDIatt^iaS  Sor^ 
DinuS,  ber  mit  mebiceifd^er  gfreigebigleit  ftünfle 
unb  SBiffenfd^aften  förberte,  Sibliotl^efen  unb 
Sel^ranftalten  errid^tete  unb  Don  allen  OtÜtn 
l^er  j^nftler  unb  ©elel^rte  in  fein  Slei^  gu  §iel^ 
fud^te  (f.  tJrafnöi,  SWattl^.  (SoroinuS,  Sfreiburg 
1891,  296).  S)er  jfönig  l^atte  in  feiner  ^upt- 
ftabt  bei  bem  S)omtnicanercont)ente  eine  pbilo« 
fopl^ifd^-tl^eologifd^e  ^fabemie  (universale  gym- 
nasium  philosophiae,  theologiae  sanctaeqne 
scripturae)  gegrünbet  unb  fie  reid^li(^  mit  Se^r> 
mittein  unb  6in!ünften  oerfel^en.  ^ter  ©d^mar^ 
mürbe  il^r  Sorftanb,  Seiter  unb  Seigrer.  ^uS  2)an{« 
barfeit  l^ierfür  mibmete  er  feinem  SIRöcen  fein 
miffenfd^af tlid^eS  $au))tmer!,  meld^eS  er  Glypeus 
thomistarum  betitelte,  mie  er  angibt :  ea  potis- 
simum  ratione,  quia  beati  Thomae  Aquinatis 
singularem  incomparabüemque  doctrinamad- 
versus  impugnantes  quosquedefenderenitar. 
^etruS  9iigri  geprt  nömlid^  in  bie  9tei]^  jener 
Selel^rten  ber  ^meiten  ^ölfte  beS  15.  äa^unbertH, 


m 


9li^u8. 


894 


tri^  Ptenge  am  1^1.  X^omoS  feftl^telten  unb  aOen 

ätorüdenbcn  9Reinungen  unb  92euerung8t)trfud^en 

atfgegoitraten.  S)te  fiepte  bed  ^quinoten  galt  i^m 

aß  bk  r^tige,  ber  man  ht  allen  3)i§ctpUnen  5U 

iolgm  ^be  (et  in  sacra  theologia  et  in  rermn 

DatQraHamlinnianonimqaeactuum  disciplina 

anii»  beati  Thomae  Aquinatis  admirabilem 

ooelieamqne  doctrinam  complectendam  ab 

omiubuB  6886  censeo).  Sd^mot)  bef(i(|rönft  fl(i^ 

jebcK^  anf  bie  <h5rteTung  einer  Sleil^e  Don  aU- 

ttactm  Sfragtn  ouS  bem  ®eMete  ber  formalen 

Sogif  (super  arte  veteri  Aristotelis)  unb  ber 

fröbicamenlenle^re^  n)el(i(ien  er  einigepf^c^ologtfcide 

nnb  erfnmtni^tl^eontifc^e  Probleme,  mie  über  baS 

Ser^&Itni^  ber  Sermögen  5ur  @eele,  über  ben 

Unterf^ieb  Don  Srfernitnil  unb  SBille,  über  ben 

mtellectiis  agens  unb  possibilis  u.  f.  m.,  anfügt. 

hierbei  gie^t  er  balb  gegen  bie  @cottften,  balb 

gegen  bie  9lümtnaltf!en  ober  Xermini^en,  balb 

gegen  bie  SIbertißen,  mlä)  festere  er  xocifi  in  Rbln 

peijßtalid^  fennen  gelernt,  gu  gfelbe,  befömpft  il^re 

Inffldliingen  unb  löst  ni^t  ol^ne  Sd^arfftnn  im 

4oiiiifiif(tlen   ®ei{}e  il^re   Sintt)enbungen  (ugl. 

^nnttl  (Brfd^id^te  ber  Sogü  im  3(benblanbe  IV, 

eeipiig  1870,  221  ff.).  S)a8  SSer!  tt)urbe  gmei- 

ad  gdmtdt  au  ißenebig.  guer{!  im  3. 1481  unb 

»ifbcntin  1504.    Sie  Se^ranftalt,  mlä^t  unter 

9dff  BifiDOXi*  Seitung  einen  trielDerfpred^enben 

Viff^nmng  genommen,  ging  leiber  mi)  furjem 

Sefiimbe  unter  ber  ^errf ($aft  ber  Xürfen  im  3a^re 

1541  p  ®nmbe.    2)a8  XobeSial^r  beS  $eter 

Stigii  tfl  nid^t  feflgefleüt;  er  fd^eint  j[ebo(i^  ben 

ctfin  Shnd  feines  Cljpens  nici^t  lange  überlebt 

p  ^ben,  benn  fdmmtlt(|e  Siogropbnt  {e^en  feinen 

Xob  sttnf(j^  1481  unb  1484  (Sigism.  Ferra- 

rioB,  De  rebos  hungaricae  provinciae  0.  Pr., 

Tiennae  1887,  m,  8, 449 sqq.;  Quetif-Echard, 

Scriptores  0.  Pr.  I,  868).  «ßetruS  Seuto  0.  Fr. 

iQuetif  1.  c.  855)  ift  offenbar  berfelbe  mit  $cter 

Sigri  ober  Sd^nwrs,  aber  burd^  einen  ©rudffel^Ier 

ift  fein  Tractatns  adversns  Judaeos  bejeid^net 

qIS  Tract.  contra  Indes.  Slud^  ber  $etru§  Saftet« 

snftS,  auf  ben  fi(^  Sd  in  feinem  Chrysopassus 

(}ent  XLIX  beruft,  fd^eint  mit  bem  Dominicaner« 

wler  ®.  ©d^morj  ibentifd^  ju  fein.  (SSgl.  ferner 

Fabricius-Mansi,  Biblioth.  V,  Florent.  1858, 

133;  Frejtag,  Analecta  litteraria  de  libris 

rvioribiis,  Lips.  1750, 684  sq.;  Touren,  Hist. 

deshommes  illustres  m,  Far.  1746,  528  ss.; 

35^er,  «Dg.  ©ercl^rtenlejüon  s.  v. ;  gr.  ff.  ^ir- 

H(ing^  Serfud^  einer  Sefd^reibung  fe]^en§n)ürbiger 

«bliot^efen  Seutfd^IanbS,  erlangen  1786  ff.,  I, 

198.  n,  886.  ni,  48  f.  552.  IV,  138;  Michaud, 

Biographie  universelle  XXX,  598;  Nouv. 

Kogr.  gen.  XLIII,  604;  3.  ©aj,  ^ie  »i« 

Möfe  unb  Steic^fürften  Don  Sid^ftöbt  I,  Sanb§» 

|tf  1884,  388  u.  ö.)  [ÜJJorgott.] 

|li|KS,  Sartl^olb,  gontroDerftft  unb  SBei)^» 
Mj^of  gn  Erfurt,  mar  geboren  ju  ^oltorf  (^mif d^en 
Sienbnrg  unb  2)radPenburg  im  beutigen  ^annooer) 
m  7.  gebruar  1590,  ttne  er  felbfi  in  feinem  Apo- 


logeticus  angibt,  unb  ftammte  Don  unbemittelten 
eitern.  @d(|on  frü^  !am  er  nad^  Sterben  unb 
®o8lar,  um  bort  bie  erfte  93ilbung  fid^  ju  eigen  gu 
mad^en,  unb  bejog  bann  im  3. 1607  bie  Unioer« 
ptät  §elmftäbt;  l^ier  mu^te  er  feiner  bürftigen 
Sßerl^ältniffe  megen  bei  bem  ^rofeffor  ber  Sogü, 
SomeliuS  SD^artint,  ein  Srontukt  fud^en.  3n  ber 
tJolge  erl^ielt  er  ein  @ti^)enbium  oon  bem  ^rin^en 
Sigmunb  uon  93raunfd^n)eig,  Sifd^of  uon  OSna- 
brüdC,  meld^eS  il^m  ermöglid^te,  im  3. 1612  ben 
SRagiftergrab  ju  ermerben.  @d^on  bamalS  mürbe 
ibm  eine  @d(|nft  be§  ÜRain^er  3efuiten  SecanuS 
über  bie  Kommunion  unter  beiben  ©eftalten  Ser- 
anfoffung,  mit  biefem  in  Sricfmeddfcl  ju  treten. 
Unliebfame  S3orfommnif[e,  bie  ibn  in  ben  ©treit 
ber  ^elmftöbter  ^rofeff  oren  üermidtciten,  uerleibeten 
il^m  ben  Slufentbalt  an  biefer  ^od^fd^ule.  Sr  Der- 
Ue|  ^elmftöbt,  ging  5uerft  na^  3ena,  fpöter  mä) 
SSeimar  unb  mar  l^ier  al§  3nftructor  ber  föd^fi' 
fd^en  ^rinjen,  u.  a.  be§  berühmten  Sembarb  Don 
©ad^fen-Sßeimar,  einige  ^f)xt  tl^ötig.  Um  biefe 
3eit  lernte  er  infolge  ber  S^rmürfniffe  unter  ben 
Xl^eologen  feines  Se!enntniffe3  baS  ^rincit)  ber 
reien  Sibelforfd^ung  aI8  irrig  erfennen  unb  »anbte 
1(6  1622  nad^  fföln,  um  bort  mit  ber  fatbolifd^en 
ißabrl^eit  fic^  nöber  Dertrout  gu  mad^en.  ^ier 
fanb  er  ^ufnal^me  in  bem  $ro§elQten]^aufe,  melc^eS 
ber  ßr^bruberfd^aft  Dom  ^eiligen  ffreuje  gehörte, 
unb  morüber  bamalS  ^erjog  9Ra£imiIian  Don 
Sägern  als  Sl^renDorßanb  gefe|t  mar.  9bd^  im 
felben  3a]^re  trat  9li||u8  gur  fat]^oItfd(|en  ffird^e 
über  unb  empfing  fpöter  anä)  bie  ^rieftermeil^e. 
9lad^bem  er  eine  3^itlang  bie  Seitung  ber  oben 
ermöbnten  ^nftalt  geführt  batte,  Dermaltete  er  um 
baS  3abt  1627  bie  ^ropftei  be§  Siftercicnfer- 
5Wonncnf(oftcr8  ^ItboIbenSlcbcn  unmcit  JDlogbe« 
bürg  unb  mürbe  balb  barauf  jum  Slbte  be§  $rö- 
monftrateuferftifteS  SIcfelb  am  ^arj  berufen.  3n- 
folge  ber  ©d^lad^t  bei  Sreitcnfelb  fal^  er  fid^  gegen 
6nbe  September  1631  au§  feiner  3lbtei  Dertrieben, 
unb  Dergeblid^  rief  er  in  feiner  neuen  Stellung  aI8 
Sanonicu§  an  ber  ^eilig^ffreujfird^e  ju  öübeS- 
beim  ftaifer  unb  Sei§  um  Sd^u^  gegen  biefe  SSer« 
gemaltigung  an.  ^ud^  auS  §ilbe§]^eim  mu^te  er 
infolge  ber  ffriegSunrul^en  ffieben;  er  ging  nat^ 
Slmfterbam,  mo  er  fd^on  1633  im  SSerfel^re  mit 
bem  berühmten  SSofftuS  erfd^eint.  Um  ba§  ?io^x 
1645  berief  Qfabio  6bi9i/  ber  nad^molige  $a})ft 
5llejanbcr  VH.,  9?ibu§,  Dielleid^t  burd^  Seo  Ma- 
tiuS  auf  il^n  aufmerfjam  gemad^t,  nad(|  SJlünfter; 
bod^  fd^eint  fein  bortiger  ^ufentbalt  ni^t  lange 
gebauert  ju  f^dbm.  einige  3cit  l^emad^  gemann 
ibn  erjbifd^of  3o]^ann  ^][|ilipp  Don  SWainj  für 
feine  ©iöcefe  unb  f anbte  il^n  1654  nad^  Sngol« 
ftabt,  bamit  er  ibm  über  baS  SBeltpricfterinftitut 
be§  93artboIomau§  ^ol^baufer^  meld^e§  ipöter  Don 
Singen  au§  fo  fegenSreid^  mirfte,  S3erid)t  erfiatte. 
3m  3.  1655  crf(^eint  er  ju  erfurt  al§  Decanus 
B.  Marg.  Virg.  unb  al§  SQBeibbifd^of  für  3:büringen 
unb  ©ad^fen.  lRad(|  nur  jmeijätiriger  3:bätig!eit  in 
biefem  5lmte  ftarb  er  ^\x  erfurt  am  10.  TOöra  1657. 


395 


mton. 


896 


3)ie  erften  polemifci^en  ^(l^anblungen,  meiere 
92i]^u8  nad^  feinem  Uebertritte  t)eröffentü(i(|te,  Ars 
nova  (1632)  unb  Apologetious  (1640),  nd(|teten 
fid^  junäd^ft  gegen  ©eorg  Kalijt,  ber  anfangs  in 
SSorlefungen,  fpäter  in  meisteren  S)rudff(i^riften 
feine  Siücffel^r  5ur  fiird^e  (emöngelt  l^atte.  3n  bem 
erftem  SBerÖein  befämj)ft  er  nid^t  ol^ne  Sronie  bte 
moberneproteflantifd^eihmftmiteinjelnenSd^rift- 
fteQen  5U  argumentiren,  mäl^renb  ber  fat^olifci^e 
@Iaube  nid^t  auf  tt)illfürlid^en  Auflegungen,  fon> 
bem  auf  ber  pd^em  (Srunblage  einer  irrtl^umSlofen 
Sel^rouctorität  berul^e.  9lud^  mit  ftonrab  §omeiu§, 
KomeliuS  9Rartini  unb  5JicoIau§93ebeIiu§  njecfifelte 
IRil^uS  Streitfd^riften  über  uerwanbte  Sl^emata. 
SSon  entfd^iebenem  ßinfluffe  auf  bie  fird^enl^iftori« 
fd^en  ©tubien  jener  S^xt  war  bie  Qfreunbfddaft,  bie 
er  burd^  Vermittlung  beS  5Jiciu§  ßrpt^räuS  mit 
bem  gelehrten  ©ried^en  Seo  5lIIatiu§  (f.  b.  Art.) 
fd^fo^.  Sr  gab  biefem  feltenen  SRanne  nid^t  nur 
bie  erfte  Anregung  ^ur  Verausgabe  tt)id(|tiger 
©d^riften,  fonbem  beförberte  auc^  mel^rere  ber« 
felben  mit  toertl^öollen  eigenen  Seiträgen  gum 
®rudfe.  ©eine  l^auptfäd^Ii^ften  gorfd^ungen  im 
SSerein  mit  AöotiuS  galten  ber  Kommunion  unter 
Siner  ©eftalt  unb  ber  missa  praesanctificato- 
mm,  toie  fie  in  ber  griedbifd^en  ffird^e  in  Uebung 
mar,  unb  um  über  biefe  Sfrage  \\ä)  genau  ^u  unter« 
rid^ten,  fefcte  er  fid^  felbft  mit  orientalifd^en  Sl^eo« 
logen  in  SBerbinbung.  Äu^crbem  ftanb  er  mit  3o« 
Joannes  ÜRorinuS,  Saramuel  Sobfomi^,  Atl^anafiuS 
ff ird^er,  gferbinanb  öon  gfirftenberg,  Söcob  Salbe 
unb  onberen  (Selel^rten  in  regem  Uterarif d^em  55er* 
fe^re.  %  m^  beflagt,  boft  bie  t)on  5»i]^u3  her- 
ausgegebenen ©d^riften  nur  fel^r  unüoüftänbig 
t)er5eid^net  feien.  AIS  feine  l^auptföd^Iid^ften  $U" 
blicationen  fmb  folgenbe  5U  nennen:  1.  De  enun- 
ciationibus  et  syllogismis  modalibus,  Jenae 
1621;  2.  Ars  nova,  dicto  scriptnrae  unico 
lucrandi  e  pontificiis  plurimos,  Hildeshem. 
1632 ;  3.  Apologeticus  pro  arte  nova  contra 
Andabatam  Helmstetensem,  Coloniae  1640 ; 
4.  Facula,  in  Conradii  Homeji  gratiam  ac- 
censa,  Colon.  1641 ;  5.  Epigrammatum  libri 
duo,  ib.  1641 ;  6.  Epigrammata  disticha  poe- 
tarum  latinorum,  ib.  1642;  7.  Anticriticns 
de  fabrica  crucis  dominicae,  ib.  1644 ;  8.  Com- 
mentatio  de  communione  Graecorum  sub 
unica  speeie,  Moguntiae  1644 ;  9.  Prosphone- 
maticus  ad  senatores  aulicos  Brunsuigios  et 
Luneburgicos,  acced.  Morosophus  in  Vede- 
liumetSynacticus,  Colon.  1646;  10.  De  cruce 
epistola  ad  Thomam  Bartholinum,  Anticritici 
prosequutio,  ib.  1647;  11.  Hypodigma,  quo 
diluuntur  nonnulla  contra  catholicos  dispu- 
tata  in  Comelii  Martini  tractatu  de  analysi 
logica,  ib.  1648 ;  12.  Tractatus  chorographi- 
cus  de  nonnullis  Asiae  provinciis,  s.  1.  1658. 
Snnerl^alb  ber  Sa^re  1640—1645  gab  ^Ril^uS 
mel^rere  polemifd^e  gflugfd^riften  unter  ben  3:iteln 
Obelus,  Pastillus,  £nerius,  Suscitabulum, 
Telescopiunj,  ^um  Sl^eile  mit  beutfdfeer  Ueber» 


fe|ung,  l^erauS.  SBie  35d^  bemerft,  Iie|  (Beotg 
Kali^t  Nihusii  notas  in  Becani  opuaculimi  de 
communione  sub  utraque  im  2)rud!e  etfd^einen. 
9{ad^fte]^enbe  2Bcr!e  beS  £eo  AOatiuS  ttmtben  Mi 
!ßil^uS^  t^eilmeife  jum  erften  ÜRoIe,  ficrdffenilid^: 
1.  De  templis  Graecorum  recentioiibiis ,  de 
narthece  ecclesiae  veteris,  de  Graecorum  or- 
dinationibus ,  Colon.  1645;  2.  De  mensnra 
temporum  antiquorum  et  praecipue  Graeco- 
rum, ib.  1645 ;  3.  Confatatio  fabulae  de  Jo- 
anna  papissa  ex  monumentis  graecis,  ib. 
1645;  4.  De  ecclesiae  occidentalis  et  orien- 
talis  perpetua  consensione  libri  HI,  ib.  1648 
(mit  mid^tigen  Seigaben  beS  Herausgebers  über 
bie  communio  sub  unica  specie  unb  bie  missa 
praesanctificatorum  bei  ben  ©ried^en) ;  5.  Sym- 
mieta  seu  opusculorum  graecorum  atque  la- 
tinorum  libri  II,  ib.  1653;  6.  Disseitatio  ex- 
ponens  utriusque  ecclesiae  orientalis  et  ocei- 
dentalis  consensionem  perpetuam  in  dogmate 
de  purgatorio,  Francof.  1656.  2)ie  erfterttd^te 
j^ölner  Ausgabe  ber  ©d^rift  De  templis  Grae- 
corum recentioribus  etc.  entölt  einen  reid^ 
l^altigen  Catalogus  librorum  AUatii,  ber  bem 
Don  Sarbinal  ^ergenrötl^er  gegebenen  SSei^eid^niffe 
ber  SBerfe  beSfelben  (f.  b.  Art.  AQatiuS  1, 550)  gur 
Srgönsung  bienen  fann.  (93gl.  Ammon,  @(äkm 
benfmürbiger  Ißerfonen,  bie  t)on  ber  edongeL  §tir 
fatl^ol.  ^rd^e  surüdgefel^rt  ftnb,  Sriangen  1833^ 
28-31 ;  ffod^,  ®ie  grfurter  ffiei^bifd^öfe,  in  ber 
Seitfd^rift  für  tpringifd^e  ©efd^id^te  VI  [1865], 
104—109;  A.  SRöl,  Sie  gonöertiten  V,  97 
bis  103.)  [®.  Sßefterma^er.] 

"Sli&on,  ein  megen  feiner  merfmürbigen  @d^d* 
fale  Diel  genannter  ruffifd^er  ^triard^  (1652  bä 
1658),  mar  im  %  1605  geboren;  er  Rammte  oufi 
einer  ^auemfamilie  in  ber  ©egenb  Don  9{ifd^et> 
^^omgorob  unb  l^ie^  urfprüngli(^  9{ilita.  2)at 
erften  Unterrid^t  fanb  er  in  einem  jflofter,  tool^ 
feine  fpätereSiebe  jumfflofterleben  flammen  mod^; 
bod^  mürbe  er  ^unöd^ft  äBeltpriefter  in  SRoSfou,  mo 
er  ftd^  aud^  Derl^eiratete.  2>ann  aber  trat  er  unter 
bem  Flamen  92ifon  als  Snönd^  in  ein  jHofter  auf 
einer  Snfel  beS  meinen  SMeereS  ein.  ©i)äter  nmrbe 
er  S3orftel()er  eines  anbem  JflofterS  unb  lom  ge* 
legentlid^  einer  Steife  nad^  9noS!au  mit  bem  Sgaren 
AlcjiS  anid^ailomitfd^  (1645—1676)  in  »erul^. 
rung.  2)iefer  lernte  il^n  balb  fd^ä^en  unb  erl^ob  'ifyx 
i\um  Ard^imanbriten  beS  92omo«@))aSKi'fd^  IHo« 
fterS.  3m  3. 1648  mürbe  5ni!on  bann  jum  SWetro» 
politen  Don  !Rifd^nei-9lomgorob  erl^oben.  S)ort 
red^tfertigte  er  baS  groge  Dom  Sparen  auf  il^n  ge- 
fegte SSertrauen  in  glön^enber  Sffieife;  }umal  bei 
einem  Aufrul^r,  ber  infolge  einer  ^ungerSnot^ 
cntftanb,  trat  er  mit  eigener  SebenSgcfal^r  ben  3Beu- 
terem  entgegen  unb  mu^te  burd^  feine  f tuge  Sner» 
gie  fd^Iimme  ^folgen  Don  ber  ©tabt  abgutoenben. 
©0  tonnte  eS  nid^t  fehlen,  ba^  er  baS  SSol^U 
gefallen  ber  S^egierung  behielt,  unb  \D\xtt\di  nmrbe 
er  im  3. 1652  gur  föd^ften  SBürbe  in  ber  ruffi- 
f d^en  fttrdfte  bef örbert.  AIS  neuemannter  ^triard^ 


897 


91x1  -  9?ilu8. 


398 


m  SRoSfott  na^m  9Hfon  baS  SBerf  mieber  auf, 

OB  rodijm  f^on  tot  il^m  DergebenS  gearbeitet 

ooiben  toor,  nätnnd^  eine  SSerbefferung  ber  Diel» 

kSi  entßclltcn  Hturgif  (^en  9fi(i^er  unter  3ugrunbe- 

kgung  ber  alten  morgenlönbifciden  Siturgien.  S)ie 

Srbeitfd^ritt  langfam  DormärtS,  erregte  aber  fd^neQ 

dncn  6tunn  ber  Sntruftung  feitenS  Dieler  fögen. 

Iltglöubigen,  bie  feine  Steuerungen  bulben  tt)on- 

taL  S<^Iie6li(^  führte  bie  Semegung  ba^u,  ba| 

Meielbcn  ft^  lu  dner  eigenen  @ecte,  ben  SlaSfoI» 

nilen  (f.  b.  Ilrt.),  sufammenfci^Ioffen.  92ifon  ^ötte 

M  glei^tDol^I  in  feiner  SBürbe  behaupten  fönnen, 

veim  nid^t  feit  bem  Saläre  1657  eine  Slenberung 

in  feinem  !Ber]^äItni|  )um  Sporen  eingetreten  möre. 

Cr  Derlor  bie  ®unft  bed  i^ttx^fyxQ  unb  legte  im 

3o^  1658  bie  ^triard^enmürbe  öffentlich  in 

ber  Suäjit  nieber,  tt)orauf  er  fid^  in  ein  jHofter 

|iini(|}og.   3laäf  mel^reren,  aber  fci^maci^en  Ser« 

fiuben  einer  Suftfd^nung,  benen  auf  ber  anbem 

Seite  eine  9iei^  Don  ffrdnfungen  unb  SSerfoI- 

^mgen  gegenuberfianb,  tturbeber^triarc^f(i(|Ue^- 

liA  DOT  ein  geifltid^ed  ®erid^t  gefteüt  totld)^  xf^n 

feiner  SBnrbe  Derluftig  erflörte  unb  xiaä)  bem  9e- 

Iffier'fc^ien  fflofkr  beS  ^I.  Xl^erapontiuS  Derbonnte 

(1667).    @|)öter  nurbe  ber  ^of  milber  gegen 

itn  geftimmt;  ber  £gar  S^eobor  ^Iesej[ett)itf d^  be* 

gnabigte  i(n  im  3. 1681  DoOftönbig;  gleich  bar» 

auf  aber  (17.  3(uguß  1681)  ftarb  92ifon  auf  ber 

9iatdft  in  fein  geliebtes  SSoSfref enSlif d^eS  jf lofter. 

ISe  entjogenen  S^ren^  aud^  ber  Xitel  ^triard^, 

Bsrben  i^m  nad^  bem  Sobe  lieber  guerfannt.  — 

Heber  bie  93eranlaffung  gu  92i!ond  ^bbanfung  ober 

Ibfelimg  ftnb  Derfd^tebene  SSermutl^ungen  auf» 

geeilt  toorben.  2)ie  il^m  günftig  gefmnten  ruffi» 

fd^  @efd^id^tfd^niber  (g.  S.  ^^ilaret)  finben 

bie  Srflörung  be§  93organge§  in  einer  ^ofintrigue, 

iDcI^  92ifond  ®egner  unter  ben  ^fürften  il^m 

fpielten.  Snbere  f d^teben  im  ©egentl^eU  bie  @d^ulb 

auf  tRifond  energif d^e§,  aber  5U  f d^roff e§,  aud^  ben 

S^ren  nic^t  fd^onenbeS  Sluftreten.  3m  ©egenfa^ 

^  beiben  Sel^auptungen  finbet  eine  britte  3$er» 

mnt^ung  ben  @runb  in  einem  principiellen  ©egen» 

k^,  in  n)dd^en  92ifon  gegenüber  ber  ruffifd^en 

3taat§fir(^e  geratl^en  fei.  Sr  l^abe  nömlid^  ent» 

Deber  baS  ^atriard^at  Don  ber  loeltlid^en  ^ad^t 

imab^ngig  mad^en  unb  il^m  eine  ©tellung  gleid^ 

bem  )iäpftli(^  @tul^le  Derfd^affen  moUen  (|o 

GerebtzofT,  Essai  sur  rhistoire  de  la  civili- 

tttion  en  Bussie  II,  Paris  1858,  514),  ober 

aber,  er  fei  gerabe^u  5ur  fatl^olifd^en  fiird^e  über» 

getreten.  SS  lö^t  fxä)  nid^t  löugnen,  ba^  aud^  bie 

lejte  ^Infid^t  eine  gett)iffe  äBal^rf d^einlid^feit  für  fid^ 

bat  ®erabe  §u  jener  S^xi  nmrben  belanntUd^  bie 

Sbiffen  me^r  nie  früher  mit  ber  abenblönbifd^en 

t)eologif(^en  SSiffenfd^aft  befonberS  burd^  bie  3e» 

hiten  befonnt,  unb  e§  fanben  jioifd^en  biefen  unb 

ben  $rölaten  ber  rufftfd^en  jtird^e  Disputationen 

aber  bie  Derfc^iebenen  t|eologif^en  gfragen  ftatt. 

Sei^t  glaublid^  ift  eS  ba^er,  ba|  au^  9li!on  ge» 

nmcr  mit  ben  fie^ren  ber  römifd^en  Jhrd^e  befannt 

fenbe.    3)ie  enbgültige  Ueber^eugung  Don  ber 


SBal^rl^eit  berfelben  mu|te  bann  in  il^m  Don  felbft 
burd^  ein  @reigni|  entftel^en,  tt)eld^ed  unter  ben 
autl^entif d^en  SBunbem  in  ben  Sanonif ationSacten 
beS  ^l.  9JtartQrer3  ^ofapl^at  Don  $0105!  ermäl^nt 
tt)irb.  9{i!on  l^abe  nömlid^  einft  bei  polnifd^en 
©efangenen  ein  Silb  beS  i^l  äofap^at  gefunben 
unb  bagfelbe  Deräd^tlid^  5U  99oben  gett)orfen.  $lö|» 
lid^  fei  er  DöOig  geläl^mt  geuiefen,  bann  aber  ebenfo 
lounberbar  burd^  bie  SSerel^rung  beS  93ilbe8  ge- 
l^eilt  tt)orben.  92immt  man  an,  ba|  er  infolge 
l^ierDon  gur  fat^olifd^en  JHrd^e  übertrat,  fo  tt)ürbe 
baburd^  bie  plö^lid^e  Ungnabe  beS  S^jaren  unb  bie 
ebenfo  unerttiartete  Slbbanfung  erllärlid^.  Sßirflid^ 
tt)urbe  il^m  aud^  ber  93ortt)urf  einer  Hinneigung 
5u  ben  lateinifd^en  S)ogmen  gemad^t.  @ein  f ogen. 
fd(iroffeS  Sluftreten  gegenüber  bem  Sondl,  tt)eld^ed 
bie  rufftfd^e  ®efd(|id^tfc^reibung  il^m  gum  befonbem 
Soriourf  mad^t  ^öre  bann  ald  eine  SarfteDung 
beS  redeten  ©laubenS  }u  beuten,  unb  bie  f))ötere 
SBieberoerleil^ung  aller  Sl^ren  unb  Sitel  ein  öd^t 
ruffifd^er  SSerfud^,  bie  SBal^r^eit,  fotteit  fle  in'8 
SSol!  gebrungen,  )u  Dertufc^en.  9u8  bem  legten 
©eftd^tspunfte  betrad^tet,  fönnen  bie  rufftfc^en 
S)arfteIIungen  Don  9{i!onS  $roge^  eine  DoDeSlaub» 
»ürbigfeit  nid^t  beanfpru^en.  —  5Kifon  ifl  aud^ 
ber  S3crfaffer  Derfd^iebener  Sd^riften,  befonberS 
aScetifd^en  3ti^alte§.  S)agegen  fyxt  bie  fogen. 
„5Wifonifd^e  ß^ronü",  eine  Sammlung  ruffifd^er 
^nnalen,  tbeld^e  bie  IßeterSburger  Slfabemie  1767 
bis  1792  in  8  SBönben  publicirte,  il^ren  92amen 
boDon,  ba|  92iIon  bie  ^anbfd^rift  beS  äBerfeS  im 
jf lofter  SBoSfref  enSf  nieber  gelegt  l^atte.  OBgl.  Nouv. 
Biogr.  gönör.  XXXVIII ,  80  ss. ;  Subbotin, 
®er  «ßrosefe  IRUonS,  aWoSfau  1862  [ruffifd^]; 
$id^ter,  ©efd^id^te  ber  ürd^l.  Trennung  gmifd^en 
bem  Orient  unb  Dccibent  II,  ÜWünd^en  1865, 
131  ff.;  Pilarct,  ©cfd^id^te ber ftird^e SRu^lanbi 
beutfc^  Don  «lumentl^al,  II,  granff.  1872,  22 
bi§40. 119  ff.;  anafarioS,  S)er  ^otriard^  Slifon, 
«DbSfau  1881  [rufpfd^].  ®ie  ältere  Siteratur  ift 
in  ben  Dorbenannten  ©d^riftcn  benu|t  unb  an- 
gegeben; neue  Snaterialien  gum  ^roge^  92ifonS 
finb  Don  ^übbenet  auS  ben  bieten  beS  @taats- 
ard^iDS  gu  @t.  Petersburg  publicirt  morben 
[1884]).  1%  effer.] 

'gilt,  Qflui  f.  5lcg9»)ten. 

'^xtns  ift  ber  9^ame  gioeier  berül^mten  ^Sceten 
gried^ifd^er  ^erfunft,  bie  beibe  als  ^eilige  Derel^rt 
werben.  1.  IRiluS  ber  Pleitere,  mit  bem  Sei- 
namen  ber  SBeife,  lebte  im  Orient  in  ber  gtoeiten 
^ölfte  beS  4.  Sal^r^unbertS.  Sr  ftammte  auS  einer 
Domel^men  Ofamilie  gu  %nc\)ta  in  ©alatien  unb 
geno|,  loie  aud^  feine  ©d^riften  betocifen,  eine 
toiffenfd^ftlid^e  ffirjicbung.  93or  feinem  ffiinficbler- 
Icben  toar  er  Derl^eiratet  unb  foll  einige  3cit  $rä- 
fect  ber  ©tabt  Konftantinopel  getoefcn  fein,  ^ier 
ftanb  er  in  SSerbinbung  mit  bem  bl  ß^r^f  oftomuS. 
9ia(^bem  il^m  ® ott  in  ber  6^e  gioei  ftinber  gefd^enft 
l^atte,  30g  er  fid^  mit  Setftimmung  feiner  ©emal^- 
lin,  ber  er  eineS  feiner  fiinber  gurüdfliefe,  gu  ben 
9lna(^oretcn  auf  bem  ©inai  gurüdf  (um  390). 


399 


3ltlu8. 


400 


tier  lebte  er  Diele  Saläre  mit  feinem  Seltne 
^eobut  ben  er  mitgenommen  l^atte,  ber  ftreng- 
{ten  9l3cefe  l^ingegeben.  3n  monnigfad^en  inne« 
ren  ffämpfen  fommelte  er  einen  großen  3ttxä^» 
tl^um  Don  6rfQ]^rungen,  burd^  ben  er  in  feinen 

iß^lxtid^tn  ^Briefen  unb  anberen  ©(i^riften  bei  ^er» 
onen  quS  oQen  @tönben^  namentlich  bei  Sinfieb» 
lern  unb  9Rdn(i^en,  großen  9{u|en  f(|affte.  Seine 
cax%  ber  Sinfomfeit  bed  Sinai  nad^  oQen  @eiten 
1^  QuSgel^enben  fci^riftlid^en  SRal^nungen  unb 
Stägen  an^ifd^öfe,  @eiftli(^e«  SSomel^me  unbon« 
bere  ^erfonen  blieben  nid^t  o^ne  Srfolg,  unb  um 
ben  ©lauben  unb  bie  Sleinl^eit  begfelben  mod^te  er 
Pd^  Qleid^faHS  Derbient,  inbem  er  in  feinen  ©d^rif« 
ten  Die  Reiben,  ©noftifer,  ajlonid^öer,  Srianer, 
Orlgeniften,  9lot)otianer  unb  Slbelpl^ioner  be» 
fämpfte.  S)e8  1^1.  S^r^foftomuS  nal^m  er  ftd^  bei 
bem  ffaif  er  SlrcabiuS,  ber  ^d^  ^u  beffen  SSerbannung 
Jdatte  herleiten  laffen,  mit  rüdCfid^tdlofem  Sifer  an. 
2)er  jf aifer  l^atte  nad^  beffen  SSerbannung  an  92ilu3 
gefd^rieben  unb  il^n  um  fein  @ebet  5ur  ^bmenbung 
ber  über  Sonftantinopel  l^ereingebrod^enen  2)rang» 
fale  erfud^t.  SBie,  antwortete  9{ilud,  fönne  ber 
jfaifer  ermarten,  ®ott  merbe  fid^  gegen  Sonflan- 
tinopel  gnöbig  ermeifen,  ba  biefe  ©tabt  fo  Diele 
SSerbred^en  begebe,  ba  man  ben  1^1.  Sl^rQfoflomuS, 
bie  ©öule  ber  ffird^e,  baS  Sid^t  ber  SQBal^rl^eit  ben 
Iperolb  3efu  Kl^rifti,  verbannt  lsabel  SBie  fönne 
er  (9tilu8)  fein  ® ebet  mit  bem  @ebete  'einer  ©tabt 
tereinigen,  too  fold^e  2)inge  gefd^öl^en?  3uglei(^ 
tertl^eibigte  9{iIuS  ben  eblen  gfreimutl^  bed  uerbonn« 
ten  ^triard^en  unb  bemerke  unter  Slnberem,  bie 
93if(^öfe,  meldte  ben  ffaifer  }ur  ißerbannung  beS 
Sl^r^foftomud  verleitet  Ratten,  ptten  bie|  auS 
Siferfud^t  gegen  bie  Xugenb  biefeS  großen  9Ran« 
neS  getl^an.  SHele  3a]^re  l^atte  9{ilud  auf  bem 
©inai  5ugebra(^t,  als  fein  unterbe^  l^erangemad^fe» 
ner  ©ol^n  Sl^eobul  Don  ben  Arabern,  meldte  bie 
ßinfiebler  auf  bem  ©inai  überfielen,  in  bie  ®e- 
fangenfd^aft  abgefül^rt  mürbe.  ^InfangS  beftimmt, 
ben  ©Ottern  5um  Opfer  gefd^Iad^tet  )u  merben, 
entfam  Z^eobul  nac^  ^ei^em  ®ebet  biefem  Zobe 
babur(^,  ba|  bie  Slraber  an  bem  Sage,  an  meld^em 
fte  il^n  t)or  ©onnenaufgang  opfern  moSten,  erft 
nad^  ©onnenaufgang  ermatten;  bal^er  begnügten 
fle  fid^,  il^n  ju  oerfaufen,  unb  fo  geriet)^  er  in  bie 
^önbe  beS  Sifd^ofS  t)on  SIeufa  in  ^alöftina. 
2)iefer  nal^m  il^n  in  ben  €teru8  auf  unb  betraute 
il^n  mit  bem  S)ienfte  be8  ^te^nerd  unb  Pförtners 
an  feiner  ffird^e.  Snjmifd^en  fud^te  92ilud  feinen 
©ol^n  auf  unb  fanb  il^n  5u  feiner  unbefd(|reib« 
lid^en  greube  ju  gleufa.  ®iefe8  6reigni|  fällt 
ungefäl^r  in  ben  Anfang  be«  5.  Sal^rl^unbertS. 
!ßad(|bem  beibe,  SSater  unb  ©ol^n,  Don  bem  93i- 
d^of  gu  ?Prieflem  gemei^it  morben  waren,  feierten 
te  mieber  nad^  bem  ©inai  gurüdC.  Um  430  lebte 
Rilud  nod^;  fein  XobeSjal^r  lö^t  ftd^  nid^t  genau 
beftimmen.  ^m  12.  JJoöember  öerel^rt  i^n  bie 
orientalifd^e  unb  occibentalifd^e  jfird^eald|)eiligen, 
unb  am  14.  Januar  mirb  ba%  ®eböd^tni|  feines 
©o^ne§  Sl^eobul  mit  bem  ber  ©inaiten  gefeiert. 


meldte  bei  bem  UeberfaÜe  ber  ©arocenen  gemartett 
unb  getöbtet  morben  moren.  —  93on  wJxA  bem 
Sleltem  l^at  man  eine  Steige  Don  ©d^riften,  bie  ft^ 
DorjugSmeife  mit  ber  Untermeifung  ber  3R^nä^wab 
Sinfiebler  befaffen;  befonberS  feine  Sriefe  ffatb, 
nadd  SDupinS  ^ugbrudC,  ein  SRagojin  htm  unenb- 
lid^  Dielen  fd^önen  ®ebanlen  über  oDe  9rten  iMm 
©egenftönben.  2)ie  erl^altenen  ©d^riften  fte^ 
bei  Migne,  PP.  gr.  LXXIX,  81—1280 ;  1^ 
mögen  ermöl^nt  werben:  eine  ^bl^anbbm^  Dom 
®thttt,  eine  Dom  aScetifd^en  Seben,  eine  an  ben 
9Rönd^  Sgatl^iuS,  meldte  ben  9iamen  $erifleria 
f ül^rt ;  eine  Slbl^anblung  über  bie  freimUlige  Kr- 
mut  an  bie  Siaconif ftn  SRagna  Don  Snc^ra ;  smei 
Sractate  an  SuIogiuS  über  bie  98cefe  unb  übet 
bie  ben  Zugenben  entgegengefe^ten  Softer;  ehi 
Xractat  über  ben  SSorjug  beS  SinfteblerlebenS  Dor 
bem  Seben  ber  SRönd^e  in  ©tobten;  mel^rere 
©ammlungen  Don  ©prüd^en,  bie  aber  §um  S^^etle 
bem  SDagriuS  angehören;  Siractate  über  bie  ad^ 
böfen  ©eifter  unb  über  bie  böfen  ©ebonfen;  eine 
SRebe  über  Suc.  22, 36,  nebß  fjfragmenten  au8  an« 
bereu  Sieben;  Srgöl^Iungen  Don  ber  Srmorbtmg 
ber  Sinftebler  Dom  ©inai  unb  ber  ©efangen- 
nel^mung  S^eobuIS;  eine  Stebe  auf  ben  nitri« 
f  d(|en  9Rönd^  tllbianuS ;  eine  6£pofttion  bed  ^o^en^ 
liebes,  meiere  ben  Sommentarien  beS  ©regor  Don 
9{^ffa,  aRapmuS  unb  IßfeOuS  über  ba«  ^ol^Iieb 
beigemifd^t  ift,  fo  ba|  man  nid^t  mei^,  maS  bem 
^L  9{iIuS  ongel^ört.  2>a8  $anbbu(^  (Epicteid  Q. 
b.  %rt.)  unb  ber  Sractat  ober  bie  Siebe  über  Der» 
fd(|iebene  moralifd^e  ©egenftönbe  finb  nid|t  Don 
il^m,  wie  aud^  einige  anbere  Sudler,  bie  !ßUud'  9la- 
men  tragen  (Migne  L  c.  1280—1316).  (Einige 
anbere  ©d^riften  (©egen  bie  Reiben;  lieber  bie 
SSeue)  fmb  Derloren  gegangen.  3Rxt  Unred^t  ifl 
9tiIuS  Don  Sinigen  alS  ©egner  ber  l^eiligen  9}il> 
ber  in  JHrd^en  angefel^en  morben;  nur  bem  Ueber> 
ma^e  unb  ben  f^mbolifd^en  ©emölben  Don  Xi^er- 
geftalten  •  unb  öl^nlidden  92aturgegenftanben  galt 
feine  Slbmal^nung  an  einen  Dome^men  9Rann  gu 
Sonflantinopel,  ber  eine  JKrd^  erbauen  unb  mit 
Dielen  bergleid^en  ©emälben  f d^müdkn  wollte.  (!BgL 
TiUemont,  Mem.  XIV,  Paris  1709,  189  as. 
742  SS. ;  BoUand.  Jan.  I,  953  sqq. ;  Allatius, 
De  Nilis  Diatribe,  alS  ^nl^ang  Don  Nili  Epi- 
stolanim  LL.  lY,  Rom.  1668 ;  Ceillier,  2«  ed., 
Vni,  205  SS.  ausgaben  einzelner  SBerfe  finb 
öfter  Deranflaltet  worben;  eine  größere  3ufannnen- 
fteHung  Don  ^offmuS  [Par.  1639]  unb  Don@uQ« 
rej  [Romae  1673]  mit  Erörterungen  über  Seben 
unb  SBerfe  beS  1^1.  !RiIuS.  2)a8  SiffenSweril^e^ 
aus  ben  Derfd^iebenen  OueSen  1^  SRigne  [L  o. 
1317  sqq.]  aufgenommen.) 

2.  9liIuS  ber  jüngere  (BossanensisX 
SWöndft  unb  ginfiebter  in  ©übitaKen,  ©tifter  Der» 
d^iebener  fflöjter,  war  geboren  um  910  ^u  9tof« 
ano  Don  SItem  gried^ifd^er  ^funft  SSonftintU 
)eit  an  laS  er  gerne  in  ben  Seben  ber  großen  l^igen 
SRönd^e  unb  SinfieMer,  flo^  baS  ©itteuDerbemn 
in  ben  ^öufem  ber  IBomel^men,  bilbete  feinen 


m 


gilluS  ÄoBofilaS  —  9?inian. 


402 


K^arffnmigen  ®eifl  bur^  @tubien  unb  Derabf  d^eute 
phylÄcteria  et  adjuratdones,  obgleid^  er  SSüd^er 
aber  bcrgleic^  @uperftitü)nen  ouS  angeborener 
Si§bcgierbe  laS.    UnUar  bleibt  in  {einer  iBio- 
gropfiie,  ob  er  fid^  Der^eiratete  ober  eine  S^itlong 
m  unedoubted  93erbaltni|  unterbielt.  Salb  na($ 
bei  (Seburt  einer  Xod^ter  ober  folgte  9lUu3  feinem 
io  einer  ffronf^ttoieberermad^tenSuge  nod^  einem 
gottgemcibten  unb  einfomen  Seben  unb  trat  in  ba§ 
Aoßer  bed  ^L  SRcrcuriuS  ein,  in  loeld^em,  loie  in 
emtgen  anberen  benad^borten  jflöftem,  mehrere 
a8iige)eid^et  fromme  unb  mit  ber  Sefung  ber  bei- 
ligen  €4rift  unb  SBdter  befd^aftigte  SRön^e  lebten. 
Strenger  Su^geift,  9rmut,  j^euf d(ibeit,  ©e^orfam, 
Scmutb,  ®thit,  t>erbunben  mit  beiligen  @tubien 
mib  überfd^ttet  Don  ben  (Sl^ariSmen  beS  b^Uigen 
@eifled,  emxirben  9tiIuS  balb  ein  großes  9ln> 
k^  in  feinem  unb  anberen  jf löftem  unb  in  ber 
gon^  Umgegenb  unb  ermirften  ibm  uon  feinen 
Cberrn  bie  ®nnfl,  auf  einem  benachbarten  Serge 
in  einer  gfelfenbb^Ie  als  Sinftebler  leben  5U  bärfen. 
Siejen  Sufentbatt  t>ertauf d^te  er  in  ber  gfolge  etlid^e 
2RaIe  mit  anberen  einfamen  Orten,  unb  ba  fid^ 
nberaO  Sd^uler  um  i^n  Derfammelten,  entftanben 
bobnrd^  mehrere  neue  IMölter.  3n  feiner  €infam- 
(dt  ^gerte  er  bie  @trengbeiten  feiner  Seben§tt)eife 
bis  }ttr  f^b<  feiner  beUigen  SSorbilber,  beS  1^1. 9n> 
tonind  n.  9.    S)amit  Dereinigte  er  ^anbarbeit, 
{let|igefi  unb  fd^bneS  99ä(^erab)d^reiben  unb  Sec- 
tsie  ber  belügen  Sd^ften  unb  ber  gried^ifd^en  unb 
lateimfc^  SSüter;  unter  Ruberem  mad^te  er  eine 
$ügeimfe  vad)  Slom,  um  bie  @raber  ber  Sipo« 
fei  m  befucben  unb  ftd^  gugleid^  Sudler  5U  Der» 
Kbaffen.  Sld  erleud^teter  Sebrer  tt)arb  er  b^ufig 
mit  Sfragen  über  bie  l^eilige  @d^rift  ober  religiöfe 
®egenfiänbe  angegangen.  Sr  Derftanb  eS,  mie  bie 
eibabenen  9(ntn>orten  bemeifen,  ebenfo,  bie  nü^* 
lic^  9^agen  falbungSDoU  unb  ))raftifd^  5U  beant- 
worten, mie  unnu^e  unb  Dormi^ige  ab5un)eifen. 
![u(b  als  SBunbertböter  geno^  er  in  gan^  Stalten 
anb  im  Orient  groigeS  ^nfeben.    ^xixä)  feinen 
(Hnjlul  unb  feine  gfürfprad^e  lourbe  er  ber  Sletter 
^er  @täbte ;  Firmen  unb  Sebrängten  toax  er 
ein  liebreid^er  Reifer,  mad^te  oft  gro^e  unb  be« 
»(ftmerlicbe  SBege,  um  SSerfoIgte  5U  retten,  furj,  er 
entfaltete  eine  SJirffamfeit,  ba|  felbft  3uben  unb 
Soracenen  ibm  ibre  Sld^tung  nid^t  Derfagten.  3)a« 
bei  blieb  er  bod^  ftetS  ber  ftrengfte  ^önd^  unb 
antennieS   feine  ^ablreid^en  @d^üler,    barunter 
ioUbe  aus  Domebmen  @tänben,  in  9Q3ortunb  Sei» 
ipiel  nnb  burd^  Prüfungen  mand^erlei  %rt  in  ber 
giimblid^n  SoSfd^ölung  beS  ^er^enS  Don  aller 
irbifcben  ^nbänglid^feit,  befonberS  aud^  im  ftreng« 
nen  ®e^orfam.    SnoöbnenStoertl^  ift  fein  ^totu 
naliger  Sefud^  beS  jtlofterS  Don  Wonte  glaffmo 
(i  oben  VIII,  1844).    Saß)  nad^  bem  jiDeiten 
Srfn4  ^um  995)  Derlie^  er  baS  Dou  ^onte  Saf« 
jiiD  (^böngige  unb  ibm  Dom  W)k  9lligemu§  ein» 
(mhonte  fffofler  SBaQeluce,  100  er  15  Sabre  5U- 
0md^  b^^tte,  unb  50g  in  bie  9^äbe  Don  ©aäta. 
liBige  Sol^n  Dor  feinem  £obe  intercebirte  er  bei 


bem  Ißapfte  (Sregor  V.  unb  bem  Äaifer  Otto  IIL 
für  feinen  SanbSmann,  ben  Si^bifd^of  ^bi^^^d^' 
tbuS  ober  äobanneS  Don  ^iacenja,  ber  gegen 
feinen  Slatl^  fid^  als  ©egenpapft  b^tte  auffteuen 
laffen  (f.  b.  3lrt.  3obanneS  XVI.  oben  VI,  1580). 
911S  ber  Aaifer  ben  unglüdtlid^en  Sr^bifcbof ,  ben 
man  ber  ?lugen,  3wwge  unb  ^Rafe  beraubt,  9HluS 
gefd^enft  l^atte,  ber  Unglüdlid^e  aber  bod^  nad^> 
ber  wieber  neuer  ©d^macb  unterworfen  »arb,  er« 
flärte  9liluS  bem  $apfte  unb  bem  jf aifer,  fte  bätten 
fid^  baburd^  fd^wer  an  ©ott  Derfünbigt,  bem  ^u» 
liebe  fte  gu  Der^eiben  Derfprod^en,  unb  bürften  aud^ 
für  ftd^  feine  ßrbarmung  Don  ©ott  erwarten.  Um 
nadd  feinem  Xobe  }u  ©aöta  nid^t  als  ein  ^eiliger 
Derebrt  ju  werben,  untemabm  er  eine  Steife  nad^ 
9tom.  ^uf  bem  SBege  bal^in  leierte  er  in  einem 
gried^ifd^en  Alofter  bei  OfraScati  ein  unb  blieb  ba- 
felbft  bis  8u  feinem  2obe  im  3. 1005.  SSorber 
batte  er  bie  9nönd^e  gebeten,  fie  mbcbten  mit  feinem 
Segröbni^  nid(|t  sögem,  ibn  ni(bt  in  einer  ffird^e 
begraben,  feinen  Sogen  unb  fein  anbereS  ®enf« 
mal  auf  feinem  ©rabe  auffül^ren,  fonbem,  wenn 
fte  fein  ©rab  bod^  fenntlic^  mad^en  woSten,  folle 
eS  ein  ähibepla^  für  SBanberer  fein,  benn  aud^  er 
babe  ftetS  als  ein  SBanberer  gelebt.  S)ie  Jhrd^e 
Derel^rt  ibn  als  ^eiligen  am  26.  September.  Sein 
Seben  würbe  Don  einem  feiner  @d^üler  befd^rieben. 
(@.  biefe  Siograpl^ie  gried^ifd^  mit  lat.  Ueber- 
fejung  in  BoUand.  Sept.  Vn,  279  sqq. ;  «uS- 
^üge  barauS  in  ben  Mon.  Germ.  bist.  Scriptt. 
IV,  616—618;  aud^  Migne,  PP.  gr.  CXX,  9 
ad  166.  Sßeitere  Siteraturangaben  bei  Chevalier 
8.  V.)  [©d^röbl.] 

9:i(tt$  ^atafUas^  f.  JfabaftlaS  1. 

9iitiBtt$,  f.  J)eiligenfcbein. 

^iwtob,  f.  9?emrob. 

fliniait,  ^poftel  beS  füblid^en  @d(|ottlanb§, 
war  um  350  im  nörblid^en  Sritannien  als  @obn 
eines  ber  bort  berrfd^enben  d(|riftli(^en  jf önige  ge» 
boren  unb  erbielt  eine  f orgföltige  Srjiel^ung.  SBaS 
er  Don  ben  ^eiligtbümern  äiomS  bbrte,  erwedte 
frübsettig  in  ibm  baS  Serlangen,  bortbin  5U  pil- 
gern, unb  er  rubte  nid^t,  bis  eS  ibm  möglid^  würbe, 
feiner  ©ebnfud^t  5U  genügen.  Unter  ^opft  SDa- 
mafuS,  um  370,  fam  er  in  bie  ewige  ©tobt  unb 
brad^te  bafelbft  eine  Stetige  Don  ^af^xtn  mit  tbeo- 
logiftben  ©tubien  5U.  3m  3.  394  erl^iclt  er  Don 
$apft  ©iriciuS  bie  bifd^öflid^e  SBeil^e,  unb  eS  warb 
ibm  als  tJfelb  feiner  äBirffamfeit  baS  weftlid^e 
Sritannien  angewiefen.  3luf  ber  Keife  babin  be- 
fud^te  er  ju  SourS  ben  bl.  3Kartin,  ber,  wie  eS 
fd^eint,  fein  Serwanbter  war;  berfelbe  gob  il^m 
funbige  Sauleute  mit,  weld^e  ibm  jhrcben  nacb 
römif^er  2lrt  errid^ten  foflten.  SDaS  erfte  derartige 
©otteSb^^uS  baute  er  ju  SBitema,  je^t  SBl^itbern 
in  äBigtonfbire.  6S  war  nod^  nid^t  unter  ®ad6, 
als  ibn  bie  92ad^rid^t  Don  OTartinS  3:ob  erreid^te, 
unb  nun  weil^te  er  eS  bei  feiner  Soflenbung  (398) 
biefem  l^eiligen  Sefenner.  3nbe&  genügte  bie 
(briftlid^e  ^roDinj,  weld^e  ibm  angewiefen  war, 
^inianS  Sifer  nid^t,  unb  fo  30g  er  als  Scrfünber 


403 


!Rtntt)e  —  gfJisoIiuS. 


404 


beS  6]^ri{lent]^utnS  norbdfiltd^  ^u  ben  ^eibnifd^en 
ff  elten,  »eld^e  ber  römtf  d^en  SRoci^t  unter  Signcola 
getrost  l^atten  unb  unter  bem  Spornen  Rieten  im 
fübnd^en  @(i^ottIanb  il^re  nationale  @elb[tönbig- 
feit  bewal^rten.  3ur  Unterftüfeung  feiner  SOSirf» 
famfeit  grünbete  er  bei  benfcloen  ein  flöfterlid^eS 
^{titut,  melci^ed  getoöl^nlicid  aU  Magnum  mona- 
sterium  ober  Candida  casa  be^eici^net  mirb :  ba§» 
felbc  warb  fpäter  ber  SKittelpunft  aller  loiffenfd^aft« 
Heiden  Silbung  für  Sd^ottlanb  unb  Srianb,  bis  e§ 
oon  ben  Slngelfad^fen  gerftört  würbe.  3n  biefem 
ftlofter  warb  92inian  aud^  bei  feinem  am  16.  @ep" 
tember  432  erfolgten  Sobe  begraben.  9?on  feiner 
SDSirffamfeit  jeugt  eine  Seilte  fd^ottifd^er  flird^en, 
weld^e  il^re  ©rünbung  ober  Sinweil^ung  auf  il^n 
jurüdffü^ren.  ©d^on  frül^jeitig  warb  er  als  §ei» 
liger  uere^rt,  unb  fein  geft  wirb  am  16.  September 
begangen.  S)ie  gro^e  SBerel^rung,  wcld^e  fw^  an 
feinen  9lamen  fnüt)fte,  warb  nad^  feinem  3:obe  Ur= 
fad^e,  ba|  eine  SKenge  legenbet^after  3ügc  öon 
il^m  er5ö^lt  unb  eine  ^ngal^l  frommer  ^bl^anb« 
lungen  öon  il^m  l^ergeleitet  würben,  ol^ne  baft  für 
beibeS  fid^  gefd^id^tlid^e  ©ewäl^r  beibringen  lie^e. 
®ie  wid^tigfteSiograpl^ie  über  il^nifi  VitaNiniani 
Pictorum  Australium  apostoli  auctore  Aü- 
redo  Beivallensi,  juerft  gebrudt  Don  ^inferton 
(Vit.  Ant.  SS.,  London  1789),  wieberl^olt  öon 
^orbeS  (Historians  of  Scotland  Y,  Edinb. 
1874);  aufterbem  f.  Beda,  Hist.  Eccl.  3,  4; 
BoUand.Sept.V,  3188qq.;  »elleSl^eim^Seld^.ber 
!at^olif(^en  ffird^e  in  S^ottlanb  I,  9Raina  1883, 
8—15.  [ffaulen.] 

^ittiiie,  5Kinet)en"!irO/  C)auptftabt  öon 
aff9rien(f.b.9lrt.1, 1511f.). 

9:iv9tt$,  ^uguftinuS  (Slgoftino  9{ifo),  ein 
italienifd^er  ^j^iloTo^  unb  Kommentator  be§  3lri» 
ftoteleS,  fon  im  %  1472  in  Kalabrien  geboren 
fein:  er  bejeid^nete  fid^  jebod^  al8  einen  Jlngel^öri« 
gen  ber  @tabt  @ueffa  in  Sampanien  (Suessanus), 
weil  er  t)on  ffinbl^ett  an  in  Sueffa  gewefen,  bort 
Don  einem  Sürger  erlogen  worben  war  unb  ftd^ 
aud^  bort  uerl^eiratet  l^atte.  Sr  ftubirte  5U  $abua 
peripatetifd^e  ^l^ilofopl^ie  unb  SKebicin  unb  leierte 
bann  fpäterl^in  (öon  1492  an)  felbft  peripatetifd^e 
?p]^ilofop]^ie  an  oerfd^iebenen  Unioerfitäten  3ta= 
lien§,  5U  $abua,  ^ifa,  Bologna,  @alemo  unb 
Slom.  «IS  «bept,  «ftrolog  unb  ^l^ilofopb  er- 
warb er  ftd^  fold^en  Slul^m,  ba^  il^m  ^apft 
Seo  X.  ben  5Ramen  unb  baS  SBappen  ber  SKebici 
5u  fül^ren  erlaubte.  95on  feinem  Seigrer  92icoletti 
SSemiaS,  ber  ju  ben  eifrigften  ^oerroiften  gel^örte, 
l^atte  er  ftd^  bie  aüerroiftifd^e  Slnftd^t  t)on  ber  @in= 
l^eit  beS  SSerftanbeS  in  aÖen  9nenfd^en  angeeignet 
unb  fud^te  biefelbe  in  feinem  Sud^e  De  intellectu 
et  daemonibus  Weitläufig  5U  entwideln  unb  ^u 
begrünben.  6r  50g  fid^  baburd^  öiele  ©cgner  ju, 
würbe  aber,  wie  fein  Seigrer,  burd^  ben  Sifd^of 
Saroggi  t)on  ^abua  fd^lie^lid^  beftimmt,  biefer 
^nfid^t  5u  cntfagen.  9lun  fd^loft  er  fid^  in  ber 
^f^d^ologie  mel^r  ben  älteren  f(^olaftif(^en  Seigrem 
unb  ben  ^latonüem  feiner  3^it  an.  Siuf  93eran« 


laffung  beS  lßap{led  Seo  X.  fd^rieb  er  fpöter^in 
eine  ^iberlegungSfc^rift  gegen  bie  Sffil^anblung 
beS  $etru3  IßomponatiuS  De  immortalitate  ani- 
mae  unter  bem  Sitel  De  immortalitate  animae 
contra  Pomponatium  (1521).  IßomponotiuS 
l^atte  nömlid^i  bel^auptet,  bie  3mmaterialttöt  unb 
Unfterblid^feit  ber  9Renfd^enfeeIe  muffe  }War  a^ 
bem  @tanbpunfte  be3  d^riftlid^en  ©laubenS  feß- 
gel^alten  werben,  auf  bem  @tanbpunfte  ber  Sßer- 
nunft  unb  ber  Ißl^ilofopl^ie  bagegen  fei  bie  @ede 
al3  materiell  unb  fterblid^  )u  betrad^ten.  ®egen 
biefe  ^nftd^t ,  weld^e  principieO  ben  SBiberfpru^ 
jwifd^en  Offenbarung  unb  SSemunft  proclamirt, 
wenbet  ftd^  9{ip]^u3  in  ber  gebadeten  @d^rift.  9(u^er- 
bem  l^at  er  faft  fämmtli^e  @d^riften  beS  Urifio- 
teleS  commentirt  unb  aud^  5a]^lrei(^e  naturwiffen- 
fd^aftlid^e  unb  politifd^e  ^üd^er  gefd^riebeti.  3» 
nennen  ftnb  unter  feinen  ®d(|riften  namentlid^: 
De  infinitate  primi  motoris  (1504),  Dialectica 
ludicra  (1521)  unb  De  pulohro  et  amore 
(1539).  ©eine  Opera  würben  gu  SSenebig  1559 
in  fed^§  Sönben  Deröff entließt;  feine  Opuseiüa 
moralia  et  politica  würben  1645  }u  ^kiriS  be- 
fonberS  gebrudft.  9{ip]^ud^  Sl^arafter  war  nid^t 
mafelloS.  @r  l^ielt  t)iel  auf  bie  ®unft  ber  weßtid^ 
@ro|en  unb  t)erfd^mä^te  eSnid^t,  ftd^  ju  niebrlgen 
©d^meid^eleien  berbeijulaffen.  ^m  ^ofe  ffarß  V. 
foQ  er  gern  gefeiten  gewefen  fein  unb  ftd^  befonberS 
bei  ben  gfrauen  be§  ^ofe§  burd^  fein  gefd^meibigeS, 
]^öfifd^e§  SBefen  empf  ol^len  l^ben,  obglei^  er  ni(^ 
weniger  als  fd^ön  war.  S£ceffit)e  @efd^Ied^t8Iiebe 
gel^örte  überl^aupt  ^u  feinen  @d^wäd{int.  9ud^ 
feine  ©d^riften  finb ,  bem  gl^arafter  feiner  Seit 
entfpred^enb,  mit  ben  ärgerlid^ften  Dbfcönitöten 
angefüllt.  2tn  feiner  ©d^rift  gegen  ^omponatiuS 
leiert  er  eine  fel^r  freie  SRoral,  weld^e  mit  aQen 
©ütern  be§  üppigen  Seben3  ftd^  5U  umgeben  fud^; 
bie  Seifpiele  be§  9lltert]^um§  finb  überall  gur 
§anb,  um  ben  feinen  ®enu|,  wie  i^n  Stipl^uS  ^d^ 
badete,  als  9Bei§]^eit  beS  SebenS  an^upreifen.  ~ 
Um  bie  SRitte  be§  16.  ^al^r^unbertS  (1545  MS 
1550)  foQ  !Ripbu§  burd^  SJetfmIen  in  eine  mit 
©d^nee  überbedite  @rube  auf  einer  Steife  unf§ 
Seben  gefommen  fein.  (93gl.  Brucker,  Hist 
phiL  IV,  1,  Lipsiae  1743,  186  sqq.;  St.  SBer- 
ner,  ®efd^.  be§  S^omiSmuS  [S)er  $L  Xl^omad 
oon  5lquino  III],  SRegenSb.  1859,  128  «nm.  2, 
fül^rt  aUe  SQBerfe  beS  5ßip^uS  fpectefl  auf.)  [StödR.] 

^ifan^  l^ebr.  ÜWonat,  f.  3«tred^nung. 

'gnioßitd,  9Rariu§,  gel^i^rt  gu  jenen  pl^ilo« 
fopbif^  gebilbeten  ®ele]&rten  ber  S8enaiffancc-3«t 
meldte  al§  entfd(|iebene  ®egner  ber  ©d^olafül  unb 
ber  bamaligen  peripatetif^en  $]^ilofop]^te  über* 
l^aupt  auftraten  unb  namentlid^  bie  peripotetifd^ 
©ialeftif  unb  9Retap]^9p'  ou8  bem  ftreife  ber 
SBiffenfd^aften  ^u  eliminiren  fud^ten,  um  fie  burd^ 
bie  SRI^etori!  allein  ^u  erfe^en.  9R.  9H5oliud  witrbe 
)u  SreSceOa  im  ^er^ogtl^um  9Robena  im  %  1498 
geboren  unb  befd^öftigte  ft(^  t)or}ug§weife  mit  ber 
grflärung  6icero'§,  woraus  fein  berül^mte«  SBerf 
Thesaurus  Giceronianus  l^eroorgtng.  2)0^  lie^ 


405 


9?o  —  KottillcS. 


406 


f      er  A  (ieitei  trid^t  betoenben.  9118  ÜRorco  Slntonio 

iRajoragio  bie  ^robosen  Stcero'8  angriff  unb 

boM  bcr  arijlotelifc^  ^]^tIo{o))]^te  ftd^  bebiente, 

Ktrieb  er  gegen  i^n  bie  @d^rift  De  veris  prin- 

eipiis  et  vera  ratione  philosophandi,  tDeld^e  er 

Im  3. 1558  )u  ^rma  ^eroudgab^  too  er  bamalS 

ktite.  3)iefe8  fein  SBerl  ift  ^ier  üoraugSioeife  in'§ 

Suge  in  faffen.  9u8  bemfelben  ift  gu  entnel^men, 

boB  StisoUud  ben  fc^oloftifci^en  S)ia(e!ti!em  unb 

SRetop^^fifem  ttm  ^ergen  gram  ift;  er  tDei|  nid^t 

baufig  unb  ^ftig  genug  gegen  biefelben  loggu« 

\aifan  unb  nennt  fte  faft  nie  anberS  ald  $feubo- 

p^fop^  unb  $l()Uofo))]^after.    „^l^re  $rin» 

(it»ien',  fügt  er,  «finb  grö^tentl^eilg  ber  Sßa^rl^eit 

ehenfo  ttiberfpret^enb,  nrie  baS  SBaffer  bem  treuer. 

%xmentli(l^  gilt  biefeS  t)on  ben  ^rincipien,  bie  fte 

in  ber  Sialeftil  unb  SRetapl^^fit  feft^alten.  SBer 

bo^  i^  Seigren  befolgt,  ber  toirb  nie  in  regier 

Seife  p^ilofopl^iren  unb  nie  gur  DoIIen  Sr!enntni| 

ber  SBa^r^t  gelangen."  3n  biefem  jfampfe  gegen 

S^olafiif  unb  9riftoteIe8  befennt  fid^  92i5oIiu§ 

ndf^ieben  }u  bem  92ominaIi§mud  Occamg.  Sie 

oBgemetnen  Segriffe  ftnb  nad^  i^m  feinedmegS 

ettDoS  ObiectiDeS  ober  in  ber  Objectioitöt  93egrün> 

beted,  fonbem  ba§  9QIgemeine  ^nbet  fid^  nur  im 

ioro^Iic^  ^uSbrudfe.  S)ie  UniDerfalien  ftnb  il^rer 

Sebentung  nQ(^  nid^t§  9nbere§  als  coüectioe  93e« 

nemmngen  für  eine  ©efammtl^eit  t)on  S)ingen,  toie 

M  Sßort  „^ttt"  ein  SoQectiDname  für  aQe  @oI> 

boten  ift,  meld^  baS  §eer  bilben.  S)ie  ©attungen 

nsb  Vrten  finb  nid^tS  meiter  al§  eine  @efammtfeit 

Mm  (gingelmefen.   9{immt  man  aQe  Singelioefen 

^tmoeg,  f  o  bleibt  Don  ber  begüglid^en  ©attung  ober 

irt  gar  nid^t§  mel^r  übrig,  ebenfo  mentg  nne  ein 

i;fer  oIS  foId^e§  nod^  benfbar  ift,  menn  man  aQe 

golboten,  aus  benen  c8  befielet,  l^inttegnimmt. 

Jo^er  ift  ba§  Unioerfale  nur  als  5i^Qmc  aQgemein; 

bQ$,  mos  baburd^  begeid^net  mirb,  ift  nur  eine 

Sammlung  oon  Snbioibuen;  einen  meitem  3n= 

balt  ^obnt  bie  Unioerfalien  nid^t.    SDamit  finb 

bemi  nun  freilid^  bie  S)iale!ti!  f omobi  als  aud^  bie 

Wctopl^^fif  aus  bem  Sercid^c  ber  SQSiffenjd^aften 

eliminirt,  benn  fie  baben  feinen  ©egenftonb  me^r 

Bnb  fpielen  in  ben  aQgemeinen  ^Begriffen,  mit 

benen  fie  o})erircn,  bIo|  mit  SQSortcn.  ^n  bereu 

$la|  tritt  bie  »betori!.   ©eftl^alb  fteQt  benn  9ii« 

joliuS  an  bie  Sp^e  aQer  SBiffenfd^af ten  bie  ißb^^o» 

fopbie  unb  bie  Stbetorif.    SBeibe  ftnb  nid^t  jmei 

tun  einanber  getrennte  Singe,  fonbem  fie  bilben 

ein  <2kin§eS,  mie  @eele  unb  Seib;  bie  ^b^^afopbie 

entfjmd^t  bcr  ©eele,  bie  SRb^torU  bem  Seibe.  6in 

mb  biefelbe  SBiffenfd^ft  bei^t  $biIc)fop]^te,  info» 

tarn  fie  SBeiSbeit  unb  äugenb,  unb  SRbetorif,  in« 

fefrm  jie  bie  gfäbigfeit  ift,  rid^tig  unb  gut  über 

bie  SHnge  §u  fprecben.  ^bi^afopbic  ift  nid^t  ol^ne 

Sbetorü,  unb  Kb^tonf  nid^t  obne  ^bi^ofopl^ie  mög« 

fi^.  —  S)ur(^  bie  ßliminirung  ber  Sioleftif  unb 

ndapb^fif  aus  ber  ^l^Uofopbie  erbölt  bie  le^tere 

effrnbar  einen  entfd^ieben  emptriftifd^en  Sbarafter. 

)ii4t  mit  Unretbt  bat  man  ba^er  ^^igoIiuS  als  einen 

Smiäufer  jeneS  pl^ilofopbif^^^n  SmpinSmuS  be* 


geid^net,  ber  feit  Saco  t)on  SBeruIam  in  ber  neuem 
$biIaf<>P^^^  f^in  SSefen  getrieben  l^at.  ^RigoUuS 
ftarb  um  baS  3abr  1576  ju  ©abbioneta,  mo  er 
bomalS  UnioerfitötSlel^rer  mar.  @ein  obengmann« 
teS  pl^ilofopl^ifd^eS  ^auptmerl  »urbe  im  3. 1670 
t)on  Seibnis  neu  berauSgegeben  unb  mit  einer  SSor« 
rebe  öerfcl^m.  (Sgl.  9R.  ©loftner,  9licolauS  oon 
ßufa  unb  SR.  JiijoIiuS  als  Vorläufer  ber  neuem 
^bilofopl^ie,  aWünftcr  1891.)  [©tödtl.] 

5S^  («0/  einmal  9flobeS9lmon  (in»«  w), 
ber  bebraif(!^e  !Rame  für  baS  l^unberttl^orige  Sb^en 
in  ^egppten,  mirb  an  ben  fünf  ©teQen,  mo  er 
oorfommt,  in  ber  Sulgata  regetmögig  mit  Ale- 
xandria miebergegeben  (3cr.  46, 25.  65. 30, 14. 
15. 16.  ^a^,  3, 8);  bie^  gcfd^iel^t  nad^  ber  jübifd^m 
^nf  d^auung  ber  3ubm,  meldte  f  c^on  im  Targ.  Jon. 
an  aQen  biefcn  SteQen  vorliegt,  unb  meld^er  ber 
bl.  Ö^eron^muS  nad^  eigener  Eingabe  (in  Nahum 
3 ,  8,  bei  Migne ,  PP.  lat.  XXV ,  1260)  ge= 
folgt  ift.  [ffaulen.] 

'Süoailbd,  Submig  ^nton  be,  Sarbinal 
unb  grjbifd^of  Don  ^oriS  im  Anfang  beS  18.3abr« 
bunberts,  mürbe  auS  l^od^angefel^ener  tJfamtlie  am 
27.  3Wai  1651  geboren.  6r  mar  ber  5meite  Sol^n 
beS  ÖerjogS  %nne  be  92oaiQeS  unb  feiner  ©attin 
Souife  Soper,  g^renbame  ber  Königin  ^nna  t)on 
Dcfterreid^,  bie  aud^  il^rer  grömmigfcit  megen  in 
großer  3l(btung  ftanb.  ®er  Junge  9loaiQeS  erl^ielt 
eine  forgföltige  ßrjiel^ung  unb  mürbe  gum  geift« 
lid^cn  ©taube  beftimmt,  für  meldten  er  burd(|  fein 
fanfteS  SBefen  unb  feine  IReigung  5ur  grömmig« 
feit  oonffinbl^eit  an  geeignet  fd^ien.  ©eine  ©tubien 
mad^te  er  an  ber  ©orbonne  ju  $aris ;  l^ier  jeigte 
er  ein  bebeutenbeS  Xalent  unb  ermarb  ftcb  mit^luS« 
äeidjnung  baS  fiicentiat,  barauf  aud^  am  14.  a^ärj 
1676  baS  ©octorat  in  ber  Xbeologic.  9iad^  ©itte 
jener  S^tt  mar  \f)m  fd^on  früf)  ein  rcid^eS  93ene= 
pcium,  bie  ©omerie  öon  ^mbrac,  übertragen  mor« 
ben;  bei  bem  bob^n^nfeben  feiner  gfamiUe murbc 
er  bann  nad^  SoQenbung  feiner  ©tubien  balbigft 
5U  ben  l^öd^ften  fircblid^en  SQSürben  beförbert.  3nt 
^2llter  t)on  28  ^af)xtn  erbielt  er  im  TOörg  1679 
baS  SiStbum  gal^orS.  9KS  balb  barauf  baS  SöiS« 
t^umS  6baIonS  frei  mürbe,  beförberte  ber  ffönig 
fiubmig  XIV.  il^n  1680  auf  biefen  bifd^öflid^en 
©ij,  mit  meld^cm  bie  ^airSmürbe  öerbunben  mar. 
3n  ben  fünfjebn  3abren  feiner  SBirfjamfeit  ^u 
©balonS  ermarb  fid^  9ioatQeS  ben  5Ruf  eines  eifri« 
gen,  frommen  unb  babei  gelebrten  Prälaten.  3nbe| 
folgte  er,  menn  aud^  niit  ^DMfetgung,  gleid^  ben 
meiften  Sifd^öfen  feiner  Seit,  ben  gaQicanifd^cn 
Xenbenjen.  ©0  mar  er  auf  ber  SSerfammlung  beS 
ßlcmS  oon  1681,  mo  eS  fid^  um  bie  Regalien 
^anbeltc,  fomie  auf  ber  folgenbcn  Don  1682,  mo 
bie  öier  gaQicanifdjen  ?lrtifel  aufgefteQt  lourben, 
unter  ben  93ertretem  biefer  ?lnfd^auungen,  obne 
jebod^  eine  b^^öorragenbe  SoQc  ju  fpielen.  ^l§ 
bie  quietiftif^e  ßontroüerfe  infolge  beS  5luf tretenS 
ber  gfrau  oon  ®ui)on  (f.  b.  ^rt.)  ftd^  entmidfelte, 
mürbe  er  auf  ben  SBunfib  ber  Qfrau  öon  DJlaintenon 
jum  SKitglicb  ber  oom  ff önige  aufgefteQten  60m» 


407 


9toQtIIeg. 


408 


mif  fion  ernannt,  an  beten  @))i|e  belanntUci^  Soffuet 
ftonb.  Sr  mf)m  nun  an  ben  fog.  Sonferen)en  5U 
3ff9  l^eil,  in  benen  beftünmte  ©runbjö^e  über 
ortl^obose  9)}Qfttf  aufgefteüt  tourben,  unb  trat  l^ier 
fotDOl^I  mit  Soffuet  als  mit  gfeneton  in  naivere 
Sejicl^ungen.  —  6in  Derpngni^öoIIer  Qfe^Igriff 
be§  ^\\ä)o\^  Don  S^alonS  \dqx  im  3.  1694  bie 
empf el^Ienbe  Approbation  einer  neuen  Auflage  Don 
DueSnelS  9RoraIi jd^en  SSeflesionen  über  bad  92eue 
leftament.  ®ie  erfte  Ausgabe  Don  1671,  »eld^e 
blog  in  einem  Sanbe  bie  uier  Soangelien  mit 
furjen  Anmerfungen  unb  93e]^er5igungen  entl^ielt, 
mar  Don  SSialart,  9ioaiSe§'  SSorgönger  auf  bem 
bif(i^öflic^en  @tu^Ie  Don  Sl^alonS,  approbirt.  2)ie 
Auflage  Don  1694  entl^ielt  aber  bad  gan^e  92eue 
Xeftament  mit  äiefle^ionen  in  4  OctaDbanben, 
unb  mie  \\ä)  ber  Umfang  beS  SBerfeS  Dergrö^ert 
^atte,  fo  l^atten  ftd^  au($  bie  jianfeniftifd^en  3n» 
tl^ümer  in  bemfelben  gemeiert.  2ht  einem  ^aftoral» 
fd^ireiben  empfal^I  92oaine§  biefe  Ausgabe  berSRo- 
ralif(i^en  SReflejionen  auf  SSBärmfte;  eS  ]ä)tint,  ba^ 
er  ^c^  burd^  bie  Approbation  feines  Vorgängers 
beftimmen  lieg;  jebenfaQS  burci^fd^aute  er  bie  jan» 
feniftifc^en  ©octrincn  beS  SaßerfcS  nid^t.  —  Salb 
barauf  ftarb  ber  Sr^bifd^of  Don  ^ariS  be  ^arla^ 
(6.  Auguft  1695),  unb  nun  würbe  ber  Sifd^of 
Don  S^alonS,  meld^er  bef  onberS  ber  gfrau  Don  SRain- 
tenon  als  ein  frommer,  eifriger  Ißrölat  ermünfddt 
mar,  5um  Sr^bifd^of  Don  IßanS  beforbert.  SDer 
P.  2a  g^aife,  ber  fonft  bei  ben  bifd^öflid^en  gr- 
nennungen  einen  großen  Sinflu^  ausübte,  mürbe 
bei  biefer  Ernennung  nxd)t  gu  Statine  gebogen.  @o 
l^atte  nun  92oaiIIeS  baS  mid^tigfte  93iSt^um  Don 
3ftan!reid^  inne.  Seim  ffönig  ftanb  er  in  fo  l^ol^er 
®unft,  ba|  berfelbe  il^m  im  3. 1700  aud&  ben 
ßarbinalS^ut  Derfd^affte.  3m  nämlid^en  Saläre 
fül^rte  9ioaineS  baS  ^röfibium  bei  ber  SBerfamm« 
lung  beS  @IeruS  ^u  ^ariS ;  mit  Sif er  f örberte  er 
aud^  baS  SBol^I  ber  fird^Iid^en  Anftalten  in  ber 
^auptftabt  fotool^l  mie  in  ben  anberen  ©tobten 
feiner  S)iöcefe.  AlleS  liefe  im  Anfange  l^offen,  bafe 
bie  Regierung  eincS  ßrjbifd^ofS,  meld^er  fid(|  bur^ 
Sifer  unb  einen  fittlic^  reinen  fiebenSmanbel  auS» 
Scid^nete,  nid^t  nur  für  bie  ftird^e  Don  ^ariS,  fon« 
bem  für  gan^  granfreid^  erfpricfelid^  unb  fegenS« 
reidd  fein  mürbe.  Snbefe  bemöl^rte  fid(|  biefe  Hoff- 
nung nid^t.  3m  Saufe  ber  Saläre  jeigte  eS  fid(|, 
bafe  IRoailleS  ben  ©d^mierigfeiten  feiner  Stellung 
ni(|t  gemad^fen  mar;  eS  mad^ten  ftd(|  ©d^möd^en 
feines  ßlftarafterS  geltenb,  mel(|e  in  einer  bejddeibe« 
nem  ©tefluttg  weniger  l^erDorgetreten  mären.  ®ie 
fjfel^lgriffe  beS  SarbinalS  brad^ten  in  ber  fran- 
55ftf(|en  jtird^e  eine  Derberblid^e  Spaltung  zu- 
wege unb  fül^rten  il^n  felbft  ju  einem  traurigen 
3ermürfnife  mit  Slom  unb  bis  an  bie  ©rense  beS 
©d^iSmaS.  3n  menigen,  aber  treffenbenSügen  gibt 
ber  KarbinalSauffet  in  feiner  ©efd^id^te  QfenelonS 
(Hist.  de  Fenelonm,  VersaiUes  1817, 401  s.) 
foIgenbeS  Silb  Dom  S^arafter  beS  Sr^bifd^ofS: 
„Seim  garbinal  SfloaitteS  fanb  fid^,  neben  fe^r 
fd^äjbaren  Xugenben  unb  Cigenfd^aften,  jene  äJli« 


f(^ung  Don  Sigenfinn  unb  ©d^mäd^c,  meU^  nur 
5U  l^öufig  Ißer  jönlid^feiten  eigen  ift,  bie  jmar  lobend« 
mertl^e  ©efinnungen  unb  Abftd^ten  ^aben,  benen 
eS  aber  an  rid^tigem  Urtl^eü  unb  ©d^rfbltd  f el^It 
©ein  ßpifcopat  Derflofe  in  ununterbrod^enen  ©tiei« 
tigfeiten,  in  benen  er  ftd^  fortmö^renb  genötigt 
fal^,  )urüd(}umeid(|en,  nad^bem  er  in  unDorftd^tiger 
Sßeife  gu  meit  gegangen  mar,  fo  bofe  er  enblid^ 
aQe  ^arteien  gegen  \xä)  aufbrachte.''  2)ie  eigeirtfid^ 
für  bie  JKrd^eg^ranfreid^S  fo  unl^eilDoUe  ^ßartet  iener 
3eit  maren  befanntlic^  bie  3anfemfien:  aber  oud^ 
unter  ben  jfatl^olifen,  meldte  biejanfeniftifd^Sti' 
t^ümer  Dermarfen,  fel^Ite  eS  nic^t  an  ^orteiungen. 
Als  ©egner  ber  3anfeniften  flonben  bie  3efuiten 
im  Sorbertreffen;  allein  nid^t  wenige  Sif(^öfe  unb 
SRitglieber  beS  @)IeruS  waren,  obgleid^  fte  ben 
3anf  eniSmuS  Derurtl^eilten,  ben  3efuiten  nid^t  gün- 
ftig  geftnnt,  tabelten  ii^re  ®naben(ebre  unb  tl^r 
SRoralf^jtem  unb  warfen  il^nen  ein  }u  leiben» 
fd^aftlid^eS  Sorgel^en  Dor.  ®iefe  ®eiftlid^en  bil- 
deten eine  Art  SDKttelpartei,  bie  gar  oft  bie  9e« 
fd^ulbigung  l^bren  mufete,  bafe  fte  fid^  ben  Sanfe- 
niften  mel^r  als  biEig  naivere.  9!oaiSeS  felber  war 
Don  Anfang  an  ben  3efuiten  wenig  gewogen;  im 
Saufe  ber  3(it  fteigerten  ftd^  feine  Sorurt^eile  unb 
f ein  9Ri|trauen  gegen  biefelben  bis  gu  einer  feinb« 
feiigen  ©eftnnung,  bie  er  bei  mand^en  ©elegen- 
l^eiten  befunbete.  @S  war,  wie  eS  fd^int,  bie 
Abftd^t  beS  Srsbifd^ofS,  in  felbftönbiger  SBeife  gwi- 
fd^en  ben  ^rteien  bie  feiner  9Reimtng  nad^  rid^ 
tige  Glitte  gu  l^alten;  er  wollte  ein  ®egner  ber 
ianfeniftifd^en  Srrtl^ümer  fein,  bie  ^erfonen  aber 
mögliddft  f d^onen,  jumal  ba  bie  ftrenge  3Roxal,  bie 
fie  5ur  ©d^au  trugen,  il^m  sufagte.  3nbefe  befa^ 
er  Weber  bie  Alugl^eit  no(|  bie  Sl^arafterftörle, 
bie  unter  ben  f d^wierigen  Serl^öltniffen  erf orberlid^ 
waren;  gubem  fül^rten  i^n  feine  gaUicanifd^ 
©runbf ö|e  unb  bie  Smpftnblid^f eit,  mit  weld^er  er, 
auf  il^nen  fufeenb,  feine  Auctoritöt  geltenb  mad^te, 
ju  immer  neuen  ÜJiifegriffen.  —  ©einen  ßifcr 
für  bie  ortl^obo^e  Se^re  betl^ötigte  9loaiQeS  nod^ 
im  erften  ^af)xt  feiner  ergbifd^öflid^en  S^ätigfett 
burd^  bie  Sermerfung  ber  Exposition  de  la 
foi,  touchant  la  gräce  et  la  predestiziatioiiy 
meldte  SarcoS  (f.  b.  Art.),  ber  5»effe  beS  «bb^'S 
Don  ©t.  ßpran  (f.  b.  Art.  3)u  SSerger),  gan) 
ber  jianfeniftifd^en  ©nabenlel^re  gemö|  Derfa^t 
^atte.  S)er  Srgbif (^of  Derurti^eilte  baS  Sud^  burd^ 
ein  ^aftoraljd^reiben,  in  welchem  er  bie  Derfd^iebe- 
nen  irrigen  Seigren  beS  SarcoS  begeid^nete  unb 
als  rid^tige  ©nabenle^rebie  {Irengen  Anfd^auungen 
ber  Sl^omiften  auffteQte;  gugleid^  aber  mahnte  er, 
bafe  man  nid^t  ol^ne  triftige  @rünbe  j[emanben 
beS  3anfeniSmuS  befd^ulbige  ober  in  ber  aRorol 
gu  la^e  ®runbfö|e  befolge.  9lid^t  lange  nad^  Ser- 
öffentlid^ung  biefeS  Hirtenbriefes  im  3. 1698  er* 
fd^icn  eine  anonyme  Srofd^üre  unter  bem  Stiel: 
Probleme  eccl^siastique  .  .  .  ä  qui  ron  doli 
croire  de  Mr.  L.  A.  de  Noailles  evdque  de 
Chalons  en  1695,  ou  de  Mr.  L.  A.  de  Noailles 
archevßque  de  Paris  en  1696.  ®er  SSerfajfer 


409                                                    9loQtTIe8.  410 

In  @4#  l^ifi^  o^n<  3Mf^t  burd^  eine  92e(en«  ]^inftd^tli(i^  bed  factum  genüge  t%,  ein  el^retbietigeS 
(inaabeirei^g  ber  ®ö^,  ba|  bie  Seigren,  toeld^e  SKÜfd^uieigen  }u  beoba(i(|ten.  StoaineS  fül^rte  ba§ 
In  Srjbifd^of  in  feinetn  $41  jlorolf einreiben  {of(i^arf  $röfibium  in  ber  äJerfammlung  beS  SIerud  ju 
oenrttleiU  (latte,  gott^  biefelben  maren,  tme  bie  ^oriS,  toeld^e  ftd^  mit  bet  Ißublication  ber  Son« 
in  ben  Seflesimien  OueSnefö  entl^Itenen  S)oc-  ftitution  befaßte.  Sie  SuIIe  toocb  gtt)Qr  einftimmig 
teiiren,  bie  97oatne§  für}  Dorl^er  approbirt  unb  angenommen;  inbe|  betonte  ber  SarbinoHn  einer 
anf S  SBarmfte  empfohlen  l^atte.  2)er  ergbifd^of  Siebe  bie  gollicantj^en  ^rincipien,  nod^  benen  erft 
tötte  bon  malitiöfen  ^ngri^  bie  @pi^e  abbred^en  bie  Slcceptotion  ber  Sifd^öfe  ben  pöpftlid^en  Son« 
föinai  burd^  eine  Snerfennung  feiner  Ueberetlung  ftitutionen  il^re  DöIIige  @ä(tig!eit  Derletl^e,  unb 
bei  Approbation  ber  Ste^lesionen  unb  eine  SSer-  aud^  in  bem  ^aftoralfd^reiben,  in  tt)eld^em  bie99i- 
nxrfmig  berfelben.  3nbe^  fal^  er  in  ber  Srofd^üre  jd^öf e  bie  SuUe  publicirten,  famen  SluSbrüdCe  Dor, 
inr  bie  Seleibigung  feiner  $erfon  unb  bie  !Dh|«  bie  eine  Seeintröd^tigung  ber  pöpflltd^en  Sluctori- 
aditung  feiner  ^(uctoritQt  unb  fül^Ite  ftd^  auf S  tat  angubeuten  fd^ienen.  Sttfolge  beffen  entftonb 
^bäf\it  oefronft  unb  erbittert.  6r  erlangte  aud^.  in  SRom  Un^ufriebenl^eit.  SRel^rere  93ifd^öfe  ent- 
ba(  boS  Sibefl  im  Sonuar  1699  t)on  ^enferSl^anb  fd^Ioffen  fid(|  be^l^Ib  gu  einer  el^rerbietigen,  bem 
oecbnmnt  unb  1702  auf  ben  Sttbes  gefe|t  tt)urbe;  l^eiHgen  Stul^Ie  genel^men  SrHörung,  tt)eld^e  eine 
ober  baS  önberte  nid^tö  an  ber  f d^ief en  SteDung,  DoSe  Slnerfennung  ber  ^uctorität  beS  $opfte§  ent- 
in bie  er  bur^  fein  unfid^red  ©d^manlen  geratl^en  ^ielt^  unb  fanbten  biefelbe  im  ÜRai  1710  nad^äiom. 
»ar,  unb  auf  bie  fernere  6nttt)idnung  ber  2)inge  ^ud^  StoaiUeS  ^atte  fid^  bereit  gegeigt,  bie  ßr- 
»ar  jened  an  Umfang  unbebeutenbe  @d^riftd^en  Tlärung  gu  untergetd^nen;  er  önberte  aber  feinen 
oon  großem  Sinflu|.  SSergeblid^  f orfd^te  man  nad^  Sntfd(|Iu|  mieber  unb  Dermeigerte  bie  Unterfd^rift. 
bem  Serfaffer  bed  onon^men  StbeQg.  SDer  Srg-  @rft  nad^  längeren  93erl^anblungen  entfd^Io^  er  ftd^ 
bi>4of  unb  Diele  Rubere  l^ielten  bafür,  ba|  e§t)on  im  3.  1711,  ein  befriebigenbeS  Sd^reiben  nad^ 
ben  Sejniten  ausgegangen  fei,  unb  feine  Wi^ftim-  9lom  gu  fenben,  hmä)  toeld^eS  bie  entftanbenen 
mmg  gegen  biefelben  fteigerte  ftd^.  3n  fpöteren  SD^i^l^enigfeiten  gel^oben  mürben.  Sngmifd^en  l^atte 
jobren  bra(^  üd^  bie  Uebergeugung  93abn,  ba|  SIemenS  XI.  bie  ^oralifd^en  9ief[e£ionen  Dued- 
bk  @(^ft  im  Sager  ber  ^anfeniften  t)erfa^t  mar,  nelS,  nad^bem  fie  fd^on  t)on  mel^reren  93ifd^öfen 
nnb  ber  Senebictiner  S)om  3:^^^^  ^^  SiaipeS  t^ranfreid^d  oerurtbeilt  maren,  burd^  baS  93ret)e 
snbe  als  93erfafferangefeben;nad^  neueren  grünb-  üniversi  dominici  oom  13.  3uli  1708  gleid^- 
liif|enSforf(^ungenmörefiebem93encbictinerS)om  falls  Dermorfen  unb  bie  Sefung  berfelben  unter 
^)tIarion9Ronnier5U5uf(^reiben(Vacant,Lepro-  Strafe  ber  ß^communication  t)erboten.  3nbe^ 
Uäme  ecdesiastique  in  ber Bevue  des  Sciences  fonnte  92oaiQeS  fid^  mä)i  entfd^Iie^en,  feine  f rül^ere 
eccles.  1890).  Soc^  bleibt  eS  jel^r  leidet  mög»  ^probation  beS  SBerfeS  gu  miberrufen  unb  fid^ 
H4,  mod  aud^  b'^orign^  (in  feinen  Memoires  ber  SSerurtl^eilung  an^ufd^Iielen.  3nf olge  ber  SSer« 
pour  servir  k  riiistoire  universelle  de  l'Eu-  toerfung  beS  Su^eS  burd^  ben  apoftolifc^en  Stubl 
rope,  de  1600  k  1716,  Paris  1757,  ad  a.  1699)  erliefen  nun  bie  Sifd^öfe  öon  2u9on  unb  öon  fia 
vd  oerftel^en  gibt,  ba|  ber  S)rud[  oon  bem  Sefuiten  SRod^eOe  einen  gemeinsamen  Hirtenbrief  gegen  bie 
P.  bf  Souatre  ausging,  bem  man  eine  (Sopie  äleflej^onen,  beffen  SSeröffentlid^ung  9lnla|  gab^ 
^  9RanufcriptS  in  bie  ^önbe  gefpielt  batte,  um  ba^  ber  Sarbinal  fid^  auf's  ^bä)\k  beleibigt  fül^Ite 
Die  Veröffentlichung  ju  oeranlaffen.  —  3m  5ln»  unb  burd^  fein  leibenfd^aftlid^cS  SSorgel^en  neue 
Tonge  beS  18.  Sal^r^unbertS  entbrannten  bie  jan»  Scrmidflungenl^erbcifübrte.  ®aS  ^aftoralf d^reiben 
ksi^fc^n  ßontrooerfen  mteber  mit  erneuter  ^ef«  ber  93ifd^öfe  mürbe  nämlid^  anä)  in  $artS  burd^ 
ligteit,  unb  burd^  fein  fd^manfenbcSSSerl^altcn  unb  bie  Sud^l^änbler  oerfauf t,  unb  fein  6rf feinen,  mie 
nraberlegteS  SSorgeben  bereitete  ftd^  ber  ©arbinal  eS  ©itte  mar,  burd^  öffentlid^e  ^nfd^Iäge  befannt 
immer  größere  ©cfttoierigfeiten.  Sei  ber  gragc  beS  gemad^t.  6in  fold^er  2lnfd^Iag  mürbe,  oieüeid^t 
»og.  ®  e  to  i  f  f  e  n  S  f  a  U  S  (f.  b.  Slrt.  SanfeniuS,  burd^  bie  Unoorfid^tigfeit  eincS  Sud^l^änblerS,  aud^ 


oben  VI,  1230)  mifibiüigte  er  9lnfangS  bie  ben 
3(mfeniften  günftige  fiöfung  nid^t;  ba  er  inbe^  {ab, 
boB  bie  ^ngelegenbeit  einen  großen  @turm  l^eroor» 
hef,  fo  na^m  er  bie  gegentl^eilige  ^uffafjung  an 
BBb  fud^te  bie  Stetractation  ber  Sboctoren,  meldte 
icae  Sdfung  unter^eid^et  bitten,  5u  erlangen.  3)er 
tob  ©offuetS  (1704),  meld^er  in  f^mierigen  göllen 
fein  Satbgeber  gemefen,  mar  für  92oaineS  ein  großer 
SerlufL  9Jon  ba  an  lie^  er  fid^  öfter  oon  ^er= 
ioBlidbfeiten  berat^en  unb  bestimmen,  meldte  nur 
in  fe^  ben  gallicanifd^en  unb  janfenifti{d^en  ^n» 
j^ungen  ^ulbigten.  3m  3.  1705  oermarf  @le» 
«nS  SX  burd^  bie  IBuHe  Vineam  Domini  nod^* 
■aH  fderlid^  bie  janfeniftifd^e  Unterfd^eibung  3mi> 
'^dftn  bem  jus  unb  factum  unb  bie  ^e^auptung. 


an  baS  Xl^or  beS  erjibifd^öflicben  ^alafteS  geheftet. 
S)er  ffrjbifd^of  erblidfte  barin  eine  abfid^tlicbe  Se« 
leibigung,  unb  bei  feiner  ff mpfinblid^feit  in  Setreff 
jeiner  ^uctorität  mürbe  er  auf's  §öd^fte  erbittert, 
gr  oermieS  ^mci  9}effen  jener  Sij^öfe,  bie  er  als 
Xbeilnebmer  ber  gegen  ibn,  mie  er  mahnte,  ge» 
richteten  3ntrigue  betrad^tete,  auS  bem  ©eminar 
©t.  ©ulpice,  unb  ba  er  bie  3efuitcn  als  bie  ctgent« 
lid^en  Url^eber  JeneS  §irtenbriefeS  anfab,  f o  entgog 
er  allen,  nur  einzelne  ausgenommen,  in  ber  6r5- 
biöceje  bie  3uriSbiction.  3«  einem  am  4.  TOörj 
1711  erlaffcnen  ^Jaftoralfd^rciben  befd^ulbigte  er 
jene  Sijd^öfe  felber  beS  3anfcniSmuS,  ber  SSerad^« 
tung  5luguftinS  unb  lajcr  9J?oral  unb  oerbot,  ibre 
3nftruction  in  feinem  grjbistbum  ^u  lefen.  Üeber 


411 


9loQiIIe§. 


412 


btefeS  SSorgel^en  tourbe  ber  jfönig  ungel^alten,  unb 
ha  bie  SSerfud^e,  eine  Sludföl^nung  mit  ben  beiben 
äifd^öfcn  l^erbci^ufül^ren,  an  ber  ^artnädigfeit  be§ 
SarbinolS  f(i(|eiterten,  fo  sog  ftd^  biefer  bie  t)5IIige 
Ungnobe  beS  ^ofeS  511.  S)ie  Sifd^öfe  Don  Su9on 
unb  So  aSod^eUe  monbten  ficid  nun  mit  9e{(i(|tt)erben 
gegen  92oaiEe8  nad^  SSom,  unb  mel^r  unb  mel^r 
fäuften  pd^  bie  SSerwidHungen  in  ber  franjöfifd^en 
Äird^e.  2hti  ber  Hoffnung,  bie  SBirren  ju  beenbi« 

Sen,  wanbte  fid^  Subtoig  XIV.  gegen  ßnbe  beS 
iol^reS  1711  an  ben  opoftolifd^en  @tu]^t  um  t)on 
bemfelben  eine  au^entif d^e  53ertt3erfung  ber  in  ben 
äleflesionen  Ouednefö  entl^altenen  2^Pmer  5U 
erlangen,  5umal  ba  aud^  92oaiIIe§  geäußert  l^alte, 
einem  berartigen  beftttitioen  Urtl^eU  beS  ^apfteS 
würbe  er  fid(|  unterwerfen.  S^^ad^  mannigfad^en 
Unterl^anblungen  unb  Smift^enfäflen  erlief  bann 
eiemeng  XI.  am  8.  September  1713  bie  SuUe 
ünigenitus,  burd^  meldte  101  au3  ben  moralijd^en 
Setrad^tungen  DueSneld  gezogene  @a^e  unter 
Derfd(|iebenen  Dualificationen  in  globo  Derworfen 
würben.  9{oaiIIe§  Derbot  nunmel^r  bad  f8\iä)  OueS» 
nete  unb  Derftd^erte  aud^  anfangs,  er  werbe  ftd^ 
ber  Sntfd^eibung  beS  ^apfted  fügen;  inbe|  in  ben 
äSerl^anblungen  um  ben  ^cceptationSmobuS  unb 
bie  ^ublication  ber  SonfHtution  geigte  üd^  balb 
wieber  ber  fd^wanfenbe  unb  ^weibeutige  S^arafter 
be§  !IRanne§.  3ur  Seratl^ung  war  nad^  $ari3  eine 
SSer'ammlung  öon  7  grjBifd^öfen  unb  22  SBi» 
fd^öfen  berufen.  S)ie  Slbfid^t  be§  f)ofe8  war,  bie 
Sutte  einfad(|  unb  unbebingt  annel^men  5U  laffen, 
unb  bie  9){e]^rl^eit  ber  ißerfammlung  war  berfelben 
^nfid^t.  92oaiQe§  aber  fud^te  biefer  einfad^en  unb 
unbebingten  ^cceptation  ber  Sonftitution  entgegen« 
5uwirlen.  £r  beantragte  eine  Prüfung  ber  SuQe 
unb  ber  Derurtl^eilten  @a|e,  fowie  ba|  bem  ^ubli« 
cationSbeaet  ein  S)ocument  t)orau§gefd^tdft  werbe, 
worin  bie  öerworfenenlßropofttionen  erflärtunb  il^r 
fatl^olifd^er  ebenfo  wiei^r  l^öretifd^er  Sinnbe^eid^net 
würbe,  gemer  f ottte  in  ber  gu  erlaff enben  ^aftoral- 
inftruction  bem  93ud^e  unb  ben  S^octrinen  OueS» 
nelS  fein  Srrtl^um  jugefd^rieben  werben,  fonbem 
nur  in  einem  5U  be^eid^nenben  Sinne  bie  ^ropoft» 
tionen  verworfen  unb  bie  SuBle  angenommen  wer« 
ben.  S)urd(|  eine  berartige  reftringirte  ^cceptation 
unb  burdd  bie  Unterfd^eibung  eines  fatl^olifd^en 
unb  eines  ^äretifd^en  ©inneS  ber  Derworf enen  ^ro« 
pofttionen  fud(|te  ber  Srjbifd^of ,  Weld^er  nod^  immer 
bie  Sneinung  feftl^ielt,  ba^  eS  fid^  in  ber  ganzen 
^(ngelegenl^eit  5um  großen  Sl^eii  um  feine  $erfon 
^atü)Ie  wegen  ber  frül^em  Slpprobation  bed  93udbeS, 
gu  erwirf en,  ba|  jene  frül^ere  Slpprobation  al§  ge« 
red^tfertigt  ober  wenigftenS  entfd^ulbigt  erfd^eine. 
%u|erbem  ftanben  aud^  feine  gaUicanifd^en  ©runb« 
fö^e  einer  einfad^en,  unbebingten  ^cceptation  ber 
päpftlid^en  SonfHtution  im  SBege.  ^l^atföd^Iid^ 
aber  l^atte  er  fid^  auf  ben  @tanbpunft  ber  San« 
feniften  gcfteüt,  inbem  er  bereu  S)iftinction  jwi« 
fd^en  jus  unb  factum  l^inftd^tlid^  ber  Kefle^o« 
neu  Cuc§nel8  aboptirte.  i^em  Earbinal  fd^lo^ 
fid^  eine  TOinberbeit  Don  wenigen  93if(^öfen  an. 


9{ad^  breimonatlid^en  SSerl^anblungen  tourbe  bie 
Sonftitution  nebft  einem  gemeinfamen  ^ßafloral« 
fd^reiben  gur  ^ublication  Don  40  Sifd^öfen  be- 
bingungSloS  angenommen,  wöl^renb  92i>ailled  mit 
fieben  anberen  Ißrölaten  bie  unbebingte  Slnna^me 
verweigerte  unb  ftd^  einen  9lecur8  an  ben  $apf[ 
Dorbel^ieU.  3n  einem  ^Briefe  Dom  5.  S^bruar  Der- 
langten  bie  Opponenten  in  DerbinbUd^er  ^orm 
Dom  Ißapft  nähere  Srflärungen  wegen  ber  Un« 
beftimmtl^eit  ber  ß^onftitution  unb  berbaroud  bcr- 
Dorgel^enben  Unftd^erdeit,  toa^  eigentlid^  Derurt^eilt 
fei.  Siemens  XL  woUte  mit  Siedet  auf  biefeS  Sn- 
fmnen  nid^t  eingel^en  unb  eiferte  ben  ft5ntg  an, 
entfd^tebene  SRafregeln  }ur  aQgemeinen  Unnol^ 
unb  5ur  ^ublication  ber  Sonftitution  }u  ergreifen. 
S)er  JJönig  war  aud^  entfd^Ioffen,  mit  Smft  unb 
Strenge  Dorgugel^eu;  inbe|  bereiteten  nun  bie  gafli- 
canifc^en  ^rincipien  ber  fd^neQen  93eenbigung  ber 
Qaä^i  mand^eS  ^inbemifi.  92ad^  il^nen  tonnte  ber 
Sarbinal  9{oaineS  nid^t,  wie  ber  ^apfi  ed  wunf d^te, 
birect  Dor  fein  Tribunal  citirt  unb  gu  9lom  ge« 
rid^tet  werben,  fonbem  ber  canonifd^e  $roge|  gegen 
il^n  mu|te  in  fjfranfreid^  burd^  frangdfifd^  $rö« 
laten  geführt  werben.  @o  50g  ftd^  bie  &Qd^  in 
bie  Sauge,  unb  ingwifd^en  (am  1.  September  1715) 
ftarb  Subwig  XIV.  SDer  Xob  beS  ftdnigS  fährte 
eine  fiir  bie  Opponenten  fel^r  günftige  äBenbung 
ber  S)inge  l^erbei,  benn  beim  älegenten  ^^iligp 
Don  Orleans  ftanb  92oaiQeS  in  großer  ®uiifL  Sr 
würbe  Don  il^m  gum  ^röfibenten  feines  ®ewif{enS« 
ratl^  erwählt  unb  ^atte  als  fold^er  auf  bie  8e« 
fe|ung  ber  erlebigten  93iSt^ümer  fowie  auf  bie 
fird^Ud^en  ^ngelegenl^eiten  gfranfreid^  im  SS- 
gemeinen  großen  6influ|.  S)a  fid^  bie  SBirren 
fortwöl^renb  meierten,  erlief  ber  $apfi  mehrere 
emfte  Sd^reiben  an  ben  ^Regenten  unb  mahnte  ^fn, 
mit  Strenge  gegen  bie  Opponenten  Dorguge^; 
aud^  entgog  er  ber  Sorbonne,  bie  ftd^  auf  bie  Seite 
berfelben  gefteUt  l^atte,  aQe  il^r  Dom  apoftolifd^en 
Stul^Ie  Derlie^enen  ^rioilegien.  %m  appeflirten 
juerft  am  1.  aSärg  1717  Dier  Sifd^öfe  gegen  bie 
unbebingte  Snnal^me  ber  SonftitutionUnigenitiis 
oom  $apft  an  ein  allgemeines  Soncil,  unb  im 
^prü  beSfelben  ^al^reS  erlieg  aud^  ber  Sarbinal 
92oaiIIeS  eine  a]^nli(^e  Appellation.  Sobilbeteful^ 
bie  ^ortci  ber  Slppellanten  (f-  ^-  Art.),  an 
bereu  Spi^e  ber  Sarbinalergbifcbof  Don  ^(knifi 
ftanb.  S^a^bem  SIemenS  aQe  möglid^  3S^M 
angewanbt  l^atte,  um  bie  ^peUanten  gu  i^n^c 
^fltd^t  surüdgufül^ren,  erflörte  er  enblid^  am 
28.  Auguft  1718  burd^  bie  Sufle  Pastoralis 
officii,  baß  bie  ©egner  ber  Sonfütution  üni- 
genitus bis  gu  il^rem  reuigen  äBibemtfe  ber 
^Kcommunication  DerfaQen  feien.  3)er  Scrrbinol 
ÜioaiQeS,  Don  janfeniftifd^  gefmnten  Stotl^ebarn 
beeinflußt,  blieb  in  fetner  Oppofttion  bis  jum  Xobe 
Siemens'  XI.  unb  aud^  unter  bem  barauf  folgenben 
^ontificat  ^nnocenj'  Xni.  ^ad^  bem  Xobe  biefeS 
^apfteS  beftieg  Senebict  Xm.  auS  bem  $rebigei^ 
orben  ben  apoftolijd^en  Stul^I  (29.  Wilai  1724); 
er  war  frül^er  mit  ^loaiOeS  befreunbet  gewefen. 


418 


9lobc  —  giobilt. 


414 


imb  bo  btefer  ^ßa)){}  olS  Dominicaner  perfönlic^ 

Der  t^omifitfc^  ©nobenlel^re  sugetl^on  toax,  \o 

f^ieii  nneSieconciltation  beS  SorbinalS  j;e|t  letcid« 

irr  tmäibax.  92a(^  Dtelfaci^en  Unterl^anblungen, 

in  Dcl^ni  6ef  onberS  bie  SmpfinbUd^f  eit  unb  Sitel» 

tu  bed  (Er)btf(^of§  monnigtad^e  @(i(|U)tengfetten 

(erieifä^rten,  entfd^Io^  ftd^  btefer  enblid^,  bmä) 

b(ii3uipru(^  iDOl^Igeftnnter  Sfreunbe  unb  bie  ^Bitten 

bcS  EorbincdS  gfleur^  befiegt,  ber  @timme  feines 

SctDiffend  ivi  folgen^  burd^  unbebtngte  Slnnal^me 

ber  SonfHtution  UnigenituB  ftd^  mit  ber  ffird^e 

on^fS^nen  unb  tuo  möglid^  Die  SBirren  in  ber 

IKrd^  gfranfreid^  gu  lieben.  3n  einem  @d^reiben 

an  bcR  $o))ß  fprad^  er  am  19.  Suli  1728  biefe 

Untexoerfung  feierlid^  au§  unb  Derfprad^  suglei^, 

einen  Hirtenbrief  betreffs  ber  Seobocidtung  ber 

MIe  ^  oerdff entließen,  ^m  11.  October  1728 

rrf((|ien  benn  oud^  biefeS  $aftoraIf d^reiben,  in  xoiU 

4em  ^^oailied,  unter  ^inaeiS  auf  bie  9le(i(|enf  d^af  t, 

bie  er  bei  feinem  l^ol^  9Iter  balbtgft  t)or  ©otteS 

Xi^terffat^I  merbe  obsulegen  l^oben,  bie  SuIIe 

ümgemtns  «mit  ber  aufri(i(|tigften  Sl^rerbietung 

unb  Untenoerfung"  annal^m,  baS  99uc^  DueSnelS 

in  berfetten  SBeife  mie  ber  ^pft  Dertearf,  bie 

Icceptation  ber  ßonftitution  allen  ©laubigen  feiner 

S)idcefe  befahl,  unb  MtS  tt)iberrief ,  mad  in  feinem 

9bnneiit»eröffentlid^t  morbenunb  btefer  Slcceptation 

jUiDiber  getoefen.  2)ie  3cmfeniften  unb  fonftigen 

@egiifr  ber  Sonftitution  toaren  über  biefe  Umfel^r 

bc§ (irsbif^ofd  fel^r  erbittert;  inbe^  für  ben  ^apft. 

boS  Kollegium  ber  (Sarbinöle  unb  alle  @utge- 

ffamten  mar  bie  Untermerfung  unb  9ieconciIiation 

bcfi  (EarbtnalS  ein  überaus  freubigeS  Sreigni^,  unb 

fflu^  9b)QiIIeS  finrad^  fid^  loieberl^olt  bal^in  auS, 

ba6  er  burdd  biefelbe  bie  Stulpe  unb  ben  gfrieben 

reine«  ^ergenS  mieber  erlangt  l^abe.  ®ie  SRul^c  in 

ber  Srsbiöcefe  ^riS  unb  in  ber  fran^öfif d^en  ftirc^e 

nmrbe  inbe^  baburd^  nod^  nid^t  loteberl^ergeftellt, 

nnb  noc^  geraume  Stxt  bauerten  bie  9Q3irren  beS 

jonfeniSmuS,  benen  bie  lange  unb  bebauemS- 

isert^  Oppofition  beS  SarbinalS  nur  5u  fel^r  SBor» 

J4nb  geleiftet  l^atte.   ÜRoaiOeS  felber  geno^  nur 

einige  9Ronate  ben  iDiebfterlangten  grieben.  Sm 

2.  SJiai  beS  f olgenben  Sal^reS  traf  i^n  ein  @d^lag- 

Ui.  unb  jmei  Sage  barouf,  am  4.  Wai  1729, 

oerfddieb  er.  gaft  50  3al&te  mar  er  Sifd^of  ge= 

öefen^  bie  Crjbiöcefe  $ari§  l^attc  er  34  3a^rc 

geleitet  —  3n  ber  ®ef  d^it^te  beS  3onf  cniSmuS  bil- 

bct  bie  Oppofttion  beS  Sarbinalerabif  d^of  3  92oaiaeS 

gegen  bie  Sonftitution  ünigenitus  eine  ber  trau» 

rig^en  Spifoben.   S)en  mannigfad^en  Sugenben 

bä  Srjbifc^ofS  mu|  man  aber  @ered^tigfeit  toiber« 

fo^en  laffen.  Sr  mar  fromm,  untabel^aft  in  fei» 

atm  $rioatIeben,  leutfelig,  fel^r  freigebig  gegen 

bie  Srmen  unb  auf  baS  äBol^I  ber  fir^Iid^en  ^n- 

jbUen  bebad^t.  68  fehlten  i^m  nur  bie  ßigen- 

Hio^kn  für  feine  ^obe  unb  fd^mierige  Stellung, 

■ib  in  ben  furc^Iid^en  Slngelegenbeiten  mad^ten  ftd(| 

bie  i^  onl^ftenben  SRöngel  balb  in  Der^öngnil* 

loOer  SBeife  geltenb.   ^Befangen  in  ben  falfd^en 

tBBicanifc^  @runbfa|en,  mod^te  er  lange  S^i 


baS  Strafbare  feiner  Oppofttion  gegen  ba§  Ober« 
^aupt  ber  JHrd^e  nid^t  t)öOig  erfennen.  ©lüdQidder' 
toeife  trugen  enblid^  bod^  feine  toirflidde  f$römmig« 
feit  unb  feine  fird^Iid^e  Xreue  ben  Sieg  baoon,  fo 
ba^  er  mit  bem  b^ilig^n  Stülpte  unb  ber  JKrd^e 
auSgeföbnt  in  trieben  bal^infd^ieb.  (Sgl.  nod(| 
Lafiteau,  Histoire  de  la  Constitution  üni- 
genitus, Liäge  1741, 2  vols.;  Picot,  Memoires 
pour  servir  k  Thlst.  ecclösiastique  pendant 
le  XVniö  siöcle,  3«  ^.,  Paris  1854—1857, 
I  et  II ;  @d^in,  S)ie  Sonfiitution  ünigenitus, 
gfreiburg  1876.)  [95.  3iingmann.] 

Tfottj  ^ot  (aiJ,  n=b),  im  91.  %.  eine  ^riefier- 
[tobt  im  ©ebiete  beS  @tammeS  93enj[amin,  in 
ber  9^öbe  oon  3emfalem,  lag  auf  einer  9ln^öbe 
unb  bilbete  auf  ber  Strafe  Don  9{orben  l^er  bie 
Ie|te  Station  oor  ber  ^auptftabt,  fo  ba|  biefelbe 
Don  ibr  aus  ^uerft  ftd^tbar  mürbe.  2)ie^  folgt  auS 
ber  ©d^tlberung  oom  §eranmarfd^  ber  ^ff^rer 
bei  3faiaS  (10,  28-32).  3ur  3eit  S)aoibS  be- 
fanb  ftd^  3u  92obe  bie  @tifts|ütte,  mol^l  ol^ne  bie 
SunbeSIabe,  meldte  Dermutl^Iid^  nod^  }uftiriat^ 
3earim  aufbemal^rt  mürbe.  S)aS  freunblid^e  dnt« 
gegenfommen  beS  ^ol^eupriefterS  9lbimeled|  gegen 
3)auib,  meld^eS  ber  Sbomiter  S)oeg  alf obalb  @aul 
mittbeilte,  marb  Urfac^e,  ba|  92obe  ber  Sd^aupla^ 
milben  SlutoergiegenS  mürbe,  inbem  @aul  aSeS 
Sebenbe  bafelbft  umbringen  Iie|  (1  ©am.  22,  17 
bis  19).  9)on  ba  an  f^eint  Wöbe  müfte  gelegen 
gu  fein,  bis  ftd^  nai)  ber  SRüdtfel^r  auS  ber  ®e- 
fangenfd^aft  mieber  ein  £^eil  beS  Stammes  93en- 
jamin  bafelbft  nieberlie^  (2  ßsbr.  11,  32).  Me 
93erfud^e,  bie  Sage  ber  Stabt  auf^ufinben  ober 
fte  mit  einer  anberS  benannten  Dertlid^feit  5u 
ibentificiren,  pnb  bis  Je^t  gefd^eitert.  (93gl.  Palest. 
Explor.  Fund  1875,  35.  94.  183;  1877,  51. 
60.204;  1881,93.)  [Äaulen.] 

'gHoJlß,  P.  K  0  b  e  r  t  b e',  latiniftri  de  NobiH- 
bus,  b^iligntögiger  ^J^fftonar  auS  ber  ©efeüfc^aft 
3efu,  mar  1577  ju  SRonte  ^ulriano  in  ioScana 
aus  einer  oornebmen  Sfamilie  geboren;  er  mar  ein 
92effe  beS  SarbinalS  SeHarmiu  unb  Sermanbter 
bcS  ^apfteS  Sö^arceDuS  II.  6r  trat  auS  5Reigung 
in  ben  geiftlid^en  Staub  unb  ftubirte  bie  Sb^ologie 
erft  }u  9lom,  bann  ^u  92eapel.  SDen  ebrenooQen 
Slusfid^ten,  meldte  il^m  feine  Öfamilienoerbinbungett 
eröffneten,  entfagte  er,  inbem  er  1597,  20  3a5rc 
alt,  in  bie  ©efeüfd^aft  3efu  eintrat  unb  mit  ßifer 
bie  Sugenben  beS  OrbenSftanbeS  übte.  3m  3abre 
1605  erlangte  er  burd^  fortgefejte  SBitten  Dorn 
©eneral  Slquaoiöa  bie  ßrlaubnife,  fid^  ber  SKiffion 
in  3nbien  ju  mibmen.  S)er  ^rooinjial  üon  SKala» 
bar,  meld^em  erfidöbemjufolge  jurSSerfügungfiente, 
bxadjit  ibn  nad^  3Rabura  in  S3orberinbien,  mo  feit 
14  Sötten  fein  DrbenSgenoffe,  ber  ^Jortugiefe 
P.  gernanbej,  ftationirt  mar.  S)ie  3:bätigfeit  beS 
lejtem  l^atte  ftd(|  barauf  befd^ränfen  muffen,  bie 
t)om  bl-  Si^onj  Xaöer  befebrten  93emobner  ber 
tSfifd^erfüfte  ju  pafloriren,  unb  eS  mar  i^m  mäl^» 
renb  ber  gangen  3(it  feines  Slufentl^alteS  nid^t 
möglid^  gemefen,  aud^  nur  Sinen  eingeborenen 


415 


!Ro6in. 


416 


Reiben  ju  bclcl^ren.  9luf  bcn  Juitöen  P.  Stöbert 
mod^te  biefe  XJ^otfod^e,  meldte  )u  feinem  feurigen 
ßifer  unb  feinen  gnoortungen  in  greflem  ®cgen- 
JQ^  flonb,  einen  tiefen  Sinbrud,  unb  er  toanbte 
feine  gonje  Slufmerffornfeit  borauf,  ben  ®runb 
biefer  grfolgloftgfeit  ju  finben.  ©e^r  balb  über» 
jeugte  er  fld^,  ba^  berfelbe  nur  in  ben  inbifd^en 
StanbedDorurtl^eilen  )u  fud^en  fei.  SBöl^renb  bie 
99ett)ol^ner  ber  JNtfte  burd^  ben  Umgang  mit 
Suro))öem  mand^e  Sigentl^ämlid^feitenil^resSoIfS» 
^arofterS  abgeftreift  l^otten,  bel^errfd^te  in  SRo« 
bura,  mie  überhaupt  im  3nnem  beS  SanbeS,  ber 
VbelSfbls  ber  SBrol^minen  unb  bie  gonje  Sud« 
fd^Iie^Iid^feit  ber  bevorzugten  ffaften  alle  Sebend- 
t^erl^öltniffe.  äBod  nur  t)on  ben  nationalen  ©e» 
bröud^en  ber  3nber  abtoid^,  galt  ald  unrein;  bie 
portugieftfd^en  9Riffionare  bemnad^,  meldte  f$=Ieifd^ 
a|en,  Sßein  tranfen  unb  mit  ben  Ißariad  Der- 
fel^rten,  tuaren  $rangi'S,  „Sertoorfene",  unb  aud^ 
bie  Steligion,  meldte  fie  prebigten,  mar  ein  ®reuel 
für  leben  ®ebilbeten.  9lod^  meniger  t)erftanben 
fid^  bie  SRitglieber  ber  l^öl^eren  jfaften  ba^u,  in 
SSerfel^r  mit  ben  nieberen  @tönben  unb  ben  $ariad 
}u  treten,  toie  man  bidl^eralSSebingunggurSuf- 
nal^me  in  bie  ftird^e  t)on  il^nen  verlangt  l^atte. 
SHefem  großen  §inbemi|  für  bie  ßl^riftianifirung 
bed  fianbeS  bejd^Iol  P.  be^  92obiIi  entgegenzutreten, 
inbem  er  nad^  bem  Seifpiel  bed  1^1.  $aulu8  90en 
Me8  mürbe.  92ad^  reiflid^erUeberlegung  mit  bem 
Sr^bifd^of  t)on  Sranganore  legte  er  unter  beffen 
®utl^eif(ung  bie  Xrad^t  ber  SBral^minen  an  unb 
bequemte  ftd^,  in  90em  nad^  bereu  @itten  p leben; 
\a,  um  nod^  einbringlid^er  mirfen  }u  fönnen,  ent- 
fd^Iol  er  fld^  fogar,  bie  ftrenge  fieben§metfe  ber 
@aniaffi,  ber  inbifd^en  Sü^er,  anjunel^men.  92un 
fonberte  er  fid^  üon  ber  SBcIt  ab,  erfd^merte  {eben 
Sefud^  bei  il^m  unb  vertiefte  fid^  in  baS  @tubium 
fomol^I  beS  clafftfd^en  @an§!rit  als  ber  lebenben 
5;amul«  unb  Xelingafprad^en.  3m  ®ebraud&  ber 
beiben  legieren  erlangte  er  balb  eine  gro^e  gertig« 
feit;  baS  ©anSfrit  aber  lernte  er  mit  claffifd^cr 
SReinl^eit  unb  glegan^  fd^reibcn,  fo  ba^  er  fpäter 
für  bie  eingeborenen  ©elel^rten  ein  ©cgenftanb  ber 
l^öd^ften  93ctt)unberung  mar.  ^uf  ®runb  ber  ge» 
monnenen  ftenntntffe  vertiefte  er  fid^  bann  in  baS 
©tubium  ber  auSgebcl^nten  pl^ilof opl^ifd^en  Sitera« 
tur,  meldte  bie  Snber  bcpjen,  unb  e§  gelang  il^m, 
nad6  SScrIauf  einiger  3a|re  fid^  öottftänbig  in  ben 
©ebanfcnfreiS  ber  inbifc^en  ©peculation  l^inein« 
juleben.  5Wun  erft  glaubte  er  fid^  sum  TOiffionS« 
merf  befäl^igt  unb  begann  ba§felbe  in  einer  ben 
nationalen  SSorurtl^eilen  angepaßten  SBeife.  6r 
fnüpfte  iSezie^ungen  5U  ben  @ebilbeten  au§  bem 
SBral^minenftanbe  an,  ftettte  il^nen  bie  d^riftüd^en 
Seigren  als  bie  von  ber  inbifd^en  ©peculation  ge« 
forberte  SBeiterentmidttung  bar  unb  Heß  fi^  in 
miffeufd^aftlid^e  ffiisputationen  ein,  bei  meldten  er 
feine  ffenntni|  ber  ©anSfrit-Sitcratur  jum  ©ton- 
nen ber  gingeborenen  vermertl^en  fonnte.  Ueber 
baS  Slufgeben  ber  ftaflenüoned^te  t)erIor  er  fein 
aaSort,  bielmel^r  geigte  er  burd^  fein  Seifpiel,  ba| 


ftd^  tint  \o\fy  bürgerlid^  SBeüorred^tigung  mit 
d^rifilid^emSeben  gang  gut  vereinigen  laffe.  3ugIeiA 
begann  er  bie  ^bfaffung  von  opologetif^  itiio 
polemifd^en  Sbl^nblungen  in  ©ondfrit  uiib  Von 
aScetifd^en  ©d^riften  in  ber  SonbeSfprad^.  S)iefe 
äßittel  erreid^ten  il^ren  3tvcd.  ©obalb  boS  £1^« 
ftentl^um  nid^t  mel^r  $rangi  mar  unb  bie  WxncSfmt 
beSfelben  nid^t  mel^r  gum  aufgeben  ber  ©tonbefi- 
vorredete  nöt^igte,  ließen  fld^  bie  SBrol^minen  leid^ 
ür  badfelbe  geminnen,  unb  eS  bilbete  ftd^  au8  ben« 
elben  dne  ddriftlid^e  @emeinbe  in  einem  S^itroum, 
beffen  Jtürge  burd^  ben  @egenfa|  gu  einer  vieqel^' 
)al^rigen  erf  olglofen  3:]^ötigfeit  erft  red^t  bemerbnS* 
mertld  mürbe.  S)ie  Dteopl^^ten  maren  von  l^eißgem 
Sifer  entbrannt,  mie  bie  (S^riften  gur  Spoftelgeit, 
unb  ruhten  nid^t,  bid  P.  be"  Dtobili  fie  mit  ©enb* 
fd^reiben  an  bie  ^5fe  ber  benad^borten  ^fitpen« 
tl^ümer  fd^idHe,  um  auc^  l^ier  ben  ©amen  b^ 
Sl^riftentl^umd  audguftreuen.  ©el^r  bofb  meierten 
fld^  bie  Uebertritte ;  ba§  Seifpiel  ber  Some^men 
unb  ®ebilbeten  fül^rte  aud^  bie  nieberen  fiafien  ber 
d^riftlid^en  Steligion  gu,  unb  eS  fd^ien,  aI8  foDten 
bie  3^iten  bed  1^1.  SfrancidcuS  Xaveriud  in  änbien 
mieber  aufleben,  ^ei  einem  folc^  Srfotg  fontiie 
inbeß  aud^  bie  ^fung  nid^t  ausbleiben,  tveld^e 
ben  eifrigen  Arbeiter  bemö^ren  mußte.  9n  ber 
SRetl^obe  be'  92obiIi'§  nal^men  bie  übrigen  Smf- 
ftonare  im  Sanbe  Zufloß,  ©ie  glaubten,  bie  Sei« 
bel^altung  ber  ffaftenunterfc^iebe  unb  il^rer  Vb* 
geid^en  afö  einer  bem  ^eibentl^um  entfprungenen 
Sinrid^tung  fei  an  fid^  vermerflid^  unb  miberftreite 
ber  ®runble]^re  beS  Sl^riftentl^umS,  baß  ber  SqA* 
lanb  für  ^iQe  gefommen  fei,  um  %Ut  feiig  )u 
mad^en.  ©o  entftanb  eine  Stetige  von  3mmgen 
unb  ^uSeinanberfe^ungen,  meldte  man  gemöl^nltd^ 
ben  ©treit  über  bie  malabarifd^en  ®ebröud^  nennt 
(f.  b.  ^rt.  aiccommobationSftreit  I,  159),  unb 
meldte  für  eine  Steige  von  Salären  bem  SBefbmb 
ber  inbifd^en  ftird^e  große  ©efal^ren  bereiteten, 
^m  cntfd^iebenften  trat  gegen  P.  be'  9lobiIl  beffen 
OrbenSgenoffe  unb  2)Htarbeiter  P.  Semonbeg  auf. 
Sr  verflagte  il^n  bei  bem  ^rovingial  unb  bem 
Sifitator,  aI3  amalgamire  er  bie  l^eibnifd^en  9n« 
fd^auungen  ber  Sral^minen  mit  ben  d^rifUid^en 
Seigren,  ftatt  fie  burd^  biefelben  gu  erfe^en,  unb 
geftatte  eine  älcil^e  aberglöubifd^er  ®ebröudge, 
meldte  ba§  Sl^riftentbum  verbieten  muffe.  5&te 
^Inf^ulbigung  fanb  leiber  ®Iauben,  fo  boß  ber 
SSifitator  ftrenge  TOaßregeln  gegen  be*  Slobili  in 
^Inmenbung  gebrad^t  ^aben  mürbe,  menn  nid^t  ber 
grgbifd^ofvon  Sranganore,  mit  beffen  Suftimmung 
er  gel^anbelt  l^atte,  unb  fpöter  ber  Srgbifd^of  von 
®oa  als  IßrimaS  von  Snbicn,  ber  bie  inbifd^en 
SBerl^ältniffe  rid^tig  beurtl^eilte,  entfd^ieben  für  \S^n 
eingetreten  mären.  Snbcffen  mußte  ber  eifrige 
SKiffionar  vorerft  feine  Sbätigfeit  einpeilen  unb 
foUte  eine  von  9lom  eingul^olenbe  Sntfd^eibung 
abmarten.  ®ortl^in  aber  mürben  jefet  Serid^te  ge« 
fanbt,  meldte  bie  einfcitige  ffiarfteuung  beö  ®e» 
fd^el^enen  bid  in'S  Ungel^euerlid^e  übertrieben  unb 
9lobi(i  fogar  ber  ^^eilnal^me  an  bem  inbifd^ 


417                                        ÜfloBiliuS  —  9locturn.  418 

6ö)nbteiiP  bef ^Ibigten.    €o  nttt^te  er  ben  baburd^  ein  Snbe,  bo^  er  Dom  Stobja  Don  ÜRobura 

641BR)  erleben,  bo|  ber  OrbenSgeneral  il^m  bie  bie  ouSbrüdlid^e  Srlaubni|  gur  Serfönbigung 

fbcngpen  SortDüzfe  unb  Skrbote  gufommen  Ite^,  unb  jum  99e!enntni|  beS  Sl^riftentl^umd  ertoirfte. 

ob  iMft  Wi  f^  Obeim,  ber  Sorbinal  SBeUar-  3ngnnf(i(ien  ober  toar  feine  ©efunbl^eit  gebrod^en. 

m,  i^  in  eineni  Srief e  befd^toor,  in  ftd^  gu  gelten  S)e§  9ugenlid^te§  foft  gong  beraubt  unb  Don  Dielen 

nb  nit  ferner  armen  @eele  9RitIeib  }u  l^ben.  Sd^mergen  l^eimgefud^t,  fe^te  er  gleid^mol^C  feine 

^M  flötlen  Me  Sendete  beS  ^rimoS  Don  @oa  X^ätigfeit  unermüblid^  fort,  bi§  ber  $roDin}ial 

oBb  bc8  Cr)btfd^fd  Don  Srongonore  balb  beibe  i^m  gebot,  fu^  gur  @d^onung  feiner  Jhöfte  nad^ 

DUnner  über  ben  mobren  Stonb  ber  @Qd^e  auf,  SReliopore  gu  begeben,  ^ier  fud^te  er  burd^  ®ebet 

od»  P.  be'KobUi  cxbielt  bie  (Senugtbuung,  bol  unb  Sbtöbtung  für  bie  9Riffion,  für  meldte  er 

fiaib!naI8eflarmint^m)um  gmeiten  SlRoI  tröftenb  nid^t  mebr  old  Setter  tl^ötig  fein  tonnte,  ol§  gfür« 

mb  eimmUenib  fd^rieb,  unb  bo^  ber  OrbenS-  bitter  gu  toirfen,  bis  ber  SOiöl^rige  ®reid  om 

gmeml  fein  Serfa^en  gutl^ie^  unb  il^m  bomit  16.  Januar  1656  inmitten  feiner  trauemben 

ftn^o^ircn  erlaubte.    S^ßwc  erl^ob  fid^  nod^  ein-  OrbenSbrüber  Derfd^ieb.    Sr  l^interlie^  ben  Stuf 

Bol  ein  @turm  gegen  ben  unerf d^odtenen  fiömpf er  eines  ^eiligen,  unb  bie  ©efeKfc^af t,  meld^er  er  an- 

vBbS>nlber,  ald  ber  bidl^erige  ^rimaS  Don  @oa  gel^örte,  Dere^rt  i^n  mit  Siedet  afö  ben  gioeiten 

1104  Sroga  6ef ürbert  unb  burd^  eine  $erf5nlid^!eit  Sipoftel  Don  Snbien  unb  als  ein  leud^tenbeS  99ei- 

cxfe|tiimrbe,tteld^}ube'9tobili'S®egnemgeb5rte.  fpiel,  mie  Diel  bie  mitftlugl^eit  gepaarte  Siebe  gum 

Ufm  eine  auSfül^rlid^e  unb  flore  S)en!f^rift,  ^eil  ber  ÜRitmenf^en  auSgurid^ten  Dermag.  (Sgl. 

vdibc  P.  be'  9tobin  )ur  S)arlegung  ber  Serl^lt«  de  Backer,  Bibliothöque  s.  y. ;  Bertrand,  La 

nffe  nnb  gnr  Sled^tfertigung  feineS  SSerfabrenS  Mission  du  Mandorö  d'aprös  des  documents 

cr^  bem  Stfitator  in  Snbien  Dorlegte  unb  bann  in^dits  U  et  lU,  Paris  1848  et  1850;  S)ie 

»4  9lom  fonbte,  l^otte  ben  (Erfolg,  ba|  er  bie  !at^.  SRifftonen,  Sfreiburg  1875,  13  ff.;  3)a^l- 

mei^  feiner  @egner  in  änbien  gum  Sd^toeigen  mann,  2)ie  @prad^funbe  unb  bie  SRiffionen,  gfrei- 

toubte.  unb  ba|  ^apft  (Sregor  XV.  im  3. 1628  bürg  1891, 17  f.)                        [ffaulen.] 

bü  auf  aSeitereS  bie  Beibehaltung  ber  angefod^«  "gioMRus^  f.  f^aminiuS  IV,  1542. 

ton  Sebrfiud^e  geftottete.  @o  fonnte  ber  f eelen«  ^oct^  f.  3bxct. 

eifrige  OrbenSmann  nad^  Dier  langen  SeibenS-  ^oäntn  (noctumum  sc.  officium)  mar  in 

Yäfm,  iDdd^  über  ben  Sei^blungen  Derfloffen  ber  öltem  3sit  bie  liturgifd^e  iBegeic^nung  für  baS 

ntten,  baS  angefangene  SRiffbnSmerl  mieber  be*  gange,  ber  9lad^tgeit  entfpred^enbe  ©ebetspenfum, 

ginKB,  unb  mit  ^ilfe  eineS  ©eföl^rten,  ber  il^m  alfo  {euer  ^l^eil  beS  Of^dumS,  meld^er  ie^t  9Ra- 

mnfd^fitterlid^  treu  gur  Seite  geblieben  mar,  ge-  tutin  (f.  b.  ^rt.)  genannt  mirb  (Noctumum  of- 

laaq  eS  i^  ie|^,  an  Derfd^iebenen  Stellen  inner-  ficium  in  quatuor  est  partes  distinctum,  sc. 

balb  bet  bcna^borten  fjürftentl^ümer  ffird^en  gu  in  tres  noctumos  et  matutinas  laudes ;  Du- 

crnibten  unb  ®emeinben  gu  grünben,  bereu  9Jlit«  randus ,  Bationale  divinorum  officiorum  5, 

glieber  burdj  gifer  unb  Sugcnb  bie  beftc  6m«  3,  6).    5Rac^  bem  je^igen  liturgifc^ien  ©prad^« 

Ablnng  ber  d^ripiid^en  Se)^  bilbeten.  6r  felbft  gebraud^  bcgcid^net  5Koctum  (noctumus  sc.  cur- 

bei^iränfte  fid^  nod^  immer  auf  bie  2Birffam!eit  sus,  feltener  nocturna  sc.  hora)  t>a^  gum  ^lad^t«' 

bei  ben  Srabminen  unb  ben  übrigen  Doruej^men  officium  gehörige ^falmengebetfammtbenSefungen 

Äaiten ;  allein  er  f orgte  baffir,  ba|  aud^  für  bie  unb  ben  fleinen  ämifd^cngliebem  (?lntip^onen, 

nieberen  Plaffen  ber  inbif d^en  ©cfeUfd^aft  eigene  95er8,  ^folution,  Sencbictionen  unb  Slefpon- 

DWnonore  oufgepettt  mürben,  unb  gur  9iad^tgeit,  forten).   ®ie  3loctum  mit  ben  gingangSgebeten 

To  er  feine  ®efabr  lief,  erfannt  gu  werben,  mib-  bilbct  baS  gange  5Kadi>toffirium  ber  fjferialtage  unb 

nifte  er  fid^  aud^  ben  $aria§,  unterrid^tete  fte  unb  ber  festa  simplicia,  fomie  ber  2:age  in  ber  Ofter- 

'^pnhitt  ibnen  bie  ©acramente.    ®er  SBerfel^r  unb  ^fingftoctaDe.    3m  ©onntagSofficium  ba- 

iDirdben  ben  eingelnen  ffifliffionaren  unb  bereu  gegen  unb  an  ben  fog.  fjfeflcn  novem  lectionum, 

*Iegbefoblenen»arbinbürgerlidben®ingengang  fomie  aud^  im  Sobtenofficium  fe^t  ftd^  bie  SJ^a- 

beai  inbifdben  gerimonieü  entfpred^enb  eingerid^tct,  tutin  au§  brei  91octumen  gufammcn.  S)er  $falm 

sö^renb  er  in  religiöfen  @ad^en  unbefd^rönft  blieb.  Venite  exsultemus  unb  ber  ^^mnuS  gelten  ber 

2o  iDiirben  ungegöl^lte  ©eelen  für  baS  ßbnften-  erften  5Roctum  al§  befonbere  ginlcitungSgebete 

Ann  unb  baS  emigefieben  gemonnen.    ^reilid^  Doran  (f.  Bubr.  gener.  Brev.  Born.  XUI,  1 

tomte  eine  fold^e  gottgefällige  Sl^ätigfeit  nid^t  ad  3).    ®ie  S^octumcn  ber  größeren  Djficien 

ctßt  ^eimfud^ung  burd^   Seiben  bleiben,    ^n  merben  ber  älei^enfolge  nad^  als  erfte,  gmette  unb 

apreren  St^en  mürben  bie  Sl^riften  Don  ber  britte  9loctum  gegöblt;  als  horae  noctumae 

Ubnifc^  Cbrigfeit  f^avt  gebrüdft  unb  Derfolgt,  ober  vigiliae  f(^lie^en  fte  ftd^  ber  altrömifd^en 

nb  gu  HRabura  mürbe  P.  be'  9lobili  felbft  ncbft  Xl^eilung  ber  9lad^t  in  5Rad&tmad^cn  an  unb  ent= 

feien  ©efäbrten  Don  1640—1642  unter  nid^-  fpred^en  ber  Xerg,  ©ejt  unb  9lon  im  3:age§= 

cgem  Bormanbe  im  ©eföngni^  gel^altcn.  9lllein  officium.  3ebe  9loctum  umfaßt  brei  ipfolmen,  bie 

bir  (Slonbe  unb  ber  foelbenmutb  beS  l^eiligen  erfte  5Woctum  be§  ©onntagS  ober  brei  ©ruppen 

9amt%  fiegte  über  alle  ^inbemiffe,  unb  im  Sobre  Don  je  Dier  ^falmen.  ®ie  gferialnoctum  bat  gmölf 

1644  mad^te  er  allen  Ouälereien  ber  Sl^rtften  ^falmen,  meldte  gu  je  gmei  unter  einer  9lntipboti 

tirAenUrÜoiL  IX.  2.  ICnfL  14 


419 


5Roe. 


420 


))er6unben  flnb.  ßbenfo  l^ot  jebe  92octum  brei  (im 
tnoiiQJlifd^en  Dfpdum  ötcr)  Scfungcn;  für  bie 
Qferiainoctum  loetben  fte  bcr  l^eiligcn  ©d^rift  ent- 
nommen ;  für  bie  Öfter-  unb  ^ftngftoctaö  unb  feit 
^iu8  V.  aud^  für  bie  SSigilien  unb  Safttage  flnb 
l^omiletifd^e  Slbfd^nitte  ^um  Sageöetxingelium  öor- 
gefel^en.  ^n  einem  festum  simplex  tritt  in  ber 
Siegel  flatt  beS  britten,  be^to.  bed  gmetten  unb 
britten  @d^riftabfd^nitteg  bie  SebenSgefd^id^te  beS 
^eiligen  ein.  3n  ber  erften  9loctum  ber  gefte  mit 
neun  Sectionen  toerben  bie  fiefungen  ftetS  auS  ber 
l^eiligen  @d^rift  getwmmen,  unb  ^mar  Beim  semi- 
duplex  unb  einfad^en  duplex  aud  ber  Scriptura 
occurrens,  beim  duplex  majus  unb  allen  ^eften 
l^ö^em  9litu§  aud  bem  Commune,  fofem  ni^t  am 
gel^örigen  Orte  im  iSreDier  anberd  angegeben  ift. 
S)te  Sefungen  ber  jmeiten  Woctum  im  Semporal- 
officium  ftnb  ben  l^eiligen  SSötem  entnommen,  an 
ben  Qfeften  ber  |)eiligen  pnb  fle  l^iftorifd^en  3n- 
]^alte§.  3n  ber  Dritten  9toctum  fd^Ue^en  ftc^  bie 
fiectionen  al§  ^omilie  an  ba§  ZageS-  ober  fSfeft- 
eDangelium  an.  Statt  ber  neunten  Section  tritt 
an  ben  nur  commemorirten  gferien,  Sonntagen 
unb  f$feften  (n)enige  ^öüt  ausgenommen)  eine 
Sefung  au§  bem  commemorirten  Officium  ein. 
Sie  Sbfolutionen  unb  SBenebictionen  geben  ben 
9loctumen  eine  iSejiel^ung  ^u  ben  brei  göttlid^en 
^erfonen.  [St,  ©d^rob.] 

'^0t  (n^,  Nwe),  ber  ^mxit  @tamnU)ater  bed 
SRenfd^engefd^Ied^teg,  toar  ber  sel^nte  in  ber  äleil^e 
t)on  ^bamS  ^bfömmlingen  au3  ber  fiinie  Setl^S 
(®en.  b,  28),  ber  @ol^n  fiamed^S  unb  Snfel 
aSatl&ufala'S.  ©ein  5Wame,  ber  fo  Diel  aß  SRul^e 
ober  3^rofl  bebeutet,  bejeid^nete  nac^  ber  ^bfic^t 
beS  SSaterg  bie  Srmartung,  meldte  bei  feiner  ®e- 
burt  auf  il^n  gefegt  mürbe.  ®iefe  fd^eint  feine 
geringere  gemefen  5U  fein,  afö  ba^  bie  ^opung 
auf  einen  Srlöfer  burd^  il^n  erfüUt  merbe  (®en. 
5,  29);  benn  ba§  allgemeine  Senm^tfein  Don 
ben  fd^toerlaftenben  f^folgen  ber  ©ünbe  mu^te  in 
@etl^§  ^bftamm  unter  ber  ©etoalttl^ötigreit  ber 
fiainiten  befonberd  brüdEenb  toerben,  fo  ba^  er  ftd^ 
tt)0]6I  als  ecclesia  pressa  betrad^ten  fonnte.  Se- 
jeid^nenb  fmb  in  biefer  ^infid^t  bie  Sporte  bed 
fetl^itifd^en  fiamed^  gegenüber  ben  jenigen,  toeld^e 
und  Don  bem  gleid()namigen  ^bfömmling  JfainS 
oufbel&alten  ftnb  (®en.  4,  23).  S)er  ermartung 
be§  93ater§  tonnte  9{oe  nur  infomeit  entfpred^en, 
als  er  ein  SSorbilb  beS  fünftigen  Sriöferg  mürbe 
unb  beffen  SBirffamfeit  tqpifd^  barfteUte.  ^ier^u 
mar  er  Dor  ^Qem  beföl^igt,  toeil  er  ftd^  Don  bem 
©itteuDerberbni^,  bad  ju  feiner  S^t  allgemein 
mürbe,  frei  l^ielt.  3lud  ben  nur  nad^  ftnnlid^en 
9lüd(jid^ten  l^erDorgegangenen  Sl^en,  meldte  jmif  d^en 
©etl^itenunbjfainitinnen  gefd^Ioffen  mürben,  ent- 
fprang  ein  ©efd^Ied^t,  in  totlä^tm  naä)  bem  93or- 
bilbe  be§  gotttofen  fiamed^  bie  nal^e  Dermanbten 
Softer  ber  SBoQuft  unb  ber  ®raufam!cit  jebeS 
ibeale  Streben  ertöbtct  l^attcn,  fo  ba^  fd^lie^Iid^ 
bie  9Renfd^I)eit  Dor  ber  gbttlid^en  ®ered^tigfeit  ba§ 
Äed^t  auf  il^re  ßiiftens  Dermirft  l^atte  (®en.  6,  2 


bid  7).  !Rur  9{oe  toar  eS,  ber  bie  Derbtente  Döllige 
SSemid^tung  Don  bem  SRenfd^engefd^Ie^ie  ablfitü, 
meil  er  ;,®nabe  bei  bem  §erm  fanb"  (Sen.  6, 8); 
benn  „er  mar  DoUfommen  unb  geredet  in  aOm 
©tüdEen  unb  manbelte  mit  ®ott''  mie  f^eno^ 
(93. 9,  Dgl.  5, 22).  @o  fonnte  er  einen  SRatffd^Iii» 
®otte§  ber  SBelt  afö  mdglid^  ermeifen,  ber  beim 
Srlöfer  nad^  ben  SBorten  bed  Vpoftetö  Stdm.  5, 18 
gur  Sßirflid^feit  mürbe.  Sorerft  bebeutete  9toe  ben 
ßrlöfer  burd^  bie  geitlid^e  Stettung  beS  Slenfd^- 
gefd^Ied^teS,  bereu  93ermittler  er  mürbe.  9Rit  ber 
llnfünbigung  einer  f$=Iut,  meldte  ber  ffinbigen 
äßenf  d^l^eit  unb  bereu  Sebendbebingungen  ein  Snbe 
mad^en  foDte,  erl^ielt  9loe  ben  Sluftrag,  einen  poJ%» 
iavi  J^er^ufteUen,  in  meld^em  er  felbft  mit  ^er 
Sfamilie  ald  Urjprung  eines  neuen  gottgefälligen 
®efd^Ied^teS  erhalten  bleiben  foUte.  SOt  Uefcft 
SRettungSmittel  tfl  nad^  alter  Srabition  bie  bentfd^ 
SBegeid^nung  ^Srd^e"  üblid^  gemorben.  @ie  ijl 
aus  bem  lateinif  d^en  arca  umgebübet  unb  begeicj^et 
mie  biefeS  junäd^ft  einen  jfaften  ober  eine  Xru^e,, 
morin  man  merti^DoKe  ©ad^en  birgt;  bal^  oud^ 
bie  aSegeid^nung  i,9rd^e  beSSunbeS''  fürSunbcfi- 
labe.  2)er  l^ebrötfd^e  £e|t  l^at  bafür  baS  gfremb- 
mort  nzr,  meld^eS  nur  no^  6s.  2,  8.  5  für  bo9 
5U  SRofeS^  ^Rettung  bienenbe  jföftd^en  gebrandet 
mirb  unb  Don  ben  LXX  ^ier  in  ber  gform  Offiv) 
beibel^alten  mirb,  möl^renb  eS  in  Stoe'S  ®efdbid^te 
mit  xtßcoToc  miebergegeben  ifL  ^Qe  biefe  tlnfi« 
brüdEe  geigen,  moran  bei  bem  fraglid^en  ^olgbou 
gu  beuten  ift;  9loe  foUte  fein  ©d^iff  bauen,  morin 
er  eine  SReife  gu  mad^en  l^ötte,  fonbem  nur  eine 
^olgconftruction  l^erfteUen,  meldte  il^n  fammt  allem. 
maS  bie  fjlut  überbauem  f oQte,  Dor  bem  Srtritden 
ftd^erte.  Sin  f$=Io^  fonnte  bie^  nid^t  fein,  meil  un« 
gel^eure  Stegengüjfe  unb  SBolfenbrüd^e  in  SuSfid^t 
ftanbeu;  einzig  ein  faftenf5rmiger  IBau  entfprad^ 
ber  gemoüten  Seftimmung.  t$ür  einen  fold^en  gibt 
bie  ^eilige  ©d()rift  ®en.  6, 15  bie  Don  ®ott  Dor- 
gefd^riebenen  3Ra^t  an,  meldte,  menn  fie  aud^  nid^t 
mit  matl^ematifd^er  ®emi|l^eit  beregnet  merbcit 
fönnen,  bod^  eine  ©d^ö^ung  erlauben,  monad^  bie 
Sr^e  beinahe  ben  jhibif inl^alt  beS  fi5Iner  SomeS 
befa^.  S)aS  SSerl^öItni^  Don  fiönge,  SBreite  unb 
^öl^e  mar  80  :  5  :  8,  mobei  bie  Sinl^eit  ein  3Ra| 
Don  gebn  „ßUen"  barfteUt;  bie  Slrd^e  mar  alfD 
na$  unferer  SuSbrudESmeife  ein  ^raUelepipebon 
unb  l^atte  bamit  gemi^  bie  gu  il^rem  3kDedte  oller- 
geeignetftc  ®eftalt.  SBenn  ® Ott  ber  §err  Dorfd^rieb^ 
fte  in  brei  gleid^  l^ol^e  ©todtmerfe  eingutl|eilen,  fo 
barf  man  annel^men,  ba^  gmei  berfelben  unter  bie 
SBafferfföd^e  einfanfen,  mäl^renb  eineS  über  bie» 
felbe  emponagte.  Se^tereS  mu|te  natürlid^  Sid^t 
erl^alten ;  baS  l^icrgu  Don  ®ott  angegebene  SRittel 
mirb  megen  ber  SSuIgata-Ueberfe^ung  fenestram 
(®en.  6, 16)  oft  irrig  als  ein  einziges  QfenPer  auf- 
gefaßt, mäl^rcnb  bcr  Xejt  nur  angibt,  ®ott  l^abe 
Sid^töffnungcn  Dorgefd^rieben,  mcl(|c  eine  ßtte  Dom 
3)ad^e  ber  ^rd^c  entfernt  bleiben  f oüten.  Ob  biefe 
offen  blieben  ober  Derfd&Iießbar  maren,  mirb  ^ier 
nid^t  angegeben;  fpötcr  aber  (8,  6)  jeigt  fid^,  bo^ 


421 


9locI  —  9loemQ. 


422 


rit  DiiQ^e  gntfter  mit  Serfc^lu^  toaren.  SDer 
goB^  9au  mu|te.  feiner  Seftimmmtg  ]^5d^{i  ent- 
int^tRb,  aus  Sopreffenl^ols  (LXX  ix  SuXcov 
HTpsTtuvoiv;  Sulg.  de  lignis  laevigatis)  l^er* 
jc^  itnb  boppelt  t^erpic^t  toetben.  gut  bie  @r« 
n^tang  bcdfelben  blieben  9loe,  ber  fld^  bebet  felbft- 
Do^mibli^  bet  i^m  gu  @ebote  flel^enben  äßenfd^en- 
fEöfte  bebiente,  120  Solare.  SB%enb  biefet  3eit 
3101  er  .ein  $rebiget  bet  ®ere<i^ttgrett''  (2  $etr. 
2. 5),  nid^t  blo^«  toeil  fein  gongeS  Untemel^men  ein 
Strafgerid^t  ®otM  t)erfütd>igte  (per  quam  dam- 
niTit  mundum,  ^ebr.  11,  7),  fonbem  gtDeifeld» 
otne  aaä^,  nml  er  feinen  S^^Q^noffen  mal^nenb 
nnb  loamenb  entgegentrat.   S^oax  fogt  un§  ber 
Öeikmb  felbft,  bo^  9ioe  mit  3Bort  unb  äBerf  gleid^ 
scirig  «inbrud  l^eroorrief  (TtaiÜ^.  24, 87  ff.  Suc. 
17, 26. 27) ;  aOein  ber  IBetlauf  ber  ereignijfe  gab 
mr  $rebigt  eine  entfe^id^e  Seftötigung.  lieber 
^kfm  Serlauf  unb  über  eine  9ie%  Don  ^fragen, 
lodift  belfans  burd^  benSerid^t  ber  j^eUigen  Sd^rift 
bflnorgemfen  merben,  f.  b.  ^rt.  Sintflut.  Snbem 
m  bie  Slrid^  über  ben  SBaffem  fd^mcbte  unb  ad^t 
Seilen  atettung  iKrfd^ffte  (1  $etr.  3,  20),  toarb 
ber  emig  unDcrönbetUd^e  9tatl^fd(|Iu^  ®otte3  nid^t 
M0ft  0»  aBiOe,  bie  aRenfd^l^eit  }u  erhalten,  offen- 
bar, fonbem  eS  ttarb  aud^  bie  StettungSonftalt 
wtgebilbet,  uield^  gur  einigen  SoUenbung  bed 
Dkiifi^cngefd^Iec^teS  t)on  ®ott  gemollt  mar.  Sie 
Ir^e  nxir  bie  tqpifd^  2)arfleUung  ber  JNrd^e 
CttifK:  »er  in  bie  eine  mie  in  bie  anbere  nic^t 
äägiSfi,  mug  )u  ®runbe  gelten.  @elbft  bie  fün« 
b^  SRitglieber  ber  Stxx^t  l^aben,  mie  bie  un- 
smen  Z^iere  in  ber  ^rd^,  tUn  be^megen,  meti 
ne  )ui  ilird^  getreu,  bie  ^nmartf^aft  auf  bie 
itfriir^Ii^e  SRettung  unb  Sefeligung.   2Bie  bann 
bieSirc^  Don  ben  ndmlid^en  äBaffem,  meldte  aUed 
labere  gerftörten,  emporgel^oben  unb  ftd^er  getragen 
anrbe,  fo  erhalt  fid^  an^  bie  JNrd^e  ^o^  über  afien 
Stürmen  unb  t)emid^tenben  ®eioaüen  ber  3(ii; 
mbafleS,  UMdfonfl  gerftörenb  über  bieSrbe  gel^t, 
imft  ber  ffird^e  ftetS  neuen  Kul^m  unb  neue  Sfeftig- 
fnt  geben.  —  S)er  grbauer  unb  Seiter  ber  ?lr^e 
aber  erfd^int  i^um  gmeiten  3RaU  al§  oorbilblid^er 
(hI5ier,  alS  bie  gflut  Dorüber  ift  unb  ber  9left  ber 
3bm'4b<it  mieber  bie  Srbe  betritt,  um  ein  neue§ 
SeHblec^l  auf  berfelben  gu  grünben.   SBirb  ber 
aene  Stommooter  in  bie  ^u^^apf en  ^bamS  treten 
Jber  mitb  er  feinen  Stad^fommen  baS  SBol^Igef aUen 
Sottet  )un>enben?  Sie  Sntaort  gibt  un§  bie  mu 
Teilung  ber  l^eiligen  Sd^rift,  bag  9loe  bie  neue 
fmuricflung  ber  Singe  mit  bem  Sau  eines  SKtarS 
mb  einem  @ott  too^lgefolligen  Opfer  begann 
^Sen.  8,  20).   3um  So^ne  bafür  etl^ielt  er  bie 
jnfid^Tung,  bog  bie  neue  S^iften^  be§  SJienfd^en» 
9r«4Ief^te9  ouf  (Srben  gefid^ert  bleiben  foUte  (8, 
21.  22),  unb  ed  tooxh  im  ^nfd^Iu^  an  bie  burd^ 
bif  $Im  ^beigefu^rte  Scnberung  ber  pl^^ftfd^en 
Scrtfältni^e  aud^  bie  ®en.  1, 29  eingefül^rte  Orb> 
oag  ba^in  ertoeitert,  ba^  bie  menfd)iid^e  ?2al^rung 
Bon  mm  an  ou(^  au§  bem  Sbi^treid^  genommen 
Verben  burfte  (@en.  9, 3).  3n  munberbarer  &erab- 


kffung  tooKte  ®ott  ber  £)err  bie  neue  Orbnung 
ber  Singe  %um  ®egenflanoe  eines  SunbeS  mad^en, 
als  beffen  2öeglaubigung  er  ben  ^Regenbogen  l^in« 
fteBte  (®en.  9, 11  ff.).  Sie^  fann  nur  fo  gebeutet 
merben,  ba^  ®ott  fic^  ^ur  ^ufred^terl^altung  ber- 
ienigen  pl^^fifalifd^en  SSerl^öItnijfe  Derpßid^tete, 
meldte  ben  SKegenbogen  l^erbeifül^ren,  möl^renb  Dor 
ber  t^flut  anbere  ßinrid^tungen  auf  Srben  Dorl^an« 
ben  maren.  9$on  Seiten  ber  9Renfd^en  foOte  ber 
99unb  burd^  bie  Seobad^tung  ber^enigen  ®ebote 
gel^alten  toerben,  meldte  bur$  bie  Srfal^rung  bei 
ber  frühem  ^Renfd^enenttoidtlung  nbtl^ig  getoorben 
toaren:  ed  marb  Dorgefd^rieben,  bie  Süfteml^eit 
burd^  Sntl^altung  Don  IBIutgenu^  }u  ^öl^men  unb 
baS  Seben  beS  9)litmenfd^en  als  baS  eines  Sben- 
bilbeS  ®otteS  l^eilig  gu  galten.  Sie  iübifd^e  6r- 
meiterung  biefer  l^orfd^riften  auf  fteben  fogen. 
noad^ifd^e  ®ebote,  totl^t  Sinige  aud^  ^g.  15, 29 
berädtftc^tigt  glauben,  ift  ol^ne  l^iftorifc^e  Sered^ti« 
gung.  Sen  ^norbnungen  ®otteS  entfprad^  9^oe 
aud^  baburd^,  ba^  er  bie  Srbe  bebaute,  unb  im 
SSerlauf  biefer  2:^ötig!eit  ppangte  er  ben  SBeinftodt 
an.  93iS  bal^in  ^atte  bie  SRebe  nur  mtlb  in  ben 
SBöIbern  gemud^^ert  unb  eine  unanfel^nlid^e  rSmä^i 
3U  mattem  @etranf  geliefert.  Unter  ber  Pflege  beS 
SRenfd^en  aber  gebte|  ber  SBeinftodt  gu  einem  ebeln 
@en)ä(|s,  unb  feine  f$frud^t  lieferte  nun  feurigen 
SS$ein,  gang  mie  fid^  bie|  im  fernen  Kalifornien 
unter  ben  ^önben  beutfd^er  OrbenSleute  mieber» 
l^olt  ^at.  Siefer  ißerönberung  l^atte  9toe  ftd^  nid^t 
Derfel^en,  unb  ba  er  baS  foftbare  Xraubenblut  fo, 
mie  frül^er  ben  matten  SBein  ber  milben  SRebe  ttant, 
marb  er  Don  einer  ungefannten  ®en)alt  übermannt 
unb  lag  beraufd^t  in  feinem  3ctt  auSgeftredtt  (®en. 
9,  20  f.).  Sie^  gab  9lnla6,  ba^  in  feinen  brci 
Söl^nen  fid^  gang  entgegengefe^te  ®eftnnungen 
offenbarten:  ©^amlofigfeitunbgfred^l^eit  iuKl^am, 
garte  @dbam  unb  finbUd()e  Sl^rfurd^t  in  @em  unb 
3ap^ct  (93. 22. 23).  gS  fonnte  91oc  nid&t  entgelten, 
ba^  l^iermit  für  baS  fünftige  SJienfd^engefd^Iedbt 
gang  Derfd^iebene  SBege  angebal^nt  xoaxtn,  unb  bie 
göttlid^e  Srleud^tung  fam  ^ingu,  um  il^n  erfennen 
gu  laflen,  meldte  2Bege  il^rerfeitS  bie  göttlid^e 
©nabenlettung  eingufd)lagen  l^abe.  @o  marb  9{oe 
gum  ^ropl^eten,  ber  in  tt)unberbarem,  breifad^  gc» 
gliebertcm  @prud^  baS  Programm  ber  gefammten 
9}len|c^cngefcöid^te  bargefteHt  l^at  (9J.  24  ff.).  g§ 
ift  nid^t  ol^ne  IBebeutung,  ba|  bie  l^eilige  Sd^rift 
aus  bem  gangen  950  Saläre  auSfüUenben  Sebcn 
5Roe'S  uns  nur  biefeS  eine  SBort  Don  i^ni  auf* 
beftal^rt  l^at;  benn  bie  Erfüllung  biefer  2Bci§= 
agung,  bie  ftd^  bis  gum  Snbe  aller  Singe  l^in  er» 
tredt,  ift  eine  ftcte  Sarlcgung  ber  93ebeutung, 
loeld^e  bem  gmeiten  StammDater  ber  ÜJlenfd()]^cit 
gufommt,  unb  eine  Slufforberung  gut  Sanfbarfeit 
für  bie  l^ol^en  ®üter,  meldte  bie  9!Renfd)^ett  burc^ 
3loe  erlangt  l^at.  [fiaulcn.] 

'gJoef,  f.  aiejanbcr  ^lataliS. 

^oenta  ("»y)/  ii"  %,  %.  bie  ^od^ter  beS  fai= 
nitijd^en  fiamed^  unb  ber  ©cün  (®cn.  4, 22).  3I)r 
5fJame  (bie  ©(|öne)  ift  auS  ber  in  ffainS  Sinie 

14  • 


423 


9loemi  —  5Rominalijlen. 


424 


Jcrrfd^cnb  gciüorbenen  SRid^tung  auf  baS  ©inti« 
Ud^e,  bic  in  ber  ©oppelcl^c  il^reS  SotetS  einen  t)cr> 
bred^erifd^en  SuSbrud  fanb,  ^u  erflören.  2)o  fte 
bie  ©d^ioefter  SuboIfainS  ttjor,  tt)irb  fie  (ol^ne 
@runb)  qI3  Srftnberin  be§  Spinnend  unb  äBebend 
ongefel^en.  [ftaulenj 

^oenti  ("^^0/  tm  9I-  2:.  5Wame  bcr  ©d^ftieger« 
mutter  Mutlos  (SHut^  1,  2  ff.). 

9^od,  ber  patripafftonifd^e  ^InKtrinitarier, 
ftammte  nad^  ^ippol^t,  bem  ölteften  unb  für  olle 
Späteren  gmnblegenbcn  Serid^terftotter  (foftol^l 
in  ber  ©d^rift  Contra  haeresin  No3ti  alS  in 
ben  $l^iIofop]^umenen  9,  7),  oud  Sm^mo  unb 
trat  gegen  Snbe  be§  2.  Sol^rl^unbertd  mit  ber  Seigre 
auf,  e^riftuS  fei  felbft  ber  SJaler,  unb  ber  SSater 
fei  geboren,  l^abe  gelitten  unb  fei  geflorben.  ©o 
glaubte  er  bie  SBorte  ber  ©d^rift  öon  ber  ßinjig» 
feit  ©otted  unb  ber  Sinl^eit  beS  IBaterS  unb  bed 
©Dianes  beuten  ^u  foQen.  ^ud^  foS  er  ftd^  felbfi 
für  9Rofe8  unb  beffen  99ruber  ^oron  ausgegeben 
^aben.  WS  il^n  bie  ^reSbQter  barob  jur  9.%ant- 
iDortung  sogen,  löugnete  er  unb  bemerfte,  er  be- 
fd^föftige  fi^  nid^t  mit  ben  Urgrünben.  3m  ®e« 
Reimen  aber  n^irfte  er  für  feine  Seigre,  unb  als  er 
miebentm  jur  3ted^enfd^aft  t)orgeforbert  luurbe,  er« 
flörte  er :  ^aQ  tl^ue  xd^  ©d^IimmeS,  menn  id^  Sl^ri- 
ftud  t)er]^errlid^e?  S^arouf  fd^Ioffen  bie  $re§bt)ter 
il^n  au9  ber  ©emeinbe  au§.  6r  bilbete  nun  eine 
eigene  ©djule  ober  ©ecte,  bie  balb  aud^  in  9tom, 
jucrft  burd^  ^rajeaS,  SSertreter  f anb.  lieber  ben  Ur- 
heber ift  weiter  nicbtS  befannt.  (95gl.  b.  9lrt.  ?lnti- 
trinitaricr  1, 973;  ^ilgenfelb,  Äejergefdö.  beSUr« 
d^riftentbum§,Seip3.1884,615-618.)  [ö.Qfunf.] 

Sloaard  bt  <£a  ^afeffe,  f.  2a  Palette  2. 

ttofeSan  ("."«C!?).  iw  ^.  S.  ber  9iame,  mit 
iDel({)em  Adnig  (Sitd^xaS  bie  bon  ^ofeS  l^errüb» 
renbe  eherne  Sdblange  benannte,  feitbem  bie  3§» 
racliten  biefelbe  ju  aberglöubifd^en  3^^^^  ^^' 
nu^ten  (4  ftön.  18,  4). 

IHofasctts,  f.  ^^etruS  92ola3cu3. 

^omenctaiox^  ^ontestcttfaf  or,  f.  $alatinal- 
ridbter. 

ftontinaßsnttis,  f.  b.  folgenben  ^Irtifel  unb 
Uniuerfalien. 

ftonttnanSnt  lourben  im  9){ittelalter  jene 
f dboloftifdbcn  'il.'biloiopben  genannt,  n?eldbe  ben  aU« 
gemeinen  "Gegriffen  in  feiner  9Sci)e  unb  in  feinem 
©inne  eine  cbiectitie  Äcalität  jugeftanben.  fonbem 
lie  inclmcbr  cinjig  al4  allgemeine  S^cnennungen 
(nominal  für  eine  ©efammtbeit  ton  gUiAartigen 
5^ingen  betracbtcteTT.  ^in  ber  objcctivcn  SsJirflid)« 
feit  Citbt  ^5  nur  Jnbifibuen ;  ba  tt?ir  aber  nidbt 
afle  i!inbitfibuen  mit  eigenen  Flamen  3u  bc^eidb« 
nen  wrmödbtcn.  ü>  fafeten  mir  eine  (jicfammt« 
beit  Don  gleicbarrigen  fingen  ju^ammen  unb  be» 
jeiineten  fie  mit  einem  gemeinfamen"!)iairen.  unb 
bü«  fei  e4.  wa*  man  ^en  , allgemeinen  iPCi^riff" 
nenne.  Jen  ?iominalinen  ftanben  gegenüber  bie 
Äealiften :  ne  fdbreiben  ennreber  bem  alliTeRTcineu 
'-Pegri"e.  in  »einer  '3lllc;cmci^^eir  geiicmme::.  ob- 
iectipe  3i-:alität  5«  unb  L^t'en  ^ie  0^^tp:^l::n  Ml>b 


burd^  ^ccibentien  fid^  unterfd^eiben  (ber  fogen.  c;« 
ceffiDe  Siealidmud),  ober  ober  fte  feigen  bIo|  ben 
Snl^It  beS  allgemeinen  SBegriffeS  in  ben  Stäriin' 
buen  objectit)  Dermirflid^t,  füliren  bagegen  bie  gfotm 
ber  ^Ügemeinl^eit  beS  aSgemeinen  SBegriffeS  auf 
baS  Senfen  ^urüdf  (gemö^gter  unb  rid^tiger  9tea- 
liSmuS).  SS  ifl  Üar,  ba^  bie  Stontinalißen  mit 
il^rer  Seigre  auf  bem  ©tanbpunite  beS  SmpiriSmnS 
ftanben.  Senn  memt  bie  oiOlgemeinen  Segriffe  gor 
feinen  eiaenen  ibealen  Snl^alt  l^ben,  ber  einem 
objectit)  (Begebenen  entfpri^t,  rottm  fie  lebigKd^ 
allgemeine  S^amen  finb,  mit  meldten  toir  unS,  nm 
bie  Singe  )u  überfd^auen,  bereifen  unb  bel^elfm 
muffen:  fo  ift  bamit  gefagt,  ba^  ttnr  an  boS  in 
ftc^  inteüigible  SBefen  ber  Singe  mit  unfetem 
Senfen  gar  nid^t  l^eranfommen  fö'nnen,  ba^  nrir 
in  aU  unferem  Srfennen  bei  ber  Srfd^einung  ber 
Singe  ftel^en  bleiben  muffen  unb  bag  böiger  eine 
eigentlid^  inteüectueUe  ^rfirnntnig,  bie  Joon  ber  finn« 
lid^en  mefentlid^  t)erfd^ieben  möre,  für  un8  unmAg» 
lid|  ift.  ^ier  liegt  bie  tiefere  99ebeutung  beö  mittel- 
alterlid^  9{ominaIi8mu8.  ®eu)öl|nlid^  unrb  aI8 
ber  Segrünber  ber  Stominaliftenfd^ule  im  SütteU 
alter  ber  Sanontcud  in  ^mpiegne  StoSce&in  (im 
11.  äal^rl^unbert)  be^eid^et.  6r  l^atte  j[ebod^  fd^ 
Sorlöufer  unb  fd^eint  ber  nominalifüfd^enSoctrin 
nur  fd^arfen  SuSbrudt  Derliel^en  )u  ^ben.  9to(( 
bem  99erid^te  beS  bl.  ^nfelm  leierte  SftoSceÜin,  ba| 
bie  allgemeinen  Segriffe  blo^e  flatus  vocis,  b.  (. 
leere  9lamen,  feien.  Ob  StoficeUin  felbft  biefm 
TluSbrudE  gebrandet  ^t,  tt)iffen  toir  nid^t.  Sem- 
gemag  fabelt  ^nfelm  bie  9}ominalif[en  barüber, 
ba^  fie,  gans  in  ba§  ©innlic^  unb  in  bie  Silber 
ber  (^inbilbungSfraft  DerftridEt,  nid^t  baSjenige,  ttxiS 
abgefonbert  üon  ber  SorfteÜung  rein  für  ffd^  Don 
ber  Semunft  erf  onnt  unb  betrad^et  merben  muffe, 
3U  untcxfcbeiben  im  ©taube  feien.  Serjenige  er* 
femte  bie  !Ratur  be§  S^enf d^en  nid^t,  ber  blo|  beim 
3nbit)ibuum  atö  foldbem  ^el^en  bleibe  vmb  nu^ 
begreife,  mie  mehrere  ^enfd^en  ber  9rt  nad^  Sinfi 
ieien.  ^an  fte^t  barauS,  mie  fd^on  Snfelm  onf 
bie  falf(^e  empiriftifd^  Senbeu)  ber  ^lominarifhn 
ba$  ^aiqjtgemid^t  legte  unb  gerabe  t)on  biefem  Sc- 
fidEit^punfte  auli  fie  fabeln  ju  muffen  glaubte.  Suf 
felm  beridbtet  meiter  (De  fide  Trinitatis  o.  2et8X 
Ko^ceÜin  f^aht  gelebrt,  bie  brei  göttlid^en  ^ßerfonen 
feien  bloB  ber  9}2ad^t  unb  bem  SBillen  na^  Sinfi; 
fonft  aber  feien  fte  brei  ^Singe",  brei  ^SDBefen« 
beiten",  brei  ^©ubflanjen",  bie  man,  toenn  e8ber 
©pradbgebroudb  erlaubte,  mobi  aud^  brei  „(Sötter' 
nennen  fonnte.  Siefe  ^nftc^t  pafet  genau  in  feine 
nominaliftifcbe  9lnf d^auung  l^inein.  (Sr  fd^int  n&n* 
lidb  alfo  gefcbtoffen  5U  babcn :  SSenn  in  ber  SBiz!" 
lid}feit  (gcmöB  ber  nomtnali{hfd6en  Soctrin)  nur 
C^nbipibiien  e^iftiren.  bann  muffen  aud^  bie  brei 
^Ikrionen  in  ber  (j^cttbeit  al4  brei  inbioibueBeSuB- 
ftanben  aufgeuiSt  werben.  Samit  mar  freilic!^  ber 
Irilbei-jmu*4  fertig,  unb  e«  läßt  ftd^  begreifen, 
n?arum  icbon  bamalr  bie  nominalifttfd^e  Soctrin 
Kamer.rlidj  vcm  bl.  "Jlr.ielm  fdborf  beföntpft  nnnrbe. 
^ine  ^erm•tteln^e  Stellung  jroifdben  ?RominaIiflett 


42S                                                  mgminalifltn.  426 

ntb  3t(ülip«i  MÜtt  Vüülaiti  ritnu^mni ;  CT  neigte  getndne  tiloMn  intjmi  Seele.  3nbem  tr  näni' 

m  oba  bo^  nt^  bttn  DlominaliemuS  ju.  l^uit{tre@eeIetrtennt,ertennteTQii(^bie3:^ä% 

3iil8.tmbl3.3otli^unbeittiKirt)«!liDmimf  leit,  mit  melc^er  mit  ben  aUgemetnen  Sebanlen 

litail  VOB  ben  ero^  @4i)laftiltm  bie|tr  3tit  bUben,  unb  biefen  |eßift.  tiefem  ^ominaliäntuS 

iifftiifd^i^ooIUoininraüfieitounbenmDibtnunb  gemä^  beruht  ba^cr  audi  her  iSegriff  niii^t  mel^ 

Kf^nanb  Don  bti  Silbflä^e.  XHit  bem  l4t.  Sa^r-  auf  tiittr  apeoies  intolligibilis,  buti$  ndc^e  bn 

^nlint  ain  toui^tt  n  toicbtr  auf  uttb  coiifolibirtf  Ster^onb  bie  aSefenfieit  ber  IDinge  crfennt,  nie  bte 

{üf  ju  rinn  fSnnli^m  <S(^ule.    91S  iBegtünbei  Slealiflen  lehrten,  fonbem  er  ift  einblogeS  SBort, 

Wfdbm  nfdittnt  äBtT^Im  Don  Octatn,  obgleid)  bQ§  ais  3ei(^^  fÜT  Diele  S)inge  gelten  lann,  ein 

■14  biefn  fd^n  SGoisüngcr  ^tle,  bie,  nie  $etruB  bloßer  a:eTminuS,  bei  für  bitfe  S)inge  jupi^oniit. 

InmAd  nttb  Sil^dtn  X)umnbu9,  jum  !RDmiiia'  Slie  ^otninaliften  bet  Occam'fd)en  ©c^iüie  nur» 

litauiBübnltUtten.  Occam^äitbafüc.  bagbieSi'  ben  bal(|ei  aiic^  „Strmtniften"  genannt.  StDijt^fli 

tamtnifc  mit  bn  fmnlit^en  Snfi^auung  beginne  ^iominaliSmue  unb  SerminiSmue  ifl  al|D  fein 

■nb  Bon  btefn  jut  inteUectutllen  Silenntni|  fort*  wefentlic^er  Unterfd^ieb,  bctbe  Soctiincn  fmb  Diel* 

f^trite.  3)tt  inledectuelle  &ilcnntni|  obei,  le^rt  ei  me^r  ibentiji^ ;  nur  au8  bem  angegebenen  <äiunbe 

wiki.  tft  tstebenun  auf  er^eT  Sinie  inhiitiDe  unb  tourben  beim  Ausgange  beS  XDittelaiterS  bie  Dlo- 

ml  jBctln  Sinie  obstractinc  grlenntnife.   3n  ber  minoliften  auä)  Serminiften  genannt.  —  ffitt 

iitintiofn  Silenntni|  bei^  ber  iSerftonb  baS  S)ing  Occom'jdie  DtominaltämuS  gewann  balb  ja^lreid^ 

■o^  [liiuc  nfo^iungemögigen  Sefi^ffen^etl,  3"  91n^nget,  OccamS  Kitineä  Sluftteten  unb  feine 

tet  oMtnctiben  6ilenntni|  bagegen  f\tf)t  tt  Hon  offene  O^ipafition  gegen  bie  befte^enben  Spulen 

ba  flii|)irif4en  Stfi^affen^  oeS  änbiDibuumS  unb  beren  Seiten  führten  ibm  alleSene  gu,  nelttie, 

it  ntb  bttilt  boSfelbe  o^ne  biefe.  9Senn  nun  bet  nid|t  jufiieben  mit  bem  S8cftet)enben,  Neuerungen 

Seißantl  in  ber  intuitiDenßcIenntnift  einen  ©egen-  nünf^ten.  2}er  OccamiemuS  lourbe  bal^er  ou^ 

|Db  bcidt  aU  ben  inbinibueHen  @egenflanb,  ate  als  bie  „neue  Soctrin"  gegenüber  ber  »alten"  be* 

Bil^n  n  i^m  fi^  barfteHt,  bann  Etat  et  eine  jeitfinet.  Unter  feinen  Slnliängem  jinb  befonbetS 

Icpimmtc  Crltnntnif;  bsn  bemfelben.   Jßjenn  er  ^etootju^eben  So^anneS  SBuribanuS,  ein  unmit' 

■tu  ia  ber  abStractiDcn  ^enntniß  Don  ber  inbi-  telbarer  @d^üler  OccamS ,   gierte  b'^iUq  (itn 

libidlen  SSefümmt^eU  bee  S)inge8  abfielt,  bann  14. 3a^r:^unbert)  unb  (Sabriel  iSiel  gu  Tübingen 

bnlt  ra  boSfelbc  infofetn  unbeftimmt,  als  (im  15. 3al)r^unbert),  genöbnlii^ ber  „lefite @($o> 

ad  Bi4t  me^t  Don  ben  anbcitDeiligen  inbiui'  lafiitei"  genannt  (f.  b.  betr.  tSrtt.).  S)ie  llniDerfität 

Wien  Singen,  bie  i^m  ä^nlit^  ftnb,  unterfi^ei-  ^anä  mehrte  fii$  träftig  gegen  baS  Umfic^greifen 

b(L  Sicfe  imbefttmmteStfcnntniibeSSJingee  ift  ber  nominaltftifii^en  SDoctrin  in  t^iem  @(^oge. 

IsD  bo«,  »08  mir  allgemeinen  Segriff  —  Uni-  ©i^on  im  3- 1339  unb  1340  erfi^ienen  5Decrete, 

tnfolc  —  nennen.  S>nnnaii^  (|üt  ba8  Uniöetfale  in  meli^en  OccamS  fie^re  Dotjuttagen  uetboten 

lAer  als  folt^  eine  abjectioe  Stealität,  noi!^  ifl  würbe.   3ni  3.  1473  erf(^ien  unter  Submig  XI. 

i  feinein  Sohlte  na^  in  ber  ObjecKDitüt  be-  neuerbingi  ein  föniglidieS  S^ecret  gegen  bie  ^iomi- 

onitbet.  fonbemeSifteinjigein^robuctbeSSJet-  naiiften,  naii^  meli^em  bie  gebadete  S)octrin  ju 

pnbe4,  ein  nnbeftimmtn  @ebante,  ber  in  ber  ah§'  lehren  Derboten  unb  bie  Sedier  ber  UniDerfititt  auf 

IndiMn  <Sifenntni|  njeugt  nirb,  im  (Segenfa^e  btn  9ieali3mu3  eibUc^  Der)]^it^let  mürben.  2)iefeS 

11  bem  btfhmmten  (Sebanfen.  melier  aue  ber  in*  Seaet  blieb  in  äiec^tslraft  nur  biS  gum  Sobte 

tiiiioen  Srienntnig  entfpringt.   Sein  9)er^ältnift  1481,  wo  eS  niebn  aufgefiDben  nurbe.  <&S  fel^ilte 

in  ben  Singen  benimmt  fid^fomit  lebiglii^  ba^in,  aut^  ni^t  an  folc^en  Snännem,  meiere  in  bem 

iiB  ti  ein  95egriff  i|t,  fo  geeigenfc^aflet,  bn|;  er  ©Ireile  jroift^en  äSealiften  unb  Serminiften  eine 

3™^  für  Dielt  3)inge  fein,  für  eine  aSielbeit  Don  uermittelnbe  flioHe  gu  fpielen  oetfui^len.    ©ogu 

Xingen  fupt»miren  (ann.  3n  bicfet  Sejie^ung  ift  gehört  namentlii^  Sn^anneS  ©etjon  (f.  b.  9Irt.), 

et  ttnui  allgemeines,  mäbrenb  bas  UniuetfaEe,  als  bet  auf  ber  @runblage  bei  gemä|igten  unb  ri^- 

fikbanft  gefaxt,  etnnS  rein  StnguläreS  ift.  S}em-  ttgen9ieali3mu§,  melden  ber  ^LSibomaiDetttetcn. 

»4  beruht  au[^  bie  Olieberung  ber  Singe  naä)  bie  beiben^eitenben  Parteien  juDerfbbnenftrebte. 

Sattungen  imb  Wirten  nic^t  auf  einem  obfectiD  be*  Soc^  fonnte  er  baburc^  ben  ©treu  nic^t  jur  3tut)e 

gmnbcini  Sierbältniffe,  fonbem  fie  Ijal  i^ten  ®runb  bringen.  3m  16. 3al)t^unbert  getnann  bet  Öcca* 

KKC  barin,  bae  ber  eine  ^Begriff  al3  Seichen  für  migmuSbie@Qmpatt|ienber  „9{efDtmatDren",nia9 

■^me,  bn  anbere  nur  für  nentger  Singe  fup'  übrigens  mo^I  Weniger  auf  ^edjnung  feiner  Soc 

pniien  fonn.   Sbenfo  gibt  eS  in  bem  gütilid^en  Irin,  als  bielme^t  auf  SHti^nung  feiner  titc^eu' 

Sopanbc  nii^t  3been  be§  Mgemetnen,  fonbem  (Rilitiic^enOppDrition  gegen  ben  $apft,  bie  man 

Sbeen  bes  ßinjelnen,  b.  ^.  nicf)t  bie  an  f\ä)  nabeju  a[i  fanatifd)  begei^nen  mu§,  gu  fe^en  ift. 

einen  91aturen  bn  Singe  finb  in  bem  galt*  3in  Siaiife  beS  16.  Sa^tl^unbertS  tierf(f)lDanb  aU- 

Serpanbe  ibeal  präformirt,  fonbem  nur  mälici  ber  IHominaliSmuS  bom  Si^aupla^e  ber 

Mf  3iit>iDibuen,  eben  meil  eS  folijie  an  fi^  aü-  @etc^icf)le.  febod^  nur,  um  im  17.  Sa^t^unbert 

"  iw  Staturen  nii^t  gibt.  Sa  baS  ungemeine  in  einer  onbem  Sorm  mieber  aufguleben,  näm» 

rine   unbeßimmte   (Srlenntni|   im   menfc^°  li(^  aB  auigefptod^enet  SnipiriSmuS  in  bet  Sode'- 

1  Sn^onbe  iß,  fo  erftnnt  ®ott  biefeS  M-  fc^en  Soctrin.   Sode  (f.  b.  ^rt.)  fielet  in  feiner 


427 


Nominatio  regia  —  !Ron. 


428 


fic^rc  öoti  ben  altgcmeincn  Segriffen  ganj  auf  bem 
©tatibpunfte  ber  alten  Slominaliften,  unb  e8  ergibt 
ftd^  für  il^n  biefe  ^nfd)auung  al§  natürlid^e  gfolge 
aus  feinem  6mpiri8mu8.  3)er  91ominaIi§mu§  l^at, 
toit  oben  gezeigt,  an  ftd^  fd^on  einen  toefentlid^  em< 
piriftifd^en  ß^arafter :  eS  ift  bal^er  nici^t  5U  t)er« 
munbem,  luenn  ber  SrnpiriSmuS  überl^aupt  bie 
nominaliftifd^e  ®octrin  fld^  aneignet,  tt)ie  foId^e§ 
t)Dn  Seiten  fiocfe'd  gefd^al^  unb  bt§  auf  ben  l^eu« 
tigen  Xag  öon  empirtfHfd^  gefmnten  ®enfem  nad^« 
geal^mt  mirb. 

Ueber  9tominali§mu8  (unb  KealiSmuS)  fd^rie» 
ben:  Baumgarten -Crusius,  Progr.  de  vero 
scholasticonun,  realium  et  nominalium  die- 
crimine,  Jenae  1821;  6j;ncr,  Ucber  9lomina» 
liSmuS  unb  SRealiSmuS,  $rag  1842;  ©törfl,  ®er 
9lominaIi8mu8  unb  SealiSmuS  in  ber  ©efd^id^te 
ber  ^l^ilofopl^ie,  gid^ftätt  1854;  ftö^Ier,  SealiS« 
muS  unb  9{omina(i§mu§  in  il^rem  Sinfluffe  auf 
bie  bogntatifd^en  ©^fteme  beS  aWittelalterS,  ®ot^a 
1858 ;  e.  @.  IBarad^,  3ur  ©efd^idf^te  beS  5Woniina= 
HSmuS  öor  SRoSceUtn,  SBien  1866,  u.  %  Sgl. 
aud^  Bouchitte,  Le  rationalisme  chr^tien  ä  la 
fin  du  onziäme  siecle,  Paris  1842.     [Stödl.] 

Nominatio  regia  ift  bie  fird^enred^tlid^e  Se« 
jeid^nung  für  eine  beftimmte  Qform  ber  Sefefeung 
cine§  fjb^ttn  ffird^enamteS,  befonberS  eined  Sid» 
tl^um§.  2)er  römifd^e  @tu]^l  röumt  nömlid^  ein» 
jelnen  Surften  als  ^riöilegium  unb  Snbult  ober 
it»urd^  Soncorbat  baS  Siedet  ein,  bie  Ißerfon  5U 
ernennen,  toeld^cr  eine  erlebigte  Ißrälatur  öerliel^en 
merben  foU.  @omit  ftellt  bie  nominatio  regia 
gen)5l^nlid^  eine  Sefd^rönfung  beS  fonft  einer  be- 
ftimmten  Korporation  (Sapttel)  pflel^enben  SBol^l- 
red^teS  bar,  toxt  benn  aud^  gef^id^tlid^  baS  lanbeS- 
fütjllid^e  SmennungSred^t  l^önfig  mit  ber  Se» 
fe^ung  ber  SiStl^ümer  burd^  SBal^l  abgemed^felt 
l^at.  ©d^on  jur  Seit  ber  SKerowinger  mar  eine 
fold^e  Sefugnig  t^eilS  Don  einzelnen  jfönigen, 
t^eilS  im  8.  Sal^r^unbcrt  t)on  bem  IDlaior  2)omu§, 
jcbod^  ol^ne  ßuftimmung  ber  Oberl^öupter  ber 
ftird^e,  ausgeübt  morbcn.  j?arl  ber  ®ro^e  Der^id^« 
tete  im  3. 808  burd^  ein  eigenes  ju  biefem  Sttjede 
erlaffeneS  Sapitulare  auf  bie  aud^  uon  il^m  geübte 
Cmennung  ber  Sifc^öfe  unb  9lebte,  fotoie  aud^ 
fiubtoig  ber  ^^omme  bie  t)on  feinem  Satcr  feft« 
geflellte  SBal^lfreil^eit  anerfannte.  allein  unter  ben 
fpöteren  jf arolingem  f omie  unter  ben  Ottonen  im 
oflfränfifd^en  unb  ben  Gapetingem  im  meftfrönfi» 
fd^en  9teid^e  mar  bod^  mieber,  obfd^on  baneben 
oudb  gemifle  SBal^lformen  beobachtet  mürben,  bie 
Sefe^ung  ber  meiflen  SiStpmer  in  ben  ^^önben 
ber  ftönige.  2)aS  SBormfer  S^oncorbat,  burd^  mel- 
dte« ber  Snüeftiturftreit  beenbet  mürbe,  [teilte  baS 
SBa^lred^t  mieber  l^er;  benfelben  Smd  l^atten, 
nad^bem  baSfelbe  mand^e  Sinbu^e  erlitten  l^atte,  bie 
Koncorbate  beS  15.3a]&r^unbertS.  3n  granfreid^ 
l^atte  um  biefelbe  S^it  bie  pragmatifd^e  ©anction 
für  bie  SiStl^ümer  unb  t)iele  ^Abteien  SBal^l  unb 
^oftulation  eingeführt,  mol^ingegen  baS  ^mifd^en 
ito  X.  unb  tJfrana  I.  im  3.  1516  abgefd^loffene 


Soncorbat  bie  SBal^len  )u  ben  ^rötaturen  abf  d^ffte 
unb  an  bereu  Stelle  im  britten  Xifd  bie  nomi- 
natio regia  f e|te.  —  2)ie  9lomtnation  Dertritt  bie 
©teile  ber  Ißoftulation  unb  SBal^I  unb  ift  bal^ 
au6)  gan^  mie  biefe  5U  beurtl^eilen.  S)emgemö^ 
if!  aud^  in  ^Betreff  jeber  nominirten  $erfon  ber 
SuformatiDpro^e^  an^uflellen;  fel^tt  il^r  eine  ca« 
nonifd^e  ßigenfd^af t,  fo  ift,  mie  bei  ber  $offaiIattmi, 
ber  ^apft  jur  Seftötigung  nid^t  üerpfttd^tet.  9uf 
biefen  beDolüirt  aud^  bie  Sefe^ung,  menn  bie9lo> 
mination  nid^t  innerl^alb  fed^  ÜHonaten  nad^  Stn- 
tritt  ber  ©ebiSDacan^  t)orgenommen  mirb.  —  Sie 
Sönber,  in  meldten  bem  SonbeSl^erm  baS  9lomina> 
tionSred^t  für  bie  SiSt^ümer  juftel^t,  f.  im  «rt 
SBiStl^umlU,  ob.U,  883;  in  Setreff  ber  eanoni- 
cate  f.  b.  art.  ganonicat  n,  ob,  n,  1836  f.  ©pe- 
cieHe  ^bmeid^ungen  für  eingelne  99iSt]^ümec  finb 
unter  bem  t)on  il^nen  l^anbelnben  ^rtifel  ange« 
merft.  [$l&inip8.] 

'^omocanones  l^ei^en  in  ber  morgenidnbif d^en 
ffirc^  bie  feit  bem  6.  3Ql&r]^unbert  oSrndlig  ent- 
ftanbenen  Sammlungen  t)on  ffird^enred^tSqueÜen, 
in  meldten  fog.  xavövsc  (fird^lid^e  Sorfd^riften) 
mit  ben  v^ftoi  (faiferlid^en  ®efe|en  circa  sacn) 
materien«  unb  rubrifenmeife  Derbunben  maren. 
Söldner  9{omocanoneS  finb  fünf  ober  fed^  nä^er 
befannt.  2)er  erfte  ift  ber  balb  nad^  3uftinianS  Xobe 
uon  einem  unbefannten  Sompilator  sufammen- 
gefteQte  (f.  b.  Srt.  Sanonfammlungenll,  1849  f.). 
3)er  jmeite  ip  ber  im  3lrt.  SBalfamon  (ob.  t 
1901  f.)  ermähnte.  ®er  britte  bilbet  ben  jmrften 
(in  ben  ^anbfd^riften  erften)  %f)txl  ber  grq|en 
Sammlung  beS  ^l^otiuS  (f.  ob.  n,  1850  f.).  5oer 
Dierte  ift  eine  menig  bebeutenbe,  au^  bem  14.  Sal^ 
l^unbert  ftammenbe  Sammlung.  Sie  ifl  baS  l^ö^ft 
Dermonene  SBerf  eines  unbefannten  SompilatorS 
(9luSg.  t)on  SoteleriuS  in  ben  Eccl.  graec.  mon., 
Paris.  1677,  I,  86 sqq.  et  724 sqq.,  mit  tat 
Ueberf .  u.  ^nmerf .).  ®er  fünfte  ift  bie  Sammlung 
beS  SRatt^.  SlaftareS,  fül^rt  aber  nid^t  ben  9{Qmen 
9Jomocanon,  fonbem  l^ei^t  Suvra^ji^  (f.  ob.  H, 
1852  f.).  3)er  fec^Ste  ifi  bie  Arbeit  beS  SRonud ' 
a»aIaruS  in  Sl^eben  (beenbigt  im  3. 1561);  biej^ 
Dtomocanon  mar  fe^r  Verbreitet  unb  ift  in  jol^t' 
reid^en  Slbfd^riften  borl^onben  (f.  Zachimae,  Hi- 
storiae  juris  graeco-romani  delineatio,  Hei- 
delberg. 1839,  88  sq.).  (3ur  Sit.  ögl.  ben  «rt. 
Ganonfammlungcn  II,  b— d.)  [^ermoneber.] 

9^011  (Nona  sc.  hora),  bie  le^te  ber  fog.  fleinen 
ober  apoftolifd^en  ^oren  beS  canonifd^en  Offi* 
ciumS,  entfpri^t  il^rem  !Ramen  nad^  ber  neunten 
Stunbe  beS  2:ageS.  2)er  ganje  Sag  t)om  Aufgang 
bis  )um  Untergange  ber  Sonne  mirb  nömtid^ 
in  }mölf  gleid^e  Slbfd^nitte  (Stunben)  getl^eilt  ge« 
bac^t,  unb  bie  !Ron  ift  alfo  bie  3eit,  mo  bie  Sonne 
il^ren  nad^mittögigen  Sauf  gur  |)ölfte  gurüdEoelegt 
l^at  unb  ber  %benb  nal^t;  fte  bient  bemna^  ber 
@ebetsmeil^e  für  baS  abgelaufene  britte  Siertel  ber 
SageSarbeit.  ^)luf  bie  beDorftel^enbe  9[benb}eit 
meist  aud^  ber  ^^mnuS  l^in,  melc^er  bie  §ore  er* 
dffnet ;  er  fprid)t  bie  Sitte  auS,  baS  ©nobenlid^ 


439 


92onanto(a. 


430 


möge  am  Sbenb  bed  Sebmd  und  ntd^t  entf d^toittben. 

Seil  jebod^  fqon  früIijeUig  bie  f8t\pn  Dom  ^Benb 

in  ben  Kail^Utag  gerüdt  lourbe,  fo  t)erfd^ob  jtd^ 

otfpicd^  bie  92on  Dor  ben  9mttag.  3m  aRittel« 

alter  nrurbe  ed  für  bad  öffentliche  Sl^orgebet  @e» 

vo^n^,  mit  ber  €est  ani)  bie  9fa)n  an  bie  Son* 

Deniualmeffe  an^ufd^Iie^en,  an  Sr^fttagen  aber  fte 

Mcfer  Doranjuf dulden.  3n  ben  Stubrif en  nmrbe  biefe 

SctDol^n^  pm  ®efe|  erl^oben.  S)ie  Erinnerung 

aa  bie  urf)>nmglt(l^e  S^übeftimmung  für  biefe  ®e« 

betsfinnbe  ^t  ^  im  S^orbienfl  infof em  erl^alten, 

Ott  an|er  ben  gäfitagen  bie  9ton  unmittelbar  t)or 

ber  Sefper  recitirt  mirb.  ^ud^  bie  mittelalterlid^e, 

an  bie  finl^Iid^  Sagjeiten  ft^  anfd^Iie^enbe  Seit» 

befümmung  ,eü  nonen  zit^  bejeid^net  bie  ©tun* 

bes  oor  bff  Sejper^eit,  baS  noon  ber  englifd^en 

Sprad^  ben  Ölittag.  —  SBie  bie  übrigen  ^oren, 

io  beginnt  aud^  bie  3lon  nod^  Pater  unb  Ave 

nit  DeuB  in  adjutorium  unb  Gloria  Patri.  S)ie 

ffolmobie  umfaßt  im  römifd^n  93ret)iere  an  allen 

zögen  gleid^ö^ig  bie  legten  fed(|8  Octonare  beS 

118.  $falm8,  meld^  gu  je  gmeien  unter  einem 

Gloria  Patri  t)ereinigt  ftnb  unb  f  o  brei  ^falmen, 

cBtfpred^enb  ber  gleid^  3<t^I  ^on  Ißfalmen  ober 

9falmgruppcn  ber  fonn-  unb  fefttöglid^en  9toc» 

bräen,  borfteüen.  gut  bie  Sonntage  unb  gferien, 

mU^  feiner  Sfefigeit  angel^5ren,  ift  bie  Sntipl^on 

im  ^faltcrium  ongegeben;  in  ben  gfeftgeiten  unb 

OB  bot  S^en  tritt  bie  5.  ^ntipl^on  au§  ben  SaubeS 

m,  iDenn  nid^  rigene  Sntipl^onen  für  bie  fleinen 

fynm  toorgefel^en  ftnb.  ^aS  an  bie  furge  Sd^rift« 

bfung  (Capitolum)  fi^  anfd^Iie^enbe  Stefpon« 

iorinm  ifl  in  ber  Ouabragefimol«,  ^affionS*  unb 

Cflergeit,  fomie  an  ben  ^ften  auS  bem  Serje 

ber  3.  92octum  gebilbet.  ^bgefd^Ioffen  mirb  bie 

52on  mit  ber  XageS-  begm.  ^ftoration;  an  ben 

gröBeren  Serien  unb  ben  9$igilten  gelten  il^r  nod^ 

hit  gfetialpreced  t)oran.  3m  monaftifd^en  Offi» 

dum  tntfaQen  auf  bie  9{on  am  Sonntage  unb 

üJfamtage  nur  fe  brei  Octonare  be§  118.  $jalm§; 

an  ben  übrigen  SBod^entagen  treten  an  bereu  Stelle 

Me  ou^  ber  9{on  be§  fleinen  marianifd^en  Offi» 

dumS  (Offic.  parvum  B.  M.  V.)  gugel^örigen 

^Sfalmen  (125—127) ;  flatt  beS  KefponforiumS 

bot  biefeS  Officium  ben  entfpred^enben  9$er3  mit 

Kyrie  unb  Pater  noster.  ^^mnuS  unb  $fal- 

Tsiobie  beS  ombroftanifd^en  9iitud  meid^en  Don  bem 

Vd  römifd^en  nic^t  ab.  lieber  bie  Dton  ber  gried^i« 

f^enftir(^ef.b.art.99ret)ierll,1282.  [ft.SdJrob.] 

Stoscirfabt,  e^emte  ^enebictinerabtei,  liegt  in 

Cberitalien,  norböftlic^  Don  SDtobena.    3n  bem 

^id^omigen,  b^ute  etn>a  2000  Seelen  göblen- 

ben  Sflecfen  nmrbe  Dom  1^1.  9lnfelm,  C^^og  Don 

griaul,  mit  ^ilfe  frineS  Sd^UKigerS,  bed  fiango» 

bari>enI5nig8  Sliftulf,  im  3.  752  ein  jflofter  ge- 

g^nnbct,  mobei  er  mit  eigenen  ^önben  bie  2)om' 

geßxöuc^  ausrotten  balf .  2)arauf  ging  %nf elm  nad^ 

xon  unb  nwrb  bafelbft  Don  Ißapft  Stepl^an  in.  in 

ben  Senebictinerorben  aufgenommen,  ^er  Ißopft 

fc|te  i^  bann  gum  erften  9bt  bed  Don  i^m  erbauten 

filofkifi  ein  unb  fd^enfte  i^m  bie  Steliquien  bed 


bl.  S^lDefter.  S)iefe  mürben  feierlid^  nad^  9lonan- 
tola  übertragen,  unb  ^u  Sbren  beS  C^eiligen  er- 
hielt baS  fflofter  ben  Dtamen  Abbatia  S.  Sjl- 
yestri  Nonantolensis.  jf önig  Siftulf  genel^migte 
bie  Stiftung  burd^  S)ipIom  Dom  Saläre  753, 
unb  er  mie  feine  Stad^folger  bebad^ten  fte  mit 
fo  reid^en  Sd^enfungen,  ba^  ftd^  in  fhtrgem  l^ier 
1144  SRbnd^e  aufbalten  tonnten,  ungere^net  bie 
ftnabcn,  meldte  Don  i^ren  Sltem  für  baö  ftlofter 
beftimmt  maren,  unb  bie  fog.  pukantes,  b.  i.  bie 
ermad^f enen  S^d^inge  (f.  Du  Gange  s.  v.  pulsare). 
Son  ftönig  ^efiberiuS  aber  marb  ber  l^eüige  3lbt 
Sinfelm  Derbannt  unb  lebte  fieben  ^af^xt  in  9Ronte 
Saffmo,  bis  er  nad^  ber  ©efangennebmung  beS 
JfönigS  mieber  in  fein  eigenes  jflojter  ^urüdtfel^ren 
fonnte;  er  ftarb  bafelbft  803,  nad^bem  er  50  3abre 
ben  Seinigen  mit  Segen  Dorgeftanben  (f.  Vita 
Anselmi,  in  Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  Lang. 
566  sqq.;  De  fundatione  monasterii  Non., 
ib.  570 ;  Gatalogi  abbat.  Non.  duo,  ib.  570  sqq. ; 
DgL  aud^  Bortolotti,  Antica  vita  di  S.  Anselmo 
abbate  di  Nonantola,  Modena  1892).  3tn  3* 
899  mürbe  baS  Jilofter  fammt  ber  Don  bem  StaDen* 
nefer  grjbifd^of  SergiuS  (748—769)  erbauten 
ffird^eSS.  App.PetrietPauli  burd^  gfeuer  gerftbri, 
aber  balb  gro|artiger  mieber  aufgebaut,  ^te  aud^ 
Don  ftaifem  unb  ^pften  mit  rrid^en  ®V(ittn  unb 
Dielen  $riDiIegien  audgeftattete  9btet  mar  im 
äßittelalter  bie  Domel^mfte  3talien§  neben  SRonte 
Eaffino.  3n  il^r  f anben  bie  SBiffcnfd^ften  jietö  bie 
eifrigfte  Pflege,  unb  Diele  berül^mte  unb  b^i^tge 
SRönner  lebten  in  il^ren  IDlauem.  ^erDor^ubeben 
ift  ber  $rtor  Ißlacibud,  ber  Jtd^  in  bem  Derböngni^> 
DoHen  3nDejtiturftreite  burdp  fröfttge9$eribeibipng 
ber  fird^Ud^en  SRcd^te  unb  grcibcitcn  rübmlid^  l^er« 
Doribat  (Dgl.  fein  93ud^  De  honore  Ecclesiae,  bei 
Pez,  Thesaurus  Anecd.  noviss.  11,  2,  August. 
Vindel.  1721,  73  sqq.).  5Rad^bem  bie  9lbtei  feit 
1419  als  Sommenbe  gule^t  fajt  augfd^lieglid^ 
an  3JKtgIieber  be§  ^aufed  6jle  Derlieben  morben 
mar,  unb  nad^bem  fte  1514  an  bie  Siftercienfer 
gefommen,  fan!  fte  Don  il^rer  frübem  ^ö^e  l^erab 
unb  mürbe  1768  Don  ßlemenS  XI  IT.  ganj  auf« 
geboben.  IßiuS  VII.  beftätigte  nodfi  1803  bie  ae« 
fd^ebene  ^ufbebung,  miberrief  fte  aber  burd^  Die 
Sonftitution  Componendis  Dom  23. 3anuar  1821 
unb  fteQte  bie  cremte  Slbtei  mieber  l^er,  bod^  nur  in 
ber  SBetfe,  ba|  ber  Sr^bifd^of  Don  ^obena  ftetS 
OrbinariuS  bed  e^emten  SprengelS  fein  f oUte.  Se^ 
terer  jä^lt  l^eute  in  30  Ißfarreien,  bie  ftd^  auf 
7  ©emcinben  ber  ^ßroDinj  SWobcna  Dcrib^Icn  unb 
in  9  Vicariatus  foranei  eingetbeilt  ftnb,  85  050 
Seelen,  bie  Don  69  Ißricftem  paftorirt  metben.  ffiie 
W>M  felbft  ift  ber  legten  fflofteraufbebung  jum 
Opfer  gefallen.  (9JgI.  Lubin,  Abbat,  ital.  brevis 
notitia,  Rom.  1693, 2588q.;  Tiraboschi,  Storia 
della  Badia  di  Nonantola,  Modena  1784  sino 
1785,  2  voll.;  Moroni,  Diz.  XLV,  324  8g.; 
Cappelletti,  Le  chiese  d'Italia  XV,  Venezia 
1859, 332  Bg. ;  0.  Werner  S.  J.,  Orbis  terrarum 
cath.  16 ;  bann  aud^  Zuccagni-Orlandini,  Coro- 


431 


Jlonconformijien  —  9lonnen. 


482 


grafia  fisica,  storica  e  statistica  dell'  Italia, 
Firenze  1845—1850,  VEI,  330  sg.)    [9lc^cr.] 

'gioncoufotniflen  totihtn  in  Sttglonb  offt- 
ciett  jucrfl  in  bcr  gfünfmcilcnoctc  bom  Saj^rc  1665 
(an  act  for  restraining  Non-conformists  from 
inhabiting  corporations)  biejenigen  genannt, 
meldte  bie  ©leid^förmigfeitSncte  t)om  Sa^e  1662 
nid^t  ancrfannten  (f.  b.  9lrtt.  ©iHenterS  u.  ßng« 
tanb  IV,  565).  [«.  ejlcrj 

^oniaxaxs^  f.  3acobiten  U. 

91:01111a,  bie  l^lv  ^Jlutter  bed  1^1.  ©regor  t)on 
Jlnaianj,  beffcn  ©d^riften  bie  einzige  Duette  für 
il^r  SebenSbilb  finb,  mar  Sod^ter  beS  ^IfttWatiuS 
unb  ber  ©orgonia  (Greg.  Naz.,  Epitaph.  99), 
(Sema^lin  beS  öltem  1^1.  ©regor,  3)ifd^ofS  t)on 
SSasion^,  SHutter  ber  ©orgonia,  beS  |l.  ®re- 
gor,  be§  SöfariuS^  unb  fomit  ©attin  unb  SRutter 
Don  ^eiligen,  ,,eine  ©projftn  au8  l^eiliger  SEBurjel" 
unb  „felbft  l^eiliger  qI8  biefe"  (Garm.  de  se  ipso 
45,  221;  11,  59).  3^r  ©eburtSial^r  ift  nid^t 
überliefert.  ® od^  wirb  fle  als  gleid^alterig  mit  il^rem 
©cmal^I  beaeid^net  (Or.  7,  4),  ber  um  374  faft 
lOOjäl^rig  ftarb. 

9tonna'§  perfönlid^er  ^eiligfeit  fpenbet  ©regor 
baS  l^öd^fte  Sob.  6r  ^eid^net  in  il^r  ba§  3beal  einer 
d^riftlid^en  ^rau.  ^ötte  man^  meint  er,  auS  otten 
^enfd^en  ber  Srbe  ein  (Sl^epaar  ^ufammengefügt, 
man  l^ötte  nid^tS  93oIlfommenered  gefunben  al§ 
feine  eitern  (Or.  18,  7).  ßr  bergleid^t  3lonna 
mit  @ara  unb  ben  beiben  Slnna  ber  l^eiligen 
©d^rift  (Epit.  68),  mit  ©ufanna  unb  SKaria  (Suc. 
8,  2.  3  [Epit.  69]),  mit  ben  f^frauen,  meldte  bem 
^erm  bienten  utä  i^n  nad^  ber  ^uferftel^ung 
fd^auten  (Carm.  45,  228),  jia  mit  ben  l^eiligen 
äRart^rem,  benn  fie  l^abe  gegen  ben(elben  gfeinb 
gefömpf t  unb  fid^  felbft  ^um  Opfer  gebrad^t  CBpit. 
76).  %\iä)  fonft  preist  er  il^ren  ©tarhnutl^  unb 
il^re  ©ebulb  (Or.  18, 11);  alS  gfrau  Don  gan^ 
mämtlid^em  ©eift  (Cann.  1,  119;  11,  57)  l^abe 
fie  il^re  3unge  bel^enfd^t  (Epii  66),  ber  ftrengften 
SBa^rl^aftigfeit  fid^  befliffen  (Carm.  11,  63),  in 
Sfaften  unb  Stad^tmad^en  fid^  geübt  (Or.  18,  9). 
Sie  Z^rönen,  bie  il^r  l^öuftg  in  bie  Slugen  famen, 
Derftanb  fte  }u  ftitten,  inbem  fie  baS  Jheu)  auf  bie 
naffen  9lugen  seid^nete  (Or.  18, 10 ;  Epit.  66).  ®aS 
©ebet  liebte  fte  über  SltteS  (Or.  18, 9)  unb  geigte 
bie  größte  Sl^rfurd^t  Dor  bem  ^riefter  (ib.)  unb  in 
ber  Jtird^e  (ib.  10).  S)en  ©tauben  fd^ö^te  fte  fo 
l^od^,  ba|  fte  mit  l^eibnifd^en  Sermanbten  faum 
Derfel^ren  mod^te  (ib.).  mit  f^fleil  unb  ©efd^idt 
beforgte  fie  baS  ^auSmefen,  als  toiffe  fte  nichts 
Don  Uebungen  ber  ^fiömmigfeit,  unb  toax  ©ott 
unb  göttlid^en  Singen  fo  ergeben,  als  toiffe  fie  Don 
nid^tS  ^berm  (Or.  18, 8).  2)aS  IBermögen  tourbe 
Don  il^r  nid^t  gur  ffleiberprad^t  Dermanbt  benn  pe 
Derad^tete  bergleid^en  ebenfo  toit  ©d^önl^eit,  Sbel, 
SReid^tl^um  (ib.),  fonbem  auf  Unterftü^ung  Don 
SBittmen  unb  Sßaifen  (ib.  9).  Sllmofengcben  toar 
il^r  gur  ^eiligen  Seibenfd^aft  getoorben.  @id^  felbft 
unb  i^re  ffinber  möd^te  fie  Derfaufen,  fagte  9{onna 
felbfl  nur  um  Sllmofen  gu  l^ben  (Or.  18,  21). 


Xro^  Otter  irbifd^en  ©orgen  «^beräirte  fie  bie  Sibe 
nur  toie  einen  @tü|punft,  um  9tt»  Don  i^m  ouS 
gegen  ^immel  }u  meifen,  tmmec  bereit,  i^ 
©Urningen  gur  Steife  nad^  Oben  {u  entfoUen" 
(Carm.  1,  117). 

92onna'S  eigene  ^eiligfeit  ttmrbe  bie  Ouette  ffir 
bie  ^eiligleü  Ruberer.  S)ie  Sdefe^runa  il^  (Be- 
mal^lS  sum  Sl^rifientl^um  Derbanft  bie  ftird^  il^cem 
unc^läfftgen  99eten  unb  äßal^nen  unb  namentTuI^ 
il^rem  guten  »eifpiel  (Epii  68;  Or.  18, 11. 12). 
%uä)  bie  ^eiligfeit  beS  ©emal^lS  une  ber  iKnbex 
»ar  aum  großen  Sl^eil  il&r  SBerf  (Or.  7, 4).  Sftr 
SieblingSf  ol^n  ©regor  loor  red^t  eigentßd^  iM  ftinb 
i^rer  ©ebete  (Epit.  68).  Srft  in  Iftö^erem  9Uer 
l^atte  fie  il^n  geboren  (Carm.  1, 442),  nad^bem  fie 
lange  um  einen  männlid^en  9tQd^fommen  gefld^t 
unb  Derfproc^en  l^atte,  im  gfott  ber  grl^örung  ba§ 
jKnb  bem  Sienfte  ©otteS  }u  meil^en  (Carm.  1, 
424  sq.;  11,  68  sq.;  45, 198).  —  Sieffraft  )tt 
il^rem  Opferleben  50g  9lonna  auS  bem  ©ebet.  ^tte 
fie  bie  SBod^e  l^inburd^  fld^  il^ren  ^fltd^ten  getoib« 
met,  fo  mar  ber  ©onntag  il^re  ßrl^olung  unb  il^ 
Xroft;  an  il^m  fd^öpfte  fte  neue  ihaft  im  ©otteS- 
l^aufe  (Epit.  66).  3n  ber  ffird^e,  i,ber  3eugin  il^rer 
gfreuben  unb  Seiben,  bie  fie  fo  oft  mit  il^ren 
SJ^tantn  benelt",  ^at  fte  benn  aud^  ii^ren  Xob  ge- 
funben (ib.).  9Bä|renb  beS  ©otteSbienfieS  fon( 
bie  ^od^beial^rte  plö|lid^  gufammen  (Epit.  92), 
ein  le^teS  ^ort  beS  ©ebeteS  nod^  auf  ben  Sip)mt 
CE^it  78. 89).  fturg  Dorl^er  toar  il^r  ©emol^I  i^ 
DorauSgegongen  (Carm.  90),  bei  ber  Sobrebe  beS 
©ol^neS  auf  ben  SSater  mar  fie  nod^  gegemoörtig 
(Or.  18,  41  sq.).  ©regor  Don  9la)ians  empfai^I 
ftc^  bem  ©ebete  ber  Derftorbenen  ÜJbitter  OBpit  78). 
2)aS  römifd^e  ajlartqrologium  Dergeid^net  t(r  gefl 
auf  ben  5.  Suguft  (Dgl.  Acta  SS.  BoU.,  Paris. 
1867,  Aug.  n,  78).  —  3lonna  ift  au^  ber 
9tame  unbefannter  SRart^rinnen  im  l^ieron^mia« 
nifd^en  9Rartt)rologium  itnter  bem  17. 3R&rg  unb 
23.  aWai.  [ffnetter  S.  J.] 

^onsieit  im  ftreng  fird^red^tlid^  ©tnne 
Reifen  bie  OrbenSfrauen  in  fird^lid^  approbtrten 
Orben  mit  feierlid^en  ©elübben ;  im  meitem  Sinne 
begeid^net  baS  SBort  atte  toeiblid^en  ^erfonen,  bie 
in  einer  religiöfen  ©emeinfd^aft  tmd^  einer  be- 
ftimmten  Siegel  leben.  Nonna  l^at  urfprüngßd^ 
bieienige  Sebeutung,  meldte  feinem  IDlaSculimsm 
Nonnus  (f.  b.  Slrt.)  entfprid^t.  91S  aetoöl^nltd^ 
aSegeid^nung  gottgemeil^ter  gfrauen  erfcpeint  eS  fdt 
bem  8. 3a|rbimbert,  g.  93.  bei  Bonifatios,  Ep.  62 
(Migne  LXXXTX,  762).  Weitere  93eifpiele  bei 
Du  Cange  s.  y.  Slnbere  92amen  gur  Segeid^nung 
meiblid^er  OrbenSleute  flnb  sanctunoniales  femi- 
nae,  moniales,  sorores,  ancillae  Christi,  asce- 
triae,  monasticae  u.  f.  lo. 

I.  1.  9tonnen  im  engem  unb  eigentlid^n 
©inne,  b.  1^.  fold^e  grauen  unb  Sungfrauen, 
toeld^e  burd§  feterlid^e  ©elübbe  ftd^  ©ott  gemeiljit 
^aben  unb  in  einem  firt^lid^  approbirten  Orben 
unter  beftimmter  SRegel  leben,  pnb  OrbenSper- 
fonen  (moniales)  im  Dotten  ©inn;  nur  biefe  ^t 


438 


5Ronnen. 


434 


M  flitd^emi^t  in  feinen  Seftimmungen  über 

moniileB  im  Suge.  @oId^e  9lonnenorben  lel^n« 

Im  {14  nrfprungli^  an  bie  9Rftnnerorben  al§  ent- 

nnei^aibc  loeiblid^e  3tt>eige  an ;  benn  obgef  el^en  ehua 

Mm  bcn  SfifabetJ^inerinnen,  tft  bis  jum  16.  Sol^t« 

tuBbert  unter  ben  Orben  faum  ein  einziger,  ber 

Mm  Dom^rein  in  erjler  Sinie  für  %xaut\\  ge« 

ghinbet  toöxt.  @o  l^cÄen  ntd^t  nur  bie  Wönd^^' 

8Bb  Settelorben  n)eibn(i^e  3tt)^igS/  fonbem  (oaar 

einige  Stitterorben,  5.  93.  ber  t)on  Salotraüa,  ber 

ka!^  Orben.  @elb{!  ber  9tttterf  d^Iag  fom  bei  eini< 

gm  Canoniffen  Dor  (Du  Cange  s.  y.  militissa). 

I114  ben  XegulaKononifem  entfpred^en  einiger« 

aalen  bie  Canomssae  (f.  b.  ^rt.);  an  einige 

Offifoiorben«  5.  93.  bie  Sl^eotiner,  fd^lofjen  ftd^ 

(tenfttOS  n5fterli(^  OfrouenDereinipngen  an.  2)a 

isbcft  bec  3wd  mand^  Orben  üon  gfrouen  birect 

ai^t  angeftrebt  oerben  fann^  fo  bef d^rönft  fid^  bie 

3B0e§jyrigIeit  gu  benfelben  oft  auf  gemeinfomen 

fyMt  uttb  2tnfignien,  auf  £]^eilnal^me  on  ber  Sei- 

tang  burc^  bie  OrbenSobem,  auf  gemiffe  Sel^nlid^« 

Int  in  ben  Siegeln,  auf  Unterftükung  be§  OrbenS« 

livedeS  bur4  ®ebet  unb  93ufe  unb  befonberS 

(mf  bie  Z^nafime  an  bem  befonbeni  ®eift  unb 

C)aratter  beö  betreffenben  OrbenS.  ^e^^alb  eben 

glieberten  jid^  ben  SRännerorben  alsbalb  gfrauen 

OB,  oett  fie  tlieiH^ben  sollten  an  bem  Sluf« 

\lfmin%,  ben  in  iebem  neuen  Orben  ber  religiöje 

6ciß  in  eigent^ümlid^er  gfonn  toieberum  nal^m 

(HgL  Snarez,  De  relig.  IX,  1,  c.  10).  3:^eilt 

nm  bie  Orben  in  contemplatiüe,  tl^ötige  unb  ge« 

■ifc^,  fo  gel^ören  bie  eigentlid^en  flennen  faft 

ofle  bct  erfien  JHaffe  an.  SBöl^renb  alfo  bie  93e- 

gciffe  OrbimSmonn  unb  9R5nd^  burd^auS  nid^t 

)nfammenf a&en,  ifl  bte^  bei  ben  Gegriffen  OrbenS« 

frau  unb  Slonnen  f o  jiemlid^  ber  gfatt.  —  3nner« 

fyHb  ber  einzelnen  OrbenSl^aufer  unterfd^eibet  man 

^^or«  unb  Saienfd^meftem  (conversae),  erftere 

^lun  gemeinfamen  S^orgebet^  (entere  für  bie  ge» 

Döl^nlid^f^auSbienjle  befttmmt.  Ueber  eine  anbete 

iirt  oon  oonversae  im  ^Mittelalter  f.  b.  9lrt.  unb 

ogl.  Muratori,  Antiqq.  Italicae  V,  Mediolani 

1741,  567;  Mabillon,  Acta  SS.  saec.  III,  1, 

pnef.  TL  21  (Dgl.  saec.  VI,  2,  praef.  n.  90).  Mo- 

ziAchae  ad  succurrendum  nannte  man  t^rauen, 

nxli^e  (ur§  Dor  il^rem  Zobe  ben  OrbenS^abit  an» 

nahmen  (Mabillon  1.  c).  S!)ie  conversi  in  gfrauen» 

aöjtem  nxiren  SJcrmalter,  meldte  au^erl^alb  ber 

Slanfnt  mo^nten  (Muratori  571).  Ueber  bie  Ob» 

laten  in  92onnenorben  f.  b.  3lrt.  Oblaten. 

2.  Sie  (ird^Iid^e  ©efe^gebung  tft  na« 
lärltc^  für  9{onnen  biefelbe  mie  für  Orben§Ieute 
aber^upt.  ^n  ben  $rit)ilegien  aQer  Steligiofen 
an  benen  il^reS  OrbenS  nel^men  fie  tl^eit  fO' 
biefelben  auf  gfrauen  auSbel^nbar  ftnb.  aud^ 
bann,  toenn  ber  Sßortlaut  ber  meiblid^en  Sleligio» 
kn  (dne  Snoä^nung  tl^ut  (g.  93.  am  Privilegium 
canonis).  Sefonbere  IRüdfi^t  nimmt W  Jfird^eU' 
teS^t  auf  92onnen  nur  in  einigen  fünften,  üor 
tOLan  a.  in  ben  IBefiimmungen  über  Slaufur 
(f.  b.  «rt.X  weld&e  für  5Ronnen  t)iel  fd^ärfcr  als 


für  SKännerorben  finb;  b.  in  einigen  93eftim« 
mungen  }um  @d^u^  bed  sexus  fragilis.  @o  foUen 
StonnenHöfter  ntd^t  in  menfd^enleeren  @egenben 
liegen  (Trid.  Sess.  XXV,  c.  5  De  reg.) ;  wer 
Sum  Eintritt  in  Stonnenflöfter  smingt  ober  mit 
(Semalt  t)om  Eintritt  abl^ölt,  ift  escommunicirt 
(ib.  c.  18).  ®er  95ifd^of  fofl  öor  ber  «ßrofefe  fragen, 
ob  ber  eintritt  gang  frei  gefd^icl^t  (ib.  c.  17).  3lud^ 
le^tere  SBeftimmungen  finb  bei  ben  Jtird^enoatem 
fdfton  öorgebilbct  (Basil.  Ep.  199,  n.  18,  bei 
Migne,  PP.  gr.  XXXII,  719).  c.  Sefonbere 
®eje|e  regeln  bag  9$er]^öltni|  jum  2)iöcefanbifd^of 
unb  5u  bem  Orben,  meld^em  fie  angel^ören  (ogl. 
Bouix,  Tractatus  de  jure  regularium,  Paris. 
1861,  n,  310).  SBaS  ba§  erftere  betrifft,  fo  maren 
urfprünglid^  alle  fSfrauenflöfter  bem  Sif  d^ofe  unter- 
fteät.  3m  äJtittelalter  erlangten  oiele  berfelben 
S^cnttion  oon  ber  bifd^5flid§en  ©emalt ;  biefe  VuS« 
nal^men  aber  nmrben  00m  Soncil  oon  Srient 
(Sees.  XXV,  De  Reg.  et  Mon.  c.  9)  fe^r  be- 
fc^ränft.  3n  ber  lejtern  Schiebung  ift  ^iftorifd^ 
bemerfenSmertl^  baS  IBerbot  ber  S!)oppel!löfter  (f. 
Du  Cange  s.  v.  Monasterium  duplex),  b.  1^. 
f  old^er  SRannS"  unb  gfrauentlöfter,  meldte  entmeber 
unmittelbar  bei  einanber  lagen  ober  betbe  ®e« 
fd^Ied^ter  unter  Sinem  Sad^e  bel^erbergten  (ogl. 
Balsamon,  Ad  Gene.  VII,  c.  20,  bei  Migne, 
PP.  gr.  CXXXVn,  990).  Ad  defensionem  vel 
admonitionem  (Muratori  1.  c.  528)  bagegen 
ftanben  Slonnen  l^öufig  unter  einem  benad^barten 
SRönd^Sflofler.  2)a8  ^meite  Soncil  oon  Seoilla 
act.  10  beftimmte,  bie  SRönd^e  l^otten  bie  gfelber 
ber  9tonnen  ju  befteUen,  bie  Spönnen  ben  9R5nd^en 
bieÄIeiber  angufertigen;  ber  SSerf el^r  f oHe  auf  baS 
9lotbujenbigfte  bc jd^ränft  fein  unb  nur  oor  Sangen 
ftattfinbcn.  ®ic  geiftlid^e  Scitung  oon  ^Tonnen 
felbft  bc§  eigenen  DrbcnS  l^aben  meistere  OrbenS- 
ftifter  nur  ^öd^ft  ungern  angenommen  ober  ganj  ab- 
gelel^nt  (für  t|franci§caner,  ßiftercicnfcr,  ^rämon- 
ftratenfer  f.  Analecta  jur.  pont.  V,  1  [1867], 
143,  für  bie  3e)uiten  Constitut.  Soc.  Jesu  VI, 
3,  5).  d.  äBeitere  9$orfd^riften  bejiel^en  ftd^  auf 
bie  S^\)l  ber  Spönnen  in  jebem  ftlofter  unb  in§= 
befonbere  auf  bie  beim  ßintritt  gu  fteßenbe  3Rit- 
gift.  ^ie  gforberung  einer  ^Jlitgift  föQt  nad^  auS» 
brüdPIi^er  (Srflörung  ber  S.  Congr.  Conc.  nid^t 
unter  ben  Segriff  ber  ©imonie.  Sine  Snfammen« 
fteflung  ber  bejüglid^cn  SSorfd^riften  gibt  Ferraris 
8.  y.  Moniales  art.  II.  e.  9lod^  finb  gum  6d^u^ 
ber  fflofterfrauen  bejonbere  ©efe^e  bejüglic^  be§ 
Seid^toaterd  gegeben,  oon  benen  unten  auSfül^r- 
lid^er  jiu  l^anbcln  ift. 

3.  SwedC  ber  9lonnenorben  ift,  bie  ßintretenben 
oor  ben  ©efa^ren  ber  9BeIt  gu  fd^üj^en  unb  burd^ 
Seobad^tung  ber  Statine,  ®ebet  unb  Su^e  ju  l^ei- 
ligen.  a^ätigf eit  für  baS  SBol^I  beS  3läd^ften  fonnte 
urfprünglid^  nie  ^auptgioedt  toerben.  @d§ulen  für 
ausmärtige  ftinbcr  ju  Ratten,  mar  ben  Spönnen  im 
Mittelalter  mcift  oerboten  (CarollM.  Capitul.  6  ad 
Salz,  bei  Migne,  PP.lat.XCVII,  276;  «ö^mer- 
ORü^Iba^er,   Reg.  imperii,  3nnsbruc(  1889, 


435 


Slonnen. 


486 


161 ;  Caesarii  Reg.  monial.  5,  beiMigne,  PP. 
lat.  LXVII,  1108).  auSnol&mcn  jcbod^  ^ah  eS 
mand^c.  3m  ftranfenbicnfl  tl&aten  pc  mcl^r,  aber 
nur  fo  toeit,  ald  bie  ®efe|e  über  Sloufur  eS  er« 
loubten  (ögl.  gia|inger,  @t\ä).  ber  Rrd^I.  armen« 
Pflege,  2.  «ujl.,  Qfrcib.  1884,  810. 320. 323. 342. 
350).  (Segen  miffenfd^^ftlid^e  SBUbung  {(^lof|en 
fie  ftd§  nid^t  ob;  baS  äbjd^retben  ber  Sudler  tourbe 
auq  öon  9^onnen  betrieben  (f.  b.  9lrt.  SibUotl^efen 
II,  789  unb  Acta  SS.  BoD.  Oct.  XIH,  127  sqq.). 
©d^onSifd^of  aurelion  fd^rieb  feinen  9lonnen  oor, 
literas  omnes  discant  (Migne,  PP.  lat.  LXVill, 
402).  Ueber  geleierte  5Ronnen  ögl.  Acta  SS.  Oct. 
xni,  130  sq.,  unb  ^onffen,  ®efd^.  bed  beutfd^en 
SSolfeS  1, 15.  aufl.,  83.  Sgl.  aud^  bie  ^üt  §tlbe« 
garb,  Sioba,  SRoSUjit^a.  —  9Iud^  tuenn  bie  5Ronnen 
feine  Zl^ötigfeit  nod^  9u^en  enhoidEelten,  fo  mürbe 
i^r  Staub  tro^bem  aU^eit  in  ber  ffird^e  l^od^geod^tet 
unb  t^r  ®ebet  oIS  OueSe  be§  @egen§  betrad^tet. 
Hamm  talis  yita  est  atque  in  tantum  lacrimis 
et  abstinentia  distriota,  ut  credamus,  quia 
ei  ipsae  non  essent,  nuÜus  nostrum  jam  per 
tot  annos  in  loco  hoc  subsistere  inter  Lango- 
bardorumgladios  potuisset,  fd^reibt  Gregor.  M., 
Epißt.  7,  26  (Migne,  PP.  lat.  LXXVIl,  881). 
Senebict  XIV.  (Instit.  eccl.  29,  n.  30)  nrieber« 
l&olt  biefen  9Iu8fprud^  für  feine  3«it.  ^ahmn  VI. 
mad^t  ber  9ief ormation  bad  (Sinfd^reiten  gegen  bie 
91onnen  jum  befonbern  SJorlDurf  (Harduin  IX, 
1903),  $iu8  VI.  (Ad  Card.  Rupefuscald. 
10  mart.  1791)  eignet  fld^  ebenfalls  ber  SReöoIu» 
tion  gegenüber  bie  enuöl^nten  ^uSfprüd^e  an.  tjfür« 
flen  unb  Sürger  tuettetferten  im  SJhttelalter  In 
fflofiergrünbungen  (Muratori  1.  c.  496  sq.  504). 
99efannt  ift,  mie  gerabe  ftreng  t)on  ber  SBelt  ab« 
gefd^Ioffene  Sfionnenflöfter  in  ber  SReformation  rül^« 
renbe  Xreue  im  alten  ©lauben  bemiefen, ).  93.  bie 
91ümberger  Klariffen  (f.  b.  Art.  9lümberg)  unD 
bie  5Konnen  öon  5Riga  (f.  Gretser,  Opp.  XVII, 
2  [Ratisbonae  1741],  180  sqq.  192  sqq.),  Si« 
berad^,  ©ieffcnl^ofen,  Strasburg  unb  aKemmingcn 
(f.3anffen,  ®efd^.b.beutfd^en93o«e8m,  15.9IufI., 
98. 100. 102),  §ilbe§]^eim  (ftiftor.-pol.  SI.  CI 
[1888],  487. 493);  in  englanb  Waren  bon  1560 
9lonnen  nur  jmei  jum  9lu8tritt  bereit  (f.  ©aSquet, 
^einrid^  vm.  unb  bie  englifd^en  ftlöfter,  SKaina 
1890,  n,  147. 170). 

4.  2)ie  gefd^td^tlid^e  Sntmidriung  ber 
weiblid^en  Drben  l^olt  gleid^en  ©d^ritt  mit  ber- 
jenigenber  Drben  überl^aupt.  6igen§5u  bel^anbeln 
ift  l^ier  nur  bie  ßcit  ber  erften  Anfänge  bis  jur 
Königen  &erau8bilbung  fefter  9Jormen.  a.  ®ott« 
getoeil^te  Jungfrauen  gab  eS  fd^on  in  ben  erften 
Sal^rl^unberten  berÄir^e.  ®iefetben  bilbetcn  einen 
eigenen  ©tanb,  benn  fie  waren  ju  lebcnSlänglid^er 
6|eIofigfeit  berpfKd^tet.  3)ie  Sungf röulid^feit  warb 
als  geiftige  e^e  mit  Kl&riftuS  aufgefaßt  (Tertull., 
Ad  uxor.  1,  4;  Ambros.  1.  c.  1,  3),  unb  eine 
6be  nad^  erwöl^lter  Sungfräulid^fcit  galt  als  gl^e» 
brud^  (Ps.- Ambros.,  De  laps.  virg.  5,  bei  Migne 
XVI,  373;  Chrysost,  De  virg.  39,  bei  Migne, 


PP.  gr.  XLVm,  561).  ®ie  Sticht  nal^m  ba8 
betr.  l^erfpred^en  entgegen  unb  fanctitmirte  tS,  in« 
bem  fie  in  öffentUd^r  unb  fetetlid^er  SBeife  ben 
Jungfrauen  baS  ^b^eid^en  i^reS  neuen  StcaäM, 
ben  auf  bem  SItar  geweiften  Sd^Ieier  (Hieron. 
Ep.  130,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXTT,  1108),  an- 
legte. 9lur  ber  3)if  c^of  ^atte  im  Occibent  baS  Sted^t, 
btefe  yelatio  ober  consecratio  Tirginum  üoqu« 
nel^men  (Concil.  Carth.  a.  890,  can.  3;  a.  398, 
can.  34;  f.  ^efele,  eonc.«®efd§.  U,  2. 9ufL,  49  u. 
59).  Ss  gefd^l^  biefelbe  an  ben  ^5^{}en  gießen  (gn 
St)i))l^anie,  umOftem,  aud^  am^ße  berp.$eiruS 
unb  ^auIuS),  in  ©egenmort  beS  gomen  ISoUeS 
(Ps.-Ambros.,  bei  Migne XVI,  372).  Soneetten 
ber  f 0  @ott  @ett)ei]§ten  mar  ber  Sä  ein  öffoitli^eS 
@elübbe,  ba  fte  il^ren  SBillenSentfd^Iul  burd^  ein 
öu^ereS  S^^^n  an  ben  3:ag  legten.  Ob  baS  Se« 
lübbe  aud^  in  einer  gformel  auSaefprod^en  tovaä^t, 
Iö|t  fid^  nid^t  leicht  entfd^iben  (f.Bomx,  Dejur. 
reg.  1, 130 — 142);  bei  ben  SWönnem  toar  eine 
fold^e  gformel  nid^t  gebröud^Kd^  (Basil.  Ep.  199, 
19 ;  Migne  1.  c.  XXXH,  719).  Sungfrauen  follten 
na^  bem  SBunf d^  beS  1^1.  IBafUiuS  t)or  ber  yelatio 
um  il^ren  SBiUenSentfd^Iu^  auSbrüdDid^  befragt 
merben.  —  Sd^mierig  ift  bie  Sfrage,  ob  fd^on  ba- 
malS  ein  fol^eS  ®elübbe  ein  feierlid^eS  loar,  ob 
alfo  eine  nad^  bemfelben  Derfud^te  (Sf^t  nid^t  bIo| 
unerlaubt,  fonbem  aud^  ungültig  mar;  SnnocenjI. 
bejeid^net  bie  &)t  einer  virgo  velata  als  (El^btud^ 
unb  miQ  biefelbe  alS  Sl^ebred^erin  bel^onbelt  mif^ 
pai  aber  eine  Jungfrau  nur  Dor  ®ott,  nid^t  aud^ 
im  Sngeftc^t  ber  ftird^e  baS  ®elübbe  abgdegt, 
fo  crKärt  er :  Ista  pollicitatio  quam  cum  Deo 
pepigit  solvi  sine  y  indicta  (ol^ne  fird^Iid^e  9u|e) 
non  debet.  3n  Unterem  gfaU  alfo  tourbe  oon  bm 
©elübbe  biSpenfirt,  im  erftemnid^t  (InnocentL 
Ep.  2,  §  15. 16,  bei  Migne,  PP.  lat.  XX,  1879). 
Spätere  Soncilien  (XourS  567,  Barcelona  599 
u.  f.  m.)  forbem  aud^  Trennung  ber  Sl^e  unb 
jöl^Ien  baS  @elübbe  einer  yelata  unter  ben  onbem 
trennenben  Sl^el^tnbemiff en  auf.  9)land^  JKrd^« 
oöter  entf d^eiben  aber  anberS  als  Ißapft  Jnnocen), 
fo  Cypr.  Ep.  4, 2  unb  August.  De  bon.  yid.  10. 
93gl.  über  biefe  Qfrage  Pontius  0.  S.  A.,  De  matri- 
monio  VII,  Lugd.  1640,  c.  14  8q. ;  Acta  SS. 
Oct.  VII,  2, 828  sq. ;  bann  Oon  SKo^,  3)aS  S^e- 
red^t  ber  Sl^riften  in  ber  morgenlönb.  unb  abenb« 
länb.  flirre  bis  aur  3cit  ftarlS  b.  ®r.,  «egenSb. 
1833, 1,  63;  SBilpert  in  ber  Seitfd^r.  f.  lofi^oL 
ai^eol.  Xm  [1889],  317).  Sin  beftimmteS  «tter 
mar  urfprünglid^  für  bie  yelatio  nid^t  oorge- 
fd^rieben.  3n  Sfrifa  tourben  anfangs  beS  5. 3Q§r* 
^unbertS  25  3a^«  geforbert  (Cono.  Garthag. 
a.  418,  can.  18,  ogl.  Hard.  I,  935).  gtn  «Iter 
oon  40  Salären  beftimmten  Conc.  Caesaraug. 
(380)  c.  8;  Conc.  Agath.  (506)  c.  19  unb 
ftaifer  aRajorian  (Noy.  Major.  VI,  1).  ^rioatim 
fonnte  baS  ®elübbe  fd^on  frül^er  abgelegt  toeiben. 
®ie  Siten  für  Sonfecration  einer  Sungfran  f. 
bei  Martine  et  Durand,  De  ant.  eccl.  rii  L  2, 
c.  6 ;  Muratori  1.  c.  573  sq. ;  Sacramentar.  Leo- 


487 


5flonnen. 


438 


nÜL  (Migne,  PP.  lat  LV,  50. 129);  Gelasian. 

iMigne  LXXIV,  1152);  Gregorian.  (Migne 

LXXVm,  173. 429).  S)cn  ©^leicr  trugen  bic 

jimgfranni  beflfinbig  ald  9(b)et(^en  il^reS  StonbeS. 

9Ia4  bcr  velatio  nmrbe  ein  einfad^e^  jfleib  Don 

MBit  Sforbe  (Hieron.  Ep.  24,  8,  Ep.  128,  2, 

bei  Migne  I.e.  428, 1096)  angelegt.  3^re!RQmen 

Doien  in  bef onberen  SRatrifeln  oufgejeid^net  (So- 

critee,  H.  E.  1, 17).  —  Stoecf  be§  ®e(übbe§  biefet 

gottgetDri^en  Sungftouen  mar,  gan^  ®ott  }u  ge« 

töten  nnb  ber  SBelt  }u  entfagen.  S)a]^er  foHten 

jic  i|r  Scben  ganj  in  ®ebet  unb  9u|e,  3unt(I- 

^ogen^,  S^meigen,  ^anbarbett  zubringen. 

eo  lägm  fofl  oUe  ftird^enDöter  in  il^ren  SRal^n« 

xAcB  an  bie  gjtungfranen.  Sorbilb  (Ambros.  De 

Tirg.  2,  2,  bei  Migne  XVI,  208)  unb  Patronin 

(Greg.  Nac  In  b.  Gypr.  n.  11)  foltte  bie  STlutter 

€4rifK  fein.  —  ein  auSbrüdFIid^ed  ©elübbe  ber 

tneast  unb  befi  ®e]^orfam§  beftanb  in  ben  erften 

jo^^unberten  no^  nid^t ,  bod^  ftnben  ftd^  9lnfa^e 

teju.  2)ie  äungfrauen  flanben  gan^  bef  onberS  unter 

örrCb^  unb  bem  ©el^orfam  beS  Sifd^ofd  (Cypr. 

Enst  4;  Chrysost.  De  sac.  8,  17,  bei  Migne, 

PP.  gr.  XLVm,  656).  ©ie  entfagten  mm  wenig« 

^  b€m  @enu^  unb  ®ebraud^  be§  utetd^tl^umd 

imilU  V08  habendi  cnpiditas  inflammat,  Am- 

faroB.  De  yirg.  1,  9,  bei  Migne  1.  c.  203).  SSiele 

ttcen  unrnid^  arm,  fo  ba^  bie  SHxä)t  auä)  bie 

Sorge  für  i^ren  Unterl^alt  äbemel^men  mu^te. 

Sie  ^mSfi  il^rer  Vxhtii  foUte  ben  Ernten  ^u  gute 

^mmm,    (Sgl.  Thomassin,  Yetus  et  nova 

eecL  diaciplin.  I,  3,  c.  42;  SBilpert^  2)ie  gott» 

ffpioei^ten  Jungfrauen  in  ben  erften  Sa^rl^unberten 

bcr  fttr^^  Sfreiburg  1892.) 

b.  Sntflel^ungber  9{onnen!I5fter.  2)ie 
Jungfrauen  ber  ölteften  Stxt  mol^nten  bei  il^ren 
Scrttonbten,  bod^  t)ereinigten  fte  ftd^  t)ielfad^  fd^on 
frü^  |u  gemeinfamem  Seben.  3tt  Sologna  gob  e8 
%m  3^t  beS  ]^I.  ^mbroftuS  ein  sacrarium  vir- 
ginitatdB  (Devirg.  1, 10,  bei  Migne  XYI,  205). 
£cr  ^I.  Antonius  felbft  brad^te  feine  ©d^mefter  in 
einem  foIt^enrapÄevcov  unter,  beöor  er  in  bie  SBüftc 
ging  ( Athanas.  Vita  Ant.  3,  bei  Migne,  PP.  gr. 
XXVI,  844).  «(S9lntoniu8ba§  eigentlid^ea^önd^- 
tf^nm  bcgrihtbete,  folgten  balb  entfpred^enbe  ^n« 
ficblimgen  X)on  fjfrauen,  beren  IBorftel^erin  bie 
€<^mc$er  be§  ^eiligen  luurbe  (Athanas.  1.  c.  922). 
Xie  C>rganifation  bed  SRönd^tl^umg  burd^  ben 
&L  ^d^omiuS  übertrug  beffen  Sd^mefter  ouf  bie 
^Jotmen  (Vite  Pachomii  28,  bei  Migne,  PP.  lat. 
LXXin,  248).  ©ie  Kegel  unb  ScbenSfteife  toat 
bei  9Rön(!^en  unb  9{onnen  bie  gleid^e.  @ie  l^ntten 
eine  regelmölige  SlageSorbnung  unb  tl^eilten  il^re 
Stit  ^loifd^en  ®ebet  unb  §anbarbeit.  Streng  marb 
cnf  bic  Trennung  t)on  ben  äßönd^en  gead^tet  (Yita 
Paeh.  1.  c).  92ur  am  Sonntag  bedienen  ftc  il^re 
.3ellm,  um  gur  Äird^e  unb  jur  Kommunion  gu 
geben  (Pallad.  Hist.  Laus.  138,  bei  Migne, 
PP.  gr.  XXXIV,  1236),  ober  e§  tourbe  aud^  mo^l 
cm  €omitag  ein  Ißriefter  gu  il^nen  gefanbt  (Yita 
Pach.  1.  c).  ®ro§en  ©influfe  gewann  bie  fjl  @t)n« 


cletica  auf  bie  Verbreitung  ber  5RonnenfIöjlcr  (Vita 
8.  Syncl.,  bei  Migne,  PP.  gr.  XXVlü,  1488), 
totl^t  mit  berjienigen  ber  9)^5nd^dflö{}er  gleid^en 
Sd^ritt  l^ielt  (Eus.  Dem.  evang.  3, 6,  bei  Migne, 
PP.  gr.  XXII,  229 ;  Greg.  Naz.  Carm.  ad  Hell. 
V.  257  sq.,  bei  Migne,  PP.gr.XXXVlI,  1470). 
2)ad  fflofter  be§  1^1.  $ad^omiud  aö^Ite  400  9lonnen 
(Hist.  Laus.  39,  bei  Migne  1.  c.  1105).  2ht 
SlntinoupoIiS  gab  ed  12  S^onnenfldfter,  barunter 
eine«  mit  60  «Rönnen  (ib.  1235  sq.),  in  Sltl^ribe 
Säl^Ite  ein  ftloper  300  9lonncn  (ib.  1097),  ti&eo« 
boret  (Hist.  rel.  30,  bei  Migne,  PP.  gr.LXXXH, 
1494)  erjöl^lt  t)on  einem  fold^en  mit  250  9lonnen. 
9m  9uf f  ^tt)ungbe§  OrbendlebenS  burd^  ben  1^1.  Sa* 
ftliuS  nal^men  aud^  bie  uon  biefem  geftifteten  9ton» 
nenflöfter  t^eil  (f.  b.  9Irt.  95afiUu8).  3m  Dccibent 
mürben  bie  Stiftungen  ber  p.  Antonius  unb  ^a« 
d^omiuS  burd^  ben  ^l  ^tl^anafmS  befannt.  S)ie 
Srfte,  meldte  in  SRom  ein  ftlofter  für  Qf^^auen  er- 
rid^tete,  mar  SWarcetta  (Hieron.  Ep.  127,  5,  bei 
Migne,  PP.  lat.  XXH,  1089).  ^^x  »eifpiel 
l^atte  bie®rünbung  t)ieler  öl^nlidden  Sinfieblungen 
aur  golge  (ib.  1092).  2)ie  Siömerinnen  $aula 
unb  Sufto^ium  grünbeten  in  SBetl^lel^em  brei 
^rauenflöfter  (Hieron.  Ep.  108,  bei  Migne  1.  c. 
896  sq.),  SKelania  ein  fold^eß  in  Serufalem. 
Sin  9JonnenHofler  in  (Saflien  ermäl^nt  Sulp.  Sev. 
Dial.  2,  11.  Snafrifa  errid^tete  ber  ^I.  auguftin 
beren  Diele.  SHe  Siegel  bed  1^1.  IBenebict  galt  aud^ 
für  92onnen  unb  Derbrängte  aud^  bei  i|nen  aU« 
möUg  anbere  Dtormen.  ^ie  1^1.  @(|oIaftica  gilt  al§ 
erfte  Sorftel^erin  ber  Senebictinerinnen  (f.  Ma- 
billon.  Acta  SS.  saec.  I,  praef.  §  3,  n.  44). 
Rubere  Stegein  fpeciell  für  9tonnen  maren  bie  bes 
^I.  6äfariu§  (Migne,  PP.  lat.  LXVH,  1103), 
«urelian  öon  ^rle§  (ib.  LXVIH,  399),  be§  ®o- 
natu§  (ib.  LXXXVII,  273),  Cujusdam  patris 
regula  (ib.  LXXXVIII,  1051),  S.  Leandri 
Hispal.  Reg.  s.  de  institutione  virginum  et 
contemptu  mundi  ad  Florentinam  sororem 
über  (ib.  LXXH,  871)  (ügl.  Harduin  IV, 
1147  sq.;  aud^  August.  Ep.  211,  bei  Migne, 
PP.  lat.  XXXIII,  958).  SSon  bpaantinijd^cn 
fflöftcm  be§  a^ittelalterS  gibt  einen  93cgriff  ba§ 
3:t)pifon  ber  ftaiferin  3rene  (f.  Migne,  PP.  gr. 
CXXVn,  985  sq.).  —  9lud^  bei  ben  Können  gab 
e§  ben  Unterfd^ieb  ^mifd^en  uerfd^Ieierten  unb  un» 
öerfc^Ieierten  Slonnen.  lieber  bic  Statur  il^rer  ®e» 
lübbe  gilt  ebenfaU§  baS  oben  ©efagte.  ^ber  aud^ 
nad^  ßrrid^tung  ber  jflöfter  gab  eS  nod^  immer 
mand^e  Jungfrauen,  meldte  im  elterlid^en  ^(xu]t 
für  pd^  allein  lebten  (Greg.  Naz.  Ad  Hellen. 
V.  257,  bei  Migne,  PP.  gr.  XXXVH,  1470). 
®ieje  ftanben  im  Orient  unter  einer  SSorftel^erin 
(Sozomen.  H.  E.  8,  23);  in  Stalten  trugen 
fle  befonbere  ffleibung,  vestimentum  s.  matris 
D.  N.  Jesu  Christi  genannt  (Muratori  1.  c. 
577  c).  3n  ber  ftarolinger^eit  nal^mcn  bef onber§ 
aSittmen  balb  nad^  bem  Sobe  be§  ÜJlanncS  gern 
ben  ©d^Ieier,  fo  bafe  ©efcfe  bcr  6ttte  entgegen« 
traten  (Thomassin  1.  c.  c.  43). 


439 


5Ronncn. 


440 


c.  ®ie  tueiterc  ©tittoidlung  bcr  5Ronnetiorben 
fd^Iiefet  ^ä^,  toie  oben  gcfaöt,  an  bic  ber  Bett. 
ÜRännerorben  an  unb  ift  on  gcl^öriger  ©teile  be« 
l&anbelt.  (3um  ©atijen  ögl.  noä)  Fr.  Pellizzarius 
S.  J.,  Tractatio  de  monialibus,  ed.  correcta, 
Bomae  1755;  Tamburinus,  De  jure  abbatis- 
Banun  et  monialium,  Bomae  1638 ;  Muratori, 
Ant.  Ital.  dies.  66  de  monast.  monialimn,  1.  c. 
495  sqq.) 

n.  1.  3lonnenim  weitem  ©inne  l^ei^en 
olle  jene  in  ©emeinfc^aft  lebenben  relifliöfen  Sfrouen» 
vereine,  meldte  nid^t  eigentlid^e  ©elübbe  im  oben 
be^eid^neten  @ittne  l^aben,  fonbem  nur  einfädle, 
ober  nur  geitnieilige,  ober  nur  baS  eine  ober 
anbere  ©elübbe  oblegen.  S)a]^in  gel^ören  alle  bie 
neueren  Kongregationen,  uielc^c  ftc^  bem  Unter» 
rid^t  ber  Jhanfenpflege  u.  f.  tt).  ofö  il^rem  ^aupU 
itotät  loibmen.  S)iefed  3^^^^  loegen  oer^ic^ten 
bie  Kongregationen  auf  bie  ftrenge  ))ö))ftlid^e 
Slaufur.  Sa  bad  einfache  ^rmutgelübbe  5um 
SBeft^  nid^t  unfäl^ig  mad^t,  fo  bel^alten  bie  ©d^me« 
ftem  ben  IBefl^  i^reS  IBermögend  unb  üerlieien  nur 
ba§  Siedet  be§  freien  ©ebraud^eS.  SBei  ben  älteren 
92onnen  ifi  mit  loenig  ^uSnal^men  (Orben  t)on 
SfontebrauU,  Siftercienferinnen  t)on  Sa§  ^ue(ga3 
be  95urgo§,  Slifabetl^inerinnen  öon  1429—1458) 
iebeS  einjelne  OrbenS^auS  felbftönbig.  3n  ben 
meiften  neueren  Kongregationen  bagegen  bilben 
fömmtlid^e  ^öufer  eine  Sinl^eit  unter  gemeinfamer 
Seitung  einer  ©eneraloberin.  2)enn  in  ben  fiel^r* 
unb  $Pegeorben  fmb  ^nftalten  für  bie  SluSbilbung 
ber  ©d^mefiem  ju  ü^rem  Seruf  twtl^menbig,  unb 
mel^rere  oerbunbene  ^öufer  f  önnen  f  old^e  SInftalten 
leidster  unterl^alten.  9lud^  mu|  bie  SRöglid^feit 
geboten  fein,  fiel^r-  unb  $flege!röfte  jmedbnö^ig 
in  bie  öerft^iebenen  §)äufer  }u  öertl^eilen,  ent» 
ftanbene  fiücfcn  rafd^  ju  erfe^en  u.  f.  m.  Snblid^ 
muffen  bie  ^öufer  in  pecuniörer  ^inftd^t  fid^  5u 
^ilfe  fommen  fönnen,  moburd^  ed  möglid^  mirb, 
in  ormen  ©emeinben  5WieberIaffungen  ju  grünben. 
Ueber^auft  aber  fmb  ein^eitlid^e  ^rincipien  in 
©d^ule  unb  ftranfenfaal,  im  95erfe|r  mit  gcift« 
lid^en  unb  meltlid^en  Sel^örben  münfc^engmert)^. 

2.  9$ereine  mit  d^aritatiDem  S^^^  o|ne  Klau- 
fur  unb  f eierlid^e  ©elübbe  gab  eS  fd^on  im  SJlittel« 
alter,  j.  95.  bie  SSeguinen,  bie  SSrüber  unb  ©d^we- 
ftem  öom  gemeinfamen  Seben,  bie  öerfd^icbenen 
SSercine  öon  lertiarierinnen.  6ine  gemiffe  öor» 
bilblid^e  SSebeutung  für  bie  mobemen  Kongrega- 
tionen l^atte  baS  Snftitut  ber  Dliöetaner-Dbla- 
tinnen  ber  1^1.  gfranciSca  SRomana  (f.  b.  5lrt.).  55on 
fird^Iid^er  Seite  xoax  eS  belobt  toorben;  bie  9Jer« 
tl^eibiger  ber  entftel^enben  Kongregationen  fonnten 
alfo  bie  9lngrcif  er  barauf  oertoeif  en  (Bougaud,  Vie 
de  8.  Fran9.  de  Chantal  U,  Paris  1863,  461). 
3m  Ucbrigen  »aren  ä^nlid^e  3nftitute  im  SWittel- 
alter  oielfad^  nid^t  gern  gefeiten.  Sonifaj  VIII. 
(c.  un.  in  VI  3, 16),  baS  Koncilium  öon  Srient 
(Sess.  XXV,  c.  5  De  regul.),  befonberS  $iu8  V. 
(IBuUe  Circa  pastoralis  ö.  3. 1566)  tourben  burc^ 
SWifebröuc^e  gebrängt,  alle  grauenüereine  olf^nt 


Kkufur  5u  unterfagen.  Seit  bem  16.  Sal^tl^ttnbeit 
meierten  ftd^  bie  SSerfud^e,  reltgidfe  Skreine  für  (Er* 
Siel^ung  unb  ihanfenppege  )u  f d^affen,  unb  eSmor 
nun  bie  Aufgabe,  biefelben  mit  ben  fird^tid^  ©c« 
fe^en  über  Klaufur  in  Kinllang  gu  bringen.  SHe 
\)l  Angela  ÜTlerici  l^atte  bie  Urfulinen  urtorSnglid^ 
afö  Saient)erein  geftiftet  (1517);  dtö  fpäter  ein 
Xl^eil  berfelben  bie  Klaufur  annahm,  befianb  gum 
erften  SRal  ein  eigentlid^er  9lonnenorben,  beffen 
pavifi^mi  ein  d^aritatiber  n>ar.  SBol^  mit  ätüdt- 
ftd^t  auf  bie  gludDid^en  Krfolge  beS  Orbend  erilärte 
am  31.  Slugufl  1575  bie  Congr.  Ep.  et  Beg.  (f. 
Ferraris,  s.  y.  Moniales  art  1, 1)  allgemein,  bie 
Stonnenorben,  meldte  f d^on  t)or  bem  Xrienter  Kon* 
cü  mit  Krgiel^ung  fid^  abgegeben  l^ätten,  burften 
barin  fortf al^ren,  bod^  unter  ^al^rung  ber  Klaufur. 
^er  1^1.  tSfrang  t)on  ©aleS  badete  ftc^  urfprun^id^ 
in  ben  9lonnen  t)on  ber  ^eimfud^img  rinen  SS^ein 
nad^  bem  SRufter  ber  Oblatimten  ber  ^I.  §fran« 
d§ca  Stomana.  ^er  SDBiberftonb  mar  inbe|  fo 
bebeutenb,  ba|  er  ed  t)oi^og,  einen  etgentlid^ 
Orben  mel^r  contempIatiDen  K^alterS  gu  grün- 
ben. Sal^nbred^enb  mirfte  ber  1^1.  SSinceng  üon 
$aul  burd^  feine  soeurs  de  la  chaiitöy  VkU^t 
inbe^  nur  gang  prioate  ©elübbe  immer  nur  auf 
ein  3o^r  ablegten  unb  nur  eine  SBruberfd^ft  fein 
fönten,  bem  Sifd^of  unb  Pfarrer  untermorfen. 
S!)ie  SBegeifterung  für  d^aritatiDe  iBereinigmigen 
xoax  bur$  biefe  ©tiftung  gemedEt. 

2)ie  Organifation  fol^er  SSerbönbe  unter  einer 
©eneraloberin  mar  baS  enblic^e  Krgebnig  ber  üiet« 
fad^  t)erunglüdtten  93erfud^e,  bie  ißerfafTung  ber 
©efeUfd^aft  3efu  für  gfrauenoereine  gu  aDo))tiren. 
SnlBelgien  beftanben  nod^  gu  Einfang  bed  16. 3a]^ 
l^unbertS  mand^e  SaieuDerbönbe  t)on  gfrauen  mit 
bem  einfad^en  ff eufd^l^eitSgelübbe.  3n  il^rem  Sifer 
für  ff  ated^ef e  f ud^ten  mel^rere  3efuiten  burd^  ©d^rif- 
ten  (SefftuS,  KoSme^b)  ober  burd^  9{eugrünbungen 
(SRortaigne)  fold^e  IBereine  gu  t)erbreiten  unb  für 
ben  Unterrid^t  ber  meiblid^en  3ugenb  ni^bar  gu 
mad^en  (Dgl.  Manareus,  De  rebus  S.  «f.  oom- 
mentarius,  Florentiae  1886,  46).  Siod^  bem 
Sorbilb  biefer  belgifd^en  SBruberf  d^aften  t)ereini0ten 
fid^  unter  9Raria  &arb  einige  beS  ©laubend  tt)egen 
auSKnglanb  vertriebene  grauen,  umetuxi89e^n« 
Iid^e§  für  bie  ^eimat  gu  f d^affen.  lieber  bie  betgi- 
fd^en  Vereine  finauS  erftrebten  fie  eine  feflere£5r« 
ganifation  unter  einem  gemeinfamen  ^au))t.  Un« 
Hugl^eiten  unb  Uebereifer  fül^rten  gurUnterbrüdung 
biefer  „3efuiteffen"  burd^  Urban  Vm.  (Helyoir 
Badiche,  Dictionnaire  des  ordres  relig.  s.  ▼• 
Jesuitesses).  Krft  Senebict  XIV.  erfannte  für 
bie  „Knglifd^en  gräulein''  (f.  b.  9Iri.)  1749  eine 
©eneraloberin  an. 

9{ad§  t)orüberge]^enber  UnterbrüdCung  in  ber 
KeDolutiondgeit  na|men  bie  Kongregationen  im 
19.  Sa^rl^unberi  ungeal^nten  Suffd^mung.  ®Iän> 
genbed  Sob  fpenbeten  il^nen  namentlid^  bie  amen« 
fanifd^enSijd^öfe  auf  bem  Ißlenarcondl  t)on93aIti« 
more  1866  (Coll.Lac.IU,511):Nonpo6samii8 
quin  agamus  omnipotenti  Deo  gratias;  qui 


441 


9lonnen. 


442 


harom  t&m  utilium  Congregationum  tantum 
namenim,  tantamque  varietatem  in  Ecclesiae 
snbddium  excitaverit.  Hisce  quippe  Congre- 
gationibiiB  acceptum  referimus,  quod  tot 
poellinmi  iimocentiae  servandae  habeamus 
pinta  tataque  domicilia;  bis  debet  America 
oostn  iiiBtitationem  numerosae  juventutis 
tarn  in  literifl,  tum  in  christianis  moribus, 
itqne  adeo  difhindendae  Catholicae  Fidei  effi- 
eix  adjumentum.  lieber  bie  red^tlid^en  SSer^öIt» 
irijje  unb  bieSongregationen  im  Singelnen  f.  b.  Srt. 
fongcegationen  II,  ob.  HI,  924  ff.  (93gl  De 
TDgimbus  Anglis  Judicium  P.  Suaresii,  in 
Soaresii  Opuscula  sex  inedita,  ed.  Midou, 
BraxeU.  et  Paris  1859,  357,  mit  ber  (Einleitung 
Le.350;  &^t%  2)ie  neueren  religiöfen  gfrauen- 


(( 


en 
en 


geioHntfd^ften  nad^  il^ren  red^tlid^en  ^Berl^öltnif 
boigepdtt,  @4aff]^.  1857;  Sd^uppe,  2)q§  9Be 
mb  bie  9te(^ldDer]^äItniffe  ber  neueren  religiöfen 
gtanengenoffenfd^n,  SRatns  1868;  3R.  bu 
Comp,  SHe  aBol^It^otigfeitSonftalten  ber  d^rifll. 
Sonn^igfeit  in  ^rid  [überfe^t  mä)  ber  2.  franj. 
IttHl  TOainj  1887.)  [»neller  S.  J.] 

Sa  ber  @tanb  ber  gottgetoeil^ten  Suttgfrauen 

daer  6ef onbem  Pflege  unb  eine§  f orgf amen  @d^uk§ 

DB^ig  ift^  fo  ^t  bie  lird^lid^e  ©efe^gebung  be* 

foBbere  auSgebe^nte  iBorfel^rungen  be^üglid^  ber 

Seic^tDöter  fik  9lonnen  getroffen.   3)ie  ®e« 

BriftnSIeitung  ber  9lonnen  gilt  afö  eine  ber  fd^mie« 

rigpm  Aufgaben  ber  €eeIforge,  unb  ein  fonft  ap* 

mobirter  Sei^ttHxter  toirb  bamit  nod^  nid^t  al3  für 

Aloßnfcouen  geeignet  betrad^tet.  93ielmel^r  f oS  für 

jcbcS  Srouenflofler  Sin  ^riefier  aI8  orbentlid^er 

Seid^tDater  aller  ^ugel^örigen  $erfonen  beftimmt 

»erben,  fo  ba^  eS  biefen  nid^t  freiftel^t,  ftd^  einen 

beliebigen  Sei^tüater  ju  toöl^Ien.  2)Qbei  foQ  aber 

denfelben  n)enigfiend  ^toei»  bis  breimal  jal^rltd^  @e« 

Ugen^  geboten  merben,  bei  einem  anbem  (au^er- 

orbentIi(^en)  99eid^tt>ater  ^u  beid^ten.  2)ie  be^üg» 

ü^en  SSefümmungen  be§  Äird§enred|te8  fmb  ent» 

!)aUen  im  Conc.  Trid.  Sess.  XXV,  c.  10  De 

regal.,  in  ben  ßonftitutionen  Inscrutabili  ®re» 

gor§  XV.  (5.  Sfebruar  1622),  Supema  6(e» 

mtn^'  X.  (21.  3uni  1670),  Pastoralis  curae 

«enebict«  XIV.  (5.  augufl  1748),  bcm  ®ecrctc 

Qoemadmodum  Seo'S  Xm.  (17.  2)ec.  1890) 

unb  in  ben  ßrllörungen  ber  S.  Congr.  Epp.  et 

Regal.  Streitig  ift  iebod^,  ob  babei  nur  für  bie 

5ümnen  im  eigentlid^  Sinne  ober  aud^  für  bie 

fflofterfrauen  ol^ne  Slaufur  ein  @efe^  aufgefteUt 

toerbtn  foIL  92immt  man  baS  Srftere  an,  fo  mürbe 

ber  Seid^töoter  für  bie  9lbfoIution  ber  Spönnen  im 

aieitem  Sinne  feiner  befonbernSSoIImad^t  bebürfen. 

3eb<nfaad  aber  fiejSit  feft,  a.  bag  bie  SefteUung 

dscS  bcfonbem  SBeid^tDaterS  aud^  für  bie  neueren 

^niuenorben  angemeffen  unb  gemöl^nlic^  in  beren 

Statuten  Dorgefd^eben  if!,  fomie  ba|  mteberl^olt 

etne  borauf  bejüglic^e  Seftimmung  t)om  pöpftli^en 

Stuhle  Dor  ®ut^i|ung  fold^er  Statuten  oerlangt 

tpurbc;  b.  bag  ^roDinjialconcilienoberbifd^öflid^e 

ScfKmmungen  in  dielen  2)töce)en  eine  befonbere 


Approbation  für  bie  SBeid^ttoter  aller  gfrauen» 
Höfter  t)orf daneben ;  c.  ba|  überall  ba,  mo  ein 
befonberer  orbentlid^er  Seid^tDater  beftimmt  ift, 
ppid^tma|ig  aud^  ein  au^erorbentlid^er  ^u  be» 
fteflen  ift. 

Siedet  unb  $Hid^t  ^ur  Smennung  fomol^I  be§ 
orbentlid^en  mie  oed  au^erorbentlid^enSeid^tüaterg 
Hegt  bei  bem  Obern  beS  fflofterS,  b.  1^.  für  bie 
esemten  ^Konncnflöfter  bei  bcm  DrbcnSobem,  für 
bie  nid^te;;emten  beim  Sifd^ofe.  3)abei  ift  bie 
Siegel,  ba^  ber  SBifc^of  ben  orbentlid^en  93eid^t» 
t)ater  avi%  bem  2BeltcIeru§  nel^men  mu^;  ber  9le> 
gularobere  bagegen  fann  benfelben  nur  ouS  ben 
^riefiem  be§  eigenen  OrbenS  möl^Ien,  foll  bafür 
aber  mcnigftenS  einmal  im  Saläre  einen  Ißrieftcr 
aus  einem  anbem  Orben  ober  au§  bem  Söcular« 
cleruS  als  ougerorbentlid^en  SBeid^toater  bet)oQ« 
möd^tigen.  3nbe^  aber  bebarf  ber  t)om  Stegu» 
larobem  beftgnirte  Seid^tDater  nod^  ber  Appro» 
bation  feitenS  beg  S)i5cefanbifd^ofS.  SS  ift  nid^t 
auSgefd^Ioffen,  ba^  ber  Sifd^of  ^ur  Ermittelung 
ber  ZaugUd^Ieit  für  baS  Amt  eineS  fflofterbeid^t- 
DaterS  ein  eigenes  S^amen  abgalten  lägt  S)ie 
Seftimmung  beS  orbentlid^en  SBeid^tüaterS  ge< 
fd^iel^t  auf  |5d^fienS  brei  Saläre;  foU  berfelbe  für 
ein  neues  Xriennium  beputirt  merben,  fo  bebarf 
eS  eines  bcfonbem  3nbuIteS  ber  S.  Congr.  Epp. 
et  Begul.,  meld^eS  gcmöl^nlid^  über  ein  britteS 
Zrienntum  l^inauS  Dermeigert  mirb.  Aud^  mirb 
ben  9lonncn  bei  ber  jmeiten  bc^m.  britten  ®epu» 
tation  beSfelben  99ei^tt)aterS  ein  gemiffeS  €in« 
fpmc^Sred^t  ^ugeftanben.  S!)aS  t)om  JNrd^enred^t 
geforberte  Alter  beS  Jfloftcrbeic^tDaterS  ifi  baS 
öottcnbete  40.  SebcnSjal^r,  moöon  jcbod^  auf  be- 
fonbere ®rünbc  l^in  bispenfirt  mirb.  Au^erbem 
finb  unter  ben  übrigens  geeigneten  ^erfoncn  einige 
t)om  Amt  beS  9lonnenbeid^toaterS  rec^tlid^  auS> 
gefd^loffen,  fo  bcfonbcrS  ber  ©cncralöicar,  aud^  bie 
^faner,  fomeit  beren  anbcrmcitige  ^flidfeten  bar» 
unter  leiben  f önnten ;  ferner  bie  ^riefter  öerf d^iebener 
Orben  ($.  S.  bie  ft-atres  minores  conventuales), 
bie  fog.  Äloftercommiffare  unb  ber  Siegel  nad^  bie 
ftapläne  ber  Älofterfird^en.  —  ®er  au^erorbent« 
lid^e  Setd^tüater  foQ,  nad^  ber  Anftd^t  geuiid^ti» 
ger  Auetoren,  eigentlid^  nid^t  auf  eine  beftimmte 
3eit,  fonbem  für  j[cben  einzelnen  fjfatt  befonberS 
beauftragt  merben;  bod^  pflegt  man  gemöl^nlid^ 
aud^  i^n  für  eine  S^it  öon  brei  Salären  ju  appro* 
biren.  3n  ber  Seit,  ba  er  feines  Amtes  maltet, 
joU  ber  orbentU^e  Seid^töater  feine  jum  ftloftcr 
irgenbmie  gebörige  ^erfon  Seid^t  l^ören,  ftd^  über« 
l^aupt  im  ftlofter  gar  nid^t  jeigen.  Sxoax  ift  feine 
Forint  Derpflid^tet,  bei  bem  au^erorbentUd^en 
Seid^tüater  eine  facramentale  IBeirfjt  abzulegen; 
bod^  l^aben  fid^  alle  9lonnen  einzeln  öor  bcmfclben 
ein^u^nben,  um  etmaige  Srmal^nungen  Don  il^m 
entgegen^unel^men.  SBie  oft  ber  au^erorbcnt^ 
lid^e  Seid^tüater  im  fflofter  ju  erfd^cinen  l^at^  be« 
ftimmt  bie  Jtlofterregel ;  auSbrüdtUd^  aber  mirb 
jeber  9lonne  baS  ^td^t  ^uerfannt,  aus  gemid^ttgen 
©rünben  ieberjeit  einen  au^erorbentlid^en  99et^t« 


443 


9tonnotte. 


444 


Doter  }u  t^erlangen.  3)iefe§  Sted^t  tDirb  iefonberS 
burd^  baS  ettDöl^nte  2)eaet  Quemadmodmn  auf  § 
9leue  ieftöttgt  unb  t)on  bem  SBiUen  ber  Oberin 
gotig  unabhängig  erHört :  bod^  foU  ed  nid^t  bagu 
bienen,  au§  Jebem  beliebigen  ©runbe  ober  gar 
regelmäßig  ben  orbentüc^en  93eid^tt)ater  ^u  um» 
ge|en  (S.  Congr.  Epp.  et  Reg.  1.  Febr.  1892). 
Snblid^  ift  no^  gu  bemerfen,  ba|  92onnen,  meldte 
ftd^  mit  (£r(aubni|  außerl^alb  il^reS  JflofterS  auf- 
halten, bei  jebem  approbirten  $rie[ter  beid^ten 
f5nnen  (S.  Congr.  Epp.  et  Reg.  27.  Aug.  1852). 
^er  99eid^tt)ater  l^at  ben  92onnen  gegenüber  baS 
9lmt  eines  quasi-parochus ;  er  ift  befl^alb  allein 
befugt,  il^nen  bie  fonft  bem  Pfarrer  ^ufte^enben 
<3acramente  )u  fpenbcn,  unb  er  barf,  aber  aud^  nur 
5U  biefem  3^^^^/  itn  9totl^faS  bie  Slaufur  be- 
treten. Sbenfo  !ann  ber  99if(^of  nur  bem  orbent- 
lid^en  Seic^tDater  bie  SSoUmac^t  übertragen,  ben 
Spönnen  bie  fog.  (Seneralabfolution  )u  ert^eilen 
(S.  Congr.  Indulg.  20.  Sept.  1775).  S)aS  Sed^t 
gur  3)eerbigung  ber  oerftorbenen  ^Rönnen  fielet  beg- 
gleid^en  bem  Seid^tDater  )u,  unb  ^toax  principieU 
aud^  bann,  menn  biefelben  auf  bem  augemeinen 
Jhrd^l^ofe  begraben  toerben  (t)gl.  IBeringd  Slr^it) 
für  ftird^enred^t  XL  [1878],  329  ff.).  Um  bie 
ftloftergefc^öfte  foU  ftd^  ber  Seid^tüater  nid^t  be- 
fümmem,  ebenfo  uienig  um  bie  öu^eie  jflofter« 
orbnung;  bagegen  liegt  il^m  allein  bie  Seelen- 
leitung ber  jflofterfd^meftem  ob,  unb  iebe  6in- 
mifd(|ung  ber  Oberin  in  biefelbe,  namentlid^ 
mag  ben  Smpfang  ber  l^eiligen  Sommunion  an- 
gelet, ift  unterfagt  (f.  ba§  S)ecret  Quemadmodum 
n.  5).  Um  iebe  fold^e  Sinmifd^ung  möglid^ft  gu 
befd^ränfen,  ift  e§  ber  Oberin  auf  ba§  @trenafte 
t)erboten,  bie  Sd^toeftem  irgenbmie  gu  einer  @e- 
toiffenSerdffnung  il^r  gegenüber  gu  oeranlaffen; 
too  eine  folc^e  „@en)iffen3re(^enfd^aft''  frül^er  t)or- 
gefd^rieben  toar,  ift  biefe  $flid^t  aufgel^oben, 
iebod^  bie  gang  freiwillige  ^blegung  berfelben 
nid^t  üerboten  (ib.  1—3).  3)a8  SRed^t  ber  SRüge 
bei  öffentlidd  begangenen  ^fel^Iem  bleibt  ber  Obe- 
rin unbenommen  (ib.  5).  —  3)er  Seid^töatcr  ber 
92onnen  l^at  feinem  Sterte  entfpred^enb  bie  jtoenge 
^fiid^t,  oQeg  5U  Dermeiben,  loaS  bem  @eeienl(|eil 
feiner  Seid^tfinber  fd^aben  fönnte,  unb  befonbem 
®ifer  auf  bie  gförberung  berfelben  in  ber  Sugenb 
5U  üermenben.  S8  genügen  ba^er  für  il^n  nid^t 
bie  gemö^nlic^en  jfenntniffe  ber  3Sloxal;  er  muß 
t)ielmel^r  baneben  üerfie^en,  feine  IBeid^ttinber  auf 
bem  orbentli^en  SBege  ber  SoHfommenl^eit  gu 
führen,  unb  muß  über  bie  außerorbentlid^eu  gföQe 
größerer  SJoIIfommenl^eit,  über  m^ftifd^e  3uftänbe 
u.  bgl.  toenigfteng  einige  jfenntniffe  ^aben.  9li(^t 
minber  groß  muß  aud^  feine  jftugl^eit  unb  fein 
2:act  fein,  um  bei  allen  f^fel^Iem  unb  Sc^toöd^en 
ber  ftlofterfrauen  baS  3toedPmößigfie  gu  treffen, 
bamit  ebenfo  Sifer  unb  Sfortfd^ritt  im  @uten  mie 
ßintrad^t  unb  Siebe  geftal^rt  bleiben.  Srefflic^e 
^ntt)cifungen  in  biefer  Sejie^ung  geben  Tambu- 
rini,  De  jure  abbatissanmi,  Disp.  XVI,  q.  9 ; 
Lehmkuiü,  Theol.  mor.  II,  ed.  7,  Friburgi 


1893,  359 ;  t)gl.  aud^  iKrd^lid^  9n}eieei  für  bie 
Sribibcefe  J7öln  1893,  111  ff.  (3um  (Skuijcn 
Dgl.  Analecta  juris  pontificii  V,  1  [1867], 
539  sqq. ;  jf o^n  im  Slrd^it)  für  fatl^.  IKrd^enred^t 
XLU  [1879],  241  ff.;  Lehmkuhl  L  c.  288  sqq. 
Sine  Srflörung  beS  2)ecreted  Quemadmodum  q& 
ber  äefuit  @econbo  fSfranco  [italienif d^ ,  W§ 
^eutfd^e  überfe|t  t)on  ^uber  S.  J.,  3togen8burg 
1892] ;  f.  aud^  ffird^lid^ed  Amtsblatt  für  bie  £id- 
cefe  aitünfter  1892,  35  ff. ;  Pastor  bonns  IV 
[1892],  292  ff.  unb  anbere  loiffenfd^apd^prd« 
tifd&e  t^eol.  3eitfd^riften.)  [«.  effer.] 

ifounoütf  Slaube  9brien  (nid^t  Clmibe 
Sfran9oi§),  S.  J.,  polemif d§er  @d^riftfteQer ,  ttwr 
am  29. 3uli  1711  juSefancon  geboren  unb  trat 
am  7.  September  1730  in  bie  ©efeSfd^aft  3efu. 
6r  roax  tl^ötig  als  $rebiger  in  9mienS,  $arid, 
^erfaiQeS  unb  ^ule^t  in  Xurin.  Sortl^inl^aäe  i^ 
ber  jfönig  t)on  @arbinien,  Raü  Smmamtel  m, 
felbft  eingelaben  unb  be^anbelte  i]^nmit9uS)et(l^ 
nung.  SBelannt  nmrbe  92onnotte^8  9tome  befonberS 
bur^  feine  literarifd^n  Dfel^ben  mit  SSoltaire.  3)a 
bie  @d^riften  ber  fogen.  „Ißl^ilofopl^en''  fo  Diel  Uiif 
l^eil  anrid^teten,  begann  9tonnotte  feit  1757  bie 
^auptfd^riften  Soltaire^S  }u  !enn}eid^nen.  S>er 
angegriffene  ließ  eS  an  (Entgegnungen  in  feiner 
SBeife  nid^t  fel^len;  itoan^ig  3Q^re  lang  übet« 
fd^üttete  er  Dtonnotte  mit  ben  gemeinften  Sd^mfil^ 
ungen  (Jheiten,  SSoltaire,  2. 3lufl.,  Sfreiburg  1885, 
476  f.).  9{ad^  ber  UnterbrüdCung  ber  (SefeUfd^ft 
3efu  in  gfranfreid^  50g  9lonnotte  ftd^  itad^  9e- 
fan9on  ^urüdC  unb  ful^r  l^ier  in  feiner  fd^rtftfteOe» 
rifc^en  Sl^ötigfeit  gegen  IBoltaire  fort.  Stö  9Rit« 
glieb  ber  3Uabemie  Don  Sefan9on  lieferte  er  oud^ 
mel^rere  (ungebrudfte)  Slbl^anblungen  über  bie  ®tß 
fd^id^te  feiner  engem  ^eimat,  ber  gfrand^-Somte. 
3u  93efan9on  ftarb  er  am  3.  September  1793. 
9fa)nnotte^§  Sd^riften  ftnb :  1.  Examen  critique 
ou  Refutation  du  livre  des  Moeurs  (anonym), 
Paris  1757.  2.  Les  erreurs  deM.  de  Voltaire 
sur  les  faits  historiques  et  dogmatiques  (ano- 
nym), Avignon  1762,  2  vols.,  6  ^6d.  1774, 
9leubrudEe  1818  unb  (mit  bem  9lamen  beS  ^ctotS) 
1820  unb  1823;  überf.  in'd  3)eutf d^e,  @))anifd^, 
Stalienifd^e  unb  ^olnifd^e.  9b.  I  gibt  eine  9uf« 
5ö]^lung  ber  l^iftorif  d^en  Unnd^tigf eiten  in  ben  SBer» 
!en  SSoltaire^  l^auptföc^lid^  na$  beffen  Essai  snr 
rhistoire  generale,  in  meld^em  Voltaire  bie  9BeIt« 
gef d^id^te  in  einer  äBeife  jur  ^efömpfung  beS  (SfyA' 
ftentl^umS  üerbrel^t,  baß  feine  früheren  antid^rift« 
lid^en  Sd^riften,  nad^  9lonnotte^8  Urtl^eil,  baburd^ 
in  Sd^atten  gefteUt  toerben.  Sb.  n  legt  Sol- 
taire^S  bogmatifd^e  Srrtl^ümer  unb  bie  entgegen« 
gefegten  SBal^rl^eiten  in  f Qftematif d^er  Orbnung  bar. 
9^amentlid^  ber  9lad^U)eiS  ber  ^iftorifd^  3rr« 
tl^ümer  erbitterte  9$oltaire  auf  §  ^d^fte.  (Segen 
feine  ©euiol^nl^eit  üerftanb  er  fid^  1762  )u  einet 
Slntmort,  bie  umgearbeitet  1765  nod^  einmal  er- 
fd^ien.  ^on  ben  me^r  ald  1000  üorgetoorfenen 
Shnrtpmem  üerfud^t  er  bie  Sertl^eibigung  t)on  mu: 
menigen  unb  erfe^t  baS  Uebrige  burc^  perfönlid^ie- 


445 


Nonnus  —  92onnu8  auS  $ano))oH8. 


446 


JaMctioen.  9lmutotte  blieb  il^m  bie  9nttt)ort  nid^t 
Vfotbia,  Sracn  britten  9anb  }U  ben  Erreurs 
antte  xonnotte  1779  ol^ne  Angabe  beS  S)ru(!- 
oM  trf(!^nen  laff^-  3^  ^riS  ü  n'a  pu  ob- 
tenir  ni  approbation  ni  permission,  ni  inöme 
decenseur;  la  douce  tolörance  consistant  k 
donner  une  trös-libre  drculation  ä  toutes  les 
errenre  et  k  s'opposer  avec  la  morgue  des 
tyrans  ä  tout  ce  qui  peut  les  combattrel 
(Jomu  bist,  et  litt.,  15  Oct.  1780,  255.) 
3.  Dictionnaire  philosophique  de  la  religion 
(anoii9m),  Avignon  1 772, 9«  ed.  1835,  übetf.in'S 
^,  Stalten.,  &pan.,  ^ortug.^  2)eutfd^e.  fßoU 
tdre^atle  1764  fein  Dictionnaire  philosophique 
portiktif  erfd^en  loffen^  um  dle§^  mad  bidl^er 
in  cinjelnen  Sänften  gegen  bad  (S^tiftentl^um 
Mzgebro^t  toar,  )u  einem  populär  gel^altenen 
öonMu^  )u  Dereinen  (jheiten  274.  408—412). 
xomutte  gibt  in  feiner  @egenfd^rift,  ebenfalls  in 
baMiebten  lesifolifd^en  Sfonn,  Erörterungen  über 
IktffXobffnlUfym  @d()Iagtt)orte  ber  3ett  unb  SBiber- 
kgimgen  ber  lanbläufigen  ßintoürf e.  SSoItaire  ant> 
Boctetcbie|maI  nid^t.  4. 2)en  „^l^ilofopl^en"  feiner 
jeit  bie  oom  (Sl^riftentl^um  abfielen,  ^eSt  9{on- 
ntle  bie  $^fop]^en  gegenfiber,  bie  in  ben  erften 
3aii^miberten  {um  S^riftentl^um  übertraten,  in 
ba  S^ft  Les  philosophes  des  trois  premiers 
aeeles  de  l'Eglise,  Paris  1789,  3«  ed.  Igl8. 
—  Slmmotte^d  @prad^e  unb  3>arfteSung  ift  rul^ig 
nb  Oor.  £r  Dei^id^tet  burd^auS  auf  perfönlid^e 
Ingriffe  unb  erfennt  bie  Xalente  feinet  ©egnerS 
mnummmbcn  an.  2)ie  Sebeutung  feiner  Sd^riften 
f«t  Jifyct  3eit  erl^nt  auS  ben  l^öuftgen  ausgaben 
unb  ans  bem  3ngrimm,  mit  weitem  SSoItaire 
»einen  ©egner  in  ^rofa  unb  93erfen  öcrfolgte. 
Clement  Xm.  fanbte  am  7. 3Ipril  1768  an  9lon- 
notte  ein  anerfennenbeS  SreDe.  S)er  ]^(.  9IIf on§  Don 
Siguori  nannte  1778  in  einem  IBriefe  an  9lonnotte 
beffen  SBerfe  »golbene  Süci^er^  bie  er  „immer  öor 
fid^'  fyihc  3n  jebem  ^bfd^nitte  ftnbe  er  \a  bie 
^ouptTDa^r^eiten  bed  ®Iauben3  mit  ©elel^rfamleit 
bcbcmbelt  unb  gonj  jutreffenbe  unb  flare  ^Intmorten 
auf  bie  @<^ma]^ungen  in  ben  IBüd^em  SBoItaire^§ 
unb   feiner  ®enof|en  (Lottere  düi  S.  Alfonsö 
Maria  de'  Liguori  1, 2,  Borna  s.  a.  [1890],  473). 
»Sgl.  de  Backer,  Biblioth.  s.  v. ;  Sommervogel, 
Dictionn.  des  ouvrages  anonymes  et  Pseudo- 
nymes publies  par  des  relig.  de  la  comp,  de 
Jesus,  Paris  1884,  1350.)     [JhteSer  S.  J.] 

If OBBns  ifl  urfprüngli^  ein  Sl^rentitel  jum 
Xsdbntdf  finblid^er  ßl^rfurd^t  gegen  ältere  ober  Dor- 
gefe|te  $erfonen;  fo  finbet  ftd^  ba§  SBort  bei» 
hrielStDcife  alS  Sl^name  eine§  Srjiel^rS  auf  einer 
®iobf<4nft  (Zaccaria,  Storia  lett.  dltalia  IX, 
Modena  1756,  492).  SnSbejonbere  aber  bejeic^« 
«ete  e§  gottgetoeil^te  $erfonen  unb  lommt  in  biefem 
Sinne  befonberS  t>erbunben  mit  castus  ober  sanc- 
tOB  not,  5.  9.  Hieron.  Ep.  22  ad  Eustoch. 
OCgne,  PP.  lat.  XXH,  404),  Ep.  1 1 7  (1.  c.  956) ; 
Amob.  jnn.  In  ps.  105  (Migne  LIU,  486),  In 
pa.  140  (L  c.  552).  3Beiter^in  h)urbe  ba§  Sßort 


in  ben  jlloftem  angemenbet  al§  Xitel  für  ältere 
ÜJlönd^e,  bie  ein  fflofteramt  (afö  $rior,  S)ecan 
u.  f.  to.)  befleibeten.  3ttö  9lamc  für  bie  Sorftel^cr 
mirb  ed  3.  93.  t)orgefd^rieben  auf  ber  @Qnobe  }u 
5lad^en  üom  Saläre  817  (Migne,  PP.  lat.  XCVII, 
390) :  ut,  qui  proponuntur,  nonni  vocentur ; 
äl^nlid^  nennt  Solumban  Ep.  5  (Mon.  Germ.  bist. 
Ep.  in,  175)  ben  Spoftel  $etru§  communis  om- 
nium  nonnus.  3n  ber  IBenebictinerregel  c.  63 
tt)irb  nonnus  ald  Xitel  älterer  ^bni^t  angeorbnet 
unb  entfprid^t  gan^  bem  fpätem  domnus  (f.  Sma- 
ragdus  in  Beg.  S.  Ben.,  bei  Migne,  PP.  lat. 
GU,  913).  S)ie)e  ertoeiterung  bed  ©ebraud^eS  lä^t 
flA  aud^  fonft  nad^tt)eijen  (f.  Du  Gange  s.  v.). 
vlumälig  fam  bad  Sßort  in  !D25nd^§orben  auger 
®ebrau$,  l^at  ftd^  aber  in  bem  entfpred^enben 
iJfemininum  nonna  für  meiblid^e  Orben  erl^aUen 
unb  ift  fogar  allgemeine  Sejeid^nung  berfelben  ge- 
toorben  (f.  b.  Srt.  5Ronncn).      [ifneHer  S.  J.] 

^onnns  )}on  ßbeffa  xomht  t)om  Stäuber- 
concil  (449)  nad^  Slbfe^ung  beS  3ba§  }um  IBifc^of 
t)on  Sbeffa  ernannt  (Liberatus,  Brev.  12  [Migne, 
PP.  lat.  LXVm,  1005]).  5118  3ba8  ju  g^alcebon 
451  in  feine  äBürbe  mieber  ein^efe^t  mürbe,  mu^te 
92onnu3  il^m  meid^en;  baS  Soncil  mied  x^n  an 
bie  S3eftimmung  beS  ^atriard^en  t)on  Slntiod^ien 
(Sess.  X,  bei  Mansi  VH,  262  sq.).  5Rad^  3ba8' 
3:obe  457  erfd^eint  9lonnu8  mieber  als  ÜJletropotit 
Don  Sbeffa.  918  f old^er  unterjeid^net  er  ein  @d^rei« 
ben  an  J?aifer  Seo  1.,  in  meld^em  er  mit  feinen 
@uffraganen  baS  Soncil  t)on  S^atcebon  anerlennt 
(Mansi  VH,  553).  SBal^rfd^ctnlid^  ift  9lonnu8 
Don  ßbeffa  ibentifd^  mit  bem  1^1.  92onnu3  (Mar- 
tyrol.  Bom.  2  Dec),  ber  bie  ^l  $e(agta  befel^rte. 
Db9^onnu8451— 457Si|d6oföonöeIiopoIi8tt)ar, 
f.  Acta  SS.  BoU.  Oct.  IV,  253  sq.  (Sgl.  aud^  Asse- 
mani,  Bibl.  Orient.  I,  257  sq.)     [ÄneHcr  S.  J.] 

^onnns  au§$anopoIt3in  OberögQpten, 
berül^mter  l^eibnifd^^gried^ifd^er  S)id^ter  gegen  6nbe 
be§4.  Sol^rl^unbertS,  ift  nat!^  ber  l^errfd^enben  3ln« 
ftd^t  im  fpötern  9Iter  5um  S]^riftent|um  über* 
getreten  unb  l^at  qI§  Sl^rift  eine  Umfd^reibung 
(jieTaßoXiq,  7:apa9pa<jtc)  bc§  So^anueScöange« 
liumS  in  ^ejametem  öerfud^t.  Süngft  l^at  jebod^ 
3.  ®rä)c!e  Stt^eifel  an  ber  SRid^tigfeit  biefcr  3tn- 
fid^t,  bcjm.  an  ber  Sled^tl^eit  ber  ^arafl^rofe  ge- 
äußert (Sl^cologifd^e  Sücraturscitung  1891,  332; 
aaßod^enfd^rift  f.  claff.  ^l^ilotogie  1893, 349).  S)ie 
Seugniffe  ber  §anbf^riftcn  über  ben  SSerfa^er 
jcigen  ein  gemiffcS  ©c^monfen.  3n  ber  ältcften  unb 
beften  ^anbfd^hft  (God.  Laurentianus  saec.  XI) 
ift  ber  litcl  Nöwou  Tcapacppajic  erft  oon  fpätcrcr 
^anb  eingetragen ;  in  einer  iüngem  §anbfd^rift 
(God.  Marcianus  saec.  XIV)  mirb  ber  SBerfaffer 
„5lmmoniu8,  ^l^ilofopl^  unb  Sl^etor",  genannt, 
©d^merer  al§  biefcS  ©d^manfen  miegt  ber  Um- 
ftanb,  bafe  in  ©ad^en  ber  SKetri!  unb  ber  ®ram« 
matif  jiDifd^en  ber  $arai)^rafc  unb  bem  ^avOpU 
merfc  beS  l^eibnifd^en  ®id^tcr§,  bem  großen  6po§ 
Atovuaiaxa,  ein  burd^greifenbcr  Unterfd^ieb  ober 
oielmcl^r  ©egenfoj  befielet,    gignet  biefem  ßfo« 


447 


9lorbcrt,  bcr  f^h 


448 


„eine  bis  jur  ßintönigfeit  gefteigcrtc  ©trcnge  bcr 
metrifd&en  9form"  (SB.  ßl^rift  ®cfd^.  ber  gricci^. 
Siteratur,  2. 3lup.,  SRünd^en  1890,  655),  fo  »eist 
ber  93er3  ber  $QrQ))]^ra{e  sal^Ireid^e  metrifd^e  iBer- 
iibie  unb  aud^  mannigfo(i^e  grommatif d^e  Unregel- 
mögigleiten  auf;  bieje  Xl^atfod^e  bürfte  in  ber 
(Sebunbenbeit  ber  $Qra))^rafe  an  il^re  IBorlage 
leine  befriebigenbe  Srflörung  ftnben.  2)agegen 
befunbet  l^inmieberunt  ber  @til  unb  audd  ber  Sffiort« 
fd^ia^  in  beiben  SBerlen  eine  unDerfennbare  iBer* 
n)anbtfd^aft.  2)ie  üppige  SBeitf(i^tt)eifig!eit  be§ 
SuSbrudS,  bie  ermübenbe  ^öufung  ber  (S^non^ma 
unb  gpitl^eta,  bie  feltfame  gfreube  an  SBieber« 
l^olungen  tl^eilt  bie  ^arapl^rafe  mit  ben  Diony- 
siaca;  IBelege  für  ben  beiberfeitigen  ©ebraud^ 
fcltener  SDBortbilbungen  fmb  ben  umf  affenben  9lad^« 
n)eifen  fi.  ©d^mabe'S  über  baS  ^b^ängig!eit§t)er> 
l^ältnife  5tt)i|rf)en  5Konnu8  unb  5IKufäu§  (De  Mu- 
saeo  Nonni  imitatore  über,  Tubingae  1876 
[Programm])  ju  entnel^men.  6nbli^  ift  ber 
Uebertritt  beS  l^eibnifd^en  SpiferS  ^um  Sl^riften- 
t^ume  burd^  lein  birecteS  3^ugni^  beglaubigt,  f on- 
bem  nnrb  lebiglid^  au§  ber  ^orauSfe^ung,  er  fei 
ber  SSerfaffer  ber  ^arapl^rafe,  erfc^Ioffen.  S)od^ 
barf  anbererfeitS  aud§  n)ieber  nid^t  unbead^tet  blei- 
ben, bafe  wir  über  bie  SebcnSöerl^ältniffe  be§  93er« 
fafferd  ber  Dionysiaca  überl^aupt  nur  fel^r  un« 
genügenb  unterrid^tet  ftnb.  Srfd^eint  bemnad^  ein 
93erbad^t  gegen  bie  Sted^tl^eit  ber  ^arapl^rafe  nid^t 
unbered^tigt,  fo  entbehrt  bie  SSermut^ung  2)rö" 
feie'S,  bie  ^arapl^rafe  gel^öre  SlpoUinariS  öon 
fiaobicea  an,  Dorlöufig  menigfteng  aUer  unb  ieber 
IBegrünbung.  Sin  genauerer  SSergleid^  5tt)ifd^en 
ber  in  Siebe  fte^enben  ^arapl^rafe  unb  ber  Don 
9IpoEinan§  Derfagten  ^arapl^rafe  ber  $ja(men  ift 
nod§  nid^t  angefteüt  tt)orben.  S)ie  erftere  fd^Iie^t 
fid^  infofem  fc|r  enge  an  ben  biblifd&en  %tii  an, 
als  aüe  @ö^e  beSfelben  ol^ne  ^uSnal^me  5u  il^rem 
Siedete  fommen  unb  irgenbmie  miebergegeben  tt)er- 
ben.  3ugleid^  n)irb  jiebod^  faft  jebeS  9Bort  me^r 
ober  tt)eniger  umftönblid^  erläutert,  faft  jebe  @ccne 
mel^r  ober  minber  glüdtlid^  ausgemalt.  S)er  erfte 
SSerS  be§  6öangelium§  5.  93.  lautet  in  ber  $ara- 
pl^rafe : 

aypovoc  ^v,  dxt^TOC,  iv  d^ppr^Tcp  X670C  «PX^» 
Jjo^ü^c  ^evET^poc  6p.7)Xtxoc  üiic  dfnfjTwp, 
xal  X670C  aÖTOcpoTOto  deoü^^voc,  ix  ^öfeoc  90)?, 
TTttTpO»  ItjV  dfxeptoToc,  ^Tepfiovi  JUV&pOVOC  ^ÖpiQ, 
xal  i)e^c  ü^^qeveöXoc  eyjv  X^^oc. 
^Üern  9Infd)eine  nad^  l^at  ber  ißarapl^raft  nur 
Hiner  ffunft  obliegen  tt)oUen,  o^ne  tl^eologifd^e  ober 
bogmatifdf)e  Sntereffen  ju  öerfolgen.  SKigne  (PP. 
gr.  XUII,  749—1228)  l^at  bie  «u§gabe  ber 
^arap^rafe  üon  ffi.  §einfiu8,  Serben  1627,  ab» 
brudfen  laffcn.  9leucre  ausgaben  lieferten  nament- 
Iid&  gr.  ^affom,  Seipsig  1834,  unb  31.  ©d^einbler, 
Seip^ig  1881,  beibe  unter  93eifügung  be§  ^e^teS 
be§  göangeliumS  (ögl.  31.  ©d^einbter,  3ur  ftritif 
ber  ^arap^rafe  be§  92onno3  t)on  ^anopolid,  in 
ben  SBiencr  Stubien,  Sabrg.  1881,  219—252; 
Sa^rg.  1882,  77—95).  S)ie  93carbeitung,  meldte 


bie  ^rapl^rafe  biSl^er  gefunben  1^,  bemegt  fid^ 
faft  au§fd^Iie|lid^  im  Slal^men  ber  Xestedfritif. 
@.  inSbefonbere  Arm.  Koechly,  De  £Tsiigelü 
Joannei  paraphrasi  a  Nonno  facta  disser- 
tatio,  Turici  1860  (ißrogr.);  ttrfebcr  abgebrucft 
in  Arm.  Eoeclily,  Opuscula  philologica  I, 
edidit  G.  Kinkel,  Lipsiae  1881,  421—446; 
®.  jhnfel,  2)ie  Ueberlieferung  ber  ^ropl^e  bcS 
SDangeliumd  Sol^anniS  t)on  Ißonnod,  ^eft  1, 
3üri($  1870 ;  H.  Tiedke,  Quaesidonum  Non- 
nianarum  specimen,  Berolini  1873  (Dm. 
inaug.) ;  Id.,  Nonniana,  BeroL  1888  ($rogr.). 
—  Unter  bem  Slamen  eines  SDlönd^eS  ober  SttteS 
9{onnu8  finb  fad^Iid^  n)ert]^t)oSe  Sommentore  über 
tner  SHeben  beS  fjji  ©regor  t)on  Slo^ianj  (Oratt.  n 
invectivae  in  Julianum  imp.,  Orat.  in  laudem 
S.  Basilii  Magni,  Orat.  in  sancta  lumina) 
auf  un§  gelommen.  Sin  3lbbrudt  berfelben  ftnbet 
fid^  bei  Migne,  PP.  gr.  XXXVI,  985—1072. 
3um  3tt)ed  einer  neuen  fritifd^en  SluSgabe  l^t 
ß.  $a|ig  (De  Nonnianis  in  IV  oratt.  Gre- 
gorii  Naz.  commentarüs,  Lips.  1890  [$rogr.]) 
biefen  Kommentaren,  il^rer  l^anbfddriftlidden  Ueber- 
lieferung, il^ren  Spuren  in  ber  b^^ontinif  d^  Site« 
ratur  imb  il^rer  ^erfunft  eine  grünblid^e  Unter« 
fud^ung  geloibmet  unb  ift  in  ber  le^tgenonnten 
gfrage  ju  bem  Srgebniffe  gelangt,  hai  ber  SSor- 
faffer  ^u  3lnfang  beS  6.  3al^r|unbertS  in  Se- 
rien ober  ^löfUna  lebte,  ber  9{ame  StonmiS 
aber  auf  l^altlofen  93ermut]^ungen  fpötciti  3^ 
berul^t.  ^arben^eiDer.] 

^oxtextj  b  e  r  ]^  (. ,  Sr^bif d^of  t)on  Sllagbeburg 
unb  ©tifter  beS  ^rämonftratenferorbenS  (f.b.9lrL), 
mar  afö  ber  ^meite  @ol^n  beS  ©rafen  ^ibert  Don 
©ennep  unb  feiner  ©emal^Iin  ^abmigid  t)on  3Eanten 
um  baS  3a^r  1080  geboren.  93on  ben  SItem 
jum  geiftlid^en  Staube  beftimmt,  erhielt  er  frü(- 
jeitig  ein  Sanonicat  ^u  Xanten,  !am  bann  an  ben 
^of  beS  €r5bifd^of§  Don  ff5In  unb  gel^örte  fpftter 
5ur  Rcm^Ux  ^einrid^S  V.  Septem  begleitete  er 
auf  feinem  Stömerguge  unb  mar  im  Sfebruar  1111 
3euge  Don  ben  ©emalttl^ötigleiten  beSfelben  gegen 
$af ^aliS  n. ;  au^er  ßrjbif $of  ffonrao  Don  @ab- 
burg  mar  er  ber  Sinjige,  mel(^er  barüber  feine 9Ri|« 
billigung  au§5ufpred^en  magte.  2)ad  99i8t^um 
Sambrai,  meld^ed  i^m|^einri$  1118  anbot,  lel^nte 
er  ab:  obmol^I  er  bie  SubbiaconatSmei^  em- 
pfangen batte,  gefiel  e§  i^m  bod^  beffer,  ein  fel^r 
meltlid^eS  Seben  in  fül^ren.  3nt  %  1115  iebod^  trat 
pI5|flid^  eine  für  fein  fieben  entfd^eibenbe  SBenbung 
ein.  3luf  einem  Slittc,  bei  bem  i^n  nur  ein  einjiger 
S)iener  begleitete,  mürbe  er  pIöMid^  Don  einem 
Unmetter  überraf d^t ;  Dor  il^m  fd^lug  ein  99li|  in 
bie  Srbe,  ba§  $ferb  marf  i^n  ob,  unb  er  meinte 
eine  Stimme  ju  l^ören,  meldte  i^n  ob  feined  bis- 
herigen SebenS  ansagte,  ^ierburd^  gleid^  bem 
1^1.  ^auIuS  gan^lid^  umgemanbelt,  befd^Io|  er, 
aUen  feinen  S^eid^tl^ümem  unb  93ergnügen  |U  ent- 
fagen,  ein  Seben  ber  Sntbe^rung  unb  SRul^e  ^u 
führen  unb  ftd^  ]^auptföc^Iid^  ber  ^rebigt  {U  mib- 
men.  Sr  begab  fid^  5U  bem  burd^  feine  tjftömmigfeit 


449 


ülorbcrt,  bcr  H 


450 


Unffioktt  9bt  Stnno  bon  ©iegburg,  bem  {po- 
len (1126— 1182)  Sifd^of  t)on  SÄegenSburg, 
nnb  )iett  (ier  tine  emfte  ßiitfel^r  in  ftd^  felbft. 
Sn  CHomStag  (17.  SlpriO  1115  ert^etlte  tl^m 
auf  febt  nifiänbiged  Sitten  Srsbijd^of  fjfnebrid^ 
MS  Ä5In  nad^  rinonber  bie  2)taconat§-  unb  bie 
$nf|lettDei(e;  er  ging  bann  nod^mdS  für  40  Xage 
104  6ieg6urg  jurfid  unb  begab  ftd^  barauf  nad^ 
ioniRi,  um  einen  ißerfud^  }ur  Steformirung  beS 
hastigen  6tifte8  }u  mad^en.  2)a  ifyn  biefe  nid^t 
gdoi^  )og  er  {id^  auf  fein  @ut  gfärjlenberg  }u- 
md  Übte  bort  in  9bt5btung  unb  SBetrad^tung  unb 
bcgaim  ou^  als  $rebiger  umbersu^iel^en.   @ein 
idigidfer  Sifer  l^tte  i^m  mel^rere  ®egner  enoedtt; 
Meje  Hagien  i(n  auf  ber  @Qnobe  gu  t^fri^tar 
(28. 3uli  1 1 18)  bei  bem  pöpftlid^en  Segaten  fhino 
nm  $ränefle  an,  ba^  er  jlc^  bad  Sirebigtamt  an« 
Bo^,  fi4  tDie  ein  9R5nd^  Ileibe  uno  bod^  im  SBeft^ 
fchnft  Vermögens  bleibe.  9}orbert  berief  fid^  auf 
bol  9eif)nel  3o]^anne8'  be§  3:öuferd  unb  umrbe 
Mgefproc^en.  9ber  er  Derfaufte  ie^t  feine  ®üter 
mb  Dert^itte  ben  (ErI58  an  bie  ^rmen.  SBarfug 
nb  in  elenbem  (Semanbe  burd^^og  er  ^unäd^ft 
8nmfrei4   unb   traf   im  9{ot)ember  1118  ^u 
6t  ®iae8  in  ber  Sidcefe  gtimee  mit  ^{t  ®e- 
lafhA  IL  pfammen.  Serf  elbe  ertl^eilte  il^m  ^bf  olu- 
Hon  Don  oer  Srregularitöt,  in  iDeld^e  er  tt)egen  bed 
fmpfongeS  ivmtx  ^ö^eren  SBei^en  an  ßinem  2:age 
«faüen  }u  fein  fürd^tete,  unb  gab  il^m,  ba  er  ftd^ 
pnb^ft  meigerte,  in  ber  ^Begleitung  beS  $apfte§ 
§a  bleiben,  bie  ßrlaubnig  sum  ^rebigen,  tt)o  er 
QoOe.    9m  Sage  Dor  bem  ^Imjonntag  1119 
üom  er  nac^  ißalencienned,  tt)o  er  infolge  über« 
menfd^Ii^er  anfirengungen  feine  beiben  ®ef  alerten, 
einen  Saien  unb  einen  @ubbiacon,  verlor  unb  felbft 
fc^mer  erfranfte.  2)od^  gemann  er  ben  Kaplan  beS 
Sifd^ofS  SBurd^rb  oon  Sambrai,  ^ugo  mit  92a' 
nten,  ber  fein  getreucfter  Begleiter  tt)urbe.  3118  er 
nieberl^gefieät  mar,  manberte  er  prebigenb,  t^frie» 
ben  ftiftenb,  SEBunber  mirfenb  uml^er  unb  !am  im 
iperbft  nac^  KeimS  au  $apft  gali£tu§  U.,  ber  bort 
om  20.  October  eine  ©^nobe  l^ielt  unb  il^m  bie 
erlaubnig  fetneS  SBorgängerS  erneuerte.  3n  SReimS 
lieg  er  fi^  t)on  bem  Sijd^of  SBartl^oIomöuS  oon 
Saon  bemegen,  mit  in  beffen  S)iöcef e  ju  jte^en.  S)ie 
ÜRartinSfird^e  bei  Saon  gu  übemel^men,  lel^nte  er 
cb  unb  mahlte  oielmel^r  ba§  n)ilbe  %tial  ^römontrö 
(Praemonstratum ,  pratum  monstratum)  im 
SSoIbe  }u  Soucp  (2)ep.  ^iSne)  jur  Tiieberlaffung. 
?2adbbem  er  in  ber  gfaftenjeit  1121  brei^el^n  Sd^üler 
fietDonnen  ^atte,  unter  benen  aud^  Soermob,  fpöter 
iSif^of  Don  9ta|eburg,  toax,  fd^rieb  er  btefen  eine 
9^cl  tor  unb  jtiftete  f o  ben  Örbcn,  tocld^cr  fpöter 
ben  Flamen  ber  $römonftratenfer  erl^ielt.    %m 
4.  aRüi  1122  mürbe  bie  neue  jfird^e  be§  OrteS 
oon  bem  99ifd^of  93art]^oIomau§  oon  fiaon  im 
Stifcin  beS  Sifd^ofS  oon  @oiffon§  unter  großem 
Suloiif  beS  aSoIfed  eingemeil^t.    9{orbert  felbft 
mad^it  fi4  mieber  auf  bie  SBanberprebigt.  Sinen 
^frcunb  fanb  er  an  bem  1^1.  Säeml^arb,  einen  @egner 
09  Sbölorb.  Salb  meierten  fid^  bie)enigen,  meldte 

aii^nfcriroB.  ix.  2.  anfi. 


ßintritt  in  ben  Drben  »erlangten.  ®a  er  ben 
©rafen  @ottfrieb  oon  ffappenberg  au§  Sßeftfalen 
aufnal^m,  mürbe  5Korbert  oon  bejfen  ©d^mieger« 
oater,  bem  ®rafen  iJfriebrid^  oon  9Im§berg,  ge- 
fangen genommen,  entging  iebod^  burd^  gf^ebrid^ 
plö^Iid^en  %oh  bem  i^m  felbft  angebrol^ten  Xobe. 
S)en  @rafen  Xl^eobalb  oon  ber  Sl^ampagne  ba« 
gegen  l^ielt  er  oon  bem  (Eintritt  in  feinen  Orben 
ai,  ba  er  l^örte,  bog  berfelbe  oiel  ®ute8  mirfe. 
%uf  Sitten  beS  Sijd^ofS  Surd^arb  oon  Sambrat 
begab  ftd^  9lorbert  1124  nad^  ^Intmerpen,  um 
gegen  bie  Srrlel^re  be§  Xand^elm  (f.  b.  %rt.)  }tt 
prebigen;  man  überlief  bie  bortige  ÜRid^aeföfird^ 
feinen  Orbendbrübem,  unb  er  mugte  oon  ba  au8  bie 
ffe^erd  aOmöIig  ^u  unterbrüdten.  (Snbe  beS  fol« 
genben  3al^re§  reiste  er  al§  SBrautmerber  für  Xl^eo« 
balb  oon  ber  ßl^ampagne  }u  bem  SRarfgrafen  (Sn- 
gelbert  oon  t^riaul  unb  bann  meiter  nad^  9tom , 
^onoriuS  11.  nal^m  il^n  freunblid^  auf  unb  ert^eilte 
il^m  am  16.t$februar  1126  bie  Seftötigung  feines 
OrbenS.  ^uf  bem  Siüdmege  fam  9lorbert  burdl^ 
Sßürgburg  unb  gab  bort  möl^renb  ber  SNeffe  im 
Som  einer  blinben  t^rau  bad  Slugenlic^t  mieber. 
2)a  man  il^n  ^um  Sifd^of  l^aben  moKte,  entmid^ 
er  l^eimlid^  auS  ber  @tabt.  @pöter  mad^te  9ior« 
bert  im  Auftrag  beS  ®rafen  2:i^eobaIb  oon  ber 
S^ampagne  eine  ^meite  Steife  nad^  Seutfd^Ianb 
unb  !am  auf  berfelben  nad^  @peier,  mo  jl^önig 
Sotl^ar  11.  gerabe  einen  Sieid^Stag  l^ielt.  ©egen« 
ftanb  ber  Seratl^ung  auf  bemfelben  mar  aud^  bie 
Sefe^ung  bed  er^bif^öf  Ud^en  ©tul^leS  oon  SRagbe« 
bürg,  mo  nad^  bem  Xobe  StoIferS  (19.  S)ecember 
1125)  eine  ^miefpäUige  SBal^l  erfolgt  mar.  ^uf 
Sitten  ber  Serfammelten  l&ielt  IRorbert  eine  $re« 
bigt.  Snfolge  baoon  mürbe  burd^  ben  ßinflug  bed 
anmcfenben  pöpftlid^en  Segaten  ©crl^arb  unb  beS 
2Re^erffiompropfte§3lIbero  üonaKontreuil  (fpötem 
ßrjbifd^ofS  oon  irier)  nunmcl^r  5Rorbert  felbft  jum 
drjbijd^of  gcmal&lt;  nod^  längerem  SBiberftreben 
nol^m  er  an,  unb  bcr  Scgat  ert|eiltc  il^m  fof ort  bie 
Seftötigung.  92ad^bem  er  ben  Jlönig  nod^  nad^ 
©trafeburg  begleitet  f^aitt,  50g  er  unter  ©cleit 
ber  Sifd^öfe  Otto  oon  ^alberftobt  unb  Subolf  oon 
Sranbenburg  nad^  SNagbeburg.  Son  aOen  ©eiten 
ftrömte  ba3  Solf  jufammen.  Sarfug  50g  er  am 
18.  3uli  in  bie  ©tabt  unb  bann  üuerft  in  ben 
®om.  31I§  er  in  ben  erjbifd^öflid^cn  $olaft  mollte, 
mürbe  er  megen  feiner  örmlid^en  jfleibung  oon 
bem  Xprl^üter  gurüdgemiefen.  „S)u  l^aft  mid^ 
bcffer  erfannt,  unb  mit  l^eflerem  ?ttuge  fd^ouft  bu 
mid^  an,  al§  biejentgen,  meldte  mid^  5U  bie) em  ^- 
(afte  bröngen,  )u  bem  id^  armer  unb  niebriger 
9Wenfrf)  nid^t  l^ätte  erl^obcn  merben  f  ollen/'  antmor- 
tete  er  bem  ®iener,  als  il^n  berfelbe,  oon  ^Inbercn 
aufmerffom  gemacht,  um  Serjcil^ung  bat.  ^m 
25. 3uli  erhielt  er  burdft  ben  Sifd^of  Ubo  Oon  3ei^ 
bie  bifd^öflid&e  SBcil^e.  S)ie  ©iöccfe  crf orberte  einen 
encrgif  (^en  5IRann ;  unter  9lorbert§  Sorgängem  mar 
bie  ürd^Iid^e  3ud^t  arg  getodfert  unb  bie  Sefi^ungen 
beS  SiStbumS  marcn  fo  fel^r  Oerfcf)lcubcrt  morben„ 
bog  bie  Sinfünfte  faum  für  oier  ÜJ^onate  genügten. 

15 


451 


Norbert,  ber  l^L 


452 


9}orbert  ertt)te§  fid^,  mie  fein  fiebenSbefd^reiber 
faßt,  als  „ein  treuer  SSertoalter  feines  §Qufe§"; 
er  nm^te  bie  ®üter  beS  SBiSt^umS  mieber  ^urücf' 
juertDerben  unb  l^ielt  ftrenge  auf  bie  IBeobad^tung 
ber  ürd^Iid^en  ©efe^e.  S)Qburd^  aber  mürbe  er  balb 
mißliebig  unb  t)erl^Q^t ;  einen  ^Qu))tgegner  fanb 
er  an  bem  ^Ird^ibiacon  ^a^ed^o  ober  StticuS.  ^13 
er  baö  SKarienftift  ju  SWagbeburg  (gegrünbet  1015 
ober  1016  üon  ©ifd&of  (Sero)  in  ein  $römonftra» 
tenjerflofter  ummanbeln  moSte,  fteigerte  ftd^  bie 
Erbitterung  bis  gu  bem  (Srabe,  ba^  teieberl^olt 
SDtorbanföüe  auf  il^n  gemad^t  mürben.  SnbUd^ 
gelang  eS  il^m  bod^  1129,  mitSuftimmungSotl^arS 
burd^  reid^Iid^e  Sntfd^öbigung  ber  ^anonifer  baS 
Stift  für  feinen  Drben  ^u  ermerben.  9118  er  in  ber 
^ad^t  Dom  29.  auf  ben  30.  guni  ben  burd^  ein 
SSergcl^cn  entmell&ten  S)om  in  ©egenmart  ber  Si- 
fd^öfe  @obeboIb  Don  9Reigen  unb  SInfelm  oon 
paDzlbtxQ  mieber  einreiben  moOte,  verbreiteten 
feine  ®egner  ba§  ®ercbe,  er  motte  ben  ffird^en» 
fd^a^  unb  bieSRcIiquienentfül^ren;  e§  entftanb  ein 
förmlid^er  Sßolföauflauf,  üor  bem  er  ftd^  auf  einen 
Sl^urm  beS  ffiomcS  jurüdtjog.  „Sl^eib  ut,  tl^eib 
ut!"  rief  i^m  ba§  Sßolf  ju;  er  mürbe  fogar  burd^ 
einen  @d^mertbieb  Dermunbet.  @o  \a^  ftd^  ber 
ßrjbifd^of  genötbigt,  bie  @tabt  ^u  Derlaffen  unb 
ben  S3ann  über  biefelbe  ^u  Derl^öngen,  bis  man 
il^m  ©enugtbuung  gab  unb  il^n  ^urüdrief.  Sifrig 
betl^eiligte  fid^  92orbert  an  ben  Steid^Sangelegen- 
l^eiten.  6r  na^m  SBeil^nad^ten  1127  an  ber  $er» 
fammlung  gu  SBür^burg  t^eil,  auf  meld^er  über 
ben  ^ol^enftaufen  ffonrab  ber  Sann  auSgefprod^en 
mürbe.  9ll§  1130  gegen  Snnocenj  n.  ^ctruS 
SeoniS  als  9lnaclet  ü.  gemöblt  mürbe,  mar  eS  faupt» 
fäd^lid^  9lorbcrt,  meld^er  auf  ber  ©^nobe  ju  SBürj« 
bürg  bie  SInerlennung  beS  redeten  ^apfteS  in 
S)eutfd^Ianb  burd^fe^te,  morin  t^franfreid^  auf  beS 
1^1. 93em]^arb  Setreiben  ju  ßtampeS  öorangegangen 
mar.  ^näj  begleitete  9lorbert  im  folgenben  9)Mrj 
flönig  Sotbar  nadft  Süttid^  jur  3ufammen!unft  mit 
Snnocenj.  ^HS  ©efanbter  SotbarS  crfd^ien  er  im 
October  auf  ber  ©Qnobe  ju  SeimS  unb  melbete, 
bafe  ber  ffönig  balb  feinen  SRömerjug  jur  3wJ^üdf» 
fül^rung  beS  ^affteS  nad^  SRom  antreten  merbe. 
3u  SReimS  erlangte  9lorbert  Dorn  $a})fte  bie  Se- 
ftötigung  ber  alten  ^rioilcgien  feiner  ffird^e  unb 
bie  grlaubnife  jur  ginfübrung  feincS  DrbenS  an 
ber  ®omfird^e  ju  9Wagbeburg.  IRad^  bem  Eondl 
befud^te  Snnocenj  aud}  $remontrö.  9In  fiotbarS 
3uge  nad^  3talicn  nabm  9?orbert  als  einflu^reid^« 
fter  SRatl^geber  unb  ffanjler  für  Stalien  ebenfattS 
tbeil.  9luf  fein  Setreiben  ücrmarf  Sotbar  bie  von 
9lnaclet  t)orgefdf)lagene  nod^maligc  SQBal^lprüfung. 
®a  bie  ^eterSfird^e  nodft  in  ber  ®emalt  beS  ®egen« 
l)apfteS  mar,  mad^te  9lorbert  ben  Sßorfd^log,  bie 
ffaiferfrönung  im  Sateran  oorjunebmen,  maS  am 
4.  Sunt  1133  gef d^ab.  ®urd^  feine  einbringlidf)e 
SKobnung  mufete  er  Sotl^ar  ju  bemegen,  bog  er  bie 
tJorbenmg,  bie  3n0eftitur  ber  SifdE)öf c  in  berfelben 
Sßeife  mie  feine  SSorgänger  öorjunebmen,  mieber 
fallen  liefe.  Snnocenj  11.  betätigte  bei  bicfer  ®e« 


legenbeit  bie  jpol^eitSred^te  ÜRagbeburgS  über  tM 
Sr^biStl^um  @nefen  unb  beffen  Suffragane.  Seit 
ber  Stütffel^r  auS  9Ragbeburg  fing  9h)rbert  an  git 
frönfein,  blieb  aber  möl^renb  ber  fed^  erften  9Ro- 
nate  feines  ^lufentl^altS  in  Seutft^lanb  nod^  fhlft 
beim  ffaifer.  SJlit  bem  Seginn  ber  Sfoftenjett  1184 
begab  er  ftd^  nad^  äßagbeburg  unb  morb  mit  großen 
Sl^renbejeigungen  begrübt.  90ein  fein  Sefbtben 
befferte  fid^  aud^  l^ier  ni^t;  am  ®runbonneretag 
raffte  er  ftd^  nod^  auf,  um  bie  l^igen  Oele  gu 
meil^en,  unb  am  Oftertag  (15.  Slpril)  laS  er  gimt 
legten  3Ra\t  bie  l^eilige  Weffe.  S^e  Snfhengung 
üoerftieg  bereits  feine  Jhäfte;  am  6.  3unt  gab  er 
feinen  ®eift  auf.  S)en  Streit  über  ben  Segröb« 
nifeort  jmifd^en  ben  2)om]^erren  unb  ben^römon« 
ftratenfem  beS  SNarienftifteS  entfd^ieb  Sotbar  )u 
®unften  ber  Unteren.  9iid^t  gan}  ad^t  ^f^xt  [ofe 
Norbert  auf  bem  er}bifd^öflid^en  @tu]^lt)on  SRagoe» 
bürg,  aber  feine  ^erfönlid^feit  l^at  in  biefem  fui^eii 
3eitraum  einen  f  old^en  ßinflufe  auf  feine  Umg^ung 
ausgeübt,  bafe  bie  ®efd^id^tfdbreiber  Jener  3eit  Jur 
fein  fiob  faum  Sßorte  finben  fönnen.  „Sinen  großen 
unb  unDergleid^lid^en  SRann''  nennt  t](|n  fein  3la^ 
folger  ff onrab.  S)aS  Chron.  Magdeburg,  ruft  bei 
ber  ßr^öl^lung  oon  feinem  Sobe  auS:  „@o  mürbe« 
aä),  burd^  ben  fd^mer^lid^en  unb  unverl^offten  Xob 
mie  eine  plb^Wä)  ba|infinfenbe  Slume  uns  Jener 
benfmürbige  Tlawx  entzogen,  Jener  Doi^ügficbe 
^rebiger ;  ein  SKann,  beffen  längere  Sebenflbauer 
für  bie  ffird^e  fo  nöt^ig  unb  münfcbenSmert)^  ge- 
mefen  märe;  einSNann,  bei  bem  bie  Slenben  fletS 
eine  3uflud^t  unb  bie  Setrübten  Iroft  fanben;  ein 
ajlann,  in  bem  bie  Siebe  ju  ben  9Henfd^en  mit 
bem  §afe  gegen  bie  Safter  fid&  fo  eng  berbanb." 
gfreilid^  l^at  eS  aud^  an  Xablem  nid^t  gefeblt;  man 
l^at  5Korbert  ßl^rgeij,  §ärte  unb  §errfd^fud(|t  ^um 
Sormurf  gemad^t.  allein  eine  rubige  Setrad^tung 
feines  ScbenS  im  Sirfite  feiner  3fit  unb  eine  üor- 
urtl^eilSlofe  Seetüre  ber  Ouetten  laffen  fold&e  S5or« 
mürfe  nid^t  auffommen.  3m  3. 1582  mürbe  5Ror^ 
bert  beilig  gefprod^en,  gur  Seftätigung  ber  fdl^on 
lange  geübten  Serebrung ;  fein  ®ebä^tnife  feiert 
bie  ffird^e  an  feinem  3;obeStage  (6.  3uni).  «IS 
SRagbeburg  proteftantifd^  gemorben,  mürben  feine 
®ebeine  1627  inbieffird^e  beS  ff lofterS  Strabom 
(mons  Sion)  bei  $rag  übertragen,  unb  ber  ^ei« 
lige  marb  bei  biefer  ®elegen]^eit  feierlid^  unter  bie 
SanbeSpatrone  SöbmenS  aufgenommen;  bod^  nmb 
oon  ^roteftanten  bebauptet,  eS  fei  eine  Serme^ 
lung  mit  bem  ebenfattS  im  Snarienfiift  begrabenen 
gr^bifd^of  §einrtd^  (1305—1307)  üorgefommen. 
(Sgl.  bie  beiben  alten  SebenSbefd^reibungen  9lot* 
bertS  in  ben  Act.  SS.  Bell.  Juni  I,  819  sqq. 
[gemöbnlid^  Vita  B  genonnt]  unb  in  ben  Mon. 
Genn.  hist.  Scriptt.  Xu,  663  sqq.  [Vita  A] ; 
über  baS  Serbältnig  beiber  5U  einanber  flnb  eine 
Sieibe  Don  Unterfud()ungen  angeftettt  morben, 
morüber  2Hannl  im  Sit.  ^anbmdfer  1890,  297  ff. 
®enauereS  angibt,  ^u^erbem  Ogt  nod^  Leuck- 
feld,  Antiquitates  Praemonstratenses,  Magde- 
burg, et  Lipsiae  1721 ;  SBinter,  2)ie  ^ßrämon« 


45S 


IRorBett,  ^ater  —  IRotbamcrüa, 


454 


Bniniferb.  12. 3a^r]^imbert8,  Berlin  1865, 7  ff.; 
Mfllveretedt,  Regesta  archiepisc.  Magde- 
burg. I,  Magdeburg.  1876, 382—421 ;  SSotteif 
H  S)eutid)e  (Sefc^id^töqueaen  n,  5.  9[ufl.  93er- 
lia  1886,  233  ff. ;  fonftige  Siteroturangaben  bei 
Chevtlier  s.  v.)  [SBurm.] 

|bff<rf,$Qtet,f.  ^rifot. 
ITfrtejFrift«,  f.  Sfrtfa  oben  L  302  u.  311  ff. 
IbtteiserUUi,  Siereinigte  Staaten  Don, 
iifirc^Hd^er  Sejiel^ung.  2)a8  nieite  Sönber» 
geMet  ber  ^Bereinigten  Staaten  Don  9}orbamerifa 
sirb  dfUid^  Dom  atlantif^en  Oceon,  tt)eftnd^  Dom 
tiOcn  9Reer,  ndrblid^  Don  ber  Dominion  of  Sa« 
uba,  fäbli^  Don  Vte^ico  unb  bem  me^icanifd^en 
IRecrbnfen  begrenzt ;  ))oIitif  d^  ift  e§  in  ben  IBunbeS- 
bi^ct  Solumbia,  45  Staaten  unb  5  fog.  Terri- 
torien geglieberi,  aber  burd^  eine  nad^  Sluf  en  ftarf e 
(mtroIgeiDatt  ^um  mäd^tigen,  einl^eitlid^en  93un- 
bcljlaat  Dereinigt.  &  umfaßt  bemnad^  ben  mittlem 
nb  onfe^ii^em  Xl^eil  beS  gefammten  9iorb- 
onerilamit  einemtJflöddenraumDon  9  212  300  qkm 
nb  62  981 000  Sinmol^nem  (3ö^Iung  Don  1890). 
Ser  d^fHi4"euro))öifd^en  Sultur  xouxht  baSfelbe 
0$  burd^  bie  großen  Sntbedungen  am  Snbe  bed 
15. 3a^^unbertd  erf^Ioffen.  2)enn  bie  Sntbedung 
.Sinlanbis''  burc^  bie  9brmannen  l^atte  feine  ^n- 
fUtog  gur  ^olqt,  unb  felbft  ber  SQBeg  bal^in  fiel 
i«ber  ber  SSergeffenl^t  an^eim  (f.  b.  9lrt.  ®rön- 
kmb). 

L  Sie  3ctt  ber  erften  jßioniere  (Don 
1497—1602).  SBalb  nadd  goIumbuS'  erften 
Seifen  lonbete  ber  in  englifd^em  Sienfte  ftel^enbe 
dtoliener  3o(ann  Sabotto  1497  an  ber  ^fte  Don 
Sobrobor;  1498  ful^r  fein  Sol^n  Sebafttan  aber- 
malS  babin,  entbedfte  bie  3nfel  9leufunblanb  unb 
fn^  ber  fiäfte  entlang  big  nad^  gloriba.  "Hai^' 
bem  in^mifd^n  Sorte)  in  9J^e|ico  eingebrungen 
war  unb  baSfelbe  erobert  l^atte  (1519 — 1521), 
Uxnbete  ber  ^^rentiner  Sieragjani,  in  fran^öftf d^en 
Zienften,  1524  an  ber  Jhtfte  Don  SaroUna  unb 
fcgelte  Don  bier  meiter  nad(|  9{eu-Sd^ottIanb.  S^bn 
3cbTe  fpoter  (1534)  fu^r  ber  Sfranjofe  SacqucS 
Sartier  burd^  bie  St-Soren^bai  in  ben  St.^fio- 
renjftrom,  1535  Derfolgte  er  biefe  iJfabrt  big  in 
bie  @egenb  be3  b^utid^  9JlontreaI,  unb  1541 
grünbete  er  ein  gort  in  ber  92öbe  be§  blutigen 
Cuebec.  gfranjbftfd^e  Hugenotten  unter  2iean 
Shbout  Hegen  fu^  1562  am  ^u^flug  beS  St.-2[obn- 
fLaf\ۤ  nieber  unb  errid^teten  bafelbft  bad  t^ort 
Carolina.  2)ie  Sntbedhtngen  an  ber  9lorbTüfte 
xurben  b^ntptfad^Iid^  burdb  englifd^e  Seefahrer 
BKüer  Derfolgt:  TOortin  grobifbcr  (1576  unb 
1579),  Sir  f)unU)bre9  ©ilbert  (1582)  unb  beffcn 
|)albbniber  Sir  3BaIter  Sialeigb  (1584.  1585 
nb  1587);  bodb  glüdfte  feine  ber  Derfud^ten 
ffieberloffungen,  meber  in  92eufunblanb  nod^  auf 
ber  3Tifel  Sbanofe.  Srfolgreid^er  maren  bie  S3e- 
■rn^ngen  ber  Spanier,  Don  Süben  ^n  t$ug 
iB  92orbamenfa  p  faffen.  %m  ^almfonntag 
1512  entbedfte  $once  be  Seon  bie  ^albinfel  g^o» 
xiba,  iDeU^  in  bem  3fi^^nci§caner  3uan  Suarej 


1528  ibren  erften  SRiffiondbifd^of  erbielt.  SSBenn 
aud^  biefer  erfte  ÜJliffiondDerfud^  migglüdfte,  würbe 
bie  ÜRiffton  bod^  nid^t  aufgegeben.  S)ominicaner 
übemabmen  fte  1549 ;  ibnen  folgten,  Dom  bt.  Sf^^au) 
Sorgia  entfanbt,  1570  3efuiten,  unb  1573  liegen 
ftd^  aud^  tt)ieber  gfrandScaner  baf  elbftnieber ;  Donben 
Sefuitcn  tt)cibtc  P.  Segura  (1570),  Don  ben  §ran- 
ciScanem  P.  ba  Korpa  (1597),  beibe  mit  Dier  ®e- 
f  öbrten,  ben  S3oben  ber  neuen  äBelt  mit  ibrem  ÜRor- 
t^rerblut.  Stad^bem  ber  fpanifd^e  ©ouDemeur  Don 
Suba,  be  Soto,  1541  Don  ber  Xampa  SBa^  au8 
burdj^  ba§  blutige  ©eorgia  unb  SUabama  bid  an  ben 
füblid^en  Sauf  be§  ÜRifftfftppi  Dorgebrungen  mar, 
gelang  eS  bem  iJfrancidcaner  P.  OlmaS,  1544  eine 
SRifftondftation  in  Xe^ad  }u  grünben.  3n  9leu« 
Wiltiko  liegen  ftcb  bie  gftanciScaner  bereits  1539 
unb  1540  nieber;  P.  3uan  be  $abiUa  unb  SBru« 
ber  äobanneS  Dom  Jheug  eröffneten  1541  bie 
lange  Sieibe  Don  ©taubenSboten  ibreS  Orbend, 
bie  ^itt  um  beS  ©laubend  miUen  ben  £ob  er- 
litten. 2)er  tübmiral  ÜJlelenbe^  grünbete  1565 
bie  Stabt  St.  tüuguftin  in  gloriba,  ber  Sbel- 
mann  @fpeio  1583  bie  Stabt  Santa  gö  in 
9leu»3We£ico:  bie  jmei  erften  Stöbte  ber  blu- 
tigen SSereinigten  Staaten,  ißon  Sanaba  auS 
brangen  fran5öftfd^e  Sefuiten  gu  ben  Srofefen  unb 
^uronen  Dor  (1633—1649) ;  Don  ©recn  Sa^ 
(SBiSconfln)  au8  erf orfd^te  P.  SRarquette  S.  J.  ben 
Sauf  beS  ÜRiffifftppi  unb  pflanate  ba§  Jheus  in 
9lrfanfa8  auf  (Sommer  1673).  SSon  einer  proDi- 
bentieüen  $rioritöt  bed  proteftantifd^en  SlementS 
in  5Rorbamerifa,  mie  $b-  Sd^aff  meint  (^erjogS 
SReal-enc^Hopäbie,  2.  «ufl.  X,  632),  fann  alfo 
gar  feine  SRebe  fein.  3)ie  erften  Pioniere  toaren 
fatbolijd^e  gfranjofcn,  3taliener,  Spanier,  bie  erften 
5Wifftonare  granciScaner,  ©ominicancr,  Sefuitcn, 
bie  erften  jmci  Stäbte  fatbolijd^c  5Wiffion§nieber- 
laffungen  (f.  aud^  b.  ^rt.  ^mcrifa). 

II.  ®ie  eolonialscit  (1602  biS  1776). 
6rft  mit  bem  17.  Sabrbunbert  begann  eine  So- 
lonifation  in  grögcrem  Stile,  unb  tocnn  bierbei 
baS  proteftantifd^e  SIement  aud^  in  ben  ißorber- 
grunb  trat,  fo  Dermod^te  eS  bod^  mcber  bie  fd^on 
DoKjogene  Occupation  burd^  fatboUfd^e  SSöIfer  p 
Dcrciteln,  nod^  bie  mad^fcnbe  S^rfplitterung  in 
Secten  5U  b^nrnten,  meld^er  ber  $roteftanti3muS 
bereits  in  ßuropa  Derfaüen  mar,  unb  meldte  in 
ber  neuen  SBelt  einen  nod^  Diel  günftigem  S3oben 
fanb.  ^nfnüpfenb  an  bie  SoIonifationSDerfud^e 
Sir  SBalter  SRaIcigbS,  ber  fd^on  1584  bie  ftüfte 
nörblid^  Don  ber  Snfel  Sioanofe  5U  Sbren  ber 
wjungfräulid^en  ffönigin"  Slifobetb  Sirginia  ge- 
nannt batte,  fomie  an  bie  Unterfud)ung§reifen  beS 
®  artboIomäuS  ©  oSnoIb  (1 602)  unb  SKartin  $ring 
(1603)  unb^lnberer,  grünbete  eine  englif rf)e  §an- 
befögefcllfdboft  unter  bem  SdE)u|c  unb  ber  Ober« 
auffidbt  ber  Ärone  junäd^ft  bie  ßolonie  SSirginien, 
bie  1607  einen  Freibrief  unb  barin  baS  SRed^t 
jur  ©mennung  eines  eigenen  ßoloniolratbes  er- 
hielt. S)ie)er  Solonialratb  mürbe  jebod^  einem 
Dom  jlönig  ernannten  Obercolonialratb  in  Sonbon 

15* 


455                                                 9lorbamerifQ.  456 

untergeorbnet  tmb  bet  ffönig  (el^ieU  ftd^  felbft  gebung  erl^ielten  bie  Kolonien  9letD  ^oMi  wob 

Dor,  bie  Siedete  ber  Kolonie  gu  orbnen.  2)ie  jfird^e  Connecticut,  bie  ftdd  1643  mit  benjenigen  mm 

t)onSnglanbtDurbeoud^  für SSirginienald  Staats-  ^I^ntoutl^  unb  SRoffad^ufettS  9al^  }u  ben  «Scd- 

fird^e  erflört,  bie  Siolonie  bem  93i§t^um  Sonbon  einigten  Kolonien  t)on  ^teto-Snglanb"  t^erbonben. 

augetl^eilt,  jfatl^olüen,  S^iffenterS  unb  3uben  burd^  S)et  $oliaei>6obes  k)on  Somtecticut  (bie  fogen. 

ftrenge  ©trafen  Don  ber  Kolonie  auSgef d^Ioff en.  Blue  Laws)  überbot  nod^  ben  Don  SRaffad^ettft. 

Ouöler  tt)ie  Puritaner  traf  bie  SBerbannung;  eine  2)ie  in  ben  puritanifd^en  Kolonien  l^errfd^^nbe  3n* 

ftrenge  SittenpoUgei  ntifd^te  ftd^  fogar  in  bad  iJfa-  toleran^  fül^rte  jur  ®rünbung  ber  Kolonie  ^ßro- 

milienleben,  ^tal^rung  unb  j^leibung.  ^uf  93er«  Dibence  ober  Sil^obe  SSlonb  burdd  9togcr  äBiDiaiiiS 

no^Iäfjigung  bed  fonntöglid^en  ©otteSbienfteS  (1636),  ber  ftd^  felbft  ben  9a))tt^en  anfd^Io^  ober 

ftonb  eine  l^ol^e  ©elbftrafe,  int  SBieberl^oIunaSf au  SlnberSgloubigen  Sulbung  getoöl^ ;  bie  9o|»- 

100  $eitf(|en]&iebe,  auf  aSerfpottung  eines  Seift-  tiften  aerfplitterten  fid^  Mb  (1650—1670)  in 

lid^en  20  ^eitfd^enl^iebe.  3m  f d^ropen  ©egenfa^  mel^rere  3tt)eige,  unb  ber  3usug  ber  Derfd^iebenPen 

}u  biejer  cöfaropa))iftifd^  geregelten  Jhoncotonie  @ecten  Derurfad^te  nid^t  geringen  politifd^  mie 

entn)idelte  ftdd  bie  ))uritamf^e  Solonie  Don  SNaffa-  religiöfen  äBimoaCT.  2)ie  Solonie  3lm  9m{ta> 

d^fettd;fiett)argegrünbetDonbenfog.$i(gerDätem,  bam,  1626—1664  Don  l^oQänbifd^en  ®ouDeD> 

englifd^en  Puritanern,  bie,  Don  IBerbonnung  ober  neuren  ($eter  SRinuit,  Konter  Dan  XeDiflec, 

Xob  bebroI)t,  1607  ^uerft  nad^  ^oSanb  pc^teten,  SBiSem  ftieft  unb  bem  energifd^  $eter  Stu^De- 

Don  ba  1620  auf  bem  Sd^iff  ,,9J{aiblume''  nad^  fant)  geleitet,  feit  1664  afö  92en)^orf  unter  eng- 

^merila  fegelten.  2)er  Sag  il^rer  ^Infunft  in  $tQ-  lifd^en  ©ouDemeuren,  bot  ben  Sinmo^nem  prol« 

moutl^  (11.  2)ecember  1620)  gilt  afö  ber  ©rün-  tifd^  ebenfo  Diel  S)ulbung,  olS  bomold  in  ben 

bungdtag  ber  92eu-SngIanb-@taaten  unb  xoxxh  aU  9ÜeberIanben  felbft  beftanb ;  ber  jmeite  engßfd^ 

9{ationaIfefi  (Eorefathers'-Day)  ^eute  nod^  ge*  ©ouDemeur,  3:]^oma8S)ongan,einirifd^mtl^O" 

feiert  2)ie  neue  Kolonie  fu^te  auf  ber  bemofrati-  KI,  prockmirte  1683  ©emiffenSfreil^eit  unb  I^ 

fd(|en  ©emeinbeDerfaffung  ber  Puritaner.  2)ie  ®e*  burc!^  fein  Dongan  dharter  (1686)  bie  ®nttü)" 

meinbe  n)öblte  ftd^  felbft  i^ren  ^rebiger  (Minister),  läge  ^u  ben  f))öteren  Sled^tSDerl^Itniffen  ber  Stobt 

il^re  jlated^eten  (Teacher  Eiders)  unb  il^re  SHu  3ltto  9)orf.  @d^on  1689  mürbe  iebod^  bie  Solonie 

d^enDermaltungSrätl^e  (Ruling  Eiders).  3)ie9}er«  bem  ©ifd^of  Don  ßonbon  unterfteHt,  1700  bie 

fudde  äacobd  I.,  fte  unter  bad  3od^  ber  ^od(|»  9leIigiondfreil^eitaufbieproteftantif(^en@eäenbe- 

fir^eju  beugen,  mißlangen;  1630  erl^ielten  fte  fd^rönlt  unb  bie  ftrengften  ®efe^e  gegen  fot^olifd^ 

einen  Qfreibrief  (Charter),  toeld^er  il^nen  DöHige  $rieftcrerlaffen.  3n  ben  Kolonien  Slem^ampf^irt 

Unabl^öngigleit  auftd^erte  unb  il^nen  bad  Ste^t  (gegrünbet  1623),  9lorb*earoUna  (1650),  @ÜD- 

ertl^eilte,  ftd^  einen  ©ouDemeur,  einen  SSice»  Earolina  (1670),  ©eorgia  (1733)  blieben  We 

gouDemeur  unb  18  Sfftftenten  felbft  ^u  möblen.  ffatl^olifen  burd^  brüdCenbe,  tl^eilmeife  graufame 

S)ie  ©efe^gebung  f oSte  in  92id^t§  ber  englifd^en  ©efe^e  Dom  Sutritt  auSgefd^Ioffen ;  bie  Don  ^ßenn 

miberfpre^en ;  aber  bem  ßinflu^  ber  föniglid^en  1682  gegrünbete  OuöIer*SoIonie  ^ennfQlDanien 

Suprematie  maren  bie  Puritaner  bereits  1629  unb  ba§  bi§  1775  bamit  Derbunbene  Selauiate 

burdft  einen  „KoDenant"  ^uDorgefommen,  ber  olle  Derftottete  il^nen  onfönglid^  gfreil&eit;  ober  ^km 

geiftlidfte  © cmolt  ouf  bie  ©emeinbe  übertrug,  ffaum  felbft  mürbe  fd^on  olS  ^Dcrfoppter  Sefuif  Derf olgt, 

unabhängig  gemorben,  entmidfelten  fte  aber  gegen  unb  nod^  feinem  lobe  (1718)  mürben  bieffot^o« 

olle  anberen  ^eligionggenoffenjd^aften  ein  meit  in*  lifen  „iwc  @id^erung  ber  Spifcopolfird^e''  qu4 

toleranteres  ^uSfd^lie^ungSfQftem,  al3  bie  jfron*  au§  biefer  Kolonie  Derbonnt.  Sin  ä^nlid^  8oo8 

colonie  SSirginien,  unb  il^re  ©ittenpolijei,  burd^  traf  fd^liefelid^  oud^  bie  Kolonie  ÜKori^Ionb,  bie 

bie  ^olijeigorbe  ber  Selectmen  mit  unnod^ftd^t-  erfle  unb  eittjige,  bereu  ©rünbung  Don  (fatl^o- 

lid^er  Strenge  burd^gefübrt,  erinnert  an  baS  bra>  lifen  gefd^a)^  unb  nur  furje  3^t  noc^  berjenigen 

conifd^e  Regiment  KalDtnS  in  ©enf.  9iad&  ben  Don  Sirginio,  5Kem  ?)orf,  SWoffad^fettS,  We» 

1648  Don  ber  SRegterung  beftätigtcn  „©efejen  ^ompf^ire  unb  Konnecticut  erfolgte,  ©er  pon 

unb  Steilheiten  Don  TOaffod&ufcttS"  fionb  lobeS-  )u  biefer  ^nftebelung  ging  Don  bem  erften  Sod) 

ftrofe  ouf  ©öjenbienft,  ©otteSläfterung,  TOenfd^en-  Baltimore  au§,  einem  KouDertiten,  ber  ol8  Staats- 

raub,  gl^ebrud^,  9Reineib  (menn  ein  aJJenfd^cnlebcn  fecretär  unter  3acob  L  bie  glänjeiibflen  9luSfidJteii 

boDon  ob^ing),  5Wi6^anblung  ber  6(tcm  (menn  jum  Opfer  brod^te,  um  feiner  beffem  Uebergeugung 

boS  ffinb  über  16  Sa^re  alt),  auf  ber  Sßermerfung  ju  folgen.  3ur  SuSfül^rung  fom  ber  ^lon  ober 

einer  ber  im  ©efe^bud^  auf  gejöl^ltenj^eiligenSd^rif»  erft  burd^  feine  Sölme,  Don  bcnen  ber  ältere,  Kedl 

ten,  auf  ber  SRüdffel^r  eines  (otl^olifd^en  ^riefterS  Kaloert ,  jmciter  Sorb  ^Baltimore ,  Don  fforl  L 

ober  Sefuiten.   ^uSpeitfd^ung,  jflo^,  oranger,  boS  fionb  Don  ber  SKünbung  beS  ^otomoc  bis  )um 

eifeme  §oföbanber,  Sronbmole,  Sd^onbjeid^en  40.  ©rob  n.  Sr.  olS  erblid^eS  93eft Jtl^um  jugetfeüt 

tooren  auf  eine  longe  SReil^e  Don  SSergel^en  gefegt;  erl^ielt  (20.  3uni  1632),  ber  jüngere,  Seonlftorb, 

f d^on  ben  Sabbat  Sonntag  ju  nennen,  galt  als  begleitet  Don  ben  Sefuiten  SBl^ite  unb  ?llt]^om  vmb 

Serbred^en.  ©egen  bie  l^ormlofen  Ouofer  mürben  etma300fot]^olifd()cn5luSmonberem,om25.aRärj 

1656  nod^  eigene  ©efe|e  erloflen  unb  mit  blutiger  1634  feierlich  Don  biefem  fionbprid^  SeftJ  ergriff 

IBerfolgung  burd^gefül^rt.    Kine  äl^nlid^e  ©efe^»  unb  benfelben}u  Klaren  ber  ^immelSfoniginlDlorQ- 


457 


92orbQmeriIa. 


458 


kmb  Boimte.  «SRorqlanb  mod^te  in  einem  l^aKen 
9tt^  grünere  gotifd^ritte^  afö  SStrginien  in  mel^« 
mm  3a^ . . .  Seine  (Sefd^id^te  ifi  eine  @e- 
\Sfiifit  ber  ioktatii,  ber  ®üit,  ber  Sonfbarfeit 
bei  Sriebend'  (Soncroft).   @d^on  im  %  1637 
Mp{It(^  fidd  ber  Stattl^lter  Seonl^arb  Robert 
mi  feinen  9tätl^  eiblid^  bagu,  niemonben  au8 
ba  $roimi),  ber  ben  ©lauben  an  Sl^riftu^  be- 
hm,  bixect  ober  inbirect  ^u  l^inbem,  5U  beloftigen 
oba  iu  bennm^igen.  9Id  Seonl^arb  1647  ßarb, 
counmte  Sorb  Sattimore  einen  ^rotefianten  SQßit- 
liam  @tone  gum  Statthalter  unb  gab  bemfelben 
lier  Ifd^oltfd^  unb  imi  ))rotejtantt)d^e  Stötl^e  gut 
Seite.  S)cr  gemif(i()te  Solonialrat^  erl^ob  1649  bie 
Uagfi  geofi^rte  (SeuriffenSfreil^eit  burd^  eine  %0' 
knnjocte  oudbrüdlidd  }um  @taat§gefe|.  „Emi- 
granten ftrdmten  Don  Jebem  ^immetößric^  |erbei, 
nb  bie  Sotonialgefe^ebung  bebnte  i^re  S^m- 
fsäpm  über  bie  oerfc^iebenften  Golfer  toit  über 
Ue  Mrfddiebenften  Secten  ouS.  ^uS  gf^anfreid^ 
famcn  Hugenotten;  aud  2)eutfd^Ianb,  ^oüanb, 
S^Mben^  Sfinnlanb,  id^  glaube  fogar  au8  $ie» 
Bont  fttd^ten  jtinber  beS  Unglüdtd  @d^u^  unb 
6ilfe  unter  bem  bulbfamen  ©cepter  ber  ri3mifd^en 
td^lilen'  (Sancroft).  S)iefe  freifinnige,  ebel* 
Bät^e  2)ulbung  »arb  inbe^  fd^Ied^t  belol^nt. 
€4on  1654  entzog  eine  ))roteftantifd^e  9Rel^r^eit 
bei  SoIonialrat^eS  ben  ffat^olifen  ÜJlar^IanbS 
hm  @(^  bei  ®efe|ed.  Sr|t  nad^  einem  Sürger- 
trieg  famen  biefe  mieber  gu  il^rem  IRed^te.  S)od^ 
mr  für  etnxi  brei^ig  Saläre  gelangte  bie  fatl^o- 
filid^  Solonte  tt)ieber  p  ibrer  DoSen  IBIüte.  ff aum 
^otte  Sorb  Saltimore  feine  ^ugen  gefd^Ioffen 
(1675),  als  f4on  bie  $rebiger  in  ÜRarQlanb  ^n« 
fc^Iug  an  bie  ^oäßxä^t  (verlangten;  burd^  einen 
Siifftonb  Deranlagte  ber  $rebiger  3obn  Soobe 
1689  bie^nterDentionber  Slegierung;  1692  mürbe 
bei  fCnfd(|Iu|  an  bie J)od§ürc^e  smangStseife  burd^« 
geführt,  unb  neue  93erfoIgung§gefe^e  Don  1704 
nuK^ten  bie  ftatbolifen,  bie  ©rünber  ber  Kolonie, 
uöQig  )u  nd^tlofen  ^eloten.  Ein  S^eil  Don  i^nen 
iDonbcrte  nac^  IßennJQloanien  au8,  anbete  unter« 
(onbelten  mit  gftanfreid^,  um  ftd^  neue  SBol^nft^e 
gn  fad^m.  S)ie  S^l^I  ber  ffatbolifen  in  ben  See« 
einigten  Staaten  betrug  um  1785  etma  25000^ 
eine  Derfc^minbenbe  SNinberl^eit  unter  ben  3  bis 
4  StÜIionen  Sinmol^nem,  meldte  bie  norbameri- 
Iinnf4en  Kolonien  bamalS  göl^Iten.  Sie  fd^ienen 
§sm  9tud|lerben  oerurt^eilt,  als  für  fte  tote  {ür  bie 
Kolonien  felbft  bie  Stunbe  ber  ^Befreiung  fd^Iug. 
nL  S)er  SBefreiungSfampf  unb  bie 
Keugeftaltung  ber  ürd^enpolitifd^en 
»er^ältniffe  (1765—1789).  S)aS  Sßcriongen 
aai^  polttifc^er  unb  religiöfer  Selbftänbigleit  l^atte 
bet  ^9leuen  SQSelt"  bi§  bal^in  bie  meiflen  ßinman« 
berer  )ugefübrt.  3n  bem  raul^en  ^ioniermerf  ber 
Colonifation  nmd(|8  ein  möd^tigeS  Unabl^öngigfeitS» 
gefügt  beran,  unb  bie  SSerbaltniffe  mand^er  Eolo* 
nen  entsprachen  bemfelben  tt)enigften§  tl^eilmeife. 
Sic  engbeij|ige  unb  übermütl^ige  ^olitif  SnglanbS, 
wddft  bäffin  ging,  bie  neue  Staatenbilbung  unter 


ba§  3od^  ber  englifd^en  Siernxtitung  unb  StaatS- 
ürd^e  5U  beugen,  mu^te  SBiberfprud^  unb  SBiber- 
ftanb  leroorrufen.  Söldner  erfolgte  dffentlid^  nad^ 
ßrlafe  ber  fogen.  Stemfelacte  (1765) ;  auf  einem 
Kongreß  ^u  $büabelp]^ia  (5.  Sept.  1774)  fünbeten 
bie  bereinigten  Kolonien  bem  Stammlanbe  ben  ®e« 
borfam  auf;  am  4. 3uli  1776  erflärten  fte fid^ auf 
einem  allgemeinen  Kongreß  für  freie  unb  unabl^ön« 
gige  Staaten.  92ad^  langem,  med^felooüem  ffatnpfe 
fab  ftd^  Snglanb  gejmungen,  im  trieben  oonSSer« 
faäleS  1783  bie  Unabböngtgleit  ber  Kolonien  angu« 
erfennen ;  am  17.  September  1787  erbielt  bie  neue 
Union  ibre  IBerfaffung.  2)urd^  bie  SoSrei^ung  oon 
Snglanb  toax  bie  3Rad^i  ber  englifd^en  ^od^ttrd^e 
in  ämerila  für  immer  gebrod^en.  in  ben  SunbeS- 
artifeln  oon  ^l^ilabelpbia  oom  9. 3uli  1778  tourbe 
bie  Siegelung  ber  reltgiöjen  fragen  ben  Kinjel- 
ftaaten  überlaffen.  ®ie  Serfaffung  üon  1787  blieb 
bterbei  unb  oeifügte  nur  (^rt.  6,  5lr.  3),  ba^  nie 
ein  religiöfer  Seftetb  als  SSorbebingung  gu  irgenb 
einem  3lmte  ober  öffentKd^en  Soften  geforbert  »er- 
ben folle.  Kin^menbement  aber,  ba§  am  15.S)e« 
cember  1791  in  bie  Konftitution  aufgenommen 
mürbe,  prodamirte  mit  aOgemeiner  9teIigton§frei« 
beit  jugleid^  Siebe«  unb  ^regfreibeit,  SSereinS*  unb 
$etition§frei^eit  als  a0gemeine@runbred^te:  „S)er 
Kongreß  barf  fein  ©efe^  erlaffen,  baS  eine  Steli« 
gion  jur  StaatSreltgion  erl^ebt  ober  beten  freie 
Ausübung  oetbietet,  ober  bie  ^i^eil^eit  ber  Siebe 
unb  ber  $teffe  ober  ba§  SBetfammlungS«  unb 
^ehtiondred^t  be§  ISoIfeS  befd^rön»."  S)iefe  SBe- 
ftimmungen^  meldte  ben  @efammtftaat  für  immer 
oon  ber  ftird^e  trennten,  gingen  nid^t  auS  @ering« 
fd^ö^ung  ber  Sieligion  l^eroor,  fonbern  au§  bem 
ptaftijd^en  Sebütfni^,  ben  53e!ennetn  ber  öerfc^ie- 
benften  d^tiftüd^en  JRcligionSgenoffenfd^often,  mie 
fie  in  bet  Union  ootl^anben  maten  unb  ju  il^ter 
©eftaltung  jufammengemitft  l^atten,  ein  meitercS 
friebli(^e§3ufammenleben  möglid^  )u  mad^en.  „KS 
ift  fel^t  mabtfc^einlid^/'  fagt  bet  ametüanifd^eSurift 
3.  Stoti),  „bo^  aut  3«t  ba  bie  Setfafjung  an- 
genommen mutbe,  bie  ^medianer  jiemlid^  aOge« 
mein,  menn  nid^t  allgemein,  bie  ^nftd^t  liegten, 
ba^  ba§  Kl^tiftentbum  oom  &aak  aUen  Sd^u^ 
etbalten  foUte,  bet  ftd^  mit  ben  inbioibueUen  Sied^« 
ten  be§  ©emiffenS  unb  mit  bet  KuItuSfteibeit  oet« 
föbncn  liefee."  ffiafe  bie  SieligionSfteibeit  nur  aU 
politif  d^e§  ^uSfunf  tSmittel,  nt^t  al§  pl^ilof  opl^if  d^eS 
$rincip  im  atl^eiftifd^en  ober  uncbriftlid^en  Simte 
aufgefaßt  mutbe,  bafür  bürgen  jal^Ireid^eSRomente: 
bie  Sieligiofttöt  SBafbingtonS  unb  anberer  Utbeber 
ber  Sßerfaffung;  beutlid^c  3lu§brüdfe  religtofcr  3luf- 
foffung  in  ber  Unabl^ängigfeitSetflätung  unb  in  ber 
93crf  äff  ung ;  bet  ®  ebtaurf),  bie  Kongtc^f  i^ungcn  mit 
®cbet  ju  etöffnen;  biegeiet  eines  Jäbtlid^en  SBet-, 
tjaft«  unb  SufetageS,  f oiöie  eincS  iäbtlid^en  ®anf» 
f  efteS  (Thankgiving'sday) ;  bie  §eiligbaltung  bcS 
Sonntags;  bie  Kjemtion  bet  ®ciftlid^!cit  oom 
fftiegSbienfte  unb  bie  Steuetfteibcit  bet  fitd&Iid^en 
®üter;  ber  StaatSfd^uJ  in  SBejug  auf  freie  fitd^- 
lid^e  Dtganifation  unb  3:bätigfeit.  Sd^on  1779 


459 


Ttotbamerifo. 


460 


legte  P.  Sol^n  garroll  bie  gettäl^rte  SReligionSfrei« 
l^eit  bal^in  ouS:  „@taat§fd^u^  unb  ©taatSgunft 
crftredt  ^ä)  glcid^ermofeen  auf  alle  rcUgiöfen  95e« 
fernttitiffe."  dr  fnüpfte  baran  fogar  bie  Hoffnung, 
^amerifo  möd^te  einft  ber  SBcll  bcn  ©etteiS  liefern, 
ba^  eine  aügenteine  gleid^e  2)ulbung,  meldte  reb- 
lid^er  grörterung  freien  Umlauf  gemalert,  baS  befte 
mtttl  i%  aUe  ^riftli^en  SBefenntniffe  aur  ßinl^eit 
beS  ®Iauben§  gurüdjufül^ren''. 

®ie  Union  umfaßte  juerft  nur  bie  13  ©toaten: 
1.  SJirginia,  2. 3lm^oxf,  8.  SDlaffad^uf  ettS,  4.9lctt) 
ßanH)f^ire,  5.  Connecticut  6.  ajlar^lonb,  7.  SRl^obe 
äsionb,  8.  ®elatt)ore,  9. 9?orb»Earolina,  10.  Süb- 
Carolina,  11.  $ennf ^löania ,  12.  9lett)  Serfe?, 
13.  ©eorgia;  an  bicfclbcn  fci^Ioffen  ftd^:  14.93er- 
mont  (1791),  15.Äentud9(1792X  IG.Ienneffee 
(1796),  17.  Dl^io  (1802),  18.  Souifiana  (1812), 
19.  Subiana  (1816),  20.  aRiffifpppi  (1817), 
21.  SflinoiS  (1818),  22.  «labama  (1819), 
28.  aRaine  (1820),  24. 3Kiffouri  (1821),  25.  «r- 
fanfaS  (1886),  26.  ÜKid^igan  (1837),  27.  gfloriba 
(1845),  28.  2esa8  (1845),  29.  3oma  (1846), 
30.  SBiSconfm  (1848),  31.  Kalifornien  (1850), 
32.  aWinnefota  (1858),  33.  Oregon  (1859), 
34.  ffanfaS  (1861),  85.  SBeft^SSirginia  (1868), 
36.  mmha  (1864),  87. 5Kebra8!a  (1867),  88.  go- 
Iorabo(1876),  89.5Rorb=®afota(1889),  40.  ©üb- 
©afota  (1889),  41.  aWontana  (1889),  42.  SBa. 
fl^ington  (1889),  48.  aB9oming(1890),  44.  Sbal^o 
(1890),  45.  Uta)^  (1893).  ©aaufommtber  SBunbeS- 
biftrict  ßolumbia  unb  bie  Territorien  3lrijona,  5ßett) 
9)h£ico,  Oflal^oma,  ^laSfa  unb  2(ubian  Serritor^. 

©er  lird^enpolitifd^en  ©efejgebung  biefcr  ein« 
seinen  Staaten  mar  mit  ber  oon  bem  neuen  IBunbeS» 
red^t  prociamirten  SReligionSfreil^cit  im  ©inne  ber 
tteiteften  S)ulbung  im  Sflgemeinen  3ifl  unb  SRid^» 
tung  gegeben ;  bod^  lagen  bie  93er]^öltnif[e  in  ben- 
felben  fel^r  oerfd^icben,  unb  bie  praftif(i)e  Trennung 
ber  Sixxijt  oom  ©taat  DoK^og  ftd^  be^l^alb  in  Der« 
teiebenen  SIbftufungen,  in  einigen  ©taatcn  nur 
in  befd^ränftcm  SKa^e,  naci^  unb  nad^.  ®er  93rud^ 
mit  ber  englifd^en  ^od^fird^e  mürbe,  unter  Seffer« 
fonS  einPuB,  fd^on  1785  am  fd^roffften  in  93ir« 
ginta  burd^gefül^rt.  @§  mürbe  il^r  nid^t  nur  jebe 
©taatSunterftü^ung  entjogen,  fonbem  aud^  ba§ 
Dorl^anbene  JHrd^engut  Dom  ©taate  eingebogen. 
®er  SSorfd^tag,  bie  ©eiftlid^en  aller  93efenntniffe 
pro  rata  au§  ©taatSmitteln  ^u  unterftü^en,  marb 
t)on  fömmtlid^en  ©ifftbenten  be!äm))ft  unb  brang 
begl^alb  nid^t  burd^;  93efoIbung  ber  ©eiftlic^en  mie 
Unterl&alt  ber  ffird^en  blieb  forton  ben  einjcincn 
SeIigion8genoffcnf(|aften  überlaffcn.  TOarQlanb 
begnügte  ftd^,  ber  ^od^fird^c  i^re  Privilegien  5U 
en&iel^en  unb  fie  ben  anberen93efenntniffen  glcid^ju« 
jleuen.  3n  ben  puritanif  d^en  9^cm=6ngIanb«©taoten 
mar  ba§  ©taatSIeben  gu  innig  mit  ber  ^Religion 
üermad^fen,  als  ba^  bie  SeligionSfreil^eit  l^ier  mit 
einem  ©daläge  l^ätte  burd^bringen  fönnen;  bie 
SSerfaffungen  öon  SKaffad^ufettS  unb  IRem  §omp» 
fl^ire  trafen  Sfürforge,  ba^  ffird^en  unb  ©d^ulen 
oud^  femer  öon  ben  ©emeinben  fubüentionirt  mer> 


ben  f oUten.  ©te  erfien  93erf affimgen  txm  ©elamare 
unb  ^ennf QlDania  f  orberten  Don  aOen  ©taotSbemn- 
ten  ein  ©laubenSbefenntniB/  meld^  bie  9ner!en- 
nung  ber  l^eiligen  ©reieinigfeit  unb  ber  gdttlid^ 
Eingebung  ber  SBibel  in  ftd^fd^Io^.  SieSerfafftmg 
Don  ©üb«garoIina  gemö^rte  mix  ouSgeflnro^en 
(^riftlid^en  gonfejjionen  bad  CorporattonSre^. 
2)ie  Uebemal^me  eines  5ffentlid^  ^mteS  in  Xen- 
neffee  mürbe  an  bie  Sebingung  gebtüpft^  ba|  ber 
Sfpirant  an  bie  ßsiften}  ®otte8  unb  bie  Unßerb- 
Iid^!eit  ber  ©ee(e  glaube,  in  9lem  ^ontpfl^ire  aber 
fogar  fpecieU  Don  bem  SBelenntntf  berprotefian^ 
tifd^en  Steligion  abl^ftngig  gemacht,  ©er  6influ| 
ber  alten  golonialgefe^e  Don  ^I^moutl^  }eigt  fU^ 
nod^  in  ben  ftrengen  93eftimmungen  Aber  ©abbat* 
f eier,  meldte  bie  93erf affung  Don  9Raffacl^ufettS  1780 
feftfe|te,  unb  meldte  anä^  1821  unb  bei  fpftteren 
SteDifionen  nid^t  in  SBegfaS  lamen.  Sei  ber  an' 
fönglid^  geringen  3(^1  ber  ffatl^olifen  bel^ielten  bie 
meiften  ölteren  ©taaten  fiberl^aupt  nod^  lange  ein 
Dormiegenb  proteftantifd^eS  ©epröge.  ©er  ^Beitritt 
Don  ©taaten  mit  ftarfer  fatl^olif^er  SBedöUerung 
(mie  Souifiana  unb  ÜRifftfftppi)  unb  bie  Silbung 
neuer  mit  DöIIig  gemifd^ter  S3eDöIferung  fdbufen 
inbe^  bereite  Dom  Anfang  beS  19.  Sal^r^unoertS 
an  ein  l^eilfameS  ©egengemic^t,  unb  ber  mad^fenbe 
©trom  ber  ginmanberung  befeitigte  nad^  unb  tmd^ 
aud^  in  ben  92em-gnglanb«@taaten  bie  alte  pro* 
teftontifd^e  3lu§fd^Iie61id^!eit. 

rv.  ©a§  gfreimilligfeitSf^ftem  unb 
bie  proteftantifd^en  Steligiondgenoffen* 
fd^af  ten.  ©urd^  IBefeitigung  Jeber  ©taatSfird^ 
unb  leber  ftaatlid^en  ©otation  maren  bie  fömmt« 
lid^en  Selenntniffe  einanber  nid^t  nur  politifd^ 
gleid^gefteOt,  fonbem  aud^  für  il^re  geitlid^  Se« 
bürfuiffe  an  bie  freimifligen  Seiträge  il^rer  9ln« 
l^önger  gemiefen.  ©ie  ürd^Iid^e  SSermalhmg  mie 
bie  SKad^t  ber  „ßird^en"  ober  „©enominationen" 
rul^te  fürber  auf  bem  ^^SfreimittigfeitSf^Pem",  ba3 
bie  ©iffenterS  fd^on  bei  ber  ©rünbung  i^rer  go- 
lonien  au§  bem  ©tammlanb  mit  l^erüber  gebrad^t 
l^atten.  ©a  aller  Steid^tl^um  bei  ©rünbung  ber 
Union  faft  auSfd^Heglid^  in  proteftantifd^  ^än* 
ben  tag,  fd^ien  ba§  ©^ftem  ben  proteftantifd^ 
IBelenntniffen,  Dorab  ben  auf  bem  ©emeinbeprbicip 
m^enben,  fel^r  günftig  ^u  fein.  SBirflid^  gelangten 
einige  biefer  „JHrd^en"  }u  einer  ^iemlid^  anfel^n« 
lid^en  gntmidilung.  IRa^  bem  officieHen  genfuS 
Don  1870,  alfo  etma  l^unbert  ^aixz  naä)  ®rän* 
bung  ber  Union,  befa^en  bie 

SKrcfien* 
ftird^en.     6i^Ifi^e.      bermOQeti 

in  SoIIait. 

21337  6528209  69854121 

12857  3997116  39229221 

5683  2198900  47828782 

gongregattonaliflen   2715  1117212  25069698 

gptfcopalen               2601  991051  86514549 

Öut^eraner                2776  977332  14917747 

©a§  fmb  aber  bie  einzigen  proteftantifd^  ©e- 
nominationcn,  bereu  ^n|änger  eine  aRillion  über- 
ftiegen  ober  nal^eju  erreid^ten.  ©ie  „©ilpUlle" 


IDletl^obiflen 

a3a))ti{len 

$re8b^terianer 


461 


9torbQtnetifa. 


462 


get»  bobri  nur  einen  annö^emben  SBertl^,  ha  fte 
Dcber  olle  Derfouft  nod^  bie  Derfauften  regelmögig 
b(j(}t  {inb.  S)ie  SRet^obifien,  »el^e  bie  größten 
3#n  aufjutueifen  l^ben^  fteUen  burc^auS  fein 
rinteitli^ed  SSefenntnig  bar,  fonbem  serfaUen  in 
df  jelbjiäibige  Secten :  1.  Methodist  Episcopal, 
2.  Methodist  Episcopal,  South,  3.  Methodist 
£pi8Copaly  AMcan,  4.  Methodist  Episcopal, 
iLoi  African,  5.  Methodist  Episcopal ,  Co- 
loared,  6.  Methodist,  Evangelical  Association, 
7.  Methodist,  Free,  8.  Methodist,  Nonepisco- 

S,  9.  Methodist,  Primitive,  10.  Methodist, 
itestant,  1 1.  Methodist,  Wesleyan.   9iid^t 
Miger  als  jel^n  neue  „ftir^en"  l^aben  fid^  al[o 
in  £aufe  Don  l^unbert  äal^ren  aHein  Don  ber  ur« 
{pmnglti!^  @ecte  ber  SBeSle^oner  abge5tt)eigt.  9Q3ie 
Me  Sl^t^obiften,  fo  l^aben  aud^  bie  Saptiften  unb 
^leSbpterianer  i^re  felbftänbigen  @eiten5tt)eige. 
3tt  biefen  gefeUen  ftc^  femer  bie  fogen.  S^riften, 
bie  £eutf4-9ieformirten,  bie  C^oHönbifd^^Slefor- 
oirten^  bie  Stxmgelifdie  ^Iffociation,  bie  UniDer« 
fdli^  bie  Unitarier,  bie  ^Bereinigten  IBrüber  in 
£l^rifb,  bie  Seconb  ^bdentiften,  bie  Ouöfer,  bie 
ttormonen,  bie@piritualiften,  bie  Jlird^eDonSleu- 
Serujalem,  bie  !iRa]^ri{d^n93rüber,  bie  @l^aler  unb 
csblt^  eine  gan}e  Steij^e  Derjd^iebenarttger  Socal» 
imb  Uniondtirc^en.  2)ie  Spaltung  ölterer  @ecten, 
bie  SUbung  gang  neuer,  ber  Uebergang  jal^Ireid^er 
(Semeinbemitglieber  ober  l^alber  ©emeinben  ju 
einer  anbem  riefen  nid^t  feiten  l^eftige  ffömpfe  l^er- 
tfOT  (fo  1829  bad  Umftd^greifen  ber  Unitarier 
unb  UniDerfaliften  in  bem  puritanifd^en  9Raffad^u> 
fettS)  unb  bröngten  aud^  in  fold^en  Staaten,  totli)t 
m>d^  an  il^ren  alten  3teligion§t)er]^äItniffen  l^ingen, 
ju  f c^ärferer  Trennung  ber  jlird^e  Dom  Staat.  2)ie 
SJcjie^ung  be§  Staate«  ju  bcn  „ftird^en"  rcfp. 
Secten  befc^ränfte  fxi)  immer  mel^r  auf  folgenbe  brei 
fünfte :  1.  ^er  Staat  entl^ölt  ftd^  jeber  Sinmifd^ung 
in  bie  inneren,  bogmatif(^en  unb  biScipUnören  ^n- 
gelegen^iten  berfclben ;  2.  er  üerfel^rt  officicK  nur 
mit  ber  einzelnen  j?ird^gemeinbe  al§  ftaatlid^  an» 
erfaimter  Korporation ;  8.  er  gemöl^rt  ber  eingelnen 
fiird^gemeinbe  feinen  mxkm  SHed^tSfd^u^  aI3  ben 
i^re^  corporatiDen93erein§red^te§.  S)ie  3ii(i)it  aber, 
tDcIcJ^  einreligiöf  er  hierein  (bgm.  eine  JHrd^gemcinbe) 
bur4  bie  ftaatlid^e  ßinregiftrirung  erlangt,  fmb 
folgenbe:  l.t)om  Staate  al§6^orporation  anerfannt 
pi  »erben ;  2.  al§  f old^e  unbett)eglid^e  @üter  gu  be- 
ji^in,  iOermöd^tniffe  anjunel^men,  Sontracte  ein» 
]uge^  2c,  fürs  aOe  SRe^te  einer  juriftifd^en  ^er» 
foti  auszuüben;  8.  in  aUen  biefen  Siedeten  be§ 
@taatdf(^|e8  ^u  genießen;  4.  in  il^ren  inneren 
flatutgetnä^  Steinten  gegenüber  ben  einzelnen 
SDtügliebem,  fon)ie  in  ber  ftatutgemö^en  S:i^ötig> 
feit  nad^  klugen  Dom  Staat  bef^ü^t  gu  merben ; 
5.  Don  ber  IBefteuerung  il^reS  fiird^engutcS  e^emt  gu 
bleiben.  —  Sei  ber  ©rtl^eilung  ber  SorporationS» 
redete  famen  gmei  Srten  in  ^nn)enbung:  1.  bie 
®ciDa^rung  Don  Spedald^arter«,  burd^  roeld^e  bie 
cotporatiDen  9{ed^te  für  eine  beftimmte  einzelne 
®cmeinbe  (Sd^ule,  SBo^ItJ^ötigfeit^anftalt  2C.)  ge- 


nau begrenzt  n)urben,  unb  2.  bie  ®en)öl^rung  au« 
gemeiner  Sl^arterS,  in  »eld^en  bie  SRed^te  ber  $farr- 
gemeinbe  xc,  inSbefonbere  il^re  ßrn)erbgfa]^ig!eit, 
nad^  einer  aügemetn  gültigen  9{orm  beftimmt  ftnb. 
92ad^  ben  3ltto  ^orler  @efe|en  Don  1858  unb  1868 
barf  g.  93.  eine  (Semeinbe  in  größeren  Stöbten  bis 
5U  6000  2)oaar§,  in  ÜJlarttfleden  unb  Dörfern 
bis  5U  3000  S)oaar8  Sinfünfte  beft^n,  min  bie 
jhr(|ftu^Irenten  unb  bie  freiwilligen  ©oben  ber 
(Slöubigen  nid^t  eingered^net  finb.  JHrc^e  (ffapeUe 
ober  IBet^auS),  ^farrl^uS,  Sd^ule,  fomie  ber  }u- 
gel^brige  @runb  unb  IBoben,  aud^  ber  t^riebl^of, 
finb  ebenfaüSnid^t  einbegriffen.  S)ie  SBef^rönfung 
trifft  alfo  nur  bie  feftangelegten  j^apitalien  unb 
ben  ^ad^tginS  beS  ©runbeigentl^umS;  fte  !ann 
begl^alb  !aum  brüdenb  merben,  unb  tt)ürbe  fie  eS, 
fo  lann  bie  X^eilung  ber  ©emeinbe  il^re  3fo^9^ 
Deretteln. 

ännerl^alb  ber  Dom  Starter  (ßrrid^tungSbocu- 
ment)  gejogenen  S(^ranlen  geniest  bie  ^ird^en- 
gemeinbe  bie  DoUfte  Selbftönbigfeit ;  ber  Staat 
übt  tt)eber  2infpection  nod^  Sontrole.  2)ie  ®t» 
meinbe  ernennt  aUjöbrlid^  eine  beftimmte  3q^I 
Seftr^men  unb  SrufteeS,  ttetd^e  baS  ftird^enDer- 
mögen  in  il^rem  IRamen  Derwatten  unb  il^r  }u 
iö^rlid^er  Siec^nungSablage  Derpflid^tet  finb.  2)iefe 
Derpad^ten  baS  ber  ©emeinbe  guge^örige  ©runb« 
eigentl^um,  fi?;iren  bie  ffird^ftu^lrente,  Dertreten  bie 
@emeinbeaI§StenDertreter,9ürgenoberJ{IögerDor 
©erid^t.  3lnt  in  bem  einen  t^aUe  finb  fie  ftaatlid^er 
Sontrole  untermorfen,  menn  ed  fic^  um  SSeröu^e- 
rung  Don  j?ir(^eneigentbum  l^anbelt.  S)ann  muffen 
ft(^  bie  Xrufteeg  Don  ber  ©emeinbe  ^um  Sertauf 
beDoIImöd^tigen  laffen  unb  barauf  bie  Slatification 
be§  ®erid^t§|ofe§  in  bem  betreffenben  Sount^  ein» 
Idolen,  ber  ben  niebrigften  $rei§  ju  beftimmen  l^at  unb 
ba§  ®efud^,  je  nac^  beff en  juriftifd^cr  93ered^tigung, 
billigen  ober  Dermerfen  lann.  3^re  nötl^igen  Sub> 
fiftcnjmittcl  Derfd^affcn  fic^  bie  ©cmeinben  nad^ 
bem  SreitoilligfcitSprincip  (voluntary  principle) : 

1.  aus  frcimiUigen  Stiftungen  unb  Sd^enfungen; 

2.  burdE)  bie  ifir^ftul^Irente,  b.  1^.  burd&  ^ermietljen 
ober  SScrfauf  ber  Si^plä^e  (pews)  in  bcn  ftird^en; 

3.  burd)  regelmäßige  unb  außerorbentlid^e  Samm» 
lungen  (coUections)  für  bie  einjelnen  S3ebürf niffe, 
mie  JNrc^enbau,  ^uSftattung,  ^rebigergel^att, 
93ibeK3:ractat»unb9WtffionSmcfen,  ©r^altung  Don 
Seminarien  unb  Sd^ulen  sc;  4.  burd^  Subfcrip* 
tionen,  Sl^ariti)  SermonS,  Secture§,  93ajore  (fairs), 
$idfuidf§,  Säue  unb  bie  Dcrfd^iebenften  3lrten  ber 
SHecIame.  9ßa§  ba§  ganje  Softem  d^arafterifirt,  ift 
bie  DöKige  Sfolirung  ber  Sinselgemeinbe  ober  be§ 
religiöfen  ßinjelinftitutS  gegenüber  bem  Staate, 
bie  S3ertt)anblung  beS  ftabtlen  ürd^Iid^en  @igen» 
t^umSred^tS  in  ein  ftuctuirenbeg  ©elbgefd^öft,  bie 
©emoftatifirung  ber  ftird^c  burd^  t^eilmetfeS  iäaien» 
regiment  unb  enblid^  bie  tjrcil^cit,  ftetS  neue  SReli» 
gionSgenoffcnfc^af ten  ober  Secten  5u  bilbcn.  ®a8 
„Sreitt)img!eit8fi)ftem",  baS  gefte^t  ^^ilipp  Sd^aff 
{^^^0Q,  JRealcncQflop.  X,  638)  offen  ein,  „^ixf^xt 
auerlei  ^ladtereien  unb  Unanncl^mlid^feiten,  bef  on» 


463 


{Rotbamerifa. 


464 


berd  in  neuen  Smigrantengenteinben,  mit  f\ä),  bie 
nod^  an  baS  europöif  d^e  SBeDormunbung^-  unb  ^er» 
forgungSf^ftem  getDö^nt  ftnb^  unb  (abet  ben  ©^n« 
oben  unb  anbeten  fird^U^en  93er jamntlungen  eine 
ÜKafje  unerbaulid^er  finanjiener  (Sefc^äfte  ouf". 
2)a^  aber  biefe  Stad^tl^eile  burd^  eine  intenftDe  freie 
Set^ötigung  be§  religiöfen  SebenS  aufgewogen 
iDÜrben,  lö^t  f\ä)  nid^t  nad^toeifen.  9lad^  ben  offt» 
cieHen  6enfu3Ii[ten  ift  ixoat  ba§  ftird^euDermdgen 
fömmtlid^er  proteftantifd^en  2)enominationen  Don 
78  aniflionen  ©oHarS  im  3. 1850  auf  144  im 
3.  1860  unb  auf  293  im  3.  1870  gcfliegen; 
aSetn  tt)enn  e§  aud^  in  ben  f olgenben  Salären  öl^n» 
lid^  angemad^fen  möre,  fo  erfd^einen  bod^  aKe  biefe 
3a]^Ien  nid^t  fe^r  l^od^  gegenüber  ber  2:i^atfad^e, 
bog  fömmtlid^eS  Derfteuerbare  Sigentl^um  in  ben 
bereinigten  ©toalen  1880  bie  ©ummc  öon  16902 
3Rittionen  ©ollarS  betrug  unb  bie  gabrifen  in 
jenem  Saläre  einen  SBcrtl^  öon  5369  ÜKillionen 
probucirten.  9lod^  geringer  erfc^einen  jene  S^^W^^ 
toenn  man  ern)ägt,  ba^  öon  ben  3infen  iene§ 
Aird^enöermögenS  ettt)a  55000  ®eift(id^e  unb 
menigftenS  ebenfo  oiele  ©otteSl^öufer  unterl^alten 
merben  foHten,  baB  fie  ba^u  bei  miitm  nid^t  au§- 
reid^en,  unb  ba^  be|l^alb  eine  beftönbige  SDoHarjiagb 
mit  allen  nur  erbenflid^en  SRitteln  aufgeboten  mer« 
ben  mvL^,  um  für  bie  jlofien  be8  öu|em  jfird^en- 
loefenS  aufgulommen.  2)a§  Sebenllid^fte  aber  ift, 
ba^  bie  3^^!  ^^^  mirllid^en,  praftidrenben  ®e- 
meinbemitglieber  bei  allen  @ecten  im  SBerl^öItniffe 
jur  3Q^t  ber  $rebigcr  eine  fel^r  geringe  ift.  9lad^ 
@d^aff§  Angaben  }ö^Iten  1880  bie 

Communis 
ghrebißer.       canten. 

SBoptiften 20739  2687281 

btf^öflid^en  SJletl^obifien  beS 

Sflorben» 12096  1564105 

nid^t  bifd^öflidgen  SJlet^obiflen 

be8@üben8 11886  1718092 

IBut^eranex    3182  944860 

®a§  finb  bie  einjigen  Denominationen,  beren 
Sommunicantensal^I  einer  SniHion  ftd^  nöl^ert  ober 
fie  überfd^reitet.  Sei  ben  Sa))tiften  lommt  Sin 
^rebiger  auf  180  Sommunicanten,  bei  ben  bifd^öf» 
lid&en  SRetl^obiften  auf  129,  bei  ben  nid^t  bifd)öf- 
lid^en  Stetl^obiften  auf  145,  bei  ben  Sutl^eranern 
auf  302.  S)ie  SRed^nung  ©d^affö,  bafe  bur^fd^nitt- 
Iid9  auf  1000  @ee(en  ein  $rebiger  fomme,  bebarf 
bejl^alb  einer  bebeutenben  SRectification.  S)er  ^ro« 
centfa|  bei  ben  Sutl^eranem  fielet  oereingelt  ba.  Sei 
oOen  übrigen  @ecten  fommen  auf  einen  ^rebiger 
l^öd&ftenS  100—200  ßommunicanten,  mö^renb 
800—900  oonben  lOOOSeelenftd^umftird^eunb 
^rebiger  wenig  ober  gar  nid^tS  fümmem.  S)a8 
Heine  ^öuf  lein  ber  ^uSerwöl^Iten  mu^  l^obe  jfird^en» 
Peuer  jal^Ien,  um  für  ff  ird^e,  ^rebiger  unb  ^rebiger« 
familie  aufjutommen;  baS  ^rebigeramt  bleibt  beg- 
l^alb  ein  rentables  ©efd^öft,  aber  80—90  ^roccnt 
ber  Seoöfferung  pnb  unb  bleiben  ber  Keligion  ent« 
frembet.  9Wit  5Red&t  fagte  be^^alb  ber  Soptiften« 
i)rebiger  3.  ^.  2:i^om})fon  f(|on  1873  oon  bem 
5reitt)ilIig!citSft)ftem :  „ffiieSlad^tl&eile  liegen  barin. 


bag  biefeS  Softem  ^ut  SluSfd^ße^ng  ber  Srmen 
fül^rt,  unb  nid^t  allein  ber  gon^  Srmen,  fonbem 
auc^  ber  ^erfonen  öon  geringem  Sinfommen, 
meldte  fold^e  bebeutenben  SuSgaben,  wie  fie  in 
großen  @töbten  ^ur  Seftreitung  beS  dffentßd^en 
©otteSbienfteS  erforberlid^  {inb,  nid^t  erfd^mingen 
fönnen.''  9{od^  beutlid(|er  fagt  berS)eutf(^-9mni" 
laner  3ol^n  Seder :  »Xl^atföd^Iid^  jlnb  bie  ffird^ 
gemeinben  in  ben  bereinigten  Staaten  überall,  ido 
fie  nid^t  auS  rein  adCerbautreibenber  SeööOenmg 
befleißen,  ariftofratifd^fafl^ionable  gefd^Iojfene  ®e« 
fedfd^aften  geworben.  2)ie  nid(|t  reiche  fflaffe  btr 
amerifanifd^en  Stabtbeöölferung,  bie  fid^  nid^t  ber 
S)emüt]^igung  ausfegen  will,  in  ber  ffird^e  mit 
@önnermiene  ober  mit  ©eringfc^ö^una  beJ^lanbett 
)u  werben,  f öngt  an,  ßd(|  be8  ffird^nbefuc^  gfin)- 
l\ä)  )u  entwöl^nen.''  ^o  erKart  ed  fid^,  bag  einer- 
f eitS  f 0  öiele  ^rebigerf amilien  befiel^en  fönnen,  ba| 
beliebte  $rebiger,  wie  ber  befannte  ÜKr.  Seed^er, 
e§  )u  einem  3al^re§einfommen  öon  59000  SoDorS 
brad^ten,  ba^  bie  ameritanifd^enStöbte  eineSRenge 
fleiner  unb  größerer,  bequem  eingerid^teter  ffirc^ 
beft^en,  ba^  für  religiöfe  unb  wol^Itl^otige  Swede 
aus  reid^eren  ffreifen  fel^r  l^ol^e  Summen  gefpenbet 
werben;  ba^  aber  anbererfeitd  audd  ^unberte  unb 
Saufenbe  öon  ffird^ftül^Ien  leer  bleiben,  ba^  jal^I« 
reid^e  ffird^en  wegen  äßangelS  an  ffird^gängem 
aufgegeben  unb  öertauft  werben  muffen,  ba^  über 
ganje  @ecten  fdrmlid^e  ©elbfrifen  l^ereinbred^n, 
unb  bog  bie  fflage  über  @elbmangel  unb  XobeS« 
notl^  nie  öerftummt.  3m  3. 1876  waren  öon  bot 
5000  ffird^en  ber  ^reSb^terianer  1074  öacant, 
weitere  1799  nur  mit  jtänblgen  ©upplenten  Be- 
fejt.  3m  3.  1877  waren  bie  56  ffird^en  ber 
@tabt  9{ew  ^orf  mit  einer  ©efammtfddulbenlaft 
öon  2  867  886  SoUarS  bel^aftet;  baöon  adelten 
6  ffird^en  nid^t  einmal  100  ©emeinbemitglieber 
unb  tonnten  barum  laum  befleißen.  (Sgl.  Stimmen 
aus  2Raria-2aad^  XIV  [1878],  59—82.) 

V.  ßonfeffionSlofigfeit  unb  Unglaube. 
SBie  baS  gfreiwiaigleitsf^ftem  ben  3erfaa  ber  alten 
SReligionSgenoffenfd^aften  unb  bie  Silbung  neuer 
Secten  begünfttgte,  fo  begünftigte  eS  aud^  natur- 
notl^wenbig  ben  fiatitubinariSmuS  unb  bie  reli- 
giöfe 3nbiffcrenj.  Sei  ber  ©ectenbilbung  ent- 
widfelten  fid^  auf  bogmatif d^em  wie  auf  moralif d^em 
©ebiete  immer  freiere  ^Inp^tcn.  ©elbft  bie  ®nmb- 
lel^rcn  bcS  ßl^riftentl^umS,  ber  ©laube  an  bie  ®ott« 
l^cit  ®^rifti  unb  an  bie  l^cilige  S)reif altigfeit,  nmr- 
ben  öielfad^  ))reiSgegeben,  unb  burd^  l^od^begobte 
TOönncr  loie  ^arfer,  Gl^anning,  ßmerfon  brang  ein 
blo^  ))]^ilant]^ropi[d^eS  unb  fd^dngeiftigeS  ©efül^lS- 
d^riftentl^um  öorl^enfd^enb  in  bie  l^öl^eren  ffreife 
ber  ©efetlfd^aft  ein,  wä^renb  fog.  SReöiöalS,  Kamp- 
meetingS,  Stra^enprebigten  unb  anbere  öl^nlic^e 
SIRittel  in  ben  unteren  SolfSfd^id^tcn  wol^l  öorüber- 
gcl^enb  eine  gcwaltfame  religiöfe  Erregung  j^eröor« 
jurufen  im  ©taube  waren,  aber  feinen  bleibenbcn 
@d^u^  gegen  ben  immer  mel)r  um  ftd^  greifenben 
Unglauben  boten.  ®o  bie  mciftcn  ©ecten  in  SSe« 
5ug  auf  &)t  unb  @^ef  Reibung  f  el^r  lasen  ®  runbfft|en 


465                                                9lorbamertfa.  466 

tolbigten  niib  ber  Uebertritt  t)on  einer  @ecte  pr  S)te  Unabl^angigteitSerKarung  önberte  an  biefem 

OBbera  iebermoim  freiflanb,  tonnten  aud^  bie  fitt»  3uftonb  ntd^t§.    S)te  burci^  bie  2:]^Qtig!ett  Don 

Ii4paiSiTfunQenbettmnierfort{(i^reitenben@ecten-  ©eiftlid^en  unb  ^nt)aten  errtd^teten  @c^ulen  tt)ur- 

jffiplitterung  unb  Sectenntifd^ung  feine  günftigen  ben  meber  red^tlid^  angetastet  nod^  unter  ©taats- 

jem,  unb  }ttne^meid)e  Smmoralitöt  arbeitete  bem  aufftci^t  gefteSt,  blieben  Dielmel^r  jelbftönbiger  9e* 

Qnglonben  in  bie  ^nbe.  Sitbeg  l^ielt  n)ie  in  @ng-  tl^ötigung  überloffen.  9{od^  int  Anfang  ber  )}ier5iger 

\a^,  fo  aud^  in  zlnierita  ber  Unglaube  nod^  auf  Saläre  tt)urbe  überad  (92en)  ^orf  ausgenommen) 

gonflt  äuim  gönnen,  ein  geteiffed  2)ecorum,  in  ben  $rimär[d§ulen  biblifd^er  Unterrid^t  ert^eilt. 

äefog.  SefpcctaMIitQ.  2)ie  Don  3oä  @mit]^  1830  3n  ben  neueren  Staaten  ergriff  bie  Slegierung  bei 

JaSoDcttt  CNen)  9)orf)  begrünbete  @ecte  ber  SNor»  ber  @rünbung  Don  @d^uten  bie  SnitiatiDe,  botirte 

Honen  (f.  b.  9rt.)  ermarb  pd^  itoat  balb  au§  ber  biefelben  unb  f d^rieb  bie  @d^ulfteuer  au§ ;  bod^ 

ntnfien  Solfdl^efe  über  1200  Slnl^önger,  ftie^  blieb  bie  fieitung  beS  Untenic^t§  unabl^öngigen 

ober  cntf  ben  entfd^iebenftenSEßiberfianb  ber  anberen  Sd^ulbel^örben  (Boards  of  School)  überlafjen, 

Secten  unb  ber  StaatSgemalt  \tlh%  mürbe  immer  nur  bie  ^nan^ieOe  Siermaltung  mürbe  Don  ben  ®e- 

Beitcr  in  ben  SBeflen,  )ule|t  in  baS  2:erritonum  Don  meinben  (townships)  übermad^t.  S)aneben  bauerte 

IIiii()nxüdgebr&ngt,moftd^i]^re3<i^Hm3.1880  bie  @rünbung  Don  ^^eifd^ulen  ungel^inbert  fort. 

(56  Sa^re  nad^  i^rer  ®rünbung)  auf  111820  @o  bel^ielt  bie  SBolföfc^uIe  allgemein  einen  con« 

€telen  belief.    SBöl^renb  im  Kampfe  gegen  bie  fefftoneHen  (sectarian)  (Sl^arafter.  S)ie  SSerDiel* 

übrmonen  bad  $nnci|)  ber  allgemeinen  SReligionSs  f  öltigung  unb  immer  buntere  3Rif  d^ung  ber  IBefennt- 

ftrüeit  uneber^oU  mit  bemaffneter  ^anb  burd^«  niffe  fül^rte  inbe^  Diele  Unjutröglic^feiten  mit  ftd^, 

Broten  ttxirb,  ^ielt  man  baSfelbe  ^u  ©unften  bed  unb  bie  junetimenbe  Srfd^Iaffung  beS  religiöfen 

Oogiaubend  unb  beffen  SBerbreitung  DoUftönbig  Seben§unbba§SBad^§t^umbe§Ung(aubendbeein- 

aafml^L  SBie  bie  Seigre  einer  beliebigen  @ecte,  fugten  bie  dffentlid^e  ID^einung  feit  ben  Dierjiger 

finnte  and^  t^oretifd^er  unb  praftifd^er  Unglaube  Sauren  immer  mel^r  gu  ©unften  eined  Unterric^tS- 

ftei  unb  offen  in  9tebe  unb  @d^rift  gelehrt.  Der-  mefenS,  ba§  Don  ber  religiöfen  IBilbung  DöOig  abs- 

Dznbd  unb  Derbreitet  merben.  @c^on  am  4.  3uli  tra]^irenfonte(unsectarian).  9{ad^  unb  na(^  mürbe 

1826,  bem  50iö^rigen  S(ubilöum  ber  Union,  for»  be^^alb  in  allen  Staaten  bie  ftaatlid^e  SiolfSfd^uIe 

berte  ber  englijd^  ©orialifl  SRobert  Omen  in  feiner  föcularifirt,  ®tUl  Sibel  unb  religiöfer  Unterrid^t 

Deelaration  of  Mental  Independence  bemon«  auS  berfelben  Derbannt  unb  bie  religiöfe  Seite  ber 

^tio  sum  DbUigen  iSrud^  mit  ben  beftel^enben  SBilbung  ber  gfamilie  überlaffen.  S)a§  gefammte 

pofitiDen  9efenntniffen  auf.  S)er  boctrinöre  Un-  ftaatlid^e@d^ulmefener]^ieltbaburd(|nid)t  nur  einen 

gUmbe  befa^  feit  1830  an  bem  Investigator  fein  und^riftlid^en,  fonbem  einen  mel^r  ober  meniger 

«gcned  Organ,  baS  fpöter  burd^  ben  Index  nod^  antid^riftlid^en  S^arafter.  S)ie  S<^V^  fömmtlic^er 

abraten  ttmrbe.  Saptain  2(ngerfon  unb  äl^nlid^e  @taat§fd^ulen  betrögt  (nad^  bem  SenfuS  Don  1880) 

Sectuttr  mad^ten  bie  ^Verbreitung  beS  Unglauben^  225  880,  barunter  5430  l^ö^ere,  bie  übrigen  @Ie» 

jnm  (Sctoerbe.  SDie  1867  gegrünbete  Free  Eeli-  mentarfrfiulen ;  bie  fömmtlic^cn  ginnol^men  für 

^oos  Association  fe|te  eS  fid^  ^um  3is^/  ba§  biefe  @d)ulen  beliefen  fid^  auf  96  85 7534  S)onar§, 

pontioc  K^riftentl^um  in  allen  feinen  gformen  ju  bie^luSgaben  auf  79  339  814ffionar§.  ®erDer- 

&«fämpfen  unb  eine  allgemeine  SBerbrüberung  auf  berblid^e  ßinflu^  bie)e§  confeffionSlofen  <Sd^uI- 

Treibcnferifc^  ©runblage  l&erbeijufül^ren.   6ine  f^ftemS  ift  mieberl^olt  Don  ongefcl^enen  unb  ein» 

ISTSentfianbene^SiberaleSiga"  forbertebieSIb»  fid^tigen  ^rotcftontcn  Derurtl^eilt  morben.    @o 

idKiTpniQ  aller  @taat§einrid^tungen  beS  $unbe§  fagt  Salbmin  (The  Art  of  School  Manage- 

die  ber  ßinjelftaaten,  meldte  nod^  irgenbmie  einen  ment,  New  York  1881):  „S)ie  ©efeflfd&aft  gel^t 

(^rifüid^  Sl^arafter  befunbeten,  möbi^enb  bie  in  il^rem  $roteft  gegen  bigottes  jlird^entl^um  unb 

Slizte  beS  KabicaliSmuS  ftd^  1867  a(§  Order  clericale  fieihtng  bed  Unterrid^tS  in  ba§  anbere 

of  American  Union  jufammentl^at,  um  einen  @j:trem  ber  SHeligionSlofigleit.  Wit  ftimmen  barin 

tnrc^eifenben  ffampf  gegen  ben  ftat]^oIici§mu§  überein,  ba^  eine  gefunbe  9)2oraIitöt  ben  Unter« 

)n  eröffnen,  bie  Sefteuerung  be§  ffird^euDermögenS  grunb  eine§  Jeben  Srjie^ungSfQftemS  bilben  mu^. 

bnrt^^ufüJ^ren  unb  bie  confefftonSIofe  ©taatsfd^ule  ^Iber  mie  mollen  mir  einen  fittlid^cn  S^arafter 

cbfigatorifd^  )u  mad^en.    2)iefe  legieren  ^löne  bilben,  menn  mir  ®ott,  93ibe(,  ftttlid^e  Sierant» 

Td)eiterten  ^mar  an  bem  t^freiftnn  be§  amerifani»  mortlid^feit  unb  ein  jenfeitigeS  Seben  au§  unferen 

kben  SoIfeS;  aber  bie  confefftonSlofe  @taat§fd^ule  @d^ulen  auSfd^Iie^en?" 

be!oäbrte  ^d^  aud^  ol^ne  bie  beabftd^tigte  Sr^ebung  ©rötere  3äbigl^it  l^aben  bie  Derfd^iebenen  SHcIi» 

for  S^soanq^^äpilt  aI8  eine  immer  mö(^tiger  fu|  gion§genoffenfd^aften  auf  bem  ©ebiete  be§  l^öl^em 

entfaltcnbe  ^fl^öPötte  beS  Unglaubens.  Untcrrid^tS  bemäl&rt.  9?on  ben  im  3.  1868  be- 

TL  Sonfeffionelle  ^xti^ä^nU   unb  ftcl^cnben  Universitios  and  Colleges  maren  90 

confeffionSlofe  Staats fdftule.  ®ie©d^ule  ©taotSinflitute unb bcmgcmä^ confcffionSloS,  201 

Dar  in  ben  Colonialjeiten  Slnnejum  ber  Derf d^icbe«  confcffioncllc  grcifd^ulcn,  unb  jmar  gel^örtcn  59  ben 

va  »eligionSgenoffenfc^aften.  ®ie  Seligion  galt  3Ket^obiften,  39  ben  ©opliften,  32  ben  $re8- 

aö  SBafiS  beS  Unterrid^tS  unb  ber  ©rjieöung,  bie  bijteriancrn,  31  ben  ffatl^olifen,  15  ben  gpifco= 

Seitnng  ber  ©djulen  ftanb  bei  ber  ©eiftlic^feit.  palen,  12  ben  fiutl^eranem,  11  ben  Kongregotio« 


467 


9lorbameritQ. 


468 


naiipen,  2  bcn  Utiitaricm  (Hippeau,  L'instruc- 
tionpubliqueauxEtats-ünis,  2*  öd.  Par.  1872). 
5Ra(l&  einer  ftartftijc^eu  Ueberric^t  Dom  3a^re  1879 
Befofeen  bieSereiniglen  Staaten  358  Universities 
and  Colleges,  b.  1^.  l^ö^ere  Unterric^t§an[talten, 
toobti  bte  l^ö^eren  ^öd^tetfd^ulen,  nid^t  ober  bie  rein 
tl^eologifd^en  ^nftalten  mitgerechnet  jtnb;  baDon 
loaren  89  confef jlonMofe  ©taotSinftitute,  bie  übri- 
gen confefftoneQ^  unb  itoax  gehörten  52  ben  römi« 
f^en  ff Qtl^oHfen,  38  ben  53al)tiften,  33  ben  bifd^öf- 
lid^en  ÜRet^obiften,  22  ben^reSb^terionern,  15  ben 
Songregationaliften,  12  benbifd^öfIid^en9)let]^obi" 
ften  be§  ©übenS,  12  ben  froteftantifc^en  ßfijco» 
palen,  11  ben  fog.  Kl^riften,  je  7  ben  Sutl^eranem, 
ben  SDangelifd^'Sutl^erifci^en  nnb  ben  Vereinten 
Srübem,  je  6  ben  ßumberlanb-^reäb^terianem, 
ben  ÜKet^obiften,  ben  Duofem  unb  ben  SRef ormir« 
ten;  bie  übrigen  Dert^eilen  fid^  5U  3  bi§  1  auf  bie 
Reineren  ©ecten  (The  New  Book  of  Education, 
New  York  1879).  2Kit  löirflid^  bebeutenben, 
ftetS  tt)a(i^{enben  3^^^^  f^^^t  nur  bie  fatl^olifc^e 
ßird^e  ben  confeJfionSIofen  ©taatsfd^ulen  gegen» 
über.  Unter  ben  ^roteftonten  l^enfd^t  ouf  bem 
©ebicte  ber  @d)ule  biefelbc  S^tfplitterung  wie  auf 
bem  rein  fird^lid^en  unb  religiöfen  ©ebiete.  6ine 
confefftoneQ  geförbte  l^öl^ere  ^ilbung  aber  vermag 
ben  ©tauben  nid&t  ober  faum  toieberl^erjuftellen, 
iDenn  er  burd^  bie  confefftonSlofe  ßrjiel^ung  in  ben 
nieberen  ©deuten  bereits  öerloren  gegangen  ift.  ^n 
183  ber  l^öl^eren  proteftantifd^en  ©tubienanftalten 
erl^alten  Junge  fieute  beiberlei  ®ef^Ied^te§  gemein« 
famen  Unterrid^t,  ttjaS  ton  ber  Freimaurerei  laut 
gepriefen  unb  anempf ol^Ien,  Don  aUen  einfid^tigeren 
^äbagogen  öertoorfen  toirb.  S)ie  fd^äblid^en  gol« 
gen  fmb  notori  jd^  unb  fpiegeln  fid^  fottjol^l  im  öffent« 
lid^en  fieben,  al§  awd)  in  einer  Don  allen  djrift» 
lid&en  Ueberlieferungen,  öon  d^riftlid^er  3ud^t  unb 
©itte  abgef  ommcnen  Siteratur  »ieber.  —  ®a§  con» 
feffionSlofe  ©taatsfc^ulf^ftcm  ftcl|t  nid)t  nur  in 
fd)reienbem  SBiberfprudö  su  ber  üonberScrfaffung 
garantirten  ©eiüiffenSfrei^eit ,  e8  ift  aud^  eine 
brüdtenbe  SJergemaltigung  ber  d^riftlidien  93efennt= 
nifje,  bereu  ^Inl^önger  einerjcitS  bie  ©taatsfd^ulc 
mit  il^ren  Steuern  unterl^alten  muffen,  anberer« 
feits  aus  ©emiffenSrüdtfid^ten  gejmungcn  finb,  auf 
bie  SBenu^ung  berfelbcn  5U  r>txi\6)kn  unb  mit 
ben  größten  Dpfeni  eigene  confejfionelle  grei- 
fd^ulen  5U  grünben. 

VII.  ßrfte  Ausbreitung  unb  Drganl» 
fation  ber  fatl^oIifdEjen  ffird^e  (1776  bis 
1830).  S)cn  f)auptftüfepun!t  ber  !at^olif*en  2Kif» 
fion  in  ben  bereinigten  Staaten  bilbcte  oon  An- 
fang an  SWar^Ianb,  mol^in  jiüci  ^riefter  unb  jmei 
Saienbrüber  ber  ©cfeüfd^aft  3efu  bie  ßjpebition 
beS  fiorb  S3aItimore  1634  begleiteten.  Sro^  ber 
Verfolgung,  meldte  fd^on  am  6nbe  beS  17.  Sal^r« 
l^unbertS  über  bie  Jfatl^oUfen  l^ereinbrad)  unb  fie 
in  ber  oon  il^nen  gegrünbeten  Kolonie  aller  SRed^te 
beraubte,  toirften  nodf)  1767  in  2)lar^lanb  19  3e= 
fuiten.  6ine  fleine  ©d^ule,  meldte  fie  leiteten, 
toar  bamalS  bie  einzige  fat^otifd^e  Unterrid^tS- 


anftalt  in  ben  iBereintgten  Stoatett  S)ie  StiffUm 
toat  nod^  DöHig  on  bie  ^tlfsfr&fte  gemiefen,  bie 
i^r  aus  Suropa  infamen.  Sin  fd^merer  &Sfia% 
mar  eS  für  fie,  als  ber  Sefuitenorben  1773  auf« 
gel^oben  mürbe  unb  ber  opoftolifdde  Sicar  tum 
£onbon,  Dr.  S^aUoner,  Don  benüJlifftonaren  einen 
SReoerS  Derlangte,  ba^  fie  jtd^  bem  Sufl^bung?« 
breDe  SIemenS'  XIY.  untermfirfen.  SSereint  bmä^ 
Siebe  unb  ©eeleneif er  festen  fie  inbe^  il^t  äRiffumi* 
mer!  fort.  3m  %  1774  gefcHte  fid^  }u  il^en 
P.  Sol^n  SarroU.  Sr  mar  am  8.  Sanuat  1735 
aus  einer  mo^r^abenben  t^amiUe  in  Sßat^Urab 
geboren,  feit  1753  3cfuü,  mel^rere  So^tc  $rofe|}or 
in  ©t.  Omer  unb  Süttid^;  im  October  1773  unöbe 
er  in  bem  OrbenSl^aufe  }u  IBrügge  mit  feinen  (Se> 
noffen  auSgepIünbert  unb  Derbannt,  tDar  bann 
einige  Seit  alS  ^üd^tling  ©oft  beS  Sorb  Arunbet 
auf  SBarbour  (Snglanb).  SanoE  mar  ein  l^od^ 
begabter,  tl^eologif^  grünblid^  gebilbeter  unb  pa* 
f önlic^  überaus  liebenSmürbiger  SRann.  9(Id  9Rif- 
fionar  in  SHod  Sreef  t^eilte  er  baS  fd^mierige  opfet* 
reid^e  ^poftolat  feiner  frül^eren  OrbenSbruber  unb 
paftorirte  bie  meit  Derftreuten  ftatl^oliten  bis  nai( 
SStrginia  biuüber.  SSon  entfd^eibenbet  Sebeutung 
mürbe  eS,  bog  fein  S3ruber  2)aniel  unb  fein  Setter 
ftarl  SarroK  Don  SarroUton  als  Siertreter  mm 
SD^ar^Ianb  an  ber  UnabböngigleitSbemegung  l^tx* 
Dorragenben  ^ntl^eil  nal^men;  jener  untei^eid^nett 
bie  Unabl^öngigleitSernärung  Don  1776,  biefec  bie 
Serfaffung  ber  bereinigten  Staaten  Don  1787. 
äol^nSarroU  felbft  begleitete  1776  eine  ®e{anbt- 
fd^aft  nad^  Sanaba,  an  beren  @pi^  Seniamfai 
t^ranflin  ftanb,  unb  gemann  beffen  Sdbtung  unb 
grcunbfc^aft.  SQ3ie  S)aniel  unb  ffarl  Korroa,  fo 
mirften  nod^  anbere  J?atl^oItfen  bei  ber  ©rünbung 
beS  neuen  ©taateS  mit ;  ganje  ©d^aaren  Don  Jtatl^o- 
lifen  (^mcrifaner,  $oIen,  granjofen)  fompften  an 
ber  ©eite  il^rer  anberSglöubigen  SRitbürger  unb 
greunbe  für  bie  ©ad^e  ber  grei^eit.  3)er  Mtnbe 
^a%  mit  meld^em  baS  alte  Suropa  bamalS  bie 
^rd^e  Derfolgte,  fanb  feinen  3ugang  in  biegfunba* 
mente,  meldte  bie  neue  Siepublit  ftd^  felbft  gab. 
SBafl^ington  unb  tJfranflin  felbft  unterftü^ten  bie 
S)enffd^rift,  burd^  meldte  bie  jfatbolifen  auf  bem 
conftitutiDen  Songreg  für  ftd^  iJfreil^eit  unb  ®Ieid^ 
bered^tigung  mit  ben  übrigen  9ieIigionSgenoffen« 
fd^aften  Derlangten.  ^IS  bie  ffatl^olifen  1789  bem 
erften  $rö)ibenten  ©eorge  SBafl^ington  gu  feinet 
SBal^I  gratulirten.  ermieberte  er  ibnen:  „^ä^  ^offe, 
^mcrifa,  maS  ©crcd^Hgfeit  unb  SiberalÜöt  betrifft, 
tctS  als  93ei)picl  an  ber  ©pi^e  ber  ^Rationen  gu 
el^en.  3d^  fe^e  DorauS,  ba|  eure  äJHtbürger  nie 
ben  patriotifd^en  9IntI)eii  Dergeffen  merben,  meld^ 
il^r  an  ber  S)urd^fü]^rung  ber  ©taatSummöI}ung 
unb  an  bem  Aufbau  ber  Skrfaffung  genommen 
babt. . .  SKögen  bie  SKitgliebcr  eurer  ©enoffen« 
fd^aft  in  ^merifa,  aUein  befeelt  Don  bem  reinen 
©eifte  beS  S]^riftentI;umS  unb  babei  alS  treue 
Untertbanen  unferer  freien  Siegierung  ftd^  be« 
mö^renb,  ieglicbeS  }eitlid^e  unb  geiftlid^e  ©Ifldt 
genießen  \"  S)aS  mar  ber  erfte  feierlid^e  äBitKomm 


469 


92otbQmertfa. 


470 


bff  snini  SBeltrepublit  an  bie  fatl^oKjd^e  Jhrd^. 
Unterbcl  maren  oud^  )ut  Orbnung  ber  Krd^Iic^en 
Sfitalmiffebcrffot^olifenbereUdbieerftenSd^dtte 
gefifeeien.  92od^  beoot  biefe  (in  einer  Petition  Dom 
6.Seirtember  1783)  ben  opofiolifdden  @tu]^I  um 
{oStremiung  k)on  bem  opoftolifdden  SSicahot  t)on 
&sbon  unb  um  einen  eigenen  ÜRifftonSobem  mit 
KJ4öflid(|er  SuriSbiction  gebeten  l^atten,  mar 
fmS  VL  ]  (^on  burc^  ben  92untiu§  2)ona  (28. 3uÜ 

1783)  mit  Dr.  Sfronflin  unb  bur^  biefen  mit  bem 
bngreB  in  Unterl^onblung  getreten  unb  l^atte  bie- 
fen bie  SBal^I  ^mifd^  Srri($tung  eines  ÜRifftonS- 
Ut^mS  ober  einer  bloßen  $räfectur  überlafjen. 
SerSmigre^  enoieberte:  2)er  l^eilige  QtvXfi  be« 
Mirfe  feiner  Sinmtfligung  nici^t  um  in  ben  SSer- 
räigten  Staaten  ein  SiStl^um  ^u  errid^ten.  SBegen 
Sebenfen  beS  amerifanifd^  (SleruS  begnügte  fid^ 
bcr  opoftolifc^  @tu]^I  Dorlöuftg  mit  Snid^tung 
naeS  opofblifi^en  Siicariatd,  unb  auf  bie  Smpfel^- 
iBng  granflinS  l^in  mürbe  Sol^n  SonoU  (9. 3uni 

1784)  gum  opoftolifd^en  SSicar  ernannt.    3lad^ 

feinem  erften  9eri(i()t  an  bie  $ropaganba  (1785) 

füflü  aJtar^Ianb  bamald  15800  ftatl^oUIen,  nöm- 

Ii4  12000  iffieiBe  unb  3800  9legerfnot)en;  in 

$«mf9lixinta  lebten  etma  7000,  in  SSirginia 

200,  in  92etD  $orf  1500  ftatl^olifen.  SBon  ben 

24  ^hefiem  ber  ÜRiffton  mirften  19  in  3)}art)Ianb, 

5  in  $ennfpIt)onia;  mel^rere  maren  bereits  ©reife 

ober  fronfii^  unb  ben  Strapazen  be§  f d^mierigen 

Ipoftolotä  nid^t  mel^r  gemad^f en.  93or  ^IKem  mu|te 

bcl^lb  auf  @runbung  einer  ^flansfd^ule  für  einen 

fiinftigen  ^cruS  IBebad^t  genommen  merben;  eine 

fol^e  fam  ouc^  1789  in  @eorgetomn,  nal^e  bei 

ber  fpQtem  93unbeSb<iuptftabt  SBafbington,  ju 

Stanbe  unb  erhielt  1815  bie  Siechte  einer  Unioer« 

ntöt.   dlad^  oielen  93eben!en  hat  ber  amerifantfc^e 

ßlerus  1788  enblid^  felbft  um  einen  eigenen  93ifd^of 

snb  fii^Iug  ald  foI(^en  3o^n  SorruU  Dor.  Surd^ 

»uttc  oom  6.  «pril  1 789  errid^tete  $al)ft  $iu§  VI. 

ben  Sifc^ofSft^  ^Baltimore  unb  ernannte  3o^n 

üorroQ  ju  bejfen  erftcm  §irten.  ®ie  neue  ®iöcefe 

umfaßte  baS  gan^e  ungel^eure  @ebiet  Don  gloriba 

bi§  an  bie  ©renje  Don  (tanaba  unb  Dom  atlanti» 

^'tben  Ccean  bis  an  ben  «mifpfllWi.  ^m  15.  ^uguft 

1790  in  Sulmortb  Saple,  bem  gfamilienfi^e  ber 

93clb3  in  Snglanb,  confecrirt,  trat  ber  neue  SBi)d§of 

am  7.  September  gu  ^Baltimore  fein  ^mt  an ;  am 

17.  9loDember  1791  traten  unter  feinem  SorfiJ 

reine  ©eneralüicare  3acob  ^eflcnj,  Stöbert  9Wo« 

lineus  unb  Snton  gfleming,  fein  Seminarregens 

ftorl  92agot  unb  16  anbere  ^riefter  )ur  erften 

Siöcefanf^nobe  Don  Baltimore  jufammen.  Unter 

ben  Secreten  berfelben  regelte  eines  bie  2:i^eilung 

ber  firdj|Iid6en  Dpf ergaben  (V,  für  Unterbalt  ber 

Urxeßer,  */,  für  bie  Srmen,  Vi  für  Üix^t  unb 

6otte4bienftIid^e  SluSgaben) ;  ein  anbereS  erneuerte 

bie  fircblidben  SBeftimmungen  gegen  bie  gemifd}ten 

fbcn ;  ein  britteS  er(eid()terte  bie  (S^efd^Iie^ung  ber 

Seger.  9luS  gfranfreid^  erl^ielt  Sifd^of  ßarrott  ju« 

lä^ft  $rofefforen  für  fein  Seminar  unb  ^riefter 

fnr  feine  aiisgebe^nte  2)idcefe.  92od^  1791  langten 


bie  Sulpicianer  5lagot,  ©amier,  Sef  per,  S)eIaDau, 
Seoabous  unb  fed^S  Seminariften  in  ©eorgetonm 
an,  f  0  ba|  Don  biefem  SoUeg  eine  jteeite  ^nftalt  als 
Seminar  St.  SNar^'S  abge^meigt  merben  f  onnte.  3m 
3anuar  1792  folgte  eine  jmeite  Slbtl^eilung  Sulpi- 
cianer, bie9Ibbö'St$lQget,  S)aDib,  Sbi^^^i^ueauunb 
Sabin,  im  3uni  beSfelben  3o]^reS  bie  Stbbö'S  ÜRa- 
tignon,  SJiaröd^al  unb  jmei  anbere  ^riefter ;  im  näd^ 
ften  Sabre  fd^Iol  ftd^  ber  Prft  2)emetriuS  ©aHi^in 
(f.  0.  V,  78)  ben  Sulpidanem  in  9lorbameri(a  an, 
Karmeliter  liefen  ftd^  1792  in  ©eorgetomn  nieber, 
^uguftiner  in  ^^ilabelpl^ia,  2)ominicaner  in  Of^xo, 
Sa5ariften  in  ftentud^,  Srappiften  in  SRar^Ianb. 
SSifitantinnen  grünbeten  in  ©eorgetomn  ein  3n" 
ftitut  für  l^öbere  meiblid^e  Sr^iebung  (Academy); 
im  Sluguft  1 809  eröffnete  bie  gouDertitin  Slifabetl^ 
Seton  in  bem2)orfe  SmmittSburg  baS  erfte  ffloftec 
ber  barmherzigen  Sd^ttjeftem.  3m  %  1808  batte 
ber  unteme^menbe  Sifcbof  bereits  70  $riefier, 
80  jhrd^en  unb  Stationen  unb  50  000  ©laubige 
unter  feiner  Seitung;  ber  ©runbftein  einer  mürbi« 
genSatl^ebrale  xmx  gelegt,  unb  in  eben  jenem  3al^re 
lonnte  er  8  ^riefter  toetben.  SS  foSte  nun  }ur 
erften  3:beilung  bcS  großen  3lrbeitSf  elbeS  gef  d^ritten 
toerben.  3luf  ffiorfdE)Iag  Sifd^ofS  ©arroll  errid^tete 
$iuS  VIL  am  8.  Slpril  1808  oier  neue  Sifd^ofS- 
fi^e:  in  93ofton,  ber  einfügen  ^od^burg  beS  ^urita« 
niSmuS,  in  ^bi^Q^^Wö/  bem  erften  Silber  93un- 
beSregierung,  in  92en)  ^orl,  bem  ^auptftopelpla^ 
ber  ßinmanberung,  unb  in  93arbston)n,  bem  Dor« 
läufigen  Zentrum  ber  gablreid^en  9]lifftonSftationen 
in  ÄentudtQ;  IBaltimore  mürbe  gugleid^  jum  @r}- 
biStbum  erhoben.  Sifd^of  Don  93ofton  marb  ber 
feingebilbete  W)h6  be  Sb^^^niS,  ber  burd^  feinen 
Opfermut)^  bie  3Id6tung  ber  ^rotcftanten  in  bobem 
©rabc  gemonnen  l^otte ;  IBif^of  Don  ^bi^o^^^Pb^ö 
ber  irif^e  granciScaner  6gan,  ber  bie  Heine  Pfarre 
bafelbft  5u  boffnungSDoÜer  IBIüte  gebrad^t  bcitte; 
93i)d^of  Don  IBarbStomn  ber  unermübli^e  ^bbe 
t^Inget,  ber  gan^  jf  entucfp  burd^manbert  unb  aud^  in 
Snbiona  TOijfionSftotionen  gegrünbet  botte.  S^m 
erften  Sifd^of  Don  9Jctt)  ^orf  mürbe  ber  irifd^e 
Dominicaner  SucaS  Koncanen  auSerfeben;  ber« 
felbe  ftorb  aber  in  Stauen,  obne  fein  3lmt  antreten 
ju  fönnen,  unb  erbielt  1814  in  feinem  DrbenS- 
bruberSotin^onnoili)  einen  3lad^foIger.  Snsmifd^en 
Dcrtoaltete  93ifd)of  Kb^DeruS  aud^  bie  3)iöcefe  9lem 
^orf.  ®urd^  ben  ^lufd^lufe  Don  Souiriano  on  bie 
Union  (1812)  tam  au^  bie  früher  (1793)  Don 
dnha  obgcjmcigte  ü)iiffionSbiöccfe  5Rem  Orleans 
unter  bie  Oberleitung  beS  firjbifd^ofS  ßanoH,  ber 
ibr  an  bem  ^rieftcr  fiouiS  S)ubourg  einen  auS« 
gcjeid^netcn  9lbminiftrator  Derfd^offte.  ®amit  mar 
baS  ScbenSmerf  3obn  SarroIlS  DoHenbet;  am 
2.  fficcember  1815  Derfrf)ieb  er  fanft  unb  feiig  im 
pcrm.  —  Seine  näd^ften  D^ad^folger,  ber  frübere 
äejuit  Seonbarb  S^eale  (1815—1817)  unb  ber 
;  Sulpicianer  ^JlmbroS  TOoredEjal  (1817—1828), 
'  fübrten  boS  begonnene  SDßerf  rüftig  meiter.  9lm 
31. 9Wai  1821  fonntc  bie  ßatbebrale  Don  «alti» 
more  confecrirt  merben,  bis  babin  ber  ftottlicbfte 


471 


9iorbaincrtfa. 


472 


St\xä)tt(bau  beS  ganzen  fianbeS.  9lu8  Suropa  floffen 
anfel^nlid^c  ©oben ;  bcr  SScrfauf  bcr  ©i^plä  Je  oflein 
ergab  40  000  ® ollarS.  ©crabe  baS  §freitoiUigf citS- 
f^ftem  bereitete  inbe^  ber  oufblül^enben  Stxxd^t  aud^ 
emftlid^e  ©d^ioierigfeiten.  Vermöge  beSfelbenfonn- 
im  pd^  einzelne  ^riefter  toic  fiaien,  befonbcrS  bie 
f og.  IruftecS  (ftirci^eTtöerttjaltungMtl^eX  fel^r  ftarf 
in  bo8  ßird^enregiment  etnmifd^en  unb  bie  SBirf« 

iatnfeit  ber  bifd^öflid^en  ©eioalt  burc^freujen.  2)er 
)emofratif  d^e  5lnfd&cin  berortiger  Unabl^ängigfeitS- 
beftrebungen  gefiel  ben  ^roteftanten  unb  fanb  bereu 
Unterftüjung.  Sutriguaute  ©eiftlici^e  toufetcn  niit- 
imter  jogar  bie  Kongregation  ber  ^ropagauba 
fär  i^re  $Iöne  ^u  geu)innen.  @o  n)urbeu  ol^ne 
SJorttJtflen  be§  ©rsbifd^ofS  SKoröd^al  (11.  3ulii 
1820)  5mei  neue  ©iöcefen,  SRid&monb  (für  SSir-  i 
ginia)  unb  Sl^arleSton  (für  bie  beiben  Carolinas), 
Don  Baltimore  abge5n)eigt  unb  9ifd^5fe  für  bie* 
felben  ernannt ;  bie  gange  2)iöcefe  äüd^monb  aber 
beftanb  nur  auS  jmei  l^önbelfüd^tigen  irif  d^en  ®  eift« 
n^en  unb  @emeinben,  n)eld()e  bem  ernannten  IBi« 
fd^of  Dr.  ftell^  balb  nad^  feiner  5lnfunft  ben  3"" 
tritt  in  bie  jfird^e  Denoel^rten  unb  bie  $ropaganba 

td^Iieglic^  nötl^igten,  Dr.  RtUr)  abzuberufen  unb 
lie  S)iöcefe  Don  1822  m  1841  mieber  unter 
bie  birecte  SSenoaltung  be§  Srgbifd^ofS  ju  fteUen. 
Sol^n  ßonnoU^  0.  P.,  jtoeiter  Sifd^of  üon  5Rctt) 
^or!  (1814—1825),  fa^  ftd^  Don  feinem  Amts- 
antritt an  in  bie  unerquidflid^ften  @treitigleiten 
mit  einigen  feiner  ©eiftlid^en  unb  miber^aarigen 
IrufteeS  üerwidfclt.  3)ie  fatbolifdEjen  3ren  ftritten 
unter  ftd^,  unb  bie  proteftantijd^en  Orangemen  be« 
Kmpften  bie  ßatl^olifen  mit  offenen  Angriffen. 
9lur  burd^  allerlei  Soncefftonen  xoanh  fid^  ber  S3i- 
f  d^of  5tt)if  ^en  aSen  biefen  @d^tt)ierigleiten  burd^  mit 
nur  6  $rieftem  für  bie  80  000  loeit  jerftreutcn 
©laubigen  in  IRett)  ^orl  fclbft  unb  mit  4  anberen 
für  bie  ebenfo  jal^lrcid^e  93cööl!erung  bcr  übrigen 
®iöcefe.  Unter  bem  ewigen  ©trcite  war  nod&  fein 
Seminar,  nod^  feine  l&öl^ere  ©d^ule  gegrünbet.  — 
3tud^  ber  britte  Sifd&of  oon  5Keio  ^orf,  Sol^n  ®u- 
boiS  (1826—1842),  l^atte  ttäl^renb  feiner  ganzen 
9tmt§t)ermaltung  mit  ber  Slnmagung  unb  ^errfc^» 
fud^t  ber  2:ruftee§  ju  fömpf  en,  bie  i^m  einmal  fogar 
baS  SefeJungSred^t  an  feiner  eigenen  ßatl^ebrale 
ffareitig  mad^ten.  9}od^  Diel  Der^öngnigooIIer  wirfte 
baS  Zruftee-Unmefen  in  ^l^ilabelpl^ia,  wo  auf  ben 
berfiorbenen  QfranriScaner  6gan  ber  73iä^rige 
Dr.  gonweH  alS  »weiter  Sif^of  (1819—1842) 
folgte.  ©leid^  bei  feinem  Amtsantritt  \a^  er  ftd^ 
genötl^igt,  ben  Pfarrer  feiner  Satl^ebrale,  §ogan, 
}u  fuSpenbiren;  biefer  üerbanb  fid^  mit  einigen  ber 
2aientruflee§  unb  öerbrängte  ben  93if  d^of  auS  feiner 
eigenen  Sat^ebrale,  weld^e  burd^  eine  blutige  @d^Iö- 
gerei  entweil^t  würbe.  SS  fam  in  @d^iSma  unb 
änterbict ;  ber  S3if d^of  öerfud^te  ben  ©treit  burd& 
ein  Kompromiß  beizulegen,  ging  aber  babei  )u 
weit  unb  würbe  be^l^alb  »ur  SSerantwortung  1828 
nac^  5Rom  berufen,  wo  man  ftrcng  auf  ben  gorbe« 
rungen  beS  fird^Iid^en  Sied^teS  beftanb.  S)iefe  unb 
öl^nlid^e  ©treitigfeiten  bilben  einen  leiber  nid^t  un» 


erl^eblid^en  Ü^M  ber  JKrd^gefd^id^te  bet  ber- 
einigten ©tauten.  3)aS  ]^ei|blütige  Xemperament 
ber  3ren  fpielt  babei  eine  l^roorragenbc  Stofle; 
bod^  famen  öl^nlid^e  iBerwidlungen  aud^  in  beut- 
fd^en  ©emeinben  t)or.  ©ro^e  ©d^ulb  trifft  babei 
unbotmäßige,  mitunter  ftttenlofe  ©eifUi^ie,  Don 
benen  einige  mit  offener  Apoflafie  enbeten,  mib 
Saien,  bie  um  fo  me^r  in  bie  fird^Iid^  fßttffiäß 
niffe  l^ineinregieren  woSten,  ie  weniger  pe  feürft 
il^re  fird^Iid^en  ^pd^ten  erfüllten.  95ie  Oigoni- 
fation  ber  S)iöcefen  92ew  $ort  unb  ^l^ilobdp]^ 
würbe  baburdd  um  mehrere  S(a^r}el^nte  Dergögert 
Aud^  in  biefen  ©d^wierigfeiten  »eigte  fid^  inbe|  bie 
ftegreid^SebenSfraft  ber  fat^olifd^en  mc^  SBurbe 
bie  Organifation  aud^  Dei^ögert,  fo  würbe  fte  bo4 
nid^t  DdUig  ge^inbert  UeberaQ  entfianben  nene 
©emeinben,  jfird^en,  ©d^ulen,  SBo^ltlgöttgfeitfi- 
anftatten.  Sinen  blül^enben  9uffd^wung  nahmen 
t)or  AOem  bie  2)i5cefen  Baltimore  unb  Sorbdtottm. 
93on  ber  lejtem  würbe  1821  baS  neue  93i8t^ 
Sincinnati  abgezweigt  unb  bem  eifrigen  S)omiiiica« 
ner  Sbw.  2)om.  ^^nwidC  übergeben.  93if d^of  Sftaget 
Don  SarbStown  überlebte  mit  feinem  langen  Spifco« 
pate  (1808—1850)  brei  il^m  }ugetl^eilte  ^ilfft- 
bif d^5f e  unb  legte  ben  ©runb  p  ben  S)iö€efen  93in- 
cenneS,  Slafl^Diüe  unb  SouiSDiQe.  Senebict  3ofep( 
^enwid  S.  J.,  an'eiter  SBifd^of  Don  Soflon  (1825 
bis  1846),  nad^bem  SBifd^of  Sl^eDeruS  itod^  Suropa 
jurüdtgefel^rt  War,  unterrid^tete  felbft  in  feinem 
^aufe  eine  Anzal^I  junger  SIerifer  in  ber  ^l^Io« 
fopl^ie  unb  Xl^eologie,  bis  eS  il^m  mdglid^  war, 
ein  ©eminar  }u  grünben.  Sfür  weltlid^e  Srsie^ung 
forgten  fd^on  Dier  l^ö^ere  unb  mel^rere  ntebere 
©deuten,  barunter  eine  befonbere  für  bie  änbioner. 
©egen  1829  aöl^lte  9{eu-englanb  fdbon  14000 
flatl^olifen  mit  8  ^riejiem  unb  16  ifird^  3n 
bem  erften  S3ifd^of  Don  S^arleSton,  Dr.  Sng* 
lanb  (1820—1842),  erhielten  nid^t  nur  bieTOtf- 
ftonen  ber  beiben  Carolinas  einen  feeleneifrigen 
^irten,  fonbem  ganz  Amerifa  einen  auSgejeid^ 
neten  Apologeten  unb  SontroDerftften,  ber  fid^  Ue 
Ad^tung  ber  ^rotejianten  in  l^ol^em  ©rabe  erwarb, 
bie  ür(^lid^en  ^tä)tt  meifter^aft  Deril^eibigte  unb 
allen  Angriffen  gewac^fcn  war.  (£r  erblirfte  ben 
©runb  beS  2:mftee«UnwefenS  l^auptfäd^Iid^  in  bem 
93erfaufberJfird^enpIöJe,benbieffat]^oIifenDonben 
$roteftanten  l^erübergenommen  batten,  unb  wollte 
biefe  ©itte  beßl^alb  einfad^  abfd^affen.  2)iefeffie 
l^atte  ftd^  inbeß  fd^on  zu  fel^r  eingewui^elt,  unb 
man  begnügte  ftd^  barum,  bie  SRad^t  ber  ZrufteeS 
unb  bereu  Saienregiment  in  anberer  SEßeife  )u 
bred^en.  —  3n  ber  S)iöcefe  5Rew  Orleans,  weldje 
Souiftana  unb  bie  beiben  tJ^oriba  umfaßte  wib 
frül^er  zur  ^roDinz  ©anttago  Don  Suba  gel^drt 
batte,  l^errfd^ten  fel^r  trübe  Suftönbe,  als  Abbi 
S)ubourg  bie  geiftlid^e  Seitung  übemal^m.  Um 
äSanbel  fd^affen  zu  fönnen,  ging  er  nad^  IRom,  wo 
er  1815  zum  93ifd^of  ernannt  unb  geweil^t  würbe 
unb  baS  9]öt^ige  mit  ber  ^ropaganba  Derabrebete. 
Sr  brachte  auS  Europa  frifd^e,  tüd(|tige  ^ilfsfrftfte 
mit,  gewann  UrfuHnerinnen,  2)amenDom]^eiIigen 


473 


9lorbQmerifa. 


474 


^fn,  0Hf^8)mefler  Dom  1^1.  SSincen),  @d^u(- 

bnbcr,  Sefuiten  unb  Sajoriften  für  fein  toeiteS 

ImtSgebiet,  errid|tete  ein  neueS  ÜJlifftonScentrum 

tB  6t  Souid,  l^ielt  in  3ltto  Orleans  eine  S)i5€efQn- 

tmobe  (1820),  orbnete  bie  Serl^öltniffe  in  ÜRifjoun 

ob  gfloriba  unb  beantragte  bann  in  9iom  felbft 

MeZddlung  bed  umfangreidden  SRifftonSgebieteS. 

Hl  8if4of  eines  neuen  Si^eS  in  @t.  SouiS,  ^b- 

nrifhaiDi  tum  9teu  Orleans  unb  beS  a))oftoU- 

Hrn  Siconotfi  aRiffifftppi  trat  1827  gunä^ft  ber 

Sminiconer  3of-  9tofati  an  feine  @teSe,  ba  S)U' 

knxg  bei  Döllig  erfd^öpfter  (Sefunbl^eit  auf  biefelbe 

Mji^ten  multe.   ^üx  Slabama  xoax  baS  Sal^r 

jDDor  ein  opofiolifd^eS  ißicariat  in  ÜRobile  errid^tet 

iorbcn,  an  beffen  €pi^e  VI.  $ortier^  Sijd^of  t)on 

Clrna  L  p.,  trat.  Sm  3.  1829  tt)urbe  er  ^um 

oflen  Sifd^of  don  Vlobile,  ber  Seigier  8eo  Stai- 

nnb  be  !Redere  }um  Sifd^of  Don  3lttD  Orleans 

cnunmt,  fo  hob  ber  @üben  nun  8  SiStl^ünter 

Mai  9lad^  20iö(rigem  93eftanb  umfaßte  bie  Sra« 

MkefeSoItimorenunmel^r  10  SuffraganbiStl^ümer 

Bt  etiDa  500000  ffat^olifen.    S)ie  Si^biöcefe 

i^Ite  allein  fd^on  52  ^riefier.  9luf  bie  407  000 

finDo^ner  WarqlanbS  red^nete  man  60  000  bis 

80  000  Jtat^olifen,  auf  bie  33000  ßinmol^ner 

M  SMfirictS  (Solumbia  6000—7000  ffat^o- 

fifm.  Sie  €tabt  Baltimore  l^atte  auger  il^rer  ^i^t» 

brale  nod^  3  iürd^en  unb  eine  ffapeSe;  SBaj^ing- 

toä  ^tte  8  ftir(|en;  ©eorgetomn,  Sle^anbria, 

SnboiAtonm,  Sane^totmt,  SmmittSburg  unb 

boMiiüton  Ibotten  ftdnbtge  ÜRifftonSpfarreien. 

ln|er  ben  SoOegien  ber  Sefuiten  unb  ber  @ulpi« 

daan  befianb  ie  ein  fflofter  ber  ißifttation  unb 

ber  Sarmeßtcrimten;  bie  3abl  ber  barml^er^igen 

^toefiem  uberfHeg  fd^on  100. 

VIII.  ®ie  3«^t  ^^^  ^roüinjialcon» 
eilten  (1829—1852).  SamcS  SBl&itficIb,  tncrtcr 
erjbifcbof  Don  »altimore  (1828—1834),  berief 
onr  Einfang  October  1829  feine  @uffragone  ^um 
einen  $ronin}iaIconciI.  t$ür  bie  norbamerifanijd^e 
ftircbe  begann  bamit  eine  neue  3cit :  bie  3^^  d^' 
meinfamer  umfaffenber  Organisation  mit  9iüd' 
fidit  auf  bie  oor^nbenen  Sigenttiümlid^Ieiten  unb 
3uf:änbe  beS  fianbeS,  ober  in  engftem  Stnfd^Iug 
an  %om  unb  an  bie  ial^rj^unbertalte  ©efe^gebung 
nib  lleberlieferung  ber  fatl^olifd^en  JKrd^e.  S)em 
af.en  Soncil  folgte  1833  ein  smeiteS.  S)er  9iadd- 
fclQfT  SSB^itfielbS,  Dr.  ©amuel(?cctcfton,  ber  fünfte 
«rjbifcftof  (1834—1851),  l^iclt  in  ben  näd^flen 
12  3a^rtn  nic^t  meniger  alS  fünf  $roöinäial= 
omrilim  (1837, 1840/lW3, 1846, 1849).  9luf 
tm  elften  tagten  6,  auf  bem  legten  25  IBifd^öfe. 
Son  ben  gmei  Srjbifd^öfen  toat  SBl^ttftelb  ge= 
borener  Cnglönber,  ©cclefton  Slmerifoner  (auS 
naiplanb),  beibe  tüd^tige  tl^eologen  unb  SD^iffiO' 
nre,  ber  erfte  alS  bifd(|5f lid^er  Soabjutor,  ber  an« 
hct  als  @eminarregenS  für  fein  9Imt  föol^I  Ijeran* 
gekbuIL  Snbere  (^örbcrer  unb  t^ül^rer  biejer  con> 
riKarifcben  S^atigfeit  maren:  ber  ermähnte  ^polo« 
Od  Dr.  CFnglanb,  Sifd^of  DonSl^arleSton;  f^ran^ 
^atrid  fienrid,  britter  Sifd^of  Don  $^i(abelp^ia. 


unb  3o]&n§ug]deS,  feit  1837  goabiutor,  Don  1843 
an  Dierter  S3if (|of  unb  Don  1 850  an  erfler  ©rjbif d^of 
Don  $Rett)  ^orf ;  afle  brei  maren  3ren  Don  ®eburt. 
S)er  (entere,  als  ihnb  armer  SluSmanberer  no^ 
9lmeri!a  gef  ommen,  erft  Saglö^ner,  bann  ©örtner, 
arbeitete  fid^  burd^  eifemen  gleife  unb  felteneS 
Xalent  }u  einem  ber  erften  Stebner  unb  $ubliciften 
9lmerifa'S  empor.  6r  gumeift  l^at  bie  ®iöcefe  yitto 
^orf  aus  i^ren  enblof  en  SBinen  l^erauSgeriffcn  unb 
näd^ft  Baltimore  ^um  tt)id(|tigften  Sentraifi^  beS 
religiöfen  SebenS  erl^oben. 

3u  ben  ^auptberatbungSgegenftönben  ber  ge- 
nannten Soncilien  gel^örten:  bie  Slnbal^nung  unb 
ßircumf cription  neuer  ©iöcefen ;  Sfeftf e^ung  unb 
S^meuerung  ber  ürd^Iid^en  S)iSciplin;  ^röDentiD« 
magregeln  gegen  bie  obmaltenben  eigenartigen 
©efobren  (tt)ie  Blifd^el^e,  confefftonSIoje  ©dftule, 
f d^Ied^te  treffe,  Xrunlfuc^t,  gel^eime  ©efeüfd^aften 
u.  f.  tt).) ;  enblid^  ^Regelung  oeS  ürd^Iid^en  ßigen- 
tl^umS  unb  ber  tird(|Iid^en  Sermaltung  gegenüber  ben 
@(^tt)iengleiten,  meldte  baS  t^freimiHigleitSf^ftem 
barbot.  ^or  SlQem  tt)urbe  in  biefer  ^inftd^t  ber 
©runbfa^  jur  ©eltung  gebrad^t,  bog  aUe  frommen 
(Sd^enfungen  ^u  gotteSbienftli^en  unb  religiöfen 
3toedten  ber  jfird^e  gel^ören  unb  begl^alb  Don  ber 
fird^Ud^en  Obrigleit  ^u  Dernxtiten  ftnb,  unb  ^mar, 
tt)ofem  eS  ftd^  nid^t  um  religi5fe  Orben  l^anbelt, 
Dom  Sifd^of.  ©arauf  fugt  ber  weitere  Sefd^lug, 
bag  bie  SSifd^dfe  baS  fömmtlid^e  jfirdftengut  mit 
DoUem  SRed^tStitel  auf  il^ren  eigenen  IRamen  (als 
fee  simple,  nid^tblog  alStrust)  beft^en  unb  Der* 
malten  f oQten,  unb  bag  alle  Xitel  berjenigen,  meldte 
bie  ©üter  burd^  3ncorporationSd^arter  Dor  bem 
bürgerlid^en  gforum  befi Jen,  auf  ben  53eft Jtitel  beS 
Sij^ofS  jurüdfjufül^ren  feien;  bog  bie  ®ifd^öfe 
bemgemög  genaue  Snoentare  über  fämmtlid^eS  ffir« 
d^engut  ju  führen  l^ötten;  bog  Saien  unb  ©levifer, 
bie  baSfelbc  feinem  ©tiftungSjmedfe  entfrembeten, 
ben  Dom  Xribentinum  ouSgcfprod^enen  ©trafen 
unterlägen.  ®ie  Sifd^öfc  i^rerfeitS  mürben  an» 
gemiefen,  für  bie  ©id^erung  beS  ffird)engut§  Dor 
bem  meltlid^en  gorum  ju  forgen,  bie  bürgerlid^cn 
S3efijtitcl,  mo  bieg  möglid^i,  burd^  Sncorporotion 
ju  ermerbcn  ober,  mo  bieg  nidE)t  möglid^,  boS 
ftirdftengut  burd^  Seftament  fid^erjufteflen.  ffien 
^rieftcm  mugte,  bei  ber  precören  Sage  ber  9Ser» 
moltung,  eingefdEjorft  merben,  baS  il^rer  Obforge 
anDertraute  fiird^engut  pftid^tgemög  unb  getrennt 
Don  il^rem  ^rioatDermögen  ju  Dermalten,  il^re 
f^ixdit  nid^t  mit  ©d[}ulben  unb  9Serpflirf)tungen  ju 
beloften,  ol^ne  3uftimmung  beS  ®ifc^of8  unb  ol^ne 
SBiffen  jUDerlöfpger  Vertrauensmänner  feine  gröge» 
ren  ^luSgaben  ju  morf)en.  ®urdf)  biefc  9Sor jdjriften, 
bie  ebenfo  bem  ff ird()enred^t  olS  bem  meltlid^en  JRed^t 
ber  ©taoten  Wed^nung  trugen,  mar  baS  3;ruftee« 
Unmefcn  oHerbingS  nod^  nic^t  befeitigt.  3n  $ÖiIa- 
belpl)ia  unb  S^ett)  ?)or!  beburfte  e§  ber  fflugl^eit 
unb  gncrgie  eineS  93i{döofS  ffcnrirf  unb  §ugöeS, 
um  enblidd  boS  Saicnregiment  ju  bred^en.  Sei 
biefen  f d^mierigcn  ff ämpf cn  toaren  inbeg  nidE)t  blog 
bie  conciliarifd^en  Jlormen  an  fid^  Don  l^ol^er  Se- 


475 


Ütorbameiila. 


476 


beutung;  baS  genteinfame,  ein'^eitlid^e  SSorgel^en 
ber  ftird^enfürften  unterftü^te  bie  einjelnen  auf  d 
^iQd^brüdltd^fte  unb  gab  il^rer  ^l^ötigleit  eine  Jhaf  t 
unb  ßinl^eit  toeld^e  gegen  bie  inneren  gfel^ben  unb 
bie  3^fpliit^^un9  b^^  @ecten  großartig  abftad^ 
unb  felbft  ben  ^rotejlanten  ^d^tung  ein^5^te. 

S)a3  SQBad^Stl^um  ber  Union,  meld^er  1836  bis 
1850  bie  Staaten  »rfanfaS,  SKid^igan,  gfloriba, 
%tiali,  3oma,  SQBiSconftn  unb  Kalifornien  bei« 
traten,  fomie  bie  ftarle  SSerme^rung  ber  ff atl^olilen 
burd^  neue  Sinmanberung  erl^eifd^te  rajd^  nad^ 
einanber  bie  ßrrid^tung  ^al^Ireid^er  neuer  SiS« 
tl^ümer.  3"  ben  öor^anbenen  11  ®iöcefen  (1.  Bal- 
timore, 2.  Softon,  3.  ^I^ilabelpl^ia,  4. 5Kem  ?)orl 
5.  99arb§tomn,  6.  3lm  Orleans,  7.  ß^arleSton, 
8.  Slid^monb,  9.  ßincinnati,  10.  @t.  SouiS, 
11.  aWobile)  traten:  12.  Detroit  (für  SKid^igan, 
1833);  13.  SincenneS  (für  3nbiana,  1834); 
14.  ©ubuque  (für  ^om,  1837);  15. 5Raf]^t)iUe 
(für  3:enneifee,  1837) ;  16.  Katd^ej  (für  SKiffiffUJpi, 
1837);  17.  2Hontere9  (für  galifomien,  1840); 
1 8.  ^ittSburg  (für  ^ennf^löania,  1843) ;  19. 6^i- 
cago  (fürSainoiS,  1843);  20.  Sittle  SRodC  (für 
artanfaS,  1843) ;  21.  ^artforb  (für  Eonnecticut 
unb  a^obe  3§Ianb,  1843);  22.  9Kil»au!ee  (für 
aOBiSconfin,  1843);  23.  Oregon  6it^  (für  Oregon, 
1846);  24.  SBaOa  SBaUa  (für  SBaf^ington  Serri« 
tor^,  1846);  25.  ©alöefton  (für  3:eja8,  1847); 
26.  Suffalo  (für  5Re»  ?)orr,  1847);  27.  Sleöelanb 
(f.  O^io,  1847) ;  28.  Sllban^  (f.  dUto  ?)or!,  1847) : 
29.  SB^eeling  (für  Sirginien,  1850) ;  SO.gaöannal^ 
(für  ©eorgia,  1850);  31.©t.$aul  (für  SDUnne- 
fota,  1850).  ©aju  erhielt  no^  ba§  Subianer» 
lerritorium  einen  apoftolifd^en  SBicar  mit  bifd^öf« 
lid^er  SBürbe  an  P.  9Kiöge  S.  J.  gin  treues  93ilb 
beS  bamaligen  S^iffionSlebenS  im  9Beften  gibt  baS 
t)on  Sifd^of  WartQ  gefd^riebene  fieben  beS  erften 
Sifd^ofS  unb  Sr^bifd^ofS  Don  Wilmaufee,  3ol^. 
SWartin  §enni,  eines  ©d^mei^erS,  ber  1828  alS 
iunger  Klerifer  nad^  9tmerifa  fam,  als  ^riefter 
in  ber  ®iöcefe  ßincinnoti  »irfte,  in  Einrinnoti 
20.  3uli  1837  ben  ^SBal^rl^eitSfreunb",  bie  erfle 
latl^oUfd^e  S^itung  in  beutfd^er  @prad^e,  grünbete 
unb  am  19.  SKärj  1844  ebenbajelbft  jum  erften 
93if d^of  für  SKilmaufee  conf ecrirt  mürbe.  Ser  ©taat 
SQBiSconfm,  ben  bie  Siöcef e  umfaßte,  jäl^lte  bamalS 
auf  etma  70000  ginmol^ner  ungefäljr  20000 
ffatl^olifen,  bie  in  20  ©emeinbcn  öercinigt  maren 
unb  jufammcn  6  ^riefter  Italien;  12  ©emcinben 
befud^te  er  monatlid^,  bie  anberen  öicrteljäf)rlid(). 
91IS  ber  „^atriard^  beS  WorbmeftenS"  (7.  September 
1881)  ftarb,  maren  auS  feiner  fleinen  TOiffionS- 
biöcefe  ein  ßrjbistl^um  unb  brei  ©uffrogoubis« 
tl^ümcr  gemorben  mit  312  800  ffat^olifcn,  471 
ßird^en,  337  ^rieftem,  162  fat^oIifd[)en  ^forr- 
fd^ulen,  14  l^öl^eren  Se^ranftalten  unb  15  ffijot)!- 
tl^ötigfeitSinftituten.  SBie  Sifd^of  §enni,  f o  tl^il» 
ten  bie  SBijd^öfe  beS  SBeftenS  f aft  ausnahmslos  bie 
fd^mierige,  opfertJoHe  Pionierarbeit  il^reS  ßleruS 
unter  ßoloniften  unb  3nbiancm,  mö^renb  bie 
Sifd^öfe  beS  OftenS  bereits  mit  ber  Uebercultur 


unb  bem  ßlenb  mobemer  (Bro^ftöbte  m  ringen 
l^atten.  %IS  ber  ^SIBa'^rl^eitSfreunb''  in  Cincimioti 
gegrünbet  mürbe,  gab  eS  in  benSereini0ten@taaten 
erft  fteben  fatl^olifd^e  Slötter,  bie  ade  nur  einmal 
möc^entlid^  erfd^ienen:  The  United  States' Gatho- 
licMisceÜany,  dharleston;  The  Gatholic  Tele- 
graph, Cincinnati ;  The  Catholic  Herald,  Phil- 
adelphia ;  The  Shepherd  of  the  Valley,  Si 
Louis ;  The  Green  Banner,  New  York ;  The 
Truth  TeUer,  New  York ;  The  Catholic  Ad- 
Yocate,  Bardstown.  Obmol^I  mit  feelforgerli^c 
Slrbeit  überl^öuft,  na^m  fic^  ber  ßleruS  mit  ma(t< 
f enbem  Sifer  ber  treffe  an,  unb  bur^  bie  So» 
Derfion  beS  OrefteS  %.  Sromnfon  (October  1844) 
gemann  bie  fatl^olifd^e  @ad^e  einen  ber  erften  amerii 
tanijd^en  ^ubliciften  unb  beffen  Quarterlj  Be- 
yiew.  —  3Bie  bie  ^uSmanberung  unter  anbena 
jmeibeutigen  Elementen  mond^e  fij^led^te  $rb> 
fter  nad^  ^Jlmerifa  brad^te,  fo  erhielt  baSfelbc  on^ 
aus  Suropa  eine  nid^t  geringe  Slmo^I  ber  auS* 
gejei^netftcn  SKifftonäre,  3ren,  SDeutfdJe,  itUß 
Itener,  gtansofen,  Spanier,  IRieberl&nber,  Seigier, 
Sd^meijer,  $oIen.  Snöd^tlatlgoIMerSBeifenain 
bie  ganje  alte  SBelt  an  bem  Slufbau  ber  amerifoi 
nifd^en  ffird^e  t^eil.  gfür  bie  Snbiancr  tmtrbe  in 
aOen  S)i5cefen,  mo  fold^e  fid^  fanben,  ßebeodb 
@orge  getragen  unb,  fomeit  mBglid^,  eigene  9Rif" 
ftonSftationen  unb  @d^ulen  errichtet.  %u^er  bot 
IBifd^öfen  plaget,  99araga  u.  91.  ermarb  fi^  oaf 
biefem  ©ebiete  befonberS  ber  belgifd^e  Sefuit  $eiic 
%  be  @met  gro|e  SSerbienfte,  ber  fd^on  1821  na4 
Slmerifa  fam  unb,  nad^bem  er  1827  pm  $riePcr 
gemeit)t  morben,  ftd^  gang  ber  €eeIforge  Bei  ben 
3nbianem  mei'^te,  erft  bei  ben  OfageS  unb  ^ottO" 
matomicS  am  ftanfaS't$Iu|,  bann  (oon  1840  mO 
bei  ben  t)erfc^iebenen  @tömmen  ber  gfelfengebirgt 
3m  3. 1844  brad^te  er  eine  gange  @d^aar  feiner 
OrbenSbrüber  ouS  ßuropa  gu  i^nen  unb  grilnbete 
ga^Ireid^e  Stationen. 

2)ie  canabifd^en  @ettler  in  Oregon  er^ieOea 
fd^on  1838  einen  apoftolifd^en  Sicar,  9nfgr.99Imi- 
d)z\,  ber  ftd^  ebenfaÜS  eifrig  ber  Sefe^rung  ber 
3nbianer  mibmete;  1845  marb  er  in  SRontRoI 
5um  IBifd^of  gemeil^t,  fd^on  baS  Sol^r  borauf  f/m 
Srgbifd^of  t)on  Oregon  SitQ  erl^oben;  bie  Srrid^ 
tuug  ber  Jlird^enproDing  Oregon  Sit!)  erfolgte  in- 
beg  erft  1850.  @t.  SouiS  mürbe  1845  gum  erj- 
bifd^öflid^cn  @i(  mit  ben  SuffraganbiStl^umeni 
Sl^icago,  S)ubuque,  SRilmaufee,  9la)]^t)inc  unb 
@t.  ^aul.  9tm  19.  3uli  1850  mürben  auc^  bie 
IBifd^öfe  t)on  9iem  ^orf,  Sincinnati  unb  92ei9 
Orleans  gu  Srgbifd^öfen  er'^oben  unb  fo  baS  Sfin^ 
bergebiet  ber  Union  nunmeldr  in  fed^  ftir^- 
proöinjen  getl^eilt. 

IX.  S)ie  3^it  ber  ^lenarconcilien 
(1852—1892).  am  9.  TOai  1852,  nur  ein  aW^ 
nac^  bem  ^obe  ßrgbifd^of  SccIefionS,  tDeld^er  mit 
nur  8  Si)(4öfen  baS  brüte  $roDin)iaIconci(  ge« 
feiert  l^atte,  eröffnete  Oftang  $atridf  ffenricf,  fed^ter 
Srgbiic^of  t)on  Baltimore,  als  2)eIegot  $iuS'  LL, 
umgeben  Don  5  Srgbifd^ofen  unb  25  9ifd^5fen,  baS 


Ütorbamerila. 


478 


IHenot-  obct  9{atiotiQlconcU  ber  Siereinigten 
en.  StvxnA  nmr  1796  )u  ^Dublin  geboren 
B  Stom  1814—1821  jum  $riefter  l^ernn« 
rt;  er  ^e  old  funger  SRiffionor  in  ffentutft) 
bk  SNu^fale  ber  erften  Sßionierjeit  burd^» 
%  1829  afö  Slgeologe  bed  Sifd^ofS  ^a^ti 
^  ^odingiolconcil  beigettol^nt  feit  1830 
ßroDin^ioIconcUien  mitgema^t  unb  alle 
fe  ber  jitDeiten  ^eriobe  mitgeftritten.  %fö 
10  M  SBif^of  in  ^l^ilabelpl^ta  eimog,  mel^r- 
n  bie  Xrufieed  ben  Eintritt  in  bie  Sotl^ebTale, 
in  ein  ^efierfeminar  einjurid^ten,  mu^te  er 
mmer  feiner  SRietl^mol^ung  a(8  Sl^eologie- 
bemi]^  3m  3. 1845  brannten  il^m  bie 
Bo^gS  mehrere  berntül^fam  erbauten  fiir- 
ieber.  Salb  aber  reid^te  ba§  flattlid^e  @emi« 
r  bie  3o^I  ber  @d^uler  nid^t  mel^r  l^in ;  alle 
öcefen  ^tten  bereits  mentg{!en§  l^öl^ere  Seigr- 
en, meiere  aud^  ^riefterfeminare;  über 
Rird^en  unb  StoptUm  erl^oben  fid^  burd^  ba§ 
Bebiet  ber  Union,  unb  bie  latl^olifd^e  ftird^e 
iK  eine  9Rad^t  ba. 

e  ber  ^ouptarbeiten  bed  $lenarconciI§  xoax 
teber  10  neue  Sidtpmer  ^u  planen,  ba 
It^ung  bringenb  nötl^ig  gett)orben  mar. 
S  Secrete  erfhedtten  fid^  auf  bie  Derfd^ieben» 
mSRaterien:  Snerfennung  be§  ))(ipftlid^en 
id  unb  bed  SoncilS  oon  Srient,  ^uSbel^nung 
coete  ber  fteben  ^roDinsialconrilien  t)on 
lore  auf  bie  gefammte  Union,  Snnal^me 
ftn^eUIid^  Kitu§,  ßinfc^örfung  ber  Steft» 
i^^  ber  Sifd^öfe,  Sorftd^t3ma|rege(n  bei 
^me  frember  ^priefter,  ^Ibgrenjung  ber  $farr- 
e  u.  f.  tt).  99efonberg  mürbe  barauf  ge« 
n,  ba|  5u  jeber  ffird^e  eine  fatl^olifd^e  $farr> 
^egrünbet  merbcn  foBe,  für  jebe  ©iöccfe  ein 
rfeminar,  ober  njcnigftcnS  für  jebe  ffird^en- 
\  ein  größeres  ^riefterfeminar.  ®ie  @in- 
ung  ber  ^rufteed  mürbe  oon  !Reuem  ein> 
ft,  TOifd^el^cn  unb  ginfegnung  ber  Sl^en 
nid^tfat^olifd^e  ©eiftlid^e  ftreng  üerpönt  2C. 
liiid^e  ®ecrete  mürben  (26.  ®tpt  1852) 
loMte  beftöHgt.  ®er  apoftolifc^e  S^untiuS 
,  ber  im  folgenben  So^te  im  ^Auftrag  be§ 
8  bie  Union  berei§te,  mar  l^öd^Iid^  erftaunt 
:e  geUKiItige  Sntmidlung,  meldte  bie  ilird^e 
t  genommen.  S)iefe  Sortfd&ritte  mürben 
nid^t  ol^ne  fd^mere  ^nfed^tung  errungen. 
(ten  SSerleumbungen  gegen  bie  fatl^olifd^e 
befonber§  gegen  il^rc  Drben,  mochten  oud^ 
rrifa  bie  Shinbe.  Qfonatifd^e  ^rebiger  ber 
benflen  Secten,  ungläubige  ^gitotoren,  be» 
'  aber  bie  gel^eimen  ©efeüfd^aften  fül^rten 
treffe  einen  ftänbigen  ftleinfricg  gegen  fie, 
eber^olt  gelang  e§,  aud^  bie  Waffen  miber 
i^Iifen  aufgurei^en.  %m  ll.^uguft  1834 
ein  ^öbel^aufe  au§  IBofton,  t)on  bem 
lyman  Seed^er  oerl^e^t,  baS  Urfulinerinnen» 
9tount  99enebict  unb  legte  e§  in  ^fc^e. 
t  2)imenfionen  nal^m  bie  fogen.  „^\)\h 
a  KM"  (3.  SWai  bis  5.  3uli  1844)  an^ 


2  fatl^olifd^e  ftird^en  mürben  niebergebrannt,  eine 
jmeimal  entmeil^t  unb  ebenfalls  in  Sranb  ge« 
ftedft,  ein  Seminar,  eine  mert'^üoHe  Sibliotj^ef, 
2  ^fanl^dufer  unb  40  SQBol^nungen  ber  ff atl^olüen 
}erft5rt,  gegen  40  ffat^olüen  gelobtet  unb  ebenfo 
Diele  fd^mer  Dermunbet.  @elbft  bie  SRegierungS- 
tru))pen  mürben  t)on  ben  aufftönbifd^en  $5bel- 
l^aufen  angegriffen,  unb  crft  mit  ^lufbietung 
größerer  3:ru))penmad^t  (onnte  ber  Sufrul^r  ge> 
bömpft  merben.  Suropöif d^e  tjflüd^tlinge  Don  1848, 
befonberS  ber  9))oftat  ©aDajgi,  fadsten  nad^  eini- 
gen rul^igeren  S^^^^ten  ben  Fanatismus  }u  neuen 
©luten  an.  6S  bilbete  fid^  bie  93anbe  ber  fogen. 
ffnomnot'^ingS,  meldte  eS  junöd^fl  barauf  abjagen, 
bie  ffatl^olifen  l^erauSjuforbem,  um  bann  gemalt- 
tl^ötig  gegen  fte  t)orge|en  ^u  fönnen.  3laä^  tumul- 
tuarifd^en  SSerfammlungen  im  ®ecember  1853 
mürbe  ber  Äampf  miber  bie  ffat'^olifen  offen  auf 
ben  ©trafen  gejjrebigt.  9lm  3.  3utt  1854  jer- 
ftbrte  ber  $öbel  bie  ffird^e  Don  SRand^efter  (92em 
^ampfl^ire)  unb  befd^äbtgte  aQe  ^öufer  ber  ffatl^o« 
lUen ;  bie  ftird^e  Don  Sord^efter  mürbe  mit  ^ulDer 
in  bie  Suft  gef:prengt.  9lm  8. 3uli  1854  entmeil^te 
ber  ^öbet  bie  ffird^e  in  SBat^  (9Raine)  unb  legte 
fie  bann  in  «fd^e ;  als  Sifd^of  SaDib  3B.  Sacon 
(18.  $RoDember  1855)  bie  feierlid^e  ©runbftein- 
legung  einer  neuen  ffird^e  Dome^men  moOte,  mürbe 
bie  Serimonie  gemaltfam  geftört,  bie  Sl^eilne^mer 
mig'^anbeU,  ber  Ißla^  gefd^änbet.  6in  3ug  Don 
Drangcmen  jerftörte  (4.  ©ejjtember  1854)  bie 
beutfd^e  ftird^e  in  92emarf  bei  ^tUtm  Sage ;  ben 
8. 5RoDember  1854  traf  baSfelbe  ©d^idffal  bie  ftird^e 
Don  SBifliamSburg  bei  5Kem  ?)orf.  Slm  14.  De» 
tober  beSfelben  Sa'^reS  mürbe  ber  beutfd^e  3efuit 
3o^ann  ®apft  ju  gflsmortl^  (9Jiaine)  überfallen, 
feiner  ftleiber  beraubt,  mit  3:^eer  beftrid^en  unb 
ingebem  gemöljt  unb  fo  l^albtobt  in  einem  ®raben 
liegen  gelaffen.  3ni  3uli  1855  oerfünbete  ein 
S^ationalconoent  ber  ffnomnot^ingS  in  $Rem  ^orf 
ben  offenen  Semid^tungSfompf  gegen  bie  fatl^olifd^e 
ffird^e  unb  il^re  @d^ulen.  Slm  6.  ^uguft  fanb  ein 
^öbelaufftanb  in  SouiSDille  \iati,  bei  bem  mel^r 
als  20  ffatl^olifen  umgebrad^t  mürben.  S)ie  Satl^e- 
brale  felbft  mürbe  bebrol^t;  Sifd^of  ©palbing 
übergab  bie  ©d^lüffel  bcrfelben  bem  TOoi^or  ber 
©tobt,  einem  erflärten  finomnotl^ing,  ber  je^t  Dor 
ber  3Serantmortlid^!eit  erfd^rad  unb  ben  9lufftanb 
nieberfc^lug. 

®er  meitere  SluSbou  ber  §ierard^ie  nal^m  in» 
gmifd^en  feinen  rui&igcn  Qfortgang.  ®aS  raf d&  auf» 
blül^enbe  Kalifornien  befam  1853  einen  Srjbifd^of 
in  ^an  SfranciSco,  bem  ber  93if d^of  Don  ^onterei^ 
untergeorbnet  mürbe;  auf  ber  erften  ©iöcefanf^nobe 
Don  ©an  gfranciSco  (1862)  tagten  bereits  44  ^rie» 
fter.  ebenfalls  1853  mürben  Don  9iem  ?)or!  bie 
neucnSiStpmer  Sroofl^nunb  Wemarf  abgcjmeigt ; 
Don  ^ittSburg  6rie ;  Don  ©etroit  baS  apoftolifd^e 
93icoriatDber=9Kid6igan ;  Don  fiouiSDille,  baS  fd^on 
1834  an  bie  ©teile  ber  ®iöcefc  SarbStomn  ge« 
treten  mar,  SoDington ;  Don  93ofton  bie  ®iöcefe 
Surlington;  Don  $Rem  Orleans  bie ®iöcefe  5^atd&i» 


479 


92orbamertIa. 


480 


tod^eS.  Sitte  ebenfaüd  1853  geplante  2)töcefe, 
DuiitcQ,  t)Oit  S^icogo  abgejtoeigt  lam  ttid^t  jur 
Srrid^lung  unb  tourbc  1857  ttad^  Slltott  öer» 
legt.  93oit  93o[ton  irurbe  1855  9Kame  olä  ®iö« 
cefc  ^ortlonb  abgetrennt;  öon  93incennc8  1857 
bie  ®iöcefe  gort  SBat)ne:  ba§  öon  ©etroit  1853 
abgetrennte  apoftoltfd&e  Sicariat  Dber-ÜWid^tgan 
nmrbe  1857  pr  ©iöceje  2Harquette  unb  ©autt 
@t.  ^arie  erl^oben ;  baS  apoftoUfd^e  SSicariat  ff  an« 
fa§-92ebra§Ia  ober  mürbe  in  ^met  getl^eilt.  Um 
nac^l^altig  burd^jufül^ren,  tt)aS  baS  $lenarconciI 
oerfügt,  würben  in  ben  einzelnen  ff ir(i^en})rot)in5en 
^roDinjialconrilten  gel^alten:  in  Baltimore  1855 
unb  1858;  in  3ltro  ^or!  1854,  1857,  1861; 
in  gincinnati  1855, 1858,  1861 ;  in  ©t.  SouiS 
1855, 1858;  in  ?lett)  Orleans  1856,  1860. 

Unter  9Wartin  Sol^n  ©palbing,  bem  fiebenten 
grjbifd^of  öon  ^Baltimore,  öerfammelte  pd^  (7.  bis 
21.Dctobcr  1866)  bie  norbantcrifanifd^e^ierard^ie 
jum  jnjeiten  ^lenarconcil  in  Baltimore.  S)em  feier» 
lid^en  ©d^Iufe-Sebeum  »ol^nte  9lnbrem  Sol^nfon, 
ber  17.  ^räpbent  ber  93unbeSret)ubIif,  bei.  ©icben 
grjbifc^öfc  unb  37  Sifd^öfe  jeid^neten  bie  ®ecrete, 
in  meldten  bie  frül^er  bel^anbelten  ©toffe  toeiter 
t)räcifirt  unb  namentlid^  aud^  für  bie  9^eger«©eel» 
forge  liebeöolle  SBorfel^r  getroffen  »urbe.  Sie  pa* 
triotifd^e  |)alttmg  ber  fatl^olifd^en  ©enerale  unb 
©olbaten,  wie  bie  l^elbenmütbige  ^2Iuf Opferung  ber 
barml^erjigen  ©c^meftem  wöl^renb  beS  ©eceffionS« 
!riege§  (1861—1865)  trugen  nic^t  wenig  baju  bei, 
oiele  Sorurt^eüe  gegen  bieftatl^olifcn  ju  jerftreuen. 
S)ie  Sefeitigung  ber  ©nat)erei  burd^  baS  13.  unb 
14.  ^menbement  jur  SSerfaffung  bot  ber  ffird^e 
mittfornmenen  Slnlafe ,  ben  befreiten  Siegern  ein« 
gel^enbere  gfniloi^gc  sujumenben.  ^ud^  baS  zweite 
ißlenarconcil  unterbreitete  ber  ^ropaganba  wieber 
mol)IüberIegte  SSorfd^Iöge  ^ur  Srri^tung  neuer 
93ifdöof§fi^e,  weld^e  bann  in  ber  näd^ftcn  3fit  jur 
?Q[u§fü]^rung  famen.  ®ie  2)iöcefe  SDUImaufee  war 
fo  ftarf  gewad^fcn,  bafe  fic  1868  in  3  SBiStl^ünter 
gct^eilt  werben  tonnte:  TOilwaufee,  ©reenSa^unb 
ßacroffe;  ber  1875  crrid&tcten  ftir^enproöinj  TOil» 
waufee  würbe  ^ugleid^  ba§  SiStl^um  ©t.  $aul  unb 
ba§  apoftolifd&e  Sßicariat  öon  9^orb»3Kinnefota  ju- 
get^cilt.  5Iu§  bem  ®i§t^um  ^l^ilabelpl^ia  erwud^fen 
1868  bie  neuen  ®iöcefcn  ^arrisburg  unb  ©cron= 
ton;  öon  ®uffaIo  warb  SRod^eftcr  abgc5Weigt,  öon 
Sid^monb  SBilmington,  uon  ©t.  SouiS  ©t.  Sofepl^, 
öon  6incinnati  Kolumbus,  t)on  ©an  Francisco 
®xai  SSaUet).  3m  3. 1870  würben  bie  ©iöcefen 
©pringfielb  (für  TOaffad^ufettS)  unb  ©t.  «uguftine 
(für  gloriba)  errid^tet;  1872  DgbenSburg  (5Kew 
^orf)  unb  ^rooibence  (5R^obe  3§Ianb);  1874 
©an  ^Intonio  (3:eja§) ;  1875  aUcgl^ant)  (^enn- 
f^Iöania),  beffeu  Verwaltung  inbcfe  balb  an  ben 
SBifd^of  öon  ^ittSburg  gurüdffiel,  unb  ^eoria 
OUinoiS);  1877ficat)enwortMffanfa§).  3m  fol- 
genben  Sal^rgel^nt  grünbete  2eo  Xin.  nid^t  wcni» 

2er  als  20  neue®iöcefen:  1881  ®at)cnport(3owa), 
Tanjas  Eiti)  (ffanfaS)  unb  Sirenton  (9icw  Scrfet)) ; 
1 882  ©ranb  WapibS  (ÜJlid^igan) ;  1884  aWand^eftcr 


(92ew  ^ampfl^)  unb  ^elena  (aObrntona);  1885 
Omal^a  (92ebraSla) ;  1886  SeOeDiOe  OuinoiS), 
©Qracuf  e  (92ew  ^orf)  unb  ©acramento  (Soltf ornim 
unb  92ek)aba);  1887  fiincoln  CRebraSla),  ei^eQeiiiie 
(SB^oming),  Senuer  (Solorabo),  SBid^ita  (Adn- 
faS),  eoncorb  (ftanfaS):  1889  @t  Slottb  (^BOaUß 
fota),  SBinona  (9mnnefota),  S)ulut]^  (SRiimefota), 
©ious  gfalls  (3)aIota),  SameStoitm  (3)Qtota). 
S)urd^  biefe  ©rünbungen  tourbe  fowo^I  bie  litd^ 
lid^e  Organifatton  ber  O  jlfiaaten  nod^  ergänjt,  olS 
l^auptf  öd^Iid^  bteienige  beS  SBeflenS  in  grofrniigßer 
SBeife  eingeleitet  unb  DoHsogen«  W&  Sotbereitong 
5u  weiteren  SBiSt^mem  ftnb  bie  folgenben  apo« 
ftoltfd^en  Stcariate  ju  betrad^ten:  9loTb"(SaroIiiia 
(errid^tet  1868),  SBrownStriOe  (3:esa8, 1874),  Sti^ 
|ona  (1868)  unb  3nbian  Ztmiott^  (1891).  3m 
Saläre  1890  würbe  für  baS  norbwefUid^  ScsoS 
bie  2)iöcefe  'S)aUai  errid^tet,  im  3Stai  1891  boS 
SiStl^um  fieoüenwortl^  nad^  ffanfaS  Sit^  (üdnfofi) 
tranSferirt  unb  banac^  umgetauft  2)a8  opofiO' 
lifd^e  SBicariat  Utal^  würbe  1891  jum  SiSt^nn 
©alt  Safe,  3ba]^o  1893  sum  SiStl^m  Soif^  Citt, 
enblid^  baS  SBiStl^um  S)ubuque.  1898  )um  (Eq* 
bistl^um  er'^oben. 
bereits  1850,  alS  ber  allgemein  beliebte  Sifd^ 
ugl^eS  5um  erften  Sr^bifd^of  Don  92etD  jnorf  e^ 
oben  würbe,  öugerte  bie  9tegierung  ber  95ereittig" 
ten  ©taaten  ben  SBunfd^,  ba|  einem  ber  oinnribi« 
nifd^en  ^rölaten  bie  S^re  beS  SarbinalaiS  ii 
S^eil  werben  möd^te.  9m  15.  mac^  1875  erfOlUe 
$iuS  IX.  biefen  SBunfd^,  inbem  er  ben  frfil^ 
Soabjutor  unb  92ad^foIger  beS  Sr^bifd^ofS,  3o^ 
9J{ac  SloSte^,  jum  Sarbinal  ernannte.  3)ie  (ff> 
nennung  rief  in  Slmerifa  allgemeinen  3ubel  1^ 
öor.  'iRQä)  bem  Sobe  beSfelben  (10.  October  1885) 
gab  fieo  Xin.  ber  amerifanifd^en  fftrd^e  obermatt 
einen  Sarbinal,  ben  {ewigen  neunten  ßrjbifd^f 
Don  Baltimore,  3ameS  @ibbonS.  Unter  bem  Sot» 
ft(  biefeS  ^rölaten  alS  apoftolifd^en  S)elegateii 
tagte  (6.-27. 5Rot)ember  1884)  baS  britte  ^lenof 
concil  k)on  ^Baltimore,  weld^em  18  Sr)bifd^5fe, 
57  IBifd^öfe  unb  8  ©teat)ertreter  t)on  Sifc^öfoi, 
7  9lebte  unb  ein  ©eneraloberer  beiwol^nten.  6m> 
binal  SJiac  SloSfe^  war  burd^  ff  ranf^eit  Derl^inbol 
t^uger  einem  bogmatifd^en  Slbfd^nitt,  weld^er  Ue 
©octrinen  beS  SBaticanumS  refumirt,  befd^Sftigen 
fid^  bie  übrigen  2)ecrete  mit  lauter  praftifc^en  ^ta- 
gen (ber  Seform  beS  EleruS  unb  genauerer  Orgo- 
nifation  ber  ©eelforge,  §eranbilbung  beS  SIentS, 
ber  ©d^ulfrage,  bem  ISBereinSwefen,  ber  SertDaltung 
beS  ff  ird^engutS,  bem  fird^lid^en  Segrabni^).  SboB 
Soncil  bringt  auf  Srrid^tung  ftanbiger  Pfarreien, 
foweit  fold^e  möglid^,  unb  fe^t  bie  tjfölle  fe{!,  in 
weld^en  ein  Pfarrer  abfe^bar  ifi,  befürwortet  aud^ 
bie  Sinfül^rung  Don  S)ecanaten  unb  beftimmt  bie 
Aufgabe  ber  S)ecane;  jugleid^  werben  aud^  für 
eine  freiere  SWiffionSfcelforge,  foweit  bie  Umftöttbe 
cS  er](ieifd)cn,  bie  nötl^igen  Seftimmungen  getroffen, 
ber  llebertritt  öon  einer  ©iöcefe  in  bie  anbcre  ein» 
gefd^rönft  u.  f.  w.  ©el^r  auSfü^rlid^  ftnb  bie  Se» 
ftimmungen  über  bie  nieberen  unb  l^öj^eren  Senil« 


481 


JRorbamcrifa. 


482 


norim  unb  Ue  t^Iogif^e  Silbung,  unb  baran 

Ritt  ft((  ber  Sefddlul  jur  ©rünbung  eines  aü- 

gnumeii  ^ffvcn  «SemmariumS"  für  bie  gefanimte 

nnon  »mäf  9{orm  einer  loü^Iifc^en  UniDerfttöt'', 

selbes  DöIIig  unter  Seitung  unb  9ufftd^t  ber  93i- 

fiiftfc  fiO^  f oOte.  3)ie  Sförberung  ber  fat^olifd^en 

fkeffe  mirb  fe^r  einbringlid^  etnpfol^Ien,  jugleid^ 

okr  ben  Sertretem  berfelben  bie  emfie  SJlal^nung 

atteilt.  ber  fir^Rd^  Sod^e  nid^t  burd^  ^änbel- 

p^  unb  unbefugte  ihitif  ber  fir^Iid^en  Obrigfeit 

|i  f^oben.  3)ie  @d^enfung  einer  9Ri^  (Stoenbo- 

IflK  eolbtueü  (800000  SoOard)  unb  freimiUige 

jri^mnig  Don  500000  SDoUarS  burd^  Rubere  er- 

lögliAte  bie  rafd^  Sudfäl^rung  beS  UniDerfttötS- 

)dane3;  am  lO.^ril  1887  mürben  bie  Statuten 

te4  ben  ^opfi  genehmigt  unb  im  September  1 887 

9if4of  Sttaat  sum  SRector  ernannt.  %m  24.  9Rat 

1888  ourbe  ber  ®mnbßein  gelegt  unb  am  20. 92o- 

Miber  1889  bie  neue  Unioerfttöt  in  9ntoefen^eit 

te  earbinöle  ®ib6onS  unb  Xafd^reau,  bed  $rö- 

fibraten  ^Munifon  unb  anberer  ](|ert>onagenben 

Smmer  feierlid^  eröffnet  9Rit  ber  ^ier  Derbanb 

fi4  bad  l^unbertjö^rige  Subiloum  ber  2)i5cefe  fSaU 

timore.  9Reinungdt)erfd^ieben]^iten  über  bie  Sd^ul« 

fmge^  oelc^e  im  Sd^ofee  bed  ßpif  copatS  auftaud^ten, 

ttranklten  Seo  Xm..  im  gfrü^jal^r  1893  einen 

apoftol^dfm  Delegaten,  SRfgr.  gfrana  ©ateEi, 

■04  ben  bereinigten  Staaten  }u  entfenben.  2)er« 

fdbe  f<^8  feinen  @i|  in  ber  SSunbedl^auptftabt 

SBofl^in^on  auf  unb  befud^te  als  Stepröfentant 

6l  ^Uigfeit  bie  SQBettauSftellung  Don  S^icago. 

lUer    ben  Serlauf   ber  Sd^ulcontrooerfe  t)gl. 

Woesie,  La  Question  religieuse  et  scolaire 

anx  Etats-üniB,  in  ber  Revue  Generale,  Bru- 

xeUea  1893,  815—834,  unb  Sannet-fföntpfe 

{},  VL)  495—499. 

X.  @e  gen»  artig  er  @tanb  ber  fatbo« 
lifd^en  ftird^e  (1891/1892).  2)aS  SOBod^S» 
ijpim  beS  legten  Sabr^e^titS  toar  ein  fo  bebeu« 
tenbeS ,  bag  bie  im  ^rt.  ^Imerifa  (oben  I,  729 
bt§  732)  gegebenen  SDaten  nid^t  mel^r  ausreichen. 
3o  unDonfommen  ba§  feitber  gebotene  ftatiftifd^e 
IRaterial  ifl,  getoöl^rt  e§  bod^  immerl^in  ein  ge- 
noneS  Silb  ber  augenblidßid^en  fird^üd^en  Sin« 
t^eilung,  bie  i^ren  Slbfd^Iu^  freilid^  nod^  nid^t 
dangt  f^at,  unb  ein  anna^embeS  Silb  ber  t)or]^Qn- 
teen  Cntuncflung.  S)ie  3obIangaben  ftnb  ^off' 
monnS  Directory  für  1892  entnommen ;  fte  ftü^en 
ftb  auf  9laäjind)itn  aud  ben  S)i5cefen.  S)er  @taat§« 
crafnS,  mtiitx  ®etaufte  unter  9  Salären  (ungeföl^r 
15^0  aller  ffat^olifen)  nid^t  mitred^net,  gibt  bie 
jabl  ber  ff atl^olüen  auf  6  250  045  an.  S)od^  ift 
rädft  nur  hit  fid^  l^ierauS  ergebenbe  3<^^l  fon« 
bexn  aud^  bie  auS  ben  ^5cejanangaben  l^eroor» 
g4eiü>e  ®efammtsa^I  8  647  221  unsioeifel^aft 
Ui  nicbrig  gegriffen  unb  bürfte  too^I  auf  ettoa 
10  ÜRillionen  ^u  corrigiren  fein,  menn  man  ben 
Srocentfa^  ber  latbolifd^en  Sinmonberer  unb  on» 
bcR  Unrftanbe  in  fdtttai^i  jiel^t.  2)a§  ift  auc^  bie 
€<bö|ung  be§  Sifd^ofS  ffeane  (Tablet,  June  6'^ 
1889).  Sei  ber  SBerfd^iebenl^eit  unter  ftatbolifen 

CtrAesIcxtfoa.  IX.   2.  SufL 


balb  blo^  bie  regelmäßigen  Sommunicanten,  balb 
aae  latl^olifd^  ©etauften  )u  säl^Ien,  bei  ber  tJfluc« 
tuation  ber  @tabtbeoöI!erung  u.  f.  to.  werben  ge- 
naue 3cib^^n  nod^  lange  ein  SDefiberatum  bleiben. 
3n  ^offmanng  Angaben  felbft  muß  fid^  beim 
S)rud  eine  Irrung  eingefd^lid^en  l^aben,  ba  bie 
Sbbition  ald  ©efammtjabl  ber  fiatbolüen  nic^t 
8647221,  fonbem  8646566  ergibt  (f.  bie  Sa- 
bcBe  auf  @p.  483—486). 

SDaS  Directory  für  1893  meist  feine  auffaUen- 
ben  IBerönbemngen,  mol^I  aber  einen  ml^igen,  fteti- 
gen  fUfortf d^ritt  auf.  S)ie  ^ierard^ie  befte^t  bamad^ 
aus  einem  (Sarbinal-ßrjbifd^of,  13  ßr^bifd^öfen, 
68  Sifd^öfen  unb  4  apoftolifd^en  SSicaren.  Siefen 
fd^Iießen  ftd^  2  Srsabte  unb  10  infulirte  ^ebte 
an.  2)ie  3a^I  ber  SBeltpriefter  beträgt  6945, 
bie  3(t^l  ber  OrbenSpriefter  2443,  bie  (Sefammt- 
jal^l  ber  «Priefter  9388,  bie  3a^l  ber  ftird^en 
unb  fiapeüen  ^ufammen  10240,  bie  3^^^  ber 
SnifftonSftationen  (bie  nod^  feinen  eigenen  $ne- 
fter  l^aben)  3485.  %n  ber  @pi^  ber  fird^- 
lid^en  Unterrid^tSanftoIten  fielet  b^ute  bie  Unioer- 
fität  ju  SBafl^ington  mit  einem  93ifdf|of  Pr.  %  3- 
fieane)  ald  9tector  unb  13  ^rofefforen.  SBie  big- 
l^er  ftubiren  t)iele  ^inbibaten  bed  ^rieftertbumd 
am  Slmerifanifd^en  SoEegium  in  9tom,  am  ^me- 
rifanifd^en  SoEegium  in  fiömen  unb  an  ber  Uni- 
üerfttät  ännSbrudC;  alle  brei  ^nftalten  nmrben 
neuerbingS  Dom  britten  ^lenarconcü  empfol^Ien. 
3n  ben  Siereinigten  Staaten  felbft  befi^en  nod^ 
nid^t  alle  Siöcefen  il^r  Seminar ,  nur  mit  3u" 
Söl^lung  ber  OrbenSfeminarien  ergibt  fid|)  bie  ®e- 
fammtgal^l  Don  54  geiftlid^en  @eminarien;  l^ol^en 
StufeS  erfreuen  ftd^  bef onberS  boS  @aleftanum  Don 
^tilmaufee,  bie  @d^uie  ber  SenebictinereSr^abtei 
©t.  Sincent  (^cnnj^Ioania)  unb  baS  große  3e- 
fuitenfdfiolafticat  SBoobftodC  (TOar^Ianb).  —  Col- 
leges (®t)mnafien)  jäblt  ba§  Directory  (1892) 
138  auf,  Academies  (l^öl^ere  Söd^terfd^ulen,  fojt 
fömmtUd^  Don  DrbenSfrouen  geleitet)  655.  S)ie 
Sefuitcn  allein  leiten  27  Kollegien,  bie  1891  ju- 
fammen  6536  ©d^üler  jö^Iten.  —  ®ie  3öl^l  ber 
fatbolifc^en  ^fanfd&ulen  »irb  (1892)  auf  3406 
mit  700  753  ©d&uffinbem  angegeben,  1893  auf 
3587  mit  738  269  ©d^ulfinbem ;  bod^  pnb  biefe 
3iffem  febr  unDoIlftänbig.  3tn  SHlgemeinen  j^aben 
bie  eingetoanberten  ®eutfd^en  in  biefcr  &infid^t 
mebr  getrau  al§  bie  Sren.  S)a§  britte  ^lenar- 
concil  bat  bie  6rridf|tung  Don  ^farrfd^ulen  ouf^ä 
S^cue  eingefd^örft  unb  bie  SSerurt^eilung  ber  con- 
fcffionSlofen  ©taatSfd^ulen  erneuert. 

Ofaft  aQe  Orben  unb  OrbenScongregationen 
ßuropa^S  l^aben  fid^  in  S^orbamcrifa  eingebürgert 
unb  entfalten  bie  freiefte  SBirfiomfeit.  §ouptfi^ 
ber  SBenebictiner  (»cld^c  ctttja  380  patres  jäblen 
unb  15  Unterridf|tSanftalten  leiten)  ift  bie  blülienbe 
grjabtei  ©t.  Sinccnt  in  Seattt)  (^ennfplöania); 
außerbem  b^ben  fie  bie  ^Ibteien  9icu=Sngclberg 
(9}«f|ouri),  et.  Sobn'S  (^Kinnefota),  ©t.  SRein- 
rab§  Onbiana),  ©t.  SJenebictS  (9ltdf|infon,  Raw 
fa§),  9Karia.§ilf  (9?orb«6arolina),  ©t.  aRar^'ö 


ÜIoTbamerifa. 


§i*mf4t  'gMtt^  knr  iai^onf^tn  ^in0(  in  km  ^eccMgin  $UuiiaL 


IHintEnDtiMiinint 


etsatrn  nbci  ZcnU 


Sil 


M 


L  filTAiTipraiilN!  finitimiirr 

€ufTi.  SpailtSton    .... 
,     Wii^mBiib   ..... 

,    Saconnaft 

,     6t.  augupinc  .  .  . 


8.  ClTdinipiaiiini  ßaflea. 
KxibibctU  fflolion  .  . 
Cufft.  fflutlinfllon  .  .  . 

,     ^arifoib 

,     aKon^tfln 

,    SJorllanb 

,    ^DVibcnci 

.  epringfidb  .  .  .  , 
8.  Clrdirniiiiinir)  fftiUagn. 
etjblöcff.  S&icoflo  . 
6uffT.ailon 

,    SStStdiOc 


1875 


eolumfiia.ÜJfathlb, 
Eüb'Saialtna 
SitfliniQ 
Sforgia 

Sitginia 

©ttomim.  Blar^Ib. 
iRoib-Caiolina 


Kermoiit 
SotiiKcItcul 

*9l6obe  3eranb( 
1870  ajlaMuitttfi 


1848  aainoiS 
18-57  gainpia 
1836  aninoiä 
1875  aCinoU 


i  CteAnrpriinN^  aindnniilL 
er)biö[t((  gincinnot 
€ufft.  61(Dt(anb 

,     CoIumtiuS 

,    CoDinaton 

,     SetiDit ; 

,     öort  3&a^( 

,     (Btanb  ERapibä.  .  .  .  I 

,     SouilniHt  (aatMlolon)  ' 

,    Kof^niltt 

,    SQtnctnncB 

S.  tiTAtnpraiitn;  Iltibni)iu. 
ttijbiScEftaubuqut  .  . 
©ufli.SaDtnpDTl 

,     Omoüfl ........   I 

,     Bintoln .  i 

,     ttfie^enne i 

C,  filrAtnpriiPin!  Milmimku. 
eijbiaccfe  ünilroaufee  | 
6uffr.l8«mSBa^ 

,     Sa  Sroflf    

,     Snaiqutttc  unb  Saull/ ' 

St.  Blam i  I 

7.  ltiiiDtniraiitii;)l(Eii0ilti>iu.  | 
""     "  "       ""       Ciltanä  I 


ü.giei 


,     (SalDtpon 

,    Sittlt  Mod 

,    3no6itt 

,   matäm 

,     Statdbilo^ri 

.  6an  Hntonio   .... 

,  9tp.  93tc.  fBroiDnlDiQt 

,  ati.iß.anbioiiatTiit. 


Ünic^igan 
Snbiono 
SHii^igon 
ftcntudq 
XcnntfTce 
Onbiann 

%tttH.  afitjDiniiig 
^ntbiaBTo 

aSiStonfin 
3Bi«(onfi:i 
aäisconfiii 
ÜJliaiigan 

ÖDuiRatifl 

Ztiat 
artonfnä 

ülabama.  ^lorjba 
SKilRlRppi 
Souifiano 

3nbian  StrrilotB 
ttcbtttrag 


550000 
46  000 

2.50  OOO 
74000 


195000 
nOOOOi  178 

I 
497000i  357 

75000| 

50000:     70 
lOOOOOi  127 


1695001  228'  166 
200000  210 

55000     87 

45000     64 
131000   141 

60000    132 

80000 
110000 

18000 

90126  158 


200000  24S 
120000  109 
72000'  103 


168i  13!  51 


150  34! 
.58  201  12 
70;  35 


134  118  39 


60000 

300000 

o9 
196 

\ 
iw. 

2100C 

'M 

ÜK 

3000C 

»f 

44 

SOOC 

9.S 

1800C 

Sf 

46 

iSSOC 

H5 

60 1 

3000C 

■» 

•a:>.\ 

650ÖC 

.51 

.59 

iiooot 

y;- 

11 

i  JOf 

•i: 

;i69d9dQ'4994i468i![39ö2  728407|2070 


1  itr^turnin  trm  ^«ik. 
fiibiictft  3l(d)  9otf  . 

EtriH-lUtaitg    

,    SlOOtlQR 

.  Buflttio 

,  Haoati    

,  CgbtmbniQ 

.  ltÖ4ePn 


,  Zmiton 

(tibittifc  OitaoR  .  .  . 

ttkbüaa 

.    ÜtctquoD^ 

,    Soncomin'«    asEanb 

(WoHo) 

.    ^m\i  Sitl) 

Ml  ibtnnto-  )ltpUak(lpl|ta. 

©■ifi-trit 

.    6arn<buia 

,    $tt«&iii9 


Ä| 


Ctjl 

&rff(.  Concorb 

.    Aonfaf  (EUq  (&aDni'| 
»oitf)) \ 

.     Jtnnlat  Cil^  (Ülto.)  . 

.     €L  3Df«)6 

,     S&i^ita 

a.  StidinfifoiB)  3t.  fanl. 
Siibiactit  et^anl  .  . 
CDTfi-SuIut^ 

.     ^tnrttoBn 

,     6t  «loub 

6iou|  S^IU 

.     Sinona   ....... 

ÜLCitiKDiTa».  3an  /mid»«. 
CT}bi9cSan9i:anciCcD 
Eafh.  monlnc^  ^  IdI  Sn'J 

sfif« i 


.     «alt  SJaI( 

ti  llrAnfttvin)  Junta  /i 
ftjbtictfe  €anla  9«  . 
Cmfr-SniPrr 


Staitttii  übet  Xtrtli 
utltn,  iu  boim  Ml 

Uibtitiag 

Stein  §orI 

91(tD  Dort 
aietti  gtrfe^ 
91etD  Äoit 
3tt»  Bort 

3iR[>goTf 

9IUD3nIt9 

Ongon 

Xenit.  Snontana 
Senit.  JQJaf^inatDn 
Stnitoiium  IIIa£ra 
£etritt)tium  Obu^o 

iP«inffllDaiiia 
SJtimlDlDania 


RanfnB 
RanfaB 

üHiRouti 

aninoun 

AanjoB 

SRinntfota 
3ninnt|ola 
Satota 
aninntfDta 

®o(oio 

ßalifomien 

{Obtf)  galifoin 
JSalifotnitnJ 
mmaba      S 

mafi.  91(Daba 


Swrit.  !ntu-5IJttpco 
€oIoiabD 

Srigona        

Sie  ScntnlBten  €taitt(ii 


184  125;  75  43 
200  116;  9  18 
194  170:      e!    11 


leoooo 

206000 
64980 
78000 
70000 
55844 


32000!  50  55  S8 
300001  38  81  75 
40000     49     54    108 


400000  326 
6OOOO!  72 
89500;  60 
185000'  246 
100000   110 


190000 
12000 
60  000 


40000 
40000 
38000 

230000 
46000 


128000 
50000 
43000 


8042'3552]Tl 


793,3- 


(Snaa,  9tciD  3nfeQ),  €L  EBernorb'S  (^laBfa) 
mät  Vm  SubiacD  (Sdanfai).  Scn  et^tidenfei- 
«bm  Dtitntt  bie  Xta)M>tpnta!btti  @ft^fnnani  in 
StüiUbf  <9ir^2miiSDUIt)  mit  54  fmitgUebtm. 
SnSomiiiicattcnnbnt  i&dit  178  ÜRitßlltbct,  bat' 
Mtt  102  ^Mt^,  inSOibetiSiJTODinjm  »trtlieilt ; 
ks  CttnnelUnunbtn  104  9Ritgliebn,  batunt» 
41  fricßei;  bei  ausitßtnnoibtn  81  ältitQlitber, 
knadn  57  Vritjltr.    Sint  fe^r  auageb«^nte 


X^OItgtett  ratfalten  bie  atebemtoriften,  timn  juiet 

DrbetiBpxoöingen  (St.  Scmii  unb  58aItitiior()ju- 
lammen  433  3J«taIlehet,  bunmltr  207  Eßrieper, 
jaulen.  ®ie  SranciSconer  jinb  in  jmei  ^ßtobingeii 
unb  jlDti  Eupobien  gegJieönrt.  Sie  aUete  Spro- 
Dinj  .jum  titiligpen  §(nen"  in  ©1.  2ouii  (affij. 
jouri)  umfa|t  (1891)  27  !Ricbertaffimßeii  mil 
327  ÜJiitgliebtm,  haruntet  129  SßriePern;  bi( 
jünflert  ^Probinj  .jum  ^I.  3o6ann  Soptift"  tn 


487 


ÜtorbamerÜQ. 


488 


eindnnati  (Ol^io)  16  Ütieberloffungen  mit  170 
aRügliebem,  unter  blef cn  69  ^rieftet ;  bic  Kuftobicn 
oon  Suffalo  (5«ett)  ?)orO  unb  ^aterfon  (5Rcm 
äerfe^)  gufammen  21 9^ieberlaffungeti.  2)ie  ÜRtno- 
rtten-Sont)entuaIen  l^oben  jid^  feit  1855  an  neun 
Orten  niebergelaffen.  Sin  fd^tteijerifd^er  StapU' 
jiner  grünbete  1857  baS  erfte  Älofter  feines  Dr« 
benS  in  ßolöar^  (^iSconfm) ;  1891  toaren  176 
ÜWitglieber  be8  DrbenS,  unter  bief  en  85  ^riefier,  in 
16  ftlöfiem  unb  Stationen  unb  jtoei  Drben§« 
))rot)in5en  vereint.  99ei  ben  Rapuimtin,  mie  bei 
ben  tJranciSconem ,  ift  feit  bem  „ßulturfompf" 
bod  beutfd^e  SIement  f el^r  ftarf  vertreten.  2)er  britte 
Orben  be§  1^1.  (JfranciScud,  1847  burd^  SRid^el 
O'Konnor,  ben  erfien  Sifd^of  öon  ^ittSburg,  ein« 
gefül^rt,  ^ai  fid^  ^u  erfreulid^fter  99Iüte  entfaltet: 
22  n)eibnd^e®eni)ffenf(^aftenbedfelben  mibmenftd^ 
tl^eilS  bem  @$ulunterrid^t,  tl^eild  ber  Jhanlen- 
pflege  unb  anberen  d^aritatiöen  SBerfen  (P.  93onaö. 
Jammer,  2)ie  gfranciScaner  in  ben  93er.  Staaten 
^orbamerifa%  ftöln  1892).  ®er  Sefuitenorben 
Söl^lt  in  ben  ^Bereinigten  &aattn  1162  SRit- 
glicber,  bie  in  jmei  ^roöinjen,  biejemge  t)on 
9Mar^Ianb-5Reti)  ?)orI  (564  SRitglieber)  unb  SWif* 
fouri  (403)  unb  bie  SRiffton  Wem  Orleans  (195), 
getl^eilt  flnb.  Slu^erbem  mirfen  aber  in  ben  S3er« 
einigten  StaaUn  nod^  184  auS  S)eutfd^lanb  Der» 
bannte  ^efuiten  ber  beutfd^en  Orben§))rot)in3^  Don 
bencn  fed^S  fid^  ben  3noianem  im  (Jelfengcbirge 
mibmen,  bie  übrigen  ftd^  auf  bie  Kollegien  Don 
Suffalo,  Eleöelanb,  ^rairie  bu  Kleien  unb  bie 
aWilfionSl^äufer  SKanfato,  Solebo  unb  Suffalo 
Dertl^eilen;  67  vertriebene  Sefuiten  auS  3ltapti 
arbeiten  in  Eolorabo  unb  5Reu»5IReyico,  131 3Kit- 
glicber  ber  OrbenSproöin^  öon  Surin  in  Kali« 
f  omien,  95  berf  elben  ^roöinj  unter  ben  3nbianem 
ber  tjelfengcbirgc.  ®ie  ©efammtjal^I  ber  Sefuiten 
betrug  1891  fomit  1639  aWitgliebcr.  —  Unab« 
f el^bor  ift  bie  Söl^l  ber  meiblid^en  Orben  unb  Or« 
benSgenoffenf(|aften,  bie  fid^  tl^eitö  bem  befd^au» 
lid^en  Seben,  oorjugSmetfe  aber  ber  Srgiel^ung  unb 
ben  öerfd^iebenftcn  SBerfen  ber  Sarml^crjigfeit 
mibmen.  fieiber  l^aben  aud^  fie  nod^  feinen  @tati« 
ftiler  gefunben.  S)ie  ©tabt  ifltro  ^rl  allein  jä^lt 
39  tjrauenflöftcr,  baruntcr  ein  uRutterl^auS  ber 
barml^erjigen  ©d^meftem  (mit82^rofe6fd^meftem, 
83  Sloöijen  unb  13  ^oftulantinnen),  ein  grofecS 
Snfiitut  ber  Dames  du  Sacre  Coeur,  bann  icföfter 
ber  Urfulinerinncn,  ^Dominicanerinnen,  S^nnciS» 
canerinnen  unb  ber  öerfd^iebenften  neuen  Eon« 
gregationen.  SS  gibt  feine  ^rt  t)on  gro^ftäbtifd^em 
6Ienb,  ju  beffen  Sinberung  nid^t  bie  eine  ober  bie 
anbere  biefer  ©enoffenfd^aften  unermüblid^  tl^ätig 
ift.  auf  bie  ©iöcefe  9lem  ?)orf  fommen  2372 
DrbenSfd^meftem  (^Roöijen  unb  ^oftulantinnen 
mitgejäl^It).  ®ie  etaVt  S^icago  l^at  57  mciblid&e 
OrbenSnieberlaff  ungen,  t)on  benen  baS  ÜKutterl^auS 
ber  barml^erjigcn  ©d^meftcm  allein  196  2Rit« 
güeber  jäl^It.  SBofton,  bie  einfüge  ©tabt  ber  ^ilger« 
ööter,  bcl^erbcrgt  14  grauenflöfter,  bie  grjbiöcefe 
93ofton  55  grauenflöftcr  mit  961  ©d^mcftcm.  — 


3)ie  ScXii  ber  SBaifenl^fet  mirb  (für  1892) 
auf  228  angegeben,  bie  ber  borntuntergebrad^ten 
SBaifenfinber  auf  25518.  lieber  anbertoettige 
d^aritatiDe  Snftitute  liegen  nur  X)ereiit)elte  9n« 
gaben  auS  biefen  ober  jenen  2>iöcefen  Dor.  @o 
|at  }.  99.  !Rem  ^orf  9  99efferung8anftalten  mit 
3173  Snfaffen,  17  Suflud&tspifer  mtt  9795  öer- 
taffenen  iKnbem,  8  i^o]piiSkt  mit  4677  3n« 
faffen,  3  Suflud^tSl^äufer  für  9Ite  unb  ®ebrtd^ 
lid^e  mit  816,  eine  änenanflatt  fär  56  3rre,  ein 
rJfinbel^uS  mit  1737  Sfinblingen — ba}u  44  Son« 
ferenjen  beS  @t.  iBincensDerdug  mit  12  000  SRit« 
gliebem.  3n  öl^nlid^er  SQBeife  ifl  in  ben  anberen 
©tobten  für  aUe  ^rten  t)on  9lot^  unb  ^ilfS« 
bebürftigfeit  geforgt.  —  6in  befonberer,  über  bie 
ganje  Union  verbreiteter  Serein  j^at  ftd^  bte  Sr« 
giel^ung  unb  üittfyxvipi  baS  geifUid^  unb  jeitlid^ 
U&df)l  oer  92eger  unb  änbianer  jum  Sitlt  gefejj^ 
^n  ber  @))i|e  beSf elben  flel^en  (Sorbinal  (BibbonS, 
gr^bifd^of  St^an  t)on  ^^Uabelpl^ia  unb  Sifd^of 
ffatn  t)on  SBl^eeling  (ie|t  Soobiutor  beS  Sq« 
bifd^ofS  t)on  ©t.  fiouiS).  &ie  ©ammlungen  biefeS 
aSereinS  ertrugen  t)on  1887  bis  1891  inclufbe  Die 
©umme  t)on  361 559  3)onarS.  2)ie  Unterfiutun- 
gen  an  bie  9ieger  üertl^eilten  fid^  auf  21  iKrd^  unb 
115  ©d^ulen  mit  über  8000  9iegerfinbem,  ein 
©eminar,  ein  ^finbeH^auS,  2  ©pitöler,  6  SBaifen- 
l^äufer  unb  4  anbere  SSo^Itl^ätigfeitSanfialten. 
^uSfd^Iie^lid^  bem  Sienfie  ber  9leger  mibmeten 
fid^  34  $riefter  unb  ^al^Ireid^e  ©d^meflem  auS 
19  öerfd^iebenen  (Senoffenfd^aften.  —  Qfüt  bie  3u« 
bianer  beftanben  87  JKrd^en  unb  78  ©d^ulen  mit 
4246  ©d^ülem;  auSfd^Iie|Iid^  il^rer  Seelforge 
mibmeten  fid^  63  ^riefler,  il^rer  Pflege  ©(^mejlem 
aus  21  Derfd^iebenen  ©enoffenfd^aften.  ®r5^e 
©elbmittel  fianben  l^ier  mie  in  anberen  3)ingett 
ben  ^roteftanten  ju  ®ebot.  3]^re  üerfd^iebenen 
Steige  jufammen  foHen  feit  bem  ©ecefflonSfriJg 
bis  1891  an  18000000  3)oIIarS  für  bie  9leger 
unb  änbianer  jufammengebrad^tl^aben;  aber  bie 
größere  ))erfönlid^e  %[uf Opferung  unb  Eingabe  fielet 
auf  ©citen  ber  fatl^olifd^en  ^riefter  unb  OrbenS« 
fd^meftem  unb  l^at  oft  bie  ^nerfennung  üonnrtl^eilS« 
freier  ^rotefianten  gefunben. 

2)ie  fiarfe  Entmiddung  beS  SSereinSlebenS 
nötbigte  baS  britte  ^lenarconcil  ebenfo  mie  frül^ 
©Qnoben,  t)or  ben  iJfreimaurem  unb  ben  anberen 
ja^lreid^en  gel^eimen  ©efeüfd^aften  )u  mamen, 
meldte  burd^  bie  gan^e  Union  verbreitet  finb;  ba« 
gegen  mürbe  bie  emfige  Pflege  ber  oorl^anbenen 
fat^olifd^en  Vereine  em})fo]^Ien,  fo  bie  fird^Iid^n 
Sruberfd^often,  ber  95erein  jur  Serbreitung  beS 
©laubenS,  ber  Serein  oon  ber  l^eiligen  ftinbl^eit, 
bie  fatl^olifdfien  ©d^ul«  unb  Slrmenoereine,  ber  ©i 
S3incenjl)erein;bannbiebefonberenS3ereinejurSil« 
gung  oon  jf ird^enfd^ulben,  für  ffird^enf d^mudf  unb 
^uSftattung  armer  ff  ird^en,  bie  fatl^ofifd^enSKäfeig- 
feitsoereine  unb  ^rbeiteroereine  unb  ber  allgemeine 
3ünglingSt)crein  (Catholic  Young  MenNational 
Union).  ^\ä)t  ujcnig  l&at  jur  Srl^altung  beS  ®Iau« 
benS  ber  in  ©eutfd^Ianb  begrünbete  SRap^aelS«95er« 


489 


Ütorbbeutfd^e  9Rtffton. 


490 


(in  (lAXit  ScieinStDefen)  betgetragen.  (Jfür  bie 

9a^i^  befielt  au|erbem  efatlat^oHfd^er  Sentral- 

KRtn,  m  beutfd^merifamfd^er  $rieftert)ereiti, 

ÖS  Centrolbunb  ber  lotl^olif  d^en  SütiglingSDereine, 

(in  8t  äofep^SDerein  (f&r  Uttterflü|ung  armer 

IffiffumSpememben)  tmb  ein  amerilanif^er  Sä« 

cäienMrem.  —  9u|er  mel^reren  töglid^  erfd^ei- 

Boto  SeUmtgen:  «SBoIfsfreunb''  (Üteto  $orf). 

.fnerifa'  (€t.  SoutS),  ^^l^ilabelpl^ia  SBoRS- 

M'  (^^ilobelpl^iaX  „^totai^ttt'*  (^ittSburg), 

tbnmtn^  beulfd^,   befi^en  bie  ffatl^oIUen  ber 

Settinigtot  Staaten  183  !Dlonat8'  ober  Sßod^en' 

ii^riften  (Ie|tere  bei  meitem  jal^Ireic^er),  baDon 

41  in  beutf(^  Sptaä^t,  15  franjöjifd^e,  5  poU 

in{(te.  2  (oU&nbifd^,  1  ^ortugieftfd^e,  1  fpanifd^e, 

l^^^c,  1  italientfd^e,  bie  flibrigen  englifd^. 

9(m  ben  3<^<^^t^  tagen  an  toiffenfd^aftlid^er 

9ebcntung  l^or  bie  American  Catholic  Ee- 

mm  (Philadelphia) ,  American  Ecclesiasti- 

eal  Review  (New  York),  United  States  Cath. 

Historical  Magazine  (New  York),  Catholic 

World  (New  York) ;  Don  ben  ^ubliciften  l^at  fid^ 

bq4  O.  Srottmfon  toofjii  gat^er  ^eder,  ebenfalls 

ioaoaixt,  bie  gr5^  SBerbienfte  ermorben.  %fö 

Ipologeten  ber  ftird^,  in  ber  $reffe  tt)ie  auf  ber 

m^,  finb  übrigens  ber  IReil^e  nad^  bie  befann> 

trPm  SrjMfd^dfe  unb  Sifd^öfe^  »ie  ßnglanb^ 

biigiefi^  bie  beben  Spalbing,  jfenrid,  ^enni, 

tobonfi  u.  9.  mit  tiefgreifenbem  Srfolge  aufge- 

tKten.  Wd  f^iftorifer  jeiqneten  jid^  ®ümar9  @]^ea, 

(L  Sattem  O'&dlag^n,  Stomas  b'^rcQ  URc  ®ee 

cnfi;  als  3Hd^ter  unb  Seüetrilien  ^ram  %  St^an^ 

the  Poei-Priest  of  the  South,  Sol^n  SBo^Ie 

OTWn^,  mi  Kar?  «.  Sablier,  ajhrfe.  9lnna 

Öonfon  Sorfe^,  ©eorge  i^tnrt)  9JliIe§  u.  %, 

S  i  t  e  r  a  t  u  r :  Ramsay,  Hist.  of  the  ün.  St., 
Philadelphia  1824;  Bancroft,  History  of  the 
United  States,  Boston  1834 ff.  u.  '6,,  beutfd^ 
2eiMig  1847—1854;  The  same,  History  of 
the  Formation  of  the  Constitution  of  the 
ün.  St,  New  York  1882 ;  Daniel  Rupp,  An 
original  History  of  the  Religious  Denomi- 
nations  in  the  ün.  St.,  Philadelphia  1844; 
totoj,  ®ef d^.  ber  golonifation  öon  5Rcu«gngIanb, 
Seipj.  1847;  $^.  ©c^aff,  «merifa,  Scrlin  1854, 
anb  9rt  9lorbameri!a  in  ^erjogd  Steal-ßnc^flo» 
pübie  X,  2.  auf!.,  Seipjig  1882;  J.  Gilmary 
Shea,  The  Catholic  (3hurch  in  the  United 
States,  New  York  1857 ;  The  same,  The  Ca- 
tholic Church  in  ColonialDays  1521—1763, 
New  York  1886;  The  same,  Life  and  Times 
of  John  Carroll,  New  York  1888;  The  same, 
History  of  the  Catholic  Church  in  the  ün.  St. 
frwn  1808  to  1843,  New  York  1890;  The 
Bune.  History  of  the  Catholic  Church  in  the 
Dn.St  from  1843  to  1866,  New  York  1892; 
Henry  Hudson,  The  Navigator,  London  1860 
(Bit  bem  99erid^t  Seragaano'S  199—288) ;  Navi- 
gatioii  par  le  Capitaine  Jacques  Cartier  aux 
fl«  de  Canada  (ed.  Avezac),  Paris  1863; 
C.  C.  Goss,  The  first  Century  of  American 


Methodism,  New  York  1866 ;  ®.  be  Sl^abrol 
SDie  religiöfe  ©efe^gebung  in  ben  93er.  &,,  m 

tuttler,  »atl^olifd^e  ©tubien  H,  3.  ^t%  1870; 
ichard  H.  Clarke,  Lives  of  the  deceased 
Bishops  of  the  Cath.  Church  in  the  ün.  St., 
New  York  1872 ;  ^o\.  ^.  %i)omp\on,  Äird^c 
unb  Staat  in  ben  SSereinigten  ^taaitn,  ^Berlin 
1873;  grandS  ^arfman,  SDle  Pioniere  granf- 
reid^  in  ber  bleuen  SBelt  (beutfd^  k)on  %t,  ikopp), 
©tuttg.  1875 ;  Sol&n  »edfer,  $)ie  l^unbertiäl^rige 
mtpühlxt,  «ugSb.  1876;  9t.  Saumgartner,  ftirc^e 
unb  Staat  in  92orbameri!a  (Stimmen  auS  Waria> 
Saad^  Xni  [1877],  42—69.  139-163.  328 
bis  343.  505—527;  XIV  [1878],  59—82. 
341—357.  511—523);  ®erf.,  SDaS  erfte  Sal^r- 
l^unbert  ber  fatl^ol.  ßir^e  in  ben  93er.  Staaten 
(Stimmen  auS  ÜJlaria-Saad^  XV  [1878],  117 
bis  133. 282—299. 360-374. 512—529;  fer- 
ner X  [1876),  18—42;  XXXVH  [1889],  329 
bis  347);  Collectio  Lacensis  m,  Friburgi 
Brisg.  1875,  1  sqq.;  Acta  et  Decreta  Conc. 
Plen.  Baltimorensis  lU,  Baltimorae  1886; 
Sop^uS  Shige,  ©efd^id^te  beS  3eitaIterS  ber  Snt- 
bedungen,  Serlin  1881 ;  H.  Harrisse,  Jean  et 
Sebastien  Cabot,  Paris  1882 ;  Claudio  Jannet, 
Les  Etats-Ünis  contemporains,  4®  öd.  Paris 
1888,  beutf^  t)on  SQBalter  ff ämpf e,  (Jfreiburg  i.  S. 
1893.  [M.  Saumgartner  S.  J.] 

^oxbhttttf^t  ^iffiou  ijt  bie  gebräud^Iid^e 
Seseid^nung  für  bie  Sl^ätigfeit,  »eld^e  bie  fatl^o« 
üf(^e  ffird^e  feit  ber  Stef ormation  in  ben  ))roteftan- 
tifd^en  ©ebieten  !Rorbbeutfd^IanbS  entttidelt  l^at, 
um  bie  bort  in  ber  3)iaS))ora  lebenben  ftatl^olifen 
bem  ©lauben  }u  erl^alten.  L  S)ie  (Sefd^id^te 
ber  norbbeutfd^en  IDliffton  Iö|t  M  in  t)ier  $erio> 
ben  eintl^eilcn.  1.  ®ie  erfte  berfelben  umfaßt  bie 
ßeit  bis  jum  toeflfälifd^en  griebcn  (1648).  gs 
ift  bie  3eit  beS  ffampfeS,  tt)ä|renb  beffen  ber  $ro« 
teftantiSmuS  auf  feinem  SiegeS}ug  in  92orbbeutfd^> 
lanb  an  mand^em  fatl^olifd^en  §^Ifen  mit  feiner 
2Jlad^t  ab})rante.  ®enn  fpäter  famen  —  3nfein  im 
ajleere  gleid^  —  eine  Sei^e  öon  fflöftem,  Äird^en, 
fird^lid^en  Stellen  u.  f.  m.  ^um  Sorfd^ein,  beren 
SefiJ  bie  fatl^olifd^e  flird^e  mitten  im  ^roteftan- 
tiSmuS  bel^auj^tet  l^atte  unb  mit  ^Berufung  auf  baS 
Wormalja^r  (f.  b.  «rt.)  fortpil^ren  burfte.  ©ie  ßr- 
l^altung  biefeS  Seft^eS  ift  ein  Shil^meSblatt  in  ber 
@$efd^i$te  iener  3eit  obfd^on  fpöter  unter  unglüdf- 
lid^en  Umftönben  SJlanc^eS  bat)on  toieber  verloren 
ging.  3ugleid^  mürbe  aber  aud^  ber  SSerfuc!^  nid^t 
unterlaffen,  burd^  frieblid^e  SKiffionStl^ätigfeit  öer« 
loreneS  (Sebiet  toieberjugeminnen.  93om  Snbe  beS 
16.  äal^rl^unbertS  an  lag  bie  Sorge  unb  fieihmg 
aller  biefer  Seftrebungen  bei  ber  })äi)ftlid^en  5Run» 
tiatur  in  Rbin,  meldte  ben  ganjen  92orben  (£uro))a'S 
iuriSbictioneD  ju  il^rcm  Sprengel  ^atit,  nad^bem 
bie  alten  93iSt^ümer  in  bemfelben  oemidf|tet  maren. 
SKit  ber  6rrid^tung  ber  Congregatio  de  Propa- 
ganda fide  burd^  $apft  ®regor  XV.  (1622)  fam 
biefcS  ®  ebiet  unb  ebenfo  bie  öerfd^icbenen  aKifftonS« 
öerfud^e  unter  beren  Oberleitung.  Sie  Eongrcqa« 


491 


9torbbeutf(J^e  ÜRiffion. 


492 


I 


tton  tl^eitte  in  i^ret  britten  @i^utig  betn  9htnttu§ 
u  Srüffcl  ©änemarl  unb  ^lottotqtn,  ber  polni« 
d^en  9lutitiQtur  Sd^meben  unb  bem  ftölner  9htn- 
tiuS  bic  aWifPonen  in  5Rorbbeutf d^Ionb  ju.  3n  bcm 
Ie|tgenQnnten  aRifftonSgebiete  mar  gamburg  ber 
erfic  ^la^,  an  bem  (1589)  eine  aRifjlonSjiene  er- 
rid^tet  toorben  roat,  äSkltgeiftlid^  ttne  OrbenS« 
priefter,  beJonberS  Sefuiten,  ©ominicaner  unb 
gfronciScaner,  ttmren  bie  erften  SRifiionare  in  Storb« 
beutfd^fonb.  allein  il^re  ganje  Xl^ötigfett  fonnte 
nur  in  größter  ^eimlid^teit  unb  unter  fleter  ®  efal^r 
für  ^rei^eit  uno  Seben  ausgeübt  tDerben,  meit  ber 
latl^olifd^en  SReligion  nirgenbS  bad  Siedet  }u  5ffent- 
lid^er  unb  freier  Uebung  gugeftonben  tDar.  99efon« 
bere  ^ilfe  leifteten  unter  fold^en  93er]^tniffen  bie 
latl^olifd^en  ©efanbten  an  ))rotef)antifd^en  ^öfen, 
benen  man  xAä^i  t^enoel^ren  fonnte,  fid^  einen  |)au8- 
geifilid^en  mitgubringen;  ein  fold^er  t)emu)d9te  im 
^el^eimen  ben  näd^ften  fiatl^oltfen  beiguftel^en. 

2.  Sie  )tt)eite  ^eriobe  ber  norbbeutfd^en  9Rif- 
fion  bauerte  Dom  n)eftfälifd^en  iJfrieben  bis  gum 
9tetd^3be))utation§]^auptfd^Iu|  (1648  bis  1802). 
3)er  anbert^albl^unbertidl^rige  ffampf  beS  $ro- 
teflantiSmuS  mit  bem  ffatl^oIiciSmuS  enbigte  ba- 
mit,  ba^  9iorbbeut{d^Ianb  im  großen  ©angen  pro« 
teftantifd^  blieb.  3m  SBeften  maren  freilid^  bie 
Territorien  ber  getftlid^en  Surften  Don  {fünfter, 
Rb\n,  $aberbom  unb  Xrier  rein  fatBoItf d^,  ebenfo 
im  öu^erftenOften  bie  ))0lnifd^enfianDe,  bagtotfd^en 
aud^  }erflreute  Gebiete  anberer  geifilid^en  unb  meß- 
lid^en  latl^olifd^en  S^A^ten.  Sl^arafteriftifd^  aber 
für  bie  3^t  ift,  ba|  faft  überall  bie  Territorien 
unb  Orte  confe{jionen  gefd^Ioffen  toaren.  2)ie| 
nmr  bie  gfolge  beS  jus  reformandi,  auf  meld^em 
))roteftantifd^e  toie  fatl^oltfd^e  dürften  gleid^  eifrig 
beftanben.  ÜRit  berfelben  3&^i0fsit  beanfprud^ten 
bie  proteftantifd^en  ^enen  bie  epifcopale  ®emalt 
über  alle  il^re  Üntert|anen,  fotoeit  nid^t  ber  toeft- 
fättfd^e  tJfriebe  unb  baS  92ormalia]^r  ^uSnal^men 
Dorfd^rieben.  Semgemö^  l^atten  bie  gerftreut  mol^" 
nenben  jf  atl^olüen  nur  ein  Siedet  auf  prioaten  ^auS- 
gotteSbienft,  möl^renb  fte  bem  ^arod^ialgmang  ber 
lerrfd^enben  Sonfefjion  unterftanben,  aQe  $aro- 
^ial^anblungen  t)om  proteftantif d^en  Pfarrer  t)or- 
nel^men  laffen  mußten  ober  toenigjtenS,  menn  auf 
bie  SSomal^me  ber  ^anblung  felbft  Dergid^tet  tt)er- 
ben  burfte,  bie  @toIgebü^ren  an  il^n  gu  begal^Ien 
l^atten.  Unter  fold^en  Umftönben  mar  eine  eigent- 
lid^e  @eeIforge  ober  gar  bie  ©rünbung  einer  €eel* 
forgerfteDe  in  fold^en  Territorien  faft  unmöglid^. 
©efd^al^  eS  bennod^,  fo  liefen  bie  ffatl^olifen  ftetS 
©efal^r,  bejtraft  ju  merben,  ba  fie  ben  93eftim« 
mungen  beS  meftföHfd^en  gfriebenS  unb  vielerorts 
nod^  ftrengeren  fianbeSgefe^en  entgegenl^anbelten. 
SJlitunter  freilid^  tourben  aud^  oon  ben  ^fürften 
Soncefibnen  gemad^t,  f  o  befonberS,  toenn  ber  regie> 
renbe  ffürft  felbft  conöertirte,  menn  lat^olif  d^e  ©ol- 
baten  unter  ber  SBebingung  freier  SteligionSübung 
S)ienft  nal^men,  unb  unter  dl^nlic^en  Umftönben. 
©0  befamen  aümölig  bie  größeren  @täbte  9iorb> 
beutfd^IanbS  fatl^oKfd^e  SKiffionen.  9lud^  begann 


nad^  unb  nad^  eine  größere  Simoanbenmg  Don 
fiatl^oliten;  befonberS  fud^ten  itoUenifd^  mnf' 
leute  bie  @töbte  mit  größeren  SRörlten  auf  wib 
mad^ten  ftd^  bort  anföfflg :  latl^olifd^e  @tubenten 
lamen  an  proteflantif^e  unit)erfUdten;  Sibeiter 
unb  SHenflboten  auS  latl^oßfd^  ftrmeren  (Stegen* 
ben  gogen  in  bie  frud^tbore  norbbeutfd^  (Ebaie. 
Sin  nid^t  geringes  Kontingent  )u  ben  SliffbmS' 
gemeinben  fteOten  aud^  bie  itolienifd^,  69|mif4at 
unb  fübbeutfd^en  Xonfünftier  unb  OpemfSnger, 
fomie  frana5ftfd^@d^uf)neler  beiberlel  @efd^Ie<|tS. 
—  SHef e  gmeite  ^eriobe  iß  meiterl^in  bobm^  ^« 
rafteriflrt,  ba%  1667  für  Storbbeutf^Umb  ein  eige* 
neS  apoftoIifd^eSSSicariatgebilbet  mürbe,  beffenerjie 
Xröger  SSalerb  aRaccioni  unb  ber  berfil^mte  2)&ne 
9KeIS  Stenfen  maren.  3m  3. 1709  mürbe  9qo- 
{Hno  @teff  ani^  ber  9if  d^of  t)on  @triga,  a)>o|bßf$er 
Sicar  t)on  9lorbbetüfd^lanb ;  )ugleid^  dber  taiaAt 
bat)on  ein  eigenes  SSicariat  beS  9{orben8  aboelrerott, 
meld^eS  bem  Sßeil^bif d^of  t)on  OSnabrüd  )upel.  S>ie 
l^auptföd^Kd^ften  SRiffionen,  bie  in  IRorbbeutfd^ 
lanb  um  biefe  3eit  blül^ten,  maren  Serlin,  Stettin, 
iJfranffurt  a.  O.,  ^aOe,  Seipjig,  S)reSben,  S>effau, 
Hamburg,  fiübedf,  99remen,  @d^IeSmig,  Sd^merin 
©tüdftabt  ^annooer,  SeOe,  Sraunfd^meig,  9BoI< 
fenbüttel,  ßmben,  fieer,  9loorben.  ®egen  Snbe 
oeS  18.  3Ql^^unbertS  fanfen  bie  meinen  in  ffym 
@eelen)a^I,  maS  im  Anfang  unfereS  Sol^ri^mtbertfi 
gunöd^^  nod^  meiter  fortbauerte. 

3.  Sine  neue  ^eriobe  beginnt  bann  für  bie 
norbbeutfd^e  SRiffton  mit  ber  napoleonifd^  3tit 
unb  bauerte  bis  1848.  3)urd^  bie  {toatßd^en  Um* 
mölgungen,  burd^  bie  ßinfü^rung  ber  frai^^fifd^ 
tSfreil^eitSibeen  unb  burd^  eine  Stetige  Don  ®efe|en 
^elen  bie  confefjionellen  @d^anfen,  mel^e  ber  mefl> 
fölifd^e  Sriebe  aufgerid^tet  l^atte.  2)ie  ftatl^olifen 
unter  ))roteftantifd^en  SanbeS^erren  mürben  frei, 
bie  URiffionen  namentlid^  unter  ber  meflfölifd^ 
^Regierung  gu  $arod^ten  unb  }um  Xl^eil  {hiafiid^ 
botirt.  ^uf  ber  anbern  Seite  aber  f d^Iug  bie  €&cu- 
larifation  beS  ßird^enguteS  aud^  ben  9Riffionen 
bie  l^örteften  SBunben,  inbem  bie  OueOe  ffix  i^ 
Soften}  bamit  jum  guten  Sl^eil  Demid^tet  mürbe. 
SHe  Jhiege  entoöRerten  bie  ©emeinben  nod^  vaäß; 
bie  S)otationSfa))itaUen,  meldte  im  Saufe  ber  3^ 
an  einigen  URiffionen  gefammelt  maren,  mud)en 
burd^  bie  oerfd^iebenen  @taatSbanferotte,  in  bereu 
SBertl^en  fie  angelegt  maren,  bedmirt ;  überhaupt 
trat  überaU  ein  »üdlfd^ritt  ein.  @elbfl  bie  3uri8- 
bictionSoerl^ältniffe  unb  bie  oberfte  Seitung  ber 
9Rif jionen  famen  in'S  ©d^manfen,  md)  alS  burdft 
bie  Derfd^iebenen  Soncorbate  aud^  l^ierin  cdCbnSKg 
eine  neue  Orbnung  gefd^affen  mürbe,  maren  bie 
Oberl^irten  junöd^ft  nid^t  im  Staube,  benüRifflonen 
mit  ber  n5t|igen  ffraft  jur  ^ilfe  }u  fommen.  3n 
SBejug  auf  bie  bifd^öflid^e  SuriSbiction  mar  eine 
Trennung  ber  einjelnen  ©ebiete  Dorgenommen 
morben.  S)er  größte  S^eil  ber  norbbeutfd^en  9Kf* 
fton  fam  an  bie  benad^barten  Sifd^öfe  als  Snü^iC 
il^rer  S)iöcefen.  Sigenttid^eS  URifftonSgebiet  blieben 
baS  If önigreid^  @ad^fen,  baS  gürftentl^um  9t^t 


493 


IRorbbeutfd^e  ÜRiffion. 


494 


nb  bcr  9lorbeiu  ^ierauS  aber  tourbe  für  ©ad^fen 

anb  %vfyäi  \t  ein  etaened  opoftolifd^eS  SBicariat 

gebilbet  (f.  b.  betr.  9lrti)  unb  ber  9te^  unter  bem 

Umm  Kotbbeutfd^  ober  92orbifd^e  URiffton  (Yic. 

aposi  miBsionum  sepieniaionalium  nuncupa- 

timm  in  Germania  inferiori)  ^ufammengefa^t. 

S&B&ifi  (1826)  {teilte  man  biefe  unter  bie  3uriS- 

bidüm  beftStf^ofS  t)on  ^berbom,  f^rei^erm  Don 

iebeinr-SBid^In,  ber  aber  burd^  fein  SiStl^um  f o 

inlnfpnt^  genommen  ttxxr,  bo^  er  bie  norbifd^en 

Stifjionen  nid^t  ein  einziges  ^I  befud^te  (ogl. 

SnöeS,  (Bcfdd.  b.  fatl^.  ©emeinben  )u  Hamburg 

nb  Wtona,  2.  Sufl.,  Sc^aff^aufen  1866,  288). 

9e^^  iDonte  ber  opofblifi^e  Stul^I  einen  etge- 

laSicot  fiirbie  norbtf d^e  SRiffion  ernennen,  ber, 

all  Stjd^f  i  p.  L  gemeil^t,  in  ^xnnburg  feinen 

6^  nehmen  foDte.  2)ie  @ad^e  fqeiterte  an  bem 

IKoerflanbe,  oeld^en  ber  proteftontifd^e  t^fanatiS» 

innS  load^ef  (f.  b.  9rt.  ^mburg  Y,  1479,  unb 

Saarent  YQ,  1519  f.;  ogl.  oudb  99rüdC,  @efd^.  b. 

M^  ftird^  in  S)eutf4I.  im  19.  ^0)1^.  U,  aRainj 

1889,  136  ff.).   3nfoIgebef[en  mürbe  für  dnft- 

loeilen  ber  (Senerdoicor  %,  Süpie  t)on  OdnabnidC 

Srnn  ^rooicot  ber  norbifd^en  SRifftonen  befteUt 

(1840)  unb  feitbem  blieben  biefelben  in  biefer  9Beife 

mit  bem  SiSt^um  OSnabrüd  t)erbunben  (f.  u.  U). 

—  5btr  mit  Stulpe  mürbe  in  biefer  3eit  ber  Seftmtb 

bcr  einzelnen  9Rif{ion8fleQen  erl^olten,  mo}u  be- 

fonberd  ber  3E(U)eriu8-3Riffbn8oerein  feit  1842  eine 

Summe  \^n%ob.  Steugrunbungen  lamen  in  biefer 

^ßeriobe  laum  t)or.  SBol^I  aber  geigte  fid^  um  baS 

3a(r  1848,  ba|  überall  in  ber  Siadpora  jf  atl^olifen 

jerfheut  mol^nten,  ba|  bie  Sintoanberung  berfelben 

feit  ben  Sfnil^dfriegen  beft&nbig  Angenommen 

fyxüt,  sugleic^  aber  aud^,  ba|  überall  bie  (öd^fte 

hxdßä^tflof^  l^rrfd^te  unbXaufenbe  t)on  ftotl^o* 

lifen  imb  beren  ffinber  an  ben  ^roteftantiSmuS 

Mrloren  gingen,  meil  e§  an  ßird^en,  @d^ulen  unb 

®ei{Ui(!^  fel^lte.  Sine  neue  S^\i  ixaä)  aud^  für 

bie  IRiffionen  in  9iorbbeutfd^Ianb  an  mit  bem 

oOgemebien  Suffd^mung  latl^olifd^en  fieben§  in 

3:^d^lanb. 

4.  SHefe  neuefte  $eriobe  in  ber  ©efd^id^te  ber 
noibbeutfdSien  SJtiffion  ift  d^arafteriftrt  burd^  bie 
großartige  X^ötigfeit  be§  SonifatiuSoereinS  (f.  b. 
irL).  9uf  ber  erften  ©eneraloerfammlung  ber 
ffot^oltfen  S)eutfd^Ianbd  1849  gegrünbet,  l^at  ber» 
fdbe  ^ier  bis  (Snbe  1892  über  500  ÜRiffionen  in'g 
&ben  gerufen  ober  unterftü^t  unb  gegen  18  9){il« 
Ronen  Warf  für  fle  gefammelt.  3n  ber  furjcn  Seit 
oon  42  Solaren  if!  burd^  beffen  SBirlen  ^cl^nmal 
ne^  in  biefer  Wiffionerreid^t  loorben,  als  in  ben 
brei  3ol^r]^unberten  oorl^er.  Slber  in  bemf elben  S3er> 
^Itni^  1^  aud^  ba§  99ebürfniß  ftd^  gefteigert.  @eit 
bcr  Vftiht  beS  Sa^rl^unbertS  l^at  bie  Sinmanberung 
Mm  ffotl^oßlen  in  baS  ®ebtet  ber  norbbeutfd^en 
SKffion  in  einer  Sßeife  }ugenommen,  für  meldte 
■an  ouS  früherer  3eit  feinen  ^Dlalftab  finben  fann. 
tAi  mtfblü^nbe  beutfd^e  ^nbuftrie,  bie  S^^^^' 
nbenfabrilation,  bie  S^isügigfeit,  bie  fieid^tigfeit 
bd  XeifenS  unb  $erf e|rd,  für)  aUe  mobemen  $er- 


l^öltniffe  l^oben  ba}u  beigetragen.  Sie  URifd^ung 
ber  Sonfeffionen  in  92orbbeutfd^Ianb  gel^t  fletig 
meiter,  unb  bie  alk  confefftoneQe  ®efd|loffenbeit 
befielet  factifd^  nur  nod^  in  toenigen  ©egenben; 
red^tlidb  ift  fte  nirgenbd  mel^r.  3Ran  fann  fid^  eine 
93orfieUung  oon  ber  3una|me  ber  norbbeutfd^en 
S)ia8porafatboIifen  mad^en,  toenn  man  Serlin  ^um 
9Ra|ftabe  nimmt,  baS  je^t  ettoa  150000  ffatbo* 
lifen  )ö()lt;  im  SiegierungSbesirf  SJlerfeburg  ift  oon 
1845  bis  1890  bie  ffatl^olifenda]^!  Oon  1790  auf 
30  000  geftiegen.  iBon  1885  bis  1890  ift  in  ben 
^auptfäd^lid^ften  preugifd^en  S)iaS))ora))rooin}en 
eine  Sunal^me  oon  167  000  ffatl^olifen  conftatirt, 
in  Serlin  aUein  oon  35000,  in  @ad^fen  oon 
25  300.  SDie  Sal^l  ber  fatl^olifd^en  Sd^ulfinber 
in  $reu|en,  meldte  oon  nid^tfatl^olifd^en  fiel^rem 
unterrid^tet  merben,  betrögt  nad^  neuefter  3ö^Iung 
154668,  mobei  bie  @imultanfd^ulen  eingered^net 
ftnb;  oon  biefen  abgefe^en,  bleiben  immer  nod^ 
55367,  unb  biefe  fommen  auf  bie  SiaSpora. 
2)arauS  ergibt  ftd^,  mie  groß  nod^  baS  Sebürfniß 
nad^  JKrd^  unb  @d^ulen  in  ber  norbbeutfd^en 
SDiaSpora,  unb  mie  groß  bie  Slufgabe  beS  93oni* 
fatiuSoereinS  ift.  6in  Slbf d^Iuß  biefer  Oierten  ßpod^e 
ber  norbbeutf  d^en  9Rif  fton  fann  erft  eintreten,  menn 
biefe  Sluf gäbe  gelöst  ift. — 2)aS  ©enauere  in  93e}ug 
auf  bie  einjelnen  ®ebiete  ifl  in  ben  betr.  Srtifeln 
ju  finben  (ogI.b.9lrtt.  Sremen,  ^mburg,  SWedtten« 
bürg,  ^ommem  u.  f.  m.).  (Sine  SarfteKung  ber 
norbbeutfd^en  SJtiffton,  lebod^  tenbenjiöS  gefärbt, 
gibtSRejer,  SDie  ^ropaganba,  il^re  ^rooinjen  unb 
i^r  SRed^t  H,  ©ötttngen  1853,  248  ff.  507  ff. 
93gl.  außerbem  SBofer,  ®efd^.  ber  norbbeutfd^en 
fJranriScanermiffton,  greib.  1880;  ©erf.,  ®efd^. 
ber  fatl^ol.  ßird^e  unb  ®emeinbe  in  ßannooer  unb 
Kelle,  ^aberbom  1889;  ferner  bie  ®örreSOercinS« 
fd^ri^cn:  SGBofcr,  9luS  norbbeutfd^en  ÜRifponen  beS 
17.  unb  18.  Sal&rbunbertS  [1884]:  ®erf.,  9tuS 
ben  papieren  beS  furpfäljifd^en  SRinijlerS  9tgo« 
ftino  ©teffani  [1885];  ®erf.,  «goftino  ©teffani, 
Sifd^of  oon  ©piga  [1886];  $ieper,  ®ie  fpropa« 
ganba-Songregation  unb  bie  norbifd^en  URiffionen 
im  17.  Sa^r^unbert  [1886].) 

II.  ®ie  oben  3.  ermöl^nte  norbbeutfd^e  9Rif« 
fion  im  engem  ©inne,  bie  fogen.  5Rorbifd^en 
9Riffionen,  umf offen  nad^  bem  je^igen  Se« 
ftonbe  baS  ®ebiet  oon  beiben  SKedflenburg,  §am« 
bürg,  fiübed,  Bremen,  baS  gfürftentl^um  ©d^aum- 
burg«ßippe,  fomie  bie  Pfarre  6utin  in  Dlben« 
bürg;  baju  nod^  bie  a))oftolifd^e  fßrüfectur  Oon 
©(^lesmig^^olftcin  (©önemarf  ift  feit  1869  als 
felbftönbigc  apoftolifd^c  ^röfectur  abgetrennt). 
®ie  SuriSbiction  über  biefe  ®ebiete  ift  mit  bem 
99ifd^offtu]^le  oon  OSnabrüdC  bauemb  oerbunben. 
®er  Seftanb  an  Äatl^olifen  mürbe  im  3.  1888 
(f.  ©^ematiSmuS  ber  römifd&«fat]^olifdf|cn  Äird^e 
beS  ©eutfd^en  SReid^eS,  greiburg  1888,  253)  auf 
ca.  42500  angegeben,  für  meiere  37  SRiffionS- 
pricfter  tl^atig  loaren  (©d^cmatiSmuS  258).  9tud& 
flloftcrfd&meftem  finben  fid&  in  ^ofpitälem  unb 
Äinberbemal^ranftalten  ber  größeren  ©tobte  (©d^e« 


495 


9lorbl)ol. 


496 


matiSmuS  259).  3)er  Sutoad^  ber  Ie|ten  äal^r« 
ul^nte  jetgt  fid^,  toenn  man  beifpieldtoeife  bamit  bie 
Angaben  Don  @cl^u(te  (Status  dioecesium  etc., 
Gissae  1866,  153)  t)ergleid^t.  [SBofer.] 

^rorbyot,  «pofiolifd^e^röfectur.  3m 
S)ecember  1854,  oIS  $apfl  $iu8  IX.  ftd^  eben 
bamit  befd^äftigte,  aud^  ben  nörblid^ften  Siegionen 
ßuropQ^d  unb  ^merüa'd  baS  Soangelium  t)erfün> 
ben  }u  (offen ,  erbot  ftd^  ber  ruffifd^e  SonDertit 
©rof  @tep]^n  2)iunfotDdK  (geb.  1821.  ju  9tom 
conDertirt  1845),  eine  SrfunbigungSreife  in  biefe 
©egenben  }u  untemel^men.  Sr  mürbe,  toit  t)on 
ben  Semol^nem  StonoegenS,  fo  oud^  t)on  ben  Sapt)- 
länbem  auf  bad  ^Qerbefte  aufgenommen;  aud^ 
olle  meiteren  Srfunbigungen,  bie  man  über  ben 
ßbotafter  unb  bie  gute  Stimmung  fotool^I  ber 
iBöRerfd^aften  ate  ber  OrtSbe^örben  eingejogen 
^atte,  bered^tigten  }u  ben  fd^önften  Hoffnungen  auf 
eine  erfolgreid^e  2Bir!{am!eit.  ^e^l^Ib  mürbe  burd^ 
SDecret  ber  Ißropaganba  oom  3.  Secember  1855 
bie  neue  ^räfectur  ber  ^lorbpotregionen  (Prae- 
fectura  Poli  Arctici)  errid^tet  unb  burd^  Srüö« 
rung  beS  l^eiligen  SJaterS  Dom  5.  S)ecember  1855 
unter  ben  @d^u^  ber  l^eiligften  ^erjen  Sefu  unb 
9Rariö  gejieUt.  i)\t  $räf ecüir  umfaßte  auf önglid^ 
baS  fd^meoifd^e  unb  normegifd^e  fiapplanb,  bie 
Sforöer,  SSIanb,  ©rönlanb  (f.  b.  Srtt.)  unb  ben 
nörblid^ften  X^eil  ^Imerifa'S  oon  ber  SaffinS- 
bai  bis  5ur  3nfel  aRelDiÜe.  2)urd^  S)ecret  ber 
^ropaganba  oom  16.  Tlooember  1860  fomen 
bonn  aud^  bie  Sl^etlanbS*  unb  Orfne4>3nfeIn 
im  92orben  Sd^ottlanbd  bagu.  ß^malS  l^otte 
bie  lat^olifd^e  IKrd^  blfib^nbe  ©emeinben  in  bie- 
ten ©egenben,  beren  Sefel^rung  bi§  in  baS  9. 2to]^r« 
^unbert  (inaufreid^t.  2)ad  f^mebifd^e  Sopplanb 
ge^rte  jum  SrgbiSt^um  Upfala,  baS  normegifd^e 
pm  SrgbiStl^um  9Hbarod  (f.  b.  %rt.2)ront]^eim); 
bie  ^ätbtt  bilbeten  ein  eigene^  Stdt^um;  3§> 
lanb  mar  in  bie  gmei  SBid^ümer  ®faIl^olt  unb 
^olor  getl^etlt;  ouf  ©rönlanb  beftanb  baSSBiS« 
tbum  @arbe  unb  für  bie  Orcoben  unb  Sl^etlanbS« 
Snfeln  bad  SBiSt^um  AirfmaU.  Mt  biefe  bifd^öf- 
lid^  @i|e  gingen  sur  3eit  ber  Sieformation  unter, 
unb  mit  i^nen  oerfd^monb  ber  JfatboIicidmuS  auS 
biefen  ©egenben  bid  auf  unfere  Sage  (og(.  Sin« 
nalen  ber  ^Verbreitung  bed  ©laubenS,  Strasburg 
1861,  272  ff.).  S)er  jum  erjlen  apoftolifc^en 
^räfecten  ernannte  ©raf  S)iunIomdfi  fd^rieb  om 
25. 9iugufi  1856 :  ^SBor  einem  l^alben  Sa^re  l^tit 
id(|  nod^  feine  $rie^er,  ic^  mar  allein  an  ber  Ar- 
beit mit  bem  boppelten  auftrage,  fomol^I  bie  fönf 
ebemaligen  93idt^ämer,  au8  benen  unfere  ^räfectur 
beilegt,  mieberber^ufteOien,  als  aud^  bie  Serfünbi- 
gung  bed  ©laubenS  bei  ben  in  ben  neu  entbedten 
^iorBpoHänbem  lebenben  6§fimoS  an^ubabnen. 
34  ^f<^^  ^^  beftimmte  ©elbmittel  gur  9lu§» 
fübrung  biefeS  $IaneS,  nod^  anä^  bie  ©emi^beit, 
ha^  id^  als  Siifftonar  in  irgenb  einem  Sb^i^  beS 
mir  untergebenen  ©ebieteS  merbe  oorbringen  fön> 
nen.  @S  gab  feine  ffatbolifen  in  biefen  ©egenben. 
bie  pitüeicbt  me^r  alS  eine  SiiUion  Sinmobner 


sohlten,  aud^  feine  iNrd^,  fein  $farr^ouS,  fein 
Seminar,  feine  Unterp^ng  irgenb  meId(Hnc  Sd, 
feine  in  ber  fianbeSfpradde  gd)ru(tten  (fatboHfd^) 
99ü(ber;  nirgenbS  jeigte  fid^  au4  nur  ein  @d^atten 
t)on  Hilfsmitteln  ober  Anlagen  ju  fird^Iid^  Snt- 
midSung."  S)agegen  fyüit  er  nad^  einem  Ibolben 
Saläre  in  Sapplanb  f(|on  fieben  SRiffumore  )nr 
Seite,  gmei  l^öljemc  ftird^  nebfl  )mei  tragbaren 
fiapeDen,  eine  binreid^enbe  SBol^nung  w&  ben 
Anfang  eines  Seminars  mit  oiec  3j3^ingen  (in 
SItengaarb);  aud^  mar  ein  ffated^SmuS,  eine 
Sontrot)erSf^rift  tmb  ein  ©ebetbud^  in  ber  Sanbtil- 
fprad^e  gebrutft  (^nnalen  1857,  231  ff.).  9iad^ 
bem  fo  im  normegifd^en  Sapplanb  bie  erjte  (vob 
H<utpt-)  SRifftonSftation  gegrünbet  mar,  bie  aud^ 
t)om  ©ouoemeur  anerfannt  mürbe«  ging  Sfnn^ 
fomsfi  baran,  bem  in  9iom  er^tenen  Snftroge  g^ 
mag  nad^  unb  nad^  aucb  inäSIanb,  auf  benSfäxöem, 
in  ©rönlanb  unb  in  ben  amerifanif(^  ©ebieten 
beS  ^otarfreifeS  ä^nlid^e  Süeberlaffungcn  }u  griin- 
ben.  93iS  1859  maren  jmei  meitere  Stationen  er« 
rid^tet:  bie  eine  auf  SSIanb  leitete  ber  apoflolifd^ 
S3icepröfectSemarbuS99emarb,  bie  anbere  Station 
auf  ben  göröem  marb  bem  belgif eben  $riefhr  Sam 
berftraeten  anoertraut.  SDiuntomSfi  »erlief  bieSlif- 
fu)n  1866.  ßr  mar  in  ein  unerlaubtes  Serböltnt| 
geratben,  fe^rte  inf olgebeffen  nacb  ^ßeterSburg  ui- 
rüdC  unb  fc^Iog  fid^  ber  gried^ifcben  ffird^  midber 
an.  ^itt  mürbe  er  balb  ÜRitglieb  ber  (eiligen  Squ« 
obe  unb  ber  SRiffionSgefeOfd^ft.  Sr  ffarb  nad^ 
langer  Jhanfl^  1870  (f.  Sal^urger  ftirdbenttg. 
1870,  110).  Sein  Siad^folger  in  ber  $röfednr 
mürbe  ber  SHcepröf ect  SernarbuS  Semarb,  todS^ec 
bie  ganse  ÜRiffwn  bis  1869  leitete;  in  biefem  Sabre 
mürbe  er  apoftolifcber  $röfe€t  oon  Slormegen.  £S 
fanben  ftd^  ba  mit  bort  fcbon  jablreid^  ©ruppen 
oon  Sieubefebrten;  bie  tbeilS  proteflantifd^,  tbeflS 
beibnifd^  SeDößerung  jeigte  überall  eine,  menn 
aud^  nicbt  }utraulid^e,  bod^  menigilenS  moblmidtenbe 
©eftnnung  gegen  bie  SRiffionare;  biefelben  bmntoi 
ibr e  tJforf  ddungSr eif en  in  ber  Stunbe  bis  auf  eine  (Ent- 
fernung t)on  60  Stunben  oon  ibrer  ^ouptnidHnr- 
laffung  fortfe^en,  obne  auf  irgenb  eine  fetnbfelige 
^Begegnung  ju  flogen.  3)ie  SBebörben  felbfi  f^tot 
ber  SluSübung  ibreS  b^üigen  ^mteS  aud^  fein  »in* 
bemig  in  ben  SBeg  (Vnnalen  1860, 197),  nnb  büfe 
fcbmierige  Siiffton  gelangte  balb  )u  einer  getmfflEn 
Slüte,  mürbe  aber  1869  alS  $röfectur  beS  %otb- 
poIS  aufgeboben,  be^ie^ungSmeife  bie  einzelnen 
Sbeüe  berfelben  anberen,  neu  errid^teten  ^Pköfec« 
turen  sugetbeilt.  Unter  bem  29.  3uli  1868  maib 
nömlid^  Sanemarf  ^u  einer  $rafectur  erboben  imb 
Siormegen  oon  bem  apoftolif eben  Sicariate  Sd^me* 
ben  als  felbftönbige  ^röfecmr  abgejmeigt  (Es 
fd^ien  nun  befier,  bie  ju  biefen  Seiten  gcbörigen 
93eftanbtbeile  ber  btSberigen  ^röfectur  beS  Siorb* 
polS  ben  neuen  "^röfecturen  ju^umeifen.  ^Mm 
;  mürbe  burdb  Secrct  ber  $ropaganba  Dom  2.  9Rat 
;  1S69  (publicin  am  17.  ^uguft)  bie  $rafeäur  bcS 
I  'JiorbpolS  als  aufgeboben  erüärt.  £aS  normegifd^ 
Sapplanb  fam  ^ur  neuen  $räfectur  SioriDcgen, 


497                                      giorfolf  —  Kormaljal^r.  498 

Mi  f^vcMid^jutm  at)of}i)Hfd^iBtcariat  Sd^toe-  probe  ber  ftrengftenllnterfud^ung  ]^ert)or.  S)enen- 

ben  (f.  b.  Srt  Sappen  YII,  1432) ;  bie  bönifd^en  ungead^tet  fe^te  ber  ©ro^inqutiUor  t)on  Spanien 

^fpjsmgen  bagegen,  nömlid^  bie  f^öröer,  ®rön*  baSfelbe  lange  nad^l^er  (im  3. 1747)  in  ben  3nbe£ 

knb  unb  3timib,  mürben  §ur  neuen  Ißröfectur  ber  verbotenen  99üd^er.   S)arüber  befd^toerte  ftd^ 

Umad  (f.b.«rt.  m,  1318  f.)  gefd^lagen;  bie  im  3. 1748  SBenebict  XTV.  in  einem  ©d^reiben 

lörbli^cn  ®ebiete  @d^ottIanbS,  nämlid^  bie  @raf>  (f.  baSfelbe  im  „Staif^oliV  1884, 1, 181  ff.)  on  biefen 

ii^it  Sait^el,  bie  Orcaben  unb  Sl^etlanbS'  Snquifttor;  berfelbe  ad^tete  jebod^  nid^t  barauf, 

jifeln,  umrben  einem  opoflolifd^en  ^röfecten  tool^t  aber  annuQirte  fein  92a^f olger  im  3*  1758 

nter  bem  apofbtifd^en  Sicar  bed  92orbbe)ir!§  t)on  baS  betreffenbe  SDeaet.  9uger  ber  ,,!ße(agianifd^en 

S^ottkmb,  bestt).  feit  1878  bem  SBifd^of  Pon  9lber>  ©efd^id^te''  ftnb  f olgenbe  @d^riften  t)on  92ori3  er- 

btts  am>ertraut;  ^olaromerüa  enblid^,  b.  i.  bie  mä^mingdtoürbig :  1.  Dissertatio  historica  de 

jiMn  ber  SSfimoS,  92eu>SumberIanb  :c..  Ober*  synodo  quinta  oecumenica;  2.  Vindiciae  Au- 

(noba  einüctleibt  (93gl.  nod^  Notices  sur  les  gustinianae  (biefe  beiben  Sd^rtften  }ufammen* 

Xissions  de  Pole  Arctique,  Bmxelles  1861 ;  gebrudCtmitberHistoriaPelagiana);  3.  Disser- 

Wemer,  Orbis  terr.  cailiol.  86  sq.)    [9ie]^er.]  tatio  de  Uno  ex  Trinitate  in  came  passo ; 

Ifoffttt,  Sorbinal,  f.  ^omarb.  4.  Apologia  monachorum  Scythiae,  ab  Ano- 

9#ris,&einrid^,  O.S.Aug.,eintüd^tiger9r*  nymiscrupulisvindicata;  5. Anonymi scrupoli 

(|öoIogeuiioS)ogmen^i^ri!er,  n)arbim3. 1631  circa  veteres  Semipelagianorum  sectaiores 

ji  Serona  auS  einer  urfprünglidl^  irlänbifd^en  evulsi  et  eradicati;  6.  Besponsio  ad  appen- 

Somilie  geboren.    @ein  Spater  Wesonber,  ein  dicem  auctoris  scrupulonun;  7.  Besponsiones 

^tPoriler,  forgte  frül^^eitig  für  bie  SuSbilbung  ber  tres  etc. ;  8.  Somnia  Francisci  Macedo  etc. 

leiten  Xaktdt,  meldte  er  an  feinem  ©ol^ne  be»  (Dgl.  b.  ^rt.  Wacebo) ;  9.  Annus  et  epochae 

■cdte.  3)iefer  ffatbirte  guSUmini  unter  ber  Sei-  Syro-Macedonum;  10.  De  duobus  nummis 

ina  ber  Sefuilim.  99alb  jeigte  fid^  bei  il^m  eine  Diocletiani  et  Licinii  diss.  duplex;  11.  Pa- 

pB<  SorfiÄe  fflr  baS  Stubium  ber  Sater,  be«  raenesis  ad  Patrem  Harduinum.  ($atte  fd^on 

\otäM  beS  1^1.  SugufünuS ;  biefe  toax  eine  ber  frül^er  Sarbinal  92ori§  bie  Sstratmgangen  biefed 

Uzfo^en,  toeld^  il^inbenOrbenber^ugufliner-  Sefuiten  in  mel^reren  feiner  @d^riften  geragt  fo 

fecembcn  führten.  Seinmiffenfd^aftlid^erStuf  brang  tl^ut  er  bie|  in  ber  (e^termö^nten  @d^rift  auf  eine 

Sbcn  Cl^  beS  OrbenSgeneralS  unb  betoog  bie-  gang  befonberS  fröfttge  SBeife,  mie  benn  9iori§ 

,  i^  na4  Kom  ju  rufen.  92oriS  mu^te  nun  in  ben  (Jfeberfrieg  liebte  unb  nid^t  befonberd  glimpflid^ 

•etfil^iebenen  ^ftufent  feinet  OrbenS  baS  fie^ramt  mit  ben  ad^tbarften  ®egnem  oerful^r,  toenn  fie  fein 

Mfe^;  ber  treffHd^  Srfolg,  momit  er  biefeS  Sßiffen  nid^t  gebül^renb  anerfannten.)  12.  Ceno- 

tißi,  ticranla|te  ben  ®ro|]^^g  Don  Xodcana,  taphia  Pisana  Caii  et  Lucii  Caesarum.  S3on 

itn  in  feinem  Zoologen  ju  M^ltn  unb  il^m  im  9iori§^  Historia  Pelagiana  l^at  man  eine  Sötoe- 

3a^  1674  ben  Sel^r^l^I  ber  ßird^engef d^ic^te  an  ner%[u§gabe  OomSal^re  1702,  bie  nod^  anbere 

ber  Unioerfttöt)u$ifa5U  übertragen,  nad^bemil^n  l^iftorifd^e  S)iffertattonen  t)on  il^m  entl^ölt.  @ine 

{Büor  SIemend  X.  }um  Dualiftcator  bed  l^eiligen  ©efammtauSgabe  feiner  SBerfe  erfc^ien  ju  SSerona 

Officium«  auSflom  befümmt  l^tte.  ®a393i§t^um  in  4  goliobänben  öon  1729—1732,  ein  fünfter 

$ißoia  l^e  er  auSgefd^Iagen,  um  nid^t  au§  feiner  !Banb  (Mantova  1741)  enthält  bie  Istoria  delle 

vi^enfd^aftiid^X^gfeit  l^erauSgeriffen  jumer*  investiture  delle  dignitä  ecclesiastiche  unb 

ben.  3m  3. 1692  marb  er  Don  3nnocen5  XII.  204  Briefe  über  gelehrte  ©egenftönbe.  ^bbrudte 

ym  Sibliot^far  ber  oaticanif d^en  Sibliot^ef  unb  einzelner  SBerfe  finb  öfter  Deranftaltet.  9itd^t  ju 

1695  Iran  Sorbinal  ernannt,  ffurg  ^uoor  l^atte  er  (äugnen  ift«  ba^  ftd^  in  ben  SBerfen  beS  6!arbinalg 

am^  baS  9mt  eines  SonfuItorS  bei  ber  3nquifition  9iori3  manche«  finbet,  baS  gu  extremen  SReinungen 

erhalten,  unb  im  3. 1697  erl^ielt  er  ben  Auftrag,  hinneigt.  Slud^  ift  bie  ^eftigfeit,  mit  meld^er  er 

an  ber  Serbefferung  bed  ftalenberd  mitzuarbeiten,  feine  Slnftd^ten  oertl^eibigt,  nid^t  immer  ein  93etoei§ 

Kit  bie^  Srbeit  fonnte  er  fid^  jebod^  nid^t  lange  für  bie  älid^tigfeit  berfelben.    Ueber  bie  fpötere 

beff^fttgen ;  er  erlitt  balb  bie  erften  Slnf öUe  einer  Schola  Augustiniana  Norisiana  f.  b.  %xt  9lu» 

m^eiibartn  SBafferfud^t,  meld^r  er  im  3. 1704,  guftiner  ©d^ule,  oben  I,  1667  ff.  (Sgl.  Moroni 

78  3a^  alt,  erlaa.  SDie  2Biffenfdftaft  betrauerte  XLVm,  103  sgg. ;  Hurter,  Nomenclat.  lit. 

bcB  Serlufl  eine«9Ranned  Don  fel^r  lebenbigem  II,  ed.  altera,  Oenip.  1893, 827  sqq.;  ogl.  360; 

Seifte,  gro^  SrbeitSfraft  unb  einem  glüdRt^en  9{eufd^,2)er3nbes  ber  verbotenen  99ü(^er  II,  IBoun 

«ebäi^ffe.  S)ie  erpe  grud^t  feines  »iffeufd^aft-  1885,  671  ff.  832  ff.)                       [®üj.] 

^m  Siferd  nxir  bie  Historia  Pelagiana  (ge«  ^SÜomtaQaQi:  (annus  decretorius)  toirb  ba§ 

bnbiu  gfloren^  1673),  meldte  Diele  Slnfed^tungen  3a^r  1624  genannt,  meil  eS  Don  ben  ^aciScenten 

hab;  bie  3efuiten  erüörten  il^n  gerabe^u  beS  3an-  beS  toeftfälif^en  gfriebenS  al§  entfd^eibenber  Ser* 

kntmift  Derböc^tig.  68  erfd^ien  eine  Wenge  Don  min  bel^ufS  ^Regelung  oerfd^iebener  ftaatsfird^lid^en 

S^^ciftcn  gegen  Ü^,  auf  n^eld^e  er  aud^  antn)ortete.  SBerl^öItniffe  in  S)eutfd^Ianb  angenommen  tourbe. 

3)cr  Streit  entgünbete  fid^  berma^en ,  ba|  er  Dor  SDie  im  ^affauer  Vertrag  unb  im  ^ug§burger  9^e« 

balZrifomaIber3nqutfttion  gebrad^tn)arb.  3n«  ligionSfrieben  auSgefprod^ene  SRed^tSgleid^l^eit  ber 

bcffen  ging  baS  ffierf  unDerfe^rt  au3  ber  geuer*  reid^Sunmittelbaren  @tönbe   in  SteügionSfad^en 


499 


IRormannen. 


50O 


tourbe  im  tt)ejifänfd6cn  grfeben  («rt.  V,  §  1)  rcid^ 
grunbgefe^Iidd  anerfannt;  ebenf o  tourbe  b^n  reid^S» 
unmittelbaren  @tönben  bad  jog.  IReformationdred^t 
ofö  eininber  XerritoriaD^ol^eitmur^elnbedunb  burd^ 
gemeines  9teid^§]^er!ommen  gebilltgted  Siedet  gefe^- 
Itd^  5uge[tanben  (q.  q.  O.  §  30).  2)iefe8  Sie^t 
fönte  jebod^  nid^t  gonj  miUfürlid^,  fonbem  nur 
nad^  befttmmten  S3orQU§fe^ungen  ausgeübt  merben 
fönnen,  bamit  nid^t  etma  burd^  bie  }ufönige  3u' 
gel^örigfeit  be§  fianbeSl^erm  ju  einer  anbem  Son» 
feffton  ober  burd^  ben  SBed^fel  berfelben  fortmöl^- 
renb  ber  red^tlid^e  SBeflanb  in  Sejug  auf  bie  „^t' 
UgionSäbung  ber  Untertl^anen''  in  ^f^age  gefieüt 
mürbe.  IDlan  ging  l^ierbei  nömlid^  nid^t  t)om@tonb- 
punlte  bed  Sted^ted,  fonbem  t)on  bem  be§  factifd^en 
SBeft^ftanbeS  auS,  unb  eS  mürbe  beftimmt:  1.  2)ie 
proteftantifd^en  Untertl^anen  latl^otifd^er  SanbeS- 
^erren  unb  umgefel^rt,  meldte  fid^  in  irgenb  einem 
Seitpunfte  be§  Sal^reS  1624  im  tl^atföd^Ud^en 
9efi^  einer  öffentlid^en  ober  ))rioaten  SteligionS- 
Übung  befunben  l^aben^  f ollen  in  biefem  sBefi^- 
tanbe  aud^  für  bie  ßufunft  belaffen  ober  in  ben» 
elben  mieber  refiituirt  merben  (a.  a.  O.  §  31  unb 
32).  2.  S)enj[enigen  SonfefftonSgenoffen,  meldte 
im  3.  1624  feinen  Sefi^ftanb  l^atten,  foO  baS 
fd^on  im  SlugSburger  SleligionSfrieben  gemöl^rte 
iRed^t  ber  ^udmanberung^  meldte  ber  SanbeSl^err 
unter  Stefpectirung  il^rer  liegenben  ®üter  befel^Ien 
fann,  neuerbingS  gemö^rleiftet  fein  (§  30  unb  36). 
3.  SSBenn  ein  fianbeS^err  bie  Untertl^anen  einer 
anbem  Sonfeffu)n,  meldte  im  9lormaIjia]^r  leinen 
99efi^fianb  l^tte,  bulbet,  fo  mug  er  bmfelbm  un» 
gefd^mölert  baS  Siedet  ber  |mu§anbad^t  gema^ren, 
fle  ben  ©otteSbimft  il^rer  gonfeffion  in  ber  "Staä)' 
barfd^aft  befud^m  (äffen  unb  geftatten,  ba^  il^re 
jhnber  auSmörtS  ober  burd^  ^auSlel^rer  unter» 
rietet  merben  (§  34).  4.  C^infid^tlid^  ber  ®üter, 
jf ird^en  unb  S^ulgeböube  foll  ber  factifd^e  iSeft^* 
ftanb  am  1.  Sanuar  1624,  bem  fogen.  92  or» 
maltag,  für  bie  3ufunft  aud^  red^tlid^  mag- 
gebenb  fein,  fo  }mar,  bag  ein  geiftlid^er  Steid^d- 
ftanb,  melier  bie  Sonfef^on  me^feU.  infolge  bed 
fd^on  im  Steid^Sfd^Iug  Don  1555  aufgefteuten  Be- 
servatum  ecclesiasticum  ba§  fraft  f eineS  SImteS 
innegel^abte  jhrd^engut  ber  Sonfeffton,  meiere  er 
öerlägt,  l^erauSjugeben  l^at  (§  14  unb  15).  — 
S)iefe  Siegelung  bed  SSerl^öItniffeS  smifd^m  ben 
brei  Konfeffionen,  bie  in  S)eutfd^Ianb  feit  ber  SRe» 
formation  factifd^  }ur  ©eltung  gelangt  marm,  ifi 
eine  burd^aud  fünftlid^e.  @te  fie^t  t)on  ber  Sted^tS» 
frage  gän^Iid^  ah  unb  beml^t  auf  millfürlid^  an» 
genommenen  t'^atföd^Iid^en  Soraugfe^ungen.  S)a8 
^rinci})  ber  SBa^Ifreil^eit  in  Setreff  ber  Konfef fion, 
fomeit  ed  bie  SluSübung  innerl^alb  eines  Terri- 
toriums Betrifft,  fommt  nid^t  jur  ©eltung ;  nur 
ämmebiatftänbe  l^aben  baS  9ted^t  freier  SieligtonS» 
mal^I.  99ei  ben  93er]^anblungen  l^attm  bie  ffatl^o- 
lifen  baS  äal^r  1629,  meld^eS  il^nen  günftig  mar, 
Dorgefdftlagm,  bie  ^roteftanten  il^rerfeitS  1618. 
@ine  Einigung  mar  nid^t  ju  erzielen;  beg^alb 
tüurbe  fd^Iiep^  baS  3KitteIja]^r  1624  als  annus 


decretoriuB  gum  ißad^l^  ber  ffatl^olüm  fefl- 
gefe^t.  3n  biefer  9norbnung  i{}  bie  OueHe  bcS 
@imuItaneumS  in  2)eutfd^Ianb  unb  no4  m^t  bie 
Duelle  ber  fielen  SteligionSbefc^metben  in  ba 
tJolgeseit  au  fud^  [SMenborfet.] 

^otmanuen ,  b.  1^.  IRorbmänner,  loar  )itec|i 
im  Mgemeinen  bie  99e}etd^nung  für  bie  fdtmofpm 
ber  ffanbinat)ifd^m  |)albinfel  (f.  b.  Sri  @d^tDcbeii). 
änSbefonbere  aber  feigm  fo  bie  auS  @fanbtnalrten 
auSgel^mben  ffriegerl^ufen,  meU^  befonbetS  feU 
bem  9.  äal^r^unbert  bie  9lorbIüflen9mtteIeitn>pa'fi 
mit  il^rm  9laub}ügen  beimfudbten  unb  an  einigen 
©tellm  eine  bauembe  ^errfd^f t  begrünbeten.  %ä 
ber  ©efd^id^te  ifl  Belannt,  mie  Don  biefen  9hn> 
mannen  S)eutf erlaub,  §ranfreid^  unb  bie  brttifd^ 
unfein  unter  ben  fd^dfid^ftm  (Breuebi  termfipd; 
aüm^alben  ftird^m  unb  fflöfler  jerfUrt  unb  ^ßri^ 
fier,  Ifloflergeiftlid^  unb  9lonnm  auf  bie  gnni- 
famfle  Sßeife  ermorbet  murbm.  Sugteid^  f^ctot 
biefe  Staub^üge  bie  traurigflm  ^folgen  für  ben 
religiös -fittlid^m  3uftanb  berj[enigen  d^iifQiil^ 
fianoer  l^erbei,  meldte  Don  ben  ]^ett>nif4en  8oi» 
barenl^orben  fo  fürd^terlid^  ^eimgefud^t  nmxben. 
S)er  fiaienflanb  M  in  bie  frül^ere  feibnifd^  SBUb- 
l^eit  iurüdC,  bie  ©eifilid^  entbbigtm  fid^  ber  den« 
calen  3ud^t  unb  Dergagen  bie  Stubien;  boS  ftlofb* 
leben  ^5rte  tl^eilS  gang  auf,  tl^eilS  beflonb  eS  nur 
nod^  bem  92amen  na^.  Mmälig  nahmen  tnbc| 
bie  graufamm  ^orbm,  bie  in  ben  bereits  ^^• 
lid^en  Sönbem  Stieberlaffungm  grfinbeten,  ben 
d^ripd^m  @Iaubm  axu  S)er  grofe  Ifönig  SlfrA 
Don  ßnglanb  (f.  b.  Slrt.)  Iäm))fte  fo  gtüdBid^  mgen 
fie,  bag  il^nen  sule^t  nid^tS  anbereS  übrig  ivSA, 
als  entmeber  bie  Snfel  )u  Derlaffm  ober  fid^  bem 
@ieger  atS  SafaEen  ju  untermerfen«  SHejienmen, 
mel(|e  baS  le^tere  traten,  murbm  mit  bm  Sin* 
geborenen  Dermifd^t  unb  liegen  ftd^  taufen,  oDein 
in  il^rm  Sitten  unb  99egriffm  bliebm  fie  nod^ 
lange  ^eibm  unb  mirtten  auf  bie  Singeborenen 
nad^tl^eilig  ein.  Um  bie  Sefel^mng  ber  fpötet  in 
Snglanb  anfögig  gemorbmm  9lormannen  mib 
2)önen  mad^te  pd^  befonberS  Ifönig  Sonut  ber 
©roge  (f.  b.  %[rt.)  Derbimt.  S)ie  9iormannen, 
meldte  baS  oftmannifd^e^eid^  in  2)ubnn  gegrünbet 
l^attm,  mürben,  nad^bem  fie  aud^  in  3danb  «dt 
gemol^nter  Sßilbl^eit  unb  9iaubfu(^t  gel^ouSt  unb 
Diele  ber  blül^mbften  fird^Iid^en  ^nflaltm  Dermüfid 
Ratten,  tl^eils  nod^  im  10.,  tl^eilS  im  11.  3o^ 
l^unbert  S^riften  unb  erl^ieltm  um  1040  }u2)ubiin 
il^ren  erften  9if d^of  SonatuS ;  ber  gmeite  SBifd^of 
Don  S)ublin,  ^atriciuS,  mad^te  um  1074  boS 
SBiStl^um  2)ublin  ju  einer  @uffraganfird^  Don 
Santerbur^,  obgleid^  biSl^er  feine  ßird^  SrtoibS 
in  einem  f  old^en  Serbanbe  mit  ber  englif  d^  SRetro« 
))ole  geftanbm  l^atte.  ^ierauS  fd^nt  l^rDorgu- 
gel^en,  bag  bie  9iormannm  unb  3)(inm  in  3r" 
lanb  nur  auS  flammDermanbtfd^ftlid^er  ginnet« 
gung  }u  ben  nunmehr  in  Sngtanb  ^errfd^enben 
9lormannen  i^re  ffirdfie  ber  Don  Kanterburij  unter« 
orbneten  (f.  S)5Qinger,  fiel^rbud^  ber  iKrd^mgefd^. 
n,  mi\).  1,  Segensburg  1838,  110).  —  3ii 


501 


Jlortoegen  —  Wortocgifd^e  fiiteratur. 


502 


^nmfceiii^  ^tn  bie  3loimanmn,  toie  fc^on  Siaxl 
brr  6ro|e  DorauSfo^,  einen  fd^redüid^en  9iutn 
)frleige|[fi^rt;  in  ben  Ie|ten  bret  S)ecennien  be§ 
9.  imb  im  erficn  3>ecenmum  bed  10.  Sal^rl^unbertS 
sor  (S  Dor  Ülem  9loQo  ober  9iotf,  il^r  mad^tigfter 
^ISftn,  tDcId^  gonj  gf^anfreid^  mit  Sd^redfen  er> 
fällte.  2)a  man  jtd^  in  ber  Unmöglid^feit  befanb, 
innen  Ser^nntgen  ein  3tel  in  fe^en ,  fd^idte 
fing  Roxi  ha  (Etnfdltige  im  3.  911  ©efonbte 
n  i(in  mit  bem  Snerbieten,  i^m  einen  Xl^il  {eines 
inSfA  unb  bie  ^anb  feiner  Sod^ter  @i]tla  )u 
geben,  locnn  er  C^rifl  werben  unb  Sieben  leiten 
Bolle.  SoDo  ging  auf  ben  Antrag  ein  unb  begab 
fi4  912  an  bie  Spte  5U  einer  3ufammenfunft  mit 
ben  ft5nige  ffarl,  bem  ^ergog  9iobert  Don  Scan- 
nen mib  bem  Cnbifd^of  gfranco  Don  Siouen.  3n 
bem  Sectragc  erhielt  er  baS  oon  il^m  geforberte 
9cfi|t(mn,  ndmlid^  baS  Sanb  oon  ber  Qpit  6i§ 

St  SReere  unb  uberbie^  bie  Bretagne  unb  lie| 
taufen.  SMe  laufe  na|m  ber  Sr^bif d^of  tJfranco 
M,  unb  ben  Xaufpatl^n  mad^te  ^ergog  Robert, 
lon  bem  StoIIo  ben  Saufnamen  Stöbert  annal^m. 
Otit  i^  nmrbe  ein  großer  Xl^eil  ber  92onnannen 
getauft  3n  ber  erßen  SBod^  nad^  feiner  Saufe, 
tsäfovb  er  ttod^  bad  toei^e  Sauf getoanb  trug,  oer» 
lecrli^te  Stöbert  jeben  Sag  burd^  eine  Sonation  an 
fieten  iHrd^,  oeld^  il^m  ßrsbifd^of  tJfranco  l^atte 
k)ei4iien  muffen.  92ad^bem  er  bann  am  atzten 
Zöge  bad  Zaufüeib  abgelegt  l^atte,  tl^eilte  er  ba§ 
cn^angene  Sanb,  feitbem  Ütormanbie  genannt, 
nta  ferne  ®efä^en  auS  unb  t)ermöblte  fid^  mit 
ftönig  ftarlS  Zoid^ter  ®ifela.  Unter  fetner  fraft- 
ndbn,  9ht^  unb  @td^er^t  }uräd(fü|renben  9ie> 
gieniag  berf d^monben  balb  bie  Spuren  ber  frul^eren 
«cnmi|htngen ;  er  üerme^rte  bie  99et)ölferung  burd^ 
aene  %n!ömm(inge  auS  @fanbinat)ien  unb  burd^ 
Sran^ofcn,  baute  bie  gerftörten  JKrd^en  toieber  auf 
mib  grünbete  neue,  ftiftete  filöfter,  [teUte  bie  IBe» 
fe^gimgen  ber  @tabte  toieber  ||er  unb  begränbete 
burd^  feine  ®efe|e  unb  ftrenge  ©ered^tigfeit  einen 
georbneten  3u{tanb.  @o  fül^rte  biefe  Snfteblung 
ber  9tonnannen  in  gfranfreid^  ba§  Snbe  ber  $er> 
(enungtn  berfelben  l^erbei;  bie  nod^  tt)td^tigere 
Solge  aber  mar,  ba^  bie  ^et)öl!erung  beS  nörb« 
li^eng^ranfreid^  einen  neuen,  Oielf ad^  einn)ir!enben 
Sejbmbtbeil  erhielt  2)ie  SBirfungen  biefer  $er> 
ne^rung  öu^en  fid^  aud^  bejüglid^  be§  fird^Ud^en 
Sufionbed,  menn  aud^  nid^t  in  ber  ^uSbebnung 
snb  bem  ®rabe  tt)ie  in  ber  englifd^en  ftird^e. 
Spätere  9n!ömmlinge  auS  bem  9torben  nahmen 
ii  ^nfreidd  gleid^faUd  baS  S^nftentbum  an; 
awIUen  fte  Reiben  bleiben,  fo  mußten  fte  meiter 
Sie^.  Ueber  bie  9tormannen  in  @icilien  unb 
Jleopel  f.  b.«rtt.®regor  VII.,  3talien  VI,  1871  ff., 
Monarchia  Sicula,  SRonte  Saffmo,  yitoptl  IX, 
82  ff.  (IBgl.  Andr.  Duchesne,  Historiae  Kor- 
manoram  scriptores  antiqui,  Lut.  Paris.  1619 ; 
Orderici  Vitalis  Hist.  Eccl.  3,  2  sq.,  bei  Migne, 
PP.  lat.  CLXXXVm,  231  sq.;  Weathon, 
Uistorj  of  the  Northmen  from  the  earliest 
times  to  the  conquest  of  England,  London 


1831 ;  Depping,  Hist.  des  expeditions  mari- 
times des  Nonnands  et  leur  etablissement  en 
France,  2«  öd.  Paris  1843;  iß. «.  SUtund^,  ®a§ 
beroifd^e3eitaIter  ber  norbifd^>germani{d^en  93ölf  er, 
aus  Dem  SDönifd^en  oon  Slauffen,  fiübed  1854 ; 
Sübinger,  Ueber  bie  9lormannen  unb  i^re  Staaten* 
grünbungen  [©^belS  C)«P-  3eitf(^rift  1860,  IV, 
331];  ©onborff,  ®ie  9tormannen  unb  i^re  93e= 
beutung  für  bad  europöifd^e  Kulturleben  im  9Jt.-^., 
Serlinl875;  Steenstrup,  Normanneme,  4B., 
Kjöbenhavn  1876—1882;  Barlow,  History 
of  the  Normans  in  South  Europe,  London 
1886.)  LSti&röbl.] 

^lottorgett,  f.  @d^tt)eben. 

^oxwt^if^t  cJLtt erafttr,  ^uSbrud  bed  ®ei' 
fteSIebenS  in  bem  mit  @d^meben  bereinigten  ff  önig^ 
reid^  9tonoegen,  fällt  bis  gegen  Snbe  beg  14. 3abr^ 
bunbertS  in  Sprad^e  unb  Stoff  gro^entbeilS  mit 
ber  iSIänbif  d^en  Siteratur  (f.  b.  91rt.  oben  VI,  979  ff .) 
jufammen.  3toar  bilbeten  ftd^  in  ber  Sprad^e^ 
mie  fie  auf  äSIanb  unb  mie  fte  in  Ttortoegen  ge= 
f))rod^en  mürbe,  nad^  unb  nad^  abmeid^enbe  6igen= 
tbflmlid^feiten  au§.  SJtand^e  Siteraturergeugniffe, 
mie  ber  „AönigSfpieger',  bie  oon  ffönig  ^a!on 
@t)erri§fon  bearbeitete  Sarlaam-  unb  äofapbQtS^« 
Saga,  bie  (Sbronif  bed  aitönd^ed  2)ietnd^  oon  9ti^ 
barod,  ber  Sleifeberid^t  be§  t^tanciScanerd  3Ran- 
ritiud,  Oiele  9tttterromane,  ®efe^e  unb  Urf unben 
meifen  fid^  ald  fpecififd^  nortoegifd^  auS.  S)ie  mei» 
ften  normegifd^en  ftönige  unb  Surften  begünftigten 
S)id^tfunft  unb  Siteratur.  93on  ben  altnorbif^en 
Sfalben  aber,  bie  bis  }um  Sa^re  1400  nambaft 
gemad^t  tt)erb?n,  fmb  nur  45  Jlormeger,  einer 
3)äne,  bie  übrigen  379  SSIänber;  ber  Sutbeil  ber 
9Jortt)eger  an  ber  ^rofa«2iteratur  ift  ein  nod^  ge* 
ringerer.  ®ie  reid^e  Saga-fiiteratur  toie  bie  ®e= 
fd^id^tfd^reibung  unb  bie  religiöfe  fiiteratur  geboren 
gum  toeitauS  großem  Xi^tiU  Sdlanb  an.  ^ud^ 
noc^bem  9tortoegen  1380  mit  S)änemarf  vereinigt 
toorbcn,  erlangte  e§  feine  felbftänbige  fiiteratur. 
3n  ben  IBcrgt^älcrn  erhielt  fid^  ber  ältere  95olf§= 
bialcft,  an  ben  S3er!ebr§plä|en  mif d^te  fid^  berfelbc 
mit  bem  2)änifd^en,  ba§  fnb  fd^on  t)iel  toeiter  t)on 
ber  einft  gemeinfamen  altnorbif(ben  Sprad^e  ent^ 
fcmt  ^atk,  3ut  ßrrid^tung  einer  eigenen  Uni= 
ücrrität  erbielt  6rid^  (oon  $ommem)  oon  ^opft 
TOartin  V.  1418  bie  nötbigcn  SoUmadfiten  unb 
^rioilegien;  e§  !am  aber  nic^t  ba}u.  2)agegen 
bejud^tcn  ja^lreid^e  Wortoeger  bie  1419  erridfetete 
Uniocrfität  Softod,  too  fie  fpäter  ein  eigenes  Col- 
legium  Norwegianorum  ober  Begentia  Sancti 
Olavi  batten.  Sbcnfo  ftubirten  ^brtoegcr  in  $an§, 
^Bologna,  Djforb,  fiömen.  ®aS  ^rot)inäiaIconcil 
gu  Oslo  (1436)  fcbrieb  auSbrüdflid^  oor,  bo^  ber 
Srjbifd^of  unb  feine  Suffraganen  je  einen  ober 
mei^rere  Slerifer  an  auSlönbifd^en  ^od^fd^ulen  auS= 
btlben  laffcn  foUtcn.  ®er  oorle^te  Srjbifd^of  uon 
S)rontbeim,  grid^  SBalfcnborff  (1513—1522), 
lie^  ba§  Missale  unb  Breviarium  Nidrosiense 
brudfen.  93on  ben  29  fidler  nad)toeiSbaren  ftlöftern 
toaren  mehrere  mit  Sd^ulen  oerbunben.  ^olitifdjc 


503 


9}orit)egif(l^e  Siterotur. 


504 


SBinen  j^ielten  iebod^  fd^on  im  15.  2ki^r]^unbett 
baS  geifiige  Seben  Dtelfod^  bonieber.  S)te  feit  1519 
gemaltfotn  burd^gefül^rte  ©loubenStretinung  }er» 
ftörte  bie  t)or]^Qnbenen  Silbungdftätten,  ol^ne  fie 
burd^  anbete  ^u  erfe^en,  }erfd^nitt  gninblid^  bie 
Serbinbung  mit  ber  äbrigen  fotl^oHfd^en  SQSelt, 
fül^rte  neue  SBinfale  l^erbei  unb  brad^te  baS  Sonb 
in  üoHfommene  Slb^ängigfeit  t)on  Sänemarf. 
SBie  bie  33lönber,  nniren  aud^  bie  92onoegei  ge- 
jtDungen,  il^re  l^ö^ere  Silbung  in  ffopenl^ogen 
5U  fud^en,  tDoS  mit  Dielen  Sd^mierigfeiten  Der- 
bunben  mar  unb  jebe  @elb{iönbig!eit  löl^mte.  ^u§ 
bem  gonjen  16.  Sa^r^unbert  fmb  faum  ein  paox 
8d^riftfteIIer  befannt;  fiauritS  Raufen  begann  bie 
t)erge{fenen  ffönigSfögur  5U  überfe^en,  ^falon 
^ebetjen  (geft.  1574)  lieferte  eine  ,,93efd^reibung 
g^ormegenS",  $ebcr  fflau§fön  (1545—1614)  öer- 
fa^te  ebenfalls  eine  ,,99efd^reibung92ormegen§''  unb 
überfe^te  bie  altnormegifd^enfiönigSfögur,  bie  bann 
ber  bönifd^e  ©elel^rte  Ole  fßom  (1*633)  Veraus- 
gab ;  bie  S)id^tfunft  Derftummte  gönjli^  bis  auf 
baS  ^BoßSIieb,  baS  als  @tab'9teimerei  im  SSoIf 
fümmerlid^  meiterüegetirte.  2)aS  17.  Sal^rl^unbert 
l^at  einen  einzigen  nennenSmertl^en  S)id^ter  auf^u- 
meifen,  $eber  ®a|  (1647—1708),  einen  ein- 
gemanberten  ©(Rotten,  ber  1689  bie  ipfanei 
älftal^oug  im  9lorbIanb  erl^ielt.  Seine  ,,ffated^iS- 
muS-ßieber",  feine  biblifd^cn  ®ebi^te,  feine  „^aU* 
oifen",  befonberS  aber  feine  „9JorblanbS  Srompct" 
finb  bis  ^eute  DoßSt^iimlid^  geblieben,  [teilen  aber 
poetifd^  nid^t  fel^r  l^od^.  9n  il^n  reil^t  ftd^  nod^  bie 
$forrerSfrauS)orot]^eaSngeIbreltS^atter,  bie  „elfte 
Wufe''  (@a))))Vo  als  gel^nte  gebadet),  beren  geift- 
Iid^e®ebid^te  in  frommer  Xreul^ergigteitben  feinigen 
gleid^en. 

92id^t  einmol  auf  SSlanb  l^at  bie  ©laubenS- 
trennung  in  geiftiger  C)infid^t  fo  jerftörenb  unb 
läl^menb  gemirft  mie  auf  92ormegen.  fßon  patrio- 
tifd^en  5^ormegem  felbft  ift  be^l^alb  biefe  ^eriobe 
als  eine  „me|r]^unbertj[ö]^rige  92ad^t''  bejeid^et 
morben,  unb  mit  SRed^t.  jfaum  nod^  als  IBorbote 
einer  Sommerung  ju  bctrad^ten  ift  ber  urmüc^pge 
SDramatifer  ßubmig  ^olberg  (1684—1754); 
benn  obmol^I  in  Sergen  geboren,  brad^te  er  bod^ 
nad^  löngeren  Steifen  fein  ganjeS  übriges  fieben 
als  $rofeffor  unb  ©d^riftfteüer  in  ffot)enVagcn  gu 
unb  gehört  ber  bänifd^cn  fiiteratur  (f.  b.  3lrt.)  an. 
5)urd^  feine  freieren  Slnfid^ten  rüttelte  er  übrigens 
mäd&tig  an  ber  Ortl^obo jie,  bem  ©runbpf eiler  ber 
l^errfd^enben  @taatsfird^e,  mie  an  bem  l^ergebrad^- 
ten  Sopftl^um  in  feinen  öerf d^iebenen  formen,  unb 
fein  bur^fd^lagenber  ßrfolg  ermut|igte  anbere 
Wormeger,  fid^  ber  fiiteratur  jugumenben. 

1.  6rfie9lnfäje  ju  einer  eigenen  Si- 
te r  a  t  u  r  (1750—1830).  Sinnens  ba^nbred^enbe 
Seiftungen  regten  aud^  in  92ormegen  ju  natur- 
mifjenf d^aftlid^er  Sl^ötigf cit  an.  93if d^of  3. 6.  ®un- 
neruS  (1718—1773)  mibmete  fid^  eifrig  ber  93o» 
tanif  unb  3oologie  unb  grünbete  (1760)  ^u 
©rontbeim  „®et  abronbbjcmsfe  95ibenj!abS- 
felffab".    SBeitem  3hif  erlangte  ber  Sotanifer 


aRartinaßa]^l(1749-1804Xein@4uIer8tiinö'S, 
ber  ftd^  aber  mit  Sdnen  in  ffopen^gen  }u  ber 
„  Seif f ab  til  ^latur^ifiorienS  Sfremme"  t)er6anb. 
©erl^arb  Sd^öning  (1722—1780)  begann  eine 
92ormegifd^e  IReid^gefd^id^te  ju  fd^eiben,  mit  ber 
er  aber  nur  bis  jum  Saläre  1000  gelangte ;  ebenfo 
DoÜenbete  er  Don  einer  neuen  Suflage  ber  «r^ttmS- 
fringla"  nur  jmei  ^nbe,  ben  britten  gab  oer  3S- 
lönber  Sfiili  2:botlaauS  l^erauS.  Sl^rifHon  Sronn- 
mann  SuUin,  gfabrilbeft^er  in  gl^fÜania  (1728 
bis  1765),  mad^te  ftd^  burc^  noturbefd^reibenbe  ®e- 
bid^te  in  ber  9ri  6aQerS  (ÜRaibagen,  Om  @5f  orienS 
Oprinbelfe  og  SSirfninger,  Om  SfobningenS  f)^ 
perligbeb)  einen  Ütamen  unb  gemann  }n>et  greife  in 
fio))enl^agen.  3n  öbnlid^er  9tid^tung  unb  mit 
ebenf  0  günftigem  Srf  olg  bid^teten  $.  (Sfpc.  Stenerfen 
(geft.  1776),  ZJ).  ».  be  ©todpetlj  (gefi.  1808), 
^.  §.  f^rimann  (geft.  1839).  3)aS  3ntereffe  f& 
bie  Sd^önl^eit  il^reSSanbeS  meäte  balboud^  fMo» 
tif  d^eS  ®  efül^l  biefeS  binmieber  baS  Serlai^  nt^ 
größerer  Selbftönbigfeit,  nac^  polUifd^  ®leid^ 
bered^tigung,  nac^  einer  eigenen  normegifd^  Itni- 
oerfttöt.  Sie  92ormeger  in  ff  openbagen  t^lahn  {14 
(1772)  }u  einer  „9iormegifd^en  ©^eOfd^iaft"  }» 
fammen,  bie  fomoblberbönifd^en  „®efeIIfd^t}l(r 
Sfbrberung  ber  fd^önen  unb  nullid^en  äBffjeiiF 
fd^aften''  alS  aud^  ben  iRad^tretem  fflopflodS  (bie 
fld^  1775  jur  „Sänifd^en  SiteraturgefenfdHt''  ttttß 
einigten)  felbftönbig  gegenübertrat.  iHafin  bem 
ermöl^nten  Iß.  ^.  tJfrimann,  ber  oIS  SoOS- 
bid^ter  Diel  ^nflang  fanb,  gefeilte  ^d^  )u  i^nen 
beffen  Smber  JHauS,  bann  ber  Spigrammatifet 
Alans  t^afting,  ber  glegienbid^ter  3onad  SMn. 
bie  S^rifer  äo^ann  SSibe  unb  3enS  3etli|,  unb 
äol^ann  Ütorbal  99mn,  ber  ftd^  fomol^I  burd^  patno' 
tifd^e  ®efönge  als  aud^  burd^  Sramen  l^eroortl^ 
Sie  99übne  mar  nod^  Dom  ®efd^mad(e  SoUoire'S 
bel^errfd^t.  Obmol^l  ein  l^od^patbetifd^eS  @tüd  beS 
92ormegerS  92ielS  Jhog  SBrebal,  „2)ieX|^ronfolgein 
©ibon"  (1771),  Don  ber  ftritif  l^ort  mitgenommen 
morben  mar  unb  fogar  ju  S^eaterprügeteien  ge- 
fül^rt  l^atte,  magte  pd^  So^.  5«orbaI  »nm  (1772) 
mit  einem  öl^nlid^enStüdC,  „S^nne",  auf  bieSul^ 
unb  fanb  Seifall.  ®egen  biefe  gange  SRid^tung  trat 
aber  ebenfalls  ein  92ormeger,  Sobann  ^enmnm 
SDBeffel  (1742—1785),  nod^  im  felben  Sol&r  mit 
ber  graufamen  ^arobie  „ffjiaerligl^eb  üben  @ti0m- 
per"  (Siebe  obne  Strümpfe)  auf,  meld^  gmar  baS 
fentimentale  ^at^oS  nid^t  alsbalb  Don  ber  fßSffnt 
Derbröngte,  aber  bod^  eine  Oppofition  bogegen 
madfirief .  —  6.  Storm  trat  ber  normegifd^  ®e- 
feOfd^aft  nid^t  bei,  bid^tete  aber  Dorgüglid^e  Siebet 
im  eigentlid^en  SoRSbialeft.  iSf).  ^.  $ram  l^iett  fid^ 
}u  benSönen;  er  Derfagte  baS  erfte  größere  bfinifd^ 
gpoS  „Störfobber"  (1785),  bem  Obenm  SBie. 
lanbS  nad^gebilbet,  unb  grünbete  mit  bem  Sfinen 
ffnub  St)ne  SRa^bel  bie  Seitfc^rift  „aHinerlKi'', 
gleid^  ber  1791  Don  SRal^bel  allein  geleiteten  ,,S)en 
banSfc  Silffuer"  ein  Organ  für  allgemeine  SoIS- 
auf flärung.  6ine  2Jlenge  junger  ftröf te  geriet]^  in 
baS  f eid^te  gal^rroaff er  biefer  ^ufflörerei,  bie  befon« 


m 


^iotioegifd^e  Siteratur. 


506 


5frS  in  ffo|>en]^gen  üppig  etn))Ot(Iü^te.  S)etbegQ6- 
trfleber  jungem  9totU)eger,  ^enril  Steffens  (1773 
^  1845),  geboren  in  StaDonger,  burc^i  Sc^eÜing 
isr  befjcn  9tatutp^iIof opl^ie  uxS>  füt  bie  Slomantil 
pMmtn,  felbfl  t)oS  tiefen  Ütatutgefül^fö,  btad^te 
j/m  bie  erßen  fteime  ber  9tomantif  in  ben  92orben 
nb  toirfte  fel^  onregenb  in  ftopen^agen,  tt)Qnbte 
^  aber  na^  funer  3^  loieber  2)eutfd^lanb  )u 
mb  flarb  alS  $rofef{or  in  Serlin. 

i(A  gaiQe  ®ei{ledleben  StonoegenS  l^tte  )u 
loBge  in  Sblfftngigfeit  Don  S)önemarf  geftanben, 
d!  Uli  bie  SrricQtung  einer  eigenen  UnU)erfitöt 
aC^rifKania  (1811)^  bie  Sblöfung  oon  S)äne- 
iMzf,  bie  $erfonaIunion  mit  @d^tt)eben  unb  bie 
jifliili^  freie,  felbftönbige  Serfaffung  Don  SibS- 
oolb  (1814)  einen  fofortigen  Umfc^mung  l^ötten 
beimrfcn  tonnen.  S)a8  politifd^  Seben  befd^öftigte 
PoiUsfig  bie  beflen  ihöfte,  unb  ba§  neubelebte 
6eIbpönbi0leU8gefu^l  bie  ^9ior8f^eb",  mad^te  fi(^ 
iaprofaifd^  ttie  poetifd^  Ueberfd^toönglid^feiten 
£uft  eine  ihaftleiftung  biefer  3lrt  ift  baS  Don 
9.1.  Sierregoorb  (1792—1842)  oerfa^te  Sater- 
laidMHieb  „€önner  af  Storge" ;  in  feinem  „^ielb- 
eDent^rct'  brad^te  er  audb  ein  Stfid  SlDtagSIeben 
onf  bie  Su^ne.  aRouritS  ftriftopl^er  ^anfen  (1794 
bis  1842)  )og  erft  bad  93auernleben,  nad^  unb  nad^ 
os^  bofi  €tQbtIeben  in  feine  romantifd^  onge« 
^an^  SloDelliflit  ^ntin,  baS  le^tere  mit  mel^r 
6lfid  att  bad  erftere.    9n  biefe  fjcoti  S)id^ter 
i#ie^  fid^  mit  i^ren  patriotifc^en  Stebem  @.  O. 
Soljf'  3-  @t.  SRun^.  e.  9t.  Sd^mac^,  ber  S)ra- 
motifer  S.  gfalfen  unb  ber  Seftl^etiler  S.  @agen. 
Siefeiben  bringen  mo^I  bie  greube  über  bie  er- 
langte ttnab^gigleit,  aber  noc^  nid^t  bie  nor- 
vxgifd^  Eigenart  )um  ^u§brucf. 

2.  @turm  unb  2)rang.  Siomantil  (1830 
bil  1860).  Sie  Sulibemegung,  bie  gan}  Suropa 
biznl^judte,  regte  nid^t  blo^  ben  nonoegifd^en 
Soneinftanb,  ben  eigentlid^en  Aem  ber  93et)öl!e' 
nmg,  in  fl^rferer  Set^eiligung  am  politifd^en 
i'eben  an^  fie  ful^r  aud^  in  bie  Siteratur.  3l^r 
Spr«^  ttorb  öenrif  SOSergelanb  (1808—1845), 
So^  eines  SRanneS,  ber  ftd^  00m  Siel^l^irten  jum 
Pfarrer  unb  )um  STtitgli^b  ber  9letd^§oerfammIung 
Dcn  eibteolb  emporgearbeitet  l^atte.  ^13  21iö]^ri' 
3er  Stubent  Deröffentlid^te  er  feine  formlofe,  un» 
gebniedUl^e,  Don  reDoIutionärer  @d^ti)örmerei  be« 
!Knf4te3)id^tung  ^S)ie©d()öpfung,  ber5Wenfd^unb 
Der3Reffia8%  Don  i^m  felbft  „S)er  9)lenfd^]^eitepo§ 
mb  bed  »epublifonerS  SBibel"  genannt,  ©ie  füfit 
720  Seiten  unb  ift  ein  göl^renbeS  Sl^aoS  Don  polt» 
tSäftc  SBü^Ierei,  SibelreminiScenjen  unb  !Ratur» 
iigeiftening.  Me  Süffeln  f ollten  gefprcngt  werben, 
^  blog  bie  ber  bisherigen  fitteraturentn)idF(ung, 
'scbem  aud^  bie  ber  ^orm  unb  be3  !ünft(erifc^en 
eef4ma(fft.  ^für  baS  fßolt  f c^ioärmenb,  bie  SoIfS- 
örai^  in  i^rer  urmüd^ftgen  jhaft  be^errfd^enb, 
bib  SSergelanb  im  Solfe  ben  möc^tigften  SBicber» 
kD.  unter  ben  ©ebilbeten  aber  aud^  ben  ent» 
Hftiebenfien  itBiberfprud^.  3l(§  Sfrei^eit§>^gitator 
wg  er  im  Sanbe  ^erum,  grünbetc  Sereinc  für  \)a^ 


®tmmro6f)l  bonnerte  gegen  bie  ftommud^erer, 
bie  Seamten,  bie  fd^mebifd^e  (Sinmifd^ung  in  nor« 
tt)egifd(|en  @ad^en,  bie  93ebrüdfung  ber  3uben,  bie 
9u§Iäid)erei  in  SRobe  unb  Siteratur,  ben  Susu§ 
unb  bie  SIegan)  ber  Domel^men  SBelt.  Qi  toax 
inbe^  mel^r  Sntl^uftaft  al§  SteDolutionär,  unb  Diele 
feiner  Heineren  ©ebid^te  ftnb  Don  ber  innigften, 
mal^rften  Siebe  )um  Solf e  eingegeben,  äd^te  Solfö« 
poefie.  ®egen  feine  Ueberfd^mänglid^feiten  erl^ob 
ftd^  erfolgreid^  ber  fetnfinnige  jhtnftbid^ter  3ol^. 
©ebaft.  6.  SBell^aDen  (1807—1873),  erft  in  einer 
fddarf en  ff ritif  f eine§  ^auptmerleS,  bann  in  einem 
meifterl^aften  Sonettenfranj  „Ütormegeng  S)öm- 
merung"  (1834),  ber  in  f^önfier  §form  bie  ab« 
urben  Sorberungen  SßergelanbS  an  ben  oranger 
teUte,  aber  )ugleid^  einer  ö^t  nationalen  $oefte 
>ie  Salinen  mieS.  S)er  @treit  rief  eine  gatue  St« 
teratur  ^erDor.  3n  ben  breiten  SWaffen  blieb  SBßerge« 
lonb  DoUStl^ümltd^,  in  ben  l^öl^eren  Jheifen  ba« 
gegen  gemann  9Q3el|aDend9Uc^tung,  toeld^e  gtoifd^en 
Slomantif  unb  SlafficiSmuS,  92ationalgetft  unb 
SBertl^fd^ö^ung  frember  Silbung  freunbli^  Der« 
mittelte,  Dorlöuftg  bie  Oberl^anb.  3n  Sßell^aDenS 
eigenen  Siebent,  SaQaben,  Steifefüj^en,  Itteratur« 
gefd^id^tlid^en  ßffa^S  Dereinigt  ftc^  eine  l^erglid^e 
U}aterlanb§liebe  mit  ber  feinften  formellen  Sotten« 
bung.  Sinen  ftörfem  romontifd^en  3ug  "^ai  9tn« 
breaS  ÜKund^  (1811—1884),  ein  ebenfo  fein- 
fül^liger  S^rifer,  aber  mit  meland^olifc^emSlnl^aud^ ; 
eine  ©ebid^tfammlung  nannte  er  @org  og  Xröft 
(SrauerunbZroft).  Srlebtunbtoebtgemimfatl^o« 
lifdften  SKittelalter.  3«wflc  Neffen  ift  fein  beliebter 
9iomangen!ran}  „Ser  JtöntgStod^ter  S3rautfa]^rt". 
3n  feinem  ©inacter  „6in  ?lbenb  auf  ®t8fe"  Der« 
]^errlid()t  er  liebeDofl  ben  bl.  Olaf;  in  feinem  „$npfl 
unb  {Reformator"  fielet  §abrian  VI.  faft  günftiger 
ba  als  Sutl^er;  ein  Sieb  auf  bie  reftaurirte  Gat^e« 
brale  Don  S)rontl^eim  tönt  beinal^e  fatl^olifd^ ;  in 
anberen  ®id()tungen  proteftirt  er  allerbingS  wieber 
gegen  ]o\ä)t  anwanblungen.  SBie  SBeD^aDen  war 
aud^  er  ju  fein  f ünftlerif d(),  um  Diel  in'S  SBolf  ju  brin« 
gen ;  bod^  bat  er  baS  SBolfSioefen  in  einigen  beliebten 
©ebid^ten  wie  „S)ie  Srautfal^rt  im  |)arbanger" 
fe^r  anmutl^ig  gefeiert.  (Sro^artig  ift  fein  2)rama 
„©alomon  be  6au§",  bie  Sragöbte  ^Sorb  SBil» 
Uam  Siiffett"  bagegen  leibet  an  weid^em  Stjri§mu§. 
—  SBie  in  ©eutfd^lanb,  fo  regte  aud&  in  S^oriocgen 
bie  Komantif  jur  Sammlung  ber  SSolfSmärc^en, 
SSolfSfagen  unb  SolfSlieber  an.  §ieran  bet^ei» 
ligten  fid^  91.  gfape,  9«.  5).  Sanbftab,  ©.  Sugge ; 
am  wertl^öoflften  ift  bie  Sammlung  Don  SBolfS» 
mörd^en,  ju  ber  fid^  3.  9)^oe  (1813-1882)  unb 
$.  6^r.  5l§biömfen  (1816—1885)  Deretnigten. 
2)iefe  SJlärc^en  unb  Sagen  reid^en  in  alte  3cit 
btnauf  unb  l^aben  in  Stoff  unb  SorftcHung  Diel 
93ertt)anbte§  mit  ber  altnorbifd^cn  Saga ;  fic  finb 
Doü  ödster  93o(f§poerte  unb  fpiegeln  ebenfo  bie  ge= 
loaltige  9?atur  be§  SanbeS,  a(§  Seben,  treiben  unb 
ß^araftcr  ber  wadfent  bäuerlirfjcn  93eDölferung. 
j  ^Sbjömfen  Ite^  ber  gemeinfamen  Sommlung  no^ 
weitere  folgen.  9)toe  Derlegte  fic^  auf  ftunftpoefic 


50' 


7icrrcai?<fce  £';:eraiur. 


508 


icib  Dflegtc  mit  &lüd  bc§  religiDtc  $oܧI:e^.  Sic 
Tjincn  ütrigen  Süter  unb  ScfirihftcIIer  ©anticn 
nö  aiii  Sorliebt  te  3<fc;15en:ng  i^rer  ^cimoi 
ssh  b<fi  SBoIfilcbcns  va.  fo  ».  &«rre,  !R.  Ceü- 


%!S  Tfiner  ftiniTtl^rifer  bemanne  nc^  ber  ©colcgc 
2^.  fticrulf,  ein  Stftüler  SEJelbaoenÄ;  ber  ftraft 
unb  bem  Bd^nnmg  Sergelonbs  eiferte  S^r.^EJlonfen 
r.üdi,  Suä  bem  ^une^menben  '}{atioiuIgefü^l  er* 
mu(^  ber  @ebaii!e  ber  logen.  „^UJaaiftraecer" 
f Sprcdinreber),  bie  oeric^iebenen  9?olf#biaIefte  ^ur 
rn^itlic^  Sprach  in  Dereinen  unb  al§  Sanbe§- 
madit  bem  Xönii'c^n  gegenüber^ufteüen.  Xtn 
groBen  iprac^lic^en  unb  poetifd^en  Xeici^t^um  ber 
^oUsiXJrQdse  Derfcrpene  Soar  ^aien  (geb.  1813) 
:n  feinem  „Crbbcg  ooer  bet  norffe  gfolfefprog", 
neue  9(u§gcbe  mit  bem  Xitel  „?2or§f  Crbbog  meb 
ban§f  iJorfloring'',  S^riftionia  1873,  fonie  in 
Xid^tungen,  meiere  er  in  ber  93oIf§fpra(^  DerfaBte. 
9.  C.  SBinje  begnügte  fic^,  biejelbe  gelegentlich  ^u 
cemenben,  beionbers  in  feiner  poetifc^en  ^r^öblung 
^  Stcregut" .  Ariftop^er  Sonion  Cgeb.  1841)  {d^rieb 
dagegen  gonje  Sr^ä^Iungen  in  ber  SBoifefprad^e, 
bie  bann  für  ba§  StabtDclf  in^S  97om)egifd^'Sö* 
r.vii  überfe|t  imirben. 

Xie  bebeutfamften  unb  reifflen  iJrüc^te,  toelc^e 
tie  Komonti!  seitigte,  gehören  bem  @ebiete  ber 
@eid)i(^te  unb  ber  Sprocl^miffenfc^ft  an.  Sie 
Ißoefie  ^tte  in  bie  Seiten  beS  ^ttelalterS  )urücf« 
gefü^n ;  ba  gab  eS  ein  !RorU)egen  doQ  felbftön« 
biger  Araft,  ÜJ^ac^t  unb  @röBe.  3Ro(^ten  babei 
einzelne  Siebter  iid^  mebr  con  bem  alt^eibnifc^en, 
als  bem  fat^olifc^n  SfanbinoDien  angemut^et 
füllen,  eine  emfte  @ef(^i(^tj(^reibung  unterfuc^te 
bebäc^tig  bie  alte  IRu^meS^eit  unb  grub  bie  lieber« 
lieferungen  aus,  meiere  eine  SOOja^rige  Trennung 
abgerifien,  unterbrochen,  t^eiln)eije  Derfc^üttet  unb 
^erftdrt  ^alte.  ^n  ber  3pi|e  biefer  gebiegenen 
gforicfier  [te^t  «Peber  %  TOun^  (1810—1863), 
ber  ©ruber  be§  Ii(l)ter§,  mit  feinem  umfafjcnbcn 
SBerf  „Xet  9lor§fe  golfs  ioiitom**  unb  ga^Ircid^cn 
«Sonographien;  bann  Subolf  ßepfer  (1803  bis 
1864j  mit  feinen  einge^enben  arbeiten  über  ftir« 
d)en«  unb  Gulturgefc^it^tc,  ^S^en  9lor§!e  ftirfeS 
feiftorie",  „TcorgcS  ßiftoric",  „TJorbmaenbencS 
9?ibenf!abelig^eb  og  Literatur  i  SRibbelalberen'', 
,/JRorge§  giats-  og  3let§forfatning  i  aKibbel- 
alberen".  TOund^  ^ielt  ftc^  für  feine  Vorarbeiten 
lange  in  SRom,  ffepfer  mehrere  3a^rc  in  3§Ianb 
auf.  ®eibe  jufammen  ebirten  bie  alten  ®efeh= 
büc^er  ,,«orgeS  gamle  2oöe"  (1846—1849). 
e^riftian  Sänge  (1810—1861)  f(ftrieb  bie  ®c- 
fcl^it^te  ber  norrtegifd^en  ßlöftcr  unb  gab  mit  (S. 
9i.  Unger  baS  Diplom atarium  Norvegicum 
heraus,  nac^  feinem  Xobe  ton  ^.  3.  §uitfelbt 
(geb.  1834J  fortgefe^t.  Unger  felbft  (geb.  1817) 
oeröffentlic^te  eine  (ange  Sei^e  ber  mi^tigften  alt- 
norbift^en  Cuellen  unb  Siteraturfd^äje  in  ftreng 
fritifc^cn  ausgaben.  %,  6.  93ang  (geb.  1840) 
Dertiefte  bie  biSberigcn  g^orfc^ungcn  über  bie  mittel« 


olterlid^e  ftxrtbc,  für  bcicn  SBürbtgpig  aud^  bie 
funngei(fci(^tlic^en  Stnbien  Don  Sticola^fen  unb 
£ietri6fcn  uiib  bie  Segenben-Sforfd(|utigen  Don 
SubtD.  Zaat  Don  Sebaitung  iDoren.  @opl^u8 
Sugge  «geb.  1833j,  einer  ber  tüd^tigften  ftemier 
ber  ähmeninf elften ,  gab  eine  epod^emad^enbe 
ßöitirn  ber  Sbba  ^ouS  (1867)  unb  )og  ju  berea 
^rflörung  namentlich  c^rifilic^  Sinflüffe  unb 
Ueberlieferungen  ^enm,  bereid^erte  auc!^  fonfl  bie 
biftohtc^e  Sprac^miffenfc^ft  mit  jal^Ireici^enUnta- 
fu6ungen.  Sabtbunbertolte  Sorurtl^eile  gegen  bie 
fat^olifc^e  ftirc^  ftnb  burd^  biefe  @tubien  gcni) 
ober  t^Umeife  befeitigt  iDorben,  unb  man  trifft 
Ui  normegif d(|en  X^ologen  nül^t  feiten  eine  relo^ 
freunblic^  ^uffaffung  beS  ff  ot^oIiciSmuS. — Su^ 
bie  neuere  @ef dbic^te  f  anb  mannigfad^e  Pflege,  Dor 
Einern  an  emfi  SorS  (geb.  1835),  S.  3)aae  (geb. 
1834),  X  gfope  (1802—1869),  ®.@tonn  ^. 
1845»,  m.  Sirfelanb  (geb.  1830),  TOelfen  (g*. 
1843». 

CbmobI  baS  Sanb  nur  eine  UniDcrfUöt  befi|t 
(Sbnftiania,  1886  mit  43  orbentlid^en  unb  10 
auBerorbentlicben  ^rofefforen  unb  ungefäl^  1500 
Stubentenj,  ifl  feit  1811  auc^  für  bie  flbrigm 
SBiffenfcbaften  Sr^blid^  geleiflet  iDorben.  Ser 
ibeologe  SS. «.  SBejccI  (1797-1866)  befämpfte 
lebhaft  ben  Nationalismus  unb  lom  baburd^  in 
§e^be  mit  bem  $^ilofopben  9KeIS  3:refc^oiD  (1751 
bis  1 833),  ber  bie  Se^re  ff  ontS  jmar  nid^t  aboptirte, 
aber  fic^  boc^  ^9tand^  borauS  aneignete.  SBesett 
„SInbagtSbog  for  SRenigmonb"  ifl  nöd^  ber  Sibel 
baS  Derbreitetfte  Sud^  in  SIortDegen,  feine  „C^* 
ftelig  ^uuSpcftiHe"  ebenfafiS  fe^r  beliebt.  ®isle 
3obnfon  (geb.  1822)  Dert^eibigte  baS  or^obose 
Sutbertbum  gegen  ben  Don  2)änemarf  einbringen- 
ben  ®runbtDigianiSmuS.  S.  $.  SoSpari,  Don 
jübifc^en  @Uem  in  Seffau  geboren  (1814X  1838 
jum  S^rifientbum  übergetreten,  feit  1847  in  9lor* 
megen,  ^eid^nete  fid^  alS  Orientalift,  Ssegä  nnb 
S)ogmen^iftorifer  auS.  3.  SRonrab  (geb.  1816) 
jeigte  fid^  alS  gemanbten  IBertreter  ber  ^egeFfd^ 
^^ilofop^ie,  S.  SB.  S9ugge  entmidelte  etn  &j^ 
ber  ^ö^em  $&bagogi(.  ^uf  bem  @ebiete  ber  Sto^tS- 
miffenfd^aft  unb  $oIiti(  }eid^neten  fid^  «.  9R. 
Sd^meigaarb,  %.  ^.  ^Ifd^el^oug,  gfr.  @tang  mib 
1$.  ^aüager  auS ;  in  ben  S^aturmiffenfd^ftoi  ber 
aftronom  ffrifiopl^er  ^nfteen,  bie  SRot^ematiftr 
Cle  3.  Sroc^  unb  9t.  ^.  ^bel,  bie  Soologen 
5mid^.  6arS,  ®.  O.  ©arS,  SR.  eoflett,  bie  ©ec 
logen  37t.  ff  eill^au  unb  %}).  ffierulf ;  in  ben  Spnid^ 
miffenfd^aften  au^er  ben  fd^on  genannten  @op§. 
SBugge  unb  (F.  %  Unger  aud^  ber  ®ermamfl  30^ 
^ri^ner  (geb.  1812),  ber  Orientaliji  ff. «.  ©olm- 
boe,  ber  um  Srforfdftung  ber  lappifd^en  Spraye 
Derbiente  5».  6tocfflet]&  unb  3. «.  SriiS.  ©er  be- 
rühmte  3nboIoge  &)x,  fiaff^n  (1800—1876)  g^ 
bort  burc^  ®eburt  unb  erfte  ßrjiel^unö  ebenfcutt 
!)tortt)egen  an. 

3n  einem  Sanb,  beffen  SeDölferung  noc^  Dor« 
^enfd^enb  bemSauemftanb  ange^rt,  mcldjer  flarfe 
bemcfratif4c  Tteigungcn  unb  auSgebel^nte  poli- 


9lortt)egifd^e  Siteratur. 


510 


)te  beft^,  mu|te  übrigen»  bie  $oIitif 
af  i^o{ten  ber  Silbung  baS  allgenieine 
in  Hnfprud^  nel^men.  93olf§agitation  für 
X  no^  größerer  ))oIitifd^en  t^rei^eiten, 
SoSiremumg  Don  @d^tt)eben,  ^emül^un- 
ilte  patrtQKldalifd^  SolfSleben  burd^  an- 
ul^iungen  gu  t>erbrangen,  ftam))f  gegen 
enbe  lut^fd^e  @taat§ürd^e  l^aben  feit 
b  eine  SJlenge  Heiner  SoIfStribunen  be- 
mier  benen  @ören  gaabael  (geb.  1814) 
le  Popularität  l^erDonagt.  IBoMeben 
ttnr  ^ben  unter  biefem  politifd^en  Zrei« 
m,  unb  bie  l^öufige  Volenti!  unter  ben 
len  )nroteflantifd^en  9iid)tungen  l^at  nic^t 
(u  beigetragen,  ben  SBimoarr  nod^  gu 

L 

iTOobernen  (1860— 1892).  SHe  jtoei 
1  neueren  SHd^ter,  93iömfon  unb  3bfen, 
iä^  in  i^ren  Slnföngen  nod^  ber  Slomantiif 
ifiiemeSibmfon,  1832  auf  einem  $fan- 
otnregebirge  geboren,  in  einem  ber  l^err- 
Ifent^dler,  bem  9tomStl^al  auf gema^fen, 
Dtolbe  (am  9Reer)  unb  in  S^rifHania 
M,  begann  feine  Sd^riftftellerlaufbal^n 

Sinacter  «,3^!^^  ben  Sd^Iad^ten'' 
n  eine  Spif  obe  au8  bem  Seben  beS  ff  önigS 
muttiftrt  Sßal^r^poetifd^erunbfeffeln- 
jenb  einer  feiner  Sorgönger,  fd^ilberte  er 
Hm  ^intergrunbe  ber  ^enlid^ften  Ütatur- 
i8  normegif^e  93auemleben  in  ben  fpan- 
ir)ä]^Iungen  (S^nöoe  @oIbaI!en,  1857; 
8;  Sn  glab  ®ut  unb  @maaflQRar  [Hei- 
ilungen],  1868;  gifferienten,  1872). 
Gearbeitete  er  Stoffe  avA  ber  alten  ^el« 
ben  S)ramcn  „^ulba"  (1858),  ,,flong 
1861),  «©igurb  ©lembe"  (1862),  „©i- 
ilfar"  (1872)  unb  in  ben  6poS  „«mljot 
L  870) ;  nur  gmei  @tücf e  ftel^en  au^er  ienem 
atal^men:  9Raria  Stuart  (1864)  unb 
xmä^Itcn  (1865).  9118  nationaler  S)ra- 
^t  ©iömfon  in  biefen  SBerfen  bebeutfam, 
ifl  unübertro^en  ba;  aud^  feine  2\)txt  (in 
.870)beft^t  eine  öl^nlid^epoetifd^e^ftifd^e 
loDdQen.  S)ie  enblofen  @treitigfeiten,  bie 
i^e  Seben  92ortt)egen3burd^tt)ogten,  ff  rilif 
I  riffen  il^  j[ebod^  au§  bem  romantifc^en 
i^re  2BirbeI  binein,  mad^ten  i^n  jum 

une  focialen  Slgitator  unb  fteüten  auc^ 
li^  Xalent  in  ben  S)ienf}  ber  mober» 
Sfragen.  3n  ben  neuen  2)ramen  (@n 
74;  »cbaftöm,  1874;  ffongen,  1877; 

1879;  ®et  npe  Softem,  1879;  gn 
J83;  OoerÄeOne,  1883;  ©eograp^ie 
1886)  pulftrt  ein  aä)i  bid^terifd^er  ©eift, 
ifon  ifl  barin  nid^t  mel^r  ber  gemütl^Ii^e 
er  dien  Seit,  f onbem  ber  mobeme  ^fab» 
:  toeber  mit  Sleltgion  unb  mit  $oIitif, 
Biffenfd^ft  unb  Solfötl^um  im  Steinen 
n^  bleibt  er  für  fein  Sanb  unb  Solf  be- 
wctrdgt  aber  bie  £age§publtciftif  in  bie 
l>  pdit  ber  $oefie  Probleme,  meldte  fte 


nid^t  gu  Ibfen  oermag.  3bfen,  geb.  1828  }u  @fien 
im  füblid^en  92om)egen,  l^at  toeber  bie  I^rifd^e 
Stifc^e,  noc^  ben  ^rol^mut)^,  nod^  baS  ßrgal^ler- 
talent  SiömfonS,  übenagt  i^n  aber  al8  S)rama« 
tifer.  er  begann  aI8  ^otl^efertel^rttng  1848  mit 
SleootutionSgebid^ten  unb  einem  ttilben  S)rama 
^Sattlina'';  erft  1850  marb  er  UnioerfitötSftubent, 
1852  £^eaterbirector  in  Sergen,  bann  1857  bis 
1862  Z^eaterbirector  in  Sl^riftiania.  3n  biefer 
Stellung  fd^rieb  er  bie  S)ramen  „^xan  3nger 
SU  öftrot"  (1855),  „S)a8  gefl  auf  ©oll^oug" 
(1856),  „!Rorbifd^e  ^eerfal^rt  nad^  ^elgolanb" 
(1858),  ^ffiie  eomöbie  ber  Siebe"  (1862)  unb 
balb  barauf  no$  „2)ie  ffronprötenbenten".  S)er 
Sagenfloff  gu  „9iorbifd^e  ^eerfal^rt  nad^  ^elgo- 
lanb''  ift  mit  urgermanifd^er  ffraft  in  Sompoft- 
tion  unb  Spraye  burd^gefül^rt,  bie  aber  in'8 
Ueberma^  f^reitet.  S)ie  l^iftorifd^en  Stoffe  „S^au 
Snger"  unb  ^ffronprätenbenten"  finb  ebenfattS 
(rafboQ  bramatifc^  ausgeführt,  aber  bie  ®e- 
fd^id^te  ift  babei  arg  mi^l^anbelt.  3n  ber  „So- 
möbie  ber  Siebe''  geid^nete  ber  ^ä^itt  ironifc^ 
mand^e  äkrbältniffe  ber  ©egenttart;  fie  enegte 
einen  Sturm  beS  UnmiSenS  gegen  il^n,  unb  über 
baS  Zl^eater  felbft  brad^  ber  SoncurS  l^erein.  (Sr 
oertieg  nun  baS  unbanfbare  ^eimatlanb  unb  brad^te 
f af}  30  Saläre  in  ber  fjfrembe  gu,  erft  in  9tom,  bann 
in  SreSben  unb  ÜBünd^en.  3n  meiflerl^after  fjform 
unb  Sprad^e  fd^rieb  er  nun  guerft  brei  religibS« 
pl&ilofopl^ifd^e  ffiramen:  „SBranb"  (1866),  bie 
Zragbbie  beS  fianen  nom)egif d^en  Sutl^ert^umS ; 
„$eer  ©^nt"  (1867),  eine  3lrt  üon  nortoegifdiem 
Ofauft,  beffen  ^elb  aber  ein  pbantaftif d^er,  gtoif ^en 
Aberglauben  unb  Unglauben  fd^manfenber  92or« 
toeger  ift;  „ffaifer  unb  ©aliläcr"  (1873),  eine 
pl^antaftifd^e  3<i$nung  beS  ffaiferS  Julian,  bie 
gum  Sd^Iug  ftatt  ^eibentl^um  unb  Sl^riftentl^um 
eine  neue  SBeltreligion  burd^  SOtifd^ung  beiber  in 
^luSpc^t  fteüt.  „Sranb"  unb  „$eer  ©^nt"  finb 
SbfenS  ge^altooDfte  uiieformooIIenbetfleSd^öpfun- 
gen,  ooD  fü^ner,  öd^t  norbif  d^er  $l^antafH!  unb  |in- 
tDxthtx  oon  lebenStpal^rer  3eic^nungen  beSnonoegi- 
fd^en  SSoItSddaralterS.  Sem  l^enf^enben  Sül^nen« 
gefd^madte  ttaren  fte  jebod^  gu  bo^  unb  gu  emft. 
3um  Siebling  beS  mobemen  ^ublifumS  mürbe 
äbfen  erft  burd^  eine  neue  Sleil^e  oon  S)ramen,  in 
meldten  er  oon  1869  an  mit  meijlerlid^er  Sül^nen* 
ted^nif  unb  fd^neibenb  fd^arfer  Sl^arafterifUf,  aber 
gugleid^  mit  troftlofem  pefftmiftifd^em  ^Inl^aud^e, 
burd^  unb  burc^  realiftif d(| ,  in  $rofabialog  bie 
Sd^öben  ber  mobemen  ©efeOfd^aft  auf  bie  Sül^ne 
brad^te,  fomol^l  baS  politifd^e  Stenb  (Ser  93unb 
ber  äugenb;  2)ie  Stufen  ber  ©efeUfd^aft;  Ser 
IBoItSfeinb)  als  aud^  baS  fjfamilienelenb,  unglüdt' 
lid^e  6bC/  Siebe,  Sibertinage  unb  Saflerüercrbung 
(gin  ^uppenl^eim;  Sie  ©cfpenfter;  SRoSmerS- 
^olm;  S)ie  SBBübentc).  ®aS  ßolorit  ift  in  attem 
normegifd^,  bie  bel^anbelten  Scanbale  aber  ber 
gangen  überciüilifirten  ©efettfd^aft  gemein.  Sbfen 
fanb  befel^alb  in  gang  Kuropa  Sntereffe  unb  Sei« 
fott.  ObgleidJ  er  aber  bei  weitem  emfter  unb  tiefer 


511 


9tofitabamu8. 


512 


tft  oß  bU  fronaöftfd^  9iean{|ien,  fel^It  e§  i^m 
bod^  an  bem  imerfe^baten  d^rifilid^  mf)alit,  unb 
er  Dermag  bie  fd^reienben  S)iffottan5en  nid^t  )u 
I5fen,  in  bie  feine  Sramatif  auSflingt  unb  bie  ^u« 
fommen  ttie  eine  %rt  SBanfetotterflörunQ  bet  mo- 
bemen  ©efeDfddaft  lauten. 

tJfreunblid^ere  Seiten  beS  nonoegifc^en  SoR§« 
Ieben§{d^ilbem  in  i]^ten(Sr}öl^Iun9en,9tomanenunb 
9loöeIIen  SOlagbalcnoSl^orefen,  gcb.ffrag]^  (1819), 
SWorie  6oIban  (1814—1884),  3onaS  2ie  (1833) 
unb  Äriftofetffriftoferfen  (1851).  6amiEa6onet 
bagegen  (geb.  1813),  eine  ©d^toefier  aOBergeloubS, 
greift  in  il^rem  9ioman  ,,Se§  ^mtmanng  f  ödster'' 
$erb  bie  mobemen  ©efeOf d^aftSDerl^öItniffe  an.  Sin 
nod^  fd^örferer  Jhitiler  ber  nortoegifd^en  @ociaI- 
öerl^ältniffe,  befonberS  ber  ortl^obojen  dJeijHid^feit, 
ber  ^Beamten,  ber  §anbeI8»  unb  Snbuftriewelt,  ift 
Sllesanber  ff jeUanb  (geb.  1849)  in  feinen  IRoDellen 
unb  S)ramen.  9lme  ©arborg  (geb.  1851)  erneuerte 
ben  SSerfud^  ber  ÜJlaatftraeDer,  inbem  er  eine  größere 
Srjä^lung  (gnSntenfjar — ßinfjfreimann,  1881) 
in  3t)ar  ^afen§  @prad^e  fd^rieb;  trefflid^  t)erfiftirte 
er  in  feinem  „93auemftubenten"  (1883)  ben  burc^ 
mobeme^olbbilbung  unb  ©ro^mannSfud^t  l^erbei« 
gefäl^rten  Siutn  beS  SauemftanbeS;  aber  mit  fei- 
nem ,,Ungbom"  (1884)  unb  ^3RannfoIf"  eröffnete 
er  ben  oerberblid^en  Steigen  einer  eigentlid^en  So« 
l^dme-fiiteratur,  tteld^e  an  ©emeinl^eit  faum  l^inter 
öl^nlid^en  $arifer  fieiftungen  jurüdfftel^t  unb  mit 
Sted^t  lebl^aften  SBiberfpruc^  beim  beHem  Sll^eile 
be§  ^ublifumd  »ad^rief .  3u  bief er  neueften  @c^ule, 
loeld^e  bie  SJli^Derl^öltniffe  ber  (Sf^t  befömpft,  um 
bie  freie  Siebe  gu  prociamiren,  gel^ören  ^an§  Säger 
(geb.  1854)  unb  iSfyt.  ffrogl^.  Segen  bieje  Sd^mu^» 
literatur  l^at  fid^  in  neuefter  Seit  Siömfon  als 
©ittlid^feitSprebiger  erl^oben.  2)aS  bcftänbige  SRüt« 
teln  an  allen  bcftel^enben  focialcn  SJerl^öItniffen, 
bie  religiöfe  3«rfal^r«n]^cit  unb  baS  ftetige  Qfort» 
fd^reiten  mobemer  Uebcrcultur  in  bie  füllen  SBerg« 
tl^äler  l^inein  laffen  inbe^  baS  einft  fo  fräftige,  ge« 
funbe  SBolfStl^um  mel^r  al§  ie  bebrol^t  erfd^einen. 
SReid^cS  ÜKaterial  jur  Seurtl^eilung  ber  neueren 
SScrl^ältnifje  bieten  bie  Patiftifd()en  arbeiten  unb 
Kulturfd^ilberungen  üon  gilert  ©unbt  (1817  bis 
1875)  über  ©ittlid^feit,  ©terblid^feit,  Srunf  unb 
SKö^igfcit,  Aberglauben,  Sauart  u.  f.  tt). 

®  cn  erften  9lnf  ang  ju  einer  fatl^olif  d^en  Sitcratur 
bilbet  bie  an jiel^enbe  ßonöerftonSfd^rif t  beS  83ama» 
biten  P.  Sol^ann  ®aniel  ©tub  ,,2cbfagelfe  fra 
fjforbommc  til  religiös  ©anbl^cb  meb  fiacrligl^cbS« 
fulbe  gjiinbeblif  ttl  fjaebrelanbet",  Sergen  1861. 
®er  Serfaffer,  1813  in  Sergen  geboren,  fam  als 
junger  ftoufmann  nad^  ®enua,  trat  l^ier  1830  jur 
latl^olifd^en  ftird^e  äurürf,  fd^loB  fid^  1832  bem 
Sarnabitenorbcn  an,  warb  1837  in  Som  jum 
^riefter  getoeil^t,  bann  Oberer  beS  ftlofterS  in 
turin,  fpäter  5DWffionar  in  ©öteborg  (©d^tteben) 
unb  jule^t  in  feiner  Soterftabt  Sergen,  wo  er  in 
jal^lreid^en  fleinen  apologetifd^en  ©d^riftd^en  bie 
f  atl^olifd^e  ftird^e  öertl^eibigte  (ögl.  Sof  ent^ol,  Kon- 
üertitenbilber  auS  bem  19.  3a^r^.  I,  2,  ©d&off^. 


1871, 1—23).  Seit  1890  erfd^nt  in  (BMßiatrift 
ein  f atl^olif dH  SBod^enblatt  @t.  Oldf .  (SgL  J.  E. 
Kraft,  Norsk  Forfatterlexicon,  1814—1858» 
Ohristiaiiia  1863, 6  Sbe.;  L.  Dietrichson,  Om- 
rids  af  den  norske  LiteraturB  Hist.,  EjObenh. 
1866—1869;  P.  Botten Hansen,  La  Norvöge 
liti^raire,  Christ.  1868;  Halyorsen,Nor8kFoi> 
fatterlexicon,  1814—1880,  Christ  1881  fLr 
H.  Jaeger,  Litteraturhistonske  Pennetegnin- 
ger,  Eopenh.  1878;  A.  £.  Eriksen,  Dansk  og 
Norsk  Literaturhistorie,  Kristiania  1 878 ;  Fr. 
Winkel  Hom,  Den  danske  Litteratnrs  His- 
torie, Kjobenh.  1879;  S)erf.,  ®ef(^teberSite> 
ratur  beS  f!anbinat)ifd^en  SlorbenS,  fieipgig  1880; 
$]^il.  @d6iDei^,  ©efc^id^te  ber  ffanb.  Siteratnr, 
Seipaig  1886—1889,  8 Sbe.;  G.  Brandes,  Dei 
moderne  Gjennembruds  Maend.,  EjObenhavn 
1883;  %  Saumgartner,  ^.  Sbfen  [Stimmen  auS 
SDi..8aad&  XXXIV  (1888),  554—576];  ©ctL 
gjorbifd^e  fja^rten  II,  greib.  1890, 150  ff.  196  ff. 
233  ff.  240  ff.  lieber  aßergetanb  unb  SBeD^mieii, 
Sjömf on  unb  3bf en  liegt  bereits  eine  umfangreid^ 
Specialliteratur  Dor.)   \%.  Saumgartner  8.  J.] 

'^ofttabavmSf  Ütame  )meier  Slfbologen  auS 
einer  gfamilie  jübif  d^er  Slbfunf  t,  beren  Urfpntng  su- 
»eilen  mit  Sejug  auf  1  $ar.  12, 82  Dom  Stamme 
3ffa(^r  l^rgeleitet  mürbe.  1.  !Dli(^aeI  9floftra' 
bamuS  ber  öltere  unb  berül^mtere  mürbe  geooren 
am  14. 2)ecember  1503  ju  @t.  SRemQ  bei  Stied  oß 
@o]^n  eines  ÜtotarS,  ffatbirte  )u  aRontpeÜier  IRe- 
bicin  unb  mad(|te  bei  ©elegenl^t  ber  $eft  fd^ 
1525—1529,  namentlich  aber  1546  }u  Vis  unb 
1547  au  Spon  glüdClid^e  Ihtren  burd^  ein  aRittd 
feiner  Srfinbung.  3n  @aton,  mo  er  feit  1544 
feinen  gemöl^nlid^en  SBol^nort  l^atte,  mar  et  tro^ 
bem  nid^t  f  el^r  angef  el^en ;  bie  Sereinfomung  brSngte 
il^n  jum  @tubium  unb  jum  ©rübetn,  unb  er  glaubte 
ft(^  enblid^  über  bie  3ufunft  erleud^tet.  Son  1555 
bis  1560  Deröffentlid^te  er  1000  ^ropl^es'eiungen, 
aUt  in  Dieraeilige  @trop]^en  (quatrains)  gefaxt  unb 
nad^  (^enturien  georbnet.  2)er  Srfolg  toar  ein 
ungel^eurer.  ^einrid^n.  unb  ftatl^arina  Don  Vle« 
biet  beriefen  benSlftroIogen  nad^  ^pktrid,  empfingen 
i^n  mit  großen  S^ren  unb  liegen  il^m  in  SloiS 
bie  löniglid^en  bringen  DorfteQen,  bamit  9loftca* 
bamu§  über  beren  3ufunft  berid^te.  3m  3. 1558 
burfte  92oftrabamu§  fogar  einige  Senturien  feiner 
$rop]^eaeiungen  bem  ff önig  felbft  mibmen.  auf  8 
^öd^fte  aber  ftieg  fein  Snfe^en,  afö  |)einrid6  IL 
im  Zumier  einen  tbbtlid^en  Sanaenftid^  in'8  9uge 
erl^ielt  unb  man  biefeS  traurige  Sreignig  bei 
9loftrabamu§  t)orau8gefagt  f anb : 
Le  lyon  jeune  le  vieux  sormontera 

En  champ  bellique  par  singulier  duelle, 
Dans  caige  d'or  les  yeux  luy  creuera 

Deux  plaies  une,  puis  mourir,  mort  cruelle. 

(Cent.  1,  quatr.  35.) 
Si§  ju  feinem  2obe  (2. 3uU  1566)  mürbe  9lofira. 
bamuS  jejt  üon  ben  l^öd^fien  ^erfoncn  aufgefud^t 
unb  geeiert.    TOorl^of  (Polyhistor  I,  Labecae 
1732, 93  sqq.)  ift  geneigt,  in  9Joftrabamu3  einen 


513 


3?otar  —  Sflotburga,  bie  babifd^c. 


514 


jjMfü)  inftnrirten  ^opl^ten  )u  feigen.  3nbe^  er- 
ofttra  ^  bie  (Erfolge  toöl^renb  feitied  SebenS 
Ol  bcm  Aberglauben  bed  bontoligen  fronjbftfd^en 
fylfA,  an  UM^em  burd^  ftatl^na  be'  SRebici  bie 
SPioIogie  SRobefad^e  gnoorben  mar  (Dgl.  b.  Art. 
IjirDlogie;  9.  Secomt,  (Sefd^.  bed  @atanS  u.  f. »., 
Ol  bcm  Sfransöf.,  9legen8b.  1868,  268).  3n  ber 
^olgcieit  fpiette  9lo{farabamu§  no^  eine  iiemlid^e 
SoBe;  1652  beutete  man  feine  Sßiergeilen  gegen 
Vta^Bom  auS;  nod^  1840  lieferte  Sarefier  eine 
frflänmg,  unb  1850  9i5fd^  eine  beutfc^e  lieber« 
lelttng.  Snd^  SBiberlegungen  erfd^ienen.  Sefannt 
fft  ba8  (Eingramm  eines  Unbelannten  auf  il^n : 
Ifoitra  damoB  cum  falsa  damus,  nam  fallere 

nostrum  est, 
£t  com  falsa  damus,  nil  nisi  nostra  damus. 
eine  auf  StoftrabamuS  jurfidtgel^enbe  $rop]^e« 
jriimg  (Qoando  Marcus  Pascha  dabit  etc.) 
nud^  no^  1886  einiget  Auffeilen  (Dgl.  3:^eol.> 
ptdt.  Ouortapr.  XXXIX  [1886],  229).  0Bgt. 
Moreri,  Le  grand  dict  bist.  s.  v. ;  Nouv.  Bio- 
gn^  gen.  XXXYIU,  802  ss. ;  Secanu  a.  a.  O. 
274  unb  bie  (Einleitungen  in  ben  fpöteren  9lu§- 
gobcn  fetner  9Berfe.  (Ein  IBergeid^nig  ber  9luS- 
gaben,  (Eommentare,  SBiberlegungen,  ^Biographien 
gibt  (Sröffe,  Sel^b.  einer  aUgem.  Siterörgef d^.  XU, 
lit^  1,  Seip}.  1 852, 948  f. ;  Dgl.  Oraesse,  Tresor 
IV,  688  BS. ;  Vn,  485.)         [Änefler  S.  J.] 

2.9Ri(^aeI9}ofirabamu8  ber  jüngere, 

ber  €o^  beS  Vorgenannten,  tl^eilte  ttol^I  feine§ 

9ateA  Streben  na$  Srf orf d^ung  ber  3ufunft,  aber 

nd^  fein  (BIüdL  Seine  ^ropl^ejeiungen  n)urben 

Rgelmä|ig  burd^  bie  (Ereigniffe  »iberlegt  unb 

M^  $m  felber  fd^Iie^Iid^  auf  merfmürbtge 

8eije  ben  lob.  Sei  ber  ^Belagerung  ber  fjfeftung 

$ou)in  nämlid^  l^tte  i^n  ber  ^nf ül^rer  be§  fönig» 

li^en  l^eered  nad^  bem  Sd^idtfal  ber  belagerten 

Stobt  gefragt  SRid^ael  Derfünbigte,  biefelbe  n)erbe 

(^  d^^  ju  (S^runbe  gelten ;  nod^  ber  Sinnal^me 

l)er  Stabt  fud^te  er  nun  bem  (Eintreffen  feiner 

Seidfagung  baburd^  nad^^ul^elfen,  ba^  er  {elbft 

einige  ^noufer  anjünbete,  n)orüber  er  ertappt  tourbe. 

9ffl  oiü)em  Xage  lie^  ber  ^eerfül^rer  tl^n  rufen 

inb  fragte,  ob  er  nid^tS  Don  einem  ibm  felber 

^rjte^ben  Ungludfe  Dor^ermiffe.  SJlid^ael  Der» 

ntime,  aorauf  jener  il^n  mit  bem  $ferbe  übenttt 

imb  töbtete  (1574).  (SSgl.  Nouv.  Biogr.  gener. 

XXXVni,  307.)  [31.  gffer.] 

Jtotor,  f.  Protonotarius. 

IMfesga,  bie  1^1.,  bie  belannte  fromme 

^fimagb  unb  ©d^u^atronin  be§  bienenben 

Stanbed,  flammte  auS  bem  Xiroler  Stöbtd^en 

Xattenburg  (Siottenburg)  am  3nn.  3n§  ®eburt§» 

jabr  nrirb  bad  3a]^r  1268  angegeben.  !Rad^  fromm 

Mrbrad^ter  Sugenbgeit  fam  fie  mit  18  ^(al^ren  in 

bm  S^ienft  bed  ®rafen  ^einrid^  unb  ber  ©räfln 

(Sntta  auf  ber  Slotl^enburg.    ^ier  betl^ötigte  fte 

i^  opf  ermutbige  Ütäd^itenliebe  auf  ba§  ^enlid^fte. 

Soi(  blieb  aud^  bie  (ampfeSDoSe  $robe  il^rer  @e« 

bilb  nid^  aus,  benn  nad^  bem  Xobe  il^rer  erften 

^eoff^  folgte  bed  ®rafen  @o^n  ^einrid^  al§ 

Iht^CBfccfroiL  IX.  2.  ZufL 


bm  ber  Slot^nburg,  unb  feine  geijige  ®attin 
Ottilia  fud^te  ber  i^r  Der^a^ten  9iotburga  ben 
3lufent]^(t  möglid^ft  au  erfd^toeren.  Se^l^alb  fud^te 
bie  ^eilige  ft($  einen  neuen  SHenft  unb  fano  i|n 
bei  einem  93auem  be§  na^gelegenen  S)orf  e§  Sbnet. 
äl^rer  frül^em  ^errin  Dergalt  fte  aSe  Jhönfungen 
burc^  liebeDoDe  Pflege  bei  bereu  (efeter  JhanI» 
l^eit.  3lud^  in  il^rem  neuen  Sienfie  fe^te  fie  il^r 
frommes  unb  milbtl^ötigeS  Seben  fort  ^ier  fiel 
bann  baS  (Ereignis  Dor,  toeld^eS  )u  ber  getooQU- 
(id^en  ^Ibbtlbung  ber  ^eiligen  mit  einer  fd|toeben- 
ben  @id^el  Slnla^  tourbe.  31IS  nämlic^  ber  Sauer 
bei  bringenber  Slrbeit  am  Sorabenbe  eines  ^fteS 
oertangte,  92otburga  folle  nid^t  toie  fonjl  unb  mie 
auSbebungen,5urSefper5eitmitber3lrbeitaufl^ören, 
l^öngte  biefelbe  mit  ben  SBorten :  „Sie  @id^I  fei 
Sid^terin  jwifd^en  mir  unb  bir",  il^re  ©id^el  frei  in 
bie  Suft  auf,  morauf  ber  SSauer,  burd^  baS  SBunber 
betroffen,  oon  feinem  SSerlangen  abftanb.  Unter« 
bef[en  mar  auf  ber  Slotbenburg  burd^  ^l^be  unb 
Jmeg  baS  Unglüd  eingef el^rt.  infolge  l^ierDon  bat 
unb  erreid^te  ®raf  ^einrid^,  ba^  Ütotburga  in 
feinen  Sienft  surüdffel^rte.  9$on  nun  an  blieb  fie 
bei  bem  ®rafen  unb  beffen  }toeiter  ®ema]^Iin, 
®röfin  SRargaretl^a  oon  i^ol^enedf,  alS  Seiterin  beS 
ganzen  ^auSmefenS.  @ie  ftarb  mal^rfc^einlidd  om 
14.  September,  im  %  1313.  ^f)xt  Seid^  mürbe 
nad^  ber  fiegenbe  munberbarermeife  Don  Od^fen  auf 
einem  SBagen  über  ben  3nnftu|  sur  ätupertuS« 
ürd^e  beim  Orte  Sbnet  gebrod^t,  too  fie  beim  SQtare 
beigefe^t  marb.  2)ie  SSerel^rung  ber  1^1  9lotburga 
l^at  feit  il^rem  £obe  nid^t  aufgel^ört;  bie  ffapeOe 
beS  %\.  SRupertuS,  in  ber  fte  rul^te,  mürbe  erneuert 
unb  oergrö|ert  unb  aEmalig  na^  ii^r  genannt  unb 
jal^Ireid^e  IBotiDtafeln  bemeifen  bie  groge  Siebe  unb 
Serel^rung  beS  »olfeS  au  il^r.  3m  3. 1718  er« 
folgte  feitenS  beS  gütftbifd^iofeS  öon  93rijen  bie 
Sr^ebimg  unb  Slecognitton  il^rer  Sieliquien,  fomie 
bie  Untersuchung  über  bie  SBered^tigung  ber  93er* 
el^rung  9Jotburga'S;  im  3. 1785  famen  bie  SReli- 
quien  nad^  ber  ^fatrfird^e  ^u  ^ä)VDaii  unb  mürben 
bann  nad^  (Erneuerung  ber  ftird^e  )u  @bnet  im 
Saläre  1788  bortl^in  jurüdfgebrad^t  Sine  eub- 
gültige  SBeftätigung  ber  uuDorbenflid^en  SSerel^rung 
ber  ^eiligen  erfolgte  am  27.  SKörj  1862  bur^ 
^apft  $iu§  IX.  ®er  gefttag  ift  ber  14.  (Sep- 
tember. (Sgl.  AA.  SS.  BoU.  Sept.  IV,  709  sqq. ; 
Anal.  jur.  pontif.  HI,  2  [1863],  1811  sq.  gine 
auSfülirlid^e  ©arfteüung  gibt  ©tabler,  SoUftän. 
bigeS  ^tilxQmlti^ton  IV,  «ugSburg  1875,  586 
bis  592.  auBerbem  gibt  eS  nod^  eine  Seilte  öon 
fiebenSbefd^rcibungen  ber  ^eiligen  jum  3toedfe  ber 
(Erbauung.)  [%  gffer.] 

9lof6ittga,  bie  babifd^e,  foD  eine  Xod^ter  beS 
ftönigS  ©agobcrt  I.  gemcfen  fein.  Um  nic^t  bem 
^eibnifd^en  SBenbenf  ürften  ©amo  öermäl^lt  ju  toer« 
ben,  entftol^  fie  auS  bem  ©d^loffe  9Jio8bad^  ober 
^ombad^,  mo  ber  93ater  §of  l^ielt  unb  oerbarg 
fid^  in  ber  SBilbni^.  Sine  ^inbin  hxai)k  \f)x 
92a]^rung  oon  ber  Däterlid^en  Xafel.  2)er  iBater 
fud^te  fie,  moDte  fte  aus  ber  ^öl^le  l^erau^ie)^, 

17 


515 


Slotl^crlien  —  Slotljljelfer. 


516 


bel^ielt  ober  il^ren  %xm  in  ber  ^ottb.  2)ie  Sutig* 
\tau,  tounberbat  gel^tilt,  lebte  ttod^  lange  in  ber 
|)5(Ie.  (Sine  JKrd^e  biefer  ^eiligen  ift  in  &od^- 
fym\tn  am  9ledfar.  (Sgl.  ®rimm,  ©eutfd^e  Sa- 
gen I,  Serlin  1816,  451 ;  ©d^nealer,  »abi|d^e8 
@agenbud|n,  ftarförul^e  1846^  584 ff.;  ®lod, 
9totbutga.  (Sin  SBilb  auS  93abenS  @agentt)elt, 
flartörul^e  1888.)  [©trcbet.] 

'^otl^etitn  (haeredes  necessarii)  l^ei^enbie« 
ienigen  $erfonen,  toeldjen  ber  Jeftator  ober  6rb« 
laffer  nad^  ben  befte^enben  ©efe^en  loenigfteng 
einen  Xl^eit  feines  93erm5gen§  al§  Srbfd^aft  )u 
l^interlaffen  l^ot.  9Ran  nennt  eine  berartige  lieber» 
leitung  be§  93enn5gend  aud^  gefe^li(i^e  ober  3n« 
teftaterbfolge  (haereditas  abintestato),  hiöl^renb 
bie  ®emfnng  jur  Erbfolge  burdd  freie,  le^te  aBifienS« 
erflörung  be§  SrblafferS  teftamentarif^e  Erbfolge 
(haereditas  voluntaria,  extranea  ober  extesta- 
mento)  l^ei^t.  S)ie  SuccefftonSorbnung,  Srb> 
t^eile  2C.  bei  ber  92ot]^erbfoIge  rid^ten  fid^  nad^  bem 
bürgerlid^en  9ted^te,  baS  je  nod^  ben  ©efe^en  beS 
fianbeS  öerf d^ieben  ift  (f.  b.  9lrt.  Serfügungen,  le^t« 
ttrtllige).  SBaS  fperieH  bie  Erbfolge  in  baS  l^inter» 
lajf ene  SSermögen  öon  ©eiftlid^en  betrifft,  fo  gelten 
^ier  na^  canonifd^em  Siedete  folgenbe  ©runbfö^e: 
Sie  bona  patrimonialia,  industrialia  unb  parci- 
monialia  eineS  Siertferg  faUen  gefe^Iid^  ben  SlutS» 
Dertoanbten  beS  ßrblaJferS  ju  (c.  1, 0.  XU,  q.  5), 
benn  biefe  ®üter  unterteilen  bem  öollen  unb  freien 
SerfügungSred^te  ber  ©eiftltd^en,  fo  bag  fie  be« 
^üglid^  biefer  red^tlid^  afö  Säten  betrad^tet  h)erben. 
@inb  {eine  gefe^Iid^en  92otl^erben  üorl^anben,  fo 
erbt  bie  ftird^e,  an  toeldfter  ber  betreffcnbe  ®eift> 
lid^e  ein  Seneficium  befafe  (c.  1,  X  3,  27  nebft 
®loJfe  V.  Traduntur).  §at  ber  öcrftorbenc  Kle« 
rifer  ein  Scneficium  an  einer  ftird^e  nid()t  bcfeffen, 
fo  fuccebirt  nadj  einftimmigcr  Seigre  ber  Kano« 
niften  ber  bifd^öflid^e  ©tul^l  (Santi,  Praelect.  jur. 
can.  in,  242).  2)0$  toürben  aud^  l^ier  in  ben 
mciften  ßonbem  bie  ftaatlid^en  Seftimmungen  jur 
S)urd()fü]^rung  gebrad()t  toerbcn.  Ueber  bie  6rb« 
folge  in  bie  l^interlaffcnen  eigentlid^en  93eneficial= 
guter  beS  ßlerifcrS  f.  b.  Srt.  Xeftirfreil^eit  ber 
®eiftlid^en.  [C^ciner.] 

ifioi^etfetf  bie  tiier^el^n  l^eiligen, 
]^ei|t  beim  fatl^olif d^en  Sol!  eine  ®ruppe  Don  Dier- 
jel^n  ^eiligen,  tüt\i)t  befonberS  üertrauenSüoQ  an* 
gerufen  toerben,  weil  fie  in  bebrängter  ßage  unb 
ÖilfSbebfirftigfeit  fid^  oft  als  toirffame  gürfpred^er 
beuiäl^rt  l^aben.  S)ie  Jlird^enfprad^e  bejeid^net  fie 
getoöl^nli^  als  XIV  Auxiliatores,  f  eltener  Inter- 
cessores,  Adjutores  ober  Coadjutores,  aud^ 
m^  als  XIV  Martyres,  obtool^I  nid^t  oDe 
biefe  ^eiligen  SKartprer  finb. 

I.  ®ie  ffird^e  öerel^rt  bie  ^eiligen  unb  ruft  fie 
um  il^re gürbitte  an;  fte  öerelirt  fte  fotool^l  einjeln, 
als  in  il^rer  ®efammt]^eit  (am  f^^efte  ^Üerl^eiligcn), 
fie  Derel^rt  fie  aber  aud^  in  ©nippen,  unb  ^loar 
nid^t  blo6,  »eil  pe  gemcinfom  ben  9Kartertob 
erlitten  l^aben,  tt)ie  bie  Quadraginta  Martyres 
(10.  SRärj)  unb  bie  Quatuor  coronati  (8.  !Ro> 


Dember),  fonbem  oud^,  toeil  man  gerabetwni^nai 
eine  befonberS  mirfnngSDoIIe  gffirbitte  in  allen  ober 
in  eingelnen  Slnliegen  emxirtet  @o  dere^tte  man 
in  ber  ff ölner  jKrddenproDin}  bie  fog.  Dier  l^igen 
ünarfd^olfe:  Hl  quatuor  sancti  Antonius,  Cor- 
nelius, Quirinus  et  Hubertus  sunt  quatuor 
patroni,  qui  Marscalci  omnipotentiB  Dei  in 
hisce  regionibuB  ob  eorundem  singnlarim 
merita  et  auxilia  nuncupantur  (Weidenbach, 
Calendarium  hi8t.-christ.  medii  et  noyi  aevi, 
Batisbonae  1855,  200).  SRarfd^If  fielet  1^ 
im  @inn  eines  Domel^men,  einflu^d^  ^of* 
beamten,  burd^  beffen  SSermittlung  mand^rlei 
©naben  erlangt  »erben  (Sd^meller^  93aQrifd^eS 
SaSörterbudft H,  2.  aufl.  aJlünc^en  1877, 410).  Sin 
Utrec^ter  Sniffale  Don  1514  ^at  eine  Miasa  de 
quinque  sanctis  Privilegiatis  mit  ber  SoOecte: 
Deus,  qui  sanctorum  tuorum  Dionjsii,  Geor^ 
gii,  Christophori,  Blasii  et  Aegidii  memo- 
riam  facientibus  et  eorum  opem  poscentibos 
auxilium  in  tribulatione  promisisti,  ipsorum 
nos,  quaesumus,  tuere  praesidüs,  sicut  in 
Omnibus  fidelis  es  verbis.  2)arauS,  ba|  ber 
1^1.  ^ion^fiuS,  ber  Sd^u^atron  Don  fjfranfreid^, 
an  erfter  ^ttUt  fielet,  fd^lie^en  bie  Sononbifiea 
(AA.  SS.  BoU.  Apr.  m,  149),  ba|  biefeS  %ßCß 
mular  »al^rfd^einlic^  auS  gfranfreic^  ftammi  3n 
gleid^er  SBeife  finb  bie  a^iot  OaujiaToup^ol  dvdfp- 
7upoi  ber  orientalifd^en  ftird^  (flabifd^  bezsre- 
brennikov,  rumönif d^  forä  de  argentu)  ^üige^ 
bie  bei  leiblid^en  ober  geiftigen  3lbÜ^n  unentgelt* 
lid^  §ilfe  geleiftet.  S)ie  gried^if^en  fialenber  ffil^ 
ren  jtoei  $aare  jold^er  ^eiligen  auf,  am  81.  3a- 

nuar:  'Eop-rfj  Kupoo  xal  'lojawou  täv  Oauiia- 

TOüp^üiv  dvapYupcüv  (KpruS  toor  ^Irjt  in  Slesan« 
brien,  ber  unter  unentgeltlid^er  SluSübung  feiner 
ffunft  ben  c^riftUd^en  ©lauben  prebigte,  ^ol^anneS 
ein  befonberer  SBol^ltl^öter  ber  jhanfen),  unb  am 

1. 3uli:  Tu>v  ÖLfltay  xal  daufiaToup^oiv  dvapTupiuv 
Ko(7p.<St  xal  AafJLiavou  (f.  b.  3lrt.  SoSmoS  unb 
^amionuS  unb  Nilles,  Calend.  manuale  utrius- 
que  ecclesiae,  Oeniponte  1879,  88.  197). 

n.  2)ie  befanntefte  unb  meiftüere^rte  unterbieten 
^eiligengruppen  ift  eben  bie  ber  l^eiligen  Din^d^ 
92ot]^]^elfer.  3Ran  red^net  baju  folgenbe  ^eilige: 
1.  ben  1^1.  ^d^atiuS  (Acacius,  Agathius)  auS 
(Sappabocien ,  ber  im  römif^en  ^eere  bieiäe 
(8.  SRai);  über  feine  nid^t  feiten  Dorfommenbe  fßff 
»ed^Slung  mit  bem  ^l.  ^d)atiuS,  93ifd^of  Don9ReIi- 
tene,  k)gl.  SBeber,  S)ie  SSerel^rung  ber  l^igen 
öieräe^n  5ßot]^^elfcr  (f.  u.)  123, 5Rote  28 ;  2.  ben 
bl.  mt  «egibiuS  (1.  September);  8.  bie  l^t  99ar- 
bara,  Sungfrau  unb  TOart^rin  (4.  S)ecember); 
4.  ben  |l.  «laftuS,  Sifdftof  unb  SKart^rer  (8.§^ 
bruar);  5.  ben  ^l.  Sl^riftopl^oruS,  SDtartQrer 
(25.  3uli);  6.  ben  ^l.  K^iiacuS,  SRartijrer 
(8.  auguft) ;  7.  ben  1^1.  ©iomjpuS,  SBifd^of  unb 
aWart^rer  (9.  Dctober).  [3ur  erKärung  ber  Se- 
genbe,  ba^  biefer  nad^  ber  Sntl^auptung  fein  ^loupt 
nod^  eine  @trcdte  »eit  getragen,  fei  l^ingenriefen 
auf  bie  fd^öne  S3emer!ung  beS  1^1.  S^r^fofbmufi, 


517 


9lot]^]^eIfcr. 


518 


Ui  bie  SRartQitr,  loeld^e  huxä^  Sntl^uptung  il^t 
Mm  enben,  (f^mbolifd^)  il^re  ^öupter  in  ben  ^ön« 
ha  tragen.  @o  erflärt  ft^  ba|  neunje^n  anbete 
(leiltge,  bte  p.  Slbon,  2)ecuniQnu8,  6pi))erQn« 
tiis,  girmht  ic.,  bargefteüt  merben,  baS  abgefd^ta- 
p  ^Hnipt  in  ben  ^dnben  l^ltenb ;  f.  SSBeffelQ, 
5foBograp^ie®otte8unbber  ^eiligen.  Sei))).  1874, 
422.]  8.  ben  ^I.  ßraSmuS,  Sifd^of  unb  aRor- 
toter  (2.  3uni) ;  9.  ben  ^I.  ßuftad^ud,  anart^rer 
(20. 6cptember) ;  10.  ben  ffi.  ©eorgiuS,  IDlar- 
tmir  (23.  «|>riO;  11.  bic  l^L  «atl^arina,  3ung- 
fnm  nnb  SRortprin  (25.  9tobember);  12.  bie 
^L  Otargaret^,  Sungfrau  unb  ÜRort^in  (18. 
bqiD.  20. 3uli);  18.  ben  1^1.  ^ontateon,  anart^ret 
(27.3ttli)j;  14.  ben  ]^I.  Situ«,  aWart^rer  (15. 3uni). 
ncler  bie  einzelnen  Dgl.  bie  betr.  Slrtt.  Sdi^meilen 
yäjü  man  fünfsel^n  l^eilige  9{ot]^l^elfer,  unb  bonn 
rennet  man  }uii^neninS)eutfd^Ianb  ben  l^l.lDlagnuS 
(i  b.  «rt.).  abt  bed  SenebictinernofterS  in  Pffen, 
m  Italien  ben  1^1.  SRagnuS,  Sifd^of  Don  Ober^o 
fOpherginin)  in  ber  IDlar!  XreDtfo  (SBeber  a.  a.O. 
119, 9lt.  6. 9;  OflL  AA.  SS.  BoU.  Oct.  IH,  793). 
3cir  l^fig  ßeOt  man  an  bie  @pi^  ber  l^etltgen 
5lo^^Ifer  bie  aUerfeligfle  Jungfrau  als  bie  Köni- 
gin oUer  heiligen  unb  bie  ^elferin  ber  Sf)riften  in 
aller  9{ot9.  €o  ^t  baS  Auctarium  Hermanni 
Greveni  gu  bem  SV^art^roIogium  üsuardi  (t)gl. 
AA.  88.  BolL  Juni  Vn,  456)  jum  8.  ^Tuguft: 
In  Hongaria  .  . .  festum  quindecim  Auxilia- 
toram,  qaomm  nomina  haoc  sunt:  Gloriosa 
Dd  G^nitrix  semper  Yirgo  Maria,  Blasius, 
Dkmysiiis  etc.  9u4  in  ber  ff  ird^e  5U  ^aSIac^, 

giöcefe  ^Bamberg,  ift  SRaria  9Ritpatronin; 
leiten  in  ber  SßaÜfal^rtSürd^e  )u  IBierjel^n- 
Migen  in  t$ranfent^at  in  berfelben  ^iöceje,  voo 
aber  nic^t  ju  überfe^en  x\t  ba^  btefe  el^emalige 
ßifterrienferfircl^e,  tt)ie  alle  Ihrc^en  bicjeS  OrbcnS, 
al§  3:ttel  Assmnptio  B.  M.  Y.  ^at.  —  ^ber  aud^ 
abgejc^  Don  ber  3öl^Iung  14  ober  15  {inb  bie 
Samen  ber  l^ligen  92ot]^l^eIfer  nid^t  DöIIig  conftant. 
3n  ber  ^rebella  be§  @t.  @eba)tianoItor§  in  ber 
$farrKr^e  }u  Slofenl^eim,  Srjbiöcefe  ÜRünd^en, 
^en  anflatt  ber  l^n.  3)ionpftu3  unb  Sra§mug  bie 
\/L  Kicolaud  unb  fieonl^arb.  Suf  bem  ©rabmal 
der  ffinfürftin  ^nna  Don  93ranbenburg  im  el^e- 
adigen  Eiftercienferflofier  §eilSbronn  (©tiHf  rieb, 
«Oper  ^eüSbronn,  SSerlin  1877,  140)  unb  auf 
mem  {)oI§f4nitt  au8  bem  Saläre  1460  in  ber 
8eigel^j(^ien  Sammlung  (fieipjig  1866,  !Rr.  110) 
fisbct  {t(^  ber  1^1.  Seon^arb  ftatt  be§  1^1.  S^riacuS 
nb  auf  bemfelben  Slatt  ber  ^I.  92icoIau§  ftaü 
bcd  (I.  S^ionpftuS.   3n  ber  ie|t  t)roteftantt{d^en 
INn^  ^u  !Biei^e]^n^eiIigen  bei  3ena  mürbe  ftatt 
beS  ^.  ^antaleon  ber  1^1.  Siod^uS  Dere^rt  OBrüdF- 
ler.  Seitrage  jur  SanbeSfunbe  be§  ^erjogtl^umS 
BWningen  n,  SWeiningen  1853,  768  ff.),  gin 
auf  Pergament  gefc^riebeneS  ^ugSburger  SRiffale 
iot  in  ber  CoEecte  ber  Missa  de  quatuordecim 
legümÜB  intercessoribus  ftatt  ber  1^1.  ^ar» 
gnet^  ben  ^l  lD^agnu§.  'iDer  Codex  Indersdorf. 
417  ans  bem  3a^re  1519,  je^t  in  ber  §of»  unb 


®taat§bibIiot]^ef  in  Snänd^en,  l^at  fol.  223 1>  ftatt 
be3  1^1.  SHon^ftuS  ben  ffl.  Si^tuS.  3lad^  einem 
Sobes  berfelben  Sibliotl^el  (Cod.  germ.  Monac. 
719,  foL  56  »>)  erfd^ien  (El^riftuS  bem  ^I.  Dsmalb 
unb  fprad^  )u  il^m: 

Du  lebst  nicht  lenger  dann  zwayn  iar, 
Oswalt,  daz  sag  ich  dir  fOr  war, 
So  soltu  dan  der  vierzehn  nothelfer  ainer  sein, 
Daz  soltu  haben  von  den  gnaden  mein. 
S)od^  ift  ba§  nur  ein  SSergleid^  ber  ÜJiac^t  feiner 
gürbitte  mit  jener  ber  l^eiligcn  Dierjel^n  SJotl^l^cIfer, 
loie  aud^  ber  1^1.  @ebaftian,  ber  1^1.  Antonius  Don 
$abua  oft  92ot]^]^eIfer  genannt,  aber  nie  in  ben 
Dierjel^n  Siot^l^elfem  gered^net  »erben. 

^ie  3^t,  in  ber  bie  ^nbad^t  ju  ben  Dierjel^n 
9lot]^]^elfem  entftanb,  Wirb  Don  ginjelnen  fel^r  |od^ 
l^inaufgefe^t.  ^ber  ein  SemeiS  für  ben  Einfang 
berfelben  ift  nid^t  ju  erbringen,  ©id^er  ift,  bafe  in 
einem  %ib(a^brief  be§  S3ifd^of§  ff onrab  Don  $affau 
für  bie  ^farrfird^e  j^u  ffremS  Dom  Sa^re  1284 
ein  bort  bepnbüd^er  ?Htar  ber  Dierjel^n  5ßot]^« 
l^elfer  ertoäl^nt  tt)irb  (ßerfd^baumer,  (Sefd^id^te  ber 
©tabt  ffremS,  ffremö  1885,  167),  Dieücid^t  ber 
ältefte,  gur  S^xi  befannte  urfunblidde  unb  be^» 
l^alb  fidler  batirte  Seleg.  3n  ber  {e^t  ))roteftanti> 
fd^en  $farrfird^e  ju  ©teigertl^al  bei  9lorb]^aufen, 
S)i5cefe  ^ilbeSl^eim,  befanben  ftd^  )tt)ei  uralte 
@Iodfen  in  3udter]^utform,  bie  eine  ber  1^1.  ffatl^a» 
rina,  bie  anbere  ben  Diergel^n  ^totl^l^elfem  ge* 
loeil^t,  tteld^e  in  x6f)tt  gform  bie  betreffenben  93ilb- 
niffe  unb  3nfd^riften  jjeigten  (Dgl.  ®.  ®.  ßoerS, 
Unter  Säuern,  SWains  1892,  183).  ®er  ange« 
gebenen  fjform  nad^  bürften  biefelben  big  in^§ 
11.  Sal^r^unbert  jurüdhreid^en.  Seiber  tturben  fte 
(laut  einer  brieflid^cn  SRittl^eilung)  1870  um» 
gegoffcn,  ol^ne  ba^  3ci4)«ungcn  ober  Slbgüffe  ge= 
mad^t  mürben.  —  (Sbenf  omenig  lö^t  pd^  ergrünben, 
Don  mo  bie  ^nba^t  ii)xtn  Ausgang  nal^m.  Sic 
SoUanbiften  glauben  annel^men  gu  bürfen,  bag 
bie  l^eiligen  9iot]^]^clfer  gucrft  in  Stalten  burd^  eine 
gemeinfame  TOcffe  Derel^rt  morben  feien  (AA.  SS. 
Bell.  Apr.  m,  150).  £^atfäd()lid^  läfet  \xä)  bic  an- 
bad^t  Derfolgen  Don  Stalten  (©icilien,  ©anbiofe  in 
ber  ^roDing  ßatansaro,  Srefcia)  bis  in  bie  nörb« 
lid^en  S)iöcefen  S)eutfd^lanb§  (^ilbeSl^eim,  Sre§- 
lau,  Srmlanb),  DonKlfa^,  Sotl^ringen,  ßupemburg 
big  nad6  Söljmen,  SWäl^ren  unb  Ungarn.  SluJ«" 
orbentlidö  Derbreitet  ift  fte  in  ber  ©(^meij,  in  5:irol, 
©übbeutfd^lanb  unb  Dcfterreid^,  mo  eS  jal^lreid^e 
ffird()en  unb  Elitäre,  Sotiobilber unb  Sruberfc^aften 
,^u  K^ren  ber  l^eiligen  Dierjel^n  ^Jotl^l^elfer  gibt.  3n 
^ranfreid^,  Snglanb,  $olen,  in  berS)iöcefe®nefen= 
^$ofen,  in  Kroatien,  SDalmatien,  in  ben  mag^ari« 
fd^en  ©egenben  Ungarns  ift  bie  ^nbad^t  nt(|t  be- 
fannt,  mol^l  aber  in  ben  beutfd^en  ©egenben 
Ungarns ;  ein  Silb  befinbct  ftd&  in  ber  ßatl^ebrale 
ju  3ip§/  äu  Seutfd^au  in  berfelben  ©iöcefe,  in  ber 
^farrfir(fte  ju  SubafeSj  bei  Subapeft,  in  ber 
ff apujinerfirdöe  ju  Subapeft  (Ofen)  f elbft,  in  einem 
SQBalb  bei  ©tul)lmci6enburg.  3n  ber  Siöcefe  6ulm, 
in  Sjirien,  in  ber  ®iöcefe  ^rjemiSl  in  ®alisien. 


519  9Iot:^i 

in  Stgrom  uiib  {tt  ba  unb  boit  unter  btm  9SoIIf 
Qtülit.  ^aTQuä  baif  man  no^IbenSt^lugmaii^tn, 
bäg  es  Don  Einfang  an  tint  ^nbad(|l  btS  beutfi^n 
SBoHe«  tuat.  unb  bafi  fit  bur^  3)cut{d^  in  bie  Qt- 
nannten  fremben  ©proi^grtiete  gdomnun  ift  unb 
bort  auc^  nui  ob»  Dotgugliueife  untei  ben  ®eut^ 

Stijm  ft^  erhalten  ^at.  Sluif)  nad)  Omenta  (@ai' 
lenDiSr,  SiSetfe  Sßuffato)  lam  fit  tDot)!  bur^ 
beutf^e  SintDonberer ;  fo  fii^er  in  bie  bcut^d^e 
Air^e  gu  ^Baltimore  (Hount  and  Pratt  Streets), 
SRo^Ianb.  ^ie  ütcie^mng  in  Sicilien  unb  Obei' 
ilalitn,  in  SSö^men  (ijktrone  ber  Sßfanfini&en  in 
©rtiliQrfen  [cjediii^  TH  aekery],  ^ttett^om 
[cjed6i[(^  Äbertany],  Jhflmbac^,  bft  Älnftetlir^e 
ju  Äaban,  aitar  in  Sepaj)  unb  ÜJlätiten  (ffiti^e 
gu  SJiüfau  [cge<^i{d^  Brezori],  lfIetn<37}D^Tau 
[Morava  Homi],  ütitoleburg,  SRahloniij)  niitb 
\\ä)  U\i)t  huxä)  beutft^en  Sin^ug  erCIiken  lafjen. 
9118  ®njnb,  iDonim  ßerabe  bieje  ^eiligen  ge- 
meinfam  oeteSil  würben,  bücfte  eint  IpePftuc^e 
angmonimen  »erben,  ffiie  ©pmptome  btS  Bon 
1346  bis  1M9  gonj  guioiJQ  ter^tereiibtii  „fdjwor- 
jtn  SobeS"  toaren:  ©d^marglDetben  bcr  S'i'igf- 
auStroJnen  btS  St^IunbeS,  Vf^ß«  IfopfftÖnifrj 
mit  Sieber,  If^mtrj^ajte  SBtuIen  am  Uiiterleib; 
läufig  füfirte  bieffrant^eitrafÄtjuriBciDuftllDrig- 
Itit  unb  naä)  Dtnigen  ^tunben  gum  %obi.  fo  bag 
Diele  ofpit  bie  ^eiligen  Sacramente  fterben  mußten. 
Sü^t  nenige  ftoiben  aus  blo|er  %uxä)\  burc^  bis 
(ö^ttitnbe  aßa^t  beS  Sntf^e.  ^ie  locialen  unb 
tJantUienbanbe  naren  Dielfai$  gang  gelbst  (C)ä[er, 
Seörbucö  ber  ®e(c^ic(ite  ber  SKebirin  n,  2.  2luf(. 
3tna  1859,  139  t(.).  Slefinli^t  tiüt^Dlogittfie,  ^ 
t)g)d||if(^e  unb  feciale  Srfc^tinungtn  traten  bei 
allen  großen  ©eueren  früt)trer  unb  fpäierer  Seit 
ju  Sage,  g.  SB.  fiei  ber  $eft  ju  Sitten  430 
D.  6br.  (ügl.  Thucydides  2,  47—84,  unb  3.  93. 
SBeii  Stltgefc^ic^te  I,  2.  91u|I.,  857)  unb  bei 
ber  gu  Siom  1167  (tgl.  Säumer,  ®ef(l&ict)tE  ber 
go^enftaufen  U,  2.  9lufl.  Seipäis  1841,  217). 
9iotürIiiI)e  §ilf«miltel  moCttn  bei  biefen  mit  furd&l- 
barer  ^eftigttit  auftretenben  ©cud)en  nic^t  an- 
f(^lagen.  Sicher  nanbte  man  fld^  in  f olc^en  3'>'en 
oßgemeiner  ^ilfe-  unb  Srofllofigieit,  geleitet  uom 
©eifle  frommen  3)ertTauenS,  ou^  aubie^eüigen, 
um  burdi  beren  mäd^tige  t^ürbitte  t>on  ber  fdired-^ 
litten  Jhanf^eit  frei  gu  bleiben  bjn.  Don  if)t  befreit 
gu  werben,  ober  uenigftenS  bie  @nabe  eines  guten 
SobeS  gu  erlangen.  Dlnu  Würben  feit  alter  3eif  nl8 
5ßatron  gegen  bie  Sßeft  angerufen  ber  bt.  G^rifto^ 
PboniS  unb  ber  ^l.  9IegibiuS,  gegen  ffopfleiben 
©iongjiuS,  gegen  foal§t(f)nteräen  BlaftuS,  gegen 
Seiben  ber  3unge  ffatbarina,  gegen  ©c^mergen 
beS  Unterleibes  eroSmuS,  gegen  lieber  Sarbara, 
gegen  foflenbe  ©uc^t  ber  bl-  3)ilu3 ;  ^atron  ber 
9lei^te  ift  ber  bt-  5panlaIeon;  gegen  Slnfet^tungen 
beS  bßfen  gfeinbeS,  ber  fidb  in  ber  SobeSftunbe  be= 
[onberg  mürfitig  geigt,  wirb  ber  ^1.  EqriacuS  an- 
gerufen; in  iDbeSangft  ber  t|I.  Ifld&aHuS,  gegen 
unoorbereiteten  %ob  bie  b^-  1ifd^op1)omS,  5Bar- 
boro  unb  Äat^orina,  jur  Sfilegung  einer  guten 


^i<S)t  bcr  (I.  ^ttgibiuS.  Sier  ^I.  Sufbi^iii 
StUgemeinen  Sßatron  in  oOen  fi^tiiiaigtn 
lagen ;  ^itr  mag  er,  beibur^  eigent^tnli^ 
fale  bon  feiner  SamUie  getrennt  mä>t,  U 
als  Patron  gegen  bie  con^atirte  tolbänu 
luflSfung  aller  t)ramtlienbanbe  inEBetta^tl 
SBeranntli(^  würben  au^  bie  ^auSt^iöe 
^errfdienben  ©tu^e  ergriffen,  unb  aß  ! 
gegen  beten  ffranr^eiten  werben  ongeni 
fü.  @eorg,  SraSmuS,  $antalton  unb  SitU' 
wirb  gugefte^en  muffen,  ba^  bafi  ^otnini 
heiligen  begüglic^  ber  Aninf^eitSjqmtitDi 
feeliji^en  3upänbe  unb  ber  fodolcn  9lot§, 
naäf  geitgenbf  fif  <^en  ©c^ilbeningcn  bei  aitia 
*Peftf  euifen  bert)Dtt«ten,  ein  medlufiibig  gi 
beS  ift.  @ine  uxiltte  ©tü|e  bicfer  9ttna] 
ba|  Diele  ©pitaier  bie  ^igen^lot^^elfn« 
trone  ^aben,  fo  baS  ^offpUal  in  SBütgbu 
©pital  gu  SBeingarten  in  ^ürttmberg,  bot 
toISburg,  Sliöcef  e  58riinn,  Bis  in  bie  It^t  S' 
in^eran;  einESiOii^iRberSpUalflr^  j 
ötting,  Siicefe  ^f|au;  ferner  weifen  bai 
bie  jum  Ifieii  ie[(t  uoi^  bc^e^cnben  SBall 
ml^e  wgtn  einer  ipeftteuc^e  gu  6[)ien  bet 
Dlottibelfer  gelobt  würben:  gu  greiburg 
©^loeig,  gu  fflargarelbenberg  bei  SHtW 
liRoppoltentird^en  in  9!ieberÖfterrei(b ,  )n 
Irnrg,  Ssiöcefe  SBiürgburg;  bie  ex  voto  gar 
(1729)  erric&lele  SUoH)^elfErlapelle  gu  ©ob 
bei  53)iiinj,  baS  auä  gleidjeni  ©mnb  171S 
9}Dii)u@(apelIe  bei  ^Bingen  oufgeflellle  IRol 
bilb  ic.  5ieben  bein  „^eft-SotleSarfer"  be 
haä),  ©iöccfe  SlugSbutg,  ftetjt  eint  SJi 
^f Dlbbclfer^ffopeÜe.  Sief c  jflblreiÄen  Stgii 
gmifdien  einer  ^eftnot^  unb  ber  9}cie^ 
i(ltiltgeu  3loti)l^elfei  in  oerfc^iebenen  3al^r^ 
berei^tigen  wo^I  gu  bem  ©$Iu|,  bog  auiSj 
gemeinfame  ißerebrung  btrfelbtn  ouS  gltiit 
onlaffung  tntflanben  ifl.  ^  3)argt^eIIt 
biefe  ^eiligen  entWtber  ifirem  ©tonb  un 
SebenSbtrbältniffen  enlfpredienb  mit  ben 
fi^en  Smblemen,  ober  oIS  gleidtimä^igE . 
geftalttn,  wie  fic  bet  ber  gweittn,  na^ifte 
beri^tenben  Srf^einung  fid)  gegeigt  ijaht 
24.  ©eptember  1445  unb  am  28. 3uni  1' 
bei  junge  {giermann,  ©obn  btS  flloflerf^ 
bem  bei  SifterdenfeiabteiSang'^eim,  S>UM 
beig,  geistigen  @ut  giantent^I,  bafi  a 
baSSefuKub  allein,  bo3  gweiteSIlal  umge 
ciergetin  anberen  ffinbergeftaCten.  91IS  eri« 
bei  ntterbeiiigften  Slreifaltigttit  umbitSt 
ber  erft^Eiiiung  fragte,  erl^iell  er  bie  S 
„Sßit  finb  bie  Bierge^n  ^üot^btlfer;  nrir  a 
bier  eint  jfapeQe  gu  ^abtn  unb  tooSen 
fyenbtnb  ^ier  wtilen.  ©ei  bu  unfer  Di 
rooUtn  Qui^  wir  birguEieujitn  fein."  3t( 
Sangb^iiu  war  bie  ISnba^t  fd|On  frü^ 
unb  würbe  burd^  eine  gemeinfame  SDhff 
^ac^bem  aber  ft^  bmH)  eine  auffaOatbc, 
rufung  ber  ^eiligen  gef^^cne  Sdcttc 
bie  Sirm^Ieit  bei  eift^tnmng  tt^M^ 


521 


9toi](|]^iIfe. 


522 


Wc  sunt  an  ber  Stelle  berfelben  eine  ffopeUe, 
sd^e  1448  öon  bem  SBamberger  Sifd^of  anton 
oon  Sloten^n  confecrirt  mürbe.  SerettS  1466  ift 
Mfllrß  an4  eine  Stuberfd^ft  )u  beten  S^te  er« 
Dä^nt  toel^e  am  27. 9}ot)ember  1618  k)on  ^apft 
fonl  Y.  befiätigt  unb  mit  Sblaffen  Derfel^en  mürbe. 
3aifm^  auffaUenbe  ©ebet^er^drungen  {inb  Der» 
Sntnet  3m  3. 1748  mürbe  ber  ®runb)tetn  ^u 
Der  ie|t  jlel^enben  |nrad^tt)oQen  JKrd^e  gelegt,  meldte 
am  16.  September  1772  confecrirt  mürbe.  3la^ 
ber  6acuIari{ation  mürbe  ber  ©otteSbienft  Don 
Sdtprieftem  beforgt  feit  1889  burd^  gfranciS» 
auKr-Seformaten.  Sei  ber  ad^ttögigen  Söcutar« 
fwr  1872  erfc^ienen  gegen  100000  SBaUfal^rer, 
Mm  iDcI^en  über  26  000  bie  l^eilige  Kommunion 
cnpfingen;  bie  iäl^Iid^  S)urd^f^nitt9)a]^I  ber 
Cmmmmionen  betrögt  gegen  60—70000  (ogl. 
Scber,  Sier}e]^n]^Iigen  in  gf^^anlentl^at  9am» 
ben  1884). 

3n  einigen  SRiffalien  ifl  ein  befonbered  Uneg« 
fninilar  lu  (Sfyctn  ber  Zeitigen  Dierjel^n  9{otl^l^eIf er 
enitalten  (Missa  de  quatuordecim  auxiliatori- 
bos),  fo  in  bem  Wainjer  9RiffaIe  oon  1498,  im 
ntred^  t>on  1514,  im  Samberger  IDliffate  oon 
1490  (f.  bei  SBeber,  SMe  l^etligen  92ot]^^eIfer, 
107  f.).  Sine  }u  Senebig  gebrucfte  Missa  de  quin- 
deeim  anxiliatoribus  mürbe  iebod^  am  16.  ^a* 
■or  1617  oon  ber  S.  B.  C.  oerboten,  unb  am 
20.9looember  1628  beftimmte  biefelbe,  ba^,  menn 
OK  Sotiomeffe  su  ßb^en  ber  l^eiligen  9}ot^]^6lfer 
gflsnnfd^  toerbe,  bie  Missa  de  communi  pluri- 
■omni  martymm  ^u  nehmen  fei.  Unterm  4.  ^ril 
1889  mürbe  oon  Seo  XTTT.  für  bie  genannte 
SolIfabrtSfird^  eine  eigene  ^effe  genehmigt. 
IntroitoB :  Multae  tribulationes  (ut  in  festo 
8.Vitietc.  15.Junii).  CoUecta:  Omnipotens 
umpiteme  et  mitissime  Deus,  qui  electos 
Stnctos  tuoB,  Oeorgium,  Blasium,  Erasmum, 
Pmtaleonem,  Yitum,  Christophorum,  Dio- 
ojBimn,  G3rriacum,  Achatium,  Eustachium, 
iegidiom,  Margaritam,  Barbaram  et  Catha- 
rinim  specialibus  priyilegiis  decorasti:  da 
uMb,  qnaesmnus,  nostrorum  veniam  pecca- 
tormn;  et,  ipsorum  intercedentibns  meritis, 
ab  onmibus  adversitatibus  nos  libera,  et  de- 

Ctiones  nostras  benignus  exaudi.    Per 
Dum.  Epistola :  Sancti  per  fidem  (Hebr. 
11  f).  Evang. :  Respondens  Jesus  dixit:  Con- 
iiteor  tibi  Pater  (Matth.  11  d).  Offert.:  Mira- 
KliaD€Us(PB.67).  Comm.:  Posuerunt(Ps.78). 
—  Unterm  8.  aWärg  1890  enblidft  mürbe  oon  ber 
8. B.C.  genehmigt,  ba^  in  ber gfranciScanerürd^e 
ja  f)ammelburg,  2)iöcefe  Sßürjburg,  mo  bie  Ser= 
4nmg  ber  l^eiligen  92ot^b(^f^  f^it  alter  3(it  be» 
B4t  rnib  in  ber  genannten  9ßaUfo^rt§fird^e  ju 
Sieqebn^eiligen  am  oierten  Sonntag  nad^  Oftem 
boen  gfefi  snb  ritu  dupl.  I.  cl.  mit  eigenem 
Offidum  in  f  olgenber  SQßeife  gefeiert  merbe :  Omnia 
ie  eoDim.  Martyr.  temp.  pasch,  praeter  sequ. 
Ontio  de  Missa.  In  I.  Noct.  Lectiones:  Fra- 
tres  debitcres,  de  comm.  plur.  Hart.  11.  Noct. 


Lect.  Dignum  et  congruum,  de  comm.  Mart. 
temp.  Pasch.  1^  loco.  III.  Noct.  Lectio  S. 
Eyang.  sec.  Matth.  cap.  11,  25  sqq.,  ut  in 
proprio  Fratrum  Minorum  18.  Maji  in  festo 
S.  Felicis  de  Cantalicio.  IX.  Lect.  de  homil. 
in  Eyang.  Dom.  IV.  p.  Pascha.  (Sgl.  Sffleber, 
S)ie  SSere^rung  ber  l^eiligen  oierjel^n  ^lotl^b^^/ 
i^re  Sntftebung  unb  93erbreitung,  fiempten  1886 ; 
in  biefer,  mie  in  ber  oben  genannten  ©d^rift  beS« 
felbcn  SerfofferS  ift  bie  ältere,  ben  aOBallfal^rtS- 
ort  Siergebnl^eiligen  betreffenbe  Siteratur  oerjetc^« 
net.  Sine  pb^^ntafieoolle  @5egenfd^nft  bagu  lieferte 
Übrig  in  ber  Xübinger  %f)to\o^.  Ouartalfd^rift, 
70. 3abrg.,  1888, 72  ff.;  ügl.  auc^  [ftblner]  ^afto- 
ralblatt  XXVH  [1898],  270  ff.)      [SBeber.] 

'9^otmtie  l^ei^t  in  ber  ajloraltl^eologie  eine 
im  fogen.  9{otbftanbe  oorgenommene  ^anblung, 
meldte  $erfon  ober  Sigentl^um  bed  92öd^ften  ge« 
föbrbet,  ol^ne  ba^  baburd^  eine  fittlid^e  @d^uQ) 
oermirft  mirb.  Siotbftanb  bejeid^net  babei  ben 
Suftanb  ber  äu^erften  92ot]^  (extrema  necessi- 
tas),  b.  b.  eine  Sage,  in  meld^er  Stettung  beS  SebenS 
ober  eines  notbmenbigen  fförpergliebeS  burdd  an- 
bere  aRittet  abf otut  unmöglid^  ift.  ^ud^  ber  Slec^tS- 
miffenfd^aft  fmb  92ot]^ftanb  unb  92otbbilfe  im  be« 
jeid^neten  @inne  nid^t  fremb;  ber  9{otbftanb  gilt, 
menn  ed  aud^  nid^t  immer  auSbrüdflid^  feftgefe^t 
ift,  atö  ftrafauSfd^lie^enb.  3n§befonbere  beftimmt 
baS  @trafgefe|bud^  beS  S)eutf(^en  9teid^e§  (§  54), 
ba|  eine  ^anolung  ftrafIo9  ift,  „memt  fte  (au^er 
bem  gaSe  ber  92ot]^mebr)  in  einem  unoerf  c^utbeten, 
auf  anbere  Sßeife  nid^t  )u  befeitigenben  9!otbftanbe 
)ur  Stettung  (m§i  einer  gegenmörtigen  ©efa^r  für 
Seib  ober  Seben  beS  Zl^öterS  ober  eines  ^nge« 
börigen  begangen  ift".  5lu8  biefer  SRed^tSbeftim« 
mung  ergibt  ft^,  ba^  baS  @trafgefe^  eine  ftraf lofe 
92otb^iIfe  aud^  in  t^äKen  annehmen  mug,  mo  oom 
@tanbpunft  ber  9J2oral  auS  an  erlaubte  Ttotl^bi^^ 
nid^t  gebadet  merben  !ann^  inbem ).  93.  bie  ^öbtung 
eines  unfd^ulbigen  SWenfdftcn  jjur  eigenen  SRettung 
ftrafloS  fei.  3ur  SRedfttf ertigung  biefer  meitge^enben 
©traflofigfeit  beruft  man  p^  barauf,  bap  ber 
Srieb  ber  ©elbfterbaltung  im  2Kenfd^en  fo  mäd^- 
tig  fei,  ba^  eS  als  beroifd^  erfd^cinen  mü^te,  menn 
ber  aRenfdl  auf  bie  ^Rettung  oerjid^tet,  fo  lange  er 
irgenb  eine  3RögItd^feit  baju  f^at.  ®aS  ©traf» 
gefe^  mtU  unb  fann  oon  feinem  @tanbpunft  auS 
nidftt  ju  einem  folc^en  l^eroifd^en  3Icte  oerpflicbten; 
bie  OT^oraltbeoIogie  hingegen  fann  aud^  ben  @elbft- 
erbaltungStrieb  als  bered^tigt  unb  ftttUd^  nur  mit 
Unterorbnung  unter  f)'öf)txt  SRücfftd^ten  anerfennen. 
6S  muffen  bal^er  bei  ber  Segrünbung  ber  Erlaubt» 
beit  ber  Slotbbilf  ^  juglcid^  beren  ©renken  angegeben 
merben.  I.  3n  biefer  Sejiebung  finb  folgenbe 
$rincipien  ma^gcbenb:  1.  %x6)  in  ber  äu^er« 
ften  !Rotb  ift  feine  §QnbIung  erlaubt,  bie  in  ficb 
unftttlid^  ift  (j.  93.  ©laubenSoerlängnung);  nur  an 
pd)  inbifferente  §anblungen,  bie  fonft  mit  Süd» 
fid^t  auf  ben  5^äd^ften  unerlaubt  pnb,  tonnen  burd^ 
bie  äu^erfte  9iotb  erlaubt  merben.  2.  !Rotbbilfe 
ift  aud^  bann  nid^t  juläffig,  menn  ber  TOenfc^  burd^ 


523 


SRotl^l&ilfe. 


524 


(efonbere  gefe^Uc^e  Sefiimmungen,  burd^  fein  Smt 
ober  burd^  befonbem  dontract  Der))flt(l^tet  ifi,  el^er 
bie  öu|erfie  ©efal^t  ju  erleiben,  afö  bie  betreffenbe 
^nblung  Dorjunel^men.  SBer  alfo  übernommen 
]()ötte,  ba§  Sigentl^um  be3  Slnbem  bis  jum  Zobe 
5U  Dertl^eibigen,  bürfte  ftd^  nid^t  burd^  ^reiSgebung 
beSfelben  retten.  SHefeS  ^rincip  gilt  aud^  im 
toeltlid^en  Strafrec^te,  befonberS  in  ber  @eemannS» 
unb  ÜJtilitörorbnung.  Ob  im  beftimmten  f^alle 
eine  fold^e  Serpflid^tung  ^um  ^eugerften  vorliegt, 
ifl  natürlidi  eine  SÜ^atfrage.  3.  6nbUd^  ift  ^u  be« 
rüdfftc^tigen,  ba^  ein  angemeffeneS  Serl^ältni^ 
^toifc^en  bem  ®ute  ber  eigenen  Slettung  unb  bem 
Schaben,  mlä^tn  ber  92Qd^fte  burdd  bie  9{ot]^]^Ufe 
erleibet,  beftel^en  mu^.  a.  3)emgemä^  tt)öre  e§ 
nid^t  5u  red^tf ertigen,  toenn  man,  um  ftd^  f elbft  avi% 
ber  äufeerftcn  3loi^  ju  retten,  ben  änbem  birect 
in  eine  fold^e  9tot|  Derfe^en  loürbe,  toenn  man 
alf 0  ben  eigenen  %c!b  bur^  ben  Xob  beS  92öd^ften 
abmenben  ttoHte,  ausgenommen  ben  t^all,  hai  ber 
Jläd^fte  burd^  einen  Angriff  feinerfeitS  bie  öufeerfte 
92otl^  l^eroorgerufen  l^ätte.  S)ie{en  f^^all  t)Pegen 
bie  SDloraliften  übrigens  nidjt  jur  9Jot^]^i(fe,  fon» 
bem  5ur  Slotl^wel^r  (f.  b.  3lrt.)  )u  red^ncn,  toftl^renb 
bie  Sled^tSgelel^rten  aÜerbingS  ben  Singriff  eineS 
Un5ure(|nungSfö]^igen  unter  ben  92ot]^ftanb  fub» 
fumiren  (f.  OlSl^aufen,  Sommentar  }um  @traf« 
gefekbud^  beS  S)eutfd^en  Steid^eS  I,  Berlin  1880, 
224).  !Rad^  bem  angefül^rten  ©runbfa^  ift  oud^ 
bie  Procuratio  abortos  (f.  b.  9rt.)  oom  morali« 
fd^en  ©tanbpunft  unerlaubt.  —  6ine  grofee  ®e- 
fal^r  für  baS  Seben  beS  9tad^ften  tt)irb  ))ra!tif(^  ber 
öu^erften  92ot]^  gleid^  ^u  ad^ten  fein;  bagegen  bürfte 
eine  mirllid^  (abfolut  unb  relatio)  geringfügigere 
SJerIeJung  ber  $crfon  beS  5Räd^ften  (j.  95.  ein  ge» 
ringer  ©^merj  ober  ©d[|red(en)  bie  StuSübung  ber 
S^otl^l^ilfe  nid^t  unerlaubt  mad^en.  b.  Sie  weitere 
grage,  ob  9Jotl^l^Ufe  in  fold^cn  fjällen  erlaubt  ift, 
100  ber  92äd^fte  nur  inbirect  baburd^  in  bie  öu^erfte 
5lotl^  lommt,  ift  nac^  ben  $rincipien  über  baS  in- 
birect 3freitt)iEige  ju  beurtl^eilen  (f.  Lehmkuhl, 
Theol.  mor.  I,  7.  ed.,  Friburg.  1893,  20.  21). 
®ie  ben  9Jäd)ften  oerle^enbe  ^anblung  ift  alSbann 
nömlid^  nid()t  fott)o]^I  bie  Uqad^e  für  bie  ©eföl^r^ 
bung  beS  ^nbem,  olS  oielmel^r  eine  ^ugelaffene 
©elegenl^eit  )u  berfelben ,  totlä^t  hmi)  bie  eigene 
öu^erfte  5Rotl^  entfc^ulbigt  wirb.  UcbrigenS  werben 
bie  t$öUe  unter  a.  unb  b.  nid^t  immer  gleid^mö^ig 
oon  ben  SWoraltl^eoIogen  entfd^ieben,  weil  eS  mit« 
unter  fraglid^  fein  fann,  ob  eine  §anblung  birect 
ober  inbirect  baS  2tbm  beS  5Ko§ften  geföl^rbet. 
c.  gnblic^  ifl  nod^  ber  fjafl  ^u  bcfpred^en,  wo  nid^t 
fowol^l  junäd^fl  bie  ^erfon  als  üielmel^r  baS  ®  gen» 
tlfium  beS  5Rä^ftcn  geföl^rbet  wirb.  5ßid&t  julöffig 
wöre  eine  fold^e  Sd^öbigung  beS  92äd^ften  am 
ßigentl^um,  wenn  biefelbe  bie  äu^erfte  9lot]^  beS 
Släd^ften  birect  )ur  g^olge  l^ötte,  benn  alsbann  löge 
ber  unter  a.  gegebene  gaE  oor.  9lnberS  ift  ju  ur» 
ti^eilen,  wenn  man  gur  eigenen  Stettung  eine  ®ai)i 
oorwegnöl^me,  weld^e  ber  92öd^fte  ebenf  aQS  )u  feiner 
Kettung  fidft  erft  oerfd^affen  wollte.  ®ie|  würbe 


5.  9.  ber  ^  fein  in  bem  betomten  9eif|ride 
(ogl.  Cicero,  De  officiis  3,  28)  lu>n  bem  SdOen, 
ber  nur  einen  @d(|iprfid^igen  )u  tragen  Dermag. 
@o  lange  berfelbe  nod^  nid^t  Don  Sinem  jur  Stet* 
tung  in  93eft^  genommen,  bürfte  ieber  banad^ 
treben,  i^n  oor  bem  Subern  }u  erreid^en.  —  Son« 
tige  Verlegungen  fremben  Sigent^umft  bageop 
inb  aur  9{ot]^]^ilf  e  erlaubt,  wenigfienS  f  oweit  eS  ^ 
um  bie  Srgreifung  ber  gewöl^nlid^  Dorbmimenben 
SDinge  banbelt  (f.  de  Lugo,  De  jostitia  efc  jure, 
disp.  16,  n.  159).  Ob  man  freilid^  oud^  gan) 
au^erorbentlid^e  unb  au^ergewbl^nlid^  S>inge  jur 
Stettung  beS  SebenS  bem  9löd^ften  entwenben  bSrfe, 
ift  controoerS  (de  Lugo  L  c). 

Sie  93ered^tigung  gur  9lot|^ilfe  in  ben  Begeid^ 
neten  ©renken  ergibt  fid^  auS  folgenben  Snoftgun- 
gen.  S)aS  perfbnlid^e  Sigentl^umSred^t  bran  nur 
als  ein  relatioeS  betrachtet  werben,  ed  bleibt  boi 
©efe^en  ber  göttlid^en  ißorfeldung  uniergeorbnet. 
%m  ift  aber  (ogl.  S.  Thom.  2,  2,  q.  66,  a.  7) 
ber  erfie  S'o>td  ber  gefd^affenen  2)inge,  bem  SRen* 
f d^en  )ur  (Erl^altung  feines  SebenS  m  bienen,  erft 
ber  gweite  Stotd  dber,  pvJoaM  Sigentl^um  hk 
Singeinen  gu  werben.  S)iefer  muf;  olfo  im  9lotl^ 
fall  ienem  weid^en,  b.  1^.  in  extrema  neoessitate 
omnia  communia  (quoad  usom).  2)ie  oben 
unter  c.  ftatuirten  ^uSnal^men  berul^en  barcntf, 
ba^  in  ben  genannten  SföDen  baS  Sigent^um  fei- 
nem Sefi^er  felbft  gum  erften  3tt)edfe  bieneti  mu|. 
&t\Li  fid^  nun  ^ier  bie  92ot]^^ilfe  als  ein  JFampf 
gwifdden  bem  Steckte  auf  Selbfterl^ltung  einerfeits 
unb  bem  Sigentl^umSred^te  anbererfeitS  bar,  fo  ijl 
eS  in  ben  unter  a.  unb  b.  genontüen  tJf&Oen  ein 
SBiberftreit  gwifd^en  bem  Siedete  ber  @elbfier^aliung 
beiberfeitS.  ®ie  bort  gegebenen  $rincii)ien  folgen 
aus  bem  @a^e,  ba^  Jeber  ein  9ted^t  gu  esiftiren  1^, 
fo  lange  er  baSfelbe  nid^t  burc^  feine  ^anblung?« 
weife  oerwirft.  ffeiner  barf  il^m  biefeS  ^ed^t  gegen 
feinen  SBiUen  nel^inen;  bo(^  brandet  aud^  niemmtb, 
um  biefeS  9ted^t  nid^t  inbirect  gu  oerle^en,  fid^ 
felber  birect  gu  opfern. 

n.  Srfte  Sebingung  gur  Srlaubt^eit  ber 
92ot^]^ilfe  ift  baS  SSorl^anbenfein  beröu|erften 
3loii)  (f.  0.).  (£S  genügt  alfo  nid^t  eine  blo|  gro|e 
'Sloii)  (obfd^on  biefe  bie  @d^ulb  einer  ifyxt  mU« 
bert).  2)od^  ad^ten  bie  ÜRoraliften  ber  neceasitas 
extrema  bie  fogen.  necessitas  quasi-extrema 
gleid^,  wenigftenS  wenn  eS  ftd^  um  Sc^äbigung 
beS  92äd^ften  an  untergeorbneten  ®ütem  l^anbelt. 
SDie  le^tere  begeid^net  bann  eine  fold^e  9iot]^,  welche 
einer  XobeSgefal^r  moralifd()  gleid^  gu  ad^ten  ift, 
g.  9.  Serluft  ber  greil^eit  (ogl.  Lebmkuhl  1.  c. 
575  sq.).  ^a^  ber  92ot^ftanb  unoerfd^et  fein 
muffe,  ift  für  bie  moralifd^e  Srlaubtbeit  ber  9lot]^« 
l^ilfe  nid^t  burd^auS  erforbert;  bod^  liegt  in  biefem 
^Qe  eine  oorl^erge^enbe  fittlid^e  Schutt)  oor,  toe^- 
l^alb  aud^  baS  @trafred^t  bie  92ot]^l^ilfe  unter  fold^ 
Umftänben  nic^t  für  ftrafloS  erflört.  —  (Jine  wei- 
tere  Sebingung  ift,  bafe  man  fidft  bei  ber  ülotl^l^ilfe 
auf  baS  ftreng  5Wöt]^ige  befd^ränfe.  SBürbe  bie 
@renge  beS  Stotl^wenbigen  überfd^ritten,  fo  l^ötte 


525 


!Rot^toufe  —  Slotl^toel^r. 


526 


ber  @ef4äUgte  boS  Siedet  bec  ^loÜ^toO^x,  iDeil 
m  ber  Eingriff  in  fein  Siedet  nid^t  mel^r  (ered^» 
ligt  iDöre.  Sin  Stecht  gegen  bie  erlaubte  9{ot]^> 
tOfe  bogegen  fann  Dom  @tQnbpun!t  ber  Tloxd 
nit^  onerfannt  loetben  (anberS  »ieberum  Dom 
Stonbinmfte  beS  @trafred^te§;  f.OlSl^aufena.a.O. 
225  tt.  231).  @ofem  Dor  ber  fd^&bigenben  ^anb- 
Irn^i  eine  Sitte  ober  SBomung  on  ben  92öd^ften 
gerietet  loerben  fann,  mu^  biefelbe  gef d^el^en.  Ob 
btt  Untedaffung  berfelben  fc^toer  ober  meniger 
fi^tDer  {d^bar  ift,  l^mtgt  Don  ben  Umftönben 
nb  befonberS  Don  ber  grage  ab,  tt)ie  toeit  ber 
Stoben  bur^  bie  Unterlaf|ung  größer  n)irb. 

HLSIdnad^foIgenbe  $flid6t  bei  ber  9h)t]^- 
(ilje  ifl  bie  in  getoiffen  ^en  eintretenbe  9teftt- 
tationSpJIid^  }u  bejeid^nen.  Sine  fold^e  tritt  ol^ne 
SMifel  immer  bann  ein,  menn  bie  9}ot]^]^iIfe  burd^ 
eigene!  Serf c^ulben  l^erbeigefül^rt  tourbe.  S)enn  mx 
^  frettotUig  in  eine  ®ef al^r  begeben  l^at ,  au8 
Deiner  er  nur  mit  @d^dbtgung  be§  92öd(|{ien  fid^ 
ictten  forni,  ift  fidler  erfa^ftid^tig.  3m  anbem 
SdOe  ober  l^ngt  bie  ^i(^t  be3  6rfa|e§  baDon  ob, 
ob  ber  im  9h)tl^{ianb  ^anbelnbe  gu  ber  3eit  {id^er 
ober  bod^  DorouSfid^tliq  im  @tanbe  mar,  eine  Snt> 
MSbigung  }n  leiflen.  SUdbann  ermirbt  ber  @e« 
MSbigte  im  felben  SlugenbUd  ein  ©egenred^t  ouf 
bol  @ut  be8  Slnbem;  benn  ber  Srftere  ift  nur 
ongenbiidtlid^  Der^inbert,  feine  eigenen  3RitteI  gur 
Stettmig  |u  benu|en,  ber  Rubere  brandet  i^m  alfo 
mr  getDifferma^en  lei^meife  bie  feinigen  )u  über- 
laffen.  9Benn  bagegen  ein  Srfa^  für  ben  @d^oben 
im  Sngenblide  ber  9tot^]^iIfe  meber  Dorl^anben, 
B0((  oud^  als  fpäter  möglich  DorauSgufel^en  ij!,  fo 
fiegt  feine  ^flid^t  gur  Sntfd^öbigung  Dor.  S)enn 
ein  Sted^t  ouf  eine  Sod^e  fann  ber  ®efd^öbtgte  nid^t 
geltenb  machen,  bo  eine  fold^e  eben  nid^t  Dorl^anben 
in.  Sin9nfprudg  an  bie  ^erfon  ift  ebenfalls  nid^t 
^nläffig,  meil  bie  $erfon  be§  @dgäbigenben  feine 
£4nlb  trifft.  &  brandet  alfo  ber  im  5Rot]^ftanb 
Oonbelnbe,  aud^  toenn  er  fpöter  bie  9J2itteI  gu 
«nem  ßrfo^  miber  Crroorten  l^aben  f  oUte,  in  bief  em 
iSfüHe  nad^  ftrengcm  JRed^te  nid^tS  gu  erfekn.  — 
Job  man  nid^t  bloj  gur  eigenen  SRettung,  fonbem 
au4  )u  @unfien  eines  ^nbem  eine  92ot]^ftanb§« 
bonblung  Domel^men  fann,  beborf  feiner  toeitcm 
Erörterung,  bodj  crfcnnt  ba§  beutfd^e  ©trafred^t 
bie  Serec^tigung  berfelben  nur  gu  (Sunften  ber 
(nä(^ten)  ^ngebörigen  an.  (Sgl.  gum  ©angen  bie 
moroltbeologifd^en  SBerfe,  in  benen  bie  oben  er- 
örterten fSfragcn  gelegentlid^  in  ber  fiel^re  Don  ber 
Selb^iebe,  ber  9tad^ftenliebe  unb  bem  ßigen- 
^§red^t  bel^onbelt  merben.)         \%,  ®ffer J 

9#f9tftstfe,  f.  Saufe. 

TBL$Hwel^X  (defensio  naturalis,  necessa- 
ria;  moderamen  inculpatae  tutelae)  begeid^« 
wt  in  ber  9Roral  unb  ber  SRcd^tStoiffcnfd^aft  bie 
wtbgebrungene  unb  bered^tigte  Sertl^cibigung 
gegen  einen  gegenmörtigen  unbered^tigten  ^n« 
griff.  L  5)ie  3utäffigfeit  ber  ^iotl^ioel^r  unter  ben 
normen  SorouSfe^ungen  ifi  unbeftrettbar  unb 
ii  ouen  Sted^ten  onerfannt.    ߧ  ergibt  fic^  Don 


felbft,  ba^  bort,  mo  ein  fofortiger  @d^u^  fettend 
ber  red^tmägigen  Obrigfeit  nic^t  möglid^  ift,  ber 
ßingelne  ben  Angriff  auf  fein  ober  Slnberer  Seben 
ober  onbere  mid^tige  ©üter  mit  eigenen  Snttteln 
abmeieren  borf,  ou^  auf  bie  ©efol^r  ^in,  ben  ®eg» 
ner  gu  Derle^en  ober  gu  tobten.  S)ementft)red^enb 
wirb  fd^ou  gj.  22,  2  erflärt,  bafe  bie  löbtung 
eines  nöd^tlid^en  2)iebe§  ungeol^nbet  bleiben  foQ. 
3m  9leuen  Sunbe  mod^t  (^b^iftuS  bie  @elbftliebe 
gur  9lorm  ber  92äd^ftenliebe;  ed  fann  olfo  Don 
fetner  ^flid^t  bie  9iebe  fein,  boS  eigene  Seben  gu 
opfern,  um  baS  beSÜtöd^ften  gu  fd^onen;  Dietme|r 
geftattet  boS  3itä)i ,  meld^eS  ber  @elbft(iebe  oud^ 
bie  SRittel  ber  ©elbfterl^oltung  in  bie  ^önbe  gibt, 
bie  93ertbeibigung  beS  eigenen  Sofeind  unb  ber 
©afeinSred^te  ol^ne  Müdffld^t  auf  baS  2)afein  eines 
Slnbem  abStroct  unb  für  ftd^  betrad^tet,  unb  eS 
märe  eine  oufopfembe  Siebe,  boS  eigene  Seben  für 
boS  Seben  eines  Slnbem  bingugeben.  —  ®aS  ca« 
nonif d^e  Med^t  entfd^ulbigt  bie  2:öbtung,  Serftüm« 
melung  ober  fonftige  Unfd^öblid^mod^ung  beS  un- 
gered^ten  Angreifers  (c.  6.  7,  0.  XXUI,  q.  3; 
c.  6,  in  VI  5,  11),  mcnn  ber  angriff  auf  boS 
Seben,  bie  jfeufd^l^eit  ober  boS  geitlid^e  ®ut  ge» 
rid^tet,  bie  9Ibmcbr  ober  ougenbli^id^  notl^toenbig 
mar  unb  burd^  fein  onbereS  3RitteI  erreid^t  merben 
fonnte  (Dgl.  c.  2. 3. 18,  X  5, 12).  Sie  2:öbtung 
eines  2)iebeS,  ber  bei  Zog  einen  Sinbruc^  Der- 
fud^t,  loffen  biefelben  ©efe^e  nur  bann  ungefiroft, 
menn  er  mit  SBoffen  Derfe^en  auf  ber  %^ai  er- 
tappt mirb  unb  ftd^  gum  SBiberftonbe  bereit  bätt; 
ben  nöd^tlid^en  2)ieb  burfte  man  aber  tobten,  menn 
man  ft^  feiner  nid^t  onberS  entlebigen  fonnte 
(c.  8,  X  5, 12).  S)aS  römifd^e  "SSizdji  geftattet  bie 
5Rotbmebr  (Tit.  Quando  Hceat  Cod.  3 ,  27), 
miQ  aber  ben  Excessus  moderaminis  Dermieben 
miffen  (L.  1,  Cod.  unde  vi  [8, 4]).  SBon  mober= 
neu  SRcd^ten  möge  bingeioicfen  fein  auf  boS  ©traf» 
gefe^bu(^  beS  SDeutfd^en  9^eid^eS,  meld^eS  (§  58) 
eine  „SSertbeibigung,  meldte  erforberltd^  ift,  um 
einen  gegenträrtigen,  red^tsmibrigen  Angriff  Don 
fid^  ober  einem  Anberen  obgumenben",  für  ftrafloS 
erflärt.  @S  mufe  jebod^  barauf  bingemiefcn  merben, 
ba6  ber  Segriff,  melier  bier  Don  ber  5ßotbmebr 
gegeben  mirb,  etmaS  enger  ift  otS  ber  gemöbnlid^ 
Don  ber  2KoraltbeoIogie  oufgefteüte.  3)er  Angriff 
eines  Unfd^ulbigcn,  ©eifteSgcftörten  u.  bgl.  fällt 
nid^t  unter  ben  Segriff  cincS  „rcd^tsmibrigen" 
(OlSbaufen,  ßommentor  gum  ©trafgefejbud^  beS 
SBeutfd^en  SReid^eSl,  Serlin  1880, 224),  begrünbet 
alfo  nid^t  ein  5Red^t  ber  5Rotbmebr,  fonbem  allen» 
fofls  beS  5RotbftanbeS  (f.  b.  Art.  9lotb^ilfe),  mö^- 
renb  baS  canonifd^e  SÄed^t  unb  bie  SWoraltbeologie 
bie  Sertbeibigung  gegen  einen  Unfd^ulbigen,  ber 
Seben  unb  gigentbum  beS  Anbem  gcfäbrbct,  unter 
bie  SRotbmebr  fubfumircn. 

n.  3)ieSebingungen  für  bie  grlaubt- 
b  e  i  t  ber  9Jot^tt)ebr  ergeben  ftd^  auS  ber  SegriffS» 
beftimmung  Don  felber.  1. 6S  mu^  ein  Angriff  tbot» 
föd^lid^  unb  gegenmärtig  Dor^anben  fein,  b.  b-  ber 
Serfu^  einer  ©ef  äbrbung  an  Seben,  Seib  ober  tt)id^= 


527 


9?ot]^we]^r. 


528 


tigen  ®nittn  mu^  tiid^t  (lo^  %tp\au\  ober  gebto^t 
fottbem  tDirüid^  unb  augettbUÄtd^  in  SluSf ül^rung 
gebtad^t  fein.  S)od^  brauet  bte  Sd^äbigung  nid^t 
bereits  begonnen  ^u  l^aben,  ja  bte  SJioraUften  ge» 
ftatten  fogar,  bem  Eingriff  juöorjuf ommen,  toof em 
er  olS  unmittelbar  beDorftel^enb  erfannt  tt)irb. 
2.  2)er  Angriff  mu^  ein  angeredeter  fein  in  bem 
€inne,  ba^  ber  9lngreifer  nid^t  burd^  3Imt  ober 
fonftige  SSerpffid^tung  p  ber  ^onblung  bered^tigt 
ip,  toeldje  ben  3lnbem  gefälftrbet  unb  biefer  eben 
ou8  bemfelben  ©runbe  bie  ©eföl^rbung  5U5uIaf)en 
Derpfii(^tet  ift.  @o  gibt  e§  ).  93.  fein  Sted^t  ber 
Slotl^me^r  gegen  eine  Derbiente  IBeßrafung.  8.  3n 
Snfel^ung  ber  $erfon,  gegen  ttield^e  bie  ^otl^tDel^r 
gerid^tet  ift,  ftellt  bie  9)loraI  alS  (Srunbfo^  auf, 
biefefbe  f oÜe  nid^t  leidet  ftatt^aben  gegen  ^eqonen, 
an  loeldpen  bem  öffentlid^en  SBo^te  fel^r  Diel  ge» 
legen  ift.  liefen  gegenüber  fann  e§  nomlid^  $fli(^t 
fein,  bem  allgemeinen  SSol^I  baS  eigene  Seben  5um 
Opfer  )u  bringen;  bod^  l^t  biefer  ^qü  t)raftifde 
l^eutgutage  laum  Sebeutung.  ^el^nli^ed  gilt  aud^ 
Don  ber  Ofrage,  toetd^e  bei  ben  Z^eologen  mand^» 
mal  bel^anbelt  mirb,  ob  eS  nid^t  ber  d^riftlid^en 
Siebe  gema|  fei,  ftd^  tobten  5u  laffen,  falls  mon 
ber  @eligfeit  gemi^  märe  unb  ebenfo  bie  ®e« 
loi^l^eit  f^attt,  hai  ber  Angreifer  Derbammt  mürbe, 
menn  er  in  bem  Slugenblidte  gu  ®runbe  ginge. 
Sa  baS  emige  ^eil  allen  geitlid^en  ®ütem  unb 
folglid^  aud^  bem  Seben  oorge^t,  fo  fönnte  Dom 
@tanbpunfte  c^rijUid^er  Siebe  aUerbingS  bejal^enb 
geonttDortet  mrrben.  ^ein  für  bie  ißrasis  ^at 
eine  fold^e  fjfrage  leinen  SBert^ ;  berni  falls  mir 
aud^  ftd^r  mören  be^üglid^  unferer  Seligfeit  unb 
beS  92öc^f!cn  Serberben,  mer  gibt  unS  bie  mei» 
tere  Sid^er^it,  bag  ber  böSmiQige  Angreifer  ftdb 
jemals  beffem  mirb,  ober  ba|  mir  unter  ben 
Effecten,  meiere  mit  berlei  S^orföUen  not^menbig 
Derbunben  ftnb,  nic^t  unfer  eigenes  ^eil  gefä^r» 
ben?  Sbenfo  unpraftifdd  ijt  bie  gfrage,  ob  jur 
(Frl^altung  eineS  einjelnen  ®liebeS  bie  S5btung 
beS  SIngreiferS  erlaubt  fei ;  benn  ber  tHngegriffene 
fann  nic^t  genau  mtffen,  ob  ber  Angreifer  nur  eine 
fold^  im  Sinne  fübrt.  4.  3ur  Sert^eibigung  ber 
ffeuf(!b^it  ift  9iotbme^r  naA  ben  neueren  3)?ora» 
Uften,  tine  audb  nacb  bem  meltlic^en  Stetbte  geftattet. 
9lugnfHn  lebrt  jmor  baS  @egent^eil,  ba  bie 
förperlid^e  Sntegrität  ber  angegriffenen  in  feinem 
SBerbältniffe  ftebe  ^u  bem  Seben  beS  Angreifers, 
bie  Xugenb  ber  Keinigfeil  aber  gegen  ben  ariden 
ber  ^brobten  nicbt  geraubt  merben  fönne  (De 
über,  arbitr.  lib.  1 .  c.  5 :  pgl.  De  civit.  Dei  IIb.  1 , 
c.  25>.  Stigegen  fmb  audi  unter  ben  alleren  ^lü* 
raliften  Diele  anbercr  1^2etitung.  ^ar^tnal  Suao. 
ber  fiift  nicbt  gerabebin  für  bie  Affinnatipc  ent* 
i<beiben  min.  glaubt  überbaurt  nicbt.  bas  ein 
'I^ätdien  miber  ibren  Sillen  miBtraud^i  trcr^en 
fcnne:  jebcnfaÜS.  fäbrt  er  fort,  bätte  ^.:r*£lbe 
aUe  5?^ttel  in  Ann^n^ung  )u  bringen,  berrr  eS 
$u  bem  Aeufierften  fcbritte,  felbft  baim.  treim  ^er 
cetraltfame  Ängnifcr  ibm  mit  bem  ivU  brcb:e. 
o.  Cb  aut^  bie  oiiBer^  SKnel  erlouh  feien  ^ur 


Srl^altung  Don  ^b  unb*®itt,  ifi  iei  ben  9Ronii 
liften  glei^f  als  controDerS,  beim  eS  f^eint  glotfd^ 
^ab  unb  ®ut  unb  bem  Seben  beS  Siebes  fein  9ta> 
l^ltni^u  befleißen.  Sie  SReiften  etbmben  9tofi^ 
mej^r,  menn  ein  nam^fter  Serlnft  brol^t  ober  bei 
Sieb  gemaffnet  unb  5um  Sßiberflaiibe  bereit  mif« 
tritt,  ba  SoS^eit  unb  Ungere^tigfeü  mm  eine 
@eite,  fomie  bie  @d^Iofigfeit  auf  anbecer  Seili 
baS  9Ri^Der^öltnig  auSgleid^  3n  nä^mr  9e< 
ftimmung  beS  naml^aften  SerlußeS  ^Ifni  ftd^  bii 
alteren  S'toroliften  bamit,  ba^  fie  bie  Xdbtinii 
erlauben,  menn  ber  Staub  ober  Siebfio^I  ein  foU^ 
ift,  bag  il^n  bie  (früberen)  ®efe|e  mit  bem  ZidM 
beftraften.  Sie  @ä|e:  Begolariter  occiden 
possum  fiirem  pro  conservatione  unioB  sore: 
(Prop.  31)  unb  Non  Bolmn  lidtam  est,  de 
f endere  defensione  occisiYa,  quae  acta  poan 
demus,  sed  etiam  ad  quae  jus  inchoatomha 
bemuB  et  quae  nos  possessnroa  speranuii 
(Prop.  32)  fyd  ^nocens  XL  (2.  Mart  1679)  Dct 
morfen.  6.9lutige9tot]^me]^rsurSettunQber(E^ 
unb  beS  guten  9{amenS  iß  Derboten ;  S^e  imi 
guter  3lamt  bangen  nic^t  ^ierDon,  fonbem  Don  ben 
Urt^eil  Demünftiger  3Renfd^  unb  bem  SuSfpntd^ 
ber  Obrigfeit  ober  beS  Kic^terS  ob.  Slesonber  YII 
(Decr.  d.  d.  24.  Sept.  1665)  Deimirft  bie  ۊ]|e 
Est  licitum  religioso  vel  clerieo,  calnmniato 
rem  gravia  crimina  de  se  vel  de  soa  religioiM 
spargere  minantem  occidere,  quando  aüu 
modus  defendendi  non  snppetit;  otisappeten 
non  Tidetur,  si  calnmniator  edt  paratos  ve 
ipsi  religioso  vel  ejus  religione  publice  e 
coram  grayissimis  viris  praedicta  impingere 
nisi  occidatur  (Prop.  17),  unb  (Prop.  18) 
Licet  interficere  falsum  accnsatorem,  Mboi 
testes  ac  etiam  judicem,  a  quo  iniqua  eaiA 
imminet  sententia,  si  alia  via  non  poteet  in 
nocens  damnum  evitare.  3nnocen)  XL  (Deci 
d.  d.  2.  Mart.  1679k  cenfurirt  bicrsu  noi^  bei 
Sa^i  Fas  est  viro  honorato  occidere  invaso 
rem,  qui  nititur  calumniam  inferre,  si  alite 
haec  ignominia  vitari  neqoit ;  idem  qooqn 
dicendum.  si  qnis  impingat  alapam,  vel  ftisi 
percutiat  et  post  impactam  alapam  vel  ictui 
fustis  fugiat  (Prop.  oOi  Sbenfo  menig  fann  e 
-  bem  @atten  sufteben.  bie  im  Sreubrud^  betroffen 
j  @attin  )u  tobten.  Sen  8a^:  Non  peccat  ma 
;  ritus  occidens  propria  auctoritate  oxorem  ii 
ladulterio  deprehensam,  ^  9Iesanber  VD 
!  (Prop.  19)  Dermcrfen. 

!     m.  t)ns  ®renu  ber  berecbtigten  9iot^me^ 

'  muB  angegeben  trer^en.  baB  auS  ^io^mebr  ein 

Sd)ä^igung  bc4  ^ncretferS  fomeit,  ober  au^  ^ 

metter  geftatret  in.  alS  jur  9bmebr  beS  Angriffe 

:  erforberlid)  ift.    ^emnaA  muffen  alS  leitenb 

;  @runbfä|e  fc»lgenbe  gelten.  Skr  S^  utd)  ®e 

legenbeit  bat.  bem  Angriffe  burcb  bie  gludEft  auS 

jun?e:±en.  foH  flieben.  ebne  ficb  burdb  baS  $l^an 

tcm  einer  f  alf  eben  l?bre  ober  ben  3^ormurf  ber  geig 

bett  beirren  jiu  l::*«en.  3?er  üdb  bunb  ein  geliiibere 

Tlir.ii  xtmri  fann.  foü  nidit  boS  ^örtere  tool^Ien 


529 


9tot^aud^t 


580 


«er  bot  Segnet  entiDaffnen  famt,  foU  i^n  nic^t 
ommiiAen;  »er  i^n  burd^  SSemunbung  unfd^äb« 
Ii4  nuK^  tonn,  barf  il^  ni^t  tobten.  2)od^  loirb 
bei  biefra  Srengen  ber  ^loiijxot^x  DotauSgefe^t, 
iMB  ber  angegriffene  bie  gelinberen  äRittel  anju^ 
mben3<it  unb  (Gelegenheit  l^atte  unb  aud^  ol^ne 
alle  onbere  &^afpc  fär  fid^  amoenben  lonnte.  SBer 
).  8.  mit  einem  €ci^e|gett)e]^r  ongegriff en  mxh, 
brnn  ftc^  butd^  bie  gflu^t  nid^t  immer  retten;  ein 
Soüat  ouf  bem  Soften  barf  nid^t  entfliegen;  mx 
einen  neuen  greinb  im  ^interl^alt  ^u  fürd^ten  l^at. 
Hm  bem  famt  nid^t  gef orbert  merben,  bag  er  burc^ 
bie  Slu(^t  einer  neuen  ©efal^r  entgegengel^e.  äBer 
bem  meicfienben  gfeinbe  nad^fe^t  unb  il^n  )u  Soben 
^,  ber  ^t  bie  (Srenje  ber  92ot^tt)e]^r  über« 
kbritien,  unb  feine  ^anblung  ift  nid^t  mel^r  eine 
^jonblung  ber  ^iDifftot^x,  foid)em  ber  Slad^e.  Sie 
Ibberfdifreitung  ber  (Srenjen  ber  Ütotl^mel^r  !ann 
jogar  ben  er{ten  Angreifer  in  baS  Siedet  ber  92ot]^* 
wift  oerfe|en,  fofem  er  fid^  gegen  ben  Ssce^  be3 
angegriffenen  t)ert^eibigt.  SBer  5. 93.  o^ne  töbtlic^e 
SBo^euge  einen  Anbem  blo^  mit  @d^Iögen  mi|- 
tmibdt  unb  nun  Don  bief  em  auf  eine  lebenSgef  öl^r- 
\}fy  SBeife  angegriffen  tt)irb,  l^at  natürlid^  j[e^t 
boSSed^t,  gegen  biefen  als  nunmehrigen  Angreifer 
brt  Seben  gu  t)ert^etbigen.  So^  finbet  megen 
lUerraft^ng  beS  Angegriffenen,  übermöfiiger 
Snr^t  SRongel  an  9ef onnenl^it  2c.  in  ben  meiften 
Saien  bie  Ueberfd^tung  ber  92ot^n)e^r  i^re  ßnt« 
i^nlbigmig,  unb  eS  {leiten  bem  Angegriffenen  aud^ 
aibere  rei^tlid^e  Sermutl^ungen  jur  Seite.  äBer 
aler  feinen  ®egner  auS  "Hloff^totf^x  getöbtet  l^at, 
flmB  bie|  fogleid^  )ur  itenntni|  beS  guftänbigen 
Seri^teS  bringen,  ba  fonft  gegen  il^n  bie  93er- 
mnt^nng  entfielt  bag  er  bie  ©renken  ber  "Jloif)' 
me^  übaf  d^tten  l&abe.  —  9Jur  bie  Ueberf  d^reitung 
ber  ©renken  ber  3loi^tot^x,  nid^t  bie  3iot^tt)el^r 
ielbfl,  gie^t  bie  Stregularitöt  nad^  ^\ä),  tt)ie  bie^  am 
bejten  an  einem  f^factum,  meld^ed  c.  10,  X  5,  12 
T^M  mirb,  l^erDorgel^t.  Sti'ei  SRönd^e  l^ottcn  auf 
Seje^I  beS  AbteS  bie  Seuiad^ung  eines  ^au)e§ 
übernommen ;  möl^renb  ber  !Rad^t  brad^en  Siebe 
rin  mtb  fingen  an,  fie  )u  mi^j^nbeln  unb  ibrer 
fteiber  gu  berauben;  bie  93rüber  jebod^  über» 
nannten  balb  bie  SRöuber  unb  feffelten  fie.  ^ä^= 
rmb  nun  ber  eine  binging,  bem  Abte  unb  @iapitel 
baoon  Anzeige  )u  mad^en,  fud^ten  ftd^ ,  nid^t  ol^ne 
Srfolg,  bie  Köuber  Don il^ren  Rauben  gu  befreien; 
am  nun  nic^t  Don  il^nen  ermorbet  5U  beerben, 
löbtete  ber  ÜKönc^  bie  Siebe.  Alcjanber  III.  tt)ie§ 
i^  Dom  Altarbienfte  gurüdf,  ba  er  bie  ©renken 
ber  Jhtfymtfyc  überfd^ritten,  inbem  er  ebenfo  leidet 
bsn^  Sbu^t  fein  Seben  j^ötte  retten  fönnen,  al§ 
bar4  Srmorbung  ber  ätöuber.  —  SaS  beutfd^e 
Strofret^t  erflört  eine  Ueberfc^reitung  ber  ©renken 
ber  »otbmebr  bann  für  ftrafloS  (§  53),  „mm  ber 
i^oter  in  Seftüi^ung,  tJurd^t  ober  8d^redfen  über 
bie  Srengen  ber  SSertb^ibigung  btnau§gegangen 
9".  80m  moraIifd^en@tanbt)un!tbetrad^tetfann 
icbo4  in  biefem  gfaUe  eine  mel^r  ober  minber 
ftocre  fittlid^  Serfd^ulbung  Dorliegen.    (SSgl. 


grüner ,  Seigre  Dom  SRed^t  unb  Don  ber  ®ered(|= 
Hgfeit  H,  SRegenSburg  1858,  128  ff.;  Marc, 
Instit.  mor.  Alphons.  n.  733;  Lehmkuhl, 
Theologia  moralis  I,  7.  ed.,  Priburg.  1893, 
494  sqq.)  LSberl.] 

'9^ott^in^t  (stuprum  violentum)  nennt  man 
gemeinl^in  ben  gemaltfamen  IWi^braud^  einer  meib* 
Ud^en  $erfon  gur  Sefriebigung  fünblid^er  Süfle. 
Stuprum  überl^aupt  begeid^net  im  canonifd^en 
@trafred^t  a.  bie  @d^tt)äd(|ung  einer  Jungfrau  (de- 
floratio  virginis)  im  ©egenfa^e  gur  fomicatio 
(i  e.  concubitus  naturalis  soluti  cum  soluta 
meretrice);  b.  ^en  gegen  ben  freien  SBiQen  eines 
el^rbaren  ÜJiöb^enS  ober  einer  unbefd^oltenen 
SS^ittme  errungenen  Seifd^laf,  fei  e§,  ba^  biefelbe, 
burd^  Sift,  Setrug  ober  ßinfd^üd^terung  beioogen, 
f id^  enblid^  l^ingibt  (stuprum  consentaneum),  ober 
c.  DoUenbS  burd^  Anmenbung  pl^^fifd^er  ©emalt  ge« 
fd^önbet  h)irb  (stuprum  violentum).  Sa§  d^arafte- 
riftifd^e  Snoment  bei  ber  Ütotl^gud^t  ift  bemnad^  bie 
Ann)enbung))1^9{tfd^er©en)alt.  äebod^mirb  eSbiefer 
Anmenbung  Don  ©emalt  gleid^gead^tet,  menn  bie 
$erf  on  bur^  geiftige  ©etrönfe  ober  ö^nlid^e  SRittel 
gur  ©egenmel^r  untüd^tig  gemad^t  tourbe  ober  bei 
berfelben  megen  ©eifteSftörung,  großer  3ugenb  k. 
SinmiHigung  ober  äBiberftanb  überl^aupt  moralif d^ 
unmögli^  mar.  Siner  meiblid^en  $erfon,  meldte 
Dorgibt,  ©emalt  erlitten  gu  baben,  mirb  nad^  ge» 
meinem  Siedete  nur  bamt  geglaubt,  rnenn  fie  balb, 
iebenfaOS  Dor  jhinbmerbung  il^reS  3uftanbe§,  baS, 
mag  il^r  begegnet,  gmei  ^lutSDertoanbten,  i^rer 
Sienft|errf(|aft  ober  fonft  gmei  el^rbaren  ^erfonen 
anDertiuut  l^at  (Mayer,  De  serto  virginali,  Er- 
furt. 1693).  Sag  canonifd^e  SRed^t  ftraft  baS 
stuprum  überhaupt  an  ©eiftlid^en  mit  @u§pen« 
fion,  nad^  Umftänben  mit  Abfe^ung  (Barbosa, 
De  offic.  et  potestate  episc.  XU,  alleg.  110, 
n.  10) ;  an  Saieu,  menn  ber  ©tu<)rator  bie  ©e= 
jd^möd^te  nid^t  e^elid^en  miQ,  mit  förperli^er 
3üd()tigung,  gjcommunication,  ftloftergefängni^ 
(c.  2,  X  5, 16).  Sie  aWoraliften  Derppid^ten  i^n, 
entmeber  bie  $erfon  gu  l^eiraten  ober  fte  menig» 
ftenS  au§guftatten  unb  ba8  ßinb  gu  alimentiren. 
Sie  ©tupration  einer  !Ronne  (sacrilegium  car- 
nale)  l^atte  nad^  ben  SanoneS,  xotnn  ber  8d^an» 
ber  ein  ©eiftlid^er  mar,  Abfe^ung  (c.  6,  C.  XXVn, 
q.  1),  menn  er  fiaie  mar,  gjcommunication,  unb 
für  bie  9lonne  engfte  ginf^liejung  ober  fterter 
unb  ftafteiung  gur  Sfolge  (c.  11  eod.).  9Jad^ 
bem  römifd^en  Sed^te  traf  ben  ©d^önber  einer 
©ottgcmeil^ten  bie  Enthauptung  (L.  5,  Cod.  de 
episc.  et  clero  [1,  3],  NoveD.  134,  c.  43);  bie 
©üter,  menn  ©emalt  ober  SRaub  bagmifd^en  famen, 
gel^örten  bem  ftlofter  (L.  54,  §  Bona  autem,  Cod. 
de  episc.  [1,  3]).  Aud^  bie  gemaltfamc  ©tiipra= 
tion  einer  laicalen  ^erf  on  ftraf  te  baS  römif  d^e  3itä)t 
mit  bem  2obe  (L.  1,  Dig.  de  extraord.  crim. 
[47,11]),  bagegen  menn  feine  ©  cmalttl^at  mit  unter« 
lief,  mit  gingiel^ung  ber  p'd\]U  be§  SermögenS. 
2ßaren  bie  ^erfonen  gemeinen  ©tonbeS,  fo  traf  fte 
ßeibeSftrafe  fammt  SanbeSDermeifung  (L.  3,  Cod. 


531 


SJotfer. 


582 


de  incest.  nupt.  [5,  5]).  ütac^  ber  ^afögertc^tS" 
orbnung  »arte  V.  (9lrt.  119)  folltc  bcr  ^l^äter  mit 
bem  ©d^tuerte  l^ingeriddtet  toerben,  biefelbe  Strafe 
traf  Unter^önblet  unb  Siat^geber;  xoax  bie  tniB» 
htQui)it  $er|on  eine  öffentli(|c  ®ime,  fo  toar  bie 
©trofc  arbiträr.  SGBer  eine  Snngfrau  unter  jtoölf 
Sauren  gefc^önbet,  foDte  mit  Staupenfd^Iögen  be§ 
lionbesf  oenoiefen,  l^atte  biefelbe  ©d^aben  gelitten, 
mit  bcm  Sobe  beftraft  werben.  9leuere  ®efej» 
gebungen  achten  aud^  ®ett)oItt]^at  an  einer  SRannS* 
perfon  k)erübt,  um  unnatürlid^er  äBoUuft  tt)iUen, 
bem  Btuprum  gleid^.  Ueber  bie  ©trafen,  meldje 
nad^  bem  neuen  beutfd^en  Siedete  ^erl^öngt  n)erben, 
f.  bad  Sleid^Sftrofgefe^bud^  §§  174  ff.  Ob  bie  an- 
gegriffene il^re  Ünfd^ulb  felbft  mit  löbtung  be§ 
^emaltigerS  Dert^eibigen  bfirfe,  barüber  f.  b.  %rt. 
9lot()iuebr.  [(gberl.] 

9otfter  l^iegen  mel^rere  auSge^eid^nete  9J2önd^e 
bed  @t.  Voller  SenebictinerflofterS,  Don  benen  be« 
fonberS  bie  golgenben  als  Sterben  il^reSDrbenS  ju 
nennen  fmb.  1 .  iR  o  t  f  e  r ,  ber  fei.,  mit  bem  Seinamen 
Balbulus  (Stammler),  befannt  alS  ©efangeS« 
fimbiger  unb  @equen)enbid^ter,  mar  um  830  bis 
840  in  bem  Ort  ftlgg  (im  ie^igen  Äanton  3ürid^), 
frül^er  Ipeiligau  ober  &eIg>Slgg,  geboren,  mie 
Rffebarb  V.  in  feiner  Vita  b.  Notkeri  c.  2  (bei 
OoldaHt,  llor.  Alam.  Scriptt.  I,  Francof.  1661, 
228)  bebmtptet.  9todi  9lnberen  foU  SonSmil  im 
ie|)igen  fianton  @t.  (Salleu  ber  ©eburtSort  fein 
(Dgl.  (S.  9)leQer  oon  ihionau,  SebenSbilb  be§ 
1)1.  9iotrer  öon  ©t.  (Saflen,  3ürid^  1877).  SSon 
feinen  (Sitent,  bie  })o\)tm  9lbel  entfproffen  maren, 
mürbe  ber  ffnabe  in  bie  berübmte  ff lofierfd^ule  ber 
*eneblctiucr  ^w  St.  (Mallen  gefc^icft.  Seine  Sc^rer 
lunreu  3fo  unb  bantad^  9)lbngal,  oud^  3Rarceäu§ 
genannt.  ^I^^tfcr  mad)te  in  ben  SBiffenfd^aften  unb 
in  ber  Orb(u4)nd)t  fold)e  t^ortfd)ritte«  ba^  er  einer 
ber  gelebrt<^ft(u  unb  f  römmften  Wönd^e  beS  ftlofterS 
umroe.  Seine  Obeni  übertrugen  ibm  Derfd^iebene 
(»breuämter ;  im  :^^.  890  unrb  er  M  !SBibliot^efar 
be«  JYIuftcr«  aufgefübrt,  unb  892  f)aitt  er  alS 
HoHpitariuH  bie  Sorge  für  bie  ©äfte  bed  fflofterd. 
tfffebarb  IV.  d)arüftciifirt  ibn  f olgenbermafien : 
M^h^tfer,  am  JT5rper,  nid)t  am  (Meifte  l^ager,  mit 
ber  Stimme,  uidjt  im  (Reifte  ftammelnb,  in  gött- 
lid^en  fingen  ergaben,  in  SlMbenuärtigteiten  ge« 
bulbig,  JU  Mtm  milb,  mar  ein  fd^arfcr  9luffeber 
für  bie  i{ud)t  ber  llnferigen.  'j^ci  plö^Udt)en  unb 
um>ermull)eteu  i^orfiillen  jeigte  er  fid)  furd)tfam, 
abgefeben  uou  ben  S^eunrubigungcn  burd)  bie  Dä- 
monen, bie  er  energifdb  5u  befämpfen  pflegte.  3m 
*eten,  Jlefen  unb  4U'»rtrageu  uhu  er  fcl)r  fleifeig. 
unb  um  in  ihirjem  bie  (Raben  feiner  gan5eu  bci- 
ligen  ^rfdjeinung  jufammenjufaffcn :  er  mar  ein 
(Sefäft  be«  beiligen  (Jieifte«,  mie  cS  \x\  feiner  3fit 
nirgenbftöolUounnener  fid)  geigte"  i^Casus  S.  Galli 
c.  3.  bei  Goldast  1.  o.  I,  2oV  ^Sie  bcrüljmteftcn 
3}täuner  jener  ^fit*  wie  ber  IK&nd)  Otfricb  i^on 
SSeifeenburg,  ber  ftrjbifdjof  Kuobbert  t»on  l^ief, 
bcr  (^rjraujler  ?iutu>art  uon  9?erceUi  u.  %,  ftanben 
mit  ibm  in  i^crlebr.  Sogar  Äaifer  ffarl  ber  S'icfe 


fud^te  Dielfad^  feinen  Stotl^,  unb  als  er  im  3k> 
cember  b.  3.  888  baS  ffloßer  befud^te,  bel^nbdk 
er  !Rot!er  mit  gan^  befonberer  SuSseid^nung.  3m 
^Iter  lag  92otfer  nur  ben  frommen  Uebungen  imb 
bem  @ebete  ob,  unb  nac^bem  er  mit  rö^tesbcr 
^nbaddt  bie  l^eiligen  Sacramente  empfangen  imb 
bie  S3rüber  gefegnet  ^atte,  entf d^Iief  er  am  6.  Spril 
912.  grft  im  3. 1513  übertrug  gkpP  SuHuSiL 
bem  93if  d^of  §ugo  Don  ff  onftanj  bieSeligfpred^ung. 
3nfolge  beffen  mürbe  bem  Stifte  bie  Sere^nmg 
92ot!erS  geftattet,  ol^ne  ba^  eine  (Sanonifation  bui4 
pöpftlid^eS  2)ecret  erfolgte.  Sie  Scten  beS  Ca- 
nonifationSprojeffeS  finben  fid^  l^anbf AriftHd^  im 
Cod.  613  ber  StiftSbibliotl^ef  in  @t  ®auen  Dmn 
3al^re  1528  (abgebmdtt  bei  Ganisius-Basiiage, 
Thes.  mon.  IV,  Amstel.  1725,  796  sqq.;  Dgl. 
auc^  Mabillon,  Ann.  ordinis  S.  Benedict!  in, 
Lucae  1789,  315).  —  92ot!er8  Sebeutung  liegt 
auf  bem  ©ebiete  ber  ffird^enmufit  Sr  ijt  berSe* 
grünber  berienigen  9rt  Don  ffird^engeföngen,  rneU^ 
mit  bem  Flamen  Sequetqen  (f.  b.  9lrt.)  bejeid^ 
merben.  92ad(|  feinen  eigenen  Angaben  l^tte  er  bie 
(Srfal^mng  gemad^t,  ba^  bie  f^dnen  SRelobten, 
nad^  meldten  t)on  alters  |er  baS  le|te  9IIelujia  beS 
@rabual§  gefungen  mürben,  mel^r  unb  mel^  in 
IBergeffenl^eit  gerietl^en.  Sr  fann  über  ÜRtttel  unb 
SHBege  nad^,  mie  man  biefelben  mieberl^teSen  unb 
bem  ©eböd^tniffe  einprögen  (önne.  S)a  (am  gerobe 
ein  $riefter  auS  bem  im  3.  862  t)on  ben  9lor* 
mannen  gerftörten  ftlofier  ($)imebion  (3umi^e8 
a.  b.  Seine)  mit  einem  ^ntipl^onar  nad^  St  (BallnL 
3n  biefem  entbedtte  92ot!er  Derfd^iebene  SRelobten 
auf  baS  ^Uelnja,  benen  man  Xe^te  unterlegt  ^tte. 
Obmol^l  fie  nid^t  nad^  feinem  ®efd^madCe  maren, 
mürbe  er  baburd^  bod^  angeregt,  felbft  f  old^e  ® efdnge 
gu  Derf  äff  en.  2)ie  erften  Serfu^e :  LaudoB  Deo  con- 
cinat  orbis,  Dominus  in  Sina  unb  PsaUat  ecde- 
sia  mater  illibata,  bearbeitete  et  unter  Anleitung 
feiner  Sel)rer  3fo  unb  SRarcellug,  meld^  il^n  gu 
meiterem  Sd^ff en  ermutl^igten.  92ot!er  legte  biefen 
^lelobien  ie  nad^  il^rer  ^erfunft  befonbere  92amen 
bei,  5. 93.  Met^nsis  major  et  minor,  bie  gr5|ere 
unb  fleinere  Singmeife  au§  3Re^;  oft  benafimte  er 
fte  nad^  ben  TlnfangSmorten  beS  ®robualS, }.  9. 
Justus  ut  palma,  ober  er  l^ielt  ftd^  an  ©efönge 
unb  !Ramen,  bereu  Sebeutung  ie^t  nid^t  me^lt  ju 
ermitteln  ifi.  6ine  Sammlung  fold^er  Sequenjen 
mibmete  !Rotfer  auf  3ureben  feiner  Stitbrübet  bem 
Sifd^of  Suitmart  t)on  18erceUi,  Srgfangler  ffttifer 
ff arl§  be§  liefen  (f.  Gerbert,  De  cantu  et  musioa 
Sacra  I,  S.  Blas.  1774,  412  sqq.).  2)te  SRe- 
lobien  biefer  Sequen5en  ermeifen  fi(§  mit  menigen 
^)luSnabmen  als  9iotfer$  eigene  Sonfc^pfungen. 
Sd^ubiqer  (5!)ie  Sängerfd^ule  St.  ©oHenö,  6in« 
fiebeln  1858,  40  u.  45)  fc^reibt  i^m  50  Derfd^te- 
bene  ^DJelobien  ju  mit  78  'terten,  barunter  18  nur 
mit  9i^abrfcbeinUd)feit,  SQ^.  äBilmand  bagegen  nur 
35  9)ieiobien  mit  41  5eyten  (l  ^KmptS  3«itfd&t.  f. 
beutf(6e3  aUertbum,  9L  g.  HI  [1872],  267  ff.). 
S'aS  neuefte  Dictionary  of  Hymnology  (Lon- 
don 1892, 813  ff.)  fübrt  46  Sequenzen  al§  ftd^ 


538 


9lot!er. 


534 


DOS  5lüSn  ^erriil^tenb^  24  als  il^m  toaljrjd^ein* 

Ij^i  37  aI8  i^m  mdglid^ertDeife  ongel^örenb,  unb 

8  im  \im  f&If4It4  sugefc^rieben  auf.    Slu^er» 

hm  Derfa^te  92otfer  für  ben  ßr^bifd^of  Shiotbert 

Dm  92e|  4  ^qmnen  in  foppl^fd^em  IBerSmag  auf 

bcB  (L  @tep^u8  (Garmina  de  S.  Stephane, 

tri  CaniBius-Basnage  ü,  3,  220  sqq.).    ^ud^ 

ben  Ojtergefong  Cum  rex  gloriae  Ghristns, 

ipaler  ein  beutf^eS  Sieb  (Dgl.  93öumler,  3)aS  fatl^. 

bentj«^  ffird^enlieb  u.  f.  ».  I,  Sfreiburg  1886, 

555),  unb  ben  ^^mnuS  auf  baS  ^feft  Mer« 

(eiligen  Omnes  anperni  ordinis  fd^reibt  @d^ubi» 

ger  (0.  a.  C.  54)  i^m  ^u.  ©ans  unbebeutenbe 

nturltt^  Srfc^einungen  Dermod^ten  9totfer  ^ut 

Compojition  anzuregen.   9lad(|  bent  tactmö^tgen 

ftnarren  eineS  Snül^IrabeS  in  ber  92a]^e  bed  itlofterg 

bübete  er  bie  fd^öne  SRelobte  gur  Sequenj  Spiri- 

tDB  Sancti  adsit  nobis  graüa  für  ^^ngften. 

lU  er  einß  bei  bent  neuen  93rüdenbau  über 

ben  SRortinStobel  bie  SBerfleute  über  bem  tiefen 

tbgmnb  mie  |tt)ifd^  Seben  unb  %6b  fd^mebcn 

\oSi,  legte  er  feine  ®efü^Ie  in  bem  berül^mten 

Media  vita  in  morte  Bumus  nieber,  ba§,  nad^» 

nulä  in  gong  Suropa  ausgebreitet,  Don  ben  dJ^rift« 

lüten  ^eren  in  ben  Sd^lad^ten  gefungen  unb  am 

S^n  old  3<nibergefang  betrad^tet  touxht,  fo  ba^ 

bal  $xotnn$iaIconciI  gu  ftöln  k)om  Saläre  1310 

^  Deranla|t  fanb,  ha%  Slbftngen  biefed  Siebes 

CKgen  gemiffe  $erfonen  ol^ne  oorl^er  eingel^olte 

Srloubni^  )u  verbieten  (Saumfer  a.  a.  O.  593). 

61leM>V.  fd^bt  über  bie  @efänge  !Rot!erS: 

.Sott  Derliel^  bem  fei.  9lotfer  bie  @abt  bie|er  eng» 

\^/ta  ®efönge,  bamit  ber  ÜRenfd^  bei  Snl^örung 

berjelben  in  feinem  ©emütl^e  jur  ^nbad^t  geftimmt, 

km  öerj  ermeitert,  fein  ®eift  über  fid^  felbft  gc» 

teben  unb  Derfiart  merbe."   ®te  IRotfer'fd^en  @e> 

(|nen)en  erhielten  ftd^  in  ben  @rabualien  unb  3Rij« 

Milien  MS  auf  bie  Sleform  ber  liturgifd^en  93üd^er 

bim^  puS  V.  —  Slud^  als  Seigrer  im  ftird^en= 

gefrage  mirfte  9Jot!er  jefjr  fegenSreic^.  6r  unter» 

nutete  bie  @d^ü(er  im  ©ejange  nad^  bem  %nti» 

Plionar  beS  I^L  ®regor,  n)eId^eS  in  9teumen  notirt 

unb  üon  bem  römijd^en  @önger  StomanuS  nad^ 

Sl  @aDen  gebrad^t  morben  mar  (f.  b.  %rt.  Sl^oral 

m.  181).  KomanuS  l^atte  }u  ben  92eumen  beS 

lei^tem  IBerftanbniffeS  megen  gemiffe  SSud^ftoben 

gej^t,  beren  Sebeutung  9iot!er  in  einem  ©riefe 

an  ben  Sruber  Santbert  flarlegte :  (Explanatio) 

quid  singolae  literae  in  superscriptione  signi- 

fieent  cantilenae  (Gerbert,  Scriptt.  I,  S.  Blas. 

1784,  95  sqq.).    Sein  Xractat  De  musica  et 

lymphonia  ift  biS  I^eute  nod^  nid^t  mieber  auf» 

gefnnben  uorben.  Stugerbem  Derfagte  er  ein  ^ax* 

nitologium  (Canisius-Basnage  n,  3,  89  sqq.), 

dnt  Litania  ad  regem  (Cod.  881  auf  ber  @tiftS» 

bibliotbe!  in  St.  ©allen),  f obann  Versus  de  fungo 

(Canisius-Basnage  IL,  3,  223).  ^ud^  ein  SBer! 

nber  bie  Sc^ftouSIeger  mirb  i|m  jugefd^rieben, 

Liber  de  interpretibus  divinarum  Scriptura- 

nim  (Pez,  Thesaorns  anecd.  novissimus  I, 

Aügnst-Vind.  1721,  1  sqq.).     [303.  Söumfer.] 


2.  9totfer  Physicus,  mit  bem  93einamen 
Piperis  granum,  mar  berühmt  alS  ^r)t  unb  ÜJialer. 
er  lebte  um  bie  ÜJiitte  beS  10.  Sal^rl^unbertS  im 
fflofter  @t.  ©allen,  mo  er  frül^geitig  eingetreten 
mar.  Sein  %ot>  erfolgte  im  3.  975.  Son  biefem 
9lotfer  mirb  berid^tet,  ba^  er  bie  SÜri^t  beS  Son- 
t)enteS  mit  g^reScomatereien  gefd^müdtt,  aud^  Diete 
^anbfd^riften  mit  gemalten  Initialen  Der^iertbabe. 
Süperbem  merben  ibm  üerfc^iebene  ^pmnen  )u» 
gef^rieben  (ögl.  Migne,  PF.  lat.  LXXX  VH,  48), 
barunter  ber  lange  gefungene  Rector  metuende 
saeculi.  ®en  3unamen  „^fcfferforn"  l^atte  er 
megen  feiner  Strenge  in  ber  ^eobad^tung  ber  Or- 
benSbiScipIin  erbalten.  (93gl.  6oldast,Eer.  Alam. 
Scriptt.  I,  Francof.  1661,  52;  »urgener,  Hel- 
vetia sancta  II,  Sinftebeln  1860,  132 f.;  Siret, 
Dictionnaire  bist,  des  peintres  etc.,  nouv.  öd., 
Paris  1874,  640. 

3.  9lotfer,  einSleffe  beS  unter  2.  genannten, 
mar  Sbt  beS  ff lofterS  St.  ©allen  unb  ftarb  einige 
SBod^en  nad^  feinem  Onfel.  (ißgl.  Mabillon,  Acta 
SS.  0.  S.  Benedict,  saec.  V  [1685],  21 ;  Fabri- 
cius-Mansi,  Bibliotheca  Y,  Florentiae  1858, 
139.) 

4.  5Rot!er  (Siotger),  ^ropft  öon  St.  ©allen 
unb  fpöter  Sifd^of  t)on  Süttid^,  mar  bebeutenb  als 
©elel^rter,  alS^olitifer  unb  alSlBif(^of.  Srftammte 
aus  einer  Domebmen  f  d^mäbif  d^en  ^familie  unb  mar 
burd^  feine  3Rutter  ein  9Jeff e  ftaifer  Otto'S  I.  9Ja(^» 
bem  er  )u  St.  ©allen  ^ropft  gemefen,  mürbe  er  an 
bie  benil^mte  Senebictinerabtei  Stablo  (StaDelot) 
berufen,  um  bort  bie  labberen  äBiffenfd^aften  gu 
lehren.  3m  3. 972  mürbe  er  »ifd^of  öon  Sütti^ 
alS92ad^foIger@brad^arS.Ueberfeine]^ert)orragenbe 
bifc^öflid^e  SBBirffamfcit  f.  b.  ?lrt.  Süttid^  Vm, 
271.  ^IS  ^olitifer  trat  5Rotfcr  befonberS  unter 
Otto  III.  berDor,  an  meld^em  er  jur  S^xt  öon  beffen 
Unmünbigfeit  treu  feftl^iclt.  Sr  mar  aud^  in  93e= 
gleitung  bcS  ftaiferS  auf  beffen  3ug  nad^  Italien 
unb  begleitete  nad^  bem  früfjen  3:obe  beS  jungen 
t^ürften  bie  Seid^e  beSf  elben  nad^  Seutf  erlaub  jurüdf . 
^ac^bem  er  ftd^  im  93orgefübI  beS  eigenen  £obeS 
ganj  öon  ber  SQBclt  jurücfgcgogen,  ftarb  er  am 
10.  51pril  1008  beiligmäjig,  toie  er  gelebt  batte. 
—  9lotfcr  gilt  als  ^Bcrfoffer  mel^rerer  ^eiligen« 
6efd^reibungen(f.AA.SS.Boll.Febr.1, 370);  irr» 
t^ümlid()ermeif  e  aber  ^ai  man  i^m  bie  Gesta  ponti- 
ficum  Leodiensium  jugefd^rieben,  bie  üielmel^r 
üon  bem  i^m  nQbefteI)enben3lbte  §eriger  (f.b.^rt.) 
berrül^ren ;  bod^  mag  !Rotfer  oon  Cinflufe  auf  bie 
^Ibfaffung  berfelben  gemefen  fein.  9lot!erS  Sluf  brei» 
tete  \xä)  meitl^in  auS  burc^  auSgegeid^nete  Gönner, 
bie  an  ber  ßüttid&er  Sd^ule  gebilbet  maren.  So 
leierte  ber  Süttid^er  ^ucbalb  mit  augerorbentlid^em 
Seifüll  an  St.  ©enoöefa  ju  ^oriS,  aud^  eine  3cit» 
long  in  ^rag.  9lnbere  Sd^üler  SiotfcrS  maren 
©untrer  oon  Salzburg,  SRutfearb  unb  ßrluin  öon 
Kambrai,  §eimo  öon  SBerbun,  ?lbcbolb  öon  Ut= 
rct^t,  |)egclo  öon  Soul  u.  f.  m.  (Sgl.  Migne, 
PF.  lat.  CXXXIX,  1135  sqq.;  CeiUier  XIII 
[2«  ed.],  39  SS.;  üöattenbod^,  ©cutfd^lanbS  ®e= 


535 


gioticr. 


586 


fd^id^tSqueHen  im  9RitteIoIter  I,  5.  3luf(.,  Serlin 
1885,  353  f.  ©onftigc  ßiteraturangaben  bei 
Chevalier,  Repert.  b.  v.)  [^.  ©ffcrj 

5.  Slotfcr  Labeo,  b.  1^.  bcr  ©rofelcfjige,  W 
üon  bcr  9lo(J^tt)cIt  bcn  clfirenbcn  Scinotnen  Teu- 
tonicus,  b.  i.  ber  Seutfd^e,  erl^alten.  St  ftarb  nod) 
^u§tDei§be3@t.®Qner2:obtenbud^e§,  l^erauSg.  Don 
®ümtnlcr  unb  SBortmanu  (©t.  ®  oHcr  9Kittlf|ciIun» 
gen  XI,  45),  am  29. 3um  1022  (obitus  Notkeri 
docfcissiini  atque  benignissimi  magistri)  qI§ 
ein  Opfer  ber  $eft  bie  burc^  boS  ipeer  ^einrid^S  II. 
au§  Italien  eingefd^Ie]}))!  morben  mar.  @onft  ift 
ber  92Qd^tt)eU  über  baS  fieben  be§  bielgepriefenen 
Sel^rerS  nid^t  t)iel  überliefert.  SBal^rfd^einlid^  mar 
er  gegen  boS  3a]^r  950  unujeit  ©t.  ©allen  ge- 
boren unb  Don  feinem  O^eim  Sffel^arb  I.,  bem  be» 
rannten  Sid^ter  bed  SBalt^ariuS,  )um  Eintritt  in 
baS  Älofter  @t.  Sauen  üeranla^t,  ju  beffen  f d^ön= 
fien  Sterben  er  in  ber  gfolge  gel^örte.  ©ein  Seigrer 
bürfte  tt)o]^l  berfelbe  gffel^arb  (geft.  973)  getoefen 
fein.  ©t)äter  leitete  er  f elbft  bie  ff lofterf d^ule.  Unter 
feinen  ©d^ülem  ragt  befonberS  gffel^arb  IV.  I^er» 
t)or,  ber  aud^  an  bem  Sobtenbette  be§  „unDergleid^» 
lid^en"  Sel^rerS  geftanben  unb  in  feinem  Liber 
benedictionam  beffen  ^infd^eiben  fe^r  rül^renb  ge» 
fc^ilbert  l^at.  %l§  ein  großer  IBerel^rer  be§  1^1.  $etru§ 
fei  er  aud^  an  beffen  gefte  l^eimgegangen.  3m  51n* 
gefid^te  beS  SobeS  l^abe  er  eine  öffentlid^e  Seid^te 
abgelegt  unb  barin  al§  fd^nierfte  ©ünbe  befannt, 
ba|  er  al§  junger  Wönä^  einft  einen  2Bolf  ge» 
tobtet.  ®arauf  l^abe  er  feine  TOitbrüber  gebeten, 
bie  Somplet  5u  fingen,  bamit  i^m  ber  1^1.  $etru§ 
ein  freubigeS  6ube  befd^ere.  ^uf  feinen  legten 
Sßunfd^  feien  bann  nod^  an  feinem  ©terbebette  bie 
^rmen  geft)ei3t  morben.  2)amit  niemanb  bie  ff  ette 
fäl^e,  bie  er  um  feine  fienben  trug,  l^abe  er  Verlangt, 
nad^  bem  Sobe  nid^t  entfleibet  ^u  merben.  unb  fo 
fei  er  betenb  öerfd^ieben.  Hunc  merito  flebunt, 
simili  qui  deinde  carebunt,  fd^lie^t  ber  $3erid^t. 
3n  ber  %^ai  l&at  ©t.  ©allen  ni^t  mel^r  ©eines« 
gleid^en  gefeiten.  —  9lotfer  ber  ©eutfd^e  trar 
leiber  eine  nur  ju  rafd^  öorüberge^enbe  @rfdöei= 
nung,  öielleid^t  ber  bcbcutenbfte  ©c^riflfteller  un» 
ferer  alt]^od6beutfd)cn  Siteratur.  ©eine  fd^riftfleKe* 
rifd^e  2:bätigfeit  trägt  ein  ganj  eigenes  ©epräge. 
9luS  Siebe  ju  feinen  ©d^ülem  nämlid^,  fagt  ber= 
felbe  ßffel^arb,  l^abe  ^Zotfcr,  ol^ne  einen  Vorgänger 
l^ierin  gehabt  ju  l^aben,  eine  ^n^al)!  lateinifcber 
Sudler  beutfd^  ausgelegt.  ®er  2e^rcr  felbft  be» 
[tätigt  bie  ^uSfage  beS  ©d&ülerS.  3n  einem  ©riefe 
an  SBifd^of  §ugo  II.  Don  ©ittcn  (f.  benfelben  bei  3. 
©rimm,  ftleinere©c^riften  V,  «erlin  1871, 190  f.) 
fd^reibt  9Jotfer,  eS  fei  jum  Serftänbni^  ber  fird}^ 
iid^en  ©d^riftcn,  namcntlid^  ber  ©c^ullectüre,  üor» 
l^er  baS  ©tubium  ber  freien  ffünfte  not^wenbig, 
unb  fo  l^abe  er,  um  feinen  ©d^ülem  bie  Arbeit  ju 
erleid^tem,  etmaS  ganj  9lu6ergeiDöbnlid^eS  gewagt, 
inbem  er  lateinif^  ©efd^riebcncS  in  bie  SDlutter« 
fprad^e  ju  überfe^en  Derfud^t  l^abe.  92otfer  gibt 
fobann  ein  Serjeid^ni^  beffen,  waS  er  überfejt 
^abe.  „9Jod&  mäl^renb  id^  mit  jwci  SSüd^em  beS 


Soetl^iuS,  bem  einen  De  consolatione  pUL, 
bem  anbem  De  s.  Trinitate,  befd^öftigt  mar,  Hn 
id^  gebeten  tt)orben,  aud^  einige  Dtd^tenfd^e  WMtt 
in  biefelbe  ©prad^e  )u  übertragen,  ndmlic^  Cido, 
Vergilii  Bucolica  unb  Terentii  Andria.  Solb 
verlangte  man,  ba^  id^  mid^  aud^  an  )>rofaif4ien 
2)arftellungen  ber  fieben  freien  ffünfte  Derfiuie, 
unb  id^  überfe^te  Nuptias  phOologiae,  Aristo- 
telis  Categorias  et  Perüierineiiias  unb  bit 
Principia  arithmetieae.  hierauf  l^obe  i^  tni^ 
nneber5ut]^eologif(^en2Ber!engett)anbtbenganjen 
^falter  DoHftänbig  überfe^t  unb  na^  Slugußnmfi 
ausgelegt,  aud^  3ob  angefangen,  obmol^I  td^  fonm 
ben  britten  Sl^eil  fertig  befommen  t^t."  (Stk* 
l^arb  IV.  bezeugt,  bo^  92otfer  gerabe  an  feinem 
Sterbetage  ben  3ob  —  eS  finb  »ol^I  ©regorS  Lflni 
moralium  in  Job  in  ber  berfüqten  ^Bearbeitung 
beS  Obo  t)on  SluuQ  Derflanben  —  DoUenbet  l^aie. 
^u^erbem  ermäl^nt  ^otUx  nod^  einige  toteintf^e 
9Ber!e,  eine  neue  Sl^etoril,  einen  neuen  Computos 
unb  Ruberes,  umS  er  Derfa^t  l^be.  S)ec  Com- 
putus  ift  eine  Einleitung  )ur  Sered^nung  beS  Oflec* 
fefteS.  3u  ber  SU^etorif  merben  mol^I  bie  beiben 
fleinen  ^bl^anblungen  De  Bjllogismis  unb  ,,S)ie 
^rud^ftüdfe  einer  fiogi!"  )u  jiel^en  fein.  Sie  beut* 
fd^en  ärud^ftüde  bagegen,  »eld^e  unter  bem  ge> 
meinfamen  9}amen  De  musica  gufammengefaftt 
n)erben,  finb  DieQeid^t  erft  na^  lenem  9}riefe 
entftanben,  meil  fte  barin  feine  Q^rmöl^nung  {m> 
ben.  Serloren  gegangen  Don  biefen  93kr!en  finb: 
Libri  moralium  in  Job,  De  s.  Trinitate 
beS  93oet^iuS,  bie  Principia  arithmetieae, 
Sato'S  Disticha  de  moribus,  bie  Bucolica  unb 
bie  Andria.  Slm  beliebteften  fd^eint  baS  Psal- 
terium  gen)efen  ju  fein.  93on  i|m  lieg  {td^  bie 
ffaiferin  ©ifela,  bie  ^hitter  beS  fagenberül^mten 
^erjogS  Smft,  bei  einem  93efud^e  in  @t.  ©allen 
(1027)  eine  ^bfd^rift  anfertigen,  tt)enn  nid^t  Dtd> 
mel^r  angenommen  nierben  mug,  bag  fie  baS  Ori« 
ginal  ^um  ©efd^enfe  erl^alten  l^abe.  —  SDßegen  ber 
aWaffc  ber  91rbeiten,  bie  für  einen  3Kann  ju  gro| 
fei,  iprad^  man  früher  gerne  —  unb  Sinige  ^Iten 
nod)  an  ber  alten  9)ieiuung  feft  —  t)on  einer  @L 
©aUer  Iteberfe^erfd^ule,  auS  ber  unter  92otfer8 
Seitimg  bie  SBerfe,  bie  feinen  9lamen  tragen,  ^er» 
vorgegangen  feien.  9lber  )unäd^ft  fielet  baS  flare 
unb  unjiDcibeutige  S^ugnig  auS  bem  Srief  e  9totIer8 
felbft  entgegen.  Sa^u  ift  neuerbingS  au8  bem 
fprad^lid^en  ^uSbrudf  unb  auS  ber  9rt  unb 
SBeife  ber  Sel^anblung  beS  lateinifd^en  ©runb- 
te^teS  ein  neuer  Sen)eiS  für  bie  alleinige  Suctor- 
fd^aft  DbtferS  mit  ©lüdf  gefül^rt  worben  (S-ffette. 
5ule^t  in  ber  ©efd^id^te  ber  beutfd^en  Siterotnr 
u.  f.  tt).,  Serlin  1892,  244  ff.  402  ff.),  ©erobe 
in  biefer  91rt  unb  SBeife  liegt  92otfer3  größtes 
SSerbienft.  ®a^  92ot!er  beS  fiateinS  bollfommen 
mäd^tig  toax,  Derftel^t  fid^  bei  bem  mittelalterlid^ 
9)}önd^e  Don  felbft.  6r  be^errfd^te  aber  auc^  ebenfo 
DoUftänbig  feine  ^utterfprad^e  unb  l^at  ben  lotei« 
nifd^en  ^e£t  mit  fidlerer  ©emanbtbeit  äc^t  beutfd^ 
überfe^t.   3ct  eS  burd^mel^t  ein  gemiffer  bi^teri» 


587 


giotorlctät. 


538 


J4(r  ^ttd^  feine  Uebertragungen  ber  ailetro  beS 
Soet^iu«,  fclbfl  bi«  }ur  IRod^l^mung  beS  S3erfe§. 
8riter  bat  Sbtfer  bie  beutfcbe  ©prod^e  nid^t  toenig 
ktdfyxi,  tnbem  er  bie  fiAHIen  ftunjtauSbrüde 
M  $^iU>fopben  gaii)  im  (Seifte  bet  beutfd^en 
SpmdK  DoU  finnli^  ^nf  d^auung  treff  enb  toieber« 
gibt,  oft  fogar,  fi4  feines  Steid^tbumS  betüu^t,  ^toti 
ober  mebme  beutfd^e  S^non^ma  neben  einanber 
Ml  €4Iie^i(l^  ifl  eS  fein  Serbienfi,  bie  beutjd^e 
Iccentnotion  DoUft&nbig  burd^gefül^rt  5n  l^aben. 
Sabei  bleibt  baS  (Eigenartige  jciner  arbeiten  be* 
Mn*  ba^  f^  onc#  für  feine  @d^üler  »erfaßt,  ein 
pöbogogifc^  ©eprdge  an  ftd^  trogen.  3tt  ollen 
Diib  mit  ber  Ueberfe^ung  sugleid^  eine  erflörung 
Nchmbcn,  um  ben  Sd^^em  baS  SSerftönbni^  )u 
dei^tem.  Siefe  Srifiuterungen  f cl^Ue^en  ftd^  juiar 
OB  bie  üorbonbenen  Kommentare  an,  bleiben  aber 
ismer  eine  felbflönbige  Arbeit.  —  SJlan  l^ot  92ot!er 
bei  £eutfd(|en  ,,nad^  ftorl  bem  @ro^en  unb  JRa« 
temiS  ben  erfien  großen  @rammati!er  unferer 
S^ibe'  genannt.  Sag  »ar  er,  al§  ein  emfig 
tnser  itfj^  im  SRönd^emanbe,  eine  3isrbe  ber 
5t  Sofler  ftlofterfd^iüe,  beren  ®tan)  er  nod^ 
enmal  ijimliäi  oufleud^ten  Iie|.  (9}gl.  befonberS 
j.  Me  0. 0. 0.  232  ff.  unb  bie  gugel^örigen  ^n- 
nnfmigen,  mo  bie  Siterotur  oollftönbig  bis  auf 
Me  nenefte  3eit  Der^eid^et  fielet,  ^ier  mögen  nod^ 
gRumnt  merben  $.  ^iptx,  S)ie  @d^riften  9{otferg 
nb  fetner  @d^ule,  3  93be.,  gfreiburg  i.  f8.  unb 
Ubingcn  1882—1883;  S)erfelbe,  2)ie  ä(tefte 
baitfd)eeiteratur.  IBerlin  u.  Stuttgart  s.a.  [1884], 
517.)  [91.  ©cbeib  S.  J.] 

9ifirid&f  (notorietas)  ol8  juriftifd^er  ftunft- 
oönul  be}ei(bnet  bie  ©emeinfunbigfeit  einer 
Eüibe  in  größeren  ober  fleinercn  ftrcifen  ber 
nenfc^Iic^ @ef eüf d^aft.  92otorifd^  i[t  bemnad^ 
lM§ienige,  morüber  jicbermann  ober  aud^  eine  ge« 
»if|e  ßemeinfd^aft  oon  9)ien)d^cn  in  ibrer  über« 
ancgenben  TOebrl^cit  unjmeifclbafte  unb  fid)erc 
ftnnbe  bat  3n  ben  OueUen  be§  römifd^en  yitä)it§^ 
^vxm  ber  ^luSbnidt  ^totorietät  in  bem  gegebenen 
Sinne  nicbt  Dor  (f.  Joh.  Sam.  Stryk,  Dissert. 
jnnlXII,  diss.  4,  1,  §  4 sq.);  bcnn  bort  be= 
^nitet  notorium  ben  öon  einem  untcrgcorbneten 
*«inmen  erftatteten  anjcigeberidftt  (9Kittermaier, 
Jos  beutfcbe  ©trafoerfai(>ren  II,  §eibelberg  1846, 
27,  91nm.  2).  ®od&  ift  nid^t  anjuncl^men,  bo^ 
b«r  Segriff  im  römifd^en  SRct^te  ööllig  unbead)tet 
Esb  gletdbfam  latent  geblieben  fei,  ba  er  in  ber 
Sifflir  ber  Saä)t  Hegt  unb  alfo  jcberjeit,  löcnn 
QsA  in  einer  unentmidfelten  ©ejtolt  unb  äßeife, 
|«5  geltenb  mad^en  mufete.  3n  ber  %i)at  weißt 
Hbim  ein  ScbriftfteHer  ber  alten  3cit,  wenn  aud^ 
na  Hiebt  juriftifc^er,  ouf  bie  9Jotorietat  als  fid^erc 
8cn8  ber  Ueberjeugung  ober  beS  SettjeifeS  biti 
lA.6elli!i8,  Noct.  Att.  14,  2,  3  sq.).  A.  ©eine 
BCRitlicbe  9Iu§bilbung  unb  DolIe  red^tlid^e  IBebeu* 
fing  bat  aber  ber  begriff  burd^  baS  canonif^e 
hiß  erlongt,  unb  gtoar  finbet  er  bier  regelmäßig 
of  SJerbred^  unb  ©ünben  feine  Snmenbung. 
2m  formeQen  auSgangS"  unb  Snl^oltSpunft  bat 


er  in  ber  t)aulinifd^en  Stelle  ®al.  5,  19—21 
(Manifesta  sunt  opera  camis  etc.) ,  n)ie  au3 
ber  Srflörung  be§  ^mbrofiafter  )u  1  6or.  5,  auf 
meiere  c.  17,  C.  11,  q.  1  fid^  beruft  unb  moöon 
c.  15  eod.  ein  Kjcer})!  ift,  mie  aud^  au8  c.  16  eod. 
l^crDorgebt.  S)a]^er  ift  ed  )u  erflären,  baß  berSe« 
griff  ber  92otorietät  obmol^l  nad^  feiner  ]^au))tfäd^« 
lid^en  93ebeutung  im  9led^t  fd^on  fertig,  bod^  5U 
Anfang  nod^  mit  bem  9}amen  be§  manifestum 
unb  erft  etmaS  fpöter  allgemein  mit  bem  ted^nif d^en 
SluSbrudf  beS  notorium  bejeid^net  mürbe.  SEßöl^« 
renb  nömlid^  im  Decretum  Gratiani  nur  ber 
^udbrudt  manifestum  Don  bem  im  SQBefentUd^en 
fd^on  öorl^anbcnen  Segriff  ber  5Rotorietät  gebrandet 
mirb,  ifi  bagegen  inbenS)ecretalen  neben  bem  mani- 
festum bie  93e}eid^nung  notorium  Dorl^errfd^enb, 
unb  nod^  mel^r  als  in  ben  canonifd^en  SRed^tS« 
büd^em  mag  ber  legiere  SluSbrudf  unter  ben  ®ecre» 
tauften  conftont  gettjorben  fein.  ®ie  Unterfd^eibung 
Smijd^en  notorium  unb  manifestum  bat  in  bem 
mirflid^en  canonifd^en  Sted^te  feine  objectiue  IBee 
grünbung,  fonbem  erfd^eint  mebr  als  eine  forma« 
liftifd^e  Spielerei  bei  einigen  fpäteren  Sanoniften. 
— -  So  unfid^cr  unb  fd^manfenb  aud^,  auf  gemiffe 
Sinjelpunf tc  angef el^en,  ber  ^Begriff  bcS  notorium 
im  canonifd^en  S^ed^te  ift,  fo  geben  bod^  bie  Sied^tS» 
büd^er  felbft  an  jmei  »erfd^iebenen  Stellen  eine 
gleid^förmige  unb  babei  )iemlid^  llarc  unb  ge« 
nügenbe  SegriffSbeftimmung.  SDie  SteUe  c.  24, 
X  5,  40  fprid^t  Don  einer  ofifensa  manifesta, 
quae  vel  per  confessionem  vel  probationem 
legitime  nota  fuerit,  aut  evidentia  rei,  quae 
nuUa  possit  t^rgiversatione  celari,  unb  c.  10, 
X  3,  2  fagt:  Notorium  per  sententiam,  seu 
confessionem  factam  in  jure,  aut  per  eviden- 
tiam  rei,  quae  tergiversatione  aliqua  celari 
non  possit.  Sug^^icb  entbalten  bie  je  beiben  Stellen 
in  ber  §aut)t)adi)c  aud^  fd^on  bie  ffiint^eilung  ber 
9?otorietät.  ®ic  üerfcbicbenen  fflafjen  beS  9loto« 
rifdften,  luie  fie  üon  ben  Kanoniften  gcmöl^nlid^  auf« 
geführt  ttjerben,  bcjeid^nen  nid^t  nur  9lriuntcrf(biebe, 
fonbem  aud^  Derfd^iebene  ©rababftufungcn  ber 
9Jotorictöt  unb  fmb  barum  t^eilmeife  öou  Der« 
fd)iebencr  red^tlid^er  SHBirfung.  I.  3n  erfter  Sinie 
fte^t  baS  TOenfd^enhmbige  (notorium  per  evi- 
dentiam),  b.  i.  boSjenige,  maS  an  fid^  gcmi^  ift, 
obne  baft  eS  eincS  befonbem  SemeifeS  bcbürfte, 
ober  ttJoS  fo  gemi^  ift,  ba§  eS  burd^  feine  ßbicone 
(nulla  tergiversatione)  in  feiner  ®ett)i^l)cit  er» 
fd^üttert  mcrben  fann,  fonbem  üon  allen,  bie  nur 
mit  gefunbem  menfd^lid^en  Sinne  auSgerüftct  finb, 
crfannt  unb  anerfannt  merbm  mufe.  ©al^in  ge* 
l)ören  namentlid^  biejenigcn  SBSa^r^eiten,  meldte 
auf  gau)  einfad^en  matbcmatifd^en  unb  pl^^fifd^en 
©efe^en  berul^en,  bie  jebermann  üon  felbft  ein« 
leudjten.  IL  3)em  ÜJ^enfd^enfuubigen  am  nöd^ften 
fonimt  baS  ®efd)id^t§funbige  (notorium  facti). 
®iefe  fmb  fold^e  ®inge,  üon  meld)cn  jebermann 
unsmeifelbaft  meife,  bo^  fie  gefd^eljen  finb.  ®obin 
geboren  biejenigen  3Berbred^en  unb  gebier,  meldte 
in  ©egenmart  mel^rerer  $erfonen  begangen  ober 


539 


5Rotorietät. 


540 


benfeI6en  outl^enttfd^  befatitit  tourbeti.  Störte  unb 
©rob  biefcr  5Rotorictät  toirb  pd^  nun  aber  Don  ücr« 
fd^ebenen  ©eftd^tspunften  au8  in  berfd^iebener 
SBeife  befttmmen,  unb  bte^  ntad^t  niieber  bef onbere 
Sintl^eilungen  ber  notorietas  facti  notl^menbig 
ober  julöffig.  1.  Wit  Sejug  auf  ben  modus  ber 
Sntjlel^ung  ber  9}otorietöt  meld^er  Jtd^  nod^  ber 
93efd^Qffenl|eit  be§  gfoctumg  felbft  rid^tet  unb  l^in« 
mieberum  auf  ben  ®rab  ber  9}otorietöt  Don  Sin* 
flu^  ift  unterfd^eibet  man ;  a.  ein  notorium  facti 
permanentis ,  tt)enn  baS  factum  Don  längerer 
unb  anl^altenber  SDouer  ift  unb  olfo  jeberjeit  ber 
Sinftd^t  unb  ftenntnignal^me  ftd^  barfteQt  ober 
aufbrängt  8-53.  ein  fortbauembeS  ßoncubinat; 
b.  ein  notorium  facti  transeuntis ,  tt)enn  boS 
Qfactum  Dor  ben  Slugen  ber  ÜKcnjd^en,  ober  nur 
einmal  unb  Dorübergel^enb,  fid^  zugetragen  l^at, 
8.  93.  ein  9!Korb  auf  öffentlid^er  ©trafee ;  c.  ein 
notorium  facti  interpolati,  mnn  ein  t^octum 
burd^  öftere  SBieberl^oUing  Don  ^anblungen  ber- 
fclben  ärt  ©egenftanb  ber  öffentlid^en  unb  au« 
gemeinen  ffenntnife  geworben  ift,  j.  ©.  notorifd^eS 
3in8tt)ud^ert]^um.  2.  9lö^er  nod^  fd^eint  für  bie 
@d^ö^ung  Don  @törfe  unb  ®rab  einer  92otorietöt 
bie  einfädle  Siüdfftd^tnal^me  auf  Qa^l  unb  ^e« 
fd^affenijeit  ber  ^erjoncn  5U  liegen,  benen  baS  be« 
treffenbe  ^factum  befonnt  ift,  unb  l^iemadf)  unter« 
fd^eibet  man  ^mifd^en  einfad^er  unb  DoUftönbiger 
9lotorietät.  Sc^tere  ift  Dorl^onben,  wenn  ein  S5er= 
bred^en  bem  größten  il^eile  einer  beftimmten  ßom* 
munitöt befannt  geworben;  erftere  bann,  Wenn  ba§ 
SSerbred^en  5ur  jf enntnig  Don  fo  Dielen  unb  fold^en 
5Kenfd^en  gefommen  ifi,  ba^  ein  ferneres  SBer« 
borgenfein  ober  ein  SSerl^eimlid^en  bedfelben  als 
unmögitd^  erfd^eint  (ut  nulla  tergiversatione 
celari  possit).  Sanoniften  unb  äßoraliften  l^aben 
ftd^  bemüht,  aud^  ber3ct^I  nad^  5U  beftimmen, 
wie  Dielen  $erf  onen  ein  Serbred^en  ober  ein  Qfel^Ier 
befannt  fein  muffe,  um  als  einfad^  notorif^  an« 
gefeiten  ju  werben,  ^ber  eS  fommt  l^ier  weit 
weniger  auf  bie  SJ^engc,  als  auf  bie  Oualität  ber 
betreffenben  ^erfonen  an,  unb  barum  wirb  eS  im 
einjclncn  gaKe  immer  bem  Demünftigen  grmeffen 
überlaffen  fein,  gu  beftimmen,  ob  eine  9Jotorietät 
Dorl&anben  ift  ober  nid^t.  ®aS  TOenfd^enfunbige 
unb  baS  @ef^ic^tSfunbtge,  wetlinnerlid^  Derwanbt 
unb  jufammengel^örenb,  werben  in  ben  Sied^tS« 
büd^em  !aum  merflid^  auSeinanber  gel^alten,  unb 
le  bilben,  beibe  jufammen  genommen,  im  canoni» 
d^en  SRed^t  bie  ältere  unb  wid^tigerc  9lrt  ber  9Jo- 
orietöt.  3n  bem  Decretum  Gratiani  wenigftenS 
berul^t  ber  93egriff  beS  notorium  nod^  blo^  auf  ber 
evidentia  facti,  unb  erft  burd^  Snnocenj  III. 
fd^eint  berfelbe  berma^en  auSgebel^nt  worben  )u 
fein,  bafe  pd^  nod^  eine  neue  9lrt  Don  9?oto« 
rietät  enwidfclte.  ®iefe  ift  HI.  baS  ®erid^tS= 
funbige  (notorium  juris),  ©erid^tsfunbig  ift  im 
ungemeinen  aQeS,  waS  gertd^tSmä^ig  DoUfom» 
men  beglaubigt  unb  auSgemad^t  ift.  S)al)iu  gel^ört 
iebeS  SSerbred^en,  beffen  iemanb  Dor  ©erid^t  über« 
fül^rt  ober  geftänbig  ift  (notorium  per  sen- 


tentiam  seu  confessionem  factam  in  jure). 
IV.  SllS  Dierte  9lrt  ber  92otorietöt  wirb  Don  (Eisii* 
gen  bie  notorietas  praesumtionis  unterfd^iÄen. 
2)iefe  ge^t  auf  fold^e  SDinge,  weld^  nid^t  auS  bem 
älugenfd^ein  ober  autl^eniifd^er  SSBal^el^mung  ge- 
rabesu  bewiefen,  aber  auSfonftfeftjlel^enbenX^- 
fad^en  unb  Umftänben  mit  genflgenbet  Confequttq 
bewal^rl^eitet  unb  red^tsfräftig  fefigel^Iten  werbcii 
!önnen.  2)aS  war ).  93.  in  fm^erer  3tit  ber  gdlt 
wenn  ein  2infamirter  ber  purgatio  canonica  {i4 
unter)ie]^en  mu^te  unb  eS  nid^t  tl^at;  bamit  nftm- 
lid^  trat  bie  red^tswirffame  $rdfumtüm  {cfaier 
©d^ulb  ein  (c.  11. 13,  X  5,  3;  c.  15,  X  5,  34). 
Sinige  enbUd^  wollen  V.  nod^  eine  notorietaa 
famae  unterf d^eiben ,  unb  unter  ben  Hßoralificn 
ift  biefe  Unterfd^eibung  5iemlid^  confiant;  b^in 
würbe  nämlid^  alles  gehören,  waS  burd^  baS  @e- 
rüd^t  öffentUd^  Derbreitet  worben  ift.  Vbn  fo  fe^ 
in  einzelnen  S^öHen  biegfama  bem  notorium  nol^e 
ober  gleid^  fommen  !ann,  ift  {ie  io^  il^rem  93egri|f 
nad^  Don  bem  le^tem  ftreng  genommen  gu  unter- 
fd^eiben  unb  wirb  aud^  im  canonifc^en  Sted^t  bent- 
lid^  unterfd^ieben  (Dgl.  c.  8,  X  3, 2 ;  c.  11. 18. 81, 
X  5,  3).  S)ie  t^ama  nämltc^,  wenn  oud^  Don 
93ielen  geglaubt  unb  Don  93ielen  für  wo^r  ge^KÜteiip 
fann  immer  nod^  unwal^r  fein  ober  Unwahres  ent- 
l^alten  (c.  31 ,  X  5,  3)  unb  ift  iebenfaUS  bem 
3wcifel  unterworfen,  wäl^renb  ein  notorium,  mit 
baS  canonif  d^e  Sted^t  auSbrüdtlid^  fagt^  allen  3weifel 
(Dgl.  c.  U,  X  2, 28)  unb  bamit  oUe  aUdglid^feit  ber 
^Jlblöugnung  (c.  15,  X  5, 34)  auSfd^lie^t.  3^ 
^5rt  bie  9lotorietät  im  ^ugenblid  auf,  wo  ber 
Stid^ier  3tD6ifel  an  ber  Siid^tigleit  einer  Xl^tfad^ 
befommt.  ^inwieber  wirb  freilid^  aud^  Don  ber 
gfama  (e.  24,  X  5,  1)  in  einer  SDßeifc  gerebct, 
woburd^  fte  bem  @ebiete  beS  3weifel]^aften,  93c« 
ftanb-  unb  ©el^altlofen  fo  giemlic^  enthoben  unb 
bagegen  me^r  auf  ben  foliben  unb  suoerlSfftgen 
93oben  ber  !Rotorietöt  l^inübergerüdt  wirb.  ^ 
gfama  ift  l^ier  bie  unter  guten  unb  befotmenen 
^enfd^en  curftrenbe  unb  babei  conftonte  öffentltd^ 
@age,  gleid^fam  bie  Stimme  beS  öffentlid^enSted^iS- 
unb  kugenbintereffeS,  weld()e  bie  böfen  X^aten 
funbmad^t  unb  ® erid^t  unb  Strafe  barüber  anruft 
B.  2!)aS  SBeitere  über  bie  red^tlid^e  Sßiriung 


ber  5Rotorietät 
nifc^eS.  §ier  i 


.  im  21rt.  ^roje^Derfal^ren,  cano« 
t  nod^  bie  t^rage  auS  ber  9DtordI 
5U  erwäl^nen,  ob  unb  in  weld^en  SfäQen  eS  ertaubt 
ober  fünbl^aft  ift,  Don  notorifd^en  t^fel^lem  Snberer 
5U  reben.  3n  allen  ^fallen  ber  9btonetöt  ift  eS 
wenigftenS  !eine@ünbe,  Don  einem^fel^ler  beSSleben« 
menf  ^en  innerl^alb  beS  JheifeS  )u  reben^  auf  weld^ 
bie  9lotorietät  fid^  eiftrcdft.  ^nberS  Derbölt  eS  ftd^ 
mit  ber  ^ißerbreitung  eines  gfel^lerS  in  fold^en  ffreifen, 
in  weld^en  berfelbe  nod^  nid^t  befannt  ift  unb  eS 
DorauSfid^tlid^  aud^  nid^t  leidet  Wirb.  S^^oat  tarn 
eS  nid^t  als  SSerle^ung  einer  9ied^tSpf(id^t  angefel^ 
werben,  wenn  im  t^c^Il  einer  notorietas  juris  em 
gfebler  aud^  ba  befannt  gemad^t  Wirb,  wo  er  Dor- 
auSfid^tlid^  unbefannt bleiben  würbe;  juweilen  fami 
eS  fogar  ^fiid^t  werben,  il^n  befannt  gu  mad^ 


541 


3?ourr9  —  Üloüationifd^eS  ©d^iSma. 


542 


Ibci  in  iricten  SäUen  toirb  eS  bie  SiUigfett  unb 
bii  Siebe  er^ifd^  ben  gfel^Ier  ^u  Derfd^meigen, 
bamit  nidgt  bem  fjel^lntben  bie  aRöglicidfcit  be§ 
goittommenfi  unb  bamit  ber  Sefferung  genommen 
srirb.  SBejüglid^  ber  notorietas  facti  unb  felbft« 
setpSnbli^  no4  toeit  me^r  ber  ^ama,  Derbient  bie 
li^tt  bo^  bie  f  raglid^e  ^Verbreitung  eineS  t^fel^IerS 
m  Sn^tfiDerle^ung  fei,  t)or  ber  entgegengefe^ten 
silbern  einiger  SRorolifien  ben  93or5ug;  benn 
temuS,  ba^  iemanb  in  einer  befiimmten  Umgebung, 
nb  )toar  nid^t  bur^  rid^terticl^en  ^u3ft)ru(i^,  fein 
%4t  auf  guten  9hif  eingebüßt,  folgt  nid^t,  ba|  bie^ 
asd)  für  eine  anbere  Umgebung  ber  gfoll  fein  muffe. 
(Sgl  8.  Alph.,  Theol.  mor.  lY,  6,  n.  974  sqq. ; 
Ldbikuhl,  Thed.  mor.  I,  7.  ed.  Friburgi 
1893,  751  sqq.)  LOtt.] 

Tfmtxvfj  f.  Se  9IourrQ. 

|bMnti0,  %loQfiu§,  itolienifd^er  Sieget 

Oll  bem  Orben  ber  Sl^eatiner,  erblidte  ba§  XageS* 

S4t  im  3. 1594  unb  erl^ielt  in  ber  Xaufe  ben 

Stomett  ^ieronQmuS.  92o4  iung  trat  er  1612  in 

bn  Crben  unb  fiorb  am  14. 3anuar  1650.  &  ift 

gmibcju  ftaunenSmertl^,  mie  er  neben  feinen  Dielen 

Wfocgliil^  arbeiten  unb  bei  feinem  gerabe  nid^t 

üngm  Seben  fo  Diel  f^reiben  f onnte,  unb  smar 

iba  Derfd^ebene  ®egenftänbe,  bie  Dor  i^m  menig 

bmbeitet  oort^en  unb  gro^e  ^elefenl^eit  Dorau^ 

rc|cB.  Xnerbtngd  )eigt  er  barin  mel^r  gflei^  afö 

iMne ,  bietet  reid^ed  SRaterial  meniger  ® eifteS« 

odKiL  Seine  Dor^üglid^eren  SBerte  ftnb  folgenbe: 

Sicronimelectonimtom.I,inquoqnaexlatiiio 

gneeo,  hebraico  et  chaldaico  fönte,  qua  ex 

ntiqiiis  hebraeorum,  persarmn,  graecorum, 

ramanonmi  alianimque  gentium  ritibus  quae- 

dun  divinae  Scripturae  loca  noviter  expli- 

eantor  et  illustrantor :  antiquitates  plurimae 

in  lucem  eniuntur:   omnia  monitis  sacris 

ttpersa  et  excursibus  moralibus  locupletata, 

sooon  in  Spon  1689  bie  britte  ^u§gabe  ceteris 

pnrior  et  locnpletior  in  gfolio  erf(|ien;  biefem 

Sonbc  folgten  nod^  Dier  anbere,  bie  Dom  Sobe 

tti  3imgfrau  unb  be§  1^1.  Sofepl^  (Lugduni 

1647,  ed.  4),  Don  ber  gud^ariftie  (ib.  1638)  unb 

der  &ft  (1640)  l^anbeln;  ber  fünfte,  ber  gon^ 

ögenttfömlid^e  Xb^niata  (medicus  chirurgus, 

eolmmia  sepulchralis,  fümue  bellicus,  terrae 

fides,  inBitio  sacro-profana,  tesserae  litera- 

riie)  mit  Se^iebung  auf  Derfd^iebene  @teQen  ber 

küigenS(!^ftbel^nbelt^erfd^ien5uiBeronal646. 

Scbediasmata  sacro-profana,  h.  e.  observatio- 

BM  antiqnis  christianorum,  hebraeorum  alia- 

mnqne  gentium  ritibus  in  lucem  eruendis, 

•iiqiiot  8.  Scripturae,  ss.  patrum  aliorumque 

ioriptonmi  locis  illustrandis.  variae  erudi- 

tioms  snpeUectili  augendae,  pietati  fovendae, 

moKenaae  impietati,  Lugduni  1635 ;  Adagia 

CS  ».patrum  ecclesiasticorumque  scriptorum 

■OBumentis  prompta,  ib.  1637,  2  tom. ;  Mat- 

diMUB  et  Marcus  expensi  notis  monitisque 

Mcrifl,  qua  ex  linguarum  fontibus,  qua  ex 

Tariamm  versionum  collatione,  qua  ex  ss. 


patrum  aliorumque  auctorum  observationi- 
bus,  quae  ad  mores  informandos  praecipue 
spectant,  illustrati,  ib.  1642.  3n  brei  meiteren 
©änben  (1643—1645)  bietet  er  einen  Kommentar 
5u  ben  übrigen  %üd^em  beS  92.  %.,  ber  aber  mel^r 
für  ^rebiger  beftimmt  ift.  ßr  f^ien  auf  ftl^nlid^e 
SBeife  ba§  %,  X.  bearbeiten  5U  mollen,  menigftenS 
Ijinterltc^  er  analog:  Moyses  expensus  etc.,  Ve- 
ronae  1647.  1648,  2  tom.;  Omnium  scien- 
tiarum  anima,  h.  e.  axiomata  physico-theo- 
logica  ex  probae  notae  auctoribus  editis  aut 
ineditis  prompta  et  suo  ordine  distributa, 
quae  explicantur,  illustrantur,  porriguntur 
et  coercentur ;  eademque  opera  plures  diffi- 
cultates  expenduntur,  rebus  multis,  alioquin 
coecis  et  subobscuris,  lux  immititur,  occultis 
clausisque  aditus  aperitur,  plurima  scitu 
digna,  nee  ita  obvia  depromuntur,  ac  plurium 
depromendarum  occasiodatur,  Lugduni  1644, 
1645,  8  tom. ;  Variorum  opusculorum  3  tom., 
Veronae  1645—1649,  morin  fid^  oud^  ber  Com- 
mentarius  in  Proverbia  Sfdomonis  Don  SlgeQi^ 
ber  il^n  feinem  OrbenSbruber  bintertoffen  botte, 
finbet;  namentUd^  aber  entbalten  biefelben  Diele  a§- 
cetifd^e  ©d^riften,  bie  grö^tentl^eilS  fd^on  frül^er 
einzeln  erfd^ienenmaren.  3<i^Iteid^e  SBede,  bie  9}o- 
Darino  begonnen  batte,  blieben  unDoUenbete  SRanu* 
]cx\ptt,  barunter  eine  auf  6  Sönbe  bered^nete  Nova 
SS.  bibliorum  editio  innumeris  versionibus  in- 
signita  ex  variis  unguis  exque  plus  quam 
LX  auctoribus  magno  labore  collecta.  (Sgl. 
Vezzozi ,  I  Scrittori  de'  Chierici  regolari 
detti  Teatini,  Roma  1781,  ü,  100—112;  Hur- 
ter,  Nomenciator  I,  cd.  alt.  Oeniponte  1892, 
446  sq.)  [^urter  S.  J.] 

^ovatianif^ts  ^dUsma  l^ei^t  eine  jfird^en- 
fpaltung  im  3.  SJal^rbunbert,  meldte  an  bie  9lomen 
beS  92oDatu§  in  Kartl^ago  unb  be§  9loDatian  in 
3lom  gefnüpft  ift.  3^rcn  Anfang  na^m  fie  auS 
einer  ÜJ^einungSDerfd^iebcnl^eit  in  Setreff  ber  fird^« 
lid^en  $ra£t§  gegenüber  ben  fogen.  lapsi;  im 
weitem  SSerlauf  aber  ging  fie  jur  birecten  2luf= 
lel^nung  gegen  bie  bifd^öflid^e  unb  pöpftlid^e  9(ucto» 
rität  über.  SDie  ©treitigfeiten  entmidfeltcn  fid^  ju« 
erft  felbftänbig  in  Slfrifa  unb  in  SRom,  griffen  aber 
bei  bem  regen  SScrfe^re  jmifdfien  beiben  Säubern 
balb  in  einanber  ein.  L  91I§  @Q))rian  im  %  248 
5um  Sifd^of  Don  Sartl^ago  gemöl^It  U)urbe,  mar 
eine  flcinc  ^artci  bamit  nid^t  cinDcrftanben ;  na- 
mentlich gcl^örten  baju  fünf  ^riefter,  bereu  er  felbft 
in  feinem  43.  ©riefe  gebenft,  ol^nc  il^re  5Ramen  ju 
nennen.  9Iber  balb  nad^  bem  SluSbrud^e  ber  beci« 
fd^en  Verfolgung  (anfangs  be§  3a^re§  250)  ent» 
ftanb  eine  nod^  heftigere  Dppofition,  inbem  Kl)* 
prian  bie  gfriebenSbriefe,  meldte  einzelne  5Karti)rcr 
o^ne  gel^örige  Umfid^t  ben  SlbgefaHenen  auSftcHten, 
im  3nteref  je  ber  ff  ir d^en j\ud^t  nid^t  DoUftönbig  berüdf- 
fid^tigte  (Dgl.  CyprianiEpist.,  ed.  Hartel,  15, 1). 
9Kan  befd^ulbigte  il&n  bcfelialb  übertriebener  §ärtc 
gegen  bie  ©efollenen,  unb  feine  eigene  Slbmefen- 
§eit  (Dom  gcbruar  250  bis  Slpril  ober  TOai  251) 


643 


SIoDattanifc^tS  @^i3tna. 


bfQQnßigte  baS  SBo^et^um  bei  Unjuliiebtn^eit. 
9£At  nSd^jlt  äJnanlaffung  ju  tinti  S^ialtuns  gab 
jtbo^  ein  anbmr  Umjlanb.  S^piian  ^attt  Don 
leincm  SSerftedt  ouS  jmei  ^tfc^öfe  unb  jnei  ^üf 
\ttt  vaii  Sartfiaso  Qtf^itft,  um  untti  bie  boTtigen 
axmm  gläubigen,  berat  manche  gemig  burc^  bie 
aUetf olgung  Derarmt  inaten,  Unlnftüiiuitgen  aus  ju- 
t^cihn.  ®en  3>etmlitten  ßyptianä  Biberje^te  \iä) 
jebocö  b«  ®iocon  SeUa|rinm8  (|.  b.  ail.)-  fiel- 
leidet  »eil  er  bie  ^nnenppege  für  ein  gan)  ejclu* 
flbri  Stecht  bee  S)iacDn3  anfa^  uttb  banim  befon- 
bfre  ßommifyare  bea  ©ifc^o^  in  biefet  ©ni^ 
ni^t  buQien  niDlIte.  Siefe  gtf^ati  am  ßnbe  bt« 
3a^ie3  250  ober  int  91n[ang  beS  f  olgenben  3atireB, 
S^elitiffimuS  aber  toat  o^ne  SBilTen  unb  o^e  ßr- 
Inubnifi  ggfirians,  wa^tfc^lnlic^  tofiljrenb  ftinEr 
freitoiDigm  9Jerbannung,  Don  betn  3Jriefter  91o' 
tMtua  gum  S)iacon  beptHt  Uotben,  obno^I  einer' 
feilS  biefet  Sorgel^  allen  Ttr^li^en  Sanonee  ju- 
reibet,  unb  onMierfeiB  SfeliriffimuS  wegen  leinet 
iBetrügereien  unb  Unlauteifeit  eines  tiTi$Iii!|en 
Smtefi  ganj  unmQibig  toar  (Cypr.  Ep.  41,  1 ; 
52,  2 ;  69,  1 ;  Dgl.  SBalt^,  gntmurf  einer  SiipoiriE 
ber  flejereien  u.  J.  ».  U,  296  f.).  «uf  ben  SBe- 
rii^t  feiner  (Sonmtiffaie  belegte  jebt  Sqptian  ben 
T$elici|fintu9  unb  einige  %lnf)änger  beifetben  megen 
UngeI|or[ame  mit  bem  Sann  (Ep.  41,  2);  alltin 
boe  Signal  gum  SQiberfianbe  gegen  ben  Sifd^of 
vaax  einmal  gegeben,  unb  e§  f^Iofen  flc^  iegt  an 
0eiici{fimue  foioo:^!  Jene  fSnf  ^riefter,  bie  alten 
@egneT  (SijpTiang,  aie  auc^  aUt  biejenigen  an, 
nel^e  i^  gu  großer  ^äite  gegen  bie  lapei  unb 
einer  3Ri|a^tung  ber  IDIaitqrerbriefe  antlagten. 
S>antit  erhielt  bie  O))t)ofition  einen  gang  an^ 
bem  ßiiatarter.  Sieger  War  fie  einfaifier  Un- 
gel^orfam  einiger  SBenigen,  nun  bcfam  fie  eint 
gninb|ät)Iii$e  Unterlage  unb  natim  bie  milberc 
ve^anbiung  ber  lapai  ju  i^rem  @(f|!a^truf. 
Slarum  traten  i^r  je^t  in  jiemlid^er  3a^I  nic^t 
blog  lapsi,  fonbem  au^  confeesores  bei,  bie 
buif^  St)priani  Siit^lbea^tnng  ber  llbelü  pacie 
beleibigt  roorben  Maren  (DgI.5!!Bfl[(6 11,305).  Ob 
unter  ben  genannten  fünf  ^rieftem  aut^  5ioDolus 
8eiDelen.iftbefirittETi(So!^n,299);ÜbErl^auplift 
in  äSetieff  feines  gangen  SJertiältniffeS  ju  gelicifri- 
muS  nur  Ein  SPunR  Aar,  ba^  er  näinli^  biefen 
jum  Sliacon  getoei^f  l^atte,  mn!)cfi^EinIiÄ  fc^on 
BeDor  betfelbe  mit  ben  ßtimmifiortn  be§  !8ifc[)i)i@ 
3uftreitEnbeaann(2Balt^II,296f.).  SIij^erbEmbe. 
geidinet  ßgprian  ben  3ioBatu§  (Ep.  52, 2)  als  einen 
gto|tn  Unnibeftifter  unb  StÖrefriEb,  \a  nIS  ben 
eigentlii^en  Urbeber  ber  3tDi*trad)t  unb  beS  ©c^iS- 
maS  (quiapud  noe  primum  discordiae  [et  scliie- 
matie}  incendium  Beminnvit;).  fo  bog  man  glau' 
ben  t&nnte,  SIoDatuS  ijabt  geliciffimu€  nur  ODr* 
gef^oben.  S)a  jebo^  6i|prian  an  anbeten  Stellen 
Don  9)oDatuS  gSnjIii^  f^neigt,  bagEgEn  Scliciffi' 
muS  als  ben  Urfieber  ber  Spaltung  bejeic^net  unb 
Ep.  41, 2  fogat  fagt,  le^tcrer  ^att  inatiiictu  buo 
g^anbelt,  fo  i^  biefe  Eingabe  mit  ber  obigen  Taum 
gu  Mreinigen.  ©öi^PenB  fönnte  man  onntl&men. 


644 

SlooatuS  ^obe  olletbingS  Don  Stnfong  an  unb  p 
erft  gegen  gqprtan  intiiguitt,  bie  <BcnuU^  gtga 
i^n  geieigt,  SigemnOii^ttgttltai  (tgangcn,  gd» 
ciffimuB  loibtcnii^tli^  gum  Siiocon  anfgepefl' 
unb  bamit  bie  gonge  Stioegttng  Dcnmlo^;  n' 
bet  anbem  Seite  ober  fei  ^iciffinmft  gnüß  umI 
felbflSnbig  in  bet  SCImofenfat^e  gtgtn  ben  8i 
fd)Df  aufgetreten,  unb  et  fei  tS  genxfen,  ha  nt 
mentlic^  bur^  ^beigit^img  bn  orage  mgn 
btt  Upsi  ein  offenes  S^tBma  tmb  eine  fötnlii^ 
Sectt  begrünbet  ^abc  3>a&  StotnluS  bet  bet  ei^ 
SBiberfe^li^feit  beS  ^didffimuS  gegen  bit  Com 
miffare  be3  SBifd^ofS  UKitigflenS  nl^  offa  itX^ 
ligt  gemefen,  ge^t  au^  iextaä  '^trbot,  ba^  ni 
^liciffimuS  guglei^  einige  Vnbtit,  i,  Q.  IngtR 
bu3,  ni^t  abei  9loöatu6,  escommuindit  UmÄa 
(Ep.  41  et  42).  UebtigenS  lofleten  auf  KoDoU 
auc|  noä)  anbete  f(^iwtt  SuOagen,  ntib  nammt 
[i<^  fugt  SQptian  (£p.  52,  2)  uon  t^  et  fyib 
SBittmen  unb  SBaifen  beraubt,  feinen  rigem) 
SBatei  cer^ungem  laffen  unb  feine  gfrai  ebunol  fi 
mipanbeit,  bag  ein  ^ortuS  entflanb  unb  « |i 
fein  eigenes  ftinb  umgebta^t  fyäx,  &!fym  bb 
bem  ^uSbiui^  bet  ^etfolgung  ^ttcn  banint  U 
übrigen  ^rieftet  feine  !Se^fung  uerlangt.  ctfäMd 
^abe  bie  Ißerf  olgung  benugt,  um  Unru^  gu  emga 
unb  nac^  Som  gu  entflieben.  —  SQprion  h^ttt 
ba  feine  SSanmngtn  DergebenS  geöefen,  Oflen 
251  petfönlidd  nacE|  gatt^ago  gntüd  uid>  benm 
ftaltete  im  Wa\  251  eine  Sqnobe,  itieU^  Selidffi 
mitö  unb  bie  fünf  $rie^  mit  bem  Siume  bdrat 
(ngl.  Ep.  59,  9)  unb  gugleid^  bie  ®runbfa^  iit 
tÖE^anblung  ber  lapsi  auSeinanberfe^te  (Sp,  57) 
^bet  bie  gartet  mar  bamit  bo^  nod)  ni^  unter 
brüllt.  Erhielt  uielmetir  iefft  einen  eigenen  S^f^ 
an  ^ortunatuS,  einem  jenet  fünf  3ßriefler,  tnclc^ 
»DU  fünf  afritanifc^en  iBif^öfen,  bie  fömmtlt^  ht 
neS  guten  DiomenS  fi(^  erfreuten,  confecrirt  tmtrit 
(Ep.  59,  10. 11).  Sie  füllten  Detgebli^  «ner 
rennung  in  Siom  bei  ißapft  SomeliuS  (ib.  9).  Sa 
ba  an  uerfdininben  fie  aus  ber  ©ef^iti^  un) 
i^re  Slufle^nung  fcbeint  übet^upt  in  SÜlbe  er 
lofdiEu  JU  fein,  näbrenb  baS  um  biefelbe  S^Ü  h 
atom  entftanbene  Schisma  eine  biet  gtBgere  8» 
beutung  etiangte. 

n.  ?(ii$  bei  biefer  rijmij(l)en  Spaltung  nwc  be 
catl^agif^e  'JloDotuS  in  löoftem  ®rabe  betl^eiltgt 
fojufagen  ber  inteltEctuetle  Urfiebet  ober  bieusBi 
prima,  obglei^  bet  Sßriefter  gfoDotiün  baS  eigent 
lidje  §iQupt  toar  unb  ber  Secte  ben  Ülamen  gab 
Eiefer  ütoDotian  mirb  oon  ben  grieiiiifd^en  Oudln 
(g.  SB.  ©itfebiuS)  unb  aud^  Don  fpäteren  Satetnem 
mie  Jiufin,  bebarrtie^  *)iDüatuS  genannt,  gerabe  fi 
tme  ber  cart&agifc^e  ©ettirer;  €qprian  bagegei 
unb  SPapft  EomdiuS,  welche  bie  Bafy  gemn 
roiffen  raufetEii-  fiftreiben  immer  9iDöatian,  imb  « 
mar  öergebtit^e  iDlüijt  einiger  ©elebrten  (j.  8 
ßorbnetS),  in  biefem  gälte  ben  ©tiet^en  gegen 
übet  ben  galeinem  SÄEc^t  geben  gu  «allen  (ogl 
Wa\ä)  n,  168  ff.),  miefiä)  ift  übrigens,  ba|  be 
fragli(^  SRann,  mie  mt^iete  anbete,  btibc  9iaine 


545  92oDatianifd^e8  @d^i§ma.  546 

Kkn  riiumber  \üSfctt  (Dgl.  Sßold^  11, 191  f.).  3Bte  366).  S^prian  fonb  borum  für  gut  ben  römifd^ett 

bem  (An  fei,  geim|  ift,  ba^  in  bie  ©efd^i^te  beS  SleruS  toöl^renb  biefer  ©ebistmconj  Don  ber  9}or> 

iiDt»liamj(^  S^iSmoS  burc^  bie  SSeme^Slung  fd^rift  in  ftenntni^  su  {e|en.  nield^e  er  für  feinen 

Mm  Sbmotuft  unb  9fa)))atianu9  ntand^e  UnHarl^eit  IBejir!  in  ^Betreff  ber  lapsi  erlaffen  l^atte,  ba^  nöm- 

gefoimnen,  bie  fe^t  fd^tter  ju  entwirren  ift.  ^uS  Ud^  einfhoeilen  feiner  berfelBen  lieber  aufgenom» 

todäftm  Sonbe  Qlotxttian  ftammte,  ift  unbefannt,  men  toerben  bürfe,  ba|  aber,  menn  lieber  Stulpe 

nb  bie  Sngobe  beS  $]^iIoj}orgiu9,  ^l^r^gien  fei  eingetreten  fei,  auf  einer  @Qnobe  Don  ben  93if(^öf en 

frin  Saterlonb  gen)efen,  Derbient  »enig  ©lauben  eine  genteinfante  unb  übereinflintmenbe  SOta^regel 

(BaI4II»195).  3hifeiner3ugenber]^ieltertt)if[en«  il^retroegcn  befd^Ioffcn  »erben  folle  (Ep.  55,  5). 

{((afUi^c  99ilbiing  unb  f oU  nantentlid^  ber  jtoi-  ^iefe  ßntfd^eibung  »ar  f o  abgefaßt,  ba^  bie  beiben 

jfifm  $^iIofo)>(te  }uget^  geniefen  fein,  mli^  auf  in  SRont  bereits  oorl^anbenen  ^id^tungen,  bie  ftren» 

ftbie  pienge  Snft^t  »egen  ber  lapsi  Sinfiu^  ge*  gere  unb  bie  milbere,  mit  biefer  proDif  orifd^en  Sin» 

tobt  ^ben  mag  (Dgl.  C^r.  Ep.  55, 10  et  60, 8;  orbnung  einoerftanben  fein  fonnten.  SDer  römifd^ 

Salt  n,  230).  Ueberbie^  fpred^  einige  feiner  SIeruS  biOigte  barum  ben  Sntfd^eib  S^prianS  mit 

«o4  er^ttenen  @d^riften  (mel^rere  gingen  Der«  bem  aud^  il^m  (Dgl.  Ep.  57  im  Slnfange)  genel^men 

ton)  für  feine  @ele]^rfam!eit.  @ie  tt)urben  u.  a.  3ufa^e,  ,,nur  in  articulo  mortis  bürfe  fd^on  je^ 

Mm  fficlii^ann  (Oxon.  1724),  3ctdtfon  (Lond.  ein  lapsus  mieber  aufgenommen  werben'',  unb 

1728),  (SaOanbiuS  (Bibliothec.  Patrum  III,  tl^eilte  bann  bie  SrHörung  ber  übrigen  d^riftlid^en 

287  sqq. ;  DgL  bie  Prolegomena  ib.  XVI— XIX)  SBelt  sur  ffenntni^na^me  mit  (Ep.  55, 5).  Unter 

iDd)DonCbert^ür(inf.91u§gobeb.3Ber!eSQt)riang,  ben  römifd^en  $rieftem  aber,  meiere  ben@a^£Q- 

Snijb.  1782)  J^erauSgegeben  unb  ftnb  t^eilS  Dor,  prianS  billigten,  maren  aud^  ber  Sonfeffor  9)2oQfe3 

4nIS  na4  feinem  W)\ai  Don  ber  JHrd^e  gefd^rie«  unb  9loDatianu3  (ib.).  S^prian  l^ebt  bie^  auSbrüd« 

bo.  SBie  er  nad^  Stom  lam,  unb  roit  er  baS  Sl^ri-  Itd^  l^erDor,  meil  9}oDatian,  tt)ie  e§  fd^eint  bamals 

^aaäjam  fennen  lernte,  ifi  gleid^mö^ig  unbefannt,  fd^on,  auf  jeben  gfall  aber  nad^malS,  ba§  ^aupt 

nnb  mb:  loiffen  nur,  ba^  er  fd^on  Dor  feiner  Saufe,  ber  ftrengem  Sitd^tung  mar.  Sinige  3^it  fpüter,  im 

Ma^rfteinlid^  aie  ftated^umen,  Don  böfen  ©eiftcrn  Slnfange  3uni  251,  f^ritt  man  }ur  äSßieberbefe^ung 

geplflgt  unb  babei  Don  d^riftlid^en  ßsorciften  be«  be§  römifd^en  @tu!^Iee,  unb  StoDatian  erflörte  ba- 

töibelt  mürbe.  Später  Derfiel  er  in  eine  ]i)rotxz  bei  mit  feierlid^em  Sibe,  ;,er  für  feine  $erfon 

AnmQeit  unb  empfing  in  ber  XobeSgefal^r  bie  ftrebe  nid^tnad^  bem  @pifcopate''(G7pr.Ep.  45,1). 

ätt^  Xaufe,  o^ne  ba^  er  Don  bem  93ifd^ofe  be-  Sr  mollte  bamit,  mie  e§  fd^eint,  bie  93eranlaffung 

pegelt,  b.  (.  confirmirt  morben  möre  (f.  ben  IBrief  für  eine  etmaige  ftreitige  äBal^I  Don  ftd^  ablenfen, 

tcfi  $opfleS  SomeliuS  bei  Eos.  H.  E.  6, 43, 5 ;  Dgl.  unb  f  o  mürbe  benn  je^t  ein  Snitglieb  ber  milbem 

SoUi  n,  196).   92ad^  alter  $ra^3  fd^Io^  biefe  Siid^tung,  ber  tugenbl^afte  $riefter  eomeliuS,  ber, 

Zoufe  Don  bem  Sintriüe  in  ben  geiftli^en  @tanb  mie  6t)prian  fagt,  alle  Stufen  be§  geiftlid^en  ^mte§ 

aod;QlIeineinrömif(^er93ifd§of,ungemi^ob3fabian  burd^gemad^t  l^atte  (Ep.  55,  8),  ^um  $apfte  ge» 

ober  einer  feiner  ffiorfal^ren,  fe^te  befonbere§  S8er«  möl^lt.  SDcr  meitouS  größere  %itxl  beS  ßleru§,  ba§ 

Innien  in  92oDatian  unb  meiste  i^n  im  SBiberfprud^  SBoI!  unb  bie  SomproDinjialbif d^öf e  maren  für  il^n, 

mit  feinem  SleruS  unb  per  saltum  ^um  ^riefter.  ia  man^mang  il^n  eigentlid^,  bie  Stelle  an^unel^men, 

Sotrenb  ber  balb  barauf  eingetretenen  becifd^en  unb  bie  SBa|l  mar  eine  burd^anS  gefe^Iic^e  (ib.). 

Serfolgung  foU  !RoDatian  au3  grurd^tfamfeit  ftd^  ^^oDatian  unb  feine  t^reunbe  maren  natürlid^  bar» 

eingefc^Ioff en  unb  gemeigert  l^aben,  bie  feiner  geift»  über  nid^t  erfreut,  jumal  ba  ßomeliuS  gleid^  beim 

l\fyn  f)ilfe  bebüiftigen  ©laubigen  (mo^l  ®efan«  beginne  feines  SlmteS  grofee  9Milbe  gegen  bie  lapsi 

gme)  }u  befud^en,  mit  bem  ^Beifügen,  „er  moUe  nid^t  an  ben  Sag  legte  unb  befonber§  einen  gemiffen  Sro» 

Bfiripriefter  fein,  fonbem  fei  einer  anbem  ^l&ilo«  pl^imuS  aufnal&m  (Cypr.  Ep.  55, 10).  9?oDatu8, 

fop^if  augetl^an"  (EomeliuS  bei  Eus.  1.  c.  16).  ber  Unru^eftifter  au§  ßartl^ago,  ber  eben  in  Mom 

Jiefe  Wa^rid^t  mirb  jebod^  bejmcifelt,  inbem  an»  mar,  go^  Del  in'S  geuer  unb  Derleitete  namentlid^ 

bcreCueHeni^m  eine  gro^eStanbl^aftigfeitmöl)«  mel^rere  angefel)ene  SonfefforeS,  ba^  fte  ftd^  Don 

raib  ber  Verfolgung  jufd^reiben,  fo  ber  anont)mc,  6omclin§  trennten  unb  ber  ftrengcrn  ^Partei  ju« 

gtgen  9?oDotian  forift  feinblid^  gcjjnnte  SSerfaffcr  monbtcn.  gS  maren  biefe  bie  ^ricfter  ÜJ^ajimuS, 

ber  ©(^rift  Ad  Novatianum,  bie  ben  Sffierfen  UrbanuS,  ©iboniuS,  ßelerinuS  u.  %,  fd^merlid^ 

UoprionS  ongel^ängt  ift  (Dgl.  aSJald^  11,198).  5Ko»  aber  auc^  ber  nad^l^erige  TOart^rcr  ÜJ^ot)fe§,  mie 

lotion  mar  bereits  ^riefter  in  SRom,  al§  bie  gfrage,  ffiald^  (n,  225)  meint  (Dgl.  Cypr.  Ep.  49, 1. 2 ; 

»ie  bie  mä^renb  ber  becifd^en  Verfolgung  gefalle«  51,  1;  53;  54, 1  unb  ßomeliu§  bei  Eus.  1.  c). 

im  ©laubigen  ju  bel^anbeln  feien,  in  fflom  mie  ^ufeerbcm  brangen  5RoDatuS  unb  ein  gemiff er  goa« 

inCartlJago  (Segenftanb  Derfc^iebener  KontroDcrfen  riftuS  fo  lange  in  5KoDation,  biö  berfclbe,  angeb» 

■wbe.  6§  mar  biefe  mol^l  um  f o  beben! lid^cr,  meil  lid^  ungeme ,  fid^  al§  ® eqenbifd)of  6omeliu§ 

8apfl  gfabian  ju  9lom  gleid^  im  9lnfange  ber  gegenüberjuftellen  befd^lofe  (Eus.  6,  45),  mefel^alb 

bmfi^en  Verfolgung  ein  Opfer  berfelben  mürbe  mcl;rere  ber  Sllten  9ioDatu§  unb  güarift  als  bie 

(20.  Januar  250)  unb  nun  bie  römifd^e  ©emcinbc  eigentlid^en  Url^eber  bc§  römifdjen  ©d^iSmaS  be« 

W  anbert^lb  So^re  eincS  §auptc§  entbehrte  jeid^ncn  (fo  Cypr.  Ep.  52 ;  Pacian.  Ep.  3  ad 

(Tiflemont,  Memoires  etc.  HF,  Paris  1701,  Sympron.,  bei  Migne,  PP.  lat.  XIII,  1067,  unb 

thlcnlcxtroiL  IX.   2.  SufL  18 


547                                       9toDQtiQnifd^e8  @d^t8ma.  648 

SomeliuS  bei  Cjpr.  Ep.  50).   S)ie  btjc^öfltd^e  l^telt  S^prion,  balb  nai^  feiner  JtSUtkfyc  auS  feinem 

Sonfecrotton  tt)u|t6  ^tobatton  f ofort  baburd^  ju  er-  SSerfiede,  bie  fd^on  frül^er  t)erf)>ro(Qene  sS^ttabt, 

langen ,  hai  }n)ei  feiner  gfreunbe  brei  Sifd^öfe  auf  toeld^er  über  bie  Se^onbtung  ber  lapsi  ebi 

fleiner  italifd^en  @töbtd^en,  untoiffenbe  SRönner,  gemeinfamer  93efd^Iu^  gefaxt  tterben  fottte  (im 

unter  bem  Vorgeben,  fie  müßten  bie  Sinigfeit  in  9Jlai  251  unb  ben  folgenben  9Ronaten).    !Dbm 

SRom  »ieberl^erftellen,  in  biefe  Stobt  lodtten,  fte  ]a^  bamofö  bereits  eine  neue  Verfolgung  tot» 

l^ier  mit  niemonbem  5ufammenfomnten  liegen,  ou3  unb  rodüit  be^l^olb  bie  SBieberaufnal^  ber 

il^nen  tud^tig  mit  SBein  )ufprod^en  unb  fte  fo  enb«  n)Ql^rl(|Qft  Sleumütl^igen  nic^t  k>er}5gem,  bomit  fle, 

\xä^  bal^in  brod^ten,  iai  jie  ^totmtian  Die  ^önbe  burd^  ben  fieib  unb  baS  Slut  S^rißi  geftfirtt 

auflegten  (SomeliuS  bei  Eus.  6,  43, 8).  3ugleid^  in  ber  beDorfiel^nben  SSerf olgung  £eib  uiü)  fBM 

mürben  aDerlei  Sägen  über  SomeliuSauSgefprengt:  für  Sl^riftuS  l^ingeben  !5nnten  (Ep.  57,  1.  5). 

er  fei  felbft  ein  libellaticus  unb  unterhalte  Air«  (Sing  bieg  gegen  bie  Stobationer,  fo  tourbe  p* 

d^engemetnfd^aft  mit  IBifd^öfen,  meldte  ben  ®ö^en  gleid^  au^  im  (Begenfa^  ju  3fe(iciffimu9,  oer 

geoi)fert  l^ätten  (Cypr.  Ep.  55, 10).  ®ieje  Ol)po«  fommt  feinem  Slnl&ange,  mie  oben  gefagt,  oon  biefer 

fttion  gegen  SomeliuS  mar  f o  hatb  nad^  feiner  S^nobe  mit  bem  99anne  belegt  mürbe,  befd^Ioffen, 

SBal^I  eingetreten,  bog  mit  bem  93riefe,  morin  er  ut  poenitentiam  non  agentibus  nemo  temero 

biefe  ben  ^fritanem  nad^  gemöl^nlid^er  SBeife  an»  pacem  daret  (Ep.  59, 13);  überbieß  tourbe  ein 

Tünbigte,  aud^  fd^on  bie  9{ad^rid^t,  feine  Srl^ebung  genauer  Unterfd^ieb  gmifd^en  ben  einzelnen  9rten 

^aht  großen  SSiberfprud^  gefunben,  fammt  l^ef«  ber  ©efaüenen  nad^  bem  ®rabe  il^rer  @d^ulb  ge- 

tigen  jflagen  über  il)n  5U  Sart^ago  anlangte.  mad^t(£p.  55, 13)unbanedbieg  ineinembefoii> 

6t)prian  unb  bie  afrifanif (|en  Sif d^öfe  befd^Io^en  bem  Su(|e  (einer  ^rt  ^önitentialbud^)  Dergeid^eL 

barum,  Dorftd^tig  ju  fein.    6inerfeit§  liegen  fie  S)ie  93efd^Iüffe  biefer  (S^nobe  tl^ilte  Cpprion  fo- 

^mar  ba3  Sd^reiben  be§  ßorneliuS,  nid^t  ober  bog  bann  bem  $apfte  SomeliuS  mit,  ber  nun  eben« 

feiner  ©cgner  (megen  feined  l^eftigen,  leibenfc^oft-  fo0S  ein  Soncil  oon  60  Sifd^dfen  unb  Dielen  an« 

lid^en  SnboIteS)  in  i^rer  @^nobe  oortefen ;  onberer-  bereu  Slerifem  berief;  biefed  befiötigte  bie  }u  (iax» 

feits  fonben  fte  ober  bod^  für  nötbig,  eigene  IBeDoII«  tl^ogo  oufgefteOten  @runbfa|e  unb  fc^Iog  !Rooation 

mäd^tigte,  bie  5mei  of rüonif d^en  Sifd^öfe  Sa(boniu3  unb  feine  ^nl^önger  ouS  ber  jrird^e  aud  (Eus.  6, 48, 

unb  gfortunotuS,  nod^  9iom  ^u  f^idfen,  um  l^ier  21;  CyprianiEp.  55,6;57).  3rrtbümlid^  ^ben 

an  Ort  unb  Stelle,  nomentlid^  burd^  Sefpred^ung  bie  Soncilienfammler  ouS  biefen  jmei  S^noben  {U 

mit  ben  16  93ifd^5fen,  meldte  bei  SomeliuS'  C^r«  Sort^ogo  unb  JRom  oier  gemod^t  (f.  ^efele,  Sonc- 

bebung  mitgemirft  batten,  bie  t)oOe  SBo^rbeit  ju  er-  ©efcb.  1, 2.  ^ujl.,  114).  9uf  bieg  l^in  f ehrten  t)iele, 

fobren(Ep.44,l;45,1.4).  Unterbeffenrid^tctenfie  bie^loöotianbetbörtbotte,  mieberjurftird^e  jurül 

ibre  Sd^reiben  nic^t  on  bie  $erfon  be§  SomeliuS,  (Fr  ober  ergriff  ein  gon^  eigentpmlid^eS  brojtifd^ 

fonbem  an  ben  römifd^en  SleruS  in  communi,  ^Kittel,  meitere  6ont)erftonen  ^u  derbinbent;  er 

mag  6'omeIiuS  übelnobm,  St)prian  ober  Dertbei-  lieg  nomlid^  fortan  feine  Sommuniconten  auf  ben 

bigte  (Ep.  48).  S^orouf  fomen  oud^  Soten  t)on  9eib  unb  boS  %Iut  ßbnfti  fc^mören,  il^n  nid^t  }u 

leiten  9^ot)atian3  nodf)  Sartbogo ;  ober  fobolb  fte  Derloifcn  unb  nid^t  ^u  SomeliuS  überzugeben  (Eos. 

crtlörten,  9?0Datian  l^abe  bie  biicböflid^e  SBeibe  on«  1.  c.  1 8).  D^oootion  gob  feine  &a6)t  feineSmegd  Der« 

genommen,  brad^  man  oOe  ©emeinfdfjaft  mit  ibnen  loren,  fuc^te  oielme^r  burd^  Briefe  unb  Q^mifffire 

(xh,  meil  biefer  ed^ritt  auf  jeben  ^aU,  audh  fo  in  ollen  ^roOinsenbe^römifd^euDleid^edSnbänger 

lange  @omeliu§' Srbebung  nodi)  beonftonbet  mürbe,  in  geminnen  unb  bie  bereits  oor^nbenen  SBifd^fe 

freoelboft  mar.  3nbem  melbcteu  jefit  bie  ^mei  nod^  entmebcr  auf  feine  Seite  ju  Rieben  ober  anbete  fa 

SRom  gefd^idftcu  SBitcböfe  ba§  iPefte  über  (?omeliu§,  beftellcn  (Cypr.  Ep.  55, 24;  ogl.  Eus.  6, 45).  So 

unb  gleidie  "ilkdiriditen  brodhten  ^met  onbcrc  ofri-  fteUten  bie  '3{ot)Qtianer  3.  SB.  in  Sortbogo  einen 

fonif^e  95ifd)öfe,  ^^ompejuS  unb  Stcpbonua,  fo  ^ipriefter  ^JajimuS  bem  %  S^prion  otö  99if^f 

bog  nunmcbr  (>i)prian  unb  feine  gan5;e  fiircben-  entgcgen(Ep.  59, 9);  inSoflien  ober  trotSifdJof 

prooin3  (Fomcliu§  feierlicb  onerfontitc  (Ep.  44, 1 :  9}^arcian  oon  5lrle§  auf  il^re  Seite  (Cypr.  Ep.  68, 

45,  1;  48,  4).  S^osfelbe  gcidbob  oncb  faft  in  ber  1.  2).  Z\t  §auptgemeinbe  ber  9loöatianer  blieb 

ganzen  übrigen  (briftlicbeu  '^^clt,  namcntlicb  oon  'iKom,  ouccrbem  ober  bitten  fie  nod^  ©emeinben 

Sioni)§  b.  @r.  oon  ^Uefonbrien  (Ogl.  Eus.  H.  E.  in  ßonftantinopel,  5Hcäo,  TOcomebien,  ^ontuS, 

6, 45  et  46),  unb  gerobe  (Jnprian  bcmübtc  fi*  ganj  ^"brtjgicn,  3llcronbrien,  9lfrifa,  ©oHien,  ©ponien 

befonbcrÄ,  oud)  onbcre  »ifcböfe  oon  bem  llnrecbtc  unb  anbermärt3(a5?aldhll,  209. 236.237. 261  f.). 

ÜloDotionÄ  unb  bem  Äed)te  bei  (FonicliuÄ  ^u  über-  3n  fectircrifd&em  Stolpe  nannten  fie  M  xaOapo( 

jeugen  (ogl.  Ep.  55,  8  sqq.),  unb  juglcidj  bie  rö-  b.  i.  bie  Weinen  xaV  £;o)nr,v.   3br  |)ouptlebrfa| 

mifcfien  (Jonfeijoren,  meldje  auf  Seite  bc*  Sd!ii§-  blieb  ftct§,  ma§  9ioüütian'bebouptete:  „eS  fei  un« 

moÄ  getreten  morcn,  miebcr  für  bie  ftircbe  5U  gc-  erlaubt,  jemonben,  ber  ßbriftum  oerläugnet  IJobe, 

mittuen  (Ep.  46. 47).  Sieg  gelang  ibm  in  ber  ii  hat,  u?ieber  in  bie  fiircbcngemcinfcbaft  oufsunel^men; 

nocbbem  ^iooolu«,  ber  ieue  ocrfübrt,  Sern  micber  man  foDe  ibn  jmar  jur  iBuge  ermobnen,  bie  Set* 

oerlouen  hatte  (Ep.  52,  2\  unb  ?omeliuÄ  freute  gebung  aber  C^ott  überiaffen,  ber  aÜein  boS  Äedjl 

ficb  in  hohem  ©rabc  bicfe*3  grcigniffe§  (Ep.  49. 1 ;  baju  bobe"  (Socrat.  H.  E.  4,  28).  Sie  beflrtt* 

ogl.  53.  54  unb  Eus.  6,  43).   Um  bicfelbe  3"t  ten  olio  ber  Äircbe  ba3  Sec^t,  fd^mere  Sünben  )U 


549 


Stoüiciat. 


550 


MTgetoi  unb  bie  Sieuigen  iDteber  )u  ben  l^eiligen 

Socxomentm  jusulaffen,  unb  gingen  bontit  t)om 

blo&m  @4i8mo  jur  t^öUigen  ^ärefte  ä6er  (t)gl.  Na- 

tiLlIex.  H.  E.yi,  ed.  Bing.  1 786, 843  sqq.).  Ob 

bü  %nMtiancT  urfprüngli^  6Io^  bie  lapsi  ober 

(o^anbeit  Zobfunber  bleibenb  Qu§fd^Iof)en,  i[t  un- 

bcfamit^iur  3eit  beS  9licöm{d^cn  SoncilS  aber  l^atten 

jk  i^  ^osime  entf d^ieben  auf  fömmtlid^e  f (Imere 

Sönben  audgebe^nt,  benn  ber  noüattanifd^e  ^ifd^of 

VcejiuS  t)on  Son{iantino)>eI  erflörte  bem  jfaifer 

f onjlantin  }u  9}icöo,  ba^  fein  ,,Sobfänber''  mieber 

}B  bcn  ^igen  (Se^imniffen  jugelaffen  merben 

borfe  (Soerat.  H.  E.  1,  10).    äBeiter^in  hiiffen 

9tr,  baft  bie  92oDotianer  alle,  bie  ju  i^nen  über« 

tmtm.  auf d  92eue  tauften  (C^r.  Ep.  73,  2) ;  e3 

nxir  bie6  ieboc^  ein  Sntl^um,  meld^er  bamalS,  als 

M  Bä^xima  entftanb,  aud^  bei  Dielen  red^tglöu« 

MgmSc^rrm  ^IcA  gegriffen  ^atte  (f.  b.  9(rt.  Jte^er« 

tonflheit).  92ad^  (SpiploniuS  (Haer.  59, 4)  l^ätten 

jv  ai4  gelehrt,  in  Setreff  ber  Sl^e  fei  ben  fiaien 

n^t  mebr  erlaubt  toit  ben  SIeritem.  Sin  £^eil 

bcrSIoiKitianer,  }umal  biejenigen,  nield^e  in  ^l^r^» 

gicB  VDofynttn,  x>erboten  bie  ^toeite  Sl^e,  inbem  fte 

biete  anfielt  ma^rfd^etnlid^  t)on  ben  9)2ontani{len, 

on^  benen  fte  bort  lebten,  entlehnten  (Dgl.  ben 

S.Sanon  beS  erften  SoncüS  Don  92icda  unb  SBald^ 

0,258).  Ueberbaupt  litten  bie  9}oDatianer  mit  ben 

IRontoniflen  ben  gleid^en  S^arafter  bed  StigoriS- 

nS,  fo  bo^  man  fte  nid^t  feiten  mit  einanber  Der« 

M^icÜe  unb  bie  92oDatianer,  mie  nad^malS  aud^ 

bie  i^  Dermanbten  SDonatiften,  mitunter  Mon- 

tuistae  unb  Montenses  nannte.    Spipb^tniuS 

iDeirigßenfi  bezeugt  (Ancorat.  c.  13),  bag  man  fte 

iaJIioni  Movn^oioi  genannt  babe.  9}a^  einiger 

3nt  entjlanb  unter  ben  92oDatianem  felbft  mieber 

eise  Spaltung  nngen  ber  Ofterfeier,  namentlid^ 

ia  (Fonflantinopel,  meil  ein  Zb^il  ^on  i^nen,  ^u« 

lütft  toicber  bie  pbrt^gif  d^en,  bie  quartobecimanif  c^e 

CjicTprapS  angenommen  bcttte  (Soerat.  H.  E.  4, 

28;  5,  21;  7,  5.  12.  25;  Sozom.  H.E.  7,  18j. 

ißn  ben  oeiben  mürben  fie  ö^nlid^  mie  bie  £)rt[)o» 

bccnt,  nad^  SQprian  (Ep.  58, 3)  meniger,  Derf  olgt, 

(betijo  Don  ben  ^rianent;  ob  aber  i^r  Stifter 

SoDQtian  in  ber  Verfolgung  93alerian§  mirflid^ 

Sintjeuge  gemorben,  mie  @ocrate§  (4,  28)  fngt, 

'A  })Deifelbaft  (Dgl.  Tillemont,  Memoires  lÜ, 

480;  fflald&  U,  198.  276  f.).    (Sinen  Serfud^, 

bie  %oDatianer  mieber  mit  ber  ftird^e  5u  Dereinigen, 

nud^te  ba§  erfte  allgemeine  Soncil  gu  9}icöa  burd^ 

toten  8.  ganon  (f.  b.  9lrt.  9^icäa,  oben  233). 

ttlein  ber  Serfud^  mißlang,  unb  bie  9ioDatianer 

erretten  ftd^  nod^  mebrere  Sabr^unberte.  @pöter 

etlif^  flaifer  ßonfiantin  ber  ®ro^e  im  3. 326  ein 

tbscn  ni(bt  ungünftigeS  ®efe^,  ^e^n  ^af)xt  naä)\}zx 

aber  Derbot  er  ibre  gotteSbicnftlid^en  SSerfamm« 

langen.  Julian  ber  ^poftat  unb  aud^  Sb^oboftuS 

bcx@n)Be  fd^u^ten  fte  mieber;  aber  JTaijer  ^ono« 

rinS  unb  2J^oboflu8  II.  maren  gegen  fte  mie  gegen 

ab  (>äretifer  febr  fhenge,  unb  nun  liegen  ifjnen 

G&4  bie  $ä)>fte  ännocenj  L  unb  Söleftin  I.  ibre 

SHx^  megite^men.  Sa  jebod^  nocb  am  Snbe  be§ 


fed^Sten  Sal^cbunbertS  ber  $atriard^  SuIogiuS  Don 
9lle|anbrien  für  nötbig  eracbtete,  bie  5RoDatianer 
in  einem  ie^t  Derlorenen  iBud^e  ju  befömpfen,  fo 
erbeOt  barauS,  bog  Slefte  biefer  @ecte  bis  auf  feine 
Seit  gelommen  maren.  (Sgl.  3BaI4  ßntttmrf  einer 
DoUftönbigen  ^iftone  ber  fte^ereien  u.  f.  tt).  n, 
Seipaig  1764, 185—310;  Tülemont,  Mem.  etc. 
m,  Paris  1701,  in  ben  amei  Slrtifeln  über  gSapp 
Cornelius  unb  bie  9loDatianer  428.  471  imb  in 
ben  ^oim  baju  735.  746  sqq. ;  aHarand  Vita 
S.  Cypriani  Dor  ber  9JJauriner  9Iu8g.  ber  SBerfe 
beS  bl.  6wrian;  §efele,  ßonc.-(Sefd^.  I,  2.3Iufl, 
111  ff.;  Meters,  ©er  %  g^prian,  SRegenSburg 
1877;  gedi^trup,  ®cr  bL  Ewrian  I,  SRünfter 
1878;  31.  §amodf,  Sie  «riefe  beS  röm.  6Ieru8 
au§  ber  3eit  ber  @ebi§Dacan}  im  3. 250,  in  ben 
%f)tol  Slbbanblungen  für  Sßeijfäder,  tJfreiburg 
1892,  1-36.)  [D.  ©efcle.] 

9^iciaf  ift  bie  fircbenred^tlid^e  Sejeid^nung 
für  bie  $robe}eit,  toeld^e  Dor  ber  3lufnabme  in 
einen  geiftlid^ien  Orben  ju  befteben  ift.  3n  ber 
%f)at  forbem  ja  bie  fd^meren  $f(id^ten,  »eld^e  ber 
OrbenSftanb  auferlegt,  eine  emfte  unb  lönger 
bauembe  Prüfung  be§  SBiUenS  unb  ber  ffröfte 
beffen,  ber  mit  freubigem  SRutbe  baS  Sitl  böberer 
®ottfeIig!eit  anftrebt.  S)arum  beftanben  biefe  Prü- 
fungen ebemafö  mitunter  in  ben  niebrigften  unb 
mibermörtigften  3Irbeiten,  in  bereu  SrfüÜung  ftd^ 
bie  öugerfte  S)emutb  unb  Stanbbaftigfeit  erproben 
fonnte.  $[ud^  je^t  nod^  merben  bie  OrbeitSjünger 
unter  ber  fpeneuen  3lufftd^t  unb  Sdtung  beS  Don 
bem  jf lofterobem  auf  gefteUten  ^loDi^enmeifterS  (ma- 
gister  novitiortun),  fomie  bie  Sanbibatinnen  ber 
Sfrauenflöfter  unter  ber  ftrengftenObbut  ibrer  9lo- 
Di^enmeifterin  Derfcbiebencn  a3cetif(ben  Uebungen 
unterworfen,  an  bie  genauefte  Seobad^tung  ber 
burd^  bie  OrbenSregel  unb  befonberen  Statuten 
be§  JflofterS  Dorgefcbriebenen  Seben§orbnung  ge« 
möbnt  unb  im  liturgifd^en  S)ienfte  unb  ben  fpeciellen 
Dbliegenbeiten  ibreS  SerufeS  untcrmiefen.  S)iefe 
^robejeU  barf  meber  Don  bemfflofter»  oberOrbenS« 
obemnad^gelaffen,  nod^  Don  bem  ^loDi^en  umgangen 
merben.  @ie  beginnt  mit  ber  Sinfleibung  unb 
bauert  minbeftenS  ein  DodeS  unb  ununterbrod^eneS 
^oif^x  (Conc.  Trid.  Sess.  XXV,  c.  15  De  regtil. 
et  mon.),  biSmeilen  aber  aud^  nad^  einzelnen 
OrbenSregeln  5mei  ober  brei  Sabre.  93or  überftan- 
bcnem  9^oDiciat  foll  bie  ^rofefe  (f.  b.  %xt  DrbenS- 
profeg)  nid^t  abgenommen  toerben,  mibrigenfals 
biefe  ungültig  ift.  'ülnx  bei  ben  unjmeibeutigften 
Semeifen  eines  unmanbelbaren  Sntfd^IuffeS  burfte 
ebcbem  ber  jf lofterobere  nad^  reifUd^er  Ueberlegung 
bie  Prüfung  abfürsen  (Dgl.  c.  16,  X  3, 31).  Sffiäb- 
renb  ber  ^robejeit,  fo  lange  nömlid^  ber  ^^oDije 
nod^  nid^t  bie  ©elübbe  abgelegt  b^t,  ftebt  e§  ibm 
frei,  mieber  auS  bem  Orben  auSjutreten  (c.  9. 20. 
21.  23,  X  3,  31).  Sffienn  biefer  3lu§tritt  beS  $Ko- 
Dijen  aud^  nid^t  bie  ^folgc  geönberten  SebenSpIaneS 
ober  ber  Ueber^eugung  Don  ber  Un^ulöngli^feit  fei« 
ner  fträfte,  fonbern  burd^  anbermeitige  ®rünbe  Der« 
anlagt  toar,  unb  ber  3lu§getretene  fpöter  in  benfelben 

18* 


551 


ÜluBlen. 


55S 


Orbcn  »tebcr  eintreten  »itt,  f o  mu&  boS  9li)Dtriat 
neuerbingS  unb  Doüftänbig  beftanben  werben.  9(n 
baS  fßttmbqtn  be3  9tot)i}en  f^at  bad  ftlofter  no(^ 
feinen  9!nfprud&,  unb  wenn  berfclbe  wäl^renb  feine« 
SRoöiriQteSftirbt  aud^  fein  3nteftat»grbred^t  (Nov. 
V,  c.  h),  f  onbern  f  ann  nur  bie  bis  bal^in  aufgelaufe- 
nen 93erpfIegung§fofien  forbem.  3a  eS  ift  f ogar  jcbe 
S5ermdgenSbi8t)ofition  beS  ßanbiboten  ju  ©unften 
be§  IHofterg  »äl^renb  ber  $robe5eit  ungültig,  menn 
fle  nicl^t  erft  binnen  ber  legten  jwei  SKonate  ber- 
felben  mit  Seuilligung  beS  auftönbigen  Sifd^ofS 
ober  beffen  ®cneraü)icar8  getroffen  ttjorben  unb 
bie  ^rofe^Ieiftung  fobonn  aud^  h)irfßd^  erfolgt  i{! 
(Conc.Trid.Ses8.  XXV,  c.  16  De  reg.  et  mon,). 
SBicI^tige  Seftimmungen  in  SBctreff  ber  3ulaf[ung 
)um  IRoDiciat  unb  ber  ©elübbeablegung  l^at 
ißiud  IX.  erlaffen.  SDiefelben  l^aben  jum  Xl^eü 
aügentein  Derbinblid^e  ffraft,  5unt  Xl^eil  gelten  fie 
afä  ®efe|e  nur  fär  Italien  unb  bie  anliegenben 
Snfeln,  flnb  aber  im  legten  gaUe  aud^  für  bie 
©efammtfird^e  eine  fel^r  em{)fe]^Ien8tt)ert]^e  Siid^t- 
fd^nur.  Snbefonbere  oerlangt  baS  SDecret  t)om 
25.  äanuar  1848  oor  ber  3ulaffung  5um  92ot)iciat 
3cugniffe  über  baS  SSorlcben  ber  ^oftulanten  unb 
Snformationen  über  bereu  Kl^arafter  unb  SSerl^ält« 
niffe.  ©crutinien  »äl^renb  ber  ^robejeit,  Serid^te 
über  bie  9}ot)igen,  99efragung  aQer  ^um  ^aufe  ge« 
porigen  Orbendmitglieber  um  il^r  Urtl^eil  merben 
afö  fel^r  5tt)edfmö^ig  be^eid^net  (für  Stauen  Dor- 
gefd^rieben).  SDie  »eiteren  93orfd^riften  über  bie 
erfte  ®  elübbeablegung  f.  im  ^rt.  OrbenSprof  e^.  — 
SDie  9?ot)i)en  nel^men  niöl^renb  ber  ^robe^eit  il^eil 
an  ben  ^riöilcgicn  unb  9lbIoffen  bcSDrocnS;  an 
bie  93eobad^tnng  ber  OrbenSregel  finb  fte  ^mar 
nod^  nid^t  ex  justitia,  aber  bod^  ex  decentia 
gebunben,  weil  fie  mit  ben  OrbcnSprofeffcn  ju» 
fammenleben  unb  il^re  Xauglid^f  eit  für  ba§  ÖrbenS- 
lebcn  betoeifen  moDen.  ®ie  tJf^age,  ob  bie  !Ro« 
üijen  bei  {ebcm  ap})robirten  ^ricfter  gültig  bcid^ten 
fönnen,  wirb  üon  oielen  älteren  ^uctoren  bejal&t 
(f.  Ferraris,  s.  v.  Approbatio  art.  2,  n.  5  sqq. 
unb  Noviciatus  n.  13  sqq.).  ©ic  nel^men  näm« 
lid^  an,  ba^  bie  ^toot^en  ber  3uri§biction  ber 
OrbenSoberen  nod^  nid^t  oöKig  unterworfen  unb 
aud^  bie  im  Orben  referoirten  @ünben  für  fie  nic^t 
referüirt  feien.  SRid^tiger  wirb  jebod^  üon  anberen 
Sluctoren  bie  Qfrage  oemeint;  wo  aber  tro^bem 
mit  3Borwiffen  ber  Oberen  bie  gcgentl^cilige  ^rajiS 
befielet,  fann  man  baS  ©tidfd^weigen  ber  Oberen 
afö  genügenbe  Srlaubni^  berfelben  5ur  ^eid^te  ber 
IRoüijett  bei  einem  blo^  oom  Sifd^of  approbirten 
Seid^ttmter  anfeilen  (f.  Lehmkuld,  Theol.  mor. 
n,  ed.  7,  Friburgi  1893,  287).  3n  ben  weib- 
Kd^en  Orben  unb  Kongregationen  flnb  bie  9?o« 
Dijen  entweber  burd^  ^erf  ommen  ober  burd^  btfd^öf  > 
lid^e  Slnorbnung  an  ben  jflofterbeid^toater  in  glei» 
d^er  SBSeife  wie  bie  ^rofe^fd^weftem  gewiefen. 
(SSgl.  Ferraris,  Biblioth.  s.  v.  Noviciatus  unb 
Annus  probationis.)  [$ermaneber.] 

9lit6teit,  Sanb  in  9?orboftofrifa,  erftredft  fid^ 
Don  ^ffu&n  nad^  @üben  bis  gegen  Sl^artum  unb 


Dom  rotl^en  9Reere  bis  an  ben  Oafenfron)  meflBd^ 
Dom  Ütil  unb  an  bie  gro^  SBufte.  ^olUif d^  %äfitk 
92ubien  fange  )u  ^egQpten,  bis  im  lej^  Sol^ 
jel^nt  burd§  ben  Slufjpkinb  beS  SRal^bi  ber  fübr^ 
Xl^eil  ber  ägt)))tifd^en  ^errfd^ft  entjogen  tmtrbc. 
2)ie  alte  ©eograpl^ie  faft  aüe  fübßd^  Don  ^leg^titai 
gelegenen  Sönber  mit  Sinf d^Iu^  SbefftnienS  setoM^ 
Hd^  unter  bem  9tamen  Setl^iopien  (bem  (SM 
ober  Sl^uS  ber  l^eiligen  @d^rift)  )ufanmien.  Sei 
@trabo,  $toIemöuS  unb  $liniuS  ifi  JtafAm  nod^ 
bloßer  SSotfSname  (Nubae,  Nubi,  Nobei) ;  oft 
fpöter  Wirb  Nubia  aud^  wol^I  9iame  beS  SanbeS, 
als  beffen  ^auptfiöbte  ber  Oeographtts  Nu- 
biensis,  Sbrifi  (um  1150),  Nuabia  (a  qua 
nomen  habet  Nubia  regio  ut  et  Nnbitoe) 
Cusa,  Ghalua,  Dunkala,  Jalae  unb  Sula  be- 
jeid^net.  ©ewöl^nlid^  aber  wirb  ber  9lame  9et]^ 
pien  unterfd^iebSIoS  Don  9htbien  unb  Stbeprien 
gebrandet  unb  nur  gelegentlid^  als  Aethiopia  in- 
ferior ober  Bupra  Aegyptum  imb  superior  ge* 
nauer  beftimmt.  S)ie^  ift  aud^  nad^  bem  gelehrten 
Sienaubot  ber  wal^rfd^einlid^e  ®runb,  ba|  wir  fo 
wenig  ®enaueS  über  bie  altnubifd^e  ffird^  wiffen. 
—  I.  ®aS  Dord^riftlid^e  9?ubien,  3a]Jt 
reid^e,  5um  ^l^eil  großartige  Sempel  unb  ^olafi^ 
ruinen,  bie  feit  bem  Dorigen  Sal^rl^unbert  burd^ 
wiffenfd^aftlid^e  t^orfd^ungen  wieber  befamtt  ge* 
worben,  weifen  auf  bie  filtere  ®Ian}))eriobe  M 
berül^mten,  ^um  SJ^eil  fabelhaften  ißriefterftaaieB 
aneroö  (Slüteaeit  800—700  D.  6^r.)  auf  ber 
Sflußl^albinfel  @enaar  in  Obemubien  unb  boS 
Don  ^egt)))ten  auS  gegrünbete  Sieid^  Don  9la)Hrta 
in  Untcmubien  jurüdf. 

n.  SDaS  d^riftIid^e5Rubien.  1.  3n  alter 
3eit.  !Rad^  ber  fiegcnbe  war  ber  Äämmerer  ber 
Äönigin  Kaubace  (f.  b.  9Irt.)  ber  erfte  SpoPd 
^etl^iopienS.  Sl^atfäd^Iid^  l^errfd^te  nod^  ju  9u^ 
guftuS'  3^it  5u  3laJpata  eine  Königin  Sonboce, 
weld^er  45  9?egerfürften  tributpflid^tig  waren. 
®regor  ^bulfarag  (bei  Le  Quien,  Orions  chri- 
stianus  U,  Paris.  1740, 660)  läßt  baS  (Sf^nftvn' 
tl^um  unter  Sonftantin  bem  ®ro6en  in  3bxVxn 
Singang  finben  (eo  imperatore  Nigritas  omni- 
genos  Aethiopes  et  Nubios  Ghristianos  eya- 
sisse).  Slußcrbem  fd^reibt  2e  Ouien  Ql,  c.  878, 
55)  aud^  ben  Sinfteblem  unb  SOtdnd^en  ber  21^ 
baiS  eine  apoftolifd^e  Xl^ätigfeit  nad^  9htbien  (in 
5U.  StbenfaHS  ift  nid^t  wal^rfd^einlid^,  baß  boS 
Sl^riftentl^um,  wie  l^eute  Dielfad^  auf  ®runb  ber 
neu  aufgefunbenen  fprifd^en  iNrd^engefd^id^te  btf 
monoi)]^9fitifd^en  „Sifd^ofS"  3o]^anneS  Don  Cj))^ 
fuS  (f.  b.  2lrt.  VI,  1657)  behauptet  wirb,  i^ 
burd^  ben  monot)]^9fitifd^en  ^riefter  3ulian  unb 
ben  monopbt)ptif  d^cn  93if  d^of  SonginuS  im  6. 3a(i* 
^unbert  in  9}ubien  Eingang  gefunben  l^be.  2)(m 
Sut^d^iuS  ^ki,,  ber  übrigens  Don  3ulian  unb 
SonginuS  nid^tS  weiß ,  l^ebt  in  feinen  Annalee 
(Migne,  PP.  gr.  CXI,  1122)  auSbrüdtlid^  l&erDor, 
baß  9lubien  erft  nad^  ber  Eroberung  Sleg^ptenS 
burd^  bie  Slraber  (640)  jur  monopl^^fltifd^en  3n> 
lel^re  abgefallen  fei  (ogt.  Le  Quien  L  c.  364, 46. 


553 


9?uBien. 


554 


378, 55).  ebcnf 0  urtl^eilt  anä)  Kenoubot  (Liturg. 
Orient  Collect.  I,  Paris.  1716,  373,  n.  15). 
Sdol  bem  S^u^  ber  ortl^obos  b^janttnifd^en 
Aaija  iaüm  bamolS  bte  fatl^oUfd^  tneld^itijd^en 
^Pdrian^  in  gong  SegQpten  fo  entfd^iebeti  bie 
Cber(aid>,  nt  ecclesiae  fere  omnes  ab  ortho- 
doxiB  j^aesulibus  tenerentur  (Le  Quien  1.  c. 
364)«  nnb  bag  bieSRonopl^Qfiten  nur  toenig  Sin> 
|bB  iefa^en.  S)o8  nmrbe  gong  anbetd^  als  Omai 
640/641  «mit  m^t\  b.  1^.  burd^  ben  SSenatl^  ber 
Vtmp\n\^tm,  äegQpten  eroberte  unb  bie  Ortl^o* 
bosaatt))oIitifd^e®egner(9Q}antiner)  bel^anbelte. 
^{anmtlic^ePird^n  fielen  nun  in  bie  ^önbe  ber 
äocobiten.  Ser  meld^itifd^e  Ißatriord^  ©eorg  fto)^ 
»K^  Sonfiantinopel,  unb  {eitbem  blieb  ber  red^t- 
glilsMgc  $atriard^f4  Don^Ie^anbrien  97  3a^re 
log  Mittxiidt.  9tun  nmrbe  bog  alte  Sorred^t  ber 
olcsonbrinifi^  ^triarc^en,  felbft  i^re  förnrnt« 
Ii4en6uffraganen  ))erfönlid^  ^umeil^en,  Derl^äng- 
w^fitä;  benn  ba  fein  nteld^itifd^er  ^atriard^  ba 
WC,  Nubii  qni  Episcopos  more  majorum  Ale- 
xaadria  petebant,  eos  cum  a  Jacobitis  Pa- 
tnirchiB  ordinatos  atqne  haeresi  infectos 
mcepisBent,  eam  qnoque  incauti  accepenint 
et  in  hunc  modum  tota  Nubia  facta  est  Jaco- 
iRÜea  (Benandot  1.  c.  441 ;  Le  Quien  11.  cc). 
-  Sie  toeitere  ßntnyidRung   ber  altnubifc^en 
Bn^e  i{i  für  bie  ^eriobe  t)om  7.  bis  14.  3a^r- 
inbect  faft  nur  oud  arabifc^en  OueUen,  5umal 
m  3hl  @elim  el  ^Iffuani  (962  n.  S^r.) ,  ber 
räiigen  fo^ufagen  einl^eimifd^en  OueHe,  bie  in 
fffüptm  bei  3Racri)i  (um  1450)  auf  ung  ge« 
bnmm  (mitgetl^It  Don  Quatremöre,  Memoires 
Seographiqnes  et  bist  sur  l'Egypte  etc.  11, 
Piris  1811,  6  SS.,  unb  bei  J.  L.  Burckhardt, 
TriTels  in  Nubia,  2.  ed.  Lond.  1822,  448  ff.). 
rimgenna|en  ju  Derfoigen^  ba  92ubien  burc^  baS 
t^Iifat  ttrie  burd^  eine  SDlauer  oon  ben  übri« 
gm^Tifllic^en  93öl!em  getrennt  unb  il^ren  @d^nft« 
Htm  fo  gut  tt)ie  unbetannt  blieb.   "iHaä^  ben 
oaUj(^en  Sc^riftftellem  blül^te  in  9{ubien  ein 
Bfl^hged  d^riftlid^eS  SReid^  auf^  beffen  ftönige  bem 
oorbnngenben  SSIam  ein  |albe3  Sal^rtauf  enb  lang 
(dbemnutfiig  unb  erfolgreid^  SBiberftonb  leifteten. 
3m  3. 651  marb  bie  ^auptftabt  be§  nubifd^-d^rift- 
^ta  »ei^ie«,  «It»®  ongola  (®  onf  olab,  ©anfalal^, 
iangalabX  t)on  ben  Arabern  ^um  erften  Wal  be- 
lagert unb  ii|re  ^auptürd^e  mit  @d^Ieubermaf  deinen 
jRprt  Sie  Araber  ^ogen  ab^  ol^ne  2)ongoIa  5u 
Robeni,  unb  begnügten  ftd^  mit  einem  iö^rlid^en 
Ztibut,  ber  fpöter  bei  sunel^menber  9)kd^t  oon 
bcB  mibijc^  ftönigen  Denoeigert  mürbe,  ^uf  bie 
Slüte  ber  altnubif 4en  JHrd^e  meist  bie  gro^e  3<>^t 
ber  Xninen  t)on  Ihrd^en  unb  ftlöftem  ^in^  mcld)e 
i()t  no4  ba§  Sanb  fallen.  Sine  groge  S^^V^  ber 
ol^eibnifd^en  Tempel  im  ög^ptifd^-nubifd^en  @til 
nrbe  in  ^riftlid{^e  ^eiligt^ümer  umgemanbelt, 
vie  bie  in  i^en  Dorgefunbenen  d^riftlid^en  @Qm» 
kk,  bie  foptifd^en  unb  gried^ifc^en  Snfd^riften 
(igL  A.  B.  (3.  Niebubr,  Inscriptt  Nub.  Gom- 
■entat,  Bomae  1820)  unb  bte  d^riftlic^en  SBanb« 


gemälbe  auf  bem  (S^pSüber^ug  bezeugen,  mit  met« 
^em  bie  Sl^riften  bie  barunter  fteOenmeife  nod^ 
edcnnbaren  l^eibnifd^en  iBilber  subedften  (f.  ^aä^» 
meid  befonberd  bei  Borckbardt  1.  c.  25  f. ;  H. 
Light,  Trav.  inEgypt,  Nubia  etc.,  Lond.  1818; 
S.  9t.  SepftuS,  S)enfmäler  auS^eg^pten  unb  Stetl^io- 
pien,  Serlin  s.  a.  [1849—1856],  12  93be.). 

3m  3.  962  n.  (Sf^x.  marb  3bn  ©elim  Dom 
Smir  Don  ^eg^pten  nad^  2)ongoIa  5um  d^riftltd^en 
Jf^riafoS  gefenbet,  um  biefen  jum  3dlam  su  be- 
fe^ren.  SDer  93er(ud§  mißlang,  mie  ftd^  auS  ber  mer!« 
mürbigen  Untenebung  ergibt,  bie  3bn  @eUm  auf- 
ge^eid^net  (Quatremäre  II,  82).  ^ai)  bemfelben 
^iftorifer  f^atU  ftd§  bamalS  baS  Sl^riftentl^um 
auä)  in  Obemubien  über  bie  ganse  tjflu^infel 
@enaar  (SDleroe)  ausgebreitet  SDie  ^auptftabt  bed 
ftönigS  Don  3Uoa  l^ei^e  @ouba  (@ouia]^  bei  Ouatre* 
möre)  unb  entl^alte  fd^öne,  meitläufige  Sauten  unb 
reid^  mit  @olb  gefd^müdte  ftird^en.  2)enn  alle 
bortigen  ßinmol^ner  feien  auS  @aböem  Sl^riften 
gemorben,  unb  il^re  IBifd^öfe  mürben  mie  bie  ber 
92ubaS  Don  ^le^anbrien  auS  befteQt  Sl^re  l^eiligen 
Sucher  feien  gried^ifd^,  bod^  litten  fte  aud^  lieber* 
fe^ungen  in  ^rer  eigenen  Sprudle.  2)en  SJlol^am- 
mebanem  fei  blo^  eine  93orftabt  referDirt  u.  bgl.  m. 
9lod^  merfmürbiger  ift,  maS  9lbu  @ela]^  (Quatre- 
möre  11,  38)  Don  ben  92ubiem  erjöl^lt  SDreijel^n 
SSicef önige  regierten  bie  ^roDinjen ;  äße  feien  Ober« 
priefter  unb  läfen  bie  SDleffe,  fo  lange  fte  frei  Don 
SIutDergie^en  geblieben.  S)er  jfönig  aber  nel^me 
bei  ber  Serimonie  Dor  bem  ^ner|eiUgften  bie 
ffrone  Dom  Raupte  unb  bleibe  fo  lange  unbebedCt, 
bis  bie  ®  emeinbe  bie  Kommunion  em{)f  angen  l^abe. 
ftönig  unb  priefter  feien  l^od^  geeiert  @ie  be- 
bicnten  fid^  ber  f^rifd^cn,  ber  foptijd^en,  ber  gried^i« 
fc^en  unb  nod^  einer  eigenen  Schrift  u.  bgl.  m. 
— -  gbcnfo  crfol^rcn  mir,  ba^  bie  nubifd^en  Kö- 
nige mieber^olt  il^re  in  ^eg^pten  b^irt  bebrüdten 
©laubenSbrüber  mit  SBaffengemalt  su  fd^ü^en 
untemal^men.  ©enfmürbtg  ift  befonberS  ber  3ug 
beS  ffönigS  „gpriacuS"  jur  Befreiung  beS  in 
©efangenjd^aft  fd^mad^tenben  jacobitifd^en  ?Patri- 
ard^en  SWid^ael  (ß^ail,  (S^ael,  ?lbana^at)I,  geft. 
767)  (f.  BoUand.  Jun.  V,  80»;  Dgl.  Le  Quien 

I.  c.  662).  —  ®aS  aaSenige,  maS  über  bie  altnubi- 
fd^en  SDiöcefen  unb  SKetropoIiten  ju  erfalfiren  ift, 
l^oben  £e  Outen  unb  Dlenaubot  gefammelt  @ieben- 
jel^n  Sifd^ofSfi^e  merben  ermäl^nt  in  brei  §oiipt- 
proDinacn :  ^jum  (Ojum,  9Ico(|um,  $RiejamitiS), 
aibabia  (9IIoa)  unb  9Maracu  (aRafona,  9Mofar- 
xa'i),  Wotxa,  Maxoupta,  mol^l  baS  l^eunge  SRograt 
jmifd^en  Berber  unb  2)ongoIa).  Se^tereS  mirb  eine 

§auptbiöcefe  92ubienS  genannt,  ju  meld^er  Aorta, 
brim,  SucoraS,  ffiunfala,  @ai,  SermuS,  ©uen- 
fur  gel^örten  (Quatremöre  11,  36).    ©eit  bem 

I I .  Satirl^unbert  fd^mod^tcn  innere  Stüiftigfciten  bie 
ftraft  beS  d^riftlid^-nubtfd^en  Keid^cS  unb  öffneten 
aOmölig  bem  SSIom  ben  SQScg.  3m  3. 1173  pel 
3brim  (mo^I  baS  ^JSremiS  ber  Körner)  jammt  „ber 
geftung  auf  bem  Berge,  mo  eine  fd&öne,  ber  Ifieilig- 
ften  3ungfrau  gcttjei^te  ftird^e  mit  l^ol^em  ®om 


555 


Üluce. 


556 


unb  fhcuje  ftanb".  Sifd^of  unb  ßinwol^ner  wür- 
ben in  bie  @nat)eret  ofigefül^rt  (Quatremäre  1.  c. 
91 ;  Le  Quien  L  c.  662).  1275  toaxh  auö^  SDon- 
gola  erobert,  unb  ber  d^rtftUd^e  ftdnig  SDaoub 
(ffiaötb)  mufete  flicl^en.  3n  ber  einen  §au})t!irci^e 
ffionöoIo'S,  bie  einft  t)on  friegSgefangenen  9Ko8« 
lemin  im  niauri[(i§en  Stile  toax  aufgefül^rt  Sor- 
ben, erbeuteten  bie  @ieger  allein  an  golbenen  ftreu« 
5en  4640  2)inare  unb  an  ftibemen  ®ef ä^en  8660 
S)inare  (Quatremäre  n,  99).  Sod^  erl^olte  M 
büS  nubifd^e  Sieid^  nod^  einmal  unb  tarn  mieoer 
}U  3Jlad)t  unb  ^nfel^en,  bis  ed  enbUd^  gegen  ^uS* 
gang  bed  14.  Sal^rl^unbertd  mel^r  unb  mel)r  )er> 
pel.  UebrigenS  nennt  nod^  3bn  Satuta  (um  1354) 
9htbien  ba§  Sanb  ber  Sl^riften,  obgleid^  bamalS 
ber  neue  §errfd^cr  ©ongola^S  bereits  ein  SWoSlim 
mar.  ßbenfo  fpricl^tnod^übulfeba  unb  im  15.2[a]^r> 
l^unbert  93afui  Don  ben  9htbiem  als  Don  Sl^riften^ 
unb  SBanSIeben,  ber  1675  ?leg9t)ten  bereiste,  fogt 
in  ber  Histoire  de  reglise  d'AIexandrie  (Paris 
1677),  ba^  bie  jfird^en  in  9htbien  noc^  erhalten, 
aber  gefd^lofjen  feien,  weil  cS  an  ^riejiem  fel^Ie 
(Dgl.  iebocl^  baju  Bolland.  1.  c,  Praefat.  n.  2). 
Seit  jener  3^i  ^irb  baS  Sanb  immer  me^r  üon 
orabifd^n  9^omaben[tämmen  überfd^föemmt,  bie 
jtd^  mit  ben  t)ormalS  d^riftlid^en  ^irtenDöIfem  Der« 
mifd^en;  il^re  Sieligion  ift  ein  bunteS  ©emifcl^ 
d^riftlid^er  unb  mol^ammebanifd^er  SIemente. 

3ntt)iett)eit  unb  mit  weld^em  grfolge  bie  mittel« 
alterlid^e  SJliffionStl^ätigfeit  ber  ^frandScaner  unb 
2)ominicaner  Don  ^egt)))ten  unb  Slbefftnien  auS 
oud^  92ubien  berül^rte,  ift  nid^t  gan^  flar.  Snünjen« 
berger  («beffinien,  greiburg  1892,  64)  gibt  an, 
ba^  um  1816  ad^t  S)ominicaner  in  9lubien  ein« 
brangen  unb  bort  ein  fatboIifd^eS  SiStl^um  S)on« 
gola  errid^teten  unb  ein  Älofter  „^Üelnja"  grün« 
beten.  9lüd^  goDaleriuS  (Galler.  Dom.  1, 137, 
n.  169,  bei  Le  Quien  in,  1413  sq.)  ernannte 
^apft  Sol^anneS  XXH.  ben  gr.  Sortl^ol.  be  SiDoIi 

0.  P.  3um  Sifd^of  Don  SDongoIa  (Dancalae),  unb 
berfelbe  50g  1330  mit  jmei  DrbcnSbrübem  in  bie 
bortige  ^iffton  (Dgl.  Bremond,  Bullarium  U, 
Romae  1731,  215).  ®er  franaöfifd^e  «ratß.S. 
Poncet,  ber  1698—1701  ben  5RiI  aufwärts  nad^ 
^eg^pten  jog,  traf  nur  nod^  fläglid^e  Srümmer 
unb  Spuren  ber  altnubif d^en  ^rd^e  unb  in  Senaar 
Dereinjelte,  toal^rfd^einlid^  abeffinifd^c  ßl^riften  (Dgl. 
ßülb,  ®cfd^.  ber  SWifponSreifen  nad^  «frifa  n 
[®ie  SReifen  ber  aRifponare,  2.  ^bt^.],  SRegenS« 
bürg  1862,  157.  180). 

2.  SDie  neuere  SWiffionSgef d^id^tc  9?u« 
bienS  beginnt  mit  ber  Srrid^tung  beS  apoftoli« 
fd^en  SicariatS  Don  ßcntroI»5lfrifa  burd^  ®re« 
gor  XVI.  (3.  «pril  1846 ;  f.  b.  ^rt.  9lfrifa  5). 
(Sgl.  nod^  Assemani,  Bibl.  orient.  U,  70  et 
329  sqq. ;  d'Herbelot,  Bibl.  orient.,  La  Haye 
1777—1779,  B.  V. Noubah;  g.  SÄittcr.  ©rbfunbc 

1,  1,  afrifa  [2.  Slufl.],  571  ff.;  g.  ®au,  5Reu« 
entbedfte  Senfmöler  Don  Diubien,  ©tuttg.  1822 ; 
Bosellini,  I  monumenti  dell'  Egitto  e  della 
Nubia,  Pisa  1832—1844,  3  parti  in  9  tom.; 


Champollion,  Monuments  de  TEgypte  efc  de 
la  Nubie,  Paris  1844,  2  vols.;  8.  Gherobmi, 
Nubie,  in  L'Univ.  Pittor.  Afriqne  m,  Parii 
1847;  3.  ^.  Sanb,  Sol^.  ».  D.  epl^.,  Serben 
1856  [^nl^ang:  lieber  bie  UrftyrOnge  ber  inibi^ 
JKrd^e];  9)l5^Ier«®amS,  ftird^gefc^.  I,  Stegenfi- 
burg  1867,  521  f.)  [«.  ßuouba  8.  JJ 

9tice  (92oce),  9ngeIuS  be,  0.  8.  Ben 
(ni^t  Sl^eatiner,  toxt  Garns,  8erie8  episo.  918 
angibt),  ein  italienifd^  ©elel^rter  unb  Sqbifd^ 
Don  Sloffano,  entflammte  einer  eblen  neopoliftmi« 
f d^en  Sfamilie  unb  xoat  im  3. 1600  }u  SRaffa  bei 
Sonento  geboren.  9Rit  22  ^fjitm  legte  er  ^pirofef 
auf  SJtonte  Saffino  ab.  Sein  überaus  treues  (S^ 
böd^tni^,  ein  fd^arfer  SBerftanb  unb  fonfKge  ®v^ 
gaben  befö^igten  il^n,  auf  bem  @ebiete  ber  fd^Mien 
fiiteratur  (latein.  unb  ital.),  ber  ®efd^td(|te,  ba 
$l^iIofo))]^ie  unb  Xl^eologie  eine  l^erDorragenbi 
Stelle  einjunebmen  unb  als  getoanbter  Sel^  treff* 
lid^e  Sd^üler  |eransubtlben.  9tad^  ben  Statuten 
ber  Saffinenfer  Kongregation  iDurbe  er  (für  ii 
3  Solare)  Slbt  in  Derfd^iebenen  JMöftem;  in  9Ronti 
Safftno  felbft  fül^rte  er  gegen  12  3a]^re  ben  ^irten« 
ftab.  Sr  errid^tete  93auten,  Dermel^rte  bie  Stequifi' 
ten  für  ben  Kultus,  tranSferirte  bie  Steltquien  bei 

teiligen  beS  fflofterS  in  alabafteme  Särge  imb 
d^reine,  förberte  SDiSdplin  unb  Sd^ule  tmb 
ppegte  mit  Sifer  bie  ©elel^rfamfcit  So  öeröffent- 
lid^te  er  aud^  auS  ben  ^anbf d^riften  bie  Don  $etntS 
S)iafon  unb  Seo  9RarficanuS  Derfa^te  ®efd^d^ 
Don  9Ronte  Saffmo  mit  fe^r  geleierten,  ouSfül^ 
lid^en  Kommentaren  ($ariS  1668,  fpöter  SRai« 
lanb  1724),  eine  Slrbeit,  bie  aud^  je|t  nod^  9ne^ 
fennung  ftnbet  (Dgl.  Pertz ,  Mon.  Germ,  bist 
Scriptt.  VII,  574),  loenn  oud^  SWuratori  (Scriptt 
rer.  ital.  IV,  153)  mitJluce'S  ffieitldufigfeit  nic^l 
aufrieben  mar.  93ei  ben  Karbinölen  unb  $ö)){faii 
ftanb  2lngcluS  fel^r  in  gieren.  SIemenS  EX.  tt* 
nannte  i^n  5U  feinem  ^l^eologen,  jum  au^erorben^ 
lid^en  K^aminator  beim  SnformatiDproseffe  ba 
^ifd^öfe  unb  ^um  Konfultor  ber  3nbescongr^ 
gation ;  ja  er  loürbe  i^n,  mie  eS  l^ie^,  itfS  S(n> 
binalScoHegium  aufgenommen  l^aben,  l^ötte  ni^ 
ber  ^ob  ben  ^apft  baran  gel^inbert.  KlemenS  X. 
Dertraute  9^uce  baS  Kr^biStl^um  Sloffano  in  6a« 
labrien  an,  loeld^eS  er  4  Saläre  lang  mit  aUem 
Sobe  Derioaltete.  Slber  man  Dermi^te  feine  Xl^ötig« 
feit  in  SRom  fo  fel^r,  ba^  Karbinal  Sarberini  il$ii 
im  3.  1675  bcwog,  ju  rejigniren  unb  ju  ben 
tt)iff enf  d^af  tlid^en  arbeiten  in  bie  ett)ige  Stabt  )unidt* 
5ufe]^ren.  So  blieb  er  nun  mieber  im  engem  ähitl^ 
bei  ben  Karbinölen  93arberini,  be  Sugo,  Sforyi 
^aÜaDicino,  ^Iguirre  u.  f.  f.  SSoUnnd^tig  maren 
bamalS  feine  tt)if[enfd^aftlic^en  ®utad^ten  gegen 
bie  Dier  gaUtconif  d^enillrtifel  ber  franjöftf  d^  Sei^ 
lid^leit  Don  1682  unb  gegen  bie  janfeniftifd^ 
Sö^e  OueSnelS.  SIIS  bie  Königin  Kl^riftina  Don 
Sd^ioeben  in  9iom  bie  geleierte  Sfabemie  Don 
Wännem  grünbetc,  meldte  fid^  }u  miffenfd^ftlid^ 
unb  fd^öngeiftigen  ^Irbciten  in  ben  $alatinifd^ 
®ärten  Derfammelten  (f.  oben  III,  236),  um» 


S57 


9lubit)ebale8  —  Slfirnbcrg. 


558 


be  Jhicc  unter  bem  {Romen  ^iSmentuS  SangianuS 
(OKfl  bcr  erßen  unb  t^Hgften  9Ritglteber.  2)od^ 
cmgte  bctfelbe  einmal  bort  Diel  äiertounberung, 
Ott  er  ben  abdtruf en  @oj^  Dertl^cibigte,  ber  1^1.  X^o« 
mS  (Don  Squin)  fei  $rofe^  in  SJtonte  Saffino 
geaxlen,  beoor  er  S)omintcaner  tt)urbe.  92uce  be> 
\i^i  {ein  Seben  DoU  gfrömmigfeit  geleierter  gfor- 
|i^g  imb  anerfonnter  Sarml^eriigleit  am  8. 3uU 
1691.  Sei  @.  Soren^o  in  Sknnafo  mürbe  er  bei« 
gqett.  Sein  Seben  fd^rieb  3.  9n.  SreScimbeni 
is  bem  SBerfe  über  bie  berübmten  ^fabemüer 
(Vit  illust  Arcadiae  Acadexn.,  Born.  1708). 
ftue'd  SSerle  }öblt  W)i  SRarian  ^rmettim  (BibUo- 
theet  Benedictino-Casinen.  I,  Assis.  1781, 
38  sqq.,  unb  Addit.  et  Correctiones  biblioth. 
ben.  Gas.,  Fulgin.  1785,  8  sqq.)  auf.  (Sgl. 
andlZiegeibauer,  Historia  rei  Ut.  U,  August. 
Vini  et  HerbipoU  1754,  111  sq.  404  sq. 
unb  befonberS  ILI,  407  sqq.;  IV,  passim.; 
Harter,  Nomenclator  II,  2.  ed.  Oeniponte 
1893,  542  sq.)         [Sraunmüaer  0.  S.  B.] 

|biUfeb«te,  f.  aSarfü^er. 

JfMmtUm,  f.  ffleiber  YU,  747. 

Ili^famfett,  1.  als  Xugenb.  f.  b.^rt.  aßö^ig- 
IritYin,  442 ;  2.  alS  Vorbereitung  auf  ben  gm- 
Ifang  ber  ^eiligen  Sommunion,  f.  b.  9lrtt.  SItarg« 
fürament  1, 621  unb  Sommunion  lU,  717.  ^ier 
(|l  }tt  ben  an  festerer  Stelle  angeführten  au|er* 
nbentlic^  gfiHIen  päpftlid^er  SiSpenfation  Don 
bsSeobad^tung  ber  Stü^teml^eit  beizufügen,  ba| 
bsiNlpjUi^e  @tub(  feit  einigen  Salären  öfters  Don 
ba:^jli(l(|t  ber  Slfld^teml^eitju  @unften  Donffranfen 
bä^firt  fyit  Sin  DorliegenbeS,  für  einen  be- 
jHmmten  ffaU  auSgeftellted  2)iS))en§f ormular,  mit 
bnn  Siegel  S.*  Rom.  et  ünivers.  Inquisitionis, 
m^It  bie  erbetene  ffiiSpcnS  in  f olgenbcr  gform : 
Feria  (VI),  die  (29.  Maji)  189(1)  Sanctissi- 
mns  D.  N.  (Leo)  Divina  Providentia  PP. 
(Xm  in  audientia)  R.  P.  D.  Adsessori  S.  Of- 
fidi  impertit(a)  benigne  indulsit,  ut  orat(or) 
sumere  valeat  aliquid  per  modum  potus  ante 
sanetissimam  Eucharisticam  Gommunionem 
(bis  in  mense),  durante  tantum  exposita  male 
affecta  valetudine,  de  consilio  confessarii  et 
remoto  scandalo.  Contrariis  etc.  SDaS  t^or- 
nmlar  ifl  gebrudt,  bie  Dorfteldenb  eingeflammerten 
Sorte  unb  iBuci^ftoben  finb  b<inbfd^nftlid^  ein- 
gefügt 3ur  Srlöuterung  mögen  folgenbe  Semer« 
tragen  bienen.  1.  93orau§fe^ung  5ur  Srlongung 
einer  fold^ien  S)i§pen§  ift  eine  anbauembe  ShanU 
ieit,  loelc^  bem  SittfteHer  bie  Seobad^tung  ber 
Sii4|ternb<i^  unmöglid^  mad^t.  2)od^  brandet  bie 
Aumf^it  meber  eine  töbtlid^e  nod^  äber]^au))t  eine 
(abfoint)  fd^mere  )u  fein,  mie  benn  aud^  bie  SDi§* 
poA  fU^  nid^t  auf  bie  §au3>  ober  Jhanfencom« 
inmion  im  engem  @inne  befd^rönft.  Sei  öffent- 
li^erSommunion  märe  inbeffen  gegebenen  t$falle§ 
bie  Claufel  remoto  scandalo  )u  bead^ten.  Uebri» 
gni§  tpiri)  bie  S)i3))en3,  menn  bie  genannte  Soc* 
atfjejping  jutrifft,  leidet  unb  gratis  ertl^eilt.  S)er 
<irbestIic^SBeg}ur  (Erlangung  berfelben  märe  ein 


motiDirteS  ®efud^  beS  Seid^tDaterd  beS  ftranfen 
burd^  Vermittlung  ber  bifd^öflid^en  93ebörbe;  bod^ 
iß  eine  birecte  92ad^fud^ung  ber  SiSpenS  in  9lom 
aud^  möglidd.  2.  Sie  SHSpenS  mirb  für  eine  be» 
ftimmte3a^I  Don  Sommunionen  ertl^eilt,  unb  5mar, 
mie  au§  bem  angefül^rten  gfaUe  berDorgel^t  toobl 
in  ber  SEßeife,  bafe  ber  SittfteHer  feine  frühere  ®e« 
mobnbeit  in  beftimmten  Qfriften  ju  communidren, 
beibehalten  fann.  93ei  bem  Sittgefud^e  ift  alfo 
bierauf  SRüdftd^t  )u  nel^men  ober  eDentueU  ein  be* 
f onberer  SBunfd^  auSjufpred^en.  3.  S)a8  S)iS})en8- 
formular  geftattet  nur,  Dor  ber  b^iKg^n  Som> 
munion  tttoa%  per  modum  potus  }u  genießen, 
äebocb  mirb  mon  ben  SluSbrudt  potus  l^ier  nid^t 
in  bem  @inne  ju  nehmen  brauchen,  ben  er  beim 
jejunium  ecclesiasticum  f)ai,  ba  eS  ftd^  beim 
jejunium  naturale  um  eine  mit  bem  jejunium 
ecclesiasticum  nid^t  jufammenbängenbe  93or* 
fd^rift  banbelt.  3ubem  ift  bie  gorm  per  modum 
potus  mol^I  mit  ^Jlbftd^t  gemöblt,  um  nid^t  f  omobi 
ben  @toff  als  Dielmebr  bie  ^rt  unb  SBeife  ber 
92a]^rung§5ufübrung  5u  be^eid^nen  (ogl.  ben  9(uS- 
brud  per  modum  salivae).  Snblid^  b^^belt  e§ 
fid^  um  eine  93ergünftigung,  bei  meld^er  bie  9lug- 
brüde  im  meiteften  @inne  gefaxt  merben  bürfen. 
SS  fann  alfo  mo^I  au3  inneren  ®rünben  afö  pro« 
babel  bejeid^net  merben,  ba|  bem  bispenftrten 
ffranfen  au^  geftattet  ift,  nä^renbe  Sflüffigfeiten 
Dor  ber  l^eiligen  Kommunion  ju  fid^  5U  nebmen. 
Sine  @tü|e  finbet  biefe  Snfid^t  nod|  in  bem  er- 
mähnten SpedalfaUe  infofem,  als  in  bem  Sitt- 
gefud^  auSbrüdlid^  angegeben  mar,  ba^  ber  Jhanfe 
genötbigt  fei,  öfters  nä^renbe  Stoffe  5U  ftd^  )u 
nehmen.  4.  Sie  @d^Iu|beftimmungen  bebürfen 
feiner  mdtem  Srflärung.  3«  bead^ten  ift  jebod^, 
ba^  nod^  auSbrüdltd^  auf  baS  consilium  confes- 
sarii bingemiefen  mirb.  S§  ift  alfo  @ad^e  beS 
SeicbtDaterS,  inSbefonbere  über  ben  ®runb  jur 
t^ortbauer  ber  S)iSpenS  in  urtbeilen,  äberbau))t 
jeben  9)li|braud^  nad^  Jhäften  bintan^ubalten  unb 
ben  ©ispcnfirten  anpleiten,  ben  9JJongel  ber  för« 
perlid^en  92üd^tembdt  burd^  um  fo  bef[ere  geiftige 
Vorbereitung  ju  erfc|en.  [ä.  Sffer.] 

9tnni6etg,  ebemalS  freie  Stdd^Sftabt  in  t^tan« 
fen.  I.  ^olitifcbe  unb  fir(bli(be  Verbält- 
niffe  bis  jur  ^Reformation.  SDer  3lame 
Noremberc^uorinberg),meld^erjumerften9Kal 
in  einer  Urfunbe  §einnd^8  III.  Dom  16. 3uU  1050 
(Lang,  Regesta,  sive  rerum  Boicarum  auto- 
grapha  I,  Monachii  1822, 85  sq.)  genannt  mirb, 
foü  Don  ben  9Jorifem  berfommen,  meldte  451  Don 
ben  ^unnen  auS  il^ren  2Bobnfi|en  an  ber  SDonau 
Derbrangt  mürben  unb  angeblid^  ^kx  eine  3)urg 
gebaut  baben.  ©elbftDerftänblid^  ift  bie  Dermeint« 
lid^e  ßt^mologie  bie  dn^ige  @tü^e  biefer  ^nnabme. 
®aS  bcjfifcbe  5Rom,  5Rüm  =  gcls,  gelScdf  (Sud, 
Oberbeut  jd^esgflumamenbud^,  ©tuttg.  1880, 192) 
erflärt  ben  9?amcn  beffcr.  ®ie  Surg  liegt  auf  einem 
ifolirt  aus  ber  gbene  aufftdgenben  gfdfen.  3)er 
©age  nad^  ift  fie  Don  ffonrab  I.  (912),  mabrfd^ein* 
lid^er  Don  ^eindd^  III.  erbaut  morben,  mdd^er 


559                                                  9turnberg.  6W 

am  dbtn  genannten  Xoge  unb  »ieber  am  31. 3uli  melcl^er  1138  aß  castellanns  deNnrenberglMM^ 

1051  Urfunben  t)on  ^ier  auS  balirte  (SBend,  Ur-  fommt.  S)er  lejte  biefer  SdmÜie  ijl  ftontab,  feit 

funbenbui^  jur  MPf^^n  SonbeSgefd&id^te  ni,  1163,  tteld^eranerjibenSitelburggraviuflfffl^ 

^ranifurt  1803,  56).  S)er  mieberl^olte  3lufent«  (bie9{et^eberi)or)onerifd^en9utgt)ögteimbSb^ 

l^all  ^mnäß  bafelbft  unb  ba§  gcl^lcn  einer  grafen  f.  bei  ©tälin,  SBirtemb.  ®ef4  H,  etitt^ 

nöl^em  ^e5et(^nung  toit  castrum  ober  castellom  u.  Sab.  1847, 528  ff.).  Seffen  (fobtod^ter  &ibtfli 

in  ben  Annales  Augustani  ad  a.  1070  (Mon.  mar  t)er]^etratetan3friebnd^t)on^o^en)oneni,imb 

Oerm.  bist  Scriptt  HE,  128)  unb  bei  Lamber-  burd^  il^n  tarn  1191  bie  Surggraffd^ft  an  Ueft 

tus  Hersfeld.  (1.  c.  V,  191)  Iö|t  nid^t  ^nieifeln,  t^amilie  (bie  Sieil^enfolge  u.  Stegeften  b.  j^ol^cngolb- 

ba^  9?umberg  bamalS  bereits  eine  ©tabt  war.  rifd^en  ^Burggrafen  bei  ©tölin  n,  502  ff.).  Sri*- 

Sambert  fd^reibt  }um  ^al^re  1072,  ba^  in  biejen  nd^m.er]^ieUburd^Urfunbe9tuboIfdt)Oin25.0c- 

3eiten  baS  9lnben!en  be§  1^1.  ©ebalb  in  9}ümberg  tobef  1273  bie  93eftätigung  beS  Surggrafent^umS, 

gro^  unb  berül^ntt  gemefen,  unb  ba^  beffen  ®rab  5U  mlä)tm  bereits  ein  ^iemlid^  auSgebe^nteS  Sectio 

Don  ial^Irei^em  SSoIf  befud^t  morben  fei  tt)egen  ber  torium  gel^örte,  afö  eines  aud^  in  meiblid^  Stnie 

tilfe,  bie  ©ott  bafelbft  oft  ben  ffranfen  \)ait  ju  erblid^en  Steid^Slel^enS.  SDurd^  (Ererben  ber  aben8- 

^eil  »erben  laff en.  2)ief en  SBaüfal^rten  Derbanfte  bergifd^en  ® üter  legten  bie  Burggrafen  auS  ber 

9tümberg  feinen  rafd^en  3luffd^tt)ung.  ^einrid^ni.  Ofantilie  ^ol^enjoUem  ben  ®runb  }u  berSRoiI- 

gab  fogar  baS  STtarftred^t,  meld^eS  biSl^er  gfürtl^  graffd^aft  9ln§bad^ ;  ber  Slnfall  ber  meranifd^ 

befeffen  l^atte^  an  92ümberg;  bod^  Derlegte  ^ein*  @^üter  begrünbete  bie  9Rar!graffd^ft  So^reut^ 

rid^  IV.  biefeS  ^tä^t  nebft  3oII>  unb  üRüns«  (k)gl.  3)e8  StitterS  Subtmg  Don  dtfi  Senftourbig- 

red^t  am  19.  2^Ii  1062  lieber  nad^  gürtl^  5U*  feiten  branbenburgifd^erC^ol^enjoUerifd^erJ^ilrPen, 

rüd  (f.  üssermann,  Episcop.  Bamberg.,  S.  unb  bie  Einleitung  ba}u  t)on  ^öfler,  Sa^reuü^ 

Blas.  1802,  Cod.  prob.  41).  ^ud^  §einrid^  IV.  1849).    5Reben  ben  Burggrafen  finben  pd&  oft 

»eilte  oft  unb  gerne  in  9}umberg.    913  ^ein»  mel^rere  abelige  ^^Surgl^üter''.  gfriebrid^  SorbO" 

rid^  V.  im  Sommer  1105  gegen  feinen  93ater  ju  roffa,  meld^er  öon  1156 — 1188  fiebenmal  Idngem 

t^Ibe  )og,  nal^m  er  nad§  längerer  Belagerung  bie  Slufentl^alt  in  92ümberg  nal^m,  baute  Dermut^Ii^ 

@tabt  ^t)ont)ntrett)en)egen berauben"  ein  unb 5er>  baS  je^t  nod^  Dorl^anbene  ftaiferfd^Io^  mit  ber 

fUrte  biefelbe  (aJldfterlin  in  ben  S^ron.  b.  beutfd^.  ftaiferfapeUe.   gfriebrid^  ü.  beftötigte  bur^  lb> 

etöbte  m  [g^ron.  ber  frönlifd^en  ©tobte,  Stüm-  funbe  Dom  8. 9toDember  1219  ber  ©tabt  bie  Sleid^ 

berg  ni),  Seips.  1864,  86).  Unter  benen,  meldte  unmittelbarleit,  bie  Soüfreil^eit  unb  baS  9Rün}- 

92eubauten  auffül^rten,  »erben  genannt  ;,bie  Don  red^t  (Dgl.  ben  Prodromus  jur  citirten  Hist.  No- 

9laf[att(?),bie©»ej)]^ermann,bie6gIoffp[einerunb  rimb.  diplom.  mit  Urfunben  Don  1219 — 1721). 

bie  alten  Burggrafen"  (a.  a.  D.  88).  S)ieje  ffata-  Bei  bem  9Iufftrcben  ber  ©tobt  trat  bie  Burg* 

firopl^e  begrünbete  bie  engere  3uge]^örigfeit  ^^üm«  grafenmürbe  immer  me^r  in  ben  ^intergnno. 

bergg  sum  Sieid^e.  Bereits  1108  mirb  bort  ein  ^it  berfelben  mar  jmar  baS  Sted^t  beS  taiferlid^ 

Butigler  (buticularius),  ein  faiferlid^er  gfinonj-  fianbgerid^teS  Derbunben ;  ollein  ber  Burggraf 

beamter,  ermöl^nt;  unb  in  einer  Urfunbe  Dom  mu^te  baSfelbe  mit  bem  bürgerlid^en  ©d^ultl^gen 

Saläre  1112  gehört  Norenberc  mit  Francken-  tl^eilen,  meld^er  übrigens  aud^  ein  faiferlic^er  Be« 

fort,  Boparten  u.  a.  5U  ben  locis  imperiali  amter  mar.  ^aS  ©tabtgerid^t  übte  ber  ©d^ult^ei^ 

potestaii  assignatis  (Dgl.  [SSBöIfem ,]  Hist.  No-  mit  ben  ©d^öffen  auSf^Iie^Iid^.    6in  9uSbrud 

rimb.  diplom.,  IKümb.  1738,  Prodromus  322).  biefer  \\ä)  entmidfeinben  ©elbftäTÄigfeit  toar,  ba| 

Uebcr  bie  gfamilienangel^örigfeit  ber  ölteren  Burg«  bie  ©tabt  ftd^  1256  bem  rl^einifd^en  ©töbte- 

grafen  l^errfd^t  gro^e  Unflarl^eit  (Dgl  u.  %  aRütt«  bunb  anfd^lo^.  Siubolf  Don  ^abSburg  beftötigte 

ncrS  Slnnalen,  IfierauSg.  D.  9Mat)cr,  I,  9lümberg  (15.  Äug.  1287)  i^rc  ^riDilegien ;  ebenfo  «bolf 

1836,  205—221).  Unter  §einrid^  IV.  fofl  be.  Don  5Raffau  (1293)  unb  mre^t  Don  Defierreid^, 

reits  1060  ein  ®raf  DonBo^burg  eingefe^t  mor«  meld^er  am  16.  9}oDember  1298  feine  ©ema^&i 

ben  fein.   Bei  ber  Belagerung  Don  1105  maren  Don  bem  Sr^bifd^of  SBicboIb  Don  ftöln  in  ber 

Bertl^cibiger  ber  Burg  bie  ©rafen  ©ottfricb  unb  ©t.  ©cbalbSfird^e  frönen  lie§.  !Rad^  bem  ^[JriDi- 

ftonrab ,   meldte  Don  älteren  §iftorifem  (Dgl.  legium,  meld^eS  ber  ©tabt  Don  §einrid^  VIL,  d.  d. 

Detter,  Berjud^  einer  ©efd^id^te  ber  . . .  Burg«  gSifa  am  11.  3uni  1313,  gegeben  nmrbe,  l^e 

graDcn  ju9?ümbergl,  3franffurtu.Seip3igl751,  i^re  Autonomie  fd^on  bebeutenbe  3fortfd^ritte  ge- 

8. 10)  als  ©rufen  Don  ^ol^enlo^e,  Don  ©tillfrieb  mad^t.  ®ie  faiferlid^en  Beamten,  BurgDogt  unb 

(©enealog.  ®ejd§.  b.  Burggrafen  D.  9lümb.,  @ör«  ©d^ultl^eife,  maren  in  ein  bem  ©tabtrat^  unter» 

lij  1843, 1  ff.)  als  ©rafen  Don  SRa^  (SRaga^a  in  georbneteS  Berl^ältnife  getreten  (Hist.  Nor.  dipL 

Defteneid^  u.  b.  6nnS,  ober  —  na§  ©ruber  —  n.  71).  Bon  fiubmig  bem  Bapem  erl^ielt  bie  ©tabt 

SRaabS  an  bem  3ufommenfIu|  ber  beutfd^cn  unb  (13.  ®tpt.  1318)  aWarftfreil^eit— beranfang  ber 

böl^mifd^en  Sl^a^a;  f.  ©täbted^r.  III,  86,  9lnm.  3)  fpäter  fo  bcbcutenben  Dftermeffe  —  unb  (12.  ©ef- 

bejeid^net  merben ;  biefe  ©rofen  Don  SRafe  l^ölt  tember  1332)  DöÜige  feanbelSfreil^eit,  fo  bafe  fidj 

©tiHfrieb  für  Slbfömmlingc  ber  öfterrei(§if(|en  bamolS  bereits  ber  §anDel  9?ümbergS  erpredtte  Don 

Babenberger.    "üHaä)  jenen  ©rafen  erfd^eint  auS  ber  ©d^meij  bis  nod^  ftöln,  ^lanbern  unb  einem 

berfelben  gamilie  ein  ©ottfrieb  ber  3üngere,  X^eil  SBcftfalenS.  ©d^on  1320  ^tte  2ub»ig  bem 


561 


ÜlürnBerg, 


562 


]bit(  neben  bem  fotferlid^en  Sd^ultl^ei^eti  ben  > 
!Mnn  Derliel^  (1.  c.  n.  77).  913  biefer  gfreunb 
mib  9ef4ä|er  tAütt  92ümberget  g^amilien  fiorb 
(11.  Od.  1847),  bm  ein  fang  vergoltener  ©rott 
uBtec  ben  Sürgtm  }unt  SuSbrud^.  Sie  ^otricier 
idtencine  eng  gefd^faffene  ißb^fans  gebilbet  toeld^e 
ben  eigentlid^en  Siat^  t)on  26  ©liebem  unb  bie 
.Scrnrnnten",  einen  \ot\ttm  9iat(  Don  unbefKmm> 
ttr  ^l  aufif4Iie^i4  befehle.  S)ie  Unsufriebe» 
nen,  meijienS  panhtDtdtt,  üertrieben  am  11. 3uni 
1348  bie  ®ef($[e(i^ter  unb  \tptn  einen  neuen  Statl^ 
cm,  io  wüd^tn  avA  ben  alten  t^amilien  nur  einige 
Bemgt  aufgenommen  »urben.  S)ie  Vertriebenen 
Sefi^ter  festen  fid^  nun  mit  bem  Sanbabel  in 
SerMsbung  unb  übten  an  ber  @tabt  l^arte  3tt* 
fcrffolien.  S)ie  gebrüdCten  ^Bürger  bagegen  l^ielten 
jkt  an  ben  ^faiferlid^en  ffammerfned^ten",  ben 
jsben,  ff^lod,  ^plünberten  biejelben  (am  5. 2)ec. 
1348),  Derbrannten  mel^rere  unb  Derj[agten  bie  übri* 
gm.  ftaifer  ftarl  IV.  fam  im  September  1349  mit 
^eoedmad^t  }og  am  2.  October  in  bie  @tabt,  [e^te 
ben  alten  Statq  mieber  ein  unb  lie^  bie  ^öupter  be§ 
Ittfiianbe«,  fiber  100  on  ber  S(^%  bei  Xobe^ftrafe 
onf  eiDig  auS  ber  @tabt  Derbannen  (Dgl.  @töbted^r. 
m,  817—327,  unb  Sod^ner,  ©efd^.  b.  Scic^Sftabt 
Wnib.j.3.«orteIV.,95erI.1873,l  ff.),  ©iefpäter 
(1378)  erfolgte  ^lufna^me  Don  ad^t  ^anbnierfem 
ii  bcB  fleinen  SHatl^  mar,  ba  fte  in  ber  SDlinoritöt 
Mcben,  mel^r  eine  Sefeftigung  bed  oriftofratifd^en 
dementes,  aI8  ein  3ugeftanbni^  an  baS  bemo- 
baüj4e.  9uf  ber  Sranbftätte  ber  Subenl^öufer 
M^bieaRarienfopelle erbaut.  3m3. 1381  mürbe 
IE))|Klin  Don  ©ailingen  in  92eumarf  l^ingerid^tet, 
bsDon  feinem  @d^Io|  Xrama^fel  auS  faft  50  Sabre 
kmg  bie  Qmgegenb  9tämberg§  gebranbf d^a^t  unb 
bie  Kaufleute  geplünbert  b^tte.  S)a§  SRe(|t  beS 
temtorimn  clausuni,  beffen  Segriff  burd^  bie 
Solbene  SBuüe  (erlaffen  ju  Nürnberg  am  23. 2)e> 
cenber  1356)  gefd^affen  morben  mar,  mürbe,  mie 
Don  ben  ffurfurften,  fo  aud^  Don  ben  Burggrafen 
in  Snfprud^  genommen.  @ie  bitten  fid^  biefeS 
Set^t  1368  Don  ftarl  formell  befiötigen  laffen.  ^ber 
negen  bedfelben  entfpannen  ftd^  blutige  @treittg- 
feitra  mit  ber  @tabt,  meldte  ein  1383  ^u  9?ümberg 
M^toffener  gfriebe  beenbigen  foHte.  S)od^  bie  Un» 
iit^eit  ber  Strafen  unb  bie  ^ladfereien  Don 
&iten  beö^beß  bauerten  fort.  —  ^m  19.  October 
1414  fam  ÜRagifter  $u3  auf  feiner  SReife  nad^ 
Itonftan)  burd^  9?ämberg,  fd^Iug,  mie  allenthalben, 
rine  loteinifd^e  unb  beutf  d^e  Srflärung  feiner  gfa^rt 
snf  baS  Soncil  an  unb  b^tte  mit  Dr.  albert  gfleif^« 
«nra,  Pfarrer  Don  @t.©ebalb,  unb  anberen  ©eift« 
li^en  eine  Dierftünb  ige  2)i§))utation  über  feine  Sebr  e. 
Inf  bem  Soncil  mar  9{ümberg  Dertreten  burd^  2io« 
(orni  Don  ^oOfelb,  Pfarrer  bei  @t.  Soren^,  unb 
bie$atricier  @ebalb  ißfin^ing  unb  $eter93ol!amer.  | 
ßne  für  bie  Stabt  mid^tige  ^ed^t§bnnblung  mürbe 
iBöbrenb  bed  Soncilg  DoUjogen :  Burggraf  t$fneb> 
tuj  VL  nomlitb,  ber  jebnte  auS  biefer  gflniiüc, 
awrbe  am  18. 9lpril  1417  Don  ftaifer  ©igiSmunb 
Bit  ber  9Rar!  Sronbenburg  belebnt  unb  baburc^ 


jturfürft.  nad^bem  il^m  bereits  burd^  Urfunbe  Dom 
30.  ^rtl  1415  baS  Siedet  l^ierauf  )ugefprod^en 
morben  mar.  SDa  feine  93urg  1420  in  einer  t$febbe 
mit  SQztioq  Submig  Don  Ba^em-Sngolftabt  in 
flammen  aufgegangen  mar,  Derfaufte  er  1427 
feine  biSl^enge  9lefiben5  fammt  aOen  baju  gebörigen 
ffiörfem,  ©ütem  unb  SRcd^tcn  für  120000  ©olb- 
gulben  an  bie  @tabt  (Hist.  Nor.  dipl.  n.  304  ad 
309).  3bxn  mad^te  biefe  ba§  Siedet  be§  territorimn 
clausuni  für  ftd^  geltenb  unb  !am  baburd^  in  gfel^be 
mit  gfriebrid^S  @obn,  ailadgraf  en  mbxtä)i  Sl^iüeS 
Don  ^nSbad^,  mel(ber  ibr  baS  ©eteitSred^t  unb  baS 
faiferlid^e  Sanbgerid^t  abfprad^.  S)er  Der^eerenbe 
ftrieg  baucrtc  Don  1449—1450  (f.  ßrl^arb  ©d^ür« 
ftabS  JhiegSberid^t,  in  OueHen  unb  Srdrterungen 
5ur  ba^er.  u.  beutfd^.  ©efd^.  Vm,  5Künd&.  1860, 
23  ff.);  ben  SRed^tSftreit  fübrte  ber  S^nbicuS  ber 
©tabt,  ©regor  ^eimburg  (f.  b.  9Irt.  unb  Soad^im- 
fobn,  ©regor  §eimburg  [^ift.  ^bbonbl.  auS  bem 
SKünd^cner  Seminar  I],  ©amberg  1891,  96  bis 
143 ;  Dgl  aud^  Bogel,  SDeS  SiitterS  Submig  Don 
(S^b  Sluf^eid^nung  [um  1480]  über  baS  faif erliefe 
Sanbger.  b.  SurggraftbumS  9lümberg,  Kriangen 
1867).  SDie  ^ßrincipienfrage  mürbe  erft  burd^  ben 
93ergleid^  5u  ^nSbad^  Dom  6.  Sanuar  1496  (^r- 
rafftfd^er  Vertrag,  nad^  bem  Vermittler  SDietrid^ 
Don  ^arraS)  gelbSt,  inbem  ber  Siatb  bem  SJlar!- 
grafen  baS  faiferlid^e  fianbgerid^t  in  binglid^en 
©ad^en  au^erbalb  ber  ©tabtmarfung  überlieg; 
bod^  foOte  baSfelbe  Don  )mei  SlatbSl^erren  befd^idt 
merben  unb  beffen  SluSfprüd^e  fid^  nid^t  auf  baS 
)erfönlid^e  Siedet  ber  9lümberger  Untertbanen  er- 
tredfen.  3m2anb8butererbfoIgefrieg  1503/1504 
rat  9htmberg  auf  ©eite  beS  C)etdogS  ^Ibrec^t  Don 
SWünd^en  gegen  bie  grbanfprüd^e  ber  gSfaljgräfin 
glifabetb,  fom  bobur^  in  benSöep^  Don  §er§brudf, 
SReid^ened,  Sauf,  ©ticrberg,  Sejenftein,  ©rünS- 
berg,  SDcinfd^mang,  §cimburg,  §auSbcrgunb3BeI- 
bcn  unb  erbielt  bie  Sogtei  über  bie  Älöfter  6ngel« 
tbaL  SEßeigenobe  unb  ©nabenberg  nebft  bem  ©d^Io| 
^enfenfelb  unb  überbieg  bie  IBelel^nung  mit  ben 
böbmifd^en  ?Pfanbgütem  in  ber  Umgegenb,  fo  bag 
92ümberg,  mie  bisher  burd^  Sieid^tl^um,  Sautbötig« 
feit  unb  ffunftfinn  in  jcber  Qform,  Jejt  aud^  burd^ 
feinen  SerritorialbepJ  alle  SReid^Sftäbte  übenagte. 
SleneaS  ©plDiuS  b^ttte  ja  fd^on  ein  balbeS  3abr> 
bunbert  früber  geöugert,  ein  ^önig  Don  ©d^ottlanb 
mürbe  ftd^  glüdtlid^  fd^ökn,  menn  er  mobnen  fbnnte 
mie  ein  gemöbnlid^er  5lümbergcr  Sürger.  SDod^ 
mürbe  Don  bem  SReid^tbum  aud^  ein  ebler  ©ebraud^ 
gemad^t,  mie  bie  ja^lreid^en  ©tiftungen  Don  ftird^en 
unb  ftlöftem  unb  für  bie  d^riftlid^c  Sbai^itaS  be« 
meifen.  ?lu§  ber  einen  gamilie  fte^el  3.  S.  fmb  ouS 
bem  15. 3abrbunbert  ad^t  ©lieber  bcfannt,  meldte 
in  Scrufalem  ben  SRitterorbcn  beS  beiligcn  ©rabcS 
erbielten.  TOartin  ff efecl  mad^tc,  meil  er  untermegS 
baS  9Kag  ber  6ntf  ernungcn  ber  einzelnen  SeibenS« 
ftationen  Derlorcn  battc,  jum  jmeiten  ÜJ^al  bie  SReifc 
babin,  unb  nad^  biefen  ÜJ^agcn  ftelltc  ?lbam  ftroft 
feine  berübmten  Stationen  auf  (Dgl.  SDie  ^ilger« 
fabrtcn  5Rümbergcr  Sürger  nod^  3eru|alcm  im 


563 


92ärn6erg. 


564 


15. 3ü]&r]6utibcrt,  in  anitt^eilungcn  bc§  Sercinä  für 
®cfd&id^te  bcr  Stobt  5Rürnbcrg  II  [1880],  78  bis 
164).  —  S)ic  Scrfofiimg  ber  ©tobt  mar  feit  ber 
Untcrbrüdung  beS  ^anbtocrfcroufftonbcS  uortoic- 
getib  oriftofrotifd^  geblieben.  Sie  ^©enonnten", 
unter  biefen  einige  ouS  ben  3ünften,  bilbeten  beu 
„großen  Kot^",  welcher  ober  foft  nur  confultotioe 
Stimme  Iiotte  (»gl.  ßlfinftop^  ©d^eurl§  ei)iftel 
über  bie  Sßerfoffung  9Jümberg§,  1516,  in  ben 
S^J^onifen  ber  beutf^en  ©tobte  XI  [Slümberg  V], 
Scipäig  1874,  785  ff.). 

Nürnberg  geborte  bi§  jum  11.  ^ol^rl^unbert 
5ur  Siöcefe  Sic^ftött.  l?ei  ber  (Srünbung  beS 
%i§t^um8  Bamberg  (1007)  mar  alS  ©rense 
gegen  &id)ftätt  bie  ©d)iDabod^,  einige  ©tunben 
nörblid^  Don  97ümberg,  beftimmt  morben.  3m 
3. 1015  iDurbe  aber  bie  $cgni(,  an  bereu  beiben 
llfent  92ümberg  liegt,  al§  (Srenje  f eftgefe^t,  fo  ba^ 
Don  ba  on  bie  ©t.  ©ebolber  ©eite  Don  mntberg 
ber  äurisbiction  be§  3?ambergcr  ipiatbum§  imter« 
wovfen  iPür  iUssermann  1.  c.  p.  XXXVIII,  unb 
Cod.  prob.  22 ;  'iJJopp,  llJotrifcl  be§  Si^tb.  6i(^" 
ftütt,  (ridiftütt  1836, 6).  SoS  fübtöärtä  ber  ^pcgnif 
gelegene  i^cbiet,  auf  melAem  fpöter  bie  ^forrfird^e 
5U  ©t.  ^orcu)  erbaut  iDurbe,  geborte  nod^  eine 
;Reitlang  ju  ^icbftän  unb  fam  erft  fpöter  jum 
;SiPecf  einbeitUdjer  !3?ermalnina  an  ^^amberg  (pgl. 
ÜJiüUner?  9lnnalcn  255  f.).  ^^ie  ©t.  aSalburgi*« 
fapelle  auf  bcr  ¥urg  batte  bereite  eine  i^orläuferin 
gebabt,  ^ie  ©t.  CtbmargfapeUe,  uielcbc  nod^  bi§  in 
bie  l?id)itdtter  ^fiJ  jiurücfrciAen  mag.  —  S?on 
%'f  orrltrdicn  ift  uierft  Me  ©tif  i«f  ircbe  ju  ©t.  ©ebalD 
$u  nennen.  'Jiacb  alter  SroMtion  ioll  um  ba^ 
Sübr  716  ber  bl.  iPoninitiu«  in  'üiumbcrg  eine 
fiü|?c(ie  5U  irbren  bc*  bl.  ^^cmis  eibaui  baben. 
*?tabe  berfelbcn  lebte  014  irinfieblcr  Der  bl.  Se« 
balbu4.  iinaeblidj  ein  Jacier ;  in  bcr  ©equcn^  ieiner 
5?ie'"c  aber  r:rb  c:  acnann:  de  Francis  geniius 
(AA,  SS.  IV^ll.  Au\:.  HI.  762».  *:i:5  er  uim 
iv^.  *^li:i;i;ü  740»  fiarb.  ivurbc  ieinc  Scidiie  in  ber 
Äarcllc  bci.;c'cft.  illcbcr  bie  fiel  ur.»":r;ncnc  3«it 
ü".r.^J  Ccbcn*  y  Ussornnum  1.  c.  2S2  sqq.:  bic'cr 
uiir.n::  cu.t?  c.i\,  ^ui;  ^:c  ft.u:flle  crii  «rwic:  ::ber 
»eir.c:::  v>^;\:be  crbw'.:::  ^:o:^c::  »ci.i  Ja  ^tcclbein« 
fc»K:c  e:::c4  '^lii/irwirlc--:-  \,r..:±  1140 1  cbbr.:r:::e 

^^Ol.l...     .«^aW».«*      X\'t     I      «.Mkt.hl.     .o^.,«    ,      %.»••     »'S.     *iU- 

,*••»•  l!^~'s  •—•■•■'S  j  N^i;  1^  i.  <»  ..^  ».»»..•*.•      ^i*  ö'»'*«j 

^  % 

15«  6  b*-  'öliii  —  i*'---  *2»-'r-'-  -'*• — •    "V. 

-■*  —  .ti'»...-.    -  *«j-  —j' J..~.   T;5r^'    »'',;..-...■     V,.  3:  .1... 


'•  ■—  .  •  •      —•    ^mm      «Jf  N    « 


V  «•«         ^. 


;;=,■•• 


.....1 


^:. 


•■' 


23.  ^pril  1387  entfd^ieb  ißopfl  Urban  YL,  baft 
ber  ißforrer  bei  ©t.  ©ebolb  tefibire  unb  $oppeii- 
reutl^  burd^  einen  SBicar  beSfelben  paftortrt  tDinbe 
(Hist.  Norimb.  diplom.  n.  236);  1477  erl^b 
©i£tuS  IV.  bie  $fonei  )u  einer  ^opfiei,  nad^bem 
ai^ortin  V.  bereits  1425  burd^  SBuUe  Dom  26.  Wai 
bie  erl^ebung  ber  ©ebeine  beS  1^1.  ©ebalbuS  an> 
georbnet  unb  feine  SBerel^rung  für  ben  19. 9Iuguf! 
formen  opprobirt  ^atte  (AA.  SS.  BolL  Aug.  III, 
763).  —  S)ie  gSfonfird^e  St.  Sorens  entfianb 
au§  einer  Reinen  itird^e,  ml^  um  1003  fübli^ 
ber  $egni^,  augerl^olb  ber  SRouer,  unter  bem 
Sitel  „Svati  l^eiligen  (grobe"  erbout  toorben  toox. 
Siefelbe  toor  91nfang§  Don  ber  ftir^e  in  gürt^ 
abhängig,  erhielt  aber  fpöter  ißforrreddte  (Süllen 
^le^onberS  UI.  Don  1163  unb  Sregorg  IX.  Don 
1235  bei  Lang  [f.  o.]  I,  247.  U,  243  unb 
Deduct.  Fürth.,  Bamberg.  1774, 63.64).  !Bom 
3abre  1274  an  mürbe  fte  ouf  ff often  bec  }u  92uni' 
berg  mo^nenben  @rafen  Don  92af|au  neu  erbaut 
unb  ©t.  Soren)  benonnt.  Vber  nod^  1312  ift 
eine  Urfunbe  geftegelt  mit  bem  Sigillum  ecclesiae 
parochialis  sancti  sepulchri  in  Nürnberg 
(Ü)täQner§  ^tnnolen  239).  S^en  re^td  fte^enben 
£burm  boute  ber  fpotere  ftönig  Sbolf,  bamdS 
©tobtric^tcr  in  92ümberg.  (©o  nac^  Uff  ermann  unb 
Ü}teifterlin ;  noc^  ^egel,  d^f^xon.  b.  beiüfd^.  ©tobte 
in,  71,  'Jiote  4,  mürben  bie  @rafen  Don  9{affau 
erft  gegen  ta^  &nbe  biefe§  Sa^rbunbertS  ingranfen 
oniäifig.)  Hai  6bor  mürbe  1439 — 1477  gebaut 
3m  3.^1316  erbob  Siic^of 'ip^iltpp  DonSid^iiatt 
bie  XeliQuien  be4  beiligen  9bte$  Seod^aruS  (gejL 
SdO),  ©tifter«  be§  Äloüerg  ^aJenrieb  (feit  888 
Gbcrbcrrenfiin,  feitbem  oerrcnrieb,  je^t  Verrieben 
genannt)  unb  fd^enfie  einen  Sbeil  berfelbennad^ 
*)iümberg.  n-o  fie  in  bem  3n?ölT«*3lponei«?l!tar  bcr 
©t.  2crcnj!ird)e  bc:gc»cKt  mürben.  3ni  3. 1416 
famin  ue  in  bie  r.euerbaure  2t.  leocftarS-  ober 
i>>i?rtl:eb»!»irelle  (Greiser.  Opp.  omn.  X.  Ratisb. 
1737,  S25':  14G7  curbe  ein  bftbarer  fUbemer 
2cr!:rb.:c  fü:::;»clbcnc;eTernat;  lS45!amen  fie 
r.a±  (ri±^':i:i  •  C^.^±J!r..  Bavaria  sanctal,  ^^n^. 
lf»?l.  o42».  öenrrrragen^eßur/nrerfeberÄinbe, 
nreli-:  tr.:r  14  Allüren  cvl^zviztm  nwr,  fmb  ba§ 
64  ijUB  b:be  2c:rcr.er.:5iüu5Cben  v:n  ^bam  Jhafi 
un^  :£:  -^ncl'.'ieiSn:^'.  relÄer.  *)lntrn  iudjicT 
IMS  ^ur±  i*c::  2:j5  ^tri^tr.  lies.  2ie  ^ari' 
h:±£  rur^e  1477  r-^liii  r.::  b«:  rrn  ©i.  ©ebalb 
v.:r  l^:::»:-::  crb.'b-ir..  —  3?:r.  ben  5ablrei<lb<n Kei> 
r.c:;::  $t\:t-:r.  ur:  ß.:ri'-{n  ü-Ller.  nur  jmei  be- 
Kz:±iT,  r:i:^iT^  J:e  ftirie  ;u  Unferer  Sieben 
*(truU  rurN  r:r.  ISö?  er.  »:-J  ber  ©relle  ber  mit 
\^-.r.i':T.:z-j:T.z  ßi:l5  IV.  r.ii^er^erj'enen  ©ona* 
.::::  ur.b^^:  1  >4S  r.'.-::«:^ebr::r.r.:en  3ub<nbäufer 
irtcu:.  2-.::±  l::^:r.:<  r:r.  S.  o~lt  1355,  be« 
r:r.  5r/±:*  üijr:!^  --::  2?cs:berg  am 
Viz'lz'.i  >.*T  ft2:»er,  baß  ber 
v2':n;£r.;r.':  r:-  ::i:  "I-r.rierr.  cebalien  merbe, 
:>::ii  ^:n  Fr^rJcL-rr  :•!:  i\irLen!aj?eIle  in 
V::^  ur.:::'::-:  Lr.:  ::r.  ::r.  r<n  2?i»d»of  Don 
•c.:r!:::,:  ::-'jr.:.::  -r.^r:  '':'l:zz,   9ic»b  einet 


!•  • 


565 


9tfltn6erg. 


566 


Brbnbe  don  1379  foUe  loegen  Sermel^rungen 

M  etiftöDenndgene  bie  3q^I  ber  bepfrünbeten 

$rießer  auf  neun  tt^h^i  »erben,  xoo^vi  nod^  ein 

Sicor  fotn.  SHefe  ^rieftet  maren  Derpflid^tet,  boS 

Officium  unb  bie  Missa  de  B.  M.  V.  täglid^  in 

berfelbm  SBeife  )u  leiten,  xo\t  bie^  Ißapft  Sie- 

flnSYI.  für  bie  9Rarien!ird^e  in  ^rog  Dorge* 

i^pAm  fyittt.  3m  3. 1358  n^urbe  bie  ftird^e  ein- 

gdoei^t  unb  am  11.  Spril  1361  in  ©egenn^att 

M  PaiferS  eine  gro^e  ^eiligt^umSfd^au  mit  ben 

um  $rag  gebrad^ten  Reliquien  Don  bem  SBoIfon 

üBer  bem  portal  au8  geleiten.  3m  3. 1392  ftif- 

tdni  19  Stitter  unb  6  Sbelfned^te  gu  S^ren  ber 

beiligen  Sunofrau  in  biefer  JKrd^e  ben  Siitter« 

oibcn  ber  gfmipönger,  beffen  Snitglieber  im  redeten 

Cd  i^  SBüt)penfcl^iIbe8  eine  golbene  ©ürtel« 

^Qe  führten.  2)ie  SBoppenf  d^ilber  berf  elben  n)ur« 

ben  nod^  i^rem  Xob  in  ber  tjfrouenfird^e  auf- 

gdjQngt.  3lad^  ber  fog.  Steformotion  fud^ten  bie 

tottoUfd^  gebliebenen  ^itglieber  il^re  Segröbnig« 

^  in  ben  grauenfirc^en  ^u  Bamberg  unb  SBürj- 

tnr9(9Re|ner,  @aalbu(^  b.  g^ouenfird^  in  92üm' 

bcTd  im  ^ift.  SSereinSber.  Don  Bamberg  XXXII, 

1869,  ©.  V  f.).  eine  ftird^e  gum  l^eiligen  (Seift 

befonb  ftd^  im  Steuen  @pital.  2)iefe3  @pital  f o 

gournnt  im  ®egenfa(  )u  bem  öttem  @t.  Slifa« 

bcttenfpitd,  mürbe  1331,  bie  ffird^e  1333  Don 

jtonxob  ^etnj,  genannt  ®ro|,  erbaut.  Sin  1343 

Don  Ihinigunbe  Don  Orlamünb,  SBittme  beS 

Nm  Otto,  babei  geftifteted  fflofter  für  Sifter- 

cienfmnnen  mürbe  bereits  1348  unter  bem  92amen 

.dirnmelSt^on"  nod^  ©rünbtad^  tranSferirt  (Dgl. 

^'ttt^,  (Srünblad^  unb  feine  Seft^er,  in  ben  Stit« 

itriinnqen  auS  b.  @ef  d^id^te  92ümberg§  UI  [1881], 

201  ff.').  3n  ber  ftird^e  mürben  bie  5Rcid^§neino. 

bim,  unter  il^nen  ein  (Sind  Dom  l^eiltgen  Jheuj, 

bie  ^eilige  2anje,  ein  l^eiliger  9JagcI  aufbcmal^rt 

(bcrra  Äufjö^lung  f.  in  ber  Urfunbe  SubmigS, 

Karfgrofen  Don  Sranbenburg,  d.  d.  $niünd^en  am 

12.ffiQrs  1350,  laut  mcld^er  er  fic  an  ffarl  IV. 

übergibt,  bei  üssermann  1.  c.  Cod.  prob.  200; 

tgL  Qu4  SWurr,  SKerfmürbigfeiten  9?ürnberg§, 

Ühirnb.  1778, 157— 285,  unbSoc!,ßIcinobicnbe§ 

röm.  Äei(!b«,  aBienl864).  Entgegen  Jeincm  55cr» 

ipin^en,  fie  innerl^alb  breicr  Sage  naÄ  granffurt 

ober  9lümberg  ju  bringen,  l^atte  ffarl  fte  nad^ 

Jrog  gebrad^t  f  Albert.  Argentin.  bei  Urstisius, 

Germ.  Historicorum  etc.  II,  Francofurdi 

1585,  156).  ^uf  feine  Sitte  genel^migte  $apft 

3nnocenj  VI.  (d.  d.  ^iDignon  am  13.  Qfcbruar 

1354),  ba^  ba§  Festum  de  lancea  et  clavis 

am  Sreitag  nad^  ber  OctaD  beS  OfterfefteS  in 

Jeutf(^lanb  unb  Söl^men  gefeiert  merbe  (f.  b. 

Sit.  Sanje  I,  bie  l^eilige).  t9I§  @igi§munb  megen 

ber  ^ufttengefabr  bie  JTleinobten  ju  $rag  nid)t 

mebr  ftc!^  glaubte,  famen  fie  gunäd^ft  auf  bie 

Slinbenburg  in  Ungarn,  ßinige  bcrfclben  übcr= 

naiven  bie  9{fimberger  $atricier  @igmunb  @tro« 

mer  \ux  9tofen  unb  ®eorg  ^finsing  um  !Dnd)acIi 

1423  }u  Ofen  unb  brauten  fic  am  29.  aWärj 

1424  nad^  !Rümberg;  bort  mürben  fie  in  ber 


C)eiliggei{lfird^e  in  einem  Dor  bem  SUar  an  ffetten 
l^öngenben,  mie  ein  ^öuSd^en  geftalteten  @d^rein 
Dermal^rt  (Sl^ron.  ber  beutfd^en  @töbte  U,  42  ff.), 
^apft  SKartin  V.  genel^migte  nad^träglid^  Die 
Üebertragung  burd^  99uDe  Dom  31. 2)ecember  1424 
(üssermann  1.  c.  Cod.  prob.  234).  3»n  3. 
1524  mürben  fte  bei  bem  oben  genannten  g^eft  )um 
legten  SJial  öffentlich  gur93erel^rung  au§gefe|t,  maS 
in  fatbolifd^er  3^it  aUjö^rlid^  gefd^el^en  mar.  93er- 
gebenS  reclamirte  fte  bie  ftird^e  in  ^ad^en,  mo  bie 
übrigen  ffleinobien  aufbemabrt  maren.  2)od^  mur« 
ben  fte  gu  jeber  ftaiferfrönung  burd^  eine  eigene 
©efanbtf d^af t  überbrad^t.  3nf olge  ber  franjöflfd^en 
SReDoIutionöfriege  mürben  fte  1797  nad^  Sffiien  ge- 
hxaä^t,  mo  fte  jejt  nod^  finb.  —  6ine  Sefd^reibung 
ber  S)iöcefe  ^Bamberg  Dom  3Ql^re  1510  jöl^It  ben 
9iümberger  ßleruS  f olgenberma^en  auf :  in  ©t. 
©ebalb  ber  ^ropft,  ^rebiger,  Slrd^ibiacon,  8  fta- 
plane,  18  ?lltariften  unb  7  ©eiftlid^e  an  Sieben- 
fird^en;  in  ©t.  Sorenj  ber  ^ropft,  ^ßrebiger, 
?lrc^ibiacon,  6  ftaplöne,  14  Slltariften  unb  7  an 
9lebenfird^cn ;  in  ber  gfrauenfird^e  9Seneficiaten; 
in  @t.  ftatl^arina  5  ^Itariften,  im  neuen  ^ofpital 
10;  in  ©umma  90  (©d^uberti  $ift.  SSerfud^  über 
bie  geiftUd^e  unb  meltlid^e  ©taatS-  unb  @erid^tS- 
DerfaffungbeS^od^ftiftSSamberg,  Sriangen  1790, 
241  ff.).  2)aau  fommt  nod^  ber  SleruS  ber  fflöfter. 
m^  öttefted  ftlofter  mirb  ba§ ber  Senebictiner 
anjufel^en  fein.  @incr  aÜerbingS  nid^t  l^inreid^enb 
begrünbeten  ©age  nad^  foE  f d^on  ftarl  b.  ®r.  um'8 
3a]^r  805  eine  ©t.  SRartinSfapcÜe  mit  ftird^l^of 
bei  Slümberg  gegrünbet  l^aben,  bereu  ffat^arinen« 
altar  $apft  ßeo  IH.  im  3.  805  gclegentlid^  ber 
SRüdfreife  Don  ffarl§  C^oflag«  nad^  Som  confecrirt 
l^ötte.  (Sin  babei  gcgrünbcteS  fflofter  fd^ottifd^er 
Sencbictiner  foE  1105  bei  ber  Belagerung  9lüni» 
berg§  burd^  §einrid^  V.  jcrftört  morben  fein  (Pa- 
storius,  Francon.  rediviva,  Norimberg.  1702, 
245. 450).  ®er  3Bal)r^cit  fommt  nä^er,  ba^  ftönig 
ffonrab  III.  im  3. 1140  bie  ©t.  ?legtbienfird^e  er- 
baute, in  bicfelbe  bie  alte  ©t.  9Kartin§fapefle  l^inein« 
jog  unb  babei  ein  ffloftcr  für  3rofd^otten  grün- 
bete. (Srftcr  W)i  beSjelbcn  mürbe  fein  §offapIan 
Saru§,  Dorl^er  3lbt  be§  ©d^ottcnflofterS  in  SOßürj- 
burg  (Scncsi)ctm,  ffird^cngefd^.  3rlanb8 1,  SWainj 
1890,  342).  ®a  übrigens  bie  neue  ^Ibtei  ntd^t, 
mie  bie  $u  SBürgburg  unb  gu  SRegenSburg,  bem 
1^1.  SacobuS  bebicirt  mürbe,  fo  ift  e§  mal^rfd^ein- 
lid^,  bafe  Dorl^er  mirflid^  fd^on  Senebictiner,  aber 
fränfifd)e,  l^ier  gemcjen,  meldte  ältere  ffapeBen  ju 
g^rcn  ber  in  granfreid^  l^od^oerel^rten  I)E.  SKar- 
tinuS  unb  3legibiu§  erbaut  l^atten.  SDer  lejte 
©d^ottenabt  bc§  an  $erfonaI  unb  Vermögen  arg 
l^erabgcfommcnen  ffloftcrS  mar  9J?auritiu§n.  (geft. 
1418).  ®rei  Don  gulba  berufene  9J?önd)e,  Don 
mcld)cn  einer  1416  al§  Ocgcnabt  aufgeteilt  mor- 
ben mar,  Dcrmod^tcn  fid^  nid^t  juljalten;  brei  au§ 
©d^ottlanb  gcfommene  Scnebtctiner  maren  eben- 
faflS  nid^t  jur  Weform  geeignet.  S)c6^alb  berief 
bie  gommif  jion,  meldte  dou  bem  Samberger  Sifd^of 
Gilbert  5ur  ©urd^fü^rung  ber  Don  bem  ff onftaujer 


567 


92ätn6erg. 


5^ 


SoncQ  an6ef ol^tenen  SReform  gebilbet  toaxh,  im  3. 
1418  Qd^t  aJlönd^e  qu3  Steid^enbod^  (im  SiStl^um 
IReöenSburg),  öon  tocld^cn®  corg  9Röringcr  qI§  crftcr 
beutfd^er  Slbt  baSfflofter  noc^  feiner  geiftigen  unb 
materieOen  Seite  mieber  l^ob.  ^bcr  ben  Sodungen 
ber  ®lQuben§neuerung  miberflonb  ber  KonDent 
hoä)  nid^t.  —  S)a§  ftlofter  ber  3luguftiner«6rc= 
miten  mürbe  1218  (al.  1224)  ongeblid^  Don  ben 
©rafen  öon  9lQffau  gegrünbet  urä  Don  ?llcgan» 
ber  rv.  mit  mid^tigen  ^rioilegien  ouSgeftattet, 
beren  Slnerfennung  unb  @d^u|  Sifd^of  ^ertl^olb 
Don  Bamberg  1275  bem  Snogiftrat  unb  ben  beiben 
Pfarrern  empfal^I.  3ni  Saufe  bc8 15.  Sal^rl^unbcrtS 
mürben  nid^t  meniger  als  fünf  bi§  fed^S  SSerfud^e 
gemad^t,  baSfflofter  infird^Iid^em  ©innejuref  ormi« 
ren,  afle  mit  geringem  6rf olg.  ®cfto  f d^neller  fielen 
bie  9R(3nd^e  ber  $f  euboref  orm  )u.  @taupi^,  ber  Don 
1512  on  öfters  in  Sflümberg  meilte,  erntete  jmor 
für  feine  ^rebigten  großen  SeifaH ;  aber  er,  ber 
S^reunb  unb  Sßertl^eibiger  Sut^erS,  trug  aud^  baju 
bei,  bie  ©eifler  für  bie  Steuerung  Dorjubcreiten.  — 
S)ie  tjfranciScaner  famen  1224  in  bie  @tabt.  2)a- 
malS  fd^idfte  nömlid^  ber  ^roDinjial  Fr.  tHlbert 
Don  ^ifa,  mcld^er  an  9Rariä  §immelf  al^rt  in  SSBürj» 
bürg  baS  ^roDin^iatcapitel  gel^alten,  Don  bort  auS 
einige93rüberna(|9lümberg,umbeiber©t.^aulS» 
f  apeUe  ein  fflofter  ^u  grünben  (Subel,  ®  efd^.  b.Ober« 
beutfd^en  9KinoritenproDina,  SBürab.  1886,  204, 
9lr.  52).  3u  ben  Dorjüglid^ften  SBol^ltl^äteru  bei 
ber  ©rünbung  gel^örte  ber  ^atricier  ff  onrab  äBalb» 
ftromer,  meld^er  bei  einem  Slufentl^alt  in  Stalten 
ben  1^1.  SfrandScuS  perfönlid^  fennen  gelernt  l^atte. 
3)ie  ^Jiönd^e,  SouDentualen,  maren  aber  im  Sauf 
ber  Stit  in  Seobad^tung  ber  SRegel  fel^r  nadbläffig 
gemorben;  auf  erl^obene  ftlage  gab  ßugenlV.  am 
29.  3anuar  1447  bem  9Ibt  beS  SlegibienflofterS 
5u9Jürnberg  als  apoftolifdöem  Kommiffar  bicSBei« 
fung,  nur  biejenigen  im  Jf loftcr  $u  bclaffen,  meldte 
bie  flrenge  DbferDanj  annehmen  mürben,  unb  bie 
SBefiJtl^ümer,  meldte  baS  ff lofler  biSl^er,  ber  Wegel 
jumiber,  befcffen,  für  anbcre  ftird^en  unb  fromme 
3tDecfe  ju  Dermenben.  Wxi  ©ene^migung  beS  93i» 
fd^ofS  Slnton  Don  Siotenl^an  famen  bie  ©üter  an 
baS  neue  ^ofpital.  3nt  3. 1447  brad^tcn  18  auS 
^eibelberg  unb  anberen  Orten  berufene  ©ruber 
bie  ftrenge  Obferoan^  bal^in  unb  errid^teten  nod^ 
in  bemfelben  Saläre  eine  ©d^ule  für  $l^iIofop^ie 
unb  il^cologie.  S)iefe  Keform  mürbe  im  3. 1452 
burd^  bie  perjönlid^e  ^nmefenl^eit  beS  1^1.  Sol^anneS 
EapiftranuS  DoEcnbet.  SSom  17. 3uli  bis  13.  «u- 
guft  prebigte  biefer  gu  9Jümberg  töglid^,  unb  jmar 
fo  einbringlid^,  bag  baS  93olf  fed^S  gro^e  SQSagen 
mit  muftfalifd^en  3nftrumenten,  Sffiürfeln,  ffar- 
ten  2C.  auf  ben  SKarft  bradE)tc  unb  öffentlid^  Der« 
brannte.  SBic  l^od^  er  bie  bortige  fflofterfd^ulc 
fd^ö^te,  mag  barauS  entnommen  merben,  bog  er 
nod^  in  bemfelben  3Q^re  Don  Seipjig  auS  34  5^o= 
Digen  unter  Qfül^rung  feines  ©efäl)rtcn  P.  6t)riftopb 
be  SSariSco  bal^in  fanbte.  S)ie  Keform  mar  aud^ 
nad^^altig.  P.  aibert  ȟd^elbac^  ftarb  1471  im 
SRufe  ber  §ciligfeit.  S)ie  §altung  bcS  KonoenteS 


in  ber  Stef  ormattonSgeit  mar  bemunbenmgdumcbig. 
—  ^ud^  bie  S)omimcaner  befa|en  in  IRfimbcxg 
ein  fflofter.  3m  3-  1248  begannen  bie  Ißfim« 
berger  IBürger  3o^ann  unb  Otto  SBiidler  btn 
Sau  eines  airebigerflofterS;  1271  mar  bieffird^ 
1288  baS  fflofter  DoUenbet.  fßon  1277  bis  1486 
mürben  fed^S  gro|e  OrbenScopitel  bort  gegolten. 
Sebeutenber  @d^riftfteOer  unb  Seigrer  ber  X^ 
logie  mar  Fr.  Sol^anneS  9liber  (f.  b.  Art).  — 
Sarmeliten  mürben  1255  befonberS  burd^  bie  grei« 
gebigteit  ber  Sfamilie  $e^ter  berufen.  Um  boS 
3al^r  1416  nal^men  fte  bie  ftrenge  Obfenxm) 
an.  —  ffart^öufer  finben  ftd^  feit  bem  Snbe  beS 
14.  3al^r]^uTÜ)ertS  in  ber  @tabt.  S)ie  ffortl^mtfe 
Cella  S.  Mariae  mürbe  1380  Don  einem  9tfim« 
berger  ^atricier  SJtarquarb  SRenbel  für  13  $rie- 
fter  unb  6  Saienbrüber  gefüftet;  am  2.  gebmor 
1382  mürbe  baS  fflofter  bereits  belogen  unb  am 
10.  april  b.  3.  bem  Orben  incorporirt.  —  S>ie 
S)eutfd^orbenScommenbe  mar  bei  ber  ffir^e  {u 
@t.  3acob,  meldte  ffaifer  Otto  IV.  burd^  Urfunbe 
Dom  20.  gfebruar  1209  bem  SDeutfd^orben  fd^enfie 
(Dgl.  Boehmer,  Reg.  imper.  inde  ab  a.  1198 
usque  ad  a.  1254,  Stuttgart  1849,  59,  n.  170). 
S)ie  im  Seutfd^en  $auS  befinblid^e  Slifabetlien- 
tapeUe  mürbe  1290  erbaut,  ^m  11.  3um  1350 
mürbe  smifd^en  bem  Somtl^ur  ^oppo  Don  Rennen* 
berg  unb  bem  3taÜ)  ein  93ergleid^  über  ben  umfang 
beS  bem  S)eutfd^en  ^aufe  jufle^enben  SfQlred^teS 
gefd^Ioffen  (Ussermaim  1.  c.  Cod.  prob.  201). 
3)ie  anfange  beS  fflofterS  ber  Dominicanerinnen 
f^einen  bis  in  ben  SSeginn  beS  13.  Sa^rl^unbertS 
mrüdf5uge]^en,  mo  au^erl^alb  ber  @tabt  ftd^  eine 
^eguinenclaufe  gebilbetl^atte;  bie  Semo^nerinnen 
berfelben  nal^men  gegen  Snbe  beS  3a]^rl^unberi8 
bie  Siegel  beS  1^1.  S)ominicuS  an  unb  btibeten  mit 
16  aus  bem  fflofter  grauenaurad^  (Somberger 
SiStl^umS)  gefommenen  OrbenSfrauen  ben  (Eon« 
Dent  5ur  |l.  ffatl^arina.  S)ie  ffird^e  mar  1300 
DoHenbet.  3m  3.  1358  befreite  ffarl  IV.  baS 
fflofter  Don  aQen  SBelafiungen  unb  nal^m  eS  un« 
mittelbar  in  ben  @d^u|  beS  IReid^eS ;  1428  mürbe 
ftrenge  Slaufur  eingefüt)rt,  unb  5ur  ^urd^fül^rung 
ber  9{eform  mürben  jel^n  @d^meftem  auS  bem 
fflofter  @d)5nfteinbad^  bei  ßnfiSl^eim  im  Slfa| 
berufen.  ®ie  erfte  ^riorin  nad&  ber  Sef orm,  ©er- 
trubiS  ©emid^tmad^er,  meldte  Don  1428  bis  1469 
SSorftcl^erin  mar,  l^atte  bie  ^rofefe  über  100 
@c!^meftem  abgenommen,  burd^  meldte  Dier  anbere 
fflofter  refonnirt  mürben.  —  Slariffen  entftanben 
aus  einer  altem  Sfrauencongregation,  Sorores 
S.  Mariae  Magdalenae,  bie  nad^  ber  IRegel  beS 
1^1.  ?luguftinuS  lebte  unb  1274  bie  gmeite  SRegel 
beS  1^1.  QfranriScuS  annal^m.  ©ie  ftebelte  1277  in 
baS  Don  ben  ffirübem  Qfriebrid^  unb  6ber]&arb 
ebner  für  fie  erbaute  fflofter  gu  ©t.  Slara  über. 
3)ie  pöpftlid^e  ©enel^migung  beS  SBed^felS  ber 
SRegel  erfolgte  1278;  jur  ginfül^rung  berfelben 
famen  1279  einige  (S(|mefieni  auS  bem  ftlojler 
iSöpngen  bei  Ulm ;  1290  mürbe  bie  erjte  9b- 
tiffin  gcmöfilt.  3u  (Snbe  beS  14.  3aWwnbettt 


5«9 


5Rürnbcrg. 


570 


0tt  boS  IKoflet  gegen  40  Stonnen,  unter  biefen 
gpioffm  bec  oomelmfien  Sfamilien.  2hn  3. 1452 
nfomrirte  ber  ^t.  So^nned  SopifhonuS  baS  ff lo« 
fa  mit  fold^  Srfolg,  ba^  bolb  bon  l^ier  au§ 
k  out  bie  ftföfler  )u  Somberg  (1460^  @ger  (1465) 
ubSRänten  (am  Snger^  1481)  reformirt  merben 
bnmm.  Ser  SRagtftrat  mt^raud^te  ober  fein 
BVlinifi  ntib  Derlangte  fd^on  um  1466,  bo^ 
ot»  feine  ®fne^migung  feine  92ot)i}en  aufge« 
WDnm  ttriicben. 

n.  Mmbergbon  ber  Deformation  bis 
)sx  Senget t.  mt  feiner  äußern  SRad^ifteUung 
bstte  ber  Stot^  bun^  ^tronatSreci^te  u.  f.  m.  au^ 
gE0|en  (Einfluß  anf  bie  fird^Iic^en  93er^altniffe  ^u 
gonmien  geurngt  S)ie  fiebren  Sut^erd  über  bod 
So^filtni^  3tmf<l^  Staat  unb  ff ird^e  paßten  bor« 
iüglitt  SU  ben  ^errfd^elüften  bed  XatbeS.  9ud^ 
mSfim  bie  SugufiinermSnd^e  ^ropagonba  für  bie 
tk^bungen  il^refi  OrbenSbruberS,  meld^er  im 
Cttober  1518  auf  ber  Steife  nad^  uiü)  oon  SugS* 
ha%  bei  ibnen  Sinlel^r  genommen  l^atte.  91S  Be- 
gleiter ^tte  fid^  ibm  angefd^loffen  ber  9{ümberger 
InptfKner  SBenceSIauS  £int  loeld^er  fpöter  (SuftoS 
0Bb$rcbiger  im  neuen  Spital  nnirbe.  SRdncbe 
oiSQnberenfflöflem,  btefid^  bort  nid^t  mel^red^t 
!)nffiif4  ffi^Iten,  tme  ber  ffartl^öufer  ^ranj  ff olb, 
imben  Dorlöufige  Sufnal^me  bei  ben  Suguftinem. 
bbnaSOftanber,  feit  1522  ^rebiger  bei  @t.  So« 
n^  neigte  ftd^  ber  neuen  Seigre  ju.  9I§  aber  aud^ 
RS  SommicanermSnd^  @allu8  ffont  in  biefem 
Sine  prebtgte,  »erboten  il^m  feine  9Jtitbrüber  bie 
tonjcl;  er  entfprong  au8  bem  fflofter  unb  beqab 
H  iiQ(b  SBittenberg.  2)er  9tatb  aber  temporifirte 
üonalS  no4-  ^I^  int  3. 1522  in  92ümberg  ein 
Shctetag  geleiten  mürbe,  oerbot  ber  3iQi\)  ben 
febigem  fhreng,  irgenb  eine  Streitfrage  auf  ber 
ffanjel  }u  berübren.  S)ennod^  mugte  am  SamStag 
aaä  52euiabr  1528  ein  pöpftlic^er  Segat  Dor  ben 
XtiiHftanben  filage  erj^eben,  ba|  ber  ^att)  tnU 
Nme  Crben§Ieute  fd^ü^e,  unb  bog  oier  $rebiger 
in  ber  €tabt  £utber§  Seigre  t)erfünbigten.    £te 
ilnnoort  Imitete  üorfid^tig  auSmeid^enb.  3n  ber 
^bcTDOd^  be§felben  Sal^reS  mürben  bie  $röpfte 
ber  beiben  ^fanfird^en  ?Bamen§  il^rer  fficmeinbcn 
om  SuStl^eilung  ber  Somihunion  unter  beiben  ®c« 
ftcitm  erfud^t.  2)ie  SSittfteller  mürben  jmor  nad^ 
6mfd}eibung  bed  Statines  an  ben  93tf d^of  üon  99am« 
berg  unb  Don  biefem  an  ein  !ünftige§  Sonett  oer» 
miffen.  Aber  biefeS  marteten  bie  ^röpfte  (Seorg 
Sedier  Don  St.  Sebalb  unb  ^ector  $oemer  oon 
Sl  Sorenj  nic^t  ah,  f onbem  f dfeaff ten  in  ber  ßl^ar» 
mc^  1524  bie  l^ilige  ÜJteffe  ah  unb  fül^rten 
^  Kommunion  unter  beiben  @eftalten  ein.  2)a§ 
9!ämli(be  tl^at  ber  ^uguftinerpnor  SBoIfgang  93oI» 
bretfit.  tDeld^er  baS  Süd^Iein  Sutberg  über  ben  ^Ib» 
Uz^  batte  natbbruden  laffen  unb  bereits  am  ®rün- 
bimnerltag  beS  DorauSgebenben  Sa'^reS  feinen 
Conoenlualen  unb  einigen  bürgern  bie  Ofiercom* 
mmüm  unter  beiben  ®ef!aUen  gereid^t  l^atte.  ^m 
Bei^  9uffe(en  enegte,  bag  SfabeÜa,  Sd^mefter 
MSiiberiogS  gferbinanb,  ©emablin  beS  abgefegten 


ff önigS  Sbnftian  oon  S)äuemart  fid^  öffentlid^  in 
ber  Sd^Io|fird^e  burc^  Oftanber  Die  Sommunion 
unter  beiben  ©eftalten  reid^en  Iie|.  9113  ber  Segat 
Sampeggio  am  14.  SJiörg  1524  gu  bem  Xeid^Stage 
nad^  9]ümberg  !am,  mar  bie  IBeDöIferung  bereits 
fo  Derl^e^t,  ba|  bie  entgegenreitenben  ^ütrften  il^m 
rietl^en,  nid^t  im  geiftUd^en  Ornat,  f onbem  in  etn- 
fad^em  Steifeanjug  bie  Stabt  gu  betreten.  Xro^em 
gogen  bie  ^rebiger  gegen  il^n  unb  bie  fatl^olifd^en 
S^eologen  loS  (f.  SKeJner,  grtebr.  9laufea,  SlegenS- 
bürg  1884, 23).  ®ie  fatl^olifd^en  Prälaten  unb  bie 
als  entfd^ieben  befannten  ^riefter  mürben  offen  Don 
bem  $öbel  Derböl^nt.  SDer  Sifd^of  Don  SSamberg 
citirte  bie  beiben  ^röpfte  unb  ben  ^uguftinerprior 
jum  SJerl^ör  auf  ben  12.  September  Dor  fein  go« 
mm,  mo  fte  erfd^ienen.  93ci  ber  93erfünbigung  beS 
Urtl^eilS  am  19.  September  liefen  fte  fid^  aber 
burd^  einm  anmalt  Dertreten,  melc^er  bie  ÜrtbeilS« 
Derlefung  burd^  bie  SlppeÜation  an  ein  „fünftig  frei, 
d^riftlid^  unb  gottfeligeS  Soncilium''  unterbrad^. 
SDoraufbin  murbm  bie  brei  benannten  il^rer  SBür« 
ben  entfe^t  unb  mit  bem  großen  %ann  belegt,  eine 
Sentmj,  meldte  ber  SKotb  DöUig  ignorirte.  9{ad^- 
bem  nod^  in  ber  legten  3cit  einige  9Könd^e,  bie 
aus  bem  fflofter  getreten  maren,  unb  ein  Sluguftiner 
Sodann  SQBattcr,  ber  ftd^  Derl^eiratet  batte,  auS  ber 
Stabt  Dermiefen  morben  moren,  önberte  ie^t  ber 
SHatl^  feine  3:a!tif  unb  geftattete  bie  ^riefterel^e. 
9$on  biefer  @rlaubni^  mad^te  i^uerft  3)ominimS 
Sd^Icupner,  ^rebiger  bei  St.SeboIb,  ein  Sd^lcfier, 
am  19.  Sfebmar  1526  ©cbraud^.  S)er  el^emalige 
^uguftiner  Sin!  mar  fd^on  1523  ju  ^(tcnburg  Don 
SutT^er  f clbft  getrout  morben.  ®er  ?lbt  Don  St.  5le- 
gibien,  ^ropft  ^e^Icr  unb  Oftanber  folgten  balb 
nadl).  S)er  SRatl^  Deranla^te  am  S.SO^ör^  1525  ein 
KeligtonSgefprädl),  bei  meIdE)cm  baS  ganje  ^rä« 
fibtum  nur  quS  „eDongelifd^"  ©efmntcn  jufammen« 
gefegt  mar.  ^IIS  Vertreter  ber  ffatl^oUfen  maren 
nur  ßarmelitcn,  tJranciSconer  unb  Dominicaner 
erfd^ienen.  53ebcutcnbe  Kebner  unter  it)nen  mareu 
ber  ßarmelitenprior  ^InbrcaS  Stofe,  ber  Sol^n  beS 
berül)mten  SilbbauerS  Seit  Stofe,  ber  granciS^ 
cancrguarbian  2)^id|^ocl  griefe  unb  ber  ^rebiger 
bei  St.  Clara  P.  5^icoIatiS  Stein.  9Jüd^bcm  f d^on 
bei  ber  crften  Sijung  auS  ber  TOitte  beS  SSoIfcS 
SRufe  ertönt  »aren:  „SQSerft  bic9Könd^e  jumQfen* 
ftcrbinauS!"  erfd)ienen  biefclbcn  auf  ber  fünften 
Sifeung  am  14.  SKorj  nid^t  mel^r,  fonbcm  erflär= 
ten  fcbriftlid^,  eS  feien  feine  unparteiifd^en  Wid^ter 
ba,  fie  aber  toürben  ben  Reifungen  i^reS  Drbi= 
nariuS  ©cl^orfam  Iciftcn.  UcbrigcnS  barf  man 
nid^t  glauben,  bafe  baS  93oIf  in  I)eUcn  Raufen  jur 
neuen  Seigre  übergelaufen  fei.  ®ie  ^Ibtiffin  iöcr 
Klarifjen,  EbaritaS  ^irf^cimer,  fd^reibt:  „3d^ 
l^ör  oft,  baS  Dil  mcnjd^en  in  bifer  (tat  finb,  bie 
l^alb  Dcrjtücifclnb  fmb  unb  in  fein  prebigt  mer 
gen,  fagcn,  f^  fmb  burd^  bie  prebig  Dcrirret,  bafe 
19  nit  miffen,  maS  fp  gelaubcn  foUen,  unb  geben 
gcm  Dil  bammb,  baS  fQ  berfelben  nit  gel^ört-l^etten" 
(§iöfler,  5)er  l^od^berübmten  Sb-  ^irf^eimer  ®enf« 
mürbigfeiten  a.  b.  SReformattonSjeitalter,  93amb. 


571 


9lürnbcrg. 


57S 


1852,  130).  S)er  Koll^  ober  Bcfd^Iofe  ben  lieber- 
tritt  jur  Deformation,  ©en  Drben  mürbe  bie  ©cel» 
forge  übet  bie  grauenflöfter  abgenommen,  i^nen 
überl^aupt  baS  ^rebigen  unb  Seid^tl^ören  unter- 
lagt, bie  Safttage  tourben  auf gel^oben  u.  bgl.  9m 
12.  ajlai  1 525  erl^ielten  bie  ^riefter  93ef  ej^I,  Sürger 
gu  werben  unb  aüt  bürgerlid^en  Saften  mitzutragen. 
2)enen,  loeld^e  ©el^orfam  leiften  n)ürben,  mürbe 
k)erfprod^en,  ba^  fie  Ieben§löngli(i^  il^re  ^frünbe 
beibel^alten  bürftcn.  ®iefer  Sorfung  gaben  öiele 
nad^.  S)er  9lbt  oon  ©t.  ?legibien,  griebri(]^  ^ifto- 
riuS,  übergab  mit  3uftimmung  be§  bamalg  25  $er- 
fönen  ^äl^Ienben  SomienteS  am  12. 3uU  baS  Alofter 
bem  ^agiftrot  gegen  eine  Seibrente  für  fid^  unb 
bie  ©einigen.  2)er  ^uguftinerprior  93o(brec^t  l^atte 
f^on  gegen  Snbe  1524  mit  feinem  Sonoent  ben 
pahii  ausgesogen ;  am  22.  Snörj  1525  übergaben 
pe  il^r  ftlofter  an  ben  SRatl^.  S)ie  meiften  ber 
24  Sonoentualen  apoftaftrten,  bie  übrigen  mürben 
jur  lebenSlängUd^en  ©uftentation  in  baS  ftar* 
tl^äuferHofter  gefd^idt.  9m  SRontag  nad^  SO^artini 
1526  mürbe  baS  fflofter  gefperrt.  ®ie  granciS- 
caner  ertrugen  aUe  mit  l^eroijd^er  ©ebulb  bie  über 
fie  Derl^öngten  liBej^ationen  unb  bie  öugerfte  9rmut. 
SWel^rere  blieben  unter  SScrfleibung  in  ber  ©tabt. 
aiS  ber  le^te  ftarb  am  6.  ©ecember  1562  P.  ^etruS 
^fingftftätter,  nad^bem  er  feine  60iä]^rige  DrbenS» 
profei  gefeiert  l^atte.  6r  mürbe  in  feinem  ^abit 
im  6|or  ber  Äird^e  begraben.  Slad^bem  oon  ben 
S)ominicanem  einige  geftorben,  anbere  in  unbe- 
l^eEigte  fflöfter  il^reS  DrbenS  übergetreten  maren, 
übergaben  bie  fünf  legten,  manfenb  gemorben,  am 

4.  ^xü  1543  il^r  fflofter  bem  9Ragiflrat  gegen 
eine  Seibrente.  S^er  ßarmelitenprior  Dr.  tbeol. 
SlnbrcaS  ©tofe,  meld^er  fid^  energifd^  ben  erftcn 
Anfängen  ber  Deformation  miberfejt  ^atte,  mürbe 
oom  5Rat]^  au8  ber  ©tabt  oermiefcn.  ©ein  9lad^» 
folger  9nbrea§  ©d^ürftab  übergab  bereits  am 

5.  3uli  1525  fein  fflofier,  meld^eS  15  «pricfter 
unb  7  Saienbrüber  jäl^tte,  ber  ftäbtifd^cn  Sel^örbe. 
S)ieieniaen,  meldte  ftanbl^aft  blieben,  mürben  tl^eilS 
im  ^egioicnflofter,  t^cilS  in  ber  ff aril^aufe  lebenS» 
längli^  fuflentirt.  ©ieftaril^äufer  l^atte  il^re  ftrenge 
SRegel  nid^t  oor  SJcrmeltlid^ung  ju  f^ü^cn  öcrmod^t. 
®er  $rior  ®eorg  ffcberer  lieferte  am  5. 3uli  1525 
fein  ff lofter  an  ben  5Rat|&  au§.  ®ie  meiften  SKönd^e 
traten  ^ur  neuen  Seigre  über,  bie  anberen  bef d^loff en 
il^r  Seben  im  ff  lofter  unter  Scjug  einer  Sompetenj. 
SDem  ftlofter  ber  ©ominicanerinnen  mürbe  Dom 
ÜKagiftrat  ein  $räbicont  in  ber  ^erfon  be§  el^e« 
maligen  ©tif t§prebiger8  bei  ©t.  ®angolf  in  Bam- 
berg, Sol^ann  ©d^manl^äufer,  aufgenöt^igt  unb  bie 
9lufna]^me  öon  Doöijen  öerboten.  ®a  bie  S^^^ 
ber  ©d^meftem  balb  auf  jmölf  l^erabgefunfcn  mar 
unb  bie  meiften  über  70  Saläre  jaulten,  fd^idtte 
il^nen  ba§  Samberger  ftlofter  tro(  be§  93erbote§ 
öier  Doöijen,  unter  biefen  bie  fpätere  $riorin  6or« 
bulo  ftnorr,  bie  le^te  i^reö  SlmteS.  ©ie  ftarb  am 
26.  3uni  1596  (nad^  Ruberen  26.  3an.  1595). 
S)te  einjige  fie  überlebenbe  ftlofterfrau  SRargaretlia 
^inber,  meld^er  bog  Sragen  be3  OrbenSgemanbed 


berboten  mürbe,  begab  fid^  in  baS  ftloßer  ber  Gfat> 
riffen  in  SBantberg.  Sri  ben  Slariffen,  60  an  be 
3al^l  mürben  bie  Xöd^tec  bed  ^ieron^muS  (Sbna 
&i§par  Dü^el  unb  tjfriebrid^  itj^l  t>fm  il^ien  Sq 
gehörigen  gemaltfam  unb  unter  Stil^ttbhmgci 
aus  bem  ftlofter  gel^olt ;  fpater  folgte  nod|  eine  tried 
92onne.  S)ie  übrigen  blieben  treu  unb  erbulbetei 
ein  mal^reS  geiftiged  9)lartQrium  neben  junger  unl 
bitterer  Dotl^.  3m  3. 1526  mürbe  il^  fttr^e  ge 
f d^loff en  unb  aller  äBeril^f ad^en  beraubt.  Sl^rSeid^ 
Dater  mürbe  auS  ber  ©tabt  Dertrieben^  unb  fS 
ieben  anbem  ^riefter  mar  eS  mit  SebenSgefob 
Derbunben,  il^nen  griftlid^e  ^ilfe  jn  bringen,  fi 
bag  fie  einmal  fünf  ^of^xt  lang  ber  griltgen  ©acm 
mente  beraubt  maren.  2)agegen  mürbe  il^nen  be 
^röbicant  3o]^ann  ^olianber  jugemiefen.  Of 
brangen  bie  ^rebiger  unb  bie  Stat^S^erren  getoaU 
am  in  bie  Slaufur,  um  bie  ©d^meflem  bui$  93er 
pred^ungen  imb  S)ro]^ungen  )um  Abfall  5u  Der 
leiten.  9$ergeben3  rid|tete  SBiOibalb  ^irfi^etmei 
an  ben  S^agiftrat  eine  ©d^u^fd^ft  (f.  feine  Opp. 
ed.  Goldast,  Prancof.  1610, 375—385)  für  boi 
ftlofter,  beffen  abtifpn  bon  1503—1582  fri» 
©d^mefter  Sl^aritaS  ^irü^eimer  (f.  b.  Slri.)  mar 
3l^re  ©d^mefter  Slara  folgte  il^r  in  glrid^er  SBürbi 
mit  einer  nur  17möd^entlid^en9mt§bauer.  SQSiUi 
balbS  Xod^ter  ftatl^arina  l^atte  bri  i^rem  Smtd* 
antritt  no(^  23  aJHtfd^meftem ;  30  Saläre  ftanb  fl 
unter  ben  fd^mierigften  93er]^öltniffen  bem  ftloftei 
oor,  bi§  1563  ber  Xob  fte  erlöste.  3]^r  Sob  fan< 
93ruf d^iuS,  il^r  SSermanbter,  in  rinem  (Sebid^t.  (&( 
unter  ber  legten  Slbtiffm,  ber  Stril^e  nad^  bie  55. 
Urfula  9Ruffel  (1563—1590)  mürbe  (1565)  boi 
ftlofter  Don  ber  Seläftigung  burc^  bie  ^rdbicatüei 
befreit,  meldte  bafelbft  prebigten  unb,  freilidSi  Der 
gebenS,  Derlangten,  bafe  bie  ftlofterfrauen  i^r« 
prebigten  beimol^nen  foüten.  Um  il^nen  bie  l^< 
ligen  ©acramente  }u  fpenben,  fam  Don  1586  oi 
öfters  im  3a]^re  ber  ©uarbian  beS  t^ranriSconer 
floftcrS  in  Bamberg,  P.  Sconl^arb  ©raff,  in  melt 
lid^em®emanb;  gldd^en  SiebeSbienft  ermieS  il^ei 
biSmeilcn  ber  ©tif  tsbecan  Don  ©palt.  Um  bief e  ^tt 
maren  nod^  brei  Slariffen  am  Seben:  rine  Saien< 
fd^mcftcr  Urfula  (geft.  1587),  bie  «btiffm  (geR 
1590)  unb  ©d^mcfter  gelicitaS  Obermann:  (gep 
1591).  3önen  l^atten  fid^  fed^S  Slugufünerinnei 
Don  $iHenreut^  angefd^loffen,  beren  ftlofter  1551 
Don  ben  Snartgröflid^en  niebergebrannt  morbet 
mar.  2)ie  le^te  Don  biefen,  Slifabetl^  92e|enl^ofet, 
ftarb  erft  am  29.  ©eptember  1596.  S)urd^  eini 
merfmürbigc  gfügung  maren  bie  erflen  unb  lefeter 
Semol^nerinnen  be§  ©t.  ß^laraflofterS  9lugufhne> 
rinnen  gemefen.  !Ro(^  lange  l^at  fid^  beim  pn> 
;  teftantif^en  9$ol!e  bie  ©age  erl^alten,  ba|  in  bei 
Elariffen»  unb  in  ber  3frond§canerfird^e  an  g^ 
miffcn  l^öl^cren  9fcften  ber  (S^oral  Don  geifterl^ofte 
©timmen  gefungen  merbe.  9$on  ben  übrigen  an* 
I  SRümbcrgcr  ©ebiet  gelegenen  ftlöftem  ergab  pd 
ba§  (Siftercienferinnenflofter  ^u  ®rünbla$,  md 
d)e§  nur  nod^  Dier  ßinmol^nerinnen,  aQe  abeligei 
!Ramen§,  aöl^lte,  bereits  am  28.  3uli  1525 ;  bai 


573 


92flrn6etg. 


574 


to  VngufKnerinnen  juSngeltl^al  fiel  erft  1565 
an  bie  6tabt 

£ie64|tDei)et9ieformatoren3tDingU  unbOeto- 
kunpobniS  ^tten  in  bei  @tabt  t)iele  ferfönltd^e 
^nunbe,  unb  unter  bem  fßolh  fanben  i^re  Seigren 
yidbeu^  Sn^önger.  Sber  bec  Stotl^  Derbot  aOe 
g4|riften  bec  Siefonnirten  als  „%tn\tl^hnä)tx*' . 
3vif4en  3ttnngli  unbOftanber,  n^ie  jmifii^en  $irf- 
(eimer  nid>  OecotompabiuS  entfpannen  ftd^  l^ef« 
tige  lüerorifd^e  gfel^ben  über  bie  ^benbmal^lS- 
Ictrt  Sm  3.  1524  metUen  in  !Rämberg  ^^o- 
wA  SRün^er  (f.  b.  9rt.),  fein  ®eno)fe  ^einrii]^ 
ffeijfcr  unb  ber  Sn^önger  J?arlftabtS,  Dr.  9iein- 
tßb;  nad^bem  i^r  antilutl^erifc^ed  Seigren  rud^- 
iar  geaorben,  würben  alle  fof ort  au3  ber  @tabt 
Mnoiefen.  S)er  SBiebertöufer  unb  ^ntitrinitorier 
teil!  ({.  b.  art.X  iDeld^er  um  1523  unb  1527  ^ier 
Mute,  ^tte  eifrige  Sd^üler  in  ben  SRalem  ®eorg 
tenc),  @ebalb  unb  Sartl^el  SBel^am,  mlä^t  olS 
Socialtfien  auSgemiefen  nnirben;  ebenfo  berSBie« 
MInfer  f>an8  ^utt.  2)er  onQbaptiflijd^  geftnnte 
^foim  in  bem  benod^barten  SIterSborf,  SBoIfgong 
9ogcI,  tmirbe  fogar  am  26.  SRör^  1527  l^ingeri^tet. 
Smtrcn  ber  miebertöuferifd^en  Seigre  erl^ielten  ftd^ 
vd)  lange.  —  3)urcl^  ben  am  23.  3uli  1532  in 
Siirnberg  abgefd^Ioffenen  SteligionSfrieben  nur» 
bm  bie  neu  gefd^offenen  3uftanbe  bon  @eiten  beS 
Srid^  vorläufig  anerfonnt,  unb  aud^  fpätermorb 
nitß  me^r  geanbert.  S)ie  @tabt  blieb  ftreng  pro« 
kMiid^.  3m  3. 1571  mürben  ^toei  ffaplöne  bei 
6l  Sebalb  megcn  ber  ffacionifd^en  @treitigfeiten 
i)iffiS)ienfte§  entlaffen;  1577  mürben  olle  ©eift- 
^ai  auf  8  atatl^l^aud  berufen  unb  ermol^nt  unter 
Ible^ung  ber  Soncorbienformel  ber  ^ugSburger 
(onfrifmn  treu  ^u  bleiben;  ouftretenbe  ©(^loörmer 
ab  Sectirer  mürben  au8  ber  ©tobt  öermiefen.  ®q=» 
gtgm  (at  jid^  SRond^eS  ouS  fot^olifd^er  ßeit  lange 
cWten.  ferft  1783  mürbe  ber  6jorci§mu8  bei 
btt  laufe,  1789  ber  toglid^e  grül^»  unb  SSefpcr» 
i&sr  unb  ba§  Salve  Regina  in  ber  gfrauenfird^e 
öbgti^offt.  Crft  öom  21.  Sonntag  nod^  2:rimtoti§ 
1810  an  bebienten  ftc^  bie  ©eiftUc^en  bei  ber  9lu§« 
Teilung  bed  ^benbma^IS  nid^t  mel^r  ber  SRe^« 
gnudnber  (ogl.  $fifter,  ^onbbud^  ber  öor5ügUc^- 
tai  Senf-  unb  TOerfmürbigfeitcn  9lümberg§, 
2  »b(^n„  8. 1.  1830-1833). 

SSom  Souemfrieg  blieb  bie  ©tobt  unb  il^r  ®e» 

Met  jiemlid^  frei,  ^ud)  ber  fd^maßalbifd^e  99unb 

unb  ber  gegen  benfelben  in  il^ren  Snauem  (am 

lö.  3uli  1538)  gefd^Ioffene  „^eilige  SJunb"  Der- 

auK!)ten  nid^t,  ben  Dorfic^tigen  9iat^  a\\^  feiner 

«mralen  SteQung  l^erau^gulodfen.  ^(ber  mie  er 

ei  ben  Säuern  ni^t  Dermel^rt  l^atte,  in  92umberg 

Soffen  ein jufauf  en  (93enfen,  ®  ef d^.  b.  SaucmfricgS 

in  Cftfronfcn,  erlangen  1840,  360  ff.  381),  fo 

grBottete  er  im  fc^malfalbifd^en  J^rieg,  bag  iiu§  ber 

Stobt  ben  beiben ^rteien  $rok)iant  geliefert  merbe ; 

bies  foftete  92ämberg  eine  SSranbfd^a^ung  Don 

300  000  ©ulben,  meldte  ff arl  V.  ibr  auflegte.  5n§ 

lif  oncb  in  bem  ^TOarfgrafenfricg"  neutral  bleiben 

uab  burd^  eine  Suboention  t)on  100  000  ©ulben  an 


ben  9Rarfgrafen  Slbred^t  SlkibiabeS  t)on  SaQreutl^ 
Don  ber  Zl^eilnal^me  ftd^  loStaufen  moQte,  marf 
i^r  biefer  in  bitteren  SBorten  il^re  gmeibeutige  ^aU 
tung  öor  (6.  SRöi^  1552)  unb  überjog  fte  mit 
ffrieg,  ber  i^r  binnen  menigen  SBod^en  einen 
©d^ben  Don  1 800000  ©ulben  Derurfad^te.  9lüm- 
bergS  SSerl^öItnig  ^u  ffaifer  unb  9tei^  mar  fd^on 
feit  längerer  Seit  ein  fel^r  locfereS  gemorben.  S)er 
SReid^Sf ^ultl^eig  mar  nur  mel^r  ein  Sj^ecutiDbeamter 
bed  9tat^e8.  ©emdl^nlid^  mar  er,  öl^nlid^  mie  ber 
italienif(|e  ^obefiä,  ein  auSmörtiger  ^beliger,  mel- 
d^er  auf  eine  beftimmte  3^it  in  Sienft  genommen 
mürbe,  auSmörtige  Sotf^aften  übernahm  unb  bis« 
meilen  ben  Dberbefel^I  über  bie  ©ölbner  fül^rte. 
©eit  1571  ^örte  biefeS  ^mt  ganj  auf  unb  ber 
Sitel  ging  enblid^  auf  ben  erften  ^^Sofunger"  ober 
Sürgermeifter  über.  9ieid^3tag§gejanbte  tagten  feit 
bem  religibfen  ^faQ  nid^t  mel^r  in  ber  ftreng 
))roteftantifd^en  ©tobt;  aber  bie  ffaifer  meilten 
mieberl^olt  bort,  unb  am  7.  3uU  1570  bereitete 
bie  ©tobt  bem  ffaifer  SRasimilian  ü.  einen  glön- 
genben  Smpfang.  ^uf  bie  2)auer  Dermod^te  fte  ftd^ 
aber  in  biefer  fd^manfenben  |)altung,  bie  burd^  ben 
fpecuIatiDen  ffaufmannSgeijt  bictirt  mar,  nid^t  gu 
Italien,  unb  fo  trat  fie  (am  10. 5IKai  1609)  ber 
proteftantifd^en  Union  bei,  mürbe  inbe^  nad^  ber 
©d^Iad^t  am  meinen  IBerg  burc^  ben  Sfd^affen« 
burger  JReceg  (24.  SJtai  1621)  gegmungen,  Don 
berfelben  gurüdfgutreten.  3m  30|ö^rigen  ffrieg 
l^atte  bie  ©tobt  Don  1625  an  faft  jöl^rlid^  fd^mere 
Kontributionen  an  bie  faiferlid^en^efel^lSl^aber  5U 
gal^Ien.  ^13  ©uftoD  ^bolf  nad^  ber  ©d^Iad^t  bei 
fieipjig  (1 7.  ©eptember  1631)  Don  ben  biöl^er  5Rcu« 
'  tralen  eine  beftimmte  grflärung  f  orberte,  ob  gfreunb 
ober  Qffinb,  bcfd^Io^  bie  Weid^Sflobt  (om  14.  De- 
tober),  fid^  auf  feine  ©eite  ju  ftclfcn,  fomcit  eS 
„ol^ne  SSerIeJung  Don  faifertid^er  9)kicftät  5Repu- 
totion  gefd^el[icn  fönne".  9ll§  fie  aber  bem  faifer» 
lid^en  ^ecre  bie  Sl^ore  Derfd^lo^,  belagerte  %xfl\) 
fte  Dom  18.  DJoDembcr  bis  23.  Secembcr,  bod& 
ol^nc  einen  emftlid^en  Singriff  ju  Dcrfud^en.  3m 
folgcnbcn  Sa^re  (21.  mäx^  1632)  l^ielt  ©uftaD 
Slbolf  in  Dlüniberg  feinen  ßinjug  unb  fprad^  Don 
ber  DJotl^menbigfcit,  bafe  ber  proteftantifc^c  Sunb 
ftd^  ein  eigenes  Ober'^aupt  mäble;  ba  erflörten  bie 
gcfinnungStreuen  9Jümbergcr,  „fte  müßten  fein 
beffercS  ©ubjectum  jum  Dberl)auft  oIS  3bre 
aj^ajeftät  felbft".  S)en  Sol^n  bafür  erl^ielten  fte, 
als  ©uftoD  Slbolf  om  9.  3uni  jurücffebrte,  bie 
©tobt  umfd^anjcn  lie^,  ^roDiont  für  fein  §cer 
unb  ein  ©arteigen  Don  200  000  p.  Derlangtc  unb 
bei  feinem  Slbjug  (am  8.  ©eptember)  eine  ^Sefo^ung 
Don  4400  ©darneben  unter  ©cnerol  ffnipl^oufen 
gurüdflicfe.  S^a  baS  ConbDoIf  maffcnl^aft  ©d)uj 
in  ber  ©tobt  gefud^t  fjottc,  geigten  fid^  balb  ^mc\tic 
unb  ©cud^cn;  ^Hümberg  batte  nie^r  als  10  000 
©intoobner  gu  begraben.  3m  Cctober  1634  raffte 
abermals  eine  ©cud^e  11 125  ÜJ^en]dE)cn  meg.  ®er 
®rudf  biefer  Serl^ältnifje  lic^  bie  ©i)mpatbien  für 
bie  ©darneben  erfoltcn,  unb  ber  SRatb  monbte  ftd^ 
an  bie  ©tänbe  mit  ber  Sitte  um  fjörberung  beS 


575 


Slürnberg. 


SriebenS,  bcr  aber  noc^  in  »tttcr  Qfemc  ftanb. 
3m  aSBintcr  1640  logen  brci  foiferlid^e  SRegtnicntcr 
in  bcr  ©tobt,  unb  1647  crl^ob  bcr  fd^mcbifd^c 
©cnerol  aBrangel  fd^merc  Kontributionen.  Sm 
njcftfälifc^cn  ^rieben  mürbe  bie  SRcid^Sftanbfd^ft 
9lümberö8ancr!Qnnt.  ©eincf  olitifd^e  ©elbftönbig« 
feit  tt)Qr  gerettet;  ober  mit  bcmSinfenberftaifer- 
maiil  bie  burd^  bcn  toeftf älif d^en  grieben  cobipcirt 
»urbe,  neigte  ^d^  aud^  bie  Sebeutung  92ümberg§ 
jum  Kiebergong.  ®ie  ©ejd^idfe  ber  SReid^Sftäbte 
maren  eben  eng  mit  bem  @d^itffal  be§  ffoifertl^umS, 
burd^  beffen  ®nabe  fie  il^re  ^Jribilcgien  erl^alten 
l^atten,  t)er!nü))ft.  2)er  Staatshaushalt  n^ar  fd^mer 
belaftet.  S)ie  SRatricuIarbeitröge  für  baS  SReid^ 
fofteten  öon  1678—1697  über  eine  aWiEion.  Slud^ 
im  folgenben  Sürfenfricge,  im  ff anifd^cn  unb  im 
öfterreid^if  dfeen  6rbf  olgefrieg  l^atte  bie  ©tabt  f  d^mere 
SReid^Slaften  ju  tragen.  Sei  ber  Snöafton  bcr 
^reu^en  im  ficbcniöl^rigcn  ffrieg  legten  Dberft- 
licutenant  ö.  SKotier  (1757)  unb  ©cneralmajor 
b.  ftleift  (1762)  ber  ©tabt  gro^c  Kontributionen 
auf;  angcfel^enc  Sürger,  fclbft  ber  äfteite  „So- 
funger"  Sfol^ann  ©igmunb  ^finjing,  »urben  al§ 
©cifcln  mit  f origefd^Icf f t.  9lt§  bem  ^reufeenfönig 
griebrid^  SBil^cIm  H.  1791  bie  SRarfgraffd^aftcn 
Üngbad^  unb  93aQreut^  zugefallen  toaxm,  mad^tc 
er  Deraltetc  burggröf li(|c  tHnfprüd^c  auf  Nürnberg 
geltenb,  unb  feine  §ufaren  befejten  (4. 3uli  1796) 
bie  äiorftöbte  SBöl^rb  unb  ©oftenl^of.  ©Icid^aciHg 
l^attc  bie  ©tabt  infolge  be§  am  5.  ^rü  1795  ju 
93afel  g»ijd^cn  ^reu^en  unb  granheidö  g«fd^toffe» 
nen  griebenS  öom  9.  ?luguft  1796  anSurd^jüge 
fronjöfifd^cr  Sruppen  unter  3ourban  ^u  erbulben, 
meldte  Die  ©tabt  binnen  16  lagen  1 500000  ®ul- 
bcn  fofteten.  9lm  1.  Dctober  jogen  bie  ^reu|cn  ah ; 
aber  nod^  1797  unb  1799  erneuerten  ficil^rcSln« 
fprüd^c  auf  9iümbergcr  ©cbict,  unb  bie  Sejationen 
ber  <)rcufeifd^cn  SoUbcomtcn  fül^rten  oft  ju  blutigen 
§änbeln.  —  Um  biefe  Seit  jäl^Itc  bie  ©tabt  o^nc 
bie  Sßorfläbtc  SBöl^rb  unb  ® oftcnl^of  etma  30  000 
ßinmol^ncr,  ba§  ©cfammtgebiet  auf  20  Duabrat« 
meilcn  cttoa  80  000.  3"  ^i^fcn  gcljörten  bie  jttjölf 
$flegcämter:  5lItborf,  gngeltl^al,  ®räfenberg, 
ßauSedC,  §er§brudf,  §iIpoIt[iein ,  ^ol^cnftcin, 
Sauf,  Sid^tcnau,  ^cjenftein  mit  ©tierberg,  SRci- 
d^cnedf  unb  Selben,  mlä)t  burd^gcl^enbS  öon  pa» 
tririfd^en  Pflegern  bermaltet  mürben.  SRatl^Sfäl^ig 
waren  23  fatricifd^cgamilien:  Sel^aim,  @bncr, 
tJürer,  ®euber,  ©runbl^crr,  ®ugcl  ^aller,  §ar8« 
borf,  ^olafd&ul^cr,  3m]^of,  ffre^,  Söffcl^ol^,  Dcl« 
Isafen,  geller,  ^ömer,  ^raun,  ©d^curl,  ©tromcr, 
Sudler,  SSoIfamcr,  SBalbftromcr,  SBcIjcr  unb 
SBöIfcrn.  9lu8  Dicren  bcrfelben,  bcn  fog.  Unge« 
nic|enben,  maren  aber  bis  1800  nod^  feine  ®Iicbcr 
in  bcn  Siatl^  gcmöl^It  morben.  ®erid^t§fä]^ig  maren 
nod^  fiebcn  anbere  Sfamilicn.  ®ie  f rül^erc  jäl^rUd^c 
SBal^l  beS  innem  Statines  l^attc  löngft  ber  ©tabili» 
tat  auf  SebenS^eit  $Ia^  gemad^t,  unb  bei  ber  engen 
SBcgrcnjung  ber  paffib  »al^Ifä^igcn  gamiUen  mar 
bie  ©tabtDcrmaltung  tl^atföd^Iid^  erblid^.  @inc 
Organifation  berfclbcn  mar  erft  am  25.  9lfril 


unb  16.  ajlai  1794  burd^  Serttag  gmif« 
SRatl^  unb  bcn  ;,®cnannten''  oie  Sleprftf 
ber  Sürgerfd^aft  feftgefc^t  morben.  3Rq 
Don  berfclbcn  Sefferung  ber  innem  unb 
Scrl^öltniffc.  Son  bem  SuneDiQer  Sfriel 
bcr  bort  befd^IofTcnen  92cugcflaltung  be 
2)eutf d^IanbS  mürbe  9lümberg  nid^t  berül^ 
burd^  bcn  17.  ^rtifel  ber  Sll^cir^unbSacte  ( 
1806)  fam  9}ümbcrg  an  baS  ffönigreid^ 
meld^cS  am  15.  ©eptember  babon  Sefijf 
mit  bcr  ©tabt  unb  bereu  @ebict  fam 
IBaQcm  aud^  eine  ©d^ulbenlaft  Don  9  9) 
@ulben,  meldte  als  ©taatsf  d^ulb  übemomn 
bcn.  Sefreit  Don  bem  3)rud(  oligard^ifd 
faffung,  entfaltet  bie  ©tabt  reid^e  Xl^&tti 
gcmcrblid^em  ®ebictc. 

9^ümbcrg  l^at  aud^  burd^  bie  pflege  bi 
unb  Sßiffcnfd^aft  einen  großen  Stufm 
allein  bie  Scanner,  meldte  als  Xr&ger  bi 
ftrebungen  angufcl^cn  finb,  l^abcn  fafi  ( 
Silbung  in  Dorref ormatorifd^cr  3^it  crl^all 
^ftronom  3o]^QnneS  SMlcr  (SRcgiomonta 
rid^tetc  mäl^rcnb  feines  bortigcn^ufent]^aIt< 
bis  1475)  eine  ©temmarte,  bie  erftc  in 
©ein  ©(|üler  SWartin  SBc^aim  (1459- 
Krfinber  beS  tSftrolabiumS,  umfegclte  l 
ber  guten  Hoffnung.  Ueber  Sßi&ibalb  $i 
(1470-1530)  f.  b.  ^rt.  ®ie  mit  200 
fd^nitten  iQuftririe  SBcltd^ronif,  beutfd^  ui 
nifd^,  Don  ^artmann  ©d^ebel  (1493),  fonl 
unb  3luSlanb  großartige  SBcrbrritung.  3)er  l 
§umamf!  Dr.  gl^rifiof  1^  ©d^curl  (1481- 
blteb  immer  bei  bem  f atl^olifd^cn  ®lauben. 
^llbrcd^t  ®ürer  (1471—1528),  bcr  l 
ÜKaler,  §ol5-  unb  ßlfcnbcinfd^ni^cr,  S( 
ber  ^crfpcctiDc  unb  ber  ftupfcrftcd^funft 
ffraft,  geb.  um  1430,  gcft.  1507,  ber  Sc 
beS  ©acramcntSl^öuSd^cnS  in  ©t.  Soreng 
®rablcgung  in  ber  ^oljfd^ul^crfd^cn  Rq\ 
bem  3ol^anncSfird^]^ofj  Sdt  ©tofe  (1447- 
auS  beffen  §anb  ber  ©nglif d^e  ®rufe  in  © 
unb  baS  Kruciftj:  in  ©t.  ©cbalb  l^crDorgin« 
Sifd^cr,  geb.  um  1460,  gcft.  1529,  md 
feinen  fünf  ©öl^ncn  Jenes  ÜKciftcrmerf  1 
guff eS,  baS  ©t.  ©ebalbuSgrab,  f d^uf ;  $e 
mcld^cr  um  1500  bie  erften  lafd^cnul^ 
9iümbcrgcr  6icr)  Derfertigte.  S)er  ®ei 
SDfiönncr  mirfte  menigftenS  in  bcr  SDBcifc  f 
bie  Deformation  nid^t  Don  einem  Silberf: 
gleitet  mürbe,  fonbem  baß  auf  bem  ganje 
berger  ®ebiet  bie  fird^lid^cn  Jhinftmerfe  ai 
lifd^cr  Seit  crl^altcn  blieben.  ®cr  ÜRciffe 
mcld^cr  anbermäriS  bereits  auSgeftorben  m 
in  9iümberg  nod^  feinen  ^auptDcrtrctcr 
formator  in  §an8  ©ad^S  (1494—1576) 
aber  Dom  Jfatl^oliciSmuS  nur  nod^  baS 
fcnnt.  Sffienn  er  auf  bie  ffird^e  ju  fpred^ct 
fo  gefd^ic^t  cS  nur,  um  feine  Sefer  Don  „ 
®Iodtenflingcn,  Sfaften,  SBcil^raud^buft 
mafjer,  TOönd^crei,  5lblaßfram",  furj,  mil 
gen  ^uSf  öEcn  ju  untcrl^altcn  (Dgl.  Srugier, 


577 


9lürnberg. 


578 


Stdionolfiteratur^  Sreiturg  1898,  148).    2)ie 

3nft  ber  9Ret{terftiiger  erl^ielt  ftd^  gu  92ürn6erg 

bis  in'8  18.  3a(r^unbert.  Sin  9}Q(]^flang  xoax 

dttt  ber  1644  gestiftete,  nod^  iet|t  befte|(nbe  „fßf 

giefli^e  Slumenorben",  eine  Sid^tergefeUfd^oft. 

Jimä^  i^rexi  Sleid^tl^um  bermod^te  bie  Stobt, 

B»B  Inner  anbem  SReid^dftabt  mdglici^  nmr,  eine 

eigne  Omoerfttät  in  9(Itborf  gu  grfinben.  9m 

29.dnin  1575  nmrbe  bort  baS  neuerbaute  ®Qm- 

lapnm  eröffnet  unb  bal^in  baS  t)on  @t  Segibien 

ii  Nürnberg,  xotlä^  ^tlanä)i^on  eingerid^tet 

^t!e,  mit  ben  nad^  Stiftung  be3  ffonrab  ®rog 

tm  3a(re  1341  beim  @pital  gum  ^eiligen  ®eift 

KipPegten  )n)5If  Cl^orfd^ulem  tranSferirt.   tSm 

6.  Kobember  1578  berliel^  ffoifer  Shtbolf  U. 

berflnftalt  ben  Sl^rofter  einer  Sltabemie;  1581 

Burbe  bie  erfte  p^ilofopl^ifd^e  Promotion  borge- 

Bommcn.  9m  8.  October  1622  tourbe  bie  tSfabemte 

in  UmDerfttdt  erhoben  mit  bem  ^romotionSred^t 

{»  bie  meltlid^n  gfacultöten :  bie  tl^eologifd^e  er« 

tidtbQSfeIbeerftburd^ffaiferSeo))oIbI.oml0.3)e- 

cmkr  1696.  ZkiS  ©Qmnaftum  mürbe  1688  nad^ 

Unberg  )urfidDerIegt.  3m  3. 1640  fd^enfte  ber 

Unibergec  ^tricier  Sobfl  Sd^mtbtmaier  bon 

8(tiMr}enbrud(  ber  UniDerfttöt  eine  S)rud(erei  mit 

tciirfiif($en^  fpnjd^  unb  arobifd^en  Settern.  tSber 

bcr^cimaliSmuS,  ber  rol^e  Stubentenunfug,  l^otte 

bort  laut  eines  SRanbated  beS  ^nürnberger  9Ragi- 

Ntfi  Don  1661  auf's  ^öd^fte  um  ftd^  gegriffen. 

Sie  €orinianer,  ffr^ptoforinianer  ober  ^l^oti« 

Hirten  k.  litten  il^re  Vertretung  unter  $rof eff oren 

mb  6tubenten.  Ißietiften,  n^ie  ber  SporergefeÜe 

H  @eorg  Siofenbac^  unb  Sol^.  Sßil^elm  $eter- 

k  IKfteten  bort  Sonbentifel.  Unter  ben  Xl^eologen 

9Qb  efi,  mie  überall,  fhenge  Sutl^eraner,  SBit» 

anberger,  Ubiquitifien,  Ißl^ilippiflen  („l^cimlid^e 

falöiniften*)  unb  ßolijtiner.  2)ie  ©trcitigfciten 

'f^ai  ben  Sngel^Brigen  biefer  SieKgionSgefell» 

iibaften  trugen  oiel  }um  92iebergange  ber  Uniber« 

Stöt  bei;  1809  nmrbe  fie  mit  ber  1743  gegrün« 

ktm  Unioerfitat  ßrlangen  tierfd^molgen.    (S)ie 

cmfongreid^  Siteratur  f.  bei  9)^un,  SBefd^reibung 

^■et  Domel^mften  9Rer!mürbig!eiten  in  beS  l^ciligen 

!Rmn.  ^txdfi  frepen  ©tobt  92ämberg  u.  f.  lo., 

Nürnberg  1778,  563 ff.;  bagu  SDBiH,  ®efd^.  ber 

UniDerfuät  «Itborf ,  aitborf  1795;  J)artmann, 

Sulturbilber  auS9l(tborfS  afabemifd^er  SSergangen« 

4eit,  in  ben  9)iittf)eilungen  auS  ber  ©ef^id^te  ber 

EtQbt  JJümberg  VI  [1886],  1  ff.-  C)ip.'poI.  SI. 

CE  [1892],  17  ff.  111  ff.;  3onjien,  ®efd^.  be§ 

beml^  «Bolle«  VU,  1893,  200  ff.) 

Sie  fird^Ii(^en  IBerl^ältniffe  ber  JJatl^otifen  ge« 
^eten  ft^  nad^  ber  9Ief  ormation  f  olgenbcrmagen. 
3nr  Sef ormationSjeit  berbot  ber  9}Mgi[trat  lote  in 
ben  übrigen  Airc^en  fo  aud^  in  ber  5ur  S)eutfd^« 
orbenkommenbe  gcl^örigen  @t.  S(i)abct^cnfa})eIIe 
ben  lot^olifd^en  ®otte§bienft.  S!^icfe§  fül^rte  ju 
langwierigen  ^rojeffen  bor  bem  Steid^^fonimer« 
geridjt,  beren  Kefultat  ber  Drbcn  1631  im  2ru(f 
»eroffentUd^te.  Um  biefe  3eit  (1629/30)  lebten 
natu  laiferlic^em  Sd^u(  im  Orbcn§f)auje  jtoei 

SirAnilaif DIL  IX.   2.  Knfl. 


ffapu^iner.  ßnblid^  mürbe  am  19.  SD^ärg  1649 
burd^  ben  S)eutfd^meifter  Sr^l^ergog  Seopolb  Sßil- 
l&elm  mit  bem  ÜKagiftrat  ber  ©ertrag  gefd^Ioffen, 
bog  bie  ber  Sommenbe  gegenüberliegende  @t.  3a« 
cobSfird^e  paritätijd^  fei,  bogcgen  in  ber  @t.  ßlifa« 
betl^entapeüe  nur  fatl^oUfd^er  ©otteSbienft,  unb 
)mar  unter  ©lodengelöute  gel^alten  merben  foUe. 
3n  beiben  ßird^en  follten  nur  2)eutfd^orben§« 
priefter  ben  fatl^olifd^en  ®otteSbienft  oome^men 
bürfen.  S)agegen  berpflid^teten  ftd^  bie  S)eutfc^« 
Irenen,  ba^  ^meber  Sapuciner  ober  3efuiter,  nod^ 
anbere  münci^en  ober  geiftlid^e  OrbenSperfol^nen 
. . .  barju  gebogen,  nod^  aud^  fonften,  ba  fte  gleid^ 
5um  fQtl^oIijd^en  exercitio  aud^  nid^t  gebraud^t 
merben,  in  ^cütfd^  l^of  beftenbid^  eingenol^men 
unb  bel^alten  merben.  3ebod^  foQ  bie  hospitatur 
(gaftlid^e  Sufnal^me)  oorementen  gciftlid^en  bem 
Orben  in  l^iefiger  commenda,  aud^  bemfelben  jeit 
mel^renber  hospitatur  in  ber  ffapeQ  ober  beuen 
oratoriis  ju  celebriren  unbenommen  fein"  (Usser- 
mann  1.  c.  Cod.  prob.  260).  9Ig  bie  Slifabetl^en« 
fapelle  1784  eingerifjen  mürbe,  um  ber  jc^t  bort 
[tel^enben  ftattlid^en  ffuppelfird^e  $Ia(  gu  mad^en, 
mürbe  ben  ffatl^oltten  bie  ffartl^öuferfird^e  ein« 
geräumt,  in  meld^er  ftd^  feit  1853  hali  germanifd^e 
Ü72ufeum  befinbet.  2)ie  2)eutfdmorben§priefter,  brei 
an  ber  3^^!/  paftorirten  bie  menigeu  ffatl^o« 
lifen  in  9tümberg  unb  ber  Umgegenb  bis  gum 
1.  Wax  1810,  au^  nad^bem  burd^  D^apoIeonijd^eS 
S)ecret  oom  24.  5lpril  1809  ber  Orben  in  allen 
©taaten  beS  Sil^einbunbeS  auf  gel^oben  morben  mar. 
3)a  aber  bie  ftatl^olifen  nid^t  auSgepfarrt  maren 
unb  bie  proteftantifd)en  Pfarrer  baS  9ied^t  beS 
©egräbniffeS  beanfprud^ten,  mürben  bie  fatl^on= 
[d^en  Scid^en  meiftcnS  auf  bie  näd^ften,  ftunbeu^ 
meit  entlegenen  fatl^olifd^enffirdjl^öfe  gcbrad^t.  3ni 
3. 1810  mürbe  eine  fot^olifd^e  Pfarrei  gcgrünbet, 
ju  beren  ^aftoration  bie  brei  el^emaügcn  DrbenS« 
pricfter  blieben,  ffiiefelbc  jaulte  in  ^Hümberg  900, 
in  ber  meitcn  Umgegenb  etma  1200  ©eelcn  (©am« 
berger  ©d^ematiSmen  oon  1811  unb  1813).  Sejt 
(Sä^Iung  oon  1890)  umfaßt  fie  im  ©tabtbejirf 
32  794  ffatj^olüen  unter  109  796  ^nberSgläu« 
Bigen.  Qu  i^nen  fommcn  in  19  fianbgemeinben 
4267  ff at^olifcn.  SDer  ©eelforgScIeruS  befielet  auS 
einem  Pfarrer,  9  ffaplänen,  einem  SKililörcuratuS 
unb  einem  3eßengefängni6gei[ilid^en.  $farr!ird^e 
ift  feit  1816  bie  grauenfird^c;  SKcbenürc^en  finb 
(feit  1857)  bie  ©t.  Slarofirdj^e,  (feit  1885)  bie 
©t.  SUfobetl^enfird^e  mit  öoKem  ®otte§bicnft;  (feit 
1858)  bie  SSoIburgiSfapcIIe  ouf  ber  Surg  mit 
einer  fonntöglid^en  Ijciligen  5Keffe.  3it  bor  bafclbft 
bcfinblid^en,  1 1 58  erbauten  ff  aiferfapeüe  ift  ©otteSr 
bienp  bei  Slnmefenl^eit  eincS  ©liebeS  ber  fönig« 
lid^en  gamilie.  ©eit  1861  befielet  in  Dtürubcrg 
ein  fat^olijd^er  ®cfeIIenoerein ;  feit  1854  ein  3n« 
ftitut  ber  ßnglifd^en  gräulcin  mit  ^jicnfionot  unb 
l&öl^erer  3:öd^tcrf^ule;  feit  1890  eine  gilialc  ber 
D^ieberbronncr  ©d^meftern  für  ambulante  ff  raufen« 
pflege.  2)ie  Pfarrei  befij^t  gur  Seit  40  füt(}oIifd}c 
©d^ulen.  —  5lu§  ber  rcidjcn  Literatur  feien  Qufjcc 

10 


579 


giuIHtätSflage  —  OatcS. 


ben  bereits  citirten  SBerfen  nod^  ertoäl^nt  bie 
ß^ronüen  bon  Ulman  ©trotncr,  6nbre§  unb  93er- 
tl^olb  Sudler,  ©igmunb,  9Ret|!erUn,  3)eid^8ler, 
aWuffcI  IC,  in  ben  Kl^ronifen  ber  bcutfd^cn  ©tobte, 
l^erouSgeöeben  öon  ^egel  I— III,  X  u.  XI,  8eip« 
jig  1862—1874;  ßl^riftton  ©d^eurlS  aSricfbud^ 
(1505—1540),  :|erau8gegeben  öon  ©oben  unb 
ftnoQfe,  2  S9be.,  «PotSbam  1867  ff.  ®ie  übrigen 
jal^Irci^cn  Urfunbenfornmlungen  f.  bei  Dejtcrle^, 
Sßeg»eifcr  burd^  bie  Siterotur  ber  Urfunbenfamm- 
lungcn,  SSerlin  1885, 400f. ;  Erdtmann  (^feubo- 
nt|m  für  ben  93amberger  SBeil^bifd^of  gfömer;  f.  b. 
%rt.)/  Norimberga  in  flore  avitae  Catholicae 
ReHgionis,  1629;  Wagenseil,  Delibera  civit. 
Norib.  commentatio,  Altdorp.  1697;  [SQSöI« 
fem],  Singularia  Norimbergensia  ober  .  .  . 
Wümbergif^e  OTtertl&fimer  n.  f.  ».,  9lümberg 
1739;  Würfel  (Hirsch),  Dipiycborum  Eccle- 
sianunNorimb.  succincta  enucleatio,  Norimb. 
1766 ;  Soc^ner,  ©ieSReformottonSgefd^.  ber  SRcid^ö» 
[tobt  giflmberg,  giümbcrg  1845 ;  ®erf.,  9lürn. 
bergS  SSorjcit  unb  ©egenmart,  9lümbcrg  1845; 
SWo^er,  ffleine  ß^roni!  ber  Scid^ftobt  Slürnberg, 
giümb.  1847;  Säaober,  3)er  Keid^Sftabt  9lümberg 
IcJteS  ©d^id!fal,  9lümberg  1863;  SRotl^,  S)ic  gin- 
fül^rung  ber  SRef ormation  in  9lümberg ,  SBürjb. 
1885 ;  §erolb,  «It-gtümberg  in  fdnen  ©otteS« 
bienjicn,  ©üterSlol^  1890 ;  8ube»ig,  ®ie  ^oliti! 
9lümbcrgS  im  3citQlter  ber  SReforniotion,  (Söt- 
tingen 1893.  ®ic  reid^e  neuefle  Siterotur  in  ben 
„SRittl^cilungen  qu8  ber  ©ef^.  ber  ©tobt  Wüm- 
berg^  1879  ff.  [SBeber.] 


^ntRtäisHUifitj  f.  $ro)e|oerfa]^ 

fltiitteititi^  (^oufii^viocX  ©ol^n  beS  t 
im  %  %.  ein  3ube  Don  gried^fd^er  Sil 
unter  ben  SRad^aböerfürften  Sonotl^an  m 
gmeimol  nad^  9iom  (unb  bei  biefen  ®d 
aud^  nod^  ©porta  unbanberSool^in)  gefd^ 
um  bog  fd^on  unter  SuboS  gefd^Ioffene 
gu  erneuern  (1  ÜRad^.  12, 16;  14, 22. 24 
Jos.  Antt.  14,  8,  5).  [Ä 

^nmttAj  f.  ^entateud^. 

frtm  (Tia),  im  %  %.  Sofue'S  SJotn 
11  u.  f.),  ber  einmal  aud^  (Sccii.  46 
gried^ifd^er  gorm  9?at)e  ]^|t. 

^ntMatnxftteU  nennt  man  gen)öl 
ienigcn  ©treitigfeiten,  »cld^e  unter  R 
\tpf)  n.  (f.  b.  9lrt.)  am  gnbe  beS  18.  SJal^ 
in  2)eutfd^Ianb  megen  angeblid^  Uebei 
pö^ftlid^en  9{untiu3  in  ftöln  unb  infolge 
errid^tung  einer  ))d))f[Iid^en  9htntiatur  in 
burd^  ben  fturfürften  ftarl  Sl^eobor  Don 
entftanben.  ©egenüber  frül^eren  @ti 
tt)egen  ber  9?untien  erl^ieft  biefer  feinen  ei 
Itd^en  Sl^arafter  baburd^,  ba^  bie  alte 
^mifd^en  ber  nieltlid^enunb  ber  geiftlid^en! 
bie  Seftrebungen  ber  bcutjd^en  gciftlid^ 
gegen  ben  päpftlid^en  ©tu^I  l^ier  im  ®el 
äBiffcnfd^aft  unb  mit  ber  auctorität  eine« 
ftd^  geltenb  mad^ten  unb  fömiUd^  auf  !Bi 
ber ))ö|)ftlid^en  Siedete  ausgingen.  Ueber  bi 
biefc§  ©trcitcS  f.  b.9lrt.6mf  er  Eongrefe. 

^nnttns^  f.  Segaten. 

^tfffenns^  f.  ©regor  t)on  92Qffa. 


^. 


0afe$,  Situs,  l&iefe  ein  elenber  ffierleumber, 
»eld^er  burd^  feine  meineibigen  9(u8fagen  bie  lejte 
groge  ffat^oIÜenoerfolgung  in  Snglanb  Deran- 
lafete.  ftarl  n.  (1660-1685)  botte  ben  ©lau- 
benSgenoffen  feiner  fatl^olifd^en  5IKutter  §enrietta 
9Karia  oon  granfrctd^  greil^cit  ber  SReligion  gu- 
gefagt  unb  1662  bie  fatl^olifd^e  ^rinjeffm  üaüja^ 
rina  t)on33raganja  jur  ®emal)lin  genommen.  ®iefc 
©d^ritte  aber,  mic  aud^  (1663)  eine  Serorbnung 
jur  milbem  ^anbl^abung  ber  ©trafgcfeje  gegen 
bie  ftat^olifen  erregten  ben  §ofe  ber  f rotcftanti- 
fd^en  gfanatifer.  ©eftcigert  ujurbc  biefe  3lbneigung 
burd^  ben  großen  Sranb  öon  Sonbon  (1666), 
meldten  mon  ungered^tcrwcife  ben  ftatl^olifcn  jur 
Saft  legte,  fomie  burd^  bie  Dom  Sefuitcn  P.  Sobb 
(1669)  bemirfte  Konocrfion  beS  ^erjogS  öon  ^ot!, 
beS  fpötem  ftönigS  3acob  II.,  unb  beffcn  93er= 
mäl^Tung  mit  ber  ^rinjeffm  9J?aria  SBeatrij  öon 
9Kobena  (1673).  3"^  Serul^igung  ber  erregten 
öffentlid^en  3Keinung  erliefe  ber  ftanfelmüt^ige 
Äarin.  eine  fd^arfe  ^roclamation  gegen  bie  fat^o» 
lifd^en  ^rieftcr.  S)aS  §oul)t5ieI  ber  protcfla«ti= 
fd^en  Partei  jebod^  bilbete  bie  SuSfd^Iiefeung  be§ 


^erjogS  oon  ^orf  öon  ber  Sl^ronfolg« 
Stoedte  biente  bie  öon  DateS  1678  nnb 
fuiten  angebettelte  93crfd^tt)örung.  —  i 
©ol^n  eine§  93anbmeber§,  mar  in  Kam 
Sl^eologe  gebilbet;  bann  übemal^m  er 
eines  ©d^iffSf  rebigerS,  mufete  fie  aber  \ 
natürlid^er  Safter  unb  nad^  einer  megen 
gegen  il^n  erl^obenen  Auflage  öerlaffen. 
er  in  SSerbinbung  mit  bem  ^rebiger  3 
Sonbon,  toeld^cr  feit  Salären  öon  papiftif< 
ploteu  träumte  unb  feine  |)aQucinationei 
blättern  unb  ^rebigten  befannt  mad^te.  ] 
fonncne55erfcI)tt)örung  glaubhaft  mad^en  \ 
liefe  OateS  fic^  in  baS  engtifc^e  ©eminor 
bolib  aufnel^men.  5Rad6bem  er  f^xtr  q\ 
morben,  aber  miebcr  SScrjeil^ung  crl^al 
erlangte  er  am  10.  ®ecember  1677  bie  \ 
in  ba§  ©cminar  ju  ©t.  Dmer.  Sud^ 
tercm  mürbe  er  am  23.  3uni  1678  ©e 
l^öd^ft  anftöfeigen  Senel^menS  entlaffen. 
brängtc  er  fi^  in  Sonbon  ben  Sefuiter 
burd^  6()icanen  ©clb  öon  il^nen  ju  erprej 
aber  aud^  sugtetd^  in  IBerbinbung  mi 


5S1 


DateS. 


582 


43  fünfte  bet  „SBal^r^ftigen  unb  getreuen  @r» 
0Ujuig  beS  {(^redltd^  SompIoteS  ber  papifti» 
idifli  Partei"  gujamnten.    SBegen  SRangelS  an 
SeDrifen  lehnte  ber  Sd^o^meifter  S)anbQ  bie  an- 
flöge ab.  Sekt  fanbte  OateS  an  ben  in  SBinbjor 
all  Paplan  beim  ^erjog  t)on  ^ort  mo^nenben 
Jfjiriten  SJbimforb  einen  Srief,  in  mläjm,  ein 
.nniefannter"  ftd^  über  ben  großen  $Ian  t)er- 
bmtetc,  mtliitt  nad^  ber  SReinung  ber  Sefuiten 
hoU),  ober  ol^ne  SSormiffen  bed  C^er^ogd,  gur  ^uS* 
ütooig  gelangen  foDe.  SBö^renb  9Rumforb  ba§ 
Sdjniben  bem  fiönig  überreid^en  lieg  unb  ftrenge 
äittriu(^ung  beantragte,  bejeic^nete  ber  ^roDinjial 
P.  S(|itebreab,  bei  »eitlem  OateS  bettelnb  unb 
bzD(cnb  erf^ien,  ben  Ie|tem  atö  ben  Url^eber. 
%ni  beponirte  OoteS  am  27.  September  1678 
bm  gtieben^rid^ter  @ir  Qbmunbburt)  ©obfreQ  in 
iSegentDort  Don  ^mei  Saugen  81  ^Inflagepunfte, 
oeRDidelte  ftc^  aber  im  fßtxf^bx  t)or  bem  ftönig 
tot  in  Siibcrjprud^e,  bag  ffarl  ü.  il^n  ben 
iialogmften  Schuft  nannte,  ben  er  je  gefeiten. 
Skic^o^I  kourbe  jur  lBef(]^n)id^tigung  ber  öffent» 
li^ni  Sleinung  bie  SnHage  angenommen;  fte 
lotete  auf  JtönigSmorb,  Sufrul^r,  Sanbe§t)errat]^ 
sib  Snmbftiftung.  OateS  bejc^mor,  bag  er  einer 
ünatlgeföl^rlid^en  ^roDin^ialDerfammlung  ber  eng* 
!ii4en  Stfuiten  im  SSß^ite  ^orje  XaDem  $u  Son» 
bon  am  27.  tOpril  1678  beigemol^nt  l^abe,  unb 
Riiaftete  bann  auf  ®runb  ber  il^m  ertl^eilten  9$oU" 
nodittn  ben  ^ocurator  ber  Sejuiten  P.  3relanb, 
hm  ben  ^roDinjiat  Sßbitebreab,  bei  meld^em 
^önmtlic^e  Rapiere  ber  CrbenSprot)in5,  in§be> 
'mbere  bie  Serbanblungen  öom  27.  «pril  1678, 
bcjAlagnabmt  mürben.  2)ie)e  entl^ielten  aud^  nid^t 
^  minbeften  ®runb  ju  einer  ^Inflage.  9lIIein 
Me  %ngft  Dor  einem  Somplot  erl^ielt  neue  dlaH)' 
nmg  burc^  baS  plo^Iid^e  93erf  c^minben  be§  tJ^riebenS* 
nitcr«  Sir  ©obfrep,  ber  al§  Ceid^e,  anfd^einenb 
erDrofielt,  auf gefunben  mürbe.  SDaSfieid^enbegöng» 
niß  befijelben  »arb  SSeranlaffung  ju  einer  toüftcn 
u-TUifat^ioIifc^en  Jhmbgebung;  gleid^^eitig  ging  im 
i&nlament  ein  ®e{e^  burd^,  meld^eS  ben  3:eftcib 
rori^irieb  unb  ben  fatl^olifc^en  SorbS  il^re  ©timme 
zahm.  Cateö  ftanb  nod^  al§  Qm^t  aMn,  erl^telt 
iha  f^on  eine  ^enfton  üon  1200  ^fb.  ©t.  unb 
So^nung  im  ißalaft  SSßl^ite^aa.  93alb  aber  gab 
'"i*  ein  burd^triebener  ©auner,  SBiüiam  Sebloe, 
^)u  b^,  ibn  in  feinen  ^uSfagen  ^u  unterflü^en. 
Sei  ben  Seric^tSDerbanblungen,  in  meldten  OateS 
3nb  Scbloe  als  ftronjeugen  auftraten,  fiel  Sbmarb 
ticleman,  Secretör  ber  ^er^ogin  Don  ^orf,  aI3 
TVä  Cpfer.  ©ein  93rief  an  P.  Sad^aije  in  ^ari§ 
rxBertc  ben  SSunf  d^  nad^  balbiger  9Q3ieber^er{teUung 
yx  tatbolifc^en  SIeligion  inSnglanb;  bieg  mürbe 
fä  Sanbeöoerrat^  aufgelegt.  9Jod^  auf  ber  SRid^t* ; 
fete  fteüte  er  jebeS  ÄMffen  um  ein  (Somplot  in 
Sbiebc.   9lm  27.  S^ecember  begannen  bie  SSer» 
taiblungen  gegen  bie  Sefuiten  SBb^tebreab,  3re» 
laab  nnb  gfenmidf,  ben  3efuiten«8aienbruber  ©roöe 
nb  b«i  SJenebictiner-Saienbrubcr  ^idfering.  Ser 
ciblii&en  9u§fage  CaM'  über  feine  angebnd)e 


Stnmefenl^eit  in  ber  ^roöin5ialDerfommIung  ber 
3e|'uiten  in  Sonbon  am  27.  april  1678  fteflte 
man  ba§  t)on  ben  franjöftfc^en  ^e^örben  beglau« 
bigte  3^9ni6  ber  ^Profefforen  be§  Eotteg§  Don 
©t.  Dmcr  über  baS  bamalige  Scrmcilen  beS  DatcS 
im  bortigen  englifd^en  ßoKeg  entgegen,  ber  SRid^ter 
lel^nte  eö  aber  au8  formellen  ©rünben  db,  S)a» 
gegen  ftempelte  ber  j^ronanmalt  bie  Sinlabung 
be3  ^roDin5ta(3  SBI^itebreab  an  einen  $ater  jur 
^ProDinjialDerfammlung  mit  bem  6rfu(^en,  bar» 
über  ©tifif  d^meigen  ju  beobad^ten,  ^u  einem  ©taatS« 
Derbrec^en.  SB^itebreab  unb  tjfcnmicf,  bie  man  megen 
9Wangel8  an  Semeifen  bötte  freifpred^en  muffen, 
liefe  ber  Slid^ter  bis  jur  Ermittelung  mciterer  3«u= 
gen  in'S  ©efängnife  merfen.  ©agegen  mürben  3re« 
lanb,  ^idfering  unb  ©roDe  auf  ©runb  ber  mein* 
eibigen  tluSfagen  DateS'  jum  lobe  Derurtbeilt, 
nacbbem  ber  Stid^ter  ber  ©c^mefter  3relanb§  bie 
äJiöglid^feit  jur  9$orIabung  ber  ©d^u^5eugen  be« 
nommen  ^atte.  3m  3uni  1679  mürben  bie  3c- 
fuiten  aSbi^cbreab,  gfenmidf,  SBaring,  Sumer  unb 
©aDan  Dor  ©erid^t  gefte0t.  3)er  befd^morenen  ^u§« 
fage  beS  Oate§  über  feine  Snmefenbeit  auf  ber  ^ro* 
DinjialDerfammlung  om  27.  april  1678  fleflten 
je^t  14  ©cbüler  bed  SoHegS  Don  ©t.  Omer  ba§ 
3eugnife  über  fein  bamaligeS  SSermeilen  in  biefem 
SoKeg  entgegen.  Sabq  ©outl^cot  überführte  Oate§ 
beS  3Keineibe§,  inbem  fie  bie  3lnmefenbeit  be8  un« 
geredet  DcrurtbcUten  P.  3relanb  im  SBeftcn  6ng= 
lanbs  mäbrenb  ber  3Konate  9luguft  unb  ©eptember 
1678  bezeugte,  mo  OateS  ifn  in  Sonbon  ge> 
fprod^n  ^aben  moßte.  9llle  ©d^ujjeugniffe  mur« 
ben  aber  burd^  bie  9u§flud^t  ber  SRi^ter  abge» 
miefen,  ein  3rrtbum  in  ben  Sci^mftänben  fei 
leicht  mögtid^.  ffiinfd^üd^tcrung  ber  3urt),  55cr« 
l^öbnung  ber  ©c^ujjeugen,  empörenbe  Sebanb- 
lung  ber  ^(ngcflagten,  Aufregung  ber  religiöfen 
8eiben|ct)aften,  ba§  maren  bie  OKittel,  burd^  meiere 
bie  Sftid^ter  i^ren  3ufti5morb  bemirften.  SroJ  ber 
berrlid^en  SSertbeibigung  bc8  P.  ©oDau  mürben 
bie  fünf  3efuiten  ncbft  bem  fat^olift^en  anmalt 
Mid^arb  Sangborne  Dcrurtbeilt  unb  bann,  nocb 
feierlid^er  Setbcucrung  ibrcr  Unfd^ulb  auf  ber 
SRid^tftättc,  am  20. 3uni  unter  furd^tbaren  Dualen 
bingericbtct.  9Im  26.  aJlai  1685  liefe  3acob  II. 
ben  ^rojefe  einer  Prüfung  unterbieten,  mobei  bem 
Oatt^  ein  boppelter  3Keineib  gegen  P.  Srelanb 
nad^gemiefen  unb  ente^renbe  ©trafen  über  i^n  Der« 
bangt  mürben.  ®ie  S^l^ronbefteigung  bc§  Dränier« 
(1688)  Derfd^affte  DateS  bie  grcibeit  unb  fogar 
eine  ^enpon.  53on  ba  an  Derf^minbet  er  au8  ber 
©cfd^icbtc.  9Kit  SRed^t  nennt  Sorb  2KacauIat)  bie 
^Inhage  beß  2:itu8  DateS  gegen  bie  ffatbolifen 
„einen  abfd^recfenbcn  SRoman,  meld^er  mit  bem 
3:raum  eineö  gieberfranfcn  gröfeere  ^Icbnlid^fcit 
befi^t,  al%  jebe  anbere  Sntriguc,  bie  je  auf  ber 
SBelt  gefpielt  mürbe".  (Sgl.  Th.  Macaulay,  The 
Hist.  of  Engl.  I,  Lond.  1857,  239  If.;  D.  fflopp, 
S)er  ^aU  bc§  §aufes  ©tuart  II  u.  III,  SBicn 
1875  u.  1876,  passim;  lY,  ebb.  1876,  471; 
Henry  Foley,  Records  of  the  Engl.  Provinco 

1(1* 


591 


Oberraud^. 


592 


ben  folgcnben  Ihtcgen  erlitten  l^otte,  nod^  nic^t 
erl^olt.  Dbedin,  ber  mit  ^riebr.  ©imon,  ^ro» 
feffor  am  ^l^ilontl^ropittum  ju  ©effou,  in  Kor- 
teffonbcnj  ftanb  unb  öom  Safebott^fd^en  „(Sit' 
mentormerf"  Slnregung  empfangen  l^atte  (Ä.  ®. 
D.  SRaumer,  ®efd^.  b.  pbog.  n,  5.  «up.,  ©üterS- 
lo^  1879,  236  f.).  machte  fid)  um  jcine  arme 
^forrci,  ju  meld^er  fünf  äBciler  gcl^örten,  hnxS) 
§ebung  ber  ©d^ulen,  beS  ?lcf erbaucS  unb  ber  Sic)^- 
jud^t,  fomie  burd^  ginfül^rung  ber  SaumtuoKen» 
i^anbfpinnerei  wol^I  öcrbient.  ©einen  SRuf  in  ber 
pöbagogifd^enSßelt  Derbanft  er  bemUmftanbe,  bag 
er  bie  öorf^ulppid^tigen  ftinber,  toeld^e  fid^  ol^ne 
SJufftd^t  auf  ber  ®affe  l^erumtrieben,  in  gemietl^ctcn 
@ölen  fammelte,  bur(|  t$frauen§))erfonen,  votlä^t 
Don  i^m  unb  feiner  @attin  angeleitet  n)urben, 
beaufftd^tigen,  in  ber  ^nfd^auung  üUn  unb  im 
©tridfen,  9?a^en,  (Spinnen  unb  ©prcd^en  unter* 
weifen  liefe,  gr  ftarb  am  1.3uni  1826,  nad^bem 
er  60  ^af)xt  im  ©teintl^ole  fegenSrcid^  gemirft 
l^atte;  feine  Siograpl^en  lieben  eS  befonberS  ^er- 
Dor,  bafe  fat^olifc^e  @eiftlid^e  in  il^rer  jfird^en« 
fleibung  ftd^  bei  feiner  93eerbigung  bctl^eiligten. 
^18  ßrpnbcr  ber  ßinberbetoal^ranftolten  fann 
Dberlin  nid^t  angefel)en  merben,  ba  lange  öor  il^m 
in  oEen  cioilifirten  Säubern  ^riöotanftalten  biefer 
9rt  beftanben,  ).  99.  in  Stauen  bie  scuole  delle 
creature,  toorin  ffinber  bi§  ju  7  Sauren  oon 
einer  maestra  befd^öftigt  mürben,  in  Snglanb 
bie  Dames-schools  mit  äl^ntid^er  Sinrid^tung, 
in  ben  9JieberIanbcn  bie  öon  ©rabner  (Sriefe  über 
bie  öereinigten  9iieberTanbe,  ©otl^a  1792)  be- 
fd^riebenen  „©piclfd^ulen".  ®er  Senebictincr- 
orben  gab  fd^on  in  frül^eren  SSal^rl^unbcrten,  feiner 
SRegel  entfpred^enb,  in  Dielen  feiner  Jf löftcr  ftinbem 
Dom  Diertcn  fiebenSjal^re  an  Verpflegung,  Unter« 
rid^t  unb  Einleitung  ju  |)anbarbciten.  5lber  meun 
eS  aud^  al8  ein  3rrti^um  bcseid^net  werben  mufe,  bafe 
Dberlin  ftd^  juerft  ber  öorfd^ulpflid^tigcn  Sngenb 
angenommen  f)aU,  fo  foll  bamit  fein  menfd^en» 
freunblidE)e5  Vorgehen  nid^t  öerfleinert  werben. 
6§  fanb  um  fo  mel^r  ^nerfennung  unb  Semun» 
berung,  weil  e8  in  eine  Seit  pel,  bie  unjäl^Uge 
anbere  anftalten  d^riftli^er  gtäd^ftenlicbe  jer- 
ftört  ^at.  Kationaliften,  wie  §einrid^  Sfd^offe, 
unb  Drtl^oboje  in  Qfranfreic^  unb  ©eutfd^Ionb 
wetteiferten  in  ber  93er]^errlid)ung  Dberlin§.  Sie 
9iad^ftcnUebe  DberlinS  ging  übrigeng  au8  pofi» 
tioem  S^riftu§g(auben  fjeroor,  bcnn  ber  SWann, 
Weld^er  im  3. 1777  an  bie  Mitarbeiter  Safebowö 
fd^rieb:  „®ott  gebe  eud^  järtlid^e,  immer  järt« 
liiere  Siebe  ju  3efu  unb  ben  i^m  fo  lieben, 
burd^  fein  93Iut  erfauften  ffinbern"  (D.  Waumer 
a.  a.  D.),  I^atte  feine  ©cmeinfd^aft  mit  ben  auti» 
d^riftlid^en  ^nfd^auungen  eines  Safebow  ober 
Sfd^offe.  ^ber  ^u  biefer  d^riftlid)en  Siebe  unb  ju 
bem  §eiligenfd^eine,  mit  weld^em  bie  pietiftifdde 
Segenoe  baS  §aupt  OberlinS  umgab,  pafet  fcl^r 
wenig  bie  2:^atfa(^e ,  bnfe  festerer  mit  anbcren ' 
proteftanti|dE)en  ©ciftlid^en  bem  Sacobinerclub  in ' 
©trafeburg  beitrat;  benn  biefer  Derfolgte  mit  fa= 


natifd^em  ßifer  bie  fird^entreuen  ^riefte  unb  fo 
trieb  ben  Serfauf  ber  ffird^engüter  (DgL  3.  ® unter, 
9r.  gr.  S.  Siebermann,  fjfreiburg  L  %r.  1880, 86) 
9ud^  fann  nid^t  gelöugnet  werben,  ba^  Oberiir 
fel^r  Diet  ju  ber  ISerbröngung  beS  2)euftfc^t^umi 
im  ©teintl^ale  beitrug,  ba  er  {teenge  batan' 
^ielt,  bafe  in  feinen  Slnfialten  nur  fronjBfifd^  g» 
fprod^en  würbe,  lieber  bie  SBered^tigimg  bei 
jfinberbewal^ranftalt  DgL  b.  Srt.ftinbergarten  YII 
471.  [Äned^L] 

0tnxand^j  9nton  3lxco\auS,  0.  S.  Fr. 
gewö^nlid^  nad^  feinem  ffloftemamen  P.  f^erculoi 
gel^ei^en,  ein  befonberS  Don  ben  SOuminoten  an< 
gefeinbeter  Sl^eologe,  geno|  großes  Snfel^  e6en> 
fowo^I  als  tüchtiger  iDloralift  imb  Sanonift,  wi 
als  eifriger  ©eelenfü^rer.  Sr  flammte  aud  Xtro 
unb  war  im  ©amicale  1728  geboren.  Stad^bcn 
er  5u  3nnSbrud(  ftubirt  unb  bort  bei  bem  gewA^' 
lid^en  ^lamtn  ber  t$franci8caner,  bem  er  nur  all 
3u^örer  l^atte  beiwohnen  wollen,  burc!^  feine  Oorer 
^ntiDorten  aQe  überrafd^t  ^atte,  trat  er  auf  Sntraj 
beS  OrbenS  im  %  1750  in  bo8  fflofier  hatten 
tin  unb  mad^te  bort  gemöB  ben  OrbenSflotutet 
nod^maß  grünblid^e  ©tubien.  3m  3. 1753  em> 
pfing  er  bie  ^riefterweil^e ;  bann  beOeibete  er  hcA 
^mt  eines  SectorS  ber  ^l^ilofop^ie  unb  beS  ^rc^en^ 
red^teS  in  Derfd^iebenen  ftlöftem,  fett  1765  in 
^auptftofter  feines  OrbenS  gu  SnnSbrud.  f^ir 
war  er  aud^  Don  1766—1782  Ißrofeffor  bti 
jf ird^enred^tS  an  ber  UniDerfitöt.  3m  Orben  witrb 
il^m  mel^rmalS  baS  9lmt  eineS  2)efimtot8  über 
tragen;  Dor  Mem  aber  war  er  gefd^t  d* 
©ewiffenSrat^,  wie  erbennnad^  eigenen  tlu^eid^ 
nungen  me^r  als  2000  3ünglingen  bei  ber  Staubet 
waT^I  be^ilflid^  war.  gbenfo  war  er  feit  178: 
IBcid^tDater  ber  ju  3nnSbmd(  refibirenben  Sr| 
l^erjogin  ©lifabet)^.  Srofe  feiner  Dielumfcflenbei 
unb  aufreibenben  Xl^ötigfeit  erreid^te  er  ein  9Ute 
Don  80  3a]^ren.  3m  93orgefü^I  beS  SobeS  lieg  e 
fid^  im  max  1808  in  baS  ftlofter  )u  ©d^wo^ 
bringen  unb  fiarb  bafelbft  im  October  beSfelben 
3aI)reS.  —  Dberraud^  §auptwerl  waren  bie  In- 
Btituüones  justitiae  christianae,  seu  Theo* 
logiamoralis,  Oenipontel774etl775,  4yolL 
®aS  SDBerf  würbe  jwar  1796  auf  ben  Snbej  gefejft, 
weit  mand^e  ©ö^e  barin  nid^t  Don  bitten  im  lat^o* 
lifd^en  ©inne  ausgelegt  werben  würben,  wie  Sar* 
binal  tBorgia  auf  eine  ^2lnfrage  beutfd^er  Sifd^öfe 
crflärte  (f.  SReufd^,  3nbc5  II,  999),  ein  Sleubrui 
aber  (Theol.  moralis,  Bamberg,  et  Norimb. 
1797—1798,  8  voU.)  blieb  unbeanftanbet.  SJiel- 
leicht  trug  5ur  Senfurirung  beS  SBerfeS  ber  Um- 
ftanb  mit  bei,  bag  Oberraud^  burd^  baSfelbe 
mit  anberen  ©elel^rten  in  literarifd^e  ^tljlbt  ge« 
ratl^en  war.  3n  JflüpfetS  Nova  bibliotheca 
eccles.  Friburg.  I,  1775,  168  sqq.  War  baS 
93ud&  fd^arf  reccnfirt,  worauf  Oberraud^  pdj  in 
ben  Vindiciae  tbeologiae  moralis  contra  re- 
censentem  Friburgensem ,  Oeniponti  1776, 
Dert^eibigte.  Sine  weitere  ©d^rift:  Zl^eon  unb 
^m^ntaS,  ober  ©efpräd^e  über  9le(igion  unb  ©e« 


593                               £)6errl^eintfd^e  Jlird^enptoDing.                                  594 

xn^gleü,  3tm86rud(  1786—1788,  in  4  f&hn.,  ptö^lid^  mel^r  ober  meniger  groge  fot^olifd^e  San- 

grgen  ben  SnbifferentiSmuS  unb  @!e))tictSmuS  ge-  bestreite  er|alten  l^atten,  erliegen  fofort  ßbictc, 

li^td,  Denoidette  Obenoud^  in  neue  Streitig-  morin  nad^  SRoggabe  ber  f reilid^  ü6er  @e6ä^r  auS* 

fdtni;  auc^  mad^ten  bie  äQnminaten  bamalS  gebel^nten  SRoieftötdred^te  bie  fird^Iid^en  ISer^ält» 

me^rla^,  aber  tergeblid^,  ben  Serfud^,  il^n  qu§  niffe  il^rer  fat^olifd^en  Untert]^anen  georbnet  tt)er> 

3^bnt(t  )u  Derbrangen.  3)enn  Oberraud^S  Sin*  ben  foQten.    @o  erfd^ien  in  9Bürtem6erg  am 

uns  Dar  ed  unter  ^inberem  mit  ju^ufd^reiben,  1.  Januar  1803  ein  OrganifationSebict,  am 

i>a§  rndf  3ofep^8  ü.  3:obe  bie  ©eneralfemi-  14.gfebrnarl803ein9leIigion§ebict,aml8.aKära 

nonm  loieber  burd^  S)töcefan)eminare  erfe^t  tont*  1806  ein  Organtfationdmanifeft,  am  15.  October 

bfiL  Sie  ?lug5burger  „ffritif  über  geiüiffe  ftri-  1806  ein  SRcligionSebict;  in  93abcn  am  11.  Qf^- 

lifcr-  Vni  [1794],  89  ff.  337  ff.,  griff  befonberS  bruar  1803  ein  SReligionScbict,  am  14.  gebruar 

rise  Stelle  in  S^on  unbSimQntad  an.  S)ie^nt-  1803  ein  Sbict  über  bie  (Stifter  unb  ff  (öfter,  am 

iDottCbenaud^  blieb  nid^t  aus  ;fte  trug  ben  £itet:  31.  October  eine  tat^olifd^e  Jlird^encommiffion3> 

Som  Staube  ber  3<^ntic^tung  an  bie  Ferren  Stxi*  orbnung,  am  14.  9Rai  1807  ein  SonftitutionS« 

tifn:juaug8burg,ß.l.l794.  — Slufeerbengenann*  ebict,  am  26. IRoöcmber  1809  ein  Organifationö» 

tm  Skrfen  ^interlieg  Oberraud^  nod^  eine  5iem-  ebict.    t$ür  bie  Ausübung  ber  Ianbe§^enlid^en 

li^e  Snjal^l  Don  ^bl^anblungen  befonberS  aSceti«  SKed^te  auf  bem  äußern  ®ebiete  bed  fat^olifd^en 

f^tnSntialtS,  bie  nur  sum  S^eil  gebrudft  finb,  fo  Jhrd^enmefenS  mürben  befonbereSel^örbenerrit^tet, 

nne  Einleitung  jur  d^riftlid^en  ^oQfommenbeit,  fatl^olifd^er  geiftlid^er  SRatl^,  ffirc^enratl^,  ffird^en- 

3nii§6ru(I  1800  (neu  abgebrudft  Sojen  1839);  commiffton,  Äird^enfection,  Oberürd^enratl^  be« 

ter^Iigelhmt^meg,  ^nnSbrud  1800 ;  S)a3 Silier«  nannt.  ^Kmälig  mürben  aud^  Serl^anblungen  mit 

m^tigile  unb  einjig  9{ot]^menbige,  ebenbaf.  1801  bem  römifc^en  Stul^Ie  angehtüpft.    SBürtemberg 

L  |.  ».    (IBgl.  X^eop^.  ^t\t  [pfeubon^m  für  mar  fd^on  1807  bem  Sbfd^Iug  eined  6oncorbate3 

P.  1  9.  9BaibeI],  ^erculan  Oberraud^.    Sine  nal^e.  2)ie  9)er^anMungen  fd^eiterten  junöd^ft  alle 

nnfloürbige  SebenSgefd^ic^te,  2.  9u{!.,  39tünc^en  an  ber  Ungunft  ber  Seiten,  unb  fo  lange  bie  terri« 

1834;  9Burjba4,  IBiogr.  Sei^fon  bed  ftaifertl^umS  torialen  SSerönberungen  fortbauerten,  mar  aud^  ber 

0«ilfrreid&  XX,  SBien  1869, 462  ff.)    [%.  gffer.]  Slugcnblidf  nod&  nic^t  gefommen,  um  bleibenbe  ein» 

fkn^riuif^  ^bc^tnpxwini  ift  bie  ju*  rid^tungen  su  treffen.  2Burtemberg  errid^tete  unter 

iomnenfaitenbe  Sejeid^nung  für  bad  SrjbiStl^um  biefen  Umftänben,  als  ber  Sifd^of  Stemend  SBen« 

Smbnrg  unb  bie  SiSt^ümer  Sftottenburg,  9)lain5,  jeSlauS  Don  Augsburg  1812  ftarb,  für  bie  biSl^er 

Solba  unb  Simbura.  @ie  ijt  baS  9lefultat  Tanger  ju  biefem  @prengel  unb  jur  eiemten  $ropftei  SU' 

So^Iungen  }tDifd^en  ben  bet^eiligten  Staaten  mangen  geprigen  ffatl^olifen  ein  ©eneralDicariat 

n^bem  römifd^en  @tul^Ie,  meiere  burd^  bie  poli»  ju  gUmangen;  eS  mürben  bemfelben  in  ben  nöd^- 

tinten  Senberungen  in  S)eutfc^Ianb  ju  Anfang  ften  Salären  aud^  bie  Don  anberen  SBiStpmem  in 

Mefeö  Sfl^^unbertS  nöt^ig  mürben.  Slm  25.  §c«  baS  ffönigrcid§  l^ereinragcnben  Sl^eile  unterfteüt. 

taiat  1803  ^tte  ber  5Reid^§beputation§^ouptfd^Iu^  3)icfe§  (SeneralDicariat  mürbe  im  3.  1817  m6) 

(«i  Srunb  Don  ^rtifel  7  beS  fJriebenS  Don  8une»  JRottenburg  Dcricgt.    ^e^nlidjermeife  untcrfteHte 

oille  bie  geiftlic^en  gürftentpmer  in  3)eutfd^lanb  man  bie  ff atl^olifcn  in  ©oben  ben  ju  Srud^fal, 

oingf^obm  (bi§  auf  jmei,  bie  nad^  furjer  Seit  ber  SRefibenj  be§  93ifd^of8  Don  ©peier,  unb  in 

MB  bemfelben  Sc^idCfalerreid^t  mürben),  bie®  üter  ffonftanj  befte^enben  SSicoriaten,  bie  in  9Jaffau 

bff  Somcapitel  unb  i^rer  ®ignitarien  ben  S)o*  bem  SSicoriat  ju  fiimburg. 

mänm  ber  93ifc^öfe  ciuDerleibt  unb  mit  ben  ^x»=  ^l§  auf  bem  SBiener  Kongreß  bie  politifd^en 

ftränern  ben  gürften  juge jprod^en ,  bcnen  biefe  Scrl^ältniffe  ©uropa^S  neu  geregelt  mürben,  fteüte 

flngeiDiefen  mürben  (§  34),  aud&  ;,atte  ®ütcr  ber  ber  Dormalige  ffurerjfanjler  ff.  %i).  Don  ®al» 

funbirten  Stifter,  Slbteien  unb  ff  löfter...  ber  freien  berg,  grjbijc^of  Don  KegenSburg  unb  Sifd^of 

rab  DoIIen  2Di8pofition  ber  refpectioen  fionbe^«  Don  SQ3orm§  unb  ffonftanj,  burc^  feinen  93e» 

ientn,  fomo^l  jum  Sel^uf  beS  SlufmanbcS  für  DoÜmäd^tigten,  ben  ffonftanjcr  ©eneralDicar  grei« 

ßottesbienft,  Unterrid^t§=  unb  anbere  gemein=  l^erm  Don  SBeffenbcrg,   ben  Eintrag,  für  bie 

w|ige  ?lnftalten  al3  jur  grleid^terung   i^rer  ginrid^tung  unb  Sid^crftcUung  ber  fat]^oIifdE)cn 

^inanjen"  überlaffen  (§  35).    ®amit  mar  eine  ffird^e  im  Umfange  bc§  beutjd()en  SunbcS  burc^ 

fo  groBe  Umgeftaltung  in  ber  ffird^e  Seutfdd«  ein  mit  bem  pöpftlid^cn  ©tul^Ie  e^eftcnS  abju^ 

lonb^  bewirft,  ba^  mcitere  Seräuberungen  nid)t  fdjIicfeenbeS  Koncorbat  tJürforge  ju  treffen  unb 

an5Meiben  tonnten.  ®a  ja^Ireid^e  ffatl^olifen  an  bie  Einleitung  boju  ber  oberften  Sunbe§be]^örbe 

neue  2anbe§^erren  famen,  tonnte  fid^  ber  ©ebanfe  ju  übertragen.    S)ie  im  ^pril  1815  Dert^eiltc 

an  eine  neue  fird^lid^e  Crganifation  nahelegen,  ©d^rift  2Bcffenberg§ :  „S)ie  beutfd^e  ffird^e,  ein 

anb  biefe  um  fo  mel^r,  meil  bie  alten  SiSt^ümer  in  Sorfd^üag  5U  il^rer  neuen  9?egrünbuiig  unb  Gin* 

feir  imgleic^er  SBeife  in  bie  neuen  ©taatengebilbe  ric^tung",  gab  ju  bem  ^an  eine  näljcve  Srlöute» 

hineinragten.  3)er  Seid^Srecep  nimmt  bereits  felbft  rung.  68  mar  auf  eine  einl^eitlid^e,  unter  einem 

eine  neue  3)iöcefaneinrid^tung  in  ^tuSpd^t  (§  62).  ^rimaS  ftcl^enbe  unb  unter  bem  ©d^u^  ber  Suii= 

3n  ber  ifyit  mürben  balb  ©d^ritte  in  biefcr  iRid^-  beSDerfammlung  organifirte  beutfc^e  9^ationaIfird^e 

tong  get^KHt  3)ie  proteftantifd^en  Surften,  meldte  abgefe^en.  Sa  ber  Eintrag  in  ber  beutfd^cn  93nn- 


595 


Obecrl^einifd^e  ffird^enproDinj. 


beSacte  feine  SerüdCftd^tigung  fonb,  betrieb  SQBefjen» 
berg  bie  ^ngelegettl^eit  meiter.  92od^  Don  SSJien 
QuS  rid^tete  er  ein  ^romemoria  an  äße  beutfd^en 
^öfe,  inbem  er  {einen  Eintrag  njieberl^olte  unb  öor» 
fc^Iug,  burd^  geeignete  ^eDoDmöd^tigte  in  gfranf* 
fürt,  bem  ©ij  beS  fünftigen  SBunbeStogcS,  bie 
entfpred^enben  IBerat^ungen  ju  Sier^anblungen 
mit  bem  römifd^en  Stul^I  eintreten  ju  loffen.  ®er 
Eintrag  ftic|  aber  aud^  je^t  auf  SQBiberfpruc^.  Sin 
SunbeSconcorbat  fd^ien,  tote  f8at)txn  bemerfte, 
mit  ber  Souoeranitöt  ber  Sin^elftaaten  ftd^  nid^t 
5U  Verträgen.  SBeffenberg  oerfolgte  bie  ®aä)t  nod) 
einige  Qnt  3m  ©ommer  1816  untemol&m  er 
eine  Umarbeitung  feiner  „©eutfd^en  Äird^e".  ®ie 
©d^rift  »urbe  ettoaS  erweitert  unb  1818  8.1.  (ÄarlS» 
rul^e)  gebrudft  unter  bem  Sitel  „Setrad^tungen 
über  bie  93er]^öltniffe  ber  fatl^olifd^en  ffird^e  im 
Umfang  bed  beutf d^en  iBunbed".  2)od^  trat  ber 
@ebanfe  an  ein  SBunbeSconcorbat  aQmöIig  bei  il^m 
5urüdf.  @d^on  feit  1816  fud^te  er  einige  beutfc^e 
Staaten  )u  gemeinfamen  Sieratl^ungen  ^u  oeran« 
laffen;  balb  nxiren  aud^  einige  ^Regierungen  in 
biefer  Süd^tung  tl^ätig.  93aben  fül^Ite  ftd^  fd^on 
burd^  bie  ©d^wierigfeiten,  mit  benen  ffieffenberg 
eben  bamalS  in  9tom  ^u  fämpfen  l^atte,  ^u  gemein« 
famem  SJorgel^en  mit  anberen  ©taatcn  auf  gef  orbert. 
^13  im  92ot)ember  1816  ber  ©taatSfanaler  SRetter- 
nid^  Don  SBien  au§  mal^nte,  ba^  mt  Stegulirung 
ber  im  9tei(^§be))utation§]^au))t|d^Iu|  oorbel^altenen 
2)iöcefaneintl^eilung  bie  t)or5ÜgU^  babei  inter» 
effirten  ©ouoeröne  förberfamft  eine  SRüdffprad^e 
unter  ftd^  nel^men  unb  gu  bem  Snbe  ®efd^aft§» 
funbige  ju  einem  Oorläufigen  Sufoiwtnentritt  ah^ 
orbnenmöd^ten,  überreid^te  fficffenbcrg,  ber  fei» 
neu  Setter  TOettemid^  ju  bicfem  ©d^ritte  oeranla^t 
l^atte,  bieenoä]^nteS)enffd^rift.  ©agegenlie^SBür« 
temberg  ein  ©utad^ten  erftatten,  loel^eS  gau)  ober 
t]^eiltt)ei[c  oon  S.  SBerfmeifter,  9RitgIieb  bc§  fatl^o« 
lifd^en  ffird^enratl^cS,  l^erftammtc.  ®er  mürtem« 
bergifd^e  6ultu§minifter  Qfreil^err  oon  SDBangcn- 
l^eim  Iie|  in  ber  crftcn  ^ölfte  bc§  Sal^reS  1817, 
voofjH  burd^  SaSerfmeiftcr  unb  ben  ®eneraloicariat§» 
ratl^  Soumann,  bie  „OTgemcinen  ©runbfä^e, 
nad^  n^eld^en  in  beutfd^en  ©taaten  ein  Soncorbat 
abjufd^Iielen  toäre",  aufarbeiten,  unb  al§  er  im 
folgenben  ©f  ötl^crbft  al§  »ürtembcrgifd^cr  93un« 
beSgefanbter  nad^  Q-ranffurt  fam,  tticiltc  er  ba§ 
©d^riftftücf  ben  Vertretern  anberer  SRcgierungen 
mit.  @S  mar  feine  älbfid^t,  tüo  möglid^  aüe  beut« 
fd^en  ©taaten  ^u  gemeinfamen  IBeratl^ungen  gu 
beftimmen.  Wim  nur  einige  Regierungen  fanbcn 
fid^  baju  bereit.  93on  biefen  mürben  am  24.  TOärj 
1818  Sonferensen  eröffnet,  meldte  bie  Silbung  bor 
obenl^einifd^en  Äird^eni)rooin5  einleiten  f  oUten,  unb 
bei  meldten  o.  SBangcnl^eim  ben  Sorfi^  fül^rte.  6§ 
maren  oertrcten  baS  ftönigreid)  SBürtembcrg  burd^ 
ben  ^röfibenten,  fomie  burd^  ben  ©taaisratl^  oon 
©d^mife»®roEenburg,  oormaligcn  $räfibenteu  bc» 
fatl^oUfd^en  ftirdE)enrat]^c§  in  Stuttgart,  ben  ®e= 
neraloicariat^ratt)  Oon  Saumann  unb  ben  Scqq« 
tionSratl^  oon  Slomberg ,  meld^er  ba§  5ßrotocolI 


fül^rte;  baS  ®rogl^er}ogt^um  SBaben  l 
©taatSratl^  oon  Sttner  unb  ben  (&A\il\i 
2)ecan  Dr.  93urg;  baS  ®ro|I^Dgt]^u 
burd^  ben  ©el^eimen  ©taatSreferenbat  S 
oon  SBreben;  baS  Ihirfurftent^um  ^e{] 
ben  SiegierungSratl^  Stied;  baS  ^ei^ogt^u: 
burd^  ben  j^ird^en«  unb  Oberfd^ulratl^  So 
famen  Vertreter  ber  grogl^ergoglid^  unb  1 
fäd^ftfd^n  ©taaten,  ber  ®ro|]^gogt^ümet 
bürg  unb  Otbenburg,  ber  freien  ©tob 
unb  Sremen,  bie  inbeffen  bei  ber  gering 
i^rer  fatl^olifd^en  Vemo^ner  in  gmeiter  S 
ben.  3n  ber  fed^ten  ©i^ung  trat  bie  fri 
Qfranffurt  bei,  in  ber  gelftnten  bie  Qfürftentl^ü: 
unb  SBalbedC.  3)ie  beiben  f^ürftentl^üme 
5oQem,  ^ed^ingen  unb  ©igmoringen, 
einen  ©eparatoertrag  mit  Saben,  be^en  l 
fie  i^re  fat^olifc^en  Semol^ner  einoerleibet 
2)er  Sntmurf,  melc^er  ben  ^ur  %f^x 
ben  Verl^anblungen  eingelabenen  9iegieru: 
Voraus  mitgetl^eilt  unb  je^t  ben  Veratl^ 
®runbe  gelegt  mürbe,  bie  i^Mgemeinen 
fö^,  na($  meldten  in  beutjd^en  ©taaten 
corbat  abjufd^Iie^en  märe",  bel^anbelt  )i 
®runbfö|e  unb  bann  bie  ®egen{tänbe,  l 
ba§  Soncorbat  aufgenommen  merben  bürf 
^bf d^nitt  über  bie  ®runbfa|e  entl^ölt  fün 
92ad^  bem  erften  $unft  foUen  bie  @run 
ben  Verl^anblungen  bilben:  bie  tJurftenci 
oom  Saläre  1447,  fomeit  il^r  Sn^alt  noc 
gegenmörtige  3cit  unb  bie  gegenmörtigen 
oer^öttniff e  in  S)eutf d^tanb  paffe ;  bie  $ 
neu  be§  6mfer  Songreff eS;  bie  ©d^riften 
fd^en  fatl^olifc^en  Sanoniftcn  oon  entf  c^ieb( 
feigen;  bie  ffirc^enoerfaffung  Defterreid^§ 
fatl^olifd^en  ©taate§,  mie  fie  feit  ßaifer  3 
beftel^e;  ber  9leid^§beputation§]^auptfd^] 
Saläre  1803.  3m  britten  ^unft  toirl 
mün(d)en§mert]^  bejeid^net,  bog  ben  !a; 
unb  proteftantifd^en  2anbe§^erren  bie  Qi 
aller  Äird^enoorftänbe,  Vifd^öfe,  ©oml&er 
minariumSoorftel^er,  SDecane,  öffentlid^e 
unter  gemiffen  9Kobificationen  5ugeftanb( 
ba  oon  ber  ffial^I  biefer  ^erfonen  bie  i 
SRul^e  ber  ©taaten  unb  eine  fortfd^reitei 
f  lörung  ber  fatl^olif  d)en  ®eiftlid^feit  unb  bi 
abl}ange.  9?ad^  bem  oierten  Slrtifel  foflen 
in  meldten  9tom  burd^auS  nid^t  nad^geb 
lieber  gan^  meggelaffen  ober  nur  in  oH 
StuSbrüdten  gefaxt  merben;  nod^  bem  fünf 
attgemcine  ©runbfö^e  fo  oiel  aI8  möglid^  r 
f  c^meigen  übergangen  merben,  ba  SRom  cl^i 
fei,  im  ßingclnen,  al§  bejüglid^  ber  ^ 
nad^^ugeben.  ^I§  in  ba§  (Soncorbat  auf^ui 
®egenftänbe  merben  oierbejeid^net:  1.  6 
unb  ®otirung  ber  ßrjbiötpmer  unb  Si 
bor  ®omcapiteI  unb  ©eminarien;  2.  1 
Scftimmungen  in  §inftd^t  ber  Srjbifd 
Vifd)öfc,  ber  ©oml^crren  unb  ©eminarSOi 
3.  ,ftird)cnredf)te  ber  ffaH^oIifen  in  ben 
Staaten;  4.  ßird^cnfonbS  ber  fatl^olifd^ 


597 


Obcrrl^clnifd^c  Äird^enprobinj. 


598 


jB  tat  bottf^en  Staaten.  S)ie  toid^tigften  Sin^el- 
bfßjmmmigen  finb  folgenbe.  Sei  ber  Srri(]^tunQ 
bcrSilt^umer  foQen  bie  politifd^en  ©renken  ber 
dfutj^en  Staaten   ma^gebenb    fein,     ftleinere 
2mtm,  bie  fein  eigened  IBiStl^um  l^aben  moQen, 
ümn  ft(^  an  einen  Qrö|em  @taat  anfd^Ue^en. 
Sbenfo  tonnen  Staaten,  bie  nur  @inen  IBifd^of 
nä^tg  ^ben,  fxi^  über  bie  Sereinigung  il^rer  93i§« 
tliiuner  }u  einer  firc^Iid^en  ^roding  t)erabreben. 
Ivt  9ejKmmung  ber  3q^I  unb  ber  ®ren5en  ber 
SiSt^ümer  fomie  ber  bifd^öflid^en  @i^e  foE  unter 
^KibDtrfung  beS  ißapjted  unb  in  Uebereinftimmung 
nit  ben  etnxt  no^  befiebenben  l^ö^eren  geiftUd^en 
Starben  (nämlid^  ben  Sleften  ber  alten  bifd^öf« 
lu^  Kcgierungen)  bem  SanbeSb^nnt  jufommen. 
3a  ä^nli^er  SBeife  foK  biefem  in  feiner  boppelten 
Sigenfd^ft  atö  fianbeiil^err  unb  S)otator  bie  Sr« 
oenmmg  beS  SrAbifd^ofS  unb  ber  Sifd^öfe  in  ber 
SMje  aufleben,  oa|  er  aus  t)ier  t)om  2)omca))iteI 
Mtgef^Iagenen  Sanbibaten  Sinen  n^öl^Ien  !ann. 
£fli  3nfonnatit)proge|  fül^rt  ber  Sr^bifd^of.  3)er 
$op9  ^t  feine  Seftötigung  längftenS  binnen  Dier 
Oloaatcn  sn  ertbeilen,  fonf!  beftötigt  ber  Srgbif d^of . 
CtBKrige  Snfiönbe  begüglid^  ber  SBal^I  j^at  ber  ^apft 
in  ber  $rot)in)  unter  bem  Sorft^  eined  Sifd^ofS 
M  bie  bifd^öf (id^n  Stötl^e  unb  Untt)erfttöt§Drof ef- 
im  )nr  Siüfd^eibung  bringen  gu  laffen;  ftnb  fte 
Bsiiegnmbet,  f o  beftötigt  er  in  gmei  9Ronaten,  f onft 
tritt  uieber  ber  ß^bifd^of  ein.  2)aS  Sr^biStl^um 
jol  na^  einer  befUmmten  Steibenfotge  allen  @taa- 
ta  bejm.  SiStl^ämem  )u  X^eil  »werben.  2)er  in 
iein  9mt  etngefe^e  Sif^of  fann  feine  S)iöcefe  frei 
Mtvalten,  koie  ed  bie  fat^oUfd^e  Jtird^ent)erfaffung 
«iocbert  Z)ie  Duinquennalfacultdten  bed  ^apfteS 
ioOen  aufboren  unb  bie  Sifd^öfe  au§  eigener  '^a^t 
bie  ^anbiungen  t)ome]^men  fönnen,  5U  benen  bie 
genannten  tl^cultöten  bie  SoOmad^t  Derleil^en. 
iuf  ber  anbem  Seite  foE  ber  Sifc^of ,  ba  bie 
Siify  in  i^rem  SBirfen  ben  Staot  auf  mannig- 
faltige Srt  berül^rt,  um  Störungen  ju  öermeiben, 
ni^tS  o^ine  SSormiffen  unb  ©ene^migung  be§ 
Staates  öomel^men.  —  S)er  gntmurf  entbielt 
biema^  eine  betröc^tlid^e  ^niaf)t  Don  ©runbfö^en 
ntibgorberungen,  bie  feine  ^luSftd^t  auf  ännobme 
toen«  beS  römifd^en  Stul^leS  l^atten,  unb  bicfclbcn 
timrben  auc^  in  ben  nun  folgenben  Seratl^ungen 
nur  tDenig  gemilbert.  3Jlan  be5eid)nete  je^t  aud^ 
^i  Jribentinum  al§  gntfd^eibungSnorm,  jebod^ 
mitbemlBeifaJ:  «fomeit  e8  angcmeffenfei".  ^(ud^ 
'am  man  überein,  ba^  bie  ersbifd^öflid^e  SBürbe 
T^i^t  einfad^  nad^  einem  beftimmten  ^umuS  ober 
ber  Sei^ienfolge  ber  ©iöcefen,  fonbem  nad^  bem 
liniftolter  ber  ©ifd&öfe  med^feln  foflte ;  biefe  jcboc^ 
in  ber  SDSeife,  bafe  fte  erft  bann  auf  einen  bifd^öf* 
ti^en  @tu()l  )urücffe]^re,  n)enn  fömmtlid^c  Si§» 
ibümer  ber  ^rooinj  biefen  Sorjug  genoffen  böttcn. 
Sic  £om^enen  foEten  alternirenb  oom  2anbe§« 
fKnn  unb  oom  Sifd^of,  oon  le^terem  aber  mit 
lonbefi^^errlid^er  Seftätigung  ernannt  merben.  5Rur 
bie  erjie  Konftituirung  ber  Kapitel  muffe  ou§= 
i^Iiegli^  bem  SanbeSl^erm  gufommen.  S)ie  Se- 


minarlel^rer  foEe  ber  Sif d^of  unter  lanbeSl^errlid^er 
Seftötigung  ernennen ;  in  gleid^er  SQBeife  foEe  er 
ben  SSßeil^bifd^of  unb  ©eneraloicar  auS  bem  Sa* 
pitel  möl^Ien  bärfen.  2)ie  ^tronate,  n^eld^e  ber 
fianbeSl^err  auS  irgenb  einem  @runbe  befeffen  l^abe, 
foEe  er  bcl^alten;  nur  möge  er  bem  Sifd^of  eine 
^nja^I  SteEen  jur  93efejung  überlaffen.  —  S)ie 
(Erörterung  beS  SntttmrfS  nal^m  jel^n  Si^ungen 
in  tlnfprud^.  ®ann  tourbcn  bie  Kefultate  rcbigirt 
unb  in  ber  17.  Si|ung  am  80.  tSpril  bie  tSrbeit 
als  ^©runbsüge  }u  einer  Vereinbarung  über  bie 
Serl^ältniffe  ber  fatl^olifd^en  ff ird^e  in  ben  beutfd^en 
SunbeSftaaten"  oorgelegt.  S)ie  Sd^rift,  »elc^e  ge* 
brudCt  unb  bem  ^rotofoE  ber  Si^ung  als  Seitage 
angcfd^Ioffen  mürbe,  jerföEt  in  100  $aragrap]&en. 
3m  legten  mar  gefagt,  bag  für  aEe  fünfte,  über 
meldte  in  ben  @runb)ügen  feine  Seftimmung  ftd^ 
finbe,  baS  öfterreid^ifd^e  ff ird^enred^t  als  fubfibiöre 
®  runblage  gu  gelten  l^abe.  3n  ber  genannten  Si^ung 
fam  manaud^  überein,  oon  einem  Soncorbate  abgu» 
feben  unb  bie  SBünfc^e  in  tjform  einer  2)ecIaration 
bem  römifd^en  Stul^I  p  unterbreiten,  mobei  etma 
über  3ufüt^  wnb  fJfaffungSfragen,  nid^t  aber  über 
baS  SßaterieEe  ^u  unter^anbeln  fei,  ba  l^ier  ber 
fatl^olifd^en  ffird^e  aEeS  gegeben  ei,  maS  fie  er> 
märten  fönne.  ^ud^  mürbe  befd^Ioffen,  gu  ber 
3eit,  ba  bie  ©efanbtfc^aft  nad^  Stom  gel^e,  ^an» 
nooer,  $reu|en  unb  Oefteneid^  oon  bem  Srgeb» 
nig  ber  Serl^anblimgen  in  ff enntni^  )u  fe^en  unb 
biefe  Staaten  ein^ulaben,  entmeber  an  ben  Unter* 
l^anblungen  nad^  ben  aufgefteEten  ®runbfö^en 
felbft  unmittelbar  tl^eiljunel^men  ober  biefelben 
bod^  mittelbar  }u  untetftü^en.  2)arauf  oertagte 
fid^  bie  Sommifpn,  um  neue  Snftructionen  oon 
ben  §öfen  einjubolen.  ®ie  Serat^ungen  mürben 
am  17.  3uli  mieber  aufgenommen,  unb  in  ben 
beiben  folgenben  Si^ungen  mürben  nad^  ben  ein» 
gegangenen  SBeifungen  bie  ©runbjüge  in  bie 
Qfaffung  gebro(bt,  meldte  il^nen  im  äBefentlid^en  ge» 
blieben  ift ;  bie  fpätercn  ^lenberungen  betrafen  nur 
bie  gorm  ober  maren  fonft  oon  geringer  Sebeu« 
tung.  ®ie  S^^^  ber  Konferenjmitgliebcr  aber  oer- 
minberte  fi^  aEmälig,  inbem  bie  nur  in  jmeiter 
Sinie  betl^ciligten  SRegierungen  fid^  entmeber  5urüdf= 
jogen  ober  nur  principieE  bcitrotcn  unb  im  Uebri« 
gen  fid^  freie  $anb  oorbel^ielten.  3n  oier  meiteren 
Si^ungen  mürbe  bie  ®ecIaration  in  neun  9lrtifeln 
feftgefteEt.  ßuö^^i^  tourbe  für  baSjenige,  ma§ 
man  in  fie  nid^t  aufnel^men  fonnte  ober  moEte,  ein 
ovganifd^eS  StaatSgefe^  beratl^en.  3n  ber  2)eclas 
ration  ift  in  bem  gnnjen  Umfang  ber  betl^eiligtcn 
Staaten  ber  fatl^oUfd^en  ff ird^e  baS  freie  Sefcnnt« 
ni^  il^rcS  ©laubcnS  unb  bie  freie  öffentli^e  3lu§« 
Übung  i^reS  EultuS  gcmöp  ben  mefentlid^en  ®runb= 
fä^en  ibrcr  5ReIigion  jugcfid^crt  (1).  gcmer  mirb 
bie  ßrrid^tung  oon  oier  bejm.  fünf  SoubeabiS« 
t^ümcm  beantragt,  ba  ffurbeffeu  julejt  aud^  nod^ 
ür  ein  eigenes  SiStbum  ficb  erflärte,  möl^renb  c§ 
riil^er  an  ein  anbereS  ftd^  ^aik  anfd)licjjen  moUen. 
SS  foEtc  alfo  je  eines  für  2Bürtemberg,  Sabcn, 
§eficn-®armftabt,  DJaffau  unb  granffurt,  ffur= 


599 


OBcrrl^cini|c^e  Äird^cnproDinj. 


l^cffcn  crrid^tet  »erben  (2).  93ei  Scfeöung  eines 
^ifdbofSftul^IeS  [outen  burd^  bte  3Dom^erren  unb 
ebenfo  Diele  Sanbbecone  brei  tüd^tige  (Sanbiboten 
Qttoäffit  unb  aug  biefen  ber  IBifd^of  burd^  ben 
SonbeSl^erm  ernannt  »erben ;  ber  ^af  [t  f otte  bem« 
felBen  binnen  fed^S  SRonaten  bie  (Sonfirmation  er» 
tl^eilen  (5).  gbenfo  tt)ie  bie  Sifd^öfe  füllten  bie 
©oml^erren  befteüt,  ber  ©ombecan  au§  ber  SKitte 
bed  SopitelS  burd^  ben  Sanbe§l^erm  ernannt  »er» 
ben;  mit  ber  Sefejung  ber  Pfarreien  unb  anberer 
^fninbcn  foKe  e§  bei  bcm  bisherigen  SRed^t  öer» 
bleiben  (7).  Qfür  bie  SBiStpmer,  ®omca|)iteI  unb 
©eminorien  »urbe  bie  entfpred^enbe  Dotation  ju« 
gtfoöt,  unb  ixoax  foflte  fie  auf  liegenbe  ®üter,  bie 
ber  ffird^e  gu  übermeifen  unb  unter  ^ufftc^t  be§ 
93ifd^of8  ju  Dermalten  feien,  ober,  mennbielburd^» 
aus  nic^t  möglid^  fei,  auf  fefte  unb  fidlere  Stenten 
begrünbet  »erben  (8).  2)ie  SiSt^ümer  foüten  gu» 
fammen  Sine  ^roDinj  bilben,  beren  SSenoaltung, 
ba  ber  ergbifd^öflid^e  @i(  nod^  nid^t  beftimmt  fei, 
einfttoeilen  bem  Sifd^of  öon  Kottenburg  übertragen 
»erben  möge  (9).  Segiiglid^  beS  @taat§gefeieS 
»urbe  befd^Ioffen,  fämmtlid^e  Sifd^öfe  feien  fd^on 
bei  il^rer  9}omination  )u  Derpfiid^ten,  baSfelbe  gu 
beobad^ten  unb  feine  il^m  gu»iberIaufenDe  Ser» 
binbli(|feit  ju  übemel^men.  @nbli(^  »urbe  bie 
3n[tructionfürbie®cfanbtf(^aft,  mit  »eld^erman 
SSBürtemberg  unb  iBaben  betraute,  fo»ie  ber  Snt« 
»urf  einer  noc^  oor  bem  Slbgang  ber  ©efanbtfd^aft 
5»ifd^en  ben  t)ereinigten  (Staaten  abjufd^Iie^enben 
oorläupgen  Vereinbarung  feftgefteUt.  3n  Unterer 
öerbinben  M  bie  ©taoten  namentUd^,  niemals 
einfcitig  über  bie  Angelegenheit  ju  oerl^anbeln, 
bie  oerabrebeten  @runbbeftimmungen  beS  organi- 
fd^en  @taatSgefc^eS  olS  gemeinfd^aftlid^e  unb  un» 
»anbeibare  ©runbföje  anjuerfennen  unb  nad^  Ab» 
fd^Iufe  ber  SSerbanblungen  mitSom  jur  Ausführung 
ju  bringen.  3n  ber  28.  ©ifeung  am  7.  Dctobcr 
»urbe  bie  Vereinbarung  parapl^irt;  fie  l^cifet  be^» 
l^alb  fpötcr  „ber  ©taatSoertrag  Dom  7.  JDctobcr 
1818".  9?a^  5»ei  »eiteren  ©i^ungen  trat  für 
bie  Konferenz  eine  lange  Vertagung  ein ;  cS  »ar 
nun  junäd^ft  mit  5Rom  ju  oetl^anbeln.  ®ie  an 
^reu|en  unb  ^annoöcr  ergangene  ginlabung,  bem 
Untemel^mcn  fid^  anjufd^Iic^en,  bej».  beffen  Sei» 
tung  gu  übernel^men  ober  eS  »enigftenS  )u  unter» 
[tü^en,  »ar  erfolglos.  S)ic  Sitte  um  Unterftü^ung 
!onnte$»arnid^tabgefd^Iagen  »erben;  ber  preu|ifd^e 
©efanbte  in  Som  erhielt  aber  nur  bie  SOßeifung,  im 
Allgemeinen  ju  erüären,  ba^  fein  ffönig  für  biefe 

terfieüung  ber  fird^lid&en  Drbnung  fic^  intcreffire. 
on  einer  ©inlabungOefterreid^S  jur  2Rit»itfung 
fd^einen  bie  Staaten  julc^t  ganj  abgefc^en  ^u  l^abcn. 
S)ie  Verl^anblungen  mit  9lom  »utben  burd^ 
SBürtemberg  unb  93aben  ben  Qfreiberren  bon 
©d^miJ'SroKenburg  unb  öon  €ürf|eim  über» 
tragen.  Am  23.  SWörj  1819  erlangten  biefelben 
bie  erfte  Aubienj  beim  ^apft  unb  übeneid^ten  bie 
S)ecIaration.  S)er  KarbinalftaatSfecretär  ßonfalöi 
antmortete  barauf  am  21.  3Jlai  mit  einer  Vcr» 
balnote  bej».  mit  einer  Anjal^I  ton  Kanbbemer» 


hingen,  bie  er  gu  bem  @d^riftflfid(  gema 
®ie  officieKe  ßrflärung  ttfolgtc  am  10.  ? 
ber  Esposizione  dei  Senidmenti  di  8 
titä  Bulla  Dichiarazione  de'  Prmcipi 
Protestanti  riuniti  della  Confederazi< 
manica.  Sine  Verßänbigung  »ar  Don 
3U  erreid^en.  ®ie  ©efanbten  erl^ielten  ] 
Aufenthalt  in  SRom  g»ar  eine  gfriftecrli 
Don  5»ei  SRonaten  (urfprftngli^  »oren 
für  brei  SRonate  beDoKmöd^tigt),  jugb 
»urbe  bie  2)ecIaration  in  allen  »efentlid^i 
ten  auf's  9lcue  für  unabänberfid^  erflärt, 
fonnte  fte  burd^  ben  römifd^en  @tu^I  ni 
nommen  »erben.  S)agegen  mad^te  mar 
beiben  ©eiten  mit  bem  ©ebanfen  Dertrout, 
eine  Kircumfcription  ber  ©iöcefen  unb  J 
ber  ©istpmer  Dorjunel^men.  SRömifd^er 
baS  Anerbieten  am  ©d^tug  ber  Esposizi« 
Dor.  3n  ber  9lote  ßonfalDi^S  Dom  2 
tember  beg».  in  einer  Veilage  bagu  »irb 
bereits  nä^er  pröciprt.  Am  8.  Dctober  ^ 
©efanbten  beim  ^apfte  i^re  Abfd^iebi 
92un  galt  eS,  in  S)eutfd^tanb  )u  bem  Ai 
Stellung  ju  nel^men.  S)ie  Qfranffurter  6 
trat  3u  biefem  Vel^ufe  am  22.  SRörj  182 
gufammen  unb  tagte  bis  jum  24.  3anu( 
S)ie  Sircumfcription  »urbe  angenommen, 
berfelben  erforberlid^e  ftatiftifd^e  SWateria 
melt  unb  bie  »eiteren  not]^»enbigen  Vetc 
gepflogen,  gür  baS  grjbistl^um  »urbe, 
mifd^cn  Vorfd^Iag  entfpred^enb,  alsbalb  ( 
©i^  in  AuSfid^t  genommen.  2)aS»eitereAn 
cDentucII  ejemte  ViSt^ümer  einjurid^ter 
nid^t.  ÜKan  nal^m  an  unb  l^offte,  eine 
proDiuj  mit  einem  ©r^bistl^um  »erbe  SRoi 
über  felbftänbiger  fein  als  ejemte  Sifd^öf 
fo  balb  aber  fonnte  man  ftd^  barüber  eini^ 
d^er  ©taut  bie  SBürbe  erl^alten  follte.  l 
^^^0/  §effen»®armftabt  unb  Saben  !( 
Vorfd^lag  ober  erhoben  Anfprüd&e.  93al 
inbeffen,  ba  eS  unter  ben  betreff enben 
»eitauS  bie  meiften  Äatl^olüen  jäl^Ite,  l 
baDon.  gS  l^atte  biSl^er  fietS  SRaftatt  für 
beS  SanbeSbifd^ofS  in  AuSfid^t  genomm^ 
7.  3uli  »urbe  ftatt  biefer  ©tabt  greib 
gefegt,  unb  fo  fam  aud^  baS  grjbiSt^ui 
Sugleid^  »urbe  bie  Ausarbeitung  beS  im 
Dom  7.  Dctober  1818  befd^loffenen  orj 
©taatSgefe^cS  in  bie  §anb  genommen  ui 
bie  Umgeftaltung  ber  alten  ©runbbeftin 
in  bie  fpötcr  fogcnannteffird^enpragmatif  b 
Kbenf  0  »urbe  ein  QfunbationSinftrument  f  e 
»eld^eS  bie  »id^tigften  Seftimmungen  ber 
pragmati!  aufnehmen  unb  als  ©runbgefej 
treff enben  ©tif tungen  ben  Vif  d^öf en  unb  S 
tcln  bei  i^rer  @infe^ung  ouf gelegt  »erben  f c 
@nt»ürfe  für  bie  beiben  Verorbnungen 
laffe  »urben  in  ber  88.  unb  89.  ©i^ung  ti 
S)ic  grflörung  ber  Regierungen  ging  ii 
i  1821  mdj  Mom  ab,  unb  am  16.  Augu 
!  bie  ßiraimfcriptionSbutte  Provida   so! 


601 


Oberrl^einijd^e  ffird^enproütn^. 


602 


erlajftn.  Sarin  »erben  baS  iBtStl^um  ffonftang 
nnb  bie  esemte  ^ropftei  SOmaitgen  fu))primirt, 
Die  Siät^umer  ÜRainj  unb  tjfulba  neu  unigrengt 
Die  SiSt^mer  Siottenturg,  fiintburg  unb  §ret= 
bürg  neu  errichtet  unb  oQe  fünf  p  einer  ober* 
rbeinij(^  JKrd^enproDiu}  mit  ber  3Rtttopolt 
gfrciburg  {ufammengefa^t.  3)a3  ßr^bistl^um  f oQte 
UA  @rog^ogt]^um  Saben  unb  bie  gfütften« 
t^öaer^ol^n^IIem-^ed^ingen  unb  ^ol^en^oUem« 
Slgottnngen  umfaffen,  boS  93i§tl^um  iDiainj  ba§ 
So^ogt^um  Reffen,  boS  93i§t^um  9iotten> 
bnri)  baS  ^önigreic^  SBürtemberg.  ba§  SiStl^um 
äiniurg  bad  ^erjogtl^um  ^tafjau  unb  bie  freie 
Stobt  ^ranffurt,  baS  SiStl^um  gfulbo  baS  Jhtr» 
fDxjtaitljum  Reffen  unb  bie  neun  Pfarreien  im 
SnBierpgt^um  @ad^fen-SBeimar,  bie  fd^on  bi§» 
Ina  iu  i^m  gehört  ^tten,  nad^  einer  ^norbnung 
$isä'IX.  t)om  Saläre  1857  au«  bie  übrigen  Ra' 
tiolifm  biefeS  Staates.  2)ie  2)omcapitel  foUten 
je  mi  einem  2)ecanat  unb  einer  Beftimmtcn  tSn« 
}fiii  oon  Sononicaten  (^reiburg,  Slottenburg  unb 
ütaini je 6, ßimburgö, gfulba 4) beilegen,  ^lu^er» 
boB  {oSte  an  ben  3)omfird^en  eine  entfpred^enbe 
^  Don  $röbenben  ober  SBicarien  eingerichtet 
MÄm.  3)eS  »eitern  »urben  ]^au))tföd^Iid^  bie 
Sinfimfte  ber  SixxfS^tn  geregelt  unb  bie  ß^ecution 
bei  9uQe  bcm  Sif d^of  oon  ßoara  unb  ©eneral* 
im  Don  (SOnxmgen  bes».  Siottenburg,  3.  IB.  oon 
tdlei,  übertragen.  ^IS  Unterl^önbler  »erben 
intfter  ben  Staaten^  beren  3:erritorien  ben  Sereid^ 
beritirc^rooins  bilben  foüten,  aud^  noc^  bie 
oben  in  stoeiter  Sinie  er»öbnten  genannt;  biefelben 
mtm  aber  in  ber  93uIIe  nic^t  »eiter  berüor.  @ie 
(Qtten  fid^  fd^on  an  ben  le^en  Verätzungen  nur 
ta  allgemeinen  betl^eiligt,  ol^ne  5U  beftimmten 
&nji4Ii«pngen  für  eine  Drbnung  ber  !ird)Iid^en 
Sai)dltnij]e  il^rer  fat^olifd^en  Semol^ner  gu  !om> 
ira.  5om  gfrübial^r  1822  an  fd^ieben  fie  gänj« 
U  Don  ben  SSer^anblungen  au§. 

tu  bie  Vertreter  ber  ©toatcn  am  16.  Dctober 

lö21  loieber  ^u  Seratl^ungcn  in  Sfronffurt  ju* 

iionnentraten^  »urbe  g»ar  bcmerft,  ba^  bie  SuHe 

&er8n|fQf|ung  unb  ben  aBünfd^en  ber  SRegienmgen 

ni(^  DöQig  entfpred^e.  S)oci^  erflörte  man  fie  im 

Sfflqen  für  befriebigenb  unb  befd^Iop  il^re  5ln« 

3ötnie.    Sejüglid^  ber  anberen  Seftimmungen 

^6te  man  ein  SRittel  ju  il^rer  93efeitigung  in 

^an  $(acet  gu  ^aben ,  ba  popftlid^e  SuQen  nur 

tafofem  gejelHd^e  ®eltung  l^oben  foUten,  oI§  fic 

iie  toibes^Iid^e  ©anction  erl^alten  »ürbcn.  ®  em- 

bflnöl  foflte  im  erften  ?lrtifel  be§  @taat§Oertrages 

Snagt  loerben,  bafe  bie  SuIIe  bie  Se»illigung  unb 

Scnction  ber  oereinigten  ©taatcn  infofem  erhalte, 

dS  bie  fad^Iid^en  unb  5um  Son5ug  bienenben  99e= 

äinrarangen  berfelben  mit  ben  bicSfeitigcn  ?(n= 

tragen  übereinftimmten.    ®ie  SSermal^rung  mag 

iier,  foiem  bie  IBuKe  auf  Scr^anblungcn  mit  ben 

Staaten  ^in  erlaffen  »urbe,  im  ungemeinen  ni(^t 

p  beonftonben  fein,  ^ber  e3  l^anbelte  fid^  sugleid^ 

zzm  Se^immung  beS  Sin}elnen.  3ubem  gaben  bie 

Ses^enmgen  aud^  bem  $Iacet  eine  gan3  ungebül^r« 


lid^e  9lu§be§nung,  inbem  biejer  Jeber5eit  »iber- 
ruflid^en  ©enel^migung  nid^t  nur  fömmtlid^e  t)on 
jfird^enbel^örben  auSgebenben  iBerorbnungen  an 
©eiftlid^feit  unb  SHbcefanen,  „burd^  »el^e  bie- 
felben lu  et»a§  t)erbunben  »erben  foKen",  fonbem 
aud^  frühere  pöpftlid^e  ^norbnungen  unterliegen 
foQten,  fobalb  baDon  ©ebraud^  gemad^t  »erben 
»ürbe.  9(m  27.  ©ecember  1821  ging  bie  grflärung 
nad^  9tom  ab,  man  gcbenfe  unDerjüglic^  ^ur  93e> 
fe^ung  ber  bifd^öflid^en  @täble  ju  f (freiten;  l^er« 
nad^  fönne  ber  apoftolifd^e  Stul^I  bie  »eiteren 
nötl^igen  Sinrid^tungen,  über  »eld^e  man  über- 
eingefommen  fei,  mit  ben  Sifd^öfen  treffen.  ®ie 
Stegierungen  tl^aten  aud^  alsbalb  @d^ritte,  um  bie 
93i§t!^um§canbibaten  au§5u»ö]^Ien,  »eld^e  fie  bem 
^opfte  Dorfc^kgen  »ollten.  S3abcn  befignirte  ben 
^rofeffor  SBanfer  in  greiburg,  SBürtemberg  ben 
$rofefjor  ©re?  in  2:übingen,  Simburg  ben  ®ecan 
Sranb  in  SBciSürd^en,  §effen»®armftabt  ben 
®  oml^erm  öon  SQ3rcben.  2)od^  nal^m  f  d^on  bief  e  än- 
gelegenl^eit  einige  3^it  in  Slufprud^.  92od^  größere 
Scrjögcrung  oerurfad^te  bie  ^altung  ffurbeffenS. 
S)a§felbe  ratificirte  erft  am  linfang  beS  3ol^re8 
1823  ben  iStaatSDertrag,  »eld^er  in  ber  legten 
Sonferen5  feine  befinitioe  Sf^ffung  erl^alten  l^atte 
unb  burd^  bie  Vertreter  ber  anberen  Regierungen 
am  8.  gebruar  1822  untergeid^net  »orben  »ar. 
ßinige  Seit  fpäter  enblid^  befignirte  eS  ben  ©tabt- 
Pfarrer  Sieger  oon  Saffel  alS  SBiStl^umScanbibaten. 
Salb  nad^  bem  biefeS  gefc^el^en  »ar,  um  bie  SJtitte 
aJlärj  1828,  traf  in  Stuttgart  eine  Dom  Kar» 
binalftaatSfecretär  ßonfaloi  am  27.  Qfebruar  an 
ben  »ürtcmbergifd^en  ©efd^äftSträgcr  in  SRom,  Se« 
gationSratl^  öon  ftöUe,  gerid^tete  9lote  ein,  in 
»eld^er  me^rfod^  über  bie  SRegierungen  geflagt  »ar : 
bo^  fte  bie  iBuUe  nod^  nid^t  ausgeführt  ptten;  bog 
na^  eingegangenen  5Ro^rid^ten  bie  SiStl^umS* 
canbibüten  mittels  Slbftimmung  ber  fatl^olifd^en 
®eiftlid)feit  ge»äblt  »orben  feien,  ba  bod^  biefer 
»ebcr  ein  SOßol^lred^t,  nod)  ben  üJcgierungen,  »ie 
man  nad^  jenem  S3erfal|ren  annel^mcn  fönnte,  ein 
9Jominatiou§red)t  öerliel^en  »orben  fei;  ha^  bie 
Scfignirten  auf  bie  fogen.  ffird^cnpragmatif  unb 
bamit  auf  fünfte  oerpflid^tet  »orben  feien,  locld^e 
mit  ber  Q^reibcit  ber  ftird^e  unb  ben  !ird)lid^en 
©runbprincipien  in  SBiberfprud^  ftönben  unb  bem« 
gcmö^  in  ber  Esposizione  au§brüdlid^  oermorfen 
»orben  feien.  Sm  ©d^lu^  »urbe  bemcrft,  ba| 
ba§  Scrfa^ren  bem  ^apfte  »eitere  SSerl^anblungen 
mit  ben  älegierungen  erfd^mere  ober  unmöglid^ 
maä^t,  unb  ba^  er  niemanben  jum  Sifd^of  er- 
nennen »erbe,  ber  bie  Äird^enpragmati!  anerfannt 
l^abe.  3n  einem  beigefügten  ^rioatbrief  »urben 
ferner  oon  Konfaloi  14  DJ^änner  au§  ben  Spren- 
gein oon  TOainj,  fiimburg  unb  grciburg  genannt, 
an  »eld^e  bei  Sefc^ung  ber  obcrr]^cinijd|en  33i» 
fd^of«ftüble  pöpftlidjerjeitS  et»a  gebadet  »erben 
!önnc.  2)ieje  ßröffnung  modjte  gro6cn  ©inbrud, 
namentlid^  in  Saben,  »eil  bort  bei  bcm  Seftanbe 
Oon  5»ei  SSicariatcn  unb  bei  ben  Sd^»icrigifciten, 
»eld()e  bamal§  bie  ^ßerfönlid^fcit  bc§  Sfrei^crm  oon 


G03 


Oberr^eintfd^e  ffitd^en))toD{n3. 


604 


aSkRcnbcrg,  beS  ScitcrS  bc8  SicariatcS  öon  Äon« 
ftanj,  bereitete,  bie  Serl^ältnifie  berort  waren,  ba| 
eine  balbige  ©urc^fül^rung  ber  neuen  Drganifation 
afö  bringenbeS  93ebürfni|  erjd^ien.  3Jlan  moUte 
ober  Don  bem  @Qftem  ni^t  loffen  unb  hoffte  aud^ 
bie  Kurie  jum  6inlen!en  beftimmen  ju  fönnen. 
S)iefe  l&ielt  inbeffen,  toie  fie  nic^t  onberS  fonnte, 
i^rcn  ©tanbpunft  mit  ©ntft^iebentieit  aufredet  unb 
fo  brol^te  ein  93rud^  ober  längerer  ©tiUftonb  in 
bcn  Serl^anblungen  einzutreten,  olS  bie  größere 
MfSbebürftigfeit  SSabenS  unb  baS  gingreifen 
ueflerreid^S  bie  Slngelegenl^cit  wieber  in  Slu| 
brauten.  3)a  ®oben  bie  ^ilfe  beS  öfteneid^ifd^en 
StaatSfan^IerS  angerufen  |atte,  um  ein  ^roDifo* 
rium  gu  crl^alten,  wie  eS  SBürtemberg  befofe,  fo 
mal^nte  SDlettemid^,  man  folle  bie  ^ragmatif  fallen 
lafjen.  Son  5Rom  au8  legte  man  SSaben  nal^e,  pd^ 
Don  feinen  3?erbünbeten  ju  trennen ;  mit  i^m  allein 
werbe  leidet  ein  ^bfd^Iu|  gu  eneid^en  fein,  wie  e3 
mit  Sägern,  $reu|en  unb  §annot)cr  gefd^e^en  fei. 
OTcttemid^  unterftüfete  ben  Sorfd^lag,  unb  wenn 
Saben,  gebunben  burd^  ben  @taat§t)ertrag  Dom 
8.  f^ebruar  1822,  ben  Antrag  nid^t  gan)  an« 
nehmen  tonnte,  fo  ging  e§  aUmöIig  bod^  infoweit 
auf  benfelben  ein,  ba^  e8  in  ©eparatöerl^anblungcn 
fid^  einlief,  in  ber  §offnung,  auf  biefem  SBege 
ein  SRcfuItat  ju  erzielen,  wel(|e8  bann  für  bie  ge» 
meinfd^aftlid)en  ißerl^anblungen  ju  Derwertl^en  fei. 
^ie  ißerl^anblungen  würben  in  gel^eimer  SBeife 
burd^  ben  öfteneid^ifd^en  @efanbtf(|aft§rat]^  Siitter 
öon  ©ennotte  gcfül^rt.  Sie  begannen  im  §erbft 
1824.  3)a§  ^bfel^en  iBabenS  war  }unäd^ft  nod^ 
ba§  alte,  ©ennottc  ftettte  neben  ber  ®itte  um  S3or» 
fd^töge  für  bie  beftnitiDe  Orbnung  ber  angelegen» 
^eit  fofort  ben  Antrag,  9iom  möge  bie  ^wei  be» 
ftel^enben  Sicariate  aufl^ebcn,  proöiforifd^  ein  ein» 
jigeS  mit  bem  ©ij  in  fjreiburg  errid^ten,  mit 
fieitung  beSjclben  bcn  SDÜünfterpfaner  93ott  be« 
trauen,  ber  in  ber  legten  S^it  an  ©teile  beS  in» 
jwifd^en  öerftorbenencn  ^rofefforS  SBBanfer  für 
ben  crjbifd^öfltd^en  ©tul^l  befignirt  worben  war, 
unb  benjelben  ju  biejem  SBebufe  jum  ©rjbifcöof  i.  p. 
ernennen.  ®a8  $rot)iforium  würbe  mit  gntfd^ie» 
benbeit  abgelel^nt.  93aben  bötte  fid^  mit  il^m  für 
bie  näd^fte  S^it  jufrieben  gegeben,  unb  bie  befini- 
tiöe  Siegelung  l^ätte  ftd^  nod^  weiter  öerjögert. 
2)agegen  gelang  e§,  im  Uebrigen  aUmölig  fi^  5u 
öerftänbigen.  3(m  8.  S)ecember  würben  burd^  bie 
päpftlid^en  SBc^örben  öier  ^ropoptionen  al§  SafiS 
ber  Serl^anblungen  vorgelegt,  unb  in  fünf  9)lo= 
naten  fam  man  jum  9lbfd^lu|.  SSejüglid^  ber  brei 
erften  3lrti!el  ging  ber  päpftlid^e  ©tul^I  auf  bie 
SGBünfd^e  ber  Regierung  ein ;  bejüglid^  be§  öierten 
gob  SBaben  jule|t  feine  Sebenfen  auf.  Sie  S3er= 
cinbarung  würbe  am  16.  3uni  1825  al§  Ulti» 
matum  aud^  ben  terbünbeten  SRegierungen  juge» 
fd^idft-  nur  war  fie  in  fed^S  9lrtifel  getl^eilt,  inbem 
ber  erfte  in  brei  jerlegt  würbe,  unb  i^aik  Slenbc« 
rungen  crfaljrcn,  bie  ftd^  baburd^  ergaben,  bafe  ber 
5unäd^ft  für  Saben  aflein  bercd^nete  ßntwurf  nun 
nuf  bie  ganje  ^roöinj  auSgebel^nt  werben  mufete. 


93aben  befürwortete  bei  ben  SSerbunbeten  bie  Sn* 
nal^me,  aKein  aKe  lel^nten  cib.  2)en  ^Qu)rtan{io| 
bilbeten  ber  ju  geringe  Sinflu^,  ber  mit  SSewUK« 
gung  bed  fogen.  irif^en  Skto'S  ben  Stegtenmgen 
auf  bie  iBifd^ofSwal^Ien  eingeröumt  )u  fein  fd^, 
unb  ba§  für  ben  93ifd^of  in  SlnfprudQ  genommew 
SRed^t  feine  SDiöcefe  nad^  ben  canones  nunc  Ti- 
gentes  )u  regieren.  ^nbererfeitS  aber  erOfirti 
man  fid^  }u  ißerl^anblungen  bereit.  2)emgemA| 
trat  am  4.  f^ebruar  1826  in  ^tmtfnit  txAAtx 
eine  Sionfereng  gufammen.  SBärtemberg  verlangte, 
um  nid^t  allenfaOS  eine  persona  minus  grata 
annel^men  }u  muffen,  für  ben  erften  $unft  (bie 
Sifd^ofdwalO  ein  unbebingteS  93eto,  unb  bie  aa* 
beren  Stegierungen  flimmten  bei.  %iä)  bie  weti^ 
ren  fünfte  würben  me^r  ober  weniger  beanßanbei 
2)od^  erflärte  man  fid^  bereits  in  einer  t)ertnm- 
lid^en  Sefpred^ung  am  30.  ^pril  für  einf ad^  9n- 
na|me  ber  ^rtüel  2—4,  unb  aud^  bie  beÜ)en 
weiteren  woHte  man  annehmen,  j[ebod^  unter  SBd^ 
rung  ber  lanbeSl^errlid^en  Siedete.  Ser  ^SxÜM  5 
befagt,  ba|  bie  erforberlid^e  St^al^I  Don  Slerihm 
nad^  ben  3)ecreten  bed  £onciIS  Don  Sirient  in 
©eminarien  ergogen  werben  folle;  ber  Srtilel  6, 
ba|  ber  Serfel^r  mit  bem  l^igen  ©tul^Ie  in  lird^ 
litten  ^ngelegenl^eiten  frei  fein  unb  bem  Sr)Bifd^of 
unb  ben  iBi[(^öfen  in  il^ren  ©prengeln  bie  Dofie 
Ausübung  ber  bifd^öflid^n  äuridbiction  juxta 
canones  vigentes  et  praesentem  ecdesiae 
disciplinam  gufommen  foHe.  fdt^mlid^  ber  91- 
fc^ofswal^l  wünfd^te  man  ^u  ber  iBulfe  ein  Sreoe, 
baS  ben  ©taaten  ein  öl^nli^ed  ißeto  fidlere,  wie  eS 
$reu|en  ^u  Sl^eil  geworben  war. 

iBaben  l^atte  nun,  ba  eS  für  ftd^  mit  bem  Ulti- 
matum fid^  einDerftanben  erflört  l^atte,  baSfelbe  aber 
bei  ben  ^erbünbeten  nid^t  einfad^  burd^fe|en  tonnte, 
in  9lom  weitere  ©d^ritte  }u  tl^un.  2)aS  gewünfdSfte 
iBreDe  würbe  bafelbft  am  11.  3uli  jugefagt.  9e- 
SÜglid^  ber  übrigen  ©d^wierigfeiten  würbe  ber 
^Öffnung  ^uSbrudC  gegeben,  9lom  werbe  ftd^  mit 
il^nen  sured^tfinben  fönnen.  S)ie  Regierungen 
legten  in  i^rer  5Wote  Dom  4./7.  ©eptember,  mit  ber 
fte  ibre  Srflärung  über  ba§  Ultimatum  abgaben. 
Der  ß^urie  nabe,  ba|  bie  beiben  legten  9rti!el  in 
berSuIIe  übergangen  werben  Knuten:  ber  eine, 
weil  ©eminarien  burd^  i^re  Qfreigebigleit  bereits 
botirt  feien ;  ber  anbere,  weil  fie  über  feine  SHd^t« 
julaffung  ftd^  fd^on  früber  geöugert  l^ötten  ind) 
ber  l^eilige  ©tul^l  fid^  mit  ber  iBerfid^erung  |u» 
friebengeben  fönne,  bie  fte  bamald  be^ugßd^ber 
Sorrefponbeng  mit  bem  römifd^en  ^ofe  ab> 
gegeben  l^ätten;  aubemfaHS,  wenn  ber  l^eilige 
©tul^l  bie  5lrtifel  aufjunebmen  fid^  genötl^igt  feben 
werbe,  müßten  fie  bejüglid^  berfelben  il^re  unDer* 
äu|erlid^en  ©ouDerönitötSred^te  wahren.  Soben 
batte  überbiel  am  8.  3uli  1826  bie  SSerftd^mng 
gegeben,  e§  fei  ibm  gelungen,  „bie  übrigen  ^5fe 
5U  bem  @ntfd)lu^  ^u  bringen,  fid^  nid^t  mebr  auf 
bie  in  ber  fogcn.  ifird^enpragmatif  entgoltenen 
!  ©runbfö^e  ju  berufen  unb  il^re  Suftininiung  jur 
!  bud^ftöblid^en  ^ufnal^me  be3  Ultimatums  in  bie 


m 


06err]^etn\f^e  ffitd^enproüins. 


606 


CzifänjimgSddle  unb  ju  beten  ^ubUcation  ju  er» 

tteUen'.  2)fT  Sarbtnal  beQa  @omagIia  bemerfte 

pKrfeitS  mit  atüdftd^t  auf  bie  fraglid^en  fünfte, 

ber  ^ige  Stu^I  fti  meit  entfernt  bie  legitimen 

JlN^bergfürfienonjutaften.  Snäiommu^teman 

tinnad^  ju  bem  @d^Iu|  fommen,  bie  beiben  9lr« 

tifd  tDurben  angenommen  unb  bie  Snnal^me  nur 

Bit  einer  SenDo^tung  }u  ®unften  ber  mirHici^en 

SomerönitätSrec^te  ober  gegen  etmoige  fird^Itd^e 

MrvsdWt  in  bo8  ®ebiet  be§  ©taoted  begleitet 

wdm.  ^e  fünfte  tourben  bemgemn|  in  ber  Sr» 

göqimg^bulle  Ad  dominici  gregis  custodiam 

(mfgenommen ,  bie  am  11.  ^pril  1827  erfd^ien. 

tai  Sertrauen  XomS  nmrbe  aber  getöufd^t.  3)ie 

Agenten  glaubten  gegenüber  ber  fottjolif d^en  flird^e 

rät  Q^Ii(|e3  9le<^t  }u  ^aben^  wie  fte  eS  oI§  2an' 

bc§Mj((|öfe  gegenüber  ber  proteftantifd^en  flird^e 

ausgeübt  ^tten,  unb  bementj))red^enb  faxten  fie 

i^  @ouDeranitdt§red^te  auf.    ^ie  Sonferen^, 

aiel^eam  11.  unb  12.9uguftint$frantfurt  tagte, 

nitnpg  ben  €taatSDertrag  Dom  8.  ^ebr.  1 822  unb 

ktne  Mben  Seilagen,  baS  gfunbationSinftrument 

iotb  bie  (anbeS^errlid^e  SSerorbnung,  benjenigen 

ülobijicationen,  U)eld^e  burd^  ben  ®ang  ber  legten 

Ser^htnAen  not^nienbig  geworben  waren,  unb 

bd^Iog,  b6%^i)d^öfenunb$omcapiteIn  bei  il^rer 

[  bief e  beiben  ^ctenftüdfe  ju  übergeben  unb 

i»  Quf  biefelben  ju  berpflid^ten ;  bie  $ubIication  aber 

f'o&te  erfl  eintreten,  wenn  jammtlid^e  iBifd^ofSpl^te 

Vtfi  feien.  Sie  Slaufel  Denätl^,  ba^  bie  Stegie* 

nngen  bie  SouoeranitatSred^te  anberS  auffaßten, 

oIS  efi  Som  ifyxi  unb  nad^  ben  legten  SSerl^anblungen 

pi  tinn  oDen  ®runb  l^atte.  3n  ber  Sonferen^  Dom 

S.Cctober  1827  ttmrbe  auf  ®runb  ber  injwifd^en 

Pen  ben  Regierungen  eingelaufenen  Snftructionen 

NS$rrtofott  Dom  11.  unb  12.  ^uguft  mit  ben  bc= 

antiQgtm  SRobificationen  be§  @taat3k)ertragc§  ra» 

nncirt  3)ie  toidjtigfte  Seftimmung  bc§  ^rotofofla 

teijft  bie  ^nna^me  ber  beiben  Süllen.  Siejelbeu 

'?Ilten  nid^t  unbebingt  angenommen  »erben,  fon» 

ta  nur  infomeit,  als  fie  ;,bie  SSilbung  ber  ober« 

fW^en  IKrd^enproöinä,  bie  Segren^ung,  9tu§= 

fbtnmg  unb  Sinrid^tung  ber  ba^ugel^örigen  fünf 

Si^t^ümer  mit  il^ren  ©omcapiteln,  fomie  bie  93e* 

»ehmg  ber  erjbifd^öflid^en  unb  bift^öflic^en  ©tü^Ic 

aJb  ber  bomftiftifd^en  $räbcnben  jum  ®egen« 

Tonbe  boben",  unb  „ol^ne  bag  au§  benfclbcn  auf 

irgenb  eine  SBeife  ttma§i  abgeleitet  werben  fönnte, 

|m3  ben  fürftlid^en  §o^eit§rcd^ten  fd^aben  ober 

iimen  (Eintrag  t^un  möd^te,  ober  ben  2anbe§gefekn 

sttb  9legterung§oerorbnungen,  ben  er^bifd^öflid^en 

anb  bifd^öflid^en  SRed^ten  ober  ben  SRcd^tcn  ber  eoan« 

fliiiften  6'onfeffion  unb  Äird^c  entgegen  wäre", 
^ie  Sublication  ber  Sutten  fonb  bann  in  oier 
Staaten  nod^  im  Saufe  be§  5Wonat§  Cctober  ftatt, 
Ä^enb  fie  in  ffurbefjen  erj!  am  31.  ^uguft  1829 
erfolgte,  unb  an  fie  fd^Iop  ftd^  bie  33efeJ«ng  ber 
9iK^of§{lu^(e  an.  Soll  würbe  am  27.  October 
ftan  Srjbifd^of  geweift  unb  intfjroniftrt.  Sranb 
mibe  f4on  am  21.  Cctober  geweift,  fonnte  ieboc^ 
ffhien  (Sinjug  in  Simburg  erft  am  11.  Sccember 


!  l^alten.  5Im  20.  aJlai  1828  folgte  in  Mottenburg 
bie  Sntl^ronifation  beS  Sifd^ofS  3.  S.  oon  fteüer, 
ber  in  ber  legten  3cit  an  ©teile  ©rei)'8  öorgefc^la- 
gen  worben  war,  am  22.  September  1829  bie  3n- 
t^rcnifation  SKiegerS  in  gfulba,  am  12.  Januar 
1830  bie  Surgg  in  aJlaing.  §ier  öerjögerte  ftd^ 
bie  ^(ngelegenl^eit  fo  lange,  weil  ^effen-S^armflabt, 
nad^bem  ?Rafjau  unb  ffm^effen  il^re  alten,  früher 
Don  9lom  oerworfenen  Sanbibaten  burc^gefe^t 
l^atten,  nun  aud^  feinen  Sanbibaten  aufredet  erl^ielt 
unb  bei  bem  ftanbl()aften  SBiberfprud^  beS  päpft» 
lid^en  ©tul)le8  erft  ber  Sob  0.  SBrebcnS  eine  SJer» 
ftönbigung  möglid^  mad^te.  (Sr^oben  würbe  ie^t 
Surg,  ber  SJertrauenSmann  ber  babifd^en  SRegie« 
rung  in  ben  biSl^erigen  93crl|anblungen,  ber  bei 
Srrid^tung  be§  Kapitels  in  g^reiburg  jum  2)om" 
becan  bafelbft  ernannt  unb  jum  SGBeil^bifd^of  con- 
fecrirt  worben  war. 

Sie  obenl^ciuifd^e  Äirc^enproüinj  war  fomit 
errid^tet,  bie  Sif^oföftül^le  waren  befe|t.  SJon 
einer  befriebigenben  Örbnung  war  man  aber  nod^ 
jiemlid^  weit  entfernt.  ®ie  Regierungen  l^atten 
äwar  in  ber  ?lote  oom  13./16.  September  1824 
Rom  gegenüber  bie  Scclaration  unb  bie  ftird^en« 
pragmatif  für  fuSpenbirt  erflört,  aber  fie  gaben 
bie  ©runbfö^e  nie  auf,  oon  benen  biefe  ©d^riftftüde 
getragen  finb,  unb  bei  bem  SBiberfprud^  jwifd^en 
benfelben  unb  ber  Serfaffung  ber  fatl^olif^en  flird^e 
fonnten  ©c^wierigfeiten  nid^t  ausbleiben.  Der 
©egenfafe  trat  fofort  bei  ber  ^ublication  ber 
SBufien  pertjor.  Sie  Slnnal^me  erfolgte  mit  ber 
Qugefül^rten  ginfd^ränfung.  SBie  bie  ßlaufel  ju 
oerftel^en  war,  ba§  jeigte  Sffiürtemberg  fofort  bei  ber 
3ntl^ronifation  beS  Sifd(|ofS  o.  fleller,  inbem  ber 
anwefenbe  TOinifter  erflärte,  ba^  bie  beiben  legten 
^rtifel  ber  SrgänjungSbuüe  oon  ber  ©taatSrcgie- 
rung  nid^t  anerfannt  feien.  Sie  ffirflörung  war 
offenbar  wiber  bie  Rom  gegenüber  eingegangene 
Verpflichtung.  SQ8enn  fie  ouc^  augcnblirflid^  feine 
weitere  Qfolge  l^atte,  fo  änberte  fi(|  bie  Sage,  als 
bie  Regierungen  nad^  Sefe^ung  fämmtlid()er  93i= 
fdfjofSftü^Ie  am  30.  Sanuar  1830  bie  fog.  lanbeS» 
bcrrlid^e  Serorbnung  ober  bie  „Serorbnung  betreff 
fenb  bie  SluSübung  beS  oerfaffungSmäfeigen  ©d^u^« 
unb^luffid^tSrcc^teS  bc8  Biaait^  über  bie  fat5oIifd[)c 
SanbeSfird^e"  oeröffcntlid^ten,  nad^bem  bieSifd^öfe 
bereits  bei  i^rer  Sinfe^ung  auf  bicjelbc  l^ingctoiefcn 
unb  oerpflid^tet  worben  waren.  Sie  Serorbnung 
ift  im  SBefentlid^en  nid^tS  Ruberes  als  eine  neue 
Auflage  ber  alten  f^ranffurter  Äird^enpragmatif 
mit  ben  Seränberungen,  weld^e  burd^  bie  fpöteren 
Scr^anblungen  als  not^wenbig  fid&  ergaben,  im 
Ucbrigen  unb  ^um  großem  ^l^eil  wörtlidf)  mit  ber« 
felben  übereinftimmenb.  Sie  ^Infprüc^e,  welche 
barin  erl^oben  waren,  gingen,  wie  je^t  aügcmein 
anerfonnt  wirb,  entfd^ieben  ju  weit.  Sie  bifc^öf« 
lid^cn  unb  päpftlid^en  Serorbnungcn  würben  aüe 
bem  ftaatli^en  $lacet  unterworfen  (?(rt.  4—5); 
firc^lid^e  ©treitfad^cn  foütcn  in  feinem  galle  au^cr* 
l)Qlb  ber  ^rooinj  oer^onbelt  werben  bürfen  (10); 
nur  ber  Sifd^of  ober  SiStliumSDerwefcr  follte  in 


607                                 0(err]^etni{d^e  ffird^enprot^ing.                                 608 

firc^Iid^en  Sngeleaenl^etten  freien  ißerfel^r  mit  bem  Burg  tourbe  1844  bie  SSergeBung  Don  15  ^ar* 

Ober]^au))te  ber  äix^t  l^aben,  oHe  übrigen  ®eift«  reien  bemiEigt.  9Io^  in  f^ufto  beffamb  eine  beffen 

lid^en  ftd^  aber  an  il^ren  f8i]ä)o\  menben  ntüffen  Orbnung.  2)er  fturfürft  Don  C>effen  überlief  Den 

(19) ;  bie  fird^Iid^e  (Soncur§prü|ung  feilte  Don  einer  93ifd^of  bie  93efe^ung  ber  fßfrünben ;  nur  l^tte  fi^ 

burd^  bie  @tnat§'  unb  bifd^öfltd^en  IBel^örben  ge-  berf elbe  bed  iBeirotl^eS  bed  3)omca))itett  gu  bebienen 

meinfd^aftlid^  onguorbnenben  (Sommiffion  Dorge*  unb  bie  lanbeS^errlid^e  Suftimmung  auf  bem  SBege 

nommen  werben  (29) ;  ba§  fotl^oUf d^e  ftird^enDer-  ber  Dorl^ergel&enben  SKittl^eilung  an  bie  Stegienmg 

m5gen  fönte  unter  SnitQufftd^tbeSiBifd^ofS  in  feiner  eingul^olen.  Slel^nlid^  n}ar  eS  in  anberen  Singen. 

SoÜftönbigfeit  erl^alten  toerben,  bie  ißertooltung  UebrigenS  tritt  bie  Jfird^enproDingaldfold^  in  Den 

ober  bent  @taate  jufommen  u.  f.  to.  @^  erl^oben  erften  So^el^nten  il^reS  iBeftonbeS  nid^t  befonbetfl 

ftd^  bol^er  baß)  ga^Ireid^e  Sinfprüd^e.  2)er  pötjft»  l^erDor.  S)ie  einzelnen  SHöcefen  unb  Staaten  ban> 

lid^e  @tu]^I  f ül^rte  j^lage  in  bem  Sreoe  Pervenerat  betten  mel^r  für  ftd^,  benn  afö  ©lieber  eineS  gr5|em 

Dom  30. 3uni  1830  unb  forberte  bie  93ifd^öfe  ber  ©angen.  2)emgemö|ift  in  biefer^innd^tn)ieaudj 

^oDing  auf,  bei  i^ren  Siegierungen  gegen  bie  ißer»  be^üglid^  ber  nähern  (Sinrid^tung  ber  2)iöcefen  anj 

orbnung  SSorftettungen  ju  erl^eben.  S)cr  Slufforbe»  bie  ben  einzelnen  95i§tpmem  getoibmeten  SdiW 

rung  D}urbe  inbe|  nur  menig  entfprod^en.  S)er  iBi«  gu  Dertoeifen.  3u  einem  gemeinfamen  Sorgel^ 

fd^of  IBurg  Don  SRain^  mar  an  ben  SSerl^anblungen  lam  e§  erft  nad^i  bem  SemegungSjal^r  1848. 

ber  Staaten  )u  fel^r  betl^eiligt,  al§  ba|  Don  il^m  Suf  ßinlabung  be§  Srgbifd^ofd  Don  RNn  trat 

eine  energifd^eSinfprad^eguermarten  mar.  2)iean'  am  21.  October  1848  ber  ©efammtepifcopat  Don 

bereu  99ifd(|bfe  l^atten  biefelbe  ©eftnnung  ober  fte  3)eutfd^Ianb  gu  einer  Seratl^ung  in  Sßürgburg  gu« 

fd^euten  ein  fröftigeS  auftreten  als  un5eitgemö|.3)er  fammen,  unb  e§  mürben  in  einer  2)en!fd^rift  bie 

fjrcil^eitsbrang,  meld^er  in  ber  beulf d^en  ftird^e  in  fjorberungcn  bejeid^net,  meldte  bie  ffird^e  gu  jietten 

ber  gmeiten  ^ölfte  be§  legten  Sal^r^unbertS  l^erDor«  l^atte.  9iad^bem  bann  in  ber  3toifd^engeit  ber  Scg* 

getreten  mar,  mar  nod^  nid^t  erlofd^^n;  man  moUte  btfd^of  Don  ^^eiburg  bereits  bei  ber  babifd^en  9b> 

bem  Ißapfte  gegenüber  unabhängiger  merben,  unb  gierung,  freiließ  Dergeblid^,  für  bie  JHrd^e  bie  il^ 

ba  bie  SKegierungen  in  biefer  S^id^tung  Unterftü^ung  gufommenben  SRed^te  gurücfoerlangt  l^tte,  Derfam- 

gemöl^rten,  fonnteman  glauben,  aud^  meitergel^enbe  melten  ftd^  im  ÜRarg  1851  bie  iBifd^öfe  ber  oba> 

Qforberungen  bcrfclben  fid^  gefallen  laffen  gu  foHcn.  rl^einifd(ien  flird^enproDing  in  Qfreiburg^  um  i^ 

2)iefe  ©e^nnung  unb  Stimmung  bel^errfd^te  aud^  Siedete  f eftgufteUen.  ^l^re  ^orberungen  gingen  nad^ 

einen  großen  Xl^eil  beg  SIeruS,  unb  bei  biefer  @ad^»  ber  3ufammenfajfung  be§  93ifc^of§  Don  3Raing 

läge  ift  e§  gmeifel^aft,  ob  bie  Siegierungen  aföbalb  namentlid^  auf  Dier  fünfte.  @ie  Derlangten  baS 

gum  ßinlenfen  gu  beftimmen  gemefen  mären,  aud^  SRed^t:  1.  il^re  $rieftcr  gu  ergießen  unb  frei  angu- 

menn  bieSifd^öfe  gumftampfefid^erl^obenl&öttcn.  ftcKen  unb  über  ^rieftcr  unb  ßaicn  bie  fird&lid^ 

Jhtrl^effen  ftanb  aUerbingS  infolge  ber  ftanbl^aften  3)i§ci))Iin  gul^anbl^aben;  2.  latl^olifd^e  @d^ulen  ^ 

Semül^ungen  beSlBifd^ofS  unb  be§  2)omca))itelS  beft^en  unb  gu  enid^ten;  3.  ba§  religiöfe  Seben 

Don  gulba  in  93älbe  Don  ben  unbiQigften  gforbe»  gu  leiten,  namentlid^  aud^  bie  gu  beffen  ^iflege  bi^ 

rungcn  ah.  SBegüglid^  ber  ©cnffd^rif t  ber  Sifd^öfe  nenben  Snftitute  unb  ©enoffenjd^aftcn  gu  errid^teit 

ber  $roDing  Dom  Sa^re  1853  fonnte  ber  $ifd^of  unb  gu  befi^en;  4.  ba§  ber  fatl^olifd^en  ^rd^e  g^ 

Don  gulba  erflären,  ba|  er  grofeenttjcilS  bereits  ](|örigc,  burd^  ben  meftfälifd^en  Qfriebcn  unb  in 

MeS  an  Siedeten  beftk,  maS  in  bcrfelben  reclamirt  Siei^SbeputationSl^auptfd^Iul  auSbrüdRid^  garon« 

merbc.  Slber  e§  ift  ftaglid^,  ob  ba§fclbc  SRcfuItat  tirte  SSermögen  aud^  felbft  gu  Dermalten.  S)ie  9fo^ 

f ofort  aud^  anbermärts  gu  crreid^en  mar.  2Bie  c§  fid^  bcrungen  mürben  in  einer  3)en!fd^rift  ben  Sflegie- 

ober  bamit  Derl^altcn  mog  —  bie  Scrorbnung  blieb  rungcn  unterbreitet,   ©iefe  fd^idften  im  Sfebruoi 

beftel^en,  unb  auf  ©runb  il^rer  ^eftimmungen  f omie  1852  (S^ommiffare  gu  einer  gemeinfamen  Seratl^ung 

be§  ©eifteS,  ber  fle  in'8  fieben  gerufen,  mürben  bie  nad^  ff arl§rul}e,  unb  mätireub  l^ier  megen  mangebi« 

©iöcefen  ber  ^roDing  mtijx  Don  ben  ©taatSregie*  ber  Snflructionen  fein  93efd^lufe  gu  ©taube  !an, 

rungen  als  Don  i^ren  ürd^lid^cn  Oberen  geleitet.  rid)teten  bie  SBifd^öfe,  bie  um  biefelbe  Seit  gu  einet 

©0  mürbe  foft  allcntl^olben  bie93efe^img  ber  $far*  gmeiten  SBeratljung  in  Qf^iburg  pd^  etnfanben^  an 

reien  unb  meiteren  niebercn  ffird^enflcllen  als  5DZaje«  10.  gebruar  ein  SDZonitorium  an  bie  Regierungen, 

ftätSrcd^t  in  9lnfprud^  genommen,  unb  menn  in  um  Don  5Reuem  bie  „^bfd^affung  eines  gang  prln- 

§eff cn*3)armftabt  unb  in  9laffau  bem  93ifd^of  babci  cipienl^af t  auf geftctttcn  ©^ftemS  gu  Derlangen,  bejfen 

ein  QJorjd^lag  eingeräumt  mürbe,  fo  marb  in  Saben  reefle  unb  conjcquente  ^anb^abung  ben  DoOfifinbi« 

unb  SBürtemberg  burd^  bie  l^icr  beftel^cnben  ftaatS«  gen  SRuin  ber  ffird^e  in  ber  $roDing  ^erbeifuljren 

fird^lid^en  SBcl^örben,  ben  Dberfird^enrat!)  unb  !a=  müfete  unb  mürbe",  ©egen  6nbe  beS  Sal^reS  1852 


t^olifd^en  ffird^enratl^,  baS  Died^t  feitcnS  ber  Siegie 
rung  Doli  geübt.  SRur  eine  Keine  Gonceffion  mürbe 
gemad^t,  als  gegen  baS  SSerfal^ren  eine  emftlid^e 
©infprad^e  erl^oben  mürbe.  ®cm  grgbifd^of  Sgnag 
Demeter  (1836—1842)  mürbe  auS  bcfonbercr 


f d^irften  bie  JRcgicnmgen  il^re  SIbgcorbneten  miebei 
uad&  ffarlSrul^c,  unb  am  5.  SJlärg  1853  ging  enbfidj 
ben  S9ifd[)öfen  bie  5Intmort  aufil^re  Dor  gmei  3a^ren 
crlaffene  S)cnffd^rift  jü.  3n  oerfelbcn  maren  »ol^l 
einige  Sugcftänbniffc  gemad^t.  ®aben  unb  SBürtem« 


©nabc   perfönlid^    baS   ^räfcntationSrcd^t   auf  berg  mollten  ben  SanbcSbifd^öfen  bie  93efe|ung  b« 
24  Pfarreien  Derliet)en;  bem  öifd^of  Don  SRottcn«  inben5Dlonaten3uniimbS)ecembergur6rlebiBun{ 


609 


Oberrl^einifd^t  l}ir$ent>toi)in). 


610 


foRBOibcn  Vfrunben  fiBcrlaffen.   Qn^kiä)  Der» 

jfml^  pe,  bei  9krge6ung  fird^Iid^er  Stellen  burd^ 

ben  8anbc8(emt  boS  ®utQd^ten  beS  Sifd^ofS  ein« 

^äfkn  tmb  i^m  iebe  möglid^e  Slüdftd^t  angebellten 

ß  lofftn.  Sei  ber  Prüfung  ffir  ^ufna^me  in 

M  ^rifperfcminar  unb  bei  ber  SoncurSprfifung 

mUm  bic  Regierungen  burd^  einen  Sommiffor 

nb  eisen  ober  {loei  Ssominotoren  fid^  betl^eiligen, 

tq».  mit  biefem  ^nt^txl  fid^  begnügen,  möl^renb 

Uter  bie  Seitung  ber  ^fangen  in  il^rer  ^onb 

I119.  Sei  ber  Sertoaltung  bed  ffird^em)ennögen§ 

»sbeben9if(i(|5fen  einelDlitauffnibt  betoiEigt  unb 

fIfssßiSfit  Serfidfid^tigung  i^rer  Sßunf  d^e  jugefagt 

I.  f.  ID.  3)ie  Concef^onen  tmttn  ober  ungenügenb. 

Sie  Sifd^fe  erH&rten  ftd^  barüber  fof ort,  fotto^I 

jte  fifar  fid^  oIS  alle  gemeinfam,  inbent  fte  ont 

6.  Oiär)  tDieber  eine  SSerfantmlung  in  f^reiburg 

d^idten  unb  5ur  nö^em  ßrlöuterung  unb  tiefem 

tiißäfm  SBegrünbung  i^rer  Sf^rberungen  am 

18.3inn  eine  }iDeite  Sentfd^rift  abfaßten.  Pr 

ben  goD,  bog  ber  Sefd^eib  »ieberum  ungenügenb 

(ofifdlen  f oflte,  umren  fie  überbie^  entf d^Ioffen,  je^t 

iiatffid^ic^  Doronjugel^.  S)ie  Slegierungen  be- 

Mm  tmrllid^  bei  i^rem  ©Qjlem,  unb  fo  fd^ritten 

bie  Sifc^fe  für  ftd^  gur  9(u§übung  ber  ibnen  ge» 

üitrad)en  Sterte.  Sen  Snfang  mad^te  ber  Srg- 

bifiiof  Don  Sfreiburg.  (Er  Iie|  im  £)erb{t  1853  bie 

IMfnng  gur  Sufnol^me  in'8  ^ßrie^erfeminor  ol^ne 

Imitfen^eit  eines  StegierungScommiffarS  abl^alten, 

enunnte  einen  S)om})räbenbQr  }um  SRitglieb  be§ 

qMf4öfIi4en  OrbinoriotS  unb  befehle  eine  $far« 

m.  SHe  onbcren  Sifd^öfe  folgten  balb  nad^.  iflnx 

berSifd^of  Don  ^läba  machte  eine  SluSno^me ;  für 

iß  lag  fein  f 0  bringenber  9(nIo^  t)or,  ba  jhirl^eff  en 

ber  ^xfy  fd^on  frül^er  ntel^r  entgegengefommen 

BioL  3n  Soben  fönt  e§  infolge  beffen  gu  einem 

leftidni  Sonflict.  2)ie  Siegierung  tooUte  ben  be» 

Mcnben  3uP<^b  magren  unb  trat  ben  Slnorb« 

Hangen  ber  gfreiburger  Surie  entgegen.  S)er  Sr^» 

Uj^of  nmrbe  unter  $oIi}eiaufftc^t  gefleUt,  bie  il^m 

gMonten  @ei[tltd^en  traf  Strafe.  ^nbererfeit§ 

mibe  über  bie  9RitgIieber  bed  Oberürd^enrat^eS 

unb  ben  mit  ber  Uebermad^ung  bed  Srgbifd^ofS  be* 

o&ftragten  Specialcommiffar  ber  fird^Iid^e  93ann 

tni^ngt  3m  anfange  be§  Sal^reS  1854  mürben 

^ftarSer^blungen  gu  einem  friebltd^en^uSgleid^ 

«ngcfnüpft;  biefelben  nal^men  inbefjen  einen  fel^r 

bngfamen  gfortgang.  S)er  Jtampf  bauerte  gugteic^ 

fwt  S)er  Sigbifd^of  nmrbe  öom  22.— 31.  TOai 

1854  in  feinem  $alai3  fogar  aI3  ©efangener  be» 

^onbelt.  9ud^  in  92affau  fam  eS  ^u  einem  l^eftigem 

3ufmnmenftoB.  2)agegen  liegen  fid^  Sßürtemberg 

nsb^ffen  balb  in  Unterl^nbtungen  mit  ben  IBi« 

i^öfen  ein.  3®if^^  Stuttgart  unb  Siottenburg 

fam  no4  im  S)ecember  1853  ein  Uebereinfommen 

pStanbe.  SDa§fetbe  erhielt  inbeffen  nid^t  bie  @e« 

K^gung  beS  opoftolifc^en  Stubled,  befjen  UrtbetI 

<S  nnterbreüet  mürbe,  ma^rfd^einltc^  meniger  megen 

feines  änboIteS,  als  meil  man  in  9iom  münfdfjte, 

bo%  bie  9ngelegenbeit  gum  Sebufe  einer  feftem 

Shgeinng  burc^  baS  Oberhaupt  ber  jhrd^e  felbft 

tbdbnIcxifoiL  IX.   2.  9nfL 


georbnet  mürbe.  3n  ber  Xl^at  mürben  nun,  mie 
t)on  93aben,  fo  oud^  Don  SBürtemberg  unb  92affau,. 
mit  5Rom  SScrbanblungen  eingeleitet.  3m  3. 1855 
mürbe  ben  @efanbten  ber  brei  Staaten  burd^  ben 
pöpfUid^en  Stu^I  eine  9lote  als  SafiS  für  eine  ab- 
)uf d^Itelenbe  SonDention  übeneid^t.  3tn  f^rü^iabr 
1857  famen  gunöd^ft  bie  SSerbanblungen  mit  SBür- 
temberg  5um  Slbfd^Iug.  2)ie6on))entionSbuneCum 
in  sublimi  erfd^ien  bann  am  22. 3uli  1857.  S)ie 
SSerbanblungen  mit  93aben  aber  }ogen  ftd^  nod^ 
über  ein  3abr  l()inauS.  2)ie  fßublication  ber  SuIIe 
Aetemi  pastoris,  meldte  bie  SonDention  mit  bem 
®ro|btraog  entl^ölt,  erfolgte  am  19.  October  1859. 
9iod^  löngere  Seit  nal^m  bie  Angelegenheit  im  britten 
Qtaai  in  Slnfprud^.  Kaffau  fnüpfte  neben  ben  S3er- 
l^anblungen  mit  9iom  balb  aud^  fold^e  mit  bem 
Sifd^of  Don  Simburg  an.  9lad^  einiger  S^it  «^t- 

id^ieb  eS  fid^,  Don  jenen  gang  al^ufel^en  unb  allein 
»urd^  SSerl^anblungen  mit  bem  93ifd^of  eine  ißer« 
ftänbigung  gu  erftreben.  Am  2.  3)ecember  1857 
legte  ber  Sifd^of  ju  biefem  Se^ufe  feine  ^ßropofl- 
tionen  Dor.  Sin  ißergleid^  mürbe  bei  ber  ^art« 
nödigleit,  mit  meldtet  bie  Slegierung  Don  92affau 
an  i^ren  alten  Anfprütben  feft^ielt,  erft  nacb  meb« 
reren  ^a^nn  erhielt.  3)ie  bergoglid^e  ißerorbnung, 
meldte  bie  SSerböltniffe  menigftenSproDiforifd^  regeln 
foüte,  trägt  baS  3)atum  Dom  25.  SRai  1861.  2)a- 
gegen  lam  gmifd^en  bem  ©ro^b^^og  Don  Reffen 
unb  bem  iBifd^of  Don  SJlain)  f^on  am  23.  Auguft 
1 854  eine  SonDention  jum  Abf (blu|.  3)er  römif d^e 
Stubl  mar  gmar  auS  bem  oben  bereits  angefül^rten 
©runbe  nid^t  gang  mit  berfelben  einDerftanben. 
3)o(b  gelang  eS  bem  SBtfd^of  2B.  S.  Don  Äetteler, 
ber  fid^  eben  bamalS  nad^  9iom  begab,  burd^  feine 
perf  önlid)en  93cmübungen,  fein  SBerf  aufredet  gu  er- 
balten, nur  mußten  einige  fünfte  gcänbert  merben. 
S)ie  SSerbanblungen  barüber  mit  ber  l^effif d^en  5Re« 
gierung  bauerten  bis  in  ben  Sommer  1856. 

®ic  ermäbnten  Vereinbarungen  bebaupteten  ftd^ 
inbeffen  nid^t  lange.  3n  ber  protcftantifd^en  S3e- 
Dölfcrung  erbob  fid^  gegen  bie  SonDentionen  mit 
Som  fofort  ein  gemaltigcr  Sturm,  unb  aud^  ein 
%^txl  ber  ff atbolüen  befämi)fte  biefelben.  3n  SSaben 
mürbe  bie  ßouDention  burd^  bie  Staube  bereits 
im  grübjnbr  1860  Dermorfen  unb  bie  SSerl&ältniffe 
ber  fatbolifd^en  ffird^e  fofort  auf  bem  SGBege  ber 
fianbcSgefe jgebung  geregelt.  ®aS  begügli^e  ®efej 
erfd)icn  am  9.Dctober  1860.  Aebnlid^  ging  eS  in 
Söürtemberg,  als  bie  EonDention  um  biefelbc  3eit 
ben  Stauben  Dorgelegt  mürbe.  S)aS  neue  mürtem» 
bcrgifd^e  flird^engcfe^  mürbe  am  30. 3anuar  1862 
Deröffentlid^t.  gbenfo  begannen  1860  in  §cffen 
ff ömpfe  gegen  bie  Uebercinfunf t  ber  Regierung  mit 
bem  93ifi^of .  S)icfclbe  blieb  gmar  nodf)  einige  3eit 
bcftebcn,  allein  bie  ffammer  ber  Slbgeorbneten  fogte 
einen  Scfd^lug,  ber  im  ®runbe  auf  Aufl^cbung 
lautete.  3)ic  ffammer  ber  Stanbeßbenrcn  trat  bem« 
felben  jebod^  nid^t  bei.  ©bcnfo  ging  bicfe  nid^t  auf 
bie  SSorfd^läge  ber  gmeiten  ffammer  ein,  als  bie 
Regierung,  um  bie  93emegung  niebergu^alten,  im 
3.  1863  ben  Stänben,  obne  übrigens  bie  ßon« 

20 


611 


Obettpr. 


61S 


Dention  aufjugcBcn,   einen  mit  bem  Bobifd^en 
ftird^engefe^  jum  Sl^cil  übereinfKmmenben  ®e» 

ieJcSentwurf  öoricgen  Iie|.  S)a  aber  bie  unfein» 
mngen  fortbauerten  unb  bie  Sonoention  aud^  gu 
tt)eitergcbenben  angriffen  auf  bie  Regierung  benufet 
timrbe,  fo  leiftete  ber  Sifd^of  im  3. 1866  jule|t 
fclbft  auf  fie  35enid^t.  2Bie  bie  öerfd^iebenen  Son» 
t)entionen  unb  jnrd^engefe|e  geigen,  gingen  bie 
einzelnen  Staaten  unb  ^iöcefen  ber  ^roDing  nad^ 
ben  gemeinfamen  SSer^anblungen  am  Anfang  ber 
fünfziger  Saläre  balb  mieber  i^re  eigenen  äBege. 
2)ie  nömlid^e  Srfd^einung  »eist  bie  Sfolgegeit  auf. 
Sie  ©efd^i^te  ber  ^roötnj  ift  fo  öon  ber  Seit  i^rer 
Sonftituirung  an  Dortt)iegenb  eine  ©efd^id^te  ber 
©iöcefen,  bej».  ber  Staaten,  ju  bencn  biefe  ge« 
]^5ren.  Somit  ift  l^ier  nur  nod^  SBeniged  ju  be* 
merfen.  3n  SBürtembcrg  würben  bie  fird^Iid^en 
ißerl^öltniff  e  burd^  baS  genannte  @efe^  inf  omeit  ge« 
orbnet,  ba^  fortan  im  Mgemeinentjfriebe  l^errfd^te, 
wenn  aud^  ber  ablel^nenbe  SBefd^eib  an  ben  99tf(|of 
Don  Stottenburg  auf  beffen  mieberl^olte  93ttte  um 
3ulaffung  oon  ÜRännerorben  bei  ben  jfatbolifen 
gule|t  eine  gemi^e  99etoegung  ]^ert)orrief.  Sßeniger 
frieblid^  aber  geftalteten  fid^  bie  2)inge  in  93aben. 
Ss  mar  inSbefonbere  ba§  Sd^ulgefe^  oom  29. 3uli 
1864,burd^n)eld^edbie9eiie]^ungen}n)ifd^en@taat 
unb  Jhrd^e  emp^nblid^  getrübt  mürben.  91I§  ber 
erjbifd^of  §ermann  öon  Sicari  1868  ftarb,  trat 
eine  14j[ö]^rige  ißacang  beS  ergbifd^dflic^en  Stul^IeS 
ein.  3)ie  ißermaltung  ber  2)iöcefe  mürbe  möl^renb 
biefer  3(it  burd^  ben  Sapitularüicar  unb  SSJei^« 
bifd^of  Sotl^ar  Don  ffübel  gefül^rt,  unb  erft  nad^ 
beffen  Sob  (1881)  mürbe  eine  SSerftänbigung  über 
bie  93efe|ung  be§  Stul^Ied  ergielt.  Srmöl^It  mürbe 
1882  Sol^ann  Saptift  Drbin,  ber  Slad^folger 
ffübefö  als  SopituIarDicar  unb  2)ombecan,  unb 
als  berfelbe  1886  fiarb,  folgte  ber  Sift^of  Sol^ann 
ßl^rifiian  SRooS  öon  Simburg.  SefonberS  fd^Iimm 
geftalteten  fid^  bie  SSerl^ältniffe  in  bem  l^ol^cnäolleri« 
fd^en  Sntl^cil  ber  ©rjbiöcefe,  fomie  in  ben  brei 
nörblid^cn  SiStpmem  ber  ^rotinj  in  ben  fiebcn« 
jiger  Salären.  3)ic  ©iöcefen  Qfulba  unb  Simburg 
fielen  mit  ben  Staaten  fturl^effcn,  ^Raffauunbgranf« 
fürt  burd^  ben  fitieg  be§  3a^re§  1866  ^reufeen  an- 
^eim.  ®iebeiben  dürften  Don  ^ol^cnjollem  maren 
burd^  bie  Unruhen  be§  3a]^re§  1848  Deranla^t 
morben,  il^re  fiänber  ber  ffrone  ^reufeen  gu  über- 
geben, ber  gürft  öon  Sigmaringen  fd^on  1848, 
ber  Don  §e^ingen  1849.  Unter  biefen  Umftän- 
ben  maren  bie  ürc^enfeinblid^en  ®efe^,  meldte  in 
^reufeen  nad^  bem  beutfd^^franjöfifd^cn  ftrieg  1 870 
erlaffen  mürben,  aud^  in  jenen  ©prengeln  mirffam. 
gbenfo  !am  eS  in  ber  Diöcefe  SWainj  ju  einer 
l^eftigen  SSefeinbung  ber  ftird^e,  ba  Reffen,  baS 
SSerfabren  be§  ®ro|ftaate8  na(|a]^menb,  1875  ein 
äl^nlid^eS  ®efej  erliefe,  ©er  „Kulturfampf"  bielt 
eine  Sril^e  Don  Salären  an.  3n  ^reufeen  mürben 
bie  betreff enben  ®efe^e  erft  Dom  3obre  1880  an 
ollmälig  gemilbert  ober  jurüdfgenommen.  3n  Reffen 
mürbe  baS  ©efcj  Dom  3abte  1875  im  3. 1887 
aufgcl^oben.  (Sgl.  6.  SMünd^,  SoHfi.  Sammlung 


aller  älteren  unb  neueren  ßoncorbate,  2  99be.,  2d)i| 
1830 — 1831  \J)\tt  ftnb  aufeet  ben  grunblegenba 
SSuIlenabgebrudft:  bieffird^en))ragmotif,baSSfnnp 
bation§inftrument,  bie  ©runb^fige  einet  Smbip 
barung  über  bie  ißerl^altniffe  ber  fatl^ol.  ftird^  \n 
beutfd^  SunbeSftaaten,  bie  Esposizione  da 
Sentimenti  di  Sua  Santitä  in  beutfd^  Ueta^ 
f  e^ung  u.  31.] ;  3.  Songner,  S)arf}dlmig  ber  Stcd^ 
Derbältniffe  ber  Sifd^öfe  in  ber  oberrl^.  ffM^ 
proDing,  Tübingen  1840;  S)erf.,  Seitrftge  i» 
®efc^i^te  ber  obenl^einifd^  ffird^entnroDiit},  dh. 
1863  :^.  Srfldt,  S)ie  obcrr^.  StrxfyxtptotAa^  mm 
i^rer  ©rünbung  big  }ur  @egenmart,  Slaittg  1868 
[^nl^ang :  S)eclaration  b.  Derbünbeten  9kgicnni0ai 
an  ben  apoftolifd^enStul^l;  baS  babifd^  ftird^ 
gefe|  Dom  ^a^xt  1860,  bad  müriembergifd^  DM 
3. 1862  unb  anbere  ^ctenfiüdte] ;  S)erf.,  <Be^ 
ber  latl^olif  d^en  ftird^e  in  3)eutf  d^lonb  im  19. 3a|x)i 
bunbertn,  aJlaing  1889, 102—135.211—240; 
O.  SReier,  3ur  @efd^id^te  ber  römifd^beutf^cn 
Srage  I-m,  1,  »oftodt  1871—1874;  m,  2, 
grciburg  1885.)  [D.  gfrnif.] 

dtert^är,  ^tani,  2$eologe,  geb.  gu  aBto 
bürg  am  6. 9ugufi  1745,  gefi  ebenba  30.  Sug^l 
1831,  Derbanite  ber  ®unfl  bed  gfürfibifd^ofS  S.  %. 
Don  SeinSl^eim  bie  ÜRdglid^IeU  einer  umfaf^ 
ben  ©eifteSbilbung.  Seit  1769  ^rieftet,  Sn^mg 
1771  Jtaplan  im  3uliu8f))ital,  Dier  aRcmate  ffidter 
}u  l^dl^erer  SuSbilbung  nad^  9bm  gefd^dt,  mAt 
er  fofort  nad^  feiner  Stüdßel^r,  im  3uli  1778, 
SSicariatS-  unb  Sonftfiorialratl^  unb  im  SloDenAer 
beSfelben  3abted  ^rofeffor  ber  Dogmatil  on  ber 
UniDerfltät  SBüraburg.  ©er  folgenbe  fJOrfttifd^f, 
gfr.  S.  Don  Sril^al,  ernannte  il^n  1780  gum  ©w 
rector  ber  fömmtlid^en  Stabtfd^ulen  unb  1782 
}um  3Birfli(|en  ®  eiftlid^en  SKatl^,  fud^te  i^  aber,  ba 
er  ftetg  mel^r  in  ben  9htf  ber  92eologie  genetl^  unb 
obnel^in  ber  Sel^rgabe  entbel^rie,  burd^  el^renDiÄe 
iBef  örberung  gum  $räfibenten  bed  neu  gegrihtbeim 
^rmeninftitutg  Don  feiner  Se^rfteQe  gu  entfernen. 
Obertl^ür  bebauptete  ftd^  j[ebod^  in  fetner  Stdlmig 
an  ber  UniDerfttöt  tro|  ber  mad^fenben  aRife^tm- 
mung  biefe§  mie  bed  folgenben  f^ürftbifd^ofeS,  Mi 
nad^  ber  äefi|ergreifung  SBürgburgg  bur^  SoQmi 
bei  ber  Umgestaltung  ber  UniDerfttöt  tl^  bie  ffite» 
beranfteHung  Derfagt  mürbe.  S)urd^  lebl^fte  9e- 
fd^merben  in  SJlünd^en  gelangte  er  inbe^  1805 
mieber  gur  $rofef[ur,  erl^ielt  fid^  in  berfelben  aitd( 
unter  ber  ^errfd^aft  bed  ®ro|]^er)og8  Don  Xo8* 
cana,  mu^te  aber  1809  gurüdfäreten  unb  eine  ^ßen^ 
fion  annehmen.  iBei  ber  9teuerrid^tung  bei  SBfiq« 
burger  3)omcapttel8  erl^ielt  er  1821  Don  9Ras  L 
ein  Sanonicat  unter  iBelaffung  feiner  ^rofefforen* 
penfton  unb  mürbe  Dom  (Kapitel  gum  Canonicns 
theologtis  gemäl^lt.  Seit  1809  lebte  er  eingig 
fd^riftfteKerifd^en  unb  bunumitären  Sefhebungen, 
fomie  einem  febr  auigebebnten,  burd^  Briefe  trab 
Siunbreifen  unterbaltenen  freunbfd^aftltd^en  93ei> 
febre  mit  9lotabilitäten  ber  Derfd^iebenften  fht, 
namentlid^  92orbbeutfd^en  unb  $rotefianten.  2)if 
öuBerfie  ©enügfamfeit  in  Segug  auf  feine  Sebenfi« 


m 


Obloten  —  Dblaten-Konöreöotlonen. 


614 


Mörfniffe  mndglid^  ifyn  bie  9(uSübung  um* 
jinfober  ffio^^öHgreit ;  namentlid^  armer  @tU' 
Mm,  Simjlbottn  unb  ^anbioerf er  nal^m  er  ftd^ 
wt  p|er  SRilbc  an.  9ud^  baS  nod^  immer  an* 
f^nlüie  Sennögett,  bad  er  ^interlie|,  beftimmte 
ec  für  tDO^tt^ge  Smedte.  Surd^  Anregung  mel^ 
mcr  imjfli^cn  änftttute,  tbit  ber  nod^  je^t  be- 
Menben  SefegefeSf^aft  ^^armonte"  unb  bed 
.9ol9te4mfi^  SSereinS"  (für  SBilbung  beS  ®e- 
0R6e>imb^onbiDerfer{!anbeS),  emmrb  er  Rd^  aud^ 
foBJt  mn  feine  SSaterjiabt  SSerbienfte.  Sin  ber 
Siffraf^aft  geleifteter  2)ienft  ift  bie  t)on  i^m  t^er- 
oBfialtete  ^nblid^  9u8gobe  ber  polemifd^en  Säter* 
Doie:  Opera  polemica  SS.  PP.  de  veritate  reli- 
gkniB  christianae  contra  Gentiles  et  Judaeos 
iB34Sänben  (SBür^b.  1777— 1 794).  meift  nad^ 
bcB  Ibmriner  SuSgaben  gebrudK  unb  oft  mit  um* 
faigRi4enSinIeitungenterfe]^en.9(ud^beranftaItete 
ereiiieSudgabebed3ofep]^uSSfIaDiu8(Seip3. 1782 
M 1785, 3  Sbe.) ;  bie  Siterörgefd^id^te  bief eS  «uc- 
tnf  bearbeitete  er  für  bie  ^omburger  92euau8gabe 
her  Bibliotheca  Oraeca  bed  SfabriciuS.  Sbenf o 
Kneb  er  bie  Sorreben  ^u  ben  gried'f d^en  3ofep^u8- 
ntef^mtgen;  ber  t)on  il^m  borbereitete  unb  an« 
gefnnbigte  Sommentar  gu  3ofe))]^8  ifi  Jebod^  nid^t 
tMpmiL  ^ttntt  toax  er  für  bie  $flege  frön« 
fiM^  imb  SBürjburger  ®efd^d^te  unb  topograpl^ie 
48tig;  er  oerfa^te  99iogra))]^ien  mel^rerer  SBürg« 
targer  $rofefforen,  Dor  Mem  bed  „®efd^id^t- 
mka  ber  S^utfd^".  SR.  3.  ©d^mibt.  ber- 
hu(te  pd^  oud^  in  ]^oetifd^  arbeiten  unb  be« 
toA  bie  (Srfinbung  einer  2)i4teralabemie,  meiere 
riae  neue  (Epod^  ber  frönhfd^en  Siteratur  an» 
hdSfm  f ofite ;  überhaupt  mar  er  unerf d^öpflid^  in 
vnen  ^rojecten  unb  gemeinnü^igen  Unteme^« 
mmgen.  6in  Unglüdt  mar  e§,  ba|  btefer  bei 
äberjlie^er  ÜRenfd^enfreunblid^fett  entl^uftaftifd^ 
mbp^ta{li]d^  angelegte  SJlann,  bem  e§  an  genau 
atatt^nbem  fd^arf en  Renten  nid^t  minber  gebrad^, 
alä  an  logifdder  Orbnung  ber  @ebanfen,  jum 
idfm  ber  2)ogmati!  fid^  berufen  glaubte,  aud^  für 
biejc§9mt  beftimmt  unb  über  30  Saläre  barin  er- 
balten  tsurbe.  Sei  einer  an'd  ffinblic^e  ftreifenben 
nderf^dlung  feiner  eigenen  93ebeutung  unb  SBe- 
gohmg  ^te  er  bis  gum  Xobe  bie  Ueberjeugung,  in 
bn^ogmati!  „mirflid^  Spod^e  gemad^t  ^u  l^aben". 
Sö^renb  fein  ^örfaal  oielfad^  leer  ftanb  unb  ber 
JRongcI  an  Se^rgabe  bei  ibm  notorifd^  mar,  l^telt  er 
bem  §ärflbifd^of  Don  Srtl^al  entgegen,  ^.er  fül^Ie, 
^ba9  Schrämt  ber  il^m  Don  ®ott  gegebene  ^eruf 
Hi'.  Xuf  einen  fold^en  S^aralter  mu^te  ber  jene 
9B&)e  3eit  beberrfd^enbe  3ug  ber  3luf flörerei  unb 
Bügtöjen  Serfd^mommenbeit  mit  boppelter  @emalt 
önirfcn.  SuS  einer  braoen  unb  religiös  geftnnten 
lanilie  ftammenb,  mar  er  innerlid^  feiner  ^Religion 
Büfli^  jugetbon;  aber  nur  bie  öftbetifd^e  unb 
tnumitare  Seite  mugte  er  an  ibrem  Scl^rgebaube 
Ji  Ktälen,  unb  er  na^m  ftd^  begb^Ib  aud^  bie  Sfret» 
(eit  bte  ganje  t^eologifd^e  SBi^enfd^aft  fo  5u  re> 
fKoiren,  bog  bie  fatbolifd^e  Sel^e  in  ibrer  ,,ßin» 
Mint  unb  @d^ön^eit  rei^enb  unb  mirfjam''  bar» 


gefteüt  merbe.  2)aburd^  glaubte  er  aud^  am  beßen 
eine  SBieberoereinigung  ber  Sonfeffionen  anju- 
babnen.  @einen  @tanbpunf t  oenatl^en  bie  SBorte 
(1798):  ^Sei  unS  mar  eS  fd^on  oon  öielen  3abren 
ber  baS  ©efd^öft  fatl^oßfd^er  Zl^eologen,  ben  i^rer 
S)ogmatif  angeführten  Sd^utt  aümolig  mieber  ab- 
gutragen,  baS  Unnü^e  auSgumergen,  baS  Ueber- 
triebene  in  feine  ®ren)en  jurüd^umeifen,  baS 
©runblofe  faden  ju  Iaf[en,  ben  ffatl^oIiciSmuS 
überl^aupt  fo  ju  bearbeiten,  mie  eS  bie  neu  gefun- 
benen  ^ilfSmittel  unb  ber  ®efd^madt  beS  3citalter8 
erforbem."  Unb  fpöter:  „SDlan  barf  fagen,  Hu- 
manität finbe  ftd^  nur  im  Sl^rijtentl^um,  unb  maS 
nid^t  nab  ober  fem  gur  iBilbung  ber  maleren, 
reinen  ^umanitöt  beitrage,  gebore  nid^t  jum 
SBefentlid^en  beS  e^riftent^umS/  3ebod^  moUte 
er  unberbrüd^Hd^  feft^alten  an  ber  9luctorität  ber 
beiligen  @d^rift,  mie  an  bem  „unfebibaren  3tug- 
ni|  ber  Jhrd^e''  unb  am  Primat.  SBol^I  burd^  SRif- 
oerflanbnil  l^at  il^m  @d^mab  (f.  u.)  bie  3)leinung 
beigelegt,  baS  fßapfttbum  fei  für  bie  Jtird^e  ent- 
bel^rlid^.  Ober^ür  meint  bieg  nur  oon  ber  melt^ 
Kd^en  ^errfd^aft,  ber  „öugerlid^en  |)errlid^feit'' 
bed  $ap{ted.  Zro^bem  fd^reibt  SBenter  (f.  u.) 
@.  258  gang  rid^tig,  ba|  „fein  Jfati^oIiciSmuS  an 
einen  religbnSmengerifd^en  J?o3mopoIitt3mud  an- 
ftreifte,  mie  er  benn  aud^  in  feinen  SJortrögen  über 
2)ogmatiI  nid^t  feiten  gegen  mefentlid^e  SejHm- 
mungen  beS  fird^Iid^en  SebrbegriffeS  oerftiel  unb 
bamit  geigte,  ba|  eS  il^m  bei  feinen  irenifd^en  unb 
reformatorifd^en  $Iönen  an  tbeologifd^er  Sorrect- 
l^eit  unb  überbaupt  an  ber  nötl^igen  SSertraut^eit 
mit  bem  ©eifte  unb  3nbalt  ber  ürd^lid^en  Sebr- 
trabition  fel^Ie".  Obertl^ürS  ©d^riften  fmb  über- 
aus gal^lreid^;  unter  ben  tbeologiftben  mirb  bie 
„93ibIifd^e2lnt^ropoIogie\2nünfterl807— 1810, 
4  ^l^le.  in  5  iBbn.,  gemöbnlid^  als  baS  beben« 
tenbfte  begeid^net.  3tibeg  leiben  alle  feine  tbeo- 
logifd^cn  SGBerfe  an  benfelben  Qfel^Iem:  SRangel 
logifd^er  Orbnung,  Sinmifd^ung  aKer  mbglitben 
Motria  unb  oor  Mem  Abgang  bogmatifd^er  Sor- 
redl^eit;  fte  fanben  bal^er  oon  Anfang  an  ungün« 
füge  Sufnal^me.  S^ter  SSermonenbeit  unb  Un« 
Derftänblid^fett  mie  i^rem  geringen  Slnfel^en  utü) 
ßinflug  mag  eS  gugufd^reiben  fein,  ba^  nur  ein 
eingigeS  fleinereS  äßer!  oon  il^m,  ,,9neine  Slnpd^t 
t)on  ber  93eftimmung  ber  S)omcapiteI  unb  oon  bem 
©ottcSbienfte  in  ben  Katl^ebralfird^n"  (SQ8ürgburg 
1826)  auf  ben  3nbey,  fom.  (Sgl.  A.  Ruland, 
Series  et  vitae  Professonun  S.  Theol.  Wirce- 
burgensium,  Wirceb.  1835,  167  88.;  SReufd^, 
3nbcjII,  «onn  1088;  3.  ©c^toab,  grang  SSerg, 
SBürgburg  1869,  befonbcrS  235  f.;  Ä.  ferner, 
@efd&.  ber  fatb.  Sbeol.,  SRünd&en  1866,  257  f. 
u.  370 ;  Harter,  Nomencl.  liter.  HI,  Oenip. 
1886,  834  8q.)  [D.  ^fülf  S.  J.] 

^Kaien^  1.  als  Segeid^nung  f ür  baS  gur  Son- 
fecration  öermenbete  93rob  f.  b.  ^rt.  5)oftie ;  2.  im 
Sinne  öon  Dpfergabcn  f.  b.  3lrt.  Dblationen. 

^tUden'Hongttiaüontn  nennt  fid^  eine  9n« 
gal^l  öon  regulären  @5cnoffenf(baften,  öon  benen 

20* 


615 


Oblaten  »Kongregationen. 


61€ 


meistere  jiatt  eigentfid^er  ©cIübbeaMcgung  nur 
eine  „Dblation"  an  bte  Obern  ober  ben  93i{d^of 
mit  bem  SScrfpred^cn  bcr  ©tabilität  lennen.  S)ie 
]^auptfäd)Iid^[tenfmbfoIgenbe:  I.  SKännlid^e. 
l.Sie  Oblaten  bes|l.9lmbrofiuS(f})äter 
bed  1^1.  ffarl  genannt),  eine  Don  bem  1^1.  ffarl 
äorromäuS  gegrünbete  Kongregation  öon  ©äcular» 
cIerifem(f.b.3lrt.9lmbrotianer5,  obenl,  690  ff.). 
§ier  fei  ergönjenb  bemerft,  ba|  bie  Kongrega« 
tion  ber  Oblaten  Dom  1^1.  ffarL  toit  fie  j[e|t 
genannt  werben,  in  SWailanb  1848  burd^  ben 
Srjbif d^of  StomiOi  mieber  l^ergefieüt  n^urbe.  3lai^ 
bem  ißorbilb  ber  ÜRailönber  Oblaten  fanb  ba§ 
Snftitut  mit  Slnpaffung  ber  SRegel  an  bie  localen 
SSerl&ältniff  e  aud^  in  öielen  ®iöcef  en  anberer  Sänber 
Singang,  fo  burd^  ben  fpötem  Karbinal  ÜRanning 
im  herein  mit  beffen  gegenwärtigem  Slad^folger, 
Karbinal  Herbert  SJaug^an  u.  31. 1856  in  6ng- 
lanb.  SE)ie  englifd^en  Oblaten,  beren  Statuten 
Dom  l^eiligen  ©tu^Ie  1857  unb  1877  gebilligt 
würben,  Wirten  bis  IJeute  fel^r  fegenSreid^  in  ber 
©eelforge  unb  im  Se^rfad^.  (93gl.  au|er  ber  im 
3lrt.  ^mbrofxaner  angegebenen  Siteratur  noc^ 
Barth.  Bossi,  De  origine  et  progressu  Congr. 
oblat.  SS.  Ambrosii  et  Caroli,  Mediol.  1739; 
Oh.  Sylvain,  Eist,  de  St.  Charles  Borromäe 
III,  Lille  1884, 39  ss. ;  The  Eeligious  Houses 
of  the  United  Eingdom,  Lond.  1 887 ;  ^.  fStM' 
l^eim,  §.  e.  TOamting,  aWaing  1892,  26  f.  u.  ö.) 
2.  ©ie  Kongregation  berSRif fionare, 
Oblaten  ber  unbefledften  Jungfrau 
9Raria,  gegrünbet  Don  üaxl  ßugen  Don^Tla» 
Senob  (geb.  1782,  feit  1837  »ifd^of  Don  9Diar« 
feine,  geft.  1861).  ©ie  religiöfe  Serwal^rlofung 
ber  fran^öfifd^en  SanbbeDölferung,  weld^e  burc^  bie 
WeDoIution  ber  fßriefter  unb  OrbenSIeute  beraubt 
worben,  wedtte  in  bem  iungen  feeleneifrigen  ^rie« 
fter  ben  ®eban!en,  jum  Swedte  ber  SReform  eine 
©enoffenfd^aft  apoftolifd^er  SJlänner  ju  grünben, 
weld^e  Dor  Mem  „ben  ^rmen  ba§  ßDangelium 
prebigen"  foUten.  ^m  25. 3anuar  1816  fam  bie 
©efeüfd^aft  }u  Staube.  ®a§  alte  baufällige  Kar- 
melitenflofter  ju  9lig  war  bie  erfie  TOeberlaffung 
ber  ^SDliffionare  bcr  ^roDence"  ober  ,,Oblaten 
Dom  1^1.  ftarl",  wie  SKajenob  unb  feine  ©enoffen 
anfangs  genannt  würben.  9lm  17,3febniarl826 
würbe  bie  Dom  ©rünber  entworfene  Siegel  Don 
Seo  Xn,  approbirt,  unb  bie  ®enoffcnfd(iaft  erl^ielt 
ben  offtcieÜen  92amen  Congregatio  Missiona- 
riorum  Oblatorum  Sanctissimae  et  Imma- 
culatae  Mariae,  befjcn  Derfürjte  ©d^reibart  0. 
M.  I.  Oblatus  Mariae  Immaculatae  bebeutet, 
©er  ^auptjwed!  liegt  in  il^rer  3)eDife:  Evangeli- 
zare  pauperibus  misit  me  auSgefprod^en.  31I§ 
weiterer  S^Jed  wirb  in  ben  ©a^ungen  bie  fieitung 
Don  ^riefterfeminaricn  unb  bie  religiöje  §eran= 
bilbung  ber  Sugenb  bejeid^net.  3n  bicfem  ©eifte 
il^reS  bciJigttiä|igen  ©tifterS  bot  bie  ju  großer 
Slüte  gelangte  ©enoffenfd^oft  bis  l^eute  in  §ranf» 
reid^,  Snglanb,  Stianb,  in  Sanaba,  ben  bereinig- 
ten Staaten  u.  f.  mit  fegenSreid^em  Srfolge  ge« 


arbeitet,  ©eit  il^rer  Berufung  nad^  Sonoba  (1841] 
!am  als  neuer  3wedt  bie  Zl^ätigfeU  in  ben  ^etbc» 
mifftonen  ]^in}u^  unb  l^ier  gumal  l^oben  tne  Ob- 
laten ^erDonagenbeS  geleiftet;  \fyct  9ßtnbnen  n» 
mentltd^  in  93ritifd^"9loitamenfa  uiu>  auf  ba 
3nfel  KeQlon  gel^dren  }u  ben  blfil^enbflen  ber  Ste» 
seit  (Dgl.  ffatlji.  SRiff.,  Sfreiburg,  aal^rg.  1877, 
1881  ff.).  S)ie  Kongregation  W  ftd^  ieit  Ofict  ffiaf 
Sßelttl^eUe  Derbreitet,  läfß  augenblidau$  ffittf  $to- 
Din^en  (©üb-  unb  9lorb«i$ranfreid^,  (higUmb, 
Kanaba,  SSereinigte  ©taaten  —  eine  üaßentfd^ 
fpanif d^e,  beutf d^e  $roDing  ftnb  im  Sntfl^en),  70 
Käufer  unb  ca.  1220  SRitglieber,  unter  i|nen  ca. 
700  $atreS,  Derwaltet  in  ben  aOtiffiondlftnbeni,  iit 
benen  fie  nal^e^u  an  400  ÜRitgtieber  befd^SfM 
2  KrabiStpmer,  8  iBiSt^fimer,  4  apoftol^  ^ 
cariate  unb  2  opofiolif d^e  ^räfecturen  (DgL  b.  9xL 
SRiffionen),  leitet  bie  beiben  $riefterfeminare  txm 
^iaccio  unb  S^rejuS^  bie  ÜRif^nSprieflerfenrinate 
in  3)f  d^affna  unb  Kolombo  (Ket|lon),  2  SJenentngS" 
anftalten  für  jugenblid^e  SBerbred^er  in  @Iencrce 
unb  fßl^ilippStown  (Srlanb),  femer  bie  fatl^orif^e 
UniDerfttät  in  Ottawa  (Kanaba)  unb  eine  9td^ 
Don  Kollegien  unb  ©d^ulen.  9lud^  bie  6er}-3efti^ 
Safilifa  auf  SRontmartre  gu  ^8  tft  in  te^ 
f onberer  SBeife  il^r  Sßerf.  Unter  ben  bebeutenbcn 
ailännem,  bie  auS  ber  Kongregation  l^erDorgingei^ 
feien  nur  erwöl^nt  ber  Karbinol-Kr^bif d^of  (Suttot 
Don  ^riS,  Don  $a))fi  puS  JX.  „bie  Settd^  mib 
ber  Siul^m''  berOblatencongregation  genannt  fo« 
wie  bie  auSge^eid^neten  SRiffionSbif (^5fe  SRf gr.  g^- 
raub,  apojtolifd^er  ißicar  Don  Sltl^baSla-SRadtaiF 
5ie,  9Rfgr.  iBonjean,  Krjbifd^of  Don  Kolombo,  unb 
ber  greife,  nod^  lebenbe  Krgbifd^of  Don  ©i  !Bo- 
nifojj  (Kanaba),  SKfgr.  %aä)6,  ber  fflegrürt>er 
ber  SRiffionen  in  Sritifd^-5Rorbamerifa.  3)ie  Kon- 
gregation wirb  geleitet  burd^  einen  auf  Sebjeiten 
gewäl^Iten  ©eneral,  bem  Dier  ©eneralafftftenten 
unb  ein  ©eneralprocurator  }ur  ©eite  flel^ 
©i^  beS  ©eneralS  ift  $ariS.  Me  fed^  3a^ 
finbet  ein  ©eneralcapitel  ftatt.  S)ie  SRitglieber 
legen  nad^  einjiäl^rigem  9loDiciat  ein  Sal^reSgelfiBbe 
unb  nad^  einem  weitem  Sal^r  bie  einf ad^m  ewigen 
OrbenSgelübbe  (in  ber  ©enoffenfd^oft  „OblotioR* 
genannt)  ab.  3ur  ©id^emng  beS  JRad^wud^cS 
befi^t  bie  Kongregation  eine  ^eil^e  Don  ©tubien- 
anftalten,  Suniorate  genannt,  für  jhtaben  unb 
Sünglinge,  weld^e  Steigung  unb  SBiOen  geigei^ 
fpäter  in  ber  Kongregation  ju  wirfen.  3)ie  be- 
beutenbfte  berfelben  ift  gegenwärtig  bie  beutfd^ 
SRiffionSanftalt  ©t.  ftarl  bei  SJalfenburg  (§oIL- 
Stmburg)  mit  180  auSfd^Iie|lic^  beutfc^en  3^ 
lingen.  (S3gl.  Helyot-Migne,  Dict.  des  ordree 
relig.,  Suppl.  s.  y.;  Eicard,  Mgr  de  Mazenod, 
ev6que  de  Marseille,  fondateuretc.,  Par.  1892; 
Ch.  Tyck,  Notices  historiques  sur  les  Congr^ 
gations  etc.  du  XIX*e°»«  siäcle,  Louyain  1892, 
102 ;  93taria  Smmaculata  (fleinebeutfdfeeTOif  jiott«- 
jeitfd^rift),  Saifcnburg  [erfd&eint  feitOct  1898].] 
3.  Oblaten  beS  1^1.  ^xani  Don  ©alef 
in  Sro^eS  (granfreid^)  würben  1872  auf  91» 


617 


Oblaten-Songregotionen. 


618 


I  Rgimg  bet  e^.  SRutter  SRoria  Don  @ale§  Sl^ot)» 
{  fü,  Mm  Orben  ber  ^imfud^ung,  burd^  ben 
r  M».  P.  Submig  Sriffon  gegrünbet.  Sl^rSmed 
ifl  (Eqie^ung  boit  ftnoben^  foioie  @c^u^  unb  fütx* 
jorgong junger 9rbetttr.  3)ie®eno{fenfd^af tieftet 
^äfcr  m  Sranfreid^,  Snglanb  unb  im  Orient. 
1884  nnitbe  ben  SSätem  bie  apoftolifd^e  $röfectur 
M  Onmicfluife«  (@übafrifa)  unb  1889  bie  Sei» 
teig  bcfi  iwm  ^eiligen  fßattt  gegrünbeten  Seonini* 
{((meoOegj»  Dom]^l.S)ionQ|iuS  in^t^en  (©ried^en« 
ianb)  aimertraut.  2)ie  Sßitglieber  mod^en  in  ben 
ePtn  fünf  3ü]^  äa^reSgelübbe,  bonn  bie  emigen. 
€ic  sc^en  aud^  Saienbi^er  auf.  gfür  bie  innere 
geijUkl^  fieitung  folgen  fie  ben  iBorfd^riften  bed 
$L  %mi  Don  €ale8,  tt)d^renb  fte  jid^  für  ba§ 
le&leR  an  bie  Siegel  bed  %  tluguftinud  an- 
Wie|en.  Sie  @a|ungen  mürben  am  7.  Secember 
1877  tKim  1^1.  @tu$Ie  apptobirt.  (93gl.  Em.  Keller, 
LesCongi^^t  relig.  en  France,  Paris  1880, 
600;  Xyck  L  c.  209.) 

4.0blQten  beS  H  ^ilariuS  Don  $oi- 
tier«.  Sei  (Selegenl^eit  be§  3ubilQumg  1850 
tot«  fi4  bem  Sif^of,  fpötem  Sarbinal,  Snfgr. 
$ic  twu^oUierS  einige  Sßeltpriefter  für  baS  mi]' 
\mSmt  an.  Sr  gab  il^nen  bie  Siegel  ber  Ob- 
latm  Dom  1^1.  SmbroftuS  (f.  ob.  1),  conftituirte  fie 
niiir  bem  £itel  „  Jtinber  SRarienS,  ber  UnbefledC- 
H  Cblaten  beS  1^1.  ^ilariuS''  aI8  Z)iöcefan-@e» 
nofienjc^ft  unb  übergab  il^nen  bie  Seitung  einiger 
In^en.  3^r  Smedt  ifl  bie  @eelf orge  unb  $r ebigt. 
Sol  3nfKtut  mürbe  1855  Dom  ^eiligen  Stülpte 
klobt  (Sgl.  Baonard,  Histoire  du  Cardinal 
Pie  I,  Paris  1886,  432  ss.)  —  Sine  analoge 
Oiirobuig,  menn  aud^  ol^ne  ben  9iamen  Oblaten, 
$  bie  Don  Sifd^of  SRartin  in  $aberbom  1867 
gegrünbete  ^SRarianifd^e  ^riejler-Kongregation". 
(SgL  Stamm,  ffonr.  TOartin  I,  ^abcrbom  1892, 
98  ff.) 

5.  Oblaten  ber  feligften  Sungfrau 
Karia  Don^inerolo  (^iemont),  gegrünbet 
1816  burd^  ben  feeleneifrigen  SBeltpriefter  $iu§ 
»nmo2anteri  {geb.l759in$incroIo,  geft.1830). 
Der  mrter  fieitung  beS  grio'uiten  P.  3of.  91lbert, 
@nifm  Don  2)ie§bad^,  SJHfftonarS  in  Xurin  unb 
Sien,  als  6|erntienmeifter  unb  SJlifftonar  ®ro|e3 
injtfte.  3)ie  (Senoffenfd^aft  ging  au3  einer  Ser< 
rärigung  Don  SBeltprieftem  l^erDor,  meldte  Santeri 
unter  bem  Siamen  „93unb  beS  %  ^auluS"  um  fid^ 
gffanmelt.  Sie  ©enofjenfd^aft  mürbe  am  1.  ©cp» 
lonber  1826  Don  fieo  XII.  gutgeheißen  unb  er« 
M  bie  ^riDilegien  unb  Snbulte  ber  Stebemto» 
rijim.  ^e  SRitglieber  geloben  in  bcfonbcrcr  SQ8eife 
Sc^oriom  unb  treue  ^nl^önglid^feit  an  ben  l^ei* 
ligm  Stubl,  mel^alb  fie  aud^  ben  1^1.  $etm§  ju 
ifran  6(^u^tron  ermä^Iten.  Sl^r  Stifter  be» 
pedte,  bef  onber§  burd^  bie  S^ercitien  be§  1^1. 3gna- 
inrt  auf  Xeform  bed  SIeruS  5u  mirfen,  ben  bä- 
ndigen Seftrebungen  bed  3anjeni3mu§  burd^  bie 
getnnbe  9loraI  be§  %  ^IfonS  3R.  Don  fiiguori,  unb 
ber  gI(mben§Iofen  Siteratur  burd^  Sammlung  unb 
Sobreitungguter  Schriften  unb  iBüd^er,  fomieburc^ 


Serftörung  Don  fd^Ied^ten  entgegenjumirfen.  9lud^ 
als  Seid^tDäter  unb  ©eelforgcr  in  ©efängniffcn, 
©pitälem  :c.  ermarben  fid^  biefe  Oblaten  gro|e 
SJerbienfte.  ®ie  ajlitglieber  mad^en  bie  einfad^en 
©elübbe  ber  Srmut,  fteufd^l^eit,  beS  (Sel^orfamS 
unb  ber  SSebarrlid^feit  im  93crufe,  bie  $riefter  (ur» 
fprünglid^)  nad^  einjöl^rigem,  bieSrüber  nad^  jmei- 
iöbrigem  SloDtciat.  S)er  ©eneralobere  l^|t  ®ro|» 
rector  unb  mirb  auf  Sebjeiten  gemäl^It.  SDie  ^rie« 
fter  [teilen  ftd^  bem  ©iöcefanbifd^of  jur  freien 
Verfügung,  fomeit  bie|  mit  ben  ©a^ungen  Der« 
einbar  ift.  3m  3. 1842  jä^Ite  bie  ©enoffenfd^aft 
in  3talien  in  Derfd^iebenen  §äufem  ca.  100  SKit» 
glieber.  3nt  felben  3al^re  übemal^m  fte  bie  SJlif« 
pon  Don  ^Da  unb  ^cgu  in  SSirma  (§interinbien), 
mu^te  aber,  ba  fte  burd^  bie  SleDoIution  in  Ober« 
Italien  bart  mitgenommen  morben,  biefelbe  1856 
an  baS  ^arifer  ^ö^ifftonSfeminar  übertragen.  (9SgL 
Moroni,  Diz.  1.  c.  207  sgg. ;  D.  Siebenfelb,  Ur» 
fprung  .  .  .  fömmtlid^er  SDRönc^S»  unb  jflofter» 
frauenorben  n,  SDBeimor  1841,  ©upplem.  88  ff.) 

IL  Sßeiblid^e.  1.  Oblaten  Don  ben  f ieben 
©d^merjen  ber  fei.  Snngfrau,  eine  ©enoffen» 
fd^aft  Don  tSfrauen,  meldte  1659  Don  einer  römi- 
fd^en  ®ame,  3)onna  SamiÜa  SSirginia  ©aDdli 
tSfamefe,  ^erjogin  Don  Satera,  gegrünbet  unb  am 
16.  3uni  1663  Don  Mlejanber  vn.  unb  mieber 
am  25.  SWärä  1671  Don  SIemenS  X.  approbirt 
mürbe.  @ie  nimmt  (au|er  ben  fiaienfd^meftem) 
bIo|  abelige  S)amen  auf  unb  lebt  nad^  ber  Siegel 
be§  ^I.  Sluguftin.  ^^x  ^aupt^medC  ift,  fold^e  ^er» 
fönen  auf^unel^men,  meldte  ben  93eruf  gum  Or- 
benSleben  füllten,  aber  megen  ffrönflid^teit  unb  au§ 
öbnticben  ©rünben  fonft  nirgenbS  ^ufnal^me  fin- 
ben.  3)ie  3a^l  ber  g^orfrauen  ift  auf  33,  bie 
ber  Saicnfd^meftem  auf  14  feftgefefet.  3)ie  Ob« 
lation  befielt  in  einem  S3erfpre|ien,  ben  ©el^or» 
fam  nad^  ben  ©a^ungen  unb  ©emol^nl^eiten  beS 
flIofterS  5U  üUn  unb  im  Seruf  auSjul^arren. 
@in  eigentUd^eS  ©elübbe  legen  bie  S)amen  nid^t 
ab,  l^aben  aud^  leine  Slaufur,  leben  aber  fonft 
ganj  nad^  ^rt  Don  fflofterfrauen,  mit  ß^orgebet, 
Betrachtung,  iBu|übungen  u.  f.  m.  @ie  tragen 
einen  ^abit  Don  fd^marjer  ©erge,  fd^mar^moOenen 
Slodt  mit  gleichem  ©ürtel  unb  ein  fd^Kd^teS,  nid^t 
geftörfteS  §al§»  unb  Äopftud^  Don  gelblicher  Qfarbe. 
Seim  91u§geben  finb  fie  ganj  in  einen  SDlantel 
gebüßt,  beffcn-  Dorbcre  3ipfß^  i«  ben  ©ürtel  ein« 
gefd^Iagen  merben.  (Sgl.  Moroni,  Diz.  XLVm, 
203  sgg.;  D.  SBiebenfelb  a.  a.  O.  I,  209). 

2.  Oblaten  ber  i)l.  g^ranciSca  Slomana 
(®amen  Don  %ox  be^©pecd^i)  entftanben 
au§  einer  Don  ber  genannten  ^eiligen  (f.  b.  Srt.) 
gefammelten  ©d^aar  abeliger  römifd^er  ®amcn, 
bie  im  meltlid^en  ©tanbe  burcb  fromme  Uebungen, 
2Ber!e  ber  Sßarml^erjigfeit  zc.  fid^  ju  beiligen  fud^ten. 
Surc^  Slnfd^Iufe  an  bie  Kongregation  ber  OliDeta« 
ner  (f.b.  to.)  fonb  ber  Screin  feit  1425  feftcm§alt. 
Sie  Don  ber  ^eiligen  Derfafeten,  auf  bie  Segel  be§ 
1^1.  SBcnebict  bafirten  ©tatutcn  babcn  eine  religiöje 
©enoffenfc^aft  im  Singe,  meldte  jmifd^en  SBelt«  unb 


619 


Oblati  (Oblatae). 


6M 


OrbenSIeben  bie  ÜJtttte  l^ölt.  9lm  25.  ^Rät)  1433 
(egogen  bte  erften  jel^n  ®efQ](|rtinnen  ba3  Xor 
be^  Specd^i  genannte,  im  Ouartier  Sampitello  ge> 
Ugene  ^av&,  ba§  einzige  ber  ®enoj|enfd^aft,  wo  fte 
(eute  nod^  mol^nt.  9lm  4.  3uli  1433  beftöKgte 
(Eugen  IV.  bie  Statuten.  S)a8  ^f onberbare  ftlofter 
o^ne  ©clübbe,  ol^ne  ßlaufur,  ol^ne  Cinfünfte"  er- 
regte SlnfangS  Dielen  SBiberfprud^,  fanb  aber  in 
bem  t)on  inneren  Jtömpfen  arg  t)em)äfteten  Stont  ein 
reidfteS  fjelb  für  Setl^ätigung  l^eroifd^er  IRöd^ften» 
Hebe.  3laä)  bem  Slobe  i^red  @atten  fiebelte  bie 
1^1  tlfrandSca  )u  il^ren  Söd^tem  über,  aI3  beren 
Oberin  jie  am  9.  SKära  1440  ftarb.  Äurj  nat^l^er 
würbe  bie®enoJfenfd6aftber3uri8bictionberDliüe- 
taner  entjogen  unb  unmittelbar  bem  l^eiligen  ©tuge 
unterfteUt,  m^^alb  $iu§  vn.  unb  ©regor  XVI. 
bie  Oberin  f(!^er^n)eife  la  madre  independente 
nannten,  ©iefelbe  toirb  unter  bem  SJorfi|  eine§ 
pöpftlid^en  3)elegaten  auf  Sebjeiten  gemäl^It  unb 
fül^rt  ben  litel  „^räflbentin".  Sie  ©d^meftem, 
au3  öomel^men  ©amen  beftel^enb,  l^aben  feine  ®e« 
lübbe  unb  feine  Klaufur,  fonbcm  öerfprcd^en  bei 
il^rer  „Oblation",  bie  na^  einem  SloöiciatSial^r 
am  ®rab  ber  l^eiligen  ©tifterin  ftattfinbct,  ein- 
fad^en  ®e]^orfam  gegen  bie  Oberin  in  ®emag- 
^eit  ber  ©a^ungen.  3)ie  j^cibung  befielet  au§ 
einem  meinen  Unterfleib,  fd^margem  Obcrgetoonb 
aus  grobem  ©toff  unb  j^opf fd^Ieier,  ber  Xrad^t  ber 
alten  römifd^en  SRatronen.  ißon  bem  bie  SReguIar- 
orben  bctreffenben  SReformbecret  beS  Irienter  Kon» 
cil§  nmrben  neben  ben  Sefuiten  aud^  bie  2)amen 
Don  Xor  be'  ©pecd^i  aufgenommen,  ^^xt  &a' 
tuten  gaben  bem  1^1.  gran^  t)on  @ale§  bie  Sbee  5u 
feiner  urfprünglid^  geplanten  ©rünbung.  ®ie  ®e» 
noffenfd^aft  bot  burd^  Pflege  ber  Firmen  unb  ®e» 
fangenen  unb  anbere  ffierfe  ber  Siebe,  fomie  burd^ 
il^ren  ßinflufe  auf  bie  l^öberen  ©lönbe  bis  auf 
unfere  Sage  red^t  mol^Itbätig  gemirft.  3)er  9lad^= 
toeiS,  ba6  pe  fein  eigentlid^er  Drben  feien,  l^at  fte 
t)or  ben  ^irfungen  beS  italienijd^en  jf loftergeje^eS 
gefd^ü^t.  (93gl.  ©ougaub,  ®efd^.  ber  ^I.  gran» 
ciSca  t)on  Sl^antal,  nad^  ber  3.  frangöf.  Ausgabe, 
fjreiburg  1869, 1,  ffop.  13;  Helyot-Migne  s.  v,; 
Moroni,  Diz.  XL VIII,  196  sgg. ;  ©tcljer,  Scben 
ber  1^1.  SfranciSca  SRomana,  SDlainj  1888,  »o  wei- 
tere Duetten  angegeben  fmb.) 

3.  Oblaten  3Karien8t)onS3iterbo,  geftif- 
tet  öon  §i)acint]^o  ßlarifla  9Ware§cotti,  Sot^tcr  be§ 
9K.9lntonaJlare8cotti,  ®rafcnt)on5MgnoneIIo,  geb. 
1585,  geft.  30. 3uni  1640.  Sie  junge  ©röfin  gab 
fid^  bei  Sermäl^Iung  il^rer  ©d^wcfter  auS  giferfud^t 
einem  finftem®ronunbfranfbafter6rbitterung]^in, 
trat  bann  auf  SRatl^  i^reS  S3ater§  bei  ben  Slariffen 
öon  ©t.  Semarbin  in  Siterbo  ein,  bod^  fo,  ba| 
Pe  nad^  il^rer  ^rofefpon  in  InjuriöS  für  pe  ein- 
gerichteten ®emäd^em  ein  wenig  flöperlid^eS  ißeben 
führte,  bis  eine  fd^were  ffranf^eit  pe  gur  beRcm 
6rifenntni|  brad^te.  5Run  begann  pe  ein  ftrengcS 
Sufelebcn  unb  jeigte  bei  ©elegen^eit  einer  $eft 
in  Siterbo  j^eroifc^e  Siebe  in  ber  ftranfcnppege. 
©ie  grünbete  gwei  ®enoffen{d^aften,  öon  benen  bie 


eine  ben  St^edt  l^atte,  für  bie  fnAden  tttib  tw 
f d^ömten  Firmen  ^Imofen  }u  betteln,  bie  anbere,  U 
jf raufen  in  ben  ©pitälem  5U  pflegen.  @ie  Idtd 
beibe  bis  }u  il^rem  ^eUigmö^ig^  Xob.  Sem 
biet  Xm.  fprad^  pe  1726  fe%  $iuS  VIL  m 
24.  ailai  1807  beilig.  (SSgL  Moroni,  Diz.  Q 
232 ;  Helyot-Migne,  SuppL  s.  y.) 

4.  Oblaten  beS  1^1.  gran^  Don  €ale 
DonXrotieS  (gfranfreid^),  ber  wetblid^e  S^ 
ber  oben  unter  I,  3  genannten  ®enonenfd^ 
gegrünbet  t)on  ber  el^rw.  üRutter  fDiada  @oii 
Sl^appuiS,  aus  bem  Orben  ber  ^eimfud^ng,  tn 
aWfgr.  SKermittob.  Sl^r  befonberer  Swed  tft  (b 
jiel^ung  unb  ©d^u^  armer  ^irbeitermäbd^  9tt|a 
bem  arbeiten  pe  an  ber  ©eite  ber  gleid^nomige 
SJlifponare  in  ber  apoftolifd^  ^rafectur  bc 
OranjefluPeS  unb  bep^n  au|er  mel^reren  SnfiaUe 
in  f^ranfreid^  baS  ÜRöbd^enpenponat  ©anta  Sfio^  i 
3icoIpa  unb  eine  ©d^ule  in  Sanor  (Scuobor,  ©fit 
amerifa).  ^^x  SJlutterl^auS  ip  in  3j:o9eS.  S)( 
®enoPenfd^aft  würben  fpöter  bie  öon  9bbe  (Sffci 
Pop]^  ebuarb  granj,  ®rafen  öonaKalet,  gepiftrfe 
©d^wefiem  Don  ber  l^ettigen  SRaria  Don  Soret 
eiuDerleibt,  bie  pd^  gum  b^roifd^en  Sieb^d  ffi 
bie  armen  ©eelen  Derppid^teten  unb  ormer  Sienfl 
möbd^en  pd^  annal^men.  (93gl.  Em.  Keller  L  c 
606 ;  Tyck  1.  c.  209.) 

5.  Oblaten  Don  ber  ^immelfol^rl 
eine  ®enoPenfd^aft  in  9iimeS  (gfranfreid^),  5^11 
im  3. 1880  35  amtglieber.  Stotd  berfelben  i| 
er^icl^ung.  (Sgl.  KeUerl.c.338.)  iDle^erean 
bere  weiblid^e  (^Kongregationen,  bie  }u  ben  Oblate 
gel^ören,  werben  gewö^nlid^  mit  cmberen  92amr 
be^eic^net  unb  pnb  begl^alb  in  befonberen  9i 
tifeln  bebanbclt  (Dgl.  b.  3lrtt.  ftinb  »efu,  obe 
VII,  456;  $büippinerinnen ;  Sil^eatineriunr 
u.  f.  w.).  [§uonber  S.  J.] 

Oblati  —  Oblatae,  92ame  für  boS  in  bc 
mittelalterlid^en  jfloftergefd^id^te  l^od^bebeutfam 
änftitut  gottgewei^ter  Jhnber  unb  Smxid^fener 
A.  2)ie  jfinberoblaten.  Pueri  oblal 
(Puellae  oblatae)  Waren  jf  inber,  weld^e  f d^  t 
frül^eper  Sugenb  Don  i^ren  SItem  in  feierlid^ 
SSeife  ®ott  geweift  unb  einem  jfloper  gleid^ai 
als  Sigent^um  übergeben  würben,  um  bafeffil 
für  baS  OrbenSleben  erlogen  gu  werben.  L  ®c 
fd^id^tlid^e@ntwidlung.  3)te ©itte, ftinb« 
ber  Jtird^e  refp.  bem  ftlofter  5U  opfern,  l^at  il^r  cül 
teftamentlid^eS  SSorbilb  bereits  im  92apröat  bc 
Suben  (f.  b.  Slrt.  ®eläbbe  bei  ben  SSraeliten  "V 
248,  unb  Dgl.  bie  ©tetten  SRid^t.  13,  5.  7.  24 
1  ©am.  1,  11.  Suc.  1,  15),  auS  benen  ba 
Snittelalter  aud^  gern  bie  ^ered^tigung  jener  ©itl 
l^crleitcte.  1. 3m  Oriente  reid^en  bie  2lnfänge  be 
OblateninpitutS  gurüdC  in  bie  Sauren  ober  Sin 
peblercolonien  ber  SSöter  in  ber  SBüfte  (Bosweyd 
Vitae  Patrum,  Antverp.  1628, 126.  739. 926; 
^IS  eigentlid^er  ®rünber  mug  SapIiuS  ber  ®rDf 
gelten,  ber  in  feiner  Segel  (Reg.  maj.,  Interro| 
15,  bei  Migne,  PP.  gr.  XXXI,  951  sqq.)  juet 
genaue  Seftimmungen  barüber  aufpellte.    Sui 


621 


Oblati  (Oblatae). 


622 


81  jimge  ftinber  tDoren  ber  Sufnal^me  fällig, 
ifcnfmber  follttn  ol^ne  Sßeitered  aufgenommen 
tteibim,  anbete  ftinber  nur,  menn  fte  Don  Ben  6Uem 
pgefü^  unb  im  93eifein  Don  Saugen  übergeben 
tmuben.  S)ie  Oblation  legte  aber  ben  ftinbem  nad^ 
SofOiud  im  ®egenfQ|  jur  fpätem  $rasi8  feine 
aifobite  Seipfli^tung  }um  SRönd^ftonbe  auf; 
Kclmctr  fönten  ft^  biefelben,  menn  fte  jur  Sieife 
ba  Seimmft  gelangt  moren^  felbflönbig  fär  ober 
gegeR  flbbgung  ber  @eläbbe  entfd^eiben.  91IS  Seit" 
paaä  bafür  galt  baS  16.— 17.  SebenSjal^r.  Sßer 
einnal  jurfidgetreten  mar,  mürbe  nid^t  mieber  auf- 
yRommen.  ^e|  blieb  bie  ^ra^iS  im  Orient  mit 
cimeen  Xbmeid^ngen  bis  auf  ben  beutigen  Sag 
(»gl  Sinterim,  3)entmarbigfeiten  m,  2,  483  f. ; 
ThomasB.  Vet.  et  noY.  Eccl.  disc.  I,  3,  c.  53, 
0.4—6).  ^6  biefe  Sinrid^tung  aud^  in  ben 
abenblSnbif  d^en  Jtlöjlern  Dor  bem  %  iBe- 
«d^ict  bcfianb,  ge^t  auS  gelegentlid^en  ßrmöl^» 
nmgni ).  33.  bei  ^ieron^muS  (Ep.  107  ad  Lae- 
tam;  Ep.  128  ad  Gaudent),  @alDianu§  (f. 
Migne,  PP.  lat  LUI,  192.  209),  l^erDor.  «ud^ 
Me  Siegel  bed  ^L  (SöfariuS  Don  9lrle§  für  baS  oon 
i^m  um  510  gefhftete  Slonnennofter  fennt  SÜn^ 
baobbüen  (Migne,  PP.  lat.  LXVH,  1108). 
2.  3)ie  Kegel  bed  (I.  iBenebict  führte  in  baS 
OlkteninjKtut  ein  mefentlid^  neueS  Moment  ein, 
inbem  pe  ber  feierlid^  DoH^ogenen  Oblation  eine 
abfoIuteSerpflid^tung  }um JDlbnd^ftanbe 
ieikQte.  Ser  Oblate  mu^te,  )u  ben  Salären  ber 
Siift  gelangt  bie  Don  ben  SItem  gemachte  Ob- 
lation rotificiren  unb  burfte  nid^t  me|r  in  bie  3BeIt 
IBTÜdle^.  Um  ibm  jeben  Stei^  gum  Siüdttritt 
ii  icne^en,  Derlangte  ber  1^1. 93enebtct  Don  reid^en 
SItem  baS  eiblid^  befröftigte  SSerfpred^en,  bag  fie 
bem  Oblaten  Don  i^rem  Sigentl^um  toeber  felbft 
no4  bur4  eine  SRittelSperfon  irgenb  etma§  geben, 
no4  oxuäf  irgenbmie  il^m  eine  ©elegenbeit  bieten 
iDüiben,  etmaS  }u  erlangen.  gaUS  fte  baS  nid^t 
ownten,  fonbem  bem  fflofter  gum  Srfa^e  irgenb 
ctiDQS  als  Sllmofen  bargubringen  münf^ten,  fo 
!)atte  bie^  fo  gu  gefd^e^en,  ba|  fte  bem  fliofter 
W  ein  @efd^enf  Don  il^ren  @ütem  maä^itn, 
bnä9hi(nie|ung  fte  jebod^,  toenn  fte  moHten,  ftd^ 
oocbc^Iten  tonnten,  ^uf  biefe  SBetfe  foHte  bem 
Anoben  ieber  Slnrei)  fem  bleiben,  moburd^  er  Der» 
fn^  iDerben  unb  }u  ®runbe  gelten  fönnte  (Reg. 
8.  Bened.  59). 

9e)üglid^  beS  9(IterS  fieHte  93enebict  leine  gfor- 
benmgen,  mie  bieg  bie  ^uSbrüde  puer  minori 
tttate,  pueri  paryuli,  infantes  (Reg.  c.  45. 63) 
BBb  bie^ufnabme  Don  $lacibu§  unb^fauftuS  als 
Tjö^ger  irnaben  geigen.  ßS  gibt  f ogar  Setfpiele, 
koBSBiegenfinber  aufgenommen  mürben.  —  9)lit 
bs  luSbreitung  ber  Siegel  beS  %  Senebtct  ging 
out  boS  Oblateninftitut  in  bie  Senebictinerflöfter 
>on  gronfreid^,  3)eutfd^Ianb,  Spanten  unb  ßng» 
faab  über;  namentlid^  in  bem  le^tem  fianbe  blühte 
fi  tenlidb  auf  unb  geitigte  in  loeba,  SBiOibrorb, 
Sinfneb  OBonifattuS)  u.  31.  bie  fd^önften  Sfrüd^te. 
ftut  in  ben  Itlöftem  anberer  ober  combtntrter 


Siegeln  fanb  eS  mit  einiaen  Slbmeid^ungen  3luf- 
nabme.  @o  beftimmt  g.  93.  bie  Siegel  beS  1^1 3lu« 
relian  Don  SlrleS  baS  10.  SebenSjal^r  als  93ebingung 
}ur  Slufna^me  unb  Iä|t  bem  Oblaten  baS  Sted^t 
fpäterer  teftamentarif d^er  ißerfügung  über  fein  Srbe 
(Migne,  PP.  lat.  LXVni,  387).  Sie  Mn- 
fd^auung  beS  1^1.  iBenebict  ging  aud^  in  bie  Siegel 
beS  b(.  Sfibor  Don  SeDilla  unb  beS  ergbifd^ofS 
tjfructuofuS  Don  iBraga  über,  uttb  auf  bem  Dierten 
Soncil  Don  £olebo  marb  für  äa^rl^unberte  eine 
Slid^tfd^nur  in  bem  Sanon  49  aufgefteUt:  Mo- 
nachum  aut  patema  devotio  aut  propria  pro- 
fessio  facit;  quidquid  hortim  fuerit,  aUigatmn 
tenebit.  Proinde  bis  ad  miuidum  reverti  inter- 
cludimus  aditum  et  omnem  ad  saeculum  inter- 
dicimus  regressum.  3.  @d^merer  als  ben  roma« 
nif  d^en  SSölf em  moUte  bie  3lnerf  emtung  ber  abf  oluten 
ißerbinblid^feit  ber  Oblation  nod^  unmünbiger  ftin* 
ber  ben  ©ermanen  mit  il^rem  ftörler  auSgeprögten 
tJfrei^eitSftnn  eingel^en.  3)od^  mürbe  eine  bie|» 
begüglid^e  f^rage  beS  1^1.  Sonifag  bei  $apft  @re« 
gor  IL  im  3.  725  Don  SKom  auS  entfd^ieben  ju 
©unften  ber  alten  3lnf d^auung  beantmortet  ( Jaffö, 
Bibl.  Ber.  Germ.  HI  [Monum.  Mogtint.],  90). 
Sediere  mürbe  aud^  gegenüber  bem  Serfuc^e  JtarlS 
beS  ©rogen  in  feinen  Kapitularien  (f.  Mon.  Genn. 
bist.  Leg.  1, 167,  n.  10),  ber  freien  Selbflbeftim- 
mung  ber  Oblaten  baS  Sßort  )u  reben,  in  ber 
auf  ber  ©eneralDerfammlung  ber  Siebte  in  Sad^en 
817  Derfafeten  Reg.  Monach.  feftgel^alten,  frei» 
lid^  mit  ber  SRobification,  ba^  bie  Oblaten  tem- 
pore intelügibili ,  b.  1^.  menn  fie  einmal  3U 
ben  Unterfc^eibungSjal^ren  gelangt  feien,  bie  Ob« 
lation  il^rer  Sltem  ratificiren  foUten  (Mon.  Germ. 
1.  c.  202,  n.  36).  3nbeB  ^attt  biefe  Siatification 
blofe  bie  93ebeutung  einer  quasi  votonim  reno- 
vatio.  Sbenfo  ftegte  bie  alte  $ra|iS  bei  bem 
©treite,  ber  ftd^  in  »etreff  beS  ©ottfd^alf  Don 
Orbais  (f.  b.  Slrt.  V,  942)  entfpann.  ©iefelben 
Slnfd^auungen  Dertraten  bie  Siationalconcilten  Don 
SCBormS  (868)  unb  2ribur  (895).  4.  grft  bie  auS 
benfllofterreformcn  beS  10.  unb  11.  So^tl^unbertS 
ermad^fenen  neuen  Kongregationen  Don  KluguQ  in 
tSfranfreid^,  ßamalboli  unb  SJallumbrofa  in  3ta» 
lien  fül^rten  auf  ©runb  beS  traurigen  SerfaHS, 
ber  burd^  berufSlofe  Oblaten  in  bie  j?l5fter  ge« 
f  ommen,  bie  Stenberung  ein,  ba^  bie  Segnung  ber 
Oblaten  bis  jum  gefe^lid^en  Filter,  nömlid^  bis 
jum  15.2ebenSia]^r,  „toennnid^t  länger",  ju  Der- 
((Rieben  fei,  b.  1^.  nad^  ber  ßrflörung  SJiabiUonS 
bis  jur  3eit,  ba  fte  ftc^  entfd^eiben  fonnten  (Ma- 
billon,  Vet.  Anal.  [nov.  ed.,  Par.1723],  157). 
®ie  beutjd^e,  Don  %U  SBil^elm  (1069—1091) 
gegrünbete  Kongregation  Don  ^irfau  unb  bie 
boDon  abl^öngigen  ftlöficr  fd^loffen  boS  Oblaten- 
inftitut fogar  gonj  auS,  unb  äBiU^elm  toirb  Don 
Ubalricb  (f.  Antiq.  Consuet.  Clun.,  bei  Migne, 
PP.  lat.  CXLIX,  637)  belobt,  bo^  er  „biefe 
ginrid^tung,  burcb  toeld^e  fo  Diele  fflöfter  ruinirt 
morben,  fo  grünblid^  ausgerottet".  ®ie  Segrün- 
bung,  „bie  SBeltleute  foHten  fid^  nur  nad^  anberen 


623 


Oblati  (Oblatae). 


Slejiem  umfcl^cn,  um  il^re  mi|gc|iolteten  unb  ent- 
erbten 3ungcn  unterzubringen" ,  beutet  juglcid^ 
auf  bte  Don  gletd^)eittgen  unb  späteren  @($rift' 
fteDem  bitter  beflagte  Unjltte  ^in,  bie  «Möfter  otö 
eine  3lrt  SlbfagerungSpIa  J  unb  SerforgungSanftoIt 
für  mißliebige  ober  übergäl^liöe  Äinber  ju  betrod^- 
ten.  3)Qgegen  blieb  boS  Snftitut  in  feiner  alten 
gorm  in  ßnglanb  unb  Statten  beftel^en,  unb  bie 
t)ieIenbarau§]^ert)orge]^enbenau§geseid^neten3nän" 
ncr,  wie  Snfelm,  ßanfranc,  Sanbulf,  Sol^ann  öon 
®aöta  (ber  fpätere  ©efafiuS  IT.),  jeigten,  ba|  nur 
ber  Snigbraud^  unb  bie  ^emad^Iöfftgung  ber  alten 
toeifen  Serorbnungen  bie  ©inrid^tung  gefäl^rlid^ 
madjten.  Sluf  einen  f olc^en  äRifebraud^  mu|  ber  aH- 
mölige  SRiebergang  6lugnt|'8  jurudgefül^rt  »erben, 
n)eld^en  bie  ißerorbnung  $eterS  beS  S^duürbigen 
(gefl.  1156),  ba|  fortan  nid^t  mel^r  als  fed^S  Ob- 
toten  gfeid^jeitig  im  ftlofter  fein  bürften,  nid^t 
aufl^alten  fonnte.  68  ift  barum  nid^t  ju  öertoun» 
bern,  ba|  bie  neugegrfinbeten  Orben  be§  11.  unb 
12.  Sal^rl^unbertS,  bie  Karmeliter,  ^römonftraten- 
fer,  Äartl^äufer,  Kifterdenfcr,  ©uilbertiner,  §umi» 
ttaten,  beßgleid^en  bie  im  12.  Sa^rl^unbert  ent- 
ftanbenen  Witterorben  unb  bie  fpäteren  9Kenbi» 
cantenorben.  baS  Snftitut  grunbfä^Iid^  auSfd^Ioffen 
(ügl.  a.  95.  bie  »egel  ber  2empell^enen  ffap.  61 
[Migne,  PP.  lat.  CLXVI,  870  sq.]).  ©ie  95e- 
lauptung  aRabüIonS  (1.  c.  157),  aRartöne'S  u.  ^., 
baß  aud^  SRonte  6a{ftno  im  12.  So^rl^unbert  ba§ 
SnjHtut  abgefd^afft  l^abe,  toirb  öon  5Dlagagnotti 
(De  antiq.  Bitu  offerendi  Deo  Pueros  etc. 
o.  10,  n.  2,  bei  Eleuiy,  Discipl.  populi  Del, 
Venet.  1761,  U,  3,  diss.  47,  p.  321  sqq.)  be» 
ftritten.  hingegen  fanben  bie  Dbtoten  gingang 
In  bie  feit  Witte  beS  11.  3a^r^unbert§  auS  bem 
ßl^robegong^fd^en  Snftitut  l^erauSgemadfefcnen  5Re- 
gutor»  unb  ©äcutorcanonicate.  3ni  Slllgcmeinen 
würbe  Jeft  bte  Dblation  immer  {eltener,  erl^ielt 
fid^  aber  namentlich  in  ben  SScnebictinerflöftem 
bis  jum  Sribentinum  unb  borüber  ^inauS.  S)ie 
abfolute  Serbinblic^feit  ber  Dblation  ift  aber  f d^on 
beim  1^1.  Il^omaS  (S.  Th.  2,  2,  q.  88,  a.  8  et  9) 
ein  längP  übermunbener  ©tanbpunft,  ber  enblid^ 
aud^  in  ber  ürt^lid^en  ©efe^gebung  (c.  11 ,  X 
3, 31)  abgefd^offt  tourbe.  9la(^  biefer  93cftimmung 
Wirb  bie  Dblation  minberiö^riger  ftinber  erft  Der» 
binblid^,  menn  biefelbe  na(^  erlangter  ^ubertöt 
(b.  1^.  nad^  bem  alten  SRed^t  bei  ffnoben  im  15.,  bei 
ajläbd^en  im  13.,  nad^  bem  Trid.  Sess.  XXV, 
c.  15  De  reg.  im  17.  Saläre),  fei  eS  burd^  mir!- 
Kd^e,  fei  eS  burc^  ftillfd^ttjeigenbe  ^rofc|,  beftätigt 
h)irb  (Dgl.  aud^  Barbosa,  Collect.  Doct.  in  jus 
Pontif.,  Lugd.  1737  sqq.,  ju  c.  11,  X  3,  31). 
Ob  baS  Sribentinum  baS  Dblateninftitut  ab» 
rogirt  ^abe,  ijt  eine  öielumftrittenc  tJ^^age;  }cben- 
fafe  mußten  bie  biefebejüglidben  fpäteren  ürd^- 
lid^en  Crtoffe  (Thomassin,  Vet.  et  nov.  Eccl. 
discipl.  I,  3,  c.  58,  n.  5;  c.  59,  n.  7)  baS 
gönjlit^e  Serfd^minben  beSfclben  bejd^leunigen. 
3)a8  SEßicbcraufleben  beS  DblateninftitutS  in  ber 
neuen  caffmenftfd^en  Kongregation  unb  in  ber  oon 


Neuron  berul^t  auf  einer  loefentlid^  t)erfd^ 

©ejialtung. 

n.  innere  SntlDidflungbeSObl 
inftitutS.  1.  3)aS  Siedet  ber  Oblatio« 
nad^  ber  Siegel  ber  Mfk.  SaftliuS  unb  Send^ 
ben  Sltem,  nad^  fpöteren  ßommentalore: 
mol^l  ben  SSormänbem  gu.  2.  S)er  jiemlU^ 
mäßige  unb  feierlid^e  SKtuS  ber  Sufnal^n 
im  3Befentlid^en  fd^on  in  ber  Stege!  bed  1^1. 
biet  Dorgefd^rieben  ift,  fanb  »öl^renb  ber  1^ 
SReffe  beim  Dffertorium  fiatt  unb  entl^ 
Seftanbtl^eile,  nömlid^  bie  SSerlefung  unb 
fd^rift  ber  petitio,  mit  ber  }uglei$  fette 
Sieid^en  bie  eiblid^e  Srflörung,  bem  Oblaten 
me^r  gufommen  }u  laffen,  unb  ber  Snterbu 
Derbunben  mar;  bie  S)arbringung  eined  £ 
gemöl^nlid^  Don  Srob  unb  3Bein,  bie  ber 
fammt  ber  petitio  bem  celebrirenben  ^ 
übeneid^te,  unb  bie  Sinmidtlung  ber  ^Sn 
Oblaten  in  bie  palla  altaris,  b.  1^.  baS 
Slltartud^,  nebft  Uebergabe  beS  JKnbeS  on  be] 
ftanb  beS  ftlofterS.  ©emöl^nlid^  folgte  gleid^ 
auc^  bie  Sinfleibung  unb  Xonfurirung  ber  ft 
S)ie  Sinl^altung  biefer  @olemnttdt  n)ar  }ur  <l 
leit  notl^menbig.  %\<t  fpötere  formeQe  $ro] 
Oblaten  unterfc^ieb  ftd^  Don  ber  anberer  9i 
blo|  baburd^,  ba^  bie  Segnung  unb  Sinfi 
unterblieb.  3.  3)ie  Srgie^ung  ber  Obtote 
nad^  trefflid^en  pöbagogifd^en  ®nmbfö|ei 
gerid^tet  unb  namentli^  burd^  DöQige  Sbfonl 
bon  ben  SJlönd^en  augerl^alb  beS  S^orS, 
fhrenge  unb  bod^  Döterlid^e  3ud^t  feitenS  ber 
aufgefteOten  Magistri  (au^Praepositi,  D 
Seniores  genannt),  meldte  bie  Stutze  unb 
Strafen  ni^t  f porten,  unb  burd^  einen  guten  i 
fd^aftlid^en  Untcrrid&t  (ogl.  Äatl^olif  XVI, 
314  ff.)  d^aralteriftrt.  3n  ber  5Ra]^rung  »ur 
jarte  9llter  bcrüdffid^tigt,  fonft  mad^ten  bte 
5Rönd^e  fojicmltd^  baS  gange  Älofterlebei 
nöc^tlid^en  ®^or  eingejd^loffen,  mit. 

m.  SBürbigung  beS  Oblaten 
tut 3.  ®ie  Sitte  ber  JHnberoblation  gx 
menigftenS  urfprüngltd^  eineStl^eilS  in  ber 
SBertl^fd^ö^ung  beS  priefterlid^-flöfterlid^en 
beS,  bie  eS  frommen  feltem  als  ein  ®lüdt  erfi 
lie|,  eines  i^rer  Äinber  il^m  ju  »eilten  u 
3:]^euerfteS  ®ott  jum  Opfer  ju  bringen,  a 
tl^eilS  in  bem  9{u^en,  ben  bie  Sinrid^tung 
frül^geitige  Slngemöl^nung  ^xi  baS  ÜJlönd^ 
unb  burd^  Std^erung  unfc^ulbiger  Sittei 
Orben  bot.  ®aS  Oblateninftitut  mor  alfo  i 
burd^auS  gmedhnä^ig  unb  ift  burd^  bie  93tl 
bcrftird^e,  baS  Urtl^cil  öicler  großen  Seigrer, 
feinen  faft  taufenbjiä|rigen  Seftanb  unb  burd 
lid^e  Sfrüd^te  gerechtfertigt.  S)aS  f örmlid^e  gu 
meife  ßinftcdcn,  %,  93.  öon  föniglid^en  ?{! 
(Thomass.  1.  c.  11, 1 ,  c.  27,  n.  5),  unb  finu)« 
TOifebräud^c  bilben  ^uSnal^men  (ögl.  Mign 
lat.  CLXXm,  207  sq.).  %tx  attmälige  ; 
ging  l^eroor  auS  ber  9{i^tbeobad^tung  ber  no) 
bigen  Sautelen  gegenüber  ber  tl^atfäd^lid^en  € 


e25 


Oblationen. 


626 


wäift  boS  unreife  iugenblid^  Sllter  ber  Oblaten 
tet  Senn  bie  Sf^ge,  ob  für  SRinberiäl^rige  burd^ 
fmnbe  ober  eigene  Oblotion  eine  mirfli^e  Ser- 
j^iittung  enoad^le  unb  ob  biefelben  }u  einer  gül- 
%n  OibenSprof eg  befö^igt  feien^  nad^  l^eutigent 
llintenrc^t  entf  Rieben  Demeinenb  gelöst  mirb  (Dgl. 
CoDC  Trid.  S.  XXV,  c.  15  De  reg.),  fo  inboltirt 
\n^  gemä^  bem  Ssiom  Distingue  tempora  et 
coBecordabis  jura  feine  Snconf equenj.  3)ie  ff ird^e 
btnt  i^  Sed^tdle^re  mit  ^feftl^altung  ber  unioan' 
bdkren  9}ormen  beS  ©laubenS  unb  ber  @ttte 
»  bie  ^fd^ben  Sted^tdanfd^auungen  unb  bie 
banmf  fu^enben  änflitutionen  unb  ©emol^n^eiten 
ber  Sölfer  an.  S)ie  frül^ere  Snftd^t  Don  ber  ah' 
M>ten  Serbinblid^feit  ber  Oblation  baftrte  auf 
ber  anl  bem  römifd^en  Siedet  in  bie  lateinifd^e  d^rift- 
^tVMi  (erubergenommenen  übermäßigen ^uS* 
bctmmg  ber  patema  potestas  unb  erl^ielt  fid^^ 
bü  bim^  ben  £injlu|  bed  germanifd^en  Sted^teS 
bk  freiere  Vnfd^ung  me^r  unb  me^r  93oben  ge* 
iDaimmibf(tlie|nd^au(4  in  ba§  ffird^enred^t  über» 
f^.  (Hne  Siiebereinrid^tung  bed  OblateninftitutS 
ii  ber  alten  Sform  fd^nt  barum  l^eutjutage  au3- 
9tHloj|en.  Sod^  finbet  pd^  eine  ^rt  Analogie 
pi  bem  alten  Oblateninflitut  in  ben  l^eute  mit 
nm^enOrben  unb  Songregationen  oerbunbenen 
(opoßolii^en)  aRifftonSfd^uIen.  (Sgl.  nod^  Du 
Ginge,  Dict  med.  et  inf.  latin.  s.  y. ;  Petr. 
GaDide,  Paer  Religioni  Oblatus,  Heidelberg. 
1759;  Bened.  XIV,  De  Synod.  Dioec.  6,  3; 
TbomiasBin,  Vet  et  nov.  Eccl.  diso.,  be[.  I, 
8, 53  sqq. ;  Stubien  über  bie  ff  (öfter  beS  9RitteI» 
alters,  lud  b.  Snglifd^en  ton  %  ffobler,  SiegenS- 
hirg  1867,  287  ff. ;  3.  91.  ©eibl  ®ie  ©ottüer- 
lohing  oon  ffinbem,  SJlünd^en  1872  [mit  reid^er 
äteroturangabe] ;  ®.  §eigl,  3)ie  meltlid^en  Ob- 
laten bed  ^(.  Senebictud,  in  @tubten  unb  mu 
tteüimgen  aud  bem  Senebictiner-  unb  bem  Sifter- 
nenferorben  VI,  2,  1885,  349  ff.;  IX,  1888, 
628  ff.;  Messager  des  fidMes,  petite  revue 
benedictine,  Maredsous,  1886—1887,  bcf. 
156  BS.  209  SS.) 

B.  Sie  ermad^fenen  (meltlic^en)  Ob- 
laten b  e  r  ff  I  ö  ft  e  r.  Oblati  (Condonati,  Do- 
niti,  )uttei(en  aud^  Conversi  genannt)  l^te^en 
femer  fold^e  Srmad^fene,  toeld^e  auf  oerfd^iebene 
Seile  in  einen  nö^em  Serbanb  mit  einem  Orben 
obcrlflofier  traten  unb  baburd^  mebr  ober  meniger 
an  beffen  @ebeten ,  guten  SGBerfen ,  ^rioilegien 
nbXec^ten  t^eilna^men.  @oIc^e  Oblaten  maren 
m  Si^eil  SSBeltleute,  bie  i|r  ^ai  unb  ®ut  bem 
fllofier  Eingaben,  um  bann  felbft  SRönd^e  ober 
Baienbrüber,  gemd^nlid^  mit  einer  leidstem  ®i§" 
öplin,  )u  uierben.  ^Qein  bie  eigentlichen  meltlid^en 
ebbten  befinirt  ba«  Conc.  Lat.  IV,  c.  57,  al§ 
eonfratres . . .  qui  vel  adhuc  manentes  in  sae- 
enlo  eorum  ordini  sunt  oblati  mutato  habitu 
Mecnlari  vel  qui  eis  (ben  SKönc^en)  inter  vivos 
na  bona  dederunt,  retento  sibi,  quamdiu  in 
SMcnlo  vixerint,  usu  fructu,  b.  ^.  e3  toaren 
eatiD^  fol<^e  Saien,  namentUd^  ^belige,  meldte 


eine  @d^enfung  mit  ober  ol^ne  SSorbel^alt  bed  9lu|« 
nie|ungdred^ted  unter  ber  iBebingung  mad^ten,  ba^ 
man  pe,  fobalb  fle  eS  oertangten,  in'8  fflofter  auf» 
nehmen,  ober  fold^e,  meldte  fid^  ju  gemiffen  3)ienft- 
(eiftungen  an^S  fflofter  Derpffid^teten  ober  gar  ftd^ 
felbft  (oft  mit  ibrer  ganzen  tjfamilie)  atö  £)örige 
nad^  Slrt  ber  fieibeigenen  unter  bie  ^otma|igfeit 
beS  fflofterd  fteUten  unb  Don  biefem  92a]^mng  unb 
ffleibung  belogen.  Se|itere  l^iegen  bann  Oblatio- 
narii  (Donati),  Hospites  ober  aud^  Offerti.  3n 
fpöterer  S^it  befc^rönfte  fu^  biefe  Oblation  aud^ 
mobi  barauf,  ba|  bie  Oblaten  unter  bie  befon- 
bere  geiftUd^e  fieitung  be3  9lbte§  traten  unb  burd^ 
Sifer  in  SSert^eibigung  ber  Siedete  unb  Snter- 
effen  be§  OrbenS  ober  burd^  SBol^lt^aten  i^re  Sr- 
gebenl^eit  unb  Slnl^önglid^feit  an  ben  Orben  ober 
baS  fflofter  bemiefen.  3n  biefer  Sßcife  ift  baS 
3nftitut  in  bem  jur  caffinenfifc^en  Kongregation 
gel^örigen  SSenebictinerflofter  ju  3lffJig]^em  mieber 
eingefül^rt  (f.  P.  ®.  ^eigl  a.  a.  O.  VI,  2,  349  ff., 
XDO  aud^  ber  Unterfd^teb  jmifd^en  ben  Oblaten  unb 
ben  Sertiariem  beS  t$franci§canerorbenS  bargelegt 
ift).  Sld  anderes  S^i^^n  ber  ^ngel^örigfeit  }um 
Orben  unb  ald  3lu§brud  ber  abgelegten  meltlid^en 
@eftnnung  (morum  conversionem  habitus  mu- 
tatio  designat)  trugen  bie  toeltlid^en  Oblaten 
im  SRittelalter,  in  Stauen  aud^  nod^  in  ben  legten 
Sal&rbunberten,  baS  OrbenSflcib;  bie  öeränberten 
Seiten  rebucirten  baSfelbe  auf  ein  @capulier  u.  bg(. 
(lieber  ben  fd^önen  9Utu§  ber  Oblation  unb  bie  Der- 
f d^iebenen  Qformeln  unb  Qformen  f.  Du  Gange  s.  v. 
Oblati  Monasteriorum.)       [|)uonber  S.  J.] 

^Maüonen  ^ei|en  in  ber  ffird^enfprad^e  aUe 
@aben,  melcbe  Don  ben  ©laubigen  für  bie  fird^- 
lid^en  Sebürfniffe,  ben  Unterbalt  ber  glerifer  ober 
bie  Firmen  bargebrad^t  unb  ber  ffird^e  jur  Ser- 
menbung  übergeben  nierben  (oblationis  nomine 
intelligitur,  quidquid  offertur  ecclesiae,  quo- 
cmnque  modo  in  missa  vel  extra,  et  in  eccle- 
sia  vel  extra ;  c.  29,  X  5,  40).  —  3n  feinem 
uriprünglic^en  actiDen  Sinne  bejeid^net  oblatio 
bie  ^anblung  be§  Opfem§  unb  mirb  bemgemö| 
glei^bebeutenb  mit  sacrificium,  Tpoo^opd,  ge» 
braud^t;  enger  gefaxt  l^eigt  oblatio  bann  ber« 
fenige  ib«il  ber  liturgifd^en  Opferl^anblung,  bei 
meldjcm  bie  eud^ariftifd^en  Opferelemente  (Srob 
unb  SBein)  bargebrad^t  mürben,  alfo  ba3  fog. 
Offertorium  ber  SDlcffe.  S)urd^  eine  aud^  fonft 
Dorfommenbe  unb  naturgemäße  Uebertragung  ging 
f^ließlid^  bie  ^Benennung  oblatio  auf  baS  (Ge- 
opferte über,  fo  baß  oblatio  aucb  gleicb  oblatum 
ober  oblata  h)urbe.  SDabei  befd^ränfte  ftc^  ber 
©ebrauc^  beS  SBorteS  nid^t  auf  bie  Dom  ^riefter 
bargebrad^tcn  Dpferelemente,  fonbem  umfaßte  ju» 
gleich  bie  fog.  fiaien-Oblationen,  b.  f).  alle  bei 
©elegenbeit  be§  3Reßopfer§  Don  ben  Saien  bar- 
gebrad^ten  ®aben,  felbft  menn  fie  nid^t  mie  93rob 
unb  SQBein  in  unmittelborcr  93cjiebung  jur  ?lbenb» 
ma]^l§feicr  ftanben  (Dgl.  $robft,  Stturgie  ber  brei 
erften  d^riftlid^en  So^rbunberte,  Tübingen  1870, 
99  f.).  gine  Sermenbung  biefer  ©oben  für  gotteS- 


627 


Oblationen. 


bienpd^  ober  anbete  gottgeföüige  3^^^'^  U)Qr 
fdPftftoer^änblid^.  UebrigenS  mar  bie  Sarbrtngung 
fold^er  @aben  gerabe  bei  ber  SRe^feier  nid^t 
fo  mefentlid^,  ba|  man  ntc^t  überl^upt  ®aben, 
meldte  ber  fticd^e  übergeben  mürben,  mit  bem 
9tamen  Oblationen  l^ätte  begeid^nen  fönnen;  fo 
erlangte  bann  baS  Sßort  aQmälig  bie  oben  an» 
gegebene  allgemeine  93ebeutung  (t)g(.  Du  Gange 
s.  y.,  too  neben  ben  SelegfteQen.  aud^  bie  Sebeu« 
tungen  angegeben  {tnb,  meldte  oblatio  in  ben  t)tt' 
fd^iebenen  SSerbinbungen  unb  SufammenfteÜungen 
erhielt). 

1.  S)ie  urfprünglid^e  t^form  ber  Oblationen  ^at 
jid^  als  fog.  Dpfergang  tieilmeife  bis  je^t  erl^alten. 
Opfergang  ^ei|t  nömlid^  ber  procejftonSartige 
®ang,  meld^er  bei  gotteSbienftlid^en  tjfunctionen 
um  ben  ^Itar  ober  in  beffen  3läf)t  t)eranftaltet 
»irb,  um  bafelbji  ©penben  für  fird^Ud^e  3tt)ed(e 
barjubringen;  er  reid^t  mol^I  in  bie  apoftolifd^e 
3eit  l^inauf  (Dgl.  ^robft  376).  fßon  ha  an  bis 
in^S  11.  äal^rl^unbert  hinein  brad^ten  bie  Saien, 
meldte  ber  l^eiligenüKeffc  beimol^nten  unb  bie  Kom- 
munion empfingen,  unb  jmar  (nad^  bem  Ordo 
Romanus  11  unb  UI)  juerft  bie  SJlänner,  bann 
bie  gfrauen,  )ule|t  bie  ^riefter  unb  3)iaconen^  ^ur 
Dpferf  eicr  95rob  in  meinem  Sinnen  (fanon,  sindon, 
aud^  pallium  genannt)  unb  SBein,  fotote  anbere 
im  ®otteSbienfte  ju  oermenbenbe  @aben  an  bie 
@d^ranfen  beS  $reSbt)teriumS  ober  gum  Altäre 
unb  übergaben  fie  bem  3)iacon.  3Bo  bie  örtlid^en 
SSerl^ältniffe  einen  förmlid^en  Dpfergang  nid^tmol^I 
ge|tatteten,  nal^m  ber  3)iacon  bei  ben  ©laubigen, 
ol^ne  bafe  bicfe  il^re  ^läje  öerliefecn,  biefc  ®aben 
in  Smpfang.  Sin  S^eil  mürbe  für  bie  Kommunion 
ber  ®Iöubtgen  auSgef onbert  unb  gur  Konfecration 
auf  ben  3l(tar  gelegt;  bie  übrigen  Opfergaben 
bienten  jur  ^nric^tung  ber  9Igapcn  (f.  b.  lirt.), 
fomie  )um  Unterl^att  beS  KleruS,  ber  ftird^e  unb 
ber  Firmen.  3)ief e  Set^eiligung  am  ^eiligen  Opfer, 
moburd^  bie  @penber  ftdd  aud^  fpecieO  in  baS 
Opfergebet  empfal^Ien,  mar  ein  SSeftanbtl^eil  unb 
eine  ffunbgebung  ber  fird^Ud^en  ©emeinf d^aft,  eine 
^flid^t  unb  ein  ^tä)i  ber  ©laubigen.  9Ber  nid^t 
opferte,  fd^Io^  fid^  jebod^  baburd^  nid^t  t)on  ber 
ftird^engemeinfd^aft  ober  ton  bem  ßmpfange  ber 
l^eiligen  Kommunion  auS;  mol^I  aber  burfte  ber- 
Jenige  nid^t  opfern,  ber  red^tlid^  öon  ber  Kom- 
munion auSgefd^Ioffen  mar  (ögl.  ?Probft  376). 
3)er  ]^t.  Üaxl  SBorromöuS  i)at  btefe  alt(^riftlid^e 
SBeftimmung  für  feine  Äird^enprooinj  auf  bem 
öierten  3WaiIänber  ^ßroöinjialconcil  (1576)  mieber 
erneuert.  S)iefer  Dpfergang  fanb  am  Kingange 
i)cr  missa  fidelium,  jum  ^Beginn  beS  fog.  Dffer« 
toriumS,  \iatt  unb  mürbe  öon  bem  Offertorial» 
gefange  begleitet,  ©eit  bem  11.  3a]^r!)unbcrt  ift 
bie  alte  OblationSmeife  aQmöIig  auger  Uebung 
gefommen  unb  burd^  ben  ©ebraud^  erfe^t  morben, 
ba|  bie  fiaien  ftatt  SBrob  unb  SBBein,  für  bereu 
Säefd^affung  ber  KleruS  ober  bie  ifird^en  fortan 
eintraten,  ein  ©elbopfer  am  9lltare  barbrad^ten. 
9IS  auc^  bief er  ©ebraud^  mel^r  unb  mel^r  abnal^m. 


fud^ten  mie  baS  ermö^nte  SRailftnbec  Sondl  im 
1576  fo  aud^  einselne  ©Qnoben  nod^  im  Sbifonge 
beS  17.  2hil^r^unbertS  ben  Opfergang  n)cnigflal 
an  ben  ©onn-  unb  gebotenen  ^iertagen  obabo^ 
an  ben  ^5d^ften  geften  unb  brt  9Reffen  für  See* 
ftorbene  aufredet  ju  erl^alten.  S)er  (Befang  tue 
Oblation,  ber  im  9lntip]^onar  ©regorS  bed  ©ifofcR 
mel^rere  $falmt)erfe  mit  einer  fid^  tmeber^olenbcB 
Sntipl^on  umfaßte  unb  Don  gmei  Sl^ren  in  ba 
SBeife  eines  StefponforiumS  vorgetragen  tourbe,  ip 
infolge  ber  geänberten  S)iSdpIin  k)erfäi^t  loorben; 
baS  Sßiffale  l^at  als  „Offertorium"  nur  einen 
SSerS  ober  eine  9(ntip](|on  unb  eingig  in  ber  Se^ 
quiemSmeffe  ein  SRefponforium  bemo^rt  (&m 
äerpflid^tung,  ^ur  ÜRe^feier  ©aben  borgubringen, 
beftel!)t  nid^t;  eine  Krinnerung  an  bie  alte  Sitte 
l^at  fid^  aber  in  berSiturgie  fe&ft  erl^ten,  inboB 
mel^rfad^  in  ber  Oratio  super  oblata  (©eccete) 
ber  Dblationen  ber  ©löubigen  Snoöl^nung  ge- 
fd^iel^t  (Dgl.  }.  9.  bie  ©ecrete  am  7.  ©onn^ 
nad^  ^^ngften ;  am  ^ej)  beS  ^l.  SocobuS ;  an  ber 
ißigil  beS  ^efteS  beS  1^1.  äol^anneS  beS  XftufetS). 
^IS  ein  ber  Opferfeier  eingefügter  StitnS  blidi 
jebod^  ber  Opfergang  jur  S)arbringung  einer  Ob- 
lation bei  einigen  für  bie  Jhrd^e  mistigen  Sn- 
löffen  beftel^en.  ©o  bringen  im  feierlid^  ^o^" 
amte  ber  ambroftanifd^en  Siturgie  gum  Offertorium 
It^n  ©reife  unb  ^el^n  SRatronen  als  iBertreter  beS 
SSolfeS  Srob  unb  3Bein  an  ben  (Eingang  beS 
Kl^oreS  unb  übergeben  beibeS  bem  Kelebranten 
(ögl.  b.  3lrt.  ambrofianer  4,  oben  I,  690).  Sfür 
bie  9)2ef[e,  meldte  ftd^  an  bie  Krtl^eilung  ber  ein- 
zelnen äBeil^eftufen  Dom  Oftiariat  bis  gum  Spi- 
fcopat,  an  bie  Senebiction  eineSSbteS,  eineSffdnigS 
ober  einer  Jtöntgin.  an  bie  ^blegung  ber  ©elübbe 
anfd^Iiegt,  fd^reibt  baS  Siömifc^e  $ontificaIe  k)or, 
ba|  bie  Orbinanben  fomie  bie  benebicirten  $er» 
fönen  brennenbe  ütxitn,  ber  neugemeil^te  Sifd^of 
ober  W)t  au^erbem  ^rob  unb  SSein  bem  fimc- 
tionirenbenStfd^of  überreid^n  möl^renb  baS  Offer» 
torium  gefungen  mtrb.  9lm  Kl^arfreitag  ifi  imSRif- 
fale  ftatt  ber  Dblation  )um  l^eiligen  Opfer,  melci^eS 
an  biefem  2:age  nid^t  gefeiert  mirb,  eine  ©elb* 
fpenbe  bei  ber  ^erel^rung  beS  ffreujeS  Dorgefe^n. 
Kine  bloge  Umgeftaltung  ober  ein  Steft  beS  dt- 
^riftlid^en  OpfergangeS  befielet  barin,  ba|  bei 
Kafualmeffen ,  inSbefonbece  bei  Zobtenönüem, 
^odf)5ettSmefjen  unb  üielerortS  aud^  im  ^od^omte 
an  l^o^en  rS^\kn,  bie  ©laubigen  }um  Offertorium 
einen  ©ang  um  ben  ^Itar  Deranftalten  unb  ba« 
fclbft  ein  ©elbopfer  ober  fterjcn,  unb  bei  befon- 
beren  ^nlöffen  aud^  auger  ber  l^Iigen  9Reffe  in 
äl^nlid^er  SBeife  eine  ©penbe  für  ben  ©eiftlid^ 
nieberlegen.  3n  ©übbeutfd^lanb  „finbet  auf  ton 
Sanbe  bei  fietd^engotteSbtenften  ein  boppelter  Dpfer- 
gang ftatt,  ber  erfte  t)or  bem  KDangelium  (gleid^ 
uad^  ber  KoHecte),  ber  ^meite  nad^  bem  ßoangelium; 
bei  beiben  mirb  ©elb  geopfert"  (ll^al&ofer,  §anb« 
hnäi  ber  ßiturgif  U,  greib.  1890,  151,  9lnm.  1). 
S)amit,  bag  bie  ©laubigen  baS  Opfergelb  füffen^ 
bet)or  fte  eS  auf  ben  ^Itar  legen,  moQen  fte  auS- 


629 


Dbleien. 


630 


brifH  ^i  r^^  mit  bemfeßen  \i)xt  Snül^en  unb 
fintfogungen  imb  i(|re  ganje  ißerfönüd^fett  on  @ott 
(ingebcn,  grijtigtrtDeife  auf  ben^Itar  legen  {%^aU 
tofer  n,  152).  (Sgl.  J.  Bona,  Rerum  liturgi- 
earam  II,  8,  4  sqq. ;  Benedictus  XIV. ,  De 
n.  llisBae  sacrificio  L  3,  o.  21 ;  ^eg  in  ftrauS' 
Sfal-Sncqüopäbie  11,  509  ff.  unb  bie  bort  an- 
gegebene fiiteratur.)  [St.  Sd^rob.] 

2.  Seit  bem  ollmaligen  f^ortfallen  beS  Opfer» 
googefi  finben  {td^  bie  Oblationen,  t)ielfad^  unter 
anbeten  9{ainen,  ald®aben  an  bie  jfird^e  ober  bie 
(riefler.  @o  ftnb  bie  9)^e|fti))enbien  (f.  b.  ^rt.) 
m4t9  SnbereS  afö  ein  Srfa|  für  bie  megfaUenbe 
Cblotion  in  bei  SReffe.  ^e^nlid^  treten  bie  @toI' 
gcbülren  (f.  b.  9rt.)  ald  normirte  Abgabe  an  QitUt 
berfru^  beliebigen  ®aht  bei  gemiffen  ftrd^Iid^en 
Functionen.  Snbere  Obtationen,  ).  9.  bie  Srft- 
linge,  famen  nac^  unb  nad^  ganj  au^er  ®ebraud^ 
ober  erhielten  fid^  in  ber  gform  Don  Sammlungen 
fnimüliger  ®ej(^fe  (Sier  jur  Ofterjeit,  t$fla(j^3 
mb  fon^e  9taturolien;  t)gl.  b.  9rt.  SoUecten  U). 
—  lieber  bie  Oblationen  entl^ölt  ba§  Jhrd^enred^t 
eint  Sei^  Don  Seftimmungen.  92amentlt(i^  toer» 
ben  im  Snfd^tug  on  ben  1^1.  Xl^omaS  (S.  TheoL 
2.2,q.  86,  a.  1)  t)ier  gfälle  aufgegälilt,  in  meieren 
bie  Cblationen  pflid^tmä^ig  bar^ubringen  finb, 
nömli^  1)  auf  ®runb  oon  ißerträgen  u.  bgl.; 
2)  auf  ®runb  eineS  XeftamenteS,  einer  @d^en!ung 
nnter  Sebenben,  eines  ®elübbe8 ;  3)  um  bem  SIeru§ 
ben  not^toenbigen  Unterl^It  }u  Derfd^affen^  too  bie 
fonßigen  ßinfünfte  nid^t  genügen;  4)  enblic^  au§ 
n4ttm£|(ger  ®elDO^n]^eit.  2tn  biefen  gföllen  er» 
lonbt  boS  Siedet  aud^  bie  ißer^dngung  ürd^Iid^er 
@Men  sur  ^Beitreibung  ber  Oblationen,  ^de 
ionfHgen  @aben  unb  ®efd^nf6  gelten  alS  frei» 
villige  Cblationen.  UebrigenS  barf  niemals  bie 
fir4Ii((e  ^^unction  üon  ber  @penbung  ber  Obla- 
tion  ob^ngig  gemad^t  unb  bei  SSermeigerung 
biffer  oerfagt  toerben.  —  3n  Setreff  ber  SSer- 
tbeiümg  ber  Oblationen  beftimmt  baS  ßird^en» 
ntit,  ba^  aGe  innerhalb  einer  ftird^e  unb  im  $farr> 
bewirf  überhaupt  gemachten  Oblationen  bem  Pfarrer 
sufollen,  \Dtnn  nid^t  entmeber  bie  befannte  ^bftd^t 
MSpenberS  ober  gefe^Iidie  Seftimmungen  bc5n). 
@etto^n^eitgre(!^t  anberS  feftfe^en  (Dgl.  bef.  c.  9, 
1 3, 10  imb  bie  anberen  bei  Ferraris  s.  v.  Ob- 
lationes  zl  1 3  angeführten  9iormen).  S)abei  mad)en 
cberSleiffenjhiel  oandfpen  unb^lnberc  barouf  auf» 
Difrifam,  ba|  f(^on  ju  i^rer  3cit  nur  bie  Obia» 
tionen,  »elt^e  ton  ben  Öläubigcn  bei  ber  ÜJ^effe, 
bei  Trauungen,  ^uSmeil^ungen  ber  SBöd^nerinnen 
nb  ö^nlic^en  ®elegen]^eiten  auf  ben  ^Itar  gelegt 
»nrben,  bem  $faner  jutomen,  tt)cil  man  öon 
Cblationen  bei  anberen  iBeranlaffungen  (5.  $.  in 
dnobenfapeQen,  an  beftimmten  Altären)  anneb» 
Qcn  muffe,  bag  bie  ^bfic^t  ber  ®eber  in  erfter 
Snie  auf  einen  9iu|en  ber  betrcffe;iben  ff ird^e,  bie 
Serberrlic^ung  beS  ®otte§bienfteS  u.  bg(.  gerid^tet 
fei  gür  bie  de^t^eit  ift  eine  fold^e  ^bft^t  ber 
€penber  um  f 0  mebr  an^une^men,  al§  tbatföd^Iid^ 
ben  Denigften  @(aubigen  bie  urfprünglid()en  !Rc^  ts« 


beftimmungen  über  SSenoenbung  ber  Oblationen 
befannt  fitü),  unb  mand^erortS  fogar  bie  ^nftd^t 
allgemein  ift,  ba^  felbft  bie  ^lltaropfer  bem  func« 
tionirenben  ^riefter  (nid^t  bem  Pfarrer)  jufielen. 
®rögere  Oblationen  in  t$form  Don  ®efd^enfen 
ober  teflamentarifd^en  3utt>cnbuugen  pflegen  über- 
l^aupt  mit  Angabe  eines  beftimmten  3^edfeS  ge* 
mac^t  5u  nierben;  fte  gelten  bamit  in  baS  ff ird^en- 
(bejtt).  ©tiftungS«)  öermögen  über,  unb  i^re  SSer« 
maltung  unb  ißermenbung  unterliegt  ben  für  baS 
ffird^enbermögen  (f.  b.  9lrt.,  ob.  VII,  706  ff.)  gel* 
tenben  Siegeln.  (ißglBerlendi,  Deoblationibus, 
Venet  1743  [urfprüngUd6  italienifd^,  ib.  1738]; 
Barbosa,  Jus  eccles.  uniyers.  1. 2,  c.  23 ;  van 
Espen,  Jus  eccles.  uniyers.  II,  sect.  4,  tit.  2, 
c.  10  [ed.  Coloniae  Agripp.  1777,  II,  59 sqq.]; 
Ferraris  s.  v.  Oblationes.)  [91.  ßffcr.] 

0t(eieit  (oblagium,  oblegium,  obliga,  ob- 
liaria,  oubleia,  uplada,  oblata)  maren  nad^ 
mittelalterlichem  Sprachgebrauch  ®aben  ber  uer- 
f d^iebenflen  ^rt.  ^n  bfteneid^ifd^en  Urfunben  l^ei^t 
f 0  baS  für  ein  fieid^enbegöngni^  an  bie  ffird^e  ge« 
gebene  Opfer.  !Dtand^maI  merben  barunter  ge« 
miffe  ®aben  Derftanben,  meiere  an  bie  Sanonifer 
Don  einem  auS  i^rer  SRitte,  bem  obellarius,  für 
il^re  ^nmefenl^eit  bei  geftifteten  ®otteSbienflen 
verabreicht  n^erben,  fo  nad^  ber  Urfunbe  §ein- 
ri(^§  n.  Don  SRegenSburg  Dom  14.  Suguft  1278 
(f.  Hund,  Metropolis  Salisb.  I,  Ratispon.  1719, 
176  sq.)  artocreas  (aptöxpsac,  eine  9lrt  Sßaftete) 
et  simulas  (Semmeln)  majores.  —  3)ie  Oblai 
(oblaium)  in  fflöftem  toax  ein  }um  3)Dedfe  ber 
Sefleibung  unb  beffem  Serföftigung  ber  EouDen« 
tualen  auS  bem  fflofterDermögen  auSgefd^iebeneS 
unb  gefonbert  DcrttjaltcteS  ®ut,  mofür  auc^  3«" 
ftiftuugcn  möglich  ttjaren ;  ein  ©eifpiel  auS  bem 
15.  Sa^rl^unbert  gibt  aBid[)ner,  @efd^.  beS  Sene- 
bictinerftifteS  9lbmont  HI,  ©raj  1878,  23  f. 
—  3n  ben  ttjeltgeiftlid^cn  Stiftern  maren  bie  Ob« 
Icien  ftiftungSgemöße  Ergänzungen  ber  einjelnen 
^röbenben,  meldte  Don  ffird^en,  ®emeinben  ober 
^riDatcn  geiciftet  mürben,  ©iefclben  bilben  eine 
9InaIogie  5U  ben  obedientiae,  meldte  Dom  ^aupt» 
flofter  ober  ©tift  abhängige  Filialen,  §öfe,  §uben 
maren,  l^öufig  ^ropfteien  ober  cellae  genannt 
unb  Don  einzelnen  ©tiftS^encn  Dermaltet  mürben. 
SRegelmäßig  mürben  bie  fäcularen  Obcbien^en  op* 
tirt  (f.  Dürr,  Diss.  de  obedientiis  et  oblegüs 
ecclesiarum  cathed.  et  colleg.  in  Germania, 
Mogunt.  1782,  Ui  Mayer,  Thes.  nov.  11, 
Ratisbon.  1791, 105—172).  —  3n  einem  mei- 
tcrn  Sinne  bebeutet  oblia  bie  Derfd^iebcnftcn  fleinen 
®aUn  unb  @efd^enfe  (res  censuales),  meiere 
in  5RaturaIien,  Srob,  SBein,  gflcifd^,  SBolb  ober 
Selb  feitenS  bcS  SafaÜen  ober  Untertl}anen  (ob- 
lialis,  obliarius)  an  beftimmten  3:agen  an  ben 
^erm,  befonberS  ben  geiftlid)en  öerrn  (obla- 
giariuö)  ju  leiflen  maren  (droit  d'oublie,  d'ou- 
bliage).  (ißgl.  bie  9?ad^meifungen  bei  Du  Gange, 
Glossar,  s.  v.  oblata ;  93rinf  meier,  Glossar,  diplo- 
mat.  IL  ®otba  1859,  375.)      ['Si.  D.  Sd^erer.] 


681 


Obolus  —  Obferöonten. 


68S 


Obolus,  in  ber  ißulgata  nad^  bem  SSorgonge 
ber  LXX  bic  Scjcid^nung  für  btc  l^cbröifd^c  ®cra 
(f.  b.  «rt.  Selb  unb  ©eiotd^t  V,  231),  öon  ber 
im  31. 1.  Qn  fünf  ©teilen  gefagt  mirb,  ba|  fle 
ber  jttwmaigfte  S^eil  eines  ©efelS  gemefen  fei  (ßg. 
30,  13  u.  f.).  [ffoulen.] 

^tofxiten^  ein  flaoifd^er  ober  menbtfd^er  SSoßS' 
flamm,  mol^nten  )ur  3ctt  flarlS  be§  @rogen  im 
l^eutigen  SRedflenburg  unb  mürben  Don  i|m  qI3 
SunbeSgenoffen  gegen  bie  @ad^fen  gemonnen. 
©päter  fampften  fxe  mit  ben  Qfranlen  gegen  bie 
3)önen,  unb  fo  (efreunbeten  ftd^  aud^  mand^e  unter 
il^nen  mit  bem  ßl^riftentfium.  Sei  ben  SBenben« 
friegen  ber  föd^fifd^en  jfönige  aber  erflörten  fie 
fid^  gegen  bie  S)eut{d^en  unb  festen  fortan  and) 
allem  Sl^riftlid^en  einen  milben  §a|  entgegen. 
3)urd^  Otto  I.  mürben  fie  unterworfen  unb  mit 
@ad^fen  bem  ^erjog  ^ermann  IBiUung  unterfteüt, 
mobei  baS  SiStl^um  3lltenburg  ober  Olbenburg 
für  fie  gegrünbet  mürbe.  3l0ein  biefer  mie  aOe 
anberen  SSerfud^e  jur  Kl&riftianiprung  riefen  für 
^mei  Sal^rl^unberte  nur  blutige  SReactionen  ^erüor, 
bei  benen  bie  nörblic^e  (Srenjmarf  burc^  bie  milbe 
SerftörungSmutl^  unb  unmenfd^Iid^e  ®raufamfeit 
ber  Obotriten  namenlofe  fieiben  erbulbete.  @o 
mußten  bie  beutfd^en  ffaifer  lange  unb  blutige 
ftriege  mit  ben  Obotriten  fül^ren,  bis  §einrid^ 
ber  Söme  mit  ftarfer  §anb  ha^  flaDifd^e  Reiben» 
tl^um  niebermarf  unb  burd^  Uebertragung  be§  9i§- 
tl^umS  nad^  ©d^merin  (1160)  d^riftUd^en  (Slauben 
unb  d^riftlic^e  Sitte  unter  ben  Obotriten  anbal^nte. 
SWit  bem  Slnfang  be8 13. 3al^r]^unbert§  terfd^min» 
bct  ber  9lame  ber  Obotriten  au§  ber  ©efd^id^te,  unb 
bie  d^riftlid^  gemorbenen  3fürften  berfelben  nennen 
fid^  §enen  Don  TOedfIcnburg.  (Sgl.  bie  3lrtt.  §at)el» 
berg,  fiübedt  unb  DZedttenburg.)         [ffaulen.] 

^tregoneti,  ani^  SJlinimen^Sied^enbrüber  unb 
§ofpitaIiter  tom  brittcn  Orben  be§  %  3franci§« 
cu8  genannt,  fmb  ein  S^^'^Q  beS  frud^tbaren  3ftan« 
ci§conerorben§  unb  mürben  geftiftet  ton  SSeml^arbin 
öon  Obregon.  Siefer  l^eiligmäfeige  Orben§mann 
mar  geboren  am  20.  3Rai  1540  ju  SaS  ^uelgaS 
bei  SurgoS  au§  einem  alten  SRittergefdJled()te  unb 
trat  no(|  jung  in  baS  §ecr  ^^ilippS  II.  gineS 
lageS  befpri^te  ein  Straßenfeger  ben  Iebcn§» 
luftigen  Dfficter  anfällig  mit  ffotl^  unb  empfing 
bafür  eine  Ol^rfeige.  S)ie  d^riftUd^e  (Sebulb,  mit 
meld^er  biefer  TOann  bie  Seleibigung  ertrug,  mod^te 
auf  Seml^arbin  einen  fold^cn  ginbrndt,  ba|  er  ben 
SQ8affen  entfagte  unb  fortan  ben  ffranfen  im  großen 
§ofi)itaI  3U  TOabrib  feinen  ®ienft  meil^te.  ©päter 
nal^m  er  ba§  ftleib  beS  britten  DrbcnS  be§  i)l  grau« 
ciScuS.  MHmöIig  fd^loffen  pd&  il&m  ©efä^rten  an ; 
biefen  gab  er  1567  mit  SemiHigung  ber  geift» 
lid^en  unb  meltlid^en  Sel^örbe  boSfelbe  flieib.  9{od^ 
im  felben  Saläre  ftieg  bie  Sal^I  feiner  ©enoffen  auf 
20.  3)a  er  1568  mieberum  20  neue  Sünger  ge« 
monnen,  erbat  er  fid&  bie  Seftätigung  feiner  ®rün» 
bung  öom  5Runtiu8  Saraffa.  93alb  folgten  TOeber« 
laffungen  ju  93urgo§,  SWurcia  unb  anberSmo.  3m 
Sa^re  1581  mürben  mit  grlaubniß  ®regor§XIII. 


bie  örmeren  ©pitaler  9Rabribfi  mit  ben  tetd^ecm 
Dereint  unb  f o  ber  3BirfungSfrei8  Seml^arbinS  t> 
meitert.  Um  ber  ©d^dpfung  mel^t  innem  ^cdt  in 
geben,  legten  bie  Srüber  am  6.  S)ecember  1580 
bie  brei  OrbenSgelübbe  auf  bie  britte  9tegel  be§ 
1^1.  gfrandScuS  ah  unb  fügten  ein  trterted  (BeülBbt 
ba§  ber  ®  aflfrei^eit,  l^ingu.  ZHe  ®  enoffenf d^ft  bieii 
ktt  fid^  meiter  auS,  befonberS  nod^  Siolebo,  &a» 

goffauubSoHaboIib.  3m3.1592famSeni]M>n 
mit  12  @efö]^rten  nad^  Siffabon,  um  bort  b« 
ffranlenbienft  ju  lieben.  3^t  Saläre  \pdUx  )og 
er  ftd^  für  einige  S^it  jurüdt,  um  bie  ©a^ungm 
feiner  ®rünbung  enbgültig  fefijuftellen.  %dt 
©panien  gurüdfgefe^rt,  fianb  et  ^l^ilipp  IL  is 
beffen  le^ter  jhanf^eit  (1598)  bei  3m  folgenben 
3a^re,  ben  6.  Suguft  1599,  morb  SBem^acUs 
felbft  au§  biefem  Seben  abgerufetu  S)ie  ©enoffen* 
fd^aft  entfaltete  i^re  Sl^atigfeit  aud^  in  Se^gies 
(Slted^eln)  unb  3nbien.  3m  3.  1609  geffa^ 
^ul  V.  ben  Obregonen,  ein  fc^mai^eS  Imu)  anf 
ber  linfen  93ruft  gu  tragen,  }um  Unterfd^ieb  rm 
anberen,  ö^nlid^  gefleibetenOrbenSbrübem;  1^ 
e^ftirt  ber  Orben  in  ©panien  nid^t  mel^r.  OBfiL 
Heljot-Migne,  Dictionn.  des  ordres  religieiix 
8.  V.;  gf.  0.  Siebenfelb,  Urfprung  .  .  .  fämmtii 
lid^er  9Rönd^§»  unb  ftlofterfrauenorben,  SQSeimor 
1837.)  [3of.  ©öDelmann  S.  J.] 

Obsequiale  fommt  in  ber  mittelatterli^ 
IKrd^enfprad^e  entfpred^enb  bem  fpätlateinifd^ 
obsequiare  (obsequium,  obsequiae)  l^auptfiiii^ 
Ud^  in  gmei  93ebeutungen  oor.  Obsequiare  ]^|t 
nämlid^  gleid^  obsequi  f.  b.  a.  famulari,  unb  bä 
obsequium  ecclesiasticum  entfprid^t  genau  bem 
beutfc^en  „fird^lid^erS^ienft".  Obsequiideiflbem" 
gemäg  bie  Orbnung  biefeS  fird^li^en  SHenfieS, 
fomie  ba§  $ud^,  meld^e§  biefe  Orbnung  angibt, 
foöiel  mie  Slgenbe  (f.  b.  ^rt.).  3m  engem  ©im« 
aber  ^ei^t  obsequium  (obsequiae  =  ezsequiae) 
ber  „Sobtenbienft",  b.  1^.  bad  9egrabni|  ud) 
Xobtenofficium  fammt  ©eelenamt;  banad^^Ob- 
sequiale  fpecieU  aud^  ber  9Utu§  unb  boS  Slituafe 
für  bie  tird^Ud^e  Segröbnigfeier.  (!BgI.  Du  Gange 
s.  V.  Obsequiae  etc.)  [91.  6ffer.] 

^tfett^anten  (in  uneigentlid^m  ©inne  osd^ 
coUectiotf d^  O b f  e rD a n 5)  ift  ber  fpedeOe  Ütome 
für  einen  ber  brei  felbftänbigen  SKönnerorben, 
meldte  auS  ber  ©tiftung  bed  |l.  gfranciScuS  t)Oii 
5lf pfi  l^crüorgegangen  fmb.  SRebcn  ben  beiben  Or» 
ben  ber  gonoentualen  (in  3)eutfd^Ianb  gemöl^nüd^ 
^Dlinoriten  ober  fd^marje  granciScaner  genannt) 
unb  ber  Äapujiner  befielet  als  britter  ber  Orben 
ber  TOinberbrüber  Don  ber  Obferüanj,  auc^  in 
fpectfifd^em  ©inne  ber  ^franciScanerorben  genannt 
Siefer  ocreinigt  unter  ber  Oberleitung  eines  ein- 
{igen  (SeneralmmifterS,  meld^er  nad^  ber  SBuIIe 
Seo'S  X.  (1517)  offiden  ben  Sitel  Minister 
generab's  totius  Ordinis  Minorum  fü^rt,  biet 
unterfd^iebene  Familien,  morüber  bie  3lrtt.  Srmut 
1, 1394  unb  i^ranciScanerorben  5U  bergleid^en  finb. 

anfangs  begeid^ncte  ber  9iame  ber  Dbferuonj 
(de  obBervantia)  nur  einen  @egenfo|  )u  ber 


m 


ObferDQtiteu. 


634 


£ebeiift9ri{e  ber  GonDnüualen,  loeld^e  nteiftenS  in 
giö^otii  SonDenten  ber  @töbte  nad^  ber  burd^ 
^^xilß  ^rikiilegien  befonberd  in  ber  Uebung 
ber  Snnut  gemilberten  Siegel  lebten,  tt)a]^renb  bie 
Sxübcr  Don  ber  Obfenxin)  toöl^renb  i^rer  erften 
$(riobe  in  einfamen  fflöfterd^en  ein  fe^r  ormed, 
n^icontanplatiiKö  qI8  feelforglid^  tj^ötigeS  fieben 
fnitten.  (B  f onnte  nid^t  lange  ausbleiben,  bag  eine 
io^e  Serf  d^ieben^ett  ber  OrbimSbiSdpIin  innerhalb 
tafkben  Orbenögemeinfd^ft  Uneinigfeit  Deran« 
k^,  toeli^  enblid^  1517  )u  gänglid^cr  Trennung 
\äfdL  S)en  SonDentualen  unb  aUen,  totlä)t  ft^ 
itnm  anf^loffen,  nmrben  xf^it  ^rioilegien  unb 
SiSpenfen  Don  ben  ^äpften  beftötigt ;  anbererfeitS 
vn^  mehrere  Heinere,  unter  anberem  9tamen 
kße^enbe  ®enoffen(d^ften  mit  ben  ObferDanten 
|H  einem  einjigen  OrbenSförper  Dereinigt.  SBalb 
libo4  betdm  ber  9{ame  ObferDang  nod^  eine  engere 
9d)eiitinig,  alS  im  16.  unb  17.  Sal^rl^unbert  neue 
Scfoimgenolfenf^aften  fid^  Don  bem  alten  Stamme 
ber  ObfetDan),  ber  feinen  9lamen  behielt,  ab- 
(iDeigten,  ober  bod^  in  bem  gemeinfamen  ®ene- 
zaiimnifter  bie  Sinl^t  beS  OrbenS  bemal^rten. 
6o  entflanben  bie  brei  tJf^^müien  ber  SRefor* 
mtm,  ber  SHScalceoten  (SLIcantariner)  unb  ber 
SKoOecten,  m\^  in  Derfd^iebenen  Säubern  aQ- 
nölig  jid^  auSbilbeten.  Siefonberten  fid^  Don  ber 
dun  CiferDans  mit  Srlaubni^,  [a  mit  99eför- 
bcnmg  bc8  beigen  Stul^IeS  in  ber  SBeife  ab,  ba^ 
fie  {ü^  nii^t  blo^  )u  eigenen  Alöftem,  f onbem  au^ 
SB  DoDßfinbigen  ^roDingen  aneinanberfd^Iofjen, 
ncl^e  nod^  je|t,  unabl^öngig  Don  ber  ObferDanj, 
nunitttlbor  ber  SuriSbiction  beS  ©eneralminifterd 
nierPeben.  S)iefe  brei  gf^intiUen  führen  officieQ 
flu^  ben  gemeinfamen  9lamen  Fratres  minores 
itrietioris  observantiae,  toö^renb  bie  alte  t)fa- 
nüie  mit  bem  IRamen  regularis  observantiae 
h^^äpntt  »irb.  2)a§  ®emeinfame  biefer  Dier  ^a^ 
milira,  toeld^  ermöglid^t,  ba^  fte  unter  @inem 
Seneral  ju  Sinem  ©eneralcopitel  fid^  Dereinigen, 
k^  barin,  bo^  fie  biefelbe  Don  ^onoriuS  III. 
^ötigte  Xegel  galten  unb  principiell  bie  Gebote 
bnielbcn,  tt)ie  fte  burd^  bie  aut^entifd^en  ^eclara- 
tioiten  ber  ^opfte,  befonberS  !RicoIau§'  III.  unb 
ftenenS'  V.,  feftgefe^t  fmb,  ol^ne  Snbulte  bcob- 
(uitm  moOen.  9Bo  bie  ÖrbenSbiScipIin  je^t  nid^t 
gehmfen  iji,  ba  betrifft  aud^  ber  Unterfd^ieb  biefer 
^omilien  unter  fid^  nur  92ebenfad^Iid^ed  ober  Der« 
Wcbette  @rabe  ber  Strenge  in  ber  93eobad^tung 
beifelben  ®ebote;  namentlid^  gilt  biefeS  Don  ben 
ttt^migen  mit  bem  Sitel  Btrictioris  obser- 
vntiae. 

liefe  Siel^eit  Derfdf|iebener  ObfcrDanjen  unb 

Reformen,  meldte  ber  Stiftung  be§  ^l.  t$ranci§cu§ 

(«ienfo  ttie  ber  frud^tbaren  Wegcl  beä  großen  1^1. 93c« 

Kbict)befonber3  eigent^ümlid^  ift,  l^at  iliren  innem 

8nmb  in  ber  SBefd^affenbeit  ber  Segel  felbft  (Dgl. 

Ne  oben  angeführten  9lrtt.).  S)a§  l^ol^e  Sbeal  DoS« 

bnmener  ^rmut  unb  S)emut]^,  föeld^eS  ber  ^eilige 

Slifter  erfirebtt  unb  perfönlid^  barfteSte,  mu|te 

offenbar,  maS  bad  andere  £eben  betrifft,  ben 


mannigfad^en  SBebürfniffen  SSieler  angepaßt  »er« 
ben,  fobalb  e§  fid^  barum  l^anbelte,  in  einem  großen 
Orben  biefen  ®eift  bargufteQen  unb  feftjubalten. 
2Ba§  für  ein  ein jetneS,  attein  ftebenbeS  SnbiDibuum 
pa^t  ober  mögtid^  ift,  fann  Demünftigertoeife  nid^t 
einmal  für  eine  au8  wenigen  5Dlitgtiebem  be« 
ftel^enbe  t^familie  ol^ne  einige  Sinfd^rönfung  Dor« 
gefd^rieben  werben,  ffiöl^renb  ber  1^1.  gfranciScuS 
in  betreff  feines  perfönli^en  CebenS  unb  ber  S)ar« 
fteSung  feines  gbealS  gang  flar  unb  entfd^ieben 
mar,  blieb  er  in  SBejug  auf  bie  enbgültige  ^t\t' 
fejung  ber  OrbcnSregel  Diele  Saläre  unfd^Iüffig. 
Sr  mar  biScret  genug,  einjufel^en,  ba^  erft  bie 
erfa^rung  geigen  !5nne,  inmiemeit  feine  l^ol^e 
3bee  ben  SSer^öItniffen  eines  großen  OrbenS  fo 
angepaßt  werben  muffe,  ba^  beffen  organifd^e 
Sntwidlung  nid^t  )u  f e^r  bef d^rönlt  mürbe.  2)e^« 
l^alb  l^at  er  mel^rere  SRegeln  gefd^rieben,  mel^e 
itoax  benfelben  ®eift  unb  bie  nämlid^en  ®runb« 
gebauten  entbalten,  aber  nur  aümölig  gu  einer  für 
einen  gal^Ireid^en  unb  meitDerbreiteten  Orben  ge« 
eigneten  Raffung  fid^  entmidfelten.  grft  furg  Dor  fei« 
nem  Sobe  (1223)  legte  er  bie  le^te  Siegel  in  jmölf 
fleinen  Jlapiteln  bem  ^apft^onoriuS  UI.  gur 
99eftötigung  Dor.  2)enfelben  SBeg  l^aben  übrigens 
ade  großen  OrbenSftifter  eingef dalagen:  erft  bie 
$ra^S,  bann  bie  Z^eorie;  erft  baS  Seben  mit  feinen 
Srfal^rungen,  bann  bie  enbgültige  t$fi£trung  ber 
Serpflid^tungen.  S)a^  Wat^olifen,  meldte  Dom 
OrbenSleben  nur  il^re  abstracten,  mel^r  ober  meni« 
gerfubiectiDenSorftellungenl^aben,  für  einefold^e 
organifd^e  ßntmidlung  eines  OrbenS  fein  93er« 
ftönbni^  l^aben,  begreift  ftd^  leidet.  So  l^at  man 
benn  aud^  Don  proteftantifd^er  Seite  mel^rfad^ 
bartl^un  moQen,  ba^  fd^on  ber  ^I.  t^franciScuS 
felbft  Don  feiner  urfprünglid^en  3bee  fpätcr  ab« 
gemid^en  fei.  2)e|t)alb  l^at  man  fid^  bie  unnü^ 
SRübe  gegeben,  bie  erfte  Siegel  nad^  fc^mad^en  9In« 
^altspunften  gu  reconftruiren,  um  baburd^  gur 
ffenntni^  ber  eigentlichen,  Don  Zubern  nid^t  beein« 
flutten  äbfid^t  beS  ^eiligen  gu  gelangen.  ®egen 
biefc  ^Inftc^t  mad^t  aud^  P.  e^rle  S.  J.  (Mrd^iD  für 
Sitcratur«  unb  ftird^engefd^id^te  b.  2JlittetaIterS  in 
[1887],  558  f.)  ben  ©runbfafe  organifd^er  gut« 
toidlung  gcltenb.  —  Offenbar  fann  für  ben  Orben 
nur  bie  le^te,  fird^Iid^  approbirte  SRegel  bie  Der« 
pf!id)tenbc  5iorm  bilben,  nidf|t  aber,  mcnigftcnS  nid^t 
in  crfter  2inie,  baS  l^eroifd^e  Seben  beS  ^I.  grau« 
ciScuS,  aud^  nid^t  bie  erhabenen  Se^ren  unb  ßr« 
mabnungen,  meldfie  ber  ^eilige  anbermeitig  unb 
aud^  in  feinem  Seftamente  (Don  ibm  felbft  nid^t 
als  neue  Siegel,  fonbem  als  ßrma^nung  begeid^« 
net)  auSgefprod^en  unb  alS  foftbaren  Sd^a^  fei« 
neu  fiinbcm  binterlafjen  ^at  6S  ift  ungmeifel« 
^aft,  ba^  ber  §cilige  an  erftcr  Stelle  ein  contem« 
platiDcS,  bußfertiges  Seben  mit  ftrcngftcr  Uebung 
ber  ^rmut  mottte;  barum  cn^praddcn  einfame 
fflöfterd^en,  fog.  ßrcmitorien,  für  meld^ie  er  aud^ 
eine  befonbere  SebenSmeife  fd^riftlid^  binterlaffen 
l^at,  feinen  pcrföntid^cn  SBünfd^en.  5lnbererfeitS 
moQte  er  bod^  nid^t  baS  tl^ätige  Seben  gum  ^eile 


685 


Ob(ert)Qnten. 


ber  €eelen  auSfd^tte^en  unb  red^ete  Beftimmt  auf 
eine  gro^e  9lu§be]^nung  unb  2)Quer  bed  OrbenS. 
ÜRit  SBeriidTtd^tigung  biefer  3been  ift  bie  le^te 
ategel  entn)orfen.  Semgemä^  ftnb  bie  ftrengen 
SSerpfftd^tungen,  toetd^e  bicfe  befonberS  in  betreff 
ber  SInnut  enthalt  fo  allgemeiner  Statur,  ba^  fie 
einen  meiten  Spielraum  loJPfen;  namentUd^  tt)irb 
gar  nid^t  gefagt  ba^  bie  Vorüber  nur  in  Sremi- 
tonen  ober  fleinen  fflöftem  leben  bürften.  2)ie 
^ftid^t  lein  ®elb,  meber  felbft  nod^  burd^  unter- 
georbnete  ^erfonen,  )u  gebraud^en,  mirb  baburd^ 
befd^rönft,  ba^  e§  ben  Obern  fogar  geboten  towcht, 
für  gemifjfe  größere  Sebürfniffe  „in  geiftlid^en 

treunben  i^re  ^upud^t  }u  n^men",  nömlid^  burd^ 
elbalmofen  berfelben  ba§  9töt|^ige  ^u  beforgen. 
2)ie  beiben  @tönbe  ber  Saienbrüber  unb  Skrifer 
loerben  ouSbrüdlid^  unterfd^ieben  unb  ilinen  Der* 

Sd^iebene  ^flid^ten  auferlegt  ebenfo  toxt  ben  ^re- 
»igem  unb  ÜRifftonaren  unter  ben  Ungläubigen. 
£3  ift  falfd^^  totm  man  fagt,  ber  Orben  fei  ur- 
fprünglid^  ein  Saienorben  gemefen,  menngleid^  bie 
9n}a^I  ber  Saien  anfangs  überwog.  SSBenn  man 
biefen  9lb{d^Iu^  ber  gefe^gebenben  S^ötigfeit  beS 
Stifters,  biefe  ^Inpaflung  feiner  erhabenen  3bee 
an  größere  iBerl^öItniffe  eine  ^bfd^fööd^ung  ber- 
felben nennen  mill,  fo  mag  baS  l^inge^en,  ober 
mit  bem  ^ufa^e,  ba^  ber  ^eilige  felbft,  o^ne  fei- 
nen $Ian  umguänbem,  biefe  t^freil^eit  ber  Snttt)idf- 
lung  afö  notl(|tt)enbig  erfannt  unb  pgelaffen  ^at. 
3n  ber  Zl^at  ift  bie  Stegel  mit  f o  weitem  99IidP  unb 
fold^er  2)i8cretion  enth)orfen,  ba^  fte  SRaum  bietet 
nid^t  nur  für  auSbrüddidd  gerat^ene  l^öl^ere  Uebun- 
gen,  fonbem  aud^  für  eine  ftrengere  unb  milbere 
lluffaffung  unb  Obfert)an)  ber  oerpflid^tenben  Ge- 
bote. S)aDon  !ann  ieber  einftd^tige  Sefer  ber  SRegel 
id^  lei^t  überzeugen,  unb  auc^  aQe  Ausleger  ber- 
elben  ftimmen  hierin  überein.  S)iefe  2)e^nbarfeit 
)er  SRegel  begünftigt  eine  gro^e  SSerfd^iebenl^eit  ber 
Obferoanj,  nid^t  aUein  bei  ben  einzelnen  Srübern, 
fonbem  aud^  bei  ganzen  Alöftem  unb  t^familien, 
abgefe^en  Don  lasen  unb  mi^bräud^Iid^enSemol^n- 
l^eiten.  ^u§  bemfelben  ®runbe  entftanben  aber 
aud^  leidet  Snjeifcl  über  bie  ©renjcn  einzelner  SSer- 
pflid^tungen,  beren  autl^entifd^e  fiöfung  nur  bem 
^eiligen  Stülpte  juftanb.  Sold^e  declarationes 
pnb  f d^on  \tni)  öon  ®rcgor  EX.,  9licoIau§  HI.  unb 
KlemcnS  V.  gegeben  unb  fottten  feincStoegS  3n- 
bulte  ober  2)i§penfationen  fein,  t^reilid^  fel^It  e§ 
fpäter  aud^  nid^t  an  njirüid^en  S)i§penfcn  unb  9Kit- 
berungen  Don  Seiten  anberer  köpfte,  föeld^e  mel^r 
ober  meniger  ben  SEBorten  unb  ^Ibftd^ten  be§  l^ei- 
ligen  Stifters  miberfpred^en.  ®iefe  f önnen  nidfetS« 
bcftotoeniger  ganj  legitim  befielen,  tt)aS  offenbar 
öon  benjenigen  gilt,  meldte  bem  Orben  ber  6on- 
öentualcn  eine  gemilbertc  ^rajiS  ber  2Irmut  ge- 
ftattcn.  Seffer  ift  eS  ja,  eine  gemilbcrte  Segel  ge- 
loben unb  galten,  als  bie  DolIe  Strenge  ber  SRegel 
t)erfpred^en,  aber  nid^t  Italien.  @S  ift  itüax  auä) 
öon  ftatl^olifcn  bis  in  bie  neuefte  3^it  unb  felbft 
Don  mol^lmollenber  Seite  auSgefpro^en,  ba^  aud^ 
iene  brei  erfööl^nten  päpftlid^en  2)eclarationen, 


mli^t  fld^  felbft  als  autl^tifd^e,  ber  Stein 
Stegel  (puritati  Begolae)  nid^t  )U  nal^  : 
ßrflörungen  berfelben  ausgeben,  bod^nutäi 
unb  ^JKlberungen  ber  Stegel  feien,  unb  )toa 
tteld^e  eine  Umgeftaltung  beS  OrbenS  o 
bett)irften.  9lud^  bie  Seigren  beS  1^1.  Sonot 
auf  meldte  ftd^  bie  Srloffe  Don  9licoIau8  I 
Siemens  Y.  burd^tt)eg  ftü^,  foUen  nadj 
Suffaffung  bem  eigentlid^en  ®eifie  beS  1^1 
ciScuS  Sbbrud^  getl^an  l^oben.  2)ie|  meinte 
bingS  bie  meiften  Spiritualen  (f.  oben  IV, 
0^^  ift  3U)ugeben,  ba^  bie  lopnre,  feit  ben 
beS  eiiaS  oon  (Sortona  (f.  b.  9ri)  madige 
biefe  Srflörungen  benu^te,  um  tt)eit  übet 
ftedften  ©renken  ]^inauS}ugel^n.  3nbe|  in 
auf  jene  brei  Srlaffe  tt)iberfpred^  biefer  S 
tung  afie  fpöterenSrflörer  ber  StegelouSbem 
unb  tt)aS  mel^r  ift,  alle  bie  l^eiligenSefMx 
großen  SReformen,  }.  99.  bie  I^IL  Sernl^arl 
Siena  unb  Sol^anneS  (SopifbronuS,  ber 
ftrenge  $etruS  oon  Slcantara  u.  9L  2)ie| 
men  fdmmtlid^  jene  2)ecretalen  als  outl^ 
Stegelerflörungen  an,  namentlid^  oud^  ber 
syndicus  apostolicus  (eine  nähere  Seßti 
ber  in  ber  Siegel  geftatteten  amici  spirit 
aber  mit  ben  Don  jenen  beiben  ^ßüpften 
ftenten  99efd^ränfungen.  lieber  bie  etUKiS 
gel^enben  ßugeftönbniffe  ber  $öpfte  9Ran 
unb  Snartin  Y.  finb  oUerbingS  Derf d^iebei 
fldl)ten  laut  gemorben;  biefe  Snbulte  Pn 
aud^  Don  ben  ftrengeren  t^familien  nid^t  x 
9lid^tSbeftomeniger  !ann  man  tl^eoretif d^  au 
99eftimmungen  nid^t  als  eigentlid^e  SDiSpen 
seidenen,  ofne  ber  ßntfd^eibung  beS  $app 
nocen^  XI.  ju  nal^e  gu  treten.  3n  beffer 
ftitution  SoÜicitudo  pastoralis  (20.  9to 
1679)  mirb  guerft  bie  pura  obBervanti 
gefd^örft;  nad()bem  bann  bie  einzelnen  iBe 
tungen  ber  Siegel  gemö^  ben  ermö^nten  jn 
cretalen  aufge^öl^lt  ftnb,  mirb  l^in^ugefe^ 
clarantes  tarnen  parlier,  quod  per  pnu 
non  prohibentur  in  dicto  Ordine  Syndio 
stolici,  cum  eorum  usus  non  sit  di 
B  a ti  0  in  Regula,  sed  modus  a  Romanis 
ficibus,  praedecessoribus  Nostris,  pr 
pro  puriori  illius  observatione,  sive  ej' 
S3nidici  assumantur  ad  praescriptum  C 
tutionum  Nicolai  III.  et  Clementis  Y. . . 
secundum  dispositionem  Constitutioni 
colendae  mem.  Martini  lY.  et  Martini 
Pauli  lY.  .  .  .  prout  illorum  usus  in  si 
Familiis,  Congregationibus,  Reformati< 
aut  Provinciis  Ordinis  praedicü  resp 
fuerit  receptus.  9lid^t  nad^  ben  me^r  obe 
ger  fubjectioen  ^nftd^ten  mand^er  Spiri 
fonbem  nad^  biefen  ürd^lid^en  Crloffen  rni 
bie  gefd^id^tlid^  l^erDortretenben  Aöntpfe  un 
teien  im  Orben  beurtl^eilen.  S)ann  fielet  mc 
bei  bem  jf ampf e  um  bie  ^rmut  ^mifd^en  bev 
ggtremen,  nömlid^  ben  Uebertreibungen  t 
Spiritualen  unb  bem  fia^SmuS  ber  a 


6S7 


ObferDanten. 


688 


tette  |i4  Ptcnben  Conoentuolen,  in  ber  9Jtitte 
no4  m  britte  ^rtei  ^Iq^  fanb,  toeld^e  bte  ge- 
mSixfft  Vuffaffxnig  unb  SBeobad^tung  ber  Siegel 
iaSiime  ber  erüfi^nten  Qut^entif(^en  ßrnörungen 
für  fflb  ooDle,  ober  jugleid^  t^frei^eit  }u  einer  ftren- 
gmi  Uebnng  für  f old^,  rotlä^t  baju  berufen  maren. 
Sfim  biefe  ^rtei  in  jenen  @treitigfeiten  aud^ 
Darin  Sit  SBort  fam,  fo  lo^t  ftd^  bod^  nad^meifen, 
ba|  jie  iDtrnid^  beftonb  unb,  tt)ie  oud^  P.  Sl^rle 
flioibt  SnfongS  lool^l  bie  ^el^rja^I  ausmalte, 
eben  biefe  gemö^igte  9luffaffung  unterfd^ieb  bie 
fiijmber  ber  Obfertuin)  DortJ^^eill^aft  t)on  ben  t^fül^- 
van  ber  Spiritualen.  9n  bud^flöblid^er  99eob- 
attmg  ber  Xegel  unb  ber  SBünfd^e  bed  l^eiligen 
Stifters  übertrafen  jene  ftd^er  bie  meiften  Spiri- 
tialen,  ober  fte  t^erbammten  barunt  nid^t  eine 
ailbetc  Uebung  berfelben  f ofort  als  regelmibrtg ; 
anb  ffaitt  fid^  in  geföl^rlid^e  Aömpfe  gegen  ein- 
gmmrjeUe  SRi^br&ud^e  einsulaffen,  entniidfelten  fie 
^  friebßd^  in  ibren  Reinen  ftlöftem  unter  beut 
S^öifaine  ber  minber  ftrengen  Oberen.  Spater 
|mH4,  als  fte  unter  bem  1^1.  S9embarbin  unb 
{mn  großen  @d^ülem  an  S^fjH  unb  Sinpu^  bie 
CooDeidualen  }u  überflügeln  begannen,  maren 
vm  ffoinpfe  unb  bo8  Streben  nad^  größerer  Un* 
obtängigfeit  nid(|t  gu  Dermeiben.  ^aburd^  mürbe 
oÜic^  1517  bie  DoHflönbige  Trennung  ber  Obfer- 
radm  Mm  ben  SonDentualen  ^erbeigefül^rt.  S)a§ 
fieff^fid^e  bi^ber  unb  über  bie  ßntfiel^ung 
f  ber  Iriti  aus  ber  fog.  Obferoan}  l^erDorgegangenen 
I  Itfbnnen  f.  im  9lrt.  gfranciScanerorben  (lY,  1661 
I  iü  1679).  Sie  Socumente  finb  jufammengeftellt 
',  M  P.  SominicuS  be  ®ubematiS  (Orbis  Sera- 
pUc  II,  Bomae  et  Lugduni  1685,  1  sqq.). 

9la4  ben  Dielen  mobemen  Stürmen  unb  föieber- 
Uten  ftloflerauf Hebungen  in  Europa  unb  ^merifa 
$  jtit  ber  39eftanb  beS  OrbenS  fel^r  geminbert. 
bf  bem  legten  ©eneralcopitel  beSfelben  (3.  Oc- 
tober  1889)  nmren  noc^,  au^er  ber  Suftobie  bc§ 
(eäigen  SanbeS,  82  ^roDingen  vertreten,  unter 
isel^en  6  Suftobien  (fleinere  ^roDinjen)  fid^  be- 
fanbcn.  92id^t  vertreten  föaren  föegen  Verbot  ber 
Stgimmg  6  ^roüingen  im  ruf fif d^cn  SReid^e,  äußer- 
ten 7  ^roDin^en  in  ben  fübamerifanifd)en  SRepu- 
Ubn,  oon  melden  übrigens,  töte  aud^  Don  ben  $ro- 
Äqen  SübitalienS,  nur  nod^  Xrümmer  Dorlianben 
Pub.  9ud^  bie  7 1 2  ^tanciScaner  in  Spanien,  meldte 
öua  beionbem  commissarius  generalis  \)abm 
(»gLob.rv,  1677),  fotoie  bie  toenigen  öortrefflid^cn 
Außer  in  Portugal,  l^atten  auf  bem  Sapitel  feinen 
Iqffäjentanten.  —  SSon  jenen  82  ^roöinjen  ge- 
iScm  34  unb  1  Suftobie  ju  ber  regulären  Ob» 
kata^  34  ^roDinjen  unb  4  Suftobien  ju  ben 
lifonnaten,  5  ^roDtn^en  unb  1  Suftobie  gu  ben 
iKoBecten,  3  ^romn^en  ^u  ben  3)iScalceaten. 
Sie  3abl  ber  CrbenSperfonen  (fiaienbrüber  unb 
Somsen  mitgejä^It),  meldte  in  biefen  ^roDin^en 
knalS  kbten,  nmrbe  auf  14  798  angegeben,  Don 
Bd^en  6516  Obfenmnten,  5803  SReformaten, 
1621  Secoüecten,  858  S)tScaIceaten  maren.  3u- 
gld(b  aber  nmrbe  officieQ  bemerft,  baß  biefe  fta* 


tiftif  d^en  Angaben  nid^t  ganj  DoÜflönbig  feien.  9ud^ 
l^at  feit  ben  legten  Salären  bie  S^ffi  in  einigen 
tJfomilien  abgenommen  unb  ifl  in  anberen,  }.  SB. 
bei  ben  StecoUecten,  um  einige  ^unbert  gemad^fen. 
S)ie  ObferDanten  unb  bie  Steformaten  faben  il^re 
^roDin^en  l^auptföd^Iid^  in  3talien,  Spanien  unb 
Oefteneid^,  bie  2)iScaIceaten  im  9teapoIitanifd^en, 
auf  ben  ^^ilippinen  unb  in  Sübamerifa ;  bie  Ste- 
coäecten  in  Snglanb,  Srlanb,  ^Belgien,  ^oUanb ; 
in  2)eutfd^Ianb  gel^ören  ^u  legieren  bie  (Suftobie 
ber  1^1.  eiifabet^  (gulba)  unb  bie  füd^r^f^^e  $ro- 
Din}  beS  l^eiligen  ftreu^eS,  auS  meld^er  aud^  bie 
norbamerilanifd^e  ^roDinj  beS  ^eiligften  ^er- 
jenS  3efu  ^erDorgegangen  ift.  SWel^rere  ber  auf« 
ge}ö]^Iten  ^roDin^en  gelten  als  SJtifftonSproDinjen. 
3u  ben  alteren  Darunter  gehören:  SBoSnien  mit 
250  Steligiofen,  ^er^egomina  mit  83,  bie  $ro' 
Diu)  auf  ben  ^b^ippinen  mit  228,  bie  Su- 
ftobie  Don  (Sonftantinopcl  mit  37  9RitgIiebem, 
enblid^  bie  Suftobie  Dom  l^eiligen  Sanbe  mit 
28  aJtiffionSfteSen  in  ^aldftina,  ^^öniden^ 
Si^rien,  Armenien  unb  Supern  unb  mit  etma 
300  SReligiofen.  Sit  Ober«  unb  Unterög^ten 
finb  112  OrbenSperfonen,  in  SRarocco  50,  in 
SripoIiS  18;  in  fflffab  ift  nur  gin  ÜWifflo« 
nar.  Sußerbem  mirfen  in  ßpiruS  9,  in  9Jtace« 
bonien  8,  in  Serbien  5,  in  9Jtontenegro  8,  in 
£]^racien  3,  in  ben  ^röfecturen  Don  ^llbanien 
28  t$franciScaner«9Jlifftonare.  3n  S^ina  ^aben 
bie  t^franciScaner  8  apoflolifd^e  SJicariate:  S^enfi 
l^at  127  d^riftlid^e  ©emcinben,  15  ÜKiffionore  beS 
DrbenS;  fel^anp  211  ©emeinben,  8  SWiffionare; 
baS  füblid^e  Sd^anfi  115  ©emeinben,  12aRiffio- 
nare;  Sd^angton  358  (Semeinben,  15  9Kifftonare; 
baS  öftlid^e  §upe  200  ©cmeinben,  18  SWiffio« 
narc;  baS  nörblid^e  §upe  112  ©emeinben,  8  SOWf- 
fionare;  baS  füblid^e  §upe  55  ©emcinben,  10 
SRifftonare;  baS  fübli^e  ^unan  93  ®emeinben, 
3  SWif ponare ;  f onad^  finb  in  ganj  (J^ina  89  ÜJlif« 
fionarc.  3n  ^Betreff  ber  menig  befannten  5Dtiffionen 
ber  fübamcrifanifd^en  SRepublifen  ift  i\u  bemerfen, 
ba^  bort  au^er  ben  Dielfad^  faft  Demid^teten  $ro« 
Dingen  man^e  unabhängige,  nur  bem  ©eneral« 
minifter  untermorfene  unb  rcd^t  blübenbe  SoOegien, 
befonberS  in  ben  legten  50  Sauren,  errietet  fmb, 
n)eld^e  ftd^  burd^  i|re  Snifftonen  fomobi  in  ben 
Pfarreien  als  unter  ben  SBilben  grofee  Serbienfte 
ettüerbcn.  ®iefe  Kollegien  finb  in  ber  oben  ge- 
gebenen Statifiif  ber  ^roDinjen  nid^t  mit  auf« 
gcjöIiU.  3n  ber  SRepublif  9lrgentina,  in  welcher 
fi(^  nod^  bie  $roDin}  SRio  be  la  $Iata  mit  156 
2RitgIiebem  erl^alten  l^at,  befielen  4  9JliffionScot« 
legien,  nömlid^  einS  in  Salta;  bann  baS  SoUegium 
St.  ßorlo;  ein  britteS  in  SRioquarto,  cinoierteSin 
KorrienteS  unb  ein  ^ofpij  in  Sujui,  meldte  jufom« 
men  127SReIigiofenI|aben.  —  3n93oIiDia  i^at  bie 
^roDinj  Dom  §1. 5lntoniuS  nur  nod^  40  3KitgIieber ; 
bie  fünf  Kollegien  ju  2:ariia,  be  la  $03,  3:arata, 
Sucre  unb  ^Jotofi  l^aben  jufammen  115  SBrüber. 
3n  ßbil«  befielen  bie  ^roDinj  Santipma  Srinibab 
mit  92  SReligiofen  unb  bie  brei  SoÜegien,  be  la 


689 


ObferDan}. 


640 


Sabeja,  )u  (Sf)\üan  unb  Safiro  nebft  Dier  ^ofpttten, 
in  9llmebral,  Ofomto,  Soton  unb  9lncub,  mit 
jufommcn  140  SBrübem.  —  3n  Kolombio  l^abcn 
bie  beiben  ^roDin^en  Don  ^Bogota  unb  ©uotemola 
nur  geringes  ^erfonal,  bie  SoQegien  in  (Sali  unb 
©uotemola  35  SDMtglieber.  —  3n  Ccuabor  be- 
fleißen brei  SoSegien  in  ®uai)oquiI,  Soja  unb 
Quito  mit  46  SBrübem.  —  3n  ÜJlejico  f^ai  bie 
$roDin)  Don  XaliSco  nur  nodß  22  99rüber,  bie 
Don  SRedßoacan  105;  anbere  90  SReligiofen  Der- 
tßeilen  fidß  auf  bte  7  (Soüegienju  Slßolulo,  Ori» 
laia,  ^odßuca,  Dueretaro,  SOfce^ico,  ^acaitcai 
unb  S^^oJpan.  —  3n  Srofilien  ift  au|er  wenigen 
alten  Jllbttem  ein  fleineS  SRiffionScoQegium  gu 
ÜRanaod;  aber  oor  Jhtnem  fmb  Don  ber  (öd^fiid^en 
^roDinj  Dom  ^eiligen  ffreuge  auS  9lieberla|{ungen 
befe^t  morben  (f.u.)/  totlä^t  eine'SReftauration  beS 
OrbenS  bafelbft  hoffen  lafjen.  ßum  @c^Iu(f e  mögen 
nodß  einige  fpecieHere  Slotigen  über  bie  gfrandScaner 
in  2)eutf(iß(anb  gegeben  werben.  —  2)ie  $roDin} 
Don  Sägern  (9teformaten)  f^ai  16  jfl5fter  unb 
11  ^ofpitien  ober  9tefiben}en  mit  geringerem  $er» 
[onal.  JlI5fter  fmb  in  SJtündßen,  Bamberg,  3ngoI- 
[tabt,  fianböl&ut,  gSfrcimb,  ©ettelbadß,  Sola,  mu 
tenberg,  auf  bem  Sedßfelbe,  gu  äJlarienmei^er, 
eggenfelb,  ?lltftabt,  5ßeufirdß,  ©ietfurt,  «teuj- 
berg,  ©ö^meinftein.  Qfcmer  fmb  ^ofpitien  in 
Qfüjfen,  Cngelberg,  ©ingolfing,  SSoIferSberg,  9lm- 
berg,  SSerdßteSgaben.  Qfreifiabt,  ©erging,  ©rafratt, 
iBier}e]ßn]ßeiIigen  unb  Snülßlborf.  2)ie  ^roDin^ 
)ö^Ite  bei  ilßrem  legten  Aapitel  106  ^riefter, 
32  SIerifer  in  bcn  Stubien  unb  im  92oDictate,  223 
Saienbrüber,  tl^cilS  $rofeffen,  tl^eilS  9JoDijen.  — 
Sie  födßftfd^e  ^roDing  Dom  ^eiligen  Jheu5e  (9{e- 
coüecten)  ^at  bie  bur^  ben  Sulturfampf  1875  ge« 
fdßloffenen  Alöfier  mieber  erhalten  unb  nodß  meh- 
rere neue  ?liebcrlaffungen  gegrünbet.  SoKftänbige 
Älöfter  befi^t  fic  iej^t  in  ®orften,  SBarenborf,  $a- 
berbom^aSiebenbrüdf,  Sietberg,  ^arbenberg.  ®iefe 
bcftanbcn  fdßon  in  ben  Dorigen  3al&r^unbertcn;  feit 
1850  ftnb  aflmälig  Ißinjugefommcn  bie  fflöfter  in 
2Berl  SDüffclborf,  5lnnaberg  (Oberfdßlcficn)  unb 
ba§  92oDiciatnofter  unb  SoUegium  )u  ^aneDelb 
(^oüanb).  Sefibenjen  fmb  in  SWünfter,  Semagen 
(^poUinariSbcrg),  in  ^ladßen,  in  5Reuftabt  (Dbcr- 
fdßlcfien),  in  ©ingelftebt  unb  auf  bem  ^ülfen§bergc 
(bcibc  auf  bem  gid^Sfelb);  in  Stxx^xat^  (^oUanb), 
in  93re§lau,  auf  bem  ffrcujberge  bei  Sonn,  in 
SKündßen-SIabbadß,  in  SWarientlßal  an  ber  ©ieg. 
anderere  bicfer  Sefibenäen,  namentUdß  in  ^a^en 
unb  aKündßen«®labba^ ,  werben  DorauSfidßtlit^ 
balb  Donftönbige  ftlöfter  fein.  SÖßöl^rcnb  be§  lefeten 
3a]&re8  (1893)  ^at  biefe  ^roDing  aWiffionSlßäufer 
in  Sraftlien  gegrünbet,  nämlidß  ein  fflofter  mit 
9loDiciat  unb  ©tubium  in  Sa^ia,  ein  Soflegium  in 
Slumenau  unb  SRefibenjen  in  SIßerefiopoUS  unb 
ßageS.  3n  bicfen  Dier  5)äufcm  leben  gegenwärtig 
18  ^riefter,  17  6leri!er,  unter  weldßen  13  motix^tn 
fmb,  unb  18  Saienbrüber.  ®ie  Salßl  aller  ^riefter, 
Don  welchen  melßrere  t^eilS  in  3talien  (SRom  unb 
Duaracd^i),  tlßeilS  im  ^eiligen  Sanbe,  in  KIßina 


unb  Srafilien  Derweilen,  betr&gt  etttmS  mel^  oQ 
150 ;  nodß  etwas  größer  ifi  bie  gal^I  ber  (SMbx, 
9{oDi5en  mitgeredßnet;  mit  allen  Soienbrfibem  mb 
Sertiariem  )ö^lt  man  ungefölßr  500  SRitgHeboc. 
—  2)ie  guftobie  ber  ffi.  eiifabetlß  (Stecollecttn), 
weldße  burdß  ben  (Sultur!am))f  fdßwer  gelitten  md» 
meißrere  ^dufer  in  Smerifa  gegrünbet  Ißat,  bef^ 
wieber  baS  groge  fflofter  g^auenberg  bei  %ma 
unb  bie  9{eftben)en  }u  Ottbergen  bei  ^ilbeS^eim» 
SBomIßofen  am  %^ein,  Snarientl^I  im  Sil^eingaa, 
©orlßeim  bei  Sigmaringen.  9Ran  Ißofft  auä^  b(d 
alte  Alofter  in  @almünfter  balb  wieber  befe|en  jn 
bürf en.  3ur  3eit  befielet  baS  ^onal  au8  79  SRit- 
gliebem,  nömlidß  18  ^rieftem,  28  €lerifent  unb 
33  Saienbrübem.  —  ^ie  1875  unterbrudte,  and 
Dier  Jllöftem  beftelßenbe  (Suftobie  Don  ber  Uli« 
befledten  Sm))fängni^  in  SBeftpreugen  unb  ^ßofen 
(polnifdße  äleformaten)  ift  nodii  nidßt  wieber  fjtf 
geftent.  [SgnatiuS  Seiler  0.  S.  Fr.] 

0ftfeniast),  ein  9luSbrudP  beS  canonifdben  9M^ 
teS,  begeidßnet  einen  SIßeil  beS  (SewoIßnl^üSred^ 
(f.  b.  ^rt.  ©ewolßnlßeit).  a)lan  Derftebt  banmter 
nömltdß  bie  bei  einer  Korporation  (®emetnbe,  (Sol^ 
legium  u.  f.  w.)  burdß  ma^gebenbe  £)anblungen 
feftgcfteUte  unb  in  SBirffamfeit  gefegte  K^ 
(Dgl.  Sidß^om,  ©runbfo^e  beS  IKrdßenredßtS  H, 
©öttingen  1833,  39  ff. ;  ^nd^ia,  S)aS  ©ewol^- 
^eitSredßtn,  Erlangen  1837,  105 ff.;  f^ffiSBf», 
ftirdßenredßt  ni,  2,  IRegenSburg  1850,  716.741, 
^nm.  1).  3^re  binbenbe  jhaft  berulßt  in  ber  Sin^ 
Ißeit,  5U  weldßer  bie  SJlitglieber  ber  ©emeinbe  ober 
Korporation  burdß  iißren  ©efeHf^baftS^wed  De^ 
bunben  ftnb  unb  Dermöge  bereu  ®leidßförmig(dt 
unb  Uebereinftimmung  ber  ^anblungSweife  eine 
9iot^wenbtg!eit  ift,  fo  bog  bie  aßinbergal^l  ber 
Snel^rgal^I,  ber  Stad^folger  bem  Sorgönger  fidß  on« 
f^liegen  mu^.  2)iefe  Sinißeit  wirft  audß  für  fi^ 
felbft  in  2)ingen,  bie  mit  bem  ®efellfdßaftS}Wede 
nidßt  in  unmittelbarem  S^if^^ntmen^ange  flel^ 
aSBeil  aber  bie  ®efeUfdßaftSgiieber  nur  burdß  ben 
Don  i^nen  allen  gewollten  3^^^  dur  Sin^eit  Dec« 
bunben  fmb,  fo  ift  audß  i|r  SBiUe  oIS  ber  le|ie 
®runb  ber  ®ültig!eit  ber  ObferDonj  wie  Ser 
auSbrüdflidß  feftgefe^ten  Statuten  ^u  betroii^ 
Statuten  unb  ObferDanj  ftelßen  alfo  auf  dri« 
d^er  Sinie  als  ber  auSbrüdtlid^  unb  ber  pD* 
fd^weigenb  funbgegebene  SBille  ber  ®efellfd^ft8* 
glieber,  unb  fo  weit  biefer  SBille  in  einer  ^infidjt 
^ad^t  f)ai,  fo  weit  l^at  er  fie  aud^  in  ber  anbem. 
S)e^wegen  fann  aud^  burd^  einen  einzigen  9ct  eine 
ObferDan)  bcgrünbet  werben,  fobalb  auS  bemfelben 
l^inreid^enb  ber  SBille,  l^iermit  eine  SRegel  feftn« 
fe^en,  l^erDorgel^t,  unb  bte  SBieberl^olung  gleid^ 
förmiger  ^anblungen  bient  in  Srmanglung  beffen 
nur  }um  ^eweife  einer  fold^en  9lbfid^t,  ni^t  ober 
an  unb  für  ftd^  jur  Segrünbung  ber  Obfer« 
Danj.  aJlan  l^at  begwegen  aud^  bie  ObferDau}  aß 
eine  ftillfd^wetgenbe  Uebereinfunft  ber  Sorpora* 
tion§«  ober  KoHegiumSmitglieber  begeid^net,  iebo^ 
mit  Unredfet.  3)enn  ber  ®runb  il^rer  ©ültigfeit  ift 
nic^t  in  ber  (Sinwilligung  aller  ®lieber  )u  borfelbw 


M 


Occatn  — •  OccaflonaliSmuS. 


642 


)8  fairen,  fonbem  in  beren  fd^on  beftel^enber  Ser« 
i^uitang,  {tcid  SU  ber  einmal  begrünbeten  Sin* 
teit  )n  Rotten.  S)ogegen  i{l  bie  ©ültigfett  einer 
Cbfotxnn  oOerbingS  burd^  il^r  Serl^öltni^  )um 
(Seieafd^tSjtDcdPe  bebingt,  infofem  fie  nad)  bem- 
fdben  t^t  ^nar  geiabeju  Demiinftig-not^iDenbig 
ober  smdma^g,  ober  bod^  loenigftenS  t)emünftig> 
plöjpg  fein  mu^  unb  infofem  eine  bem  3tt)eäe 
»iberipre^enbe  ^anblungStoeife  aI8  einSRi^broud^ 
cri^nnt,  nnb  )iDar  qI8  ein  befto  größerer,  )e  öfter  fie 
nit  ihcber^oU.  je  ntel^  fie  alfo  Ben  Sl^orafter  einer 
floDO^eit  ongenommen  l^tte  (Dgl.  ^I^illips  III, 
707ff.  765  f.).  S)a8  ^at  al]o  bie  Obf erDong  mit  bem 
SoDO^n^itered^te  gemein,  ba^  fte  rationabel  fein 
n^,  iDä^renb  fte  fi4  t)on  bemf  elben  boburd^  unter- 
Hteibet,  bo|  SU  il^rer  Segrünbung  fo  n)enig  ein 
beßmonter  3<it^^^uf,  olS  eine  öftere  SBieber- 
tolng  gleid^förmiger  Scte  erforberlid^  ift.  9tur 
iniofem  einem  2)ntten  burd^  eine  Obferoan}  gu- 
SlciÄ  ttn4  bie  SufiüBung  getDiffer  SRed^te  geftottet 
Ktib,  bie  et  gegen  bie  Corporation  burd^  bie  fßtX' 
iolmig  em>erben  fönnte,  n)irb  aud^  ber  gu  biefer  Sr« 
Bxihmg  not^toenbige  3^itt)erlauf  erf orbert  (c.  50, 
X 1, 69;  e.  3,  X  2,  12;  Sid^l^om  H,  42).  ^uf 
MeQien  Serl^Itnine  )um  ®efeUfd^aft§5U)edPe  be« 
nk  and^  bie  oBrogirenbe  Jtraft  einer  Obfert)an5 
gcgouber  einem  ouSbrudHid^en  ®efe^.  Siefejhoft 
fflsn  ber  ObferDang  um  fo  weniger  abgefprod^en 
iDRbm,  meil  gerabe  in  ben  befonberen  ^erl^ölt» 
njfen  einer  Sorporation  ber  Dorjüglid^fte  ®nmb 
iin  Sirffamteit  ju  fud^en  ift  (ogl.  ^l^iOipS  IH, 
763  ff.).  [ö.  aWo?.] 

fciu«,  f.  SBiD^elm  t)on  Occam. 

9caif^$nütHmus   l^eigt   bie   pl^llofop^ifd^e 

iitmt  nad^  toeld^er  bie  gefd^öpfltd^en  S)inge  nur 

Senmiaffungen  ober  gelegenl^eitlid^e  Urfad^en  (oc- 

etsionea  s.  causae  occasionales),  aber  mdjt 

Ti^üfyn  im  eigentltd^en  Sinne  biefeS  SBorteS,  b.  i), 

aüttttrirfenbe  ober  l^erDorbringcnbeUrfad^en  fmb. 

Sodaufer  bief er  Sebre  finben  fid^  f c^on  an  bem  fpani> 

•4«  3uben  äoicebron  (f.  b.  ?lrt.)  ober  ^öencebrol 

«SicfL  1070)  unb  anberen  ^b^^of^pben  Dor  ber  3fit 

■(^IiI.ibonia§  üon  9quin  (ogl.  S.  Thom.  Summ. 

tli€oLI,q.  115,  a.  1;  Summ.  C.  G.  HI,  69;  In 

-Sent  d.  1 ,  q.  1 ,  a.  4 ;  De  pot.  q.  3,  a.  7 :  De  verit. 

3.5,  Ä. 9  ad  4).  5)cn  ?lnflo6  gur  principicüen  5Iuf« 

"düng  unb  Sntmidtlung  ber  ^b^o^i^  O^b  aber  erft 

M  gron^oie  SRen^  S)e§carte§  (gcft.  1650;  f.  b. 

te.  (»ortejiu«).  Wodf|  feiner  SWcinung  ift  nämlid^ 

^  Seele  be8  5Kenfd^en  mit  feinem  ftörper  nicbt 

a  einer  SBefenSeinbcit  oerbunben  (f.  Medit.  de 

priraa  phil.,  resp.  ad  4.  obj. ,  in  Renati  Car- 

tesii  Opera  philosophica  II,  Francof.  1692, 

K4);  bie  Seele  loobnt  oiclmebr  im  ftörpcr  al§ 

one  Don  ibm  ganj  unabbangige  Subftan^,  unb 

ber  fföTper  feinerfeitd  ift  ein  Automat  ober  eine 

Rof^ine  mit  eigenen  fenfttioen  unb  DegetatiOen 

^indionen«  mel^e  er  aud^  bann  Oenid^ten  fönnte. 

Denn  bie  Seele  nid^t  in  ibm  mobnte  (Medit.  6;  | 

Principia  phiL  I,  71 ;  De  hom.  c.  83. 106).  S)a  ' 

nun  na(b  bem  S^igni^  ber  ßrfabrung  bie  2:bätig-  ■■ 

tfrAcBlcrfZon.  IX.  2.  ffttfU 


feiten  bed  JlörperS  benen  ber  Seele  unb  ebenfo  aud^ 
umgefebrt  bie  Sbätigfeiten  ber  Seele  benen  beS 
fförperS  entfpred^en,  fo  ixoax,  bag  eS  gang  ben  Sin« 
brudf  mad^t,  als  ob  bie  einen  oon  ben  anberen  l^er« 
Dorgerufen  mürben,  f o  mar  S)e§carted  not  bie  aufrage 
gefteüt,  ob  ^mifd^en  ber  Seele  unb  bem  Aörper  beS 
ÜRenfd^en  eine  reale  unb  pbtififtbe  Sßed^felmirfung 
beftebt  ober  nid^t  (ögl.  Princ.  phü.  II,  40).  3n 
ber  SBeantmortung  biefer  f^frage  fd^eint  er  jmifd^en 
S3ej[abung  unb  Verneinung  bin  unb  ber  gu  fd^man- 
fen.  99alb  laffen  feine  SEBorte  burd^blidten,  ba^  er 
eine  med^felfeitige  pbQftfd^e  ßinmirfung  gmif^en 
Seele  unb  Aörper  be§  SDtenfd^en  tro|  ber  Ser- 
fd^iebenbeit  tbrer  Subftan^  gan^  mobi  für  möglid^ 
balte  (Medit.  de  prima  phil.  resp.  ad  5.  obj.; 
Princ.  phü.  n,  40;  IV,  189),  balb  fprid^t  er  e« 
beutlid^  aus,  ba^  eine  fold^  ßinmirfung  nid^t 
möglid^  fei  (Descriptio  corp.  hum.  c.  8)  ober 
menigftenS  tbatföd^Ii^  nid^t  ftattfinbe  (De  meth. 
recte  utendi  ratione  c.  5).  3u  le^terer  fiöfung 
beS  Problems  mu^  er  mobt  am  meiften  bingeneigt 
baben j  fie  mar  Ja  eine  Eonfequenj  feiner  Seigre 
über  ®ott.  3)enn  miemobt  er  ®ott  nur  als  bie 
causa  generalis  sive  universalis  et  primaria 
aaer  ^bötigleiten  be§  SQBeltaUS  unb  ber  äßeltmefen 
binfteSte  unb  neben  ibm  aud^  nod^  causae  parti- 
culares  sive  secundariae  annabm  (Princ.  phil. 
U,  36  sq.),  fo  galt  ibm  bod^,  ba  biefe  causae  se- 
cundariae nid^tS  9lnbereS  als  regulae  quaedam 
sive  leges  naturae  maren  (ib.  c.  37),  @ott  als 
bie  einzige  causa  generalis  omnium  motuum, 
qui  sunt  in  mundo.  SBar  bie^  ber  t^aU,  fo  mu^te 
er  ®ott  felbft  audd  für  bie  alleinige  bemirfenbe  Ur« 
fad^e  ber  93en)egungcn  ober  ^bötigfeiten  \)a\itn, 
meld&c  Don  Seele  unb  Aörper  beS  ^Kcufd^cn  oer» 
rid^tet  merben.  ^^freilid)  blieb  ibm  babci  nod^  ^u 
erflören  übrig,  in  mclcbcr  SBBeife  (Sott  bie  2:bätig= 
feiten  ber  mcnfd^lid^en  Seele  unb  bie  beS  menfcb* 
lid^en  ÄörperS  berüorrufe.  3)a  er  eS  aber  bierüber 
5U  feiner  feftcn  5Keinung  gebrad^t  b^tte,  fo  be= 
fd^rönfte  er  fid^  auf  allgemeine  ^nbeutungen,  inbem 
er  fagte,  ba^  bie  ^b^tigfeiten  beS  menfcbli^en 
fförperS  ber  menjd}ltd^en  Seele  unb  bie  3:bätig» 
feiten  ber  le^tcm  bem  erftem  eine  occasio,  b.  i. 
eine  Scranlaffung  ober  eine  ©elegenbeit  barböten, 
entfpred^enbe  3;bätig!eitcn  jU  öolljicben  (Medit. 
de  prima  phil.,  Notae  in  progr.  1647 ;  De  hom. 
c.  29.  34.  35.  37.  47.  53).  ffiaS  ®cScnrte§  in 
feiner  2ebre  über  bie  2Be(bfeItt)irfung  giüifcben  Seele 
unb  Seib  beS  SWenfd^en  nur  leife  ongebeutet  batte, 
baS  fpradfi  ber  ^ollänbcr  9lmolb  ©culincj;  (geft. 
1669;  Amoldi  GeuUncx  Opp.  philos.,  Hagae 
Comit.  1893)  mit  fü^ncr  Offenbeit  auS;  er  50g 
bie  Konfcquenscn,  meldfie  ®cScarte§  auS  feiner  Sebre 
JU  jiebcn  fi(b  gefreut  batte,  mit  beioufstcr  ff larl)eit 
unb  mürbe  baburd^  ber  eigentlid)e  93cgrünbcr  beS 
OccafionaliSmuS.  5lud&  nadb  (5Jculincr  beftebt  ami» 
fd^en  Seele  unb  Seib  beS  9Jienfd)cn  fein  unmittel« 
barer,  auf  SEBefenSeinbeit  berubenber  ^ufammen» 
bang  (Met.  vera  II,  2 ;  Phys.  vera  VI,  1 ;  Annott. 
in  Cartes.  IV,  189).  S)ie  Seele  toobnt  nur  in  bem 

21 


643 


OccafionaliSmuS. 


644 


fibxptx,  in  ben  fte  toie  in  ein  ©eföngni^  jur  Strafe 
für  i^re  früher  begangene  ©ünbe  Don  ®ott  öer« 
miejen  tt)urbe  (Ethic.  II,  3, 9 ;  Annott.  ad  Ethic. 
1, 2, 2, 2, 34;  Annott.  in  Cart.  I,  71).  3ebtt)eber 
Sl^eil  beS  9Jtenfd^en  i^ai  feine  eigene  Sptigfeit, 
bemirft  aber  feine  Zl^ötigfeit  in  bent  anbem  Sl^eil, 
totü  beibe  beS  urfö^Iici^en  S^orafterS  Doüftänbig 
entbel^ren  (Metaph.  veral,  8;  Phys.  veralU,  1 ; 
Ethic.  IV,  1 ;  Annott.  in  Ethic.  I,  2,  2,  2,  19 ; 
Annott.  in  Cart.  II,  36).  S^ax  fd^eint  eS,  a(3  ob 
bie  Seele  Derfd^iebene  Xptigfeiten  in  bem  ffdrper 
IderDorjubringen  Vermöge,  unb  ebenfo  gilt  aud^  boS 
Umgefel^rte;  t^atföd^Iid^  ift  aber  feineS  Don  beiben 
ber  gfaa  (Metaph.  yera  I,  5 ;  Ethic.  1, 2, 2,  2, 4 ; 
Annott.  ad  Ethic.  I,  2, 2, 2, 19).  ®enn  eö  gibt 
für  bie  Derf d^iebenen  99ett)egungen  in  ber  SBelt  nid^t 
etnia  einen  erften  unb  baneben  nod^  mehrere  }n)eite 
Semeger,  fonbem  fürfömmtlid^eSeföegungen  nur 
einen  einzigen  ©eioeger,  unb  biefer  ifl  ®ott  (Me- 
taph. Vera  III,  4 ;  Annott.  ad  Metaph.  in,  4 
et  8;  Annott.  in  Gart.  II,  36).  3ft  bie^  aber  ber 
San,  fo  ift  ed  aud^  aQein  ®ott  felbft,  totlä^tx  bie 
in  ber  Seele  tt)ie  im  übxptx  ftattftnbcnben  99e- 
n)egungen  l^erDorruft  (Annott.  ad  Metaph.  III,  8 ; 
Annott  ad  Metaph.  Perip.  I,  3 ;  Annott  ad 
Phya.  propr.  14;  Ethic.  I,  2,  2,  2, 4;  Metaph. 
Vera  1, 1 1 ;  Annott  ad  Ethic.  1, 2,  2,  2, 9  et  17 ; 
Annott  in  Cart  IV,  189  et  190).  ®ott  loirft 
iebod^  nid^t  birect  unb  unmittelbar  auf  bie  Seele 
unb  ebenfo  loenig  birect  unb  unmittelbar  auf  ben 
ftörper  ein,  um  Stl^ötigfeiten  in  jener  ober  in  biefem 
(ertorjurufen ;  Dielme^r  bebicnt  er  ftd^  immer  be§ 
einen  oon  beiben  ald  eineS  3nftrumente§,  Dermit- 
telft  beffen  (mediante,  interveniente ,  inter- 
ventu)  er  auf  bad  anbere  einmirft  (Metaph.  vera 
I,  9  et  11 ;  III,  6  et  8;  Annott  ad  Metaph. 
Perip.  I,  3 ;  Annott  ad  Ethic.  I,  2, 2, 2,  5  et  9 ; 
Annott.  in  Cart.  IV,  190).  3n  biefer  mittet» 
baren  SSctfe  mu6  ®ott  einmirfen,  toenigftenS  auf 
bie  Seele  M  ÜJtenfd^en,  tt)eil  er  ja,  ö^nlid^  mie 
bie  Seele,  einfadb  ift  unb  be^b^i^  f^^nft  eine  Ser» 
fd)tebenbeit  unb  Vknnigfaltigleit  ber  ®eban!en  in 
ber  Seele  gar  nid)t  5u  Staube  fommen  tonnte 
(Met  vera  I,  6),  bie  bod^  tbatföd^Iid^  Dorbanben 
ift.  ®ott  tt)irft  aber  auf  jeben  ber  beiben  Steile 
M  Wenfd^en  nur  bann  ein,  nenn  ibm  basu  in 
bem  anbem  Sl^eil  ein  9lnla^  ober  eine  ®elegen« 
beit  (occasio)  gegeben  »irb  (Metaph.  vera  1, 9; 
Annott  in  Ethic.  I,  2, 2, 2, 5) ;  nur  bei  ®elegen- 
beit  einer  beftimmtett  ^bötigleit,  inSbefonbere  M 
(S^ebimS.  ruft  er  in  ber  Seele  einen  S)enf«  ober 
SBiflen^ct,  unb  nur  bei  @elegenbeit  eined  beftimm« 
ten  9lMllen$acteS  eine  förperlidie  Seniegung  berDor 
(Metaph.  vera  1, 9 :  Annott.  ad  Metaph.  III,  8 ; 
Annott  ad  Ethic.  L  2,  2,  2,  17  et  19).  Sem- 
gemiig  oerbalten  ftd)  bie  Ibatigfeiten  oon  Seele 
unb  Selb  be<S  S)^enfdben  }u  einanber  mie  bie  5Be« 
megungen  ^nwier  unter  einanber  unb  mit  bem  tag« 
lidien  Sauf  ber  Sonne  übereinftimmenben  Ubren. 
SlMe  ber  flünftler,  meld^cr  bie  beiben  Ufaren  an- 
fertigte, burd)  tcine  ®e)d(|i(ni(b!eit  ber  eigentlidie 


®runb  bofür  ift,  ba^  bie  Ul^ren,  obgleid^  fk  in 
feiner  SBeife  auf  einanber  eingumirfen  Dermögcn, 
bennod^  gleid^mö^ig  f  dalagen  utU)  biefelbe  Stunbim« 
)a]^I  angeben,  fo  ift  eS  aud^  ®ott,  ber  "^bdfit 
ffünftler,  gau}  allein,  meld^er  bie  2:^g!eiten  ber 
Seele  uiib  be§  Seibed  l^armonifd^  auf  einanber  be^ 
red^net,  fo  ba^  g.  93.  eine  93etDegung  ber  Sunge 
einen  unferer  SBiUenSacte  unb  umgefel^rt  biefer  obec 
jener  SBiUenSact  eine  SBemegung  unfereS  ftdrpert 
begleitet,  ol^ne  ba|  in  beiben  Stallen  bie  etneX^äig* 
feit  Don  ber  anbem  irgenbtoie  abhängig  mare  (Me- 
taph. vera  I,  13 ;  Annott.  ad  Metaph.  Perip. 
I,  3;  Annott  ad  Ethic.  I,  2,  2,  2,  19  et  48; 
Annott  in  Cart  I,  70).  2)er  ÜRmfd^  ifl  ber  bIo|e 
3ufd^auer  biefeS  boppelfeitig  m  il^m  flottfinbenben 
Vorganges  (Ethic.  I,  2,  2,  2,  8  et  11).  —  %m 
fehlte  bem  OccaftonaliSmuS  aber  nod^  bie  f^fie- 
matifd^e  SluSbilbung.  SHefe  erl^elt  er  Don  bem 
Oratorianer  9ticoIe  3RaIebrand^e  (geft.  1715 ;  f.  b. 
^rt.),  ber  nid^t  bIo|  bie  SBed^fetoirfung  gmtfd^ 
Seele  unb  Seib  beS  9)lenfd^en,  fonbem  bie  SBed^ 
mirfung  aller  gefd^öpflic^en  2)inge  überl^upt  anfi- 
brüdQi^  im  Sinne  bed  £)ccafu)naIiSmud  erfidd^ 
ma§  ®euIinQ;  nur  nebenbei  get^n  l^e  (t>gL 
Annot  ad  Ethic.  I,  2,  2,  2,  9  et  48).  92a4 
äJlalebrand^e  gibt  eS,  mie  er  in  UebeieiuflimmuBg 
mit  feinen  beiben  SSorgfingem  lel^rt,  nur  eine  cin^ 
gige  mal^r^afte  Urfad^e  (caose  veritable),  b.  ^ 
nur  eine  eingige  causa  efficiens  für  bie  Semegtmi- 
gen  ber  SBelt  unb  att  il^rer  SBefm,  md)  biefe  et« 
allgemeine  Urfad^e  ift  ®ott  ([Oeuvres  de  Male- 
branche, Paris  1842]  Recherche  de  la  verite 
VI,  2,  3).  3Ba3  man  particulore  Urfad^  nennt, 
ftnb  feine  Urfad^m  im  magren  Sinne  beS  SEBorteS, 
meil  fte  feine  eigene  Sßirffamfeit,  feine  eigene  Scti&i* 
tot  unb  Saufalitöt  baben  (Med.  ehret  5,  14  ab.; 
Eclaircissement  15,  preuve  2).  Sie  tonnen  eine 
fold^e  aud^  gar  nid^t  beft^  S)enn  memi  @ott 
il^nm  eine  eigene  ÜJtad^t  fiberbaupt  mitt^eüen 
f önnte,  fo  f önnte  er  fte  aud^  an  feiner  SQmac^  mdl 
Sd^öpferfraft  tl^lne^men  laffen,  unb  ho&  t$  bo4 
offenbar  nicbt  m5glicb  (Recherche  VI,  2, 3).  Sia 
gefd^öpflicbeS  2)ing  fann  bol^  mit  eigener  Arofl 
audb  nid^t  auf  ein  anbereS  einmirfen,  meber  eia 
®eift  auf  einen  ff 5rper,  nod^  ehi  ftörpor  auf  eiHi 
I  Rbxptx,  nod^  ein  ®eift  auf  emm  ®eift  ^Entret 
;  sur  la  metaph.  4,^1 ;  Recherche  III,  2,  3; 
IV,  10;  VI,  2,  3;  Eclaircissement  15). 
nocb  ftnb  bie  gefd)öpflid^en  £inge  nid)t  gon) 
beteiligt  an  ben  Semegungm  uid)  X^gfeäni  ii 
I  ber  SBelt.  Sie  ftnb  nömlid^  bie  gelegei^^id^ 
j  Urfad^en  (causes  occasionnelles),  biin^  todfß 
\  ber  S(böpfer  beftimmt  mirb,  bei  ibrem  3n$<nnnn' 
tnff  cn  mit  etma§  Ruberem  in  biefer  ober  jener  SScqt 
)u  mirfen  (Recherche  VI,  2,  3),  fo  toie  c§  ba 
planen  feiner  3Bei§beit  entipricbt  (MediL  cbnL 
5.  15  et  17;  11,  15).  gntfiebt  ^  $.  eine  6» 
pftnbung  ober  IBemegung  im  Äöiper  bcfi  SRnttot 
fo  bilbet  fte  für  ®ott  eine  ®eiegenbtit  ote  So^ 
anlaffung,  in  ber  Seele  beä  ffimf^Kn  ena  a^ 
fprecbenben  ®ebanfm  ober  Siflentect 


645 


Occurrcttj. 


646 


nfoi  imb  ijt  in  ber  Seele  bed  ÜRenf  d^en  ein  SQBunfd^ 
oberSoiangen  Dorl^nben^  fo  ifl  bte|  für  ®ott  bie 
Seronidffimg,  ein  ®Iieb  ober  Organ  beS  menfd^ 
liitcn  ftdiperd  entfpre^enb  )u  belegen  (Mödii 
chz«t  11, 15 ;  Eclaircissement  1 7, 25).  ©an) 
ötnlüt  (ot  ®  Ott  ben  Skrfel^r  oller  onberen  SBeltbinge 
nntetnanber  eingerichtet  (Medit.  chr^i  11, 14; 
Eelurdssement  15).  SUlüberaQ  lel^nt  ®ott  (ein 
Sitten  an  bie  gelegenl^^eitlid^  Urfad^en  an,  meldfje 
bie  gef^fipfliii^en  Singe  il^m  barbieten  (Medit. 
ehrat  5, 15).  €o  mu|  e§  übrigens  aud^  fein, 
banit  auf  ber  einen  Seite  baS  Sßirfen  ©otteS  baS 
(hpiüge  ber  SBeiS^eU  trage  unb  anbererfeitS  auf 
bcm  Qebiete  ber  9latur  tt)ie  ,ber  @ittlid^feit  eine 
amjiimte  Orbnung  l^errfd^  (Eclaircissement  17, 
43).  2He  SReinung,  ba|  )tt)ii(i^en  ben  Xl^ätigleiten 
^0t{4dpfUd^enS)inge  ein  ttirflid^er,  urfö^lid^er 
jofaiimienJ^ng  ftattfinbe,  entfielet  bei  ung  baburd^, 
bo|  ttir  bei  und  uie  bei  anberen  2)ingen  gen)iffe 
Stfltigfeiten  t)on  geuiffen  SSBirfungen  regelmäßig 
begleitet  fe^n.  Wim  biefe  SReinung  tmd^i  fi(| 
bei  Ureter  Unterfud^ung  atö  ein  Srrtbum  (Medit. 
diret  5,  2  ss.;  6,  5ss.;  Becherche  IV,  10; 
£eliircl5). 

Sofi  nun  fc^Iie^Iid^  bie  Seurtl^eilung  bed  Oc* 

(BJioiQlifimufi  betrifft,,  fo  ift  er  im  ®runbe  ni^tS 

aabenft  oß  ein  falid^er  Serfud^,  ben  SnifrofoSmoS 

DieienSRafrofofimoS  in  bem  ©etriebe  feiner  oielen 

mb  Dielgefialtigen  X^öägfeiten  )u  erflören  (ogl. 

auf  ben  9rt.  Harmonia  praestabilita).  2)er 

Soobfe^  ber  X^eorie  Hegt  in  ber  93e^au))tung, 

bsf  el  feine  gefd^öpflid^  Urfad^en  (causae  se- 

emdM)  im  Sinne  einer  eigentlid^  fo  5u  nennen« 

boi  Urjod^  gebe.  2)er  93ett)eife,  meldte  bie  Un» 

li^tigfeit  biefer  Se^re  balb  mel^r  balb  n)eniger 

f^kigenb  bar^utbun  im  Staube  finb,  gibt  ed  eine 

SÖ^e  SRenge.  S)er  1^1.  ^oma§  üon  ^quin  \^at 

jie  gegen  bieienigen,  meldte  üor  feiner  3^it  bie 

gki^eSebouptung  aufgefteQt  baben^  alle  fd^on  Der* 

OKrt^et  (ogL  bie  oben  citirten  SteSen).  S)er  baupt» 

äfeli^ jie  Semeis  (ogl.  Malebranche,  Eclairc.  15, 

preuve  6)  für  bie  gf^lfd^b^i^  biefer  SBebauptung 

liegt  in  einem  3^ugniß  unfereS  SemußtfeinS, 

m  toelddem  SRalebrand^e  (Mödii  ehret.  6,  7) 

iogt,  baB  e§  unS  über  baSjenige,  ma§  in  un§  Dor» 

Ml  niddt  töufd^e.  ®öbe  eS  nömlid^  überhaupt 

Uu  ge{(böt)flid^en  Urfad^en  im  magren  Sinne  be§ 

SoiteS,  fo  fdnnten  aud^  mir  Snenfd^en  fold^e  Ur> 

Men  jelbftoerftonblid^  nid^t  fein.  9^un  bezeugt  un§ 

tkt  unfer  SBemußtfein  auf  bad  Unjmeibeutigfte, 

boB  iDir  felbfi  für  gablreid^e,  um  nid^t  ^u  fagen 

)oÜIofe  Xb^i^igfeiten,  für  immanente  fomobi  als 

für  tronfcenbente,  nid^t  bloß  baS  Subjicct  bil» 

ba,  bem  jie  angeboren,  fonbem  jugleid^  aud^ 

boS$nncip«  auS  bem  fie  entfpringen.  2)arau§ 

folgt,  baß  mir  SRenfd^en  üon  bemjenigen,  maS 

binb  iene  Zbdtigfeiten  ^u  Stanbe  gebrad^t  mirb, 

bie  eiasa  e^ciens,  bie  Urfad^e  im  ftrengen  unb 

rigestlic^en  Sinne  beS  SBorteS  ftnb.  t^freili^  fönnte 

mBn,  un  bie  Stid^tigfeit  ber  gezogenen  Sd^lußfolge 

}a  beflrciten,  no(^  eine  SuSjIud^t  gebraud^en,  mic 


SRalebrand^e  bieß  aud^  mirflid^  getrau  l^at,  unb 
fagen,  baß  ber  SKcnfd^  fid^  irre,  menn  er  meine, 
baß  eine  große  9)lenge  feiner  geiftigen  unb  f örper- 
lid^en  Sbötigfeiten  auS  ibm  felbft  ibren  nöd^flen 
Utfprung  i^tmt'f^mt.  S)iefer  ärrtbum  fei  aÜerbingS 
Der^eibli^ ;  benn  ber  SRenf d^  beobad^te  regelmäßig 
einen  3ufammenbang  gmifd^en  gemiffen  Sb^tig- 
feiten  feiner  Seele  unb  gemiffen  2:bätigfeiten  feines 
JlörperS,  nel^me  aber  bie  etgentli(be  Urfad^e  biefer 
Sl^ötigfeiten  unb  ibreS  3ufammenbangS,  b.  1^.  ®ott 
unb  beffen  SBirfen,  niemals  mabr.  SDem  gegen« 
über  bürfte  man  aber  mit  uoHem  SRed^te  barauf 
binmeifen,  baß  eine  folcbe  ben  Sntbum  begünfü« 
genbe  @inrid^tung  beS  ^enfd^en,  menn  @ott  fie 
mirflid^  getroffen  bötte,  ein  tbatföd^Iid^er  unb  un- 
miberlegbarer  SBemeiS  gegen  bie  unenblid^e  SEBeiS» 
beit  unb  Sümad^t  ®otteS  möre,  meldte  bie  Oc- 
cafbnaliften  bod^  fo  febr  betonen;  benn  bei  ber 
gemad^ten  ^nnabme  märe  ja  @ott  felbft  ber  Ur- 
beber  ber  Xäufd^ung  unb  beS  SrrtbumS,  maS  )u 
bebaupten  abfurb  unb  friüol  möre.  Sinb  bie  SRen« 
fd^en  aber  Ui^ad^en  im  mabren  Sinne  beS  SBorteS 
(causes  veritables),  menn  aud^  gan)  aUein  unter 
allen  (Sefd^öpfen  (maS  übrigens  nid^t  ber  ^U  ift), 
fo  ift  ber  OccafionaliSmuS  falfd^.  2)ie  %f^tom  beS 
OccafionaliSmuS  ift  benn  auä)  fd^on  längft  Doü* 
ftönbig  preisgegeben;  bie  SJertreter  ber  $bil^' 
fopbie  mie  ber  92aturmiffenfd^aft  l^aben  ftd^  gleid^ 
müßig  oon  ibr  abgemenbet.  Sie  aQe,  fomol^I  bie- 
jenigen,  mel^e  an  einen  ®ott  glauben,  als  aud^ 
biejenigen,  meldte  fein  2)afein  löugnen,  lebren  ge- 
meinfam,  baß  iebeS  SHng  ber  SBelt  eine  beftimmte 
9latur  unb  mit  biefer  gemiffe  Äröfte  ober  Sßer- 
mbgen  als  bie  nöd^ften  Urfprünge  ober  ^rincipien 
feiner  Xbötigfcitcn  bcft^t,  baß  jebeS  ^aturbing 
alfo  in  SQiabrbeit  eine  causa  efficiens  barfteüt 
unb  als  fold^e  ftd^  aud^  nad^  ber  einen  ober  anbern 
SRid^tung  ftctS  bcmäbrt.  S^Jor  fügen  bie  d^rift» 
lieben  ^^ilofopben  in  Uebereinftimmung  mit  ben 
^b^ologen  nD(b  bingu,  baß  (Sott  in  jebem  einzelnen 
2Icte  feiner  ®efd^öpfc,  fomobl  ber  freien  als  ber 
unfreien,  mitmirfe,  erflören  aber  aud^  s^gleid^,  baß 
@ott  baburd^  ben  urföd^Iid^en  Sb^^^^ter  feiner  ©e« 
fd^öpfe  nid^t  aufgebe.  [Sd^üjj.] 

^ccuxxen%  (occurrentia),  liturgif^^ted^nijd^er 
^uSbrudP,  be^eid^net  baS  3ufammentreffen  mebre- 
rer  gefte  ober  Dfpcien  an  einem  unb  bemfclben 
Xage.  S)a  nömlid^  jöbrlid^  bie  SBod^entage  im 
Sergleid^e  ^u  ben  Jlalenberbaten  um  einen  Sag 
(im  Sd^altjabr  um  gmei  Sage)  ^urüdfbleiben  unb 
bie  bemeglicbcn  gfeftc  mit  ben  3feftseitcn  um  SBod^en 
pd^  öerfd^ieben,  fo  faKen  mit  jcbem  SabrcSmed^fel 
bieunbemegltcben,  einem  beftimmten  SRonatSbatum 
angcbörigen  gefte  auf  einen  anbern  SBodfientag, 
oftmals  aud)  in  eine  anbcre  fjeftmod^c  unb  felbft  in 
eine  anberegeftjcit.  Snfolgcbeffcn  treffen  nicbt  feiten 
an  bemfclben  Sage  oerfd^icbene  9cierlid)feiten  gu« 
fammen:  baS  burcb  fein  S)atum  pjirtc  geft  occunirt 
mit  einer  großem  Sericobei93igil,  einem  Sonntage, 
einem  fjcfte,  mcIc^eS  burd^  ben  Öfter  c^duS  ober  burcb 
pofitiöe  ^norbnung  einem  beftimmten  Sonn-  ober 

21* 


647 


Oceaniett 


.6« 


SBod^entage  ^ugeiDiejenift.  SBeiterl^in  beanfprud^en 
l^in  unb  loicbcr  ^articulorfeftc  einzelner  flird^en 
ober  ^Territorien,  bte  f esta  propria  locorum,  eine 
?5fe[tfeier  an  fold^en  Sogen,  auf  totlä)t  im  allge« 
meinen  ffalenber,  bem  Ealendarium  Romanum, 
bereits  gefte  für  bie  gefammte  ffird^e  pjirt  ftnb. 
©0  entfielet  getoiffermofeen  ein  Singen  ber  Sfefte 
nnb  Dfficien  um  ben  SefiJ  beS  SageS  unb  ben 
Sorrang  in  ber  geier,  toobei  baS  eine  Qfeft  ober 
SageSofpcium  bie  onberen  Derbrängt,  fo  ba|  bieje 
auf  onbere  Sage  öertegt  (tranSferirt)  ober  auf  eine 
blo^e  3Jlitfeier  (ßommemoration)  befd^rönft  ober 
enblid^  gan^  übergangen  merben  muffen.  SBirb 
bie  Dccurrenj  einzig  burd^  bie  jäl^rlid^  med^felnbe 
©teflung  ber  beweglid^en  gfefte  l^erbeigefül^rt,  fo 
if}  fte  eine  Dorübergel^enbe  unb  mu^  in  bem  S)irec> 
torium  Don  tJfaQ  )u  SfaQ  für  j[ebe3  3a^r  Dorgefel^en 
»erben ;  ift  aber  mel^reren  Sfeften  ein  unb  baSfelbe 
te^enbe  S)atum  gemein,  fo  ift  bie  Occunenj  eine 
tdnbige  unb  l^at  ^ur  Sfolge,  ba^  ba§  Derbröngte 
Sfeft  gem5{)nlid^  im  Aalenbarium  felbft  auf  ben 
näd^ften  freien  Sag  ein  für  allemal  üerlegt  (fijiri 
ober  reponirt)  wirb,  ©iefer  Sag  ift  bann  fortan 
ber  ftel^cnbe  Sermin,  bie  sedes  fixa  be§  Derlegten 
gfefteS.  S)ie  burd^  bie  Occunenj  geforberte  ffier» 
fd^iebung  ber  tJfefte  bringt  ed  mit  fid^,  ba^  baSfelbe 
t$feft  in  oerfd^iebenen  SDiöcefen  unb  Aird^en  auf 
üerfd^iebene  Sage  fi^rt  erfd^cint.  9lad^bem  am 
28.  3uli  1882  bie  SBeftimmung  getroffen  morben 
ift,  ba^  bie  festa  duplicia  (mit  ^uSnal^me  ber 
gfefie  ber  Aird^enlel^rer)  unb  semiduplicia  bei 
einer  Dorübergelenben  Occurreng  mit  einem  il^re 
tJeier  l^inbemben  Officium  ober  3fcfte  nur  com- 
memorirt  be}m.  übergangen,  aber  nid^t  mel^r  Der> 
legt  merben  fotten,  ift  bie  Sluffteüung  ber  fjeft- 
orbnung  für  ba§  ®irectorium  jebeS  SafircS  fe^r 
oereinf ad^t ;  bie  Verlegung  jener  gefte  mit  bem  er» 
tt)ä]^nten  gcftrange,  beren  Sfeier  an  x^xtm  eigent« 
lid^en  Sermine  burd^  Ocairrenj  ftetS  bel^inbert  ift, 
bie  fixa  festorum  repositio  seu  assignatio, 
mirb  Don  biefcr  93cftimmung  nid^t  berül^rt.  ®ie 
Segeln,  nadfi  benen  bie  occurrirenbcn  Offiden  unb 
Qfefte  5U  öerlegcn,  ju  commcmoriren  ober  ju 
übergeben  fmb,  gibt  im  ßinjelnen  ber  10.  Site! 
ber  allgemeinen  Subrifen  beS  93rcDier8  unb  bie 
Sabefle  Si  occurrat  am  ©dfiluffe  ber  SRubrifen 
an ;  ba«  biefer  SabcHe  öorangefteüte  SScr jeid^ni^ 
fül^rt  bie  Officien  unb  fjefte  nadd  ben  Sangftufen 
auf,  meldte  bei  ber  Occurreng  in  Setrad^t  gcjogen 
tocrben  muffen.  51I§  ©runbregcl  gilt,  ba|  jenes 
gcft  feinen  PaJ  bel^auptet,  toeld^e§  bem  SRituS 
nad^  l^öl^er  fielet.  Sei  gteid^em  SRituS  entf^cibet 
im  9lflgemeinen  bie  fogcn.  dignitas  beS  tJ^fteS, 
b.  1^.  ber  mcl)r  ober  minbcr  ^o^e  5Rang,  meieren 
ba§  gefeierie  ©el^eimnife  ober  ber  betrcffenbe  §ei« 
lige  einnimmt.  ®ie  Sangorbnung  ber  ^eiligen 
ergibt  fidf|  au§  il^rer  ©teflung  in  ber  5lflcr]^ciligen= 
litanci.  3)od^  ift  bei  ber  gmeiten  SHcgel  oorau§= 
gefcj^t,  ba6  e§  fid^  um  gefte  tianbelt,  bie  in  gleid^er 
SBeifc  festa  primaria  fmb,  b.  1^.  ftd^  birect  unb 
unmittelbar  auf  bie  gefeierte  göttlid^e  ^erfon  ober 


ben  ^eiligen  begiej^en,  nid^t  inbitect  unb  mitteOa 
(festa  secundaria,  5. 99.  ^en-3efu-t$^ft,  ©d^ 
feft  be§  1^1.  äofepl^).  Senn  bei  Occurren)  eine 
festmn  primarium  mit  einem  festum  secmida 
rium  gleid^en  SRituS  l^t  ba3  erftete  ol^ne  Stüd 
fid^t  auf  bie  dignitas  ben  93or}ug.  2)iefe  frfil^ 
nid^t  gleid^mölig  befolgte  SRegel  tjl  neuefien! 
(2.  Suli  1893)  Dom  $a))fte  auf  Sorfd^Iag  be 
S.  R.  C.  beftötigt  morben  (f.  Analecta  eccles.  I 
Romae  1893, 295  sqq.,  tt)0  aud^  bad  intereffont 
SSotum  eined  SonfultorS  ber  S.  B.  G.  abgebrud 
ift).  S)em5ufolge  tourbe  auf  Sefel^l  bed  $a)yfki 
ein  Elenchus  fest.  prim.  et  second.  aufgefUI 
(Analecta  1.  c.  359  sqq.).  —  99ei  gleid^em  9M 
unb  gleid^er  dignitas  treten  eine  aingal^I  onbere 
SRegeln  in  Araft,  meldte  in  ben  rubridfKfd^ 
SBerfen  auSfül^rlid^  gegeben  loerben  (f.  de  Herdt 
S.  liturgiae  praxis,  ed.  7,  Lovanii  1888,  II 
366  sqq.).  Se^üglid^  ber  bleibenben  Sierlegunj 
(Stepofition  ober  Sfftgnation)  ber  tJfefle  ftnb  mi^ 
bem  ^al^lreid^e  pofttiDe  Seftimmungen  unb  bie  9n§ 
fül^rungen  ber  Sfhtbridften  (mie  Gavanti-Mermti 
Thesaurus  SS.  Rit.  U,  3,  c.  10 ;  AL  a  Garpo 
Compendiosa  Bibliotheca  liturgica  IE,  2.  ed. 
Bononiae  1879,  c.  10;  Id.,  Ealendarimn  per 
petuum,  3.  ed.,  Ferrariae  1875,  c.  4;  deHerdi 
1.  c.  n,  387  sqq.)  au  bead^ten.  2)ie  befinitiDe  8fefl< 
ftellung  eineS  Ealendarium  proprium,  in  xodä^ 
bie  allgemrinen  unb  bie  ))articulären  gfeftefo  f^ 
merben,  mie  ed  ben  Stegein  ber  Occunenj  entfprii^t 
ift  nad^  bem  geltenben  liturgifd^en  Sted^t  ber  9tüen' 
congregation  Dorbel^alten.  [A.  @d^rob.] 

0cfaftiett  in  fird^lid^^geograpl^ifd^em  @inne  if 
bie  ganje  Snfelmelt,  meldte  im  ftiSen  Ocean  unl 
im  Dften  beS  inbifd^en  OceanS  fid^  auSbrntet,  mi 
^u§fd^luB  be§  f$eftlanbe§  «uftralien.  @em5]^id 
merben  biefe  Shitfcln  unterfd^ieben  in  SRifrone^ 
ober  5Rorboceanien,  b.  i.  bie  fleinen  SJnfeln  ffibfidi 
oom  SQSenbefrcife  be§  ffrebfeS  bi§  ju  ben  ffan)> 
linen,  bann  in  SJtelanefien  ober  bie  um  ben  Su^M* 
continent  liegenben  Snfeln,  enblid^  in  ^olpnefia 
ober  bie  ganje  übrige  3nfclmelt  ber  ©übfee.  3ti  te 
Ueberfid^t  auf  ©p.  649  finb  p«  8ufammengefi«BI. 
$olitifdE|  unabl^ängig  fmb  l^eute  unter  ben  gröje» 
ren  unfein  au^er  ^amaii  nur  nod^  bie  @ainM> 
unb  bie  Songa=3nfeln;  bie  übrigen  ftelften  rxato 
europöifd^er  |)errfd^aft,  unb  jmar  unter  Sngbnb: 
5^eufeelanb,  Die  SJiti«  unb  anbere  fleinere  3nfÄ 
fomie  baS  füböfilic^e  5ßeuguinea  (521034qkBi 
mit  876  950  ginm.) ;  unter  gfranfrrid^ :  9leucafo- 
bonien  unb  bie  Snfeln  Saljiti  unb  SJlarquefad  mit 
i^ren  ©cpcnbenaen  (22  608  qkm  mit  85  760 
Sinm.) ;  unter  ^oKanb :  baS  meftlid^e  9leugutnn 
unb  bie  5RebeninfeIn  (397  088  qkm  mit  265000 
6inm.);  unter  ©(janicn:  bie  SDiarianen  m*  bie 
ftarolineninfeln  (2590  qkm  mit  44665  ginto.); 
unter  ^eutf(^Ianb  enblid):  Jfaifer-SSiD^elmS-Said! 
(norböftlid^c§  IKcuguinea),  ber  Siömard»  (?tai» 
britannia^^)  ^rd^ipcl,  bie  3Karf]^an«  unb  bie  nöA 
lid^en  ©alomonSinfeln  (251 350  qkm  mit  39000( 
i  (Sinmo^ncm). 


'   1M16U 

Sn  ein  ftciner  Xlttxi  Don  Octanicn  toaib  (^on 
a  16.  So^T^unbert  buri^  bit  Spatiiti.  bcr  übdgt 
*r  nfl  ^it  1760  but^  ©e([a6rer  anberer  91a- 
üan  tnlbedt,  unb  trft  ]tü  1 820  i^  bie  niropaiF^e 
9dt  DoOftä:ü)ig  mit  biefm  unfein  ticTannt  gc' 
iMbcn.  SJmnacg  fällt  bit  !DliniDn§eef^id|te 
Mdhit  ou9fci|Iit&Ii(^  in  bit  ntueftt  3cit-  %o 
lagt  6;Kmien  bit  Utbenna(^t  in  btn  ®enä[(tnt 
M  IHlItn  antntä  bt[a6,  toutbtn  nirfit  6Id6  bie 
^iliWinm  (f.  b.  Wrt.  3nbien  VI,  691  ff.)  nat^ 
•Ä  niu^  ganj  i^nftianifirt,  (onbem  audd  auf  btn 
taida  bdonntoi  Siat^boiinfeln  berftifitn  iiiurht 
talK^Pfnl^m  tingefü^,  2)a  ober  bieft  llebtr- 
»J^t  ftit  (fnbt  beS  üorigen  Salir^unbertS  me^r 
ob  mt^  ttfi^ütttrt  tmtbt,  unb  gnglanb  joroie 
obtn  prottTlantili^t  Staaten  baä  bon  Spanien 
Moitm  Sibe  antcattn,  muBtt  soteift  jebe  Fal^u^ 
%  3RiffiongtI|ätigTeil  au{!)emi,  nid)t  bbg  beft^ 
l|alb,iiinl  bit€nglönbtt  langt  3(it  "ui^  t>i'ftoteflini= 
tii^  Sltligion  bulbtttn,  (onbern  nnmtnilit^  aui^. 
»ril  itbt  fold^t  St|ütig[eit  bur(^  bie  franäüriitfie 
■«ÄitiDn  unb  bie  europäift()en  ffriege  foft  jur 
KiBiJgli^ftü  gttrmrbtn  loar.  So  foni  es,  bafi  bie 
iKf^idmijlen  ti«it((tanli|(^tn  2'fiioniiiidtioTieii 
■dB  btm  ^ipiit  bet  proteftanli|<$en  Seemäi^le 
~"'  ""  groloitigt  ükrfm^t  madien  tonnlen,  bie 
OctanienS   gum    protepantifc^tn ' 


nitn.  S50 

®IauEitn  gu  beCefirtn,  tt|t  bit  lat^olifc^t  RinJ^ 
nur  baten  btnien  tonnte,  Sniffiontn  bafelbft  juer* 
üffntn.  S^reilid)  jinb  bit  tnoimtn  ausgaben  bet 
*lJroteflanlen  nur,  mit  aHorftian  (S)it  ^riflltc^m 
ailiiftDnen  U,  SDtoinä  1863,  202  ff.)  mtift  natfi 
prottftatitti(^en  OueQen  unb  Dielfoi^  fcgar  an  ber 
^anbbtr!8eri(^teprotfflantif(^etaKttfionatena(^= 
U3ti§t,  hurd^  atlgemeine  gorruptinn  unb  jugepan- 
btntS  Sf^ljc&lagtn  IitlD^nt  werben,  ©obalb  aber 
fat^olif^t  ÜRiffionaie  bie  eine  unb  anbete  2lnftl 
ju  betteten  nagten,  obtt  toie  bit  ^totefianten 
meinten,  „in  fiembel  5IrfieitSftlb  einbrangen",  um 
ba8  .prottftantif[^e  'Hiiffiiinewer!  gu  jerftäten", 
^ben  jene  btn  äblit^n  ßritg  btr  @enialtt^ätig' 
fett  unb  ißeiteumbung  eröffnet,  finb  aber  buri^ 
be^artlic^e  Siebt  unb  fiangmutti  gtfd^Iagtn  notben 
unb  tiaben  fdjliefilii^  i^te  9Iiebeilagt  unb  Eßti- 
niditung  betennen  muffen.  Sen  ptoteftnntift^en 
ÜRiffionen  nutbe  befonbeti  Don  9leu^otlanb  ou8 
btr  Sffitg  ju  btn  octonifc^tn  Snlelti  gtbobnt  2e^ 
tttt  tnuiben  immer  b^ufiger  Don  europaifti^en 
Sd)iffen  tiefud)t,  mtldit  bit  (Singtborenen  mit  btn 
Sitten  ber  Europäer  betanni  mad)ten.  fitiber 
liefen  fiii  ioblrtidif  tntTommtne  SBetbre^er  ober 
entlaufene  aRatrofen  auf  biefen  unfein  nitber, 
mel^^t  burt^  itiren  großen  Sinftug  auf  bie  SDiotali- 
tut  ber  ©inmobnet  öufietft  ninftt^eilig  einroirtten. 
®Qgtgen  trugen  fit  Diel  baju  bei,  bie  anbonglti^- 
ftit  ber  Siifulantr  an  i^re  alten  @ö^en  ju  gtr- 
ftüren,  moburcf)  fie,  nai)  bem  @eftänbniffe  3)tei- 
nede'3.  ntftntli^  bem  fpättm  Erfolgt  ber  ptO' 
teftantif^tn  IRif  fionate  öorarbeiteten.  33  itf  e  niurbtn 
in  grofetr  älnja^l  unb  mit  überrtid^tn  ©elbmitteln 
ba^in  gefonbt,  unb  troj)  bet  großen  fittlii^en  3(er- 
gemiffe,  mett^e  namentlich  bie  etften  gjiiifionan 
gaben  (ugt.  iDlatf^aß  a.  a.  O.  217  ff.),  Ratten  fit 
taft^e  ßtfolge  aufimotifen.  ©it  fii^einen  aber, 
nie  ein  franjofifiiier  Si^riflfteüer  fagt,  me^r  „eine 
^^eofratit  uitb  ein  gefiltertes  S)afein  für  i^re 
jali Ire t dien  ^aäjlBmmtn"  auf  biefen  unfein  trftrebt 
juliaben.  Se^ttteS fiaben fie,  mie!DIarf()a!l (a.a.O.) 
beifügt,  tfjeilmtife  bemirft,  etftete  bagegen  ip 
miiglüdt.  3nbem  ftt  bit  meltlii^e  Wai)t  bet 
Häuptlinge  benu^ttn,  um  einerfeits  bie  ptoieflan- 
tifc^e  Sebre  ben  gingeborenen  mit  ©emalt  aufjU' 
bringen  nnb  onbererjeilä  bie  5RieberIaffung  talbo- 
lifc^er  Miffionare  bafelbft  um  jeben  5pret8  ju  oer- 
binbtm,  fanben  bie  polittfc^en  Sntriguen  unb  bie 
angereeubeten  geroaltfamen  iÖültel  nidjt  feiten  einen 
entf^iebentn  Sibtrflanb  »on  Seiten  ber  Snfulanet. 
$ieft  tiatle  auf  mehreren  Snfeln  fogar  oet^eerenbe 
SSürgerfriege  unb  bebetitlif^e  SIbnübme  bet  Sie- 
oölferung  gur  gotge.  SeUift  ba,  roo  bie  ptoleftnn- 
tifd^e  Cebre  SBurjel  geft^logen  ^alle,  blieben  bie 
bogmalif[i)en  Segriffe  äußerft  mangtlbnft  unb 
ft^mantenb.  §üt  auci)  bie  ©efitlung  gemonnen,  fo 
ift  fie  hoä)  feiten  rea^rfeaft  ^riftlid) ;  oielfad^  maren 
aui^  bie  Singeborenen,  roenigflens  frütjet,  mtip 
nur  au5  Sur(^t  fc^cinbor  bem  61)rifltnlbum  ju- 
gtt^an,  unb  fie  mareu,  mie  e§  ftd^  beä  Cefttm  gt- 
jeigt,  ftttS  bettit,  oon  btmftlben  loitbtr  abguf ollen. 


651 


Oceaniett 


651 


@o  fielet  ber  tl^atfftd^Itd^e  Srfolg  ber  proteftanti- 
fd^en  9Jli{{U)n3t^Qtig!eit  in  Oceonten  feineSfaQS 
im  SSetl^öItni^  5u  ber  @rö^e  ber  aufgemenbeten 
ÜRittel  ^eute  l^aben  bte  Derfd^iebenen  proteftan- 
tifd^en  2)eni)minotionen  99  Stationen  inOceanien, 
auf  meldten  82  europöifd^e  unb  3178  eingeborene 
Snifftonare  unb  ©el^ilfen  tt)irfen.  2)ie  Qa'fjii  ber 
©laubigen  tt)irb  auf  278  950  angegeben  (Dgl.  be» 
fonberS  §.  ©unbert,  S)ic  ebang.  aWijflon,  2.  *2lujl., 
gallo  1886,  337  ff.  424). 

SDie  fat^olifd^en  SJliffionen  OceanienS  batiren 
erft  feü  1827.  Smar  l&atte  fd^on  1819  ber  ©d^iffS- 
faplan  be§  franadfifd^en  AapitönS  tJfreQctnet  aI3 
biefer  zufällig  in  Honolulu  auf  ben  @anbn)id^' 
tnfeln  lanbete  unb  ben  grieben  jtoifd^en  bem  ftö« 
nige  unb  feinen  empörten  Häuptlingen  oermittelte, 
biefe  nad^  fur^er  Vorbereitung  getauft,  ^ud^  oer» 
fprad^  t^fre^cinet,  i^nen  eine  ^n}al^I  fat^olifd^er 
Snifftonare  ju  fenben.  allein  ungludHid^enoeife 
Dergögerte  fi(^  biefe  Sbfenbung  um  mel^rere  äal^re^ 
unb  unterbefjen  festen  fid^  proteftantifd^e  ©enb» 
finge  feft.  6rft  1827  lanbeten  brei  ÜJliffionare  ber 
$icpu§»@efeSfd^aft,  mürben  aber  balb  vertrieben, 
^ac^bem  nod^  auf  mel^reren  anberen  Snfeln  fat^o- 
lifd&e  3Wiffu)nare  auS  tJ^^anfreid^  il^re  Sl^ätigfeit 
begonnen,  würbe  1830  biefe  auSgebel^nte  90liffion 
bem  apoftoUfd^en  ^räfecten  @oIage3  auf  ber  3nfel 
äleunion  (l^eute  2)iöcefe  ^ort»Soui§)  anoertraut. 
3m  3.  1833  fonnten  feiner  SuriSbiction  fd^on 
entzogen  werben  alle  3nfcln  öftUd^  oon  ber  3nfel 
ÜRangaia,  meldte  mit  6inf  d^Iu^  ber  ©anbwid^infeln 
ben  SWiffionaren  ber  ^icpuSgefettfd^aft  anoertraul 
unb  alSOftoceanien  ^u  einem  ^icariat  erl^oben 
würben.  9tad^bem  balb  barauf  @oIage3  gefbrben, 
erhielten  am  13.  ÜJlai  1836  bte  Smariftcn  bie  an- 
bcrcn  Snfeln,  bie  il^m  nod&  untcrftanben,  a(8  ÜJlif« 
fionSfelb,  bQ§  fte  al§  SBeftoceanien  nod^  inne 
^oben.  3m  3. 1842  fonnte  bann  üon  SBeffoceanien 
fd^on  ba§  93icariat  Sentraloceanien  abge» 
^meigt  werben,  fo  ba^  e§  nunmel^r  brei  apofto» 
lijd^e  Sßicariate  für  Oceanicn  gab.  ©citbem  würben 
tro^  großen  S5ßiberftanbe§  öon  ©citen  ber  $ro» 
teftanten  wie  ber  Reiben  immer  neue  SJicariate  ab- 
getrennt, fo  oon  Oftoceanien  1844  ba§  SSicariat 
ber  ©anbwid^infeln  unb  1848  ba§  ber  9Karquefa§« 
infein,  wöl^renb  ber  SReft  juerft  jur  ^räfectur,  bann 
^um  SJicariat  %a\)xü  erl^oben  würbe.  93on  Ken« 
Iraloceanien  würben  1845  bie  gfteunbfd^aft§infeln 
3U  SBeftoceanien  gefd&lagen  unb  1847,  1859  unb 
1863  bie  SSicariate  Kcucalebonlen,  ©d^ifferinjeln 
unb  9}iti«3nf  ein  erridf|tet.  SSon  SBeftoceanien  würbe 
1844  baS  SSicariat  TOelanepen  unb  ÜJlifronefien 
au§gefdf|ieben;  Don  Ic^terem  ift  neueftenS  bie3Rif« 
fion  ber  ftoroUneninf  ein  abgetrennt,  wäl^renb  ÜJlela« 
nefien  1 889  in  jwei  SSicariate  (Neuguinea  unb  5Reu» 
britannia,  ober  wie  eö  feit  1884  Reifet,  ftaifer  äBil^ 
belm§-Sanb  unb5Reupommem)  getl^cilt  würbe.  ®er 
SReft  be§  9}icariat§  SBcftoceanien,  9Jeuf  eelanb,  würbe 
fd^on  früher  in  ©iöcefen  get^eilt,  bejw.  1887  ju 
einer  ffir^enproDinj  erl^oben.  ©d^on  biefer  fnappe 
^Ibri^  ber  l^eutigen  ^ierard^ie  auf  biefen  unwirt^» 


baren  3nfeln,  wo  nod^  Dor  l^unbert  ?icifynn  vw 
SBilbe  auf  irgenb  einen  ©d^tf^rud^  lauerten^  un 
baS  t$fa]^r}eug  ju  plünbem  unb  bie  aRatrofen  auf< 
5ufre))en,  mu|  unS  ^ur  SBewunberung  beffen  l^> 
reiben,  wa§  ber  ©4weig  unb  tnelfad^  ou^  bai 
93lut  ber  SRiffionare  )u  ©tanbe  gebrod^t.  ©ega 
200  000  eingeborene  ftnb  in  t)er]^tntBmä|ii 
htrjer  3(it  für  ba§  Steid^  S^rifti  gewomitn  wor 
ben.  2)ie{elben  ftnb  l^eute  in  folgenbe  14  größer 
Sprengel  eingetl^eilt: 

I.  3m  el^emaligen  SSicariat  Oftoceanien 
1.  ^pofiolifd^eS  SSicariat  ber  @anbwi(| 
infein.  Srft  1827  langten  bie  Don  gfre^cine 
oerfprod^enen  SDliffionare,  unb  ^war  brei  ani 
ber  eben  entftanbenen  Kongregation  ber  lieiliga 
gerben  (^icpuS-® efettfd^aft)  auf  biefen  3nfeln  an 
^aum  l^atten  fte  eine  Aird^e  gebaut,  fo  iDudMt  pi 
auf  SSetreiben  beS  proteftantif^enSRifftonSbiredoi! 
S9ingl|am  gewaltfam  f ortgefd^afft,  unb  bie  toenigei 
Aatl^olifen  würben  l^art  bebröngt.  918  1838  cXb 
3n{eln  beS  dftlid^en  OceanienS  unter  Me  3nriS> 
biction  eines  apoftolif  d^en  SSicarS  (©tepl^an  Stond^ 
ou^e,  Sitularbifd^of  Don  9{ilopolid)  gefteltt  tmtp 
ben,  unter  weld^em  swei  $röfecten,  ber  eine  onl 
%Qi)xü,  ber  anbere  auf  ben  ©anbwid^infebt,  bi( 
9nif fton  leiten  foQten,  fanbte  SRoud^ouje  ben  P.  9x* 
fentu§  aSBalfl^  bal^in.  »ber  erft  feit  1889  burfti 
laut  eines  SSertragS  mit  t^franfreid^  bte  lat^olifd^ 
Steligion  frei  oerlünbet  werben,  worauf  fxd^  bii 
Sal^l  ber  ffat^olifen  rafd^  Dermel^rte.  Snbe  184S 
Söl^lte  man  bereits  12000  Aat^olüen  unb  m^ 
als  100  ©d^ulen,  fo  bag  ber  l^eifige  ©tul^I  f^oi 
1845  bie  ^röfectur  ju  einem  SSicariat  mit  P.  S3fai« 
cen^  S)uboiS ,  Xitularbif d^of  Don  S9[rab ,  an  br 
©pik,  erl^eben  fonnte.  Unter  beffen  9{ad^fbl^ 
P.  ©eftberiuS  (2ubwig  9)toigret),  fomen  mid 
©d^weftem  gur  Seitung  einer  Srgiel^ungSanfhil 
bal^in  (1858),  unb  1859  bUbeten  bie  in  ^ono 
lulu  anwefenben  Europäer,  2)eutfd^,  Snglänber 
Sfranjofen  unb  3tafiener,  einen  ftatl^olifeiiDerein, 
Ur  eS  jld^  gur  Aufgabe  mad^te,  auf  aSe  mögfi^c 
»rt  bie  ©^weftem  unb  überl^aupt  bie  fat^ofifd^ 
©ad^e  auf  ben  ©anbwid^infeln  gu  unta$ü|ai 
SSon  ba  an  fonnte  bie  Jhrd^e  i^ren  wo^Itfiit^ 
ßinftu^  immer  mel^r  auSbel^nen.  2)em  geg» 
wörtigen  apoftolifd^en  SSicar  ^ermann  ft5dtan 
unterftc^en  fömmtlid^e  ©anbwid^infeln,  nMt 
Hawaii,  9naui,  Aouai,  ^Rolofai,  Sanai,  %il^ 
unb  Aal^ulaui.  3n  15  ^aupt«  unb  78  KdcBi 
ftationen  mit  33  JJird^en  unb  59  ftapdien  jinb 
unter  80—90  000  ginwol^nem  27630  Äo^ 
lifen,  Don  benen  13  700  eingeborene  unb  12000 
$ortugiefen  ftnb.  S)ie  3<i^l  ber  eingeboren» 
nimmt  immer  mel^r  ah,  weil  ber  SiuSfa^  gc0|e 
SSerl^eerungen  anrid^tet.  9lpof!el  ber  SuSf^igm 
auf  ber  3nfel  5Rolofai  war  feit  1878  ber  l^lbefiF 
mütl^ige  P.  S)amian  ©eoeuPer  (geji  15.  9ptO 
1889).  S)ie  24  OKifPonare  («picpufianer)  leiten  ^ 
gleid^,  unterftü^t  Don  22  9nariftenbrübem  unb  8S 
OrbenSfd^weftem,  ein  Kolleg  S.  Alojsii  in  ^ono* 
lulu,  2  ^ö^ere  ©d^ulen  für  SRäbd^en,  8  ftnaben^ 


653 


Oceanien. 


654 


5  SRöMN'  unb  9  gemifd^te  @d^ulen.  ^ud^ 
giM  e8  2  ^ojpitäler  unb  ein  ^f^I  für  Seprofen. 
-  2.X)>o{loafd^e§  Sicariat  ber  SRarque» 
faSinfdn.  3)ie  groge  Stol^dt  ber  bis  ^ur  9Ren- 
ji^rnfcefiem  V^abgefunfenen  Setool^ner  ^inberte 
to  lon^  ieben  Suffd^tmtng  ber  fd^on  ntel^r  als 
50  3a^  beße^nben  ÜRiffion.  3m  %  1838 
iamnelten  bie  jioei  erflen  SÄiffionore  ber  $tc))uS> 
9^]d^  eine  @emeinbe  auf  @t.  S^riftina  unb 
1889  auf  9htl^ikKi.  ^ier  erregte  ber  t)on  pro* 
tfjiantifd^  TOif^naren  ^uZal^iti  erlogene  ^awpU 
tilgXemoana  na4  feiner  Stüdfe^r  einen  furd^tbaren 
Ammbolenfcieg,  mu^te  aber  gule^t  franjöftfd^e 
Sermittlung  anrufen.  S)amal3  »urbe  }ugleid^  bie 
6t(flnng  bei  fotl^olif d^  ÜJtiffion  gefid^ert^  unb  bie 
^ttponlen,  xsldl  Don  ber  U)eltlid^en  SRad^t  nid^t 
OK^  H<4ä|^/  ioqtn  fid^  jurüdF.  3lad)  bem  @d^rei- 
bcB  ciat«  beutf (^  $aterS  (S.  Sd^ulte)  ift  eS  erfi 
Wt  1878  gelungen,  fefte  d^riftlid^e  ©emeinben  ^u 
bcgdnben.  2)aS  am  15.  ipxxl  1848  für  bie  aä)i 
norqtielafiinfelnerrid^teteSicariat  }ft]^It]^eute  unter 
5216  Simoo^nem  2800  ftatl^olilen  in  8  ^aupt> 
mb  47  9lebenftationen  mit  44  JNrd^en  unb  j?a- 
Mol  2)ie  9  SRiffionare  ber  ^icpuS'SefeOfd^aft 
iKbcn  Don  6  ftated^ten  unb  10  OrbenSfd^tteftem 
ntrrPult  in  ber  Seitung  t>on  3  ffnaben«  unb 
2!lläb4enfd^ulen  mit  320  ffnaben  unb  340  aßäb- 
4a.  —  3.  apofioIifddeS  SJicariat  Xal^iti. 
Int  Me  SRiffion  ouf  ben  ©ambierinfeln,  auf 
Zotiti  unb  ben  fog.  niebrigen  3nfeln  ging  Don 
ba¥ic|m8-®efeafd^aft  auS.  3m  3. 1884  knbeten 
\^  eipen  ^treS,  Saret  unb  Satml,  mit  einem 
ftdn^eten,  unb  tro|  anfänglid^er  @d^tt)ierigfeiten 
pmam  fie  ollmölig  baS  SSertrauen  beS  SoIfeS. 
&4iDfrer  ttxirb  eS  ben  SKifponoren,  auf  ben  eigent« 
ü^en  @ef ellf d^ftSinjeln  f eften  g^ug  au  f äffen.  Srft 
flaf  iDieberl^oUeS  Sinfd^eiten  fran^öfifd^er  Sopi« 
tiine  tonnten  fte  eine  eigentlid^e  ^ijfion  beginnen. 
Sk  bafür  1836  errid^tete  ^röfectur  »urbe  fd^on 
1848  |u  einem  SJicoriat  erl^oben.  @S  umfaßt 
^  3nfel  Sa^iti,  bann  bie  Xubuai',  Sambier^ 
ob  ZuamotU'änfeln,  fomie  bie  Ofterinfel  unb 
JfiifH  unter  etma  80  000  Sintool^nem  6600  ffa- 
ttolüffi  in  24  ^aupt«  unb  30  92ebenftationen  mit 
SSÄinften  unb  24  ftopcllen.  kleben  17  ^atreS 
te$icpuS-®efeafd^aft  mirfen  nod^  60ftated^ipen 
nb  iH  ben  47  Sd^ulen  mit  1500  ftinbem  9  Or- 
te*Wiber  unb  16  DrbenSfd^meftcm;  4  ein« 
9EbomieOrbenS)d^meflem  leiten  eine  ßr^ie^ungS« 
oÜaU  für  9{abd^en. 

IL  €entraloceanien.  2)er  nad^malige  apo> 

JUij^e  Sicor  $ompamer  l^atte  1887  bie  erjle 

nifjion  mtf  SSJalliS  (Ibea)  gegrünbet.  Sr  befcl^rte 

ok  2600  (Sinmo^ner  biefer  Snfel  unb  balb  ba- 

»4  bie  etnw  1000  ginmo^ner  ber  Snfcl  gutuna 

(^onie.3nfeO,  auf  ber  P.  g^anel  (1889  jclig  gc- 

\9toäfm)  ben  SRart^rertob  erlitt.   @pater  tuarb 

enr  Slifjlon  auf  ber  Snfel  Stotuma  gegrünbet. 

Ann  ^otte  bie  fat^olifd^e  Steligion  in  Central» 

iKeamen  feflen  gfuft  gefafit  fo  mürbe  eS  1843  ^u 

emem  befonbem  apoftolifd^en  Sicariat  erhoben 


unb  Songatabu  jum  @i|  beSfelben  beftimmt. 
®amaIS  umfaßte  eS  alle  Snfeln  öon  160«  m.  2. 
oon  ©reenmid^  meftlid^  bis  ju  ben  Salomonen, 
1600  ö.  8.  ®er  erfte  apoftoUfd^e  «icar  Ba- 
taillon, ber  1842  fd^ricb:  ,,®ie  93efe^rung  üon 
Uoea  (SßaniS)  ift  eines  ber  größten  SSBunber  m- 
ferer  3ctt;  eS  mar  nad^  bem  ©erid^te  Jeber  ©ede 
bie  gottlofefte  3nfel  DccanienS",  befud^te  1844 
aum  erften  9RaI  bie  3nfel  2:onga,  bann  aud^  bie 
SSiti«3nfeIn,  mo  er  auf  ber  3nfel  5lamufa  bie  erfte 
fatl^olifd^e  SD^ffton  grünbete.  @benfo  mürbe  ba« 
malS  auf  ben  @d^ifferinfeln,  bem  ^auptboQmerfe 
beS  ^roteftantiSmuS  in  Sentraloceanien,  ber  ^n» 
fang  gur  SSerbreitung  beS  fat^olifd^en  ©laubenS 
gemacht  —  1.  ^poftolifd^es  SJicariat  Ken« 
traloceanien.  9la^bem  feit  1847  brei  meitere 
SSicariate  oon  Scntraloceanien  abge^meigt  mürben, 
oerbliebenIe^teremnurme]^r@amoa,  |$utuna  unb 
SBaQiS.  2)er  gegcnmärtige  apoftolifd^e  Sicar 
^manbuS  Samase,  5Rarift,  sä^It  unter  36000 
Sinmol^nem  8450  ffatl^olifen ;  bie  ßinmol^ner  oon 
aSBoIIiS  unb  Sfutuna  finb  fömmtlid^  !at^oIifd^.  3n 
ben  12  Stationen  gibt  eS  12  ffird^en  unb  24  Ha» 
pellen.  ®ie  18  SDiariftenmiffionare,  üon  benen 
4  eingeboren  ftnb,  leiten  ^ugleid^  ein  Seminar  für 
eingeborene  Slerifer  (48  Alumnen)  in  Sano.  @onft 
gibt  eS  nod^  44  Sd^ulen,  2  Kollegien  unb  9  Kon* 
oicte  für  SKöbd^en,  lejtere  geleitet  öon  äßariftinnen 
beS  britten OrbenS.  —  2.  ^Äpoftolifd^eS  Sica- 
riat  Kcucalebonien.  ®ie  aWariftenmifponare, 
meldte  1843  l^ier  lanbeten,  waren  bie  erften  Kuro» 
pöer,  meldte  fid^  bleibenb  nieberaulaffen  magten. 
@S  mar  ber  nad^malige  erfte  apoftoUfd^e  Sicar 
S!)ouane,  Zitularbifd^of  oon  ^mata,  mit  ^mei 
^rieftem  unb  jmei  Sattä^ttm.  Sro J  aÖer  ©d^mie» 
rigfciten  unb  ^inbemiffe  tonnten  balb  einige  ®e« 
meinbcn  gegrünbet  unb  biefe  3nfcln  burd^  ®ccret 
Dom  2. 3uli  unb  burd^  93reDc  oom  13. 3uli  1847 
oon  Kentraloceanien  oIS  felbftönbigeS  SSicariat  ab« 
getrennt  werben.  SQ3cnn  aud^  bie  3Kiffionore  im« 
mer  nod^  gegen  neue  ©d^mierigfeiten  ju  lömpfen 
l^atten,  fo  mud^S  bod^  nad^  unb  nad^  bie  3q^I  b^t 
©cfc^rtcn,  unb  bie  SKariften  mieten  nid&t,  bis  pe 
ben  größten  X^eil  ber  Seoölferung  ber  Sielmcibe» 
rei  unb  ber  3Kenfd^enfrefferci  entmöl^nt  unb  pe 
Scflcibung,  5ldterbau  unb  SSiel^jud^t  gelehrt  l^atten. 
^m  24.  ©eptcmber  1853  nal^m  granfreid^  biefe 
®ruppe  in  Sep^  unb  mad^te  pe  1865  ju  einer 
Strafcolonie.  ®er  l^eutige  apopolifd^e  Sßicar  §i» 
larion  Sfra^Pe,  3:itularbifd^of  üon  ^bilene,  bem 
au^er  9leucalebonien  bie  benad^borten  3nfcln  93e« 
lep,  Äonie,  SoQolt^,  fämmtlid^  unter  Qfranfreid^, 
fomie  bie  5Reul^ebribcn,  unter  ein^eimifd^en  §äupt« 
lingen  Pel^enb,  untergeben  pnb,  gäl^lt  unter  70000 
KinttJO^nem  28  500  i^attjoUfen,  unb  jwar  10000 
Kingeborene  unb  18500  europäifd^e  ^npcbler,  in 
31  §aupt-  unb  40  5^ebenftationcn.  ®ic  SWa« 
ripenmifponare  pnb  45  an  3öbl ;  P^  leiten  gu« 
gleid^  für  bie  europöifd^en  Kolonipcn  2  Konoicte 
unb  5  Klementarfc^ulen  unb  für  bie  Äinber  ber 
©tröflinge  meitere  2  Konüicte  unb  2  Klcmentar« 


655 


Oceanien. 


656 


f deuten,  bann  2  ßrjie^ungS*  unb  $robation§- 
läufer  für  ftatcd^iften,  19  qttobf^nlii^t  unb  2  3n- 
buftrield^ulcn  für  bic  ©ingeborenen,  ©agu  fom= 
men  nod^  2  ßofpitäler  unb  ein  SBaijcnl^QuS.  — 
3.  apoftoUfc^eS  Sicariat  ber  ©d^iffer« 
infetn.  3m  3.  1845  grünbcte  ber  apoftolifcl&e 
iBicar  SataiQon  auf  btefen  3nfeln  bie  erfte  fat^o» 
Ufd^e  SRiffionSftation,  unb  ^toax  su  ^io  auf  ber 
5»orbfüfte  ber  3nfel  Upolu.  S)iefe  Smijpon  »urbc 
1850  }u  einem  felbftönbigen  SSicariat  erl^oben  mit 
ben  ^au))tinfeln  Upohx,  SRonono,  Saüaii,  Zu« 
tuUa  unb  ÜRanuQ.  2)Q§feIbe  mirb  Dom  Q|)oftoIi- 
fd^en  Sicar  Don  Sentraloceanien  obminiftrirt  unb 
}ö^tt  unter  35  000  einmo^nem  5250  ffatl^olifen 
in  15  Stationen  mit  11  jfird^en,  22  StaJptütn  unb 
43  Heineren  Oratorien.  Unter  ben  17  SKariften» 
mifjlonaren  ift  ein  eingeborener;  neben  i^nen  toir» 
!en  67  eingeborene  Jlated^iften.  2)ie  10  Sllumnen 
loerben  im  Seminar  Don  (Sentraloceanien  gu  Sano 
auf  SBaQiS  gebilbet;  au^erbem  befielet  in  9)aea 
ein  SoQegium  für  Ifated^iften  mit  45  Alumnen, 
«ud^  befielen  2  Konöicte  für  (67)  SWäbd^en.  — 
4.9lpojtoUfd^ed  Sicariat  berlBiti-3nfeIn. 
Sm  3.  1844  erri^tcte  93ataiflon,  apoftoHfd^er 
SSicar  Don  Sentraloceanien^  eine  Station  auf  ber 
3nfel  9tamufa,  unb  nad^bem  im  Saufe  ber  S^tt 
nod^  tt)eitere  Stationen  errid^tet  maren,  mürben 
biefe  unter  Snglanb  fte^enben  3nfeln  burd^  2)ecret 
Dom  10.  ajidr)  1863  Dom  ißicariat  Sentraloceanien 
getrennt  unb  gu  einer  felKftönbigen  apoftolifd^en 
^röfectur,  enblid^  burd^  S)ecret  Dom  5.  SWai  1887 
}u  einem  apoftolifd^en  SSicariat  erl^oben,  meld^em 
gugleid^  aud^  bie  biSl^er  )um  SSicariat  Sentral- 
oceanien  gehörige  3nfel  Slotuma  )ugett)etlt  mürbe. 
2)em  gegenmörtigen  apoftolifd^en  Sicar  3ulian 
SJibal,  aWarift,  Situtarbifd^of  Don  «b^buS,  unter- 
ftel^en  fömmtlid^e  3nieln  smifd^en  172«  20' 9" 
unb  182 «  20'  9"  ö.  2.  Don  ©reenmid^  unb  smi- 
fd^n  14 «  30'  f.  95r.  unb  bem  SEBenbefreiS  beS 
RrebfeS,  fomie  bie  Snfel  Sotuma  unter  12 « f.  93r. 
®a8  Sicariat  gätilt  10  000  eingeborene  unb  230 
europäi{d^e  ffatl^olüen  unter  etma  150000  ßin> 
mol&nem  in  11  Stationen  unb  90  ©emcinben  mit 
65  ftird^en  unb  ftapellen.  ®ie  aWariftenpatreS 
fmb  17  an  Sal^I  mit  einigen  goobiutoren  unb 
ffated^iften. 

in.  SSeftoceanien  mürbe  1836  ein  eigenes 
apoftoIifd^e393icariat;  Don  x^m  mürbe  fed^S  3a^re 
fpäter  baS  SSicariat  Oftoceanien  unb  mieber  ^mei 
Sal&re  fpäter  aJlelanefien  (b.  i.  Neuguinea  mit 
äluSnal^me  beS  l^oQönbifd^en  ^nt^eilg  unb  alle 
Don  $a|)ua8  bemol^nten  3nfcln)  unb  3Kifro» 
neften^  moju  bamalS  aud^  bie  Carolinen  gered^net 
mürben,  abgetrennt.  9lu8  bem  übrig  gebliebenen 
SSicariat  SBeftoceanien  entftanben  folgcnbe  S|3ren- 
gel:  1.  SlpoftoUfd^cS  Sicariat  Neuguinea. 
3für  aWelanefien  unb  5Rifroncficn  mürbe,  mic  bc» 
merft,  fd^on  1844  ein  SSicariat  crrid^tet,  unb 
aJlfgr.  gpafle,  aWarift,  lanbete  1845  auf  ber  3njel 
3fabetta  (SalomonSgruppe).  attein  fd^on  nad^  brei 
Sagen  (15.  ©ecember)  mürbe  er  fammt  feinen 


S3egleitem  Don  ben  milben  3nfulanem  erfd^en. 
^ud^  bie  SBemü^ungen  feinet  9{ad^foIgerS,  SDtfgr. 
SoIIomb,  maren  Dergeblid^.  Serfelbe  lanbete  1847 
in  San  Sriftobal,  mo  bie  SRifftonore  fett  ber  Sr> 
morbung  (SpaOe^S  einen  9Rif{ion^rfu(^  gemad^ 
Ratten.  S3eDor  er  aber  biefe  ^d  betrat,  Dema^m 
er,  ba|  bie  Aanntbalen  ^mei  ^treS  unb  einen 
93ruberermorbet]^atten,  unb  jmeianbereäßiffumate 
bem  ftlima  erlegen  feien.  !Diigr.  SoOomb  mad^ 
einen  legten  Serf  ud^  auf  ber  3nf  el  SBooblatt  (Soui« 
iaben) ;  l(|ier  ftorb  er  nebft  einigen  onberen  Stif* 
ionaren,  ol^ne  ba|  il^re  arbeiten  entfpreddenbe 
i^früd^te  gebrad^t  l^ätten.  So  riefen  bie  Oboen 
ber  9Jtariftencongregation  bie  übrigen  äßifftonoR 
ab,  um  biefelben  in  einem  frud^tbarem  SBeinbei^e 
5U  Dermenben.  (Einige  3a]^re  fpöter  (1852)  moIUe 
bag  9Railönber  Seminar  ber  auSmörtigen  9Hf« 
fionen,  bem  ber  nömlid^e  ^rd^ipel,  ober  j[e|t  nur 
aü  a))oftoIifd^e  ^räfectur,  5ugemiefen  mürbe,  bie 
fd^mierige  Arbeit  übemel^men;  allein  audd  ferne 
©laubenSboten  mußten  baS  SBerl  ber  Sefel^rung 
aufgeben,  nad^bem  einer  ibrer  ^riefter  Don  b(m 
3nfulanem  erfd^lagen  morben  mar.  Srft  1881 
mürbe  bann  biefe  au§gebel(|nte  SDtiffton  ber  Con^ 
gregation  Dom  b^iligen  öer^en  3€fu  Don  Sffoubun 
auDertraut,  aber  burd^  2)eaet  Dom  1.  3Rax  1889 
in  smei  SSicariate  getl^eilt.  S)a§  eine,  Sleugutnea, 
umfaßt  nur  einen  %i^t\l  biefer  3nf e(,  meld^er  tl^ 
unter  englifd^er,  tl^eild  unter  beutfd^  ^errf^aft 
fte^t.  S)er  apoftolifd^e  SSicar  Submtg  ^ubtttS 
!RaDane,  Zitularersbifd^of  Don  Sirene,  l^t  unter 
ca.  300  000  einmobnem  erft  700  ftatbolifen  in 
4  Ipauptftationen  mit  14  JKrd^en  unb  ftat>enen. 
S)ie  9)lif iionare  finb  5  an  Soifi  mü  6  Soobiutoren 
unb  13  Sd^ulen.  —  2.  2)ag  apoftolif^e  Si- 
cariat  ^Reupommern  ift  baS  ^meite,  boS  1889 
au3  SRelaneften  gebilbet  mürbe.  S8  umfaßt  biefe, 
früher  9}eubritannien  genannte  3nfel,  bann  9ieu- 
fd^ottlanb  unb  bie  Salomonen.  Unter  ber  Ser« 
maltung  be§  opoftolifd^en  SicarS  9lloQ8  Sou))at, 
Xitularbifd^of  Don  Sero,  fielet  aud^  bad  SÜca» 
riat  SRifroneften,  befte^enb  aud  ben  SRarfbaO«, 
ÜJlulgraDe«,  ©ilbert«  unb  6nice«3nfeln.  Uirter 
ca.  200000  Sinmobnem  gibt  eS  bereits  2200 
jfatbolifen  in  einer  ^aupt«  unb  mehreren  92eben« 
ftationen  mit  13  Jlird^enunb  JlapeÜen.  SHe^e* 
fter  fmb  7  an  S^bl  unterftü^t  Don  8  Soabjutoren. 
—  3.  SKiffionen  auf  ben  ftarolinen.  SDiefe 
3nfeln  geborten  bis  1886  gum  SSicariat  TOifro« 
neften.  92ac^bem  bann  infolge  beS  befannten 
Sd^iebSfprud^S  Seo'S  XIH.  biefe  3nfeln  Bpanitn 
jugefprod^en  mürben,  b^t  bie  ^ropaganba  bur^ 
©ecret  Dom  15.  aWai  1886  eine  eigene  ÜÄifpon  für 
biefelben  enid^tet  unb  ben  fpanif^en  ßaptt}inem 
übertragen.  Sie  gerföUt  aber  in  gmei  Don  einonber 
unabhängige  Xl^eile,  bie  je  unter  einem  befonbem 
SQflifftonSfuperior  ftebcn;  ber  eine  ift  für  bie  öfl- 
lid^en  Carolinen,  mit  bem  ©enlrum  auf  ber  3nfel 
$onape,  ber  anbere  für  bie  meftlid^en  ftarolinen, 
mit  bem  Sentrum  auf  ber  3nfel  SQap,  beftimmt 
3)ie  6  patres  unb  8  Saienbrüber  ber  ihxpu^iner. 


657 


Oceanien. 


658 


mit  ^Itootra^uS  )u  SRanila  (^l^ilippinen),  l^aben 
imler  hm  40  000  Sintoo^nem  Dorber^onb  4  Sta^ 
tioneR  erru^tet. 

lY.ftirddenproDing  äBellingtonauf  9}eu» 
feclosb.  Kad^bem  1836  baS  apoftoltjd^e  SSicariat 
SSepoceonien  errichtet  toorben,  f am  ber  erfte  ^icax, 
SRfgt^ompaflier^  aud^  naä^  Steujeelanb  unb  lie| 
ti4  aaf  ber  SBcftfütte  ber  nörblid^en  3nfel  am 
£ofianga  nieber,  gur  gfreube  ber  bort  anjöjfigen 
jdtlnber  unb  fat^oUfd^en  Snglönber.  Unter  fteter 
Infdnbung  Don  Seiten  ber  prote[tantijd^en  9}tif- 
jbaffl»,  bie  ftd^  fd^on  feit  1814  be^U).  feit  1819 
||kr  (tngefunben,  enangen  bie  fat^olifd^en  SRif fio* 
me  bo4  fc^eH  eine  @teUung^  unb  mit  ber  93e- 
i4img  ber  Snfel  burd^  bie  Snglonber  (1839)  be- 
gann bie  fatl^olifd^  jhrd^e  l^ier  aufzublinken.  ^13 
hR  protefianttfd^  getaufte  Häuptling  ^efi  1845 
bn  itompf  gegen  bie  ^nftebler  begann,  blieb  baS 
lattoGfd^  9Kffion§]^aud  auf  feinen  SBefel^I  Der» 
J4oBt,  imb  felbft  Diele  ^öufer  ber  Snglänber  mur« 
bn  aus  biefem  ®runbe  gerettet;  fo  fel^r  l^atten 
ji4  bie  fot^olifd^en  ÜRiffionen  in  fur^er  3^it  9d^» 
tnBQ  unb  Siebe  unb  bem  (S^riftentl^um  feften 
Soben  gemonnen.  Surdd  2)ecret  Dom  20.  3uni 
1848  tonnten  für  biefen  Sl^eil  be§  SBicariatg  SBeft« 
ocomien  bereits  jmei  IBidt^ümer  gegrünbet  tt)er> 
bea,  SBettington  unb  9udlanb.  3m  3.  1869 
nnd)e  bamt  Don  SßeQington  eine  neue  2)iöcefe 
abgetrennt,  mit  bem  @i]^  in  2)unebin,  unb  1887 
abamal§  eine  meitere  mit  bem  @i(  in  ^^rifid^urd^. 
jn  le|tgenannten  Stil^re  tt)urbe  ^ugleid^  92eufee» 
lonb  in  einer  Jhrd^enDroDin}  mit  ber  Snetropole 
SeOmgton  erhoben.  93on  ber  ßrrid^tung  ber  erften 
8i£t^er  an  trat  bie  religiöfe  lIBeroegung  Don 
Zog  ^Xag  fiörfer  unb  nad^^altiger  auf,  unb  bie 
(Qtl)oiif(^en!Dliffbn§beftrebungen  »urben  feit  1877 
^  fegenSreid^  geförbert  burd^  bie  Snö^igfeitS« 
vereine.  S)ie  ÜJlitglieber  ber  rcligiöfcn  Drben,  bie 
ji4  ouf  9teufee(anb  niebergelaffen,  finb  Senebic» 
tiner,  3Jlariften,  ©d^toeftem  ber  Sarml^crjigfcit, 
ÄijjionSbamen,  ©d^meftem  Dom  l^eiligen  §erjcii. 
Selber  finb  fie  nod^  in  geringer  So^l  Dertreten  unb 
tönnm  nid^t  aQen  ®emeinben  genügen ;  begl^alb 
$  ber  größte  ^^eil  berfclben  noc^  ber  2Bof)It^at 
ber  fat^otifd^en  @d^ulen  beraubt,  bie  bcfonber§ 
Iner  fo  not^roenbig  mören.  —  1.  Archidioe- 
eesisYellingtonensis.  3)en  fübiic^en  £^eil 
ber  !ßorbinfeI  einnebmenb ,  jä^It  bie  (Srjbiöcefc 
imter  gr^bifd^of  Qfranj  3Karia  SRebtt)Oob  —  al§ 
NtemSBifc^of  nad^  bem  3:obe  SSiarbS  (1850  bi§ 
1872)  —  25  000  ffat^oltfen  in  20  §aupt-  unb 
62  9lebenftattonen  mit  62  ffird^en  unb  15  ffa= 
peüm.  Unter  ben  35  TOifponaren  pnb  20  maü\itn 
wb  15  SSBeltpriefter.  gür  ben  ^öl^em  Unterrid^t  be= 
Ht  in  aBcflington  ein  fircf)Iic^c§  ßofleg  ©t.  ^atrij 
Böer  7  SWariften  alS  ^rofef  joren  (131  Änaben,  bar= 
wter  17  gjteme),  fotoie  eine  ]^5t)cre  ©d^ule  für 
Kabinen,  ©onft  gibt  e§  Diele  glcmentarfd^ulen,  bar» 
wter  jioei  nur  für  eingeborene  ftinber;  bann  Dier 
ßoiJÄlläufer  unter  Seitung  Don  DrbenSfd^meftem. 
^  2.Dioeee8is  Aucopolitana.    ^uf  ber 


9torbinfel,  al§  bem  gceignetften  Orte  für  ben  @i^ 
beS  meitfd^id^tigen  SSicariateS  Sßeftoceanien,  l^atte 
fd^on  1837  SRfgr.  ^ompaSier  feine  SRefibens  ge- 
nommen, unb  itoat  in  ber  @tabt  Aororarefa. 
grft  1840  Derlegte  er  bann  feine  Wefibenj  nad^ 
SudDanb,  mol^in  bamafö  aud^  bie  (SiDilregierung 
Derlegt  »urbe.  3m  3. 1848  tourbe  er  erfter  93i« 
fd^of  Don  ^udtlanb,  refignirte  1869  unb  ftarb  als 
Sitularbifd^of  Donamafia  1871.  ®er  gegentoör- 
tige  fünfte  »ifd^of  ift  Cbmunb  2udt  0.  S.  B.  feit 
11.  3uli  1882.  ©ein  ©prengel,  ben  nörblid^en 
%f)t\i  ber  9}orbinf  el  fammt  ben  umliegenben  3nfeln 
umfaffenb,  sö^lt  20200  europöifd^e  unb  5000 
eingeborene  Aatl^olüen  unter  130379  europäi* 
fd^en  Soloniften  unb  etma  35  000  OnaoriS  (1886) 
in  19  ^farrbiftricten  unb  54  9}ebenftationen  mit 
35  ftird^en  für  bie  ßuropöer  unb  36  für  bie 
aWaoriS.  3)urd^  ©ecret  Dom  21. 3uni  1887  mürbe 
im  füblid^en  Xl^eil  ber  2)iöcefe  eine  neue  SRiffion 
für  bie  ^aoriS  errid^tet,  meldte  ben  9)tiffionaren 
beS  ©eminarS  ©t  3ofep]^  in  9Jlifl-§iö  Qtiöertraut 
mürbe,  ©ie  SDJiffionSpriefter  fmb  an  3abl  30, 
unter  benen  einer  ein  ©ingeborener  ift.  Elementar« 
f d^ulen  gibt  eS  25,  ba^u  2  3nbuftriefd^ulen ;  bann 
3  SonDicte  für  ÜRäbd^en,  1  SBaifenbauS,  1  ^auS 
für  arme  unb  alte  Jhanfe.  —  3.  Dioecesis 
Christopolitana.  2)iefelbe  marb  errid^tet 
5.  3Kai  1887 :  il^r  erfter  »ifd^of  l^ei^t  3ol^ann 
(SrimeS  unb  ift  TOarift.  Unter  140000einn)o]^. 
nem  ää^lt  pe  20000  ftatl^oUfen  in  18  ftaupt- 
unb  37  ^Rebenftationen  mit  ca.  50  ffird^en  unb 
ftapetten.  Unter  ben  29  SWiffionSprieftem  pnb 
21  aßariften  unb  8  SBeltpriefter.  ©d^ulen  gibt  e§ 
10 ;  aud^  ein  ^önitentiarbauS.  —  4. Dioecesis 
Dunedensis.  2)iefer  am  4.  October  1869 
erri(^tete  ©prcngel  umfaßt  ben  fübmeftlid^en  3:]^eil 
ber  ©übinfel,  fomie  bie  ©tematt»  unb  anberc  um^ 
liegenbe  3nfeln.  ©ie  mirb  nod^  Dom  erften  93ifd^of 
^atrij  OKoran  geleitet  unb  ^at  20  000  Äat^olifen 
unter  154000  ginmol^nem  in  15  §aupt»  unb 
59  5Rebenftationen  mit  36  ffir^en.  ®ie  18  TOif« 
fionSpricfter  finb  lauter  ©uropäer.  9Jebcn  20  ©d^u= 
len  für  1800  j^inber  befielen  nod^  5  l^öl^ere  ©d^u* 
len  unter  Seitung  Don  ©d^ulbrübem  unb  S)omini» 
canerinnen.  (93gt.  nod^  TOeinidte,  3)ie  Snfeln  bc§ 
ftiHcn  DceanS,  2  93be.,  Seipa.  1875—1876;  Mur- 
ray, Forty  Year's  Mission  Work  in  Polynesia, 
Lond.  1876  ;Blin,VoyageenOceanie,LeMans 
1881;  §agcr,  ®ie  aWarj^allinfeln  [?ln^ang:  ®ie 
©ilbertinfeln],  Seipg.  1886 ;  bann  außer  ben  Der« 
fd^iebencn  3Q^rgängen  ber  „^Innalen  ber  SSerbrei» 
tung  bc8  ©laubenS"  unb  ben  „ftatl|oI.  OKiffionen" 
[tJrciburg]  befonberS  nod^  @.  50?id^eliS,  3)ie  SSölfer 
ber  ©übfee  unb  bie  ® efd^.  b.  prot.  u.  fatl^i.  TOiffionen 
unter  benfelben,  a}^ünfter  1847;  Dr.  ^.^ai^n, 
®efd^.  ber  fot^.  a}^i|f.  IV,  ftöln  1861,  1-233; 
Moroni,  Dizion.  XLVIII,  240—255;  XCVm, 
377—385;  G.  Petri,  L'Orbe  cattol.  III,  244 
ad  250;  0.  Werner  S.  J.,  Orbis  terr.  cath., 
Friburg.  1890,  253—255;  Missiones  cath., 
Rom.  1891,  523-539.)  [^^iel^er.] 


659  Od^ino.  660 

Mino,  iBernarbtno,  ttolienifd^er  Wpo\iai  felbfl  fanb  leibet  ben  gfrieben  nid^,  ineil  et  p 

unb  ;,9leformator'',  tourbe  1487  ^u  Siena  geboren,  großes  @elbftt)ertrauen  befa^.   €ehie  %dcefe  htß 

®cr  SSater,  ©otnenico  Sotnmafini,  lebte  in  be»  Jörberte  boSfelbe.  Dbfd^on  bei  Sauren,  teistt  et 

f d^eibenen  SBerböItniff en  unb  mol^nte  in  bem  BtobU  immer  ^u  tS^%  borl^aupt  bei  jebem  SSetter,  tofn| 

Diertel  t^fontebranba  in  ber  Strafe  beU^  Ocq,  ba^er  auf  S)omen  unb  Steinen.  SBein  tranf  er  nie;  afö 

ber  'Jlamt  be§  Sol^neS  (Sloubio  Solomei  fd^reibt  92a]^rung  bettelte  er  ftd^  ein  @tüd(  Stob  DonX^ 

Ocd^ino  unb  9(oniuS  $aleariu§  latinifirt  OcelluS;  5U  %f)\xx.  SRu^te  er  in  ben  ^Idften  ber  (Bro^ 

in  Semarbino^S  eigenen  Sd^riften  finbet  fid^  iebod^  einf eieren,  f o  t^erfd^mö^te  er  boS  reid^  fOtaffi  iab 

nur  Od^ino,  lot.  Od^inuS).   S3on  feiner  Sugenb  meid^e  99ett ;  er  na^im  nur  Sine  unb  itoox  bie  ein- 

ift  n)enig  befonnt.    2)er  Unterrid^t,  ben  er  er-  fad^fte  ©peife  unb  fd^Iief  auf  bem  l^orten  Soben. 

l^ielt,  fonn  nur  fel^r  mangelhaft  gemefen  fein;  ba§  @o  lebte  er  ad^t  äa^re  im  Ao))U)inerori)cn  unb 

@ried^ifd^e  unb  ^ebräifd^e  blieb  i^m  fremb,  nid^t  ioarbl541in9teapeIein5tt)eite83Ra()um®enemI- 

einmal  baS  Sateinifd^e  mar  il^m  geläufig.  Sr  be«  üicar  ermöl^lt.  Unterbeffen  l^atte  ftcp  boS  längp 

biente  ftd^  nur  feiner  SJlutterfprad^e  unb  überlief  Dorbereitet,  maS  bie  ÜRorfgröfin  Don  ffitSaxta  be» 

e§  9lnberen,  feine  ©d^riften  in'§  Sateinifd^e  gu  über«  f ürd^tet  ^atte.  3u  3ltcipt\  trat  er  1536  in  tMX» 

tragen,  ©eine  tl^eologifd^en  Aenntniffe  maren  nid^t  trauten  ^erfe^r  mit  2)on  3uan  SSoIbej,  @ecretfir 

grünblid^,  unb  5um  Stebner  mar  er  nid^t  gebilbet,  be§  fpanifd^en  Statthalters,  unb  ^tntfi  Wartet 

fonbem  geboren.  Sfrül^  fd^on  trat  er  in  ben  Orben  Sermigli,  meldte  beibe  mit  ben  Sd^riften  Sut^, 

bed  1^1.  gfranciScuS  ein,  uerlie^  benfelben  mieber  $ucer§  unb  SaloinS  befannt  unb  ber  92euenmg 

unb  ftubirte  ^Rebicin  ^u  Perugia,  mo  er  fid^  mit  bereits  ergeben  maren.    S3  gelang  il^nen,  and^ 

bem  fpätcm  6Iemen§  vn.  befreunbete.  !Rad^  eini»  Dd^ino  für  biefelbe  gu  geminnen.  Offen  magte 

gen  Sauren  fe^rtc  er  gu  ben  ^fwnciScanem  gurüdf.  er  Dorerft  nod^  nid^t  für  bie  SnW^re  eingufreten; 

Sobalb  bie  ftrengere  ObferDang  ber  Jlapuginer  mobi  aber  tbat  er  e9  Derftedtt  unb  nmrbe  bamald 

gegrünbet  mar  unb  biefe  in  Siena  ein  fflofier  fd^on  Derböd^tig,  bod^  fd^ü^e  il^  ber  ähtl^m  beS 

batten,  trat  Dd^ino  bort  ein  (1534).  ©efrönfter  ftrengen  Su^rcbigerS.  S)rei  Solare  ft)ätcr,  1539, 

^^^9^g  fd^eint  i^n  gu  biefem  Sd^ritte  bemogen  gu  prebigte  er  mieber  in  !Reapel.    Unter  Ruberem 

baben ;  im  gftanciScanerorben  i^attt  er  bie  ^ürbe  löugncte  er  bamafö  nid^t  blo^  bie  SRitmirfuna 

eine§  ©eneralbefinitorS  erlangt,  aber  Dergeblid^  beS  SSBillenS  gum  SSerfe  bed  ^eiled,  fonbem  fd^oo 

nad^  ber  beS  ®eneral§  geftrebt.  SebenfaüS  mar  aud^  bem  ^l  ^uguftinuS  biefe  Snjtd^t  unter.  Sen 

unb  blieb  er  ein  ftolger  Wann.  3n  bem  neuen  @a^  beS  ^eiligen:  Qui  te  creavit  sine  te, 

Orben  mürbe  er  balb  ©eneralbefinitor  unb  !am  non  te  salvabit  sine  te ,  beutete  er  ol8  eine 

fd^on  1538  burd^  SBabI  bed  OrbenScapitefö  in  gfrage  unb  gab  ibn  fo  al§  SBort  unb  Si^  beS 

tjloreng  alS  ©eneralüicar  an  bie  Spi^e  ber  @e»  i^l.  liuguftinuS  auS.    Od^ino  mürbe  angeUagt, 

noffenf^aft.  Unterbeffen  b^itte  fid^  fein  ähibm  al§  unb  e§  marb  eine  Unterfud^ung  gegen  i^n  ein* 

eines  lBoI!§prebtger§  über  gang  Italien  ausgebreitet,  geleitet;   bod^  fam  eS  aud^  bie^mal  nidbt  gum 

®ie  größeren  ©tobte  ftritten  fid^  um  ibn,  unb  ber  ^rogcffe,  f o  bafe  er,  baburd^  breifter  gemod^t,  be- 

^apft  mu^te  fd^Iie^Iid^  entfd^eiben,  meldte  ©tobt  fonberS  im  Sabre  1541  gu  93enebig  mel^r  utd> 

für  baS  fommenbe  Sal^r  t^fra  Semarbino  als  me^r  bie  SJtaSfe  f aSen  lie^.  2)abei  üagte  er  öffent« 

gfaftcnprebiger  böben  fotte.   ftarl  V.  borte  ibn  lid^  üon  ber  ffangel  über  bie  SSerl^aftung  eines 

1536  in92eapeIunbfpenbeteibmbaSböd^ftefiob:  92euererS,  beS  ®iuIio  Serengiano  t)on  SDtailonb. 

,,©teine  fönne  er  gu  3:bränen  bringen",  ©abolet  ^er  pöpftlid^e  9tuntiuS  t^erbot  i^m  be^bolb  baS 

fteUt  ibn  auf  gleid^e  ©tufe  mit  ben  berfibmteften  $rebigen;bod^brad^tenbiefürOd^inobegeiflerten 

Sf^ebnem  beS  ^Itert^umS.  Sarbinal  99embo,  fonft  SBenetianer  eS  babin,  bag  biefeS  SSerbot  nadb  brei 

fein  tJteunb  ber  ^rebiger  feiner  ßtxi,  f)bxit  i^n  3:agen  aufgeboben  mürbe,   ^aul  ILL,  üon  ben 

in  SSenebig  1537  unb  mürbe  gang  für  ibnbegeiftert.  93orgängen  guSSenebig  inÄenntnife  gefegt,  mar 

^ie  ^Rarfgräftn  Don  ^eScara  fd(|ä^te  ibn  ebenfo  nun  bo$  migtrauifd^  gemorben  unb  Iie|  Od^ino 

bod^  unb  unterbielt  brieflid^en  93erfebr  mit  il^m ;  burd^  einen  f ebr  freunbUd^en  99rief  beS  SorbinolS 

bod^  finbet  fid^  in  il^ren  93riefen  berböltni^mägig  t^amefe  einlaben,  nad^  9lom  gu  fommen.   2)er 

früb  bie  t^fur^t  auSgefprod^en>  ^xa  93emarbino  $apft  foU  bamalS  nod^  baran  gebadet  l^ben,  ibn 

fönne  auf  Slbmege  fommen.  ©eine  bagere  grf d^ei«  gum  ßarbinal  gu  ernennen.  ® er  93rief  traf  Oid&tno 

nung,  baS  frönflid^e,  aScetifd^e  ^uSfeben,  feine  in  93erona  1542,  mo  er  Diele  feiner  OrbenSbrüber 

öu^erft  ftrenge  SebenSmeife,  baS  raube  OrbenS»  um  fid^  Derfammelt  b^tte  unb  biefelben  burdb  bie 

gemanb  unb  ber  lange  Sart  —  5ltte§  trug  bagu  grflärung  ber  SBricfe  beS  bl.  $auluS  für  bie 

bei,  ben  ©inbrudt  feiner  SBorte  gu  erböbcn  unb  ibm  Dieuerung  gu  geminnen  fud^te.  §ier  fiel  eS  auf, 

ben  9luf  eines  ^eiligen  gu  Derfd^affen.  ^ud^  bie  hai  er  baS  ®tUi,  befonberS  baS  Sborgebet,  uid) 

ßeitDerbältniffe  maren  ibm  burcbauS  günftig.  3n  bicl^cilige^Keffeoemacbläfrigte.  darüber  gurSebe 

jenen  politifdb    mie  religiös  oermirrtcn  3:agen  geftcllt,  mujjte  er  fid&  gu  entfdfiulbigen.  SDie  Cin« 

Italiens,  mo  fid^  9lleS  nadb  Smeuetung  unb  labung nad^  9iom  aber  brad^te  ibn  in SJerlegenbeit, 

Qfrieben  febnte,  geigte  ber  grofee  95u6prebiger  als  obgleid^  er  fid^  frübcr  immer  unb  gulejt  nodb  in 

eingig  rid^tigen  SBeg  ben  J^ampf  gegen  Unorbnung  ißenebig  bitter  barüber  beflagte,  ba|  man  einen 

unb  Safter  gunötbft  im  eigenen  §crgen.  Odbino  Odftino  ber  §ärefie  oerböd^tige.  ®er  eble  Sifdbof 


661 


Dd^ino. 


662 


SiMi  longe  3al^re  Od^ino'S  gfreunb,  rietl^  bem 

Uijpfligen  mü  oQer  entfd^iebenl^eit  bie  Steife 

nod^  9tm  fofort  on}uireten.  Sr  foKe  nun  burd^ 

iifitai  feine  2)enmt|  bett)eifen,  nid^t  burd^  SBorte. 

C4im  madfU  {id^  aud^  auf  ben  SQBeg  unb  tarn 

über  Bologna,  uo  ber  (Sotbinol  Sontarini  il^m 

tion  {etnem  Sterbebette  nur  glüdtlt^e  Steife  n)ün- 

f^en  tonnte,  M8  Sporen}.  S)ort  fonb  er  feinen 

^Ronb  $etni8  SOtort^r  Scrmigli,  ber  i^n  bemog, 

nt  i^m  in  bie  @<i^tt)ei}  gu  fliegen.  Od^ino  ging 

m4  ®ntf .  Sor  feiner  i$Iud^t  f d^rieb  er  an  Sittorio 

(olomui,  inbem  er  fein  iBorl^oben  ju  entf d^ulbigen 

\aätt  imb,  aud^  j[e^t  nod^  fd^nmnlenb,  um  il^ren 

nbtobinal^oIe'S  fRaij  bat.  SSittorta  Solonna 

tat4f4aute  i^n  unb  fd^rieb  barüber  an  Sarbinal 

!RoixeIIo£en)im:  ^S8fd^mer}t  mid^fel^r,  bag  er, 

ie  me^  er  fid^  )u  red^tfertigen  fud^t  befto  me^r  fld^ 

anllogt  unb,  ie  nte^r  er  Rubere  au8  bem  @d^ift» 

bndll  ^  retten  ftrebt,  um  f o  mel^r  fte  ber  Sintflut 

Mo^^  ha  er  ou^erl^olb  ber  ^rd^e  ifi,  meldte 

Rttet  nnb  fid^."  Od^ino  eilte  Don  t^florenj  gu- 

mSfi  nu^  gferroro  unb  reiste  oon  bort,  mit  Briefen 

bn^pgin  Xenata  oerfel^en,  burd^  ©roubünben 

Marc.  Unter  bem  SSorgeben,  ben  Stef  ormirten  pre> 

^jen  )u  »ollen,  berebete  er  einen  Soienbruber  tJfra 

übiiano  ha  Duingano,  einen  el^emaligen  fionb^» 

tar(^  ber  bed  gfrangöfifd^en  unb  beS  Seutfd^en 

oöttig  loar,  i^  )u  begleiten.  2)od^  fobalb  biefer 

Um  9etntg  erfamtte,  teerte  er  mit  bem  OrbenS» 

M  baS  il^m  Od^ino  übergeben  ^atte,  gurfidP. 

SnOctober  1542  famOd^ino  in  ®enf  an.  SDag 

Itt  offene  99rud^  Od^no'S  mit  ber  ftird^e  bie  ebel» 

peaimb  beßen  Stänner  in  Stauen  ebenfo  f^mergte, 

<iß  er  bie  teuerer  in  2)eutfd^lanb  unb  ber  Sd^meig 

flfmrte,  ifl  fclbftoerftanblid^.  Karaffa,  ber  fpätere 

Jopp  ^5aul  rv.,  »enbete  [\i)  in  längcrem  ©d^rei« 

b«  mit  ergreifenben  SBorten  an  ben  tjlüd^tling ; 

^jelbe  t^at  mit  üieler  Siebe  fein  früherer  3freunb 

SMo  2i>lomei  aud  Siena.  2)iefer  miberlegte 

ööbei  f(^on  bie  SuSreben  Dd^ino'8  unb  bie  5ln« 

griffe  auf  bie  rbmifd^e  JHrd^e,  meldte  in  einem 

fni^  Schreiben  enthalten  maren.  ^ud^  an  ^o- 

loffld  toie  an  ben  Wat^  feiner  SSaterftabt  ©iena 

rir^tete  Oc^ino  ein  Wed^tfertigungSfd^rciben.  S)ic 

Äictorität  ber  ftird^e  üenoirft  er;  ber  ^ap^i 

SttSom  ifl  i^m  ber  Slntic^rift.  ®ie  ^eilige  ©dftrif t 

bot  i^in  eine«  Seffem  belehrt,  er  interpretirt  fie 

felbfl  mit  feiner  oon  ®ott  burd^  @laube  unb  ®nabe 

erieu^teten  Skmunft.   ^3ne  id^,"  fo  fd^reibt  er, 

pbomi  ^aben  oom  anfange  ber  äßelt  bt§  gu  biefer 

Sümbealle  biejenigen  audd  geint,  weld^e  in  SQBal^r» 

(eit  ^lige  moren,  bie  ^poftel  unb  namentlid^ 

$aulu§,  ja  aud^  6^ftu§,  unb  uerbienen  ei;com» 

nranicirt,  oenoorfen  unb  üerffud^t  ju  merben." 

Tli^w  unb  ber  ^Dominicaner  ^mbrogio  Satarino 

Mampften  i^n  in  oerfd^iebenen  Sd^riften.  SalDin 

(atte  ibn  unterbeffen  in  ®enf  aufgenommen,  il^n 

Mmift  nnb  beauftragt,  ben  nad^  ®enf  gepd^teten 

Stefienem  p  prebigen.  Spöter  ift  Stebe  oon  fei» 

Km  Seibe  unb  feinen  ffinbem,  fo  bag  er  um  bie 

angegebene  3^t  aud^  eine  fog.  Sl^e  gef(!^Iof|en  l^aben 


mufe.  93on  nun  an  mar  Dd^ino  befonberS  fd^rift« 
I  ftcHerifd^  tl^ötig.  ©eine  erfte  ©d^rift  l^atte  er  1542 
,  bis  1 543  5u  Senebig  u.  b.  S.  Dialogi  Vn  ^erau§» 
I  gegeben.  ®od^  fd^eint  eö,  bafe  er  fc^on  im  3. 1541 
'  einige  feiner  ^rebigten  üeröffentlid^te.  3n  ®enf 
gab  er  1542 — 1544  balb  nad^  einanber  6  Saub- 
ren ^rebigten  l^erauS.  ÜRan  barf  ben  berühmten 
ätebner  nic^t  nad^  biefen  gefd^ebenen  SJorlrögen 
beurtl^eilen ;  Od^ino  l^at  bief elben  nid^t  f o  gehalten, 
unb  man  !ann  einen  ^rebiger  überhaupt  nid^t 
allein  nad^  bem  gefd^riebenen  SBorte  mürbigen. 
3m  3. 1544  erfd^ienen  feine  Apologi,  fatirifd^e 
9Inecboten  über  ben  $apft  unb  bie  fatl^olifd^e 
®eiftlid^reit  Son  unb  3nl^alt  biefer  ©d^rift  ifl 
niebrig,  ja  gemein.  Stod^  niebriger  ift  ein  ©d^mäl^« 
brief  gegen  $aul  III.,  ber  ebenfalls  Dd^ino  su« 
gefd^rieben  mirb.  Slu^erbem  gab  er  gu  ®enf  nod^ 
eine  ßrnörung  beS  Briefes  beS  l^L  ^uIuS  an  bie 
»ömer  l^erauS  (1545).  3n  ®enf  l^iclt  eS  i^n  nic^t 
lönger;  eSfc^eint,  ba^  erftd^mitSaloin  nid^toer« 
tragen  fonnte,  unb  fo  50g  er  1545  über  SBafel  unb 
©tra^burg  nad^  ^lugSburg,  marb  l^ier  als  $rebiger 
einer  italtenifd^en  ®emeinbe  angefteOt,  erflörte  ben 
Srief  beS  ^poftelS  $auIuS  an  bie  ®alater  unb 
oeröffentlid^te  biefe  grAörung  bafelbft  1546.  Um 
biefe  Seit  (12.  ®ec.  1545)  fc^rieb  ber  1^1. 3gnattuS 
bon  2o\)oia  an  P.  SlaubiuS  £e  3q9/  ber  bamalS 
in  Ailingen  bei  Karbinal  Otto  Srud^fe^  meilte, 
unb  gab  il^m  ben  Auftrag,  mnn  immer  möglid^, 
auf  Od^ino  etn^umirfen  unb  feine  SSerfö^nung  mit 
SRom  an^ubal^nen  (Cartas  de  San  Ignacio  de 
Loyola  I,  Madrid  1874, 217—219).  5lugSburg 
tourbe  1547  oomftaifer  erobert,  unbOd&ino  fiof 
nun  über  ffonftau)  nad^  ©tra^burg.  93on  bort 
berief  t^n  Stomas  Sranmer  sugleid^  mit  $etruS 
5!Jiart9r  na^  Sonbon,  bamit  er  bort  als  ^rebiger 
feiner  ßanbSIeute  unb  als  ©tü^e  ber  SRcformation 
tl^ätig  fei.  3n  biefer  ©tettung  fdfirieb  er  „(&\nt 
Sragöbie",  Don  ber  ber  ncucfte  proteftantifd^c  §er« 
auSgebcr  (®cS  ^Japfttl^umS  gntfte^ung  unb  gatt. 
ein  ®efpräd&  MDXLVni.  5luS  b.  3tal.  überfejt 
0.  ft.  93cnrati  ^aüe  1893)  fagt:  „©0  fd^mcreS  litc- 
rarifd^eS  ©cfd^üj  ift  feiten  auf  baS  ^apfttl^um  ge« 
rirfitet  morben."  gS  ift  mirflid^  „grobes  ®efd^üj" 
unb  eine  Srogöbie,  in  ber  infernaler  §a^  gegen 
5Rom,  Unmiffcn^eit  in  l^iftorifd^cn  ®ingen  unb  cfel- 
l^afte  ©d^meid^clei  gegen  ben  tt)üften  ^cinrid^  VIII. 
unb  ben  möd^tigen  Sorb  ^rotector  um  bie  $alme 
ftreiten.  511S  im  3. 1553  SKaria  ben  Sl^ron  Cng. 
lanbS  bcftieg,  mu^teOd^inoSonbonöerlaffen,  fe^rte 
nad^  ®enf  gurüd,  marb  aber  l^ier  oon  Saloin 
nid^t  gebulbet,  jumal  ba  er  bie  ^inridfttung  ©er« 
öetS  gctobelt  Ijatte.  3m  3.  1555  mar  er  in 
93afel  unb  erhielt  bafelbft  einen  Stuf  natu)  3ürid& 
als  ^rebigcr  ber  locamifdfien  ©emeinbe.  dufter 
©uflinger  (f.  b.  5lrt.)  unb  ^etruS  TOart^r  traf  er 
bort  aud^  feinen  SanbSmnnn  SöliuS  ©ocinuS  (f. 
b.  5lrt.).  3n  3ürid^  fd^rieb  er  einen  Sialog  über 
boS  tJegfeuer,  in  mcld^em  er  mit  f 0  freien  ^nfidfeten 
l)ert)ortrat,  ba§  er  5lnfto&  erregte.  ÜRod^  im  fclben 
3al&re  (1556)  erfd^ien  oon  il)m  eine  Sßertl^eibigung 


663 


Od^ogiaS. 


664 


bcr  Slbcnbmal^telcl^rc  öcgen  SBeftpl^Ql  unb  1561 
in  JRebefortn  eine  Unterfudfjunö  über  bie  ©egen- 
©Qtt  beS  SeibeS  ßl^rifti  im  ©QctQmente  beS  Slbenb- 
mol^IS.  3m  ©onjen  unb  ©rogen  bertl^eibigt  Oci^ino 
bie  CQlöiniftifd^e  Seilte,  neigt  ober  fteBenmeife  ju 
3tt>ingli'8  ftrflärung.  ©einer  SocQrner  ©emeinbe 
mibmete  er  1561  einen  Jfote(i^i§mu§  in2)iQlogform, 
ber  jeboc^  mel^r  geleierte  Unterfud^ungen  alg  iStatt* 
d^iSmuSmal^rl^eiten  entl^ält.  Sßa^rftleinlid^  burd^ 
ben  Serfel^r  mit  SöIiuS  @orinu3  mürben  Od^ino^g 
Slnfid^ten  immer  }erfQ]^rener,  obgleid^  fid^  biefeS 
aud^  au§  feinem  eigenen  SntmidtlungSgang  leidet 
erflären  lä^t.  3n  jeinen  ^fiob^rintl^en"  (93afel8.a. 
[1 562])  grübelt  er  über  ben  SOSiberftreit  öon  menf  d|» 
lidf)er  t^reil^eit  ober  Unf reil^eit  unb  göttUd^em  $or- 
auSmijjen.  (Sr  üerfpriddt  im  Sitel  be§  SBerfeS,  ben 
SluSmeg  oud  ben  Sabprintl^en  ^u  seigen;  eS  gelingt 
tl^m  aber  nid^t.  3laä^  bem  Sobe  $etruS  SRort^rS 
trat  er  nod^  offener  mit  feinen  Slnfd^ouungen  l^r- 
t)or  in  bem  legten  SBerfe,  ba§  1563  )u  So[eI  in 
lateinifd^er  Ueberfe^ung  gebrudft  mürbe.  6g  ftnb 
bie  berüd^tigten  30  2)iQloge  in  itotx  93üd^em,  burd^ 
bie  Od^ino  ftd^  ben  9iamen  eines  ^(ntitrinttarierg 
unb  eines  Sertl^eibigerS  ber  ^olQgomie  ermorben 
l^Qt.  2)ie  mid^tigften  Sßal^r^eiten  beS  SJ^riftentJ^umS 
merben  ^ier  öon  ©egnem  fd^orf  angegriffen;  ber 
Serfaffer  aber  miberlegt  biefelben  fo  fd^mad^,  ba| 
ber  Sefer  burd^fül^It,  mie  menig  emft  eS  i^m  bomit 
ift.  %m  meiften  Sluf feigen  mad^te  ber  21.  S)iaIog 
über  bie  ^oli^gamie.  2)erfelbe  ift  5um  guten  X^eil 
auSgef daneben  auS  einer  fdf)on  1541  erfd^ienenen 
9Sert]^eibigung  ber  ffiielmeiberei.  S)er  Sßerfaffer 
berfetten  (^rebiger  fienning)  nannte  fidft  §ulbe» 
ric^uS  9{eobuIu3  unb  f d^rieb  bem  Sanbgrafen  $^i» 
Ii|)p  üon  $)effen  }u  lieb.  Obgeid^  nun  Od^ino  in 
feinem  ©iaioge  in  bie  Sfufeftapfen  Sutl^erS,  SBle» 
land^tl^onS  unb  IBucerS  trat,  unb  obgleid^  felbft  baS 
(Sonfiftorium  öon  3ürid6  1559  in  ©ad^en  be§ 
^ard^efe  bei  SSico,  ©alea^^o  Siaracciolo,  me^r 
ober  weniger  nad^  Od^ino'8  9lnftd^t  entfd^iebeu 
l^atte,  tt)arb  er  jc^t  bod^  angeflagt,  öerurtl^cilt  unb 
au^  3ürid^  auSgemiefen  (22.  9ioöember  1563). 
SSergebenS  hat  er  um  bie  ®nabe,  bis  gum  näd^ften 
tJrül^Iing  bleiben  gu  bürfen.  S)ie  grau,  meldte  er 
genommen,  mar  furg  öorl^er  geftorben,  unb  fo  marb 
benn  ber  76iä]^rige  ®reiS  mit  feinen  öier  ffinbem 
mitten  im  SBinter  (2.  ©ecember)  in  bie  Qfrembe 
]^inauSgefto|en.  3n  S3a|el  unb  TOül^aufcn  mieS 
man  il^n  ah,  %f^tohox  $ega  bel^auptet,  er  l^abe  fid^ 
in  ©d^aPaufen  bem  ©arbinal  öon  fiotl^ringen,  ber 
eben  öom  ©oncil  ju  Stricut  l^eimfel^rte,  jur  S3e» 
fämpfung  ber  JReformirten  angeboten,  fei  aber  öer« 
fd^mäl^t  morben.  3n  9^ümberg  marb  i^m  öergjönnt, 
feine  ©d^u^fc^rift  gegen  bie  Sürid^cr  Sl^eologen 
ju  fd^reiben.  ©ie  ift  ebenfalls  in  ®ialogform  ab- 
gefaßt unb  finbet  fid^  molftl  jum  erften  ^al  gebrudt 
in  ©(^el^ornS  „ergö^Iidifeiten"  [f.u.]  HI,  2009  ff. 
S)er  Son  ift  bitter,  gereijt;  mit  ftoljem  ©clbft» 
bemußtfein  mirft  er  eS  bem  Statte  öon  3ürid^  öor, 
baß  er  einen  „SBemarbino,  ber  nid^t  bloß  in 
gang  Italien  berühmt  ift  burd^  ©ele^rfamfeit  unb 


Slnmutl^  im  ^rebigen,  fonbem  faft  in  gati)  (Eu- 
ropa", öerurt^eilt  |at.  2)ie3ürid^er  ^röbicontcn 
nennt  er  ,,$faffen  unb  ^opfle,  ))efiilen}ialif4ct 
als  bie  ^apiften''  ic.  2)afür  mirb  er  in  bet  %it^ 
mort  beS  ^ei^rmürbigen  SRinifterium"  öon  3ün4 
ein  „^eud^ler",  eine  ,,giftige  ©erlange",  ein  .^SRein^ 
eibiger"  ic.  gel^eißen.  UebrigenS  gel^t  auS  Od^ino'fi 
©d^u^fd^rif t  l^eröor,  baß  bie  freien  ^nfid^ten  feiner 
.^Sialoge"  mirflid^  feine  eigenen  maren.  SonStutn- 
berg  gog  Oc^ino  nad^  Aratou.  3n  feinet  etfiea 
^rebigt,  bie  er  ben  bortigen  3talienem  l^ielt,  fidU 
er  fid^  öor  als  „einen  magren  ^oflel  S^fti,  bcr 
me^r  erbulbet  für  Sj^rifti  Sl^re  als  alle  Snbeim 
§abe  er  aud^  nidf)t  bie  ®abe  ber  SBunber,  fo  mSPe 
man  feine  Seigre  bod^  glauben  mie  bie  ber  Spofbl 
ba  er  fie  empfangen  öom  felben  ®ott  3m  ttebr^ 
fei  eS  ein  SBunber,  baß  er  felbft  l^aU  auSgel^altac 
maS  er  leiben  mußte".  2)aS  gmeite  9u4  feiitr 
2)ialoge  l^atte  er  fd^on  öon  3ürid^  auS  einem  pot^ 
nifd^en  gfürften  9}icolauS  äiab^imUI  gemibwt; 
öieHeid^t  l^offte  er  burd^  feine  Seigre  über  bie  $0^ 
gamie  bem  Aönig  ©igiSmunb,  ber  Bei  Sebjeilai 
feiner  red^tmößigen  ©attin  eine  anbere  }u  ne^m 
öorl^atte,  genel^m  }u  fein.  Sr  trat  in  Serbintnu 
mit  ben  polnif(|en  ^ntitrinitariem,  mürbe  aber  mq 
baS  föniglid^e  Sbict  öom  6.  Sluguft  1564  (in  ool- 
gemiefen.  ^uf  ber  SBeiteneife  befiel  i^n  ju  ^ 
cjom  bie  $eft;  brei  feiner  jfinber  ftarben.  £t  ge> 
naS  gmar  unb  eilte  meiter,  ftarb  aber  nod^  in  bo» 
felben  Seigre,  einfam  unb  öerlaffen,  gu  ©ddloliniL 
einem  fleinen  ©töbtd^en  in  SRö^ren.  Unftät  loat 
fein  Seben,  eine  rul^lofe  SBanberfd^ft;  fein  @ei|l 
geriet^  in  ein  SabQrintl^,  er  fanb  ben  äuSmegin(|L 
S)er  bamaligen  proteftantifc^en  3cit  ging  er  no4 
5u  rafd^  unb  gu  rabical  öor;  beffer  paßt  er  in  unfoe 
„freiere"  3cit,  barum  mirb  Semarbino  Oijiw 
aud^  l)eute  öielfad^  apotl^eoftrt.  (IBgl.  Boyerini, 
Annal.  Min.  Capucin.  I,  Lugduni  1632,  ad 
a.  1534—1543  passim;  ©d^el^om,  &rgöjflii|> 
feiten  auS  ber  ftirclienl^tft.  u.  Siteratur  I,  SeipH 
unb  Ulm  1762,  635 f.;  H,  216 f.;  HI,  765| 
979  ff.  1141  ff.  2104  ff.;  Tiraboschi,  Storia 
della  Letteratura  Ital.  YII,  1, 1. 2,  n.  39aqq.; 
C.  Cantü,  Gli  eretici  d*  Italia  II,  Torino  186«, 
298gg.  269;  lU  [1867],  319;  Ä.Scnratt »» 
narbino  Od)ino  öon  ©iena,  fieipj.  1875,  2.  Sup. 
gSraunfd^mcig  1892 ;  ^cttinger,  ^uS  SBelt  mk 
ftird^e  I,  3.  ^:)lufl.  greib.  1893,  258  ff.  Od^üirt 
©d^riften  finb  oben  angeführt,  ein  öoüft.  SSerjeUb» 
niß  berfclben  finbet  ]\d)  in  ßberts  Sibliogr.Sejitai 
n,  221f.)  [3.  Pilgers  S.  J.] 

^^Oiias  (":Tr!N,  •'":!»j?<X  ini  91.  3:.  1.  « 
ffönig  beS  nörblid)en  Stei^eS,  ber  ©o^n  %iiM 
(3  ffön.  22,  40  ff.  2  ^ar.  20.  35),  ber  no^  (nf 
bem  3:obeÄbett  bem  §ange  jur  Abgötterei  ra4t 
entfagen  fonnte  (4  Äön.  1,  2).  —  2.  ein  Sßm 
im  füblid^en  $Rei^,  ber  ©o^n  SoramS  unb  9tJ> 
lia%  bcr  äugleid^  mit  ft'öuig  Soram  öon  SStod, 
bei  bem  er  jum  S3efud|  mar,  öon  3c^u  erjc^oRca 
mürbe  (4  ilön.  8,  24  ff.  1  ^ßar.  3,  11.  2^ 
22,  1  ff.).  [ffaulen,] 


O'EonncU. 


666 


«eff,  ©oniel,  „ber  93efreicr",  be- 
Bortffi]^  beS  trifc^en  SSoIfeS,  iDar  am 
1775  )u  Sargen  in  ber  ©rofi^aft  Rtxtt) 
\  Don  jel^n  ftinbem  einer  t)ermöglid^en, 
fif^en  f^milie  geboren  unb  marb  oon 
t)erIojen  O^im  oboptirt.  Sr  erl^ielt  bte 
tibung  }u  Sooe  bei  Sorf,  ftubirte  feit 
bem  t)on  Sßeltfmeftem  geleiteten  3n* 
7t  Omer  in  gfranfreidd  unb  begann  bad 
ber  $l^iIofop]^ie  ^u  2)ouai  S)ie  in 
^err{<i^enbeUnfi(]^er^eit  Deranlagte  ^titte 
(^mmfel^r;  feit  1794  mibmete  er  fid^  in 
t  Sle^tSoiffenfd^oft.  93ereit§  1797  lie^ 
tnMxn  ald  SRed^tSanmalt  nieber,  fourn 
t,  nad^bem  bieje  Sarriere  für  fot^olifd^e 
geöffnet  l^tte ;  1802  t)tmäWt  er  fid^ 
mtfemten  SBenoanbten,  SRaria  O'6on- 
toeld^er  er  85  Saläre  eineS  ungetrübten 
Slücled  erlebte.  Seinen  erften  Sifolg 
it  unb  befien  Sinflu^  auf  feine  meitere 
er)&^It  €arbtnal  äüfentan  (Srinne- 
;  bie  legten  Dier  ^pfte,  gmeite  beutfd^e 
ttbln  1858,  275,  ^nm.  2).  ©alb  ge- 
i  ben  gefud^teften  Slboocoten.  3nt  erften 
te  er  58  $funb  t)erbient;  bereits  1813 
m  feine  |$ra£id  3808  $funb,  1828 

rnib  borüber.  Sugleid^  enoorb  er  burd^ 
tten  gro^e  Popularität,  unb  ^al^HoS 
9neIboten  unb  Sßi^morte,  bie  man  au3 
ocotenprapg  ftd^  erjö^Ite.  IBon  $)au§ 
inen  politifd^en  Snfc^auungen  %oxt), 
ftd^  roäl^renb  feiner  @tubien  in  Sonbon 
Infd^auungen  gu  unb  trat  balb  nad^  fei^ 
5ir  ber  reöolutionären  Bereinigung  ber 
n  Srlänber"  fomie  ber  Sfreimourcrioge 
rfte  SSerbinbung  Iö§te  er  1 798,  bie  Soge 
obalb  er  öon  bem  entgcgenftel^enben  fir^« 
}ote  ffcnntni^  erlangt  l^atte.  Sntgegen 
^en  feiner  {Jamilie  bct^eiligte  er  fi^  oon 
i  auf's  2eb|afteftc  am  poIitii'd|cn  Seben. 
m  ibm  befannte  politijd^e  JRebe  (1 3.  San. 
itet  fic^  in  fdjarfer  SBeife  gegen  bie  ba« 
0er  englifci^en  {Regierung  mit  allen  9Wit« 
bene  Union  3rlanb§  mit  (Jnglanb  ju 
eitli^en  ©toatsmejen.  Seitbem  gcioann 

an  ^(nfe^en  unb  trat  bolb  bei  aflen 
fragen  ^eroor.  3m  Sebruar  1800  tJOÜ« 
nftli(^  bearbeitete  irifdt)e  Parlament  bie 
e  engUf(^e  Regierung  l^atte  al§  6rfa^ 
einer  ganjen  ^f^ation  auigejmungene 
ligung  bie  politijd^e  ®Ieid)ftenung  ber 
mit  ben  ^roteftanten,  bie  ;;6moncipa= 
rfagt.  5Rac^trägIid^  erflörte  ber  Äönig, 
äugeftönbnip  jei  miber  feinen  ff rönung§* 
ber  bie  3"iage  gegeben,  fd^ieb  auS  bem 
a(3  er  1 804  abermols  eintrat,  gefd^al^ 
i  au8brü(flid)en  5?erfprecöen,  ben  ffönig 
er  Srage  ju  bcl^elligen.  S)ief e  Säufd^ung 
lifcn  wie  bie  Ungered^tigfeit  ber  Ser- 
on ftd^  brad)ten  in  Sriaub  eine  heftige 
l^or,  meldte  burd^  eine  gleid^^eitig 


fd^mebenbe  lird^Iid^e  gfrage  nod^  t)erme]^rt  mürbe. 
3)ie  3(bjid^t  ber  englif(^en  SRcgierung  ging  näm« 
lidd  bal^in,  bie  fat^olifd^e  ^ierard^ie  Srianbd  in 
eine  gemi{fe  Sbl^ängigfeit  Don  ber  @taatggemaU 
gu  bringen;  fte  moUte  bal^er  93i8tbümer  unb  ^far* 
reien  botiren  gegen  Sinröumung  eineS  beftimmten 
®rabeg  oon  Sinftug  auf  bie  !Bef e^ung  ber  93ifd^ofd- 
ftellen,  menigftenS  im  SBege  eines  „SSeto",  unb 
bie  Sinröumung  biefeS  SSeto'S  f  oDte  alS  93ebingung 
an  bie  ©emöl^rung  ber  Smandpation  ft^  fnüpfen. 
S)ie  ^nftc^ten  ber  ffatl^olifen  über  biefeS  3uge- 
ftdnbni^  an  bie  proteftontifd^e  StaatSgemalt  moren 
getl^eilt.  O'ßonnell  Derlangte  —  eine  einzige  furje 
3eit  beS  Sd^manfenS  abgered^net  —  t)oIIftönbige 
©leid^beit  ber  ffatl^olilen  auf  büraerlid^em  uid> 
ftaatSbürgerlid^em  ©ebiete  oJ^ne  Segenleiftung, 
ol^ne  iBeto,  o^ne  ftaatlid^e  SBejoIbung  ber  fatl^o- 
Ufd^en  ©eifllid^feit.  Slber  für  il^n  fam  ju  biefen 
5h)ei  |)auptf ragen  nod^  eine  britte  l^insu,  bie  SRüdt- 
göngigmad^ung  (Bepeal)  ber  Union,  bereu  Der- 
böngni^DoDe  ^irfungen  auf  ben  SBol^Iftanb  beS 
lOanbeS  ftd^  fd^on  nad^  menigen  Salären  in  ftetS 
teigenbem  @rabe  fü!^ß)ar  mad^ten.  2>ie  93eto« 
rage  Derfd^manb  nad^  langem  @treit  Don  felbft; 
bie  beiben  anberen  (^fragen  tl^eilten  O'SonnellS 
politifd^e  fiaufbal^n  in  gmei  gro^e  ^älften,  bie  3^tt 
beS  ffampfcS  für  ßmancipation  Don  1801—1829, 
für  Bepeal  Don  1829—1847. 

3m  ^ebruar  1805  l^atte  eine  iBoIfSDerfammlung 
)uS)ubIin  in  ber  SmancipationSfrage  bie  SnitiatiDe 
ergriffen.  $itt  mieS  tl^re  Petition  gurüd;  ^oi 
Dertrat  fie  gmar  im  Unterl^aufe,  aber  in  beiben 
Käufern  mürbe  fie  Dermorfen.  ©eitbem  blieb  bie 
SmancipationSfrage  an  ber SageSorbnung  unb  mar 
für  bie  englifdt)en  ©taatSmänner  eine  SEBaffe  falter 
^arteipolitif,  mit  ber  ein  5Kinifterium  um  baS 
anbere  5u  ijfall  gebrad^t  mürbe.  SBöbrenb  unter  bem 
aWinifterium  beS  ^er^ogS  Don  ^ortlanb  baS  No- 
popery-®ef(^rci  ganj  (Snglanb  erfüllte,  enang  fid^ 
in  Sublin  O^ßonncfl  bie  fjül^rcrfd^aft  über  fein 
SSolf.  6r  l^atte  bie  9lnftd^t  Dertreten,  ba^  man 
obne  meitem  SSerjug  Dom  Parlament  bie  fofortige 
gön^Iid^e  9lbfd^affung  ber  alten  ©trafgefe^c  Der« 
longcn  foKe,  unb  trug  mit  biefer  Slnfic^t  über 
ffeogb.  ber  feit  1792  ber  politifdfje  gül^rer  ber 
3ren  gemefcn  mar,  1808  einen  DoUftänbigen  ©ieg 
boDon.  5lun  begann  bie  Organifation  ber  ftat^o« 
lifen.  3ni  ganjen  Sanbe  bilbeten  fid^  ftebcnbe  SSer- 
eine,  bie  mit  bem  ©entralcomite  in  3)ublin  in 
fteter  Qfül^lung  blieben;  mit  bem  ©d^Iufjc  beS 
Sal^reS  1810  mor  Cßonneas  ©teflung  alS  erften 
gübrerS  ber  ffatl^olifen  feft  begrünbet.  ©d^on 
1811  Derfod^t  ber  berühmte  irij^e  JRebner  ®rat^ 
tan  bie  ßmancipationSbill  im  Parlament,  1812 
brad^te  fie  (Janning  im  Unterbaufe  glängenb  jur 
^(nnabme,  unb  fclbft  im  Dberbaufe  mar  bie  €b- 
ftimmung  günftig.  3nt  gfebruar  1813  brad^tc 
©rattan  bie  SiH  auPS  9ieue  ein.  Ganning  unb 
ßaftlereag]^  maren  für  bie  ftatl^olifcn ;  aflein  bie 
SiÜ  mar  mit  fold^en  ßlaufeln  Dcrfeben,  bog  felbft 
bie  SWel^rgabl  ber  ffatl^olifen  mit  D'gonnell  fie 


667 


O'KonncII. 


66 


öerWQrf  als  bic  ^[(J^iSmotifd^c  SSitt".  3nbcf|cn 
loar  am  12.  gfcbruar  1811  ba§  gentralcomitö  bcr 
Äatl^olifcn  burd&  bic  SRcflicning  aufgelöst  toorbcn, 
anbete  fat^olifd^e  Serfamtnlungen  tl^eUten  biefeS 
SooS,  gegen  einzelne  Somitömitglteber  mürbe  ein» 
gefd^ritten;  aud^  ber  an  ^küt  beS  Somitö  ge- 
tretene Catholic  Board  mürbe  (3unt  1814)  burd^ 
^roclamation  unterbrüd^.  Slber  bereits  l^atte  bief er 
Board  bem  Unter!^aufe  eine  Petition  um  bebin» 
gungSlofe  Smancipotion  eingereicht;  eS  gefd^l^  auf 
O^KonneHS  Slnregung  unb  mar  beffen  eigenfter 
®eban!e.  ©rattan,  ber  als  ^roteftant  mand^e 
^nfd^auungen  unb  SBebenfen  feiner  fatl^olifd^en 
SanbSleute  nid^t  ^u  mürbigen  mu^te,  lehnte  bie 
SSertretung  biefeS  ©efud^eS  ab.  Srft  1815  fanb 
D^Sonnett  bie  SDWnner,  meldte  bereit  maren,  auf 
feine  @ebanfen  etnsugel^en:  im  Unterl^aufe  @tr 
|)enrQ  $ameU,  im  ^aufe  ber  SorbS  feinen  per- 
f5nli(|en  gfreunb  Sorb  SDonougl^more.  Seiber  lie^ 
fic^  O^ßonneK  im  ^arteigetriebe  biefeS  Sal^reS 
baju  l^inrei^en,  auf  smei  S)ueflforberungen  einju« 
gelten.  2)aS  erfte  mit  bem  Stabtrat^Smitglieb 
b^Cflene  öon  ®ublin,  bei  meld^em  D^gonneE  fein 
eigenes  Seben  ber  au^enfc^einlid^ften  ©efal^r  aus- 
fegte, enbete  mit  bem  %oh  feines  ®  egnerS ;  baS  5meite 
mit  @ir  Stöbert  $eel  mürbe  burd^  bie  ^oli^ei  Der- 
l^inbert.  O^SonneU  benal^m  ftd^  nid^t  nur  l^oc^- 
^er^ig  gegen  bie  ijfamüie  beS  @5etöbteten,  fonbem 
erfannte  aud^  baS  begangene  Unred^t  offen  an  unb 
leiftete  9(bbitte  beim  Sr^bifd^of ;  bie  ^anh,  meldte 
ben  ©egner  getöbtet,  bebedte  t)on  ba  an  als  3eid^en 
ber  £rauer  ftetS  ein  fd^marjer^onbfd^u]^. 

®  er  gintritt  SanningS  in'S  Eabinet,  bem  ßaftle- 
reag]^  bereits  feit  1812  angel^örte,  fd^ien  feit  1816 
ben  Äatl^olifen  beffere  3«iten  ju  öerl^eifeen,  unb 
mirflid^  mürbe  1817  im  Parlament  für  biefe 
ein  SSort^eil  errungen  (SKöglid^feit  beS  2löance» 
mentS  in  §eer  unb  f^flotte).  ^ber  eben  je^t  ftanb 
O^SonneÜS  93olfSpartei,  ber  Catholic  Associa- 
tion, in  ärlanb  felbft,  mie  nodf)  mel^r  in  Snglanb, 
bie  ariftofratifd^e  gartet  ber  Seceders  entgegen, 
unb  ber  ©treit  mürbe  felbft  in'S  Parlament  ge- 
tragen, mo  ©rattan  bie  Seceders  vertrat,  $ameQ 
aber  am  30.  9nai  ^u  ber  Singabe  ber  SoUSpartei 
nodft  bie  93Ötfd^rift  öon  23  irifd^en  »ifc^öfen  unb 
1052  ^rieftem  öorlegte.  SBieber  mürbe  SUIeS 
abgelel^nt,  aber  eS  gelang  je^t  O'ßonnell,  ftinig- 
feit  unter  ben  ftatl^olifen  l^erjufteKen.  Sm  Qfebruar 
1817  bilbete  er  baS  „öerfö^nenbe  Komitee  Slud^ 
mit  ben  englifd^en  ffatl^olüen  unb  beren  gfiil^rem 
marb  1818  ber  Qfriebe  J^ergefteflt,  unb  baS  SBer» 
l^öltni^  ber  irifd^en  ^roteftanten  gu  ben  fat^olifd^en 
^orberungen  geftaltete  fid^  me^r  unb  me^r  freunb- 
lid^.  D^gonnett  i^at  ftd^  ftetS  um  ein  gutes  gin- 
öemel^men  unb  einl^eitlid^eS  SSorgel^cn  mit  i^nen 
bemalet  unb  maril^nen  ftetS  rüdfftd^tSboII  begegnet; 
eS  mar  ein  Sriumpl^  für  il^n,  als  1819  ein  jal^I- 
reid^  befud^teS  HJroteftantenmeeting  in  ®«blin  fid| 
für  politifdje  ©leid^fteUung  ber  ffatl^olifen  auS- 
fprad^  unb  eine  Äat^olifenoerfommlung  unter  fei- 
ner Seitung  mit  einer  S)anfobreffe  barauf  ermie- 


berte.  änbemfelben  Solare  crl^ob  ber  eble^rotefkn 
©rattan  ^um  legten  3RaU  feine  berebte  @timme  fi 
bie  ftat^olüen  SklanbS;  O^SonneQ  aber  fprt» 
feit  October  biefeS  äal^reS  aum  erfttn  SRal  i 
«offenen  Briefen"  ^u  feiner  S^iation.  gr  mid)ci 
l^olte  biefeS  neue  mtrffame  %gitationSmitteI  aui 
in  ben  äal^ren  1821  unb  1822.  Xro^  beS  3^ 
med^felS  1820  moren  inbeffen  bie  9uSftd^ten  bi 
ff atl^olifen  nid^t  beffer  gemorben ;  bie  t)on  ^\xad 
1821  eingebrad^te  SmancipationSbiO  h&txAt 
einen  Slüdgang  auf  bie  ^fd^iSmatifd^"  Don  1811 
O^Sonnett  entfc^Io^  ftc^  )u  neuer  Orgomfotioii,  b 
aUeS  biSl^er  2)agemef ene  übertraf  unb  auSfd^Iie|l» 
baS  SBeii  feines  eigenen  ©eifteS  mar.  9la(^  fot( 
faltiger  93orbereitung  trat  am  12.  SRoi  1823  tu 
„Srifd^e  ffatl^oIUenDerein"  gufammen.  9Bö^ 
aber  £y  SonneS  mit  ben  angef  el^nftenSifdjfdf en  na 
fiaien  SrlanbS  1825  in  Sonbon  meilte,  um  tt 
ber  Sommiffion  beS  Parlaments  über  bie  irif^ 
^ngelegenl^eiten  oer]^ört  }u  merben,  unb  in  bi 
^auptftabt  allgemein  einen  günfUgen  Sinbm 
mad^te,  mürben  burd^  einen  engl^er}igen  Sef^ 
beS  ^rlamentS  auf  gmei  Saläre  ^inouS  at 
politifd^en  93ereine  unb  SSerfammlungen  oexboini 
Slm  1.  äuli  in  Urlaub  tro^  beS  am|erfoIgS  nri 
Subel  empfangen^  l^atte  O'Sonnell  in  Stvoc^ 
feine  gange  Organifation  als  d^ritatiDen  ^BnA 
faft  nod^  möd^tiger  als  borl^er  in'S  Seben  ffsM 
gerufen;  Don  1826—1829  burd^eifie  er  git  9^ 
tationSgmedCen  baS  gange  Sanb,  überall  im  tmmti 
empfangen.  2)aS  äal^r  1826  brad^te  bie  etfk 
Kraftprobe:  bei  einer  ^arlamentSmal^I  in  SBdt^ 
f  orb  genügte  baS  äBort  O^SonueUS,  um  bie  Stin- 
men  ber  armen  abl^öngigen  ^äd^ter  Don  i^ 
eigenen  ©utS^erm  ab-  unb  bem  Don  CySon«! 
begeid^neten  Sanbibaten  gugumenben.  3>n  3a|ie 
1828  tratCSonnea  felbft  bei  ber  SBol^I  in  eine 
als  Sanbibat  für  baS  Unterl^auS  auf;  inner|aft 
einer  SBod^e  maren  14  000  $funb  für  äBaJ^Igtoeft 
gu  feiner  Serfügung  gefteüt.  3Rvt  unge^cnnt 
aßel^rl^eit  fiegte  er.  m  ffat^olil  fonnte  er  M 
Unterl^auS  ni^t  eintreten,  aber  in  Sonbon  erbrnnk 
man,  ba^  bie  Smancipation  ber  ftat^oßbn  m 
ateid^e  ©ro^britannien  je^t  gur  Stotl^menbigldt 
gemorben  mar.  9iad^bemam5.t$februarl829bQl 
Parlament  mieber  erbpet,  legte  @ir  Stöbert  ^ 
am  10.  gfebruar  eine  IBiU  gur  Slufldfung  ber  Gt- 
tholic  Association,  am  5.  SRörg  aber  bie  (Eman^ 
cipationSbiU  Dor.  2)iefe  ftegte  am  80.  SDUrg  m 
Unterl^auS,  am  10.  ^Ipril  im  Oberl^auS;  ms 
13.  Slpril  mürbe  fie  Don  ©eorg  IV.  unmitlig  unter» 
fd^rieben.  Um  fte  für  ben  anglicanifd^en  f^natül" 
muS  meniger  anftögig  gu  mad^en,  l^atte  man  eine 
l^ö^Ud^e,  gum  ©lüdf  DöKig  unauSfül^rbare  Slanfd 
gegen  bie  fat^olifd^en  Orben  beigefügt,  bie  Sil 
gur^uflöfung  ber  ^ffoctation  neben^erge|^Iaf{ca 
unb  enblid^  ben  SBabIcenfuS  Don  40  Shilling  asj 
10  $funb  (baS  pnffad^e)  erl^ö^t  Se^tereS  mar  füi 
bie  ffat^olifen  Urlaubs  ein  fc^merer  @d^Iag.  %m 
ben  fünftigen  Eintritt  in^S  Parlament  mürben  bi 
für  Jtatbolifen  unannel^mbaren  SibeSf ormeln  ni^ 


669 


O^ßonnell. 


670 


n^r  txiknfit ;  abet  otö  O'Sonnell  nun  feinen 
Sil  im  Unterl^fe  einnehmen  tooDte,  tourbe  i^m. 
bcr  uKt  unter  ber  alten  ®e{e|Qebung  gemöl^It  fei, 
bcr  alte  eib  sugemut^et.  Sr  lie^  fi$  bie  i^ormel 
Dotiegen  unb  )pxad^  t)or  bem  Derfamntelten  ^aufe 
über  biefelbe,  ba  ftc  offene  Unwahrheiten  entlalte, 
frierfi^  fem  Serbict.  S)qS  ^rloment  entjd^ieb, 
bot  er  ni^t  jugeloffen  »erben  f oUe,  unb  er  feierte 
tzinaptirenb  nad^  Stlonb  jurüd,  um  ftc^  ber  SBie- 
boDoi^  ^  unterjteben.  —  !Bi8  ^u  biefem  3eit- 
pfle  terrf^t  über  O^SonneUS  gon^c  $oIitif  ein« 
^md^iA  itA,  in  bem  merfnuirbigermeife  ^Sibe» 
ide'  Brie  ^^UUromontane" ,  Sotican  unb  Soge  t)5Uig 
Bboeinfamen.  O^SonneD  l^atte  einen  prei§tt)ärbi« 
ga  irfolg  errungen,  ber  mond^en  gärten  ein 
fibe  na<^te.  Ueberbie|  l^atte  er  bie  Aufgabe  ge* 
M,  ben  breiten  SDtaffen  bed  niebergetretenen  93oI« 
M  Bricber  bad  Semu^tfein  il^reS  Sted^tS  unb  i^rer 
Soatlbärgerlid^en  SEBürbe  einju  flögen ;  „er  fd^uf  auS 
bn  Ri(()t8  eine  lawinenartig  onmod^fenbe  gettial- 
hgtSolfBpartei"  (Sluntfd^Ii  im  2)eutf(^en  ©taatS- 
!ita(u4  VU,etuttg.u.Seipa.  1862, 339).  2)ie 
bcibem  Iett)enfd^aftlid^en  (Kf^axaltti  ber  3ren  erfal^' 
nagBgcmö^  fo  überaus  f  ddoer  ^u  erjielenbe  Sinl^eit 
ba  Scjhebungen  oie  bie  t^oUenbetfie  ^orteibiS- 
c^Hb  l(|at  er  junege  gebrad^t.  SRitten  in  ber  "Sloti^ 
bd  IngenblitfS,  bei  oft  tt)ieber]^oItem  9)ä|erf olg 
nk  \fyxabain  ^offnungSloftgfeit  ift  e3  i^m  ge» 
bngfli,  bie  SBegeifterung  unb  ben  Sif er  nie  erf alten 
ploHm;  ober  aud^  bei  ber  l^eftigften  Erregung 
bcr  0et^  büt  er  fein  IBoII  ftreng  ouf  bem  $fab 
ba6cfe|li(b!eit  ersten  als  ein  großer  ftenner  beS 
mßdjßu  Xed^teS  unb  nod^  größerer  ff enner  feines 

Son  1830  beginnt  für  O'Sonnea  eine  aiän» 
jobe  (Kirlamenlarifd^e  Xl^ötigfeit,  mel^r  }u  @un- 
m  feines  Stul^eS  als  feiner  SBörfe.  ©eine  ein» 
ttögtü^SbDocaturftanb  ftiH,  fein  93ermögen,  mit 
bn  er  ^iemlid^  forgloS  fdf)altete,  roax  löngft  ^u« 
jmancngefd^molsen.  Slber  fein  IBoIf,  für  tt)eId^eS  er 
«Mete  unb  lebte,  begriff  bie  93inig!eit  unb  9^otb» 
feeabigleit,  feinen  großen  IBertbeibiger  aud^  ju 
Bdertolten.  9Ran  fd^ritt  gur  Sntri^tung  einer 
O-'Comien-^lbgabe ;  biefer  freitt)iflige  Tribut  beS 
SoUcS,  Don  ben  Sinen  il^m  5ur  Sc^mad^,  uon 
bffl  Inberen  mit  Stecht  i^m  ^ur  6^re  angered^net, 
innnirte  fid^  in  ben  So^en  1829—1834  ju  ber 
6ö^  tion  91 800  fßfunb,  nid^t  }u  Diel  für  O'^on« 
Klfi  gldnsenbeS  auftreten,  aber  grog  als  frei> 
Büge  €teuer  ber  irifd^en  9(rmut.  O^€onne0s 
polfflnentarifd^  Sl^ötigfeit  befd^rönfte  fid^  feines« 
MgS  blo^  auf  bie  fatl^olifd^en  il^ragen;  er  gel^5rte 
m  {u  ben  ))oIitifd^n  ®r5^en  beS  Unter^aufeS 
Bk  tatte  überall  ein  gemid^tigeS  SEßort.  ^ud^  in 
krlntifflaDereibemegung  fpielte  er  eine  nid^t  un« 
kbentenbe  SftoUe.  SSei  ber  SBilbung  beS  aJlini« 
JkrinmS  (Srep  (1881)  fud^te  Sorb  Slnglefep  il^n  au 
kiDegen,  in  bie  ^Regierung  einzutreten;  er  fd^Iug 
(i  ob.  Stebrere  SRiniflerien  fa^  er  ftür^en,  ^um 
(cpgen  Z^eil  burd^  feinen  ßinflu^,  aber  für  3r- 
taub  ober  bie  ftat^olifen  neue  ^ortl^eile  ju  er« 


ringen,  gelang  il^m  nicbt.  Umfonft  fömpfte  er  gegen 
baS  ^rmengefc^  (1837)  unb  fagte  bcffen  fd^limme 
äSBirfung  mit  aller  fflarl^eit  oorauS;  umfonft 
machte  er  IBerbefferungSDorfd^Iöge  ju  Dem  fcbäb- 
Ud^en  ®efe^e  über  fircblid^e  SSermöd^tniffe  (1844). 
S)aS  Sinsige,  maS  burd^  feine  SRit^ilfe  (1838) 
gelang,  baS  S^tintgcfe^,  bemsufolge  ber  ffird^en« 
}e^nten  nid^t  me^r  Don  ben  fatl^olifd^en  ^öd^tem, 
fonbem  Don  ben  SutSl^enen  an  bie  anglicanifd^en 
^rebtger  gejal^lt  Serben  foUte,  hxaä^it  ben  armen 
ärlänbem  feinerlei  ©ewinn.  6S  fd^cint  aud^  fafi, 
als  fei  es  O^SonneU  um  @efe^e,  meldte  bie  ffat^o- 
lüen  StIanbS  mit  ber  englif  c^ien  $arIamentStt)irt]()- 
fd^ft  auSsuföl^nen  geeignet  UMtren,  gar  nid^t  ^u 
tbun  gemefen.  2)ie  SBiberrufung  ber  Union  ftanb 
il^m  als  3iel  t)or  Sugen;  fd^on  1830  l^atte  er  bie^ 
als  fiofung  ausgegeben  unb  bafür  eine  neue  SSer- 
einigung  ber  ,,§i^eunbe  ärlanbS  Don  allen  Son- 
feffionen"  in'S  Seben  gerufen.  Sie  SRegierung 
löste  ben  SSerein  auf,  O^ßonnett  mürbe  am  19.  Ja- 
nuar 1831  Derl^aftet,  aber  gerabe  bamalS  mu|te 
baS  SRinifterium  abtreten,  unb  man  lie^  il^n  un* 
belöftigt.  @d^on  1834,  möl^renb  auf  ber  grünen 
Snfel  bie  Spolera  i^re  @d^reden  Derbreitete,  l^atte 
O^SonneE  bie  ffül^nl^eit,  im  Parlament  ben  9n* 
trag  auf  Bepeal  ju  fteUen;  berfelbe  tourbe  Der« 
morfen  mit  523  gegen  38  (Stimmen,  ^ber  ber 
9luf  nad^  Bepeal  Derftummte  nid(|t  mel^r  inO^Son« 
neUS  9nunb.  Sei  il^m  ftanb  bie  Uebei^eugung  f  eft, 
ba^  bie  Union  auf  unreddtmö^ige  ^eife,  burcb 
eine  ftörperfd^aft,  meldte  ju  fold^em  %efd(|Iu^  nid^t 
93oIImadE)t  nod^  Siedet  gehabt,  p  @tanbe  gefom« 
men,  unb  ba^  biefe  Union  für  Urlaub  bie  OueUe 
alles  UebelS  fei.  SS  galt  nur,  mit  berfelben  Ueber« 
}eugung  bie  gan^e  ^aixon  ju  burd^bringen. 

9^ocb  ftanb  in  Snglanb  O^SonneUS  ^Jtubm  auf 
bcr  ^ö^e.  ®em  gleiten  aWiniftcrium  SRelbourne 
(1835 — 1841)  mar  er  eng  Derbünbet;  in  ©teilen« 
befe^ungen  unb  Dielen  Slngelegen^eiten  3rlanb^ 
ixbk  er  meitgel^enben  Sinflu^;  aud^  feine  ^n» 
l^önger  mürben  reic^lid^  bebad^t.  3b^  f^^ft  einen 
l^o^en  SSermaltunc^Spoften  ju  geben,  magte  man 
nid^t  mel^r;  feine  Bepeal-Seflrebungen  boten  5u 
Diele  SEßaffen  gegen  i^n.  Slber  er  fal^  fid^  in  Sonbon 
bod^gefeiert ;  felbft  Don  ber  ffönigin  mürbe  er  1838 
empfangen.  3m  Parlament  fab  er  an  feiner  @eite 
brei  ©öl^ne,  jioei  ©d^miegerf  öl^ne  unb  50irif(^e  ®e- 
ftnnungSgenoffen,  über  bie  er  in  Dielen  f^^agen 
mit  ©ic^er^eit  gebot.  2)aS  SB^igminifterium  unter 
Snelboume  mar  aUerbingS  baS  erfte  Sabinet,  mel« 
d^eS  bie  „Smancipation"  Dom  bloßen  Suc^ftaben 
5ur  SBabrbeit  mad^te,  ^jcneS  SDlinifterium",  mie 
O'6onnefl  nod^  1838  DertrauenSfeligfd^reibt,  „baS 
feit  fed^S  3abr^unberten  jum  erften  anale  ebrlicb 
unb  treu  bem  irifd^enSßolfebienlidft  ju  feinmünfcbt". 
^ber  in  Srlanb  mar  man  Dielfad^  unaufrieben,  baj 
ficb  D'ßonnett  biefem  aninifteriumgana  in  bie^lrme 
gemorfen  l^abe,  unb  bafe  Don  biefem  SKinifterium 
für  Srianb  nid&tS  gefc^ebe.  ©eit  1838  fanf  ju- 
febenbs  ber  D'6onnen«Sribut,  baS  SDlinifterium 
Melbourne  feinerfeitS  fam  immermebr  in^SSSBanfen. 


«71  DH5,onnelI. 


C^'l^iMinrll  httWit  \\Ah  blt  Itopoiil-Vrtücnunn.  bie 
ri  Trhirii  VUiiKiiMIcT  am  hm  '){\\\\t  verloren,  gu 
oi-i\iMil)lr(ii.  bruor  bic  I  oit)<$  uürbcr  uii*tf  ^Jtubcr 
riliiini.  ü^xitt  is:is  rief  er  blt  lrbifllid)Uorbcrcitcube 
I 


SDtuIIagl^mQft  fd^ä^te  man  auf  500  OOC 
iiel)iner.  S^on  ^läx^  bis  %U9uft  184S 
30  fold^er  SRiejenmeetingS  gel^olten  loor 
^^ctträgen  f  ür  Repeal-Stt'^d^  tDoren  Snf  an 


U(ibin«lo)l\\tclt.  über  \\\m\  Uiul)  locniivu  Woiiaten   „(Mmd^tSbof  ber  S^rei^unbert"  cinjuxic^ti 
UMv  e«  (Uibn<9.  Vlu  OVoiiiidl^  c'citc  ftunb  ber !  mal  cingcriAtet  tonne  biefer  leicht  in  cii 


klMt  uu\Kicbeue  IKitnuer  mi«  bem  ^bel.  <£it)on  taufenbeauf  bcmSi^eg.  umanbemgrcBot: 

ijeiHl  IS  10  uniiben  "^.Wift'emyrMmmlungen  iv-  Ni-Jaiif  S.CctpbcrinlJlrniarfcr^rc^iD 

\>\\\U\\  jiubeiKU  Viele  ^alOcu^e5uKlmmenftr^mten.  5unebmen.  cl4  in  b<r  ^riner.  ^J±:rt3a 

i'»fWw  «br<  iVxUbei  *l\\itibeu>  ber  lu'eierte  IKu^ici-  ^e4  7.  Ccrcber  ein«  iJrccliiRinrz  i<r  S 

^u*»^^o»tel   »euteu  be^oub^iubeu  V*sri»liife  a\i*  hi4  er\t:<:i.  ireli«  ^ie  lVr\:r.r±:r.i  rrnrS: 

uv\tv  ?\*lt    -Tie'ei  wollte  5Uvr  V;mi  *Uler  IVliit!  »cbun  u^mcclü.  ^te  rcr.iHjr.  £r-:e::i«:ri 

Mk^  »ein  |S;l;eK  iiv.>  »»!b  e*  r.iwt:  ^'ll5'.i  ^:^n:   N:«:  ^<n  i\en»i<V.r.r~er.  ?-jr2ij-icl:cL.  =2  : 

»v,ut  C'vS**tt!ull  «i  Nx  W»*r.»tw;T»\ir»f;on  vC*"^en:  cieRer.  »i:er.  urr^*rnr^::± :  ;cr:»r:ühia3 

ISK^^  ei\tw!i     ^.Nri   V'.f.  Si':i?eR  i:n:::«':«f?r  ^.e3iec:?r-r.y^i:<Ä-r.-Jntr'rcn::vr3c; 

1   »,N  b\v*l«*«^>  K'"»"    ••■•♦»v^'  i»*  V»*'v«»       k^l^'i*Nf   K»*"»"»  •  —X  •-•,>'.  ^  •j.V.Mf*  X-,  f^—^.'^Ji"'  *~*S**t<*y    T 

■  ■      t%       \    ^^Jk.-%\       «••    %•«•      •««««     \*«     %%•■•«■■  V^«M«S       ^«»•«>a  •■-•«  •■««*»•«     ••w_»>-    «   •«     ^   ^^^m^^^^tm^^tm^    >ä»W     4 


Mcv;  v.»f  *r'v.>»'  H  .\nv:::     <?cc:  !2it  t?  :  Nr 

Tc:^r  ,»4  ■r::r.T:  i'nur  5*.Trir:xCit3  xrtit 

*                                                                                             • 

.  1  v  •'■.  i-v  ^  -.A-.  11  !•  ■ :  !^  T".  ^  •,'  'H. :  ;.:  •  ;.t  ii? 

r:::  x  i:c.::xT.:  tc:  :>7:j^     '±r.   1?. 

>iii';.i  >\  X'.  vVO^'.ii"  :'•'.  :!..    :l::t  ^^•^.'.■•r 

\  .,    >.  .       »'         .     .        .    ■».         *.    ■                »                   ••    'S..    ,-     '       ^ 

»fl*            •                              V*.»                                        ■                     .                            ■■••«,           •             «          ..«. 

■  ...■.■•                            _■                         «               ••*>^                     ■•■                         •■«  »^—              S                ^^^ 

«»>-■•                     *•                •       ■         ■•        -     ■•       mm                   •  ^  *i^      ^«w                  mm                   -■> 

•                             ^_                 ••■>                            k-                                -                                                 ^           ^^    .     «                     B 

»»    ,           \               ^ »         ^    ■■'                ,.■•■.«              «                     '*                fl                                                          •                 •■•. 

■     ■                                                 •-•-                .fl                                                              ■.,---                       .■•.                                ,M. 

.  i-      ■                           ^                               •                        •                       ^ 

.fl          .       .        .                     .^.      .              .                   -s             •       .                                                       ..             •, 

^                  ■»•                              •                                     ■                      ««m                 ■■■                                                             -.fl 

—               ••       — ■             ----       '.— —     -     -  -. 

..  .-      .            ......  ..    i—        >>.    z^ 

« ;  ■        "»       V  - .   .         . .  • 

..                       .._           ......            ..                   . 

■»■ 


673 


O'eonnell. 


674 


^  emnt  legten  Spf^eD  ein,  ober  bie  Strafe 
nm^  fofort  angetreten  mxhtn.  3n  ber  S^^  t)on 
bcr  9eenbtgun0  bed  ^roaeRed  Bid  aur  SBerfünbt- 
gusg  befi  Urt^S  loar  er  in  Sonbon  im  Parla- 
ment geisefen  unb  mit  großer  Sud^eid^nung  em- 
pfangen iDorben.  3n  Srlanb  ging  bie  Agitation  für 
benBepeal  i^ren  ®ang  rmitt,  unb  ald  am  5.  ©ep- 
tenber  1844  bo3  OMaud  baS  Urt^eil  caffirte 
nnb  (yConnell  in  bie  gfteil^it  gurüdfel^rte,  f d^ien 
ber  Bepeal  geful^.  9u(^  im  SuSlanb  geno^ 
OUmmeQ  fd^on  I&ngji  eine  begeijlerte  SSere^rung ; 
nter  ben  %bre{{en,  bie  il^m  ie|t  bon  aOen  Seiten 
{Bgiagen,  nnir  aud^  eine  ber  fatl^olifc^en  ®eifUid§- 
M  hon  SBfirtemberg.  $rof eff or  SBalter  in  93onn 
tattr  \iftm  im  gebruar  ein  ,,of[ened  Senbfc^reiben'' 
on  i|^  gerid^t ;  ee  fd^Io^:  „®an}  2)eutfd^Ianb, 
onq  (äropa  ^t  auf  @ie  unb  Sl^re  Snfel  bie 
lagen  gerietet.  Sie  totxhta  ftd^  ber  großen  Auf- 
gabe, bie  Sinnen  (Sott  auferlegt  \^i,  ttürbig  gei- 
p!"  9ber  ber  ®reid  t)on  69  3a^ren,  ber  unter 
ben  anbei  Jeine«  SioReS  baS  ®ef öngni^  berlie^^ 
not  ein  georod^ener  SDtann.   So  e^renboO  fein 
ttojeft  für  il^  herlaufen,  in  ber  Xl^at  bebeutete 
er  eine  Sieberlage.  2)ie  93I5^n,  bie  fid^  O'Son- 
mD  in  etn}elnen  Sieben  gegeben,  namentlid^  fein 
<nl  fiaatdred^tlid^em  Srrtl^um  ]^ert)orgegangene§ 
Srüngm,  ba|  bie  jfönigin  mit  Ueberge^ung  beS 
Vdomentfi  Sie  Söfung  ber  Union  auSfpred^en 
Jolle,  \folk  bie  Stegierung  Üug  benu^t ;  bie  93ered^- 
nnngm  ber  englifd^en  Staatsmänner  l^atten  ftd^ 
BMtegen  gegeigt.  3n  biefer  9iteberlage  erfannte 
C'bnnea  sugleid^,  bog  bie  gefe^Iid^en  9RitteI,  bie 
Stbermfung  ber  Union  ^u  erreichen,  erfd^öpft 
^  Stn  Snglonb  toar  man  feft  entfd^Ioffen,  bie 
Man  aufredet  gu  erl^Iten ;  fte  galt  bamafö  nod^ 
oügenein  olS  mefentlid^e  SBebingung  beS  IBeftanbed 
^  giogbritannifd^en  SJlonard^ie.  ©ro^arttgerer 
^s^ngungen ,    gewaltigerer   2)emonftrationen 
mafyüb  ber  ®rensen  ber  Sopalitöt  toar  bie  irifd^e 
Mm  xddft  mel^r  fällig.  SS  blieb  nid^ts  aU  ber 
Snzgerfrieg  ober  bie  |)ilfe  be§  9lu§Iaube§ ;  beibeS 
^  O'SonneS  au8  Srunbfa^  t)on  ftd^,  unb  fo 
iBor  boS  gro^e  SBer!  gefd^eitert.   ^nbere§  fam 
imifi,  bem  großen  Patrioten  ooOenbS  ba§  ^erj 
^  bre^en.  3n  feiner  ^rtei  felbft  jeigte  ftd^  eine 
jiefe Spaltung;  biSl^rige  eifrige  ijfreunbe  tt)urben 
iW  feinb.    S§  mar  eine  neue  Sd^ule  junger, 
gn^ipru^enber  Xalente   aufgefommen  (,,3ung» 
3rlanb*);  fie  l^atte  il^n  biSl^er  unterftü^t,  ober  pc 
tieilte  ni^t  feine  ®runbfä^e,  mie  fte  nid^t  feinen 
btioIif(^  ®Iauben  tl^eilte.    Sie  münfd^te  bie 
conjeffionSlofen  SoUegien  gu  beförbem,  er  an  ber 
6eüe  beS  alten  John  of  Tuam  (Srabifd^of  ^ac 
fHde)  befampfte  biefe.  Sr  moKte  ©ered^ttgfeit  unb 
Snijeit  für  Srionb,  aber  in  afler  So^alität  unb  ®e« 
^it^t;  3ung-3tlanb  fd&rieb  auf  fein  panier  baS 
SötionalitatSprincip  unb  ben  Stacenbag.  3u  ber 
Serfcjiebenbeit  ber  ®runbfä|e  unb  SBeftrebungen 
fionen  perfönlid^e  jhönfungen  unb  ßmpfinblid^« 
feilrn;  felbfi  in  ber  Ceffentlic^fett  fam  e§  gu  petn= 
Hd^  Erörterungen.  3u  aUebem  brad^te  ba§  Sal^r 

ftrlcntfxifoiL  IX.   2.  VufL 


1846  biegröpd^eßungerdnot^.  CeonneD  tfyd, 
toie  er  jur  Seit  ber  Sl^olera  1834  getl^an ;  er  geigte 
fu^  als  maleren  SSater  feines  SoReS,  allein  aU  ber 
Sammer  brad§  i^m  baS  ^erj.   9lm  8.  gfebruar 

1847  fprad^  er  im  Parlament  unb  flel^te  um  ^ilfe 
für  fein  SSoIf,  öon  bem,  wie  er  fagte,  25  %  bem 
^ungertobe  entgegenfal^en.  &  mar  feine  Ie|te 
^ebe  im  ^rlament;  eS  mar  bereits  bie  eines  Ster- 
benben. Sin  Antrag  beS  Sorb  93entindF  gu  ®unften 
ber  l^ungemben  Srlftnber  mürbe  mit  großer  9Ra* 
iorität  Dermorf en  ]  \totx  Sage  fpöter  lag  O'SonneU 
hoffnungslos  (rant  am  ftörper  mie  am  ®emüt]^. 
2)ie  ^erjte  brongen  auf  eine  Steife  in  ben  Süben; 
am  21.  ÜRärg  fonnte  er  fid^  nad^  Soulogne  ein- 
fd&iffen.  3n  ^riS  begrüßten  i^n  5Kfgr.  b'affre, 
®raf  9JtontaIembert  unb  anbere  l^ert)onagenbe 
fatl^olifd^e  ®rögen ;  Snbe  ^ril  mar  ber  Süben 
t^franfreid^  eneic^t,  unb  O^SonneB  fd^ien  mieber 
aufguleben,  aber  mit  leibenfddaftlid^em  Sierlangen 
brängte  eS  il^n  nad^  9lom.  3n  ®enua  Derfd^Um- 
merte  fld^  ber  ßuftanb.  S)er  88jiä^rige  Crjbifdjof 
brad^te  il^m  mitten  tn  ber  9ia(^t  baS  l^eilige  Sacra- 
ment.  Sin  ber  Seite  beS  Jhanfen  flanben  gmei 
feiner  Söl^ne  unb  fein  ^auSgeifUid^r,  als  er  am 
abenb  beS  15.  aJlai  1847  mit  3eid&en  einer  rüb- 
renben  Sfrömmigfeit  Derf d^ieb.  Sein  Ie|ter  Sßunfd^ 
mar,  ba^  fein^erg  in  9lom,  fein  Seib  in  3tlanb 
rul^en  möge.  SS  gefd^l^  nad^  feinem  SBunfd^.  3n 
SRom  lieg  ibm  $iuS  IX.  eine  grogartige  Xrauer- 
feier  beranftalten;  in  3tlanb  trauerte  bie  gange 
Station;  in  2)ubUn  geleiteten  2  Srgbifd^öfe  unb 
16  SBifd^öfe  feine  fterblid^en  Uebenefte  gumf^frieb- 
bofe  ®IaSnet)in.  9lm  14.  SRai  1869  mürben 
feine  ®ebeine  nad^  bem  neu  errid^teten  foparen 
®rabben!mal  übertragen;  ber  berül^mte  2)omini« 
caner  Sl&om  Surfe,  einer  ber  großen  Patrioten 
unb  ber  größte  SRebner  SrlfanbS  in  biefem  3a^r» 
l^unbert,  fjitlt  ibm  babei  bie  Seid^enrebe.  %m  5. 
unb  6. 5ttuguft  1875  feierte  gang  3rlanb  bie  grog» 
artige  Sentenarfcier  Don  D'ßonnellS  ®eburt; 
33  erjbifd^öfe  unb  Sifd^öfe,  500  «ßriefter  unb 
ga^Irei^e  9{otabiütaten  beS  3n-  unb  SuSIanbeS 
batten  fid^  bagu  in  S)ublin  berfammelt  2)aS  grog- 
artige 9nonument,  baS  il^m  gugebad^t  mar  unb 
baS  an  biefem  Xage  entl^üUt  merben  foUte,  mar 
burd^  ben  unüorl^ergefebenen  £ob  beS  ffünftlerS 
unooKenbet  geblieben.  Seit  1862  batte  man  bafür 
gearbeitet  unb  gefammelt;  erft  fpöter  erreid^te  eS 
feine  SoUenbung. 

^bgefeben  t)on  ber  politifd^en  Saufbal^n,  ^at 
O'ßonneU  aud^  fonft  um  mand^e  mid^tige  fird^* 
lidie  Untemel^mungen  groge  Sßerbienfte.  ?Kit 
Dr.  SBifeman  unb  einem  TOr.  Duin  mar  er  ber 
SBegrünber  ber  Dublin  Review ;  ebenfo  mar  er 
bie  treuefte  unb  gerabegu  unentbebrlid^e  Stü^e  beS 
Tablet ,  beS  erften  fat^olifd^cn  SBIatteS  in  gng« 
lanb,  unb  en^og  in  ber  bocb^ergigften  SBeife  biefem 
feine  Unterftüjung  aud&  bann  nicbt,  alS  ber  Ke- 
boctcur  aus  Ueberjeugung  gegen  bie  Repeal-Se» 
megung  polemifirte.  2lud^  bei  ber  ©rünbung  beS 
irifd^en  SWiffionSfeminarS  burd^  Fr.  ^avb  (1842) 

22 


675 


CKonnen. 


676 


unb  be§  StanciSconerGfofterg  in  Sorf  mar  et  ein 
perfönlid^er  SBo^Itl^öter;  aDen  fat^olifci^en  Unter« 
nel^mungen  ftonb  er  mit  3tatf)  unb  %f)ai  jur  Seite. 
Sabei  gab  er  baS  tBeifptel  eined  mufterl^aft  \d)bmn 
gamilienlebenS,  eines  öd^t  d^riftlid^en  SBanbelS 
nnb  fird^Iid^er  ^flici^ttreue.  Sr  oar  ein  Cl^rafter 
im  großen  @tU^  uneigennü^ig,  l^od^l^ersig,  t)on 
eblem  @toIg^  babei  menfd^enfreunbttd^,  bulbfam, 
mol^Itl^ötig.  SOS  Stebner  gel^ört  er  ^u  ben  beben« 
tenbften  Srfd^einungen  bed  Sal^rl^unbertd,  menn 
aud§  Dormiegenb  als  3}oR8-  unb  (Selegenl^eitS- 
rebner.  jtenner  röumen  freilid^  ein,  „ba|  bie 
IRad^melt,  bie  nid^t  unter  ber  ©emalt  feiner  maje- 
{tötifd^en  (Srfd^einung,  bem  Sauber  feines  feelen- 
boHen  SugeS,  ...  ber  magifd^en  3Ru{if  feiner 
Stimme  fte^t,  ganje  ^ßerioben  feiner  Sieben  un- 
genießbar finben  merbe'',  allein  bie|  mirb  mel^r 
ober  minber  bei  aKen  großen  SSolfSrebnem  ber 
9aa  fein.  ©labfione  feierte  il^n  1889  als  einen 
„auSgejeid^neten  Staatsmann''.  %ber  feine  daupt- 
bebeutung  l^at  0'@^onneB  als  9Rann  beS  SoÜeS. 
©labftone  meinte,  man  foUe  il^n  nid^t,  mie  bie  Sng« 
länber  fo  gerne  traten,  einen  ^®emagogen"  nen- 
nen; er  fei  im  molaren  Sinn  ein  „dtj^nogoge", 
ber  IBormann  unb  Sfül^rer  einer  92ation.  Sin 
irifd^er  Patriot  (SDuf^)  nennt  il^n  „bie  SSerförpe- 
rung  (the  incamation)  eineS  ganzen  SBoßeS, 
meld^er  jmei  ©enerationen  beSfelben,  bie  Srben 
beS  SIenbeS  unb  ber  Sflaüerei  geleiert  l^abe  auf« 
antreten  als  freie  SWänner".  „Seit  ^erifleS  l^at 
mol^I  jf einer  in  bem  ®rabe  in  feiner  ^erfon  aUe 
nationalen  ©efül^Ie  unb  ©ebanfen  fo  t^oDenbet 
borgefteOt,  ol^ne  eine  SmtSgemalt  an^ufpred^en 
unb  o^ne  bie  moralifd^e  ©emalt,  bie  il^m  t)on  ber 
Siebe  feiner  SMitbürger  öertraut  morben,  je  ju  miß« 
braud^en.  (SS  l^at  mol^I  größere  StaatSmönner, 
aber  eS  l^at  feinen  großem  unb  reinem  IBoIfS« 
tribun  gegeben  alS  il^n''  (2)eutfd^eS  StaatS<»SBör- 
terbuc^  VH,  339).  gS  ift  eröärlid^,  baß  ein  SDlann, 
ber  fo  Diel  unb  unter  f o  fd^mierigen  Umftönben  im 
J?anU)fe  ftanb,  aud^  t)ielfad^en,  oft  jebod^  übertrie- 
benen unb  ungered^ten  Xabel  gefunben  i^at.  S)m 
SSormurf,  melden  man  bem  93oIfSrebner  auS  feinen 
JhaftauSbrüdFen  unb  ^nmanblungen  naturmüd^fi- 
ger  2)erb]^eit  gemad^t  l^at,  l^aben  fd^on  Saumftar! 
(60,f.u.)unbe.fiucaS(TheLifeofFred.Luca8l, 
Lond.  1886, 29)  in  einfid^tSuoOer  SEßeife  beleud^tet. 
3n  O^feonnellS  ©riefen  finben  ftd^  tercinjelte  l^arte 
unb  borfd^neUe  UrtJ^eile  über  fel^r  üerbiente  93if  d^öfe 
einer  $)eimatinfel  aber  eS  ftnb  meift  ganj  con« 
ibentieüe  2leußerungen,  mitten  in  ben  Aufregungen 
>eS  ^arteilampfeS  Don  einem  gum  Uebermaß  be« 
fd^öftigten  SRann  mit  feltifd^em  Ungeftüm  im 
SuStaufd^  mit  feinen  Sfreunben  l^ingemorfen ;  fte 
foUten  mel^r  einen  augenblidHid^en  SinbrudF  funb« 
geben  als  ein  Urtbeil  unb  maren  nid^t  für  bie 
Oeffentlid^feit  beftimmt.  Seine  große  ßl^rfurd^t 
Dor  93ifd^öfen  unb  ^rieftem  mar  allgemein  be» 
fannt.  ©egen  bie  Sugcftönbniffe,  bie  ber  $apft  in 
IBe^ug  auf  bie  ürc^Ii^e  Sermaltung  2h:IanbS  ber 
mglifd^en  Siegierung  ju  machen  ^eittoeife  geneigt 


mar,  l^ot  O^SonueH  ftd^  fd^roff  abbl^enb  ber^aUcii 
unb  moUte  nid^ts  miffm  oon  einer  Sinmifc^fmig 
beS  l^eiligen  Stul^IeS  in  baS,  maS  er  fclbft  et» 
feitig  als  „politifd^e"  fragen  auffaßte.  Sr  nm^ 
l^ierin  unter  fc^mierigen  SermidKungen  ju  ttieil 
gegangen  fein,  in  fird^Iid^  t^cagen  f^at  txftttii 
feine  DoHe  Srgebenl^eit  unb  unbebingtc  Unter« 
merfung  unter  bie  Sntfd^eibungen  bed  l^eUigeii 
Shi^IeS  offen  be!annt.  S)ie  SSormürfe,  meiere  fetm 
3eitgenoffen  auS  ber  Sd^ule  „aung-SrlanbS" 
mie  nod^  jie|t  bie  UItra-3ren  unb  Untierföl^id^ 
gegm  feine  ^olitif  erl^eben,  gereid^  \t^m  toeü 
mel^r  )um  Sobe;  fte  laffen  fi4  borauf  gurüdtfü^, 
baß  er  feftl^ielt  an  fat^olifc^en  @runbfä|en,  an 
Sopalitöt  unb  ©efe^Iid^feit.  Sm  metften  begrihibet 
ift  DieDeid^t  ber  Sabel,  baß  er  gu  menig  Sorgfall 
unb  Oeconomie  fannte  in  SJegug  oitf  (Selbfad^ 
unb  beßl^Ib  für  feine  großartigen  Agitationen  unb 
aur  Unterftü^ung  ber  treffe  ftetS  mit  neuen  ®elb- 
forberungen  an  feine  Station  l^eratttreten  mußte, 
gfemer  bermod^te  er  fid^  nid^t  gu  ber  ^oltttt  einet 
oöUig  unabl^angigen  irifd^m  t^raction  im  Parla- 
ment }u  oerftel^en,  meldte  burd^^reauSfd^Iaggebenbc 
Stellung  balb  ber  einen,  balb  ber  anbem  ber  ri- 
baltftrenben  ^ßarteien  3ugeftönbniffe  abgerungen 
bötte.  Sine  fold^e  finge  $oIitif,  meld^  f^et  tum 
ben  3ren  mit  großem  Stf olge  angemenbet  mürbe, 
fd^ien  feinem  großartigen  unb  eblen  S^orofter  )n 
miberftreben,  augleid^  baS  l^bl^ere  3i^l  baS  er  ei^ 
ftrebte,  ju  öersögem.  91IS  gü^rer  foB  er  su  jettfl- 
^enlid^  gemefen  fein,  fo  baß  er  feinen  Nebenbuhler 
buß)ete,  feine  längeren  ffröfte  b^^n^og,  bie  fttA» 
famen  Talente  neben  ftd^  nid^t  auffommen  ließ. 
SBirb  bieß  fiberl^aupt  leicht  gum  t^febler  großer  unb 
erfolgreid^er  ^arteifül^rer,  fo  l^atte  bieß  beiO^fion- 
neU  nod^  feine  befonberen  ©rünbe,  ^u  benen  man 
feinen  SBunfd^,  bie  gübrenolle  einft  einem  feiner 
Söbne  )u  l^interlaffen,  nid^t  oorauS}ufebenbraud^. 
@r  fab  Har  Dor  klugen,  baß  bie  glön^enben  Talente 
beS  „3ung«3tlanb"  eine  Wid^tung  öerfolgten,  bie 
oerberblid^  mar,  bie  nur  auSmünben  f  onttte  im  SBfir« 
gerfrieg  unb  im  Stampf  gegen  bie  fatl^olif d^  fttrd^. 
Ungered^t  ift  eS  jebenfaES,  bie  gefammte  ))oUtifdiic 
2:böii9^^it  Ö^&onneDS  feit  ber  ßmancipatton,  alfo 
bie  legten  18  Saläre  feineS  fiebenS,  alS  berfeblte  jn 
be5eid9nen.  Siefe  le^te  ^eriobe  feineS  SebenS  ift  bie 
confequente  unb  ^ielbemußte  t^fortfe^ung  ber  frul^ 
^eriobe  gemefen.  3tDar  l^at  ber  äußere  Srfolg, 
ben  früher  ber  SRann  errungen,  fpöter  bem  ®reiS 
gefel^lt,  aber  ber  SRuf  nad^  9lufbebung  ber  Union, 
ben  er  guerft  unb  aOein  erboben,  ift  feit  feinem 
Sobe  nid^t  Derftummt;  ber  ©ebanfe,  ber  fein  gan« 
geS  Seben  bel^enfd^t  |at,  bel^errfd^t  j[e|t  tut^u 
feine  ganje  9iation.  !Bor  SlUem  aber  ift  er^  maS 
immer  feine  politifd^en  SRißgriffe  gemefen  fein 
mögen,  aud^  in  bief er  jmeiten  ^eriobe  feines  SebenS 
ber  ßr^teber  unb  Sel^rmeifter  feineS  ttnglüdflid^ 
33oIfeS  unb  ein  einftd^tSOoHer  gfbrberer  beS  firii^ 
lidpen  fiebenSinSrianb  geblieben.  (SBgLTh.  Wjrse, 
Historical  Sketch  of  the  late  Catholic  Asso- 
ciation of  Ireland,  2  vols. ,  London  1829: 


677 


Octavarium  Romanum  —  OctoDe. 


678 


Joho  O'ConneD,  Life  and  Speeches  of  Daniel 
O'Coimdl,  2  vols.,  Dablin  1846 f.;  K.  Saum- 
fiort  SametCeoimcn,  S^Ontq  1873  Lbafelbß 
228 1  boB  anSfü^Gd^e  Seqeid^ntB  ber  öltem 
Olbnidl-SüecQtur];  Spencer  Wdpole,  His- 
toij  of  England  from  the  Gonclusion  of  the 
GxMt War  1815,  5Yol8.,Lond.  1878—1886; 
CL  Gavan  Dnffy,  Young  Ireland,  a  Frag- 
mot  of  Iriah  History,  new  ed.,  Lond.  1883; 
The  same,  Fonr  Tears  of  Irish  History  [1845 
to  1849],  a  Sequel  to  «Toung  Ireland"",  Lon- 
don 1883;  Barry  O'Brien,  Fifly  Years  of 
Conoessionstolreland  [1831— 1881],  2  vols., 
London  1885;  W.  J.  Amherst  S.  J.,  The 
History  of  the  Catholic  Emancipation  and 
the  Progresa  of  the  Catholic  Chnrch  in  the 
Britieh  Isles,  2  vols.,  London  1886 ;  W.  J. 
Fitx-Patrick,  Correspond.  of  Daniel  O'Con- 
neO  the  Liberator,  edited  with  Notices  of  his 
Lire  ind  Times,  2  vols.,  London  1888  [ba^u 
igL  MeS^m  in  bxft.'pDl  931.  Cm  (1889), 
508 ff.  u.  573 ff.];  O'BeiUy,  John  Mac  Haie, 
Anhbiahop  of  Tuam,  2  vols.,  New  York  1890 ; 
ISeOcSJ^m,  ®ef(t.  ber  fatl^ol.  fttrd^e  in  3rlanb 
m,  Rah^  1891,  774.)       [O.  $fülf  S.  J.] 

OetaTarinm  Romanum  tft  ber  Sitel  eines 
SiM)Iement3  )u  bem  römifd^en  SSretHer.  3u  fol- 
gen Scflen  nämlid^,  für  rotlä^t  im  römif(i^en  ffa- 
lobffhim  tmb  SnDier  eine  od^ttögige  Sfeier  nid^t 
torgtf^en  ift,  toeld^  ober  als  Xitularf ejte  ober  ^« 
tnxinai  in  engeren  Greifen  ober  em}elnen  iHxi)tn 
vitrittcr  OdoD  begangen  merben  muffen,  entl^ölt 
baSfdBe  bie  Sectionen,  mlä^t  an  ben  einzelnen 
tagen  ber SefhDod^e(diesinfraoctayam  imb  dies 
oetaya)  in  ber  ^toeiten  unb  britten  9ioctum  einju- 
legra  jinb.  2>iefe  Sefungen  itmrben  t)on  IBartl^oIo- 
nonfi  Sotxinti  (f.  b.  Sri.)  unter  ber  Set^eiligung 
MtnntnS  auS  ben  Sd^riften  ber  l^eüigeh  Söter 
imSgetDQ^Ii  unb  für  ben  liturgifd^en  ©ebraud^  ge» 
«teet    ®er  erjie  I^eü  (Octavae  propriae) 
Qttjpiuj^t  bem  Proprium  Sanetorum  be§  IBreuierg 
oib fd^Iie^  ftd^  beffen  @Qng  im  allgemeinen  an; 
brr  peite  £^eü  ift  bem  Commune  angepaßt.  2)ie 
Sitmcongregation  l^t  ba§  Octatmr  am  19.  gfe- 
huor  1622  ad  usum  totius  orbis  Ecclesiarum 
ovptdbixt,  aber  nid^t  ol3  obligatorifd^  t)orgefc^rie- 
^  Sie  erfie  S)rudKegung  beforgten  1628  gleid^» 
zeitig  bie  Sud^bruder  S.  @congiug  in  92eapel  unb 
f 4r.  ^lontin  in  Änttoerpen.  ®er  neueflen  9lu8- 
9^.  toeld^e  $ufiet  in  9legen§burg  1883  ^er« 
SfjtdU  fyii,  finb  im  ^inl^ang  gel^n  gfefioctot^en  bei» 
gegeben,  toeld^  in  neuerer  S^it  für  einjelne  2än« 
öe^bietf  unb  religiöfe  ©enoffenfd^often  genel^migt 
amrben.  —  3n  neuefter  3eit  ^at  bo8  Octavarium 
fiomanom  eine  l^ö^ere  Sebeutung  erl^alten  unb 
nfdjeint  einer  ineitem  SBerbreitung  toert^,  »eil  im 
ffin^alenber,  feit  bie  festa  duplicia  minora 
anb  semidnplicia  nid^t  me^r  Derlegt  merben,  öfter 
Ott  frü^  ber  gaO  eintreten  mirb,  bag  ein  offi- 
ciiim  de  die  infra  octavam  gel^alten  merben 
na^  Seim  grellen  bed  CctoDariumS  l^at  man 


bei  ben  nic^t  im  allgemeinen  jfalenber  fiebenben 
gfeßen  in  ber  2.  unb  3.  !Roctum  ftd^  mit  ben  im 
^ret)ier  angegebenen  Sectionen  beS  jutrej^enben 
Commune  Sanetorum  }u  bel^elfen ;  mo  in  einem 
Commune  Sectionen  primo,  secundo,  tertio 
loco  fielen,  barf  man  an  ben  t)erf d^iebenen  Xagen 
in  ber  Cctabe  bamit  med^feln,  mit  ben  Sectionen 
ber  3. 9ioctum  nahlrlid^  nur,  f  omeit  fte  gu  bem  betr. 
SfefietKingelium  gel^ören.  IBei  gfeflen,  benen  fein 
Commune  entfprid^t,  merben  bie  gefUectionen 
einfad^  mieberl^olt.  [St.  Sd^rob.] 

i^dai^t  (octava)  in  ber  Siturgie  begeic^net  eine 
auf  ad^t  Sage  auSgebel^nte  gfeflf eier.  Ser  altteßa- 
mentlid^e  ©otteSbienfl  beging  mit  fold^er  ^ier  baS 
Saubpttenfeft,  bieSempelmei^e  unb  befonberSbaS 
Ofterf efl ;  ba  Sl^riftuS  baran  t^eilgenommen  l^atte, 
lag  für  bie  iKrd^e  Iflierin  ein  ®mnb,  il^re  l^öd^ften 
t^fefte  aud^  mit  biefer  ermeiterten  @oIemnitat  auSgu- 
geid^nen.  2)er  3lamt  Octat)e  meist  gunöc^ft  auf  eine 
9{ad^feier,  gemifferma^en  eine  9SBieber]^oIung  be§ 
^fteS  am  ad)ten  Sage  l^in ;  biefer  mirb  dies  octava, 
einfad^l^in  bie  Octat)e  genannt.  S)ie  Don  bem  gr^fte 
unb  ber  Octabe  umf^Io{fenen  Sage  bilben  eine 
}um  gfefte  gel^örige  SBod^e,  gleid^faHS  OctaDe  ge- 
nannt, in  meld^er  bie  einzelnen  Sage  als  dies 
secunda,  tertia  .  .  .  infra  octavam  gegäl^It 
merben.  S)ie  Octaoen,  meldte  nac^  ber  Ofter- 
unb  ^fingftmod^e  in  bie  liturgifc^e  gfeftorbnung 
aufgenommen  mürben,  bilbeten  ftd^  in  ber  Seife 
aus,  bag  gunöd^ft  ber  ad^te  Sag  nad^  bem  9eftc 
als  eine  9^ieber](|oIung  beSfelben  begangen  unb 
fobann  aud^  bie  Soge  gmifd^en  bem  ijfefte  unb  feinem 
Octaütage  in  biegfeier  einbegogen  mürben.  2)ie  dies 
octava  ^ai  il^ren  IBonang  barin  bemal^rt,  bog 
fte  als  duplex  minus  begangen  mirb;  j[ebe  ber  dies 
infra  octavam  ift  semiduplex.  2)ie  feit  ber 
älteften  3cit  beftel^enben  Dctoöen  pnb  bie  Öfter« 
unb  ^pngftmo^e,  in  benen  eine  l^ö^ere  Qfeier  beS 
ad^ten  SogeS  nid^t  ftottfinbet,  meil  beibe  gf^fte  be- 
reits mit  ber  Sigil,  fei  eS  in  ber  uorl^ergel^enben 
9{ad^t  ober  am  uorl^ergel^enben  Sage,  beginnen, 
unb  ber  Sonntag,  an  mel(|em  bie  Octaoe  )u  l^altett 
märe,  ol^nel^in  als  ßmeuerung  beS  DfierfefteS  er- 
fd^eint.  2)iefe  beiben  gfefte  l^aben  il^re  ad^ttägige 

fjcier  olS  ^  tep^c  raviQYUpic  too  Ilao^^aroc  ouv  vfi 
EOpT^  ^xTaT)fjLep(p  unb  als  eßöofiÄc  t^c  &-^(olz 
rievTTjxoöT^c  aud^  in  ber  gried^ifdfien  Siturgie  be- 
mal^rt,  meldte  Octaten  anberer  3f^fte  nid^t  fennt. 
3m  4. 3a]^r]^unbert  maren  in  3erufalem  au^erbem 
@pi))]^anie  unb  baS  ©eböd^tni^  ber  ftird^mei|e  (auf 
©olgot^a  unb  über  bem  l^eiligen  ©rabe)  burc^ 
eine  Octaüe  auSgegeid^net  (f.  Peregrinatio  Silviae 
bei  Duchesne,  Origines  du  culte  chretien, 
Paris  1889,  499).  3lQä)  bem  ftalenbarium  ber 
lateinifdften  ftird^e  finb  mit  ßinfd^Iufe  ber  Dfter- 
unb  ^fingftmod^e  16  Octaüen  aUgemein  5U  be- 
gel^en.  ©ed^S  berfefiien  gel^ören  ben  Sfeftjeiten,  bem 
ftird^enjol^r  im  ftrengem  ©inne,  on :  bie  Octo« 
tjen  öon  SBei^nad^ten,  ßpipl^anie,  Dftem,  Kl^rifti 
§immclfal6rt,  ^pngften  unb  iJrof)n(ei(^nQm;  unter 
ben  ÜBarienfeften  l^aben  3)lam  gmpfängnig  (für 

23  • 


679 


Oculi  —  O'Sal^. 


680 


SSenebtg  feit  1665^  für  bie  abenblönbifd^e  Jhrd^e 
feit  1693),  aRariä  ©cburt  fleit  Snnocenj  IV.) 
unb  SKoriä  ^^iimnelfa^rt  Oeit  2eo  IV.  [847])  biefe 
ad^ttögifle  gfeier.  3Iuf  bie  Qfefte  ber  ©eiligen  ent« 
faDen  fteben  Octat)en,  bon  benen  einzelne  im 
8.  Sol^rl^unbert  bejeugt  finb,  nömlid^  brei  auf  bie 
festa  concomitantia  Don  SBeil^nac^ten:  t)om 
1^1.  @te))]^anu§,  Dom  l^eiligen  ^poftel  ^ol^anned  unb 
Don  ben  unfd^ulbigen  Jhnbem.  SBeiter^in  l^aben 
bie  ^fte  ber  ®eburt  be§  l^eiligen  Käufers  3o- 
l^anned,  ber  l^eiligen  ^oftelfflrften  ^etruS  unb 
^ouIuS.  beS  |l.  SaurenKuS  unb  feit  1480  bad 
^ft  Merl^eüigen  bie  glrid^e  9u8aei(i^ung.  3u 
biefen  treten  als  allgemein  Dorgef d^riebene  OctoDen 
in  ben  einjelnen  ^rd^en  no$  bie  bed  Sitular- 
l^eiligen  ober  ^atronS  unb  ber  JKrd^meil^e,  be^rn. 
il^reS  Sal^tgebäd^tniffeS ,  l^inju:  lejtere  ift  Diel« 
fad^  in  gonjen  2)i5cefen  ober  Sönbem  ald  „od* 
gemeines  Jhrd^meil^f eft''  auf  einen  unb  benfelben 
Termin  für  ade  jtird^en  feftgefe^t.  Sinjelne  ftir- 
(j^enflntngel,  Serritorien,  DrbenSgenoffenfd^aften 
unb  iKrd^en  feiern  au^erbem  particuIöreOctaDen, 
mie  5.  93.  bie  S(inber  beS  römifd^en  SReid^ed  beut- 
fd^er  Station  bie  OctaDe  bed  @d^u|engelf eftee  (am 
erften  Sonntage  bed  September).  2)iefe  ÖctaDen, 
meldte  ber  aDgemeinen  gr^ftorbnung  fremb  ftnb, 
tonnen  in  ber  3^it  Dom  Sfdfiermittmod^  bid  ^um 
meinen  Sonntage,  Don  ber  ^fingftDigU  bis  }um 
erflen  Sonntag  nad^  $^ngften  unb  Dom  17.  2)e- 
cember  bis  ßpipl^anie  nid^t  gel^alten  werben;  tritt 
eine  biefer  gefd^Ioffenen  Seiten  in  bie  Qfeier  einer 
fold^en  OctaDe  ein,  fo  mirb  biefe  einf ad^  abge- 
brod^en  (octava  exspirat)  (f.  Brev.  Born.  Rubr. 
gen.  VII,  1).  S)ie  DctaDe  rüdt  Don  ber  im  Äa« 
lenbarium  i|r  ^ugeniiefenen  Stelle  nid^t  meiter. 
SBenn  baS  ^eft  t\\oa  Don  feinem  Sage  tt)eid^en 
mufe,  fo  tt)irb  eS  auf  ben  erften  freien  Sag,  wenn 
ein  fold^er  in  bie  OctaD}eit  fäUt,  Derfd^oben  unb  bie 
OctaDe  Derfürjt;  mu|  aber  ba§  ^t^i  auf  bie  dies 
octava  ober  barüber  l^inauS  Derlegt  merben,  fo 
f  öOt  bie  gan^e  OctaDe  auS.  9ln  bem  9lang  unb  ber 
SBürbe  beS  g^efteS  nimmt  aud^  bie  OctaDe  tl^eil, 
fo  ba^,  menn  imi  ober  mel^rere  OctaDen  gufam' 
mentreffen,  bie  beS  l^öl^em  gfcfleS  5U  feiern  unb 
bie  anbere  nur  p  commemoriren  ift.  Snfolge  il^reS 
SiangeS  unb  il^rer  SBürbe  ftnb  bie  OctaDen  ber 
fünf  ©auptfefte  beS  Äird^enjal^reS  in  bem  Sinne 
priDilegirt  (octavae  privilegiatae),  ba^  fie  occur« 
rirenbe  unb  tranSferirte  fjefte  fomie  SotiDmejfen 
mel^r  ober  Djeniger  auSfd^liefeen ;  rüdffid^tlid^  il^rer 
SBürbe  gilt  folgenbe  Sleil^enf olge :  1.  Oftem  unb 
^flngften,  2.  gpipl^anie,  3.  grol^nleid^nam  unb 
4.  SBeil^nad^ten.  —  2)a§  officium  de  die  infra 
octavam  ifl  baSfelbe  tt)ie  am  fSfefttage,  nur  ritu 
semiduplici ;  bie  Sectionen  ber  erften  SRoctum  tt)er« 
ben  ftetS  auS  ber  scriptura  occurrens  genommen; 
megen  ber  3tt)eiten  unb  britten  5Roctum  f.  b.  Slrt. 
Octavarium.  Slbmeid^ungen  Don  biefen  Stegeln 
fmb  am  betreffenben  Ort  im  93reDier  angegeben 
unb  befonberS  bei  ben  priDilegirten  Octaucn  ju 
bead^ten.  S)ie  SBeSper  ber  Sage  in  ber  OctaDe  ift 


bie  f  og.  jmeite  SeSper  beS  gfefteS^  ber  OctoDtag  felbp 
aber  beginnt  mit  ber  erften  SkSper.  [ft.  @$rob.] 

Oculi,  baS  SlnfangSmort  beS  au8  $f.  24, 15 
entnommenen  3ntroituS  5ur  9Reffe  bed  britten 
Sonntags  ber  ^ften^eit,  bient  oIS  DoUSt^Omlul^ 
SBejeid^nung  biefeS  Sonntags.  3n  Urbmben  ik 
SOtittelalterS  tt)irb  berf  elbc  nad^  feinem  SDongeltun 
oft  Dominica  daemon  mutos,  meift  aber  Domi- 
nica ante  medium  Quadragesimae  genannt 
2)er  folgenbe  ÜRittmod^  fd^Iie^t  nömlid^  bie  er^ 
^ölfte  ber  gfaften  ab  unb  l^ei^t  barum  man^ 
ortS  SOfUttfaften,  tt)ie  anä^  bie  gange  SBod^  doc 
SllterS  Dielfad^  septimana  media  jejtinoram 
paschalium  ^ie^  unb  Don  ben  ©rieben  nod{| 
eß6op.acfi.e(jovT^(mfioc  genannt  wirb.  Der  Sonn« 
tag  Oculi  felbft  trögt  in  ber  gried^ifd^n  Siturgie 
megen  einer  befonbem  ^ier  }ur  Skrel^runa  beS 
l^etligen  ftreujeS  ben  92amen  9TaupoirpocxuvT)aic 
(f.  Nilles,  Ealendarium  manuale  utr.  eccL  II, 
Oenip.  1881, 126).  2)a  ®regor  ber  ®ro|e  nod^ 
Dor  feiner  Sonfecration  (590)  für  biefen  Sonntag 
gur  äbmenbung  einer  peftartigen  Seud^e,  ber  Siele 
burd^  blogeS  Stiegen  jum  Opfer  fielen,  einen  99itt^ 
gang  angeorbnet  l^atte,  tt)irb  ber  Sonntag  in 
^5^men  IRie^fonntag  genannt.  Sei  ben  ftrooten 
unb  Serben  l^ei^t  er  „Sonntag  ol^ne  92amen'',  ba 
er  in  i^rer  Siturgie  im  ©egenfa^e  gu  ben  übrigen 
gfaftenf onntagen  feine  eigene  93egei(!|nung  erl^otten 
^at  (f.  Nilles  134).  SHe  Scrutinien,  toeld^e  Dom 
Snbe  beS  4.  ^al^r^unbertS  bis  gur  Seit  ®regor« 
beS  ©ro^en  einen  SBeftanbtj^eil  beS  ftated^enotfi« 
rituS  bilbeten,  begannen  in  9lom  in  ber  britten 
fjfaftenmod^e;  il^r  Sonntag  l^ie^  barum  auä^  Do- 
minica scrutiniL  IBon  ber  Uebergabe  beS  ®Iau« 
benSbefenntniffeS  unb  beS  ©ebeteS  beS  ^ttm  an 
bie  kompetenten,  meldte  nad^  bem  Sacramenta- 
rium  Gelasianum  in  einem  ber  Scrutinien  ftott« 
fanb,  erl^ielt  ber  SRittmod^  nac^  Oculi  ben  !Rameti 
Feria  traditionum.  S)ie  römif(^e  StationSlirc!^ 
für  biefen  Sonntag  ift  bie  SBaftlifa  beS  1^1.  Sauren* 
tiuS  au^erl^alb  ber  Stabt.  [jf .  Sd^rob.] 

0'5äC?,  ®aniel,  0.  Pr.,  im  ÄIofierDo- 
minicus  de  Rosario,  ftammte  auS  ber  trifd^ 
©raffd^aft  fterr^,  trat  aber  frül^geitig  In  Spaniel 
in  ben  2)ominicanerorben  unb  erfd^eint  1624  dÜ 
Seigrer  am  irifd^en  ßolleg  gu  Sömen.  3m  3. 1684 
mar  er  mieber  auf  ber  p^renöifd^en  ^albinfel  uni 
errid^tete  im  Auftrag  feines  OrbenS  baS  irifd^ 
SoHeg  gu  Siffabon.  SBie  am  ffönigSl^ofe  beS  ba< 
malS  Dereinigten  Spaniens  unb  Portugals,  fo  uxn 
er  aud^  nad^  ber  Trennung  beiber  Sieid^e  (1641J 
bei  jfönig  Sodann  IV.  Don  Portugal  l^od^  ange> 
feigen  unb  mar  beffen  93eid^tDater.  €r  benu|le 
feinen  Sinfiu^,  um  am  Sargo  bi  Sorpo  S^ 
gu  Siffabon  ein  Älofter  feines  OrbenS  unb  gu 
^elem  (an  ber  Seiomünbung)  ein  fold^  fu: 
2)ominicanerinnen  gu  errid^ten.  Spöter  (1657) 
mar  O^S)aIt)  ©efanbter  Portugals  am  ^ofe  Sub« 
migS  XIV.,  100  er  bie  Sl^ronbefteigung  Sl^onS^ VI 
angeigte  unb  Derfd^iebene  SJerl^anblungen  fül^rte; 
öl^nlid^  mürbe  er  bei  ffarl  II.  Don  Spanien  unb 


681  Oberid^  Don  $orbenone  —  Obedcalci^i  682 

M$#3nnocen)X.  DertDenbet.  !Bei  ollen  melt-  @tootd(ecretar3  ^occa  Detonlo^te.  9ia(]^  ber  Slfid* 

li^ffl  Sefr^ouneen  unb  C^ren  blieb  er  fietS  fel^r  beS  ^opfteS  mürbe  ObeScald^i  9ubitor  ber 

bertef^etbeneOrbenSmonn.  S)en  eqbifd^dflid^en  Stoto.  3m  3. 1819  mu^te  er,  mf^l  mit  9lü(ifid^t 

&äjl  nm  93roga  fd^Iug  er  auS ;  sum  99tf (i^of  Don  auf  bte  Dielen  SBe}ie]^ungen  }um  ^errfci^erl^ouS  »te 

Soinbro  beftimmt  fiarb  er  Dor  ber  Sonfecrotion  ^um  l^ol^en  %bel  Don  Oeftenetd^,  abermaß  olS 

(SO.  3um  1662).  O^al^  Derfa^te  baS  litmlxi^  ^Megat  naci^  SBien  reifen,  um  bem  SBruber  be§ 

frlleiie  SBerf  Initinm ,  incrementa  et  exitus  ffaiferg,  ßr}](K^OQ  Slubolf^  baS  Sarbinald-SBiret 

fiunilifte  Geraldinomin  Desmoniae  comitum,  )u  überbringen^  fanb  ober  bei  Derlöngertem  %uf" 

palidnomm  Kyerriae  in  Hybemia,  ac  per-  etttl^olte  in  &ien  ou^  fonfl  ©elegenl^eit  unb  ^n* 

seeotionis  haereticomm  descriptio ,  üljssi-  lo^,  ft(]^  um  bie  fotl^oHfd^e  ftird^e  in  Oefierreid^ 

ponae  1655  (engtifd^e  Ueberfe^ung  Don  SReel^on,  Derbient  gu  mod^en.  SuriQdgefel^rt,  tt)urbe  er  bolb 

2.  Infi,  Subltn  1878).  (!Bgl.  Quötif-Eohard,  ^ubitor  @r.  ^eiliofeit  unb  eonontcuS  Don  @t. 

ScripttO.Pr.  11,617  sq.;  Nouv.Biogr.gän.  ^eter,  am  10.  aWärg  1828  ober,  nod^bem  er 

Xnvin,  464;  SSeDeS^im,  ®efd^.  ber  fot^ol.  furg  Dorl^er  (Sorbinalpriefter  gemorben^  Srjbifd^of 

tinie  in  3rIonb  ü,  SRaing  1890,  820  f.  361 ;  Don  gferroro.     3um   Sterbelager  ^iu8'  YII. 

m  [1891],  701.  756.)  pr.  gjler.]  ^otte  er  al8  Vertrauter  Dor  «nberen  Sutritt,  unb 

#k€ri4  Don^orbenone,  f.  Oborid^.  er  l^ot  über  bie  legten  Xoge  beS  fßopßeS  genaue 

fkerin»  TfHaOs^  f.  Orberi4  Sufjeid^nungen  l^bfd^riftlid^  l^interloffen.  9iad^ 

|kcf<ftI4i,  (Eorlo,  Sfürft,  gorbinolbifd^of  ber  Sßol^I  Seo'S  Xn.  trat  er  im  2)ecem6er 

nb^rieper  ber  (SefeUfd^oft  3efu,  mar  geboren  1828  mit  opoftolifd^em  Smfte  bie  Semmltung 

}ftSomam  5. SRür)  1786  unb  ftorb  gu  ^obeno  feines  fd^mierigen  (Srgbidtl^umd  an;  beim  3ubi- 

n.lugujl  1841.   @ein  Sioter,  au8  ber  burd^  löum  1825  morb  il^m  bie  StuSgeid^nung ,  bie 

M  ämiüceng  XL  berfll^mt  unb  burd§  bie  ®unft  l^eilige  Pforte  in  @.  (SioDonni  im  Soteron  gu 

btfi  ^e8  ^bdburg  gro^  gemorbenen  Sfdmilie  öpen.    SRitte  beS  Sol^red  1826  legte  er  un« 

CbeScald^marberStei^f&ftSBoItl^aforn.,  ^er-  ermortet  fein  ei^bifd^öfli^ieS  9mt  nieber^  ttrie  man 

piKmSinnien  (inUngarn);  feine  fromme  SRutter  Dermutl^et^  megen  Sel^inberung  in  beffen  freier 

pimteaudberfürfUid^enSiimiIieber®iuftiniani.  Ausübung.  3n  9tom  mürbe  er  an  bie  @))i|e  ber 

%^  unfd^Ibig  Derlebter  3ugenb  unb  emften  Stu»  Kongregation  für  Sifd^bf e  unb  Steguloren  gefteOt 

bien,  bie  fein  ^od^gebUbeter,  oud^  felbfl  literorifd^  unb  mar  im  SoncIoDe  Don  1831  S^uge^  ^ie  feinem 

4%r  Sater  übermod^te,  mibmete  Sorlo  ftd^  au8  Onfel  (Siocomo  ©iuftinioni  bie  fd^on  geftd^erte 

xeipng  bem  geifilid^en  ©tonbe  unb  feierte  am  SBol^I  gur  ]^5d^f}en  SBürbe  burd^  bie  fponifd^e 

1.3amiar  1809  fein  erfied  ^eiliges  aRegopfer.  @o  Si^cIufiDe  endogen  mürbe.  3}on  ®regor  XYI.  mit 

iK(IberS)ienfi  beSl^eiligen  @tu|led  il^m  3^t  lie^,  SuSgeid^nung  bel^onbelt,  mürbe  er  Sorbinolbifd^of 

tätigte  er  ftdl^  l^infort  burd§  ^rebigen,  jtoted^i-  Don  @obina,  SSicefongler  ber  römifc^en  iKrd^e  unb 

fntn,  Seid^tl^ören  unb  Slbl^oltung  Don  S3oI!§-  gorbinolDicor  ber  @tabt.  ^tö  Unterer  geigte  er 

miflionen,  ebenfo  mie  burd^  eine  umfaffenbe  unb  großes  poftoroIeS  SSerftönbni^  unb  unermüblid^en 

nlni^tete  d^ritotiDe  Xl^ötigfeit  oIS  mol^rl^oft  opo-  Sifer  unb  ertl^eilte  oud^  1837  in  feiner  eigenen 

|bIif4en3Rann.  9Ifö  ©eelenfül^rer  mar  er  gefud^t,  ^auSfopelle  nod^einonber  bie  l^eiligen  SBei^en  an 

cI8$tebiger  fe^r  getül^mt.  SRit  einer  ^ngal^I  Don  Sood^im  ^ecci  (2eo  XlU.).  6r  galt  als  eine  ber  3iei- 

Setfonen,  bie  im  Stufe  ber  $)etligfeit  geftorben  benbeSJ^eUigenSoIIegiumS.  oberer l^otteeinft nur 

itnb,  loar  er  in  naivem  $erfe|r;  fo  mit93ifd^of  miberfirebenb  boS  Sarbinolot  angenommen.  9{ad^- 

%sc.  SRor.  Strombi,  mit  ffoSpor  bei  Suffolo,  bem  er  fd^on  als  Süngling  mit  gmei  ^erDorrogenben 

antMabboIeno  bi  ßonoffo.  3luf  einer  feiner  aJlif-  SWitgliebem  ber  ©cfeüfd^oft  3efu,  P.  Suigi  gfelice 

iÜRKn  in  Sinigoglio  unterflä|te  il^n  ein  junger  unb  Sofep]^  ^ignoteHi,  in  Dertrautem  SSerfel^r  ge- 

Slcrifer,  ®iammaria  SRoftoi,  mit  bem  er  fortan  in  ftonben,  l^otte  er  1814,  fobolb  biefer  Orben  Don 

^rambft^ftlid^  Segiel^ungen  blieb,  unb  beffen  ^tuS  vn.  für  bie  gange  iKrd^e  l^ergefteDt  mar, 

9n)^3tt^fterDorauSgefagt^abenfoD.9nsJfnabe  bie  ^ufnol^me  begel^rt  unb  erl^olten.  3m  legten 

All  ObeScoId^i  auf  ber  Siädfreife  Don  Ungom  ^ugenblidt  l^otten  bie  SSermonbten  ein  SBerbot  beS 

in  Senebig  angelangt,  oIS  bort  eben  $iuS  YII.  $a{)fteS  ermirlt ;  ObeScoId^t  gel^ord^te,  mürbe  ober 

9^l\  morben  mar;  er  mürbe  Don  feinem  Soter  in  feinem  SBeruf  nid^t  monfenb.  Siierunbgmongig 

^  neuen  topfte  DorgefieHt  unb  erl^ielt  fd^on  3a]^re  long  l^otte  er  bie  fd^riftttd^e  Sngeige  feiner 

Ms  Szxä^tn  großer  ^uß).   @pater  ernannte  Sufnol^me  beflönbig  auf  feinem  Sd^reibtif (|  liegen ; 

M  $iue  711.  gum  ®e]^mfdmmerer  unb  be«  gur  Uebemol^me  beS  ßarbinoIoteS  l^otte  il^n  SBi- 

<Kftiagte  i^n,  bem  grürftbifd^of  SoIIorebo  Don  f d^of  @trambi  l^ouptföd^Iid^  burd^  bie  3}erft(|emng 

Cbnu|  bie  Snftgnien  beS  SorbinoIoteS  gu  über-  bemogen,  bo^  er  oud^  olS  Sorbinal  nod^  3efuit 

Wj^n.  3n  ber  fdjmeren  3^it/  toeld^c  ber  ®e»  merben  fönne.  6nblic|  bot  er  im  October  1837 

ioninme^mung  beS  ^fteS  DorouSging,  mar  @regor  XYI.  um  bie  ßrlaubnig,  nod^  9{ieber« 

Cbekold^i  meift  in  beS  ^fteS  nöd^fter  Um»  legung  feiner  Slemter  unb  SBürben  in  ben  Orben 

D^img  unb  geno^  beffen  befonbereS  SSertrouen ;  eingutreten.  %uf  Antrag  einer  Sommiffton  Don 

er  Dar  and^  an  beS  ^opfteS  @eite  bei  ber  l^eftigen  Dier  Sorbinölen  mürbe  boS  ©efud^  obgelel^nt;  erft 

6cen«,  meld^  bie  Derfud^te  Sbfül^rung  beS  $ro«  nod^  erneutem  bricflid^cn  ©rängen  Don  ^erugio 


688 


Obtüa,  bie  1^1. 


684 


Qu8  lie^  ®regor  XVI.  fid^  (etpegen  unb  fprad^  im 
gel^eimen  (£onftftorium  am  30.  yiot>tn(btt  1838 
unter  großen  Sobederl^ebungen  ouf  ObeScald^i 
bie  SintoiEigung  qu8.  ObeScaldbi  toar  bereits  in 
ber  @tille  t)on  STom  abaereidt  unb  »artete  im  3e- 
fuitencoDegium  ju  9Jtobena  auf  baS  le^te  SBort 
bed  ^apfted ;  am  6.  Secember  begann  er  in  Skrona 
(bem  eben  gegrünbeten  )tt)eiten  9cot)iriatdl^aufe  ber 
bamals  no$  geeinten  italienifd^en  OrbenSprot^inj) 
fein  9{oDiciat.  WS  er  einft,  ba  er  nodd  Sarbinal- 
Sr^bifd^of  toax,  bad  3efuitencoIIeg  in  gferrara  be- 
f uc^te,  l^atte  mit  ben  anberen  ein  junger  @c^oIaftif er 
9tamen8  93idcarbini  il^m  }ur  SBegrü^ung  bie  ^anb 
gefügt.  Siefen  fanb  er  ie^t  ald  feinen  9tot)i)en« 
meifter.  3loä^  bet)or  er  mit  ber  ^rofegablegung 
(2.  S^bruar  1840)  bie  Dom  Orbendgeneral  abge- 
(ürjte  ^robejeit  beenbet  l^e,  begann  er  burd^ 
tßrebigen,  SBeidbtl^bren  unb  befonberS  burd§  Sr- 
t^eilung  geiftli^er  (Si;ercitien  tl^eild  öffentlid^  fär 
baS  fßolt,  tl^eilS  fflr  ^riefter  ober  Orbendl^ftufer 
fegenSreid^  ui  mirfen  unb  »urbe  aud^  ^um  SSeid^t- 
Dater  unb  @eelenfü]^rer  für  bie  im  Stubium  ber 
Stl^etorif  begriffenen  {üngeren  Orbendbrüber  er- 
nannt. aOein  fd^on  feit  3uli  1840  Ratten  M  bie 
Spuren  eined  innem  SeibenS  funbgegeben,  bem  er 
troji  aller  SBerfud^e  ber  Stettung  am  17.  Suguft 
1841  in  9Robena.  mol^in  er  jur  8uftt)erönberung 
gefanbt  mar,  in  l^eUigmögigem  Sobe  erlag.  Obed« 
cald^i'fi  (E^arafter  uxir  ein  ungetöbl^nlidgi  liebend« 
mürbiger ;  f d^on  lange  Dor  feinem  Zobe  unb  me^r 
nod^  nad§  bemfelben  ftanb  er  im  Stufe  magrer 
^eiligteit.  Sarbinal  äBifeman  (Erinnerungen  an 
bie  legten  Dier  ^fipfie,  jmeite  beutf ($e  Ausgabe  Aö(n 
1858,  59  f.)  fprid^t  Don  il^m  ald  einem,  ber  in'8 
@4)ncIaDe  1823  ol^ne  3tt>eifel  l^ineinging  mie  er 
berauStom,  ol^ne  einen  SnRug  Don  Sangigfeit. 
Obeftcald^i,  nod^  iung,  f^Niß  ebel  Don  Stang  unb 
f^er),  l^be  eine  9Riene  gelabt,  in  toeld^  6eüig- 
uit  eingefd^rieben  toar,  unb  mabrfd^nlid^  bereits 
bamalS  auf  feinen  Siüdftritt  Don  SEBürbe  unb  9mt, 
auf  bie  Skrtaufd^ung  bed  ^urpurgenxinbed  gegen 
bie  fd^nxirje  9loDi)enfutte  gefonnen. 

@d|)on  als  äflngling  mor  ObeScald^i  feinem 
augenleibenben  SSottr  bebilflid^  bei  9bf  offung  eines 
ni^t  unmid^tigen  b^f^orifd^  äBerfeS  Memorie 
iBtorioo-oritiche  dell*  Accademia  de'  Linod,  e 
del  prinoipe  F.  Gesi,  Borna  1806.  3n  9uS- 
übung  feineS  bifd(^5fU4tn  %mteS  erlieg  er  felbfl 
einige  5ffentUd^  9luSf ^reiben  (Hirtenbrief,  3n- 
fkrudion  für  ben  QleniS),  befonbtrS  oud^ :  Mas- 
sime  sacerdotali  per  ciascun  giomo  della  set- 
timana  proposte  al  suo  clero  di  Sabina  dal 
Card.  YeecoTo  Carlo  Odescalchi,  Roma  1834. 
($gl  W.  Sin(eU  (Frboulidbe  Erinnerungen  auS 
bem  CrbenSIebcn  beS  S'imerS  @otteS  P.  ftari 
Cbefcoldii  a.  b.  ®.  i^.,  gefarnmelt  oon  einem 
liattr  berielbm  ®efenfd»aft  [o.  b.  Stolientf«^], 
l^anbSbut  iS44;  Antonio  Angelim.  Storia  della 
vita  del  P.  Carlo  Odescalchi  deUa  Comp,  di 
liesü.  Roma  1S50:  de  Backer.  Biblioth.  de 
la  Comp,  de  %Tesus.  nouv.  ed.  par  Sommer- 


vogell,  Bruxelles  et  Paris  1890,  1342;  V 
[1894],  1871.)  [O.  *fülf  8.  J.] 

0bUiii  (OttUiaX  bie  bl.,  1.  bie  (Sriinberin  befi 
JHofterS  ^o^urg  (Obilienberg),  ttxtr  bie  Xod^tei 
beS  alamannifd^en  ^ergogS  Sbalrid^  (oud^  äticuS, 
Stl^ico  iij.  tt).  genannt);  il^re  9Rutter  l^ie|  8mS> 
tt)inba  (SerfinbiS,  ^ere^finbe).  C^ergog  SbaMd^ 
lebte  tt)O^I  unter  ftönig  C^ilberid^  IL  (656-^70j 
unb  toax,  obfc^on  Sl^rift,  Don  raul^  (SemfitbSort 
S)egl^alb  moBte  er  Obilia,  tueld^  blinb  gut  SSBeU 
fam^  tbbten  laffen  unb  mar  nur  fd^mer  ju  bemegen, 
biefelbe  einer  fremben  t^frau  }ur  Srgiel^ung  itter- 
geben  }u  laffen.  9uf  alle  gfmle  aber  foIUe  fie  an 
einen  Ort  gebrad^t  merben,  mo  fie  auf  immer  Der- 
borgen  unb  unbetannt  bliebe.  @o  fam  baS  Xvaib 
in  baS  burgunbifd^  fflofter  $alma.  2)ie  &geite 
lä^t  fie  bort  Don  bem  SBifd^of  ßrl^rb  Don  XegenS- 
burg  (f.  b.  9(rt.)  getauft  merben ;  jugleid^  mit  bet 
Xauf e  erl^ielt  fie  aud§  baS  9ugenlid^t,  als  ber  9i- 
f  d^of  im  Vertrauen  auf  ® otteS  Snimad^t  il^re  tHugen 
mit  bem  l^eiligen  Oele  falbte.  ObUia  nmd^  nun 
im  JHofter  l^eran,  ^atte  aber  Don  einigen  9fanmen 
Sieles  auSsuftel^en.  3)e^^Ib  lie^  ibr  Sruber,  ben 
üe  baDon  in  jtenntni^  gefe^,  fte  o^ne  SBiffen  bet 
ßltem  in'S  Sd^IoB  il^reS  SSaterS  jurüdbringen. 
S)er  ^er}og  marb  aber  über  biefeS  SBerfo^ren  fenicfl 
Sohnes  f 0  er}ümt,  ba|  er  il^n  burd^  einen  @d^Iag 
t5btlid^  Derle^te.  S)er  Xob  beSfelben  brad^  Sbd- 
rid^  iebod^  }ur  Vernunft  unb  gum  Senmftfein  bei 
WW  d^^  feine  Xod^ter  }urfid;  ergeioäiSirtei^ 
eine  geringe  %uSflattung  unb  überaab  fte  einei 
9tonne  auS  Snglmib  jur  Obf orge.  SDer  Stefi  Don 
Abneigung  gegen  Obilia^  ber  in  bem  ^Htrjog  nod^ 
geblieben  ttxir,  fd^manb  oDmöIig,  olS  er  i|r  fUBefl 
unb  mol^ltl^ageS  SBirfen  beobad^tete.  S^Uellüt 
gab  er  i^r  fogar  feine  ^obenburg,  um  bafelbßein 
äungfrauenüofier  eingurid^ten.  Sine  fpotere  Süd 
fteUung  lö^t  Jebod^  ben  Sater  erfi  ben  Serfnd^ 
mad^,  feine  Xod^ter  ju  Derbeiraten;  fte  fei  bc^ 
(alb,  ba  ber  6ei^og  ©eUKiIt^be  anmmbenmoOa, 
beimlid^  enthoben.  SIS  ber  Soter  i^  @|mi 
folgte  unb  ObUia  fafi  eingel^olt  ^tte,  fei  fie  in 
einen  gfelfenfpalt  getreten,  ber  fid^  Dor  ben  fingen 
ber  Verfolger  gef(bIoffen  l^be.  (Erfi  dS  Sbofru^ 
Derfprod^n  bobe,  feiner  Xod^ter  )u  miUfol^ren,  fei 
biefe  ebenfo  munberbar  ouS  bem  pfeifen  bcronS« 
gelommen.  —  3n  ^obenburg  bradbte  bie  ^ctligf 
nun  ben  Siefi  ibreS  SebenS  gu.  Sob  icdit  ^ 
130  Stonnen  um  ftd^  gefammelt,  banmter  biei 
£5d^ter  ibreSSruberS9baIbert;  eine  boDon,  (Ea- 
genia,  nmrbe  ^re  erfle  Koibfoloenn.  ^UbrnSHo» 
fin  ^obenburg  (f.  b.  9rt)  ertötete  Obifia  cm 
mittlem  ^bbong  beS  9er^  ein  ^ofpi|  für  bii 
)ablrei(ben  ^ilger  unb  {pöter  am  gfu^  bk  Sctgel 

iboS  jhofler  9liebermänftet.  S)ici  Sinbenbanme. 

'meldbe  fie  bei  beüen  (Srnnbnng  eigenbonbtg  |ii 
(E^itn  ber  billigen  Steifalnglrit  gepfUmit,  be< 
nrabrten  ibr  Snbenfm  olS  Stiftcrin.  Snfi  ibicni 

'  itbm  mirb  nodb  beionberS  ibre  freunblii!^  Sorg« 
für  bie  tHlger,  Dor  9ücm  anS  drionb  imb  (hig> 
lanb.  unb  ibre  Strenge  gegen  ftcb  Mbß  inbmciA 


685 


Obtiia,  bte  U 


686 


tnäfoL  @ie  a^,  Sf^jUage  ausgenommen,  nur 
0a|bibrob  unb  (Skmüfe ;  il^r  Sett  beflonb  auS 
im  Säten^ut  unb  einem  (Stein,  beffen  fie  {id^ 
oB  Sopffiffen  bebiente ;  baS  ®ute,  bad  fte  tl^ot, 
fn^ti  pe  f 0  Diel  m5glid§  mit  bem  Schleier  ber 
Sontt^  )a  Derbergen.  9Rit  befonberer  ^nbad^t 
taäfttit  ftt  ben  1^1.  Sol^anned  ben  Xäufer,  meil  fie 
ia  ber  Zaufe  bafi  defU^t  erlangt  l^otte.  äl^m  sur 
(Sfx  er&oute  fie  ein  fifird^Iein  utü)  lie^  ftd^  boneben 
n»  3dle  gured^t  mad^.  9118  fte  fid§  bem  Sobe 
ntift  füllte,  Dei^ammelte  fie  alle  il^re  9ionnen  in 
b(t3oWne8fird(|e,  ertlfl^Ite  i^nen  l^eilfame  SOtal^- 
nssgen  unb  flarb^  möl^renb  bie  @(^meftem  in  ber 
ftii^e  auf  i^  %norbnung  ^falmen  fangen.  %Id 
tk  %mnen  nun,  trofHoS  befonberd  barüber,  bag 
i^  Kbtifpn  ol^  bie  l^eilige  SBeg^el^rung  gefior« 
bot  loar,  jammerten  unb  beteten,  feierte  bie  (Seele 
ber  Serflorbenen  nod^mald  in  ben  Seib  ^urüd; 
Obilia  iie|  fid^  ben  ffeld^,  in  quo  dominicum 
oorpos  et  sangais  habebatur,  l^erbeibringen, 
no^  i^n  propiiis  manibos  unb  f))enbete  ftd^ 
beqiePoIt  felbfl  bo8  beiltge  @aaament.  2)iefen 
iäi  bettKibrte  boS  inofier  jum  Snbenfen  il^rer 
Sttfterin  als  großes  ^ligtl^m  auf,  bis  er  1546, 
oll  boS  ftlofier  abbrannte,  in  ben  bifd^öflid^en 
6^  iu  3<ibem  fam,  mo  er  im  30iö]^rigen  Arieg 
^^^^^^^  9tng  (Dgl.  Slbrec^t,  ^iftor^  Don  ^o^en- 
bng,  e^etfiatt  1751,  230).  Obilia  fiarb  am 
13.  S)ecember,  an  meld^em  Sage  bie  ftird^e  i^r 
flcbä^tni^  begebt ;  baS  SiStl^um  Strasburg  Der- 
e^it  fie  als  befonbere  ^tronin.  Ueber  ben  gfort» 
fioig  nnb  bie  Sd^dffale  beS  @tifteS  ^ol^nburg  ober 
Obiüenberg  f.  b.  9rt.  ^ol^enburg.  2)ie  ^I.  Obilia 
Mir  fletS  eine  ber  DoOStj^ümHci^flen  ^eiligen^  unb 
iite  SebenSgefd^id^te  tfi  infolge  beffen  l^äufig  bar» 
^  »orben.  Sie  miffenfd^oftli^en  Unter- 
lu^nngen,  meldte  über  bie  ©laubmürbigfeit  ber 
2egenbe  öfters,  aber  nic^t  immer  Dorurt^eilSfrei 
ongeßellt  niorben  finb,  bemegen  ftd^  in  i^ren  9le- 
foliiicn  jmifd^n  ber  Söugnuna  fogar  ber  Siiftens 
«»er  %  Obilia  unb  bem  IBetfud^,  bie  Süge  ber 
icsenbe  bis  in'S  Singeine  ^iftorifd^  gu  red^tferttgen. 
Stt  neuefle  berartige  Erörterung  Don  $ft[ter  (f.  u.) 
bunt  )u  bem  Crgebni^,  ba|  Obilia  als  bifto- 
tijii^  ^ßerfönlid^teit  gelten  mu^  unb  als  ©rün- 
bctm  beS  ftlofterS  ^o|enburg  gu  betrad^ten  ift,  ba 
bie  9la(^rid|^ten  fiber  biefe  jmei  S^atfac^en  |in- 
löglu^  meit  gurüdhrdd^en  unb  glaubl^aft  ftnb.  2)er 
|hm  ber  Obilienlegenbe  finbet  fid^  juerfi,  f omeit 
jttt  befannt,  in  einem  alten,  menigftenS  auS  bem 
9.  äo^nnbert  ftammenben  SJlanuf cript  (je^t  auf 
becSibliotl^ef  ^93em,  mobl  auS  ©tra^burg  ber» 
tüNb;  ^fifler  40  f.) ;  enoäbnt  mirb  bie  ^eilige 
lobami  in  ber  Vüä  S.  ffidulphi  (f.  AA.  SS.  BoU. 
M  m,  223.  225),  loelc^e  in  ber  Dorliegenben 
ScRoU  ber  aRitte  beS  10.  Sa^rbunbertS  angehört, 
fut  aber  auf  eine  öltere  Siograp^ie  ftä^t  ($^jler 
37  f.).  S)ie  auSgebilbete  Scgenbe  (Vita  S.  Otiliae, 
beiMabillon,  AA.  SS.  0.  S.  B.  saec.  lU,  2, 
486  sqq.  [ed.  Lut-Paris.  1672])  fc^t  ^fifter  j 
(46)  in  bie  erfle  $)älfte  beS  10.  Sa^rbunbertS  unb  • 


(breibt  fte,  anberen  Stuctoren  entgegen,  einem  ^rie» 
ter  beS  JtlofterS  ^o^enburg  gu.  2)iefe  Vita  fyit 
in  jal^Ireid^en  Sbfcbriften  meite  Verbreitung  ge» 
funben.  3M  Senu|ung  berfelben  mad^t  bie  Sb^o* 
nit  Don  (SberSbeim  (Chron.  Ebersheimense,  in 
ben  Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  XXTTT,  427  sqq.) 
aus  bem  12.  äabr^unbert  ben  Serfud^,  ©enauereS 
über  bie  SSorfabren  unb  IBermaubten  ber  ^eiligen 
feftjufelfen;  biefe  Sl^roni!  ift  in  mand^en  fünften 
für  ©pötereOueHe  gemorben,  tro|bem  baS  Steifte 
in  ibr  nur  auf  Kombinationen  uno  SBermutl^ungen 
berubt  (^fifter  81  ff.).  Son  fpöteren  ©ocumenten 
(f.  ^fifter  85  ff.)  möge  ^ier  nur  nod^  bie  Vita  in 
SSerf  en  ertt)öbnt  merben,  meil  in  il^r  guerft  bie  glud^t 
ber  ^eiligen,  um  ber  SSerlobung  5U  entgelten,  er> 
mabnt  mirb.  2)iefe  Vita,  melcbe  ^ugo  $eltre  Dor 
ficb  f)citit,  ift  Derloren  gegangen,  lebod^  inl^alttid^ 
aus  ben  Angaben  ^eltre'S  5U  reconftruiren  (^fter 
106  ff.).  Spötere  ^Bearbeitungen  ber  Segenbe  ftnb 
d^rafteriftifcb  burd^  ben  SSerfud^,  auf  ®runb  ge- 
nealogifcber  Erörterungen  mebrere  ^errfd^erbäufer 
Suropa^S  mit  ber  gfamilie  ObUia^S  in  Dermanbt- 
ftbaftUd&e  »erbinbung  au  bringen  (^fifter  116  ff.). 
Ob  man  fid^  babei  ^um  Zf^tÜ  gefdlfd^ter  Slcten- 
ftüdfe  bebient,  fann  für  bie  fiegenbe  ber  1^1.  Obilia 
j'elbft  nicbt  meiter  in  Setracbt  fommen.  —  Suf 
®runb  biefer  9iad^rid^ten  unb  einiger  bilblid^en 
2)arftenungen,  auf  benen  ObUia  alS  Sod^ter 
Stbico'*S  unb  ©rünberin  Don  $)obenburg  erfd^eint 
(f.  b.  «rt.  C)obenburg  VI,  161,  unb  ^fifter  92  ff.), 
fann  an  ber  (Sefcbid^tlid^feit  ber  fjH  Obilia  nicbt 
ge^meifelt  merben.  2)en  meiteren  Siefultaten  Don 
^flfterS  Unterfucbungen  bagegen  fann  man  nid^t 
immer  bei))f[i(bten.  ^fifter  glaubt  nämlid^  ouf 
©runb  Don  93erfd^iebenbeiten  bejm.  SBiberfprüd^en 
in  ben  einzelnen  93erfu)nen  ber  Segenbe  unb  auS 
ber  ^ebnlid^feit  berfelben  mit  Sreigniffen,  bie  aud^ 
Don  anberen ^eiligenberid^tet  merben,  aUeS  Uebrige, 
angefangen  Don  ber  Slinbbeit  bei  ber  ®eburt  bis 
3u  bem  Sunber  bei  bem  Xobe  ber  %  Obilia,  als 
ungefd^id^tlid^e  %uSf  d^müdfung  befeitigen  ^u  muffen. 
MerbingS  ift  eine  iBermed^Iung  Obilia'S  mit 
Reuigen  gleichen  StamenS  (f.  u.  2)  unb  Ueber» 
tragung  i^rer  Segenbe  auf  anbere  ^erfonen  öbn« 
lid^en  5RamenS  (j.  S.  eine  %  3lbele;  ^fifter  65  f.) 
nid^t  unbenfbar.  9Uein  mm  man  felbft  einen 
großen  %\)ül  ber  Segenbe  auf  Sled^nung  fold^er 
äSermed^Slungen ,  Sntlel^nungen  u.  f.  m.  fe^n 
moUte,  fo  bleibt  bod^  immer  ein  guter  Sieft  übrig, 
ttjcld^er  ber  1^1.  Obilia  obne  Smcifel  angebört. 
UebrigenS  f e^t  bie  Slebnlicbfeit  in  ber  Segettbe  mit 
Sretgniffen  auS  bem  Seben  anberer  ^eiligen  nicbt 
notbn)ettbig  eine  Snttel^nung  DorauS.  Sßie  gut 
ber  S^bfl^o^c^  Sbalrid^S  au  ber  Srjöblung  Don 
Obilia'S  3ngenb  pafet,  läfet  fid^  auS  ben  ßr« 
örterungen  ^fifterS  (16  ff.)  nebenbei  entnebmen. 
(Sgl.  befonberS  ®9^,  S)er  Obilienbcrg,  SRij« 
beim  1874;  Pfister,  Le  duche  Märovingien 
d'Alsace  et  la  legende  de  Ste  Odile,  Paris- 
Nancy  1892,  tt)0  aucb  bie  fonflige  Siteratur  Der- 
Scicbnet  ift.)  [((Sd^röbO  «.  ßffer.] 


687 


Obiüenberö  —  Dbilo,  ber  1^1. 


688 


2.  3}on  ben  anbeten  ^eiligen  bed  9tamenS 
Obilia  mögen  l^ier  folgenbe  genannt  merben,  mü 
fie  öfter  mit  ber  erjigenannten  bertocd^felt  werben 
(u.  91.  Don  Chevalier,  Böpert.,  Suppl.  2754) : 
Obilia  l^iefe  eine  ©eföl^rttn  ber  1^1.  Urfula;  il^re 
£rondIation  mirb  in  ben  Analecta  Bolland.  in 
(1884),  20  sqq.  mitget^eilt,  fonjiige  Siteratur  gibt 
^fifter  183.  Sine  anbere  1^1.  ObUia  lebte  als 
fromme  SBitttte  au  Süttid^  im  13.  Sol^rl^unbert 
(Stifter  ebb.),  ^tm^  t^er  j^L  Obilia,  m^t  in 
ber  äaptUt  ^u  @t.  Ottilien  bei  t^freiburg  im  Sreid« 
gou  t^erel^rt  nnrb,  l^dngt  baS  Urtl^eil  ab  t)on  bem 
Stanbpunft,  ben  man  ^ur  Segenbe  ber  elfö^ifd^en 
Obilia  einnimmt.  2)ie  fpötere  S)arfteaung  k)erlegt 
nSmliä^  bie  munberbare  f^flud^t  ber  |)eiligen  in  ben 
Seifen  (f.  o.)  an  bie  SteBe,  U)o  je^t  bie  genannte 
Äapettejlel^t.  [91.  dffer.] 

0bmenittt9  f.  $)o]^enburg. 

#bi(d,  ber  i)U  fünfter  9lbt  beS  beriil^mten 
SBcnebictinerftifteS  Klugnp  (f.  b.  9lrt.),  marb  um 
bad  äal^r  962  geboren.  @ein  SSater  SBeralb,  ^err 
Don  9Jtercoeur,  unb  feine  3Rutter  ®irberga  ge- 
l^örten  bem  l^öd^ften  9lbel  ber  9Iut)ergne  an.  Ütod^ 
als  jfinb  erfranfte  Obilo  fo  bebenflici^,  ba^  DoD- 
fidnbige  fiäl^mung  eintrat,  oarb  aber  piMxä^  unb 
auf  tt)unberbare  SQ3eif e  in  einer  9J{orienfir($e  gel^eilt 
SSon  jener  3eit  an  liegte  er  ftetS  eine  jarte  SSer» 
e^rung  gegen  bie  1^1.  Sungfrau,  ber  er  fid^  fpäter  in 
eben  berfelben  Jtird^e  gan^  unb  gar  töei^te  (f.  b.  Srt. 
eiugn^  m,  557).  ($frfi^}eitig  Ue|  fid^  Obilo  in 
ben  dleruS  aufnel^men  unb  erl^ielt  einige  Sanonicate 
unb  Sommenben  }u  93rioube,  le  $u^  unb  SR&con, 
o^ne  fid^  im  @enuffe  fo  betröd^tlid^er  Sinfünfte 

Slfidlid^  )u  fül^Ien.  Sein  gfreunb,  ber  W>t  SBil» 
elm  Don  @.  ^Benignus  in  5S)xyon,  frül^er  SRönd^ 
gu  Slugnt),  Dermittelte  il^m  nun  eine  3ufammen- 
fünft  mit  bem  9lbte  SJlaioIuS  Don  SIugnQ;  ba% 
Siefultat  mar  Obilo'S  Eintritt  in  baS  genannte 
ftlofter  (991).  Stod^  Dor  9lblauf  be§  ^robejal^red 
befteüte  ber  altembe  9lbt  SWajoIuS  ben  5RoDijen  ju 
feinem  ßoabiutor  unb  liefe  i^n,  trofe  beffen  SBiber- 
tkebenS,  furj  Dor  feinem  am  11.  SKai  994  erfolg» 
ten  Xobe  feierlid^  gum  9(bte  roä^lm.  3laä)  SRajo- 
luS^  Xobe  nal^m  Obilo  nur  au§  Srgebung  in  ben 
SBiUen  @otteg  bie  9lbt§h)ürbe  unb  gugleid^  bie 
^rieftenoeil^e  an.  —  2)amafö  göl^Ite  Slugn^  titoa 
177  9Rönd^e;  ungead^tet  entgegenftel^enber  93e- 
benfen  mand^er  feiner  SRitbrüber  nal^m  Obilo 
ftetS  Diele  ^ioDigen  bagu  auf,  unb  eS  gelang  i^m, 
bei  ben  Dielen  in  Slugn^  unter  ben  SRönd^cn  Der- 
tretenen  ^Nationalitäten  unb  @tönben  fletS  Sintrad^t 
unb  l^armonifd^ed  Sufammenmirfen  aufredet  }u 
erhalten,  ©eine  ÜKittel  waren  Sfreunblid^f eit,  Siebe, 
®ebulb,  gutes  SBeifpiel,  unb  nur  menn  bad  aDeS 
nid^tS  5alf,  Strenge.  93ejeid^nenb  ift  fein  (Srunb- 
fa^ :  Ego  magis  volo  de  misericordia  miseri- 
corditer  judicari,  quam  de  crudelitate  cru- 
deliter  damnari  ( Jotsald,  Vita  S.  Odilonis  1 , 8). 
%tä)t  monaftifd^  roax  fein  Sifer  für  bie  genauefte 
Sini^altung  be§  S^l^orgebeteS  unb  eifrige  SBeforgung 
be§  (SotteSbienfteS.  gür  alleS,  m%  mit  biefem  in 


irgenb  einer  93e}iel^ung  ftanb,  l^atte  er  bafi  tooil^ 
famfte  9luge,  fo  bafe  SBifd^of  SorboneS  auf  ber 
S^nobe  guSimogeS  1031  gerabe  befel^alb  benSUtai- 
d^en  baS  größte  Sob  fpenbete.  StuS  Siebe  jum  opus 
Dei  f diente  Obilo  aud^  mo^t  Sto^m  nid^t.  6o 
baute  er  über  bem  @t.  $etru8altar  feiner  Sbtei- 
fird^e  ein  giborium,  b.  1^.  einen  auf  €dukn  Tvfyn» 
ben  Ueberbau,  Don  beffen  @mbVbt  baS  (Seföfe  mit 
bem  l^eiligften  Sacramente  l^erabl^ing.  Sie  &aka 
toattn  mit  Silber  befleibet,  baS  mit  SKeHo-at^ 
beiten  gefd^müdK  toax.  2)en  jheuggong  baute  er 
gau)  neu  auf  unb  liefe  bie  ba}u  erfotbedi4en 
SRarmorföuIen  mit  l^erfd^affen.  Sbenfo  forgte  er 
für  bie  geiftige  erbauung  feiner  ffloftergemembe 
burd^  häufige  SSortröge.  S)ad  Stubium  ber  1^- 
ligen  Sd^riften  betrieb  er  felbft  auf  baS  eifrigfie 
unb  munterte  aud^  feine  SOtönd^e  bogu  auf.  SMe 
Serie  ber  ftird^euDöter,  bie  IKrd^en-  imb  Sßrofon- 
gefd^id^te  mürben  fteifeig  fiubirt,  burc^  unauS- 
gefegtes  9lbfd^reiben  bie  Sibliotl^e!  immer  Demu^ 
unb  ber  Unterrid^t  ber  3ugenb  gemiffenl^  ge- 
pflegt, ailel^rere  feiner  SRönd^,  Don  benen  nur 
Sotfalb,  @9ruS  unb  Shibolf  ®Iaber  ^ier  ertoe^ 
rnerben  mögen,  maren  fd^riftfiellerifd^  ü^idtig. 

SBöl^renb  Obilo  baS  innere,  religiöfe  unb  uriffen- 
fd^aftlid^e  Seben  feinet  Stiftes  erfolgreid^  förberte, 
mürbe  ber  93ef}anb  Slugn^'d  burd^  eine  gonge 
Sieil^e  l^eftiger  Eingriffe  gef dl^rbet.  3uerfi  fc^möler» 
ten  mäd^tige  Saien  Den  93eftä  ber  SObtei.  Sd^rnt 
994  mufete  Obilo  bagegen  auf  ber  S^nobe  gu  %^ 
bei  S^on  fragen.  2)ie$ö))fte®regory.unb!Bene« 
biet  vm.,  ebenfaUS  bie  ffönige  Stöbert  Dongfronf- 
reid^  unb  Stubolf  m.  Don  Surgunb  nahmen  fid^ 
beS  mel^rlofen  9lbte§  fröftig  an,  fo  bafe  Don  1016 
an  mel^r  Stulpe  eintrat.  2)a8  ©eraubte  mürbe  fo« 
gar  gröfetent^eild  mieber  gurüdCerfiattet,  unb  neue 
Sd^enfungen  mad^ten  alted  Unred^t  mieber  gut 
Um  bie  SBefi^titel  ber  ®üter  gu  ftd^em  unb  meiteren 
Streitigfeiten  möglid^ft  Dorgubeugen,  liefe  Obib 
bie  Sartularien  ber  Slbtei  anlegen.  —  S)en  gmeiten 
Angriff  unternahm  93ifd^of  9lbalbero  Don  Soon, 
meld^er  in  einem  ® ebid^te  Obilo  unb  beffen  SRön^ie 
beim  jfönig  Stöbert  föd^erlid^  gu  mad^en  fud(^te. 
2)er  IBerfud^  blieb  ol^ne  Sirfung;  befel^alb  mabt 
ein  anberer  Sd^Iag  gegen  Slugn^  gefül^rt,  melier 
beffen  S^ifteng  unb  gange  SBirffomfeit  gu  Der« 
nid^ten  geeignet  mar.  Slugn^  mar  nömlid^  feit  feiner 
©rünbung  ber  3urigbiction  beS  IBifd^ofd  Don  SRA- 
con,  in  beffen  2)iöcefe  ed  lag,  endogen  unb  un« 
mittelbar  bem  apoftolifd^en  Stuhle  unterfidDt. 
2)amit  maren  aber  bie  bamaligen  fübfrangöfifd^ 
unb  burgunbifd^en  SBifd^öfe  ungufrieben,  unb  auf 
ber  S^nobe  gu  9lnfa  im  3. 1025  erflörten  bie 
SRetropoIiten  Don  Spon,  SSienne  unb  Xarentoife 
gugleid^  mit  il^ren  Suffraganen  bie  6|emtion  unb 
aDe  päpftlid^en  ^riDilegien  Slugn^^d  für  ungültig 
unb  nid^tig.  Sie  moHten  il^re  Srflörung  l^upt« 
föd^Iid^  auf  ben  Dierten  Sanon  bed  ConcilS  Don 
Sl^alcebon  Dom  Saläre  451  ftü|en.  fßapfi  3o(an« 
ne§  XIX.  aber  mied  auf  bie  jflagen  Obilo'S  bie 
IBifd^öfe  gured^t,  empfal^I  bem  jfönig  Stöbert  ben 


m 


Obtlo,  bcr  ^l 


694 


I 

=1 


J 


icm,  an  Röntg  Stepl^n  L  oon  Ungarn  gerichtet, 
SanSbem  9Ranufaipt9376  ber  ^orifer  Tiotional- 
mb^t  }um  er{ien  SJlale  bei  »ingl^ols  XXXY  f. 
gebnuft;  hxt  in  Sriefform  gelfioltene  Narratio 
domni  Odilonis  Gluniacensis  abbatis  de  quo- 
dam  miraculo  sancti  Thomae  Apostoli  ift  t)on 
bffl  neuen  Sottanbißen  au8  bem  SS^anufcript  7461 
ber  föirigL  SBibliot^f  )u  SBrüffel  in  bem  Gata- 
logOBCodicum  Hagiographorum  Bibliothecae 
fi^ie  Bruxellensis  I,  2,  Bruxellis  1889,  29 
ad  31,  («rauSgegeben. 

am  9Bintec*1046  untemal^ni  Obtlo^  bereits 
Mjä^g  unb  fd^on  feit  längerer  3^t  leibenb,  feine 
ys/Bt  itolienifd^  Steife.  9m  24. 2)ecember  erreid^te 
er  Rom  unb  mar  gugegen  bei  ber  SBol^I  beS  93i' 
f4i^  Suibger  Don  Bamberg  (Glemend  II.)  jum 
tilifie.  beffm  Srl^ebung  er  audbrüdlici^  beiftimmte. 
fifäreid  geifheid^  Kombination  (^ßopft  ®rego- 
liBiVILu. f. Seitalter  VI,  ©d^fflft.  1860, 568ff.), 
CMio  fei  na(i^9lom  gereist,  um  SlemenS  jur  ^b- 
kndmg  }n  bctoegen,  ift  Sngeftc^td  ber  neu  auf- 
gifnibenen,  unten  citirtenOueEel^altloS.  SbenfaUS 
tttiüeObüo  bcr  ftaiferfrönung  ^einric^S  m.  bei. 
3i  berStorgenbömmerung  beS  13.  Sanuar  1047 
Mtv  er  fd^eren  ^r^enS  ^bfd^ieb  Don  @t.  $eter 
nb  log  bann  neftmörtd  jur  @tabt  l^inauS.  9uf 
bn  l^leil^ten  SEBege  ftür^te  er  Dom  $ferbe,  bafi 
i(ta  geiDorben  ttKir  unb  il^n  in  bie  (Seite  fd^Iug. 
Sie  Segleitung  trug  ben  @d^merDerie|ten  in  baS 
vnift  Alofter  @t.  $ancratiu8  unb  om  näd^ften 
i^jt  in  bie  @tabt  in  baS  SIuniacenfer>$riorat 
€t  Raria  auf  bem  %Dentin  (itj^t  ^orat  ber 
IRaltejer),  feinem  geteö^nlid^  Slbfteigequartier. 
Si^P  Siemens,  ber  Don  feinem  @i^e  Dertriebene 
Sijiifd^f  SaurentiuS  Don  Smalfi  u.  9.  befud^ten 
iftv  ^fig.  9m  28.  9pri(  enblid^  fonnte  er  bie 
Stobt  Derlaffen  unb  fam  nad^  ungefal^r  fed^S 
So^en  toieber  in  Sfugn^  an  (Dgl.  ben  Don  @adur 
»mn  erfkn  Stale  ebirten  93end^t  SotjalbS,  eineS 
Begleiters  beS  ^eiligen,  auS  bem  SJlanufcript 
1 8  304  ber  $anfer  92ationaIbibIiot]^ef  im  92euen 
«rc^iD  u.  f.  w.  X\^  [1890],  119  ff.).  3m  October 
1 048  begob  ftd^  Obilo  auf  eine  SSifttationSreife  unb 
faielt  fi((  mel^rere  SBod^en  im  jflofter  ©ouDiguQ 
auf.  Snfiatt  ftd^  ju  fd^onen,  prebtgte  er  oft  unb 
hielt  auäf  m  benad^barten  ftird^en  @otteSbienft. 
Sitte  Secember  befiel  iJ^n  fein  alteS  Seiben,  luf- 
tige Slagenfd^mer^en ,  h)ieber.   S)ef|enungead^tet 
Derri^tete  er  mit  feinen  SD^önc^en  in  ber  9nanen> 
fapellc  ober  in  ber  ftranfen5eUe  baS  ß^orgebet.  9IIS 
ex  ben  Sob  nal^e  füllte,  lieg  er  ftd^  auf  ben  Soben, 
auf  bäS  mit  %]äft  befWeute  Su^gemanb  legen  unb 
^am^te  fo  feine  reine  Seele  auS.  SS  toai  am  9benb 
M  31.  £ecember  1048  (m(^t  1.  Sanuar  1049). 
da  Si^iff  ber  Siixd^t  )u  SouDignQ  fanb  er  fein 
drab.  £ie  ffla^I  feineS  9{ad^folgerS  ^atte  er  ben  • 
IRdadfm  überlafien,  n)aS  Dor  i^m  in  Slugnt)  nid^t  i 
€ctte  mar.  9IS  Srben  feines  @eifteS  binterlieg  er  I 
fetncn  92adbfo(ger  ^ugo  unb  ben  groBen  $apft ! 
Siegor  Vn.  Seibe  erhielten  ij^re  ßrsie^ung  unter 
Cbilo.  ei^erer  auSfd^üeBli^  in  Slugnp,  festerer : 


in  bem  Sluniacenferflofter  auf  bem  Soentin  }u 
9tom,  mo  Obilo  fo  oft  meilte,  unb  ebenfalls  jum 
Zl^eile  in  Slugnp  felbft.  Obilo  bcitte  beiben  ben 
Soben  bereitet,  auf  bem  fie  für  bie  f^freil^eit  unb 
lBe{ferung  ber  jfird^e  tämpfen  tonnten. 

Obilo  mar  mittlerer  ®rö^e,  mager,  Don  bleid^er 
®  efid^tSfarbe  —  eine  Sfolge  f  ortmä^renben  URagen- 
leibenS.  SRilb  gegen  Rubere,  mar  er  ftrenge  gegen 
ftc^  felb)!,  trug  ein  rau^eS  SBu^fleib,  fogar,  nad^ 
ber  ©itte  jener  S^it,  Äetten  auf  bem  ßeibe,  l^ielt 
aber,  mie  überall,  fo  auc^  in  feinen  S9u|übungen 
baS  Don  ber  IBemunft  unb  bem  ©emiffen  feft» 
gefegte  9Ra|  ein.  9Rit  jungfröulid^r  SReinigfeit 
Derbanb  er  bie  rül^renbfte  Slnbac^t  ^um  SefuSfinb 
unb  ber  aQerfeligften  Sungfrau.  £äglid^  brad^te 
er  baS  l^eilige  ^{egopfer  bar.  $ied^t  fat^olifd^  unb 
monaftifc^  mar  feine  innige  Siebe  ^um  l^eiligen 
ffreuje.  9Rit  ber  ünbltd^ften  Unbefangenheit  unb 
SiebenSmürbigfeit  fonnte  er  mit  feinen  Sfreunben, 
befonberS  bem  ^bit  ^fam  Don  @t.  Victor  ^u 
SKarf  eine,  fd^cr Jen.  —  ©d^onmäl^rcnb  feines  SebenS 
mirfte  Obilo  Diele  SBunber,  mel^r  nod^  nad^  feinem 
Xobe,  fo  ba|  er  balb  als  ^eiliger  Dere^rt  mürbe. 
3)er  fjil,  ^truS  3)amiani,  ber  im  ^^erbfle  1063 
als  ))ä))ftlid^er  Segat  nad^  @ouDign9  !am,  nal^m 
bie  Srl^ebung  beS  l^iligen  SeibeS  unb  bie  Sanoni« 
fation  Obilo'S  Dor ;  aud^  Derfagte  er  bei  biefem  9ln- 
laffe  eine  SebenSbefd^reibung  beS  $)eiligen,  meldte 
iebod^  nur  ein  Dierfad^  fürjerer  ^uSjug  auS  3ot« 
falbS  ©d^rift  (f.  u.)  ift,  unb  einen  ^pmnuS.  — 
^od^Derebrt  blieben  bie  Sleliquien  beS  1^1.  Obilo 
5U  @ouDign9,  bis  im  3. 1793  bie  SteDolutionS- 
mönner  fte  jugleid^  mit  benen  beS  ^l.  SDtajoluS 
^auf  bem  Slltare  beS  SSaterlanbeS"  Derbrannten. 
9lur  einzelne  fleinere  Sl^cild^en  tonnten  mit  Slotft 
gerettet  merben.  S)aS  geft  beS  ^^eiltgen  feierten 
bie  Kluniacenfer  am  2.  3anuar.  S)ie  SSenebic» 
tiner-gongregotionen  Don  ©oleSmcS  unb  SSeuron 
begel^en  eS  am  19.  beSfelben  SJlonateS,  biefd^mei- 
jerif^e  93enebictiner»6ongregation  om  6.  gfebruar. 
Cbilo^S  Seben  unb  Sterben  fd^ilberte  fein  ©d^üler 
3otfalb,  ber  inßlugn^  auferjogen  unb  öfters  Keife» 
begleiter  beS  3lbteS  gcmefen  mar.  3)erfelbe  Der« 
faf te  aud^  eine  gang  bramatifd^  gel^altene  lobten- 
flagc  in  Serien.  3otfalbS  beibe  ©d^riftcn  finb 
gcbrudft  bei  Marrier,  Bibl.  Cluniac,  Lutet.- 
Paris.  1614,  329  sqq.;  Mabillon,  Acta  SS. 

0.  S.  B.  VI,  1,  679  sqq.;  Migne,  PP.  lat. 
CXLII,  897  sqq.  u.  1043  sqq. ;  ©adfur  im  Svenen 
^Ird^iD  a.  a.  O.  122  ff.  (53gl.  au^erbem  nod^ 
Cucherat,  Cluny  au  onzieme  siecle,  Lyon  et 
Paris  1851,  2-^  öd.,  1873;  Ceillier,  Histoire 
des  auteurs  sacres,  2^  ed.  [1863],  XIII, 
150 SS.;  Hist.  litt,  de  la  France  ^^I  [1746], 
414  SS.;  Pignot,  Histoire  de  Tordre  de  Gluny 

1,  Autun  et  Paris  1868,  304  ss.;  liernard  et 
Bruel,  Recueil  des  Ghartes  de  l'Abbaye  de 
Gluny  III  [Paris  1884]  et  IV  [1888],  in  ber 
Gollection  de  documents  inedits  sur  l'hist.  de 
la  France,  1.  ser.;  SRing^ol^,  Ser  l^eilige  %bt 
Cbilo  in  feinem  Seben  unb  SSirfcn,  93rünn  1885 


691 


Obilo,  ber  1^1. 


692 


QÜee  bol^tn,  ma^  er  l^otte.  ^Rt^Uiä^t,  Jhrd^en- 
5ierben,  bie  t)on  ^tmiä)  ü.  gefd^enf  ten  jfleinobien 
Deröu|erte  er  unb  foufte  batnit  fßxob  für  bie 
^ungemben.  2)Qnn  iDonberte  er  felbft  Don  SBurg 
)u  Surg,  Dott  @tobt  ^u  ©tobt,  um  bei  ben  SBol^I» 
labenben  }u  famtneln;  enblid^  fd^rieb  er  an  ffönig 
©orciaS  ni.  Don  92aDana  um  ^Qx^t.  @o  ^ot  er 
allein  Diele  tauf enb  SJlenfd^en  Dom  ^ungertobe  er» 
rettet.  —  3(n  ben  Seftrebungen,  ben  ©otteSfrieben 
(f.  b.  9trt.)  einjufü^ren,  betl&eiligte  fl(^  Obilo 
anfangs  nic^t:  er  loor  nömlic^  mit  ben  oH^u 
ftrengen  ^nforberungen,  meldte  bie  93i(d^öfe  old 
Sieranftalter  bed  ©ottedfriebenS  befonberS  im  3* 
1034  an  bie@Iäubigen  fteUten,  nid^t  einDerftanben, 
onbererfeitS  ^ielt  il^n  oud^  bie  bamalige  feinbfelige 
^altung  ber  SBifd^öf e  gegen  Slugnti  ab.  @eit  bem 
Saläre  1041  aber  trat  er  mit  feinem  gangen  9ln- 
fel^en  für  ben  ©otteSfrieben  mit  gemäßigteren  9n- 
f  orberungen  ein,  unb  ^ugo  Don  gflaDignQ  begeic^net 
ben  ^eiligen  gerabeju  ald  einen  ^aupturl^eber 
beSfellen  (Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  Vm,  403). 
2)ie  engfte  SSerbinbung  mit  bem  apoftolifd^en 
@ti^Ie  UMtr  bei  ben  Sluniacenfem  XrabÜion ;  fo 
aud^  bei  Obilo,  bem  treuen  @ol^ne  ber  fatl^olifc^en 
ftird^e.  SRit  ben  red^tmäßigen  köpften  feiner  Seit, 
befonberS  ®regorV.,©9lDepern.,  ©enebict  Vm., 
äol^onneS  XIX.,  ©regor  VI.  unb  ßlemenS  II, 
ftanb  er  in  lebl^aftem  IBerlel^re.  9{eunmal  minbe« 
ftenS  überfd^ritt  er  bie  ^Ipen,  nal^m  Sl^eil  an  @9n- 
oben,  3.  93.  )u  SiaDenna  unb  Stom  im  3. 1014, 
an  ber  Sateranfpnobe  im  3. 1027,  unb  l^alf  bad 
^nfel^en  ber  köpfte  befeftigen.  9tad^  bem  Xobe 
beS  erabif(^ofd  SBurd^arb  n.  Don  S^on  im  3. 1033 
foHte  ObUo  SJtetropoIit  merben.  Obmol^I  bie 
köpfte  äol^anneS  XIX.  unb  SBenebict  IX.  bagu 
brängten  unb  festerer  il^m  bereits  ben  Siing  unb 
baS  Pallium  überfanbt  l^atte,  fonnte  er  bod|  gur 
^nnal^me  be§  Sr^biStl^umS  nid^t  belogen  merben. 
^id^t  bloft  feine  tiefe  2)emut]^,  fein  $o^eg  %Iter 
unb  feine  fd^mad^e  ©efunbl^eit  mögen  il^n  in  feiner 
SlMe^nung  beftärft  l^oben,  fonbem  Dor  Slllem  bie 
Dtüdtftd^t  auf  feine  Sleformtl^ötigfeit,  bie  lal^m  ge- 
legt iDorben  iDöre,  tt)enn  er  burd^  Eintritt  in  ben 
abl^öngigen  Spifcopat  jener  3^it  feine  biSl^erige 
freie  Stellung  aufgegeben  ^ötte.  @r  fonnte  al§ 
^bt  Don  SIugnQ  ber  ffird^e  mel^r  nü|en  benn  als 
9WetropoIit  Don  Spon.  —  9lud^  ju  ben  meijien 
europöifd^en  f^fürften  ber  bamaligen  3^t  ftanb 
Obilo  in  freunbfd^aftlid^en  SBegiel^ungen.  93ei  ber 
^L  «bel^eib  (f.  b.  Slrt.),  ber  „2Rutter  ber  Ot« 
tonen'',  ftanb  er  in  l^öd^ftem  Slnjel^en.  93alb  na^ 
i^rem  Sobe  fd^rieb  er  einen  furjen,  aber  toertl^» 
DoBen  fiebenSabrife  ber  ^eiligen.  Otto  HE.,  ganj 
befonberS  aber  beffen  9?ad^f olger,  §einrid^  11., 
ftonrab  H.  unb  §einrid&  HI.,  fud^ten  Obilo'8 
atatl^  unb  jeid^neten  il^n  Dor  allen  anberen  $rö- 
laten  auS.  3n  ber  Siegel  begleitete  Obilo  bie  beut- 
f d^en  ^errfd^er  auf  i^ren  9lomf a^rten  unb  mol^nte 
aud^  in  ber  emigen  @tabt  in  i^rer  9{öl^e  auf  bem 
^Dentin,  ^einrid^  11.,  in  bie  ©ebetSDerbrüberung 
mit  @!Iugn9  oufgenommen,  fd^enfte  bem  l^eiligen 


9bte  ben  golbenen  Sleid^f  e(,  ben  er  im  3. 1014 
Don  fßapft  Senebict  vm.  eri^Iten  l^tte,  fnwi 
eine  Ärone,  @cepter  unb  Srudfts,  Med  Don  (Mb, 
außer  anberen  ©aben.  S)er  9bi  uribmete  i)^  b» 
gegen  eine  au§  Derfd^iebenen  @d^ften  bed  ^L  9n> 
guftin  jufammengefteQte  Srflörung  ber  Sriefe  bei 
1^1.  $aulud,  bie  ftd^  nod^  ie^t  ouf  ber  @tabtbibli0i 
tl^ef  }u  ^Bamberg  befinbet.  9uf  ben  2:agen  )u  9t» 
bürg  an  ber  2)onau  (1007)  unb  tDo^d^ebifidf 
aud^  gu  SRegenSburg  (1019)  fanb  ftd^  Obilo  da 
9118  bei  ber  äBal^l  beS  graulen  ftonrab  IL  ba 
Sr^bifd^of  Don  Stbla  unb  Diele  lot^ringifd^  g^rfta 
fid^  Don  ber  SJlel^rl^eit  trennten  unb  bet  9urgei> 
frieg  unDermdblid^  f d^ien,  fteUte  Obilo  ben  ^tiäm 
unb  bie  Sinigfdt  lieber  l^er  (f.  Sre|Idu,  3o^ 
büd^  be§  beutf  d^en  Sleid^  unter  ftonnd)  IL,  Se^ 
aig  1 879, 1, 33  f.).  Wi  ben  ftdnigen  ^go  (Eapct 
Stöbert  unb  $dnnd§  Don  tJfranfreid^,  Stubolf  IH 
Don  Surgunb,  Stepl^an  I.  Don  Ungarn,  bn  eben^ 
faBS  mit  Slugn^  Derbrübert  mar,  Sandte  b.Qk 
unb  ©arciad  HI.  Don  9taDana,  Stamiro  L  tum 
Slrogon,  ^ei^og  Sil^elm  Y.  Don  Squitomo^ 
f  omie  mit  f  e^r  Dielen  99i|d^5f  en,  auf  beren  S^nobot 
er  erf(^ien  (5.  93.  1029  in  Orleans,  1034  ii 
9lutun),  Derfel^rte  er  regelmößig.  93on  fdnem  Si» 
fluffe  mad^te  er  überaB  ben  beflen  ©ebraud^  fm 
9hi|en  ber  maleren  SReform,  gur  gförberung  bei 
iJfnebenS,  gur  Slbfd^affung  ber  Simonie  uvbiämß 
gamie,  ol^ne  ftd^  aber  in  ^l^öngigfdt  Don  bcB 
gfürflen  gu  begeben. 

93d  feinen  Dielen  ^rbdten  unb  Stdfen  fanb 
Obilo  nod^  3dt  gu  einigen,  frdlid^  Qdneren  fc^ 
fteBenfd^en  arbeiten.  2)ad  Seben  ber  1^1.  9bcl* 
^eib  fd^neb  er  mit  bem  auSgefprod^en  Snml^ 
nid^t  eine  erfd^öpfenbe  S)arfieflung  beefelben  |R 
geben,  fonbem  gu  umfaffenberer  93e]^nblmig  an- 
guregen.  2)ie  britte  Slbt^eilung,  13.— 23.  ft«i)ritd, 
|at  gang  befonbem  SBertl^,  ba  ber  SSerfaffer  fie  oB 
3eitgenoffe  unb  Slugengeuge  fd^neb  (befler  %ncai 
in  Mon.  Genn.  bist.  Scriptt.  IV,  637—645). 
^ier  fd  gugldd^  bemerü,  ba^  ber  bem  1^1.  Obib 
gemöl^nlic^  gugejd^nebene  Inber  miraculonim 
S.  Adalheidis  nid^t  Don  il^m,  fonbem  l^bd^fl  tool^ 
fd^einlid^  Don  einem  9R5n(^e  bed  jf lofterd  @elg  ija* 
rül^rt  (f.  Siingl^olg  XXXIX  ff.).  3u  fdnem  dge- 
neu  Xrofte  in  fernerer  Seit  fd^neb  er  bo8  Seben  Sei 
1^1.  aJtaiolud,  feines  IBorgöngerd.  ^9Bad  Obilo 
gu  geben  beabfid^tigt,  ift  eine  Sl^araftedfHI,  unb 
in  ber  l^iftorifd^en  fiiteratur  be§  9Rittelalter8  mizb 
es  nid^t  aBgu  Diele  S^^araftenftifen  geben,  bie  fi^ 
an  Slnfd^aulid^fdt,  jtlarl^eit  unb  SBörme  mit  ben 
93ilbe  meffen  fönnen,  bad  l^ter  Obilo  Don  aßaiolni 
entmirft"  (@d^ul^e,  im  9{euen  Slrd^iD  ber  ©efelU 
fd^ft  f.  altere  beutfd^e  ©efd^id^tSfunbe  XIY  C^- 
noDer  1889],  556).  %u|er  biefen  beiben  Sd^dften 
ftnb  Don  Obilo  nod^  15  aScetifd^  93ortrftge  ouj 
t^fefte  be§  JKrd^enial^reS,  einige  ^pmnen,  ©ebete, 
©ebenfoerfe  auf  bie  Aaif er  Otto  I.  unb  ^dnrid^  ü 
unb  6  SBnefe.  OBigne  (PP.  lat.  CXLU,  939  sqq.] 
gibt  f ämmtlid^e  @d^nften  Obilo'S  mit  %u8na]$m< 
gmeier  feitl^er  aufgefunbener  93riefe.    3)er  erjb 


m 


Obilo,  bcr  ^I. 


694 


icm,  an  ffönig  Stet^l^on  L  Don  Ungarn  qitxxä^ttt, 
9a8bem9Raiiuf€npt9376btr$anftr92attonQl- 
KHiot^r  }um  erften  Wole  bei  Siing^ola  XXXY  f. 
gibnnft;  bie  in  SSriefform  gegoltene  Narratio 
domni  Odilonis  Gluniacensis  abbatis  de  quo- 
dim  miraculo  sancti  Thomae  Apostoli  ift  t)on 
ba  natcnSoSonbißen  au8  bem  SRonufcript  7461 
ber  fönigL  SStbliot^  in  Staffel  in  bem  Cata- 
hpB  Codicnm  Hagiographorum  Bibliothecae 
B^'ie  Brozellensis  I,  2,  Broxellis  1889,  29 
ä  31,  (eittudgeoeben. 

3m  Sinter*  1046  untemal^m  ObUo,  bereits 

84fQrig  unb  fd^on  feit  I&ngerer  3^it  leibenb,  feine 

k^  ttdicnifd^  Steife.  9m  24.  S)ecember  erreichte 

ff  Rom  mib  iDor  zugegen  bei  ber  SBal^I  bed  SBi- 

fMi  Snibger  t)on  Somberg  (SlemenS  IL)  }um 

IM^  beffoi  (Sr^bung  er  audbrüdCIid^  beiftimmte. 

flfärerA  geijheid^  Kombination  (^apft  @rego- 

iiHVILu.f.3eitatter  VI,  ©d^ffl^.  1860, 568  ff.), 

0^  fei  nad^  Stom  gereidt,  um  SIemend  im  ^b« 

kriBng  }u  belegen,  ifl  Slngeft^tS  ber  neu  auf« 

gcfabencn,  unten  citirtenOudUel^altloS.  SbenfaÜS 

iMtitfeObUo  ber  ffaiferfrönung  ^einrid^S  m.  bei. 

3i  berOlorgenbSmmerung  beS  13.  Januar  1047 

mIßL  er  ferneren  ^rgenS  ^bfd^ieb  t)on  @t.  $eter 

nb  log  bann  mejttDörtd  gur  @tabt  l^inaud.  Suf 

boi  K^ed^ten  9Bege  jtürjte  er  t)om  $ferbe,  bad 

14«  «Hunten  nxir  unb  ibn  in  bie  Seite  fc^Iug. 

ik  Xtegifitung  trug  ben  Sd^merDerle^ten  in  ba§ 

lotc  iHofler  6t.  $ancratiu8  unb  am  nöd^ften 

Zage  in  bie  Stabt  in  baS  SIuniacenfer*$riorat 

8L  Storia  auf  bem  Klientin  (je|t  ^orat  ber 

IbUefer),  feinem  gettöl^nlid^  %bfteigequartier. 

foivfl  Clemens,  ber  k)on  feinem  @i^e  oertriebene 

CqKf(^f  SaurentiuS  t)on  Smalfi  u.  ^.  befud^ten 

itv  tänfig-  9nt  23.  ^ril  enblid^  tonnte  er  bie 

Stobt  derlaffen  unb  tarn  nad^  ungeföl^r  fed^S 

So^en  oieber  in  SIupQ  an  (ogl.  ben  uon  Sadfur 

fOL  erfien  SRale  ebirten  IBerid^t  SotfalbS,  eined 

Sq^etd  beS  ßeiligen,  au§  bem  9Ranufcri))t 

18304  ber  $arifer  92ationaIbibIiot]^et  im  92euen 

«n^to  n.  f.  tt.  XV  [1890],  119  ff.).  3m  Dctober 

1048  begob  fid^  Obilo  auf  eine  SMfitationSreife  unb 

irdt  {i((  meiere  SBod^en  im  jtlojter  @out)ip9 

oaf.  Snfiatt  fid^  }u  fd^onen,  prebigte  er  oft  unb 

t^  and^  in  benad^barten  ^rd^en  @otte§bienft. 

ülitte  S)ecember  befiel  i^n  fein  alteS  Seiben,  ^ef« 

tige  SRogenfd^mersen,  »ieber.   2)effenungead^tet 

Mtriittete  er  mit  feinen  ID^önd^en  in  ber  Unarten« 

faMle  ober  in  ber  ffrantenseüe  baS  Sl^orgebet.  ^18 

er  ben  Sob  na^e  fül^Ite,  lie^  er  ftd^  auf  ben  IBoben, 

auf  bafi  mit  9fd^  befheute  9u^gett)anb  legen  unb 

iaatltt  fo  feine  reine  Seele  au8.  Ss  mar  am  Sbenb 

M  31. 2)ecember  1048  (nid^t  1.  Sanuar  1049). 

im  64iff  ber  ^rd^e  gu  @out)ign9  fanb  er  fein 

Scab.  Sie  SBabl  feines  IRad^foIgerS  l^atte  er  ben 

fKbadjm  überlaffen,  ukiS  Dor  ii^m  in  Slugnt)  nid^t 

&k  oar.  9IS  (Erben  feines  (SeifteS  ^interlie^  er 

fÖKB  Stod^olger  ^ugo  unb  ben  großen  $apft 

Occgor  VIL  Seibe  er|ielten  il^re  6r jiel^ung  unter 

Cbib,  erßerer  auSfd^Iie^Iid^  in  Slugni^,  le^terer 


in  bem  Stuniacenferflofier  auf  bem  Soentin  }u 
Stom,  U)0  Obilo  fo  oft  loeilte,  unb  ebenfalls  gum 
Sl^eile  in  SIuguQ  felbft.  Obilo  batte  beiben  ben 
Soben  bereitet,  auf  bem  jie  für  bie  greil^eit  unb 
Sefferung  ber  Jtird^e  tämpfen  tonnten. 

Obilo  xoax  mittlerer  ®röge,  mager,  t)on  bleicher 
®  epdfttsfarbe  —  eine  golge  f  ortwäl^renben  SKagen« 
leibenS.  9RiIb  gegen  Rubere,  mar  er  ftrenge  gegen 
Tid^  felbft,  trug  ein  raul^eS  SBu^tleib,  fogar,  nad^ 
ber  @itte  jener  3^it,  jtetten  auf  bem  Seibe,  l^ielt 
aber,  mie  überatt,  fo  aud^  in  feinen  Su^übungen 
baS  Don  ber  93emunft  unb  bem  ®eu)iffen  feft« 
gefegte  3Ra%  ein.  9Rit  jungfröulid^  Steinigteit 
Derbanb  er  bie  rül^renbfte  Snbad^t  }um  3efuStinb 
unb  ber  aüerfeligften  Jungfrau.  £äglid^  brad^te 
er  baS  beilige  ÜJle^opfer  bar.  Sed^t  tatl^olifd^  unb 
monaftifc^  mar  feine  innige  Siebe  }um  l^eiligen 
ffreuje.  9Rit  ber  tinblid^ften  Unbefangenl^it  unb 
SiebenSmürbigteit  tonnte  er  mit  feinen  gfreunben, 
befonberS  bem  Slbte  ^{am  t>on  @t.  Victor  }u 
SWarf  eifle,  f  d^er  jen. — ©d^on  mäbrenb  feines  SebenS 
mirtte  ObÜo  Diele  Sßunber,  mebr  nod^  nad^  feinem 
Xobe,  fo  bog  er  balb  als  ^eiliger  Derel^rt  mürbe. 
3)er  fjii.  $etruS  S)amiani,  ber  im  ^erbfte  1063 
als  päpftlid^er  Segat  nad^  SouoiguQ  tam,  nal^m 
bie  Srbebung  beS  l^iligen  SeibeS  unb  bie  Sanoni« 
fation  Obilo'S  Dor ;  auJ^  »erfaßte  er  bei  biefem  3ln« 
taffe  eine  SebenSbefd^reibung  beS  ^eiligen,  meldte 
jebod^  nur  ein  Dierfa^  für^erer  SuSjug  auS  3ot« 
falbS  ©d^rift  (f.  u.)  ift,  unb  einen  ^^mnuS.  — 
^od^Derebrt  blieben  bie  {Reliquien  beS  1^1.  Obilo 
)u  ©ouoign^,  bis  im  %  1798  bie  SteDolutionS« 
mönner  fte  gugleid^  mit  benen  beS  1^1.  9)toioluS 
„auf  bem  Altäre  beS  SSaterlanbeS"  Derbrannten. 
9lur  einzelne  tleinere  Sl^eild^cn  tonnten  mit  9lot^ 
gerettet  merben.  2)aS  0eft  beS  ^eiligen  feierten 
bie  gluniacenfer  am  2.  Sanuar.  S)te  Scnebic« 
tiner«Songregationen  Don  ©oleSmeS  unb  Seuron 
begel^en  eS  am  19.  beSfelben  SRonateS,  bie  fd^mei« 
jerif^e  93enebictiner-6ongregation  am  6.  gfebruar. 
Obilo'S  Seben  unb  Sterben  fd^ilberte  fein  ©c^üler 
Sotfatb,  ber  inßlugn?  auferjogen  unb  öfters  SReife« 
begleiter  beS  SlbteS  gemefen  mar.  S)erfelbe  Der« 
faf te  aud^  eine  ganj  bramatifc^  gel^altene  Sobten« 
tlage  in  SSerfen.  SotfalbS  beibe  ©d^riften  pnb 
gebrudft  bei  Manier,  Bibl.  Cluniac,  Luiet- 
Paris.  1614,  329  sqq.;  MabiUon,  Acta  SS. 

0.  S.  B.  VI,  1,  679  sqq.;  Migne,  PP.  lat. 
CXLII,  897  sqq.  u.  1043  sqq. ;  ©adfur  im  !Reuen 
^rd^iD  a.  a.  O.  122  ff.  (93gl.  aufeerbem  nod^ 
Cucherat,  Cluny  au  onzieme  si^cle,  Lyon  et 
Paris  1851,  2ööd.,  1873;  Ceillier,  Histoire 
des  auteurs  sacres,  2®  ed.  [1863] ,  XIII, 
150  SS.;  Eist.  litt,  de  la  France  Vn  [1746], 
414  SS.;  Pignot,  Histoire  de  Tordre  de  Cluny 

1,  Autun  et  Paris  1868,  304  ss.;  Bernard  et 
Bruel,  Recueil  des  Chartes  de  TAbbaye  de 
Cluny  III  [Paris  1884]  et  IV  [1888],  in  ber 
Collection  de  documents  inedits  sur  l'hist.  de 
la  France,  1.  ser.;  Kingl^olj,  ®er  l^eilige  W>t 
Obilo  in  feinem  Seben  unb  SBirfcn,  93rünn  1885 


695 


Obo  Don  Samfiroi. 


6» 


[üermel^rter  SBbrud  qu3  ben  @tubien  unb  ÜJlit« 
tl&cUungcn  auS  bem  93cncbictiner«  u.  ßificrcicnf er« 
Orben,  Sal^rg.  1884  u.  1885];  ©adfur,  S)lc 
Sluniacenfer  unb  il^re  ürd^Lunboagetneingefd^id^tl. 
SSSirffamfeit  BÖ  lUx  ÜKittc  bcS  11.  ^af)xi^.  I,  ©afle 
1892,  300  ff.)       [Obilo  SRingl^oIa  0.  S.  B.] 

0b0  t)on  Sambrai,  ber  fei.,  0.  S.  B.,  ein 
bebeutenber  ©d^olaftifer  beS  11.  äol^rl^unbertS  unb 
einer  ber  erften  GJelel^rten  feiner  Seit  ttmrbe  ju  Or- 
leans geboren  um  1045.  Sr  }eigte  fd^on  in  ber 
3ugenb  ungen)ö]^nli(i^ed  Xalent,  erwarb  fid^  frül^ 
eine  feltene  Selefenl^eit  unb  gidnjte  al§  2)id^ter 
burd^  ein  lateinifd^ed  ©ebid^t  über  ben  trojanifc^en 
jhieg,  baS  Don  einem  3^tgenof[en  fel^r  gerül^mt 
wirb.  IRad^bem  er  in  Xoul  fur^e  Stit  alg  Seigrer 
gewirft,  beriefen  il^n  bie  Sanonifer  Don  Xoumai 
als  @d^olafticud  an  il^re  2)omfd^ule.  SBaS  über 
feine  Sl^ötigteit  in  biefem  ^mte  berid^tet  wirb,  ift 
nid^t  ol^ne  ^tereffe  unb  tann  eine  SorfteHung  Don 
ben  @d^ulDer]^öItnif[en  bamaliger  3cit  geben.  Obo 
war  nid^t  blo^  ein  ©elel^rter  Don  auSgebel^ntem 
SBif[en,  f  onbem  war  aud^  als  Seigrer  mit  ungewöl^n« 
lid^er  Sel^rgabe  auSgerüftet,  !ui^  tnapp  unb  tref« 
fenb  im  ^u§brud(,  gewanbt  in  ber  Seitung  ber 
2)i§))utationen,  Dor  Mem  ein  rul^iger,  fefter  Sl^a« 
rafter,  Don  unwiberflel^Iid^em  Sinf(u|  auf  bie 
jungen  Slerifer,  bie,  Don  feinem  Stufe  angezogen, 
in  großer  S^^ffi  au§  ben  umitegenben  ©ebieten, 
felbft  aus  ber  9lormanbie,  auS  @ad^fen  unb  Italien 
famen.  Sr  wu^te  \\t  fo  )u  leiten,  ba^  fte  in  un« 
geftörter  SRul^e  unb  Sintrad^t,  waS  bei  ben  ba> 
maligen  @tubenten  nid^t  immer  ber  gfall  war,  bei« 
fammen  lebten.  SDßenn  er  fie  —  eS  waren  il^rer  an 
200  —  ju  ben  Officien  in  bie  ffird^e  geleitete,  ging 
er  }ur  93eaufftd^tigung  l^inter  il^nen  l^er,  unb  feiner 
l^ötte  gewagt  ju  lad^en  ober  mit  bem  92ad^baraud^ 
nur  leife  ^u  fpred^en,  felbfi  nid^t  nad^  red^tS  ober 
linf§  ben  Stop]  lu  wenben;  im  ß^l^ore  waren  fte 
emft,  rul^ig  unb  gcmeffen  wie  ÜKönd^e  Don  ßlugn^. 
©d^on  feinen  Amtsantritt  batte  Obo  mit  einem 
SBeweife  feiner  Sl^arafterfefligfeit  auSge^eid^net, 
inbem  er  bie  Dom  Abel  unb  ber  IBürgerfd^aft  ju 
©efd^äftSDerl^nblungen  mi^braud^ten  Sldume  ber 
3!)omfd^ule  am  2)omfreu5gang  für  il^re  red^tlid^e 
Seftimmung  unerfd^rodfen  ^urüdfforberte.  Obo 
war  eine  burd^auS  pl^ilof opl^ifd^  angelegte  92atur ; 
als  Anl^önger  beS  ^oetl^iuS  Dertrat  er  einen  ge- 
mö^igten  Realismus,  woburd^  er  in  ©egenfa^ 
nt  bem  nominaliftifd^  gefmnten  2)omfd^olafter 
Staimbert  Don  Sitte  trat.  Au^er  ^l^ilofopl^ie 
leierte  er  aud^  Aftronomie  unb  erflörte  Dor  bem 
S)omt)ortal  feinen  ©d^ülem  Dom  Abenb  bis  tief 
in  bie  9lad^t  l^inein  ben  ßauf  ber  ©teme.  6ine 
SJenberung  in  feinem  ßeben  fül^rte  bie  jufäflige 
Sefung  ber  auguftinifd^en  ©d^rift  De  libero  ar- 
bitrio  l^erbei,  bie  er  frül^er  wegen  feiner  SSorliebe 
für  weltlid^e  Siteratur  als  wenig  anjiel^enb  bei« 
feite  gelegt  l^atte.  Son  bem  Snl^alte  biefeS  Sud^eS 
bis  gu  Il^ränen  ergriffen,  begann  er  mit  feiner 
gewol^nten  ßnergie  eine  neue  fiebenSweife,  be> 
fd^rönfte  feinen  Unterrid^t,  Derweilte  täglidj  lange 


3eit  betenb  in  ber  iKrd^e,  Dertl^iße  fein  etfpartc! 
®elb  an  bie  Armen  unb  ergab  fid^  ber  9bUSbta| 
unb  bej)önbigem  gfaflen.  Oftmals  a|  er  )u  eine 
9Dta]^l5eitnurfoDielSrob,alSinbie]^D]^le^aiibg^ 
fo  bag  feine  frül^ere  Seleibtl^eit  einer  erfqredEenba 
aOlagerfeit  wid^,  unb  ba^  ehemalige  grreitnbe  iti 
nid^t  mel^r  erfannten.  Auf  bie  92ad$rid^t  Don  feine 
IBefel^rung  gu  einem  geiftlid^en  Seben  beeilten  fkl 
bie  Aebte  fowol^l  ber  SRönd^flöfler  als  ber  9m 
larclerifer  im  Sanbe,  il^n  gu  fid^  einjulaben.  Sa 
IBifd^of  unb  bie  Sinwol^ner  Don  Zounuii  i^ 
feitS  gaben  ftd^  Diele  ÜJlül^e,  il^n  in  il^rer  Stobt  a 
l^alten,  wief en  i^m  eine  ÜJlartinuSfird^  in  ber  91$ 
berfelben  an  unb  füllen  i^n,  olS  er  einfl  mit  ^ 
neu  @d^ülem  einen  geeignetem  Ort  }u  fud^foct^ 
gesogen  war,  in  einer  }u  taufenb  JtSpfen  ^leiAa 
$rocef{ion  wieber  in  fein  ffloj^er  gurüd.  Sta^boB 
Obo  brei  Saläre  bie  SebenSweife  ber  Sanontbr  h^ 
folgt  l^tte,  nal^m  er  1095  auf  ben  Sio^  ftiatf 
gfreunbeS,  beS  AbteS  ^aimerid^  Don  And^iit,  imls 
fel^r  merfwürbigen  Umflönben  bie  iSenebictto* 
regel  unb  balb  barauf  bie  SebenSweife  Don  (Sixtp^ 
an.  9Ran  lebte  im  @t.  SRartinSflofler  gu  %m 
nai  in  großer  Armut,  übte  Diel  ^anbarbeit,  M" 
fd^möl^te  felbft  für  bie  Jtird^e  ben  @d^mud!  m 
@ilber  unb  ®olb.  Aud^  bie  @tubien  wmbei 
|[ei^ig  betrieben,  IBüd^er  abgef daneben  tmb  Ue 
sBibliotl^ef  auf  eine  bebeutenbe  bb^  gebraut  96# 
nur  für  feine  ^bnä^t  war  Obo  ein  ienS^ 
gfül^rer  im  geiftKd^en  Seben;  er  prebigte  aaid^  ii 
ber  @tabt  unb  bewirfte  in  ber  Sflrgerfd^  eise 
DöQige  Umwanblung,  fo  ba|  mand^e  f^fer  mb 
t^amilien  fleinen  Jtlöflem  glid^en.  3n  ISifil^riget 
Seitung  brad^te  Obo  fein  fflofter  gu  einem  $e^ 
fonal  Don  70  ÜJlönd^en  unb  bebeutenbem  Sqik. 
Als  ber  Si^bifd^of  SRanaffeS  Don  SleimS  auf  Sc- 
fel^l  $aScaIS  ü.  an  SteQe  beS  burd^ftaifer^cfa^ 
rid^  IV.  gewaltfam  auf  ben  Stul^l  Don  (Eombrai 
gebrad^ten  @imoniften  ©andrer  einen  red^tmft|igea 
93ifd^of  befteOen  foQte,  fiel  bie  SBal^l  aller  ^ 
Dingialbifd^öfe  auf  Obo  (1105).  Srfl  nad^  3al^ 
frift  unb  bem  Sobe  beS  JtaiferS  fonnte  Obo  Don 
feinem  @tu]^le  Sefi^  ergreifen,  mujite  aber,  ba  a 
Dom  Jtaifer  ^einri^  V.  bie  SnDeftitur  nid^  cd 
bitten  wollte,  benfelben  balb  wieber  Derlaffen.  6i 
begab  fid^  (um  1110)  in  baS  il^m  befrennbch 
Jtlof)er  And^in;  wal^rf^einlid^  feierte  er  aber  gecp 
Snbe  feines  SebenS  wieber  nad^  Sambroi  }ut&t 
Sr  ftarb  j[ebod^  in  And^in  1113  unb  Wirb  oB 
Seliger  Derebrt.  Sßöl^renb  feiner  Verbannung  1^ 
er  mel^rere  ©elegenl^eitsfd^riften  Derfa|t  (Ifigne 
PP.  lat.  CLX,  1053  sqq.),  nämli(|  eine  Cr 
flärung  Dom  Sanon  ber  l^eiligen  SHeffe,  ein  SBcr 
über  bie  Srbfünbe  unb  eine  Abl^anbbtng  gcga 
bie  3uben  über  bie  Anfunft  beS  SReffiaS,  alle  ori 
ftarf  Dorwiegenber  pl^ilof  opl^ifd^er  Se^lanblung,  U 
Don  ber  fpeculatiDen  ^Begabung  beS  SBerfafferS  leng 
unb  ein  9ilb  gibt,  wie  er  als  2)omfd^ola|}er  ge 
leiert  l^aben  mag.  Sr  f d^rieb  aud^  eine  fleine  Cdoii 
gelien^armonie  unb  legte  eine  Dierfprad^ige  $|al 
men^olQglotte  (oufbewal^rt  gu  $anS  [Bibl.  Nai 


Obo  öon  Klugitp  — -  Oborld^,  ber  fcl. 


698 


2195])  an,  toeld^e  betodSt  ba&  ntan  in 
Hoßer  bie  ^ige  S^rift  grünbUc^  ftubirte 
4ifd^  tote  oncb  ^ebröifcb  Derfianb.  OueOen 
2eben8gefd^i(!bte  Obo'S  {inb  Haimanni 
le  restauratione  monast.  S.  Martini 
.  (hl  MoiL  Germ.  bist.  Scriptt.  XIV, 
[.)  mib  ein  gleid^  nad^  feinem  Sobe  t)on 
.manb  k>on  Snd^in  Derf  agteS  Sitculor  (AA. 
(L  Jun.  m,  910  sqq.).  (Sgl  bie  Site- 
i  Chevalier,  Bepert.  1665;  Heinere  ^aä^ 
(eben  99Battenba^,  @i^ungdber.  ber  93er- 
äb.  ber  SBiffenfd^.  1891, 1,,100;  Revue 
1892,  136 ;  A.  Auger,  Etüde  sur  les 
nee  des  Pays-Bas,  Bruxelles  1892, 

[«mbr.  iKcnle  0.  S.  B.] 
t>on  eiugn^,  f.  eiup9  III,  555  ff. 
b«,  ObunamCcVüi!,  'OSoXXa»,  im 
ine  conaanitifd^e  Jtönic^j)Qbt  beren  IBe' 
f((on  ®en.  88, 1  ff.  genannt  mxhtn.  @ie 
ler  fogen.  Sepl^ela,  b.  1^.  in  ber  91ieberung, 
t4  toefhD&rtS  an  baS  ®ebirge  3uba  an> 
(3of.  15,  35),  unb  ba  fle  in  SSerbin- 
lerfeitS  mit  Sebna  (3of.  12, 15),  anberer» 
t  äerimotl^,  @od^o  unb  ^^eca  genannt 
>  mu|  fie  mefhoörtS  t)on  Set^Iel^em  am 
eS  ®ebirge8  gelegen  gemefen  fein.  @ie 
n  3ofue  erobert  unb  gerftört,  nnirb  aber 
icber  aufgebaut  unb  gel^örte  gum  Stamme 
)  lange  biefer  möd^tig  genug  UKir,  fte  gegen 
tßer  {u  be^KUipten.  3u  @aul§  3^it  ge- 
ben Unteren,  f o  ba^  3)at)ib  bafelbft  @d^u^ 
omite  (1  @am.  22, 1) ;  biefer  Dereinigte 
34roeL  Son  Sloboam  nnirb  pe  befeftigt 
11,  7)  unb  ftanb  nod^  in  nad^eiilifd^er 
g8br.  11,  30.  2  aJlad^.  12,  38).  ©eine 
je  Serü^mtl^eit  erlangte  ber  Ort  burd^  eine 
!a^  gelegene  (Jos.  Anti  6, 12,  3)  ^öl^Ie 
Softem  Don  ^öl^Ien,  morin  2)ooib  mit 
ngel^örigen  Dor  @aul  @d^u|fanb  (1  @am. 
).  9S3ö^renb  man  biefe  ©rottenbilbung 
rit  9Bi(^Im  Don  S^rud  irrtl^ümltcj^  im 
II  Don  Setl^Ie^em  bei  bem  fflofter  be§ 
riton  teiebergefunben  gu  l^aben  glaubte, 
3tere  ©elel^rte  überjeugenb  bargetl^an,  ba^ 
i  m\i\\^  Don  IBetl^Iel^em  bei  bem  l^eutigen 
la  )u  fud^  ift,  in  beffen  9lamen  bie  alte 
ung  nid^t  unbeutUd^  fortlebt.  (93gl.  O. 
Ins  bem  Orient,  Stuttgart  1867,  78  ff.; 
Explor.  Fund  1874,  110;  1875,  42. 
«0, 173.)  [Raulen.] 

tU,  f.  ©erbarb  OboniS  V,  374  ff. 
faf  Don  $orbenone  (de  Portu  Nao- 
r  feL,  0.  M.,  mit  bem  3unamen  ÜKat» 
concidcanennifftonar  unb  Stetfebefd^reiber, 
16  nid^t  nmt  Don  ^orbenone  im  Denetiani- 
nil  gdioren  unb  trat  frül^jeitig  gu  Ubine  in 
en  ber  minberen  93rilber.  ^ier  begann  er 
I  DoS  au|erorbentIid^er  Strengl^etten  unb 
nit  nid(|t  blo^  htn  ®runb  ju  einer  un- 
ifoi  l^igteit,  fonbem  aud^  gu  einer  gci« 
b  Sh^Ii^en  &tergie,  meiere  il^n  für  bie 


größten  Slnfhrengungen  unb  Sntbel^rungen  miber- 
ftanbdföl^ig  mad^te.  3n  bemütl^iger  ©efinnung 
mu^te  er  fid^  allen  Remtern  unb  S^en  im  Orben 
5u  ent}ieben  unb  Derlangte  nur  fein  Seben  ber  Se« 
tel^rung  ber  Ungläubigen  }u  mibmen.  Um  fid^  auf 
biefen  Seruf  Doi^ubereiten,  lebte  er  eine  S^ttlong 
in  gönglid^er  Sinfamfeit  unb  tam  fo  }u  bem  Snt* 
fd^lu^,  feine  ffröfte  aleid^  fo  Dielen  feiner  OrbenS- 
brüber  für  bie  SRifftoneti  in  ^od^afien  }u  Der- 
menben.  2)ort  nnir  bamalS  ein  l^öd^ft  fru^tbared 
Sfelb  )u  apoftolifd^er  Slrbeit  geöffnet,  auf  mel- 
d^em  befotü>er3  0ranci§caner  uno  Dominicaner 
tl^dtig  nniren.  Singer  ben  gal^lreid^en  ÜRifftonen, 
meldte  ber  römifd^e  Stul^l  unb  bie  d^riftlid^enÄönige 
Suropa'd  bortl^in  entfanbt,  l^atten  aud^  Diele  ein- 
fädle OrbenSleute  blo^  aud  religiöfer  Segeifierung, 
arm  an  ^ilfdmitteln,  aber  reid^  an  @elbflDerlöug- 
nung  uno  ©ottDertrauen,  bie  befd^merlid^ftenSteifen 
bid  an  baSSnbe  Don  Sften  unternommen.  @o 
maren  an  Dielen  Stellen  nid^t  blo^  einzelne  Seelen 
für  baS  ßbnftentl^um  gewonnen,  fonbem  aud^ 
blül^enbe  ©emeinben  geftiftet  morben,  benen  bie 
europäifd^en  OrbenSleute  als  Seiter  unb  Sd^ü^er 
Dorftanben.  3m  3. 1318  erhielt  Oboric^  bie  Sr- 
laubni^,  il^rem  Seifpiele  ju  folgen,  unb  begab  ^d^ 
nun  unDer^uglid^,  blo|  Don  einem  Saienbnü>er  auf 
feinen  Steifen  begleitet,  auf  ben  SBeg  nad^  ßonfkn- 
tinopel.  Son  bort  f d^iffte  er  über  baS  f d^n)ar}e  Öleer 
nad^  Xrapejunt  unb  »anberte  quer  burd^  Armenien 
unb  Werften  bid  }u  ber  bamal§  nod^  bebeutenben 
^afenftabt  ^ormuS  an  ber  gleid^namigen  ÜJleer- 
enge.  2)ie  nöd^fte  Sd^iffSgelegenl^eit  benu^te  er 
bann,  um  nad^  Oftinbien  ^u  gelangen,  unb  lanbete 
Suerft  }u  Xana  auf  ber  3nf el  Salfette.  ^ier  erful^r 
er,  ba|  Dier  feiner  OrbenSbrüber,  nömlid^  bie  brei 
$riefter  Xl^omoS  Don  2:oIentin,  3Qcob  Don  ^bua, 
$etru§  Don  Siena  unb  ber  Saienbruber  3!)emetriu§ 
Don2:ifIiS,  auf  einer  SJlifftonSreife  nad^  Sl^ina  ba§ 
©rab  be§  1^1.  2:bomaS  )u  !inelia))ore  l^atten  be- 
fud^en  xooUtn  unb,  Dom  Sturm  nad^  Salfette  Der- 
fd^Iagen,  burd^  ben  Stattl^alter  ber  bamal§  in  ^in- 
buftan  regierenben  mol^ammebanifd^  (4.)  S)^- 
naftie  einem  graufamen  ÜJlartertob  überliefert 
n)orben  maren.  3^r  glorreid^er  Sob  l^atte  reid^e 
fSfrüd^te  getragen;  benn  auf  munberbare  SRal^nung 
gemöbrte  ber  nömlid^e  SRad^tl^ober  balb  nad^ber 
ben  Sl^riften  Doüftönbig  freie  SleligionSübung.  ^ei 
biefer  92od^rid^t  rul^te  Oborid^  nid^t,  bis  e§  il^m 
geftattet  mürbe,  bie  Sarge  ber  IBlutjeugen  ju 
öffnen  unb  bie  Dorgefunbenen  Stefte  mit  fid^  nad^ 
(El^ina  ju  nel^men,  bamit  bie  Eiligen  im  Siob  bort- 
bin  ben  Segen  bräd^ten,  ben  fte  im  Seben  bafelbft 
batten  Derbreiten  moQen.  3uf  ber  ganjen  Steife 
nad^  S^tna  trennte  er  fid^  Don  biefem  toftbaren 
Sd^a^  nid^t  mel^r  unb  legte  il^n  92ad^t§  ftatt  beS 
ffopffiffenS  unter  fein  ^aupt,  al§  mofle  er  barauS 
bie  ju  feinem  Untemel^men  notl^menbige  Störfe 
gewinnen.  So  fam  er  über  ©c^Ion,  Sumatra, 
ia\)a,  93omeo,  meiter  über  ^egu  unb  9lDa  enblid^ 
nad^  ei^ina,  unb  jmar  juerft  in  bie  füblid^en  $ro« 
Dinjen,  meldte  er  SKanji  ftatt  be§  b^w^igen  SKan-tfc 


699 


Oborid^,  ber  fei. 


nennt.  €r  jog  burd^  bie  otogen  ©täbte  beS  ©übenS, 
unter  »eld^en  er  befonberS  ©U'tfd^cu  rül^mt  über 
ben  3an«tfe«fianö  nod^  §an»tf(i^eu«fu,  baS  er  mit 
!93enebiQ  Derglei^t.  ^ier  fatü)  er  eine  blül^enbe 
gl^riliengemeinbe  unter  einem  grjbif d^of  au8  [einem 
Drben,  ^nbreaS  üon  Perugia,  ber  mit  öier  2fron= 
ciSconerpriepem  pd^  in  bie  ©eeljorge  tl^eilte,  unb 
tonnte  bie  pröd^tige  Satl^ebrole  ben)unbem,  xotli^t 
eine  armenijd^e  2)Qme  ouS  il^ren  SRitteln  für  bie 
Sl^rtpen  erbaut  l^atte.  92id^t  »ett  Don  ber  ©tabt 
l^atte  SnbreaS  in  ber  Sinfamteit  eine§  SBöIbd^enS 
ein  gfrancidconerflöperd^en  errid^tet.  ^ier  legte 
Oboric^  bie  foftboren  [Reliquien  nieber,  meldte  er 
ouS  Oflinbien  mitgebrod^t  l^tte,  unb  begann  im 
SSerein  mit  feinen  eifrigen  Srübcm  fogleid^  ba§ 
SDtifponSioer!.  ©eineSBirffamfeit  l^atte  üielelBefel^« 
rungen  jur  gfolge;  aOein  ba  fünf  eifrige  ÜJlönner 
am  $la^  xoaxtn,  jog  e§  il^n  meiter  nad^  92orben,  tt)o 
nod^  eine  reid^e  Smte  minfte.  ^uf  bem  Sßeg  in  bie 
nörblid^en  $rot)in}en  traf  er  in  ben  großen  ©tobten 
nyieberl^olt  gfranciScanermifPonen  an  ber  ©pi^e 
neugegrünbeter  Sl^ripengemeinben  an.  Sr  fe^te 
über  ben  ^oang-l^o  unb  fam  nad^  $eting,  tt)o  baS 
ß^l^ripentl^um  bamalS  am  ^ofe  tt)ie  beim  SSoIt 
geeiert  unb  angef  el^en  UHir.  SSöl^renb  breier  Saläre 
unterzog  er  P^  l^ier  mit  unermüblid^em  Sifer  ben 
Slrbeiten  einer  mül^eüoQen  ©eelforge,  l^atte  aber 
aud^  bie  gfreube,  eine  gro^e  Snjal^I  Sinl^eimifd^er 
avL%  allen,  felbp  ben  l^öd^ften  ©tauben  )um  Sl^ri« 
Pentl^um  übertreten  su  fe^en.  SlQein  er  moQte  ben 
9lamen  3efu  ßl^ripi  nod^  weiter  tragen,  üerlie^ 
bal^er  ^efing  unb  Sl^ina  unb  S^fiüber  bie  gro^e 
SRauer  in  bie  meiten  ©tcppen  ber  2Kongo(et.  öier 
wartete  feiner  ein  betrübter  ?lnblidf;  unter  bem 
Sinpu^  nePorianifd^er  $rebiger,  meldte  auS  bem 
SBeften  gefommen,  tuar  l^ier  ba3  einp  blül^enbe 
tatl^olifd^e  ß^^ripentl^um  bem  ^rrtl^um  Derfaüen 
unb  brol^te  an  Sau^ett  unb  ©leid^gültigfeit  ju 
©runbe  ju  gelten.  Dborid^S  begeiPerteS  SBort 
führte  t)iele  äierinte  jur  ftird^e  }urüd(  unb  ge- 
wann nod^  mel^r  Ungetaufte  für  baS  (Sl^riPen* 
tl^um.  95alb  aber  fül^rte  il^n  ber  6ifer  be§  äpo- 
pelS  weiter  burd^  bie  d^inepfc^e  ^roöinj  ffan»fu 
bi§  nad^  if^a^^a,  ber  ^au))tftabt  t)on  2:ibet,  wel- 
d^eS  t)or  il^m  Don  feinem  Steifenben  aug  Suropa 
betreten  worben  war.  SereitS  aber  war  in  il^m 
ber  $(an  gereift,  nad^  einem  großem  SKa^« 
Pabe  als  lebiglid^  burd^  feine  perfönlid^e  Sl^ötig- 
feit  ba§  ^eil  ber  apatifc^en  ^eibenwelt  ju  be^ 
wirlen.  Sr  woHte  pd^  an  ba§  Oberl^aupt  ber 
ß^ripenl^eit  wenben,  woDte  bemfelben  ffenntni^ 
Don  ben  reid^en  SuSpd^ten  geben,  weld^e  pd^  ber 
ftird^e  im  fernen  Dpen  eröffneten,  unb  woHte  i^n 
im  SRamen  beS  mongolifd^en  Slfl^anS,  üon  bem  er 
pd^  l^atte  beDoIImöd^tigen  lajfen,  um  apopolifd^e 
Arbeiter  für  baS  weite  aSiffionSfelb  bitten,  ©o 
^og  er  benn  t)on  S|^a'Pa  wepwart§  burd^  bie  graufen 
©d^Iud^ten  be§  ^imalaQa,  burd^wanberte  ba§  nörb- 
lic^e  3nbien  unb  ganj  ^erpen  unb  fud^te  wieber 
bie  europäifd^e  ^eimat  auf.  3m  3- 1330  erreid^te 
er  $orbenone.   3^blf  3al^re  lang  war  er  burd^ 


bie  entlegenPen  unb  bamalS  am  tt>ent( 
fannten  ©egenben  be§  Srbfreifed  ge)0| 
l^atte  mel^r  al§  20  000  Ungläubigen  bi 
Saufe  gefpenbet.  3nfolge  ber  babei  ( 
SRül^en  unb  Sntbel^rungen  war  er  fo  abj 
unb  gebräunt,  ba^  im  Saterlanb  niema 
nid^t  bie  nöd^Pen  Slngel^örigen,  il^n  wieber 
3nbePen  Panb  fein  ©inn  nur  nad^  9toi 
$app  3o]^anne§  XXII.,  unb  obwol^  t 
rid^t,  ba|  aufi  feinem  eigenen  Orben  b 
ein  ®egenpapp  entgegengefteOt  worben,  i^ 
Hoffnung  auf  ©elingen  feineS  SBorl^abc 
mad^te  er  fid^  boc^  auf  bie  Steife.  3u  $i 
pel  er  in  eine  ffranf^eit  unb  warb  be^w 
^efel^l  beS  $rot)in)iafö  nad^  $abua  gebrc 
er  f d^on  in  ^Pen  eine  ©Hj^e  }ur  3!)arpeSu 
KeifeerlebniPe  in  feiner  ^utterfprad^e  ei 
l^afte,  warb  er  nun  burd^  ben  ©el^orfam  g 
einem  feiner  ÜRitbrüber,  SBil^elm  ton  1 
einen  auSfü^rlid^en  Serid^t  über  feine 
bictiren,  wetd^en  biefer  lateinifd^  nteberf  d^ri 
war  Oborid^g  le^te  SBirf famfeit  für  bie  m 
2)a  er  fein  Snbe  l^eranna^en  fül^lte,  bat 
Ubine  in  baSfelbe  jtlofter  gebrad^t  }u  we 
weld^em  er  fein  OrbenSleben  begonnen  1^ 
l^ier  befd^Io^  er  baSfelbe  burd^  einen  gl 
2:ob  am  14.  3Qnuar  1331.  3nfolge  un 
lid^er  SSerel^rung  unb  Dieler  SBunber,  um 
feine  Anrufung  gefd^al^en,  warb  er  tw] 
biet  XIV.  am  2.  3uli  1755  feiig  gefpnx 
fein  tJfeP  für  ben  SfranciScanerorben  auf  bc 
bruar  Derlegt. 

3!)er  burd^  SBilbelm  Don  ©olagna  auf 
bene  äteifeberic^t  Oborid^S  warb  wäl^ren 
Sal^rl^unberte  in  Dielen  ^Ibfd^ripen  Derb« 
aud^  wieberl^olt  in'§  Stalienifd^e,  Sfran^öf 
2)eutfd^e  überfe^t.  ^anbfd^ripen  Dergeid^r 
Siruti  (Notizie  de'  Letterati  del  Priidi 
nezia  1760,  274  sgg.)  unb  P.  öenni 
storieo  alle  gesta  del  b.  Odorico,  ^ 
1761),  befonberS  aber  (Sorbier  (f.  u.)  p.  I 
©ebrudtt  warb  ^uerp  eine  ber  italienifd^et 
tragungen,  l^erauSgegeben  Don  $.  IBirunl 
ju  $efaro  bei  §ier.  ©oncino,  eine  ant 
SRamupo  im  jweitcn  93anbe  Don  bePeuNavi 
e  Viaggi,  Yenezia  1583,  245  sgg.  9 
Ausgabe  be§  lateinifd^en  Se|te3  pnbet  pc 
fd^on  genannten  ©d^rip  Don  P.  SSenni  m 
^anbfd^rip  Don  1401,  eine  anbere  mit  ei 
ueberfe^ung  bei  Hakluyt,  The  second  "^ 
of  the  Principal  Navigations  etc.,  ] 
1599,  39  ff.  gine  bebeutenbe  Arbeit  iftb 
be§  OberPen  ^ule:  Cathay  and  the  wajf 
Lond.  1866;  nad^  il^m  erfd^ien  eineSuSg 
P.  3:eoplo  SDomenid^em  (Prato  1881). 
nannten  arbeiten  übertrifft  bei  SOBeitem  bie  ] 
f d^ienene  Ausgabe  ber  franjöf .  Ueberf e^ung 
i^ann  Don  ^pcrn  Don  §enri  ©orbier :  LesV 
en  Asie  au  XIV^  si^cle  du  Bienheui 
Odoric  de  Pordenone,  religieux  d< 
Pran9ois,  publies  avec  une  Introdu« 


Oecolampabiud. 


702 


M  (yoI.  X  bed  Becueil  de  voyages  et 
its  pour  servir  k  rhistoire  de  la 
liie  depuis  le  Xni®  jusqu'ä  la  fin  du 
»de ,  totid^  \>on  @($ef er  unb  Sorbier 
(eben  mirb).  2)er  iBerfaffer  l^at  73  ^onb« 
bei  ateifeberii^ted  t)erQlid^en  unb  aö^It 
dtte  Sudgaben  bedfelben  in  üerfd^iebenen 
t  auf.  2)er  üielfad^  Derberbte  unb  inter« 
fSt  ber  alten  ausgaben  ift  fritifd^  corri- 
mit  je^  geleiertem  ^parat  commentirt. 
anbiften  geben  einen  SuSjug,  ber  ntel^r 
cf  als  bad  äußere  Seben  beS  feiigen  SSer- 
Iiifinren  foll  (AA.  SS.  BoU.  Jan.  I, 

). 

serttDÜrbigen  SSerid^t  beS  l^etligen  9Ranned 

»lere  to)egen  mand^er  fabeD^aft  erfd^einen« 
rid^ten  U)enig  ®lauben  fd^enfen  vooUtn, 
t  ei^arotter  bed  Serf  afferS  verbietet  ebenf  o. 
tgläubigfeit  mie  an  romanl^afte  lieber« 
iKm  feiner  Seite  }u  beulen,  ^rd^  bie 
c  Arbeit  SorbierS  ift  ber  Seric^t  be§ 
Ulf  0i|fenfd^ftlid^em  Sßege  glön^enb  ge- 
(t,  fo  ba|  Oborid^  neben  3bn  Satuta 
reo  $olo  }u  ben  bebeutenbflen  Steife« 
ni  bed  9Rittelalter§  gel^ört.  Sd^on  ber 
unifjiouar  P.  6uc,  gett)i|  ein  competenter 
\tc,  Derfi^^,  oa|  Oborid^  2)arfteOung 
^^ina  nod^  l^eute  burd^  ben  Sugenfd^ein 
ncrbe.  XiraboSd^i  meist  nadl^,  ba^  bie 
et  Oborid^  Xe^t  üielfad^  burd^  fabel« 
^ten  enoeitert  l^aben,  mie  benn  aud^  bei 
irm  Stecenfionen  eined  unb  beSjelben 
!e^,  oeld^e  ber  ^Herausgeber  für  jmei 
ne  SSerid^te  l^alten  fonnte.  2)en  ^bfd^rei« 
)  bal^er  bie  fonberbaren  ÜJ^ittl^eilungen 
n,  meiere  offenbar  ber  SBal^r^eit  ober 
[id^feit  wiberfireiten.  Unoufgeflärt  bleibt, 
italienifd^e  IBruber  überaQ,  föol^in  er 
(eic^  fid^  Derftönbltd^  mad^en  unb  in  ber 
rad^  baS  SDangelium  Derfünbigen  fonnte ; 
Ip  feinen  Sluffd^lu^  gibt,  auf  tteld^em 
fi(^  bie  not^menbigen  (Sprad^fenntniffe 
rt  iaht,  fo  toirb  man  feinen  Siogra» 
luben  muffen,  ba^  er,  toie  fpätcr  ber 
,  Xaoier,  Dom  l^eiligen  ©cift  bie  ©prad^cn» 
alten  f^attt  (Comejo,  Chronica  sera- 
I,  en  Madrid  1686,  545).  (Sgl.  Tira- 
Storia  della  letteratura  Italiana  V, 
en.  1823,  IX,  163];  J.  L.  Moshemii 
artaronun  ecclesiastica ,  Helmstadi 
00  sqq. ;  Brunei,  Manuel  IV,  160  8.; 
rai,  in  ben  C)ifi.«pol.  »lottern  XXX Vin 
507  ff.;  M.  Huc,  Le  Christianisme 
leetc.  I,  Paris  1857,  398  ss.;  En- 
ddia Britannica,  art.  Odoric,  by  H. 
SBeitere  Sitcratur  f.  bei  Cordier  1.  c. 
in  88.)  [ftaulen.] 

^«ftfMtts,  3obann,  fogen.  Stefor« 
9a\tl,  toax  1482  ju  SBeinSberg  geboren. 
^ränglid^r  Ütame  lautete  nid^t  „^aug« 
IIb  man  fpöter  bie  gröcifirte  !Ramen§form 


jurüdfüberfe|te,  fonbem  „©u^gen''  ober  ^§eu&« 
gen".  2)ie  uRutter,  mel^e  au^  einer  angefel^enen 
0amilie  ber  @tabt  Safel  flammte,  fe^te  eS  gegen« 
über  ben  Sinreben  bed  SSaterS  bur4  ba^  ber  @ol^n 
är  baS  @tubium  beftimmt  n)urbe.  Seine  l^umani- 
tifd^e  iBorbilbung  erl^ielt  biefer  in  feiner  93aterftabt 
unb  in  ^eibelberg.  ^oxm  mibmete  erfid^juSologna 
bem  @tubium  ber  Siedete,  fanb  aber  an  biefem 
Sfad^e  fein  ®efaUen  unb  feierte  1499  nad^  ^eibel« 
berg  }urüd(,  um  bort  2:i^eologie  unb  ^unumiora  ^u 
ftubiren.  Sr  vertiefte  fid^  in  bie  Sefung  oon  @d^rif« 
ten  ber  SR^ftifer,  oor  ^Qem  ©erfonS  unb  C^ugo'd 
oon  @t.  SSictor ;  eine  folibe  tl^eologifd^e  93ilbung 
aber  enoarb  er  fid^  nid^t.  @d^on  früf  jeitig  l^atte  er 
fid^  aud^  mit  ber  3!)id^tfunjl  abgegeben  utd)  bereits 
mit  14  3a]^ren  93er[e  gemad^t;  fpöter  arbeitete  er 
größere  ®ebi(^te  unb  Xragöbien  auS.  ÜRit  Sor« 
liebe  fd^lo^  er  |i((  an  bie  ^umaniflen  an.  @o  ift 
es  erflörlid^,  oa|  er  fid^  fpöter  meift  oon  @<« 
fül^len  bel^errfd^en  unb  leiten  lie^,  anftatt  fefte 
®runbfö|ep  befolgen;  bal^er  fam  eS  aud^,  baper 
in  ben  religiöfen  jtömpf en  feiner  Seit  jegli^en  ^alt 
oerlor,  in  eine  peinlid^e  3etriffen|eit  geriet!^,  in  ein 
unl^eilDoDeS  Sd^nmnf en  Derfiel  unb  Don  einer  Un« 
rul^e  getrieben  mürbe,  meldte  il^n  mit  feiner  Sage  }u« 
friebenmerbenlie^.  3m3. 1 503 mürbe  er magister 
artium  unb  barauf  Srjiel^er  ber  jüngeren  Söl^ne 
beS  Jhirfürften  oon  ber  $fal).  Se^tere  @teQung 
gab  er  balb  mieber  auf,  empfing  nun  bie  $riefter« 
meil^e  unb  übemal^m  einSeneficium,  meld^ed  feine 
Sttem  )u  SßeinSberg  geftiftet  litten.  3n  biefer 
Stellung  l^ielt  er  ^rebigten  über  bie  fteben  Sßorte 
3ef u  om  Jtreuje,  bereu  ^erauSgabe  unter  bem  Xitel 
,,Declamationesober^eben3colampab§überbaS 
Seiben  unb  bie  le^tc  ^rebigt  unfereS  §erm  3cfu 
Sl^rifti  am  Jhreu^  unter  bem  Silb  eines  megjiel^enben 
^rebigerS"  3afiu8  1512  jugfrciburg  üermittelte. 
3n  benfelben  äußert  ftd^  ungel^eud^elte  gfrömmig« 
feit  unb  fatl^olif d^e  Ueberjeugung.  OecolampabiuS 
befennt  entfd^ieben  feine  Serel^rung  gegen  bie 
feligfte  Sungfrou,  fomie  feinen  ©louben  an  bie 
©egenmart  Sl^rifti  im  ^ItarSfacramente,  unb  preist 
biejenigen  glüdflid^,  meldte  auS  Siebe  }ur  SSoQ« 
fommen^eit  ber  (Sf)t  entfagen.  allein  nur  menige 
Saläre  l^ielt  OecolampabiuS  in  SBeinSberg  auS. 
Sr  begab  ftd^  nad^  Stuttgart,  Tübingen  unb  ^ei« 
belberg  unb  mürbe  an  biefen  Orten  mit  Sol^ann 
Steud^lin,  SReland^tl^on,  Sol^Qun  93ren)  unb  Sßolf« 
gang  Sapito  befreunbet.  ^ad^  oorübergel^enbem 
$[uf entl^alte  in  feiner  SSaterftabt  fam  er  nad^  9af el ; 
l^ier  marb  er  1515  $rebtger  am  SRünfter  unb 
lernte  graSmuS  fennen,  meldten  er  ^bie  flrone 
feines  §aupteS"  nannte.  3«  Mefer  3cit  oerfa|te 
er  eine  @d^rift  De  ritu  paschali  fotoie  eine  grie- 
d^ifd^e  ©rammatif  unb  gab  einige  fleinere  @d^rif ten 
ber  gried^ifd^cn  Säter  l^erauS.  3m  3. 1518  mürbe 
er  ©octor  ber  Xl^eologic.  Salb  borauf  folgte  er 
einem  Shife  alS  SDomprebigcr  nad^  äugSburg. 
ßraSmuS  gab  il^m  bei  feinem  SBeggange  Don 
IBofel  als  Snbenfen  einen  fleinen  äuffa^  über 
ben  Anfang  beS  SoangeliumS  beS  1^1.  3o]^anneS, 


70S                                            Occolam))abiue.  70- 

ben  Oecolan^iabüie  oft  mit  feigen  ffüffen  ttebtdtt.  ju  ftinem  Slufentl^altt.   ^ici  )>Rbiflte  a  tüglU 

damals  tuat  tr  füi  STaemuS  no<J^  plane  mona-  unb  las  rinm  Xt|til  bei  (riligtn  Sliffe  in  bsit< 

chuB  et  Buperstitione  eubmoleBtus.  Sn^uflä'  \'^^  Sftra^f.  9)lt^im  SRonote  blitb  n  in  bd 

bürg  Durbt  Ö(coIani)>abtiie  mit  Sut^ei  unb  befjen  mraig  flttli^cn  UmQtbiing  Ulti^  oon  Ibulin 

^R^ängtin  tterfSnlid)  betaiml.    ^iei,  mitten  in  unb  ^attmut^S  »cm  Sionbutg.    1iit\t  Stibot 

ben  Ram^f  ber  @etftei  ^imingcfltut,  bcßann  er  ju  fc^tintn  \i)a  aai)  begleitet  gu  ^aben,  alSetf^^ 

fi^manfen.  Dr.  ed  battt  bcbauplet,  in  Augsburg  SloDembet  1522  nac|  %afel  begab.  Soitno^a 

fte^e  mit  %[u3na^me  einiger  ungeMlbelen  3)i>ni'  junäcbf)  im  ^aufe  beS  Sht^^anbleiS  Sratate 

berren  niemanb  auf  ©eiten  Sut^trS.  ®ie6  fc^eint  SBSobnung  unb  trat  balb  in  freunbftöoftfi^  Bf 

bif  Sitelteit  beS  3)Dnit)rebiger§  oerlt^  jut)abcn;  jiebungen  gu  3n>tngli.  See  bamalS  fronfe  Sßfanit 

er  |(^iteb  nun  gegen  @d  unb  trat  in  $rie|K)e^fel  uon  €t.  SRartin  nabm  i^n  de  SSicoi  cm,  mut  tri 

mit  Sutber  unb  <lReIand)tbon.    3)efTenunQeacbtet  grlaubnil  bcS  ^üti)t9  i)itlt  er  on  bei  UniBop 

überft^te  er  eine  9iebe  beS  %  @regor  uon  URagianj,  äiorlefungen  über  altle|tamenlli(^  ^op^den  ob 

»elcbe  uofl  ift  tion  benlii^  Säuberungen  eines  paulini|(^e  %tne|e.  Obglei^  f^on  je^  gan|  ta 

gottgemei^ten  SebenB,  utüi  nibmete  biefelbc  einer  neuen  fiebre  jugetban,  rfiifte  er  boc^  ttitt  olIiiflBl 

3:oc^tcifeincSifreunbeeSßeutiRger,umrteinibrem  mit  feinen  Slnfii^len  benniS.  £r  benahm fi^ k* 

Sßorfa^c,  in  ein  JTlo|)er  ju  treten,  ju  b(|tärlen.  bSi^tig  unb  fi^lau,  trat  gunä^ß  Iei(e  auf,  ]S)A 

EDtclancbtbon  tbeilte  ibm  ben  !Ser[au|  ber  Seiligiget  Slnbere  Dor  unb  lieg  biefe  ausü^rm,  ti»3  er  m 

SiSputation  mit  unb  ^offte  it|n  baburi^  ganj  )u  gegtttelt  butte.    2)em  Katbe  ffdmti^ltc  er  nb 

? eroinnen ;  allein  OeuilamiKibiua  trat  balb  borauf  fu^te  ibn  in  ®egenfa|  gu  ^if Aof  unb  UniiKifittJ 

23.  gpril  1520)  in  baS  iBirgittentlofter  gu  Wo-  gu  bringen,  melile  am  allen  @Iauben  feßbi^bt 

münfter  (f.  b.  Srt.  9llo),  um  bort  „'pä)  jelbp  ju  3m  auguft  1523  fdjlug  er  einige  3:^en  n 

leben  unb  um  bie  HDteinungcn  berSntnfdien  {i^  (d^uargenSBrette  an  unb  lub  gu  einer  SHBtJUtatin 

m<S)t  KKiter  gu  betümmem".    @erabe  au8  bem,  ein,  „um  bon  ber  mabren  eoangelifd^en  Sebre  Sc 

loaS  fiutber  unb  ffariftabt  in  Sei)]gig  gefagt  bitten,  rtc^tgu  geben".  OecoIam^abiuS  oert^igttfia 

erfannte  et  »0^1,  ba|  eS  fub  um  einen  Aamt>f  bereits  bie  Sebte  bon  bei  SRe^tfertigung  IM 

gegen  bie  @Tunbfe[ten  be8  SbrtftenIbumS  banble,  ben  @Iauben  aOein.  S)ie  UniberfitAt  ocrbot  bii 

unb  eS  |<bauberle  iftm  cor  bem  abgrunbe;  er  a:beilnab™i;  ""i  ber  SJiSinitation ,  »el^e  ote 

ooflte  bor  ber  ®efabr,  (einen  ©lauben  gu  tter-  trobbem  fioltfonb.  3n  einem  meitem  Sleligioit 

litren,  pt^  Püd)ttn.  ©eferotgen  überbäufien  Sutl^erS  gefptä^e  tntfi^ieb  fid^  Oecotam))abiuB  fk  Mi 

ffln'dänger  i^n  mit  ©))Dtt ;  olS  bieg  nid^tS  fruf^tete,  Sreigcbung  ber  *priePerebe,  boiib  Z"^  *i  f*4 1*" 

griffen  fie  ju  einem  anbcm  Mittel.  @ie  erfucbtcn  (ficlofen  9eben  ben  ^orgug.  Sei  einer  SJi^nt^ 

it|n  im  größten  ^Sertrauen  um  fein  Urttieil  über  lion  ^axe\^  (f.  b.  Art.)  in  Safel  trat  tr  ni^tti^ 

bieebenerfd^ieneneSBulebeS^p^eSgegenSutber;  vor,  btente aber cil§ Solmetf^.  3m gfÄmar  1531 

feine  ?(nfid)t  jei  ibncn  bon  großem  S^erlbe.  S)aS  ernannte  ifinberStatbjum  Pfarrer  an  ©LSUii 

mar  für  bie  eiteReit  eines  @efiibl3menf^en  eine  ^o^  immer  Ia3  OccoIamtifüiiuS  bie  beilige  !K(||l 

ftbnere  Sierfui^bung.  €r  anlmorlcte,  bafi  er  ni^t  unb  boi^  liefi  er  im  gleid(ien  Sa^re  bie  S^rlfl » 

üDe  Sebauptungen  SutberS  gelefen  babe;  toaS  er  f<beinen:  De  genuina  verborum  Domini:  Hm 

aber  gelefen,  lönne  er  niii^t  migbiUtgen,  ja  ßinigeS  est  corpus  meiun,  juxta  vetustissimoB  loeio- 

boDon  fei  für  i^n  fo  geroig,  bog  er  felbft  Don  res  expoaitione  liber,   3n  berfelbtn  fjiriiV» 

einem  engel  im  ^immel  baS  ®egentf|cil  fi^  nicbt  fii^  offen  für  bie  IbenbmablSlebre  ^toingli't  M. 

mürbe  einreben  laffen.  %l[SbaIb  WrSffentliiJ^te  <Sa-  99ei  ben  Sinfetfunglroorten  belägt  et  guur  M 

tiito  biefeS  llrtbeil,  unb  man  Derbreitete  baefelbe  Seitnort  in  feiner  Sebeulung,  fagt  aber  bot  9W 

aQentbalben.  ÖccoIam^abiuS  tarn  nun  in  groge  „Seib"  tropifcb  auf.  Si  bebeutetnadbibrnmatte 

Verlegenheit.  €r  äußerte,  bag  er  bie  Sierbffent'  gfigur  beS  ^eibe§.  Sr  fagt  unter  SInberem:  ,Jk 

li^ung  feiner  SlnlroDrt  bebaucre,  „loeniger  um  gläubigen  follen  bie  üugerlicben  @i}mboIc  n^t 

feiner  felbft  alS  um  ber  (ßrüber  Milien,  bie  baburcb  um  bei  ?ifiiiften  alä  um  ibretmiHen  geBioniiil; 

in  üblen  SHuf  gu  fommen  fünften",  3nbeg  mugte  bie  ©acramente  [mb  gum  SBetenntnifle  ber  9» 

er  firf)  eutfcbeiben,  entroeber  mit  bem  Otben  ober  meinftl)afi  unb  gur?iabrunaber5Rä<5ftenliebtii» 

mit  feinen  greiinben  gu  bretben.   Er  entfcbieb  fi^  gefejjl,  auf  baß  mir,  im  SBetougtfein,  SSrüberak 

für  erftereS,  la§  eifrig  bie  ©tbriften  fiut^erS,  mürbe  ©lieber  in  Sbripo  gu  fein,  biefen  (Stauben  bM 

balb  an  biefem  unb  jenem  ©laubenf-punFte  irre  äugere  Slienftleiftungen  unb  ^egeugungen  ba^ 

unb  berlieg  fobann  imi$ebruar  1522  baefilofter.  geben.  S)a[|er  ift  nid^t  einmal  bie  S>anfjdsa| 

SGom  Orben  erbielt  er  noib  ein  Slcifegelb.   9tun  nad)  bem  Dlbenbmablc  nStbig."   S)ie  SacioäiA 

begob  er  fic^  gunö^ft  nad^  HDlaing  gu  Sajiito,  bann  Vermitteln  alfo  leine  @nabe ;  fie  finb  nur  eis  fr 

nai^  SBein§berg  gu  feinen  SItem  unb  bitrouf  mä)  lenntnig  be€  @Iauben§  unb  bienen  bobio^  i^ 

§eibelbeig.  ©eine  Srmartungen,  an  Itjferem  Orte  6rbauung9lnberei.  SDiegenannteSdbnfterr^ii 

ober  in  Sngolftabt  einen  Sebrftubl  gu  erhalten,  ^afcIgiogee%uffeben;ficl[iurbecDnfiSdrt.imbhR 

gingen  nid)t  in  €rfünung,  ba  man  ibn  bereits  als  tRatb  erlieg  ein  iBerbot.  irgenb  etnuS  bon  Ok> 

^nl]anger  QutberS  betra^tetc.   3tun  roäblte  er  im  lampabiuS  gubnidcn.  ©ibcm  im  foIgenbesSi^ 

9IpriIt522bieSbtmburgbeS8iran)Ui)n@iiIingen  muibe  biefeS 9?eTbot  aber  nieber  aufge^btB,nd 


Oeconom. 


706 


npobiitS  getDonn  mel^r  als  je  Stnflu^.  IBei 
tncimung  }uin  ^faner  t)OTt  @t.  !Dlartiti 
an  tJ^m  gtoor  geftottet,  „bai  Soangeliutn 
Se^  ®otte8  frei  5f[entli(i^  unb  unüer« 
M  imbigot",  oOein  am  ® otteSbienjle  foQte 
OcneJ^migung  beS  Statines  feine  IReuerung 
tn.  3m  3Rai  1527  tourbe  an  beibe  9te- 
urtften  bte  Sluff otberung  erlaffen,  fd^ft- 
Snfid^t  über  bte  ^eilige  9Reffe  funb}u- 
ßad^bem  bie|  gefd^^en,  entf d^ieb  ber  Statl^ 
igem  3dgem,  bie  SOteffe  foUe  jtoar  nici^t 
R  abgefd^fft  »erben,  eS  bleibe  aber  bem 
t  ber  ßinjelnen  überlaffen,  fte  betäube« 
ber  nid^t.  SereitS  1526  l^atte  Oecolam- 
rhie  neue  ®otte8bienftorbnung  unter  bem 
$orm  unb  ®eftalt,  mie  ber  ffinbertauf, 
m  92ad^tmabl  unb  ber  jhanten  ^eim- 
ie|t  }u  Sajel  uon  etlid^en  ^reblfanten 

toerben.    S)ie  S&a^rl^eit  bleibt  emig", 

3n  ben  ffird^en  ber  ^räbicanten  mürbe 

Weffe  a&gefd^afft  unb  ber  ®efang  beut- 

ilmen^  bie  Öecolampabiud  mit  @d^möl^- 

legen  bie  fatl^olifd^e  JNrd^e  anfüllte,  ein» 

Die  Rlbfttt  mürben  aufgel^oben,  ba§ 
nen  bed  Sifd^ofS  unb  ber  fatl^oUf d^en  $ro- 
gefür^t  2)ie  $rabtcanten  l^atten  nun  un« 
tcS  @pieL  @te  eiferten  in  i^ren  Sieben 
m  i.antid^rift",  bie  „mönd^ifd^en  Safter« 

unb  bie  ^unmiffenben  ÜJle^f äffen". 
ipabiuS  berl^eiratete  ft((  mit  ber  äBittme 
)i8  fteller.  geb.  Stofenblatt.  %m  Sl^ar« 
beS  3a^  1528  mürben  in  ber  @t.  ÜJlar- 
t  unb  am  }meiten  Ojierfeiertage  in  ber 
lerfin^  burd^  einige  l^anbfefte  Seute,  an* 
bne  SBiffen  beS  OecoIampabiuS,  bie  mei- 
ber  entfernt  unb  gerftört.  9I§  man  bie 
gefangen  fe^te,  Dermenbete  ftd^  Oecolam« 
ür  biefelben.  IBalb  barauf  Ite^  ber  Statl^ 
ben  genannten  Jhrd^en,  in  ©t.  fieon^arb 
)enS3arfüfeembieS3iIberbcfeitigen.  §icr- 
ieb  OecoIamtmbtuS  an  Sapito:  ,,9Reiner 
in  ]if)x  trauriges  @(^au{piel  für  bie  9ber> 
^ ;  ^e  Rotten  99Iut  meinen  mögen.  @o 
Derful^r  man  gegen  bie  ®ö^en,  unb  auS 
barüber  öerfd^ieb  bie  SReffe.  S)ie  ©egner 
n  mid^  alS  ben  9lnftiftcr  aflcr  biefer  93e« 
n."  3m  gebruar  1529  eramangen  2000 
bie  Vertreibung  ber  fatl^olifd^en  Statl^S' 
tnb  bie  ßrgönsung  beS  Statines  burd^  bie 

OecoIampabiuS  mürbe  nun  SKünfter- 
tmb  ^ntifteS  bei  gefammten  ®eiftlid^!eit. 
eS  genügte  il^m  nod^  nid^t.  3n  mieber« 
ingaben  an  ben  Kat^  Verlangte  er  Doü- 
Hbfc^ffung  beS  fatl^olif  d^en  ®otte§bienfte§ 
fd^Iiept^e  ^errfd^aft  bc§  ,,6öangelium8". 
^  )um  ^benbma^Ie  gel^e,  folle  alS  beS 
tnürbig  betrad^tet  merben.  ^ud^  biefeS 
t^te  er,  benn  1530  mürbe  bie  gfeier  ber 
!Reffe  felbft  in  ^riüatl^aufem  verboten 
Z^nal^me  am  proteftantifd^en  %benb> 
Im  unter  ftrenger  @tra je  bef ol^Ien.  Oeco> 

iccODB.  IX.  2.  Kufi. 


lampabiuS  l^atte  bie  ffird^  ^oUftönbig  ber  meß« 
lid^en  ®emalt  überliefert;  nun  moUte  er  ober  bod^ 
in  ber  neuen  ffird^e  l^errfd^  Sr  l^ielt  eine  Stebe 
t)or  bem  Statine  unb  forberte,  ba|  man  menigjtenS 
bie  Sscommunication  als  geiftlid^e  Slngelegenl^it 
bel^anble  unb  feinem  Srmejf en  anheimgebe.  9lid^t 
ber  Staat,  fonbem  bie  ^rd^e  l^obe  bie  ®emalt, 
)tt  binben  unb  )u  I5fen,  erl^alten.  Mein  ber  SRotl^ 
ging  auf  fein  Snfmnen  nid^t  ein  unb  geftattete  il^m 
nureine9etbeiligunginl^5d^fier3nftan}.  2)arüber 
öu^erte  ftd^  OecolampabiuS  t)oQ  Unmutig  in  einem 
Briefe  an  3tt)ingll  Sr  l^atte  bereits  eine  Siße 
berjienigen  entmorfen,  meldte  mit  bem  Saune  jn 
belegen  feien.  Stuf  berfelben  maren  t)orMem  bie« 
jenigen  üerjeid^net,  meld^  in  il^rem  ^Kmfe  bie  1^« 
lige  9Ref{e  batten  lefen  laffen.  ®egen  bie  oben  ge- 
nannte @d^rift  beS  OecolampabiuS  De  genuina 
yerborom  Domini . . .  expositlone  liber  l^atte 
IBreu)  im  IRamen  ber  f  d^möbif  d^en  $röbicanten  eine 
®egenfd^nft  erfd^einen  laffen:  Syngramma  Sue- 
vicum  (1525).  OecolampabiuS  antmortete  mit 
bem  Antisyngramma  ad  ecclesiastes  SuevoB 
(1526).  9ud^  am  SRarburger  9ieIigionSgefpröd^ 
im3. 1529  betl^eiligteer  fid^  anber@eUe3mingli'S. 
3m  felben  3a]^re  arbeitete  er  an  ber  Sinfül^rung 
ber  neuen  Seigre  in  SRül^D^aufen,  1580  conefpon- 
birte  er  mit  ben  SBalbenfem,  1531  balf  tt  bei  ber 
„Steformation''  ber  @töbte  S)ibera(|,  ÜRemmin- 
gen  unb  Ulm;  aud^  l^atte  er  tl^eilgenommen  an 
ben  2)iSputationen  gu  IBaben  (1526)  unb  IBem 
(1528).  ^aä^  bem  Xobe  3mingli'S  foHte  Oeco- 
lampabiuS bef[en  IRad^folger  in  3ürid^  merben, 
lel^nte  bie|  iebod^  ab.  @^on  balb  barauf  ftarb 
er  an  ]^ö(|ft  fd^merjUd^em  lhiod^enfra|  (24.  9fa)- 
öcmber  1531).  —  6in  Serjeid^ni^  ber  ©d^riften 
beS  OecolampabiuS  gibt  ®r9nöuS,  melc^eS  ^ei^og 
unb  ^agenbad^  t)ert)OÜftönbigten.  OecolampabiuS' 
erfte  Biographien  mürben  uerfa^t  Don  Sapito  unb 
©r^näuS  1536.  (»gl.  femer  ^e^,  fiebenSgefd^. 
Dr.  3o]^.  OecolampabS,  3ürid^  1793;  ßei^og, 
2)aS  Seben  Sol^.  OecolampabS  unb  bie  SReform. 
ber  «ird^e  ju  S3afcl,  S3afel  1843,  2  93be.;  t>ift.« 
pol.  «lättcr  Xm  u.  XIV  [1844];  SRiffel,  ftir. 
d^engcfd^id^te  ber  neueftcn  3«tt  ITE,  SRainj  1846, 
300  ff. ;  ^agenbad^,  Seben  unb  auSgemäl^lte  @d^rif • 
ten  ber  Säter  unb  Segrünber  ber  ref.  ftird^  11, 
glbcrfelb  1859 ;  «rd^io  f.  fc^meia-  SRef.-Sefd^.  I 
[1869],  460  f.  unb  491;  Mgem.  beutfd^e  S3io- 
grapl^ie  XXIV,  226  ff. ;  Sl^col.  3eitfd6rift  auS  ber 
©d^meis  X  [1893],  1.  u.  2.  C)cft.)  [®.  SRaper.] 
0e(0tt0iit,  bif(|öflid^er,  fie^  in  frül^erer  3^it 
berjenige  Slerifer  ber  Satl^ebrale,  meld^em  ber  IBi- 
fd^of  unter  feiner  Sufftd^t  unb  Oberleitung  bie 
Sermaltung  beS  Äird^cnoermögenS  feiner  ©iöcefe 
übertragen  l^atte.  3n  ben  brci  erften  3obrbun» 
berten,  als  bie  giuKinf te  ber  ffird^en  gröfetent^eilS 
nur  in  Oblationen,  ^rimitien  unb  anbeten  frei« 
mifligen  9latural«  unb  ©elbbeiträgen  beftonben 
unb,  fomeit  fie  aufbemal^rt  merben  fonnten,  uon 
allen  ff  ird^en  an  bie  bifd^öflid^e  3Kutterfird^e  jur  fo- 
fortigcn  Separtition  eingefd^idft  ju  merben  pflegten, 

23 


707 


Oeconomificn  —  Oecumcntu». 


7« 


l^atten  bie  Sifd^öfe  regeltnägtg  fid^  felbfl  ber  SBer- 
tDoItung  unb  SSertl^eUung  bte[er  Sinfünfte  unter- 
gogen  (c.  5  et  7,  G.  X,  q.  1 ;  c.  23  et  24,  G. 
Xn,  q.  1).  ^fö  aber  feit  bem  4.  ^al^r^unbert 
mit  ber  rafd^en  Sunal^nte  ber  ®IöuBigen  ba§  SSer- 
tnögen  ber  ftird^en  burci^  @d^enfungen,  SBermöd^t- 
niffe  unb  anbem  Srtoerb  immer  anfe^nlid^er  tourbe^ 
fontite  ber  Sifd^of  ftd^  ol^ne  92od^t]^eiI  für  feinen 
l^öl^em  Seruf  nid^t  mel^r  in  eigener  $erfon  mit 
biefer  mü^eüoSen  unb  geitroubenben  angelegen« 
l^eit  Befnffen  unb  nmr  be^megen  genötl^igt  einen 
eigenen  9Rcmn  feined  SSertrouenS  auS  ber  STHtte 
feines  SIeruS  gu  ernennen,  bem  er  biefen  Sl^eil 
feiner  bifd^5flid^en  @orge  unter  feiner  Oberouf- 
fid^t  unb  Seitung  übertrug.  3)Qd  t)ierte  5cu« 
menifd^e  Soncil  (gu  Sl^olcebon  451)  erl^ob  burd^ 
can.  26  biefe  burc^  bie  Umftönbe  gebotene  unb 
tl^eilmeif e  fd^on  in  Uebung  gekommene  SRa^nal^me 
jum  allgemeinen  ®efe^e  (f.  c.  21,  G.  XVI,  q.  7). 
IBalb  aber  maren  oud^  biefe  bifd^öflid^en  £3eco> 
nomen  il^rem  auSgebel^nten  SßirfungSfretfe  nid^t 
mel^r  gemad^fen;  be^l^alb  tt)urbe,  feitbem  mit 
ber  fd^örfem  ^uSbilbung  ber  Sanbpfarreien  im 
6.  Sabrl^unbert  bie  ffir^en  gan)  befonberS  in 
liegenben  ®rünben  botirt  tuorben,  eine  mefentlid^e 
^bänberung  ber  biSl^erigen  ißerttmltung  eingefül^rt 
unb  ben  $rieftercont)enten  fold^er  Pfarreien  gleid^ 
unmittelbar  unb  ftonbig  bie  ^bminiftration  il^reS 
ffird^enDermögenS  überlaffen.  @ie  foUten  unter 
ßinl^altung  ber  gefe^Iid^en  SSiertbeilung  (f.  b.  9lrt. 
ftird^enöermögen  ü,  ob.  VII,  696)  bie  für  ben 
EleruS,  für  bie  ftir(|e  unb  für  bie  Firmen  treffen» 
ben  ^ntl^eile  gegen  iöl^rlid^e  9le(^nung§ablage 
felbft  t)em)alten  unb  mußten  nur  bie  quarta  epi- 
Bcopalis  on  bie  bifd^öfUd^e  ffammer  entrid^ten. 
S)aburd^  tt)urbe  ber  ®efd^aft§!rei§  beS  t)om  föU 
f^ofe  befteflten  Oeconomen  bebeutenb  öerringcrt. 
Sei  ber  im  8.  Sal^r^unbert  entftanbenen  eigen» 
t^ümlid^en  SSerfaffung  ber  3!)om'  unb  (SoUegiat- 
füfte  mar  biefeS  ^mt  meifi  Don  einem  ber  beiben 
^au))tbignitare,  unb  gmor  regelmäßig  t)om  ^ropfte 
olS  Oberöconom  birigirt  mäl^renb  bie  unmittel- 
bare SSermaltung  in  öerfd^iebenc  bienftlid^e  Slemter 
eines  So^^uteifterS,  JfaftnerS,  jf üd^en>  unb  J^eUer- 
meifterS  2C.  fid^  tl^cilte.  Dicfe  moren  ebenfo  bem 
tropfte  öerantmortlid^,  toie  biefer  fclbft  aüjäl^rUd^ 
bem  ^ifd^ofe  unb  bem  Sapitel  Ked^nung  gu  legen 
f)attt,  2)ie  IBermaltung  ber  öconomif  d^en  angelegen« 
l^eiten  ber  Sopitel  blieb  aud^  nad^  ber  ^uflöfung 
beS  gemeinfamen  SebenS  ber  @tifte  bi§  in  bie 
jüngfte  St\i  in  ber  §anb  be§  ^ropfteS,  mäl^renb 
feit  jener  SSerönberung  bie  Dom  ßapitelgute  ab« 
gefonberte  SSermögenSmaffe  be§  93ifd^of§,  bie  fog. 
mensa  episcopalis  (f.  b.  3lrt.  ÜKcnfoIgut  1), 
einen  eigenen  Deconomen  in  ber  ^erfon  eines 
Vicedominus  ober  btfd^öflid^en  ^auSüermalterS 
erl^ielt.  2)a]^er  l^at  aud^  bo§  tribentinifd^e  Sondl 
öerorbnet,  bafe  im  fJfaHe  ber  ©riebigung  eines  bi« 
fd^öflid^en  @tul^IeS  baS  Sapitel  binnen  od^t  Sagen 
a  die  yacaturae  mie  für  bie  SSertoaltung  ber  bi« 
fd^öfli(^en  SuriSbiction  einen  SSicar,  fo  für  bie 


SSermaltung  ber  bifd^SfTid^  SinUnfte  einen  obc 
mel^rere  Oeconomen  (oeconomos)  befteOen  folli 
3ft  baS  ea))itel  fäumig,  fo  beooluirt  baS  9M^ 
ben  Oeconomen  gu  befteSen^  an  ben  Si^ifd^ 
bei  äRetropolitancapiteln  aber  in  biefem  gfoSe  a 
ben  ölteften  Sif d^of  ber  ^rotmt),  bei  esemten  €Hj 
tem  an  ben  IBif(|of  bcSnöd|ftgeIegenen  99idt^ 
(Conc.  Trid.  Sess.  XXIV,  c.  16  De  reL] 
SBöre  aber  ber  @i|  beS  (Srjbifd^ofd  ober  99ifd^ 
ber  nad^  bem  2)et)oIution8red^te  ben  Oecononn 
gu  ernennen  l^ötte,  ben  ^ugenblid  felbfl  erld>^ 
f  0  ginge  jeneS  Siedet  an  baS  Kapitel  beS  k>enoatMi 
©i|eS  über  (ogl.  Bened.  XTV.,  De  synod.  die» 
ces.  2, 9).  2)er  interimiftif d^e  Oeconom  f^at  jebc» 
faSS  bem  fünftigen  Sifd^ofe  äied^enfd^ft  obj» 
legen,  unb  biefer  foQ  il^n  megen  unrebli^er  inb 
fal^rlöfftger  93ermaltung  gur  Sled^enfd^ft  gid^ 
(Conc.  Trid.  L  c).  [^emumebi.] 

^tconomißm,  f.  ^ßl^^fio^^^ten. 

^ecnmettiiii^,  ^ifd^of  t)on  Xricca  ii 
Xl^effalien,  mirb  ben  l^erDorragenberen  grie^ 
f d^en  Siegeten  beS  ÜJlittelalterS  gugeg&l^tt.  Sie  ge* 
möl^nli^e  Angabe,  OecumeniuS  l^aoe  gegen  (mt 
beS  10.  äal^rl^unbertS  gelebt^  gel^t  auf  eine  tNff* 
löufige  Sermutl^ung  Saoe^S  gurfld  (Olympiodoro 
illum  hie  adjungimus  ad  a.  990,  donec  venm 
ejus  aetatem  expiscari  liceat;  Gave,  Scripte 
eccl.  bist.  Ht  U,  Basüeae  1745,  112).  OuMt 
monte  biefe  Sermutl^ung  burd^  bie  Semerbov 
ftü^en,  OecumeniuS  fül^re  in  feinen  Sommentotm 
nid^t  bIo|  $^otiuS  (geft.  um  891),  fonbem  oa^ 
fd^on  ^retl^aS  Don  Säfarea  (gefi.  nad^  982)  otSSc- 
möl^rSmanner  an  (G.  Oudin,  Comineni.  de  Beripi 
eccl.  n,  Lips.  1722, 518).  ^ber  bie  «ed^tj^Sa 
fraglid^en  Kommentare  unterliegt  fel^r  gemid^tigpi 
Sebenfen  (f.  u.),  unb  Sretl^aS  t)on  Safarea  nmk 
in  benfelben  nid^t  ein  eingige^  9Ral  ermö^ni  Gl 
ftd^erer  terminus  ante  quem  für  bie  SeienHA 
beS  OecumeniuS  lö^t  fid^  einftmeilen  mo^l  nr 
bem  Umftanbe  entnel^men,  ba|  ein  anonymer  W* 
gug  aus  OecumeniuS'  Sommentar  über  bie  9|ii> 
calQpfe  in  einer  ^anbfd^rift  beS  11.  Sal^j^unbdi 
(God.  Coislinianus  224)  erl^alten  ifi  (nad^  B.  k 
Montfaucon,  BibUotheca  Coisliniana,  Paiiii 
1715, 274,  ftammt  bie  C^anbfd^rift  auS  bem(Mi 
beS  10.  ober  bem  Anfang  beS  11.  Sal^r^mibcA 
nad^  H.  Omont,  Inventaire  sommaire  te 
manuscrits  grecs  de  la  Bibliotheque  Natii* 
nale  III,  Paris  1888, 157,  auS  bem  11. 3o^)» 
^uS  ber  ^uffd^rift  biefeS  ^uSgugeS  erfahren  m^i 
ba^  OecumeniuS  %if(^of  Don  Xricca  inX^effofici  ■ 

mar  CEx  tcjv  O^xoup.svt({>  T(J)  p.axapr(p  imffxdv : 
Tptxx7)c  6effcjaX(ac  deo^iXtSc  TreirovTjfjiivoiT»  ifew 
t9)v  diroxoXü^'tv  'Icodtwoo  tou  OeoX^ou  ouvo^C' 

oXoXtxTQ  X.  T.  X.).  ®aS  bead^tenSmertl^e  Sotwd 
beS  ^uSgugeS,  über  ^ed^t^eit  unb  SanonicUfitbB 
^pocalQpf  e  l^anbelnb,  mürbe  nad^  God.  Goi8lin.22l 
fdj)on  üon  be  ÜMontfaucon  mitgetl^eilt  (Lc277ii 
279 ;  abgcbrudtt  bei  Migne,  PP.  gr.  GXIX,  W 
ad  726) ;  ben  SuSgug  felbft  "f^at  nad^  berfdto 
^anbfd^rif t  erfi  3.  ^.  Gramer  l^erauSgegeben  (br 


OecumeniuS. 


710 


M.  Paimm  Vm,  Oxonü  1844,  497 
lA  SotiDort  beS  aug^ugeS  finbet  fiä^ 
175 ;  bei  Stigne  xfi  SrotnetS  Sbitton 
tmberfidfld^ttgt  geblieben).  2)ie  9e- 
ä  Oecmnenii  Gominentarius  ift  tni^« 
;  cd  ^nbelt  jtc^,  tote  gefagt,  um  einen 
üä^  oOerbingd  nod^  ber  ^erfid^erung 
ntenSerfafferSben  urfjprünglid^enß^om- 
t  toefentlicbe  Süden  loiebergibt  (ouvo^^ic 

rc&  T^c  deou97)c  ^aov  xazä  otSvo^tv 

a^pxe6zc).  S>rei  anbete  Kommentare 
poflelgefd^id^te,  fiber  fömmtlid^e  Sriefe 
ilud  unb  über  bie  7  tatl^olifc^en  ^Briefe) 
DeotmeniuS'  92amen  ^d^on  im  16.  Sal^r- 
(nmt  gemorben.  S)en  gried^ifcj^en  2:ei;i 
08  SeronenfiS  bnidfen  (IBerona  1532), 
tmu§  Iie|  alSbalb  eine  lateinif  d^e  Ueber» 
m  (9(ntioerpen  1545).  Sinen  Sbbrud 
unb  ber  Ueberf e^ung  Deranftaltete  unter 
SRorellud  (^arid  1631,  in  2  gfolio» 
ib  ein  9Ja(i^bru(I  biefe«  SlbbrudfcS  finbet 
gne,  PP.  gr.  CXVm— CXIX.  3m 
:  ton  ber  mut^ma^Iid^en  Anlage  be§ 
4  über  bie  Spocal^pfe  trögt  ber  Som« 
c  bie  paulinifd^en  Sriefe  faft  ben  S^a« 
Satene.  €§  ijt  allerbing§  aunöci^ft  unb 
^  ber  SSerf affer,  »eld^er  ba§  SBort  f  ül^rt ; 
nr  toirt)  eine  ^nja^il  älterer  grllärcr 
tmeber  mit  92amen  oufgerufen,  um  i^r 
.ugeben.  SßeitauS  am  l^öufigften  tritt 
f.  9lu(^  in  ben  für^er  gel^altenen  6^om' 
ber  bie  9pofteIgefd^id^te  unb  bie  tatbo» 
fe  »erben  einige  ÜKale  öerfd^iebene  2lu§» 
iben  einanber  gefleüt,  aber  in  ber  Siegel 
ng  be§  iebeSmaligen  Url^eberS  ober  S3er« 
burd^  aXXcüc  ober  erepcüc  öon  einanber 
rt  Uebcr  ben  SSerfaffer  ber  brei  6om= 
backtet  bie  ber  ^u^gabe  ju  ©runbe  lie» 
fd^rift  ööttigeS  ©d^toeigen.  3lu§  inneren 
laubt  inbeffen  ®onatu§  (in  ber  SSorrebe 
r)  mit  böt^fterSßabrfdfteinlid^fcitOecu« 
Serfaffer  ober  ßompifator  erioeifcn  ju 
iefer  93crfud^  mu6  be^tialb  bcfremben, 
Kommentar  über  bie  poulinifd^en  ©riefe 
leniuS  nid^t  feiten  mit  9Jomen  eingeführt 
umeniu§'  ßrflörung,  fo  möd^te  man 
»irb  alfo  bem  fraglidften  Scrfaffer  al§ 
lelegen  l^abcn.  3nbcffen  pnb  eS  gerabe 
iimeniu§'  !Ramen  begeid^neten  ©d^olicn, 
t  Bemerfungen  ju  6oI.  4, 14 — 18  unb 
14—16,  meldten  2)onotu§  feine  99e» 
imt  5)ie  grflärung  be§  KoIoffcrbriefeS 
ben  ffiorten :  (Otxoüfxsviou.)  'Ex  tou 

ji^j  eupwv  xaXü>c  xac  irapa^pa^ac 
Cbu  Tüjawoü  T^c  ^pöc  KoXojaaerc 
Dve^pa^^a  aurdlc  ßrccoc  fjOüva|i.Tjv.  E^ 

Ti  Iv  auraic  ^  xou^ov  ^  IriXi^^l^i- 
I  dvoryivcojxcüv  ijx^v  elvai  "zh  toioütov 

Bgne,  PP.  gr.  CXIX,  56).  §ier  fofl 
( itod^  Sonatu§  Don  ber  Dorliegenben 
(S  Soloff  erbrief  e3  reben,  biejelbe  al§  fein 


SBerl  beaeid^nen  unb  ber  befonbem  92ad^{id^  bed 
SeferS  empfel^Ien :  er  l^abe  feine  gute  9bf d^rif t  ber 
@d^oIien  beS  1^1.  Sbr^foftomuS  finben  fönnen  unb 
fei  be^l^alb  jum  XS^til  auf  feine  eigenen  ffröfte 
angemiefen  geuefen.  3n  SBal^rl^eit  fprid^t  Oecu- 
meniuS  aber  bod^  nur  t)on  einer  9bf  d^rift  ber  @(^o« 
lien  beS  1^1.  Sol^anned :  „3)a  id^  bie  Srüärungen 
beS  feL  äol^anneS  aum  Solofferbriefe  (bie  SBorte 
T^c  icp6c  KoXodjaetc  lirurroX^c  möd^te  man  übri» 
genS  für  ein  fpätered  Sinfd^iebfel  l^alten)  auS  ber 
|)anbf(^rif t  nid^t  gut  l^erauSfanb,  fo  l^abe  id^  bie« 
felben  (nömlid^  bie  Srflärungen  beS  fei  äol^anneS) 
äufammengefd^rieben,  fo  gut  id^  tonnte."  2)a^  aber 
biefe  5lbfd^rift  nid^t  ibentificirt  merben  barf  mit 
ber  Dorliegenben  Srflörung  beS  SoIofferbriefeS,  er* 
beOt,  aud^  ol^ne  SSergleid^ung  ber  ^omilien  beS 
1^1.  Sbr^foftomuS,  fd^on  barauS,  ba^  in  biefer  Sr« 
flörung  IBafiliuS  unb  Sol^anneS  je  einmal,  Stl^eo- 
boret  jföeimal,  OecumeniuS  breimal,  ^l^otiuS  jel^n* 
mal  mit  9lamen  auftreten.  3«  6p^-  4, 14 — 16 
bemerftDecumeniu§:''0paT(x(i7ü)  iv6p.t(7a.  OiSts 
7^  b/mpiitja  xä.  tou  fjiaxapibu  vo^aai  (Migne, 
PP.  gr.  CXVm,  1221)  —  ^©iel^,  maS  aud^  id^ 
gemeint  l^abe;  benn  id^  bin  nid^t  im  @tanbe  ge« 
tt)ef  en,  bie  SluSfül^rungen  beS  Seligen  ju  öerftelSf^." 
Offenbar  baS  aüerbingS  feltfame  ©eftönbni^  eined 
^Kommentators,  meld^er  fid^  bamit  begnügte,  bie 
Srflarungen  be§  %  ^l^r^foftomuS  (an  biefen  Wieb 
SU  beuten  fein)  unöerftanben  toieberjugeben.  3n 
ber  öorliegenben  Srnörung  beö  Spl^eferbriefeS  aber 
mirb  einmal  Sol^anneS,  einmal  Xl^eoboret,  ^mölf- 
mal  OecumeniuS,  22mal  $botiu§  naml^aft  ge- 
mad^t.  2)e^]^alb  barf  man  mol^l,  ol^ne  einer  nöl^em 
Unterfud^ung  vorgreifen  su  moUen,  auf  ©runb  bed 
©efagten  jebenfaQS  bel^aupten,  ba^  ^d^  gegen  bie 
Slbfajfung  be§  SommentarS  über  bie  paulinifd^en 
©riefe  burd^  DccumeniuS  fel^r  ftarfe  S^Jeifel  er- 
beben. Snm  Scttjcife  ber  Sbentität  be§  93erfafferS 
biefeS  ßommentarS  mit  bem  Serfaffer  ber  Kom- 
mentare über  bie  ^oftelgefd^id^te  unb  bie  tatboli- 
fd[)en  ©riefe  l^at  S)onatu3  ftd^  begnügt,  bie  93er- 
manbtfd^aft  beS  @tile§  l^erDor^ul^eben  (cum  ejns- 
dem  omninosintphrasis).  @d^egg  bat  gelegentlid^ 
barauf  aufmerffam  gemad^t,  ba^  bie  Srüarung  beS 
3acobu§briefe§  Don  Sbeopl^^lact  (geft.  nacb  1118) 
nid^tS  Slnbcreö  fei  als  eine  ^»faft  tt)örtli(|e,  nur 
bie  unb  ba  überarbeitete  Slbfd^riftbeSDecumeniuS" 
(^.  ©d^cgg,  SöcobuS  ber  ©ruber  beS  §erm  unb 
fein  ©rief  H,  TOünd^en  1883, 17).  3n  beritjot 
ftimmt  ber  3:ejt  bei  %fizop^\)laci  (f.  Migne,  PP. 
gr.  CXXV,  1131—1190)  mit  bem  Xe^te  bei 
OecumeniuS  (ib.  CXIX,  451—510),  Don  gering- 
fügigen UmfteDungen,  ^uSlaffungen  unb  ßrmeite- 
rungen  abgefeben,  »örtlid^  überein.  6ine  »eitere 
©ergleid^ung  aber  fübri  )u  bem  ßrgebniffe,  ba& 
öon  ber  grflärung  ber  fcd^S  anberen  fatbolifd)cn 
©riefe  bei  3:beopb9löct  unb  bei  OecumcniuS  gan.;j 
baSfelbe  gilt.  Ob  jebodft  ber  Sbeopbp^Qcttejt  eine 
Kopie  beS  OecumcniuStcjteS  unb  nid^t  oielmebr 
ber  ongcblid^e  OecumcniuS  in  SBirflicbfeit  Sbeo- 
pb^Iöct  ift,  mufe  öorläufig  baliingefteüt  bleiben. 

23* 


711 


Oelberg  —  Oele,  l^cilifle. 


712 


SS  fei  nur  no(i^  betnertt  bojl  oud^  jmifd^en  ber 
beiberfcitigcn  erflörung  bcr  apoftclgcfd^id^te  eine 
enge  Sertoonbtfd^aft  beftel^t.  —  ®ie  fel^r  bürftige 
fiiterotur  überÖecumeniuS  t)er5ei(l^net  Chevalier, 
Repert.  1670.  S)a8  SDfleifte  ^ot  Fabricius-Har- 
les,  Bibl.  gr.  VIII,  Hamburgi  1802,  692  ad 
695.  Ueber  bie  alteren  S)rudauggaben  gibt  @e- 
nauereS  ^o^monn,  S)ibUogra))]^.  Se^ifon  ber  ge» 
{ammten  Siteratur  ber  ©riechen  m,  2.  Ausgabe, 
ßeipäig  1844,  3—5.  [Sarben^etter.] 

0eC6erg  (einmal  clivus  olivarum,  {onft  mons 
olivamm,  mons  oliveti),  eine  in  ber  l^eiligen 
@d^rift  oft  genannte  %n](|ö^e  auf  ber  öjtlid^en  @eite 
t)on  Serufalem.  @ie  fä^rt  il^ren  92amen  nad^  ben 
frül^er  auf  berfelben  befinblid^en  Oe(baum))fIan- 
gungen  unb  l^ei^t  begioegen  2  S§br.  8,  15,  n)o 
Oel5n)eige  gu  fammeln  befolgten  mirb,  einfad^  ^ber 
Serg",  fonft  aber  aud^  il^rer  Sage  nacift  „ber  ©erg 
im  Slngefid^t  3erufalem§"  (3  «ön.  11,  7)  ober 
„ber  93erg  im  Dften  ber  ©tabt  Serufalcm"  (65. 
11,  23).  Sie  ift  bie  &'dtU,  »eld^e  einigen  ber 
n)id^tigften  IBegebenl^eiten  im  9Iten  toie  im  ^32euen 
Steftament  sum  @d^aupla^  gebient  l^at,  unb  ift 
felbft  ein  93inbeglieb  jmifc^en  bem  ^Iten  unb  bem 
91eucn  Sunbe.  ©en  Oelberg  l^inauf  flol^  ffiaöib 
gebeugt  unb  uerlaffen  Dor  feinem  aufrü]^reri[d^en 
@o]^n,  um  möglid^ft  balb  ben  Sorban  ^mifd^en 
fid^  unb  il^m  ^u  miffen;  auf  bem  Oelberg  baute 
@aIomon  l^eibnifd^e  Tempel  für  feine  tJfrauen,  unb 
für  ben  ©rlöfer  xoax  ber  Oelberg  ber  Ort  ber 
tiefften  Smiebrigung  xoxt  ber  l^öd^ften  93erl^err> 
lid^ung.  Sei  biefer  ^ufjöl^Iung  ift  iube^  ber  3lamt 
in  einem  loeitem  ©inne  genommen,  infofem  bamit 
ber  ganse  langgeftredte  93ergrüdtcn  be^eid^net  ift, 
»eld^er  öftlid^  unb  norböftlid^  Don  Serufalcm  fteil 
aus  bem  Sebront^al  auffteigt  unb  fic^  nad^  Often 
aümälig  nieberfenft.  S)ie)er  S3crgjug  ift  burdft 
jmei  Sinfattelungen  in  brci  öon  9iorben  nad^  Sübeu 
nur  n)enig  an  ^öl^e  abncl^menbe  ffuppen  getl^eilt, 
t)on  benen  geioöl^nlid^  nur  bie  mittlere  unter  bem 
9iomen  Oelberg  öerftanben  toirb.  SDer  Oelberg 
in  biefem  ©inn  ift  804  m  l^od^  unb  übcnagt  be^> 
loegen  ben  Sempelberg  um  me^r  atö  60  m,  fo  ba^ 
man  Dom  ©ipfel  be§  OelbergS  eine  freie  ^uSftc^t 
nid^t  blo^  über  bie  @tabt  Serufalem  (Dgl.  ^\atii). 
24,  3.  3}krc.  13,  3),  fonbcm  aud^  über  einen 
großen  %^ül  beS  jubäifd^en  5anbe§  genickt,  ©eit 
frül)er  3eit  f d^eint  biefer  ©ipfel  eine  beilige  ©tätte 
gemejen  ju  fein ;  bcnn  bie  5lbfid^t  ®aüib8,  bort, 
üielleic^t  jum  legten  9[Ral,  ©Ott  anzubeten  (2  ©am. 
15,  32),  l^ängt  gemife  mit  älterer  rcligiöfer  93e« 
beutfamfeit  ber  ©teile  ^ufammen.  91u^  S^ed^iel 
fd^aute  l^ier  bie  §crrlid^feit  be§  §errn  (65. 11, 23), 
unb  ebenfo  foü  nad^  bem  $ropl^eten  3od^<)na§ 
(14, 4  ff.)  l^ier  bcr  SHid^tcr  ber  SBelt  erfd^einen,  um 
Serujaiem  üor  feinen  geiuben  ju  fiebern.  ®urd^ 
bie  6in{attelung  füblid^  t)on  biefer  ^öl^e  fül^rt  ber 
SBeg  nad^  bem  j[enfeit§  liegenben  IBet^pl^oge ;  auf 
biefem  2Beg  l^ielt  3efu3  am  $aImfonntag  feinen 
feierlid^en  @injug  in  Serufalem  (2uc.  19,  37). 
SDie  ©teile  aber,  toeld^e  bie  (jöangeliftcn  im  ©inne 


l^aben,  menn  fie  er^öl^Ien,  bo|  SefuS  mit  feiM 
Süngem  an  ben  Oelberg  gegangen  fei  (Statt. 

26,  30.  ÜRarc.  14,  26),  ober  ba|  er  bie  91q$ 
am  Oelberg  gugebrad^t  l^abe  (Suc.  21,  87.  S^i 
8, 1),  mar  nid^t  auf  bem  93erge  felbfl,  fonbecn  qm 
0u^  beSfelben  gelegen ;  eS  uxir  ber  ben  (B^fki 
unenbUd^  tl^eure  ©arten  ©etl^femani  (f.  b.  9x11 
%n  unb  auf  bem  Serge  ftnb  nod^  t)ide  &UBä, 
bie  ben  Sl^riften  l^eilig  ftnb  (f.  b.  9rt.  3en^dai 
VI,  1332) ;  t)or  Mem  gel^ört  ba}u  bie  ©teOe,  tm 
meld^er  nad^  uralter  Xrabition  3efu3  }um  ^imad 
aufgefahren  ift  (f.  b.  Slrt.  ^immelfal^  ei^iipi 
VI,  1),  eine  ©teQe,  meldte  feit  SonftanttnS^ 
burd^  eine  oft  erneuerte  ffird^e  ober  Stopäit  Uf 
^eid^net  ift.  ©üblid^  t)om  eigentßd^en  OeÜctii, 
jenfeitS  ber  nad^  Setl^anien  fül^renben  Sinfenfm^ 
liegt  bie  iBergfuppe ,  ouf  meldtet  ©alomon  bie 
Xempel  für  S^amoS  unb  SRoIod^  baute  (8  Ata. 
11,  7),  unb  meldte  bejimegen  gemö^iüid^  Sog 
ÜT^af  (^itl^  ober  Serg  be3  SergemiffeS  genannt  toU; 
auf  ber  nörblid^ften  ©pi^e  beSfelben,  loeld^  tux| 
l^eute  Viri  Galilaei  genannt  mirb,  begeid^nete  einfl 
ein  Sl^urm  bie  ©teile,  mo  baS  9lpg.  1, 10. 11 
eraä^Ite  gefd^a^.  2)ie  britte,  nbrblid^e  Jhippc  bd 
OelbergS  im  meitem  ©inne  ift  ber  @co|nl 
(„Sßarte");  l^ier  fd^Iugen  bie  Stömer  baS  «^ 
Sager  auf,  als  fie  ftd^  anfc^idften,  äerufdem  |i 
belagern  (Jos.  Bell.  Jud.  2,  19 ;  4,  7);  l^ier  Mr 
eg  aud^,  n)o  Situs  suerft  3emfalem  unb  benZem* 
pel  SU  ©eftd^t  befam  (Jos.  1.  c.  5,  2,  8).  (Sg|L 
Sobler,  S)ie  ©iloal^queUe'  unb  ber  Oelberg,  €L 
©atten  1852.)  [ftoulen.] 

9e(e,  1^ eilige  (olea  sacra),  L  im  liturgtften 
©inne,  fmb  bie  00m  93i{(^of  gefegneten  unb  fa 
©penbung  einzelner  ©aaamente  fomie  )ur  Soi> 
nal^me  Don  ßionfecrationen  beftimmten  Oele.  Sß 
biefen  gel^ören:  1.  baS  jhanfenöl  (oleum  infimio- 
mm),  2.  ba§  jf  ated^umenenöl  (oleum  catechunM* 
norum)  unb  3.  ber  Sl^nfam  (sacrum  chrisnu); 
bie  ©ried^en  nennen  biefen  aYiov  p.upov,  biebeiim 
erfteren  a^tov  ?Xaiov.  5118  SDtaterie  für  biejettei 
lögt  bie  ff ird^e  nur  Olioenöl  mit  9tud{d(|lu|  ata 
anberen  ^flansenole  ^u,  unb  gnmr  o^t  jeglUk 
93eimifd^ung  f ür  bie  beiben  erften,  mit  berScigBR 
Don  titoa^  93alfam  unb  bei  ben  Orientalen  DonaH 
bereu  ©en^ürjen  für  ben  Sl^rifam.  Sei  einigen  Ht 
ftorianem  nmrbe  aud^  SocoS«  uid>  ©efamöl  l^icv 
Dertoanbt  (f.  Denzinger,  Kitas  OrientaUnmX 
Wirceb.  1863, 32) ;  in  neuerer  Seit  fott  in  %* 
amcrifaOel  uou  ber  SaummoOftaube  (ogLEpln- 
merides  liturgicae  V,  Romae  1891,  443)  ii 
©ebraud^  genommen  Sorben  fein.  —  Sie  SMie 
biefer  Oelc  fül^rt  bcr  bl.  ©afUiuSjDe  Spirital 

27,  66,  bei  Migne,  PP.  gr.  XXXIl,  187)  (d< 
apoftolijd)e  11  eberlief erung  jurüd,  unb  ftegattW 
iel^er  bei  ben  Soteincrn  unb  ©ried^en  mie  aud^  U 
ben  alteren  orientalifd^en  ©ecten  al3  tDefentfi^A 
grforbemig,  burd^  tt)eld^e§  bie  Oele  erft  fac» 
mentale  9}?aterie  nierben.  S)a8  SBeil^eformulB 
ber  lateinifd^en  ffird^e  ftel^t  im  Pontificale  Bo- 
manum,  ed.  typ.  Ratisbon.  1888,  III,  41  sq^ 


Oele,  l^eilige. 


714 


fft  tft  bem  IBifd^of  DorBel^alten  unb 
eliiet  Sat^brale  oSial^Tlid^  am  ®rün' 
B  mft^renb  ber  l^eiligen  SOteffe  DoHgogen : 
fnmfenöled  Dor  ben  Sd^Iu^tDorten  beS 
ie  beS  Sl^rifornS  unb  be3  jtoted^umenen" 
t  nad^  ber  Sotntnunion;  ber  SBeü^etag 
lerbinbung  ber  Sßeil^e  mit  ber  l^eiligen 
ttet  ben  Sufammenl^ang  ber  facramen- 
iungen,  gu  benen  bie  leiltgen  Oele  bienen, 
iligen  SRe^opfer  an.  Sßegen  biefer  Sßeil^e 
acramentarimn  Gelasianum  bie  9Re{|e 
MmnerStagS  Missa  chrismalis  genannt. 
ben  ®ned^n,  ben  Jtopten  unb  ben  fqri" 
obiten  fhtbet  bie  Sßeil^e  be§  Sl^rifamS^ 
n  gletd^falld  bie  bed  Stnen  OeleS,  meld^eS 
11^  unb  Oelung  uermenben,  an  bemfelben 
; ;  bie  Sepung  beS  Xauf-  unb  Jhranfen- 
bei  ben  ©ried^en  unb  Ropttn  mit  ber 
I  beiber  @acramente  t)erBunben  unb  Don 
lern  DoUjogen.)  Sßäl^renb  ber  Stfd^of 
Segnung  bed  jhanfenöled  t)omtmmt, 
r  mit  größerer  gfeierlid^feit  au§geftatteten 
beiben  anberen  Oele  gmölf  $riefter,  baS 
[egtum  barfteOenb,  nad^  bem  ^uSbrudfe 
flcale  tamquam  testes  et  ministerii 
aus  cooperatores  unb  je  fteben  2)ta« 
» Subbiaconen  tamquam  ministri  et 
es  mitbet^eiligt.  ^lad^  ber  Segnung 
ibe  l^iligen  Oele  als  Sröger  ber  l^etli» 
ri^froft  Dom  Sifd^of  unb  ben  mittl^ätigen 
tmrd^  ftniebeugung  unb  bie  Segrü^ung 
ctom  chrisma,  Ave  sanctum  oleum 
rrel^  SHe  iöl^rlid^e  SBeil^e  beutet  an 
Qdlidl«  Seftimmungen  fd^reiben  Dor^  ba^ 
m  Oele  nur  bis  gum  nöd^ftfolgenben 
lin,  b.  1^.  bis  bie  neu  geföeil^ten  Oele  in 
ber  einjelnen  ftird^en  gelangt  pnb,  er« 
fe  gebraud^t  merben  bürfen;  n)a3  boDon 
übrig  ift,  foD  ber  Reifung  beS  $ontifi= 
}  in  bie  fiampe  Dor  bem  Ideiligften  ©a» 
(egoffen  unb  ba§  in  ben  Heineren  ®e> 
SaummoÜe  aufgewogene  l^eilige  Oel 
g  üerbrannt  »erben;  feincSfaüS  ift  e§ 
>en  Oelen  beö  SSorjal^reS  bie  neu  geweil^« 
ie^.  3!)a  bie  neuen  Oele  in  ber  Siegel 
imStag  pr  SQSei^e  be§  SaufmafferS  ben 
IKn^en  zugegangen  finb,  fo  l^at  fid^  in 
tb  mand^erortS  bie  ^nfd^auung  gebilbet, 
:brennen  foHe  bei  ber  t$feuem)ei^e  ge» 
ie  SoIfSonfd^auung  finbet  barin  ein  93er- 
eS  3ubaS.  —  ®a6  bie  l^ciligen  Oele  in 
efö^en  (f.  b.  3lrt.  Delgefäfee)  cl^rerbictig 
t  unb  gegen  SJli^braud^  unb  SSerunel^rung 
[en  fitd),  fd^örf en  canonifd^e  93eftimmun» 
)ie  liturgifd^en  93ä(^er  mieber^iolt  ein ; 
ffronfenöl  foHen  nur  in  ber  jfird^e  ober 
it  einem  eigenS  baf ür  beftimmten  pa[|en> 
B  unb  entfpred^enb  gefd^mädften  ®elaffe 
rem  Serfd^luffe  Dedoaj^rt  n)erben  (Bit. 
.y  87;  5,  1,  3;  Pontificale  Rom.  am 
tt  Oelwei^e).  3m  iabemafel  be§  l^ei« 


ligPen  ©acramenteS  foüen  fie  nid^t  untergebrad^t 
merben.  2)a8  paffenbfte  ®ela|  bürfte  ein  SBanb- 
fd^rönfd^en  (armariolum)  im  S^i^traum  auf  ber 
epi|telfeite  fein,  »o  aud^  in  älteren  Äird^en  eine 
fold^  SSorrid^tung  ftd^  finbet,  für  baS  Jtated^u- 
menenöl  unb  ben  Sl^rifam  aber  in  ber  Xouf« 
tapeUe.  2)a8  jhantenöl  barf  mit  Stüdftd^t  auf 
eilige  SSerfelftöönge  nur  bann  im  $fanbaufe  auf- 
bema^rt  mthtn,  menn  bie  JKrd^e  meit  entlegen  ifl 
(S.  R.  C.  16.  Dec.  1826;  31.  Aug.  1872).  — 
3ur  Snmenbung  fommt  baS  ^anfenöl  für  fid^ 
allein  bei  ber  legten  Oelung,  baS  jtated^umenenöl 
allein  bei  ber  ^deftenoeil^e  unb  ber  J?5nigS!rönung, 
ber  Sl^rifam  allein  bei  ber  gfirmung,  ber  IBifd^ofS« 
meil^e,  ber  Sonfeaation  uon  $atenen  unb  Rtifyn, 
f  on)ie  bei  ber  Segnung  ber  Agnus  Dei  genannten 
SBad^Stüfeld^en  burd^  ben  $apft ;  jtated^menenöl 
unb  Sl^rifam  iugleid^  merben  gebrandet  bei  ber 
2auftt)aj|ertt)eibe,  bei  ber  Saufe,  bei  ber  Slltar« 
unb  Jhrc^enconfecration;  jhanfenöl  unb  Sl^rifam 
^ugleid^  bei  ber  ®lod(enmei^e.  —  Ueber  bie  Sßeibe 
ber  l^eiligen  Oele  bei  ben  ©ried^en  ift  ju  Dergleid^en 
Goar,  Eö/oX^Tfiov,  Lutet-Paris.  1647,  354. 
363  sq.  431  sqq.,  unb  betreffs  ber  orientalifd^en 
Secten  Denzinger  L  c.  I,  81  sqq.,  U,  519  sqq. 
524  sqq. 

n.  tilg  beiligcSOel  im  meitem  Sinne  betrachtete 
man  m  SlUertbum  aud^  ba§  Oel  auS  ben  Sampen, 
meldte  an  ben  b^iligen  Orten,  befonberS  in  3eru" 
falem  unb  9tom,  uor  ben  ©röbem  ber  SRart^rer, 
t)or  Silbern  ber  ^eiligen  unb  in  JKrd^en  überhaupt 
Unterbalten  tt)urben,  fomie  fold^eS,  bad  man  auf 
ben  Sarfopbag  eines  ÜJlart^rerd  tröufeln  liejl  unb 
mit  Sudlern  ober  Sd^n)ömmen  tt)ieber  aufnahm. 
Soldfte  Oele  würben  nad^  ben  betreffenben  §ei« 
ligen  ober  ^eiligtbümem  benannt,  Sleliquien  gleid^ 
gead^tet,  in  flcincn  ®la8«,  ÜMetatt«  ober  Sbon« 
gefö^en  aufbemal^rt  unb  Don  ben  ®löubigen  )ur 
Selbftfegnung  unb  )ur  Segnung  Don  ffranfen, 
nid^t  feiten  mit  nmnberbaremSrfolg,  gebrandet;  gu 
liturgifd^er  SScrtoenbung  bicnten  fie  nid^t  (f.  flfrauS, 
Stealenc^flop.  n,  522  ff. ;  ba§  SSer^eid^nil  ber  bei- 
ligen  Oele,  tocld^e  ^opft  ®regor  ber  Sangobarben» 
f  önigin  Xb^obelinbe  überfanbte,  bei  Ruinart,  Acta 
Martyr.,  Ratisb.  1859, 634  sq.).  SDa^  gefegneteS 
Oel  bereits  in  frül^er  3^it  mit  ber  Hoffnung  auf 
leiblid^e  ®enefung  )ur  Salbung  ber  jhatifen  mit 
Slüdfftd^t  auf  9narc.  6, 13  gebrandet  mürbe,  ergibt 
ftd^  aus  ben  3^ugniffen  SertulIianS  (AdScap.4) 
unb  ber  Constit.  Apost.  (8, 29).  SS  mug  ba^in- 
gefteüt  bleiben,  ob  babei  baS  liturgifd^e  j^rantenöl 
ober  ein  eigenes,  burd^  priDate  Segnung  gemeintes 
Sacramentale  gemeint  ift.  Spätere  S^ugniff«  für 
ftranfenbeilungen  mit  gefegnetem  Oele  f.  bei  Du 
Gange,  Glossarium  s.  y.  Oleum  benedictum, 
unb  Catalani,  Rituale  Rom.  commentarüs  illu- 
stratum  11,  Romas  1757,  69  sqq.  6ine  Seg- 
nung Don  Oel  )u  au^erliturgifd^en  Salbungen  Don 
Äranfen  fennt  bie  gried^if^e  ßird^e  (Goar  864) 
unb  baS  römifd^e  SRitual.  ®ie  in  biefem  (8,  19) 
entbaltene  benedictio  olei  simplicis  mirb  burd^ 


715 


Ocigcfäfec  —  Oclung,  bic  Ic|tc. 


71 


einen  SsorciSmuS  unb  ein  ®ebet  üoQAogen;  i^re 
SSomo^me  fielet  iebem  $riefter  ol^ne  befonberc  Se» 
üoHmäd^tigung  gu.  —  3u  ben  l^eiligen  Delen  im 
meitem  Sinne  ifi  aud^  bie  ölartige  ^flüffigfeit  ju 
rechnen,  mld^t  ben  ©röbem  ober  ben  ^Reliquien 
einzelner  ^eiligen  entquillt,  toie  boS  in  2)eutf(i^Ianb 
Befannte  Oel  ber  1^1.  SBoKurgid  su  Sid^ftött  u.  9. 
Son  fold^en  Oelen  ift  eine  größere  Sal^l  Bei  fftouS, 
SRealenc^Kop.  ü,  524,  aufgefül^rt.  —  Ueber  bie 
Semenbung  be§  OeleS  jur  Speifung  ber  jtird^en« 
Idmpen  unb  bie  f^mbolifd^e  Sebeutung  beSfelben 
f.  b.  9lrt.  Sid^t  Vn,  1971.         [H.  ©d^rob.] 

9eC(|efa||e  gur  ^ufbemal^rung  ber  l^eiligen 
Oele  (f.  b.  9lrt.)  unb  ^um  ©ebraud^e  Bei  beren 
SSenoeubung,  unb  jtDar  eines  für  jebeS  ber  l^ei» 
ligen  Oele,  foQen  nod^  ben  rituellen  SSorfd^riften 
au^  @iIBer  ober  reinem  3inn,  nid^t  qu§  einem 
leicht  serbred^Iid^en  ober  einem  poröfen,  boS  Oel 
Quff  Qugenben  @toff  e  l^ergefteUt  unb  n)ol(|I  Derf  d^lieg« 
Bor  fein.  Oelgefö^e  auS  ®IaS  l^at  bie  ^roüin^ial» 
f^nobe  t)on  Xrier  t)om  So^re  1227  auSbrüddid^ 
verboten.  Jhipfeme  IBel^alter  ober  iBüd^fen  t)on 
^ol)  mit  einem  Sinfa^  uon  ©laS,  ber  ba3  l^eilige 
Oel  entl^ölt,  entfpred^en  toeber  ber  SBürbe  ber  ge> 
loeil^ten  ÜJloterie  nod^  aud^  ben  ürd^Iid^en  93eftim- 
mungen.  S)ie  ©egnung  biefer  Oefäfee  ift  nid^t 
Dorgefd^rieBen ;  eS  ift  jebod^  eine  eigene  0ormel 

!ur  Segnung  berfelBen  in  bem  ^nl^ang  5um  römi« 
d^en  ^Ritual,  bem  Benedictionale  Bomanum, 
Dorgefel^en.  Um  bie  Sntoenbung  ber  rid^tigen  3Sla* 
terie  Bei  ben  einzelnen  Salbungen  ^u  fidlem,  foO 
)ebe§  @efö^  mit  einer  feinen  ^n^ali  htntixä)  Be- 
geid^nenben  9luffd^rift  öerfel^en  fein,  für  beren  91B» 
ütrjung  Rd^  bie  nid^t  mi|t)erftänblid^en  Siglen 
01(euin)I(nfirmorum)  —  S(acnmi)  Chr(i8ma) 
—  Ol(eiiin)  Cat(echumenorum)  om  meiften 
empf eitlen.  —  ®ie  größeren  ©efä^e,  in  benen 
bie  l^eiligen  Oele  in  einer  für  bie  ganje  2)iöcefe 
auSreid^enben  Ouantitöt  gemeint  unb  oufbemal^rt 
toerben,  nennt  baS  ^ontificale  nod^  bem  SSorgange 
beS  ©regorionifd^en  SacramentorS  ampudlae, 
ftannen;  baS  ^onttficale  unb  Stituole  forbem 
baneben  Heinere  ampullae,  in  toeld^en  ber  3al(|re§- 
Bebarf  für  eine  Pfarrei  ober  einen  großem  93ejirf 
(Deconat)  in  ©mpfong  genommen  toirb,  unb  für 
ben  ©ebroud^  Bei  ben  facramentalen  ^anblungen 
üeine,  leidet  tragbare  unb  ]^anbUd^e93u^fen  (yasa, 
yascula,  p3rxides,  capsulae),  in  meldten  bem 
BeiligenOele,  bamit  e§  nid^t  Derfd^üttet  merbe,  nad^ 
ber  Reifung  beS  StitualS  etn)ag  SaumtooUe  ober 
SBerg  BeijugeBen  ift.  ^üx  bie  ^Itarmeil^e,  mobei 
fon)o|l  bie  einfad^en  Salbungen  vorgenommen 
loerben,  oI8  aud^  baS  pfpge  Salböl  Dermanbt 
tDxxh,  forbert  baS  $ontificaIe  jtoei  ©efö^e  mit 
Sl^rifam,  ein  yasculum  unb  eine  ampulla,  unb 
gleid^faUd  jmei  mit  jfated^umenenöl.  Sie  OeI> 
Büd^len  für  ben  täglid^en  ©ebraudl^  ftnb  in  ber 
Siegel  uon  cQlinbrifd^er  Sfomi,  ettoa  5  cm  l^od^  unb 
eben  toeit  genug,  ba^  ber  2)aumen  bequem  in  baS 
l^eilige  Oel  eingetonnt  merben  !ann.  ^ud^  ^ömer 
würben,  »ie  j.  99.  bei  ber  Salbung  Äaifer  Otto'S 


beS  ©ro^en,  als  Oelgefä|e  Benu|t.  ZHe  ju  b 
SalBungen  Bei  ber  £aufe  geforberten  gttiei  O 
büd^Sdj^en  pnb  meiftenS  mit  etnanber  t^erBunbe 
SBie  bie  größeren  Joannen  Bei  ber  Oeltoei^  mit  cfai 
feibenen  ^üOe,  unb  jUKir  bie  für  S^rifam  b 
einer  Don  meiner  0arBe  Befleibet  feinfoOen,  fofi 
auä)  baS  ©efög  beS  Jhanfen5l8  Bei  bem  Safe 
gang  in  einer  violetten  99urfe  getragen  meä>en.  S 
nod^  fteOenmeife  üblid^e  Einfügung  beS  Stuadt 
ölgeföged  in  ben  gfu^  ober  Sbtdtl  btSi  Stxcadm 
ciboriumS  ober  jhanf^freujed  if}  burd^auS  unfiat 
l^oft.  2)ie  fleineren  Oelbüd^fen  nntrben  im  9Ki 
telalter  oftmals  }ufammen  in  Sinem  ^fßk 
(chrismatorium)  oermal^rt,  meld^er  ingform  eint! 
Sd^reineS  ober  einer  Xrufie  in  ^Retall  ober  ^ 
l^ergefteUt  unb  finnig  gefd^müdt  mar  ober  auf  Sat 
bem  ff eld^fu^  öl^nlid^en  ^anbl^aBe  brei  Xl^urmd^ 
mit  3innen  unb  ^elmbad^  trug  (f.  eine  9BBütani| 
Bei  Otte,  ^anbbud^  ber  firc^l.  jhtnftard^lo^ 
5.  «uH.,  geil)a.  1888,  261).        [ff.  ©<^rob.] 

0emitg,  bie  le|te  (extrema  unctio),  bofi 
fünfte  unter  ben  fteben  Sacramenten  bor  ffii^c; 
ift  naä^  ben  Sßorten  beS  XribentinumS  (Sess.  XIV, 
Doctnna  de  sacr.  extrem,  unct.)  im  Snf^bi 
an  bie  Seigre  ber  93ater  „bie  SBoUenbung  nfati 
aQein  ber  99u^e,  fonbem  aud^  beS  ganzen  ((nip* 
lid^en  SeBenS,  meld^eS  eine  immermöl^renbe  9^ 
feinfoll".  —  I.  ©ogmatifdftegjegrflnbttiia. 
2)ie  ff ird^e  mar  fid^  Don  iel^er  Bemüht,  ba|  fie  ooi 
i^rem  Stifter  bie  ©emalt  em))fangen  l^Be,  ban 
fterBenben  S^riften  5um  Siege  über  ben  Xob  }u  »► 
l^elf en,  unb  fte  l^at  Don  jel^er  baS  ju  biefem  3^ 
eingefe^te  Sacrament  auSgefpenbet.  9Ran  tomti 
eS  unter  Derf d^iebenen  IRamen :  l^eUigeS  Oel,  Q^ 
BetSöl  (^7tov  eXaiov,  e^^^eXaiov),  Oel  ber  Segtnmn 
l^eilige  Oelung,  ffranfenölung,  Sacrament  ba 
Sterbenben.  $om  12.  Sal^rl^unbert  an  nmrbe  bu 
gemöl^nlid^e  Benennung  extrema  unctio,  I4fft< 
Oelung.  2)ie  Sinfe^ung  ber  legten  Oelung  hm 
S^riftuS  toirb  unS  Don  ben  l^eiligen  SDang^ 
nic^t  au§brüdtli(^  erjöl^lt,  benn  bie  Bei  9Rarc  6, 1£ 
ermahnte  ffranfenfalBung  Betrad^tet  bo8  Xribea' 
tinum  felbft  ni(^t  al§  bie  Sinfe|ung,  fonbem  mo 
als  ^nfünbigung  (JL.  c.  c.  1).  2)iefeS  StiSf^todgci 
mar  für  bie  ^Reformatoren  ein  l^inreid^enber  ©nmb. 
bie  göttlid^e  Sinfe^ung  unb  fomit  aud^  bie  €000* 
mentalität  ber  legten  Oelung  }u  lougnen,  fotob 
eS  einzelne  Sd^olaftifer,  mie }.  S.  ^ugo  Don  &- 
äiictor,  $etruS  SombarbuS,  SonaDenturo,  dcp* 
leitete,  nur  eine  mittelbare  Sinfe^ungberfelBoibsi^ 
bie  ^poftel  anjunel^men.  allein  menn  au4  bie  ^ 
lige  Sd^rift  bie  Sinfe^ung  ber  lej^ten  Oelung  mUt 
erjöl^lt,  f 0  entl^ält  biefelBe  bod^  ein  flareS  S^tgxi, 
ba^  fte,  als  Don  S^riftuS  eingefe^t,  in  feiner  llw 
gefpenbet  mürbe,  nämlid^  bie  SBorte  beS  1^1. 3acoM 
(5, 14. 15):  Infirmatur  quis  inyobis?  indncat 
presbyteros  Ecclesiae,  et  orent  super  euB» 
ungentes  eum  oleo  in  nomine  Domini:  ek 
oratio  fidei  salyabit  infirmum,  et  aUeyiabü 
eum  Dominus,  et  si  in  peccatis  sit,  remitten- 
tur  ei.  Ungef(^idt  genug  fud^teSut^rbiefeStde 


717 


Oelung,  bie  le^te. 


718 


M«4  {tt  entfrdften,  bo|  er  tiid^t  blo^  bie  Stecht' 
|dt  M  SrlefeS  begioeifette,  fonbem  einfodd  er- 
Mt,  ein  SpoPcI  tötme  fein  Socroment  ettife|en. 
Dom  bie  SHiä^t  ffilt  felbf}  nic^t  boffir^  bog  burd^ 
Mefe  SBorte  bc8  9po{iett  boS  Sacrament  erfl  ein- 
§^  ourbe«  fonbem  bo^  boS  t)on  Sl^riffaiS  be- 
mH  einleite  unb  ol^ne  S^ieifel  t)on  ben  Sipo« 
|Ub  \fym  UIngfl  auSgefpenbete  @acrament  burd^ 
ha  Brief  bc8  %po{ieI8  ber  gonaen  jtird^e  öffent« 
14  b(}engt  unb  Derfünbet  »irb  (Trid.  L  c. 
MD.  1:  Sacramentnm  a  Christo  Dom.  inetitu- 
tan  et  a  B.  Jacobo  ap.  promulgatmn).  (£S 
tan  Idnem  3u>eifel  unterliegen,  ba^  ber  Don  bem 
l|»pd  empfol^Iene  StituS  ibentifd^  ift  mit  bem 
M  bec  ftir^e  gefpenbeten  @Qcramente  ber  legten 
Odmig.  (EinerfeitS  ift  eS  flor,  ba|  ber  9lpoj)el 
m  fu:  aÖe  S^ten  gültige  93orf d^rif t  gibt ,  ha 
ticfdbe  mitten  unter  onberen  gan)  oHgemei« 
KB  Geboten  fie^t;  unmittelbar  }UDDr  (93.  13) 
9#  bie  für  immer  gültige  Stal^nung :  Tristatur 
il^ids  Yeatmm?  oret:  aequo  animo  est? 
pnUat,  unb  unmittelbar  banad^:  Confitemini 
fligo  alteratmm  peccata  vestra.  SlnbererfeitS 
ftMen  ßd^  olle  alten  Sejeugungen  ber  leMen 
CMong  on  biefe  Stelle  an  unb  fpred^en  |o  oaS 
flODD^tfein  ber  iKrd^e  au8,  ba^  fte  burd^  bie 
li^peidmng  biefeS  SacramenteS  uon  {eber  nur 
josflufforberung  bed  ^oftelS  entfprec^en  moHte. 
Scr  tpoßel  be^eid^net  aber  beutlid^  ben  Don  il^m 
ii^fo^lenenStituS  atö@acrament,  inbem  er  einer 
üBym  f^nblung  (orent  .  .  .  ungentes  oleo) 
du  tttamotürlid^  unb  geiftige  SDirfung  ^ufd^reibt 
(nhabit . . .  alleviabit . . .  remittentur).  9ßenn 
nm  tnrifd^  biefer  ^anblung  unb  biefer  SBirfung 
rin  natürlid^  3ufammenbang  offenbar  ni(^t  be« 
Hl  fo  fonn  er  nur  Don  ®ott  in  übematürlid^er 
Sdfe  angeorbnet  fein,  unb  nur  im  SetDU^tfein 
bieferflnorbnung  ober  ber  Sinfe^ung  burd^Sl^riftuS 
tum  ber  Spoftel  iene  ^anblung  anempfel^len  unb 
nit  fol^er  Sid^l^eit  Die  geiftige,  ubematürlid^e 
Sirfung  Derfpred^  unb  Derbürgen.  @o  mirb  bie 
is  bei  b^iligen  @d^rift  nid^t  erjöl^lte  Sinfe^ung 
<in§  biefer  ©teile  mit  S^otbtoenbigfeit  gefolgert  unb 
tancfen.  @an)  ungegrünbet  ifi  bie  Sinmenbung, 
bie  üon  3acobu9  anbef  o^lene  Salbung  toerbe  nur 
«H  ^mittel,  fei  eS  mit  natürlid^er  ober  tounber« 
kttr  SBirfung,  Dorgefd^rieben.  S)em  Sinen  tote 
tan  9iü>em  miberfprid^t  bie  2:]^atfad^e,  bag  nid^t 
Ho|  bie  Teilung,  fonbem  au^  bie  Sünbenoer» 
fltog  als  ibre  SBirfung  genannt  toirb.  3!)ie^ 
iBorbe  Derbieten,  an  blo^e  Teilung  su  benfen,  felbft 
Mn  bie  SünbeuDergebung,  toie  bie  ©egner  ur» 
fiien,  nur  bebingungSmeife  genannt  xo&xt.  90ein 
btf  .oeun"  mu6  ^\tx  nid^t  einmal  in  ber  Se» 
battnng  einer  eigentlid^en  Sebtngung  genommen 
(Derben,  ba  t%  nid^t  feiten  gan^  aQgemein  ben 
Omnb  angibt,  ).1B.  3ac.  1,  5 :  Si  quis  vestrum 
tndiget  sapientia,  postulet  a  Deo.  ®egen  bie 
Smiatime  eines  natürlid^eu  Heilmittels  fpri^t  inS« 
befonbere,  hai  nid^t  blog  bie  Salbung,  fonbem 
an4  baS  ®ebet  beS  ®laubmS  als  toirfmbe  Ur- 


fad^e  genannt  mirb.  Sluc^  mürbe  ein  fold^eS  Heil- 
mittel am  einfädelten  Don  ben  H^uSgenoffen  unb 
Slngel^örigen  angemenbet,  unb  menn  man  ie  fid^  an 
bie  Jhrd^e  menbm  moSte,  f  o  mören  ba  Dor  äüem  bie 
SHaconen,  benen  ber  2)ienft  ber  Jtranfen  oblag,  jur 
SoOjiebung  biefer  Salbung  bemfen.  Sbenfo  menig 
fann  bel^auptet  merben,  ba|  Don  einer  munber- 
baren  Heilung  bie  Siebe  unb  bie  Salbung  alf  o  bie» 
felbe  fei  mie  bei  SRarc.  6, 13;  benn  biefe  SBunber» 
gäbe  mar  nie  an  einen  beftimmtm  Staub  gebun« 
bm,  fonbem  frei  in  ber  ffird^e  Dertl^eilt,  unb  eS 
möre  bal^er  fein  ®mnb  Dorl^nben,  ju  einem  fol- 
d^m  Smdt  gerabe  bie  ^reSb^ter  ju  mfen^  gefegt 
aud^,  bag  biefe  nad^  ber  Slnnabme  ber  ®egner 
nid^tS  SlnbereS  mären  als  bie  Selteften  ber  ®e« 
meinbe.  Sluc^  fonnte  ber  ^Ipoftel  eine  fold^e  mun- 
berbare  H^i^^^O  unmöglid^  für  alle  Stxitn  Der* 
fpred^en,  mie  er  für  alle  3citen  bie  Salbung  an« 
empfiel^lt;  benn  gernifi  fannten  bie  ^oftel  baS 
SBefen  ber  auf  fie  begrünbeten  JHrd^e  gu  gut,  um 
nid^t  )u  miffen,  ba^  bie  ®nabengaben  nic^t  in 
gleid^er  SUgemeinl^eit  in  ber  ftird^e  bauem  mürben, 
mie  fie  in  ber  apoftolifd^en  Süi  Derbreitet  maren 
(Dgl.  1  6or.  13, 8).  —  Sie  Xrabition  ber  ffird^e 
über  baS  b^ilig^  Sacrament  ber  legten  Oelung  l^at 
aus  ben  ölteftm  Stiitn  eine  geringere  Stenge  Don 
3eugen  für  ftd^,  als  bie  übrigen  Sacramente.  S)er 
®mnb  liegt  mol^l  barin,  ba^  baS  Sacrament  meni- 
ger  in  baS  bffentlid^e  Seben  ber  ffird^e  eingriff,  bag 
eS  mit  ber  93u^e  in  nöd^fter  93erbinbung  ftanb,  unb 
ba|  eS  für  fid^  allein  feltener  gmannt  mürbe.  3n 
ber  SSerbinbung  mit  bem  Sacrament  ber  IBu^e 
finben  mir  eS  aud^  bei  ben  erften  3^ugm  biefer 
Srabition  ermöl^nt,  nömlid^  bei  DrigcneS  (In  Lev. 
hom.  2,  Migne,  PP.  gr.  XII,  418  sq.),  ß^r^« 
foftomuS  (De  Sacerd.  3,  6,  Migne,  PP.  gr. 
XLVIII,  644),  (SäfariuS  (Senn.  CCLXV,  n.  3, 
PP.  lat.  XXXIX,  append.  2238  sq.).  ®aS  mid^- 
tigfte  ber  älteren  3«wgniffe  ftebt  in  bem  ©riefe  beS 
beiligen  ^apfteS  SttnocentiuS  L  an  2)ecentiuS, 
^if(^of  Don  Sugubium.  2)iefer  l^atte  mel^rere 
xf ragen  geftellt,  unb  barauf  antmortet  Sunocenj: 
Non  est  dubium,  (verba  Jacobi)  de  fidelibus 
aegrotantibus  accipi  vel  intelligi  debere,  qui 
s.  oleo  chrismatis  peningi  possunt,  quo  ab 
episcopo  confecto,  non  solum  sacerdoübus, 
sed  et  Omnibus  uti  christianis  licet  in  sua 
aut  suonim  necessitate  inungendo. . .  Poeni- 
tentibus  istud  infundi  non  potest,  quia  genus 
est  sacramentL  Nam  quibus  reliqua  sacra- 
menta  negantur,  quomodo  unum  genus  pu- 
tatur  posse  concedi?  (Ep.  25,  cap.  8,  bei  Migne, 
PP.  lat.  XX,  560  sq.)  Die  einjige  Sd^micrig- 
feit,  meldte  biefe  Stelle  barbietet,  ba^  fte  nämlid^ 
au(^  htn  Saien  bie  ^uSfpenbung  ber  Oelung  )u« 
pfpred^m  fd^eint,  l^ebt  ftd^  leicht  baburd^,  ba^  baS 
inungendo,  bem  Sprad^gcbraud^  ganj  entfpre» 
d^enb,  pafpD  genommen  mirb.  Später  mcrben 
bie  Scugnifle  bäufiger,  bcfonberS  in  ben  jablreic^en 
liturgifd^en  ©üd^em,  angefangen  Don  bem  Sacra« 
mentarium  beS  1^1.  ®regoriuS  bis  jur  Seit  ÄarlS 


719 


Oelung,  bie  Ie|te. 


720 


beS  ®ro^en.  ißon  ha  an  fann  fein  3tt)etfel  tnel^r 
über  ben  allgemeineTt  ©louben  ber  JKrd^e  er- 
hoben toerben,  toeil  nid^t  nur  aüe  Sd^riftfieUer  il^n 
bezeugen,  fonbem  aud^  eine  Sleil^e  t)on  ^roDinsioI- 
concilien  (in  g^onS  813,  «ad^en  836,  SWoina 
847,  SBormS  868  ic.)  über  bie  SuSfpenbung  biejeS 
©acramenteS  3lnorbnungen  trifft.  3n  biefer  Stxi 
finben  tt)ir  aud^  mel^rere  Seifpiele  im  Seben  ber 
^eiligen,  bei  benen  ouSbrüdHic^  er^äldlt  xoxxb,  bo^ 
f e  bie  le^teOelung  empfangen  ^oben;  fo  SugeniuS, 
Sifd^of  bon  arbfirat)^,  im  Slnfange  beS  6.  Sal^r- 
]&unbert8  (AA.  SS.  BoU.  Aug.  IV,  627),  gugen» 
bu8  (Mabillon,  Act.  SS.  0.  S.  Ben.  saec.  I, 
Lutet-Paris.  1668,  576),  galetricuS  (Mabillon 
1.  c.  127)  u.  a.  ®en  pd&erjien  »etoeiS  für  bie 
ßrd^Iid^e  Srabition  gibt  ober  bie  Uebereinftimmung 
aller  orientolifc^en  ftird^en,  ber  ©ried^en,  Slrmenier, 
jtopten  unb  Steftorianer,  mit  ber  römifd^en.  @ie 
olle  erfennen  fon)o|(|I  in  il^ren  93efenntni^fd^riften 
als  in  il^ren  Siturgien  unb  in  ber  ^ra^iS  bie  le^te 
Oelung  gons  im  @inne  ber  fatl^olifd^en  ffird^e  als 
@acrament  an  (ügl.  Benaudot,  La  perpetuitö 
de  la  foi  5,  2,  Paris  1713;  Goar,  EuchoL, 
Lutet.-Paris.  1647,  408  sqq.  431  sqq. ;  Asse- 
mani,  Bibl.  er.  III,  2,  277  sq. ;  Leo  AUatius, 
De  utriusque  Eccl.  Or.  et  Occ.  de  Purgatorio 
cons.,  Bomae  1655,  708;  ügl.  Denzinger, 
Bitus  Orient.  11,  Wirceb.  1864,  483  sqq.). 

U.  @peculatit)e  Segrünbung.  2)urd^  bie 
@ünbe  ift  bie  ^armonifd^e  Sinl^eit  gtt)ifd^en  bem 
geiftigen  unb  leibKd^en  Seben  beS  ÜJlenfd^en  auf> 
gehoben.  2)ie(e  Sinl^eit,  bie  bem  urfprflnglid^en 
uRenfd^en  Derliel^en  toax,  l^atte  il^ren  ©runb  barin, 
ba^  ber  fieib  ni(^t  nur  fein  eigenes,  Dom  ©elfte 
unabl^öngigeS  SebenSprincip  l^atte,  fonbem  aud^ 
gau)  Dom  ©eifte  belebt  unb  in  aDen  SebenSöu^e« 
Hingen  nur  Don  i^m  angeregt  unb  geleitet  n)urbe. 
3)a  alfo  alles  geiftige  unb  leiblid^e  Seben  ber  §en- 
fd^aft  beS  ©eifteS  unterworfen  tt)ar,  fo  tonnte  feine 
Spaltung  unb  Trennung  gmifd^en  ©eift  unb  Seib 
eintreten.  S)er  ©eift  l^atte  aber  biefe  bel^errfd^enbe 
unb  einiaenbe  "Slaä^i  über  feine  ganje  SebenSfpl^öre 
nur  in  feiner  Unterwerfung  unter  ben  l^öd^ften 
^errfd^er  unb  bie  l^öd^fte  ßinbeit;  eine  SoStrennung 
Don  ©Ott  mu^te  il^n  innerlid^  fraftloS  mad^en, 
barum  aud^  baS  leiblid^e  Seben  auS  feiner  ^err- 
fd^aft  entlaffen  unb  mel^r  ober  meniger  an  bie  (£tn- 
n)irfung  ber  andern  IRatur  l^ingeben.  Sine  folc^e 
SoSfagung  Don  ©ott  trat  ein  in  ber  @ünbe,  unb 
im  nämlid^en  ^ugenbUdfe  toax  and)  baS  einigenbe 
99anb  juifd^en  ©eift  unb  Seib  derriffen.  2)aS  leib« 
lid^e  Seben  empföngt  nid^t  mel^r  aüe  feine  Smpulfe 
Dom  ©eifte ;  barum  entftel^en,  Don  einer  fremben, 
bunfeln  9Mad^t  angeregt,  in  i^m  99egierben,  bie 
bem  ©eijte  ttnberftreben  (f.  b.  5lrt.  »egierlid^feit). 
S)er  Seib,  Don  feinem  innem  SebcnSgrunb  Derloffen, 
öffnet  ftd^  ben  Sinflüffen  ber  öu^em  92atur,  bie 
feine  organifd^e  SebenSeinl^eit  ftören,  bie  einzelnen 
fträfte  unb  Organe  einanber  entfremben,  bis  ber 
ganje  Organismus  fid^  auflöst,  ber  ^enfd^af t  beS 
©eifteS  ftc^  gön^Iid^  entjiel^t  unb  in  ber  öu^ern 


!Ratur  aufgellt:  eS  entfiel^  ffronf^ten  unb  bei 
Xob.  Ihanfl^eit  unb  Sob  finb  mefentltd^  nur  einfi; 
bie  jhanf^eit  ift  ein  beginnenber  Xob,  ber  Zol 
bie  SBoQenbung  ber  jhanfl^eit ;  bie  Xrennung  unt 
Suflöfung,  bie  bort  beginnt,  U)irbl^ierburd^efül^ 
2)arum  gibt  eS  audb  im  gegemoörtigen  3ufionb< 
feine  DoQfommene  ©efunbl^eit;  ber  ffeim  iena 
Sluflöfung  liegt  mel^r  ober  tt>eniger  entn)iddt  in 
iebem  ÜJlenfd^en.  SBie  nun  Dom  abfalle  bed  (6d> 
fteS  ber  SbfaiDl  beS  SeibeS  ausging,  fo  lann  amt 
bie  malere  ©efunbl^eit  il^ren  ©runb  nur  l^ben  in 
ber  SRüdßebr  beS  ©eijteS  su  ©ott ;  nur  xotm  ha 
©eift  »ieber  9Rad^t  gewonnen  über  ftd^  f elbfl,  hm 
er  aud^  tt)ieber  9Rad^t  ühtn  über  ben  Seib,  loim 
bie  fd^öblid^en  Sinflüffe  Don  aujlen  aimf^xtn  vab 
aüe  jhöfte  unb  Organe  beS  SeibeS  in  lebenbiget 
Sinl^eit  tt)ieber  mit  fid^  Derbinben.  3^  bi^ 
9Rad^t  über  fid^  felbft  fommt  aber  ber  SRenfd^  xaa 
burd^  bie  ^Befreiung  Don  ber  ffne4lt{d^ft  ber 
@ünbe,  ju  biefer  Sinl^eit  mit  ftd^  felbft  nur  buid| 
bie  SßieberDereinigung  mit  ©ott,  bie  baS  SBefot 
ber  (Srlöfung  ift.  @o  ijl  Sl^rifhtS  allein  ber 
malere  ^rjt,  ber  nid^t  blo^  Don  9u|en  bem  Ueicl 
^bbrud^  tl^ut,  fonbem  innerlid^  bie  OueHe  bei 
XobeS  Derftopft  unb  bie  Ouelle  beS  SebenS  eröffnd. 
SBenn  bal^er  Sl^rifhiS  fam,  um  bie  @ünbe  m  tiU 
gen,  f o  mu^te  er  fid^  aud^  als  bm  seigm,  ber  $R(4t 
^at  über  ffranf^eit  unb  Xob,  unb  bie  SHxfy,  bie 
feine  ganje  IDkd^tfüHe  Don  i^m  empfing,  (at  mit  ber 
©ett)alt,  @ünben  m  Dergeben,  aud^  bie  äRad^t  über 
ben  Xob  geerbt.  S^riftuS  felbft  geigte,  ba|  bieje 
Jhraft  ni^t  auf  feine  $erfon  befd^rönft  bleiben 
foUte,  ba  er  feine  jünger  auSfanbte  unb  i^nen 
mad^i  gab,  iebe  jhanf^eit  su  l^eilen  (Wattig.  10, 1. 
ajlarc.  3,  15;  6,  7.  13.  Suc.  9,  1.  6;  DgL  3o5. 
14, 12).  %udi  in  biefer  munberbaren  ©eftalt  ip 
jene  3Rad)i  alS  frei  Dertl^eilte  ©nabengabe  in  ber 
jtird^e  geblieben ;  n)aS  aber  barin  tt)ef entlid^  iß, 
bie  innere  ffröftigung  beS  burd^  bie  @ünbe  ge» 
fd^fööd^ten  ©eifteS  jur  SBieberlerfiellung  feiner 
^enf(^aft  über  ben  Seib,  mürbe  an  eine  beftimmte 
Orbnung  gebunben.  ©egen  bie  Segierlid^feit,  bie 
befonberS  im  gefd^led^tlid^en  Xriebe  il^re  gonje 
ai^ad^t  entfaltet,  toirb  ber  ©eift  gejtarft  burd^  boS 
@acrament  ber  Sl^e,  gegen  bie  töbtlid^e  jhanfl^ 
mirb  er  auSgerüftet  burd^  baS  @acrament  ber  lej^ 
Oelung.  S)iefeS  Derl^ölt  fid^  bal^er  in  ber  bei 
Ware.  6,  13  ertoöl^nten  munberbar  l^enben 
Salbung  ber  ^poftel,  bie  baS  Concil  Don  Xricnt 
als  eine  Snfmuation  beSfelben  betrad^tet,  etioa  fo^ 
mie  jid^  baS  @acrament  ber  Sfi^mung  )u  ben 
©nabengaben  ber  apoftolifd^en  JKrd^e  Derl^lt  (f.  b. 
9lrt  girmung  IV,  1511).  5)ie  guföaige  au^et» 
orbentli(^e  Srfd^einung  f^ai  aufgel^ört  ober  jeigt 
fid^  feltener,  baS  geiftige  2Befen  ift  geblieben.  3>oS 
SBefentltd^e  biefer  9)!ad^t  ift  aber  nid^t  bie  geitfii^ 
©enefung,  benn  mit  il^r  ift  {a  ber  Sob  nur  oufge» 
fd^oben,  nic^t  aufgel^oben;  aud^  bie,  meldte  S^riflttS 
l^eilte,  \a  felbft  bie,  toeld^e  er  Dom  Sobe  aufenoedie, 
mußten  gule^t  bod^  noä)  fterben.  ^r  Xob  i{l  alS 
unmiberruf  lid^eS  ©efe^  bem  9)lenfd^en  gegeben;  bet 


721 


Oelung,  bie  Ie|te. 


722 


Sdi,  iDie  er  ie|t  ijl,  l^t  gar  tiid^t  mel^r  bie  ^cif^i%' 
ftj^  in  eme  ooUfommene  ^armonie  mit  bcm  ©elfte 
diqntreten,  fonbem  su  biefem  S^oede  mu^  er  ganj 
mxaalbdt,  muf{en  aUe  frembartigen  Elemente  t)on 
iin  ouflgefd^ben  toerben  —  bie|  gefd^iel^t  eben 
jB  Zobe.  S)arum  f^t  Sl^rijtuS  ben  %o\>  burd^ 
bn  lob  beftegt;  benn  burd^  t^n  ift  ber  3:ob  nici^t 
BK^r  eine  bouernbe  @<i^ibung  beS  Seibed  t)on  bem 
Scißc,  fonbem  nur  eine  SuSfd^eibung  beS  gfremb« 
ddigen,  bomit  er  ald  Derflörter  Selb  mit  bem 
Seiße  neu  nerbuftben  unb  bief  em  nun  erjt  mol^rl^af  t 
pi  eigen  merbe.  SBie  überl^aupt  in  ©otteS  |Kinb 
bk  Strafe  jum  ^eilmittel  voxxh,  fo  bient  bem  ®e- 
n^ten  inSbefonoere  ber  Xob  burci^  Sl^riftuS  ium 
tSM  ber  fiautening^  gum  2)iener  ber  iBerflörung. 
gmlul^  aber  fann  biefe  Söuterung  nid^t  ein  rul^iger 
Sorgang  fein,  bei  bem  bie  Seele  fiä)  gang  paffio 
Do^.  S)enn  xotnn  bie  tl^eilmeife  9luf (öfung  beS 
IMfyn  Sebend  in  ber  jhanf^eit  fd^on  fo  fd^merg« 
64  iB  bie  @eele  eingreift,  f o  fönnen  toir  un^  jene 
Icj^  imb  oöDige  Sd^eibung  nur  beuten  als  einen 
fn^tbocen  Stamf],  afö  eine  unauSfpred^Iid^e  Sngft 
nb  Sedenquol,  bie  tt)ie  oEer  @d^mer}  gugleid^  alS 
Seifiuiuiig  ttiirlt.  2)iefer  ffampf  toirb  um  fo 
f^BKtct  fein,  rotxm  ber  bem  SRenfdpen  angeborene 
•Seife  ber  Sünbe"  fic^  entmidCelt  unb  auSgebttbet 
totbin^  actueOe  ©ünben.  Senn  loie  aDe  @änbe 
bn  Seib  )um  notbmettbigen  Organe  l^at,  f o  bilbet 
fie  Uefc  Organ  aud^  ftd^  gured^t,  beftötigt  unb  ftörtt 
et  in  feinem  SBiberfprud^e  gegen  ben  ©eift,  unb 
nun  horf  oo^l  jagen,  bog  jebe  @önbe  eine  @pur 
in  icüe  gurfiAält.  @ou  alfo  ber  Xob  burc^  bie 
Anft  ber  Sriöfung  als  le^te  Su^e  aud^  ein  Söu> 
tenn^lmittel  fein,  fo  mu|  ber  9Renf^,  xoit  in 
allfr  Ineignung  ber  Sriöfung,  mel^r  ober  weniger 
niMrfenb  in  i|m  erf(^etnen ;  er  fann  bem  jtampf e 
nid^t  blog  leibenb  gufd^auen,  fonbem  mu^  il^n 
4^9  fompfen.  @d^on  bie  gebulbige  Srtragung 
itnn  fotd^  freied  ÜRitmirten,  ein  Singel^en  be§ 
Sillend  in  bm  göttlid^en  Katl^fd^Iu^/  ber  in 
%i|tud  ein  Statbfd^Iu^  ber  ©nabe  ift,  unb  bie 
Seboibige  Ergebung  fann  fid^  bis  gur  lebenbigen 
CtifertDiDigfeit  erbeben,  bie  nad^  bem  93orbiIbe 
bei  jierbeid^m  ^eUanbeS  baS  Seben  freubig  gur 
Rainung  ber  @unbe  Eingibt.  2)amit  aber  biefer 
lf|te  groge  ftampf  mit  ber  Uebermad^t  ber  leib- 
en Unorbnung  ben  9Renfd^en  gum  @iege  fübre, 
Uarf  eS  eined  befonbem  göttlid^m  %eiftanbe§, 
on  befonbem  ©nabe,  unb  biefe  toirb  il^m  gu 
itnt  burd^  baS  ©acrammt  ber  legten  Oelung. 
Jibiefem  @acramente  vAi  hdf)ti  bie^ird^e  mirfli^ 
fcbonS^riftud  ibr  übertragene  ©etoalt  über  ben 
tob  au§,  nic^t  inbem  fie  ba§  Sterben  oerbinbert, 
Mbem  inbem  fte  ben  ^erm  gum  2)iener  emiebrigt, 
bosZob  ben  Sieg  unb  Stad^el  nimmt,  ba  fie 
^  iom  SRittel  ber  Söutemng  unb  93erflörung  beS 
&üed  mac^t  unb  burd^  i^n  gum  magren  fieben 
Hid,  mäbrenb  ber  Sünber  burd^  ben  %oh  gum 
onbem  Zobe  gebt 

HL  SSirfung  ber  legten  Oelung.  Snben 
Soctm  be(S  SpoßelS  SacobuS  finb  aud^  bie  SBir' 


fungen  biefeS  ©acramenteS  im  Singeinen  befHmmt. 
S)ad  Soncil  oon  Sfloreng  begeid^net  als  fold^e  gang 
allgemein  mentis  sanitas  et  in  quantum  ex- 
pedit  ipsius  etiam  corporis,  ©enauer  entmidfelt 
baS  Xribentinum  biefe  äBirfungen  auS  ben  SQBortm 
beS  Spoftefö:  Bes  haec  gratia  est  Spiritus 
Sancti,  cujus  unctio  delicta,  si  qua  sint  ad- 
huc  expianda,  ac  peccati  reliquias  abstergit, 
et  aegroti  animam  alleviat  et  confirmaty  ma- 
gnam  in  eo  divinae  misericordiae  fiduciam 
excitando,  qua  infirmus  sublevatur  et  morbi 
incommoda  ac  labores  levius  fert,  et  tentatio- 
nibus  daemonis  calcaneo  insidiantis  facilins 
resistit,  et  sanitatem  corporis  interdum,  ubi 
salnti  animae  expedierit,  consequitur.  SS  ift 
alfo  bie  l^eiligmad^enbe  ©nabe,  bie  nac^  ben  IBebürf- 
niffen  beS  ffranfen  auf  breifad^e  Sßeife  wirft.  SMe 
erfte  SBirfung  ift  bie  ©enefung  (salyabit,  acujei) ; 
aQein  biefelbe  tritt  nid^t  immer  ein,  fonbem  fie  ifl, 
toie  gur  3(tt  Sl^rifti,  burd^  ben  ©lauben  beS  Sm- 
pföngerS  bebingt  (ogl.  9nattb.  13, 58).  S)ie  gleite 
2Birfung  ift  eine  geiftige  Störfung  (alleviabity 
i-jtpv.),  burd^  bie  ber  j?ranfe  in  ben  Staub  gefegt 
mirb,  bie  93erfud^ung  gu  Ungebulb,  jtleinmutl^ 
unb  SJergmeiflung,  bie  in  ber  ffranfbeit  liegt  unb 
bie  obne  3^^ifcl  nod^  in  jenen  fd^roerm  Sugen« 
blid(en  oon  bem  Seufel  gefd^rft  toirb,  gu  über« 
toinbm,  unb  ff ranfbeit  unb  Sob  in  SSertraum  unb 
Srgebung  al3  93u^e  unb  ^eilSmittel  auS  ©otted 
^anb  angunebmen.  ^rd^  biefe  Störfung  wirb  alfo 
bie  Sd^föäd^e  unb  Sd^laff^eit  aufgeboben,  n)eld^e 
ber  ^enfd^  al3  gfolge  ber  Sünbe  mit  in  biefen 
ffampf  bringt,  utä)  bie  ba§  2:ribentinum  nad^  ber 
Srflämng  beS  römifd^en  ffated^tSmuS  oorgüglid^ 
unter  ben  reliquiae  peccati  Derfte^t  (Animam  a 
languore  et  infirmitate  quam  ex  peccatis 
contraxit,  et  a  caeteris  omnibus  peccati  reli' 
quiis  liberat ,  Catech.  Bom.  11,  6,  14).  2)ie 
britte  SBirfung  enblid^  ift  bie  Sünbenoergebung 
(remittentur,  (i9efih(ijeTai).  HHebrere  S^eologm 
begeid^nen  biefe  al§  bie  |)auptn)irfung  beS  Sacra- 
menteS,  obtoobl  [\t  biefelbe  nur  auf  bie  lö^lid^en 
unb  biejenigen  f  d^föeren  Sünben  bef  d^rönfen,  meldte 
entweber  nid^t  mebr  gebeid^tet  werben  fönnen  ober 
au§  einem  oerborgenen  SKangel  be§  t)orau§gegan> 
gcncn  Su^facramenteS  nic^t  erlaffen  werben  tonn- 
ten, ^nein  in  biefem  SfaQe  mü^te  bie  le^te  Oelung 
gu  ben  Sacramenten  ber  lobten  gegöblt  werben, 
beren  bie  ffird^e  nie  me^r  al§  gwei,  Saufe  unb 
Su^e,  gelaunt  l^at.  2)ie  Sünbenoergebung  fann 
alfo  nur  eine  fecunbäre  SBirfung  be§  SacramenteS 
fein,  oermöge  beren  e§  bie  unbewußten  SKöngel  ber 
t)orau§gegangenen  Suge  ergöngt,  bie  lö^üd^en 
Sünben  erläfet  unb  in§befonbcre  nad^  bcm  bl.  5:bo» 
maS  (Contr.  Gent.  4,  c.  73)  aud^  ben  reatus 
poenae  temporalis  tilgt,  weld^er  ber  ffranf^ett 
unb  bcm  Sobe  anboftct.  ®urd^  [xt  wirb  alfo  bie 
Strafe  gum  bloßen  Heilmittel.  ®abur(b  erfc^cint 
baS  Saaament  ber  legten  Oelung  al§  eine  6r« 
gängung  unb  Sottenbung  bc§  SußfacramenteS, 
mit  bem  e§  fd^on  t)on  ben  ffiötem  immer  in  SSer- 


723 


Oelung,  bie  Ie|te. 


7S 


btnbung  gebrod^t  toirb.  (S3gl.  Ign.  Schmitz,  De 
effectibus  sacram.  extr.  unct.,  Friburgi  Bris- 
gov.  1893  [Dissert.].) 

IV.  SKateric  unb  gorm  bcr  legten 
O  e  I  u  n  g.  ^13  ÜJlaterie  biefed  @Qcramente§  be« 
3et(^net  ber  1^1.  3acobud  beftimmt  boS  Oel;  bar« 
unter  wirb  in  ber  ^eiligen  ©d^rlft  immer  Dliöcnöl 
k)erftanben,  unb  itoax  mu^  baSfelbe  Dom  Sijd^of 
gettjeil^t  fein  (Conc.  Trid.  Sess.  XIV,  cap.  1  De 
instit.  sacramenti  extremae  unctionis).  2)ie 
äBei^e  bedfelben  burd^  ben  S3ifd^of  ift  in  ber  latei- 
nifd^en  ffird^e  uiefentlid^  für  bie  @ültigfeit  be§ 
@acramente§  (Denzinger,  Enchiridion  n.  1494 
et  1495);  in  ber  gried^if d^en  ffird^e  tt)trb  baSfelbe 
gett)51^nlid^  Don  ben  ^rieftem  gett)ei^t.  2)a3  SBei« 
tere  über  boS  Äronfenöl  f.  im  ärt.  Dele,  l^eilige  L 
S)ie  materia  proxima  ifl  bann  bie  Salbung  mit 
bem  Oele.  93ei  biefer  Salbung  ift  ber  StituS  ber 
Derfd^iebenenffird^enein  Derfd^iebener,  inbem  balb 
mel^r  balb  loeniger  ftörpert^eile  gefalbt  tt)erben. 
3n  ber  Siegel  werben  bie  Dor^üglid^ften  Organe 
be§  öu^em  SebenS,  al§  bie  Präger  ber  @ünbe^ 
geölt;  bie  römtfd^e  Stturgie  l^at  bie  Salbung  ber 
fünf  ©inne,  an  Slugen,  Ol^ren,  9lafe,  SKunb  unb 
an  ben  ^önben^  unb  fügt  ba^u  bie  Salbung  ber 
rSü^t,  als  bem  Organ  ber  Sett)egung,  unb  ber 
Senben«  al§  bem  Si^e  ber  gefd^led^tUd^en  Suft.  %x 
bie  Stelle  biefer  legten  Salbung  tritt  in  mand^er 
2)t5(efe  bie  Salbung  ber  93ruft,  ober  fie  fönt  aud^ 
oanj  loeg,  loie  eS  bei  grauen  immer  ber  gfall  ift. 
3n  mel^reren  alten  älitualien  finben  ftd^  aud^  nod^ 
mel^r  Salbungen  Dorgefd^rieben.  SBie  aber  au§ 
bem  Sacramentarium  be§  1^1.  ®regor  unb  auS  bem 
Seben  beS  1^1.  SugenbuS  ^u  erfel^en  ift,  toax  aud^  bie 
Salbung  nur  6ine8  ftörpertl^eileS,  ber  93ruft  ober 
befonberS  beS  jf opfed,  im  @ebrau(^,  unb  aud^  je^t 
nod^  mirb  fie  im  Tlotl^falle  für  l^inreid^enb  gel^alten. 
—  Cbenfo  grofe  ift  bie  SSerfd^ieben^eit  l^infid^tlid^ 
ber  fjform.  SBefentlid^  ift  nad^  ben  SBorten  be§ 
SlpoftelS  nur,  bafe  fie  ein  ®ebet  über  ben  ftranfen 
bilbet,  unb  ed  ift  tt)eber  nöl^ig,  ba^  bie  gan^e  SBir* 
fung  bed  SaaamenteS  in  bemfelben  au§ge(prod^en 
toiti,  nod^  bag  bie  gfonn  beSfelben  gerabe  bie  be* 
precatorifd^e  ift,  ba  alte  ^Ritualien,  mie  5.  9.  ba§ 
ambrofianifd^e,  aud^  inbicatiüe  gformeln  entl^alten. 
©egemoörtig  ift  bie  gett)öl)nlid^e  t^formel  bie  Dom 
Xribentinum  Dorgefd^riebene:  Per  istam  sanctam 
unctionem  et  suam  püssimam  misericordiam 
indulgeat  tibi  Dominus,  quidquid  per  visum 
(auditum,  odoratum,  gustum  et  locutionem, 
tactum,  gressom,  per  lumborum  delectatio- 
nem)  deliquisti.  SBeitlöufiger  ift  bie  i^formel  ber 
gried^ifd^en  ffird^e:  Pater  sancte,  animarum  et 
corporum  medice,  qui  Fifilium  tuum  unigeni- 
tum  D.  n.  J.  Chr.  omnem  morbum  curantem  et 
ex  morte  nos  liberantem  misisti :  sana  quo- 
que  servum  tuum  N.  a  detinente  illum  cor- 
poris infirmitate,  et  vivifica  illum  per  Christi 
tui  gratiam,  intercessionibus  super  omnes 
sanctae  Dominae  nostrae  Deiparae  et  sem- 
per  Yirginis  Mariae. . .  Quia  tu  es  fons  sani- 


tatum,  Christo  Deus  noster,  et  tibi  glorii 
referimus  Patri  et  Filio  et  Sancto  Spiritoi  et 
(Goar  1.  c.  417). 

Y.  ^uSfpenber  unb  Smpfänger  b 
legten  Oelung.  %13  ^udfpenbet  bcd  Soa 
menteS  loirb  im  Sriefe  3acobi  audbrüdlid^  i 
$riefter  genannt,  unb  bie  ffird^  1^  Hon  ^ 
feftgel^alten,  ba^  nid^t  nur  bie  Saien,  fonbtm  at 
bie  Siaconen  Don  ber  Sludfpenbung  beSfelbcn  an 
gefd^loffen  feien.  ^OerbingS  lommt  in  ber  öUc 
^ird^e  aud^  eine  jhonfenfalbung'burd^  Seien  ix 
unb  aud^  Je^t  nod^  iß  fie  in  ber  griec^ifd^en  ftnc 
gebröud^lid^.  allein  ed  ift  bie^  nid^t  bcS  Socs 
ment  ber  legten  Oelung,  fonbern  nur  ein  So« 
mentale;  man  gebraud^t  baS  ge)Dei^te  Oet  iBi 
man  aud^  bad  Xaufmafler  ^u  SBafd^ungen  m 
)Denbete.  @leid^gültig  ift  ed,  ob  boS  Sactoma 
Don  einem  ober  mel^reren  ^rieftem  gefpenbetM 
benn  xomn  ber  1^1.  äacobud  fagt:  ladacat  jm 
byteros,  f 0  be^eid^net  l^ier  bie  mel^rfad^e  Sf^  ^ 
Allgemeinheit  oed  Stanbed.  3n  ber  gried^iNjir 
JKrd^e  ruft  man  ge)ool^nlid^  fieben  ober  menkpen 
brei  ^riefter,  unb  aud^  in  ber  lateimfd(|en  flte^ 
XOQX  tS  nod^  5ur  3eit  bed  fjli  S:^oma8  ®ebnu8( 
ba^  mel^rere  ^riefter  bie  ©ebete  Derrid^teten,  ol 
mol^l  mal^rfd^einlid^  nur  einer  eigentlid^  boS  &m 
ment  fpenbete.  ®egentt)ärtig  tt)irb  eS  nur  ttn 
(Sinem  ^riefter  abminiftrirt,  unb  ed  gel^drt  fda 
Spenbung  5U  ben  fogen.  ^farrred^ten  Q.  b.  ftl 
ihranfenfeelforge  VÜ,  1042  f.).  —  Smpffiiqe 
beS  SacramenteS  ift  ber  }ured^nung3f filzige,  fd^ 
franfe  6:]&rift.  2)ie  Sured^nungdfö^igfeit  iß  ein 
iBorbebingung,  meil  ba§  Sacrament  octueüe  SB» 
beuDorauSfe^t,  bal^er  e§  JKnbem,  SBa^nfinttigesK 
nid^t  gefpenbet  tt)irb.  (fjfürfranfeftinber,  bienod 
nid^t  ben  @ebraud^  ber  IBemunft  l^ben,  fxxSfii 
ba§  Rituale  Bomanum  [ed.  typ.,  BatisboiUM 
1884,  Appendix  74*  sqq.]  eine  bef onbere  9eBe> 
biction.)  2)ie  Jhanf^eit  beftimmt  ber  9po{lel  felbf 
als  93orbebingung  (Infirmatur  quis  in  yoUm), 
unb  e§  fann  bal^er  bie  le|te  Oelung  @efmibair 
loie  5.  9.  @ebörenben,  Solbaten,  meld^  ii 
bie  Sd^lad^t,  IBerurtl^eilten,  bie  ^ur  ^inruta 
gelten,  nid^t  gefpenbet  totthtn,  2)0^  aberii^ 
jeber  ihanfe,  fonbern  nur  infirmiis  de  cuv 
morte  timetur  Smpfönger  bed  SacramenteS  pf 
f od,  beftimmte  f d^on  (Sugen  IV.  im  Z)e€rete  an  ft 
Armenier.  ^l§  eine  f olc^e  jhranf^eit  ifl  0114 1^ 
töbtlid^e  ^IterSfd^möd^e  }u  betrad^ten.  2)ie  iNn|e 
fd^ärft  e§  jebo^  als  eine  l^eilige  $f[id^  eh 
(Cat.  Rom.  EL,  6,  9),  ben  Empfang  ber  le|to 
Oelung  nid^t  bi§  auf  ben  le^en  9Roment  inKV* 
fd^ieben,  too  beti  jhranlen  fd^on  bie  Seftnmmg  Mf 
lä^t,  fo  ba^  er  nid^t  mel^r  mit  DoDem  9emi$tf(iB 
unb  mit  ^Inbadbt  ber  ®nabe  bed  SacramenteS  ett* 
gegenfommen  fann.  -  3n  ein  unb  berf elbenfttoil- 
|eit  fann  bie  le^te  Oelung  nur  einmal  empfangn 
tt)erben,  tt)o]^l  aber  fann  fte  in  ieber  neuen  ihm 
l^eit  ober  bei  mieberl^olten  töbtlid^en  Unfällen  citf 
langmierigenJhänflid^feittt)ieber]|oltU}etben.9lolt 
menbig  ift  ber  Smpfang  biefeS  Sacromentcd  nU| 


725 


Oefterlid&e  Seit. 


726 


maoMe  medii,  {a  Slond^e  f^aUn  fogar  be* 
toirfrt  cd  bejte^  barüber  überl^oupt  fein  @ebot 
\o  ici  nid^  ber  Stid^tempfong,  fonbem  nur  bie 
Serf^mfi^img  (contemptus)  bei  legten  Oelung 
fänbtaft  tDörc.  9Uein  offenbar  fmb  bie  SBorte 
bel(L3ücobufi  l^inrticbenb,  um  ein  praeceptum 
bA  borntt  aud^  bie  Ttotl^menbigfeit  bed  Sacro- 
mtM  )u  begtimben.  lieber  bie  SSermeigerung 
bei  Sacrarnrntefi  Unmflrbigen  gegenüber  f.  b.  9(rt. 
gociomcnte. 

VI.  Situelte  Sefiimmungen.  SBadenblid^ 
ta  Situs  ber  legten  Oelung  betrifft,  f o  )Dirb  fte 
tODöfinli^  mit  ber  S^arreid^ung  bed  SSioticumS  Der- 
hmben,  unb  itoat  f o,  ba^  fte  biefem  folgt,  loöl^renb 
^m  bem  12.  Sal^l^unbert  bemfelben  voranging. 
)la4  bem  römifd^  Xituale  f ollen  bie  ^nmef enben. 
Mm  mdglid^,  möl^renb  ber  $rießer  bie  Salbung 
Mnommt,  bie  fteben  Su|pfalmen  unb  bie  Sitonei 
Ml  ollm  ^Uigen  beten;  ma^rfd^einlid^  gingen 
M(|e6ebete,  bie  fi4  Qu4  in  älteren  Siturgien  ^n* 
kä,  fiü^  bem  9cte  ber  Salbung  k)orau8,  loie 
ben  Qud^  na4  mand^en  ^Ritualen  ber  $riefter  mit 
kn  tmoefenben  ben  $falm  Miserere  unb  eine 
(»31  Sitonei  betet.  S)te  brei  @d^Iuggebete  bed  r5- 
irifi(en9iituaI8  ftnb  in  bie  meiften  Ritualien  über* 
gegimgen.  Sigentl^ämlid^  ift  ber  (Sthtanii,  ber 
M  7.  bid  )um  12.  Sal^rl^unbert  ge^errfd^t  ^u 
tobn  f^eint,  ba|  ber  Stitud  ber  legten  Oelung 
fittaiZage  nad^  einanber  loieberl^olt  lourbe.  gfür 
SriteieS  ogl.  b.  9rt.  l^ronfenfeeIforge,  oben  Vn, 
imi  ff.,  unb  bejüglid^  ber  gett)5]^nli$  auf  bie  Ic^te 
Oebmg  f olgenben  ©eneralabf olution  ben  betr.  ^rt. 
(Sgl  nöd^  OdUMlb,  2)ie  bogmatifd(K  Seigre  Don 
ba  (eiligen  @acramenten  ber  fat^olifc^en  JKrd^e 
H 1  «ufL,  TOfinper  1877, 257  ff.;  ©d^anj,  ©ie 
iiftt  Don  ben  ^eiligen  @acramenten,  fjfreiburg 
1893,  639  ff.)  [ffiein^art.] 

$tfMMft  ^t  ^eigt  1.  im  ftrd^enred^tli^en 
Same  bie  ^t\l  innerl^alb  meld^er  jeber  ^u  ben 
Üftm  ber  Unterf  d^eibung  gelangte  ®Iöubige  burd^ 
bol  pofitiDe  ®ebot  ber  ftird^e  Derpflid^tet  ift,  bie 
(effige  (Sommunion  5U  empfangen.  2)ie  IJSoIfd* 
(pmd^  iKunt  biefe  ^flid^t  einfad^l^in  Ofterpflid^t, 
Cjkrcommunion,  unb  be jetd^net  bie  Erfüllung  ber- 
idben  mit  «Oftem  l^alten".  S)aS  ©ebot  lourbe 
1215  bur4  baS  Dierte  lateranenfifd^e  ß^ondl  (cap. 
21)  auf  ®runb  bed  bereits  im  12.  Sal^rl^unbert 
k^enben  ®ebraud^  aufgefteUt  unb  burd^  baS 
(oQcü  Don  Orient  (Sess.  XIII,  can.  9)  tt)ieber 
«iflef^ärft  (f.  b.  9lrt.  Srequenj  ber  l&eiligen 
Siaamente  IV,  2007  ff.).  3)ie  Seitbejtimmung 
inPueha,  meiere  ^unäd^ft  baS  Ofterfeft  mit  feiner 
CdoD  ober  ^fhoo^  bei^eid^nete,  mürbe  Don  ^apft 
fingra  IV.  (Constit.  Fidei  digna  Dom  8.  3uU 
1440)  ouf  bie  g^anood^e  auSgebel^nt,  fo  bag  feit- 
bcB  bie  öfterlid^e  3^t  gemeinred^tlid^  Dom  $alm* 
fontoge  bis  gum  meinen  Sonntage  reid^t.  3n* 
folgt  beffen  mürbe  le^terer  Sonntag  im  ^httelalter 
Pascha  elausom,  conductus  Paschae  genannt. 
UabieSrfünung  beS  Jftrd^engeboteS  ju  erleid^tem, 
ifl  bie  öfterlid^e  3^^  in  ^^  einseinen  IKrd^n- 


fprengeln  Dielfad^  loeiter  auSgebebnt  morben,  fo  in 
ber  jmeiten  ^ölfte  beS  17.  Sal^rl^unbertS  au  Pa- 
lermo Dom  Sfd^ermittmod^  bis  ^um  meinen  Sonn- 
tage, in  92eapel  Dom  $aImfonntage  bis  S^rifH 
^immelfol^rt  (Bened.XIV.,  De  syn.  dioec.  12, 
6, 10).  3n  2)eutfd^Ianb  fd^eint  bereüS  frül^  eine 
IBerlängerung  bis  jum  }meiten  Sonntage  nad^ 
Ofiem  bejtanben  }u  l^aben,  memt  bie  Se^eid^» 
nungen  biefeS Sonntags  als  ^^rebiger-ffird^meU^" 
auf  bie  überftanbene  Ofterarbeit  ber  Seelforger, 
unb  als  ^Sodffonutag"  auf  baS  l^lSftarrige  93er- 
fd^icben  ber  Ofterpflid^t  bis  jum  öugerften  Ter- 
mine }u  be^iel^en  finb.  äBobI  als  Sd^Iu^termin 
für  bie  Oftercommunion  l^ei^t  in  Ungarn  baS 
Sfeft  Sl^rifti  ^immelfal^rt  ber  Sommunicanten- 
2)onnerStag  (f.  Nilles,  Ealendarium  manuale 
n,  Oeniponie  1881,  868).  2)ie  ermeiterung 
ber  Ofter^eit  über  ben  gemeinred^tlid(fen  Termin 
l^inauS  ift  alS  eine  S)iSpenS  Don  einem  allgemeinen 
ffird^engebot  ju  betrad^ten,  unb  eS  mirb  iöl^rli^ 
in  ber  g^fteuDerorbnung  aud^  bie  2)auer  ber  Ofter- 
aeit  für  bie  einseinen  2)i5cefen  Don  ben  Orbinarien 
feftgefe^t  unb  belannt  gemad^t.  SBie  Derfd^ieben 
biefe  in  S)eutfd^Ianb  ift,  f.  bei  9.  Schäfer,  (Sinbeit 
in  ber  Siturgie  unb  2)iScipIin  für  baS  fatl^olifd^e 
S)eutfd^Ianb,  ÜRünfter  1891,  84  f. 

2.  2)ie  bfterlid^e  3tit  (tempus  paschale)  in 
ber  Siturgie  ift  bie  Sfeft^eit,  loeld^e  fid^  an  baS 
Ofterfeft  anfd^Iiegt.  2)a  aber  bie  Oftermod^e  mit 
bem  Ofterfefte  liturgifd^  ein  ©an^eS  bilbet  unb 
aubem  erft  mit  ßnbe  ber  OfteroctaDe  baS  Officium 
mieber  feine  regelmö^ige  @eftalt  annimmt  (f.  b.  9Irt. 
Ofterfeft),  fo  beginnt  in  ben  liturgifd^en  Sudlern 
baS  tempuB  paschale  mit  ber  erften  SSefper  beS 
meinen  Sonntags  unb  bauert  bis  ^um  9IuSgang 
ber  ^fingftoctaD,  b.  1^.  bis  jur  92on  beS  SamStagS 
nad^  ^fingften  einfd^Iieglid^  (f.  bie  SRubrit  im  93re« 
Dier  nad^  ber  92on,  bejm.  im  Sniffale  nad^  ber 
SReffe  beS  genannten  SamStagS).  2)ie  50  Xage 
(iTEVTTjxocm^)  Don  Oftem  bis  ^fingften,  beam.  Dom 
meinen  Sonntag  bis  }ur  erften  ißefper  beS  S)rei- 
faltigfeitSfefieS,  mürben  bei  ben  alteren  Siturgüem 
Quinquagesima  paschalis  ober  laetitiae  ge- 
nannt. Sie  Sonntage  biefer  3^it  ^iS  Sbnfti 
^immelfal^rt  merben  a(S  1.,  2.,  8.  u.  f.  m.  nad^ 
Oftem  gejöl^U,  l^aben  baneben  aber  nod^  befonbere 
SSe^eid^nungen.  So  b^i^t  ber  erfte  Sonntag  nad^ 
Oftem  aud^  Dominica  in  albis  (sc.  depositis), 
meU  an  biefem  Sonntag  bie  9teugetauften  ^u« 
erft  mieber  ol^ne  mei^e  jfleiber  erfd^ienen.  9Inbere 
9tamen  für  ben  Sonntag  ftnb  nod|  Dom.  in  oc- 
tava  Paschae,  bann,  nad^  bem  SntroituS  ber 
SReffe,  Quasi  modo  geniti,  in  Urfunben  aud^ 
Dom.  mensis  paschalis,  Pascha  clausum,  con- 
ductus Paschae  (Dgl.  ob.  1),  mblid^  aud^  Dom. 
nova.  Ueber  baS  tJeft  ber  SeibenSmerJjeuge  gl^rifti 
(fianae  unb  92ägel),  meld&eS  in  ®eutf(blanb  am 
fjfreitag  nad^  bem  meinen  Sonntag  begangen  mirb, 
f.  b.  art.  fianae,  beilige,  VII,  1420  f.  Son  feinem 
Soangelium  erhielt  ber  jmeite  Sonntag  ben  9iamm 
Dom.  Pastor  bonos,  ^irtenfonntag,  Don  bem 


727 


Oefierretd^. 


7» 


ÜReleingang  anä^  Misericordias  Domini,  ©onn* 
log  bcr  ©Qrml^ersigfcit  bc8  §erm.  ®ie  Slomen 
Jubilate  für  ben  britten  unb  Cantate  für  ben 
vierten  Sonntag  ftnb  bem  äntroitud  entnommen. 
Sen  S)onner8tQg  ber  vierten  SBod^e  nennen  Ur- 
funben  ^.^l^injtQg  Dor  ben  Sj^reu^en"  mitSe^ug  auf 
ben  folgenben  (fünften)  Sonntag,  bei  bie  Sioga- 
ttonS«  ober  SBittmod^e,  ffreug-  ober  jf reu^gangS- 
mod^e  eröffnet  unb  be^l^alb  aud^  l^in  unb  tt)ieber 
Bogaie  unb  nad^  feinem  ÜJle^eingang  Yocem 
jucunditatis  genannt  tt)urbe.  2)ie  ÜJlitte  ber  öfter« 
lid^en  3eit,  ber  9Rtttmo(i^  nad^  bem  britten  Sonn- 
tage nad^  Oftem,  ift  bei  ben  ©ried^en  als  ii  p.e(7o- 
icevTTjxooT^  burd^  ein  eigene«  geftof  firium  mit  ad^t- 
tägiger  gfeier  ouSgejeld^net  (f.  Nilles  1.  c.  II,  345). 
3)ie  brei  erften  Sage  nad^  bem  fünften  Sonntage 
flnb  bie  fog.  «Itttage  (f.  b.  «rt.).  ®er  öieraigfte 
Sag  ber  Ofterjeit  bringt  baS  gfeft  Sl^rifli  ^immel- 
fal^rt,  Dor  ^UterS  aud^  9lontag  (b.  i.  ber  neunte 
Sag  Dor  ^fingftenX  Sd^ön-92onlag  genannt ;  ber 
folgenbe  fjfreitag  ]^ie|  mand^erortS  SBetterfreitag 
oegen  eine§  bann  ftattfinbenben  Segend  gegen 
@ett)itter{d^aben.  2)er  Sonntag  nad^  Sl^rifti  ^im* 
melfa^rt,  nad^  feinem  äntroituS  Exaudi  genannt, 
oirb  liturgtfd^  nid^t  nad^  Oftem,  f  onbem  aI3  Dom. 
infra  octavam  AscenBionis  gejöl^It ;  in  älterer 
Seit  l^ieg  er  megen  einer  eigenartigen  ^ier  im 
^antl^eon  )U  9lom  Dom.  de  rosis  (f.  Mabillon, 
Museum  Ital.  n ,  Lutet-Paris.  1689 ,  148). 
9(tö  Hebdomada  exspectationlB  betrad^ten  bie 
Siturgiter  beS  SnittelalterS,  n)ie  S)uranbu§  (Ra- 
tionale divin.  Offic.  6,  86,  16),  bie  SBod^e  Dor 
^fingften,  in  ber  bie  Sl^oftel  bie  Slnfunft  beS  l^ei- 
ligen  ©eifteS  ermarteten.  S)en  ^ftngftfonntag, 
nad^  bem  ÜJle^eingang  Dom.  Spiritus  Domini, 
nannte  man  toegen  ber  blül^enben  SaJ^red^eit 
Pascha  rosarum,  ber  Ouatember-Wittmod^  l^ie^ 
ber  l^ol^e  ober  gute  ^Uttmod^,  ber  bierte  l^eilige 
^^fingfttag,  jejunium  laetitiae  et  exsultaüoms, 
jojunium  aestivum  ober  ^^fingftquartal  (Dgl.  Seift, 
Urfunbenle^re,  2.  )WufI.,  iSeipj.  1893,  252  ff.). 

SDie  öfterlid^e  3eit  ift  bie  Seit  jubilirenber 
gefteSfreube.  ^icfe  ftnbet  iljjren  eigent^ümlid^en 
')ludbrudF  in  bem  immer  mieberfe^irenben  ^delnja, 
femer  barin,  bag  bie  Jlircfienfarbe  im  Officium 
de  tempore,  fogar  an  ben  gferialtagen  ber  i^fter« 
lid(Kn  3ett,  bie  neige  garbe  ift.  Sbenfo  l^at  ba§ 
gerialofficium  ftatt  bed  britten  StefponforiumS  ba§ 
Sebeum  unb  trögt  Don  ben  Sauber  an  feftlic^en 
(^baralter.  $ei  ber  fonntöglid^en  '^^^perfton  tt)irb 
baS  Asperges  unb  btr  $u^pfalm  Miserere  burd^ 
bie  an  bie  lauffeier  in  ber  Cftemac^t  erinnembe 
'Jlntipbon  Vidi  aquam  unb  ben  Sobpfalm  Confi- 
temini  erfc|t,  mie  benn  aud^  in  biefer  3^it  ni^t 
gefajtet  oirb,  auger  am  ^igiltage  Don  ^^fingften, 
ber  erjt  fpdt  ^fttag  »urbe.  unb  an  ben  "ißnngft« 
quatembcrtagen.  ^te  Sebete  n^erben,  mte  fonft 
an  Sonntagen,  ftebnib  oerric^tet;  ftatt  bed  gemöbn- 1 
lid)en  ©ebeted  loirb  beim  'JlngeMläuten  baS  Re-  i 
gina  coeli  gebetet:  enblic^  n^erben oielerortd  nad^ , 
aüem  l>)ebrau(b  Dor  bem  ionntäqUcben  ood^amte 


Umzüge  um  bie  ffird^  p  (Sfyan  bed  etfianbenci 
öeilanbed  oeranftoltet.  —  SefonberS  gu  bcmnici 
ftnb  bie  Senberungen  Bejto.  Suf^^  vod^  Strni 
bengebet  unb  aReffe  in  ber  öfterlid^  Seit  cr^oOei 
©egen  ben  ©ebraud^  einzelner  ftird^en,  to&^ren 
ber  ganzen  öfterlid^en  Seit  nur  Sine  Stoctum  nr 
brei  $falmen  ju  beten,  loie  fold^ed  in  ber  Ofiei 
octaü  gefc^ie^t  (f.  b.  «rt.  Ofierfefi),  l&at  fl< 
fd^on  2)uranbud  (1.  c.  6,  89,  6)  im  13.  3ol^ 
^unbert  audgefprod^en.  @d  tt)erben  aber  in  ieb( 
9toctum  bie  ^falnten  nur  unter  ßiner  Snti))^ 
gebetet.  2)aS  dfterlid^e  ^Oeluia  tritt  tl^S  al 
felbftönbige  9(nttp]^on  auf,  tl^eilS  toirb  efi  alle 
9(ntip]^onen  unb  9)erfifeln  (nid^t  ober  ben  fo{ 

|>reces  in  $rim  unb  Somplet)  fott)ie  ben  Xefpon 
orten  angel^öngt.  3u  bemerfen  ift  iebo<i^,  ba|  bicf 
Einfügung  bed  Meluja  nid^t  auf  bie  SerjUel  nad 
bem  Xebeum,  ber  Sauretanif d^en  Sitanei  tmb  ^' 
lid^e  Sföne  auSaubel^nen  ift  (S.  R.  G.  3.  Jon.  1892) 
2)ie  Commemorationes  communes  foQen  fod, 
unb  an  i^re  SteEe  tritt  eine  triump^trenbe  Cosh 
memoratio  de  cruce.  Sbenfo  gibt  bie  3)o|;ologi( 
ber  ^^mnen  in  ber  Dfterjeit  bem  geftd^arttöa 
«uSbrudF.  (Snblid^  tritt  für  bie  Slpoftel-  unb  aRa^ 
t^rerf efte  ftatt  be§  getoöl^nlid^en  Commime  ein  fc* 
fonbereS  (in  tempore  paschali)  ein.  —  3n  bei 
ÜRe^Iiturgie  geigen  fid^  öl^nlid^e  9(enberungen,  fc 
entfpred^enb  bem  Xeoeum  an  ben  Sferiottogen  ba£ 
@Ioria ;  ebenfo  ber  3ufa|  t)on  Saelufa  an  bii 
antipl^onäl^nlid^enSl^eile  (äntroituS,  Offertorium, 
Sommunion).  Statt  bed  ®rabuaI8  tritt  ber  fog 
größere  ^Heluiagefang  ein.  S)ie  ^rafationen  bei 
3eit  enblid^  bringen  bie  gfefteSfreube  mit  i^rer  9e> 
grünbung  ^um  l^enlid^ften  ^uSbrudF.  [St.  Sd^.] 
QtflttxeM^^  jfaifertl^um,  in  fird^en« 
gefd^id^tlid^er  unb  ftatiftifd^er  ^in> 
fid^t.  L  ©efd^id^te.  1.  SSon  ber  erßev 
S^riftianifirung  bis  gur  9lef ormation 
S)ie  öfterreic^if  d^*ungarifd(fe  aßonard^te  ifl  in  i^retr 
gegenmörtigen  Umfange  au8  ber  el^emaligen  !D}arf> 
groffd^aft  (bem  fpätem  ^erjogtl^um)  DefierreidJ, 
ber  Ofimar!  3^eutfd^Ianb§,  enoac^fen.  2)ur(^  (to 
oberung  oie  burd^  frieblid^  Srmerb  unb  Sen 
erbung  ftnb  biefem  ftem  bie  beutfd^en  ftronIanb< 
Steiermarf,  ffömt^en,  ihain,  Sftrien  unb  Sitol, 
bann  ba§  Äönigreic^  iSöbmen  mit  feinen  92eben< 
lönbem,  bie  Sauber  ber  ungarifd^en  jhone,  ®ali< 
5ien  unb  bie  93utonmta,  Salzburg,  S>almatieii 
unb  neueftenS  aud^  nod^  9o§nien  unb  ^rgegottmu 
angegliebert  morben.  Sie  @efd^id^te  btt  er^ 
unb  gmeiten  ^flaujung  beS  Sbrißent^umS,  b.  % 
5ur  Kömer5eit  unb  na^  ber  ^öllenixmbenmg,  ti 
aQ  ben  ermöbnten  ©ebieten,  fooie  bie  fpötere  (8^ 
fcbic^te  fammt  bem  gegenu)artigen  3uf^<nd)e  ber« 
jelben  ftnb  bargeiteQt  in  ben  9rtt,  nield^e  bie  ti 
benfelben  beftebenben  33i§tbümer  be^m.  ftüd^< 
proDin^en  bebunbeln,  mte  aud^  bei  ber  Sc^ilbenmc 
be4  Seben4  einselntr  SanbeSopoflel,  SonbeSfürfln 
unb  anbenr  burc^  3Bif|enf(^ft  ober  S^ten  aul 
Sauber  unb  3?ötfer  günftig  ober  ungunfttg  ein« 
mirienben  i^ianner.  @^  mu|  bc|^K  toegen  be( 


789 


Oefterreid^. 


730 


(gnanem  auf  bie  betr.  9rtt.  oenDtefen  totrben, 
nA  e9  foitn  ^ier  in  9e)te]^ung  auf  bie  frühere 
Scf^i^te  nur  mm  Oefterreici^  im  engem  Sinne 
te  Xebe  fein. 

£afi  debtct  beS  fpötem  ^erjogtl^umS  Oefter« 
»4  »or  in  ben  ölteften  S^ten  bon  jfelten  be- 
juUfsL  9Id  ber  föblic^  Don  bei  S)onau  gelegene 
t^  unter  SugufhtS  oon  ben  Stömem  erobert 
Mbcn,  bilbcten  biefe  barouS  bie  beiben  ^ro« 
oo^m  Koricum  unb  $annonia,  bereu  @ren)e  ber 
SieiieniKilb  (Cetius  Mens)  mar.  ^ier  gab  ed  ttol^I 
\lfssi  gegen  Snbe  beS  erften  3ol^r|^unbert8  nid^t 
nr  cingdne  C^rifleu  unb  d^riftlid^e  Sfomilien, 
{oflbem  in  ben  bebeutenberen  ©tobten  bereits  ein* 
|diK  C^fiengenteinben  (iflein,  @ef  d^.  bed  S^riflen- 
4wni  in  Oeflerreid^  unb  Steiermarf  I,  SBien 
1840, 88).  ans  erfter  atpofiel  3lox\axm§i  mirb  ber 
tL  Stasimüian  (f.  b.  9rt.  8)  angef el^en,  unb  aud 
ba  irielen  SRart^rem  unter  ber  SRömerl^errfd^ft 
jisk  lefonberd  ber  fjiL  gflorian,  ber  SanbeSpotron 
Cier5flerreid^,  ber  1^1.  SictorinuS,  IBifd^of  oon 
$dtan  im  fübßd^  92oricum,  unb  ber  1^1.  Oui" 
tini,  Sifd^of  Don  @i8cia  im  füblid^en  Ober* 
IMnumien,  l^oi^u^eben.  @eit  ber  SDtitte  beS 
5.  äo^nbcrtiS  mar  bann  ber  1^1.  @et)erin  ^mar 
n^t  ber  Segränber  bed  Sl^riftentl^umd  in  biefen 
Scgenben,  mol^I  aber,  mie  baSMartyrol.  Bo- 
manum  (8.  Januar)  fagt,  fein  Verbreiter  unb 
fnae  Ie|te  @tu^,  ba  ed  nad^  feinem  £obe  (geft. 
482)  für  lange  3tit  bafelbft  ausgerottet  blieb. 
SqI  Sonb  ndrblic^  ber  2)onau  !am  in  bie 
ScBMlt  ber  SRarfomonnen  unb  ber  Ouaben, 
^ift  )ur  3^  ber  Sölfermanberung  unter  bem 
Kamen  Sajumaren  (f.  b.  9rt.  IBa^em)  fid^  aud^ 
bed  @ebieted  füblid^  Don  ber  S)onau  unb  ber  Oft- 
dlpoi  bemad^tigten.  3n  ^annonien  fe^te  ftd^  nad^ 
bon  Serfall  beS  ^unnenreid^eS  unb  bem  ^b^ug 
ber  £angobarben  nad^  ^ialitn  ein  ural^finnif^er 
Solfspamm,  bie  Soaren  (f.  b.  ^rt.)/  feft,  bcnen 
fi4  bie  SlaDen  anfd^Ioffen.  6nn§  unb  S)ouau 
biO)eten  bie  ©renje  ^mifd^en  bem  aoorifd^en  unb 
bo^fd^  ®ebiete.  S)ie  SlDaren  fielen  oft  in  baS 
boirijc^  @ebiet  ein  unb  Derl^eerten  babei  bef  onberS 
an4  baS  el^rmürbige  Sord^  (f.  b.  Srt.  ^affau),  Don 
bem  QuS,  mie  au^  Don  ©al^burg  ^er,  jumeift 
bieerjlenSWiffionareOefteneic^famcn.  5Jament- 
^  }erftörten  bie  ^Daren  aud^  baS  Don  93i)d^of 
Sb:gil  Don  Salzburg  erbaute  9lu))ertuSfird^Iein  in 
Sien;  on  feiner  Stelle  foUen  aber  bie  frü]()eren 
4nßlt4ni  äßifftonare  bei  ben  Soaren,  Sunalb 
rnib  Sifolrid^,  @d^üler  be§  1^1. 9{u))ertu8,  f d^on  um 
740  eine  ftr^pta  erbaut  b^^ben.  ^I§  bie  ^Daren 
^  787  mit  bem  legten  agilol^fd^en  ^er^og  Don 
^9|UKni,  Zaf plo,  Derbanben,  um  93at)em  Don  bem 
tünfi|d^  Keid^  loSrei^en  ^u  f)z\\^n,  befd^Io^ 
flvl  ber  @ro^,  nad^bem  er  £a{ftIo  abgefegt  unb 
«Opern  feinem  »eic^e  eiuDerleibt  ^atte  (788),  bie 
beutegierigen  Soaren  }u  ^üd^tigen  unb  Don  mei- 
nen CinföHen  in  baS  fjranfenreid^  abjujd^redfen. 
Sio^bem  ibre  3Raä)t  Don  feinem  tapfem  @obne 
fNpin  burc^i  einen  glänsenbeu  ©icg  (796)  Döflig 


Demid^tet  mar,  fügte  er  bad  Sanb  jmifd^en  ßnnfi 
unb  SRaob  bem  frönfifd^en  Steid^e  als  ^Oftmarf " 
bei.  3n  biefen  eroberten  Oftgegenben  fiebelten  pd^ 
nun  Sägern  an,  bie  unter  bie  SDtetropoIe  Salzburg 
gefteUt  mürben.  @o  mürbe  biefeS  @ebiet  für  bie 
Kultur  unb  für  ba§  in  ben  Stürmen  ber  IBöIter* 
manberung  erlofd^ene  S^riftentbum  mit  furgen 
Unterbred^ungen  bauemb  gemonnen.  3n  biefen 
Seiten  erlangten  aud^  bie  2)ibcefen  $affau  unb 
Salzburg  i^re  großartige  tSiudbel^nung  unb  apo- 
iolif d(fe  SBirff amieit  na($  Often  unb  Süben.  ®e« 
tört  mürbe  bo8  SBieberaufblül^en  beS  Sänften* 
bum§  in  ber  Oftmarf  nur  burcb  bie  ftriege  Sub« 
migS  bed  S)eutfd^en  unb  ffarlmannd  gegen  ben 
möbrifd^en  fjfürften  Smatopluf,  mobei  namentlid^ 
SBien  furd^tbar  Dermüftet  mürbe.  3lai^  bem  £obe 
SmatopIutS  (894)  unb  bem  S^rfaU  bed  großen 
gjläl^renreid^S  (f.  b.  ?lrt.  SJläbren)  bel^crrfd^ten  bie 
ÜHag^oren  Don  ber  3^t  SubmigS  bed  ffinbed 
bis  auf  Otto  I.  bie  Oftmarf  unb  mürben  fo  bie 
3laä)iam  2)eutfd^lanbd  felbft.  3n  biefed  fielen  fie 
mieberbolt  Dermüftenb  ein,  bid  i^nen  infolge  beS 
Sieges  ber  3)eutfd^en  ouf  bem  Sed^felbe  (955) 
bie  fiuft  Derging,  meiter  nod^  SinföDe  in  2)eutfd^« 
lanb  3u  mögen.  SBöl^renb  flc^  bie  ÜRag^aren  ju 
einem  feßb^ften  Seben  in  ber  Xb^B'  unb  2)onaU' 
ebene  bequemten  unb  mit  bem  Sbnftent^ume  aU* 
mölig  obenblönbifd^e  Sultur  annobmen,  marb  bad 
Sanb  ienfeitS  ber  ßnnd  mieber  Don  beutfd^en  Sn* 
fteblem  befe^t  unb  ald  ba^rtfd^e  Oftmarf  bem 
beutfd^en  Sieid^e  miebergemonnen.  jfaifer  Otto  IL 
Derlieb  974  bem  iSabenberger  Suitpolb  bad  Sanb 
mit  bem  £itel  eine§  SJlarfgrafen.  2)iefer  bebnte 
bie  ©renken  feines  @ebiete§  bis  ju  bem  äBiener- 
malbe  au§,  unb  unter  feinem  Sobne  £)einrid^  I. 
(994—1018)  erfdficint  im  3.  996  ber  92ame 
Oefteneid^  (Ostarichi,  Ostrich)  jum  erften  9KaIe. 
^ie  in  Ungarn  gegrünbeten  ^istbümer  @ran, 
iBe35))rim,  ^ünffird^en  unb  SRaab  begrenzten  nun 
aud^  bie  2)i5cefen  Salzburg  unb  $af)au  nadl^ 
Süben,  unb  böd^ft  mabrf  d^einlid^  geborte  aDeS  Sanb 
^mifd^en  bem  ßablenberg  unb  ber  Seitba  unter 
ßönig  Ste^b^n  ^^n  Ungarn  ^ur  SRaaber  2)ibcefe. 
93alb  banad^  fübrte  ÜKarfgraf  3lbalbert  bie  ©ren- 
ken ber  Oftmarf  über  ba§  Sanb  ^mifd^en  bem 
ffablenberg,  ber  S)onau,  Seitba  unb  ^riefting 
^urüdt,  unb  fo  fam  e§  aud^  mieber  an  bie  2)iöcefe 
$a)jau,  mogegen  ba§  Sanb  fübmärts  ber  ^riefting 
ober  bie  ©rafjd^aft  ^ütten  (Ritten,  im  Viertel 
unter  bem  SBienermalbe)  bei  Salzburg  blieb.  93i§ 
5ur  ©rrid^tung  ber  ©iöcefen  SBien  unb  SBiener« 
9?euftabt  (f.  b.  ^rtt.)  fottt  nun  bie  ©efd^id^te  ber 
ßird^e  in  9?ieber«  unb  Oberöfterreid^  mit  berjeni« 
gen  ber  beiben  ©iöcefen  ^af jau  unb  Salzburg  ju- 
fammen.  9lud^  fnüpft  fi^  feit  ber  ©rünbung  ber 
babSburgifd^en  ©tinoftie  in  Oefterrcid^  Don  SRu« 
bolf  I.  an  (1273—1291)  bie  ürd^Ud^e  ©efd^id^te 
bc§  ^erjogtbumS  an  bie  5Ramen  ber  cinjclnen  SRe« 
gcnten,  bie  al§  befannt  DorauSgefe^t  merben  bür» 
fen  unb  meift  in  eigenen  ^rtifeln  bebanbelt  fmb. 
(93gl.  befonberS  no^:  M.  Hansiz,  Germania 


781 


Oefterreid^. 


782 


Sacra  I  [Metropolis  Lauriacens.  cum  Epi- 
scopatu  Pataviens.],  Aug.  Vind.  1727;  II 
[Archiepiscopatus  Salisburgens.],  ib.  1729; 
^uJ^rmann,  SQgem.  ffird^en-  unb  äBeltgefd^.  oon 
Ocfterrci^  SBicn  1769  [umfofet  nur  bie  Sol&re 
Tl.  61^.  1—837];  &uber,  ®efd^.  ber  ßinfül&runö 
unb  Serbrcitung  beS  E]&riftcnt|um8  in  ©üboft- 
beutfd^Ionb,  ©Qljburg  1874—1875,  4  «be.) 

2.  Steformottonunb  (Segenreforma- 
tion. @(i^on  unter  9RQsimiItQn  I.  (1498  bis 
1519),  tt)eld^er  bie  ^obsburgifd^en  Srblonbe  bei 
ber  eintJ^eilung  bed  Steid^eS  im  %  1512  ^u 
bem  öfteneid^if^en  ffreife  Dereinigte,  lourbe  )u- 
nöd^[t  ber  93oben  vorbereitet,  auf  xotl^tm  bie  neue 
Seigre  gebeil^en  fonnte,  benn  unter  il^m  nal^m 
Oefierreid^  einen  l^erDorragenben  ^ntl^eil  an  ber 
geiftigen  93en)egung  beS  ^umoniSmuS,  meldte  ba> 
mald  2)eutfd^lQnb  erfüllte,  ^n  ber  UniDerfttöt 
äBien,  einer  ber  erfien  2)eutfd^lQnb§,  XDXxttm  bie 
gefeiertfien  ©cle^rten,  unb  eine  üon  SWojimilion 
geftiftete  ®efeUfd(|Qft  ber  älteren  ^umantften,  bie 
„®anubifd^e",  öereinigte  bofelbft  bie  gfreunbe  beS 
SlofftciSmuS.  ftein  SBunber  olfo,  ba^  bie  lutl^e* 
rijd^e  Snlel^re  aud^  in  ben  öfterreid^ifd^en  6rb« 
lanben  fld^  reigenb  fd^neS  verbreitete  unb  felbft 
ben  SRector  ber  Univerfltät  unb  bie  brei  gfocultöten 
für  fld^  gettjonn.  ®ie  ©d^riften  SutljjerS  mürben 
in  SSMen  fd^on  1520  eifrig  gelefen.  ßiner  ber  erften 
lutl^erifc^en  $rebiger  in  SSien  mar  $aul  ©peratuS 
(©pretter),  voriger  gel^eimer  SRot)^  be§  Sarbinal* 
Sr^bifd^ofS  Song  in  ©aljburg,  mo  er  ftd^  megen 
einer  !e^erifd^en  $rebtgt  über  ben  Sl^eftanb  un- 
möglid^  gemod^t;  femer  SdFenberg,  ^aplon  be§ 
©erm  bon  ©ietrid^ftein.  ÜKit  bem  Saläre  1522 
begann  man  unter  gferbinanb  I.  emfte  9lnftalten 
gegen  bie  Verbreitung  ber  neuen  Seigre  ju  treffen. 
S)er  ©aljburger  ßrjbijd^of  berief  eine  ©t)nobe 
nad^  ÜJtü^Iborf  )ur  Seratl^ung  ber  anjumenbenben 
©egenmittel  unb  befonberd  aud^  )ur  ^bmel^r  bed 
maffenl^often  Abfalls  mie  jur  Sefferung  beS  an 
Dielen  Orten  öerfommcnen  6Icru8.  3m  f olgenben 
Solare  (1528)  fanb  abermals  eine  Seratl^ung  ftatt, 
bie  fid^  mit  bem  SSofljug  ber  ju  SKü^Iborf  erlafje« 
neu  Serorbnungcn  befo^te  (§efele»§ergenröt]j)er, 
eoncilicngcjd^.  IX,  324  f.).  gerbinanb  L,  mel- 
d^er  bem  ginbringen  ber  neuen  Seigre  anfangs 
möglid^ft  ^u  meieren  fud^te,  münfd^te,  namentlid^ 
1524  auf  bem  StegenSburger  SonDent  ber  fatl^o- 
lifd^en  SReid^§ftönbe,  bie  fird^Iid^e  SReformfrage  in 
ber  ©dfetoebe  ju  j^alten  bis  ju  ber  beabfid&tigten 
Vereinbarung  jmifdfien  Äaifer  unb  $apft  unb  ber 
Semfung  eines  EoncilS.  UebrigenS  erlief  er  ein 
fd^arfeS  Serbot,  bie  ©d^riften  fiutl^erS  unb  feiner 
Slnl^änger  gu  lefen.  iro^bem  fonnte  eS  ber  5ma« 
gifter  ßleut^erobiuS  (greienleben)  öon  Sing  mögen, 
1524  bie  Ucberfe^ung  eineS  SBerfeS  öon  Sugen« 
l^agen  j^erouSgugcben,  unb  eine  1528  ongefteDte 
SSifitation  ergab,  ba^  in  ber  obberennfif  d^en 
^Regierung  me^r  oIS  bie  Hälfte  beS  SbelS  unb  ber 
Seamten  lutljierifd^  mar.  SBeJonberS  befel^alb  fonnte 
bie  neue  Seigre  fo  bebeutenbe  fjortfd^ritte  mod^en. 


meil  bie  Sbeligen  lutl^erif  d|e  ^rObicanten  cSS  fßrib 
ceptoren,  ^ofmeifter  u.  f.  m.  beriefen  unb  bie  la^ 
lifd^en  ^faner  oielfad^  mit  (Seuxilt  entfentten  {t^ 
©tülg,  @efd^.  beS  regußrten  C^orl^flifa  6t 
giorian,  Sinj  1835,  78).  S>ad  Soll  folgte  banr 
bem  iSeifpiel  ber  ©utSl^erren  unb  beS  ^fanetfi: 
emftlid^e  SRanbate  ber  Regierung  l^If  en  toeitig,  bc 
bie  tSibeligen  nid^t  gel^ord^ten.  Salb  nifhte  fld^  bi 
neue  Seigre  aud^  in  einigen  IanbeSfür|}nd^©tffi)ki 
in  Oberöfterreid^  ein,  unb  unter  ben  Sbeligei 
Oberöfteneid^  morb  einer  ber  eifrigften  Sana« 
toren  für  boS  Sutl^rtl^um  S^flo))^  Sorget,  901 
ber  ZiOiSburg  bei  ©t.  Sflorian.  3n  SBien  tratei 
um  biefe  Seit  als  9(nl^önger  Sut^  auf  SRagifhi 
3o]^<^nn  Stofer  an  ber  UniDerfit&t  unb  ber  £(n> 
melit  ^bom  ©porer,  mie  bemt  aud^  in  Oefterrefal^ 
bie  $rabicanten  ftd^  befonberS  aud  ben  SDUnd^ 
orben  recrutirten.  3)ie  gfortfd^ritte  bed  Si^^ 
tl^umS  mürben  in  ben  brei^iger  Sauren  Dorgfi^ 
oud^  nod^  burd^  bie  Don  ben  Xürfcn  1529  nnb 
1532  angerid^tetenSSermüfhtngenbeförbert.  9Rd^ 
rere  l^unbert  IKrd^en  lagen  in  Xrummem,  bide 
jf löfter  maren  eingegangen.  S)ie  bermaisten  f^at» 
reien  mürben  ben  auf  ben  ©d^Iöffem  unterl^Itenen 
^röbicanten  überantmortet.  IRad^bem  oon  15S0 
an  bie  neue  Seigre  aud^  in  Snneröfterreid^,  in 
®raa,  ©t.  Seit)^  in  St&mO^tn,  Saibad^  u.  f.  m.  M 
fefigefe^t  l^otte,  unb  na^bem  ber  jfaifer  1582  ben 
©d^malfalbenem  }u  Nürnberg  l^atte  Sonceffionen 
mod^en  muffen,  verlangten  bie  5fterreid^ifd^  btt^ 
rifd^en  ©tönbe  auf  bem  Sanbtage  gu  Stmfibtmf 
für  ftd^  bie  fjfreil^eit,  bie  SReligion  nad^  Sutl^ 
©runbfö^en  auszuüben,  gferbinanb  I.  bermeigerte 
biefe;  tro^bem  ful^ren  fte  fort,  neue  ^öbiconten 
angufteDen,  mefentlid^e  ^enberungen  am  ®otte8- 
bienfte  Dorgunel^men  unb  mieberl^olt  bie  SReligionS- 
frei^ieit  gu  oerlangcn,  fo  namentlid^  aud^  1541  auf 
bem  Sanbtage  }u  $rag.  3m  Saufe  ber  nöd^fkn 
Saläre  oerfiel  baS  fatl^olifd^e  ftird^enmefen  immer 
mel^r,  befonberS  ba  ber  lieberlid^e  ©eift  felbf}  mi^ 
rere  Siebte  unb  bereu  Untergebene  ergriff,  ffiet 
93ifd^of  öon  ^affou,  SBolfgang  ®raf  öon  ©alm, 
trat  energifd^er  gegen  bie  neuerungSfüd^tigen  ®ei{l" 
lid^en  auf  als  fein  Sorganger  Smft,  mürbe  aber 
an  ber  Sburd^fül^rung  ber  fird^lic^en  Senfuxen, 
gleid^  ben  SBiener  Sifd^öfen  Sol^ann  Sfaber  imb 
t$riebrid^  92aufea,  bielfad^  Don  ber  Siegierung  ge- 
^inbert.  SBar  aud^  1547  ber  fd^maftalbifd^e^eg 
für  bie  lutl^erifd^en  SReid^Sftönbe  unglfldflid^  ausge- 
fallen, fo  f  ül^lten  ftd^  bo(|  bie  SanbeSftdnbe  Oeffer- 
reid^S  möd^tig  genug,  burd^  eine  ®efanbtf d^f t  auf 
bem  SReid^Stage  gu  Augsburg  1548  bie®emä^nmg 
ber  freien  Uebung  iljjrer  SReligion  ju  berlongen ; 
fte  mürben  aber  mit  ^inmeifung  auf  baS  allgemeine 
ß^oncil  unb  baS  Interim  befd^ieben.  S)agegen 
ud^ten  fie  fe^t  bie  UniDerfttöt  SBien  }u  proteftanti« 
iren,  maS  i^nen  foft  gang  gelang.  Sbenfo  ge- 
mannen fie  fo  möd^tigen  Sin^ug  auf  gferbinonb, 
ba^  biefer  bie  Serfünbigung  ber  Sefc^lüffe  beS 
©algburger  ißroöingialconcilS  oom  Sa^re  1549 
für  bie  öfterreid^ifd^enSanbeunterfagte.  Sluf  bem« 


788 


Oeflerreid^. 


734 


{ebn  Mtren  nömli^  t)frfd^iebene  Ue6tlpnbe  be- 
fpnM^ffl  tDOzben,  torfd^e  in  ben  bomoligen  S3er- 
(iltBiffm  bcr  ®dftli4en  ju  ben  »eltlid^en  Se- 
tHdm  ber  öftertetd^ifd^en  Sanbe  i^ren  @runb 
tattm.  einen  niMl^  großem  Znunip]^  feierten  bie 
yatefrmtrn.  att  ^e  gferbinanb  betoogen,  ben  f og. 
jnopenat^''  etn^ufe^en.  S)iefeT  foQte  angebli^ 
bk  iefjere  SetDirt^fd^ftung  unb  Srl^oltung  ber 
»4  übrigen  ftUfier  bef örbem,  toax  aber  nur  ge> 
ögnet,  biefe  in  tlbl^öngigleit  Don  ber  lut^erif^ 
grjiinüen  Scgiening  gu  bringen  unb  bie  SSorfiel^er 
bojdben  an  ber  (Seltenbrnod^ung  il^rer  SRed^te 
gtgn  bie  (Eingriffe  ber  proteftantifd^en  @tanbed* 
terrm  ju  ^tnbem.  S)urd6  alle  biefe  SRagregeln 
BKben  ber  Abfall  ton  ber  jf ird^e  bef örbert  unb  bie 
SBortmungen  m  (Sunflen  ber  ifot^olif en  n)irfungS- 
lol  gnia^t  3a  bie  proteftontif d^en  Stönbe  mag- 
tm  betritt  nod^  9bf(I^Ue|ung  bed  ^ugSburger  SReli* 
gioslfriebenfi  (1555),  ouf  bem  Sonbtag  }u  SBien 
bkSctoiOignng  Don  Subftbien  für  ben  Xärfenfrieg 
nbitSugefie^ung  ber  Sleligiondfreil^eit  ^u  fnüpfen 
nb  biefe  ^rri^  afö  Xed^t  ^u  f orbem.  3n  feiner 
llieiü{4ieben]^t  gab  gferbinanb  bie  Srlaubni^ 
Jim  Eoienfeld^,  maS  ^u  rinem  S^^ürfni^  mit 
9apft  $aul  IV.  führte.  3)iefed  Sugeftönbni^ 
nrbe  bann  Don  ben  lut^fc^en  9en)ol^nem  man* 
to  Orte  ba}u  benu^t,  ben  fat^olifd&en  ®otte§« 
^ß  901)  auszurotten,  bie  ÜJleff  e  ab)uf  d^aff  en,  bie 
SQ^ri(^nam8|>roceffton  ein^ufteden.  @erabe  bie 
4(ortorif<^  $rocefftonen  erregten  ben  SfonatiS« 
mos  ber  Sut^fd^en  am  meiften.  3n  SBien  5. 93. 
rift  1549  rin  Sacfergefene  bem  ^riefter  bie  SDton- 
ta)  au8  ber  ^anb  unb  jerf^metterte  fie  am 
Soben.  gfreilid^  mu^te  er  biefen  gfreüel  mit  bem 
iobe  bögen ;  allein  f old^e  ^roceffionen,  ja  f ogar 
bie  Serfe^gönge  fonnten  Don  ba  an  geraume  3ett 
mir  unter  militarifd^er  93ebedFung  ftattfinben.  — 
£q8  einzig  mirffame  SJlittel  toeld^ed  gferbinanb 
gegen  bie  oeitere  ißerbreitung  be§  $roteftanti§mu3 
inib.ytr  ^imoegraumung  ber  ©laubenSfpaltung  er- 
Snff,  nur  bie  Sinfül^rung  ber  Sefuiten,  bie  er  auf 
bem  Sei(^3tag  gu  SugSburg  1550  batte  fennen 
lernen.  Sd^on  1551  trafen  ^ebn  Sefuiten  in  SBien 
KH,  borunter  P.  2e  Sap  (gep.  atö  erftcr  Sector 
1552)  «nbP.  Scboridfe;  ctwaS  fpäter  bie  PF.  Tiico- 
Ions  (SubanuS  unb  betrug  SaniftuS  (f.  b.  Slrt.). 
Sie  nnrften  t^eilS  aI3  ^rofefforen  an  ber  Uni» 
^ftfiüM,  t^eild  als  ißrebiger  an  Derfd^iebenen  jfir- 
4n*  t^Id  gingen  fte  auf  baS  fianb,  um  in  ben 
fi^lrei^en  DenoaiSten  ©emeinben  ben  fatl^oUfd^cn 
Glauben  )u  erbalten  unb  bie  Saaamente  )u  fpen« 
^  am  3.  1552  erbieten  fie  ein  ßoUegium, 
nibl554  unb  1558  grünbeten  fie  jmei  SonDicte. 
^  ^ite  für  arme  @tubirenbe  mar  )ugleid^ 
hjÜmmt,  eine  ^flanjfd^ule  für  ben  gciftlid^en 
ßhmb  }n  »erben,  ffiie  in  SBien,  fo  ftif teten  fie  aud^ 
in$rag  1554  unb  1555  (SoHegien.  @inen  großen 
Siötli  ermieS  SaniftuS  ber  f  atl^olif  d^en  Ba^t  burd^ 
Ufafinng  beS  fleinen  jfated^i§mu§  (f.  b.  ^rt. 
AÄ^i§mu8  VU,  302),  meld^er  1554  burd^  einen 
onoik  Cbrigfeiten  erlaffenen  Sefe^I  für  aUe  @d^u- 


len  unb  ffird^en  in  Ober-  unb  9lieberöf}errrid^ 
audfd^lie|Ii(^  Dorgefd^rieben  mürbe.  SBaS  gferbi« 
nanb  I.  burd^  93erufung  ber  äefuiten  gut  gemacht, 
Derbarb  er  t^eilmeife  mieber  baburd^,  ba^  er  in 
93erbinbung  mit  ^erjog  Sllbred^t  V.  eine  $ro- 
Din^ialDerfammlung  5U  Salzburg  (1562)  Deran- 
lagte,  meldte  unter  Ruberem  bie  @eftattung  beS 
Saienfeld^eS  unb  ber  $nefterebe  als  einjige  9nittel 
barßeUte,  um  bie  meitere  SluSbreitung  be§  $ro- 
teftantiSmuS  ju  ^emmen.  2)ie  Derfammelten  9i« 
fd^öfe  befd^Ioffen,  baS  ©efuc^  burd^  dnen  eigenen 
©efanbten  bei  bem  Soncil  ju  Xnent  )u  unter- 
ftü|en;  btefed  fd^Iug  j[ebod^  bie  ©eftattung  ber 
$rieftere]^e  gön^Iid^  ab,  unb  bie  ©eftattung  ber 
ß^ommunion  unter  beiben  ©eftalten  nmrbe  ber  Snt- 
fd^eibung  beS  ißapfteS  anl^eimgefteUt.  $iu8  IV. 
geftanb  burd^  Schreiben  an  ben  Srjbifd^of  Don 
Salzburg  Dom  16.  tSipril  1564  ben  ©ebraud^  bed 
ffeld^eS  au.  Salb  banad^  ftarb  gferbinanb  (25.  Suli 
1564).  Sei  feinem  äbleben  bilbeten  bie  ^roteftan» 
ten  in  einigen  öfteneitbifd^en  ^roDinjen,  fo  in 
5Rieberöfterreid6,  bereits  bie  aJlebrbeit  ber  93eDöIfe« 
rung ;  in  ben  anberen  maren  menigftenS  bie  Stönbe, 
meldte  bamalS  einzig  politifd^en  Sinflu^  ausübten, 
bie  unb  ba  faft  auSfcblie^Iid^,  überatt  aber  bod^ 
Dormicgenb  auf  Seiten  ber  religiöfen  teuerer. 
SferbtnanbS  @obn  unb  9tad^foIger  in  ber  jfaifer- 
mürbe,  !DlajimiIian  IL  (1564—1576),  mar 
felbft  Don  proteftantifd^en  3been  erfüllt,  mril  er 
Don  proteftantifd^  geflnnten  Sebrem  erlogen  mar, 
unb  begünfttgte  anfönglid^  burcb  Derfd^iebene  9Ra^- 
regcln  bie  SluSbreitung  ber  „Deformation".  6r 
(ielt  ftd^  fogar  felbft  lut^erif^e  ^ofprebtger  unb 
geftattete  1568  ben  lut^erifd^en  ^beltgen  gegen 
Uebemal^me  Don  8600000  ©ulben  @taatS« 
fd^ulben,  in  ibren  ©d^Iöffcm,  ©cbieten  unb  ^a« 
tronatspfanrien  il^re  ^Religion  nad^  bem  %[ugS« 
burgifcben  ©laubenSbefenntnig  frei  auszuüben. 
2)iefe  Sriaubnig  fe^te  aber  jur  Sebingung,  ba^ 
bie  boctrinefle  unb  Itturgifd^e  Sinf|dt  ber  bur(| 
bie  flacianifd^en  Meinungen  (f.  b.  9lrt.  9flaciuS 
Sfl^ricuS)  Dielfad^  jernfjcnen  lutl^erifd^en  ©emein- 
ben  Oefteneid^S  bergefteOt  merbe.  9lad^bem  6^b9' 
tröuS  (f.  b.  ^rt.  in,  359)  eine  entfpred^enbc  Mgenbe 
Derfa^t  botte,  mürbe  am  11.  Söuuar  1571  bie 
feicrlid^e  Urfunbe  über  bie  Derfprod^ene  {Religions- 
freiheit ausgefertigt;  fte  ift  befannt  unter  bem 
!Ramcn  ^^SReligionS-affecuration".  3Kit  biefer 
unb  anberen  Konceffionen  gaben  fid^  aber  bie  $ro- 
tcftanten  immer  nod^  nic^t  jufrieben.  aKajimilian 
manbte  fic^  fpöter  mieber  mel^r  ber  fatfolifd^en 
ftird^e  ju,  obne  aber  irgenbmic  fräftig  für  fte 
einzutreten.  92ad6  ben  ^ctcn  ber  1580  gehaltenen 
lutberifd^en  Äird^enDifttation  ju  fcblic&en,  fam  bie 
fatbolijcbe  Äird^e  in  9iieberöftcncicb  unter  3)?aji« 
milian  fo  febr  inah,  bafe  fie  bem  ^uSfterbcn  nobe 
mar,  unb  nidfit  Diel  beffcr  ftanb  eS  in  Oberöftcr« 
reid^.  ®od^  follte  gerabe  in  bem  fird^lid^  fo  febr 
Der!ommenen5Rieberöfteneid^  bie  SQBicbcr^crfteflutig 
beS  fat^oUfd^en  ©laubenS  juerft  mit  günfttgcm 
Srfolge  unternommen  merben.  S)ie|  ift  Dor  ^Qem 


735 


Oeftetreid^. 


7M 


bcm  eifrig  fatl^ofifd^en  ftalfet  Stubolf  n.  (1576 
btd  1612)  )u  banten;  bann  ber  Energie  feines 
93ruberd  unb  ©tattl^alterS  in  IRieberöfteneid^, 
Sr^^erjog  Smft,  in  2)utd^f ül^rung  ber  Dom  jf aifer 
erlajjenen  ^norbnungen  in  SieligionSf  ad^en;  loeiter 
ber  au^erorbentlid^en  Xl^ötigfeit  unb  bem  eminen- 
ten SReoierunoStQlenl  beS  JJleld^ior  ftleSi  (f.  b.^rt.), 
in  beffen  ^önbe  jule^t  bie  gefornrnte  Seitung  be§ 
fatl^olifd^en  ffird^enmefenS  in  9Heberöfterrei($  ge« 
legt  nmr;  enblid^  bem  opojtolifd^en  Sifer  unb  ber 
tl^eologifd^en  Silbung  ber  ^rebiger  anli  bem  Se- 
fuitenorben  unb  ber  oon  ben  2t€fuiten  erlogenen 
lungern  @eiftlid^!eit.  SOton  beeinträd^tigte  übri- 
gens feinedmegS  bie  ben  @tänben  1571  gemäl^rie 
SieligionSfreil^eit ,  ober  j[ebe  Ueberfd^reitung  ber 
SteligionS'Slffecuration  nmrbe  fhenge  geal^nbet 
unb  abgefteHt.  913  in  äBien  ber  gfladaner  äofue 
0))i|  in  feinen  $rebigten  bie  üaÜ^oliUn  l^eftig 
angriff  utü)  im  3. 1578  bie  gfrol^nleid^namSpro- 
ceffion  freüentlid^  geftöri  tourbe,  t)erbannte  ber 
ffoifer  Opi^  unb  unterbrüdCte  ben  lutl^erifd^en 
©ottegbienft  in  SBien.  fßoXb  folgten  »eitere  ma^ 
regeln  ber  ^.Segenreformation".  3la^  unb  nad^ 
ujurben  in  tttoa  700  ^farreien  unb  ^frünben  bie 
eingebrungenen  lutl^erif d^en  ^räbicanten  burd^  ge- 
eignete fotl^olifd^e  ^riefier  erfe^t,  unb  1580  tourbe 
ber  fatl^olifd^e  2)octoreib  toithtx  an  ber  UniDerfttat 
SBien  eingeffil^ri.  2)er  tro^ige  tSibel  l^ielt  nod^  auf 
f  rinen  @d^löffem  am  Sutl^ertl^ume  f  eft,  bro^te  aber, 
fid^  nidgt  mit  bloßer  S)ulbung  ju  begnügen.  3m 
%  1602  befannten  ftd^  in  einer  freimiUig  an  bie 
[Regierung  auSgefleÜten  @d^rift  brei^el^n  lanbeS- 
fütftlid^e  Orie  mieber  ^um  fatl^olifd^en  ©lauben. 
@o  l^atte,  bani  befonberS  ber  energijd^en  SBirffam* 
feit  beS  faiferlid^en  Statines  Dr.  ®eorg  6ber,  ber 
^rebigten  ber  3efuiten,  befonberS  beS  P.  ©d^erer, 
mie  aud^  bed  ÜJleld^ior  ßleSl,  ba§  SReftaura- 
tionSnierf  in  92ieberöfteneid^  guten  Sfortgang  bis 
}u  bem  3^itpunft,  loo  ÜJlattl^iaS  feine  el^rgei^igen 
$löne  gegen  Stubolf  au§)ufü^ren  begann.  SBeit 
größeren  ^inbemiffen  begegnete  ber  95erfud^  jur 
SBieberl^erftellung  be§  fatl^olifd^en  ©laubenS  in 
Oberöfterreid^.  9l§  mel^rerc  ben  fat^olifd^en  ©täu- 
ben unb  bem  SanbeSfürften  gel^örige  ipfaneien 
mit  fat^olifd^en  ©celjorgem  befe^t  tourben,  ent» 
ftanb  fogar  ein  mehrere  Saläre  bauember  SBauem- 
aufrul^r  (1595—1597).  ®iefc  Unruhen  l^ielten 
aber  bie  Regierung  nid^t  auf  in  ber  tljjätigen  Ver- 
folgung i^reS  UntemeljjmenS,  bie  ben  lutljjerifd^en 
^beligen  ^ugeftanbene  freie  9teligion§übung  aud^ 
in  Dberbftcneid^  auf  bie  urfprünglid^  feftgefe^ten 
©renjen  jurüdtjufül^ren.  3loä)  energifd^cr  trat 
tJferbinanb  II.,  ©ol^n  beS  ßrj^erjogö  iJarl,  in 
3nneröfterreid^  auf.  ÜKit  §ilfe  ber  1573  nad^ 
@xai  berufenen  3efuiten  f ül^rie  er  binnen  »enigen 
Salären  ben  größten  Xbeil  feiner  Untertl^anen  »ieber 
jur  fatl^oUfd^en  Äird^e  jurüdt.  SMe^  ging  um  fo 
leidster,  »eil  in  ben  meiften  lanbeSfürftlid&en  Orten 
burd^  lutl^erifd^e^röbicanten  ber  fatl^olifd^e  ©laube 
öerbrängt  morben  mar,  obfdfion  bereu  93eöö(!erung 
in  ber  üJ^el^rjal^I  ber  fatl^olifd^en  Äird^e  angel^ören 


moDte.  S)er  gfinfUge  Srf olg  beS  (gql^ogS  gfeiK 
nanb  unb  ber  üble  Sinbrudf,  meldten  bie  1608  er 
folgte  ^bfenbung  bed  SBolfgang  ton  ^offod^ 
feitenS  ber  5fteneid^fd^en  @tönbe  an  t)erf4ifbni 
lut^erifd^e  ^öfe  um  Unterftütung  in  9teIigton8> 
fad^enl^erDorgerufen,  bemogen  benSr^l^ergogWo^ 
tl^iaS,  feit  1595  ©tattl^lter  in  Oeßerreii^,  bei 
ftaifer  ben  9tat^  }u  eril^eilen,  er  möge  bie  benSbei 
ligen  gemöl^rte  9teligiondfrei|rit  gönjlid^  auf^ebo^ 
namentlid^  ba  fie  bie  Don  ÜJlasimilion  IL  fep^ 
gefegten  Sebingungen  in  leinerlei  SBeife  erfiilUaL 
bereits  mar  Siubolf  baran,  biefem  Siatl^  }u  fot» 
gen,  als  1604  bie  ungarifd^e  Steoolution  auSbrod^ 
S)a  bie  proteftantif d^n  ©tönbeglieber  Oefierreid^ 
mit  ben  StebeUen  in  gel^eimem  SinDerftänbid^ 
maren,  jd^ien  nun  bie  Siu^dhuil^me  bed  Steligionl* 
priDilegiumd  gemagt  unb  fie  mürbe  be^l^D  (ntf 
einen  günfligem  3rit|)unlt  Derfd^oben.  Unterbeffen 
ttmrbe  ben  proteftantifd^en  Ungarn  aud^  im  ^oM- 
burgifd^  (Sebiete  Keligiondfreil^eit  gemäl^,  mA 
bie  ungarifd^en  unb  bfterreid^ifd^en  @tönbe  M> 
einigten  ftd^  im  $re^burger  93unbm|  (1.  gfebnun 
1608)  mitaßatt^iag  }ur9ufred^t]^ltung  ber  bil- 
l^erigen  Sugeftänbniffe.  9ld  üßattl^iaS  balb  bo^ 
nad^  jf 5nig  Don  Ungarn  unb  Oefterreid^  gemorba^ 
k)erf))rad^  er  ben  ©tönben  fogar,  ba^  ttiemonb  fei> 
ner  Steligion  megen  verfolgt  merben  foQe^  fo  ba( 
bie  $roteftanten  in  Oefteneid^  nun  böSige  ^lei^* 
fteUung  mit  ben  ftatl^olüen  genoffen.  2)ie|  6e> 
nu^ten  fofort  bie  Sutl^eraner,  um  il^re  Steligion 
mieber  auszubreiten.  @ie  mad^ten  bie  feitl^  foü^ 
lifd^  gemorbenen  Ortf  haften  mieber  lutl^enfd^,  imk 
felbft  in  äBien  trat  mieber  ^oe  D.  ^oenegg  (f.  b.9rt), 
lutl^erifd^er  ©uperintenbent  au§  ©ad^fen,  ald  ^re* 
biger  auf.  UebrigenS  fallen  fid^  bie  ^roteftanten 
in  il^ren  Srmartungen  l^inftd^tUc^  ber  folgen  |enei 
bem  jfönig  ÜJlattliaS  abgerungenen  Sonceffion 
balb  getäuf d^t.  ©ie  l^atten  bie  Sinetnl^errfd^ft  tt» 
märtet,  allein  bad  fatl^olifd^e  IKrd^enmefen  moi 
bereits  fo  fel^r  gel^oben  unb  baS  fird^lid^e  Sebeii 
unter  ben  Saien  fo  rege  gemorben,  ba^  biefe  Son* 
ceffton,  fo  lange  bie  jf atfolüen  nid^t  ganj  f^ujfM 
maren,  ben  ©taub  ber  2)inge  nid^t  febr  ju  önoem 
Dermod^te.  9{ad^bem  !DtottbiaS  1612  ^aifer  g^ 
morben,  lenfte  er,  mie  in  2)eutfd^lanb,  fo  au4  in 
Oefterreid^  immer  mel^r  in  eine  fird^lid^e  SReßaura^ 
tionSpolittt  ein,  für  meldte  aud^  gerbinanb  twn 
©tciermarf,  ber  ^u  feinem  92ad^folger  olS  jfaifei 
(1619—1637)  beftimmt  mürbe,  entft^jieben  elii- 
trat  (ögl.  b.  9lrt.  ©rei^igjä^riger  Ärieg).  S)ei 
$rotefiantiSmuS  mürbe  aümölig  abgefd^fft,  in 
Oberöflerreid^  feit  1624,  in  9Heberöfterreid^  feil 
1627,  inbem  namentlid^  bie  eingebrungenen  btt^ 
rifd^en  ^rebiger  ge^mungen  mürben,  boS  Sanb  ju 
oerlaffen.  2)ie  93eftimmungen  beS  meftfälifd^ 
fJfriebenS  über  bie  fird^Iid^en  SSerl^öltniffe  unu^ 
auf  Oefterreid^  nid^t  auSgebel^nt;  ber  $rotefiantt8> 
muS  blieb  unterbrüdt.  9lud^  fanben  auf  Oefteti 
reid^  bie  SReid^Sgefe^e  feine  ^nmenbung,  fo  baf 
unter  Serbinanb  HI.  (1637—1657)  MeS  mb 
Dörfer  blieb.  (IBgl.  befonberS  SRaupad^,  &xmg 


7S7  Otftt 

Dflnitu^,  ^omhiiQ  17S2ff.,  nnii  Sufl.  1741 
M1744tn2etm.iiiai@ii))pL;  Sßalbmi,  ©efc^. 
Iir  VnRpanttn  in  Otpemti^,  2  Sbc,  SnSpai^ 
17S4;  ftltin,  &^^ä)\t  btfi  e^rifttnt^ume  in 
OtSrnrid)  rv— VI,  mm  1842;  feurttr.  ©d^. 
Snbiiumt«  n.  unti  f.  €Iteni,  4  Sbe.,  €4<iff' 
Hat  1850  ff.;  aBttbemann,  ®e^,  bei  9tefoT- 
■atimi  unb  IBtgntnf  onnation  im  fianbe  unter  bei 
Cm,  5  Sbe-,  ^rafl  1879—1886.) 

3.  DicPir^Eunttibeit  legten  ^ ab e- 
liigtin  bis  jui  neuefttn  Sttt.  9Säbi«tb 
M  M^  gtfi^ilbtrttn  nligiöfm  ffamjifeS  '^atte 
bd  6taaHgtDatt  fibn  bie  geiflliiigt  bin  Sieg  ba- 
tnyteiacn,  unb  fte  begann  iejft,  beteitS  uon 
gdinii)d)ni2cnbnijm  angef^ecR,  in  i^ren  tir(^fn< 

pfäai,  fb  ntM)m  f  t  bit  ffii^t  gegen  ben  %n< 
bnng  brt  ^ttfiontiSmuS  gerettet  ^tte.  SBie  fit 
f^on  imtn  ^tibinonb  IH,  no[^  mitten  im  Äiiegt 
|1641X  3til  gefnnben  tfatte.  Me  iBelanntniac^ung 
tflitf i^ei  Siutrit  o^ne  placetnm  regium  juDci- 
bitten  nnb  bie  geiftli^  Waiit  bn  ^ifdiüfe  ju  be> 
Hrtnftti.  fo  gab  efi  aud)  toaiirntb  bei  48iä^ri> 
^ateitnnts  aeopoB)«  L  (1657—1705)  fcbon 
lleiieR  Smi^  iVA\itm  bei  geiftliilKn  unb  ber 
odHi^m  SmoU  (ugl.  ^ergenrStber,  ffiii^en- 
geHi^  m,  3.  Hufl.,  494).  ©oldie  traten 
titt  tio4  mtl^  l^enoi  tDd^ienb  bei  turjen  9te< 
tfemq  ^o]tpffi  I.  (1705—1711)  unb  befon- 
brt  unter  PoTl  VI  (1711—1740);  benn  bo- 
mdl  tnoim  berritS  monc^  @taatemSnner  Don 
bn  Schien  bei  3anfeniflen  unb  ISalliconei  be- 
Rijln6t  unb  auf  g^bibennig  uibeilii^Ii^ei  Ste- 
fttAngen  bebaut,  ülamentlic^  abei  untei  bei 
tr^VvS)  frommen  unb  bei  fatl^olii^en  ffiii^e 
erjibenenffaiftrinOTaiiaSeiefia  (1740—1780, 
ib.trt)  nmiben  gi5|tent[|eilä  f^on  bie  Sonbe 
gijitmäet,  n>el4e  man  gui  Hemmung  unb  Unter- 
Iiniimg  be«  tiidilii^en  &eben§  in  Oeflerreid^  bie 
«f  bit  ntneflt  3ett  angeaenbtt  bat.  Slieg  gt- 
M  btfonbcrt  bur^  i^rtn  Oninifler  Aaunt^, 
iWn  Stiboqt  tun  Snrieten  unb  btn  Sogen- 
neifiti  €onnen|eie  (ogl.  9t.  3ägei,  S)a§  Sin- 
Inraaen  beS  mobemen  (irctienfeinblicE)tn  ®eifte9 
i«  Cffleneid^  unfei  Äail  VI  unb  Utoria  2trefio, 
itt  bei  [arniSbiudet]  Stitf^rifl  für  tat^olif^e 
SVatogit  n  [1878],  259  ff.  unb  417  ff.).  3o- 
^a.  fl770— 1790,  f.  b.  art.),  untenii^tei  Don 
'w  pebontifffjtn  SBartenfitin  (ngt.  ametb,  3o^i. 
*bifbp(|fflaitenfiein  u.  f.gtil,  SßJitn  1871)  utib 
keaältn  oon  btm  btitita  gtnannttn  2)tinifitr  Äau- . 
B^  emg  no4  niti  mtiter  alä  feint  iDhilttr,  fo  bofe 
h  Eo^Dlifibt  ftiid^t  OePemiÄS  faft  in  eint  fcbiS- 
■"ii|(Je  umgtiMnbtlt  nmrbt  (ngl.  ©«genibltier, 
JMjiiigef*.  in,  3.  auff.,  499  f.).  !D!erTtDÜrbiger- 
■S'  BfMlt«  fi*  P  btn  Hßaferegeln  btr  Sntoltranj 
«nibit  lat5olif*t  ftin^e  im  3. 1781  ein  gbict, 
*MA  \m  Ctflttrtid^  bit  üKgemeint  Solfranj 
^ti  i^Iidien  SBehnntnifft  tinfü^tle.  ffaiftr 
ftMolb  H.  (1790-1792),  bei  fi^on  oIS  ®ro6- , 
krjjj  Don  XoScana  fid)  ben  Stinomen  eine«  Äe* ' 
IX.  1.  Bun. 


f  ormatorS  trroarb,  glaubte,  wie  Hielt  gUiflen  ftiutr 
3tit,  ba8  Steigt,  fflUtS  umäUlDäljen,  gt^a«  }u  btn 
aetitiligttn  ^Siärogatintn  bei  ffrone  (Dal.  b.  Sit 
$iftoja,  ©Qnobe) ;  ba^tr  ^ielt  ei  in  Dtfltrttii^ 
baS  bisset  tingefüljrtt  ©oftem  Döllig  aufreiht,  o^ 
fc^on  er,  btltlirt  buid)  bit  in  Ungam  unb  fßtlgiot 
gemalzten  eifa^iungen,  gemäfeigtti  unb  riidpÄB« 
Dollei  üetfubi.  ajfetiiere  ber  fiörtnbpen  3Jlfl6« 
ngeln  mürben  abgeftcUt.  €d  traten  on  bie  €teUe 
bei  Der^aftten  ®entralfeminarien  3Dft))^3  II.  mte- 
bti  bitbiji^Bflidini^Inflalttn;  baSpäpftIi(^t2)i9- 
licnjcilionöred^t  in  g^efac^tn  wurbt  in  enoeitertem 
D!düe  nnerfonnt,  bie  lattinlfcbe  ©pioi^e  qI8  Eul- 
lii9j(ir.ic()e  ittiebti  eingefübrl.  SllltS  biefe«  umi  obti 
npä)  iiidii  imStanbt,  ba#  retigifift  ©efü^I  «itbtr 
ju  bflcbfn,  unb  gerabt  bie6  märt  fo  notbrnenbig 
geneftn.  ®enn  feit  bit  Hiidtt  bur(!^  bie  Siege  bei 
tlQb§burger  über  it)rt  protepantifc^en  ©tgtiei  fi^ 
Doi  inneren  imb  oufieitn  ä^inbtn  gemotötn,  mar 
bie  Seligion,  »ie  6.  §öf]er  (Se^ib.  b.  üflgtm. 
©tfc^.  H,  2,  DiegtnSb.  1850, 413)  fagt.  im  SÄeidi- 
tbum  bti  $iSIatur,  in  ber  Sorglofigldt  beS  ^D^en 
Slcru3  um  bie  !Df(ic^t  ftint§  tDangtlift^en  SeiufeS, 
in  ber  ©tnufefudl)!,  »elt^e  fu^  uon  btn  obtien 
©eiftütden  btn  niebeitn  mitt^eilte,  gltitfiforn  mit 
im  gelte  erftidt.  €o  lonnte  fid),  namtntlii^  ba 
bie  bamaligen  ffriege  oBe  Dlufmerffamltit  nöi^ 
außen  lenflen  unb  eine  Burt^greiftnbe  Umgeftat- 
tung  ni(^t  rätbltd^  mai^ten,  bie  ©uprematie  btS 
Staates  über  bie  ffirc^e  nur  no^  me^c  befefttgtn 
(ogl.  SStibtet,  Unlerfut^ungot  über  bie  fin^l.  3u- 
pnbf  in  ben  f.  [.  öfttn.  Staoten,  SSien  1849). 
Sureautmtit  unb  EleiuS  lebten  fxä)  ganj  in  We 
©tafltSomnipDtenj  ein;  die  iBiftbüfe  murbtn  auS 
ben  geiftlii^en  Diättien  unb  ißefeienten  bei  StoatS- 
be^iibe  genommen;  bit  SHSciplin  beS  Seit-  nie 
bt9  OrbenSderuS  tarn  in  tiefen  SSeifaH;  mifftn- 
f(t)aftli(i)e  Stiftungen  nuibtn  bei  ben  ©eiftlii^tn 
immer  feftener;  ber  geiftli^e  ©tanb  fam  in  Ißtr« 
ad)tung ;  bie  Senfur  unb  anbtit  ^läoentiuma^ 
Ttgeln  toaren  btt  Jhidit  t^ti  na^lbeilig  all  ffli> 
btilic^.  Seiber  fttilte  aui^  ben  fonft  frommen  unb 
gelet)rten  Stfcfiflfen  tbeilB  bit  licfitige  ßrTenntni| 
bei  ^etifi^enben  Uebtl,  tbtilS  ber  5)lut5,  fit  gu  be- 
tämpfen;  fle  bifiten  mebr  ober  menigei  an  btt 
jofep^iiiif^en  ©ifiule  feft,  auS  ber  fie  berBot" 
gegangen  wann.  aiS  flaifer  gronj  1 1 819  in  Kom 
roar,  übttrtic^tt  ^iuS  VII  il)m  eine  Sit  SlenN 
frfffifi  über  bie  fir^Iiii^en  ffler^ältniffe  in  ftiutn 
©taaten  unb  bie  einjuleitenbtn  SJeibeffeiungen. 
©tine  iRütfit,  ton  benen  er  ein  ©utaii^len  f  orbcrtt, 
ttjQitn  gtgtn  jebe  SBerönbeiung,  unb  fo  liefe  ti  9IUtS 
beim  9Ilttn,  UtbrigenS  teifufii  man  iegt  milbti 
unb  btnitele  namentliet)  bei  bifd)bflid)en  ^iScipli- 
naigenalt  nenigci  ^inbemiffe.  tjiadibem  ficb  in 
ber  Stillf  auä)  eine  antijofep^inifÄe,  [tieng  tirtb- 
litfie  Mii^tung  auSgebilbet,  gelang  eS  befonberS 
ber  ^lofgeiftli^feit  nacfe  unb  noil),  Diele  brüdenbe 
tJeffeln  a&jnftitifen.  3a  Sran^  I.  roünf^te  feit 
1833  fe^r  lebhaft,  mit  Sßom  ein  Honcoibat  ju 
[(blieben;  leibti  ftfitiltrttn  bie  bamaW  btgonntneti 


789 


OePcrreid^. 


«nb  im  folflcnben  3a§te  f ortgef ejten  Untcr^onb» 
Itmeen  an  ber  principieuen  SSend^iebenl^eit  be§ 
@tanbpimlted,  fo  bo^  man  ftd^  n^t  einmal  über 
bic  ©runblagen  einigen  tonnte.  2)aruber  betrübt 
mp^&^\  ber  ifaifer  bie  Baä^t  bringenb  feinem 
9lad^folger  gerbinonb  I.  (1886—1848).  ©iefer 
mar  gleid^  feinem  SSater  ein  ber  ffird^  treu  ergebe- 
ner {)errf (^er ;  gleiii^mol^I  lam  ed  aud^  unter  i^m 
pi  feiner  Senberung.  ^ie  öfterreid^ifd^  Sureau- 
tratie  ging  il^ren  gemol^nten  ©ong  fort,  bis  enb« 
a$  bie  Ummaljung  bed  ^al^reS  1848  mit  bem 
bisherigen  Softem  ber  StaatSdemmOung  aud^  baö 
fir^Iid^e  Softem  Dom  Saläre  1780  ftürste.  2>urd^ 
bie  neue  Setf  affungSur!md>e  mürbe  t)one  ®IaubenS- 
unb  @emiffendfre$eit,  fomie  freie  Ausübung  bed 
Sultud  jugeftd^ert.  S^am  mürbe  biefe  SSerfa^ung 
aud^  nad^  !aum  brei  SBod^en  mieber  befeitigt.  unb 
nad^  9bbanfung  SferbinanbS  am  2.2)ecember  1848 
marb  beffen  9{effe  gfran^  3ofep|^  <)uf  ben  Xl^ron 
berufen,  aber  bad  $rinc^)  ber  ürd^lid^  Autono- 
mie blieb  unangetaftet.  9{ad^bem  bann  bie  93i- 
fd^5fe  Oefteneid^S  1849  ^u  einer  Serfammlung 
nod^  äBien  eingelaben  morben,  um  Anträge  über 
baS  fünftige  SSer^ältni^  ber  IKrd^e  jum  Staate  gu 
fteflen  (f.  b.  «rt.  »ifd^ofSüerfammlung  H,  877  f.), 
mürbe  burd^  f.  f.  Serorbnung  oom  Saläre  1850 
baS  ^lacet  auf gel^oben,  ber  SSerfel^r  mit  SRom  frei- 
gegeben, bie  Siedete  ber  99ifd^öfe  auf  ^anb^abung 
ber  2)igci})Iin  unb  Orbnung  bed  (SottedbienfteS 
anerfannt  unb  ber  legitime  dinflu^  berfelben  auf 
ben  (öl^em  Unterrid^t  gefid^ert  (Dgl.  bie  @d^rift : 
2)er  äofepl^iniSmuS  unb  bie  f.  f.  SSerorbnung  t)om 
18.  9t)ml  1850  in  Se^ug  auf  bie  ffird^e,  SBien 
1851).  Am  18.  Auguft  1855  mürbe  bann  burd^ 
Sarbinal  Siole  $rela  unb  ben  gfürfterjbifd^of  Don 
SBien,  3of.  Otl^mar  t>.  Slaufd^er,  ein  Soncorbat 
untergeid^net,  meld^ed  in  35  Artifeln  bie  mtd^tigften 
fragen  orbnete  (Dgl.  b.  Art.  Soncorbate,  oben 
in,  834).  3ur  S)urd^fü]^rung  beSfelben  mürbe 
1856  mieber  eine  SSerfammlung  ber  öftcneid^ifd^en 
^ifd^öfe  au  SBien  gehalten  (Dgl.  [gfe^ler,]  @tubien 
über  baS  öfteneid^ifc^e  (Soncorbat,  SBien  1856) ; 
oud^  fanben  feit  1858  ^u  biefem  Srotdt  mel^rere 
ißrooinaialconcilien  ftatt  (Collect.  Lac.  Y,  1  sqq.). 
S)iefe  Vereinbarung  in  il^ren  SBirfungen  ju  jer- 
ftören,  biefelbe  ^u  Derlöftem  unb  alS  fd^öblid^  bar- 
^ufteüen,  boten  bie  Stürmer  unb  gfeinbe  ber  ffird^e 
AQed  auf.  Aud^  ber  unter  gan^  anberen  Umfiönben 
ergogene  99eamtenfianb  unb  ein  £]^eil  beS  j[ofe- 
pl^inif  d^  geftnnten  SIerud  berettete  gro^e  @d^mierig- 
feiten.  3)ie  ^roteftanten,  bie  bod^  1860  unb  1861 
bie  umfaffenbften  3ugeftönbniffe  erl^alten,  flagten 
über  Seeintröd^tigung  burd^  ba§  Soncorbat,  mel- 
d^eS  bann  aud^  im  9ieid^§rat^e  Dielen  Auf ed^tungen 
ausgefegt  mar,  infolge  bereu  e§  mel^rere  Aen^e« 
rungen  }U  ©unften  ber  Afatl^olifen  erful^r.  @o 
mürben  1863  neue,  burd^  93ifd^of  geiler  in 
SRom  gefül^rteUnterl^anblungeuDeranla^t,  bie  nur 
tl^eilmeife  jum  Si^^^  führen  fonnten  (ogl.  gfe^Ier, 
Sie  SieDifion  be§  SoncorbatS,  SBien  1861 ;  3)te 
jüngften  Serl^nblungen  ^mifd^en  ber  öfterr.  SRe- 


gierung  unb  bem  l^eiligen  Stul^Ie,  SRainj  186 
3Bie  in  ber  firc^nfeinolid^en  $ref[e,  fo  fud^» 
aud^  im  Steid^ratl^  burd^  einfeitige  @taatSgc|i 
bad  nur  in  menigen  ißunften  tn^e  Seben  getreii 
Soncorbat  au^er  Jhaft  ju  fe^en.  An  @te&e  t 
concorbatdaemä^en  Siegelung  beiber  ©emoB 
nal^m  nun  Die  meltlid^e  ®emalt  bie  einfeitige  Siq 
lung  ber  öu|eren  Sied^tSDerl^ältniffe  ber  M^ 
fd^en  ffird^e  Dor.  SBie  felbftoerfUlnblid^,  nol^ 
bie  IBerfaffer  ber  5fterreid^ifd^  9Raigefe|e  ix 
äal^re  1868  feine  Stüdtfid^t  auf  Sel^e  unb  2)ogt 
ber  ffird^e,  tl^eilS  meil  fie  baS  SEBefen  ber  Hin 
nid^t  fannten,  tl^etts  meti  fie  bie  Imd^e  offen  f 
brüdfen  unb  fie  bie  StoatSomnipotens  fül^Ien  bf] 
moQten.  Am  meiften  bef(agte  $iu8  IX.  in  Ai 
AHocution  bie  1868  erlaffenen,  bem  Cononic 
f 0  fel^r  pmiberlaufenben  interconfeffioneüen  m 
@d9ulgefe|e.  S:ro|bem  aber  ging  man  auf  bicfc 
SBege  meiter  fort,  unb  1870  marb  baS  Soncotb 
fajt  DöSig  befeitigt.  S)urd^  einen  gefe^td^  i 
mar  es  jmar  nod^  nid^t  auf gel^oben,  bogegen  mm; 
in  einer  3)epefd^e  Dom  30. 3uli  1870  gufolge  l 
Serfügung  baSfelbe  erflärt  „als  in  fid^  DetfoDi 
unb  abgefd^afft",  meil  ber  r5mifd^  aKitcontra(e 
ein  anberer  (nämlid^  burd^  bie3)efinition  ber  Ol 

Sel^Ibarfett)  gemorben,  meU  eS  unmS^id^  fet  a 
lem  SRitcontral^enten,  meld^er  fld^  für  m^^ 
erflärt  })aht,  im  93ertragSDer]^ftItni|  }u  Ded^mia 
unb  meil  ber  Staat  bie  Aufgabe  f^,  ben  ge^ 
lid^en  ^folgen,  meldte  auS  bem  neuen  Sogmajl 
ben  Staat  felbft  fomie  für  baS  bürgerKAe  mt 
entftel^en,  }u  begegnen  (Dgl  Ard^  f.  fatl^.  ftir^cn 
XXIV  [1870],  274  ff.).  Mad^bem  fo  bie  Sioott 
omnipoten}  auf  bie  l^dd^fie  S))i^  getrieben  M 
ben,  mu|te  noti^menbig  eine  Sieaction,  eingddk 
Don  energifd^en  ffird^irten  unb  angefd^ 
fat^olifd^en  Saien,  eintreten.  SS  jetgte  fi^  inU 
ter  3^t  aud^  eine  erfreulid^e  miffenfd^id^  n 
religiöf e  Stegung  unter  ben  jf atbolifen ,  imb  d 
möre  nur  5U  münfd^en,  ba^  audg  bie  Siegicnnij 
felbft  als  erfte  fatl^olifd^e  ÜRad^t  mieber  me|riia 
großartigen  Sulturmiffton,  jum  SBol^I  iffrer  SNh 
unb  ber  gefammten  ß^riflenl^eit,  eingebeid  tAh 
(S3gl.  nod^  Gering,  Sel^rbud^  beS  lKrd|^enici|l| 
3.  Aufl.,  Sreiburg  1893, 118  ff.) 

n.  Statiftifd|eS.  1.  Allgemeines.  Sa 
Ueberfid^t  megen  muffen  l^ier  Dielfad^  au4  bieüzt* 
lid^en  SJerl^öItniffe  Ungarns  mitberül^rt  merbea^M 
feit  1867  mit  Oe|teneid^,  meld^em  eS  burd(  ^ 
fonalunion  fd^on  lange  Derbunben  mar,  bie  ifff 
reid^ifd^-ungarifd^e  ^onard^ie  bilbet  SHe  ii 
Sieid^Srotl^  Dertretenen  jf  önigreid^e  unbSftnberjSfl 
ten  1890  auf  300  232  qkm  23895413  rnib  H 
Sönber  ber  ungarifd^en  ihone  auf  325  324  ^ 
17468473  Sinmol^ner,  fo  ba|  bie  (Sefont 
monard^ie  auf  625  556  qkm  41 358886  6c(fe) 
aöl^Ite,  mop  nod^  25  752  amiitclrperfonen  afl|( 
SanbS  fommen.  Sd^on  etl^nograpl^ifd^  ifi  OejlB 
reid^  ein  S^eid^  ber  Sontrafte;  benn  abgefe^M 
SRußlanb  l^at  unter  aOen  Staaten  6uro)Ki'S  fei« 
eine  93eDdI!erung,  meldte  auS  mel^r  Kotionofiltte 


>B  Otjltnd^'Ungani.    ^a  ^praä)t 


OtBRitU. 

UBgfltn. 

3«h»im<n. 

8461997 

2106298 

10568295 

6139 

7431063 

7489202 

5473578 

1987517 

7411095 

8726827 

3726827 

8101491 

383328 

3484820 

TfTbra 

644761 

2604176 

8248945 

1176535 

94425 

1270960 

20902« 

2591947 

2800973 

■lSb. 

674701 

208Ö5 

695566 

95157 

95157 

84926 

84926 

|U(.  . 

4183+i      118776 

582120 

onna 

23895418 

17463473 

41358886 

Oefleiteii^.  742 

tintn  S^til  htr  8Qliji(d^ni  Suben,  Sinti  Spraätt 
unb  Nationalität,  unb  jUai  meifltnS  bn  brat- 
ft^eti,  angtfi^Ioflen. 

SBie  in  tltmoBrop^if^tr,  [0  av^  in  rt{lalÖ[tt 
fting^t  ift  bit  Öptndi^ijd^e  5Bonai<^ie  tin  mi} 
bfi  eontrafte.  Slei  Stelieion  na^  btr^ilt  fic^  bit 
SBtoailtTung  in 


C(1tentl4.     Unflam. 


«atbaütta  im.  Ktni«  . 
SdtQDliCcn    aricaffdini 

u.  anncnlfitcn  WlDil 
@[lE41f>t'OclinliilE  .  . 
if  Dana  tili  A(t(ue«Mi[g. 

«DBfttfloa 

ObiuiBd'      l)Mttt\att 

Eonfifnon 

Uniintln 

äerafliKn    

mhni  u.  Sonf(tflon8= 

Shx  SoSnitn  unb 


11B16T 

ua 
iiscfiie 


2888191 

laotoBs 

61«« 

TU  688 


^MetiS  I  1^408478 

btr  fKijtgotDina  gal 


4lBEbSM 
tS  1685: 


;fec  taitüt  jtigt  )i(!^,  ba|  bie  biti  ^wpu 
tt  cuiDttSifc^  SBdiiSITennte,  SXutFi^t, 
ib  Komontn,  oEt  in  btbtuttnbtt  3<it|I 
jlnb.  S)it  tr^t  £iaii|)tgnt))pt  btlbtn  bit 
,  ba  übntDttgenbtn  3a^I  n<)4  ^i>  »^^' 
St&mtntn  angtl)örtnb;  )u  btn  nitbtf 
Stamm«!  gt^dttn  imi  bit  btulf^en  in 
(Btn,  bit  ^ip\n,  €a(^  unb  btc  Solo- 
laüjitn.  Sit  S)(utf^tn  Wattn  urfttrünQ' 
niQtbtnbc  eittntnt  bt9  @taätee,  toerbtn 
u^  unb  mt^i  ^crabeebrüi^  S)itgtDeite 
Übtn  bit  ©laöen,  totl^t  in  Slorb-  unb 
1  jerföQtn,  3"  ben  (rfttrcn  flt^ßrtn  bit 
mIi^  btn  mittttm  XljtH  %ü^men9  be- 
oä^renb  bit  Känbtt  tneift  btutf(^  ftnb; 
Dlä^rtn,  btten  Sanb  im  nürblitljfn  unb 
tSuü  gltic^follg  oon  3)tutf<i^tn  bemo^nt 

bie  ©lon»Qrtn  im  Bftliifien  SRä^ttn  unb 
d^n  Ungarn,  tbenfo  bit  $o£en  in  @a- 
£^tilen  Don  Sf^Itficn  unb  in  bei  £9uIo' 
>li4  bie  9tut[|tnen  obtr  tftuSniaftn  im 
(SalijicnS  unb  im  ^^orboftm  UngamS. 
jübjlatini  gt^äten  bit  @lDUenen  (SSin* 
ibcni  X^ale  btr  ^u.  im  flüflenlanbt 
njtlnni  £^Icn  btS  {übweftli^tn  Un* 
nn  bit  ffroattn,  ©laboniti  unb  ©erben. 
nten  jerjatttn  in  Seft-  unb  Oftromanen. 
m  ge'^ören  bie  ^tditner  in  ©übtitol, 
litn  unb  S^almatien,  bie  giriauler  in  @är  j 
ifca  imb  bie  Sabiner  (20000)  in  ©üb' 

Cftromantn,  auc^  Rumänen  ober  SBq' 
t>  om  flärfflen  Utitreltn  in  ber  Sufomiua, 
I  unb  Siebenbürgen  (ügl-  §-  3-  Siher« 
fc  ätomanrn  unb  i^re  ^ertireitung  in 
l,«rojl877,144ff.).  9?ebenbiefenbcei 
jpttt  fmb  am  ja^Itcidiften  bie  iDiagqaren, 
nlfi  bei  fieitlia  ben  f)etrfc^enben  ©tamm 
■bea  ^nben  fid^  faß  in  nUen  Jhoniän' 

^ben  fic^  aber,   ausgenommen  etnia 


im  ilrffS 

II 

II 

II 

1 

II 

1 

Xmunll  .  .  . 
anoBar.  .  .  . 

10108* 
71  ISO 
66  »75 

«1970 
IMSOO 

80481 
182730 

78860 

xa22 

6902 
76564 

161 

717 

s 

218172 

Samina 

3638% 

671260 
12,76% 

19,»a% 

0,13% 

Oß*% 

ISHMl 

S)ie  Aaf^oliten  fibtruttgtn  in  gong  SiSleit^nttn, 
bcjonberS  in  ben  Slfitnlänbem  (©aljbuig,  3:itoI, 
ffrain) ;  bagegen  |inb  fit  in  ber  üntnbtrja^I  im 
bötimiitl^n  SJiftriet  ^ä).  In  btr  fcöIt(iWen  Stabt 
£9itli|,  in  ber  ganjen  Sutomina,  in  ben  balma* 
tijifien^ifenSencocac,  Sattaro  unb  flnin,  fornie 
in  Bosnien  unb  bei  {lerjegotsina.  3n  XranS- 
leit^anien  üEiertoiegen  ^t  nur  ittotiD  unb  btfinbtn 
fic^  nur  im  üHfili^en  Ungarn,  in  einem  gTogen 
%i)t\l  Don  ffroatjen  unb  im  ftcbenbürgil^en  So- 
mitot  efi(  in  bti  ÜTtt^iia^I.  3)a  ido  bit  lömifi^en 
JTat^oItten  bie  SJie^rjall  bilben,  {c^etnen  ftt  lelatiD 
ein  ttitnig  aSjune^mtu;  mo  jle  bagtgen  in  bei 
iDlinberja^I  fmb,  rote  in  ©alijien  unb  ber  Sufo» 
roina,  eSenjo  in  ffiolmotitn  unb  in  Ungarn,  fmb 
fit  in  Suna^mt  ttgrifftn.  3m  %  1880  roarni 
übrigens  in  Oefterrcit^  nur  17  693  648  unb  in 
Ungarn  nur  7  849  692  ffatt)DliIen  lateinif^tn 
iRituS;  btninat^  ^aSen  (le  bod)  im  Mgemeinen 
etwas  gugenommen.  Wogegen  ^aben  fi^  6130 
ißerfonen  oIS  Slltlatboliten  erflärt,  nwl^t  biei 
^faneien  (SBien,  aBamSboif  unb  Stieb)  mit  bret 
!ßjarrem  bilbtn.  Slie  unirten  ®rie(f)en  finben  fufi 
btjonberS  in  @alijien,  im  norb6[tlicE|tn  Ungarn 
unb  in  Siebenbürgen;  gerftreut  unter  anberen 
ßulten  tommen  fie  au^  in  ©laOonien,  ffroatien, 
ffämifien  unb  in  Salmatien  ooi.  ©ie  ^aben  jit^ 
feit  1880  in  Oeftctieit^  unb  Ungarn  um  je 
ca.  200000  Mrmt^rt,  toä^renb  bie  f(^i§mati((%en 
©riechen  in  allen  ^roBinjen  relatin  abjunttimeii 
(c&eintn,  bo  fte  fuIi  in  ben  legten  jefin  3a^n 


743                                                   Oefierreid^.  741 

faum  um  250000  oermel^rt  l^aben.  fie^tete  über»  %f)M  ift  fd^idmatifd^  (in  bet  Subumia  luib  Hv 

nnegen  in  ber  Sufoioino,  in  einigen  Somitaten  gam).  S)ie  SOtoIbou-SBoIad^^  Serben,  9o8id< 

Ungarns,  @iebeiAärgen§  unb  ber  SUIitärgrenae,  ftnb  fd^iSmatifc^  unb  nur  »enige  mit  Siom  unizl 

ebenfo  in  mand^en  2)ijlricten  2)Qlmatiend  unb  Unitarier  ober  Sodnioner  {inb  bie  ^efler  fe 

in  Sodnien  unb  ber  ^er^egottiina.    3)ie  ^o*  Siebenbürgen  unb  ein  Keiner  Üf^  ber  3mgfjQw 

teftanten  treten  in  SiSleitl^nien  nur  in  ber  norb-  unb  SBoIad^ 

»eftlid^en  Sde  SBöl^menS  l^erDor;  in  Ungarn  ba-  2.  Jfatl^oUfd^ed  jfird^entoefen.  2)ie  gaiiy 

gegen  bilben  fte  bie  abfolute  SRej^rl^eit  in  ben  SOtonarci^ie  ifl  eingetl^eitt  in  12  Jmd^rotrttqa 

Somitaten&aibuunb2:ur6cg,fott)ieinben@töbten  bed  lateinifd^en  9titu8,  tt)0}u  ein  (SxfßSX^ 

3)ebrecsin,  uRaroS»Xorba  unb  ^ob-ÜHejö-iBäfär«  bed  ormenifd^en  SlituS  lommt  S>aDon  entfcufai 

l^elQ.  3n  nic^t  geringer  3q^I  jtnben  fte  jid^  aud^  auf  Oefierreid^  fdbjt  7  loteinifd^  Stixifyaü^ 

im  5pd^en  Sd^Iejien  unb  im  mittlem  Söl^men.  üinjen,  nömli(|  SBien  mit  3,  Salzburg  mit  6, 

9lu(^  in  ben  ailpenproüinaen  finben  fid^  in  ben  ®dr)  mit  5,  3<n^  vtit  6,  ^ßrag  mit  4,  OImä|  mü 

fömtl^ifd^en  2)iftricten  @emünb,  @f)ittal,  f^er-  2  unb  fiemberg  mit  3,  }ufammen  29  Qpw^gän, 

qtagor  unb  fßiUad^  einige  proteftantifd^e  Kolonien.  tt)0)u  nod^  baS  e^emte  gfikfibist^um  ihofou  lommt 

2)ie  $roteftanten  nel^men  p  in  ben  ciSIeitl^ani*  9uf  Ungarn  mit  99odnien  entfallen  5  loteinifd^ 

f^en  ^roüinsen,  befonberd  in  9tieber5fierreid^,  im  IKrd^en£ro)mi)en:  ®ran  mit  9  (refp.  11),  (Sdon 

C^er^ogtl^um  Sd^burg  unb  in  ber  9u!ott)ina,  ba«  mit  5,  ^oloqa-SacS  mit  5,  9gram  mit  3  (tef)).  4) 

Segen  ab  in  ben  ungarifd^en  ^rotoin^en.    S)ie  unb  ®araj[et)o  mit  4,  }ufammen  26  Sprengeln. 

[üben  l^aben  fid^  am  meifien  oermel^rt ;  man  jöl^Ite  2)aneben  beftel^  nod^  2  ©eneraloicariate,  boS 

1864  erfl  1 121 000,  aber  1880  fd^on  1 643  700.  eine  in  Xefd^en  für  ben  afterreid^fd^Sn^e«  bei 

@ie  fmb  am  ^al^Ireid^ften  im  92orboften  ber  flatoi-  t^ürßbidtl^umd  99redlau,  boS  anbere  in  gUblM^ 

fd^en  SRegion,  fel^r  feiten  in  ben  beutfd^en  Slpen-  für  bad  }um  Sidtl^um  Srisen  gelange  Somd« 

gegenben.  @e^r  t)iele  leben  in  ben  @tabten  Sem-  berg.  Ueberbie^  befielet  ein  eigenes  f^uicar»! 

oerg,  Jhafau,  %mottn|  unb  im  Se^irf  IBrob^  fürbad^peerunbbieünarine.  9ib:biegried^ifdih 

(Oftgali^ien).  3n  ©allsten  unb  Sulotoina  l^aben  (atl^olifd^e  IHrd^e  beftel^t  je  eine  iKrd^eii|mmiiq 

^e  fi^  feit  1831  me^r  ald  t)erbo))peQ,  in  9heber«  in  Oefterreid^  mit  3  unb  in  Ungarn  mit  4  (reft).  7) 

dfteneid^  fogar  mel^r  afö  k>erstt)an}igfad^t.    3n  Sprengein.  2hn®an)en  gibt  edbemnod^  in  OePe^ 

f ortmö^renber  Serme^rung  burd^  Sugug  aud  allen  reid^  15  lat^olifd^e  Snbiöt^Smer  unb  49  (52)  Sil- 

Säubern  ift  baS  jübifd^e  ßlement  in  SBien  unb  t^ümer  aller  Siiten.  2)er  Domel^fte  ftitd^orfürp 

Umgebung,  n)o  ed  eine  leiber  an^u  gro^e  feciale  ber  ÜJlonard^ie  ift  ber  Sr}bifd^of  Don  ®nm  tiä 

Sebeutung  erlangt  l^at ;  9e]^nlid^e§  gilt  Don  Srieft.  $rimad  Don  Ungarn,  in  ber  Stegel  mit  bem  ^ßm^ 

2)ie  Armenier,  unirte  (1880:  6077)  tote  ni(|t  pur  gefd^müdft;  il^m  folgt  ber  et^bifd^ofDon^rog 

unirte  (1880  :  1454),  le^tere  in  @uc)ama  unb  in  al§  $rimaS  t)on  Söl^men,  bann  bie  Srjbif^ö^ 

ber  99uf otoina,  tommen  faum  in  Setrad^t ;  ebenfo  Don  OImü|,  Salzburg,  Sien,  Semberg,  Sdm 

bie  Unitarier,  tt)eld^e  nur  in  Siebenbürgen  in  ffoIoqa«99ac8,  S(^^f^,  ®^^  unb  9(gram,  fobomi 

größerer  Sln^al^I  fid^  finben.  S)ie  anberen  d^rijt-  bie  übrigen  Sifd^öfe.  3)ie  Oberl^irten  oon  $nig« 

lid^en  Secten  (1880  in  Oefierreid^  1780  unb  in  OImü|,  SBien,  Salzburg,  Krisen,  @url,  SoUkid^. 

Ungarn  4645  Seelen)  mie  bie  nid^td^riftlid^en  SaDant,  @edFau,  Orient  unb  @ör)  unb  neue^ 

@ecten  (1880  in  Oejterreid^  4537,  in  Ungarn  aud^  ber  Sifd^of  Don  l^ralau  führen  ben  Xitd 

512  Seelen)  Derfd^ninben  unter  ben  ©efammt-  gfürfibifd^of  refp.  gfürfter^bifd^of  unb  finb  fdmmt- 

eintool^nern.    ^Ingliconer  (1049  Seelen)  finben  lid^üJlitglieberbeS^errenl^auIed;  »igleid^  iftjlebei 

fid^  in  SBien,  Xrieft  unb  Saibad^ ;  $]^iIipponen  Sr^bifd^of  ober  9if d^of  in  feinem  jfronloaibe  9tit* 

ober  Sippott)aner,  au§  Stu^Ianb  Dertrieben,  bilben  glieb  bed  SanbtageS.  2)ie  93ifd^öfe  loerben,  mit 

einige  ©emeinben  in  ©alijien  unb  in  ber  93uto-  ^udnal^me  ber  Sr^bifd^öfe  Don  Olmü|  unb  GeSf 

mm,  Wennoniten  (781)  gleid^falld  in  ber  93u!o«  bürg,  meldte  Dom  S)omcapiteI  gemöl^It  merben, 

toina.  3n  neuefter  3eit  gibt  ed  aud^  ^erml^uter  Dom  ffaifer  ernannt.  3n  ber  SHdcefe  ®mdt  ba> 

in  Söl^men  unb  SDtöl^ren,  ba  nad^  ber  ©ef e^gebung  gegen  ftnbet  bie  9{omination  altemirenb  fiatt 

Dom  Solare  1874  neu  fid^  bilbenbe  SReltgionSgefell-  inbem  iebed  britte  9RaI  ber  Sr}bif(^of  Don  Sd)- 

fd^aften  bie  ftaatlid^e  9ner!ennung  erl^alten,  tt)o-  bürg  ben  Sifd^of  ernennt,  ^meimal  aber  ber  ikrifer, 

fem  bie  Benennung  unb  ©runbfö^e  nid^td  ©efe^  bod^  fo,  ba|  ber  in  le^ter  SBeife  Smamite  bem 

mibrigeS,  Unfittlid^ed  unb  93erle^enbed  für  ^nberd-  ßr^bifd^of  Don  Saljburg  )u  pröfentiren  md)  Doa 

gläubige  enthalten.  SRol^ammebaner  gibt  e§  nur  biefem  ^u  conftrmiren,  ju  confecriren  mtb  gu  in^ 

in  99odnien  unb  in  ber  ^er^egomina.  SSergleid^t  Deftiren  ift.  S)a§  ganj  au^erorbentlid^  frek  (Er" 

man  nod^  bie  Detfd^iebenen  SReligionSbefenntniffe  nennungS-,  SonfecrationS-  unb  änDefüturred^ 

mit  ben  92ationaIitöten,  fo  finbet  man,  bog  bie  fielet  bem  Srgbifd^of  Don  Salzburg  )u  bei  b» 

2)eut{d^en,  tt)o  [le  Don  jelfer  bie  TUf^xiaffi  bilben,  Sifd^öfen  Don  SedFau  unb  SaDant.  S5er  armenifd^ 

fat^olifd^  finb.  Dagegen  proteftantif d^,  xdo  fte  nur  ßr^bifd^of  Don  Semberg  tovcb  Dom  ifaifer  auS  biei 

aiseoioniftenfid^niebergelaffen^aben.  S)teißoIen  Dom  (SleruS  Dorgefd^Iagenen  $rieftem  ernannt 

unb  ffroaten  finb  fatl^oUfc^;  bie  Stut^enen  folgen  ^ud^  ber  apoftoUfd^e  S^IbDicar  ober  ^ftlbbifd^l 

meift  bem  griec^ifd^unirten  9titu3,  nur  ein  fleiner  (Vicar.  apostol.  Castrensis),  ftetS  ein  Xitulo» 


Ot^ttitiä). 


LGtUinif^cn  Ritttl: 
liHnnraii)  •ran     .    .    . 

«tun 

»ajjrriBi 

Stufttnitii 

ȟb 

ÜEutra 

Shriktn 

SnißW 

StiiI|[»<ibtn6uTa   .    .    . 

6lriiMiBflHfltT  .... 
iUmmtq  <iltl     .     .     . 

ftafftou 

bftnan 

sST 

liitnfiwti)  Cabc)i .    .    . 

Iblöua 

t|«wib 

Cnfemnbtin     .... 

Cithnb&iscn    .... 

nntimbaa-llbtci  .  . 
IkAmtntB)  JlgraB  .    .     . 

Ipim 

§«89 

1i.liit4if4(n  »itui: 

Sosorol  

SioEiiiiaititin     .... 

Eugol  

6piiol  QiDai  .... 

flimcl" 

Hmrfad'* 

»wil" 

dl  OngoTii  im  Sangen : 
in  bcn  22  SliBc.  lat.  Slitul 
in  iKn  7  S)i5c.  grisft.  !Ritui_ 
€uintna 


408394S 
1202400 
508043 
441405 


453600 
166  700 
195564 

401 836 
198934» 
509911 

271050' 
151100 
838  S82' 
223900' 
1649738 
533100 


281000 

33  000 
15M648 

1079978 


1732870 

361000 
110200' 
81900' 
407000' 
143000 
418500 
216270 


|g£0308 

862733 
113074 
107  995 
107 107 
? 


95293 
768320 

369000 

182  400 
199614 
67806 
2927463 
241918 
1136600 

f 
1512715 
6230 
411 1&9 
113966 
183393 
163800 


9317677    5327250 
1832_870    1202  794  |  2430 
11 050  6l7~Üf 630044  1  h2W 


>  «OK  lOU  MBrfiB. 
■Sin  fW  läm  fts. 

gat^na  Ne  IHWS 

fteeÄGta    vkm- 

>  XnODL  Htsoa  fi. 


154    _     '»leJCTgjiW^ 
502    -       aJSl.^^ 

1^     —     **mtwn  «ntn. 

«  -  ■SSV' 


m.  §u  ^»««iii««  MMi  ^ttirttmtm 


6«a)etia  . 


qSartfiat 


10000 


10  i  1 

2l» 


-t 


302 600 
160000 

46000 

80100 
nntaiia*XR6iii)c 


ÜtäSmi  eiügeatnlommen  ieiteni  btr  Wcßwrutifl, 
Wo  bafi  @tie^  Dotn  Soft«  1889  bttreff«  tw 
8ijBflt  brt  (tjftfmirirttn  SelirttperlonalS  an  bm 
ÜMfanlttiranflaltm.  Um  ^ict  gltidj  ouf  tuS 
fwnait6f  ffiidientitnnögm  tinjuacbfn,  fo  be- 
pffcrtt  rt  fit^  nat^  btr  ,9Biener  ffir^enjeitung"' 


B  3o6rf  1860,  tmS  wolil  im  aUgemtinm  bcütr 
Bii^  mt^c  gelten  fatin,  folgtnbermagni  in  SnU 


747  Oejl« 

Sofiittl.  SinfetSotncapUuIaifdltnlintiofftnbai 
)u  flering  boHtt,  ba  fle  nttifl  imi  840,  ja  felbfl 
nur  600  @ulb«t  obtonf en  (09].  @aliburgcr  Aal^. 
ttixüim'bl  1893,  191).  SJafi  ®e^If  ber  fogen. 
irtebn  botirten  iomajjitatan  toitb  fltfleitwärtifl 
ju  1050  ßtnlbtn  bcn^nel,  toofi  nti^t  im  fßtx^SÜ- 
nil  gut  focialnt  unb  Hid^ti^  Stellung  betreiben 
fle^t,  toit  t&  f elb|l  im  fi^cmi^tf c^  Ibgeoibnttm' 
Vu(e  antrfannt  unnbe  (ttgl.  SJa^nbl.  0.  5. 9too. 
1891  [€al}b.  ftat^.  JKn^enjcUuna  1891,  710]). 


SQae  bie  übtigtn  ^«teficten  bcttifft,  fo 
frü^ei  bie  Stiebet  bet  alten,  6.  (.  ixi  Dt 
eni^ttten  ${aneien,  eine  Songnia  oon  81 
ben,  bte  ber  neuen  (Jtil  1782  ertld&teti 
eongrua  Don  420,  bte  SocaHjien  816,  : 
plane,  Sooperatoitn  unb  ISoabiutoten  210 
£>.  9B. ;  in  ben  ^auptftübten  aber  bte  $f(n 
bi§1260®ulbcn,  mogunoc^bie^al^sSg 
tuib  fon^ge  ©emeinbemdnmgtn  tommtt 
neue  Songiuagefet)  bon  äabie  1885  je 


L  $n  ^ißmtU^  («isCett^icii): 


fiirditnirrDPinf  IDln 


St.  (pblten 

ßitti 

ItiiiDnipTODlni  3al)litng     .    . 

Saljbuig 

Äritnt 

ffltiEtn 

fflutl 

6cdau     

Saurntt 

fiirAriiptDiilii]  Svr)      ... 

fflörj 

Saibac^ 

!£neft-gofobtflna  .    .    . 

?!  aien jD'^oIo    .... 

iSeglia 

t.\t&iiavtm\ni  Staa     .    ■    . 

Sara 

©tttnico 

Se^na  

SpalatTD 

Btagufa 

SailaiD 

£iid)tnp[DDin)  ptag      ... 

^lag 

Sdtmtnö  ... 

AÜnigQtä^ 

SSubTOtis 

(fflMSlau) ' 

£)r(t)rnptauin)  OlntSI;  -    '     . 

Dlmüf 

Srttnn 

fiird)(itpiDDtnj  £tinbtr;  (Ia[.) 

SfjnBcrg 

iPtjtmqs! 

iamoiD 

ftrnlnu  (tjtmt)  .  .  . 
t\ti\tttvtev.  £(inbn9  (artec^.) 

ßemberg 


Ctmlicrg  (armen.)  .... 

3in   (igdilli^fn   Oepeirei^ 
ftnb  im  Sanjen; 
in  btn  SO  3}l6c.  lat.  !Rilu« 
in  ben  S  Siiit.  Qti«^.  91itu3 
in  1  ajibcefe  armtit.  1Rilia8_ 


234750 
546150 
405  925 
S47250 


100850 
53323 
441 194 

70375 

79306* 

54530 

160000 

64283 

12  700 

GOSS  200 

1799650' 

1390000 

1434450 

1104100 

300000 

25(ill30 

1  586  250 
974900 

3030  314 
722000 
906  235 
687  800" 
714  279 

2  751 462 
980469 


19448  030 

2  751462 

4  000 


1000 
18310 
30764 

1000 


3755 
431 
1143« 


06400 
20000 I 
77  000  1 
94000 


6umma~1^2iJäT52" 


792  [  13U 

251  !  514 
166  I  387 


'SaODti  In 
u.HOcboi 


■  Sitten  fint 
[<4ntl   bfi 


9  i  79 
200  }  960 
105     531 


fJX 


I.'.S 

227 

122 

27H 

97 

173 

17? 

»0 

1764 

4 

fi«7 

•/•A 

715 

X 

»62 

1 

11 

sRa? 

790fl 

30 

1764 

1 

'3863" 

9 

Mir 

aalbaltfnt. 


n.  Sm  ^btgar«: 


i.eiiltinif4(n  «tttil 
liitoptiniB)  Sian 


aiHprtm. 
Saab  .    . 


CtriumangtT    . 

iUnpntq  Clin 

hiui .... 


fiullnat     .    . 
3W 

Äibcu    .    .    .    . 
ffouib    .    .    . 


SÜtlwoi.    .    .    . 
b.tiit4if$cn  3t 


6|iisuii  Ujoat 


fcaij"  . 

äntbigam  im  (Sanjtn 

in  bn  SS  Si6c.  lat.  9 

talin7S)ia(.sTtM^.9 


4083Q4S 

1202400 
503043 
441405 


509911 
271  050" 
151 100 


407000* 
143000 
413500 
216270 


113074 

167995 
107 107 


1 

132400 

199614 

67  306 

2927463 

241918 

1 136  600 

t 
1542715 
6  230 
411 1&» 


644800 
397  994 
160000 


I  Zaiu  lOlB  ffUideiL 


'Zwtiinl.  bi2aOi  g 


>  Sa|H  SaBOO  pitA 


'Solu  aeoBOO  rsm. 

Itattg[|f(n. 
•Xhhh   ZS3D00   rln. 

flimiiiltEin. 
•£(i|u  4270O  lartln. 

u.  1600  tamta.  (to- 

HjoUEcn. 
■  Sfliecl  IUI  M(6ni> 

ptDDltii  9riin. 


INtWOTlq  ScnlcM     .    . 

CdiijtM 

Snitliila 

I^ot 

Smaiu>Xitbinic      .    . 
I^n  ■.  Mt  4  tML  HQäjtT 


0^  ^gegcntomitun  fdttrtS  bet  Stegitrung, 
^0  bal  @ti4  Dom  3a^tt  1889  betreffs  btt 
84%  bcS  fQF'nifi^^  fie^rtrtmfonals  an  b«t  - 


508600 

660000 

10 

m 

146     - 

160000 

650000 

8 

160 

75     — 

46000 

2 

4« 

82    — 

BOlOO 

10000 

»4 

80     -- 

16  500 

— 

— 

9 

9     — 

U $63 147 

imui 

am 

iVtö 

&827  U»l 

IWciioiiIt6rtinpaIlni.    Um  ^iet  fllric^  auf  bot  f^'^\ 

ngiil&^  ffii4eni>tnn5Qen  ttnjuae^en,  fo  it-  mtatn 

liiNt  CS  fi4  m^  btt  ,2Bienn  ffirdimjtitunB"   Ifiu^ÄSi'X.SnÄ'"' 
injo^  1860,  UMS  no^Iitn  Slllgtmcinm  l^utt  äcbiibdUartinanfmiiEn  . 
m^aäß  geUtn  faitn,  folembermafem  in  ®ul.  lEÄÄ*      :  !  :  : 


751 


Dcfterreid^. 


7J 


S)ic  bciben  an  Icfelcr  ©teile  genannten  gonbS 
Ttnb  eine  eigent^üml^Ieit  Oefterreid^d.  2)et  9te- 
ItgionSfonbd  ift  gebilbet  loorben  bur^  ^ofbecrete 
t)om  (12.  Sonuar)  28.  gfebruor  1782,  7.  äanuar 
1 783, 18.  Dctober  1 792  u.  f.  tt).,  unb  sttjor  au§  bem 
Ißermögen  ber  ülh^iti,  Sruberf  d^often,  Sanonicate, 
Senepcien,  geiftliij^en  fielen  u.  f.  to.,  »eld^e  unter 
3ofep]^  11.  unb  {pöter  auf gel^oben  unb  föculariftrt 
unb  feinem  befiimmten  3t0cde  geioibmet  tt)orben. 
gortbauemben  Sujd^ufe  erl^ielt  bief  er  gonbS :  a.  au8 
ben  fog.  äntercolargefällen,  b.  ^.  burd^  boS  ßin- 
fommen  ber  erlebigten  utü>  unbefe^ten  ffird^en* 
fteUen,  nac^  ^bjug  ber  SSerttefer-  unb  iBermal* 
tung§!o[ten ;  b.  qu§  ben  Steuern  ber  93i§tpmer, 
b.  1^.  7V2  7o  öon  bem,  »aS  bie  Sifd^öfe  über  bie 
Songrua  erhalten  (f.  o.) ;  c.  qu§  ben  Steuern  ber 
iflöfter  (Abteien),  xotlä^t  alle  jel^n  dolore  ein  ißer» 
)eid^ni|  il^rer  Sinna^men  unb  9u§goben  aufgu« 
fteSen  unb  'A  beS  Ueberfd^uffeS  ber  Sinnal^men 
über  bie  ausgaben  an  ben  9leIiglon8fonbd  abju* 
liefern  l^aben;  d.  auS  befonberen  ßinnal^men;  fo 
merben  in  93öl^men  gemö^  eines  SertrogS  jioifd^en 
§erbinanb  III.  unb  Urban  VIII.  öom  3a|re 
1680  k)on  iebem  Badt  @al5  7Vt  ffreujer  an  ben 
SieligionSfonbd  bejal^It  (1863  im  ©anjen  19  719 
®ulben).  S)ie  ©teuer  au§  b.  unb  c.  foU  1863 
nur  61 303  @ulben  betragen  l^aben,  1875  bagegen 
(nad^  ©alsb.  Äird^enblatt  1876,  95) :  in  lieber, 
öfteneid^  154000,  Oberöfteneid^  61000,  ©alj. 
Burg  8000, 2irol  5000,  Vorarlberg  2000,  ©teier- 
marf  12000,  flomtl^en  10  500,  ihain  3100, 
Srieft  100,  ©örj  1200, 3[trien  1000,  S)aImaHen 
900,  951^men  210,  mäi^xtn  109200,  ©d^Ieften 
39  000,  ©alijien  mit  ftrafau  43  000,  aufammen 
450  210  @ulben.  ^ladjltm  bie  meiften  @üter 
ber  aufgelaffenen  Älöfter  2C.  2C.  öcrfauft  fmb,  be- 
fielet ber  tJfonbS  gegenwärtig  in  ©taatSobligatio» 
neu ;  er  ifi  aber  ßigentljjum  ber  betreff enbcn  Äird^en- 
proöinj,  bcjm.  ber  ©iöcefe,  unb  mirb  öon  ber 
SanbeSfteUe  unter  Witn)irfung  beS  SBifd^ofS  ober 
ber  SSifd^öfe  vermaltet.  3m  öfteneid^ifd^en  W>' 
georbnetenl^aufe  fam  im  ^erbft  1891  aud^  mx 
©prad^e,  ba^  ber  ©taat  feinerjeit  ba§  Soncoroat 
cinfeitig  aufgel^oben,  baS  in  bemfelben  il^m  ein- 
geröumte  Siedet  aber,  ben  9fteIigion§fonbd  im  Fla- 
men ber  ffirc^e  ^u  vermalten,  aurüdfbel^alten  l^abe. 
2)aburde  l^abe  er  ftd^  eine  au^erorbentlid^e  SJtenge 
Don  Saften  unb  SSefd^ttjerben  aufgelaben  unb  bie 
^flid^t  übernommen,  für  baS  SDeficit  beim  Keli« 
gionSfpnbS  aufjufommen,  tt)ö^renb  anbererfeitd 
bie  ffird^e  il^re  ©elbftönbigfeit  öerloren  l^abe. 
©iefer  gonbS  ift  bclaftet  mit  ber  SBeftreitung  prin« 
cipaler  Serpffid^tunaen,  nämlid^  mit  ber  9(btragung 
ber  ©taatdüorfd^üffe  unb  mit  ber  2)otation  ber 
5)omcapiteI  öon  SubtoeiS,  ©aljburg,  Xrient  unb 
Sri^en,  toeld^e  il^r  ßintommen  ganj  au§  bem 
SleligiondfonbS  bestellen.  S)ann  l^at  er  aDe  fird^« 
lid^en  Sebürfniffe  ju  beftreiten,  für  toeld^e  eine 
SSerpflic^tung  ©ritter  nid^t  oorl^anben  ift.  gr  f^at 
nftmlid^  aufjutommcn :  a.  für  ben  Sifd^titel  (tatu- 
lus  fiindi  religionis  —  biefer  toirb  feiten  ouf  ein 


Seneficium  »erliefen ;  tooQen  ©tifte  mib  fll5fl 
einem  Shd^tangel^öngen  ben  Sifd^titel  Derlei^en, 
ift  bie  aSetoinigung  ber  SanbeSjleae  ndtl^ig);  b.  U 
bie  $enfton  ber  @meriten  unb  3)emeriten ;  c  fü 
bie  Unterftü^ung  ber  93etteIorben  unb  ber  ^mm 
congregationen,  toeld^e  ftd^  bem  ©d^ultoefen  u.  f.  lo 
mibmen;  d.  für  2)otirung  neu  errid^teter  $far< 
reien;  e.  für  Sefolbung  ber  jf aplane ;  f.  für  Unter 
l^altung  ber  ©eminare,  tl^eologifd^en  S^cultto 
unb  für  93efoIbung  ber  SteligionSlel^rer  an  ©toolft 
anftalten ;  enblid^  g.  für  alle  ^atronatSlofkn,  tri 
Ifird^enbauten  u.  f.  U).,  meiere  auf  ben  ®ütem  bei 
SonbS  rul^en.  —  S)er  ©tubienf onbd,  burd^  Xefo 
lution  ber  ffaiferin  SRaria  Xerefta  Dom  28.  it 
cember  1774  auS  ben  (Sütem  ber  burdj  (Eh 
mens  XIY.  aufgel^obenen  SefuitencoDegien  wi 
anberen  bemfelben  fpöter  incorporirten  ®ütmi  gc 
bilbet,  mürbe  für  bie  93eftrettung  ber  jf ofien  be 
©Qmnaflal»  unb  UniüerfttötSunterrid^tS  beftteun 
Stad^bem  feit  ber  neuen  ©d^ulgefe^gebung,  noc 
melc^er  bie  ®üter  ber  el^emaligen  3ef uitencoHegie 
als  ftird^engut  nid^t  mel^r  betrachtet  merben,  oni 
bie  confefftonSlofen  pol^ted^nifd^en,  Sieal«  unb  an 
bere  ©deuten  Sufd^üffe  erl^alten,  reid^ten  bie  Sin 
fünfte  be§  ©tubienfonbd  nirgenbd  mel^r  )tt  ol 
in  Oberöfterreid^;  in  ben  anberen  Sönbem,  mo  < 
früher  auc^  fietd  auSreid^enb  mar,  mu|  ber  ©toc 
eintreten,  ber  natürlid^  aud^  l^ier  bie  9}ermaltun 
fül^rt.  SDie  3)i§pofition  über  beibe  gfonbd  untet 
liegt  feit  1861  sugleid^  ben  SSefd^rüffen  bed  9letd^ 
ratlos  (ogl.  Schulte,  Status  Dioeces.  caüi 
Gissae  1866,  11  sq.).  ^tad^  ber  ©d^Iulred^ 
nung  oom  3a^re  1886  betrug  baS  ©tammDn 
mögen  be§  ungarifd^en  SReligionSfonbS  in  ifapi 
talien  11441355  ©ulben  90  Vt  »reuaer,  in  Sic 
genfd^aften  unbnu^bringenben Saften  1038862 
©ulben  30  Jheuaer,  in  auSfte^enben  gforberunge 
919310  (Sulben  84  V2  ffreuaer.  MadJ  «bjug  b« 
©d^ulben  Don  2  353346  Bulben  8772  icrnuc 
bleibt  9lettot)erm5gen  20  395  944  ®  ulben  1 7  7«  jh 
2)ad  SSermögen  be§  ungarifd^en  ©tubienf onbS  6c 
trägt  4713557  ©ulben  in  Kapitalien,  4  34637: 
©ulben  10  Jhreuaer  in  Siegenf d^aften,  1 008  60: 
©ulben  827,  ffreuaer  in  nu^bringenben  Safk 
unb  542  ©ulben  20  Jheuaer  in  gforberunger 
3)ie  Saften  mit  875981  ©ulben  26  Jheu)er  oE 
gered^net,  bleibt  S^ettoDermögen  9 198 149  ©ulbe 
867s  iheuaer.  Sro^bem  aud^  biefe  gfonbd  il^ 
Urfprung  unb  Qtotit  nad^  fatl^olifd^  finb,  mobc 
au§  festerem  bod^  aud^  in  Ungarn  ©d^en  ol^ 
allen  confefftoneüen  S^arafter  unterftü^  unb  ei 
l^alten.  Um  nun  au  aeigen,  mie  ber  SReligionSfotd) 
in  ben  einaelnen  Sönbem  Oefterreid^  in  Snfpnu 
genommen  mirb  unb  merben  mu^,  geben  mir  t 
ben  atoei  folgenben  Tabellen  feine  93eitrfige  nebei 
ben  eigenen  Sinfünften  ber  ^frünben  unb  bei 
OrbenS^öufer  auS  bem  3al^re  1875.  2)a  eS  b 
Defteneid^  8982  ^faneien  unb  51 30  anbere  acne 
pcien  gibt,  auföinmen  14112,  fo  trifft  nad^be 
erften  Tabelle  auf  eine  ^frünbe  bie  befd^ibcn 
©umme  oon  nid^t  gana  542  ©ulben  5.  9ß. 


L  (iui|  tct  yfiüKlnL 

Ibbo. 

^ 

m 

» 

«HalUml»: 

UliatfSonb  . 

478  42E 

82B8E 

561111 

86707* 

löefiii 

99S990 

889  812 

71468 

410775 

U|l^  .    .    . 

5808J 

18078 

66162 

eSSxt   .  . 

211591 

128  OS« 

389627 

»mm  .  .  . 

190904 

55541 

246445 

210  77J 

46821 

2S7  602 

im  ■  ■  ■  ■ 

39572 

22221 

51799 

«46« 

8164{ 

96255 

&■  •■ 

798« 

79896 

159707 

519 121 

35  726 

554847 

77  61i 

248E 

80056 

Mtm  ".    .    . 

117173( 

33608'; 

1507823 

«tu.    .    .    . 

488485 

168122 

656557 

Wim    .    .    . 

847« 

42185 

126885 

I.lili«l    .    .    . 

1182424 

466  83C 

1598754 

SriMu.    .    . 

2007S 

214772 

234851 

MUim     .    . 

9577! 

166 708 

262476 

eumiu 

OefJetr«l(5.  754 

cfi  D^ne  bit  Somboib«  nitt  niK^  720  ^DlannSflB^n 

mil  9G603JIiffltiebtni,  unb  jlnnr  59^eT!le.  45  5pro- 
Oinäiai™.  6745  Ipriejlcr,  645  glerifer,  240  5fo- 
Biätn  unb  1917£aienbrübet;  bagcgen  bereits  298 
Srouenflöfler  mit  5198  aKitglithcnt.  Sie  heutige 
3q&I  ergibt  eine  gonj  brttutenbe  3i"ia^nie,  na- 
mentiic^  Don  männlichen,  in  ber  ißnftoration  unb 
in  ber  ©r^ule  t^äHgen,  Kit  bon  Ineiblit^en,  im 
Unterric&tunbinberflrantenppegttfiätigenOrben 
unb  Kongregationen.  9!a^  grnmme'S  Äalenber 
1893  gibt  eä  an  Orben  unb  gongregationtn: 
A.  Jlännlld)c. 


IL  CiM)  »n  «(»mtäirtt. 


xiiltitfbnti 

SJen     .    . 
ttrigri  2anb^ 

0taWmti4 
Gifjhng  .  . 
CtnimoTi 

MiBtitn 
Rtaid   , 
Iii«il  .    .    . 
tin4tabiicQ 
atnni.    . 
linl   .    . 


e«i|ieit    . 

ntniina  . 
Silulitn 


800715 

37  0; 

163179 

128440 

4704 

4  763 

9  500 

19286 

156653 

148 151 

550908 

155688 

50194 

485  833 

2S21 

46  950 


47  648  16Ö60"0 

4648!  305363 

5235'  42315 

25  964'  189143 

5165'  133  605 

16641:  21345 

4  623;  9  386 

4  733,  14232 

1437  20  723 

21389  178042 

—      I  148151 

608131  611721 

21286!  176964 

8171  510U 

28275  513608 

26402]  28  723 

1 023i  47  9T3 


«umma  |3824277|  S76098I4100375 
h\  mt^r  als  21 000  ÜJIilglitbtm  ber  Orben 
»nbücngregütionen  in  ben  Öflerreicdijrfien  Üänbeni 
lrittbeninQ[&  auf  ein  TOitglitö  bie  lorge  Summe 
»Ol!  fli^t  einmal  200  ©ulbcn.  SDJit  bem  jo  oit  ge- 
IWm  Mrit^t^um  bec  mttiten  Älöfler  fann  e§  a\\o 
min  fo  iwit  ^tr  fein.  S~it  reii^ffen  ffläfter  fielen  io 
*"  iailtfi(^n  Sütulürifationoi  anfieim,  moburcfe 
fkm^aitl  über^upl  abgenommen  ^ben,  3ni  3. 
1340  gab  ei  im  ganjtn  Ktii^t  mit  ber  üombarbei 
iRb  Sentbig  nur  me^r  923  Slüfter,  nömlii^  766 
Stuaiä-  unb  157  OfrauenHöiler.  3m  3. 1860  gab 


Dcbin  tmb  CongnBilUontn. 


3n  Hl*' 


33  H 


frommen  arbfiter 

Slugu^iner-firemilen  .     .    . 

5?aEmfi«äia(  ffltüb«   .     .    . 

Sarnabtlen 

Sarilianei  gried^.  Ülituä  .     . 

ajenebictiner 

Samalbulinftr 

e^ortietim,  regulirte .     .     . 

eiftercienf« 

Seutfi^orbinlprieptt  .     .     , 

Somtniconei 

SranciBcaner,  unb  gwai: 
ObferDanten  u.  Slefonnolen 

ffletnatbinei: 

aettiariec 

aRifponare  ö.  ft(.4>eijm3elu 

3eluilen 

3o6onnil(t  (^nottettr) 

flopujin«     ...... 

ßarmtliten        

flreuj&erten  

Sajariften 

ÜRürienbriiber 

<Dte(^itarift<n,  arnten.'taC^oI' 

ajtinoriien 

Oratorianir  b.  fit.  !p^il.  ülrei 

l^auliner- Sreoiilen      .     .    . 


*j)rSmonftrül(nItr  -  ,  .  . 
Stbemtorijicn  .  ... 
HefurrettJoniRtn  .... 
SrÜberD.oQcT^eil.eacramcnt 

Sd^ultiiübeir 

Sertjilen 

SrappiRen 

®t]ttt\ä).  b.  gilt«.  aUortea ._ 

Summa    .    . 


üugupintTinnen     .    .     .    . 
Saim^.  S^u^eftem  D.  bl.ftarl 

^orm^.  S4io.  uom  ^I.  fheuj 
Summa    .    . 


?  I- 


755 


Oeftetrei^. 


3n  &iS* 

3ti 

[eU^anien. 

Ungatn. 

Oiben  utib  SongTegatfonen. 

An 

t 

A^ 

Uebettrag: 

1 

1642 

4 

62 

iBatml^.  B^xo.  D.  1^1.  S^incena 

1 

8854 

26 

1798 

iBafUianerumen,  gtie^.'Iatl^. 

2 

18 

— 

— 

SBenebtctineritmen  .... 

18 

887 

1 

25 

SSenebictitteritmen,  atmenif  d^* 

latlftoUfd^e 

1 

19 

— 

Saietanerinnen  ober  ©d^me- 

fiem  t).  b.  g5ttl.  S3orfe^ung 
(Sanonifflnnett  Dom  $1.  ®ei{t 

9 

150 

— 

1 

22 

— 

Giftercienfennnen  .... 

2 

62 

— 

2)amen  t)om  1^1.  ^ergen  9efu 

6 

877 

1 

81 

2)omimcanerinnen .... 

11 

488 

1 

8 

2)ominicanerinnen  111.  €rb. 

4 

84 

— 

2)eutfd^orbendfd^lDe{lem   .    . 

6 

288 

— 

(Hifdbet^inetinnett      .    .    . 

9 

829 

2 

78 

(lEngUf d^e  Sfräulein      .    .    . 

7 

251 

2 

58 

Sftancidcanetinnen,  u.  )toar: 

SSemarbinerinnen    .    .    . 

9 

274 

— 

— 

C^lariffttmen 

6 

153 

1 

10 

Sfelicianerinnen  (l^a^u)in.) 

82 

160 

— 

Serttarerinnen    .... 

7 

274 

— 

Pinzoccherae      .... 

2 

14 

— 

Sfrauen  Dom  guten  Ritten    . 

4 

197 

— 

Stauen  D.  b.  unbefledten  um- 

Pfängniß 

2 

188 

— 

^ebtoigsf^loeflem  .... 

1 

88 

— 

2)ienerinnen  Dom  1^1. 6er)en 

3efu 

2 

147 

— 

— 

SarmeUtetinnen     .... 

12 

178 

— 

©djtoeflern  U.  ß.  ffr.  D.  b.  ÖicBe 

2 

89 

— 

— 

ßotettinerinnen  (regul.  Xert.) 

4 

156 

— 

— 

Slrme  Snftgbe  dixxfti  .    .    . 

8 

29 

ÜTlagbalinerinnen   .... 

2 

33 

1 

10 

©d^loefiem  b.  marian.  3nfiit. 

— 

— 

1 

85 

©d^toejiem  Don  ber  SDlutter 

ber  S^atml^eraigfeit  .    .    . 

1 

14 

9lonnen  D.  b.  Opferung  ^lariä 

1 

10 

— 

^dmonftratenferinnen    .    . 

1 

40 

Rebemtortftinnen    .... 

4 

99 

— 

— 

©acramentinertnnen   .    .    . 

2 

40 

— 

©aleftanerinnen     .... 

5 

240 

@d^ulf(!^n>e{iem  Dom  armen 

ÄinbeSefu 

2 

215 

— 

©d^ulfd^loefiem  de  N.-Dame 

20 

674 

2 

835 

©(i|ulf  d^tt).  TU.  Orb.  6.  gfranc. 

14 

986 

— 

©erDitinnen 

19 

854 

Zöd^ter  ber  d^riftlid^en  Siebe 

8 

218 

— 

Xöd^ter  ber  göttltd^en  Siebe  . 

8 

151 

1 

9 

Xöd^ter  beS  göttl.  Srlöferd   . 

5 

265 

4 

91 

2:öd6ter  ber  l^tnb^eit  3efu    . 

1 

16 

— 

Kongregation  U.  ß.  gfr.    .    . 

— 

2 

70 

Urfulinerinnen 

21 

803 

6 

228 

Summa    .    . 

277 

13701 

55 

2848 

Sad  JKrd^enmefen  ber  unirten  Armenier  be- 
treff enb  (baS  ber  unirten  ®ried^en  ift  auS  ber  obigen 
SiStl^umStabeKe  erftd^tlid^X  fo  Men  fte  überall 
unter  ben  lateinifd^en  93if d^öfen :  nur  in  ©alijien 
l^aben  fie  einen  (Srjbifd^of  (f.  b.  3lrt.  Semberg). 
3n  ber  ©iöccfe  Siebenbürgen  ftnb  Dier  armenif^« 
fatl^olifd^e  Pfarreien :  @jamo8«UiDar,  glifabet)^» 
ftabt,  (&9ergt)o8aent  -  9Rino§  unb  ©jöpDis,  mit 


ca.  1600  @eelen;  in  9leufa^  (Ungam^ 
Sniffion  mit  armenifd^er  $farrfird^e  für 
9  tjfamilien  bafelbjl,  f  omie  für  bie  in  ^ei 
$anIfoDa  unb  @ingibun.  2)ie  1854  (f 
fd^iSmdtifd^en  Slrmenier  in  ®ali)ien  tuib 
bürgen^  meldte  bie  armenif d^e  @prad^  U 
l^aben  unb  beren  ftird^enbüd^er  in  ber  d 
fd^en  @prad^e  abgefaßt  {inb,  fiel^  im 
unter  bem  Jtatl^oIifoS  Don  Stfd^miab}in. 
3.  ^roteftantifd^ed  ftird^entoe 
^roteftanten,  benen  bie  feit  1860  erla] 
fe^  toeit  günftiger  loaren  olS  ben 
tl^etten  fid^  nad^  bem  Sefenntniffe  in  S 
ober  9lnge|^5rige  ber  StugSburger  Sonfe| 
in  9lef ormirte  ober  Sefenner  ber  l^elDetif d 
fef^on.  S)ie  patente  Dom  8.  Spril  II 
6.  Januar  1866  regelten  il^re  Singeleger 
ben  beutfd^en  unb  floDifd^en  ffronlänbi 
burd^  fte  bürgerlid^  unb  politifc^  DoUi 
bere^tigung  mitben  Jtatl^olifen  unb  @eI6|l 
ber  SSertoaltung  il^rer  Krd^Iid^n  Singeb 
auf  ®runb  ber  ^reSb^terial-  unb  S^i 
faffung  erlangt  l^aben.  9fö  Organe  bed 
regimentS  fino  baburc^  eingefül^rt:  für  b 
gemeinbe  ba§  ^edb^terium  unb  bie  ®em 
tretung;  für  bad  @eniorat  (2)ecanat)  be 
mit  bem  @eniorat3auSfd^u|  unb  bie 
ratSDerfammlung;  für  bie  ©uperintenb 
S)i5cefe  ber  @uperintenbent  mit  bem  }tt| 
^uSfd^u^  unb  ber  SJerfammlung;  für 
fammtl^eit  ber  Superintenbengen  ber  Ob 
xoä)  in  SBien  unb  bie  ©enerolf^nobe.  S 
Seitung  ber  Slngelegen^eiten  ber  protef) 
^rd^e  fielet  bem  SanbeSfürften  als  sunu 
scopus  3U;  ber  Oberürd^enratl^  bogege 
oberfte  Dermaltenbe  jhrd^enbeprbe  für  h 
feffionen,  bie  ©eneralf^nobe  aber  bie  S 
ber  ©efammtgemeinbe  einer  leben  Sonfeff 
@Qnobe  fon  regelmäßig  in  jebem  fed^t 
in  SBien  jufammentreten  unb  namentlich 
lid^e  ©efe^gebung  bel^anbeln.  Sm  22. 3} 
tagte  bie  Dereinigte  proteftantifd^e  ®ent 
3um  erften  3RaU  in  SBien.  3n  ber  gan)< 
ard^ie  beftel^en  19  proteftantifd^e  Superi 
turen  mit  ber  ent[pred^enben  ^ngal^I  Doi 
raten,  baDon  ad^t  im  ciSIeit^anifdden  @to 
unb  elf  in  Ungarn  unb  Siebenbürgen  i 
Donien.  3n  Oeftcrreid^  felbft  finb  fed^ 
intenbenturen  2lug§burger  Sonfefpon, 
SBien,  Obcrö|}crreid&,  SSö^men,  SBöl^rei 
ficn,  Semberg  mit  15  ©cnioraten,  unb  i 
intenbenturen  l^elDetifd^erSonfeffton:  SBi 
men,  SWäl^ren  mit  6  ©enioraten.  3ebe  6 
^at  aud^  einen  t^^lbprebiger.  Obgleid^  ) 
teftantcngcfefe  Dom  Solare  1861  in  Itrol 
eigent^ümlid^en  SJerl^öltniffen  beS  Sanbet 
Abneigung  beS  SJolfeS  gegen  bie  proh 
$ropaganba  auf  größere  @d^tt)ierigleiteti 
in  anberen  jhonlönbem,  fo  mürben  bc 
bingS  jtüci  proteftantifd^e  Pfarreien  • 
(3nn§brudf  unb  DJlcran,  für  1407  Sei 


757 


Oeftcrrcid^. 


758 


eise  in  SorattBerg  (Sregens ,  für  760  Seelen) 
jjcf^Ii^  anecfaimt.  Pleitere  Pfarreien  gibt  ed  in 
JtUrrdfterrei^  10  (39750  Seelen)^  boDon  6 
flUein  in  ffiien  (80376  Seelen)^  in  Oberöfler- 
m4  16  (17827  @eelen),  in  ealgburg  1  (743 
&äm),  in  eteiennorf  5  (9159  @eelen),  in 
UnOfm  16  (17  521),  in  ffrain  1  (905  Seelen), 
iiZriffl  mit  (Börj  unb  ©robidco  4  (2167  Seelen), 
isSö^en  73  (127  206  Seelen),  inSRäl^ren  36 
(57665  Seelen),  in  Sd^IeTien  25  (79022  Seelen), 
ii  ealijien  20  (40190  Seelen),  in  ber  9ufo- 
»iaa  4  (14 199  Seelen).  S)almQtien  oQein  btibet 
fnr  feine  77  $rote{lanten  leine  $forrei.  Suger 
Bim  ^b  bie  ßörffien  ^farrrien:  Xefd^en  mit 
15115,  «fd^  mtt  14498  Seelen.  S)iefe  3iffem 
Pub  fai ben  anbeten  (Semeinben  meit  geringer;  biele 
fSliai  nur  500—2000,  triele  laum  200,  einige 
ugur  rnd^t  100  Seelen  (bgl.  ben  bom  (irotefianti- 
1^  Oberfir^enrot^  ausgegebenen  Sd^tmo« 
lüntl  Dom  Starre  1866).  2)o]^  bermog  P4 
m  eine  Vttnberja^I  ber  (iroteftontifd^en  ®emein* 
bn ouf eigenen g^&l^su leiten;  bie gro^e 9Re(r- 
m  ii  ouf  bie  Unterftu^ung  beS  ®uftQk)-9boIf* 
mini  angekoiefen,  nield^er  im  Saufe  ber  3eit  f d^on 
5Vi  OtUHonen  ®ulben  für  Sidleitl^anien  gefpenbet 
(flL  ^ier  finb  im  ©anjen  225  $farr-  unb  gfilial- 
«neniben,  230  ^rebiger,  234  Sd^ulen  unb  230 
Ufm  für  bie  ^roteftonten.  3n  SBien  erl^ielten 
h  1321  aud^  eine  tl^eologifd^  ^cultät,  beren 
Gmxileibung  in  bie  Uniberfität  fte  mieberl^olt  an- 
fnUen,  aber  bid  V^te  nid^t.erreid^en  fonnten. 
Scm^ertigt  niüre  freilid^  bad  Serlongen  ber 
^Dtejiuiüen  Oefierreid^-UngamS,  eine  eigene  )n:o- 
kihniti]«]^  ttniberfitöt  gu  erl^alten,  etnm  in  S)e« 
hecitn,  U)0  benitS  eine  reid^  botirte  proteftantifd^e 
E^ranftolt  befielet,  an  xotlä^tx  ^l^ilofopl^ie  im 
adteßm  Umfange,  bann  SuriSprubenj  unb  ref or« 
nie  X^ologie  für  600  ^5rer  geleiert  n)trb.  — 
3b  Ungarn  unb  Siebenbürgen,  n)0  über  ein  ^fünftel 
ber9(0öl!eruna  unb  ganje  Sanbfhid^e  auSfd^Iie^« 
^  lirotefiantifd^  finb ,  xfi  tro|  ber  ÜRagpari- 
iinnu|8ma|regeln,  totlä^  aud^  ben  $rote[tanti§« 
ans  in  eftna  treffen,  bie  ÜJlad^t  beSfelben,  ju  mel« 
4tr  UNJ^  bie  beS  Subentl^umd  fommt,  für  ben 
Ad^iciSmuS  Ungarns  neueftenS  fel^r  bebenfltd^ 
poiben  (f.  b.  9rt.  Ungarn).  Sie  proteftontifd^e 
tir^  Ungarns  unb  feiner  91ebenlönber  ift  in  10, 
Jq».  11  Superintenbenturen,  je  in  5  ber  ^ugS« 
hager  nnb  ber  (elDetifd^en  Sonfeffton,  fonne  eine 
bn  Umtarier  getl^eilt.  Qfür  bie  Sutl^eraner,  über» 
feiegRib  2)eutfd^e  unb  Slaben,  befielet  bie  Super« 
Btnben}  beS  SRontanbiftrictS  mit  9,  bie  btefjeitS 
berSonon  mit  8,  bie  jienfeits  ber2)onau  mit  11, 
kfc  t^fuperintenbenj  mit  8,  bie  Superintenbenj 
fUmbürgen  mit  10  Senioraten  ober  Secanaten; 
firbfeSef  ormirten,  übermiegenb  9Kagt)aren,  bepelzt 
Mr  Superintenbenj  an  berS)onau  mit  8,  bie  jen« 
W8  ber  S)onau  mit  9,  bie  bieffeits  ber  Sl^ei^ 
■88,  bie  jenfeitS  ber  Sl^eife  mit  13  unb  bie  in 
Kienbürgen  mit  18  Senioraten.  Sie  Unitaricr 
fttBen  eine  S^nobe   unb  Sanbe§*Sonfiftorium 


mit  ber  Superintenbentur  in  Älaufenburg  mit 
8  ©iöcefen. 

4.  ©ried^ifd^-orientalifd^eS  Jtird^en« 
m  e  f  e  n.  Sie  gried^if d^  nid^t  unirten,  ober  mie  fic 
gefe^Iidb  genannt  merben,  bie  „gried^ijd^'orientali- 
fd^en''  ©laubenSgenoffen  ferbif^r  Station,  bie  ein 
®  angeS  bilben,  er! ennen  alS  oberften  iKrd^fürflen 
ben  $atriard^*ßr)bifd^of  bon  JtarIon)i^  an,  }u 
beffen  Sprengel  au(^  bie  ®emeinbe  in  Sßien  ge* 
b5rt ;  bem  Sr}bif(^of-9RetropoIiten  bon  ^ermann« 
ftabt  unterfte^en  bagegen  bie  gried^fd^-orientali« 
fd^en  Slomanen  in  Siebenbürgen  unb  Ungarn. 
Sen  1690  nad^  einem  für  bie  jtaif erlitten  unb  bie 
mitil^nen  tierbünbeten  Serbenunglüdlid^enXürfen« 
triege  nad^  Oefierreid^  begm.  Ungarn  über^ebelten 
Serben  (30  000  gfamilien)  »urbe  bon  Jtaijer  Seo- 
polb  I.  im  3.  1691  eine  gemiffe  Autonomie  in 
fird^nd^-politifd^^ngelegenl^ten,  namentlid^  bie 
^bl^Itung  bon  92ationaIcongreffen  unb  bie  SEBa^I 
beS  9RetropoIiten  (feit  1848  $atriard^  genannt; 
auf  biefen  feongreffen  gugepd^ert  (ogl.  [3. 3iredef,] 
9lctenma|ige  SarfteUung  ber  SSerl^üItniffe  ber 
gried^ifd^  nid^t  unirten  ^ierard^ie  in  Oeflerreid^, 
SBien  1861, 19  ff.).  Ser  Songre^,  auf  meld^m 
ber  9RetropoIit  (^triard^)  frei  gemö^U  mirb,  !ann 
nad^  bem  ^erfommen  nur  unter  SBemiKigung  beS 
SanbeSfürften  unb  Seigiel^ung  eines  Iatü)eSfürfi« 
lid^en  SommiffarS  fiattfinben.  Siefer  ^Rational' 
congre^  ift  gebilbet  auS  6  IBifd^öfen,  meldte 
bem  ^triard^en  unterftel^en,  bann  auS  25  ®eift' 
lid^en  unb  50  n)eltlid^en  Seputirten,  totlä^  le^terc 
aus  ben  eingelnen  ®emeinben,  aud^  auS  ben  ber 
el^emaligen  äJlilitörgrenge  gemöl^It  totthtn.  Ser 
9lationaIcongre^  mu^  fo  lange  berfammelt  bleiben, 
bis  ber  gemöl^Ite  $atriard^  bie  faiferlid^e  Seftöti^ 
gung  erhalten  l^at;  bann  folgt  fofort  bie  feicrlid^c 
Snbcftitur  unb  bie  Sbl^altung  einer  S^nobe,  beren 
SBal^Icn  unb  Seld^Iüfje  gleid^f aES  ber  f.  f.  Sanction 
bcbürfen.  Sie  SBifd^öfe  ber  ^triard^almetropolic 
»erben  bon  ber  SKetropolitan«  (^triard^al»)  S^n« 
obe  getoäl^lt.  Ser  JJationalcongre^  bon  1870/71 
»oute  aud^  bie  Sifd^ofsmablen  anftd^giel^eu;  »eil 
aber  bie  IBifd^öfe  bagegen  Sinfprad^  erl^oben,  er« 
l^ielt  bicfcr  S3c|d^lu^  nid^t  bie !. !.  Sanction.  — 
^IS  99iSt^ümer  ober  Spard^ien  »erben  aufgefül^rt: 
Ofen«9lrab,  SacSfa,  fiugoS,  SemeSöar,  2Berfd^>, 
Äarlflabt,  ^afracj,  ÄaranfebeS.  —  9lud^  bie  ®rie« 
d^ifd^«Oricntanfd^en  in  Siebenbürgen,  lauter  9hi« 
mänen,  erl^ielten  burd^  baS  Organifd^e  Statut  bom 
Saläre  1869  bie  Autonomie  in  fird^lid^n  Stnge« 
Icgenl^eiten  »ie  bie  Serben,  ^f^x  SKetropolit  in 
Öcrmannftabt  »irb  bon  bem  9lationalcongre^, 
bcftcl^enb  auS  ben  Sifd&öfen,  30  geiftlid^en  unb 
60  »eltlid^en  Seputirten,  gettKil^lt ;  bie  gpard^ial« 
f^nobe  (20  geiftlid^e  unb  40  »eltlid^  Seputirte) 
»öl^lt  bie  Suffraganbifd^öfe  (ogl.  tÄrt^ib  f.  fatl^. 
ffird^enred^t  XXV  [1871],  258  ff.  270  ff.).  Ser 
ÜKetropolit  (frül^er  Sifd^of)  bon  65emo»ib^in  ber 
g3ufo»ina  unb  bie  gric(^if(^«orientalif(^en©ifc^öfe 
SalmatienS  »erben  Dorn  ffaifer  ernannt,  eben|o 
ber  OTctropolit  unb  bie  Sifd^öfe  in  SoSnien  unb 


759 


Dtperrei^ 


b«  ^eTjegotDina,  frit  biefe  fifinbei  öflentiditfd^  gC' 
WDiben  (ogl.  ^ziflo  für  lat^.  ffirdjtnrei^t  LV 
[1886],  447  ff.).  3m  ®onjtn  jd^It  bit  ariectiii^' 
Dtimtalifd^e  ffirdie  in  Defltrreii^-Ungatn  4000 
SQJtltgeifüi^f  unb  SOO  SDlfinc^e  in  40  ftlßptni, 
unb  äiüor  in  b«  SButottina  3  filöfltr  mit  37  unb 
in  SJalmatien  11  mit  34  ^(rjontn,  bit  ü6rigtii 
in  Utiflarn  unb  ©iebenbütgni. 

5.  Unterrid()t8roelen.  ®aS nitbt« S^ul- 
tot\m  fte^t  in  bm  t)cr{d|ifbcnni  jhonlänbtnt  unb 
bei  b(n  utrffi^ebnien  Stationalitättn  auf  |etit  Hi- 
f^itbtncn  Stujen.  Sm  btften  ift  e§  in  bm  btutlc^en 
SßioDinjfli  auSgebtlbct,  bor  Witm  in  !)Iiebrt5ftti- 
nic^,  bann  im  fäc^fil^m  Siebtnbütgtn.  S)it  3a^I 
bti  SJoItS-  unb  !8iirgtr|(^ultn  icirb  au[  16440 ' 
SilltittKinini  unb  auf  16  533  in  Xian3lttt{)Qni 
onaegrten,  baju  143  5Bilbungäan[taIleu  Ifir  Cebrer 
unb  Stl^rErinnen,  3n  SBien  ^at  ncucPcnS  bfr  falfio- 
Itf ii|ie  ©(^»iBemn,  bei  bei  henganjunerquiifli^eu 
fijdlulBerSältnifini  ftdon  ftt)t  Diel  ®ute9  gtniirft, 
ein  fat^oIijc^eS  $nDatlelE|ierfemtnar  gegninbet.  9Iuf 
1000  {(!^ulfif[i(!)ttge  Ifinbn  entfaUen  (1885)  in 
bei  aSulDUina  338,  in  @alijitn  595.  in  ben 
ffüftenlänbem  692,  in  SJalmotim  737,  im  S)ur^. 
ffbnitt  591  @^ulbt|u^enbe ;  bagegen  befu^tn  in 
91ieberCftemic^,  ObciSItcrrtid)  unb  @aljbuig  aße 
f(bult)flid|ttgen  ßinbei  bie  €(!|ult.  Sine  er^eblic^e 
Sd&ttitEriglEil  föt  §tbung  beS  S8ol(§unterridE(t8 
lifgt  für  bie  ßpiii^en  unb  jüböfllt^en  Sänber  in 
btt  SDerfdiieben^eil  berSptttc^e,  meiere  eSinme^r 
als  2000  !BDlt3[(f)uItn  nSttiig  ma^t,  baft  in  joiei 
bis  Bier  ©prad^en  ntbtnfinanbtr  unterrichtet  fflitb. 
VlnSöiitUlit&ulenbeftebtn: 


Summa  252i45T0,69  759|20'2  2483,43 "7?8 
{S^gl.  ©d)mib,  Snc^d.  b.  gejommlen  (Ergie^ungS' 
unb  Unterrt(6t9nie|tn8  V,  2.  Aufl.,  Seipjig  1883, 
308-448.)  3n  ben  flüfttniänbem  befte^ot  no^ 
5  nautiff^t  ©(^ulcii  unb  junfl  me^rtre  prtqtei^- 
nifii^e  SetiranpQltfu,  jnl]liciri)E  ^anbfi§=,  Sölon- 
ton-,  ©emttbe-,  -Jirfevbüu-imbgorftlebranpaHtn, 
nie  mäf  poliere  lanbroitl^fi^altücbe  ^nftalten,  fo- 
wie  an  ^ä^eten  ©djulcu  7  iirurgijiie  Sc^ranflatttn 
unb  12!Rtii&ieüfabcmifii.  Eeljranftallen  (fit  SDIöb- 
^en  gibt  eS  nut  Itienige  [laatli^t.  bagegen  Diele 
prinatt  unb  fläftertid^e  Se^r-  unb  StjiebungS- 
onftallen,  fornie  312  «eibli^e  ?Irbeil§Ic&uIen.  5ln 

toe^irfiulen  bepe^en  10  tom  ©laut  unterhaltene 
nioeififäten,  unb  jmar  3Bien  (gegrünbet  1365), 
iprag  (2  Unioerfttälen,  eine  heut|ct)t  oon  1348 
unb  eine  cjetfiii^e  Ben  1882),  ©wä,  3nn8bru(f, 
^Qfau  (1364  beftätigt),  Semberg,  fllaufenburg, 
6jemoroi&  (1875),  $efi.  9ieueflenS  beobfn^tigl 
man  eine  Qeitere,  unb  gmai  rein  fQlbolif(!)c,  freie 
Unitievfttüt,  in  ©al}burg  ju  grünben.  3:ie  Uni' 


betfitäten  l^brn  in  bei  Siegel  Bin  gfocultölai: 
t^logij^,  it^e-  nnb  ftootitDifTräf^affli^t 
mebtcinif^e  unb  ))^iIofD))^^  Sic  t^Iogitt^ 
39ilbung  befi  ibmif^fotliDtif^  CltniS  tKimitlä 
jum  2:^eil  bie  t^Ictgifc^  gaoiItSten  an  bm  M 
Dtifitäten,  ttiie  in  SSien,  reo  mi|eibcm  rin  (&^ 
9Bt(l))riti)eiinpitut  unb  boB  fog.  ^jnumeum  k 
flt^t,  bann  in  ®ta},  Snnfibni^  ^toa,  SonliBg 
^ier  getrennt  für  lateinifdien  unb  grie^f^  SHtuI 
Straiaa  unb  Sjenu)Ui| ;  boju  totmnen  bit  btfba 
iu  feinem  UniBeifitöteBerbanbt  ge^Stenben  ^ 
logijdden  Sacultfiten  in  ©atgbiüg  unb  Oltnnl 
9n  ben  ©i|)en  bet  übrigen  Orbinariote  finb^ 
für  mitet  Seitung  ber  ^if^öfe  t^slogif^  Sefii 
anfialten,  beten  Otganifatton  nnb  S^gong  n 
SBefentItdien  bief clben  ftnb  mit  bie  an  bcn  Unibdifi 
läie-3^cuJläten ;  nutfSnnen  fle  (eine  alabtmifi]^ 
®rabe  Berlei^en.  ^n  ben  ©i^  oKci  Odnna 
liatebefinbenfii^aud^^ritfletftininarien;  tntß 
gan}  ^almahen  iß  ein  eqbif^öfli^  SenttuI 
feminar  in  3ani  nnb  für  QHx^  mib  lorabiSco  tti 
fol^eS  in  @flij.  3ur  Soibeititunfl  für  bie  t^ 
togifi^  Sebronftalten  unb  $neßtifeminarien  bt 
flehen  feit  einigen  Secennien  in  fnf)  aDtn  S>iStt|B 
Jtnabenfeminarien,  Jhtaben-  Dber€tubiencnitiicli 
gür  bie  berfc^iebenen  Orben  flnb  ü&citie|  rigen 
^auS'  ober  inofier'@tubien  einigtet;  fo  füi  bl 
oberSftertei^ifi^  ©tifte  in  ©t.  ^orian,  fSiü 
toeig,  ^eiligtreug  unb  ftloPemeubutg ;  für  bi 
€lerifei  aQer  Orben  in  @alijien  ju  Stmberg;  fn: 
bie  t^ranciecanei  in  SSojen,  SBrijen,  fyiH,  Itfäim 
Orient,  ©[^mag  (in  Sirol),  6aftagnatii}ja  (@Qi; 
unb  @rabiSca),  £atba^,  ©ebenico,  Slagufa,  3on 
unb  SJIacarSca;  für  bie  Aa)>u)iner  in  SBojen 
Sriien,  SnnSbrud!,  IKeron  unb  Orient;  für  hli 
SSenebictiner  in  ©öttmeig,  2KeIf,  9(bmont,  Irien 
unb  !Eltürienberg  (Sitot);  für  bie  (Siftetcirnfet  ti 
^(iligentreuj,  Bte^rerou;  für  bit  $tämonflnitctt|ei 
in  Sepl  unb  für  bie  regullrttn  ßfior^erten  ii 
fltoftemeuburg ;  für  bie  Sefuiten  in  ®url,  ©taro' 
miec  unb  ^rjemqSI;  für  bie  3>ominicaner  ii 
9Sten.  @raj  unb  Stagufa;  in  ®rag  aui^  für  Üi 
Stebemtoriften.  )$ür  bie  lat^oUf^en  ©rieben  Be- 
fteben  neben  bem  gne^i{(f|-fat^oli{^en  Sentrot 
feminar  in  3Sien  no^  jec^S  tbeologifd^e  St^ 
anftalten.  ^ie  armeniji^'tQttiolift^e  IHrc^t  ^t  eti 
^auSftubium  ber  ^mei^ttariiten  in  EIBien.  Sti 
grie^fc^'Orientalifd^  flirt^e  bol  neun  titeologifd^ 
Se^tonftalten,  batunter  bie  €Ierifalf<!|ule  ju3ani 
^e  proteftantifc^e  Rircbe  f)at  neben  ber  1. 1  atat 
geüf^en  tbeolcgifc^en  t^cuUdt  in  Sßien  14  &e^< 
anftalten ;  bie  Unitarier  beben  not^  eine  befonbett 

bcftc^t  eine  eigene  iStaelitifdöe  Se£)ian(taH. 

SSJofiltbätigteitäanftoIten.  Oefter 
reid^  1)at  10  702  9Iimenin^lutc,  me^e  jä^Iit! 
270  000  Strme  untetftüjen;  1538  fflerfotgungl. 
onftolten  mit  36  800  SJetpfleglen;  137  SBJaiffn- 
^Qufer  mit  7880  flitibetn;  23  ffrippen,  371 
Äinbergötten  unb  829  fttnheiben>ai)ranftalten  mi 
ju|ammtn86  000flinbem;  171ßffenlIi((ieÄ«m 
[eu^üu|tr,  meiere  eigene  $Dnb3  beffien,  beten  9b 


761 


Oetinger. 


762 


nage  jebiK^  oom  Staat  gebedt  toerben,  unb  366 

pauk  Stt(aäaäfia\tt ,  ^ufotnmen  mit  iöl^rlid^ 

278000  Scqyjlegten;  21  öffentlid^e  3nenPu{er, 

bneien  5  jniixiie,  indgefammt  mit  11 500  $fleg- 

fii^m.  S)a8  Sonnögen  biefer  Stnftitute  befte^t 

nift  aus  »ol^U^fttigen  Stiftungen :  reid^en  beten 

3infe  m((t  oufi,  fo  erl^Iten  fie  3ufd^üffe  Don  ben 

ktnffenbcniSemetnben.  Süperbem  befleißen  18  ®e- 

Umnßatten  mit  16  000  t^etpflegten  ÜRüttem  unb 

150OO  ffinbcrn;  14  gfinbelanftalten  mit  12000 

n  ben  SnftaUni  unb  36  000  ouSmdrtd  t)er))flegten 

tnton;  14  Xaubftummenanjtalten  mit  1300 

tanb^nmmen  mib  10  991inbenan{lalten  mit  600 

fXaiUiL    SHe  )ule|t  genannten  ^umanitötS- 

ofUten  reid^  übcigend  für  bie  gro^e  S^^l  ber 

fpcgebebärftigen  bei  nieitem  nid^t  au8,  obglei^  ^u 

bi({a  öffentlichen  Snftituten  in  neuefler  Seit  noci^ 

Hf  oiek  püjiak  in  ben  rafd^  fid^  Dermel^renben 

ieibli^en  Orbendnieberlaffungen  entftonben  finb. 

3b  ben  SBol^lt^&tigfeitSanfialten  finb  nod^  }u  red^- 

■I  bie  lal^toidlen  Serf  orgungSeinrid^tungen  gegen 

Ciqoihmo^  nämlid^  bie  Sßitttten-  unb  SBaifen- 

t^fOr  bie  $enfimi8fonbd,  bie  SSoIföfüd^en^  Sup- 

younrPalten,  Sf^le  u.  f.  xo.,  meld^  leitete  meift 

MiOibenSf(^eßem  geleitet  n)erben.  (%gl.  auger 

bn  beieilfi  angefallen  Sßerfen  nod^  bef  onberd  auS 

beneiden  gefd^d^tlid^  Siteratur:  ^ifi.  u.  topo- 

mfy.  DorfteHung  ber  Pfarren ,  Stifte ...  im 

fcAeqogtl^um  Oefierreid^.  SBien  1824—1840, 

189be.;  VtaM^,  ®efd^.  b.  öften.  JtaiferftaateS, 

58be.,  feamburg  1834—1850;  ü.  Seifert,  ©e- 

Vj^  Oefterreid^  Dom  Ausgange  oeS  SBiener 

OctoieraufftanbeS  1848,  4a9be.,  $rag  1869  bis 

1886;  llroneS,  ^anbbud^  ber  ®efd^.  Oefteneid^g, 

58be.,  SSerlin  1876—1879;  S)erf.,  3ur  ®efd^. 

OeferreiiftS  Don  1792—1816,  (Sot^a  1886; 

Srcgorounc),  ®efd^.  Oefterreid^>Ungam§,  SBien 

1883  ff.  3)ann  au8  ber  geogropl^ifd^-fiatiftifd^en 

8iteratur:  Moroni,  Dizion.  m,  121—144;  3. 

$.3oib(m,  @d^emattSmu3  ber  gefammten  fot^ol. 

Aträe  Oefierreid^ « Ungarns  11.    92ad^  amtlichen 

Cwllen,  SBien  1887;  0.  Wemer,  Orbia  terrar. 

cith.,  Frib.  1890,  87—100;  boneben  ouger  ben 

amut^en  $ubIicationen  ber  !.  f.  ftatiflifd^en  Sen« 

trolcommif^  (Statifl.  ^anbbud^  unb  Statift. 

5Ronatf(^rift):  S)ic  fiänber  Oefterreid^-UngamS, 

138be.,  SBien  1880  ff.,  unb  S)ie  SSöIfer  Oejter- 

rei^-Ungam«,  11  Sbe.,  Sefd^cn  1881  ff.;  Um- 

Mt;  ®ie  öfierr.-ungar.  SKonard^ie,  2.  Sufl., 

Sien  1881—1883;  »rad^eDi,  Statift.  ©fiääcn 

ber  öjlerreic^ifdHingorif d^en  SKonard^ie,  IS.Sup., 

SKnil892;  §.  Sfd^oRe,  ®ie  tl^col.  ©tubien  unb 

Inhalten  ber  f at^.  ^ird^e  in  Oefterreid^.  9u§  ^xä^X' 

tHiIitn,  SBien  u.  2eipjig  1894.)  [^le^er.] 

fefisger,  gfriebric^  ^l^riftop^,  ber 
litt|o|)]i,  ttwr  ein  ^auptDertreter  ber  eigentpm» 
^n#tf(!^9lid^tung,  meldte  bie  mürtembergifd^e 
(ptotefiantifd^)  Zoologie  beS  Dorigen  Sa^rl^un« 
tes  genommen  l^t,  utü)  mirb  ^aufig  ber  ^agu§ 
^  @ibenS  genannt,  im  ® egenfa^  .)u  Hamann  (f. 
*''rt.),bem5RaguSbe89lorben§.  ^r  »ar  geboren 


ben  6.9Kai  1702  ju®öpj)ingen  in  SBürtemberg, 
mo  fein  Später  als  Stabtf d^reiber  in  großem  Slnfel^en 
ftanb.  3n  ber  fird^Iid^en  Strenge  jener  3rit  erlogen, 
fül^Ite  er  fic^  fd^on  als  Säugling  Don  meltli^em 
treiben  abgefto^en  unb  }um  Stubium  ber  Xl^eo« 
logiel^ingejogen.  3la^  feiner  UniDerfitötS)eit  unter« 
nal^m  er  mehrmals  lönaere  Steifen  nad^  9{orb« 
beutfd^lanb  unb  n)urbe  fo  mit  geleierten  Suben, 
Sler^ten,  ÜJl^ftifem  unb  Sd^märmem,  caxd^  mit 
bem  ©rafen  Sinjenborf  unb  ber  99räbergemeinbe 
in  ^erml^ut  befannt  3m  SBinter  1729—1780 
l^ielt  er  aud^  gelegentlid^  ju  ^alle  alS  magister 
legens  SJorlefungen  über  bie  l^eilige  Sd^rift; 
au^erbem  Derlegte  er  ftd^  auf  baS  Stubium  ber 
SRebidn  unb  ber  Staturmiffeufd^aften.  ütad^  SBür* 
temberg  jurüdCgefebrt,  erftieg  er  nad^  einanber  bie 
brei  Stufen  beS  n)ibrtembergi{deen  proteftantifd^en 
fiird^enbienfteS,  inbem  er  guerft  an  brei  Orten  als 
^faner,  bann  an  ftoti  Stellen  als  Secan  tl^ötig 
mar  unb  1765  ^rölat  }u  SRunl^arb  mürbe,  ^ier 
ftarb  er  am  10.  gfebruar  1782.  —  Sin  ficib  unb 
Seele  reid^  begabt,  l^atte  Oetinger  bereits  in  feinen 
Stubentenial^ren  ftd^  mit  einem  feltenen  Sifer  auf 
baS  Stubium  ber  ^l^ilofop^ie  unb  Xl^eologie  ge> 
loorfen,  mobei  er  fld^  juerft  an  ÜJlalebranc^e,  bod^ 
mel^r  nod^  an  bie  in  S^eutfd^lanb  bamalS  l^en- 
fc^enbe  Seibnis-SBolfffd^e  ^^ilofotil^ie  anfd^log. 
SBeil  bereu  abstracter  ®eifi  il^m  iebod^  feine  redete 
Sefriebigung  gemöl^rte,  toanbte  er,  mie  er  in  feiner 
Selbßbiograpl^ie  ergöl^lt,  Don  einem  inneni  orange 
getrieben,  fid^  immer  mieber  bem  betrad^tenben 
Stubium  berOffenbarungSurfunbe  gu,  Don  bereu 
„Stylus  unb  ®eifleSmad^t"  er  fd^on  frü^  einen 
tiefen  Sinbrud  em))fangen  l^atte.  3tibem  er  aber 
bie  Srgebmffe  ber  ^l^ilofop^ie  mit  bem  Sttl^alte 
ber  l^eUigen  Sd^rift  Derglid^,  geloann  er  nad^  unb 
nad^  bie  Ueberjcugung,  ba^  bie  9Scrf affer  ber  l^ei« 
ligen  Sd^riften  im  ®runbe  genommen  bereits  bie* 
fe&en  p^ilofopl^ifd^en  S3egriffe,  loenn  aud^  ntd^t 
in  fo  entmtdfelter  gform,  aber  l^unbertmal  beffer 
mie  bie  bamaligen  ^l^ilofopl^en  gefannt  unb 
bei  Slbfaffung  ber  l^eiligen  S^tift  sur  SJorauS» 
fe|ung  gehabt  l^ötten.  2)iefcn  ©runbibeen  aller 
SBal^rieeit  in  ben  l^eiligen  Sudlern  nad^jufpüren 
unb  fte  )u  einem  Softem,  5U  einer  philosophia 
Sacra  ju  Derfnüpfen,  bamit  man  baran  ein  Jhi* 
terium  unb  SonectiD  für  ober  gegen  bie  3been 
unb  Srgebniffe  ber  ^l^ilofopl^te  unb  ber  profanen 
SBiffenfd^aften  überhaupt  i^aht,  baS  betrad^tete 
Oetinger  fortan  als  feine  fiebenSaufgabe.  2)iefe 
$btlofo))]^ie  ber  biblifd^en  ©runbbegriffe,  Don  il^m 
„Sd^riftpl^ilofopieie''  genonnt,  mürbe,  fo  meint  er, 
ben  Sd^lüffel  gu  ben  beiben  OueQen  unferer 
®otteSerfenntni|,  ber  Sibel  unb  ber  Sd^öpfung, 
geben,  unS  bereu  Snl^olt  ent^üflen  unb  im  Stonbe 
fein,  ©laubcn  unb  SBiffen,  Offenbarung  unb  93er« 
nunft  inncrlid^  unb  enbgültig  mit  einonber  ju  Der- 
föl^nen.  —  3u  SJorbilbcm  bei  biefcm  ©udfecn  nad^ 
ber  philosophia  sacra  na^m  Oetinger  Einfangs 
Sengel  unb  3acob  ©ö^mc  (f.  b.  Slrtt.),  jenen  für 
bie  biblifd^e,  biefcn  me^r  für  bie  p^ilofop^i5d}e 


768 


Oettnger. 


76- 


@cüe  feiner  Sufgabc;  für  le^tem  ^atte  er  eine 
gro^e  SeiDunberung  unb  ftubirte  eifrig  beffen 
Sd^riften.  2)aneben  lad  er  aud^  bie  SBerfe  ber 
Qxäitxm  befonnten  SR^ftifer  oud  ölterer  unb  neuerer 
3eit.  Saß)  fom  Oetinger  inbe|  )u  ber  an  fid^ 
rid^ttgen  Ueberjeugung,  ba|  eS  für  baö  SSerftänb- 
ni|  ber  ®runbbegrtffe  ber  ^eiligen  IBüd^er  nötl^ig 
fei,  aud^  bie  S^riften  berer  fennen  )u  lernen, 
meldte  unmittelbar  aud  ber  l^eiligen  €d^rift  ge- 
fd^öpft  l^ötten;  barum  ftubirte  er  für  bad  9{eue 
Xefiament  bie  Jtird^enDäter,  für  bad  %\k  Xejtament 
aber  marf  er  fi(^  auf  bad  @tubium  ber  iübifd^en 
Sl^eologie  unb  ber  ftabbala.  Sediere  aber  nebft 
Sö^me^d  afterm^ftifd^er  ^l^ilofopl^ie  n)urben  fiir 
Oetingerd  Örtl^obosie  Dielfad^  t)er^ngni^on.  — 
Um  in  bad  Sud^  ber  9latur  etnsubringen,  ftubirte 
er  gleid^§eitig  $^qftf  unb  Sl^emie  („^lä^j^mit"), 
S)ie  Siejultate  feined  @tubiumd  legte  er  in  gal^I- 
reid^en  @d^riften  nieber,  bie  er  befonberd  in  ben 
legten  brei  Sal^rgel^nten  feined  Sebend  Deröffent- 
liä^it.  Unter  ben  beiläufig  70  größeren  unb  Hei- 
neren Sd^riften  finb  namentlid^  ertt)öl^nendn)ert]^ : 
t$efter  unb  fd^riftmö^iger  ®runb  einiger  tl^eologi- 
fd^en  ^auptttal^rl^eiten,  gfranlfurt  1731;  Stttad 
©anaed  oom  guangelio  nad^  3f.  c.  40—66,  Tü- 
bingen 1739;  Inquisitio  in  sensuin  communem 
et  rationem,  Tubingae  1753;  Sluflöfung  ber 
177  tl^eofopl^ifd^en  gfragen  995]^me%  s.  1. 1754; 
Inbegriff  ber  ©runbweidl^eit  Söl^me'd,  granff. 
1774;  Theologia  ex  idea  vitae  deducta,  Fran- 
cof.  1758  et  1765  (Don  ^amberger  überfe|t  unb 
mit  Erläuterungen  [Stuttgart  1852]  neu  l^eraud« 
gegeben);  Smebenborgd  unb  Slnberer  irbtfd^e  unb 
limmlijd^e  ^l^ilofopl^ie,  t$ranffurt  1765;  Unter- 
rid)t  oom  ^o^enprieftertl^um  ßl^rifti,  gfranffurt  unb 
2eip8. 1772 ;  ®ute  »otfd^aft  Dom  flönigreid^  3efu 
g^rifti  (b.  f).  bie  meffwnifd^en  SBciffagungen), 
Tübingen  1773;  Siblifd^-emblematifd^cd  SBörter- 
bud^  (bie  OriginalouSgabe  [s.  1.]  1776,  neu  l^er- 
audgegeben  t)on  ^amberger,  Stuttgart  1848; 
in  biefer  ©d^rift  fmb  bie  tl^eologifd^en  ©runb- 
anfd^auungen  Oetingerd  l^auptfäd^Iid^  bargelegt. 
9ld  Srgönsungen  ba^u  finb  bie  beiben  @d^rif ten : 
Seil^ilfe  jium  reinen  SSerftanbe  ber  ©d^rift,  ©d^tt)ä- 
bi}d&-§au  1777,  unb  ©runbbcgriffe  bed  JJeucn 
leftamentd,  in  ^rcbigten  über  ©onn-  unb  Sfeft» 
tagd«gpiftcln,  9fwnffurt  1777,  ju  betrad^ten); 
©eburten  unb  S^ugunßcn  ber  S)inge,  s.  1.  1774; 
©erjcndt^eologie,  3.  SlufJ.,  9fran!furt  1778;  3u- 
fammenl^ang  ber  ©laubendlel^re  mit  ben  legten 
Singen,  ©örli|  1757  unb  Tübingen  1780;  «n- 
merfungen  über  gentral-ßrfenntnif/  2.  ^ufl.,  s.  1. 
1780;  ©elbftbiograpl^ie,  l^eraudgegcbcn  öon  §am- 
berger,  Stuttgart  1845;  baju  Kommentare  ju 
ben  $falmen,  jum  ©ebet  bed  ^erm,  Diele  $re- 
bigten  unb  Sriefe.  @ine  ©efammtaudgabe  ber 
Dctinger^fd^en  ©d^rif ten  beforgte  gl^mann  in  jwci 
^bt^eilungen,  woDon  bie  erfte  in  5  Sänben  bie 
l^omiletifd^en,  bie  jweitc  in  7  Sänben  bie  tl^eo» 
fop^ifd^en2Ber!eumfa6t,©tuttg.l858— 1867.— 
3n  feiner  feelforgerli^en  Sl^ötigfeit  ald  $faner 


mag  Oetinger  nid^t  ol^ne  ©egen  gett)irft  ^olea 
unb  ber  ßinbrud  feiner  ^geiftedmäd^tigen  ^flcSjk 
ßd^feit"  foU  in  ben  frommen  Reifen  ber  \äbim 
bergifd^en  $roteftonten  nod^  fortleben« 

Oetingerd  m^ftif d^tl^eof o))9if d^  ©Qfkm,  xm 
man  Don  einem  ©Aftern  beiil^mrebenborf,  ifibodbt 
i^geiflleiblid^en  Stealidmud'' ;  ed  lel^nt  pd^  in  {eint 
©runbgebanfen  an  öltere  SRQftifer  (}.  93.  ScQort 
befonberd  aber  an  Sacob  9951^me  an.  XrD|  imn 
d^er  tieffinnigen  unb  guten  ©ebonfen  ifi  eS  mii 
frei  Don  trüben  unb  unabgeflörten  Elementen  1^ 
terobo^er  ^fterm^ftif.  Oetinger  ttril  gUMix  gm 
auf  bem  SBoben  bed  pofitiDen  El^riftentlginnd J^ 
unb  feine  Xl^eofopl^ie  fielet  aud^  im  bemühten  (El^ 
fa|e  unb  ift  bie  Sleaction  eined  bibefoläubtjy 
Sl^eologen  gegen  bie  abdtracte  SBoIfPfqe  $p 
fopl^ie,  toie  gegen  ben  fd^aten  Stationolidmud  6en 
lerd  u.  9.  $arin  liegt  immerl^in  ein  gemiffeS  Se 
bienfl  bed  X^eofopl^.  Oetinger  ge^  Don  bi 
©runbibee  Söl^me'd  aud,  ba|  ani^  m  ®  ott  ^©eip 
unb  „Statur"  gu  unterfd^eiben  unb  barum  m 
beim  abfoluten  gleid^n)ie  bei  iebem  ©eift  an  cb 
geioiffe,  f reilid^  (ö^ere,  l^immlif d^e  Seiblic^ftit  j 
beuten  fei.  „  jtein  ©eift  fann  o^ne  fieib  erfd^eiitti 
aUed,  mad  geifUid^  ift  ift  babei  au(^  leiblid^.  ftO 
luftig  fein  ift  eine  Slealitöt  ober  SoElommei^ 
totnn  fte  nämßd^  Don  ben  an  ber  irbifd^en  && 
Hd^feit  anl^aftenben  SRöngeln  gereinigt  iß.  S>if| 
9RangeI  fmb  bie  Unburd^bringlid^feit,  ber  SBiba 
ftanb  unb  bie  grobe  SBermifd^ung.  SUIe  bie^  bn 
fönnen  Don  ber  Seiblid^feit  ]^intt)eggetl^  tnnba 
mie  aud  bem  fieibeS^rifti  unb  feinem  S^And 
Slut  3ol^.  6  unb  aud  ber  Suferftel^ung  ber  (gQs' 
bigen  erl^eUt.''  fieben  o^ne  Seiblid^feit  ifl  unbcvf« 
bar,  bad  gilt  für  Oetinger  mie  ein  3(jiom,  für 
beffen  SBa^rl^eit  er  feinen  Semeid  f d^ulbig  m  fein 
glaubt.  S)ie  SRaterialitöt  ber  groben  iroifc^ 
92atur  ifl  il^m  eine  gfolge  ber  ©ünbe,  bie  Ser> 
flärung  ber  irbifd^enSeiblid^feit  gilti^m  aldeos- 
ditio  sine  qua  non  für  bie  bereinflige  Sd' 
fommen^eit  bed  ©eifted ;  l^ierauf  jielt  nad^  i^ 
ade  S^ötigfeit  ©otted  bei  ber  erlöfung  berCno- 
tur,  bal^er  bad  anbere  9^om,  meld^ed  feine  gan}( 
Xl^eofop^ie  be^errfd^t:  „Seiblid^feit  ift  badltbc 
ber  SBegc  ©otted."  —  SDemnad^  nimmt  Oetuign; 
bad  ^rincit)  ber  „92atur''  aud^  in  ©Ott  felbpen 
unb  unterfd^eibet  in  feiner  Theol.  ex  idea  Titie 
deducta  ben  X670C,  bie  lid^te  SnteOigeu),  DonboR 
„9iaturgrunbe"  in  ©ott,  meldten  er  att  bie  Sk» 
bingung  für  bie  9Rad^t  unb  SJoÜfommen^  bet 
göttlid^en  Sebend  anfielet.  2)iefen  ^^toturcpob' 
$at  ber  S)reieinige  fid^  gur  86la,  gur  »©ottd« 
^enlid^feit"  geftaltet,  tt)eld^e  bie  ibeale  Seibli^Ut 
©otted  ift.  S)urd^  biefe  berül^rt  er  ftd^  mit  ber 
Sreatur,  mirft  auf  biefelbe  ein  unb  mirb  DOtt  i^ 
felber  empfunben.  %0ed  Seben  ber  Sreatur  md) 
indbefonbere  bed  SJtenfd^en  gel^t  Don  ber  ideaTitia 
b.  1^.  Don  bem  Sebendgrunbe  in  ©ott  aud.  SaS 
Organ,  burd^  meldfted  ber  SJtenfd^  bad  i^m  inneiDO^ 
nenbe  fieben  ©otted  empfinbet,  i^  ber  senBUBeam 
munis,  Don  Oetinger  bad  „Sebend-  unb  Sentrol 


765 


Oettingeii. 


766 


drgan"  in  unS  genannt.  9(ufgabe  bcr  Xl^eologie  ijt 
rf  nm  na4  Cetingerd  X^ofopl^ie,  }u  geigen,  mie 
nidriS  bed  sexuiuB  communis  auS  ber  l^eiligen 
g^rift  bie  Srfenntnil  itnb  X^eilnol^me  bed  fiebenS 
ni@ott  )u  genminen  ift.  9Ran  fielet  fo  n)emg 
»ie  bie  9Rin1tt(  Sö^me'd  unb  jal^nofer  SInberen 
Htter  unb  nad^l^,  bermag  oud^  bie  Zl^ofopl^ie 
CctingerS  fax  ftlor^eit  fid^  burd^juringen ;  benn 
iobalb  ber  fejle  Soben  beS  d^riftiid^en  S)ogmad 
Dcrlo^  nnrb,  liegt  bie  ®efa]^r  nol^e,  fofort  in  bie 
Ibgnhibe  ber  Sfterm^ftif  )u  gerollten.  3n  ber 
Zhit  oerirrte  fid^  Oetinger  balb  )u  mond^en  ge- 
nbeju  ^terobosen  Se^ren.  @o  befennt  er  pd^ 
ofjm  als  @egner  ber  Seigre  bon  ber  Smigfeit  ber 
(jÄlenjirafen  unb  als  Slnl^ftnger  ber  SIpofatQftajtS 
oÜR  Singe;  er  nimmt  alfo  bie  enblid^e  Sriöfung 
M  ZeufelS  unb  oller  Derbommten  9Renfd^en  an, 
inbem  er  fic^  bafür  auf  1  Sor.  15  unb  Spl^.  1, 
9—11  bentft  tt^onod^  SfleS  unter  Sinem  Raupte 
bntinjl  mieber  Dereinigt  merben  foQ.  Unter  bem 
tob,  ber  ald  Ie|ter  gfeinb  abget^an  n)erben  foll, 
nril  Cetinger  aUed  Unorbentlid^e  in  ber  Sreatur 
Dofkien,  unb  unter  a^covioc,  nne  bie  ^öOenfhrafen 
Iqei^net  merben,  nur  ettDaS,  beffen  Anfang  unb 
Ihibe  Derborgen  ifi,  ober  maS  fxä),  nad^bem  eS 
rät  Entlang  gennl^rt,  in'8  Unftd^tbare  jurüdf^iel^t. 
Si^Iieftlic^  merben  aud^  bie  93erbammten  @oii  unb 
ban  Samme  für  i^re  ©trafen  bauten  unb  Siedet 
Qfbfli,  unb  ®ott,  meld^er  Sater  aller  9{ad^fommen 
UamS  iji  unb  feinem  Sol^ne  3efu§  ÜRad^t  über 
oOefl  8]ei)4  gegeben  l^at  mürbe  bie  Smigfeit  fo  gu 
kf4lic|en  miffen  als  A  unb  Q,  ba^  il^m  aUe  feine 
Stinbe  banfen  merben.  —  9lud^  eine  erfte,  ber 
algemeinen  oorangel^enbe  Siuferftel^ung  nimmt 
Cetinger  an,  bie  für  {eben  ^eiligen  fogleid^  nad^ 
Kinem  Zobe  mit  ber  Serfe^ung  in  einen  t)er!(ärten 
8(i6e§|ujtanb  folgen  foH;  l^iermit  mirb  bie  3benti« 
ät  beS  9Iuferfte^ung§Ieibe8  mit  bem  irbifd^en 
qnoadsubstantiamgeläugnet.  @obannfd^marmte 
ti  für  baS  taufenbiöl^rige  9{eid^  Sl^rifti  mit  feinen 
^lig^n,  inbem  er  {eine  d^iliaftijd^en  iBorfteUungen 
Biit  reiner  Siebling§ibee  Don  ber  ,,@eiftleiblid^!eit" 
in  Sniammenl^ang  btaä^it ;  träumte  Don  einer 
Sieber^teüung  3§raeld  bi§  gur  Erneuerung 
KlbftbeS  leDitifc^  EuItuS  unb  3:em))el§  als  „f^m> 
hlil^ei  Stücferinnerung"  an  ba§  burd^  €^nftu§ 
QDorbene  {>eil;  l^ulbigte  in  ber  @d^öpfunggle^re 
ba  SejütutionSl^Qpotl^efe,  mar  überl^aupt  nod^ 
noniliien  abfonberlic^en  unb  unl^altbaren  SJtei' 
snngm  juget^an.  Surd^  feine  S^rift  „Smeben» 
^dtqS  unb  ^Inberer  irbifd^e  unb  l^immlifd^e  ^l^ilo« 
iflpfe"  erregte  er  großen  ^nfto^  unb  §og  jid^  ba- 
tacfl  ieitcnS  feiner  geifllid^en  Cbcrbel^örbe  einen 
i<Nni,  aber  nid^t  uuDerbtenten  iBenoeiS  gu,  ben 
ff  jebo^  in  bem  tröftlid^en  @ebanfen  gu  Det- 
^«qen  tDufetc,  bafe  feine  Se^re  Don  ber  ,,©d^rift« 
^Übjop^ie"  mie  ein  lebenSföl^igeS  SfleiS  bereits 
^|ii)4ieBen  beginne.  3m  Uebrigen  ^atte  Oetin« 
SR,  bie  feinergeit  3acob  Sö^me,  meld^er  bie  i^m 
ni$t  unbebingt  ©laubenben  für  i^einbe  @otteS 
dißtt,  au(^  Don  feiner  ^©d^ftpbiJofopftic"  eine 


nid^t  geringe  ÜJleinung.  „SBer  meinen  gangen 
SebenSgang  gufammenfagt,  mtrb  finben,  ba^  ic^ 
mit  göttlid^em  ^Berufe  in  ber  ©ad^e  arbeite." 

OetingerS  X]^eofo))]^ie  ift  nid^t  ol^ne  Sinflug 
geblieben,  ©d^on  gu  feinen  Sebgeiten  fanb  er  in 
feinem  engemSaterlanbeiBerftönbni^  unb©d^üler. 
Unter  feinen  ^mtsbrübem  maren  eS  namentlid^ 
gmei,  bie  Pfarrer  gridter  (geft.  1766)  unb  ^l^il. 
9Ratt^.  ^abn  (geft.  1790),  meldte  auf  feine  ®runb- 
gebanfen  eingingen  unb  biefelben  t^eilmeifemobifi- 
cirten ;  il^nen  reil^t  ftd^  als  begeifterter  Slnl^önger 
OetingerS  in  ber  ©d^meig  ber  SintifteS  ©t)Iei^  gu 
©d^aff^aufen  an  (geft.  1854).  Sinen  merfmürbi« 
gen  Sßerbreiter  feiner  3been  unter  bem  SBoIfe  in 
SBürtemberg  fanb  Oetinger  an  bem  Säuern  3o]^. 
mä),  ^a)n  (gefl.  1819),  be^en  ^n^önger  ÜJlid^ 
lianer  (f.  b.  SIrt.)  genannt  mürben.  3nbe|  ifl  meit 
mel^r  ber  (Ermahnung  mertl^  ber  uuDetfennbare 
Sinjlu^,  melden  bie  tl^eofop^ifd^e  ©peculation 
OetingerS  auf  ©d^eHing  (f.  b.  9lrt.),  namentlid^ 
auf  bie  Sutmidflung  Don  beffen  fog.  gmeiter  $^iIo« 
fopl^ie,  unb  auf  gfrang  D.  Saaber  (f.  b.  9Irt.)  auS« 
geübt  fyit  Ueberl^aupt  föDt  OetingerS  ©qftem  in 
bie  Sinie  gmifd^en  3acob  Sö^me  unb  ©d^eDing. 
(Sgl.  Huberten,  2)ie  Xl^eofopl^ie  OetingerS  na$ 
il^ren  ©runbgügen,  Tübingen  1847;  Sämann, 
OetingerS  Seben  unb  Briefe,  ©tuttgart  1859; 
SBöd^ter,  Senget  unb  Oetinger,  ©üterSlo^  1886 ; 
^ergogS  Sftealenc^IIopöbie  für  jiroteft.  Sl^eol.  unb 
Äird^e,  2.  «uff.,  XI,  1—4.)  [IKeper.] 

^ittiuicn  (Otinga),  gemöl^nlid^  Slltötting 
genannt,  ein  9Rar!tfIedfen  in  Oberba^em,  unmeit 
ber  5Künbung  ber  3fen  in  ben  3nn,  ift  ein  alt» 
el^rmürbiger,  fiarf  befud^ter  SBaQfal^rtSort  U.  S. 
t$frau,  baS  beutfd^e  Sorcto.  3um  ©d^u^e  beS 
UebergangS  über  ben  3nn  unb  ber  l^ier  fid^  freu« 
genben  ©tragen  Don  ©algburg  (Juyavia)  unb 
$fungen  (Pens  Oeni)  l^er  l^atten  bie  ätömer  ba, 
mo  ftd^er  löngft  fd^on  Sultur  unb  großer  Serfe^r 
beftanb,  ober  in  unmittelbarer  9{äl^e  il^r  Turum 
befeftigt  (ogl.  Reichard,  Orb.  terr.  ant.,  Norim- 
bergae  1822,  tab.  X;  m,  ^uhtt,  ©efd^id^te 
ber  ginfübrung  unb  Scrbreitung  beS  ßl^riften» 
t^umS  in  ©üboftbeutfd^Ianb  in,  ©algburg  1874, 
37  f.).  $Ia^,  ®ut  unb  (Sebiet  muffen  bebeutenb 
gemefen  fein,  benn  als  um  520  bie  Sajumaren, 
ber  alten  ©age  nad^,  in  biefer  @egenb  ben  bauem* 
ben  Seft|  beS  fianbeS  fid^  erfömpften,  mirb  unter 
ben  beften  unb  mid^tigften  ®ütem,  meldte  ber  ^en» 
fd^enben  gfamilie  gufielen,  aud^  Oetting  ermäfint, 
toeld^eS  Don  Sutl^  (Otto),  bem  ©ol^ne  eines  ^er« 
gogS  Sl^eobo,  ben  92amen  l^aben  foD.  ©eitbem 
blieb  es  faft  1000  Saläre  lang  eine  l^ergoglicfje, 
refp.  föniglid^e,  fe^r  beliebte  ^folg.  Urfunblid^ 
meilte  ^ergog  laffilo  n.  im  3.  770  unb  772 
gur  SBeil^nad^tSgeit  l^ier  (f.  Qfri^brid^  ^eftor  ©rnj 
§unbt,  in  ben  5lb]^anblungen  ber  bift.  fflaffe  bcr 
fgl.  ba9rifd^en3lfab.  b.  SBiffeufd^.  XII,  1  [1874], 
176).  6ine  d^riftlid^e  ffird^e  fonnte  ft^on  gur 
Sömergeit  an  einem  fo  bcfud^ten  ^la^e  ni^t 
feilten;  in  ben  Serl^cerungen  feit  5lttila  mod^te  fie 


767 


Oettingen. 


76E 


)u  ®runbe  gegangen  fein.  Sa  ieboci^  Oetting 
megen  feinet  gänftigen  Sage  im  ^erjen  bed  %a)u- 
warenlanbe«  frül^äeitig  eine  l^eröonagenbe  SKal» 
ftötte  geuejen  ju  fein  fd^eint  toofür  aud^  baS  ur- 
alte, bis  in  bie  tpöteren  Seiten  nid^t  angetafiete 
eigene  SDlüngred^t  (f.  Duellen  u.  Erörterungen  jur 
6at)rifd^en  unb  beutfd^en  ©efd^id^te  V,  SRünd^en 
1857,  139;  VI  [1861],  546;  Monuin.  Boic. 

XXXVI,  2,  Monachü  1861,  92  u.  ö.)  fprid^t, 
fo  mu^te  natürlid^  ber  93at)emapofieI  @t.  (Rupert 
(f.  b.  9lrt.)  neben  ber  «Pfalj  eine  guItuSftötte 
mit  Ißrieflem  einrid^ten,  um  bad  iunge  (S^riflen* 
t^um  bei  bem  }u  Statl^  unb  ©erid^t  S^  Vertrag 
unb  Ipanbel  bort  oft  sufammenfhömenben  93olIe 
lei^ter  su  Derbreiten  unb  ju  erlitten.  2)ad  ift 
mol^l  ber  Urfprung  ber  unftreitig  in  bie  ÜJlero- 
mingerseit  reid^enben  ftopeOe  )u  Slltötting  mit 
il^rem  alten  marianifd^n  @nabenbilbe  unb  ber 
ÄViQfa^^rt,  ffir  meldte  ein  anberer  gefd^id^tlid^er 
^ntfte^ungSgrunb  ftd^  nid^t  angeben  lö^  (t>gl. 
^Miber,  im  »rc^it»  fär  öfterreic^ifd^  ®efd^id^te 

XXXVII,  SBien  1867,  97  ff.),  ^xtt  hielten  im 
2)ccember  806  bie  faiferlid^en  ©efanbten  Srj- 
bifd)of  9lm,  S^ifd^of  Sbalmin,  ®raf  9lutolf  in  do- 
minico  et  publico  fisco  einen  großen  Sanbtag; 
bier  feierten  urfimblid^  in  palatio  regio,  in  do- 
minicali  et  regia  curte  bie  ff  önige  SubU)ig  ber 
S)eutf4K»  ffarlmann,  Smulf,  Subloig  bad  JKnb 
unb  noA  ("teinricb  III.  unb  IV.  oft  bie  fin^lid^en 
8epe,  wie  Opern  (832.  837,  878.  879,  888. 
892),  aBeibnad)tm  (877,  879,  896.  897,  905, 
1053\  (rpipbanie  (1060).  Slariä  ^immelfabrt 
($98, 901. 903)  unb  anbert.  mobci  n)id)tige  ^cte 
DoUjpgen  mürben,  ^efonberfi  gern  mobnte  ffö« 
nig  ffarlmann  bort:  er  baute  876  neben  bie  ^fal5 
eine  Aird)e  (S.  Phüippi  Apostoli ,  bejien  einen 
"Slrm  er  au4  9iem  al4  dteliquie  mitgebradEit)  nebft 
Älefter  ?ür  S^enebictiner  unter  ^bi  SSerinolf.  fefte 
barin  bie  l^iber  be4  bl.  Siapmilian,  ber  bl.  gf 
licitai  unb  ibrer  ei^bne  iammt  anberen  Kdiauien 
bei.  gab  ibr  jur  "^u^fzeurr  bie  itid)  botinc  'S^arirn- 
loreUe.  btf  ^btei  5}ian«  unb  anber«  @üier  unb 
fanb  Nuin  (i}iär5  SSO^  Kine  le^e  %ib<vtätte.  £a$ 
filcfier  )u  Cetiing  licb^tn  unb  b<«'«ben!tm  aucb 
feine  ^idcb^olcjer.  *o:er  rub:e  Ämulr  S93  tom 
xn<^brif'itoi  $<1^5uc:e  au$;  birr  trurb«  tbm  iein 
Scbn  iabwict  geboren,  rem  Siaiwer  «?nb;»ifcc» 
C«:ine  icor  r^gis^  cetaun  un?  iTi^bl  cu±  (rcr: 
"SbÄ  Ä::\ru:>^  en^otn:  b:*r  Icc  ^.nml»  S9v 
^;^^^rar.!  «::>  fiinr^e  rxibrictnlicfc  cuct  'einer 

l>»*d*>  0,««Mf«f  I^.V        A«..|  ^^S«    M.M   «         fl'.v        4^v^*..r>k 

inCe^JcneiÄ  Cw^  rj^r:c  Ni4Ä:rS  9C'7  ^:«  i?:r.« 

*  *  

^•v>N     .  Oi^^i— .0^ '^'i        Nr»    •~»»    Sf*—     :*-rf*"r—       ..-wV 
V*^—    jT**-**- »/r  ^t*»*?  ^— *v*""^  |?--j'  ^*v»"^—  »/^~ 
N. ..»*..     ^«»v  i>  •■►•"■^"Nf  •—• — 'v  ^«-»^  ^  — '  TTT 
vVO:;  >v — ■»"  111   '-'v'^  •— '^^  »v-—-**  IV   '  -^S 


I       ^   «   ..»»  ..  >  ^  \       ^•"•..    .  ...  i 


,...k.      .   »X 


z^> 


k*..V.»B    .  W-«       X. 


bie  ^Reliquien  maren  (nad^  SRögling)  gerettet  ton 
ben  (ögl.  %  §uber,  (Jinfül^rung  1, 126  ff.).  9W 
^erfteUung  ber  Stu)^  !am  ber  Htm  bed  l^tge 
flpofteld  $]^ilippu8  mit  Dielen  Reliquien  in  bi 
mieberl^ergeftellte  $farrürd^  Oetting  gurudt;  bc 
ftlofter  blieb  Demid^tet.  2)ie  Reliquien  ber  p.  gi 
lidtaS  unb  93italiS  mürben  nad^  fMofler  9u,  b 
beö  1^1.  ÜJlasimilian  burd^  ^ersog  ^einrid^  I 
um  985  nad^  $affau  Derbrad^t.  Oetting  um 
nad^  mie  Dor  ein  ©ammelpla^  ffir  f^oc^  unb  ^bc 
)um  So>td  ber  Slnbad^t  fomol^I  alö  mand^  Se 
lanblung;  nur  bie  ftönige  famen  fettener  in  fi 
eilte  ^fa^,  befonberS  feit  SutmidHung  ber  Sanbc! 
(ol^t,  bie  SBittelSbad^er  ^)oge  bagegcn  um ' 
lieber  unb  5fter.  ©oumgiirtete  Otto  ber  &Ian4 
1253  l^ier  unter  großer  $rod^teittfaItung  fra 
Sö^ne  Submig  unb  f^eimrid^  mit  bem  BäfOKä 

tergog  Submig  ber  fteHdeimer  mar  mit  Sr)Mf(l(i 
berl^arb  IL  Don  @al)burg  in  ^an^  genüge 
megen  beö  $atronat8  über  bie  ^aneien  Octtin 
unb  ©afiein.  68  !am  1228  jumSBergleid^:  M 
mig  entfagte  feinem  Snfprud^  onf  ®aftein,  (Qa 
l^rb  bem  auf  Oetting,  merni  ber  &eq|og  fcii 
9bfid^t  gema^  bort  ein  (SoHegiatttift  erri^k 
mürbe.  S)aS  gefc^^,  unb  fd^on  1231  fonnte  &a 
^rb  bie  neue  $ropfiei  beflötigen,  mobei  er  ba 
^ropfle  ben  Sorrong  unter  ben  Stiftöpröpßnte 
Srsfprengeld  gugeftanb  (DgL  A.  de  Meilkr,  Bi 
gestaarchiepisc  Salisb.,  SBien  1866, 242.258J 
Sem  6tifte  mürben  bie  $faneien  Seufitti^ 
Siegern,  99urgfir(ben  unb  $era((  pleno  joreii 
corporirt.  fturfürft  SRo^imiltan  L  recrganijid 
1627  bie  ^rcpftei  unb  fieberte  i^  Srnfnnfk 
fturfurf)  tyerbinanb  SRario  Dermebne  1672  U 
3abl  ber  €borbenen ;  ffonig  ^ai  L  ^  bai 
etiit  auf.  ^ie  $rrpne  nabmen  nteiß  orntt» 
liAe  eteüen  ein;  mebrere  martnftcn«lcr  bcr{)ir 
5Pae,  mie  öeinridb  L  (1270— 1279V  oeaciin 
(13761  »iidwel  9iiebercr  a4oS— 1472i.  ^ 
rid)  iDiaurürcber  (1472;  gen.  14^5  c»  j^ 
ücn  iVinau).  3cbann  SeuWer  USOS— 1516) 
!  3:e§  !?e|tem  Vorgänger.  5rbacn  Kaos.  kfi 
1499  ten  ®nmb  ju  ^er  nnar.  xuä 
grinsfinbe.  trclie  Svitc»  9?c:fal^  kc 
'«  1511  ireijte.  uö  ber  t^si«  cab 
farelle.  ber  Kcimt  i?rÄ  iiZr"*  nsb  }Bm 
^z::l:e.  Um  ier.e  3^-  -'-^  eir.  irielocBflBita 
aiirn-rcer.  S5ci'::irc  ftcli«-».  ^er  5cii  W 
g<t:u::ftrtrf  *:::;  firlb^cer.  e=  x^fcrlgcräBa 
'cti  l-tS7  fiir.\\€z  isr*:c  ©<c:c*  ^e*  Sbifa 

...Mi>        ...ata.     »^X..  .*.«.     «%^^aK«ia     «h^»« 

,.^v    ^^.    T^l'i    ""i    ^**  v^-w^  "ir^T  fs*' 

Vi:::^  er  bci:^  iribe:.::  tr  rr^RÄt'fe::^,  Sä 
¥r->rn?<::r.  irr:-f.nr?ri±c- me^^sÜbI 

^-:.^  xr:^\-l;:!r::;:  1 :  .4  —  I  v  ^  ncrSe  It 
Sic?  N:  Äir-i-:  "ri±  ?:zcicxTEi  ara&Eö 


769 


Offenbarung. 


770 


foH  gr5^ent^U8  (tKinmter  gmölf  9())ofleIfiatuen 
MB  naffbem  @tlber)  nid^t  mel^r  gurücf .  3u  eint» 
p  lErfa^  gab  ein  ^ersog  (SBU^elm  IV.?)  bad 
jogoL  dolbene  915^1  eined  ber  {ci^önften  unb  loft* 
boPcnSBerfe  franjdftfd^er  @(^mclgfunfi,  h)eld^ed 
H13  ^erpg  fiubmtg  (mit  bem  ^Beinamen  bar- 
batos)  oiiS  $ariS  mitgebrad^t,  in  bie  Bfyiiflcatmtt 
(Cbrrba^er.  «rd^io  XIV  [1854],  283  ff.).  2)a- 
Butt  nmrbe  aud^  boS  alte  ^ofgut  gönjltc^  <iufge« 
löst  fo  bag  fürftlic^  $erfonen  längere  3cit  feine 
pofirnbe  SBo^nung  in  Oetting  mel^r  l^atten.  @o 
ni|te  1658  ftaifer  StopoVb  L  bei  ben  S^or- 
tomi,  fein  ®efoIge  (mit  84  ^ferben)  bei  ben 
gnmaficanem  meinen.  Srft  ^ropf!  ^Ibred^t 
Sgornnb,  Sonbgraf  »on  Seud^tenberg  unb  Sifd^of 
MB  Sreifing,  traf  1675  bauliche  SSorforge  )u  ȟr- 
biger  Sufnobme  k)on  gfürfien.  —  ^ergog  SBil- 
IcbD  y.  ^tte  )ur  ^ebung  ber  @eeIforge  einige 
Scfniien  nac^  Oetting  gefenbet;  1596  bejogen  ^e 
^  neues  (Seböube  mit  ber  ID^agbalenenfird^e. 
jenes  U)urb€  1605  unb  1645  enoeitert,  biefe 
1697  neu  unb  größer  gebaut  unb  1700  burd^ 
8iJ4of  6tgmunb  DonSl^iemfee  geh)ei]^t;  baneben 
otM  1674  ber  fd^öne  @t.  3i)fe))^faal  fflr  bie 
BMiianifc^  Kongregation.  Unter  bem  frommen 
gnm)  SDU^lm,  ©rufen  t»on  SBartenberg,  ber  bie 
Sropllei  Don  1604 — 1661  inne  l^atte^  gugleid^ 
9it4of  oon  KegenSburg,  OSnabrüd  :c  mar  unb 
40  gnincificanerfldfter  errid^ten  l^alf,  erl^ielt  ber 
{oop^ifd^  Orben  aud^  in  Oetting  ein  Jtlofter; 
tk  äxt^  nmrbe  1657  Don  Sifd^of  gfranj  Don 
^äfiia^  gemeint,  mobei  5000  ^erfonen  bie  l^ei- 
liQc  ginnung  empfingen.  Um  1678  legte  man 
BRt  Dielen  Jtoften  um  bie  l^eilige  PapeDe  baS  gfun- 
boment  ^u  einer  großen  Jtirdde.  Itaifer  ffarl  YII., 
bec  mit  feiner  gfamilie  fafi  ia^rlid^,  mitunter  ^u 
Sbb,  biefe  SBaUfal^rt  befud^te,  moUte  ben  iBau 
nxiter  führen,  hxirb  aber  burd^  frübseitigen  Sob 
bonm  gebinbert.  3e|t  bejetd^nen  IBöume  ben  Um« 
bü  ber  beabfubtigten  ffird^e.  S)urd^  $ro))ft  ^er- 
m  Siemens,  {htifärft  Don  fföln,  befamen  1721 
bie  cngUf^en  gfröulein  ein  ^auS  unb  Snftitut  in 
Cftttng;  unter  ber  Oberin  @Iifabetb  Don  ®iggen« 
Ml,  ber  Xod^ter  ber  @tifterin,  mürbe  1735  bie 
St  3ofepb3fird^  gemeint.  2)er  pl^ilofopbifd^e 
3rit(|rift  Dertrieb  1773  bie  Sefuiten,  1803  bie 
dnnäScaner  auS  Oetting,  Derurtl^eiUe  aud^  bie 
ogtifiben  gfräulein  ^um  StuSfterben  unb  l^ötte  mo 
>5fili4  felbft  bie  SBaUfabrt  Demid^tet.  S)od^  blieb 
öSe^  beS  alten  SebenS;  im  SfranciScanerflofter 
femben  bie  ftapujiner  ber  aufgelösten  ^roDtu} 
cncrntrirt,  erl^ielten  1826  bie  (Srlaubni^.  92o* 
b^  auf^une^en ,  unb  goblten  1894  bier  in 
2  ()mifem  28  $riefter  unb  25  Saienbrüber.  2)ie 
miij^en  gfröulfin  burften  1824  Sanbibatinnen 
ttK^men  unb  b<iiten  1894  bier  65  g^öulein, 
tt64mefiem,21!ßoDisen.  1283ö9linge,  18ean- 
tiotinnen  unb  eine  febr  befud^te  @d^ule  unb  Se« 
>a)mKfioIt  S)ie  feit  bem  Sabre  1827  unter  einem 
Sindor  mirfenben  SBaOfabrtSpriefter  machten 
1841  benSiebemtorißen  $Ia^,  unb  als  biefe  1873 

fSrAcnIcxUon.  EL  2.  KufL 


meid^en  mußten,  ubemal^men  einffaoeilen  Jtapu- 
Siner  il^re  SIrbeit.  an^mifd^en  nxir  aud^  baS  Slrd^i« 
biaconat  ®arS  Don  ber  Srjbiöcefe  Salzburg  ge- 
trennt unb  fo  }ert]^eilt  morben,  ba^  auf  ®mnb 
beS  SoncorbatS  Don  1817  bie  pb^re  ^ropftei 
Oetting  }ur  2)ibcefe  $affau  !am.  IBei  allen  biefen 
SBerönberungen  blieb  bie  SSerel^rung  beS  fatboli- 
fd^en  SSolfeS  gegen  baS  marianifd^e  ^iligt|um 
unDeronbert ;  in  Dielen  unb  großen  3ügen  ftrömt 
eS  aUiöl^rlid^  feM  auS  meiter  Ofeme  an  ben  ®na« 
benort;  jabllofe  SotiDbilber  unb  ^ufjeid^nungen 
er^öl^len  Don  ben  mannigf altigflen  ©ebetSerl^örun* 
gen ;  bie  f ebenSmertl^e  @d^a^!ammer  berid^tet  Don 
bem  Saufe  unb  ber  oDfermiOigen  Siebe  aller 
@tönbe  }u  U.  S.  gfrau ;  bie  in  ber  l^eiligen  Sta* 
pelle  aufbemal^rten  iQ^x^^^  ber  ba^rifd^en  gfürften 
Don  Ihtrfürft  3JIqi  L  an  bis  auf  ffönig  Submig  ü. 
(barunter  aud^  baS  ^erg  Jtaifer  ifarlS  VII.) 
fpred^en  eS  laut  auS,  oaf  SRaria  Don  feiger  als 
befonbere  Patronin  IBa^emS  galt.  IBon  ber  3^^^ 
unb  Slnba^t  ber  Pilger  geben  ftatiftifd^  {Rotigen 
einigen  Segriff:  bei  ben  SfranriScanem  allein  em- 
pfingen im  erften  Sobre  ibreS  l^iefigen  äBirfenS 
17000  $erfonen  bie  l^eilige  Kommunion;  im  3. 
1753  bei  ben  Sefuiten  134000;  Don  1666  bis 
1719  mebr  als  22  SRillionen;  im  3. 1870  me^r 
als  188000  unb  1893  aber  240000  nad^  amt- 
lid^en  93erid^ten.  (!Bgl.  3i>nmermann,  ihirba^e- 
rijd^er  geiftlid^er  Stal  U  [1755],  160  ff. ;  Mayer. 
Thes.  novus  jur.  eccles.  11,  Batisb.  1791, 
173 sqq.;  Jtopolt,  ©efd^id^te  ber  uralten  beiligen 
ftapeae  gu  Slltötting,  Slltenbtting  1815^  mo  aucb 
bie  frül^ere  Siteratur,  SlDentin,  Sifengrein,  ^un- 
biuS,  SJrpngu.  f.  f.,  Dergcid^net  ift;  SoDaria.  San« 
beS-  unb  ißolfSfunbe  beS  JFönigreid^S  Sägern  I, 
ÜKünd^en  1860, 821  ff.;  SB. ÜKaier,  ©ebcnfblätter 
unb  Sulturbilber  auS  ber  ©efd^id^te  Don  ^Itötting, 
SlugSburg  1885;  SRubnidK,  2)ie  berül^mteften 
SQBottfabrtSorte,  ^aberbom  1891,  56  ff.;  ffraut- 
babn,  ®eid^.  ber  uralten  SBaOfabrt  in  Slltötting, 
9.  aup.,  ^lltötting  1 893.)  [SrauumMer  0.  S.  B.] 
0fftnbatuni  im  meitem  @inne  l^ei^t  Jebe 
^eu^erung  eines  SBefenS,  burd^  meldte  baS  in 
feinem  3nnem  93erborgene  nad^  Sugen  funbgetban 
unb  bisber  UnbefannteS  Ruberen  mitgetbeilt  mirb. 
3n  tbeologifd^em  Sinne  ift  bie  Offenbarung  (iro- 
xa/.u^tc,  <pav£pcu7i?,  revelatio)  eine  9leu|erung 
©otteS,  burd^  meldte  bem  9){enf^en  baS  il^m  fonft 
unbefannte  ©ein  unb  S38efen  unb  ber  SBiDe  ©otteS 
funbgetban  merben.  I.  ®ie  erfte  unb  grunblegcnbc 
Offcnborung®otteS  ift  bieSdftöpfung,  burd^  meldte 
erft  SEßefen  au|erbalb  ©otteS  betDorgebrad^t,  bie 
SSoHfommcnbeiten  ©otteS  mibergejpicgclt  unb  ben 
Demünftigen  ©efd^öpfcn  gur  ffeuntni^  gcbrad^t 
morben  fmb  (Dgl.  5Röm.  1, 18  ff.).  ®er  öufecm 
Offenbarung  entfprid^t  baS  innere  Sid^t  ber  Ver- 
nunft unb  baS  fittlid^e  Semu&tfcin  (©cmiffen)  beS 
aWenfd^en  (Möm.  2, 14  ff.);  beibe  geben  bem  5Dhn- 
fd^cn  bie  aWöglid^feit,  ©Ott  auS  ber  JJatur,  ber 
innem  grf abrung  unb  ber  ©cf d^id^te  gu  erfennen. 
2)ie)e  Offenbarung  ©otteS  mirb  natärlid^e  Offen- 

25 


771 


Offenbarung. 


772 


barung  (rev.  maturae)  genannt  »eil  fie  burd^ 
bie  !Ratur  ber  Singe  gegeben  unb  burd^  ba§  natür» 
lic^e  Vermögen  ber  Semunft  erfonnt  »irb. 

II.  3m  engem  unb  ftreng  tl^ologifd^en  Sinne  ift 
bie  Offenbarung  bie  Äunbgebung  unb  aKitt^eilung 
®otte§  an  bie  ^^enfd^en  in  IBe^iel^ung  auf  il^r  unb 
ber  SBelt  SJerl^altni^  ju  il^m,  b.  1^.  in  Se^iel^ung 
auf  bie  poftttDe  Sieligion.  @ie  ]^ei|t  fibematürlici^e 
Offenbarung  (rev.  gratiae),  toeil  fie  nid^t  blofe 
3U  ber  natürlid^en  Offenbarung  j^injufommt  unb 
fie  ergönjt  unb  oertoltfommnet  fonbem  aud^  auf 
aufeerorbentlid^e  SBeife,  burd^  Seigren  unb  Jl^at« 
fad^en,  bie  Mmad^t  unb  Mmiffenl^eit  ®otte§ 
offenbart  unb  ben  aWenfd^en  biejenigen  religiöfen 
unb  fittlid^en  SBal^rl^eiten  mittl^eiU,  »eld^e  ber 
natfiriid^en  Srfenntni|  unjugönglid^  fmb  unb  ftd^ 
auf  baS  übernatürliche  3iel  beS  ^fflenjd^en  be§ie]^en. 
^efe  Offenbarung  fann  junöd^ft  nur  tl^atföd^ßd^ 
angeboten  unb  mitgetl^eilt  werben.  9In  bie  SSirf« 
lid^feit  berfelben  in  ber  ©efd^id^te  unb  ©rfal^rung 
fniipft  aber  bie  abStracte  SBiffenfd^aft  bie  Sl^eorie 
ber  Offenbarung  an,  U)eld6e  bie  il^rer  gefc^id^tlid^en 
@rfd^einung  )u  @runb  liegenben  ^ßrincipien  er* 
örtert  unb  bie  Offenbarung  al§  bie  ©runblage 
aUer  äteligion,  bejonberS  aOer  pofttiDen  SReligion, 
nad^meiSt.  2)ie^  gefd^ie^t,  inbem  bie  gefd^id^tlid^en 
Xl^atfad^en  ber  OffenbarungSlcl^re  unter  bem  ®e« 
ftd^tSpunfte  be§  göttlid^en  UrfprungS  nad^  il^rer 
SD'töglid^feit  unb  ^lotl^menbigfeit  naiver  unterfud^t 
merben.  1.2)ie  gefd^id^tlid^e  SBirflid^feit 
ber  übematürlid^en  Offenbarung  ift  ebenfo  un* 
beftreitbar  tt)ie  bie  Sbötfad^e  ber  natiirlid^en  Offen« 
barung,  »eld^e  mit  ber  Sl^atfad^e  ber  natürlid^en 
@otte§erfenntni^  5ufammenföQt.  S)ie  allgemeine 
Verbreitung  ber  Äeligion  unb  bie  tt)iffenfd&aft« 
lid^e  Ueberjeugung  aller  Seiten  bettcifen,  ba&  bie 
Sd^öpfung  eine  Offenbarung  ©otteS  ift  unb  al§ 
folc^e  Don  ber  menfd^lid^en  SSemunft  erfonnt  wer- 
ben fann.  ©aneben  aber  l^öben  bie  alten  Meli» 
gionen  aud^  bie  Erinnerung  ben)a]^rt,  ba^  ®  Ott  einft 
unmittelbar  mit  bem  ^Renfd^en  öerfel^rt,  i^m  fein 
SBefen  geoffenbart  unb  feinen  SBiflen  mitgetl^eilt 
l)abe.  SBa§  l^ier  nur  unbeftimmt  unb  legenben« 
l^af t  überliefert  mürbe,  ba§  lel^rt  un§  bie  ©efd^id^te 
ber  Offenbarung,  mie  biefclbe  im  3llten  unb  9Jeuen 
3:eftament  bargcftettt  ift,  f lar  unb  jmcif ello§.  ®ott 
l)at  fid^  ben  erften  SDitenftiöen  im  ^arabieS  ge« 
offenbart,  l^at  pd^,  nad^bem  burd^  ben  SünbenfaÜ 
bie  ®abe  ber  Uroffenbarung  öerlorcn  gegangen 
unb  bie  natürlid^en  fträfte  ber  SSemunft  unb  be§ 
SBiHenS  gefd^mäd^t  maren,  be§  SD^enfd^en  wieber 
erbarmt,  inbcm  er  ben  ©tammeltem  unb  weiter« 
l^in  ben  ^atriard^en  erfd^icn  unb  il^re  Hoffnung 
burd^  bie  mefftanifd^en  SBeiSfagungen  belebte. 
2)urd^  9Rofe§  gab  er  bem  au^ermäl^lten  Solle 
baS  ®efe^  unb  bie  tjfü^mng  in  ba§  gelobte  Sanb 
unb  ermecfte  bann  eine  Slei^e  ^roplieten,  um 
feinen  SBiHen  funbjutl^un  unb  baS  SSolf  feinem 
3iele  entgegen^ufül^ren.  9118  bie  Vorbereitung  ah* 
gefd()loffen  unb  bie  3fM^  ber  Seiten  gefommen 
loar,  fanbte  ®ott  feinen  eigenen  ©ol^n,  um  bie 


ÜJlenfd^l^eit  )u  erlöfen,  ju  belel^ren  unb  gur  Sei 
einigung  mit  ®ott  )u  fül^ren.  Sßie  bie  X^atja^ 
ber  SJ^enfd^merbung  unb  bad  Seben,  2eiben  in 
Sterben  3efu  ber  l^öd^fle  (Sxtotx^  ber  göttli^e 
Siebe  unb  ^Qmad^t  ift,  f o  ift  aud^  bie  Se^re  S^ 
bie  le^te  unb  l^öd^fte  Offenbamng  auf  Srben  (^ 
§ebr.  1, 1).  3Rit  g^riflu§  ift  bie  Offenborm 
abgefd^loffen.  9luf  il^n  ald  ben  t)er(eiBenen  W( 
päd  f^attt  bie  gange  altteftamentltd^  Offenbam 
vorbereitet,  Don  i^m  ald  bem  in  9ntnfd^engepc 
erfd^ienenen  ®otte§|o]^n  gel^t  alle  9Ritt^ilung  fi 
bie  Sufunft  auS.  6r  ift  bie  Sonne,  n)eld^  t> 
bem  Aufgang  einjelne  Sid^tftral^len  t)orau§fenb( 
unb  nun  Mt%  mit  ber  göttlid^en  SBa^rl^t  c 
leud^tet.  S)ie  Slpoftel  waren  wol^l  Organe  b 
Offenbamng,  aber  il^re  Slufgabe  beftonb  bort 
Seugen  3efu  bis  an  bie  ®ren)en  ber  Srbe  i 
fein,  Dom  l^eiligen  ®eifte  erleud^tet  bie  fie^re  3e 
allen  Völfem  gu  Derfünben  unb  fein  SBerl  fortgi 
führen.  Oeffentlid^e,  für  alle  SKenfd^n  bepimn 
Offenbamngen  finb  Don  ba  an  ni(^t  mel^r  mA 
\id);  ^riDatoffenbamngen  (f.  b.  »rt.)  pnb  nii 
auSgefd^loffen,  aber  bief elben  fönnen  für  bie  Pire 
nid^t  Don  Vebeutung  fein  unb  bie  uniDerf ette  Offei 
bamng  in  ®]^riftu§  nid^t  ergönjen.  gifi  im  Sei 
feit§  ift  eine  neue  Offenbamng  )u  entarten,  b< 
Sd^auen  ®otte§  (rev.  gloriae). 

2.  3n^alt  unb  Swed  ber  übematürlid^ 
Offenbamng  begiel^en  fic^  auf  bie  SBa^r^ 
unb  ®ebote,  weld^e  gur  ßneid^ung  bed  ewige 
feiles  notidwenbig  ftnb.  3n  ber  Offenbarung  be 
^Iten  XeftamenteS  nad^  bem  gfalle  SbamS  tm 
man  gunöd^ft  ben  S^td  ber  SBieberl^erfteHung  he 
natürlid^en  ®  otteSerfenntni^  unb  beS  9laturgef(^ 
erfennen,  ba  ber  S)ecalog  ben  ÜKittelpunft  ber  afr 
tcftamentlid^en  ®efe^gebung  bilbet  unb  bie  &* 
baltung  be§  ®laubenS  an  ben  Sinen  @ott  oH 
wefentlid^e  Aufgabe  begeid^net  wirb.  %ber  f4loii 
bie  @efd^id^te  ber  mefftanifd^en  SBeiSfagunga 
(f.  b.  SSixl  «Keffiag)  unb  bie  Ibeologie  ber  ?»» 
pl^eten  geigen  un§,  bog  aud^  bort  bie  Offenbonntd 
auf  bie  ®ebeimniffe  ®otte§  unb  namentlid^  auf 
ba§  ®mnbge]^eimni|  ber  göttlid^cn  ^cifööconotnie, 
bie  9(u3f  ü^mng  be§  ewigen  ^eilSratl^f  d^luffed,  ^' 
gerid^tet  war.  S)ie  9ßei§beit§büd^  ma^en  loie« 
berl^olt  auf  bie  Unbegreiflid^^feit  ®otted  oufnerf' 
fam  (3ob  26,  14;  36,  26.  Ißreb.  8, 17.  SBri«. 
9,  13—17.  gccli.  3,  22-25).  ©urd^  (S^rilia»' 
weldfter  allein  ®ott  fd^ute  (3o]&.  1,  18),  ttmtbfli 
bie  ®e^eimniffe  be§  Keid^eS  ®otte8  unb  bie  Ziefen 
ber  ® ottbeit  geoffenbart.  2)ie  Spoftel  waren  kic 
Organe  biejer  Offenbamng  unb  erl^ielten  ben  i«« 
ligcn  ®eift,  bamit  fie  in  bie  ©ebeimniffe  ein« 
geweil^t  würben  unb  biefelben  ben  ^Dlenfd^  mit' 
tbeilen  fönnten.  S)enn  blo|  bun^  bie|e  für  bei 
DffenbamngSbegriff  wefcntlid^  SRittl^eilung  be 
®ebeimniffe  fann  ber  S^Dedf  ber  Offenbamng  ci 
reicht  werben,  S)ie  claffifd^e  Stelle  für  ben  fflte 
natürlid^en  ß^b^^^^^ter  biefer  ©otteSoffenbarungi 
1  6or.  2,  4—16;  4, 1.  ©iefcr  fd&liefeen  fid&  ai 
gpb.  3.  4— 9.  6ol.  1,26.27.   1  ^tr.  1, 1 


773 


Ojfenbarung. 


774 


2iPdt  1. 4.  SBattl^.  11,  25—27.  ^0%  1,  17 
(tgL  Almtgen,  2)ie  tl^ologte  bei  93or5ett  I,  6,  3 
[2.  «njL  TOunft«  1872,  H,  62  ff.]),  gmor 
finde  c8  fd^inen,  ba^  burd^  bie  Offenbarung  beS 
WH  Smigfcü  fyx  verborgenen  ®e^eimmffe§  bad 
Sefen  unb  ber  SBille  @otte8  bem  menfci^Iici^en 
Saßonb  nun  gan}  begreiflid^  gemorben  feien, 
allem  bieft  i{l  boc^  nid^t  ber  gfan.  2)te  Offen- 
taong  ber  ®e^etmniffe  f^at  Dor  tSUem  ben3n)ed, 
bcn  Uenfd^  überl^upt  üon  bem  SSorl^anbenfein 
bofelben  Äenntni^  in  geben.  Sine  oolle  Stnfid^t 
(fl  bamit  nid^t  oerbunben,  Dielme)^  muffen  bie 
Scteinmiffe  mit  bem  ®Iauben  ergriffen  werben. 
Sott  iDobnt  Qud^  für  ben  ©laubigen  in  dnem 
nptgSngttd^en  Sid^t  (1  %m,  6, 16).  SBir  er- 
tönen ®ott  blog  tl^eilmeife,  ratbfelbaft  mie  burd^ 
dam  Spiegel  (1  Sor.  18, 12).  2)ie  Söter  l^aben 
oh)  ßeiS  bie  Slpfferien  in  ben  d^riftlid^en  Seigren 
nb  Sinri^tungen  anerfonnt  unb  gepriefen. 

8. 2>ie  t$or  m  ber  Offenbarung  lögt  fu^  nur 
Ali  ber  gefd^d^tlid^  SBirflid^feit  entnehmen.  S)a 
flter  bie  übematürlid^e  Offenbarung  bie  natärlid^e 
n  ber  S^dpfung  DorauSfe^t,  fo  mug  fte  fid^  aud^ 
«Mefelbeonf daliegen.  Ser  fi(^  offenbarenbe  ©Ott 
wakt  fid^  an  bie  Statur  bed  gefd^affenen  ÜRen» 
fiteiigcifteS,  meld^r  als  Organ  ber  Offenbarung 
iß  bienen  ^t,  unb  berüdfu^tigt  babei  bie  natür- 
Ikien  Infnüpfunggpunfte  in  ben  Anlagen  unb 
Sei^öttniffen  ber  SRenfd^en.  gfur  ben  inbioibueHen 
ine  für  ben  im  ©efd^Ied^te  mirfenben  ®ei{l  befte^t 
btffelbe  ©efe|  ber  ollm&ligen  Suttoidflung  unb 
Ilibinmng.  2>a^  mirb  ftd^  bie  Offenbarung^« 
ttüigfeit  in  toerfd^ebenen  Seiten  unb  bei  t)erfd^ie- 
bnm  $erf onen  t)erfd^ieben  andern.  Sie  ftellt  ftd^ 
isSonjen  aI8  eine  großartige  göttlid^e  $öbagogif 
tat,  tDeld^  bie  SRenfd^l^eit  l^ol^er  unb  ^öl^er  ju 
Wm  unb  i^rem  emtgen  3t(t^  naiver  )u  bringen 
pnbt  9Ran^e  $ropbeten  mürben  itoai  unmittel- 
bar tnm  i^rer  gemöl^nlid^en  99e{d^öf tigung  l^inmeg 
ism^rop^tenamt  berufen,  anbere  bagegen  mad()- 
tm  eine  befonbere  Vorbereitung  unb  eine  eigene 
&4ule  burd^.  92id^t  feiten  fud^ten  fie  il^ren  ®eift 
intni  ben  9ufent^alt  in  ber  Sinfamfeit,  am  rau- 
|iN>en  9Baffer  ober  im  föufelnben  SBinbe  in 
Ke  Te^te  93erfaffung  ju  t)erfe^en,  ober  bebien« 
tm  fi(^  anä^  ber  SRuftfinftrumente  gu  biefem 
Wt  @ie  mußten  burd^  eigene  ÜJlül^e  unb  ^n- 
jlraigmig  bie  Offenbarung  t)erbienen,  il^re  Sr« 
fantoiß  ertoerben  unb  ffraft  )u  ber  SRittl^eilung 
Ndben  fd^pfen.  9u(^  bad  93olf,  n^eld^em  bie 
Ütitt^eilsng  )u  mad^en  mar^  beburfte  einer  93or- 
ijsritimg^  etneö  glöubigen,  bußfertigen  @inne§, 
«wbemtmilligen  unb  gel^orfamen  ©efmnung.  — 
Seim  Serlauf  ber  Offenbarung  felbft  fann  man 
riie  imiere  unb  eine  äußere  8eite  unterfd^etben. 
Sri  ben  X^tfad^en  ber  Offenbarung,  xoxt  bei  ben 
Snbem  unb  ber  Srfd^einung  S^rifti,  Derftel^t 
M  ber  dußere  Vorgang  Don  felbft,  aber  aud^  bie 
SGttteiUmg  oon  SBol^rl^eiten  jfann  gugleid^  inner« 
&$  mib  fiußerlid^/  burd^  Snfpiration  ober  burd^ 
frHeimmgen,  burc^  t^ptfd^e  Sinrid^tungen  unb 


ßreigniffe  gefd^cl^en ;  Jebod^  erf orbem  bie  legieren 
eine  grriärung  burtfi  bie  Snfpiration.  S)ie  innere 
Offenbarung  ifl  mieber  eine  inteHectuelle,  b.  1^.  un- 
mittelbare SKittl&eilung  ber  SBa^r^eit  an  ben  Seift 
Onfpiration  in  weiterem  ©inne),  ober  eine  Offen- 
barung burd^  innere  Silber,  mie  SSiftonen  unb 
Sröume.  Si  quis  füerit  inter  yos  propheta 
Domini,  in  visione  apparebo  ei,  vel  per  som- 
nium  loquar  ad  illum.  At  non  talis  servusmeus 
Moyses,  qui  in  omni  domo  mea  fidelissimus 
est :  Ore  enim  ad  os  loquor  ei :  et  palam,  et 
non  per  aenigmata  et  figuras  Dominum  videt 
(3him.  12,  6—8).  S)ie  ^rop^eten  ^ben  bie 
ftänbtge  g^ormel  Haec  dicit  Dominus,  flel^en 
©Ott  um  eine  Sntmort  an,  l^ören  ©Ott  in  fid^ 
reben.  Sie  füllen  bie  Sinmirfung  ©otteS  auf 
i^ren  ©eift,  bie  S^anb  ©oÜe§  über  fid^.  2)eß]^alb 
fül^ren  fie  Med  auf  ©Ott  gurüd,  Don  meld^em  baS 
SBort  an  pe  erging,  gine  fold^e  fefle  Uebergeugung, 
meiere  tteber  burd^  Ueberlieferung  nod^  burd^  JRe- 
flejion  gewonnen  würbe,  läßt  ftd^  nid^t  anberS 
aI3  bur^  göttlid^e  Offenbarung,  burd^  unmittel- 
bare Sinfpred^ung  ©otteS  erflören.  Ob  bie  ^orm 
burd^  ben  Sraum  (®an.  7, 1.  3oel  2,  28)  ober, 
wie  gemö^nlid^,  burd^  bie  SSipon  (3f.  1,  1 ;  6, 1 
u.  a.)  gegeben  mar,  ift  nebenföd^lid^,  benn  bie  ßr- 
fenntntß  unb  bie  Slufforberung  gur  SRittl^ilung 
an  baS  Solf  ober  gur  fd^riftlid^en  t$ftsirung  !onn- 
ten  über  bie  S^atfad^e  feinen  Stoti^ü  laffen.  SaS 
äußere  SBort  (Dgl.  1  ©am.  3,  1  ff.)  ift  feiten; 
bagegen  fommt  ed  l^äuftg  Dor,  ba|  bem  innem 
©inne  fqmbolifd^e  Silber  unb  ©egenftänbe  bar- 
gefteHt  werben  (g.  S.  ßg.  2,  9 ;  37,  1  ff.  9m. 
8, 1 ;  9, 1.  3ad^.  2, 1—4).  ®ie  l^öd^fte  ©tufe  be- 
fte^t  barin,  baß  ©ott  bem  ©eifte  beS  ^ropl^eten 
l^öbere  grfenntniffe  einftral^lt  unb  il^n  bie  ©e- 
l^eimniffe  ber  göttlid^en  SSorfel^ung  fc^auen  läßt 
2)amit  ift  oft  bie  IBetgüdfung  ober  Sfftafe  Der- 
bunben,  bei  weld^er  bie  äußere  ©inneSt^ätigfeit 
gang  gurüddritt,  o^ne  baß  boS  ©elbftbewußtfein 
oufgel^oben  würbe  (6g.  8 — 11).  SDBäl^wnb  beim 
2:raum  unb  ber  Sifton  mit  ben  species,  burd^ 
weld^e  fid^  bie  acceptatio  s.  repraesentatio  Doll- 
giel^t,  ba§  lumen  propheticmn  Derbunben  fein 
muß,  bamit  ba§  ißerftänbniß  unb  ba§  Urtl^eil  über 
ba§  ©tattl^aben  einer  Offenbarung  fidler  fmb,  ol^ne 
baß  baburd^  |ebe  obscuritas  et  remotio  entfernt 
würbe,  finbet  bei  ber  Snfpiration  eine  übematür- 
lid^,  unmittelbare  Sinwirfung  auf  bie  Srfenntniß- 
fräfte  ftati  ©al&er  fagt  ber  1^1.  «PetruS:  „fBom 
l^eüigen  ©eifte  angetrieben  (9ep6(jLevot,  inspirati), 
rebeten  bie  ©otteSmänner''  (2  $etr.  1,  21). 

4.  2)ie  ÜJlöglid^feit  ber  übematürlid^en 
Offenbarung  ift  bur^  bie  SBirflidftfeit  berfelben 
erwiefen.  SBeil  j[ebod^  ber  übematürlid^e  S^arafter 
ber  Offenbarung  Don  Derfd^iebenen  tl^cologifd^en 
aid^tungen  bcftritten  wirb,  ba  ein  Sorgang,  wie 
i^n  eine  f oldfte  Offenbarung  DorauSfe^t,  unmöglid^ 
fei,  fo  fmb  bie  principieHen  SSorauSfe^ungen  mit 
giüdffid^t  auf  bie  ginwürfe  gu  würbigen.  Sie  Un- 
teren fmb  breifad^er  3lrt.  Cntioebcr  wirb  bie  Un- 

25* 


775 


Offenbarung. 


77( 


P^erl^eit  ber  menfd^IU^en  ßrfenntni^  uberl^att))! 
gegen  bie  ÜRögl^f eit  einer  fiesem  Offenbarung  gel« 
tenb  gemad^t  (@feptid§mu3,  9R9ftici8mu8,  escef- 
flDer  @upranaturaU§mu§X  i>ber  ed  tovch  bie  Unmdg- 
lid^feit  ber  Srfenntnt^  einer  übematürlidden  9Ba(r« 
l^eit  (9}aturali§mu8),  ober  bie  Sntbe^rlid^feit  ber 
Offenbarung  (StationaliSmuS)  ober  bod^  bed  über- 
natürßd^en  Sl^arafterS  i^reS  3nbalt§  (@emiratio- 
naliSmuS)  behauptet.  Sinen  SDRittelmeg  f^ai  bie 
gnofüfd^-tl^eofopl^ifd^e  ober  rationaIiftifd^«fupra« 
naturaliftifd^e  Stid^tung  ein^ufd^Iagen  gefud^t  l^at 
aber  ben  übematürli^en  S^orafter  mel^r  ober 
loeniger  geopfert:  eS  nnrb  gmar  bie  9RögIid^feit 
zugegeben,  aber  ber  SSemeiS  für  bie  SBirflid^feit 
als  unmöglid^  erad^tet  unb  bie  SJotl^menbigfeit  be- 
gmeifelt.  Sagegen  nnrb  Don  naturaliftifd^er  @eite 
Derfud^t  bie  Unmögßd^feit  ber  Offenbarung  aud 
bem  9Befen  ®otte8  unb  beS  lERenjc^en  )u  ermeifen. 
!Bon  Seiten  ®otte8  fei  bie  Offenbarung  unmög- 
lid^,  meil  einerfeitS  ein  @egenfa|  gn)ifd^en  bem 
(Snblid^en  unb  bem  Unenbli^en  beftel^e  unb  an- 
bererf  eits  eine  SSerfennung  ber  ®üte  ber  @d^5pfung, 
eine  Surd^Iöd^erung  bed  Statur^ufammenl^angeS 
unb  eine  !BerIe(ung  ber  UnDeronberltd^feit  ®otte§ 
barauS  folge,  ffier  erfte  ginwurf  trifft  aber  bie 
tl^eiftifd^e  3Be(tanfc^auung  nid^t.  3ft  ®ott  ein  ab- 
foluter,  lebenbiger,  perfönlid^er  ®ei{i,  fo  mu^  er 
ftd^  bem  perfönlid^en  enblid^en  ®eifte,  meldten  er 
gefd^affen  l^at,  mittl^eilen  fönnen,  ol^ne  beffen  na- 
türßd^e  ffröfte  ju  gerftören.  3a  er  muB  biefen 
entfpred^enb  auf  ben  menfd^Iid^en  ®eift  einmirfen 
tonnen.  3ft  bie  ßrl^altung  unb  ^Regierung  ber 
SBelt  ein  IBeftanbtl^eil  be§  tl^eiftifd^en  ®Iauben8, 
fo  mu|  ftd^  biefe  ^roDibeng  aud^  auf  bie  Demünf« 
tigen  ®ef^5pfe  erftreden.  Sin  Sabel  über  bie 
@d^5pfung  ift  bamit  feine§meg8  auSgefprod^en. 
Senn  miberfprid^t  eS  ber  äBei§|eit  ®otte8  nid^t, 
ujenn  bie  gange  Sd^öpfung  ftd^  aQmölig  entmidelt 
unb  unter  bem  ßinfluffe  beS  ©d^öpferS  fielet,  fo 
liegt  aud^  fein  Sßiberfprud^  barin,  bag  ®ott  auf 
ttunberbare  SBeife  für  feine  oemünftigen  ®efd^öpfc 
forgen  toiti.  S)er  natürlid^e  SKenfd^  ift  in  feiner 
9(rt  OoÜenbet,  ift  aber  für  eine  äußere  ßintoirfung 
unb  für  eine  (Srl^öl^ung  empfönglic^.  3ubem  ift 
ber  SRenfd^  burd^  bie  @ünbe  felbft  an  feinem 
SIenb  fd^ulbig,  fann  fid^  aber  nid^t  felbft  loieber 
erl^eben  ober  gar  ein  übematürKd^e§  3iel  erreid^en. 
Sie  Surd^Iöd^erung  beS  ^iaturgufammenl^angeS 
fann  burc^  ein  Singreifen  be§  @d^5pfer3  nid^t 
l^erbeigefül^rt  tterbcn,  toeil  ®ott  immer  burd^  bie 
Snittelurfad^en  (causae  secundae)  tt)irft  €o 
fann  er  im  SEBunber  bie  jhöfte  unb  ®e)e^e  ber 
Statur  gur  Srreid^ung  feines  S^^^^^  tyttmnhtn 
unb  bei  ber  Snfpiration  in  ber  paffiöen,  aber  re» 
ceptioen  Seite  unfereS  ßrfcnntnifeöermögenS  S5or- 
fteDungen  Derurfad^en  unb  unfcre  grfenntni^fräfte 
übematürlid^  ftörfen.  ®egen  bie  UnDerönberltd^» 
fdt  ®otte§  fönnte  bie  OffenbarungStl^ötigfeit  nur 
üerftofeen,  tocnn  ber  einzelne  9lct  in  ber  Seit  aud^ 
bie  Sl^ötigfeit  ®otte§  in  bie  3^t  l^erabgie^en 
toürbe.  ^ber  n>ie  in  ber  Sd^öpfung  )tt)ifd^en  bem  I 


}eitlid^en®efd^aff  enenunb  bem  emigenSd^^fungl 
plan  gu  unterfd^iben  unb  bie  9b^ängi^  ho 
auf  Seiten  ber  fBkU  )u  fud^en  ifl,  fo  ift  oi^  b 
OffenbarungStl^tigfeit  i^m  SBefen  no^  a' 
eioige  gu  f äffen.  Siefer  eu)ige  $Ian  ifl  nü!^  eb 
^SuSflud^t  ein  aufgeben  beS  lird^Iid^  Offo 
bamngSglaubend"  (Strauß),  fonbent  eine  not 
menbige  Sonfequeng  beS  SbeiSmud.  Ol^ne  btc' 
freilid^  nie  gang  begreiflid^  Snnal^me  geling 
nid^t,  bie  äßeltr&tl^fel  gu  erflören.  S^Kir  Um 
bie  unterbrod^e,  geitmeilige  OffenborungStl^ 
leit  IBebenf  en  erregen,  aber  eö  i^  gu  bead^ten,  bi 
bie  allgemeine,  ununterbrod^ene  $roDibm|  c 
SJorauSfe^ung  bient  Ool^.  1,  4.  9)  unb  bie  gas 
Offenbarung  ald  ein  too^IgeorbneteS  ©Aftern  b 
göttlid^en  SBeiSl^eit  unb  Siebe  erfd^t,  in  todfy 
lebeS  ®lieb  mit  bem  ®angen  organifd^  uerbuii 
unb  auf  ben  legten  S^^i  l^tngerid^tet  ifl  SA 
göttlid^e  $öbagogif  entfprid|t  burd^aud  ber  (h 
midflung  beS  menfd^Iid^n  ®eifted  unb  beS  in  ii 
®efd^id^te  toirfenben  ®eifted.  Senbert  fid^  b 
Serl^öltnig  bed  SReufd^en  gu  @ott,  fo  ift  bamit  an 
bad  a3er]^ö(tni|  ®otted  gum  ajtenfd^en  gefinbe 
®ott  bleibt  aber  bennod^  berfelbe  j^  fein  SBirten 
Don  Smigfeit  ber  beftimmt  unb  fnupft  im  geiflid^ 
SSerlauf  ^etS  an  ba§  g^rübere  an.  Ser  ®Iaube  < 
ben  (Sinen  ®ott,  bie  ftttlid^  SBereblung  ttnb  i 
SSorbereitung  auf  baS  Sleid^  ®otte8  biOnm  ) 
®runbgfige,  meldte  in  ben  Derfd^iebenen  $aiob 
(patriar^alifd^er,  mofaifd^er,  propbetifd^)  n 
fortfd^reitenber  Seutlid^feit  berDortreten  unb  bm 
bie  Söuterung  beS  fBolM  in  ben  g5ttlid^  6tni 
gevid^ten  im  ®eift  unb  Sl^arafter  beS  ^oßed  ii 
mer  tiefere  SBurgeln  faxten,  bid  bie  SSorbereitui 
erpt  mar  (f.  b.  «rtt  g^riftuS,  3efu8,  SReffiaJ 
—  Sie  Snöglid^feit  ber  übematürlid^n  Offei 
barung  Don  Seiten  be§  ^enfd^en  lögt  ftd^  negot) 
unb  pofttiD  nad^meifen:  negatio,  inbem  gegei( 
mirb,  bag  ftd^  lein  SSemunftgrunb  gegen  bie  Wi 
tl^eilung  Don  ®e]^eimniffen  anführen  lögt;  pofitifi 
inbem  bie  93orau§fe^ungen  für  bie  Slufnabme  fol 
d^er  SBal^rl^eiten  in  ber  menf c^Iid^en  IBemunft  n(u^ 
getoiefen  loerben.  Ser  erfte  Semeid  mirb  in  bei 
Siegel  burd^  ben  allgemeinen  ®runbfa^  erbnuW 
bog  ®ott  ftd^  nid^t  miberfpred^en  fann.  Sa  ik 
Offenbarung  unb  bie  93emunft  Don  ®ott  flammen, 
f 0  muffen  fte  neben  einanber  befleben  fönnen.  S« 
fid^  offenbarenbe  ®ott  fann  bad  SBerf  feiner  ^Uk 
ni(^t  gerftören.  Ser  gmeite  Semeid  ftu|t  fu^  («1 
bie  ^^Inalogie  mit  ben  ®e]^eimniffen  bed  natürli^ 
SrfennenS.  Sinb  bieg  aud^  nur  relatiDe  @e]^ 
niffC/  fo  S^tg^n  fte  bo^,  bog  ber  SReufd^  felbfliv 
biefem  ®ebiet  meber  eine  burd^auö  anfd^i# 
nod^  eine  in  allmeg  begreiflid^e  Srfenntnig  befi^ 
SBie  ber  SRenf d^  in  feiner  Sntmidflung  Don  öugerei 
Sinpffen,  Don  ber  Srgiej^ung«  Dom  Unterrid^  ob 
böngig  ift,  fo  Derlangt  fein  ®ei[t  öugere  Sinbräd 
6r  gleid^t  tro^  feiner  formalen  unb  mat^matifi^ 
$rincipicn  einem  ®efag,  meld^  mit  pofttiDe 
3nbalt  auSgefüQt  merben  mug.  3a  biefe  (Ki 
mirfungen  finb  oft  gang  Derfd^iebener  9d;  fo  bc 


777 


Offenbarung. 


778 


MSenfm  läufig  brfultorifd^  loirb,  burd^  {ci^ein- 
iar  |Hinibo|e  Soeenatfociotionen  fid^  leiten  lä^t. 
Sonon  foOte  ®ott  allein  auf  biefen  ®eift  ni^t 
mtrfen  ttnnen?  2>er  ®eif}  ift  aber  l^ierfür  aud^ 
cnpfänglid^,  loeil  er  bem  Sd^öpfer  gegenüber  eine 
potöitia  obedientialis  l^t  loeld^e  ftd^  oon  ber 
pAlßlxi^  $oten)  gegenüber  ben  agentia  na- 
tnralia  unierfd^ibet  Sr  ifi  auf  bie  Offenbarung 
ngdegt  oett  er  baS  SBebärfni|  nad^  (^rgön^ung 
friirr  naiüittd^en  ®otte^r!enntni^  unb  bie  @e^n- 
Mt  tio4  1^5^r^  übematürlid^er  SBal^rl^eit  f^at 
IB  Cbcnbtlb  ®otted  ift  er  ber  aufnähme  be§ 
äöttii^cn  föl^tg.  Sr  loirb  burd^Ieud^tet  unb  oer- 
fM,  )nr  SrfenntniB  Don  SBa^r^etten  erhoben, 
Mft  ttid^t  mit  feiner  natürlid^en  Srfenntni^  im 
Stafprud^  ftel^,  fonbem  in  ber  Don  ber  93er* 
inftange)etgten9tid^tung  liegen,  überDemünftig, 
oicr  ni^t  miberüemünftig  ftnb.  Sie  Srfenntni^ 
bofelbcn  mittels  beS  ®Iaubend  genügt  aud^,  um 
jitfär  baS  getflige  unb  ftttlid^e  Seben  nfi^Ii^  unb 
N^tbor  }u  ma^en.  9u8  biefem  ®runbe  gibt  ed 
jMT  feinen  pofitiDen  SemeiS  für  bie  Uebereinftim- 
mg  ber  Ojf enbarung  mit  ber  SSemunf t,  aber  auS 
ber  Sirhmg  auf  baS  gange  Seben  ber  ©laubigen  lö^t 
H  i^  äbcrnatudid^er  Sl^aratter  erfennen.  SSie  ein 
6itt  ber  fid^  ni(^t  offenbaren  fann,  fein  ®ott  beS 
niigü^fen  Sebend,  fonbem  ber  falten  9Ib§traction 
ijl  fo  ifi  ein  Stenfd^,  meld^er  bem  fi(^  offenbaren» 
ks  Sott  nid^t  glauben  fann,  fein  toal^r^iaft  reli* 
güfcr  9Renf(^.  9lud^  im  fittlid^en  £eben  ifi  ber 
nöif^  ni4|t  berart  autonom,  ba^  er  lebiglid^  auf 
H  giMt  tiHlre.  3m  ®egent^eU  befte^t  bie  ma^re 
SMi<tfeit  barin,  ba|  ber  ÜRenfd^,  Don  ber  ^en- 
H|aft  ber  9tatur  unb  ber  Sinnlid^hit  frei  gemad^t 
ban  Sbeal  ber  ^eüigfeit  unb  ©ered^tigfeit  )u« 
Mt.  S)afut  bietet  aber  ba§  @efe^  ®otted  unb 
bieSBo^Vi^,  meldte  frei  mad^t,  ba§  einzige  ftd^ere 
9itteL  S)ie  9b^öngtgfeit  Don  ®ott  l^ebt  bie  ^frei- 
^Tti^t  auf,  fonbem  erl^ol^t  biefelbe. 

5.SHe  Stotl^menbigfeit  ber  Offenbamng  ifi 
DRJ^ieben  begüglid^  ber  natürlid^en  unb  ber  über« 
|iatsrri(!^  SBabr^eitm,  unb  bei  j[mm  mieber  Der» 
^cben  Dor  unb  nod^  bem  Sünbenfaü.  f&ox  bem 
^todre  eö  bem  9Renfd^m  leidet  möglid^  gemefen, 
Sott  }u  erfennen  unb  ba§  ® efe^  gu  erfüllen ;  nad^  ber 
Süabe  treten,  mie  man  aud^  i^r  IBerl^öItnil  gur  na- 
tnnpnrabeftimmenmag,  ignorantia  unb  diffi- 
eoltu  binbernb  in  ben  ^eg,  fo  ba^  nur  SBenige 
Bib  Mefe  mtt  Dieler  ÜRül^e  unb  nid^t  ol^ne  ®efa^r 
bti  Snibumfi  )ur  mabren  ®ottederfenntni^  fom* 
>a  fernen,  ^ie  Srf al^rung  jeigt,  ba^  bie  natür- 
l^eSctteSerfenntnil  mie  bie  natürliche  Stl^tf  un* 
pni^enb  finb,  um  bm  Singelnen  fidler  )u  leiten 
nb  eine  religiöfe  ®emeinfd^aft  gu  bilben.  @g  ftnb 
Do^I  allgemeine  Anlagen  im  9Jlenfd^en  Dor]()anben, 
Ar  Crfabrung,  Crjiel^ung,  Umgebung  unb  ^n« 
teif  ndrfen  fo  fiar!  auf  bie  ^uSbilbung  unb  ben 
3riiPÜ  ein,  bag  feine  einigenbe  9lorm  l^ergeftcüt 
feiib.  SHe  gemeinfame  IBere^rung  ®otte§  in  ®e« 
M  rnib  Opfer,  Liturgie  unb  SuItuS  lö^t  überaU 
Me  ^t^ioenbigfeit  pofitiDer  ^Regelung  erfennen. 


Salier  ifi  aud^  für  bie  natfirlid^en  religiöf en  Sßal^r« 
leiten  eine  9}ot^menbigfeit,  aber  nur  eine  mora« 
lifd^e  9{otl^n)enbigfeit  ber  Offenbamng  anguer- 
fennm.  ^l^atfö^Iid^  ift  aber  bem  9)tenfd^en  ein 
übematürlid^ed  3iel  gefegt,  f  o  ba^  e§  il^m  nid^t  mel^r 
frei  fte^t,  einem  natürlid^m  3i«I«  äuauftreben.  3wr 
Srfenntni^  unb  C^rreid^ung  biefeS  SitliS  ifi  eine 
übematürlid^e  Offenbamng  abf  olut  not^mmbig. 
S3on  einer  fold^en  ^^otl^menbigfeit  tt^aren  fd^on  bie 
alten  935Ifer  unb  SBeltmeifen  übergeugt.  Se^balb 
fanbm  gur  3eit  (Sl^rifti  bie  mefftanifd^m  Sffieid- 
fagungen  au(^  in  ber  ^eibenmelt  @Iaubm.  Sie 
SBöter  unb  Sll^eologen  ^aben  fietS  bie  boppelte  9lotl^« 
n)enbigf eit  ber  Offenbamng  geleiert  unb  begrünbet, 
ber  römifd^e  Jtated^iSmuS  meist  in  ber  SSonebe  bar- 
auf  l^in,  $iug  IX.  Dertl^etbigt  fte  gegen  ben  ätatio« 
naIiSmud  in  ber  Snc^fltfa  Dom  9. 92oDember  1846 
unb  ber  ^Qomtion  Dom  9.S)ecember  1854,  unb  baS 
93aticanum  erflört  (Sess.  III,  cap.  2):  Huic  di- 
vinae  reyelationi  tribuendum  quidem  est,  ut 
ea,  quae  in  rebus  divinis  humanae  rationi 
per  se  impervia  non  sunt,  in  praesenti  quo- 
que  generis  hmnani  conditione  ab  omnibns 
expedite,  firma  certitudine  et  nullo  admixto 
errore  cognosci  possint.  Non  hac  tarnen  de 
causa  revelatio  absolute  necessaria  dicenda 
est,  sed  quia  Deus  ex  infinita  bonitate  sua 
ordinavit  hominem  ad  finem  supematuralem, 
ad  participanda  sc.  bona  divina,  quae  huma- 
nae mentis  intelligentiam  omnino  superant; 
siquidem  oculus  non  vidit,  nee  auris  audivit, 
nee  in  cor  hominis  ascendit,  quae  praepara- 
vit  Deus  üs,  qui  diligunt  ülum  (1  Cor.  2,  9). 
6.  ftriterien  ber  Offenbamng  fmb  not^mcn« 
big,  »eil  ber  ®Iaube  ein  Demünftiger  fein  fott 
((gccli.  19,  4.  SRöm.  12, 1)  unb  ber  ©laubige  fic^ 
unb  3lnberen  SRed^enfd^aft  über  feine  Hoffnung 
geben  mufe  (1  $etr.  3,  15).  ®er  ^cn  felbft  for- 
bert  gur  Prüfung  auf  (3ob.  5,  39. 46);  bie  erften 
g^riften  f ud^ten  fidft  ©ettife^eit  über  ba§,  loaS  fie 
glaubten,  gu  Derfd^offen  C^lpg.  17,  11).  ®arin 
befielet  bie  nöt^ige  «Prüfung  ber  ©eifter  (2  gor. 
13,  5.  1  Sbeff.  5,  20.  21.  1  3o]^.  4,  1),  burd^ 
»eld^e  bie  ®ef  a^r,  falfd^e  Offenbamngen  für  toal^re 
angufel^en,  beseitigt  mirb.  2)te  Kriterien  ftnb  Der- 
fd^ieben  für  bie  Organe  ber  Offenbamng  unb  für 
biejenigen,  toeld^en  ber  Snl^olt  mitgutl^eilen  ift, 
b.  $.  alfo  für  bie  unmittelbare  unb  bie  mittelbare 
Offenbamng;  benn  bie  Untere  ttirb  nid^t  Don  ®ott 
in  ben  gingeliien  bemirft,  fonbem  i^nen  Don  ben 
Organen  mitgct^eilt  unb  in  SBort  unb  ©d^rift 
fpöteren  ©efd^led^tem  überliefert.  tS^x  bie  Organe 
ber  Offenbamng  ift  e§  notl^toenbig,  bie  Offen- 
bamng Don  ben  Gingebungen  ber  Semunft  unb 
ben  SSilbem  ber  ^böntafie  fomie  Don  ben  6in» 
püftemngen  be§  böfen  ®eifte§  gu  unterfd^eiben. 
®afür  fönnen  fte  gmar  in  ber  SRegcl  im  eigenen 
®eift  unb  ßbürafter  unb  im  $lan  be§  SBerfeS,  gu 
beffen  äu§fü^mng  fte  ftdft  bemfen  fül^lm,  bie 
nötl^tgen  ©ürgfdjaften  finben,  benn  Don  wenigen 
^ÄuSna^men  abgeje^en  (Salaam,  SWebucabnegar, 


779 


Offenbarung. 


780 


(S,a\p^a^),  waren  bie  Organe  ber  Offenbomng 
religiöS-fittlid^e  aWänner,  meldte  mit  ber  Offen» 
barungSpöbagogie  vertraut  unb  für  bie  göttltci^e 
Sinfpred^ung  cmpfänglid^  »aren.  Sie  erfreuten 
[id^  aber  neben  ber  notürlid^en  Srfenntni|  aud^ 
bed  übematurlid^en  Sid^teS  (lumen  intellectuale, 
propheticum) ,  burd^  meld^eS  fie  ber  göttlid^en 
3nfpiration  unjweifel^iaft  gewife  lourben  (ogl.  3er. 
1,  6  ff.;  22, 21 ;  23,  25  ff.  3lm.  1,  1  ff.),  ©elbft 
bie  f(i>riftlid(ie  3lbfaffung  ij^rer  Offenbarungen  fül^» 
ren  bie  ^ropl^eten  auf  einen  unmittelbaren  gött- 
lid^en  Auftrag  jurüdC.  3^t  „©o  fprid^t  ber  ^err", 
^S)aS  SBort  beS  §erm  erging"  u.  f.  tt).  wäre 
angeftd^tS  i^red  reinen  S^aratterS  unb  il^rer  emften 
ÜJlif  flon  unbegreiflid^,  menn  fie  nid^t  i^rer  ©enbung 
unfel^Ibar  ftd^er  gemefen  n)ären.  S)ie  ^poftel  aber 
berufen  ftd^  l^äuftg  auf  ben  l^eiligen  ®eift,  ber  in 
i^nen  wirfte.  SSon  biefer  ©elbftgemi^^eit  ift  na- 
türltd^  bie  Sinft(^t  in  baS  ©eoffenbarte  ^u  unter» 
fd^eiben.  S)iefe  berul^t  nid^t  immer  auf  einer  @oi» 
ben§,  fonbem  oft  auf  einem  ®Iauben§act,  meld^er 
mit  moralifd^er  ©emi^l^eit  Derbunben  ift.  —  3u 
jener  mit  ber  unmittelbaren  Offenbarung  gegebenen 
unfehlbaren  ®ett)t^^eit  beS  göttlid^en  UrfprungS 
f ommen  äußere  iBeftötigungStl^atfad^en  l^in^u.  Sei 
ber  ^Berufung  n)irften  munberbare  Srfd^einungen 
mit  (gj.  3,  3  ff.),  ober  e8  ftanben  bei  ber  «uSfü^» 
rung  beS  Auftrages  ben  SSerufenen  SQBunberfröfte 
gur  SBerfügung.  S)ie  SIpoftel  inSbefonbere  maren 
öu^erlid^  Dom  ^erm  berufen,  mit  au^erorbent» 
lid^en  ®eifte§gaben  auSgerüftet,  bitten  bie  Se^re 
beS  ^errn  gehört  unb  feine  SBunber  gefd^aut  unb 
mürben  burd^  bie  SrfuQung  ber  SBeiSfagungen 
im  Seben  beS  §erm  unb  in  ber  ^Ausbreitung  be§ 
JRei^eS  ®otted  in  il^rer  Ueber^eugung  beftärft. 
tjür  bie  mittelbare  Offenbarung  laffen  ftd^  f^kx» 
au§  innere  unb  äußere  Kriterien  ableiten.  S)iefe 
be^iel^en  fid^  in  erfter  Sinie  auf  bie  3:b^^^<^e  ber 
Offenbarung^  Jene  auf  ben  3nbalt;  bod^  ge^en 
aud^  bie  äußeren  Kriterien  infofern  auf  ben  3n» 
l^alt  ber  Offenbarung,  als  SBunber  unb  äBeiS» 
fagungen,  bie  öorjüglid^ften  äußeren  Kriterien, 
felbft  jum  3u]^alt  ber  Offenbarung  gel^ören  unb 
©egenftanb  beS  ©laubenS  fmb.  Sie  äußeren 
Kriterien  l^ei^t  man  motiva  credibiiitatis,  baS 
Urtl^eil  borüber  Judicium  credibilitatis.  @ie 
geben  bei  ber  93efebrung  DorauS,  Vermögen  bie 
DffenbarungStl^atfad^e  ju  bett)eifen  unb  fmb  für 
ben  ©laubigen  ein  ÜKittcl  jur  93efeftigung  unb 
Sduterung  beS  ®(aubenS.  S)ie  ©emi^b^it  loeld^e 
fie  bewirfen,  ift  eine  moralifd^e,  »eil  fie  mittels 
beS  biftorif(^en  ©laubenS  gewonnen  mirb.  S)iefe 
aWotiöe,  bereu  pcb  9Kofe8,  bie  ^ropbeten,  3efuS, 
bie  3lpoftel  bebienten,  fönnen  ben  ©tauben  nid^t 
bett)irfen,  aber  auf  ibn  Dorbereiten,  benn  ber  ©(^lu^ 
Don  SBunber  unb  SBeiSfagung  auf  bie  ^lUmad^t 
unb  ^Qmiffenl^eit  ©otteS  ift  ebenfo  bered^tigt,  alS 
ber  @d^Iu|  aus  ber  fid^tbaren  ©d^öpfung  auf  ben 
unfid^tbaren  ©d^öpfer.  ®od&  Wirb  bie  Unter» 
fud^ung  für  fpötere  ©ef^Ietbter  umftänblicber, 
toeil  SBunber  unb  SBeiSfagung  felbft  wieber  ©egen» 


ftanb  l^iftorifd^er  ffritif  werben.  2)enn  l^aben  bii 
SBunber  in  ber  Jlird^e  auc^  nie  gam  aufgehört,  f( 
waren  fie  bo(^  in  ber  3<it  ber  ©runbung  be 
ffird^e  befonberS  notl^wenbig.  Sie  SBunber  fU 
für  bie  Ungläubigen,  nid^t  für  bie  ©laubiges 
Stugerbem  bebürfen  bie  SBunber  an  ft(^  eine 
ftriteriumS  (9Mott^.  24,  24.  1  6or.  13,  1. 2] 
^Dagegen  treten  für  bie  fpätere  Seit  bie  ihitene 
aus  ber  SluSbreitung  unb  SBirfung  bed  Sbriften 
tbumS  unb  aus  ber  ©efd^id^te  ber  fiir^e  ergaiqat 
ein.  SBenn  fd^on  ber  1^1.  SuguftinuS  in  ber  9nc 
torität  ber  Äird^e  bie  ^uptftü|e  bed  ©loubes 

fanb  unb  auS  ber£b<^^i(i<^eberfat]^oUfd^enftir4 
bie  SBabrl^eit  ber  SBunber  3efu  unb  ber  9po^ 
ableitete ,  fo  gilt  baS  l^eut^utage  nod^  Diel  md^ 
2)e|^alb  legen  Diele  Slpologeten  auf  biefe  ftritena 
baS  ^auptgewid^t.  3ft  aud^  bie  Soiben^  oHr 
biefer  Kriterien  |e  nad^  ber  t$affungSfraft  eimi 
3eben  unb  nad^  ber  S3erfd^iebenbeit  ber  ©ubfcde 
Derfd^ieben,  fo  ifl  fiebod^,  weil  Don  objectiDer  (Bd* 
tung,  in  fic^  gewi^  unb  l^inreid^enb.  S)e^b<^  fönt 
man  baS  SBort  SRid^arbS  Don  ©t.  Sictor  ano» 
ben :  Si  error  est  (quem  credimus),  te  ipso 
decepti  sumus :  nam  ista  in  nobis  tantis  sigmi 
confirmata  sunt,  et  talibus,  quae  non  nisiper 
te  fieri  possunt  (De  Trin.  1,  2,  bei  Mipe, 
PP.  lat.  CXCVI,  891).  S)aS  SJaticanum  te^ 
(Sess.  III,  cap.  3) :  Ut  nihilominus  fidei  nostriA 
obsequium  rationi  consentaneum  esset,  to- 
luit  Deus  cum  intemis  Spiritus  Sancti  amdfiii 
externa  jungi  revelationis  suae  argumenti, 
facta  sc.  divina,  atque  imprimis  miracula  et 
prophetias,  quae  cum  Dei  omnipotentiam  et 
infinitam  scientiam  luculenter  conmionstrent, 
divinae  revelationis  signa  sunt  certissiiDa 
et  omnium  intelligentiae  accommodata. 

SBöbrenb  bie  ältere  Slpologeti!  Dorwiegenb 
äußere  jlriterien  forberte,  beDorjugt  bie  neuere 
bie  inneren  Kriterien.  S)ie^  Derfte^t  ftd^  bei  bei 
^roteftanten  Don  felbft,  weil  fte  überhaupt  bie 
rationelle  SeweiSfül^rung  in  ©laubenSfac^en  tnb 
bie  anitwirfung  beS  SBiOenS  beim  ©laubenSoct 
Derwerf en  ober  einfd^ränfen.  S)od^  fmb  ibnen  bam 
nicbt  bie  Sinfid^t  in  bie  ^iefe  ber  Se^re  unb  bie  (£► 
l^abenl^eit  beS  ©ittengefe^eS  bie  inneren  fhitenci, 
fonbem  baS  innere  3eugni^  beS  l^eiligen  ©eipcf 
mu^  bie  ©ewi^^eit  beS  ©laubenS  unb  bie  ©{(ter* 
l^eit  beS|)eiIS  Derbürgen.  S)aburd^  wirb  baSSRo* 
tiD  ber  ©laubwürbigfeit  gau)  in  baS  ©ebiet  bd 
©efübiS  Derlegt  ober  ber  Umjd^lag  in  ben  Stotio« 
naIiSmuS  bewirft.  S)ie  fatbolifd^e  Xl^Iogii^ 
weld^e  jeberjdt  baS  SHed^t  ber  SSemunft  unb  btf 
freien  ^iQenS  anerfannt  l^at,  f ann  aud^  bei  ba 
SRotiDen  beS  ©laubenS  nid^t  barauf  Dei^ül^ 
3unäd^ft  fmb  bie  inneren  Kriterien  me^r  Wjp 
ttDer  als  pofttiDcr  9^atur,  inbem  gejeigt  xm, 
ba^  bie  ©laubenStl^atfad^cn  unb  SBo^rbeiten  nUil 
wiberDemünf  tig  ftnb.  SS  lögt  fid^  aber  au4  setgoi» 
bag  fte  secimdum  unb  supra  rationem  pk. 
Senn  bie  d^riftlid^e  ©laubenS»  unb  ©itteiile|n 
überragt  alleS,  waS  in  ber  augerd^riftlid^n  SMI 


781 


Offenbaruuöen  —  Officialat 


782 


gdf^d  unb  getoirft  »orben  ift.  äl^re  9ßirfungen 
bri  tat  Sin^elneii  unb  in  bcr  gongen  ®efell jc^oft 
trogn  fo  beultt^  ben  @tem))el  ber  l^öl^ern  SBeiS- 
)rit  nd)  SRikI^  an  f\ä^,  bo^  bei  einigem  guten 
Wtm  jd^  ffiiberrebf  oexftummen  mu^.  S)ie  Sr- 
Mnng  }dgt  ouc^,  ba^  bie  Offenbarung  toie  feine 
tim  SÜcligion  ben  Sebürfniffen  be3  menfc^* 
IkjjtR  SeifteS  unb  ^}enS  geredet  toirb  unb  boS 
^bkm  beS  menf^U^^n  SebenS  oüein  gu  löjen 
n  Stanbe  ifL  SBenn  olf o  aud^  ber  Off  enbarungS« 
booeiS  fletd  Don  ben  öu|eren  ihiterien  auskugelten 
1^  toeil  junöd^ft  bie  %i^\Haä^  ber  Offenbarung 
fePiupellen  ift  unb  bie  meiften  SJlenjci^en  ben  auwe- 
ia Örünben  beffer  }ugöngUd^  fmb ,  f o  »erben 
to^  bie  inneren  ®rfitü)e  forgföltig  bargefteUt  mer« 
ta  muffen,  toeU  baS  (Sbriftentbum  burc^  bie  SRad^t 
{riier  SBal^rbeit  gur  SSertiefung  ber  geiftigen  3)ii- 
tang  imb  )um  gfortfc^ritt  ber  SBiffenfd^ft  beben- 
ttBbmitgemirft  bat.  (S^gf.  S^enjinger,  $}ier  iBüd^er 
m  ber  nligidfen  (Srfenntni^,  äBürgb.  1856  bis 
1857, 2  »be.;  illeutgen,  Xb»Iogie  ber  9}oraeit, 
2.llu|L,  fünfter  1867-1874,  5  Sbe.;  ^age- 
waoL,  Semunft  u.  Offenbarung  mit  9iüdp(|t  auf 
\k  neneren  fir^I.  Sntfcbeibungen,  g^retb.  1869; 
^neberg,  ®ef4.  ber  bibl.  Offenbarung,  4.  Slup., 
Sbgmdb.  1876;  911.  &t^m\h,  Unterfud^ungen  über 
besiegen  ®eu)i^b^itSgrunbbeSOffenbarung3g(au« 
M,0län4enl879;  SRad^,  3)ie  92otbn)enbigfett 
bcr  Offenbarung  ®otted,  ^Dlaing  1883;  Ihau^, 
Eetie  bon  ber  Off enbarung,  ©otbal868;  jtönig, 
S)a  OffenbarungSbegriff  bed  %Uen  Scftament^ 
iriliiig  1882  f.)  [Sc^ans.] 

fffsBamiigeii,  f.  ^riDatoffenbarungen. 

^fmlantitfl  S^oQannis,  f.  ^Jtpocaltipfe. 

•f erforratii,  f.  9)leffe. 

Ofllcia  curata,  f.  Äird^enamt. 

tffiriarai  b^^t  ein  bem  SSifd^of  gur  93em)al- 

tng  ber  geiftlidb^  SDidcefanangelegenbeiten  gur 

€cüe  flebenbeö  SRatbScoUegium,  beffen  @pi^e  ber 

Cifidal  bilbet.  Of^dal  (ofiicialisX  nad^  fetner 

(rtomologie  uberbaupt  jeber,  bem  ein  ^mt  (offi- 

änm)  übertragen  ift,  begeid^net  im  Aird^enred^t 

brajcnigen  fircblid^en  Seamten,  meld^er  fraft  feines 

tinied  ben  IBifd^of  in  Ausübung  feiner  SuriSbictton 

SQureQ  t)ertritt.  Snfofem  ift  officialis  episcopi 

8l(id)bebeutenb  mit  vicarius  generalis  in  spiri- 

taalibus.  Sa^er  mirb  audb  i^n  ^nfd^lu|  an  bie 

Sr^tgqufllen  nad^  bem  @prad^gebrau(b  ber  römi« 

j^n  Sude  ber  ©eneraimcar  me^rfad^  officialis 

gnannt  (Dgl.  Bouix,  De  judiciis  eccl.  I,  Paris. 

1855, 349 sqq.;  fiömmer,  Snftitutionen  beS  fütb. 

«ir4enre(bt§,  2.  «ufl.,  gfrriburg  1892,  264  ff.). 

9n  bem  Sinne  fprid^t  man  aucb  Don  bem  //Offi* 

dolot'  Don  fßtd^ta,  mdc^eS  als  feparater  S^tx^ 

ta  SeneralDicanateS  für  ben  olbenburgifd^en  2;bei( 

brr  SHdcefe  SRünfter  erneutet  ift.    Trid.  Sess. 

XXIV,  e.  16  De  ref.  tovch  aucb  ber  Sapttular» 

Ikar  officialis  genannt,  ©emöbnlid^  aber  mirb 

n  einem  engem  Sinne  mit  bem  SuSbrudfe  Offi» 

äd  beqenige  fircblid^e  Seamte  be^eic^net,  bem 

infolge  feines  9mteS  bie  Ausübung  ber  bifd^öf« 


licfien  jurisdictio  contentiosa,  inSbefonbere  bie 
@trafgend(^tSbarfeit  unb  bie  Sied^tfprecbung  in 
Sbefad^en,  generell  übertragen  ift.  gür  größere 
Siöcefen,  namentUd^  in  2)eutfd^Ianb  unb  ti^anU 
reid^,  erbdfd^te  nömlid^  bie  brücfenbe  ®ef cbäftSIaft 
eine  Xb^ilung  ber  Slrbeit  Sa^er  nmrbe  Dielfad^ 
bem  ©eneraluicar  nur  bie  Siertretung  beS  Si- 
f  d^ofS  in  abminiftratioer  f^infid^t  übertragen,  möb- 
renb  bie  Siermaltung  ber  bifdjiöflirj^en  ©erid^ts« 
barleit  in  bie  ^anb  beS  OfficialS  gdegt  ift ;  in 
fidncn  ®iöcefen,  g.  S3.  in  Stalien,  ift  ber  ®encral- 
k)icar  gugleid^  Official  (Dgl.  Bened.  XIY.,  De 
synodo  dioecesana  III,  8,  2 :  Vicarius  Gene- 
ralis Episcopi,  quamquam  a  jure  quandoque 
dicatur  officialis,  ut  in  Cap.  Licet,  De  oMc. 
Vicarii  in  VI<^  et  in  Clement  2  de  rescriptis, 
attamen  in  aliquibus  regionibus  ultra  mon- 
tes,  praesertim  in  Gallia  et  Belgio,  usus  ob- 
tinuit,  ut  ab  Officiali  distinguatur  et  Vicarius 
nuncupetur,  qui  ea  exercet,  quae  sunt  juris- 
dictionis  voluntariae;  Officialis  yero,  qui 
jurisdictioni  praeest  contentiosae.  . . .  Apud 
nos  autem  unus  et  idem  Episcopi  vices  in 
utriusque  jurisdictionis  exercitio  gerere  con- 
suevit).  3n  3)etreff  S)eutjd^IanbS  f.  Sämmer 
a.  a.  O.,  ferner  ben  @rla|  beS  SarbinalS  ©eiffel 
Dom  26.  SDecember  1848  über  bie  Srnc^tung  beS 
erjbifcböflid^enOffidalateS  (2)umont,  Sammlung 
hrd^Iid^er  grlaffe,  2.  9lup.,  Äöln  1891,  335  ff.). 
t$ür  gfranfreid^  f.  Andrä,  Cours  alphabetique 
et  methodique  du  droit  canon,  3"  ed.,  Paris 
1859,  s.  y.  Official  unb  Officialite;  (Sibour, 
ev.  de  Digne)  Institutions  diocesaines  de 
Digne  I,  Digne  et  Paris  1845,  193—524. 
Ob  unb  inmiefem  ber  Official  ^ur  Einleitung 
unb  Sriebigung  ber  einzelnen  ^^iroce^jacben  einer 
@pecialmanbatur  bebarf  unb  bei  )J3erfügungen 
unb  (Sntfd^dbungen  an  bie  vota  eines  il^m  }ur 
@eite  gegebenen  SoDegiumS  Don  Slätben  (Offi* 
cialat,  Sonfiftodum,  Orbinariat)  gebunben  ift, 
rid^tet  fid()  nacb  ben  fpecießen  SJorfcbriften  in  ben 
einjelncn  S)iöcejen.  Ueber  bie  ^räcebenj  beS 
OffidalS  gelten  biefelben  93eftimmuugen  mie  über 
biejcnige  beS  ©cneraluicarS  (f.  b.  Slrt.  n.  vm, 
ob.  V,  279).  —  Äurj  enoäbnt  möge  nod^  bie  9tn« 
ficbt  Don  %oui£  (1.  c.)  fein,  ba^  @eneralDicar  unb 
Official  nacb  bem  Siedete  biefelbe  (DoUe)  3udä« 
biction  Dom  ^ifd^of  erbalten  müßten,  unb  ba^  nur 
baS  exercitium  jurisdictionis,  ber  jebem  ^uge* 
miefene  ©ejd^öftlifreis,  Derfcbieben  fei.  9^ur  bann 
bätten  beibe  eine  jurisdictio  ordinaria.  SEßerbe 
aber  bie  SudSbiction  felbft  in  ber  oben  angegebenen 
SBeife  getbeilt,  fo  befäße  jebcr  nur  nod^  eine  juris- 
dictio delegata.  änbe^  ift  mo^I  bort,  tt)0  ber 
Offidal  Dom  OcncralDicar  Dcrfd^ieben  ift,  bicfc 
3:rennung  auf  bem  ffiege  beS  ©emobnbeitSrcdfcteS 
eine  recbtlid^e  getoorbcn.  fomit  bie  SuriSbiction 
au^  als  aus  bem  ?lmtc  flie^enbe  jurisdictio  ordi- 
naria aufjufaffen.  (9Jgl.  de  Angelis,  Praolectio- 
nes  juris  canonici,  Eomae  1877, 1,  2,  64  sq. 
unb  b.  Slrt.  ©eneralDicar  IV,  ob.  V,  270  f.) 


783 


Officii  8.  Congregatio  —  Officium. 


S)er  Offidol  Bilbet  ballet  oud^  mit  bem  Sif^ofe 
Sin  ZriDunoI,  unb  eS  lann  Don  bem  Official  ni^t 
an  ben  Sifd^of,  fonbem  nur  an  bie  l^ö^ere  3nfian} 
oppellirt  »erben.  —  3)ie  tjfrage,  ob  ber  grabifd^of 
feine  bifd^5flid^e  SuriSbiction  bem  einen  unb  feine 
erjbifd^öflid^e  SuriSbiction  einem  onbem  Of^ciol 
äbertrogen  !5nne  (Bouix  I,  517),  bürfte  in  ana- 
loger SBeife  mit  Küdfid^t  auf  baS  jemeüige  $er- 
fommen  p  6^nttt)orten  fein.       [Jheu^nmlb.] 

OfBoii  s.  Congregatio,  f.  2inquifttion  7., 
oben  VI,  772  ff. 

Of&oiam,  in  ber  Siegel  mit  ber  nöl^em  9e« 
ftimmung  canonicum^  canonicale,  divinum  ober 
eodesiasticum ,  bejeid^net  in  ber  liturgi[d^en 
Sprad^e  baS  f ird^Iid^e  Stunbengebet  al8  StanbeS« 
p^xä^i  (pensum  semtuiiB)  unb  amtlid^ed  ®ebet 
überhaupt,  tt)eiter]^in  au(i^  baS  einem  Xage  gu- 
faOenbe  ^enfum  im  (Sangen,  fomie  beffen  einzelne 
Xl^eile  ooer  9lbfd^nitte.  3m  ®egenfa|e  gu  bem 
Officium  Ambrosianum,  tteld^ed  ber  ffird^e  Don 
SJlailanb  eigen  ifl,  begeid^net  bei  ben  Siturgifem 
beS  9RitleIaIter8  Officium  Oregorianum  baS 
Stunbengebet  ber  r5mif(i^en  Rxxd^t,  baS  ftd^  gum 
römifd^en  SnDier  auSgeftaltet  l^at  SRabuIf  Don 
Xongem  (De  observatione  canonum,  prop.  22) 
nennt  baS  lärgere  ® ebet,  meld^  gu  feiner  3eit  in  ber 
t)ö))ftlid^enffapelle  üblid^  tt)ar.  Officium  capellare 
Td  curiae  romanae.  S)a  bie  l^eilige  9Reffe  mit 
bem  XageSgebet  ein  ®ange8  bilbet  unb  ii^re  geier 
gleid^fans  gu  ben  Obliegenl^eiten  ber  ®ei{Hi4feit 
gehört,  fo  fpred^en  bie  Siturgiler  aud^  Don  einem 
Officium  Missae.  3n  ben  Shibrilen  bed  SreDierd 
»irb  bo8  Stunbengebet  einfad^l^in  Officium  ge- 
nannt. Sq  fein  Sn^alt  roxt  feine  gform  burd^  bie 
XageSfeier  bebingt  »irb,  fo  ift  ed  Officium  do- 
minicale,  Officium  feriale,  Officium  festivum 
ober  Officium  yotdvum,  j[e  nad^bem  ed  einem 
Sonn-  ober  SSod^entage,  einem  gfefie  ober  einer 
Dom  ftird^enia^r  unabl^ngigen  gfeier  angehört; 
ben  t)fefigeiten  beS  ffir^enjal^red  entfpred{)tn  bie 
Officia  de  tempore,  ben  nad^  feften  ffalenber- 
baten  fid^  rid^tenben  ^eiligenfejlen  bie  Officia 
Sanctorum ;  erßere  enthalt  bad  ^falterium  unb 
boS  Proprium  de  tempore  (^em))oraIe)  beS 
SreDierS,  legiere  baS  Proprium  Sanctorum  unb 
Commune  Sanctorum  (eanctorale).  Ser  (Sfyi» ; 
rafter  ber  gfeftgeilen  berührt  bad  Officium  de- ' 
functorum  (}.  b.  ?lrt)  nid^t  unb  beeinfluBt  nur '. 
n»enig  bod  Officium  Beatae  Mariae  Yirginis  in  \ 
Sabbato  unb  baS  Officium  panrum  B.  M.  Y., ' 
fott)ie  bie  SSotiDoffirien ,  »eld^e  gur  9?erebrung 
eingelner  ©e^imnifje  ober  ^eiligen  an  freien 
Säm^ntagen  ober  einmal  im  SRonate  fiatt  bed , 
Sogedofficiumd  recittrt  merben  fönnen.  ßingelne ' 
CrbenSf amilien  beft(en  Don  ^Iter§  ber  ein  monat« 
lic^ed  ober  tiNM^lic^ed  $otiDofficium  gu  @^ren 
ibre$  Stifter«,  «albern  Senebict  XFIT.  gangen 
Territorien  boS  Cfficium  Dom  ^iligften  ^acxa* 
mente  für  ben  Sonnerdtag  unb  bod  Don  ber  unbe- 
fledten  empfdngni$  firr  ben  SamStag  ge)la!tet 
^crte.  u?urben  ouBer  bieten  betben  au^  für  bie 


übrigen  SBod^entage  IBotiDofficien  ber 
abenblönbifd^en  ftirc^  burd^  Seo  XIH  an 
1883  gugeftanben,  unb  g»ar  Don  ben 
Sngeln  für  ben  !D2ontag,  Don  ben  l^eiligen  \ 
für  ben  S)ien§tag,  Dom  1^1.  3ofe))]^  für  be 
tt)od^  unb  Dom  fieiben  beS  ^)enn  für  ben 
(Sine  IBerpfiid^tung  gur  Stecitation  biefei 
officien  befielet  auf  @runb  bed  änbultei 
bicts  Xni.  nur  für  bie  2)idcefen,  beret 
narien  jene  Of  firien  afö  pröceptiD  eingefül^ 
unb  auf  ®runb  ber  S3eftimmung  Seo^S  XI 
für  jene  fkd^lid^en  Sotporationen,  meld^  I 
für  bad  gemeinfd^aftlid^e  Sl^orgebet  ein-  ' 
mal  recipirt  l^ben.  ^Ogemein  Derpßid 
Officia  universalia  ober  Officia  de  pra< 
anbere  fmb  nur  geftattet,  jebod^  in  jenen  ^ 
obligatorifd^,  in  meldten  fte  Don  ben  Ori 
recipirt  mürben ;  fte  merben  Olfida  ex  I 
Officia  particularia  geilannt  unb  feit  bei 
93iertel  bed  18.  SaJ^r^unbertd  ald  Offi< 
aliquibus  locis  bem  S3reDier  in  einem  9 
beigegeben.  3m  S3reDier  felbfl  finben  fi 
gmei  Officia  ad  libitum,  meldte  burd^  ( 
faQenbeS  l^ö^ered  gfeft  Derbröngt  ober  c 
Sommemoration  befd^rönft  merben.  3m 
fa^e  gu  bem  Officium,  meld^ed  aügemei 
timg  l^at^  begeid^net  Officium  propriun 
cium  particulare  ober  pecuüare  ein 
bad  nur  für  einen  fleinem  Rxti^,  für  ein 
ober  2)idcefe,  einen  Orben  ober  ein  Sänb 
Dorgefd^rieben  unb  in  bem  biefem  Jheife 
Supplement  gum  S3reDier,  bem  fog.  Prc 
enthalten  ift.  2)en  @runbftod  biefer  $ 
bilben  biejenigen  t^jle  unb  Officien,  mel 
ber  ißeröffentlid^ung  be§  römijd^en  SreDiei 
$iu§  y.  ^erfömmlic^  nxiren ;  bie  §efte  Do 
niftrten  ^eiligen  muffen  Dor  1568,  bieDor 
gejprod^enen  Dor  1559  unb  bie  folc^  Ij 
unb  Seligen,  mel^e  nid^t  canoniftrt  fit 
1534  üblid^  gemefen  jein,  um  auf  @n 
^erfommenS  mit  einem  Cfficium  gefeiert 
gu  fönnen.  3m  @egenfa^  gu  bem  Con 
bem  einer  ftlaffe  Don  ^eiligen  gemeinfanu 
cium,  mirbbaSjenige,  mel(^  einem  eingeln 
au§jd^lie|lid^  angehört,  gleid^faUS  Offidu 
prium  genannt  3n  ber  IBegeic^nung  0 
neophytorum  für  boS  Stunbengebet  bei 
unb  '^jingfbDOcbe  ^t  fid^  bie  @rinnenm{ 
Sauifeier  be$  ^ltert^um§  erbalten,  loeli 
nächtlichen  @ebete  nur  eine  92octuni  Don  br 
men  ^umte^.  Officia  addititia  merben  bi 
liturgifcben  ®ebete  genannt,  melc^  bei  ei 
Skranlaffungen  gu  bem  3!age§offlcium  bing 
mie  baS  Heine  nuirianifc^  unb  Do^  ^bteno 
bie  @rabual«  unb  33u$p{almen,  fomie  bie 
Don  allen  ipeiligen;  jie  ftnb  im  Bremer  bei 
mune  angebängt.  ^uf  bie  ^age^eit,  tod 
einzelnen  2;beile  be4  ^age4ofncium§  entf 
aeif'en  bie  ^egeicbnurgen  Officium  nod 
ober  noctumale.  Officium  diamum  m 
cium  Ye&pertinum  bin.  Sißerei  trögt 


Officium  beatae  Marias  Virginia.                              786 

ftatiim  in  bie9nDrflm|rü6(  önlegt  mor-  tÜlorioifept  ob.  VIII,  804.  33q8  Officium  ^t 

im  Wamtn  aiiötutin  ([.  b.  5lrl.);  bie  ftriolen  €i|Qrafter  unb  btn  SRang  ein«  featum 

tttfpiütigli^  Matntina  obn  Laudee  Bimplex;te  beginnt  mit  bemStmittlbttSteitagS- 

e  genannt,  ueibtn  balb  |um  D!Qi$t-,  oefpct,  begto.  mit  bet  Sommcmoiatton  in  b« 

XageSgebet  geregnet;  bei  bei  ie|igen  !Se{))«  bcS  Dor^crgebrnben  g^efttS,  mrnn  baSfcIbe 

ig  b<T  liturgi|(^n  ^iiitti  eiöffntn  fie  biefe  Sommtmoiation  gulä|t.    3n  ber  Wotutin 

i)iurTtale'  genannten  ^reDieiauSjug  baä  ^äfiit^t  [\i)  an  baS  änDitatorium  unb  bcn  ^qmnuS 

dinmum,  ueli^eS  bie  fog.  Eleintn  ^oren  Don  bei  fei.  Sungfiau  bie  tJtrial'^lDdiirn  beS 

£a3  ^benbgebet.   Officium  veaper-  @am§täg3  mit  jicei  Scfungen  au3  ber  ^eiligen 

ü^er  au(4  Laudes  vespertinae,  jtjft  Bä)ü^  an,  toä^renb  bie  3te[()onforien,  bit  biitte 

9!k(pn  genannt,  bejii^lieSt  in  Berbin-  Sedion  unb  atteS  Solgenbe  biiS  gm  Sion  mariani- 

bn  ßornpltt  baä  täglii^e  ©tunbengtbet  ft^eB  ®efiet  ftiib.  SBon  ^iuB  V.  würbe  biefeflOffi- 

i  au4  boit,  too  bieleS  nid(|t  mt^i  aI3  dum  als  grfag  für  bit  tSgti^e  Sitcitation  beS 

:  ©ottrtbienp  geraden  roirb,  immer  no^  Officium  parvum  B.  M.  V.  Borg^ei^net  bit 

liibttßen  Solfianbat^ltn.  3)it  @ebet&-  toeiter^in  nit^t  me^r  oHgemein  öerpflii^ttn  foHte. 

$nm,  ntlcbt  auf  bte  Oration  biejer  2)ur<^ba§lßatiuofficiumDon2]tariä@ni))fängniEl, 

tn  unb  mit  ber  £efung  btS  ^Dlart^ro*  meldied  ÜSenebict  XHL  im  3. 1727  Dielen  Sib- 

Dl  Sbi>re  beginnen,  litiften  Officium  c(|en  unb  £eo  Xni.  am  5.  3uli  1883  allgemein 

€i  beftanb  nämlii^  |cf|on  im  früben  geflatlet  bat,  wurbt  ba§  @am§taggofficium  btr 

t  in  fflöfttm  unb  Stiften  bei  (Stbraud),  aUerfeligften  Jungfrau  fartifi^.  nit^t  aber  reiiglUtfi 

orgtiplii^Ieitunmiltdbainac^bti^nm  oerbröngt. 

eilung  ber  arbeiten  in  einem  eigenen  2,  S)a3  Officium  parvum  B.  M.  V.  obtr 

terlralb  bee  Slauflrumä  fi(^  Derfammelte,  Cureus  marianue  tour«  fc^on  im  fhi^tn  Snittel» 

nn  ^Ibfc^nitt  (cspitulum)  bei  Stegel  Der*  alter  in  ben  filäftem  tSgli^  neben  btm  canonif^ 

».  Ser  9tame  kapM  uurbt  bann  fO'  ©tunbengebet  unb  in  ^trbinbung  mit  beffen  tin- 

xn  aiaum,  meli^er  für  bieft  iBerfamm'  gelnen^oren  Uerricbttt;  burr^  ben  bl>  $(truS S)a> 

mmt  mar  (Eapitetefaal),  unb  auf  bit  miani  (gtft,  1072)  fanb  t8  ffieitere  !8erbreitung; 

it,  totiä)t  biefer  Sefung  beijumobfn  mdjrfre  äqnobtn  btS  12.  unb  13.  3o^rbunbertfi 

)enl(apitel,  ßat^bralcapilel),  al§  auc^  Derfüsttii   feint  3ni(jfung  gum  Sageeoffirium; 

irun gen  (Officium  capituli)  übtrtragcu,  m^  biiTc(i@en)o^n^eit  Durbt  e3  in  Dielen  Ringen 

biejer  ÜBerfammlung  fiottfanbtn.  ©ie  Döligdioriidj.  ©ei  btr  6in[ü^rung  btr  neuen  Ke- 

Jfltn  Officium  (=  FBatum)  duplex,  ccTifionbc-3römif^enSrtBierS(1568)l)ob  ^tuäV. 

iz  uirti  fiimplex  geben  bcn  SRang  ber  bicfc  aicrpflit^itung  für  hie  ^irc^en,  roetdje  ba8 

ET^tftier  an.  ^ietrftert  fall  bifii'ifi^  räitii[if)e  itrcDitr  annal^men,  ouf,  {oftm  fie  ni<^t 

ninbtt  fein,  ba|  im  frütjtn  ^itltlaller  auf  tincm  befonbem  £ilel  benible,  empfabi  abtr 

i\ftitn  geften,  mtlcbt  nid^t  auf  tintn  bit  Sttcitatton  bur^  ©tniilirung  Don  ^bläfftn. 

itltn,  juti  Letten  unb  bopptlttSaubtS  ^m  neutren  Songrtga [innen,  beren  XRilgliebtr 

i  Baren  (j.  S^olboftr,  §anb6.  h.  fiitur-  ni(|t  bem  geifllit^tn  ©ianbe  angebflrtn,  bienl  btr 

ib.  1890, 371,  ^nm.  i);  baS  Officium  marianifi^e  SurS,  bem  Ejinunb  »lieber  (unricbtigtr- 

xmfprudit  gnei  iStfpem,  inbem  t3  mit  loeife)  bit  Sommtmoration  bt8  2:ageSofficiumS 

Befpn  beginnt  unb  mit  btr  jmeittn  ab-  beigefügt  toitb,  aie  gcmeinfi^aftlicbe  @ebetäübung 

iinbiejtnfonjieinbttüKatulinunhben  in  SBeifebeS  (SborgebeleS;  audj  in  bet  üaienmelt, 

t  unb  not^  ben  ^fnlmen  bie  DoQflänbige  in^btfonhere  Don  btn  SDlitgliebtm  beS  britlen  Or- 

(ffitrboppelung)  ber  91ntipbonen.  SJaä  btn9  bt3  b£.  3ranci8cu§,  roirb  bitfeS  Officium  oiel 

semiduplex  (=  bem  duplex  ä^nli^)  gefielet,  mie  t§  audb  g.  S.  für  Srägtr  btS  ©copu« 

iD9  gtoei  Sßtfpem,  jcboeb  Doc  ben  5pfal-  liers  Dom  Serge  garmel,  bit  btS  Privilegium 

ine  äntonotion  ber  91ntipbonen,  melc&e  eabbatinum  tbeilbaft  merben  motten,  Dtrpfli^leub 

en  Siialmen  noEftänbig  gefpro(Sen  iDcr-  ift,  foftm  bitfelbtn  e§  lefen  (Önntn.   SBabtt  ift 

Officium  Simplex  bat  nur  bit  füg.  erfte  bcStelfit  in  jablloftn  ©onhtraulgaben  Qufgtlegt 

it  bet  eS  Dom  6flpilel  ab  beginnt;  tS  unb  oftmals  uberfejt  unb  commentirtmorbtn,  3m 

l  btr  9!on;  bie  SlnlipljDnen  Werben  mit  SrtDitr  bat  e8  feint  ©ItHt  nocb  htm  Officium 

Gcium  semiduplex  lecitiil.  (^gl.  gum  S.  Mariae  in  Sabbato.   äßo  beffen  Siectlation 

u4  b.  Alt.  SBrenitr.)     [Ä.  Sd|rob.J  als  Sßerpflitbtung  gu  btm  canonifi^eu  Officium 

!■  beatae  Hariae  Tirginls,  ®lun>  ^ingutritt,  gt^tn  IDlatutiu  nnb  Saubc§  btiftiben 

1  S^ren  btr  feligften  ^nngfrau,  tommt  ber  Xagt#malutin,  unb  bte  marianifd)e  3)tfper  ber 

tgie  bed  lateinifiben  34itii8  in  brei  iJ^or-  SlagtiDefpti  »oran;  bit  übrigtn  ^oren  f(t)litgtn 

—  1.  ^3  Officium  S.  Mariae  in  ficb  an  bit  entfpre^enbtn  Sagtel)oren  an.    2)it 

iß  biux^  bie  iRubriten  ben  €am€tagen  HOlatutin  bat  Sine  9!octum;  Saube§  unb  Sefper 

■  mit  Btidien  rotber  ein  geft  Don  ntun  finb  jtnen  her  Seftofficien  faft  gang  Qltiä).  3)ie 

w>^  eint  feria  major  jufammeulrifft.  Sßrim  toeit^t  Dan  ben  übrigen  fleinen  §ortn  niftt 

"     "  )  al5  anaritntog  ogl.  b.  91rt.  ab;iebeherltjtennbolbrti5ßfalmfnunbbo§3a9r 


78: 


Officiam  defunctorum  —  Officium  tenebrarnm. 


781 


^inburd^  eine  eigene  Oration«  3m  ^bDent  unb  in 
ber  SBeil^nod^t^^eit  tt)ed^|e(n  bie  ^ntip^onen^  fiec- 
tionen  unb  bie  SoÜecte ;  in  aßen  übrigen  3^ten 
bleibt  boS  Officium  unDerönbert.  @ein  9lome 
rül^rt  bal^er,  bag  eS  füraer  ift  aI3  ba§  @Qm§tag3« 
unb  baS  gefiofficium  ber  l^eiligcn  3Kutter  ®otteS. 
®ie  öon  $iuS  V.  unb  2co  XTTT.  (1887)  gemäl^r- 
ten  «bläffe  fejen  bie  Secitation  in  lateinifd^er 
Sprad^e  DorouS. 

3.  ®qS  Officium  für  bie  fKorienfefie  ifl  ate 
Commune,  unter  bem  Sitet  In  Festis  B.  M.  Y. 
per  annum,  erft  feit  ber  ^itte  bief eS  Sa^rl^unbertS 
im  S3ret)ier  mi^  bem  Officium  ber  jhrc^mei^e  ju« 
fammengefteUt.  3n  ben  alteren  «uSgoben  mürbe 
an  ben  ^arienfeften  für  bie  gteid^mögig  mieber« 
fel^renben  Zl^eile  entmeber  auf  ba§  ^t\i  S.  Mariae 
ad  Niyes  (5.  «uguft)  ober  ouf  bog  Officium 
parvum  B.  M.  Y.  unb  auf  baS  @am§tag3of ficium 
Dermief en.  «u3  bem  Umftanbe,  ha^  baS  Commune 
ber  92anenfefte  einzig  burd^  Sujammenftedung 
gerftreuter  ©ebetStl^eile  gemifferma^en  als  $nt)at- 
arbeit  in  baS  Sreüier  eingefügt  loorben  ift,  erüart 
ftd^  bie  anomale  Stellung  am  Sd^Iuffe  bed  Com- 
mune Sanctorum,  mo  baSfelbe  aud^  bei  ber  SRe« 
cenfton  ber  editio  typica  be§  SBrcüierS  (1885) 
belafien  loorben  ift  (ogl.  b.  3lrt.  aKaricnfefte  YIII, 
805).  [ft.  ©d&robj 

OfAcium  defunctorum,  bie  bem  canoni- 
fd^en  @tunbengebete  ä^nlid^  geftaltete  gfürbitte  für 
bie  Serftorbenen,  bcftel^t  auS  IBefper,  äJlatutin 
unb  SaubeS.  SDer  @ebraud^,  bei  einer  Seid^e  oor 
ber  Seerbigung,  fomie  am  3.,  7.  (ober  9.),  30. 
(ober  40.)  Sage  nad^  bem  Sobe  unb  an  beffen 
3a]^re3tage  (anniversarium)  92ad^tn)ad^en  (^i« 
gilien)  mit  $falmen,  fiefungen  unb  ©ebet  gu 
lalten,  ift  bereits  im  4.  Sa^r^unbert  begeugt.  ®ie 
apoftolifc^en  ßonftitutionen  (8, 41)  ermäl^ncn  ein 
(Sebet  für  bie  93erftorbenen  am  @d^Iuf)e  ber  fiaubed 
unb  ber  93efper,  meld^eS  mol^I  in  gform  einer  furjen 
gfürbitte,  etma  aI3  93erfifel  gefproc^en  mürbe,  tote 
er  nod^  je^t  am  ©d^Iuffe  ber  einzelnen  ^oren  oor* 
fommt.  3m  12.  Sal^r^unbert  ^atte  baS  3:obten> 
officium  brci  9lDctumen,  im  folgenbcn  treten  bie 
SaubeS  unb  bie  93efper  unb  in  einzelnen  j?ird^en 
gleichfalls  bie  übrigen  §oren  ^inju.  ®ie  SRcccnfion 
beS  römifc^cn  SreoierS  unter  $iu§  V.  Ifiat  bicfe 
SBerfdfeicbenbciten  entfernt.  3m  Sreoicr  ift  baS 
Officium  defunctorum  mit  anberen,  bei  Der* 
fc^iicbenen  ^nläffen  ju  gcbraud^cnbcn  ©cbcten,  ben 
fog.  Officia  addititia,  al§  ^n^ang  an  bie  aÜ* 
gemein  gcltcnbcnOfficicnangcreil^t;  imrömif(^cn 
Situalc  (6,  4)  ift  c§  im  «nfc^Iu^  an  ben  Ordo 
exequiarum  für  bie  feierli(!^e  ^uSfü^rung  mit 
®  ef  angnotcn  ocrf  cl^en.  ®ic  @cparatau§gaben  maren 
Don  jiel^er  fe^r  ga^Ireic^  unb  finb  baburd^  oeranlagt, 
ba^  baS  liturgifc^e  @ebet  für  bie  93erftorbenen  in 
atlen  Stauben,  oielfad^  felbft  aI3  täglidbe  Uebung 
oerrid^tet  tourbe  unb  nod^  gehalten  mirb. 

^Jlm  ^IDerfeelentage  (Commemoratio  omnium 
Fidclium  defunctorum)  ift  bie  SRecitation  be§ 
SobtcnofficiumS  nac^  bem  9{itu§  eineS  festum 


duplex  mit  brei  Ütoctumen  neben  bem  Zagefl 
officium  allgemein  Oerpflic^tenb ;  bie  ZobtemN^ 
fd^liegt  fid^  bonn  an  bie  Seft)er  beS  SUkr^ign 
feftcd  unb  bie  Sßatutin  mit  ben  SoubeS  on  bi 
SaubeS  be§  Saged  unmittelbar  an.  Sfür  ben  (^oi 
bienft  ift  ed  in  gleichem  9lnfd^Iu|  an  boS  Zagefl 
officium,  jebod^  nid^t  alS  obligatorif^  uid)  m 
mit  @iner  9loctum  sur  äRatutin,  fott)ie  im  Stils 
eines  festum  simplex  Oorgegeid^net  für  bie  SRon 
tage  be§  ^boentS  unb  ber  ^aftenjeit  faDb  nüf 
ein  Officium  oon  neun  Sectionen  einföDt,  fotrn 
für  jeben  erften  freien  Zag  ber  übrigen  SRond 
auger  ber  Ofterjeit ;  an  biefen  Zogen  foS  bau 
au^  bie  äiequiemSmeffe  al8  SonDentnabncfje  cto 
treten  be^m.  bie  Oration  ata  jener  aI6  Cominciiio> 
ration  in  bie  Zagedmeffe  eingelegt  toerben.  Sil 
93erpflid^tung,  an  biefen  Zagen  baS  Zobtenoff» 
cium  gurecitiren,  1^  ^iu8  Y.  bei  ber  £infü(aa( 
bed  reoibirten  rdmifd^  SreoierS  auf  gehoben.  3i 
^ranciScanerorben  ifl  baS  Zobtenof^cium  nii 
am  SUerfeelentage  nod^  an  fünf  Zagen  oblig» 
torifd^  (f.  AL  M.  a  Carpo,  Ealendarinm  per 
petuum,  3.  ed.,  Ferrariae  1875,  YH,  6).  - 
S)a3  Officium  defunctorum  gel^ört  meäa^b 
5um  Orbo  beS  Segröbniffed  Snoa^fener;  l^iedei 
f  Ott  ed  unmittelbar  oor  ber  Segröbnigmeffe,  foban 
bie  Seid^e  in  bie  ffird^e  gebrad^t  »erben  \%  f^ 
Italien  merben(f.BitualeBomanum6, 3,  IGsqq.), 
ol^ne  iebod^  als  integrirenber  SlituS  oorgef^rüa 
5U  fein.  2)ag  ^Rituale  (6,  5,  4)  nmnfi^t  beffn 
Stecitation  ober  minbeftenS  bie  Siner  9{octum  wi 
ben  SaubeS  aud^  oor  bem  SRequiem  am  3^  7^ 
30.  Zage,  fomie  bei  bem  SnniDerfarium. 

3n  feinem  Saue  unb  ben  einzelnen  93ePosb- 
t^eilen  gleid^t  baS  Officium  defunctorum  bot 
geftofficien,  meidet  aber  auger  in  ber  3^(1  ^ 

toren  aud^  in  feiner  ©lieberung  oon  jener  ai. 
3  beginnt  ol^ne  ftitted  93orbereitimg8gebet  n- 
mittelbar  mit  ber  ^falmobie;  in  biefer  unb  inba 
SRefponforien  toirb  bie  2)o;oIogie  burd^  bie  ^ 
bitte  Requiem  aetemam  erfe^t;  ber  3noitatorial« 
pfatm  mit  bem  3noitatorium  mirb  nur  barni  ttd* 
tirt,  toenn  5ur  9)iatutin  brei  9toctumen  gebdtt 
merben.  Sd  entbel^rt  ber  ^pmnen  unb  in  ber 
S3efper  unb  ben  fiaubed  ber  ffapiteüefung.  Sie 
fiectionen  ftnb  bem  S3ud^e  3ob  entnommen,  loer- 
ben  jebod^  nid^t  burc^  bie  Slbfolution  unb  bie 
Senebictionen  eingeleitet,  aud^  nidl^t  mit  bem  ge> 
mö^nlid^en  @d^Iuffe  (Tu  aut^m  etc.)  beenbij^ 
3n  ben  fiectionen  unb  i^ren  SRefponforien,  fonw 
in  ben  $falmen  mit  i^ren  Sntipbonen  unb  ben 
$rece§  flagt  bie  abgefd^iebene  @eele  über  i|R 
fieiben  unb  fprid)t  nodl^  mel^r  bie  )uoerfid^i4^ 
^opung  auf  Sriöfung  auS.  ®en)ifferma|cn  in 
Flamen  unb  al§  ©tettoertreter  bed  ^erftorbeiM 
(ex  mente  defuncti)  recitirt  ber  Seter  biefe  Z^ 
be§  Officium^  unb  befd^Iiegt  baSfelbe  im  9laiiici 
ber  ßird^e  mit  ber  Oration  unb  ben  i^r  beigefügta 
S^ürbitten.  (Sgl.  aud^  b.  ^rt  Segröbnii  M 
li(^e§.)  [ft.  €d^b.] 

Officium  tenebrarum,  f.  ®rünbonner3ta| 


Og  —  Olf^inger. 


790 


i*a),  im  9.  Z.  em  ßönig  ber  oftj[orbcmi- 
noriter,  beffen  (gebiet  su  9Ro{er  Seit 
)te,  borunter  bie  SRefibeng  ^{tarotl^-ffar- 
b.  9rt.  1, 1522)  unb  eine  gtoeite  ^aupt- 
>rai  (f.  b.  «rt),  umf a|te  (3of.  13,  12). 
}  Og  iDte  @e(on  über  bie  eingemanberten 
r  ^errfd^te,  mar  er  boc^  au8  bem  Stamme 
eren  Semol^ner  feined  SanbeS;  er  mar  ber 
fömmling  ber  redenl^atten  9le))]^aim,  unb 
Smmoniterlanbe  aufbema^rte  ungel^eure 
t,  totldft  lipxi  gebient  f^aiit,  lieferte  ben 
Don  feiner  riefen^aften  ©röge  unb  @törfe 
\,  11).  S)er  ßinbrudf,  melier  burd^  bie 
be  9(ngabe  ber  l^eiligen  Sd^rift  l^erDor* 
iDirb,  n>ar  für  bie  leidet  erregbare  $bcin« 
Olorgenlönber  ein  gemaltiger,  fo  ba|  in 
ammebanifd^en  SBelt  Og  ber  !DlitteIpunft 
IreifeS  t)on  abenteuerli^  Übertreibenben 
)emorben  ifl,  meldte  in  ^eutfd^Ianb  gum 
nzdd  Süd(ert  befannt  gemorben  finb.  3u 
!^drt  bie  Angabe,  ba^  er  einer  ber  ®en. 
mmten  Stepl^aim  gemefen  fei  unb  bie  @int« 
riebt  l^abe,  meil  er  neben  ber  3lrdf)e  einher« 
[et  3)ad  SSertrauen  auf  feine  SRad^t  bemog 
t  Sel^on,  beim  ^erangug  ber  3§raeliten 
I  bie  @pi|e  gu  bieten;  er  mugte  bieg  mit 
rlufl  feinet  Sanbe§  unb  feines  fiebenS  unb 
Untergang  feincS  95oIfe5  entgelten  (9lum. 
-35),  unb  baS  Don  i^m  bc^errfd^te  ®c« 
ben  Stämmen  ©ab  unb  ^RanafjeS  gu 
\2,  33  ff.).  [ffaulcn.] 

ifaiger,  92e))omuI  $aul,  ein  p]()ito- 
t^ologifd^  @c^riftfieUer  ber  ^leugeit  unb 
X  ©egner  ber  Sc^olaftif,  mürbe  geboren 
monnaberg,  Sßfarrei  ©otteSjeÜ,  im  ba^ri« 
albe,  ben  13.  OKai  1817.  ©eine  ©^m- 
ibien  mad^te  er  in  Seggenborf  unb  @trau« 
rine  p^ilofopbifd^^  @tubien  begann  er  in 
n,  mo  Sc^efling,  Saaber  unb  ©örreS  il^n 
onberS  angogen.  I^ier  betrieb  er  sugleid^ 
bium  ber  orientalif  d^en  @prad^en,  mel(|e§  er 
i^renb  feiner  nad^folgcnben  ©tubien  mit 
rtfe^te  unb  für  mclci)c§  er  ein  eigenes  Sa« 
befi^  fd^ien.  6r  menbete  fid^  bann  ben 
f^en  ©tubien  ju  unb  l^örtc  ^Rö^lcr,  ®öl» 
Wee,  SEßinbifc^mann  unb  SReitl^ma^r.  3m 
840  trat  er  in  baS  bifd^öflidjc  ©lerical- 
)u  9{egen§burg  über  unb  mürbe  bafelbft 
Jnben  Saläre  jum  ^ricfter  gemeint.  9kd^» 
rfn  3a]&r  in  ber  ©eelforge  gemirft,  feierte 
er  nac^  ^ünd^en  5urüd(,  um  bort  feine 
i  fortgufejen.  Gin  öffcntlid^eS  9lmt  l^at  er 
olgeid>en  34  3al^ren  feineS  fiebenS  nie  be« 
ferne  gan^e  S^it  oermenbete  er  al§  ^rioat« 
:  ouf  bie  Pflege  ber  SDSifjenfd^aft  mit  uner- 
t  9Iei|e  unb  [taunenSmertl^er  ^uSbauer. 
Bptfäc^Ud^eS  ©tubium  aber  blieb  bie  $]^iIo« 
hierbei  ijerirrte  er  fid)  in  bie  müften  ©tcp« 
)entf<iien^^iIofopbie;  Äant,  gid^te,  f)eflel 
er  mit  einer  ^(uSbauer  unb  einem  Sifer 
)ie  in  Srftaunen  fe^en.    @r  l^atte  babei 


bie  abpdjt,  biefe  ^l&ilofopben  grünblid^  ju  mibcr« 
legen,  öergafe  aber,  bafe  bie  Seit  bereits  baS  ücr« 
biente  ©eric^t  über  bief elben  gebalten  batte.  Sugleid^ 
fud^te  er  ein  neues  pbi^of opbifd^eS  ©Qftem  gu  con- 
ftruiren,  meil  natb  feiner  3Keinung  fein  öorbanbeneS 
mit  ber  d^riftlid^en  SOßa^rbeit  im  ginflange  ftebe. 
2)ie  ©runblinien  eines  fold^en  gab  er  in  feinem  Srft- 
lingSmerfe  „©runbrig  gu  einem  neuen  Softem  ber 
^bi^ofopbic".  Straubing  1843,  gmeite  „burd^auS 
neu  bearbeitete  unb  Derme^rte"  Auflage  ebb.  1852. 
(SS  lögt  ftd^  faum  etmaS  SlbStrufereS  unb  Unoer- 
tönblid^ereS  benfen  als  biefeS  pbtlofopl^ifd^e  ©Q- 
tem.  S)aS  ©tubium  beSfelben  ftetlt  an  ben  Sefer 
tarfe  änforbcrungen.  Älare  unb  bcflimmte  SBe- 
griff e,  an  meiere  man  fid^  b<^Iten  lönnte ,  fehlen 
burd^auS,  unb  ber  Semar,  meld^er  überall  um 
ieben  $reiS  burd^gefül^rt  merben  foU,  mad^t  bie 
gange  SntmidHung  nur  nod^  intricater.  ©elbft  ber 
Segriff,  ber  oon  ber  ^b^Iofopbi^  gegeben  mirb,  ift 
fcbon  gang  Dage  unb  unflar.  Unter  bem  Xitel 
„95on  bem  SDBefen  ber  ^btlofopbie"  l^eigteS:  „S)ie 
^b^l^f^Pbi^  b<it  mit  ieber  eingetnen  Srienntnig 
einen  beftimmien  3nbalt  unb  eine  beftimmte  f^orm 
gemeinfam.  S)iefe  eingelne  Srfenntnig  !ann  iebocb 
fpecuIatiDer  ober  unfpecuIatiDer  3latax  fein,  ie 
nad^bem  ber  ©eift  bei  bem  tl^atföd^Iid^en  ober  em» 
pirifd^en  unb  primitiven  SQSiffen  aDein  fte^en  bleibt, 
ober  ie  nad^bem  er  ben  fo  erfannten  ©egenftanb 
aud^  burd^  anbere  SBa^rbeiten  begrünbet.  Sßenn 
fonad^  bie  begrünbete  Srfenntnig  bie  miffenfd^aft* 
lid^e  ober  fpeculatiüe  unb  pbilofopbifd^  ift,  unb 
menn  fie  ber  primitiven,  unmittelbaren,  pofitioen 
ober  empirifd^en  gegenüberftebt,  fo  oerbalten  ftcb 
beibe  Srten  oon  Srfenntnig  nid^t  auSfd^Iiegenb, 
ba  bie  fpecuIatiDe  forno^I  bie  empirifd^e  DorauS' 
fe^t  als  anä)  fortbefteben  lögt,  ^a  femer  jebeS 
Dbject  mie  jebeS  ©ebict  üon  gufammenbängenbcn 
Objecten  (mie  bie  ©prad^e,  bie  5Ratur,  bie  9teli« 
gion)  empirifd^  unb  fpeculatiü  gemußt  merben 
!ann,  fo  ift  bie  Sintbeilung  in  SJemunftmifjen« 
fd)aften  unb  pofttiüe  SBiffenfd^aften  eine  unrid^tige, 
ba  eS  ja  gcrabe  obne  ©pcculation  leine  SBiffen» 
fd^aft  geben  !ann,  unb  ba  eine  nur  logifdfje  3»" 
fammenfaffung  ber  Srfenntniffe  obne  ©ad^begrün« 
bung  ben  9lamen  einer  SBiffenfd^aft  nid^töerbient." 
®iefe  ^robe  fann  ftatt  jeber  meitem  ©figgirung 
beS  „©^ftemS"  genügen. 

^uger  einigen  anberen  meniger  bebeutfamen 
©d^riften  gab  bann  Oifd^inger  eine  Sbl^anblung: 
„$biJofop|ie  unb  SReligion,  ober  fpeculatiöe  6nt« 
midtlung  ibreS  normalen  SJerböItniffeS  im  ©egen« 
fa|e  gur  m^tbifd^en  ^uffaffung",  ©d^affl^aufen 
1849,  l^erauS.  SSorgugSmeife  aberbefd^äftigteibn  in 
ben  f  olgenben  3a|^Kn  bie  ©üntber'f  d^e  ^b^^of  opb^^ 
meldte  er  oon  feinem  ©tanbpunfte  auS  gu  miber« 
legen  fu^te.  ®iefem  Stt^erfe  bienen  bie  ©d^riften : 
„®ie  d^riftlid&e  XrinitötSlebre.  OKit  Wüdffid&t  auf 
ben  gegenmärtigcn©tanb  ber  Xbeologie  unb  ^^\0' 
fopbie  unb  namentlid^  auf  ben  mobemen  Dualis- 
mus begrünbet",  ©ulgbadf)  1850,  „®ie  dferiftlid^ 
(5^e"  (gegen  ben  ©üntberianer  Dr.  $abfl)  unb 


•91 


Oiic^inger. 


792 


^2)ie  mniWW  W^o]opf^\t.  mit  SRüdftd^t  auf 
bie  ®e[(^id^te  unb  ba3  @t)ftem  ber  ^^üofop^ie, . 
fotoie  auf  bie  d^riftlic^e  ^Religion  bargeftellt  unb 
getourbigt",  ©t^aff^aufen  1852.  Soju  fam, 
bann  no^  bad  sneibönbige  SQBerf  „@t)ecuIatiDe . 
Sntmicflung  ber  ^au))t)^fteme  ber  neuern  $^tlo- , 
fop^ie  Don  SeScarteS  (i§  ^egel",  St^ffl^auien . 
1853—1854,  ttorin  er  eine  SBiberlegung  bicfer  ■ 
neuem  $^Uo)opl^ie  anftrebte ,  babei  üon  feinem ! 
eigenen  Softem  au^gel^enb.  3n  ben  gal^ren  1858  • 
bis  1869  befc^äftigte  ftc^  Oifc^inger  Donuiegenb ! 
mit  t^eologifd^en  ®cgenftanben,  unb  ^ier  mar  eS, 
mo  er  mit  ber  fd^olaftifc^en  Sl^eologie  in  Sonjiict 
fam.  ßr  moflte  junödöft  ein  „  ©Aftern  ber  d^rift- 
lid^en  Glaubenslehre"  l^erauSgeben,  ba§  auf  meh- 
rere S3önbe  bered^net  mar,  aber  nur  bi§  gum  ^meiten 
»anbe  gebieten  ift  (2anb§^ut  1858—1859). 
@Ieid^5eitig  gab  er  aber  eine  anbere  ©d^rift  her- 
aus unter  bem  £itel  „®ie  fpeculatiüe  S^eologie 
be§  1^1.  Stomas  Don  ^quin,  be§  englifd^en  Se^* 
rerd.  3n  ben  ©runb^ügen  f^ftematifd^  entmidelt", 
SanbS^ut  1858.  3n  biejemSud^e  fmb  eineganje 
9teil)e  Don  fie^rpunften  ber  @d}o(aftif,  ^umal 
beS  ^I.  Stomas,  be^eid^net,  melcbe  nac^  Oifd^in- 
gerS  Slnfic^t  birect  Don  ber  Jiirc^cnlel^re  ab' 
meid^en,  unb  bie  er  o^ne  Bemäntelung  auf^u» 
beden  unb  bem  apoftoIifd)en  Stuhle  jur  jlennt* 
ni^na^me  Dor^ulegen  als  ®emif)enS)a4e  erad^tete. 
S^aS  ganje  9ud^  fann  nur  als  eine  traurige  9Jer- 
irrung  eineS  fonft  reid^begabten  ®eifteS  bejeic^- 
net  merben.  Oifc^inger  greift  in  bemfelben  ni^t 
bIo|  einjelne  fie^rfö^e  beS  1^1.  Zl^omaS,  fonbem  er 
greift  beffen  £^eoIogie  in  i^ren  @runbpnncipien 
an  unb  ift  ber  ^nfic^t,  ba^  biefelbe  auf  einem  gang 
falfd)en  @tanbpunfte  fuge,  ba^er  Don  ®runb  auS 
umgeftaltet  unb  reformirt  merben  muffe ;  nur  fo 
fönne  eine  Harmonie  ber  fpeculatioen  ^l^eologie 
mit  ber  ffirdjenlel^re  crjielt  merben.  ^u^  um  bie 
3ntyimer  ber  mobemen  $^iIofopf)ie,  meldie  in 
ber  Sd^olaftif  bem  j?eime  nad^  fd^on  enthalten 
feien,  miffcnfd)aftlic^  gu  überminben,  muffe  man 
ber  Sctiotaftif,  unb  namentlid^  ber  2e^re  beS 
^(.  Stomas,  ben  Ärieg  erflären.  Seifpielsmeife 
ergibt  fic^  für  Cifdf)ingcr  in  feiner  Äriti!  baS  5Re- 
fultat,  baß  ©Ott  nad)  ben  Se^rbeftimmungen  beS 
^l  Stomas  im  ©runbe  bod^  als  nid^ts  ^InbercS 
erfc^eine,  benn  als  baS  leere  unb  unbcftimmte  ©ein 
ÖegelS.  3)ie  Scmeife  beS  ^I.  X^omaS  für  bie 
O^Siften)  eineS  übermeltlic^en  ©otteS  feien  burc^^ 
aus  ungenügenb  u.  f.  m.  S^abei  tritt  mieber 
bie  gleiche  Untlarl^eit  in  ben  Segriffen  l^erDor  mie 
in  bem  „®r)\km  ber  ?p^ilofopl^ie".  ©o  fagt  er 
j.  53.  in  fflcjug  auf  bie  göttliie  3:rinität  (a.  a.  O. 
125) :  „gs  le^rt  aber  bie  gefammte  ffird^e  über 
bie  Srinitöt:  1.  ©ott  ift  nur  giner,  (Eine  ©üb» 
ftong  unb  $erfönli(^feit,  nad^  klugen  unb  in  ber 
Totalität  betrodfjtet ;  2.  aber  biefe  6ine  ©ubftang 
unb  ^erfönlid^feit  ift  boc^  gugleid^  noc^  Snncn 
breiperfönlic^,  SJater,  Sol^n  unb  beiliger  ©cift." 
Sßie  aber  ©ott  nad)  ^(uBen  einperfönli($  unb  nad^ 
3nnen  breiperfönlid{|  fein  fönne,  baS  entjie^t  fid^ 


bem  IBerftäubniffe.  —  Otf  (Ringer  fcmbii  fem  94 
nac^  Stom,  bamit  baSfelbe  ber  ^5<^flai  Mßiß 
^uctorttöt  Dorgelegt  merbe.  SBie  i)OiaBfi}ii{^ 
marb  baSfelbe  bort  im  9prü  1859  anf  ben  ^ 
gefegt,  ©leid^  barauf  erflörte  Oifd^er  in  eiHi 
©(^reiben  an  ben  ^igen  Soter,  büB  er  bem» 
miUigen  ©e^orfam  leiften  toerbe,  bat  aber,  über  hi» 
jenigen  $untte  belel^rt  gu  merben,  in  bcnen  er  gm] 
l)aU,  S^ie  böc^fte  finfjlic^e  9(uctoriiät  tomde  jk| 
felbftDerftanbiic^  in  feine  SiSputatiim  mit  ein 
einzelnen  ©elebrten  einloffen,  unb  »emi  fie  e8iniil| 
gemoüt  botte,  fo  mört  eS  unmöglt^  getKfen,  c» 
gelne  $unfte  auSgubeben,  ba  bie  ©runbonf^oo» 
gen  Oif cbingerS  in  ^egug  auf  bie  Se^rt  beS  (L  I|^ 
maS  unb  ber  ©c^olaftif  überbaupt  irrig  finb.- 
£ie  nac^folgenben  ©cbriften  Oifd^ingetS  bona 
mit  ber  genannten  fac^Iid^  ^ufammen  nnb  fein 
)ur  Darlegung  ber  SontroDerfcn  bienen.  H 
tnb :  ^pologetifd^er  92ad^tTag  gu  bem  SBerft:  Sil 
pecuIatiDe  Se^re  beS  I^L  X^omaS  gegen  bieSe^m 
unb  Eingriffe  ber  SBiener  fiiteraturgeitung,  Stün^a 
1859;  Commentariitheologici,  ebb.  1860;  ti 
ginbeitSIcbre  ber  göttli^enXrinitöt  92ad^berfinft 
lid^en  Srabition  erroiefen  unb  gegen  bie  3nI4m 
feftgeftettt,  ebb.  1862;  2)ie  d^rifilic^e  unbbie|4» 
laftif d^e  Slbeologie,  3ena  1869.  3n  biefen  ©cbiifki 
l^enfd^t  Dielfacb  ein  unerquidlid^er,  geret}ter  Zn 
meld^er  Don  einer  tiefen  SSerbitterung  beS  Da 
fafferS  geugt.  92amentlid^  ftnb  eS  bie  fog.  Sa 
fd^olaftif  unb  beren  SSertreter,  über  bie  Oifd^ 
feine  3omcSfd^a(e  ausgießt  loobei  er  5E^eoIoga 
mie  $enone,  S^enginger,  ffleutgen  in  ba  Ztnil 
tötslebre  unb  Sbriftologie  eine  Steige  Don  fonna 
bäretifdf)en  Sel^rfö^en  gumSSormurf  madftt.  99ein 
man  nö^er  gufte^t,  fo  finbet  man,  bag  CifAinp 
nur  burcb  eine  gang  mangelbafte  ffenntnil  Üei 
fcbolaftifd^en  Segriffe  unb  S)octrinen  gu  foi4a 
Sormürfen  fommen  fonnte.  ßr  Derfiebt  emfuf 
bie  ©d^olaftif  nid^t.  ^«IS  Sutobibaft  bflbeii 
Oifd^ingcr  fid^  in  ber  fiectüre  ber  neuem  $^11» 
fopl^ie  fein  p^ilofopbifd^eS  SBiffen,  o^ne  fi4  ^ 
ben  Soben  ber  "Xrabition  gu  fieUen  unb  an  bd 
©efe^  ber  Kontinuität  gu  binben.  f)ötte  er  ooi 
ber  neuem  Iß^ilofopl^ie  bie  mittelalterlich  fi^  Q» 
geeignet  unb  mit  feinem  überlegenen  ©eijle  pi 
f  ortgebilbet ,  er  möre  bann  ebenf o  im  ©tonbe  ge« 
mefen,  bie  neuere  $biIofop^ie,  beren  innere  Ito 
baltbarfeit  fic^  unmittelbar  fül^Ien  lagt,  tDiflai^ 
fc^aftlicb  angugreifen  unb  bialeftifd^  gu  gecf^oi 
o^ne  in  feinen  eigenen  ^nfcbauungen  mit  ber  äi» 
ber  ©d^ule  in  Eonflict  gu  gerat^en.  818  et  pd 
aber  Don  ber  neuem  $Pofop^ie  l^inmeg  gur  nritiri 
alterlid^en  menbete,  brachte  er  ein  fd^on  abgef4^ 
neS  ©i}ftem  mit,  beffen  Segriffe  unb  ^rincipie 
mit  benen  ber  ©d^ule  nid^t  me^  in  SDem  (wi 
bcffer :  gar  nidfjt  mel^r)  l^armonirten'*  (Säiogrorti 
Cifc^ingerS  in  ber  9lugSb.  ^oftgeitung  1877,  »c 
läge  3).  ^l(S  IBeifpiel  einer  Don  i^m  bei  einem  Sa 
f^olüftifer  entbedten  „^orefie"  möge  golgenh 
bienen.  S&ie  ©c^olaftif  le^rt,  ba^  ber  9Renf4  ^ 
gmei  ©ubftangen,  Scib  unb  Seele,  befielt,  bc 


Olaf  -  Oläl^uS. 


794 


jt  beiben  on  ftd^  incom))Icte  Subftonsen 
itt  fie  üon  92atur  au§  gut  Sonftttuirung 
itten)  completen  @u6ftan),  bie  toir  äJlenf^ 
befümmt  fmb.  2tn  biefem  Sinne  mu^ 
if4  als  eine,  aÜerbingS  au8  Seib  unb  Seele 
K  ober  bod^  in  {td^  ein^tlid^e  9{atur  be* 
oerben«  S)iefe  ^octrin  foO  nun  nai^ 
}jtt  mit  ber  ff  tr^nlebre  in  birectem  SBiber* 
eben  imb  b^etifd^  fein ;  benn  fte  anerf enne 
abfilmten,  nid^t  itoti  @ubftan}t]^eile  im 
n;  eine  ouS  jmei  Subfian^en  jufammen« 
Katur  entl^Ite  eine  Sonfufion,  bie  bod^ 
iten  ber  ffinbe  Don  Sb^f^^  unb  t)on  bem 
n  abgemebrt  merbe.  Unb  ba  nun  ^ertöne 
c  Cbtiftologie  biefe  Soctrin  auf  SbnftuS 
*  vmh  bebaupte,  in  Sbtifto  feien  Seib  unb 
t  einer  einbeitlid^  9}atur  Derbunben,  bie 
bttfid^en  ^Jkrfon  fubpftire,  fo  fe^e  er  ftd& 
R  SBiberfprud^  mit  bem  @pmboIum  be§ 
cüS  üon  Xolebo  (675):  Cluristus  in  dua- 
oriB,  tribus  extat  substantiis,  unb  bem« 
tffe  feine  Soctrin  a(§  b^retifd^  bejeid^net 

inem  pritHiten  unb  priefterlid^en  Seben  mar 
{er  tabellod.  iBon  Stugenb  auf  an  bie  be- 
ten Ser^ältniffe  gemöbnt ,  b^tte  er ,  mie 
1  cttirter  SiograpI  fagt,  f aft  gar  feine  99e- 
!;  boS  einfädle,  nüd^teme,  mö^ige  fieben, 
er  in  ftiDer  Sutücfgejogenl^eit  fül^rte,  ift 
bem  eined  Snad^oreten  ^u  Dergleid^en  ge« 
Er  ftarb  am  11.  S)ecember  1876  an  einem 
iiffe.  [StödlJ 

,  f.  Scbtt'eben. 

\m5  (Oläb),  9}icoIau§,  Srsbifd^of  t)on 
^rimaS  t)on  Ungarn,  Staatsmann  unb 
r,  nmrbe  im  Sanuar  1493  ju  ^ermann« 
Siebenbürgen  geboren.  Sein  SSater,  Ste- 
rt Dortreff lidfjer  9Ronn,  [tammte  au8  einem 
ilad()ifd^n  gfürftenbauS  (ügl.  baS  S)ipIom 
$erbinanbS  I.  Dom  23.  9^oDember  1548 
Olahiy  Hungaria  et  Atila,  ed.  EoUa- 
bdobonae  1763,  229).  9iad&  ben  ^uf- 
gen  in  feinen  autograpbifdfjen  9Joti|\en  fanb 
ie  SticoIauS  im  ^ax  1510  am  ^ofe  ffö- 
ibiSIauS'  eine  Stelle  unb  mürbe  1516 
:  beS  Sfünfürd^ner  93ifd)of5  ®corg  Don 
r^.  3wm  ^ricfter  orbinirt,  erbielt  Oläb 
»22  ba§  ffomomer  ^rd}ibiaconat  an  ber 
)Iitanfir(be  ^u  ®ran.  2)ann  mürbe  er  al§ 
in  ber  föniglid)en  ftanjlei  Dermcnbet  unb 
SWöra  1526  5um  Semtär  unb  SRatb  bc« 
i(ben  ffönigS  Submig  U.  unb  (fünf  2:age 
«  ftbnigin  ?Karia  ernannt,  '^flad)  ber  Der« 
DoOen  Scblod^t  Don  9)2obäc§  begleitete  er 
igin-aBittme  nad^  ^refeburg.  ^m  3.  !Ko» 
.527  erbielt  gferbinanb  I.  ju  Stu]^In)ei|en« 
tceffton  unb  föniglid^e  SBürbe,  gegenüber 
ai'S  Untemebmungen,  unb  ibm  fd^mur 
tene,  melcbe  er  in  ben  fd^mierigften  Seiten 
gienmg  tabeüoS  bemöbrte.  92od^  im  felben 
S27  befom  Oläl^  bie  anfebnlid^e  $frünbe 


i 


ber  Suflobie  am  (SApM  ^u  StubI>oei|enburg. 
S)od^  mar  er  nod^  leineSmegS  am  S^tU:  er  münfd^te 
5um  SBifd^of  ernannt  }u  merben.  %f)oma^  Sola- 
bä^Q,  bamalS  ftanjler  beS  SReid^ed,  bat  il^,  bie 
®efd^fte  eines  SecretärS  ^u  übemebmen,  oDein 
bie  SBerfpred^ungen  ber  ffönigin-SBittme  ermiefen 
l(b  als  möd^tiger.  OIÜ^  Derblieb  in  feiner  (Kgen- 
d^aft  als  9iat^  bei  ibr  unb  begleitete  fte  1580 
nad^  SBien,  fiinj  unb  Augsburg,  mobin  }ur  Unter- 
brüdung  ber  SReligionSmirren  Don  ff önig  ffarl  Y. 
ber  SReid^ratb  einberufen  mürbe,  ffönig  gftrbi- 
nanb  L  lannte  unb  billigte  OläbS  Snfprüd^e  auf 
eine  labbere  SEßürbe  unb  Iie|  eS  aud^  in  biefer  $e- 
5iebung  an  Serl^eibungen  nid^t  f eitlen.  Oläb  mugte 
iebod^  erfabren,  bog  ibm  Rubere  Dorgingen,  unb 
gerne  bötte  er  auf  feine  Stellung  bei  ^of  Der- 
gid^tet  (Dgl.  Monumenta  Hungariae  Historica, 
Diplom.  XXY  [Nicolai  Oläh,  Ludovico  11.  B. 
H.  et  Mariae  B.  a  secretiB,  Ferdinandi  I. 
Gancellarii  . . .  Codex  epistolaris,  1526  ad 
1588,  rec.  AmolduB  Ipolyi,  Budapest.  1875], 
94  [Sd^reiben  Oläl^S  auS  SugSburg  20.  October 
1530  an  6mer.  SBebef,  2)om))ro))ft  Don  Stul^l- 
meifeenburg]).  —  Sngmifd^en  botte  bie  ftönigin 
!Dlaria  gemög  Sufforberung  ibreS  SruberS  bie 
Regierung  ber  92ieberlanbe  übernommen  unb  Oläl^ 
in  fd^meid^elbaftefter  SBeife  gebeten,  fie  bal^in  }u 
begleiten  unb  SeaetörSbienfte  gu  leiften.  9Rit 
Stüdfftd^t  auf  feine  miglid^en  bconomifc^en  tBer- 
l^öltniffe  folgte  er  bem  Sftatbe  feiner  gfteunbe  unb 
ging  im^Rörg  1531  nad^  ti^lanbem,  beflagte  aber 
fd^on  am  16.  October  1531,  in  einer  3uf 4nf t  an 
3ob.  Snt.  t$i^eiberm  Don  Surgio,  ©efanbten  $apft 
ElemenS'  VII.,  feinen  ßntfd^Iu^:  Mores  homi- 
num  non  novi,  alieni  illorum  sunt  a  meis . . . 
Praeterea  nun  me  cognoscunt,  neque  ego  eos, 
quod  quantum  adf'erat  homini  turbationis 
cogitare  ipse  potes  (Cod.  epist.  160).  3n  einem 
Sd)rciben  auS  SBrüffel  Dom  26.  S)ecember  b.  3. 
eröffnet  er  freimütbig  ffönig  Sferbinanb  feine  Sage 
(ib.  179  sqq.).  3nbeffen  lebte  er  ftd^  langfam  in  bie 
neuen  SSerböltniffe  binein  unb  legte  großen  SBertb 
auf  ben  literarif d^en  SJerfebr  mit  berübmten  ©elebr- 
ten.  6r  befd^öftigte  fid&  emft  mit  ben  bumaniftif d^en 
SDSiffenfd^aften,  lernte  aud^  nod&  baS  ©ried^ifd^, 
mar  felbft  literarifd^  tbötig  unb  unterbielt  mand^er- 
lei  93crbinbung  mit  ben  §umaniften  feiner  3«tt. 
5Kit  graSmuS  correfponbirte  er  l^öufig,  fd^eint  ibn 
aber  nie  felbfl  gefeiten  gu  boben.  @r  mad^te  ibm 
einmal  (Cod.  ep.  196  sq.,  12.  Febr.  1532) 
ben  fd^mcren  SJormurf :  Videtur  conqueri  de  te 
quodammodo  patria,  a  te  nihil  accepisse  oma- 
menti  et  beneficii,  cum  eam  deserueris.  3n 
bicfe  3eit  föttt  DIäbS  grftlingSmer!  Chorogra- 
phica  Hungariae  descriptio,  bejjen  ^utograpb 
uod^  beute  in  ber  ^ofbibliotbc!  üu  SBicn  Dorbanben 
ift.  ®ie  Doflftänbigfte  ^uSgobe  baöon  Dcranftaltete 
ber  93i6liotbefar  %  g.  ffoflär :  Nie.  Olähi  Metr. 
Strig,  Hungaria  et  Atila,  Vindob.  1763.  «uS- 
gejcicbnet  mar  DläbS  SSobltbötigfeit,  fo  bafe  er, 
mcil  bie  SobluwQen  auS  feinen  SBeneprien  unb 


795 


Oläl^uS. 


71 


SSep^ungen  tiid^t  Ijünftli^  einliefen,  öfters  in 
(Selböerlegenl^eit  geriet)^  (f.  bie  ©riefe  on  ben  95er« 
tt)Qlter  %  Sseglöbi  Dom  3.  unb  10.  September 
1533;  Cod.  ep.  403  sq.  et  407  sq.).  3m 
Uebrigen  [tieg  fein  Sinflufi  uon  3a^r  ju  ^af^x,  unb 
D\&f)  föurbe  balb  eine  ^erfönlid^feit  Don  allge- 
meinem ^nfe^en«  92ad^bem  burd^  ben  gu  ©rog- 
»Qrbein  im  3. 1538  gcfd^Ioffenen  gricben  fid^  bie 
!Ber]^öItnijfe  einigermaßen  confotibirt  ^atitn,  er» 
l^ielt  Oläl  1539  ben  ^luftrag,  bie  in  ben  S3e- 
ft^ungen  ber  ftönigin-SBittme  eingeriffenen  Stö- 
rungen unb  Stec^tStoibrigfeiten  ju  orbnen«  Sr 
DoUgog  biefe  SRiffion  um  fo  lieber,  ba  e§  i^m  l^ier« 
bur^  möglid^  mürbe,  aud^  feine  eigenen  9n- 
gelegenl^eiten  ju  beforgen.  Obmol^I  er  bei  feiner 
9iü(ffe]^r  niti^t  mel^r  baran  badete,  abermals  feinen 
S)ienft  als  Secretör  anzutreten,  gefd^a^  bief(  ben- 
no^;  er  traf  bereits  1540  mieber  in  Belgien  ein 
unb  Derlieg  erft  nad^  Ablauf  Don  meiteren  jmei 
Salären  feine  Stellung.  Äönig  gferbinanb  ernannte 
i^n  jum  föniglid^en  SRatl^  unb  beauftragte  i^n  gu- 
gleid^  mit  ber  SBeforgung  ber  ©efc^öfte  ber  ^of- 
fanglei.  ^ud^  ^ier  ermieS  ftd^  Olä^  als  pflicht- 
treuen, gemiff enl^aften  ÜJlann  unb  mar  beßmegen  für 
ißiele  eineSSertrauenSperfon.  ^uf  93orfd^(ag  $aulS 
^ärba^,  beS  $rimaS  Don  Ungarn  unb  Sr^bifd^ofS 
Don  ®ran,  marb  OUl^  beßmegen  DonOönig^r- 
binanb  L  1543  gum  IBifd^of  Don  ^gram  unb  gum 
Oangler  ernannt,  unb  fd^onnad^  furger^eit  (1548) 
fonnte  er  biefeS  93iSt^um  mit  bem  Don  Sriau  Der- 
taufd^en.  S)ie  fird^Iic^e  Steuerung  l^atte  bamals  in 
Ungarn  eine  erfd^redfenbe  ^uSbe^nung  gemonnen. 
S)al^er  trad^tete  Oläl^  in  93erbinbung  mit  bem  $ri- 
maS  ba^in,  ftönig  Qferbinanb,  ber  in  fo  mancher 
Segiel^ung  nid^t  energifd^  genug  mar,  gu  einem  zeiti- 
gen unb  fröftigen  Sinfd^reiten  gu  beftimmen,  um 
menigftenS  bie  äußere  Unterbrüdfung  ber  Snlel^rc 
ju  eneid^en.  Wit  biSl^er  gemad^ten  Srfal^rungen 
i^attenOIäl^  übergeugt,  baß  nur  burd^  bie  föniglic^e 
^uctoritöt  unb  entfpred^enbe  ©efe^e  ber  ^örefte 
gefteuert  merben  fönne,  mie  aud)  ber  1543  in 
SJeufol^I  gufammengetreteneSReid^Stag  bieSrlaffung 
fold^er  ®efefee  Derfügte.  —  ffiurtft  baS  im  3. 1549 
erfolgte  ^infd^eiben  beS  $rimaS  SJärba^  unb  bie 
Srmorbung  feines  9{ad^foIgerS  (1551)  lam  ber 
©raner  ergbifd^öflid^e  Stu^I  in  Sriebigung.  ffönig 
Sferbinanb  erblidtte  in  Olaf)  ben  geeigneten  SNann 
für  bie  fd^mere  SteOe,  unb  am  7.  iKRai  1553 
mürbe  im  Oebenburger  Sleid^Stag  bie  Ernennung 
Olä^S  au  berfelben  Deröffentlid^t.  S)iefe  SBal&I, 
meldte  $apft  3uIiuS  m.  am  17.  September  1554 
beftätigte,  mar  in  ber  %^at  eine  proDibentieBe. 
SciDunbemSmertl^  ift,  mic  Diel  Dläl^  in  ben  3a^ren 
1553 — 1568  burc^  feinen  fird^lid^en  gifer  unb 
feine  eminente  ©efäl^igung  in  biejer  äußerft  fd^mie- 
rigen  Stellung  DoObrad^te.  Sein  ^auptbeftreben 
mar  bie  9ftein|eit  beS  fatl^olifc^en  €$laubenS,  bie 
S)iScipIin  beS  SIeruS  unb  Domel^mlid^  bie  Srrid^- 
tung  Don  Sd^ulen.  ^Rad^bem  baS  ^omcapitel 
bereits  unter  feinen  SSorfa^ren  ben  Si^  in  ©ran 
Dcriaffen  l^atte,  mußte  aud^  ber  grjbifd^of  feinen 


Si^  Derlegen.  D\ä)  mol^nte  abmed^felnb  in  ^ 
bürg  unb  S^mau,  aber  aud^  am  föntglid^  ^ 
lager  in  äBien  ^attt  er  eine  Surie,  in  todfyx  fo{ 
eine  größere  Sibliotl^el  angelegt  mar.  SBie  J 
SBüd^er,  fobemol^rte  er  aud^  fürffunftmerle  ein^o^ 
3ittereffe  unb  bereid^erte  mit  folc^en  ben  ®nn 
2)omfd^a^  in  großartiger  SRumficens.  9lid^t  min! 
forgte  er  für  bie  ©fiter  beS  SqbiStl^umS,  liidi 
burd^  StiDaftonen  gelitten  l^atten.  Seinem  tafUo| 
SBirf  en  ftnb  aud^  mel^rere  fird^freunblic^  ©cfi 
gu  Derbanten;  fo  1554  baS  ©efek  über  biefl 
fteDung  Don  ©eiftlid^en;  1556  über  bie  «u 
meifung  ber  äBiebertöufer;  1558  über  bte% 
munität  beS  SleruS;  1559  über  bie  grei^it  la 
93efud^e  berffirc^euDerfammlungen,  bieSeflrofin 
berunge^orfamen  gciftKd^en$erfonen.  3m3.15( 
bemirfte  er  bie  ^erfteiOlung  ber  Següge  beS  ^rinx 
nad^  ben  in  ber  f öniglid^en  9Rüme  geprögten  ®oll 
ftfid(en  (pisetum);  1561  bie  Snfüdgabe  httim 
Saien  occupirten  ürd^lid^en  ©üter.  Sm  meifh 
ermartete  {ebod^  Oläl^  Don  ber  SReformirung  bi 
SIeruS  unb  ber  Sd^ule.  Sc^on  am  10. 3uni  155 
gab  er  ben  99efe^I,  baß  aQe  S3eneficiaten  ftd^  h 
i^m  eingufinben  l^ötten,  um  fi^  über  i^ren  ©lot 
ben,  il^re  Sitten  unb  il^r  priefierlid^eS  Seben  osl 
gumeifen.  2)a  bie  ^Rel^rga^I  ber  IBerpfiid^telt 
biefem  9)efe]^Ie  nid^t  nad^fam,  orbneteOIäl^  intM 
gangen  Srgbiöcefe  93ifttationen  an.  Sen  meipc 
SBiberfianb  leifteten  bie  ©eiftlid^en  ber  lönigfid^ 
Sergftöbte  Sd^emni^,  Jhemni^  unb  IReufo^I,  M 
l^in  gur  IBifitation  ber  ^onter  ^rd^ibiacon  Smroi 
cuS  3.  S)erecgfQ  gefenbet  mürbe.  ^IS  biefer  erfob 
loS  gurüdffel^rte,  na^m  ber  Srgbifd^of  bie  €q4 
felbft  in  bie  f)anb  unb  [teilte  bieOrbnung  enUü 
^er.  ©roße  ^opung  für  bie  äteform  fe^te  bc 
^rimaS  befonberS  auf  bie  ^bl^altung  Don  6911 
oben.  Sr  traf  aUe  S3orbereitungen  gur  Slb^Itinj 
eines  $roDingiaIconcilS  unb  trat  mit  ben  9if(^ 
1559  l^ierüber  in  SSerl^anblung,  fonnte  jiebo^mi 
feinem  $Ian  bei  ber  SRe^r^eit  berfelben  ntd^tbun^ 
bringen.  SDeßl^alb  berief  er  für  ben  St.  ©eot^ 
tag  1560  na^S^mau  eine  2)iöcefanf9nobe.  Si 
^Berufenen  folgten  gum  größten  S^eil  ber  Eh 
labung.  9m  23.  Wlai  mürbe  bie  Spnobe  feiedid 
eröpet,  unb  eS  famen  gur  SSertefung  bie  Dom  Sq 
bifd^of  abgefaßten  Catholicae  ao  Christiaiiai 
Beligionis  praecipua  quaedam  capita,  deSi 
cramentis,  Fide  et  Operibus,  de  utraqii 
Justificatione  ao  aliis,  eine  bogmatifd^moca 
lifd^e  3nftruction  für  bie  Seelforger,  bie  @mb 
läge  gu  einer  regelred^ten  unb  mit  ben  fir^Ii^c 
Sa^ungen  l^armoniftrenben  geiftlid^en  9mtfifi{ 
rung.  3n  38  ^auptftüdten  l^atte  Oläl^  barin  U 
^auptlel^ren  unb  SSorf d^riften  ber  römifd^en  SMi 
gufammengeftedt  imb  mit  Semeifen  ouS  ber  (ei 
ligen  Sd^rift,  ber  2:rabition,  SQuobalbef^Iuffi 
unbßrfal^rungunterftü^t.  2)iefe3ufanimen{leIIni 
mürbe  mit  SeifaD  aufgenommen  unb  balb  botoi 
(1560)  gebrudft,  icbod^fe^lerl^aft.  9?ad&bemberS8e 
faffer  felbft  fte  corrigirt  l^atte,  mürbe  fte  abernttt 
1561  Don  9t.  ^opalter  iti  3Bim,  mit  einem  So 


797 


Oläl^uS. 


798 


Dorie  beS  ei^Bifd^öflid^  @eneralt)icar8  ÜJi.  ©örög 

i^  1570)  Derfel^n,  in  2)ru(f  gegeben.  —  9Itö 

$#$uiHV.  baS  t)ertagte  Srienter  Soncil  lieber 

IifQiiRnnirief,  fd^eb  Olä^  fär  ben  23.  Slphl  1 561 

einef^oühqialii^nobe  nad^  S^rnau  au§,  um  über 

bie  9ef4i(finig  bed  SoncilS  au  berat^en.   S)ie 

69RÄe  nmrbe  abgel^Iten,  mar  aber  mel^r  ein 

S)iMQn"  als  ^roüinsialconcil.  €3  tDurben  ber 

{fmibei  8if(^of  3o.  StoMnit^  unb  ber  (pöter  ab- 

tnmrige  berud^tigte «.  S)ubitb  (f.  b.  9lrl.),  Si|^of 

wnZinien,  jum  Soncil  nad^  Orient  entjenbet.  j?ö* 

ng  gerbinanbS  ©efanbter  ttxir  ber  günflird^ner 

Ki(tof  ®eorg  SraSfooid^.  Ob  bie  tribentinifd^en 

6a|migen  in  ben  f  olgenben  S^noben  in  ben  äa^ren 

1S62  mib  1564  förmlid^  pubücirt  morben  fmb, 

ifirine  Dielumftrittene  ^roge;  fidler  fyxi  OIsl^  nid^t 

m  in  feiner  $afbrQlann)eijung  barauf  Siüdfid^t 

unommen,  fonbem  oud^  Diele  S^ecrete  profttfd^ 

Im^gefü^rt.  Uebrigen§  ift  nid^t  ftc^er,  ob  Oläl^  ber 

Ol  8.  flpril  1546  abgebaUenen  vierten  @i^ung 

MSoncitö  beigemobnt  f^at  gär  bie  jlenntniß 

ber  bamoligen  ftrd^Iid^  tBer^öItniffe  in  Ungarn 

ijl  befonberS  belel^renb  baS  am  25.  SRai  1563 

MB  SBien  nad^  Xrient  gefanbte  Sittgefuc^  bed  Sr^- 

Mf4of«  (abgebrudt  in  ^f.  %.  t>.  S3u(^oI^,  ©ef^. 

ber  Segienmg  Sf^binanbS  bc§  erften  IX  [Ur- 

fnibcnbanbl  SBien  1838^  694—698).  Sr  flaqt 

Mttcr  barüber,  ba^  Diele  Seneficiaten  bie  $fli(i)t 

berSefiben)  nidf^t  erfüUen;  er  felbfl  babe  %M 

(ngemenbct  um  bie  ®i§ciplin  tDieberberaufleden, 

idloc^  fnid^tlod  (Factum  est,  quod  non  sine 

leertissimo  dolore  scribimus,  ut  ob  Catholi- 

eomm  sacerdotum  penoriam,  nostri  homines, 

ptssim  pecudum  more  et  nascantur ,  et  vi- 

tant,  et  moriantur ...  fit  ut  saccrdotes  nostri 

partim  ab  iys,  quos  diximus  nobilibus  propter 

denegatum  Domini  Galicem  pellantur,  partim 

propterea  quod  uxores  eis  a  nobis  non  per- 

nittuntur,   sua  sponte  ad  haereticos  per- 

Tolent).  Sr  moQe  aber  fammt  feinen  ^itbifd^öfen 

(teraQeS  Ungemad^  über  fic^  ergel^en  lajfen,  al§  in 

irgnib  rotldftt  Bad^t  audj  nur  einen  Oinger  breit 

Mm  ben  tribentinifd^en  S)ecreten  unb  (ionftitu> 

tumtn  abmeid^en.  3m  Semugtfein  feiner  fdfjmeren 

Scrontmortlid^feit  bittet  er  inftönbig»  bie  beilige 

lin^Derfammlung  möge  bod^  aucb  ber  in  Ungarn 

obiBQltenben  mi^Iid^en  IBerböItniffe  gebenfen.  SBar 

A  aucb  in  biefem  99eftreben  OIät)  nid^t  nad^ 

8nif(b  gegongen,  fo  b^tte  er  bocb  feine  $flid)t 

•II  $rimoS  unb  SRetropoIit  get^an,  unb  er  Der« 

ftnde  nic^t,  feine  refommtorifd^e  Sb^tigfeit  nad^ 

iw  Dor  fortjufe^  —  Um  bem  ^rieftermangel 

8b|ti||elfen  unb  einen  guten  SIeruS  5U  bilben,  f übrte 

Ola^  bie  (SefeUfd^Kift  3efu  in  Ungarn  ein  unb  er* 

nutete  in  ber  Crjbiöcefe  ein  ßlericaljeminar.  3)cr 

H  P.  Canifmd  unterftü^te  lebl^aft  biefe§  93or- 

Vkn,  nnb  eS  mürben  burd^  itotx  Sefuiten  mit 

bt^  Srf  olg  ^rcbigten  für  ba§  IBolf  unb  S^ercitien 

für  ben  GleruS  gebalten.  92un  folgte  aud^  bie  Siege« 

tog  ber  SomfdS)u(e.  OIäb§  ^norbnungen  in  bie« 

km  fünfte  lixiren  fo  praftifd^,  bag  fte  200  3a^re 


unb  barüber  faft  unDeränbert  in  ®eltung  blieben. 
Snblid^  !am  im  3. 1566  nod^  bie  Srrid^timg  eine§ 
ßlericalfeminarS  l^inju.  —  9Jidf)t  ju  unterfd^ä^en  ift 
fd^IieBIid^  OläbS  literarifd^e  ^bätigteit,  befonber§ 
burcb  Verausgabe  liturgifc^er  ^üd^er.  S)ieje  bebt  an 
mit  ber  1558  bei  SR.  lg)off^aIter  in  SBien  gebrurften 
Sbition  be§  Breviarium  secundum  usum  Almae 
et  Metropolitanae  Ecclesiae  Strigoniensis. 
Stoei  Sa^re  fpäter  (1 560)  erf  d^ien  mit  benScbriften 
beS  SBiener  SoUegS  baS  berül^mte  ^Rituale:  Ordo 
et  BituB  Sanctae  Metropolitanae  Ecclesiae 
Strigoniensis,  quibus  Parochi  et  alii  animarum 
Pastores  in  Ecclesüs  suis  uti  debent,  bem 
ba§  mobigetroffene  Sruftbilb  be§  feltenen  SDflanneS 
DorauSgc  jtbidtt  ift.  —  9lm  6nbe  feinet  SebenS  mu^te 
ber  ißrimaS  nod^  bie  ^enberung  ^u  Ungunften 
ber  (at^olifd^en  ffird^e  feben,  meldte  burd^  ben 
Sob  ÄönigtJerbinanbS  (1564)  eintrat.  3tt)flr  er« 
toirfte  er  ©nbe  Dctober  1567  bei  ftaifer  ÜKaji« 
milian  IL,  Jtönig  Don  Ungarn,  einen  ftrengen 
Sefebl  an  bie  ©tabt  Debenburg,  biefelbe  fofle  bie 
^n^änger  SaloinS  unb  bie  SBiebertöufer  au§« 
meifen.  99eDor  jebod^  baS  föniglid^e  SKefcript  an« 
langte,  fiel  ber  Dicigeprüfte  fceleneifrige  Dber^irt 
in  eine  fd^toere  ftranf^eit,  Don  ber  er  nicbt  mcbr 
genas.  6r  ftarb  in  £^mau  am  16. 3ctnuar  1568 
(f.  b.  Serid^t  Don  93eneb.  3«cbcft)/  tönigl.  ftanjiei» 
©ecretär,  bei  Eovachich,  Script,  rer.  Hung. 
min.  I,  Budae  1798,  155)  unb  mürbe  in  ber 
S^mauer  S)omfird^e  bcigefejt.  —  Sie  mid^tigfte 
Ouelle  für  bie  ©efcbi^te  Olä^S  bilben  feine 
^Briefe,  Sieben,  @taat3fd^riften,  autobiograpl^i« 
fd^en  ^ufgeid^nungen ,  bereu  oben  mebrfad^  ge« 
bad^t  mürbe;  augcrbem  fmb  in  ermäbnen:  Franc. 
Forgäch,  De  statu  reipublicae  hungaricae 
Ferdinande,  Johanne,  Maximiliane  regibus 
[1540 — 1572]  commentarii,  ed.  Fid.  Majer, 
Pest.  1866  (in  ben  Monum.  Hungariae  Histo- 
rica,  Scriptt  XVI),  eine^artcifd^rift;  Math.  Bei, 
Adparatus  ad  Historiam  Hungariae,  Posonii 
1735;  Garolus  Peterify  S.  J.,  Sacra  Concilia 
Ecclesiae  Rom.  Cath.  in  regno  Hungariae 
celebrata  II,  Posonii  1742;  Nie.  Schmitth 
S.  J.,  Archiepiscopi  Strigonienses  compendio 
dati  II,  ed.  alt.  Tymaviae  1 758 ;  Länyi-Knauz, 
Magyar  egyhaz  törtenelme  II,  Esztergöm 
1869;  Sb.  ©irfel,  3ur  ©ejd^.  beS  6onciI§  Don 
3:ricnt,  SBien  1870—1872;  W.  Frankl,  A 
hazai  ^s  külf.  iskoläzäs  a  XVI.  szäzadban, 
Budapest  1873;  ®an!6,  ©efd&id^tUd^cS ,  93e» 
fd)reibenbe8  unb  Ur!unbUd^c8  au8  bem  ©raner 
S)omf^a^,  ©ran  1880;  S)erfelbe,  Magyar 
egyhäzi  bibliografiai  ^rdekesscgek.  Az  Cr- 
dinariusok,  Budapest  1889;  Id.,  Vetus  Hym- 
narium  ecclesiasticum  Hungariae,  Budapest. 
1893;  AI.  Zelliger,  Egyhazi  irök  csarnoka, 
Nagyszombat  1893.  S)ie  jablreid^en  fleineren 
Sd)riftcn  über  $rima§  Oläb  finben  fid^  gufam« 
mcngeftellt  in  J.  Szinnyei ,  Hazai  es  külföldi 
folyöiratok  magy.  tud.,  Repertoriuma,  Buda- 
pest 1874 ;  fettber  erfd^ienen  nod^  ^bbanblungen 


799 


OlbcQftle  —  Olbcnburfl. 


8C 


in  bcn  ScWfd^riftcn  Magyar  Könyv-szomle, 
Budapest  1883/1884;  Katholikus  Szemle, 
Budapest  1887  u.  1888.  [S)anfö.] 

©fbcafllte,  f.  Sonarbcn  VIII,  132. 

0tbtnbaxn€9€thU  l  ^rminiuS  1, 1378  ff. 

^tbenfttttfl,  ^er^ogtl^um,  ber  größere  %^txl 
be§  gIei(!^nQmt9en  ©roll^^erjogt^umS,  loirb  nörb- 
lid^  begrenjt  burd^  bie  9brbfee,  ift  fonft  Don  aUen 
Seiten  eingefd^Ioffen  Don  ber  ^roDinj  ^annoDer 
unb  5f[Ii4  inm  %i)til  Don  bem  f^reiftaat  9)remen. 
©eine  @rö§e  betrögt  5378  qkm.  S)ie  Siemol^ner 
ber  ffüfte  gel^ören  bem  frieftf ^en  IBoUSftQmme  an, 
bie  übrigen  bem  föd^ftjd^en.  S)ie  nörblid^e  ^ölfte 
mürbe  jum  Sl^riftent^um  bef  el^rt  Don  Bremen  ouS, 
nomentlid^  burc^  ben  1^1.  ilBtEel^ab,  unb  blieb  Don 
ba  bis  5ur  fog.  9leformation  mit  bem  Srgbietl^um 
93remen  Dcrbunben.  S)er  am  meiften  jüblid^  ge- 
legene S)erfagau  lourbe  birect  Don  OSnabrüd  aud 
d^riftianiftrt.  S)en  5ftlic^en  großen  Serigau  fül^rte 
baS  Don  ftarl  bem  @ro6en  eingerichtete  unb  mit 
3)enebicttnem  befehle  äRiffionS^auS  93i3bed  ^um 
C^.(riftent^um.  6in  jum  ^afegau  ge^örenber  raeft- 
li^er  ^^ei(  empfing  bie  (^ri)tlid)e  9leIigion  Don 
ben  SBencbirtinem  au§  bem  ebenfaUS  Don  ßaxl  bem 
C&5rogen  geftifteten  9)Hffton§^aufe  gu  9)}eppen.  2113 
ü?aifer  fiubmig  ber  fromme  jum  S^tdt  ber  gl^ri« 
ftianiftrung  bed  9{orbenS  bie  großartige  ^btei  92oDa 
(S^^orbeia  (6orDet|)  bei  ^öpter  an  ber  SBefer  in'S 
Seben  gerufen  batte,  Derbanb  er  bie  genannten  !DHf« 
fion§bäufer,  9)lcppen  834  unb  SBiabed  855,  mit 
(^orDe^,  um  biefer  ^nftalt  mit  ben  ßinüinften  aud^ 
gleich  ein  ^rbeitsfelb  ^ujumeif en.  $on  ba  an  mür- 
ben bie  bort  bereits  gegrünbeten  ffircben  Don  (?or- 
i>€p  auSmitvSeelforgem  Dcrfebcu.  Sic  alten ^iutter« 
fird^en  Derblieben  infolge  bcffen  bis  gum  ^Jlnfange 
biejeS  SabrbunbcrtS  jogen.  (JorPco-^Marren,  ju 
tDelrf)cn  ber  'Jlbt  Don  (>  orDcn  präfentirte.  5m  Ucbri= 
(\en  geborte  ber  gan^e  Siftrict  bem  33iStbum  CSna- 
brüc!  au.  —  3n  bcn  S^cüt  bcS  SanbcS  tbcilten  ]\di 
mebrcrc  ^^crrcn.  ^Nm  'jiorben  cntiuicfcUcn  fidf)  im 
Änifc  ber  3fit  Dor5ug§mcije  bie  Serritorialbcrr« 
jdjaftcu  Clbcnburg.  ocDcr,  S'elmenborft  unb  JPre« 
men.  3m  £übcn  battc  nd)  Öftltd)  bie  C^rafld)aft 
Sed)ta-9{aDeuSbcrg  gcbilbet,  mcld)e  1252  mit  bem 
fogcn.  (rmslaubc  au  ben  Wi&of  Don  ü}?ünftcr, 
Ctto  IL.  für  40  000  Warf  Dcrtauft  mürbe.  3Seft= 
lid)  marcn  bie  Örafcu  Don  'Icdlenburg  bie  3nbübcr 
ber  mciftcn  iMnbcrcicu,  mcld)c  fie  burcb  ben  $au 
ber  Cloppenburg  su  einem  großen  £d)u^bc5irfe 
Dereinigten,  änfolgc  ibrcr  SRäubercien  mußten  fie 
biefcn  3^e5irf  im  3.  1400  au  l^iünficr  abtreten. 
S'aburd)  gcftaltcte  Rd)  hier  auS  ben  *^leinicni  l^e*iü, 
(Floppenburg  unb  'Bicppen  eine  größere  3uiammen« 
bängenbe  i^crrid)af  t.  meld)e  Don  nun  an  unter  bem 
'Jiameu  'Jiicberftift,  im  (>>egenüif e  ^um  Cberniüe. 
einen  2beil  b^5  3ood)fiifteS  5}iünftcr  auv:iia*:e. 
Sie  gciftUd)e  ^urii^bictiiMi  Dcrblicb  aber  ixad^  mie 
Dor  bem  $i{d)of  Don  C'Jnabrücf. 

3n  ber  @raffd»ft  Clbenburg  mur^c  ^^e  (5>Iüu« 
beuiJncucrung  uad)  1520  ddu  bem  C^rii»cn  •inton 
bunb  UmmiuS.  in  ber  ^vrnd)an  C^cccr  oon  bem 


Srbfröulein  SRaria  etngeffi^  Sß  id)o4  bie  M 
bem  Superintenbenten  ^omelmoun  entmorfene  fc| 
Oird^enorbnung  1573  in  bem  bamalS  mttOIbf 
bürg  burd^  Srbfd^aft  Dereinigten  Stoer  burd^ 
merDen  foUte,  fanb  biefe  bei  Dielen  ^rebigem  b 
l^ef tigflen  SBiberftanb.  —  3n  ber  ®raf  jd^aft  Si 
menf orft  mar  Don  ^Bremen  au8  ber  9lnierung  f^t 
Dorgearbeitet.  S)a  nun  bie  ®raff d^af t  jur  3tit  bc 
S3if(^of  Don  9Rünf[er,  Sfrana  Don  SBalbed,  Detf(| 
mar,  f orgte  bie jer,  ber  im  ^ierjen  (utl^erifd^  gefiin 
mar,  fd^on  balb  burd^  ben  Snagifter  ISonnuS  fi 
Sinfübrung  ber  Srrlel^rt.  Sbenfo  fanbte  er  lie 
SRagifter  SonnuS  in  baS  9lieberfttft  mit  bem  Isf 
trage,  bort  bie  ^Steformatüm"  burd^  Sinfu^ 
feiner  neuen  ftir^enorbnung  Dorgune^men.  Sei 
Beamten  mar  ftrenge  befoi)Ien,  auf  bie  SBefoIgiai 
biefer  ihrd^enorbnung  feilend  ber  ^afiorcn  y 
bringen.  Suf  foI(^  SBeife  fanb  baS  But^eritn 
ßingang  in  bie  Remter  IBed^ta,  (Cloppenburg  lai 
9Reppen.  (SS  bemirfte  bafelbft  bie  traurigfienSol 
gen ;  9leIigion  unb  ©ittlid^feit  Derfd^manben  wl 
ftönbig.  3)ieB  bemog  ben  Sfürftbifd^of  Sferbinaai 
1613,  feinen  ©eneralDicar  Dr.  dartmann  mit  b( 
SBiebereiufä^rung  ber  fatl^oli^en  SReligUm  i 
biefen  Remtern  gu  beauftragen.  f>atte  biefer  m 
f ortmöbrenb  mit  ben  größten  S^^ierigtciten ) 
fömpfen,  fo  erreid^te  er  bo^»  boß  im  92ormalja^ 
1624  aDe  $farren  menigftend  bem  9lamen  tu» 
fatbolifd^  maren  unb  barum  für  bie  fat^fiH 
ftirc^e  erbalten  blieben.  Ser  1650  ermabüe  vm 
fterifd^e  3)if(^of  S^r.  S3eml^rb  Don  (Sälen  mor  t 
bann,  meiner  baS  fatbolif^e  Seben  unb  baS  fir^ 
liebe  Semu^tfein  DoHenbS  mieberberfteSte  mib  U 
feftigte.  S)a  er  bie  9kd^t(eile  beS  3mitterDer^ 
nifieS,  meld^eS  burc^  bie  geiftlid^e  SuriSbidiix 
CSnabrüdS  unb  bie  meltli^e  SRünfterS  gebiOx 
mürbe,  ri^tigermog,  enDarberfür3Runfterl66i 
Dom  6^apitel  )u  OSnabrüd  auc^  bie  geiftlid^e  3un£ 
biction.  93on  ba  an  batirt  für  baS  9iieberftift  etn 
fefte  @eftaltung  unb  eine  fegenSreic^e  fat^olif^ 
ßntmidlung.  SS  mürbe  nömlid^  Don  bem  Sa 
fiufie  ber  ^Ird^ibiaconen  befreit  unb  in  brei  Se 
canate  gctbeilt.  &in  (Seneralcommiffar  führte  in 
'3iamen  beS  IBifcbofS  bie  Oberauffu^t.  ^ür  bi 
fittlid)«religiöje  Crbnung  nad^  fingen  ^in  unirb 
ebenfalls  mit  großer  Strenge  gef orgt.  3)ie  S^ule 
fauben  feitenS  beS  Sürftbijd^ofS  bie  aÜagtS^ 
ivüriorge  unb  machten  barum  i^ren  mobltbötige 
(^influ^  balb  geltenb.  €o  ging  im  Kiebei^fl 
^UeS  feinen  feften  (Sang,  bis  burd^  ben  XdiM 
beputattonSbatiptfd)luB  Dom  25.  gfebruar  1803  bi 
Remter  $ed)ta  unb  Cloppenburg  als  Sntj^&i 
guug  für  ben  auf gebobenen  SS^eferjoU  bem  f^iqp 
rrn  Clbenburg  übermiefen  mürben.  Unfln^lii 
fanben  unter  ber  neuen  ^errfcbaft  teine  be|or 
bereu  3.^eranbentngen  binftc^tlid^  ber  fir^Iid^ 
'^'crmalrung  ftatt.  Ser  ®eneralbed^nt  oermittd 
ben  3.'erlcbr  ]imiid)en  bem  93if(^of  unb  ber  toel) 
lid)cn  :^Cwiieruug.  (FS  mürbe  megen  ber  neuen  Sei 
bäl:uiilc  eine  'lliiifionSjleUe  gegrünbet  in  Clbei 
buii;  für  bie  jtat^olifen  im  nörblic^  unb  i 


801 


Oleafter. 


802 


itlß  für  bte  ^rotefianten  im  füblid^en  Steile, 
boffl  man  gleite  SBere^tigung  sufptad^.  9laä) 
1615  aber  trat  im  ®eij)e  btr  bamaligen  S^xt  eine 
a|)e9et)omuinbung  ber  ftir^  ein.  Sine  „dorn* 
njjion  für  römifq-latl^olifd^  ^ngelegenl^eiten" 
folic  bie  einfeitig  ouf gefteOten  Siedete  bed  SanbeS- 
tarn  drca  sacra  iDa^rne^men.  2)ie  Commiffton 
}09$atnmatSre4te,  ftird^enDermbaenS-Senoal- 
duifi,  grifUidiK  Stiftungen,  Sd^iden,  ifird^enard^iDe, 
Cii^nbüd^  u.  f.  lo.  in  ben  fbtm^  il^rer  X^ötig- 
bü.  Sie  bagegen  angeßrengte  Xl^atigfeit  ber  S>e- 
4|fmtm  l^tte  nur  )um  Xl^il  Srfolg.  S)a8  tatl^o- 
Iij4e  O^mnaftum  gu  SJed^ta,  loel^tS  aufgehoben 
netbcB  {oQte,  blieb  inbe|  befielen,  unb  eine  tatl^o- 
li^f  anjtolt   für  ^eranbilbung   Don  Seigrem 
nirbc  enblic^  mit  großer  SRübe  in'8  fieben  ge- 
mfoL  an  Olbenburg  n^änfd^te  man  aber  eine 
ciqige  $erfönUd^feit  an  bie  @pi^  beS  latj^olifc^en 
flix^enmefend  in  fteDen,  um  biefe  ^u  einem  ge- 
fügigm  9Beri)euge  gu  mad^en.  93on  bem  $Iane, 
eil  Oetncfi  Sidt^um  bi^  Su  errid^ten,  tarn  man 
ipcgen  beS  Ooften)mn!te8  balb  gurüd.  !Dlan  fd^Io| 
dfo  eifi  eine  allgemein  gelittene  IBereinbarung 
■it  bem  9if (^of  üon  fünfter  ab  unb  f ül^rte  bie 
RJHltotlofen  Ser^anblungen  mit  bem  Ss^cutor  ber 
SiiOe  De  aalute  animarum  ru^ig  meiter.  3ugleid^ 
mbe  aber  eine  einjeitige  3ufammen[teQung  aQer 
ndgliiben  93erorbnungen  unter  bem  9{amen  ^92or- 
«attD"  erlaffen,  melcbe  bei  ber  fieitung  ber  fatbo- 
liiiben  Skrböltniffe  gu  @runbe  gelegt  tt)erben  f  oUte. 
Hlätann  erlangte  bie  Sommi[fton,  bag  Dom  99ifd^of 
ein  quam  (Seneraloicar  unter  bem  92amen  Of ficial 
n  Sietbta  eingefe^  mürbe,  bem  man  oon  Olben- 
burg aus  in  Segug  auf  bie  öugeren  Siedete  faft 
bii4^fli(!^  93efugniffe  beilegte.  S)ie  Oberleitung 
behielt  aber  bie  Sommiffion  für  fid^;  ed  burfte 
9(iie  ibre  ®enebmigung  nicbtS  angeorbnet  merben; 
{clbfi  bebor  Sl(^bi§penfen  in  Jhraf t  traten,  mußten 
jk  öji  mit  bem  lanbe^b^nrlid^en  IBifum  refp.  pacet 
irrieten  fein.    3m  ÜJlai  1831  mürbe  ber  erfte 
Cffidol  eingefübrt.  9n  fleinen  SoHiftonen  fehlte 
(fi  abtr  nid^t  unb  ber  Official  tourbe  1846  feineS 
ibnte§  entfe^t.  Sarauf  trat  ein  ^roDiforium  ein, 
iKÜ  biebijcböflid^eSebörbe  Diele  t)0n@eitenOlben- 
burgä  beanfprud(|ten  Siedete  nid^t  anerfennen  moUte. 
^S  $iattt  fiel  1849  mit  Sinfü^rung  be§  neuen 
StoatSgrunbgeje^  oon  f elbft.  SBenn  aber  nad^  ber 
pnien  @emetnbeorbnung  Don  1855  au§brudfltd^ 
jcbe  fin^lid^  ©emeinbe  i^re  Slngelegen^eiten  felbft 
OEbnen  foQte,  )o  mürbe  biefe  S3eftimmung  bod^  nur 
ogRDanbt  auf  bie  eDangelif(!^en  unb  bie  anberen 
flizi^engemeinben:   bte  Aatt)olifen  mußten  fid^ 
nut  nne  Dor  bie  l&eDormunbung  burcb  ben  metft 
aongelifd^en  2lnUmann  in  Se^ug  auf  bie  $er» 
Boltung  gefallen  laffen.  3m  3. 1853  mürbe  mo^l 
■wber  ein  bifd^öflij^er  Offtrial  ernannt,  aber  crft 
1S71  gelang  e§,  bie  ^auptid^mierigfeiten  für  eine 
ftgclimg  ber  fird^lid^en  $^erbäUni){e  ju  befeitigcn. 
ft  iDurbenmieber  Pfarrer  unb  Seneftciaten  befinittD 
fflig(fe|t,  unb  ^mar  Don  ber  btfd^öflic^en  $e^5rbe, 
(ebodii  unter  3uftimmung  beS  ®rogi)er5og§  Dou 

f  ir^enltsifon.  IX.  2.  Slun. 


Olbenburg,  mie  in  ber  SoQationgurlunbe  auSbrfidF« 
lic^  bemerft  merben  mug.  Sei  bem  großen  perfön« 
lid^en  äBol^lmoUen  bed  SanbeSb^tm  geftalteten  ftd^ 
bie  tatbolifc^en  SBerl^ältniffe  in  Olbenburg  letblid^ 
gut  S)ie  ©efe^  an  ftd^  finb  aber  nod^  immer  fo, 
bag  fte  bei  bögmiUiger  ^anbl^abung  gur  Doüftön« 
bigen  ffned^tung  ber  ftird^e  mie  gefd^affen  erfc^ei« 
neu.  —  3m  öerjogt^um  Olbenburg  beRnben  ftd^ 
2  fatl^olifd^e  S)ecanate :  IBed^ta  mit  17  Ißfan*  unb 
8  ffapeUengemeinben,  unb  Cloppenburg  mit  18 
$farr-  unb  10  ffapeüengemeinben.  ffatl^olifd^e 
barml^ergige  @d^meftem  üben  in  1 2  burd^  f at^olifd^e 
9nittel  gegrünbetenffranfenl^öufem  bie  Mege  auS. 
©d^ulf^meftem  U.  S.  grau  befifeen  ein  ^enfwnat 
in  ^^ä^ta  unb  ein  f old^eS  für  SebramtScanbibatin- 
nen  in  Cloppenburg,  ein  SBaifenl^auS  in  S)amme 
unb  eine  3biotenanftalt  in  Cloppenburg.  SHe  fa- 
tl^olifd^en  @d^ulen  maren  bis  1855  nod^  firc^lid^e 
Snftalten.  S)urd^  baS  neue  @d^ulgefe^  mürben  ^e 
einem  fatl^olifd^en  Oberfd^ulcoüegium  unterfteut, 
meld^eS  auS  brei  geiftlidben  unb  jmei  meltlid^cn 
Snitgliebem  befielen  fou.  SS  fmb  augenblidlid^ 
175  fat^olifd^e  ©d^ulflaffen  eingend!)tet.  6in 
@d^ulle]^rerfeminar  forgt  für  bie  ^uSbilbung  ber 
fatl^olifd^en  fiebriröfte.  §ür  ben  l^öl^em  Unterrid^t 
befielet  baS  (atl^olifcbe  ©^mnafmm  gu  SJed^ta,  mel- 
d^eS  ftd^  Dortrefflid^  entmid(elt  bat.  (!Bgl.  Ütiemann, 
S)a8  olbenburgifd^e  ajlünfterlanb,  Olbenb.  1889; 
Sering,  ifird^enred^t,  8.  91ufl.,  Srciburg  1893, 
200.)  [9Kemann.] 

^Uafletj  ßieron^muS,  0.  Praed.,  ein 
portugieftfd^er  Kommentator  ber  l^eiligen  Sd^rift 
flammte  mut^maglid^  auS  ber  am  Scjo  gelegenen 
fleinen  @tabt  ^5ambuia  ($roD.  Sftremabura),  Don 
meld^er  bann  ber  3lamt  Oleafter  ober  ab  Oleastro 
abzuleiten  möre  (azambuja  als  nomen  appel- 
lativum  im  ^ortug.  =  Oleaster),  gr  trat  1520 
in  baS  S)ominicanernofter  ^u  IBatalba  unb  ftubirte 
bort  mit  großem  Ctfer  unb  anerfanntem  ßrfolge 
Sb^^'I^'di^/  canoni{d^eS3ted^tunb^ebröifd^.  SQBegen 
feines  großen  ^nfebenS  mürbe  er  1545  Don  bem 
portugiefifd^en  ffönig  3o]&ann  UL  jum  Concil  Don 
Orient  gefanbt,  jebod^  als  eigentltd^er  ©efanbter 
beS  ffönigS  nid^t  anerfannt,  meil  er  nid^t  auS« 
brüdflid^  als  fold^er  in  bem  föniglid^en  Segleit- 
f d^retben  be^eid^net  mar ;  inbe^  bel^anbelte  man  ibn 
bod^  mit  großer  ^d^tung  (ogl.  Pallavicino,  Lstoria 
del  concilio  di  Trento  VI,  1,  12;  S)511inger, 
Sammlung  Don  Urfunben  3.  ©efd^id^te  beS  Con* 
cilS  Don  Orient  I,  Diörblingen  1876,  46).  5Wad^ 
Portugal  jurüdfgefel^rt,  fd^lug  er,  um  in  ber  93e« 
fcbäftigung  mit  ben  SBiffenfd^aften  nid^t  gel^inbert 
5U  fein,  ein  ibm  Dom  Aönig  angebotenes  iBi^tbutii 
aus.  ©päter  mürbe  er  Cenfor  in  ©laubenlfod^en 
5U  fiiffabon,  JRector  beS  SominicanercoflegS  bn= 
felbft  unb  ^roDinjialprior  Don  ^ortugol.  Cr 
ftarb  1563.  —  Sie  fd^riftftencrijc^e  Sbätigfeit 
DleafterS  erftredftc  fid^  Domcbmlid)  auf  bie  bciligc 
iBd)rift.  S)ie  Commentare  ju  ben  53üd)em  ber 
^lönige,  )u  ben  ^jalmen,  5U  3eremiaS  unb  gu 
beu  ämölf  fleinen  ^ropbeten  finb  nid^t  gebrudCt; 

26 


803 


OleSnldi  —  OleDion. 


80i 


augerbetn  foQen  Sfrogmente  einer  SrflQning  ^u  ben 
anbeten  SJüd^  ber  leiligen  ©ci^r if t  eji jliren.  ® e- 
brudt  toutbe  ber  Sommentor  gum  $cntateud^  in 
f  olgenben  Sbtl^eilungen :  In  Oenesin,  Lissabonae 
1556 ;  In  Exodmn,  ibid.  1557 ;  In  Leviticum 
et  Numeros,  ibid.  1557 ;  In  Deuteronomium, 
ibid.  1558 ;  bann  al%  Commentaria  in  Mosi 
Pentateuchum,  juxta  M.  Sanctis  Pagnini  Lu- 
censis . . .  interpretationem  gu  ^nttoerpen  1569 
(in  einigen  Ssemplaren  fielet  1568)  unb  gu  fi^on 
1586.  3)er  Somntentar  entl^ölt  bie  erflörung  be§ 
Siteral-  unb  beS  WoralfinneS  auf  @runblage  ber 
Ueberfe|ung  Don  @anteS  $agninu§.  S3orau3ge- 
']ä)xdt  ift  eine  au§  gmei  ^btl^eitungen  befte]^etü>e 
Sb^anblung  (Canones  ad  saoramm  literarum 
leotionem  ac  lucidiorem  cognitionem  per- 
utileSy  unb  Hebraismi  ordine  literarum  di- 
gesti),  toeldf/e  aud^  ]tpaxat  unter  bem  ^itel  He- 
braismi et  Canones  pro  intellectu  sacrae 
scriptorae  gu  SQon  1566  unb  1588  erfd^ienen 
ift.  xS^tntt  erf(]^ien  Hieronymi  Oleastri  in 
Isaiam  Prophetam  Commentarii  opera  Ray- 
mundi  de  Hezecque,  Paris.  1622  et  1656; 
au^er  ber  Vnlgata  finbet  ft(!^  I^ier  eine  Auctoris 
versio.  ^ud^  biefer  Sommentar  bietet  eine  Sr« 
flärung  beS  fiiteral«  unb  beS  ?moraIflnne8.  DIeafter 
ift  als  Sieget  aller  Sead^tung  toertl^ ;  felbft  Siid^orb 
Simon  f äHt  über  il^n  ein  nid^t  ungünftigeS  Urtl^eil 
Histoire  critique  du  V.  T.  3, 12  {6d.  Rotter- 
dam 1685,  4221).  9iod^  fei  ermahnt  fein  Liber 
contra  haereses  sui  temporis ;  ob  biefe  @d^ft 
gebrudft  ift,  fann  nid^t  conftatirt  »erben.  (SJgl. 
Quetif-Echard,  Scriptt  0.  Pr.  11,  182.  335; 
SeblerS  Unioerfanexif .  XXV,  fiei))8.  u.  ^alle  1 740, 
1190f.;  [Sfelinö]  ^iftorifd^eSSejifon,  Safel  1744 
8.  V. ;  3öd^er^  ©elel&rtenlejüon  s.  v.  unb  Soter« 
munb,  Qfortf^ung  unb  Srgänjungcn  gu  Söd^erS 
©elel^rtenlcj.  v,S9renienl816, 1066.)  [C)obcrg.] 

©tesiiiifti,  ©bigneuS,  f.«ra!auVn,  1031. 

^Cetiian,  Ra^pax,  einer  ber  erften  ^rebiger 
unb  t^örberer  bed  SalDiniSmuS  in  S)eutfd^lanb, 
lourbe  1586  ju  Srier  als  ©ol^n  eineS  Sädtcr- 
meifterö  geboren.  S)en  erften  Unterrid^t  erl^ielt  er 
in  oerjd^iebenen  $farr«  unb  ßlofterfd^ulen  feiner 
$}aterftabt,  tourbe  aber  fd^on  mit  13  doloren  nad^ 
^ari§,  bann  auf  bie  @d^ulen  ^u  Orleans  unb 
^fiourgeS  gefd^idt,  um  fid^  auf  bie  meltlid^e  SRed^tS« 
wiff cnf d^af t  ju  öerlegen.  SBölferenb  feine«  md^rjöl^ri- 
gen  Sufentl^alteS  in  bief en  Stäbten,  namentlid^  in 
ben  beiben  lejteren,  ttjarb  er  mit  bcn  WeligionS« 
Tteuerungen  SabinS  befannt  unb  l^ielt  ftd^  fd^on 
l^eimlid^  5U  ben  Hugenotten.  3nt  2t.  1557  lie^  er 
fid^  5um  2)octor  beS  toeltlidf/en  9ied)tS  promoüiren, 
nal^m  ftd^  aber,  toic  fein  Siograp)^  erjäl^lt,  in  bem 
?lugenblidfe  einer  lobcSgefol^r  oor,  eine  anbere  2auf » 
bal^n  ju  ergreifen,  inbem  er  baS  ©clübbe  mad^te, 
toennßJott  il^n  an^  ber  9iot]&  enetten  ttjürbe,  „feinem 
Saterlanbe  baS  SDangelium  ju  prebigen,  faUS  er 
baju  berufen  würbe".  5Run  öerlegte  er  fid^  auf  bie 
^eilige  @d^nft,  laS  bie  SBerfe  SalüinS,  begob  ftd^ 
bann,  nad^bem  er  fid^  furje  3cit  in  feiner  Saterftobt 


aufgel^alten,  nad^  ®enf,  ))fIog  ))erjönIid^Umgaii 
mit  (EaMn,  mit  SJe^a,  ebenfo  }u  3äri4  mit  Sid 
linger,  ißetrusaR.lBermignunbSfäreL  ßr  rigneiefic 
gang  bie  caltnnifd^en  Sel^rmeinungen  an  imb  M^ 
bann  afö  eifriger  SJerfed^ter  berfelben  1559  rm 
Xrier  )uräd(.  ^uf  eine  Berufung  }uin  i,$rebiger  bc 
SDangeliumS"  fonnte  er  fid^  nunoIIerbingSinb« 
@tabt  beS  griftlid^en  Jmfürflen  ftiite  ^t^fyxan 
mad^en.  £r  bebiente  fid^  bal^,  nad^  bem  Sei 
fpiele  Dieler  @d^met}er  Xeformatorm,  beS  Ihmf 
griff eS,  ba|  er  fid^  Don  bem  Stabtmagißxote  a 
einer  @d^ule  )ur  Unterttieifung  ber  Sugenb  i 
n^eltlid^en  aBiffenfd^ften  aufteilen  Iie|,  6emi|l 
aber  fd^on  fofort  in  ben  erften  SBod^en  biefe  ^n 
Stellung  bagu,  ber  3ugenb  fiatt  (Srammatü  nn 
atl^etorif  feine  neuen  SReltgionSmeinungen  beigu 
bringen.  2)ie  Sbmefenl^eit  bed  jhttf&fien  3c 
l^anneS  Don  ber  SaQen,  ber  ftd^  mit  ben  meißei 
feiner  Statte  auf  bem  Sieid^Stage  ju  ^ugSbnrg  ht 
fanb,  ermutl^igte  il^  gu  bem  meitem  @d^ 
ö^entlid^  als  $rebiger  beS  Sa&mtiSmuS  tm  be 
trierifd^en  Sürgerfc^aft  anzutreten.  Siner  be 
Sürgermeifier  ber  @tabt  nebft  etlid^en  3taSfi1^tm 
fd^Iugen  ftd^  auf  feine  Seite,  mogegen  bie  gro^ 
!Dlaj[oritöt  im  SRatl^e  Entfernung  beS  unberufem 
^rebigerS  f orberte.  3)eS  ^hebend  megen  untrbe  ba 
!röinoritöt  gugefianben,  bie  Sngelegenl^t  aud^  fn 
SbfHmmung  unter  ben  Sünften  fommen  gn  laRe»; 
aber  aud^  bei  biefen  ftie|  OIet)ian8  KeligiönS* 
neuerung  entfd^ieben  auf  SSiberfprud^,  inbem  um 
brei  3ünft</  ieboc^  aud^  biefe  nid^t  einfKmndg, 
für  bief erte,  elf  Surfte  aber  bagegen  unb  ffir  S«* 
bleiben  bei  bem  alten  fatl^olifd^en  (Stauben  ^ 
auSfprad^en.  S)ie  Heine  neuerungSfüd^tige  $Qitd 
aber,  meldte  bod^  felber  auf  ^bftimmung  im  9aäft 
unb  in  ben  Sünften  gebrungen  l^atte,  erfonnte  btf 
Slefultat,  als  eS  gegen  fte  ausgefallen  mar,  nid^on 
unb  nal^m  ie^t  i^re  3uf(ud^t  gu  betrugerif  d^  SRit' 
teln,  inbem  i^r  ^nptx  im  Statine,  Sol^ann  @te4 
eine  ^roteftation  einreid^te  mit  ber  IBerufung,  hii 
in  ®emö|]^eit  beS  SteligionSfriebenS  (Don  1555) 
eS  iebem  frei  ftel^e,  ftd^  gu  ber  SugSburger  Son^ 
feffion  gu  befennen.  3n  SQSal^rl^eit  aber  ^ 
OleDian  burd^  fein  ißrebigen  eben  j[enem  äteligiond» 
friebcn  gröblid^  gutoiber  gel^anbelt;  benn  berßol» 
DiniSmuS,  ben  er  prebigte,  mar  in  jenem  SReligionS- 
frieben  nid^t  einbegriffen.  SlurbaSfatl^oIif^ewib 
baS  Iut]^eri[df)e  (augSburgifd^e)  ©efenntnife  warm 
im  beutfd^-römifd^en  SReid^e  anerfannt  unb  \M 
anbere  f örmlid^  auSgef d^Ioffen,  unb  toeil  bie  @tatt 
Srier  nid^t  reid^Sunmittelbar  mar,  burfte  fte  o^ 
SinmiQigung  i^reS  fianbeSl^erm,  beS  fturfüiften» 
nid^t  einmal  bie  ^ugSburger  Sonfeffton  annel^men. 
^uS  biefem  @runbe  unb  meil  bie  ^öupter  bei 
äieligionSneuerung  DermittelS  rebellier  ^anb> 
lungen  gegen  ben  ^rfürften  tl^rer  @ad^e  Singani 
unb  @eltung  gu  Srier  gu  Derfd^ffen  gefud^t  litten 
liefe  ber  fturfiirft  gerid^tlid^e  Verfolgung  gegei 
OleDian  unb  bie  ^auptfül^rer  ber  KeligionSneue 
rung  einleiten,  möbrenb  er.  bie  unmiffenb  Sei 
fül^rten  unter  ber  Sürgerfd^aft  burd^  Skirlegun 


805 


Olga  —  Olier. 


806 


brrSeftimmungen  beS  SteligtottStn^benS  unb  ber 

Itac^teialifitett  il^reS  Xl^unS  }um  ©el^orfam  ^u- 

niQinbtmgen  fud^te.    3u0lei(^  toieS  er  l^in  auf 

W  geje|lü^  ^ülqtn,  rotlfy  i^r  IBerl^arren  bei 

Ut  Seuerung  f ^  fte  b^ben  muffe,  inbem  er  ba§ 

Jta^  ^6e,  fie  }ur  Studtoanberung  anjitj^alten. 

Satrenb  ber  longtoierigen  IBerl^onblungen  gmif  d^en 

Den  Stobtrot^e  unb  bem  jhtrfurften  mußten  bie 

Int&nger  OletnanS  unter  btr  SBürgerfd^aft  SRig- 

mm  gegen  ben  fturfurften  ju  fäen,  als  tDoÖe 

bojdbe  bie  (Serec^tfame  unb  Steilheiten  ber  @tabt 

ji|otälem;  fit  fud^ten  aud^  bie  fömmtlid^en  be- 

no^barten  lutl^fd^en  gfurften  in  il^r  3nter- 

(|e  fi  )ie^,  bamit  biefelben,  im  äBiberfprud^e 

Btit  bem  XeltgionSfrieben,  burd^  ©efanbte  il^rer 

Boäjß  Sdfvdf  gegen  i^ren  Sanbed]^erm  ange- 

j     beitm  laffen  f  oUten.  @id^er  mürbe  bie  Aufregung 

^     iM^  j^Ummer  unb  bie  Unterbrüdung  berfelben 

hm  fturfürften  nod^  fd^mieriger  gemorben  fein, 

wm  nidgt  jene  ®efanbten  ber  lutl^rifd^  gfurflen 

jüt  an  Ort  unb  SteQe  flberjeugt  l^ätten,  bo^ 

DIemanS  Snl^önger  jid^  offenbar  rebeüifd^er  ^anb- 

langen  gegen  t^ren  Sanbed^rm  fd^ulbig  gemad^t 

tuttai,  mri)  bo|  efi  nid^t  bie  SugSburger  Son- 

fcffion,  fonbem  SaltnnS  Seigre  mar,  meldte  OleDian 

^Ugte.  9tad^  biefen  Sntbedhmgen  legten  fie  bem 

tnrfurften  feine  meiteren  @d^mierigfeiten  mel^r  in 

^  SBeg,  unb  biefer  mad^te  nunmel^r  ®ebraud^ 

Don  feinem  Sted^te,  inbem  er  bie  bei  ber  SteligionS« 

nesenmg  oerl^arrenben  Sfirger  ^ur  ^uSmanberung 

OBS  ber  etabt  unb  bem  (SrBftift  onj^ielt.   SBalb 

toä^  biefer  9u8meifung  erfc^eint  Oleoian  atö  ^ro« 

ftifor  ba  X^eologie  an  ber  UniDerfität  ^u  ^eibel« 

ktgmib  att  ^rebiger;  benn  eben  ju  Snbe  beS* 

itiben  ^x^,  mo  jene  Sorgönge  in  Xrier  ftatt» 

«fmAen  litten  (1559),  mar  gfriebrid^  III., 

faxfürft  Don  ber  ^falj,  oom  Sutl^ert^um  gum 

(abiniSmuS  übergetreten.  Sr  mad^te  Don  feinem 

Xefonnationdred^te  ©ebraud^,  entfernte  bie  lut^e« 

TSfij/m  ^rofefforen  unb  $rebiger  unb  fe^te  £^eo- 

logen  beS  caloinifd^en  SBefenntniffeg,  unter  biefen 

ot^OIeDian,  an  i^re  ©teilen  ein  (1561).  OleDton 

)Mi  eS  nun,  ber  mit  bem  ebenfalls  megen  feine§ 

(aümtiSmuS  ou§  Sredlau  oertriebenen  S^^onaS 

HiümiS  ben  befannten  „^eibelberger  ffated^iS- 

su8*,  eine  Sefenntnifefc^rift  be«  EalöiniSmuS, 

aSorbeitete,  ber  1563  gum  erften  SRal  erfd^ienen 

ijL  8ier§e]^n  3abre  ^inburd^  mirfte  Oleüian  gu 

(jeibelberg  al§  ^rofeffor  ber  X^eologie,  al§  ^re» 

%r  unb  Statbgeber  bed  Ihirfürften  gur  ^mfy 

t%ung  ber  fir^Hd^en  ^Reformen  im  @inne  ber 

i^tm  unb  ßinrid^tungen  SaloinS.  Snbeffen  trat 

Bxtei  bem  nad^folgenben  Ihirfürften  fiubmig  ein 

BQjaXeligionSme^fel  in  berffurpfalg  ein,  inbem 

^  Sm^  gum  fiutl^l^um  gurüdffebrte.    S)ie 

CBlirinifd^  Zoologen  mürben  mieber  il^rer  ©teilen 

adfe|timbbe§SanbeSt)€nt)iefen(1575).  Oleoion 

Üdt  fid^  nunmehr  eine  3citlang  in  ^oUanb  auf, 

faste  bort  ben  ^ringen  So^nn  oon  9}affaus 

A^enellenbogen,  einen  ^n^önger  be§  Saloini»» 

m^r  fennen,  unb  aI3  biefer  1577  bie  ^Regierung 


oon  92affau  angetreten  ^atit,  mürbe  Oleoian  alS 
$rofeffor  unb  ^rebiger  nad^  ^erbom  berufen 
(1584).  ®ort  ftarb  er  im  3. 1587.  SDBaS  OleoianS 
Kbwafter  angebt,  fo  l^at  f  ogar  fein  treuefter  grcunb, 
S^cobor  Sega  (f.  b.  9Irt.),  ber  fetter  öon  bem 
fiutberaner  ^egl^uS  ein  „milbed  S^ier"  genannt 
mürbe,  groge  ^eftigleit  unb  ungeftümen  Feuer- 
eifer in  il^m  geptnben.  2)iefe  Sigenfd^aften  maren 
aÜerbingg  bei  SaloinS  unb  99ega'd  @d^ülem  ge* 
möl^nlid^e  Srfd^einungen,  unb  aud  ii^nen  erflört 
fid^  mobi  aud^  bie  aEe§  9Ra^  uberfteigenbe  @e« 
böfftgfeit  be§  ^eibetterger  ffated^iSmuS  in  ber 
Qfragc  oon  bem  Mefeopfer,  meld^eS  atö  eine  ^oer- 
malcbeite  Abgötterei"  begeid^net  mirb.  Oleüian 
bat  au(^  oerf^iebene  @d^riften  bintcriaffen,  meldte 
t^eilS  gu  feinen  fiebgeiten,  tbeilS  nad^  feinem  Sobe 
erfd^ienen  ftnb;  au^er  ^rebigten  unb  9}oten  gu 
ben  apoftolifd^en Briefen  ifi  befonberg  gu  nennen: 
De  Bubstantia  foederis  gratuiti  inter  Demn 
et  electoB,  Genevae  1585,  in  beutfd^er  SBear« 
beitung  unter  bem  Xitel  @nabenbunb  @otte§, 
^erbom  1593.  Au^  l^at  er  fid^  in  mel^reren 
@d^riften  bie  unfrud^tbare  ^Rül^e  gegeben,  Sut^er§ 
fiebre  Don  bem  Abenbmable  mit  ber  Se^re  ber 
ref ormirten  ffird^en  gu  Dereinigen.  (9JgI.  bie  äcten 
bei  Hontheim,  Hist.  Trevir.  diplom.  11,  Aug.- 
Vindel.  1750,  783 sqq.;  3.  TOarj,  ÄaSpar  Ole- 
Dion  ober  ber  6alDiniSmu5  in  Irier  im  3. 1559, 
ajlaing  1846.  93om  proteftantifd^en  Stanbpunft 
aus  mürbe  OleDian  Derberrlidfjt  Don  Sub^off, 
S.  OleDianuS  unb  3*  UrfinuS  [fieben  unb  auS« 
gem.  @d)riften  ber  S8äter  unb  Segrünber  ber  ref. 
ffird&e  VUI],  gtterfelb  1857.)  [ÜJlarx.] 

0tga,  f.  §clcna  V,  1741. 

$Ciet,  Sol^ann  3acob,  Stifter  unb  erfter 
93or)te]^er  beS  ©eminarS  Don  ©t.  ©ulpice  gu 
^ariS,  mürbe  afö  ©ol^n  eines  f  gl.  SRcquetcnmeifterS 
1608  gu  $ariS  geboren,  ©eine  6ltcm  beftimmten 
ibn  für  ben  geiftlid^en  ©tanb  unb  Derfd^afften  i^m 
eine  ^frünbe,  unb  ber  junge  Olier,  ben  ber  l^I.3frang 
Don  ©aleS  fd^on  1622  für  eine  gufünftige  Sterbe 
ber  Ifird^e  erflörte,  mad^te  feine  tl^eologifd^en 
©tubien  mit  glöngenbem  Srfolg  an  ber  ©orbonne. 
93on  einer  Steife  nad^  9iom  unb  Soreto  gurüdf« 
gef  ebrt,  Derbanb  er  ftd^  mit  bem  1^1.  SSinceng  Don $aul, 
unb  biefe  iBerbinbung  gab  ibm  bie  3bee  ein,  in  ber 
AuDergne,  mo  feine  ^btei  $ebrac  lag,  9)Uf|lonen 
gu  balten.  ßr  tbat  biefeS,  nac^bem  er  1633  bie 
^rieftermeibe  erbaltcn  l^attc,  mit  glüdflidjjem  6r» 
folg;  aud^  mad^te  er  1638  eine  Steife  in  bie  93re> 
tagne,  um  bie  Stonnenflöfter  gu  reformiren.  ©eine 
93erbienfte  mollte  ber  Sarbinal  Sltd^elieu  mit  bem 
Sistbum  SboIonS-fur>!Dtame  belobnen,  allein 
Olier  fdfjlug  baS  5lnerbieten  au5,  benn  er  bo^e 
bereits  ben  $(an  gefofet,  gur  Silbung  beS  KIcruS 
ein  ©eminargu  errieten.  S^^^^  (1642)  fammcltc 
er  einige  ®eiftlid)e  um  fid^,  mit  bencn  er  gu  Sau« 
girarb  bei  ^ariS  ein  gemeinfomcS  fieben  fübrtc, 
bann,  faum  Dier  ÜJtonote  fpätcr,  nabm  er  bie 
^rod^ic  Don  ©t.  ©ulpice  gu  $ariS  als  SDlittcI 
gur  görberung  feineS  3*DedfeS  an.  3/iefe  ^fanei 

26  • 


807 


OliDa,  Sijtercienferobtel 


m 


Befanb  ftd^  bamoIS  in  einem  fel^rentfittlid^tenSu* 
fianbe,  ober  bent  gemein[amen  eifrigen  SBid'en 
OlierS  unb  bcr  ©einigen  gelang  ed  balb,  bie 
Pfarrei  5U  einet  bei  beften  in  ^otis  umjunKinbeln. 
92ament{id^  arbeitete  Olier  mit  großem  Srfolg 
bem  3)ucne  entgegen  unb  Dermod^te  eS  über  Siele, 
bag  ^e  5ffentlid^  in  ber  ihr^e  gelobten,  meber 
jemanben  ^um  Stoeitampf  aufjuforbem,  nod^  eine 
gorberung  baju  an^unel^men.  2htStDif4en  nal^m 
bie  3ci^I  ber  ®eiftlid^en,  mit  benen  Olier  fid^  bei 
feinen  arbeiten  umgab,  fel^r  ^n,  fo  bag  er  feinen 
$Ian  ber  (Srünbung  eined  ©eminarS  Derteirflid^en 
tonnte;  sugleid^  hcaxk  er  eine  neue  JKrd^e  bed 
ffi.  @ulpitiud.  ein  Sl^eil  feiner  ©eiftlid^en  l^atte 
bie  S)irection  be§  Seminars,  bie  anberen  l^atten 
bie  gotteSbienftUd^en  unb  f eelf orglid^en  gfunctionen 
}u  Derrid^ten :  aOe  mit  einanber  lebten  unter  OlierS 
fieitung  in  ®emeinf(i^aft.  @o  entftanb  bie  Kon- 
gregation oon  @t.  ©ulpicc  (f.  b.  9rt.  @t.  ©ulpice), 
me^er  t%  bis  auf  bie  ®egentt)art  l^erab  nie  an  9Rit« 
gtiebem  gefel^It  l^at,  obgleid^  bie  Seforgung  ber 
Pfarrei,  baS  @eminar  Don  $^riS  unb  anbere  Don 
ben  ©ulpitianem  geleitete  Seminare  Diele  ®eift« 
lid^e  in  9lnf))rud^  nal^men;  felbft  unter  ben  Stür- 
men ber  SteDoIution  erl^ielt  ft(!^  bie  Kongregation. 
3m  3. 1652  legte  ber  fd^mer  erfranfte  Olier  bie 
^farrftelle  nieber  unb  }og  fid^  in  fein  Seminar 
gurfld,  loeld^eS  er  bis  gu  feinem  Xobe  (2.  ^pril 
1657)  leitete.  Suger  bem  Seminar  5U  ißariS 
grünbete  er  in  mel^reren  anberen  2)iöcefen  äl^nlid^e 
%nftalten,  eines  fogar  5U  äRontreal  in  Kanaba, 
mo^in  er  gur  Sefel^rung  ber  Reiben  ÜRiffionare 
gefenbetl^atte;  unb  mie  feinSfreunb  unb  geiftlid^er 
Sater,  ber  1^1.  SSincentiuS  Don  $aul,  fo  ftiftete 
aud^  er  Sd^ulen,  Sßaifenl^äufer  unb  ®efenf^aften 
äur  Unterftüjung  ber  Firmen  unb  ftranfen.  SJlan 
i^at  Don  il^m  aud^  einige  aScetifd^e  Sd^riften,  bie 
mel^rmalS  neu  gebrudft  würben.  (Sgl.  [Giry,]  Vie 
de  M.  J.  J.  Olier,  pr^tre,  eure  de  St-Sulpice, 
Paris  1687;  [Naget,]  Vie  de  M.  OUer  etc., 
Versailles  1818.  Slnbcre  Siograpl^ien  erfc^ienen 
[anonym]  ju  $ariS  1841,  1858  (in  2  Sänben) 
unb  fonft;  eine  Bearbeitung  feines  ScbcnS  nad^  bem 
3franjöfifd&en  gab  3Sl.  ßlcricuS  unter  bem  litel 
Olier,  bcr  Stifter  Don  St.  Sulpice  u.  f.  m.  [öanb- 
büd^cr  für  baS  priefterli^e  2cben  V],  Sd^apaufen 
1861 ;  HelyotrMigne,  Dict.  des  ordres  rel.  s.  v. 
Sulpice.)  [Sd^röbl.] 

$Citia,  ehemalige  Siftercienferabtei  im  ^rc^i- 
biaconat  ^ommereUen  (f.  b.  ^rt.  ißommem),  5tt)ei 
Stunben  norbtt)eftIid^  oon  ©cnjig  in  ber  9iä^e  bcr 
Oftfee,  gel^örte  frül^er  jur  ©iöcefe  ScSlau  (ober 
aastoclamel  in  ^olen);  im  3. 1821  aber  ttjurbe 
fie  burd^  bie  SuSe  De  salute  animarum  ber 
SDiöccfe  Kulm  eiuDerlcibt. 

I.  OHdu  unter  ber  ^crrfd^aft  ber 
pommerelUfd^en  dürften.  ®aS  So^r  bcr 
®rünbung  beS  ffloftcrS  OliDa,  eincS  Sod^ter« 
floftcrS  ber  el^emaligcn  ßiftercienfcrabtci  fi'olba^ 
bei  Stargarb  in  Sommern,  ift  nid^t  mit  Sidfjcr- 
beit  5U  ermitteln.  Sßal^rfd^cinlid^  entftanb  cS  1170 


unter  bem  ^ergog  SubiSIaU),  nac^  9(nberen  etf 
1178  unter  Sambor  (Scriptores  remm  Pruflii 
carum  I,  fieipgig  1861, 669  sqq.).  S)ie  Urhmbe 
burd^  mid^  Sambor  im  3. 1178  bem  IHojie 
fteben  2)örfer  nebft  Derfd^iebenen  Sted^ten  Derlei^ 
($erlbad^,  ^ommereüifd^  Urfonbenbud^,  S)an)ij 
1882,  6),  fe|t  bie  ®runbung  ate  bereits  ge 
fc^el^en  DorauS.  2)ie  Ütad^folger  SamborS  uxtr« 
gleid^f  aSS  barauf  Ubai^t,  \fyc  SieblingSflofter,  tod 
^eS  fie  au(^  als  gfamiliengruft  erioöl^Uen,  nri 
neuem  auSgebel^em  Sanbbefii  unb  toert^oDa 
®ered^tfamen,  eigener  ®erid^tSborfeit,  gf^^M 
abgaben  unb  Saften,  ^if d^reigered^tigfeit  u.  f.  10. 
auSjuftatten.  Die  SRönd^e  fud^ten  bie  )um  2^ 
h)ü{!en  fianbfföd^en  urbar  5U  mad^  unb  |n 
cuItiDiren;  befonberS  aber  liefen  fte  fid^  bie  Se* 
f eftigung  beS  Sbnftentl^umS  in  ^ommereOen  inb 
bie  Ausbreitung  ber  d^filid^en  Steligion  unter  bes 
benad^barten  l^eibnif^en  $reu|en  angelegen  föK. 
SS  ift  inbe^  unrid^hg,  bo^  C^riftion  (f.  b.  *A,l 
ber  Sipoftel  unb  erfte  Sif d^of  $reu^enS,  ein  aR5n4 
beS  JHofterS  Otioa  geioefen.  2)ie  frieblid^  Snl> 
turarbeit  ber  äRön^e  Don  OliDa  tt)urbe  öfted 
burd^  ffriegSunrul^en  unb  feinblid^  ßinföDe  g^ 
l^emmt.  3tn  3.  1224  serftörten  bie  f^vbm^ 
$reu^en  baS  fflofter  unb  töbteten  bie  WltOfL 
Sbenfo  überfielen  bie  ^reugen  OliDa  im  3. 128i 
öfd!)erten  bie  ffloftergeböube  ein  unb  ermorbeta 
7  Saienbrüber  unb  34  Seibeigene  beS  ftlojietfi 
(Ghromcon  Olivense,  in  ben  Scriptt  rer. 
Pruss.  V  [18741,  597).  ©iefer  grcDel  ttmriie 
burd^  bie  ^eibenfal^rt  beS  SRarlgrafen  fyMii 
Don  9neif(cn  an  ben  ^cibnifd^en  Setool^nem  Some- 
f anienS  empfinblid^  geftraf t.  3n  ben  langen  ®taq" 
Wegen,  meldte  Stoantopolf  (1220—1266),  ber 
bebeutenbfte  ^erjog  beS  pommereOifd^en  ^ü^ 
gefd^Ied^teS,  mit  bem  beutfd^en  Orbcn  fül^rte,  ^ 
OliDa  Dtcl  SU  leiben;  im  Serlauf  Don  nyenigeit 
Salären  mürbe  baS  ®ebict  beS  fflofterS  bretmal 
Don  bem  OrbenS^eere  Dermüftet  (1243, 1247  mb 
1252).  Ütad^bcmabcrbiefeStreitigleitenbur^bcB 
pöpftlid^en  Segaten  3ctcob,  Ard^ibtacon  Don  Süttu), 
fpätem  $apjt  Urban  IV.,  beigelegt  waren,  bf«W*« 
fortan  gfrieben  ättifd^en  ben  bciben  ^(Jarteien  K6 
5um  Sobc  SmantovoIlS  (1266),  ber  ebenfo  lirie 
feine  Sorfal^rcn  in  OliDa  beigefe|t  mürbe.  SoS 
i)ommercIIifd^e  gürftengefd^Icd^t  erlofd^  beim  St* 
ftcrbcn  aKeftminS  IL  im  3. 1294.  ^ommerdm 
unb  mit  ibm  OliDa  fam  nun  für  furje  3«t  unter 
polnifd^c  Oberl^crrfd&aft  (1295—1309).  Stib»- 
fcr  3cit  (1303)  mürbe  baS  9luguftinerIIo|ler  p 
Sd^momiga|,  baS  urhtnblid^  ^uerft  1272  enofi^ 
mirb,  mit  ®ene]^migung  beS  polnifd^en  Mvifi 
SBenceSlauS  U.  mit  OliDa  Dcreinigt  ($erlbaj|, 
giommerca.  Urfunbenbud^  205.  540  f.;  Soriplb 
rer.  Pruss.  I,  698).  3m  13.  Sal^rl^unbert  grfin- 
beten  bie  ^önd^e  Don  OliDa  ein  9lonnenßoftei 
ber  ßiftcrrienfcrrcgel  in  3anio»i^;  baSfelbe  vM 
5uerft  in  einer  Urfunbc  Dom  3ü^re  1257  ermoinl 
unb  blieb  unter  ber  Sermaltung  oon  OliDa,  W 
es  im  3. 1590  auf  Setreiben  beS  Sif d^ofS  SRoara« 


809 


Oliöa,  ßifterctcnfcrabtcl 


810 


joiefi  in  rin  Senebictinerinnmflofter  umgetoaii" 
Mr  nnb  mit  ber  Sulmer  Songregation  (f.  b.  ^rt. 
Silm  in,  1226)  Dereinigt  tuurbe  (Scriptt.  rer. 
Prass.  1, 673, 9inn.  1 8 ;  Fankidejski,  Elasztory 
ztfAakie,  Pdplin  1883,  8. 179). 

IL  OliDQ  unter  ber  ^errfd^aft  be§ 
beutfi^en  OrbcnS.  3m  3.  1309^  atö  $om- 
Bmflm  an  bcn  bentfd^enOrben  tarn,  begann  für 
^ildfttt  Oliixi  eine  neue  2lera.  anfangs  l^errf d^te 
Kifitrauen  3tt)i{d(|en  bem  SonDent  unb  bem  beut* 
^  Crben,  mie  bte|  baS  Serl^Iten  ber  erften 
iffBokn  Don  2)an)ig  ben^eiSt;  ber  beut{(!^e  Orben 
i)CDor)iigte  btelBettelmönd^  unb  tt)ar  benbegüter* 
»Crben  oeniger  }uget]^an.  2)od^  balb  erfannten 
^  bffitfcten  Stitter  in  ben  9)^önd^en  Don  OliDa 
Dortreffli(tie  ® e^ilf en  bei  ber  SultiDirung  beS  SanbeS 
atb  tDonbten  i^nen  be^l^alb  i^r  SBol^ImoOen  p. 
.Sie  toaren  und  allezeit  mol^Imonenbe  unb  gütige 
Öerrtn",  laS  man  nod^  in  f paterer  3^  auf  ben 
lücbentta^ln  ber  SBol^It^öter  in  ber  ftlofterürd^e. 
ä  bejiätigten  ber^oc^meifterffarl  Don  Srier  im 
j.  1312  unb  ber  ^od^meifter  fiubolf  ftöning  im 
3. 1342  bie  bem  fflofter  frül^er  in  ben  Sauren 
1235, 1283,  1291, 1295,  1303  unb  1305  Der- 
Iktenen  unb  confirmtrten  $rik)Uegien.  ^Id  im 
3. 1350  eine  ^euerSbrunft  bie  ftloftergeböube  ein> 
oj^erte,  fo  bo^  nur  bie  äBänbe  (parietes)  ber 
4ir4e,  bed  SormitoriumS  unb  SRef  ectoriumS  übrig 
bädicn,  toaren  na^  ber  Si)roni!  unter  ber  großen 
jo^  ber  namentlid^  aufgejäl^Iten  SBol^Itl^äter  an 
erjter  Stelle  aud^  nad^  bem  SBertl^e  i^rer  ^Beiträge 
Der  ^iMl^eijler  ptxnxxä)  3)ufemer,  ber  ®ro^com* 
tir  (jpdtere  öo^meifier)  SBinrid^  Don  ffniprobe 
«nb  ber  9bt  Sofih)in  Don  ff olba^,  unb  bie  Sl^ronif 
Tö^tnod^b^nju:  De  licentia  magistri  praedicti 
ilii  quam  plurimi  commendatores  et  officiales 
Dobifl  subvenerunt.  gfür  bie  Abtretung  ber  müften 
ämbjlä^  Don  @(i^n)omiga|  im  3. 1333,  ber 
Sif^nreigered^tigfeiten  auf  ber  SBeid^jel  unb  bem 
Sriid^^aff  unb  ö^nlid^en  für ba§ ff lofternienig 
antboren  9eft|t!^um§  an  ben  beutfd^en  Orben 
abielten  bie  aRönd^e  t|^eil§  Leibrenten,  tl^eilg 
ürinc,  )ur  ^brunbung  ii^rer  Sönbereien  Dort^eil» 
Doftc^iftricte  (Scriptt.  rer.  Pruss.  1, 717).  5lm 
%t^oIIften  mar  aber  für  ben  SonDent  ber  mir!» 
'onc  €(^u^,  beffen  er  fid^  fettenS  beS  beutfd^en 
CAniS  erfreute,  {o  ba^  er  fid^  ie^t  frieblid^  unb 
in9ntört  ben  d^riftliii^en  Sulturinterefien  im  ©eifte 
irt8tjterrien|erorbenS  »ibmen  tonnte.  ® ie  3Könd^c 
^artn  beftrebt^  bie  au§gebel()nten  fiänbereien  ra« 
füntO  ju  bemirt^fd^aften  unb  nu^bar  gu  mad^en, 
4nn  £eibeigenen  Befreiung  ober  Srleid^terung 
iWB  ben  gfro^nbienften  5U  Derfc^affen,  ben  ^rmen 
nb  ffcanfen  f ortmäl^renb  i^re  liebeDoQe  gfürf orge 
Ppoenben.  9t{d^of  @ermarb  Don  fie^lau  rül^mt 
>  einer  Urfunbe  Dom  3a]^re  1301  bie  ®aftfreunb> 
Nioft  OIiiKi'8  unb  bie  fortmä^renbe  Armenpflege 
^panim  refectio  continua,  f.  $erIba(^,$om« 
■oeflifi^  Urfunbenbud^  530).  2)ie  Unterl^altung 
mK$  fftanfen^Gufed  gum  heften  ber  llmmol^ner 
to  fflofterS  redtineten  bie  ^önd^e  fpäter  ju  ben 


ölteftcn  il^rer  ^flid^ten.  ©ie  fiänbereien  DIiDa'S 
beftanben  um  baS  3a]^r  1380  au3  fteben  großen 

-  ©ütercomple^en  ober  Surien  (SRatl^ftube,  ®rebin, 
@ufcg9n,  @tar5^,  SRofi  ober  %rüd,  Xud^om, 
Olioa),  bie  Don  einem  Sogt  (cnriae  praefectus) 
Dermaltet  mürben  unb  au^er  ben  9BirtM^aft@- 
gebäuben  aud^  je  eine  ffopeUe  Ratten.  ^Omälig 
enid^teten  fte  in  ^rem  Territorium  {leben  Pfarreien 
(OliDa,  Sangenau,  3Sltä^to,  Watem,  @tar}Qn, 
SRal^mel,  9lo{enberg[).  2)ad  fMe,  religt5{e  unb  bod^ 
betriebfame  Seben  ber  9R5nd^e  DerfIof(  unter  ber 
etma  150iö^rtgen  OrbenSl^errfd^aft  ol^ne  bebeu- 
tenbere  Störung.  Srft  gegen  ßnbe  ber  OrbenS« 
l^errfd^aft  marb  bad  ff lofter  ^meimal  (d^mer  l^eim« 
gefud^t.  3m  3. 1^33  brangen  bie  ^uftten,  meldte 
al&93erbänbete  beS  polnifc^en  ffönigS  baS  OrbenS- 
lanb  ^ommereOen  raubenb  unb  fengenb  burd^* 
jogen,  aud^  bid  S)angig  unb  OliDa  Dor,  plünber- 
ten  ba§  fflofter  unb  bie  ff ird^e  unb  ^erftörten  einen 
großen  Xl^eil  berffloftergeböube;  bieffird^e  jebod^ 
erlitt  feine  mefentlid^e  Sefd^äbigung.  3m  3a]^re 
1440  mürbe  ^u  ÜRarienmerber  gegen  ben  beut- 
fd^en  Orben  ber  preu^ifd^e  99utd)  gejd^Ioffen, 
bem  aber  bie  einflugreid^  Aebte  Don  OliDa 
unb  $elplin,  fomie  ber  $rior  Don  ffartl^auS  nid^t 
beitraten.  S)er  12j[ä]^rige  @töbtefrieg  (1454  bis 
1466),  ber  nad^  ber  Se^egung  beS  beutfd^en  Or« 
benS  burd^  ben  preugijd^en  Sunb  unb  bie  $oIen 
mit  bem  Xl^omer  gfneben  Dom  3a]^re  1466  feinen 
Slbfd^Iu^  fanb,  f^attt  aud^  für  ba§  fflofter  OliDa 
mieberl^Ite  SSermüftungen  feines  ©ebieted  unb 
Kontributionen  jur  infolge.  S)urd^  ben  Xl^omer 
gfrieben  fiel  ^ommereüen  unb  mit  il^m  OliDa 
an  $oIen. 

in.  OliDa  unter  polntfd^er  ^err> 
fd^aft  (1466—1772).  ffiicfcr  3eitraum  bilbet 
eine  med^jelDoIIe  ^eriobe  in  ber  ©efd^id^te  beS  ff  lo» 
fter§.  Um  bog  Sal^r  1480  mürbe  OliDa  Don  ben 
polnijc^en  ßiftercienferflöftcm,  fpecieH  Don  bem 
Abt  Don  ^ogila  bei  ffrafau,  aufgeforbert,  fid^ 
i^nen  an^ujd^Iie^en  unb  bie  ftubirenben  9Rönd^e 
nad^  ffrafau  ju  fenben.  Auf  bie  SSefd^merbe  ber 
beiben  fflofter  OIiDa  unb  ^elplin  entfd^ieb  baS 
(Seneralcapitel  be§  SiftercienferorbenS  ju  Siteau^ 
im  3.  1487  unb  Don  !Keucm  im  3. 1488,  ba| 
OüDa  unb  $elplin  „megen  ber  großen  örtlid^en 
gntfemung  unb  toegen  ber  SJerfd^iebenl^eit  in 
@prad^e  unb  ©itte  ^mifd^en  ben  $oIen  unb  i^nen 
nid^t  ber  Oberaufftd^t  unb  ber  SJifttation  ber  poini* 
fd^en  fflofter,  fonbem  bem  ßommifjar  ber  norb» 
beutfd^en  fflofter  red^t§  ber  SIbe  (monasteria 
stagnalia,  f.  in  ^Betreff  ber  Sejeid^nung  SBinter, 

i®ic  giftercienfer  beS  norböftlidl^en  S)eut|(^Ianb 
ni,  ©otl^a  1871, 139)  untcrmorfen  fein  fofltcn". 
3ugletd^  mürbe  beftimmt,  ne  fratres  monaste- 
riorum  praedictorum  ad  studia  Cracouiensia 
mitti  cogerentur,  sed  ad  locum  in  Alemannia 
situm  studiis  operam  nauaturi  amandarentur 
(Scriptt.  rer.  Pruss.  V,  637).  Semgemäfe  finben 
ftd^  S-  ^'  im  UniDer)itöt§fatalDg  Don  Seip^ig  bei 
bem  So^re  1498  unb  1511  9}eönd^e  au§  OliDa 


811 


OliDa,  6iiflerrienfera6teL 


811 


öcrgeiii^net  (aBinter  m,  69. 71).  feft  im  3. 1580 
mürben  OIü)a  unb  $el|)lm  mit  ber  polnifd^en  Or« 
benSproDin)  Dereinigt  nad^bem  bie  monasteria 
stagnalia  in  ber  {og.  SleformationSjeit  größten« 
t^eild  untergegangen  nniren.  9ßan  erjtel^t  auS  bem 
2)eaet  beS  ®eneralcapiteld  Dom  Saläre  1487,  toie 
aus  ben  ÜtamenSDergeid^iffen  ber  Sont)entuaIen, 
ba|  bie  SJldnd^e  ber  beiben  pommereüifd^en  @i{}er« 
cienfer!t5[ter  OliDa  unb  ^elpUn  bi§  jum  16. 3al^r- 
(unbert,  menn  nid^t  auSfd^Iie^Iid^,  fo  bod^  gum 
größten  Sl^il  beutf d^er  ^Rationalität  tt)aren ;  erft 
feit  bem  Snbe  be§  16.  Saj^rl^unbertS  fmb  bie  Sleli« 
giof  en  gemif  d^ter  9ktionalität  (beutf  d^  unb  polnif  d^). 
SBieOIioa  [eine  Unabl^ängigfeit  gegenüber  ber  pol* 
nifd^enOrbenSprooing  längere  3eit  burd^  Anrufung 
bed  ®eneralcapitel8  toal^rte,  fo  Dert^eibtgte  ed  feine 
Sted^te  gegenüber  bem  93if d^of  Don  fieSIau  mit  Srf  olg 
burd^  SppeOation  an  ben  apoftolifd^en  @tul^I.  Ser 
Sifd^of  Derlangte  nömlid^  Don  OliDa  um  baS  Sal^r 
1500  bie  S^^ntengal^Iung  unb  bie  Unterorbnung 
unter  feine  ^urisbiction.  2)a§  fflofter  toax  aber 
bereits  feit  bem  13.  Sal^rl^unbert  Don  ber  bifd^öf» 
lid^en  3uri§biction  burd^  pdpftlid^e  ißriDitegien 
epmirt  unb  Don  ber  S^^ntengal^Iung  burd^  bie 
früheren  SeSIauer  IBifd^öfe  !Dlid^ael  im  3. 1249 
unb  ®em)arb  im  3. 1301  gegen  Abtretung  einiger 
JHofterbörfer  befreit  (^erlbad^,  SSommereUifd^eS 
Urfunbenbud^  73.  109.  530).  feinen  fd^wcren 
@d^Iag  erlitt  aber  OliDa  unter  ber  polnif  d^en  ^err- 
fd^aft  burd^  Sntgiel^ung  ber  freien  ^bt3tt)a^I.  %n 
bie  @teOe  ber  ilBa^Ifreti^eit  trat  um  bie  SJlitte  be§ 
16.  äa^rl^unbertS  baS  ufurpirte  92omination§« 
red^t  be§  ftönigS ;  bie  fog.  SBal^I  be§  9bte§  feiten^ 
ber  ^Rönd^e  toar  ein  leerer  @d^ein,  eine  cerimonieOe 
3uftimmung  gu  ber  Dom  j?önige  getroffenen  äBal^I. 
®er  le^te  9lbt,  nield^en  bie  ^bn^t  frei  au§  i^rer 
aKitte  ermäßen,  toar  fiambert  ©^lieff  (1549  bi§ 
1557).  3u  bem  erften  Singriff  fam  nod&  bie  93c« 
fd^rönfung,  ha^,  toxt  ber  SReid^Stag  gu  ^etrüau 
1538  beftimmte,  nur  polnifd^e  SRönd^e  Don  abeliger 
^erfunf  t  al3  ^ebte  niöl^Ibar  fein  f  ollten ;  ein  bürger* 
Ud^er  fönne  nur  geiDÖ]()It  werben,  toenn  fein  paffen» 
ber  abeliger  ju  finben  fei.  3lud^  auf  ben  Weid^S- 
tagen  gu  ffrafau  (1539)  unb  gu  ^ctrifau  (1550) 
iDurben  ÜKönd^e  bürgerlid^er  ^erfunft  Don  ber 
^btStoürbe  auSgefd^Ionen ;  um  nid^t  begügli^  ber 
abeligen  Sanbibaten  in  93erlegen]^eit  gu  fommen, 
befd^IoB  man  gu  ^etrtfau,  ha^  aud^  abeltge  SBelt* 
priefter  polnif^er  9lationaIität  gegen  bie  SSerppid^- 
tung,  in  ben  Orben  einzutreten,  möl^Ibar  feien, 
«uf  bem  SReid&Stag  gu  ftrafau  (1588)  erl^ielten 
bie  ffiiöcefanbifd^öfe  baS  ^t^i^t  ber  ^bminiftration 
beS  ÄlofterS  nad^  bem  £obe  beS  W)k^  unb  ber 
Seitung  ber  äbtSttjal&I  (f.  bie  ongefül^rten  SRcid^§« 
tagSbefd^Iüffe  in  Voll.  Legum  Poloniae,  Peters- 
burg 1859, 1,  257.  269;  H,  9.  258).  (?rft  im 
3.  1736  concebirte  ber  ftönig  «uguft  m.  auf 
mteberl^oIteS  2)rangen  ber  preugifd^en  @tänbe  in 
ben  Pacta  conventa  ben  beiben  l^löftem  OliDa 
unb  ^elplin  toieber  bie  freie  SBal^I  il^rer  %Ait, 
bod^  mit  ber  Sinfd^rönhtng,  bag  nur  ^belige  ge« 


toäl^tt  mürben  unb  bem  Mnige  bie  Sefifitigmi 
ber  SBal^I  Dorbel^alten  Hiebe.  Sie  fog.  Kefomu 
tion  brachte  aud^  über  ba§  IMofler  OliDa  Diel  lln 
l^eil  in  materieQer  mie  in  religidfer  ^infid^  9< 
ber  @öcuIarifation8fud^  jener  3tit  UMiien  oud^  bi 
preu^if d^  Stönbe  (biefe  be^u^  (Srimbung  eini 
fianbe§fd^ule),bie9)lagnatenbefi8anbe8,btemfid^ 
gen  $atricier  2)angigd  lüftem  nad^  ben  (Sütembe 
reid^en  ftI5fter  ^ommereHenS  (OltDa,  $elpfi]i 
3ud^,  ffartl^auS,  Samom^).  €elbfl  ber  Oifd^ 
Don  fie§Iau,  3ebi^9bom8!i,  lieg  ftd^  im  3. 1541 
Dom  ffönig  @igiSmunb  9uguft  bie  SSenooItinti 
ber  ®üter  ber  genannten  illöfter  auf  Sebenjggd 
ober  bod^  für  bie  3^  feines  Spifcopotd  in  Sedto 
übertragen,  um,  mie  er  ongab,  bön  SerfoE  be 
ftlöfter  utd)  ber  !Beröu|erung  ober  Seft^nc^ 
il^rer  ®üler  burd^  ^rembe  ein  3iel  gu  f e|eii.  Sa 
energif d^e  ^roteft  ber  fünf  Stifter  Deranla|te  iebod 
ben  Oönig  gur  Surüdhtal^me  feiner  @d^enfnii( 
(fiengnid^,  ®efd^.  berpreu^ifd^Sanbell,  So^pi 
1722,  49).  S)er  ffdnig,  meld^r  l^äufig  in  ®cll^ 
Derlegenl^eit  mar,  Derpf  anbete  im  3. 1 56 1  ber  @tab 
S)angig  für  bie  Snleil^e  Don  100000  Stolen 
baS  93efi^tl^um  ber  ftlöfier  OliDa,  3amoimt 
3udau  unb  Ifart^auS,  meldte  fu^  auf  fünf  Sc^ 
für  bad  Kapital  diS  ©elbfifd^ner  Derburgei 
unb  bem  SRagifirat  bie  Oberauffid^t  über  ti^ 
Sinfünfte  einröumen  mußten  (Sengni^  186).  3o 
3. 1577  mürbe  ba§  J?Iofter  OliDa  Don  2)angier 
@oIbaten  in  Danbalifd^er  SBeife  auSgepIünbeit 
Dermüftet  unb  gerftört;  nur  bie  SRauem  ber  ffnd^ 
unb  ber  JHoftermol^nungen  blieben  übrig.  Sei 
UeberfaS  l^atte  barin  feinen  ®runb,  ba^  Olitx 
gum  neuermö^Iten  polnifc^en  Oönig  Stephan  Sa^ 
tl^orQ  l^ielt,  ber  S)angig  mit  Jhieg  übergog,  meUe^ 
il^m  bie  ^nerfennung  oermeigerte;  bie  Sbneigim^ 
ber  ^öretifer  gegen  bie  latbolifd^en  !Dlönd^  ftri« 
gerte  nod^  bie  Srbitterung.  S>ie  @tabt  mu^te  mH 
i^rer  Untermerfung  an  Olioa  20  000  @ulben  Snt* 
f^öbigung  gal^Ien ;  au^erbem  fteuerten  ber  Rbmi^ 
unb  bie  polnifd^en  ®rogen  bebeutenbe  Summen 
gur  SReftauration  beS  ftlofterS  bei.  SBeit  beflagenS' 
mertl^er  als  bie  materiellen  SBerlufte  mar  bie  Sin« 
bu^e,  meldte  bie  ftloftergud^t  im  16.  äal^rbunbed 
erlitt.  Unter  ben  Dier  klebten  ßambert  ©ii^fiell 
(1549—1557),  SaSpar  ®efd^!e  (1558—1560 
unb  1569—1584),  5Ric.  Sola  (1560— 1569)  «nl 
30)^.  ftoftfa  (1584-1588)  gerietl^  bie3)i«d|fiii 
bei  ben  a^önd^en  fel^r  in  SSerfall.  Surd^  $arU< 
fömpfe  unb  3tttnguen  fud^te  man  bie  ^btSnmdM 
gu  erlangen  unb  gu  bel^aupten,  bie  fflofiergfitei 
mürben  Derf d^Ieubert ;  im  Sonoente  b^trfd^te  eh 
meltUd^eS  unb  gügellofeS  Seben,  bie  OrbenSrege 
mar  Dergeffen.  @$Iieff  mürbe  1557  megen  Sa 
geubung  ber  jf loftergüter  unb  megen  anbererSet 
gelten  Dom  ©eneralcopttel  feines  SmteS  ent^ 
®efd^fe  aus  ßoni^  fül^rte  ein  bemegteS  Seiei 
Sfrü^er  ber  ^ärefte  guget|an,  befel^rte  er  ftd^,  muri 
anönd^  unb  ^bt  in  OliDa.  92ad^  gmei  3a^ 
ging  er  burd^  ben  ÜRa^tfpruc^  beS  OönigS,  beffe 
^b^d^t,  bie  ftloftergüter  für  bie  geplante,  Dorl^ 


OHöa,  Kij!crctcnferobtcl 


814 


e  Xnlei^  bei  her  @tabt  S^an^ig  a^  t)er- 
,  er  entgegentrat,  ber  Slbtdtoürbe  t)erluftig, 
bei  1569  mieber  erlangte.  S)er  frühere 
lurger  2)om]^err,  9bt  92ic.  Sola,  t)ertDaItete 
^  old  eine  Spanooe ;  bie  3a^I  ber  SRönd^e 
r  abgenommen.  ®erabe  in  ber  3tit,  Q^d 
rftd^  Sviä^i  in  OKoa  f o  DerfaUen  ttxir,  trat 
tbler  €0X9  ffoni^  1580  ald  9tot)i}e  in'« 
tin.  SoD  UnmiUen  aber  bie  Sud^üoftgfeit 
lebnnbenl^t  im  ßonoente  t)erUe^  Sbler  im 
r  mit  brei  gleid^geftmtten  jungen  SJlönd^n 
nb  manbte  fid^  an  ben  feeleneifrigen  S)tö« 
^f  oon  Sedlau,  Xoaraaemdfi,  mit  ber  Sitte, 
m  Sufent^It  in  einem  anbem  ftlofter  ju 
,  bis  in  bem  JMofierleben  OIit)a'd  SBanbel 
a  fei.  S)er  Sifd^of  tt)UIf alerte  i^rer  Sitte; 
urbe  in  baS  äefuitencoQeg  nad^  $ofen  ge- 
iaä^  bem  Sobe  bed  Sbted  äol^anned  Jtoftfa 
Olioa  bie  ma^re  Deformation  in  lat^oU« 
eifle  beginnen.  918  ber  eigentlid^e  Stefor« 
fi  ber  Sifd^of  Stoaroaemdfi,  bem  gan) 
ySitn  megen  ber  SBieberl^erfteDung  be§ 
iSmuS  an  t)ielen  Orten  jum  größten  S)an! 
tet  ift,  an^ufel^en;  fein  ^auptmerfjeug  aber 

genannte  ^^Uip))  Sbler,  t)on  bem  aud^ 
t^eil  ber  Annales  Olivenses  l^erftammt. 
DSfi  führte  im  2(.  1589  bie  t)ier  ertt)ö]^n« 
)en  SRönd^e  nad^  Olida  gurüd  unb  lougte 
ination  beS  preu^ifd^en  ßbelmannd  Jto« 
lim  9bt  f omie  bie  SBal^I  be§  9lominirten 
!{fen.  9bler  mürbe  9nfang§  SioDiaenmeifter 

1598  $rior  bis  ju  feinem  Zobe  im 
I;  er  mar  bie  @eele  bei  ber  Erneuerung 
eberbelebung  bed  Ildiierlid^en  ®eifie§  in 
S)er  Stnfang  ber  Deformation  mar  fd^on 
580  t)om  Siftercienferorben  felbft  gemad^t 

3n  biefem  ^a^xt  mürbe  nämlid^  ber  ^bt 
üglione,  Sbmunb  ))om  jh:eu)e,  t)om  ®e« 

als  SKjitator  aller  ßiftercienferflöfter  in 
nb  ^reufeen  entfanbt.  S)er  fromme  W)t, 
»eneralabt  t)on  Siteaus,  j^iett  nad^  Seenbi- 
:  Sifltation  ein  $ro))in)iaIca))iteI  in  2Bon« 
ib  unb  erlief  fel^r  l^eilfame  Seftimmungen 
)g.  Statuta  Edmundana,  meldte  in  ber 
Jolgc^eit  bei  bcn  polnifd^en  ßiftcrrienfer» 
in  großem  ^nfel^en  ftanben.  Sbmunb  ))om 
vor  e^  aud^,  ber  bie  preugifd^en  fflöfter 
nb  $elplin  ber  polnifd^en  OrbenäproDin^ 
>80  jutl^eilte.  IRod^  bem  ^roöinsialcapitcl 

eine  ^meite  Sifttation  oor  unb  hat  barauf 
ig,  burd^  feine  ^uctoritöt  bie  ^uSfül^rung 
ifenen  ?lnorbnungcn  mitf  örbcm  ju  l^elfen. 
1590  Difttirte  gleid^faUS,  al§  befonberer 
Sd^tigter  be§  ©eneralabteS  Sbmunb,  ber 
ImtbiuS  au§  t^franfretd^  bie  fflöfter  ber 
tt  OrbenSprooin).  Son  nad^l^altiger  9Bir« 
ren  jebod^  erft  bie  mieberl^olten,  t)om  93i- 
conQmud  t)on  Dojraaemäfi  (geft.  1600)  im 
beS  ^ßapfted  vorgenommenen  Sifttationen 
3er;  ber  ©iöcefanbifd^of,  ein  ^Dtann  non 
ijfaa  &fer,  {tanb  ben  Serl^öltniffen  nöl^er 


al§  bie  au^erorbentlid^en  SSifttatoren  beS  Orben§ 
aus  Sfranfreid^  unb  tonnte  ftd^  fd^neHer  unb  leid^» 
ter  über  ben  Suftonb  bed  Älofterd  unb  bie  9uS' 
fSl^rung  feiner  Seftimmungen  unterrid^ten.  S)ie 
innigen  Sejiel^ungen  Ol\x>a'Q  )u  ben  äefuiten  be« 
ftanben  auä^  meiter  fort.  Sinige  3Rönd^  mürben  gur 
meitem  SuSbilbung  in  ein  2ief  uitencoUeg  ober  nad^ 
jhalau  gefd^idCt.  Seit  bem  3a^re  1589  erfreute  fid^ 
bad  fflofter  mieber  einer  Steil^e  täd^tiger  Sebte; 
unter  biefen  mar  2)aDib  ffonarSfi  (gefl  1616), 
ber  bie  INrd^e  Derfd^önerte,  für  bie  ff lotterbibliotl^el 
forgte,  1603  bad  Ded^t,  bie  3nf ul  au  tragen,  für 
bie  Siebte  t)on  SIemenS  YIII.  ermirtte  unb  1611 
Sl^eilung  ber  ffloftergüter  jmifd^en  bem  W^i  unb 
@^ont)ent t)oma^m.  9ütd^^bam2:rebni|(1617bi§ 
1630)  mar  ein  l^eiligmü^iger  unb  geld^rter  SRann, 
meld^er  nid^t  blo^  inOIiDa,  fonbem  in  allen  pol« 
nifd^en  SiftercienferOöftem  al§  Sommiffar  ber 
polnifd^en  Orbendprotrina  bie  Seobad^tung  ber 
Orbendregel  ftreng  übermad^te  unb  mit  (|ri{tlid^em 
Starhnutl^  bie  Sranbfd^a^ung  bed  JMofterd  unb 
ber  ffird^e  burd^  bie  ro^en  Sdlbnerl^aufen  ®uftaü 
molfd  im  3. 1626  ertrug,  ffenfomdli  (1641  bis 
1667),  ber  auf  bie  SuSfd^müdbtng  ber  ffird^e  mit 
neuen  Elitären  unb  auf  bieSereid^erung  ber  flfofter- 
bibliotl^el  eifrig  bebad^t  mar,  feierte  nod^  in  ber 
92ad^t  beS  3. 9Rai  1660  ben  9bfd^Iu|  beS  OliDaer 
SfriebenS,  burd^  ben  ber  f d^mebifd^-polnif d^e  ftrieg 
beenbigt  mürbe,  in  Slnmefen^eit  ber  ©efanbten 
burd^  ein  Te  Deum  am  ^od^altar  ber  ffird^e.  3n 
ber  Olitmer  ftird^e  l^atte  aud^  ber  ffronprina  t)on 
©darneben  unb  neu  ermdl^Ite  ff dnig  t)on  $oIen, 
©igiSmunb  m.  (1587—1632),  ben  SBa^Iöer- 
trag  t)om  2(a^re  1587  befd^moren.  Unter  ben 
polnifd^en  bebten  Derbient  au^er  Xrebni^  nod^ 
gana  bcfonberS  §adfi  (1683—1703)  ermdi^nt  au 
merben.  @eit  1646  üRönd^  in  Olioa,  mar  er  fpater 
eine  3^tlang  ffaplan  ber  ffönigin  S^riftine  t)on 
@d^meben;  fie  oermanbte  il^n  bei  Derfd^iebenen 
@taatSgef(|Qften,  unter  anberem  aud^  bei  il^rer 
Semerbung  um  ben  polnifd^en  Sl^ron  im  3. 1668. 
^adK  mar  ein  9)2ann  t)on  großer  ©elel^rjamleit, 
meld^er  bie  SOUnd^e  burd^  fein  Seifpiel  unb  burd^ 
einbringlid^e  Deben  aur  ftrengen  Seobad^tung  ber 
OrbenSregel  unb  aur  Sefd^öfKgung  mit  gekörten 
@tubien  antrieb  unb  oiel  für  bie  Serfd^dnerung 
ber  ffird^e  t^at  (ber  ie|ige  ^od^altar  unb  mel^« 
rerc  ©eitenaltäre  finb  öon  il^m  errid^tct).  9luf  fein 
Setreiben  marb  1678  eine  Sud^brudCerei  im  fflo« 
ftcr  eingcrid^tet,  bie  erft  1744  mieber  einging, 
inbem  bie  ^reffen  an  bie  Sefuiten  in  SraunSberg 
oerfauft  mürben;  unter  ben  Dielen  Sudlern,  meldte 
bafelbft  gebrudft  mürben,  fmb  l^icr  anaufül^rcn 
Sermones  (5  yoIL)  oon  ^adK  unb  feine  @d^rift 
Maria  Deipara  semper  Yirgo;  alSbann  mel^rere 
©d^rif ten  feincS  SruberS,  ber  Kector  be§  3efuiten- 
coQegS  in  ^Itfd^ottlanb  bei  S)anaig  mar.  ^S  ber 
3eit  be§  legten  ^bteS  unter  polnijd^er  ^errfd^aft, 
KpbinSfi  (1740—1782),  finb  bie  bciben  treff« 
lid^cn  ^riorcn  SRol^mebcr  unb  SBemer  au  nennen, 
meldte  bie  S)i^ciplin  unter  ben  Sonoentualen 


815 


Oliüa,  Cipcrclenfcrobtei. 


m 


fh:enge  übema^ten  unb  bte  Stnlünf te  beS  JtlofterS 
Doraüglid^  Qbmintjhtrten.  S)urd^9h)btn§ft  gelangte 
befonberd  bte  Xonfunjt  in  OliDa  ju  S^ren ;  unter 
i^m  mürben  bte  betben  Orgeln  in  ber  JKrd^e^  Don 
benen  bie  größere  l^öd^jt  bemerfenSnert)^  ift,  er« 
rietet,  fonrie  bie  neue  «btet  (ie^t  fönigti^ed 
Säfioi)  mit  ^enlid^en  ^arfanlogen  angelegt. 

rv.  OIit)a  unter  preufifd^er  §err- 
f  ^aft  IBet  ber  erften  Xl^eilung  ^olenS  im  3. 
1772  erl^ielt  gfriebrid^  U.  baS  poinx]^t  ^reugen 
mit  9lu3na^me  üon  %f)OTn  unb  Danjig ;  bief  e  famen 
tt\t  bei  ber  ^toeiten  3:^eilung  (1793)  an  ^reupen. 
am  27.  September  1772  erfolgte  bie  ^ulbigung 

fti  SWarienburg,  ju  weld^cr  ber  ""HU  5Ri)bin8fi  für 
lä)  unb  9tamenS  be§  ganzen  Son))ent§  ben  @s- 
prior  SBemer  aborbnete.  bereits  burd^  SabinetS- 
ori)re  Dom  1.  unb  2.  IRoDember  1772  an  ben 
Itammerpräftbenten  Sombarbt  entjog  ber  Jtönig 
ben  jnöftem  unb  SiSt^ümem  ber  neu  ermorbenen 
6anbe8tbeile  bieäienoaltung  ibrer  ®äter  unb  über« 
toieS  ibnen  al3  Sompeteu)  50  %  be§  bamalä  er- 
mittelten Seinertrags,  „bamit  bie  ®eiftlid^en  burd^ 
beren  Setoirt^fd^aftung  nid^t  biStral^iret  unb  Don 
ibren  geiftlic^en  Sierri^tungen  um  fo  toeniger  be« 
l^inbert  werben  möd^tcn".  S)ie  Eompetenj  für 
OliDa  betrug:  für  ben  3lbt  4708  Sblr.  22  ®r. 
7  $f.  unb  für  bie  ü)lönd^e  3505  3:blr.  14  ®r. 
^Vi  $f*  (fie^mann^  ^reu^en  unb  bie  fatb.  Jlird^e 
IV  [$ubIicationen  ou3benpreu^.@taat§ard^iDen 
XVni],  2eipj.  1883, 469  ff.  562).  3n  »ctreff  ber 
VbtSmabl  traf  ber  ffönig,  nad^bem  ^om^arbt  über 
ben  SBa^ImobuS  in  OliDa  unb  ^elplin  gemäg  ben 
Dorl^er  angefübrten  Pacta  conventa  Dom  Saläre 
1736  berichtet  l^atte,  anfangs  bie  Scftimmung, 
bag  eS  mie  in  @d^Ieften  ^u  galten  fei,  b.  1^.  brei 
Don  ben  IDtönd^en  ju  enoöblenbe  Sanbibaten  feien 
bem  Äönig  in  SSorfd^Iag  ju  bringen  (Scbmann 
473.491. 554f.).  Später  aber  beanfpruc^te  grieb- 
rid^  II.  baS  9lomination§recbt  bejügltd^  ber  beiben 
Abteien  OliDa  unb  ^elpltn ;  eS  tt)urbe  ibm  aud^ 
Don  5Rom  jugeftanben  (Scl^mann  V,  15. 306f.  309. 
318.  479  f.  483.  502).  ©emgcmäfe  tourbe  flarl 
Don  ^ol^enjottem ,  frül&er  Of freier,  feit  1778 
eoabjutor  be«  »ifd^ofä  Don  6ulm  unb  feit  1779 
Kommcnbatarabt  Don  $clplin,  im  3abre  1782 
nod^  3um  Sommenbatarabt  Don  OliDa  nominirt. 
ßbenfo  erhielt  ber  le^te  W)t  OUdo'S,  3ofep^  Don 
^o^enjottem,  ber  fpötere  Dortrefflid^e  ©ifcbof  Don 
ermlanb,  feine  SBürbe  im  3. 1803  burd^i  Bnig« 
lid^e  9iomination.  ©eit  bem  3abre  1772  Derfiel 
inbefe  baS  berül^mtc  Äloftcr  mcl^r  unb  mcl^r.  S)ie 
3a]^I  ber  ÜRönd^e,  bie  bis  ba^in  über  40  uttb 
im  17.  3abr^unbert  gegen  70  betragen  b^tte, 
nal^m  ab.  2)ie  napoleonifd^en  Jtricge  brad^ten  auä^ 
über  OliDa  Diel  Ungemad^;  1807—1814  fam  eS 
infolge  be«  Silfiter  griebenS  an  bzn  Sfrciftaat 
ffianjig.  3)a8  ©äcuIarifationSebict  Dom  30.  Oc» 
tober  1810  fam  bei  Oüoa  im  3. 1831  jur  5luS- 
fü^rung.  S)ad  fflofter,  in  bem  nod^  fünf  ^önd^e 
lebten,  mürbe  aufgehoben,  bie  Äloftcrfird^e  unb  bie 
fftoftergebäube  tourben  ber  fatbotifd^en,  bie  bi§- 


l^ge  Heine  ^forrftrd^  ad  8.  JaoobombciMfr 
gelifd^en  ^arrgemeinbe  ubemriefen.  Stc^W 
beutenbe  SibliotJ^f,  meU^  bie  jeUcnften  Bde 
unb  fel^r  Diele  ^oitibfc^ffni  ent^ufi,  tontet 
fäd^Iid^  an  bie  fönidif^eSiblio^  inScdnäb 
an  bie  UniDerfitfit  icOniggberg,  Qei&Deife  n^n 
baS  ^riefterfeminar  in  $elplin.  S)ie  filoM^f 
(ss.  Trinitatis),  ein  Sadfteinbou  in  fpitami 
f d^em  unb  gotifcbem  Stil  Ulbet  einen  lancmfU 
ten,  unregelmäfiig  breifd^fftgen,  im  9B$n  i 
atoeifd^iffigen  Staum  Don  10  3od^  mit  einfd^ 
gem  Ouerbouf  e  unb  einf (i^iffigem  fänf^(dtoi,  i 
fünf  Seiten  bed  9(d^tedS  eingef d^loffenen  $idit 
rium,  baS  einen  Umgang  in  bn  Steite  M  sft 
lid^en  @eitenfd^iffed  f^at  SemerfenSnertb  ifl 
ungleid^e  ^Breite  ber  beiben  @eüenf((iffe  fotgie 
baftlifale  Einlage  bed  amttelfd^ijfefi.  9>ie  f^tai 
@pi|]^elme  ber  beiben  Xreppentpfirme  on  bafl 
front,  jmifd^en  benen  ftdg  boS^kuiptportalbcfiiil 
unb  bie  brei  2)ad^reiter  geben  bem  Seu^em  d 
getoiffen  malerifd^en  9tei)^  meld^  buv^  bie  64 
beit  ber  fianbfd^aft  mefentlid^  er^öl^t  tmtb  (8 
unb  Jhtnftbenrmöler  ber  ^roDüt)  SBefipml 
©anjig  1884, 96-122).  ©o8  3nnereberlR 
lä^t  brei  Derfd^iebene  SBoujeiten  erfennen,  n 
ftcb  an  bie  3er^örungen  burd^  bie  $ren|en  12 
burd^  ben  ^ranb  1350  unb  burd(  bie  ^Skaq 
1577  anfi^Iiegen.  S)ie  gotifd^en  (SewöIbebeSSo 
unb  Ouerfd^iffeS  auS  bem  Solare  1582  unb 
^meifd^tffigen  ©ommerrefedoriumd  au8  bemSc 
1594  ben)eifen,  bag  im  Often  nod^  gegen  Snbe 
16. 3abr]^unbertd  bie  ©oül  neben  ber  Stenaiffc 
gepflegt  rouxht,  3n  ben  Ueberreften  ber  Stvcdjß 
bem  13. 3abrbunbert  beft|en  n)ir  baS  filtefteS 
merf  in  ben  ^roDin^en  Oft«  unb  SBeftprenj 
^lu^er  bem  ©ommenefectorium  ftnb  nmb  ] 
^auptraume  beS  frül^em  fflofterS  ard^itefton 
mertbDoQ :  bie  SrunnenlapeQe  mit  fein  profSii 
@temgen)ölben  unb  ber  SapitelSfaal  mit  fed^ 
profilirten  ffreu)gen)ölben  auf  jtoei  ad^tedtigen  S 
nitfäulen.  S)er  ffreuggang  b<it  fpi^bogige  An 
gen)ölbe.  ff  unftgegenftönbe  ftnb  in  bemerf  enSmed 
^njabt  ]^auptfäd^Ii(^audber3eit  Don  1590— 1( 
erbalten ;  an  il^rer  ^erfteDung  maren  bie  bebeute 
ften  fünftlerifd^en  ffröfte  2)an)ig8  betbeiligL 
ermöl^nen  if!  ber  frül^ere  iboä^aliai  (Xrinits 
altar)  im  nörblid^en  @eitenf$iffe  mit  gotifd^en  1 
tiDen,  ein  SBerf  beS  ^an^iger  SReifterS  SBil^ 
©pörer  auS  ben  3o^ren  1604—1606;  Don  i 
ftammt  aud^  baS  t^reScobilb  im  nörblid^en  ffrc 
gang  (ffreujigungSgruppe)  au8  bem  ^a^u  15 
S)ie  f (^ön  gef^ni^ten  &b<'^^I^  ftammen  au8 1 
3a]^re  1599.  (93gl.  nod^  jhetfd^mer,  (Sefd^idftti 
Sefcbreibung  ber  ffidfter  in  $omereIIen  I  [Si^ 
cienferabtei  OliDal,  ®anjig  1847;  9leue  pre 
ißroDmaialblötter  IX  u.  X  [1850] ;  Encyklope 
Koscielna,  Warszawa  1891;  Stownik  & 
graficzny,  Warszawa  1886;  [fiebeburl  Sie 
allgem.  ^rd^iD  für  bie  ®efd^id^tSfunbe  beS  prev 
fdften Staate«,  1836, 1, 345 f. H,  193 ff.;  Jan; 
schek,  Originum  Cisterciens.  I,  Vindob.  18 


Oliöo,  aiesanbcr  bc  —  Oliöa,  ^of},  ^anl 


818 


üttixd^,  ^e  mtttctatterlic^e  jhtnf!  im  Or- 
^  ^rcu^en,  Rbln  1887  [SBercinSfci^rift  bcr 
lefeDfc^ft],  73. 75.  79 ;  Sttmptt,  S)ic  3n- 

be§  fflopcrS  Dltoa,  5?euftabt  i.  SBcftpr. 
Programm].)  [Kofentrctcr.] 

i,älcsanber  be,  O.S.  Aug.,  Sarbind, 
Bolfoferrato  in  Umbrien  1407,  fd^on  ote 
folge  eines  ©elübbeS  ber  3Jhttter  1413 
ben  ber  9ugufttner'6remiten  übergeben, 
nod^bem  er  in  Perugia  bie  $]6iIo|iD))l^ie 
mb  in  Safel  bem  SoncU  angetto^nt  l^atte, 
im  ^ooin^iolobem  für  Umbrien  gemault, 
^  Don  Sugen  IV.  )um  ©eneralprocurator 
|en  Drben§  ernannt.  SDurd^  Sitten  beim 
uib  seittoeife  felbft  burd^  bie  tJflud^t  »u^te 
iefer  93ürbe  ^u  entlebigen,  um  fi(^  toieber 
i  SBerfen  be§  ©celenei jerS  mie  ber  ©elbft- 
g  l^ingeben  ju  lönnen.  Sr  toirfte  ald  ge> 
$rebiger  in  ben  meijten  großen  @täbten 
i  Don  92eapel  bis  Sienebig  unb  trat  in 
I  mit  erfolg  afö  gfriebenSftifter  auf.  S)a§ 
lopitel  oon  Solentino  m&i)üt  x^n  1459 
leralprior  beS  ganjen  OrbenS,  unb  ^iuSlI. 
!  ben  megen  Semutl^  unb  Sugftrenge  meit- 
^en  Vlann  am  5.  Stör^  1460  ^u  @iena 
lenoartet  ^um  Sarbinalpriefter  mit  bem 
r  ^I.  ©ufanna,  am  11.  ^ioüembcr  1461 
t  administrator  perpetuus  be§93i§t]^um§ 
:o.  92ad^  mel^reren  fleinen  Segationen,  mie 
benSfUftung  in  ^Perugia  ober  ^ur  3utüd- 
Sncono^S  unter  ben  (Sel^orfam,  mürbe  er 
tus  a  latere  beauftragt,  5U  ^ncona  t)on 
gpoten  Xl^omaS  oon  9Rorea  ba§  ^aupt 
InbreaS  entgegenzunehmen  unb  einftmeilen 
[offe  öon  5Rarni  unterjubringen.  Sinige 
fliöter,  nac^  Beilegung  ber  fje^bcn,  meiere 
)  unftd^er  gemad^t  Ratten,  überbrad^te  er 
Oinal  Seffarion  unb  bem  ß^arbinalnepoten 
iccolomini  bie  f  oftbare  9te(iqute  naä^  3iom, 
5iu8  n.  an  ber  5[RiIüifd^en  Srüdfe  feierlid^ 
na^m.  51I§  garbinot  fejte  Dliöa  fein 
2tUn  fort  unb  oermenbete  feine  ginfünfte 
en  ber  SBol^ltl^ötigfeit,  Jebod^  mit  meifer 
iltung  gegenüber  ^(nfprüd^en  feiner  unbe« 
;  SJermanbten.  9iod^  l^atte  er  boS  56. 3al^r 
rid^t,  als  ein  l^eiligmö^iger  %oh  xijn  oon 

^inmcgnol^m  (21.[?]  ^ug.  1463).  (Jr 
i  einige  t^eologifd^e  ^ractate  unb  ^rebigt« 
SBgl.  Ph.  Elssius  0.  S.  A.,  Encomiasti- 
^stinianum,  Bruxellis  1654,  27  sq. ; 
)niu9  0.  Pr.,  Vitae  et  res  gestae  Pon- 
R.  etc.  II,  Romae  1677,  1040  sqq.; 
r,  Bibliotheca  Augustiniana,  Ingol- 
Aüg.-Vindel.  1768,  639  sqq. ;  L.  Car- 
Ifemorie  storiche  de'  Cardinali  III, 
793, 142  sgg. ;  8.  ^oftor,  ®  cfcf).  b.  ^äpftc 
iura  1889,  205  f.)  [O.  $fülf  S.  J.] 
I,  30^.  ^aul,  S.  J.,  (Scncral  bcS  3e« 
enS  (1664 — 1681),  mar  geboren  am 
X 1600  ju  (Senuo  ouS  oomcl^mer  unb  ein« 
r  gfamilie,  trat  1616  in  bie  ©efeüfd^nft 


Seju  unb  mad^te  feine  @tubien  in  9iom  gleid^^eitig 
mit  bem  1^1.  Sol^anneS  Serd^manS,  beff en  IBertrauen 
unb  bef  onbere  ^od^ad^tung  er  geno^.  SJle^rere  3al^re 
leierte  er  gu  9lom  bie  l^umaniftifc^en  SBiff enfd^aften, 
mar  jal^relang  bem  römifd^en  9lot)ijenmeifter,  für 
einige  Stit  aud^  bem  SSifitator  ber  ficilianifd^en 
OrbenSprooing  als  ©el^ilfe  an  bie  ©eite  gegeben, 
oerfa)^  gel^n  ^al^re  l^ihburd^  felbft  baS  SSertrauenS- 
amt  beS  9tooi5enmeifterS  unb  mar  mieberl^olt 
9iector  beS  beutfd^en  ßoKegS.  S)urd^  $rebigten  in 
ben  bebeutenbften  ©tobten  StalienS  (feit  1629) 
ermarb  er  fid^  ben  SRuf  eineS  oortreffßd^en  Mangel» 
rebnerS  unb  mar  feit  1651  als  flänoiger  ^ebiger 
im  apoftolifd^en  ^lafte  angefteUt,  ein  Simt,  baS 
er  unter  oier  Rupften  befleibete.  Snnocenj  X. 
moUte  il^n  mö^renb  fetner  legten  Sage  ftets  an 
feinem  Sterbelager  l^ben  unb  oon  il^m  gum  Xobe 
oorbereitet  merben.  S)a  bie  SlterSfd^möd^e  beS 
OrbenSgeneralSbie@mennungeineS®eneraItncar8 
ür  biefieitung  beSOrbenS  notl^menbig  machte, 
iel  7.  3uni  1661  bie  fl&a^l  auf  Oliüa,  bcr 
d^on  bei  ben  legten  ©eneralsmal^len  tnele  Stim- 
men auf  ftd^  vereinigt  l^atte.  Sr  erl^ielt  fofort  bie 
gefammte  fieitung  beS  OrbenS  unb  mit  bem  Stöbe 
beS  P.  mdtl  1664  au^  ben  Xitel  beS  (SeneralS. 
SSergebenS  l^atte  er  Oerfud^t,  mit  9iüdffid^t  auf  ein 
fd^mereS  §er)Ieiben  unb  feine  gang  s^rrüttete  ®e- 
funbl^eit  t)on  ber  SBürbe  oerf  d^ont  gu  bleiben,  unb  eS 
beburfte  ber  energifd^jten  SSorfteDungen  üon  ©eiten 
ber  fünf  Sfftftenten,  um  i^n  oon  ber  92ieberlegung 
feines  SlmteS  gurüdCsul^alten.  Sr  jtarb  am  26. 9to« 
üember  1681.  Olioa  ftanb  bei  feinen  S^tgenoffen 
im  Stufe  eines  ernften,  oorgüglid^  tugenbl^aften 
OrbenSmanneS;  ber  ©runbgug  feineS  Sl^arafterS 
mar  ® Ute  unb  IBerföl^nlid^feit;  feine  jal^Ireid^en 
griaffe  in  DrbenSangelegenl^eiten  befunben  einen 
ungemein  umftd^tigen,  erfal^renen  unb  gemiffen- 
l^af ten  Obern.  3lud|  maS  üon  fold^en  ©d^rif tftüdten 
in  feinblid^er  Slbfid^t  üeröffentlid^t  morben  ift 
(f.  8. 93.  ©öttinger-Meufd^,  ®efd&.  berTOoralfhreitig- 
feiten  n,  giörblingen  1889,  ©ocument  9lr.  2), 
fann  bte|  nur  beftötigen.  Olioa  oeröffentlid^te 
6  goUobönbe  ejegetif d^er  3lrbeiten,  mel^rere  SBönbe 
gefammelter  ^rebigten,  3  99änbe  l^öuSIid^er  6r- 
bauungSreben  unb  am  Snbe  feines  SebenS  eine 
Srieffammlung  oon  nal^eju  1000  95riefen,  meift 
an  l^od^ftel^enbe  ^erfonen;  er  moUte  bamit  ber 
öerftümmelten  Verausgabe  einjelner  biefer  ©d^rei- 
bm  in  gel^öfftger  Slbft^t,  meldte  befürd^tet  merben 
mugte,  guoorfommen.  ^anbfd^riftlid^  ^tnterlieg 
er  nod^  mehrere  ejegetifd^e  Kommentare.  6r  erlief 
u.  %  ein  befonbereS,  afliöl^rlid^  in  ben  ©tubien» 
bäufem  beS  OrbenS  su  oerlefenbeS  SRunbfd^reiben, 
in  meld^em  er  aufs  9tad^brüdlid^fte  jum  ©tubium 
ber  orientalif  d^en  ©prad^en  ermuntert,  ©eine  ^mtS« 
fül^rung  als  ®eneral  fiel  in  eine  ber  fd^mierigften 
Seiten  beS  OrbenS,  ber  gerabe  oon  oielen  ©eiten 
l^eftig  befeinbet  mürbe.  5Wcben  bem  Sanfeniften« 
unb  bem  Megalienftreit  l^atten  namentlid^  bie  Don 
ben  ©egnern  bcS  OrbenS  aufs  ffiifrigfte  gefd^ürten 
3KoraIftreitigfeitcn  einen  l^ol^en  ®rab  Don  ©d^örfe 


Olioa,  €i|tertttnItTa6ttI. 


ftcm^  ebtxmttäfim  unb  bie  SiidOnf  ti  ha  Aloftera 
t)ot3%It(t|al>ininiPiirtcn.  3>uii$  StiiblnSli  Qtlongti 
befonberS  bit  Xonhmf)  in  Olitia  ju  SEntn :  untti 
i^nt  uurben  bit  6eibtn  Cigeln  in  bn  Stillt,  vm 
bmm  bic  grfilere  ^Qi^jt  bemeifenSOtrt^  ift,  rr- 
rid(|tet,  fomic  bie  neue  %6let  (je|t  ISniglic^d 
@(^lo^)  mit  ^trrltf^m  ^aifanlastn  angelegt. 

IV.  OliDo  unter  (irtuftifc^tr  ^terr- 
fc^aft.  ißel  btr  tr^m  X^dlung  ^olenS  im  3. 
1772  tt^ielt  ^riebn^  U.  baS  polnifc^t  ^rtugen 
mtt^uSna^mt  Don3:^om  unb  ^njig;  bitte  turnen 
afl  bei  brr  jmtiten  Slieilunfl  (1793)  an  iptnifeen. 
am  27.  September  1772  trtolgle  bie  §ulbigung 
in  ÜRarimbuig,  gu  melr^ci  bct  ^t  JRqMn^Ci  für 
{14  ^b  9?amen9  beS  ganjen  SonDenti  ben  Sj* 
prioi  SBemer  abotbnete.  39trtit§  buid^  SabtnetS* 
oibn  Dom  1.  unb  2.  ÜIoDember  1772  an  ben 
ffammerprdjtbenten  ^omfiarht  entjog  btr  ffStiig 
benÄlflffem  unb  SBiSt^ümtm  bei  neu  trtoorbenen 
Sanbeettitile  bie  33enoaltung  i^TCi  ®ütet  unb  über- 
nilefi  i^nen  alä  Sompeteng  50  "U  be5  bamals  er- 
mittelten SReinertiagä,  „bamtt  bie  ©eiplic^en  burd^ 
beten  SSefflirtbf^aflung  nic&t  biatrabirel  unb  üon 
ifittn  geiftlit^tn  aSerriSjtungen  um  (0  weniger  be- 
^inbert  netben  mBi^ten".  33ie  (5om}ieteng  für 
OIlDa  betrug:  für  ben  9bt  470S  3^Ir.  22  @r. 
7  !pf.  unb  fTir  hie  HJISni^e  3505  %1)k.  14  ®r. 
4'/i  ^f-  (2ei|mann,  S(Jteu&en  unb  bie  tat^.  IFir^e 
IV  [^ublicotionen  quS  ben  pteufe.  ©loatäan^iDen 
XVnr],  Seip j.  1883, 469  ff.  562).  3n  betreff  ber 
OTtSnwbl  iTQf  ber  flönig,  nai^bem  ffiomlKirbt  über 
ben  SBo^IntobuS  in  Olina  unb  $el))lin  gemS^  ben 
Dotier  ongefü^tten  Pacta  conventa  Dom  3obre 
1786  berietet  Ijattt,  anfangs  bie  ©epimraung, 
ba6  eS  wie  in  ©tfileften  ju  galten  fei,  b.  b-  brei 
Don  ben  3Jiänd|en  ju  ensä^lenbe  €anbibaten  feien 
bem  Aönig  in  3)Dr|d)lag  ju  bringen  (Seemann  j 
473.491. 554f.).  Später  aber  beanfprucEitegrieb. 
ri^  n.  ba§  tBominationSre^t  bejüglic^  ber  beiben ! 
Sbtcien  OdDa  unb  $elplin;  e§  tDUrbe  i:^m  aud) ' 
Don  fflom  jugeflonben  (2el)mann  V,  15. 306f.  309. 1 
318.  479  f.  483.  502).  Semgemöfe  niurbe  ffarl 
Hon  öo^enjoHem,  früher  Officier,  feit  1778 
goabfutDr  btS  «ifi^ofa  uon  6ulm  unb  feit  1779 
eommenbatarabt  uon  $elplin,  Im  Sa^re  1782 
nod^  jum  Sommenbatarabt  Don  OliUa  nominirt. 
Sbenfo  erhielt  ber  le^te  9lbt  Olica'S,  Sofepb  tion 
6obtRio]Iem,  bei  fbütere  Dortreffli^t  EBifi^of  Don 
ermlnnb,  feine  üffiürbe  im  %  1803  burd)  fönig- 
Ii(%e  aimnination.  ©eil  bem  ^cH)Tt  1772  oerfiel 
inbefe  bas  berübmte  ftlD^er  me^r  unb  mebr.  ffiie 
Sa'ÖI  ber  W6nä)t,  bie  bil  babin  über  40  unb 
im  17.  3a^rbunbert  gegen  70  betragen  ^atte, 
na^m  ab.  ^te  napoleonifdien  ffriege  brai^tcn  aaä) 
Aber  Olitw  Blei  Ungemad^;  1807—1814  fam  e5 
infolge  bei  Silfiter  ijriebena  an  ben  Sreiftoat 
Dongig.  3)o8  ©aculorifationaebict  Dom  30.  Oc- 
tober  1810  fam  bei  OHdq  im  3. 1831  gur  ^ue- 
fü^Tung.  S)a8  fliofter,  in  bem  noi$  fünf  ütän^e 
lebten,  muibt  aufgeboben,  bie  illofteriirc^e  unb  bie 
ffloßergebäube  louiben  bei  lotgotif^en,  bie  bis* 


^ge  Ileine  ^fanfini^  ad  s.  Jaoobom  btt  tta 
gelif^en  ^forrgemeinbe  übcctoiefen.  Sit  fe^  d 
beutenbe  ^ibliot^el,  ntli!^  bit  ftitenften  SB« 
unb  fe^i  Diele  ^tmbf^tiften  entölt,  (am  ^cah 
]&mä)  an  bit  tönigli^e  «ibliot^I  in  Sniitt  m 
an  bie  UniDttfität  ffOnigebttg,  t^Imife  im4  < 
ba'i  ^riefieiiemiiior  in  ^elplin.  tAt  PlofItiHri 
Tss.  Trinitatis),  ein  Sadfletnbau  in  fpÜronun 
f t^eni  unb  gotifc^em  €til,  bilbet  einen  langgeflm 
Icn,  unregelmä&ig  breifi^ffigen,  im  SBe^  n 
äiDcijtliiffigen  Kaum  Don  10  3oc^n  mit  einfi^ 
gern  Cuer^oufe  unb  einf^iffigem  fünßDt^igtn,  M 
fünf  ©eilen  be§  ^i^ttitS  eingef^loffemn  ^nSftjb 
rtunt.  ba^  einen  liiiigang  in  bei  Sreitt  beS  nÜ 
lid}en  ©eitenf^iffeS  ^t  99tmeitenSinrt^  ^  bi 
ungleicbe  ^Breite  ber  beiben  ©eitenf^ifft  fouit  Vi 
iafimu  9InCage  beS  <mitttlf(^iffee.  3}ie  fd^lanb 
©pil^elme  ber  beiben  Sttppentqünne  an  btiXBip 
front,  gtoifi^en  benen  fi^  baS^uptportalbefinbil 
unb  bie  biei  3)a4ieitei  geben  bem  ^eu|eni  die 
getDiffen  maleiifc^en  Weij,  roetc^er  bur^  bitS^ii 
|eit  ber  Sanbft^fl  mejentli^  eibBl^t  nritb  (9n 
unb  ifunflbentmöter  ber  ^roDin)  SBtflprtK^ 
©anjig  1864,96—122).  S)a8  3nnete  btr  fftej 
lägt  brei  Dtif^iebcne  ©aujeiten  etfetmm,  tod^ 
Tiä)  an  bie  3etftGrungen  buri^  bit  ^rtiiltn  1284 
our^  ben  Sranb  1S50  unb  burdi  bie  S)anji|i 
1577  anfi^Iiegtn.  Sit  gotif^tn  ©emSIbe  btSSmig 
unb  Oueif^iffeS  auS  bem  Saläre  1582  unb  bt 
jneifc^iffigen  @ommeae|cctoriumS  auS  bemSaji 
1594  bemrifen,  ba|  im  Often  noi^  gegen  Snbtbe 
16. 3af)i^unbertB  bie  @otif  neben  ber  Stenaiffnc 
gepflegt  mürbe.  3n  ben  Ueberreften  bei  ffiit^eoii! 
bem  13.  Sub^^bunbert  beft^tn  u>ir  baS  GIttjtt!Biiii 
roert  in  ben  ^toDinjen  Öp-  unb  SJeflpren^ 
üuger  bem  ©ommenefertorium  flnb  no^  gM 
^upträume  be€  frübem  iFIofieri  art^ifcHonifil 
roettliDDQ :  bie  iBmnneuFapeQe  mit  fein  piofUiita 
Stemgeublben  unb  bei  SapitelSfaal  mit  fe^p 
profiltrten  ffieuggtraölben  auf  gmei  a^tetfigenSr» 
nitjäulen.  Sei  ^eujgang  bat  fpilbogige  ttra^ 
geiii&rbe.ihinflgegenftänbe|inbinbemtrfen8npeit^ 
9lnäa^l^aupttät^li4auSber3eitDonl590— 1665 
etbalteu ;  an  ibrei  ^erfteHung  moren  bie  bebeuten^ 
flen  Knftterifi^en  fträfte  Sangigä  beHeiligL  31 
ermähnen  ift  ber  frühen  §o$aItai  (iriniintil' 
allar)imnBrblid6en©e!tenfi)iffemitQ0tif^nKi)' 
tiuen,  ein  Wat  beS  Sangiger  3Rei^3  SBU^ 
Sparer  auS  ben  Sauren  1604—1606;  oon  l^ 
^ammt  aud^  ba9  S^ieScobilb  im  nStblii^en  Artn)< 
gang  (ffreuäigungSgruppe)  au8  bem  ^<ä)tt  1598 
Sie  fi^ön  gefi^ni^len  S^i^i^üble  ftammen  ouB  btn 
3abre  1599.  (Sgl.  no^  ffieffc^mei,  ©efdfii^tt  v 
!Sef(t)reibung  bei  flIBfter  in  SßomereDen  I  [gijier 
cienjerabtei  OliDa],  Sanjig  1847;  91eue  pttrf 
ißroDingialblätter  IX  u.  X  [1850];  Enoykl«^} 
Koäcielna,  Waisiawa  1891;  Stownik  Gm 
grafiezny,  Warszawa  1886;  [Sebtburl  3lei« 
allgem.  ^i^io  für  bie  @ef(ibii$t8tunbe  be6  prm^ 
frfien  Staates.  1836, 1, 345  f.  n.  193  ff. ;  Jbum 
schek,  Originmn  Cisterciens.  I,  Vindob.  187' 


817 


Oliöa,  aicjanbcr  bc  —  Oliüa,  3o]^.  ^avil 


818 


186;  imid^,  S)ie  mittelatterlic^e  jtunft  im  Or- 
Mlanbe$reu|en,  ltdin  1887  [Seretnljd^rift  ber 
WrrcÄgffeUfcftoft],  73. 75.  79 ;  Rtmptt,  S)ic  3n. 
Üriften  be§  fflojIerS  CliDo,  Tieuftabt  i.  SBeftpr. 
1893  [^TOgramm].)  [Kofentretcr.] 

9(bNi,älesanber  be,  O.S.  Aug.,  Sarbinal, 

oeb.  ]u  @Qffofenato  in  Umbrien  1407,  fd^on  al§ 

M  infolge  eines  ©elübbeS  bet  3Jhttter  1413 

Don  Crben  ber  9ugu{!tner-6remtten  übergeben, 

Burbe,  na^bem  er  in  Perugia  bie  $]6ito)o))]^te 

geirrt  unb  in  Safel  bem  Soncil  ongetto^nt  l^otte, 

1439  5unt  ^ODinjialobem  für  Umbrien  gemault, 

bdb  ouii^  t)on  Sugen  IV.  sum  ®eneralprocurator 

bei  (lanjen  OrbenS  ernannt.  3)urd^  Sitten  beim 

flai^e  unb  seitu>eife  felbfi  bur^  bie  tJflud^t  ftu^te 

tt  pi  biefer  Burbe  ^u  entlebigen,  um  fl^i  ttieber 

gas)  ben  SBerfen  be§  Seeleneifers  xoit  ber  @elbft> 

inli^ng  Eingeben  }u  fönnen.  Sr  toirtte  olS  ge« 

Bolhger  $rebiger  in  ben  meiften  großen  @täbten 

jtafienS  Don  9teapel  bis  SSenebig  unb  trat  in 

Brieten  mit  Srf o(g  als  gfriebenSfiifter  auf.  S)aS 

ChtenScapitel  oon  Xolentino  mahlte  il^n  1459 

)im  Generalprior  beS  ganzen  OrbenS,  unb  $iuS  n. 

fflumntc  ben  niegen  S)emutl^  unb  93ugftrenge  meit- 

(in  Mrel^rten  Wann  am  5. 3Rära  1460  ^u  @iena 

gon)  unenoartet  )um  Sarbinalpriefter  mit  bem 

IM  ber  f^l  @ufanna,  am  11.  92ot)ember  1461 

OB^  }um  administrator  perpetuus  beS  SiStl^umS 

Camerino.  ^lad)  mel^reren  fleinen  Segationen,  xoit 

inr  griebenSfliftung  in  Perugia  ober  jur  3urüd» 

f%sng  Sncono'S  unter  ben  ©el^orfam,  tourbe  er 

als  kgatus  a  latere  beauftragt,  in  Slncona  t)on 

bem  ^poten  Sl^omaS  Don  SRorea  baS  ^aupt 

bd  (L  SnbreaS  entgegenzunehmen  unb  einftmeilen 

im  Sd^Ioffe  Don  !Rami  unterjubringen.  Sinige 

3Ronate  f))öter,  na$  Beilegung  ber  f$e^ben,  h}el(|e 

ben  Sieg  unftc^er  gemad^t  Ratten,  überbrad^te  er 

ait  Sarbinal  IBeffarion  unb  bem  6!arbinatnepoten 

%mi  $iccoIomini  bie  foftbare  9teliquie  nad^  9tom, 

iDO  jie  ^iuS  n.  an  ber  9)UlDifdf|en  Srüdfe  fcierlid^ 

ratgegennajm.   91IS  ßarbinal  fejte  DliDa  fein 

nwigeS  Beben  fort  unb  Dertoenbete  feine  ginfünfte 

pi  Seifen  ber  äBol^ltl^atigfeit,  {ebod^  mit  meifer 

jsrätfl^Itung  gegenüber  ^nfprüd^en  feiner  unbe» 

atittelten  Serttwnbten.  9lod^  ^atte  er  ba§  56.  ^a^x 

^  eneid^t,  alS  ein  l^eiligmä^iger  3:ob  il^n  Don 

bcrgrbe  ^inmegnal^m  (21.[?]  ^lug.  1463).   (St 

unterlieg  einige  t^eologifd^e  ^ractate  unb  ^rebigt« 

»eife.  (55gl.  Ph.  Elssiiis  0.  S.  A.,  Encomiasti- 

con  Aogustinianum,  Bruxellis  1654,  27  sq. ; 

A.Ciaconius  0.  Pr.,  Vitae  et  res  gestae  Pon- 

tificum  R.  etc.  II,  Romae  1677,  1040  sqq.; 

Ossinger,  Bibliotheca  Augustiniana,  Ingol- 

«tÄi  et  Aüg.-Vindel.  1768,  639  sqq. ;  L.  Car- 

^eOa,  Memoria  storiche  de'  Cardinali  III, 

Borna  1 793, 142  sgg. ;  2.  ^aftor,  ©cf*.  b.  ^äpflc 

D,  greiburg  1889,  205  f.)     [O.  $fülf  S.  J.] 

#090,  3o]^.  $au(,  S.  J.,  ©eneral  beS  3e» 

tornorbenS  (1664 — 1681),  voax  geboren  am 

4,  Cdober  1600  ju  (Senua  auS  Domel^mer  unb  ein» 

JuBreid^r  3fomiIie,  trat  1616  in  bie  ©efcnfd^nft 


Sefu  unb  mad^te  feine  ®tubten  in  9iom  gleid^jeitig 
mit  bem  ^I.  ^ol^anneS  Serd^manS,  beff en  SSertrauen 
unb  bef  onbere  ^od^ad^tung  er  geno^.  SJle^rere  Saläre 
lehrte  er  gu  Stom  bie  l^umaniftifd^en  SBiffenfd^aften, 
mar  jal^relang  bem  römifd^  IRoDijenmeifter,  für 
einige  S^\i  audf|  bem  93ifttator  ber  ftcilianifd^en 
OrbenSproDing  alS  ©el^ilf e  an  bie  Seite  gegeben, 
Derfal^  gel^n  3a]^re  l^ihburd^  felbft  baS  ißertrauenS- 
amt  beS  9loDi5enmeifterS  unb  xoax  teieberl^olt 
9tector  beS  beutfd^en  ßoKegS.  ^nxä)  $rebigten  in 
ben  bebeutenbften  ©tobten  StalienS  (feit  1629) 
ermarb  er  fid^  ben  SRuf  eineS  Dortreff lid^en  Äanjel» 
rebnerS  unb  mar  feit  1651  alS  ftänbiger  $rebiger 
im  apoftolifd^en  ^lafte  angeftedt,  ein  Simt,  baS 
er  unter  Dier  köpften  befleibcte.  Snnocenj  X. 
mollte  i^n  mö^renb  feiner  legten  Slage  {tetS  an 
feinem  Sterbelager  l^ben  unb  Don  il^m  gum  £obe 
Dorbereitet  werben.  Sa  bie  SKterSfd^toöd^e  beS 
OrbenSgeneralS  bie  Smennung  eineS  ®  eneralDicarS 
iir  biefieitung  beSOrbenS  notl^menbig  mad^te, 
iel  7.  3uni  1661  bie  SBal^l  auf  OliDa,  ber 
d^on  bei  ben  leisten  ©eneralSmal^Ien  Diele  @tim« 
men  auf  ftd^  Dereinigt  l^atte.  Sr  erl^ielt  fofort  bie 
gefammte  fieitung  beS  OrbenS  unb  mit  bem  Sobe 
beS  P.  92idCeI  1664  au^  ben  %M  beS  ©eneralS. 
SSergebenS  l^atte  er  Derfud^t,  mit  Südffid^t  auf  ein 
fd^mereS  ^er)(eiben  unb  feine  gau}  gerrüttete  @e* 
funbl^eit  Don  ber  SBürbe  Derfd^ont  gu  bleiben,  unb  eS 
beburfte  ber  energifd^ften  SBorftellungen  Don  Seiten 
ber  fünf  ^Ifpftentcn,  um  i^n  Don  ber  5WieberIegung 
feines  ^mteS  gurüdCgul^alten.  Sr  [tarb  am  26. 9lO" 
Dember  1681.  £)\\m  ftanb  bei  feinen  3eitgenoffen 
im  Stufe  cineS  ernften,  Dorgüglid^  tugenbl^ften 
OrbenSmanneS;  ber  ©runbgug  feines  g^arafterS 
mar  ®ütc  unb  SSerföl^nlid^feit ;  feine  jal^Ireidden 
Sriaffe  in  DrbenSangelegenl&citcn  befunben  einen 
ungemein  umfid)tigcn,  erfal^renen  unb  gemiffen» 
l&af ten  Obern.  %nS)  maS  Don  fold^cn  ©d^rif tftüdten 
in  feinblid^cr  5lbfid^t  Deröffentlid^t  morben  ift 
(f.  8. 93.  ©öüingcr-Kcufd^,  ®ef^.  ber2RorarftreiHg- 
fciten  n,  5WörbIingen  1889,  ©ocument  9ir.  2), 
fann  bie|  nur  bcflätigen.  DliDa  Deröffentlid^te 
6  tJoUobänbc  ejegctifd^er  arbeiten,  mel^rere  93änbe 
gcfammelter  ^rebigten,  8  99änbe  l^äuSlid^er  @r- 
bauungSreben  unb  am  6nbe  feines  SebenS  eine 
Srieffammlung  Don  nal^eju  1000  95riefen,  meij! 
an  l^od^ftelftenbe  ^erfonen;  er  moQte  bamit  ber 
Derflümmclten  Verausgabe  einzelner  biefer  ©d^rei- 
ben  in  ge^äffiger  ^Ibftd^t,  meiere  befürd^tet  »erben 
mufete,  juDorfommen.  §anbfd^riftlid^  l&intcrliefe 
er  nod6  mehrere  cjegetifd^e  Kommentare.  6r  erlie| 
u.  %  ein  befonbereS,  aflial^rlid^  in  ben  ©tubien» 
I)äufem  beS  OrbenS  ju  DerlefenbeS  SRunbfd^reiben, 
in  meld^cm  er  auf  S  5Rad^brüdlid^fte  jum  ©tubium 
ber  orientalif  d^en  ©prad^en  ermuntert,  ©eine  ^mts- 
fül&rung  alS  ©eneral  fiel  in  eine  ber  fd&ioierigften 
Seiten  bc8  OrbenS,  ber  gerabe  Don  Dielen  ©eiten 
l^eftig  befeinbet  mürbe.  5Wcben  bem  Snnfeniften- 
unb  bem  SRegalienftreit  l^atten  namentlich  bie  Don 
ben  ©egnern  be§  OrbenS  auf  *§  Cifrigfte  gefd^ürten 
5WoraIftreitigfeitcn  einen  J^ofjen  ©rnb  Don  ©d^örfe 


819 


OUöalnt 


82( 


erregt.  OIü)a  fud^te  feinen  Orben  nad^  tote  t)or 
in  ber  golbenen  SKitte  gu  erl^dten.  Displicet  igi- 
tnr  nimia  in  jure  divino  humanoque  inter- 
pretando  indulgentia,  moderaüo  justa  non 
displicet ;  non  enim  duriüem  sed  soliditatem 
exigimus  doctrinae,  fd^rieb  er  10.  ^uguft  1680 
an  bie  ^roüingiale.  SuSfü^rlid^er  nod^  f^ai  er  bie 
Stid^tung,  bie  in  Segug  auf  SOtordfragen  Don 
jel^er  in  feinem  Orben  bie  l^errfd^enbe  toax,  in 
einem  ©riefe  on  P.  ^onorot  fjabri  (3.  gfebmor 
1669)  audgefprod^en,  fo  flar  unb  beftimmt  bag 
Sfabri  ben  ^rief  feinem  Apologeticus  doctrinae 
moralis  Soc.  Jesu,  Coloniae  1672,  im  S)rud( 
t)oranfteIIte.  OIit)Q  ift  berjenige  Stefuitengenerot 
gegen  meldten  mit  Sorliebe  SlnKogen  gel^öuft 
»erben.  Stonfe  f d^Ubert  i^n  (2)ie  rdmifd^en  $ö))fte 
m,  6.  «ufl.,  Seips.  1874, 85)  aö  polittfd^en  3n« 
triguanten  unb  bel^äbigen,  ber  Untl^ötigfeit  ftd^ 
^ingebenben  Sebemonn,  ol^ne  weitem  93eleg  al§ 
ben  einer  anonymen  ©d^mäl^fd^riff,  unb  fe^r  im 
©egenfal  gum  Urt^eile  berufener  S^itgenoff en  unb 
ju  Dem,  toaS  bie  Don  Olida  unb  über  Olitm  nod^ 
t)or]^anbenen  2)ocumente  audmeifen,  unb  felbft 
toai  feine  Stellung  al§  möglid^  )ulie^.  (^%\, 
N.  Sotvellus,  BibHotheca  Scriptorum  Societ. 
Jesu,  Bomae  1676, 485 ;  Journal  des  Savants, 
F^vrier  1682,  43  ss.;  de  Backer,  Biblioth. 
des  Ecrivains  de  la  Gompagnie  de  Jesus  Y, 
nouY.  ed.  par  Sommervogel,  Bruxelles-Paris 
1894, 1884  SS.)  [D.  ^fülf  S.  J.] 

0ß]iaiitf  unb  feine  t)ier  ®ef äl^rten  S)  u  c  o  u- 
bra^,  Saubert,  SIerc,  t)on  SengQ,  fömmt« 
lid^  aus  ber  ©efeHfd^aft  3efu,  Opfer  ber  Kommune 
8U  $ari8  1871.  $eter  9Jnton  3uftu§  Otiöaint 
mürbe  geboren  su  ^ari§  ben  22.  gfebruar  1816. 
@ein  IBater  mar  in  SJloSfau  gum  Sieutenant  er- 
nannt morben,  mar  aber  mie  bie  SWutter  ein  ftinb 
ber  9iet)oIution.  @o  lam  e§,  ba^  nad^  ber  erften 
l&eiligen  Kommunion  erft  bie  jünbcnben  Vorträge 
be§  P.  Sacorbaire  im  3. 1835  bie  9Jufmer!famfcit 
be§  iungen  Olioaint  mieber  auf  ba§  Kl^riften* 
tl^um  lenften.  3m  folgcnben  3a]^re  begann  DU« 
öaint  feine  l^öl^eren  ©tubien,  unb  im  3. 1837  er« 
md^Ite  er  ®efd^id^te  oI§  fein  Sf^d^.  3m  ^Beginne 
beSfelben  3Q^re§  oermod^te  il^n  bann  aud^  P.  t)on 
StaDignan  S.  J.,  mieber  ba§  l^eilige  93u|facrament 
5U  empfangen.  Salb  mürbe  OIit)aint  eines  ber 
t^ätigften  IRitglieber  ber  bamal§  erftcl^enben  Sin- 
cen5t)ereine.  3n  ber  Ecole  normale  l^atte  OIi> 
Daint  mit  feinen  ®eftnnung§genoffen  anfangs 
einen  l^arten  @tanb;  benn  fte  mürben  t)erlad^t  afö 
,,93anbe  ber  Kinfältigen"  (niais).  ©ie  l^ieltcn  aber 
feft  unb  gemannen  balb  bie  Sd^tung  9Jtter.  3m 
3. 1839  fa^te  Dliöaint  ben  entfd^Iui  bem  P.  Sa- 
corbaire 5u  folgen  unb  ^Dominicaner  gu  merben. 
®ie  3lu§fu]^rung  fd^eiterte  aber  an  ber  Sage  feiner 
SKutter,  bie  feit  bem  lobe  be§  SSoter§  auf  tl^n  an- 
gemief en  mar.  OliDaint  mar  nun  yoti  3a]^re  $ro- 
feffor  ber  ©efd^id^te,  SnfangS  p  ©renoble,  bann 
am  Kolleg  Sourbon  }u  $ari§.  SBeld^en  Kifer 
er  als  SDlitglieb  beS  SincensöereineS  entmidfelte. 


erbeut  baraud,  ba^  er  in  einem  @pitale  an  (Einen 
Xage  50  jhanle  ^u  beftimmen  mu^te,  ba|  fie  Vift 
Ofterbeid^t  ablegten.  3in9Rai  1841  tratOlioain 
in  bad  ^aud  bed  ^erjogd  Don  Sa  Stod^oucoulb 
Siancourt  ald  Krjie^er  für  beffen  britten  Qofy 
®eorg  unb  blieb  in  biefer  Stellung  in  ÜRont 
mirail  brei  3o]^re  lang.  S)ort  erl^ielt  er  boSfdb 
3immer,  meld^eS  einft  ber  1^1.  SSincen)  ald  (Er 
)ie]^er  ber  brei  @ö]^ne  bed  ^erm  üon  ® onbi  bemol^ 
l^atte.  3n  9RontmiraU  ftiftete  OliDaint  balb,  tok 
er  ed  frül^cr  aud^  in  ®renoble  getl^,  einen  Sto 
cenjDerein.  S)a  ber  ^erjog  eö  übemal^m,  fm:  0& 
oaintS  9Rutter  )u  f orgen,  f o  \a^  biefer  enblid^  alb 
^inbemiffe  gegen  feinen  (Eintritt  in  einen  Oäm 
aus  bem  SBege  geräumt.  Kr  l^otteunterbeffentTi 
lannt,  ba^  ®ott  il^n  in  bie  ©efellfd^ft  3eftt  be- 
rufen, unb  f  0  trat  er  au  Sat)al  in'§  9lüt)iciat  ein  an 
2.9Rai  1845,  pr  felben  @tunbe,  als  in  berftcot' 
mer  ber  @turm  gegen  bie  ® ef eUf d^aft  3efu  entf ep 
mürbe.  2)a  infolge  ber  ^norbnung  beS  P.  (SeneÜA 
(Stootl^aan)  bie  Sn^al^l  ber  Semol^ner  ber  einjetoen 
^öufer  Derminbert  merben  mu^te,  f o  mar  OßDoiiil 
DonOctober  1845  bid  September  1846  inSSomidl; 
bann  mürbe  er  ald  $rofeffor  ber  ©efd^id^te  in 
Kolleg  )u  Srugelette  angefteJDU.  (Enbe  1847  nmriN 
er  aber  mieber  naä)  Sat)al  gef  d^idtt,  um  bort  X^ 
logie  )u  ftubiren.  S^ad^bem  er  )um  ^tiefler  geme^ 
oollenbete  er  feine  tl^eologifd^n  @tubien  su  $(mS 
in  bem  ^aufe  auf  ber  Stue  beS  $ofie8.  3m  ^oip 
1852  mürbe  er  in  bem  KoQeg  auf  ber  Strofit 
Saugirarb,  bad  ber  ©efellfd^aft  gerabe  übertragen 
morben  mar,  mit  bem  Unterrid^t  in  ber  ©efd^it^ 
unb  ber  Seitung  einer  Kongregation  betraut.  9ta- 
^mifd^en  l^atte  er  ba§  britte  $robeja](|r  )urud!gelegt 
unb  mürbe  im  3*  1857  )um  Stector  beS  KoÜegll 
ernannt.  3m  Snfd^lu^  an  ein  ^ofpital  für  ge* 
nefenbe  Snöbd^en  grünbete  er  bann  ba§  Oeuvre 
de  la  premiäre  sainte  communion,  eine  Set" 
anftaltung,  arme,  Derlaffene  9)2öbd&en  auf  eine  ber 
Baä^t  entfpred^enbe  Sßeife  ^ur  erften  Kommunion 
öorjubereiten.  (3n  ben  3a]^ren  1859—1877  wnr* 
ben  2045  fold^erSOtäbd^enauf  ii^reerftel^eiligeKom« 
munton  oorbereitet)  @d^on  im  3. 1856  l^tte  Oli' 
oaint  für  bie  Arbeiter  bie  ©efeUf d^aft  beS  1^1  ^ 
diat)tt  gegrünbet,  bie  bei  feiner  SSerfe^ung  bereits 
500  ÜKitglieber  jöpe.  3m  3. 1865  mürbe  er 
aum  Obern  beS  ^aufe§  in  ber  Stue  be  S^oreS  er» 
nannt.  S^^^  3af re  fpäter  fiarb  feine  SRutter  ^od^ 
betagt.  2)er  @o]^n  l^atte  fte  fd^on  lange  to\äix 
ür  ein  eifrige^  fatl^olifd^eS  Seben  gemonnen  unb 
tanb  il^r  felbft  im  2:obe  bei.  SBd^renb  be§  ffriegeS 
t)ermanbelte  Olitmint  fein  ^auS  in  ein  gro|e8 
Spital  für  ißermunbete.  9lad^bem  man  fl$  mit 
bem  öu|em  ^f^inbe  abgefunben,  brad^  ber  innen 
Äampf  lo§,  ben  18.  ÜKära  1871.  Oliüaint  nnb 
feine  Snitbrüber  l^atten  ba§  @emitter  fommen 
feigen  unb  gaben  ftd^  aud^  über  i^r  eigenes  SooS 
feiner  2:öuf d^ung  l^in.  Olitmint  l^atte  ^d^  j^^' 
^iel^en  follen ;  als  aber  ber  SlugenblidC  ber  @efa^ 
nal^te,  brad^te  er  bie  ©einigen  in  Sid^rl^eit  unt 
blieb  felbft  nur  mit  einigen  SKitbrübem  jurüd! 


821 


Dliöaint. 


822 


Sa4.9(nU  gingen  il^m  Don  t)er)d^iebenen  Seiten 

SanDtnoen  ^  Um  6  Ul^r  erl^ielt  er  bie  ^laä)" 

ri(|t  ba|  bie  gfetnbe  gtt)ifd^n  7  unb  8  Ul^r  lom- 

KB  rnAoL  Um  7  Vi  U^r  ging  er  nad^  ber  ge« 

wüfüifyn  ^idorbnung  in  ben  @pei{efaal,  a^ 

oicr  nit^te.  818  fid^  bann  bie  ,,Sföberirten"  an 

ba  $f0iie  melbeten^  eilte  P.  Oliuaint  fd^nell  auf 

Jen  3innner.  S)ort  ftörhe  er  ftd^  mit  bem  Srobe 

baSngel  fär  bie  lommenben  fieiben;  benn  man 

tiitie,  um  für  alle  fSfalk  iebe  ißerunel^rung  bed 

lllaViliglten  auS}u{i4ße^en,  bie  beiben  legten 

tdligm  ^ofKen  auf  baS  Sintmer  P.  OliüaintS 

nb  rineS  anbem  $ater8  gebrad^t.  9Ran  burd^> 

jßäj/bt  boft  gange  S^vS,  fanb  aber  meber  3Baffen 

HNt  (Selb.    3>egVdb  tourben  P.  Olit)aint,  ber 

Obert  unb  P.  Saubert,  ber  ^rocurator,  ber  bie 

tojfe  gu  oerttxilten  fyitit,  ald  ®efangene  auf  bie 

$oli)ci)n:öfectur  gefü^.  —  äol^ann  Saubert  er» 

Hüfte  ba8  8id^  ber  SBett  au  Ißarid  ben  20.  3un 

1811.  JUnd^  gtön)enben@tubien  nmr  er  fd^on  fieben 

3a^  oIA  9büocat  in  $ari§  tl^tig  gemefen,  al§  er 

an  10. 3uli  1845  t)om  P.  StubiOon  in  bie  ©efeU- 

H)aft  3efu  aufgenommen  tt)urbe.  92ad^bem  er  feine 

t^eologifd^  @tubien  DoÜenbet,  mar  er  brei  äal^re 

m  $ne{terfeminar  )u  SloiS,  fieben  ^al^xt  qu  ber 

34nle  @t  ®enot>efa  unb  gel^n  Saläre  in  ber  SRue 

be  Stered  aI8  Stinifier,  ^rocurator  unb  93eid^t- 

totcr  t^Wg.  3n  ber  IRad^t,  beDor  man  Olioaint 

mb  Cmtbert  gefangen  genommen,  mürbe  oon  ben 

.Sttecirten"  aud^  bie  Sd^ule  @t.  ©enooefa  l^eim- 

ijcjn^t.  ^ßm  bort  fül^rten  pe  aI8  @eifeln  mit  auf 

bk  ^Ii}eitn:öfectur  8  $atre§,  4  99rüber  unb 

7  Anette.  9m  12.  ^ril  mürben  biefe  inbeffen 

tiittuSna]^meP.2)ucoubra9%  bed  9lector§,  unb 

b(t  PF.  eierc  unb  oon  Sengp  mieber  freigegeben. 

-  &o  2)ucoubraQ  mar  geboren  p  SaDal  am 

6. Kai  1 827.  Kad^bem  er  feine  juriftifd^enStubien 

Bit  bem  2)octoresamen  abgefd^Ioffen,  trat  er  ben 

2.0ctober  1852  gu  9ngerd  in  bie  ®efeUfd^ft 

äejtt  ein.  3laif^  iBoHenbung  beS  ))]^itofop]^if(^en 

6tBbium8  fiatü)  er  mel^rere  ^df)xt  bem  S)irector 

berStnbien  an.  ber  @d^ule  @t.  ©enooefa  jur  @eite 

Bsbttnbmete  fid^  bann  t)om  3a]^re  1861  an  für 

^  3a^  bem  @tubium  ber  Geologie  gu  S^on. 

%»tbem  er  fein  britte§  ^robejal^r  gu  Saon  jurüdf- 

^,  umrbe  er  im  ^bfte  1866  ^um  9tector  ber 

Siule  St.  (Senooefa  ernannt.  3n  biefer  oerant« 

MimgSräd^en  Stellung  legte  er  unter  großen 

S^toierigfeiten  unerfd^ütterlid^e  tjfeftigfeit  an  ben 

%  —  «tejiS  giere,  ein  ^rifer  (geb.  11.  ®ec. 

1819),  ^tte  fld^  bem  Seebienfte  gemibmet.  ^J^ad^ 

13  3)ienfiialiren  trat  er  im  ^erbfte  1854  au  St. 

%ul  in  bie  (SefeEfd^aft  3efu  ein.  S)ie  ^^tlofop^ie 

DÜer^Ite  er  in  Sinem  Saläre  unb  mar  bann  fünf 

3BtKal8Se^anberSt.®enoDefa"Sd^utet^ätig. 

S^bem  er  oom  Stubium  ber  Sl^eologie,  bem  er 

JiittrierSa^lang  juSaDal  gemibmet  auf  feinen 

^  $oflen  jnrüdgefe^rt  mar,  übemal^m  er  al§ 

(rießer  aud^  nod^  bie  Scitung  einer  Kongregation. 

%tt(  sbeij!aiü)ener  le^ter  $rüfung  legte  er  am 

19.  iRärj  1871  bie  feierlid^en  ©elübbe  ab,  um  fie 


baß)  mit  feinem  Slute  ju  befiegeln.  —  ^Inatole  oon 
SsngQ,  geboren  au  93ourge8  ben  19.  September 
1824,  mar  neun  3a^te  Sögling  ber  3cfuiten  im 
SoKeg  au  93rugelette.  SBom  P.  SRootl^aan  felbft 
in  bie  ©efeUfd^aft  3efu  aufgenommen,  mar  er  brei 
Saläre  im  SoUeg  au  Srugelette  t^ötig.  Stad^bem 
er  feine  Stubien  ooUenbet,  naljim  er  im  %  1856 
al§  gfelblaplan  am  jhimfrieg  t^eil.  2)ann  mar  er 
fed^§  Saläre  in  oerfd^iebenen  SoUegien  tl^ätig,  mib« 
mete  ftd^  aber  feit  bem  Saläre  1863  ben  arbeiten 
in  ber  Seelforge.  —  3lm  ®rünbonner8tag  1871, 
ben  6.  ^rit  ^benb8,  mürben  ber  ßrabifd^of 
oon  ^ri§,  S)arbop,  ber  ^röfibent  Sonjiean  (ein 
©aUicaner,  ben  P.  Olioaint  im  ©eföngni^  be» 
feierte)  unb  bie  PP.  ©ucoubrai),  giere  unb  üon 
Sengt)  übergefül^rt  nad^  3Ra^a^,  einem  S^\itn' 
gefängni^.  ®en  13.  ^pril  mürbe  ben  PP.  Dli- 
öaint unb  gaubert  bie  l^eilige  Sommunion  gebrad^t 
mie  in  ben  3(iten  ber  SSerfoIgung  bei  ben  alten 
gl^riften,  nid^t  burd^  ^riefter^anb;  eine  fromme 
$rau  brad^te  ben  l^immlifd^en  Sd^a|  einer  ®e» 
fangenmärterin,  unb  biefe  überreid^te  il^n  ben  ®c= 
fangenen.  S)enfelben  Sag  nod^  mürben  biefe  Seiben 
ebenfalls  nad^  9Jlaaa§  gebrad^t,  mo  bie  ®efangenen 
gar  nid^t  mit  einanber  oerfe^ren  tonnten.  P.  Oli» 
oaint  l^atte  gleid^  am  ^benb  feiner  Serl^aftung  bie 
geiftlid^en  Uebungen  angefangen  unb  fe|te  fic  fort 
bis  aum  Ie|ten  Sage  feineS  Seben8.  2)en  15.  ÜKai 
gelang  ed  abermals,  ben  PP.  Olioaint,  S)ueoubraQ 
unb  giere  je  eine  eonfecrirte  §oftie  aufommen  au 
laffen,  bie^mal  im  S)oppeIboben  eines  9RiI(|« 
gefö^eS.  ^m  22.  SOtai  brad^ten  nod^malS  a^^i 
fromme  gfrauen  jebem  $ater  oier  l^eilige  ^oftien; 
biefe  »ar  baS  lejte  ÜKüI.  3lm  9lbenb  beSfelben 
Sage«  mürben  oiele  ®efangene  nad^  2a  JRoquette 
gebrad^t,  unter  il^nen  ber  drabifd^of  ©arbop  mit 
38  ^ricftcm,  au  bencn  aud^  bie  fünf  Sefuiten  ge- 
l^örten.  ®ort  mürbe  ben  ®cfangenen  am  SKorgen 
eine  Stunbe  gemcinfomer  ßr^olung  gegönnt.  5Im 
24. 2Jlai  braute  P.  Ölioaint  bem  grabifd^of  bie  l^ci» 
ligc  Sommunion,  unb  ebcnf  o  enU)fingen  aDe  ißriefter 
ben  Seib  beS  §erm.  ^m  felben  Sage  ^benbs  mürbe 
ber  grabifd^of  ®arbo9  mit  ben  PP.  ©ueoubrap 
unb  giere  unb  brei  anberen  ®eifeln  an  ber  Um» 
faffungSmouer  beS  ®efängnijie§  8a  SRoquctte  er» 
f  c^off  cn.  iJreitag  ben  26.  Kai  mürben  bie  PP.  Oli» 
oaint,  gaubert,  üon  Sengi)  mit  nod^  48  anbcren 
®efangenen  3  km  meit  nad^  ber  gite  SineenneS 
an  ber  ^ajoftrafee  gcbrad^t.  ®ort  mürben  fie  auf 
bem  §ofe  oon  einer  mütl^enbcn  3Kenge  einfad^ 
niebergemc^elt  mit  SReüoIoer,  glinte,  Sajonett  unb 
Säbel.  S)en  folgenben  Sag,  ben  27.  TOai,  marb 
bie  gommune  befiegt.  ^fingften,  ben  28.  3)lax, 
entbedCte  man  bie  Seid^en  ber  fed^S  Opfer  oom 
24.  9Wai.  ^m  üKontag  fanb  man  bie  Opfer  be§ 
©eme^elS  Dom  26.  P.  gaubert  mar  fo  entftettt, 
bafe  il^n  fein  SdEimager  uid^t  mel^r  crfannte.  P.  Sa» 
ain  erfannte  bie  fieid^e  mieber  an  bem  Äreua  unb 
an  bem  Seuteld^en,  morin  man  il^m  bie  l^eilige 
gommunion  gefd^idft.  ©eibeS  trug  P.  Gaubert  auf 
ber  «ruft,  pr  ben  Scic^nam  beS  P.  Olioaint 


828 


DliDer. 


82^ 


biente  afö  SeftimmungSjetd^en  {eine  2\üpt  (er  l^atte 
fel^t  fd^Ied^te  Sugen),  fein  Sieliquiarium  unb  ba§ 
Süd^Iein  feined  $QrticuIare|amen3.  2)en  P.  Don 
9engt|  maä^tt  fein  Jfteib  lenntlidd ;  ed  mar  t)on 
mel^r  ald  ^mangig  Jhtgeln  bur(i^bo|rt.  ®te  Sei» 
d^en  ber  fünf  Sefuitcn  würben  in  ber  SoptUt  ber 
iopaneftfd^en  SJlort^rer  in  ber  3ef uSfird^e  (9lue  be 
©ööreS)  oufgebal^rt.  SBittwod^  btn  31. 3Rai  »or 
feierlid^er  ®otte§bienft  unb  bann  93eife^ung  auf 
bem  fjfriebl^ofe  3Kont»$amaffe.  Unter  bem  ©rudfe 
ber  dffentlid^en  SReinung  aber  mürben  bie  lieber- 
refte  am  24.  3uU  lieber  in  bie  ffapeQe  ber  iapa« 
neflfd^en  SWartijrer  in  ber  SefuSfird^e  (SRue  be 
@ät)red)  übertragen  unb  l^ier  befiattet.  Sei  ber 
Uebertragung  fanb  eine  merfmürbige  Teilung  ftatt, 
toorüber  ber  bel^anbelnbe  ^rgt  einen  Serid^t  t)er« 
öffentlid^te  unter  bem  Sitel  „^erjtlid^e  S)arlegung 
einer  Teilung,  bie  ftattgefunben  unter  ungewöl^n- 
lid^en  umftönben".  S)ie  ißerel^rung  nal^m  )u.  man 
fd^Iug  ÜKebaillen  gur  Erinnerung,  unb  in  bem  ^aufe 
auf  ber  SRue  be  @ä))re§  fud^te  man  in  einem  ÜRufeum 
aUeS  5U  t)ereinen,  ma§  bie  S)iener  ®otte§  befon« 
berd  in  ber  ©efangenfd^aft  gebraust  l^atten.  2)ie 
Actes  de  la  captivite  et  de  la  mort  des  RR. 
PP.  OKvaint,  Ducoudray,  Caubert,  Clerc,  de 
Bengy,  ]^erau§gegeben  t)on  P.  t)on  ^onleüoQ  S.  J. 
(15.  aufl.  ^ariS  1882),  erlebten  in  ^mei  Salären 
neun  auflagen  mit  ungefäl&r  40000  Sjemplarcn. 
9m  ©rabe  ber  fünf  2)iener  ©otteS  l^ielt  man  bie 
Snbad^t  ber  ©laubigen  in  @d^ranfen  gemö^  ben 
fird^Ii^en  SSorf d^riften ;  man  bulbete  nur  SBlumen« 
fpenben  Don  Seiten  ber  Sefud^er,  bie  gal^Ireid^ 
t)erbeiftr5mten.  Sriefmed^fel,  S)anffagungcn  unb 
Sitten  um  ©cbct  wud^fen  fo  an,  ba|  ber  Obere 
bie  ©orge  baf ür  einem  bcfonbem  ^atcr  übermieS. 
3118  ber  »ud^^änbler  bem  ^apfte  ^iu§  IX.  ein 
gjcmplar  ber  Actes  übeneid^en  liefe,  fanbte  ber 
^eilige  SSater  eine  3lnttt)ort,  morin  bie  fünf  Opfer 
als  ^Hnner,  metd^e  auS  ^fe  gegen  ben  ©lauben 
getöbtet  Sorben,  begeid^net  mürben.  2)a  ed  an 
auffaDenben  Reifungen  nid^t  fel^Ite,  ernannte  ber 
grjbifd^of  Don  ^an3  am  16.  October  1872  eine 
Kommiffton  mit  bem  9(uftrage,  an  Ort  unb  ©teile 
afieS  5u  fammeln,  toaS  SSejug  f^ai  auf  ben  glor- 
reid^en  lob  unb  bie  etmaigen  SBunbertl^aten  ber 
fünf  ©iener  ©otteS.  —  9(u8  bem  !Rad^Ia6  bc§ 
P.  Oliüaint  mürben  l^erausgegeben :  Le  R.  P. 
Pierre  Olivaint  de  la  Compagnie  de  Jesus. 
Journal  de  ses  retraites  annueUes  de  1860 
ä  1870, 4^  ed.,  Paris  1892;  ferner :  Aux  jeunes 
gens.  Conseils  du  R.  P.  Olivaint,  recueillis 
par  le  P.  Gh.  Clair  de  la  Compagnie  de  Jesus, 
13*?  ed.,  Paris  1884  (j.  de  Backer,  Biblio- 
th^que  V,  nouv.  ed.  par  Sommervogel,  Bru- 
xelles-Paris  1894,  1893  s.).  (Sgl.  nod^  M°»« 
M.  M.  Chatillon,  Le  R.  P.  Pierre  Olivaint,  sa 
vie,  ses  oeuvres  et  sonmartyre,  Paris  1873; 
P.  Ch.  Clair,  Pierre  Olivaint,  prötre  de  la 
Comp,  de  Jesus,  13«  ed.,  Paris  1890,  beutjd^ 
öon  P.  ©t.  S)ofenbad^  S.  J.,  2Jlains  1880; 
PP.  Daniel  et  Mercier  S.  J. ,  Leon  Ducou- 


dray, Recteur  de  I'ecole  Sainte-Oenevüre 
martyr  de  la  commune  [1827 — 1871],  Parii 
1893.)  [3of.  ßööelmantt  S.  J.] 

0ttoei:,  3:1^0 mag,  Sfürpifc^of  bon  ^ßabo^ 
bom,  fpftter  Sarbinatbif  d^of  bon  ©abino^  mar  nad^ 
unverbürgten  Stad^rid^ten  ein  meftfalifdto:  (^ 
mann  au§  ber  gfamilie  t)on  Ole  in  htt  ®raff(^ 
SlmSberg ;  inbeffen  befielet  nid^t  einmal  ©id^e^ 
über  OliöerS  §eimat  (3tfd6r.  für  iwterL  ©efdj. «. 
9Itert]^um§funbe,aRünfterl888,n,121).  gboi^ 
ift  fein  ©eburtS-  unb  3;obe8ia]^r  unftd^;  im  SiBi 
1230  mar  er  nad^meiSIid^  tobt,  unb  bie  le^te  Sio^i 
rid^t  t)on  il^m  batirt  ))om  9.  Slugujl  1227.  — 
Segrünbet  ift  bie  ^nnal^me,  ba^  OliDer  auf  ber 
2)omfd^uIe  )u  ^aberbom  feine  St^tel^ung  erJ^Boi 
l^at.  6r  erfd^eint  bann  afö  ^omberr  t)on  ^^ok> 
bom  unb  feit  1200  al§  ©^okßicuS  ber  Son- 
fird^e  ju  Jtöln.  3m  3.  1208  mirb  er  Magister 
Oliverius  genannt,  unb  1207,  möl^renb  er  in 
$ari§  t)ermeilte,  beauftragte  il^n  ^(^ft  ätuio- 
cenj  in.,  einen  ©treit  gu  f^Iid^tett  jmifd^en  etnen 
SanonicuS  ju  9teim§  unb  bem  Stemigiusnoflec 
bafelbft;  1212  erhielt  er  einen  öl^nlid^enSlufbRig. 
ängmifd^en  l^atten  bie  reid^en  ffenntniffe  unb  bk 
augerorbentlid^  l^ol^e  ^Begabung  beS  SRanned^  bei 
namentlid^  t>xtlt  ©prad^en  bel^errfd^te  unb  eine 
93ercbfamfeit  ganj  l^eröorragenber  «rt  befaj,  bie 
Slufmerffamfeit  be§  ^apfteg  auf  il^n  gelenft,  mb 
er  mürbe  nun  für  mid^tigere  Slngelegenl^iten  tm^ 
menbet.  3tn  3. 1210  mar  er  ^rebiger  gegen  bie 
«Ibigenfer,  1213  pöpftlii^er  »eüoEmöd^tigter  fb 
bie  Jheu55ug§prebigt  in  ber  Jtölner  IKrd^enproDin), 

1214  prebigt  er  ha^  ffreuj  in  9iamur,  SBrobant, 
tSflanbem,  ©clbem,  fJrieSIanb  unb  anberftoo, 
ma§  er  bi§  Oftem  1217  fortfe^te.  SBieberl^oIt  be- 
nd^ten  bie  Urfunben  öon  ffreujerfi^einungen  am 
^immet  möl^renb  feiner  ^rebigten.  ©obann  toarer 

1215  beim  fiateranconcil  in  SRom  als  Vertreter  btf 
graftiftS  «öln,  unb  im  Sfrül^ial^r  1217  fd^iffteer 
fid^  in  ^arfeiSe  gum  ffreus^ug  ein ;  an  bentfelBen 
nal^m  er  bi§  gu  Snbe  tl^eit  unb  bef d^rieb  il^n.  2>un( 
feine  Serebfamfeit  beftimmte  er  1218  bie  Una^ 
fal^rer  jur  Sanbung  in  ^egppten  unb  gurSBelage" 
rung  öon  3)amiette.  6r  conitruirtefogareine3I&» 
fd^ine,  mit  meld^er  ber  fog.  jfettent^urm  erobot 
mürbe.  ®ie  ©tabt  fiel  aber  erfl  im  !Rowmiet 
1219,  unb  ber  Sfelbjug  enbete  nid^t  glüdlic^.  OrOKr 
jd^eint  im  ©eptember  1222  nad|  Stalien  unb  tm 
ba  nad^  ff ötn  surüdfgefel^rt  ju  fein.  Skinn  (1228) 
mürbe  er  jum  %ifd^of  öon  ^berbom  gemd^It;  n 
^atte  jebod^  einen  ©egencanbibaten  an  ^einrit 
öon  Srafel,  ber  gleid^faQS  red^tmögig  gemfil^It  {b 
fein  bel^auptete.  ^u§  bem  ^roge^,  mel(!^  üte 
biefe  SBal^I  ftd^  entfpann,  ging  Oliöer  {tegiciA 
l&eröor.  ®er  ^apft  beftätigtc  am  7.  «pril  1225 
OliöerS  SBal^I  unb  caffirte  bie  feines  ©egmi 
2)ie  Sntf d^eibung  mürbe  burdf)  bie  Srflarung  m^ 
rerer  SBöl^Ier  beS  Ie|tem  l^erbeigefül^rt,  me(d^  ge» 
ftanben,  )u  biefer  Wafj^  überl^aupt  nid^t  baS  ge* 
ringjte  ^täji  bcfeffen  ju  l^aben.  3n  biefer  3* 
nal^m  Olioer,  feit  TOai  1224  namentlidft  in  ^tif^ 


OliDet  —  OliDctancr. 


82G 


lob,  bie  fireuiprebigt  loieber  auf;  er  lourbe  Dom 
Mt  mit  gro^r  ^rtube  empfangen.  3m  3uli 
1225  mMt  er  noä^  feined  btfd^öflid^en  ^mteS  in 
(obcibom.  9ber  f^on  im  9tugu[t  n^urbe  er  jum 
Earbinolbijctof  üon  Sabina  ernannt,  unb  im  @ep- 
tnber  mu|te  er  f ((on  bad  2)omca))iteI  auf forbem, 
jfx  9xmaffi  gu  f^reiten.  SOtit  bem  1^1.  Sngel- 
botüon  Stbln,  feinem  Sfteunbe,  mar  OKt)er  mä) 
Sem  gejogen,  mo  il^n  ber  ^apft  sum  Sif^of 
Ki^  imb  foglcic^  babel^ielt.  Engelbert  leierte 
oliem  )urüd  unb  mürbe  im  9tot)ember  beSfelben 
3o(rS  erfd^Iagen;  Olioer  folgte  il^m  batt)  im 
iobc  na^.  —  93on  OliDerS  }a]^Ireid^en  @$rif- 
ta  iß  ein  X^eil  gebrudt.  S)erfelbe  umfaßt  feine 
KraiHugfiprebigt  unb  ben  ffreu^gugSberi^t  t)on 
1217  bis  1222  (f.  Historia  Damiatina  in 
45flapiteln  bei  Eccard,  Corpus  bist.  med.  aevi 
n, Francof. et LipB.  1743,  1898 sqq.;  bafelbft 
Q,  1855  sqq.  ift  aud^  OliüerS  Historia  regum 
time  sanctae  gebrudt).  (93gl.  Stofenmeper, 
Olioer,  in  SBeßfalia,  Seitfd^rift  fflr  ©ef^id^te  ic, 
1825, 12. 9loü. ;  3undmann,  aßagifter  £)Iit)enu§ 
nb  ber  ffreu^ug  Don  S)amiette,  in  ber  ffatl^ol. 
Jeüf^rift  1851,  I,  99  ff.  205  ff. ;  ^oogemeg, 
Deriheu^ugt>onS)amiette,  in  ben  SRittl^eilungen 
Kl  SnfUtutd  für  dfterr.  ©efd^id^tsforfd^ung  VUI 
1887],  188  ff.;  IX  [1888],  249  ff.  414  ff.; 
Bottenbod^,  2)eutf4tanbd  ©efd^id^tgquellen  im 
Rittelaltern,  5.%ufl.,  Berlin  1886, 407,  «nm.  3 ; 
^oogeioeg,  Sie  $aberbomer  Sifd^ofSmal^I  t)on 
1223,  in  ber3eitfd;inft  für  Daterlönbifd^eSefd^id^te, 
1888,11,  92  ff.;  SU^ri^t,  S)ie »riefe  beSJFöIner 
54iriki^cuS  Olioer,  in  ber  SBcftbeutfd^en  Stfd^r. 
Br  «ej*.  u.  «unfl  X  [Srier  18911  161  ff.  [ba- 
jdbß  aud^  meitere  Siteraturangaben].)     [SBofer.] 

fCtod,  Xl^oulier  be,  f.  S^oulier. 

#ß9ef«iur,  SRitglieber  einer  oom  IBenebic* 
iinaorben  abgezweigten  OrbenScongregation,  fü^« 
n  i^  9{amen  nad^  bem  ^auptflofter  U.  fi.  |$rau 
MmStonteOUoeto  (Oelberg)  bei  ^ccona  zmifd^en 
Skna  unb  Sre^so.  ^f)x  Stifter  Sol^anneS  (nad^ 
Micr  Sefel^rung  nannte  er  ftd^  Seml^arb)  mar 
1272  ^  @iena  auS  bem  abetigen  ©ef^Ied^te  ber 
lolomei  (^tolomöi)  geboren,  ^on  feinem  Cl^eim 
tjripop^,  einem  Dominicaner,  marb  erftreng  er« 
|ogm  unb  l^atte  pd^  in  ben  äBiffenfd^aften,  befon- 
bo!  ber  Sted^tSfunbe,  forgf ättig  auSgebilbet.  @o 
niilte  er  nid^t  nur  eine  3^itlang  als  tüd^tiger 
ieirer,  fonbem  mad^te  fid^  aud^  in  öffentlid^en 
leiBtem,  felbft  al§  S)oge,  um  fein  engeres  SSater» 
limb  Derbient  SBeltlic^e  Sl^re  unb  Suft  50g  il^n 
•w  bem  33Bege  ber  grömmigfcit  unb  ber  ^rift» 
lutoiS^ritod,  meldte  er  fonft  gern  übte,  einiger» 
■B|en  ab,  unb  um  feinen  ®ele|rtenrut)m  ju  er* 
Wai,funbigte  er  eine  öffentlid^e  S)t§putation  über 
nm  fc^ierigen  ©egenftanb  oor  einem  auSerlefe» 
n  ffipeife  t>on  geleierten  unb  J^od^geftenten  SJtön« 
an  an:  ba  mürbe  er  plöpd^  beS  ^ugenlid^teS 
mnibt  3n  ber  3lotf)  menbete  er  ftd^  an  bie  aUer» 
S^  Jungfrau,  bie  er  {iet§  oerel^rt  l^atte,  mit 
ifyifttm  SSertrauen.  SBte  burd^  ein  SBunber  er* 


l^ielt  er  bie  Sel^fraft  mieber,  unb  nun  innerlid^ 
umgemanbelt,  fprad^  er  am  feftgefefeten  Xage  oor 
ber  gelabenen  SBerfammlung  fo  einoringlid^  über 
bie  iBerad^tung  ber  SBelt,  ba|  ^mei  abelige  i$reunbe, 
^mbroftug  ^iccolomini  unb  $atriciud  ^atrici,  ftd^ 
entfd^Ioffen,  mit  il^m  gönalid^  bie  SBelt  ju  oerlaffen 
unb  arm  bem  armen  JefuS  5U  folgen.  @ie  ent* 
äußerten  ftd^  il^reS  lBeft|e3  unb  begannen  auf  einem 
abgelegenen  ®ute  }u  Sccona  ein  einfamed  fieben 
in  ftrengftcr  abtöbtung.  ^ier  aber  fiel  balb  ber 
Sd^ein  auf  fte,  al§  l^ulbigten  fte  ben  ®runbfö^en 
einer  l^äretifd^en  ©ecte,  unb  fomufete  fid^  Sem* 
l^arb  oor  bem  ^opfte  Sol^ann  XXII.  }u  Soignon 
re^tfertigen.  SDie^  gelang  ooUfommen,  unb  ber 
$apft  mieS  il^n  an  ben  IBifd^of  ©uibo  oon  Slre^jo, 
bamit  biefer  ben  neuen  Sinfteblem  eine  DrbenS* 
regel  oorfd^reibe.  2)er  IBifd^of  gab  i^nen  bie  Siegel 
beS  1^1.  Senebict  mit  meinem  OrbenSfleib  unb  l^ielt 
fte  an,  ein  ff  lofter  ju  bauen ;  baS  S)ipIom  ift  batirt 
oom  anörs  1819.  2)a  fofort  5U  S^ren  U.  S.  gfrau 
auf  bem  Oelberge  (5Wonte  Dlioeto)  bei  9Iccona  ba§ 
fflofter  gebaut  mürbe,  fo  ift  1319  alS  ©eburtSial^r 
beS  neuen  OrbenS  5U  be^eid^nen.  SBeld^  rafd^en  ^uf* 
fd^mung  er  nal^m,  Ia|t  ftd^  f d^on  barauS  abnel^men, 
hai  er  bereits  am  17.  ^ax  1324  Oon  ^oignon 
aus  burd^  ^apft  Sol^ann  XXn.  beftättgt  unb  in 
pöpftlid^en  ©d^u^  genommen  mürbe  (Bdl.  Born. 
IV,  August.-Taurin.  1 859, 31 0).  ©ie  Strenge  ber 
SebenSmeif  e  übertraf  nod^  bie  ber  erften  ßiftercienf  er  j 
bie  Clioetaner  a^en  lein  gfleifd^  unb  tranfen  leinen 
SBein,  me^l^alb  ^e  aud^  leine  SQBeinberge  bebauten 
unb  leine  fföffer  in  ben  ffeDem  l^atten.  3laä^  unb 
nad^  folgten  fte  jiebod^  ber  SOtal^nung  beS  1^1.  $auIuS 
an  Simotl^euS  (1  Sim.  5,  23)  unb  mifd^ten  baS 
SDBafler  mit  etmaS  SDBein.  ©leid^mol^I  galt  il^re 
DrbenSreform  längere  3^it  für  bie  ftrengfte  üor« 
l^anbene  unb  genof  ein  foId^eS  ^nfel^en,  ba^  iebe 
bebcutenbere  ©tabt  in  Stalten  fo  eifrige  DrbcnS* 
brüber  l^aben  moUte  unb  aud^  erl^ielt.  S)e^]ealb 
beftötigte  KlemenS  VI.  am  21. 3anuar  1344  oon 
^oignon  auS  neuerbingS  bie  Kongregation,  gab 
i^r  oiele  Sfacultöten  unb  beoonmöd^tigte  fte,  ff  Idfter 
gu  grünben,  einftmcilcn  mit  ber  93ef§ränfung  auf 
Stalten  (Bull.  Rom.  1.  c.  471  sqq.).  5lnfangS 
ftanb  bie  ©enoflenfd^aft  unter  jöl^rltdl  gemöl^Iten 
Oberen;  fpöter  möl^Ite  man  alle  smei  Solare  beim 
©encralcoLpitel  einen  ©encralabt.  S)er  l^ciligc 
©tiftcr  nal^m  biefe  SBürbc  erft  1322  an,  Oermaltete 
baS  ^mt  mieberl^ott  }u  größter  (Srbauung  ber 
©einen,  übte  l^eroifd&e  SBerfe  ber  S3arm]&er5ig!eit, 
befonberS  an  ben  ^eftfranfen  in  ücrfd^tebenen 
Orten,  unb  ging  nad^  oielen  ff  ömpf  en  unb  arbeiten 
am  20.  3luguft  1348  in  feine  Kul^e  ein.  ©eine 
SSerel&rung  mar  fel^r  üolfstl^ümlide  in  Stauen,  unb 
eS  mürbe  il^re  firdfiltd^e  ^nerfennung  mel^rmal^ 
angefhrcbt;  bod^  erft  1691  gemährte  Snnocenj  XII. 
Officium  unb  2Kef|e  5U  feiner  (JJ^re  mit  bem  3:ttel 
eines  ©eligcn  (ogl.  Acta  SS.  Boll.  Aug.  IV,  464 
ad  487;  B.  M.  Maröchaux,  Vie  du  bien- 
heureux  Bem.  Tolomei,  Paris  1888).  S)er 
Drben  umfaßte  jur  3«it  feiner  größten  SBIüte  in 


827 


OliDl. 


81 


Stauen  unb  @iciaen  fed^S  $ro))in}en  mit  83  fflö« 
ftcrn  unb  regulären  Siebten,  bie  ben  ©ebraud^  ber 
^ontiflcalien  l^otten  unb  im  ®eneralca))ltel  ge- 
mault n)urben.  Sinige  biefer  ^öufer  maren  fel^r 
gro|,  mie  in  yitoptl,  SWailcmb,  fjflorens  (baS  be- 
rül^mtcmoftcr  Ban  aRiniato)  u.  f.  f.  ftai|er  ©igiS- 
munb  errid^tete  aud^  einige  fflöjter  in  Ungarn,  bie 
aber  batb  lieber  in  anbere  $önbe  famen.  S)a§ 
^auptnojter  ^u  Snonte  OIi))eto,  ganj  toxt  eine 
Seftimg  gebaut  unb  Jaft  unangreifbar,  mar  im 
©taube,  bie  ^öpfte  ^aul  III.  unb  ^iu§  H.  mit 
il^rem  ©efolge  unb  ebenfo  ftaifer  ftarl  V.,  ber  an 
bie  2000  S)iener,  Slitter  unb  @o(baten  bei  fid^ 
l^atte,  }u  bemirt^en.  9{eben  ber  äu|em  SBoJ^D^aben* 
l^eit  bemal^rte  bie  Kongregation  auffanenb  lange 
bie  befte  2)i§ci))Iin,  fo  ba^  fie  im  Staube  mar, 
reformirenb  auf  bie  Äldfter  @.  3uftina  in  $abua 
unb  ÜRonte  Safftno,  ja  felbft  auf  bie  Samalbu* 
lenfer  einjumirfen.  S)ie  ftraffe  Organifation,  bie 
forgfame  93i{ttation,  bie  emften  ©eneralcopitel  in 
jebem  }metten  3a^re,  bie  tfld^tigen  @tubien  inner- 
halb ber  Kongregation  trugen  l^ier^u  nid^t  menig 
bei.  S)a^er  fonnte  ^\i  $iu8  H.,  ber  felbft  ben 
tjfomilien  (^iccolomini  unb  Slolomei)  ber  ©rünber 
angel^örte,  in  einer  99uQe  t)om  5.  Odober  1462 
ben  Orben  mit  fiobfprüd^en  erl^eben  unb  mit  ®unft> 
ermeifungen  auS^eid^nen  (Bull.  Born.  Y ,  1 69  sqq.). 
2)iefe  mürben  erneuert  unb  nod^  t)erme]^rt  burd^ 
3uUu8  n.  (25.  Oct.  1505  unb  4.  3uni  1507; 
Bull.  Rom.  1.  c.  412  sqq.  444sqq.)  unb  ^iuSlV. 
(24.  aSai  1560;  ibid.  VH,  26  sq.).  3m  3a^re 
1582  öereinigte  ^apft  ©regor  Xffl.  mit  ben 
OUt)etanern  bie  Kongregation  oom  ^eiligen  ^ftol^n« 
leid^nam.  S)iefe  mar  1328  oon  bem  SBeltpriefter 
^nbreaS  bi  $aoIo  au§  ^f{ift  mit  Krlaubnig  beS 
%ifd^of§  t)on  9locera  (in  Umbrien)  nad^  ber  Siegel 
be§  ]^I.  93enebict  unb  ben  Dbferoanjen  oon  Ki« 
fteauj  jur  Slnbetung  unb  SSerel^rung  ßl^rifti  im 
^ciligften  ^(tarSfacrament  geftiftet  unb  Don  ben 
köpften  ©regor  XI.  (1377)  unb  »onifatiuS  IX. 
(1393)  beftättgt  unb  mit  ben  Privilegien  be§ 
Siftercienfcrorbcn§  beel^rt  morben.  ©ie  ^atit  fid^ 
15  Äl5fter  ermorben,  al§  bereu  §aupt  feit  1397 
@t.  ÜRaria  in  Kampi§  bei  Sfoligui  galt ;  allein  im 
3a^re  1582  mar  fie  auf  menige  ftlöfter  mit  einer 
geringen  Stn^al^I  SReligiofen  l^eruntcrgefommen.  — 
5tud^  ber  Umftanb,  ba|  bie  l^l.  tJranciSca  SRo« 
mana  (gcft.  1440)  gerabe  bie  S3äter  be§  Dli« 
t)etanerorben§  5ur  Seitung  il^reS  ©emif{en§  unb 
i^reS  Dblateninftitut§  mahlte  (f.  oben  618  f.)  unb 
bei  i^nen  (in  ber  ftird^e  ©anta  2Karia  nuoüa 
neben  ber  93aftlifa  EonftantinS)  il^re  lejte  Kul^e« 
ftötte  fanb,  jeigt  bie  il^r  gemorbene  Slnerfennung 
(ögl.  Sl^r.  ©teljer,  Seben  ber  1^1.  granciSca  Mo« 
mana,  SKaina  1888,  bef.  24  f.  152  ff.  367  ff.). 
2Bie  bie  Oblaten,  fo  l^aben  aud^  einige  t^frauen- 
f löfter,  in  meldten  nad^  ben  ©tatuten  ber  Dlioetaner 
bie  ©elübbe  abgelegt  mürben,  erfreulid^e  tjfrüd^te 
c^riftlid^er  SSoUfommenl^eit  gezeitigt.  Sie|  ipöter» 
t)in  bie  urlprünglid^e  ©trenge  aud^  etma§  nad^,  fo 
'tiai  man  5.  SB.  möd^entlid^  an  brei  Sagen  ba§ 


t$Iei|d^effen  geftattete,  fo  bemeifen  bo^  aud^  1 
neuen  Konftitutionen  Don  1564  bad  entfd^ 
©treben,  ben  ^nforberungen  ber  ^ügenSkj 
tnöglid^j!  geredet  ^u  merben  unb  einen  ^fy 
SBeg  )um  ^eil  5U  bereiten  (Dgl.  Lnc.  Hokto 
Cod.  Begiil.y,  cura  Mar.  Bröckle,  ed.  Augni 
VindeUc.  1759,  1—118).  ©0  mürbe  nid^n 
ba§  ^eil  ber  einzelnen  $rofeffen  gef örbert,  fonbe 
e§  gingen  au§  biefem  Orben  aud^  bis  in  bie  lett 
Seiten  oiele  fel^r  tüd^tige  JKrd^enfürjten  unb  1 
beiter  am  ^eUe  Ruberer  l^erDor.  Sbit  miebei^oä 
9tet)oIutionen  oon  unten  unb  oben  brad^ten  tk 
aud^  biefem  Stoeige  am  Saum  ber  IHrd^  ben  Snh 
SRonte  Olioeto  ift  je^t  eine  ^notionok''  CufUri 
gemorben,  in  metd^er  nur  mit  Sriaubnig  ba  !M( 
lid^en  Se^örbe  ab  unb  5U  ffünftler  vmb  (MäfA 
©tubienmad^enbürfenunbber  Xourtft  pd^tigfrii 
Ißeugierbebefriebigt.  S)a§  f d^ne  OliDetanecfloPi 
5U  Sflctfena  ift  in  eine  jf af eme  umgemanbett.  Snix 
Söl^It  ber  Orben  nod^  etma  ein  S)uienb  fflSjk 
barunter  bad  }u  9lom  am  ©rabe  ber  $(.  gfrandSi 
Slomana  unb  ein  neu  errid^teted  mit  9totndati 
©ettiniano  bei  S^oren^.  ^uS  biefem  Orben  w 
ber  auSge^eid^nete  Karbinal  ©d^iaffino  f^ax» 
gegangen,  ber  am  23.  ©ept.  1889  fiarb  imbbiSi 
feinem  Sobe  ©eneralabt  geblieben  mar.  (Sgl  8 
cond.  Lancelloti,  Hist.  Olivetana  s.  Congre, 
S.  Mariae  montis  Oliveti,  Venet.  1623 ;  Bc 
forti,  Brevis  chronol.  coenobiorom  yiromi 
qua  illustrium  congreg.  Montis  Oliveti,  Medic 
1720;  C)eI))ot,  ©efc^.  ber  fflofter-  u.  Sittennbi 
VI,  bcutfd^  Seipä.  1735, 225-254;  Moroni,  Di 
XLVm,  299  sgg.)  [»raunmüller  O.  S.  B.] 
0tim,  $etru§  3o]^anni8(nid^t3o]^amKS 
0.  S.  Fr.,  fruchtbarer,  aber  nidjt  immer  co 
rectcr  ©d^riftftcller  unb  SSorfompfer  für  bieftrenge 
Objerüan^  fcine§  Orben§,  j^at  aI8  ©elel^  m 
als  ^Reformator  möl^renb  feines  SebenS  unb  no 
mel^r  fpöterl^in  oon  begeifterten  Snl^öngem  fite 
triebene  SSerel^rung,  aber  sugleid^  oon  feinen  Sc) 
nem  rüdtftd^tslofe  Sierbammung  unb  Serfolgn 
erfal^ren.  @o  blieb  baS  Urtbeil  über  i)^  bä  i 
bie  IReujeit  fd^mantenb.  grjl  P.  (B&rle  8.  J.  ^ 
5u  bem  fd^on  befannten3RatenaIoieIeneueS)oa 
mcnte  gefammelt,  afle  fritifd^  geprüft  unbim&ij 
für  mittelalterlid^e  Siteratur-  unb  ftird^engefd^ 
oeröffentli^t,  fo  hafi  ie|t  einunportetifd^Ux^ 
5U  gcminncn  nid^t  fd^mer  ift.  3ti  ber  ®bI) 
„^etruS  3o^anni§  Dliüi,  fein  Seben  unb  fei 
©d^riften''  (ard^iü  IH  [1887],  409—540)  i 
baS  äBid^tigfte  5u{ammengefteIIt;  anbere  einjdjl 
gige  ®ocumente  finben  fid^  in  bem  9luffa|e  be 
felben  „3nr  98orge|d^id^te  beSSoncilS  oonSSenw 
(3lrd^io  n  [1886],  353-416  unb  HI,  1—191 
^aä)  biefcn  Sforfd^ungen  mar  $etruS  Oliri  a 
©ol^n  beS  3o]^anneS  Olioi  (bal^er  bie  gform  3 
l^anniS)  1248  ober  1249  in  ©^rignan  (Sangucbc 
geboren,  trat  fd^on  mit  12  Solaren  in  ben  granci 
cancrorben  unb  jud^tc  bem  erl^abenen  SBeifpii 
feines  feropl^ifd^en  SSaterS  mit  Smft  unb  ©treu 
nad^^ufolgen.  ©eine  tl^eoIogifd^n@tubienmad 


829 


OliDi. 


880 


i 


K. 


ober  nmitgfieiift  t)onenbete  et  )u  $an§,  »o  er 

SoccdanuS  toor.  Um  ®rab  unb  %M  eines  9Jla- 

^fll  (at  er  ftd^,  ime  eS  l^eigt,  ouS  S)emut^  nid^t 

Mnnien.  Stod^  fdner  eigenen  SuSfage  l^örte  er 

no4  Sortrfige  bed  ^I.  SonoDentura,  toeld^e  biefer 

Ott  denerolminiftet  bei  feiner  häufigen  ^nteefen« 

!)tü  in  $arift  unb  no(^  für}  t)or  feinem  Sobe  )u 

Vlixa  pflegte.  S)a  OM  qu(^  in  Sd^ften  für 

Die  ^ge  ObfetDon}  bet  9tegel  unb  gegen  mond^e 

mlängbare  9Ri|brdud^e  fel^r  entf d^ieben  unb  nid^t 

isna  malDofl  auftrat  galt  er  balb  al§  ber  gf ül^rer 

Der  Seformixntei,  unb  fo  ift  erflörlid^,  ha%  ftd^ 

tn^tf^ßf^  gegen  il^n  bie  Singriffe  erbitterter 

Scgner  rid^teten.  9m  meiften  %nfto6  enegte  bei 

^  feine  fiel^re  t>om  usus  pauper.  Sr  bel^auptete 

lÜfat,  bo|,  menigftenS  bei  ben  SRinberbrübem, 

in  bem  ®elübbe  bet  SCrmut  nid^t  blo^  ber  IBer« 

jkit  ouf  (Eigentum  unb  unabbangigen  ®ebtaud^ 

der  Stnoe,  fonbetn  aud^  im  SpecieUen  unb  M» 

gondiien  oie  SSetppid^tung  ^u  einet  ben  Sl^arafter 

der  Irmnt  an  ^d^  tragenben  Sefd^ränfung  ber 

8eienS6d)urfniffe  eingef ($(offen  fei.  S)a  OIit)i  aud^ 

Ib  feinen  tl^ologifd^en  @d^riften  ftd^  einige  un» 

täs^bore  9I5|en  gegeben  b^tte,  fo  mürbe  er  t)on 

{RBm  (Segnetn  luftig  angegriffen  unb  bei  t)er- 

Kiid)enen  ®eneralcapiteln  be§  Orbend  al§  ^ö« 

idhr  angeflagt.  9Ran  batf  bel^aupten,  ba^  feine 

tteoretifdpen  Sli^griffe  ebenfo  mie  bie  mand^er 

anberen  €<l^ftfteUer  mol^I  menig  @taub  mürben 

anfQdmrbeU  baben,  menn  nid^tfeinSRef  ormeifer  il^m 

Mtto  Seinbfc^t  unb  übermäßig  fd^arfe  ffritifen 

pemtfoi^t  ^tte.  @(^on  auf  bem  ©eneralcapitel 

pStralbinrg  (1282)  mürbe  feine  Seigre  bemängelt 

nb  feine  Quaestiones  (Quodlibeta)  Don  bem 

Senerolminiftet  bet  ^tüfung  t)on  fteben  fiel^tetn 

bei  OtbenS  }u  $arid  übetgeben.   S)iefe  legten 

1283  bem  9lngeflagten  ein  mit  il^rer  Untetfd^rift 

aab  fieben  Siegeln  imtetfcrtigteS  Sd^riftftüd  (ro- 

tnhis)  Dor,  in  meld^em  34  @ä^e  meift  unmid^tiget 

U  obet  pbiIofo))](|if  d^et  !Ratur  au§  feinen  @d^rif  ten 

aS8e}ogen  unb  me^r  ober  meniger  f c^arf  cenfunrt 

awm.  aiu^erbem  mutben  in  einem  anbem  ©d^rift» 

fiöd  jenen  beanftanbeten  @ö^en  22  3:befen,  meldte 

(on  ben  Senfoten  Detfa^t  maten,  entgegengefe^t. 

C'Iitn  »at  um  Srflätung  unb  nähere  ^uäfunft 

gor  xi^t  gefragt  morben,  mürbe  aber  auf geforbert, 

kibeUrt^eile  unbebingtanjunebmen;  aud^  mürbe 

NcBedüre  berSd^riften  beS  Slngeflagten  im  Drben 

örtoten.   S^iefer  fonnte  erft  1285,  ha  xi)m  feine 

Q0aen8d^riften  nid^t  belaffen  maren,  t)on  92ime§ 

«8  feine  SBertbeibigungSfd^rift  einfenben,  öon  mcl- 

itRSrud^ftudfe  früher  fd^on  bei  d'Argentre»  Col- 

.  ketio  judicioniin  de  novis  erroribus  I,  Lut.- 

hrifl.  1745,  226—234)  öeröffentlid^t  marcn, 

Nf  ober  ]e|;t  DoÜftänbig  befannt  ift.  92td^t  mit  Un> 

n^t  beflagt  fid^  Olioi  in  ber  Einleitung  über  bie 

ngettobnlid^  t^ärte,  mit  ber  man  gegen  il^n  t)er> 

fcjinn  fei ;  namentlid^  barüber^  baB  er  bie  @^en« 

Inm  unb  bie  Sebren  fener  S:octoren  unbcbingt 

onel^m  foHte,  fo  ba|  er  benfelben  tamqnam 

eatholicae  fidei  aut  velut  Scripturae  eacrae 


eloquiis  aut  tamquam  determinatiom  Bomani 
Pontificis  aut  Concilü  Generalis  omnino  de- 
beat  subdi.  Erneuerte  Auflagen  bei  mehreren  ®e* 
neralminiftem  unb  ißert^eibigungen  bauerten  nod^ 
mebrere  ^Qf)xt,  o^ne  ba^  eS  ju  einer  enbgfiltigen 
ßntfd^eibung  fam.  Snblid^  gelang  ed  Dl\t>x,  auf 
bem  ©eneralcapitel  ju  SRontpellier  (1287)  fid^  in« 
fomeit  )u  red^tfertigen,  ba^  bet  bamalige  (Senetal 
unb  fpötete  Sarbinal  3Raü^n^  Don  Slquafparta, 
felbft  ein  berüonagenber  ®elel^rter,  i^n  ^um  Sector 
in  bem  Älofter  Santa  Kroce  gu  fSflorenj  beftimmte. 
Einige  Saläre  fpöter  mürbe  er  Don  beffen  9lad^- 
f olger  Sla^munb  ®aufrebi  mit  bemf elben  Slmte  im 
®eneralftubium  gu  SOtontpellier  betraut.  Slud^  auf 
bem  ®eneralca))itel  gu  $ari§  (1292)  befriebigte 
feine  ißertl^eibigung.  S)a8  fd^öne,  burd^auS  latl^o- 
lifd^e  ®lauben§befenntni^,  meld^eS  er  auf  feinem 
SobeSbette  (14.  2Rora  1298)  ablegte,  finbet  fu^ 
bei  SBabbing  (Annal.  Min.  ad  a.  1297,  n.  34).  — 
®ie  f d^ftrf ften  angriffe  auf  feine  Seigre,  feine  $erf on 
unb  feine  3lnl^änger  erfolgten  aber  erft  nad^  feinem 
Sobe.  3e  mel^r  ber  ©treit  um  bie  Slrmut  (f.  b.  9lrt) 
brennenb  mürbe,  befto  l^eftiger  mürben  Olioi  unb 
feine  ^ßariei,  befonberS  in  @übfranfreid^,  ange« 
griffen.  SBer  il^n  Dert^eibigte  ober  feine  @d^riften 
nid^t  auslieferte,  mürbe  als  ^dretiler  betrad^tet  unb 
auf  baS  ^ärtefte  bebanbelt.  MS  nun  bie  f og.  @piri- 
tualen  bei  Siemens  Y .  bie  Kommunität  beS  OrbenS 
ober  einen  X^tW  berf elben  megen  Dieler  SKi^räud^e 
nid^t  obne  ®runb  anflagten  unb  eine  Trennung 
Don  berfelbcn  gu  ermirfen  fud^ten,  fteigerie  fid^  ber 
®egenfa|  bis  ^u  leibenfd^aftlid^er  Erbitterung. 
2)ie  Sd^riften  OliDi'S  mürben  baS  ^auptarfenal 
ber  ©piritualen  fomobi  }ur  SSertl^eibigung  alS  5um 
Eingriff.  Er  felbft  mürbe  als  öeiliger  Derebri; 
S3iele  maflfabrien  ju  feinem  ®rabc.  SDa^  ber  ®e« 
bäd^tni|tQg  feines  SobeS  am  14.3Jtars  1313  mit 
einer  ^ri  fird^lid^er  t^eier,  menn  aud^  ntd^t  als  ^feft 
eines  canoniftrien  ^eiligen,  mar  begangen  morben, 
mürbe  aud^  ein  $unft  ber  Auflage  gegen  feine 
9lnbönger.  ®ie  Vertreter  ber  Eommunität  beS 
OrbenS  antmorteten  auf  bie  gegen  fie  erhobene 
Slnflage  ber  SRegelübertretung  mit  ber  Sefi^ulbi« 
gung  ber  §ärepe.  ElemenS  V.  nal^m  9lnfangS 
eine  ben  ©piritualcn  günftige  Stellung  ein,  ent« 
banb  bie  Vertreter  berfelben  einftmcilen  Don  bem 
®e^orfam  gegen  il^re  OrbenSobem  unb  gab  ibnen 
1311  DolIe  tJreil^cit,  il^re  Auflagen  Dor^ubringen. 
©ie^cten  bcSnun  folgenben^rojeffeSfmb  größten« 
tl^eilS  nod^  erbalten  unb  Don  P.  Ebrle  (^rd^iD  U, 
365  ff.  unb  m,  1  ff.)  Deröffentlid^t  ®ie  ©piri« 
ttmlen  l^atten  in  ^ra  Ubertino  ha  Eafale  einen 
tüd^tigen  IBertbeibiger;  bead^tenSmerib  ift,  maS 
berfelbe  jurSSertb^ibigungDliDi'S  Dorbringt  (f.  bc» 
fonberS  ^rd^iD  H,  374  ff.).  3n  einigen  ©tüdCen 
red^tf crtigt,  in  anbem  entfd^ulbigt  er  ibn,  fügt  aber 
(^rd^iD  ni,  88)  l^inju:  Non  tarnen  in  omnibus 
ejus  opinionem  sequor;  unb  anberSmo  (a.  a.  C 
190)  fagt  er:  Este  quod  aliqua  corrigenda  vel 
dubia  contineantur  in  ea  (doctrina),  dicimus. 
quod  semper  placuit  et  placet,  quod  per  Sum- 


831 


DliöL 


8t 


mum  Pontificem,  ad  quem  solum  epectat  dic- 
tum negotium,  decidatur.  2)aS  Otefultot  ber 
Sontrot)erfe  toax,  ba^  SlemenS  V.  ben  Streit 
burd^  einen  Snitteltoeg  in  ^toei  S^onftitutionen  }u 
f c^Iid^ten  f ud^te.  3n  ber  bogmatifd^en  Sonftitution 
Fidei  catholicae  fundamenta  loerben  brei  lotldo* 
Ufd^  SBal^r^eiten  ouSgefprod^en,  n^eld^e  ben  brei 
angeblid^  t)onOKt)i  geleierten  ärrtl^ümcm  entgegen- 
gefelt  fvib,  2)abei  lourben  loeber  bie  ^rf  on  OltDi'd 
nodSi  feine  SSBerle  enoöl^nt,  loeld^e  mitj^tn  anä)  nid^t 
profcribirt  n^urben.  S)ie  }tt)eite  g^onftitution  Exivi 
de  paradiso  gibt  eine  autJ^entifd^e  ßrtlärung  ber 
Stegel  be§  1^1.  gfronciScud,  meldte  im  ®rogen  unb 
©anjen  bie  ©runblaje  ber  6tf erer  für  bie  DrbenS« 
bigciplin  unb  ben  ©tanbpunit  ber  2)ecIaration 
9McoIqu8'  m.  feft^ält  (f.  aud^  b.  9lrt.  Obferöanj, 
ob.  635).  Ueber  bie  Xj^otfod^e  ber  in  ber  Som- 
ntunitöt  beftel^enben  ^Ri^ixän^t  n^irb  nid^td  ent- 
fd^ieben.  SDod^  biefe  gutgemeinte  SOta^regel  be« 
enbete  bie  SontroDerfe  !einedn)eg§.  ^ieron  tnigen 
bie  unüugen  ß^ceffe  mand^er  Spiritualen  bie 
^uptf  d^ulb,  meldte  ftd^  eigenmöd^tig  t)on  ber  Som- 
tmtnität  trennten  unb  t^eilmeife  balb  ©d^toärme- 
reien  unb  gefäl^rlid^en  ärrlel^ren  öerfielen.  S)o- 
burd^  t)eranla^ten  fte  ^ol^onneS  XXII.,  für  bie 
Kommunität  mit  aUer  (Sntfdeiebenl^eit  ^ortei  ju 
nel^men  unb  gegen  bie  Steformpartei  fd^arf  aufzu- 
treten. 3e|t  fonnten  bie  @egner  ber  le^tem  im 
Orben  gegen  OIit)i  unb  beffen  ^nl^önger  ftrenge 
Wa^regeln  burd^fül^ren.  2)ie  @ebeine  beSfelben 
)ourben  ouSgegraben  (1317  ober  1318)  unb  alle 
feine  Sd^riften  auf  bem  Orben§ca))iteI  ^u  SOtar« 
feiOe  1319  ftreng  verboten.  3loä^  auf  bem  Kapitel 
5U  Semi  (1500)  tourbe  biefeS  SSerbot  mit  einiger 
Öef^ränfung  erneuert,  ba  @i|tu§  IV.  ©inigen 
fold^e  5u  lefen  erlaubt  l^atte.  ^u§  biefer  Serur* 
tl^eilung  erflört  ftd^,  ba^  bie  nod^  t)or]eanbenen 
^anbjd^riften  feiner  SBerfe  mcift  anonym  ober 
l^öd^ftcnS  mit  P.  J.  (^etru§  Sol^anniS)  ober  gor 
mit  frcmbcn  9Jamen  bejeid^net  fmb.  —  Um  über 
bie  ärrtl^ümer  in  ber  Seigre  CUoi'3  red^t  5U  ur« 
tl^eilen,  l^at  man  ju  bead^ten,  ba^  in  ber  er« 
loöl^nten  bogmatifd^en  Konftitution  Fidei  catholi- 
cae fundamenta  fidler  Se^ug  genommen  toirb 
auf  bie  Quaestiones  Otioi'g,  ba|  aber  oon  ben 
33Säten,  ttjeld^e  bie  ficbcnOrbenSIel^rer  Dertoorfen 
Ifeatten,  nur  brei  öom  $apfte  beanftanbet  merben. 
Sg  mirb  als  fird^Iid^e  Seigre  aufgefteüt,  bag  ber 
Sanjcnftid^,  mit  ttjcld^cm  bie  ©cite  beS  gefreujigten 
§erm  burd^ftod^en  morben,  loirflid^  nad^  ber  3eit« 
angäbe  bei  Sol^anned,  alfo  nad^  bem  ^obe  be§  Sr* 
löfcr§,  gefd^cl^cn  fei.  ®a§  ©cgent^eil  l^atte  Dlioi 
itoax  nid^t  behauptet,  aber  er  l^atte  barüber  bispu» 
tirt,  ob  bie  SBorte  ber  l^eiligen  ©d^rif t  aud^  anberS 
ausgelegt  werben  fönnten,  wie  6inige  tooüten,  unb 
biefe  ^Infid^t  l^atte  er  nid^t  auSbrüdttid^  bermorfen. 
3ioeitenS  tourbe  als  ©laubenSfa^  entjd^iebcn,  ba^ 
bie  substantia  animae  rationalis  sive  intellec- 1 
tivae  vere  ac  per  se  humani  corpons  sit  foima.  \ 
^)luS  ben  je^t  befannt  geworbenen  Quaestiones  I 
ober  Quodlibeta  Dtioi'S  (ogl.  P.  Thomas  M. ' 


Zigliara,  De  mente  Concilii  ViennensiSi  R 
mae  1878,  106  sqq.)  ift  erfi^tltd^,  ha^OM 
bief em  fünfte  geirrt  ^at.  6r  l^t  freilid^  bie  &^ 
ba|  bie  @eele  bie  forma  Bubstantialis  befi  Stbtpt 
1%  im  ungemeinen  nid^t  befhitten,  ou^  bine 
toegS,  wie  gefagt  worben,  gwei  Seelen  angenomiwi 
@ein  Srrt^um  beftanb  Melmebr  borin,  ba|  i 
meinte,  bie  t)emünftige  @eele  fei  nid^t  nad^  {(n 
geiftigen  ©ubftau),  fonbem  nad^  i^ren  ticgdo 
tiüen  unb  fenfitit)en  SBermdgen,  weld^e  burd^  ein 
distinctio  realis  t)on  ber  ©ubftonj  unb  ben 
rationeUen  Sl^eile  ber  @eek  unterfd^ieben  feien,  bi 
forma  bed  Rbxpvci,  Siefe  Snfid^t  wor  fd^on  Doi 
93onat)entura  (2.  Sent.  d.  1,  p.  2,  a.  3,  q.  2 
ad  3)  auSbrüdKidb  t)erworfen  worben.  —  2)ritinl 
wirb  bie  Seigre,  ba|  bei  ber  3:aufe,  oud^  beS  IKnM 
nid^t  nur  bie  @d(|ulb  erlaffen,  fonbem  m4  bi 
®nabe  mit  ben  habitus  ber  übematürlid^  Xu 
genben  eingegoffen  werbe,  gegenüber  OHüi'8  8b 
fid^t  aß  bie  me^r  pxobaiU  erflört.  —  9lod^  i^  | 
erwöl^nen,  ba^  naä^  bem  glaubwürbigen  3<ugim| 
93emarbS  ®uiboniS  bie  le^te  @d^rift  OMi 
fein  Sommentar  5ur  ^ocalt^pfe,  bon  3oVn> 
ueS  XXTT.  im  Sonfiftorium  Dom  8.  gfebruar  182 
üecurtl^eilt  worben  ift.  ^Jlel^rere  2:]^oIogen  1^ 
Dorl^er  oiele  @ö|e  biefeS  SBud^eS  fd^rf  cenMil 
aber  nod^  am  1.  October  1322  erflärte  jener  $apf 
er  l^abe  biSl^er  niemanben  ^u  einem  enbotitt^ 
Urtl^ieile  in  biefer  ^d^t  bet)onmad6tigt,  fonber 
biefeS  fid^  t)orbe]^alten.  2)aS  9101^  über  U 
fpötere  @ntfd^eibung  ift  bisher  nid^t  behmita 
worben.  äebenfaHd  waren  bie  ap0€Ql9|)tifd$e 
Sröumereien  unb  migt)erftönblid^en  VuSbriäi 
weld^e  in  biefem  Kommentare  ftd^  fiitben,  imti 
ben  bamaligen  IBcr^öItniffen  red^t  gefä^rRd^. 

3n  SSe^ug  auf  ben  IRamen  ffe|er,  ber  OOt 
nad^  feinem  Xobe  nid^t  feiten  beigelegt  woriwi 
bemerft  mit  Sed^t  P.  e^rlc  («rd^iö  IH,  440) 
„^ier  jeigt  ftd^  Har,  ba^  er  burd^auS  nid^t  icne 
oon  ©Ott  unb  SReufd^en  t)erabfd^eute  nvb  m 
urtl^eilte  JFe^er  war,  alS  Weld^en  il^n  fp^  tt 
SSertreter  ber  Kommunität  l^infteHten^  unb  ®vak 
be  ^errena  unb  S^merid^  in  bie  ®ef d^id^tfd^reibnd 
einfül^rten."  @r  l^at  frcilid^  in  einigen  $]ndki 
geirrt,  war  aud^  nid^t  frei  bon  überftxmnia 
äbeen  unb  ben  ^ropl^ejeiungen  beS  3bteS  ioaifM 
Don  i^iore  (f.  b.  Slrt.)  gegenüber  ^u  leid^tglfiniii; 
bod^  anbererfeitS  enegt  er  aud^  S^mpatl^ien,  nW 
bIo|  wegen  feiner  l^arten  <3d^idtfale,  fotd)em  (oi 
wegen  feiner  perfönlid^en  Sfrdmmigfeit  unb  featf 
ernften  (BtrebenS  nad^  ben  l^öd^ften  Sbeolen  M 
OrbenSIebenS,  für  weld^e  er  ^IleS  einfe^.  %4 
ben  in  feinen  ©d^riften  oft  bargelegten  ®nn4» 
föjen  fann  öemünf tigerweife  nid^t  bejweifett  » 
ben,  ba^  eS  il^m  ooUcr  6mft  war,  als  er  no^oflf 
bem  SobeSbette  feine  üoUftönbige  Unteitoerfoi 
unter  bie  ßntfd^eibung  beS  l^eiligen  ©tu^IeS  ^ 
fprad^.  @r  war  aud^  wirflid^  gemäßigter  unbo^' 
tungSwertl^er  als  mand^e  anberen  ^ül^rer  ber  S» 
formpartei.  SOl^äl^renb  5.  S.  Ubertino  ba  (Eald 
in  feinem  Arbor  vitae  crucifixae  bie  fiegttimitt 


833 


DIlDL 


834 


terpfipfirt^en  SBOrbe  in  SonifottuS  YIIL  Idug- 
Vit,  tDomt  OliDi  gegen  f olii^e  ißerirrung  in  feinem 
(Hmllnlerjeid^etem  im  ^ifl.  Sal^rb.  UI  [1882], 
652  f[.  deröffentlid^ten)  Sriefe  (ügl.  Quaestio  13. 
^  Perfeotione  evang.  über  Sie  Suläfftgleit  ber 
«toifuns  be«  (Sdleftin  V.;  «rd^iD  lU,  525)  unb 
betont  bie  ^flic^t  bed  ®e]^orfam§  gegen  ben  ^opfi, 
Bamentiic^  aiu^  in  Sejug  auf  beffen  leJ^ramtUd^e 
6df(^ibungen.  SuSfül^rlid^er  lel^rt  er  biefeS  Siedet 
bei  ^tgen  Stul^IeS  in  feiner  Quaestio  12.  de 
perfectione  evang.  (f.  Slrd^it)  lU,  523  sq.). 
Saft  er  ben  imoginören  ^aH,  menn  ber  ^pft  ald 
fr^tperfon  in  eine  offenbare  {^örefie  t)erfiele, 
aAtimmt,  nxir  eine  bamatö  bei  Sanoniflen  unb 
Xieologen  gemö^nlid^e,  aber  nid^t  ungefä^rli(i^e 
Giifi(rönfung(®<i{Keben,  ^anbb.b.fat)^.  Dogmatil 
I,  gfciburg  1878,  214,  Snm.  2).  ^nä)  ber  aD- 
fnnrine  @o^,  ba^  ber  $apft  in  votis  solemnibus 
nligionis  ni^t  biSpenftren  !dnne,  lann  i^m  an 
nb  für  ftd^  nid^t  iserübelt  tt)erben,  ba  jia  biefe  ba- 
mlft  oeit  oerbreitete  Seigre  felbft  t)om  i)l  Xl^omaS 
(SomnL  2,  2,  q.  88,  a.  11)  vertreten  unb  aud^ 
Dom  ^.  9onat>entura  für  probabel  gel^alten  toirb 
(4  Sent,  d.  88,  a.  2,  q.  3).  3nbe|  ging  OUt)i 
in  ber  9lnn>enbung  bief er  6infdf|rönfung  beS  popf!« 
filmen  SifipenfationSred^teS  in  gefö^rlid^er  äBeife 
iber  bie  Sren^en  ber  SBal^rl^eit  l^inauS.  Sr  fagte 
sfimlul^  gegen  bie  fafl  allgemeine  Auslegung  ber 
SnmciScanerregel  bie  jal^beid^en  ®ebote  berfelben 
olft  ebenfo  oiele  vota  auf,  meli^e  al§  inbi§penfabel 
feOft  bie  SU  bifd^öflid^er  äBürbe  erl^obenen  ^ro- 
fcRra  biefer  Siegel  nod^  oerpflid^teten.  @o  fam  er 
bön,  bem  ^ßapfte  baS  2)idpenfation§red^t  in  Se^ug 
aaf  Meje  Siegel  gu  beftreiten.  —  3n  feiner  t^eologi« 
14»  Rtd^tung  folgt  OIi))i  meiften§  bem  1^1. 93ona» 
tcntura,  Uelzen  er  ald  summuin  nostri  tem- 
poria  et  ordinis  doctorem  be^eidinet;  aber  im 
SbQelnen,  befonberd  in  pl^itofopl^ifd^en  fragen, 
0e^  er  oft  fel^r  frei  feine  eigenen  Sßege.  ©egen  bie 
f^ttofop^,  9rtftoteIe§  nid^t  aufgenommen,  tragt 
er  eine  gemi^e  Serad^tung  ^ur  @(!^au;  auc^  mar  er 
attf(^ieben  gegen  bie  june^menbe  IBermenbung  ber- 
felben in  ber  Xl^eologie.  S)ann  l^atte  er  bamals 
Pide  @efinnung§genoffen^  mie  neuere  tJ-orfd^ungen, 
bcfonberfi  mel^rere  t)on  P.  (Jljrle  S.  J.  öeröffcnt« 
Erbten  6dWftftüdk  seigen.  —  ®ie  jal^Ircid^cn 
Sänften  Olioi'S  mürben  etma  17  Sönbe  oon  ber 
9t5|e  ber  oier  Sucher  ber  @enten5en  beS  fiom« 
boibttS  füOen.  S)ie  meiften  feiner  b^nbfd^riftlid^ 
io4  t)orl^anbenen  3ßerfe  l^tte  fd^on  i$ibeU§  ba 
Snnia  mieber  aufgefunben  unb  il^m  oinbicirt; 
ftiöter  unb  unabl^ängig  oon  bemfelben  l^at  P.  S^rle 
Bit  fe^  glücflid^en  ^efultaten  gearbeitet.  tJ-ür  bie 
S)oginengefd(|id^te  finb  feine  Qnaestiones  ober 
Qnodlibeta  t)on  Sebeutung ;  oon  bief en  ijt  ein 
Z)eU  f^on  im  16.  Sal^rl^unbert  gebrudft,  nad^ 
codgen  Sendeten  fogar  in  jmeiter  Auflage.  lBi§ 
air  einigen  Sauren  lannte  man  tro^  oieler  ^a^ij* 
fbcf^ungen  fein  einziges  S^mptar  biefeS  S)rudt« 
Mddl.  SufäEig  entbedfte  ber  Unter^eid^nete  ein 
jiB^cft  in  einer  fleinenfflofierbibliotl^ef  be§  CrbenS ;  I 

tMcBlcxieoB.  IX.    2.  8uf[. 


baSfelbe  ifi  Yenetiis  1509  apud  Lazanim  Soar- 
dum  gebrudt  unb  t)on  P.  ßl^rle  (Srd^io  m, 
467  ff.)  genau  befd^rieben.  %u^er  grdgtentl^ettS 
tl^eologifd^en  Ouöftionen  entl^ält  biefer  ^rudC  aud^ 
baS  oben  ermöl^nte  erfte  SRed^tfertigungSfd^reiben 
Dom  Saläre  1285  mit  einem  Snl^nge  unb  nod^ 
ein  jmeiteö  t)om  Saläre  1283  an  einen  9Ritbruber, 
femer  eine  oon  Düoi  »erfaßte  ßenfurirung  ge- 
miffer  fiel^rpunfte  eined  ©egnerS.  Üeber  anbere 
ungebrudtte,  befonberS  pl^ilofopl^ifd^e  OuäfKonen 
unb  anbere Sractate berietet ßl^rle  (a.a,O.470ff.). 
@d  fd^eint  nid^t,  ba^  OIit)i  einen  t)oIIftänbigen 
Kommentar  )u  ben  ©entenjen  beS  fiombarben  t>er" 
öffentlid^t  l^at.  "SätUji  aber  l^at  man  fpftter,  mie 
aud^  bei  anberen  9uctoren  gef  d^el^en,  bie  genannten 
Ouöftionen  nad^  ber  fad^Ii^en  Orbnung  bed  fiom« 
barben  ^ufammengeftellt. 

@e]^r  ^al^treid^  ^nb  OIit)i'd  ^oftiüen  )u  Sudlern 
ber  l^eiligen  @d^nft.  ^anbfd^riftlid^  fmb  erhalten 
bie  ^oftiUen  Super  Genesim,  Job,  Psalterium, 
Proverbia,  £cclesiasten,  Cantica  Canticorum 
(unter  bem  S^amen  93onat)entura'8  gebrudt  in  bem 
üon  SBoneÜi  1772  %\x  Srient  ebirten  Supple- 
mentum  operum  omn.  S.  Bonav.  I,  50 — 281), 
Lamentationes  Jeremiae,  Ezechielem,  Pro- 
phetas  minores,  Matthaeum,  Lucam  (Mar- 
cum),  Joannem,  Epistolam  ad  Bomanos,  item 
ad  Corinthios,  In  Epistolas  canonicas.  S)ie 
oerurtl^eilte  Postilla  in  Apocaljpsin  befinbet  ftd^ 
]^anbf(|rif tlidd  ^u  Sloren^  in  ber  Saurentiana.  gfünf 
fogen.  Principia  generalia  in  s.  Scripturam 
(einleitenbe  Vortrage  beim  ©eginne  ejcgetifd^er 
SSorlefungen) ,  meiere  ebenfalls  in  bem  ermäldn- 
ten  Supplementum  be§  SoneHi  gebrudt  fmb,  ge- 
hören OIit)i,  nämlid^  bie  Tractatus  de  Scriptu- 
ramm  sanctarum  dignitate  et  excellentia  (ib. 
II,  1053  sqq.);  de  doctrina  evangelica  (ib. 
1038  sqq.);  de  s.  Scripturae  mysterio  (ib.  I, 
283  sqq.) ;  de  s.  Scripturae  materia  (1, 348  sqq.); 
de  studio  divinarum  literarum.  lieber  alle 
biefe  bem  1^1.  ^onaDentura  fätf d^Ud^  )ugefd^riebenen 
ejegetifc^en  9Irbeiten  ogl.  bie  neue,  üom  gfran- 
ci§canerorben  Deranftaltete  SiuSgabe  ber  Opera 
omnia  S.  Bonav.  VI,  Ad  Claras  Aquas  (Qua- 
racchi)  1893,  Prolegom.  c.  I,  §  7  et  8.  — 
3n  Sejug  auf  bie  DrbenSobJeröanj  p«b  CIit)i'§ 
17  Quaestiones  de  perfectione  evangelica  im 
^lllgemeinen  unb  fpeciett  über  bie  SranciScancr« 
obferoan^  oon  großer  äBid^tigfeit  für  bie  ©efd^id^te 
ber  gntmidflung  beS  ©treitc§  über  bie  ärmut. 
JReid^e  2lu§aüge  gibt  P.  e^rle  (5Ird&iü  lU,  497  bis 
533).  ferner  fd^rieb  Dlioi  eine  Expositio  super 
RegulamFratrum  Minorum,  meiere  nad^  P.  (E^rle 
(^Irc^io  in,  533)  gcbrudt  ift  in  ber  5lusgabe 
be§  Pirmamentum  triimi  Ord.  S.  Franc,  Ve- 
netiis  1513  (fol.  106»  bi§  124  b);  in  ber  ^atifer 
^u§gabe  ber  Firmamenta  Don  1512  finbet  fte  ftd^ 
nid&t.  —  gin  ©d^reiben  Dlioi'S  au§  bem  Saläre 
1295  an  bie  ©öl&ue  ÄarlöII.  oon5WeapeI  ift  oon 
P.  g^rle  öeröffcntlic^t  im  Slnl^ongc  feiner  Arbeit 
(^rd^it)  m,  534  sqq.).      [3gn.  Seiler  0.  S.  Fr.] 

27 


835 


Olmä^. 


8: 


feKen  rid^tcte  er  oud^  ein  (SxipM  Don  12  Cor 
nifem  unb  einem  2)ecan  ein,  oöl^rtnb  an  I 
$eter§fir(i^e  4  Sononifer  t)er(Ieiben  foHten.  Si 
gon5en  Sidtl^um  emirfte  er  beim  9tegen86ni{ 
SReid^Stoge  1142  DoIIe  S^^mtion  gegenüber  o 
mö^rifd^en  gfürften.  ßr  nal^m  tl^eil  an  et» 
ffreu5}uge  gegen  bie  $reugen  unb  fd^Io^  fi((  n 
bem  t)om  1^1  93eml^orb  angeregten  fireugjng  na 
bem  l^eiligen  Sanbe  on ,  auS  meinem  er  foftts 
^Reliquien  nod^  Clmü^  brad^te.  Sine  beftndie 
ißorliebe  manbte  er  bem  neuen  ^römonfhotaifei 
orben  ju«  bellen  fileib  er  felbj}  in  Serufalem  a 
genommen  ^aben  f oll ;  tl^atföd^It^  gebührt  i^n  b( 
^auptant^eil  an  ber  ®ränbung  ber  $raiiioii 
[tratenjerabtei  @trabon)  (Mona  Sion)  in  $n 
unb  einer  onbem  (Mens  Olived)  in  Seiton^ 
9lu(^  nad^  Clrnü^  berief  er  SJlön^e  bicfc«  D 
benS,  au§  melcbem  eine  betrad^tnäe  Snjo^l  {ein 
?{ad()fo(ger  auf  bem  S^iit^o^^fhibtc  b^noip) 
So  junädjft  7.  3obanne5  DL  (1151—1157 
melc^er  ba#  fcbon  1149  ben  Senebictinern  n 
9tü(!nct)t  auf  bie  Donualige  firAlicbe  Selbl'täRbig*  I  )ogene  Jtlofier  ^rabitcb  feinen  Crbenrgenojii 
reit  l\\ibren$  bie  9nid)tung  einer  neuen  nuibri-  •  übergab;  bann  8.  Sobanne^  IV.  (Salous,  US 
Kt)en  ^riöcefe  namcntUcb  in  Äom  leinen  großen  ibi*  1172).  9.  Jicileb  (1172— 11S2.I,  10.$ei 
^^toieriiifeiteu  beiKgnen.  ')lud)  iPifdjof  ScDeru*!  grinu*UlS2--llS3\  ll.gannfllSS — UW 
i>c»n  l*nui  iMb  jeine  ^SiiKtmoiung.  unb  io  w^r^ej  12.  Engelbert  (1194—1199)  unb  13.  3ota 
m  ^.  lOtU>  ^er  *Änebictir.cr  l/jobanne«  I.  au§  ne«  V.  (¥aDan:§  oon  Strafonifc.  1199— 12Ö1 
^em  ÄUM'ter  5^fcpncn?  iSt.  "ruuitaretb)  bei  "SJrcg  »e:iemle|ieniDtelUncünftig€Ä'nc±gcfßgtBnirt 


.il*  fr»tcr  5^i>*L>T  i>on  CUuü^  biirvb  bcn  Slainjier ;  2er  Suf  ber  '^rcmjnurcten'eT  srcr  iq:  nbi 
IKcmn'oUieu  <ricv;fiicb  or^iI:i:t.  Unter  ibm ^?ur^e  ciecaraen  cur  ^te  (äiilcrrienfer.  otD  ber  JsiA 


^tmi%  (Olomucium,  flot).  Olomouc),  @tabt 
unb  er)btdtt)um  in  !UtöI)ren.  S)ie  alte  Surgftabt 
Olnuilf  an  ber  Waxä:^  l^atte  infolge  ibrer  günfiigen 
l'age  oljue  ^»veifel  |(^ou  in  ben  erften  3^^*««  ber 
ebriftianifinmg  TOäbrenS  (f.  b.  2lrt.  aRöbren) 
aucb  eine  befonbcre  fird)Ii(bt  93ebeutung ;  ob  fie 
iebod)  einem  ber  S^ifd)öfe,  bie  roöbrenb  bed  9.  unb 
10.  :,>labrt)nubertd  im  a)}ard(|Ianbe  mirften,  al3 
£>ii^  bieute,  ift  nicbt  )u  ermitteln ;  nur  ^mci  q1§ 
uuäd)t  )u  betrad)teube  llrfunbcn  (Cod.  dipl.  et 
opistol.  Mornviao  I,  Olomucii  1836,  n.  42 
et  70)  Uiffeu  bie  (Foufecratiou  ber  ^eterdfircbe 
in  Clmüti  burcb  ben  bl.  i^i)riflu9  gefd)eben.  ^I§ 
bann,  nadibem  Vläbrcn  feit  973  jum  SiStl^um 
^Vwg  gebort  hatte,  >^«r}og  Sß>ratijlatt)  in  feinem 
vctreben,  ben  'Xitel  eines  ft5nig$  t>on  ^öbmen  ju 
erlangen,  bie  Erhebung  ^^^rog4  ^um  @r5bi$tbum 
betrieb,  umrbe  Clmü|f  )um  Si(  eineS  Suffragan- 
bii^tbumS  aui^erfeben,  unb  n^eun  aud)  $rag  oor> 
Uhifig  als  einfaches  '^iiJtbum  unter  ^laxni  atö  ber 
Wetropole  verbleiben  mu^te,  fo  fonnte  bodb  mit 


niAt  ^e4  ru^:c:cii  'i**»:?^'*^  »eir.er  SSür^c  izhtvur,:  burt  e:r.  IJrclir.Nr  1 1201-1240».    Itaer  tt 

^er  ^r:^»i•■.:ut:^:e  ^otn:i♦±c  ^?::r;  Jjrcrr.::.  T:i\'  ert:£l:;r.  ^:e  ^r::rrL£r.'jr  einftLr^Ji  tafielibio 

l%M<Nr^       ;•*••     >.^    .Nj-*»    •wiV^f'l'.^    «"n.J.*,....,     ...  .^.m;.  .»i'^jTi    -J-»  »~— •     V»ä   ^j>j»^*j— N^g  ^f%^^^t^.*T't*'  ^g 

■        *■  *  

•'.*■.••»   |\»i'>^v   ..»..»Nj»  j.»    % jrwiwwi  •••     N.  »  '•w.«^»>».'.  <*.,^  ♦  *v***2     *T*A    ^J*^    «f*'..»j* -'»j»        ^  «U^w   », Ji . f r    *  *"^|%?  H 

......  v  ..«:.  k..««^.  >M  k,(.«  ..-4.(.k.  « .c  4k...;.«  .u..b.r..,  ..1.7  m1.s  «c...  ^v.. .......*.    Wv.«c..  v>v«    a_'.tj  a 

>>J'::\t.  ar.  ur.^  ^e:r:•.^^  1071  Nr.  i?:'±:*  ?-*  ScrrTcr-":!:  tr.  Clrüj.   r:C   Ktrr.z  tfec 

::c".::e^  t.-:  v?<rro.::   rru^:e  v±  c^<r  lv74  Nr:  rerbcr^  r::  ^erel^e::  ::•  :btr^  S:^^irTBr 

_  _  ^  ^^  ^ 

•  •4«*'4«     N.,     •'..M.*.4».    «9««- ^V—*<»*-w  — •  «••— «    >,«»i    r^*-  T*  ■— i     ^-j    ^-"»rf  •■— -  -     'T—    ■T'r  >.i*««.«»S',4».yr-    ,  T  '  «• 

^.«..«^          ...             «.-.      -..^k       ..»    -.«V. ...... ••.,...      ..      «  V  _       ^    .*  ^^..M         ...      %«^twa».-n         >    «             ^k^ox^a^          •■•U     .       '    ^  A  >• 

-.•••.*   *i..'i-'w.  .^4   .....   ^;-..  *     ■....-.   r.  *.    -^^  *>  .-.^- q""  ik-,..  ;— iT*  —**  i-  j*  ^  ;»"?  r-^8;rri  *fl 

*■   'K  N»  >i^««v,*'   ■•■>K>    *«••%,»    s»  -«M    «-««N    «v««.!^»^  •••^  A*-^    «,*^    5.'*  ■"-•^    ^1^    ^•»*r*"i^inT    ^  '^  ^^d     w*  *.*Hß 

w  ^  *  m 

N^-  «?:«■.  «M..V.  4«^>..-.t'^  .— ^-;  ;--~  .^,4»..^  ii.  ...»  JT.«ji,  ^  <'^.N>  ■•■  •  -^*.«-    ■•  "i^    ^-.»  ■''i 'i^r  ^^^  j^TT-i»  iM 


«  ^  V  *<k        -  -.-  -^  ■  • 


•c:-' 


.......    ^  k  .•  .-  ^ 


^i  -T" 


»t:r..-r  :l^ 


\.... 


ort  t^-cT;:' 


^ÜN^i.*'.  L'icTT    Z'^TiTI^^T!    TCt.     Ä'-CT    -'^"c  ^^dnUC  TWT 

^•"r  I.'tI  '»^rcr  :rr4-  :r:-  !-*'r:7m  xiC  ^äcsr  Äd 

TlTy  r  .-^cr  .•—TT  r:'r:T:i::»  :c;r>c4  'ii'-re::  -n  :cr  bereit ^cttct  Srä  i 

-.  il-^:■.•':•4  rcT  iL:r:T:3.  ;■.:•  rc.«  r.:»r:.Tt  ir-c.    J^  rerLTm  'ia  riiä  "n  5LäD 

4    iN:::'..4  *.    '.'.rr.r.     ?.  Jj^ir-i-.-^  II     .i^.:::^  in-  rrx  5::«:  Ti^r  -tr  nüm.   1115  cna  C 

T':'-^4'    V. .*•« — lll-f    iu'u*  :i:4  c:::r.:r  ^4:^r  T-i^.  :!^r  :curcL-3    -'cc.  .ITi.nrie^nirjer' Jhi 

CT^y.rt  ^.c.TS  rt:.-!..:  1:^:  f.  (.VT.-r  11    ;*^  .'  Ji;'r."4cc.;:r:r^'Ti  r.i=  TiilirTi  .-:Rui!L-u3  aoffl 

*•.:-?-::>.*.  ^r:LV.- Nr:  n>.j7-'. :•.■■--::: 51  l.-.":   t::-:s   'eCcc    Cr/.:?   C^nrr::^  =5e  i 

!•.•:  iVvT5i:'':v*^:ic  TV'.^c  \*:'::n  n  c ::■..:  ::.r  :!;'.:  ri^r:  i.ziTrr.i  rr:  üi.ruCcrur^ir  Sät   3 


OImä|. 


888 


9hm  billigte  ht  ben  Stöbten  ba§  beutfd^e 
^m  empor,  bem  ^nbel  unb  ®ttottht 
üib  Stifel^  Derliel^en,  unb  biefe  Sntnrfde- 
A  6tdbtetoefend  im  beutfd^en  Sinne  geigte 
nentli^  oud^  in  Olmü^,  meld^eS  überl^upt 
tit  bem  12.  3a^r]^mbert  olS  SanbeSl^onpt- 
on  SRöl^ren  5U  betrachten  iji.  S)tefe  ißer- 
e  berührten  aud^  bod  SiStl^um.  2)ie  St« 
toeld^  bolb  meijlend  bem  ^ö^em  9bel  mt- 
n,  firebten,  eS  bem  Sürgertl^um  t)oran5ut]^un, 
emobmen  bon  ben  Königen  bie  l^öd^ften  po« 
i  IRanbQte.  mie  bereits  SBifd^of  Stöbert  al8 
Biter  be9  ffönigS  baftel^t  Sine  fold^e  @tel« 
m^te  bei  aSem  ftugem  ©lanje  bod^  auä), 
nbere  möl^renb  bed  Streites  ^toifd^en^aifer- 
nb  ^ßapfttbum,  mmtd^erlei  ©efa^r  mit  fi(b 
L  SBenig  fd^eint  namentUd^  qu^  bie  qH- 
sftird^enbiSc^Iin  bobei  gemomten  ^u  l^aben. 
9lobert  erl^ielt  1239  bie  Sluf forberung,  ju 
eil,  möl^enb  boS  2)omcQ))iteI  fammt  bem 
escommunicirt  mürbe.  S)ie  t>om  Sopitel 
tHrfl^^ene  Sleumabl  toelc^e  auf  SRogifter 
n  j^el,  nmrbe  mieber  Don  ffönig  SBenjel 
[en,  unb  ber  t>on  biefem  eigenmöd^tig  sum 
ernannte  ^ilbeSb^nter  Canonicum  JFonrab 
t  ben  (Segner  unb  baS  SopiteL  3^  biefen 
.  ton  no^  bie  3nt)o{ion  ber  SRongoIen  in 
t,  meldte  1241  OImfi|  bebro^ten,  ober 
mio^men.  Srfi  1245  mürbe  ber  Streit  um 
iStbum  burd^  9(nnabme  beS  t)om  $apfte 
(enen  15.  Siruno^  @rafen  Don  @(boum« 
olftein,  ^opfteS  Don  SRagbeburg  unb  Don 
beenbet.  »runo  (1245—1281)  ift  ber 
rr  be9  ßoHegiatfiifted  in  jhemfier,  fomie 
)oIa{}erie  unb  Dier  anberer  $rö6enben  am 
)u  Olmü^.  S)a§  SiStl^um  b^b  er  auger> 
tmttenb  be^üglid^  feiner  Sinfünfte  unb  fei« 
lange«  burd&  ßrmerbung  mel^rerer  §err« 
:  ntü)  burdf)  Snid^tung  eineS  eigenen  fief en§« 
3n  ber  $oIitif  fd^Io^  er  ftd^  balb  gang  an 
[I  Ottofar  n.  an,  ber  fid^  mittels  5luf- 
j  1248  bie  ©teile  eineS  „jungem  ÄönigS 
Jj^en""  an  ber  Seite  feines  SSaterS  SDBen« 
>eS  ^beutfd^en  STOinnefängerS")  errungen 
Dtit  il^m  untemal^m  er  1254  ben  Jheuggug 
it  l^ibnifd^en  $reu|en,  unb  baS  Chroni- 
ilkavae  ad  a.  1255  fd^reibt,  mie  bem  Sö)^- 
ige  bie  (Sränbung  Don  Königsberg,  fo  bem 

Sruno  bie  Srbauung  Don  SraunSberg 
Bnmonis)  gu.  ^ud^  in  anberen  ^äUtti 
tmo  baS  Sd^mert  für  ben  ffdnig,  im  gftie- 
T  arbeitete  er  für  il^n  ©efeje  auS  unb  Der- 
bie  Don  il^m  neu  ermorbenen  ^roDingen. 
)ttofar8  Sturge  leiftetc  er  bem  neuen  §en- 
hibolf  Don  ^absburg,  alS  Stattl^alter  ber 
len  8>ölfte  beS  jejt  in  gmei  Stattl^altereien 
31  Tläixtn  ebenfo  treue  ®ienfte.  Seine 
i^e  am  gmeiten  fiQoner  Soncil  1274  mag 
t  and^  Dormiegenb  ber  ^olitif  (ffaifermal^l) 
I  l^ben;  ber  Serid^t  jebod^,  ben  er  im 
«ndJHor  an  ben  ^apft  fanbte  unb  ben  9iaQ« 


tfalb  (Annal.  ad  a.  1273,  n.  6)  mittl^eilt  geigt,  mie 
er  nid^t  blog  bie  politifd^en,  fonbem  aud^  bie  tird^» 
lid^en  ©ebred^en  feiner  SAt  tDoffi  erfannte.  —  S)ie 
Seit  ber  nöd^jlen  Sifd^dfe  Derlief  tro|  l^ftufigei 
politifd^er  Stürme  meit  rul^iger.  ßs  folgten. 
16.  Dietrid^  Don  9leu]&au8  (1281—1302),  17. 3o- 
banneS  VI.  („©alQ",  auS  bem  ®efd^Iedf|te  bei 
SBalbftein,  1302—1311),  18.  «ßctruS  H.  (ßxa" 
bamicg  Don  SommJ,  1311—1316),  19.  fton- 
rab  L  (1316—1326),  20.  ^einrid^  HL  (auS  bem 
böl)mifd^en  ©efd^Ied^te  ber  Serfa  Don  2)uba,  1327 
bis  1333),  21.3obanneSVn.  („SSoIer,  einiüe* 
gitimer  Sproffe  ffönig  SBengelS  IL,  1334  bis 
1351).  Unter  bem  fie|lgenannten  fanb  1344  bie 
Srbebung  $ragS  gur  SRetropoIe  ftatt;  biefer  mürbe 
au^er  OImü|  nod^  baS  neu  errid^tete  SiSt^um 
fieitomifd^I  unterfteUt,  gu  beffen  Sprengel  bie  Ol* 
mü|er  ^iöcefe  30  $famien  abtreten  mugte. 
22.  So^anneS  vm.  (Döfo  Don  SBIafc^im,  1351 
bis  1364)  mürbe  1364  auf  ben  ergbifd^öflid^e^ 
Stülpt  Don  $rag  poftulirt.  23.  3o^anneS  IX. 
(Don  9leumarlt  in  Sd^Ieflen,  1364—1380)  mar 
Dorbem  Sifd^of  Don  fieitomifd^I  unb  Jtangler 
ÄarlS  IV.  gemefen.  ©iefer  Derlief  il^m  für  M 
unb  feine  !Rad&foIger  ben  nod^  jie^t  üblid^en  Xitel 
Comes  regiae  capellae  Bohemiae,  mit  meinem 
baS  Siedet  ber  ff  önigSfrönung  unb  ber  Praefectnra 
in  sacris  an  ber  fdniglid^en  ffapeUe  gu  ffariftein 
mal^renb  ber  9lnmefent)eit  beS  ff önigS  bafelbft  Der- 
bunben  mar.  Unter  Sol^anneS  IX.  lamen  Slugu« 
fliner«S]^or]^erren  in  Stemberg  unb  ^uguftiner« 
gremiten  in  93rünn  auf.  6r  ^interliefe  mel^rere 
Sd^riften  Juribifd^en  SW^alteS  unb  eine  Vita  S. 
Venceslai  (gebrudt  $rag  1644).  24.  $etruS  UL 
Oelito,  1380—1387),  Don  böuerlid^er  «bfunft 
aus  Siieberjol^nSborf  an  ber  böl^mifd^en  @renge, 
mar  1355  Si{d^of  Don  (Sbur,  1368  IBifd^of  Don 
fieitomifd^I  unb  1372  Srgbifd^of  Don  ^Ragbeburg 
gemorben;  ba  aber  illius  mores,  utpote  qui 
Bohemns  erat,  indigenis  non  congmebant 
(Augustini  Series  Episcop.  Olomnc,  ed.  Rich- 
ter, Olomuc.  1831,  122),  fo  gab  er  9Ragbeburg 
1381  mieber  auf  unb  nal^m  baS  SiStl^um  OImü| 
an.  Sr  l^atte  baSfelbe  balb  gegen  bie  ®emalt- 
t^ötigfeiten  SBengelS  beS  gfaulen  gu  Dertbeibigen. 
S)aS  fird^Iid^  Seben  f örberte  er  burd^  neue  fflofter- 
grünbungen.  25. 5KicoIauS  (^be  ^ruffia",  1388 
bis  1397),  Don  ffonftang  nad^  OImü|  berufen, 
unb  nod^  mel^r  26.  2(o^anneS  X.  ORrag,  1398 
bis  1403)  merben  ber  iBerfd^Ieuberung  unb  Se« 
raubung  beS  ff ird^enguteS  befd^ulbigt,  l^anbelten 
aber  mol^I  beibe  nur  unter  bem  2)rud(e  ber  fel^r 
ungünftig  gemorbenen  ffierl^ältniffe.  27.  SabiS- 
lauS  (8acef  Don  ftramaf ,  1403—1408)  Dermodftte 
nur  gum  Sl^eile  bie  entftanbenen  Sd^äben  mieber 
gut  gu  machen.  S)efto  ärger  oerfürgte  bie  SiS- 
tl^umSgüter  ber  berüd^tigte  28.  ffonrab  n.  (Don 
Sed^ta  aus  SBeftfalen,  1408—1412),  ber  1412 
baS  grgbiStl^um  ^rag  übemal^m  unb  bort  bie  auS 
ber  &ufitengefd^i(^te  befanntc  traurige  ä^olle  eines 
8q)oPaten  fpielte  (f.  b.  3lrt.  ^u^xttn  VI,  487). 


27 


7  • 


889 


Olrnü^. 


840 


Slud^  fein  !Rad^f olger,  ber  aud  bem  böl^tnifd^en 
9lbeI8gefd^Ied^te  ber  99umi|  flammenbe  ^atriard^ 
t)on  9ntio(i^ien,  29.  SBenceSIaug  („RialxV,  1413 
bis  1416),  tüot  mit  feiner  eitlen  ^run!fu(i^t  !aum 
ber  redete  SRann  für  biefe  3^it,  obiool^I  bereits 
unter  tl^m  bie  anlöglid^  ber  l^ufttif d^en  SBirren  be« 
rufene  S^nobe  Don  Sßifd^u  gel^alten  niurbe, 
meldte  QuSgejeid^nete  Statuten  erlieg.  —  2)ie 
l^ufitifd^e  Semegung,  meldte  ftd^  l^auptföd^Iid^  Dom 
Stoube  ber  Jhrd^en-  unb  ftloftergüter  nö^rte,  unb 
ber  fid^  tl^eilS  quS  Seutegier,  tl^eifö  in  ber  Hoff- 
nung, bie  unumfd^rönfte  Waä)t  über  Sonb  unb 
fßolt  an  ftd^  )u  rei|en,  ber  größte  Xl^eil  be§  bö^- 
mifd^en  unb  mäl^rifd^en  ^belS  angefd^Ioffen  l^atte, 
erf  orberte  ie^t  für  baS  bif  d^5f  lid^e  3lmt  einen  Sßann, 
ber  ,,bie  ^eerbe  nid^t  nur  ju  toeiben,  fonbem  ntel^r 
nod^  gegen  bie  reigenben  S&ölfe  ju  Dertl^eibigen  im 
©tanbe  mar''.  Sin  fold^er  fanb  fid^  für  Olrnü^ 
in  30.  aolftanneS  XI.  (Don  ^rag,  1416—1430), 
befannt  unter  bentSeinanten  „ber  Sifeme''.  6d^on 
atö  93ifd^of  Don  Seitomifd^l  toax  er  auf  bem  Son« 
eil  Don  ftonftan)  mit  feiner  Sl^atfraft  unb  mit 
feinem  flaren  SinblidCe  in  bie  @d^lid^e  ber  ^uftten 
für  biefe  ber  gefürd^tetfte  (Segner  geworben  (f.  b. 
«rt  Hufiten  VI,  472  ff.).  SBäl^renb  nun  bie 
ürd^Ii^  treue  SRel^rl^eit  begOImü^erSapitelS  ben 
bereits  Dom  €onciI  jum  9lbminiftrator  ernannten 
SobanneS  poftuUrte,  moUte  ftönig  Sßenjel  ben 
SB^fd^el^raberSanonicuS^lfo  (SIbert)  einbröngen, 
unb  bie|  ergab  einen  breiiöl^rigen  ftampf ,  in  totU 
d^em  aud^  bie  6tabt  Olmü^  immer  gegen  ^Ifo 
unb  beflen  l^ufttifd^en  ^nl^ang  ftanb.  3n  benmei- 
teren  jf öm))fen  mit  ben  ^uftten  ermieS  fid^  93ifd^of 
äol^ann  nod^  mel^rfad^  al§  „^ufttenfd^red",  unb 
felbft  3U!a,  ber  „©ieger  in  30  ©d^Iad^ten",  mugte 
Dor  il^m  bie  Belagerung  Don  ßremfter  aufgeben 
unb  3)^a]^ren  enblid^  räumen.  2)er  eifeme  93tfd^of 
Derftanb  inbeg  nid^t  nur  baS  ©d^mcrt,  fonbem 
aud^  bie  gfcbcr  trefflid^  ju  führen.  31I§  ©d^riften 
Don  il^m  merben  genannt  unb  als  saluberrima 
yolumina  gerül^mt :  Linea  salutis  unb  Exem- 
plar salutis.  2)a§  SBertrauen  5U  il^m  bemog  ba§ 
$rager  2)omca))iteI,  i^  nad^  ber  ^Ipoftafie  fton« 
rabS  Don  ißed^ta  ^um  ^bminiftrator  beS  Sr^biS« 
tl^umS  )u  n)ä^Ien,  unb  1426  seid^nete  il^n  !D?ar« 
tin  V.  burd^  bie  6arbinal§tt)ürbc  auS.  ^ud^  fein 
9Jad&foIger  81.  Äonrab  HI.,  vulgo  Äunj  Don 
3tt)ole  (1430—1434),  Dorbcm  ganonicuS  in 
$rag  unb  2)ompropft  Don  Olmü|,  n)urbe  gum 
^bminiftrator  Don  ^rag  gemöl^lt.  Sr  nal^m  eine 
Seitlang  eifrig  tl^eil  an  ben  auf  ©d^Iidfetung  ber 
böl^mij^en  SBincn  gcrid^tetcn  arbeiten  beS  Kon« 
cilS  Don  Sajel,  möl^renb  bal^etm  jhemfier  ein 
Staub  ber  f)uftten  nmrbe.  9Rit  SOtül^e  unb  unter 
Dielfad^en  ff ämpfen  mit  ben  §ufiten  Dcrmod)te  ber 
»ürbige  82.  ?paulu§  (DonlDZUicain,  1485—1450) 
einige  ber  geraubten  ®üter  mieber  ^urüd  gu  er« 
n)erben.  S)a  aber,  feit  bie  (d^roff  nationale  Sien« 
beug  beS  ^ufttiSmuS  gebrod^en  xoat,  bie  im  Utra« 
quiSmuS  gemilberte  t^form  beSfelben  um  f o  größere 
Sfortfd^ritte,  felbft  aud^  in  ber  Sifd^ofSftabt,  ge- 


mad^t  l^atte,  fo  gebadete  fd^on  Sifd^of  $auIuS  ^ 
au  beren  Sefel^rung  ber  ^ilfe  bieS  ^L  äol^omNl 
Don  Sapiftran  (f.  b.  9lrt.)  gu  bebienen.  Utto 
33.  äo^anneS  XIL  (Cm).  auS  Srfimt,  1450  M 
1454)  fam  Sopiftron  1451  nad^  0(mfi|  imb  h- 
f eierte  in  einigen  SBod^n  4000  ^ußtm,  nsler 
il^nen  aud^  SDlitglieber  beS  SbelS.  3wr  (Ertimenoie 
an  fein  Sßirfen  tt)urbe  balb  nad^l^er  in  OUmtjf  eis 
SfranciScanerflofter  erbaut  84.  SBol^IauS  (im 
Stoole,  1454—1457),  ein  gelehrter  Canmiiß  mb 
©d^riftfteller ,  fe|te  baS  Sefe^rungSiDerl  fod. 
©d^mierig  ttKir  bie  ©teKung  beS  85.  $rotapil 
(Don9oS!ott)i^,  1457—1482)  gegenüber  bem  M^ 
fd^Iagenen  ®eorg  Don  $obiebrab.  9kd^  bef^n 
Srud^e  mit  Stom  grünbete  Sifd^of  $rotafi  kol 
9lbelS-  unb  ©töbtebünbniB  gegen  tl^n,  tDdd^boR 
SRattl^iaS  SorDinuS  Don  Ungarn  ben  Sefi|  M 
anäl^en  einbrad^te.  S)ie  Seit  Don  1482-1487 
niirb  als  3nterregnum  betrod^tet.  S)et  {uerfl  «it 
bem  SiStl^um  Olmü^  betraute  äol^nneS,  9t{4of 
Don  ©ro^marbein,  trat  balb  in  ben  t^fronciScoaa- 
orben  ein ;  auf  ®runb  beffen  beanfprud^te  3niP> 
ceu)  YUL  baS  Sted^t  ber  apofblifci^en  $roDi{i0ii 
unb  Derliel^  baS  SiStl^um  bem  Corbinal  9Itiefl 
S)a8  S)omca))itel  l^atte  inbeffen  ben  geld^ 
93o]^ufIatt)  Don  Sobfomi^affenftein  gemäl^  fb 
beffen  ^nerfennung  oud^  ftdnig  SobiöIouS  m 
ftaifer  t^ftiebrid^  m.  ft^  in  Slom  DenoenbdfR 
2)ennodt)  Derliel^  Sllesanber  VL  nad^  ber  Steftg!» 
tion  Slltieri^S  Olmü^  an  feinen  Steffen  (BioDomi 
93orgia,  meld^er  bereits  in  Spanien  unb  Stolia 
mehrere  SiSt^ümer  befa|.  3ule^t  fanbte  bol 
Kapitel  ben  auSgejeid^neten  danonicuS  ©tomfi- 
lauS  X^nx^o  nad)  SRom,  unb  biefem  gelang  c9 
nad^  jal^relangem  Semül^en,  bte^lefignation9o^ 
gia'S  5U  erzielen  unb  bem  2)omcapiteI  baS  fceii 
Sßal^Ired^t  gurüd  )u  eüoirfen.  2)iefeS  iD^Qt 
bann  ©taniSlauS  felbft  aum  Sif d^of .  86.  ©tonifi- 
lauS  I.  (Xl^urao,  1497—1540),  einem  rei(^ 
ungarifd^en  ©efd^Ied^te  entfproffen,  enoarbaHm^ 
bie  nod^  Derpf anbeten  ober  fonftentfrembetenSit- 
tl^umSgüter  lieber  )urüd(.  91S  ürd^Iid^er  ObcD' 
l^irte  l^atte  er  eS  Dor  9lIIem  mit  ber  Sefömpfung 
beS  in  ber  3eit  beS  äntenegnumS  üppig  emtN»» 
gcn)ud^erten  ©ectentl^umS  )u  tl^un.  S)er  C^unuunS« 
muS  beS  auSgebenben  15.  Sal^rl^unbertS  batte  unter 
bem  Olmü^cr  SleruS  ^ablreid^e  SSertreter  gefunbem 
fd^eint  aber  ber  ürd^Iid^en  ®löubig!eit  bier  loenig 
geföbrlid^  gemorben  ju  fein.  93ifd^of  Zbur^o  tm 
felbft  ©önner  biefer  SRid^tung;  bei  ibm  mürbe  einfl 
ber  gu  t$u^  5ugen)anberte  Ulrid^  Don  ^utten  ga^« 
lid^  bemirtbet  unb  mit  reid^er  ffleibung  unb  einen 
)röd^tigen  9ioffe  be(d^en!t  entlaffen;  er  fd^ö^  be- 
onberS  bie  ©d^riften  SraSmuS'  unb  fanbte  bie- 
em  mand^eS  foftbare  ©efd^enf,  mogegen  Srofi- 
muS  ibm  in  Derfd^iebenen  ^Briefen  SJob  fpenbeti 
unb  ibm  aud^  feine  Ausgabe  beS  ^liniuS  nribmctt 
tßon  anberen  Ölmü^er  C)umaniften  (DgL  über  ffa 
Monse,  Infulae  doctae  Morav.,  Bnmae  1779, 
80  sq.)  ift  befonberS  gu  nennen  ber  S)ompropf 
Suguftin  ff  Öfenbrot,  genannt  SuguftinuS  Olorntt 


841 


Olmfi^. 


842 


(mfü,  ber  in  h&l^fteflen  SBejtel^ungen  jlanb  mit 
Anrob  CcIteS  unb  mit  ber  geleierten  SonaugefeU- 
{^oft  in  SEBien,  ber  erften  toeitl^in  tbirfenben  ißer« 
tRtang  bc8  Humanismus  in  Oefterreid^.  SBon  il^m 
^gebrudt:  Dialogus  indefensionem  poetices, 
Ycnet  1498 ;  Literae  contra  perfidiam  Wal- 
faiBiiim,  Lips.  1510 — 1512;  Series  seu  Cata- 
lopuEpiscopomm  Olomacensium,  bei  Freher, 
Soiptt  Benim  Bohem.  antiq. ,  Hanoviae 
1602,  unb  mit  fritifd^em  Sommentar  unb  Srgön- 
|ai({m  ausgegeben  Don  gf.  X.  SRid^ter,  Olo- 
■neu  1831  (ogl.  über  i^n  J.  O.  Böhmius,  Au- 
gmtimis  Olomuo.  etc.,  Dresdae  1758).  ißon 
baSccten  mor  bamalS  bie  ber  böl^mifd^en  Srüber 
(f.b.)[rt.)  bie  bebeutenbfte;  biefe  litten  ftd^  unter 
bn  Mrf^iebenften  92amen,  befonberS  aud^  als 
.Solbenfer''  unb  ^^icorben'',  namentlid^  imnörb- 
fUlin  Starren  fel^  Derbreitet  @ie  grünbeten  ^a^U 
wiSß  unb  gute  Sd^ulen  unb  }ogen  burd^  biefe 
iic  bun^  i|re  f d^dnen  ffird^engefönge  unb  burd^ 
l/äftmd^,  b^S  Sßefen  il^rer  Srrle^ren  gen)ö^nlid^ 
MMenbe  S)ru^d^riften,  bie  pmeift  in  Sfoli^ 
Bsb  in  $ro^i^  aufgelegt  muroen,  baS  SBoH  an. 
ScoRi  fie  tmirbe  1499  ber  Dominicaner  |)einrid^ 
3ipitoriS(f.  b.  ^rt.)  aufgeboten,  meld^er  nad^  i^ren 
Sd^ften  fa^nbete  unb  mit  einigen  i^rer  ^öu^ter 
iBCImüjf  biSputirte.  S)ie  S)iSputation  ift  gebrudt 
mita  bem  £itel  S.  Romanae  ecclesiae  fidei 
defensionis  Gljrpeus,  Olomucii  1501.  SRel^r 
cqidte  gegen  fie  9)iid^of  %fyxxio  auf  bem  Sanb- 
toQe  Don  Srünn  1505,  toie  auf  bem  Don  $rag 
1508,  inbem  er  ^ier  toxt  bort  ein  SBerbot  biefer 
Scde  nnb  i^rer  SonDentifel  burd^fe^te. 

ftmm  UKiren  bie  neuen  ^uSmüdife  beS  alten 
&(|tttnt^mS  menigflenS  gefepd^  niebergebrüdt, 
öä  in  SRöbren  baS  Sutl^ert^um  einbrad^.  3m  3. 
1522  prebigte  Dr.  ^ul  @peratuS  auS  ber  3)i5- 
(e|e  9ug§burg  mit  S^enel^migung  beS  ätat^eS  in 
äsbtt,  unb  binnen  einem  Saläre  fatte  baS  Sutl^er- 
4nm  in  biefer  @tabt  bie  Oberl^anb.  Jtönig  fiub- 
ttig  Derbot  mieberbolt  jebe  religtöfe  Steuerung  unb 
R^  aud^  nod^  1528  Don  ben  Sglauem  baS 
9n|pre(l(|en  beS  ©el^orfamS.  @peratuS  prebigte 
bonmf  in  Xnbitfd^  unb  anbenoörts,  D)urbe  aber 
opifen  unb  nad^  <OImü(  gebrad^t.  $ier  n)urbe 
ff  beS  SrrglaubenS  überfül^rt  unb  Dom  Könige 
iBn  Sfeuertobe  Derurtl^eilt,  auf  Sermenbung  ber* 
tnragenber  Calistiner  jebod^  jur  ^uSmeifung  be- 
ÜBoMgt;  nur  eine  SnjabI  lutberifdier  6d^riften 
^Brben  in  Olmüfc  bffentlid^  Derbrannt.  Salb  er- 
flJBeten  ftd^  inbe{[  neue  ^poftaften,  aud^  aus  bem 
Oral  ®er  in  3glau  geborene,  1509  orbinirte 
oib  fd^  1517  }um  SBetbbifd^of  in  Olmü^  er- 
loinie9lartin®öfd^I,  augleid^^ropfl  beS92onnen- 
bfieiS  Unter>^ani(,  b^iratete  eine  9tonne  biefeS 
lofierS  unb  lebte  bann  in  9{i!oISburg  als  SBieber- 
Mifer.  Um  biefe  Seit  flrbmten  in  SJtöbren  @d^n)är> 
Kr  ans  ollen  Sönbem  jufammen,  bie  im  ^na- 
fipfiSmuS  einen  IBereinigungSpunft  fanben  unb 
kr  Dof^iebenjlen  unb  örgften  ©reuel  befd^ulbigt 
Miben.  9n  @öfd^I  rid^tete  Salt^afar  ^ubmaQer 


1526  feine  ©d^rift  „6in  d^rijlenlid^e  Seertafel, 
bie  ein  tjeWid&er  ajlenfd^,  ee  er  im  SBaffer  getauft 
ttirb,  Dor  willen  fonte\  ©öfdftl  würbe  nod^  1526 
ber  bifd^öflid^en  SBürbe  entüeibet,  barauf  fieben- 
mal  ber  Sortur  unterzogen  unb  bann  bem  ^ifd^of 
^ur^o  gu  lebenSIönglidder  ^aft  übergeben.  S)aS 
ftlofter  ^ani^  würbe  aufgeboben.  ®egen  bie 
aSiebertäufer  erwirfte  Sifd^of  Xl^urjo  erft  1540 
ein  ftrengeS  SSerbot  Don  Seiten  beS  Olmü^er  Sanb- 
tageS. — ®em  gleid^faflS  gele^rtenSifd^of  37.Ser- 
narb  (3oube!,  1540—1541)  folgte  38.  3oban- 
neSXUI.  (SubroDiuS,  1541—1553),  ber  be- 
fannte  SSerf affer  ber  guerft  s.  1.  [^rofenifl  1552  unb 
fpöter  Wieberbolt  gebrudten  Historia  Bohemiae. 
SBie  er  fd^on  als  SanonicuS  bem  93ifd^of  Xf^nx^o 
ber  befte  ätatl^geber  gewefen  war,  fo  würbe  er  als 
Sifd^of  Don  ^aifer  gferbinanb  }u  ben  wid^tigften 
©efdböften  Derwenbet  unb  mad^te  ftd^  inSbejonbere 
um  Die  ^bwel^r  ber  dürfen  wieberbolt  fe^r  Der« 
bient.  ^ud^  gegen  bie  ©ectirer  fd^ritt  er  fräftig 
ein.  2)ennod^  na^m  unter  39.  SRarcuS  (ffübn, 
1553—1565)  ber  Abfall  wicber  bebeutenb  ju.  3n 
Olmü^  traten  unter  bem  @d^u^e  beS  ©tabtrat^eS 
!D{önd()e  unb  9{onnen  auS  bem  fllofter,  meh- 
rere ^faner  unb  (1555)  ber  2)omberr  ffunqel 
prebigten  im  @inne  ber  ^Reformation;  aud^  bie 
$icarben  trotten  bem  Verbote  ber  SSerfamm- 
lungen.  2)ie  1564  Derfünbete  ürd^lid^e  ©eftattung 
beS  Saienfeld^eS  mad^te  aud^  baS  Uebel  e^er  fd^lim* 
meralSbeffer;  ber  UtraquiSmuS  wud^S,  unb  unter 
feinem  92amen  barg  ftd^  Dielfad^  ber  DöIIige  $ro* 
tcftantiSmuS.  ©e^balb  berief  40.  93ifd&of  SBil- 
belm  (^rupnoWSfp  Don  SBicjfow,  1565—1572) 
aus  SSien  bie  3efuiten.  ®iefe  eröffneten  fd^on 
1566  eine  ©d^ule  mit  Dicr  fflaffcn  unb  balb  bar- 
auf ein  ©cminar  f ür  Xbeologen.  1569  battcn  fie 
ibr  großartiges  SoHegium  DoQenbet;  mit  biefem 
würbe  ein  abeligcS  SonDict  Derbunben,  eine  fünfte 
unb  fed^Ste  jflafje  unb  1574  aud^  bie  ^b^^^f^Pb^^ 
angefd)loffen.  SDurd^  ein  ^riDileg  9Ra|:imiltanS 
erbielt  biefe  ©rf|ule  fd^on  1574  ben  Sang  einer 
UniDerfität.  5Rebenber  wirften  bie  3efuitcn  Diel 
burd^  ^rebigt  unb  prunfDollen  ©otteSbtenfl  }ur 
Sefel^rung  ber  Serirrten;  feit  längerer  Seit  würbe 
ie^t  5um  erften  5IKalc  wiebcr  bie  QfrobnleicbnamS- 
proceffion  feftlid^  begangen.  ^IS  Sif^öfe  folgten: 
41.  ber  gelebrte  3obanneS  XIV.  (©robe^f^,  1572 
bis  1574),  42.  SbomaS  ^IbinuS  (Don  ^clfenberg, 
1574—1575),  43.  3obanneS  XV.  (TOe^on  Don 
Seltfd^,  1576-1578),  44.  ©taniSlauS  H.  ?Paw- 
lowsfp  Don  ^awlowi^,  1579—1598).  ®ie]cr 
erhielte  in  ber  SBieberberfteÜung  beS  fatbolijd^en 
Kultus  innerbalb  ber  ©iöcefe  reid^e  6rf olgc,  tro J- 
bem  bie  Don  einem  Z.'i^txU  beS  ^bels  gefdiü^ten 
^icarben  immer  wieber  mit  neuer  ftübnbeit  auf- 
traten. ®egen  fie  unb  überbaupt  ju  bem  S^tdt, 
bie  Äird^enbiSciplin  im  ©inne  beS  in  ber  ©iöcefe 
biSber  Weber  promulgirten  nod^  recipirten  6^oncilS 
Don  Srient  aufjurid^ten,  würbe  1591  eine  ©^n- 
obe  in  Olmü^  gebalten.  S)aS  Sapitel  Don  ftrem- 
fier  Derbanft  biefem  Sifd^ofe  eine  fbrmlid^  9leu- 


843 


Olmü];. 


844 


grünbunn;  beu  Sifd^öfen  t)on  Olmü^  aber  tDurbe 
uutrr  i()ni  burd^  fiatfcr  SKuboIf  II.  ber  t)on  Seiten 
ber  4>ftrctifer  beftrittene  gürftcnranö  mit  bcm  3:itel 
Dux  ot  Prinoopa  S.  Rom.  Imp.  für  alle  3^itcn 
rniruert.  äUül^renb  ber  afatl^olifd^e  Sbel  in  2iBö^- 
nien  nnb  ÜD{äl)ren  unter  ber  gforberung  aUgcmeiner 
!McIt(iii)nä|reiI)eit  immer  mel^r  ber  9tet)olntion  }u- 
trieb,  fo^  auf  bem  Olmü|^er  93ifd^ofSftult)1 45.  Sar- 
binnl  ^ran),  f^ürfi  Don  3)tetri(^)tein  (1599  bis 
16«6),  ffr  imu  ein  fiieblina  ElemenS' ^^[U.  unb 
bei}  bl-  ^i^l^nipp  9ieri,  rourbe  fc^on  im  ^lueiten  äal^re 
miA  {einer  Orbinution  mit  bem  ^^nrpur  gejci)müdt ; 
(1599)  unb  balb  baniuf  jum  ^ijc^of  bonOlmü]; 
(leiuäblt.  ^li$  folcber  leiftetc  er  ben  Jlaifern  9iu- 
bolf  IL,  'l>{attbiad,  gerbinanb  IL  unb  gerbi- 
nanb  111.  unter  ben  {Amieri^iften  ^er^äUniijen  | 
bie  loicbtiiiitcn  ^ienfte  unb  trat  ftetS  für  bie  Kein- 
erbaltun^i  ber  YatbDli{d)en  9teU^ion  ein.  @r  t^er- 
mittelte  jmifdKU  9Jubolf  IL  unb  'riattbiaS  unb 
benutze  bie  (i^unft  bed  le^tent  jofort  jur  ireitem 
^i^crbniniiunvi  ber  Seciirer  üu$  ber  Siöceie.  ä?üb« 
renb  b6$  'Jlniftanbe^,  befjen  '^lu^brnd)  }u  uerbinbcm 
er  jid)  pcr)'i>nUit)  in  "^.^rcj;)  bemübt  batte,  trurbe  er 
uon  ben  i^mpbreni  eine  cl<^itlangi  in  $rünn  ge« 
f auiten  CiCbalicn ;  in  Clnuip  aber,  wo  nacb  furiem 
Siberfuuibe  be«  icit  1589  iwn^  !o.ibcli»*en  Ü^atbe^ 
bie  .UiracuiKnr  ben  ^^u*d}lu!;  an  ^ic5ru^^e  er» 
^nxincten.  UM:l^eu  jucnt  bie  ;Jefi:i:en  pcnrieben 
unb  j?ioie«an:i\t?er  OHM:^^^:e^.•t  e;niU*»übn.  bann 
unier  bem  ror:: '.Ci^enb  au*  ^^r.'':cTV.:::c:i  befieten« 
ben  neuen  Äa:t:e  N:4  S'omcarirel  ai^^tuten  c:e»e5i 
unb  im  Äi:»K\*.,:e  ^er  e^:;:^e  bie  Si'fr:!:\:±vn  ^er 
SenNu>en  i'.:;>  Nr  2'i'n:?i:it<  c:::^.r::rr.    fiui 

•k  %•(•  |«K<i  »/••  i\'**'"Ä  •^»••**.*?«  •"•^*^"*  ^/r  '^•»^*  *^*^*T" ^ 

«««•fN^    «•  *••    \ji*«     O.'^jf  ••     *».*••♦  »~«    ;••    •%■  «^^     **••••  •■" 

«}'■    *    ♦*    Vf.       ^    ^*    •   >»•     «W«    *M|r>»->>»   ^>S^»>«^   J-M»»»..    1%    «.X.s«   .» 

■^^  .■■  ■«**■■  ■*  •  ^  h. 

^     •  «  «  «  «k^      a^.a.    W««*      ..•■      «a.  ««^  %«      V    \t. «•.■•«*   -ABaaba         ^a       ••••« 

^M  %.*"a«^»..*«       «    .*      ^  ^      «aa-      a.  ■■■a      «^a       ^    a»  «^   «   a  •  *       aa  ■  ■  a       ^^  a  * 

^    ^a  a  a«  «    «aa  a^  .  ^  *  **  *  #      ^'       ^   a.   a  a.* 


nod^  t)or  Eintreffen  ber  püpfllid^en  Sonftnnation 
ftarb.  2)arauf  n^ül^Ite  baS  Sopitel  tinfümmig 
47.  ben  Sol^n  ^aifer  gferbinanbS  IL,  (Si^l^ajog 
Seopolb  SBit^elm  (1637— 1662).  ffiiefer  öetan^ 
al§  faiferlid^er  gfelb^err  unb  ©tattl^olter  Don  9d" 
gien  nie  }um  Smpfange  ber  $rieflenDei(e  unb  lü^ 
baS  SiSt^um  burd^  einen  ^bminifhator  DenoaUoi; 
er  toar  anä^  baneben  nod^  ßrjbifd^of  üon  SRagbe^ 
burg^  93i{(^of  oon  $af)au,  Strasburg,  {)al6a> 
ftabt  unb  SBreSlau,  9bt  üon  ^irfc^felb  u.  i.  f.  - 
3e^t  mar  feit  ber  Sliebertterfung  bed  (Sectent^ 
unb  ber  $rofcription  feiner  9n|änger  bie  9Rai^ 
ber  %e)i|  unb  ba§  andere  Slnfe^en  beS  SBiid^ 
unb  im  $er]^Itni|p  audti  beS  gefammten  geifUi^m 
<5tanbeS  in  Olrnü^  oufd  ^ö(^|le  gefhegen.  Sie 
Stabt  felbft  üerlor  amar  fci^on  feit  1636,  ba  %a^ 
binanb  IL  bie  neue  SanbeSregierung  in  Srümi  n^ 
rid)tete,  ibren  6b<^ra^cr  old  Sanbed^ouptitoM; 
aud)  bie  bürgerlid^e  gfreibeit  uwr  mit  ber  t«f 
fdiaftberabfolutenXegierungbabin.  Sonnna^fniai 
1642  bie  ecbmeben  9?efi|  üon  ber  Stobt  md 
bäumten  in  berjelben  berort,  baß  bei  ibrem  Hbjage 
1650  pon  ben  77  abeligen  unb  geiftli6en  ^ttjan 
nur  nocb  23  unb  Don  ben  623  bürgtrli^hi  14ö 
beirobnbar  iraren ;  bie  Crbenrleute  Darm  fan  aOi 
üernicben,  bie  fiird:cn  un^  filfuer  misgcxcizbt; 
1647  n^artn  von  ben  Sdbnxben  einsid  ^jnäfi 
al4  100  3is:gen'  $i:i:er  vr^  entere  Säcfie  ani 
ben  ftlc'lcn;.  ^aIl^l:«r  bie  b<»cr.^e^§  tr^hin 
StMicrbe!  ^er  3«»'.:t:er.,  kzi^vt^^.  rc^^e^  im 


cr:sfr  ibeil  Nir^n  ein*  c::»  !:<=:  SSece  codi 


Nr  t:^i  eierte  ur^  ^ii  CrN-  in  ^^:  fei 
N:;rj::^.    2:e  'c:'i:'i  r=r:^  rur  crd  dea 

la.la.a.        ..-X        1.;*..-.,..       l^fX      ..         ,«.^ ^  ^^4,       J^ 


k  •  «  • 


•  v»V   «***•   W-    %«t 


V.v...,-.,      ,, 


■  Wa'aa».  a^^«     • 


N: 


N: 


V*' 


'tf!      * 


■••     l»-      ••    ••        aaaX 


».«^^  A--«^aa.--     .....         ^        va.     «a.a        a«  V^a  a  «    a  ■  -        ^«« 


^»     -1»      a  rt- 

«^.-••»L     ^%.     ^.M     mV-^i*     •■  v^--       ■*.     .«.       «•«  ^—  ^ « ^ 

.  a   •       ^,,  «I  »rV  '•,•*•■        ;    •        — •  •         ..    .     a    «  »    ..••.,.,»  .  -»   ^  ^l'" 

a««..Ia.         ,L>1  I.      ..>.:V.*.«  I.         .-.  ^.  -    .     .V,  ..■■.  aU_ 

,,         •   ^«       .     I       «  >«v     .     •         ■■    ^,«        *|   >,    .;  "     'T  ^1»      i.**"**»'  -...--        taa  * 


»•■ 


fC;rr::a    -i".!  Är-i»r:.:3.-.rln  ici  fz  2 


^  ..«a.a        a       a^..         ^    ..  «  -    .  ■       a 


■    %     a.«  .a 


i .: 


*.      '««a     «a      •a..a.a'-.    a^,«      a|^.—  a..a-   »   T|t»T         "•^"'^         ^1  »^      ^ 
a..«  -^-.   ^  _   a  .      ^_  .  ««_       ^  '  I     a  I      ^  _«aL  t     i  I  «i*K«A      *m' 

nn  -er  ■'.^:  :_:*  •::  i'i iimr  lurrrET^e  Öcs* 
:jtr:  -u.:e.  Jr  J.  lf.>."  rlI^^:  xcir  !=i  icäaa 
:::7a  crcn-'^r:::.    C.:.  IL  £vrrncr    zti^Äas:  Mi 

:>.:::  ijcl  :^r:T  .■_•::' ■.■.rrr  Ci-"t:i:n  "3  :ex  SsnfJB 


^i','      _  *.»      1^:  2*rr 


-  TC*. 


-'  — >..» 


:»:r?rxiiiir  "ii  äxctrciücr 


OImü|. 


846 


m  ciitfdilbten  geifißd^en  @t)eciaIcommif  fton, 
^  IMfi  Don  9Sien  unb  Hitag  unb  20000 
Jen.  50.9if(i&of  ^atlUL^  C^erjog  t)on  Sotl^- 
imb  Sor  (1695—1710),  toar  sugleid^ 
[  um  Odtiobräd  unb  tourbe  1711  Chir- 
on Xrier.  51.  SBolfgang  ^oxmbal  ®raf 
j^rottenbad^  (1711— 1738),  toax  ein  from- 
leneifdger  Ober^irt  unb  tourbe  als  Äron« 
id  Don  ifaifer  ftarl  VI.  mit  mid^tigen  Su- 
iten betraut  52.  Sacob  (Sm\l  ®raf  t)on 
ijtein  (1738—1745),  öorbem  93i|(i^of  Don 
,  flbte  perfdnlid^  bie  ^flid^ten  eined  @eel- 
ieftetft  unb  Srmenoaterd  auS;  1745  touxht 
Mfd^f  Don  Salzburg.  Sg  folgten  nod^  bie 
|e:  53.  gferbinanb  3uliu8,  ®raf  Don  Stoßet 
-1758),  feit  1747  garbinal;  54.  2eo- 
L  gfriebrid^.  ®taf  Don  Sgfl^  unb  ^ungerd- 
1758—1760),  unb  55.  aRajimüian,  ®raf 
tmüton  (1761—1776).  2)ann  n)urbe  burd^ 
^  SuQe  Dom  5.  92ou.  1777  Olmü^  }um 
t^m  erhoben  unb  ouS  feinem  Sprengel  bag 
gonbidtl^um  99ntnn  (f.  b.  ^rt.)  auSgefd^ie* 
i)er  erfte  Srgbifd^of  toar  56.  ^nton  S^eo- 
tttf  Doneottowbo-SBalbfee  (1777—1811), 
•03  CarbinaL  Unter  il^m  tourben  burd^ 
1^  Snorbnung  in  Olmü^  allein  8  ^löfter 
>bfn  unb  18  ftird^en  gefperrt.  S)urd^  bie 
(uif^bungen  litten,  toxt  Don  ß^ttgenoffen 
ttirb,  aufs  ßmp^nblid^fte  bie  ©etoerbe- 
)en,  bie  @tubirenben  unb  bie  %rmcn.  Sie 
Sebäube  aber  mürben  in  ber  t^folge  l^aupt« 
)u  militörifd^n  3iDed(en  Dcrmenbet,  unb 
(enge  Sifd^ofSfiabt,  meldte  nad^  ber  ^b- 
edtlleftend  an  $reu|en  feit  1742  in  eine 
Jren^fejhtngDermanbeltmorbenmar,  mürbe 
me^mlid^  ®amifon[tabt  9lud^  bie  Uni- 
mürbe  1778  nod^  ^rünn  übertragen  unb 
ein  afabemifd^e§  SQceum  Dermanbelt.  S)er 
Ei^bifd^of  57.  SDIaria  Xl^abböuS,  ®raf  Don 
aannSborff  (1811—1819),  mar  Dorbem 
'  Don  ftöniggrö^  gemefen  unb  mürbe  1818 
oL  @ein  9la(§folger  58.  Srjl^ergog  unb 
ül  Shibolf  3o^nn  (1819—1831)  erhielte 
)ie  SBieberl^erfteQung  ber  Unioerfttöt  in  Ol' 
Bonn  folgten  59.  gf^tbinanb  SKaria,  ®raf 
(ote!  (1832  —  1836);  60.  aKajimilian 
,  Saron  Don  Sommerau-Sedtl^,  &irbinal 
-1853);  61.  gfriebrid^,  Sanbgraf  Don 
iberg  (1853—1892).  3)iefer  lie6  bie  ©om- 
n  großartiger  SBeife  reftauriren,  grünbete 
ibenfeminar  in  ffremfter,  förberte  bie  Sn» 
l  }a^Ireid^  religiöjen  ®enoffenfd^aften  in 
Jcefe,  forgte  für  bie  5lufbe[ferung  ber  Sage 
cbS  unb  mürbe  1879  Sarbinal.  S)er  |e^ige 
|of,  62.  Dr.  3:i^eobor  R6f)n,  ermöl^U  am 
nbcr  1892,  ift  1845  in  SBfesnt^  al§  @obn 
id^  SÜem  geboren  unb  mar  Dorbem  $rO' 
fi  cononifd^nSted^teS^  feit  1887  gianonicug 
nfißorialfon^Ier  in  Olmü^. 
ti^ifd^eS.  S)aS  TOetropoIitancapitcI  be« 
inmiärtig  anS  14  äteftbentiar«  unb  3  92id^t- 


reftbentiar*SanoniIem.  2)ie  Ie|teren  traten  erfi 
nad^  1875  an  bie  @teDe  ber  bisherigen,  Dom  Sa- 
pitel  ememtbaren  9  S)omicettaren,  inbem  bie  öfter- 
reid^ifd^e  ^Regierung  erflörte,  bie  ^nnal^me  fold^er 
fortan  nid^t  mel^r  p  geftatten;  bamit  fiel  aud^  bie 
SRdglid^feit  meg,  ben  Zutritt  jum  Sapitel  nod^ 
femer  auf  Ißerfonen  altabeliger  Slbhtnft  einau* 
fd^rünfen,  unb  1881  mürben  }um  erften-  äßale 
Dom^aifer  mel^rerein  ».faiferlid^en''  SRonaten  ^ur 
Sriebigung  gebrad^te  Sanonicate  mit  ^ürgerlid^en 
befe^t,  mogegen  bagSapitelbeiben  burd^  baSfelbe 
Dor}une]^menben9efe^ungennod^anberS3ebingung 
be§  92ad^ma{eS  altabeliger  ^bfunft  feft^ält.  2)ad 
Kapitel  f^at  baS  ffttä)t,  ben  Srgbifd^of,  ben  $ropft 
unb  ben  S)ecan  ^u  mahlen  unb  bie  in  ben  ^un« 
geraben''  SDtonaten  erlebigten  Sanonicate  mit  ^uS« 
nal^me  ber  brei  lönigUd^en  }u  Dergeben;  bie  brei 
föniglid^en  unb  aUe  in  ben  ,,geraben"  SRonaten 
freigemorbenen  Sanonicate  Dergibt  ber^aifer.  99e- 
güglid^  ber  SBürben  beS  Srd^ibiaconS,  beS  @d^o« 
lafticuS  unb  be§  SuftoS  ftel^t  bem  Sr^bifd^of  bie 
collatio  libera  ju.  Su^er  bem  ÜRetropoIitan« 
capitel  befte^t  in  Jhremfter  ein  Soüegiatcapitel  mit 

7  Surat«  unb  7  Sl^rencanonüem.  Olmu^  fyd, 
nad^bem  bie  UniDerfität  1855  mieber  aufgehoben 
mürbe,  nod^  eine  tl^eologifd^e  gfacultät  mit  7  Ißro« 
fefforen,  einem  2)ocenten  unb  einem  9lbiuncten. 
S)a§  eiericalfeminar  l^atte  1893  207  Sllumnen  in 
4  äal^rgöngen»   S)ie  Srjbiöcefe  ift  eingetl^eilt  in 

8  Srd^ipredbpterate  unb  50  2)ecanate;  eines  biefer 
^rd^ipreSb^terate  mit  8  2)ecanaten  liegt  innerl^alb 
$reu^ifd^-@d^leften,  bie  übrigen  in  9){a(ren.  2)ie 
Seelenanjal^l  betrug  gegen  Snbe  1893  (nad^  bem 
CataloguB  cleri  für  1894):  a.  im  möl^rifd^en 
3lnt(eil  1 489806  Äatl^olifen  neben  41 831  afa- 
t^olifen,  23416  Suben  unb  115  SonfeffionSIofen; 
b.  im  prculifd&en  ^Int^eil  128  029  ifat^olifen 
neben  6866  ^fatl^olüen  unb  743  3uben,  aufam« 
men  1 690  806.  9ln  ©eelforgebeneficien  gibt  eö : 
534  Pfarreien  (barunter  11  reguläre),  81  Socal- 
curatien,  8  Socalfaplaneien,  1  @d^Io|fapIanei, 
4  S^poftturen.  2)ie  ®efammt)a]^I  ber  ^riefter  be- 
trug 1379,  moDon  106  auf  bie  religiöfen  Orben 
entfallen.  @onftige  OrbenSperfonen  gab  eS  77 
männlidfte  unb  977  mciblid^e.  —  ©^noben  mürben 
in  ber  Olmü^er  S)t^cefe  gel^alten  in  ben  Salären 
1243,  1253,  1312,  1318,  1349,  1380, 1413, 
1431, 1466, 1538, 1568  unb  1591.  (Sglnod^ 
Arsen.  Theod.  Fasseau,  Collectio  synodorum 
et  statutonim  almae  dioecesis  Olomucenae, 
Rezii  1 766 ;  53. 3)ubif,  Statuten  ber  ®iöc.  OlmüJ 
Dom  Saläre  1568,  93rünn  1870;  J.  A.Kubiöek, 
Promulgatio  ss.  Concilii  Tridentini  in  Mora- 
via,  Olomucii  1887;  ®r.  SBoIn?,  «ird&I.  2opo= 
grapl^ie  D.  aWö^ren,  SBrünn  1855  ff.  [Sb.  I— V: 
Dlmü^r  ergbiöcefc];  g.  SRid^ter,  «ut^e  ®efd^id^te 
ber  Dlmüfeer  UniDerfität,  OlmüJ  1841 ;  3.  SB. 
gfifd^er,  ®efd^id^te  ber  föniglid^en  ^auptftabt  OI- 
müj,  DImüt  1808;  SBüibalb  aJlüHer,  ©efd^id^te 
ber  föniglid^en  ^uptftabt  Olmü^,  SBien  unb 
OlmüJ  1882.)  [Suffd^.] 


847     OlQm)){oboru8,  ®t]ä^\ä^i\ä^xt\itx  —  OlQmpioboruS,  JltnplaioniUt.      84 


^bfmpiohotnf^f  (Sefd^id^tfd^reiber  au8  Zl^eben 
in  ^egopten  (6  6T)ßatbcX  lebte  in  ber  erften  ^älfte 
bed  5.  äal^r^unbertS  n.  Sl^r.  am  ^ofe  beS  »efirdmt« 
fd^n  ÄaiferS  ßonoriuS  (395—428)  unb  fd^rieb 
unter  bem  2:itel  loropaol  X^oi  in  22  Sudlern  bie 
®ef(ibid^te  bed  tDeftrömifd^en  Steid^eS  bom  Sobe 
bed  ^aiferd  ^rcabiuS  bis  )um  ategierungSantritt 
ifaifer  SSalentinianS  m.  (407—425).  ffiaS 
aOBerf,  \&c  Äaifer  Il&eobojluS  ü.  beftimmt,  mx 
eine  gfortfe^ung  ber  6^|^ronifen  Don  Sq^pud 
unb  SunopiuS,  ift  aber  big  auf  einen  löngem  ^2u§« 
5ug  in  ber  Sibliotl^ef  beS  $^Dtiu8  (Cod.  LXXX; 
bei  Migne,  PP.  graec.  CIII,  255—279;  ögl. 
Cod.  CCXrV,  ib.  702)  Derloren.  $^otiu§  d^araf» 
terifirt  bie  Sd^reibtoeife  Ol9m))ioborg  als  flar, 
aber  platt  unb  fraftloS,  unb  meint,  ber  Serfaffer, 
ber  ftd^  beffen  felbfi  bemüht  getoefen,  l^abe  fein 
99ud^  be^l^alb  aud^  nur  eine  uXt),  b.  1^.  „SJ^aterialien- 
fammlung"  unb  nid^t  eine  ,,®efd^id^te''  genannt, 
obmol^I  er  eS  in  Sudler  einget^eilt  unb  biefe  mit 
fd^dnen  )93orreben  Deijel^en  l^abe.  Ol^mpioboruS 
ftanb  teegen  feiner  ißerbienfte  um  ben  @taat  am 
Äaiferl^of  in  ^ol^en  Sl^ren,  toax  ein  vielgereister 
unb  pl^ilofopl^if^  gebilbeter  äßann,  blieb  aber 
^eibe  bis  an  feinen  %ot>,  ber  nad^  ber  SJ^itte  beS 
5.  äa^l^unbertS  erfolgte.  S)ie  gfragmente  feines 
Sucres  ^nben  fid^  nebft  benen  Don  Se^ippuS  unb 
(SunapiuS  in  ber  Sonner  SuSgabe  ber  S^janttner 
imb  in  ben  Historici  graeci  minores  I,  ed.  Din- 
dorf,Lip8.1870,450sqq.  (SBgl.^aul^^SReal-gn- 
cijn.  V,  ©tuttg.  1848, 922;  grfd^u.  ©ruber,  Mg. 
Snc^n.,  @ect  Ulf  8,  s.  y.;  Fabricius-Harles, 
Bibl.  graec.  X,  Hamb.  1807, 632.)    [flleper.] 

df^niyiobontf»,  1.  ber  keltere,  ^riftotelifer 
5U  lllejanbria  in  ber  erften  §ölfte  beS  5.  Sal^r- 
^unbertS  n.  Kl^r.,  »ar  ber  Seigrer  beS  gefeierten 
unb  üon  il^m  fel^r  gcfd^ä^ten  ^roctuS  (f.  b.  ^rt. 
5ReupIatoni8muS,  ob.  215).  ®er  Vita  Procli  Don 
9]RarinuS  )uf olge  befa|  OlQmpioboruS  eine  f eltene 
93erebfam!eit,  aber  aud^  eine  fold^e  Xiefe  ber  ®e» 
banlen,  ba|  nur  toenige  feiner  3u]^/^i^^t  i^nt  mit 
Serfiänbnif  folgen  lonnten.  ©c^riftlid^  ift  Don 
biefem  gu  feiner  Seit  l^od^gefeierten  ^l^ilofopl^en 
nidgtS  auf  uns  gefommen.  (^gl.  bie  }um  Dorigen 
9lrtifcl  angegebenen  Duellen.) 

2.  ®er  Süngere,  5ReupIatonifer,  oft  furj 
ber  ^lesanbriner  genannt,  lebte  im  6.  ^af)x* 
l^unbert  n.  S^r.  }u  ^leicanbria  als  frud^tbarer 
Ausleger  platonif^er  unb  ariftotelifd^er  @d^rif- 
ten  unb  toar  baS  le^te  bebeutenbe  ©lieb  ber 
3n)eiten  Don  ^lutard^  ju  ^tl^en  gegrünbeten  neu- 
platonifd^en  @d^ule,  beren  $aupt  $rocIuS  mar, 
unb  Don  ber  bie  fpötere  neuplatonifd^e  @d^ule 

!u  SIesanbria  eine  ^ct  gfiliale  getoefen  ^u  fein 
d^eint.  @etne  nod^  erhaltenen  Dier  6^ommentare 
oberSd^oIien  ^u  platonifd^en  S)iaIogen  finb,  nad^ 
benUeberfd^riften  ju  urtl^eilen,  fd^merlid^  Don  i^m 
felbft,  fonbem  Dielmel^r  Don  feinen  @d^ülem  nad^ 
feinen  münblid^en  SSortrögen  auS^ugSmeif e  nieber« 
gefd^rieben  morben  unb  mad^en  auf  gro^e  miffen- 
fd^aftlid^e  Sebeutung  feinen  ^nfpru^.  @ie  ent- 


balten  laum  irgenb  einen  neuen  ©ebottihn  DonQi 
lang,  ja  Don  einem  eigentlid^en  €9ßem  taim  i 
OlpmpioboruS  ebenfo  menig  mie  bei  totmet^foi 
teren92eupIatoniIem  bie  Siebe  fein.  ©leid^ol^I^ 
bie  @d^oIien  megen  il^rer  @d^e  unb  IHor^  ^ 
baS  )93erftänbnig  $Iato'S  unb  mond^  9uffbd(mi 
gen  ber  neuplatonifd^en^l^ilofopl^te  aud^l^utenoc 
Don  ^ol^em  SBert)^ ;  einerfeitS  befa^  OlQmpiobonti 
eine  gro^e  SBelef enl^eit,  anbererf titS  ging  fein  em^ 
Seftreben  bal^in,  in  öd^t  pl^Uofop^ifd^  SBeifeii 
bie  ^iefe  beS  ©ebanfenS  einzubringen.  S^folä 
l^at  er  baS  )93erbienf|,  in  jener  unOoren,  Derfd^UKn» 
menen  3eit  unb  bei  bem  rapiben  Ütiebergonge  ba 
$]^iIof opbie  burd^  feine  confequente  unb  flore  SRe> 
tl^obe  bie  befferen,  maleren  ©ebanfen  beS  92eupbüi* 
niSmuS  immer  mieber  betont  ^u  l^aben.  Son  feinn 
@d^ülem  mürbe  er  begmegen  6  (le-^ac  91X600^ 
genannt.  Seine  S)ar{)eaung  ber  S^enblel^  if 
ebenfalls  ber  SBead^tung  mertl^ ;  nad^  feiner  S» 
d^auung  fann  ftd^  bie  @eele  mittels  eines  aOind< 
igen  fittlic^en  SteinigungSpro^epeS  Don  ber  niebcn 
Sp^öre  bis  5um  einf  ad^en,  nad^  i^m  f  d^on  l^ienieba 
erreid^baren  @d^auen  ber  reinen  äbeen  unb  bei 
©öttlid^en  emporringen.  Ol^mpioboruS  iß  bc 
le^te  Seigrer  ber  platonifd^en  $^ilofop^ie,  btt  m 
genannt  mirb ;  er  mu^te  ben  Untergang  ber  ^ 
nif d^en  ^l^ilofop^enfd^ulen  infolge  beS  SbicteS  be 
jfaifersäuftinianl.  nod^  erleben.  3)er  ÜteuplatoniS 
muS,  mie  bie  antife  Ißl^ilofop^ie  überl^aupt  um 
löngft  fraftlofem  @ied^tl^um  Derfalen;  maS  ai 
mabren  Sbeen  in  il^m  enthalten  mar,  l^atte  bi 
d^riftlid^e  ^l^eologie,  inSbefonbere  feit  Sugnfli 
nuS,  in  fid^  aufgenommen,  unb  SuftinianS  Wai^t 
gebot  mar  gleid^fam  nur  bie  öffentlid^e  IBeftatigun 
beS  Unterganges  ber  alten  $l^ilofopbie  unb  be 
|)eibentl^umS  überl^aupt.  UebrigenS  ift  über  bi 
SebenSf^idfale  biefeS  jungem  OlQmpioboruSnid^t 
92ö]^ereS  befannt.  ilM  bem  gleid^namigen  SBerfajfe 
eines  6^ommentarS  gur  ariftotelifd^en  ^eteorotogi 
ift  er  eine  unb  biefelbe  ^crfon,  toie  SeDer  (f.  u. 
Y,  852  gegen  biejenigen  bargetl^an  b^t,  toeld^ 
als  IBerfalf er  beS  genannten  äBerleS  einen  gmeitei 
$eripateti!er  OIpmpioboruS  annel^men  ^u  müfiei 
glauben.  S)agegen  irrt  ßeUer  barin,  ba^  er  mi 
3io\z  ben  gefeierten  ißbi^^^^fop^en  S)aDib  ben  9v 
menier  (f.  b.  ^rt.)  beS  jungem  Ol^mpioboml 
Sd^üler  fein  lö^t,  ba  jener  bod^  bereits  um  bei 
Anfang  beS  6.  Sal^rl^unbertS  geftorben  ifi.  (Sfil 
3ellcr,  ^bilof.  ber  ©ried&en  V,  3.  «ufl.,  Seiwij 
1881, 851—853 ;  Uebermeg,  ©rnnbrife  b.  ©efi^. 
ber  $bilofop]&ic  I,  7.  ^ufl.,  Serlin  1886,  §  70; 
ßrfd^  u.  (Smbcr,  öligem,  gncpflop.,  ©ect.  IH 
3, 8.  V.;  ?Paul9,  SReal^enc^flopäbie  V,  922  f.,  ttc 
aud^  bie  ausgaben  Don  Ol^mpiobomS'  @(^oliei 
Don  @taübaum  [Seip^ig  1821],  Sreujer  [gfronlf 
a.  Tl.  1821],  gindf)  [C)eiIbronn  1847]  u.  f. » 
angegeben  ftnb ;  J.  Simon,  Histoire  de  recol^ 
d'Alexandrie  n,  Paris  1845,  594  ss.;  Vachfi 
rot,  Histoire  crit.  de  Tecole  d'Alexandrie  I 
Paris  1846,  204  ss.  3)ie  Vita  Piatonis  DO 
OlQmpiobomS  ift  berauSgegeben  Don  SBefterman 


849 


Ol9tn))ioboruS,  S)iacon  —  Omo))]^orion« 


850 


[Smunf^lDrig  1845].  S)ie  SBerfe  Ol9mt)iobor8 
fiiibm  fi4  (anbf d^riftlid^  auf  Dielen  größeren  93iblu)« 
t(ctni  [SBien,  ^riS,  Sknebig,  Hamburg] ;  eine  ®  e- 
{nuntauSgabe  fel^tt  nod^.)  [jf  leffner.] 

flraqpmtnis,  2)iacon  gu  Sllesanbrten  in 
bei  crpen  ^älfte  beS  6.  ^al^r^unbertö^  |^at  fid^ 
ailSscs^  <nien  9}amen  emorben.  2)ie  3(tt  feines 
EMI  wob  SBirtcnd,  toeld^e  frül^et  f el^r  t)erf (bieben 
hpimmt  umrbe,  i{l  {Id^ergefteQt  burd^  bie  Unter- 
^  eines  ^nbfd^riftlid^en  6sem))Iar8  feines 
bumentarS  )um  ^rop^eten  SeremtaS  in  ber  9ar« 
iami{(t|en  Säliot^ef  guStont  (bei  S.  deMagistris, 
Aeti  Baartymm  ad  Ostia  Tiberina  sub  Clau- 
dio Oathico,  Romae  1795, 286  sq.).  2)ort  ]^ei|t 
OlDapioboruS  «2)iQCon  Don^Ie^anbrien,  orbinirt 
an4  eqbifd^of  So^anned  mtxoM  (NixK^Ty^c) 
M  Siesanbrien" ;  ber  monopl^^fitifd^e  $atriard^ 
%)bamieS  HL  üon  SIesanbrien,  genannt  6  Ni- 
»wn]c  ober  NtxauoTT)c  (uon  92tfiu?),  ifl  naä) 
dfjätriger  Smtdfü^rung  im  SDlai  516  geftorben 
(f.  X.  D.  (Sutf^mib,  ftleine  Sd^rif ten,  l^erauSgeg. 
MB  Sr.  mtH  n,  geipjig  1890,  456  f.).  ®er  er- 
wSnät  Kommentar  gum  $rop^eten  SeremiaS  ift 
Bo^nid^t  gebrudtt;  gfragmente  beSfelben  bürften 
ii  bm  v^ffixtid^,  freilid^  meift  fel^r  furzen  @d^o- 
lia  in  erfennen  fein,  meldte  bie  t)on  SR.  @^x^' 
Iniaft  (fi^on  1623)  l^erauSgegebene  grie^ifd^e 
(Eoiaie  über  3eremiad,  ftlagelieber  unb  Sarud^ 
ndir  bcm  9Iomen  eines  nid^t  näl^er  bejeic^neten 
Ol^mpioborud  mittl^eiU  (^ufammengeft.beiMigne, 
PP.  gr.  XCm,  627—780).  Soüftänbig  liegt 
ntci  bemfelben  9}amen  ein  umfangreid^er  Som« 
mtor  sun  $rebiger  t)or  (Migne  L  o.  477—- 628). 
Isterbcm  gibt  9ntgne  unter  bem  92amen  btefeS 
Cl^mpioboruS  einige  @d^oUen  gum  93ud^e  3ob 
(L  c  13—470  passim),  ©d^olien  ju  ben  ©prü- 
fen (ib.  469—478,  latcinifrfi)  unb  ein  fleincS 
Swfiment  ju  Suc.  6, 23  (ib.  779  sq.).  S)ic  5lcd^t- 
beit  ber  einzelnen  &iMt,  bejtt).  bie  Sbentitöt  beS 
S((oIiaften  Ol^mpioboruS  bebarf  nod^  ber  Unter« 
JuWg.  Sie  Satene  über  baS  $ud^  3ob,  mlä)z 
Bigne  (L  o.  13 — 470)  il^rem  gangen  Umfange 
wd)  iDiebergibt  gebort  a(S  ©angeS  nid^t  OlQm- 
pioboruS  an,  toie  ber  lateinifd^e  Ueberfe^er  biefer 
toie,  ^.(EomitoIuS  (fipon  1586, 9Senebigl587), 
niaubt  fyit,  fonbem  ift,  n^ie  ber  Herausgeber  beS 
fne^ifd^  SejteS,  $.  3uniuS  (Sonbon  1687), 
otnmte,  ein  SQßerf  beS  9{icetaS,  93ifd^ofS  t)on 
6RTä  nnb  fpäiem  SRetropoIiten  t)on  ^erallea  (im 
IL  3q  W-).  l  SSarbenbetter.] 

#MUoitit$,  einer  ber  ölteften  S)ecrettften 

(f.b.  «rt.),  lehrte  unter  (Eugen  in.  (gefi.  1153) 

ta  omonifc^e  Siedet  ju  ^Bologna,  tourbe  1157 

StK^of  Don  Verona  unb  ftarb  als  fold^er  1185. 

Seine  Abbreviaiio  decreti  in  16  Distinctiones 

nb  87  Cansae  (bie  le^te  Causa  ift  ein  ^uS^ug 

OBS  bem  britten  £^ei(e  beS  S^ecretS  De  conse- 

entione)  1^  SBideD  (De  Paleis,  quae  in  Gra- 

tiaai  decreto  inveniuntur,  Marburg.  1827,  5, 

CMprogramm])  entbecft;  Dgl.  auc^  t).  @d^ulte, 

Sefi^  ber  Ouellen  u.  Siteratur  beS  can.  SRed^tS  I, 


©tuttg.  1875,  119  ff.  250  f.  —  OmnlbonuS  ifl 
ma^rfc^einlid^  ibentif^  mit  Omnebene,  bem  SBer- 
faffer  geniiffer  in  SIböhrbS  ®eifte  gehaltener  t^eo- 
logifd^er  sententiae  (f.  S)enifle  im^rd^it)  f.  Site* 
ratur-  unb  Äird^engef^.  beS  SM.-«.  I  [1885],  461 
bis  469, 621).  3a|lreid^e  Stellen  biefer  nur  ^anb- 
fd^riftli^  t)or|anbenen  Sentenzen,  teeld^e  fld^  giem« 
lid^  enge  an  il^re  SSorlagen,  barunter  an^  bie 
@entensen  9toIanbS,  na^malS  ^apfteS  Slesan- 
berS  ni.,  anfd^Iie^en,  l^at  ber  Herausgeber  ber  le^ 
teren  mitgct^eilt  (®ietl  0.  Pr.,  ®ie  ©entengen 
SRoIanbS,  nad^malS  ^apfteS  ^lesanberS  HL,  gfrei« 
bürg  1891,  ßinl.  L-LVI).   [SR.  ö.  ©d^erer.] 

Omnis  utriiisque  sexus,  f.  SBeid^te  ü, 
234  ff.,  tJrcqueng  ber  ^eiligen  ©acramente  IV, 
2007  ff.  unb  De[terKd^e  ßeit. 

^mopl^oxion  l^eigt  ein  in  ber  orientalifd^en 
JNrd^e  gebröud^Iid^eS  bifd^öflic^eS  3nfigne.  es 
beftebt  aus  einem  ungeföl^r  Vi  93'^eter  breiten  unb 
aft  3  äßeter  langen  ©treifen  Don  meinem  ©eiben- 
toff,  ift  mit  ©olbborten  unb  ©olbfranfen  ber« 
irämt  unb  mit  golbgeftidten  ffreujen  gegiert.  3u- 
seilen  finb  in  baSf  elbe  aud^  Figuren,  namentlid^  bie 
eines  SammeS,  eingemirft.  ^aS  Omop^orion  mirb 
über  ber  f  onftigen  ^ontificalfleibung  getragen,  unb 
gmar  f 0  um  ben  ^alS  gelegt,  ba^  bie  beiben  9luS« 
löufer  auf  ber  Knien  ©d^ulter  beS  Sifd^ofS  ftd^ 
Ireugen  unb  t)on  bort  an  ber  linfen  ©eite  über 
Sruft  unb  SRüden  bis  etma  gum  ffnie  l^erabbängen. 
®egentt)örtig  unb  fd^on  feit  bem  9.  3al^r^unbert 
tragen  aUe  gried^ifcben  ^ifd^bfe  baS  Omop^orion. 
SBon  befonberer  SBtd^tigfeit  ift  bie  t^frage  nad^  bem 
Ser^ältnig  beS  Omop^orionS  gu  bem  $aQium 
(f.  b.  ^rt.).  Solange  läugnen  icglid^e  Slnalogic  bei- 
ber  3nfignien  (ögl.  g.93.Morinus,  Commentarius 
de  sacris  eccl.  ordinat.  I,  Antwerpiae  1695, 
180  sqq. ;  Bona,  Benim  liturgic.  IIb.  I,  c.  24, 
n.  16 ;  Assemani,  Cod.  liturg.  VIII,  4,  Bomae 
1763,  303  sqq.;  SSßiltfd^,  ^anbbud^  ber  fird&I. 
©eograp^ie  unb  ©tatiftif  I,  Serlin  1846,  68, 
^nm.  9).  Rubere  betrad^ten  baS  Omopl^orion  als 
ein  bem  Radium  l^omogeneS  $onttficalinfigne 
(t)gl.  g.  99.  Ruinai*t,  Diss.  de  pallio,  in  Ouvrages 
posthumes  de  . .  .  Mabillon  et  de  Buinart  U, 
Paris  1724,  434  ss.;  Pelliccia,  De  christ. 
eccles. . . .  politia  I,  Colon,  ad  Bh.  1829,  116; 
«pi^iUipS,  ftirc^enrerfit  V,  631 ;  §efele,  »eitr.  gur 
ffird^engefcb.u.f.tD.n,  Tübingen  1864, 219;  ^in- 
fcbiuS,  Ä.-M.  n,  Serlin  1878, 23  ff.).  Sie  le|tere 
^nftd^t  bürfte  als  bie  rid^tige  gu  begeicbnen  fein. 
Stoax  ift  gegenwärtig  bie  äu|ere  gorm  beS  Omo- 
pl^orionS  t)on  ber  beS  ^aUiumS  fel^r  Derfd^ieben; 
aQein  fte  erinnert  immer  nod^  an  bie  ältere  ©eftalt 
beS  Palliums.  2)iefeS  mürbe  nömlid^  in  ber  ölteften 
3eit  öl^nlid^  roit  nod^  gegenmörtig  baS  Omopl^orion 
auf  ber  linfen  ©d^ulter  gufammengel^eftet.  &XDa 
feit  bem  9.  Sal^r^unbert  begann  man  bie  auf  93ruft 
unb  SRüdfen  gur  linfen  ©eite  l^erabl^ängcnben  3ipf el 
bis  gur  aWitte  gu  giel^en  unb  bort  ebenfalls  angu- 
l&eften.  !WodE)  l^cute  befielt  baS  Radium  auf  ber 
linfen  ©d^ulter  auS  einer  boppelten  ©inbe,  toxt  fic^ 


851 


Oncommera. 


aud^  bie  brei  !RabeIn  beS  $atttum§  in  ber  alten 
^norbnung  erhalten  l^aben.  9eibe3  erflärt  ftc^ 
aud  ber  ©efd^i^te  ber  gorm  be§  Palliums,  meist 
aber  ^ugleid^  barauf  l^in,  bag  baS  ^aüium  unb 
hali  Omopl^onon  auf  Sine  OueUe  ^urüdjufül^ren 
Ttnb.  %nd)  bie  einge[tidten  J¥reu}e  beuten  bieg  an. 
t^femer  erinnert  bie  mitunter  eingewirfte  Sfigur  beS 
SantmeS  an  bie  bem  Omopl^orion  unb  ^Ilium 
Qemeinfd^aftlid^e  fpml^olijd^e  Sebeutung.  93eibe 
foDen  auf  ben  ^irten  l^inmeifen,  meld^er  baS  Der« 
irrte  @d^öflein  auf  feine  @(i^ultem  nimmt  unb  jur 
^eerbe  jurüdtrögt.  ^nä)  mar  in  ber  altem  3^it 
hali  Omop^orion  feineSmegg  mie  ie^t  aQen  gried^i« 
fd^en  %i{(^öfen  gemeinfam.  Srft  fpöter  führte  bie 
Sitelfeit  biefer  $rälaten  toxt  ju  ber  reid^em  ^uS- 
geftaltung  beSOmop^orionS,  fo  ^um  fragen  bed« 
felben  burd^  aDe  Sifd^öfe.  2)abur^  fani  ba§  Omo» 
pl^orion  ju  einem  Sl^reninfigne  l^erab,  UKil^renb  eS 
urfprünglid^  ebettfo  bag  Slbjeid^en  ber  ^atriard^al« 
unb  Stetropolitangemalt  gemef  en  ift,  mie  nod^  l^eute 
baS  lateinifd^e  IßaQium,  Don  geringen  SluSnal^men 
abgefe^en,  bag  änftgue  ber  ])ö))ftlid^en  be^m.  erj« 
bi|d^öflid^en  3uri§biction  ift.       [jf reu^malb.] 

4^nC0mmtta  (Ontcommena,  jf ümmemig)  ift 
ber  Beiname  einer  l^eiligen  Jungfrau  unb  Wax' 
t^rin  SBilgef  ortiS,  meiere  ma^rfd^einlid^  burdi)  S3er« 
fd^meljung  jtoeier  Segenben  aud^  unter  bem  3lamtn 
Siberata  öorfommt  (AA.  SS.  BoU.  Julü  V,  50  bis 
70  unb  ©tabler,  ^eiligenlejifons.w.S.Äummer- 
niffa  unb  @.  Siberata).  92ad^  ber  Segenbe  mar 
SBilgefortiS  bie  Xod^ter  eines  l^etbnifd^en  ffönigS 
t)on  Portugal.  3um  d^riftüd^en  @Iauben  befel^rt, 
machte  fie  baS  @elübbe  ber  äungfröuUd^feit.  3l(S 
il^r  Sater  fie  jum  Unterpfanb  beS  griebenS  mit 
einem  ßöntg  t)on  @icilien  t)ermö]^Ien  moUte  unb 
fie  fid^  beffen  weigerte,  lieg  er  fie  in^S  ©efängnig 
merfen,  bis  fie  fid^  feinem  SBiüen  fügen  unb  ben 
®'6^n  opfern  mürbe.  @ie  aber  betete  jum  $erm, 
er  möge  fie  fo  entfteDen,  bag  fie  feinem  3}2anne 
mel^r  gefaQe.  2)arauf  mud^S  il^r  ein  Vollbart.  ^IS 
i^r  93ater  fie  fo  erblidfte,  fragte  er  öoll  gntjejen, 
mer  fie  in  biefen  3wpatti>  terfejt  l^abe.  ©ie  er« 
Hörte,  fie  l^abe  il^ren  Säröuttgam,  ber  am  jfreu^  ge» 
ftorben,  barum  gebeten.  S)a  lieg  fie  ber  IBater  mit 
ben  Rauben  an  ein  Jheu}  l^eftcn,  bamit  fie  i^rem 
Srftutigam  ö^nlid^  merbe.  ^Jla^^  ber  baqnfd^en 
©age  (bei  ©d^öppner,  ©agenbud^  ber  baperijd^cn 
Sanbe  I,  SKünd^en  1874,  426)  f)aitt  \f)x  Sater  fie 
mit  einer  rauben  jhitte  ju  befletben  befol^Ien  unb 
bon  il^rer  frühem  ^errlid^feit  il^r  gum  Spott  nur 
bie  löniglid^  ftrone  unb  bie  golbenen  ©d^ul^e  be- 
laffen.  @o  mirb  fie  abgebtibet;  an  il^r  ©efd^Ied^t 
erinnern  nur  bie  lang  bct^^bmaUenben  ^aare.  ©e» 
möl^nlid^  Iniet  auf  il^rem  18i(b  Dor  il^r  ein  auf  ber 
®eige  fpielenber  Tlam,  meld^em  fie  einen  il^rer 
©d^ul^e  }umirft.  3)ieg  erüört  bie  ©age  folgenber- 
ma|en:  ^IS  bie  Seid^e  nod^  am  jheu^e  l^ing,  fam 
ein  blutarmer  SDlufifer,  beffen  gamilie  bem  Ser« 
jungem  nal^e  mar,  unb  fpielte  in  ber  grinnerung 
an  SBilgefortiS'  el^enwKge  SQBol^Itl^ätigfeit  oor  il^rem 
Äreuje  fein  fd^önfteS  &ixd,  ®a  marf  fie  i^m  einen 


il^rer  golbenen  ©d^ul^e  }u.  9ß  man  ben 
entbedtte  unb  ben  tiermigten  ©d^ul^  bei  il^ 
mürbe  er  als  2)ieb  }um  3j)be  Derurtl^ 
bem  ©ang  gur  IRid^tftötte  bat  er,  nod^ni 
ber  Setd^e  ber  ^eiligen  fpielen  )u  bflifc 
fiel^e,  in  ©egenmart  ber  gal^Ireid^en  SRenge 
i^m  aud^  ben  ^meiten  ©d^u^  gu ;  fo  !am  f 
fc^ulb  an  ben  Sag.  3l^r  93ater  unb  baS  l 
teerten  fid^,  unb  fie  marb  nun  ttyctnüDoU  l 
(©d^öppner  a.  a.  O.).  3laä)  einer  anbem 
(bei  ©tabler  III,  643)  ^atte  fie  Dom  ftreu 
nod^  einbringlid^  ben  d^riftlid^en  ®lau 
prebigt.  Siel  SoH  unb  il^r  SSater  belel^r 
biefer  erbaute  gur  ©ü^ne  eine  Jhrc^e  juS 
1^1.  ©d^olaftüa  unb  fteUte  bahn  baS  goIb< 
feiner  gemarterten  Sod^ter  auf.  S)aS  99 
bann  bem  ©eiger  in  berfelben  SBeife,  tt 
erjöl^It  ift.  S)ie  tiroler  unb  belgifd^e  @ag 
im  SCßefentUd^en  bamit  überein.  (93gl.  o 
©ebid^t  oon  SuftinuS  ftemer,  S>er  ©ei 
©münb  [Sotta'f d^e  Ausgabe  ber  S)id^tun( 
nerS  I,  ©tuttgart  unb  Tübingen  1841,  I 
meld^er  baS  äBunber  auf  bie  ^I.  Sacilia 
m.  Tlcnitl  (Sbriftlid^e  ©^mboltf  I,  2 
IRegenSburg  1856,  110.  535)  glaubl 
3üge  aus  einem  öltem  l^eibnifd^en  SuU 
^9t(}uS  finben  ju  foQen,  maS  jebenfal 
l^altbar  ift.  3n  ©panien  lennt  man  ben  \ 
tob  ber  1^1.  Siberata  um  ber  gelobten  931 
miden;  aber  oom  Sart  unb  t)om  ©eiger  m 
nid^tS.  3n  Snglanb  unb  öollanb  ftnbet  i 
gebartete  99ilb,  aber  o^e  oen  ©eiger.  ^ 
tjrolog.  Rom.  t)on  1586  ^at  gum  20 
In  Lusitania  s.  Wilgefortis  Virginia  i 
tyris,  quae  pro  chnstiana  fide  ac  pi 
decertans  in  cruce  meruit  feliciter  c 
mare  martyrium.  S)aS  portugiefijd^e  9J 
logium,  gebrudtt  1591  gu  Soimbra,  fügt  1 
bie  ^eilige  Don  ben  S)eutfd^en  Ontcomm< 
Don  einigen  lateintf^  Liberata  genann 
(AA. SS. BoU. I.e. 66).  ginl5838uipari 
if  ird^e  Don  ©aliSburp  in  Snglanb  gebrudCtei 
bud^  l^at  gu  gieren  ber  %  SBilgefortiS  < 
trifd^e  ^ntipl^on  mit  Srmö^nung  beS  Sarti 
vit  barba  facie)  unb  ber  Dration:  Fa 
tuam,  quaesumusDomine,  beatae  Wil| 
yirginis  et  mart3rris  tuae,  regia  filiae, 
et  precibua  propitius  respice;  et  ai 
preces  ipsius  barbam,  quam  concupi^ 
coelitus  accrescere  fecisti ;  ita  deaide: 
dia  noatri  aupemae  gratiae  digneris 
ficiia  augmentare  (AA.  SS.  Bell.  L 
3)aS  Proprium  ber  3)Mnd^cn»3fi^eifinger 
l^at  nur  bie  Oratio  de  Com.  W.  et  I 
®ie  Derfd^iebenen  Diamen  ber  ^eiligen  erüi 
mol^l  f olgenberma^en :  3)aS  ßamifd^e  0 
mena  (=  ©ntfommene)  entfprid^t  bem  Iah 
Liberata.  Oncommera,  Ö^nfummemif 
fürjt  Äümmemife,  bebeutet  bie  ^eilige, 
ol^ne  ^ngft  unb  ftummer  ben  SRarterto' 
ober  aud^,  meldte  il^re  93erebrer  burd^  i( 


8» 


Oneiba-®emeinbe. 


854 


HtetfDR  Vngß  unb  fhtmmer  befreit.  SBtIgeforttg 
aBM  fi4  M  yii^go  fortis. 

Sfrül^jeitig  l^t  ober  bie  Jhitif  barauf  l^inge» 
Me^  ba^  biefe  SBUgefortiö*  ober  Stümmzmii' 
InQ«  ni^td  SnbereS  feien  atö  Silber  beS  gefreu« 
)i§tni  ^ilonbS,  ingbefonbere  Stod^btlbungen  bed 
nten  gn  befpred^enben  SruciftseS  in  Succa.  @o 
9aion  Don  Slun  in  ^rog  in  einem  93rief  Don 
1687  an  ben  Soflanbiften  P.  ^ebrod^  (AA. 
8S.  BoIL  L  c.  59)  unb  %.  $ilgram  in  feinem 
Cilendariam  chronolog.,  Viennae  1781, 174. 
-  3)08  crfte  fidler  bahrte  Silb  S^rifti  am  ßreua 
k  euem  ^fd^  SDangeliencobes  Don  586,  je^t 
h  ba  Mticanifd^en  Sibliot^el,  fteHt  ben  ^eilanb 
ideibct  mit  langem  @ett)anbe  bar.  9{od^  bis  gum 
11.3(4t]^unbect  bilbete  man  ben  gefreu^igten  ^ei« 
lob  als  Ubenb  ab,  in  langem  $rad^tgett)anb,  mit 
bcrflünigSfrone  auf  bem  Raupte  (regnavit  a  ligno 
Deos,  im  Hjmn.  Yexilla  regia)  (ogl.  3acob, 
Sieihmft  im  S)ienfte  ber  Jhrd^e,  d.%x%,  SanbS* 
W1880,  109,  9lote  6;  unb  «rt.  ffreuj  Vn, 
1072  f.).  (Ein  fel^r  alter,  fo  befteibeter  gruciftsuS, 
boi  fog.  Tolto  Santo,  befinbet  ftd^  in  ber  ^om- 
finie  )tt  Succa.  S)er  @age  nad^  ift  er  Don  91ico« 
UmA  gefertigt  unb  mag  jur  3(it  ber  ßreujjüge 
baim  gefommen  fein.  Sor  bem  Silb,  beffen  einer 
BSfoS^  abgezogen  ift  unb  auf  einem  ßeld^  rul^t, 
tniet  ein  @pielmann.  SaSfelbe  93ilb,  ol^ne  ben 
SyUoumn,  finbet  fid^  auf  ben  SDlunjen  ber  @tabt 
ima  U)m  3abre  1235  an  bis  1756,  ftetg  mit  ber 
Uif^rift  Sanctus  vultus  (^bbilbungenbei@tod!- 
banr,  ihmftgefd^id^te  bed  ßreujeS,  Sd^aff^aufen 
1870, 264,  unb  imftalenber  für  latl^oL  S^riften, 
6nI|bodi  1872, 112  f.).  SSermutl^lid^  eine  maä^' 
lObimg  bedfelben  ift  bag  Silb  be§  Sanctus  Sal- 
vitor  ober  ^©ente  ^ulf^n",  »eld^eS  feit  ber  SWitte 
btS  U.  Sabrl^unbertS  auf  bem  ^ülfenSberg  bei 
MTigenftabt  im  Sid^Sfelb  oerel^rt  mürbe.  31q6)  ber 
«fonnation  marb  bagfelbe  als  baS  ber  ^1.  SBilge« 
Wi  nmfftt,  bis  Dor  tixoa  50  Sauren  ein  anbe« 
nS  oltcS  S^riftuSbilb  ©egenftanb  ber  ißerel^rung 
ttnbc  (@d(^fer,  S)er  ^ülfenSberg,  ^eiligenftabt 
1853,  unb  SBalbmann,  lieber  ben  tbüringifd()en 
@ott  Stuffo.  Sine  Unterfud^ung  ber  öltem  ©e* 
Wißt  bcS  ^ülfenSbergeS,  ^eiligeuftabt  1857). 
34tt  ifi  eine  genaue  9ia^bilbung  beS  erften 
^nljcnSberger  SilbeS  baSjenige,  meld^eS  um  1354 
is  boS  ftlofter  ber  S)omintcanerinnen  gu  Bamberg 
bn.  es  mürbe  Don  3nnocena  VI.  (1352  bis 
1362)  mit  benfelben  Siblöffen  begabt  mie  baS  im 
(i^Sfelb  unb  mirb  feit  ber  @öcu(arifation  unter 
boB  Flamen  ber  „göttlid^  C^ilft"  in  einer  ©eiten« 
Me  ber  ^farrfird^e  ju  ©t.  ©angolf  oerel^rt.  gS 
lÜt  einen  lebenben  S^riftuS  Dor,  bie  ^rme  faft 
toDgrei^t  ausgebreitet,  nur  bie  ^önbe  an'S  jtreuj 
|)4<ftet;  bie  Sfü^e  finb  nadt,  frei  fd^mebenb,  aber 
iDtbenSBunbnrnlenbejeic^net.  2)aS  ^aupt  trögt 
QKOolbenc  Jhone,  ber  Seib  ift  Dom^alfe  bis  gu 
ben  icnöd^In  mit  einem  faltigen,  reid^  Dergierten 
Aeibe  bebedtt  («bbilbung  im  ffalenb.  f.  fat^ol. 
e^tifien,  euljbad^  1867,  116).  Sin  ä^nlid^eS 


9ilb,  eine  imago  salvatoris  nostri  sive  statua 
ab  auxilio,  dicta  „ber  ©e^ilfe'',  in  ber  S)omini" 
canerfird^e  ju  SRül^I^aufen,  mürbe  1524  Don  ben 
Snl^ängem  SRünserS  gerftört.  Sin  anbereS  ber* 
artiges  9)i(b  S.  Salvatoris  ober  sente  Gehulfin 
tanb  in  einer  ftapeUe  auf  ber  fBxüdt  Dor  ©aal- 
elb ;  aud^  biefeS  botte  unten  ben  ©eiger,  aber  im 
16.  äabrbunbert  fannte  man  nod^  bie  93ebeutung 
beS  93ilbeS,  mie  bie  eingemeißelte  Snfc^rift  Sal- 
vator  mundi  1516  bemeiSt  (ffalenber  f.  latbol. 
Sbriften  1867,  114  ff.).  —  Sie  beutfd^en  Äa- 
lenbanen  fd^einen  Dor  bem.  15.  äabr^unbert  eine 
l^eilige  jhimmemtß  nid^t  gu  fennen.  S)ie  Segenbe  ift 
alfo  mobl  erft  fpäter  aufgefommen  unb  gmar  Der- 
mutl^lid^  auf  folgenbe  SSieife.  91IS  bie  ungefleibeten 
Sruciftsbilber  in  aügemeine  ^ufna^me  gefommen 
maren,  mußten  bie  beüeibeten,  meldte  ftd^  ba  unb 
bort  aus  alter  3(it  erl^alten  l^atten,  auffaDen,  unb 
mo  fic^  nid^t  eine  ftd^ere  Xrabition  über  i^re  93e- 
beutung  erbalten  l^atte,  fud^te  man  eine  SrKörung 
für  fie.  SDaS  lange  ©emanb  unb  bie  ßönigSfrone 
gogen  ben  ©ebanfen  Don  Sl^riftuS,  ben  man  ie|t 
nur  im  3uftanb  beS  SeibenS  barfteüte,  ab,  unb 
man  badete  an  eine  gefreugigte  föniglid^e  3ung- 
frau,  inSbefonbere  an  bie  fpanifd^e  Siberata  unb 
bie  SBilgefortiS,  meldte  nad^  ^nfid^t  beS  SoUan« 
biften  Super  Don  ber  ^I.  fiiberata  }u  unterfd^eiben 
ift,  ba  ibr  92ame  nid^t  fpanifd^  ober  portugieftfd^, 
f onbem  eber  eine  beutf d()e  ober  belgifc^e  Umgeftal* 
tung  Don  virgo  fortis  ift.  P.  Super  fa)^  in  einem 
^ofpital  ber  $3eguinen  gu  SJ^ed^eln  ein  93ilb  ber 
s.  Wilgefortis  alias  Ontcommene,  meld^eS  im 
16.  Sobrbunbert  auS  einem  gerftörten  Seguinen- 
l^auS  bier^er  übertragen  mürbe.  ©aSfelbe  jeigt 
eine  mit  §änbcn  unb  güßen  an'S  Ärcuj  gef d^Iagene 
Sungfrau  (obne  93art)  mit  einem  §eiligen)^cin 
unb  ber  bl-  ©eift»2:aube  über  ber  redeten  §anb 
fd^mebenb  (Slbbilbung  AA.  SS.  BoU.  1.  c.  60). 
3ur  Srüärung  beS  hartes  an  ben  nid^t  mebr  als 
fold^e  erfannten  ©alDatorbilbem  badete  man  tttoa 
an  bie  Segenbe  Don  ber  bl.  $au(a  ^arbata  auS  ^oila 
in  ©panien,  meldte  auf  ibr  @ibü  fo  Derunftoltet 
morben  mar  (AA.  SS.  BoU.  Febr.  HI,  174).  3)er 
©pielmann  auf  ben  SQBilgefortiSbilbem,  melier 
ftd^  bereits  auf  bem  ©alDatorbilb  Don  Succa  finbet, 
erinnert  einigermaßen  an  bie  ©age,  meldte  bem 
berübmten  Srucifis  über  bem  eisernen  Xbore  in 
9995an5  eine  befonbere  Serebrung  Derfd^aff te.  2)aS> 
felbe  mürbe  <ivTi<pcüvr,Tr,c  (Sürge)  genannt,  meil 
eS  einft  gefprocben  unb  für  einen  armen  ©(biffer, 
ber  in  ©elbDerlegenbeit  mar,  99ürg(dbaft  geleiftet 
baben  foD  (©todtbauer  a.  a.  0. 170. 268).  3eben» 
falls  liegt  bem  Succaner  ©pielmann  eine  locale 
Xrabition  ju  ®runbe,  melcbe  in  93ergeffenbeit  ge- 
riet)^, unb  bei  bem  jhimmemißbilbe  mieber  auf« 
taufte.  31ußer  ber  angegebenen  Siteratur  fiebe 
nod& :  Äalenber  für  f  atbol.  Sbriftcn,  ©uljbad^  1 864, 
49  ff.;  1865, 115  }.;  1866,  212  ff.  [SBeber.] 
0tteiba  -  ^emetttbe  (Oneida  Community, 
nad^  Dneiba,  einer  ©tabt  unb  @raf  fd^aft  im  ©taate 
5Rem  ?)orf),  entftanben  1831  infolge  einer  Sr- 


855 


OncfimuS  —  OniaS. 


81 


iDedung  butd^  ^nmp^xt\)  3lor)t^,  toax  eine  ber 
Dielen  communiftif  d^en  ®  emeinben,  toeld^e  in  92orb- 
amerifa  feit  geraumer  3(it  gegrünbet  morben  ftnb. 
3Bie  bei  anberen  biefer  2lrt,  5.  95.  bei  ber  burd^ 
ben  fd^möbtf d^en  93auem  ©eorg  3tQpp  gegrünbeten 
Economy  Community  ober  bei  ben  ©l^aferS^ 
berul^t  ber  SommuntSmuS  ber  Oneida  Commu- 
nity auf  religiöfer  (Biblifd^er)  ©runblage,  im 
Unterfd^ieb  Don  ber  burd^  ben  t^franjofen  Stienne 
Sabet  in^S  Seben  gerufenen  Icaria  Community, 
n)o  bie  Steligion  ,,$riDatfad^e"  unb  jebem  9Rtt« 
glieb  Don  17—18  äa^ren  bieSSßal^I  berScUgion 
nad^  Selieben  freigefteüt  ift.  Sebem  bei  il^r  Sin* 
tretenben  Derfprad^  bie  Oneiba^^Semeinbe  in  fd^rif  t« 
lid^em  Sertrag,  il^n  nebft  gamilie  mit  allen  Seben§« 
bebürfniffen  ju  Derfel^en,  feine  ßinber  gu  unter« 
rieten,  bei  eintretenber  ^rbeitSunföl^igfeit  il^n  ober 
bie  ©einigen  gu  erl^alten.  S)er  Sintretenbe  ba- 
gegen  Derfprad^,  bie  Sntereffen  unb  SQBol^Ifa^rt  ber 
©emeinbe  mit  feiner  ^anbe  %xbt\t  mie  mit  feinem 
Sinftu^  unb  ber  Slrbeit  ber  jKnber  unb  gamilie 
gu  förbem.  ^Ue3  f oUe  jiebod^  gelten  al§  freimidige 
Seiftung  gum  2)ienfte  ber  SBrüber,  fo  ba|  beim 
^uSf^eiben  auS  ber  ©emeinbe  lein  tlnfprud^  auf 
So^n  erl^oben  merben  fonnte.  3)ie  $robuction  toax 
gang  communiftifd^  eingerid^tet ;  in  Oneiba  toxt 
bei  ben  @l^aferS  mar  e§  im  SBefentlid^en  aud^  bie 
Sonfumtion,  inbem  l^ier  aud^  bie  SBol^nl^öufer 
unb  bie  SRal^Iseiten  gemeinfam  maren.  3n  ben 
meiften  anberen  berartigen  ®  emeinben,  g.  93.  Scaria, 
^enfd^t  bagegen  gfamiUen^auSl^alt.  3u  bead^ten 
ift,  hai  in  biefen  ©emeinben  nur  ba§  d^ed^t  auf 
ßjiftenj,  nid^t  baS  auf  Dollen  5lrbeit8ertrag  ®runb« 
läge  ber  ©üterüertl^eilung  ift.  3m  allgemeinen 
gilt  ber  ©runbfa^  SabetS :  De  chacun  suivant 
868  force8;  ä  chacun  suivant  868  bcsoins. 
3n  ber  Oneiba»®emeinbe  fott  SBeibergemeinfd^aft 
unb  DoQftänbiger  ^ntinomiSmuS  fi^  entmidelt 
^aben ;  fie  ift  feit  6nbe  ber  ad^tjiger  3a^re  auf- 
gelöst; il^r  ehemaliger  ©eaetör,  fSiitt),  ^Ifrcb 
^inbS,  l^at  ba§  9Serbienft,  über  bie  innere  ginrid^« 
tung  biefer  communiftifd^en  ©emeinben  ein  n)ert^» 
DoÜeS  aSßer!  Deröffcntlic^t  gu  l^aben.  (S5ßeitere§ 
über  95ibelcommuni§mu§  f.  in  b.  ^rtt.  ^erfectio- 
niften,  ©^aferS.)  (93gl.  Nordhoif,  The  Commu- 
nistic  Societies  of  the  United  States,  London 
1875, 259  if. ;  Hinds,  American  Communities, 
Brief  Sketches  of  Economy,  Zoar,  Bethel, 
Aurora,  Amana,  Icaria,  the  Shakers,  Oneida, 
Wallingford  and  the  Brotherhood  of  the  New 
Life,  Oneida  1878.)  [O.  $fülf  S.  J.] 

^efimns  COwj  jijxoc)  l^iefe  1.  im  Svenen  Sefta» 
ment  ein  ©flaDc  au§  Koloffä  (60I.  4,  9),  toeld^er 
feinem  ^erm  entlaufen  mar  unb  \xä),  um  unerfannt 
5U  bleiben  unb  ein  ^u§fommen  gu  finben,  nad^ 
^{om  gemanbt  l^atte.  ^ier  lernte  ber  1^1.  $aulu8 
\i)n  fennen  unb  befel&rte  i^n  jum  ß^riftentl^um ; 
baSfelbe  nal^m  er  nid)t  blo^  öu^erlid^  an,  fonbem 
rid^tete  aud^  fein  Seben  nad^  bem  neuen  ©lauben 
ein,  fo  ba^  er  „ein  Dielgeliebtcr  unb  treuer  93ruber" 
(a.  a.  D.)  l^eifecn  fonnte.  3118  DoÜfommener  Sl^rift 


mu^te  er  aud^  bie  SSerpjlid^tung  anerbnneii,  j 
feinem  red^tmägigen  ^erm  gurüdjufel^ren,  utd)  l 
ber  SrfüUung  biefer  $flid^t  gab  il^m  ber  ^Bis^ 
baS  claffifd^e  @d^reiben  an  feinen  6erm  mit  ttd 
d^ed  als  „99rief  an  Ißl^ilemon"  im  Sanon  fte^t  - 

2.  ein  93ifd^of  Don  Spl^efuS,  ber  Don  feiner  6e 
meinbe  nad^  @mQma  gefd^idtt  iDurbe,  um  ba 
l^eiligen  SRart^r  Sgnatiug  auf  feinem  SBege  nad 
IRom  )u  begrüben  (Ign.  ad  Eph.  1 ;  Ens.  S  E 
3, 36, 5).  —  3.  ber  1^1.,  »ifd^of  DonSoiffonS^jep 
361  (AA.  SS.  BoU.  Maji  III,  204).    [ffouIcQ. 

^^^oxns  O0vr|(7t(p6poc),  im  ^Itarn  Zefft 
ment  ein  Sl^rift  anli  Spl^efuS,  ber  ben  l^L  $mäRl 
bafelbft  mit  allen  i^m  gu  ®ebote  fie^enben  9Rittdi 
unterftü^t  l^atte  unb  il^m  fpöter  aud^  )u  Stom  U 
©efangenfd^aft  erträglid^  su  mad^en  fud^te.  Sbt 
«Ipoftel  gebenft  biefer  Siebe  2  Sim.  1,  16-11 
mit  großer  S)anfbar!eit  unb  »ünfc^t  feinem  ^ 
bafür  bie  reid^fte  SSergeltung,  Dermutl^Ud^  Mi 
Oneftp^oruS  felbft  ju  ber  3eit,  ba  ^ouIuÄ  a 
Ximot^euS  fd^rieb,  geftorben  toax.  SEßemt  gn 
d^ifd^e  SRartQrologien  biefen  Oneftp^orufi  ol 
93if(|of  Don  Soloplon  nennen  unb  il^n  afö  SRoi 
t^r  fterben  laffen,  f 0  liegt  »al^rfd^einlid^  eine  9e 
tt)ed^3lung  5U  ©  runbe,  ba  Onefipl^oruS  ol899ifd^ 
name  nid^t  feiten  ift.  Sin  93ifd^of  biefed  3lavm 
erfd^eint  auf  bem  Soncil  gu  Sl^alcebon  als  @egn 
©ioScurS  (fjef ele.  Sonc.-® ef d^.  H,  437).  [Raüim 

pnias  OÖviac,  f^r.  «^^ri),  giame  me^ 
iübifd^en  ^ol^enpriefter,  Don  benen  gttei  im  Wk 
Seftament  genannt  n^erben.  OniaSl.^  @ol( 
unb  92ad^folger  beS  mit  ^lle^anber  bem  @ro^ 
gleidijeitigen  ^ol^enpriefterg  Sebboa  (2  Sän 
12,  11),  nad^  3ofep^u§  93ater  @imond  beS  0« 
redeten  (Jos.  Antt.  12, 4, 10),  ift  berjcnige  OnwJ 
an  meldten  ber  fpartanifd^e  jfönig  SriuS  ein» 
93ricf  richtete  (1 5Dkd&.  12, 7  ff.).  —  OniaS  H 
ber  @o]^n  @imon8  beS  ©ered^ten,  tt)or  beim  Zoh 
feines  93ater§  nod^  minorenn,  fo  ba^  er  ba§  ^i^ 
prieftert^um  feinen  Ol^eimen  Slea^ar  unb  9^ 
naffe  überlaffen  mugte  unb  erft  nad^  bem  Xoh 
beS  le^tern,  um  240,  baS  angeftammte  ^mt  a» 
treten  fonnte.  93ei  feinem  Sobe  folgte  il^m  {tut 
©ol^n  ©imon  n.  —  Dniaö  III.,  ©o^n  Si- 
mons n.,  mar  ^ol^erpricfter  jur  3cit  beö  fprifij« 
ftiJnigS  ©eleucuS  IV.  iJJ^ilopator  (187-176), 
ber  auf  ^nftiften  beS  SempeU^auptmannS  &vm 
feinen  SReid^Stanjler  ^eliobor  nad^  Serufolcn 
fd^idtte,  um  bie  Sempelfd^ö^  gu  rouben.  Inj 
baS  ©ebet  beS  frommen  ^ol^enpriefterd  UKirb  bQ 
©otteSraub  tounberbarermeife  Dereitelt  (2  9Rc4 

3,  1  ff.),  ©pöter  iebod^  mugte  OniaS  gegn 
bie  92ad^ftenungen  be§  genannten  ©imon  ha» 
ffönige  felbft  ©d^u^  fud^en  (2  aRad^.  4, 1—6) 
9{ad^bem  bann  ©eleucuS  geftorben  mar,  erftanl 
il^m  ein  anberer  93erfolger  in  feinem  eigenei 
99ruber  3afon,  toeld^er  ©eleucud'  9{ad(|foIgt 
^ntiodiuS  Spipl^aned  burd^  gro^e  ©elbfumme 
bal^in  brad^te,  i^m  bie  l^ol^e^riefterlid^e  SBüii 
äu  übertragen  (2  3)}aä),  4,  7  ff.),  ©er  Ufurpaü 
mürbe  felbft  mieber  burd^  ©imonS  93mber  SKe» 


857 


DnfcIoS  —  OntoIogiSmuS. 


858 


M  uMnqjt,  biefer  abtt  Dom  ßönig  abgefegt. 

Itt  er  bann,  um  nrieber  in  fein  9Imt  }u  lommen, 

kä  Zriiq»dfd^|  plünberte  unb  gut  9e[ted^ung 

MQOiMe,  tagte  OniaS  bie^  feiner  ^flid^t  gemö| 

n^  iDorb  be|megen  auf  SRenelauS'  ^nftiften  er* 

wbM;  eme  Sd^nbtl^t  an  einem  l^eiligen  SRamte, 

}KÜätt  felbft  bem  fQrifd^en  ftöttige  S^rönen  aug- 

fü^  mib  i^  )ur  ftcengfien  SBefhrafung  man« 

Iditt  (2  9Ra4  4, 28  ff.).  —  OniaS  lY.  lann  ber 

ta  genmmte  3ReneImt8  in|ofem  l^ei|en,  als  er 

«4  3ofep^  ben  ledern  9^amen  erft  fpäter  an« 

Min  (Antt  12,  5,  1).  —  OniaS  V.  (IV.) 

IMC  bei  @ot[n  Oniad'  HL  unb  ging^  als  nad^ 

910x10118'  {Einrichtung  einem  lltU)em  als  il^m 

tot  (Eo^rieftertl^um  übertragen  mürbe,  nad^ 

Ikllilpten  (Jos.  Antt  12,  9,  7).  ^ier  fu(i^te  er 

mx  Srfa|  für  bie  gemünjd^te  SBürbe,  inbem  er 

«an  i^  Don  ^toIemöuS  VL  $^ilometor  (181 

M  145)  übetloffenen  %mpt\  ber  Subaftig  gu 

fantopoUd  iu  einem  iübifd^en  Xempel  umbaute 

mb  benfelben,  freilid^  ol^ne  großen  6rf olg^  etma 

W  160  D.  (^r.  otö  Opferftötte  für  bad  l^eUe« 

nPif^c  3ubentl(|um  prociamirte  (Jos.  Antt.  18, 

8, 1  aqq.).  (Sgl.  ©d^ürer,  ®ef d^.  beS  jüb.  SJoIfeS 

iSeipjig  1890,  717.)  [SicinUn.] 

fiOUS^  f.  SBibelüberfe^ungen  H,  717,  unb 

fMttftie,  bie  göttlid^e  SSerel^rung  beS  (mil« 
ba)  (EfelS,  mar  ®egenftanb  einer  ber  SSormürfe, 
iK^en  bie  Reiben  im  %Itertl^um  ben  3uben  au§ 
Sbugd  einer  nähern  jtenntni|  t)on  il^ren  religiöfen 
(Mcöu^en  mod^ten  (DgL  Diod.  Sic.  84, 1).  S)ie 
MLXngabe  finbet  fid^  am  beftimmteften  bei  SadtuS 
(HiBt  5, 4)  auSgefprod^en  unb  ift  auf  feine  ^uctO' 
litft  bin  Dielfad^  geglaubt  unb  mieberl^olt  morben 
(ijL  ©5fer  in  ber  [Süb.]  X^eol.  Ouartolfd^r.  L, 
1868, 583  ff.).  «18  im  römijd^en  Seid^  baS  ß^ri- 
jkst^m  fid^  oerbreitete,  mürben  bie  S^riften  ben 
3nben  fafi  burd^gebenbd  gleid^gead^tet  unb  mie 
tttjeiDegen  bed  efel§bienfle§  t)erfpottet,  fo  ba|  nod^ 
XeituOian  (Apolog.  16)  unb  3D^inuciu8  gfeli^ 
(Oet  9. 28)  bie  Sl^riften  bagegen  in  ©c^u|  nel^men 
ni^en.  S)iefe  frül^er  meniger  bead^tete  Sl^atfad^e 
tat  ein  regeS  Sntereffe  hervorgerufen,  nac^bem  im 
isSftt  1856  gu  Stom  an  ber  SBanb  einer  ebe> 
ttitgen  SBad^tftube  ein  (Sraffito  entbedft  mürbe, 
IMÜJ^  einen  ©olbalen  in  anbetenber  Stellung  t)or 
Riem  an'S  ffreug  gefd^lagenen  Plannt  mit  einem 
ffdSKopf  barftent.  2)ag®anae  trögt  bie  Unterfd^rift 
!iUt^'}uvoc  oeßexat  de6v,  „«lesomcnoS  öerel^rt 
(feinen)  ©ott",  unb  ift  ben  gemöbnlid^en  ffenn- 
HÜfOL  nad^  aud  bem  Anfang  be§  8.  Sal^rl^unbertS 
(opileiten.  Offenbar  mirb  l^ier  bie  religiöfe  ®e* 
ptong  eines  d^riftlid^en  @olbaten  (ber  ftd^  felbft 
ii  bie  SSkinb  einer  benad^barten  j^ammer  al§ 
Akumennsfidelis  eingef  einrieben  l^at)  t)erfpottet, 
nb  mir  erl^alten  bamit  bie  boppcite  Seftötigung 
ÜM^  für  ben  (glauben  ber  bamaligen  S^riften 
n  bie  ®ott^t  beS  ®efreu5igten  al§  für  ben  ißor- 

abcr  Onolatrie,  meld^er  ben  Sbriftcn  gemodit 
L  (SgL  Gamicci,  H  Crocifisso  graffito 


in  casa  dei  Cesari  ec. ,  Roma  1857 ;  ßrauS, 
2)aS  @pottcrucifis  Dom  $alatin  unb  ein  neu  ent- 
bedteS  ©raffito,  greiburg  1872;  ©erf.,  SReal- 
gnc9«op.  n,  774  ff.)  [ffaulen.] 

^ntoto^fd^n  SSeweis  t)om  2)afein  ©otteS, 
f.  «nfelm,  ber  1^1. 1,  893,  unb  ®ott  V,  868. 

^ntot0iisvms  nennt  man  jiene  pl^Iofop^ifd^e 
2)0€trin,  meldte  im  menfd^lid^en  ®eifte  eine  auf 
unmittelbarer  Sntuition  beru^enbe  3bee  ®otted 
annimmt  unb  burd^  biefe  bann  j[ebe  anbermeitige 
tntellectueQe  Srfenntni^  bebingt  fein  lö^t.  SBom 
SR^fticiSmuS  (f.  b.  Srt.)  unterf d^eibet  ^\ä)  ber  On- 
toIogi8mu§  baburd^,  ba^  er  bie  angenommene  in- 
tuitit)e  3bee  t)on  ®ott  bIo|  als  birecte  Srlenntnil 
gelten  lö^t,  mö^renb  ber  ÜR^fticigmuS  le^rt,  ber 
menfd^Iid^e  ®eifi  vermöge  aud^  }u  einer  ref  lesen 
unmittelbaren  ^nfd^auung  ®otte8  burd^  natür- 
lid^e  ftraft  ftd^  }u  erl^eben  (eigentlid^e  contempla- 
tioe  @rfenntni|).  2)ie  in  bem  gebadeten  @inne  auf 
unmittelbarer  Snfd^auung  berul^enbe  3bee  ift  nad^ 
benOntologiften  baSjenige,  maS  mir  baS  ^natür- 
l\ä)t  Sid^t  ber  ISSemunft''  nennen,  burd^  meld^ 
unb  in  meld^em  mir  Med  erfennen.  2)en  92amen 
„OntologiSmuS"  erl^ielt  biefe  ©octrin  erft  in 
neuerer  3^t  (burd^  ®toberti);  ber  &ai)t  naä)  aber 
ift  fie  meit  altem  ©atumS.  9htr  ift  fie  in  Der« 
fd^iebcnen  gormcn  aufgetreten. 

I.  S)ie  ©runb^üge  ber  ontologiftifd^en  2)octrin 
treffen  mir  fd^on  bei  TOarfiliuS  gficinuS  (1433 
bis  1499)  in  beffen  Theologia  Platonica,  unb 
in  meiterer  Sntmidfhmg  bei  9Ralebrand|e  (1638 
bis  1715)  in  bem  SBerfe  Recherche  de  la  y^ 
rite.  2)ie  Seigre  Seiber  ift  in  ben  betreffenben 
^rtt.  bargcfteDt.  —  3m  Saufe  beS  gegenmärtigen 
Sal^rl^unbertS  ift  cnbUc^  bie  ontologiftifd^e  ©octrin 
in  neuer  Qform  aufgcfteflt  morben  Don  bem  itaüeni- 
fd^en  ^ilofopben  SSincenao  ®ioberti  (1801 
bis  1852,  f.  b.  ^rt.),  namentUd^  in  feinem  93u^c  In- 
troduzione  allo  studio  della  filosofia,  Torino 
1839.  6r  meidet  in  üielfadfeer  Se^iel^ung  Don  fei» 
neu  Sorgängcm  ab ;  bem  ißrincip  nad^  fielet  jebod^ 
feine  ®octtin  mit  ber  Sebre  ber  lejtem  ouf  gleidfter 
fiinic.  Unjcrc  @r(cnntni|,  Icbrt  ©ioberti,  !ann 
nur  unter  ber  SorauSfe^ung  als  mal^r  unb  Doü« 
fommcn  onerfannt  merben,  bafe  bie  Drbnung  un« 
fereS  SrfennenS  (bie  pfp^ologifd^e  ober  logtfd^e 
Orbnung)  congrucnt  ift  mit  ber  Orbnung  beS 
@einS  (mit  ber  ontologifdien  Orbnung),  meil  nur 
bann  boOftönbige  Harmonie  }mifd^en  S)enfen  unb 
@ein  Dorbanben  ift  unb  mir  nur  bann  bie  2)inge 
in  äSal^rl^eit  auS  il^rer  Urfod^e  erfennen.  SBie 
bal^er  in  ber  Orbnung  beS  ©eins  (in  ber  onto» 
logifd^en  Orbnung)  ©ott  baS  Srfte  ift  unb  aÜeS 
SBeitere  auS  ibm  erft  l^erDorgel^t,  fo  mu^  aud^  in 
ber  Orbnung  unferer  6r!enntni6  (in  ber  pfpdjjo« 
logifd^cn  Drbnung)  ©ott  baS  grfterfanntc  fein, 
unb  aUe  anbermeitigen  grfenntniffc  fönnen  erft 
auf  biefe  ßrfcnntnig  ©otteS  als  burd^  f«  bebingt 
folgen.  S)aS  Primum  psychologicum  ift  alfo 
baSfelbe  mit  bem  Primum  ontologicum ;  beibe 
mit  einanber  bilben  baS  Primum  philosophicum. 


859 


OntoIogiSmuS. 


86 


3{i  aitx  (Sott  baS  (Srfterlatmte,  bonn  !ann  btefe 
Srlenntni^  ntd^t  eine  burd^  bte  gefd^öpflid^en 
Singe  vermittelte  fein;  benn  bann  mürbe  jie  auf- 
lldren,  bie  erfte  unb  urfprünglid^e  gu  fein.  @ie 
ntug  olfo  als  eine  unmittelbare,  intuitive  betraci^tet 
toerben.  SBir  fd^auen  in  unferem  ©eifte  baS  gött* 
lid^e  @ein  unmittelbar  an.  SS  ftel^t  alfo  ber 
menfd^Iid^e  (Seift  t)on  92atur  anli  in  unmittelbarem 
(Sontact  mit  (Sott,  inbem  il^m  bie  intuitive  3bee 
bon  (Sott  innemol^nt.  ^fltterbingS  ift  ed  nid^t  baS 
SBefen  (SotteS,  tt)ie  ed  an  ftd^  ift,  baS  mir  anfc^auen; 
aber  mir  fd^auen  ®ott  an  als  bad  abfolute  @ein, 
burd^  toeld^eS  oKeS  anbertoeitige  relative  @ein  be» 
bingt  ifl  @S  ift  }ebod^  }u  unterfc^eiben  gmifd^en 
birecter  unb  refiejer  6rf enntni^.  ®irecte  drfennt» 
nig  ift  bie  einfädle  ^uffaffung  beS  ObiecteS;  bie 
rejpiese  Srfenntnig  bagegen  befielet  barin,  bag  mir 
baS  alfo  inne  gemorbene  Ob|ect  in'8  3)emu|tfein 
einführen,  näl&er  betrad^ten  unb  für  unfere  ßrfennt« 
ni^  oerbeutlid^en.  2)ie  utfprünglid^e  Intuition  beS 
göttlid^en  @ein8  nun  l^at  blo^  ben  S^arafter  einer 
birecten  (Srlenntni^  unb  ifi  bal^er  aud^  nod^  un« 
beftimmte,  oermorrene  grfenntni^.  ©oDberaRenfd^ 
in  einer  beftimmten,  flaren  unb  beutlid^en  6r!ennt' 
nig  ©otteS  fommen,  fo  mu|  baS  reflesive  S)en!en 
bem  göttlid^en  @ein  ftd^  gumenben,  um  eS  burd^ 
Sul^ilfenal^me  ftnnlid^er  SBilber  ju  beftimmen  unb 
nad^  feinem  2(n^alte  gu  erflören.  3)aburd^  fom« 
men  mir  bann  gu  einem  feften  unb  Haren  Segriffe 
von  ©Ott.  ^iergu  aber  ift  bag  SBort,  bie  ©prad^e 
unumgönglic^  notl^menbig.  —  ^xa%i  man  nun 
meiter,  mie  mir  benn  in  unf erer  grfenntni^  von  ©ott 
auf  bie  enblid^en,  gefd^öpflic^en  SDinge  l^tnüber« 
fommen,  fo  beantmortet  ©ioberti  biefe  Qfrage  ba- 
mit,  ba6  er  auf  ben  ©d^öpfungSact  in  ©ott  ver« 
meist.  3n  ber  urfprünglid^en  Sntuition,  fo  leiert 
er,  mirb  ©ott  von  unS  gefd^aut  als  concreteS 
SBefen,  fo  mie  er  in  ber  2Bir!Ii^!eit  ifl.  ©ott 
aber  ijt  in  concreto  fo,  bog  er  anbere,  von  il^m 
verfd^icbene  SBefen  fc^afft.  aiS  fold^eS  fd^affenbeS 
©ein  mirb  er  bal^er  aud^  in  ber  Sntuition  erfaßt. 
3n  biefer  ift  fomit  ein  ®reifad^e8  eingefd^loffen : 
baS  abfolute  ©ein  für  ftdj,  bann  ber  freie 
©d^öpfungSact  unb  enblid^  bie  creatürlid^en  SBefen 
felbft.  ®enn  mir  fönncn  ©ott  nid^t  als  fd^affen» 
beS  SBefen  anfd^auen,  ol^ne  bamit  gugleid^  gur 
Srfenntnife  ber  gefd^affencn  SBefen  fortjugel&cn, 
b.  1^.  mir  fönnen  il^n  nid^t  als  fd^affenb  erfennen, 
menn  nid^t  gugleid^  aud^  baS  ©efd^affene  mit  in 
unfere  6rfenntni6  eintritt.  ®arauS  folgt  alfo, 
ba^  bie  grfenntnig  ber  gefd^öpflid^en  ®inge  für 
uns  baburd^  bebingt  ifl ,  bafe  mir  in  ©ott  ben 
©d^öpfungSact,  moburd^  beren  Stiften}  bebingt 
ift,  anfdiauen.  2)ie  ibeale  t^ormel,  meldte  als  baS 
tJunbament  aller  SBiffenf(|aft  betrad^tet  merben 
mu^,  fprid^t  ftd^  fomit  in  bem  ©a^e  auS:  L'Ente 
crea  le  esistenze.  SDie  (£rfenntni^  ©otteS  ift 
bal^er  aDerbingS  bie  IBebingung  unb  SJorauSfe^ung 
ber  Crfenntnife  aller  übrigen  3)inge;  aber  mir 
fommcn  jur  (&r!enntni6  ber  SBefenl^eiten  biefer 
SDinge  ni^t  baburd^,  ba|  mir  fie  auS  bem  SBefen 


©otteS  ableiten,  b.  1^.  mir  begreifen  bie  fficjai 
l^eiten  ber  S)inge  nid^t  auS  ©otteS  SBefet^;  m 
mt^x  erfennen  mir  biefelben  nur  babuni^,  ba^  8ot 
fie  uns  burd^  ben  (SreationSact  gu  erfennen  gtti 
unb  mir  erfennen  fie  nur  infomeit,  olS  fie  nä 
burd^  Slnfc^auung  beS  SreationSadeS  offnAo 
merben.  SBie  mir  bal^er  ©otteS  SBefen  nie  M 
fommen  begreifen  fonnen,  fo  ift  aud^  baS  inmtPi 
SBefen  ber  gefd^affenen  2)inge  unferer  (Erfetmlmf 
nid^t  vonfommen  pgönglid^.  —  ©ioberti  begeiAne 
biefe  feine  ®octrin  als  ^DntoIogiSmuS*,  toeif  fl 
eben  von  ber  Srfenntnig  beS  Urfeienben  an8gel| 
unb  von  biefem  5ur  Srfenntni|  beS  relativen  6eini 
^erabfteigt,  im  ©egenfa^e  gum  ^ißfQd^ologiSmiiS' 
ber  von  ben  gefd^affenen  Singen  unb  vom  3d 
ausgebt  unb  von  ba  ouf  bem  SBege  ber  @d^ 
folgerung  gu  ©ott  l^inauffteigt. 

S)er  OntologiSmuS  ©ioberti'S  blühte  befori« 
in  ben  viergiger  Salären,  felbft  in  ben  beften  toil^ 
lifd^en  ©d^ulen,  g.  93.  in  SefuitencoÜegien,  lio 
meldten  aus  ein  etmaS  mobifidrter  ©iobertiSimd 
namentlid^  in  ©übitalien  unb  ©idlien,  Verbmli 
mürbe.  3u  nennen  ift  l^ier  namentlid^  P.  Xomoa 
(geft.  1879 ;  Vgl.  über  ibn  di  Giovanni,  P.  Ba 
mano  e  T  ontologismo  in  Sicilia,  Palenn 
1879).  ©pater  jebod^  mürbe  ber  OntoIogiSms 
von  ben  Sefuiten  entfd^ieben  befämpft  (vgl  b 
©d^rif ten  ber  PP.  Siberatore,  Comolbi  m 
jf leutgen).  UebrigenS  mar  in  ©idlien  bem  Otä 
logiSmuS  bereits  vorgearbeitet  morben  burd^  b 
©d^nften  ÜJ^iceli^S  unb  burd^  ben  ^nrndScom 
bifddof  b'Slquifio,  ber  fid^  felbfi  alS  ©erimnmgi 
genoffe  ©ioberti^S  befannt  l^at  t^ortgefe^t  mmt 
biefe  SRid^tung  in  ©übitalien  burd^  ben  SibGt 
tl^efar  S$ito  i^omari  in  92eapel  (Della  armoni 
universale,  Firenze  1862),  fomie  burd^  flu 
SRaugen,  ^röftbenten  ber  pl^ilofop^ifd^en  Sfoci] 
tot  in  Satania  (Corso  di  lezioni  di  filo8<A 
Gatania  1865),  SSincengo  bi  ©iovanni,  $n>feffb 
ber  ^^ilofopl^ie  gu  Palermo  (Principii  di  filo 
Sofia  prima,  Palermo  1868)  unb  ©argiUi  (Ebbi 
sur  la  formule  idöale  avec  les  problämes  bi 
plus  importants  de  la  philosophie  d'aprti 
Gioberti,  Palermo  1850).  Slud^  in  ^mm 
mad^te  fid^  um  biefelbe  3cit  eine  ö^nlid^  Sti^tni 
geltenb ;  ^e  mar  ausgegangen  von  bem  3e^ 
von  SJalS  unb  enbde  mit  ben  ©d^nf  ten  von  ^ 
gontn  unb  93rand^erau. 

Sntereffant  fmb  bie  Semeife,  meldte  von  nette» 
Dntologiftcn  fiir  baS  ®afein  einer  intuitiven^ 
von  ©Ott  im  menfd^lid^en  ©dfte  beigebra^  ]> 
merben  pßegen.  1.  Um  etmaS,  fagen  fte,  olS  ei^ 
lid^eS,  guföUigeS  unb  relatives  ©ein  gu  ertemien. 
ift  in  uns  bie  3bee  eines  Unenblid^en,  9lot^ 
bigen  unb  Slbfoluten  mefentlid^  vorauSgefe^t 
S)enn  enblid^fdt,  Sufättigfeit  unb  XelaHvüfit  ^ 
an  fid^  etmaS  9{egativeS,  unb  dn  9iegative8  Ü 
nur  burd^  feinen  ©egenfa|,  baS  $ofitive,  etfemi 
bar.  S^olglid^  tnu^  unS  jene  3bee  von  9latur  mi 
guf  ommen,  unb  baS  ift  nur  unter  ber  SorouSfejpn 
m5glid^,  ba|  mir  baS  Unenblid^e,  Stotl^mewii 


861 


OntoIogiSmuS. 


862 


nb  Xbfointe,   Sott,   unmittelbar   anfd^auen. 
iShnfo  mu|  in  und,  bontit  mir  etiua§  a(§  nial^r, 

Sit  imb  fd^ön  erlennen  !5nnen,  bie  3bee  bet  ob- 
btlni  SBol^irl^eU,  ®üte  unb  @(i^önl^ett  DorauS« 
gtje|t  loerben.  Senn  bo  ettoaS  nur  baburd^  n)al^r, 
gut  imb  fd^ön  fein  fann,  ba|  ed  mit  ber  abfoluten 
So^t  ®üte  unb  @id(|ön^eit  äbereinftimmt  fo 
fnm  cfi  Qud^  nur  baburd^  alS  tDäf)x,  gut  unb  fd^ön 
atomt  loerben,  ba^  beffen  Uebereinftimmung  mit 
bODobfoIut  SBal^ren,  ®uten  unb  Sd^önen  erfannt 
«irb.  Sfolglid^  mu|  jene  3bee  be§  abf o(ut  SBal^ren, 
6iim  unb  @d^önen  in  un8  fein,  unb  }tt7Qr  be« 
biigt  burd^  unmittelbare  Intuition.    3.  Snblid^ 
abimen  mir  bie  S)in9e  al3  mel^r  ober  minber  ooü- 
fnnmen.  Sle^r  ober  minber  DoOfommen  i[t  aber 
eia  JBefen  nur  baburd^,  bag  ed  me^r  ober  minber 
Um  (JM^ft  93oQ!ommenen  fid^  annuliert,  i^olglid^ 
filmen  mir  e§  qI8  mel^r  ober  minber  DoIIfommen 
aät  mir  erfennen  burd^Sergleid^ung  mit  bem  l^öd^ft 
Mfommenen.    3ut  Srmöglid^ung  biefer  IBer* 
^ipm%  ift  ober  mieberum  in  und  bie  3bee  beS 
tü^fi  SoIHommenen  oorauggefe^t,  ba^er  l^ier  ber 
gkiibe  @d^Iu|  auf  bie  unmittelbare  Intuition  be§ 
t^fi  ißoOfommenen  —  ®otted  —  gemad^t  mer« 
baimu^ 

n.  Unterfuc^  mir  nun  biefe  ontologiftifd^e 
SocMn  näl^r,  fo  mu^  1.  bereu  ©runbprind))  5u« 
nittfi  ^om  tl^ologifc^en  Stanbpunfte  au3  ent> 
{Rieben  obgemiefen  merben.  Sine  visio  intui- 
tin  (äfct  fid^  in  Sejug  auf  ®ott  nad^  ber  Seigre 
Ux  Stixdft  burc^  bloge  natärlid^e  Srlenntni^fraft 
n^tgeminnen.  2)enn,  mie  berl^LSl^omag  (Summ. 
tkioL  1,  q.  12,  a.  4  et  5)  au§fü]^rt,  eine  fold^e  tn> 
tntide  (hfenntni^  mare  eine  visio  Dei  per  essen- 
iiam,  unb  biefe  ift  baburd^  bebingt,  bog  bie  gött- 
^t  SBefen^eit  felbft  bie  species  intelligibilis 
9p  bur4  meldte  ®ott  erfannt  mirb.  Sine  fold^e 
Cthrnitnigmeife  ift  aber  bIo|  für  ®ott,  menn  mir 
m  \9  ouSbrüdCen  bürfen,  bie  natürlid^e ;  für  ben 
Oeididpflid^en  Sntellect  bagegen  ift  fie  biefeS  nid^t. 
Soli  ber  SRenfd^  ^u  einer  fold^en  yisio  Dei  per 
eeaentiam  gelangen,  fo  lann  ba§  nur  auf  über- 
lotärli^e  SBeife  gefd^el^en,  baburd^  nömüd^,  boB 
fiotteS  aSefen^eit  felbft  burd^  übematürlid^e  Sr» 
Mtmig  fid^  mit  bem  menfdilid^en  SnteQecte  oer» 
Mnbet  unb  i^m  baburd^  bie  unmittelbare  Sin» 
H<nnmg  i^rer  felbfi  ermöglid^t.  SDarum  ift  benn 
ni4  ber  €a|  ber  99eg]^arben :  Anima  non  in- 
£get  Imnine  gloriae  ipsam  elevante  ad  vi- 
WDdum  Deum,  oon  ber  fiird^e  auSbrüdtlid^  t)er- 
•orfni  morben.  —  9?un  fagen  bie  Ontologiftcn 
oDerbingS,  ed  l^anble  ftd^  in  i^rer  2)octrin  nid^t 
M  eine  Tisio  Dei  per  essentiam;  benn  fie 
feoUlen  nic^t  bel^upten,  ba|  mir  bie  göttlid^e 
Scfenl^it,  mie  fte  an  fid^  ift,  anjd^auten;  bie  ^n- 
Moimng,  mie  fie  ftd^  biefelbe  böd^ten,  be^iel^e  fid^ 
nr  anf  ®ott,  infofem  er  baS  unenblid^e  abfolute 
6etn,  bie  abfolute  SBa^rl^eit,  Sd^önl^eit  u.  f.  m.  fei, 
oljö  nur  auf  gemiffe  göttlid^e  Attribute.  HÜein  ba§ 
iff  eine  nichtige  unb  ^ubem  ganj  unterftänbtid^e 
Sufiflud^t.  gs  l^belt  ^d^  ia  ^ier  um  eine  intuitive. 


nid^t  um  eine  abstractit)e  Srfenntni^  ®otted.  3n 
ber  ab§tractit)en  Srfenntni^  f  ann  man  aUerbingS  bie 
göttlid^en  SIttribute  in  ®ott  für  ftd^  beuten,  ol^ne 
augleic^  bie  göttlid^e  äBefenl^eit  als  f old^e  auSbrüdf- 
lid^  unb  explicite  mitjubenlen.  3n  ber  intuitiven 
Srienntnil  bagegen  f dt)aut  man  ®ott  an,  mie  er  ift, 
in  feinem  realen  9ln«fid^*fein.  3n  biefem  feinem 
realen  ^n»fid^«fein  aber  ift  ®ott  bie  abfolute  Sin- 
l^eit  alled  beffen,  maS  in  i^m  ift;  mit  anberen 
SBorten:  ^UeS,  maS  itr®ott  ift,  if!  in  i^m  realiter 
SinS  unb  baSfelbe,  feine  Sine  unb  einfa^e  äSBefen- 


l^eit.  t^folglid^i 
®ott  etma§  an 
ansufd^auen. 


t  eS  gar  nid^t  möglid^,  bog  nmn  in 
d^aue,  ol^ne  beffen  9Befen|eit  felbft 
SS  ift  alfo  gar  feine  anbere  un* 
mittelbare  Intuition  ®otte§  mdglid^  afö  bie  yisio 
Dei  per  essentiam.  ^uf  biefe  mu^te  an^  ®io* 
berti  not^menbig  l^inauSfommen,  menn  er  leiert, 
ba^  mir  ben  @^5pfung§act  in  ®ott  anfd^auen. 
S)er  @d^ö))fung§act  ift  ein  9lct  ®otteS ;  mie  !ann 
man  aber  einen  ^ct  anfd^auen,  ol^ne  baS  äBefen  an« 
jufdiauen,  meld^eSbiefen^ctooE^iel^t?  —  äBaSfoQ 
eS  femer  l^eigen,  menn  bie  Ontologiften  bel^aupten, 
bie  urfprünglic^e  Intuition  bed  göttlid^en  @ein§ 
l^abe  nur  ben  Sl^aralter  einer  birecten  unb  bal^r 
unbemu^ten  Srfenntnig  unb  fönne  nie  ^u  einer 
reflesen,  bemühten  Srlenntni|  merben?  @ie  moDen 
baburd^  ben  9nt)ftici§mu3  abmenben;  aber  überall 
fönnen  mir  ba§ienige,  maö  mir  birect  erfennen, 
5ur  refle^en  unb  bemühten  Srfenntni^  bringen, 
baburd^,  ba^  mir  bem  birect  Srfannten  mit  unferem 
2)enfen  uns  ^umenben,  um  ed  in^d  93emu^tfein 
einzuführen  unb  eS  im  Semu^tfein  gu  entmideln 
unb  gu  t)erbeutltd^en.  3a  baburd^  ooDenbet  fid^ 
erft  bie  Srfenntni^  cineS  DbjecteS  in  unS.  SSBarum 
oÜte  alfo  ba§  ni(|t  aud^  l^ier  ftattfinben,  mo  e§ 
id^  um  bie  birecte  unb  rcfleje  Srfenntni^  ®ot« 
teSl^onbelt?  ®ie  Ontologiften  machen  l^iereine 
gang  unmotiDirte,  miQfürlid^e  ^uSnal^me  t)on  ber 
SRegel.  ®cr  OntologiSmuS  ift  alfo  in  biefer  93e» 
giel^ung  eine  ^albl^eit ;  menn  fein  ®runb))rinctp 
meiter  oerfolgt  mirb,  fo  mu^  eS  unabmeiSbar 
jum  tollen  TOt|ftici§mu8  fül^ren.  3n  93ejug  auf 
ben  ©iobcrti'fd^en  OntologiSmuS  in  specie  fann 
man  mit  Stecht  fragen:  SBie  fönnen  mir  benn  ben 
@d^öpfung§act  in  ®ott  anfd()auen  unb  oon  il^m 
auf  bie  Srfenntni^  ber  gefd^affenen  S)inge  l^inüber» 
fommen,  menn  bie  @(!^auung  jenes  @d^öpfungS» 
acteS  nidbt  fd^on  eine  refle^e,  alfo  m^ftifd^e  ift? 

3)ie  ^emeife,  meldte  für  bie  gebadete  unmittel» 
bare  Intuition  beigebrad^t  merben,  fmb  gang  l^in« 
fällig.  SS  ift  oor  Mem  unrid^tig,  ba^,  um  etmaS 
als  enblid^,  contingent  unb  relatio  gu  erfennen, 
bie  Sbee  beS  Unenblid^en,  92otl^menbtgen  unb 
abfoluten  in  unS  üorauSgefe^  fei.  Um  etmaS  ais 
enblid^,  begrengt  gu  erfennen,  brandet  man  nur  gu 
erfennen,  ba|  eS  nid^t  alle  SoQfommenl^etten  in 
benfbor  l^öd^ftem  SKafee  infid^  f daließt,  ba|  ini^m 
andi  SKängel  unb  UnöoDiommenl^citen  fid^  Dor- 
finben.  Sbcnfo  brandet  man,  um  ein  SBefen  als 
gufällig  gu  erfennen,  meiter  nid^ts  gu  erfennen,  als 
ba6  es  exiftiren  unb  nid^t  esiftiren  fann.  Um  enblid^ 


863 


Onu))]^ttu8,  ber  H 


8& 


ein  Sefen  als  relotiDeS  )u  erletmen,  broud^t  man 
tDteberum  nid^tS  metter  ^u  erfennen,  als  ba|  ed 
nid^t  aus  ftd^  e^fttrt.  SBo}u  alfo  bie  3bee  beS 
UnenbUAen,  StotJ^toenbigen  unb  9lbfoIuten?  — 
Sbenfo  ift  eS  unrid^%  ha%  um  etiDaS  aß  toal^r 
ober  gut  ^u  erfennen,  bie  3bee  ber  abf oluten  SBal^r» 
l^eit  unb  ©utl^eit  in  unS  t)orau39ef e|t  fei  2)enn  ba* 
mit  ein  @a|  als  toal^r  erfannt  tt)irb,  brandet  er 
bIo|  unmittelbar  ober  mittelbar  eDibent  gu  fein. 
®erabe  auf  biefeSoiben}  f^m,  nid^t  ttma  auS  einem 
onbem  ®runb,  erlennt  man  il^n  als  mal^r.  Um 
femer  eine  ^anblung  als  gut  )u  beurtl^eilen, 
brandet  man  nid^tS  toeiter,  alS  gu  erfennen,  ba|  bie 
l^anblung  mit  bem  fittlid^en  ©efe^e  im  Sinflang 
fielet  Sine  3bee  t)om  abfolut  SBabren  unb  ®uten 
ift  alfo  )u  biefer  Srfenntni^  feineSmegS  notl^men- 
btg.  —  (SxMiä)  ift  eS  aud^  unrid^tig,  ba|,  um  bie 
2)inge  oIS  mel^r  ober  minber  notUommtn  in  er- 
fennen,  bie  3bee  eines  anerüollbmmenften  äBefenS 
in  uns  t)DrauSgefe^t  fei ;  bemt  ganj  gemi^  erfennen 
tt)ir  biefeS,  bag  ein  SBefen  DoDfommener  fei  als 
baS  anbere,  nid^t  baburd^,  ba^  toir  beibe  mit  bem 
abfolut  SSoQIommenen  Dergleid^en^  f onbem  t)iel- 
me^r  baburd^,  ba|  toir  in  bem  einen  mel^rere  unb 
größere  SBoDfommenl^eitm  entbedCen  als  in  bem 
anbem.  SSon  ben  t)erfd^iebenen  ®rabm  ber  SSoQ- 
fommenl^eit  in  bm  Singen  muffen  mir  allerbingS 
auf  ein  |5d^fl  SSollfommeneS  fc^lie^en;  aber  gur 
Srlemttni^  biefer  Derfd^iebenen  ®rabe  ber  IBoU' 
lommenl^eit  ift  bie  3bee  eines  abfolut  SSoDfomme' 
nen  nidt)t  DorauSgeje^t. 

2.  es  ift  aber  nid^t  blo^  baS  ©mnbprinci)) 
beS  OntologiSmuS  abgumeifen:  aud^  bie  ^rt  unb 
äBeife,  mie  bie  Ontologiften  auf  ber  ©mnblage 
biefeS  ^rincipS  baS  SBefen  unb  ben  Urfprung 
ber  inteDectueHen  Srfenntni^  crflärm,  ift  unl^alt' 
bar  unb  unoerftönblid^.  @o  foQen  mir  nad^ 
Snolebrand^e  bie  3)inge  baburd^  erfennen,  ba^  mir 
bereu  Sbeen  in  (Sott  anfd^auen,  moju  mir  teran« 
la^t  merben  burd^  bie  ftnnlid^  toa^mel^mbaren 
S)inge,  infofem  bie  SBal^rnel^mung  berfelben  bie 
gelegenl^eitlid^e  Urfad^e  btlbet,  auf  meldte  l^in  mir 
berm  3becn  in  (Sott  unS  gumenben.  9lber  ba 
fmb  mir  bered^tigt,  bie  grrage  ^u  fteHen:  SBie 
fommt  eS  benn,  ba|  mir  immer  gerobe  berienigen 
3bee  in  @ott  uns  jumenben,  meldte  bem  in  ber 
fmnlidjien  SSorftellung  fidft  präfentirenben  Objccte 
entfprid^t?  ^a^vL  ift  ja  boc^  notl^menbig,  bag  mir 
ieneS  ®ing  ^uerft  in  fid^  erfennen ;  fonft  fönntm 
mir  gar  nit^t  miffcn,  meldte  3bce  il^m  in  ®ott 
entfprid^t.  Srfennen  mir  aber  baS  S)ing  fd^on 
Dorl^er  in  fid^,  bann  bebürfen  mir  nid^t  mel^r 
ber  Slnfd^auung  feiner  3bee  in  (Sott  um  eS  ju 
erfennen.  (SS  ift  alfo  überl^aupt  nid^t  abjufel^en, 
moju  biefe  Slnfd^auung  ber  3bee  beS  S)tngeS  in 
©Ott  im  Sntcrejfe  ber  ßrfenntmfe  nü^c  fein  foHe. 
—  9lad^  ©iobcrti  ferner  foD  bie  ©rfenntni^  ber 
SDinge  au^er  ®ott  baburd^  bebingt  unb  ocrmittelt 
fein,  ba^  mir  ben  @d^öpfungSact  in  ©ott  an- 
fd^aum.  ^ber  mie  foQ  baS  }uge]^en?  2)er 
@d^5))fungSact  ifl  entitative,  b.  1^.  fofem  er  ein 


Slot  ©otteS  ift,  biefem  immanent;  urie  fol  dh 
biefer  unferer  ^nfd^auung  gugönglid^  fein,  ba  toa 
|a  bod^  nad^  ©ioberti  baS  SBefen  ©otteS  viäfi 
auf d^auen,  fonbem  ber  änl^alt  ber  urfprüngli(i(ii 
intuitioen  3bee  nur  ©Ott  als  baS  abfolute  €di 
fein  foU?  Serminatio  bagegen,  b.  1^.  in  feüten 
Serl^öltniffe  )ur  SBirfung,  ift  er  ein  tranSetmtn 
9lct,  ber  urfpritnglid^  bie  Sntftel^ung  ber  SBelt  l^ 
mirift  f^at,  j[e^t  aber  als  eigmtlid^er  &ä^bp\tm^ 
act  ni^t  mel^r  f ortbeftel^t.  Sud^  in  biefer  Stii^titnc 
fann  er  alfo  nid^t  angefd^ut  merben.  —  Wm 
moQten  mir  audb  biefe  Slnf  d^uung  beS  @d^Spfimj^ 
acteS  zugeben,  fo  mürbe  fie  unS  bod^  nic^t surfe 
fenntnig  ber  gefd^öpfli^m  SHnge  nad^  i^ 
SBefen  unb  il^rm  mefentlid^en  (Sigenfd^ften  f^ 
fönnen,  benn  ber  @d^öpfungSaä  f daliegt  nur  ba 
©mnb  ber  (Ssiften^  ber  SHnge  in  ftd^,  nxdfi,  dbt 
bm  ©mnb  i^rer  SBefml^eit  unb  il^rer  mefentli^ 
Sigmfd^aften.  ^aä)  ibrer  SBefml^eit  unb  mi 
il^rm  mefmtlid^en  (Sigenf d^aftm  fmb  biefe  begränh 
in  bem  göttlid^m  SBerftanbe,  infofem  fte  baS,  maSfi 
finb,  nur  baburd^  fmb^  ba|  fte  nad^  ber  3bee,  md^ 
Don  Smigf  eit  l^er  im  göttlid^en  SJerfianbe  Don  {^ 
epftirt  ^at,  gef d^affm  ftnb.  @inb  aber  bie  SB^ 
l^eit  unb  bie  mefentltd^en  (Sigmfd^ftm  ber  Steg 
im  €d^ö))fungSacte  nid^t  begrünbet  fo  tonnen  ^ 
in  biefem  auc^  nid^t  angef d^aut  merben.  —  Uebä 
l^aupt  mu^  ber  OntologiSmuS  )ule^t}u  einer  )Km 
tl^eiftifd^m  SBeltanfd^auung  fä^rm.  S)enn  nad 
biefer  Soctrin  (namentlid^  nad^  ©ioberti)  foH  be 
©mnb  bat)on,  ba^  mir  bie  Singe  bIo|  in  (Sei 
erfennm  fönnen,  barin  liegen,  ba^  bie  Singe  ti 
ftd^  unb  burd^  ftd^  nic^t  inteüigibel  feim,  fonbem 
blo^  in  ©Ott  unb  burd^  ©ott.  Slber  iebeS  Seienbe 
ift  gerabe  baburd^,  bag  eS  ein  SeienbeS  ifl,  b.  ^.cine 
(Sntität  ober  SRealität  l^at,  inteÜigibel,  fo  mie  un* 
gefeiert  nur  baSjenige  in  ftd^  inteQigibel  ifi,  M 
eine  ßntitöt,  eine  ^ealitöt  l^at.  Sntitöt  unb  äif 
telltgtbtiität  fmb  correlatiDe  Segriffe.  @inb  dfo 
bie  Singe  in  ftd^  unb  burd^  ftd^  nid^t  inteÜigiM 
f 0  fann  man  aud^  nid^t  mel^r  fagm,  ba^  fie  ein 
eigenes  @etn,  eine  eigene  Slealitöt  l^aben.  SRon 
mu^  oielmel^r  annel^men,  ba^  fte,  mie  fte  nur  in 
©Ott  intefligibel  finb,  fo  aud^  i^r  ©ein,  i^re  (&• 
titöt  nur  in  ©ott  l^aben;  mit  anberen  SBorten:  i^t 
@ein  fallt  mit  bem  göttlid^en  @ein  gufammeB. 
^ir  ftel^en  bei  ber  pant^eiftif  d^en  SBeltanfd^(muii(. 
—  Sie  eingel^enbfteffritif  fatl^olifd^erfeitS  fanbber 
OntologiSmuS  in  ben  ^onogropl^im  ber  beibn 
Somintcaner  Sarbinal  P.  Sl^om.  Sig^^ta  (DeD» 
luce  intellettuale  e  dell'  ontologismo,  Boil 
1874)  unb  P.Septbt  (Examen  pIiilo8.-theoL de 
Ontologismo,  Lov.  1874).  [6tödtt.] 

^np^xins^  ber  l^l,  etnögpptifd^rSUttxiter, 
ifl  baS  93ilb  ber  am  meiteflen  gegangenen  (Eni* 
öugemng  unb  Sefd^rönfung  aller  SebenSbAüif* 
niffe.  6r  mar  TOönd^  in  einem  ftlofler  ber  SlJebmB 
oerlic^  baSfelbe  aber,  alS  er  Don  ber  munberba» 
^Scefe  ber  ^nad^oreten  l^örte,  unb  brad^te  bonoi 
nod^  70  3a]^re  in  einer  ^öl^le  ber  öfirtd(fen  @o^ 
ju.  Seine  92al^mng  maren  ^fnid^te  uid»  fEimnäx 


On^muS. 


866 


becSoben  (ot;  al§  ^leibung  biente  tl^m 
bcn  ateßen  feined  9)lön(i^§gen)anbe3  nur 
ifym,  baS  feinen  ganzen  jförper  bebedte. 
nmol  m  iebem  Saläre  fa^  er  einen  9Ren« 
ibem  il^n  ein  Dier  Zagereif en  entfernt  tbol^« 
Sinfiebler  befud^te,  um  eine  geiftlici^e  ^uf- 
er  i^  }u  führen.  93ei  einem  bief er  93efud^e 
!tfelbe  in  Onupl^riuS'  Sinnen,  unb  biefer 
XL  OoDflänbig  t)ereinfomt  bis  er  nad^  ®  otteg 
( twn  einem  agpptifd^en  Wön^t  $o))]^nu* 
Igefunben  nmrbe.  9lod^  niöl^renb  er  biefem 
ieiti^gefd^id^te  er^öl^Ite,  geigte  ftd^  bieSobten- 
if  feinem  ®eftd^te,  unb  er  ftorb  eines  f eligen 
SDer  ®oflfreunb  begrub  il^n  unb  \^txth 
c  iDeitere  ßreif e  auf,  toaS  er  ton  Onup^riuS 
.  I^e.  SHef;  borf  »ol^I  qIS  gefd^id^tlid^ 
iüooffi,  baS  Sigentl^ümlid^e  ber  gangen  Sr* 
g  fpater  legenbenl^aft  ausgemalt  unb  burd^ 
ufi  bem  Seben  alt«  unb  neuteftamentlid^er 
tten  ermeitert  morben  i{t ;  als  3^it  ber  be- 
ll Sorgönge  lann,  ba  bie  ^erfon  beS 
nrS  nid^t  }u  ermitteln  ift,  nur  Dermutl^ungS' 
iS  4.  Sa^rl^unbert  gelten.  3n  9tom  ift 
Onupl^riuS  eine  JKrd^e  auf  bem  Sani' 
etoeil^t,  in  meld^er  ^Reliquien  Don  il^m  t)er' 
rben.  @d^on  im  12.  Sal^rl^unbert  foUen 
^  l^eiligen  SeibeS  im  Seft^e  ^einrid^S  beS 
\ttDt]tti  fein,  ber  fid^  unter  feinen  bef onbem 
jeflellt  l^tte;  auS  biefer  3(tt  ftammt  aud^ 
^^rung  beS  1^1.  Onupl^riuS  gu  SRünd^en, 
baS  gro^e  9ilb  bafelbft  auf  bem  6ier- 
eugnift  ablegt.  (95gt.  AA.  SS.  Boll.  Jun. 
sqq.;  Migne,  PP.  lat.  LXXIH,  211 ; 
Jud^  b. Mittäter,  ^berbom  1863,  98 ff.; 
,  ^eiligenlejifon  IV ,  622  ff. ;  V,  988. 
fiiteraturangaben  bei  Chevalier,  Beper- 
V.)  [Raulen.] 

nms,  Sbam  3ofep]^,  ein  latl^oltf d^er 
\t,  ber  eine  Seitlang  ber  falfd^en  ^uf» 
^ulbigte,  toax  geboren  am  29.  SRörg  1754 
jburg,  tt)0  er  fd^on  mit  16  Salären  in'S 
[eminar  aufgenommen  würbe.  5lm  16.  Wai 
Sputirte  er  öffentlid^  über  bie  ©efd^id^te  ber 
irung;  am  29.  SKörg  1777  tt)urbe  er  ^ric» 
am  26.  ÜJlai  fitcentiat  ber  Sl^eologie.  ^aä) 
Sauren  ber  ©eelforge  tt)urbe  er  §ofmeiftcr 
gfronfenPein'fd^enQfamilie  juSWainj;  öon 
ief  i^n  1782  Sürfibifd^of  grang  Subttig 
^I  als  @ubregenS  in  fein  SIericalfemtnar 
drgburg.  3n  bemfelben  Sa^re  tourbe  er 
ber  Xl^eologie  unb  im  folgenden  Saläre  an 
eS  Derftorbenen  Ssi^fuiten  ^oI^Hau  unter 
(tung  feiner  Stellung  im  Seminar  $ro» 
c  eiegefe  unb  geiftlid^cr  SRatl^,  1786  aud^ 
uS  am  ßoHegiatftift  jum  9?euen  SWünfter; 
*Kße|  er  baS  Slericalfeminar  unb  tourbe 
^abeIigen@eminarS,5ugIeid^S)irectorber 
Icn  in  SBürjburg  unb  TOünnerflabt.  ®er 
mfd^reitenb,  verlangte  er  fd^on  bamalS  für 
id)  bie  Sinfill^rung  gpmnaftif  d^er  Uebungen. 
r  €dcuIarifation  tourbe  er  oon  ber  hir- 

■IcsUon.  IX.   2.  8(ufL 


ba^rifd^en  Stegierung  )um  SanbeSbirectionSratl^ 
für  @^ulfad^en  ernannt.  SIS  burd^  6rla^  Dom 
5.  October  1803  neben  ber  latl^olifd^'tl^eologifd^en 
tjacultöt  aud^  eine  proteftantifd^e  errid^tet  mürbe, 
beibe  aber  gu  einer  ^Section  ber  für  bie  Silbung 
beS  religiöfen  SSoHSlel^rerS  erforberlid^en  ftemtt» 
niffe"  Derfd^moljen  mürben  (SBegele,  ©efd^id^te  ber 
Unioerfität  aOBürgburg  n,  SBürjburg  1882,  469), 
mußten  bie  übrigen  ^rofefforen  }urü(!treten,  nur 
On^muS  unb  S3erg  (f.  b.  9rt.)  burften  bleiben. 
2)enn  bisher  mar  OnpmuS  im  Sfal^rtDoffer  ber 
Sufllarung  gefegelt  unb  UMir  nod^  i^er  Die  9b« 
fid^ten  ber  9tegierung  l^inauSgegangen.  @o  l^tte 
er  als  2)ecan  bei  einer  ^acultötsberatl^ung  (7. 3a» 
nuar  1803)  u.  31.  geforbert,  bie  fünftigen  ^riefter 
foUten  erft  nad^  DoUenbetem  iStubium  ber  £]^eo» 
iogie  in^S  Seminar  eintreten  unb  nur  Sin  Sal^r  tu 
bemfelben  bleiben.  3)urd^  langem  Sufent^It  in 
bemfelben  bilbe  fid^  ein  gemiffer  esprit  de  corps, 
ber  oon  ba  aus  auf  ben  ganjen  Staub  übergel^e 
unb  il^m  bei  eintretenben  Umftänben  9Rad^t  unb 
Sinflug  oerleil^e;  ber  (geifllid^e)  Staub  foKe  nid^t 
als  Staub  mirfen;  tmr  ber  Sinjelne  foQ  in  bem 
ibm  angemiefenen  SBirfungSfreiS  tl^ötig  fein,  im 
Stillen  mie  }eber  anbere  Sürger  feinem  Serufe 
abtoarten  unb  um  baS,  maS  barüber  l^inauSIiegt, 
unbefümmert  fein  (Sc^mab  [f.  u.],  342  f.).  SIS 
im  3. 1809  SBürjburg  an  ben  ©rogl^erjog  Don 
3j)Scana  fiel,  trat  eine  Sfleaction  im  fird()Iid^n 
Sinne  ein,  bie  tl^eologifd^e  t^facultöt  mürbe  unter 
99eibel^altung  aUer  afabemifd^en  Siedete  in'S  Se- 
minor  Derlegt  (SBegele  510),  unb  bie  biSl^erigen 
^rofefloren  mürben  in  IRul^cftanb  Derfejt.  3ui 
3. 1815  aber,  alS  SBürjburg  mieber  an  Sägern 
fam,  mürbe  OnQmuS  reactiüirt  unb  erl^ielt  bie 
^rof effur  ber  ®ogmatif .  9iun  trat  eine  entf d^iebene 
Senberung  feiner  t^eologifd^en  SRid^tung  aud^  in 
feinen  Sd^riften  ju  Sage.  6r  fanbte  feine  Sd^rift 
„Ueber  bie  iBerl^ältniffe  ber  fatl^olifd^en  ftird^c"  zc, 
(1818)  unb  „S)ie  (SloubenSIc^re  ber  fatl^olifd^en 
ftird^e,  praftifd^  Dorgetragen",  3  Sbe.  (1820  bis 
1828),  mit  ber  93itte  um  Approbation  an  ^apft 
Seo  Xn.,  erhielt  eine  fold^e  ^mar  nid^t,  meil  bie^ 
nid^t  gebröud^Iid^  ift,  empfing  aber  im  Auftrag  beS 
^apfteS  burd^  bie  SKüncfiener  ?Kuntiatur  ein  fel^r 
anerfennenbeS  Sd^reiben  d.  d.  25. 92oDember  1823 
([Süb.]  il^eol.  Duartalfd&r.  1824,  179  f.).  3m 
3. 1824  gum  2)ombed^anten  ernannt,  legte  er  bie 
^rofeffur  nicber  unb  Derabfd^iebete  fld^  Don  bem 
ficl^ramt  mit  bem  Programm  Preßbyterium  ejus- 
que  partes  in  regimine  ecclesiae.  3m  folgen«^ 
ben  Sa^re  mürbe  er  ©cneraloicar,  unb  am  9.  Scp«^ 
tcmber  1836  ftarb  er  im  Alter  Don  82  Salären, 
l^od^gead^tetmegen  feiner  grömmigfeit,  feines  6ifer& 
in  ber  Seelforge,  bie  er  bis  in  fein  l^ol^eS  Alter 
übte,  unb  megen  feiner  SWilbtl^ötigfcit,  bieeru.  A. 
burd^  eine  Stiftung  für  arme  ftinber  betl^ätigte. 
Seine  bcbcutenbcrcn  Sd^riftcn  fmb:  Opera  S. 
Justini  Mart.  graeceetlat.,  3  voll.,  Wirceburg. 
1777-1779  (in  ber  Obertpr^fd^en  AuSgabe  ber 
polemif  d^en  Sd^rif  tcn  ber  ßird^euDäter).  3)ie  ffieiS- 

28 


867                                                OoH&a  —  0|)Ttr.  8« 

titit  3cfu  @qrac^  @otiit,  ...  mit  Srnnttfuireen,  @^tiflpeQti  auf  betn  ®tbittc  btt  ^nbtgllittratiir 

aBfliäb.  1786—1788,  2  Sbe.;  gntourf  ju  tiner  nxir  im  3. 1571  ju  ^Intoetpen  flebomu  gm 

®ij4. brö äSi6ene[en8,  e6b.  1786;  ®ejc^. beS Stilen  ©tubitn mod^te  et Öauplfäd^Ii^  in  ©ponitn;  bom 

unb!limen3:ePQmfnte9,5ffibe.,tbb.l787— 1802;  trat  er  (1593)  ju  @ent  in  ben Slominiconttoriio 

De  UBU  interpretatioiuB  allegoricae  in  nori  linb  tmirbe  juer^  alS  ^iDfeffoi  bcr  X^Diogit  b 

foederia  tafaulis,  ib.  1803;  Sltr  104.  $falm . . .  Sntoerpen  Denumbet.    @))dter  btfleibett  er  ii 

mit  ^nmetCungen,  tlh.  1807 ;  Uebtt  bic  iQert)ält-  Oiben  ber  Steigt  mä)  baS  Smt  bei  ©abpnai 

mf[ebertaf(|Olif4niffit(^c;obeT!8tanttt)octungbcT  ju  XRoaSIridit,  beS  ^dorB  gu  @ent  iinb  SSiügg 

$unltt,  ntld)t  b«  Si^QfietT  Don  SBongenlieim  in  unb  beS  S^tfinitotS  btr  bcluifi^cii  OiiwnSpioDiq 

feinet  <£TSffnungSRbc  Ut)  bet  £Berat^ung  mt^retet  3"Steic^  übte  et  fottudiiretÄ  mit  Äenfouiel  Cife 

Mutff^m  99iinb>k|laaten  über  bie  Stngelegen^ten  mie  Stfolg  baS  $Rbigtamt  auS.  Si  ^tb  ^ 

bet  beutfe^en  lol^olif d^en  ßirc^e  Dorgelegt  ^at,  ebb.  lii$,  all  et  eben  in  benSonDentutSent  eingef^t 

1818;  Programma  de  eo,  quod  juetnin  est  Bat,  im  3. 1630.  —  Sei Ouätif>IEd^rb  (SÖripä 

circa  rationem  et  revelationem,  ib.  1819  (et  0.  Pr.  U,  465  sq.)  metben  elf  Don  i^  Dcrfo^ 

erllQtt  batinbie  Ianti|(^e  Spfiilofopdie  für  unoet-  SBerle  üufgefü^tt,  Don  benen  l&iet  (olgenbe  er 

eittbat  mit  bet  SteÜgioit);  SRetne  Slniid^ten  bon  tDabnt  Derben  mi^tn:  ConBclatorium  aninui 

ben  Dunberbaren  Teilungen,  toeldie  ber  S^rfl  hinc  migrantis,  Gondavi  1617  (ein  fhoideit 

niesonbet  Don  ^oqenlobe  feit  bem  20.  3intiu@  budi) ;  Syntaris  instnictiBBima  ad  expeditu 

b.  3.  in  SSÜi^burs  DoDbraiigt  !|at,  ebb.  1821,  divini  verbi  tractationem  exvariis  concapü 

1.— 3.  ^u^.  (et  erflött  batin,  ba|  Sngeftt^te  bua  a.  acriptnrae  ordine  alpbabetico  conds 

ber  ä^bi'fi'^'lt  nii^tS  übrig  bleibe,  atS  ,ju  be-  nata,  Ant;Terpiael622u.Qflet;Hieroglypliiei 

iDunbem  unb  ju  Detenten  bie  überf^Uihigli^e  aacra,  ib.  1627 ;  Tuba  Dei,  Gandavi  1629 

Waä)t  be3  ©laubene,  unb  an}ubeten  ben,  ber  \a  augetbetn  gab  OonfeH  (|.  Quetif-Echard  L  c 

genaltig  bur^  bie  SJlai^t  beS  ©laubenS  tmrff) ;  brei  SSerfe  alteret  äuctoren  ^eruuS,  bänintei  In 

SHe  Sämonenle^Te  ber  Sllten,  ober  bie  3bee  beS  gefdiabten  Senucaea  Fr.  Hugonia  de  8.  Pnb 

@attli<^en  in  i^tet  Ausartung  bei  ben  SIegQptetn,  Florido  (ge[t.  1322).    9ln  ber  ^erauSgabc  bt< 

$böniciem  unb  ®tie(!^cn,  ebb.  1822 ;  3)ie  Sßrin'  Consolatorium  theol.  Fr.  Joannis  de  Tamba« 

cipien  ber  ®lQuben§Iebr(  ber  fat^olifd^en  Jnt^e,  wurbeDonJeDbutäibenSobDer^inbert.  [%.S|ia.' 

©uljbo^  1823:  S3ie  ©laubenS-  unb  ©iitenle^te  Operarii  pii,  (Songteflotion,  (.  Ätbrfltt 

bet  tatboli[^en  ffit^e  In  latcc^etif^et  0onn,  gmei-  ftomme. 

t«  X^etl  ju  btt  DDtfte^enben  €(^tift  (S)te  @ttlen-  &p1a  (oblaüo)  alB  @abt  m  bie  ®ott^Mt 

le^re),  ebb.  1826;  tlltSt'^  Don  ben  ^eilSmitteln,  bet  ben  rotfentlic^en  Seftanbt^eil  brB  Sultnl  ii 

meiere  bie  ^ri^idie  Steligion  barbietet,  fate^eti[(^  allen  Sieligionen.  Sebo^jeigt  fic^  neben  betlei^l 

Doigetragen,  @uljba^  1825;  ^omilien  unb  Säe*  ttfennbaren  allgemeinen  3bee  beS  Cp^txS  bei  bni 

tta^lungen  üb«  bieSeibenageft^ufite,  Slufer^c^ung  Dcrf ^iebenen  Sleltgionen  eine  groge  SBerf^iebeti^ 

unb  ^immelfabrt  3elu,  bie  Senbutig  beS  ^eiligen  in  ber  genauem  gatjung,  prafti|(!^en  SlnDieitboBii 

©eiftei  unb  ben  SInfang  feiner  ^fi'ig'n  ftit^e,  unbgeft^ii^llii^enSntroitnuna.  3nsbe(onberejpi(lt 

aBütjburg  1827 ;  Slai  Seben  unb  bie  2ebte  3eiu  ba§  OlijetiDe(en  in  ber  DRenbarungäretifliim  W 

na4^attf|äu§,*}Jtatcu8,Sucaein^omtlien,@uIj-  31.3:.  eine  loic^tige  SloHe;  bie  im  (^bi^fjent^ 

bacd  1831.  (!Sgl.  Buiand,  Seriea  etvitaeProfF.  getoittte  3)erfät|nung  btrul^t  auf  bem  Opfer  €:^|)i 

S.  Theol.  Wirceburg.,  Wirceb.1835, 180aqq;  am  Äreuje,  unb  in  ber  ffiiebeib Ölung  unb  Set- 

€(!biDab,  S^ranj  iBerg,  ^loj.  bet  A.°@.  an  ber  Uni'  gegcnmärtigung  biefeS  Opfers  ifl  bte  ©tele  indi 

uerfitäl  SBütjburg,  SBürjb.  1869;  aing.  beutfd^e  bie  fiebenSquene  beS  tat^olif(!ben SuItuS  entboItOL 

Siogropöie  XXIV,  359 ff.)              [SQJeber.}  I.  ®o§Cpfet  imSItlgemeinen.  l.StP 

©onilii  ("=■'>::';)  unb 0(ifftt (nVriM),  tm M.  I.  breitung.  69  gibt  teine  Äeligion  D^ne  itgenb 

(ßjerfi.  23)  jmei  fgmbolifii^e  Slamen  für  bie  beiben  ein  Opfer  unb  i)at  nie  eine  fol^e  gegeben,  ©tflip 

Steic^e  3uba  unb  S^tael,  beren  Untreue  gegen  bie  feg.  Staturreligionen  btt  milbcn  üQöRer  ^ben 

@Dtt  ben  f>ettn  als  el^elidie  Untreue  jnieier  @at'  baSfelbe  noä)  in  irgenb  melier  g^orm.  ^vxa  BiO 

tinnen  gegen  i^en  re^tmägigen  ®ema^I  bor-  man  batauS,  bog  eS  in  bem  gemeinjamen  SejiUor 

gefteüt  raitb.                                  [flaulen.]  bet  arifdien  53ö!ter  lein  SBort  für  Opfer  gebe,  bii 

0»tU>amil  (rica'^rt!;),  im  a.  %.  1.  eine  Imu  golgerung  jiet)en,  tS  ^abe  biefem  aSfiKer^miw 

lifi^e,  nad)  allgemeiner  iBejeit^nung  ^etbiliidie  ^in-  in  bernorgef [^i^tUd)en^eriobe  bie  SbeebeSOpftri 

fientod^ter,  eine  bet  gtDuen  Sfau'S  {&cn.  S6,  2),  gefehlt;  oBein  ba  SanScrit  unb  3enb  ni^t  vn 

miäjt  auif)  ben  Slomen  Subita  (f.  b.9Irt.)  fiibrfe.  benfelben  5Ramen  für  baS  Opfer  §aben,  fonben 

—  2.  bie  ©rogtante  biefet  erilgenanntoii  ^mn  au^  eine  gtofteajlengeaßntle  mit  einanbetttieileii 

(®en.  36, 25).  —  3,  ein  SBo^nfijj  bet  cbomilifditn  bie  fi^  auf  minulibfe  Sei^nil  beS  alten  Ketimomdl! 

©tammeSfürpen,   »ettfier  Detmutblid]  nori)   tier  bejieben(Dgl.aui$2K.*DtüIltt,  *|Jbpfifd^eSeügiiH! 

jtoeitgenanntenfeinen^amenet^ieIt(®en.36,4I.  quS  bem  Snglifii^en  übetfetit  Don  Dr.  ^ranll 

1  5Bat.  1,  52).                               [ffaulen.]  Seipjig  1892, 100  f.);  ba  ferner  !Oeba  unb 9to# 

l^enfieff,  Sßil^tlm  »an,  0.  Fr.,  gefeier-  bereite  in  ben  älteften  Seiten  ein  fleinlic^  out 

ttr  nieberlänbifi^  Aangelrebner  unb  fnii^tbarer  gebilbettSOpfercertmonieQent^ltenunballeinbE 


Oplei 


870 


gBBiniti^SfeliflteBen  bon  Slnfang  an  baS  Cpfci- 
DtjnoiiiSfbilbtt  fyibtn.  \o  mu|  baSOffn  fc^on 
«  kr  Innnung  bti  Stammt  bortionben  geiiwltn 
m.  Sit  (Befiele  bn  inbif^m  unb  ber  ira- 
iJi^SliIigion  bODeiSt  anbercr|eite,  ba^  auc^  bie 
«l)iHA)etnt9leIigiDntnbcS0p|tr§niif)tnitbe^mt 
Smn,  vitdne^  gtnibt  bifftm  bic  gri)|tt  Slufmett' 
jmfnt  f^mtot,  tnbem  f»  bie  roliercn  ©ckäu^e 
teSotjeit  milbtnt  unb  eine  fefte  OiQanifation 
M  SituI  unb  b«  Situigit  ^er[tellcn.  Sluc^ 
titSiibbtiSmuS  unb  bet  ^ifutJltttoniSmuS,  tDiläjt 
an  vAm  htm  Cfiriftenl^um  jut  6rlü[ungeteli' 
gin  |i  ifi^len  pflegt,  finb  t^atfüi^Iii^  njti^t  o^ne 
Crftt.  SBo^iI  tenitllieillt  S3ubbt|Q  Opjer  unb 
S^ii^iiiieen,  bejanbete  bie  Mutigen  OpIei,  unb 
a  lehn  „QDttlDttn''  SteÜQion  fi^etnt  baS  Opfer 
fl^  MiK  €ttllt  ju  ^ben ;  aber  im  ©runbe  greift 
Bk^i\t>i  bie  Opfer  an,  meldte  betiSra^ma- 
litaml  tingtfü^rt  ^tte:  bie  IBubb^iften  bringen 
iim  Subb^  unblutige  Opfti  bai.  Slud)  ^or- 
^  ^  ^m  %f)tü  aus  boctrinären  förünben 
tit  nAlnhgm  Cpfn  für  bit  älttften  Opfer  ci« 
flbt  iBtnn  einzelne  ^riftlic^e  ßonfeffionen  boS 
C^  MitKrfen,  fo  muffen  fit  hoä)  bie  Opfer- 
iteimBJtrft  lE^irifti  onertenntn.  —  3nt  Sitten 
XtjiBaitnt  bringtn  ^bel  unb  Sain  hai  trfte  Opfer 
s«.  31«  opferte  nac^  ber  6intput  reine  Spiere. 
ItiitTbnn  erfcbeinen  bit  fßatriar^tn  nur  nod) 
StiL  31,  54 ;  46,  1  opfrenb.  ©onft  mirb  mi)! 
lit  Sirii^tunfl  bon  Sltärtn  berietet  (@tn.  12, 
:.8;18,  4.  18;26,  25;  33,  20;  35,  7),  ober 
HPB  Opf«  nid)t3  trtcäbnt.  SHe  Opferfcene  ouf 
Sbrio  bilbtt  eine  ^ugnabme.  Sine  Sibotion 
niib  Qkn.  35, 14  genannt.  S)a|  aber  baS  Opfer, 
■ntnllidd  baS  Üäunbeeopfer,  belannt  rocw,  jeigt 
Sea.  15, 9.  enbüe^  erfc^eint  ®en.  14, 18  b(i§  au3 
Srab  unb  SEDrin  btpe^enbe  Opfer  aJtelc^ifebediiS. ' 
2.  Sint^tilung.  Siie  Opfer  uaren  l^eils' 
nUttiflt,  tiieilS  blutige.  Obmobl  bai  erftebiblifc^e 
C^fii  bcibt  rcprcfentirt,  fo  galt  boc^  i"  ber  ^a> 
triindinijeit  bai  blutige  Opfer  als  baS  ^auptopfer. 
Wdt  tribäologtn  betrati^ttn  bie  unblutigen  Opfer 
oll  bit  öltejttn  Opftr  beS  feeibenttiume,  befonberS 
tnütrit^en  unbSlbmtr.  Sint  Seftötigung  finbet 
W«  9ii|id(|t  borin,  bofi  bti  ^omtr  6üeiv  Opfer 
Mringen  unb  üetbrennen  loffen,  rflnc^tni  be- 
tafti,  mit  autti  in  ber  Zeitigen  ©t^rifl  riiuc&ern 
b  »iel  qH  btn  ©ötttm  opfern,  fie  oerebren  ift. 
Sribtn  6^Mtm  in  iSab^Ion  b<itttn  bie  ucgeta' 
U^  Opfer,  Dorjüglti^  bag  Siüut^eropfer,  bns 
SAeiecDi^t  unb  uniiben  bii^l  cor  btr  Citolt^eit 
hngcbroi^t,  toödrtnb  bie  S^teropftr  nur  im  ißorbof 
JTOmftttl  iDurbtn,  3)ie  ißebeulung  fd)lac^ien  für 
Mn.£i^Ia(^topferfürlb;iagebQrterftberfpätcm ' 
Seit  an.  SBenn  bo^tr  ^orp^qr  mit  StjeopbtaP 
titlnfi^t  Dtrtrilt,  ba.%  uriprunglit^  nur  Spflanjcn 
übSlumtn  ßtopftrl  werben  feien,  inbtm  fie  per- 
(mt  mürben,  fo  bat  tr  ntnigftenS  p^ilologif^' 
ijbtij^  (Srünbe  für  f«^.  o^nt  ba^  bc^bi^'b  ber 
lAen  Öltbraui^  Don  fb^i'n  für  3:bi"^Pt<:i  ''big- 
4  snf  rintm  3Rigi>trftönbni|  Don  tlu}itSv  =  auB 


ber  Srbefproffen,  berufen  mu6(DgI.Eu6eb.Praep, 
«y.  1,  9;  Dem.  ev.  1, 10;  Ovid.  Fast.  1,  337). 
9luc|)  für  bie  graufamen  uorbtrafiatifc^en  Kulte  ift 
ti  ni(()[  untoa^rfdieinlic^,  ba^  bie  O'ut^tbarltit  ber 
iCflanjt  mit  i^rtrSetlt  btuianftofe  ä"U"bIulißen 
Opfern  gab  unb  bie  blutigen  Opfer  trft  auf  bie 
Utgelabilif  (^tn  Siäu^tropfer  folgten,  »tun  aud^  ber 
ro^e  3^aturati6mul  gtrabe  im  jäljrHc^en  9iatur> 
piDjtfie  ein  ^orbitb  btS  ant^ropDbgifc^en  unb 
t^eogonifdicn  SlualiSmue  bitte.  S^rtifoftomuS  unb 
feine  9iad)o|mer  litfeen  fi^  Don  jener  ncuplatoni- 
ft^en  9lnfitbt  leiten,  wenn  fit  bei  ber  grflärung 
Don  ^ebr.  10  ihali  unb  i;po9<fop{i  alä  blutige 
unb  unblutige  Opftr  unttrjc^itben  unb  bie  blutigen 
Opfer  bei  ben  Suben  nur  al3  eine  Sonceffion 
@ottee  an  bie  bi^t^erjigen  Suben  betrachteten, 
'  bamit  biefe  nic^t  ;u  ben  blutigen  Opfern,  mie  fie 
,  Don  btn  Reiben  ben  ©ämonen  borgebra^t  mür- 
ben, fi^  »enbtn  follten.  3)it  Suriidjü^ning  btr 
blutigen  ^eibnifd|tn  Opfer  auf  bie  Slämonen  mar 
bei  ben  RirdienDätem  feit  3ufttn  aÜgemtin.  — 
3n  ber  Debifiben  tReligion  f^tint  uifprüngltt^  jebe 
auf  @Dtl  bejogcne  ^anblung  Qiarma  =  Slct) 
qIS  Opferact  gegolten  ju  beben,  äl^ieropfer  fc^ci= 
nen  urfpriinglicb  nid)t  uorfianben  geuefen  gu  fein. 
®al  ben  3ubtm  unb  3ranitm  gemtinfamt  ©omo' 
Opfer  ift  ein  unblutiges  Opfer.  Unb  in  bitfem  un> 
ftrettig  größten  unb  ^eiligfttn  Opftr  ber  Slricr 
madit  fi^  aud)  nod)  eine  reinere  Snfi^auung,  bie 
iSereiuigung  mit  @ott  burdb  gebeiligle  9?abrung, 
gtltenb.  Ob  bie  Debifd^tn  ^nbtr  baS  3:bitrDpfer 
Don  anbtren  Derbünbettn  Slämmtn  ongtnommtn 
ober  mit  ber  Din^rungSänberung  eingefiibrl  Ijnben, 
löfit  fic^  nit^t  mefir  feftficßen.  3mmet^in  ift  e§ 
n)a5rf(^einlii^ ,  bafe  ber  Uebergang  jur  gleifd)- 
nabning  t)ier  unb  anbermartS  (ogl.  ®tn.  9,  3  ff.) 
bit  Sinfüt)rung  unb  SSerbreitung  ber  2t|ieropfcr 
gefSrbert  ijat.  5t  ncniger  ben  naturaliftifi^en  34eli' 
gionen  ber  fpedfif^e  Unterfd)ieb  jinifc^cr.  SÜenfd) 
unb  3:l|ier  gum  Ilaren  iBelou^tfein  tarn,  befto  t^er 
modelt  man  biirt^  3:itbtung  imb  SSerjcbrung  eineS 
Stieres  eine  ©ii)ulb  ju  begeben  fürditen.  S^iax 
galt  im  SoroaftriSmuS  bas  SBemic^ten  ber  fdfäb- 
lid)En  Sbiere  915riman§  ßl§  ein  Derbienfllid)e3 
SBcrf,  aber  um  fo  me^r  mußten  bit  nü^lidjen  S^^icvc 
OnnujbS  gefront  unb  gepflegt  merbtn.  Um  babtr 
ben  @ott,  in  beffen  @d)u^  bit  £f|itrt  ftanbtn, 
nic^t  gu  erjümtn,  gab  mon  i^tn  baoon  ab,  totililc 
fie  ibm  ober  opferte  bafür  ber  ©ottbeit  jum  Stil- 
|a|i  ein  il)r  feinbli^eSunb  btrbafjteS  äbier.  ^arau^ 
erflärt  |id|,  bai  urfprünglii^  „f^lac^tcn"  unb 
„opfern"  jiemlid^  ibentift^  lonren,  unb  bafe  nid^t 
gef^laibtet  iDurbe,  o^ne  bag  man  opferte.  9Bar 
einmal  ber  Sebrauc^  Dor^nben,  fo  loiinte  leidet 
ber  @Iaube  enifle^n,  bog  bie  bem  @oltc  iDottl- 
gefälligen  Xb^tit  jum  Opfer  auBjuwäbltn  feien, 
©ei  ben  Silbern  traten  mit  ber  Slbntigung  gegen 
bie  gltit'^""bn"t0  oin^  bit  adieropfci  inieber 
juriid  ober  mürben  burc^  ein  einfadjeS  ©uno- 
gnt  eriejit;  bod^  finb  biefelben  nie  gang  Der- 
fdjmunben  (^arbQ,  ißebifdi-bra^manif^t  ^triebe 
28* 


871 


0))fer. 


872 


ber  9ieIigion  beS  alten  3tibien8^  SRünfter  1893^ 

150  f.). 

@inb  bemgemö^  int  l^dd^ften  Sllterll^um  bie  un- 
blutigen Opfer  aud^  t)or]^ettfd^enb  gemefen,  fo  ifi 
es  bod^  l^iftorifd^  nid^t  l^inlönglid^  begrünbet,  ben- 
felben  eine  obfolute  Priorität  juguerfennen.  Sin 
SetoeiS  hierfür  flnb  f  d^on  bie  2Kenf  d^enopf  er,  »eld^e 
l^eutgutoge  bei  milben  @tömmen  in  ^frifa  unb  in 
ber  Siibfee  nod^  l^öufig  Dorlommen,  frül^er  aber 
über  bie  ganje  betpol^te  Srbe  t)erbreitet  tporen. 
SefonberS  l^erDorgetl^on  l^aben  jtd^  barin  bie  alten 
femitifd^en  Religionen,  in  »eld^en  baS  ftinber- 
Opfer  einen  n>efentUd^en  Xl^eil  beS  SuItuS  bilbete. 
@inb  bod^  felbft  bie  Suben  l^öuftg  genug  in  biefen 
©reuel  ber  Sanaaniter  gurüdfgefaSen,  unb  l^at  nod^ 
Äönig  SWcfa  feinen  ©ol^n  auf  ben  SJlauem  ber 
@tabt  für  bie  Sriangung  beS  @iegeg  l^ingef  d^Iad^tet 
(4  StISn.  3,  27).  ffann  man  au^  nieber  au§  bem 
Opfer  ^brabantS  unb  Sepbte^S  nod^  auS  bem  ®e* 
f eje  für  bie  grftgeburt  auf  einen  f rübem  ©ebroud^ 
t)on  2Kenfd^enopfem  fd^Iie^en  (ögl.  ^.  ©d^ols,  ®ie 
beiligen  ?lltertbümer  beS  SBoIIeS  38rael,  SRcgenS- 
bürg  1868,  119  ff.),  fo  fe^en  biefe  »erid^te  bod^ 
bie  ^elanntfd^aft  mit  ber  3bee  DorauS.  92o^  meni- 
ger  fann  SRi^t.  8, 18  ff.  1  @am.  15,  32  f.  ein 
Kefl  beS  ©efangenenopferS  erfannt  toerben,  tomn 
anä)  bei  ben  Arabern  bie  @itte  berrfd^te,  bog  man 
ber  ©ottbeit  ba§  93efte  t)on  ber  iBeute  barbrad^te 
(@menb,  Sebrbud^  ber  altteftamentltd^enSieligion^ 
gefd^id^te,  fjreiburg  1893,  128).  aber  aud^  bei 
ben  änbogermonen  toaren  bie  9Jlenfd^enopfer  all- 
gemein im  93raud^.  93ei  ben  ©rieben,  9iömem, 
©aUiem,  ©ermanen  retd^en  fte  meit  in  bie  gefd^id^t- 
lid^eS^it  i)txt\n,  bis  fie  burd^  blutige  3üd^tigungen 
(fpartanifd^e  Sünglinge)  ober  f^mbolif^e  Opfer 
(?ßuppen)  erfe^t  mürben.  Shn  anerfannten  Scba- 
cerimonictt  toirb  jtoar  nie  ein  3Renfd&  gctöbtct, 
benn  baS  Opferrituol  für  SWenfd^enopfer  mar  nur 
f^mbolifd^,  ben  Opfermenfdfjcn  ober  bie  Opfer« 
menfdf)en  lie^  man  frei  unb  brad^te  ftatt  ibrer 
anbere  Opfer  bar.  SDod^  mürbe  in  ber  Sage  ein 
„Sniopfer"  oerberrlid^t,  in  meld^em  ein  SSater  feinen 
@obn  bem  Xobe  übergab,  unb  biefeS  SlÜopfer 
mürbe  a(§  ba§  DoUfommenfte  Opfer  angefeben. 
®a^  aud^  bei  ben  Seg^ptem  urf prüngltd^  ^enf d^en- 
opfer  im  ©ebraud^e  maren,  bejcugt  bie  ©itte,  ben 
Opfertbieren  ein  Siegel  aufjubrcnnen,  baS  einen 
(nieenben  9Renfdf)en  DorfteUte,  bem  bie  ^önbe  auf 
ben  älüdfen  gebunben  unb  ein  @d^mert  an  bie  ff eble 
gefegt  mar  (Safaulj,  S)ie  ©übnopfcr  ber  ©ried^en 
unb  SRömer  unb  ibr  Scrböltnife  ju  bem  einen  auf 
©olgatba,  aBürjburg  1841,  14).  S)anadf)  fd^cint 
SBieleS  bafür  ju  fprcd^en,  ba^  bie  TOenfd^enopfer 
ben  Xbieropfem  vorangingen  unb  erft  burd^  bie 
milberc  ©itte  aümälig  oerbrängt  mürben.  9lur  bei 
ben  ©emiten,  bereu  9}aturaIiSmu§,  ©raufamfeit 
unb  ©innlid^feit  tiefer  murgeltcn,  mad^te  erft  ber 
frembe  SuItuS  bem  f^redflid^en  ©ebraud^  ein  @nbe. 
Sei  ben  „milben"  S8ölfem,  meldte,  mie  bie  SWcp« 
caner,  ^unberte  öon  ÜRenfd^en  an  ben  gcften  opfer- 
ten ober,  mie  Diele  9legerftömme,  ben  Xobtencult 


mit  bem  Kannibalismus  befd^impfen.  Hegen  Ui 
iBerl^öItniffe  ebenfo.  SOBeil  nad^  bem  3eugni|{i 
$orpl^9rS  ber  Kannibalismus  nod^  )u  feiner  3tü 
Dorfam,  moUte  man  bie  alten  ©ried^en  ^u  9Renf^ 
freiem  mad^en.  2)od^]^errfd^tebieferl^ä|Iid^e9R$< 
braud^  nur  bei  öu|erft  t)ermilberten  ©tömmer 
(©cQtl^en,  S^cöer).  Urfprflnglid^  mürben  ton  ber 
^enf  (^enopfem  bie  befferen©tänbebetroffen,fp(lte] 
faufte  man  bie  Kinber  ber  ^rmen.  3n  Slesia 
mürben  mie  ie^t  in  ^frila  iBerbred^er  unb  tM^ 
gefangene  ober  ©HaDen  Dermenbet.  —  ©onft  nmr» 
ben  als  Opfergaben  für  unblutige  unb  blitti(y 
Opfer  bie  beften  Sneugniffe  (SrfUinge)  beS  eige> 
neu  STeifd^eS,  bie  grüd^te  beS  ^elbeS  unb  be 
^eerbe,  alfo  nü^Ii^e  ©egenftSnbe  unb  üfaxi 
auSgemäblt.  2)ie  ölteften  unblutigen  Opfer  ftid 
^ebl  ©alj,  Kud^en,  SBadmaoren,  bie  oft  in  Ko^ 
bilbungen  t)on  %f)xtnn  befionben,  SEßeil^rou^ 
SRild^,  Oel,  SButter,  feonig,  SBein.  SHefe  mrntei 
allein  ober  in  93erbinoung  mit  2:bi^<>t'f^nt  bot 
gebrad^t.  2)ie  9i5mer  l^aben  }mar  aud^  f elbflönbig 
SBein-  unb  SBeil^raud^opf  er  gefpenbet,  f onft  aber  un 
blutige  Opfer  mit  ben  Xbieropf em  fietS  üerbunben 
S)ie  Snber  unb  ^ßerfer  l^ben  im  ©oma-Opfer  cö 
eigentbümlid^eS,  an  bie  ^rud^t  beS  SoiuneS  be 
SebenS  erinnembeS  unb  für  bie  Sudb^rißte  rm 
bilblid^eS  Opfer.  Qu  ben  blutigen  Opfern  murbei 
t)or  Mtm  bie  ^auStl^iere  genommen;  Woifd^ 
9io^,  Slinb,  ©d^af  unb  3iege  ift  bie  Steibenfolg 
ber  Opfer  in  ben  SBebcn.  ^ie  unb  ba  fornno 
S35gel,  feiten  gifd^e  unb  SBilbbret  üor,  meU^ 
aud^  in  ienen  Seiten  nod^  feiten  als  menfd^Ii^t 
9^abrung  benu^t  mürbe,  f^für  bie  t)erfd^iebei»i 
©Otter  mürben  gro^entbeilS  bie  ibnen  gebeiligtei^ 
fie  rcprofentirenben  %^\txt,  öfter  aber  aud^  feinlH 
lid^e  genommen  (Sod(,  ©d^mein),  anbere  für  bk 
übermeltlid^en  als  für  bie  untermeltlid^en  ©ötlo. 
Sie  S^b^  ber  %^txt  rid^tete  ftd^  oft  nad^  ber  341 
ber  ©äfte  für  bie  Opfermablaeit.  93ei  ben  ©riedjcn 
flieg  fie  an  großen  giften  nid^t  feiten  bis  auf  100 
unb  mebr;  bie  eigentlid^e  ^efatombe  befianb  ati 
100  ©tieren.  3)ie  SRömer  opferten  ffeinere  %f^\at, 
©d^afe,  ©d^meine,  bod^  aud^  S5men  unb  9b(ec; 
erft  unter  ben  Äaifem  mürben  bie  öefatornb« 
bäufiger.  —  3n  ^Betreff  ber  Sefd^affenl^eit  bct 
Opfergaben  galt  allgemein,  ba^  biefelben  oonSer* 
le^ungen  unb  ^t^lttn  frei  fein,  bem  Seften,  btf 
nod^  nid^t  im  ©ebraud^e  beS  SDtenfd^en  geftonbot 
batte,  entnommen  merben  foQten;  nur  in  ©parte 
begnügte  man  ftd^  mitunter  mitfd^abbaftemSi^ 
2!)aS  mönnlid^e  ©cfd^Ied^t  batte  ben  Sorjug,  bod) 
foUte  baS  ®e{df)Ied^t  ber  ©ottbeit  möglid^'ß  ent« 
fpred^en.  ^ebnlid^  mürbe  au(b  s^^^  3:beU  bh 
Qfarbe  beftimmt;  ben  oberen  ©öttem  opferte  vm 
mei^e,  ben  unteren  fd^marje  Siliere.  3)ie  ©ober 
mürben  bei  öffentlid^en  Opfern  Don  ber  ©emciii< 
fd^aft,  bem  ©taate,  bei  prioaten  Opfern  tMn 
bem  Opfemben  ober  einer  ßonfratemität.  So 
milie  u.  f.  m.  aufgebrad^t.  3e  nad^  bem  S^ki 
beS  Opfers  traten  in  ber  ^uSmabl  unb  im  Sittu 
Derfd^iebene  Senberungen  ein.     S)od^  ifl  bie 


0))fer. 


874 


Ue  mofoifd^  Opfer  t)on  (efotiberet  Se« 

}ie  Sntflel^ung  beS  Opfers.  9II8 
in  mit  ber  Steligion  unb  bem  SuItuS  un- 
iK^  Sinrid^tung  iß  baS  Opfer  mit  ber 
n  entftatibeiu  3lai^  ber  Offenbarung  l^at 
s^arabted  felbfl  bie  Sieligion  gejttf tet.  Ob 
;  Urftonb  neben  bem  Opfer  beS  ©el^orfamS 
S  ganzen  SebenS  in  ber  Eingabe  an  ®ott 
eres  Opfer  bargebrod^t  mürbe,  entjiel^t  jid^ 
Ifenntnil,  ba  bie  l^eilige  Sd^rift  barüber 
:  unb  über  bie  2)auer  beS  Urftanbed  ieber 
[e^It.  SBill  man  baS  @pei§opf  er  eng  mit  ber 
it  t)er6tnben,  fo  l^inbert  nid^tS,  ein  „®enu|- 
angune^men  unb  babei  an  ben  ®enu| 
id^  t)om  SBoume  be§  fiebenS  ^u  benfen, 
)  bofl  Sffen  t)on  ber  Ofntd^t  beS  SaumeS 
rnntni^  biad  ©egenfKidf,  ein  Opfer  an  bie 
\fy  9Rad^t  barfteUen  mürbe,  ^iemad^  möre 
|er  in  feinem  ^rincip  göttlid^er  Sinfe^ung. 
e  jmor  feine  IBorauSfe^ung  in  ben  natür- 
(nkgen  beS  SRenfd^en,  aber  biefe  mören 
bie  Xeligion,  fo  fpecieÜ  für  ba§  Opfer  Dom 
ugenblidfe  an  burd^  ein  befonbered  Siebes* 
lobenDerl^öItnil  belebt  unb  entmidtelt  mor« 
pfer  unb  Steligion  finb  fidler  in  ber  92atur 
nfd^en  begrünbet,  aber  burd^  bie  befonbere 
nung  ®otte8  oermittelt.  @o  menig  nun 
n  eünbenfaU  baS  ©otted-  unb  @elbft- 
ein  tierloren  ging,  ebenfo  menig  fonnte 
i  ber  Opferibee  gefd^el^en.  äßenn  alfo 
iilid^  Vernunft  bem  SRenfd^en  bie  ^b- 
rit  t)on  einem  l^öl^em  SBefen,  meld^ed  oon 
)ott  genannt  mirb ,  btctirt  unb  bie  natür- 
iermürfigfeit  be§  Untergebenen  unter  ben 

bie  änerfennung  biefer  Oberl^errfd^aft 
bereu  öuf;erer  3lu§brud(  im  Opfer  erfd^eint 

S.  th.  2,  2,  q.  85,  a.  1),  fo  fd^Iic^t  bie^ 
innerung  an  baS  9}erl^öltni|  ^  ®ott  im 
^  unb  eine  übematürlid^e  ßinmirfung 
iS.  Sin  instdiictus  divinus  mirb  benn 
:  baS  Opfer  %el§  unb  SainS  angenommen, 
tung  ber  religiöfen  ©efiil^Ie,  au§  meldten, 
Sprad^e  auS  ber  natürlid^en  Anlage,  ba§ 
jerDorgegangen  fei.  SBeiter  gu  gelten  f d^eint 
)meigen  ber  ^eiligen  @d^rift  unb  bie  3bee 
[erS  5U  oerbieten.  S)od^  ifi  nid^t  einjufel^en, 
bie  Sinfe^ung  burd^  ®ott  unftattl^aft  fein 
Kl  bod^  bie  complidrte  mofaifd^e  Opfer- 
nmg  birect  auf  ®ott  gurüdCgefül^rt  mirb. 
rmittlung  ber  Sngel  ijt  blog  ein  fpötjübi- 
:^Iogumenon.  S)ie  gried^tfd^cn  @agen 
&finbung  beS  Opfers  burd^  ^rometl^euS 
i  Kentauren  (Sl^iron  ober  bie  ölteften  j^önige 
BS,  !ß^oroneuS  unb  SefropS,  fomie  bie 
men  ber  aftatifd^en  Sulturreligionen  meifen 
»  ^^em  Urfprung  l^in,  —  Ob  oon  ben 
fSÜtxn  fld^  ber  Opfergebraud^  auf  alle  3laä)' 
Merbte  ober  biefer  fo  naturmüd^fig  ift,  bag 
(Entlehnung  ober  Vererbung  nid^t  gebadet 
n  brmtd^,  Iö|t  fid^  öl^nlid^  mie  bie  grage 


über  bie  Sntfiel^ung  unb  SSerbreitung  ber  Steligion 
beantmorten.  Sßer  l^ier  ein  trabitioneUeS  SRoment 
anerfennt,  o^ne  bie  natürlid^e  Einlage  beS  9Ren- 
fd^en  preiszugeben,  ber  mirb  eS  bort  nid^t  löugnen 
tonnen,  äßarum  foUten  fid^  9ieIigion  unb  SuItuS 
nid^t  i^rem  principe  nad^  t)on  ben  Ureltem  ver- 
erbt l^aben  ?  ©elbft  menn  man  bie  alten  Opfer 
als  bie  natürlid^ften  ^cte  beS  gemöl^nlid^en  SebenS 
betrad^tet,  meldte  fid^  mit  geringen  ^bmeid^ungen 
in  ben  entlegenften  Xl^eilen  ber  SBelt  unb  unter 
Sölfem  mieber  finbcn,  bie  nid^t  im  geringften  öer« 
manbt  finb  ober  mit  einanber  in  Sejiel^ung  [teilen, 
mirb  man  bod^  geftel^en  muffen,  ba|  fte  ein  burd^ 
bie  Srjiel^ung  unb  baS  ^erfommen  angeregter 
3luSbrud(  beS  religiöS-moralifd^en  ©efül^IeS  finb. 
@o  mannigfad^  aud^  baS  @rbe  ber  ißäter  mobi- 
ficirt  mürbe,  ber  alte  ©runbjug  blieb  bod^  be- 
ttelten; bie  Qformen  änberten  fid^,  bie  ©at^e  blieb. 
@o  fonnte  aud^  im  ^eibentl^um  baS  Opfer  mel^r  unb 
mel^r  Don  ®ott  losgetrennt  unb  mit  ber  92atur  beS 
9Jienf  d^en  unb  ber  SBelt  Derbunben  merben ;  bie  Snt- 
ftel^ung  Derbanft  eS  gleid^mol^I  nirgenbs  bem  nadtten 
9taturaIiSmuS.  ©ejd^ic^te  unb  Srfal^rung  jeigen 
aUerbingS,  ba|  inSbefonbere  bie  Sifd^gemeinfd^aft 
baS  9RitteI  mar,  bie  3bee  beS  Opfers  p  realifiren. 
2)e|]^alb  ift  eS  in  ber  neuem  äleligionSgefd^id^te  unb 
äieligionSpl^ilof  opl^ie  gur  9Robe  gemorben,  l^ierin  bie 
Sntftel^ung  unb  SSerbreitung  beS  Opfers  }u  fud^en. 
S)ie  Opfer  foQen  urfprünglid^  auS  nid^tS  Ruberem 
beßanben  l^aben  als  auS  mand^erlei  3lrt  @peif  en,  bie 
t)on  ben  ^enf d^en  felbft  übrig  gelaff en  maren.  Sie 
@ötter  feien  mel^r  ober  meniger  menfd^Iid^  gebadet 
unb  il^nen  @peifen  }ur  Sättigung  bargebrad^t 
morben.  S)aS  Opfer  fei  ben  ®öttem  jum  S5er- 
jel^ren  l^ingefteüt  morben,  um  fie  gu  fräftigen,  unb 
iir  biefe  fieiftung  an  bie  ®5tter  l^ötten  bie  9Ren> 
d^en  t)on  benfelben  mie  k)on  il^reSgleid^en  eine  trd* 
fpred^enbe  ®cgenleiftung  ermartet  (3K.  SKütter 
a.a.O.  95  f.  162;  ©iebedt,  Sel^rb.  ber  SleligionS- 
pl^ilofopl^ie,  gfreiburg  1893,  279  f.).  SenSlnla^ 
für  fiibationen  unb  Opfer  l^abe  baS  3lnbenfen  an 
bie  Slbgefd^icbenen  gegeben,  bereu  man  beim  öerb- 
feuer,  meld^eS  in  ber  Debifd^-bral^manifd^en  Sutt- 
unb  SebenSorbnung  baS  Jhiterium  bilbet  unb  bei 
®ried^en  unb  9iömem  eine  Hauptrolle  fpielt,  ge- 
badete, ober  benen  man  Speifen  auf  oaS  @rab 
legte.  S)ie  Semol^ner  DonSWesico  marfen  ben  erften 
Siffen  Don  il^ren  SKal^Ijeiten  in'S  fjeuer,  ol^ne  ju 
miffcn,  marum.  SKond^e  tungufif^e,  mongolifd^e 
unb  türfifd^e  Stamme  mad^en  eS  ebenfo.  9Ifo 
badeten  bie  9Jienfd^en  beim  @d^mauS  unb  Ver- 
gnügen in  il^rer  finblid^en  SBeife,  ba^  fie  aud^ 
il^ren  abgef d^iebenen  f^freunben  etmaS  abgeben  müß- 
ten, unb  ba|  aud^  bie  l^öl^eren  f^freunbe,  meldte  ^e 
in  ber  9latur  Dere^rten,  nid^t  Dergeffen  merben 
bürften.  Die  9?cger  l^aben  je^t  nod^  biefen  Sobten- 
cult,  bie  afmtifd^en  ä^eligionen  l^aben  ol^ne  3luS- 
nal^me  Sl^nenDerel^rung  mit  Opfer,  öl^nltd^  bem 
©ö^enbienft  S)aS  SWorgen-  unb  5lbenbopfer  bei 
femitifd^en  mie  arifd^cn  Sölfem  mirb  mit  bem 
S^orgen-  unb  Slbenbmal^I  zufammengebrad^t.  %m 


875 


Opfer. 


876 


ünittag  tDerben  einige  ßbmtx  ©etreibe  auf  bo§ 
9fcucr  gemorfen,  einige  5:ropfen  ^onig  auf  ben 
^Itor  im  §aufe  gegojjcn,  fei  eS  jur  Srinnerung 
an  bie  abgefd^icbenen  ßltern  ober  mit  einem  ®e« 
banfen  an  bie  @onne,  bie  ©eberin  olleS  Sid^teS, 
ober  on  bie  l^öl^eren  SDläd^te  über]^u^)t.  S)er  Opfer« 
föl^ige  9ra|mane  tl^ut  nad^  erlongter  geiftiger 
SRünbigfeit  ben  erften  @d^ritt  in  Ausübung  feiner 
Opferp^id^ten  burd^  Anlegung  eines  eigenen  unb 
Don  ba  ah  unablöffig  ju  unterl^altenbenfJfeuerS.  2)er 
93on}ug  ber  Serimonie  rid^tet  fid^  immer  nad^  bem 
SKonb  (5Reu«  ober  SoBmonb).  ßbenf o  opfert  mon 
ju  SInfong  ber  brei  Sa^reSjeiten.  SBeil  biefe  ein« 
fad^en  @penben  ober  feftlidpen  SSerfammlungen  in 
Der  Qfomilie  ober  im  5)orfe  jeben  Sag,  SDlonat, 
iebeS  3al^r  toieberfel^rten,  erl^ielten  fie  ben  (S^a« 
rofter  bed  ^eiligen  unb  @oIennen  (sollennis  Don 
sollns  gan)  unb  annus  Sal^r,  jöl^rlid^)  unb  bien« 
ten  sugleid^  ba}u,  bie  n?id^tigeren  Sal^reSabtl^ei« 
lungen  bem  ©eifte  ber  Sugenb  Dorgufül^ren  unb 
bie  ^pid^ten  beS  §au8]§oIt8  einaufd^ärfen.  —  STfeer 
tro|  oHebem  lögt  fid^  ber  religio  e  ©runbgebanle 
beS  Opfers  nid^t  Derfennen.  SBie  ber  Sll^nencult 
nid^t  bie  Sieligion  Deranlagt  l^at,  fo  aud^  nid^t  baS 
Opfer.  ®ie  ®ötter  fiel^cn  über  ben  «l^nen,  bie 
Opfer  über  ben  @peifen.  ^al^Igeit  unb  ODfer 
gehörten  nur  begl^alb  fo  n>efentlid^  ^ufammen,  ba| 
felbft  il^re  ^Benennungen  Dertoed^felt  n)urben,  toeil 
man  bei  ber  SRal^Ijeit  mit  S)anf  unb  Sl^rfurd^t 
ber  ©Otter  gebadete.  2)ie  fpötcre  @peifung  ber 
©Otter  ift  me^r  ober  toeniger  ^Jriejterbetrug.  grei« 
lid^  ift  ber  ©enug  baS  6|araftcriftifd^e  aller  |eib« 
nifd^en  Opfer,  unb  feit  uröltcfter  Seit  mürben  reid^« 
lid^e  Opf  ermal^Ie  gel^alten ;  aud^  fteUte  man  ftd^  nad^ 
urfprünglid^er  ?ln[(^auung  bie  ©ötter  als  SDWt« 
genicgenbe  bar;  auein  bie|  finbet  feine  ßrflörung 
in  bem  rid^tigcn  ©cbanfcn,  bag  ber  SWcnfd^  bur^ 
ben  ®enu|  ber  ©Ott  gemeil^ten  ©aben  in  ©emein« 
jd^aft  mit  ©ott  fclbft  tritt.  »efonberS  tritt  bieg  im 
alten  ©oma«Opfcr  l^erDor,  meld^eS  juerft  eine  ein« 
fad^e  fiibation  n>ar,  Don  meld^er  bie  Opfemben 
tranfen,  allmölig  aber  5U  einem  göttlid^en  Sranf 
mürbe,  meld^er  göttlid^er  Statur  t^eill^aftig  mad^t, 
ja  für  bie  ©ötter  felbfi  jur  ftörfenben  ^Jal^rung 
bient,  ©Ott  felbft  ift.  ^ber  l^ierauS  lögt  fid^  aud^ 
bie  materialiflrenbe  ßntmidflung  beS  OpferS  über« 
l^aupt  begreifen.  S)ie  antl^ropomorpl^iftif^en  9luS« 
brüdte  Don  ber  ©peife  ber  ©ötter,  bem  SBBol^I« 
gerud^  beS  Opfers  (®en.  8,  21 :  Odoratus  est 
Dominus  odorem  suavitatis,  ba^u  bie  feil« 
infd^riftUd^e  Qflutfage:  „®ie  ©ötter  fogen  ein  ben 
®uft,  bie  ©ötter  fogen  ein  ben  mo^Iricd^enben 
S)uft,  mie  ^fliegen  bammelten  fid^  bie  ©ötter  über 
bem  Opfemben" ;  Dgl.  aud^  Aug.  De  civ.  Dei 
10, 19 :  Non . . .  ut  alt  Poq)hyrius  et  nonnulli 
putant,  cadayerinis  nidoribus,  sed  divinis 
honoribus  gaudent)  u.  f.  m.  bemeifen  nid^t,  bog 
urfprünglid^  bie  ©ötter  menfd^lid^e  Sifd^genoffcn 
maren,  benn  bie  menfd^Iid^e  @pradf)c  fann  einmal 
foId^erSlotl^bel^cIfenid^tentbel^ren.  ©iefül^ren  afler« 
bingS  leidet  ju  ^igDerftönbniffen  unb  Slberglauben. 


©ing  bod^  in  ben  Dorberafiatifd^enSleHgümenbei 
©enug  um  beS  gleifd^eS  minen  bis  jur  9efriAt< 
gung  ber  f d^amlof efien  Suft  unb  ift  bod^  ber  ftanin> 
baliSmuS  jum  Sl^eil  eine  Sonfequen)  boDon.  Heb 
ber  SRigbraud^  fe|t  ben  redeten  ©ebraud^  DonmS 
SnSbefonbere  im  ^Iten  £eftament  ifl  oft  mif  bi 
fromme  ©eftnnung  beS  Opfemben  l^tngeiuiefen 
SBenn  fd^on  in  Dielen  Debifd^n  ^^mnm  bie  Did^te 

!id^  mit  ben  fpöteren  @ntmid(lungSformen  beS  iiAi 
d^en  Opfers  mol^I  Dertrout  jeigen,  fo  iftboSSttt 
ber  religiöfen  3bee  biefer  natürlid^en  Opfer  on 
erfannt.  SS  folgt  barauS  eben,  ba^  baS  goiq 
töglid^e  unb  jöl^rlid^e  Sebm  a(S  eine  9rt  ©ottd 
bienfi  betrad^tet  mürbe.  3)er  ^nl  für  bofi  t 
@peiS  unb  %xant,  in  ^felb  unb  $auS  Sefd^ 
lögt  fid^  barin  gar  nid^t  Derfennen.  S)aS  Soi 
bafür  mürbe  bem  gemöbnlid^en  Seben  entnommei 
meil  urfprünglid^  SHeS  ©Ott  gel^eiligt  mar.  SDd 
gemöl^nlid^e  SJort  für  opfem  im  ©anSfrit  iflyaj 
moDonyagna  Opfer,  yag-usOpferformel,  yA^ 
JU  Derel^ren  (oT^toc).  SQBamm  aber  yag  bieje  % 
beutung  l^at,  fann  bie  ^l^ilologie  nid^t  fejipe&ei 
meil  es  unmöglid^  ift,  bief e  SBurjel  auf  eine  SSn 
jel  Don  allgemeinerer  Sebeutung  jurüdt^ufiU^ 
Sine  anbere  SBurgel  ift  hu.  @te  bejeid^nete  «ani 
giegen"  unb  mürbe  junöd^ft  angemanbt  auf  b 
X^ötigfeit  beS  in'S  ^euer  ©d^üttenS  Don  @eif 
unb  Oel  unb  anberm  ©toffen.  2)a]^er  hm 
havya  Opfer,  &-h&ya  Jhug,  guhü  Söffel,  ho-li 
^riefter,  horoa,  &huti  Sibation.  ©pöter  luil^ 
bie  SBurjel  eine  allgemeinere  Sebeutung  an,  jebod 
nid^t  fo  allgemein,  um  für  X^ieropfer  anmenbboi 
JU  fein.  3m  ©ried()ifd^en  bebeutet  x^  ober  W 
einfad^  auSgiegen,  "/utpa  einen  irbmen  lopf.  %m 
liege  fid^  pl^onetifd^  auf  biefelbe  Ouelle  Jud(^ 
fül^ren,  aber  feine  Sebeutungen  maii^en  ©d^mierig* 
feiten.  S)er  9luSbrudC  ^eCetv  OecjS  =  ©ott  eiii 
Opfer  barbringen,  ^eCeiv  ßouv  =  ein  SRinb  opfere 
aus  J"ep7  (SBcrf)  unb  8pav  ifl  einfad^  =  t^ 
mie  facere  unb  operari,  meil  baS  Opfem  w 
jugSmetfe  als  mirffame  Xl^at  (karma),  aÜeS  üß 
urfprünglid^  alS  gottmol^IgeföQigeS  äBerf  goü 
S)a]^cr  TeXeti^  Don  teUw,  xeX^cD  Derrid^ten,  öol» 
enben.  Sacnficiom  ift  facere  sacrum,  nömfui 
opus  sacrum  ober  rem  sacram,  bie  SDBei^  (0 
©Ott  unb  baS  ©cmeil^te  felbft  (actio  consecrandi, 
res  consecrata).  MerbingS  fommt  beim  blittu 
gen  Opfer  nod^  ^inju,  bag  ein  lebmbigeS  X^ 

u  tobten  als  etmaS  ©rogeS  betrad^tet  untAe. 

^(paCco,  atpdcYo  ^ngt  mit  (pa7Q)  jufammennb 
bebeutet  jertl^eilen,  fpalten,  fd^iad^ten;  8wd,  M 
^omer  Dom  93erbrennen  Degetabilifd^er  ©aben  gf 
brandet,  ift  baS  lateinifd^e  fio,  baS  fid^  in  eoffic 
erl^alten  l&at,  unb  l^eigt  anjünbm,  röuddem;  v^h^ 
unb  Xe(ß(o,  libo  =  auSgiegen.  Me  biefe  Segrifj 
bemeifen  nur  ben  Sufammenl^ang  beS  OpferS  m 
bem  ganjen  Seben  beS  SDlenfd^en;  bie  eigentfi^ 
3bee  ber  öugem  ^anblung  ift  auS  ber  ganjen  rd 
giöfen  5lnfdf)auung  ju  erfd^Itegen.  9iur  fo  Diel  i 
fidler,  bag  bie  Eingabe  an  ©ott  unb  bie  ©emeii 
fd^aft  mit  ©ott  (Sommunion)  überall  bem  Op{ 


^ 


877 


Opfer. 


878 


jsSrnnbe  liegen  (t)gL  ®en.  81,  54;  46, 1.  S£. 

.32, 6).  —  Sie  Eingabe  (at  ober  neben  bem  S^ied 

Der  Zi)(l^emein)dbaf t  }ugleid^  ben  n)eitem  S^td, 

bie  Konen  unb  ®btkt,  benen  mon  einen  6tnflu| 

dflf  Me  itbifd^en  ^rl^Itniffe  ^ufd^rieb,  günftig  ju 

jHnnnen^jux  (Segengabe  ju  t)erQnIaffen  unb  il^nen 

fic  i^  @aben  )u  banfen.  2)te  (Srlenntni^  ber 

hpen  Bäfto&i^,  Ol^nmad^t  unb  @änb]^of tigf eit 

nl^e  baS  iöglid^e  Seben  vermittelte,  trieb  ben 

nenf(^  Don  felbfi  bap^  eine  l^dl^ere  ^ilfe  5u 

[n^;  ber  ®Iaube  an  eine  l^öl^ere  9Rad^t  unb  an 

tik  Reinst  ber  ®ötter,  Derbunben  mit  ber  Ueber» 

Hopng,  ba|  ftd^  bief elben  nad^  SRenfd^nort  burd^ 

litMlige  ®aben  gnäbtg  ftimmen  taff  en,  beftimmte 

ben  SRenfd^  )ur  Eingabe  bed  93eften  au§  feinem 

9eftk,  um  babur^  ben  ®enu|  beS  ^nbem  unb 

boS  0efd^ent  »eiterer  ®üter  ju  jic^em.  3)ie  ®ott- 

(eit  erf^eint  beim  Opfer  ald  bef d^enfter  Sl^eil,  unb 

ller  0eber  emxirtet  eine  ®egenleiftung  für  feine 

So^t^ten.  S)iefer  egoijlifd^  3ug  ift  befonberS 

in  ber  Debifd^  Steligion  ouSgebilbet,  xoddjt  für 

UA  Opfer  gerabeju  ben  ®runbf a|  be§  do  ut  des 

osfilellL  ^e  Sefriebigung  ber  SBänfd^e  nmrbe 

}nr  ^ouptfad^e,  unb  jmar  für  bie  ®ötter  f omol^I 

Ott  für  bie  SRenfd^en.   „®ib  mir,  unb  id^  gebe 

W  (Bigveda  1, 30, 16).  „^a  bu  mir  bie|  ge- 

gAen  fy^,  xotxht  iä^  bir  baS  geben."   S)a§  Srfte 

ttimte  bem  93ittopf er,  baS  Rubere  bem  S)anf opf er 

jeine  (Sntfte^ung  t)erlie]^en  l^aben.  3a  felbft  ein 

egoijlifil^cIufiDefi  9Roment  mad^t  \\ä)  barin  gel- 

tnib,  ba|  ber  Opfembe  mit  Stetb  ober  @^abenfreube 

anf  Inbere  nur  frine  eigenen  perf önlid^en  SBünf d^e 

befriebigt  »iffen  »in.  IBei  ben  ®ried^en  galt  ebenf o 

ber  (ärunbfa^ :  ^®efd^en!e  beftimmen  bad  SBalten 

ber  ©Otter  mie  ber  ffönige"  (ögl.  H.  9, 535  sqq.; 

Plat  Rep.3, 390  E. ;  Eurip.  Med.  964).  S)arau§ 

crflört  fi^  aud^  bie  Sitte  ber  SBeil^gefd^enfe,  »eld^e 

oifi  eigentlid^e  Opfer  betrad^tet  mürben.  3n  Sleg^p« 

ten  räumten  fid^  bie  alten  j^önige  ber  ^al^Ireid^en 

@aben,  mlä^  fie  ben  @öttem  bargebrad^t  l^aben; 

eiset  fud^te  ben  anbem  l^ierin  }u  überbieten.  2)iefe 

Seiftungen  »urben  aber  mit  flarem  Semufetfein 

toie  ein  3:auf(^gefd^äft  angefel^en,  benn  in  ben  5ln» 

noIeniDirb  neben  ber  ®abenrei]^e  a(§  ©egenleiftung 

bie  55erjtd^erung  ber  ®ötter  berid^tet,  ba|  fte  bem 

ftdnige  bafür  neue  Sauber  geben  »erben,  »ofür 

biefer  »ieber  neue  ®abcn  in  ?lu8fld^t  fteüt.  6ine 

%i§artung   biefer   antl^ropomorpl^iftifd^en  ^uf> 

foffung  ift  im  @d^amani§mu§  gu  erfennen,  »eld^er 

getiobe  baburd^  gelenn5eid()net  »irb,  ba|  er,  inbem 

er  ben  fid^  Srf olg  burd^  bie  ® abe  ober  baS  Opfer 

gorantiren  »itl,  eine  magifd^e  SBirffamfeit  an* 

nimmt.  @o  Derfd^ieben  bie  Mittel  l^ierf ür  ftnb,  bei 

oOen  beibnif  d^en  9$ölfem  finben  ftd^  Spuren  bat)on, 

mib  aDe  »oHen  ®ott  gleid^fam  5»ingen,  gnöbig 

&fetn,  feine  ©aben  ju  fpenben.  3m  3ufommen« 
ig  bamit  ftel^en  oft  ^^ften  unb  93u^äbungen, 
Aifteiungen,  IBermunbungen,  eljtatif^e  3lu3fd^ei« 
tnngen,  »el^  auf- ben  ffampf  ^»ifd^en  ®eift  unb 
3Ieifd|)  ^n»eifen,  unb  ben  Stotd,  bur^  ^bsti- 
nenj  baS  gejUrte  Serl^öltnil  »ieberl^er^uftellen. 


anbeuten.  Slber  e§  ift  babei  nid^t  gu  t)ergeffen,  ba| 
bie  Reiben  biefe  SRittel  »eit  mel^r  aud  pl^^fifd^en 
als  aus  etl^ifd^en  ®ränben  an»enbeten,  f o  ba^  bie 
etl^ifd^e  9b§tinen5  nid^t  ald  Sntftel^ungSgrunb  beS 
Opfers  gelten  !ann. 

4.  Opfer  unb  ®ebet.  S)a§  SBori  ®rimmS: 
^S)ad  Opfer  ift  nur  ein  ®ebet,  baS  mit  ®aben 
bargebrad^t  »irb'',  l^at  aUgemeine  3uftimmung 
gefunben,  entl^ält  aber  nur  einen  ®ebanfen,  ben 
fd^on  ber  1^1.  Xl^omad  auSfprid^t  (Summa  theol. 
2,  2,  q.  85,  a.  3  ad  2) :  Primum  quidem  est 
bonum  animae,  quod  Deo  offertur  interiori 
quodam  sacrificio  per  deyotionem  et  oratio- 
nem  et  alles  hujusmodi  interiores  actus; 
et  hoc  est  principale  sacrificium.  ®ebet, 
SInbetung  unb  Opfer  ftnb  bie  ältefte  unb  aU» 
gemeinfte  ^ri  ber  ®ottedt)ere]^rung.  2)a§  ®ebet 
ift  aber  nid^t  nur  ebenfo  »eit  berbreitet  als  baS 
Opfer,  fonbem  mit  SluSnal^me  ber  mofaif d^en 
Opfer,  bei  benen  beSfelben  feine  (£r»öbnung  ge- 
fd^iel^t,  obgleid^  eS  nid^t  gang  gefehlt  l^aben  fann 
(ögL  1  ©am.  7, 9.  2  $ar.  29, 27  ff.  3ob  42, 8, 
1  aJlad^.  12, 11.  2  SKad^.  1,  23  ff.;  bie  Sulgata 
überfe^t  ")93  =  fül^nen  mit  rogabit  sacerdos), 
gibt  eS  nirgenbS  ein  Opfer  ol^ne  ®ebet.  Slnbad^t, 
Sieb  ober  ®ebet  galt  ben  änbem  als  ^Opferfpeifc". 
®a]^er  na^m  ©ral^ma  (=  ®ebet)  mit  ber  Seit  bie 
Sebeutung  Opfer  an,  unb  ber  SRituS  »urbe  )um 
Sral^ma.  SBeil  aber  nad^  inbifd^er  ^nfd^auung 
baS  Opfer  eine  bie  SBeltorbnung  »efentlid^  be- 
bingenbe  unb  oermitteinbe  SRad^t  »ar,  fo  »urbe 
ple|t  bem  Opfer  bie  @d^5pfung  ber  SBelt  guge- 
fd^rieben  unb  Sral^ma  als  Opfer  unb  ®ebet  gum 
Urgrunb  aUeS  @einS  gemad^t.  S)enn  baS  ®ebet 
als  SBori  l^at  magifd^e  Sebeutung,  infofem  eS  als 
»irffamer  Xräger  ber  g5ttlidf)en  Jhaft  unb  beS 
göttlid^en  SBiUenS  betrad^tet  »irb.  SDie  fpötere 
foSmoIogifc^e  @pecuIation  ber  3nber  unb  3tanier 
l^at  biefen  ®ebanlen  »eiter  auSgebilbet.  (Sx  geigt 
fid^  aud^  in  ber  iBeuril^eilung  ber  SBirffamfeit  beS 
@egenS  unb  beS  §Iud^eS  (Safauls,  Ueber  bie  ®tUit 
ber  ®ried^en  unb  SRömer,  SBürgburg  1842 ;  ffierf., 
Ueber  ben  Sflud^,  ebb.  1843)  unb  ber  Qformeln, 
»eld)e  beim  Opfer  ange»anbt  »erben  (Plinius, 
H.  N.  28,  2  [3] :  Quippe  victimam  caedi  sine 
precatione  non  videtur  referre  aut  deos  rite 
consuli).  Sei  ben  3nbem  berul^t  bie  ffraft  unb 
äBirffamfeit  ber  cerimonieUen  ^anblung  auf  bem 
geiftigen  Elemente  ber  fjformeln,  »eld^e  biefclbe, 
»ie  bie  @eele  ben  Seib,  burd^bringen  unb  geftalten. 
SefonberS  bei  ben  9lömem  »urbe  bem  begleitenben 
SBorte  eine  magifd^e  SQBirffamfeit  beigefd^rieben 
unb  Jeber  Serftofe  auf  S  ©trengfte  »erboten ;  bal^er 
fammelte  man  bie  ®^Utt  in  ben  Slitualbüd^em. 
Sei  ben  ®ried^en  gab  eS,  fo»eit  unfere  Sefannt- 
fd^aft  mit  i^nen  reid^t,  feine  SRitualbüd^er  mej^r, 
aber  eS  l^atte  fold^e  gegeben.  SBeü  bei  il^nen  feine 
gefd^Ioffene  ^riejierfafte  beflanb,  fo  »urben  bie 
liturgifd^en  gormein  mel^r  oemad^Iäffigt.  3)od^ 
fennen  »ir  aud^  nod^  auS  ben  fpäteren  Reiten  ®e« 
betSformeln,  »eld^e  ben  Opf eract  begleiteten  (Upoc 


879 


0^)fcr. 


8« 


6XoXu7|i^c).  2)aS  Ütömlid^e  ift  6ef onberS  ber  f^foH  in 
ben  Qltinbifd^en  Suiten,  benn  ber  größere  %f)t\i  ber 
Seben  beftel^t  au§  Opferl^^mnen.  S)ie  üebifd^en 
SMd^ter  (ringen  aud^  öl^nlid^  tote  bie  ^ropl^eten 
StlaQtn  ä6er  ben  Qu|erlid^en  Ot)fercuIt  k)or  unb 
meifen  borouf  l^in,  ba|  fc^Iie|Ii$  bod^  ®e6et  beffer 
fei  als  Opfer  allein,  ^enn  baS  ®e6et  ift  eigentlid^ 
ber  SBerlel^r  ber  @eele  mit  ®ott,  tt)irb  ober  im  ge- 
toöl^nlid^en  Seben  ein  SDlittel  ber  ©otteSDerel^rung, 
eine  Seiftung  an  ®ott,  ein  geijligeS  Ot)fer.  3)a 
nun  ba§  äußere  Opfer  gerabe  biefe  Xenbetu  l^at 
f 0  lögt  jid^  baS  materielle  Opfer  nid^t  t)om  ®thtt, 
n)enig{lenS  nid^t  Don  ©ebetSgefinnung,  trennen. 
2)aS  Opfer  ol^e  ®ebet  ift  ol^ne  religiöfe^ebeutung, 
©ebet  im  toeiteften  Sinne  mu|  bem  Opfer  DorauS« 
gelten  unb  ed  begleiten.  SBie  bad,  maS  unfer  3n* 
nereS  belegt  im  SBorte  einen  3lu8brud(  {ud^t  fo 
mug  aud^  bie  &u|ere  ^anblung  burd^  biefen  3nter* 
preten  ber  ©efmnung  bie  befonbere  Se}id^ung  unb 
ben  eigentpmlid^en  Sl^arafter  erl^alten.  2)a§  ® ebet 
ift  nur  bie  ibeale  Seite  bed  älealen,  ber  Opferbuft 
meld^er  Dom  Sltar  beS  iQtx^m^  auffteigt.  S)a§ 
®ebet  bejiel^t  fld^  aber  birect  auf  bie  ©ottl^eit. 
3)eg]^alb  ift  ba§  mit  bemfelben  oerbunbene  Opfer 
feinem  Urfprunge  nad^  gleid^faüg  eine  Srl^ebung 
)u  ©Ott,  gettöl^rt  aber  gugleid^  bie  im  ©ebete  er« 
flel^ten  ©üter  burd^  eine  SJereinigung  mit  ©ott. 
3n  ben  Sieben  gilt  9gni,  ber  ©ott  bed  Of^uerS, 
ber  93ote  ^mifd^en  ben  ©öttem  unb  SDlenfd^en,  afö 
Ueberbringer  Don  ©ebeten  unb  Opferfpenben  )u 
ber  äSBol^nung  ber  ©ötter.  <Sel^r  balb  glaubte  man 
aber,  ba|  er  bie  ©ötter  Don  il^ren  äSBol^nungen 
}u  ben  SBol^nungen  ber  9Jienfd^en  unb  befonberS 
5U  ben  SBol^nungen,  tt)o  Opfer  bargebrad^t  loür- 
ben,  l^erabbringe;  julcfet  galt  er  als  ^riefter,  fo 
bag  er  ber  SRcil^c  nad^  Opferfeuer,  Opferer,  ^rie« 
fter  tt)ar. 

5.  SRitu»  beS  Opf  erS,  ®iefer  ift  fel^r  Der« 
fd^ieben,  Uieil  er  nid^t  toxt  bie  Opferibee  ein  not)^« 
menbiger  ^u§f(u|  beS  religiöfen  ©efül^leS  unb  ber 
natürlid^cn  ©otte8er!enntni|  ift,  fonbem  mel^r  ober 
tt)eniger  auf  ^erlommen  unb  pofttiDenSeftimmun» 
gen  berul^t,  bie  nadft  Ort  unb  Seit  Derfd^ieben  Pub 
(Oblatio  Bacrificii  in  communi  est  de  lege 
naturali ;  et  ideo  in  hoc  omnes  conyeniunt ; 
sed  determinatio  sacrificiorum  est  ex  insti- 
tutione  humana  yel  divina;  et  ideo  in  hoo 
differunt ;  S.  Thom.  Summa  theol.  2, 2,  q.  85, 
a.  1  ad  1).  3m  ©egriff  bc8  Opfers  liegt  eS,  bafe 
etU)a§  mit  ber  ©abe  gefd^el^en  mu|;  maS  aber  ju 
gefd^el^en  l^at,  Iö|t  ft$  nid^t  a  priori  beftimmen. 
6ine  atigemein  üblid^e  fjorm  beS  OpfemS  beftanb 
barin,  ba|  bie  Opfergaben  —  feien  eö  liniere  ober 
t$felbfrfld^te  —  ganj  ober  t]^eiltt)eife  Derbrannt  ober 
auSgegoffen  mürben.  2)ie  Opf ertl^iere  mürben  ur« 
fprüngli^  ganj  Derbrannt,  fpäter  gefd^al^  biefeS 
feiten;  e§  mürbe  ben  ©öttem  gemöl^nlid^  ber 
©d^enfel  ober  ein  Il^eil  be§  gleifd^eS,  baS  Qfett, 
bei  ben  Stömem  nur  bie  Singemeibe  }ufammen  mit 
unblutigen  Opfern  Derbrannt.  S)en  l^immlifd^en 
ober  Suftgöttem  mürben  bie  Sstremitäten,  ben 


unteren  ©öttem  bad  gange  Zitier  Derbronnt,  ttei 
es  nid^t  erlaubt  mar,  Don  bem,  maS  für  bie  Unto 
melt  beftimmt  mar,  etmaS  }u  genießen,  yiai^fy^ 
l^at  ^rometl^euS  bie  9Renfd^en  belel^,  nur  eisei 
Xl^eil  5u  Derbrennen.  93ei  bm  @peifeopfem  muoA 
ein  Xl^eil  beffen,  mad  bm  ÜRenfd^m  )ur  SRol^Ijici 
biente,  im  treuer  geopfert  ober  al8  Sibotion  anS 
gegoffen.  Sei  bm  ^ßerfem  burfte  Dom  3:]^ieropf( 
ni^tS  in'S  gmer  gelegt  merbm,  meil  biefeS  al 
göttlid^  galt.  2)a§  01eifd^  mürbe  nad^  ^fe  gc 
nommen,  bie  ©ottl^eit  begnügte  fld^  mtt  ber  n 
SBIute  beftnblid^en  @eele.  Sier  nid^t  Derbrmnd 
2:]^eil  ber  blutigen  Opfer,  Don  bmm  lebmfoIIS  ba 
Slut  auSgegoffm  mürbe,  galt  bur^  bad  Opfe 
als  confecrirt,  gel^eiligt,  b.  ^.  Dom  profamn  Sc 
braud^  auSgef d^Ioff en,  f onnte  aber  für  bm  !ßrie^ 
ober  bie  Opfernben  unb  il^re  Angehörigen  an  ^ 
liger  Statte  ober  aud^  gu  i^auS  }ur  SOtol^l^ett  a 
bereitet  merbm,  moburd^  eine  Sommimion  mit  bc 
©ottl^eit  unb  ber  Xl^eilnel^mer  unter  einonber  U 
toittt  mürbe.  S)enn  mie  ba§  ^f^er  atö  Slneignungl 
organ,  gleid^fam  ald  ber  SDhmb  ©otted  g^  f 
mürbe  angenommen,  ba|  ber  im  ^uer  gegemob 
tige  ©Ott  ba§  ©ange  b^ilige  unb  burdg  bie  gfeno 
fpeife  aud^  amOpfermal^I  tl^eilnel^me.  Sntfpred^ 
bem  feierlid^m  Acte  murbm  aud^  bie  Serimoiria 
möglid^ft  feierlid^  gehaltet.  SBmn  nid^t  ein  U 
fonberer  Sl^arafter  unb  Smd  bed  SuItuS  bor 
Opfer  eine  fpecieüe  SRid^tung  gab,  fo  trugm  H 
allen  Seiten  unb  Sölfem  be§  claffifd^m  9Iterfliimiii 
gemeinfamm  ©ebröud^e  mefmtlid^  ben  S^aroBa 
eines  ^feftmal^IeS  unb  ber  ^eftfrmbe.  3n8befonbn 
maren  (neben  ©ebet  unb  Tla^)  Spiel,  San}  w& 
©efang  gebräud^Iid^.  9lur  bei  ben  Semitm  unli 
bei  bem  fpätem  ^oUocuIt  tritt  ber  C^ratta 
bed  SmfteS,  ber  Sünbenfd^ulb,  ber  Slbdtinmg  iiie|i 
in  bm  Sorbergrunb.  S)od^  f ennt  oud^  bie  patriae 
d^alifd^e  $eriobe  nod^  fein  Sünbopfer.  S)iefe8  ip 
fpecteO  tl^eofratifd^er  3lrt  unb  bal^er  bem  Dor»  nd) 
nad^mofaifd^en  ^eibmtl^um  unbefonnt.  S)agega 
fel^It  ben  anberen  Opfern  bie  Sül^ne  nid^t  gaiq. 
3m  ADgemeinen  aber  follte  W^  bie  freubige,  fro> 
miUige  Eingabe  an  bie  ©ottl^eit  unb  baS  md 
il^rer  ©egenmart  anbeuten :  bie  ffleibung  ber  $Ii^ 
fter  unb  Opfemben,  ber  Sd^mudE  ber  WtSxt  obci 
©ötterbilber.  Selbft  bie  Opfertl^iere  foHten  biefci 
Sd^ein  ermedfen,  inbem  fie  gefd^müdEt  mürben  inb 
an  einem  lofen  Stridf  gefül^rt  mie  Don  felbfl  jn 
folgen  fd^ienen.  SntfIo|  ba§  Silier,  fo  burfte  el 
bei  ben  ©ried^en  unb  Stömem  nid^t  me^  IV 
Altar  gefül^rt  merben.  ^ox  bem  BäfiaS^tta  fiqh 
man  baSfelbe  burd^  Derfd^iebene  SRanipuIatioiai 
5U  einem  3lxdtn  mit  bem  ffopfe  }u  Deranlafjci. 
bamit  eS  gleid^fam  feine  SinmiJDligung  jur  Opfi" 
rung  geben  foQte.  Selbft  bei  ben  flinberopföi 
ber  Semitm  mürbe  biefer  Sl^arafter  gn  tDotm 
gefud^t.  S)ie  SKutter,  meldte  il^r  Äinb  broijtf. 
burfte  nid^t  meinen,  bcfd^roid^tigte  il^r  ftinb,  nk 
menn  biefeS  bem  glül^enben  !IRoIod^  in  bie  9m 
gemorfen  mürbe,  fpielte  eine  beraufd^enbe  9RnK 
bamit  ba§  SBeinen  be§  jf  inbc§  übertäubt  unb  bie 


881 


Dpfti. 


Qnwniun,  ttfonttnrfi  aBa(d^ungtn  unb  ^e|)]r(n- 
gnnm  mit  3SGiaffn,  {qmtioHfiTten  bie  ^Reinigung 
tsOtiftnibtn,  müjtauä)  muibe  angejüiibtt,  bem 
Vfa  mit  eiium  @ug  uon  OutQiDafler  unb  SSein 
0|i|Rfi^t  anb  SBfi^raui^  über  btnifopf  gcgoft^" 
todim  et  Tinam  inepergere ;  o^ne  mola  ealea, 
tL  t-  tnil  Salt  iKnnif(^Ue  SJit^I,  weli^eä  auf  ben 
Ihff  brt  0)>fttl^iereS  gelegt  uurbt,  tonnte  nad^ 
Sma'i  Serotbniina  (ein  Opfer  bargefiradit  roer- 
la.bi4n  Opfer  ^  immolatio)  unb  cnbli^  unter 
SftiFn-imbglötenmuril,  bei  bcfanberS  feierßd^cn 
0|i|na  aa^  unter  Sbfingung  Don  €f)0iliebem 
id  unter  Seigentängen  bnS  äEiier  mit  btm  Ü9til 
af^Iaeen  unb  i^m  bie  ftttfit  jerfc^nittcn.  3)a8 
nnt  »mbc  aufgefongen  unb  t^etlS  um  ben  Sttai 
imi||tn,  t^9  auf  bie  Umfte^enben  gefbrengt. 
Um  S^ttnopfer  tpat  bat  Mvt  bie  ^aut)t|ac^e, 
MÜ  et  }iir  Steinigung  biente;  ben  unterirbifdien 
Mttm  imtibc  tS  in  einen  @raben  mm  ©e* 
■fft  onSguofftn.  Mt,  mlä)t  am  0|)fer  t^etl* 
lÄm  nouten,  nmgten  baB  OpfertI|ier  unb  bie 
^fnf^üneln  berütiren.  ^iaä)  bei  Verbrennung 
ktt  bdrtffenben  S^cileS  unb  ber  Sibation  mit 
tftem  Sein  in  bie  0lamme  folgte  bei  @ried)en 
nb  XBmern  eine  Slborolion,  bie  nie  bie  gange 
Cpfn^blungfle^enbDDQjDgen  itiuibe,  unb  enb- 
Ii4  f^Kint  bei  ^olb  bie  äJerfammellen  mit  ben 
Borten  entlaffen  gu  fiaben:  Anol:  ifciK  —  Ite, 
aiiu  mt(ApuLMetam.  1.11  [ed.Bipont.  267]; 
lgLboiilicet[irä licet],  valete  ober  extemplo 
fn  bie  entlaHung  bcS  3)[)Itee  [Plaut.  Asin.  S, 
3,4.  Ci£t  4,  2,  17;  Serv.  Comment.  in  Aen. 
2, 424]).  hierauf  hielten  bie  «ßiieflei  bie  gefl- 
M^Ijeü,  bei  Sßiitiatopfem  auc^  bie  Opfemben  mit 
Sdomiltn  unb  Sieunben.  Snfofent  baS  S^iet 
Satt  getDti^t  {omni)  mürbe.  !^ie|  baSOpfec  hostia 

tehMtibIls  arcendis);  fofem  eS  auä)  ben  fDien' 
jur  Üiobrung  biente,  victiiua  (pro  victoria ; 
«fli.  5SanIg.  ÄealencpnDpäbie  VI,  668,  Sum.  1). 
—  Cpferpätte  mar  jutift  baS  ^ouä  unb  bie  freie 
Site,  je  na(i^bem  eS  fi^  um  pribote  ober  Bffent- 
Mk  Opfer  tionbelte.iBalbimtrbenbeftimmteOert- 
li^'eittn  ouSgetni^lt,  ^äurnt,  §(iine,  ^ä^en  ic. 
i«b  für  baS  Opfer  ein  er^Sti!er  ^tofe  beigetid^tet. 
Kifet  Bür  uifpriinglic^  ein  einfacher  ©tein  (®en. 
W, 7.8;  13,  4. 18);  bie SJere^rung folc^er  Steine 
rtt  nberall  biB  in  bie  frübcfttn  Seiten  hinauf. 
wai)  bie  äffiei^e  (Bacratio)  mirb  ein  folcber  jut 
So^nung  ber  @Dtl^etl,  ein  Ort  ber  SInrufung  be§ 
littlii^  91onune.  3m  Stigoeba  finbet  jid)  no<^ 
b(  Mbnmte  EBoifd^iift  für  bie  Wafil  ber  Opfer- 
PUk.  e«  n>iib  als  dl  baS  „f)auS  bcä  OpfeierS" 
IHnnt,  aber  out^  auf  einen  Opferping  im  O^reien 
OgODiefen.  ^aäf  fpäterer  ^orjc^rift  mugte  bie 
Cl^tßättt  gefault,  ^S^ei  olS  i^ie  Umgebung, 
(iai  stiegen  unb  fe^  fein.  S:ie  Reifer  Ratten  ui* 
l^intglii$  toeber  tempet  noi^  SlUäre.  SBeil  aber 
ii  Opfer  bie  ^eilige  @ibe  ni(^t  bciü^ien  burfte, 
■tbt  auf  btm  Soben  eint  Unterlage  Don  gefifiitl)' 
ika  Keifnn  ^gcßdlt.  Sei  ben  Römern  galt  für 


aUe  Opfer  als  ^aupteif  orbemig  ber  %üax  unb  ^eib 
(Nee  licere  vel  privata  vel  publica  sacra  eine 
foco  fieri  [Serv.  in  Aen.  3, 134].  Das  superiB 
altaria,  terreBtribus  arae,  focoa  inferia  dicari 
[Serv.  in  Eclog.  5, 65] ;  ogl.  baB  grie^ifdie  ßujfid« 
unb  iixa'pa).  5Die  gr^ö^iing,  melt^e  im  ^eib  ein 
aSorbilb  l)üt,  tuiib  f^mbolifi^  für  bie  ^Bebeutung 
be80pferBbenoenbet.5DaS§ituiifübren  ber  Spiere 
roai  ©ai^e  berer,  roelttjt  baS  Opfer  batbract)ten; 
bie  Opfcr^aublung  mürbe  in  ber  ältepen  3eit  rocüil 
Dom  ^QuSDater,  fpäter  aber  überall  Don  $rieflem 
Dotljogen.  Oft  tt)eilten  fi^  met|iere  in  bie  Der» 
fc§iebeneni)tuncdonen.  ^ieänber  Ratten  fiaubelnbe, 
fmgenbe  unb  recttirenbe  llßriefter.  EQielfac^  mar 
bei  $riefler  bei  ben  Reiben  ein  Staatsbeamter; 
bei  ben  6l)inefen  i^  ber  ffaifer  bei  ^ö^fte  ^riePer. 
2)0^  tDar  im  ^agemeinen  bie  SHeinung  ^errfdienb, 
bot  ^tt  ^riefter  ^ermitttei  jtDi{d^en  ©ott  unb  ben 
ajtenfc^en  fei, 

6.  Stoed  unb  Sßtbeutung  beS  OpferS. 
©0  jmeifellos  ber  rcligioje  ff^oratt«  bc§  Opfevä 
ift,  fo  f^lüicrig  ifl  e§,  bie  ben  äufieren  ^anblungen 
ju  ©lunbc  [icgciibe  3bee  genau  feftäuptütn.  Tludi 
leutegilt  r.cä).  iDa§2a|au!£ gejagt  ^qI:  ©innunb 
Sebeutung  be§  Opfert  gebürl  au  ben  fc^roietigpeu 
Problemen  ber  3ieligion8p[)ilt>fopE)ie.  Sincätbeil^ 
finb  bie  Opfer  ©qmbolegemifjerlSefütilc.SBünii^e, 
3bcen,  anberecfeil?  fmb  fie  2i]pen  heS  Sulünftigen. 
3eneS  Iä6t  ]\ä]  au§  bem  9)itu5,  btefeS  auS  ber  Er- 
füllung im  ß^rifttnt^um  ableiten.  SJcr  ©egriff 
ber  Eingabe  (jtpoaipofi« ,  oblatio)  ift  TOo^l  bei 
©runbgebante  aller  Opfer,  3)er  *Ölenfii^  gibi  ber 
@ott^eit  einen  Xbeil  beS  für  ben  ^auBbeftanb 
nätl^igen  SSefi^eS  ^in,  um  ifir  SJerc^rung  unb 
SianI  auSjujpre^en  unb  i^ie  ^ulb  ju  emerben 
ober  fit^i  ju  ertialten.  Siobei  ift  Doiau8gefej)t,  bafe 
©Ott  eine  ^reube  on  biefci  ©abe  unb  on  ber  ©e- 
jinnung  ^abe,  in  loeli^er  bieftibe  bargebrad^t  miib. 
SJqS  SÖD^lgefüIIen  foll  baburi^  erböbt  merben,  baft 
in  bem  Met  ber  Unterroerfung  juglei^  bie  inerten- 
nung  unb  SJere^rung  fpmboliftrt  ift.  $arin  finbel 
^uguftinuS  ben  ®mnb,  loanim  aucb  bie  3)änioneii 
Opfer  moltten  unb  lein  Dlenfdi  fol^e  für  fic^  for- 
bcrt  (Contra  adveiB.  legis  et  proph.  1, 18,37; 
Dgl.  Thomassin,  De  incam.  10, 2).  SJurd)  ba8 
SGetbrennenobei5IuSgie|entomnienbieie@abenin 
ben  Sefib  ©olteB,  unb  bui^  bie  Slnna^me  tritt  ber 
Opfembe  in  ©emeinft^aft  mit  ©oft.  3)enn  nit^t 
in  bei  ißemi^tung,  fonbem  in  bei  Eingabe  unb 
SBJtiEie  an  ©Ott  befielt  ber  mefentlii^e  66araftet 
be3  Opfer§.  Kue^  bilbet  bie  SlbStinenj,  toelcbe  in 
ber  Sntäufeerung  fi^er  Dorfianhen  ift,  lein  mefent' 
lidieS  ÜKoment,  Dbioo^I  hte  ganje  ©cfinnung  unb 
^anblung  Diel  boju  beilragen  tonn,  baä  fttllic^e 
Sjefen  beS  SDienft^en  ju  läutern  unb  ju  förbem. 
Sa§  ^ulgiegen  ber  Sibationen  unb  baS  3:öbten 
ber  Xfiiere  fmb  nur  baS  SDtittel,  bie  Opfergaben 
unb  bamit  bie  Dpf  emben  in  ©emeinf^oft  mit  ©Ott 
ju  bringen.  3)em  Verbrennen  mu^  nottimenbtg  bie 
ißblungDorauSgeben;  baäSöbten  oberSi^laii^ten 
i|t  aber  nit^t  baS  Opfer  (Hoetia  quippe  occidi- 


883 


Dt)ter. 


884 


tur,  ut  oiferatur  [Gregor.  L  In  Ezech.  1.  2, 
Hom.  10, 19).  ®aS  aUgetncin üMid^  „Sd^Iad^ten" 
tDct§t  auf  bie  3u6ereitung  ber  ®obe  für  ©ott  l^ttt. 
ißiel  tDtc^Hger  ift  boS  93Iut,  tueld^eS  bei  ber  ^btung 
aufgefangen  unb  am  ^Itar  au§gegof|en  tt)irb;  benn 
nad^  antifer  ?lnf^uung  ift  im  SBIute  bic  Seele. 
3nbem  btefe  mit  bem  93lute  ®ott  l^ingegeben  tt)irb, 
mirb  tl^m  bad  ^öd^fte  bargebrad^t.  2)a  ber  ®runb- 
faj  „Seele  um  ©eele,  Slut  um  SBIut"  galt,  fo 
mar  im  SSIute  jugleid^  ein  Srfa|  für  ba§  eigene 
Seben  gegeben.  S)ie|  tritt  am  beutlid^fien  im 
SKenfd^enopfer  l^eröor,  »eil  bie  menfd^Iid^e  Seele 
am  beften  für  ben  aSenfd^en  al§  6rfaJ  gelten  fann. 
3)a  aber  bie  ^auSt^iere  bem  SRenfc^en  am  nöd^ften 
ftel^en^  fo  lag  e§  nal^e,  bei  milberer  ^nfd^auung  bie 
9Kenfd^enopfer  bur^  Sl^ieropfer  ju  erfe^en.  ffiollte 
man  ba§Ot>fer  mit  ber  Söbtung  für  abgefd^Iof|en 
betrad^ten,  fo  l^ötte  man  für  baS  3lu§gie^en  be§ 
SIute§,  bie  |)ingabe  beS  Seben§  in  bemfelben  unb 
für  ba§  SSerorennen  feine  annel^mbare  Srflörung 
mel^r.  2)enn  il^re  Sebeutung  fann  bod^  nid^t  barin 
beftel^en,  bafe  bie  „beiben  »efentlid^en  SKomente  bc8 
Opfers,  »eld^e  bereits  in  ber  Söbtung  bcS  Dt)fer» 
t]§iereSburd^SIutt)ergie|ung  ftd^  auSfprac^cn,  nod^« 
malS  im  !Bef onbem  )ur  ftoren  unb  l^erDorragenben 
2!)arftenung  gebrad^t  tt)erben''.  S)em  n)iberft)rid^t 
fd^on  bie  Xl^atfad^e,  ba^  gerabe  baS  ^lutauSgiegen 
eine  ^auptfunction  beS  $riefter3  ift,  toäl^renb  baS 
Söbten,  meld^eS  übrigens  nirgenbS  als  ein  Straf» 
t)oU2ug  erfd^eint,  aud^  t)on  bemienigen,  toeld^er 
baS  Opfer  barbringt,  t)on5ogen  mxhtn  fann. 
Sbenfo  fommt  bie  Opferma^ljeit  bei  ber  genannten 
^rflörung  nid^t  5u  il^rer  DoQen  @eltung.  S)e^]^alb 
fann  man  aud^  nid^t  ol^ne  SBeitereS  baS  ^lut» 
fprengen  als  propitiatorifd^,  baS  SSerbrennen  als 
latreutifd^  bejeid^nen.  3n  erfter  Sinie  bejeid^net 
beibeS  bie  Eingabe  ber  Seele,  beS  eigenen  Scibft 
an  ©Ott  unb  bie  ^erfteKung  ber  ©emcinfd^aft  mit 
©Ott.  ®ie  l^eiligcnbe  ff raft  beS  QfeuerS  ift  Ja  ebenfo 
befannt  mit  feine  Solle  in  ber  l^eibnifd^en  SW^tl^o« 
logie.  ©Ott  felbft  »ar  ja  tJ^uer,  ober  biefeS  war 
eine  oon  ©ott  gcfanbtc  OKad^t,  unb  nid^t  feiten 
foüte  baS  gfcuer  oom  öimmel  baS  Opfer  ocrjel^rt 
^aben.  ®ie  ^erfer  geben  blo|  bie  Seele  im  99lut 
f)in,  unb  ipi^ilo  (ed.  Lut.-Par.  1640,  839  B)  er- 
flärt  bereits  bie  Sergic^ung  beS  SSIutcS  als  eine 
Spenbe  ber  Seele.  S)er  §crr  felbft  bejeid^nct  fein 
ßrlöfungSopfer  als  eine  Eingabe  feiner  Seele 
(SKatt)^.  20, 28).  anbemfaHS  mären  aud^  bie  felb» 
ftänbigcn  unblutigen  Opfer  gar  nid^t  ju  crflären. 
SBeim  älteften  Opfer  beS  SBcil^raud^S  (unb  OeleS) 
gilt  ber  beim  SSerbrennen  fid^  entmidfelnbe  SBol^l« 
gerud^  als  ^auptjmedf.  ®ie  Analogie  mit  ber  3u« 
bereitung  ber  Spcife  (S.  Thom.  Summa  theol. 
1,  2,  q.  102,  a.  3  ad  5)  liegt  iebenfaüS  nä^er. 
6rft  menn  bie  Opferfpeife  t)om  Qfeuer,  bem  öer» 
jcl^renben  unb  reinigenben  OKunbe  ber  ©ottl^cit, 
aufgenommen  unb  gefeiligt  ift,  mirb  fte  jum  SSBol^l» 
gerud^e.  SlnbcrerfeitS  bemerfen  fd^on  bie  SJäter 
(j.  95.  Theodoret.  q.  62  in  Exod. ;  ogl.  q.  53 
in  Gen.),  ba^  öerbrannteS  gleijd^  unb  Derbrannte 


ffnod^en  feinen  SBol^lgerud^  Derbreiten,  toe|l^ 
bie  fromme  ©efmnung  baS  Sßol^Igefallen  @otttl 
ertoerben  muffe.  9hn:  in  biefem  Sinne  fann  ge* 
fagt  merben ,  bag  ©ott  ber  ^err  ber  geipiu^ 
92a]^rung  ;,}u  feinem  jiel^otnftifd^  Seftanbe' 
beburfte  (ffur^,  2)er  alttefi.  OpfercultuS  [So* 
l^ang  jur  ©ef^.  beS  eilten  SunbeS  U],  ütiton 
1862,  41  f.  59).  S)enn  im  «Iten  93unbe  M 
bie  SJereinigung  beS  Israeliten  mit  bem  9unbcS> 
gott  an  bie  Stelle  ber  93ereinigung  beS  9Renf^ 
mit  ©Ott  überl^aupt.  SHe  SBerbinbung  beS  bluHga 
mit  bem  unblutigen  Opfer  im  93erbremten  unb  ii 
ber  Sibation  fann  aud^  nur  fünftlid^  im  Snteteffi 
ber  Xl^eorie  Dom  latreutifd^en  unb  propitiaton< 
f  d^en  9)toment  als  Slad^al^mung  ber  Sd^eibung  bd 
SSluteS  Dom  Seibe  im  blutigen  Opfer  bcnrgcfidl 
merben.  2)ie^  trifft  fd^on  begl^lb  nid^t  }n,  loei 
bei  benfelbftänbigen  unblutigenOpfem  feine  9Bein 
libation  ftattfanb.  2)ie  Eingabe  bleibt  alfo  bl 
f)auptfad^e,  unb  meil  bie  blutigen  Opfer  bie  oid^ 
tigjten  finb,  liegt  ber  Sd^merpunft  im  SuSgie^ 
beS  99luteS  als  beS  SrägerS  beS  SebenS,  be^ 
OueHe  unb  ^ncip  bie  ©ottl^t  ifi,  unb  loel^e 
fd^on  an  unb  für  ftd^  als  baS  ®5ttlid^  erfd^ 
unb  barum  ber  ©ottl^eit  l^ingegeben  ttmri>e.  %a 
Sd^lad^ten  ift  nur  ein  materialer  SSeflanbtl^  be 
Opfers,  baS  priefterlid^e  Sarbringen  ber  formali 
S!)arauS  ergibt  ftd^,  ba|  meber  bie  j[e|t  mieber  ac 
möl^nlid^e  antl^ropopatbifd^e  nod^  bie  in  ben  ffretj« 
ber  OffenbarungSglöubtgen  frül^er  allgemein  ge 
liegte  juribifd^e  ßrflörung  ben  gefd^id^tlid^  Xl^ 
fad^en  gang  entfprid^t.  S)ie  pl^^ftfd^^magnetifd^Sr 
flörung  SaaberS  gel^t  gmar  auf  bie  Sebeutung  be* 
SluteS  beffer  ein,  Derlicri  fid^  aber  in  mpftifdj« 
pantl^eiftifd^en  Speculationen.  2)ie  antSpalpO' 
patl^ifd^e  Srflörung,  meldte  bie  ©ötter  gu  ein« 
fad^en  Sifd^genoffen  ber  2Renfd^en  mad^t,  wetj 
bie  99ebeutung  beS  IBluteS,  melc^eS  nid^t  als  SpdfK 
gelten  fann,  unb  beS  SBeiljraud^S  unb  OeleS  nul^ 
5u  mürbigen,  Derfennt  bie  f^mbolifd^e  $orm  aler 
Opfer  unb  geigt  meber  für  baS  f oSmif d^e  SRoment 
ber  Staturreligionen  nod^  für  baS  etl^ifd^e  SRomott 
ber  l^ö^em  Sulturreligionen  ein  93erftönbni|.  Sü 
SSorauSfe^ung  eines  berartig  niebrigen  SnfongS 
aSer  Sieligion  miberfprid^t  ben  alten  Stad^rid^ 
über  arif^e  unb  fcmitifd^e  Sorgeit.  S)ie£# 
gemeinfd^af t  ift  ein  bered^tigteS  SKoment,  nrirb  ote 
in  bief  er  auSfd^lie|lid^f  eit  einf  eitig  unb  irrefü^tob. 
SlnbererfcitS  gel^t  bie  Juribifd^e  9luffaffung  ju  weit, 
menn  fte  baS  lobten  als  bie  ©runbibee  ober  @(de 
beS  Opfers,  als  ben  SulminationSpunft  begeid^ 
unb  gmar  als  Strafe,  auS  meld^er  93ergebung  nnb 
SBerfö]t(nuw9  folge  Sonft  fönnte  baS  IBlutfprenga 
nid^t  eine  fo  l^erDorragenbe  Sebeutung  l^aben,  bd 
©ebet  nid(|t  fo  innig  mit  bem  Opfer  Derbunben 
fein ;  bie  Sül^ne  burd^  baS  Opfer  begießt  fid^  auf  ben 
9Dlcnfd^en,  mäji  auf  ©ott  (Non  Deo,  sed  nobif 
utiliapietatis  officia  exercentur ;  Aug.  £p.  136 
1,  6;  Dgl.  Contra  adversarioB  legis  et  proph 
1, 18, 37).  5RirgenbS  tt)irb  im «Iteril^um  bie Opfei 
ibee  in  ber  ^form  eines  gerid^tlid^en  StrafDerfal^ 


B85 


Dt)fer. 


886 


borgcftdit  unb  nirgenbS  baS  Opfer  al§  Object  ber 
Strafe  (etraAtet.  3m  ®egent^ei(  mar  man  ber 
litfti^t,  bog  (geopferte  }ur  ®emeinfd^aft  mit  ©Ott 
gelangen.  Ueberl^upt  mar  bad  SRenf^^nopf er  ttid^t 
Straftob,  fonbem  eine  SSerl^enlid^ung,  SSergött« 
Ü^ung.  (Serabe  biefe  SSergöttlid^ung  mürbe  aber 
an4  für  bie  Opfemben  angeftrebt,  benn  bie  Opfer 
Krtraten  bie  Stelle  ber  Opfemben.  9htn  ifi  biefe 
Stelteertretung  gunftd^ft  nid^t  als  fheng  iuribifd^e, 
|oiä)eni  als  f^mboHfd^e  anjufel^en,  meldte  infofem 
mit  eine  reale  99ebeutung  erl^ielt,  afö  ber  Opf  embe 
in  ber  @efmnung  fein  eigenes  Seben  mit  bem  Seben 
M  Opfers  an  bie  @ott(eit  l^ingab  unb  baburd^ 
ber  (Semeinfd^  mütbig  mürbe  (Igitur  non  sacri- 
fidi  sanctificant  hominem,  non  enim  indiget 
oerifioic  DeuB ;  sed  conscientda  ejus,  qui  of- 
feit,  smncüficat  sacrificimn,  pura  existens,  et 
pnestat  acceptare  Deum  quasi  ab  amico; 
irenaeiis,  Advers.  haer.  4,  18,  3).  ^ierin  mie 
ii  ber  Stellung  beS  SDlenf d^en  jur  gangen  Statur 
fugt  oud^  baS  bered^tigte  9Roment  ber  iuribifd^en 
(iffänmg,  gumal  menn  man  bie  etl^ifd^e  Seite  in 
9rtra4t  )ie$t.  3)enn  i{l  eS  aud^  rid^tig,  bag  bie 
(cQmif(^9teIigionen  oormiegenb  92aturreligtonen 
Mren  unb  bie  Saline  be^l^alb  loSmifd^  faxten 
(k.  (.  als  eine  Eingabe  beS  SnbioibueUen  an  baS 
IQgemeine,  beS  SingeÜebenS  an  baS  fiebenSprincip 
ix  ber  9lQtur),  ja  ba|  aud^  baS  Opfer  §ur  S^m« 
Mil  ber  PoSmoIogie  unb  Sl^eogonie  mürbe,  mie 
es  ).9.  bie  OfiriS-3fiS-TO9tl&e  geigt  unb  bie  SBal^I 
bei  ben  ®5ttem  l^eiligen  unb  ^e  repräfentirenben 
t^bemeiSt  fo  ift  bod^nid^t  §u  üerfennen,  ba^ 
biefer  StoturaliSmuS  mit  feinen  foSmoIogifd^en 
Speotlotionen  ein  ^robuct  fpöterer  Sleflesion  ifi, 
nnb  ba|  ber  etl^ifc^e  Sl^arafter  in  ben  tnboger» 
namid^  unb  femitifd^en  Steltgtonen  nie  gang  Der» 
inf^t  mürbe,  fo  fel^r  aud^  baS  3i^I  ber  Sül^ne  auf 
Sej&nftigung  beS  launifd^en  3omeS  ber  ©ötter 
gn^tet  unb  burd^  geitlid^eS  Unglüdf  beftimmt  mar. 
Seher  bie  Snber  unb  ^tanier  nod^  bie  ^ff^rter 
snb  IBobQlonier  l^ötten  fonft  fo  tiefergreifenbe 
^9mnen  über  Sünbe  unb  Sd^ulb,  Strafe  unb  Sr» 
öjung  oerfa^t.  3)ie  Opfer  "^aikn  \a  au^  eine 
emße  Seite,  ftrebten  aud^  fittlid^e  Sntfünbigung 
nb  ^eiligung  an ;  fie  l^atten  iebod^  il^r  ]^5d()fteS 
3iel  m  ber  Bereinigung  mit  ®ott.  S)er  §eibe  be- 
btet fein  Opfer  nid^t  als  SRittel,  fonbem  alS 
äSIufeglieb  im  ^rogeffe  feiner  Scd^tfertigung, 
badt  ^d^  fein  Opfer  als  reale  Sül^nung,  meiere 
irtefc^Iie^Ud^e  Bereinigung  mit  ©Ott  bemirft.  2!)ie 
peifectimfd^  Ummanblung  ber  Opfergabe  burd^ 
boS  gfeuer  f^mbolifirte  bie  Ummanblung^  BoO- 
enbung  beS  Opfemben,  meldte  in  ber  2:ifd^gemein* 
J4aft  ben  91bfd^Iu|  fanb.   2)ie  TeXeioatc,  Boü* 
enbung,  ifl  ber  3medf  beS  Opfers  (f)ebr.  9,  9 ; 
10, 1. 14).  3tn  ^gemeinen  lann  man  alfo  baS 
Opfer  befiniren  als  bieS)arbringung  (irpog- 
?opa,  oblatio)  einer  äußern  ®abe  auS 
linferem  Sigentl^um,  meldf)e  burd^  bie 
Sei^ung  (Baoratio)  in  @otteS  @igen» 
t^nm  übergel^t  unb  burd^  irgenb  eine  Um» 


gejlaltung,  gemöl^nlid^  burd^  baSSluS» 
gießen  unb  Verbrennen,  oon  ®ott  ange- 
nommen mirb  unb  ben  Opfernben  l^eiligt, 
%ux  ©emeinfd^aft  ®otteS  bringt.  3n 
Der  S)arbringung  ber  ®aht  liegt  eine  ßntöu^e* 
rung,  mie  fte  nad^  ber  innem  unb  öugem  Seite 
bem  gemöl^nlid^en  Begriff  beS  OpferbringenS  ent» 
fprid^t;  biefelbe  l^at  aber  gum  S^zd,  Sott  bie 
fd^ulbige  ^od^ad^tung  unb  (S^rerbietung  gu  be> 
meifen,  bie  ^ulb  @otteS  gu  bemal^ren  ober  mieber 
gu  geminnen  unb  befonbere  Bitten  unb  SBünfd^e 
gu  unterftü^en.  $aben  bie  Bäter  unb  Sd^olaftifer 
aud^  bie  iunbifd()e  Seite  ftarf  betont,  fo  l^aben  fie 
bod^  ben  3n>ed(  ber  Heiligung  unb  Siebesgemein- 
fd^ft  nid^t  überfeinen.  BefonberS  ^uguftinuS  ifi 
hierin  oorangegangen  (Verum  8acri£cium  est 
orone  opus,  quod  agitur,  ut  sancta  societate 
inhaereamus  Deo  . . .  Etsi  ab  homine  fit  vel 
otfertur,  tarnen  sacrificium  res  divina  est,  ita 
ut  hoc  quoque  vocabulo  id  Latini  yeteres 
appellayerint.  Si  ergo  corpus  .  .  .  sacri- 
ficium est,  quanto  magis  anima  ipsa  cum  se 
refert  ad  Deum,  ut  igne  amoris  ejus  accensa 
formam  concupiscentiae  saecularis  amittat  fit 
sacrificium ;  De  civit.  Dei  10, 6).  Sfibor  refumirt 
allgemein:  Sacrificium  est  victima  et  quaecun- 
que  cremantur  in  ara  seu  ponuntur.  Omne 
quod  Deo  datur  aut  dedicatur  aut  consecratur 
(Etym.  6, 19,  30).  aicjanber  oon  §oIeS  näl^ert 
fid^  ^uguftinuS  (Sacrificium  est  oblatio,  quae 
Sacra  fit  offerendo  et  sanctificat  offerentem ; 
Summa  theol.  3,  q.  55,  n.  4,  a.  1).  S)er  ^I.  £1^0- 
moS  betont  bie  ^nerfennung  ber  göttlid^en  §en» 
fd^aft  (In  oblationibus  et  sacrificiis,  secundum 
quod  homo  ex  rebus  suis,  quasi  in  recogni- 
tionem  quod  haberet  ea  a  Deo,  in  honorem 
Dei  ea  offerebat;  Summa  theol.  1,  2,  q.  102, 
a.  8.  Sacrificium  proprio  dicitur  aliquid  fac- 
tum in  honorem  proprio  Deo  debitum  ad 
eum  placandum;  3,  q.  48,  a.  3.  Ad  hoc 
quod  Spiritus  hominis  perfecte  uniatur  Deo ; 
3,  q.  22,  a.  2.  Sacrificia  proprio  dicuntur, 
quando  circa  res  Deo  oblatas  aliquid  fit, 
sicut  quod  animalia  occidebantur  et  com- 
burebantur,  quod  panis  frangitur  et  comedi- 
tur  et  benedicitur.  Et  hoc  ipsum  nomen 
sonat :  nam  sacrificium  dicitur  ex  hoc  quod 
homo  facit  aliquid  sacrum ;  2,  2,  q.  85,  a.  3 
ad  3).  Spöter  l^at  man  ftatt  beS  aliquid  facere 
circa  rem  oblatam  baS  conficere  rem  gebrandet 
(Suareg)  unb  biefeS  mieber  näl^er  erflärt  burd^ 
conficere  per  immutationem.  2)arauS  ergab 
fidft  bie  Sd^ulbefinition :  Sacrificium  est  oblatio 
rei  corporalis,  qua  haec  res  per  immutationem 
(transformativam)  conficitur  et  conficiendo 
consecratur  in  testimonium  majestatis  et  or- 
dinis  creaturae  in  Deum,  ut  primum  prin- 
cipium  et  ultimum  finem  (ogl.  Tanner  in  2, 2, 
disp.  5,  q.  3,  dub.  1 ;  Sd^eeben,  ^onbbud^  ber 
fat^.  ®ogmatif  HI,  greiburg  1882,  403).  Seit 
BaSqueg  mürbe  aus  ber  confectio  eine  destmctio. 


887 


Opfer. 


8» 


QU§  ber  immutatio  eine  demutatio  unb  ba§  do- 
minium Dei  Dor  Witm  boS  dominium  vitae  et 
mortis.  S)eg]^Qlb  ift  6i§  l^eute  bte  gemetnüblid^e 
Definition :  Sacrificimn  est  oblatio  rei  sensi- 
bilis  cum  ejus  destructione  vel  immutatione 
soli  Deo  facta  per  legitimum  ministrum  ad 
recognoscendum  supremum  ejus  in  res  omnes 
creatas  dominium  ritu  mjstico  consecrata. 
De  fiugo  unb  feine  9}ad^f olger  betrad^ten  baS  Opfer 
als  eine  protestatio  beS  göttlid^en  dominium 
über  @ein  unb  Slid^tfein,  toeld^e  burd^  iBemid^tung 
ber  Opfergabe  öerfmnbilbct  tt)erbe.  3nbe^  ent« 
fprid^t  bie  ^Betonung  ber  destructio  lebenfaQd 
nii^i  ber  ^eibnifd^en  ^uffaffung,  aber  aud^  nid^t 
ber  ^uffa^ung  beS  ^Iten  XeftamentS,  n>ie  olsbaß) 
ju  jeigen  fein  mirb.  SKan  befinirt  be^l&alb  beffer 
aKgemein:  3)o§  Opfer  ift  bie  ©arbringung  einer 
äufem  ®  obe  auS  unferem  ßigentl^um  ntittefö  beren 
%$eränberung  burd^  ben  red^tmö^igen  Diener,  gum 
^u§brud(  ber  3lnerfennung  unb  ^ulbigung  gegen 
bie  Srl^abenl^eit  ©otteS  unb  )um  S'^ti  ber  9}er» 
föl^nung  unb  ^Bereinigung  mit  il^m.  [@d^an§.] 
n.  aWofoifd^e  Opfer.  Diefe  betrad^ten  faft 
alle  SBöter  unb  Diele  @d^oIafiifer,  unter  oen 
3uben  SKaimonibeS  unb  feine  9lad^f olger,  in 
neuerer  3^it  (Spencer  unb  t)iele  anbere  9tatio» 
naliften  aft  eine  ßoncefflon  (jüTxataßajic)  ®ot« 
teS  an  bte  Bä)rDaäfytxt  ber  3uben,  um  fte  t)om 
SlbfaH  ju  ben  blutigen  Opfern  ber  Reiben  jurüdC« 
jul^alten.  3m  SBiberfprud^  bamit  n>irb  jugletd^  an» 
genommen,  ba^  bie  Opf  ergef  e^gebung  ben  Siitualen 
ber  Sleg^pter,  Slramäer  ober  anberer  SJöIfer  ent- 
nommen fei.  SeibeS  ift  unrid^tig.  Söge  ben  blu- 
tigen Opfern  nid^t  eine  tiefere  3bee  ju  (Srunbe,  fo 
mären  fie  nid^t  nur  fein  SKittel  gegen  ben  ®ö^en- 
bienft,  fonbem  ein  99eförberung§mittel  beSfelben 
gemefen:  bie  Sntlel^nung  au8  bem  ^eibentl^um 
f ätte  ben  ©ö^enbienft  erft  red^t  förbem  muffen. 
Dagegen  fpri^t  aber  aud^  meiter^in  bie  einl^eitlid^e 
3bee,  meldte  ben  ganzen  Jübifd^en  ßuItuS  bel^errf d^t 
unb  in  bem  ^uSfprud^  gipfelt:  @eib  l^eilig,  benn 
id^  bin  l^eilig  (Seo.  11,  44).  Dicfe  bi§  in'S  ein- 
zelne erfennbare  3bee  lö^t  ba§  gange  ®efe^  als  ein 
aaßerf  aus  ßinem  ®uffe  erfennen  unb  ben  Qfinger 
©otteS  unfd^mer  erratl^en.  Der  Kl^arafter  ber 
^eiligfeit  l^ötte  einem  auS  beliebigen  Sleften  ge« 
fammeltenSRitualgefe^  nid^t  fo  allgemein  aufgeprägt 
merben  fönnen,  aud^  nid^t,  menn  nad^e^ilifd^e 
©otteSmänner  ben  S3erfud()  bagu  gemad^t  l^ätten, 
mie  bie  mobeme  Äritif  annimmt,  inbcm  fie  ben 
„^Prieftercobes"  in  bie  3eit  gSbraS'  öerfe^t.  SKofcS 
^at  t)ielme]^r  nad^  göttlid^er  Slnmeifung  ein  ein» 
^eitlid^eS  Opfergefe^  gefd^affen,  meld^eS  burd^  feine 
ctl^ifd^e  Siefe,  feine  großartige  S^mbolif  unb 
S^pif  einjig  in  ber  alten  ©efd^id^te  baftel^t.  5Rur 
bie  allgemeine  3bee  beS  Opfers  unb  bie  menigen 
SSorbilber  öon  QfriebenS»  unb  SSranbopfcm  (©en. 
4, 4.  es.  10, 25;  18, 12)  auS  ber  ^Patriard^enaeit 
bienten  jur  SSorauSfe^ung.  Dief e  jeigen  aüerbingS, 
ba|  and)  bie  mofaifd^en  Opfer  ben  gemeinfamen 
©runbgebanfen  aller  Opfer  fiaben;  aber  n>te  bie 


iSraelitifd^e  Steligion  allein  ftd^  jum  DoDen  SRono 
tl^eiSmuS  erl^ob,  fo  brad^ten  fie  allein  bie  et^^ 
@ül^ne  unb  bie  perfönlid^e  Sejiel^ung  }u  bemSkttc 
im  ^immel  }um  ^uSbrudt.  Daburd^  nntrbe  ba 
ganje  Opfermefen  gur  ^Vorbereitung  auf  bc&  Op^ 
ei^rifii,  in  meld^em  aud^  bie  iBäter  bie  erflänm 
unb  erfüQung  beSfelben  ftnben. 

1.  Flamen  unb  eintl^eiluna.  Die  oOgi 
meinfte  ©ejeid^nung  ift  nns»,  Oooia,  irpo(ijop« 
dcopov,  donum,  (äabt,  3lbgabe,  Xribut.  Diefi 
urfprünglid^e  ©attungSname  jeigt  fid^  nod^  ®o 

4,  4  f.  1  ©am.  2,  17;  26,  19.  Später  mA 
baS  SBort  für  bie  unblutigen  Opfer,  fpectdl  ft 
ben  feften  ober  frumentarifd^en  Xl^eil  (mit  (B» 
fd^Iul  beS  OeleS),  im  ©egenfo^  m  :ip^  aizoMm^ 
(Tiuovdi^,  libamen,  gebrandet.  DaS  ganje  DegriiH 
bilifd^e  Opfer  l&eifet  bal^er  mP5;  ^r^^^..  Die  U 
ber  Darbringung  für  alle  Opfer  mirb  burd^  12% 
öaipov,  5Ka]^ebringung,  unb  nViy,  iiva9opa,  aso» 
sie,  3luffteigung,  auSgebrüdft.  IBeibe  SBörter  g^ 
t)on  ber  SSorfteUung  auS,  ba|  ein  tl^meS  (MI 
nabe  gebrad^t  mirb,  ein  Xl^eil  beS  für  ben  fyai' 
ftanb  nötl^igen  93eft|eS  ©Ott  jur  9}al^rung  86» 
geben,  }um  ^immel  emporgebrad^t  tuirb,  Mri 
}ugleid^  ber  Segriff  ber  entfrembung  unb  Sfitai 
angebeutet  ift.  DaS  eine  mürbe  }um  3lcamL  m 
Opfers  überl^aupt,  baS  anbere  jum  3l<mm  M 
©ranbopferS.  Die  blutigen  Opfer,  nat,  Ooofa, 
victima,  ftnb  burd^auS  bie  ^auptfad^;  bie  1» 
blutigen  fommen  gmar  aud^  felbpänbtg  t>ot,  Ulfm 
ftd^  aber  in  ber  Siegel  als  3ugaben  an  bie  bbiti|ft 
an  (1  ©am.  3,  14  hat  unb  nns»;  ögL  igh 

5,  1 ;  8,  8 ;  10,  8).   "Su  ben  bluHgen  Opfn j 
burften  als  Dpfcrtl^iere  nur  genommen 
SRinber,  ©d^afc  unb  Siegen,  meldte  auSfd^I 
ben  eigentlid^en  Stel^ftanb  bilbeten,  unb  in 
miffen  Qfällen  aud^  Turteltauben  ober  f 
iunge  2:auben ;  beim  StetnigungSopfer  ber 
fähigen  ©perlinge.  Die  %})mt  mußten,  mit 
nabme  ber  3:auben,  über  beren  Älter  nid^tS 
iji,  menigftenS  ad^t  Sage  alt  fein  (Seo.  22, 
©d^afe  unb  Skqtn  opferte  man  gemöl^nlidj, 
fie  ein  3al&r  alt  marcn  (ej.  29,  88.  2e0. 9, 
12,  6 ;  14, 10.  5Kum.  15,  27 ;  28,  3. 9, 198. 
®en.  15,  9  erfd^einen  bretjäl^rige  SDBibbet 
3iegen  als  Opfertl^iere.   Sei  ben  SRinbem 
Set).  9,  3  ein  3al^r  t)orgefd^riebcn ;  ge» 
nal^m  man  fie  jebod^  in  einem  l^öl^em  ^ter, 
breijäl^rig  (©en.  15,  9).  ©ebeon  opferte 
einen  fiebenjäbtigen  ©tier  (Sid^t.  6, 25  ff.), 
ber  merben  als  Opfcrtl^iere  jumeilen  ^i  ober 
gemöl^nlid^  "»a  unb  nns  genannt.  Die  Dpfi 
muffen,  mie  überall,  tabeüoS  (o^»rj),  b.  ^. 
geiler  (01 «)  fein.  Die  gebier,  meldte  m 
5um  Opfer  untauglid^  mad^en,  merben  Set 
19—25  fpcciett  aufgeaäblt  (f.  ^.  ©d^o^T 
tpmer  II,  SRcgenSburg  1868,  126  f.).   2)4 
Opfertbier  auS  bem  eigent^um  genommen  10 
mu^te,  fo  mar  bie  Darbringung  beS  Sul^letl 
verboten  (Deut.  23,  18).  Äud^  ©eraubteS ' 
1,  13),  ia  ©efd^enftcS  (2  ©am.  24,  24)  n 


Opfer. 


890 


ert,  tool^I  aber  ®efoufte§  unb  t)on  0rem* 
3eißgt^um  ©efpettbeteS  (1  S§br.  6,  9 ; 
)X  benn  ed  mar  aud^  ^lid^tl^ebröent  er- 
pfem,  lote  ädraeliten  aud^  für  Reiben 
et).  17,8;  22, 18. 25. 5Rum.  15, 13  ff.), 
er  bie  Sefiimmung  für  bie  iRal^ruttg 
I  ipor,  fo  tonnten  unreine  Xl^iere  nid^t 
»erben.  Sin  foId^eS  Opfer  n>öre  ein 
!u8brudf  ber  Opfergefinnung  für  bie 
d^erm"  gemefen.  S)ie  blutigen  Opfer 
*ifi\d^  k)orgefd^riebene  ober  freimütige. 
n  maren  öffentliche,  mie  baS  SRorgen- 
Dopfer,  bie  @abbat§«  unb  ^f^ftopfer, 
t,  meld^  Sinjelne  au3  befonberen  93er- 
(t  barbrad^ten.  3laä)  ber  IBerfd^ieben* 
oedfed  unb  bed  9titual§  unterf d^ieb  man 
««r«)  unb  ©d^ulbopfer  (DO«),  SSranb« 
\  V-^s)  unb  S)anf-  ober  gnebenSopfer 
jT).  ffiaS  93ranbopfer  mürbe  allein,  bie 
tr  in  Segleitung  mit  einem  Sranbopfer 
L  Seim  @ünb«  unb  @d^uIbopfer  burfte 
iierbargebrad^tmerben,meilber@naben« 
bie ^auptfad^e  mar;  beim  Sranb»  unb 
rfer  mar  feine  ©renge  gefegt,  meil  bie 
@abe  im  SSorbergrunbe  fianb.  SBenn 
\n  jmei  Opfer  bargebradfjt  mürben,  fo 
oöl^nlid^eäleil^enfolge:  @d^ulb»,  @ünb-, 
SfriebenSopfer  (6^.  29,  14. 18  ff.  2cö. 
8,  14.  18.  22;9,  3.4.  8.  12.  15  ff.; 
l).  2)od^  Iö|t  ^d^  bie  umgefel^rte  ^folge 
ff.  unb  9htm.  28  u.  29  nid^t  blof  au§ 
gleit  beS  oorangefteHten  Sranbopfer§ 
enn  aud^  Sek).  1  ff.  ift  biefelbe  SReiJ^en« 
il^alten,  meil  ba§  rid^tige  SunbeSüer* 
rauSgefe^t  ifi,  in  meld^em  ber  8obprei§ 
inbefenntnife  öorangcl^t,  mcnn  an^  prin« 
SWenfd^  nie  ganj  frei  t)on  ©ünbe  ift. 
ß  (ed.  Lut.-Par.  1640,  837  D  sq.); 
Antt.  3,  9,  1-4)  aäl^lt  93ranbopfcr, 
unb  ©ünbopfer  unb  crflärt  bicfe  Qfolge 
3medC  ber  Opfer:  53eref)rung  ®otte§ 
n  ber  Opfernben,  inbem  entmeber 
riangt  ober  ein  Uebel  entfernt  mirb. 
me  ^entoteud^friti!  finbet  bie  ©ünb» 
[bopfer  jucrft  bei  6jcd^iel,  „ber  fie 
i  befannt  t)orau§fc^t"  (©menb  320). 
m  fie  ©elbbu^en  gemefen  (4  ffön.  12, 
®efej  treffe  nur  beim  ©d^ulbopfer 
titfd^äbigung  ju.  Sei  ben  5:oImubiftcn 
Sebachim  5,  1.  7.  8;  Edajoth  8,  6) 
itod^  bie  Sintl^eilung  ber  Opfer  in  l^odf)» 
»'rp  -t-p)  unb  minbcrl^eilige  (c-ö^p  j 
3^  in  ber  Sintl^cilung  beS  ®eje^e§  in 
unb  l^eilige  eine  Sinologie  l^ot.  3«  ben 
i  Opfern  gel^örlen  aflc  Sranb«,  ©ünb- 
)opfer  fomie  bie  öffentlid^cn  gfricbenS» 
n  minber  l^eiligen  bie  priöaten  gricbenS« 
Crpgeburten,  bie  3^^"*^"  ii"b  ba§ 

Ritual  ber  blutigen  Opfer.  3)a§ 
aiitual  umfaßt  fünf  fünfte:  baS 


herzubringen,  bie  ^anbauftegung,  ba§  ®d^Iad^« 
ten,  ba§  Slutfprengen  unb  baS  Serbrennen.  2)ie 
brei  erpen  ©anbiungen  mürben  öom  Opfemben 
DoHäogen  (2eö.  1,  3—5;  3,  2.  8. 13;  4,  4. 15. 
24.  29  u.  a.) ;  in  fpäterer  Seit  übemabmen,  be- 
fonberS  bei  ben  für  baS  ganse  Solf  an  tieften  bor« 
gebrad^ten  Opfern,  bie  ^riefter  unb  Seöiten  baS 
@d§Ia^ten,  ©autabjiel^en  unb  3erftüd(en  beS  Opf  er- 
t^iereS  (2  $ar.  29,  22.  24.  84).  Sie  lauben 
mürben  ftet3  t)om  ^riefter  felbft  gefd^Iad^tet  (Set).  1, 
15).  3)a8  Opfert^ier  mu|te  öor  ben  ^erm  (Seö. 
1,  5;  3, 1  u.  a.),  jur  I^re  beS  SerfammlungS- 
jelteS  öor  ben  ©erm  (ßj.  29, 42.  Set).  1,  3;  4, 4 
u.  a.),  b.  %  in  ben  Sorl^of  ber  ©HftSl^fitte  ober 
beS  XempelS,  mo  ber  Sranbopferaltar  ftanb,  ge- 
brad^t  merben.  2)od^  gab  e§  gur  3^/  olS  ber 
Xempel  nod^  nid^t  gebaut  mar  unb  bie  @tiftS]^ütte 
feine  fefie  SteKe  l^atte,  t)erfd^iebene  Opferftätten. 
2!)ag  ^anbauflegen  unb  @d^(ad^ten  gefdgal^  an  ber 
5Rorbfeite  bcS  SHtarS  (Set).  1,  H;  Dgl.  6, 25;  7, 2). 
9}ur  bei  Opfern  für  bie  ganje  ©emeinbe  t)errid^« 
teten  bie  ^elteften  ober  bie  Sertreter  beS  SoIfeS 
bie  ©anbauf legung  (Seo.  4, 15).  Sei  ber  Srft- 
geburt,  bem  3el&nten,  bem  Ofterlamm  unb  ben 
Xaubenopfem  fomie  ben  t)on  9lid^t-©ebraem  bar« 
gebrad^ten  Opfern  fiel  fie  meg,  bei  festeren,  meil  bie- 
f elben  nid^t  in  ben  Sor^of  l^ineingeben  burften,  unb 
meil  eS  nad^  rabbinif d^em  ©runbfa^  für  bie  Reiben 
(n'iM)  feine  @ü]^ne  gab.  S)enn  nad^  gemöl^nlid^er 
tiuffaflung  foQte  bie  ^anbauflegung  bie  Ueber« 
tragung  ber  @ünben  ober  ber  @d^ulb  beS  Opfern» 
ben  f^mbolifiren.  Slbgefel^cn  t)on  ben  Sranbopfem 
ging  ber  ^anbauflegung  ein  @ünbenbefenntni^ 
t)orau8  (Set).  5,  5  f.;  16,  21.  9lum.  5,  6  ff.); 
nad^  iübifd^er  Ueberlieferung  mar  e§  mit  ber  ^anb« 
auflegung  Derbunben.  92ad^  Set).  1,  4  bebeutet 
aud^  beim  Sranbopfer  bie  §anbauflegung  eine 
©ül^ne.  5Ra^  Set).  17, 11  ift  eS  aber  unmöglid^, 
eine  Uebertragung  ber  ©ünbe  anjunel^men,  meil 
bie  ©ü^nc  burd^  bie  ©eele  im  Slut  öorauSfeJt, 
bol  bie  ©ünbe  nod^  am  Opfemben  l^aftet.  2)em 
Opfertljier  fann  alfo  nur  bie  Serppid^tung  jur 
©ü^ne  f^mbolifd^  übertragen  merben:  Seo.  16, 21 
ift  t)on  gar  feinem  Opfer  bie  SRebe ;  SeD.  24,  14 
ift  eine  SBeil^e  jur  ©ü^ne.  ©elbji  Äurj^  mu^te 
fpäter  (Opfercult  72  ff.)  jugeben,  ba^  eS  fid^ 
nur  um  bie  Uebertragung  ober  bie  Uebemal^me  ber 
Scrpflid^tung  für  ben  Opfemben  l^anble,  SIK» 
gemein  ift  burd^  bie  §anbauflegung  bie  SQBeil^e  für 
eitlen  beftimmten  3toedE  auSgebrüdt.  lieber  bie 
9lrt  beS  ©d^lad^tenS  mürbe  oom  ©efe^  nur  für 
ba§  5:aubenopfer  eine  Sorfd^rift  (Äbfneipen)  ge« 
geben,  meldte  ba§  abfliegen  be§  SluteS  jum  3toedf 
^ai;  für  bie  Dierfüfeigen  3:]^iere  beftimmt  bieira« 
bition,  ba^  baS  Opf  ertbier  burd^  einen  f  old^en  ©tid^ 
ober  ©d^nitt  in  bie  ftel^le  getöbtet  merbe,  burd^ 
meldten  aUe§  Slut  möglid^ft  fd^neU  l^craueftrömen 
fönne.  S)iefe§  „©d^äd^ten"  rourbe  auf  baS©d^lad^« 
ten  überl^aupt  übertragen,  meil  Slut  unb  6rftidfte§ 
nid^t  genoffen  merben  burfte.  TOaimonibeS  f)'dit 
biefeg  ©d^lad^ten  für  ben  leid^teften  Sob.  Ob  baS 


KM  Opfer.  892 


'i:-(l)lii(1)lrii  bo«  Si^r|cii  bcd  Cpfciss  fei.  ifl  otic^  im 


OtrtrI)  tild)l  cntfd)lcbcu,  iro|fbem  berlobim^lUen 
'I e|linnrnl  M c^trofe ber  &iinbe  erfd)cint  iinb  oiif 
bie  ^ilnbe  \\\\i  oufiKl)obeiiev  ^vuib  n^fci^t  imir. 
rir  *iWrllh\!!inK"  feii!blirt)fr  ^IWlfer  (Sf.  :t4,  (>  ff. 
Acv.  IC.  KM.;  ^<^  -7  If.  ^^^.  •^•^  17  ff.)  fiiib  feine 
0|»|ci-.  loiibeni  (£d)lod)iUHiK»i  W  ©inife;  ber 
\»\Mbbri  *Jlbvnl)rtiu«  (C^leii.  *Jl!,  l  ;i),  ble  ©ül)ue  be« 
uiibetiiinilcii  *l)iihber«  bind)  bie  löbtinifl  einer 
sU\\)  rrcnl.  21  .  l  -  IM.  brt«  ©elöbnife  Wop« 
(l<^v.  H-\  i^-)  nub  bie  ic'übne  an  bie  i5*rtbooniten 


}nr  6pei je,  5um  SäoJ^Igentd^  bargebroc^t.  Slber  g^ 


rabe  biefe  ^Ijeile  fpred^en  gegen  bie  3)eflructionS> 
tf)eorte,  benn  fie  bienen  ntd)t  jum  ®enu^  beS  3Ren- 
fd)en.  S)q§  nid^t  Derbronnte  ^(etfc^  gehörte  ent* 
lueber  ben  ^riefiem  ober  ben  Cpfembeu  unb  %r 
t^antilie  jn  ber  mm  ^erm  gel^eiligten  Opferma^I- 
jeit.  3lMe  bie  unblutigen,  fo  tourbcn  auc^  bie  ani* 
nialifd^en  Opfer  mä)  Set).  2,  18  mit  Sei}  6e* 
ftrent.  2)ieB  foQte  bie  SSürse  für  bie  im  geuer 
aufgebenbe  ®aU  bilben  unb  ben  SSoblgeruä  für 
ben  iytxxn,  ber  im  treuer  fid^  bie  @abc  aneigne» 


l'^coin.'JI.(Mf)bfUKifennnrbcn>Jrtli:  „'Wutfiir  (ignis  consumens;  3^eut.  4.  24).  2in'e  Äneig« 
\5Mnl  Veben  |nv  Vcbeu".  *)lnd]  boft  ber  Cpfernbe,  >  nung  iiuBerie  fid)  fiAtbarcnpeife  bei  9laron3,  6*« 
nid^t  ber  ^viefler.  Ni*  'Jbier.  unb  |iUMr  i>or  bem  beon^,  ^aiMb«,  eülomcn§  nnMrlias*  Cm»£». 
'.nunr.  fdU.uWcte.  u^ei^l  onf  ein  unberc*  Opfer-  \\  24,  »idn.  6,  21.  1  ^r.  21,  26.  2  Sol 
miMucnt  bin.    ^enn  ift  Ni$  ibier  andi  nic^l  ba«  T.  1.   o  ftcn.  IS,  SS).    25enn  aber  babri  pn 


bie  iHMu  ^i^vifjlcr  volljOiune  WutSpitni^nng.  »reld)e  ben.  3i?iU  man  bei  ber  ^luiirrcngun j  fxnc©a& 
^^\l^^  iHMi  ber  iubi»d>fn  Srnbition  ol*  radix  unb  renreiunj  burcb  ein  ali«r  e|ro  ::i:ncl!in«x.  k  rm 


•;  <iu  i'.r.f  Cr*ev  bfv  ^roctl  ber  s?::^::c  {;c:;\:^::  cr.tc:v.:  cl*  ^25  Si'."^:::>ir£    bim  (^niuiaslbifr 

7^. *x  *^.» **«.  V.*    J^.....Vj,   Si'^ir*  ^*'r*    i**»i«»   N.*S  *•■?;  *V— r  •J^-'-^^r  V""  f^^'r*  ^'."."*  tt"?**  rTTr»iTi'»nw  vr 

j  «iV     £i«t4.i    t^i  t     <^   l«]i%'i      «Hlli.vkiili     <.*%■    «H.V    ««ta    -  «  ft  >.«    ^  M«  ...     'k...   W*     l*    V    •  •-.    i-.«i.-    4.IÜI«  Ui.tm.    mL 

*.«V-««    A\i»«  '^  •! Af •■   Nf'^i/'^y»»*     N">A  *^^.*''"  \a&  5?""'^*  ^••••■r      ;^fV-*   »-n— ~  *.- -y  £ii^'«.-i»-»i— ■-..—. P  iTlT  Vtf*k 

•  _^  .  ,  *  ^  •  ^^  »  _ 

«.,♦»     n'     S*'    N..    s^- ■    *••-,-     ■  «•    N-»"     lA  •      *"i    ••»••■.'■      *-•■•  •^'»r'Nr*"       •— "      ".-  ■■k"  A^~""*I.  *.!  «•--•-    -       '  ■    ~     ■ 

■   ..   S«...      N..».'V.      S-'Si---'»^'    'S**.      '»•■'"If    ^'-r     ■?.-•••«  •*      »••\'-—/      ^  -.^        ^-/     J^.  ■       -•— -      *,^.;       l'i,-,       *..».«     -.«..^ 

....     ...     \V ••*-•■      Ai^»«-»»  N--    V*.-  *— »  -«^  ^    ■>  r.^— V.... -  ..   ..^r. >.^..   ,"^  , .i^ ...... j  ;...  »_    q.p. 

V..    ."  .  .  \-  ..N  V..  «^^    ...•.•  .,..   Vp.*.  >»."•  ^•..   »  .J--  ... '■  k.......    j-.r.    — '•»     ^. •.«...«■-    «>«'—'*        ^  -j   '"T^ 

.    ,    ,       W^     I.        ..       I.        .       .       «       '^«■«hi      ...       •%!  •»      ..      ..  ......  ..^a....  .       ..        *     ^^        «...  .  ■ .    mm*m        ..    ...  ^^   ...       «Alb 

.|  «k  «k«.  ■..         ^       *|  .  .  ...  ...1         .....  «..'1....  ..  ...         ,...•«  ..  ..  ...  ^^      mmA  ...  .  ■»..  «■%••      .fc.  .M.. 

,», .     d; .    I.«.  .  ...     ..     ■     S^•.      »N'""^        »^     ^1       •-«*         -..-,-..«..    (<........       .  r.    *.      ^^..,  .....  ..^^ 

,^.         ,  k.      •>  ^.        t.         «'«.-        ......  *.'.«•'.•  .*...  .  «h*-       V.<i^<.----         ••'•   .....      ...      •■......       ..       m.   mA       i  Jll.fc 

■^  . »    .  .  .»  ,,       ■*...»,.  >,  ..      >.>....«.....-       ."»...       N  •♦;  -  •^"        ^    .-..•■-  ■.-     ., ....  —    -     v,M... ...       ^ ,  .        ■•.£     ^  ■-•"    -     *^ 

%         .         ••  .•  • •■  «■.•.'*•■.■  •-...         .'...  ^..   ..       ^.......        ...      .............        ...  ^^    ...      .     .......      M.. 

A.  S  ..  *.....         .    .  ^       «'..IM V       i<    ,  A  .  ^  .  V  .  .     ^        .    «     .   .    .       .  -  ,•.-      -^t-.-'W   -  -  C-^*...      ^-m      »"f. 


■■1 


■     ft 


V 


^.              %                   ■•X-*.>              .■■*B-»iÄ        •***-•           •   ^\   ■■       *         •■•^        «■««■«.-  ^-^    .    .«      *            •      m    mmmm           — •            ^■•«--^•.  -■-•  *.-.  ^»*          ■•"•       *  »**■ 

«.                *                               ,■                                  .                ^1.                     ■■              «>■».•.-       ^^    «-■«.  ......  ...  --,..  .^            ^ 

^»*                   »-■           ^*                  ■.                                                        •■■               ^                             -■             ».■  >•-■••          ^      «■->•..  >■         »>..«..  a.  •--.■■■            m 

fe  ,    .                !> ,        ,  X    ■■■-•                         *■-            t         ^    •  m           •-         .sT           a^aa            •■        ••                  ■                 «ai^  -■«             ■••«.             I             «M  ■•■■■                ■«■•  ■■«.  «.  M«  w                    • 

^^                                                                                                    •                                                    ■•.                        .«■■^                                      ^    .     m                                  ^  ..  ««.^  ..  _^  ^. 

V,            •..*              ...■.«■■             ^M^                     »»^                    ■■-«••                          .-.-»          ■««  ..N  ■■.•                        »,...  >•...».  «  ^-.  •              ,. 

X                     «•-..^           •              .«•          ■.»,  ■          ••■«•          >•■.«•-,■  X                        »,  *          «  ....,          ^  «,„  ..  ^, 

^*                                 »■*                  •■-                        ^                         ^                    .».-               ^v-                       •-•■                    .,.■  ^,  ,_  ^^ 


0}ifer. 


894 


knmal  gegen  ben  SSorl^attg  be§  Mer- 
K  {prengen  unb  bie  ^önter  bed  Staud^opf  er- 
amit  bejtreid^en,  baS  übnge  9Iut  ober  am 
%  SronbotiferaUard  ausgießen,  bann  auf 
ntar  bie  gemö^nlid^en  Opferftüde  (boS 
Singemeibe  :c)  t)er6rennen,  oüeg  Uebrige 
bie  Stelle,  lool^in  bie  %f  d^e  t)om  SItar  ge« 
Durbe,  l^inauStragen  unb  bort  Derbrennen 
9S9ar  für  bie  gan^e  ©enteinbe  toegen  eines 
ten  Sergel^enS  ein  Sünbopfer  nötl^ig^  fo 
bad  Solf  ebenfalls  einen  j[ungen  @tier 
unb  bie  Selteften  legten  im  9lamen  beS 
)emfelben  bie  ^önbe  auf  ben  Stopl  toorauf 
ad^tet  n^urbe.  3)a8  SBIut  unb  bie  Opfer- 
ib  alle  übrigen  Xl^eile  beS  Xl^iereS  mußten 
i^cnpriefter  ebenfo  bel^nbelt  merben  tt)ie 

!ien  SfaiDle.  ^atte  ein  Stammfürft  ein 
er  5U  bringen,  fo  mar  baS  Opf ertl^ier  ein 
o(L  (Sr  mu^te  il^m  bie  fmnb  auf  ben 
(en  unb  il^n  fd^Iad^ten,  ber  $riefier  bann 
on  bem  Slute  an  bie  ^5mer  be§  Sranb- 
nd  ftreid^en,  baS  übrige  am  ^uge  beSfelben 
n  unb  bie  gemdl^nUd^en  OpferpdCe  auf 
or  oerbrennetL  ^tte  enblid^  jemanb  Dom 
t  Solfe  ein  @ünbopfer  ju  bringen,  fo  mar 
fert^ier  eine  3icgc  ober  ein  meiblid^eS 
ber  0)»fembe  mu|te  bemfelben  bie  ^anb 
ftopf  legen  unb  ed  fd^Iad^ten,  ber  $riefter 
m  bem  %Iute  an  bie  ^ömer  beS  Sranb- 
trS  fbeid^en,  ba§  übrige  am  ^uge  beSfelben 
n  unb  bie  gemöl^nlic^en  Opferftüde  auf 
irennett  SSkffen  Sßermögen  jebod^  ju  einer 
er  5u  einem  Samme  nid^t  l^inretd^te,  fomtte 
fen  aud^  jmei  Turteltauben  ober  fonflige 
auben  barbringen  (8et>.  5,  7 — 10).  2Bo8 
:brennung  ber  Opferftüdfe  nod^  übrig  mar, 
)en  $riej!em  jum  3ci$^n  ber  Uebemal^me 
iet^t  (ögl.  2eD.  10, 17)  unb  mufete  öon 
n  ^eiligen  Orte  als  ein  Dom  §erm  bc» 
Kal^t  gegeffen  merben,  jebod^  nur  bei  ben- 
Sünbopfem,  oon  bereu  93Iut  nid^tS  in^S 
jefommen  mar,  mä^renb  f onft  aSeS  übrige 
tnouSgebrad^t  unb  oer  brannt  merben  mu|te. 
unterfd^ieb  man  jmifd^en  inneren  unb 
©ünbopfem.  3)ie  befonbere  9lrt  ber 
jung  ber  ^ömer  beS  ^ranbopfer-  ober 
iltarS  ober  ber  (Sapporetl^  lä^t  ben  Sl^- 
X  @ä^ne  nad^  ben  Derfd^iebenen  ©raben 
.  6in  unblutiges  (©pciS-  unb  Sranf*) 
lor  mit  bem  @ünbopfer  nid^t  Derbunben, 
er  bittfte,  meffen  Vermögen  felbft  jur  Stn» 
\  Don  3xmbcn  nid^t  jurctd^te,  ein  Sel^ntcl» 
fe^I  ol^ne  Oel  unb  SBetl^raud^  als  @ünb« 
cbringen  (Seo.  5, 11— 13 ;  bie  ©tcUc  Seö. 
S  l^onbelt  nömltd^  nid^t  Dom  ©d^ulbopf er, 
j|t  meint,  fonbem  Dom  @ünbopfer ;  Dgl. 
Das  mof.  Opfer,  $mitau  1842,  229  ff.; 
tt  174  ff.).  ®öS  ©d^ulbopfcr  (pro  delicto) 
ine  Stebenart  beS  @ünbopferS  unb  l^at  eS 
Bü^ng  fold^er  Sergel^en  ^u  tl^un,  bei 
m  nm  eine  mebr  miffentüd^e  Uebertretung 


unb  sugleid^  um  irgenb  eine  Veruntreuung  ober 
Sled^tSDerle^ung  l^anbelt,  für  meldte  Sejütution  ein- 
treten mufe.  3)ie  einjelnen  gföBe  merben  in  ben  brei 
©tcüen  SeD.  5, 15. 17-  6, 2  f.  auSbrüdtlid^  ange- 
geben.  9n  ber  erften  l^anbelt  eS  jid^  um  unabftd^tUd^ 
Veruntreuungen  an  bem  ©ott  ©el^eiligten,  alfo 
um  ©d^möterung  ober  SSorentl^Itung  bef|en,  maS 
man  an  baS  ^eiligtl^um  unb  feine  2)iener  )u  ent- 
rid^ten  l^at;  an  ber  britten  um  toif|entlid^e  Slb- 
läugnung  Don  etmaS  SluDerirautem,  ©efunbenem 
ober  ßntmenbetem;  an  ber  jmeiten  (93.  17)  ift 
jmar  Don  einer  fold^en  Seeintröd^tigung  nid^t  auS- 
brüdHid^  bie  Siebe,  aber  man  mu|  fd^on  Dermöge 
beS  3ujammenl^angeS  unb  megen  ber  ©d^ä^fung 
beS  ju  Cntrid^tenben  unter  ber  SBerfünbigung  eben- 
falls eine  fold^e  bcnfen,  bie  ^ugleid^  eine  Seein- 
tröd^tigung  fremben  Sigentl^umS  mar  (92um.  5, 
6  ff.).  3n  fold^en  ^öütn  nun  mu^te  ber  bem  ^ei- 
ligtl^um  ober  einem  9tebenmenfd^en  zugefügte  ©d^a- 
ben  erfe|t  unb  ein  ^fünftel  barüber  gegeben,  ju- 
gleid^  aber  ein  SBibber  als  ©d^ulbopfer  bargebrad^t 
merben.  Ueber  ben  S)arbringungSrituS  mirb  nur 
gefagt,  baS  9Iut  muffe  ringsum  an  ben  Slltar  ge- 
fprengt,  bie  Opferftüdte  auf  bemfelben  Derbrannt 
unb  baS  Uebrige  Don  ben  ^rieftem  am  l^eiligen 
Orte  gegeffen  merben  (2cd.  7,  2—6).  SDle^r  mar 
nid^t  nötl^ig,  menn  nod^  bie  auSbrüdlid^e  iBeftim- 
mung  gegeben  mürbe,  ba^  in  biefer  C^infid^t  für 
baS  ©ünb-  unb  ©d^ulbopfer  einerlei  SBorfd^rift 
gelte  (SeD.  7,  7;  14, 13).  SHe  l&äufigften,  ölte- 
Pen  (®en.  4,  4;  22,  2  ff.  3ob  1,  5;  42,  8)  unb 
aUgemeinften  Opfer,  meldte  als  ^borationSopfer 
alle  anberen  Opfer  in  fid^  entbielten,  maren  bie 
Sranbopfer.  S)aS  SRitualc  für  biefclben  finbet  fid^ 
2eD.  1,  3—17  unb  6,  8—13.  gS  burftcn  ju 
i^nen  blo^  männlid^e  ^l^iere  genommen  merben, 
iebod^  Don  allen  ^^ierarten,  bie  überl^aupt  §u 
Opfern  juläffig  maren.  S)aS  ^erbcibringen  beS 
Opfert^iereS,  baS  ^anbauflegen  unb  ©^lad^ten 
mar  bei  allen  blutigen  Opfern  baSfelbe,  mitl^in 
l^ier  nid^t  anberS  als  im  Dorigen  ^dä^.  S)aS  99lut 
aber  mürbe  bei  ben  99ranbopfem,  bie  Dormiegenb 
latreutifd^  maren,  anberS  Dermenbet  als  bei  ben 
©ünb»  unb  ©d^ulbopfcm;  man  mu^te  eS  nömlid^ 
immer  ringsum  an  ben  3lltar  fprengen  unb  bei 
Saubenopfem  an  ber  SDBanb  beS  tiltareS  ausfliegen 
laffen.  S)ann  jog  ber  Opfembe  bem  Spiere  bie 
$aut  ab,  bie  fofort  ben  ^rieftem  gel^örte  (SeD. 
7,  8),  ^erftfidte  baS  Xl^ier  unb  mufd^  Singemeibe 
unb  ©d^enfel.  hierauf  legten  bie  ^ricfter  bie 
^tüdt,  ben  Ifopf  unb  baS  ^^tt  über  baS  auf  bem 
^Itar  brenncnbe  Qfeucr  unb  Derbrannten  9llleS  ouf 
bem  5lltar.  9lur  ber  ^üftnerD  mürbe  meggcmorfen. 
9luf  btefe  gänjlid^e  iBerbrennung  beuten  audf)  fdt)on 
bie  5Ramen  biefeS  OpferS:  nV'iy  unb  ^^'^s,  LXX 

6XoxauT(ofJLa  ober  6XoxauT(07ic  ober  6Xoxap7:(D{xa, 
bei  $]^ilo  6X6xau(rrov  (Holocaustum  est,  quod 
totom  ofiferturDeo  et  sacro  igne  consumitur; 
Hieron.  In  Ezech.  45,  15).  IRit  bem  Sranb- 
Opfer  mar  immer  jugleid^  ein  unblutiges  Opfer 
Derbunben,  beftel^enb  in  3Re^l  ober  93rob,  Oel  unb 


895 


Opfer. 


SDßcin,  on  ©röfec  bem  Dpfertl^iere  cntfprcd^cnb. 
S)a8  SKcl^I  unb  Od  (fommt  SBcil^roud^)  bilbcten 
baS  ©pciSopfer  ("^5«),  baS  immer  au(^  gefolaen 
»erben  mu^te  (2eö.  2,  IS),  ber  SBein  ba§  %xanU 
Opfer.  Sei  @d^afen  unb  3i^9^  ^^c  ba§  unblutige 
Opfer  ein3e^nteI»ep]^aaRe]^I,  ein  S3iertel«§in 
Oel  unb  ebcnfo  t)iel  2Bein;  bei  einem  SBibber  ^»ei 
3e]6ntel=(£p]§a  SKel^I,  ein  S)rittel-§in  Ocl  unb 
ebenfo  öiel  SBein ;  bei  einem  SRinbe  brei  S^^ntel- 
ßp^a  5Kc^l  ein  l^alber  §in  Oel  unb  ebenfo  öiel 
aOßein  (5Kum.  15,  4—10).  SJon  biefen  ©peife« 
opfern  würbe  nur  ein  Heiner  Il^eil  ("'jst»)  toir!» 
lid^  geopfert,  nömlid^  eine  £)anbt)offi  3Rt^l  mit 
einem  Derl^öltnifemäligen  Sfeil  Oel,  unb  bo8 
Uebrige  gel^örte  ben  fprieftem  (Seö.  2,  2  f.) ;  nur 
bie  ©peifeopfer,  welche  ^ßrieper  su  bringen  l^atten, 
mußten  gonj  Derbrannt  toerben  (2eö.  6,  23). 
Sin  biefem  allgemeinen  SlnbetungSopfer  fonnten 
fldj  aud^  bie  Reiben  betl^eiligen.  5Räd^ft  benSBronb« 
opfern  »aren  bie  ®anf-'  ober  fSfriebenäopfer  bie 
l^äupgften,  bie  aetoöl^nlid^  b-ä'^w  h?T.,  juweilen 
aud&  einfad^  o"«^»  (gel).  7, 14)  unb  fogar  Wofe 
D^  (SlmoS  5, 22)  genannt  tourben ;  bei  ben  LXX 
(Äön.  unb  (Sprinte.)  e?pT)vixT^(8c.6üa(a),  ($en- 
tot.,  3of.,  SRüi^t.,  ßl^ron.,  fej.)  awri^piov  ober 
Ouo{a  a(oTT)p{ou,  in  ber  SSuIg.  victima  pacifica 
ober  hostia  pacificorum.  @§  gab  il^rer  brei 
Slrten,  nämli^  Sobopfer  (b''»^«j:  f^T'Pi  ^i?t., 
LXX  Oüota  aJvejewc,  Seö.  7,  15,  ober  lürjer 

rrj  wn  har,  SB.  12),  ©clübbeopfer  (17.5,  LXX  eö^^, 

2eö.  7, 16 ;  22,  21)  unb  freitoiHige  Opfer  (har. 

nana ,  LXX  cxoujiov  ober  xaxÄ  a4)effiv,  Set).  7, 
16  i  22, 18.  23).  S)aS  SRituale  für  i^re  S)ar- 
bringung  finbet  ftd^  Seö.  3,  1—17;  7,  11—21. 
29—36.  68  tonnte  ju  benfelben  iebeS  ber  liniere, 
bie  überl^oupt  ju  ben  Opfern  erlaubt  »aren,  ol^ne 
Unterfd^ieb  be§  ®  efd^Ie(!^te§  gebrandet  »erben.  Snm 
nana  »ar  fogar  ein  Opfert|ier  mit  gel^lem  taug- 
li^,  »eld^e  eS  für  anbere  Opferarten  (fd^on 
für^S  -»"5)  unbraud^bar  gemad^t  glätten  (Dgl.  2eo. 
22,  23).  9htr  Sauben  »erben  nid^t  genannt. 
!Bei  ber  S)arbringung  »urbe  baS  %f)\tx  bi§  )um 
Slutfprengen  auf  biefelbe  SBBeife  be^anbelt  »ie 
baS  il^ier  beS  SBranbopferS.  ffiagegen  »urbe 
nid^t  ba§  ganje  Silier  Derbrannt,  fonbem  nur  bie 
Opferftüdfe  »ie  beim  ©ünb»  unb  Sd^ulbopfer. 
Slu^erbem  »urbe  nod^  bie  Sruft  unb  bie  redete 
@d^ulter  abgefonbert  unb  jene  jur  SBebe,  biefe  gur 
^ebe  Der»enbet,  »egl^alb  jene  aud^  bie  SBebcbruft 
(ncopn  r.rn),  bicfe  bie  §ebcfd^ulter  (nttu-inn  p*i») 
genannt  »urbe.  SBorin  bie  äBebe  unb  §ebe  beftan» 
ben  l^abe,  »irb  nid^t  nöl^er  angegeben,  »enn  man 
nid^t  §ebe  =  Slbl^ub  nel^men  »iJDl  (Sd^olj,  Ritter- 
tümer n,  182  f.).  ®er  jübifd^en  Ueberlieferung 
juf  olge  legte  ber  ^ßriefter  bie  ©ruft  auf  bie  §änbe 
beS  Opfemben  unb  unter  biefelben  feine  eigenen 
§änbe  unb  be»egte  fie  Dor»ärt§  unb  rüdf»ärt8 
(K-'ateii  Ts'^'i'c)  nad^  ber  Ipre  beS  3;empeI8  l)in; 
bann  Derful^r  er  ebenfo  mit  ber  redeten  ©d^ulter, 
nur  ba^  l^ier  bie  lBe»egung  auf»ärt§  unb  ab»ärt§ 
(T»n;.»^  n\TG)  ging  (Dgl  Säl^r,  ©^mboHf  n,  855). 


3u»eilen  fd^einen  ober  beiberlei  99e»egungai  tA 
einanber  Derbunben  »orben  )u  fein;  beim  voi 
Ss.  38,  24  »urbe  bie  SBebe  mit  ben  nämfi^ei 
S)ingen  Dorgenommen  »ie  nad^  9lum.  81,  52  M 
^ebe.  S)ie  2Bebe  ift  ein  f^mbolifd^er  SBei^ 
ein  ^ct  ber  Eingabe  an  ®ott,  bem  bie  91mui]^ 
ber  ® abe  uno  bie  fpmboUfd^e  Heiligung  unb  SBe^ 
Don  Seiten  ©otteS  entfprid^t.  Sie  l^t  bem^nfi! 
Sinologie  mit  ber  Sßirfung  bed  SDitarf euerS.  920^ 
l^er  gel^örte  bie  93ru{l  ben  ^riefiem,  bie  fteule  bei 
^nctionirenben  ^defter;  biefed  gieifd^  mufle  a 
einem  reinen  Orte  (n'intt  o'ipaa)  gegejfen  meriM 
2)a§  übrige  ^Teifd^  »urbe  5U  einer  Opfermal^ 
Der»enbet  unb  Don  bem  Opfemben  f etbft  mit  fetei 
Slngel^örigen,  fo»eit  fie  leDitifd^  rein  »aren,  oi 
Ortebed^eiligtl^umS  unb  nod^  am  Sage  beSl^ftd 
felbfl  Dersel^rt  (DgL  aud^  (Sj.  39, 19.  20).  SM 
übrig  blieb,  mu|te  am  anbem  Xag  Derbroimt  ig» 
ben ;  nur  Dom  ©elübbe-  unb  freinrinigen  Offer 
burf te  nod^  am  }»eiten  Sage  gegeben  »erbei^  nl 
erft  ba§,  »a§  am  britten  Sag  nod^  übrig  toar,  tniik 
Derbrannt  »erben.  9Rit  bem  2)Qnfopfer  »nH 
»ie  mit  bem  99ranbopfer,  immer  aud^  ein  m 
blutiges  Opfer  Derbunben,  »eld^eS  )um  blnt^ 
in  bemfelben  iBer^öltniffe  ftanb  »ie  beim  Sto» 
Opfer ;  nur  lamen,  »enn  ba§  Op[er  ein  2obo|ifK 
»ar,  nod^  ungefäuerte  ffud^en  mit  einer  3^0» 
fogar  Don  gefäuertem  Srobe  l^inju  (2eD.  7, 12\), 
2)iefeg  Seiopfer  »urbe  nid^t  Derbrannt,  fonba 
fiel  bem  fungirenben  ^riefter  gu.  —  SBoS  M 
gegenfeitige  Serl^öltniJ  biefer  Opfer  betrtjft,  {ii 
fommt  babei  Dor  Mem  bie  iBermenbung  beSSlsM 
in  IBetrad^t.  S)a§  IBlut  ift  al§  @i|  ber  @eele  oba 
be§  animalifd^en  2eben§princip§  (2eD.  17, 11)  U 
aUen  blutigen  Opfern  ba§  f ü^nenbe  Clement  $^ 
ber  l^ei^t  e§  auSbrüdflid^,  ba§  Slut  fül^ne  bm^ 
bie  Seele  (2eD.  17,  11).  2)emnad^  l^en  dh 
blutigen  Opfer  ba§  SRoment  ber  Sül^ne  gemi» 
fam ,  nur  erfd^eint  baSfelbe  nid^t  bei  auen  oil 
gleid^e  SBeife.  ^m  meiften  tritt  e§  l^erDor  bei  boi 
Sünbopfem;  bei  biefen  gitt  bie  eigentpmMi 
unb  bebeutungSDoÜe  S3er»enbung  beS  fBlvM  Ol 
bie  ^auptfad^e.  2)a3  !Blut  »arb  ge»5]^nlid^  an  \k 
^ömer  be§  IBranbopferaltarS,  als  bie  »i^tighi 
Steile  beSjelben,  geftrid^en  unb  in  einigen  ^äm 
fogar  in^S  |)eilige  unb  ^Üerl^eiligfte  gebn4( 
»öl^renb  ed  bei  ben  übrigen  blutigen  Opfern  m 
an  bie  @eiten»önbe  beS  ^Itard  ge&rengt  ober  m 
Sfuge  beSfelben  auSgegoffen  »urbe.  Sei  Mcb 
Opfern  ift  alfo  bie  Sübne  ba§  ^auptmoment;|k 
finb  im  eigentlid^ften  Sinne  bie  Sül^nopfer,  nl 
eS  böitbeU  fid^  babei  in  ber  Segel  um  S^ 
beftimmter  Uebertretungen.  Seim  Sranbopfei 
gegen  tritt  ba§  Serbrennen  be§  OpfertlJiereÄ 
^auptfad^e  l^erDor.  ®ie  gönjlid^e  Se 
alfo  bie  DöQige  Eingabe  be§f elben  an  ben  ^erm, 
baS  Scrl^alten  be§  Opfemben  ju  bem  §erra  * 
boliprcn  unb  3eid^en  unb  5lu§bmdf  feiner  DMi 
Eingabe  an  benfelben  fein,  alfo  3eid^en  unb 
btixd  jener  innem  ©eftnnung  unb  Stimmung,  kktj 
bem  »obren  Sb^ofraten  immer  eigen  fein  «4v 


897 


ODfcr. 


898 


Scfitttm  {^  biefeSO|)fet  mi)  boS  l^öuftgfie  nnb 

dgcncmpe  unb  toirb  tAglid^  giDeimoI,  am  3Rof 

gminib am 96enb,  bargebra^t ;  ba§  SIbenbopfet 

nl  M8  )itm  9Rorgen  unb  baS  9Rorgenopfet  bi§ 

in  Sicnb  derbrotmt  merben,  unb  baS  ^tt 

toff  auf  bem  Sttare  nid^t  etlöfd^en  (Set).  6^  9) ; 

htingm  loirb  biefeS  Opfer  aud^  ba§  immer- 

tt&trrnbe  Sranbopfer  genannt  (i'^^p.  nV>,  92um. 

28,  8;  -nap  n\9,  gj.  29.  42.    5»um.  28,  6; 

rtsm  n^Jr,  Jhutt.  28,  10.  15.  23. 24. 31).  ffiaS 

fOiKiibe  Stoment  tritt  l^ier  gurfldt,  unb  bie  ©ul^ne 

Icjictt  fi((  ttid^t  auf  einzelne  befiimmte  @ünben, 

foiban  auf  Serfünbigung  unb  @ünb]^afttg!eit 

üet^ontrt,  auf  bie  Srbf(§ulb.    ^o^  ober  ben 

Snnbopfem  ein  fü^nenbeS  972oment  gar  nid^t  gu- 

tsnue,  ifi  mit  Unred^t  bel^auptet  niorben  (Dgl. 

Anl,  Opfercult  66  ff.),  mie  genugfam  baraud 

opt»  ba^  attem  Opferblut  überl^aupt  (Set).  17, 

11)  unb  ba^u  nod^  bem  Sranbopfer  inSbefon« 

bot  (to.  1,  4)  audbrudlid^  fü^nenbe  Jhaft  su- 

«fitrieben  ttirb  (t)gL  3f.  60,  7.  3er.  6,  20). 

vq8  griebenSopfer  l^t  bie  ^lutfprengung  mit 

boiSianbopfer  unb  bie  IBerbrennung  ber  Opfer* 

füde  mit  bem  Sünbopfer  gemein;  il^m  eigen- 

llßwSdi  aber  unb  atS  |)auptfad^e  l^ert}ortretenb 

^  ba|  ber  Opfembe  felbft  Don  bem  Opfertl^iere 

ist,  nnb  biefed  eben  mad^t  ben  etgentpmlid^en 

Ciararter  beö  gfriebenSopferS  au§.  3)a  nömlid^ 

boSgriebenSopfer  ftc^  auf  bereits  empfangene  ober 

fl^op  unb  in  «uSfid^t  {lel^enbe  göttltd^e  SBol^I- 

ttaten  bejie^t  —  bal^r  jugleid^  Sittopfer  — ,  f o 

liegt  il^  fd^on  bie  93orau§fe]^ung  ju  ©runbe,  bag 

kcr  ^fcmbe  ©otted  SBoblgefaUen  l^at  unb  in 

{riner  ®nabe  unb  einer  gemtffen  SebenSgemein- 

Haft  mit  i^m  fielet,  unb  eben  bieg  mirb  baburd^ 

angdMcutet,  bag  er  Don  bem  Opfer,  ba§  er  bem  $erm 

kobringt,  anä^  felbft  genießen  unb  fo  glei^fam 

Zi(4genoffe  beS  ^erm  fein  barf  (Oblatio  mu- 

Bomn  et  pariicipatio  sacrae  mensae  multam 

idociam  praestant  appropinquationiB  et  de 

iniilia  Dei  efficit  participantes.  Ejus  eniin 

ceoBetur  esse  familia,   a  quo  pascitur  et 

^  cujus  mensa  vivit     Quare  manifestum 

^  hujnsmodi  sacrificia  participantibus  im- 

irimere  familiaritatem  et  proxiroitatem  ad 

Dvmii,  dum  eos  Dei  commensales  quodam- 

Modo  efficiebant ;  Guillerm.  Paris.,  De  legi- 

*oi  c  2,  ed.  Lut.-Par.  1516,  fol.  XV).  9Jun  ift 

^Dor,  tnarum  gmar  baS  Sranbopfer  allein,  bie 

oberen  Opfer  aber,  mcnn  fie  öff entlid^  waren,  nur 

t  Segleitung  mit  einem  SSranbopfer  bargebrad^t 

loben  burften,  unb  warum,  menn  jtoei  ober  alle 

tri  bcr  befprod^en  Opferarten  mit  einanber 

•igebrad^t  merben,  in  ber  Siegel  baS  @änbopfer 

niSnmbopfer  unb  biefeS  bem  2!)an!opfer  t)oran- 

1^  (ngl.  Itur|,  TOof.  Opfer  111).  S)ie  @ü^ne 

Bi|te,  tpo  fie  nötl^ig  toax,  juerft  vorgenommen 

«Acn,  bamt  (onnte  erfl  bie  @elbft^ingabe  an  @ott 

A  Wc  SebenSgemeinfd^aft  mit  il^m  ftd^  betl^öttgen. 

4.  SKe  bisber  befprod^enen  Opfer  maren  ^u- 

dii  aud^  bie  periobifd^  tögltd^en  unb  feftUd^en 

9iciftciiIcxtton«  IX*  2»  8n|L 


Opfer,  nur  bag  biefelben,  namentlid^  bie  fflranb« 
Opfer,  an  ben  gfeften  l)ert)ieIfäUigt  würben,  aufeer- 
bem  fd^reibt  ba§  ®efe|  nod^  einige  augerorbent- 
lid^e  Opfer  t)or.  2)al^in  gel^ören  }unöd^ft  bie 
äßeil^opfer,  bie  nur  je  einmal  bargebrad^t  würben, 
nämlid()  ba§  Opfer  bei  ber  €d^Iief;ung  bed  Sun- 
beS  (g£.  24,  5-11),  baS  ßinwei^ungSopfer  ber 
^riefter  (6j.  29, 1—37;  Set).  8)  unb  baS  SaSeibe- 
Opfer  ber  SeDiten  (5Rum.  8,  5  ff.),  ©a»  erfte  be- 
ftanb  au§  Sranbopfem  unb  Sianlopfem,  bie  aber 
nac^  bem  3tDed(e  biefeS  Opfers  eigend  mobificirt 
waren,  namentlid^  in  SSetreff  ber  93Iutfprengung 
(DgL  ^ebr.  9, 18-21).  S)a8  jweite  beftanb  in 
einem  @änbopfer,  einem  SSranbopfer  unb  einem 
Sanfopfer,  aber  ebenfalls  wieber  mit  befonberen 
ÜJlobificationen,  bie  bem  eigentbümlid^en  Qmdt 
beS  Opfers  entfprad^en  (f.  b.  9lrt  ^riefter  bei  ben 
Hebräern).  S)aS  britte  beftanb  in  einem  @änbopf  er 
unb  einem  SSranbopfer,  bei  bereu  2)arbringung  wie« 
berum  einzelne  f  onft  nid^t  Dorf ommenbe  Serimonien 
ftaltfanben  (f.  b.  Slrt.  Set)iten  vn,  1864f.).  «nbere 
augerorbentlid^e  Opfer  waren  bie  äleinigungSopf er, 
nömlid^  ba§  Opfer  ber  rotten  Jhtb  C^um.  19) 
unb  ba§  9ieinigung§opfer  beS  9ugfa|igen  (Set). 
14,  1—32).  SBer  f4  burd^  Sobtenberübrung 
k)erunreiutgt  b^tte,  mu^te  burd^  ein  eigenS  ba^u 
bereitetes  SteinigungSwaffer  gereinigt  werben.  SS 
mugte  nömlid^  eine  fe^Ierlofe  rot^e  ftub/  tneld^e 
nod^  feinSod^  getragen,  als  @ünbopfer  au^er^alb 
beS  Sägers  gefd^Iad^tet,  t)on  i^rem  Slute  fiebenmal 
gegen  bie  @tiftSbütte  gefprengt  unb  bann  bie  gan^e 
ffub  fammt  bem  Slute  unb  ber  ^aut  t)erbrannt 
unb  nod^  Sebembols,  Sarmefm  unb  $fop  in  ben 
Sranb  geworfen  werben.  2)ie  baburd^  gewonnene 
^fd^e  würbe  an  einem  reinen  Orte  aufbewahrt, 
unb  wenn  man  äleinigungSwaffer  beburfte,  würbe 
fold^eS  einfad^  babur^  bereitet,  ba^  man  etWaS 
k)on  ber  ^fd^e  in  ein  @efö^  t^at  unb  Ouell* 
waffer  barauf  gofe.  SWit  bicfem  SBBaffer  mu^te 
ber  burc^  Xobtenberübning  unrein  ©eworbene 
am  britten  unb  ftebenten  Xage  mittels  eines  ein- 
getaud^ten  ^fopbüjd^elS  befprengt  werben.  S)ie 
groge  SSerfd^iebenbeit  bicfeS  @ünbopferS  t)on  ben 
gewöbnlid^en  @ünbopfem  bat  i^ren  ©runb  in  ber 
^eftimmung  beSfelben.  SBeil  eS  fid^  um  f^m- 
bolifd^e  Slufbebung  ber  ju  Sob  unb  SSerwefung 
eingetretenen  engen  Sejiebung  banbelt,  fo  ftnb  bie 
ßrforbcmiffe  an  bem  Opfertbiere  folcbe,  weld^e 
auf  Seben  unb  frifd^e,  ungefd^wäd^te  SebenSfraft 
binbeuten,  wie  baS  weiblid^e  ©efd^Ied^t,  bie  rot^e 
^arbe  unb  bie  Unberübrtbeit  Dom  3od^.  S)ie 
Sd^lad^tung  unb  Verbrennung  gefd^ab  aber  nid^t 
beim  ^eiligtbum,  fonbem  auferbalb  beS  SagerS 
eben  wegen  ber  engen  IBejiebung  beS  Opfers  gu 
Sob  unb  SJerwefung,  wegen  weld^er  aud^  afle  mit 
ber  S)arbringung  Sefd^oftigten  bis  auf  ben  9lbenb 
unrein  würben  (Dgl.  ßurj,  ÜJiof.  Opfer  302  ff.).  — 
S)aS  SReinigungSopfer  ber  gefunb  geworbenen  9luS- 
fähigen  beftanb  in  einem  eigcnS  mobificirten  ©d^ulb« 
Opfer,  einem  ©ünbopfer  unb  einem  Sranbopfer 
mit  bem  baju  gebörigen  unblutigen  Opfer.  Sie 

29 


899 


Opfer. 


90 


iBerfd^tebenl^eit  beS  Sd^ulbopf  erS  üon  ben  gemöl^if 
lid^en  Sd^ulbopfem  l^at  loieber  in  ber  IBeftimmung 
beSfelbcn  il^ren  ®runb.  S)em  9u8fö|igen  toax 
nid^t  nur  ba§  ^eiligtl^um  unsugöngli^  fonbem 
er  mar  oud^  üon  dlem  tl^eofratifc^en  IBerbanbe 
QuSgef d^lojlen  unb  nid^t  mel^r  actiüeS  anUglieb  be§ 
%ofrQtt{c^en  IBoIfeS.  @etn  ©d^ulbopfer  mugte 
bie  SBieberoufnal^me  in  biefe  9J{itgIiebfd^Qft  t)er« 
ntitteln  unb  erl^ieCt  bal^er  ntond^eS  ßigent^ümlid^e, 
mos  ftd^  bei  ben  f onfHgen  @d^ulbopf em  nid^t  ftnbet. 
SBeitere  oufeerorbentlid^e  Opfer,  bie  jwar  perio« 
bifd^  ttneberfel^rten,  ober  einen  eigenlpmlid^en  un« 
gemöl^nlid^en  Sl^orofter  l^otten,  inoren  bo§  ^oSd^a« 
lamm  (gj.  12, 8  ff.  ®eut.  16, 1—8 ;  f.  b.  «rt.  fjefle 
IV,  1487)  unb  boS  Opfer  ber  beiben  Sötfe  om 
SJerföl^nungStoge  (8eö.  16, 1—84;  f.  b.  «rt.  gefle 
IV,  1448).  Srfterem  l^ot  man  fogor  in  polemifd^em 
Sifer  gegen  bie  fotl^olifd^e  Seigre  k)om  9J{e^opfer 
benOpferd^arofterobgefprod^en,  obglei^il^m  ber« 
felbe  in  ber  Sd^rift  ouSbrüdflid^  ^ugefd^rieben  mirb 
(k)gl.  Stuxi,  ÜJtof.  Opfer  255).  2)q§  gSoSd^oIomm 
mar  ein  eigentpmlid^  mobt^drteS  gfriebenSopfer, 
mie  fd^on  borau§  erl^eOt,  bog  eS,  mit  SluSnal^me 
ber  Opfcrftüdfe,  üon  ben  Opfemben  gegejfen  mer» 
ben  mu^te,  unb  begog  ftd^  ouf  bie  IBerfd^onung  ber 
iSraelitifd^en  Srftgeburt,  möl^renb  bie  ög^ptifd^e 
burd^  ben  SBürgengel  getöbtet  mürbe  (Cs.  12, 27). 
93on  ben  beiben  iBödfen  am  IBerföl^nungStage  er« 
fd^eint  nur  ber  eine,  ber  burd^  baS  Soo§  bem  ^erm 
SugefaHen  mar  unb  als  @ünbopfer  borgebrod^t 
mürbe,  at§  ein  mirflid^eS  Opfer  im  eigentlid^en 
©inne ;  ber  onbere  aber,  ber  bem  ^ jojel  (f.  b.  3lrt.) 
jugefaDen  mar  unb  in  bie  SBüfte  entlaffen  mürbe, 
mar  fein  eigentlid^eS  Opfer  unb  l^atte  nur  f^m- 
bolifd^e  Sebeutung.  —  6in  oufeerorbentlid^eS 
Opfer  mar  enbUd^  nod^  boS  ßifcropfer  (ni*;;^  nnat: 
ober  ni«3i»n  ti^ia»,  9Jum.  5, 11—81).  SDSenn  näm» 
lid^  ein  üRonn  gegen  feine  fjrau  eiferfüd^tig  unb 
fte  il^m  be§  ßl^ebrud^S  üerbö^tig  mar,  ol^ne  bog 
er  bie  S:i^at  felbfi  bemeifen  fonnte,  fo  mugte 
er  bie  grau  mit  einem  SpciSopfcr  öon  einem 
3e]^nteI"Sp]^a  ©erftenmel^I,  ol^ne  Oel  unb  SBei^- 
roud^,  öor  ben  ^riefter  bringen.  ®icfer  nol^m 
l^eiligeS  SBaffer  in  ein  irbeneS  @efög,  tbat  etmaS 
@taub  t)om  ^ugboben  beS  ^eiligt^umS  l^inein, 
entblößte  bog  ^aupt  be§  SOßeibeS,  legte  boS  @pei§« 
Opfer  auf  il^re  |)önbe  unb  fprod^  für  ben  goll  il^rer 
@d^ulb  einen  f^meren  t^flud^  über  fte  ouS.  2)ann 
fd^rieb  er  ben  ^uä)  ouf,  mufd^  bie  @d^rift  in  bem 
genannten  SBajfer  ob,  brod^te  boS  @peiSopfer  bor 
unb  gab  enbUd^  bem  SBeibe  ba§  SBaffer  ^u  trinfen. 
SBor  fie  f4|uIbIo8,  fo  foQte  il^r  ber  ^ud^  nid^t 
f droben;  mar  fte  ober  fd^ulbig,  fo  foDte  er  ft^l  an 
il^r  erfüOen.  S)ie  Sigentbümltd^fetten  be§  in  btefem 
9aDe  )u  bringenben  Opfers  erflören  fid^  mieber 
au8  fetner  iBeftimmung.  SBeil  feine  @ünbe  ge- 
fübnt  merben  burfte,  ba  ja  ba§  IBerbred^en  un» 
gemtg  unb,  faQd  eS  mirfltd^  flottgel^obt  l^otte, 
burd^  fein  Opfer  ^u  fü^nen  mar,  fo  mürbe  fein 
Mutiges  Opfer,  fonbem  blofe  ein  ©pciSopfer  ge« 
brad^t,  unb  jmar  üon  geringer  Ouolttöt  (®er{ien« 


mel^I  flott  beS  fonfi  fiblid^en  SBet}enme]^Ie6),  o^ 
3meifel  mit  ätüdftd^t  auf  ben  menigftenS  DetbU 
tigen  Sl^arofter  ber  gfrou. 

5.  IBon  ben  unblutigen  Opfern  mar  b 
©elegenl^eit  ber  93ranb«  unb  ^nebenSopfer  fd^ 
bie  SRebe.  93ei  @unb-  unb  @d^un)opfeni  goB  ( 
feine  IBeiopfer,  mit  SluSnol^me  berjienigen,  meld 
^uSfö^tge  bei  il^rer  ^Reinigung  beizubringen  ^ 
(8eo.  14, 10  ff.).  ®ie  Seiopfer  befionben  in  9Re; 
Oel  unb  SBein.  S)a§  !lRe]^I  (nVb)  mar  feines  g 
reinigteS  aJtel^I,  mie  fd^on  ouS  ber  Senemnni 
nVb  erJ^eOt,  ba  n>D  im  (S^Ibftifd^  JBt^l  n 
nigen"  bebeutet;  eS  mar  alfo  Sßel^I  t>on  bcß 
Oualitöt  unb  borum  ol^ne  S^i]^  au4  SBei)« 
mel^I.  2)iefeS  ajte^l  mürbe  ober  ni^t  im» 
als  foId^eS,  fonbem  oft  aud^  olS  fd^on  }ubete 
itk  @peife,  nömlid^  als  93rob  ober  jhtd^  ba 
gebrad^t.  2)er  pentoteud^ifd^  Xe]^  ermöi^nt  bc 
^rien  berfelben.  ©ie  eine  |ei|t  i^in  hdkb  (i 
Ofen  ©ebodPeneS),  unb  btefe  Jhtd^en  maren  mid» 
entmeber  fel^r  bünne  fiabenortige  (c"j?''|?"j)  ob 
etmoS  btdfere  unb  burd^Iöd^erte  fhtd^  (msm] 
erftere  mürben  mit  Oel  überftrid^en,  bei  festeren  um 
f d^on  ber  Zeig  mit  Oel  oermifd^t  93on  ber  gmetle 
3Jrt  mirb  ber  äuSbrudC  M?D»r!"^?  "»7T*.9^bian(Jl 
SS  maren  olfo  auf  ber  Pfanne  gebadene  8uä^ 
Slud^  l^ier  mürbe  ber  Zeig  mit  Oel  gefnetet  U 
ffud^en  l^ort  gebodfen  unb  bann  in  @tüäe  gebro^ci 
unb  mit  Oel  begoffen.  2)ie  britte  Sri  ^t^  nrst 
"P.n^>3;  unter  nönntt  t)erftc]^en  bie  LXX  wA 
SSuig.  einen  ätofi  (iaxapa*  craticula),  bieShi* 
binen  bogegen  ein  tiefeS  @efö^,  unb  bafur  fpri^i 
bie  S5ebeutung  beS  SBorieS  »n"^  (oufmaflen,  onf- 
fprubetn) ;  eS  ftnb  bann  ffud^en  gemeint,  bie  in 
einem  topfartigen  @efä^  in  l^ei^em  Oel  geb^t 
ober  gebadfen  mürben  (ogL  2eo.  2,  4  ff.).  S)«h« 
nod^  erfd^einen  als  bie  mid^ttgf^en  93ef(anbtbetlebe& 
unblutigen  Opf  erS  boS  ajtel^l  ober  IBrob  oIS  ^aii))t> 
beftanbi^eil  beS  @peifeopferS  unb  ber  SBein  afö 
Zranfopfer.  „S3eibe  ftnb  gunäd^ft  bie  gfrud^twib 
boS  Srjeugni^  menfd^Iid^er  Slrbett  unb  Sorgfalt, 
unb  jmor  für  boS  IBunbeSoolf  in  einem  Sanbe, 
beffen  unmittelbarer  ffönig  unb  ®ebieter  3e^ 
mar.  @ie  ftnb  bal^er  fe^r  bejetd^nenbe  Symbole 
für  boS,  maS  bem  ©löubtgen,  nod^bem  er  in  bie 
göttlid^e  @nabe  aufgenommen,  als  einem  2)tener 
®otteS  5ur  fiebenSaufgabe  gefegt  ifl,  inbem  (t 
nömltd^  im  9letd^e  unb  2)ienfte  Skl^ooa'S  oud^  feine 
ftttUd^cn  fträfte  üben  unb  mit  ben  grüßten  P' 
ftiger  Slrbeit,  olfo  mit  guten  unb  l^eilooDen  SBeitai 
oor  ©Ott  erfd^einen  foQ.  93on  ben  übrigen  3"^ 
gaben,  bie  baS  IBronbopfer  begleiteten,  mot  bd 
Oel  ein  f^mboltfd^er  ^nmeiS  ouf  bie  (Snabe  bei 
l^eiligen  ©etfteS;  ber  SBeibroud^  ein  SluSbrudbei 
5U  ©Ott  gerid^teten  ©eftnnung,  ber  Slnbod^t  md 
beS  ©ebeteS ;  baS  @als  ein  ßetd^  ber  SBeifi^ 
ober  l^eilüoDen  Srfenntni^,  bie  im  S)enfen  mie  ti 
iQanhtln  SBol^reS  Dom  t^Ifd^en,  baS  ftttltd^  ©itl 
unb  SRed^te  Dom  @eI6ftifd^en  unb  S35fen  untei 
fd^eibet  unb  ben  geifttgen  9J{enfd^  t>or  bei 
93erberben  bemal^ri"  (93eit]^,  (Euc^riftia,  SBic 


»I  Opfer.  902 

18*7, 57  f.).  ®qB  imBIuKge  Dpftr  tp  QlfD  fem-  itommen  »erben.  SaS  Del  niiirbe  nie  auigegDflen, 

UX^  91a(^^mung   her   blutigen   nnb  jiai-  (onbera  mit  ben  anberen  ©atitn  auf  bem  3IItai 

ptHnng  b«  feitnS^rttiben  !S<tI)äHaung  beB  ®na-  ceibmnnt.  @8  mar  toie  ber  SBei^rau^  nur  S"* 

bBdmSälhiille«  mit  Sott,  in  ntldieS  ber  anienfd)  t^ot.  Ueberafl  tritt  liier  bie  ©üt)nt  jurüct,  um  ben 

kOl  bit  blutigen  Opfer  f^mboliid)  eingeltSt  wirb  E^arafter  her  innigen  SebenSgemeinHaft  mit  Oott 

M  @tfe|eSeTfüflung  unb  Xugenbübung.  S)ae  ^tttiortreten  gu  lajTtn.          [SIBelte  (Sc^nj).] 

8«i«nbenjein  ftlbpänbiger  unblutiger  UI.  ®a8  Opfer  gl^rifti.  l.SJieSe^ie 

Optrtnnirb«  Don  einjtlnen  ^rolefianten  in  ber  bet  tieiligen  ©t^rlfl,  9Jlit  ber  ßrf^einung 

fobnil  gegen  baS  SRefiDpfer  beftritten,  ip  ober  beS  Bon  ben  5pT0pfieten  Oer6d|enen,  bur^  bie  oft- 

lacifilM.  «bgefetien  oon  ber  altem  Seit,  inmel-  teftamentlitlien  3nftiluttonen  tqpifti  Borgebilbeten 

^  bot  Opfer  Ruin»  unb  9JIeI^ifebect|3  genannt  unb  oorbereitelen  ÜKelfiaS  unb  feines  Keic^S  (ottte 

«iA,  f^reibt  bog  @efet)  unblutige  Opfer  Bor,  mie  iaS  bisherige  Opfenoefen  unb  Sßrie^^um  auf- 

tri  einer  Serglei^^g  Don  StD.  2  mit  91um.  15 ;  ^ürtn,  benn  c3  mar  nur  ein  Tr!tr.oi,  eine  mi  tcÜv 

18;39^oige]^t.  SMe  gen)Sbnli<^en  naren:  baS  FuUovnuv.  ^tud^bieKabbinenwatenbiefer^nfic^ 

Xiiiiiliopfer  auf  bem  Staud^opftialtor,  baB  Opfer  X^atfää|Ii(^  ifl  baS  jübifi^e  Opferncfen  buri^  bie 

m  9iab  unb  ÜSein  auf  bem  €(^Qubrobti|(^  unb  3'^tiining  beB  SiempelS  befeitigt  inorben.  Sn  bie 

M  äenditopfer  in  ben  brennenben  Sampen  be§  ©lette  ber  go^lreidien  Silier-  unb  ©peifeopfer  trat 

fÄwen  2eu({)terB;  biefe  mürben  im  ^eiligt^um  baS  für  oöe  Reiten  unb  !l[flenf(^en  mirffame  Opfer 

bngebracbt.  ^Dagegen  fanben  im  33orf|of  ftatt :  bie  beB  3)ieffiaB  unb  @riafere,  in  meli^em  Don  ba  an 

SNiK^,  n»Id|t  naii^  bem  SOorbtIbe  SlaronS  bex  aur^  aUe  geiftlti^en  Opfer  ber  ©laubigen  i^ren 

f)iAcprieflettagIii^barjubringenI|atte(BgI.SeS.6,  Su^gangB-  unb  Qüittelpunft  !)abcn.   Senn  baB 

20ff.;  Job.  Antt  S,  10,  7) ;  bJe  SiftlingBgabe  Opfer  S^rifli  mar  gerabe  beg^alb  ein  Dollfomme- 

n  iwiten  ^Bc^atage;  bie  Sr^lingBbrobe  am  nes  unb  im  @egenfag  jum  fQmboIifi^en  Opfer  ein 

?|iii9PfefJ  (f.  Sfefle  IV,  14S9);  bie  erftlinge  (f.  b.  roabte«  Opfer,  weil  es  ein  geipiic^eB  Mor  forao^t 

StllV,  860  f.),  bie  aber  nic^t  alB  Opfer  in  fhen-  ^tnficbtli(]^  feineB  $nefter6  unb  än^alts,  befi  @ott> 

ffm  €inn  betra<j^let  merben  ISnnen.    ^Is  frei-  menfi^en,  als  lginfici|tlic[|  ber  geiftli(]^en  Ißac^l, 

ttfligeS  Spritutopfer  mürben  Schrot,  SJte^I  unb  burt^  meldte  eB  BoUgDgen  Würbe.  ^Wax  crfdieint 

fci^ni  in  SScrbinbung  mit  ÜSei^rauc^  bargebrat^t.  baB  ganje  Seben  beB  (^ottmenfcCien  alS  ein  fort* 

U  HBSna^men  muffen  au^  baB  (Eiferopfer  unb  mäbrenbeB  Opfer  ber  Smiebrigung  unb  IEntäu|e- 

tsl  Sünbopfet  beB  Döllig  Honen  (GcD.  5,11)  bter  tung,   bo^  conccntrirt  fic^  bie  Sebeutung  beB 

leiuntl  »erben.  SBoS  ben  StituS  ber  unblutigen  OpferBe^nfli  im  blutigen  Sob  am  Rreuje($^i!. 

Opfer  betrifft,  (o  raurbe  Don  ber  bie  SBranb-  unb  2,  6  ff.).  3)e6b°Ib  fmb  in  erflei  Sinie  bie  blutigen 

StiebeoBopfer  begleilenben  aRintbo  ein  Sbeil  auf  OpfHbesaUcnSimbe§,Dor91t[embaS©iinbDpfet, 

Im  Sltor  oerbronnt  unb  ber  Sefi  ben  Sprieftem  ttipifd)  für  baB  Opfer  e^rifii,  unb  eS  tritt  bter  bie 

übeilaffen;  nai^  jübifebei  äirabition  müre  baB  fteÜDertTetenbe  @ii[|ne  in  ben  ^orbergrunb.  darauf 

Satije  Derbrannt  motben.  Sicr  ÜBtin  mürbe  günj-  maren  ni{t)t  blog  bie  nur  |Qmbolt|c^'tqpif(!(i  fü^- 

lA  ouBgegoffen,  ein  3:t|eil  in  baS  treuer  jum  nenben  blutigen  Opfer  ^ingerid|tet,fonbembarauf 

UAlii^  @eruc^  für  ben  $erm  (dg.  29,  40.  41.  BermieS  auc^  auSbriiillii^  ber  ^rop^et  SfoiaB 

&tt.23, 18.  gium.  15,  7.  10;  28.8;  29,6),  (o.53):  ,S:crftne(%t@otteS't|ütni(^l®eftQltno(^ 

tn  Scjl  an  ben  Hltar  ober  auf  ben  Qlltar  (ISccIi.  @d)önl)eit,  ift  ucrat^tel,  ber  39)ann  ber  ©^mtrjen. 

üO,  16  f.).  IBeim  felbjlänbigen  unblutigen  Opfer  Un|ere  jfranfbeilen  ^at  er  getragen  unb  unftre 

tai^te  ber  SPriefler  ben  abgebobenen  911tarontbeil  ©dimeisen  ouf  fic5  gelabenj  er  ift  ueimunbef  un- 

»ifl  ber  ganjen  Sugobe  oon  SÜJetbraut^  auf  ben  fcrer  9)IifiEll)Qlcn  megen,  jerjcblagen  megen  unferer 

tllar  unb  Dtrbrannte  i^n  alB  ©eböi^lnifiantbeil  SJetgc^ungeii;  bie 3ü($ttgung  ju  unferem  ijrieben 

('TS!?,  fivTjixöoijvov,  memoriale)  an  ben  ßerm  ift  niif  iljm,  unb  bur^  feine  ©triemen  mürben  mir 

ffiöi.2,  9.  16;  5,  12;  6,  9;  24,  7.    9!um.  Qcticilt;  ber  fien  Ijat  ouf  ibn  bie  ©d^ulb  unfer 

i,  M).  Ser  übrige,  burc^  bie  MSfara  f)Di^li"l'9  ^lUrr  Gelegt,  (fr  ijl  geopfert,  öitil  er  fclbft  gemoDt, 

innibene  X^etl  ^el  ben  männlidien  ÜJIitgliebem  unb  tbut  feinen  SRunb  ni^t  auf;  toic  ein  @d[)af 

ta^tiefterfi^aft  anbeim  (2eB.  2, 3. 10 ;  7, 9. 10),  wirb  et  jur  Sd^ktbtung  geführt,  unb  gleid)  bem 

»e^e  ibn  im  SSorbofe  Derje^ten  (SeD.  6,  16).  Samme  Bor  feinem  ©^eerer,  ifl  et  ftumm  unb  öffnet 

£a$  ^obepriefterli(^e  Speifeopfer  mugte  mie  jebe  feinen  3)Iunb  ni(^t."  SlQein  ber  allgemeinen  9^0- 

M  einem  ^rie^er  gcbrodite  S^tndia  alB  @an}-  ;ime  ber  Offenbarung  entfpteti^enb  mor  au^  für 

#t  (SeD.  6,  23)  BoUftänbtg  Berbrannt  merben.  ben  Stmäjt  @otteS  Seiben  unb  ^oh  ber  S)utl$- 

^gegni  fielen  bie  Oftergarbe  unb  Spfingflbrobe  gang  jum  Sieg  unb  jur  ^errlicbfeit.   ,91uS  bet 

■uy  ben  ^rieftem  anbeim.  üßom  ©ünbopfer  beB  ^ebrängni^  unb  auB  bem  ©crid^l  ift  et  binmeg- 

Innen,  nel^  nur  in  geinmedl  obne  bie  3utf)<i'  genommen;  unb  er  mirb  geben  ©ottlofe  für  fein 

KaOflunbSQJeiöraut^beftQnb,  erbielt  bet  ^rieftet  ®rab  unb  ben  SReit^en  für  feinen  Sob  (b.  ti.  man 

tti  SlffL  (Eine  SBJeinlibation  mirb  bei  ben  felb-  meilt  bei  SreBlem  ifim  fein  ®rob  an  unb  bei 

jUnbigen  unblutigen  Opfern  in  ber  betligen  Schrift  einem  !Rei^en  in  feinem  Sabc) .  begbalb,  meil  er 

n^RiM  envd^t,  mug  abet  nacb  Sf.  25,  29;  Unred)t  ni^t  get^an  unb  S^nig  nii^t  mar  in  feinem 

S7, 16;  num.  4,  7  bei  ben  6(i^aubrobtn  onge-  !Dlunbe;  unb  btr^ert  moUte  ibn  jermalmen  im 


908 


Opfer. 


9a 


fieiben.  SBenn  er  bal^ingegeBen  al§  @ünb*  (@c^ulb«) 
Opfer  fein  Seben,  isirb  er  fd^auen  bauembe  bla^» 
fommenf d^af t ;  bafür,  bag  gebulbet  \)ai  feine  @eele^ 
toxxb  er  fd^Quen  unb  ftd^  fdttigen;  burd^  feine  ffennt- 
ni^  tt)irb  red^tfertigen  ber  geredete  fhted^t  ®otte§ 
SSiele  unb  toirb  beren  üKijfetl^olen  felbcr  trogen."  — 
§ter  liegt  un^meifell^aft  bie  Seigre  k)om  fteUDertreten- 
ben  fieiben  unb  Sterben  öor.  2)iefe  f e^t  aber  notl^- 
nienbig  entfpred^enbe  Cpfert)orfteIIungen  DorauS. 
S)od^  iß  5u  bead^ten,  hai  ber  jhtec^t  @otte§  mit 
bem  fiantme  t)erglic^en  »irb,  tt)eld^e§  nid^t  ^um 
©ünb»,  fonbem  jum  S5ranbopfer  öerwenbetttmrbe, 
unb  bo^  bie  SBerl^enlid^ung  beSjelben  unb  bie 
Ked^tfertigung  ber  SKcnfd^en  otö  3iel  be§  SobeS 
borgefteüt  mirb.  S)entgemQ^  ift  oud^  l^ier  ba§ 
SBefen  beS  Opferd  ni4|t  in  bie  ^@d^Iad^tung'^ 
fonbem  in  bie  freimiOige  ^ingobe  be§  Sebend  on 
@ott  gelegt.  S)ie  neuteftamentlid^en  Sd^^riftfteller 
l^aben  biefe  SBeiSfagung  itoat  oerl^öltni^mögig 
loenig  benu^t,  boc^  liegt  Sipg.  8,  32  f.  1  $etr. 
2,  22.  24  f.  eine  btrecte  SBermenbung  unb  3o]^. 
1,  29.  36.  Offenb.  5, 6. 12;  13,  8  eine  inbirecte 
Sejie^ung  öor.  3lud^  1  Kor.  15,  3  ff.  §ebr.  9, 
28  iQ^en  ftd^  fourn  anber§  erüören  (t)gl.  fiuc.  22, 
37).  aßattl^.  8,  17  ift  boS  gitot  für  einen  onbem 
Stoedf  umgebeutet  (f.  b.  «rt.  grlöfung  IV,  810  ff.). 
S)te  fie|re  t)om  Opfer  Sl^rifti  ift  aber  aud^  ber 
^ouptgebonfe  beS  9^euen  ZeftamentS.  S)er  ^err 
felbft  bejeid^net  eS  als  feine  @enbung,  fein  fieben 
für  feine  ©d^afe  J^injugeben  (Sol^.  10, 11. 17. 18; 
15, 13;  t)gl.  1  3ol^.  3, 16),  gum  fiöfegelb  für 
Siele  l^inaugcben  (Wattig.  20, 28.  TOarc.  10,  45) 
unb  fein  gleifd^  für  bog  fieben  ber  SBelt  gu  opfern, 
fein  Slut  für  SSiele  ju  öergiefecn  (3o^.  6, 51  f.  fiuc. 
22,  19.  20.  1  6or.  11,  24;  ögl.  gpl^.  5. 2).  ©ie 
mieberl^olte  93orauSfage  feined  JheujedtobeS  l^atte 
einerfeits  ben  3tt)edf,  bie  Sünger  auf  ben  f4imcrj- 
Ud^en  9lu§gang  t)or5ubereitcn,  foUte  aber  anberer- 
fettd  aud^  bie  ooQe  gfreimiUigfeit  gur  Uebema^me 
beS  aus  fiiebe  ju  ben  SRenjd^en  t)om  93ater  be- 
fttmmtcn  Opfers  l^eröorl^eben.  S)er  ^ol^cpriefter 
Saipl^aS  mirb  ol^ne  fein  SBiffen  gum  $ropl^eten, 
inbem  er  im  bolzen  Sotl^  erflört:  „68  ift  beffer,  ba| 
ein  aRenfd^  für  baS  SBoI!  fterbe,  alS  ba^  baS  gan}e 
Soll  5u  ©runbe  gel^c."  „®a§  fagte  er  nid^t  au§ 
fi*  felbft,"  fügt  ber  eöangelift  ^inju  (3ob.  11, 
51),  „fonbem  al8  §ol)erpriefter  jeneS  So^reS  weis« 
fagte  er,  ba^  3efud  für  baS  SSol!  fterben  woEte, 
unb  nid^t  blo^  für  baS  SSoIf,  fonbem  aud^,  um  bie 
jcrftreuten  Äinber  ®otte8  ju  ßinem  ju  fammeln." 
S)ie  9lpoftel  betra^teten  ben  ffreuseStob  gb^fti 
ate  ba§  Opfer  jur  Vergebung  unjcrcr  ©ünben 
(SRönu  5, 10;  6, 10;  8,  32.  2  gor.  5,  21.  ®al. 
1,  4;  8,  13.  gpb.  2, 16.  gol.  1,  20 ;  2, 14. 15. 
1  $etr.  2,  24.  1  3ob.  2,  2),  al8  fiöfegelb  (äyrl- 
XüTpov)  für  Me  (1  Sim.  2,  6.  %xt  2,  14).  ai8 
$rei8  beS  fio8!auJ8  Don  ber  @ünbe  wirb  ba8  foft- 
bare  Slut  3cfu  g^rifti,  be§  reinen  unb  mafcllojen 
fiammcö,  bejeid^net  (gpb- 1,  7.  gol.  1, 20. 1  $Petr. 
1, 18. 19),  tt)cld^e§  bie  ©ünben  fü^nt  (3iöm.  3, 25) 
burd^  bie  93efprengung  ober  äBafd^ung  (1  ^etr. 


1, 2.  1  3o]^.  1,  7;  5,  6.  8.  «poc.  1,  5;  7,  U; 
bie  anmfd^en  red^tfertigt  (9t5m.  5, 9)  unb  mitOta 
t)ereinigt  (gpb.  2, 13. 18),  ja  aOIed  im  $imm( 
unb  auf  Srbm  Derfbl^nt  (gol.  1,  20),  bie  SM^ 
erwirbt  (3lpg.  20,  28)  unb  für  ®ott  oitfi  oDc 
Stammen  fammelt  (^oc  5, 9).  S>a^  iß  eS  bo 
iBlut  beS  bleuen  93unbe8  (Slattl^.  26,  28.  SRor 
14,  24.  fiuc.  22, 20.  1  gor.  11,  25. 27).  ^Oi 
unoerfmnbare  Snlel^ung  an  ben  altteßamentfu!^ 
Opferbegriff  unb  Opferritud  ftnbet  il^re  SBefUti 
gung  unb  SBeiterfü^mng  im  ^ebröerbricf.  S)ei 
bier  wirb  3efu8  gl^riftud  als  üc  malere  unb  ewic 
^ol^epriefter  bargefteDt,  Welc^  obne  @unbe  ij 
aber  mit  ben  @ünbem  9Ritleib  l^at  unb  als  Sn 
bilb  fieibm  unb  S:ob  auf  ftd^  nimmt,  um  Imn 
fein  99lut  ein  t)oD!ommene8  ©ünbopfer  batfi 
bringen,  gr  t)erfofiet  fürSQe  ben  Xob,  um  bun 
ben  2:ob  ben  p  befiegm,  weld^er  bie  &errfd^ 
beS  £obe8  f^ai,  hm  %tn^l  (2, 9. 14),  unb  bie  ta 
ber  Jhted^tfd^ft  ju  befreim,  weld^e  in  Xobefifntri 
waren  (2, 1 5).  3n  ben  Xagm  f eineS  gfleif d^  1^  ( 
93itten  unb  ^lel^en  p  bem  l^ingebrad^t,  ber  rette 
!ann,  unb  DoUenbet  würbe  er  aQen,  bie  il^  gi 
bord^en,  Urheber  bed  ^txltH  (5,  9).  9Kd^t  miM 
Blutes  k)on  93ödfm  unb  ffölbem,  fonbem  mittel 
feines  eigenen  93luteS  ging  er  ein  für  aOemal  i 
baS^eiligt^umein,  ewige  grlöfung  finbenb;  ben 
wenn  baS  ^lut  oon  iBödfen  unb  Stieren,  imb  M 
Sfd^e  ber  Jhil^,  weld^e  bie  iBefledtten  fprengt,  bei% 
)ur  Steinbeit  beS  gfleifd^eS,  wie  Diel  me^r  wiri)  bd 
$lut  gbrifU,  ber  burcb  bm  ewigen  ®cifi  jid^feBp 
fledPenloS  @ott  bargebrad^t  l^t,  bie  ®ewiffen  id> 
nigen  oon  tobtm  SQßerf en  mm  2)ienfte  beS  lebesiX' 
gen  ®ottc8  (9,  12—14)?  ®em  frembcn  Wsk 
weld^eS  ber  ^ol^epriefter  jabrlid^  in  baS  Wa^ 
beiligfte  für  feine  unb  bie  ^erge^m  beS  SoIM 
bineintmg  (9,  7. 25),  ftcllt  ber  SSerfaffer  baS  eigoK 
93lut  beS  neuteftamentlid^en  ^obenpriefterS,  bOB 
irbifd^m  ^eiligt^um  baS  b^nimlif^e  gegemlk. 
S)ie{e8  IBlut  ift  ba§  93lut  beS  92euen  93unbe§,  tod« 
d^eS  burd^  ben  S:ob  gewonnen  werben  mu^te.  Soi 
IBlut  bot  aber  ^ofeS  gur  !Be{prengung  oerwenbet 
3m  93Iut  wirb  SOeS  gereinigt,  unb  ol^ne  SIxt» 
öergiefeung  gibt  eS  feine  SSergebung  (9, 22).  ^ 
na^  ift  ai{iaT£xxuata  oorwiegeub  als  93efprenginig 
ju  erflärcn.  ©o  ift  gbriftuS  einmal  auf  ben  tt« 
fd^lu^  ber  Seiten  offenbar  geworben  gur  Sejeiti« 
gung  ber  ©ünbe  burd^  fein  Opfer  (doma  9, 26). 
SBeil  baS  $lut  ber  @tiere  unb  fBbdt  nW  bie 
@ünben  tilgen  fann,  be^b^^  ^om  er  in  bie  ffidt 
unb  fprad^ :  „Opfer  unb  S)arbnngung  boft  butii^ 
gewoUt,  einen  ficib  aber  b^ft  bu  mir  bereitet; 
@an5opfer  unb  @ünbopf  er  baben  bir  nid^t  gefoSet 
S)a  {prad^  icb :  @iebe,  id^  f omme . . .  gu  tbun,  ®ott 
beinm  aOBiflen."  3n  biefem  SBiUen  finb  wu:  jm 
beiligt  burd^  bie  SDarbringung  beS  SeibeS  gbrip 
2)iefer  bot  ein  Opfer  für  bie  @ünbm  bargebxoi^ 
unb  fid^  für  immer  gur  SRcd^ten  beS  IBaterS  gefe] 
(10, 4  ff.  12;  ogl.  9, 28).  ©c&bolb  boben  Wir  Si 
oerfid^t  für  ben  gingang  gum  ^eiligtbum  im  Slu 
gbriftt  (10, 19),  gum  SWittler  beS  5Reuen5Buube 


«05 


Opfer. 


906 


Scfol,  imb  |u  bcm  Slut  ber  93efprengung,  baS 
b^ei  xAti  Ol«  bod  Slut  «beld  (12,  24).  Som 
n^fcuec  ifl  unb  lann  feine  ätebe  fein,  nid^t  blo^ 
«dl  (8  fi4  twc  Wlem  um  bad  Sünbopf er  i^anhtlt. 
Inten  tteil  ber  Seib  Sl^rifK  nid^t  gerflört  mürbe 
nb  loerben  fofite.  S)o9  Slltorfeuer  ift  bei  biefem 
|ö4jien  Opfer  in  ber  unenblid^en  Siebe  ^u  fachen, 
Bit  »el^er  3efu8  burd^  ben  emigen  ®eift  pd^  felbft 
IVB  Uittigm  Opfer  »eil^te  Ool^.  17, 19);  benn 
ciae  giö^  Siebe  gibt  t&  nid^t,  old  ba^  einer  fein 
{da  fih:  feine  gfeinbe  l^ingibt  (t)gl.  mm.  5, 6  ff.). 
Kitt  aI3  ob  baS  mofellofe  Opfer  erft  burd^  biefeS 
SMfeuer  gereinigt  toerben  mü^te,  ober  ed  bilbete 
bm  Uebergong  ^ur  SBerflörung  unb  gur  SSereini« 
fa%  ber  menfd^Iid^en  9{otur  mit  bem  SSoter  im 
^inraiel,  )ur  etoigen  ißerl^errlid^ung  bed  ®ott« 
Kiffen,  ber  nun  im  ^immel  fortmöl^renb  Opfer 
linaiS  borbringt,  b.l^.  bie  SSerbienfle  feines  ein« 
■öligen  Opfer«  un«  ^umenbet  SßiQ  man  oud^ 
)imn  ben  ^ntit^ud  terfolgen,  fo  fonn  man  in 
ba  bnrd^  bie  SBieberbelebung  unb  ^immelfal^rt 
loll)ogmen  SBetl^tigung  unb  IBermirflid^ung  ber 
nfigiölen  Siebe  eine  Souterung  burd^  baS  SItar« 
taKC  |nr  Seröl^nlid^ng  mit  ®  ott  erfennen  unb  bie 
Sieberbelebung  oI«  ein  ^prie{terlid6e§immutatit)e3 
anbringen  eine«  Opfer«  in  ber  ® eftalt  be«  IBronb- 
fftUtA"  betrod^ten.  2)od^  finb  olle  Speculotionen 
über  bo«  bimmlifd^  Opfer  mtiftifd^er  3lrt. 

Sie  SBirfnngen  biefe«  Opfer«  für  ben 
0|)ftniben  finb  bomit  bereit«  ongebeutet.    S)ie 

ei^feit,  tt>eld^  er  t>or  (Srünbung  ber  SBelt  be* 
ffoüt,  hmrbe  i^m  mieber  au  %f)tü  &of).  17, 5). 
Sott  bot  i^n  erhöbt  unb  l^ot  i^m  einen  fHamtti 
mhm,  ber  über  ieben  9tamen  ift  {^^xl  2,  9). 
tr  ^  ben  ^errf d^er  biefer  SBelt  beftegt,  ift  trium« 
li^izenb  ou«  bem  @robe  ouferftonben  unb  in  ben 
^mel  ouf gefobren,  ino  er  )ur  S^ed^ten  be«  IBater« 
Kise  ßnigUc^  ^errfd^ft  au«übt  bi«  ^um  @nbe, 
Bonn  er  bo«  ff  bnigt^um  bem  SSoter  übergibt,  nod^- 
bm  er  oUe  ^enfd^ft,  9Rad^t  unb  ©emalt  Der- 
«(ttet  l^t  (1  Sor.  15,  24).  S)iefe  SBirfungen 
Mftreu3e«opfer«  gelten  ober  oud^  ouf  biejenigen 
über,  toelibe  ebriffai«  burd^  fein  SBIut  erfouft  unb 
B  feinem  Seibe  ongenommen  bot.  2)ie  SRenfd^en, 
n  toebbe  3efu«  burd^  feinen  fleUt)ertretenben  Xob 
mors  satisfactoria,  vicaria)  genugget^an  l^ot, 
tnben  befreit  Don  ber  jhtec^tfd^oft  ber  @ünbe 
(»in.  5, 10;  8, 1—4.  gpl^.  1,  7),  Dom  Sludge 
krt  eefe^  (®oI.  3,  18.  Cpl^.  2,  15.  ^ebr.  9, 
14)  nnb  t>on  ber  ^errfd^ft  ber  gfinftemig,  be« 
XobcS  unb  be«  Xeufel«  (1  Sor.  6,  20.  gol.  2, 
18-15.  feebr.  2, 14).  ©iefcr  negotiöcn  ©ette, 
tol^e  im  Seiben  unb  Xob  Sbrijti  i^re  IBorou«« 
fe^nig  bot,  entfprid^t  ober  oud^  bie  pofltiDe.  SSBie 
C^rißu«  burd^  Seiben  in  feine  ^enlid^feit  eingeben 
n^,  fo  ifi  oud^  feinen  jungem  biefer  SBeg  Dor- 
gijrid^et.  3nbem  fte  in  ber  Xouf e  mit  ibm  fterben, 
fiibcn  ^e  oud^  mit  ibm  sum  neuen  Seben  ber  ®e« 
mbKgfeit  unbj)eilig!eit  mieber  auf.  @ie  nierben 
Ol  Sab  ber  SSiebergeburt  t)om  b^üigen  ©eifte 
tneuert,  nm  ote  neue  Sreotur  (Sott  ju  bienen  unb 


einfi  für  immer  mit  ®ott  üereinigt  p  »erben. 
©0«  l^eiligc  Opferfeuer  ber  Siebe,  toeld^e«  om 
ffreus  bie  menfd^Iid^e  92otur  l^eiltgte  unb  }um 
Sronbopfer  unb  Sünbopfer  öertoonbelte,  burdi)- 
bringt  ben  mpftiftben  Seib  E^rifti  unb  fleHt  feine 
93raut,  bie  ff  ird^e,  rein  unb  untobelbof  t  bor.  SBenn 
burd^  bie  Sine  @ünbe  Slbom«  ber  Xob  über  oÜe 
9J{enf4ien  gefommen  ifl,  fo  ifl  um  fo  mebr  bie 
©nobe  unb  bo«  ® efd^enf  be«  ßinen  3)lenfd^en  über« 
reid^  .für  öicie  (Äöm.  6,  15.  2  6or.  8,  9).  6bri- 
ftu«  ift  gefommen,  bomit  fie  bo«  Seben  im  Ueber- 
fluffe  l^oben  Oob.  10, 10)  unb  burd^  feinen  Xob 
5um  ett)igen  Seben  gelangen  (^ebr.  5,  9;  9, 15; 
10, 19).  ©arin  liegt  bie  93ebeutung  ber  Opfer» 
mol^Iseit,  in  bereu  93ilb  bie  ^eilige  @4inft  fo  gern 
bo«  eh)ige  Seben,  bo«  SReid^  ®otte«  borfteUt.  S)ie 
@d^oIaftifer  erfennen  in  ben  Derfd^iebenen  SBir- 
fungen  bo«  ©ünb-  (Söm.  4, 25),  0rieben«-  (§ebr. 
5,  9)  unb  Sronbopfer  (§ebr.  10, 19). 

2.  2)ie  Seigre  ber  ffird^e.  @(bonbieopo« 
ftolifd^en  93öter,  nomentUd^  SSomobo«,  SIemen« 
unb  ägnotiu«,  geben  eine  tief  empfunbene  S)or- 
fteUung  t)on  bem  für  unfere  @ünben  geftorbenen 
@obne  @otte«  unb  fd^ilbem  bo«  Opfer  Sl^rifti 
ol«  ein  fteüoertretenbe«  Sül^nopfer.  S)o«  nicö« 
nifd^e  @Iauben§befenntni^  brüdtt  bie^  in  ben  SBor« 
ten  ou«:  crucifixus  etiam  pro  nobis.  2)od^  be« 
ftonb  bo«  Opfer  Sbrifti  no^  ben  ^aittn  ni(|t  in 
einem  öugem  @trof oct  ber  göttlid^en  (Sered^tigfeit, 
ber  fub  an  Sl^riftu«  DoII^og  unb  um  beffenttoiOen 
ben  fünbigen  9J{enfd^en  ibr  fünbbofter  3uf^<inb 
nid^t  ongered^net  tt)erben  foD,  fonbem  nad^bem 
burd^  Sbrifti  S:ob  bie  @ünbe  getilgt,  lourbe  in 
feiner  ^uferftebung  bo«  neue  Seben  mieber  l^er« 
gefteHt.  3e]u§,  ba«  SBort  ®ottc«,  ift  SKcnfcb  gc 
tt)orben  unb  für  bie  ü)ienfd^en  geftorben  unb  auf» 
erftanben ;  er  mürbe  burtb  feiue  unenblid^e  Siebe, 
tt)a«  mir  fmb,  bomit  mir  burd^  ibn  mürben,  mo« 
er  ift.  ©iefcr  ©cbanfe  prägte  fid^  befonber«  in  ber 
m^ftifd^en  ^luffaffung  be«  erlöfung«merfe«  ou«. 
®ie  SDRenfcbmcrbung  ßbrifti  bebeutet  bie  9luf- 
bebung  ber  @d^eiben)onb  ^mifd^en  ^immel  unb 
Srbe,  bie  ^Bereinigung  ®otte«  mit  ben  SSlenfd^en. 
SSBie  mir  im  erften  ^bam  ®ott  beleibigten,  fo  ftnb 
mir  im  jmeiten  mit  il^m  oerföbnt  morben,  inbem 
mir  geborfom  moren  bi«  gum  Sob  om  ffreu^e. 
Sein  Seiben  unb  Sterben  ift  oucb  unfer  Seiben 
unb  Sterben.  Snbem  ber  Sogo«  ®otte«  feinen 
lempel  unb  fein  leiblid^e«  Organ  für  Slüe  ol«  Söfe- 
gelb  (dvTi^uxov)  bobingob,  bot  er  burd^  ben  Xob 
bie  Sd^ulb  gelöst,  unb  fo  bat  ber  mitSUen  burd^ 
feinen  Seib  t)erbunbene  unDergonglid^e  Sobn  ®  otte« 
^Ue  burd^  bie  ^offnung  auf  bie  Sluferftebung  mit 
Unöergönglid^feit  übcrfleibct.  ©icfe  miiftifd^e  51uf « 
fof jung  be«  SBerfeS  Kbnfti  toirb  ober  nöbcr  erflört 
burd^  bie  Sebre  öon  ber  griöfung  unb  SSerföbnung 
(redemtio  et  reconciüatio).  S)ie  @rlöfung 
mürbe  junöd^ft  ol«  ein  So§fouf8gefd^äf t  borgeftcflt, 
bei  melcbem  bie  ber  ^crrfd^oft  be«  Xeufcl«  oer- 
follenen  5Kenfd^cn  um  ben  ^rei«  be«  XobeS  ßbrifti 
I  befreit  mürben.  3efu«  gab  feine  ©eele  gum  Söfe- 


907 


Opfer. 


90 


gelb  für  IBtele  ^m.  S)od^  toutbe  bie  BefonberS  Don 
OrigeneS  üorgetrogeneSJ^einung,  als  ob  bemXeufel 
unb  nii^i  @ott  bog  Söfegelb  bargeboten  toorben 
fei,  balb  befömpft  unb  nur  ber  aOgemeine  @a| 
feftgel^alten:  Justitia  diabolus  superandus  erat 
(Aug.  De  trin.  13,  13,  17).  »18  «bäforb  bie 
SorfteHung  Don  einem  Siedet  beS  Teufels  an  bie 
Stenfd^l^eitbefämpfte,  tt)urbe  er  Dom  |()1. 93em]^arb 
ber  3rrle]^re  bejici^tigt.  3n  mobiftcirter  SBeife 
ttmrbe  biefe  Zl^eorie  nod^  big  in  bie  neuere  3eit 
Dertl^eibigt  2)ie  93ater  l^aben  übrigens  ftetS  bamit 
bie  Seigre  Don  ber  @rl5fung  unb  SSerföl^nung  Der« 
bunben.  SBenn  au(^  ber  formelle  SluSbrud  satis- 
facdo  yicaria  bei  il^nen  in  ben  erften  ^el^n 
äal^rl^unberten  nid^t  Dorfommt,  fo  if)  bod^  il^re 
Bolutio  8.  exBolutio  debid,  moburd^  ber  $ei- 
ligfeit  unb  ©ered^tigfeit  ©otteS  ©enüge  gefd^el^en 
foDte,  mel^r  formell  baDon  Derfd^ieben.  ®an||  be» 
ftimmt  brfidtt  ftd^  SrenöuS  l^ierüber  aud,  ber  in 
ber  SRegel  aI8  ber  erfte  3^uge  für  bie  @ati§» 
factionStl^eorie  unter  ben  ^ird^euDötem  angefül^rt 
mirb.  Sin  ©ottmenfd^  mu^te  bie  @d^ulb  »bamg 
tilgen,  bamit  burd^  ben  ©el^orfam  beS  Sinen 
93iele  gerettet  loürben  unb  bog  emige  Seben  er- 
langen. 2)iefen  ©el^orfam  l^at  SefuS  burc^  fein 
bemüt^iged  unb  felbftDerlöugnenbeS  Seben,  gans 
befonberS  aber  burd^  feinen  Jheu^eStob  geleiftet. 
6r  l^at  burd^  fein  Slut  unS  erlöst,  feine  ©eele  für 
unfere  Seele,  fein  Sfleifd^  für  unfer  Qfleif^  bal^in- 
gegeben  (Adv.  haer.  5,  1,  1 ;  16, 8).  ^ud^  Ori- 
geneS  fu4|t  ben  fatiSfactorifd^en  SSertl^  beS  XobeS 
ber  ©ered^ten  unb  9RartQrer,  loeld^er  aud^  Don 
ben  Reiben  anerfannt  mar,  Don  bem  uniDerfeHen 
Sßert^  beS  JheuseSojpferS  abzuleiten.  IBei  S^riO 
Don  Serufalem  fmb  bie  Derfd^icbencn  »nfid^ten  Der- 
einigt. 6r  fagt  (Gatech.  ad  illum.  18, 33):  „^tx 
^eilanb  l^at  biefeS  erbulbet,  um  mit  feinem  am 
^eu}e  Dergoffenen  IBIute  aOeS  gu  Derföl^nen,  maS 
im  ^immel  unb  auf  ber  @rbe  ift.  S)enn  mir  maren 
f$feinbe  ©otteS  burd^  bie  @ünbe,  unb  ©Ott  be- 
fd^Io^,  ba^  ber  @ünber  fterben  muffe.  ßS  mu^te 
nun  eines  Don  beiben  gefd^e^en:  entmeber  mu^te 
©Ott  bei  feiner  S)ro^ung  bleiben  unb  »He  Der« 
tilgen,  ober  Sarml^erjigfeit  gcbraud^en  unb  feinen 
»uSfprud^  änbem.  »ber  f ie^e  bie  SBeiS^eit  ©otteS ! 
Sr  fid^erte  bem  »uSfprud^  bie  SBal^rl^eit  unb  ber 
iBarml^ergigfeit  bie  SBirffamfeit.  Sl^rifhtS  na^m 
in  feinem  fieib  bie  @ünben  auf  baS  ^ol),  bamit 
mir,  burd^  feinen  lob  Don  ben  ©ünben  befreit,  ber 
©ered^tigfeit  leben.  92id^t  gering  mar,  ber  für  unS 
ftarb;  eS  mar  fein  fid^tbareS  Opferlamm,  fein 
blofeer  SWenfd^,  aud^  ni4|t  blofe  ein  ßngel,  fonbem 
ein  üKenft^  gemorbener  ©ott.''  CufebiuS  (Dem. 
ey.  10,  8, 33  sqq.)  be^eid^net  baS  Opfer  3efu  alS 
XüTpov,  iiyxi^Myoy^  dvmuTpov.    ©aS  ßoncil  Don 

epl^efuS  (431)  lel^rt  im  10.  »nat^ematiSmuS, 
g|riftuS  fei  ^ol^crpriefter  unb  »poftel  unfereS  S3e« 
fenntniffeS  gemorben,  um,  mie  bie  ©d^rift  fage, 
fid^  felbft  für  unS  ©Ott  unb  bem  SBater  jum  lieb- 
lid^cn  SBol^Igeruc^  bar  jubringen.  »uguftinuS  betont 
baS  Opfer  beS  Unfd^ulbigen  für  bie  @d^ulbigen. 


Ueberaü  erfd^eint  ber  lob  S^rifH  oIS  ber  cntf^ 
benbe  »et,  als  SSerföl^nung,  Srfaufung,  fienDei 
tretenbe  ©enugtl^uung;  überaQ  mirb  boS  S^ri|lQ 
t^um  als  bie  Religion  ber  SBerjöl^nung,  loel^e  ii 
^Bereinigung  mit  ©Ott  fül^rt,  gefeiert.  SBirb  bk 
barauf  l^ingemiefen,  b<2^  ©ott  aud^  burd^  fd 
blo^eS  SBort  unfer  ^eil  l^erßeDen  fonnte,  fo  fo 
bamit  nur  bie  unenblid^e  Siebe  beS  SrIöferS  betoi 
merben,  meld^er  fein  Seben  unter  f(^meren  8eib( 
l^ingeben  moQte,  um  unS  ein  SSorbUb  git  geben  nx 
bie  ©ered^tigfeit  unb  SSorm^erjigfeit  in  gleid^ 
SBeife  Dor  »ugen  gu  fteOen.  »uguftinuS  fo|t  b 
IBebeutung  beS  JheugeSopferS  (De  trin.  4, 14, 11 
fd^ön  unter  ben  fragen  cui,  a  quo,  quid,  pi 
quibus  offeratur  jufammen:  Idem  ipse  unt 
yerusque  (Dgl.  Oontara  advers.  leg.  et  proph. '. 
18,  37:  Quoniam  singulari  et  solo  vero  sacr 
ficio  pro  nobis  Christi  sangois  effasos  est 
SSßö^renb  bie  gried^ifd^e  JKrd^e  bei  ber  Ott! 
m^ftif  d^en  SBerf  öl^nungSIel^re  ber  IBöter  ftel^en  blie 
l^at  bie  abenblänbifc^e  ßird^e  bie  IBerf öl^nungSIe^ 
meitergefül^rt  unb  miffenfd^aftlid^  gu  red^tfertig< 
gefud^t.  ©runblegenb  ift  »nfelm  Don  Sontedmi 
mit  feiner  @atiSfactionStl^eorie  in  ber  @d^ft  Gi 
Deus  homo  gemorben.  9kd^bem  er  bie  Soi 
faufungStl^eorie  fritiftrt  l^t,  }eigt  er,  ba|  @o 
nad^  feiner  ©ered^tigfeit  unb  für  feine  S^re  m 
burd^  ben  Opfertob  eines  ©ottmenfd^n  ©emig 
tl^uung  erl^alten  lonnte.  S)ie  fpöteren  @^oIa|lift 
l^aben  ben  ©runbgebanfen  jmar  feftgel^Iten,  toei 
er  entfd^ieben  biblifd^  ift;  aber  fte  erfennen  (ein 
flrenge  92ot]^menbigfeit,  fonbem  nur  eine  (Sm> 
grueng  an,  b.  1^.  fte  leieren,  bag  eS  ber  ©ered^tigfet 
©otteS  nid^t  miberfprod^en  ]()ötte,  bem  SRenf^o 
aud^  ol^ne  aböquate  ©enugtl^uung  auS  ^8am* 
^erjigfeit  @ünbe  unb  @d^ulb  nad^gulaffen,  oiei 
eS  fei  ber  ©ered^tigfeit  entfpred^enb,  ba^  eine  fold^ 
Derlangt  mürbe,  ©eleiftet  mürbe  fie  aber  Don  S^ri* 
ftuS  aus  unenbUd^er  Siebe.  2)aburd^  ift  berlheu^cfi' 
tob  gugleid^  gum  »et  ber  Offenbarung  ber  g5tt« 
lid^en  Siebe  unb  ber  ©el^orfam  Sl^rifti  gum  Sop 
bilb  für  bie  ©löubigen  gemorben.  2)enn  Sl^ripuS 
l^at  mel^r  getl^an,  als  bie  ftrenge  ©ere4|tigfeit  er> 
f orberte,  um  ben  9)?enfd^en  überreid^Iid^e  @nabe 
gu  Derbienen  unb  il^nen  ein  93cifpiel  gu  l^interlopen. 
S)aS  Iribentinum  leiert  anlö^Iid^  beS  l^eiligen 
aJefeopf  crS  (Sess.  XXTT,  c.  1) :  Is  igitur  Deus  et 
Dominus  noster  (sc.  sacerdos  secundmn  (S^ 
dinem  Melchisedech),  etsi  semel  seipsum  in 
ara  cnicis,  morte  intercedente ,  Deo  Patri 
oblaturus  erat,  ut  aetemam  illic  redemti» 
nem  operaretur  etc.;  eS  nennt  baS  JhreugeSopfv 
ein  sacrificium  cruentum  semel  in  cruce  per 
agendum  . . .  quando  per  sui  sanguinis  eAi 
sionem  nos  rodemit,  eripuitque  de  potestai 
tenebrarum  et  in  regnum  suum  transtulit,  un 
l^ebt  befonberS  baS  sacrificium  propitiatoriui 
l^erDor  (ib.  c.  2)  (Dgl.  Sess.  V,  can.  3 :  Qui  nos  De 
reconciliavit  in  sanguine  suo  [Spl^.  2, 18.  Cd 
1, 13.  1  lim.  2, 5  f.].  Sess.  VI,  c.  7 :  Qui . . .  bü 
sanctissima  passione  in  ligno  crucis  nob 


t09 


Opfer. 


910 


JBitifieaiionem  memit,  et  pro  nobis  Deo  Patri 

ntisfocit).  Skr  rdmifdK  mted^idmud  gibt  eine 

wikn  SnSfuIMng  biefer  ©ebonfen,  inbem  er 

dnnjcttS  bie  (Sriinbe  für  biefe  f  d^mer^DoDe  XobeS- 

oit,  cnbererfeitd  ben  S'^^^  bed  gangen  Opferd 

bodcgt:  Hoc  enim  in  passione  et  morte  Filius 

Dei  salyator  noster  spectavit,  ut  omnium 

aetitnm  peccata  redimeret  ac  deleret  et  pro 

ds  Patri  abnnde  cumulateque  satisfaceret 

(1, 4, 13).   WS  SBirfungen  beS  JheuaeSopferS 

fii^er  (ib.  17)  auf :  bie  ^Befreiung  üon  ber  @ünbe 

((oL  2^  13. 14.  apoc  1^  5),  ber  ^errfd^aft  bed 

XofelS  (3o^.  12. 31. 32)  unb  ben  eünbenjlrafen 

(Tom  Yero  qoia  nullum  gratius  et  acceptius 

Deo  sacrificium  offerri  potuit,  Patri  nos  re- 

eondliavit,  eum  nobis  plaoatum  et  propitium 

nddidit  Po8tremo,quoniam  peccata  sustulit, 

eoelomm  etiam  aditum,  oommuni  humani 

generis  peccato  interclusum,  nobis  patefecit 

Ifyk.  10, 19]).  aid  ®rünbe  für  biefe  0rüd^te  beS 

0)>fnfi  toerben  (ib.  17;  ügL  2,  4,  53)  genannt: 

kittN)lIenbete  (Senugtl^uung,  xotlä^t  3efu§  gl^rifiuS 

fir  snfere  @ünben  leiflete;  ber  übeneic^e  $rei§, 

loel^en  er  für  unfere  Sd^ulben  begal^Ite;  bad  ®ott 

kfonberd  ongenel^me  Opfer  f  eined  eigenen  Sol^ned 

(«pi.  5, 2.  1  gSetr.  1, 18. 19.  ®oI.  3, 18).  3um 

Sijßxii  ^ebt  ber  Poted^idmuS  bag  erl^abene  IBeifpiel 

(eoor,  toeld^efi  3efu8  un§  in  feinem  Zobe  gegeben 

H  iid^em  er  oEeS,  toa%  er  tt)ö]^renb  feiner  öffent« 

ki^enSBirffomfeit  leierte,  gleid^fam  on  bem  Sinen 

tage  feined  Seibend  in  ftd^  felbft  jur  2)ar{tenung 

iico^te.   Durd^  bie  fRad^a^mung  3efu  foQ  ber 

\f^  Stotd  beS  Opfers,  bie  93erbreitung  beS 

Seines  (Sottefi,  bie  C^tligung  ber  9Renfd^l^eit  unb 

bk  ßemeinf d^f t  mit  @ott  bef örbert  »erben.  9u8 

biefm  9Bir!ungen  bed  gottmenfd^üd^en  Opfers  er- 

fidit  fid^  ber  freubige  S)anl  ber  l^öler  für  ba§ 

Set!  ber  Siebe,  melc^erinbemclaffifd^en:  Ofelix 

culpa,  quae  talem  meruit  salvatorem,  be§ 

^l  luguftinuS  einen  allgemein  aufgenommenen 

tuSbrud  erhalten  l^t.  S)ie  tJfrage  über  hali  3R\M 

ba  erlöfung  ift  in  ben  9rtt.  ^^riftuS  unb  gr- 

Ulfung  beontmortet  S)a§  Subject  bed  SrlöfungS- 

o|ifei3  ift  bie  gdttlid^e  $erf  on  beS  Sogo§,  bog  3Ber!- 

|tag  bie  menfd^Iid^e  !Ratur  (Idem  sacerdos,  idem 

ethostia:  sacerdotium  tarnen  et  sacrificium 

hmumae  conditionis  est  officium;  Ambr.  De 

fideS,  11,  87). 

IV.  S)a8  l^eilige  ajtegopf  er  ift  ba§  an 
te  Opfer  El^rifti  fl<§  anfd^Iicfecnbe,  ba§felbe  er- 
neuembe  immermöl^renbe  Opfer  be§  92euen  IBun« 
bcd,  in  iDeI(^m  S^riftuS  ^ugleid^  al3  Opferer  unb 
fiß  Opfergabe  burd^  ben  ^riefter  fein  t^Ieifd^  unb 
iki  unter  ben  @eflalten  üon  iBrob  unb  SBein 
km  Sater  im  ^immel  barbringt. 

1.  Sinfe^ung.  SBöl^renb  bie  blutigen  Opfer 
beS  aiten  SunbeS  im  Opfer  Sl^rifti  am  Jheu^e 
^reC^rfüIIung  unb  il^rSnbeerreid^tl^aben,  l^ätten 
i^  unblutigen  Opfer  feinen  9lntit^pu§  im  9ieuen 
Sitnbe^  inenn  nid^t  S^riftud  in  ber  @ud^anftie 
icbm  bem  @aaament  ^ugleid^  ein  unblutiges 


Opfer  eingefe^t  ]^ötte.  S)ie  ^ropl^eten  l^aben  nid^t 
nur  auf  baS  @ine  Opfer,  n)eI4ie8  aUt  blutigen 
Opfer  überpfftg  mad^en  tt)erbe,  l^ingemiefen,  f on- 
bem  au(^  ein  neues  Opfer  in  SSrael  gemeiSfagt, 
tt)eId^eS  nid^t  an  ben  einen  Ort  gu  3erufalem  ge« 
bunben,  fonbem  an  aOen  Orten  bem  $erm  bar- 
gebrad^t  loerben  foQe.  93efonberS  flar  l^at  9Ra« 
lad^iaS  1,  11  ein  foId^eS  Opfer  t)orauSgefagt 
(«IBom  Aufgang  ber  @onne  bis  jum  9]iebergang 
iß  mein  92ame  gro^  unter  ben  fßbVttm,  unb 
an  Jebem  Ort  mirb  meinem  !Ramen  geopfert,  ge« 
fpenbet,  unb  itoax  ein  reineS  Opfer.  SDenn  gro^ 
ift  mein  !Rame  unter  ben  93ölfem,  fprid^t  ber 
^err  ber  ^eerjd^aren").  S)iefe  @teDe  fann  fo- 
tt)o]^I  megen  beS  SBorteS  nnst:  als  megen  ber 
tSuSbe^nung  auf  alle  IBöIfer  loeber  üon  einem  iübi« 
[d^en  Opfer,  nod^  k)om  ffreu^eSopfer  an  fu^  ge» 
beutet  merben.  6S  ift  aber  auc^  bie  Se^ie^ung  auf 
bie  meffianifd^e  3eit  Har  t)orge5ei(^net,  benn  t)on 
biefer  l^atten  bie  ^rop^eten  löngft  bie  allgemeine 
SSerel^rung  beS  IRamenS  ©otteS  t)erfünbigt.  2)ie 
^röfenSf  orm  fielet  mie  im  Sllten  Zeftament  l^äupg, 
befonberS  in  propl^etifc^er  ätebe,  für  bie  3ufunft. 
S)iefe  iBe^iel^ung  f orbert  aud^  baS  SSorl^ergel^enbe, 
toeil  für  bie  ©egenmart  tt)o]^IgeföIIige  Opfer  begel^rt 
loerben,  unb  baS  fjfolgenbe,  meil  als  iBegrünbung 
etn)aS  ©leid^^eitigeS  gegeben  ift,  meld^eS  mit  ben 
SBorten  „unter  ben  Reiben"  unb  „an  jebem  Ort** 
in  bie  3ufunft  l^ineinreid^t.  2)enn  ba^  ^ier  bie 
l^eiben  als  @ub|ect  ber  ©otteSüere^rung  gebadet 
ftnb  unb  nid^t  k)om  @otteSbienft  ber  unter  ben 
Reiben  )erftreuten  3uben  bie  ätebe  ift,  ergibt  fic^ 
fd^on  barauS,  hai  ber  leDitif^e  ©otteSbienft  be« 
feitigt  toerben  foB.  SeibcS  trifft  für  bie  3eit  beS 
$Prop]^eten  nid^t  ju.  S)ie  3uben  in  ber  ©iafpora 
toarcn  ju  gering  an  3öT&J  wwb  Verbreitung,  als 
ba^  burd^  fte  ber  3lamt  ©otteS  unter  aden  SSöUem 
grog  gemad^tmorben  möre,  aud^  menn  angunel^men 
möre,  ba|  fie  ben  ©ebraud^,  @peifeopfer  barju« 
bringen,  angenommen  l^ötten.  2)er  9uSbrudP 
„mein  SRame  ift  gro&"  fann  nur  t)on  einer  pofi- 
tiDen  ©otteSüere^rung  t)erftanben  tt)erben.  6in 
blogeS  Sinnen  ber  3ufunft  feitenS  beS  ^ropl^eten  ift 
auSgefd^Ioffen,  tt)eil  ber  ^err  Subject  ift  unb  nad^ 
ben  $rop]^eten  bie  £)eiben  erft  in  ber  mefftanifc^en 
3eit  ben  §erm  öeref  reu  »erben.  ®aS  largum  3o« 
natl^anS  mu^  baS  Opfer  üon  bem  ©ebet  ber  Suben 
in  ber  S)iafpora  erflören,  nioburd^  meber  bem  be- 
griff bcS  Opfers  no4l  ber  aflgemeinen  Verbreitung 
©enüge  gejd^el^en  ift.  S)a]^er  bleibt  nur  bie  Sr- 
f üüung  in  ber  d^riftlid^en  JHrd^e  übrig.  SS  paffen 
aud^  alle  Sigenfd^aften  beS  DorauSüerfünbigtcn 
Opfers  JU  bem  unblutigen  Opfer  ber  fatl^oUft^en 
ffird^e.  S)ie  Kl^riften  l^aben  bie  ©ebeutung  biefer 
SBeiSfagung  alsbalb  erfannt  unb  in  bem,  maS  l^ier 
angefünbigt  toirb,  bie  Slnbetung  im  ©eift  unb  in 
ber  SaSal^rl^eit  (3o]^.  4,  23)  gefunben.  S)irect 
benujt  tt)irb  bicfelbe  fd^on  in  ber  „Seigre  ber  9lpo- 
ftel",  öon  Suftin,  SrcnäuS  unb  Dielen  ?lnberen. 
SBöre  Don  i^nen  bie  Stelle  auc^  nur  alS  Slnmen« 
bung  auf  bie  Sud^ariftie  gebrandet,  fo  mürbe 


911 


Opfer. 


912 


bmnit  bod^  bet  Opf erd^oroßer  ber  Sud^ariftte  üor« 
ausgefeilt.  ätenöuS  fagt  aBer  oud^  (Adv.  haer. 
4, 17,  5)  mit  Hören  Porten:  ^3efu8  leierte  ein 
neued  Dp^tx,  iseld^ed  bie  ftird^e  k)on  ben  Sipofteln 
emt)fangen  l^at  unb  auf  ber  gongen  ßrbe  bar- 
bringt . . . ,  Don  weld^em  einer  ber  jwölf  $ro- 
pl^eten,  aJtalad^iaS,  fo  gemeisfagt  l^at.''  SufebiuS 
lagt  (Dem.  ev.  1, 10,  86)  im  ^nfd^Iug  an  bie 
^ropletenftelle :  ^SBir  opfern  ®ott  ein  üoQeS 
unb  fd^rednid^ed  unb  l^od^l^eiligeS  Opfer;  mir 
opfern  ein  reined  Opfer  auf  neue  SSBeife  nad^ 
bem  neuen  Sunbe."  Il^eoboret  bemerft  ju  3JlaI. 
1,  11:  ^2)a§  ^infd^Ia4|ten  ber  unDemünftigen 
Siliere  l^at  oufgel^ört;  bad  unbefledfte  Samm,  mel« 
d^ed  bie  @ünben  ber  SBelt  l^inmegnimmt,  mirb 
oDein  geopfert.''  SBenn  baS  @ebet  bamit  bereinigt 
mürbe,  fo  folgt  barauS  nid^t,  ba^  bie  ©ebete,  mit 
meldten  bie  ®aben  bargebrad^t  merben,  bie  Seele 
be§  Opfers  im  9{euen  Zeftament  unb  ber  öugere 
atituS  nur  eine  Serimonie  fei.  @onft  mürbe  aud^ 
baS  JhreugeSopfer  feinen  obiectit)en  SBertl^  üer« 
Keren.  9(ud^ba§Sribentinum(Ses8.XXn,  cap.l) 
unb  ber  Gaieohism.  Rom.  (Euch.  n.  73)  ^aben 
bad  Sitat  ou8  SDlalad^taS  oufgenommen. 

S)er  IBorauSfage  be§  Opfers  entfprid^t  oud^  bie 
IBorauSfage  beS  ^rieftertl^umS  Of.  66, 21);  benn 
bie  aus  ©nabe  berufenen  iBöIfer  foEten  ein  neueS^ 
nid^t  burd^  fleifd^Iid^e  Sbftammung  beftimmteS, 
fonbem  nad^  bem  SBol^Igefallen  ©otteS  ermöpeS 
$neflert]^um  erl^alten.  S)ie  ißerönberung  beS 
Opfers  unb  beS  $rieflertl^umS  ge^en  ^anb  in 
^onb  (^ebr.  7,  12).  S)arauf  meist  S)at)ib  in 
$f.  109,  4  l^in:  ^S)er  ibm  l^at  gefd^moren,  unb 
eS  mirb  il^n  nid^t  reuen:  du  bift  $riefter  in  6mig- 
feit  nad^  ber  Drbnung  üKeli^ilcbed^S.*'  ©iefer 
aber  mar  ^riefter  beS  ^öd^ften  ©otteS.  S)emnad^ 
fann  eS  ft^  bei  ber  ©abe  Don  $rob  unb  SBein 
(©en.  14, 18)  nid^t  um  eine  bloge  Srfrifd^ung, 
fonbem  nur  um  eine  oblatio  ]()anbeln.  ^enn 
meiter  l^erid^tet  mirb,  9JteId^i{ebed^  l^abe  ben  ^bra- 
^am  gefegnet  unb  ein  SDanfgebet  )u  ©ott  gerid^tet 
für  ben  Derliel^enen  @ieg,  fo  ift  ber  bei  einem  pa- 
triard^alifc^en  ff5nige  felbftDerftänblid^e  2)oppel- 
d^arafter  beis  $riefterf5nigS  l^erDorge^oben  unb  bie 
©abe  als  Danfopfer  gefenn^eid^net,  ob  nun  eine 
Opf crmal^Ijeit  nad^gef olgt  ift  ober  nid^t.  2)er  IBer- 
faffer  beS  ^ebröerbrief eS  be^iel^t  biefeS  IBorbiU)  auf 
ben  ^ol^enpriejier  beS  fRtntn  93unbeS  (7,  1—4; 
8,  8;  Dgl.  5, 4 — 6).  SBenn  er  au4i  gerabe  bie 
©oben  ni4|t  nemtt,  meil  fte  für  feinen  3tDedP,  bie 
äubend^rijien  Dom  aaronitifd^en  ^rieftertl^um  unb 
SultuS  ab^u^Iten,  nid^t  geeignet  maren,  f  o  ift  bod^ 
baS  eud^ariftifd^e  Opfer  eine  ebenfo  notl^menbige 
Sfolgerung  als  baS  emige  fiiobeprieftertl^um  mit  bem 
Opfer  im  6immeL  S)ie  U^öter  (SlemenS  Don  9lle« 
sanbrien,  G^prian)  mad^^n  aud^  bie  Snmenbung 
auf  baS  eud^ariftifc^e  Opfer.  SugufHnuS  Derbinbet 
bie  Opfer  SReld^ifebecbS  unb  Walac^iaS'.  Sie 
S^aubrobe  mit  ber  SBeinfpenbe  alS  unblutiges 
Opfer  bieten  einen  gutre^enben  20puS.  2)aS 
^^Sd(^alamm  l^t  feine  SrfüQung  im  ffreu^eStobe 


gefunben  (1  Sor.  5,  7) ;  aber  bie  Sejte^g  anj 
baS  le^te  Slbenbmal^I  unb  bie  ^aSd^omol^Iieit  loffn 
erft  baS  gan^e  ^rieftert^um  S^rifli  tttü>  bie  Doli 
93ebeutung  beS  JheuieSopferS  erlennen.  lieber  bei 
Opferd^arafter  beS  $aSd^  lann  fein  em^R^ei 
Streit  entftcl^en  (65.  12,  1—13.  27;  84,  25 
92um.  9,  6.  7. 13);  ^l^ilo,  äofepl^uS  unb  bai 
fpotere  3ubentbum  laffen  bierüber  feinen  3me^ 
S)er  92eue  93unb  mürbe  aber  burd^  baS  ^aSi^amoli 
inaugurirt:  baS  iBIut,  meld^eS  3efuS  Dergie|a 
mirb,  ift  baS  IBIut  beS  9ieuen  SunbeS.  SBernibo! 
Opfer  beS  bleuen  iBunbeS  mie  baS  ^Sd^  bie  b(mf< 
bare  unb  freubige  Srinnerung  an  bie  göttlid^  9e 
freiung  ^eiligt,  bie  gläubigen  ©lieber  ber  auSer 
möl^Iten  92ation  in  einer  innigen  Sruberfd^ft  bd 
©laubenS  unb  SebenS  Dereinigt,  fo  lunbtgt  eS  an 
ba^  ein  erl^abener  Vertrag  smifd^  bem  Smign 
unb  feinem  93oI!e  beftegelt  ift,  unb  menbet  bte(8e 
bauten  unb  bie  f^ei^en  auf  baS  Opfer,  bejfa 
^lut  biefen  93unb  ratificirt  bat;  aber  bieg  6^(4^4 
nur  DoUfommen,  menn,  mie  beim  iübif^en^ßoSd^ 
baS  Opfer  beS  fiammeS  fid^  immer  mieber  emeueri 
in  ber  d^riftlid^en  Jlirc^e  ein  fortma^renbeS  Op^ 
bef^ebt,  melc^eS  als  tJfortfe^ung  unb  Smeuerusf 
beS  Opfers  am  ffreuje  mirlt.  S)aS  ^aSd^fei 
fagte  bie  brei  Opferformen,  @ünb-,  Sranb«  mit 
t^riebenSopfer,  in  einer  SBeife  jufammen,  bof 
eS  ebenfo  ber  DoQfommenfte  ftnnli^  XppuS  bd 
Don  SbnftuS  als  bem  geiftlid^  ^Kmpte  unb  ben 
StammDater  ber  9ßenf $en  für  bereu  Sridfung  md) 
SBiebergeburt  bar^ubringenben  OpferS  fein  foOie, 
mie  baS  Opfer  Slbra^omS  ber  geifiige  X^puS  btf- 
felben  ift.  3n  a^nUc|er  Sßeife  Dereinigt  aber  on^ 
bie  t$fortfe|ung  biefeS  $aSd^aopferS  in  ber  Ainte 
bie  Derfd^icbenen  tJformen  ber  alten  Opfer,  iidMDi 
baS  unblutige  Opfer  jur  @übne  ber  @ünben  in)) 
jum  fiob  unb  2)anf  ©ott  bargebrac^t  miri)  unb 
baS  Opfermal^I  bie  ©laubigen  mit  bem  iQavß^ 
unb  unter  \\d)  jum  Seibe  S^rifti  Dereinigt,  ^eiligt 
unb  ftörft.  9n  unb  für  ftcb  ift  eS  ber  SntüwiiS 
ber  unblutigen  Opfer,  in  SSerbinbung  mit  ben 
ffreujeSopf er  ber  ^ntilQpuS  ber  93tiopfer.  —  S)ie« 
feS  Opfer  bat  3efuS  in  ber  S:bat  nad^  ber  geicr 
beS  DorbiIbIi4ien  $aSd^  eingefe^t  unb  mit  feiam 
Süngem  gefeiert.  3nbem  er  am  Sorabenb  feiiifi 
XobeS,  als  er  bereits  im  9}egnffe  jtanb,  ft^  feftft 
als  ^oberpriefter  feinem  IBater  barsubringen,  Siob 
unb  SBein  in  feinen  Seib  unb  feinSIut  Dermonbdte 
unb  Dom  Seib  fagte,  ^ber  für  eud^  babingegeben' 
(Suc.  22,  19)  ober  «für  euc^  gebrod^en  mixb' 
(1  gor.  11, 24),  Dom  S(ut,  eS  fei  baS  Slut  feintS 
^unbeS,  «meld^eS  für  IBiele  Dergoffen  mirb  ffi 
^krgebung  ber  Sünben"  (Wottb.  26, 28);  tnbeni 
er  bann  bie  Sünger  aufforberte,  bieg  gu  fetnd 
Anbeuten,  jur  iPerfünbigung  beS  XobeS  bcS  fyxa 
(1  Sor.  11,  24  f.)  in  tbun,  fenn^eidbueie  erbaS 
Opfer  im  3ufammenbang  mit  bem  beDorfkb^nba 
ftreujeSopfer  unb  bie  OpfermabU^  Ctne  foüii 
)um  Anbeuten  ju  mieberbolenbe  religiöfe  f^onbbnc 
mugte  als  Opferbanblung  erfcbeinen,  bei  mel^ei 
ein  Unterfcbieb  jmifcben  ^^bun"  (itoiec»)  vnl! 


Opfer. 


914 


^civ)  ni^t  gemad^t  loerben  batf .  2)a- 
ifhifi,  tote  and)  bie  Participia  Prae- 
tuf  Srob  unb  SBein  als  Opfer  anju» 
Berba  (geben,  bred^en,  ausgießen)  be« 
)eDorfie|enbe  blutige  Opfer  unblutiger« 
)irt  unb  feinen  Süngem  bie  unblutige 
lg  beS  blutigen  Opfers  befolgten.  S)iefe 
lerm  auc^  in  btefem  Sinne  üerftonben, 
eier  ber  ©el^eimniffe  l^otte  einen  üoQ- 
pferd^orofter.  S)iejelbe  mirb  frellid^  in 
efd^ic^te  suerfl  einfad^  aI8  93robbred^en 
ejeid^net  (9lpg.  2, 42. 46);  allein  fd^on 
)  tritt  ber  te^nifd^e  tSuSbrudP  Siturgie 
oirb  biefeS  SBort  oud^  oügemein  für  bie 

eined  dffentlid^en  9lmte8  gebrandet; 
iblifd^m  Spra^gebraud^  bilbete  baS 

toefentUd^en  X^eil  bed  priefterlid^en 
De^l^alb  l^at  ftc^  bei  ben  @ried^en  ber 
gie  für  bie  gfeier  beS  ]()eiUgen  Opferg 
;  unb  erl^dten.  9{od^  entfd^iebener  be« 
nrgleid^ng  mit  ben  jübifd^en  unb  l^eib« 
tm  ben  Opferd^orofter  ber  ßuc^ariftie 

16  ff.).  @S  ifonn  unmöglid^  iflebig- 
:ni  (ber  (Semeinbe)  eigenen  f  ortgefe^ten 
einmal  Doflbrad^ten  Opfers  unb  ber 
Kfteten  SSerföbnung"  bie  SRebe  fein, 
loftel  fagt  im  fleifd^Iid^en  3§rael  nö^« 
)en,  iDeld^e  ba§  Opfer  effen«  om  SHtar 
len  Reiben  opfere  man  ben  S)ämonen 
'Ott«  fo  ba|  bie  Sl^riften,  meiere  oom 
fleifd^  genießen,  fi^  ju  ©enoffcn  ber 
nackten.  iBei  bem  j[übifd^en  ^riebenS- 
te  OpfermabUeit  eine  oom  ^erm  als 
egebene,  unb  eS  fanb  eine  innige  93er- 
ifd^en  ©aftgeber  unb  ©äften  unb  bicfcn 
itt;  nad^  b^ibnifd^er  ^Injd^auung  fanb 
eine  2WabIseit  mit  ben  ©öüern  ftatt. 
ber  ^poftel  als  IBergleid^ungSpunf  t  baS 
Ige  baben;  ^Itar,  3:ifd^,  Opfermabljeit, 
fd^aft  paffen  nur  bicrauf.  Snbem  bie 
)o8  Srob  brcd^en  unb  ben  Ä eld^  fegncn, 
^e  benSob  beSf)erm  unb  ooUjicbenbie 
georbncte  Opferbanblung.  95cim  @m- 
ic  3:ifd^genoffen  beS  §crm  unb  werben 
8  auf^S  Snnigfte  ücreinigt.  ®ie  gci- 
•  (3löm.  12, 1.  C)cbr.  13, 15  f.  1  $ctr. 
;en  baS  äußere  Opfer  um  fo  menigcr 

9[pofteI  felbft  für  bie  ^b^i^ttal^me  an 
füe  eine  f^tiü^t  ^ftnnung  t)erlangt 
27  f.).  ®ett)i^  »erlangt  baS  ßl^riftcn- 
ebermittelung  ber  grIöfungSgnabe  in 
bie  ^jenSreinbeit;  aber  biefe  fd^Ue^t 
ibme  an  bem  Opfer  ber  Sriöfung 
luS,  fonbem  forbert  fie.  ®ie  Seli« 
tifleS  unb  ber  äßabrbcit  bot  bie  Opfer 
n  unb  auf  ®arijim  abgcfd^afft,  aber 
tben  öufeem  ©ottcSbienft  au  bcfeiti» 
n  um  an  bie  @telle  ber  oorbilblicben 
»obre,  ©Ott  ttJoblgefäüige ,  äußere 
ijß  Opfer  jugteid^  5U  fe^en.  @tne 
mmg  obne  Opfer  gibt  eS  nid^t.  S)aS 


Zribentinum  fagt  alfo  gemig  nid^t  gu  t)ie(,  loenn 
es  bemerft  (Sess.  XXII,  c.  1):  Quam  (mundam 
oblaidonem)  non  obscure  innuit  Apostolus 
Paulus  Gorintlms  scribens  etc.  Snblid^  ift 
nod^  §ebr.  13, 10  anjufül^ren:  „SBir  l^aben  einen 
Opferaltar,  üon  meinem  su  effen  biejienigen  (eine 
9Rad^t  l^abcn,  meldte  bem  Seite  bienen."  3)iefe 
@telle  mürbe  im  Sltertl^um  Dielfad^  auf  baS  9)te^« 
Opfer  belogen  unb  t)on  ben  meijten  Ssegeten, 
namentlid^  feit  ber  äteformation^  fo  erüart.  S)a» 
gegen  l^aben  Sl^omaS,  9iicoIauS  Don  S^ra,  Xitel« 
mann,  SftiuS,  OStoalb,  Stentrup  unb  fa[t  alle 
proteftantifd^en  ß^egeten  (nid^t  iBöl^me,  iBöl^r, 
6brarb  u.  %)  ben  ^Itar  (ducjiaanQpiov)  oom  Äreuj 
Sl^rifti  unb  baS  (SRen  (cpa-fsTv)  bilblid^  t)om  geift« 
liefen  ©enuff e  burdg  ben  ©lauben  oerftanben.  S)aS 
Xribentinum  unb  ber  Pated^iSmuS  l^aben,  mobi 
mit  SRüdffid^t  auf  ben  1^1.  Xl^omaS,  bie  @teUe  aud^ 
nid^t  citirt.  3weifeUoS  ift  cS,  bafe  ber  «poftel  im 
gangen  Briefe  baS  einmalige  Opfer  am  jheuge 
5um  ^aupttl^ema  l^at.  S)ie^  erl^eifd^te  fein  3toed, 
bie  äubend^riften  t)om  jübifc^en  SuItuS  gurüdP« 
gubalten.  2)arauS  folgt,  bog,  menn  13, 10  bie 
gud^ariftie  ermö^nt  ift,  bief  nur  beiläufig  ge- 
fd^eben  fonnte  unb  bur(|  ben  SBortlaut  unb  3u- 
fammenbang  bemiefen  merben  muß.  SebenfaES 
fann  fie  nur  in  SSerbinbung  mit  bem  JheugeSopfer 
in  ben  ©ebanfengang  eingereibt  merben,  monad^ 
aud^  im  ÜJleßopfer  baS  einmaligeOpfer  Dom^ol^en« 
priefter  beS  92euen  iBunbeS  bargebrad^t  mirb  unb 
beibe  im  SSBefen  ibentif  d^  ftnb.  93eim  Sufammenl^ang 
ift  nic^t  nur  baS  tjfolgenbe  (iß.  12),  fonbem  aucb 
baS  Ißorl^ergel^enbe  gu  berüd^td^tigen.  S)ie  @bnften 
foDen  burd^  bie  ©nabe  il^ren  ©lauben  befeftigen, 
nid^t  burd^  ©peifcn  (ßptüjiaji),  b.  b-  Opferfpcifen 
ber  3ubcn.  SBenn  nun  ber  ^poftel  95. 10  üon 
einem  Opferaltar  rebet,  oon  meinem  bieienigen 
nid^t  effcn  bürfen,  meldte  bem  Seite  bienen,  b.  b- 
bie  iübifcben  priefter,  fo  muß  man  bocb  an  ein 
mirflid^cS  gffen  einer  geiftli^en  ©peife  benfen, 
mie  CS  1  gor.  10, 16  ff.  ber  gaU  ift.  3mar  toirb 
<pa7ETv  ex  xivoc  aud^  bilblid^  gebraud&t  (3o]^.  6, 
50. 51) ;  aber  gemöl^nlid^  bient  eS  jur  ^e}eid^nung 
bcS  leiblid^cn  ©cnuffcS  (6,  26)  unb  toirb  üom 
Slpoftel  felbft  auf  ben  @enußt)omOpferfIeifd^  be- 
logen (1  Kor.  9, 13;  ögl.  7).  aJluß  baber  an  baS 
eu^ariftif  d^e  9J{al^l  gebadet  toerben,  f  o  fann  aut^  ber 
Slltar  nid^tS  SlnbereS  als  ber  Xifd^  beS  ^erm  fein 
(1  @or.  10,  21),  toeld^er  fd^on  oon  SgnatiuS  als 
9l(tar  beseid^net  toirb;  bie  93e5eid^Rung  beS  ftreu}eS 
als  aitar  (ara)  ift  fpätem  UrfprungcS.  95. 11. 12 
fmb  aber  eine  93egrünbung  für  ben  9luSfd)luß  ber 
^Priefter;  benn  ber  S^ad^brudC  liegt  auf  bem  lob 
außerl^alb  ber  @tabt,  tooburd^  ber  S:t)puS  beS 
@ünbopferS  am  95erföl^nungStage  in  SrfüOung 
ging.  S)ie  Suben  Ratten  alfo  feinen  ^ntbeil  an 
gl^rifiuS  unb  feinem  Opfer.  ®ieß  ift  um  f o  mebr 
ju  bead^ten,  als  beim  jübifd^en  Opfermabl  ©Ott 
ber  ©aftgeber  mar,  fo  baß  bie  ©cmcinfd^aft  beS 
^ntarS  als  ein  effen  am  üfd^e  ©otteS  unb  ©Ott  als 
@penber  biefer  @peife  ^u  betrad^ten  toar.  S)o8  ge« 


91&  Opfti.  916 

ntritifti^aftli^t  3IIal^I  bei  er|)en  S^Tl^en  mai  alfo  rpo^tpipaC  SBeii^ftlBegnfft  6d  dtnmiS  ftnb  unt 

cultifi^  im  iiberlieftttni  ©itiiw,  eint  S^iilna^mt  bie  Xeiroupiiix  bet  Sijc^öft  mit  b«  Sttuieit  be 

fltn  %\\fy  ©oltrt,  tint  Dp|ennQ^lj«t,  toiliift  baS  alttn  Sßrie(ttr  txrglif^tn  mirb,  fo  totra  er  not  n 

©ü^n-,  tob-  unbSanfopfer  am  Äreuj  jur  QJninb-  ein  analoßeSOpftr  imSlramSintbt  benIoL  fflotb 

tagt  ^attc,  aber  bur^  bie  emeutning  be§|eUien  bieg  beftttit,  beutet  ei  bur^  ES^aptareiv  an.  S)oj 

bie  p^cte  Sßei^e  erfiielt.  Sie  am  ffieu)  in  DoU-  beiSuftinbie^benbmal^IS^nblungaUOpfn^anb 

tnbeter  aBct|e  itolifiite  Opfeiibet  bc^eräf^t  baB  lung  bargefltlll  tsirb,  ifl  unbe|tnlien.  äatflfltng 

gange  g!)riftentbum  Don  Infang  an.  S)ai  9tet4  bei  i^m  beieite  bie  Unterfdieibung  ton  rpooTopt 

beS  ©ttm  ift  nid)!  oon  biejer  SBeU,   beg^alb  (oblatio  [Dial.  41;  Apolog.  1,  67])  unb  bitoU 

muffen  fii^  feine  jünger  auf  Opfer,  Qntbe^nin-  (Bacrificium  [Dial.  117])  an,  3ene  be^e^t  nt^ 

gen,   fieiben  gcfagt  mai)m.    9(ur  »et  S^ripo  blo^  im  IHct  ber  SJorbringung,  fonbern  gugleid 

Sa8  ffteuj  nac^trögt,   lunn   fein   Süngei  fein  im  baigebio^ten  ©egenfhnb,  Speife,  9rob  nd 

unb  buti$  i{)n  jum  $atn  im  ^immd  gelangen.  38ein,  biefe  in  bem  X&joi  ^ay^t  %a\  EÖ/aptnlat 

Siefe Opf etgefinnung  betbdtigte  f\ä)  aber  bei  btnt  ^od)  ift  Fein  blü|er  ©ebetSad  gemeint,  benn  d 

Domherrn  jur  @nnnerung  an  fein  Seiben  unb  ei:|d)dnl  jaberaJoi^^eTbeiSemeinbeolSOpfon 

Sterben  einge|e|len  euil^ariftifcÖEn  Opfer,    S3ie  ber ;  EÜx^f '^'''■'  TotElbftat  (Apolog.  1, 65)  nal 

SBät«6oben,  iniefii^onbieSJenDenbunfloerSKüIa'  i\,yapi:rrr,ihh^  tpotp^  (ib.  1,  66)  IBnnen  ^ 

d^iaSftede  bemeiSt,  aläbalb  biefeS  Opfer  gefeiert  niclitou(cinm(5leIitl6artbejit5en,ba3ufltnoiilw' 

unb  mif  baSfelbc.  als  ben  ^ittelpunft  beS  xüx-  mürl^benjclbcnC^ebanlenoiit  npoa^fpcivfloaloc 

giöfen  ßebenB,  oKe  geizigen  Opfer  befl  3>onIe3,  touteoti  toS  äp-roo  ■rfjv  iiyamtmef*  xal  toü  m- 

©e^orfamS,  bei  Siebe  u.  f.  xo.  bejogen.  iBefonberS  njpCou  SpiaCui;  t{)v  djapurmiy  (DiaL  41)  vA 

gabbaiu$f.49SßeTanIaffung(Zeno,L.l,tr.l&;  tiv  äptov  iroitr^,  ti  iroT^piov  BJjjrapwToiivtw 

Aug.  Contra  adyere,  legis  et  proph.  1,  18,  icoierv(Dial.70)lDiebetflibt,Troisivafitrme©mirai 

37;  EnaiT.  inP8.49,  lösq.).  9Iu8  biefen  from-  bet  jur  Siturgie  gehörigen  Hde,   fpedeH  ,bol 

men  ©ebelen  unb  ^antfagungen  mu|te  jlc^  aH-  Opfer  barbringen*  bebeutet.  3upin  ^  in  oSii 

mäEig  eine  Siturgie  cntmideln,  niefie  in  bei  ÜJleffe  biefen  Stellen  (»gl.  aui$  DiaL  116 — 116)  bie 

ber  altenSiturgien  t)0rltegt(f.  b.9Irt.!DIeffeVni,  facrificicne  Seite   bei   Sudiaii^c   Doi  augtt 

1313  f.).  Sie  gemdnfamc  ÜJtaliljeit,  ju  uetc^ci  toeg^Ib  ei  üuä)  bie  jva'p,vi](iic  oI§  SSSel^  nt 

bie@l(iuMgtnbie@abenmitbta(|len,n)atjugIei(!b  Opfernd  befonbeiS  betont.  SienäuS  flelU  gleii^ 

SluSbnicf  bei  biübetlii^en  ©emeinfc^aft,  fo  bag  faDS  bie  (Suc^ariftie  als  ein  mtrlliii^  unb  uulnl 

aneQJIomenlebeSOpfeitaefen^jur^eltungTQinen.  Opfer  bar.  Sr  cerbinbet  npootpop^  unb  d^ 

5)ie  Se^ie  uom  tud)Qtiftif(f|en  Opfer  mirb  ober  milcinanberunbifiberetßeberSäteiDotß^priiil 

aurf)  Bon  ben  SBälent  als  Ce^te  beg  §emi  ooi-  rotli^er  als  Object  6&riftuS  felbft  bejticfniet  (B 

getiagen.    €c^on  bie  ^poftelletirt  berietet  Don  baue  oblationem  ecclesia  sola  puram  offoit 

bem  Opfer  (äusia)  ber  (S^tipen  in  ibrem  Stben  fabricatori,  offereneeicumgratiarutnactiiine 

unb  in  ber  Suc^artftie  mie  tion  einer  felbftuei*  6X  creatura  ejus.  Judaei  autem  non  offenmt: 

ftänbltc^en  ®ad|e.    ^gnatiuS  bejeidjnct  bie  Qu*  manua  enim  eorum  eanguine  plenae  emt: 

r^ariftie  alS  S'^'f^  uufere«  eilöfetS,  weither  für  non  enim  receperunt  verbum,  quod  [mitbB 

unfere  ©iinben  gelitien  unb  Dom  SJoler  in  fei-  beften  ^anbjdiriften,  nid^t  per  quod]  offertar 

uer  ©Ute  Bon  ben  lobten  aufermedt  roorben  ift  Deo;  Adv.  haar.  4, 18,  4).  ©et  3renäu8  Im 

(Ad  Smyrn.  7).  Site  niebertiolte  Sima^nung  beS  man  bereits  bie  ^auptmomente :  S}arbring|ng, 

^liar8,bur(^benmanmitbem$tfd|ofe,  ben$rtS-  Ummanblung  burd)  @ebet  (Spiciefe)  unb  &n- 

b^tem  uub^iaconen  in  SSerbiubung  tritt  unb  bie  munion  unterf Reiben.   £erluQian  bef^rcibl  M 

3uge[|Sngteit  gut  ffir^e  bocumentiit.  fonie  bie  eut^ariftifi^e  Opfer  a!6  eine  foituS^nnbe  %• 

SBemeitung,  büB  butd^  bie  Seiei  ber  Siturgie  bie  präfentation  bes  ffrcujeSopfeie  in  b«  ßit^ 

ffiäftebeS©ülünSgcbrod|en  n)erb(n(ÄdPhil,4;  S^rion  Biüuii^l  alfo  (einen  „neuen  Opferbe^tiff 

Eph.5. 13;  Magn.  7;Trall,  7),  j eigen  ben  3u-  im  IXuItuS"  aufjufteHen,  fonbern  nur  baSlWeP 

fammen^ang  oitl  bem  jfreuje,  an  uelt^em  bie  lieferte  genauer  ju  beftimmen  unb  au^ubiltK 

aflod^t  bea  ©nlonS  geiflört  mürbe.  SlngefidilS  bei  inbem  et  bie  3"iimmenge^örig[eit  befi  abfflb- 

^laQclfteUen  i^  eS  nir^t  mägltcb,  äptoc  toü  öeoü  mat)I§opferS  mit  bem  fpecieüen  ^rieflertbum,  Mi 

(AdEph.  5)t)Dm^eiI,  ber^usfic^taufbieSeüg-  $egietiung  jum  ffreugeSopfet  ^erOor^ebt  unb  bit 

teil,  unb  i-ni>i  toü  ÖuoiaaTTipiou  nur  Don  her  ®e-  äbenbmablSfeier  unlet  ben  ©efi^tspuntt  berSn» 

nieinf^ft  in  ber  Semeinbe  ju  Derfte^en.  tiielme^r  corporatton  bei  @cmeinbe  unb  bei  ^injelntn  ^ 

nuibe  biife  ©emeinfi^aft  burd^  baS  gemeinfame  Sf)riftu3  fteQt.   Sacrificium,  sacrificium  c^ 

Opfer  beigeftellt  unb  geftütft  unb  bie  gemeinfamen  brare  unb  anbete  [inb  i^ai  geläufige  auSbtüA; 

©tbete  bamit  Oerbunben,  SlemenS  Bon  Korn  (Ep.  bie  tonfecrirlen  6Iemen!e,  ber  2eib  unb  baS  BIul 

I  ad  Cor.  c.  40—44)  oerglei^t  bie  ©if^öfe  unb  E^rifti,  gelten  itjm  als  bie  Objede  beS  Opfert 

ffiiaconen  mit  ben  Sprieftem  unb  Seüiteu  unb  ei-  bie  Stückte  beS  OpfcrS  »erben  Sltlen  ju  S^eil 

nia^nt  fie,  bie  Opfer  unb  I)ienflleiflunfien  (rpoa-  felbft  ben  abroefcnbcn  ffliübem  unb  ©dimeftem 

i?opät  xai  iEiToupYfüt)  nac6  ber  Botgefc^riebenen  beten  im  Opfet  unb  @ebd  gebotet  miib  (Nm 

Otbnung  ju  befolgen,  S)a3iüpa(i;poa!pepciv)  unb  ei  Christue  Jesus  DominuB  et  Deus  noste 


917                                                       Opftt.  918 

JMaaftminmiu  BacerdosDeiPatris  et  uteri-  aiiSfü^rli^  gu  6e](ianMn.   S)itg  Sf\^afl  in  b" 

tarn  Pibi  M  ipaum  obtulit  et  hoc  fieri  in  22.  @igung.  SlaS  erftt  Patiittl  ^Ottbelt  UOR  bei 

m  «mmemorationem  praecepit,  utique  ille  SiRft|ung,  baS  gntitt  Don  htm  ^lopitiatonfi^ 

HMTdoB  vioe  Chriati  vere  fiingitur,  qui  id  S^araltet  bei  ^eiliQen  SRegotifne.  Can.  1  tuiib 

food  Christus  fecit  imitatnr  et  Bacrificium  baS|tIie  al3  Terum  et  proprium  Baorificium 

nrun  et  plenum  . . .  offert  in  eocleeia  Deo  6tgti(^nct ;  oan.  2  lötrb  bie  ginfegung  ber  ^o^\ 

PUrij  Ep.  63,  U).    5)ie  Fragmente  feippo-  ju  tpritftem  unb  ber  Stulltog,  ju  opfern,  nerttiei- 

bßfOi  iBMt  flarl  aneejiwifelt,  abei  auS  btm  bigt;  can.  3  ber  Sntfiutn  iunidgtnie|en,  bof 

laeifiUol  Seilten  I&|t  fl4  bo^  trfenncn,  bog  er  baSftIfie  nui  tin  Opfer  bcS  Sobt«  unb  2)antt8 

■it  CiHmaii  flhcmnftimtnt,  unb  bag  bie  in  Siebe  ober  rine  leert  Srinnming  an  baS  Jheuie6o))fei 

|iM«  OrfenjoTpellung  bomoß  aUgemrin  nor.  fti.  3n  bieferSe^re  Doin3Kf6o(iftrunbbeBiborait 

Snt  4.  3iilf|rI)unbtTt  an  i^  überhaupt  jebcr  jufammm^anQenbtn  befonbem  $ncf)ert^um  liegt 

^eifel  auSgtfc^Iofftn,  nie  SuftbiuS  unb  S^nll  ber  tiefftt  ®ninb  beS  ®egen|Q|)ce  guif^en  Pat^oli- 

(tgL  NioMnom  can.  18:  itpoa<pcpGiv  tö  ini>)ui  ciSmitS  unb  ^roteflantiSmue.  S3a8  tribenltntf^e 

m  XpioToÜ)  dntrfeitS,  SlmbrofiuS  unb  Sugufti'  ©laubenSlieltnntniB   enthält  btn  6a| :  ...  in 

nl  «banf eitfl  bentifen.  9)onbaan  Faun  eSfi^  missa  offerri  Deo  verum,  proprium  et  pro- 

li^l  ne^  um  btn  iSetwiS  für  baS  Sor^anbcnfein  pitiatorium  aacrificium  pro  virie  et  defunctie. 

M  Opfert,  fonbcm  nur  no^  um  bie  (Srnärung  SbeRfo  tmtibe  bie  45. 3:fiefe  btfi  ^a\üi  Dertsarftn 

MjeAm  f)anbdn.  SluguftinuS  fagt  (De  civ.  Dei  (Sacrificium  miasae  non  alia  ratione  est  SBcri- 

10,20):  Per  hoc  (saorificium)  et  aacsrdoe  ficium  quam  generali  illa,  qua  onme  opus, 

Mt,  ipse  offerens,  ipse  et  obiatio :  Cujus  rei  quod  fit,  ut  aaneta  aocietate  Deo  homo  in- 

noamentum  quotidiannm  esae  volnit  eccle-  baereat;  Denzinger  1.  c.  926). 

BMuerificinm;  ernennt bteSudiariftitaacra-  2.  S)a6  SSefen  btS  ^eiligen  !DIt|' 

■ntum  memoriae  (G.  Faust.  20,  21)  unb  opfetB.    iBon  bcm  oben  auefü^rlti^fi  borge* 

fUicl  bieft  Süilbtgitl^ung  auf  baS  fhtujeBopfer  [teilten  Opferbtgriff  lann  ^ttr  um  fo  me^r  aus* 

bs^tmDeifung  ber  olten  Opfer  auf  ba3  meffio-  gegangen  toerben,  toeil  ba3  SRegopfer  nidgt  ein 

ii|4eOpfn  Mttoanbt.  SuIgenttuS.SäforiuSu.^.  abfolutei,  fonbem  tin  relatiiMS,  but^  feinen  3»' 

Men  bu  Sbtntität  beiber  Opfer  neben  ber  uer-  fammen^ng  uiil  bem  jfreujeeopfer  nöti«  be- 

Hiriitnen  SBtife  ber  Opferung  weilet  unterfucfit.  [timmfes  Opfer  ift ;  benn  barauS  folgt,  bog  e6  bei 

»L  feiert  na^  1  6or.  5,  7  S^rifluS  alä  boS  ber  Sbentilat  bfB  Opfemben  unb  ber  Dpfergabe 

Optrlaimn,  totl^  jic&  at9  neueB  imb  lunlite?-  boiid  in  ber  Opfenneife  melir  einen  reprajentatioen 

Snfitmtn^opfer  auger^Ib  beSSagcr^  Ircujiiicn  S^aralter  ^at.  9Bag  junäi^ft  bie  Xrabition  ber 

^.  banit  not^  bem  SIuf^Bren  beS  (S)cf)einmifieä  ffirc^e  betrifft,  fo  ge^en  bie  SBäter  auf  btn  fpecifi- 

Ir  alten  Sc^Iai^topftr  ein  nencfl  Opfer  auf  ben  fi^tn  Dpferc^aroHtr  nid^t  nä^tr  ein,  obmo^I  Ser* 

na  VÜca  gtlegt  werbt,  unb  baS  S^rciij  (^^vifli  tullian  unb  Sqprian  bereits  bebeuhiugSboQe  9In> 

Kitt  ber  9tltar  bt3  Semptie,  fonbtrii  ber  'ilUcix  toeifungtn  geben.  (S^r^foftomuS  betont  bie  3ben- 

Infflelt  fti  3ßo  bie  3)Ianntgfa!tig[tit  btr  pcifc^-  tität  mit  btm  flieujeSopfer  unb  eergleic^t  ben 

li^ni  Opfer  auf^Srt,  erje^t  baS  eine  Opfer  btS  SBorgang  mit  btm  ^tutt,  melt^eS  SlioS  oom  ^im- 

ftibeJ  unb  !BIutt3  aW  bie  oerft^iebenen  Opftr.  mel  ^erobgerufen  ^at,  um  bnS  Opfer  auf  btm 

SlBOi  3efuB  ifi  boB  nia^e  2amm,  meines  bie  Sfltar  $u  oerje^en.  3)er  ^priefttr  bring!  btn  l^et« 

Sö^bttSBtlt  ^intDtgnimmt  (Senn,  de  pasB.  ligen  ®etft  ^erofe  unb  Uerrid()tet  ein  93ittge6tt, 

B,  5. 7).  ©regor  I.  f|at  bie  91u3brü(fe  eucha-  baß  bie  ®nabt  auf  baS  Opfer  ^erobtomme,  burt^ 

mtii,  miasa,  aacrificium,  oblatio,  hostia,  ba§ferbt  out  ^ergen  enljiinbe  unb   glänjtnbtr 

ttcnmentum    passionie,    communio.    ^'k  maä)t  nI3  baS  im  Seuer  geläuterte  ©Über  (De 

^(lolterlidft  Ibeologie  bat  fittl  btefer  Sefire  an-  aao.  3, 4 ;  6, 4 ;  In  Ep.  ad  Bebr.  Hom.  17,  3). 

g^Ioffen,  unb  bie  SHi<S>t  ^at  bonoc^  entfi^ieben.  ©regor  I.  finbet  ä^xüid)  toit  Sluguftin  (De  oiv. 

SaliiierteSateranen|eIe^rt:Inqua(Bc.ecc1eeia)  Dei  10,  6)  btn  ^auptiUicct  in  ber  SQereinigung 

idno  ipse  aacerdos  est  et  eacrificium  Jeeua  (communioj  mit  ßbriftuB,  befftn  Seit  bie  @läu- 

Cbiatua:  cujus  corpuB  et  sanguis  in  sacra-  bigenbilbtn.  3m  3)litttlalterniegt  ber  begriff  bei 

Bento  altaris  aub  apeciebus  panis  et  vini  memoriaunbrepraeBentatioDoi.  2)aa3)leBopfei 

ftnciter  continentur  (Denzinger,   Enchir.  ift  eine  immolatio  Chriati,  Weil  eS  eine  im  agoquae- 

■.  357).  3n  bem  ben  SBoIbenfern  uorjulegenben  dam  est  repraeaentatiTa  passionia  Chriati, 

SlinibftiSbefenntnig  mirb  ber  ©loube  an  baS  quae  est  vera  ejus  immolatio.    S]ie  nähere 

Dpfre  ber  em^oriftie  geforherL  SKartin  V.  Der-  grAäning  btfl  OpferodeS  mar  je  notti  ber  oom 

bnf  bie  I)ufttifd|e  3:^efe,  tS  fei  im  Soangtlium  Opferftftge^alttnenS^eorieoetfditebtn.Sebenfaas 

ti^t  btgrünbet,  bog  €briftuS  bit  3))efft  angeorbnet  fonntt  aber  bitfei  SIct  nit^t  im  Offertorium  gefud^ 

tibt  (Denzinger  1.  c.  n.  370.  481).    S)a  bit  totrbtn,  ntit  in  biefem  SBrob  unb  SBein,  ni^t  ber 

l(tonittlorenba83Äe6opftraIStine„DermaItheite  Eeib  unb  ba5  SBlut  E^rifti  bargebrat^t  werben, 

l^Uttrei',  olfl  einen  „öom  Sßapft  etfunbentn  unb  jwor  Bom  ^ritfttr  (mit  ber  ©tmeinbe),  nicdt 

littfeBflteutl'  aufS  ^eftigflt  btfämpften,  fo  fa^  Don  e^riPuB,  btr  in  ber  gonfecration  mit  feinen 

4  bnl  lEotKtl  von  Xritnt  ueranlagt,  bieft  St!|re  eigenen  SBorten  eingtfütirt  wirb.  9Benn  mituntet 


919 


Opfer. 


92( 


Stob  unb  SBein  otö  ®aUn  bejetd^net  mtxbtn,  fo 
ifl  biefe  IBe^eit^nung,  »ie  fd^on  beim  Slpoftel  üon 
ber  öugem  Srfc^etnung  genommetu  S§  gel^drt  Ja 
bei  ollen  Opfern  nid^t  blofe  bie  aWaterie,  fonbem 
oud^  bie  baran  Uxoixiit  IBerönberung  (per  modum 
termini)  ^um  Opfer.  S)er  1^1.  %i^oma§i,  93ona- 
üentura  u.  %  Derlegen  ben  Opferact  in  bie  ßon- 
fecroKon;  Slnbere  üerbinben  bamit  bie  Sommunion 
(fo  Seflormin,  bie  ©almonticenfer,  lournelij)  ober 
verlegen  ienen  9Ict  in  bad  iBrobbred^en^  boS  6in- 
taud^en  ber  ^artifel  in  ben  SBein  unb  bie  Som« 
munion  (fo  @anu§;  t)gl.  and)  &oppe,  S)ie  SpüIeftS, 
©d^Qff^aufen  1864,  323).  ®od^  ^Qt  lejtere  «n- 
td^t  loenig  Slnl^änger  gefunben,  meil  baS  Sred^en 
id^  nur  ouf  bie  Specied,  nid^t  auf  ben  Seib  (S^rifti 
ie^iel^t  SBenn  bem  ffi.  S^rQfoftomuS,  mlä^tt  bie 
äbentitöt  be§  eud^ariftifd^en  mit  bem  üerHörten 
Seibe  fd^orf  berDor^ebt,  bie  SReinung  ^ugef daneben 
tt)irb,  bol  ber  tt)trnid^e  Seib  gebro^en  merbe  (In 
1  Cor.  Hom.  24, 2),  unb  biefe  elementare  3luff  äff  ung 
bis  auf  ScrengorS  Seit  auSgebel^nt  toirb,  fo  legt 
man  auf  ben  SBortlaut  ein  ^u  großes  ©enrid^t. 
%ber  aud^  bei  ber  ßiommunion  be^iel^t  ftd^  bie 
Serönberung  (SSemid^tung)  blo^  auf  bie  ©eftalten. 
S)agegen  ift  aud^  in  ber  Sonfecration  nid^t  burd^ 
!BanbIung  ber  Subftan)  (©uarej)  ober  m^ftifd^e 
Xdbtung  be§  ]()immli|(^en  fieibeg  in  ber  Trennung 
k)on  Seib  unb  IBIut  (SefftuS),  fonbem  burd^  bie 
getrennten  ©eftalten  an  fid^  eine  Erinnerung  unb 
älepröfentation  be§  IBorgangg  am  ffreu^  l^ergefteQt. 
3n  biefer  Trennung  fann  man  aud^  eine  immutaüo 
hostiae  erfennen,  infofem  ber  gan^e  (Sl^riftud  nur 
per  concomitantiam  zugegen  ift  (IBaSquej,  Sour- 
nelp).  Rubere  (Sugo,  gfranjelin)  fud^en  jmifd^en 
IBaSqueg  unb  SejfiuS  p  oermitteln,  inbem  fie  bie 
ßonfecrotion  (unb  Kommunion?)  aI8  Dpf erbanb- 
lung  bctrad^ten  unb  bie  ©cftruction  in  ber  ©elbft« 
entäufeerung  unb  ©clbfiöemid^tung  finben.  ©er 
üerflörte  Sl^riftuS  oerfe^e  feinen  Seib  mittels  ber 
ßonfccration  in  ben  nicbrigen  faaamentalen  Su- 
{tonb,  in  meld^em  er  auf  bem  ^Itar  erjd^eine,  unb 
fei  ol^ne  ben  @ebraud^  ber  leiblid^en  Sinne  gegen« 
ttärtig.  3n  biefer  grnicbrigung  unb  in  biefem 
IRtd^tgcbraud^  ber  ©innc,  }a  in  ber  ©uSpcnfton 
ber  organifd^«ftnnIi(^en  ^b^tigfeiten  bis  5ur  com- 
mixtio  corporis  et  sanguinis  beftel^e  ba§  SBefen 
be§  Opfers,  meil  ber  Suftanb  beS  XobeS  üoll" 
ftönbig  realifirt  fei.  %Uein  abgefel^en  bat)on,  ba| 
biefe  @uSpenfton  ein  fd^mer  begreiflid^eS  %f)tO' 
logumenon  ift,  märe  bo(|  in  SBabrbeit  feine  S)e- 
ftruction  üorbanben,  fonbem  nur  ber  Sd^ein  einer 
fold^en  ermecft;  benn  ber  üerflärte  Seib  fann  in 
feiner  SBeife  jerftört  ober  öcrftümmelt  merben. 
3Ran  bleibt  bal^er  beffer  bei  ber  memoria  unb 
repraesentatdo  fte^en  unb  finbet  bie  immutatio 
in  ber  burd^  bie  IBermanblung  unter  getrennten 
©eftalten,  bie  5um  SBefen  beS  repröfentatioen 
Opfers  notbmenbig  fmb,  angebeuteten  Slbftd^t, 
©Ott  5U  oerföbnen,  unb  in  ber  feurigen  Siebes» 
gäbe  beS  ©ottmenfd^en.  „Mt  Siturgien  betrad^« 
ten  baS  mirfenbe  l^eilige  Opferfeuer  als  @inn« 


bilb  beS  in  ber  eud^ftifd^  SBanbbmg  ttirf 
famen  f$feuerS  beS  l^eiligen  ©eifleS"  (Bä^tämi 
S)ogmatif  m,  401).  SBie  bie  altteflameä^ 
Opfergaben  burd^  Verbrennung  ber  aakara  (f.  o. 
gleid^fam  gemanbelt  umrben  unb  atö  ^eilige  im 
Dom  ^riefter  genoffen  merben  burften,  fo  mizi 
aud^  bie  neuteftamenttid^e  Opferfpeije  bei  berOpf« 
tbat  e^rifti  burd^  beffen  l^eUigen  ©eift  old  «tcn 
feuer  gemanbelt  unb  gel^eiligt,  fo  ba|  fte  nur  boi 
Steinen  genoffen  merben  borf.  S>al^  ift  ba 
bi^d^fte  3i^l  bie  ^Bereinigung  mit  ©ott,  meU^ 
in  ber  Kommunion  auf  bie  üollfommenfte  SBeij 
bemirft  mirb.  2)ie  Kommunion  gel^ört  olfo  mc 
nigftenS  ^ur  3ntegntat  beS  Opferö.  Sefd^ 
fte  ftd^  auf  ben  $riefter,  fo  fyxt  fie  in  ben  ge 
nannten  blutigen  unb  unblutigen  Opfern  beS  9& 
XeftamentS  ein  SSorbilb.  3n  ber  Konf ecration  if 
baS  93ranbopfer,  in  ber  Kommunion  beS  $iw 
fterS  baS  @ünbopfer,  in  ber  aSgemeinen  Kd» 
munion  baS  gfriebenSopfer  oermirflid^t  Kugen  lY. 
bebt  bie  Stepröfentation  (Ad  Armenos,  bei  Den* 
zinger,  Enchl  n.  598),  baS  Xribentinum  Me 
Stepröfentation  unb  baS  ©eböd^tnig  (memoiu) 
l^eroor,  oermirft  aber  bie  nuda  commemoratio, 
meldte  als  gefd^id^tlid^e  Krinnerung  ol^e  r«da 
Sufammenl^ang  mit  bem  JtreujeSopf er  tofitt  tnk 
bie  mirf  lid^e  ©  egenmart  im  Sacrament  attSfd^lie|a 
mürbe;  t)ielmebr  finbe  eine  applicatio  beSftreuiel- 


op 
op 


^erS2ur9lad^Iaffungber@ünben  flott  2)aS9]b|« 
er  ift  Sob«,  S)anffagungS«  unb  ©ünbopfer  (...ia 


divino  hoc  sacrificio  .  .  .  idem  üle  Christos 
continetur,  et  incruente  immolatur,  quiin  an 
cnicis  semel  se  ipsum  cruente  obtulit  . . . 
Una  eademque  est  hostia,  idem  nunö  offereas 
sacerdotum  ministerio,  qui  se  ipsum  tone  in 
cruce  obtulit,  sola  offerendi  ratione  divens; 
Sess.  XXII,  c.  2).  2)er  Unterfd^ieb  beS  nla- 
tioen  9JtegopferS  oom  abfoluten  ftreu^eSopfec  ip 
aber  nid^t  blo^  accibenteQ  (@otuS,  SJoIentii^ 
SSaSquej),  fonbem  fpedfifd^  (@uore},  %(mtt, 
$aSquaIigo).  S)er  3ufammenbang  mirb  am  beßett 
bergefteOt,  menn  man,  mie  bie  SBirffamfeit  SpK 
in  ber  ffird^e  äberl^aupt,  fo  feine  Opfertl^tigleit 
im  ajtegopfer  als  S^^tfe^ung  ber  ÜReufd^merbusg 
unb  KrldfungStbötigfeit  auffaßt  unb  fo  baS  gt> 
f ommte  SSer  f  Kl^rifti  k)om  Et  verbum  caro  ftustma 
est  bis  5um  Gonsummatum  est  f  ortmirfenb  bcnlt 
gfreilid^  fann  Kl^riftuS  nid^t  mel^r  Derbimen,  aier 
bennodi  ift  eine  perennirenbe  Sctioitöt  Kl^fK  (vn 
3toedfe  unferer  ^eiliguna  benfbar,  burd^  toä^ 
fort  unb  fort  bie  gfrü^te  oeS  SrlöfungSmerfeS  op* 
plidrt  merben.  S)aS  im  ^immel  emig  gegenuÄ* 
tige  jhreu^eSopfer  mirb  unS,  bie  mir  an  3dt  mb 
SRaum  gebunben  flnb,  na^  ben  S^ormen  unfetcft 
@einS  unb  KrfennenS  üergegenmörtigt. 

3.  S)ie  SBirfungen  beS  l^eiligen  Sle^ 
Opfers.  SluS  ber  SSerbinbung  mit  bem  ftreu^eS- 
opfer  unb  ber  Kborafteriftmng  beSfelben  als  Sob* 
unb  SlnbetungSopfer  (sacrificiom  latreuticmn), 
Sanfopfer  (s.  eucharisticum),  93ittopfer  (s.  im 
petratorium)  unb  @äbnopfer  (s.  propitiaio 


S21 


Opfer. 


922 


rion)  folgt,  bo^  boS  Stegopfer  bie  unenblid^en 
Jtn^  bcfi  ftreujeSopferS  ber  ftird^e  unb  ben  Sin« 
{ta  {utDcnbet  9uf  bie  9iad^Ia{|un9  ber  @ün« 
ba  vnb  Strafen  bejiel^t  \xi)  Dor  ^Üem  baS,  toad 
bk  Säler  Don  einer  Xilgung  ber  @ünben  burd^ 
Vn  Communion  berichten  (Si  mortem  annun- 
tiunu,  annimtiamus  remissionem  peccato- 
nm.  Si  quotiescnnque  effunditur  sanguis, 
m  remiBsionem  peocatorum  funditur,  debeo 
Üfana  semper  accipere,  ut  semper  mihi  pec- 
eita  dimittantar.  Qni  semper  pecco,  semper 
dabeo  habere  medicinam;  Ambr.  [Maxim.] 
De  Bacr.  4 ,  6 ,  28).  S)te  $öter  berufen  fl^ 
tiofür  ouf  bie  Sinfe^ungSioorte  unb  ouf  baS 
»Samm  (SotteS,  meld^  bie  @ünben  ber  SBelt  l^in- 
Mgsifflmt'.  (E^prion,  9mbrofiu§  u.  %  lote  bie 
filieren  fUmmen  barin  überein,  bag  burd^  biefe§ 
{eiücmgenbe  0))fer  bie  @änben  biefer  SBelt  ge- 
lugt »erben.  S^  3<it  beS  erjten  Sbenbmal^Id- 
fbtiiS  odt  bie  Seigre  t)o1t  ber  SReffe  al§  bem  täg- 
lUten  Opfer  ffir  bie  @änben  bei  beiben  ^rteien. 
&t  houd^te  nid^t  erfi  burd^  ^Sd^oftud  ftd^er« 
ge^  )u  »erben,  fonbem  loar  löngft  burd^  ben 
{«dimfd^  (Sinfe|ung§berid^t  unb  bie  fird^Iid^e 
iitnigie  geftd^.  3ni  9RitteIaIter  tuurbe  fte  oQ« 
goBtia  twrgetragen  (Quamvis  ergo  haec  oblatio 
a  mi  quantdtate  sufficiat  ad  satisfaciendum 
pro  omni  poena,  tamen  fit  satisfactoria  illis, 
pro  qnibus  offertur  Tel  edam  offerentibus, 
leeimdam  quantitatem  suaedeyotionis,  et  non 
protota  poena ;  S.  Thom.,  Summa  th.  3,  q.  79, 
1 5).  S)od^  ift  bie  SReffe  nid^t  bie  nöd^fte  Ur- 
ii^e  für  bie  9lad^Iaffung  ber  Xobfünben,  fonbem 
Ölfilme  nur  infofem,  als  fle  bie  ©nabe  ber  (Son» 
trition  enoirf t.  2)aniit  ijl  fd^on  angebeutet,  bog 
bieSiiffamfeit  bed  9Re^opfer§  ex  opere  operato 
^  anberS  au^ufaffen  ijl  als  bei  ben  @acra» 
icnten.  SDenn  boS  Opfer  i{t  in  erfter  Sinte  5ur 
%e  ®otteS,  baS  Sacrantent  jur  Heiligung  beS 
Ütenfc^  etngefe|t.  Sei  biefem  tritt  bie  SBirfung 
tottöenbig  mit  bem  Smpfang  ein,  bei  {enem  ift 
|tt  ^  bie  Sinjelnen  eine  mittelbare,  ©elbft  n)enn 
tinjelne  @d^oIa{tifer  (5.  9.  Sajetan)  gerabe^u  bie 
Hod^ffung  ber  nad^  ber  Saufe  begangenen  ©ün» 
ken  als  SBirfung  bejei^nen,  fo  fd^Iiegen  fte  bie 
onbeten  9RttteI  bod^  n\ä)i  auS.  S)urd^  biefe  3u- 
iMbmig  ber  objectiDen  SBirfung  beS  SRegopferS 
per  modom  impetrationis  unb  bemgemö^  aud^ 
n  opere  operantis  tuirb  baS  9J2ag  ber  ©nabe 
feefouiii^  nad^  ber  ftttlid^en  Seiftung  beftimmt. 
Sie  hn  JheugeSopfer  objectiD  bie  Sünben  aller 
Ibnf(^  gefu^nt  finb,  biefe  Sül^nung  aber  ben 
ünielnen  fubjectit)  zugeeignet  werben  mug,  fo 
iDoben  aud^  im  SRe^opfer  ber  göttlid^e  ßom 
kji|M4^gt  unb  actueHe  ©naben  bem  @ünber 
oiDUt  ober  festere  fönnen  nur  ben  Smpfäng» 
^m,  Scmütbigen,  äteumütl^igen  gu  Sl^eil  nierben. 
Sobiu4  trl^ölt  baS  Opfer  mit  bem  S^arafter  beS 
2)oBfefi  für  alleS,  maS  ber  @d^öpf er  unb  @rlöfer  für 
nf  getllan  ^t,  }ugleid^  ben  Sl^arafter  eine§  %itt> 
0p|^  um  bie  ©naben,  meldte  ^l^riftuS  im  Opfer 


öerbient  l^at.  ©ie  Sitte  ifl  aber,  toie  ber  ®anf, 
allgemein.  S)a§  Opfer  am  jfreua  ^urbe  für  aQe 
SReufd^en  bargebrad^t;  baS  eu(|ariftifd^e  Opfer 
fann  gleid^faDS  nur  bie  Segnabigung  oer  ganzen 
SWenf^l^eit  jum  Smedf  ^aben.  S)aS  SRe^opfer 
ifl  baS  gro^e  SSerföl^nungS-,  Sob-  unb  ©ittopfer, 
burd^  toeld^S  ber  3om  ©otteS  befänftigt,  feine 
ftrafenbe  ©anb  öon  ber  SReufd^^eit  jurüdfgel^alten 
unb  il^m  bie  l^öd^fte  SBerel^rung  bargebrad^t  mirb. 
2)e|]^alb  ift  eS  aud^  ber  fatl^olif^en  grömmigfeit 
eigen,  beim  l^eiligen  Opfer  Slfler  ju  gcbenfen,  für 
«fle  JU  beten  (ügl.  1  lim.  2, 1  ff.).  ^SBir  opfern 
für  baS  ^eil  beS  ßaiferS,  aber  unf erem  unb  feinem 
©Ott,  aber  fo,  tt)ie  ©ott  eS  befolgten  l^at,  in  reinem 
»ittgebef  (TertuU.  Ad  Scap.  2).  ^Sei  jenem 
Opfer  ber  SSerföl^nung  rufen  mir  ©ott  an  für  ben 
aDgemeinen  gfrieben  ber  Jlird^e,  für  bie  guteOrb« 
nung  ber  SBelt,  für  bie  ftönige,  Solbaten  unb 
SBunbeSgenoflen;  für  bießranfen  unbfürafle,  bie 
ber  §ilfe  bebürfen,  bitten  mir  unb  bringen  biefeS 
Opfer  bar"  (CyrilL  Catech.  myst.  5,  8).  ©iefe 
Sebeutung  ber  commemoratio  vivorum  ift  fo 
alt  unb  aflgemein,  ba^  fte  ein  aDgemeiner  SemeiS 
für  bie  SBirfungen  beS  SRe^opferS  ift ;  bod^  ift  bie 
Sitte  k)on  ber  fpecieflen  3un)enbung  ber  SBirfung 
beS  l^eiligen  Opfers  (applicatio)  gu  unterf d^eiben. 
Son  biefer  fagt  fd^on  ^uguftinuS,  ba^  fte  nur  an 
©lieber  ber  SÜxä^t  gefd^el^en  fönne  (De  anima  1, 
9, 10),  moju  Il^omaS  bemerft :  „für  mirflid^e  ober 
möglid^e  ©lieber".  0ür  biefe  fann  aber  baS  Opfer 
in  geiftigen  unb  leiblid^en  925t]^en  applicirt  mer« 
ben.  —  ^ie  commemoratio  mortuomm  ift  nid^t 
meniger  alt.  3m  SDZart^rium  beS  1^1.  ißolQcaip 
(0. 18)  unb  beS  1^1.  SgnatiuS  (0.  7)  finbcn  ft(^ 
bereits  bie  Slnbeutungen  für  ben  gemeinfamen 
©otteSbicnft  am  3:obcStag.  3Ran  feierte  benfelben 
„fomol^I  jum  Slnbenfcn  bcrjenigen,  meldte  bie 
kämpfe  fd^on  beftanben  l^aben,  alS  jur  Uebung 
unb  Vorbereitung  ber  9lad^fommen  5U  gleid^em 
Kampfe''.  ®er  18  ^af)xt  nad^  SgnatiuS  öerftor« 
bcnen  ©t)mpt)orofa  mürbe  eine  geier  am  lobeS« 
tage  oeranftaltct.  3n  ben  ßömeterialfird^en  feierte 
man  bie  oblatio  pro  defimctis,  baS  eud^ariftifd^e 
Opfer  für  bie  ©eelenrul^e  ber  ffierftorbenen  unb 
mit  ben  armen  Srübem  baS  ZobeSIiebeSmal^I. 
XertuHian  unb  €Qprian  gebraud^en  bereits  ben 
SluSbrudt  offerre  pro  defunctis.  SefonberS  gern 
l^ielt  man  biefe  Opfer  in  ben  ©rabanlagen  (me- 
niorüs)  ber  SRart^rer.  SluguflinuS  l^at  für  feine 
9Rutter  baS  l^eilige  Opfer  bargebrad^t.  S)od^  gilt 
aud^  l^ier  für  bie  fpedelle  Sumenbung  obiger 
©runbfaj.  S)iefe  gürbittcn  nu^en  blofe  ben  SBür« 
bigcn,  nid^t  9inen.  Sür  bie  bis  jum  3:obe  Un« 
mürbigen  barf  man  gar  nid^t  beten  (Aug.  De  civ. 
Dei  21, 24 ;  Gregor.  I.  Mor.  34, 19, 38).  S)enen, 
meiere  fte  nujen,  bringen  biefe  Sitten  üolle  "ilaä)' 
laffung  ober  milbem  menigftenS  il^re  ^cin  (Aug. 
Ench.  110).  9lud^  nad^  gl^r^foftomuS  barf  man  nur 
für  bie  im  ©lauben  ?lbgcfd^iebencn  opfern;  fiir  bie 
ffoted)umenen  barf  man  nur  ^ümofen  barbringen 
(In  Ep.  ad  Phil.  Hom.  3,  4).   SIRit  ber  meitem 


923 


Opfergang. 


92» 


SSerbrettung  be§  Sl^rifientl^uinS  unb  ber  Sauigleit 
ber  ®Iöubigen  tourben  bie  ^nüatnteffen,  in  mU 
d^en  ber  $rie{!er  allein  communicirte  unb  oft  mit 
bem  ÜRelbiener  aQein  in  ber  JKrd^e  toax,  ^öufiQer. 
®abur(]^  traten  aud^  bie  O61ationen  ber  ©laubigen 
jurüc!  unb  mürben  gum  Xl^eil  burd^  baS  9Re|« 
ftipenbium  (f.  b.  Srt.)  erfejt.  ®urd^  bie  Appli- 
cation mirb  bemjenigen,  für  meldten  baS  Opfer  bar- 
gebrad^t  n)irb,  ber  fractns  ministerialis  s.medius 
5ugett)enbet;  benn  fett@cotud  unterfc^eibet  man 
ben  frnctus  generalissimus  für  aQe  ©laubigen, 
fmotus  specialissimus  für  ben  ißriefter  unb 
fructus  ministerialis  für  bie  Slpplication^  ober 
au(^  fructus  generalis,  individualis,  ministe- 
rialis. Siefe  applicatio  per  modum  impetra- 
tionis  fann,  tt)ie  ou§  ber  bargefteUten  IBäterlel^re^ 
aus  Sntfd^eibungen  ber  jfirc^e  unb  aud  ber  ^e- 
beutung  beS  fird^Ud^en  Opfert  l^ert)orge]^t  nur  für 
©lieber  ber  fheitenben  ober  leibenben  ffird^e  ge- 
d^el^en,  unb  ouf  fold^e  mu^  bal^er  ber  ^riefter 
ie  befd^rönfen;  bod^  mirb  in  neuerer  3^it  t)iel> 
ad^  einer  weiter  gel^enben  ^ra^id  bad  SBort 
gerebet,  faUS  bad  Slergemig  t)ermieben  tt)irb. 
Sine  3ufammenfaffung  ber  SBirhtngen  gibt  ba§ 
Sribentinum.  Äld  geiftige  ©üter  nennt  ed  bie 
©aben  ber  Suge  unb  ber  9^ad^laj|ung  ber  Sünben 
für  bie  gut  S)i§ponirten,  al§  leibltd^e  ©üter  bie 
Unterftü^ung  in  aDen  92öt^en,  meldte  mit  ben 
gfolgen  ber  @ünbe  auf  ßrben  üerbunben  ftnb. 
Sobann  (el^rt  eS,  baS  SRegopfer  fei  mal^rliaft 
fübnenb,  mxl  eS  bie  unblutige  SBieberl^olung  beS 
JheuseSopferd  fei,  unb  üerlei^e  benen,  meldte  mit 
red^tem  ©tauben  unb  e^rfurd^tSüoHer  ©efmnung 
unb  serfnirfd^tem  ©erjen  ju  ©Ott  l^injutretcn, 
Sarmberjigfeit  unb  §ilfe  jur  redeten  3ctt.  3a, 
burt^  biefeS  Opfer  öerfö^nt,  öerlei^e  ber  §err  bie 
@abz  ber  Sufee  unb  laffe  aud^  hit  größten  SSer- 
bred^en  nad^  (crimina  et  peccata  etiam  ingen- 
tia  dimittit).  SBeil  aber  ba§  5IRe6opfer  ibentifd^ 
mit  bem  J^reu^eSopfer  fei,  fo  gefd^el^e  baburd^  bem 
ftreujeSopfcr  in  feiner  SBeifc  gintrag,  fonbem  e§ 
mürben  öielme^r  bie  Qfrüd^te  beS  lejtem  burd^  jeneS 
in  reid^Iid^ftem  5IRa|;e  empfangen.  S)a  biet  bie 
fubjectiöe  Seite  febr  betont  ift,  fo  befielt  fein 
SSBiberfprud^  mit  bem  erften  jfapitel,  mo  üon  ber 
applicirung  ber  b^ilfamcn  tixuä^t  beö  ÄreujeS- 
opferg  jur  9{ad^laffung  ber  tögli^en  @ünben  bie 
Sebe  ift.  ©efel^alb  fönne  bie  ÜKeffe  für  bie  ©ün- 
ben,  Strafen,  ©enugtl^uungen  unb  anbere  93ebürf« 
niffe  ber  ©laubigen,  aber  aud^  für  bie  in  @^bnftu3 
IBerftorbenen,  meldte  nod^  nic^t  t)olIftanbig  ge- 
reinigt feien,  nad^  apoftolifc^er  Zrabition  bar- 
gebrad^t  merben.  3ur  DoUen  Xb^iln^^bnie  ber 
©laubigen  mürbe  aud^  il^re  Kommunion  notb- 
menbig  fein,  ba  eben  in  bicfer  bie  Vermittlung  be§ 
üKe^opferS  jtoifd^cn  bem  ÄreujcSopfer  unb  ben 
Sacramenten  sur  ©eltung  fommt.  S)e^b(tlb 
münfd^t  bie  @t)nobe  bie  Sommunion  ber  tln- 
mefenben ;  menigftcnö  foflen  fie  ftcb  burd^  bie  gcift- 
lit^e  Kommunion  mit  bem  ^riefter  bei  ber  Kom- 
munion öereinigen.  3«^  Slnmefenl^eit  öerpflid^let 


ftnb  bie  ©löubigen  an  allen  Sonn-  unb  Sftfitagen 
S)iefer  SScrpflid^tung  entfpred^enb  mu|  ber  $rie< 
fter,  meld^er  bie  Seelf orge  (cnra  animamm)  1^ 
an  biefen  Zagen  für  feine  ©emeinbc  applicirei 
(t)gl.  Conc.  Trid.  Sess.  XXm,  c.  14  De  rel) 
Se|tere  ^flid^t  befielet  aud^  für  bie  aufgeboboiei 
Sfeiertage;  bod^  ift  hierfür  in  mond^en  ^tfofei 
bie  Slnnabme  eines  StipenbiumS  geblattet,  mit  be 
IBerpflicbtung,  baSfelbe  5U  allgemeinen  S)iöcefaii 
itotäm  an  ben  iBifc^of  absuliefem. 

Siteratur.  3ur  allgemeinen  ©efd^td^te  bei 
OpfermefenS  t)gl.  au^er  ben  gelegentlich  citirtei 
Sd^riften  nod^  Sb^ntepin  be  la  Souffa^e,  fie^rbud 
ber  SReligionggef^id^te,  gfreib.  1887—1889;  fm 
gried^ifd^-römijd^en  Sultud  bie  ^anbbüd^  übe 
bie  ^Itertbümer  t)on  iBedPer-9Rarquarbt  (2.  SnfL 
Seipj.  1876—1887),  ^ermann  (3.  «up.,  gre». 
1882—1892)  u.  ^.  unb  bie  9rt.  Sacerdotes, 
Sacra,  Sacrificia  in  ber  (gegenwärtig  in2.9tip. 
erfd^einenben)  ätealenc^fldpöbie  b.  claf^fd^enSillcri 
tbumSmiffenfd^aft  Don  $auIq-XeuffeI.  Qa  bea 
atttefiamentlid^en  Opfern:  Becanus,  De  tri^ 
sacnficio,  naturae,  legis,  gratiae  (Opnsc.  II, 
Lugduni  1631,  583  sqq.);  Outram,  De  aaai- 
ficiis  libri  duo,  Lond.  1677  (Amstelod.  1678); 
Z^all^of er,  2)ie  unblutigen  Opfer  bed  mof .  SnM 
ibre  Siturgie,  il^re  fqmbolifd^-tqpifd^e  luib  bogmat 
IBebeutung,  StegenSburg  1848 ;  2)erf.,  2)a8  Opia 
bed  alten  unb  neuen  IBunbeS,  ebb.  1870;  StMl 
2)a8  Opfer  nad^  feinem  Sßefen  unb  nad^  {eiset 
©ef4|id^te,  Sllaina  1861 ;  SBangemann,  S)ad£)))fcr 
nad^  ber  fiebre  ber  l^eiligen  S^rift  9Iten  nnb 
5Reuen  SejtamentS,  ©crlin  1866;  ^aneberg,  J)ie 
religiöfen  911tertbümer  ber  Sibel,  2.  «ufL,  aBöa- 
d^en  1869 ;  S^iebm,  ^anbmörterbud^  beS  biblif^en 
altert)^.,  Siclefclb  u.  Seipaig  1884 f.;  S^moller, 
S)a§  SQBefen  ber  Sül^ne  in  ber  altteftamentli^ 
Opfertbora,  in  ben  Sb^olog.  Stubb.  unb  8i^ 
1891, 205  ff.  3um  Opfer  ßbrifti  ogl  b.  «rt.  fe- 
löfung;  femer  Tanner,  Cruentum  Christi  saeri- 
ficium  incruent.  missae  sacr.  explicatom, 
Pragae  1669 ;  Thomassinus,  Dogmata  theo- 
logica:  De  incarn.  1.  10,  Paris.  1680;  Sten- 
tnip,  Praelectiones  dogmaticae  de  yerbo  in- 
camato  II,  Oeniponte  1889, 205  sq. ;  ©ör^olt 
®ie  Se^re  öon  ber  ©enugtl^uung  Kl^rifti,  ^[Ww* 
bom  1891.  Ueber  ba§  b^.  ÜKc^opfer  fmb  b.ftl 
9Re{fe  unb  bie  Sd^riften  t)on  93alentia,  Sellanninf 
SSaSquej,  Suarej,  Sugo,  SalmanticenfeS,  $a8qitt« 
ligo  u.  ii,  p  öergleid^cn ;  ferner  ßöffing,  ßitirtg. 
grnärung  ber  1^1.  aWcffe,  3.  tHup.,  »egenSb.  1869; 
©ibr,  ©aS  beUige  OKefeopfer,  bogmatif4  löirr» 
gif  d^  unb  aSccHfd^  erfiärt,  5. 51ufl.,  greiburg  1892; 
ffienj,  Dpferd^arafter  ber  Cud&arifüe  nadj  bet 
Sebre  ber  93ätcr  unb  ftird^cnfd^riftfteller  ber  etftei 
brei  3öbt]^unbcrte,  SRegenSburg  1892;  eäm, 
®ie  Seigre  öon  ben  b^i^ig^  Sacramenten  b« 
fatl^olifd^en  ffird^e,  greiburg  1893,  432  ff.,  unb 
[Tübinger]  3:l|eologifd^e  Ouartalfd^rift  189i 
177  ff.  [Sd^onaJ 

^pfetgattt,  f.  Oblationen. 


K5 


Opferjlotf  —  Opl^tten. 


926 


#yfcf(lMl,  ein  gef(i^Iof{ener  Scl^ölter,  iseld^er 
p  Vufnal^me  Don  freiwilligen  @elb-  unb  onberen 
^penben  (Opfer)  ^r  fird)lid^e  ober  tt)o]^It]^ötige 
StDcdc  bient  uvb  an  einer  leidet  gugönglid^en 
litHe  tn  ober  t>or  ben  Stixä^tn,  Spitölem  unb 
Sotlt^tigfeitSonfloIten  angebrod^t  unb  mit  einer 
Cctmmg  gum  Sinlegen  ber  Opfergaben  t)erfe^en 
$;  bie  9e{Unnnung  ber  Einlagen  mirb  in  ber 
Sttgel  burcj^  eine  Suffd^rift  ange5eigt.   2Bie  im 
Xempel  ber  Suben  bereits  gur  3^it  bed  JfönigS 
3oafi  (4  fiön.  12,  9.  2  $ar.  24,  8  ff.)  gur  ^uf- 
vtSßi  ber  Sempeljteuer  unb  anberer  Spenben 
ScIUaben  (mnti»,   7aCo<puXaxtov)  angebrad^t 
Mnm  (t)gL  Sd^gg,  IBiblifd^e  ^rd^öologie,  f$frei- 
hig  1887,  457),  eine  Sinrid^tung,  meldte  nod^ 
pirSeü  (E^rifK  beftanb  (9Rarc.  12,  41.   Suc. 
21,1.  3oi.  8,  20),  Jo  l^atten  aud&  bie  d^rift- 
lufm  ftinJ^en  burd^  aue  Sal^rl^unberte  @ammel* 
b^  (corbona,  arca,  capsa),  um  bie  @penbung 
ftmVImofcn  tmb  Don  93eitrögen  für  fird^Iid^e  Se« 
Mrfniffe  ol^ne  ^uffel^en  gu  ermöglid^en  ober  gu 
cdei^tem.  Sßenn  groge  fird^Iid^e  Sntereffen  eine 
dgemeine  Unterftä^ung  erforberten,  n)urbe  burc^ 
bie  $dpfle  ober  9if d^öfe,  toxt  burd^  Snnoceng  ni. 
p  ®nnften  beS  ffreuggugeS,  bie  tHuffteHung  befon- 
betcrCpferfafien  angeorbnet.  SBienod^  ie|t  in  man- 
nen Öegenben,  fo  waren  aud^  in  Oberitalien  gur 
Seit  bcS  aRailönber  $rooinsiaIconriIg  Don  1576 
i  Acta  eccl.  Mediol.,  ed.  Paris.  1645,  212) 
in  benftin^enjelbft  @ammelfaften  gur  ^ufnal^me 
ton  (Betnibe,  @emü)e  u.  bgl.  eine  altl^erfdmmlid^e 
Einrubtung.  3n  fräl^eren  S^xttn  werben,  wie  nod^ 

£,  Mefe  @tödCe  t>on  mannigfad^er  9lrt  gewefen 
:  (ö^eme  ober  metallene  haften,  wel^e  balb 
tn  einen  $feiler,  eine  SBanb  feftgeflammert,  balb 
inbaS  SRouerwerf  eingefügt  fmb,  ober  ein  Pfeiler, 
eine  niebrige  @öule  oon  Stein  ober  ^olg.  S)er 
bcntfd^  92ame  wie  ba§  mittelalterlid^e  truncus 
(tronjoftfd^  tronc)  beutet  barauf  l^in,  ba^  alS 
Ct)fer{lodC  gumeift  ein  auSgel^ö^tter  Wod  ober 
Saumftumpf  l^rgerid^tet  ober  jenem  eine  äf)n» 
Fu^^orm  gegeben  würbe;  eifeme  93ef daläge  boten 
bie  nöt^ige  Sid^erl^eit,  @d^ni|-  unb  9J2ei^eIarbeit 
Iwgte  für  einen  entfpred^enben  ©d^murf.  —  3n 
(tnüelnen  (Segenben  nennt  man  OpferftodP  aud^ 
tin  Seuc^tergerüfl,  einen  fiid^tened^en,  auf  weld^en 
hnmenbe  If ergen  gu  Sitten  eines  ^eiligen  Dor  fei- 
lein  Silbe  ober  aud^  bei  bem  ^obtenofficium  unb 
W  ber  ^eiligen  SWeffe  gum  irofte  ber  Slbgeftor« 
hn  Gufgefteflt  werben.  [Ä.  ©d&rob.] 

fffmii^  SBatid,  f.  ÜJlarienfefte  VIII,  81 7  f. 

Opferung  ^ariö,  Kongregationen  üon  ber, 

t-Maria,  Crben  unb  ßongregationen  VIII,  732  f. 

fflei;  f.  Serufalem  VI,  1312.  1818. 

Wf^ix  ("^•»*»),  im  31.  i.  1.  ^erfonenname  für 

rmen  Sbfömmling  @em§,  einen  ber  18  @51^ne 

3ertttn8  (®en.  10,  29.  1  $ar.  1,  23).  ®ie  lej- 

Inen  erf deinen,  foweit  fie  anberweitig  befannt 

ffab,  als  Stammoöter  oon  ebenfo  Dielen  arabifd^en 

Clommen,  beren  SBol^npIö^e  wegen  ber  93emer- 

bng  @en.  10,  80  im  füblid^en  Arabien  gu  fud^en 


fmb  (f.  b.  «rt.  «rabien  1, 1196).  —  Snfofem  aud^ 
biefe  9QBo]^npIö|e  ben  92amen  ber  betr.  @tömme 
tragen,  ift  Dpl^ir  2.  ber  5Kame  eines  SanbeS,  wel- 
d^eS  wegen  ber  ®en.  10, 29  eingehaltenen  Slnorb« 
nung  in  ber  92ö^e  beS  befanntem  @aba  (f.  b. 
3lrt.)  gefud^t  Werben  mug.  S)agfelbe  ift  l^aupt» 
föd^Iic^  als  3isl  t>on  @aIomon3  überfeeifc^en  ^an« 
belSuntemei^mungen  befannt  geworben  (8  jfön.  9, 
28;  22,  49;  1  ^ar.  29,  4).  9118  C^auptprobuct 
biefed  SanbeS  erf^eint  ®oIb,  neben  weld^em  nur 
einmal  (8  Ron.  10, 11)  aud^  ein  foftbareS  |^olg 
genannt  wirb.  S)ie  eingaben  ber  l^eiligen  @(|rift 
mad^en  wal^rfd^einlid^,  ba|  ba§  ®oIb  in  Op^ir 
gewonnen,  nic^t  als  in  einem  Smporium  erl^anbelt 
würbe ;  benn  Don  auSgef  ül^rten  unb  gum  ^auf  c^  Der« 
wenbeten  fianbeSprobucten  ift  feine  SRebe,  unb  im 
^ebröifc^en  %tit  beS  %  %.  l^ei^t  ebleS  @oIb  nid^t 
bIo6  Opl^irgolb  (g. ».  1  Spar.  29,  4.  $f.  45, 10), 
fonbem  anä)  einfach  Op^ir  (^ob  22,  24).  2)a 
nun  frül^er  bie  9lnfi(|t  beftanb,  in  Slrabicn  fei  nie- 
mals @olb  gefunben  worben,  fo  warb  Opl^ir  nad^ 
Dielerlei  anberen  @teOen  an  ben  JNiften  beS  inbi« 
fd^en  OceanS  Derlegt.  Sofepl^uS  (Antt.  8,  6,  4) 
erflört  bie  ^albinfel  9JtaIacca  für  baS  falomonifd^e 
@oIbIanb ;  anbere  ©elel^rten  fud^ten  baSfelbe  an 
ber  Oftfüfte  Don  Slfrifa,  nod^  anbere  in  Oftinbien, 
wicber  anbere  an  ber  Dftfeite  SlfienS;  felbft  foiS« 
paniola  in  Slmerifa  warb  gur  3^it  feiner  Snt- 
bedfung  mit  bem  biblifd^cn  Opl^ir  ibeniifidrt.  S)ie 
mannigfaltigen  hierüber  geäußerten  9lnft4|ten  finb 
Dergeid^net  unb  beurtl^eüt  in  W.  Smith's  Dictio- 
nary  of  the  Bible  s.  h.  v.  Se^t  aber  l^at  @prenger 
in  feinem  93uc^  „S)ie  alte  ©eograp^ie  Arabiens 
als  @runblage  ber  ßntwidflungSgefd^ic^te  beS  @e« 
mitiSmuS",  53em  1875, 52  ff.,  gegeigt,  baß  an  ber 
aSBeftfüfte  Don  Semen  einft  reid^e  ©olblager  aus- 
gebeutet würben,  unb  SBurton,  ber  im  ^^luftragc 
beS  ägi)ptifdöcn  IT^cbiDc  1876  unb  1877  biefe 
ff üfte  unterf udf)te,  fanb  bie  alten  Sergwerfe  wiebcr 
auf,  über  welche  er,  freilid^  mit  irrtpmlid^er  S5e- 
gei^nung,  in  ben  SBerfen  The  Gold  Mines  of 
Midian  and  the  Buined  Midianite  Cities,  2.  ed., 
London  1878 ;  The  Land  of  Midian  (revisited), 
2  vols.,  London  1879,  9Iuffd^Iu|  gab.  ?IIS  Wei- 
tere  auS  Op^ir  gewonnene  ^anbelSgegenftönbe 
werben  3  ffön.  10,  11  aud^  f oftbare  ^ölger  unb 
Sbelfteine  genannt,  alS  beren  ^eimat  baS  füblid^e 
91rabien  wol^l  angufel^en  ift;  nur  irrtl^ümlid^  aber 
werben  @If enbcin,  Riffen  unb  ^Pfauen  als  ^luSful^r« 
artifel  Don  Opl^ir  angenommen,  ba  an  ben  betr. 
©teflen  (3  ffön.  10, 22.  2  «Par.  9, 21)  biefe  (Segen- 
ftänbe  als  grgebni^  Don  ©eefal^rten  begeid^net  wer- 
ben, welche  nad^  bem  fpanifc^enZartefjuS,  fei  eS  um 
Slfrifa  berum  ober  bur^i  ben  bamalS  benu^baren 
ftanal  bei  ©ueg,  unternommen  würben,  [ffaulen.] 
^pf^iten  (Op^ianer,  Serpentini,  ©d^tongen» 
brüber),  eine  gnoftifd^e  ©ecte,  bie  Don  ber  ©erlange 
(o(pic)  i^rcn  9kmen  erbielt.  S)ic  ©d)Iange  fpielte 
nömlid^  eine  Hauptrolle  in  ibrem  ©t)ftcm,  infofem 
fic  ben  gfall  beS  SWenfd^en  Dcranlaßt  l^at,  ber  aber 
für  fie  ber  Uebcrgang  gur  ©nofiS  ift.  S5ic  ©ecte 


927 


Opl^tten. 


92< 


beftanb  iebenfaHS  f(|^on  um  bie9Riüe  be§  2. 3a^r- 
l^unbcilS,  ba  bereits  StenäuS  fie  feunt  (Adv. 
haer.  1,  80)  unb  SelfuS  il^r  S)iagramma  ^u  fei- 
nen Singriffen  gegen  ba§  S^riftent^um  benu^te 
(Orig.  C.  Gels.  6,  c.  25.  29).  5Rad&  DrigeneS 
rül^mten  fie  \x6),  einen  gemif Jen  ßu^l^roteS  5U  i^rem 
Urheber  ^u  l^oben  (1.  o.  c.  28),  ber  nod^  SnorageneS 
burd^  SlpoDoniuS  t)on  Xt^ana  in  ber  SO^agie  unter- 
rid^tet  fein  foflte  0.  c.  c.  41)  unb  juerft  in  ©^rien, 
bann  in  9lom  leierte,  mo  er  bei  ben  JJfai jem  Xrojan 
unb  ^obrian  in  nid^t  geringer  @unft  ftanb.  S)iefer 
Sup^rateS  ift  ober  mol^rfd^einlid^  fein  Ruberer  als 
ber  in  ben  ißl^ilofopl^umenen  beS  OrigeneS  ge- 
nannte Stifter  ber  ^ßeraten  (4, 2;  5, 13;  10, 10), 
bie  nur  eine  t)on  ben  t)ielen  @d^ulen  bilbeten,  in 
meldte  bie  opl^itifd^e  ©noftS  verfiel.  Ob  auf  Su- 
pl^rateS  baS  ganje  opl^itif  d^e  @Qftem  jurüdP^uf  ül^ren 
ift,  bleibt  ^meifeli^aft.  3laä)  op^itifc^er  Seigre  n)art)on 
Smigleit  nid^tS  alS  ber  93Qt^oS  unb  bie  9J{aterie«  bie 
fid^  in  SBaffer,  ginftemife,  9Ibgrunb  unb  ©l^aoS 
gliebert.  Sener  mar  baS  Urlid^t  unb  jugleid^  ber  Ur- 
ntenfd^,  beffen  erfte  Emanation  bie  (Snnoia  mar,  bie 
als  jmeiter  9Jtenf d^  gebadet  mirb.  S)er  britte  ^eon 
mar  meiblid^en  ©efd^Ied^teS.  9Jlan  nannte  il^n  baS 
erfte  SBeib,  bie  Slutter  aUeS  SebenS,  bie  äBeiSl^eit 
©otteS,  ben  l^eiligen  ©eift.  SuS  ber  SSerbinbung 
biefeS  britten  ^principS  mit  ben  beiben  erften  fei 
ein  DierteS  entfprungen,  baS  S^riftuS  l^ei^t.  SluS 
biefen  bier  ^otenjen  beftanb  baS  ^leroma.  3nbe^ 
mar  aus  jener  IBerbinbung  nod^  ein  anberer  un- 
t)onfommenerer  ^^eon  entftanben,  ber  ben  3lamtti 
^runicuS  ober  @op]^ia  füf)rt.  !Run  nal^men  ber 
erfte  unb  ber  jmeite  2)hnfd6  bie  ÜKutter  ober  ben 
l^eiligen  ©eift,  ber  biSl^er  über  ben  Elementen  ge> 
fd^mebt  l^atte,  juglcid^  mit  g^riftuS  in  i^re  2Bo^- 
nung  ober  ben  93Qt]^oS.  2)iefe  opl^itifd^e  ^iereinig- 
feit  bilbet  bie  malere  l^eilige  ftird^e.  S)ie  (niebere) 
©opl^ia  aber,  meldte  öon  i^ren  SSöicm  einen  %\)zxl 
beS  Sid^teS  unb  öon  il^rer  3Jiutter  eine  mollüftige 
Steigung  (bal^er  ber  9?ame  ^runicuS)  jur  2Katerie 
l^atte,  ftür^te  ftd^  in  baS  il^r  nöc^fte  Clement,  baS 
SBaffer,  unb  brang  bis  jum  britten,  bem  ^bgrunb, 
Dor.  S)ie  SKaterie,  mel^e  ben  in  ber  ©opl^ia  öor- 
l^anbenen  Sid^ttl^eil  üerfpürte,  brang  mad^tig  auf 
fie  ein  unb  üerl^inberte  fie,  jur  Sid^tmelt,  auS  mel- 
d^er  fie  gefallen  mar,  ^urüdf^ufel^ren.  @ie  bemol^nte 
nun  ben  oon  i^r  l^erDorgcbrad^tcn  fiuftl^immel,  mel« 
d)cr  jmifd^en  ©ott  unb  ber  SKatcrie  als  ©d^cibe- 
manb  biente.  3n  biefem  3uftanbe  jeugtc  fie  ben 
äalbabaot^,  ber  feinerfeitS  fieben  anbere  @ngel 
beröorbrad^te  unb  fomit  an  ber  6pi§e  einer  OgboaS 
fielet.  ®iefe  6ngel  bemol^nten  bie  großen  Iförper, 
meldte  mir  Planeten  nennen.  2ialbabaot]^  moQte 
über  bie  anbcrcn  ^lanctenfürften  eine  Obcrl^err« 
fd^aft  ausüben,  maS  fi^  biefe  jcbod^  nid^t  gefallen 
liefen,  hierüber  erbittert,  blirfte  er  leibenfd^aft« 
lid^  in  bie  §efe  ber  !Dkterie  l^inab  unb  erzeugte 
aus  il^r  einen  fel^r  unüoHfommenen  ©eift,  meld^cr 
bie  ©eftalt  einer  ©d^Iange  l^atte.  iriumpl^irenb 
über  aU  biefe  SBerfe,  beanfprudite  er  miebcr  oon 
ben  $pianetcnfürftcn  göttlid^e  SSerel^rung.    „3^ 


bin  ber  ißater  unb  ©ott/  rief  er,  ,tttib  fiber  «i^ 
ift  feiner.''  S)ie  @op^ia  $runicud  überffil^  i^ 
ber  Süge,  inbem  fie  i^n  ouf  baS  oberfte  ^rind) 
ben  Urmenf d^en  ober  Stenfd^enfo^  l^inmieS.  Q( 
ftürgt  t)on  biefem  Sßorte,  rief  äalbobaoti^ :  „Pomn 
la^t  uns  ben  SDlenfd^en  mad^  nad^  unfern 
93ilbe.''  @o  mürbe  bie  @d^5pfung  beS  SRenfd^ 
burd^  eine  auf  ben  S)emiurgen  äolbabaotl^  g 
fd^el^ene  Sinmirfung  beS  Urmenfd^  (beS  l^öd^ 
^rincipS)  üeranla^t,  unb  eS  ift  flot,  bo|  bc 
^enfd^engefd^led^t  an  beiben  ^rincipien,  an  ©d 
unb  9J2aterie,  t^eill^aben  mu|te.  S)er  nun  e 
f d^affene  9J{enf d^,  SlnfangS  feelenloS,  empfing  unli 
Sinmirfung  ber  Sopl^ia  bon  Salbabootl^  bad  geifU( 
SSermbgen,  ben  92uS  unb  bie  Snt^^meftS ;  er  er^ 
ftd^  f  ogleid^  5um  Urmenf  d^n  mit  Sierad^tung  fei« 
@d^öpf er.  2)aS  mar  ber  Slnfang  beS  9bfaIIeS  tw 
äalbabaot^.  Snbeg  fud^te  biefer  ben  9bam  bmid 
bie  ^ert)orbringung  beS  SBeibeS  Dom  ^ö^  A 
Sulenfen,  ein  $lan,  ben  bie  Sopl^ia  |intertrie& 
@ie  lie^  bie  @4llange  in'S  ^rabieS  einbringn 
unb  bur4i  biefelbe  bie  beiben  SDtenfd^cn  Derletto^ 
baS  ©efe|  beS  ^albabaotl^  )u  fibertreten;  genbe 
biefer  Ungel^orfam  fül^rte  fte  }ur  Srfenntni|  bei 
l^öd^ften  ©otteS.  2)arüber  erjümt,  jagte  3aIbQ> 
baotl^,  ber  äBeltbel^enfd^er,  fie  auS  bem  ^ßorobicS. 
@eit||er  blieben  fte  unb  il^re  9iad^fommen  bei 
S)rudfe  beSfelben  fomie  ben  berberbltd^  (Sxa^lS^ 
beS  f d^langenartigen  SatanS  unb  feiner  Sngel  ottS* 
gefegt.  2)od^  ^u  il^rem  ^eite  mirfte  @op|ia;  jk 
mugte  fogar  Salbabaotl^S  Snfd^Iäge  il^rem  3iwde 
bienftbar  ju  mad^en.  @ie  l^inberte  bie  falfd^  ^ 
pl^etcn,  fein  £ob  ju  oerfünben,  mie  il^nen  befohlen 
mar,  unb nötl^igte fte,  l^öl^ere SBal^rl^eiten  t)fm\m 
l^öd^ften  ©Ott  unb  bem  sufünftigen  39^e{fiaS  poer« 
fünben.  3ule^t  manbte  fte  ftd^  an  baS  Urmetb  (b.L 
ben  l^eiligen  ©eift)  unb  t)erlangte  t)om  Urmenf^es 
bie  ©enbung  &)n\tl  ST^re  Sitte  marb  erl^ört.  6o» 
fort  fünbigte  fie  bie  ^nfunft  beS  9)?efftaS  burd^3o- 
tianneS  att,  t)erorbnete  bie  93u|taufe  unb  bereitete 
Sejum^u,  bamit  ber  ^eon  Sl()riftuS  bei  feiner  SB' 
fünft  ein  reineS  ©efög  finbe.  S)iefer  flieg  bur^ 
alle  ^immel  l^erab  unb  Derbanb  ftd^  mit  Sefiül  im 
Slugenblidte  ber  Saufe.  3efuS  S^riftuS  mirfteSBu» 
ber,  t)erfünbete  ben  unbefanntenSSater  unbbefannte 
ftd^  offen  als  @ol^n  beS  Urmenf d^en.  S)eg^alb  tti^te 
Salbabaot^  bie  Suben  5um  Singriff  auf  ben  menfj^ 
lid^en  SefuS,  unb  biefer  ftarb  am  jheu^e.  Xber 
Sl^riftuS  unb  bie  mit  il^m  Dereinigte  Sopl^ia  begotat 
ft^  in  ben  @i^  ber  ©ottt)eit  ^urüdf,  ermedtten  tmli 
einen  ©eift  auS  ber  Obermelt  ben  tobten  3efn8 
unb  jogen  il^n  in  einem  feinen  ötl^erifd^en  Selbe 
nad^  ftc^.  @eit]^er  bürfen  alle  Seelen,  bie  ba 
^errf d^af t  beS  S)emiurgen  entmad^fen  finb,  in  bii 
l^immlifd^e  ^eimat  beS  ^leroma  jurüdffe^ren,  wA 
fobalb  aÜeS  ^neumatifc^e  im  SReid^e  beS  SatbO' 
baotl^  angezogen  unb  aUeS  Sid^t  im  ^leroma  ge 
fammclt  ift,  ift  bie  6rlöfung  boHenbet  unb  bai 
6nbe  ber  SGßclt  öorl^onbcn.  S)ie  blofe  pf^d^tf^« 
^ioturen  bogegen  mcrben  mit  Salbabaot^  i^ 
^lufentl^alt  in  ber  ©el^enna  ober  bem  Xartoru 


S3 


Optimismus. 


984 


ti%  ton  bn^anb  bed  fBerfofferS  ber  fec^  crfien 

VSSfyx  ein.  $ie  frül^er  oft  beonftonbete  ^ed^t^eit 

bttftft  Siebenten  SBud^ed  ift  jej|t  oQgemein  onerfannt. 

n  nag  alfo  Optotud  fein  SBerf  um  370  gefd^rie- 

imiinb  um  885  einer  nochmaligen  9tet)ifton  unter- 

{ogenV^ben.  ^rmenionuS  l^atte  in  einer  berlorcn 

vgongenen  Sd^^ft  ben  @a|  vertreten,  bie  ma^re 

hfy  3efu  Sl^rifti  fei  nur  bei  ben  2)onatiften  ^u 

jiBbcn  (eine  fui^e  Snl^oltdongabe  ber  Sd^rift  bei 

OltfliuS  1,  6).  OptatuS  befömpft  biefe  Se^up- 

tng  t^eilfi  mit  ^iftorifd^en,  t^eilS  mit  bogmotifc^en 

Sofien.  Das  erfte  S6ud^  entmirft  eine  ©efd^i^te 

M  bonatifKfc^n  S^iSmaS  (Schisma  . . .  con- 

km  molieris  iracundia  peperit,  ambitus 

ntri?ii»avaritiaroboravit;  1, 19).  2)a85toeite 

jPft,  ba|  ed  nur  Sine  ffird^e  gebe  unb  n)0  biefelbe 

)ifn^  fei  (negare  non  potes  scire  te  in 

■beBoma  Petro  primo  cathedram  episco- 

yibm  6886  coUatam,  in  qua  sederit  omnium 

ipottolonim  Caput  Petrus,  unde  et  Cephas 

ifpeDatas  68t,  in  qua  una  cathedra  unitas 

aboamibns  servaretur;  2, 2).  S)oS  britte  IBud^ 

toit  im  Sinulnen  nod^,  ba|  bie  l^orten  9Rq|- 

nfb,  iseld^  bie  Stegierung  gegen  bie  3)onatiften 

opijj^  ^te,  ni^t  ben  ffatl^oUfen  )ur  Soft  gelegt 

■skcn  burften.    SaS  vierte  miQ  bort^un,  ba| 

lomiianud  burd^uS  nid^t  bered^tigt  n)ar,  bie 

Mm  3f.  66, 8  (sacrificium  peccatoris  quasi 

(D  Tietiinet  canem ;  4 ,  6)  unb  Ißf.  140,  5 

(dnmi  peccatoris  non  ungat  caput  meum; 

4|  7)  auf  bie  jtot^olifen  unb  i^re  Opfer  unb 

Sfloomcnte  anjumenben.  S)a8  fünfte  IBud^  l^an- 

Mt  Mm  ber  Xaufe  unb  Dertl^eibigt  bie  Se^re  t)on 

taifogen.  opus  operatum  (sacramenta  per  se 

8Me  sancta,  non  per  homines . . .  Deus  lavat, 

lon  homo;  5, 4).  SaS  fed^Ste  beleud^tet  boS  ge- 

iftffige  unb  facrilegif(^e  Serfa^ren  ber  S^onatiften, 

id^e  bie  oon  ffatl^olifen  benu^ten  Altäre  unb 

Id^e  zertrümmerten  u.  f.  f.  (quid  est  enim  altare 

lU  sedes  et  corporis  et  sanguinis  Christi? 

{,  1;  fregistis  etiam  calices,  Christi  san- 

Snims  portatores ;  6, 2).  2)aS  ftebente  99ud^  enb- 

H  bringt,  mie  fd^on  bemerft,  einige  nad^träglic^e 

Sif&te  unb  !Beri^tigungen.  3)a§  ganje  SSSerf  ift 

BM  bem  mörmfien  IBerlangen  nad^  Sßieberoereini- 

npig  mit  ben  getrennten  Srübem  befeelt;  bie 

itnOft  iß  traftDoQ  unb  fententiöd,  }ugleid^  ober 

tti(  ettoaS  berb  unb  roul^.  918  ^nl^ang  l^otte  Op- 

Mri  feinem  SBerfe,  mie  er  felbft  iuieber|oIt  l^erbor- 

\ß  (1,  14.  20.  26.  27),  eine  Sammlung  t)on 

WB^cfen  beigegeben,  meiere  feine  Sorfienung 

ta  8icfdi)id^te  beS  bonatiftifd^en  @d^i§mo8  red^t- 

iBt^m  fönten.  Siefe  Sammlung  ift  nur  in  einer 

Aqqm^anbf^rift  (Cod.  Parisinus  saec.  XL), 

>A  in  i$r  nur  unooüftönbig,  erhalten  geblieben. 

kmefter  3<it  ift  biefelbe  oon  oerfd^iebenen 

Um  jnm  ®egenftanbe  einbringenber  ffriti!  ge- 

*  ••erben  (f.  TO.  3)eutfd^,  3)rei  ^Ictenftücfc  jur 

^S>onati8mud,  Berlin  1875;  ^.  miUx, 

QU)  bc8  S)onati8mu8,  nad^  ben  CueQen 

>  borgptfiellt,  gfreiburg  u.  3:übingen 


1883;  O.  Seedf,  Ouellen  unb  Ur!unben  über  bie 
anfange  bed  ®onati8mu8,  in  ber  3eitfd&rift  für 
ffird^engefd^id&te  X  [1889],  505—568;  L.  Du- 
chesne,  Le  dossier  du  donatisme,  Mölanges 
d'archeologie  et  d'histoire  X  [1890],  589  k 
650).  @egen  bie  Eingriffe  935Uer8  unb  SeedfS  ^t 
S)ud^e8ne  bie  ^ed^tl^eit  ber  überlieferten  Urfunben 
unb  bie  ©laubmürbigf eit  ber  ouf  fie  geftü^ten  ^n» 
gaben  beS  1^1  OptotuS  fiegreid^  Dert^eibigt.  Sie 
erfie  SluSgabe  bed  SOBerfed  beS  1^1.  OptatuS  t)er- 
anflaltete  3.  (Sod^IöuS,  HRain}  1549.  Unter  ben 
fpöteren  ausgaben  l^ot  biejenige  S.  S.  2)upin8, 
«Paris  1700  u.  ö.,  mit  Sled&t  befonbem  Stuf  er- 
langt,  ^bbrüdfe  ber  SuSgobe  S)upinS  finben  fid^ 
bei  Gallandi,  Bibl.  vet  Patr.  V,  462;  bei 
Migne,  PP.  lat.  XI,  883  sqq.;  bei  Hurter,  SS. 
Patrol.  opusc.  sei.  X,  Oeniponte  1870.  2)ie 
neuefle  unb  auöerläf  figfte  9iu§gobe  lieferte  6. 3i»fö/ 
9Bien  1893  (Corpus  scriptorum  eocL  lat. 
XXVI).  ©gl.  3itt)fo,  Beiträge  an  OptatuöSWile- 
t)itanu3:  Eranos  Vindobonensis,  9Bien  1898, 
168—176  (bie  ^onbfd^riftUd^e  Ueberttefcrung, 
Sejtfritifc^eö,  ©tiliftifd^eö).  Ueber  bie  Sprache 
bed  1^1.  OptatuS  l^onbelte  oud^  $.  Stönfd^  in  ber 
Seitfd^r.  f.  b.  öflerr.  O^mnoflen  XXXV  [1884], 
401—405.  [IBarben^ewer.] 

0VÜiiti5imt0  l^ei^t  im  ^Hlgemeinen  bieienige 
pl^Uofop^ifc^e  Sl^eorie,  meldte  bie  SOBelt  in  bem 
Sinne  aI8  gon}  gut  unb  boQfommen  bejetd^net, 
ba|  fie  gor  nid^t  beffer  unb  Doüfommener  fein 
fönnte.  3)iefe  Sl^eorie  tritt  iebo^  in  boppelter 
tjform  ouf,  nömlid^  oI8  obfoluter  unb  afö  relatioer 
Optimismus.  L  2)er  abfolute  Optimismus 
bel^auptet,  bie  tl^atfäd^Iid^  e^iftirenbe  SBelt  fei  i^rem 
@ein  nod^  bie  befte  unb  t)oU!ommenfie,  fo  ba|  eine 
bef f  ere  unb  ooQf ommenere  nid^t  möglid^  fei.  1 .  @d^on 
im  aitert^um  l^aben  Ißlato  unb  bie  @toifer  biefe 
anficht  vertreten.  9ta^  bem  erftem  l^at  ®ott,  ber 
@ute  unb  9teibIofe,  bie  materieQe  SDBelt  bem  tßox* 
bilbe  ber  äbeenmelt  nac^gebilbet ;  er  l^at  fte  fid^ 
felbft  fo  ä^nlid^  gemod^t,  oIS  bie  Snaterie  eS  ju* 
lie^.  S)ie  @toi!er  famen  t)on  ber  pantl^eiftifdgen 
iBorouSfe|ung  auS,  bog  bie  SSSelt  }u  ®ott  ftd^  mie 
ber  fieib  }ur  @eele  ber^otte,  aum  gleid^en  Stefultot. 
aiS  ber  getuifferma^en  concret  gemorbene  ®ott 
mu|  bie  SBelt  baS  Sefte  unb  IBomel^mfte,  maS 
ftd^  benfen  lä^t,  fein;  eS  fommen  i^r  notl^menbig 
aUt  ouSaeid^nenben  $röbicate  an,  mie  SßeiSl^eit 
unb  IBernunft  unb  Sc^ön^eit.  ^ud^  im  9RitteI- 
alter  trot  ber  abfolute  Optimismus  l^erüor  unb 
mürbe  namentlid^  t)on  $eter  Slbölarb  Dertreten. 
SBoS  ©Ott  t^ut,  fo  meint  er,  ift  immer  unb 
überall  baS  Sefte ;  benn  memt  ieneS,  maS  er  nid^t 
tl^ut,  ebenfo  gut  möre  mie  boS,  maS  er  tl^ut 
bonn  möre  ja  fein  @runb  ba,  biefeS  au  t^un  unb 
jenes  au  unterloffen,  unb  ol^ne  ®runb  fann  ®ott 
nic^t  ^anbeln.  3n  neuerer  3eit  mürbe  ber  obfolute 
Optimismus  namentIid^oon9licoIauS3RaIebrand^e 
unb  üon  2cibnia  (f.  b.  ?lrtt.)  geleiert.  Sie  ®rünbe. 
mit  meieren  fte  i^re  ^nfid^t  au  red^tfertigen  fud^ten, 
finb  im  ^Idgemeinen  folgenbe:  a.  3)er  abfolute 

30* 


981 


Optatu§,  ber  1^1. 


9 


beffen  ftie^  feine  3ulaffuitg  }üni  2)octorat,  ba  er 
beS  3an{eni8mu8  Ifid)^  Derbäc^tig  »ar,  an  ber 
Unit)erfttät  auf  l^efttgen  SOBiberftanb,  unb  auf 
föniglid^  Sefel^I  xouxht  iebee  toettere  IBorgel^en 
in  biefet  ^ngelegenl^eit  fottie  bie  SuI^^ff^^O  ^9' 
ftraetö  gur  3)i8putatbn  unterfagt.  3m  3. 1704 
»urbe  et  fogar  burd^  ein  3)ecret  $]^ili))))§  V.  auS 
^Belgien  unb  aOen  bem  ff  finig  ton  Spanien  unter- 
gebenen &aatm  auSgetoiefen.  allein  fd^on  1706, 
olS  bie  belgifd^en  !ßieberlanbe  an  Oefterreid^  ge* 
fallen  untren,  tonnte  er  nad^  S5U)en  gurfidRel^ren 
unb  feine  $rofeffur  int  pöpftlid^en  Solleg  mieber 
aufnel^men.  3m  3. 1709  umrbe  er  }um  StegenS 
bed  SoIIegS  bu  ^^ucon  emotmt,  unb  in  biefer 
SteUung  berUieb  er  big  m  feinem  Sobe  (29. 9to« 
Dember  1720).  Sr  ^atte  our^  eine  Srüftrung  aQe 
feine  @d^ften  bem  unf  el^Ibaren  Urtl^eile  ber  ffird^e 
untenoorfen  unb  aud^  ixotx  %aQt  Dor  feinem  3U>be 
bie  l^eUigen  @terbefacramente  empfangen.  3)a  er 
aber  oielfad^  ben  3anfeni8mu8  Dertl^bigt  unb  mä^ 
nod^  in  ben  legten  3a]^ren,  nad^bem  bie  uniDerfität 

ieierlid^  bie  SuIIelJnigemtas  angenommen,  gegen 
liefen  Sefd^Iu|  gef^rieben  l^atte,  fo  meigerten  J^ 
t)erf(i^iebene  $rof eff oren  unb  Kollegien,  feinem  99e« 
gräbniffe  bei^umol^nen.  —  Opftraet  fäl^rte  afö 
$riefier  einen  unbefd^oltenen  Sebendmanbel,  galt 
als  ein  Wann  t)on  umfaffenber  (Selel^rfamleit  unb 
mürbe  Don  feinen  (SefinnungSgenoffen  tHelfad^  gu 
Statine  gegogen ;  aud^  burd^  feine  Sd^ften  l^atte  er 
fi^  einen  bebeutenben  Shtf  ermorben.  Sine  Samm* 
lung  berfelben  erfd^ien  1771  }u  IBenebig  in  9  99fin- 
ben  mit  bem  Sitel  Opstrati  Opera  omnia ;  inbe| 
ift  bie  Sammlung  feineStoegS  boUftönbig.  3n 
einem  genauem  Sei^eid^ni^  ber  Sd^riften  Op- 
ftraetS  (f.  Analectes  pour  servir  ärhist.  eccl^. 
de  la  Belgiqtie  XXI,  Louvain  1888,  810  ss.) 
merben  76  ©d^riften  aufgefül^rt,  meldte  er  tl^eilS 
unter  feinem  IRamen,  tl^eilS  anonym  Deröffentlid^t 
l^at;  bagu  fommen  nod^  einige,  bie  il^m  t)on  Der- 
fd^iebenen  Suctoren  gugefd^rieben  merben.  Me 
ftnb  burd^meg  in  janfeniftifd^em  ©eifte  ober  }ur 
^Bertl^eibigung  bed  SRigoridmuS  gefd^rieben.  S)a|in 
cel^ören  feine  }a]^Irei($en  @treitfd^riften  gegen  ben 
Sömener  $rofeffor  SteQaert,  ben9ugufiiner2)eft' 
rant,  S!)aelman,  $armentier,  gegen  S.  be  SRe^er, 
Srancolini  unb  anbere  3efuiten.  Sine  Sd^rift, 
meldte  mel^rfad^  mieber  aufgelegt  mürbe,  ifi  ber 
Pastor  bonns,  seu  idea,  officium,  spiritus  et 
praxis  pastorum,  guerft  3Red^eIn  1689;  eine 
frangöfif^e  Ueberfe^ung  erfd^ien  1708  }u  Stouen. 
3m  3. 1764  mürbe  eine  neue  Ausgabe  bed  Sud^ed 
mit  einigen  Senberungen  Dom  Sifd^of  gfi^iQU 
Don  $a^au  Deranftaltet;  bod^  mürbe  baS  SBerf 
burd^  ein  3)ecret  ber  Congr.  s.  Officii  Dom  27.  f^^- 
bruar  1766  Derboten.  ^aä)  OpftraetS  Sobe  er* 
fd^ien  feine  Theologiae  dogmaticae,  moralis, 
practicae,  scholasticae  Pars  I  in  8  Sänben 
(Lovanii  1726  —  1728),  fomie  (anon^im)  De 
locis  theologicis  Dissertationes  decem  (In- 
sulis  Flandrorum  1787);  baS  legiere  9[Bert  mürbe 
1789  auf  ben  3nbes  gefegt.  Unter  ben  anonymen 


@d^riften  OpftraetS  finbet  fid^  aud^  eine  Iateim| 
Ueberfekung  ber  Reflexions  morales  Oudn 
in  8  99önben  (Loyanii  1694—1698).  ($ 
Beusens  in  ben  Analectes  etc.  [f.  o.]  XXI,  l 
809  SS. ;  Hnrter,  Nomenciator  liter.  11,  2.  i 
Oeniponte  1898,  697  sq.  1080;  9ieuf4/  ^ 
3nbe£  II,  Sonn  1885, 1258.)  (%.  Sungnuni 
0Vfiifii$,  ber  1^1.,  SBifd^of  Don  Wleot 
9htmibien  in  ber  gmeiten  ^I^e  bed  4.  3q]^ 
bertS.  Sein  Sebenögang  ip  nid^  iidl^er  hdm 
SugufHnuS  bemerft  gelegentlid^  (De  doctr.  clun 
2,  40,  61),  SQprianuS,  Sactontiud,  Sictortn 
OptatuS  unb  ^iloriuS  feien  „mit  ®oIb  unb  6fl 
unb  jneibem  reid^  bepadt  aud  Seg^ten  aul 
jogen",  b.  ]|.  mit  @d^ä^  meltlid^  aBiflenf4 
auSgerfifiet  auS  bem  fiieibent]^  jum  (B^ 
tl^um  übergetreten.  Suguftitmd  fu)^  1^  t 
Sobte  an  (ut  de  vivis  taceam),  unb  oud^  f4 
um  400  nemtt  er  Optatud  „ben  93ifd^of  Don  SRili 
el^rmürbigen  ^nbenfenS''  (yenerabilis  memori 
Müevitanus  episcopns ;  Oontra  epist.  Panu 
1, 8, 5).  3n  einer  etmoS  iungem  @i|rift  (De  un 
eccl.  19, 50)  min  9uguftinuS  (?)  ben  ^L  Optot 
ebenfo  mie  ben  1^1.  9mbroftu8  als  eine  1^ 
ragenbe  S^^^^  ^^  fatl^olifd^  ftfard^  betot 
mif  en,  unb  ^ulgetttiuS  Don  Shtfpe  (Ad  Mono 
2, 18)  fteSt  OptatuS  als  berul^mten  Sel^  vA 
SuguftinuS  unb  ^mbrofiuS.  9^efe8  Si^e^  M 
banfte  OptatuS  Domel^mlid^  einem  ttmfongreid^ 
SBerfe  gegen  ben  3)onatiften  ^ßormenionuS,  fd^ 
matif d^en  Sifd^of  Don  Cortl^go,  9iad^foIger  2) 
natuS'  bed  @ro|en  (f.  b.  9rt  3)onatifien  n 
1976).  S)ie^erfömmlid^eauffd^rift  Oontra  P« 
menianum  Donatistam  ober  De  schisBiai 
Donatistarum  adversusParmenianum  ifl)in 
nid^t  l^anbfd^rif tlid^  beglaubigt,  aber  fa^lid^  bind 
aus  gutreff enb.  3lad^  ^ieron^muS  (De  vir.ülnst 
c.  1 1 0)  ift  baS  Sßer!  in  ben  Sagen  ber  ffaif  er  Solei 
tinian  (864—875)  unb  SSalenS  (864—878)  De 
fa|t  morben,  unb  auf  bief e  3(it  meifen  aud^  mond 
innere  ^ngeid^en  l^in.  3)ie  biocletianifd^e  Sl^Pet 
Derfolgung  in  ben  3a]^ren  808—805  l^at  fürO) 
tatuS  Dor  etma  60  unb  mel^  Salären  getoä^ 
(ferme  ante  annos  sexaginta  et  quod  exconi 
1, 18),  unb  ber  SabeÜianer  $]|otinuS  Don  So 
mium,  meld^er  um  876  geflorben  fein  vxai,  iß  fi 
OptatuS  ein  f)öretüer  ber  ©egenmort  (. . .  de  Ph( 
tino  praesentis  temporis  haeretico  4,  5 
@d^mierigleit  bereitet  nur  ber  Umflanb,  ba|  0| 
tatuS  bie  Sieil^e  ber  römifd^en  ^fte  über  S)( 
mafuS  l^inaug  bis  auf  @iririu8  (884—891 
fortfül^rt  (Damaso  [successit]  Siricius,  liod 
qni  noster  est  socins  2,  8).  3nbeffen  cigi 
^d^  aud^  aus  anbermeitigen  Seobad^tungen,  h 
OptatuS  nad^tröglid^  nod^  einmal  beffernbe  n 
ergöngenbe  f)anb  an  fein  SBerf  gelegt  ^t  0 
fprönglid^  umfaßte  baSfelbe,  mie  ber  Serf>f 
felbfl  erflört  (1, 7)  unb  aud^  f^ierouQmuS  begei 
(De  vir.  ülustr.  c.  110),  fed^S  Sfid^er.  3>Qge( 
bieten  jaft  aQe  ^anbfd[)riften  fieben  9äd^,  v 
baS  fiebente  Su(|  ful^rt  ftd^  felbfl  alS  einen  9ü 


Optimismus. 


934 


et  fidnb  bed  !Berfaf|er§  ber  fec^S  erfien 
.  ^e  fräller  oft  beonftanbete  Sed^t^eit 
Rten  Sud^cd  ift  je|l  attgcmein  anerfonnt. 
fo  OptQtud  fein  9Ber!  um  370  gefd^rie- 
1 385  einer  uoi^mongenSteDifion  unter- 
n.  ^rmenianuS  l^atte  in  einer  verloren 
i  &fyc\\i  ben  @a|  vertreten,  bie  xooif^xt 
it  Sl^fii  fei  nur  bei  ben  S)Dnatiften  gu 
t  fui^e  änl^Itdongabe  ber  Sd^rift  bei 
,  6).  OptotuS  befömpft  biefe  Se^oup- 
mit  ^iftorifd^en,  t^eitö  mit  bogmatifd^en 
Das  erfte  S6u^  entmirft  eine  ©efd^i^te 
{Hf4en  Sd^iSmoS  (Schisma  . . .  con- 
ilieris  iracundia  peperit,  ambitus 
tTaritdaroboravit;  1, 19).  S)a85tt)eite 
eS  nur  Sine  ffird^e  gebe  unb  n)0  biefelbe 
fei  (negare  non  potes  scire  te  in 
la  Petro  primo  cathedram  episco- 
;e  coUatam,  in  qua  sederit  omnium 
am  Caput  Petrus,  unde  et  Cephas 
B  est,  in  qua  una  cathedra  unitas 
US  servaretur;  2, 2).  S)oS  britte  IBud^ 
Singelnen  nod^,  bo|  bie  l^arten  3Ra^' 
d^  bie  Regierung  gegen  bie  3)onQtij!en 
tut,  ni^t  Den  ffatl^olifen  )ur  fiaft  gelegt 
rften.  2)a8  Dierte  toxti  bartl^un,  ba| 
xta  burd^S  nid^t  bered^tigt  n)ar,  bie 
.  66, 3  (sacrificium  peccatoris  quasi 
net  canem;  4,  6)  unb  $f.  140,  5 
^ccatoris  non  ungat  caput  meum; 
bie  Jtatl^oUfen  unb  i^re  Opfer  unb 
ie  an}utt)enben.  S)o8  fünfte  9ud^  l^an- 
ir  Xaufe  unb  Dertl^eibigt  bie  fiel^re  t)on 
opus  operatum  (sacramenta  per  se 
ta,  non  per  homines . . .  Deus  lavat, 
»;  5, 4).  3)08  fettste  beleud^tet  boS  ge- 
)  facrilegif(^e  Serfol^ren  ber  3)onatiften, 
Don  ffotl^olifen  benu^ten  ^Itöre  unb 
ümmerten  u.  f.  f.  (quid  est  enim  altare 
I  et  corporis  et  sanguinis  Cliristi? 
gistis  etiam  calices,  Christi  san- 
tatores;6,2).  2)aSfte6ente99ud^enb- 
n)ie  fd^on  bemerft,  einige  nad^träglid^e 
>  Serid^tigungen.  2)q3  gonje  SBerf  ift 
lormften  IBerlongen  nad^  SBieberoereini* 
ben  getrennten  IBrübem  befeelt;  bie 
i  troftDOÜ  unb  fententidS,  }ugleid^  aber 
berb  unb  roul^.  918  ^nl^ang  l^atte  Op- 
n  SBerfe,  xoxt  er  felbft  mieberlolt  l^erDor- 
4.  20.  26.  27),  eine  Sommlung  bon 
It  beigegeben,  tueld^e  feine  Sorfiellung 
^te  be8  bonatiftifd^en  @d[)i8mo8  rec^t* 
Um.  ^efe  Sammlung  ift  nur  in  einer 
mbfd^rif t  (Cod.  Parisinus  saec.  XL), 
nur  unüoOftönbig,  erhalten  geblieben, 
c  3^t  ift  biefelbe  t)on  üerfc^iebenen 
i  ®egenftanbe  einbringenber  Rx'xixt  ge- 
m  (f.  VI.  3)eutf(^,  2)rei  3lctenftücfe  }ui 
©onatiSmu«,  ©erlin  1875;  3).  »öltcr, 

abed  3)onoti§mu8,  nad^  ben  CueQen 
borgefieflt,  gfreiburg  u.  Tübingen 


1883;  O.  €eedf,  Ouellen  unb  Urhmben  über  bie 
anfange  beS  ®onati8mu8,  in  ber  SeUfd^rif t  für 
ffird^engefd^id^te  X  [1889],  505—568;  L.  Du- 
chesne,  Le  dossier  du  donatisme,  M^anges 
d'arch^logie  et  d'histoire  X  [1890],  589  k 
650).  @egen  bie  Angriffe  93öner8  unb  @eed8  ^t 
S)u^e8ne  bie  ^ed^tl^eit  ber  überlieferten  Urfunben 
unb  bie  ©laubttürbigfeit  ber  auf  fie  gep^ten  Sn« 
goben  be8  1^1.  OptotuSjiegreid^oertl^eibigt.  3)ie 
erfie  Ausgabe  be8  SBeried  beS  1^1.  OptatuS  ber- 
anftaltete  %  (Sod^töuS,  HRain}  1549.  Unter  ben 
fpäteren  ausgaben  l^at  biejenige  S.  S.  2)upin8, 
$ori8  1700  u.  ö.,  mit  «ed&t  befonbem  Stuf  er» 
langt.  ^brüdTe  ber  9u6gabe  3)upin8  finben  fi^ 
bei  GaUandi,  Bibl.  vet  Patr.  V,  462;  bei 
Migne,  PP.  lat  XI,  883  sqq.;  bei  Hurter,  SS. 
Patrol.  opusc.  sei.  X,  Oeniponte  1870.  3)ie 
neuefle  unb  suüerläf  figfte  SJuSgabe  lieferte  6.  Simfa, 
9Bien  1893  (Corpus  scriptorum  eccl.  lat. 
XXVI).  3}gl.3itt)fa,93eiträgejuOptatu8SWiIe- 
t)itanu8:  Eranos  Vindobonensis,  9Bien  1893, 
168—176  (bie  ^anbfd^riftlid^e  Uebertteferung, 
Sejtfritifc^e«,  ©tiliftifd^eS).  Ueber  bie  ©proc^e 
be8  1^1.  OptatuS  l^anbelte  aud^  $.  Siönfd^  in  ber 
Seitfd^r.  f.  b.  öfterr.  O^mnapen  XXXV  [1884], 
401—405.  pBarben^etoer.] 

^P^MHmns  l^^t  im  3nigemeinen  bieienige 
p]^Uofop]|ifd^e  Sl^eorie,  »el^e  bie  SBett  m  bem 
Sinne  al8  gan}  gut  unb  boQfommen  begeid^net, 
ba^  fie  gar  nid^t  beffer  unb  üollfommener  fein 
fönnte.  S)iefe  Sl^eone  tritt  iebo^  in  boppelter 
tjform  auf,  nämlid^  al8  abfoluter  unb  al8  relativer 
Optimi§mu8.  I.  2)er  abfolute  Optimi8mu8 
bel^auptet,  bie  t^atföd^Ii^  e^iftirenbe  SBelt  fei  i^rem 
@ein  nad^  bie  befte  unb  DoHfommenfte,  fo  bo|  eine 
beff  ere  unb  t)oQf  ommenere  nid^t  möglid^  fei.  1 .  @d^on 
im  aitert^um  l^oben  ^lato  unb  bie  @toi!er  biefe 
^nfid^t  vertreten.  9{a^  bem  erftem  l^at  ®ott,  ber 
@ute  unb  9teibIofe,  bie  materielle  SDBelt  bem  tßox» 
bilbe  ber  3been»elt  nad^gebilbet ;  er  l^at  fte  fid^ 
felbft  fo  öl^nlid^  gemod^t,  al8  bie  SHoterie  ed  ju* 
Iie|.  2)ie  @toifer  lamen  t)on  ber  pontl^eiftifdgen 
a3orau8fe|ung  ou8,  ba|  bie  SSSelt  gu  ®ott  fid^  »ie 
ber  fieib  jur  ©eele  öerl^atte,  jum  gleid^en  Sefultat. 
^18  ber  getuiffermo^en  concret  geworbene  ®ott 
mu|  bie  SBelt  ba8  Sefie  unb  IBomel^mfle,  »a8 
fid^  benfen  lä^t,  fein;  e8  fommen  i^r  notljmenbig 
alle  auS^eid^nenben  $röbicate  }u,  »ie  SieiSl^eit 
unb  IBernunft  unb  @(^ön^eit.  ^ud^  im  9RitteI» 
alter  trat  ber  abfolute  Optimi8mu8  l^erüor  unb 
tuurbe  namentlid^  t)on  $eter  Slbölarb  berieten. 
aBa8  ®ott  tljut,  fo  meint  er,  ift  immer  unb 
überall  ba8  Sefte ;  benn  »enn  iene8,  n)a8  er  nid^t 
tl^ut,  ebenfo  gut  »öre  mie  ba8,  »a8  er  tl^ut, 
bann  tuöre  la  fein  ®runb  ba,  biefeS  }u  tl^un  unb 
jenes  ^u  unterlaffen,  unb  ol^ne  ®runb  fann  ®ott 
nid^t  l^anbeln.  3n  neuerer  3eit»urbe  ber  abfolute 
Optimismus  namentlid^  üon  9ticoIauS  Sßolebrand^e 
unb  öon  fieibnij  (f.  b.  ?lrtt.)  gelehrt.  2)ie  ®rünbe, 
mit  meldten  fie  i^re  ^npd^t  ju  red^tfertigen  fud^ten, 
finb  im  ungemeinen  folgenbe:  a.  3)er  abfolute 

^0* 


985 


Optimismus. 


98 


Optimismus  ift  geforbcrt  burd^  ben  3tt)e(f  ber 
@d^5ptung,  bet  in  (SotteS  Sl^re  unb  SSerl^errUd^ung 
befielet  Sßemt  n&mlid^  bie  eigene  SSerl^errli^ung 
ber  3me(f  i{t,  xodtwcd)  ®ott  pr  @d^5pfung  be« 
ftimmt  mürbe,  fo  fonnte  er  biefen  3»«*  nur  öoll- 
fommen  erreid^en  burd^  bie  Sd^dpfung  eines  feiner 
SSontommenl^eit  möglid^ft  entfpred^enben  SSSerfeS, 
olfo  nur  baburd^,  ba|  bie  gefd^affene  SBelt  bie 
befie  unb  poUfommenfie  ift.  —  b.  SOBenn  (Sott 
jmifd^en  Derfd^iebenen  möglid^en  SOBelten  bie  Sine 
5ur  @d^5pfung  auSmöl^It,  fo  mu|  er  einen  ®runb 
l^ben,  marum  er  gerabe  biefe  unb  leine  anbere 
9BeIt  md^It.  2)enn  ol^ne  ®runb  fonn  ®ott  nid^t 
l^onbeln ;  baS  verbietet  il^m  feine  SBeiSl^eit.  2)iefer 
®runb  lann  aber  fein  onberer  fein  als  ber,  bo| 
bie  Don  il^m  gemdl^Ite  SSSelt  bie  befte  unb  DoII- 
f ommenfte  ijt ;  benn  für  bie  SBol^I  einer  minber 
üolßommenen  SBelt  lie^e  fid^  fd^Ied^terbingS  fein 
®runb  ftnben.  —  o.  Snblid^  mürbe  bie  @d^affung 
einer  minber  DoIIf ommenen  SBelt  aud^  mit  ber  un- 
enblid^en  @üte  ®otteS  fid^  nid^t  Vereinbaren  laffen, 
bemt  bie  unenblid^e  ®üte  fann  t)on  oQem  SJtög* 
lid^en  nur  baS  Sefte  mollen,  einmal  meil  baS 
SBoIIen  beS  minber  ®uten  f d^on  einen  9RangeI  ber 
®üte  barfteüt  fobann  meil  baS  minber  ®ute  im 
93ergleid^  gu  bem  Seffem  f d^on  als  eine  9rt  Uebel 
bejeid^net  merben  mu^,  maS  bie  abfolute  ®üte 
nid^t  mollen  fann.  9luf  ben  Sinmurf,  ba^  ia  mit 
bem  abfoluten  Optimismus  baS  SSorl^anbenfein 
beS  UebelS  in  ber  3BeIt  ftreite,  mirb  ermiebert,  ba| 
ein  fold^er  SBiberftreit  nid^t  beftel^e.  3)aS  Uebel 
unb  %5fe  fei  n&mlid^  in  ber  DoUfommenften  SBelt 
mit  eingefd^loffen,  meil  burd^  feinen  Slontraft  gegen 
baS  ®ute  baS  Ie|tere  um  fo  glönjenber  ^ur  Offen- 
barung gelange.  ®ott  ^abe  boS  Uebel  julaffen 
muffen,  meil  fonft  biefe  SBelt  nid^t  bie  befte  unb 
bollfommenfte  möre. 

2.  3)iefer  abfolute  Optimismus  fann  fld^  in- 
be^  t)or  ber  Jhitif  nid()t  bel^aupten.  SSor  ^dem 
fommt  bei  bem  ^uSbrudte  ,,bie  befte  t)on  aUen 
möglid^en  SBelten''  in  Setrad^t,  in  meld^em  @inne 
^ier  ber  Segriff  beS  Snöglid^^en  gefaxt  mirb  be^m.  gu 
faffen  ift.  S)ie  9RögIid()feit  ift  n&mlid^  t)on  gmeier« 
iei  9lrt,  einerf citS  bie  innere  ober  formelle,  anberer« 
feitS  bie  öu^ere  ober  materielle  ÜJlöglid^feit.  gfor« 
mal  möglid^  ift  baS,  beffen  begriff  feinen  SBiber- 
fprud^  entl^ölt,  b.  1^.  maS  benfbar  ifi  SRaterieH 
möglid^  ift  bagegen  etmaS  bann,  menn  au^erbem, 
ba^  eS  formal  möglid^  ift,  aud^  eine  reale  9Rod^t 
esiftirt,  bie  il^m  ffiaf ein  geben  fann.  SBennnun 
oom  Optimismus  bel^auptet  mirb,  ba|  bie  oor- 
l^anbene  SBelt  Don  aüen  möglid^en  SBelten  bie  befte 
fei,  fo  finb  j^ier  offenbar  unter  ben  möglid^en 
SBelten  nur  bie  formal  möglid^en,  b.  f).  biejenigen 
SBelten  gemeint,  Don  benen  jebe  für  ftd^  DoUf ommen 
benfbar  ift.  Ob  nun  biefe  formal  möglid^en  SBelten 
aud^  materiell  möglid^  finb,  unb  gmar  alle  ober  nur 
bie  eine  ober  anbere,  baS  l^öngt  Don  ber  realen  3Rad^t 
ab,  Don  ber  fte  aflein  In'S  S)ofcin  gerufen  merben 
fönnen.  ®iefe  reale  SJKad&t  ift  felbftDcrftänbli^ 
bie  3Raä)i  ©otteS.  Sa  biefelbe  aber  abfolut,  alfo 


Mmad^t  ift,  fo  bejiel^t  fte  ftd^  als  fol^e  gleid 
mö^ig  auf  aUe  formal  möglid^en  ober  betAon 
SBelten,  unb  bief  eS  mirb  au^  burd^  bie  optindpifd 
2]^eorienid^tgeI&ugnet.  SlQein  bie  SluSflbung  bief 
maä)t  mirb  burd^  ein  in  ®ott  felbß  liegenbeS  $rii 
dp,  nömlid^  burd^  fein  SBoQen,  befiimmL  Us 
in  Se^ug  auf  ben  göttlid^en  SßiQen  mirb  Doi 
Optimismus  bel^uptet,  ba|  er  notl^menbig  betei 
minirt  fei  burd^  ben  93egriff  beS  Sejien,  fo  ba|  < 
unter  ben  Dielen  formal  möglid^en  SBelten  in 
bieienige  gur  @d^öpfung  auSmöl^Ien  unb  moDe 
fönne,  meldte  Don  aüen  Die  befie  ift;  anberS  anS 
gebrüdft,  bo^  Don  oQen  formcd  mdglid^  SBdlo 
nur  bie  befte  aud^  materidl  mbgUd^  feL  Uleii 
burd^  biefen  3)eterminiSmuS  beS  göttlid^  SBflU 
mirb  bie  gfreibeit  beS  göttlid^  SBiüenS  bc^ 
ber  SBeltf ^öpfung  in  einer  gon}  unjuläffigen  Sali 
bejd^rönft.  SS  mirb  il^m  nur  no^  bie  9rei^  ^ 
fd^affen  ober  nid()t  gu  fd^ffen,  nid^t  ober  bie^ 
^eit,  jmifd^en  Derf d^iebenen  mdglid^n  SBelten  U 
eine  ober  bie  anbere  )ur  Sd^öpfung  ouSgumdl^ 
gugefprod^en,  olfo  nur  bie  libertas  contradietifr 
nid^t  aber  bie  libertas  spedficationia 


ms 


meldte  festere  bod^  fogar  bem  menf^Iid^  SBilkc 
}uf ommt  3a  bei  meiterer  S^erf olgung  ber  9d^ 
tung,  ba^  baS  göttlid^e  SBoIIen  be^ugU^  ber  ffie& 
f  d^öpfung  burd^  baS  $rincip  beS  Seften  betermUfi 
fei,  mürbe  man  gu  ber  Srolgerung  bmmen  fönseo, 
ba^  bie  @d^öpfung  ber  SBelt  ein  notl^menbigerSc 
®otteS  fei,  ba^  il^m  alfo  aud^  bie  libertas  conk» 
dictionis  nid^t  sufomme.  —  Slu^erbem  Um  ei 
unter  ben  Dielen  möglid^en  SBelten  feine  geten. 
meldte  bie  abfolut  befte  unb  DoIIfommenfle  ijl  $A 
aRdglid^feit  Derfd^iebener  SBelten  ^ängt  nämfid^o! 
Don  ber  Derfd^iebenen  IRad^al^mbarfeit  beS  g^* 
üd()en  SBefenS  nad^  Sinken.  9htn  ift  baS  gSttiuti 
SBefen  unenblid^  DoUf ommen.  gfolglid^  mbteSn» 
enblid^  Diele  SSoUfommenl^eitSftufen,  in  benen  Ue> 
feS  SBefen  nad^geal^mt  merben  fann.  Unb  botosi 
folgt,  bag  über  ieber  nod^  fo  DoÜfommenen  @tufi 
immer  nod^  eine  DoQfommenere  gebadet  rotäa 
fann,  bis  in'S  Unenblid^e. 

IL  3)er  relatiDe  Optimismus  bel^ouptet  in 
©egenfak  ^um  abfoluten,  bie  e^iftirenbe  SM  fe 
gmar  ni^t  bem  Sein  nad^  bie  befte  unb  Dolfom 
menfte,  bie  überl^aupt  gebadet  merben  tbnne,  aber  |i 
fönne  unb  muffe  in  bem  @inne  als  gan^  gutunbtwD 
fommen  bejeici^net  merben,  als  in  il^r  ^HeS  in  fd 
d^er  SBeife  eingerid^tet  fei,  ba^  baburd^  ber  Don  ^ 
bei  ber  SBeltf^öpfung  gemoüte  3toedf  DoÜfonaMi 
crreid()t  mirb.  3n  biefem  ©inne  jei  bie  ejijütenb 
SBelt  aUerbingS  eine  fold^e,  ba^  fie  nid^t  befferioi 
DoQfommener  fein  fönnte,  als  fie  ift;  ^e  feitwdt 
aus  DoIIfommen  in  fid^  felbft.  —  S^iefer  rdatiu 
Optimismus  nun  ift  als  DoIIfommen  mal^r  an 
bered^tigt  an}uerfennen  unb  ift  aud^  Don  Jel^  t 
ber  d^riftlid^en  ^l^ilofopl^ie  unb  Sl^eologie  fef 
gel^alten  morben.  SS  ift  biefer  relatiDe  Optima 
muS  geforbert  burd^  ©otteS  SBeiS^eit,  ®flte  uo 
aUmad^t.  3)enn  für'S  ßrfte  bringt  eS  ®otteS  m 
enblid^e  SBeiSbeit  mit  fid^,  ba|  er  bie  SBelt  fo  einji 


Optimismus. 


938 


eil,  bei  tOIeS  auf's  IBefle  georbnet  i|)  unb 
a  Stoede  entfprid^t  tt'eld^en  ber  Sd^dpfet 
t^pfung  fld^  Dorfe^te.  Sbenfo  bringt  eS 
leüe  bie  ttnttd>Ii(i^e  ®üte  ®otted  mit  ^^, 
t  SQeS  iioectmä^ig  einrid^ten  xoxU,  bamit 
leinen  ®efd^5pfen,  fo  t)iel  on  i^m  i{t,  bie 
ng  i^  dieH  boS  il^r  tonl^reS  ®ut  ifl, 
^  enbli^  bringt  eS  für'S  SDritte  ®otte§ 
t  mit  fi4  ba|  ®ott  ben  in  feiner  SBeiS- 
»orfenen  SBeltpIan  aQfeitig  }u  bertoirllic^en 
i^jufül^n  Dermag,  unb  bo^  feine  miber- 
( JRai^t  im  Staube  ift,  il^n  baron  roxxU 
^inbem.  Unb  in  ber  S^at,  ber  S^^^  ber 
f^en  2]^tigfeit  ©otteS  ift  bie  Offen- 
ieiner^enlid^feit  feiner  unenblid^en  SBeiS' 
Ute  unb  SRad^t.  Sine  fotd^e  Offenbarung 
[iil^&enlid^feit  ober  möre  nfc^t  gegeben, 
^t  in  Der  SBelt  unb  im  gangen  SOBeltlauf e 
om  ®r5|ten  bis  gum  ffleinften  l^erab,  auf 
xdmd^igfh  eingerid^tet  xoäxt.  SBürben 
unb  3)etecte  in  ber  SBelteinrid^tung  ftc^ 
Darben  miberftrebenbe  jhöf te  ba  fein,  mo» 
ie  SBeltorbnung  geftört  unb  Unorbnung 
nrirrung  in  biefelbe  gebrad^t  würben,  fo 
rr  ®runb  ]^iert)on  nur  barin  liegen,  ba|  ber 
ber  SBett  aQ  biefeS  entmeber  nid^t  )u  t)er- 
&m|te,  ober  eS  nid^t  t)er]^inbem  moHte,  ober 
!S  nid^t  oerl^inbem  fonnte.  ßs  n)ürbe  ftd^ 
er  SBelt  entmeber  feine  unenbtid^e  SBeiSl^eit, 
le  unenblid^e  ®üte,  ober  feine  unenblid^e 
ffenbaren,  b.  1^.  bie  SBelt  to&re  nid^t  Offen- 
rineS  unenbli(^  DoKIommenen  SBefenS,  fie 
!^t  Offenbarung  ber  göttlid^en  ^enlid^feit. 
(I  ben  l^ier  bel^aupteten  relatit)en  OptimiS» 
b  ein  fd^ioer  wiegenber  6intt)urf  t)on  ber 
rm  3a^I  t)on  liebeln  l^ergenommen,  meiere 
SBelt  lerrfc^en.  «Hein  eS  ift  aunöd^ft  }u 
iben  gteifd^en  bem  natürlid^en  unb  bem 
Uebel  (bem  IBofen).  S)aS  natürlid^e  Uebel 
Moation  eines  natürlid^en  ®uteS,  meld^eS 
:  Orbnung  ber  3)inge  fein  fönnte  unb 
Inter  biefe  Kategorie  fallen  baS  Seib,  ber 
\,  baS  Unglüd,  Sob  unb  ^uflöfung,  über- 
neS,  nmS  bie  gefd^öpflic^en  SBefen  oon 
uS  fliel^en  unb  Don  fid^  ab^umel^ren  fud^en. 
ilid^e  Uebel  ober  baS  99öfe,  bie  @ünbe, 
ift  bie  ^rioation  beS  ftttlid^  ®uten.  3)aS 
le  Uebel  nun  fann  ®ott  ni^t  bIo|  gu* 
mbem  er  fann  eS  fogar  birect  motten,  nid^t 
i  Stoti,  aber  bod^  als  SRittel  sum  3^^^; 
I S^^^  ^^^  baS  l^ie^e  bel^aupten,  ®ott 
n  SBol^IgefaUen  an  bem  Seibe  feiner  ®e- 
toofjH  aber  als  SRittel  gum  S^^^f  infofem 
baburd^  ein  l^ö^ereS  ®ut  eneid^t  merben 
)  foll.  3)aS  pttlid^e  Ucbcl  bagegen  —  bie 
—  fann  ®ott  nie  unb  unter  feiner  93e» 
btred  moÜen,  meber  als  Smd  nod)  als 
tut  3tt>edfe ;  baS  eine  mie  baS  anbere  mürbe 
rf)mtd^  fiel^en  mit  feiner  unenblid^en  $ei- 
tba  toenn  ®ott  baS  ftttlid^e  Uebel  aud^ 
itto  looOen  fann,  fo  fann  er  eS  bod^  gu* 


(äffen.  3)enn  bie  Sutoffung,  ber  permiffu>e  SBiUe 
®otteS  fd^Iielt  iebe  SiOigung  beS  ftttlid^  Söfen 
aus ;  er  befielt  blo^  barin,  ba^  ®ott  baS  fittlid^ 
IBöfe  nid^t  Don  Doml^erein  Derl^inbert,  obgleid^  er 
foId^eS  fönnte.  2)iefe  3ulaffung  miberfprid^t  alfo 
nid^t  ber  ^eiligf eit  ®otteS,  meU  fie  fdne  Einigung 
beS  IBöfen,  feine  3uftimmung  gu  bemfelben  ein- 
fd^Iie^t.  @ie  miberfprii^t  aud^  nid^t  ber  IBoQ- 
fommenl^eit  unb  ®üte  ®otteS;  benn  biefe  bringt 
eS  nur  mit  ftd^,  ba|  er  feinen  Demünftigen  ®e« 
fc^öpfen  aUe  notbmenbigen  3RitteI  jur  Semirfung 
il^reS  $eiIS  oerlei^e,  nid^t  aber,  ba|  er  Don  Dom« 
herein  ben  SRi^braud^  biefer  9RitteI  unmöglid^ 
mad^e.  3l\xx  bann  märe  nid^t  Möge  3ul<^ffung, 
fonbem  pofitiDe  93emirfung  beS  SBöfen  Don  Seiten 
®otteS  Dorl^anben,  menn  bie  Don  i^m  Derliel^ene 
SBiOenSfreibeit  bie  9lot^menbigfeit  i^reS  amg- 
braud^S  einfd^töffe.  2)iefeS  ift  aber  feineSmegS  ber 
tJfaU,  meil  mit  ber  gfreil^eit  gugteid^  baS  99emu|t- 
fein  beS  @oIIenS  unb  entfpred^enben  SBofienS  ge- 
geben ift. 

S)iefeS  DorauSgefe^t,  lö^t  fid^  leidet  jeigen,  ba| 
unb  inmiefem  baS  S)afein  beS  UebelS  in  ber  SBelt 
mit  bem  relatioen  Optimismus  mol^I  }u  Der- 
einbaren  ift.  Sie  S|ifteng  beS  UebelS  in  ber  SBelt 
mürbe  nömlid^  bIo|  in  bem  gfalle  als  SemeiS 
gegen  bie  optimiftifd[)e  SBeltanfc^auung  l^erbei- 
gegogen  merben  fönnen,  menn  baS  Uebel  nid^t 
felbft  mieberum  ber  Don  ®ott  gefe^en  SBeltorb- 
nung  bienfibar  gemad^t  merben  fönnte  unb  bienft- 
bar  gemad^t  mürbe.  S)enn  unter  biefer  SJorauS- 
fe|ung  mürbe  baS  Uebel  in  SBa^rbeit  bie  Orbnung 
Serftören.  Mein  ®ott  lenft  au^  baS  Uebel  mieber 
5um  ®uten  unb  mad^t  eS  ber  Orbnung  bienftbar, 
feiner  SBeiSl^eit  unb  ®üte  gemö|.  3a  nod^  mel^r. 
2)urd^  baS  Sorl^onbenfein  beS  UebelS  in  ber  SBelt 
mirb  bie  ®röge  unb  SSoUfommenl^eit  ber  SBelt- 
orbnung  fogar  nod^  erl^öl^t.  Sediere  erfd^eint  fa 
um  f 0  größer  unb  impofanter,  menn  man  fiebt,  ba| 
anä)  baS  Uebel  entgegen  ber  in  il^m  felbft  gelegenen 
Senbens  in  bie  ®ef ammtorbnung  eingefügt  ijt  unb 
bem  ®uten  bienen  mu|.  SBöre  baS  Uebel  nid^t, 
fo  märe  gar  Diel  ®uteS  ni(^t,  baS  ®ott  gerabe 
aus  bem  Uebel  l^erjuleiten  mei|.  9Ran  fann  ge- 
rabe^u  fagen,  ®ott  b^be  baS  Uebel  in  ber  SBelt 
nic^t  6Io|  julaffen  fönnen,  fonbem  eS  fei  aud^ 
congment  gemefen,  ba|  er  eS  guUe^.  Um  babei 
bie  ^rage  gu  beantmorten,  mie  unb  inmiefem  benn 
baS  Uebel  nad^  bem  SRatl^fd^Iuffe  ®otteS  bem 
®uten  unb  ber  Orbnung  bienen  mu^  unb  mirfli^ 
bient^  mu^  man  junö^ft  baS  natürliche  Uebel 
in'S  9luge  faffen.  ^biefeS  bient  in  ber  moralifd^en 
Orbnung  einerfeitS  bem  bonum  justitiae  unb 
anbererfeitS  bem  bonum  virtutis.  S)em  bonum 
justitiae  bient  eS,  infofem  burd^  baS  Uebel  baS  fttt- 
lid^  IBöfe  beftraft  unb  bamit  bie  t$orbemng  ber 
©ered^tigfeit  im  3ntereffe  unb  jum  3^)^^^  ber 
^ufred^terl^altung  unb  S)urd^f ül^mng  ber  ftttlid^en 
Orbnung  burc^gefül^rt  mirb.  2)em  bonum  virtutis 
bagegen  bient  eS,  infofem  burd^  2eib  unb  Srüb- 
fal  bie  SRenfd^en  geprüft,  gelöutert  unb  in  ber 


I 


939  OptiDiiSn 

S.ugcnb  ßtübt  unb  gtJÖrbEtt  »erben  foücn.  ■ 
mit  für  jic  boS  SBerbienit  beä  @ulen  fuii '  < 
aßtrb  bietet  (eftere  ©cficl)tspunfl  com  ■i'.. 
im  91uge  befiallen,  \o  tetlierl  baS  nntirtu'  ■ 
filt  ibn  (ogor  jeiiien  ©toc^el.  —  S^l^'a"  i'r"  ■ 
fitllit^lt  Uebd,  baSSÖ&ie  iclriffi.  y^  '■    ' 
bit  ffiri^cnoättr  borauj  aulmnitn;"   ■ 
bi«  Sugtnb  uittet  ber  SÖorauSielmrni  ;■■■■ 
flllli*  SBbfc  mi  Soll  (Uflciüifm  wn-.- 
flvüfieni  ffitil^  uiib  ein  ^ÖlitrtS  Sflcrl.i 
QU  unter  bet  (leQttit^elllQen  SSoraueitituriu 
ber  iDieiijdj  fie^l.  bo&  bie  5reil)eil  b^.  ■■ 
(Ali)  jiim  Söf(n  mi«broud)t  loeibtu  !i 
oielfodi  mi&brou^l  reirb,  fo  loirb  er  ^(l■.  ■ 
geforbert,  feine  flaiije  fiHli**  itfof  '"!' 
um  bie  ©efnbr  ''fS  D}ti&&rau(fiee  brr  ;?i . 
©öftn  ju  überminben  unb  bn4  Imi:.^ 
(iflcn  3iet^ä!fiif|lm  |etne§  Stbtnt'  mut  -. 
tonimt  (lifo  bit  ptlli^f  ftrufl  im..  . 
iel6ft  in  ^äfeerer  unb  glänjtiiba«  y 
baning,  —  SBom  ©tanbimntlt  bir  m.  ,■ 
ütiif^miuiig  ous  wrblnbel  fitt  i  .r  . 
hbfltcer  Öifi^ieituntt.  3)af  9lin";i  ■ 
iS6(eu  in  bet  ©dt  wnr  uoiiii'  .i   ■ 
baju,  bofi  bie  grbaniiimg  uu^  i  . 
ben  !Dlenfil)tn  fi^  l^erobliefe  uii:. 
ßr&fite  unb  er^abenfle  SBetI  tr.  . 

Ijcit,   TOüCljt  unb  Siebe  WUlrr.:,!  . 
nitrbung  b(8  ©o(inti  QJdIK?  ;;r 
b(8  <UIcn[t^cng(fd)[c(!)teS  hirii 
ffrtuje.     ©lejeS  Söert  b«  'JJI.' 
Srlfifting  geieii^t    @oll  v;>   i 
lidjuitg  unb  ben  Vteufi^i'n  '> ' 
rril,    §ler  jeigl  eS  fid,  -.Ü.       ■ 
bie  Citbe  uub  l5.TbnrmHim  i 
Utfitr  guui  ©ulen  fletüö"  vr\< 
bigcn  $ldncn  ber  gBttliiffn 
eigener  iQer^errÜilfiunQ  ull^  i  '. 
fc^en  bienfibar  gemach  miii' 
lic^iSöIeju;  aber viiluiii'i' 
miesione  mali  jit^t  ci  m. 
unb  graor  baS  flröSte  Cim,  . 
9)ltnjd)cn  gu  ai)eil  incvti  i. 
immer  nian  bit  Innige  r-. 
@ol)n  ®oiUi  anäj  plinr 
fleiDOrbtn  fein  mürbe  ((.d 
fo  ifl  bot^  tfiotjät^liit: 
©o^neS  ©ottea  bnr*  i. 
ju  bem  fünblgen  5)itn|rtii  ■ 
jubermerfen ifl  aber  bif  '■' 
niismu9,  bie  Üßtnfdjlr. 
gt^&re  iDe|mllii^  mit  v 
cnbtrnfans  tUn  ni*i 
(lifo  bie  Wf'-Ml'f"-'*^"- 

flUna  ttlllliU'H  lii;:'. 

ftarimWibuii'.:'  ■ 
»eldje  hi>^  iUu' 

beu  Olli  bl(   tmr  ■ 

|urü(t|iJI)rt  uub  |fr 
gefialten  ^nt,  tnf. 
fluc^  in  bet  ©iint" 


41 


Opus  operatum. 


942 


perftfcom.  8oti  ber  gSttfid^en  IBorfel^ung  l^an- 

dnb,  Suäfi  er  bie  Sulaffung  ber  @ünbe  mit  ber 

fttffiil^  ®fite  babur^  in  SinUang  au  bringen, 

ct|  er  in  ber  Sfinbe  boS  opus  operatum,  b.  i. 

tt  obiectioe  Sfyii,  abgefel^n  Don  i^rem  fittlid^en 

E^andter,  lH)n  bem  opus  operans,  b.  i  Don  ber 

jnbiectiMi  aBiDenSentfd^ung,  burc^  m\ä^  bie 

Vjoi  jn  einer  funb^aften  geßempelt  toirb,  unter- 

^(^eibä(Saitentl,16,beiMign6,PP.lat.CCXI, 

my  aSeiter  unten  (L  c.  1235)  übertrögt  er  bann 

btt^  llnterf d^ung,  mennglei^  mit  einiger  Snt- 

i^nlUgmig^  onf  bie  @acramente.  3n  gleid^em 

Sime  fd^reibt  ännocenj  HL:  Quamvis  opus 

openns  aliqnando  ait  immundum,  semper 

tarnen  o^ia  operatum  est  mundum  (De  s.  al- 

tans  myster.  8,  5).  gfortan  begegnen  tt)ir  biejer 

OegmuberfleDung  Don  opus  operatum  unb  opus 

(^enntis   bei  ben  Domel^mften  Sd^oloftifem 

M  IS.  Sol^^unbertS,  befonberd  n)0  eS  gilt,  ben 

lUeild^  ber  SBirlfamleit  ber  oltteftamentlid^en 

nd)  nenteftamentlid^  Sacramente  ju  beftimmen. 

6o  bei  SBil^m  Don  Slu^erre  (Summa  aurea  4, 

243,  ooL  1),  9(esanber  Don  ^alt»  (4.  Sent.,  q.  3, 

ffl.4,  a.  1),  SIbert  bem  ®  ro^en  (4.  Sent.,  d.  1 ,  a.  5), 

bcm^SonoDentura  (4.Seni,  d.  l,p.l,  a.  l,q.5X 

bem  ^  ify>nua  (4.  Sent.,  d.  1,  q.  1,  a.  5) ;  bod) 

sor  um  biefe  S^  V^^  Unterf  d^eibung  nod)  f eined- 

mfi  allgemein  im  ©ebroud^e,  toxt  auS  ber  Siebe- 

tnofe  beS  I^L  X^omoS  erbeQt:  Ipsum  sacra- 

nentom  dicitur  a  quibusdam  opus  operatum, 

Mu  autem  sacramenti  est  ipsa  operatio, 

^nae  a  quibusdam  opus  operans  dicitiur  (1.  e.). 

Sabbern  aber  in  ber  Sfolgejeit  bie  gformel  ex 

opere  operato  in  ben  fatlolifd^en  @<i^ulen  au- 

Mnem  ublid^  getoorben  toax,  mürbe  fte  Don  bem 

ftinj^enratl^  )u  Orient  als  9u§bru(f  oeS  lotl^oli» 

l^en  Sogma  Don  ber  9Bir!fam!eit  ber  neutefta- 

ieiitli(j^  Sacramente  gegenüber  ber  ))roteftanti' 

}tlß  3rrle]|re  feierlid^  fanctionirt  (Conc.  Trid. 

Sees.  Vn,  de  sacram.  in  gen.  can.  8). 

(Sframmatifd^  ift  ol^ne  3>Detf el  bad  Ißarticipium 

operatum  im  ))afftDen  Sinne  )u  nel^men.   @o 

tiokn  e8  Don  Anfang  an  bie  @d^oIaftifer  Der- 

Men,  unb  in  bemfelben  @inne  i^ai  bie  Hxxd)t 

bie  {d^Iafiifc^  gformel  aboptirt.   Unjulöffig  ift 

bo^  bie  S)eutung  einiger  neueren  S^eologen, 

^,  um  ben  SuSbnuf  {prad^Iid^  )u  red^tf ertigen, 

<^tQm  im  actiDen  @inne  }u  erHören  Derfu^en. 

«et  )Kif{tt)e  (Sebraud^  ift  aud^  nid^t  fo  neu  unb 

QietDd^nli^,  ba|  er  geredeten  Zabel  Derbiente 

{^  Lactantius,  Inst.  div.  7,  27 :  susceptis 

operatisquevirtutibus;  Tertull.  Depraescript. 

e.  29:  tot  virtutes  tot  charismata  perperam 

operata;  8.  Aug.  De  unit.  Eccl.  c.  25,  73: 

afemina  nobili  Lucilla  operata  corruptio).  — 

Sa§  bie  fac^lid^  93ebeutung  bed  ^uSbrudfS  betrifft, 

^(aben  in  neuerer  3eit  einige  £]^eotogen  gemeint, 

kiftfben  burd^  ben  3ufa|  a  Christo  erfldren  }u 

ölen:  ex  opere  operato  l^ei^e  fo  Diel  alS  ex 

ipere  operato  a  Christo  ober  ex  opere,  quod 

perstus  est  Christus,  b.  i  traft  beS  6rI5fungS« 


toerfeS  S^rifti  (f.  SSojen,  3)er  ftatl^oUciSmuS  unb 
bie  £infprüd^e  feiner  ®egner  I,  3.  %ufl.,  ^rei- 
burg  1885, 272;  ^Ugerd^  Spmbolifd^e  Zl^eologie, 
SBonn  1841,  157.  «el^nlid^  9JUbIer^  S^mboIU 
§  28 ;  anberS  9leue  Unterfu^ungen  328).  SOIein 
toenngleid^  e8  nmllr  ift,  bog  bie  Sßirffamleit  ber 
@acramente  auf  bem  SrIöfungSDerbienfte  (Sf^xi^ 
beruj^t,  fo  ift  bod^  biefed  Dietme^r  opus  operantis 
Christi  alS  opus  operatum  )u  nennen.  Sfemer 
mürbe  nad^  ber  Sluffaffung  biefer  Xl^ologen  ber 
9u8brud(  ex  opere  operato  nid^t  fo  fel^r  bie 
9Birfung8meife  ber  Saaamente  begeid^nen  als 
Dielmel^  bie  ÖueUe  il^rer  SBir^amleit :  obne  3>Dei- 
fel  aber  tooUten  bie  @d^oIafti!er  uno  nad^  il^nen 
baS  Soncil  Don  Orient  gegenüber  ben  fog.  9te« 
f  ormatoren  bie  ben  @aaamenten  beS  9leuen  IBunbeS 
eigene  äBirlungSmeife  erflören.  2)a  enblid^  iebe 
©nabenertbeilung  auS  bem  Ißerbienfte  Sl^rifti  als 
il^er  Ouelle  flie^t^  fo  toürbe  bie  Srftörung,  ba| 
bie  Sacramente  burd^  bie  IBerbienfle  Sl^rifü  mirt- 
fam  finb,  bie  Heiligung  buxä^  bie  Sacramente  Don 
ber  @imbenDermittIung  au^erl^olb  ber  @aaamente 
nid^t  unterf d^eiben ;  offenbar  foQ  aber  nad^  ber 
Slbfid^t  ber  iKrd^e  bie  gformel:  bie  @acramente 
Dertei^en  bie  ®nabe  ex  opere  operato,  nid^t 
etmaS  allen  ®nabenertl^eUungen  ©emeinfameS, 
fonbem  etmaS  ben  @acramenten  Sigentl^ümlid^eS 
bejeid^en.  SBenn  alfo  aud^  baS  SrI5fungSmerf 
6$rifti  bie  IBerbienfturfad^  ift,  auS  ber  bie  Sßirt- 
famleit  ber  ©aaamente  binrgeleitet  »irb,  fo  trifft 
bod^  biefe  SrHörung  meber  ben  ®eban!en  ber 
@d^oIaftiIer  noä^  bie  ^bftd^t  beS  Zrienter  SondlS. 
^ielme^r  mu|  nad^  tl^eologifd^em  @prad^gebraud^ 
baS  opus  operatum  alS  ®egenfa|  }um  opus 
operantis  aufgefaßt  merben.  fie|tereS  be}ei($net 
bie  fubiectiDe  ^anblung,  infofem  ber  ^anbelnbe 
bur^  biejelbe  megen  i^reS  ftttlid^en  S^^arofterS  ftd^ 
felbft  ober  einem  Slnbem  ettoaS  Derbient.  Opus 
operatum  aber  ift  bie  objectiDe  Sl^at  an  unb  für 
ftd^  betrad^tet,  abgefe^en  Don  bem  93erbienfte  ber 
lanbelnben  $erfon,  toeld^e  burd^  il^ce  eigenen  9cte 
baS  SBerf  DoUjiel^t  ober  fid^  baSfelbe  aneignet. 
3)emgemö^  ift  baS  opus  operatum  bei  ben  @acra- 
menten  bie  objectiDe,  nad^  Sl^rifti  ^norbnung  DoD- 
Sogene  facramentale  ^anblung,  baS  ftd()tbare  facra- 
mentale  S^i^^n.  SBenn  alfo  bie  ftird^e  le^rt,  burd^ 
bie  @acramente  beS  bleuen  IBunbeS  merbe  bie 
®nabe  ex  opere  operato  gefpenbet,  fo  l^at  biefe 
tjformel  erftenS  ben  negatiDen  @inn,  ba|  bie  faaa- 
mentale  @nabe  nid()t  Derlie^en  tt)irb  ex  opere 
operantis,  b.  1^.  nid^t  auf  ®runb  irgenb  xotlä^tn 
SSerbienfteS  Don  Seiten  beS  @penberS  ober  Don 
Seiten  beS  SmpföngerS.  3^^ii^nS  aber  toirb  burd^ 
biefe  Sformel  pofttiD  auSgebrüdtt,  ba^  baS  ftd^tbare 
faaamentole  3«i^«t  fclbft  atö  »irfenbe  Urfad^ 
bie  ©nabe  Derlei^t.  SBeit  entfernt  enblid^,  bog 
burd^  bie  fird^Iid^e  fjformel  bie  freie  Zl^ötigfeit  beS 
©penberS  unb  ßm})fänger8  auSgcfd^loffen  toirb, 
finb  Diclme^r  brittenS  in  berfelben  bie  freien  acte 
einbegriffen,  weld^e  jur  gültigen  ©penbung  unb 
5um  b«ilbringenben  6ml)fonge  beS  ©acramenteS 


943 


Opus  operatum. 


ttotl^toenbtg  ftnb.  fSox  Sdem  fmb  in  bem  opus 
operatum  f  elbft  iene  freien  9äe  eingef  d^Ioff  en,  o^ne 
toeld^e  baSfelbe  nid^t  üorl^onben  tft,  no(!b  gebadet 
»erben  fann,  nömlid^  üon  Seiten  beS  @penber8 
bie  intentio  faciendi,  quod  facit  Ecdesia,  unb 
Don  Seiten  beS  Sm))fänger3,  toenn  er  ein  Srmad^- 
fener  \%  ber  SBiQe,  baS  @ocrament  gu  em))fangen. 
Sa  ed  ftd^  ferner  um  bie  SBirffamleit  bed  opus 
operatum  ^ur  Srtl^eilung  ber  l^eiligmac^et&en 
^nobe  l^anbelt,  fo  ttrirb  burd^  bie  fird^Ud^e  gformel 
aud^  inbirect  bie  Slotl^toenbigleit  iener  freien  9cte 
angebeutet  burd^  meldte  bie  ^inbemiffe  für  bie 
actueüe  Entfaltung  ber  facramentalen  SBirffamfeit 
befeitigt  »erben.  2)arum  erllärt  baS  Soncil  t)on 
Zrient  ouSbrüddi^,  ba|  bie  @acramente  benjeni- 
gen  bie  ®nabe  oerleil^en,  »eld^e  il^r  fein  ^inber> 
ni|  entgegenfe|en  (non  ponentibus  obicem; 
Sess.  "VII,  ibid.  can.  6). 

n.  $roteftantif^e  SntfieUung  ber 
fird^H^en  tljformel.  9lad^  ber  gegebenen Sr* 
fldrung  ifi  ber  @a^,  ba^  bie  ©acramente  beS 
9{euen  SBunbeS  ex  opere  operato  bie  ®nabe  Der- 
feilten,  ber  treuefte  ^uSbrudf  unb  bie  fd^örffte 
gformulirung  ber  fatl^oUfd^en  Seigre  Don  ber  SBirf» 
famfeit  ber  @acramente.  3)ie  ))roteftantifd^e  $o- 
iemil  Derfud^t  freili^,  bemf  elben  einen  anbem  Sinn 
unter)ufd)ieben  unb  auf  ©runb  beffen  bie  Seigre 
Dom  opus  operatum  al§  „fatanifd^,  biabolifd^, 
fittli^  Derberolid^''  unb  berglei^en  5U  befömpfen. 
6d^n  bie  Steformatoren  beS  16.  ^al^rl^unbertS 
laben  bie  fird^Iid^e  ^formet  in  bem  @inne  ge« 
beutet  aß  ob  baS  opus  operatum  an  unb  für 
i^,  infofem  ed  einöu|erIid^eSSBer!i{l,  mit^ug» 
d^iu^  jeber  innem  frommen  Siegung  Don  Seiten 
)ed  Empfängers  be§  Sacramented,  aU  93er« 
bienfturfad^e  bie  ®nabe  bemirfe.  SeÜarmin  (De 
Sacr.  in  gen.  2,  1)  bemerft,  ba|  biefe  3)ar- 
fteSung  jmei  Auflagen  entl^ölt  mel^e  beibe  nid^t 
bIo|  falfd^  finb,  fonbem  au4  einanber  toiber- 
ftreiten.  SrftenS  ifi  e§  grunbfalfd^,  ba|  nad^  fatl^o- 
iifd^er  Suffaffung  baS  opus  operatum  aI8  93er- 
bienfturfad^e  bie  ®nabe  ^erDorbringe.  3)enn  baS 
opus  operatum  im  ©egenfa^  ju  bem  opus  ope- 
rantis  ift  nid^t  bie  fubjectiDe  ^anblung,  fonbem 
baS  objectiDe  SBert  abgefel^en  Don  feinem  ftttlid^en 
meritorifd^en  SBertl^e;  bad  opus  operatum,  b.  l 
ber  nad^  El^rifti  %norbnung  gültig  DoDgogene  facra- 
mentale  9iitu§^  ift  Dielmel^r  fraft  göttlid^er  Sin- 
fe^ung  unb  ber  93erbienfte  El^rifti  bie  merf^eug- 
li^e  Urfad^e,  beren  fid^  ®ott  5U  unferer  Heiligung 
bebient  9Benn  bann  meiter  gefagt  mirb,  ba^  na($ 
fatl^oüfd^er  Seigre  baS  öu^ere  9Berf  beS  opus  ope- 
ratum ol^ne  irgenbmeld^e  innere  SBidenSregung 
ben  Sl^arafter  einer  Derbienftüd^en  ^anblung  be- 
fi|e,  fo  toiberfpred^en  biefer  Sel^auptung  bie  S^at- 
fad^en;  ed  mar  Don  iel^er  unbegmeifelte  Seigre  aller 
latl^olifd^en  Xl^eologen,  ba^  bie  duneren  SBerfe 
Don  ben  inneren  Scten  ber  @eele  il^re  game  mora- 
lifd^e  ®üte  unb  il^re  iBerbienjUid^feit  Dor  Sott  em- 
pfangen (Dgl.  Bellarmin.  1.  c).  UebrigcnS  fd^rön- 
len  bie  $roteftanten  felbfi  ben  Sormurf  biefer  Seigre, 


toeld^ebie  Apologia  Conf.  August.  (§De 
et  usu  sacramentorum)  bem  irgongen  i 
fd^olaftifd^en  Seigrer"  jufd^ibt  f^r  ein  u 
}u,  bog  er  bie  öfteren  @d^oIafüJfer  (ben 
mag,  SBonaDentura  u.  f.  m.)  nid^t  trifft  ' 
foHen  ScotuS  unb  99iel  DöDige  ^fftDi 
@aaamente  gegenüber  forbem  wib  aui 
beftreiten^  ba|  gu  feiner  9Bir!fam!eit  tx{ 
gute  Stegung  auf  Seiten  beS  Smpfänge 
menbigfei;  burd^  biefe  9n{id^t  fei  bieS 
@d^oIaftif  in  biefem  fünfte  gu  il^rem 
gefommen,  unb  man  bürfe  e8  bal^er  be 
matoren  nid^t  Derargen,  toenn  fie  bemgi 
latl^olifd^e  Seigre  fo  faxten:  quod  saci 
novi  testamenti  ex  opere  operato  si 
motu  utentis  justificant  (^er}og,  Sie« 
Qopäbie  für  protejt.  X^eol.,  2.  Sufl.,  XE 
2)emgegenüber  ift  5U  bemerfen,  bo^  bi 
mente  aUerbingS  il^re  9Birffamf eit  )u  entfc 
mdgen,  menn  aud|  ber  9Renfd^  im  SRon 
@penbung  ftd^  rein  paf fiD  Derl^ält  DorauSg 
fein  obex  Dorl^anben  ift,  meld^  ber  93( 
ber  ®  nabe  burd^  baS  Sacrament  im  SBege  { 
fann  [a  bei  benienigen,  meldte  fid^  fat  bem 
3uftanbe  befinben,  unb  bei  ben  ftinbem  ü 
nid^t  Don  %cten,  bie  sum  Smpfang  beS 
mented  biSponiren,  bie  Siebe  fein.  3)a: 
nid^tS  9Biberfinniged;  benn  aud^  bie  na 
Urfad^en  ergeugen  in  einem  @ubiect, 
il^rer  SBirffamfeit  fein  ^inberni^  entg 
immer  unb  überaO  il^re  S^irfung.  3nbe 
obige  Auflage  mel^r  befagen,  nömlid^  b« 
bie  fird^Iid^e  f^formel  Don  ber  äBirffam 
@acramente  ex  opere  operato  iebe 
S^ätigfeit  bed  (Smpfängerd  fd^Ied^tl^in 
fd^Ioffen  merbe,  fo  }mar,  ba|  aud^  ber  er 
@ünber  ol^ne  Dorangegangene  pofttiDe  S)i( 
burd^  baS  @acrament  gered^tfertigt  merbe 
Obfd^on  biefe  93erbre]^ung  ber  fatl^olifd^ 
f 0  oft  mieberl^olt  mirb,  geugt  fie  bod^  nur  Do 
Unfenntni^,  menn  il^r  nid^t  gar  abftd^tti 
fteKung  }u  ©runbe  liegt.  S)enn  baS  So 
Orient  le^rt  beutlid^  baS  ©egentl^eiL  Si 
c.  6  l^anbett  eS  Don  ber  }ur  Sted^tfertig 
@ünber§  notl^menbigen  3)i8pofition,  unb 
ben  ber  Sieil^e  nad^  bie  Derfd^iebenen  9 
fd^rieben,  burd^  meld^  in  fhifenmä^iger  < 
iung  biefe  3)i§pofttion  DoQenbet  mirb.  2> 
l^ören  Dor  SUIem  ber  ©laube  (fides,  sine  q 
unquam  contigit  justificatio  [ib.  c.  T 
est  humanae  salutis  initium,  fündai 
et  radix  omnis  justificationis  [c.  8]) 
93u|e,  meldte  in  bem  ^affe  unb  ^bf^ev 
gangenen  @ünbe  unb  in  bem  93orfa|e  bi 
fiebenS  bejtel^t.  ^^t  Sriangung  Der  % 
gungSgnabe  mirb  au^er  bem  ®Iauben  i 
forbert  (can.  9),  ba^  pd^  ber  3Renfd&  oti 
bie  Zl^ätigfeit  feinet  SBillenS  (suae  yoI 
motu)  auf  biefetbe  Dorbereite  unb  biSpon 
can.  3).  S)a§  Soncil  l^anbelt  l^ier  1 
Sied^tfertigung  im  allgemeinen,  alfo  oud^ 


Opus  operatum. 


946 


ttng  tmrd^  baS  ©Qcrament;  überbie^ 
biefe  audbrüdCKd^  ein,  inbem  e8  t)on 
t^.  toeld^  t)Dr  bem  Smpfange  ber 
^toenbig  ifl  (quam  ante  baptismum 
»t),  unb  ertoöl^nt  unter  ben  berfd^iebenen 
»er  ated^tfertigung  baS  @aaament  olS 
\ft  Urfad^e  (c.  7).  9n  ber  ©teUe  Sess. 
at4Depoen.  ermöl^nt  eS  f obann  nod^* 
IT  Sted^tfertigung  burd^  bog  Sacrament 
unb  lBu|e  notl^menbigen  3)tSpofttu)nen 
t  oud^  bte  fird^Iid^e  SBiffenfd^aft  gegen 
urf  ber  ^roteftanten  in  @dl)u^  (quam- 
BO  qnidam  calumniantur  catholicos 
i,  quasi  tradiderint,  sacramentum 
iae  absque  bono  motu  suscipientium 
M>iife]T6,  quod  nunquam  Ecclesia 
t  nee  sensit ;  L  c.  c.  4).  ®emö^  biefen 
beftimmten  Srllärungen  mn%  alfo  boS 
fianben  »erben,  menn  eS  Sess.  YII, 
\  kf^tt,  bag  bie  Sacramente  be§  bleuen 
L  opere  operato  oOen  benjenigen  bie 
leiten,  tneld^e  i^rer  SOBirffamfeit  fein 
entgegenfe|en  (non  ponentibus  obi- 
or  iß  ber  %u8brutf  non  ponere  obicem 
nad^  negatit),  aber  baS  l^inbert  nid^t 
iectü)e  93ebeutung  beSfelben  eine  pofitiüe 
:mltd^  für  ben  @ünber  ber  obex  in  bem 
t  pofitiDen  3)i8))ofition  befielet  ti'eld^e 
(ung  ber  focromentalen  Sted^tfertigung 
)  ifi,  f 0  bebeutet  für  il^n  baS  non  ponere 
^t8  Ruberes  als  bie  Uebung  iener  po{i> 
tibacte,  meldte  biefe  ^Spofttion  auS- 
-  9Rit  Siedet  nimmt  baS  Soncil  aud^  bie 
i  Sl^eobgen  in  @d^u|  gegen  ben  ^Bor» 
Reformatoren.  S)enn  eS  l^aben  mo^t 
>IafHfer  5ur  Sied^tfertigung  be§  @änberg 
IKommene  S)i§pofttion  Verlangt,  ba^ 
;  unb  für  fid^  aud^  ol^ne  ben  actueüen 
bed  Sacramentd  gur  Sriangung  ber 
ung  genügen  mü^te;  aber  fein  fatl^o» 
)Ioge  l^at  je  be]^au))tet,  ba|  ber  erUHic^« 
T  o^ne  gute  innere  9iegung,  o^ne  ®Iau» 
malere  Su^e  unb  SSefel^rung  }u  ®ott 
Saaament  gered^tfertigt  »erben  fönne. 
i8  unb  93iel  mad^tn  l^iert)on  feine  ^uS* 
tun  beibe  löugnen  nur,  bafe  jur  SBirf» 
facramentalen  ®nabe  bie  fittlid^e  S^ö» 
dbtpfangerd  als  Serbienfturfad^e  erfor- 
;  feinedmegS  aber  moden  fte  biefelbe  als 
1  auSfd^Iie|en.  @o  mu^  offenbar  @cotuS 
merben,  mrm  er,  bie  @acramente  beS 
beS  SUten  ^nbeS  bergleid^enb,  fagt: 
tum  (novae  legis)  ex  virtute  operis 
»nfert  gratiam,  ita  quod  non  requi- 
onus  motus  interior,  qui  mereatur 
sed  sufficit,  quod  suscipiens  non 
eem.  Sed  in  illis  actibus  (sacra- 
sacrificiis  yeteris  legis)  non  con- 
ex  hoc  solo,  quod  offerens  non  po- 
sem,  sed  tantum  conferebatur  ex 
m  motus  interioris  tanquam  meriti 


(4.  Sent.,  d.  1,  q.  6,  n.  10).  SBorin  aber  biefer 
bonus  modus  interior  befielt,  ber  itoat  nid^t  als 
SSerbienfturfad^e,  fonbem  olS  ^Spofition  unb  }ur 
Sntfemung  beS  obex  erf  orbert  mirb,  erflört  @cotuS 
be^üglid^  ber  Saufe  (4.  Sent,  d.  4,  q.  5,  n.  2),  in* 
bem  er  einen  boppeltenlDlangel  auf  Seiten  beS  Sm- 
pf  öngerS  unterf  d()eibet.  3)er  eine  befielet  barin,  ba^ 
iemanbgumSaaamentel^insutrittol^nebenSBinen, 
baS  Sacrament  )u  empfangen,  unb  bieg  mac^t  baS 
@acrament  ungültig;  ber  anbere  befielt  in  ber  fe)^* 
lenben  SHSpofition,  unb  biefe  l^inbert  bie  gnaben* 
fpenbenbe  Sßirffamfeit  beS  @acramenteS.  S)er 
30tangel  ber  SiSpofition  famt  aber  fein  yel  quia 
non  habet  rectam  fidem,  yel  quia  habet  ali- 
quod  peccatum  mortale  tunc  in  actu  yel  prae- 
teritum,  de  quo  nullo  modo  atteritur  yel  con- 
teritur.  9lid^t  blo|  bie  gegentoörtige  @ünbe,  fon« 
bem  aud^  ber  9RangeI  an  ^eue  über  bie  begangene 
@ünbe  l^inbert  alf  o  bie  ©nabentoirfung  beS  @acra- 
menteS,  unb  eS  ift  burd^auS  unrid^tig,  ba^  @cotuS 
bem  @acrament  gegenüber  t)om  dmpf&nger  nid^tS 
Ruberes  als  bdUige  ^ffibität  mlange  (&er}og 
a.  a.  O.  279).  ^aSfetbe  lel^rt  @cotuS  besügli^ 
beS  Su^faaamenteS  (4.  Sent.,  d.  14,  q.  4,  n.  6  sq.). 
3ur  Sriangung  ber  SRed^tfertigung  burd^  baS  @a« 
crament  ift  au$  ber  parum  attritus  l^inreid^enb 
biSponirt.  3n  biefem  gfalle  tnirb  ber  !Dtenfd^  ge- 
red^tfertigt  non  quidem  ex  merito,  quia  £b- 
positio  interior  non  erat  sufficiens  permodum 
meriti,  sed  ex  pacto  Dei  assistentis  sacra- 
mento  suo  ad  effectum  illum ,  ad  quem  in- 
stituit  sacramentum.  SSBeiterl^in  erfidrt  er,  mo« 
rin  biefe  S)iSpofition  beS  parum  attritus  befielet: 
ut  habeat  aliqualem  displicentiam  de  pec- 
catis  et  propositum  cayendi  de  cetero,  et 
yelit  suscipere  sacramentum  poenitentiae. 

«ud^  ©  i  e  l  mad^t  (4.  Sent.,  d.  1,  q.  3,  not.  2) 
biefelbe  Unterfd^eibung  ber  fttüic^en  Sl^ätigfeit, 
infofem  fie  üerbienftlid^e  ftraft  ^at  unb  infofem 
fte  bie  notl^menbige  3)iSpofttion  ift  gur  Sntfemung 
beS  obex,  toeld^er  bie  ©nabenertl^eilung  burd^  baS 
(Saaament  t)erl^inbert.  Signum  aliquod  conferre 
gratiam  dupliciter  potestintelligi:  unomodo 
ex  ipso  signo  seu  sacramento,  yel  ut  alii 
dicunt :  ex  opere  operato,  ita  quod  eo  ipso, 
quod  opus  illud,  puta  Signum  aut  sacra- 
mentum exhibetur,  nisiimpediatobex  peccati 
mortalis  (b.  1^.  bejügüd^)  ber  @acramente,  meld^ 
5ur  9tad^Iaffung  ber  @ünbe  eingefe|t  finb,  bie  Un» 
bu^fertigfeit  gegenüber  ber  begangenm  @ünbe,  ba 
ja  offenbar  bei  biefen  ©aaamenten  bie  @ünbe 
fetbft  nid^t  obex  ber  ©nabentnirfung  fein  fann), 
gratia  confertur,  sie  quod  praeter  exhibi- 
tionem  signi  foris  exhibiti  non  requiritur 
bonus  motus  interior  in  suscipiente,  quo  de 
condigno  yel  de  congruo  gratiam  mereatur, 
sed  sufficit,  quod  suscipiens  non  ponat  obi- 
cem . . .  Alio  modo  intelliguntur  signa  yel 
sacramenta  conferre  gratiam  ex  opere  ope- 
rante  et  per  modum  meriti,  quando  scilicel 
sacramentum   foris  exhibitum  non  sufficit 


.V 


iüll  ..'TTTIf 


■WB 


szc    s 


■ — ■'^ 


•^-^     —  ' 


!H"^*. 


-J 


3sr=3n3S 


-1 .  .rrr 


.■> 


JUA« 


-IT" 


r:  Jfi< 


vre 


-:.     ■- ^    ll 


/  . 


^« 


1      *" 


/  . 


/  . 


«  ■     ^ 


•■ 


-»  /• 


.    / 


I  ■ 


r 

f.    'I 


V     '^.      >-•■•.,  r,  :j-.     ^iir  ^— cniTi  r.zfttn  3a*. 

'       ^    ■••    •■•  /*:-:  S.:::-    7.7-::  :.5  E:=::r:^  :e^  laui 

■    '      ■     ''f.,  p- ;v -r  :^-..*    -«   5.r:5.^«:ni:r3    nxfgrhüt 

^   ' '  * '     ■  '■    ^'  -v-  •.     : '  v^  -.»:.-•:.   "  t:  -^  -.::n  :*e  r:m2«iS  iwr  er 

'■     •      "if>>.    >•»';, -.-VM     »-.v  !■:-::?'■     ms  rrioieni  Iiiirte 

;   '■'    '      S'-t    ■•     VA-.-    r     >  ^'iv  ?:;v..-i::-:i».  r^in^-nlommdeft 

''  ■'    '■•■  '  ■■      ''•'<•''»  ':/'.  /.^*  rr.r  ^p;,  V;r.  *.;.  R^:=ir.  Lfpsiae  1777, 

' " '""  ''' '"V-  ^v>;;i.,r  '/•;.'  VT.  tur':  :r.  r-^r.  ««ranfcficnSi 


/ 
/ 


•  > 


■  *• 


■'    •■•■    -ll 


Oroffl. 


950 


b  bet  ^pft  ou^  münblid)  ©efe^e  geben 
n  biefec  Wlgemeinl^eit  }u  bemeinen,  ba 
*|  feinem  Segnffe  nod^  f  ($nftlid^  Sfisirung 
igthm\6^n  SBiSenS  unb  beten  ^romul* 
r^rifd^t  9hir  besüglid^  ber  auf  beJUmmte 
im  Snkreffenten  befd^rdnften  ®efe^e,  ber 
irtlegien,  fann  bie  aR5gIid^feit  eines  (lo^ 
^  Sriaffed,  eben  burd^  oraoula  vivae 
zugegeben  totxhtn.  hierfür  fprid^t  bie  ®e- 
(DgL  c.  7,  C.  25,  q.  2  [®regor  I.];  c.  2 
,  7 ;  c.  8  Extr.  comm.  5,  9  [HJouI  II.]). 
\^  Orben8)müüegien  baftrten  oft  lebig- 

oracula  vivae  tocIb.  9lod^  weniger 
rigleiten  fieOen  fid^  einer  münblid^en  Sr» 
[  Don  3)i8)>enfationen  mtb  anberen  ®na» 
tgegen;  benn  l^ier  l^nbelt  ed  fid^  nid^t 
wh^i  obiediDen  Sted^tS,  fonbem  nur 
Bpenbirung  be8  ftrengen  SRed^tS  ober  um 
ngSmo^regeln  im  engem  @inne  bed  3Bor- 
e  Serlei^ung  Don  $frünben  unb  Sel^n- 
Suf  ber  anbem  @eite  mügte  bie  @id^er'> 
'  9ted^t8orbnung  fd^minben,  mnn  feber- 
nitr  ^emfung  ouf  ein  oraculum  vivae 
ür  M  eine  SuSnal^meftenung  ober  ben 
mb  CSrl^It  lird^Iid^er  Siedete  beanfpmd^en 
§ür  ben  ©emiffenSberei^  mag  ber  Sin* 
it  einer  ibm  münblid^  oom  $a))ft  Der« 

SHSpenfotion   ober  gfacultät  ftd^  be- 

filr  ben  dugem  Sted^tSbereid^  ftel^en  bie 
n^erS.  pitt  l^ot  bo8  SRed^t  immer  an  bem 
i|  fefige^alten:  Quod  non  est  in  actis, 
t  in  mundo,  b.  1^.  ber  Sitel  bed  »ed^tö 
Biefm  merbm,  am  beften  burd^  Urfunbm. 
f)  mirb  bie  Srtl^eilung  beS  oraculum  vivae 
ro  foro  externe  in  ollmeg  gu  enoeifen 
üf  fd^riftlid^eS  ober  münblid^eS  Seugnife 
en  ^rfonen,  meldte  Ol^renjeugen  beS  ora- 
rivae  vocis  gewefen.  Snfoweit  entbel^rt  baS 
id^t  aut^entijtrte  oraculum  vivae  vocis 
Supern  Se^tSbercid^  ber  Sebeutung.  3n§« 
t  ift  beflimmt  ba^  päfftlic^e  93eneficial« 
nen  urfunblid^  ertoiejen  fein  muffen  (c.  1 
omm.  1,  3  [93onif.  VIII.];  Reg.  canc. 
^äppiid^e  ©ispenfationen  muffen  fd^rift» 
gefertigt  werben,  unb  ber  OrbinariuS  ift 
^,  bie  Sed^t§gültig!eit  einer  bel^aupteten 
len  ®i§pen{otion  burd^  Prüfung  ber  il^m 
[mben  Urfunbe  fummorifd^  ju  unterfud^en 
anc.  §  52 ;  Trid.  Sess.  XXII,  c.  5  De 
i.).  ßnblid^  ]^t  ©regor  XV.  in  ber  Sutte 
US  Pontifex  Dom  2.  3uli  1622  alle 
i  vivae  vocis,  mit  9lu8nat)me  berjenigen, 
mf  Sitten  ber  ©ouueräne  ober  ©arbi» 
^tmorben,  mibemifen;  ganj  allgemein 
r|  Urban  VIH.  in  ber  SuHe  Alias 
.©ecember  1631,  unb  jmar  pro  utroque 
fo  mi^  für  ben  ®ctt)i|fen§bcreid^  (Reiffen- 
Jna  can.  1.  5,  tit.  33,  n.  152  sqq.). 

^ßiopfie  ^ben  nid^t  minber  umfaffenbe 
orien  erlajfen,  unb  unter  biefc  faflen  inS« 
t  bie  frül^er  sal^treid^  burd^  oracula  vivae 


vocis  ert^eiUen  9lb|oIution§facuItdten.  9tid^t  be* 
rü^rt  ift  burd()  biefe  tlbrogation  ber  oracida  vivae 
vocis  ber  SSraud^,  ba^  bie  Offirialen  ber  römi- 
fd^en  Sel^örbm  fiber  mid^tige  ©egmftänbe  ber 
fttrd^enbisciplin  bem  Rupfte  Serid^t  erftatten  unb 
beffen  miinblid^en  ßntfd^eib  einl^olen,  verbo  faoto 
cum  Sanctissimo  (f.  bie  SuIIe  Alias  Ur« 
bans  VIII.  Dom  11.  «pril  1685),  ba  baburd^ 
bie  fauileimö^ige  fd^riftUd^e  Ausfertigung  nid^t 
überflüffig  gemad^t  mirb,  Dielmel^r  barauf|in  er» 
folgt.  ($gl.  Ferraris,  Prompta  Bibl.  Juris 
can.  B.  V.)  [9t.  D.  Sd^erer.] 

0rafte(  (oraculum  Don  orare  =  fpred^en)  ift 
ber  burd^  bie  9t5mer  ublid^  gemorbene  3lamt  für 
baS  mid^tigfte  9RitteI,  burd^  toeld^eS  im  l^eibnifd^en 
aitertl^um  bie  Snenf^en  mit  ber  ©öttermelt  in  un- 
mittelbare SBec^felbejiel^ungjutretm  fud^ten.  S)ie 
Orafel  bilbeten  einm  ßauptbeftaubtl^eU  ber  f  ogen. 
S)iDination,  b.  ]|.  ber  Srratl^ung  beS  für  gemöl^n- 
lid^  menfd^Iid^e  ffmntni|  Unerreid^baren.  @ie 
fontenbefonbereOffenbamngeneiner@ottl^eitfein, 
meldte  an  einem  beftimmten  Orte  ben  193erlangen« 
ben  gegeben  unb  burd^  SRittelSperf  onen,  gemöbnlid^ 
bur($  ^riefter  ber  betreffenben  ®ott]^eit,  überant- 
mortet  unb  Derbeutlid^t  mürben.  9{ad^  bem  Sprad^« 
gebraud^e  bebeutet  Oralel  nid^t  blo^  einm  fold^ 
©ötterfpmd^,  fonbem  aud[)  bie  ©t&tte  ober  baS 
^eiligt^um,  in  meld^em  bie  an  eine  ©ottl^eit  ge- 
rid^tetm  ^fragen  beantmortet  murbm.  @oId^e  Stät- 
ten gab  eS  im  Altertl^um  f a jt  bei  allen  l^eibuifd^en 
Sölfem.  Serül^mt  mar  feit  unDorbmHid^er  S^it 
baS  Oralel  ju  STteroe  in  Ober&gQ))ten;  il^m  ftan- 
ben  baS  im  ög^ptifd^en  Xl^eben  unb  baS  ju  Am- 
monium in  ber  Oafe  ber  libt^fd^en  SBüfte  ber  ß^it 
nad^  am  nöd^ftm.  S)er  Sebeutung  nad^  muffen 
aber  alle  befannt  gemorbmen  Orafel  binter  benen 
beS  gried^if  d^en  Altertl^umS  jurüdftretm.  3)ie  SRömer, 
mel^e  fid^  bie  gried^ifd^e  Silbung  aneigneten,  nah- 
men bod^  bie  Sinrid^tung  ber  Orafel  nur  in  fel^r 
befd^rönftem  9Ra^e  an,  ba  auf  italifd^em  93obm 
anbere  9WitteI  ber  3)iDination  Don  Alters  l^er  in 
Uebung  maren  unb  als  bem  römifd^en  Sl^arafter 
pf agenb  beibel^altm  mürben.  AIS  baS  ältefte  grie- 
d^ifd^e  Orafel  fann  baS  fd^on  gmannte  }u  Am- 
monium gettm,  ba  ber  Stubm  beS  ög^tifd^en  böd^- 
ften  ®  otteS  fe^r  f  rü^  bie  l^eOenif  d^e  SSelt  Deranla^te, 
ibn  mit  3euS  }u  ibmtificiren  unb  fu^  bei  bemfelbm 
SRatbS  ju  erl^olm;  eSift  bie^  einer  bcr93emeife 
bafür,  bag  bie  SSßurjeln  ber  gried^ifd()en  ßultur 
nad^  Aeg^ten  l^ineinreid^en.  @onft  aber  mu^  als 
baS  öltefte  gried^ifd^e  Orafel  baS  ju  2)obona  in 
SpimS  gelten.  6S  reid^t  in  baS  beroifd^e  Zeitalter 
l^inauf  unb  ift  mit  ben  ©agen  bicfer  ^eriobe  eng 
Derflod^ten.  ©d^on  §omcr  lö^t  Dbt)ffeuS  biefen 
uralten  ®ötterfi|  auffud^en  (Od.  19,  296;  II.  2, 
750);  aud^  f)efiob  (Pragmenta,  ed.  Marck- 
scheffel,  Lipsiae  1840,  339,  n.  CXLIX;  Dgl. 
n.  CCXXIV)  gebenft  beSfelben  als  einer  Orafel« 
ftätte.  ebmf oKS  ip  f d^onbei  ^omer  (D.  9, 405 ;  Od. 
8,  79)  Don  bem  Orafel  ju  ®elpbi  bie  5Rebe,  mel- 
d^eS  an  SRu^m  unb  Anfeilen  balb  alle  anberm  fiber- 


951 


Orafcl. 


9 


trof .  6tn  Berül^mted  Orafel  iDor  and)  baS  }u  Wd 
in  $l^o!id  mit  uraltem  ^eiligtl^um,  bem  nod^  bie 
9t5mer  naä)  Eroberung  ©ried^eitlaitbd  ouS  reli* 
giöfer  Sl^rfurd^t  Autonomie  gemalerten,  ^od^  an* 
gefeiten  toax  femer  ba§  t)on  ben  Srand^iben,  einem 
ölten  priefterlid^en  ©efd^Ied^t  t)em)Qltete  Orafel  5U 
^ibt^me  im  ©ebiet  üon  3RiIet ;  eS  mar  bie  all- 
gemeine ffrageptte  ber  umtoo^nenben  ^omx  unb 
lleoter.  ^u^erbem  gab  e§  Orafel  ^u  €Ii§^  auf 
jheta,  auf  3)eIo8,  in  ff laroS  bei  ff olopl^on ;  im 
®an}en  merben  gegen  300  Orafel  au§  bem  grie- 
i)\\d)m  nitertl^um  auf gefül^rt.  W§  bie  mid^tigften 
mürben  inx  S^xt  be§  ffröfuS  offenbar  bie  bei 
^erobot  1,  46  genannten  angefel^en.  918  man- 
bernbe  Orafel  fann  man  bie  Sibyllen  (f.  b.  9lrt.) 
betrad^ten,  in  bereu  $erfon  man  eine  ©ottl^eit  an- 
mefenb  glaubte,  meldte  burd^  i^ren  SJtunb  auf  ge- 
fteDte  ^fragen  antmortete.  S)ie  Siömer  afö  Srben 
ber  gried^ifd^en  ^nfd^auung  l^atten,  gmei  Orafel 
beS  gfaunud  unb  ber  Sfortuna  }u  $rönefte  ab- 
gereci^net,  feine  einl^eimifd^en  Orafelftätten,  fon» 
bem  manbten  ftd^  an  bie  gried^ifd^en,  gu  benen  fte 
oft  meite  Weifen  untemal^mm. 

3)ie  ^öd^fte  Orafelgott^eit  mar  natürlid^  3^u8, 
ber  Offenbarer  unb  $üter  ber  SSSal^rl^eit  unb  beS 
ated^teS.  3lad)  l^eOenifd^er  ^nfd^auung  lieg  ftd^ 
inbeg  3(u8  nid^t  felbft  in  ber  SRenfd^en  ©efd^icfe 
ein,  fonbem  mad^te  nur  barüber,  bog  iebem  fein 
Siedet  unb  feine  ©ebül^r  (SCxt))  merbe ;  bie  9u§- 
fül^ning  gab  er  nieberen  ©ottl^eiten  anl^eim.  3u 
biefm  gehörte  namentlid^  Slpollo,  ber  eigentli^e 
Orafelgott  unb  SSerfünber  öon  3eu8'  SBefd^lüffen. 
5IKit  ?lpollo  ertl^eilte  aud^  3lrtemi8,  befonberS  bei 
ben  Srand^iben,  ben  gragenben  Slntmort.  da- 
neben gab  e§  aud^  ^eroenorafel;  ein  fold^eS  mar 
bie  ^mpl^iarea  ^u  Oropug  in  3lttifa  an  ber  Stelle, 
mo  ber  l^od^berül^mte  Selber  9m))^iarau§  nad^  bem 
ffriege  ber  Sieben  gegen  Sieben  üon  ber  6rbe 
Derf (^lungen  morben,  unb  ba§  Orafel  beS  ^erafleS 
ju  93ura  in  ^c^aja.  9ln  bie  SSerftorbenen,  benen 
man  Sl^eilnal^me  für  baS  ©efd^id  ber  fiebenben 
jutraute,  manbte  man  ftd^  in  ben  fogen.  Xobten- 
orafeln  am  @ee  9omo3  in  Sl^eSprotien  unb  ^u 
^eraflea  in  ber  ^ropontiS. 

3)ie  9lnläffe,  megcn  bcrer  eine  ©ottl^eit  an  be- 
ftimmten  Oertlid^feiten  nöl^er  unb  jugönglid^er  als 
f  onft  gebadet  mürbe,  maren  meift  pl^^pld^e ;  eS  maren 
auffaUenbe,  munberbare  ober  mol^ltl^attge  9tatur- 
erfd^einungen,  meldte  megen  il^rcr  t)om  ©emöl^n- 
lid^en  abmei^enben  IBefc^affenl^eit  ben  Glauben 
an  bie  Dtäl^e  ber  meisfageuben  ©ottl^eit  l^erüor» 
riefen.  3n  tlmmonium  mürben  bie  überaus  reid^en 
OucBcn,  meldte  mitten  in  ber  lib^fd^en  SBüfte  ein 
^parobieS  gefc^affen  l^atten,  als  SemeiS  für  bie 
^Röl^e  eines  gütigen  ©otteS  angefel^en.  3u  2)obona 
erflang  boS  Staufd^en  uralter  Kid^enmälber  unb 
baS  SWurmcln  einer  OueHe  mie  eine  ©ötterfprad&e, 
ju  ber  erft  fpäter  no(^  ber  Son  einiger  üom  SBinbe 
bemegten  grjbecfen  fam.  Suf  S)eloS  glaubte  man 
^IpoHo'S  Stimme  in  bem  eigentpmli^en  ©elifpel 
ber  Sorbeermölber  }u  üemel^men.  3n  ^tl^i)\,  bem 


Orafel  xat'  l^oxi^v,  mar  ber  ouS  einem  Sd^lm 
auffieigenbe,  baS  ^lerDenf^ftem  mä^ttg  ergreifei 
S)unft  bie  Urfad^e,  an  bie  ^eiligfeit  beS  Orteft 
glauben.  9ln  bie  Stellen,  mo  bie  Ueberrefle  et 
berül^mten  Sel^erS  mieten,  glaubte  man  bie  rm 
fagenbeffraftbeSfelbengleid()famge6unbeti.  S)i( 
berfd^iebenen  Slnlöffen  entf^red^enb  geßaltcte 
nun  aud^  bie  Slrt  unb  SBeife,  bie  @ott]^it  jn 
fragen  unb  t)on  il^r  ^uffd^lug  )u  erl^alten.  68  to 
Den  l^ierbei  l^auptfädeiid^  breierlei  SDBcge  eingef4 
gen,  monad^  bie  Orafel  in  Zraumorafd,  3^4* 
orafel  unb  Spmd^orafel  eingutl^eilen  ^nb.  S 
Sraumorafel  gefd^al^en  in  ber  SBeife,  ba|  ber  $ 
genbe  ftd^  an  ber  l^eiligen  Stätte,  befonberS  c 
bem  ®rabe  eines  Sel^erS,  für  bie  Sbid^t  niebeilQ 
unb  auf  baS  ad^tete,  maS  i^m  im  Sd^lafe  bn 
bie  Seele  ging;  fo  Derfuj^r  man  befonberS,  um  p 
ffranfl^eiten  baS  Heilmittel  ju  erfal^rm,  fo  ni 
neuere  ©elel^rte  geglaubt  l^aoen,  l^iermit  (Erf(^ 
nungen  beS  t^ierif^en  ÜRagnetiSmuS  gufamna 
[teilen  }u  fönnen.  S)ie  ^ßtiä^tnoxcM  maren  Mi 
jenigen,  meldte  man  auS  ben  oben  angefü^ 
Ttaturerfd^einungen  entnal^m.  Spm^orafel  enl 
lid^  maren  bie  9Borte,  meld^  man  unter  bem  IBi 
bmdt  ber  beim  Orafel  mirf enben  Urfad^en,  )u  im 
gemi|  aud^  eine  Uebenei^ung  ber  $^anta{te  gi 
^örte,  als  innerlid^  Demel^mbare  Stimme,  äi 
burd^  unmittelbare  Eingebung,  nad^  Sicero'S  M 
bxui  instinctu  afflatuque  divino  erl^ielt  9i 
ieber  biefer  Slrten  aber  f))ielt  bie  fiugere  Semritl 
lung  eine  iQauptxoUt;  benn  eS  gel^ört,  miefi^ff 
(Eingangs  bemerft  morben,  mefentßd^  gum  S^ 
beS  OrafelS,  bog  bem  fjfragenben  bie  Sittuxn 
burd^  ^erfonen,  meldte  im  3)ienfte  ber  @ott|ei 
[tauben,  formulirt  unb  berbeutlid^t  mürbe.  SN 
ög^ptifd^en^mmonium  leiflete  eine^op]^etitt(7()o 
<P^Tic)  ben  SwgeftcHem  bicfen  S)ienft,  inbew  fi 
baS  ^ufmallen  ^eiliger  Duellen  beutete.  3«  ^ 
bona  mürben  baS  SRaufd^en  ber  ßid^en  unb  be 
fflang  ber  l^eiligen  93edfen  burd^  ^riefterinnei 
ausgelegt,  bereu  ftrenge  3ttd^t  unb  SebenSmeife  oi 
bie  römifd^en  Seftalinnen  erinnert.  2)aS  üN)ij4 
99eifpiel  für  bie  (Srtl^eilung  ber  Orafel  bleibt  bei 
5U  3)elp]^i  eingel^altene  Serfal^ren.  2>ort  ^tteii 
einer  Sl^alfd^lud^t  beS  Ißarnag  ^oHo  fein  ißäk 
t^um  $^|t]^o  (öon  ~6»ea»a0,  b.  l  grageftätle,  aui 
gefd^lagen.  S)aSfelbe  lag  in  ber  9tö|e  t)on  ff» 
OueUen,  ber  faftalifd^en  unb  ber  fi^gifd^en,  un 
mar  t)on  mehreren  3:em})eln  umgeben  ;"ninterVJ 
beS  ^eiligtl^umeS  lag  im  Sl^algrunbe  bie  6tal 
©elpl^i.  5Rur  Sercd^tigte  burften  baS  3nntrt  bi 
$Qt^o,  morin  baS  Stanbbilb  beS  Apollo  9Roin 
geteS  (beS  Sd^idtfaUenferS)  aufgefteUt  mar,  l 
treten.  3m  ©oben  beS  SempelS  mar  ein  Söfm 
(eine  TOof ette  ?),  auS  meld^em  3)ünPe  aufffteoe 
unb  über  bemfelben  ftanb  ein  ffireifufe,  moro 
eine  ben  ^amen  ^tjtl^ia  fül^rcnbe  ^riejterin  f 
f  e^te  (Plutarchus,  De  oraculonim  defectu  (Tb 
Opp.  VII,  ed.  Reiske,  Lipsiae  1777,  718  sq. 
3Jon  bem  3)unft  in  einen  efftatifd&en  3uflanb  ty 
fe|t,  fpra^  fte  bunfle  unb  meift  mel^rbeutige  9Boi 


OrafeL 


954 


md^m,  ioXb  metrif d^  berbunben.  ßigend 
ite  3>olm<tf(l^er  ober  fluSIcgcr  (itpo<p^- 
Ittdfpr^er,  SJerfünbiger)  fammelten  bie 

rageidxn  mit  Sie  ^Qtl^ia  ftanb  unter 
kfekn :  fle  mu^te  au&  SDelpl^i  t)on  armen 
n  ftommen,  iungfröulidben  fiebenS  unb 
titni^  einer  oefonbem  fntnft  fein;  fie 
tn  nid^t  megen  eined  SSergel^enS  il^re  9b« 
folgte,  lebenSIänglid^  im  3:em))elbienft. 
Befragung  mu^te  fte  brei  Zage  lang 
)  fat  ber  faftalifd^en  Öuelle  baben.  93ei 
9t  Subronge  t)on  gfragenben  mürben  in 
ieit  ®ried^nlanb8  jmei  ftänbige  ^ptl^ien 
r  Vertreterin  befteut.  tJfragetag  mar  ur- 
nur  ber  (SkburtStag  ^oIIo%  nömlid^ 
te  Xag  bed  SRonatS  SpftoS  (b.  l  icuOtoc 
lemonat,  unfer  9l))riO/  fpöter  ie  ein  Sag 
SRonat.  Sßoren  meliere  gfragenbe  ba, 
ite  boS  SooS  bie  Stei^enf olge ;  üerbienten 
mürbe  baS  Siedet  ber  IBorfrage  (irpofi.av- 
erfiumt.  Seber  tjfragenbe  l^atte  ein  Opfer 
gen.  6atte  ber  bienfttl^uenbe  $rop]^et  bie 
r  $Qtf ia  t>emommen,  fo  fud^te  er  beren 
beuten  unb  )u  formuliren,  mobei  i^m 
nb  Skrtrautl^eit  mit  bem  SbeenfreiS  ber 
ttf)Ufefam.  3^^i>^utigfeit  inbergfor« 
erfd^ien  bem  erl^benen  Sl^araÜer  ber 
!ntfpred^enb  unb  mar  l^öufig ;  bie  gried^i« 
iftjteEer  erjäl^Ien  nid^t  menige  unb  nid^t 
mte  SSeifpiele  baüon  (t)gl.  5.  99.  Herod. 
ietrügereien  einer  bejlod^enen  ^^tl^ia  unb 
:  ^ropl^ten  famen  t)or^  bilbeten  aber 
Snal^men;  bie  ber  Sefted^ung  überfül^rte 
itrbe  abgefegt. 

jeit  bie  bei  ben  Drafeln  tl^ätigen  9Wittel8- 
felbft  Don  ber  SBal^rl&eit  fold^er  Offen» 
überzeugt  maren,  (ö|t  ftd^  fd^mer  ent« 
iebenfaUS  aber  möre  e§  l^öd^ft  einfeitig, 
nt  lebiglid^  abftd^tlid^en  ^riefterbetrug  5U 
bte|  namentlid^  ber  loQönbifd^e  ^t^i  nan 
oraculis  veterum  ethnicorum,  2.  ed., 
.700)  unb  bejfen  fronjöflfd^er  Bearbeiter 
leEe  (Hist.  des  oracles,  nouv.  ed.,  La 
28)  glauben  mad^en  moUten.  @ogar  au§ 
tt  Qform  ber  9lntmorten,  meiere  befonberS 
Ifd^  Orafel  d^orafterifirt,  barf  nid^t  fo» 
gemoQte  Xöufd^ung  gefd^Ioffen  merben, 
I  zugegeben  merben  mu|,  ba^  ftd^  bie 
:  ober  $riefler  baburd^  für  afie  göttc 
I  monten,  9Rit  SRed^t  fagt  Safaulj  (©tu» 
:laf{ifd^  3lltertl^um§,  StegenSb.  1854, 
!n  burd^gdngige  Xöufd^ung  unb  abftd^t» 
lg  bei  afien  (auS  bem  Orafelmefen)  an» 
Z^ad^en  }u  benfen,  märe  unl^iftorifd^ 
d^Iogif^ ;  benn  e§  mürbe  bel^auptet,  ba^ 
t^fie  Bolf  unb  feine  größten  S)enfer  bie 
i  Spielmerfe  einiger  ^ricftcr  gemefen." 
iitar^  bel^auptet  gerabeju,  bie  ^Qtl^ia 
i  einer  Süge  überfül^rt  morben.  2)a8 
auf  baS  belp^ifd^e  Orafel  mu|  bemnad^ 


ein  fel^r  gro^e§  gemefen  fein  (t)gl.  IRägeldbad^,  3)ie 
nad^l^omerif  d^e  Zl^eol  beS  gried().  IBoIfdgloubenS  bis 
auf  aiejanber,  9lümb.  1857, 183. 187  ff.).  «Der- 
bingS  gingen  aud^  fd^on  im  ^eibnifd^eu'^Uertl^um 
bie  Urtl^eile  über  bie  Orafel  meit  auS  einanber. 
@o  anerfennenb  ©olrateS,  Xenopl^on,  $Iato  (na» 
mentlid^  im  XimöuS),  bie  erften  2)id^ter  (Sried^en- 
lanbS,  bie  @toifer  ftd^  über  biefelben  audfpred^en, 
fo  fmb  bod^  bie  ^eripatetifer,  bie  S^nifer,  bie 
Spifuröer  entfd^iebene  ®egner  berfelben;  Sudan 
unb  ^riftopl^oned  bieten  il^ren  9Bi|  auf,  fie  Idd^» 
liä)  2u  mad^en;  Sicero  fprid^t  De  Divin.  2,  56, 
115  sqq.  faft  ironifd^  Donil^nen;  ianad^Sufe» 
biu§  (Praep.  Evang.  4,  2,  14)  follen  „vmiSS)* 
lige"  ]^eibnifd()e  @d[|riftflener  gegen  bie  Orafel  ge» 
f daneben  l^ben.  2)iefe  93erfd^ieben]^eit  berSnftd^t 
erhört  ftd^  barauS,  ba|  bie  Orafel  Sinrid^tungen 
ber  93oIf§reIigion  maren;  fe  nad^bem  einer  ber 
SBortfü^rer  ftd^  )u  biefer  {teilte,  beurtl^eiUe  er  aud^ 
bie  Orafel. 

©oUen  mir  nun  t)on  unferem  @tanbpunfte  au8 
baS  SBefen  unb  bie  Slufgabe  ber  Orafel  beurtl^eilen, 
fo  ift  t)or  ^dem  bie  meitDerbreitete  3Reinung  ab- 
jumeifen,  atö  ob  ed  fid^  bei  benfelben  blo|  um  bie 
Srforfd^ung  ber  3ufunft  bejm.  um  SSorl^erfagung 
fommenber  3)inge  gel^anbelt,  unb  afö  ob  eS  in 
il^rem  SBefen  gelegen  l^ötte,  bie  9leugierbe  jebed 
Beliebigen,  ber  mit  einer  anfrage  erf^ien,  ju  be- 
f riebigen.  S)er  SOBirfungSfreiS  ber  Orafel  mar  ein 
oiel  l^ö^erer  unb  t)iel  umfangreid^erer.  3)ie  Orafel 
foQten  unb  moUten  einem  maleren  Bebürfniffe  beS 
9Renf d^en,  ber  im  3)unfeln  manbelt,  entgegenf om» 
men,  il^n  über  ben  SBillen  ber  ®ott]^eit  belel^ren, 
il^m  ffenntnil  über  bie  gejammten  res  divinae 
oermitteln  unb  il^n  über  ba§  göttlid^e  ®efe|  unb 
feine  ^fiid^ten  auff (ören.  S)ie  Orafel  mürben  bem» 
nad^  M  Offenbarungsorgane  be§  göttlid^en  SSBUIenS 
angefel^en.  3laö^  gried^ifd^er  %nfd()auung  fielet  ber 
3Renfd^  in  cSi  feinem  ^anbeln  unter  göttüd^em  ®e» 
fe^e  (&e>ic) :  bie  ®ötter  fd^ufen  bie  fittlid^  Orb» 
nung  in  ber  Sßelt,  unb  fein  SReufd^  barf  fid^  un» 
geftraft  iener  Oibnung  entjie^en.  SUein  au8  ftd[) 
fann  ber  ÜReufd^  baS,  mag  göttli^eS  Siedet  unb 
®efe^  ift,  nid^t  miffen ;  ba  fommen  if)m  bie  Orafei 
)u  $ilfe,  bie  auf  unfehlbare  9Beife  bem  9Renfd^en 
oerfunbigen,  ma8oorben®öttemred^tift.  3)a|er 
baS  beseid^nenbe  9Bort  für  ,,OrafeI  ertl^eilen" : 
deri.i<rreuetv,  b.  1^.  Belel^rung  über  bie  göttli^e 
H\nQ  geben.  3)ementfpred^enb  bebeutet  dlfitarec 
beibed,  göttlid^e  Sa^ungen  unb  Orafelfprüd^e. 
3nf  of  em  fud^te  ber  §eflene  im  Orafelmejen  „Sl^eil« 
nal^me  am  göttlid^en  SBiffen,  C)eilung  ber  SBunbe, 
meldte  bie  @ünbe  ber  menfd^Iid^en  Srfenntni^  ge» 
fd^logcn*  (iSticfell^agen,  Sl^eologie  beS  Reiben» 
tl^umd,  StegenSburg  1858,  133).  3m  ©ebraud^ 
ber  Orafel  fprid^t  fid^  alfo  ,,bad  ßrlöfungSbebürf» 
nig  bed  9Renf(|en  l^inftd^tlid^  ber  oerbunfelten 
unb  gefd^möd^ten  ßrfenntni|"  au8  (ebb.  184). 
@onad^  l^at  baS  Orafelmefen  feine  natürlid^e  utü> 
tieffte  SBurjel  unb  feinen  Urfprung  im  SRenfd^en 
felbft  in  bem  Sebürfniffe  unb  Verlangen  nad^ 


955 


Orafel. 


91 


SBal^rl^eit  unb  übematurlid^em  Sichte ;  e§  ift  ein 
!Rot^6e]^eIf,  um  )ur  Srfenntni^  üBernatürlid^r 
SDBal^l^cit  SU  fommen  (»gl.  Cicero,  Top.  20,  77: 
Oracula  enim  ex  eo  ipso  appellata  Bunt,  quod 
inest  in  iis  deorum  oratio ;  nod^  beutli^er  Se- 
neca,  Controi^.  praef.  I.  med. :  Quid  est  oracu- 
lum?  Nempe  voluntas  divina  hominis  ore 
enuntiata). 

gfrogen  ttir  nad^  bem  Sinflu|  ber  Orahl  auf 
baS  l^eUenifc^e  Seben,  {o  finb  aud)  l^ieriiber  Diele 
3rrtl|ümer  surüd^utoeifeu.  SS  lonn  feinem  Sti'^iH 
unterliegen,  bo^  bie  gried^ifd^  Orafel,  Dorab  in 
ber  jheng  l^iflorifd^en  S^tt  oqS  t)on  S)elp]^i,  möd^- 
tigen  unb  im  Mgemeinen  mol^Itl^ötigen  Sinflu^ 
auf  gon^e  ©tauten  xoit  auf  Sinjelne  in  religiöjer 
mie  in  politifd^er  unb  focialer  Säegiel^ung  ausgeübt 
^aben,  ba|  fie  ben  religiöfen  (Stauben  unb  nid^t 
minber  bie  Sittlid^feit  lange  aufredet  l^ielten,  bem 
öffentlichen  SBol^Ie  bienten  unb  be^megen  afö  f  egenS* 
reid^e  Sinrid^tungen  angefel^en  loerben  muffen.  IBon 
bem  belpl^ifd^en  Orafel  fagt  äBeldfer  (®ried§ifd^e 
®5tterle^re  U,  @5ttingen  1860, 28) :  „Setrad^tet 
man  baS  belp^ifd^e  Orafel  im  ®an}en  mit  Unbe- 
fangenl^eit,  fo  xoxxh  man  anerfennen  muffen,  ba^ 
ed  menigftenS  etn>a  300  Saläre  l^inburd^  feit  bem 
Sefannttterben  feined  tiefem  SingreifenS  eine  fel^r 
»ol^Itl^ätige,  eine  betuunbemSmertl^e  Slnftalt  ge* 
bilbet  l^abe,  einzig  in  il^rer  ^xi."  9luf  bem  unbe- 
bingten  SSertrauen  }u  ben  Orafeln,  meld^eS  burd^ 
bereu  feaenSreid^en  Sinflu|  l^erborgerufen  mar, 
berul^te  bie  Sinmirfung,  meldte  fte  auf  baS  ge* 
fammte  Seben  ber  ®ried^en  ausübten.  IBelege  für 
biefe  Sl^atfad^e  ^unöd^ft  auS  ^erobot  f.  bei  @d^uler, 
^erobotS  SSorfteUung  t)on  ben  Orafeln,  S)onau- 
efd^ingen  1879  (S^mnaftalprogramm).  3n  ben 
ffömpfen,  meldte  bie  gried^ifd^en  @tömme  um  bie 
Hegemonie  fül^rten,  ttmrbe  ba§  belpl^ifd^e  Orafel 
{mar  admölig  in  ben  3)ienft  ber  politifd^en  IBe- 
fhebungen  gefteOt,  äußerte  aber  aud^  fo  nod()  feine 
mol^Itl^ätigen  SBirfungen.  Sine  fold^e  ühit  e§ 
namentlid^  aI8  Sf^I  für  Sflüd^tige  unb  @d^u|' 
flel^enbe,  meldte  megen  Sobtfd()Idg8  bie  Slutra^e 
fürd^ten  mußten,  ^atte  ber  9)}5rDer  fteben  äal^re 
beim  f)eUigt]^um  ber  ©ott^eit  gebient,  fo  galt  er 
für  en^ül^nt.  ^ud^  in  Dielen  anberen  IBer^öltniffen 
bemal^rte  baS  Orafel  eine  l^o^e  fittlid^e  Sebeutung, 
ba  eS  ftreng  über  baS  ©otteSred^t  gegenüber  bem 
menfd^lid^en  gfrebel  unb  Uebermutl^  (^ßptO  mad^te. 
Sd  bilbete  fid^  )u  3)e(p]^i  eine  eigene  Sl^eorie  bed 
©otteSred^teS  unb  eine  fefte  Srabition  auS,  meldte 
für  baS  fieben  ber  ©ried^en  t)on  l^öd^flem  äBert^e 
mar.  92od^  3)id^ter  mie  $inbar  unb  @op^ofIe§ 
laffen  bie  tiefmirfenbe  unb  mo^ltl^ötige  ÜRad^^t  mie 
aud^  ben  tiefen  ©lauben  il^rer  S^itgenoffen  an  bie 
SOBal^rl^eit  bed  ©ötterfprud^ed  erfennen.  3n  feinen 
Sragöbien  jeigt  @opl^ofleS  einerfeitS  bie  Umuläng* 
lid^feit  beS  menfd^lid^en  SrfennenS  gegenüber  bem 
©ebote  ber  ©ottl^eit,  anbererfettS  ben  Segen,  ber 
auf  bemienigen  rul^t,  meld^er  mit  unbebingtem 
©e^orfam  auf  ©ott  ^5rt  unb  fidft  beffen  Stents« 
fprud^  unbebingt  untermirft.  StaH  Orafel  forgte 


überall  für  ^eilig^altung  religidfet  6tiftuiig( 
unb  gemeinter  $erfonen,  orbnete  aber  aud^  no 
religtöfe  Sinrid^tungen  on.  @o  oft  in  @ad^  b 
SultuS  Sebenfen  fid^  erl^oben,  marb  regelm&| 
5U  S)elpbi  angefragt,  ^nä)  $lato  fagt  (De  log.  Y 
759  c)  :'Elx  AeX^cov  ^p9j  vo|xouc  xcepl  xd  detix  icdfvt 

xofiiaafievouc . . .  xp^^t-  3n  älterer  3^  ttor  < 
DorgugSmeife  3)obona,  baS  in  bie  Snttmdbmg  h 
Sieligion  unb  bed  Suite«  eingriff,  ^ier  bilbete  p( 
5uerft  eine  93ergeiftigung  beS  (^otteSbienfleS  aai 
meldte  ben  alten  IRaturbienfi  surfldbrängte  unb  fM 
über  gau)  ©ried^enlanb  unb  fogor  nad^  9Be|la 
]|in  in  Italien  ausbreitete.  £benfo  xoat  S)obon 
in  alter  3eit  red^t  eigentlid^  ber  9Rittelpunft  bd 
politifd^en  SebenS,  ba  bieSteligion  unb  i]|re@o|pni| 
aQe  fiebenSöu|erungen  bel^errf d^te.  S>emgemä|i(> 
mirften  bie  Orafel  im  ö^entlid^en  Seben  tridfod 
eine  gemiffe  SteHgfeit.  9ld  }.  93.  S^fanber  bi 
Ipfurgifd^en  ©efege,  meldte  Don  S)el)>^t  befUtig 
maren,  abönbem  moQte,  l^inberte  il^n  bcA(eli 
Orafel  baran  (Cicero,  De  divin.  1,  43,  96) 
OefterS  l^at  baSfelbe  bie  Slenberung  einer  Siegie 
rungSform  l^intangel^alten,  aber  aud^  umgetri^ 
ben  @tur}  einer  red^tlofen  9iegierung  befd^lemrifl 
3n  Stilen  brang  eS  auf  IBertreibung  ber  ^ifißni 
tiben.  SS  fte^t  femer  f eft,  ba|  S)obona  unb  ^MigSj 
allein  unjäl^lige  ©emalttl^aten  ber  SRöd^tigen  gega 
Sßel^rlofe  Derfinberten.  Sei  ©rünbung  t)on  & 
lonien,  bei  Sd^ffung  Don  neuen  StaatSne^ 
Don  $auS  unb  ^erb  Derfianb  fi(^  bie  9efrogiin( 
eines  OrafelS  ganj  Don  felbft  unb  mar  unertö^ü^: 
Quam  Graecia  coloniam  misit  in  Aeoliam, 
loniam,  Asiam,  Siciliam^ItaliamsinePythio, 
aut  Dodonaeo  aut  Hammonis  oraculo?  (Gie. 
De  divin.  1, 1, 3)  unb:  (Lacedaemonii)  de  re- 
bus majoribus  semper  aut  Delphis  oraculun 
ab  Hammone  aut  a  Dodona  petebant  (ib.  1, 
43,  95).  S)ie  Sejal^ung  galt  als  göttliche  Sepöti- 
gung  unb  religiöfe  Sßei^e.  3m  ©an^en  ergrif|(n 
bie  (gried^ifc^en)  Orafel  für  niemanben  Partei;  e§ 
fam  fogor  Dor,  ba^  3)elp]^i  aftatifd^en  SSölfem  M 
il^ren  Untemel^mungen  gegen  ©ried^enlanb  tifi||' 
lid^en  3iatf)  ert^eilte. 

äBaS  f d^lie^lid^  nod^  bie  gfrage  nad^  ben  ffrdften 
ober  tJfactoren  angelet,  meldte  bie  Orafelf|nni(|e  ie* 
mirft  l^aben,  fo  finb  natürlid^  Dorerfi  bie  Solle,  in 
meldten  bie  3RittelSperfonen  beim  Orafel  eine  feü" 
ftönbige  Sl^ötigfeit  übten  ober  baS  Orafel  ft4  oIS 
äBerf^eug  irgenb  eines  Staatsmannes  Dernienben 
lxt%  als  SluSnal^men  Don  ber  Siegel  nid^t  mit  i» 
SBetrad^t  5U  giel^en.  3)ie  gfrage  be}ie]^t  fid^  Did< 
mel^r  auf  bie  meitauS  größte  So^^l  ber  fSfäle,  b 
meldten  bie  gried^ifd^en  Orafel  in  gutem  ©lonici 
befragt  mürben  unb  berietl^en.  gfür  biefe  bejicn' 
fd^on  bei  ben  benfenben  ©ried^en  felbfi  eine  mel^ 
fad^e  Sl^eorie;  bie  ßinen  führten  bie  Orafelfprüct 
auf  bie  f)erablaffung  ber  ©5tter  5U  ben  3Renfd^ 
bie  Ruberen  auf  natürliche  Sinmirfungen,  mieb( 
Rubere  nad^  Dermittelnber  3lnftd^t  auf  bie  Sl^tic 
feit  ber  S)ömonen  ^urüdf.  Slnalog  l^iermit  finb  aui 
Don  d^riftlid^em  Stanbpunft  l^auptföd^lid^  breiSu' 


Orange. 


958 


Don  bn  SBirffamfeit  ber  Orafel  auSge- 
iDOTbctL  I9ßenn  junöc^ft  fufiiectibe  Sin- 
inec  aufgeregten  ^l^antafie  ober  }u  3)elp]^t 
lg  burd^  ff  o^Ienfäure  unb  @um))tga8  ober 
me  bunl^  bie  OertIid)!eit  bemtrfte  ^aüu* 
M  imrffam  angenommen  mirb,  f o  lann 
l^feit  einer  fold^  9Ritmirfung  ober  93or- 
)u  feelifd^  Sinbrüden  gen)i^  nid^t  ge- 
lerben.  SnberS  i{!  ed  mit  ber  aud^  toieber» 
rbradfttenSnnal^me,  eSl^abe  ber  malere  ®ott 
)rafel  bebient,  um  au^  bem  ^eibentl^um 
erlorenenSol^ne  bie  (Snoben  mttgutl^eUen, 
)ur  !Beoba(i^tung  bed  Tiaturgefe^ed  unb 
r  Sneid^ng  eineS  emigen  3^(1^  nötl^ig 
^erbei  barf  nur  M  mal^r  gugeftonben 
tMl  ®ott,  ber  tt)ill.  hai  afie  9Renfd^n 
m,  au^  bie  Orafel  immerl^in  als  93er* 
4  Olenfd^engeifted  gebadet,  in  ben  JheiS 
rfebung  unb  Mtoirif  amfeit  aufgenommen 
St^rüd^  )um  Sefien  ber  einzelnen  Seelen 
at.  ®an}  unftatt^aft  aber  ift  e8,  ber 
ßeifil^it  ®otted  eine  birecte  9Rittt)irfung 
SnfUtution  }U)u{4teiben,  in  xoüä^tx  boS 
lun  eine  ^au))tftö|e  fatd)  unb  bemnad^ 
@otte8  in  eminenter  SOBeife  gefd^mölert 
.Itf of em  Dielme^r  bie  Orafel  eine  inbirecte 
l  ber  Mmad^t  unb  SBeidl^eit  be8  emigen 
ilbeten,  erfd^eint  atö  beffer  begränbet  bie 
jid^t,  toeld^e  oon  allen  ffird^enfd^riftftellem 
i  äol^rl^unberte  mit  Sinftimmigfeit  oor- 
toirb.  ^uf  @runb  ber  ©d^riftfteQe  Quo* 
ines  dii  gentium  daemonia  ($f .  95^  5) 
d^rifUid^e  Wtert^um  immer  bie  SRei- 
gehalten,  ba|  bie  Orafelfprfld^e  über* 
le,  aber  bömonifd^e  SBirfungen  getoefen 
t  Orafel  bitten  im  3)ienfte  ber  böfen 
eßanben  unb  be^ioegen  aud^  ^u  n)irfen 
,  fobalb  bie  ÜRa^t  ber  2)ömonen  burd^ 
omfeit  3e)u  Sl^rifti  auf  Srben  gebrod^en 
1  äBenn  zugegeben  mirb,  ba|  in  ben 
bie  Sebnjud^t  be§  gefallenen  9Renfd^en 
itntnil  übematürlid^er  SBal^rl^eit  SBefrie« 
»fu^t  bot,  fo  erfd^eint  biefe  le^te  ^nftd^t 
iDobl  begrünbet;  benn  ber  ^feinb  ®otte8 
lenf  ^en  mu^te  ein  Sntereffe  baran  baben, 
)en  Sel^nfud^t  toeld^e  bie  treiben  }ur  Sr- 
beS  ttKibren  ®otted  fül^ren  foUte,  eine 
\d^  99efriebigung  ju  gemäbren  unb  bie 
It  baburd^  oon  bem  meitem  IBemül^en  um 
beit  ab^ul^alten.  3nbe|  n)irb  man  tro^ 
^tf^m  muffen,  ba^  in  ben  l^eibnifd^en, 
^  ben  gried^fd^en  Orafeln  ©el^eimniffe 
.  bereu  €d^Ieier  oorlöuftg  nod^  nid^t  ge- 
ben fann.  (93gl.  auger  ben  fd^on  ange« 
Sd^ften:  Job.  Libranda,  De  oraculo 
K>,  Franequerae  1695 ;  Mor^ri,  Dict. 
f.;  g.  m.  aaSoIf,  «eitrag  jur  ®efd&id^te 
aombuIiSmuS  aus  bem  ^Itert^um  [Mis- 
u  . .  liter.,  Halae  Magdeburg.  1802, 
.];  Clavier,  Memoire  sur  les  oracles 
ienB,  Paris  1819;  Cordes,  De  oraculo 


Dodonaeo,  Oroningae  1826 ;  Wiskemann,  De 
variis  oraculorum  generibus,  Marb.  1885; 
Smetl^,  lieber  baS  Saubenorafel  o.  2)obona,  SBien 
1840  [ba}u  SreujerS  Stecenf.  in  ben  ÜRiind^.  ®el. 
9ns.  XI,  1840,  9  ff.] ;  Safaulr.  3)a8  ))elaggifd^e 
Orafel  beS  3eu8  )u  S)obona,  SOBüraburg  1840 ; 
$aulQ,  SReal«encQfI.U,  11 25 ff.;  Hinzpeter,  De 
vi  et  natura  Oraecorum  oraculorum,  BeroL 
1850 ;  2)öDinger,  f^eibentl^um  unb  3ubent]|um, 
»egenSburg  1857,  187  ffJ>648  ff.;  Bouch6-Le- 
clercq,  Hist.  de  la  divination  dans  Tantiquit^, 
4  volß.,  Paris  1879  ss.)  [ftriegj 

^YOitge  (Arauslo),  eine  alte  @tabt  in  ber 
^roDence  (ie|t  ein  bebeutenbed  änbuftriefi&btd^en 
bed  fransöfif^en  S)epartementS  IBaucIufe),  ift  in 
ber  Äird^engefd^id^te  berül^mt  bur(^  }tt)ei  bort  ge- 
l^altene  S^noben.  3)ie  erfie  xomht  am  8.  9{o- 
oember  441  in  ber  nid^t  nöber  beltmnten  ecclesia 
Justinianensis  ober  Jnstianensis  ber  S)ibcefe 
Orange  abgehalten,  uegmegen  fte  Justinianensis 
ober  Arausicana  I.  ^eigt.  3)er  bl-  C^ilariuS  Don 
9rled,  )u  beffen  SRetropoIe  bie  S)idcefe  Orange 
geborte,  pröfibirte,  unb  unter  ben  16  meiter  an* 
mefenbenSBifd^öfen  befanb  ftd^  aud^  ber  1^1.  (Snd^t* 
riuS,  ber  als  Stetropolit  t)on  Sqou  im  9tamen  aller 
feiner  ©uffraganen  untergeid^nete.  3)ie  t)on  ber 
©Qnobe  aufgefteüten  80  Sanoned  (bie  totütnn, 
Don  ®ratian  u.  %.  biefer  @9nobe  jugefd^riebe- 
neu  SSerorbnungen  finb  unöd^t)  betreffen  meiftenS 
S)iScit)Iinarfad^en,  mie  bie  SacramentSfpenbung 
(1.  2. 12. 18. 14),  baS  Sugttefen  (8.  4),  baS 
fird^lid^e  Slf^lred&t  (5—7),  baS  ©er^öltnife  ber 
einzelnen  ffiibcefanbifd^fe  ju  einanber  (8—11), 
bie  ei^en  ber  glerifer  (22—25),  ©ibuität  unb 
Sirginität  (26—28).  Sugleid^  wirb  an  bie  ©or- 
fd^riften  ber  SSöter  erinnert,  ttonad^  täl^rlid^  )tt)ei 
@Qnoben  ftattfinben  foOen,  toa^  jebod^  gegen* 
mörtig  nid^t  mol^l  möglid^  fei.  —  SBid^tiger  ift 
bie  gtoeite  ©^nobe,  meldte  am  3.  Suli  529  bei 
®elegen]^eit  ber  Sinmeil^ung  einer  gu  Orange  Don 
SiberiuS,  bem  prötorianifd^en  $röfecten  Don  ®al« 
lien,  neuerbauten  ffird^e  gehalten  n)urbe.  ^n 
SSorfi^  fül^rte  ber  Srjbifd^of  SäfariuS  Don  9rled. 
®erfelbe  l^atte  ben  $apft  geli j  IV.  Don  bem  Srei- 
ben  ber  @emipelagianer  in  ©aOien  in  ffenntnig 
gefe|t  unb  ibn  um  feine  £)ilfe  bei  Unterbriidfung 
beS  ^rrtl^umS  gebeten.  3n  Der  Slntmort  flberfd^idfte 
ibm  tJelisIV.  eine  9Inja|^l  mciftenS  benSd^riften 
SluguftinS  entlebnter  capitula,  h)eld^e  ben  25  Don 
ber  @9nobe  aufgefteUten  SanoneS  als  ®runblage 
bienten.  S)iefelben  finb  für  bie  ®nabenle]^re  Don 
ber  öu^erften  Sßid^tigfeit,  unb  aud^  ba§  Soncil 
Don  Sdent  l^at  in  feinen  SanoneS  über  bie  Sied^t- 
fertigung  (Sess.  VI)  Dielfad^  barauf  SSegug  ge- 
nommen. 3)ie  beiben  erften  bönbcln  Don  ber  6rb- 
fünbe,  bie  folgenben  meift  Don  ber  ^Rotl^menbigfeit 
ber  ®nabe.  ©d^on  ber  Anfang  beS  ®lauben8,  bie 
®Iauben8geneigt]^cit,  ebenfo  bie  Sitte  um  bie  gött« 
lid^e  ®nabe  fammt  bem  SSerlangen  nad^  ber  @än* 
benoergcbung  unb  bem  SBad^Stbum  ber  ®ered()tig- 
feit,  finb  SBirfungen  ber  ®nabe  unb  Eingebungen 


959 


Oranicn,  ÜRori^  öon  —  Oranien,  SBillJelm  I.  üon. 


96( 


bcS  l^eiligcn  ®ciftc§  (3—5).  S)ie  ©nahe  !ann 
burd^  ntci^tS  Derbietit  merben,  fonbem  mu|  a&en 
öcrbienftlid^cn  SBertcn  öorl^crgcl^cn;  mit  feinen 
natürlichen  ffräften  !ann  ber  SKenfci^  nici^tS  benfen 
unb  »öl^Ien,  »aS  jum  etoigen  §eile  gehört  (6—8). 
!Bon  c.  9  an  l^aben  bie  einzelnen  92ummem  ni^t 
mel^r  bie  tJorm  uon  KanoncS,  fonbem  öon  ©en» 
ten}en,  Don benenbie  22.  (Nemo  habet  de  suo,  nisi 
mendacium  et  peccatum.  Si  quid  autem  habet 
homo  Yeritatis  atqiü  justitiae,  ab  illo  fönte 
est,  quem  debemus  sitire  in  hac  eremo,  ut  ex 
eo  quasi  guttis  quibusdam  irrorati  non  de- 
ficiamus  in  via)  auf  mel^rfaci^e  äBeife  gebeutet 
tt)irb.  Sine  uiertl^DoIle  @(^nft  barüber  ift  Don 
3.  Srnft  etfd^ienen  (S)ie  aBerfe  unb  Sugenben  ber 
Ungläubigen  nad^  @t.  9uguftin.  [9ie6ft  einem 
9ln|ang  über  bcn  22.  Sanon  beS  Arausica- 
numiri,  5reib..l871).  emft  (225)  Derfte^t  ben 
@a^  9luguftin§  unb  ber  S^nobe  in  folgenber 
SBetfe :  ^®ott  l^at  bem  SJlenfd^en  ein  übematür- 
lid^eS  3H  i^i^  ctoige  @eligfeit,  geftedt.  SHtrci^ 
bie  @ünbe  «bamS  ift  ber  SReufd^  biefer  Don  ®ott 
gemonten  Seftimmung  unb  Aufgabe  entfrembet 
morben,  il^r  erftorben,  unb  ed  fann  barum  nid^tS, 
maS  ber  gefaQene  SJlenfd^  in  fittlici^er  99e}iel^ung 
nod^  leiften  fann,  toirflid^en  SBertl^  l^aben  Dor 
©Ott'',  b.  1^.  es  !ann  bem  SKenfd^n  nid^t  bie 
emige  ©eligfeit  ermerben.  SDie  fogen.  natürlid^ 
guten,  für  bie  ©eligfeit  aber  unmirffamen  SBerfe 
ber  infideles  bejeid^net  nun  bie  gebadete  @Qnobe 
als  peccata,  unb  eS  fragt  ftd^,  ob  fte  biefelben 
bIo|  als  peccata  materialia  ober  alS  peccata 
im  DoQen  @inne  beS  äBorteS  auffaßt.  Se^tereS 
behauptet  6mft,  totü  ®ott  eS  3ebem  möglid^ 
mad^e,  feinen  ftttlid^en  Seftrebungen  l^öl^ere  Se» 
Sie^ungen  }u  geben  unb  i^nen  ben  Stempel  ber 
löl^em  übematürlid^en  Sittlid^feit  auf^ubrüdten, 
bieg  aber  bie  infideles  nid^t  moQen  (a.  a.  0. 130. 
197—201. 215).  —  9^ad6  ^uffteBung  ber  25  fta- 
pitel  f agte  bie  @9nobe  il^r  eigenes  $efenntni|  über 
bie  ©nabenlej^re  im  ®egenfa^  }u  ben  @emipela> 
gianem  in  eine  9lrt  @QmboIum  ^ufammen,  baS 
unter  Slnberem  aud^  ben  ^röbeftinatianiSmuS  Der- 
n)irft.  S)ie  SanoneS  mürben  Don  SäfariuS  unb 
18  anberen  93ifd^5fen,  unb  augerbem,  ba  bie  fiel^re 
ber  @9nobe  aud^  für  bie  fiaien  ein  Heilmittel  ift, 
Don  SiberiuS  unb  7  anberen  angefel^enen  9Rönnem 
aus  bem  Saienftanbe  untergei(|net.  @ie  mürben 
Don  ipapft  »onifas  H.,  bem  9lad^f  olger  gelis'  IV., 
530  in  einem  @d^reiben  an  SäfariuS  beftätigt  unb 
l^aben  feitbem  in  ber  jfird^e  allgemeine  bogmatifd^e 
®cUung  erlangt.  (©.  bie  SBefd^Iüffe  beS  erften 
goncilS  bei  Harduin  1, 1 788  sqq. ;  bie  beS  smeiten 
ib.  n,  1098  sqq.  unb  baS  ©d^reiben  beS  ißapfteS 
ib.  II,  1110;  Dgl.  C)efele,  gonc..®efdö.,  2. 3lufi., 
n,  291  ff.  724  ff.)  [^eterS.] 

^tanieti,  9Rori^Don,f.  ^rminiuS. 

^vaniett,  SBil^elm  I.  Don,  ber  „Sd^meig- 
jame",  ber  befannte  Sorfömpfer  beS  KalDiniSmuS 
in  ben  92ieberlanben  unb  ^auptur^eber  beS  W>» 
jalleS  ber  Dereinigten  9iieberlanbe  Don  ber  ^err- 


fd^aft  Spaniens,  ftammte  ouS  ber  Sinie  beS  gcfif- 
lid^en  ^aufeS  9iaffau-S)iIIenburg.  (Er  nxir  geboren 
im  3. 1533  unb  mürbe  1544  alS  ^od^folger  fei- 
nes IBetterS  9ienö,  ber  felbfl  im  3. 1530  $(flli- 
bert  Don  Sl^&IonS  beerbt  l^otte,  $rin)  Don  Ormdai 
9iun  mud^S  er  als  ißage  am  ^ofe  ttaxü  V.  auf 
unb  ermarb  fid^  l^ier  feinen  Seinomen  burd^  fein 
Derf d^Ioff eneS ,  aber  fd^rf  beobadgtenbeS  SBefm. 
hinter  ber  @d^meigfam!eit  Derftedte  er  ober  loö^ 
renb  feineS  ganjen  SebenS  eine  eigenmi|ige  9e" 
red^nung,  fo  ba|  er  aud^  Don  bem  SSormurfe  ha 
^eud^elei  nid^t  freigefprod^  merben  fonn.  %> 
mentlid^  }eigt  ftd^  bieg  bei  bem  SBed^fel  feinff 
religiöfen  ©efinnung.    Sßöl^renb  fein  fBokt  ii 
feiner  ©tammgraffd^ft  ben  ftat^oIictSmuS  h* 
fömpfte,  galt  SBilÖ^elm  am  6ofe  beS  ftaifecS  (tt 
ftat^olil  unb  lebte  aud^  als  fold^r.  @päter  bnii' 
bete  er  in  feinem  gürftentl^um  Oranien  ben  $0 
teftontiSmuS  nid^t  unb  f d^rieb  in  biefem  @inm  (m 
$iuS  y.  unb  earbinal  ©rauDeUo.  3m  3. 1561 
Derftd^erte  er  bem  ihtrfürßen  Don  @ad^fen,  bcn 
IBater  feiner  ^meiten  ©emal^Iin  9nna,  bog  Wcfe 
megen  il^reS  lutl^erifd^  SefenntniffeS  auf  feineda 
@(|mierig!eiten  ftogen  foHe ;  gleid^^eitig  fd^riA  er 
nad^  ätom,  ba|  er  ein  ergebener  @ol^n  ber  tüt^ 
bleiben  moHe.  @ein  Senel^men  erHSd  fid^  boranll 
bag  er  lange  l^offte,  SanbDogt  ber  fömmtltd^ 
9iieberlanbe  }u  merben^  mäl^renb  et  ftd^  mit  bear 
befd^eibenem  Xitel  eines  ©tattl^alterS  Don  ^• 
lanb,  @eelanb  unb  Utred^t  begnügen  mu|tt  3> 
bemf  elben  9Rage  aber,  als  bie  nieberldnbif ^e  Sc- 
megung  gegen  Spanien  eine  proteflantifdjie  ^ 
bung  erl^ielt,  fanb  aud^  SBili^elm  für  gut,  Ue 
öugeren  SSe^iel^ungen  ^um  ftatl^oIiciSmuS  erfaßn 
gu  laffen.  @ine  perf önlid^e  ^neigung  gegen  bcs 
garbinal  ®ranDeQa  (f.  b.  9lrt.)  trieb  il^  um  fo 
mel^r  in  baS  ben  ftat^olifen  feinbUd^e  Sager.  SRor» 
ni£  Don  @t.  9Qbegonbe  (f.  b.  ^rt)  mu^te  fid^  lange 
Dergeblid^  bemül^en,  ben  ^ringen  für  bie  ^ßatj/t 
®otteS"  unb  bie  „^ropl^eten  ®otteS''  5U  geminnen; 
bafür  f d^lo^  ftd^  SBill^elm  fpöter  um  fo  enger  oh 
biefen  S)emagogen  an.  Sie  SinneSönberung  anr 
inbe^  fd^on  löngft  nid^t  unbeutlid^  Dorl^ergnf^o 
gemefen,  ba  er  erflört  ^atte,  ba|  er  bie  $lafiilc 
gegen  bie  fte^er  auSjufül^ren  au^er  @tanbe  fri. 
unb  in  älntmerpen,  mo  er  93urggraf  mar,  nric  ii 
9lmfterbam  @rlaubni|  }ur  @rri$tung  protefto» 
tifd^er  ftird^en  gegeben  l^atte.  9lad^bem  er  Sn» 
Don  @ad^fen  geheiratet  l^atte,  marf  er  bie  SRott 
ab.  —  ®er  erfte  ©d^ritt  jum  ©tui^e  ber  fpantfdjci 
^errfd^aft  maren  bie  gegen  ®ranDeIlQ  (f.  b.  Sit 
V,  1025  ff.)  gefpielten  3ntriguen,   3hm  folflk 
(Sfebruar  1566)  baS  mal^rfd^einlid^  Don  JRcxai 
Derfagte  Kompromiß  (f.  oben  YUI,  875)  unb  ii 
Snfd^lu^  baran  bie  ^eütion  ber  250  Sbellenic 
an  bie  Stattl^alterin,  Wargaretl^  Don  $0x0» 
(Slpril  1566),  bei  meld^er  ®elegen^it  ber$artfiF 
name  v®eufen''  für  bie  nieberldnbifd^en  CalDiaec 
auffam.  Set  biefer  jhmbgebung  mie  oud^  bei  bei 
gleid^  barauf  folgenben  reDolutionaren  SemegunQ 
lielt  ftd^  SBiU^elm  Don  Oranien  äugerlic^  fmt 


Oranten. 


962 


Vm,  875  f.) ;  gldd^iDol^l  fanb  er  c8  gc- 
ntf  bie  ftimbe  Don  bem  ^ermtnal^en  beS 
DonSIba  fehte  Remter  niebei^ulegen  unb 
erkmbe  ju  Derloffen.  2)te  nun  folgenben 
|e  fhtb  unter  bem  Siomen  beS  9lbf oUed  ber 
en  9HeberIanbe  Befonnt  genug.  Slba^S 
,  bie  Semegung  ^u  unterbrädten,  mig- 
ndl^renb  er  einige  ber  ätäbelSfül^rer  (6g- 
Kin  |)oom  u.  91.)  l^inrici^ten  Iie|,  flogen 
mb  bilbeten  belDaffnete  Sonben  (1568), 
^  vbttaU,  too  {te  erfd^ienen,  als  Sefreier 
)e8  auff))ieUen  unb  ben  @))Qniem  großen 
i  jttfägten.  9hm  orgoniftrie  auä^  SBit^elm 
iiien  einen  beioaffneten  Siberfionb ;  feinen 
Submig,  einen  Slnl^önger  beS  SRomis, 
:  nad^  g^rieSIonb,  „um  bie  reine  Seigre  ju 
gen*;  er  felbft  fiel  in  SimBurg  ein,  mufete 
r  fein  ^eer  balb  ouflöf en.  3n5n)if d^en  toat 
^d^t  über  il^n  auSgefprod^en  tt)orben ;  er 
na(^  gfrmtfreid^,  um  bei  ber  bortigen  9ie- 
eine  @tü|e  }u  fud^en.  S)en  ff ampf  gegen 
nier  fe|te  er  fort,  tl^eifö  burd^  eine  uon 
gerüftete  gflotte,  tl^eifö  burd^  Unterftä|ung 
n.  SBoffergeufen,  einer  Art  Qfreibeuter, 
HPe  Siöubereien  an  ben  ffüften  auf  ffoften 
itifd^efinnten  ausübten.  9ud^  in  bie  füb- 
teberlanbe  fanbte  er  ein  ^eer,  bod^  l^atte 
fein  ®Iüdt.  Sielmel^r  mürbe  feit  ^erbft 
rihrieg  nad^  ^oHanb,  @eelanb  unb  Utred^t 
[efpielt,  mo  ber  ^auptft^  ber  Salutner  unb 
malS  bie  9tu8übung  ber  „pöpfiUd^en  SRe- 
öerboten  morben  mar.  —  Sefannt  ifl, 
ig  ^l^Uipp  n.  burd^  Abberufung  Wba'i 
|lanb  }U  bömpf en  f ud^te ;  bod^  mar  bie| 
fpöt.  2)a8  finfeben  beS  OranierS  mud^S 
gu  Xag ;  bie  Staaten  Don  ^oHanb  festen 
il^re  £)onnung  unb  boten  i^m  (1574)  ben 
ie8  SRegenten  mit  fouDeröner  ©emalt  an. 
ge  megen  ber  SBefoIbung  beS  ffriegSDolfed 
Sd^mterigfeiten,  morb  aber  balb  geregelt, 
boten  aud^  (1575)  bie  Staaten  ©eelanbS 
1  on,  il^n  möl^renb  be§  ffriegeS  a(§  fou> 
Dber^upt  anjuerfennen.  S)er  ^ring  Der« 
ftd^/  überall  ber  Ausübung  ber  fatl^oli- 
ter  onti-eDongclifd^en)  Seligion  entgegen- 
,  iebod^  «.ol^ne  ba^  jemanb  megen  feined 
§  Derböl^nt  merben  bürfe**.  ©o  mar  SBil- 
:  Sorfömpfer  ber  calDinifd^en  @ad^e  ge- 
unb  eS  lag  in  feinem  Sntcreffe,  ben 
\\äflni  mit  $^ilipp  ü.  Don  Spanien 
i  li^inauSgufd^ieben.  S!)er  gfriebenScongreg 
bo  (1575)  blieb  ol^ne  Stefultat,  unb  im 
1  äal^e  benu^te  SBill^elm  ben  günftigen 
,  als  ber  Stottl^alter  S)on  £uiS  be  3u- 
eqnefenS  geftorben  mar,  um  bie  glanberer 
Seite  }u  gießen.  3n  ber  fogen.  ©enter 
tton  (1576)  Dereinigten  \\d)  bann  bie 
n  mit  ben  füblid^en  ^rooingen  gur  Ser- 
ber fremben  Solbaten.  S)er  neue  Statt- 
Don  3uan  b'Auftria,  mu|te  ben  @enter 
ancrferaien  unb  fud^te  bie  93eftimmungen 

■fcsSlBS-  IX*  2.  SnlL 


beSfelben  }u  l^alten.  2)er  Oranier  l^ingegen,  mel- 
d^er  bie  Aufnal^me  eines  SeparatartilelS  gegen  bie 
ffatl^olilen  ßollanbs  unb  SeelanbS  in  bie  Rati- 
fication bemirft,  aber  biefe  felbft  nid^t  untei^eid^et 
^atte,  benu^te  bie  gfriebenSartilel  nur  }u  Sunften 
ber  ^rotefianten.  So  mürbe  fomol^l  S)on  3uon 
mie  bem  ersl^ergog  SRattl^iaS  Don  Oefterreid^  il^ 
^riebenSmifflon  unmbglid^  gemad^t.  2)ie  IRieber- 
lanbe  maren  mieberum  Ben  Serl^eerungen  einerfeitd 
ber  fpanifd^en  Xruppen,  atd>ererfeitS  ber  Don  bem 
Oranier  ju  ^ilfe  gerufenen  ihriegSl^fen  unter 
äol^ann  Saftmir  Don  ber  ißfalj  unb  bem  |)mog 
Don  9len9on  preisgegeben.  Sematttl^aten  oer 
S)emagogen  }u  ®ent,  SinföHe  ber  u>anonifd^en 
Unsufriebenen  u.  f.  m.  führten  balb  einen  34tanb 
DöQiger  Anard^ie  ^erbel  6ine  9Benbung  }u  (Sun> 
ften  Spaniens  fd^ien  einjutreten,  als  ber  Statt- 
balter  Alesanber  gfamefe  Don  Jkirma  burdg  febt 
flugeS  Serf al^ren  bie  ffiblid^en  $roDin}en  auf  feine 
Seite  }u  bringen  mu|te  (1579).  Mein  SBiC^elm 
brad^te  nun  bie  fogen.  Utred^ter  Union  smifd^ 
ben  nörblid^en  Staaten  }u  Staube.  Sr  tonnte  eS 
freilid^  nod^  nid^t  magen,  felbft  an  bie  Spi|e  beS 
neuen  99unbeS  }u  treten;  be|]^alb  fd^ob  er  ben 
fd^mad^en  franjdfifd^en  ^ei^og  Don  9llen9on  Dor. 
S)ief er  j[ebod^  merfte  aHmölig,  ba|  er  nur  ein  Spiel- 
hdü  in  SBili^elmS  feönben  mar,  unb  feierte  (Ja- 
nuar 1588)  nad^  §ranfreid^  }urüd(.  9tun  fd^ien 
baS  Sxtl  beS  OranierS,  bie  SrUmgung  ber  l^dd^ 
ften  ®emalt  in  ben  9tieberlanben,  eneid^t,  als  er 
}u  S)elf t  Don  bem  99urgunber  Saltl^af ar  ©erarbS} 
erfd^offen  mürbe.  2)amit  geriet)^  bie  SRegierungS« 
gemalt  für  einige  Seit  DoUftänbig  in  bie  Mnbe  ber 
calDiniftifd^en  Rrebiger,  ba  SBiC^elmS  Sol^n  unb 
!Rad^f olger  il^m  in  feiner  SBeife  gleid^fam  (f.  b.  Sri 
TOeberlanbe,  ob.  871).    [Alberbingf  SbUm.] 

^ranfeit  nennt  man  in  ber  d^riftlid^en  kxä)&o* 
logie  eine  befonbere  Art  Don  gfiguren,  meldte  auf 
®emölbenberffatafombcn,aufaltd^riftlid^en®rab« 
fd^riften  unb  Sarfopl^agen,  auf  ®olbglöfem  unb 
SRebaiHonS  mie  in  ben  SRofaifen  ber  99a{ili!en 
un}ö]^lige  URale  mit  Dorl^errfd^enb  meiblid^em 
Sbarafter  erfd^einen.  S)aS  ffenn^eid^nenbe  an  ben- 
felben  ift,  ba^  fie  mit  erl^obenen  Armen  bargefteHt 
merben,  unb  be^l^alb  eben  l^t  man,  ba  bie  alten 
(Sl^riften  extensis  manibus  gu  beten  pflegten,  Jene 
©eftalten  Orantes,  99etenbe  genannt.  S)ie  Oran- 
ten fmb  fo  alt  mie  bie  d^rifUid^e  ihtnft ;  im  coeme- 
terimn  Priscillae  ift  Sufanna,  Don  ben  Stid^tem 
bebrangt,  im  coemeierimn  Domitillae  ift  S)aniel 
gmifd^en  }mei  fiömen  mit  ausgebreiteten  Armen 
bargefteUt;  beibe  Silber  ftammen  DieHeid^t  nod^ 
aus  bem  eisten  Sal^rl^unbert.  Auf  einem  ber  ölteften 
®emalbe  eines  ArcofoliumS  im  Sbmeterium  ber 
RriScilla  erfd^eint  bie  im  bortigen  ®rabe  SRul^enbe 
alSOrante. — L  lieber  bie  Sebeutung  ber  Oranten 
im  Walkern  unb  im  ßinjelnen  l^aben,  Don  älteren 
Ard^oologen  abgefeben,  in  neuerer  Seit  befonberfi 
be  Kof  ft  im  BuUettino,  Se  Slant  in  ben  Etudes  snr 
les  Sarcophages  .  .  .  d'Arles,  Paris  1878, 
ßrauS  in  ber  SReal-Snc^flopäbie,  SieQ  in  feinen 


963 


Oranten. 


9ft 


„©arftcHmtgen  ber  oHcrfeliglien  aungfrou  ouf  ben 
ÄunftbenImäIcrnbcrftQtafombm'',gfreiburgl887, 
SBUpett  in  feinem  SqIIuS  d^riftolog.  ©emälbe, 
Sfreibura  1891 ,  aSeijlel  in  ben  Stimmen  auS 
5IKatia.2Q0d^  XLV  (1893),  554  ff.  n.  «.  ein- 
gel^enbe  Unterfudftungen  ongeftellt  —  nid^t  o^ne 
SEßiberf|)Tud^  \oto6tti  unter  einanber  al§  auä)  fonfi 
t)on  bt^olifd^er  unb  |)rotefiQntifd^er  @eite.  SS  gibt 
nömlid^IeineOrontenbilber.berenSebeutungburd^ 
Beigefe^te  3nf (i^f ten  auSgefprod^en  toöre,  unb  bie 
Srnörung  mu|  ballet  auf  inbirectem  äBege  gefud^t 
werben. 

SorfieSungen  ber  nod^  lebenben  ©laubigen  in 
ber  Stellung  bed  ©ebeted  ftnb  nur  fel^r  toenige 
üorl^anben.  Auf  einer  als  Sd^iff  gef  ormtenSronje- 
\ampt  5U  Sfloren^  erfd^eint  ein  ^ann  als  Oran§, 
unb  bie  änfd^rift  ber  tabella  auf  ber  @pi^e  beS 
!D}afibaume§  legt  bie  Slnnal^me  nal^e,  ba^  bie 
Sampe  bem  ate  Oranten  S^argefteUten  bei  einem 
befonbem  ^nlaffe,  tttoa  bei  feiner  laufe,  gefd^enlt 
norben.  SQBenngleid^  auf  einem  ©rabftein  grauirt, 
gibt  fid^  bod^  afö  @cene  auS  bem  realen  Seben  eine 
Orante  an  ben  @tuf  en  eines  mit  IBela  unb  fieud^tem 
auSgeftatteten  SlltarS,  je^t  im  SRufeum  beS  Säte» 
ranS.  %uf  ber  XPre  Don  @.  @abina  auf  bem 
«Dentin  ifi  Sad^ariaS,  ber  Sater  beS  SorläuferS, 
bei  ber  ßrfd^einung  im  Sempel,  wo  ber  gngel  i^m 
einen  Sol^n  üerl^ei^t,  als  OranS  bargefteQt.  3m 

taufe  ber  I^H.  ^o^anneS  unb  $auluS  auf  bem 
5liu8  begegnet  unS  neben  biblif^en  @cenen  aud^ 
eine  Orante  als  SBanbgemöIbe,  ttol^I  weniger  als 
SarfteHung  einer  beftimmten^erfon,  fonbem  all- 
gemein tttoa  als  ^erfoniftcation  beS  ©ebeteS.  Sor- 
miegenb  aber  l^aben  bie  Oranten  eine  fepulcrale 
SBebeutung.  Sunöd^ft  ftnb  a(S  befonbere  ftlaffe  bie 
biblifd^en  unb  anbere  ^eiligen  auSjufd^eiben;  nad^ 
ber  «uffteflung  bei  ihauS  (3leal-gnct|fL  II,  539  f.) 
ftnb  eS  bie  auS  bem  SIten  Seftament:  IRoe,  «bra* 
l^am  unb  3faal  (nur  einmaQ/  Spaniel  in  ber  Sömen* 
grübe,  bie  brei  Sünglinge  im  gfeuerofen,  ©ufanna 
unb  (jtoeimat)  3onaS ;  femer  öon  heiligen:  9Raria, 
ÜRennaS,  «gneS,  SanuariuS,  $etruS,  $auluS, 
SaurentiuS  u.  %  SBeitauS  bie  größere  3^^^  ber 
Oranten  aber  finbet  ftd^  auf  ober  bei  ben  @rä« 
bem,  alfo  in  ben  ©emölben  ber  «rcofolien,  auf 
©rabfteinen  unb  @arfop]^agen,  unb  eS  fann  feine 
tJrage  fein,  ba|  biefelben  in  unmittelbarer  93e- 
Siel^ung  }u  ben  bort  beigefe|tm  ^erfonen  fielen, 
S^arfteQungen  ber  in  ©otteS  «nfd^auung  aitfge- 
nommen  gebad^tm  @eelm  ber  Serftorbmm  finb. 
®ie  grage  aber,  über  weld^e  geftritten  mirb,  ift 
bie,  mie  man  biefe  betenbe  Haltung  auf ^uf äffen 
l^at.  ungemein  abgelehnt  toorben  ift  bie  in  neuerer 
Seit  üorgebrad^te  Änfid^t  üon  einer  Slnmfung  um 
tJfirbitte  für  bie  armm  Seelen  im  Qfegf euer  neben 
ber  Slnmfung  ber  Seligen  um  i^r  ©ebet  für  unS. 
51Re]^r  »eifatt  l^at  bie  uon  ffiilpert  (a.  a.  0. 30  ff.) 
über  bie  SJebeutung  berOrantm  entmidfelte  S)ar- 
legung  gefunben,  weld^e  er  in  bie  Definition  ju- 
fammenfafet:  ^S)ie  Oranten  pnb  Silber  ber  in 
ber  Seligfeit  gebadeten  Seelen  ber  SSerftorbmm, 


mlä^t  für  bie  Hinterbliebenen  Beten,  bamtt  and 
biefe  baS  gleid^e  3iel  erlangen.*'  —  gfoIgcnbeS  i| 
bie  Stuffaffung  beS  Unter}eid^eten. 

n.  1.  ©e^t  man  Don  bem  extensiB  manibiu 
orare  ber  alten  Sl^ften  auS,  f o  nxir  biefe  ^altuiit 
nid^t  BIo|  für  baS  Stttgebet  Dorgef daneben,  fon* 
bem  fte  toax  aud^  StuSbmd  beS  SoBeS  unb  XkuiM 
Um  nur  einige  Seifpiele  an^ufü^ren,  l^Bt  tS  in 
ben  SJlartQracten  beS  bl-  SupIiuS  (Bninart,  Aeti 
Martyr.,  BatiBb.  1859, 439):  Tunc  extendens 
manus  suas  ad  coeltun  dixit :  Gratias  tibi  aga 
Domine  Jesu  Ghriste,  quoniam  consolata  est 
me  virtus  tua ,  et  non  pennisisti  peiire  aai- 
mam  meam  cum  impiis.  3n  ben  Steten  M 
%  ^mctuofuS  unb  feiner  ©efal^rten  (Bninart 
1.  c.  266  sq.)  fiebt:  Giunque  exustae  fmsssDi 
fasciolae ,  quibus  manus  eorum  fnerant  eol- 
ligatae,  orationis  diyinae  et  solitae  consw* 
tudinis  memores,  gaudentes,  podtis  genibBB, 
de  resurrectione  securi,  in  signoque  tropid 
Domini  constituti,  Dominum  deprecabantor, 
donec  simul  animas  effunderent ...  0  beati 
martyres  ...  ad  dexteram  stantes  Christi, 
benedicentes  Deum  Patrem  omnipotentco» 
S)er  93ifd^of  ^fteriuS  üon  Smafea  Befd^reibt  Me 
©emölbe  in  ber  ffird^e,  auf  tteld^m  boS  Star» 
turtum  ber  ffl.  dvDpIf^tmxa  bargefteüt  toor;  boS 
Sd^Iu^bilb  }eigte  fte  expansis  manibus  in  ooe* 
]um  . . .  gaudentem,  uti  ad  incorpoream  ae 
beatam  vitam  commigrantem.  3n  öden  biefm 
Stellm  erfd^einen  bie  ^art^rer  in  ber  ^ttüg 
Don  Oranten,  als  gaudentes,  Domino  gratias 
agentes,  de  resurrectione  securl  S)er  Segriff 
ber  Oranten  alS  „S^ürbitter  für  bie  ^interUiele' 
neu"  ift  bober  ^u  eng  gefaxt.  S)ie|  Ia|t  ftd^  oiul^ 
aus  ben  SRonumenten  nad^meifm.  Stttf  einer 
SrongemebaiHe  ifi  ber  1^1.  SaurentiuS  in  fetnrn 
!D}arti^rium  bargefleüt;  ber  fieib  liegt  auf  bem 
9loft  über  ben  flammen;  über  i^m  fd^toebtUe 
Seele  als tt)eibli^e Orante  empor;  bon  obenoüer 
reid^t  eine  ^anb  ibr  bie  SiegeSfrone  bor  (ogL 
de  Bossi,  Bull.  1869,  tav.  n.  8).  ^ier  ifi  on 
eine  ^ürbitte  nid^t  gebadet,  unb  ebenfo  ttrirb  non 
bei  ben  S)arftenungen  ber  feligfien  Shmafnni 
ber  fjil  SlgneS  unb  anberer  ^eiligen  auf  SoO)' 
glöfem  u.  f.  U).,  mo  fte  mit  erbobenm  ^finben 
baftebm,  e^er  an  baS  (^froblodten  in  binunftf^ 
©lorte  benfen  muffen.  3n  ber  fogen.  CopeDa  bei 
cinque  Santi  in  San  SaHifto  flel^en  bie  in  jenoi 
Subiculum  beftatteten  ©löubigen  als  Oranten  i> 
einem  ©arten  mit  blübenbm  Söumen,  {eber  arit 
feinem  9tamen  unb  mit  ber  3nfd^rift  IN  PAGS; 
baS  Silb  ift  um  baS  Sa^r  300  gemalt.  (SbaSf 
erfd^eint  bie  ffi.  Södlia  nebm  ibrem  ©robe  oiif 
einem  fpütem  ©emölbe  als  Orante  in  eine* 
©artm ;  5U  92eapel  ftebm  in  einem  SrcofoRiiv 
Sater,  SRutter  unb  ffinb  neben  einanber  attOtoi* 
ten  gtt)ifd^en  Scud^tem  —  lauter  Scenm,  in  hkJ» 
d^en  bie  ^altung  ber  Oranten  einfad^  ber  9# 
bmdt  ber  feligm  ^Bereinigung  mit  ©Ott  im  6^ 
mel  ifi.  S)emgema^  ftellt  bie  Orante  }unfid^  bir 


965 


Oranten. 


966 


,  t 


rl 


w 

f 


ottfi  bem  Kampfe  beS  irbifd^en  SeBenS  in  ben  ^xif 
bcn  unb  hl  bte  €eligteit  beS  ^imntelS  aufgenom- 
mene ober  aufgenommen  gebod^te  Seele  an  unb 
jüi  ^ä^  bar.  l£ad  mirb  nod^  noret  bei  ber  93e« 
tra^tung  ber  t^pifc^en  SorfteSungen  auS  bem 
Uten  Xeiiament  (f.  u.  m.  1). 

2.  allein  inbem  man  ftc^  Sie  Serfiorbenen  im 
gtmmel  ba^te,  nmren  fte  für  bte  Ueberlebenben, 
jus  i^re  Vngel^drigen  nid^t  in  einem  mit  @d^Io| 
nib  SKead  abgefperrten  ClQfium,  unbefümmert 
m  i^  Srfiber  unb  Sermanbten  l^ienieben,  un> 
Wng,  i^en  irgenbmie  il^re  Siebe  )u  bet^iätigen. 
Silpeit  ^t  in  feinem  S^riud  ^riftologif d^er  @e- 
■filbe  eine  Snsali^I  Don  3nfd^nften  gefammelt,  in 
fediten  bieSerftorbenen  Don  ben  Hinterbliebenen 
nitrOlebeterfu^tmerben.  ATTIGE  SPIRI- 
TVS  TVoS  IN  BONV  ORA  PRO  PAREN- 
TffiVB  TVIS;  I8PIRITVS  TWS  BENE 
BEQVIESCAT  IN  DEO  PETA8  PRO  80- 
BORE  TVA ;  VTBAS  IN  PACE  ET  PETE 
PRO  NOBIS ;  IN  ORATIONIBVS  TVIS 
B06ES  V  Dr  PRO  NOBIS  QVIA  SCIMVS 
TE  IN  X  ;  PETE  PRO  NOS  VT  SALVI 
8IMV8.  ^  1^  eine  erji  im  3. 1890  in  ben  »ata' 
fonien  ber  ^riSciDa  gefunbene  gried^ifd^e  3n> 
M  f4Iie|t  mit  ber  IBitte:  ESyou  tnkp  ^fiwv 
lutfli  Twv  d7&>v.  Sine  inS  l^öd^fte  Stltert^um 
Üntafieid^be  metrifd^e  3nfd^rift  auS  bemfelben 
flnetenum  (de  Rossi,  BuU.  1884—1885,  72) 
Htd  bte  Gläubigen,  menn  fte  }um  (Sottedbienfte 
M  Mrfammeln,  ber  Serftorbenen  9tgape  im  ®e« 
Uecingebenf  }ufein: 

V«  pTBcor,  o  firatres,  orare  huo  quando  yenitis 
Ilt  preeibos  totis  Patrem  Natomque  rogatis, 
St  Testne  meotis,  Agapes  carae  meminisse, 
CtDeuBomnipoieiiB  Agapen  in  saecula  servet. 

6te^t  nun  ond^  Don  biefen  Snfd^riften  leine  al§ 
nnittelbare  Sriöuterung  unb  erflörung  neben 
bon  Silbe  einer  Orante ,  f o  Derlangt  bod^  bte 
9arallele,  ba^  bie  aI8  Oranten  bargefteüten  !Ber« 
frirbenen,  bie  man  ftd^  in  ber  @eligfeit  bed  ^im« 
■eil  badete,  aud^  sugleid^  aufgefaßt  »erben  als 
fol^e,  «mel^e  für  bie  Hinterbliebenen  beten,  bamit 
04  biefe  baS  gleid^e  3tel  erlangen''  (SBilpert  48). 
SoB  9anb  ber  Siebe  gmifdften  ben  Sebenben  unb 
4rai  obgef^iebenen  tlnge^idrigen  ifi  burd^  ben 
tob  ttii^t  gerfd^nitten;  mte  man  feine  lieben  Ser- 
fodmen  anf  bem  ®rabe  barfteüte  aI8  auf genom- 
M  in  bie  emigen  gfreuben,  fo  gab  man  biefer 
Mmmg  aud^  SuSbrudt  in  ben  9lccIamationen 
bs  fitobf^riften  (Paz  tecum  in  Deo ;  Vibatis 
iiDeo;  Accepta  sis  in  Cbristo;  Vibas  inter 
■iictia;  In  paeem  te  snscipiant  omnium 
^ntaaanctonzm;  Dens  refrigeret  spiritnm 
tem;  Spirita  vestra  Dens  refrigeret);  unb 
M  mm  ft4  am  ®rabe  ber  Sieben  tröftete  mit 
teMKmIen,  bo|  fie  broben  felig  feien  (Magua 
piBrimiocenB  esse  jam  inter  innocentes  coe- 

ri;  Quam  te  letum  excipet  mater  eclesia 
hoc  mundo  revertentem;   Conprimatur 
l^etoram  gemitns;  Struatnr  fletns  oculomm). 


fo  empfal^I  man  fid^  aud^  bem  ©ebete  ber  bei 
Sl^riftuS  gebadeten  Seelen  unb  fleUte  fie  als  fold^e 
furbittenb^  als  Oranten,  auf  ben  @röbem  bar. 

8.  SHefe^uffaffung  mirb  befiötigtburd^  bieS)ar- 
fteüung  Don  ftrc^Itd^  anerfannten  unb  Derel^rten 
l&eiligen  aI8  Oranten  an  ben  @räbem :  ber  feiige 
gfriebe,  ben  man  ben  Serflorbenen  mfinfd^te,  foQte 
il^nen  nod^  ftd^erer  gufommen  burd^  bie  gfärbitte 
ber  C>nligen.  ©alt  e8  als  ein  befonbereS  @Ifldt, 
fein  ©rab  bei  bem  ©rabe  eined  9RartQrer8  }u 
finben,  um  gleic^fam  burd^  bie  Ibxptxliä^t  9{ö|e 
aud^  feinem  @d^u^e  naiver  }u  fein,  fo  feiert  ebenfo 
auf  ben  2htfd^nften  in  mannigfachen  SBenbungen 
biefe  Smpfel^Iung  ber  ^bgeftorbenen  an  bie  ^eiligen 
mieber :  In  pacemte  suscipiant  omnium  ispirita 
sanctonmi,  Martyres  sancti  in  mente  havite 
(habete)  Mariam ;  Irene  tibi  v  [>  cum  sanctis, 
cum  spirita  sancta  vale  in  y  ^  ;  Bene  viva- 
tis  inter  sanctos,  u.  ä.  Unb  ^  ^  nid^t  Mo^  ben 
^eiligen  im  Mgemeinen  empfahl  man  bie  Seelen 
ber9bgefd^iebenen,  fonbem  fDecieü  ben  OrtSl^eili- 
gen,  ben  SRart^em,  in  beren  Äataf omben  ober  Äir- 
4en  man  ben  Sobten  beife^te:  Sancti  Petre  (et) 
Marcelline,  suscipitevestnmialimmimi;  Do- 
mina Bassüla  commandamus  tibi  . . .  filia(m) 
no8tra(m);  Sancte  Laurenti  8U8cepta(m)  (h)a- 
beto  anima(m  ejus).  S)ementfpre(i^enb  mürben 
nun  aud^  an  ben  ©räbem  ^eilige,  befonberS  bie 
berDonagenbenOrtdl^eiligen,  alSOranten  ingfarbe 
ober  auf  ©culpturen  bargefieüt.  3Ran  betrad^tete 
fie  als  bie  sancti  introductores,  meldte  bie  burdd 
ba§  ©ebet  ber  ©löubigen  i^nen  empf  ol^Ienen  @eelen 
ber  IBerftorbenen  Dor  ben  Siid^ter  geleiteten,  bort 
il^re  advocati  ober  ^ürfpred^er  maren  unb  fie  in 
bie  emtgen  S^reuben  einfül^rten.  Sine  au§  Xemi 
ftammenbe  ©rabplatte,  ie|t  im  SJlufeum  beS  beut- 
fd^en  Sampo  fanto,  l^at  in  Der  ÜRitte  bie  ©rabfd^rift 
einer  Saftula,  auf  beiben  Seiten  aber  fielet  eine 
Orante  mit  ber  Seifd^rift  AGAPE,  DOMNINA; 
biefeS  maren  aber  nad^  be  Slofft^S  ^uSfül^rung  bie 
befonberen  SocaC^eiltgen  jener  ©egenb. 

4. 9u8  bem©efagten  ergeben  fi^  folgenbe  Sö^e: 
a.  S)ie  Orante  an  ben  ©röbem  ftellt  bie  ^ur  fe(i- 
gen  9lnf  d^auung  ©otteS  im  bimmlif  d^en  gfneben  ge- 
langte Seele  bar;  b.  alS  fold^e  mirb  fie  aud^  5ur 
gürfpred^erin  il^rer  9ngebörigen  J^ier  auf  Srben, 
bamit  biefe  ber  gleid^en  ©lorie  tl^eiC^aftig  merben; 
c.  bie  ÜRartQrer,  bie  al8  Oranten  an  ben  ©röbem 
bargefteüt  finb,  follen  ben  Serfbrbenen  burd^  il^re 
gfurbitte  ben  Eintritt  in  ben  ^immel  Dermitteln. 
^iefe  ^uffaffung  finbet  il^re  trefflid^e  Sriöuterutig 
in  einem  alten,  DteÜeid^t  nod^  bem  8.  Sal^r^unbert 
entfiammenben  liturgifd^en  ©ebete:  Sanctomm 
tuomm  nos  gloriosa  merita,  ne  in  poenam 
veniamus,  excnsent;  defunctomm  fidelium 
animae,  quae  beatitudinem  gaudent,  nobis 
opitulentur ;  quae  consolatione  indigent,  ec- 
clesiae  precibtis  absolvantur. 

ni.  1.  ©ebt  man  meiterbin  sur  Setrad^tung  ber 
Oranten  in  ben  bibltf d^en  Scenen  an  ben  ©röbem 
aber,  fo  ift  }unöd^ft  ber  in  aDm  biefen  Semen 


967 


Oronten. 


96i 


sunt  SuSbrudt  totmnenbe  gemeinfotne  ©ebottle:  bie 
SSefreiung,  errettung,  Crlöfung  qu§  XobeSgefal^r, 
unb  bonad^  bie  gfreube  unb  baS  Sob  ®otte8  für  bie 
ben  @eretteten  gebrod^te  Mfe,  nie  für  fte  felber 
SRed^tf ertigung,  Sl^re  unb  SJerl^errlid^ung.  @o  ftnb 
3lot,  ber  aus  ber  Me§  Derfd^Iingenben  gtut 
Sfaat  ber  Dor  bem  0))ferme{{er  bed  SSaterS,  Spa- 
niel, ber  au8  bem  Stadien  ber  S5tt)en,  bie  brei 
äunglinge,  bie  aud  bem  gfeuerofen,  @ufanno,  bie 
t)or  ben  folfc^en  Stuflogen  ber  SMd^ter  enettet 
mürbe,  mt^ö^Iige  URoIe  auf  ben  @emölben  ber 
ffotafomben,  auf  ben  @culpturen  ber  @ar!o))l^age 
unb  auf  ©rabfteinen  tt)ieberfe^renb,  baS  @innbilb 
ber  ßrrettung  ber  Serftorbenen  auS  bem  ewigen 
Sobe  }um  feiigen  fieben  im  ^immel  (Dgl.  ba^u  bie 
liturgifd^e  Gommendaüo  animae).  S)en  $ro« 
p^titn  3ona8  l^atte  ber  ^eilanb  felber  atö  ^or« 
bilb  feiner  (unb  bamit  jugleid^  unfcrer)  ^Befreiung 
aus  Xobedbanben  aufgefteüt.  S)ie  @eele  be§  93er- 
ftorbenen  erfd^eint  alfo  gettiffermagen^erfoni^cirt 
in  ienen  aftteftamentlid^en ,  auS  leiblid^em  Xobe 
enetteten,  Derl^enlid^ten  unb  in  l^eiliger  gf^eube 
®ott  lobpreifenben  t>^^^i9^^  Sarum  jinb  biefe 
an  ben  ®räbem  angebrad^t  unb  barum  ftel^en  fte 
bort  in  iener  Haltung  berOranten,  in  meld^er 
man  fid^  bie  in  bie  §freuben  beS  ^immeld  einge- 
gangenen @eelen  Dor^uflenen  gemo^nt  mar.  SaS 
erfleht  man  am  beften  au^  ben  92oe-93iIbem.  'Slot 
fielet  nid^t  in  einem  @d^iffe  ober  einer  9rd^e,  fon- 
bem  er  ragt  l^alb  auS  einem  @d^reine  f^ttt>ox,  an 
soeld^em  nid^t  feiten  ber  S)edfel  auf gef dalagen  l^htju- 
gefugt  ifi,  unb  fo  empföngt  er  bie  Xaube,  meldte 
il^m  ben  Oel5n)eig  beS  emigen  gfhebenS  gutrögt. 
@elb{i  baS  Sllter  unb  baS  ©efd^Ied^t  beS  93erftor- 
benen  ift  in  ber  gfigur  bed  !Roe  angebeutet  3ene 
altteftamentlid^en  @cenen  geben  freilid^  bie  biftori- 
fd^en^er  Jonen  nid^t  immer  atöOranten — nur  bie 
Sünglinge  im  geuerofen  erfd^einen  fietS  mit  er- 
l^obenen  §änben  — ,  fonbem  ber  Äünfller  l^at  Diel- 
fad^  ben  l^tftorifd^en  Sorgang  felber  jur  S)arfteIIung 
gebrad^t;  ber  ©ebar^e  bleibt  aber  berfelbe. 

2.  SSaS  bie  S)edfengemölbe  in  ben  ©rabfammem 
ber  ftataf omben  betrifft,  f o  fielen  bort  bie  Dranten 
h)ie  bie  biblifd^en  @cenen  ttiol^I  gunöc^ft  in  99e- 
aiel^ung  auf  jene  erjte  $erfon,  bie  fid^  felber  bie 
©rabftötte  l^errid^tete  ober  bie  bort  ba§  l^erDor- 
ragenbfte  ®rab  l^atte;  bann  aber  aud^  in  Segug 
auf  bie  übrigen,  gumal  menn  eS  %nge^5rige  €iner 
Qfamilie  ttaren,  unb  im  weitem  ©inne  auf  bie  SSer- 
ftorbenen  über]^au))t.  @o  wirb  benn  l^ier  Dielfad^ 
bie  Orante  }u  einer  auS  bem  fepulcralen  Sbeen- 
freife  entnommenen  S)ecoration  ol^ne  ))erf5nlid^e 
Segie^ung  auf  einen  beftimmten  Sobten.  3n  ber 
Roptüt  ber  Sudna  in  @an  SaHifto  geigt  baS 
SRittelmebaiHon  ber  S)edte  S)aniel  alS  OranS 
Amif d^en  gmei  fiömen ;  in  ben  Dier  Sdfen  uied^feln 
\t  gmei  Oranten  unb  je  gmei  gute  ^irten  mit  etn- 
anber  ab.  ^ebnUd^e  ^norbnungen  fommen  febr 
böuftg  t)or.  SBar  bie  Orante  fd^on  lünftlerifd^  ein 
febr  glüdlid^eS  SKotiö,  fo  erinnert  jie  nun  aud^  ben 
Sefd^auer  an  jene  feiige  Stätte,  in  tt)eld^e  er  feine 


Slbgefd^iebenen  eingegangen,  tt)0  er  bcretn^  fi 
tt)ieber  gu  finben  l^o^e.  Sober  auä^  bie  f o  Ib^tfig 
IBerbinbung  ber  Oranten  mit  bem  guten  ^vtttn 
ber  fein  @$öflein  auf  ben  @d^tem  feiner  StA 
au9  ber  SBüfte  biefed  Sebend  gu  ben  Suen  bd 
$arabiefed  emt)ortrögt.  SBenn  man  mitl^  ei» 
Orante  gmifd^en  gmei  Sommern  ftnbet,  fo  ftni 
eben  Samm  unb  Orante  in  ber  3bee  ibentifd^  — 
ebenf 0  xok  Orante  unb  Xaube  — ,  modbte  nm 
an  einen  eingelnen  Serftorbenen  ober  on  bie  & 
ligen  im  ^immel  über]^au|)t  gebadet  feiiu  S)ec  ii 
ber  alten  3^it  liegenbe  3ug ,  gu  f^mbolifbren  ttst 
gu  ))er[onificiren  (DgL  ben  Pastor  beS  ^enmtf), 
führte  bann  leidet  bagu,  bie  Orattte  alS  St^mbl 
ber  Jhrd^e  auf guf äffen ,  gunöd^fl  ber  triumpbin»' 
ben,  mie  eS  in  ber  oben  citirten  ®rabfd^rift  1^: 
Quam  te  laetom  excipit  mater  eceleaia.  fef 
fpäter  mag  bie  Orante  aud^  afö  Stnnbilb  bor 
ffird^e  überbauet  betrad^tet  morben  fein,  urie  bot 
ExBultet  ber  Sarberinifd^en  »ibiiotbe!  (11.  M 
12.  äabrbunbert)  lebrt^  too  über  bem  ^aiipk  einer 
Orante  baS  SBort  EGCLE8IA  fte^t. 

8.  S)er  d^riftltd^e  SübertreiS  fyit  fid^  im  S# 
ber  ßeit  nur  tt)enig  ermeitert.  SBaS  bie  (Slöubigm 
ungöblig  oft  an  ben  ®röbem  faben  in  Sfigutai 
unb  @cenen,  baS  b<^ben  fte  aud^  auf  ben  SSB&d« 
ibrer  SBobnungen,  auf  i^rem  |)auSger5tbe,  auf 
^ef  ö^en,  fiampen,  SRingen  u.  f.  m.  nrieberboU.  8Bo 
uns  alfo  auf  ©olbglöfem,  9Rebainen,  gefc^ittenn 
Steinen  tt  ogL  bie  Oranten  begegnen,  ba  fönt  }Ae 
Segiebung  gu  benXobten  fort;  bie§igurenbQba 
feinen  fepulcralen  Sl^arafter  mebr ;  9gne8  g.  8. 
al§  Orante  auf  @oIbgIäfem  ift  eben  nur  mel^  Ue 
^eilige  in  ber  feiigen  Slnfd^auung  (Sotted  tmb  ta 
ibrer  (^fürbttte,  auf  meldte  bie  ©laubigen  bofftCR. 

4.  Sinige  OrantenbarfteHungen  bebürfen  tai^ 
einer  befonbcm  Sefpred^ung.  P.  5IRardbi  entbedh 
im  Oftrianum  ein  ^rcof olium,  teeld^eS  im  ^inta» 
grunbe  eine  Orante  mit  einem  ihtöblein  Dor  fi4 
barfte&te ;  in  ber  SBanbung  ber  Sogennifd^  toom 
ein  SRann  unb  eine  tJfrau  al§  Oranten  ab^ebilbct 
unb  in  ber  ^5be  in  einem  SRebaillon  baS  SraP* 
bilb  (Sbrifti.  ajlard^i  bielt  bie  Orante  mü  im 
ff inbe  für  eine  SRutter  ®otted,  unb  ba  eS  baScrjk 
SRabonnenbilb  toar,  toeld^ed  man  in  ben  IM» 
fomben  fanb,  fo  botte  e8  ein  befonberefi  3nteif||e. 
^ud^  be  SRofft  nabm  e§  in  feine  Sammlung  ntt* 
d^riftlid^er  SRarienbilber  auf.  SBilpert  (ebriPol 
©emölbe  46  ff.)  bagegen  fiebt  in  ber  SKutter  «B 
bem  JHnbe  bie  im  @rabe  beigefe^e  gfrau,  toöbienk 
ibm  gegenüber  jhrfd^  (Stömifdbe  OuartoIfibnP 
1893,  90  ff.)  bie  biöbcrige  «uffoffung  üerp* 
©iebt  mon  in  ber  gfrau  bie  ffierftorbene,  fo  febtt j» 
felber  nod^  einmal  in  bem  ©ernälbe  ber  SBottag 
tt)ieber ;  ftebt  man  in  ibr  bie  b^iltge  Sungfnm,  fi 
febrt  ^riftu§  nod^  einmal  in  ber  Sßölbung  lAoi 
mieber.  S)ie  beiben  URonogramme  SbnfH  nebei 
ber  tl^^au  ftnb  nid^t  entfd^eibenb,  obfd^on  fie  tnc|c 
für  bie  Sluffaffung  einer  ^abonna  mit  bem  ßinbe 
fpred^en.  S)a§  Sntfd^eibenbe  liegt  mol^I  in  ba 
Haltung  be§  ffinbeS,  baS  bie  9trme  ni^t  oH 


969 


OranteS  —  OrbcIIiS. 


970 


Oranle,  ttie  Stonn  unb  gfrou  in  bei  SBöIbung 

bcB  Vrcof olinmd,  erl^oben.  f onbem  fte  gefenft  f^at 

Ocrabe  (E^fiufi  aber  frf(|eint  nie  a\i  Orond. 

Sie  Sttiarmig^  boS  JKnb,  boS  etnjige,  baS  fie 

(atten,  ^be  bte  Sltem  überlebt  unb  l^abe  ballet 

ni^t  att  OronS  bargefleUt  tterben  bürf en,  erfd^eint 

bo4  SU  gcfuc^t,  um  SeifoO  finben  ju  fönnen.  — 

an  einer  ber  fogen.  Sacromentenfopellen  Don  @an 

CoSifb  aus  bem  Stnfonge  bed  8.  Sol^r^unbertS  ifi 

dn  Schiff  Donben  SBogen  bebröngt  bargefteQt  unb  in 

bcmjelben  ein  Wann  mit  erhobenen  Rauben ;  eine 

OBl  K^ter  ^ö^  erfd^einenbe  ^albftgur  legt  i^re 

|(nb  auf  ^nen  ttop^.  ^ugerl^olb  beS  @(i^tj[[e§ 

BB|ift  ein  Srtrinlenber  mit  ben  SBeSen.   S)ie 

hüma  eines  proteftantifd^en  @(i^nftfteller8  auf 

fosli  @4iffbru(i^  t)erbient  feine  SBiberlegung. 

Jeß^Itenb  an  ber  Sebeutung  ber  Oranten  unb 

ifk  9c)iel^ung  auf  bie  Serflorbenen,  lann  man 

b  biclem  Silbe  mie  in  ben  oben  oorgef ü^rten  olt- 

teflanentlid^en  @cenen  nur  ben  ^inmeiS  auf  Sr- 

tdtatg  aus  XobeSgefal^r  fe^en,  mag  man  nun 

joKl  Silb  aOgemetn  als  S)arfteDung  ber  SebenS- 

lotitanffajfen,  ober  enger  baS  Sd^iff  als  @innbilb 

berftii^e  betrachten,  in  uield^er  ber  SBerftorbene 

is  bm  Stürmen  unb  SBögen,  bie  9lnbere  Der- 

ttrmgen,  burd^  l^immlifd^en  @d^u^  gerettet  unb 

in  ^fen  ber  etoigen  Seligfett  gebrad^t  morben 

ifL — 3n  ber  anftogenben  ff apelle  fte^t  neben  einem 

t^t  mit  Srob  unb  gfifd^  auf  ber  einen  Seite 

ein  Rann,  ber  bie  ^ünbe,  mte  eS  fd^eint,  fegnenb 

iBer  bie  Speife  auSftredK,  auf  ber  anbem  Seite 

eile  Onmte.  2)e  9tof fi  fielet  in  ber  männlid^en 

Sigur  ben  $rie{ter,  ber  burd^  bie  SonfecrationS- 

Mi  baS  9rob  in  ben  3d^t^t)S  oenoanbelt,  in 

ber  Crante  bie  anbetenbe  ffird^e.  SBilpert  tjäli 

oi  ffin  bie  Orante  für  bie  S^mboUfirung  beS 

iaSrabe  ru^enben  Xobten,  ber  in  ber  eud^arifti- 

\lfBBi  Speife  baS  Unterpfanb  ber  Suferftel^ung 

ob  bcS  etoigen  SebenS  empfangen  l^at.  —  ^IS 

ficgenpd  }u  biefem  Silbe  erfd^eint  baS  Opfer 

IbiQ^amS ,  iebod^  nid^t  in  ber  ^tftorifd^en  9luf- 

joRnig,  mie  fonft  immer  bie  oerfuc^te  Sd^Iad^- 

fä%  beS  3faaf  bargefteOt  ift,  fonbem  Sater  unb 

6o$n  fteben  beibe  als  Oranten  neben  einanber. 

%n  Itnaht  als  OranS  oerftebt  jid^  als  Sinnbilb 

bs  Rettung  (sicut  liberasti  Isaac  de  hostia  et 

k  mann  pairis  sui  Abrahae ,  im  Ordo  com- 

Bendationis  animae) ;  marum  aber  aud^  Sbra- 

\m  als  OranS  erfd^eint,  baS  lögt  ftd^  nur  auS 

im  iefonbem  Cb^rafter  biefer  in  il^rer  ^rt  einjtg 

bspe^enben  SarfteSung  beS  SfaafopferS  erflören. 

uft  Sfoaf  als  Sorbilb  Cl^rifti  galt,  bemeist,  ab- 

Itfetcn  Don  ben  SäterfteHen,  ein  Sarfopl^ag  im 

iitemnenfiff^n  ÜRufeum,  mo  bem  ^etlanb  Dor 

9ibtnS  ber  auf  ben  Opferaltar  gebunbene  3faaf 

liWinirt  ifL  3)aS  oben  genannte  Silb  ift  @egen- 

jKi!  20  ber  Sarfiellung  ber  beiben  Siguren  neben 

tan  Zif(^  mit  Srob  unb  Sd^tl^pS.    Um  ben 

Opfcr^orofter  ber  Sud^riftie  auSjubrüden,  ift 

Me  norbilbli^e  Scene  fo  meit  auS  ber  realen 

SirBi^^eit  erl^oben  morben,  bag  nun  ber  Opferer 


mie  baS  Opfer  beibe  als  Oranten  erfd^einen; 
SBtbber  unb  ^ol)  mußten  l^injugefügt  toerben, 
um  überl^aupt  noc^  in  ben  beiben  neben  einanber 
ftel^enben  Oranten  Slbral^am  unb  3faaf  erfennen 
ju  laffen.  [be  SBaalJ 

^aniiS^  grans,  latiniftrt  Horantias,  ein 
fpanifd^er  gelehrter  aWinorit  beS  16.  Sabr^unbertS, 
marb  oon  feinem  Sifcbof  als  beffen  ^rocurator 
auf  baS  SoncU  oon  £rient  gefanbt.  S)ort  machte 
er  Süffelten  burd^  eine  mit  großem  Seifall  auf- 
genommene $rebigt,  meldte  er  am  ^efte  Sder- 
beiligen  1562  oor  ben  üerfammelten  Sötem  l^iielt. 
9iac^  Spanien  }urüdfgefebrt,  ermarb  er  fid^  bur^ 
feine  ©elel^rfamfeit  unb  burd^  fein  ftttenreineS 
fieben  immer  mel^r  bie  aUgemeine  Sd^tung,  fo 
ba^  er,  als  3ol^ann  Don  Oefterrei(^  md^  Sei» 
gien  50g,  biefem  für  beffen  Xruppen  als  Seic^t- 
Dater  unb  als  ©eneraluicar  beigegeben  mürbe.  Sr 
blieb  bort  bis  jum  ^obe  äo^annS  unb  brad^te 
beffen  Seid^nam  nad^  Spanien  jurüdf.  3m  3. 1581 
mürbe  er  Sifd^of  oon  Oüiebo,  ftarb  aber  fd^on 
nac^  brei  3abren  (1584).  OranteS  mar  auc^ 
literarifd^  febr  tbötig  unb  betl^eiligte  ftd^  in  aus- 
gebreitetem 3Jla^t  an  ben  bamaligen  mijfenfd^aft* 
liefen  ftömpfen  gegen  bie  ^öreften,  namentlicb 
gegen  bie  calDinifd^e.  Sein  f^auptmerf  fül^rt  ben 
£itel  Locorum  catholicorum  pro  romana  fide 
adversus  Galvini  Institutiones  LL.  7,  Yenet. 
1564;  Paris.  1566.  3n  biefem  SBerfe  befömpft 
er  gan}  befonberS  bie  Seigre  beS  SalDin  mn  ber 
Unfreil^eit  beS  SBiSenS  unb  uertl^eibigt  ben  ^I.  ^u- 
guftiuuS  gegen  bie  Unterfteüung  ber  SalDiner,  als 
babe  er  bie  Sfreibeit  beS  äBiüenS  gelöugnet.  S)aS 
SBerf  erlangte  fold^e  Serü^mtbeit,  ba|  äBiD^elm 
Sifengretn  ben  OranteS  alS  Yirum  profanarum 
atque  sacrarum  literanun  periüsBimum  at- 
que  in  refellendis  haereücis  exercitatissimum 
rühmte.  tJf^mer  fcbrieb  OranteS  Epistolam  eeu 
tractatum  de  quibusdam  quaeBtionibus  inter 
Philippum  Marnixium  s.  Aldegundae  abba- 
tem  et  Michaelem  Bajum  acad.  Lovan.  can- 
cellarium  circa  Ecclesiae  auctoritatem  et  ju- 
dicem  controversiarum  fidei.  S)iefeS  Suc^  ift 
infolge  eines  SriefeS  gefd^rieben,  meldten  Saj[uS 
an  iD^amis  (f.  b.  ^rt.)  gerid^tet  l^atte.  Sugerbem 
foU  OranteS  nod^  einen  Sommentar  }um  Sud^e 
3ob  unb  eine  Sd^rift  De  justificatione  ge* 
fd^rieben  l^aben;  Dermutblid^  mar  aber  le^tere  nur 
ein  Xl^eil  ber  Loci  catholici.  (Sgl.  SSBemer, 
@efd^.  ber  apolog.  unb  polem.  Siteratur  ber  d^riftl. 
a^ogielV,  S^affbaufen  1865,  298.  474; 
Hurter,  Nomencl.  liter.  1, 2.  ed.,  Oenip.  1892, 
52  unb  bie  bort  angegebene  Siterotur.)    [Stödfl.] 

dratiunt,  f.  Stola. 

Oratio  Manasse,  f.  9lpocrt)pl^en-£iteratur  I, 
1062. 

^af orianer,  f.  Serufle,  S)reifaltigfeit  (relig. 
©enoffenfcbaft),  ^bi^ippu«  5ßeri. 

0¥af orittnt,  f.  ffapeUe. 

^vBeSis,  9licoIauS  be,  franjöpfd^er  gran- 
ciScaner  uon  ber  Obferüanj,  SDkgifter  ber  ai^o- 


971 


Orbalien  —  Orben. 


97 


logie,  l^etDorragenber  @cott{!,  lebte  furj  naä)  ber 
aRitte  beS  15.  Sol^rl^unbertS.  lieber  il^n  fd^reibt 
Xritl^emiuS  (De  scriptoribus  eccles.  [ed.  1531, 
foL  146]) :  Nicolaus  Dorbellus  Ord.  fr.  min. 
8.  Franc,  Provinciae  Thuronensis,  vir  in  di- 
Tinis  Bcripturis  eruditissimus  et  in  philo- 
Bophia  Bcholastica  nulli  secundus,  ingenio 
Claras  et  ad  disputandas  enodandasque  quae- 
stiones  scripturarum  satis  idoneus.  Scripsit 
quaedam  praeclara  Volumina ...  et  in  gym- 
nasio  Pictaviensi  tum  disputando  tum  do- 
cendo  tum  scribendo  magnam  eruditionis 
suae  laudem  commeruit.  S)erfeI6e  fe^t  l^inju, 
ba|  b'OrbelliS  ein  ticfpnniger  erflärer  unb  feljr 
fd^rfer  IBertl^eibiget  ber  Seigre  beS  8€otu8  gemef en 
fei,  tt)a§  QUd^  sutrifft.  Sefonberd  l^od^gefci^Q^t 
iDurbe  botnatö  fein  Sontmentor  ^unt  fiombarben, 
mie  beffen  jol^Ireid^e  alte  9lu8gaben  }eigen.  9lu8 
einer  SteUe  bed  vierten  IBud^eS  ge^t  ]^ert)or,  bo| 
er  biefeS  9ud^  nad^  1465  gefd^rieben  l^at;  folg- 
lid^  lann  bie  Eingabe ,  b^OrbeÜiS  fei  1455  ge- 
ftorben ,  nid^t  rid^tig  fein.  Sier  ausgaben  iene§ 
SommentorS  bef(i^reU)t  ^oin  (Bepert  n.  12045 
ad  12038);  eine,  Don  ttield^er  e§  l^ei^t:  castiga- 
tissime  fuit  recognitum  et  novae  impressioni 
Bothomagi  commendatum,  ol^ne  Sa^reSjol^I; 
eine  itoiiit  ex  emendatione  Thomae  Sylvestris, 
Parisiis  per  Felic.  Baligaut,  1488,  in  4^  eine 
britte  bei  bemfelben  S)mder  unb  eine  Dierte  per 
JoannemBichardum,  1499.  9lu^er  biefen  tourbe 
baS  Sud^  au  $ari§  nod^  gebrudH  1498,  1511, 
1517,  femer  }u  Sqou  1503,  ^u  ^ogenau  1504, 
ju  Senebig  1507.  ©'OrbeÜiS  fd^rieb  femer  Super 
Sententias  compendium  singulare,  elegantiora 
Doctoris  Subtilis  dicta  summatim  comprehen- 
dens,  Lugduni  1503,  Parisiis  1517;  ebenfo 
einen  ^roctot  Declarationum  quorundam  ter- 
minorum  secundum  doctrinam  Illuminati 
Doctoris  (Franc.  Mayronis).  Slud^  foQen  feine 
Sermones  in  omnes  epistolas  quadragesima- 
les  Deröffentlid^t  fein  }u  fipon  1491.  fßitl  ge- 
brandet mürbe  femer  fein  Sommmtar  }u  ben  logi- 
fd^en  Summulae  be§  $etm8  ^ifpanuS.  SS  gibt 
eine  Ausgabe  ol^ne  S)mdtort  unb  Sal^redso^l,  in 
iDeld^er  bie  Slbl^anblung  beS  gfranciSmS  be  SRa^- 
roniS :  Passus  super  universalia,  eine  Sd^rift 
Questiones  famosissimi  doctoris  Antonii  An- 
dree  de  tribus  principiis  rerum  naturalium, 
unb  Formalitates  Boneti  secundum  viam  Doc- 
toris Subtilis,  f ott)ie  anbere  eine«  gemiffen  2ln- 
toniuS  ©irecti  beigefügt  finb.  ®a8  ffierf  b'Or- 
beHiS'  beginnt  mit  benäBorten:  Excellentissimi 
viri  artium  ao  sacre  theologie  professoris 
eximii  magistri  Nicolai  de  Orbellis  de  Fran- 
cia  ordinis  minorum  sec.  doctrinam  doctoris 
subtilis  Scoti  logice  brevis:  sed  admodum 
utilis  super  textum  magistri  Petri  hispani 
expositio  incipit.  Quoniam  teste  sapiente 
proverbiorum  22» . . .  93ei  ^oin  (n.  12043  sq.) 
fmb  itoti  anbere  9tu8gabm  mtt  etn>ad  Derönbertem 
äitelongegebm;  bie  erfte  iftcorrigirtDonFr.  ^etrnS 


be  $amta  Ord.  Min.  de  Observ.  unb  erfd^  x 

S^atma  1482;  bie  jmeite  ift  gebmdtt  pi  9a$ 
1494  bei  SRic^ael  gfurter,  eine  anbere  lu  Sem 
big  bei  Sa^amS  be  @oarbi8  1517.  2)er  SetfaR« 
ii|rt  bie  Siegeln  beS  $etruS  ^ifpoimS  auf  bie  Ha 
d^iebenen  logifd^en  Sudler  beS  SriftoteleS  gurSd 
ix  fd^rieb  aud^  ein  Gompendium  dignisaimmi 
et  uialissimum  considerationis  matematie 
quo  ad  aritmetricam  [sie]  et  geometriam  seo 
ea  que  sunt  necessaria  naturalibus  et  super 
naturalibus  scientiis  . . .  Impressum  Bona 
nie  per  magistrum  Henricum  de  Haerkn 
1485  (bei  Hain  n.  12  042 ;  berfelbe  dtirt  nodj 
eine  anbere  Ausgabe  ol^ne  S)mdtort  unb  3(^t|ati 
mit  bem  Xitel  Gompendium  mathematieam; 
Sbaraglea  nennt  audt)  eine  britte  SuSgobe,  uxU^ 
}u  Bologna  fd^on  1473  in  tJfoL  erf^ienen  fei). 
Snblid^  t)erfa|te  b^OrbeSiS  nod^  Sommentate  p 
Dielen  @d^riften  bed  Sriftoteled :  }u  ben  Sä^oi 
Physicorum,  De  caelo  et  mundo,  De  gene- 
ratione  et  corruptione,  Metheorum,  Hebk 
physicae,  Ethicorum,  Dontteld^enWel^reteSge" 
bmdft  fein  foQ.  3laäi  Sbaroglea  erfd^ien  in  9^ 
1494:  De  scientia  mathematica,  physiim, 
de  anima,  de  caelo  et  mundo,  de  methecris, 
metaphysica  ac  ethica,  unb  t)on  Steuern  bafdbp 
1503  mit  3ugabe  ber  Sogif.  (!BgL  bie  bei  CSie- 
valier,  Bep.  unb  Suppl.  s.  v.  angegebene  2it^ 
raiur.)  [3gn.  SWler  0.  S.  Fr.] 

^rbadeii,  f.  ©otteSurtl^Ue. 

0¥beii,geiftIid^er(ordoreligiosus;religio) 
]^et|t  im  ffird^enred^t  eine  Don  ber  ffird^e  gebiSig^ 
bouembe  SSereinigung  fold^er  ©löubigen,  roMt 
burd^  beftönbige  Seobad^tung  ber  brei  @elütt> 
ber  Srmut,  ber  ffeufd^j^eit  unb  beS  ©el^orfonti 
unter  einer  gemeinf d^oftlid^en  Siegel  nad^  ber  (^ 
lid^en  SoHfornmenl^eit  ftrebm  (DgL  S.  Alphons. 
Theol.  mor.  4, 1).  S)ie  ©efommtl^eit  ber  geip< 
lid^en  Orben  bilbet  ben  fogen.  OrbenSßan! 
(status  religiosus ;  status  regularium),  einen 
ber  fird^Iid^en  @tanbe,  nield^e  Don  ben  SSatemmdi 
Sd^olaftifem  mit  Stüdfftd^t  auf  bie  9rt  unb  SBdjt 
in  meld^er  baS  Ie|te  unb  ]^5d^fte  3iel  bed  ÜRenf^a 
angeftrebt  mirb,  unterfc^ieben  merben  (f.  b.  ixL 
@tänbe,  fird^Iid^e).  1. 3ur  genauen  @  r  f  I  ft r U8| 
be§  Segriffes  ber  geiftlid^en  Orben  mSgenfoI' 
genbe  @ö^e  über  baS  SÖBefen  beS  OrbenSfioiäiel 
bienen:  1. 3um  SBefen  be§  OrbenSftanbeS  ge^ 
lebenSlönglid^e  (emige)  ©elübbe;  ba» 
nur  bie  93eftönbig!eit  im  93eobad^tm  beteu» 
gelifd^en  Statine  fann  ben  @ taub  eines  Stertgiofoi 
bemirfen;  nur  fie  begrünbet  eine  DoQe  unb  gaqe 
^ingabebesa){enfd^eninbenS)imfi®otte8. 3nb« 
bloßen  feften  93  o  r  f  a ^  e,  nad^  iSoÜfornmen^ {B 
ftreben,  fann  ]^5d^ftenS  ber  ff eim  unb  Slnfang  ]in 
OrbenSftanbe  erblidtt  merben.  Sbmf o  genügen  bIo| 
)eitlid^e  ©elübbe,  felbft  mit  bem  Sorfa|e,  fv 
nad^  Ablauf  ber  3eit  }u  emeuem,  nid^t  gum  Sßcfai 
beS  eigentlid^enOrbenSftanbeS,  obgleid^  i^  tien 
93eobad^tung  t)or  ®ott  ebenfo  reid^  an  ®naba 
unb  IBerbienften  fein  tann  toit  bie  ber  etoigenSe 


97S 


Drben. 


974 


* 

i 


« 

m 

m 
f 

m 

i 


lübbe.  —  2.  3um  SBefen  beS  OrbenSftanbeS  ge- 
nügen bie  einfad^en  ®elü6be.    S)iefe  früher 
fthttigc  Zl^efe  iß  entfd^ieben  burd^  ®regor  XIH 
CSuHc  ABcendenie  Domino  Dom  25. 9RQi  1584), 
bei  eiflörte,  bol  bie  Sd^oloftifer  tmb  SoQbjutoren 
bei  QefeUl^f  t  Sefu  mit  einfod^en  ©elübben  tool^r- 
Vift  unb  eigentlich  Xeügiofen  feien  unb  uon  aUen 
olfi  fol^e  onerfannt  iDerben  foHten,  nid^t  minber 
tDie  bie  ^rofeffen  ber  (SefeÜfd^aft  3efu  ober  eines 
onbeni  Teligt5|en  OrbenS.  (lieber  ben  Unterfd^ieb 
bei  tittfod^en  @elu6be  Don  ben  feterlid^en  Dgl. 
b^lrtOrbenSgelübbe  unb  Lehmkuhl ,  Theol. 
mor.  I,  7,  ed.  Friborgi  1898,  299  sqq.)  — 
3. 3um  SBefen  beS  Orbengftonbed  gehören  unb 

Jcniigen  bie  brei  @elübbe  ber  Srmut,  ber 
euf^l^eit  unb  bed  @el^orf amS.  S)enn  burd^ 
bie  Scobod^tung  biefer  brei  ©elübbe  »erben,  unb 
{MK  in  genägenber  SBeife^  bie  mefentUd^en  ^in- 
bcnrifle  ber  SoUfommenl^eit  entfernt  unb  alle  Don 
(Qn^8  gegebenen  unb  für  notl^menbig  erflörten 
SJit^  befolgt.  S)er  Steltgiofe  bringt  burd^  bie  ge- 
nanten brei  (Selübbe  feine  öu^eren  ©lüdtSgüter, 
fehn  Seib  unb  feine  @eele ,  olf o  alled,  mag  fein 
9,  Sott  aum  Opfer.  —  4.  3um  SBefen  beS 
OtbenfißonbeS  gel^ort  bie  fird^Iid^e  Slppro- 
batiott  beSfelben  unb  bie  Slnnal^me  ber  ®e« 
liiHie  bun^  bie  red^tmö^igen  Obern  im  Siomen 
bd  Oibenfi  unb  ber  ff  tr^e.  S)ie  Approbation  ift 
(inerfeild  bafi  Urtl^eil,  ba|  ein  Snftitut  in  3medt 
mb  Sßitteln  frei  Don  Srrtl^um  unb  Aberglauben 
mb  für  bie  Sieligiofen  }ur  €rreid^ung  ber  9)on- 
bnmm^eit  geeignet  fei;  anbererfeitS  sugteid^  bie 
träfli^e  Snerfennung  unb  Crbebung  beS  Snfti- 
tM  )u  einem  religidfen  Orben  mit  ben  ent* 
fpcet^en  Siedeten  unb  $riDiIegien.  9Ran  unter* 
J4eibet  a.  bie  approbatio  solemnis  et  defini- 
tin,  U)eld^  nur  Dom  $ap[te  auSgel^en  !ann  unb 
Hottioenbig  ift  jur  Sonfiituirung  eineS  OrbenS  im 
Oflem  @inne,  Don  ber  b.  approbatio  commen- 
^lÄitia,  ber  b(o|en  Billigung  Don  Stegel  unb  Snfti- 
tnt  loeld^  ober  nid^t  mit  jebem  fiobe  eines  Snftitu* 
teigegeben  ift,  namentlid^  menn  baS  Snftitut  aQein 
ober  bie  KegeJi  aQein  belobt  mirb,  unb  ber  c.  ap- 
yobatio  permissiva,  ol^ne  meldte  ein  religiöfeS 
äniütut  fiber^upt  unbenfbar  ift.  —  Sine  Ür^Iid^e 
t)>probationunbAnna]6meber@elübbefd^eintni4t 
Hol  nad^  pofitiDem,  fonbem  aud^  nad^  natürlid^em 
Se^te  gum  SBefen  beS  OrbenSftanbed  5U  gel^ören. 
Sesn  bie  OrbenSgelübbe  fmb  nad^  ber  beftönbigen 
Inf^ouung  unb  fiel^re  ber  ftird^e  unb  ber  Söter 
ni^t  bIo|  ein  IBerfprec^en,  fonbem  eine  DoIIe  ^in> 
tobe  (traditio)  an  ®ott  unb  l^aben  bie  9}atur 
emeS  Sertroged.  S)iefer  Eingabe  auf  ber  einen 
Seite  entfprid^t  aber  bie  Annal^me  (acceptatio) 
ber  Selübbe  im  92amen  ®otteS,  gu  meld^er  nur 
bie  fiirc^e,  unb  gnmr  Dor  AEem  unb  unmittelbar 
rare  divino  ber  $apfi,  beDoQmöd^tigt  ift.  €ine 
fol^c  Annahme  ol^ne  Dorl^ergel^enbe  Approbation 
ober  SBiUigung  beS  Eingegebenen  ift  aber  unmög« 
X^S^  Approbation  unb  Acceptation  ber  ©elübbe 
9e^  bcmnad^  in  einem  not^menbigen  3ufammen- 


l^ang ;  bod^  ift  nid^t  iebe  Approbation  eined  3nfii- 
tuteS  sugleid^  al§  Annal^me  ber  in  il^m  abgelegten 
®elübbe  feitend  ber  ftird^e  angufe^en.  Ungmeifel- 
^aft  ift  bieg  nur  ber  gfaU  bei  ber  approbatio 
Bolemnis  et  definitiva,  alfo  in  ben  eigentlidden 
Orben.  93ei  ben  anbem  Arten  ber  Approbation 
ift  auf  ben  SBortlaut  berfelben  unb  bie  Umftönbe 
}u  ad^ten ;  jebod^  mirb  eine  Acceptation  ber  ®e« 
lübbe  pröfumirt,  fofem  fie  nid^t  auSbrädtlid^  au8« 
gefd^loffen  ift  (mie  j.  83.  bei  ben  Sajariflen).  — 
S)ie  Approbation  religiöfer  Orben  ging  bis  }um 
4.  Sateranconcil  (1215)  meiftenS  Don  ben  Sif d^öf  en 
aus  unb  mürbe  aSmaltg  bei  meiterer  äJerbreitung 
eines  OrbenS  eine  allgemein  fird^Ud^e.  S)aS  ge> 
nannte  (Soncil  (f.  c.  9,  X  8,  86)  unb  in  ßmeue« 
rung  beS  Sef^luffeS  baS  2.  Sondl  Don  fiQon 
(1274;  f.  c.  un.  in  VI  8, 17)  machten  bie  Appro- 
bation ber  Orben  ju  einem  pöpftlid^en  Steferoate. 
S)od^  ift  biefer  Sanon  gemo^nl^eitSrec^tlic^  bal^in 
}u  interpretiren,  bog  nur  ein  eigentUd^er  Orben 
ol^ne  pöpftlid^e  Approbation  nid^t  entftel^en  fann, 
ba^  eS  aber  nid^t  Dermel^rt  ift,  neue  religiöfe  äJereine, 
Snftttute  unb  Kongregationen  }u  errichten,  bie  ftd^ 
einer  ^Billigung  feitenS  beS  Sifd^ofS  (ober  fogar 
feitenS  beS  $apfteS)  erfreuen  fönnen,  ol^ne  eigent- 
lid^e  Orben  }u  fein.  @ine  blo|  bif d(|öflid^e  Appro- 
bation !ann  gmar  aud()  bemirfen,  bog  bie  ®eloben- 
ben  bem  religiöfen  @tanbe  angel^ören;  fte  unter- 
fd^eibet  ftd^  aber  Don  ber  befinitiDen  pöp{Uid^en 
barin,  bog  le^tere  für  bie  gange  jhrd^e  gilt,  un- 
fel^lbar  ift,  unmittelbar  ex  jure  divino  ert^eilt 
mirb  unb  f  eierlid^e  ®elübbe  bemirfen  f  ann,  mä^renb 
bie  onbere  nur  für  bie  betreffenbe  ©iöcefe  gilt, 
nid^t  unfel^lbar  ift,  ex  jure  ecclesiastico  ober 
bo^  nur  mittelbar  ex  jure  divino  l^erDorgel^t  unb 
nur  einfädle  ®elübbe  bewirft  (Dgl.  unten  n.  VII). 

Aus  bem  ®efagten  ergibt  ftc^,  bog  ein  religiöfeS 
Snftitut  nur  bann  alS  Orben  im  eigentüd^en  unb 
engem  Sinne  gelten  !ann,  menn  eS  bie  genannten 
mefentlid^en  €rforbemiffe  beS  OrbenSftanbeS  in 
ftd^  Dereinigt,  Dom  $apfte  auSbrüdlid^  unb  befini- 
tiD  als  Orben  onerfannt  ift  unb  menigftenS  bei 
einem  ^l^eile  feiner  9)Utglieber  feierltd^e  ®elübbe 
^at.  @inb  bie  ^um  OrbenSftanbe  mefentlid^en  Sr- 
forbemiffe  Dorl^anben,  mäl^renb  bie  befinitiDe  Ap- 
probation f e^lt  unb  bie  ®elübbe  nur  einfädle  finb, 
f  0  ift  baS  änftitut  ein  Orben  im  meitem  @inne 
ober  nad^  rid^tigerer  Se^eid^nung  eine  r  e  l  i  g  i  ö  f  e 
6ongregation(f.b.Art.  m,  924ff.).  gel^lt 
enblid^  einem  frommen  3itftitute  eines  ber  genann- 
ten ßrforbemiffe,  fo  ift  baSfelbe  nur  eine  pia  con- 
gregatio,  unb  feine  SRitglieber  genießen  nid^t  bie 
^riDilegien  ber  Sleligiofen,  menngleid^  fold^e  Snfti- 
tute  Dielf  ad^  aud^  ^u  ben  Orben  (im  uneigentlid^en 
Sinne)  gejöl^lt  merben. 

n.  3bee  unb  allgemeiner  3tDedf  ber  geift- 
lid^en  Orben,  f.  SRönd^tl^um  unb  Stäube,  tird^- 
lid^e. 

lU.  eintl^eilung  ber  Orben.  Obfd^on 
3bee  unb  allgemeiner  3wcdf  aEer  Orben  bie- 
felben  fmb,  ift  bod^  eine  SWannigfaltigfeit  in  ben 


975 


Orben. 


976 


Orben  unb  OrbenSregeln  mdglid^  unb  (ered^tigt 
(f.  b.  9lrt.  DrbcnSregcI  n.  I),  unb  man  p^t^i 
btmmä^  bte  Orben  Derfd^iebentlid^  in  ffloffen  ein« 
5ut]^eilen.  1.  3laä)  bem  befonbem  3n>e(Ie  unb  ber 
öu|em  Sefd^öftigung  unterfd^eibet  man  contem- 
pIotiDe  unb  actiue  Orben,  ie  nod^bem  l^au^t- 
föd^Iic^  boS  befd^aulic^e  Seben  ^eirod^tung,  mM, 
Sefung,  Stubium,  ^^anborbeit,  StiUfd^meigen, 
^ften)  ober  SBerfe  ber  9iöd^fienliebe  (Seelforge, 
Untenid^t  SRifftonen,  Jhanf  enpflege  u.  f.  m.)  geübt 
mtbtn.  UebrigenS  l^oben  foft  oHe  Orben  ein  auS 
contempiQtiDer  unb  öugerer  Zl^ötigfeit  gemifd^teS 
Seben,  nur  tritt  l^ier  baS  eine,  bort  bQ§  anbere 
mel^r  in  ben  Sorbergrunb.  —  2.  92Qd^  ber  öugem 
SebenSmeife  unterf  d^eibet  man  a.  Begulares  mon- 
achi  (3R5nd^eX  bereu  Hauptaufgabe  ber  ®otte§- 
bienft  ober  baS  gemeinfd^aftlid^e  Sl^orgebet  ift.  3u 
biefen  gel^ören  befonberS  bie  ölteren  Orben,  j.  9. 
bie  Japaner,  bie  Senebictiner  mit  ben  Derf  d^iebe« 
neu  3tt^90^^(n,  bie  ffartl^äufer.  Snbeffen  l^at 
A.  9.  ber  S9enebictiner»Orben  uon  Anfang  an  unb 
ourd^  alle  ^al^rl^unberte  aud^  eine  reid^e  Xl^ötig- 
leit  nad^  9u|en  entfaltet  burd^  @d^ulen,  9Jlif> 
{tonen  u.  bgL  3e  mel^r  bie  9Jtönd^e  regelmögig 
}u  ben  l^eiligen  Sßei^en  emporftiegen,  um  fo  mel^r 
nmrben  {te  aud^  für  baS  tl^ötige  fieben,  für  @eel" 
forge  2c.  in  Snfprud^  genommen,  ©an}  contem* 
platiD  finb  nur  menige  Orben, }.  93.  bie  jfartl^öuf  er, 
Xrappißen,  befonberS  aber  bie  meibUd^en  Orben 
mit  ber  ftrengen  pöpftlid^en  Slaufur  (moniales). 
b.  Eegiüares  militares,  beren  Aufgabe  Jhanfen- 
pflege,  ber  @d^u|  be§  l^eiligen  SanbeS  unb  SBer- 
tl^eibigung  ber  Jhrd^e  mar.  Siefe  9RiIitär»  ober 
Siitterorben  gel^ören  bem  SRittelalter  an;  mand^e 
maren  eigentUd^e  Orben,  }.  93.  bie  Sol^anniter, 
Sempier,  ber  S)eutfd^orben,  anbere  nid^t  (f.  bie 
betr.  $(rtt.).  c.  Begulares  mendicantes,  Fratres 
(f.  b.  3lrt.  93etteIorbcn),  meldte  ju  il(|rer  Slufgabe 
neben  bem  Sl^orbienfte  bie  SuSl^ilfe  in  ber  @eel- 
forge  ermö^It  l^aben.  S)iefe  l^aben  aud^  als  Som- 
munitöt  nad^  il^ren  urfprünglid^en  SRegeln  fein 
Cigentl^um.  S)a8  Sribentinum  geftattete  jebod^ 
allen,  unbemeglid^e  ®üter  gu  beft^en,  mit  9u§- 
nal^me  ber  t^frandScaner-Obferüanten  unb  ber 
ffapu)iner  (Sess.  XXY,  c.  3  De  reg.).  S)ie 
berü^mteften  9J{enbicanten-Orben  finb  bie  ber  S)0" 
minicaner,  t$franci§caner  unb  Sarmeliten.  d.  Be- 
gulares derlei  (f.  ob.  III,  530  f.),  meift  neuere 
Orben,  beren  ^auptbeftimmung  ba§  tl^ötige  Seben 
ift,  megmegen  fte  aud^,  5.  93.  bie  Sefuiten,  ben 
S^orbienft  nid^t  Italien.  3u  ben  SReguIarclerifem 
gehören  bie  £l^eatiner,  93amabiten,  @omaSfer, 
bie  ©efeUfd^aft  3efu  u.  f.  m.  Sud^  fönnen  afö 
befonbere  Gattung  }u  il^nen  gered(|net  merben  bie 
fc^on  altem  SReguIarcanonifer  (f.  b.  9lrt. 
Canonici  reguläres),  bie  jebod^,  au^er  ben  $rö- 
monftratenfem,  l^auptföd^Iid^  bem  Sl^orbienfte  ob- 
liegen, e.  Begulares  hospitalarii,  ^ofpitatiter, 
meld&e  befonberö  bie  leibli^cn  SBerfe  ber  93arm- 
l^cr^igfeit  ju  il^rer  SebenSauf gäbe  boben.  3"  i^n^n 
gel^örtcn  im  SKittelaUer  bie  Srinitarier  (f.  b.  5lrt.); 


in  unfern  Xagen  finb  m  öl^nlid^em  3)»tde  tMe 
Kongregationen  entftanben. 

IY.S)ie93erfaffung  ber  Derfd^iebenen  Orben 
l^at  ftd^,  bem  f pecieOen  3toed(e  berfelben  entfpred^, 
Derf (Rieben  auSgebilbet  2ln  ben  öltent  Orben  obct 
bei  ben  SOtönc^en  l^at  iebeS  OrbenSl^aud  ober  ftIo> 
fter  feinen  eigenen  93or{}anb  (9bt,  f.  b.  Sri)  unb 
bilbet  für  ft«  ein  felbftanbigeS  @an}e.  Ser  m 
maltet  im  jflofter  afö  (S^rifa  eteÜDertreter.  Sie 
93erfaffung  ift  eine  t)äterlid^-monard^if(^  @ofän 
o^ne  anbere  SRüdfu^ten  ftetd  nur  ber  %ü^ii^ 
}ur  Seitung  berufen  merben  foQ,  fofem  90e  im 
Kapitel  bei  ber  SBal^I  betl^eiligt  finb  unb  in  trif- 
tigen @ad^en  Me  gel^ört  merben  f ollen,  liegt  as4 
etmaS  S)emofratifc^eS  in  ber  93erfaffung,  unb  in 
ber  ma^gebenben  Stellung  ber  $riefter  im  Sotntel 
bilbete  fi$  eine  Srt  Sbel  ber  SBeil^e  unb  ber  SBiflen* 
fd^aft  aus.  S)aS  ftlofter  entl^ött  fo  ein«bbilb  ber 
Don  Sl^riftuS  felbfi  feiner  Jhrd^e  gegebenen  ®nmb' 
t)erfaffung.  @d^on  frül^e  füllte  man  bie  9tofi^ 
menbigfeit  unb  bie  SSortl^eile  einer  SSereinigung  ber 
einzelnen  ftlöfter  5U  Kongregationen  (f.  b.  9rt  m, 
922  f.) ;  fpüter  mürbe  biefe  aud^  burd^  fin^Ii^eS 
®  ef  e^  angcorbnet  (c.  7,  X  3, 35 ;  Trid.  Sess.  XXV, 
0.  8  De  reg.).  S)ie  ®emalt  ber  Kongregation^- 
oberen  ift  uerf d^ieben ;  meift  mirb  bie  @elbftönbig« 
feit  ber  einseinen  ftlöfter  möglid^ft  gemalert,  nä 
es  b^^^t  me^r  ^^beraliSmuS  als  Kentralifation. 
Kinen  Sd^ritt  meiter  in  ber  93ereinigung  ber  Sese- 
bictiner  tl^at  Seo  XUL  1893  burd^  Kmemtung 
eines  Abbas  Primas  für  ben  ganjen  93enebictine^ 
Orben,  bod^  aud^  bie^  ol^neSd^abenfürbienot^ 
menbige  @elbftönbigfeit  ber  einzelnen  Kongrega- 
tionen unb  ftlöfter.  —  3lnberS  mürbe  bie  Skr« 
faffung  bei  ben  ST^enbicanten.  9n  ber  @pi}e  b(§ 
ganzen  OrbenS  ftebt  ber  ®eneral,  ber  regelmäßig 
in  Kom  feinen  @i^  l^at.  S)ie  einzelnen  ^ufer 
bilben  junöd^ft  ^rooin^en ;  biefe  merben  geleitet 
Don  ^roDin^ialen,  unter  benen  bie  Oberen  ber  ein* 
}elnen  KonDente  fteben.  S)a  bei  ben  SRenbicanten 
ben  regelmäßig  mieberfe^renben  ^roDin^ial-  unb 
©eneralcapitelu  bebeutenbe  SRed^te  eingeräumt  {tnb 
unb  bie  Oberen  nur  für  f ür^ere  S^itfriften  tttoäfi 
merben,  fo  bat  bie  Serfaffung  mel^r  bemofratifd^ 
Kl^arafter.  ^el^nlid^  ift  bie  93erfaf|ung  ber  regn^ 
lirten  Klerifer,  bod^  ift  }.  93.  ber  ®eneral  ber 
3efuiten  auf  SebenS^eit  gemöblt  unb  ernennt  feDP 
bie  anberen  Oberen.  S)er  Keligiofe  gebbrt  in  ben 
altem  Orben  bem  einseinen  ^aufe  ober  inofier, 
bei  ben  3)^enbicanten  ber  ^rooins,  bei  rnont^ 
äiegularclerifem  me^r  bem  ganzen  Orben  an  (ligL 
aud^  bie  Srtt.  OrbenSgeneral,  OrbenSobere,  Or* 
benSproüinj,  OrbenSregel). 

V.  ®efd^id^tlid^e  Kntmidflung  ber  Or- 
ben, f.  b.  9Irtt.  SKönd^tbum,  Können,  OrbenS* 
regel. 

VI.  95er]^ältni6  ber  einselnenOrben 
}u  einanber,  f.  b.  ^rt.  Majoritas. 

Vn.  93ered^tigung  gur  Krrid^tung  Don 
Orben  unb  OrbenSbäufern.  SBiSaufboS 
oierte  Sateran-Koncil  gab  eS  feine  gefe|Iidi|e  Qe* 


Otben. 


978 


I  fiter  bie  (Srunbung  Don  neuen  Orben. 
moceng  IIL  t)etorbnete  (c.  9,  X  3,  36) : 
%  religionum  diversitas  gravem  in 
m  Dei  confasionem  inducat,  firmiter 
aus,  ne  quis  de  caetero  novam  reli- 
QTeniat:  sed  quicunT|ue  adreligionem 

voluerit,  imam  de  approbatis  as- 
Similiter  qui  voluerit  religiosam  do- 

novo  fiindare,  regulam  et  institu- 
Lcdpiat  de  approbatis.  S)tefe3  SSerbot 
if  bem  ^meiten  Sponer  Soncil  erneuert 
)ärft  (f.  0. 1).  Semjuf olge  fonn  naä^  ber 
i^en  tlnftd^t  ber  Sanoniflen  ein  neuer 
u:  mit  päpftlid^er  99en)i&igung  erftel^en. 
li  ifi  nid^t  blo%  uerbietenb,  fonbem  aud^ 
,  unb  erftredt  fid^  urfprüngüd^  nid^t  bIo| 
Ixä^t  Orben,  fonbem  oud^  auf  oHe  fold^e 
odd^e  nod^  ^rt  einer  religiöfen  ©enoffen* 

gemeinfd^Qftlid^eS  fieben  fül^ren,  ntd^t 

@obaIitöten  unb  Sruberfd^aften  (ügl. 
[)estatuperf.2, 15  sqq.).  3n§befonbere 
$iu§  Y.  in  ber  (Sonftitution  Circa  pasto- 
K  aWai  1566)  aud^  bie  «uflöfung  aüer 
ifier  t)on  Xertiarierinnen,  in  benen  nid^t 
ifc^e  Sloufur  beobachtet  xoüxht,  ^it  bem 
^bert  entftanben  aber  ganj  neue  Ser» 
inb  SSebürfniffe,  unb  fo  bilbeten  fid^  feit 
:  eine  ganje  Stellte  neuer  religiöfer  iBereine 
ffenf  d^of  ten,  gegen  m\ä)t  bie  R\xd)t  feinen 
i4  ttf^ob.  3a  e§  n)urben  fogar  biefe 
Degen  i^red  fegenSreid^en  SBirfenS  t>om 
len  @tu^Ie  Dielfad^  belobt  unb  gef örbert, 
ie  Dl^ne  beffen  IBemilligung  entftanben 
land^e  mürben  ju  eigentHd^en  religiöfen 
^oben.  fiuf  biefe  Steife  n)urbe  obigeS 
id^  @en)ol^n^eit  t^eilS  aufgehoben,  tl^eilS 

Der  l^eutigen  S)i§ciplin  gelten  folgenbe 
S§  ift  nid^t  mebr  burd^  ))ofttit)e§  ^efe^ 
neue  religiöfe  Vereine  ober  ©enoffen» 
it  SBen)iIIigung  be§  !Si)d^of§  ^u  grünben. 
noffenfd)aften  fönnen  aUt%  SBefentltd^e 
itSftanbe  beft^en,  l^aben  aber  nur  ein* 
übbe  unb  fielen  an  \xä)  in  jeber  93e- 
tnter  bem  Sif^ofe.  —  2.  e§  ift  ^rajiS 
tlifd^en  @tu^Ie3,  feine  ©enoffenfd^aft  al§ 
beftötigen,  bie  nid^t  fd^on  eine  3sitlang 
unb  ft^  beroö^rt  f^at  unb  bie  nid^t  oon 
[wrien  empfohlen  ift.  —  3.  6in  eigent» 
\m  mit  feierlid^en  ©elübben  fann  nur 
)ftlid^e  ^probation  erfte^en.  Su§  bem 
ber  3l})t)robation  ober  au§  anbem  Um* 
ttj  pd^  ergeben,  ob  ber  ^apft  ein  Snftitut 
[i^en  Orben  ober  nur  al§  Kongregation 

rünbung  t)on  OrbenSböufern  l^ing 
•regor  X.  blog  oon  ber  lBen)iIIigung  be§ 
ib  (Soncil  oon  S^alcebon  [451];  ogl. 
KVin,  q.  2).  ©regor  X.  öerlangte  mit 
idna^men  für  bie  Srrid^tung  oon^enbi* 
ufern  (c.  un.  in  VI  3,  17),  93oni» 


faj  vin.  allgemein  für  aBe  ÜRenbicanten  (o.  un. 
in  VI  5,  6)  bie  SemiHigung  be8  apoftolifd^en 
©tul^IeS.  S)o8  Sribentinum  (Sess.  XXV,  o.  3 
De  reg.)  f  orberte  nur  bie  3uftimmung  be§  Sifd^of 8^ 
unb  ba  eS  au^er  ben  Obfert)anten  vc^  Rapv^imm 
allen  9Renbicanten  aud^  unbewegliche  @äter  ge> 
^iattttt,  fo  glaubten  mand^e  Sononiften,  ).  SB. 
Sfagnani  u.  31.,  bie  SSemittigung  SRomS  fei  nur  für 
b  ief  e  jmei  Orben  nöt^ig.  Snnocena  X.  f e^te  aber  für 
Stauen  feft  (SuHe  Instaurandae  Dorn  15.  October 
1652)^  bag  für  aOe  WannSHöfter  ol^ne  «uSna^me 
bie  fpecieüe  Crlaubnig  beS  apoftolifd^en  Stul^IeS 
ein^u^olen  fei.  ^üx  bie  Sönber  au|er  Stauen  bleibt 
e§  controöerS,  ob  biefe  ßrlaubnift  nötl^ig  ift ;  eine 
3lbtei  fann  jebod^  nur  mit  SemiQigung  be8  ^fted 
errid^tet  merben.  @tet§  ift  für  bie  Crrid^tung  Don 
SOiönner»  unb  S^rauenflöfiem  bie  ©enel^migung 
beS  S)iöcefanbif(^of8  notl^menbig  (Trid.  1.  c.) ;  ol^ne 
fpecieüen  Sluftrag  ift  ber  ©eneratoicar  nid^t  ba^u 
beooHmäd^tigt,  ebenf o  nid^t  ber  Sapitel§t)icar  sede 
yacante.  3ufo(ge  gn)eier  pö))ftlid^en  &)nftitutionen 
Siemens'  Vm.  (Quoniam  üom  28.  Suli  1603) 
unb  ©regorS  XV.  (Cum  alias  Dom  17.  9uguft 
1622)  l^aben  fd^on  befte^enbe  üRönnerflöfter  baS 
ä^ed^t,  Sinfprad^e  ^u  ergeben,  toenn  ein  neues 
ST^ännerflofter  il^nen  Sintrag  t^un  xoüxht.  2)er 
SBifd^of  l^at  alfo  nötl^igenfaEd  ftd^  l^ierüber  ju  er« 
funbigen.  tJfür  unb  gegen  S^rauenflöfter  befielet 
biefeS  ä^ed^t  ber  Sinfprad^e  ntc^t.  3(nbere  Umftönbe 
fmb  felbftoerftänbli^  }u  berüdtftd^tigen  nad^  bem 
@a^e:  Nulla  ecclesia  in  praejudicium  est  al- 
terius  construenda  (c.  1,  X  5, 32).  S)od^  ^aben 
an  ftd^  meber  ber  Pfarrer  nod^  bie  OrtSbemol^ner 
ein  pofttiüeS  3it6)i  gur  Sinfprac^e.  3lud^  bie  Staats* 
bel^örbe  ^at  an  fid^  fein  Siedet,  bei  ©rünbung  Don 
OrbcnS^äufern  entfd^eibenb  mitjufprcd^en,  toenn 
il^r  nid^t  oon  ber  £Pird^e  uertragSmögig  ein  Sin* 
fprud^  jugeftanben  ift.  --  gür  religiöfe  Kongrega- 
tionen unb  überhaupt  für  Sfrauenflöfter,  wenigftenS 
für  fold^e  mit  einfad^en  ©elübben,  befleißen  auger 
ber  3uftimmung  be§  OrbinariuS  feine  anberen^ 
aflgcmein  üerbinblic^en  SSorfd^rifteu.  —  Ungerecht 
oufgel^obene  OrbenSl^öufer  bel^alten  i^re  9ie(|te,  fo 
lange  ein  ©lieb  be§  JflofterS  ober  OrbenS^aufeS, 
ober  ein  red^tmögiger  !Rad^foIger  Dorl^anben  ift. 
@oId^e  ^öufer  fönnen  ba^er  am  gleid^en  äBol^n« 
orte  ol^ne  »eitere  Sf^nulid^feiten  toieber  l^ergeftellt 
toerben,  aud^  wenn  bie  frül^eren  ©eböulid^feiten 
nid^t  mel^r  gu  bejiel^en  ober  mit  ))ö))ftlid^er  SetoiHi» 
gung  oeräugert  morben  ftnb. 

Vin.  ftigent^umSred^t  ber  Orben  unb 
OrbenSIeute,  f.  b.  3lrtt.  gigentl^umSred^t  im  Orben 
unb  3Irmut. 

IX.  ©tellung  ber  einzelnen  ©lieber 
5  u  m  O  r  b  e  n.  ©urd^  bie  OrbenSprof eg  (f.  b.  9lrt.) 
wirb  ber  SReligiofe  SRitglieb  feine«  OrbenS  unb 
tritt  baburd^  ein  in  aUe  SRcd^te  unb  ^flid^ten,  welche 
ben  einjelncn  ©liebem  xiad)  ber  Watur  be§  OrbenS- 
ftanbeS,  nad^  ben  SRegeln  unb  Konftitutionen  beS 
OrbenS  unb  nad^  ben  ©efe Jen  ber  ftirc^e  jufommen. 
3ebe8  OrbenSglieb  erlangt  burd^  bie  ^rofeg  baS 


979 


Otben. 


98( 


Sted^t  1.  bo^  ber  Orben  für  feinen  }ettltd^enUnter- 
f)ali,  für  IRol^rung,  JHeibung,  SBol^ung  unb  anbete 
93ebürfni[fe  forge,  toie  fie  bem  Stcmbe  ber  Slrmut 
unb  ben  auferlegten  ^mtS»  unb  @tanbeS)){Iic^ten 
entfpred^en ;  2.  bag  ber  Orben  eS  fo  leite  unb 
lenfe,  aud^  in  Sejug  auf  Arbeit  unb  9ef d^äftigung, 
ba|  ed  ben  eigentlid^en  S^td  beS  OrbenSftanbeS, 
bie  d^riftlid^e  unb  religiöfe  IBo&fommenl^ett,  an- 
ftreben  unb  eneid^en  !ann;  8.  bo|  il^m  ol^ne 
®runb  leine  Siedete  entzogen  ttierben,  iDeld^e  eS  nac^ 
ber  Siegel  unb  ben  Statuten  (efi^en  ober  aus- 
üben fann,  5. 9.  acüDeS  unb  ))afflt)e8  @timmred^t; 
4.ba|  ber  Orben  eS  nur  auS  red^tlid^en  @rünben 
unb  in  gefe^Iid^er  Sßeife  auSfd^Iie^en  fann.  S)a§ 
SRed^t  beS  ßinjelnen  ift  l^ierin  üerf  d^ieben,  j[e  nad^bem 
er  einfädle  ober  f eierU^e  ©etübbe  abgelegt  unb  bie 
l^öl^eren  SBeil^en  erl^alten  ^at  ober  nid^t  ({.  b.  Srt. 
Drben8t)rofe|).  —  ®er  ^rofeffe  übernimmt  aber 
aud^  nid^t  bloB  ®ott,  fonbem  aud^  bem  Orben 
gegenüber  bie  ^eilige  ^flid^t,  feinen  ©elübben 
unb  iBerfpred^ungen  treu  nad^juf  ommen,  bie  SRegeln 
unb  Statuten  be§  OrbenS  gu  beobad^ten,  ind- 
befonbere  im  ©el^orfam  gegen  feine  Oberen  aQe 
ßräfte  beS  ®eifted  unb  ff ör))erg  ber  Aufgabe  feines 
OrbenS  ^u  h)ibmen  unb  in  bemfelben  treu  auSju- 
l^arren  bis  }um  Xobe. 

X  Stellung  beS  OrbenS  ^um  Sifd^of 
unb  }ur  Seelf  orge.  S)ie  Stellung  eines  Or» 
benS  ober  ÄlofterS  jum  Sifd^of  l^öngt  Dor^üglid^ 
bat)on  ab,  inwiefern  il^m  bie  £i;emtion  Don  beffen 
äuriSbiction  ^uerfannt  ift  (f.  b.  Slrt.  Ssemtion). 
Sine  gemiffe  6i;emtion  fd^eint  fd^on  beim  erflen 
6ntfte|en  üon  Älöftem  üblid^  gemef en  ju  fein.  S)ie 
Seugniffe  bafür  reid^en  bis  in'S  4.  Sal^r^unbert 
Surüdf ;  fo  berief  fid^  ber  1^1.  (Spipl^aniuS  mit  bem 
|l.  ^ieron^muS  auf  biefe  (Si^emtion,  als  er  390 
im  fflofter  }u  IBetl^lel^em  ben  ÜRönd^  ^aulinuS 
ol^ne  (Sinn)inigung  beS  93ifd^ofS  Sol^ann  Don  3eru- 
falem  meil^te  (ögl.  b.  9lrt.  OrigeneS).  ®er  bagegcn 
meift  angeführte  (Sanon  4  beS  SoncilS  Don  Sl)al- 
cebon  (451)  !ann  Don  einfam  fiebenben  (qui  vitam 
solitariam  agunt,  fiovaCovrec)  Derftanben  n)er» 
ben.  Sielfad^  mürbe  bie  S^emtion  aud^  Don  93i- 
f d^öfen  begünftigt  8-  33.  in  Slfrifa  unb  ©allien ; 
fpäter  ging  fie  mel^r  Don  ben  köpften  auS.  —  311S 
gute  S^olgen  berS^emtion  laffen  fxä)  nennen:  Cr* 
Haltung  ber  Sinl^eit  bei  Orben,  bie  über  Diele 
S)iöcefen  ausgebreitet  ftnb,  innigere  Serbinbung 
mit  bem  Zentrum  ber  ßinl^eit,  bem  apoftolijd^en 
Stul^le,  ßrl^oltung  unb  Seförberung  einer  ein- 
l^eitlid^en  2)iSciplin,  Stulpe  unb  triebe  ber  fflöfter 
u.  f.  to.  ®a^er  mirb  auS  f old^en  ®rünben  f elbft  reli- 
giöfen  Kongregationen  meift  eine  gemifte  (S^emtion 
gemährt,  ^nbererf  eitS  mu|  iebod^  aud^  bie  ^uctorität 
berSifd^öfe  gemalert  merben.  @ine  5U  gro^eSuS- 
be^nung  ber  S^emtion  fül^rte  tl^atföd^lid^  mand^e 
tlRi^ftänbe  mit  fid^  unb  Derurfad^te  Diel  Streit  unb 
J)aber.  ®ie  ßjemtion  ift  eine  paffiDe,  menn 
^e  fld^  auf  bie  ftird^en  ober  Älöfter  ber  SRegularen 
unb  bie  ju  benfclben  gehörigen  $erf onen  befd^ränft. 
tu  c  t  i  D  bagcgen  l^eigt  ^t,  menn  ein  OrbenSprälat 


oud^  über  SleruS  unb  Soß  eineS  geuriffen 
toriumS  größere  ober  geringere  äuriSbictionS^xd 
beft^t  (Trid.  Sess.  XXV,  c.  11  De  reg.),  ffien 
biefeS  Territorium  Don  ber  Siöcefe  auSgefd^ido 
morben,  fo  ift  er  ein  eigentlid^er  PraelatiiB  nol 
lius  (sc.  dioeceseos;  f.  b.  Slrt)  unb  beft^t  ban 
aEe  bif d^öflid^en  Siedete,  mit  SluSnol^me  betjenign 
meldte  bie  bifd^öf lidfte  SBeil^e  not^toenbig  DotoiA 
fe^en.  S)ie  actioe  Ss^mtion  mu^  im  3tt>eifel  aitS> 
brüdlic^  nac^gemiefen  merben;  Don  ber  pa\fm 
bagegen  le^rt  ber  1^1.  Slf  onS  (TheoL  moraL,  Ap 
pend.  I  [De  privil.],  n.  72—74),  ba|  fie  aSei 
Stegularen  mit  feierlichen  ©elubben  jufomme,  bc 
bie  SRegularprölaten  in  i^ren  ftirc^en  unb  fflBfieni 
eine  Ouafi-Spifcopalgenmlt  beji|en,  foao^lii 
93e}ug  auf  bie  ^erfonen  als  auf  ben  Ort  98$ 
nur  bie  ^rofeffen  unb  Saienbrüber,  fonbem  oiu( 
bie  92oDt5en  unb  ftlofterbiener,  bie  im  IHofler  tn^ 
nen,  erfreuen  ftd^  biefer  Ssemtion.  Sudd  moBufy 
Orben  mit  einfad^en  @elübben  l^aben  eine  asS* 
gebel^ntere  S^emtion,  ).  99.  bie  $af{ianifien  nd 
^ebemtoriften.  S)o(|  ift  bie  Ssemtion  ber  9leg^ 
laren  befonberS  bur^  baS  Xribentinum  unb  bk 
nad^folgenben  topfte  in  mel^rfad^er  Segiel^mtgiei 
f darauf t  morben.  %ud^  e^emte  Slegularen  {le^ii 
gfolgenbem  unter  bem  IBifd^ofe.  Ol^ne  feine  fe 
laubnig  barf  fein  fflofter  errid^tet  U)erben  (Tiii 
Sess.  XXV,  c.  8  De  reg.),  ^uger  bem  iMofla 
lebenbe  Sieligiofen,  inSbefonbere  lBer{to|ene  na 
Spoftaten,  merben  Dom  99if d^of  Difttirt  uib  befho| 
(Trid.  1.  c.  c.  4  et  19).  93on  il^m  Derorbnete  g^ 
tage  ober  unterbiete  mä[fen  auä^  Don  Ssemten  it 
obad^tet  mcrbcn  (Trid.  1.  c.  c.  12).  3n  aWtefl 
ber  92oDi5en  l^at  ber  99ifd^of  Dor  ber  Sinneibim^ 
literae  testimoniales  }u  geben  CBulIe  Bomam 
Pontifices  $iuS'  IX.  Dom  25.  Sanuar  1848), 
beim  austritt  auS  bem  92oDiciat,  menn  ndt^k 
Slüderftattung  beS  iBermögenS  ^u  forbem  uno 
Srlaubni^  gu  geben  über  SSermögenSDerfügmig 
Dor  ber  ^rofefe  (Trid.  1.  c.  c.  16);  er  l^t  We 
Wähd^tn  Dor  i|rem  Eintritt  ju  ei;amintren(Trii 
1.  c.  c.  17);  er  mad^t  über  Slaufur  unb  Sf^^kt 
Älofterfrauen  (Trid.  1.  c.  0. 5  et  8);  er  forai  i<W 
tJfrauenflofter  Difttiren  (99ulle  Inscrutabili  @ie> 
gorS  XV.  Dom  5.  gcbruar  1622);  er  urt^eiltinil 
bem  OrbenSobem  über  ©ültigfeit  ober  %iSaM 
ber  $rofc6  (Trid.  1. 0.  c.  19).  ®er  Sifd^of  toa 
bie  ßjemten  femer  gu  ^roceffionen  berufen,  ttwa 
nid^t  Slaufur,  größere  Entfernung  ober  f|>ecielM 
$riDileg  baDon  entheben,  unb  er  entfd^ibet  hM 
Dorfommcnbe  ^räccbenjftreitigfeiten  (TYid.  L  t, 
c.  18).  (Sr  fann  aEe  @urat-OrbenSgeiftltd{)en  ttok 
alle,  bie  fein  ®eneralcapitel  Italien,  jur  S^noke 
berufen  (Trid.  Sess.  XXIV,  c.  2  De  ref.);  ebenjo 
fann  er  9^egular»Suratgeiftlid^e  ^u  ben  ^ajtoid" 
conf erengen  Derpftiditcn  (CJongr.  Cono.  12. 9J&J 
1718).  Ol^ne  feine  (Srlaubnife  bürfen  bie  »egn- 
laren  nic^t  in  frembcn  ftird^en  prebigen  (Tril 
Sess.  V,  c.  2,  unb  Sess.  XXIV,  c.  4  De  r«t); 
ol^ne  feine  Approbation  fönnen  fte  nid^t  Savoi, 
äBeltpriefter   ober  jflofterfrauen  Seid^te  l^dtcB 


981 


Orben. 


982 


(Trii  Sess.  XXTTT,  c.  15  De  ref.;  Greg.  XV. 
L  e.);  ebeitjo  fit}^n  fie  unter  bem  99if^of  in  Sejug 
oBf  bu  Stier  befi  l^eiligen  üRegopferS  (Trid.  Sess. 
XXn,  Decr.  de  observ.  et  evii  in  celebr. 
ndflsae)  unb  in  dütm,  loaS  bie  Seelf orge  betrifft 
(Trid.  Sess.  XXV,  c.  11  De  reg.;  fßvSU  Fir- 
mindisSenebictS  XIV.  Dom  6. 9tot).  1744).  Snb- 
Xifj  gelten  alk  Heineren  Sonüente  mit  meniger  als 
iBMfSleligiofen  fär  nid^t  e^emt  unb  unterliegen 
bei  9^tion  unb  SuriSbiction  beS  OrbinariuS 
(])eaet  Snnocena'  X.  Dom  10.  gfebr.  1654). 

XL  Zl^eilnal^me  an  Slblöffen  unb 
OrbenSpriDilegietL  3m  Mgemeinen  tonnen 
bkSteguIaren  biefelben  Stbläff e  geminnen  toie  alle 
(nbaen  ®Idubigen,  fofem  {te  nid^t  burd^  @tanb 
ober  Senif  Derl^inbert  ftnb,  in  eingelnen  SföQen 
Me  9d)injnmgen  ^ur  ©eminnung  bed  SlblaffeS  gu 
ofilkn.  flugerbein  nxiren  eingelnen  Orben  nod^ 
bcfimbere  Sbldffe  Derliel^en.  S)a  biefelben  Dielfod^ 
ItKifel^ft  gemorben,  mürben  fie  Don  $aul  V. 
bn4  bie  SuIle  Bomanus  Pontifex  Dom  28. 9Rai 
1606  iDibecrufen  unb  bagegen  für  aUe  Orben  neue 
INäjfe  erteilt;  DoHfommene  5.  99.  om  Xage  ber 
Gsfleibung,  ber  feierfid^en  $rofe|,  am  $aupt- 
fi|hbc80rbenS,  in  ber  Xobedftunbe,  am^rimi}- 
toge  oud^  fifar  aUe  t^eilnel^menben  OrbenSbrüber. 
nnolUommene  SBIöffe  mürben  Derliel^en  für  bie 
ÜgB^e  ^Ibftünbige  ^trad^tung.  für  bie  Uebung 
bd  64uIb6efenntni{Ted  u.  f.  m.  9u|er  ben  allen 
Oiben  gemeinfamen  Sbläffen  l^aben  Diele  Orben 
»4  iejonbere,  bie  il^nen  Don  frül^er  l^er  erl^alten 
tßeben  ober  neu  Derlie^en  mürben.  3l\ä^i  miber« 
nifm  finb  Don  ^ul  V.  inSbefonbere  bieienigen 
IMiiffc  ber  OrbenSfird^,  meldte  für  alle  ©Iciu- 
1^  gelten.  S)en  9Renbicanten  ift  Don  Seo  X. 
(10.  See.  1519)  au^  eine  gegenfeitigeS^eilnal^me 
flniJren^ibläffenDerliel^en  morben,  (Sgl. Geringer, 
J)ie  «bläffe,  10.«ufl.,  «ßaberbom  1893,  764  ff.) 

Sa4  Don  ber  (Exemtion  gefagt  morben,  lä^t  fi^ 
{tifttent^S  aud^  Don  ben  $riDiIegien  ber 
nof^iebenen  Orben  fagen.  S)er  aSgemeine  innere 
6nmb,  bie  Stbfid^t  unb  ber  3tDed  bei  Srtl^eUung 
tOH  $riDi(egien  liegt  barin,  befonbere  SSerl^öIt- 
#  )n  berüdfld^tigen,  um  überl^oupt  ben  3tDedf 
bet  ftfard^  }u  erreid^.  (Eine  f oI(|e  SRüdfftd^t  liegt 
i4on  in  ber  9tatur  beS  ^tä^tt^,  baS  ftetS  aud^  auf 
räideit  unb  9}ü|nd^feit  ad^ten  f oO.  Sofern  alfo 
w  \olfy  Serüdtftd^tigung  entmeber  gum  SBol^Ie 
bei  Sonden  beitrögt  ober  bod^  o^ne  @d^aben  für 
bMOonse  bed  (Einzelnen  SBol^I  beförbert,  ift  eine 
W^  Sücfftd^tna^me  ober  (Srt^eilung  Don  ^riDi- 
kgien  gon)  bem  (Seijte  unb  3tDedfe  ber  ffird^e  ent* 
fpR^enb.  SMl^er  mürben  bie  religiöfen  Orben 
>ü)QliIreid^en  !ßriDiIegien  bebad^t.  £8  gefd^al^, 
n  itie  fegenSreid^e  Sirffamfeit  }u  erletd^tem 
nb  |a  f örbem,  um  il^re  IBerbienfte  an}uer!ennen 
nb  bem  Staube  aud^  nad^  9u^en  ßb^e  unb  ^n* 
Mn  )u  Derleil^en.  €ine  befonbere  Sermebrung 
ber  fmDilegien  lag  aud^  in  ber  communicatio 
prifüegionzm ,  meldte  Dorjüglic^  ben  ^enbi« 
cimlenorben  }u  Xl^eil  marb.   S)amad^  l^at  (eber 


Orben  Sntl^eil  an  ben  fßriDilegien  aller  auberen 
Orben.  gfreUid^  ift  biefe  Sl^eilnal^me  nid^t  eine 
unbebingte;  fo  merben  nid^t  mitgetl^eilt  fold^e  $ri- 
Dtlegien,  meldte  ben  OrbenSftatuten  jumiber  ftnb, 
meldte  nur  auf  beftimmte  3(it  ober  einem  eingelnen 
OrbenSl^aufe  ober  einer  ffird^e  au8  einem  ganj 
fpecieUen  (Srunbe  Derlieben  fmb ,  meldte  bei  ber 
SSerleibung  als  nid^t  mittl^eilbar  erflört  merben 
(S.  Alphons.,  Theol.  moral.,  App.  I,  n.  11). 
S)ennod^  muddfen  bie  ^riDilegien  bei  mand^en  O^ 
ben  f 0  febr  an,  ba^  fte  als  mare  magnum  privi- 
legiomm  bejeid^net  mürben.  S)iefeju  groge  9lu8- 
bebnung  mugte  notl^menbig  mand^e  9Kif ftönbe  unb 
Diele  Streitigfeiten  ^erDorrufen,  unb  eS  trat  be|« 
l^alb  Dielfad^  aud|  mieber  Sefd^rönfung  ber  $riDi* 
legien  ein,  befonberS  feit  bem  Zribentinum.  2)a 
inbeffen  aud^  mand^e  neue  ertl^eilt  mürben  unb  ba 
bei^ufbebung  Don  $riDiIegien  als  einer  lex  spe- 
cialis ber  Umfang  ber  Sufbebung  oft  fd^mer  be* 
ftimmt  merben  tarnt,  fo  finbet  man  aud^  bei  guten 
unb  guDerlöfftgen  ^uctoren  fel^r  Derfd^iebene  9n« 
ftd^ten  barüber,  meldte  ^riDilegien  nod^  }U  SRed^t 
beftel^en.  SS  follen  l^ier  nur  einige  ermöbnt  mer- 
ben, bie  ben  Orben  befonberS  nad^  ber  Seigre  beS 
bl.  StlfonS  jutommen.  1.  S)ie  SReguIaren  erfreuen 
^d^  ber  StanbeSpriDilegien  ber  Sleriter,  aI)o  }u- 
nöd^ft  beS  Privilegium  canonis,  monad^  eine  i^nen 
angei^ane  fd^mer  fünbl^afte  !BerIe|ung  ipso  facto 
bie  bem  $apfte  referDirte  Sj^communication  na^ 
ftd^  ^iel^t  (93uIIe  Apost.  Sedis  Dom  12.  October 
1869,  2,  n.  2).  Cbenfo  tommen  il^nen  bie  auberen 
IBorred^te  ber  (SIerifer  ^u,  infomeit  biefelben  über- 
haupt nod^  5U  SRed^t  befteben,  fo  baS  privüegimn 
ober  beneficium  fori,  immunitatis,  compe- 
tentiae  (f.  b.  2lrt.  «PriDilcgicn  beS  (SleruS).  — 
2.  S)en  ^egularprölaten  gebül^rt  bie  ^röccbeu) 
unmittelbar  nad^  ben  Sif^öfen.  9ud^  tann  eS 
als  ein  S^ren))riDtlegtum  aufgefaßt  merben,  bag 
fte  mit  ben  Sifd^öfen  ^u  allgemeinen  unb  $ro- 
Dinsialf^noben  eingelaben  merben.  —  8.  2)en 
Siebten  unb  3lbti|finnen  mirb  Don  ber  ftird^e  eine 
feierßd^  Senebiction  ertl^eilt.  SnSbefonbere  l^at 
bie  Senebidion  ber  %ebte  Diel  Sel^nlid^teit  mit 
ber  Sonf ecration  ber  Stfd^öfe,  nur  ba|  teine  Sal- 
bung babei  Dortommt.  —  4.  S)er  benebicirte  9bt 
l^at  in  fetner  ffird^e  baS  Sted^t  ber  ^ontiftcalien, 
inbem  eS  il^m  geftattet  ift,  feierlid^  nad^  9rt  ber 
IBifd^bfe  baS  l^eilige  0))fer  barsubringen.  ®emiffe 
Sc^ranten  im  ©ebraud^e  ber  $ontiftcaIien  ftnb 
für  ben  W>t  gefe|t  burd^  ein  beeret  ber  Siiten- 
congregation  Dom  27.  September  1659.  —  5.  S)ie 
benebicirten  Siebte  bürfen  il^ren  Untergebenen  bie 
Xonfur  unb  bie  Dier  nieberen  SBeil^en  ertbeilen 
(c.  1  Dist.  LXIX).  ffiermetgert  ber  »ifd^of  bie 
erbetene  Senebiction,  fo  tann  ber  2lbt,  aud^  ol^ne 
biefe  empfangen  ju  l^aben,  orbiniren  (c.  1,  X 1, 10). 
gfrüber  tonnten  bie  Siebte  biefe  OrbineS  mit  gr- 
laubnife  aud^Slnbercn  ertbeilen;  feit  bem  Iriben- 
tinum  (Sess.  XXIII,  c.  10  De  ref.)  iebod^  unb 
bem  ©ccrcte  UrbonS  VIII.  Dom  17. 3anuar  1642 
ift  es  il^nen  burd^auS  Derboten,  Slnberen  als  il^ren 


988 


OrbendgeluBbe. 


9S 


SReguIaren  bie  DrbincS  ober  ©imifforioKcn  p  er» 
tl^eilen.  —  6.  ^ie  SReguIaren  fönnen  extra  tem- 
pora  gemeil^t  toerben,  naä^  ©regor  XTTT.  diebus 
dominicis  et  festivis  diebus,  nod^  9Ie£anber  VI. 
diebus  dominicis  sive  festivis  duplicibus 
(S.  Alpk,  Theol.  moral.  6,  797).  —  7.  ^fle  Dr- 
benSoberen^  bie  einem  OrbenSl^auS  Dorftel^en,  l^oben 
fett  uralter  Seit  bad  $rik)ileg,  $aramente,  ffleiber, 
©eföge  unb  Si^taten,  bie  }um  3l(tar-  unb  @otte§- 
bienfte  gel^ören,  }u  fegnen  unb  }u  meil^en,  iebod^ 
o^ne  fpecieOed  ^riDileg  nur  für  ben  ©ebrauci^  i^rer 
OrbenSfird^en  ober  fflöfter  unb  menn  feine  Sal- 
bung babei  uorf  ommt. — 8.  ®ie  ©encral«  unb  5Pro- 
Din}ialo6eren  fönnen  in  il^ren  jHöftem  Oratorien 
ober  ^auSfapeüen  errid^ten,  in  meldten  Don  Or- 
benS«  imb  äOSeltgeiftßd^en  bie  ^eilige  SReffe  gelefen 
toerben  barf  unb  bie  ©laubigen  an  Sonn*  unb 
Sfeiertagen  erlaubter  unb  gültiger  äBeije  bie  l^eilige 
^effe  anl^ören  fönnen.  Sie  l^eitige  Sommunion, 
ausgenommen  bie  Oftercommunion,  mo  ba§  ©e» 
fe^  nod^  in  Jhaft  befte^t^  fann  in  älegularfir^en 
an  alle  ©laubigen  gef^enbet  merben.  Sie  SDBeg» 

iel^rung  fann  öon  Regulären  il^ren  gfamiliaren, 
».  1^.  ©icnem,  Sertiariem,  Oblaten,  bie  jur  ga» 
milie  gehören  unb  im  jflofter  mol^nen,  üieQeid^t 
aud^  internen  Söglingen  il^rer  ßoHegien,  gejpenbet 
werben;  fonft  aber  ift  e3  i^nen  verboten,  ol^ne 
6rlaubni|  —  ben  Slotl^faH  ausgenommen  —  ben 
©laubigen  ba§  IBiaticum  ober  bie  le^te  Oelung 
}U  fpenben,  unb  jmar  unter  Strafe  ber  Sscommunt* 
cation  (SuDe  Apost.  Sedis  uom  12.  Oct.  1869, 2, 
n.  14.  —  9.  ®ie  SReguIaren  erl^alten  nad^  ber  ge- 
möl^nlid^en  Snftd^t  bie  äuriSbiction  ^ur  Spenbung 
beS  SSu^facramenteS  Dom  Zapfte  bur^  il^re  Oberen. 
@ie  fönnen  bal^er  aud^  t)on  i^ren  Oberen  ap))ro- 
birt  »erben,  um  bieienigen  SReguIaren  unb  ^au§- 
genoffen  ju  abfolüiren,  weld^e  unter  ben  Oberen 
ftel^en;  für  SDBeltleute  aber,  aud^  für  SBeltpriefter 
unb  für  ff lofterfrauen,  muffen  fie  öon  bem  S3if(^of 
ber  S)töcefe  approbirt  fein,  in  meld^er  fte  ^eid^t 
^ören.  Sl^re  frül^eren  Privilegien,  Don  pöpftlid^en 
SieferDatföQen  ju  abfolDiren,  finb  burd^  bie  Son* 
ftitution  Apost.  Sedis  Dom  12.  October  1869 
aufgehoben.  S)od^  mxbtn  mobi  ben  meiften  Or> 
ben  Don  ber  ^önitentiarie  ober  Don  ber  $ro- 
paganba  auSgebel^ntere  SJoümad^ten  für  eine  be- 
ftimmte3eit  ertl^eilt  (Sriennal-  oberOuinquennal- 
facultoten).  —  10.  S)ie  SReguIaren  als  ©eid^tDäter 
fönnen  S)iSpenS  ertl^eilen  bei  ben  gel^eimen  Ir- 
regularitäten ex  delicto ;  ebenfo  fönnen  fie  bis- 
penftren  Don  ©elübben,  ausgenommen  bie  bem 
^Papfte  Dorbel^altcnen.  —  11.  S)ie  SRcguIaroberen 
fönnen  il^re  Untergebenen  abfolDiren  Don  aUen  nid^t 
bem  $apfte  Dorbe^altenen  @ünben,  ebenfo  bispen- 
firen  Don  ben  Snegularitöten  ex  delicto  unb  aud^ 
ex  defectu  in  fold^en  t^föUen,  in  meldten  gemöl^n- 
lid^  Don  ber  Äird^e  biSpenprt  wirb  (S.  Alph., 
Theol.  moral.  7,  355;  Append.  I,  n.  104  et 
105).  —  12.  S)ie  SReguIarprälaten  fönnen  lote 
bie  SBifd^öfe  il^re  Untergebenen  in  einzelnen  SföIIcn 
aud^  Don  allgemeinen  ffirc^engefe^en  bispenftreu. 


}.  IB.  uienn  im  ©efe|e  felbf!  bie  SoHmad^t  gegeBi 
ift;  ttienn  eS  smeifelbaft,  ob  eine  2)tS|)enS  uöt^ 
fei ;  n)enn  na^  ber  9latur  beS  ©efekeS  eine  Sil 
penS  öfter  nötl^ig  ift,  fo  in  Sejug  auf  Sofien,  9Ü 
tinen),  baS  99reDiergebet,  bo^  nur  für  SingAi 
nid^t  für  bie  Sommunitöt.  (!BgI.  nodd  Borna 
De  jure  Begularium,  Paris.  1857;  2tdßt 
S)eS  OrbenSIebenS  SBefenl^eit  unb  äBurbe,  ft 
genSburg  1872.  Sine  ^uf^ö^Iung  ber  einjebn 
Orben  finbet  fid^  beifpielSmeife  in  La  Oerarehi 
cattol.  [1894, 471  sgg.],  ebenfo  bei  Sammer,  3i 
ftituHonen  b.  fatl^.  Jftrc^enred^tS,  2.  9u|L,  gfreü 
1892, 609  f.,  anm.  1.)  [Seop.  ©tuberuS  0.  S.B 
0¥beti$geKt0be  l^eigt  baS  ununberruflid^  (Bf 
löbnig,  melddeS  bei  ber  ^ufnal^me  in  einen  gtip 
lid^en  Orben  abgelegt  toirb.  S>aSfeIbe  l^at  jmä^ 
unb  allgemein  bie  unDerbrüd^ttd^  S)urd^fü^ 
ber  fogen.  eDangelifd^  SRätl^e  }um  Stotdt.  Säi 
breifa($e  @elbftentäugerung  nömlid^  in  VbM 
länglicher  Uebung  feufd^er  Sl^eloftgfeit,  freitmIHgc 
Ser^id^tleiftung  auf  }eitlid^e  ©üter  md)  g&Qli($c 
Unterioerfung  feines  SigenmiUenS  unter  ben  ffiOIe 
ber  Oberen  ift  als  l^od^Derbienftlid^  in  @d^ft  m 
Xrabition  belobt  unb  toxtb  j[ebem,  ber  nod^  h 
fonberer  ©ottfeligfeit  ringen  miQ,  als  ber  fid^ 
SBeg  5ur  gneid^ung  feines  3ieIeS  empf  ol^Ien.  S)^ 
3iel  eDangelifd^er  SJoOfommenl^eit  in  freinnOigi 
^lud^t  Dor  ber  StBelt  unb  il^ren  finnlid^  Sodhmgei 
in  ftiUer  ^ingabe  feines  ganzen  SBefenS  an  (Bol 
unter  pünftli^er  SBef olgung  einer  nad^  befünraiif 
SSorfd^rift  geregelten  fiebenStoeife  (f.  b.  9[rt  Ot 
benSregeO  möglid^ft  }u  erftreben,  l^at  baS  OrbenS 
mitglieb  nad^  reifer  ^rüfung  feiner  92eigung« 
unb  Jhöfte  nid^t  nur  innerli^  fid^  jur  9lufga( 
gefegt,  fonbem  aud^  öugerlid^  alS  eine  $f[id^tii6ei> 
nommen  unb  bie|  als  ein  SSerfpred^en  (yotami 
Dor  ©Ott  erflart  (DgL  b.  «rt.  ©elübbe).  3)aS  btei- 
fad^e  ©elübbe  beftönbiger  ffeufd^l^eit,  freiioilliga 
^rmut  unb  unbebingten  ©el^orfamS,  geleiftet  fai 
einem  Dom  päpftlid^en  Stul^Ie  approbirten  Orben, 
bilbet  baSSBefen,  beneigentUd^en^embeSOrbenS« 
ftanbeS ;  bod^  f  ommen  baju  l^öufig  nod^  anbere  (Sk* 
löbniffe,  bie  ftd^  auf  ben  befonbem  3tt)ed!  ober  M 
engere  ^efttmmung  eineSOrbenS  begiel^en  (^rebigt* 
amt,  ©celforge,  SSefel^rung  Don  Un-  unb  SJrrgß» 
bigen,  jhranfenmartung,  Armenpflege,  ^ilgerbe^ 
bergung,  Sugenbunterrid^t,  SoSfaufungDonSflo* 
Den,  SSema^rung  unfd^ulbiger  unb  Sefferung  M^ 
fü^rter  3Röbc^en  u.  f.  m.).  3eneS  breifad^e  ©eläüx 
lag  aud^  Don  jel^er  allen  OrbenSregeln  3U  ©nndK. 
menngleid^  ni(|t  immer  alle  brei  auSbrüdtlid^  inbci 
$rof  ef  ftonSf  ormel  genannt  mürben.  @o  nennt  M 
SRegel  beS  1^1.  SBenebict  (c.  58)  neben  bem  ©elüibi 
ber  SSeftänbigfeit  unb  ber  Sittenbefel^rung  Donta 
brei  mef entließen  ©elübben  nur  ben  ©el^orfam.  9t 
mut  unb  jfeufd^b^it  finb  eingefd^Ioffen  im  ©e^oc 
fam,  in  ber  ©ittenbefel^rung  unb  in  Seoba^tn» 
ber  SRegel.  Slebnlid^  mar  eS  aud^  in  anberen  Orbei 
j.  93.  bei  ben  ffartböuf^i^'  Sarmeliten  (DgLMai 
t^ne,  Commentarius  in  Begulam  s.  Benedict 
Parisiis  1690). 


» 


OrbenSgelüBbe. 


986 


S)qS  OrbenSgelübbe  ift  etihoeber  f eierlid^  (vo- 
Dn  Bolemne)  ober  einfod^  (simplex).  Um  ber 
tt^em  Unmetl^t  toeld^e  @elübbe  feierlici^  ober 
D^  fden,  ein  Snbe  }u  machen,  erflörte  $Qpft 
kmifo)  YIIL,  bag  aI8  votum  solemne  nur  baS 
A  ber  ^ofeg  in  einem  Dom  $apft  opprobirten 
)iben  rnib  beim  Smpfong  ber  l^öl^em  9Bei^e  ab- 
gelegte betrod^tet  loerben  fo&e;  oDe  übrigen  f outen 
itt  etnfo^e  gelten  (c.  un.  in  VI  8, 15).  ^rd^ 
)Ufe  SefUmmung  mog  bie  irrt^^ümlid^  Slnftd^t  bo^ 
\fOxA\fy  @eläbbe  jum  SBefen  bed  £)rben§ftanbe8 
Q^dcen,  nod^  mel^  äkrtnter  gefunben  l^oben ;  bod^ 
t^  el  ^fyx,  bol  bie  einfod^en  genügen  (f.  b.  ^rt. 
CMen,  geifttid^e,  n.  I,  2).  ed^mieriger  ift  bie 
9mge,  loorin  baS  SBefen  ber  Sfeierlid^fett  bei  ben 
fldlUenbeflel^t  @id^erliegte8nid^tinbenöu|eren 
brimonien;  ebenfo  ftebt  feft,  bo^  bie  @oIemnitöt 
mboDon  obl^öngt^  ob  bie  ffird^e  bie  ©elübbe  als 
ftkriul^anerfennt  ober  nid^t  (Voti  solemnitas  ex 
«oliconstitationeEcclesiae  est  inventa ;  c.  im. 
iB  VI  3,  15).  %iä^  ber  rid^tigen  «nftd^t  bürfte 
balSe{en  ber  gfeierlid^feit  befonberS  in  folgenben 
bsiStomentenlderoortreten:  1.  99eim  feierlidden 
Mttbbe  fmbet  eine  unuiiberrufli^e  Eingabe  an 
Sott  flatt  unb  eine  il^r  entfpred^enbe  Snno^me  oon 
6atm  (Botted,  Ugm,  ber  jhrd^e  unb  be§  OrbenS; 
Uaemfad^  @elübbe  bagegen  gibt  ber  @eIobenbe 
H  pox  gang  unb  oorbe^ltlofi  l^in,  aber  bie  9ln- 
Minc  iß  nid^t  fo  mtbebingt  unb  unmiberuflid^;  er 
tum  onfi  ll^inreid^enbem  ©runbe  Dom  Orben  ent> 
Io|fa  toerben  unb  ift  bann  frei  oon  ben  ®  elübben, 
Mmernid^t  burdg  eigene  fd^mere  @d^ulb  bie  Snt« 
faRimgDentrfad^t  l^at.  —  2.  S)a§  feierlid^e  ©elübbe 
Mdri^  ber  €eele  eine  gemiffe  geiftige  SBeil^e  unb 
unbemtfli^e  99eftimmung  }um  S!)ienfte  ©otted 
m  Orben,  äl^nlid^  xoxt  eine  burd^  f eierlid^e  @on« 
i(aationeinmaI}um3)ienfte@ottedgemei]^te@ad^e 
e^  Socrilegium  nie  me^r  gu  profanen  S^vcdfen 
Moenbet  xottttn  tonn,  h)ä^renb  eine  blo^  gefeg- 
lete  6ad^  ouS  l^inreid^enbem  ©runbe  leidster  il^rem 
Idigen  ©ebroud^e  entzogen  unb  niieber  profanen 
SMfen  übergeben  n)irb.  —  3.  %u§  ber  SBet^e  unb 
Scpimmung  ber  @eele  ergeben  ftd^  bann  geh)if[e 
jiHbifd^  SBirfungen,  mld^t  beim  f eierlid^en,  nid^t 
ühr  beim  einfad^en  ©elübbe  eintreten,  menn  ber 
Mi  nid^t  in  einjelnen  frönen  auSbrüdflid^  eine 
tenol^e  ftotuirt  S)urd^  bie  f eierlid^en  ©elübbe 
Mb  ber  Sleligiof  e  nömlid^  für  gemiffe  ben  ©elübben 
aiignengefe|te  Stete  gang  unb  gar  unfähig.  @o 
loiiert  er  burd^  baS  feierlid^e  ©elübbe  ber  ^rmut 
^S^^igfeit,  Sigentl^um  gu  beft^en  unb  über  etn)a§ 
ACigent^um  gu  Derfügen,  mö^renb  mit  bem  ein* 
fvta  ©elübbe  ber  99efi^  Don  gigentl^um  als  domi- 
irnm  radicale  Dereinbar  ift  unb  nad^  ^blegung 
krtSelübbeS  nur  bie  freie  unb  unabl^öngige  iBer« 
figimg  über  bad  Sigent^um  au^gefd^Ioffen  ift; 
m|omtt|bie9lbmini{hation  be§  Vermögens  ent« 
iMber  bem  Orben  ober  einer  anbem  beliebigen  $er« 
hw  übergeben  loerben  (f.  b.  S)ecIarationen  Dom 
(8.3nm  1858  gum  S)ecret  Neminem  latet  Dom 
9.  m^  1857).  S)urc^  ba§  feierlid^e  ©elübbe 


ber  Äeufd^beit  tt)irb  ber  JReligiofe  unföl^ig,  eine 
gültigeftl^e  eingugel^cn,  unbcinefd^on  eingegangene, 
aber  nod^  nid^t  DoQgogene  (Sf^t  mürbe  burd^  baSfelbe 
aufgelöst;  bagegen  mad^t  bad  einfädle  ©elübbe 
eine  folgenbe  g^e  nur  unerlaubt,  nid^t  ungültig, 
unb  e§  fonn  niemals  eine  gültige  Sl^e  babur^  auf- 
gelöst merben. 

^e  OrbenSgelübbe  merben  nad^  einer  beftimm- 
ttn,  approbirten  SRegel  ober  nad^  befUmmten  Son- 
ftitutionen  (Statuten)  abgelegt.  S>amad^  ergibt 
ftd^  ber  meitere  ober  engere  Umfang  beS  ©elübbeS. 
3)aS  ©elübbe  ber  jfeuf d^^eit  Derlangt  baSfelbe  mie 
bie  Sugenb  ber  jungfräulid^en  ff euf d^l^eit ;  eS  ifl 
bal^er  in  allen  Orben  gleid^,  nur  bie  9Rittel  gur 
IBemal^mng  ftnb  Derfd^ieben  (g.  99.  Slaufur).  S)aS 
©elübbe  ber  Srmut  mu^  menigftenS  baS  Dolle 
ßigentl^umSred^t  unb  baS  freie,  unabl^öngige  iBep> 
fügungS-  unb  ©ebraud^red^t  immer  auSfd^lie|en; 
im  Uebrigen  tann  eS  mel^r  ober  menigerDoUfommen 
abgelegt  merben.  S)od^  begiel^t  fid^  aud^  baS  feier« 
lid^e  ©elübbe  immer  nur  auf  ben  eingelnen  äteli- 
giof  en,  nid^t  auf  bie  Kommunität  ober  Korporation. 
S)iefe  !ann  Sigentl^um  ermerben  unb  befi^en.  S)aS 
Xribentinum  geftattete  aud^  ben  ÜRenbicanten,  mit 
^uSnal^me  ber  tJfranciScaner>Obf  eroanten  unb  ff  a- 
puginer,  f elbft  unbemeglid^e  ©üter  gu  ermerben  unb 
gu  beftkn  (Trid.  Sess.  XXV,  c.  8  De  reg.).  S)er 
©el^orf am,  meld^er  nad^  ber  Siegel  ben  red^tmö^igen 
Oberen  gelobt  mirb,  l^atfelbftDerftönblid^  aud^  feine 
©renken.  SS  leud^tet  ein,  ba^  meber  bie  Siegel 
no(^  bie  Oberen  ie  etmaS  Derlangen  !5nnen,  maS 
flar  bem  göttlid^en  SBillen  entgegen  ift,  mie  er  fid^ 
im  Tlaturgefe^  unb  im  pofttiDen  göttlid^en  ©efe^e 
auSfprid^t.  €6enfo  ift  in  allen  Orben  ol^ne  9luS« 
nal^me  gegen  bie  Siegel,  nid^t  na^  ber  SRegel,  maS 
bem  flar  auSgefpro($enen  SBillen  böserer  Oberer 
miberfprid^t.  92iemalS  fann  eine  SRegel  ober  ein 
Oberer  fraft  beS  ©elübbeS  Don  feinen  Untergebenen 
forbem,  ba6  biefe  fid^  in  SBiberfpmd^  fe^en  mit 
ber  red^tmä^igen  fird^lid^en  obermeltlid^enObrig« 
feit,  fofcm  biefe  innerbalb  ber  ©d^ranfen  i^rer 
Sompeteng  etmaS  Derlangt.  S)aS  ©elübbe  als  ein 
©Ott  gemad^teS  iBerfpre^en  begmedtt  unb  mill  ja 
nid^tS  Ruberes,  als  ftetS  unb  in  ^Dem  nid^t  ben 
Sigenmillen,  f  onbem  ben  göttlid^en  SBiUen  erfüllen ; 
nur  als  bem  @te&Dertreter  ©otteS  mirb  bem  Obern 
©eborfamoerfprod^en.  gS  märe  bemnad^einffiiber- 
fprud^  unb  märe  unftnnig,  einen  ©eborfam  gegen 
© otteS  SBillen  gu  geloben.  Snnerbalb  ber  gegogenen 
@d^ranfen  aber  ift  baS  ©elübbe  beS  ©e^orfamS  um 
f 0  DoÜfommener,  j[e  unbebingter  unb  Dorbebaltlofer 
eS  nad^  ber  Siegel  abgelegt  mirb. 

S)ie  lBerpfli(|tung  sur  99eobad^tung  ber  ©elübbe 
ift  eine  fd^ioere;  eS  ift  baber  jebe  bemühte  unb  frei- 
miliige  93crle|ung  ber  ffeufd^b^t  nid^t  blo6  eine 
f d^mere  ©ünbe  gegen  bie  Sugenb,  fonbern  aud^  ein 
©acrilegium,  ein  Sreubrud^  gegen  ©Ott  unb  6nt- 
ebrung  einer  ©Ott  gemeibten  ^erfon.  Sei  S3er- 
Ic^ung  ber  5lrmut  unb  beS  ©eborfamS  mirb  eine 
parvitas  materiae  gugelaffen.  3n  einer  mid^tigen 
Baä)t  ift  aber  bie  Serlejung  aud^  ftetS  f d^mer  fünb« 


987  Oibtnßgenerale  —  OrbtnSobtte.  (B 

fyi/ft  aü  fociiltgifii^et  fQmi^  tineS  SelüfibeS;  H  flnbnamIi$b»itntnilteIbatrnfieitiutgi^Si» 

Strlttfinig  ber^rmut  miib  oft  jueleit^  ou^  bü  obeicn,  icbeS  feinem  tigmtnSBoipanbcbtmn 

©etecjttgteit  Bttle^t  unb  tritt  bann  SltflttutiDiie-  Sßtior,  ©uarbinn  ic.  (f.  bie  Wt.  *itt),  mt 

(iPi^ttin.  SjQjutommtinmaiK^tnSälltnTItTget-  geben ;  b«  flanjeOtben  pt^t  untet  bet  obeif 

ni^  unb  9t|i$abtgung  bcr  <Si)n  unb  ber  StiN  Seilnng  beS  ^pfteS,  ber  fiif  bit  SBefiÖtigints  t 

famftit  befi  OrbenS.  $a^R  ^t^vi  aud)  bit  tixä)-  3itTfa||ung  auebtütTliii^  unb  ftibjt  füt  b«i  St 

Il^en  @(Ie^e  für  fol^e  ÜStigeben  fc^meic  @tra[en  ba^  ein  %i|d)Df  einen  Orben  obn  ein  neue«  ftlof 

fc^,  <S£Communication,  gntjie^unQ  beS  actioen  etdditet,  Doibe^nlten  1)at  (o.  9,  X  8,  86 ;  c.  n 

unb  (wirmen  SSablnt^ttS  u.  f.  lo.  (Dfll.  o.  1.  2.  7.  in  VI  3, 17 ;  DflI.  c.  un.  in  VI  5,  6).  anfoi 

9. 10. 12. 22.  23.  25,  C.  XJtVil,  q.  1 ;  o.  2.  6,  bet  berft^iebenen  Stfonnen,  Bri^e  be|onbn(  i 

Z  3,  85;  Trid.  Seas.  XXV,  c.  2  De  reg.).  lm%lbenblanbt  meiltberbieiteteOibni  bt8  HS 

Sie  Orbcnegtlübbe  finb  alfo  für  ben  JReligiDfen  neblet  feit  bem  10.  Sa^r^unbect  n\a^Tm  (i 

Sanbe,  aber  eS  finb  $anbt,  bie  itin  jum  boälonf  btlbeten  bieienigen  Alüftei,  DMli^t  auf  @niBb  b 

menften  Sitn^e  @ottt8,  feinee  ©djä^ftri  unb  gemeinf^af tli^  9ttgei  na^  bcfimbmn  €totii 

Stetm,  berfiFli^ten ;  i^re  treue  Seoba^tung  burc^  ^(^  einer  btftimmten  Sttfoim  an|(^[offen,  jufn 

^cttDi&igen£ßeT)ii^tauf  atlt€rbengi)t(runbbur$  men  eine  fog.  Kongregation  (f.  b.  ^iL  Simgr 

btfldnbige  ScIbftbttläuQnuns  fet)t  i^n  au^  in  btn  goHonen,  retig.  I),  bereu  jebe  untei  bet  Ob( 

Staub  ber  Donionuuen^en  ^^leifieit  Don  ttbem  iät-  auffielt  eincS  ^ectorS  ober  !Bifitah>i8  ^b;  bii| 

fd^pfe,  ftt  mai^t  i^  jum  DoQIommenen  Sientt  führte  bisroeilen  ont^  ben  Xittl  @eueralabt  (i) 

@otte8  unb  OoQiommen  frei  unb  unabbSngig  uou  bas  generalis)  oie  ^orflanb  beB  3}Iutttrnpßo 

aDem  ^rbifti^u,  foMtit  t§  in  biefem  Seben  gefät^eu  oon  Bdt^em  bit  SReforai  ouegegongen  ().  b.  Si 

fonn.       [($tnnantber)S.6tubem3  0.S.B.]  ^bt  I,  132),  unb  btforgtt  bie  tni^tigtitn  ti 

^itttS^ttutaU    (superiores    generalee)  gtlegenbeiten  ftinei  untergebenen  SiAfia  md 

l^tiBen  bieObertn,  nel^e  gemiffen  gei jlli^en  Or-  bttn  tBelrotb  i^rer  Slebtt  unb  ^liortn  auf  bi 

btn  in  britter  unb  bB^ftcr  Snflang  ootgefegt  finb  ptriobtfi^  (mcitt  oon  brei  gu  brtt  Satiren)  i 

(f.  b.  TIrt.  OrbenSobert).   @ie  werben  buri^  baä  at^üllenen  fog.  ©eneralcopilelu  (o.  7,  X  S,  3S 

@tntnilca;)itel  entmebtr  auf  SebenSbouer  ober  auf  ^o<i)  war  biefer  Obere  fein  eigeutlirfiea  SHüti 

bepimmte  3eit  (gtwBfinliii^  auf  brei  So^re)  gewäbtl  glieb  luriSbictioneDtr  9)Drftonbf(baft  jwif^  b 

unb  Dom  ^apftt  beftötigt,  bem  fit  alltin  otrant*  Rloptrobertn  unb  bem  ^ofjflt,  fonbttn  ^ottt  g 

wottHc^  finb.  ^aä)  mondien  OrbtnSftatuten  fle^t  mS^uIii^  nur  bit  <Dti|ftänbe,  bie  er  gewahrte,  b( 

bem  OrbtnSgtneial  ein  gttfttic^er  fjü^rer  (ad-  beireffenbeit  ©iBctfanbif^ofe  unb,  wenn  bie| 

monitorXfi'^nlic^  ben  @QnceI[enbtrQlttn  morgen-  fSumig  aber  bai  bloßer  e^emt  toat  (f.  b.  ft 

IQnbifc^tn  Sßatriarrfien,  jur  ©eitt,  ber  alS  ®e-  (SEemtion),  bem  Ißappt  ju  beri(^ten.  —  S)ie!Dle 

wifftnSrat^  feint  Schritte  übemiadit  unb  nät^igtn-  bicantenorben  (Dominicaner,  t^ranciScantr,  Baf 

falls  ibn  ttinntit,  aber  Feint  SuriebidiDuegtwalt  jinti,  Sarmeliten)  unb  mtt)rtre  Orben  unb  So 

^al.  linier  bem  ffioifijie  beä  ©eneroB  tritt  oUt  grtgationen  regulirter  Elerifer  (SuguftintT,  3 

brei  3a^re  ein  orbenilic^eS,  and)  bei  befonberen  fuiten,  Samabittn,  3:tieatiner)  ^abcn  gtmtinigt 

SBfranlaffuugcn  ein   au|erorhenlli(l&e8  ©tnerol-  brei  unb  btjif^ungSmeift  Bitr  €tuftn  bei  9t 

capiteljurStrat^ungnnbSefi^lu&naÖmtinroic^'  flanbftbaft.   Unter  btm  Jpopftt  nomlii^  umnitt 

tigen,  ben  ganjen  Drben  btrü^renben  fflngtlegen-  bar  fietit  ber  DrbtnSgeneral  (f.  b.  Art),  mc 

6eitenäufQmmtn(Cono.Lat«r.IV[1215]c.l2;  biefem  ber  DrbenSproDinjial  ({■*>.  Urt);  Me[i 

c.  7,  X  3,  35).  Sfiegetmä^iß  btrfammtlu  fi^  auf  unfergeorbnet  ftnb  bit  Siorfte^tr  bet  einjtll 

btmftifien  bit  SproDinjialobtreu  (f.  b.  art.  OrbenS-  filö^er.    Diic^t  ftiten  aber  finb  bit  OrbtÄ)« 

(reoöinjialt);  aber  aut^  bie  SBorPtfier  ber  ®efi.  oinjeii  felbft  wieber  in  ftetnere  Sejirfe  obetS 

Mitiontn(f.b.9lrt.®(finilortn)unbbieangefe5en-  finilioncn  gel^eilt,  öbtr  tatläjt  tigtnt  SBorM 

jlenObereneinjtIntrÄIäfier,geiDö^nlid)allt,wtl(tie  iog. S)tfinitDren  (f.b.9Irt.),  aI5 ettmitttinbt (81 

$rSIatenrang  loben,  metben  $um  Stneralcapitel  "Ott  jmift^en  ben  moptroberen  unb  $roDtnjiaI 

beigtjogen.  —  S)ie  OrbenSgenerclt  finb  Bou  ber  gefetil  finb.     ®ie   unmillttboren  Alofltrobn 

bif^Qflidien  unb  jtbet  anberwettigen  Suriebictton  luerben  tieuljutagt  meißtnS  oon   tintm  ^G^ 

befreit,  flehen  unmittetbat  unter  bem  $apftt  unb  Obern  beftimmt  bejm.  Dorgefdilogen  (OgL  b.  V 

finb  nur  bieftm  ütrantWDitlii^.  @itrtfibirenbaber  ©uurbian),  bie  ^e^nitoren  unb  ^rotrinjiol 

au^  in  bei  Siegel  ju  9lom  unb  geniegtn  auitr  abtr  hurtig  bie  $roDitijiaIcat)iltI  unb  bit  Ortür 

anbeten  ))S()pIic^en$riDi{cgien  in  Snbttra^tibrtS  gtntralt  burc^  bie  ©entralcopittl  in  bet  9lt> 

grofeeu  CinflufieS  ba8  SBontÄft,  glti^  ben  SBi»  nur  auf  brei   3a^e  gewählt.    WuSna^mtot 

f^öftn  auf  btn  aligemeinen  6ondIien  mit  ent*  wirb  bti  ben  ätfuiten  nur  ber  @tntral  bn 

fd^enbtt@timmetb»Igune^men.  [^ermonebtr.]  baB  @tntralcapittl,  unb  gwar  auf  StbtnBgeU,  | 

^krnfifttrib,  f.  ffleibti  Vn,  755  f.  wStilt ;  aüt  anbeten,  fowo^l  Sßrobinjial-  alfi  Soci 

^b(RSaBrre^ei|enangemtinbieienigtn!Bot-  obere,  Wtiben  oom  Seneralt  auf  btfümmte  3 

flt^er,  Welditn  bit  IBtauffi^tigung  unb  ffitgietung  tmonnt.  SBti  ber  SBa^I  ber  OrbenBobertn  R 

ber  ÜRitgtiebtr  tintB  gtiplic^en  OrbenS  auflegt  ju  i^rtt  ©ültigttit  im  atlgtmtinen  bitftibtn  5 

Sic  tinjelntn  ^tbteien  unb  AIS^  eineS  OrbenS  bingungen  bet  acKoen  unb  {uf fiben  S^lfäfit^ 


Orbendprofe^. 


990 


nb  biefeDe  fiotm  bed  SSBal^Iocted  oorgefd^rieben, 
Ml^cförcoiumifd^  SBal^Ien  (f.  b.  9rt.)  überhaupt 
prlinL  SnSbefonbtre  ober  muffen  beibe  Steile, 
fnw^  BOflit  als  (SeiDöl^Ite,  bemfelben  Orben 
OBgetören  (o.  1  dem.  3,  9),  bereite  ißrofe^  ge« 
lf$tt  imb  baS  (Selubbe  ber  ^rmut  unDerbrüd^lid^ 
tfyoM  ^ben.  —  S){e  Otbendobcren  genießen 
oll  ^i^e  manc^  Slufigeid^nungen  unb  ^hDtlegien 
(ÄgLb.art  «bt  I,  134  f.).  Sed^t  unb  Wi*t 
bcifelbm  ifi,  in  Mem  bie  Untergebenen  ju  leiten. 
ScUoa  ift  ieber  oud^  nid^t  infulirte  JMofterpröIat 
freft  feines  Smted  (jure  ordinario)  befugt,  ^n« 
Ktangni  begüglid^  ber  S)iSci))tin  feiner  Sont>en« 
tMlei  snb  ber  SBenoattung  beS  JMofierDermögenS 
(e.8,  X  3,  35)  ^u  treffen,  SJerge^en  feiner  Unter- 

Cn,  toma  im  Jtlofierumfang  begangen,  ju 
tn  (Conc.  Trid.  Sess.  XXV,  c.  14  De 
ngoL  et  monial.)  unb  gegen  SBiberfpänfiige  bie 
SäfiiKnfion  unb  anbere  Strafen  ju  Derl^ängen 
(t.  10,  X  1,  83);  unb  jtoar  fann  gegen  ©traf- 
lAmtniffe,  bie  in  ber  DrbenSregel  f eftgefe Jt  finb, 
U»  IppeDation  flatt^nben  (ne  . . .  contra  re- 
plirem  .  .  .  disciplinam  appellare  praesu- 
■int;  c  26,  X  2,  28;  ögl.  c.  3,  ib.).  ©ei  un- 
Doc^trr  Sel^blung  fönnen  inbe|  bie  Slegularen 
n  (5^  Obere  Kecurd  ergreifen,  bei  proceffua- 
fifitrmSerfa]^  aud^  mit  @u8penfit)-effect  appel- 
firoL  —  ffiie  bie  Redete  ber  Älofieroberen,  Dr- 
boipnlrtnsiale  unb  (generale  in  i^rer  genauem 
8c§rapng  unb  nfpectiüen  Snoeiterung  gemei- 
litli^fd^n  burd^  bie  OrbenSregel  näber  beftimmt 
m  fo  finb  aud^  bie  $flid^ten  ber  Derfd^iebenen 
Mt  ber  lBorflanbf(i^ft  iebcS  Orbend  burd^  bie 
htirffenben  etatuten  oorgegeid^net.  @ie  begiel^en 
H  dif  bie  SLufred^tbaltung  ber  Sidcipün  burd^ 
ogene  Suffid^t  unb  Sinfd^reitung  unb  unter  ÜRit- 
ÄÄftrag  ber  ^rioren^  Wobijenmeifter  :c.  mittels 
0l(4nnng  unb  Strafen  in  geeigneter  Sbfhtfung ; 
otf  Sedung,  Unterhaltung  unb  füförberung  ber 
wi^bilbung  unb  ^ietöt,  auf  gemiffenbafte  unb 
ftttouifrige  93errid^tung  ber  an  ben  fflofterfird^en 
klieiraben  (SotteSbienfle ;  auf  rebUd^e  unb  um- 
^)^^  Senooltung  beS  iBermögenS  tbeitS  in  ei- 
Oncr^erfon,  t^eilS  burd^  bie  befteÜtenOeconomen 
ob  Sc^ffner.  2)abei  ift  il^nen  regelmögig  öftere 
SoQt^ung  ber  ffIo[terangeIegenbeiten  tbeilS  mit 
b  Copiteldlteflen,  tl^eilS  mit  bem  ganzen  Son- 
Mi,  unb  Sinbolung  ber  3uftimmung  in  ben 
^  ben  OrbenSregeln  begeid^neten  ober  fonft 
^tigen  tJöKen,  namentlid^  bei  SeneficienDer- 
UWqen,  menn  bem  ff lofier  ober  Stifte  unb  nid^t 
m  ^r&toien  allein  baS  ^rafentationSred^t  gu- 
»*  (c  6,  X  8,  10) ;  bei  S)arleben  (c.  2,  X  3, 
^);  bei  Seröu^erung  Don  ^retiofen,  nu^bringen- 
^%4ten  unb  Stenten,  bei  Serfauf  ober  löngerer 
ll(q»4tmig  ton  Siealitaten  (c.  1,  X  3, 10;  c.  1 
Q«k.  8,  4);  bei  Slufna^me  Don  92ot)i)en  unb 
Qibnai  jitr  ^flid^t  gemad^t.  Segügüd^  ber  meifien 
^  unb  ftbniidder  SBei^gungen  ift  bei  mebr- 
nrubciter  Sorftanbfd^ft  eines  OrbenS  ber  fio- 
^'^^  an  ben  ConfenS  beS  OrbenSproDingialen 


unb  begto.  beS  $rot)in)iaIcapiteIS,  fomie  biefeS 
in  febr  belangreid^  fragen  an  bie  ©ene^migung 
beS  OrbenSgeneralS  unb  beS  @eneralcapiteis  ge- 
bunben. 

9{ad^  bem  SSorbilbe  ber  mönnlid^en  Orben  bil- 
bete  \iä)  aud^  bie  SBerfaffung  ber  n)eiblid^en 
Orben  (f.b.3lrt.g?onnen).  ®ie9Jorfteberinnenber 
einaeInengrauennöfter(f.b.3lrtt.3lbttffin,iPriorin) 
toerben  in  ber  SRegel  burd^  bie  $rof effen  beS  betref- 
fenben  ff  lofterS  im  geheimen  Scrutinium  burd^  gtt)ei 
2)rittbeile  ber  Stimmen,  bie  aber  bei  einmal  oor« 
banbener  abf otuten  ÜRajorität  aud^  per  accessum 
fupplirt  merben  fönnen  (c.  43  in  VI  1,  6),  balb 
auf  fiebenSbauer,  balb  auf  bestimmte  S^tt  gemöblt. 
SBöblbar  finb  regelmäßig  nur  f old^e  grauen,  toeld^e 
40  ober  minbeftenS  30  Sa^re  alt  finb,  bereits  $ro- 
feg  geleiftet  unb  oon  ba  an  ad^t  ober  menigftenS 
fünf  Sabre  im  nämtid^en  ff  lofter  gelebt  baben  (c.  43 
in  VI  1,  6;  Conc.  Trid.  Sess.  XXV,  c.  7  De 
regul.  et  monial.).  ^ud^  meiblid^e  Orben  l^aben 
ibre  $rok)in)ial-  unb  ©eneraloberinnen;  fo  bei^^n 
nömlid^  bieiBorfieberinnen  ber  ^aupt-  unbSRutter- 
flöfter,  Don  benen  bie  urfprünglid^e  SSerbreitung 
ober  nacbmalige  9lef  orm  eineS  gangen  OrbenS  ober 
einer  OrbenScongregation  ausgegangen  ifL  S)en 
Oberinnen  unterfagen  ffird^enDerbote  auf  baS  be- 
ftimmtefte  ieglid^e  Ausübung  Don  mirflid^en  ober 
quaftbifd^öflid^en3uriSbictionSred^ten  (c.  3,  G.XX, 
q.  2)  ober  priefterlid^en  Functionen  (c.  10,  X  5, 38). 
Mt  Ütonnenflöfter  ftanben  Don  ieber  in  ber  9tege( 
unter  ber  Oberauffid^t  unb  fieitung  beS  Sifd^ofS^ 
in  beffen  ®iöcefe  fte  gelegen  finb ;  biefer  orbnet 
baber  aud^  ju  ben  {ebeSmatigen  SBablen  einer 
Oberin  einen  ßommiff ar  ah  unb  meist  ber  ® eneral- 
Dorfleberin  in  ber  ißerfon  eines  S)omcapituIarS 
ober  anbem  erfabrenen  ^ßriefterS  einen  OrbenS- 
fuperior  als  Satbgeber  unb  Vertreter  ber  OrbenS- 
angelegenbeiten  naä^  ?lu^en  an.  3n  gleid^er  SDBeife 
ftebt  ben  Sorfleberinnen  ber  einjelnen  flöfterlid^en 
5Rieber(affungen  Dielfad^  ein  ©eiftlid^er  als  fogen. 
bifd^öflid^er  ffloftercommiffar  ^ur  Seite,  ^ud^  bie 
ejemten  9lonnenorben  finb  iejt  nad^  ber  Sorf (brift 
beSZribentinumS  ben  refpectiDen2)iöcefanbifd^öfen 
als  apoftolifd^en  Delegaten  untergeben ;  nur  bie- 
jenigen  meiblid^en  Orben  unb  Kongregationen,  für 
meldte  Don  ben  ©eneratcapiteln  männlid^er  Orben 
eigene  Superioren  auS  bem  Slegularftanbe  befteHt 
merben,  bleiben  aud^  fortan  unter  ber  Oberauf fid^t 
unb  ®irection  biefer  Kommiffare  (Conc.  Trid. 
Se88.XXV,  c.9Dereg.etmon.).  [^ermaneber.] 

^bensptoit^  (professio  religiosa)  nennt 
man  ben  Slct  ber  @elübbeabtegung  in  einem  reli- 
giöfen  Orben,  a(fo  ben  ^uSbrudt  beS  enbgültigen 
gntfd^IuffeS,  bem  betreffenben  Orben  anjugebören. 
SBefentlid^  ifi  babei  an  fid^,  bafe  biefer  gntfd^Iufe 
burd^  SDBorte  ober  <oncIubente  ^anblungen  auS- 
gebrüdft  »irb;  bod^  ift  lejtere  »rt,  bie  fogen.  pro- 
fessio tacita,  mie  fte  früber  in  ÜRönnerorben  }u- 
loffig  mar,  burd^  bie  neueren  Seftimmungen  für 
bie  f eierlid^e  $rof efe,  bie  brei  3abre  nad^  ^blegung 
ber  einfad^en  ©elübbe  flattfinbet,  abgefd^afft  unb 


991 


OrbenSprofe^. 


9« 


nunmel^r  nur  nod^  eine  professio  expressa  ju« 
WfPö  {09I.  b.  3ltt.  ©elübbe,  ob.  V,  244).  S)en 
^uSbrud  Otbendprofe^  gebrandet  man  aud^  Dom 
bepnitiDen  ©intritt  in  eine  f ogen.  ßongtegotion ; 
bod^  finb  bie  Unterf d^iebe  mo^l  )u  bead^ten,  meldte 
fid^  Qu8  ber  Slblegung  ber  einfod^en  ©etübbe  im 
@egenfo|  ^u  ben  feierlid^en  ergeben.  L  9Som  f ir« 
d^enred^tlid^en  ©tanbpunfte  auS  ftnb  bie 
Sebingungen  gur  ©ültigfeit  ber  OrbenSprof  e^,  bie 
^irfaingen  ber  $rofe^  unb  bie  9uf]^ebung  biefer 
SBirfungen  }u  erörtern.  1.  9118  SBebingungen  gur 
gültigen  Slblegung  ber  $rofe|  erfd^einen  notur- 
unb  hrd^enred^ttid^  a.  ber  ooÜe  SSemunf tgebroud^ ; 
b.  Qfreil^eit  bon  gurd^t  unb  3>Dang  (ogl.  Conc. 
Trid.  Se88.  XXV,  c.  19  De  reg.).  3um  @d^u^ 
ber  grei^eit  foll  ber  Sifd^of  in  ben  tjfrauenorben 
fomo^I  oor  ber  SinHeibung  old  oud^  oor  ber  $rofe|« 
abnorme  befonberS  unterfud^en,  ob  bie  ^etentin 
nid^t  gejmungen  ober  übenebet  in  ben  Orben  trete 
(Conc.  Trid.  1.  c.  c.  17),  unb  eö  fielet  auf  3ttwng 
5um  Eintritt  in  ein  grauenflofter  olS  @trofe  bie 
Sicommunicotion  (ib.  c.  18).  ^ud^  bie  Seftim« 
mung,  ba^  t)or  @d^(u|  bed  9tot)iciote8  feine  SBer* 
mdgenSgumenbung  an  baS  fflofter  gültig  fein  foll 
(ib.  c.  16),  begmedtt,  einen  freien  SRüdf tritt  oor  ber 
$rofe^ab(egung  )u  ermöglid^en.  c.  ® a§  beftimmte, 
a(8  unterfte  ®ren}e  Dorgefd^riebene  SebenSalter  Don 
16  ooHenbeten  3a]^ren  (Conc.  Trid.  1.  c.  c.  15) 
foQ  ebenfallSeine  oorgeitige  unbunbebad^teOrbenS- 
profe^  oerl^inbem.  SBirb  auSnal^mSmeife  (Conc. 
Trid.  1.  c.  c.  17)  einem  SRöbd^en  geftattet,  nad^ 
DoQenbetem  gmölften  ^al^re  in  ein  fflofter  einzu- 
treten, fo  t)ai  berSijd^of  um  fo  mel^r  fetn^ugen* 
mer!  barauf  )u  rid^ten,  ob  baSjelbe  au§  frommem 
unb  freiem  Sßillen  unb  mit  gel^öriger  ffenntnig 
ber  DrbenSrcgel  fein  SSerlongen  nad^  bem  ©intritt 
auSfprid^t;  bie  ^rofe^  felbft  ift  jebod^  nid^t  t)or 
boUenbetem  16.  fiebenSjal^re  gulöffig.  97{and^e 
OrbenSregeln  fd^reiben  ein  l^öl^ereS  9llter  als  Scr« 
min  ber  OrbenSprofe^  Dor;  alSbann  foII  biefelbe 
erfi  nad^  ßrreid^ung  beS  betrcffenbcn  9llter8  er- 
folgen, möre  aber  anbemfaUd  bod^  nid^t  ungültig, 
fofem  fte  nur  nod&  bem  DoHenbeten  16.  Saläre 
abgelegt  ift  (ügl.  Ferraris,  Biblibtheca  s.  v. 
Begularis  professio).  2)a§  fiebenSalter  ift  ba- 
bei  bom  Zage  ber  ®eburt,  nid^t  bom  Zauftage 
an  iu  red^nen  (S.  C.  C.  4.  Dec.  1627).  — 
SEBegen  ÜRangetS  ber  borgenannten  93ebingungen 
ift  eine  ^nfed^tung  ber  ©ültigfeit  ber  OrbenS- 
profefe  innerl^alb  fünf  Salären  bom  Sage  ber  $ro- 
fe^ablegung  an  juläffig  (Conc.  Trid.  1.  c.  c.  19). 
d.  SBeitere  Sebingung  gur  gültigen  unb  erlaubten 
$rof e^  ift  baS  freie  iBerf ügungdred^t  über  bie  eigene 
$erfon.  ®amad^  Pub  berl^inbert  ber  conprmirte 
äifd^of  burd^  bie  geiftige  SSermäl^Iung  mit  feiner 
Äird^e  (c.  18,  X  8, 81),  nid^t  aber  Slerifer  unb  Eu- 
ratgeiftlid^e  (c.  1,  C.  XIX,  q.  1  unb  c.  1 . 2,  ib.  q.  2). 
SSerl^eiratl^ete  finb  bcrl^inbert,  au^er  menn  bie  gl^e 
nod^  nid^t  twttjogen  ift,  ober  ber  anbere  6^f tl^eil  in 
gel^öriger  SDBcife  feine  einmilligung  unb  jugleid^ 
©emöl^r  für  ein  feufd^eö  Seben  gibt,  ober  fein 


Siedet  ).  93.  burd^  Sl^ebrud^  berloren  1^  (ogl 
c.  15. 16.  21,  X  8,  82  unb  b.  Sri  C^^el^inbcr 
niffe,  ob.  lY,  206,  n.  11).  SSBegen  9ied|tSt>fIul^ 
fönnen  nid^t  gugetaffen  merben  Seibeigene,  m 
meldte  il^r  ^err  nod^  red^tlid^en  9nfpmd^  id 
femer  $erfonen,  bie  nod^  Sed^d^ft  über  w 
maltung  k.  abzulegen  l^aben,  vmb  mit  Sd^ulba 
Selaftete.  9u8  $ietätS))fIid^ten  f5nnen  eiten 
nid^t  }ur  $rofe^  }ugelaffen  merben,  d^e  füt  Mi 
Srgiel^ung  i^rer  ffinber  geforgt  ift;  iKnber  foDei 
ben  Eintritt  berfd^ieben,  toenn  il^re  SItem  0^  {« 
in  fd^mere  3loif^  fömen  unb  fonft  SKemonb  ^ 
fann  ober  min.  2)agegen  ift  bie  Srlaubni|  ba 
Eltern  an  ftd^  ni^t  nBt^ig  (In  electionepn^ 
positi  sequi  parentum  non  cogitur  ¥0111» 
tatem;  c.  12,  X  8,  81).  e.  3laä^  befonbc» 
fird^enred^tlid^er  Seftimmung  mu|  ber  Orbeii8< 
profe^  ein  menigftenS  einjöl^rigeS  lRot>iciat  (f.  ti 
9rt.)  borl^erge^en.  2)urd^  bie  Orbengftatntai 
fann  biefe  3(it  ouf  itoti  unb  mel^r  St^re  wä» 
gebel^nt  merben.  @für  alle  SRönnerorben  (mit  %A 
nal^me  ber  3efuiten)  mu^  aber  smifd^en  91obicial 
unb  $rofe^  nod^  ein  Zriennium  berflie|en,  fn 
meld^eS  nur  vota  simplicia  abgelegt  merbin 
2)iefe  ftnb  }n>ar  ex  parte  Toventis  old  lebenB* 
töngtid^e  an^ufel^en,  fönnen  aber  burd^  ßnfiaffiiii( 
aus  bem  Orben  feitend  ber  }uftönbigen  Obeco 
annuHirt  merben  (f.  b.  9lrt.  ®elübbe,  ob.  V,  244> 
f.  @onftige  Sebingungen  in  Se^ug  auf  Zou^u^ 
feit  ber  Orbendcanbibaten,  SRitgift  u.  f.  m.  nmlfci 
erfüQt  fein,  mie  bie  Orbendregel  fte  t>orf(l^reiiM; 
^ier  möge  nod^  bemerft  merben,  ba^  in  eigentlid^ 
Orben,  fomol^I  mönnlid^en  mie  meiblic^,  bet 
SKangel  el^clid^cr  ©eburt  fein  ^inbemi^  für  bie 
Drben§prof efe  ift.  3n  ben  neueren  tjrauencongih 
gationen  bagegen  märe  bie  $rofeg  einer  fol^n 
$erfon  ol^ne  S)i§t)enS  nid^t  sulöffig  (^rd^to  fnr 
tai%  ffird^enred^t  XLVI  [1881],  265  ff.).  3« 
93e5ug  auf  ftaatUd^e  Seftimmungen,  mel^e  bk 
$rofe^  bon  beftimmten  Sebingungen  abhängig 
mad^en  ober  in  il^rer  Sßirfung  befd^rönfen  (Dgl 
dttd^ter,  Sel^rbud^  b.  fatl^.  u.  ebang.  ^ird^red^r 
7.  aup.,  2ci|)S.  1874,  1050,  «nm.  11  U 
gilt,  öl^nltd^  mie  bei  ber  Eibile^e,  ber  ®nmbf4 
ba|  bie  ©ülHgfeit  be§  «cted  baburd^  nid^t  irntiit 
merben  fann,  ba^  aber  bie  ff  ird^e  unter  Umfiötiba 
5ur  SBermeibung  größerer  Uebel  bie  Seoba^tmg 
ber  betreffenben  Sorjd^riftcn  bulbet  (bgl. ).  8. 
Lehmkuhl,  TheoL  mor.,  7.  ed.,  Frib.  189S, 
816,  not.  2). 

2.  S)ie  SBirfung  ber  gültigen  Orbeneprofe| 
befielet,  allgemein  gefprod^en,  barin,  ba^ber$rofc^ 
ablegenbe  in  aUe  SRed^te  unb  $flid^ten  gemä|  U 
OrbenSregel  eintritt,  a.  SnSbefonbere  berietet  bi 
$rofe^  in  eigentlid^en  Orben  bie  fogen.  $ribi 
legten  be§  EleruS  (f.  b.  ^rt.)  unb  l^ebt  bad  Sm 
pebiment  ber  unel^elid^en  ©eburt  bel^ufS  Empfon 
ber  Iftö^eren  SBci^cn  auf  (c.  1,  X  1,  17);  ferm 
entbinbet  fte  bon  aUen  frül^er  abgelegten  einfai!^ 
©elübben  (c.  4,  X  8, 34 ;  c.  5  in  VI,  8, 14),  m 
ein  beftel^enbeS  SSerlöbni^,  fomie  eine  gefd^Ioffeic 


OrbenSprofe^. 


994 


wUj/t  amfianiibte  (Sf^t  (c.  2.  7.  14,  X  8,  82; 

Cooe.  IVmL  Sais.  XXIV,  can.  6),  mad)t  aber  aud^ 

in  9(f((fie^  einer  (S^t  unfähig  (f.  ob.  V,  242). 

«Bl  ber  IltrDfeftoffamg  ertoSd^t  bem  SReligiofen 

fmKT  rinSc^ft  ouf  Unteti^alt  f  eitend  feinedff  lofterd. 

W  befonbece  ffiidung  ber  $rof  e|  in  aRSnnerorben 

mitfeieiHd^  ttrie  mit  einfad^en  @elübben  etfd^eint 

tRblfai  bof  Xed^t  auf  ben  titulus  panpertatis 

mp.  mensae  communis,  raissionis  bie  l^öl^ecen 

9n^  )u  empfangen.  S)od^  finb  in  btefer  ^in- 

li^t  ii  lenettr  3eit  befonbere  äSorftd^tdma^regeln 

ift^tfl  getoorben,  tt)eil  im  ^Qe  beS  SluStritted  ober 

telmiffung  QuS  bem  fflofter  fold^e  Clerifer  mit 

Meroi  SSei^  fremben  S)i5€efen  }ur  Soft  fielen 

ete  Inlol  )u  €treitigfeiten  aber  bie  Unterl^al- 

tegipflid^t  neranlolten  (f.  ).  SB.  ben  Analecta 

Md.1  [1898],  898  sqq.  ongefü^rten  ^Q).  2)eB- 

|bI6  0Anet  bad  Secret  Auctis  ad  modum  ber 

aCEp.  et  Beg.  (4.  mon.  1892)  an,  ba|  baS 

ScoetBomanos  Pontifex  $iud'  V .  t)om  14.  Oc« 

tokr  1568  unb  bie  S)ec(aration  $iud'  IX.  Dom 

12. 9imi  1858  in  SBegug  ouf  bie  Stegulororben 

oflStcue  eingefd^örft  unb  ouf  bie  Kongregationen 

«t  einfach  ®elübben  ouSgebe^nt  werben  f ollen. 

Snnuut  barf  feiner  auf  ben  OrbenStitel  bie  f^ftlf^f 

miSci^  empfangen,  ber  nid^t  in  einem  Orben 

Me  Tota  Bolemnia  nod^  ben  breijö^rigen  vota 

nridUlcia,  bejm.  in  einer  Kongregation  bie  vota 

pcrpetna  in  berfelben  SBeife  abgelegt  l^at  unb 

of  immer  bem  Orben  einverleibt  ift  (Dgl.  oud^ 

klttTitiiltis).  9iur  für  fold^e  neuere  Orben, 

Mft  Me  cmigen  ®elubbe  über  ein  Zriennium 

(iimSfd^eben,  genügt  fd^on  baS  breijä^rige  Ser« 

aden  in  ben  einfod^en  @etübben.  ^He  entgegen« 

Mmben  Privilegien  unb  Snbulte  finb  oufge« 

(oien;  au^  f ollen  in  3ulunft  feine  S)i§t)enfen 

Qt^eilt  merben.  3Benn  legitime  ®rünbe  gum  Sm- 

(ifoig  ber  SBei^en  bor  ber  gefeMid^en  3(it  vor« 

min  finb,  f o  mirb  in  ber  Seife  bidpenfirt,  ba^ 

bielbifgung  ber  feierlid^en  bejm.  en)igen  ©elübbe 

^  Sblauf  bed  Xrienniumd  geftattet,  alfo  bog 

^nbemi^  }um  Q^fong  ber  Seilten  inbirect  ge« 

Wcntoirb  (f.  boS  ritirtc  S)ecretii.  1  u.  2). — Ucber 

bie  Mm  ben  meiften  Xl^eologen  ber  OrbenSprofe^ 

beigelegte  äBirfung,  bo^  burd^  biefelbe  tüxt  bnx^ 

eint  }tDeite  Xaufe  oUe  seitlid^en  @ünbenftrafen 

(ob  itoar  Ti  ipsius  actus,  nid^t  blo^  burd^  einen 

bonit  Derbunbenen  oontommenen  Slblo^)  nad^« 

gdoffm  merben,  bgl.  Lehmkuhl  L  c.  328.  b.  9l(§ 

er|le  ^ntpt))f[id^t  au3  ber  Orbendprofe^  entfielet 

bie  Vfii^t,  im  Orben  gu  bleiben ;  bem  OrbenS- 

Nefim  ip  ber  ȟrftritt  in  bie  SBelt  oerfc^Ioffen 

(^  c  28,  X  8,  81),  unb  ber  Uebergong  in 

eilen  anbem  Orben  n)irb  nur  bann  ol^ne  S)id' 

W  gejlottet,  wenn  bie|  ein  ftrengerer  Or- 

bei  ip  (ügL  «rd^io  für  fatl^oIifd^eS  ftird^enred^t 

Xnvi  [1876],  396  ff.).    Ueber  bie  Weiteren 

jWJlen,  toeld^  bie  ^rofefe  auferlegt,   f.  b. 

^  Oibenfigelübbe,  Orben^regel  unb  bie  von 

*^etn)tlnen  etxmgelifd^en  SRöt^en  l^onbelnben 

^i  be)ügltd^  bed  Cigentl^umdred^teS  ber  ein- 

lli^adciteoR.  IX.   2.  ZufL 


jelnen  OrbenSmitglieber  f.  b.  9lrt.  eigentbumS- 
rcd^t  IV,  291. 

8.  Stuf  l^ebung  ber  SBirfungen  ber  OrbenS- 
(nrofe^  fonn  erfolgen  a.  burd^  9iid(|tigreit8ernärung 
ber  HJrofefe  felber  (f.  ob.  1.  c),  mobei  ein  $roje^- 
oerfa^ren  Dorgefd^rieben  ift,  meld^ed  mit  bem  Sl^- 
nid^tigfeitd))roae|  gro^e  ^el^nlid^feit  fyit  (f.  b.  Son« 
flitution  Si  datam  93enebict8  XIV.  Dom  4.  aRär^ 
1748);  b.  burd^  fogen.  @dcuIarifation,  b.  i  Snt- 
binbung  Don  ber  ^fltd^t,  im  ff lofter  gu  meilen  unb 
baS  Orbendfleib  }u  tragen,  tt)d^renb  bie  iBerpflid^ 
tung  befleißen  bleibt,  aud^  in  ber  9BeIt  fo  Diel  als 
möglidd  bieOrbendgelübbe  }u  beobad(|ten;  c.  burd^ 
2)iSpend  Don  ben  obgelegten  ®elübben  (f.  b.  9rt 
(Selübbe  V,  245),  moburd^  bie  ^e^  folgerid^tig 
unmirffam  mirb;  bei  feierlid^  ®elübben  toirb 
nid^t  auli  perfönlid^en,  fonbem  nur  auS  ®rÜTd>en 
beS  ©emeinmo^teS  bidpenftrt  S)er  fäcularifirte 
ober  bid))enfirte  SReügiofe  barf  aber,  menn  er  ^öl^ere 
SBeil^en  em))fangen  ]^at,  bad  ff lofter  nid^t  Derlaffen, 
bis  il^n  ein  93if ($of  in  feine  2)iöcef e  aufnel^men  unb 
für  il^n  f orgen  miÜ ;  anbemf aOd  Derf äQt  er  beim 
Sertaffen  beS  fflofterS  ber  suspensio  ab  ordini- 
bus  suscepüs  (Decret.  Anctis  ad  modum  n.  5) ; 
d.  burd^  Sntlaffung  begm.  ^udfto^ung  oud  bem 
Orben,  mobei  befonbere  SSorfddriften  }u  beobad^ten 
ftnb.  Sinfad^e  Sutlaffung  ift  in  ben  eigentlidjien 
^önnerorben  nur  gulöfftg  möl^renb  ber  brei  3a^re, 
meldte  ber  enbgüUigen  ^rofe|  Dorangel^en  (f.  ob. 
1.  e),  unb  itoax  orbentlid^ermeife  nur  burd^  ben 
OrbenSgeneral  unter  Sujie^ung  feined  ®eneral- 
beiratl^ed;  in  befonberen  t^oEen  fönnen  iebod^ 
mehrere  SReligiofen  gemeinfam  jur  SBomal^me  ber 
ßntlaffung  belegirt  merben  (Dgl  ^rc^iD  für  fatl^ot. 
ftird6enre(|t  XVI  [1866],  374).  auSfto^ung  au8 
bem  Orben  erf d^eint  al§  le^te  SRa^regel  bei  fc^meren 
Sergel^en,  bie  mit  conftotirter  Unoerbefferlic^feit 
Derbunben  finb.  S)ad  p  bef  olgenbe  ^roge^Derf  a^ren 
bei  ber  ^uSfto^ung  regeln  bie  ®ecrete  ber  S.  0. 0. 
Dom  21 .  September  1 624  (SacraCongregatio,  auf 
SBefel^I  Urbang  VHI.  erlaffen)  unb  Dom  24.  3nli 
1694  (Instantibus,  Don  Snnocen)  XIL  betätigt), 
meldte  fid^  an  bie  allgemeinen  Sorfd^riften  (Dgl. 
c.  10,  X  1,  33;  c.  8,  X  3,  35;  c.  7,  X  3,  50) 
anfd^Iie^en.  S)a§  ermahnte  S)ecret  Auctis  ad- 
modum  befiötigt  (n.  3)  biefe  Seftimmungen  unb 
be^nt  fte  sugleid|  auf  bie  Orben  mit  einfa^en  ©e« 
lübben  avi^,  menn  ed  ftd^  bei  biefen  um  SluSfto^un- 
gen  eined  ÜRitgliebed  l^anbelt,  meld^ed  entmeber  bie 
einfad^en  emigen  ®e(übbe  abgelegt  ober  bei  geit« 
meiligen  ®elübben  fd^on  eine  ]^ö|ere  SBeil^e  em« 
pfangen  l^at.  3ugleid^  mirb  ba§  iBerfal^ren  bei  ber 
^uSfto^ung  nod^malS  genau  f eftgefe^t ;  bod^  fann, 
mo  baSfelbe  gu  befolgen  aud  mid^tigen  ®rünben 
nid^t  möglid^  ifl,  Don  ber  S.  C.  C.  S)i§pen8  erbeten 
unb  bann  fummarifd^  Dorgegongen  merben  juxta 
praxim  vigeniem  apud  hanc  S.  G.  S)er  ^uS« 
gefto^ene  ift  Don  aUen  ^öl^eren  SQSeil^en  fuSpenbirt, 
bis  er  Dom  l^eiUgen  @tn]^Ie  Don  ber  @u3penfton 
befreit  mirb  unb  jugleid^  einen  Sifd^of  finbet,  ber 
für  feinen  Unterl^alt  ©orge  trögt  Q.  c.  n.  4) ;  übri- 


995 


OtbtnStitoDin)  —  OibenSitgcL 


qfiii  aia  ifl  et  tum  Totnm  caatitatu  ni^t  6tfieit 
(t)gt  aui$  ^tintt,  ®U  tiidiL  Stnfuicn,  ^abntiom 
1884, 835  ff.).  Ori)tnS))tdonni  inSongregaHonen 
mit  Mo|  geitiDtUignt  ©tlübbni  TSitncn  nai^  Ablauf 
bet  3dt  natfidi^Ei  auStrettn  ober  tnlla[fm  tocrben. 
%tiS)  ft^  bit  Statuten  folii^er  SongTtgattonm 
nol^I  anben  g^e  cor,  tn  weli^ni  entlaflung  obn 
SuSfc^Iit^ngftlbflna^Wbltgimg  her  emiflen  ®t- 
löBbf  gulöffig  ijt;  hoÜ)  ip  bofiri  ©ortje  ju  traßtn, 
bag  »tbn  bü  Siebt  no$  bic  ®nti$ligftit  Wrlegt 
tniib,  tDie  bran  beif)iieIStDdfc  bte  EBe^rnmung  tinte 
€tatutra«ittDUrfe3,  ba|  @<!E|tDcßeni  nadfr  ^bltQung 
b«  migen  ®tiabbt  tnceen  f^toat^  @c[uiib|{it 
ttitlafftn  tmbni  IBnnlni,  miBbTQifli^  aI9  uii)u> 
ISf  fiQ  «n&ct  umrbc  (f.  b.  Amm&dTersio  bn  8.  C. 
snper  statn  reg.  im  ^züjitt  fär  taff).  Rnäftaxti^t 
XV  [1866],  417).  —  5>ut4  bit  fflu^t  ouS  bnti 
itlo^tx  ob»  burc^  gänjli^tn  SbfoS  Dom  OibtnS- 
lebcR  (apoBtasia  s  religione,  s  monachatn) 
toirb  natüiltc^  bit  3uet^BnaI«t  befi  $roftffen  gitm 
Otbnt  nii^l  eeU8t;  titelmc$i  Derfiint  berfelbt  btn 
ang(brol(|ttn  ©ttafoi,  mtl^t  für  bit  glüc^tigni  In 
btn  tinjtintn  SRtgtln,  für  bit  abtrünnigen  fiiion 
buidd  baS  gtmttnt  Stt^t  ftftgefttft  finb  (o.  5,  X 
5,  9 ;  Conc.  Trid.  Sess.  XXV,  o.  19  De  reg. ; 
ogl.  Devoti,  Instik  can.  L  4,  tit.  8,  9  eq.).  ga^ 
in  alltn  Oiben  gilt  bit  ^Stfllmmung,  bag  Slbtntn- 
tilgt  ipBo  &cto  btr  (tinfa(!^tn)  ßtcommunication 
DcrfoUcn. 

n.  3nfflqu8  auf  ben  SltuB  gebart  bit  feier- 
lidlt  $toftgItifmng  }u  btn  Selen,  ueli^t  bit  Stixift 
mit  btfDnbertn  ©oltmultöftn  umgeben  ^ot.  3)oc^ 
ifl  IDo^l  ju  beoi^len,  ba^  nic^t  bitje  feierlii^tn 
etrimonitn  btm  abgelegttn  ®elübbe  btn  g^arattei 
bt3  ftietlii^tn  ®tlübbt8  Dtrlei^tn  (tigl.  Lehmknhl 
1.  o.  SOG)  unb  öbtr^aupt  )ur  ©ultigfeit  bec  ^lofeg 
nidjt  trforberlidi  finb.  ^tr  tRituS  felb^  ift  nii^t 
in  allen  ^liinneiotbtn  herfelbe,  unb  t9  mu|  bt> 
)üglli$  bei  einzelnen  Orben  ^iei  auf  beten  (£eri- 
moniale  Uenuieftn  tcerhen.  3)it  $rof(gIelftung 
gef^it^t  bei  btn  9tegulaien  In  bit  $änbe  btfi  Oi> 
StnB'  btjRP.  ftlofltrobem,  unb  gnai  nä^itnb  etnefi 
fettrtii^tn  ^odiamteS.  3n  ben  Strimonien  tommt 

fiemB^nli#  btf onbttS  )um  Sufibrud,  ba$  b« r  ^lo- 
tffe  bei  aßtit  abftlibt  unb  tin  ntutS  Stben  bt^^nt 
(SStdgftInbtrffItibti,  !BebtdenmtltintmSti<]^' 
tu<i^):  3fiitbtnefu$  ftilenS  aUei OibtnSbrfibti unb 
gtmtmfamt  Kommunion ,  6ti  Orbtn  mit  C^oi- 
gtbtt  auii^  Vnratifung  tintfi  ß^or^IS  btf^itfctn 
ben  9ct  bei  flufnabmt  in  bit  Alofleigemeinbc.  — 
3n  btn  tigtntli(^m  t^rauenorbtu  gtfdbie^t  bie  $icf 
ft^nbtegung  in  bit  ^dnbe  btS  S)iBcefanbi|diDfe8 
nac^  btm  im  Pontificale  Bom.  Dorgefe^tnen  9ti' 
taS  (De  benedictione  et  consecratione  virgi- 
nnm  [ed.  typ.  Ratisbonae  1888, 1,  147  sqqO), 
bei  nelc^im  in  btn  @tbeten,  bei  Anlegung  tintS 
StingeS  unb  9uff(|ung  tineS  JhonjeS  btfonbtrS  bei 
@tbanlt  bn  flti^gtn  iQtrmäblung  mit  g^ii^S 
<tu3f|tbiüctt  miib.  —  ^uäi  btt  btn  6ongrtgationen 
mit  tinfcu^  ©tifibben  fifttgt  b«  Set  btr  $rofcg- 
leiftung  mit  befonbeiti  gtitrliti^Mt  iPtibunbtn  ju  I 


ftin ;  btr  9Htu8  babti  i|l  in  mannen  Sßtoifiai  bi 
bei  btn  tigentli<^  Oiben  g^fiu^lt^  m 
gtbilbtt.  ffL  efftL] 

#rtniiinrMiiq  ^tigt  naii^  bti  Sofaffune  t 
aUenbicantenoiben  unb  mcbrtrei  Songiegatimi 
um  regulitttn  SltiiFtm  tin  gtogTat>|if4  >^ 
gienjtei  Segttf,  UHlii^tr  mebttit  (Einjcfflüßtr  ot 
ffitfinlHonen  (f.  b.  9Irt.  SDtfinitorra  1)  umfüj 
9n  bei  €t>t|t  bei  OibenS)n:Dtring  ftt^  bei  0 
btn3))ioDin)iaI  (Saperior  proTineiafii 
Sitfei  uiib  getoß^i^  Bon  btn  ffhi^titim;^ 
fcintt  ^lODinj  auf  beftimmtt  S^it  gctsip  » 
com  ®tntialta))itel  be^tigt.  €cin  %mt  iß,  t 
Obttaufficgt  fibei  bit  Riä^n  fcinti  $nuiiiii ; 
fü^itn,  baS  $iD&in}iaIca))iteI  gn  btiuftn  mA  a' 
gu^alten  uub  bie  !8efd|Ififfe  bceftlbtn  etf  ofbo^ 
faOS  btm  Oibmagntnal  )ui  SEkflStieung  wrä 
legen.  9u(g  MitiUt  ci  bit  $roDitq  auf  bon  6 
ntraIco)>tttI.  aBietwitfidlfonp  feint  ShtriSbidii 
äUz  bie  i^m  unttr^IUtn  fflofittDoipt^,  ha 
WaU  er  ju  btftatigen  ^t,  auSbtbnt,  fd^ttibt  Q 
bit  Oibenertgel  bor.  aRtifltnS  iß  btr  $nioii 
jial  jugltitti  ÜSpi^e^er  rintS  ^oufitfloflal  ftii 
SßioBinj.  [^tnmmäKi] 

^bensrtgtt  ift  bie  Oefammt^eit  bon  Od 
jd)Tiflen,  naij  melden  bie  einer  Orticnfigenoffe 
jc^aft  Qtigeborigen  Sitligiofen  leben.  £eniOb|ei 
iiad)  umfaßt  fie  t^eil§  foli^e  Salungett,  ncl^  bi 
Sugenbflrcben  bet  CrbenSleute  Ititni,  t^eilfi  fiiU( 
ml(|eba@  gemcitifamtSebenbtrferbtn  regeln.  X 
@ncd)cn  bejci<^ticten  blefe  iBoif^ften  mit  um 
DbcTiJp'-,t;  bie  latrinif(^  ffti(^e  gebrati^te  tn  b 
txiim  Seit  aiiRjif)lic^Ii4  bie  !Bqei(^ung  ragol 
fpäter  Quc^  conetitationee,  Btatnta,  deolanti 
nee.  3n  bei  3"''  ba  ju  ben  Siegeln  n%rt  S 
ftimmungen  gejct)rieben  utrben  mußten,  nann 
man  biefe  gum  Unttrjii^ieb  conetitutionee,  unb' 
blieb  btr  9iamt  regula  '^auptfat^liii^  für  bit  l 
f^itÜRglic^tn  9)Dtfd)riften  befielen.  2)ot^  gtbiow 
man  leitetet  SBort  auä)  mieber  gur  SBtgtt^muig  b 
©efammt^eit  Don  !Boif^iifttn,  UK^e  Siegel  n 
(Sonftitutionen  umfagt,  unb  infofent  ift  (ii^o 
Tt^tli^  jnif^en  beibtn  99tgeicfniungen  fein  Usti 
fi^ieb.  ^ält  man  aber  an  einei  Unteif^eibm 
fcft,  fo  begti^ntt  9)egtl  ein  bui^  fein  ^ß^eiefi  «It 
e^rmüibigte  ®eftti,  baS  mtgen  feines  Urf))iiiii| 
Dom  OibenSftifttr  tttoaB  Unanta^baiefi,  Unhc 
dnbeilidieS  an  fi(^  ^t  unb  nur  im  Sio^fol ' 
eingelncn  fünften  DeTönbertmerbenbatf;  bieCoi 
fiitutionen  hingegen  bobtn  ats  neuen  3ufä|e,  C 
Tlänmgen  unb  9ln;)a(iungen  tDtber  bie  gleii^  8 
flänbigteit  nodft  ebticürbigftit.  Cinige  ©tnofJB 
fi^afttn  ^aben  feine  OtbenSregtl,  inbem  jtt  t| 
OrbtnSfatiungtn  ßonpilutiontn  ntnnen;  fo  t 
flarlbäuftt,  3(futttn  unb  manc^  neueren  Orbtit 
genoffenfdioflen, 

I.  Sler  anmalt  ber  OibtnSttgeftl  iP  ei«  bce 
fac^er.  3)erttfleunbiDit6tigftea::6tiIentjiaimntbt 
S  D  a  n  g  e  I  i  u  m ;  bie  Orbt  nSiegeln  faffen  bit  Stbli 
@r)ltee  unb  bie  Untetmeifungen  beS  ^ilonbct  | 
einem  DoOtommenen  geben,  befbnbcrt  bic  too: 


997 


OrbenSregel. 


998 


geTtfctoi  9Ut(e,  fn  ftflrje  }iifammen  unb  geben 
eine  )h  beten  SuSfül^runQ  poffenbe  unb  ^»eclbien- 
li^e  ftileitmie.  S)ie  ®ebote  ®otte8  finb  in  ben 
OtbcnSregeln  oft  auSbrfldlid^  genannt  (t)g(.  Sene- 
bidinetiegel  Hop.  4),  immer  aber  als  erfte  unb 
I9ii(tigfie  $fli4t  DorouSgefe^t.  pr  baS  (I5fter- 
li^c  Zsgenb^ben  geben  bie  Untertt)€ifungen  beS 

e(en  6ettanbe8  im  St>angelium  Sttl^alt  unb 
;  baqer  caiä^  bei  ben  öUeren  Siegeln  biefer 
X^eil  meiß  auS  Srflärungen  ber  betreffenben 
e^riftjteaen  be^e^t  ober  mit  fold^en  SteUen  be- 
legt i^  fo  ba|  bie  Siegel  ald  gana  auS  ber  l^eiligen 
@4nft  g^ogen  erfd^int  2)er  }tt)eite  Sl^ieü  beS 
ScgdiBtalteS  bejie^t  auS  ben  SSorfd^ften,  m\fy 
bolgemeinfame  Seben  Sieler  in  einem  $aufe 
lottioeBbig  mad^t:  er  gibt  SBeftimmungen  über 
Xogeterbmmg,  Xifd^,  ff leibung,  Slrbeit,  9luf  nol^me 
Mltitgliebeni,  SBe^anblung  berfelben  bei  ftranN 
{n  nib  Sterben,  SBa^I  unb  ^Regierung  ber 
Otcia,  Xb^a^^  t)er  Unterbeamten,  Serfebr 
■it  ber  Sttfienmelt.  Sei  mand^en  Orben  bilben 
nm  britten  X^eil  ber  Siegel  biejentgen  Sor- 
filriflai,  loeld^  tt)egen  beS  bemaDgemeinenOrbenS- 
fferf  HO^  ^njugefügten  befonbern  Stütätli, 
Bietranhnpflege,  3ugenbunterrid^t,  in  bie  Siegel 
nffmommen  merben  mußten.  2)a8  unoeronber- 
Uft  Clement  in  ber  OrbenSregel  ift  ber  erfte  Xf^tW 
iM  än^oIteS,  loöl^renb  ber  )n)eite  unb  ber  britte 
Pß  üfttt  Siatur  nad^  bem  SBeddfel  unterliegen 
n^  mder  oerfd^benen  Serl^öltniffen  Seränbe- 
ongm  ober  3ufö|e  nbtl^ig  mad^en.  ®\tx^xoo!fjH 
ftdnffen  bie  Orbendregeln  im  SlSgemeinen  in- 
folge i^  loeifen  Sbfaffung  alle  »eltlid^en  ®efe^ 
n  Sauer  unb  innerer  fiebenSfraft. 

S)ieSieIbeit  ber  OrbenSregeln  ifi  oft  als  ein  9n« 

14  jum  Xabel  benu|t  morben.  SS  toat  begrfin- 

H  toam  im  3- 1215  baS  oierte  SateranconcU 

(eip.  13;  f.  a  9,  X  3,  36)  oerbot,  eine  neue 

Segel  ol^  bef onbere  pöpftUd^e  Srmöd^tigung  ein- 

iBJn^ten.  9ber  ein  f)auptgrunb  babei  mar,  bie 

tterenOrbenSregeln  in  itirem  Slnfeben  gu  fd^ü|en 

ob  mäft  gegen  neue,  in  tbrem  SBert^e  unftd^ere 

iniittreten  gu  laffen.  @o  mürbe  eine  geföbrlid^e 

So^Iitterung  imOrbenSIeben  gludflic^  oermieben 

ob  bod^  anbererfeitS,  mie  bie  (Sefd^id^te  geigt,  bie 

^a^tft  Sntflel^ung  neuer  OrbenSregeln  xA^i 

Miiüieri  —  Sine  gemiffe  ÜRannigfaltigfeit  ber 

l44nebencn  unbungefd^riebenen  OrbenSgebroud^e 

Zimmer  in  ber  ffird^e.  Son  einer  fold^en  fprid^t 

i^  etnpl^iuS  (Adv.  haer.,  bei  Migne,  PP. 

Sr.  XLn,  806  sq.)/  unb  (Sofftan  fagt,  bog  er  in 

ittu^  (Segenben  fafi  fo  Diele  fflofterorbnungen 

>Bb  Segeln  in  Uebung  gefunben,  alS  er  ff löfter 

it^tbobe  (Inst.  2,2,  beiMigne,  PP.lat  XLIX, 

^aqq.).  (Sefd^id^tlid^  gab  ben  erften  9nla^  gur 

Serfd^benbeit  ber  Siegeln  bie  relative  Unoollftön« 

t^ldt  ber  orflen;  biefelbe  fül^rte  gu  immer  neuen 

Sofo^cn,  bis  eine  fefte,  allgemein  gültige  gform 

ai  Orient  burd^  ben  ^l  SaftliuS,  im  9benblanb 

tin(  ben  ^L  Senebict  gur  Shird^fübrung  fam. 

SpJUer,  loemi  nad^  längerer  Slüte  eine  £rf  d^Iaffung 


imOrbenSIeben  eingetreten  mar,  beranla^te  ber 
®eifi  @otteS  eine  Smeuerung  beS  OrbenSIÄenS 
in  anberer  tjform,  gemö^nlid^  unter  Setonung  ber- 
jenigen  OrbenStugenb,  gegen  meldte  oorber  om 
meiften  oerfto^en  morben  mar;  fo  erl^ietten  bie 
SRenbicanten  i^re  eigentbümlid^e  SteQung.  Sin 
anberer  Snla^  gu  neuen  OrbenSregeln  mar  mieber- 
l^olt  bie  Sebröngni^  ber  ffird^e,  meldte  neue  93er- 
tbeibigungSmeifen  gegenüber  ben  Ungläubigen  unb 
eine  neue SBeife,  baS98oß®otteS  jubelebren,  nötbig 
ober  münfd^enSmert^  mad^te;  {0  entftanben  ber 
3ef uitenorben  unb  bie  neuen  9Wif fionSgefettf d^af ten. 
Sbcnfo  gaben  in  neuerer  3rit  bie  bebrängte  Sage 
ber  ff  ir(|e  unb  bie  9lotb  ber  armen  ff  laffen  9nla^ 
gur  ©rünbung  einer  beträd^tlid^en  ^nga^I  Don 
©enoffenfdfiaften  für  ?ppege  ber  Srmen  unb  ffran- 
fen  unb  für  ben  Unterrid^t.  ©iefe  Dielen  neueren 
Orben  bemal^ren  übrigens  eine  gemiffe  Sinbeit 
baburd^,  ba^  ibre  Sonftitutionen  an  eine  ber  alten 
Siegeln,  gemöbnlid^  on  bie  beS  bl.  gfranciScuS,  fel- 
tener  an  bie  iBenebictiner-  ober  an  bie  Sluguftiner- 
regel  ftd^  anfd^Iiegen.  Slber  aud^  obne  befotd>ere 
äußere  Sinflüffe  bat  ber  in  ber  ffird^e  lebenbe 
@eift  ber  ^eiligfeit  mel^rmatS  neue  OrbenSregeln 
^eroorgebrad^t,  mie  bie  ber  Sarmeliter  unb  ber 
ffortbäufer.  Sie  SSieD^eit  ber  Orben  lö^t  fid^  aud^ 
aus  bem  innemSieid^t^um  beSooOfommenenSebenS 
begreifen,  metd^eS  Don  t)erfd^iebenen@eft(btspunüen 
aufgefaßt  unb  mie  ein  l^od^ragenb  gelegenes  3i«I 
auf  mand^erlei  SBegen  eneid^t  merben  fann.  @o 
erfd^eint  in  i^nen  baS  Sbeal  ber  d^riftlid^en  iBoQ- 
f  ommenl^eit  in  immer  anberem  unb  neuem  ©lange, 
gur  &itt  für  bie  ffird^e  unb  gum  Segen  für  bie 
aRenfc^l^eit.  S)er  1^1.  Sembarb  oergleicbt  bie  SBiel- 
beit  ber  Orben  treffenb  mit  bem  ißrad^tgemanb 
ber  ffbnigtn  im  44.  ißfalm  (Apologia  c.  3,  bei 
Migne,  PP.  lat  CLXXXII,  901).  —  3lud^  baS 
aus  ber  iBerfd^iebenbett  ber  menfd^Iid^en  Siatur- 
anlage  beroorgebenbe  Derfd^iebene  Sebürfnig  pnbet 
in  ber  JDiebr^eit  geiftlid^er  Orben  feine  Sefriebi- 
gung,  inbem  ieber  berufene  ie  nadd  bem  Sirange 
feines  ^e^enS  entmeber  einen  ^rengen  ober  milben 
Orben,  ein  gurüdfgegogeneS  ober  in  ber  Oeffent- 
lid^feit  tbötigeS  Seben,  eine  l^eroonagenb  geiftige 
ober  förperlid^e  SBefcböftigung  finbet  (S.  Thom., 
Summa  theoL  2,  2,  q.  188,  a.  1;  Bellarm., 
Controv.  U  De  monachis ;  Suarez,  De  relig. 
L  9  De  varietaie  religionum). 

n.  ®  efd^id^tlicb  betrad^tet,  erfd^eint  als  bie 
Siegel  ber  gottgemeibten  ^erfonen  in  ben  brei  erften 
äa^rbunberten  baS  l^eilige  SDangelium.  SS  ent- 
l^ölt  in  bem  Seben  unb  ben  Seigren  beS  Qerm 
aQeS,  maS  gur  Untermeifung  im  geiftlid^en  Seben 
nötbig  unb  mäufd^enSmertl^  ift  f omo^I  für  ben  An- 
fänger mie  für  ben  auf  feiner  S3abn  meiter  tjort- 
gef^rittenen.  SluS  biefem  ©runbe  mürbe  ben  gott- 
oerlobten  Jungfrauen  bie  Sefung  ber  b^i^d^tt 
©d^rift  als  bef  onbere  ipflid^t  an'S  §erg  gelegt  (Dgl. 
Hieron.  ep.  108  ad  Eustoch.).  3n  biefem  @inne 
tonnte  ber  bl-  Antonius  ber  Sinftebler  feinen 
@d^ülem,  meldte  um  eine  Siegel  baten,  antmorten, 

32  • 


999                                               OrbenSregeL  KM 

bie  l^etlige  ©d^rtft  genüge  für  {eben  SebenSßanb  fd^örfetu  SRand^eS  toieberl^olt  ^ä^ ;  felbfi  Bein 

(S.Aihanas.  VitaS.Antonii  c.  15,  betMigne,  äBiberfprüd^e  ftnben  {id^.    lieber  baS  Offidui 

PP.  gr.  XXYI,  867).  m  iebo(^  an  bie  eteQe  bieSogeSorbnung^epetfeiinb^ilengebote^aßc 

beS  Slnod^oretent^umS  bad  gemeinsame  Seben  trat,  ber  Oberen  u.  f.  to.  erföl^rt  man  nid^tS.  S>ie  ( 

mürben  SBorfd^riften  nötl^ig,  meldte  ein  geregelte^  meinfame  ffleibung  ber  Xabennenfer  Vlbnä^  tt 

Seben  ermöglid^en.  S)ie  fo  entjtanbenen  berfd^ie»  eine  örmeUofe  Xuntca  mit  ffopu^e  unb  ein  mei{ 

benen  OrbenSregeln  laffen  ftd^  nad^  il^rer  3ufam«  Si^g^f^Q-  ^ür  biebamaligeiSeititnbSlnfd^aini! 

mengel^örigfeit  folgenberma^en  grut)))iren:  1.  bie  ^eigt  bie  ))ad(|omiani{d^  Siegel  gro|e  3Rö^ign: 

orientolifd^en  unb  gried^ifd^en,  2.  bie  irifd^en  unb  in  ü^ren  Snforberungen.  9Id  3^i4nt  bafik  bu 

gaQifd^en,  3.  bie  r5mif d(|-Iateinif d^en  ÜRönd^Sregeln  gelten,  ba^  bie  JMöfter  ffned^te  (mol^I  für  f d^toen 

(SenebictinerregeO ;  4.  bie  Siegeln  ber  regulirten  Arbeit)  l^atten,  unb  ba^  ein  gfeuer  gum  SBSrmen 

S^orl^erren;  5.  bie  Siegeln  ber  SRenbicanten;  6.  bie  gemeinfamem  Slaume  Dorl^anben  mar.  9uf  rei 

^Regeln  ber  SReguIarcleriler  feit  bem  16.  3al^r|^un-  Leiber  l^ielt  man  Diel  unb  pflegte  be|l^  bi 

bert;  7.  bie  Siegeln  ber  d^aritatit)en  meiblid^en  felben  in  beftimmten  3^tabfd^nitten  su  mafd^ 

Orben  unb  SleligionSgenoffenfd^aften  ber  neueften  Seber  mu^te  lefen  fönnen  unb  einen  großen  X^i 

3eit  —  S)te  Stegein  ber  Derf c^iebenen  Orben  mur«  ber  l^eiligen  @d^nft  auSmenbig  lernen.  S>ie  % 

ben  mel^rmalS  gebammelt  in  2)rudt  gegeben,  )uerfi  f orberungen  an  geifilid^eS  Streben  maren  nfa 

bie  tner  alteren  Faustregeln,  bann  eine  umfaffen«  gering.  S)er  SRönd^  foUte  immer,  aud^  auf  bi 

bere  Sammlung  Dom  Daticanifd^en  Sibliot^efar  SQSege,  @eiftIid^eS  überbenfen,  irgenb  eine  &^ 

^olfteunbDomSlegenSburgerSd^ottenpriorlBrodKe  fteUe  betenb  ermögen  unb  in  ni(^tS  nad^  ei^ 

(Regula  S.  Benedict!  cum  comment.  Card,  ©utbünfen  l^anbeln,  aud^  nur  baS  nel^men,  tt 

Jo.  de  Turrecremata  et  Smaragdi  abbatis,  il^m  gegeben  mürbe.  2)ie^  galt  fo  ftreng,  ba^  I 

tum  etiam  regula  SS.  Basilii,  Augustini  et  fflofterbeamten,  meldte  ben  Ruberen  oudti^eÜti 

Francisci,  Coloniae  1625;  Luc.  HolBtenius,  ftd^  felbft  nid^tS  nel^men  burften,  fonbem  Don  91 

Codex  regularum,  Rom.  1661,  3  tom.;  ed.  bereu  fid^  geben  laffen  mu|ten.  —  9lu|er  bie 

Bröckle,  Aug.  Yindel.  1759, 6  tom.).  Singelne  eigenttid^en  Siegel  gibt  ed  no^  eine  anbere  in  (toi 

Stegein,  mie  bie  ber  Senebictiner  unb  gfrandScaner,  fünften,  meldte  ber  1^1.  $ad^omiu8  nad^  froms 

mürben  faft  ungö^Iige  ÜRale  gebrudft,  anbere  aber  ^nnal^me  gu  Anfang  feined  fiebend  a^  9bt 

aud^  im  lBerei(|e  beSOrbend  bemal^rt  unb  nad^  einer  iBifion  Don  einem  Sngel  erl^ielt  unb  bie,  me 

9u|en  bin  gej^eim  gel^alten.  2)ie^  trifft  befonberS  il^re  Slutbenticitöt  feftftünbe,  ald  erfter  tßotm 

bei  ben  Sonftitutionen  gu;  bie  @efd^i(^te  berfelben  unb  ©runblage  feiner  Siegel  gelten  mü|te.  € 

liegt  nod^  Dielfad^  im  2)un!eln,  unter  Slnberem  fd^reibt  Dor,  ba|  bie  9Jldn(|e  gemeinfam  unb  m 

aud^  be^^alb,  meil  gemöbnlid^  nad^  Ausarbeitung  einer,  maS  92a]^rung  unb  gemeinfameS  ®ebet  o 

neuer  bie  alten,  um  SBermirrung  unb  Uneinigfeit  langt,  fe^r  btScret  gemö^igten  Slorm  leben  foltti 

}u  Derbuten,  gerftört  merben  mußten.  3ebem  foHe  gereid^t  merben,  meffen  er  bebürfe;  b 

1.    Unter   ben   orientalifd^en  Siegeln  gfoften  f oHe  freimtllig  fein.  S)er  Serid^t  über  b 

ifl  bie  beS  1^1.  $ad^omiu8  (f.  b.  Art.)  bie  Urfprung  btefer  fürgem  Siegel  pnbet  fid^  nu 

mid^tigfte  (f.  biefelbe  bei  Migne,  PP.  lat.  XXIU,  in  ber  foptifd^en  unb  gried^ifd^en  Vita  beS  1^1$ 

61  sqq.,  et  L,  271  sqq.).  @ie  mürbe  um  325  d^omiuS,  mirb  aber  afigemein  Don  ben  gried^if^ 

im  ftlofter  Sabenna  in  ög^ptifd^er  SanbeSfprad^e  icird^enbiftorilem  mitgetl^eilt.  Ss  ift  an  ftd^  vk 

Derfa^t,  Dom  bl*  ^ieron^mud  aud  bem  !o))tifd^en  unglaublid^,  ba^  gu  einer  3dt,  mo  alle  SlScefa 

unb  gried^ifd^en  Se^te  in'd  Sateinifd^e  fiberfej^t  unb  bie  furd^tbaren  Abtöbtungen  ber  Sinftebler  ih 

mit  einer  fleinen  Einleitung  über  bie  Sinrid^tung  Augen  l^atten  unb  biefelben  als  für  baS  geifUid 

ber  fflöfter  beS  f^l  $ad^omiud  Derfel^en;  btefe  Seben  unerlä^Iid^  anfaben,  eS  einer  befonta 

Einleitung  mürbe  fpöter  irrig  afö  Regula  S.  Hie-  übematürlid^en  SBeifung  beburfte,  um  bie  im  9 

ronymi  angefel^en.  S)ie  Siegel  entbölt  194  fleine  meinfamen  flöfterlid^en  Seben  nötl^ige  !Dla|ip 

Artifel  moDon  142  auf  bie  eigentlid^e  Siegel,  52  )u  ftnben  unb  burd^gufe^en.  SJlan  mu^  bie  poSui 

auf  3ufö|>e  fommen ;  au^er  $ad^omiuS  foUen  aud^  miantfd^e  Siegel  als  baS  ÜRittel  anfeben,  mel^i 

feine  @d^üler  Xl^eobor  unb  OrfieftuS  mitgearbeitet  bie  Dor^ergebenben  augerorbentlid^en  Strengbeüi 

baben.  Sine  fürjere  tjfaffung  bieten  bie  SoUanbtften  ber  Sinfiebler  in  ibrer  AQeinbenfd^aft  brad^  ta 

(AA.  SS.  BolL  Maj.  DI,  346  sq.)  au§  gried^ifd^en  bann  gur  ©runblage  beS  gemeinfamen  Höfterfi^ 

^anbf d^rif ten ;  bie  lateinifd^e  Ueberje^ung  ift  an  SebenS  mürbe.  —  An  bie  Siegel  beS  I^L  ißad^mmi 

einigen  fünften  gang  uuDerfiönblid^.  Eine  DoE»  fd^Iiegenftd^  anbere  an,  meldte  Don  ög^ptifd^enSd 

ftcinbige  ))ad^omianif(|e  Siegel  ftebt  erft  auS  fopti-  tenbenü^renunb  in  öbnlid^em®eifte  gebalten  ffail 

fd^en  ^anbfcbriften  gu  ermarten  (Dgl  Annales  du  eS  ftnb,  mie  bie  eben  bef))rod^ene,  meifi  furje,  fei 

Musee  Guimet  XVII  [1889],  p.  CXI).  —  ®ie  tenacnartige  SSorfd^riften.  ®ie  fogen.  Stegein  b( 

Siegel  bietet  fein  gufammenbangenbeS,  georbneteS  l^L  Antonius  unb  beS  bl.  SfaiaS  ftnb  auS  bereni 

©angeS,  Dor  Allem  feine  Organifation ;  eS  ftnb  mabnungSreben  ausgesogene  Sebrfö^.  Sine  Ste^ 

Derein^elte  Sorfd^riften,  meldte  ein  eingerid^teteS  ift  Don  ben  Dereinigten  AltDätem  Serapion,  Vtc 

flöfterlid^eS  Seben  f^on  als  beflel^enb  DorauSfe^en  cariuS,  ^ßapbnuttuS  unb  anberen  ungenarntten  t 

unb  )u  beffen  Sefeftigung  einzelne  fünfte  ein-  gemeinfamer  Seratl^ung  feftgefe^t  morben.  Si 


Mtl  Otbcit 

K9dMncconbritui4SRiKatiu8,tinc«@<(üItTS 
d  \L  Antonius,  vaox  fe^i  angrfr^en  unb  ait$ 
n  Sfttnblonbt  getiniudlit ;  fitnigtfi  baoon  iß  itt 
k  SencbicthuiRstl  ümrgiganden.  Sit  Regula 
riratalis  ift  eine  Don  einem  un&e(aitnltn  abenb> 
bl^dtm  Stoam  SÜgiliuS  (In  @al(ien,  %nttfi 
*  "  It  3ii|'"i''"wfi|J""B  öggptifil)«  Megel- 
.  sinn  merlt  Diiler  trften  nBfterli^«i 

Vi  M  ftlopnIcbtnB  ju  umfaflen  »eil ;  fle  fc^fft 
Imt  sbgtf^^ffntt,  abstnmbdt  X^eorie  beS  geift' 
nQn  cCMitft. 

Ct«  iDKÜe  CptNJ^  im  9)Iitn<^lltbtn  btjtit^tt 
fc  atit^if^c  KtetI  beg  ^I.  !8ofiItu3  (f.  b.  %ti 
ftpmttt).  €ie  btftt^t  mtS  bcn  großen  Sltgelii 
ßigalM  fratos'  tractatae)  mit  55  Stitildn 
ita  Sb^onblutigm  unb  btn  Ileinen  Stegein  (Be- 
flluln^as  tractatae)  mit  31S  metfi  fuijeti 
Itgnmungen  (!.  biefetfeen  bei  Migne,  PP.  gr, 
Xm,  905  aqq.  et  1051  eqq.).  iSeibe  fiitb 
li  bdti^Wn  g^orm  mit  gfragc  unb  aintioott 
g^tlkn.  eärilius  f^tieb  fit,  ba  ti  tiot^  all 
mi)  am  SßontitS  Itbtt  unb  ünitbriibti  gu  un- 
kniftni  ^ttc.  Sie  Sec^tbtit  blefet  Sitgtln  i^ 
Kpi  ongtblii^tT  ßotfcget  Süibung  unb  übti- 
tnotet  SBctfe  Don  Sombefifi  angegiotifelt  mor- 
K  viA  Q&tt  le|t  allgemein  anertannt.  ShifinuS 
ftnfetit  ße  auf  Sitten  befl  %bttB  UtfaduB  in 
dulDttfitTjlecSoimin'aSateintfi^t.  Siegto^t 
9hgd  tnll^ält  tn  eingtlnen  STb^anbCungtn  bie 
Smbl^Rn  b<4  gei^li^en  StSenS  in  Iogi[(f)(i 
Xnttnfolgt  mit  einge^tnbei  l£ntn>i<IIung  unb  ^f 
gdibimg  aus  ba  ^eiltgtn  €<!^ft;  fit  Itiirb  ßttS 
(te  gunbgnibe  für  bit  iBele^iung  in  allen  ^ra^m 
k«  BeifUid^en  StbenS  bleiben.  9lu8gejeii^net  ifl 
teSeoel  bt«  Üi.  ^aftlmi  Wxä)  geiftige  Muöc  unb 
Sontflenteit.  Sa§  !BtTf|äItni|  )ui  Siegel  beS 
iL^ot^iuSISgt  [ic^  duS  SQIangel  an  gmaueren 
üi^ri^  nic^t  nc^t  fiefümmen.  ©it  mar  mot)! 
lilbn  als  biefe  unb  mc^r  auf  aOgemeint  ®ultig' 
kii  btm^ntt,  maburd^  fit  balb  ein  Uebergeniil)! 
Ilitbie  Bg^ptifd^tn  Segeln  erlangte.  35^  grofetr 
Cijlub  1^8'  fi4  °^^  barin,  bog  con  i^rem  €t- 
f^enun  an  bit  btr|d)i(benen  iBcifui^e  einjelnei 
Ük,  Xegeln  gu  fi^ieiben,  aufladen  unb  bte 
BifUianeritgel  aät  onberen  Derbrängfe.  —  S)ie  jog. 
Xigd  btS  1)1.  Hugu^inuS  ft^liefst  M  jeitiid)  an 
Mt  Porige  an.  @TÖ|ert  igebeutung  abtt  af)äü  fit 
dpimnlDlitlelalter  an.  Sit  iß  leine  eigenllid^t 
Xtgtl,  fimbtm  ein  9uä)ug  aus  einem  im  ^af)Tt 
423  gtf^iebentn  Srief  an  Slonnen,  nclcEie  ffitgen 
kn  ffio^I  einti  Oberin  in  Untinigftit  geralfen 
iwtn.  3n  bem  iSriefe  mitb  jur  gintrai^t  ermobnt 
nbfobonn  rine  SReifie  tnfflti^et  SBntfcEiriften  übet 
•At,  Srbtit,  beilige  Sefung,  ©e^orjam  u.  f.  m. 
n<hn.  Später  mutbe  barouS  mit  SBeglaffung 
ianpenS^riltS  bie  ^luguftinenegel  tn  24  ^junt- 
tagcBod^L  Sa fie  fo (urj unb aUgemtin gehalten 
^naif  fie  buiqauB  etgangenber  Statuten ;  fie 
pi^tttlgentli^tSSebeutung  metir  barin,  ba^fie 
F4k  gnle  nnio^I  nligieftr  Qtenofienfd^ften 


irtgel.  1002 

@runbiegel  obei  Sin^eitSpuntt  getnorben  iß  (f.  b. 
Slri.  ^uguftineT).  3tcei  anbert,  ft^r  lurge  3Rön(^3- 
regeln  (Coneensoria  monachormn),  bie  fhibet 
bem  ^1.  augußin  gugtfcEintbtn  Durben,  finb  in 
gemtinfamem  einDtrftdnbnif!  (consensaB)  un£e> 
tanntei  aJtBnc^e  gefertigte  SBo^i^rißtn. 

2.  Sie  gantf4cirlf(!^en  Stegein  tnt> 
ßanben  auS  ben  ißerfuc^en,  baS  Dom  Orient  na^ 
bem  übenhlanbe  uerpßanjte  3n5nc^tbum  ben  neuen 
Stei^ältnifftn  angupaffen.  S'^ti^i  begnügte  man 
^ä)  bomit,  aus  ben  inai)  Saffian  unb  Slnbeie 
überlicferttn  Sttgeln  baS93raud|bare  gu  entnefimm; 
bie  Jtiben  bie|begügli($en  ©c^rifltn  6a(fian8  (f. 
b.  Sri.  n,  2023)  tonnten  ia  aui^  aI8  oSceti- 
fc^eS  ^anbbu^  unb  als  Einleitung  gum  9)Uni^S< 
leben  gelten.  Sod)  entftonben  balb  neue  Stegein, 
namentlich  inSaQitnunbiBritannitn.  Sieöltefte 
berfelbcn  iß  bie  Begula  TamatenBis  (um  470), 
ma^rf(^tinli(^  für  8t  HRouTice  in  ber  ©d^mdg 
gefi^eben.  ©ie  bot  23  Äopitel;  bie  lejte  feälfte 
ift  faß  gang  ber  SRegel  beS  ^1.  Ittugußin  entnom' 
men.  aJlertoürbig  iß,  ia^  bie  2Känd|e  »Sbrenb 
betfiefungen  beS  ^a^tofficiumB,  um  ßi$  naä)  gu 
Ifaltm,  itgtnb  eint  ^anbaibeit  bome^men  foC' 
len.  —  Ser  ^t  ßäfariuS  Don  SdeS  (f.  b.  art.) 
fi^rieb  rine  furge  Siegel  fär  Mtnäft  in  26  Aa- 
pileln  unb  eine  auSfü^tliibe  für  ülonnen  in 
43  ÄQpiletn  (Migne,  PP.  lat.  LXVH,  1099  sqq. 
et  1107  sqq.).  SJJan  Detmul^et,  ba^  er  mandjc 
aSorfi^flen  au8  htm  Äloßer  SetinB  müt^ntt, 
in  bem  er  als  ISlivü)  gelebt,  unb  boS  feine 
2eben8geroDb"brilen  burt^  ben  ©tißer  ^onoratuS 
au3  bem  Orient  erhalten  ^atte.  3um  erftenmal 
ßnben  flc^  t)i«  a*"""'  SBorft^rifltn  über  baS  Ofp- 
cium.  SqS  3^aflen  iß  noi^  giemlii^  ßreng  unb 
beinahe  baS  gange  3a^r  fortgefet)t,  bnc^  gegenüber 
btn  ©elDObnbeilen  beS  Orients  gemäßigt,  tnbem 
man  naHj  Oßem  unb  SBtibna^ten  nur  an  eingeN 
ntn  Sagen  ber  SBocEie  faßete.  —  Sie  Stegel  beS 
fieiligm  Slurtlian  (gcfc^ritbtn  um  550)  enthält 
55  Sorfcfiriften  ßir  ÜKänt^e,  40  für  fjrauen;  fte 
iß  a^nli^en  SnboltS  toie  bie  Dorige  (Migne,  PP. 
lat.  LXVm,  387  sqq.  et  399  sqq.).  —  Sie 
ijroge,  ob  ber  gl.  ßolumba  (f.  b.  9rt.)  unb  bie 
anbeten  grogen  irifcgen  unb  fdiottifi^en  Siebte 
Stegein  gefjirieben  ^aben,  murbt  afttrS,  namtnt- 
lief)  im  S:iiittelalteT,  bejagt.  gS  ßnbtn  ßc^  in 
btr  Sammlung  oon  ^olße  (f.  o.)  mehrere  foltger 
Sttgeln,  harunltr  eine  bem  alten  Äloßer  jfil> 
roS  gugtfcgriebentj  bo(^  lä^t  fi^  für  bieft  3u' 
Igeilung  Irin  ßi^galtiger  @runb  Dorbringen. 
^tr  gelcgde  irifegt  glranciScantr  Solgan  tennt 
feint  auf  bem  SBobcn  ftintB  ^eimatlanbeS  tntßan> 
bene  Siegel ;  ftin  ©^tntigen  mirb  als  auSfi^lag- 
gebtnb  angtfcgen  (Dgl.  !3tlltSbfim,  @efct|i<^te  ber 
ratgolif(fien  flirre  in  ©^otüanb  I,  SJiaing  1883, 
66).  ©id^ft  Sigt  iß  allein  bit  Sttgd  b(8  gl.  6o- 
lumban  (f.  b.  ^rt.),  bie  na^  590,  etma  70  Sa^re 
natg  btr  SBenebictintrrtgd,  Derfafet  iß  unb  btm 
ängült  nad)  ber  Doronlitgtnben  3"!  angegörf ,  ©ie 
entpit  nur  neun  $unfle,  benen  ber  !BerfaJTtr  na^ 


1008 


OrbenSregeL 


bet  ^anbf d^ft  t)on  SBoiMo  in  bief em  ftlofter  nod^ 
tin  )e^nted,  oifd^tte^enbed  Rapiitl  hinzugefügt  gu 
f^aitn  f  d^eint  (Migne,  PP.  lat.  LXXX,  209  sqq.). 
S)ai€i  ift  fte  burd^aud  felbftönbig  unb  fd^eint  ni($td 
QuS  diteren  SRegeln  entlehnt  ^u  l^aben.  2)o(i^  nimmt 
man  an,  ba|  ^e  eine  gemilberte  ^orm  ber  in  €o- 
lumbonS  ^eimotdüofier  Songor  geltenben  Sebend- 
toeife  fei  3]^r  SBortlaut  ift  furg  unb  fategorifd^. 
ffiie  Slnforberungen  jinb  nid^t  gering.  9118  9la]^» 
Tung  foU  aSrob  unb  @emüfe  mit  3Jlti)l  in  SBoffer 
gelod^t,  als  Zranf  Sßaffer  genügen  unb  erft  gu 
%(b€nb  gereid^t  toerben  (cibus  vüis  et  vesper- 
tinüs).  Sod^tDurbenad^bem^önitentioIbud^aud^ 
Sier  gegeben  unb  gut  ©träfe  entzogen.  S)ie  S)Quer 
bed  ßl^orgebeteS  fibertrifft  bie  in  onberen  fflöftem 
um  bad  2)oppeIte.  3m  Sßinter  follten  gum  9^Qd^t- 
d^or  75,  im  Sommer  24  $falmen  gebetet  toerben. 
9n  bie  Stegel  fd^Iie|t  fid^  ein,  toie  ed  fd^eint,  aud 
Srtonb  ftommenbed  ^ßönitentiolbud^  an,  baS  auf 
eine  SRenge  Uöfterlid^er  ©ebröud^e  ]|in)oeiSt,  oon 
benen  in  ber  Siegel  nid^tS  }u  ftnben  ift,  fo  ba| 
man  onnel^men  lann,  t&  begieße  fid^  auf  baS  Älofter 
Sangor,  ober  Soütmban  l^abe  in  feinem  JHofter 
Diele  ^auSgebröud^e  gel^abt,  teeld^e  er  in  feiner 
9legel  nid^t  txtoSf^nm  tooQte.  2)ie  in  biefem  Sud^e 
feftgefe^ten  ©trafen  finb  ungetoöl^nliÄ  fireng; 

!ür  ndne  Serge^Iid^feiten,  ).  S.  toenn  @iner  Oor 
lem  ©ebraud^  nid^t  bad  ^euggeid^en  über  ben 
S^löffel  gemad^t  ober  beim  Seginn  eined  $falme8 
nid^t  baS  Ruften  unterbrüdCt  b^tte,  toaren  fd^on 
fed^d  €d^Iöge  als  Strafe  befümmt.  S)ie  Siegel 
ßoIumbanS  mürbe  in  faft  allen  fflöftem  bed  mero- 
mingifd^en  Steid^eS  tbeilS  als  aOein  moggebenb, 
tl^eilS  neben  anberen  Siegeln  gebrandet:  im  7. 3abt« 
bunberi  galt  fte  meift  neben  ber  Seneoictinerregel, 
bis  fle  gegen  675  berfelben  meid^en  mu^te. 

8.  S)ie  Siegel  beS  i^l.  SBenebict  (mit  bem 
Kommentar  Don  ÜRariöne  abgebrudFt  bei  Migne, 
PP. lat.  LXVI,  215  sqq.;  neuefte  unb  beftc  ^luS- 
gäbe  bon  P.  Sbmunb  @d^mibt,  SiegenSb.  1880)  ift 
um  520  in  @ubiaco  gefd^rieben  unb  umfaßt 
78  RopM.  @ie  ift  für  baS  abenblSnbifd^e  ÜRönc^- 
tl^um,  maS  bie  Siegel  beS  t^l  SaftltuS  für  baS 
morgenlönbifd^e,  gebt  aber  über  bie  Sebeutung  ber 
leMeren  toeit  binauS,  inbem  fie  fid^tenb  unb  auS« 
fdgeibenb  alleS  biSl^er  Errungene  gufammenfa^t 
unb  in  Harmonie  bringt  unb  gugleid^  baS  ©ange 
burd^  neue,  tiefe  unb  frud^tbare  ©ebanfen  l^ebt. 
@o  blieb  fie  beinal^e  burd^'S  gange  ÜJiittetalter  bie 
aOein  l^errfd^enbe  unb  immer  gültige  Siegel  für  bie 
abenblönbifd^en  SJiönd^e.  S)ie  Senebictinerregel 
l^at  feinen  ftreng  logtfd^en  9lufbau  mte  bie  fpöteren 
Siegeln;  aÜe  ißerfud^,  bie  Ropittl  in  ein  berartig 
geglieberieS  Softem  gu  bringen,  muffen  als  ge» 
f d^eiteri  angefel^en  mcrben.  3ht  freierem,  lofem  ®e« 
oanfengang,  mie  er  ben  Sd^rifttoerten  ber  patrifti« 
fd^en  ßeit  rigen  ift,  finb  bie  eingelncn  iJJunfte 
grupptri  unb  in  Oerf d^iebenen  ffapiteln  gufammen- 
gefaxt.  S)ie  erften  brei  ffapitel  geben  bie  ©runb« 
princtpten,  nömlid^  baS  SBefen  beS  SJiönd^t^umS 
(o.  1),  bie  Stellung  beS  9bteS  (c.  2),  ben  ^» 


miliend^arafter  ber  ©enoffenfd^ft,  ber  fb 
berS  in  gemeinfamer  SiatbSftiung  offenba 
hierauf  mirb  baS  n5{terlid$e  Xugenblel 
Dorgefül^ri,  guerft  in  einer  oügemeinen  l 
(c.  4),  bann  in  ben  mid^tigften  Xugenben, 
fam ,  Scbioeigen  unb  2)emutb  (c.  5 — 1 
93orfd^rif ten  über  ben  ©otteSbienft  ftnb : 
reicher  als  bei  ieber  anbem  Siegel  (c.  8^ 
maren  aud^  überaus  folgenreid^  unb  für 
bung  beS  OffiriumS  oielfad^  ma^gebenb, 
fie  für  beffen  abenblönbifd^e  ©efc^id^te  bi 
OueOe  finb.  S)ie  ^anbbabung  ber  S^^ 
in  ben  folgenben  ffapiteln  feflgefe|t  nnrb, 
canen  ober  Unterbeamten  anoertraut,  v 
gebn  SRönd^e  unter  fid^  l^aben  (c.  21),  ob 
bem  9Ibte  aud^  freiftel^t,  ftatt  berfelben  i 
beS  ^ropfteS  ober  $riorS  befleißen  gu  laff 
reguläre  Uebenoad^ung  ift  befonberS  im 
famen  Sd^Iafraum  nötbig  (c  22).  93ergeb 
bieOrbenSgud^t  mxhm  mit  ber  großem  c 
neu  Sscommunication  burd^  SluSfd^Iu^  r>t 
Sifd^  unb  SJerfebr  mit  ben  SWitbrübem 
(c.23— 30).  ®ie  äußeren  SebürfniRebeS 
bie  materielle  Seite  beS  SebenS  beforgt  b< 
riuS  (f.  b.  3lrt.),  einer  ber  einfKufereid^flei 
beamten  (c.  81).  3m  9nfd^IuB  an  bie  S 
ber  Obliegenbeiten  beS  SeDariuS  ift  t>on  bei 
ber  ffüd^e,  ben  ffranfen,  fKnbem  unb 
bon  Speife  unb  iranf  bie  Siebe  (a  8! 
S)ie  Seftimmung  ber  Stunbe  für  bie  9 
gibt  Slnla^,  oon  ber  SlageSorbnung,  ber 
ben  fleineren  ^tifittn  gegen  bie  Orbnm 
ber  bef onbem  Siegelung  unb  Obferoang  ber 
geit  mie  aud^  oom  93etbauS  gu  l^anbeln 
bis  52).  ®ie  Äapitel  44,  45,  46  fmb  e 
göngung  ber  früheren  oon  ben  iBergebun 
Strafen,  begießen  ftd^  aber,  möbrenb  |en 
meg  fd^mcrere  gebier  betreffen,  auf  fieim 
gelten,  bie  mit  fofortiger  freimiHiger  Sübm 
»erben.  Son  ffapttel  58  an  folgt  eine  Sit 
Sa^ungen,  bie  man  oieQeid^t  gufammenfaf 
als  Siegelung  Oon  ißerböltniffen,  totld^t  tn 
gemöbnlid^en  aütäglid^en  Orbnung  liegen 
gebort  gunöd^ft  ber  SBerfebr  mit  ber  9ii 
burd^  ©aftfreunbfd^aft,  93riefe,  ©aben, 
SSerfauf  ber  ftrgeugniffe  flöfterlic^en  Sleigle 
ber  Äünftler  unb  ^anbmerfer  (c.  58—5' 
Slufnabme  oon  Slooigen,  beren  Srgiebu 
Singlieberung,  bie  Slufnabme  oon  frembei 
d^en,  oon  $rteftem  unb  beren  Stellung  im 
bie  aus  ber  ^rofe^reibe  fid^  ergebenbe  Si 
nung  btiben  gleid^faHS  eine  unter  bem  ge 
£itel  ftd^  einfd^tebenbe  ©ebanfenreil^e  (c. 
63).  Sn  ben  feiten  oorfommenbcn  ßrrign 
böri  and}  bie  SBabI  beS  SlbteS  (c.  64),  be 
umfd^rönfte  oöterlid^e  ©emalt  ft(^  in  ber  Ci 
unb  SlmtSfübrung  feines  erften  SteQoertrel 
!ßropftcS,  geigt  (c.  65).  9Jlit  bem  Äopi 
Pförtner  fd^lofe  offenbar  bie  Siegel  in  ibre 
Sntmurf .  S)ie  nad^folgenben  ffapitel  finb 
bie  legten  beiben  ftnb  ein  ßpilog  auS  bdti 


OrbendregeL 


1006 


eforgtem  ^erjen,  ber  nod^mald  !ur}  ben 
er  Xegel  itnb  bie  htm  SJUnd^e  gtemenbe 
^fKtnmung  bottl^ut. 

näber  ben  filteren  OrbenSregeln  begeid^net 
fiLSencbictnS  einen  fel^r  großen  ^ort- 
SBaS  bie  Sorgfinget  t)erein)eU  ®uted 
egriffen,  fontmelt  fte,  ergänzt  bie  offen  ge* 
fiaden,  fefUgt  befonberS  baS  lofe  ®efd^iebe 
(  einffi^rung  beS  ®elübbe«  ber  Stobilität 
hm  9Rön4  an  einen  beftimmten  Ort  unb 
tmrnted  fMofter  binbet.  2)ie^  ttxir  eine  mit 
Dung  beS  W>M  alS  SBaterd  unb  bent  r^a» 
lorotter  ber  Senoffenfd^aft  eng  }ufQmmen* 
)e  SRa^regeL  S)ie  @4roff Reiten  ber  Orien- 
-  menigßenS  erfd^ienen  fte  im  ^benblonb 
|e — ttmrben  gemilbert,  boS  Officium  ma^» 
!ur)t,  9la]^rung  unb  Sd^Iof  naturgemäß 
iL  9leu  ift  bie  Sinrid^tung  bed  IRokridatd 
:  fidler  unb  feft  gegei^neten  Seftimmung 
Ittfgabe^  unb  bie  Betonung  ber  t)öterli(^en, 
gütigen  SBeife  ber  SlbtSregierung.  S)er 
sft  ®efe|geberd  t)erlöugnet  fid^  mrgenbS, 
Aer  gleid^mol^I  immer  ber  lebendmarme 
t)ftterlid^er  3uneigung  unb  l^ol^eitSDoUer 
tfit  Med  xfi  bel^errfd^t  Don  bem  ®runb- 
64) :  e8  fei  fo  georbnet,  ba|  bie  ©d^mad^en 
gen,  bie  @tarlen  nad^  SBeiterem  verlangen, 
rganifotion  ht&  OrbenS  entfprid^t  ber  bo- 
pebenben  fird^Iid^en  SBermaltung.  2)er  9lbt 
t  Sifd^of  beS^lofterS  Dor  unb  tt)irb  begl^alb 
iefem  auf  SebenSgeit  gett>ö]^It.  93emer!en8" 
l  indbefonbere  nod^,  baß  bie  Senebictiner* 
td^  bem  SBiEen  il^red  Serf off erS  in  einzelnen 
t,  }.  93.  in  Segug  auf  bie  9la^rung  (baS 
Ifen  ttü>a  ausgenommen)  unb  bie  JAetbung, 
meffen  beS  SbteS  freied  gfelb  lößt.  9u^ 
n  anberen  iJJunften,  j.  83.  in  ber  9Jer« 
tg  ber  Iör|>er(id^en  Arbeit  mit  ber  geiftigen^ 
ftd^  eine  ^enberung  gang  in  ben  ©renken 
>en8regel  ooOgiel^en.  S)amit  erlebigen  jld^ 
mürfe  ber|entgen,  meldte  bie  SRegel  für  bie 
Seit  nid^t  pa^enb  ftnben.  2)ie{elbe  beft^t 
entl^eil  bei  aUer  innem  Ihaft  eine  fold^e 
tät^  baß  fte  fid^  aQen  iBer^öItniffen  an« 
ann.  2)ie  @(!^id!fale  ber  93enebictinerregel 
türlid^  bur(^  bie  lange  Steige  ber  Sal^r- 
t,  meldte  fle  überbauert  l^at,  fel^r  mannig* 
Siamölig,  feit  bem  legten  Viertel  beS 
'l^nbertS,  mürbe  fie  allein  berrfd^enb  unb 
bid  gum  auftreten  ber  iUtenbicantenorben^ 
on  baanmitbiefeni^ren®eltungdbereid^bi8 
itfiel^en  ber  neueren  Orben  in  ber  gmeiten 
bed  16.  3al^r](|unbertS.  93ei  ber  großen 
iung  beS  93enebictinerorben8  unb  feiner 
bei  bem  engen  SSermad^f enf ein  beS  SJ^önc^- 
mit  bem  gangen  fieben  ber  SSöffer  ift  ber 
ber  Kegel  i^re  SBirffamfeit  für  Sefefti- 
eS  d^rifilid^en  2)enfen3  im  SRittetalter  ein 
i  fiberfe^ber.  ÜRan  finbet  il^re  Snmei« 
oft  i^ren  SSortlaut  in  ben  Süllen  ber 
in  ben  93efd^Iüffen  ber  Soncilien,  in  $a- 


fioralfd^reiben  unb  $rebigten,  in  ben  Urfunben 
ber  gfürfien.  SHe  gefammte  aScetif d^e  Siteratur  beS 
SRittelalterS  ift  me^r  ober  minber  bon  i^rem  ®eifte 
burddbrungen.  9{ebenber93enebictinenegeIfonnten 
fid^  bie  onberen  SRbnd^regeln^  bie  nodd  immer 
aus  bem  Streben  nad^  Sermittelung  unb  9n« 
paffung  entfianben,  ouf  bie  S>auer  nid^t  leiten. 
Jhtrs  ermäl^nt  frien  l^er  bie  Siegel  beS  ^l  3ftbor 
0.  b.  9rt.),  Sifd^ofd  oon  SeoiOa,  ber  mand^ 
Sebanf en  bom  bl.  Senebid  entlehnte  (f.  Migne,  PP. 
lat.  LXXXTTT,  867  sqq.) ;  bie  beiben  Stegein  bed 
bl.  Sfructuofud  (f.  b.  9rt.),  (Ergbifd^ofS  t>on 
93raga,  bie  eine  für  9ionnen,  bie  anbere  für  eine 
9rt  oon  brittem  Orben  für  Saien  unb  Serebe« 
lid^te  (f.  Migne,  PP.  lat.  LXXXVU,  1097  sqq. 
et  1109 sqq.);  bie  Siegel,  meld^  htt  fjlL  Sean- 
ber  bon  SetiOa  (f.  b.  9rt.),  ber  borgüglid^e 
Serbreiter  ber  Senebictinerregel  in  Spanien,  für 
feine  Sd^mejter  Qflorentia  fc^rieb  (f.  Migne,  PP. 
lat.  LXXn,  873  soq.) ;  bie  Stegel  beS  ffi  S)o- 
natuS  (f.  b.  9rt.),  93if(|ofd  bon  Sefan^on,  auS 
ben  Siegeln  ber  Jß.  SafariuS,  Sotumban  unb 
Senebict  in  77  Kapiteln  für  Sfrauen  gufammen« 
geftettt  (f.  Migne,  PP.  lat.  LXXXVU,  273  sqq.). 
^Öe  biefe  Siegeln  erlangten  nur  für  eng  befd^rönfte 
®ebiete,  meift  nur  für  bie  @tabt  bed  SerfafferS, 
®eltung  unb  maren  oerböltuißmäßig  nur  furge 
3eit  im  ®ebraud^,  ba  fie  alle  bor  ber  Senebictiner- 
regel  meid^en  mußten.  Serfd(|iebene  Siegeln  ber 
farolingifd^enS^it/  g.  S.  bie  bielgenannteBegula 
maostri  unb  bie  Siegel  für  Sinftebler,  meldte  im 
9.  Sabrbunbert  ®rimlaid^  berfaßte  (f.  Migne, 
PP.  lat.  cm,  575  sqq.)/  fmb  im  @runbe  nur 
als  Sonraientare  gur  Senebictinerregel  ober  leidste 
Sariationen  berfelben  ongufeben.  @elbft  bie  Siegel 
SbtobegongS  ({.  b.  %xi.)  für  Sanonifer  (f.  Migne, 
PP.  lat.  LXXXIX,  1057  sqq.)  unb  bie  «ad^ener 
Statuten  für  fold^e  tragen  ben  nämlid^en  £b<^« 
rafter  unb  fümmen  mit  SenebictS  Siegel  gum 
großen  Xf)t\\  mörtlid^  überein.  SRit  bem  auf- 
treten ber  Sluniacenfer  (f.  b.  9lrt  ßlugn^)  be* 
ginnt  ein  neuer  Sbfd^nitt  für  bie  Senä^ictiner« 
regel ;  eS  bilbeten  ftd^  innerbalb  bed  Orbend  Kon- 
gregationen mit  eigenen,  berSflegel  bingugefügten, 
fte  erflärenben,  in  eingelnen  fünften  fie  meiter 
auSf  übrenben  Statuten,  meldte  bem  Serbonb  einen 
befonbem  ßbatafter  geben,  bfter  über  bie  Siegel 
binauSgeben,  in  onberen  fünften  aber  aud^  ibre 
Sa^ung  unterbrüd(en.  SDie  Sluniacenfer  ber> 
löngerten  baS  Officium  unb  bermebrten  oaS  ®e« 
htt,  fid^erten  baS  Sd^meigen  unb  bie  flöfierlid^e 
StiUe  burd^  Sinfübrung  ber  3eid^enfprad^e ;  beibeS 
fam  aus  einem  ungemöbnltd^en  £ifer  unb  iß  ein 
3eid^en  bed  ®Iauben8  Jener  3eit.  Sefonberd  in 
erfierem  $unlt  finb  fte  bemunbemdmertb.  Sebenl* 
lid^  ijl  freüid^,  baß  fie  bie  ^btsmürbe  in  ben 
Slugni)  birect  unterftebetü)en  Slbteien  aufboben 
unb  im  SBiberfprud^  mit  einer  ber  tt)id^tigften 
Sa^ungen  ber  Siegel  $riorate  einfübrten;  aud^ 
bie  ftrengere  Uebermad^ung  ber  SRönd^e  ift  eine 
nid^t  aud  bem  ®eifte  ber  Senebictinerregel  bert)or- 


1007 


Orbendregel. 


1008 


gegongene  Sinrid^tung  (Dgl.  ben  Ordo  Clunia- 
cenaiB  bei  [P.  Herrgott],  Yetus  disc^lina 
monastica,  Paris.  1726, 138  sqq.).  S)er  Sifter- 
denferorben  (f.  b.  9lrt.)  ging  in  btrecter  Oppo« 
fition  gegen  ßlugn^  gum  fttengen  SBortlaut  bet 
Stege!  begüglid^  beS  OfftdumS  )uräd  unb  nal^m 
bie  »egen  beS  Dielen  S^orgebeteS  aufgegebene 
^anbarbdt  »ieber  Dor ;  in  Segug  auf  92a](irung 
unb  ftleibung  iebod^  Derfd^ärfte  er  bie  SRegelDor« 
fd^nften  bebeutenb  (Dgt.  bie  Sapiteldftatuten  bd 
Martäne,  Thes.  nov.  anecdot.  IV,  Lut.-Paris. 
1717, 775).  Sin fel^rttid^tiged Statut  nömlid^ bie 
Organifation  ber  Kongregation,  entl^SIt  bie  Charta 
caritatis  ber  ßiftercienfer,  ein  beumnbemSmert^ed 
@d^nftftüd,  gang  im  ®ei|!e  ber  Senebidinerregel 
abgefaßt  unb  mit  Siedet  für  lange  3dt  bad  Sor* 
bilb  benebidinifd^er  SongregationdDereinigungen. 
S)ie  Samalbutenfer,  SaHumbrofaner,  OliDetaner, 
Cöleftiner  (f.  b.  Slrtt.)  unb  anbere  Kongregationen 
ber  Senebidiner  in  Stauen  ^abenoon  Anfang  an  auf 
%Ait  Dergid^tet  unb  bie  SRegierung  $noren  anDer« 
.^aut.  3m  äbngen  fd^Ioff en  fie  jtd^  enge  an  bie  Siegel 
bt9  1^1.  Senebtct  an«  2)em  bebeutenbften  biefer 
Stodgorben,  ben  Kamalbulenfem,  f  d^rteb  ber  $rior 
aHuboIf  1080  unb  1085,  ebenfo  ber  $nor  $Iadbu8 
1188  Sonftitutionen  (abgebrudCt  hü  MittareUi, 
Anna].  Camaldul.  lU,  Yenet.  1738,  512  sqq., 
etlY,  1759, 127  sqq.).  Cine  anjol&I  anberer  gibt 
SrodCie  (f.  o.  999).  3n  ben  gur  Siegel  gefügten 
Sonftitutionen  ber  Dom  15.  ^al^r^unbed  an  ent- 
flanbenen  benebidinif  d^en  Kongregationen  geigt  Rd^ 
ein  frembed  SIement.  S8  tturbe  faft  allgemein  Se- 
braud^,  bie  9bt§tt)ürbe  bem  SBefen  nad^  abgu» 
fd^affen  unb  dne  ben  SRenbtcanten  öl^nli^e  SBer« 
faffung  eingufül^iren.  S)ie  beutfd^en  ^enebictiner 
mad^en  aUerbingS  l^terDon  eine  ^uSnal^me.  @d^on 
bie  93urdfelber  Kongregation  ({.  b.  ^rt.  93ur§felbe) 
l^at  ftd^  in  il^ren  Statuten  mit  Zreue  unb  93er« 
ftänbni^  an  bie  Siegel  gel^alten;  bie  fpöter  im 
@üben  (Sd^maben,  ^at^tm,  Sd^mdg  k.)  ftd^  bil» 
benben  Kongregationen  tl^aten  be^gldd^en.  Sie  be» 
l^ielten  bie  (ebenSIönglid^en  ^ebte  bei  unb  beuial^den 
jld^  bie  nd^tigen  3been  Dom  ^fomiltend^arafter  bed 
^ofterd  unb  ber  Stabilität.  SlnberS  in  ätalien. 
Ibier  gab  ber  dnflu^rdd^e  SSenetianer  Submig 
»arbo,  feit  1409  ?lbt  Don  S.  SuPina  in  ^abua, 
als  ©rünber  ber  Kongregation  (1417),  meldte 
Don  biefem  Jtlofter,  fpöter  Don  SRonte  Kafftno 
ben  92amen  fül^d,  burd^  feine  Konftitutionen  bem 
Orben  eine  gang  neue  IBerfaffung,  meldte  bem 
politijd^en  Slegiment  fdner  Saterftabt  nad^gebilbet 
»ar;  ber  5Rame  Don  Siebten  blieb,  feine  Sröger 
toaxtn  Seamte,  auf  brei  Saläre  gemöl^It ;  bie  tt)id^- 
tigen  anliegen  ber  fflöjler  beforgte  baS  ©eneral« 
capitel,  baS  aud^  bie  Remter  eines  {eben  fflofterd 
befcjte.  ®er  grofee  KinPufe  ber  cajfinenfifd^en 
Kongregation  bemirlte  dn  öl^nlid^ed  Serlaffen  ber 
Siegel  bei  ben  anberen  benebictinifd^en  Kongrega« 
tionen  StalienS  mie  aud^  bei  ben  IBenebictinem 
in  Spanien  burc^  bie  groge  Kongregation  Don 
SSaOaboIib;  bie  lot^ringi[(!|e  Kongregation  Don 


St.  !BUon  unb  ^ibulf  unb  bie  frongdftfd^  bn 
SRouriner  gaben  ebenfalls  mid^tige  ^rinctpien  ba 
Siegd  preid  (Dgt.  I^ierüber  Calmet,  Gomment . . 
8ur  la  rägle  de  S.  Benoit,  Par.  17849  -pr^hob) 
S)er  trabitioneQe,  ber  Siegd  eniftammenbeK^arattci 
ber  SlScefe  erlitt  gldd^fattS  Kinbule.  Sd  ttiar  du 
3eit,  in  ber  man  Dielfad^  bie  innere  SdenAbof 
ber  eigenen  Siegel  über  bem  Seud^ten  bet  neuen 
Derfannte.  93d  ber  Sieubelebung  bt&  Senebidimr 
orbenS  in  unferem  Sa^rbunbert  feierten  bie  9m 
gregationen  in  granlrd^  2)eutfd^Ianb,  Sd^ottloi) 
unb  Slmenfa  lieber  gu  ben  ^rindpien  bet  X^ 
beS  ^I.  IBenebict  gunid.  «ud^  ift  ein  tieferes  ih 
faflen  ber  Siegel  ein  Unterfc^eiben  i^teS  Sinaci 
unb  ©eifteS  Don  guföOigen  SebenSfotmen  unb  ein 
Serbinben  beSfelben  mit  ben  SebenSbebingunun 
beS  19.  3a]^r](|unbedS  offenbar  ein  SSorgug  bi$n 
$eriobe  Dor  jenen  ber  Dergangenen  gttd  3c$rl^ 
bede.  ein  engerer  3ufammenfd^Iu|  bet  Derfdfe- 
benen  fflöftet  erfolgte  audd  (1893)  burd^  bie  (► 
nennung  eineS  Abbas  Primas  fdtenS  bt&  ^ßopPcS 
(f.  baS  betreffenbe  S)ecret  in  ben  Analecta  ecelBB. 
I  [1893],  347  sqq.). 

SBö^renb  bie  3^etgorben  unb  Kongregatiosei 
pd^  ftreng  unb  genau  an  bie  SBenebidinerrefid 
^ielten^  befolgten  einige  Orben  biefelbe  mit  lä* 
mal^l  unb  Snpapung  an  i^re  3tDecfe«  fo  bie  S)o|k 
pdflöper  beS  OrbenS  Don  SfonteDrauIb  (f.  b.  Set). 
fßon  ben  Siitterorben  erl^ielten  bie  Xempler  bm4 
ben  bl.  Sembarb  eine  Siegel  im  9nfd^Iu^  an  \m 
Senebictiner,  öbnlid^  in  Spanien  bet  Oxbta  m 
KalatraDa  burd^  ein  KiPerdenfer*®eneralcapitei 
Dom  3abre  1158.  Sine  ber  eigentpmliddften  %• 
gmeigungen  Dom  Stamme  beS  93enebictinerorbenfi, 
eine  Sieform  ber  Kiperdenfer,  bilben  bie  Xr^ 
pipen  (f.  b.  3ld.).  —  9lud^  anbere  Dom  12.  Sol^ 
bunbert  an  entftanbene  Orben  mit  eigenen  Siegeln 
ober  Konpttuttonen  pnb  burd^göngig  ftartDonber 
Senebictinerregd  ab^ängig^  unb  bie  monaptf^en 
©ebröud^e,  meldte  im  Dor^ergebenben  äabr^unbeit 
im  Sc^oge  beS  genannten  OrbenS  entftanben 
maren,  gingen  mdp  auf  biefe  neuen  Orben  üiet, 
gmar  mit  SBerönberungen^  immerhin  jebodb  fo^  ba| 
Pe  pd^  toxt  SSadationen  berfelben  gemeinfamoi 
SebenSform  auSnebmen.  So  lebte  ber  f)l  Somo, 
Stipcr  beS  ÄadbäuferorbenS  (f.  b.  «rt.),  fottoV 
in  ber  großen  ffartbaufe  bei  ©renoble  als  and^ 
in  Kalabden  nadd  ben  monaftifcben  ©emobnl^eiten 
feiner  3dt,  bie  er  pd^  für  feine  Sieugrünbung,  eine 
SSerbinbung  beS  eremitifd^en  unb  c^nobitifc^ 
fiebenS^  auSgemöblt  f^attt.  ®uigo,  ber  fäi^ 
^rior  ber  großen  ffartboufe  (geft.  1137),  fd^eb 
bie  bePebenben  ©ebröud^e  beS  OrbenS  auf  (Con- 
snetudines  Ouigonis,  bei  Migne,  PP.  lat  CLIII, 
635  sqq.)  unb  gab  bem{elbenbaburd^fein®efej|M 
(fpötere  SluSgaben  entbalten  3ufö^e  Derfd^iebenet 
® eneralcapttel).  2)er  9ln[d^lu^  an  bie  IBenebidincr, 
bereu  Sreoier  unb  ^rofe^formel  bet  Orben  an* 
genommen  f)ai,  ip  fo  engl  bag  man  glauben  !5nnte» 
bie  Consuetudiiies  einer  ^enebictinercongitga* 
tion  Dor  fid^  gu  l^aben.  %n  biefer  SebenSf orm  ^idl 


1009 


OrbenSregel. 


1010 


te  Ocben  treuer  oä  ieber  anbete  unb  modele  bec 
M  mr  bie  oOemo^iDenbigiten  3uge[tönbttif{e. 
SitOtgamfotiim  iß  einfoii^:  ber  ^rlor  leitet  boS 
tsBA,  ber  (Benerollirior  ben  Orben ;  etmaS  fpäter 
imm  Senerakatritel  unb  Sifitation  l^ingu.  3um 
Cmnitenleben  geirrt,  ba^  ieber  in  einem  einzeln 
^fxka  ijf&asilfyn  rDof^ni,  meld^eS  ber  ff artl^öufer 
dUgli^  nur  breimol  Derlä^t:  xottm  er  um  97{itter- 
M(t)Br  SRotutin,  am  SRorgen  gur  l^eiligen  SReffe 
nb9ia(^ittagS}ur93edperge]^t.  2)a§3ujammen« 
tHifan  Mrburgt  i^m  baneben  bie  geiftlid^en  SBor- 
tßt  bc8  gemeinfamen  SebenS,  bie  Seitung  burd^ 
UeOieren  unb  bie  Uebung  ber  Siebe  gu  ben  ÜRit- 
Ubern.  SkiS  etiOfd^meigen  ift  an  beftimmten 
Xogm  burd^  gemeinfame  Slecreation  unb  au« 
JMftaXR^  bur^  einen  gemeinfamen  Spaziergang 
nkditoi^  Sn  @onn-  unb  gfeiertagen  fpei3t 
■n  «meinfam ;  ber  ffartl^öufer  getobt  felbft  in 
ftn^eit  (ein  ^t\]ä^  }u  effen. 

i  S)ie  regulirten  &]()or]^erren  (cano- 
Bd  reig^olares ;  f.  b.  9rt.)  fül^rten  bie  mit  ber 
Ibgel  C^iu)began^  unb  ben  Slad^ener  Statuten 
M^ieiim  Satungen  geitgemö^  meiter ;  fie  unter- 
nieben  ftd^^  Don  icleibung  unb  9tamen  abgefe^en, 
o^bqIS  ttentg  Don  ben  3R5nd^en,  toxt  bie  Con- 
netodineB  ber  Sl^orl^enen  Don  SRarbad^  im  Slfa^ 
nb  bec  Don  €t.  Sictor  in  $arid  geigen  (abgebr. 
UHart^ney  De  antiquis  eccL  ritibus  III,  Ant- 
mp.  1787, 845  sqq.  et  702  sqq.).  3m  12.  Sal^r- 
(BBbect  ttmrbe  bie  fog.  Siegel  beS  %  ^uguftinuS 
ogenommen  unb  fpöter  olS  ÜRtttel  ber  Unter- 
Hdbimg  gegenüber  ben  ^önd^en  benu|t.  Son  i^r 
ed^tten  Die  iB^oxf)tttm  ben  IRamen  ^uguftiner. 
SoQ  tteittrogenber  SBebeutung  fmb  bie  Statuten, 
ipdd^  ber  (L  9{orbert  feiner  Sd^öpfung,  bem  Or- 
ba  ber  ^rdmonfhatenfer  (f.  b.  ^xt),  gab ;  nad^- 
bem  er  Dermutl^tid^  längere  S^it  eine  ben  Sifter- 
fkaffxa  Dermanbte  Sebendmetfe  eingehalten,  nal^m 
a  bie  Xegel  beS  1^1.  Suguftin  an  unb  fd^rieb  felbft 
Statuten,  für  mlä^t  er  Sieled  ben  Sa^ungen 
b«  $arifer  @t  SictornofterS  entnal^m  (öltefte 
iom  ber  Statuten;  f.  biefelben  bei  Martäne 
L  e.  m,  893  sqq.).  Sie  tragen  ba§  ®epröge, 
MifA  baS  monaftifd^e  Snftitut  bem  gefammten 
Scgularleben  gegeben  ^at.  S)er  Orben  ^atte  ben 
GPncienfem  nad^gebilbete  j[abrlid^e  ®eneral> 
tt^  ber  Sebte.  Stgentbümlid^  unb  neu  ffir  bie 
Kltteklterlid^  Serl^ältniffe  ift  bie  Seftimmung 
bcrSeguIorcanonifer  gum  ißrebigtamt  unb  93et  d^t* 
(icin  mib  bie  Seforgung  Don  ^faneien  burd^  bie* 
idben.  Sel^r  bebeutfam  ftnb  bie  auf  Setreiben 
«frommen,  eifrigen  Sairuelg  gu  Staube  ge- 
bnntnen  Steformftatuten  ber  lot^ringifd^en  Son- 
fRgotion  Don  1618.  9^ad^bem  1618  ber  OrbenS« 
Mol  ein  (Seneralcapitet  gur  Seratbung  neuer 
StaWen  einberufen  ^aüt,  mürben  biefelben  auf  bem 
btiitd  Don  1680  allgemein  angenommen  (f.  bie* 

es  beiBrockie  1.  c.  Y,  192  sqq.  nad^  ber  9ie* 
ioÄbeS  ^riorS  Saulnier  D.  3. 1725).  —  §in- 
fttffid^  bed  OrbenS  Don  ©rammont  (f.  b.  9rt.) 
Munfid^/  ob  er  in  ber  erfien  3eit  nad^  ber  IRegel 


beS  1^1.  SJenebict  ober  nad^  ber  augufünenegel 
(ebte ;  felbft  ber  eigene  @ef d^id^tf d^reiber  bed  Or- 
bend  ift  barüber  ungemi^  Sid^er  ift,  ba|  ber 
Stifter,  ber  bl.  Stephan  Don  Xb^erS,  Anfang?  bie 
erftere  Siegel  befolgte.  S)ie  SRönd^e  lebten  guerfi  ald 
Sremiten,  bann  als  ßönobiten,  erbielten  Dom  Dier- 
ten  Sorftel^er,  Stephan  Don  Sifmc,  Statuten;  fte 
betbeiligten  fid^  in  fpötcrer  ßeit  an  ber  Seelforge. 
—  eine  gang  eigentbfimlic^e  Siegel  fd^rieb  ber 
%  (gittert  (f.  b.  9lrt.  n.  8.)  Don  Simpringbam 
(gefl.  1189)  in  Cnglanb.  6inem  Keinen  Don  ibm 
gegrünbeten  tjfrauencouDent  f d^rieb  er  bie  Siegel  bed 
bl.  Senebict  Dor,  bem  im  9lnfd^Iu|  baron  ent- 
ftebenben  SlerüerDereine  bie  beS  %  Suguftinud 
mit  eigenen  Sonftitutionen,  meldte  er  gum  großen 
%i)txl  ben  ©ebröud^en  ber  Siftercienfer  entnabm. 
So  entftanb  ein  2)oppeIflofier  mit  boppelter  Sieget, 
bie  baS  geben  ber  ÜRönd^e  unb  baS  ber  regulirten 
eborbenen  Dereinigte. 

.  5.  9Rit  bem  auftreten  ber  aßenbicanten 
erfd^einen  neue  ©ebanfen  Don  meittragenber  93e> 
beutung  in  ber  Orbendgefej^gebung.  Sie  maren 
nabe  gelegt  fomobi  burd^  !Dligbräu(be  in  ben  alten 
Orben  aI3  aud^  burd^  bie  Diel  ftörfer  eingreifenbe 
Sb^ilnabme  an  ber  Seelforge  unb  äußern  Sb^üfl' 
feit.  9luS  erfierer  Duelle  ftammt  bie  ffierfd^ärfung 
ber  Uebung  ber  beiligen  ^rmut  in  einer  im  OrbenS- 
leben  bis  Sabin  faft  xA^t  gefannten  SBeife,  inbem 
aud^  auf  gemeinfamen  Seft^  Dergid^tet  mürbe; 
bie  Sinfe^ung  Don  93orfiebem  mit  furger  SlmtS- 
bauer;  bie  Sefd^rönhtng  ber  SRad^t  ber  eingelnen 
Oberen  unb  felbft  ber  (generaloberen  burd^  (£in« 
fübrung  gefe^gebenber,  and)  Don  einfad^en  SRön- 
d^en  befucbter  ©eneralcapitel.  SuS  ber  anbem 
OueQe  entfprang  bie  ^ufbebung  ber  Stabilitöt 
unb  beS  g^amiliend^arafterS,  eine  anbere  SteOung 
beS  öffentlid^en,  fird^lid^en  ß^bo^G^beteS,  bad  SSer* 
metben  ber  früber  gefud^ten  Sinfamfeit  unb  an 
bereu  SteQe  bie  ^npebelung  in  Stöbten.  a.  2)er 
bl.  gfranciScuS  (f.  b.  9lrt.  grang D. affifl)  fdjrieb 
mebrere  Siegeln.  ®ie  erfte,  Don  ^apft  ^onoriuSlU. 
münblid^  betätigte,  fc^eint  Derloren  gegangen  gu 
fein;  bie  gmeite  mar  bem  ^eiligen  gu  auSfübrlicb; 
bie  britte  blieb  befteben.  Sie  mu^  befonberS  megen 
aufgebend  beS  gemeinfamen  Seft^eS  unb  megen 
ber  ^nmeifung  an  bie  täglid^e  99armbergigfeit 
®otte3  unb  ber  (Sb^P^n  für  bie  nid^t  mit  bem 
beroifd^en  ©eifte  bed  b^*  tüfranciScuS  (SrfüUten 
etioaS  (Srf(bredfenbed  gebabt  baben.  S)er  Sruber 
SltaSlte|barum  bie  Dom  ^eiligen  ibm  auDertraute 
^anbfd^rift  ber  Siegel  abfid^tlid^  Derfd^minben,  fo 
bag  ber  ^eilige  fte  mit  Dieler  3Jlüf)t  unter  ®thtt 
unb  tjfaften  nod^malS  fd^reiben  mu|te.  S)ie  SRegel 
erfd^eint  mie  eine  93lume  au8  befferer  ?lu,  meldte 
ben  SDuft  b^liger  unb  ferapbifd^er  Stimmung 
Derbreitet.  S)abei  ift  fie  aber  furg  unb  entbält  nur 
einen  %i^t\l  beS  für  baS  Seben  im  fflofier  unb  ben 
93eftanb  beS  Orbenö  (Srforberlid^en.  ®od^  mar 
für  baS  geblenbe  burdfi  bie  nod^  bei  fiebgeiten  beS 
Stifters  gcbilbete  Srabition  SJorforge  getroffen. 
SDie  fonft  nod^  notbmenbigen  Srgdngungen  be« 


1011 


OrbenSregeL 


10] 


forgten  bie  gefe^gebenben  $erfonen  beS  OrbenS. 
^u8  ben  @rlQj|en  bt&  ®eneraimtmfierd  unb  ber 
®enecQlcQ))tte(  entftanb  eine  neue  ©efe^fammlung^ 
bie  fogen.  ©enerolftotuten.  S)iefe,  ol^ne  Si^fiem 
nad^  bem  93ebürfni^  erlaff en  unb  )ufammengefient 
nmcben  Dom  l^L  93onat)entura  1260  georbnet. 
@d^on  balb  nad^  bem  Xobe  beS  Stifters  l)at,  tote 
neuere  füforfd^ungen  Cor  gemad^t  l^ben  (Dgl.  Sl^rle 
im  aird^iü  f.  SUeratur  unb  ffird^engefd^.  beS  aRittel» 
aßer8VI[1892],7.19ff.).biet9ranmfd^e®ictatur 
bed  ©eneralminifierS  (Elias  (f.  b.  9lrt.)  eine  ^len- 
berung  in  ber  ®runbt)erfa{fung  beS  OrbenS  t)er- 
anla^t^  inbem  bem  @eneral  bie  abfolute  (Stroalt, 
bie  anfangs  nur  burd^  bie  Sieget  nid^t  burd^  baS 
®  eneralcQpitel  bef  d^rönft  gemefen  )u  fein  f  d^eint,  ge- 
nommen unb  bem  ®eneralca))itel  bie  ®e{e^gebung 
für  ben  gangen  Orben  übertragen  teurbe.  Spätere 
SufammenfteHungen  ber  ©eneralftatuten  finb  oon 
1381,  1837  (burd^  Senebict  Xu.  oeranlagt;  in 
mel^reren  fünften  gegen  bie  OrbenStrabition  unb 
mit  oielem  gfrembartigen  Dermijd^t,  bal^er  nad^  bem 
Sobe  beS  $apfteS  mieber  aufgegeben)  unb  1854 
(Consütutioiies  AsBisienses).  S)ie  t)erfd(|iebenen 
Stebactionen  ber  ®eneralftatuten  teurben  Don  bem 
Obferoanten  SRid^ael  \nngeIo  ba  9topoU  1650 
}u  iRtopü  Deröffentlid^t,  aber  ungenügenb;  nid^t 
beffer  balb  barauf  (1682)  Don  2)omtnicuS  be 
©ubematiS  (Orbis  SeraphicuB  HL),  9118  ber 
Orben  fid^  in  mel^rere  3n)eige  f))altete,  erl^iielten 
biefe  eigene  ßonftitutionen;  bod^  ift  bie  Or- 
ganifation  eine  }iemlid^  gleid^förmige.  !Sen 
gouDentualen  gab  Urban  Vni.  im  3. 1628  be- 
fonbere  Konftitutioncn.  S)ie  reformirten  gfranciS« 
caner  l^aben  il^re  Statuta  generalia  auf  bem  6^a« 
püü  )tt  Valencia  (1768)  neu  georbnet.  S)ie- 
felben  tourben  1827  publicirt;  fd^on  Don  1858 
an  tourben  aber  Vorbereitungen  gur  ^bfaffung 
neuer  Statuten  getroffen,  toel^e  1856  unb  1862 
Dorgelegt,  enbUd^  1889  auf  bem  legten  römi- 
fd^en  ©eneralcapitel  a))t)robirt  unb  red^tsfröftig 
n)urben.  S)ie  Statuten  bed  ffa{)U5inerorbenS  (f.  b. 
«rt.).  urf|)rünglid^  italienifd^  abgefaßt  (1530  unb 
1536),  tourben  auf  Sefel^t  bed  @eneraka))iteld 
1575  gebrudft,  fpöter  oftmals  mit  neuen  ^norb« 
nungen  Derme^rt,  1648  in  neuer  Bearbeitung  Don 
Urban  Vm.  approbirt,  julc^t  1876  in  lateinifd^er 
Sprad^e  gebrudft.  Slu^er  ben  ©eneralftatuten, 
meldte  bem  gangen  OrbenSgnieig  gelten,  gibt  eS 
nod^  Dom  ^roDingialconcil  aufgefteSte  unb  Dom 
OrbenSgeneral  beftötigte  ^roDingialftatuten  für  bie 
Orbnung  ber  iBerl^ältniffe  in  ben  einjelnen  $ro« 
Dingen.  S)er  Minister  generalis,  ber  mal^renb 
feiner  SmtSbauer  einmal  in  eigener  $erfon  ober 
burd^  einen  SteÜDertreter  alle  !ßroDingen  Difttiren 
mu^,  nrirb  auf  bem  ©eneralcapitel  gemöl^It.  SRit- 
glieber  biefer  Serfammlung  ftnb  aOe  ^roDingiale 
unb  ßuftoben,  toie  aud^  bie  Dier  $rocuratoren  ber 
Dier  StmQt  fammt  ben  gmölf  ©eneralbeftnitoren, 
ben  Statinen  beS  ©eneralS.  SDaS  !ßroDingialcapitel 
n)irb  Don  ben  ©uarbtanen,  Dier  2)eftnitoren  unb 
bem  \t&f^tm  $roDin)iaI  gebilbet  unb  fommt  aI8 


DolleS  Sapitel  iebeS  britte  3al^t  jufammen; 
enoöl^lt  ben  ißroDingial  unb  bie  Oboen  id 
^öufer,  befe^t  bie  h>id^tigeren  SteQeii  unb  ieril 
bie  übrigen  anliegen  ber  ^roDtn}.  S>te  tcfi 
mö^ig  innerl^alb  ber  brei  2Mire  follmben  3mtfd$fl 
capitel  (congregationes  intermediae)  bcfo^ 
baS  nömlid^e  @efd()öft,  bieSeftimmmig  beS  $roM 
gialS  unb  feines  SDefinitorS  ausgenommen.  SSoi 
fd^on  bie  gfranciScanerregel  im  allgemeinen  eil 
jiemlid^  firenge  SebenSmeife  in  Segug  auf  9ti 
rung ,  SBol^nung  unb  ff leibung  Dorf d^reibt  n 
SbStineng  unb  ^fttage  nad^  berfelben  ^änfigfiii 
fo  finb  bod^  bie  Statuten  ber  flapustnec  soi 
ftrenger,  fd^reiben  enge,  Ileine  3dl(i^  fimiH^ 
SBol^ng  unb  eine  ff  leibung  Dor,  mel^e  benZsib 
aüt  »aul^eU  ber  3a^reSaeit  füllen  lö^  SHe  A 
form  beS  1^1.  $etruS  Don  Sllcontara  (f.  b.  U 
ging  aber  l^ierin  nod^  meiter  unb  Derlongte  Sd 
$en  Don  2  m  Sänge,  eine  ffird^  Don  7  m,  eiw 
Umfang  ber  gefammten  Claufurmauei  Don  15  a 
femer  Sarfu|gel^en  ofyit  Sanbalen,  Sd^Iofcn  m 
bloßem  gfugboben,  l^öd^ftenS  ouf  einer  SRotte;  f 
Derbot  ben  ®enu^  Don  ^ki]ä),  9ifd^  Siem  n 
SBein.  S)iefe  Siegel  Derlangt  $eroifd^  Waam\ 
üe  tovait  gleid^mol^l  lange  ol^  SRUberung  h 
folgt  —  b.  S)ie  Dominicaner  (f.  b.  U 
S)ominicuS)  er]^ielten  Don  il^rem  Stifter  bieSbgd 
beS  1^1.  SluguftinuS  unb  Statuten,  oeld^en  bie  te 
^römonftratenf er  )u  @runbe  gelegt  finb.  S)en9ei 
teeiS  baf ür  bilben  bie  älteften  Statuten  ber  Si^ 
minicaner  Don  1228,  bie  gum  Sll^eil  mdrtli^iit 
ben  entfpred()enben  ber  regulirten  S^or^erreniik^ 
einftimmen  (f.  bie  Statuten  im  9lrd^.  f.  fiiterotur  n. 
ffird^engef(^.b.^ittelalterSl[1885],  165  ff.),  bf 
biefe  SQSeife  befam  ber  neue  Orben  eineSn^l^alkc 
beiDö^rter  ©runbelemente  in  feine  Siegel,  vsdift 
er  au(|  treu  betoal^rte ;  bod()  bat  ber  l^eilige  OrM 
ftifter  aud^  mit  großer  ßntfd^iebenbeit  unb  €i4o> 
^eit  baS  uiegsulaffen  getou^t,  toaS  bem  $rebigl' 
amt,  als  bem  ^auptitotd  feines  l^nftituteS,  l^inbo^ 
lid^  fein  fonnte,  unb  baS  neu  geformt,  loaS  biefn 
Stotd  entfprac^.  S)ie  Stellung  beS  ©enerdS  9 
bei  ben  S)ominicanem  eine  gau)  anbere  aU  Me 
eines  $römonftratenferabteS.  3)lan  gelobt  rSfn, 
nid^t  ben  fiocaloberen,  ©el^orfam,  ift  alfo  nüyn 
ein  beftimmteS  $rof egl^auS  gebunben.  Die  Soc 
ftel^er  ber  einzelnen  ^äufer  ftnb  nid^t  felbfl&dng, 
fonbem  Dom  ißroDin^ial  uttb  @eneral  ahifis^ 
Ueber  aSen  Oberen  fielet  baS  ©eneralcapitd,  ben 
Don  Anfang  an  bie  @efe^gebung  gufianb.  ÜB 
freier  bem  $rebigtamt  ft^  toibmen  )u  !5iim 
nal^m  ber  Orben  feine  Seelforge  in  fleineren  9e> 
}ir!en,  b.  1^.  feine  Seneficien  an,  U)ie  bie  $rämoii> 
ftratenfer  tl^aten,  Dergid^tete  auS  gleichem  @noibi 
auf  bem  Kapitel  gu  Bologna  1220  auf  it0l^ 
©emeinbeft^,  gelobte  alfo  bie  9rmut  mi  tac 
SBorgange  ber  SfranciScaner.  Die  ^önbeatW: 
unb  mand^eS,  toaS  bie  ^römonftratenfer  auB  ber 
monaftifd^en  ©ebröud^en  angenommen  batten,  ßcf 
man  fallen,  gemö^rte  aber  bem  Stubium  eine  fi 
l^erDonagenbe  Stellung,  hai  eS  alS  n^fentlulM 


OrbenSregel. 


1014 


in  ber  Zl^ötigfeU  beS  OrbenS  erfd^eint 
bie  Sominiconer  Don  ber  erfien  St\t  an 
Unioerfttftten  t)on  $ar{d  unb  Bologna  in 
esie^ngen  fielen.  S)te  Sonftitutionen  unb 
bcfc^lüfle  brachte  nod^  ungenügenber  t)or- 
Imr  Srbfit  ber  (L  Sta^munb  Don  ^enna* 
ieffere  Orbnung;  fein  SBerl  bleibt  bie 
erfaffung  beS  Orbend  (f.  Slrd^iD  o.  o.  O. 
9],  530  ff.).  S)en  erfien  2)ru(I  ber  Con- 
en beforgte  SonbeSi  (SRoilonb  1505),  eine 
ottctoriftrte  SuSgabe  ber  OrbenSgeneroI 
Som  1690),  bie  jüngfie,  im  Orben  ma^« 
,  OrbenSgeneroI  Sanbel  (ißarid  1886). 
en  ber  (Senerolcopttel  ebirte  im  9(u8}ug 
i^betifii^  georbneten  Sd^Iogmörtem  f^fon« 
)m  1655),  mand^eaud^  Martine,  Thesaur. 
L IV,  1669  sqq. ;  neue  9uSgabe  mit  ^ort- 
Don  So-Sicero  (SRom  1862).  S)er  felige 
t  fünfter  OrbenSgeneroI,  commentirte  für 
)rben  fomo^I  bie  SRegel  bed  1^1.  Slugufnn 
I  bie  SonjKtutionen  (ogt.  feine  Opera  de 
S^ilari,  ed.  Born.  1888  sq.).  —  c.  9ln  bie 
canerregel  fd^Iie^t  ftd^  Qt3  eng  Denoonbt  bie 
nim  i ,  Derf Q|t  Dom  ^I.  tJfran}  Don  $aulQ 
l),<tti,  ml^t,  toiebiebeSI^I.  gfranjDon^fftft, 
fad^ift,  fürünSnner,  gfrauenunbXertiorier. 
nngetDöl^nlid^  fheng  unb  Derlangt  beftön* 
iflen  unb  9b8tinen}.  —  d.  S)ie  Siegel  beS 
litenorben«  (f.b.art.),  beSbrittenaKen- 
lorbenS,  f  d^rieb  ber  $atriard^  Albertus  Don 
em  (1208).  Sie  ift  fhreng  unb  fd^lid^t  unb 
en  orientdifd^en  Urfprung  erfennen,  inbem 
ben  früheren,  fel^r  einfügen  SSerl^öItniffen 
a,  tteldde  ÜRönd^e  nad^  Sinfleblerart  in 
dbe  in  fleinen  um  eine  ffird^e  gruppirten 
mo^nen  la^t.  SteÜeid^t  fom  man  p  bem 
otteSbienfi  in  bie  ffird^e,  {ebenfalls  aber  a^ 
ein  in  feiner  3eOe.  ^m  @onntag  famen  alle 
[eifUid^en  Untermeifungen  unb  gum  Sd^ulb« 
lufammen.  S)ie  Seftimmungen  über  92a]^- 
iren  bie  jurbamaligenS^it  üblichen.  Srft 
nblanbe  erl^ielt  ber  SSerein  ben  C^l^arafter 
irbend  mit  eigenen  ßonftitutionen,  meldte 
[V.  (1431)  milberte.  Sie  SReformftotuten 
terefta  für  bie  Sarmeliterinnen  {teilen  nid^t 
äBortlaut  ber  alten  Siegel  tt)ieber  l^er,  f  on* 
len,  ba  biefe  ber  öeiligen  nid^t  fhreng  genug 
obftd^tlid^  barüber  l^inauS.  S)iefe  Siegel 
tSglid^  gmei  Stunben  Setrad^tung  mit  Dor« 
iber  Sefung,  |[iarteS  Säger,  raul^e  ffleibung 
9be,  fe^r  f))arltd^e  Sia^rung  mit  Dietem 
tmb  DoUftönbiger  Snt^altung  Don  gfleifd^ 
foioie  IBarfufegel^en  Dor.  auf  jeben,  aud^ 
imen  lBeft|  XDxxh  Dergid^tet.  S)ie  fflöfler 
ptn  unb  Don  nid^t  mel^r  al§  14  (fpöter  20) 
bemol^nt  fein.  S)iefe  Statuten  opprobirte 
7.  im  3. 1565.  ®ie  Statuten  ber  refor- 
Kännernöfler  fmb  unter  bem  6inp[u|  ber 
pa  unb  im  gleid^en  Sinne  Don  P.  ^icro- 
I  Matre  Dei  Derfagt  unb  auf  einem  Sa* 
Slcak  (1580)  angenommen  (f.  Act.  SS. 


BolL  Oct  Vn,  247).  ®er  DrbenSgeneral  unb 
feine  ©epnitoren,  fein  Slat)^,  »erben  Don  ben 
Patres  gremiales,  teeld^e  ber  gan}e  Orben  jum 
©eneralcapitel  fenbet,  auf  fed^S  äal^re  gemö^It;  bie 
$roDin)iaIe  unb  il^re  S)ePnitoren,  fonne  bie 
$rioren  ber  ^öufer  Dom  ^roDinaioIcopitel  auf 
brei  3a]^.  @für  eine  $roDina  mit  tt)enig  ff Idfiem 
ernennt  ber  ©eneral  einen  ^roDinjialDicar.  — 
e.  ©er  Orben  ber  Irinitarier  (f.  b.  «rt.)  erl^ielt 
Don  feinem  Stifter,  bem  1^1.  So^anned  Don  SRat^a, 
eine  eigene,  fel&r  hirj  gefaxte  Megel,  bie  fpäter  ge- 
milbert  unb  bur(^  3ufö|e  näl^er  beftimmt  mürbe, 
©er  bem  S^oedfe  nad^  Dermanbte  f.  Orben  ber 
aWerceborier  (f.  b.  «rt.  $etru8  SlofaScuS) 
mahlte  bie  Sluguftinerregel  unb  erl^ielt  Sonftitu- 
tionen  Dom  bl.  Siai^munb  Don  ^emuxfort.  ©ie 
Steform  am  Cnbe  bed  16.  3a]^rbunbertd  brad^te 
neue  Statuten.  —  g.  3n  ben  Älöftem  beS  Don 
ber  bl.  Sirgitto  (f.  b.  «rt.)  geftifteten  OrbenS 
befolgte  man  bie  Siegel  beS  |l.  SugufHnuS  unb 
gonftitutionen,  meldte  ^fl  Urban  VI  beflätigte. 
(Ueber  bie  eigentbümlid^e  ßinrid^tung  ber  ©oppel" 
nöfterf.b.art.g5irgittenorben  1.)  —  h.  ©er  Orben 
ber  SerDiten  (f.  b.  «rt.),  1233  entftanben,  nabm 
bie  Sieget  bed  ffi.  9[ugu{tin  an :  bie  Statuten  fd^rieb 
ber  bL  ^^«ippuS  Senitiuö  (f.  b.  «rt.). 

6.  ©ie  Siegeln  ber  nad^  ber  ©laubenSfpaltung 
entftanbenen  Orben  tragen  baS  Gepräge  einer 
neuen  3cit-  Sntfpred^enb  ben  Dielen,  jum  Sti^eil 
gans  neu  ouftretenben  Sebürfniffen  ber  Riti^t  ger- 
gliebert  fid^  baS  neue  Orbendmefen  in  eine  bisb^r 
niddt  gef  ebene  93ielbeit,  mld^t  ftd^  aber  ald  eine  beiU 
fame  enoeist  unb  bie  Ihöf te  mie  aud^  ben  Sleid^- 
tbum  ber  im  OrbenSflanbe  lebenben  3bee  in  neuem 
Sichte  geigt.  ©aS  actioe  Seben  fte^t  bem  contem- 
plattDen  gegenüber  im  iBorbergrunb.  ©emgemö^ 
ift  bie  Organifation  eine  Qfortfejung  berjenigen, 
meiere  bie  ^enbicantenorben  ftc^  ge{($affen  batten. 
©er  OrbenSgeneral  leitet  bie  ©efammtarbeit,  ba§ 
©eneralcapitel  fd^afft  bie  @efe^.  ©od^  merben 
bie  mittelolterlid^en  monaftifcben  SebenSgemol^n* 
beiten,  Don  n)eld^en  bie  SRenbicanten,  befotü)er§ 
bie  ©ominicaner.  Diel  aufgenommen  l^atten,  gang 
Derlaffen.  Son  tiefgebenber  Sebeutung  ifi  ba§ 
aufgeben  bed  gemeinfamen  ßl^orgebeted.  hierin 
liegt  eine  ber  erften  Urfad^en  für  ba§  Sntfieben  ber 
mobemen  adcetifd^en  Siteratur,  um  meldte  ftd^  bie 
neuen  Orben  Dorgüglid^  Derbient  mad^en.  a.  ©a§ 
®efe|bud(|  ber  ©efetlfd^aft  3efu  (f.  b.^lrt  3e- 
fuiten)  tritt  mie  biefe  felbfi  bef onberd  l^erDor  unb 
möre  aOein  f d^on  imStanbe,  einer  neuen  OrbenSgeit 
bad  @epröge  gu  geben,  ©enn  eS  unterf d^eibet  fid^ 
Don  allen  biSl^erigen  burd^  3nbalt  unb  gorm ;  f o^ar 
bie  Slomenclatur  ijl  eine  anbere.  ©ie  neue  @e- 
fettfd^aft  grünbet  leine  Älöfter,  fonbem  C^öufer, 
EoHegien,  Slepbengen,  fenbet  il^re  ^oftulanten  nid^t 
in  baS  SloDiriat,  fonbem  in  bie  ^robatbn,  f^ai 
feine  Saienbrüber,  fonbem  (Soobjutoren.  ©ie  $rü- 
ung  unb  grgtebung  ift  eine  langbauembe.  Diel« 
ad^e;  bie  enbgültige  «ufnabme  erfolgt  erft  fel^r 
pöt.  3m  ©efejbud^  ift  ber  organifatorifd^e  l^U 


1015 


OrbenSregeL 


1016 


Dom  aScetifd^en  gettennt;  {ener  tft  in  ben  fel^r  um« 
fangreid^en  Son[titutionen  entl^alten^  auf  bie  boS 
^auptgeiDtd^t  gelegt  ifi^  biefer  in  ben  Begulae. 
S)ie  Sonftitutionen  l^anbeln  in  10  Sl^eilen  Don 
ber  Sw^offung  iur  erften  Prüfung  (IX  Don  ber 
Sntlaffung  ungeeigneter  9{))icanten  (2X  Don  ber 
Sr}ie]^ung  ber  in  ber  erften  Prüfung  Seftnblid^en 
(3),  Don  bereu  @tubten,  Don  ben  SoQegien  unb 
UniDerfitöten  (4),  Don  ber  Sufnal^me  in  bie  ®e« 
feUfd^aft  (5),  Don  ©el^orfam,  Slrmut,  Slrbeit, 
Sterben  (6),  Don  ber  äußern  Sl^ätigfeit  (7),  Don 
ber  @eneraIcongregation  unb  Dom  Orbendgeneral 
(8.  9),  Don  ber  Srl^attung  unb  Ausbreitung  ber 
©efeQfd^aft  (10).  S)ie  Begulae,  weniger  um- 
fangreich, an  iBebeutung  bem  organifatorifd^en 
Xl^eile  nad^fte^enb,  an  Siefe,  Ihaft  unb  SBörme 
ben  entfpred^ienben  Partien  ber  Senebictiner«  unb 
ber  tüfrandScanerregel  nid^t  gu  Dergleid^en,  finb  baS 
}um  töglid^en  @ebraud^  gegebene,  Donoiegenb  aS- 
cetifd^e  ^anbbud^.  2)a§felbe  entj^ölt  ein  @umma« 
rium  ber  in  ben  Sonftitutionen  entl^altenen  SlScefe, 
allgemeine  Sorfd^riften  unb  bann  ber  Steige  nad^ 
bie  Siegeln  ber  Sorgefe^ten  unb  Beamten,  Dom 
^roDingial  bis  gum  Ro^  unb  }u  bem  Sruber, 
»etd^er  bie  9lad^ttt)ad^e  l^ött.  Srgängt  »erben  bie 
beiben  Steile,  Dorgüglid^  aber  ber  erfte,  burd^  bie 
Sefd^läffe  ber  23  ©eneralcongregatiouen  unb  bie 
Serorbnungen  ber  OrbenSgenerale.  S)a8  @efe^' 
bud^  ber  ©efeüfd^aft  3efu,  in  feiner  ©efammtl^eit 
betrad^tet,  mu^  jeben  mit  Sehmnberung  erfüQen. 
SS  iß  SUIeS  mit  großer  Umfüllt  abgezogen;  Siedete 
unb  ^flid^ten  ftnb  toeife  Dert^eilt;  gegen  bie  menfd^- 
lid^e  Sd^toad^^eit  ift  Dorfid^tig  überall  ^tlfe  unb 
@tü|e  angebrad^t.  Sine  öl^nlid^e  Siegel  ift  in  fold^er 
Seife  Dorl^er  nie  gefd^rieben,  freilid^  aud^  nie  ge- 
moQt  toorben.  S)enn  bei  ber  alten  ©efe^gebung 
be§  OrbenSIebend  tear  eine  l^eilige  ßtnfalt  unb 
Sd^Iid^tl^eit  d^arafteriftifd^,  loie  fie  ftd^  im  @Dan- 
gelium  au§{))rtd^t,  loie  fte  ber  Organifation  ber 
Äird^e  eigen  ift  unb  toie  fie  oft  bie  SBerfe  ber 
2)iener  ®otteS  audjeid^net.  UnDerfennbar  i{l  eg 
aber  eine  Qfügung  ber  ^ßroDibenj,  bafe  bie  ju  be- 
fonberer  Sfflirffamfeit  im  fogcn.  actiöcn  Sebcn  be» 
ftimmte  ©efeHf^aft  eine  fold^e  SRegcI  erl^ielt.  — 
b.  6ine  eigcntl^ümlid^e  ©tcttung  unter  ben  SRegeln 
geiftlid^er  @enoffenfd^aften  nimmt  bie  ber  Orato- 
rianer  (f.  b.  9lrt.  $^ilippu8  5Reri)  ein,  ba  bie 
SRitglieber  feine  OrbenSIeute  finb,  feine  ©elübbe 
ablegen,  ßigentl^um  beft^en  unb  bod^  n)ie  OrbenS- 
leute  in  einer  flöfterlid^en  ©emeinfd^aft  gufammen- 
leben.  —  c.  ©erOrben  ber  barml^  er  jigen  ©ru- 
ber (f.  b.  ?lrt.)  erl^ielt  Don  feinem  Url^eber,  bem 
1^1.  Sol^anneS  Don  (Sott  (f.  b.  ?Irt.),  feine  SRegel; 
^iu8  V.  gab  i^m  1572  bie  SRegel  beS  ^I.  «ugu- 
ftin  unb  ben  OrbenSd^arafter ;  auf  bem  erften  (§e- 
neralcapitel  in3lom(1587)  erhielt  er  Konftitutio- 
neu;  bie  le^te  9tebaction  berfelben  ift  au3  bem 
3a]&re  1718.  —  d.  ®en  !ßiariftenorben  (f.  b. 
?Irt.)  approbirte  ®regor  XV.  Sie  Dom  Stifter, 
bem  ^I.  3ofert  Don  galafanja  (f.  b.  %xt.),  Der- 
faxten  Sonftitutionen  (1621)  umrben  mit  ben 


fpöteren  Suffixen  unb  3)ecreten  ber  ®eiteta(> 
capitel  im  3. 1698  gu  einem  umfongreid^  (Be> 
fammtmerfe  gufammengefteQt.  —  e.  Sie  Segu 
iarclerifer  beS  1^1.  ^ieront^mnftSemi 
H  a  n  u  8  (f .  b.  %ü.  SomaSfer)  erl^ietten  Don  il^tcn 
Stifter  furge  Statuten,  fpöter  burd^  $itt8  Y.  bi 
Siegel  beS  1^1. 9lugu{Hnu8  unb  balb  borauf  Don  \Sfta 
@eneralDicar  (Sambarana  umfangreiche  Sonpu 
tionen,  meldte  Urban  VIIL  a})probirte.  —  t  JX 
Sonftitutionen  ber  93  a  r  n  a  b  i  t  e  n  (f .  b.  9ri)  tm 
ben  nad^  bem  erften  Sntmurf  be8  P.  3accaria  an 
bem  Kapitel  Dom  3a]^re  1 542  unb  enbgültig  auf  ba 
Don  1579  feftgeftellt.  —  g.  gfürbieSJ^eatine 
(f.  b.  ^rt.)  Derfa^te  ber  1^1.  Sajetan  bie  erften  )ko 
Dif orif d^en  Statuten ;  unter  ^ul  IV.  lomen  toid^ 
tige  ^enberungen  Dor,  bie  unter  SIemenS  VID 
bei  enbgültiger  Siegelung  ber  Statuten  (16M 
mieber  aufgel^oben  »urben.  —  h.  92id^t  jn  ba 
eigentlid^en  OrbenSregeln  gel^ören  bie  Sa]pnign 
ber  ®enoffenfd^aften  regulirter  ßleriler,  bie  Im 
Orben  bilben,  nömlid^  ber  SRiffionSpriefier  bd 
^l.  93incentiu8  Don  $aul  (f.  b.  9rt.  unb  b.  9tt 
SagaruS,  Orben  Vn,  1562  ff.)  unb  ber  Stebc» 
toriften  ({.  b.  9lrt.).  ®ie  Siegel  ber  SWiffioal- 
priefter  ift  burd^  ben  ®ei{t  l^eiliger  Salbung,  (» 
fprud^Slofer  unb  fd^lid^ter  S)emuti^  audgej^ei«^; 
fte  mürbe  Dom  1^1.  SBinceng  erft  nad^  80|fi^dgei 
Seftanb  ber  ©efeUfd^aft  unb  praftifd^er  Si^hng 
im  3.  1658  niebergefd^rieben.  9tt  f^acCf^ 
bejetd^net  fie  bie  ÜRifftonen  unb  gUKir  Dome^mBi| 
unter  bem  SanbDolfe.  —  SHe  Siegel  ber  Siebe» 
toriften  (f.  aud^  b. ^rt.  Siguori)  ift  ber  eben«* 
nannten  fe^r  äl^nlic^ ;  bod^  ift  fte  fürger.  3^  Ir* 
göngung  ftttbet  fte  in  ben  Sonftitutionen,  meld^  dor 
ben  nod^  bei  Sebjeiten  be8 1^1.  Stifters  gel^altenenSo* 
piteln  (bis  1764)  Derf agt  ftnb.  S)erSorfianbba 
ganzen  ^Kongregation  l^at  ben  Xitel  Superior  ge- 
neralis et  Bector  major.  3^m  }ur  Seite  jie^ 
6  Dom  ©eneralcapitel  geioöl^lte  Sonfultoren.  Ser 
©eneralfuperior  ernennt  bie  $roDingiale,  bieShc« 
toren  ber  eingelnen  §äufer,  SloDigenmeifler  u.  f.».; 
er  l^at  bie  iöl^rlid^e  SSifttation  ber  ^oufer  Dot^* 
nehmen  ober  geeignete  ÜRönner  )u  belegiren;  ^ 
bem  fiocalobem  l^at  er  einen  Slbmonitor  }ur  9M- 
l^ilfe  unb  Sorrectur  feiner  ^anbtungen  gur  @eitt 
—  L  Sie  Siegel  ber  Sd^ulbrüber  (f.  b..fti), 
Dom  fei.  3o^onn93aptift  be  laSalle  (geft.  1719)  je- 
fd^rieben,  Don93enebictxm.  (1725)  gutgel^|a^ 
befd^öftigt  ftd^  Dome^mlid^  mit  ber  ßauptonfgoie 
ber  trüber,  bem  Untenic^t  armer  Itinber.  Ser 
® eneralfuperior  mirb  auf  SebenSgeit  gemfil^lt;  coA 
feinen  urfprünglid^en  }toei  ^fftftenten  ftnb  U)egn 
ber  Ausbreitung  ber  ©efeOfd^aft  unb  Der  bobiu^ 
bebingten  ©ef^äftSDermel^rung  gmölf  gen)orbeiL 
2)ie  ^öufer  ftnb  auf  ^roDingen  unb  2)iftricte  W 
tl^eilt  unb  loerben  Don  einem  burd^  ben  (Senend* 
fuperior  für  brei  3a]^re  beftimmten  ^Dinjtol- 
Difttator  aUjö^rlid^  Difthrt.  Aud^  bie  S)irectoten 
ber  einzelnen  ^öufer  ftnb  brei  3a]^re  im  Smt  SM 
©eneralcopitel  Derfammelt  fid^  aDe  gel^n  3a]^ ;  cS 
befielet  aus  ben  genannten  Beamten,  ben  juiei  w 


1017 


OrbenSregeL 


1018 


nndtnvcurotoreii  «nb  ben  Don  btn  gäufent  ge« 
tt^ttmScpniixten;  bod^  ifl  bie  3ol^lber  leiteten 
eine  \dß  befdfttSnIte,  inbem  enhoeber  ein  S)i[tnct 
iMRi  M  ^fiufem  mit  einer  SeDöIferung  Don  20 
Snibern  ober  100  Sruber  j[e  einen  Seputirten 

7.  S)ie  Kegeln  ber  erfien  toeiblid^en  Orben 
Mefer  $eriobe  (Urfulinen,  Snglifd^e  ^röulein  unb 
6i(iorßem  Don  ber  ^eimjfud^ung  ^ana)  feigen 
woii  tMm  einer  Orgonifation  in  größere  93erbanbe 
ot  nib  loffen  bie  eingetnen^  bem  S)iöcefQnbi{(i^of 
ndniDorfeiien  ftlöfler  felbftdnbig  unb  nur  burd^ 
Iffitiaten  Serfel^r  Derbunben.  S)er  ®runb  l^ierDon 

V  dfot  Stoeif el  bie  Surädgegogenl^eit  biefer  ®e- 
I0ffm{4aften  unb  bie  burd^  bad  £rienter  SoncU 
tiq|ef(^ebene  Ckufur,  neld^e  ani^  bie  örtliche 
fiäüUät  ber  alten  3cit  fefigul^alten  )n>ang. 
Oanfitr  nnb  StobüitSt  fielen  ober,  ots  in  unferem 
9at<4tmbert  religiöfe  gfrouengenoffenfd^aften  fid^ 
HMen,  meld^  am  actiDen  Seben  ber  mönnlidden 
OibeB  in  f^hf^ttm  @rabe  als  biSl^er  t^eilnal^men. 
$k  för  biefe  neuen  iBer]^ftItnij|e  gefd^riebenen 
Jbgdn  entl^olten  au^er  ben  für  bad  geiftli^e  Seben, 
Me  Befolgung  ber  eDongelifd^en  SRStl^e  unb  ben 
h|oiibeniOrbenS}tt)ed[  erforberlid^en  ^efümmun« 
gm  eine  ben  actiDen  SRännercongregationen  nod^ 
gEÜIbcie  Organifation,  fe^en  gemöl^nnd^  eine  © e« 
MOloberin  auf  8 — 8  ^opre  ein,  geben  il^r  einen 
Srim^tMmSffiftentinnenunbiBoQmQd^t^bieSocal- 
4crm  ein*  unb  abgufe^en  unb  bie  Sifttation  Dor« 
inel^men,  fomie  ben  regelmäßig  miebertel^renben 
<a|»ttebi  p  prdftbiren.  S)ie  Aber  Derf d^iebene  S)i5- 
ofm  ierfheuten  Käufer  unterftel^en  oem  betreffen« 
bnSStfd^of ;  um  aber  )tt)ifd^en  biefem  unb  ber  @e« 
Kmloberin  £om|)eten3ConfIicte  }u  Dermeiben,  l^at 
H  ber  Don  ber  römifd^en  Kongregation  gebUItgte 
nb  allgemein  feftgel^altene  ©ebroud^  gebilbet^  ba]^ 
bccSifd^of  gemöl^nlid^  bie  innere  Seitung,  bie 
toboc^tung  ber  Sieget  u.  9.  ber  ©eneraloberin 
ütrlöSt,  toöl^renb  er  feinerfeitS  bie  äußeren  93er« 
Mite  ubedoad^t  (f.  Srd^tD  für  fatl^ol.  ffird^en« 
wit  XV  [1866],  412  f.). 

UL  Som  @tanbpun!te  bed  ff ird^enred^ted 
fltfimterliegen  bie  OrbenSregeln,  al§  ein  mid^tiger 
2teU  ber  fird^Iid^en  SiSciplin,  ber  Prüfung  unb 
Siüoffmig  burd^  bie  fird^Iid^en  Oberen.  S)a§^ppro« 
htionSred^  befaß  frül^er  ber  9t|d^of  für  ben  Se- 
in^ fernes  Sprengeis  unbefd^rönft,  ie|t  fielet  eS  i^m 
nr  nod^  in  befd^rönftem  SRaße  )u  (ogl.  aud^  ben 
lit  Orben  ob.  974).  ffiie  DoUe  ©cttjolt  befi^t 
berfopfL  S)ie  päpftUd^e  Approbation  einer  Or- 
megel  1^  Geltung  für  bie  gange  ffird^e  unb 

V  für  immer  gültig;  fte  ifl  nad^  ber  allgemeinen 
It|(t  ber  X^ologen,  meld^er  faft  nur  SJleld^ior 
(m  (DelocisiheoL  5, 5)  tt)iberfprid^t,  ein  AuS- 
M  ber  pdpfilid^  UnfeParteit  (f.  b.  Art.)  unb 
HWb  felbft  unfel^Ibar.  Sine  bifd^öflid^e  Appro- 
^^  gilt  nur  als  eine  Dorlöufige  Srüärung  über 
^  G^orolter  ber  OrbenSregel.  3n  ber  ölteften 
JA  {((eint  fdne  auSbrüdflt^e  Approbation  ber 
OrbenSregeln  ftottgefunben  ju  l^aben.  S)ie  OrbenS« 


genoffenf duften  {lanben  innerl^Ib  ber  ©renken  beS 
gemeinen  SRed^teS.  S)ie  Sifd^öfe  beobad^teten  baS 
nöfterlid^e  Seben,  befud^ten  bie  ITIdfier  unb  gaben 
bamit  eine  ftiUfd^meigenbe  iBiUigung.  S)ie  erfte 
Stegel,  toeld^e  eine  auSbrüddid^e  pöpfüid^e  93eftöH- 
gung  erl^ielt,  aÜerbingS  in  gform  einer  nad^trög« 
lid^en,  aber  außerorbentlid^en  Selobung,  ift  bie 
ber  Senebictiner  (f.  S.  Gregor.  Magn.,  Dial, 
2 ,  36 ;  Dgl.  Snarez ,  De  relig.  9 ,  2 ,  c.  2). 
3n  ben  folgenben  Seiten  erl^ielten  mand(|e  Siegeln 
eine  münblid^e  SiUigung  beS  $apfteS  gelegent« 
lid^  einer  3ufammenfunft  beS  ©rünberS  mit  bem 
^apfie.  Sine  fold^e  erlangte  ber  ffi.  granriScuS 
für  feine  erfte  Siegel,  mSl^renb  er  für  feine  le^te 
eine  fd^riftlid^e  SiUigung  erl^ielt.  S)urd^  baS  Dierte 
Saterancondl  (1215)  unb  baS  gleite  Sondl  Don 
S^on  (1274)  teurbe  bie  Approbation  ber  OrbenS- 
regeln bem  ^opfte  auSfd^Iießlid^  Dorbel^alten.  3o« 
l^ann  XXTT.  erflörte  fpäter,  als  biefeS  ©erbot 
nid^t  ftreng  beobad^tet  n)urbe,  alle  ingmifd^en  Don 
Sifd^öfen  erlaffenen  Approbationen  einzelner  ®e« 
nofjenfd^aften  für  nid^tig.  Seitl^er  ift  ©runbregel, 
ut  nulla  religio  esse  possit  sine  regula  a 
Summe  Pontifice  approbata  (Schmalzgrueber, 
In  tit.  81, 1.  8  decret,  n.  22;  ö^nlid^  pr^ing, 
Xamburini  u.  A.).  S)od^  fanb  ber  genannte  93e« 
fd^Iuß  aud^  eine  anbere,  minber  firenge  SrHörung 
(f.  b.  Art.  Orben  ob.  974  u.  976  unb  Ard^iD  für 
Siteratur  unb  ffird^engefd^.  beS  ÜRittelalterS  VI 
[1892],  2  ff.).  S)iefer  SRed^tSjuflanb,  bemjufolge 
Jebe  geiftlid^e  ©enoffenfd^ft  f^on  Dom  erften  An- 
fang i^reS  ^eftanbeS,  aud^  }u  ieber  SIeuorbnung 
nadd  erlangter  ©enel^migung,  eine  Approbation 
beS  apoftolifd^en  @tu^IeS  beburfte,  blieb  bis  }ur 
fransöfifd^en  SleDoIution  befleißen,  ^reilid^  famen 
gälle  Dor,  in  benen  geijüid^e  ©enoffenfd^aften  mit 
bifd()öflid^er  Approbation  löngere  3^it  befianben. 
3m  19.  äal^rl^unbert  aber  entftanben  unter  neuen 
SSerböItniffcn  Diele  religiöfe  ©cnoffenfd^aften,  für 
beren  Siegelapprobation  eine  anbere  ©emol^nl^eit 
fid^  bilbete,  meldte  bie  römijd^e  Sel^örbe  ^uerft 
bulbete  unb  fpöter  gerabe^u  forberte.  @o  mürbe 
bem  93efd^luffe  beS  SateranconcilS  burd^  eine  ent« 
gegenftel^enbe,  red^tsfröftige  ©etool^nl^eit  berogirt 
unb  ein  neueS  Siedet  gef d^affen.  2)ie  neuen  OrbenS« 
genoffenfd^aften  müjfen,  um  in  Slom  eine  Dor- 
löufige Anerf ennung  ju  erhalten,  eine  Smpfel^lung 
Dom  S)i5cefanbifd^of  Dorlegen,  unb  il^re  Siegel  muß 
fd^on  geraume  S^it  praftifd^  erprobt  fein.  Auf 
biefe  S^ugniffe  fin  fann  Don  ber  Congregaüo 
Episc.  et  Reg.  eine  probemeife  Approbation  auf 
brei  bis  fünf  ^a^xt  erlangt  merben,  nad^  beren 
93erlauf  bie  enbgültige  ©enel^migung  nad^  einer 
nod^maligen  Prüfung  ertl^eilt  tt)irb.  S)aS  gleid^e 
SSerf al^ren  mirb  einge|alten,  toenn  innerl^alb  eineS 
ber  alten  Orben  eine  Kongregation  ober  felbftän- 
bige  Abjmeigung  burd^  Srrid^tung  Don  3ufa|- 
ftatuten  gebilbet  mirb.  ®ie  auf  bem  ©eneral- 
capitel  befd^loffenen  neuen  ©efefee  fd^on  befteben» 
ber  Orben  muffen,  menn  fte  blcibenbe  ©eltung 
l^aben  foQen,  fobalb  fie  burd^  mel^rfäl^rige  praf- 


1019 


OrbenSregel. 


102 


tifd^e  Srfal^ng  ttpiobt  finb^  bet  Congregatio 
Episo.  et  Beg.  vorgelegt  »erben  (Bouix,  De 
jure  Fegularium  I,  Paris.  1857,  c.  2).  —  SSiel 
befpro^en  nnb  fd^toierig  ift  bte  gfroge  ttod^  bet 
Slrt  nnb  Sä^rntt  bet  Serpflid^tung,  meldte  bte 
OtbenSregeln  auferlegen.  ÜRon  nimmt  Dielfoc^ 
an,  (efonberS  »egen  bet  in  ben  Siegeln  f eftgefe^ten 
©trafen^  bag  in  bet  öltem  Sdt  jiebe  Uebertretung 
bet  Siegel  für  @änbe,  in  t)ielen  göllen  für  Xob- 

iünbe  gegolten  l^abe.  S)e|]^Qlb  f o^t  man  }.  93.  aud^ 
)\t  (Escommunication  in  bet  93enebictinenegel  afö 
eine  »irllid^e  Su|e  für  @ünben  auf,  nid^t  als  blo^e 
öuBere@anirung  ber  Derle^tenOrbendbiSciplin.  3n 
ber  Sluniacenfer  (Kongregation  betrad^tete  man  ben 
nad^  k)erbotenem  gfleifd^genuffe  eingetretenen  plö^ 
lid^en  Xob  für  eine  ber  @ünbe  entfpred^enbe  @traf e ; 
aOerbingS  galt  biefed  Sergel^en  bamaß  faft  als 
ein  3et(|en  oer  Slpoftafte  k)om  Orben.  Slllein  fold^e 
ft)ötere  lilnfid^ten  fönnen  feine  Sid^erl^eit  über 
ben  SBillen  beS  ®efe|geber8  bieten.  Sine  mil« 
bere  Sfuffaffung  t)on  ber  SSerpflid^tung  ber  Or- 
benSregeln  bal^nte  ber  1^1.  Seml^arb  t)on  Slair- 
lyaug  an  (De  praecepto  et  dispens.,  bei  Migne, 
PP.  lat  CTiXXXTT ,  859  sqq.).  äl^m  folgte, 
aber  mit  größerer  S)eutlid^feit  utib  Sntfc^ieben^eit, 
ber  fß,  Xl^omaS,  teeld^er  Summa  theol.  2,  2, 
q.  186,  a.  9  burd^auS  beftreitet,  ba^  alle  Siegel- 
übertretungen fd^teer  fünb^aft  feien;  er  lögt  bieg 
nur  t)on  ber  uebertretung  ber  (Selübbe  unb  ber 
Uebertretung  mit  formefier  Serad^tung  ber  Sor- 
f d^ft  gelten,  fjfreilid^  tear  mit  bief er  Seantmortung 
nod^  nid^t  alle  Unftd^erl^eit  gel^oben,  unb  bte  nad^« 
folgenben  @d^oIaftifer  nal^men  bie  iJfrage  oft  teteber 
k)or.  Ser  1^1.  Slntonin  t)on  Sflorenj  fud^te  in  feiner 
Summa  (P.  8,  tit.  16,  c.  1)  au8  einseinen  SluS- 
brüdfen  ber  Siegeln  Slnl^altgpunfte  bafür  gu  ge- 
toinnen,  ob  ber  Orben§ftifter  irgenb  ettoaS  ftreng 
ober  minber  ftreng  f orbere.  9lnbere  folgten  i^m  in 
bief  er  9lrt  ber  Sel^anblung,  bod^  mit  teeniger 
©efd^idf.  —  ®ie  QfranciScaner  erlangten  öon  ßle» 
men§  V.  bie  fjeflfe^ung  Don  24  ^ßunften  in  il^rer 
Siegel,  teeld^e  al§  sub  grayi  verboten  anjufel^en 
finb.  S)ie  meiften  ftnb  aber  fold^e,  u^eldfte  fd^on 
anbenoeitig  burd^  aOgemeine  Gebote  ober  als 
®egenfianb  ber  ©elübbe  als  fidler  fd^teer  berpflid^- 
tenb  befannt  finb.  ^nx  anbere  Orben  fd^ien  bte 
fjfrage  fo  unlösbar,  bag  Saietan  u.  91.  riet^en,  ben 
$apft  )ur  Söfung  anjuge^en,  ober  meinten,  baS 
Xrienter  Soncil  muffe  eine  le^ramtlid^e  ßntfd^ei« 
bung  barüber  geben.  @uare},  ber  bie  Slrbeiten 
feiner  Vorgänger  jufammengefagt  unb  gefid^tet 
fyxt,  unterf (Reibet  eine  breifad^e  9R5gIid^!eit  ber 
SSerpflid^tung :  a.  S)ie  Siegel  t)er))flid^tet  bei  ieber 
teid^tigen  !Dlaterie  unter  einer  fc^teeren,  bei  gering- 
fügiger unter  einer  löglid^en  @ünbe.  @o  faxten 
!Dland^e  bie  ölteren  Siegeln,  befonberS  bie  ber  93ene- 
bictiner  auf.  Sod^  bemerft  ber  Ifi.  Stl^omaS  bagegen 
mit  Siedet,  bog  in  biefem  gfaSe  baS  OrbenSleben, 
teeld^eS  bod^  ein  SSeg  beS  ^eileS  fein  f oute,  jum  t^Ü- 
ftridf  beS  SSerberbenS  teürbe.  Sr  fa^t  beg|alb  nid^t 
ällleS  als  ®efe|,  fonbem  SRand^eS  als  aRa^nung, 


Serorbnung  nnb  Statut  unb  redtet  ju  Idfim 
fogar  baS  im  SRittelalter  t)iel  umjbittene  SoÄ 
beS  gfleifd^effenS  (QuodUb.  1,  a.  20).  —  b.  S 
Siegel  Derpflid^tet  nur  unter  lä|ltd^  €ünbe  an 
in  teid^tigen  @ad^en,  fo  bag  ein  für  baS  ft(o|ie 
leben  bebeutenbeS  Verbot,  }.  SB.  boS  beS  @til 
fd^teeigenS  ober  SfaftenS,  bei  feiner  Uebertretm 
löglid^e  @d^ulb  Denoirft  S^oox  nel^men  etni 
X|eologen  an,  eine  bebeutenbe  &aä^t  Knne  an 
nur  sub  gravi  verboten  teerben;  bod^  ifi  bie  ea 
gegenftel^enbe  Slnftd^t  fidler  unb  Don  SRortin  ^ 
in  ber  SRegela))))robation  ber  ^ieroni^miten  om 
»anbt,  inbem  er  feftfett,  bag  Die  Übertreter  p 
nid^t  einer  Xobfüttbe  f^ulbig  mad^.  3n  glefa^ 
SBeife  erflört  biefe  milbere  3tuff affung  oud^  bie  So 
f d^riften  ber  ölteren  Siegeln.  —  o.  SHe  Stegel  De 
ppid^tet  gar  nid^t  unter  @ünbe,  fonbem  nur  mili 
Strafe.  Ss  bleibt  aud^  fo  eine  (8e»iffenS|^i4 
nömlid^  im  UebertretungSfaüe  bie  auferlegte  Stti^ 
gu  tragen.  Saietan  berid^tet,  eS  fei  auf  eiaa 
©eneralcapitel  ber  Dominicaner  (1237)  ouSbräl 
lid^  beftimmt  »orben,  bog  bie  Sonftitutionen  irato 
leinerlei  Sünbe  Derpflid^ten,  utib  bag  bie  ä 
ben  ölteren  S)ecreten  ftel^en  gebliebenen  Semcr 
hingen:  est  gravis  culpa,  est  levis  culpa  teii 
Sebeutung  l^aben.  S)er  feL  ^umbert,  füsfki 
OrbenSgeneral  ber  Dominicaner,  berid^tet  in  fefan 
Srflarung  ber  Sonftitutionen  feineS  OrbenS  (La 
n,  46  [f.  ob.  1013]),  ber  l^L  SominicuS  f^ 
auf  einem  Sopitel  )u  Bologna  )um  Xrofie  ba 
ffleinmütl^igen  erflört,  bag  bie  Siegel  nid^  nnla 
einer  Sünbe  Derpflid^te ;  teenn  bem  nid^t  fo  ttto; 
n)flrbe  er  burd^  bie  fflöjter  gelten  unb  mit  feine» 
3Reffer  alle  Siegeln  ausfragen  (Dgl.  oud^  Soare^ 
De  relig.  1,  c.  2 ;  Bouix  1.  c.  II,  545). 

IV.  3n  aScetifd^er  ^infit^t  finb  bieOr» 
benSregelnauSge)eid^net]^inft(^tli4i^reSUrf)mniQi 
unb  i^rer  SBirfung.  2)ie  Serfaffer  maren  bu^' 
n)eg  l^od^begabte Gönner;  fte  l^atten  ben  natüiGill 
fd^arfen  fdlxd  geflört  unb  geläutert  burd^  laBg> 
jö^rige  Seobad^tung,  innere  Srfaldmng  unb  ^ 
Itgfeit  beS  SebenS,  n^ie  burd^  Dielföltige  Srfa^ 
in  Seitung  Slnberer.  DaS  gefammte  ®ebi(t  bd 
geijtlid^  SebenS  unb  bie  Dielftufige  fdciSß  ba 
flöfierlid^  SBoOIommenl^eit  ftanb  Dor  il^ren  Sugm 
So  tonnten  fte  Siegeln  fd^reiben,  mld^t  fd^on  M 
natürlid^en  Stanbpunft  auS  bie  l^öd^fie  mei^ 
lic^e  SebenSn^eiS^eit  enthalten,  Höfterlid^  2f!M 
gen)o]^n]^eiten  f d^affen  unb  bie  ganje  Summe  i^riP' 
lid^en  SBoQlommenl^eitSftrebenS  für}  unb  fraftiM 
jufammenfaff en ;  il^re  Seigre  l^at  borum  me^r  S» 
teö^r  ber  Srau(|barf eit  als  bie  Seigre  eines  eintet 
neu  aScetifd^en  Sd^riftfieOerS.  Sie  Serfaffer  ba 
OrbenSregeln  erfreuten  fid^  aber,  teie  man  tooil 
annel^men  barf,  n^egen  ber  SBid^tigfeit  i^rer  Saf^ 
gäbe  aud^  übematürltd^er  Seitung  unb  Srleni^ 
tung ,  uttb  }tt)ar  um  f o  mel^r ,  je  l^eiliger  bei 
Serfaffer  toar  unb  je  Derbreiteter  feine  Shge' 
»erben  follte.  S)ie  langjöl^rige  ißorbereitung  |.  8 
eines  1^1.  SgnatiuS  unb  1^1.  SSinceng  Don  ^ul  oer» 
bürgen  bie  9luftt>enbung  aller  »ünfc^enSmert^eii 


1021 


DrbenSftonb  —  Drbcrid^. 


1022 


Ibifid^  nnb  &rgfQlt.  Set  1(1.  Srand§cu§  Don 
ip  BKriUe  bei  aller  (Bnrebe  bed  Sruber§  SliaS 
lä/t  eis  Sddlem  ftnbern,  inbem  er  t)erftd^erte^ 
Me  Segel  fei  nid^  fein  SBert,  fonbem  fei  tl^nt  etn- 
gegdkn  iDorbcn  (S.  Bonaventura,  Leg.  S.  Franc. 
8.4).  fle^nfid^  Derftii^e  man  bad  ganje  9RitteI- 
dfitr  (inbitn!^  k)on  ber  Senebictinenegel.  @o  fann 
efai  ne^  ober  minber  ftarfer  inbirecter  unb  felbft 
Mmter  Sbemotärli^er  einflu^  bei  ^bfaffung  ber 
OrMregeln  ol^ne  SJerle^g  ber  ^ietöt  nid^t 
nlfoebe  gejlellt  loerben.  —  t$fär  bie  Orben  ift 
Me  Siegel  {und^ft  baS  3nfhuinent  ber  rul^igen 
l4df(^id^  Orbmtng^  bie  Stic^tfc^nur  bed 
(tipii^en  Sebcnfi  imMgemeinen;  fte  toirb  bahmä^ 
m  OneDe  ber  reid^ßen  Segnungen,  eröffnet  eine 
iifäi  ber  Zugenb,  )eigt  bie  93a^n  l^eüigen  @tre« 
tal  ffieiterl^  abn  unb  genauer  genommen  iß 
IkbcrSttibnuI  beS  eigent^ümlic^en  SBefenS  unb 
MPd,  ber  ben  Orben  befeelen  foll,  unb  bal^er 
fciic^  ber  Slüte  för  il^  S)er  befonbere  ®eifi 
iM  )dmi  OrbenSfHfterS,  bie  in  feinem  fieben 
dl  Ue  erfie  Serlört^erung  feiner  Siegel  auSgeprög- 
ki  trifigen  Sigentl^flmli^^eiten ,  bie  befonbere 
ks^  SotteS  ^figung  {ebem  Orben  gegebene  93er- 
üriD^ung  beS  tird^Ii(|en  3beaIS  religiöfer  SSoQ- 
iMnien^  nad^  einer  befUmmten  @eite  ^xn  finbet 
ii  ber  Sbgel  i^  faßbaren  3(u8brudf.  S)ie  Se- 
eMtteng  ber  Siegel  geitigt  biefe  eigenartigen 
Xigenbeii,  ben  befonbem  S|aralter  ber  ^eiligfeit 
nb  (^fUid^  SoUf  ommenl^eit  unb  Iö|t  ba§  Silb 
M  Cttftetd  in  ber  ftirc^  fortleben,  ^urd^mög- 
fiitfl  getienen  Snfd^Iug  an  bie  Siegel  garantirt 
f4  iäftt  iebe  OrbenSgenoffenfd^aft  baS  jeitlid^e 
nk  fibemotürlic^  ®ebeiben.  3nbe|  ift  ein- 
Mibnb  )u  bemerTen,  bag  bie  OrbenSregel  biefe 
bizfimg  nid^  aI8  tobtefi  Sd^riftftüdf  an  ft^  l^aben 
hn,  fonbem  nur  aß  ein  in  ber  gül^ntng  burd^ 
kk  Oberen  lebenbig  gemorbened  ®efe^,  roit  auä) 
Me  treue  gegen  bie  iRegel  t)on  Seiten  einer  Or- 
bmgenoffnifd^ft  niemals  ein  einengenbed  t$eft- 
Hilen  am  ßonen  93u(^fiaben  merben  barf,  befon« 
tot  bc^  »0  DerSnberte  3eitt)er]^altniffe  bie  in  ber 
Segd  t»roufigefe|ften  fiebenSgemol^n^eiten  abge« 
Uert  ober  entfernt  l^aben;  t)ielmel^r  mu|  bie  Sr- 
Ibnig  mib  Snmenbung  ber  Siegel  eine  t)om 
Ccifie  bed  erfien  SerfafferS  getragene,  erleud^tete 
ab  Sit  ber  (Sabe  ber  Unterfc^eibung  auSgeftattete 
VoL  Dafür  erleud^tet  ®ott  bie  gefe^gebenbe 
AclKrfd^ft,  ba}u  ermedt  er  in  ben  Orben  immer 
Mcr  Olänner,  bie  k)om  ®eipe  bed  erften  Höfter- 
4n  ®efe|geber9  in  t)onerem  3na|e  empfangen 
(tha.  fjfur  ben  einjelnen  OrbenSmann  ijt  feine 
StgelSti^d^mtr  im  geijtlid^  SebenSgang,  SBerT- 
nib  SRUtel  ju  unja^Iigen  Xugenbübungen, 
|nr  Selbfll^eiligung,  Unterpfanb  ber  Selig- 
st, fo  ba^  öfterd  bie  $äpfte  bei  93eflatigung  k)on 
CMM|iatuten  ben  betreffenben  OrbenSIeuten  bie 
Sttfii^ctung  geben,  ba|  eine  fold^e  SebenSmeife 
ka&tomel  Mbiene,  unb  $iuS  V.  bei  93eftaHgung 
1^  Confütutionen  ber  ffopujiner  fagen  fonnte: 
Otts  n  qiuB  perfecte  observaverit,  inter 


Sanctos  referri  potest.  SS  fann  feinem  3toeifeI 
unterliegen,  ba^  unjöl^Iige  ^eilige  burd^  bie  Or- 
benSregeln  in  ben  ^immel  gefommen  finb,  ba^ 
eine  unabfel^bare9bftufung  k)on]^immIifd^er  Sd^ön- 
l^eit  unb  ftral^Ienber  ®ottö]^n(i4feit  unter  Seitung 
ber  OrbenSregel  ermad^fen  ifi,  unb  bag  mol^I  jebe 
einzelne  Sorfd|rift  ber  oerfd^iebenen  Siegeln  il^ren 
Siemes  ober  i^re  glorreid^e  SBoremigung  im  ^immel 
gefunben  l^at.  Somit  ift  efi  gemi^  gered^tfertigt, 
menn  bie  aScetifd^en  Sd^riftfteller  ber  Orben  bie 
Siegel  mit  großen  fiobeder^ebungen  greifen,  fie  bie 
Sreube,  bie  Sid^erl^eit,  ben  ®runb  freubiger, 
frol^er  3ut)erftd^t,  Seben§met§]^eit  unb  baS  99anb 
ber  Sinl^eit  mit  ®ott  nennen  (t)gt  Nieremberg, 
Doctr.  ascet.  VI,  August  Vindelic  1756, 
274),  unb  menn  ber  1^1.  granciScuS  bie  Siegel 
räl^mt  als  ha%  a3ud^  bed  SebenS,  bie  Hoffnung  bed 
^eileß,  baS  Unterpfanb  ber  emigen  ^errlid[>feit,  ein 
lebenbigeS  Stmngelium,  benftreujefipfab,  Sd^Iüffel 
beS  «ParabicfeS.  [Slmbr.  «ienle  0.  S.  B.] 

^btnsflaub^  f.  SRönd^tl^um,  Orben,  unb 
Stönbe,  firc^Iid^e. 

^bensUad^U  l  ^^eiber  vn,  755  f. 

^btMnfaxpation  (usurpaido  ordinis)  l^ei^t 
bad  fird^enred^tlid^e  S)elict,  toeld^eS  burd^  f eierlid^e 
9(u8ubung  eines  nod^  gar  nid^t  obernid^tinred^t" 
mö^iger  Seife  empfangenen  Ordo  (f.  b.  Slrt.  n.  p) 
begangen  mirb.  9IS  Strafe  ber  OrbenSufurpation 
be^mmen  bie  £anonefi  eine  fßn^t  nac^  Srmeffen 
bed  aSifd^ofe  unb  bie  Snegularitöt  Sediere  mtrb 
t)on  bemienigen,  ber  ben  Orbo  ausübt,  ol^ne  il^n 
überj^aupt  empfangen  )u  l^aben,  ipso  facto  in- 
currirt  (c.  1. 2,  X  5, 28) ;  aud^  mer  per  saltum  }u 
einem  bö^em  Orbo  promoüirt  ift,  mirb  erft  bann 
irregulör,  menn  er  biefen  Orbo  ausübt,  meil  er  nur 
t)on  beffen  9luSübung  bis  }ur  2)iSpenS  fuSpenbirt 
mar  (e.  un.,  X  5,  29).  S)a  bie  StuSübung  ber 
nieberen  fird^Iid^en  2)ienfie  nid^t  me^r  an  ben  Sm- 
pfang ber  nieberen  Seiten  gefnüpft  ift  fann  t)on 
einer  OrbenSufurpation  nur  mel^r  in  Se^ug  auf 
bie  l^öl^eren  SBeiben  Siebe  fein.       [^ermaneber.j 

^berii^,  fpöter  SitaliS  genannt  (Ordericus 
Vitalis),  ift  ber  SSerfaffer  eineS  auSgejeid^neten 
l^iftorifc^en  SBerfeS,  meld^eS  er  Historia  eccle- 
siasüca  nannte,  meil  ein  großer  2:^eil  feines  3n« 
l^alteS  ber  ftird^engefd^id^te  angel^ört  Sr  mürbe 
1075  )u  ^ttingeS^am  in  ßnglanb  geboren  unb 
f d^on  in  feinem  fünften  Saläre  k)on  feinem  frommen 
unb  fenntni|rei(^en  SBater  ber  Sd^ule  unb  bem 
Sienfte  ®otteS  an  ber  gieterSfird^e  }u  SbremS- 
burQ  übergeben,  ^ier  blieb  Orberid^  fünf  3abre; 
im  }ebnten  Saläre  feines  alters  Iie|  ibn  ber  Sater 
nad^  S^anfreid^  in  bie  9lormanbie  überf d^iffen  unb 
brad^te  il^n  in  baS  fflofter  St  Soroul  in  Oud^e 
(Uticum).  3n  biefem  fflofter  empfing  er  ein  3abr 
nad^  feinem  Eintritt  bie  ÜRöndftStonfur,  mürbe  im 
16.  Saläre  feines  9UterS  sum  Subbiacon,  im  18. 
gum  S)iacon  unb  im  83.  )um  ^riefter  gemeint 
unb  geno^  bis  ju  feinem  Xobe  bie  Sld^tung  unb 
Siebe  feiner  Siebte  unb  üßitmönd^e,  bie  ibn  als 
einen  frommen,  bemüt^igen,  bem  ffird^enbienße 


1023 


Orbinartat 


unb  ben  ©tubien  rajHoS  ergebenen  SKonn  öer» 
eierten.  @o  tourbe  bie  Ütormanbie  fein  jmetteS 
Soterlonb,  unb  bie|  gab  il^m  bie  ißeranloflung  )u 
feinem  ©efd^id^tStoerl  in  18  mi^tm,  m\ä)^  Dor- 
afiglid^  bie  ®^\äfiä)tt  ber  ^^ormonnen  feit  il^rer  92ie« 
berlaffung  )u  SRouen  unb  i^re  Xl^oten  foteol^I  in 
Sfronfrei^  unb  Snglanb  al%  aud^  in  Stauen  unb 
^alöfiina  bel^anbelt.  Ueber  bie  öltere  ©efd^id^te  ber 
IRonnonbie,  fowie  befonberS  einzelner  Älöfler  inber« 
felben,  bietet  baS  SBerf  reid^en  änl^alt  bar,  unb  efi 
bleibt  für  bie  ftird^engefd^ic^te  unb  bie  ©efd^id^te 
jener  S^it  ]oxo6fjH  bur^  Umfang  be§  ©eftd^tSfreifeS 
als  aud^  burd^  baS  Streben  nad^  genauen  92a(^- 
rid^ten  eine  fel^r  »id^tige  Ouelle.  SS  reid^t  k)on  ber 
Seit  3efu  fe^rifti  bis  jum  3a^re  1141.  Orbe- 
rid^  fd^öpfte  mit  Diellol^rigem  mü^famen  gfleig  oxA 
einer  SRenge  ber  beften  unb  foftbarften  OueEen 
unb  ift  nur  in  einzelnen  femliegenben  fünften 
unjuDerlöfftg.  S)ie  Historia  ecclesiastica  tourbe 
am  beften  mit  Kommentar  bon  Slug.  Se  ^reDofi 
l^erauSgegeben  (Orderici  Yitalis  Angligenae 
coenobii  üticensis  monachi  Hist.  ecclesiast. 
LL.  Xm,  Paris.  1838—1855,  5  voU.).  (Eine 
frül^ere  Ausgabe  ift  t)on  S)u(^eSne  in  ben  Eist. 
Norman.  Scriptt.  antiqui,  Par.  1619, 319  sqq.; 
StuSjüge  in  benMon.  Germ.  hist.  Scriptt.  XX, 
50—82;  XXVI,  7. 11  sqq.  Sud^  SWigne  (PP. 
lat  CLXXXYin,  15  sqq.)  l^at  biefelbe  nad^  ben 
ausgaben  t)on  Sud^eSne  unb  Souquet  aufgenom- 
men, mit  tl^eilmeif  er  Snfül^rung  ber  92oten  fie  $r6« 
t)of}8.  (S3gl.  Sappenberg,  ®ef^id^te  Don  Snglanb 
n,  Hamburg  1837,  378  ff. ;  Ceillier,  Hist.  des 
auteurs  sacrös  XIY  [1863],  369  ss.;  SBatten- 
bad^,  S)eutfd^Ianb§  ©efd^id^tSqueUen  U,  6.  SlufL, 
«erlin  1894,  218;  fonftige  fiUer.  bei  ChevaHer, 
Eepert.  s.  v.)  [©d^röbl.] 

^t^inittiaf  (Don  OrbinariuS ;  f.  b.  9lrt.)  I^ei^t 
im  Slllgemeinen  bie  t)om  S)i5cefanbifd^ofe  au§ 
S(eri!em  (unb  Saien)  jufammengefe^te  Sel^örbe, 
beren  er  ftd^  sur  fieitung  unb  Regierung  feiner 
2)iöcefe  bebient.  3nbeg  ift  ber  @ebraud^  beS 
SBorteS  „Orbinariat"  in  S)eutfd^IatA  fcl^r  fd^man« 
fenb  unb  bie  Sebeutung  beSjelben  in  ben  einzelnen 
S)iöcefen  eine  Derfd^iebcne.  SBie  in  ben  frül^cften 
äal^rl^unberten  bie  alten  $re§bQterien,  fo  n^aren 
feit  ber  3lugbilbung  ber  Sapitel§t)erfaffung  bie  Sa- 
nonifer  ber  Satl^ebrale  bie  geborenen  Stötl^e  beS 
Sifd^ofS  in  ber  ißermaltung  ber  S)i5cefe  unb  fmb 
eS  aud^  l^eute  nod^  nad^  ber  feit  ber  @acularifa« 
tion  vorgenommenen  92euorganifation  ber  Kapitel 
S)er  Sifc^of  mu^  fid^  il^rer  aud^  nad^  ber  gegen- 
mörtig  geltenben  S)i§ciplin  in  ben  bom  canoni- 
fdjen  Sfte^te  Dorgefe^enen  SfäHen  bebienen  (f.  b.  9lrt. 
Sopitcl  n,  1889  ff.).  ®iefe8  l^inbert  inbe^  ben 
Sifd^of  nid^t,  bel^ufS  regelmögiger  Seforgung  ber 
S)ibcefangefd^öfte  ein  engereS  SoDegium  a(S  be« 
fonbere  bifd^öflid^e  Sel^örbe  ju  conftituiren,  bcffcn 
amtglieber  eralS  „geiftIid^eSRät]^e^  ^affefforen"  2C 
tl^IS  aus  bem  Copitel,  tl^eils  au8  bem  übrigen 
SleruS  mö^It  @elbf}  Saien  fmb  nid^t  auSge- 
fdjlloffen;  nur  bürfen  biefe  nid^t,  toeil  fie  nid^t 


Xröger  einer  geiftlid^en  ShtriSbiction  fein  t 
ein  yotum  decisivum  ausüben,  ttrte  ein 
ben  geiftlid^en  9RitgIiebem  beS  (S^oOegtun 
ger&umt  merben  fann.  3n  einigen  SHdcefen 
gfreiburg,  ift  efi  iibli^,  fämmtlid^  SRü 
beS  SapitelS  gur  regelmö^igen  fBittoaÜm 
S)iöcefe  l^eransujielden.  3n  biefem  UfaOe  fl 
ber  @pi^e  beS  OrbinariatS  enttteber  bor  { 
felbft  be}m.  beffen  ©eneralDicor^  ober  in  (Sr 
lung  befi  le^tem  bie  erfte  3)igmtöt  beS  CapU^ 
ber  @enior  beSfelben.  @elbfh)erfiönblid^  1 
bie  Siedete  ber  ßanonifer,  als  Sopitel  in  bc 
SRed^te  ^plen  ^oüm  ein  yotom  decisiyim 
consultativum  gegenüber  bem  Sifd^of  onfig 
unberül^rt.  3nanberenS)i5cefenbagegenipbi 
ber  )um  Orbinariate  l^in^ugejogenen  9Rit 
au8  bem  Sapitel  eine  bef d^rönfte.  Die  SBol^ 
^öngt  t)oaftönbig  t)om  ®utbunlenbe8  a3ifd^ 
3n  ben  S)iöcefen,  in  meldten  eS  einen  ®i 
t)icar  gibt,  mie  bie^  fafi  überall  ber  goE  if 
fid^  bie  biefem  Seamten  unterfiellte  SBel^ä) 
©eneraüncariat  meift  mitOrbinoriot,  fobi 
bie  93e)eid^nungen  „Orbinariot^  unb  ^<8( 
tixcQxxai"  unterfd^iebelod  für  biefelbe  9d^ 
brandet  merben.  S)er  SSorftanb  berf elben  i$  b 
neralbicar;  er  fü^rt  in  ben  Si^ungen  benS 
falls  nid^t  ber  Sifd^of  felbfl  gegentt)örtig  ifi 
t)ertl^eilt  bie  einjelnen  ©efd^öfte  bel^ufs  Slefe 
unb  93earbettung  an  bie  einzelnen  3J{itgIieb( 
einigen,  befonberS  größeren  2)i5cefen  ifi  b< 
fc^ö^SfreiS  getl^eilt,  inbem  nömlid^  bie  fhr 
Sted^tSfad^en  mit  Sinf  d^Iu^  ber  Sl^ered^tSfad^ 
fem  nid^t  für  Untere  ebenfaQS  eine  eigene  9 
als  „Sl^egerid^t"  befielet,  abge5n)eigt  unb  ein 
fonbem  SoDegium  unterfteOt  merben.  Sk 
f ül^rt  aisbann  bie  Sejeid^nung  Of  ficialat  (f.  b 
ober  aud^  Sonfiftorium,  obgleid^  Untere  Sene 
aud)  tt)o|l  für  baS  ©eneraloicariat  t)or!omm 
ift  jufammengefe^t  auS  geiftlid^en  unb  mel 
Statinen  (DffidalatSrätl^en,  gonpflorialr 
unb  3lffefforen,  an  bereu  ©pi|e  ber  Dfficial 
SBöl^renb  bie  geiftlid^en  Stätte  aud^  l^ier  ein  \ 
decisivum  l^aben  fönnen,  beften  bie  Sai( 
ein  Votum  consultativum.  Slber  audft  für 
SoEegium  ift  5.  93.  in  ^r)tm  bie  93e}eid 
Orbinariat  oorgefd^rieben,  fo  ba^  bann  bei) 
l^örben  nad^  9lu|en  nur  als  gmei  üerfd^ieben 
t^eilungen  beS  einen  bifd^5flid^en  SSenoall 
Organismus  erfd^einen.  S)aS  Orbinariat 
Dffirialat  bilbet  bie  erfte  Snftanj  in  alb 
Sompeteu)  beS  93ifd^ofS  gel^örenben  @ad^ 
biejenigen  @ad^en,  meldte  ftd^  ber  Sif(^of 
)ur  Sriebtgung  refert)irt  l^at,  befielet  öftol 
eine  bcfonbere  fogen.  „geheime  ftanjiei",  j. 
^Breslau.  SIS  ßspebitionSbel^drbe  fungirt  in 
d^en  S)iöcefen  au^erbem  ein  eigenes,  bem 
nariate  (@eneraIoicariat,  Officialat)  tmter] 
neteS  Kollegium  t)on  @ubaltembeamten,  bi 
ffanjlei  (baS  @ecretariat),  an  beren  @pi^  gel 
lid^  ein  ffanaleibirector  fte^t.  S)er  ®efd^ 
richtet  ftd^  nad^  ber  t)om  SBifd^ofe  gegebenei 


025 


OrbinariuS  —  OrbinQtion. 


1026 


cncHon  ober  ift  getool^nl^itdred^tlid^  ftsirt  (Surial- 
U).  nder^mipt  finb  in  allen  biefen  iSejiel^ungen 
if  ScnooItaiigdorBanidmen  ber  emjelnen  S)tö- 
efm  unb  il^  Segeld^nungen  fo  t)er|d^iebenQrtig 
eßattet  ho%  man  ße  nad^  einer  einl^eitlic^en  9torm 
utm  benrtl^en  lann.   2BaS  bie  @tellnng  ber 
Ritgßcber  beS  Orbinariatö  fotoie  ber  übrigen 
Bubottcnibeamten  angelet,  fo  ift  biefelbe  feine 
MDKntbe,  ba  1^  fein  eigentlici^  ftird^amt  ober 
Bmcfidum  oorliegt.  @te  Knnen  nur  als  Hilfs- 
beamte be8  Stf^ofi  betrachtet  merben,  bie  gu  ieber 
^  ttieber  entfernt  toerben  biirfen.  SBärbei|nen 
kt  Sifd^f  biir4  ein  patent  ein  beftimmted  ®e- 
\ßä  auf  Sebendstit  jugefid^  l^ben ,  fo  fönnte 
VfttA  notürli^  ni^t  ol^ne  ®runb  n)ieber  ent- 
}i|ntDerben.  Selbft  gegen  eine  Sutfemung  aus 
tai  tmte  fiftnbe  ber  !Beg  ber  Sefd^tterbe  an  bie 
OoDgregatio  episcoporum  offen,  ftl^nlid^  ttie 
Hc|  bei  bem  (Seneroloicor  ber  SfaQ  ifL  3n  feinem 
Ijile  fomi  aber  ber  Sif^of  eine  Aufteilung  über 
fme  eigene  9mtSbauer  l^inauS  gemftl^ren,  ba  er 
jriim  !^d^oIger  in  ber  SBal^I  feiner  9lä^  nid^t 
Nto  bmt  OBgL  9lft]^ereS  bei  &inf  d^iuS,  ftir« 
4cBn^  n,  Serlin  1871,  224  ff.)    [feiner.] 

fiMMrbis  im  fird^red^tUd^en  Sinne  ifi 
fkt,  ber  eine  jurisdictio  ordinaria,  alfo  eine 
fAfUnbige,  mit  feinem  Amte  oerbunbene  Sei« 
tngl-  unb  StegierungSgemalt  in  ber  JKrd^e  befij^t 
fm  gleid^,  ob  biefe  auf  g5ttlid^m  ober  pofUb- 
b^li^em  Sted^  berul^t.  2)e|]^alb  ift  ber  ^ft 
kec  ObinariuS  ber  ganjen  Icird^e,  ber  Sifd^of 
kec  feiner  SHöcefe,  ber  OrbenSobere  mit  Ouaft- 
Mcopolgeioalt  ber  feiner  OrbenSangel^örigen. 
IM  bem  aUen  Siedet  befagen  felbfi  bie  Ard^i- 
biocone  eine  jurisdictio  ordinaria  unb  nmrben 
belialb  als  Ordinarii  betrad^tet,  mie  biefer  Xitel 
«1^  Deceingelt  in  einigen  Stiften  (^  93.  in  ^ 
ngia)  Dorfommt  unb  bafelbft  eine  2)ignitöt  6e« 
beutet,  änbeffen  bejeid^net  man  (dS  OrbinariuS 
M  eigentlid^en  @inne  nur  ben  S)iöcefanbtfd^of,  ba 
in  er  allein,  natürlid^  abgefel^en  t)om  ^opfte, 
eioe  ori)entIid^e  fieitungS-  unb  SlegierungSgettmÜ 
v  ber  Didcefe  befi^;  eS  ifl  begl^alb  aud^  nur  ber 
tKf^of  bered^tigt  biefen  Xitel  su  führen.  3eber 
Oboe  äuriSbictionSinl^ber  in  ber  2)idcefe  ^at 
nu  eme  übertragene  ©ettmit  (jurisdictio  extra- 
«dinaria,  delegata,  vicaria,  mandata).  Salier 
tan  aud^  ber  Pfarrer  nid^t  OrbinariuS  feiner 
Vfonei  genannt  merben,  meil  er  feine  orbent« 
^e  SeitungS-  imb  StegierungSgetoalt  über  feine 
^M^münber  befi^t.  SBennberfelbeaud^einejuris- 
mio  ordinaria  pro  foro  poenitentiali  inne 
Hf  injofem  i^m  biefe  eo  ipso  mit  feinem  $f arr- 
^  )ntommt  f o  er^It  er  bod^  pro  jporo  extemo 
Une  eigentlid^  SlegierungSgeu^alt,  a(fo  feine  ®e« 
i40tegS«,  feine  Straf getoalt  ic,  fonbem  übt 
VK  im  auftrage  beS  93if^ofS  bie  Seelforae,  baS 
l^^ien  domeeticum  innerl^alb  ber  ©renken 
ttft  $farrei  auS ;  er  regiert  bie  ^arod^ie  nid^t 
^iBstar  provinciae,  fonbem  ad  instar  fami- 
^-  3^  ht^SfyaVb  in  ben  SiSpenSrefcripten  oom 

ft^ealcsttoii.  IX.  2.  8nft 


„OrbinariuS"  bie  SRebe,  fo  ifl  baruntec  immer  nur 
ber  ffiiöcefanbifd^of  terfianben.         [feiner.] 

^bfautfion  (ordinatio ;  bei  ben  Sried^n  ge* 
möf nlid^  yeipoTov(a)  f^ti^t  imtl^eoIogifd^enSprad^« 
gebraud^  Sie  Srtl^eilung  eines  ber  clericalen  Skil^e« 
grabe  (f.  b.  Art.  Ordo  n.  II).  1.  JHe  Ouäit  ber 
Orbination  ift  ber  Sfiifcopat  unb  jmar  in  ber 
boppelten  93e}ie]^ung,  ba^  erfienS  bie  a3ifd^5fe  bie 
auSfd^IieBIid^e  actioe  OrbinationSföl^igfeit  l^aben, 
unb  hai  }toeitenS  ieber  9ifd^of  ol^ne  AuSnal^me 
biefe  Sfäl^igfeit  befi^t  SBaS  ben  erßem  ^nlt 
anbetrifft,  fo  erleibet  bie  auf gefteOte  Siegel  nur  bie 
SuSnal^me,  bag  bie  tiier  niebem  äBei^en  in  ge* 
miffen  gäOen  oon  ^reSb^tem  ertl^eilt  merben 
bürfen.  S)ie  93efugni^  baju  ^aben  bie  (Earbinal* 
))riefier  in  il^ren  jmd^en,  unb  jumr  in  93etreff  ber 
in  il^ren  Sienflenfiel^enben  ^erfonen  (familiaree). 
unb  9ebte  in  il^ren  itlöftem  in  Setreff  f old^er,  bie 
il^nen  bereits  burd^  baS  OrbenSgelübbe  untergeben 
ftnb ;  fraft  befonbem  ^rioilegimnS  bürfen  einjelne 
Siebte  aud^  ben  Subbiaconat  ert^eilen.  3n  SSejng 
auf  ben  }meiten  ^ßunft  mu^  feftgel^tten  merben, 
ba|  lebe  oon  einem  f  elbft  gültig  orbinirten  Sif  d^of  e 
in  forma  ecclesiae  ertl^eüte  Orbination  eine  gül- 
tige (valida)  ift;  bamit  biefelbe  aber  aud^  eine 
erlaubte  (licita)  fei,  muffen  nod^  gemiffe  anbere 
oom  JKrd^red^t  aufgefteJDlte  Sebingungen  erfüSt 
fein.  Unerlaubt  nömlid^  ift  bie  Orbination  oon 
Seiten  eines  l^öretifd^,  f d^iSmatifd^en  ober  fuS« 
penbirten  Sif^ofS :  ebenfo  bie  SBeil^e,  meldte  ber 
93ifd^of  au^erl^aG6  feiner  Sompetenj  (f.  u.  2)  ober 
mit  SBerle^ung  fonfliger  fird^lid^en  SSorfc^riften 
(f.  u.  3)  ertl^eitt.  —  «uS  biefen  ^rincipUn  ergibt 
ftd^,  bag  bie  f ogen.  Orbinationen  aQer  Secten,  bei 
meldten  bie  Succeffion  ber  Sifd^öfe  unterbrod^en^ 
alfo  bereu  eigene  Orbination  ungültig  ift,  als 
nid^tig  ju  betrad^ten  finb,  abgefel^en  baoon,  ob 
babei  bie  mef entlid^e  t^orm  beobad^tet  ift  ober  nid^t. 
S)emgema|  gelten  aDe  oon  ben  fogen.  93ifd^5fen 
ber  f  d^mebifd^en,  bönif  d^en  unb  anglicanifd^en  San« 
beSfird^e  ertl^eilten  Orbinationen  als  ungültig  (be- 
treffs ber  anglicanifd^en  SBeil^en  f.  b.  9lrt.  ^arfer, 
üßattl^äuS) ;  bagegen  ift  bie^  bei  ben  Orbinatio- 
nen feitenS  grie^ifd^-fd^iSmatifd^er,  janfeniftifd^r 
unb  „altfat^olifd^er"  »ifd^öfe  nid^t  ber  fjatt,  fofem 
nid^tS  SBefentlid^eS  bei  ber  SBeil^eertl^ilung  ge- 
önbert  mirb;  nur  im  SfaQe  eines  begrünbeten 
3toeifelS  an  ber  ®ültigfeit  ber  Orbination  mürbe 
bei  einer  etmaigen  Sonoerfion  eine  Sleorbination 
bebingungSmeife  fiattftnben. 

2.  3n  Se^ug  auf  bie  Sompetens  jur  er- 
laubten Orbination  gilt  ber  ®runbfa^,  ba|  ber- 
jenige  Sifd^of  com))etent  ift,  ju  meld^em  ber  Orbi- 
nanb  im  SJerl^öltni^  eines  S)tdcefanen  ober  in 
einem  oom  ffird^enred^t  als  analog  anerfannten 
5We5uS  jiel^t ;  ber  95if d^of  mufe,  toit  ber  gebräudft- 
lid^e  SluSbrud  lautet,  ber  episcopus  proprius 
beS  8u  SBei^enben  fein.  ®er  ^p  ifi  felbftoer-  . 
ftönblid^  für  ben  Umfang  ber  ganjen  flird^e  jur  ' 
Orbination  competent.  S)cr  95ifd5[of  fann  com- 
ptttnt  fein  auS  folgenben  oier  @rünben:  a.  ra- 


1027                                    DrbinattonBtapen  —  Ordo.  102 

tione origiaiB,  twnit  twr  Siatet  beS Otbinanbcn  Sinne, <.ti.a.ordoltierarchica8)nnbbtiSlit 

pr  3'it  ^tr  ©cburt  be§  lejiem  fein  3)oniiciI  in  b«  ber  fogen.  OtbenSIeute  (mit  ^uJUffl  ""  "" 

Ott  bctrtffenbtn  SiScift  fjatU ;  b.  ration«  doini-  regulorü,  militariB,  ober  nä^tm  «tjti^linmgc 

oilii,  (oDS  bet  Drbintmb  Jtibft  in  h«  3)iöc(]e  ein  Ordo  S.  Benedicti  u.  (.  m.).  Waturflemül  fa 

ffiomirilin  bem  Bon  Sunocenj  XII.  ongegefientn  htn  in  ben  erwarten  Stbtutirafltnlle&eTtnijinB 

©inne  ({[.  b.  Slit.  SlBmidl  III,  1962f.)  bcp^;  bcä  2Borte8  auf  eng  jujammoi^flenbe  @tff 

c.rationebeneficü,  tDcnnbnOrbtnanbjti^onDoT  ^ättbe^att;  inSbe|oiibm  Duibt  au^.  buid(  Ä 

ber  Sti^t  ein  Stnffictum  in  ber  ©iflcefe  in  unon-  taufd|une  ton  Urfoc^e  unb  aBirfimß,  ba  3Ktt 

gefo^tenfm  IBeMc  ijat;  d.  raidone  familiaritatis  bui(^  ndi^en  jtniänb  in  einnt  ordo  hierardiie 

obet  commensuitii,  nenn  bti  gii  SStiEitnbe  f(^on  einftitt,  ftßift  ordo  genannt 

nentgftenB  bret  3oii«  im  SMenP«  bei  aSi^ofeS  I.  0  r  d  o  ol8  „Orbnunfl,  JÜegtl",  1.  im  oHf 

genefen  if)  (f.  b.  SIrt.  CommenBalitluiii).  @inb  mein-lituigifc^en  Sinne,  au^  OHo  Berrutdi 

me^iettSil^öft  au8  einem  bn  genannten  @rünbt  ift  in  tcn  liturgifc^tn  ^ü^em  bie  voitiMitat 

coRitietent,  {o  (ie^t  bem  Orbinanbcn  baS  iRcd)t  ^>ici(i)Tiiiiuj  be§  Don  bn  Kt^Iic^  Snctoril 

bet  äßa^I  unter  ^ntn  ju,  unb  jinai  für  i«be  äSei^e  jefii^i-floülcii  g^omtulorfi,  nai$  lotl^tin  eine  in  |i 

jeparat.   3BiD  jtmanb  obtr  ton  einem  Sijd^ofe,  nligfjctjlnJitiiE  gotfeSbienPIiii^  gundiim  mU^ 

bet  nif^t  im  begeii^inden  Sinne  |ein  epiacopue  füfjren  ift.  Scr  einjelne  Ordo  enthält  fotoo^I  b 

proprius  ift,  bit  SDäet^fn  en4)[Qn8en,  \o  mufe  er  Sejt  bcr  ju  recitirenbtn  ®ebete,  Sectionni  m 

dotE|(t  bit  fogen.  S)imi|Toriali(n  (rb.Srt.)  fcitenS  (.^cjänQe,  nl^  au[^  bit  tituellrn  Sßcifungm  (9t 

feines  SBifcEiofe  beibringen,  anbemfaQe  nürbe  ber  briten),  trcldie  im  9}trlauf  ber  ^eiligen  ^anb&a 

orbinirenbe^ifd|j)fmieberOTbtnirtebenbetreffen>  ]u bei^bac^lcn finb,  unbguoriBeibeSfotnniuib 

ben  (ini^Iif^en  ©trafen  oerfoHen,  DermoSen,  toie  boS  €ine  bem  9lnbent  folgt.  ^ 

3.  ®ie  Weiteren  SBorf^riften,  »elt^ie  jur  6t-  bun^  unterft^eiben  fid^  bie  Ordinos  oon  bent^e 

taubt^eit  ber  Orbtnotion  noi^  ju  beobachten  finb,  retif^en  SnfttuctiDnen  unb  ben  )3raRi|^  S 

bejie^en  jic^  Dot  allem  barnuf,  bä|  ber  1BifdE|of  fldningen  (Rubricae  generalee),  OMlc^i^i 

bie  UnfS^tgen  unb  bie  Untauglich  oon  ben  ben  liturgifi^Fn  ^üijtxn  in  ber  Stegti  »Bom^ 

Sfflei^en  au8f d(|Iie|e ;  ber  Inbegriff  bei  Sigen-  foU)ieau[^tiDnben2e^flden,iDeI(^ebciilDC#ii 

fd^ften,  tneft^e  no(^  ber  Seftimmung  bet  Riiäjtn'  ben  Offiden  eigen  finb  unb  in  ben  fte^enbcn  Oi4 

gef^e  einen  Siltnf^tn  in  biefer  ^infic^t  untaugltii^  (}.  S.  bie  bet  S:age3feiet  ange^Diigcti  SRe^geM 

maqen,  ^eifit  3negulatttät  (f.  b.  %rt.).    @§  ^at  in  bett  Ordo  Miseae)  eingelegt  toetbcn.    ta 

femer  ber  S9if4of,  wenn  er  ni(|t  f  elbjl  ben  Seben^  Wiffale  fcnnl,  Don  bcr  gema^nli^ot  9BaffetDe4 

unterhalt  beS  Orbinanben  auf  fiii^  nehmen  nnü,  abgelesen.  eJngig  ben  Ordo  MiBsae;  tDd^mttiii 

barauf  ju  fefien,  bafi  biefer  i^m  einen  folc^en  nac^-  ißcntipcale  aufeer  einer  9[ßaffenoei(ie  (ed.  tn 

meife;  bie  tecEjniftbe  aäcjeic^nung  biefel  ÖebenS-  RatiBb.1888,  App.140)  nur  einigegunctimtni 

untet^iüIteS  ift  Titulue  (f.  b.  9trt.).  «nbli^  ift  bet  bei  benen  mei)rete  ^Berfonen  betfieiligt  finb,  W 

orbtnitenbe  »ifc^of  Derppiiiitet ,   oHe  gefetli^en  Kuffi^rift  Ordo  tragen  Q.  c  ni,  59.  81. 9S 

SOorfc^riften  über  ba8  !9eifat)ren  bei  ber  Orbina»  108. 118  sqq.),  ftnb  im  SRituale  bie  gormuto 

tion  iü  beobai^ten.   S)tele  begießen  fl^  auf  ben  jutSbenbungbetSactamenle,  mitSIuSnofimete 

SRitue,  ben  Ort  unb  bie  3eit  ber  uorjunebmenben  &)t,  bie  jneifa^e  !BegräbniEfeieT  unb  jmri  €t; 

Orbinotion  (f.  bie  bon  ben  einzelnen  SSei^e^fen  nungen  mit  biefem  ^Ramen  Derfeben.  QTtit  Oidt 

bonbelnben  ^rtt.),  auf  bie  SBeobaditung  bet  ge-  (lä^K,  xaEic  7evo(££vrj,  BicitoJlj)  gleuj^bebudnil 

fe^Iidtien  Snleifütien  (f.  b.  9trt.)  unb  bet  gebötigen  lommen  bei  ben  fiiturgilem  unb  in  ben  liturgif^a 

Sei^enfolge,  in  »etdEiet  bie  SQJeiben  ju  ertbeilen  fflüc^em  bieSBeäei^nungenöor;  Ofticiuro,  Bita 

finb,  inbem  e§  nämlii^  oerboten  ift,  itgenb  eine  (etxDXouöfoi),  BitusetformaunbEitueformuli 

niebere  SBeifie  ju  überfpringtn  ober  obne  ^Beob-  oor.  —  Ordo  ift  fem«  mani^erortS  bie  bertBiiiB' 

Ortung  ber  Mei^enfolgebalb  eine  lEiÖ^ere,  balbeine  lic^e  ißejeit&nung  beä  (Kräienlolenberä ,  Sin*" 

uiebete  äSJeibe  bemfelben  3nbiPibuum  miljulbeilen  riumä  (f. b. iHrt.  oben III,  1817_ff.),  ber bteSet^ei' 

(f.  b.  ?lrl.  Promotio  per  aaltum).  —  liebet  bie  folge  ber  gefte  mit  ibren  Offiden  unb  Steffen  fn 

foß.  Orbinationen  in  ben  proteftantifi^en  ffitdien  ein  3al)r  Oerjeic^net,                   [ft.  ©t^n*.] 

f. b. art. 5ßaftoren, proteftanHjc^e.     [^^inipe.]  2.  OrdinesRomani  inSbef onbere  H" 

&thiuai\«inftttttt,  f.  gaftenjeüen  IV,  1272.  im  ©prad^gebroucEi  bfS  fin^Iic^en  ated^tS  bie  ollt» 

Ordo  fommt  in  ber  fliri^enjprac^e  ^auptfödi-  ÜHitualbiit^er  ber  römifd^enÄitcfie  ober  bie  ©innB' 

liii^  injmci Sebeutungen Dar,  für  meiere  baS  dof-  lungenbetjenigen@ebräurf)eunbl5erimonien,wI(i' 

fif^e  9Bott  ben  fire^li^en  @egm^änben  unb  !Set>  bei  ben  regelmäßig  mieberlebrenben  gotteebinp- 

'  bällnilfenangtpagtip.  @ntfpte(!^enbber$ebeutung  liefen  ^anblungcn  in  bet  rbmifc^en  flin^  beo^ 

„Orbnung,  ^egel"  (cgi.  Cic  De  off.  1,  40;  achtet  mutben.   Sä^tenb  ba§  Sacramentuiimi 

Aug.  Do  civ.  Dei  19, 14)  bejeit^net  cS  bie  Dtb-  bie  oerf(!|iebenen  ©ebetsformulare  bei  ben  gotl* 

nungbe8@otte§bieiifte8;tm  Sinne  Don  „©tanb"  bienplic^en  Functionen,  namentlich  bei  btrSKefi'' 

(Dgl.  ordo  sonatoriue,  equeater  u.  f.  in.)  Hiirb  entplt,  baS  Antiphonarium  bie  bribiet(n3*f^ 

eBgebrauf^täurSBejeitbnungbertitr^IicfienStauhe,  ItcEireiten  üblichen  ®e|änge  in  [it^  mrinigl,  mt' 

nSmli^  beS  StanbeS  bet  Sletiln  (ordo  im  engem  ^ält  bet  Ordo  Romanns  bie  Eingabe  atlel  bff|n>' 


Ordo. 


1080 


cdebrtmtbe  ^Qp%  Sifd^of  ober  ^riefter 
\Sß  unter{lü|tnbe  SIeruS  (ei  ber  93er« 
ber  ^igen  ^mnblungen  }u  (eobad^ten 
oOeS  baS,  tooS  ber  mobeme  Sprad^« 
mit  bem  SBorte  StuBrifen  in  feiner  meite- 
idung  be^eid^net.  2)ie  ffenntnig  biefer 
gif d^en  formen  ifl  t)on  groger  Sebeutung 
für  bie  (Sefd^id^te  be§  fird^Iid^en  9Htu§ 
,  fonbem  oud^  für  bie  Sogmatif  unb 
rnrec^t  infofern  einerfeitS  qu§  ben  ri- 
nnen ftd^  ha%  S)ogma  ber  alten  JKrd^e 
[ö|t  unb  anbererfeitS  Diele  Xl^eile  ber 
(tenben  Sled^tdDerl^öltniff  e  in  biefen  öuge« 
m  fid^  barfteQen.  2)ie  bei  meitem  üoQ- 
unb  reid^^altigfte  Sommlung  fold^er 
r&uc^e  ber  rdmifd^en  JNrd^e  i|t  ber  fog. 
nlgatus,  ber  juerft  (Colon.  1559) 
)  Saffanber  l^erouSgegeben  tourbe ;  eine 
Igobe  beforgte  9Re(d^ior  ^ittorp  in  fei« 
e  De  divinis  cath.  ecclesiae  officiis, 
S68 ;  eine  britte  ift  Don  ®.  SerroriuS 
91).  3)er  Ordo  vulgatiis  entl^ält  auger 
andren,  bie  fid^  ouf  ben  geteöl^nlid^en 
ift  bejiel^en,  oud^  bieienigen.  meldte  bei 
ation  bed  ^ftefi  unb  ber  93ifd^5fe,  bei 
ition  ber  ^xä^m,  bei  ber  93enebiction 
:ö,  ber  ftönige,  eines  ÄriegerS,  einer 
Die  bei  ber  Eröffnung  eine«  allgemeinen 
injialconcilS  beobachtet  mürben.  9Ber 
[er  biefer  Sammlung  mar,  ift  unbefannt; 
)  mirb  il^re  Sntfle|ung  in  bie  Seiten 
•ed  ®rogen  Verlegt.  @ie  fc^eint  au^  fein 
felbftönbigeS  unb  unabl^öngigeS  ^erl, 
(le  bloge  Sufammenfteüung  üerfd^iebener 
^(i^riften  über  bie  Iiturgif(|en  ©ebröud^e 
amentlid^  ftnb  oft  über  eine  unb  biefelbe 
beS  SuItuS  mehrere,  au§  derfc^iebenen 
mmenbe  ^formen  gerabeju  neben  ein- 
int.  aWit  SRürfftd^t  auf  biefen  5pun!t  ^at 
geleierte  Karbinal  Sofepl^  $IRaria  3:^0« 
i§  Urtl^eil  gefäHt:  Ordo  Romanus 
B  non  eo  modo,  quo  apud  nos  editus 
iimferebatur.  Discrotis  namque  11- 
tinebatur,  quibus  potiora  per  annum 
intur  officia.  Geterum  Ordo  ille  Eo- 
ditus  ab  Hittorpio,  farrago  potius 
ionim  rituum  secundum  varias  con- 
18 :  ita  ut  antiquiores  germaniores- 
in  tanta  varietate  discemere  sine 
ellonim  ope  paene  sit  impossibile 
Hon,  Museum  Italicum  11,  Lutet.- 
89 ,  p.  IX).  Snbeffen  ift  ber  Ordo 
nid^t  ba8  eingige  unS  befannte  alte  9^i« 
römifd^ien  Äird^e;  gegen  gnbe  bc§ 
mibert§  ebirte  5KabilIon  (1-  c.  3  sqq.) 
les  Romani,  bie  Derfc^iebenen  3^1" 
Jerfaffem  angel^ören.  S)ie  öier  erftcn 
mt^alten  fämmtlid^  liturgifd^e  93eftim« 
ier  bie  Missa  pontificalis.  Heber  il^re 
)  lägt  fi4  ni^t§  @id^ere§  ermitteln ;  menn 
>rdo  n  bem  ^fle  ®elafiu§  (geft.  496) 


}ngef(!^rieben  mirb,  fo  ift  bieg  eine  bloge  ^Qpo« 
tl^efe,  bie  auf  kl^i  unjuDerlöfftgen  SorauSfe^ungen 
berul^t  (ogl.  bie  Admonitio  in  n.  ordinem  bei 
Mabillon  1.  c.  41)  j  nur  fot)ieUö|tfi(^  mitSefümmt- 
^eit  fagen,  ba^  btefe  t)ier  Orbined  lebenfaUS  nod^ 
t)or  bem  9.  ^Qi^tl^unbert  entflanben  fein  muffen, 
benn  ber  3)iacon  SlmalariuS  t)on  3ne|  (f.  b.  9rt.) 
citirt  fie  in  feiner  @d^rift  De  eocles.  officiis. 
S)er  fünfte  unb  fed^te  Ordo  l^anbeln  k)on  ber 
Missa  episcopalis.  9ud^  in  il^nen  finben  ftd^  feine 
fidleren  Stnbeutungen  über  bie  Sntflel^ung;  nur 
f oDiel  gel^t  au9  einulnen  @tefien  l^erüor,  ba|  beibe 
mirfli^  ber  römifd^en  SHid^t  angehörten.  3)er 
fiebente  gibt  Seftimmungen  über  bie  Saufe  (ordo 
scrutinii  ad  Electos,  quomodo  debeat  cele- 
brari),  ber  aä^k  unb  neunte  93orfd^riften  über  bie 
Orbination ;  ber  }el^nte  enthält  bie  fiiturgie  ber  brei 
Xage  t)or  Oftem  (de  triduo  ante  Pascha),  Sor« 
fd^riften  über  bie  SBieberaufnal^me  ber  ^önitenten, 
bie  Salbung  unb  Sommunion  ber  ftranfen  unb 
baS  IBegröbnil  ber  Slerifer.  ünabiOon  fe^t  feine 
ßntftel^ung  in  baS  11.  Sal^rl^unbert.  2)ie  beiben 
folgenben  Ordines  tragen  ben  92amen  i^red  Ser« 
f afferS  an  ber  ©pije.  S)er  elfte  ift  überf d^rieben : 
Liber  pollicitus,  ber  Serfaffer  nennt  ftd^  felbft 
Benedictus,  beati  Petri  apostoli  indignus 
canonicus  et  Rom.  ecclesiae  cantor;  mie  au8 
ber  ßinleUung  beS  SBerIed  ^ert)orge]^t,  ift  ed  nod^ 
Dor  bem  StegierungSantritt  SdleftinS  n.  üerfa^t 
(alfo  t)or  1148)  unb  entl^ölt  SSorfd^riften  über  bie 
Sfunctionen  bed  ^apfted  bei  bem  4)otte8bienfie 
möl^renb  beS  ganjen  Sal^red.  S)er  }möIfterü^rtt)on 
bem  Sarbinal  SenduS  be  @abeUi8  (Sincio  @a- 
DeQi),  nad(|]^erigem  Zapfte  ^onoriuS  m.  (1216 
bi§  1227),  f)tx  unb  ent^öft  93ef}immungen  über 
bie  gfunctionen  bed  $a))fte§,  bie  SBa^l  unb  Son- 
fecration  bedfelben,  bie  Jlaiferfrönung  tc.  Heber 
ungeföl^r  biefelben  @egenftänbe  l^anbelt  ber  brei« 
gel^nte  Ordo,  ber  überfd^rieben  ift:  Cerimoniale 
Rom.,  editum  jussu  GregoriiX.  (1271— 1276). 
S)er  Dierjel^nte  l^at,  mie  ÜRabiQon  mit  großer  SBal^r« 
fd^einlid^feit  Dermutl^et  (1.  c.  241  sq.),  ben  Sarbinal 
3acobu§  ©aetanuS  (geft.  unter  SIemenS  VI.)  jum 
Serfaffer  unb  fü^rt  ben  Sitel  Ordinarium  S. 
Rom.  ecclesiae;  er  ift  im  SBerl^öItni^  gu  ben  t)or« 
l^erge^enben  fel^r  umfangreich  unb  entl^ölt  in 
118  Kapiteln  Sorfd^riften  über  bie  SBabI  unb 
Sonfecration  beS  ^apfteS,  bie  fird^Iid^en  Serrid^« 
tungen  beSfelben,  über  bie  äBal^I  unb  gfunctionen 
ber  Sarbinöle,  bie  Orbinationen,  SJenebictionen, 
bie  ffrönung  unb  Salbung  ber  ftdnige,  bie  Sa» 
nonifation,  bie  Ernennung  ber  Sarbinallegaten 
unb  5?untien  2C.  5Der  fünfje^nte  enblid^  fül^rt  bie 
tleberfd^rift  De  Gaeremoniis  S.  Rom.  ecclesiae 
unb  l^at  ben  ^etruS  SlmeliuS,  Sifd^of  öon  ©ini» 
gaglia  (geft.  1398),  $um  SSerf affer;  er  l^anbelt  in 
167  ffapiteln  über  bie  ürd^Iid^en  Sfnnctionen  ber 
römifd^en  ©eiftlid^feit  für  afle  adligen  Sage.  — 
9Jht  ben  jule^t  angefül^rten  Ordines  l^at  eine  fel^r 
gro^e  9le^nli^feit  baS  in  SSenebig  1516  mit  ®e« 
nel^migung  Seo^g  X.  l^erauSgegebene  SQßer!  Rituum 


1031 


Ordo. 


m 


ecclesiasticorum  sive  Sacrarum  Ceremonia- 
rum  Hom.  Eccl.  libri  lU ;  eS  entl^ölt  Seftimmun- 
gen  über  bie  fBki%  Sonfecration  unb  ffrönung  bed 
^Qpfted,  bie  ffrönung  bed  Stai\tt§i,  bie  SanonifQ- 
tionen,  Senebictionen,  bie  Ernennung  ber  Sorbi- 
nöle,  über  baS  Sonüftoriunt,  bie  Soncilien^  ben 
Sienfi  ber  SIeriler  bei  bem  ^opfle  u.  f.  \d.  S)er 
eigentliche  Serfoff  er  beSfelben  roax  SluguftinuS  ^ic* 
colontini  (f.  b.  9rt.) ;  ebirt  »urbe  ed  bon  Sl^riftopj^ 
ÜRorceHuS,  Srjbif^of  bon  Sorc^ra.  Ueber  bie 
feltfome  Sufna^me,  »eld^e  biefed  SBerl  bei  bem 
bamaligen  böpftlid^en  Magister  Ceremoniarum, 
$Qri8  be  ©raffiS,  gefunben  i^at,  bgL  Mabillon 
1.  c.  p.Vsqq.  —  $ie  }ule|t  genannten  Somm* 
lungen  fül^rten  urfprflnglid^  nid^t  mel^r  ben  Flamen 
Ordo  BomanuB;  fiber^QUpt  fd^eint  biefe  Se}eid^* 
nung  feit  bem  12.  äa^rl^unbert  aümdlig  auger 
Hebung  gelommen  unb  an  i^re  Stelle  ber  9u8« 
brud  Cerimoniale  Eomanum  getreten  }u  fein; 
in  baS  le^tere  unb  ba§  Pontificale  Bomanum 
gingen  bie  liturgifd^en  Sejtimmungen  über,  bie 
frfll^er  ber  Ordo  Eomanus  enthielt  (Sgl.  nod^ 
Hoffinann,  Nova  scriptor.  et  monumentor. 
collect,  n,  Lipsiae  1783, 16  sqq. ;  SR^einUmlb 
in  Srfd^  u.  ©ruber.  Mg.  Snc^flopöbie,  @ect.  3, 
%1fi.  5,  %xt.  OrdoBomanus;  9)ted(el,  Ueber  baS 
^ter  ber  betben  erften  römifd^en  Orbined  9Ra« 
billonS,  in  ber  [Xübinger]  X^eol.  Ouartalfd^rift 
1862, 50  ff. ;  $rob|i  im  ftatl&oli!  1880,  H,  55  ff.; 
S^aH^ofer,  ©onbb.  ber  ßiturgie  I,  fjreib.  1888, 
41  ff. ;  ©rifar  in  ber  3eitfdftr.  f.  fatl^.  Il^eologie  V 
[1881],  699  ff. ;  IX  [1885],  885  ff. ;  X  [1886], 
727  ff. :  ^robft,  ®ie  älteften  röm.  ©acramentaricn 
u.  DrbmeS,  5IKünfter  1892,  886  ff.)  [ü.  Äober.] 
n.  Ordo  als  ;,@tanb''  bejeid^net  1.  allgemein 
ben  @tanb  ber  fogen.  ®eiftli(!^en,  b.  1^.  berienigen 
^erfonen,  teeld^en  burd^  einen  beftimmten  StituS  bie 
Ausübung  einer  geijtlid^en  iBoEmad^t  in  ber  JKrd^e 
übertragen  ift,  bann  oud^  biefen  SRituS  felbft.  — 
a.  3n  ber  fid^tbaren  ffird^e  Sl^rifti  auf  Srben  mug 
eine  befHmmte  Orbnung  unb  ^Berfd^ieben^eit  ber 
fird^Ii^en  @tänbe  l^errf  c^en  (bgl.  S.  Thom.  4  Sent , 
dist.  24,  q.  1;  S.  Bonav.  4  Sent.,  dist.  24, 
p.  1,  a.  2),  unb  ed  beft^en  in  il^r  meber,  toie  bie 
^roteftanten  moOen,  afie  ©laubigen  gleid^e  geift« 
lid^e  9Rad^tbefugnig,  nod^  ift  bie  StegierungSgemalt, 
n)ie  bie  ©aüicaner,  gebronianer  unb  SUtfatl^oIifen 
leieren,  bon  Sl^riftuS  unmittelbar  ber  ©ef ammt^eit 
ber  ©laubigen  übertragen  morben;  bielmel^r  |at 
nad^  bem  SBiUen  Sl^rifti  ein  beftimmter  @tanb  aQe 
bie  9Rad^tt)oQf ommen^eiten,  toeld^e  in  ber  JNrd^e  al§ 
Sej^r»,  ^riejier»  unb  ^irtengett)olt  fid^  borfteHen. 
2)ieg  ergibt  ftd^  fomo^l  auS  bem  in  ber  l^eiligen 
@d^rift  auSgefprod^enen  SBiUen  bed  ©rünberS  Der 
ftird^e,  al%  aud^  auS  bem  un3n)eibeuttgen  Setougt« 
fein  ber  ftird^e  felbft  bon  ben  2:agen  ber  9lpoftel 
an  burd^  alle  Sal^rl^unberte  (bgl.  b.  9lrtt.  ßleruS  u. 
ftird^e  Vn,  496  ff.).  3n  bem  Staube  beö  6leru8 
gibt  ed  aber  meiterl^in  berf d^iebene  Stufen, 
»eld^e  felbft  ebenfalls  ordines  (SBeil^en)  genannt 
»erben;  fo  entfprid^t  eS  ber  göttlid^en  SBeiS^eit 


einerfeitS  unb  anbererfeitS  ben  Sebärfniffen  l 
aJlenfd^en  (S.  Thom.,  SuppL  q.  87,  a.  1).  Dt 
unterf Reibet  in  ber  lateinifd^en  ffird^  fi^  in 
fd^iebene  ordines,  nömlid^  neben  bem  saec 
dotium  nod^  ben  diaconatus,  subdiaconatn 
acolythatus,  exorcistatos,  lectoratos,  osta 
riatiis  (bgl.  bie  einjelnen  SUtt).  918  praeai 
biilum,  aber  ol^ne  felbft  ein  ordo  }u  fein,  gi 
i^ncn  bie  Sonfur  (bgl.  b.  9lrt.)  borauf .  —  I 
tlrfprung  biefer  3Bei^en  ift  bnfd^teben;  sa« 
dotium  unb  diaconatus  ftnben  ftd^  in  ber  ^ 
ligen  Schrift.  Slle  fieben  äßei^en  »erben  ^ 
erjßen  !Dlale  auf gesoblt  bon  ^ft  SomeliuS  t 
252  (bei  Eus.  H.  E.  6,  48,  12),  beggletd^ 
mit  il^ren  Sliten  bom  fogen.  bierten  Sonal  Di 
ftartl^ago  (898).  S)ie  ©ried^en  fennen  au|er  b 
^rieftem  unb  3)iaconen  noc^  bie  Subbiacmu 
fiectoren  unb  Siordften  (Synod.  Antioch.  a.  34 
c.  10),  femer  bie  Ofliarier  (Synod.  Laod.  a.  87 
c.  24).  S)ie  fpftteren  ©ried^  fd^einen  bie  bi 
äBei^en  beS  SlcolQt^en,  befi  Ssoreiften  unb  b 
OftiarierS  mit  ber  befi  fiectord  in  Sine  }ufamiita 
ge}ogen  }u  l^aben.  Sine  fe^r  anfd^uli(|e  bilbrvl 
SarfteQung  ber  nieberen  ordines  bietet  baS  Bm 
mentar  bed  1^1.  ©regor  in  ber  S)ombibIio^  i 
Slutun  (bgl.  Jhaue,  Stealenc^H.  n,  557).  ttijii 
ben  genannten  fieben  ordines  foHen  in  ber  ab 
JHrd^e  nad^  3RorinuS  (Comm.  de  sacris  eoA 
ordinationibas  m,  Ex.  11,  7  [ed.  Antv«q 
1695,  m,  154  sq.]  nod^  anbere  äBeil^beßoii 
ben  l^aben,  nömlic^  bie  cantores  ober  psalmistai 
bie  fossarii  (Xobtengröber),  bie  custodee  ma 
tyrum  unb  bie  notarii;  bod^  l^anbelt  eS  {id^  tw 
bei  h)0]^l  nid^t  um  eigentliche  ordines,  fonbo: 
um  berfc^iebene  9lemter,  meld^  mit  SSoriid 
Slerifem  anbertraut  mürben  (ügl.  Bened.  UV 
De  syn.  dioec.  8,  9).  9Jod^  »eniger  bilbete 
bie  ©iaconiffen  (f.  b.  9lrt.) ,  bereu  Aufgabe  e 
mar,  bei  ber  Saufe  ber  t^rauen,  im  Unterrnlt 
ber  meiblid^en  ffated^umenen  unb  in  ber  @otg 
für  bie  SBittiDen  bel^ilflid^  }u  fein,  einen  uxi^ 
unb  eigentlid^en  ordo,  iDenngleic^  fold^e  m 
f d^on  bon  ben  9lpofteln  befiellt  (Dgl.  Slöm.  16, 1 
1  Xim.  5,  9)  unb  burt!^  eine  SIrt  ^anbouflegtoi 
in  il^r  91mt  eingefül^rt  mürben  (Conc.  Oialoed 
[451]  can.  15);  ba|  biefe  ^anbauflegung  bin 
ordinatio  entl^alte,  erflört  ber  19.  Sanon  bd%' 
cönum  au§brüdFli(^.  —  2)ie  Songruen)  l^i 
fieben  ordines  erflärt  ber  l^L  Xf^omcS  (St^pl 
1.  c.  a.  2)  paffenb  au§  i^rer  ^e^ie^ung  jur  St# 
riftie  (quia  potestas  ordinis  aut  est  ad  ood^ 
secrationem  ipsius  Eucharistiae  aut  ad  lÜ 
quod  ministeriom  ordinatum  ad  hoc  sacrt 
mentum  Eucharistiae).  2)er  Sonfecration  be 
Sud^ariftie  felbft,  fagt  er,  bient  bad  ^rieftedittn 
(bgl.  Conc.  Trid.  Sess.  XXIH,  c  1).  3ur  Kit 
mirfung  ftnb  bie  übrigen  ordines  benimmt  viä 
ixoax  einige  l^infu^tlid^  beS  Saaamented  feAP 
nömlid^  ber  2)iaconat  }ur  SRitmirfung  bei  br 
©penbung,  ber  @ubbiaconat  jur  Bereitung  be 
SD'laterie  in  ben  l^eiligen  ©eföfen,  ber  9col9t^ 


Ordo. 


1084 


i^img  biefer  SRoterie;  onbere  J^infid^tHd^ 
nget,  nömlid^  ber  Sectorot  jur  Sor« 
)er  Rattäfummm,  ber  Ssorciftot  gut 
T  S9f f eflenen ,  ber  Dftiariat  jur  gern- 
:  Unglöubiaen. 

m  jleben  SBeil^en  l^eifeen  bret,  ^priejier- 
Qconat  utd)  ©ubbioconat,  l^öl^ere 
najores),  bie  Dier  onbem  niebere 
linores).  3)ie  l^öl^eren  SBei^en  teerben 
BB  sacri  genannt,  toeil  fie  inunntittel« 
l^ung  )u  einer  gelaugten  ^ä^z  [teilen, 
tefiert^um  unb  Stoconot  }um  Selbe  unb 
ßerm  felbfi,  ber  ©ubbioconot  }u  ben 
tfö^en,  in  benen  bie  Sud^ariftie  ent« 
S)e|^alb  n)irb  oud^  benientgen,  »eld^e 
n  empfangen,  Sntl^altfomfeit  }ur  $fli(!|t 
tmit  fte  in  befonberer  SBeife  l^eißg  feien 
.  (Ultbot).  Son  ben  genannten  ordines 

göttlid^en  UrfprungS  (juris  divini) 
doüum  unb  ber  diaconatus.  S)a^ 
dotium  t)on  S^riftuS  felbft  eingefe^t 

ftd^,  abgefel^en  t)on  ber  gefammten 
leberüeferung,  fd^on  au8  ber  b^Uig^n 
!fonberS  au8  ben  ©teilen,  an  totl^tn 
nigen  feiner  Stinger  (feinen  Slpofteln) 
lilt  über  feinen  t>]^9ftfd^en  (Suc.  22, 19) 
n^ftif  d^en  Selb  Ool^.  20, 28^  unb  »o  e§ 
Iscopi  ^ei^t,  bag  ber  beilige  ®eifl  f elbft 
Kit,  bie  JKrd^e  (SotteS  ju  regieren  ÖSpg. 
Hu(^  ber  2)iaconat  ift  gbttlid^er  Sin* 
mgleid^  berfelbe  (^g.  6, 1  ff.)  erft  ge* 
iner  befonbem  SSeranlaffung,  nömlid^ 
ebenbeit  ber  ©ried^en,  in'§  Seben  trat, 
foteobi  aus  ber  fiebre  ber  ißöter,  nad^ 

ben  93if(!^öfen  unb  ^rieftem  aud^  bie 
ine  92a(^bUbung  ber  l^immlifd^ien  ^ier- 
(Qem.  Alex.  Strom.  6,  18)  unb  ben 
fti  felbfl  Derfel^en  (Ignat.  Ad  Magn.6), 
T§  aus  ber  Se^re  bed  XribentinumS 
Uly  can.  6),  ba^  bie  hierarchia  di- 
latione  instituta  auS  ben  episcopi, 
teri  unb  ben  min  ist  ri  beftebt,  alfo 
>enen,  xotlä^t  unter  ben  ministri  ben 
l  einncbmen,  b.  b-  ben  S)iaconen  (ögl. 
con).  ^HerbingS  erüört  baS  Xriben« 
8.  XXIII,  c.  2),  ba6  aUe  fieben  ordi- 
itd^  ber  @ubbiaconat  unb  bie  üier  nie« 
m,  ab  initio  Ecclesiae  in  usu  n)aren. 
ber  feineSmegS  befagen,  bag  aQe  t)on 
i  eS  mittelbar  bur(§  bie  Sljjoftel,  fei 
t  @cotu§  tt)in,  unmittelbar,  eingefe^t 
kibrfd^einßd^  ift  e§  Dielmel^r,  bag  aUe 
it  2)iaconate  abmörts  erft  in  na(|a|)o« 
tt  aUmöIig  entftanben  ftnb,  unb  jumr 
itte  bed  2.  3abrbunbert§  (Subdiaco- 
ilythos  procedente  tempore  eccle- 
ostituit;  Decr.  Gratiani,  dist.  XXI. 
7a  Ecclesia  solum  erant  tres  or- 
liscoporum,  presbyterorum  et  mini- 
st non  dividebantur  per  diversos 
Thom.  inEp.  1  ad  Tim.,  c.  3,  lect.  2), 


unb  ba§  Xribentinum  felbft  erHört  (Sess.  XXm, 
c.  17  De  reform.),  ba^  bie  Functionen  biefer 
äBeil^en  ab  apostolomm  temporibus  in  Eccle- 
sia laudabiliter  receptae,  alfo  bod^  tool^I  nid^t 
göttlicher  Sinfe^ung  ^nb.  Sie  SJeranlaffung  }u 
ibrer  Sinfü^rung  gibt  SlmaloriuS  (geft  857)  an 
(De  eccles.  off.  2,6):  Ceteri  ordines  his 
(episcopatui,  presbyteratui,  diaconatui)  ad- 
jecti  sunt.  Crescente  Ecclesia  creyit  officium 
ecclesiasticum ;  ut  multitudini  ecdesiae  sub- 
veniri  possit,  adjiciuntur  inferiores  in  ad- 
jutorio  praepositorum.  —  9lid^t8beftotoeniger 
mögen  aud^  biefe  äBeil^en  göttlid^  UrfprungS  ge- 
nannt »erben,  nömli(^,  mie  Xl^omafftn  ftc^  auS- 
brüdt  (Vet  et  nov.  ^soipl.  1,  2,  c.  80,  4),  in 
fönte  suo  ac  origine,  L  e.  in  diaconata,  k)on 
bem  fie  ftd^  losgetrennt  l^aben. 

3laä)  ber  gefammten  Se^re  ber  Xrabition  ift  bie 
oberfte  ber  labberen  9Bei]^en,  baS  saoerdotium, 
jmeif ad^ :  baS  sacerdotium  primi  ordinis  ober 
ber  episcopatos,  unb  baS  sacerdotium  seoundi 
ordims  ober  ber  presbyteratos,  baS  ^riefter« 
tl^um  im  engem  @inne.  SaS  SBort  irpedßoTEpoc, 
junäd^ft  nomen  aetatis,  bann  officü,  be}eid9net 
itoat  an  unb  für  fid^  unb  aud^  xooJjii  im  urf^rüng* 
lid^en  @prad^gebraud^  ben  Sifd^of  fomol^I  als  ben 
einfad^en  ^riefter;  aber  im  Saufe  ber  3(it  lourbe 
eS  mel^r  unb  mel^r  eingefd^rönlt  )ur  93e}eid^nung 
beS  einfad^en  ^riefterS.  2)aS  SBort  lic^oicoc  (in- 
spector  cum  jurisdictione)  l^ingegen  bejeid^net 
ftetS  bie  l^bl^ere  Stufe.  ®egen  SBicIif  l^t  baS 
Xribentinum  (Sess.  XXUE,  c.  4)  befinirt,  ba^  bie 
Sif  d^öf  e  ben  einf  ad^en  ^rieftem  übergeorbnet  ftnb, 
unb  ba|  ienen  allein  bie  9Rad^t  }u  fhmen  unb  )u 
meil^en  jufommt.  2)iefer  tlnterfd^ieb  erl^eHt  auc^ 
bereits  auS  benienigen  @tetten  ber  ^eiligen  @d^rift, 
in  meldten  eS  bei^t,  ba^  bie  93ifd^öfe  t)om  l^eiligen 
(Seifte  befteUt  ftnb,  bie  ftird^e  ®otteS  )u  regieren 
(regere,  9l))g.  20,  28),  ba|  fie  in  ben  ©tobten 
^riefter  befteuten  (constituere  presbyteros,  Xit. 
1,  5),  ba^  fie  burd^  ^anbauflegung  ^riefler  mei^* 
ten  (manus  imponere ,  1  %xm.  5,  22) ,  enblid^ 
bog  fte  bie  Slnnagen  gegen  einen  ^riefter  entgegen« 
nahmen  (adversus  presbytemm  accusationem 
recipere,  1  Xim.  5,  19).  Sbenfo  brudfen  ftd(|  bie 
aSöter  aus.  SgnatiuS  (Ep.  ad  Eph.  4)  forbert 
aud^  t)on  ben  ^rieftem,  ba|  fte  mit  ben  93ifd^öf en 
t)ereint  feien  mie  bie  Saiten  mit  ber  Sit^er,  unb 
bag  fie  ben  Sifd^of  anfe^en  ut  ipsum  Domi- 
num, unb  erflört  (Ep.  ad  Smym.  8),  ba|  eS 
non  licet  sine  episcopo  neque  baptizare  neque 
agapen  celebrare.  2)er  ^trle^rer  9öriuS  be^ 
l^auptete,  bafe  Sifd^öfe  unb  ^riefier  [i(a  Ta&* 
feien.  2)iefeS  2)ogma  nemtt  Spipl^aniuS  (Haer. 
75,  4;  t)gl.  ib.  8)  stoliditatis  plenissimum  unb 
erflört  bann  bie  ^auptprörogatioe  beS  $ifd(|ofS 
babin,  ba6,  mäl^retu)  ber  ^riefter  (burd^  bie  Saufe) 
ftinber  geifügermeife  jeugt,  ber  Sifd^of  allein 
(burd^  bie  SBeil^e)  SKiter  erjeugen  lönne.  3toar 
fömtte  eS  fd^einen,  als  ob  ber  1^1.  ^ieron^muS 
(In  Tit.  1,  7;  Ep.  69  et  146)  einen  toefentfid^en 


1085 


Ordo. 


m 


Unterf d^ieb  }n)ifc^en  ^rieftet  unb  Sif d^of  nid^t  on- 
erfenne;  nUetn  ani)  er  (e}eugt  (Ep.  146),  ba^bie 
SRod^t  }u  meil^en  nur  bem  Sifd^of  juftel^t  unb 
erflört  auSbrädlid^  (Contra  Joa.  Hieros.  87),  bog 
ber  Sifd^of  ber  mittens,  ber  ^riefter  ber  missus 
fei^  unb  bol  nur  groie  Unmtffenl^eit,  bie  bem 
Sd^iprud^  im  ®Iau(en  nal^elomme^  btef  en  Unter« 
fd^ieb  löugnen  !5nne.  —  SluS  bem  ©efogten  gel^t 
tool^I  and)  f^ttioox,  bag  ber  Sorrong  ber  Sif^öfe 
üor  ben  einfod^en  ^rieftem  nid^t  ehoa  6lo^  t)on 
ber  ftird^e  eingeful^rt,  fonbem  juris  divini  ift. 
Sieg  bezeugt  oud^  bereits  ber  ffi,  SIemen§  (Ep.  I 
ad  Cor.  42),  inbem  er  bie  burd^  bie  ^oftel  t)or« 
genommene  SluffteHung  ber  episcopi  (meldte  nod^ 
^udmeiS  ber  Xrabition  unterfd^ieben  finb  t)on  ben 
einfot!^  ^riefiem)  jurädfiil^rt  auf  ^Sefel^Ie'', 
meldte  bie  „t)on  Sl^rifhtd"  „nod^  bem  äBiUen  ®ot- 
ted''  befteQten  «poftel  erholten  ^dtten  (»gl  b.  Slrt. 
«ifd^of).  ffirei  SBei^en  alfo  flnb  fidler  ton  E^ri- 
ftuS  feG6{l  einge{e|t:  ber  Spifcopot,  ber  $reS« 
b^terot  unb  ber  Siaconot.  S)ieje  feigen  bol^er 
ordines  juris  divini  ober  ordines  im  engem 
Sinne.  3n  Sejug  auf  fie  l^at  boS  Xribentinum 
(Sess.  XXin,  can.  6)  befinirt:  Si  quis  dixe- 
rit,  in  Ecclesia  catholica  non  esse  hierar- 
chiam  divina  ordinatione  institutam,  quae 
constat  ex  episcopis,  presbyteris  et  ministris, 
anathema  sit. 

Ordo  bient,  n^ie  oben  gejagt,  aud^  qI§  93e}eid^« 
nung  für  ben  9litu§,  burd^  meldten  jemonb  in 
einen  beftimmten  ordo  eintritt.  3ebe  ber  fieben 
ordines  mirb  t)on  ber  JKrd^e  burd^  einen  befonbem 
9{itu§  terlie^en,  ber  um  fo  reid^er  unb  feierlid^er 
ift  ie  ^ö^er  bie  betrcffenbe  SBei^e  felbft  fielet.  5)er 
SHituS,  tDxt  er  in  ber  lateinifd^en  ffirc^e  gebröud^- 
lid^  ift,  ftnbet  fid^  im  Pontificale  Bomanum  p.I; 
orientalifd^ie  Stiten  bei  Assemani,  Cod.  lit.  1.  8; 
Morinus,  De  sacr.  Eccl.  ordinat.  II,  814  sqq.; 
Denzinger,  Kit.  Orient.  11,  Wirceburgi  1864, 
1  sqq.  S)ie  3toed(mö^ig!eit  biefeS  SRituS  an  ftd^ 
ergibt  ftj^  au8  ber  3ttedhnögigfeit  bed  öu^em 
SuItuS  überl^aupt  unb  ber  facramentalen  Stiten 
in§be{onbere  (Dgl.  S.  Thom.  8,  q.  60,  a.  4  sq. ; 
q.  61,  a.  1 ;  Catech.  Born.,  De  sacr.).  S)er 
Sinn  unb  bie  Sebeutung  ber  SRiten  ber  ein- 
zelnen ordines  entfprid^t  ber  ©emalt,  meldte 
burd^  biefelben  berliel^en  n^irb,  unb  ben  $f[id(|ten, 
mld)t  ber  ©eioeil^te  übernimmt  (ogl.  8.  Thom., 
Suppl.  q.  87,  a.  2;  Catech.  Rom.,  De  sacr.  or- 
din.,  unb  befonberS  ba§  Pontificale  Bomanum). 
Unter  allen  Seiten,  burd^  n^eld^e  bie  ordines  hie- 
rarchici  ertl^eilt  merben^  ragt  bie^anbauf« 
legung  l^eroor.  93on  ben®ried^en  mirb  fte  nad^ 
bem  ißorgange  ber  l^eißgen  @d^rif t  (^pg.  6,  6 ; 
18,  8.  1  Sim.  4,  14;  5,  22.  2  lim.  1,  6) 
Xetpodeata  ober  xetpotov(a  genannt;  obgleid^  le^» 
tereS  SBort  (extensio  manuum)  an  unb  für  ftc^ 
unb  bei  ben  ^rofonfd^iriftfteflem  eigentlid^  üon  bem 
3lct  ber  SBa|l  ju  einem  9lmte  gebrandet  toirb,  fo 
finbet  e8  fid^  bod^  fd^on  in  ben  älteften  ftrd^Iid^cn 
^enhnölem  im  @inne  Don  yj^ipo^zaia  gebrandet 


(t)gl.  Suicerus,  Thesaur.  s.  v.).  S)te  ^nbm 
legung  galt  aber  t)on  jel^  als  fo  mefentK^  ^ 
bem  ^eil^rihiS,  ba^  im  ölteften  Sprad^gebrau 
7eipo&ea(a  unb  impositio  manumn  DöQig  glei 
bebeutenb  mit  ordinatio  moren.  S)ie  9eb^ 
ber  ^anbauflegung  erflort  ber  l^L  Xl^oma§  i 
q.  84,  a.  4)  alfo:  Impositio  manuum  fit 
designandum  aliquem  copiosum  gratiae  < 
fectum,  quo  illi  quibus  manos  imponuni 
quodammodo  per  quandam  similitudinem  oq 
tinuantur  ministris ,  in  quibus  copia  grata 
esse  debet.  Et  ideo  manus  impositio  fit . . 
in  sacramento  ordinis,  in  quo  confertur  qw 
dam  excellentia  potestatis  in  divinis  niiE 
steriis. 

b.  S)eS  ®enauem  fmb  nun  l^ier  f  olgenbe  ^toft 
}u  bel^anbeln:  a.  »eld^en  ber  fieben  ordines  en 
facramentale  SBürbe  jufommt;  ß.  meld^cS  bi 
dunere  S^xä^^n  biefeS  sacramentum  orduiis  if 
-f.  meld^ed  bie  SBirfungen  beSfelben  ftnb ;  6.  m 
(Dom  bogmatif  d^en  @tanbpun!te  avS)  als  Spabt 
mer  als  Smpfdnger  eines  ordo  }u  betrad^ten  i| 
—  a.  2)ag  ber  ordo  überl^aupt  alfo  sum  rmi{ 
ften  ber  Dorjüglid^fte  unter  ben  SBei^eriten,  i 
eigentlid^ften  @inne  beS  SBorteS  ein  Sacnuu 
ift,  l^at  baS  Xribentinum,  nad^bem  bereits  Im 
SoncU  Don  fi^on  (1274)  unb  Sugen  IV.  ben  ori 
unter  ben  fieben  @acramenten  aufgejöl^U  1^ 
gegen  bie  fogen.  ^Reformatoren  feierlich  befiii 
(Sess.  XXin,  can.  8):  Si  quis  dixerit,  oid 
nem  sive  sacram  ordinationem  non  esse  th 
et  proprio  sacramentum  a  Christo  DomiD 
institutum,  vel  esse  figmentum  quoddam  In 
manum  excogitatum  a  viris  rerum  ecclesiast 
carum  imperitis,  aut  esse  tantum  ritum  qoei 
dam  eligendi  ministros  verbi  Dei  et  sae» 
mentorum :  a.  s.  Sie  @acramentalitat  be§  onb 
n^irb  nal^egelegt  burd^  folgenben  t^eologifiti 
@d^Iu^ :  Propter  quod  unumquodque  üüe,  4 
illud  magis ;  sed  propter  ordinem  fit  how 
dispensator  aliorum  sacramentorum:  ergi 
ordo  habet  magis  rationem,  quod  sit  saen^ 
mentum  quam  alia  (S.  Thom.,  SuppL  q.8^ 
a.  8).  —  5)er  SemeiS  auS  ber  l^eiligen  ©^np«» 
gibt  ftd^  aus  folgenben  Stellen.  2)er  1^1.  $(nM 
fd^reibt  1  3:im.  4, 14:  Noli  negligere  grate 
quae  in  te  est,  quae  data  est  tibi  per  proplMK 
tiam,  cum  impositione  manuum  presbyteo^ 
unb  2  %m,  1,6:...  admoneo  te  ut  resnsflü*: 
gratiam  Dei,  quae  est  in  te  per  impositiiMB^ 
manuum  mearum.  Snbiefcn  Porten  enoö^kl 
apoftcl  eines  äußern  Seitens,  nämlidj  bet^fl*» 
auflegung,  burd^  meines  foiool^I  l^ier  alg  mj^ 
anberen  ©teilen  («pg.  6, 6;  13, 8.  1  %\mX 
ber  SRituS  begeid^net  wirb,  mittels  beffen  j 
gum  ^ierard^en  gemeil^t  mirb.  2)iefeS  öuB^ 
6)m  aber  erfd^eint  l^ter  als  Urfad^e  ber  l^eili 
ben  ®nabe;  benn  wenn  aud^  baS  SQßort  x 
baS  ber  ^poftel  gcbraud^t,  jumeift  eine 
gratis  data  bebeutet,  )o  !ann  eS  bod^  toie 
märtS  ($»öm.  5,  15.   1  6or.  12,  81)  au* 


10S7 


Ordo. 


1038 


bie  ^igenbe  ©nobe  bejeid^nen,  unb  iroax  um  fo 
ti^,  atö  (ier  la  mit  biefer  aud^  nod^  eine  gratia 
gratis  data,  nämlid^  bec  character,  üerltel^en 
nrirb.  3a  ^ier  bebeutet  baS  SBort  ftd^er  ^eiKgenbe 
(gnobe,  ha  mit  ben  SBorten  quae  in  te  est  eine 
an  nnb  für  fid^  bauentb  ber  @ee(e  innen)o]^nenbe 
Snobe  l^jeid^net  mirb;  bo  femer  bie  ©nobe  als 
jold^  bargeftettt  n)irb,  mld^,  nad^bem  fie  em« 
pfangen  ift,  Demod^Iöfftgt  (negligi)  merben  fonn; 
tta  jie  brittenS,  toenn  fte  t)emQd^Iöfftgt  n)orben  ift, 
dncrn  unter  ber  9lfd^e  glimmenben  §feuerfun!en 
(|lei4  iDieber  angefacht  unb  ermedt  (avaCwirupeTv) 
ocrben  foD ;  ha  ^e  enblit!^  im  t$oIgenben  (SB.  7)  er« 
flürt  nnrb  qI§  spiritoB  vuiutis,  et  dilectionis,  et 
sobrietatis,  worunter  ftd^er  ni^t  bIo|  eine  gratia 
gratis  data  t)er{lQnben  n^erben  fonn.  S)iefe  ®nabe 
eij((ei]it  ^ier  fd^Ue^Iic^  aU  unmittelbare  SBirfung 
ieBcSäii|em3cid^cng;  benn  ed  l^eigt  auSbrädRid^, 
bofttieoerliel^mirb  perimpositionem  manuom. 
S)ir^  Glied  aber  bemeiSt,  oa^  iener  Sßeil^erituS 
ein  Socrament  im  eigentlichen  @inne  bed  SDSorteS 
ifL  —  Der  XrabitionSbeteeiS  lögt  ftd^  erbringen 
vaäHjlfi  aus  ben  SRitualien  aller  c^riftlid^en  Rix^m 
bü  ^r  Sieformation ;  felbfi  biejenigen  ©ecten, 
BKbte  bereits  im  5.  ^c^l^tl^unbert  t)on  ber  römi« 
jiim  ifird^e  fid^  getrennt  l^aben,  fül^ren  ben  ordo 
mtrr  ben  fteben  @acramenten  auf.   3)ie  93öter 
Bomen  ben  ordo  auSbrädRid^  Sacrament  unb 
Men  i^n  als  foId^eS  auf  gleiche  Sinie  mit  anberen 
Itiitn,  beren  @aaamentalitöt  aud^  bie  Steforma- 
tBien  anerfennen;  fo  fd^reibt  ber  1^1.  SluguftinuS 
(Cep.  Farm.  2, 18, 28):  ütrumque  sacramen- 
tarn  est, . . .  iUud  cum  baptizatur,  ietud  cum 
«dinatur.  Sie  SBöter  leieren,  bog  ber  ordo  l^ei- 
lipbe  (Snabe  Derlei^t  ([Spiritus  plenitudinem] 
^e  maxime  in  ordinationibus  operatur ;  In- 
HOC.  I,  £p.  24.  Ordlnationes  sine  tali  [Spiri- 
tus s.]  descensu  fieri  non  est  possibile ;  Ghrys. 
pe  resurr.  8.   Invisibili  quadam  vi  ac  gratia 
invisibilem  animam  in  melius  transformatam 
gerens;  Greg.  Nyss.  Or.  in  bapt.  Chr.    Ut 
. . .  dignatio  coelestis  gratiae  gignat  antisti- 
um;  Leo  Magn.  Sermo  3  de  natali  ipsius). 
Gegen  bie  2)onatiften  nel^men  bie  93äter  als  aud^ 
ton  biefen  jugegeben  bie  @acramentalitöt  beS 
«rdo  an  unb  erflören,  bag  berfelbe  ebenfo  mie  bie 
2aufe  consecratione  quadam  Derliel^en  toirb^ 
fo  bag  er  felbft  bemjienigen  nid^t  verloren  gel^t, 
iBd^er  aus  ber  ffird^e  auSfd^eibet^  unb  beg^alb 
•»4  bei  ber  SRödttel^r  nid^t  lieber  gefpenbct  tt)irb. 
€o  jd^retbt  ber  1^1.  tluguftimiS  (De  bono  conjug. 
2i  [32]) :  Manet  in  illis  ordinatis  sacramen- 
tlDD  ordinationis ;  et  si  aliqua  culpa  quisquam 
•ö  officio  removeatur,  sacraniento  Domini 
Miel  imposito  non  carebit,  quamvis  ad  ju- 
^nm  permanente.  —  tJreilid^  ^errfc^t  über  bie 
fege,  meld^  üon  ben  fteben  ordines  ber  6^a« 
^ttx  ber  Sacramentalitöt  jufommt,  bis  I;eute 
Werben  X^eologen  nod^2Retnung§Derfd^iebenl)ett. 
Irerfennenan,  ba^  berpresbyteratus  ein  Sacra* 
tat  iß.  &  ergibt  fid(|  bie^  aud^  flar  auS  ber  fiel^re 


beS  SribentinumS  burd^  f  olgenbe  @d^Iu|f  olgerung. 
SBenigftenS  Sin  ordo  ift  ftd^er  ein  Sacrament 
(Sess.  XXni,  can.  8).  3l\xn  ift  aber  baS  sacer- 
dotium,  meldt^eS  bie  !Dtad^t  ju  confecriren  unb  ju 
abfolDiren  berleil^t  (can.  1),  alfo  ber  presbjtera- 
tus,  ber  apex  beS  ordo,  unb  bie  übrigen  ordines 
inb  gleid^fam  nur  Stufen,  meiere  ju  il^m  l(|inauf> 
ül^ren  (can.  2).  2)urd^  baSfelbe  mirb  femer  ber  ^et* 
ige  ®ei[t  mitgetl^eilt,  unb  eS  ift  feineSmegS  mir* 
fungSloS,  menn  ber  Sifd^of  bei  ber  SBeil^e  tprid^t : 
Accipe  Spiritum  sanctum;  burc^  baSfelbe  mirb 
meiter  ber  S^arafter  t)txliif)tn,  fo  ba^  berj[enige, 
föelc^er  einmal  ^riefter  gemorben  ift,  nic^t  toie- 
ber  fiaie  merben  fann  (can.  4).  2)ie|  alles  be« 
meist,  ba^  ber  presbjrteratus  ein  @acrament  ift. 
^infid^tlid^  beS  episcopatus  läugneten  bie  meiften 
ber  älteren  Sd^olaftifer,  ba^  er  ein  ©acrament  fei; 
ber  ffi.  Xl^omaS  felbft  erDört  (4  Sent.  dist  24, 
c.  3,  a.  2),  ba^  ber  episcopatus  jmar  ein  ordo 
fei,  secundum  quod  est  officium  quoddam  re- 
spectu  quarundam  actionum  sacrarum,  aber 
nic^t  secundum  quod  ordo  est  sacramentum. 
SS  ^atte  bie^  mo^l  barin  feinen  ®runb,  ba| 
man  einerfeitS  nic^t  j^inreid^enb  auf  bie  alte  Xra« 
bition  ber  jtird^e  9tüdftd(|t  nal^m  unb  anbererfeitS 
bie  Sejiei^ung  beS  sacerdotium  }ur  Sud^ariftie 
}u  fel^r  betonte.  3e^t  aber  nehmen  alle  S^eo« 
logen  ben  facramentalen  Sl^arafter  aud^  beS  epi- 
scopatus als  fidfter  an,  unb  fte  begrünben  benfelben 
bamit,  ba^  burc^  ben  ritus  episcopatus  bie  geift- 
lid^e  3Raä^t  ju  firmen  unb  }u  meil^en  ert^eilt  mirb; 
ba|  ber  Sifd^of  biefe  ÜRad^t  bel^ölt,  au^  U)enn  er 
feines  SlmteS  entfe^t  ift;  ba^  enblid^  bemSifd^ofe 
burd^  bie  SBei^e  ber  beilige  ®eift  Derliel^en  mirb  (ogl. 
Conc.  Trid.  Sess.  XXITT,  can.  4),  b.  1^.  nad^  bem 
feit  ber  gontroöerfe  mit  ben  S)onatiften  feftftel^cn« 
ben  ürd^lic^cn  @prad^gebraud^e  burd^  Singiegung 
ber  l^eiligmac^enben  ®nabe.  Sluc^  ber  Siaconat  ift 
fidler  ein  @acrament.  Sor  bem  Xribentinum  long* 
neten  bieg  nur  menige;  t)on  ben  nad^tribentini- 
fc^en  S^eologen  niemanb.  Oben  ift  bereits  nad^« 
gemiefen  morben,  bag  ber  2)iaconat  göttlid(|er  Sin« 
fe^ung  ift;  bog  aber  aud^  er  bie  l^eiligmad^enbe 
®nabe  üerlei^t,  erl^ellt  auS  ben  SBorten,  meldte 
bem  5U  mei^enben  S)iacon  gefugt  merben:  Accipe 
Spiritum  sanctum,  meldte,  mie  baS  Xribentiuum 
befinirt,  leineSmegS  mirfungSloS  fmb.  SBaS  enb< 
lid^  ben  @ubbiaconat  fomie  bie  Dier  nieberen 
SBetl^en  betrifft,  fo  mar  nad^  bem  3<ugniffe  beS 
bl.  Xl^omaS  (Suppl.  q.  85,  a.  2)  bie  geiuö^nlid^ere 
Slnftd^t  feiner  3^it,  ba|  fte  alle  @acramente  feien. 
9}on  fpäteren  Xl^eologen  l^ulbigen  biefer  ^nftd^t 
menigftenS  als  ber  ma^rjd(|einltd^ern  ^eHarmin 
(De  sacr.  ord.  1,  7.  8),  gftiuS  (In  4  Sent., 
dist.  24,  §  8),  ^iHuart  (Tract  de  sacr.  ordinis, 
Diss.  1,  a.  3)  unb  5lnbere;  ton  neueren  öcrtbei« 
bigt  fte  unter  Slnberen  ®logner  (Sogmati!  11, 
Segensburg  1874,  431)  unb  neigt  i^r  ju  Sgger 
(Enchirid.  theol.  dogm.  spec,  3.  ed.  Brix. 
1 894,  n.  644) ;  SaSquej  unb  Slnberc  l^ielten  nur 
ben  ©ubbiacortat  für  facramental  ntd^t  aber  bie 


1089 


Ordo. 


104 


nieberen  SBei^en  (tßl.  Benedict.  XIV,  De  syn. 
dioec.  8,  9,  4).  3ebod^  l^ot  bie  tntgegengefelte 
^nftd^t,  na^  toeld^  mhtt  Subbioconot  nod^  Die 
nieoeren  SBeil^en  malere  @acramente  finb,  feit  bem 
2:nbentinum  immer  mel^r  an  Verbreitung  ge* 
tt)onnen  unb  ift  in  ber  ©egenmart  foft  allgemein 
angenommen.  S)er  ®runb  für  biefen  Umf(|tt)ung 
ber  ^nfid^ten  ifl  befonberS  Die  burd^  forgföltigere 
^iflorif  d^e  gorf  d^ung  gewonnene  Ueber}eugung,  ba| 
biefe  ordines,  teenngleid^  fte  feit  ben  erften  Seiten 
ber  JKrd^e  in  Uebung  finb,  bod^  al§  f old^e  t)on  ber 
JKrd^e  felbft  eingefül^rt  mnrben,  »ie  fie  |a  aud^ 
feit  menigfiend  anbert^alb  Sal^rtaufenben  nid^t  alle 
in  ber  griec^if d^en  ftir^e  borl^anben  ftnb,  ol^ne  ba| 
man  biefer  barauS  einen  Sormurf  gemad^t  l^ötte 
(Dgl-Morinusl.  cIH,  Ex.  11, 1  [m,  152  sqq.]). 
Si  vero,  fagt  Sencbict  XIV.  (De  syn.  dioeo.  8, 
9, 6),  adinventi  et  constituti  sint  ab  Ecdesia, 
non  poterunt  sane  veram  participarerationem 
sacramenti,  ad  quod  de  novo  instituendum 
sola  Ecolesiae  auctoritas  non  protenditur; 
toa%  ja  aud^  baS  Xribentinum  felbft  anbeutet  in« 
bem  ed  be^nirt,  ba^  ber  ordo  ein  a  Christo 
Domino  eingefe^ted  @acrament  ift.  SUIerbingS 
finb  biefe  SBeil^en  UÜ^oXb  bod^  nod^  leine  bloßen 
Serimonien.  &  ftnb  Dielme^r  ©acramentalien 
(sacramenta  minora),  bie  burd^  baS  ®ebet 
ber  ftird^e  auf  bie  )u  SQBeil^enben  bie  actueHe 
©nabe  ©otted  sur  mürbigen  ^erhmltung  befi  an- 
Dertrauten  9(mted  l^erabrufen.  @d^lie|Ii($  fei  nod^ 
bemerlt,  ba^,  toenn  aud^  meiere  SQBeil^en  an  ber 
SBürbe  bed  @acramented  tl^eill^aben,  eS  tro^bem 
nur  Sin  sacramentum  ordinis  gibt;  benn  tDie 
ber  fjii.  Xl^omaS  (Suppl.  q.  37,  a.  1  ad  2)  be« 
merft^  ift  baS  sacramentum  ordinis  nic^t  etma 
ein  totum  universale,  baS  ftd^  in  einjelnen  Snbi» 
Dibuen  DenDirllid^t  finbet,  nod^  aud^  ein  totum  in- 
tegrale, baS  in  feine  Xl^eile  ^erlegt  mirb,  f onbem 
ein  totum  potestatiyum,  b.  1^.  bie  DoHe  Sßefen» 
l^eit  beS  sacramentum  ordinis  befielet  nur  in 
Sinem  ordo,  toö^renb  bie  übrigen  ordines  bIo| 
einen  ^(ntl^eil  an  bemfelben  entl^alten. 

ß.  9ud^  in  Se}ug  auf  baS  öu^ere  S^i^^it 
bed  SBei^efacramented  ift  Sinjelned  gemig.  3ln- 
bereS  jweifeD^aft.  3n  tjfolgenbem  ift  nur  3Kid(fldit 
genommen  auf  biejenigen  SBeil^en,  beren  facra- 
mentale  SBürbeftd^er  ift.  —  9Ja^  bem  ßoncil  bon 
Orient  (Sess.  XIV,  c.  3  De  sacr.  extrem,  unct) 
werben  bie  ^riefter  gemeil^t  per  impositionem  ma- 
nuum.  2)aS  Soncil  Don  gfloren)  (Decr.  pro  Arm., 
bei  Denzinger,  Enchir.  n.  596)  bejeid^net  alS 
SRaterie  be§  SBeil^efacramented  iUud  per  cujus 
traditionem  confertur  ordo:  sicut  presbjtera- 
tus  traditur  per  calicis  cum  vino,  et  patenae 
cum  pane  porrectionem.  Diaconatus  vero 
per  libri  evangeliorum  dationem ;  al§  f$form 
nennt  eS  bie  SQBorte.  n^eld^e  bie  Ueberreid^ung  biefer 
instrumenta  begleiten.  9u8  biefen  3cugnif|en 
fotoie  aus  ber  ^rajiS  ber  lateinifd^cn  Äird^e  er- 
gibt fi(!^,  bag  praftifd^  beibed  notl^menbig  ift,  bie 
^anbauflegung  bed  iBifd^ofS  unb  bie  tlebergabe 


ber  instrumenta,  fo  }tDar,  ba|,  foSS  eineS  iw 
beiben  gefehlt  l^ötte,  bie  SBeil^  bebingungStoei 
mieberl^olttoerbenmülte.  S^eoretifd^l^ingegengtl 
es  auf  bie  gfrage,  ukiS  firenge  jur  9Befen$ett  bi 
facramentalen  StituS  gel^drt,  brei  Derfd^iebene  1b 
morten.  S)ie  öfteren  Xl^eologen  feit  bem  11. 3o]^ 
l^unbert  l^ielten  n)egen  ber  Srnörung  beS  Sflot« 
tinumS  bie  Uebergabe  ber  instrumenta  aOein  fi 
mefentlid^ ;  bod^  l^at  biefe  Inftd^t  feit  bem  Zriba 
tinum  laum  mel^r  einen  nennenStoerttfen  SkrQeib 
ger.  Seitl^er  glaubten  nömlid^  bie  Sinen,  ba|  p 
gleid^  mit  jener  Uebergabe  aud^  bie  ^onbouflegni 
baS  SBefen  beS  facramentalen  9titud  ouSmod^;  b 
Ruberen,  unb  }mar  toeitauS  bie  meifien  9leiieia 
ba^  bie  ^nbauflegung  aOein  toefentlid^  SRoto; 
jei.  Sediere  9nftd^t  ift  l^inreid^enb  begrOnbet  Si 
mneren  ©ritnbe  bafär  finb  f olgenbe.  SBor  ba 
10.  3a]^r^unbert  finbet  fid^  ftetS  nur  bie  boA 
auflegung  als  »efentlid^  ermäl^nt  (DgL  }.  99.  CHn 
Eom.  Becogn.  3, 66) ;  bie  gried^ifd^  Jmd^  VMSBk 
blo^  bie  ßanbauflegung  an  (Dgl.  Denzinger,  Bit 
Orient.  1, 136  sq.);  bie  erften  Siacone  touda 
ftd^er  nid^t  burc^  Ueberreid^ung  beS  Sdangdio» 
bud^eS  gemeint  ba  biefeS  bamalS  no^  nid^t  m 
fymhm  toQx ;  man  mirb  aber  nid^t  leidet  gugda 
lönnen,  nmS  ßinige  bel^aupten,  (S^riffaä  1^ 
feiner  JKrd^e  bie  aßad^t  Derliel^en,  nadl  ©ntbiinfa 
Die  3Raterie  biefeS  @acramenteS  mit  ber  3nt  V 
Derönbem.  Sugen  IV.  (Decr.  pro  Arm.)  mm 
übrigens  aud^  feineSmegS  befiniren,  maS  bmd^ 
aus  mefentlid^  gum  SBeil^erituS  fei^  f onbem  et  er 
möl^nte  ber  instrumenta  bIo|  be^A,  toeil  ei 
bie  Armenier,  meldte  bie  ^anbauflegung  betritt 
l^atten,  l^injid^tUd^  beS  ganzen  9tituS  sur  ©!# 
förmigleit  mit  ber  lateinif^en  JKrd^e  ](|tnfu^ 
monte  (Dgl.  Bened.  XIV. ,  De  syn.  dioec.  8, 
10,  2  sqq.).  —  99ei  ber  giriefterweil^  finbet  ein 
breimalige  ^anbauflegung  ftatt :  bie  erfte  feiteil 
beS  lBtf(|ofS  unb  ber  anmefenben  ^riefter  dpa 
begleitenbe  SBorte,  bie  ^meite  }ugleid^  mit  ben 
®tbttt  beS  Sifd^ofS^  bie  britte  nad^  ber  im 
munion.  3um  DoUftonbigen  SKtuS  gel^ren  ck 
}um  SBefen  aber  mol^I  nur  bie  jmeite.  SaS  (Seiet, 
totli^tü  ber  Sifd^of  bei  biefer  }meiten  ^nball^ 
legung  fprid^t,  ift  bann  bie  $orm  beS  @acramenic& 
7.  S)ie  SSirfung  beS  3Beil^efacramenteSifteiK 
boppelte.  3unöd^ft  mirb  burd^  baSfelbe  baS  aag- 
mentum  gratiae ,  ut  quis  sit  idoneus  du- 
nister ,  Derliel^en  (f.  Decr.  pro  Arm.,  bei  Jk/t 
zinger  1.  c).  ®iefe  ißerme^rung  ber  fftiSif 
mad^enben  ©nabe  (sugleid^  mit  entfpred^ienbes 
toirDid^en  ©naben)  ift  notl^toenbig,  forno^I  veil 
5ur  erlaubten  @penbung  ber  @aaamente,  Wfß 
ber  ordo  eingefe^t  ift,  bie  ©nabe  nid^t  tottag^ 
erforberlid^  ift  alS  sum  Smpfange  ber  Sacm* 
mente  ber  Sebenbigen,  als  au(i)  inSbefonbere,  wi 
3ur  9luSübung  ber  g^unctionen  beS  ordo  eine 
bonitas  exceUens  geforbert  tovtb  (DgL  S.  Tfaom.» 
Suppl.  q.  35,  a.  1).  gemer  prägt  baS  SBeiie* 
facrament  einen  facramentalen  Straffer,  b.  ^ 
Signum  quoddam  spirituale  et  indelebile  (Ooo^ 


Orebitcn  —  OreSmuS. 


1042 


VII,  can.  9)  ein.  ®ic  SBol^r^ett 
roIterS  ift  de  fide  (üd.  Gonc.  Trid. 
ibt  fid^  not  aus  ber  Sontrooerfe  ber 
;  Donatiften.  ©o  f d^eibt  ber  1^1.  «u- 
)p.  Parm.  2, 28) :  Sicnt  baptismus 
oom  @d^t§ma  gurfldfel^renben  $t« 
>rdmatio  mansit  integra:  quia  in 
faerat  vitium,  quod  unitatis  pace 
st,  non  in  sacramentis,  qnae  ubi- 
,  ipsa  sunt.  SSirüid^  f^at  bie  JKrd^e 
character  indelebilis  oud^  in  ben 
:  ftini^e  rid^tig  ©etoeil^ten  bo§  Sßeil^e* 
nrfannt  unb  nie  beffen  SBieberl^oIung 
b  bei  ber  9täd!e]^r  fold^er  £iöreti!er 
io  manuum  flatt,  fo  mar  ne  nid^t 
fonbem  blog  recondliatorifd^  (Dg(. 
taff^ol  Sl^eologie  XVn  [SnnSbrud 
).  S)ie)er  Sl^ralter  ift  bem  ordo  fo 
i|  ber  \jiL  Sil^omaS  (Suppl.  q.  84, 
it  erllart,  quod  character  interior 
iter  et  principaliter  ipsum  sacra- 
inis.  tiefer  Sl^arafter  ift  eine  qua- 
3,  unb  itDQx  nad^  bem  1^1.  Xl^omaS 
i.  4,  q.  1,  a.  1)  eine  potentia,  mo» 
kmeil^te  fd^Ied^tl^in  befal^igt  mirb, 
S))enber  ber  il^m  übertragenen  gei« 
legten  )u  fein.   @eine  {pecieüe  ^e« 

fomit  barin,  bog  er,  toie  ber  Ca- 
pe sacr.)  leiert,  tum  potestatem 
conficiendi  et  minlBirandi  con- 
bet,  tum  eorum,  qui  ejusmodi 
'aediti  sunt,  a  reliquo  fidelium 
ctionem  ostendit  (t)gl.  b.  9rt.  Sl^a- 
ie  l^ierard^if  (!^e  ÜJtad^t,  totlä^t  mit  bem 
n  tt)irb,  ift  ^meifad^er  ^rt:  potestas 
potestas  jurisdictionis.  ^a  nöm- 
d^en  nad^  bem  äBiden  S^rifH  in  ber 
mtatürlid^ed  3iel  burd^  bie  ®naben- 
fonbere  bie  Saaamente  einerfeits 
le  SWitmirfung  anbererfeitS,  eneid^en 
;  S^rifhtS  feinen  ^ierard^en  fomol^I 
Uelzen,  bie  @acramente  p  vermalten, 
IRad^t,  bie  ©laubigen  in  mirffamer 
®efe^,  Urt^eil  unb  ©träfe)  ju  il^rem 
iifen;  bie  erftere  ©emalt  Reifet  po- 
18,  bie  anbere  potestas  jurisdictio- 
»testas  ordinis  ift,  toit  fd^on  ba§ 

nöd^fier  9lu§flu|  bed  ordo,  unb 
einen  ordines  nad^  SRa^gabe  il^rer 
nb  ift  bei  ben  ordines,  meld^ie  einen 
iprögen,  alfo  beim  gpifcopat,  ^reS« 
)iaconat,  tote  jener  fclbft  unöerlter- 
38tas  jurisdictionis  fielet  in  loferer 
n  ordo  felbft,  unterftellt  aber  toenig« 
^  bie  Xonfur  oerltel^enen  ©tanb  be§ 

bentlid^e  ©penber  aOer  l^eili« 
I  nur  ber  SSijc^of  (Decr.  pro  Arm., 
or  L  c).  ©penber  ber  SBeil^en  bcS 
e8  ^reSb^teratS  unb  beS  S)iaconat§ 
bech.  Rom.  aud^  be§  ©ubbiaconatS) 


lann  nad^  bem  S^ugnig  ber  Söter  unb  aller  Sacra« 
mentarien überl^aupt nur ber^ifd^of  fein;  eine an- 
geblid^e  SSuHe  3nnocenj'  Vm.  öom  3a^re  1489, 
tt)oburd^  aud^  einigen  Sißercienferöbten  bie  Soll« 
mad^t,  ben  2)iaconat  }u  tttlvS^tn,  gemöl^  erf  d^eint, 
ift  nadb  bem  Urtl^eil  ber  Ihitifer  unöd^t  (t)gl.  $1^1- 
lipS,  mrd^enr.  1, 339  f.).  3)ie  übrigen  SQBe^en  t)om 
SHaconat  (iebenfallg  Dom  ©ubbiaconat)  abmftrtS 
lann  {ebod^,  toit  ed  au§  ber  ^ra^is  ber  ^d^e  aud^ 
in  neuerer  3eit  f eftfle^t,  mit  befonberer  SoHmad^t 
bed  ^apfted  aud^  ein  einfad^er  ^efter  fpenben 
(ögL  Conc.  Trid.  Sess.  XXTTT,  c.  10  De  ref.; 
Bened.  XIV.,  De  synod.  dioec.  2, 11, 8).  Ueber 
bie  ürd^enre^tlid^en  93eftimmungen  betreffs  be§ 
©penberS  bief  er  ©acramente  f.  b.  Ürt.  Orbination. 
©d^on  in  ber  «poftelgef d^id^te  (6, 5  f.)  bei  ber  flSaffi 
ber  erjten  S)iaconen  unb  fpdter  öfter  tritt  aud^  baS 
Soff  bei  ben  Sßei^  tl^ötig  auf,  aber  feinedmegS 
als  ©penber  berfelben,  fonbem  nur,  um  S^ugni^ 
über  ben  }u  SQBei^enben  abzulegen.  SaS  Xriben« 
tinumj^at  baber  aud^  auSbrüdflid^  befinirt  (Sess. 
XXMI,  can.  7):  Si  quis  dixerit . . .  ordines  ab 
ipsis  [episcopis]  coUatos  sine  populi  vel  po- 
testatis  saecularis  consensu  aut  vocatione 
irritas  esse :  a.  s.  —  ^inftd^tlic^  befi  Smpf  ängerS 
ber  SBei^e  ift  gültiger  unb  erlaubter  Smpfang  )u 
unterf d^eiben.  3um  gültigen  Smpfange  ift  erf orber« 
lid^,  iai  ber  )U  SQBeil^enbe  mönnlid^en  (äefd^Ied^teS 
(mal^rfd^einlid^  de  jure  divino)  unb  getauft  ift, 
fomie  bag  er  feine  Sinn^iEigung  gibt  (n)enn  efi  fid^ 
um  Snoad^fene  ^anbelt;  benn  nad^  bem  Gateeh. 
Born,  mürbe  baS  SQBeil^efaaament  aud^  ftinbem 
gültig  gefpenbet  merben).  3um  erlaubten  Smpfang 
ift  erforberlid^:  Seruf  Don  ®ott,  reine  3Reinung, 
red^tfd^affened  fieben  unb  (für  baS  ©aaament) 
©nabenftanb ;  femer  Srf üllung  ber  Dom  ftird^en* 
rcd^t  meiterl^in  auf  geftcEten  Sebingungen  (f.  b.  3lrt. 
Orbination)  unb  ber  fefte  SBille,  aOe  Serpjlid^' 
tungen  eines  Orbinirten  (Xragen  ber  (ird^ltd^en 
ffletbung  unbberXonfur;  fürbiel^ö^erenSBeil^en 
täglid^eS  Seien  ber  fird^Iid^en  Xag^eiten  [SreDier] 
unb  Sölibat)  getreu  su  erjüllen  (bgl.  donc.  Trid. 
Sess.  XIV,  c.  6  De  ref. ;  Sess.  XXTTT,  c.  13. 
14  De  ref.).  [Sinig.] 

2.  Ordo  als  allgemeine  Sejeid^nung  für  ben 
©tanb  ber  OrbenSIeute,  f.  b.  Srt.  Orben,  geift- 
lid^er. 

^ttiUn  (^orebiten),  f.  ©ufiten  VI,  484. 

^regio,  9luguftin,  f.  SeneDent  11,  376. 

$rett$,  f.  OrientiuS. 

$refle^,  f.  OrftefiuS. 

^esvms^  9iicoIau8,  l^umanifiifd^er  unb 
tl^eotogif  d^er  ©d^riftfteüer,  Sif  d^of  Don  fiifteus,  mar 
geboren  }u  Säen,  ftubirte  an  ber  UniDer|itöt  )u 
$ariS  unb  mürbe  bafelbfi  1355  iBorfte]^er  beS 
SoIIegd  Don  9taDarra.  9tad^bem  er  ber  SReil^e  nad() 
Derf  d^tebene  fird^Iid^e  Stürben  befleibet  l^atte,  möl^Ite 
ff  5nig  ^ol^ann  il^n  nad^  ber  gemöl^nlid^en  Angabe 
jum  Seigrer  beS  2)aupl^in  (be§  fpötem  ftarl  V.) ; 
ÜReunier  (f.  u.)  24  ss.  glaubt  iebod^  l^ierin  einen 
burd^  alle  93iograp]^ien  meiter  gef  d^Ieppten  3trtl^um 


1043 


Orgel. 


IQ 


conftatiren  ^u  muffen.  Ore§mu3  geno^  aud^  fpöter 
nod^,  nad^bem  er  (1377)  95ifdJof  ton  Sifteuj  g«" 
n)orben,  boS  bef onbere  Vertrauen  befi  ftdnigS,  ber 
gerne  feinen  Sftatl^fd^Iögen  folgte.  S)er  Sifd^of 
ftarb  im  3. 1382.  OreSmuS  gel^örte  ju  ben  gut« 
geftnnten  Xl^eologen  jener  3rit  unb  trat  mit  Sif er 
gegen  bie  fkij^lid^en  tlnorbnungen  auf.  SemeiS 
bafür  \oai  eine  Siebe,  bie  er  bei  ©elegenl^ett  einer 
©efanbtfd^aft  an  ^pft  Urban  V.  }u  %Dignon 
(1363)  t)or  bem  SarbinalScoUegium  l^ielt.  %ii) 
{eine  (Selel^rfamfeit  tt)ar  eine  groge  unb  anerfannte. 
iBon  feinen  }a^Ireid(|en  @d^rif  ten  (f.  bie  Sluf^öl^Iung 
bei  Fabricius-Mansi,  Biblioth.  lat.  V,  Florent. 
1858, 119  sq.)  mögen  ^ier  genonnt  werben :  Ari- 
stotelis  Politica  et  Oeconomica  cum  glosse- 
matibus  gallice  Tersa,  Lnt.  1486 ;  Decem  libri 
ethicorum  AriBtotelis  et  plures  libri  Ciceronis 
et  alionim  auctorum  gaUioe  yersi ,  ib.  1488 ; 
t^eologijd^en  Snl^altS  waren  &ef onberd  ber  Liber 
de  Antichristo  etc.  (bei  Martine  et  Durand, 
Vetenim  scriptt. . . .  amplissima  collectio  IX, 
Par.  1733, 1273  sqq.),  fowie  jal^lreid^e  gJrebigten. 
3rrt](|ämU^  ift  il^m  t)on  Sielen  eine  Ueberfe|mg 
ber  Sibel  in'§  fjframöfifd^e  »tgefd^rieben  worben, 
meiere  ftd^  auf  ber  $arifer  iRationalbibliotl^el  be« 
ftnbet  (t)gl.  Rieh.  Simon,  Eist,  des  versions  du 
N.  Test  c.  28  [öd.  Rotterdam  1690,  322]). 
Sd^riften  bed  OredmuS  über  matl^ematifd^e  ®  egen- 
ftdnbe  (De  sphaera,  De  latitudine  formarum 
u.  a.)  finb  nur  ^um  X^eil  gebrudt;  einen  Xractat 
über  bie  erfie  ßrfinbung  bed  @elbed  gab  5.  93. 
SBoIowSfi  neu  ^erauS  (lateinifd^  unb  fransbftfd^ 
mit  9loten,  gJariS  1864) ;  ebenfo  ffur^e  ben  Algo- 
rismus  proportionum  nad^  einer  ^anbfd^rift  ber 
X^omer  ©QmnaRalbibliotl^ef  (s.  1.  et  a.  [bem 
Xl^omcr  S^mnajlum  gewibmet  1868]).  (9JgI. 
Moreri,  Diction.  s.  v.;  Nouv.  Biogr.  gön. 
XXXVm,  776  s.;  Meunier,  Essai  sur  la  vie 
et  les  ouvrages  de  Nie.  Oresme,  Paris  1857; 
jal^lreid^e  fiiteraturangaben  bei  Chevalier,  Böp. 
u.  Suppl.  s.  V.)  [21.  gffer.] 

$tgeC  (Dom  gried(|ifd^en  ffpYavov)  bezeichnete  al3 
mufifaftjd^er  9lu§brucf  urfprüngli^  jebeS  ÜJlufiN 
inftrument.  3n  biefcm  ©inne  braud^t  eS  ber 
^I.  Öwwn^muS  Ep.  [107]  ad  Laetam :  Virgo 
snrda  sit  ad  Organa  .  .  .  tibia,  lyra,  cithara 
cur  facta  sint,  nesciat  (Dgl.  aud^  Aug.  Enarr. 
in  Ps.  56,  n.  16).  3n  ber  SSuIgoto  gibt  berfclbe 
§eilige  bomit  baS  l^ebräifd^e  aai:?  ober  aa*  wieber 
(®en.  4,  21.  3ob21, 12;  30,  31;  $f.  150,  4), 
roaS  infofem  gonj  jutreffenb  ift,  aI8  bie  Hirten- 
flöte (^anSflöte)  unb  bie  ©adflöte  gewifferma&en 
\)it  Urformen  ber  Orgel  finb.  ©d^on  Kaffiobor 
(In  ps.  150,  beiMigne,  PP.  lat.  LXX,  1052sq.) 
befd^reibt  unter  bem  5Wamen  Organum  ein  in- 
ftrument, meld^eS  genau  unferer  l^eutigen  Orgel 
cntfprid^t. 

1.  Orgeln,  toenn  aud^  oüereinfad^fter  Son« 
ftruction,  maren  ben  6ulturt)öt!em  beS  ^Itertl^umS 
nid&t  unbefannt.  S)ie  Kn-')5i-ii;»  unb  "B"''^:^»  ber 
f:»cbräer  waren,  wenn  man  ben  talmubifci^en  9Jad^- 


xxäiim  ©lauben  fd^enfen  barf,  orgelartige  3nfl 
mente.  S)ie  alten  ©ried^en  unb  Stömer  1^ 
SQBafferorgeln  (6dpauX(c  [oon  S8<i>p  unb  o&Xt 
Organum  hydraulicum) ,  weld^e  ber  9Jlc( 
nifer  fttefibiud  (um  170  t).  (S^r.)  wa^rfd^ 
afö  eine  93erbe{feruug  ber  pneumatifd^  O 
erbaute  (f.  Athenaeus,  DeipnoBoph.  4, 
[rec.  Dindorf.,  Lipsiae  1827]).  £aS  9Bo 
f^aüt  ben  3n)cd(,  bie  eingefül^rte  Suft  )u  te 
liren.  S)iefe  würbe  burd^  SBIafebdIge  in  einen  i 
l^älter  getrieben^  ber  tl^ilweife  in  äßoffer  ^ 
unb  ging  t)on  bort  av&  erfl  in  oie  äBinblabe.  2 
SQBaffer  biente  alfo  bagu,  bie  @t5|e  aufjune^ 
99ei  ben  Stömem  war  bie  SBafferorgel  als  &p 
gegenftanb  fel^r  beliebt.  S)er  ffaifer  92ero  b^ 
bereu  mel^rere.  XertuUian  befd^retbt  {te  in  \a» 
SBud^e  De  anima  (0. 14),  nennt  aber  ben  9xA 
mebeS  (geft.  212  t).  (S^r.)  afö  Srfinber.  Sinei 
bilbung  gibt  baS  Stenniger  9ßofaif  (f.  SBilmoM 
S)ie  römifd^e  fBlUa  )u  92ennig,  Sonn  1864,  £af.: 
3n  ben  Jhrd^en  fonnten  biefe  Snftrumente  hl 
Serwenbuna  ftnben,  weil  baS  SBaffer  im  9BtR 
bei  groger  Jtölte  gefror  unb  im  Sommer  bei  fta 
^i|e  t)erbunftete.  9luS  biefem  ©runbe  mu|ien 
au$  balb  wieber  allgemein  ben  ))neumatij4 
Orgeln  weid^en.  3)ie  iReliefS  an  bem  unter  3^ 
bo^uS  bem  ®ro|en  (geft.  395)  in  Sonfiantinol 
enid^teten  ObeliSf en  jeigen  eine  pneunuitif d^  Oci 
t)on  15  pfeifen,  2  SBinbfddfen  unb  12  Sta 
böigen  (Fetis,  Hist.  gen.  de  la  Mnsique  I 
Paris  1874,  499).  3m  SOhifeum  )u  9rle8  ^ 
ben  fid^  an  }wei  antil  geformten  Sarfopl^gen  0 
ber  gaQifd^-römifd^en  3eit  )wei  pneumatifd^  C 
geln  abgebilbet  (Fetis  1.  c.  495).  Sagegoi 
e§  ein  3rrt]^um,  ba|  man  bie  l^L  Sacilia  mit  eil 
Orgel  abbilbet ;  bie  Stelle  im  Officium  Canti 
tibus  organis  etc.,  weld^e  ba}u  Seranlaffung  go 
Reifet  blog  „beim  Ätange  ber  Stnjlrumente*,  n 
weld^en  bie  ^eilige  in  baS  ^au§  il^reS  Srautign 
geleitet  würbe. 

2.  3)ie  d^riftlid^en  ed^riftfieUer  ber  erfien  fid 
äa^rl^unberte  berid^ten  nid^tS  t)on  einem  @e6roii 
ber  Orgel  in  ber  ßird^e,  obwol^I  fie  mdMc 
biefeS  Snftrument  erwöl^nen.  2)ie  92ad^rid^t  p 
tina'g  (De  vitis  Pontificum,  ed.  Colon.  15di 
96),  ba|  $apjt  SJitoIion  (657—672)  bie  Ott 
in  bie  ffird^e  eingefül^rt  f)aht,  ift  nid^t  gan)  10 
wal^rfd^einlid^,  wenn  nid^t  etwa  unter  oiganaa 
bere  SlaSinftrumente  ju  üerflel^cn  fmb.— 3>i^ 
Sfranfen  !am  jiebot!^  bie  jf enntnig  ber  Orgd  nid 
au§  Stauen,  f onbem  auS  bem  Orient.  SBie  & 
f^axt  (Annales  ad  a.  757,  in  Mon.  Oterm,  Us 
Scriptt.  1, 141)  berid^tet,  erl^ielt  ^ipin  berlHeii 
oom  bt)5antinif(|en  ffaifer  @^onftantin  Soprontim 
eine  Orgel  gum  ©efd^cnf.  ifaifer  ftarl  berStoj 
liefe  nad^  biefcm  ÜJlufter  eine  f old^e  für  boS  SJör 
fter  in  ^lod^cn  bauen,  weldfte  SBalafrib  ©trat 
(geft.  849)  in  begeiftertcn  Serfen  befdjreibt;  f 
wirb  aber  bei  ber  S^rftörung  beS  SWünperS  bun 
bie  ^tormonnen  (881)  mit  gu  ®runbe  gegongt 
fein.  93on  Stadien  au§  mag  fid^  bie  ffemttnt^  > 


Orgel. 


1046 


sabmfl  in  2)eut{(l^lanb  toeiter  t)erkeitet 
nnb  siiKxr  umftd^  hvxä)  funfberftönbtge 
in  ben  iMdflem.  S)et  genannte  SBalofrib 
gibt  uns  Sludfunft  über  ben  Uhirgtfd^en 
d^  ber  Orgel  im  fltofler  ^txi^man,  mo  er 
[ül^ren  816-825  Unterrid^t  in  ber  SWufif 
l^tte  (ogl.  3aIob^  S)ie  Aunft  im  S)ientte 
fft,  3.  9ufl.,  Sonbdl^ut  1880,  428).  «uS 
äal^l^nbert  iß  eine  Einleitung  )um  Sau 
ijen  Orgel  bori^anben  (Sd^ubiger,  aihiftfal. 
;ien  aber  baS  liturg.  2)rama  u.  f.  m.  [$ubli« 
ilterer  ptatt.  unb  tl^oret.  aJhififwerfe  Y], 
1876,  81  ff.).  3n  ©t.  ©aflen  fd^rieb 
kibeo  (f.  b.  ^rt.)  einen  Xractat  über  bie 
ber  Orgelpfeifen.  SuS  biefen  ^^oti^en 
m,  erTennen,  xoxt  eifrig  in  2)eut{d^lanb  bie 
tfl  Orgelbauefi  gepflegt  nmrbe,  unb  ed 
ISrli^ ,  baB  ^apft  3o^auned  YUI.  um 
)  k)om  SBif^of  ^nno  Don  fjfreifing  eine 
ber  bejlcn  irt"  unb  einen  tüd^tigen  Orgel- 
:bat  (Mabillon ,  Annales  0.  S.  B.  U, 
789, 169).  SMealtegSifd^ofSftabtgfreipng 
>  f^on  frül^  im  93eft|e  einer  Orgel,  ^a^ 
loge  be8  ^ötoriuS  (Syntagma  musicum 
[fnibüttel[8ic]  1618, 93)  befanben  ftd^  ju 
it  SIefie  Don  Orgeln  au8  bem  Slnfange  bed 
rl^nbertS  unter  Slnberem  ju  ^alberfiabt 
ber  @t.  $aul8!ird^e  in  (Srfurt.  9lud^  bie 
rd^  auf  bem  $eterSberg  bei  paUt  l^atte 
t\,  toeld^  1200  burd^lBranb}er^drt  mürbe. 
3a^r  1230  ift  eine  Orgel  in  ber  SWünfter- 
93onn  nad^mei§bar.  Ol^ne  Stoeifel  mer« 
)  bie  anberen  Satl^bralen  unb  9Ränfter« 
[i  Seutfd^lanb  im  13.  unb  14.  äal^rl^un- 
Orgeln  Derfel^en  morben  fein,  benn  im 
426  fonnte  Sfelij  §emmerlin  (f.  b.  «rt.) 
,  ba|  nad^  ber  löblid^en  unb  burd^  ganj 
cmb  fd^on  lange  eingefül^rten  @itte  faft 
d^,  inSbefonbere  bie  Satl^ebral«  unb 
tfirdften,  mit  melobijd^en  Orgelmerfcn  ge« 
n  (©d^ubiger  80).  —  3n  6nglanb  jianb 
Sal^r  980  in  ber  Senebictinerabtei  SBin« 
ine  groge  Orgel.  S)iefelbe  l^atte  oben  12 
en  14  Slafcbälgc,  bie  öon  70  fröftigen 
ti  gebogen  ober  getreten  »erben  mußten, 
en  ging  ber  SBinb  in  400  pfeifen.  3»ei 
ien,  Don  benen  ]eber  fein  eigene^  Sllp^abet 
fpielten  biefelbc  (MabiUon,  AA.  SS.  0. 
aec.  V,  630  sq.).  6inc  anbete  Orgel 
ber  ftird^e  beS  fflofter§  SRamfe^  (Mabillon 
).  3n  ©d^ottlanb  bagegcn  eiferte  ber 
«ferabt  Sölreb,  ein  ©d^üler  be§  1^1.  Sem- 
gen ben  ©ebraud^  ber  Orgel  (Speculum 
I  2,  23,  bei  Migne,  PP.  lat.  CXCV, 
'.  —  3«  3talien  ftanb  im  10.  Sa^rl^unbcrt 
^Sobbio  (fiigurien)  imSRufe,  gute  Or« 
bauen«  ^t  @erbert  bafelbft,  nad^mal§ 
jitoejlern.  (geft.  1003),  foH  nad^  ipräto- 
lII,  92)  ein  gejd(|idfter  Orgelbauer  gemefen 
nd(  baS  jtlofter  ber  @tabt  ©rabo  befag 
e  Orgel,  bereu  9Binblabe  fid^  im  Sefi^e 


ßarlino'S  befanb.  Sbenfo  befanb  ftc^  eine  Orgel 
in  ber  jf lofterfird^e  )u  SaDa  (im  ©alemitanif^en), 
meldte  bei  ®elegen$eit  ber  Kird^meil^e,  bie  $apft 
Urban  II.  (1088—1099)  Doma^m,  gefpielt  mürbe 
(AA.  SS.  BoU.  Mart.  I,  336).  ajluratori  be- 
hauptet ,  ba^  feit  ber  ßinfäl^rung  ber  Orgel  in 
bie  ftird^e  ber  Sefud^  bed  ©otteSbienfied  in  auf* 
fallenber  SBeife  gugenommen  l^abe  (Antiq.  Ital. 
IV,  Mediol.  1741,  777).  —  3n  SranfreidJ  mar 
bie  Orgel  in  ein}elnen  JKrd^en  f  d^on  im  10. 3al^r- 
l^unbert  befannt.  ßnbe  bed  11.  Sal^r^unbertS  mar 
eine  fold^e  in  ber  Sbtei  göcamp  im  ©ebroud^; 
93albrif,  Srjbif d^of  Don  Sol  in  ber  Ober«9retagne 
(geft.  1130),  fprid^t  ftd^  in  einem  Sd^reiben  an 
bie  93räber  biefefi  fflofteri  fel^r  lobenb  über  baS 
Orgelfpiel  auS  unb  benu|t  bief e  SSeranlaffung,  bie 
Orgel  gegen  il^re  jal^lrei^en  ©egner  in  @d^u|  }u 
nel^men  (Gerbert  [f.  u.]  n,  143  sq.).  ®ine 
@9nobe  ad  yallem  Ouidonis  (SaDal;  124^) 
im  93iStl^um  fie  3Ran8  fprid^t  Don  ben  Orgeln 
al§  in  ben  ffird^en  gebröud^lid^en  Snftrumenten 
(Harduin  VH,  349).  ®od^  blieb  iu  einigen 
©egenben  bie  Oppofttion  gegen  bie  JKrc^enorgeln 
lange  möd^tig;  su  fi^on  mürbe  fogar  erft  in  ben 
Dierjiger  3a]^ren  unfered  Sül^rl^unbertS  burd^  ben 
Sarbinal-Sr^bifd^of  93onalb  bie  Orgel  in  bie 
jtird^e  eingefül^rt.  SDie  gried^ifd^e  JKr^e  bebient 
ftd^  bis  l^eute  nod^  nid^t  ber  Orgel,  ebenfo  menig 
bie  ftj^tinif d(|e  ffapeHe  in  9lom.  ^ud^  einzelne  Or- 
ben,  5.  93.  bie  jtartl^öufer,  fd^liegen  fie  Don  i^ren 
Älöftem  aug.  —  3nt  14.  unb  15.  3a^r]^unbert 
na^m  bie  Sufnal^me  ber  Orgel  in  bie  JNrd^e  fo 
}u,  bag  sur  3eit  ber  Sieformation  faft  alle  ftird^en 
mit  Orgeln  Derfel^en  maren. 

©inen  mid^tigen  Sfortfd^ritt  in  ber  Orgelbau« 
fünft  bejeid^net  bie  Srftnbung  beS  $ebal§,  meldte 
Don  fiubmig  be  ißaelbefe  in  Trabant  (geft.  1312) 
gemad^t  fein  f oQ  (91.  @d^led^t,  ©efd^.  ber  ff ird^en* 
mupt  SRegenSburg  1871, 103).  3n  ffieutfd^lanb 
fanb  man  beim  ^bbruc^  einer  alten  Orgel  in 
93eeS!om  bei  granffurt  a.  b.  O.  }mei  Principal« 
pfeifen  beS  $ebal§  mit  ber  Sa^reSaal^l  1418  (f. 
[6^rt|)anberg]  3a]^rbüd^er  f.  mufifalifd^e  SBiffen« 
fd^aft  n,  Serlin  1867,  69).  ®aS  Serbienjl  93er- 
narbS  beS  ffieutfd^en,  ber  Don  1445—1459  Or« 
ganift  an  ber  @t.  !D{arcu§fird^e  in  Senebig  mar 
unb  ber  bis^eran  für  ben  (Srfinber  bed  ^ebafö 
galt,  mirb  alfo  barauf  ju  befd^rönfen  fein,  ba^ 
er  ben  ©ebraud^  bed  $ebal8  in  SSenebig  einge« 
fül^rt  l^at. 

3.  2)ie  ölteften  Orgeln  l^atten  eine  leidste  Spiel« 
art.  ©päter,  al8  bie  3nftrumente  immer  größer 
unb  bie  9)le(^anil  complicirter  mürbe,  mögen  ein« 
gelne  Orgeln  fd^mer  }u  fpielen  gemefen  fein.  2)ie 
DielDcrbrcitete  9lnfid^t  jebod^,  bafe  bie  Orgeln  be§ 
ÜKittelalterS  mcgen  i^irer  breiten,  f  d^mer  bemeglid^en 
Saften  burd^meg  nur  mit  ^föuften  ober  Ellenbogen 
ju  bearbeiten  gemefen  feien  (bal^er  ber  5lu§brudf 
„bie  Orgel  fd^lagen",  Organum  pulsare),  l^at 
P.  3lnfelm  ©d^ubiger  in  ba§  JReid^  ber  biftorifd^en 
Srrtl^ümcr  Dermiefen  (TOonatS^efte  für  SShiftf- 


1047 


OrfleL 


gcfd^id^te  I  [1869],  127  ff.),  ein  Ucbclflanb  bei 
ber  Orgel  toor  eS  SiS  in  baS  14.  Sol^rl^unbert,  ba| 
aOe  auf  ber  Sßinblabe  ftel^enben,  jiim  gleid^en  Xone 
gel^örenben  pfeifen  beim  9lieberbrüden  ber  Sajlc 
erflangen.  Sereinjelt  m5gen  l^ie  unb  ha  SSerfud^e 
}ur  ^ebung  biefeS  tlebelftanbed  ongefiellt  toorben 
fein :  gön^lid^i  befeitigt  mürbe  er  iebod^  erft  bur^ 
bie  Sr^nbung  ber  Springlabe,  meld^er  balb  bie 
ber  Sd^Ieiflobe  folgte.  (9lfö  öltefle  i^m  befonnte 
nennt  9Berhneifter  irrt^ämlic^  eine  t)on  9Jl.  Slgricolo 
im  3. 1442  angefertigte.)  %in  erf}  toax  eS  mög« 
lid^,  bie  pfeifen  nac^  i^rem  Sl^aralter  ju  orbnen 
unb  audgubilben.  SiefeSIrbeit  fielbem  16.  Sal^r- 
l^unbert  }u.  9Ran  erfanb  bie  $rinci))alfldten  unb 
®ambenftimmen^  bie  Slol^rmerfe,  (Sebadte  u.  f.  n). 
Ueber  bie  »eitere  SerDoQfommnung  ber  Orgel 
bie  Snmenbung  ber  gleid^fd^teebeiü)en  Tempe- 
ratur unb  bed  Sj^ortonS,  bie  SSBinbumge,  baS 
Sogler'fd^e  ©implificationdfi^fiem  unb  bie  in  neue- 
rer S^it  ftd^  fiberftürjenben  Serbefferungen  gibt 
nöl^e  %u8funft  3. 3.  @eibel  S)ie  Orgel  unb  i^r 
a3au,  4. 9luflv  beforgt  bon  99.  ftot^e,  Seipj.  1887. 

4.  S)erHiIa^  für  bie  Orgel  inber  JKrd(|e 
ifi  meber  burd^  baS  ^erfommen  noc^  burd^  Sor- 
fd^riften  beftimmt ;  er  rid^tete  fid^  frül^er  burd^meg 
nad^  bem  praltif d^en  93ebftrfniffe.  Snfönglid^  ftanb 

8e  im  Sl^orraum,  unb  jmar  im  ^redb^terium  ober 
interd^or  an  ber  Storbfeite^  ober  oben  auf  bem 
Settner,  tteil  fte  l^ier  am  befien  bem  Sl^orgefange 
bienen  lonnte.  @eit  bem  18.  Sal^rl^unbert  finbet 
man  in  bebeutenberen  JHrd^ien  f opar  jmei  Orgeln, 
eine  Heinere  }ur  Segleitung  be§  S^orgefangeS  unb 
eine  größere  am  Snbe  be§  ÜRittelfd^tffeS  auf  einer 
(Empore  über  bem  meftUd^en  Eingänge.  @o  be* 
fd^reibt  ber  jüngere  Siturel  bie  Orgeln  in  ben 
lempeln  beS  l^eiligen  ®ral.  ®ie  Orgel  ftanb 
aber  in  alteren  ftird^en  aud^  mol^l  an  einer  Seite 
beS  fiangl^aufed  über  ben  Strcaben,  fo  in  ber 
SRarienfird^e  in  S)ortmunb  eine  intereffante  Orgel 
aus  bem  15.  äa^rl^unbert,  ebenfo  im  fünfter  }u 
Strasburg  (f.  ßübfe,  SSorfd&ule  jum  ©tubium  ber 
Krd^lid^en  ftunft,  6.  ?lufl.,  ßeipj.  1873, 189).  3n 
neuerer  3eit  bient  bie  Orgel  befonberS  aud^  jur  Se- 
gleitung beS  Solldgefangeg,  unb  il^r  befter  Pa| 
ifi  be^l^alb  auf  einer  Smpore  ber  bem  Sl^or  gegen- 
über liegenben  @iebelfeite.  2)abei  ift  iebod^  @orge 
)u  tragen,  bag  baS  @iebelfenfter  nid^t  oerbedt 
mirb,  »ad  burd^  Xl^eilung  bed  Orgelmerf ed  bemerf- 
jteHigt  merben  lann.  2)a8  Orgelgel^öufe  mu^  fid^ 
in  Aufbau  unb  S^txat  naä)  ben  ard^iteltonifdden 
gformen  ber  Äird^e  rid^ten.  3toedhnä|ig  wirb  auf 
bie  genannten  fünfte  fd^on  beim  ^lan-Sntmurf  }u 
einer  ftird^e  SRürfftd^t  genommen,  fjfür  bie  litur- 
gifd^e  Sinmeil^ung  ber  Orgel  sum  ürd^lid^en  ®e- 
braud^  finbet  fid^  ein  Sformular  im  Anfang  jur 
editio  iypica  be§  Rituale  Romanmn. 

5.  5Da8  Orgelfpiel  war  anfänglid^  jeben- 
fallS  primitioer  Slrt.  Sermutl^lid^  gab  bie  Orgel 
nur  ben  Son  }u  ben  ©eföngen  beS  S^orS  unb  beg 
?>riefter8  an,  fpielte  oielleid^t  aud^  bie  SWelobien  mit. 
äßdglid^  ift,  bag  nad^  %rt  be§  ^ucbalb'fc^en  Orga- 


num (ogl.  b.  «rt.  2Rujif  Vm,  2036)  1 
ber  Orgel  bie  Oberquinte  unb  l^öl^ 
SRelobien  miterflingen  l\t%.  ©päter  ta/b 
bie  Orgel  ben  fogen.  3)i8cantuS  (f.  i 
2038)  übertragen  l^aben.  9fö  bod  \ 
ftd^  oerooQfommnete,  mad^te  mit  bem  i 
ber  3Renf uralmufU  unb  ber  SutundDung  i 
punfteS  baS  Spiel  immere  größere  gfodf 
lel^nte  ftd^  an  bie  pol^p^onen  ©efangS« 
nen  an  unb  t)erfa]^  biefelben  an  gettrif 
mit  Ser^ierungen  (Koloraturen).  Sie  et 
lid^en  Siufjeid^nungen  oon  Orgelcor 
finb :  1)  2)aS  Fundamentum  organ: 
bem  blinben  Orgelmeifter  ffonrab  ^ 
1473  in  ÜRünd^en  fiarb  (^auSgeg.  oov 
mann,  in  3a^rbüd(|er  f.  9Ruftfmiffenfd^ 
Sig  1867, 177  ff.);  2)  ein  Orgelbud^  au 
tl^öuferflofter  Sus^eim  (au8  bem  15. 3 
ftommenb).  91.  ßitner  gab  badfelbe  l^ero 
binbung  mit  benOrgelfö^  au8  bemi 
Orgelbud^e  (um  1520)  als  Setlage  gu  be 
l^eften  für  aJhipfgefd^.  XIX  u.  XX  [188^ 
8)  Xabulaturen  eiliger  lobgefangu.  f.  tt 
in  b.  Seilagen  ^u  ben  ÜRonatSl^ften  für ! 
I  [1869],  9fe.  7  u.  8)  unb  ein  labulot 
amolb  ©d^lidt  bem  3üngem  (1512).  - 
Sudlern  finben  fid^  Orgelfä^e,  bie  ^d|  c 
gorianifd^en  Sl^oral  f owie  an  boS  beutfd 
unb  weltlid^eSolfSlieb  auf  daliegen,  bunt  t 
ber.  Sa^er  mag  eS  gef ommen  fein,  bo|  b 
ften,  meldte  ftc^bief  er  Sammlungen  bebte 
renb  beS  ®otteSbienfieS  aud^  bie  barii 
weltlid^en  Stüd(e  fpielten,  waS  }u  Die 
Seranlaffung  gab.  SBie  SUetf d^el  (Sie  9 
Orgel  beim  ®otte§bienft,  Seipjig  1893] 
war  oor  ber  Deformation  ein  augemein  c 
®ebraudb  ber  Orgel  in  brei  formen  t 

1)  als  Einleitung  }u  ben  fird^lid^n 
(Praeambulum) ;  2)  alS  Segleitung 
Sl^orftüde ;  3)  als  9luSfül^rung  einjelnet 
im  SBed^fel  mit  bem  Sl^ore.  daneben  ej 
ein  arger  ÜRigbraud^  beS  3nftrumente 
beftanb  barin,  ba|  1)  bie  Orgel  )u 
auftrat,  ben  ®efang  beS  ^riefterS  ober  I 
unoerftönblid^  mad^te  ober  unterbrach  un 

2)  ba^  weltlid^e,  befonberS  leid^tf ertige 
il^r  auSgefül^rt  würbe.  ®egen  fold^  91 
eiferten  ^rooinjial-  unb  Siöcefanf^n 
}.  S.  Syn.  Brix.  saec.  XV,  ed.  0.  Bickc 
1880,  34;  Schannat,  Oonc.  Oerm.\ 
Aug.  Agripp.  1765,  255  [ffölner  % 
f^nobe  üon  1536].  VI,  756  [S^inobe 
brat  1550].  VII,  8  [S^nobe  öon  ^arli 
ajligne,  SncQclopöbtfd^eS  ^anbbu^  b.  f 
gie,  nad^  bem  Sfrangöfifd^en,  SreSlau  1 
[gioncil  bon  ^ariS  1558  unb  t)on  Steim 
^uf  bem  Soncil  ju  Xrient  würbe  in  ber  2 
am  17.  September  1562  bef(!^loffen,  b( 
ff ird^e  bieienige  ^Sbxjit  }u  t)erbannen  fei, 
Orgelfpiele  ober  ®efange  etwas  Seid^tfei 
Unreines  an  fid^  l^abe.    S^noben  ^u 


OrgeL 


1050 


u9ugdburg(1567X  suffonftans(1567), 
(1570),  juSoermottb  (1570),  sulrient 
u  Xmtrnai  (1600)  unb  anbete  (durften 
tinifd^  Socfd^ft  auf'8  9leue  ein  unb 
lere  Snioeifungen  aber  ben  ©ebraud^  ber 
Sohannat  L  c.  YU,  103  sq.  164. 
36.  668.  Vm,  412.  479).  «uS  ben 
9Rt|bräudN  erllärt  fid^  oud^  bie  ab- 
legen bte  Orgel,  meldte  in  ben  erfien 
d^  ber  Deformation  nid^t  blo^  bei  ben 
nt  in  ber  €d^toei),  fonbem  aud^  in 
nb  €d^ottIanb  ^ä^  funbgab.  änSeutfd^- 
e  toeber  Sutber  nod^  einer  feiner  9ln- 
le  bef onbere  €qni))atbie  fär  bie  Orgel 
)m  ^fle  Siemens  Vm.  im  3. 1600 
ebene  Cerimoniale  Episcoporum  (f.  b. 
noniale)  regelt  (L  1,  c.  28)  ben  ®e* 
t  Org^el  in  ber  ffird^e  unb  befeitigt  bie 
de,  bie  ftd^  eingefd^lid^en  litten.  S)ie 
^abe  (ed.  typ.  Batisb.  1890)  bed  (Sieri- 
at  in  bem  genannten  itapxttl  einige  %en« 
begm.  genauere  ^ftjieflungen  erfal^ren, 
11  bead^ten  finb.  Sie  im  17.  Sal^rl^unbert 
len  S^noben  fud^ten  bie  Sorfd^riften  beS 
on  Xrient  unb  bed  Oerimoniale  p  er- 
I  &)eiter  auSsufül^ren.  3n  ber  fJroIdQ^ 
S  Orgelfpiel  aÖe  SBanblungen  mit  burd^, 
ftinbemnuft!  über]dau))t  unterlag,  unb 
f^m  @d^  mit  ber  3n{trumentalmuft! 
Irt  SBlupf  vm,  2054  ff.).  ÜKit  bem 
m  beS  ®eneraIbaf[eS  !am  oud^  bie  l^ar« 
Begleitung  bed  gregonanifd^en  Sl^oralS 
mtfd^en  Kird^enliebeS  al8  eine  neue  gform 
Sftn  OrgeljpielS  )u  ben  bisherigen  gfor- 
L  Ueber  bie  ^Begleitung  bed  lateinifd^en 
tnb  bie  ^nfid^ten  ber  jhtnftfenner  ge« 
öJ^renb  Stiele  bie  Segleitung  als  93aUaft 
,  ber  ben  Sl^oral  nur  bel^inbere,  glauben 
<i^  für  unfere  an  Harmonie  gemö^nten 
r  lateinifd^e  S^oral  erft  burd^  eine  paf- 
leitung  genießbar  merbe.  2)ie  ffird^e  l^at 
"eine  Seftimmung  getroffen.  3118  S3e- 
unb  @tü^n  bed  93ol!dgefanged  ^at 
;  bie  fe^r  »id^tige  9lufgabe,  mit  il^rer 
:onfuDe  bie  S)if|onan}en  ber  einzelnen 
en  Stimmen  auSgugleid^en  unb  fie  alle 
ro^rtige  Harmonie  aufgulöfen.  ®od^ 
Stellung  ber  Orgel  beim  fatl^olifd^en 
ttfi  immer  eine  btenenbe ;  ber  Organift 
nrgeffen,  ba^  fein  Spiel  ^öl^eren  3toeden 
)net  ip  (ögl.  2JMtterer,  ffiie  toi^tigften 
IBorfd^riften  in  Segug  auf  baS  Orgel« 
enSburg  1891,  44). 
[ie|lidd  möge  bter  nod^  eine  furje  lieber« 
)ie  Xage  unb  ©elegenl^eiten  $la^  ftnben, 
n  nad^  Cerim.  Episcop.  1,  c.  28  ba§ 
[  angemenbet  toerben  barf.  ®anad^  ioll 
fddn)eigen  an  ben  Sonntagen  ber  3[b> 
mit  SuSna^me  bed  britten  (Gaudete) 
t  ber  |$aftenseit  mit  3lu§na]^me  be§  oierten 
),  iebod^  barf  an  ben  beiben  auSge« 


nommenen  Sonntagen  bie  Orgel  )ur  9Jleffe  ae* 
fpielt  merben.  %m  (BrfinbonnerStag  fpielt  Die 
Orgel  bis  }um  Oloria  unb  am  Sl^arfamStag  Dom 
Oloria  ab.  Sie  Slnmenbung  beS  OirgelfpielS  an 
anberen  Sonntagen,  an  Sfeften  unb  }u  feierlid^ 
aSotiDmeffen  (aud^  in  Dioletter  gfarbe)  ift  ieberseit 
gemattet,  %bDent8-  unb  Safiengeit  nid^t  ausge- 
nommen. 93ei  ber  StequiemSmeffe  (tdd^t  beim 
Officium  defimctoram)  mie  aud^  bei  ber  ^ferial« 
meffe  im  %bDent  unb  tDöl^renb  ber  gaftenjeit  ift 
Orgelfpiel  jur  ^Begleitung  beS  ®efangeS  gemattet, 
mu|  aber  aufl^ören,  fobalb  ber  ®efang  j[ddn)eigt.  — 
Storftel^enbe  ^eftimmungen  begiel^en  jtd^  auf  ben 
® ebraud^  ber  Orgel  beim  liturgifd^  ®otteSbienft, 
tt)o  biefelbe  regelmäßig  nur  )ur  ÜReffe,  )ur  feier- 
lid^en  SRatutin  unb  SeSper  gefpielt  }u  merben 
pflegt;  bod^  fann  bie  (Bemo^nl^eit,  oud^  }u  ben 
fleinen  ^oren  bie  Orgel  }u  benu^en,  beibel^alten 
merben,  mo  fte  befielt.  93eim  außerliturgifd^ 
©ottesbienß  (aud^  mo^l  }u  ^rioatmeffen)  barf  bie 
Orgel  mol^l  immer,  felbfi  mftl^renb  ber  3lbDentS« 
unb  i$aßen)eit,  gebroud^t  merben,  menigftenS  mo 
bie  ©emol^nl^eit  bejlel^t,  ben  SoQSgefang  )u  be* 
gleiten.  3n  Setreff  ber  genaueren  Siegeln,  mie  bie 
Orgel  bei  ben  einjelnen  Sfunctionen  t^eilS  als 
Stü^  beS  ®efangeS,  tl^lS  mit  bemfelben  alter- 
nirenb  an)utt)enben  ift,  muß  auf  baS  Cerimoniale 
Episcop.  1.  c.  unb  auf  bie  praftif d^  Slnmeifungen 
}ur  SluSübung  ber  ffird^enmuflf  Dermiefen  merben. 
(93gl.  nod^  Adlung,  Musica  mechanica  orga- 
noedi,  ^Berlin  1768;  Oerbert,  De  cantu  et 
musica  sacra,  typis  San-Blasianis  1774,  ü, 
187 sqq.;  SDlittag,  |)ifiorifd^e  Slbl^onblung  fiber 
Sntftel^ung,  ®ebrau^  u.  f.  m.  ber  Orgel,  Süne« 
bürg  1756;  Sponfel,  Orgelbiftorie ,  92fimberg 
1771;  Bedos  de  Celles,  L'art  du  facteur 
d'orgues,  Paris  1766  ss.,  4  vols. ;  SlntouQ,  ®e- 
fd^id^tl.  SarfteQung  ber  Sntjiel^ung  unb  SerDoQ« 
fommnung  ber  Orgel,  9)lünfterl832;  Organ  für 
d^riftl.  ihinft,  Äöln  1852,  Sflr.  5  u.  8;  löpfer, 
Sel^rb.  ber  Orgelbaufunß,  äßeimar  1855,  2.  %uf[. 
Don  3R.  SlUil^n,  ebb.  1 888 ;  Hopkins,  The  Organ, 
its  History  and  Construction,  London  1855, 
5<*  ed.  1887;  ®ie  Orgel,  i^re  «ufgabe  unb 
Sage  in  ber  fatl^.  JKrd^e,  ÜRünfler  1868 ;  Lacroix, 
Les  arts  au  moyen  &ge,  Paris  1869,  209  ss.; 
3ur  ®efd^id^te  ber  Orgel,  Don  einem  öfterrei> 
d^ifd^en  93enebictiner,  im  ^rd^iD  für  fird^lid^c 
^aufunft  unb  ffird^enfd^mudC  [Don  2:1^.  Prüfer] 
n  unb  m,  »erlin  1877  unb  1878;  ffiange- 
mann,  ®e)d^i(^te  ber  Orgel  unb  Orgelbaufunft 
©emmin  1880,  2.  [litel]  «ufl.  1881;  Otte, 
Äunftard&oologie  I,  5.  ^ufl.,  Seips.  1883, 322  ff.; 
SRitter,  3ur  ©efd^id^te  beS  OrgelfpielS,  Dome^m« 
lid^  beS  beutfd^en,  Dom  14.  bis  gum  Anfang  beS 
18.  Sa^rl^unbertS,  Seipjig  1884,  2  ©be.;  RoÜ^c 
unb  Sforc^^ammer,  gfü^rer  burd^  bie  Orgelliteratur, 
Seipjig  1890;  ©regoriuSblatt  1891,  9hc.  4  u.  5 ; 
Ueber  ben  Ort  für  bie  Orgel  unb  baS  Orgel- 
geböufe  in  ber  ffird&e,  im  ftatl^ol.  Seelforger  V 
[1893],  81  ff.  141  ff.)  [SB.  SBöumfer.] 


1051 


Orid^oöiuS  —  OrienttuS. 


105 


tM^eittefiMe <ilir4e ober  JKrd^e  ber  orien« 
talif d^en  9titen  ift  im  @egenfa|e  )ur  abenb- 
lönbijd^  (lateinifd^en)  ffirc^e  ber  Inbegriff  ber 
mit  Stom  im  ®Iauben  Dereinigten,  in  ben  ®e* 
bröud^en  ober  oerf  d^iebenen  Sprengel  unb  ©laubi- 
gen, toeld^  ben  alten  Orientalinnen  ^atriard^aten 
unb  Stationen  angel^örten  uno  Don  ber  |»öre{ie 
beS  !Reftoriu8  ober  beS  Sutpd^ed  ober  ou^  Dom 
@d^i§ma  ^ur  ßinl^eit  }urüdRebrten.  Sal^in  ge« 
^ören:  I.  S)ie  l{o))ten  (f.  b.  ^rt.)  unb  abef« 
f  i ni er  (f.  b.  9lrt.  äbefflnien)  im  alten  alejanbri» 
nifd^en  ^ßatriard^ate.  n.  SHe  bem  antiod^enifd^en 
$atriar^te  angel^örigen  @qrer,  unb  gmar: 
1.  S)ie  @9romaroniten  am  Sibanon  (f.  b.%rt.  3Ra« 
roniten).  2.  S)ie  reinen  S^rer  (Syri  puri),  eben- 
fattS  in  ber  afmüfd^en  Sürlei  (f.  b.  3lrt.  Serien). 
3.  S)ie  @9ro-S^Mer,  unb  }loar  a.  ©qro-S^al« 
böer  in  ber  ajiotifd^en  Xürlei,  b.  @9ro-9RaIa« 
baren  in  Ojtinbien  (f.  b.  %rt.  Sl^Iböifd^e  Sl^ri« 
ften).  m.  2)ie%rmenier  f  omol^I  in  ber  ofiati« 
jd^en  als  europöifd^en  dürfet  (f.  b.  ^rt.  Armenien  I, 
1340  ff.),  in  «eggten  (f.  b.  «rt.  %tff)pitn  1, 265), 
bann  in  SRu^IanSb  unb  im  bfterreid^if d^en  ®ali)ien 
(f.  b.  9lrt.  Semberg  Vn,  1731  ff.).  IV.  Sie  ® rie- 
d^  e  n.  ^ierl^er  flnb  ^u  red^nen :  1 .  S)ie  (Sried^en  mit 
gried^ifi|em  SlituS  unb  gried^ifd^er  ©prad^e  in  ber 
europöifd^en  Xürlei,  in  ©ried^enlanb  unb  in  Ita- 
lien (Itidograeci),  frül^er  bem  $atriard^ate  Don 
Sonftantino))eI  angel^brig.  2.  S)ie  ©röcomeld^iten 
(f.  b.  «rt.  SKeld^iten)  im  Orient  mit  arabifd^cr 
Sprad^e,  im  antiod^enifd^en  ^atriard^ate.  3.  2)ie 
9lumönen  mit  Dulgör  rumänifd^er  Sprad^e  in 
Siebenbürgen  unter  bem  Srjbifd^of  Don  t$=ogara§ 
(f.  b.  3lrtt.  QfogaraS  unb  Rumänen).  4.  ®ie  ®räco« 
jlaDen,  nämlid^  a.  bie  SRutl^enen  (f.  b.  %ü.)  mit 
jlaDifd^er  Bpxaäjt  in  Oefteneid^  unb  SRuglanb; 
b.  bie  Bulgaren  in  Bulgarien  (f.  b.  3lrt.),  bie  unter 
bem  1861  in  9iom  geioei^ten,  bann  Don  älu^lanb 
befeitigten  93ifd^of  Sofepb  @o!olSft^  bann  unter 
©ifd^of  SRap^ael  ^Popoff  (geft.  1876)  unb  9lilu8 
oon  Sl^effalonid^  Don  il^ren  fd^iSmatifd^en  fianb§' 
leuten  ftd^  trennten  (Dgl.  SRattinger  in  ben  Stimmen 
aus  aWaria-Saad^  IV  [1873],  45  ff.  252  ff.  V 
[1873],  261  ff.  447  ff. ;  ffat^ol.  aKifftonen,  grei- 
bürg  1874,  133.  202;  1875,  192;  1877,  254). 

Me  biefe  Stämme  unb  ©laubigen  l^aben  i^re 
Sefonberl^eiten  in  ber  eigenen  ffir^enfprad^e,  in 
ber  @eftattung  ber  (einmaligen)  ^riefterebe,  in 
ber  Sonfecration  mit  geföuertem  Brobe  (mit  ^u§« 
na^me  ber  SRaroniten  unb  ber  Slrmenier),  in  il^ren 
befonberen  Siturgien,  il^ren  eigenen  tjeft«  unb 
Sfaftengeiten,  foloie  in  ben  ^bnieid^ungen  Dom  ge- 
meinen ftird^enred^tc,  bie  burd^  i^re  anerfannten 
befonberen  Sanonfammlungen,  SondlSbecrete  unb 
in  fpeneQ  fär  fle  erlaffenen  päpfilid^en  SuUen  be- 
grünbet  fmb.  Sie  [teilen  unter  ber  feit  1862 
Don  $iuS  IX.  errid^teten  ^bt^eilung  ber  ißropa- 
ganba  super  negoüis  Orientalium ,  gel^ören 
(mit  ^uSnal^me  ber  in  Oefieneid^  befinblid^en) 
)u  ben  ^ifflonSlönbem  unb  jaulen  gegentoörtig 


an  74  ^ierard^en,  worunter  fid^  5  $atriard^ 
unb  15  Sr^bifd^bfe  finben.  (!Bgl.C>ergenröt^i 
«rd^iD  f.  fat^.  fttrd^enre^t  VH  u.  Vin  [186! 
unb  ba}u  Slrnbt,  S)ie  gegenfeitigen  Xed^tSDerl^ 
niffe  ber  SRiten  in  ber  tat|oL  fttrd^,  ebnib.  LX] 
[1894],  193  ff.)  [3.  6arb.  ^aenrötber.] 
0rieiitist$,  ein  d^rifUid^Ioteinifd^  S»«! 
aus  ber  erften  ^Ifte  beS  5.  Sol^rl^unbedS,  Ui 
auf  feine  Seben8}eit  unb  feine  6eimat  ouS  ein 
lebenbigen  Sd^ttberung  furd^tbarer  ftciegSno 
fd^lie^en,  meldte  in  bie  ^orte  auSflingt:  ^in  et« 
ein}igen  Sd^eiterl^fen  raud^te  gang(BaDien''  (m 
fumayit  Oallia  tota  rogo ;  Common.  2, 184 
WLtt  SBal^rfd^einlid^Ieit  nad^  l^ot  OrientiuS  ^ 
bie  fd^reddid^en  ^eimfud^ngen  im  9uge,  bon 
Sd^aupla^  ®allien  im  3. 406  burd^  ben  Dereiali 
ßinf aQ  ber  Alanen,  SueDen,  93urgunber  unb  Sai 
baleniDurbe.  92ad^  ber  gerndj^nlid^^lnnainiiiei 
ber  S)id^ter  Orientiufi  U)entifd^  mit  bem  gleid 
namigen  ^ifd^ofe  Don  Augnsta  Ausciorum  (}^ 
3lud^,  S)e))art.  ^erS),  meld^  laut  einer  alten  1^ 
grapl^ie  in  ben  Salären  437—439  ald  (odl^ek^ 
^ann  eine  ®efanbtfd^aft  beS  ®oten!5nig8  3$0 
berid^  L  an  bie  römifd^en  gfelbl^erren  aetiuS  »^ 
SitoriuS  übemal^m  (Vita  S.  Orientii  c.  8,  ü 
SS.  BolL  Maji  I,  61).  2)iefer  «nnal^me,  uk^ 
}uerft  burd^  bie  SBerfaffer  ber  Histoire  littenin 
de  la  France  U,  Paris  1735,  251  ss.  Mt 
treten  mürbe,  ^aben  in  neuefter  3eit  aud^  91.  &tA 
Mg.  ©efd^.  ber  Siteratur  be§  aßittelalterS  ii 
«benblanbe  I,  2.  «ufL,  Seipj.  1889,  410  ff.,  ssi 
an.  ^aniHuS,  ®efd^.  ber  d^rifü.-lat.  $oepe  U 
aur  TOitte  be§  8.  Sal^r^unbertS,  Stuttg.  1891 
192  ff.,  ftd^  angefd^loffen.  OrientiuS  fknb,  tmed 
fd^eint,  fd^on  in  j^öl^erem  ^Iter,  als  er  im  ele^ji^tr 
93erSma^e  ober  in  2)iftid^en  ein  cojS  }tt)d  9ü(^ 
beftel^enbeS  Sel^rgebid^t  Derfagte,  loeld^eS  nad^  bor 
SSorgange  SigeberiS  Don  ©emblou^  (De  scriptt 
eccl.  c.  34,  bei  Migne,  PP.  lat.  CLX,  555)  9^ 
h)51^nlid^  Gommonitorium  betitelt  mirb.  Sä* 
felbemiüben^fab  befd^reiben,  tt)eld^er}uben9eIo^ 
nungen  beS  eh)igen  SebenS  fiü^rt,  unb  uximt  1^* 
föd^Ud^  Dor  ben  Slbmegen  ber  Derfd^iebenen  £a|}er, 
inSbefonbere  Dor  SßoUuft,  ^abfud^t,  Xrunftn^ 
6in  l^erjlidjer,  Däterlic^cr  Son,  eine  froftige,  «n- 
gefünftelte  Sprad^e  unb  eine  DerJ^öltni^mö^igmiu 
^rofobie  }eid^nen  baS  SBerfd^en  aud.  3n  bei  ein' 
5igen  no^  erl^altenen  ^anbfd^rif  t  (Cod.  Ashbun- 
hamensis  saec.  X)  reil^en  ftd^  an  bog  Cos* 
monitorium,  ol^ne  beftimmte  Angabe  bed  &► 
faffer§,  einige  Heinere  ©ebid^te  an  (De  natiritaie 
Domini,  De  epithetis  salvatoris  nostri,  D^ 
trinitate,  Explanatio  nominum  Domini,  Lau- 
datio). S)iefe  augenfc^einlic^  fd^le^t  überlieletten 
Stüde  fmb  au§  inneren  ®rünben  OrientiuS  ob» 
jufpred^cn.  S)ie  §anbfd^rift  fäl^rt  fort:  Incipinn* 
orationes  Orientii  numero  XXIV.  SS  fol0^ 
aber  nur  jioei  @thüt  in  poertfd^er  {form;  biefflri* 
gen  fmb  alfo  ju  ©runbe  gegangen.  —  Die  gerow«' 
tcn  ©ebid&te  mürben  DoOflänbig  juerft  Dond.SIto' 
töne  (ju  Souen  1700)  l^erauSgegeben.  ^%^ 


1053 


Oriflammc  —  DrigencS. 


1054 


WOtigne  (PP.  lat.  LXI,  977—1006)  ift  auS 
MM  (BibL  vet  Patr.  X,  Venet.  1774, 185 
id  196)  genommen.  Sie  neuefte  Ausgabe  lieferte 
S.  Cli8  in  ben  Poetae  christiani  minores  I 
Goiposscriptoram  eccles.  lat.  XVI),  Vindob. 
1888, 191—261.  («eitere  Siteratur  über  Drien- 
inS  ittiiddßtt  Chevalier ,  Rupert,  unb  Suppl. 
I.  T.  Orens ;  neuere  Siteratur  bei  9Jlanitiu8 
L  0. 0.)  pBorbenl^etoer.] 

^rifbmtte  (üon  aurea  flamma)  l^ie^  baS 
itte  Stei^fipanier  Sfranfreid^§,  meld^ed  im  fflofter 
St-£eni8  oufbenxil^rt  mürbe.  SaSfelbe  l^atte  bie 
Üefldt  einer  Stiti^^Qfyxt,  inbem  ed  fünf}i))feHg 
«1  einem  Ouerflabe  l^erabl^ing;  ber  92ame  ijt  bon 
ler  mittelalterlid^Ioteinifd^en  Sejeid^nung  flam- 
ittom  fflr  €tanbarte  l^juleiten  unb  bebeutet 
.Solbfal^e''  mit  Stüdftd^t  auf  ben  t)on  Dergolbe- 
«  Kupfer  umgebenen  @d^aft.  2)ie  gfa^ne  felbft 
DU  OBS  bem  Xud^  angefertigt  morben  fein ,  in 
k1(|cS  bie  Reliquien  be«  %  S^ton^jiuS  eingebüHt 
xncn.  Stad^  (Einigen  ging  bie  Oriffamme  fd^on 
^  dor  2)amiette  Derloren ;  na^  «nberen  meldte 
e  )«m  lekten  9RaIe  in  ber  Sd^Iad^t  bei  «}incourt 
1415).  e^on  Äarl  VI.  (geft.  1422)  führte  bie 
umiöre  royale ,  eine  blaue  Saline  mit  meinem 
[wq;  ilarl  IX.  (1560—1574)  nal^m  toieber 
ie  tDei|e  gfal^e  mit  golbenen  Silien  an,  meldte 
im  W^P  «uguft  gefül^  l^atte.     [t).  C)efele.] 

ffignus,  mit  bem3unamen  «bamantiuS, 
oi^er  geleierter  ffird^enfd^riftfteOer,  tourbe  um 
tf  äal^r  185  )U  «Iei;atd)rien  t)on  begüterten  unb 
pnßlid^  SItem  geboren.  €ein  IBater  SeonibaS, 
X  tDtffenf d^ftn^  gebilbeter  SRann,  ertl^eilte  bem 
m  ber  9Iatur  mit  auSgejeid^neten  ®eiftedgaben 
iSgerüfieten  jhtoben  ben  erften  Unterrid^t  unb 
i#e  il^  Dor  Mem  religiös  ju  erstellen.  SBie  Su- 
Ku8  berid^tet  (H.  E.  6,  2,  7),  mu|te  Drigene« 
(ben  ber  jl^ffege  ber  übrigen  äBiffenfd^aften  töglid^ 
itige  Stellen  ber  l^eiligenSd^rift  ausmenbig  lernen 
Hb  ^agen.  «ber  f^on  bamalS  begnügte  er  {id^ 
i4t  mit  bem  oberftöd^Iid^en  Sefen  unb  Semen, 
4  mit  bem  einfad^en  @inn  ber  ^eiligen  ©d^rif t 
mbem  er  forfd^te  f^on  nad^  bem  gel^eimen  Sinne 
Rb  brod^te  ben  IBoter  burd^  t^^ragen  \>xtl\aä)  in 
Megenl^it.  2)er  l^äuSIid^e  Unterrid^t  erweiterte 
ii  Mb,  inbem  Origened  (Eus.  H.  E.  6, 14,  6 ; 
SLPhot  Cod.  118)  fdfton  in  frül^er  3ugenb  bie 
tott^eteufd^ule  feiner  Saterftobt  unter  i^ren  be« 
»Nen  Sehern  ^antönuS  unb  SlemenS  befud^te. 
H  er  aber  aI8  Süngling  aud^  bie  l^oben  Sd^ulen 
0n  9t^  befud^t  l^abe,  oermutl^et  Spipl^aniuS 
Bwres.  64,  1)  ol^ne  ®runb.  —  DrigeneS  mar 
ion  ,in  feiner  ftinbl^eit  ein  großer  SKann" 
ffier.  £p.  84,  8  ad  Pammach.).  2)te|  jeigte 
AdÜ  unter  ©eptimiuS  ©eöcruS  im  3. 202  eine 
E^tipenDerfoIgung  ausbrach,  meldte  befonber§ 
Jjjt  auf  ber  ög^ptifd^en  Äird^e  laflete.  ©ein 
wtanüen  nad^  bem  SWart^rium  mar  f o  gro^,  ba| 
[WJ  felbfl  als  ß^riften  angeben  moüte.  S)iefcr 
^Q^  nmrbe  nod^  glül^enber,  al§  fein  93ater 
^^wiibo«  ergriffen  unb  in'§  ®ef öngnife  gemorfen 


mürbe.  S)ie  3)lutter  fonnte  ben  Jüngling  nur  }u 
£)aufe  behalten,  inbem  fie  aüt  feine  ffleiber  oer« 
ftedKe.  9htn  öngfiigte  il^n  bie  @orge  nm  ben  !Bater, 
eS  möd^te  biefer  etma  ouS  Stüdftd^t  auf  bie  i$a- 
milie  fid^  }ur  ©d^mdd^e  oerleiten  laffen.  SDal^er 
fd|rieb  er  il^m  unb  befd^mor  il^n,  er  folle  megen 
feiner  «ngel^örigen  bod^  ia  nid^t  feine  ®eftnnung 
önbem  (Eos.  H.  E.  6,  2,  5).  Seonibag  fiarb  afö 
SRartQrer,  unb  fein  93ermbgen  nmrbe  eingesogen. 
S)aburde  tamOrigened,  no^  nid^t  DoIIe  17  ^al^re 
alt,  mit  feiner  SRutter  unb  fed^S  jüngeren  @e« 
fd^mifiem  in  bie  ftu^erfie  92otq ;  allein  eine  reid^e 
unb  angefe^ene  9Ratrone  nal^m  i^n  in  i^r  ^KmS 
auf.  Origened  fe^te  nun  baS  ©tubium  ber  f d^önen 
SBiffenfd^aften  mit  angeftrengteftem  Sifer  fort  unb 
tam  balb  in  bie  Sage,  fid^  burd^  Unterrid^t  in  ber 
©rammatif  unb  Stl^etorit  felbf!  einen  für  fein  ba- 
maliged  «Her  reid^lid^en  Unterl^alt  }u  ermerben 
(Eus.  H.  E.  6,  2, 12).  ©d^on  bamafö  baten  il^n 
einige  junge  Reiben,  befonberd  ^ßlutard^  (fpöter  ein 
SRart^rer)  unb  ^erallaS  (nad|mal8lSifd^of  oon«le- 
janbnen),  um  ttnterrid^t  im  (S^riftent^um.  (Sx  ent- 
fprad^  biefem  ^Berlangen  mit  großer  ^veube  unb  mit 
fo  glönjenbem  Srf olg,  ba^  SSifd^of  SemetriuS  il^m 
eine  erlebigte  Se^teUe  an  ber  Jcated^etenfd^ule  über- 
trug. Seim  «ntritt  biefed  «mteS  mar  OdgeneS  erft 
18  Saläre  olt.  Sei  ber  ©^riftem^erfolgung,  bie  ba- 
malS  (203)  auf  §  Steue  entbrannte,  }eigte  er  er« 
leud^teten  ©laubenSeifer  unb  gro^e  Sntfd^loffen« 
l^eit,  geriet^  aber  aud^  felbfi  bfterS  in  SobeSgef al^r. 
SRel^rere  feiner  ©d^üler  (^ßlutard^,  ©erenuS,  f)era- 
flibeS  u. «.)  mürben  3)lartqrer,  aud^  einige  gfrauen, 
meldte  er  befel^rt  batte  (^eraiS,  malrfd^einlid^  aud^ 
^otamiftna)  (ogl.  Eus.  H.  E.  6, 3. 4. 5).  (Sleid^- 
mol^l  mud^d  bie  S^ffi  feiner  ©d^üler  fo,  ba^  er 
gel^inbcrt  mar,  ben  grammatifd^en  Unterrid^t  fort« 
5ufe|en;  er  Derfaufte  be^l^alb,  um  ftd^  bem  Jcate« 
d&ctenamte  ungetl^eilt  mibmen  ju  fönnen,  feine 
Sibliot^e!  ber  Slafflfer  gegen  eine  töglid^e  Siente 
öon  oier  Dbolen  (etmaS  über  50  Pfennige),  bie 
i^m  ber  ftöufer  einige  3a^re  lang  }um  SebenS« 
unterl^alfe  entrid^ten  mu|te.  2)a|  er  mit  biefer 
©umme  auSreid^te,  erflärt  fid^  nur  au8  ber  l^örteften 
«btöbtung,  bie  er  f ortmöbrenb  ühk.  (Sx  fd|lief  nur 
fnxi^  Stxt  auf  bloßer  Srbe  unb  t)ermenbete  ben 
übrigen  Sl^eil  ber  3laä^i  }um  Oforfd^en  in  ber  ^ei- 
ligen ©d^rift  (Eus.  H.  E.  6, 3, 8).  Selber  l^at  fein 
a§cetifd^er  @ifer  i^n  aud^  }u  einem  praftifd^en 
äJli^griff  Derleitet,  ber  bei  ibm  ben  ÜRangel  eine§ 
erleu^teten  ftd^em  gfül^rerS  Dermutl^en  löft.  Sßie 
er  na^  SufebiuS  G-  c.  6,  3,  9)  anbere  ©ittent)or« 
fd^riften  (j.  93.  mattf).  10, 9. 10)  für  feine  ^erfon 
bud^ftöblid^  auffaßte,  f  o  aud^  ben  «uSf][)rud^  Sl^rifti 
bei  aWattl^.  19, 12.  gr  entmannte  pd^  felbft,  mf^x- 
fd^einlid^  in  ber  Hoffnung,  baburd^  in  fid^  felbft 
alle  fleifd^lid^en  ßmpfinbungen  unb  ©egierben 
grünblid^  }u  t)emid^ten  unb  auf  biefe  SBeife  fomol^l 
ber  «Scefe  atö  bem  ©tubium  unb  Unterrid^te  befio 
ungcl^inberter  obliegen  ju  fönnen.  ßufebiuS  fd^eint 
biefe  2JMffet]^at  entft^ulbigen  unb  f  ogar  red^tfertigen 
gu  mollen.  3)arum  gibt  er  al§  ®runb  an,  Dri« 


1055                                                  OrigeneS.  1( 

gened  l^abe  batnit  aOe  b5fen  ®eräd^te,  meldte  loegen  ad  a.  248,  n.  3)  u.  9.  moHtm  jtoor  biefe  61 

be8Unterri^te8t)onf$frauen]^öttenentfte]^en{5nnen,  ^orpl^^rS  auf  ben  berül^mten  OtigeneS  bqid| 

nieberfd^Iagen  mollen;  allein  er  tDiberfpnd^t  fid^  aber9lebe))etming(Origene8l,9otml841,421 

felbft,  tnbem  er  unmittelbar  nad^l^er  bemerft,  Ori-  nimmt  einen  anbern  l^ibntfd^  OrigeneS  an, 

genes  l^abe  feine  X^at  }u  Derl^eimttd^en  gefud^t.  aud^  @dbäler  bed  Smnumiud  BacccA  roat,  i 

9Bie  93ifd^of  S)emetriu8  anfangs  bie  ftttUd^  IBer-  betont  befonberd,  ba^  f^otp^tpc  unmögßd^  t)ont 

irrung  beS  ÖrigeneS  beurtl^eilte,  barüber  brädtt  fid^  bamalS  f d^on  l^od^betül^mten  d^fQid^  Orige 

SufebiuS  tftoai  unbeftimmt  au8.  ®od^  fd^eint  ber  b^tte  fagen  fbnnen^  er  «l^be  nur  gmei  unbebeutr 

t)on  il^m  gebraud^te  9uSbrud[  T6Xp.T)fAa  an}ubeuten,  93üd^lein  gefd^rieben".  UeberbieS  toerben  Ue  | 

ba^ber93ifd^ofnid^tunterlie|,i]^mt)ertt)eifenbe93or-  angeffil^rten  @d^riftd^  nirgenbS  unter  ben  d 

fteüungen  }u  ntad^en;  anbererfeitS  trbftete  unb  er-  verlorenen  @d^riften  OrigeneS'  aufgeffi)^  (i 

munterteeril^njurffei^igenfSfortfül^rungfeinedSm-  92otel7be8SaIefiu8}uEiiB.H.K6,19).  SXef 

teS.  Später  fam  2)emetriu8  freilid^  in  bie  Sage,  bie  gel^enbe  SBefd^öfttgung  mit  ber  (eibnifd^  ^ 

Xl^at  bed  OrigeneS  anber8  }tt  beurtl^ilen.  918  ftd^  fopl^ie  mürbe  OrigeneS  t)on  mand^  Seite  ] 

bieferinganumcanonifd^eräßeifeium^riefterl^atte  Sortourf  gemalt.  Srred^tfertigtftd^  in  einem 

orbiniren  laffen,  mad^te  S)emetriu8,  aud^  f d^on  um  @uf ebiuS  erl^altenen  @d^reiben  mit  Berufung 

feinen  Unmiuen  bem  orbinirenben  Sifd^ofe  gegen-  l^eibnifd^e  ^l^ilofopl^en,  meld^  bei  il^  Sidd^ 

fiber  als  bered^tigt  barsufteOen,  bie  SDtiffetl^at  bed  fud^ten;  er  glaubte  bie  Sel^rfö^e  ber  ^äretifer  i 

OrigeneS  befannt  unb  red^nete  fie  il^m  aI8  iBer-  bie  ISel^ouptungen  ber  ^I^Uofopl^en  unterfu^ei 

bred^en  an.  S)emetriu8  if!  alf o  nid^t  mit  fld^  felbf!  muffen,  um  ibnen  gegenüber  einen  ftäiftm  &a 

in  äBiberfprud^  getreten,  mie  SufebiuS  bel^uptet  punit  }u  l^aben,  unb  mieS  l^in  auf  anbm  ißß 

(H.  E.  6,  8,  2  sq.),  fonbem  er  bat  nur  febedmal  ($antönu§,  ^eracIaS),  bieebenfo  ge^onbelt^ 

bie  Xl^at  fo  beurtl^eilt,  mie  fle  nad^  ber  Sad^Iage  (Eiib.H.E.  6, 19, 9 sq.;  ogl.  oud^^gemonn,! 

beurt^eilt  merben  mu|te.  SBegen  ber  (fd^einbaren)  röm.  fftrd^e,  pfreiburg  1864, 813  f.).  3n^f(i 

äBiberfprüd^e  bie  ®ef(|id^te  ber  Sntmannung  felbft  unterlieg  OrigeneS  fcinedmegS,  ben  @d^  fei 

in  3toeifeI  gu  )ie]^en,  ifl  unjulftffig.  %xä)  beutet  tbeologifd^en  ffenutniffe  }u  btreid^em  unb jn  % 

OrigeneS  felb^,  befonberS  im  Sommentar  gu  ooOfommnen.  Um'i  3.211  reifte  er).9.ii 

SRatt^öuS  (In  Matth.  Tom.  15, 1),  auf  baS  ®e-  9tom,  meil  er  „bie  uralte  ffird^e  ber  Stbmer 

fd^el^ene  l^in  unb  mamt  feine  @d^üler  t)or  ä^n*  feigen  münfd^te"  (Eos.  H.  E.  6, 14,  7),  fel^  d 

lid^en  aRigt)erfi(!nbniffen.  balb  jurüdC,  um  auf  SBunfd^  bed  SBifc^fS  i 

Unterbeffen  mar  Origened  ^ur  Uebergeugung  metriuS  fein  ffated^etenamt  fort}ufe^    $k 

gelangt,  bog  er,  um  feinen  ißflid^ten  aüfeitig  ^u  tl^eilte  er,  um  3eit  für  feine  tl^eologifd^en  @tiiU 

genügen,  einen  t)oQftönbtgen  SurfuS  ber  $bilo«  }u  geminnen,  fein  ^mt  mit  IperadaS,  feinem  l» 

fop^ie  burd^mad^en  muffe,  benn  fein  9mt  hxaä^it  maligen  @d^üler,  einem  miffenfci^ftlid^  gebilbdc 

il^n  in  mel^rfad^e  93erü]^rung  mit  l^eibnifd^en  $^Uo-  aud^  in  ber  Ißl^tlofopl^ie  fel^r  erfal^renen  Wm 

]opfitn.  S)e^]^alb  befud^te  er  in  einem  Slter  Don  un«  Sr  felbft  unterrid^tete  nur  nod^  bie  meiter  ^ 

geföbr  24  3abren  bie  @d^ule  eined  berühmten  gefd^rittenen  (Eus.  H.  E.  6, 3, 15).  3um  ^ 

$]^ilofop^en  gu  Sllesanbrien,  mal^rfd^einlid^  be§  feiner  93ibelftubien  lernte  er  nun  aud^  bie  l^briKfi 

92euplatonifer89lmmoniu§@accaS,meId^erbamal8  @prad^e,  unb  fo  auSgerüftet  begann  er  eine  gto 

ber  bebeutenbfie  ißbi^ofopb  in  9Iesanbrien  mar;  artige  literarif^eS^ötigteit,  meldte  er  bis  gu  fei» 

$or))^9r  (bei  Eus.  H.  E.  6, 19, 5),  SufebiuS  unb  Sobe  raftloS  fortfe^te.  hierbei  unterfiä|te  ii^b 

tl^eoboret  (Graec.  afF.  cur.  L  6,  bei  Migne,  PP.  frül^ere  ©noftücr  ^mbropuS  (f.  b.  «rt.  1, 701 

gr.  XLIX,  977)  fagen  auSbrüdflid^,  bag  Ori>  meld^er  il^m  fogar  fteben  ©d^neQfd^reiber,  biei 

gened  als  @d^üler  beS  benannten  angefel^en  merbe  feinen  S)ictaten  abmed^felten,  bann  ebenfo  tnt 

(t)gl.  ftrüger ,  Ueber  baS  iBerl^öItnig  bed  Ori-  3lbfd^reiber  unb  einige  Sd^önfd^reiberinnen  befo 

genes  gu  ^mmoniuS  @acca8,  in  SUgenS  3eit-  bete  (Eus.  H.  E.  6,  18.  28).   @o  marbOr 

fd^rift  für  l^iftorifd^e  Sbeologie  1843,  1,  46  ff.).  geneS  in  ben  @tanb  gefegt,  neben  Derfd^iebou 

ÜJlit  Siedet  aber  befireitet  SufebiuS  bie  anbere  Sommentarien  unb  @(^oIien  über  biblif(^e9u4i 

Angabe  !ßorpb9t8,  ba|  OrigeneS  überhaupt  erft  baS  groge  ^esapIa-Sßer!  ^u  beginnen,  bod  Ä 

fpöter  }um  Sl^rifientl^um  übergetreten  fei.    9Ue  erft  Diel  fpäter  gur  SSoHenbung  gelangte, 

aut^entifd^en  9tad^nd^ten  über  bie  äugeubja^re  Unterbeffen  mar  ber  Stuf  oon  Origened'  Wi 

beSOrigeneSfpred^enbagegen,  unb  aud^  fein 92ame,  famfeit  in  bie  femflen  ©egenben  gebrungen.  3> 

meld^er  „^bfömmling  beS  OruS  ober^oruS''  be-  3.  215  fd^idCte  ein  Stattl^alter  in  Arabien  (Steb 

beuten  foQ,  s^ugt  nid^t  für  feine  b^ibnifd^e  W>»  penning  I,  870  meint:  ein  bort  commanbiientn 

fünft;   benn  aud^  Sl^riften  fül^rten  nod^  fold^e  9i5mer)  burd^  einen  äRilitörbeamten  ein ©(^teiiN 

Diel  früher  entftanbene  92amen.  UebrigenS  fprid^t  an  benSifd^of  SDemetriugDonSUesanbrienunbfl 

^orpl^^r  in  ber  Vita  Plotini  Don  einem  Oh*  benißräfectenSlegpptenS,  mitberSBitte,ungefitQi 

gene§,  meld^er  gugleid^  mit  ißlotin  unb  ^eremiuS  OdgeneS  ju  il^m  ju  fenben,  bamit  biefer  i^  w 

ein  ©d^üler  beS  9mmoniu3  ©accaS  gemefen  unb  feiner  Se^re  befannt  mad^e.  OrigeneS  ging  tu» 

ein  paar  unbebeutenbe  Sßerfe,  namentlid^  baS  über  3lrabien,  erfüllte  ben  3^^dC  feiner  ©enbmtg  un 

bie  Nomonen,  gefd^rieben  ^ait.  SaroniuS  (Annal.  f e^rte  fogleid^  nad^  ^tle^aubnen  }uräd[  (Eus.  E I 


>57 


OrigeneS. 


1058 


,  19, 1  sq.).  S)ort  ober  fonb  er  nur  furje  Stulpe. 

m  3.  216  tarn  CoracaDa  nod^  SIesanbrien  unb 

AttKte  nomenißd^  unter  ben  ©elel^en  unb  @tu« 

irenben,  toeil  bort  loegen  ber  Srmorbung  feines 

BniberS  ®eta  Spottgebid^te  auf  il^n  gemad^t  tt)or- 

Mtt  toaren.  OrigeneS  Derlie^  l^eimlid^  bie  @tabt 

vnb  f[o(  nod^  ^läftina  )tt  feinen  t^freunben,  ben 

^45fen  SIefanber  don  Serufalem  unb  Stl^eo« 

U^  Don  Söfarea.  2)iefe  erfud^ten  il^n,  obf^on 

n  bomolfi  nod^  Saie  mar,  in  il^ren  IKrd^en  öff ent- 

ti^e  Se^rtrSge  }u  leiten.  2)enietriu8  t)on  ^le« 

ipbiien  iDorb  jiebod^  barfiber  fel^r  ungel^olten, 

}fßt  ein  mi^iOigenbeS  €d^rei(en  an  bie  bei- 

ba  8if45fe  unb  forberte  OrigeneS  jur  unge« 

ibmitm  Xüdfel^r  auf.  Siefer  gebord^te,  erl^ielt 

oki  iaib,  todfjH  nm'i  3.  228  (nacb  Ruberen  218 

Ml  219),  eine  neue  Sinlabung  nad^  9ntiod^ien. 

3nlia  Slammfia,  bie  ÜRutter  beS  j^aiferg  9(e- 

inker,  eine  geleierte  ÜRatrone  unb  eclectifcbe^b^o« 

{i|^,  tDänf d^te  burd^  Origened  mit  bem  Sbriften« 

abefonnt  )u  merben.  Ueber  ben  Srf ctg  feiner 
(tmgen  ti^eilt  SufebiuS  (H.  E.  6, 21, 3  sq.) 
viäß  mit ;  genrig  ift  aber,  bag  ber  Sol^n  ber  Sulia 
ütommda  al3  ffaifer  ftetS  eine  günftige  Stimmung 
«gm  bie  Sbriften  liegte.  —  Sie  nöd^jlfolgenben 
iäftt  tvibmete  OrigeneS  ju  9Iecanbrien  literari* 
14«  arbeiten,  dt  f d^rieb  im  Verlaufe  biefer  Seit 
bie  (rjlen  ffinf  Tomi  über  baS  Stangelium  nad^ 
SoiaimeS,  ebenfo  bie  erften  ad^t  93üd^  feined 
Commentarfi  fiber  bie  (Seneftd,  bie  Srnörung  ber 
R^  25  $falmen,  ber  magelieber  beS  3eremia8, 
foiKr  feine  Öfid^  aber  bie  %uf erjlebung,  fein  bog- 
Mtifd^  ^u)>ttt)er!  über  bie  $rincipien  (Ilepl 
^v),  fomie  feine  }e]^n  93äd^er  iTpco^xare  ic  (Eus. 
H.S.6,24).  9}ad^bem3a]^re228murbeOrigene8 
BKgm  bringenber  fird^Iid^en  Vngelegenbeiten  nad^ 
^m  gerufen.  Sr  nabm,  Derfe^en  mit  Smpfe^- 
bn^f^reiben  feined  9ifd^of§.  feinen  SBeg  über 
$alä|üiui.  SamalS  mürbe  er  ju  Sdfarea  Don  fei« 
nmS^nben^Iesanber  unb  Sb^oftiftuS  gum  $rie- 
ia  orbinirt  (Eub.  H.  E.  6,  23,  2),  ein  9ct  ber 
bn  IBenbepunIt  im  Seben  bed  OrigencS  bilbet. 
Sifi^f  Semetriud  mar  nömlid^  fiber  biefen  93or« 
gang  febr  entrüfiet  unb  mad^te  in  einem  @d^reiben 
ba  bciben  8ifd(|5fen  bittere  Sormürfe  barüber, 
bo^fie  einen  i^rer  SuriSbidion  nid^t  untermorfe- 
«B8aien}um$rieftergemeibt  bitten.  S)ie3Beibe 
^  unomonifiib.  tbeilS  aud  biefem  ®runbe,  t^eilS 
{KtlOrigened  megen  feiner  Selbfientmannung  als 
intgttlär  getten  mugte.  S)aber  berief  S)emetriu8, 
i^OtigeneS  auS  ^d^aia  nad^  SUei^anbrien  jurfidt- 
91^  iDor  (231),  eine  epnobe  ägpptifd^er  Si- 
Wfemibalejanbrinijd^er  ipriefler;  bicfe  erflärte 
^igeiufi  beS  fiebramtS  für  unmürbig  unb  OermieS 
^  ans  Slesonbnen.  9uf  einer  gmeiten  S^nobe 
^^  DemetriuS  mit  einigen  ögpptifd^en  9i- 
WniOrigeneS  aud^  ber  priefterlid^en  SBürbe  oer- 
«PigCPhoi  Cod.  118).  §iert)on  mürben  burd^ 
2jffif(be  ©dfereiben  alle  ^rooinjen  in  ftenntni| 
9W«  mib  bie  römifd^e  mie  aOe  anbeten  JNrd^en, 
"^«ufina^e  bererinlßalöftina,  Arabien,  ^5- 

^b^otfecffoB.  IX.    2.  Hüft. 


niden  unb  Std^aia,  nal^men  ben  @))rud^  ber  ole« 
Sanbrinifd^en  S^nobe  an  (ogl.  Hier.  Ep.  33  ad 
Paul.).  OdgeneS  fanb  Mt  eine  neue  ^eimat  bei 
93ifd^of  Xl^eoftifhtS  in  (Idfarea.  «IS  S)emdriuS 
furj  nad^l^er  ftarb,  mürbe  f^erodaS  beffen  92ad^ 
folger,  unb  eS  ift  ]^5d^ft  mabrfd^dnlid^,  ba^  Od- 
geneS bamalS  nad^  «(esanbden  gurücRel^de.  Su- 
febiuS  (Ghron.  ad  a.  237  bd  lügne,  PP.  gr. 
XIX,  572)  bat  nömlid^  bie  9loti},  ba^  OdgeneS 
für}  oor  ber  ma^iminifd^en  Verfolgung,  im  }md« 
ten  Salute  nad^  ^eradaS'  Srbebung  (alfo  etma 
234  ober  235),  Don  Wesanbden  na^  Söfarea  in 
$Q(d{lina  fibergeftebelt  fei  «uf  biefe  an  fid^  rätl^ 
felbaf te  93emerlung  f öOt  Sid^t  auS  dner  Stelle  itx 
$^otiuS,  bereu  %tif  }um  erften  9RaIe  Oon  2)51- 
linger  DoHfiänbiger  unb  genauer  nadl^  einer  ^anb- 
f  d^dft  ber  SRünd^ener  @taatSbibIiot^ef  mitgetl^t 
ift  (^ippolQtuS  unb  ganiffatS,  StegenSb.  1858, 
264,  3lnm.  100);  bafelbft  mirb  erjöblt,  ba^  Od- 
geneS in  ben  Xagen  beS  ^eradaS  in  9Iecanbden 
mar  unb  bod  an  gmd  l:agen,  9Rittmod^S  unb 
fSfrdtagS,  gau)  offen  eine  ibm  eigene  3nlebre  oor- 
getragenl^be.  SBegen  biefer  gfölf^ung  ber  ffird^en- 
lebre  fd^lo^  il^n  ^eradaS  Don  ber  ftirdbengemdn- 
fd^aft  aus  unb  DermieS  il^n  auS  Slecanoden  (Dgl. 
^agemann  285  f. ;  Jungmann,  Dissert.  selectae 
in  bist.  eccL  I,  Batisb.  1880, 271).  2)iefe  }meite 
IBertreibung  beS  OdgeneS  auS  SlesatÄden  mirft 
aud^  einiges  fiid^t  auf  ben  eigentlid^  ®runb  fdner 
IBerudl^eilung  unter  2)emetriuS.  Ol^ne  3^ifcl  ^ot 
fd^on  bamals  fdne  unfird^lid^e  Sebre  ben  9uS- 
fd^Iag  gegeben.  !Rad^  bem  S^cerpt  auS  ber  Apolo- 
gie beS  $am))]^i(uS  (bd  Phot.  Cod.  118)  mürbe 
er  fd^on  auf  ber  erften  S^nobe  beS  SebramteS  für 
unmürbig  erflört.  9IIS  fune  S^U  nad^  feiner  9n- 
funft  gu  Söfarea  ein  @d^reiben  beS  ^if  d^ofS  S)eme- 
tduS  bafelbft  eintraf,  fanb  OdgeneS  für  nöt^ig, 
in  dnem  93defe  an  fdne  alesanbdnifd^en  ^teunbe 
fid^  unb  feine  fiel^re  }U  Ded^eibigen  (Epist  ad 
quosdam  amicos  Alexandr.,  in  Origenis  Opp., 
ed.  de  bi  Bue  I,  5),  ein  SemeiS,  ba|  berdtS 
S)emetduS  ibn  megen  feiner  Sebre  angegdffen  l^atte ; 
{ebenfalls  befianb  }mifd^en  ben  fiebranftd^ten  bd- 
ber  ÜRönner  ein  f^roffer  ®egenfa4.  Sin  }mdteS 
@d^rdben  beS  2)emetnuS  d^aftedffd  OdgeneS  als 
ein  bem  SDongelium  f einbfeligeS  (In  Jo.  Tom.  6, 1). 
!Rad^  ber  ßscommunication  burd^  ^eradaS  fd^eint 
OdgeneS  in  ein  fd(|iSmatifd^eS  IBerbältnig  )ur  ale- 
lanbdnif d^  ffird^e  geratben  }u  fein ;  ob  er  aud^ 
JU  ben  fibdgen  IKr^en,  bie  mit  ber  Don  9lle;:anbden 
fiberdnfHmmten,  in  gleid^em  IBerböItnig  ftanb,  ift 
jmeifel^aft.  Xb^tfacbe  i^,  bog  OdgeneS  mit  93i- 
fd^öfen  communidde,  bie  au^  mit  ber  römifd^en 
JKrd^e  in  ®emdnfd^aft  maren.  3)urd^  bie  erfte 
3uftimmung  )u  bem  Udl^eile  ber  ale^anbrinifd^en 
S^nobe  l^atte  ^ßapft  ^ontian  ben  93ebenfen  über 
bie  Sebre  beS  OdgeneS  binlänglid^  AuSbrudC  ge- 
geben; in  bertSfoIge  moHte  man,  fd^eint  eS,  ben  in 
mebrfad^er  Se^iebung  fo  DerbienftDoHen  Sebrer 
nid^t  mdter  bdöftigen  (ogl.  Jungmann  I,  271). 
3n  Säfarea  eröffnete  OdgeneS  eine  tl^eologifd^e 

%4 


1059  OrigeneS.  1060 

Bä^uU,  meldte  QttSfd^Iiegl^  fär  ©elel^rte,  nid^t  ^ud^ftattberbQmaßineinemSrieftoed^fdmUbem 

au^  für  ff ated^umenen  beftimmt  loar ;  ju  ben  erften  ff otfet  ^l^ilippuS  SrabS  unb  beff en  (Stottht  Setxco; 

Söglingen  biefer  @4iule   gel^Brten    ®regortug  bie  (etreffenben  Briefe  fttü>  leibet  iKrloren  ge> 

^^aumoturguS  unb  fein  Sruber  ^tl^enoboruS  gangen.  S)e^gleid^en  fd^rieb  er  an  ^ßa))f}  gfabion 

(Eus.  H.  E.  6, 30).  S)ie  Verfolgung  unter  9Rap-  unb  an  einige  anbere  Sifd^öfe^  mn  fid^  gegen  Vit 

min  nötl^tgte  Origened,  ju  gfirmilian,  93if d^of  Don  Angriffe  auf  feine  Ortl^obo^  }u  Dertl^eibigen  (Ens. 

Söfarea  in  Sapt^abocien,  ju  fliel^en.  Sr  lebte  bort  H.  E.  6,  86,  3).  3n  bem  Briefe  an  gabian  est' 

foft  }tt)ei  Saläre  in  tieffter  SSerborgenl^eit  im  ^au\t  fd^ulbigte  er  fld^  unter  Ruberem  aud^  bamit^  ba( 

einer  d^riftlid^en  Jungfrau,  !Ramen§  3uliana;  ba-  mand^ed,  maS  9nftog  errege,  miber  feinen  SBUkn 

felbft  fanb  er  bie  Uebetf e^ung  beS  Sbioniten  @t)m-  burd^  feinen  t$=reunb  ^mbroftufi  Der5ffenÜid^  mtß 

mad^uS  t)or  unb  brad^te  feine  ^ttapla  iwc  IBoIIen-  ben  fei  (Hier.  Ep.  85, 10  ad  Pammach.). — Sn 

bung.  Sbenfot)erfa|te  er  bamalS  feine  ©d^rift  über  Slbenbe  feines  fieben§  foUte  OrigeneS  aud^  nstt 

baS  ÜJlart^rtl^um  )ur  Xröftung  feiner  burd^  bie  groben  feines  ^elbenmutl^eS  unb  feiner  (SlautatS* 

93erf olguna  in  ®efa]^r  geratl^enen  t$=reunbe  Slm*  treue  ablegen,  al8  gegen  Snbe  beS  3a^re8  249  hie 

broftuS  unb  ^rotoctetuS  (f.  Ena.  H.  E.  6,  28, 1).  becifd^e  IBerfoIgung  auSbrad^.  Sr  l^itte  bomoll 

^aä^  bem  Sturze  beS  ffaiferS  9Ranmin  feierte  Söfarea  Derlaffen  unb  ftd^  in  S^ruS  niebergelafien. 

OrigeneS  nad^  Säfarea  in  Ißalöftina  jurüdC,  f d^rieb  S)ort  nun  loarb  er  ergriffen  unb  in  ben  ff^  ge- 

um'§  3.  238  feinen  Sommentar  über  3{aia8,  be«  morfen,  ein  fd^mereS  ^oföeifen  nmrbeil^mangel^ 

gann  ben  über  S}ed^iel  ging  bann  nad^  ^t^en,  t)on«  unb  feine  gfü^e biteben  t)iele  Zage  lang  inben^dlo" 

enbete  bort  feinen  Kommentar  über  Sjed^iel  unb  blodC  gefpannt  S)abei  brol^te  man  il^  mit  bau 

untemal^m  ben  über  baS  ^ol^e  Sieb  (Eus.  H.  E.  6,  t$=euertobe  unb  anberen  Oualen,  toenn  er  nid^  \k 

82, 1  sq.),  befud^te  auf  ber  Slüdreife,  mie  ed  f d^eint  ® ötter  t)ere]^re.  S^er  Siid^ter  moOte  feinen  9R4 

9hcomebien,  mo  ber  oben  genannte  SlmbroftuS  bred^en,  aber  il^m  baS  Seben  nid^t  nehmen  (Eos. 

eben  mit  feiner  f$familie  moi^nte,  unb  beantloortete  H.  E.  6,  39,  3).  @elbft  t)om  fferfer  aufi  fd^  er 

oon  bort  aus  ein  @d^reiben  beS  3uliu8  SlfricanuS  nod^  mel^rere  ^Briefe  jum  Xrofle  für  feine  SrSbet. 

überbiebeuterocanonifd(|en@tüd(eimSud^eS)aniel  3toar  erl^ielt  er  feine  gfrei^eit  mieber,  ffanrb  ober, 

(Eus.  H.  E.  6,  31,  1).    äSBa^rfd^einlid^  fd^rieb  loa^rfd^einlid^  in  Ofolge  ber  erlittenen  mVif^ 

er  aud^  um  biefe  3eit  ben  93rief  an  feinen  @d^üler  lungen,  baß)  barauf  ju  XpruS  (mol^l  254)  im  70. 

®regor  £^aumaturgu§,  um  il^n  nod^  mel^r  mit  93e-  SebenSjal^re.  @ein  ®rab  i{!  an  ber  Seite  bcSC)R' 

geifterung  für  bie  l^eiligen  SSBiffenfd^aften  ^u  er«  fcopiumS  unter  bem  e]^emaligenffIo|ler  ber  9Ub4^ 

füllen.  —  ffaum  mar  OrigeneS  nad^  Säfarea  in  t)on  @t.  Saloator,  mo  einft  eine  bem  Jfi.  3o(<mncS 

Ißalöflina  }urüd(gete]^rt,  als  eine  @t)nobe  t)on  gemeinte  ffird^e  unter  OrigeneS'  3lamm  ertatt 

SBoftra  il^n  nad^  Probten  berief  (im  3.  244),  um  mar  (f.  ^ergenrötl^er  im  [Bonner]  Sljieol.  fiitero- 

ben  borttgen  «ifd^of  «erpfluS  (f.  b.  ^rt.)  wicber  turbl.  1866,551).  S)iegro6e?lrbeitSfraftttel4e 

für  ben  fird^lid^en  Sel^rbegriff  ju  getoinnen.   6S  DrigeneS  auf  literarifd^em  ©ebiete  betl^ötigte,  er* 

gelang  i^m ,  93erpH  öon  feinem  3rrtl|um  f o  ju  »arb  il^m  ben  gu  gingang  angegebenen  Setnomen 

überzeugen,  ba|  berfelbe  nid^t  blofe  biefem  feterlid^  Äöaftdtvnoc  (ein  SDlann  t)on  ©tal^O  ««b  Xoüiwv- 

entjagte,  fonbem  aud^  nad^tröglid^  DrigeneS  in  repoc  (mit  eisernen  gingemeiben;  »gl.  Hier.  Ep.  SS 

einem  SSriefe  für  bie  Sele^rung  bantte.    Seiber  ad  Paul.).    "Slaä)  Spipl^aniuS  (Haer.  64,  68) 

ftnb  bie  ^cten  über  ben  iBorgang,  meldte  Sufe«  mürbe  oon  OrigeneS  ergö^lt,  er  l^abe  6000  IBud^ 

biuS  unb  $teront)muS  nod^  befannt  maren  (Eus.  gef daneben ,  mobei  natürlid^  aöe  ^bj^anbbmgen 

H.  E.  6,  33,  3;  Hier.  De  vir.  ill.  60),  öerloren  unb  ^omilien  alS  „Sudler"  gered^netfeinttöri»L 

gegangen.  SSenige  3al)re  fpöter  marb  OrigeneS  Seine  @d^riftenbegie]^enftd^|aupt)ad^Ii^(mfe^ 

miebcr  nadft  Arabien  eingclabcn,  um  gegen  eine  gefe,  ffiogmatif,  9l})ologetif  unb  ascefe. 
©ecte  JU  mirf en,  meldte  be^aui)tete,  ba|  bie  ©eele      «18  g  g  e  g  e  t  iji  DrigeneS  ber  SBegrunber  eine« 

mit  bem  fieibe  fterbe  (gleid^fam  „einfd^lafe",  bal^er  ganj  neuen  Serfal^renS,  fomol^l  als  Sommentator 

ber  9lame  „^ppnopf^d^iten")  unb  erft  bei  ber  9luf-  mie  als  Sibelfritifer.  ®ie  ejegetifd^en  «rbeiten  wt 

erftel^ung  mieber  aufmad^e.  DrigeneS  brad^te  bie  il^m  maren  meiftenS  parönetifd^e  9nf)>Tad(ien  ober 

SSerirrten  mieber  }ur  äBal^rl^eit  jurüdf.   Um  bie-  SSerfud^e,  einzelne  ^auptfö^e  ber  S^ogmotif  mib 

felbe  3^it  befömpfte  unb  unterbrüdfte  er  aud^  bie  SDtoral  mit  @d^riftftellen  ju  begrünben.  OrigeneS 

^ärefie  ber  glfefoiten  (Eus.  H.  E.  6,  38).  erfaßte  juerji  bei  ber  gjegefe  baS  ginjelne  im  8ö» 

Obfd^on  OrigeneS  nun  bereits  baS  60.  3a]^r  l^öltnig  }um  ©anjen  unb  fud^te  ücr  Ulem  bfli 

eneid^t  l^atte,   mar  feine  ©eifieStraft  nid^t  ge-  SBortfmnfeftsufteUen;  bod^  legte  er  gleid^jettigoBf 

fd^möd^t  unb  fein  gifer  nid^t  Qtiiä^mt.  DefterS  bie  Allegorie  ein  ^u  großes  ®emic§t.  gr  c^ 

lielt  er  |)omilien  an  baS  SSolf,  bie  er  t)on  ba  an  barin  bie  ^eibmfd^en(neu))latonifd^en)$^ilofop^ 

burd(|©4nell{d^reiberauf5eid^nenunbinben93ud^*  nod^,  meldte  bie  ÜRptl^en  ber  £dd^ter  aOegoi^ 

l^anbel  bringen  lie|.  StaftloS  arbeitete  er  aud^  an  beuteten  unb  f o  biefelben  als  füllen  l^l^erer  SBd^ 

meiteren  Stiften ,  unb  gerabe  in  biefe  le^te  iße-  l^eiten  barfteUten.  Sle^nlid^  fonben  mand^  Ü^* 

riobe  feines  SebenS  gel^ören  bie  gebicgenften  feiner  lid^e  gjegeten  l^inter  bem  SBud^ftaben  ber  altte^a- 

SBerfe:  bie  8  Sudler  gegen  gelfuS,  gommentare  mentli^en  Off enbarung  f d^on  bie  d^rifUid^  SBa^ 

über  aitattl^duS  unb  über  bie  fleinen  ^ropl^eten.  ^t  als  geiftigen  unb  ibeaten  ffem  Mborgm. 


061 


OrigeneS. 


1062 


Dkfe  9Ret]^be  gefiel  OrigeneS  utn  fo  tnel^r,  aU 

r  iMMt  iKnb^  an  einen  3ug  nod^  bem  ®el^eim- 

i^nen  in  fi^  Mfpflrte  unb  ft<|  fpäter  in  ben 

kboidenl^ineinlebte,  bo^  ebenbieSRannigfoUig- 

eU  bc9  €inne8  ein  befonberer  IBorjug  ber  l^eiligen 

Sd^rift  feL  UebtigenS  folgte  er  ber  QlIegorif(|en 

MAntng  )ur  (Erbauung  unb  fd^lid^ten  Selel^rung 

0r|iigSU)e{fe  in  ben  ^omilien  (ogL  Hom.  in  Le- 

it  7,  1;  10, 1),  n>dl^renb  er  in  ber  $oIemi! 

,tgen  bie  GnojHIer  unb  f)eiben  ben  gefd^id^tlid^en 

Mtali  ber  Sibel  oft  fefr  {trenge  feft^öU;  oud^ 

crtoirft  er  ben  Siteralftnn  nid^t,  toenn  er  (De 

mnc  4,  8)  ben  geifitöbtenben  Sud^ftobenbienft 

»er  änben  Derbommt  unb  einen  breifad^en  @4irift« 

im,  ben  l^ftorifd^,  moralifd^en  unb  m^ftifd^en, 

tk  Seib,  @eele  unb  (Seift  unterfd^eibet  (L  o. 

11  sqq.).  3n  ber  SBeife  ^t  OrigeneS  fafi  {ömmt- 

B^  «äd^er  beS  9L  unb  9t.  %.  erflört,  diele  ber- 

\Aen  tne^rfad^,  burd^  eigentlid^e  (Kommentare 

(itftot)^  burd^  ^omilien  ober  Xractate  in  esege- 

W|"tKirdnetifd§er  SBeife  unb  burd^  Sd^olien. 

Sdtmifi  bafi  SReifie  don  biefen  arbeiten  i^  der« 

bRU  gegangen,  mand^eS  nur  in  Fragmenten 

().8.  in  ben  $]^iIo!aIien  [ed.  Robinson,  Gam- 

kidge  1893])  ober  in  lateinifd^en,  meift  fel^r 

Men  Ueberfe|ungen  erl^alten.   !Rod^  dorl^anben 

fU),  obgefei^  don  derfd^iebenen  furjen  @d^o* 

M,  ttel^e  in  ben  (Eatenen  erl^atten  finb :  1.  93on 

taSenefifi  menige  gried^tfd^e  Fragmente  aus  bem 

lonmentar  unb  17  {)omiIten,  don  Stuftn  fel^r 

H  (mit  (Sinfd^altungen)  überfe|t.  2.  lieber  Qic 

M  iDmige  gried^if  d^e  f^fragmente  beS  SommentarS 

nb  18  ^omilien  in  9tu^nd  freier  Ueberfe^ung. 

lUän SediticuS  16  unb  4.  fiber  9{umeri  28  ^o- 

ttiTien,  ebenfaflS  in  ber  Stufin'fd^en  Ueberfe^ung. 

5.  Deber  3ofue  26  unb  6.  über  JRid^ter  9  ^o- 

KiHm,  don  SRufin  treu  überfe^t.   7.  lieber  bie 

49ü(l^  ber  Itönige  2  ^omilien,  bie  eine  latei* 

nf((,  toabrfd^nU(|  don  Sluftn,  bie  anbete  grie- 

^.  8.Ueber3ob  nur  mel^r  ein  Fragment  einer 

ferättfie,  don  ^ilariuS  don  Ißoitierg  überfe^t  (dgl. 

feinfenS ,  ^ilariuS  don  IßoitierS ,  Schaff l^aufen 

1864,  270).  9.  Ueber  bie  ^falmen  bettöd^tlid^e 

Sropente  bed  (SommentarS,  au|erbem  5  ^omt- 

Hm  über  ben  86.  unb  fe  2  ^omilien  über  ben 

37.  rnib  88.  $falm ,  don  Stufin  treu  fiberfe^t. 

10.  ueber  bie  $roderbien  einige  Sfragmente  bed 

CommentorS.   11.  lieber  baS  |)o]^e  Sieb  2  ^o- 

Mlieiv  MX  ^teron^muS  treu  fiberfe^t  unb  4  Sä« 

ifi  (Eomntentarien  in  SiuftnS  freier  Ueberfe^ung, 

Üß  bem  Prolog,  in  meld^em  Origened  ben  ®f 

mfmitt  fär  bie  Srnörung  biefeS  Sud^ed  feft- 

fUtt.  12.  lieber  3faia§  nur  2  geringe  gfragmente 

kiCommentard  unb  O^omilien  in  freier  lieber« 

ifnig  don  ^ieron^muS.   13.  lieber  SeremiaS 

Oll  jemals  45  ^omilien  nod^  19  gried^ifd^e  nebft 

Im8i  Fragment  ber  39.  Son  biefen  19  gried^i- 

ffn  ^äen  mir  12  aud^  in  ber  lateinifd^en  lieber« 

tamfl  bcfi  ^eron^muS  unb  überbie^beffen  Heber« 

^g  ber  21.  unb  22.^omiIie.  14.  lieber  Sjed^iel 

I  Segment  au8  bem  Kommentar  unb  14  Fa- 


milien in  ber  lleberfe^ung  befi  ^I.  ^ieron^muS. 
15.  lieber  Daniel  gmet  unerl^ebli^  @d^oIien  [bei 
Ang.  Mai,  Scriptt  vet  nova  ColL  I,  2,  Bo- 
mae  1825,  167.  193];  enbli^  16.  aber  Ofee 
ein  gried^ifd^ed  Fragment  au§  bem  Kommentar. 
(Sgl.  nod^  befonberS  Pitra,  Analecta  sacra  n 
[1884],  349  sqq. ;  m  [1888],  1  sqq.)  —  «u8 
bem  92euen  Xeftament  flnb  erl^alten:  1.  lieber 
aRatll^öuS  don  25  Xomi  nur  nod^  4  Srud^ftädte 
ber  9  erften  Zomi,  femer  bie  8  folgenbcn  Xomi 
(10 — 17)  fotool^I  gried^ifd^  aß  in  einer  alten 
treuen,  aber  raupen  lateinif d^en  Ueberfe|ung; 
le^tere  gibt  aud^  nod^  bie  meiteren  %omi  bt§ 
}um  @d^Iuf[e  beS  9Ratt]^ftu8edangeIium8,  iebod^ 
ol^ne  Seibel^altung  ber  urfprüngli^en  ^btl^eilung 
in  3U)mi.  2.  lieber  SucaS  39  ^omilien  in  einer 
freiem  lleberfe|ung  beS  ^ieron^muS.  8.  lieber 
bo^anned  auS  oem  Kommentare,  meld^er  39  Xomi 
l^atte,  bie  Somi  1,  2,  6, 10, 13,  19,  20,  28,  82 
nebft  f$fragmentm  auS  bem  4.  unb  5.  XomuS. 
4.  lieber  bie  Spofielgefd^id^te  b<^ben  mir  nod^  ein 
neineS  gried^if  d^eS  gftagment  einer  ^omilie.  5.  lieber 
ben  SUmerbrief  l^atte  OrigeneS  nad^  Slufin  15, 
nad^  (^ffiobor  20  Xomi  gefd^rieben,  don  meldten 
fd^on  3U  SlufinS  Seit  KinigeS  fehlte,  fie^terer  er« 
gän}tebie^,äberfe|teba8Sor^anbenein8fiateinifd^e 
unb  jog  ed  auf  ungeföl^r  bie  ^ftlfte  beS  Siaumed 
in  10  Süd^em  sufammen.  2)ie  nod^  dorl^nbmen 
3  gried^ifd^m  Fragmente  biefeS  (SommentarS  l^at 
®e  la  9tue  in  feiner  Ausgabe  ber  SBerfe  beS  Ori« 
genes  (Paris.  1738—1759,  4volL;  aud^  1783) 
bem  Seste  ber  9tufin*fd^en  Ueberfe^ung  al8  92otm 
unterfteHt.  6. 95on  bem  Kommentare  über  ben  er« 
ften  Korintl^erbrief  bot  3.  91.  Kramer  in  feiner 
Ausgabe  ber  Catenae  in  S.  Pauli  Epp.  ad  C!or. 
[Cat.  graec.  PP.  V],  Oxonii  1844,  au8  einem 
$arif  er  Kobe^  ntd^t  unbebeutmbe  93md^ftäd(e  mit« 
getl^eilt,  bie  aber  in  ber  SDtigne'fd^en  Ausgabe  nid^t 
gum  9bbmd(  gelangt  finb.  7.  Snblid^  flnb  aud^ 
don  ben  Kommentaren  über  anbere  paulinifd^e 
Sriefe  nur  einzelne  Smd^ftüdte  auf  und  gef ommen, 
meldte  tl^eifö  SDe  la  9tue  (abgebmdtt  bei  3)ligne), 
tbeilS  erft  Kramer  in  bm  Catenae  in  S.  Pauli 
Epp.  ad  Oalatas  etc.  [Cat.  graec.  PP.  VI], 
Oxonii  1844,  mitgetl^eilt  f)at  Siele  anbere  an« 
geblid^  don  OrigeneS  b^trül^renbe  f^fragmente  über 
biblif^e  Sudler,  auS  Kitaten  fpäterer  Sd^riftfteller 
entnommm,  l^at  S)e  la  9hie  (aud^  ÜRigne)  an  der« 
fd^iebenm  @teUm  feiner  9u§gabe  unter  ber  ^uf« 
fd^riftSelecta,  nod^  doIlftSnbiger  ®  allanbiuS  in  ber 
BibUotheca  vet.  Patrmn  XTV,  Venet.  1781, 
Append.,  gufammengefteQt.  92eue  Seitröge  ba^u 
gaben  9Rai  (Classici  Auetores  X,  Rom.  1838, 
474  sqq.)  unb  Kramer  in  bm  beibm  fd^on  ge« 
nannten  unb  in  feinen  übrigen  KatenenauSgabcn 
(ju  bm  Act.  Apost.  [Cat.  graec.  PP.III]  unb 
ben  Epp.  cathol.  [Cat.  graec.  PP.  VlllJ,  Oxonii 
1844).  9lu8  biefer  Ucbcrftd^t  über  bie  ejegetifd^en 
arbeiten  beS  DrigeneS,  bereu  lleberbleibjel  bei 
üRigne  nod^  immer  brei  Sönbe  füllm,  erl^eut,  ba^ 
bie  Kommmtare  gr5^tmt]()eU8  derlorm  gegangm 


finb,  uü^rcnb  bie  SRt^Tgo^I  bti  gomilicn  erhalten 
biit(.  Sitft  ifl  nteiptnS  ^ittonqmufi'  imb  Shifi' 
RuS'  tyitifit  )U  ocibantm,  »eld|<  jic  aufi  btm  @rie- 
li^ijij^en  ins  fiatcinif^  übttttuflen  imb  fit  im 
abmblanht  twibreiteten,  mäti'^'Rb  bit  ®ri(4"'  f« 
f(it  btm  5Iuafirui^  bet  orifloiiftiit^  ©treitieleittn 
nad)  iinb  nad)  vnitmdyiäjÜQt  IttStn  cbti  CoHenbä  ] 
bem  Unterflong  pttiSgaben.  S)urili  bie  ^omitien 
i^  OrigtneS  btr  Urtiebcr  btr  tii^Ii^m  fiTa(ti[(^- 
ejegettj^tn  ^ontilit  getuoibcn,  inbtm  ti  feint 
tßarJlntftn  ni<^t  nur  an  im  EBibtltt^t  anfd)IoBj 
fonbtm  bitftn  gtrab;  ju  gut  Sninblagt  fein»  i&ox* 
tiögE  mai)tt.  ^vä)  fiit  fir^Il^e  iTt^äoIogit,  für 
SuItuS,  Saciamcntt,  füiffatc^tttt  unb^omiletü 
fmb  bi(f(  äornUicn  Don  ^0[t|fter  £&Si^tigEeit 

9I(e39ibeIIritittt^at  ric^OtigtneS  bur^ 
feine  Sorgfalt  für  bi«  SRtin^eü  unb  iRic^tigltit  brt 
SBibeltejttS  unfterbU^  gema^l.  S3aS  Weifte  lei- 
fltle  er  in  bitter  IBtjit^unfl  für  ben  Sesl  beS  älttn 
XtflamtnteS  W(!^  feine  ^  t  E  a  t)  I  a.  £en  Subtn 

fegmütitr,  Utlcbt  bie  @t)ituaginta  Cenuarfcn  unb 
d|  auf  i^ttn  @runbtejt  beriefen,  toollte  ti  ben 
S^iiften  bie  ültdQlic^feit  ju  einer  genouen  iSer> 
glti[^ungbtSgrit(^tf[t|enSe;tt9mitbem^tbräif(^tn 
btettn.  S)ie  iRefultatt  feinet  gorft^ung  fteUtt  « 
in  tintr  großen  ^ibelauSgabe  Dor  bie  Sugen.  3)a' 
btl  mu^tt  et  obtt  Bttfudien,  ben  getrübten  ©eptUQ- 
gintat^  mögli^ft  auf  feint  utf)>rünglic&t  gorm 
»urüdjufü^ren.  6r  ttrglic^  befe^alb  feint  otrfc^ie- 
bentn  @e))tuaginta'C>anbf<^nften  mitbtn  anbertn 
alten  gritcfiif^tn  Uelerfe^ungen  (f.  b.  ^rt.  39ibel- 
fiberfelungen  n,  714  f.)  unb  gab  bem  legte  feiner 
^anbf^itften.  totldier  mit  ben  anbtrcn  griec^tfi^en 
Ueberfefungen  barmonirte,  ben  Sorjug.  3ii9lfiii& 
flellte  et  bieje  Ueberfejungen  mit  bem  £|tbrüif^en 
Xejite  unb  ber  Septuaginla  in  fe^  ISoIumncn  (ba- 
^er^egapla)  jufammen:  inber  l.ben^ebräifcben 
Xtff  aijnt  ^ocali,  in  ber  2.  ben  Docalifirten  bt- 
bräif(^tn  Xtit  mit  grtt^lfdien  SBu[t|ftaben,  in  bti 
3.  bie  Utbcrfcgung  beB  Slquila,  in  bet  i.  bie  beS 
©Qmma^uS,  in  bei  5.  bie  ©tptuaginta  unb  in 
ber  6.  bie  U«berfe|ung  beB  S:(ieobotton.  Sei  man- 
(^en  iBüfibetn  ber  ^eiligen  @c^rift  fanb  Oristnte 
nii(^  gmei  ober  brei  anbert  Ucberfe|ungen  son  un- 
belannten  SJerfaffern  (f.  b.  Sltt.  iStbeliättfttiungen 
II,  715  f.),  bit  er  gleicfifaÜi  in  weiteren  Ko- 
lumnen beifügte  (ba^er  Octopla  unb  €nnea))la). 
%mäj  baS  fritif^e  3eic^en  bee  ObeluB  mtrtte  er 
an,  BaS  im  ^ebrüifi^en  fehlte ;  luaB  bogegtn  in 
bei  @eptuaginta  mangelte,  baS  fi^ob  er  in  bit 
bttr.  Solumne  ein,  notirtt  eS  aber  mit  einem 
^fteriBcuB.  Sen  Xtgt  ber  Septuaginta  rooQtt 
OngentSm^tbcrBnbem;  er  moDte  nur  fürftber- 
mann  trfii^llt^  mad^en,  tnorin  berfelbt  com  $t' 
Bräifi^tR  abmt^.  9Io^  toenigti  bea&fic^tigle  tr, 
bit  SeptUQginta  bem  ^tbräif^en  Sejt  canfann  ju 
ma<!^en.  S3ielmel)i  udt  er,  toie  bie  meij^en  feinet 
4rifili(!^eR  3e'tgtnoff^'  bei  fe^tn  Uebcrgtugung, 
ba|  ber  ^ebräifilt  Xe^t  fe^t  cortumptit  fei,  bag  ba- 

Segen  bie  iSeptuaginta  in i^teruTfptilnglii^eng^orm 
cn  ti^tigen  unb  tinjig  mi^rtn  Xtst  entölte,  ja  ft» 


OtigtntS.  1064 

garinfpirict  ftt(l>gL  b.  SttStptuoginta).  <S«3» 
Einfadiung  ber  ^esapla  nKntn  bie  Süctmtila,  »d^e 
in  Diet  Sclumnen  bit  Utbtrft|un0tn  b«ft  ^Iqtäia. 
SQmmai^uB,  btt  Stptuoginta  unb  bt8  X^toh»- 
tion  jufammeRftellttn.  —  vit^tsfufia,  nrinbeptM 
50ftarIe!8üd)erioIlenumfafTenb,^ttbiDD^Inittio>> 
fldnbig  abgcft^riebtn  morbtn  unb  gingen  bei  bit 
3trftäruiig  ber  cäfaitenfif^tn  Sibliot^tt  bui(|^l>ii 
Araber  653,  menn  nid^t  f^on  frü^ti  bti  berStM» 
nafime  btr@tabt  burij^  bie  ^erfei,  Pttloten.  9>4 
bit  XttraplQ  fcbeintn  ni^t  Knitlfältigt  aodn 
Ulfein.  3>agegen  uurbtber  tmnOngtntflisbit 
pejofila  aufgenommtnt  @tptuagintatt];t  mit  ba 
mtifi^en  3ni^'n  Ditlfac^  abgtf^ritbtn  unbbtf» 
btrS  bur^  $am4>bilu9  unb  SuftbiuS  Dtrinitil 
(ogl.  b.  ^rt.  @eptuoginta).  Sbenfo  rouAt  bttfdk 
ieEt  [ammt  btn  (ritift^en  3"t^*R  i"8  ®VW 
unb  barauS  weiter  inS  ^rabiji^  übtrfc^L  —  Wkt 
maS  fic^  an  Sruc^ftildEen  auS  ben  ^S'M'Io  M 
OrigeneS  erhalten  fyxi,  mürbe  bon  SRontfaaoi 
in  }met  ijoliobänbtn  gefammelt,  bit  in  einer  M 
S)ra(^,  6I|renbttiIiott)e[ar  ber  Sptopagonba,  nnfr 
birten  3orm  bet  Migne,  PP.  gr.  XV  et  XVI  |n 
9bbm<f  gelangten.  SStrlbfoHer  unb  boüfUnÜgs 
ift  bie  Sammlung  gielbS  (Origenis  Hexaplom 
quae  Buporsun^  Oxonij  1867— 75).  Ö"^ 
|)e£apla  Dgl.  btf.  Aaulen,  €inltüung,  8.  li#, 
greiburg  1890,  95  ff.)  —  3u  btn  tEtgtif^i 
äSerCen  btS  CrigeneS  gehörten  auc^  gmti  DtrltinR 
@i$riften  über  bie  Eigennamen  in  ber  Sibd  nk 
bie  iübifiiien  9Küfee  unb  ©emic^tt. 

©ogmotift^e  SüBette  oonOrigentfl  fhi: 
1.  3n)ei  miftc  uon  ber  Sluftrffe^ung  (Eua.  RS. 
6,  24,  2)  unb  jmei  Dialoge  übet  benfelbtn  0t> 
genftanb  (Hier.  £p.  33,  3  ad  PauL).  Origori 
beruft  fi(^  (De  priuc.  2 ,  10 , 1)  felbfl  auf  bitj« 
SBcrt;  e8  ift  alfo  jitmlt^  frü^  (um  225)  Dattft 
aber  biB  auf  einige  gragmtnte  (bei  Migne,  I?. 
gr.  XI,  91)  Oertoten  gegangen.  S>o8  Sffietl  emgk 
uielfadd  Slnfiofi  unb  beianlafite  btn  I|t  !DItt^biii 
eine  Sffiibttlegung  bt^felben  unter  btm  nämlu^ 
Sittl  JU  Dttfaffen.  S)er  t)I.  «pompSituS  bagega 
DeitEitibigtt  tB.  2.  SbenfoHB  finb  bis  auf  tbdge 
grogmentt  (bti  Migne  L  c.  102)  Derlortn  lik 
ztp<i>|^aTtif  (10  iBüd)er),  in  Mxliftn  OngcMl 
mit  ^ieronqmuB  (Ep.  70,  4  ad  Magnnm)  M 
bie  Stromala  btS  SlemenB  nac^abmenb,  biiSv 
ren  beS  gbnfttntbumB  unb  ber  ^^ilofop^  lü 
tinanbtt  uergliii^.  8.  SkiS  bo^matifc^t  ^au^ttMit 
beS  OrigeneB  fütirt  bie  Mufic^rift  Ilepl  if)*«, 
De  principüa  (bei  Migne  1.  o.  107  sqq.);  äift 
naä)  bor  feiner  Stttreibung  auB  SleEanbricn  g^ 
fi^rieben.  %ion  btm  @ninbfa|e  auSge^cnb,  t«i 
nur  baS  aUein  nabr  jti,  maS  in  .nidilS  bonbtt 
firi^Udjcn  unb  apoftoltf^en  Siiabition  abnn4f 
(De  princ,  Praef.,  n.  2),  fud)t  et  mit  6ülfe  bti 
pbiiofop^iff^en  &)ptcutQtion  ein  tDiffenf(|aftfi4(l 
Cebrgebäiibe  aufjufübren.  ©8  ifl  bieft  btt  irPi 
93cr)ucf)  einer  itiif|£nft^aftlic^tn©09mfltil.3)iet« 
^irinci^jien  btS  OrigeneB  fmb  Sott,  SBJelt,  Si* 
dtit,  Offenbarung  (6tiligt©(l(|rift).  S)tmni%» 


065 


OrigeneS. 


1066 


M>  ¥^^  ^  SBerl  in  triet  Sfl^er.  3)a8  erfte 
osbett  non  9ott,  Don  ber  Zrinität  uub  bem 
ktfterreid^ ,  fofern  cd  oud  ®ott  flammt;  baS 
iDttte  üon  ber  SBdt  Syrern  Urfprung,  il^ren  ®e- 
^fen  unb  bem  SBiifen  ®otted  in  ber  3BeIt 
nb  jum  SMI  ber  99kU ;  boS  britte  t)on  bem  9Ren- 
^  (M  püiä^  freiem  SBefen  unb  t)on  bem  Ser- 
fiüml  bei  (Bnobe  )ur  f$frei^t ;  baS  dierte  Don  ber 
Infptration,  ber  l^^eiligen  Sd^rift  unb  ber  9u8- 
gims  berfeOen.  —  SBtr  befi|en  baS  SBerf  nid^t 
ic^  im  Original,  fonbem  nur  in  ber  Ueberfe^ung 
tnftiii«  loeU^  nad^  eigenem  ©eßönbni^  Diele 
ogmatif^  onßö^ige  €teflen  bend^tigt  unb  Der« 
cffert  1^.  S)od^  (at  er,  nad^  einer  93emer!ung 
d  1^  ^ieronQmuS  (Ep.  124,  15  ad  Avit)  }u 
it^eUen,  Derl^dItni|mäBig  tt)enig  geönbert ,  unb 
MSd^lid^  enthält  bad  SBerl  aud^  in  ber  Stufin'- 
tüOL  Serfion  nod^  mand^eS  ^öretifd^e.  UebrigenS 
lib  bie  ^93erfud^,  ben  urfprünglic^en  ^n^oli  ber 
E^rift  möolid^ji  tt)ieber^er}ufteOen,  nid^t  erfolglos 
iMieben.  TOit  ^filfe  ber  gried^ifd^en  Sfragmente, 
We  wmentlid^  in  ben  $^iIo!alien  beS  SBaftItuS 
CR^bcn»]^  finb ;  femer  mit  9enu|ung  ber  nod^ 
lo^anbencn  Slefte  ber  l^ieronqmianifd^en  Ueber- 
{e^  unb  burd^  ftete  IBergleid^ung  bed  92ufin'|d^en 
XqiM  mit  anberen  Sd^riften  unb  bogmatij^en 
In^emngen  beS  OrigeneS,  ift  eS  mögli^,  bie  Don 
Shi|bi  gemad^ten  iBerihiberungen  )u  entbedCen  unb 
tai  Ofen  Sfnl^It  mieber  auf  bie  @pur  gu  !om- 
m.  (Einen  IBerfud^  biefer  9rt  mad^ten  9iebe))en* 
ina  in  feiner  Ausgabe  (Lips.  1836)  unb  ©d^ni^er 
h  {einer  beutfd^en  Ueberje^ung  (OrigcneS  über 
MeSnmble^ren  ber®(auben§miffenfd^aft,  @tutt- 
|Bt  1865)  beS  SBerfed  Ileol  ap/cov. 

Son  ©Stiften  polemifd^en  Sn^alted  gegen 
fcften  unb  &^tifer  ermö^nen  ^ampl^iluS  unb 
CifeMnS  ein^Berl  Adversus  omnes  haereses; 
koi  SBerf  iebod^,  melc^ed  je^t  nod^  biefen  92amen 
fittt,  ift  nid^t  Don  OrigeneS.  Unter  ben  ^äreti« 
ma,  bie  OrigeneS  befämpft,  fül^rt  S^eoboret  na- 
aartlidilbenSafUibeSunb^ermogeneSanCHaeret. 
U).  1, 4, 19).  ®an)  unbe^tten  öd^t  fmb  bie  ad^t 
iUjßx  bed  Origened  gegen  SelfuS.  @d^on  unter 
Hoic  Surel  l^atte  g  e  I  { u  8 ,  ein  je^r  gelehrter  unb 

a Diele  Steifen  gebilbeter  ^eibe,  eine  ©treit- 
A^xoc  ikrfir^Q,  gegen  bie  Gl^riften  gefd^rie- 
ka.  JßcA  l^öl^nifd^r  ©pott,  megmerfen&e,  fri« 
Me  Sopl^ifii!  ®e]^{{igeS  unb  SSerle^enbed  auf- 
pMngen  Dermag,  nxirb  l^ier  über  bie  Sl^riften 
aMgegoffen'  (Wo^Ier,  ^atrologie  I,  StegenSburg 
\m,  508).  @leid^tt)o]&I  blieb  bie  ©d^rift  löngere 
Sritimermiebert,  bis  Origened,  ungefölr  50  3a^re 
M(  (elfaiS,  auf  baS  beftönbige  3ureben  bed  ^m- 
Minl  fld^  entfd^Io^,  eine  SBiberlegung  }u  Der« 
Mm.  S)a8  SBerl  be§  SelfuS  felbft  i^  bis  auf  bie 
Btegnente  bei  OrigeneS  Derloren  gegangen;  auS 
Mtfm  ober  fud^te  Sinbemann  (in  aHgenS  3eitfd^r. 
ir  bie  l^fL  Sinologie  1842,  ^eft  2)  ben  ^lan 
tf  Serfcd  toieber  |ergujieUen.  (Einen  öl^nltd^en 
kffiul^  mod^te  ffeim,  SelfuS^  ma^reS  SBort . . . 
fcbeiri^fteat  unb  überfe^t  3ünd^  1873.  2)aS 


SBerf  jerfiel  in  )mei  ^älften,  beren  erjle  einen 
äuben  rebenb  einführt  unb  benieifen  lögt,  ba|  Dom 
©tanbpunfte  beS  {übifd^en  SRefftaSglaubenS  ouS 
baS  @]]^riftent]^um  unl^altbar  fei,  meil  eS  ber  9Re{- 
{iaSibee  im  9Iten  Xeftament  nid^t  entf))red^e.  2)er 
smeite  Sl^eil  roOL  bie  UnjuIöffigfeÜ  ber  aRe{{iaS- 
ibee  felbft  unb  fo  ben  DoDen  Ungrunb  beS  £^n- 
ftentl^umS  aufbeden.  OrigeneS  folgt  feinem  (Segner 
©d^ritt  für  ©d^ritt,  befämpft  feine  (Einwürfe  unb 
Auflagen  unb  entttidelt  ben  nxil^ren  ©inn  ber 
d^riftlic^en  Seigre,  ©egenüber  ber  ^eftigfeit  bed 
SelfuS  beobad^tet  er  babei  bie  gr5|te  ÖRägigung. 
aSon  iel^er  galt  bieg  äBerf  für  bie  DoQftonbigfte 
unb  gebiegenfte  ber  alten  9l))o(ogien  unb  als  oaS 
Sefle,  maS  OrigeneS  gefd^rieben  $at.  (Eine  beutfd^e 
Ueberfe^ung  gaben  u.  %.  SRoSl^eim  (Hamburg 
1745)  unb  3o]^.  Stö^m  (in  ber  Sibliotl^ef  ber 
ftird^euDäter,  Äempten  1876—1877,  2  8be.). 
(Sgl.  nod^  gunf,  3)ie  3eit  beS  ^nwl^ren  SBorteS", 
in  ber  [lübinger]  £^eoIog.  Duartalf^rift  1886, 
302  ff.:  Äoetfd^au,  3)ie  Sestüberlieferung  ber 
Sudler  beS  OrigeneS  gegen  SelfuS  u.  f.  m. ,  bei 
®ebWbt  unb  ^amadt,  Xe^te  unb  Unterfud^ungen 
gur  (Sefd^.  ber  altd^riftL  Siteratur  VI,  1,  Seipsig 
1889;  ftoetfd^au,  S)ie  ©lieberung  beS  dXrjdijc 
X^yoc  beS  SielfuS,  in  3a]^rbüd(ier  für  protefiantifd^e 
Sl^eologie  XVm  [1892],  604  ff.) 

^Scetlfd^e  ©d^riften  l^interlieg  OrigeneS 
}tDei:  S)ie  (Ermal^nung  }um  SRart^rtl^um  (ECc 
p.apTuptov  irpoTpeirnx6c  X^oc)  unb  eine  ©d^rift 
Dom  @ebete  (Ilepl  eiy^c) ,  beibe  an  9mbrofluS 
gerid^tet.  S)ie  erjle  ©^rift  jü^rt  auS,  ba|  ber 
Kbrift  burd^  feinerW  SSorfteuung  jld^  übemben 
laffen  barf,  ben  ©öfeen  ju  opfern,  fonbem  fein 
©d^idfot  rul^ig  in  ©otteS  ^anb  legen  mug.  S)ie 
jmeite  jerföflt  in  jtoei  Steile,  beren  erjler,  nad^ 
SBiberlegung  ber  ginroürfe  einiger  ipfeubofpiri- 
tualiften  gegen  bie  9lütlid&feit  beS  ©ebeteS,  Dom 
©ebete  überl^aupt,  feinem  SBefen,  feiner  9lot^men- 
bigfeit  unb  ber  re(^ten  3lrt  beSfelben  l^anbelt,  mal^- 
renb  ber  gioeite  eine  (Erflärung  Dom  ©ebete  beS 
§erm  gibt  ©eibe  ©d^riften  finb  inS  ©eutfd^e 
überfe^t  unb  mit  gelehrten  9loten  Derfel^en  Don 
ftol^ll^ofer,  in  ber  Sibliotl^ef  ber  IHrd^euDöter, 
ftempten  1874. 

OrigeneS  l^at  aud^  einen  bebeutenben  9  r  i  e  f- 
toed^fel  unterl^alten.  (EufebiuS  beforgte  eine 
©ammlung,  »el(|e  über  100  ©riefe  enthielt  (H.  E. 
6,  36,  2).  «ber  baS  SWeifte  ^ieroon  ifl  Derloren 
gegangen,  ßrl^alten  ift  ein  ©d^reiben  an  3uIiuS 
«fricanuS  über  bie  «utl^entie  ber  ©efd^id^te  ber 
©ufonna  im  SBropl^eten  ©oniel  (bei  Migne  PP. 
gr.  XI,  48).  (Ein  jtoeiter  »rief,  gerid^tet  an  ©re- 
goriuS  Il^aumaturguS,  entbält  eine  ßrmunterung 
gum  ©tubium  ber  t^eologifd^en  SBiffenfd^af  ten  (Dgl. 
©röfefe  in  ben  Sa^irbü^em  für  prot.  3:^eoI.  VH 
[1881],  102  ff.).  95on  einigen  anberen  ©riefen 
[tnb  gragmente  übrig.  3n  einem  red^tfertigt  er 
|id6  gegen  bie  Sormürfe,  bie  er  ftd^  burdft  fein 
©tubium  ber  ^l^ilofop^ie  Don  mel^reren  ©eiten 
l^er  sugejogen  (Eus.  H.  E.  6 ,  19 ,  9  sq.) ;  in 


1067 


OrigeneS. 


1068 


einem  onbetn  DetH^eibigt  er  fid^  gegen  bie  93er- 
unglimpfungen  in  ^lesanbrien  unb  befd^mert  ftd^ 
fibo:  bie  SSerunfioItungen,  meldte  feine  @(i^nften 
t)on  ^aretifem  erlitten. 

ausgaben  ber  Sßerle  bed  OngeneS  gibt  e8 
mel^rere.  3uerfi,  unb  aud^  fpöter  l^öufig,  mürben 
einjelne  @d^riften  beS  OrigeneS  ebirt.  Sine  t)oII- 
ft^ige  SuSgabe,  aber  blo^  bed  lateinifd^en  Ses- 
US,  lieferten  }uerfi  3ac  !DlerHn  ($ari8  1512, 
uHeberl^ott  aufgelegt),  SraSmuS  (Safel  1536  u.  ö.) 
unb  ®ilb.  ®enebrarb  ($ari8 1574,  tDieberl^ott  ge- 
brudtt).  93ifd^of  ^uetiuS  oon  %)xanä)ti  gab  bie 
esegetifd^en  ©d^riften  gried^ifd^  mit  lateinifd^er 
Ueberfe|ung  in  ^mei  Sfoliobönben  l^erauS  (Siouen 
1668;.  $ari8  1679)  unb  fteOte  Doron  eine  fel^r 
gebiegene  SRonograpl^ie  über  OrigeneS  unter  bem 
Xitel  OrigoDiana.  (Sine  gried^ifd^Iateinifd^e  ^u8" 
go£e  don  OrigeneS'  SBerten  gaben  bie  SÖtauriner 
S^arleS  unb  SSincent  be  la  Shte  ($ari8 1733  big 
1759,  9}eubrud(  1783)  in  t)ier  Folianten  l^erauS 
(bie  S^agmente  ber  ^tgopla  fanben  barin  feine 
^ufnal^me),  oerfel^en  mit  geleierten  ^nmerlungen 
unb  mit  l^iftorifc^-Iritifd^en  Einleitungen  dor  Den 
ein}elnen  Sd^ften.  Sem  testen  IBatäe  finb  an- 
gel^öngt  bie  Origeniana  bed  ^uetiuS,  bie  nod^ 
dorl^anbenen  Xl^eile  ber  Apologie  beS  %  $am- 
pl^iluS,  bie  Sobrebe  bed  %  ©regor  Xl^aumaturguS 
auf  OrigeneS,  fotDie  bie  OrigeneS  fölfd^lid^  )uge- 
fd^riebenen  SBetf e.  Sinen  92a$brud(  l^ierüon  (aber 
ol^ne  92oten  unb  9ccente)  bef orgte  Obert^ür  (SBflrj« 
bürg  1780  ff.,  15  ©be.).  «ine  neue,  forgfftlHg 
bearbeitete  Ausgabe  t)on  Somma^f  d^  erf  d^ien  (Ser» 
lin  1831—1848)  in  25  Dctaö-SBänben.  »ei 
ben  gried^if d^en  93üd^em  f el^It  bie  lateinif d^e  Ueber* 
e^ung.  3n  ber  ^atrologie  Don  ÜJligne  befitd>en 
i^  fdmmtlid^e  nod^  Dorl^anbene  SBerfe  in  ben 

pp.  gr.  XI— xvn. 

St^tt  beS  OrigeneS.  S)aS  ©^riftentl^um  ift 
nad^  OrigeneS  „ein  Srjeugni^  ber  göttlid^en 
©d^öpferfraft"  (^(ac  ivep7e(ac  xb  <yüv&7)jia  i?)jiTv 

i(rciv)  unb  Derbanit  tt)ie  feinen  Urfprung  f o  feinen 
Fortgang  unb  immermöl^renben  93eftanb  feinem 
«nbem  als  ®ott  felbft  (G.  Gels.  3,  14).  ßS  ift 
barum  aud^  bie  abfolute  SBal^r^eit  unb  l^at  ^um 
3toed[  bie  ftttlid^e  Umgejtaltung  unb  bie  3urüd(« 
f ül^rung  ber  fänbl^aften  SBelt  ju  ®ott.  Me  malere 
Stfenntni^  ®otte8  fommt  Don  ®ott  felbft,  benn 
ber  3Jlm\ä^  ift  fär  fid^  au^er  @tanbe,  ®ott  richtig 
SU  erfemten  unb  il^n  )u  fud^en  o^ne  bie  ^ilfe  Don 
oben  (ib.  7,  42.  44).  S)ie  l^eibnifd^en  ^ilo- 
f opl^en  l^aben  tro|  il^rer  ®otte8erfenntni^  bod^  ben 
^ol^tl^eiSmuS  beftel^en  laffen,  unb  eS  ift  aud^  burd^ 
fie  bie  SBal^rl^eit  nid^t  allgemein  }ugänglid^  ge- 
morben  (ib.  5, 43).  $lato  unb  bie  anberen  meifen 
3Ränner  unter  ben  ®ried^en  Dergleid^t  OrigeneS 
mit  ^[erjten,  „meldte  nur  ben  l^öl^eren  @tönben 
il^re  9luf merf famfeit  f d^enfen,  ben  gemeinen  9Wann 
aber  Derad^ten"  (ib.  7,  60).  3n  ber  «ird^e  jeigt 
6^riftu8  feine  uniDerfale  ßraft,  inbem  er  allem 
^olqtl^eiSmuS  ben  Untergang  bereitet  unb  {eben 
um  fo  beffer  mac^t,  je  mel^r  fein  SBille  92etgung 


unb  em))fönglid^fett  befi^t  (ib.  6,  2).    S)iefc 
fittlid^e  Umioanblung  Dolliiel^t  ftd^  um  fo  bid^ 
je  me^r  bie  Demünftige  @eele  burA  einen  vuMxß 
Itd^en  SiebeSjug  fic^  )u  i^rem  Sd^bpfec  iDenbd, 
meil  fie  in  einer  ^rt  naturlid^er  Senoanbtfd^ 
}u  il^m  fielet  (ib.  8,  40).  3ebod^  fxmn  nur  bur^ 
eine  beftimmte  göttlid^e  ®nabe,  bie  txm  oben  1^ 
fld^  in  bie  Seele  einfenft  unb  biefelbe  in  eine  9rt 
93egeifterung  fe^t,  bie  Srfenntni|  ®otted  im  9^ 
tt)u|tf ein  be§  SReufd^en  auf gel^  (ib.  7, 44).  2)of 
Sl^riftentl^um  ift  alfo  burd^  unb  burd^  göttfid^ 
@8  {lammt  Don  ®ott,  unb  ®ott  ifl  eS  oud^,  ber 
eS  ben  ^erjen  ber  ®läubigen  einpflanzt  unb  bie> 
felben  ju  ®ott  emporl^ebt.    SHefe  götttid^  9ii- 
ligion  mirb  aUerbingS,  mie  baS  la  bei  febm  & 
fenntnigobiect  ber  gfoll  ift,  nid^t  Don  oD  i^ 
93ef ennem  auf  biefelbe  SBeife  erfaßt ;  ber  einfod^ 
aßenfd^  bringt  nid^t  fo  tief  in  bie  ®e^mniffe  bd 
Sl^riftentl^umS  ein  mie  ber  ®ele]^rte  (ib.  3,  79). 
9ud^  in  ben  93ett)eggrfinben,  Don  benen  fU^  bk 
®löubigen  bei  ber  Ausübung  il^rer  9teligion  leitiR 
laffen,  gibt  e8  einen  Unterf $ieb  5tt)if d^  bem  gc* 
tt)5]()nlid^en  @läubigen  unb  ben  im  ®ttten  toeilrc 
Sortgefd^rittenen.  Slod^ftnbnid^tSDe  im  ©taube, 
baS,  maS  um  feiner  felbft  millen  geliebt  gu  metbca 
Derbient,  )u  erfennen  unb  eS  )u  erm&l^len  olS  bai 
l^öd^fte  ®ut,  fd^ö^barer  unb  mertl^Doller  olS  oBe 
äer ^ei^ungen,  bie  man  und  mad^en  f  ann  (ib.  8, 78). 
^ber  eS  gibt  feinen  inl^altlid^en  ®egenfa|  gmifd^ 
bem  Sl^riftent^um  ber  ®ebilbeten  unb  bem  bcc 
Ungebilbeten  (ib.  8,  79).  —  SBaS  bie  Seigre  Don 
®ott  betrifft,  fo  ift  nad^  OrigeneS  ®ott  boS  reine;, 
abfolute  ©ein,  burd^auS  unförperlid^,  obne  alle 
^röbicate,  unb  barum  feinem  innern  SBefen  nad^ 
für  ben  3Renf(^en  unbegreiflid^.  @r  ift  aügegen« 
mörtig  (De  princ.  2, 1,  3),  allmiffenb  (De  or.  6). 
aümöd^tig,  unb  imax  ift  feine  Mmad^t  nid^t  auf 
bie  mirflid^  esiftirenbe  @d(|öpfung  befd|rönft  (DgL 
G.  Gels.  5,  23).    @ltiä)mf)l  lifyci  OrigencS 
anberSmo,  ®ott  toöre  nid^t  ber  Don  Cmigfeit  9D* 
möd^tige,  menn  er  nid^t  Don  Smigfeit  in  ber  @d^ 
pfung  feine  ^Umad^t  geoffenbart  l^ötte  (De  piine.1, 
2,  10).  S)arum  legt  man  Origened  bie  Sä^u  hn, 
eS  l^obe  mol^l  bie  j[e^ige  ftd^tbare  äBelt  einen  ftt* 
fang  unb  ein  Snbe,  aber  bie  SBelt  fei  bod^  info" 
fem  emig,  als  eS  eine  SSieD^eit  Don  oufetnanbei^ 
folgenben  Sßelten,  \a  eine  unenblid^e  9Beltenre$e 
gebe  (De  prino.  2,  9,  1).    S)ie  Don  f&xa^ 
aus  OrigeneS  angefül^rten  ©teilen,  monad^  biefo: 
nie  mel^rere  SBelten  nenne,  auger  megen  bed  V» 
terfd^tebeS  gmifc^en  ^immel  unb  Srbe,  bebiirfa 
nac^  ^ergenrötl^er  nod^  einer  ©id^tung  ifyxpi' 
rotier  o.  a.  D.  480).  —  S3egüglid^  ber  Sri«- 
tötslel^re  beSOrigened  mirb  Dielfa^  bel^auptet^bok 
fie  l^eterobos  unb  fuborbinatianifd^  fei.  SebenfoB 
ent^ölt  fte  aud^  Diel  poftttD  Slid^ageS.  ©o  toeAen 
(Hom.  in  Num.  12, 1)  bie  brei  ^rfonen  q/m 
unterfd^ieben  mit  bem  3ufa^e:  ^2)ie  äBefen^ 
unb  5Ratur  ber  3)reieimgfeit  ijl  eine.*"    So» 
©ol^ne  inSbefonbere  mirb  gefagt,  ba|  er  rnidfi^ 
®ott  fei  (G.  Gels.  5,  39;  Dgl.  8,  12),  ba^  bie 


1069 


OrigeneS. 


1070 


■^ 
# 


? 


Got^t  fein  aBefen  con{lituire  (6  Bl  (7a>d]p  o5 

xarci  |trrcK>o(atv,  dXXoL  xax^  oia(av  i^  Oe6c ;  Se- 

leci.  inPsalm.  135,betLommatzsoh[|.  o.lXIII, 

1S4).  feicrattS  folgert  OrigeneS,  bo^  ber  @o^n 

baS  aBefen  (Sottt»,  alfo  bed  IBaterS,  mit  (efi^t 

nnb  bemtuKJ^  6)&oouaioc  T(j>  icatpC  i[t,  ober^  ba 

er  all  €o(n  auS  bem  SSoter  l^etDorgegongen,  au§ 

bem  aßefen  bed  SSaterd  gezeugt  ift  (t)gl.  baS  Sragtn. 

Comment  in  ep.  ad  Hebr.,  bei  Migne,  PP.  gr. 

XIV,  1808).  2)arum  tnul  biefer  9ct  bet  3^ugung 

em  ettiger  fein.  Ucber  $j.  2,  7  fagt  er,  l^eute  fei 

1o  rAü  als  immer  (In  Joa.  Tom.  1,  32).    3Bie 

bttfe  S^gung  feinen  Einfang  l^at,  fo  l^t  fte 

obÄ)  lein  ^be.  S)er  Sater  erjeugt  immerbar  ben 

@o^n  (Hom.  in  Jerem.  9,  4).    S)urd^  biefe 

n%  i^gung  l^at  ^ber  @o]^n  bie  ®ott^eit  bed 

Safe*  in  pd^  ^erubergejogen"  (cnraciac  x^c  de6- 

Tip«  clc  tauTov,  In  «loa.  Tom.  2,  2).  SBenn 

Ortgened  ^ier  ben  iBater  aSxöOeoc  ober  6  de6c, 

bm  6o]^  aber  einfad^  Os6c  nennt,  f o  erflart  er 

bk^  in  bem  einne,  ba^  ber  IBater  ®ott  auS  ftd^ 

(per  86  Dens),  ber  @o]^n  aber  burd^  unb  auS 

bemSoter  ®oä  ift  (h^tox^  t^C  ixeCvou  de^rrj-coc 

9toiRKo6)avov).  S)aneben  fprid^t  ftc^  OrigeneS 
oflnbingS  an  anberen  SteQen  {o  au8,  ba^  man 
its  b(8  Sitl^iSmud  befd^ulbigen  fönnte.  S)er 
@o^  ifi  irgeringer  an  3Raä^r  M  ber  SSater 
(G.  Cels.  8,  15).  SDem  Sol^ne  fd^eint  er  eine  %xt 
SKttdjlelhmg  )tt)if(l^en  bem  Ungetoorbenen  unb 
ba  Oefammt^eit  beS  (Semorbenen  einsuröumen 
(ib.  8,  84).  9nber3mo  fagt  er  oom  @ol^n,  er 
frt  boS  «bbilb  ber  ®äte  ©otteS,  nid^t  aber  bie 
(Site  fclbfi ;  er  fei  ber  gute  ^irt,  aber  nic^t  ber 
<Me  fc^Ied^tmeg  (De  princ.  1,  2,  13;  cf.  Ori- 
genianorum  2,  2,  15).  Sßenn  OrigeneS  bem 
Sohlte  bie  gleid^  Anbetung  mit  bem  Sater  otn- 
Mcirt,  fo  betont  er  bod^  nur  bie  moralif^e  Sin^eit 
(bk  eieid^beit  ber  ©efmnung  unb  (Sin^eit  beS 
SiOenS),  bie  }loifd^en  bctben  beftel^e  (C.  Cels. 
3,12).  8r  nennt  ben  ©ol^n  fogar  einen  „jtoeitcn" 
8ott  (ib.  5,  39).  SBie  man  pel^t,  fonnten  ]pättx 
\moyi  Ortl^obose  als  auc^  ^rianer  ftd^  auf  Ori' 

ge8  berufen  (ögl.  ^agemann  a.  a.  D.  300  ff.).  — 
r  Reuige  ®eift  ift  eine  göttlid^  ^Qt^oftofe:  baS 
^  unb  Dorjüglid^fte  unter  allen  t)on  bem  Sater 
mSi  ben  @obn  b^roorgebrad^ten  SBefen;  ber 
Singrbome  ertbeilt  il^m  Don  Sh)igfett  l^er  fein 
@rin;  ber  ®eift  iß  alfo  bem  <5o!)ne  untergeorbnet 
(In  Joa.  Tom.  2,  6).  S)a8  SBefen  be§  ©eifteS 
iß,  ba^  er  ber  Snbegriff  unb  bie  Subftanj  ber 
gi^Iid^  ®nabengaben  ift.  SDa^er  erftredft  fid^ 
fdneSBirffamteit  aud^  nur  auf  bie  C)^ilig^n,  mö)^- 
renb  bie  bk  @o^ned  auf  alle  Semunftniefen,  bie 
bcS  SaterS  fi^  auf  M^  erftredft  (De  princ.  1, 
3, 5).  —  3ti  ber  ißerf on  beS  6rlöf erS  untcrf d^eibet 
OrigeneS  ^mei  Staturen,  bie  göttlid^e  unb  bie 
nenfd^Iid^.  3)ie  ®ottbeit,  lel^rt  er,  f^at  burd^  bie 
gMf4n)erbung  feine  SIenberung  erfal^ren ;  fte  l^at 
bi%ialh  \fyttn  erl^obenen  Sl^ron  im  ^tmmel  nic^t 
orrlaffen,  ift  nid^t  aus  ber  yisio  beatifica  l^erauS« 
getreten,  turj,  fie  ift  unDerönberlic^  geblieben  (C. 


Cels.  4,  5).  Qtber  aud^  bie  menfd^Iid^e  92atur  ifi 
oontommen  in  ibm,  unb  ^toar  @eele  unb  Seib. 
S)ie  Seigre  Oon  ber  ^rde^iften)  ber  @eele  Sl^rifU 
ift  nad^  Sincen^i  in  ber  Stelle  De  princ.  2,  6, 8 
uid^t  )U  finben,  benn  bie  SBorte  ab  initio  crea- 
turae  feien  )u  ni^l^men  ffir:  ab  initio  creatae 
humanitatis  Jesu,  ba  xtCtic  fomol^I  für  Sreatur 
als  Sreation  fte^e  unb  l^ier  eine  anbere  S)eutung 
abfurb  tt)öre ;  aud^  ftel^e  anbermärtS  (In  Ep.  ad 
Rom.  3y  8)  baS  ®egent]^eil  t)on  jener  Seigre  (ig^er- 
genrötber  a.  a.  D.  479).  Som  Seibe  6brifti  leiert 
OrigeneS,  ba^  berfelbe  burd^  bie  Smpföngni|  oon 
einer  reinen,  mofeUofen  3ungfrau  (C.  Cels.  2, 69 ; 
ogl.  1 ,  34  sqq. ;  6,  73  sqq. ;  Clomm.  in  Ep.  ad  Rom. 
3, 8),  burd^  Ueberfd^attung  beS  l^eiligen  ®eifteS  oon 
aller  unorbentlid^en  Segierlid^feit  befreit  geblieben 
fei  (Hom.inLey.  12,4).  lieber  bie  Sereinigung  ber 
beiben Staturen  fagt  er:  @ein  fterblid^er  Seib  unb 
bie  menfd^Iid^e  Seele,  bie  in  i^m  mar,  l^aben  in 
il^m  (bem  fiogoS)  baburd^  baS  C)5d^fte  unb  ®rö^te 
errei^t,  ba|  fie  nid^t  eine  blog  äußere  ®emein« 
fc^aft  3u  bemfelbcn,  fonbcm  eine  Einigung  unb 
Sermifd^ung  (evcüaeixaldvaxpacjst)  mittlem  ein«, 
unb,  in  bie  ®emeinfd^aft  ber  ®ott^eit  gefegt,  in 
©Ott  übergingen  (C.  Cels.  3,  41),  fo  ba^  bie 
@eele  3efu  unb  ber  fiogoS  nid^t  mel^r  als  gmei, 
jonbem  als  SineS  in  Setrad^t  fommen  (ib.  6,  47). 
S)er  oben  gebraud^te  ^uSbrudt  dvaxpacrtc  iß  }mar 
miloerftänblid^,  aber  er  l^at  bod^  bei  OrigeneS 
feineSmegS  ben  @inn  einer  Sermif d^ung  ber  beiben 
Staturen.  S)enn  beibe  bleiben  in  il^rer  Sigen* 
t^ümlid^feit,  mie  OrigeneS  anberSmo  lel^rt.  ^Sud^ 
mir  glauben  nid^t,  ba^  jener  fid^tbare  unb  in  bie 
Sinne  f aOenbe  Seib  3ef u  ®ott  getoef en  fei  SBarum 
fpred^e  id^  bIo|  oom  fieibe?  $ud^  bie  @eele  mar 
nid^t  ®ott,  fte,  Don  ber  gefd^ricben  ftc^t:  SReine 
©cele  ift  betrübt  bis  in  ben  lob."  ®Ieid^  barauf 
bringt  er  bod^  mieber  bie  l^Qpoftatifd^e  Sereinigung 
ber  beiben  Staturen  jum  ^uSbrudt  mit  ben  Sffior« 
ten :  „2)aS  ober  fagen  mir  nic^t,  als  moUten  mir 
ben  @obn  ®otteS  oon  3efuS  trennen.  S)enn  nad^ 
ber  SWenfd^merbung  ift  ber  Seib  unb  bie  ©eele 
3efu  mit  bem  göttlid^en  SogoS  gur  innigften  Sin* 
beit  oerbunben''  (C.  Cels.  2,  9 ;  Ogl.  Hom.  in 
Levit.  3,  1). 

Sei  OrigeneS'  Se^re  oon  bem  SDtenfd^en  mu| 
bie  ibm  jugefd^riebene  Slnfld^t  über  bie  uranfang- 
lid^e  Sntfiebung  ber  intelligenten  ®eiftermefen 
gum  SorauS  ermäl^nt  merben.  Sr  foU  nämlid^ 
geleiert  l^aben,  bie  oon  ®ott  oor  biefer  fld^tbaren 
SBelt  gefd^offenen  SBelten  bätten  auS  oemünftigen 
SBefen  beftanben,  bie,  oon  Smigfeit  l^er  auS  ®ott 
bert)orgegangen,  bur^^  ®emeinf d^aft  mit  ibm  felbft 
göttlid^er  Statur  gemefen  feien.  Sie  feien  anfangs 
aOe  gleid^  gut  gemefen.  9ber  ein  2:beil  biefer 
©eifter  fei  auS  ber  ®emeinfd^aft  mit  ®ott  berauS« 
getreten  unb  l^abe  fid^  mebr  ober  meniger  bem 
Söfen  sugemanbt.  9Jun  bobe  ®ott  bie  pd^tbare 
SBcIt  erf(|affen  unb  einen  %\)tü  ber  gefallenen 
®eifter  in  biefelbe  berabgeftogen  unb  in  materielle 
Seiber  eingefd^Ioffen.  —  OrigeneS  mürbe  bemnad^ 


1071 


OrigeneS. 


1071 


toic  Pato  bie  ^räcjipcnj  ber  ©cclen  geleiert 
fyiim.  Mtm  bie  ^tx\&t  angeführten  BitUtn 
laffen  tl^etlS  eine  anbete  S)eutung  }u,  tl^eilS  ftnb 
jie  bei  ben  lateinifd^en  Ueberfe^em  fo  t)er|(i^ieben  ge- 
geben, ba^  man  ild^  ein  entfd^eibenbeS  itrtl^eU  über 
^ren  Sßortlaut  unb  il^re  Sragioeite  nic^t  erlauben 
barf.  —  9lud^  feine  im  ®anjen  correcte  Seigre  über 
bad  SBefen  ber  (Srbfünbe  lögt  ^\ä^  mit  ber  M^t 
t)on  einer  ^räe^ften^  ber  ©eelen  faum  t)ereinigen 
(t)gt.  Hom.  8  in  Levit.  3 ;  In  Ep.  ad  Born.  5,  9 ; 
C.  Gels.  7,  50).  —  lieber  baS  SBefcn  ber  ©eele, 
fagt  OrigeneS,  fei  SSieleS  lird^lid^  nid^t  entfd^ieben 
(De  princ,  Praef.,  n.  5);  er  felb{l  f^toantt  gleid^ 
anberen  S3ötem  in  ben  ^uSbrüden.  Salb  nimmt 
er  n)enigften8  in  gemiffem  Sinn  bie  ))Iatonif(i^e 
Srld^otomie  an,  balb  fd^eint  er  fle  ju  öemad^Iäffi- 
gen  unb  rebet  nur  Don  Seib  unb  @eele  (bergen- 
rötl^er  o.  o.  O.  479).  6r  lel^rt  femer,  nur  ber 
@eele,  nid^t  anä^  bem  Seibe,  fei  ®otte§  Sbenbilb 
einget)rägt  (0.  Gels.  8,  49).  ©ie  iji  öemünftig 
unb  burci^  bie  ^xti^txi  beS  äSBiUenS  föl^ig,  ba§ 
®ute  ober  baS  93öfe  }u  tl^un.  S)er  Xugenb  nimmt 
man  bie  Ssi{!enj,  menn  man  il^r  bie  f^freil^eit  nimmt 
(ib.  4, 3;  De  orai  29,  bei  Migne,  PP.  gr.  XI, 
537).  S)a8  ebenbilb  ®otte8  in  ber  SKeufd^en- 
natur  i{!  un}erftörbar  unb  beft^t  aud^  nad^  bem 
©ünbenfaQe  Anlage  unb  Seföl^igung  }ur  Xu* 
genb  (G.  Gels.  4,  25;  Dgl.  In  Gant,  cantic,  bei 
Migne,  PP.  gr.  XIO,  187).  gKit  biefen  aH- 
gemeinen  SSorfteDungen,  meldte  unferer  ©eele  fo« 
»tfagen  angeboren  ^nb,  bepnben  iid^  au^  bie 
Seigren  unfered  ®Iauben8  in  Uebereinftimmung, 
ba^er  bie  Srfd^einung,  ba|  fo  Diele  ©eelen,  fobalb 
fte  burd^  baS  Sid^t  be3  SDangeliumS  il^ren  ©c^öpfer 
mieber  erfd^auten,  eine  natürlid^e  Siebe  ju  il^m 
faxten  unb  infolge  biefer  Siebe  ju  il^m  bie  alt* 
getool^nten  ®5^en  megmarfen  unb  mit  t^reubigfeit 
il^m  gläubig  anfingen  (C.  Gels.  3,  40).  £roJ 
aUebem  ift  bod^  bie  menfd^Iid^e  92atur  nid^t  im 
©taube,  ®ott  irgenbmie  }u  fud^en  unb  gu  einer 
reinen  unb  Haren  ®otte8er(enntnt^  p  gelangen, 
tt)enn  il^r  ber  nid^t  ju  ^ilfe  fommt,  ben  Jie  fud^t 
(C.  Gels.  7,  42 ;  In  Joa.  Tom.  20,  18).  Um 
und  Dom  OfciQe  5U  erl^eben  unb  ber  Sugenb  unS 
)U5umenben,  ^ift  bie  Jhaft  ®otte8  un§  Donnöti^en" 
(Hom.  in  Jerem.  8,  1).  ©d^on  ber  ®Iaube  ift 
eine  ®aU  ®otte8  (In  Joa.  Tom.  20,  26).  — 
^ierburd^  ifl  bie  9ied^tferttgung§Ie]^re  beS  Ori- 
gened  fd^on  angebeutet,  ^ie  bebingenbe  Urfad^e 
unfereS  ^eilS  ift  bie  SRenf^merbung  beS  ©ol^neS 
®otte8.  Snbem  biefer  einen  Seib  annal^m,  l^at  er 
mit  bem  Seibe  sugleid^  aud^  bie  Seiben  unb  SRü)^- 
fale  angenommen,  meldten  biefer  unterworfen  iji. 
St  ging  nun  freitt)illig  in  ben  Sob,  meti  fein  Sob 
für  bie  SRenf^en  ^eil  unb  Siettung  bringen  follte 
(G.  Gels.  2,  23).  6l|riftt  ®e^orfam  unb  SSer- 
bienft  ijl  alfo  ber  ®runb  unferer  JRed^tfertigung. 
©ubiectiD  tt)irb  aber  bie  burd^  gl^rifti  Slut  Der- 
biente  SSerföl^nung  jebem  angeeignet  burd^  ben 
®lauben  (In  Ep.  ad  Born.  3,  8).  2)iefer  ®Iaube 
ift  jebod^  nid^t  etma  blog  baS  Vertrauen  auf  baS 


frembe  SSerbienft  (SfyA\&,  fonbem  bie  )tt)eifdbf 
Slnnal^me  ber  gefammten  d^riftUc^en  Offenbcmmg 
bie  SBerfe  ber  ^ered^tigfeit  mit  einbegriffen  (Jii 
Ep.  ad  Rom.  3,  11).  2)enn  bie  Sted^tfertigniii 
fd^Iie^t  not^menbigermeife  }n>eierlei  in  fid^ :  (Eni 
fünbigung  unb  Heiligung,  fo  ba^  fle  nur  $la| 
greifen  fann  bei  einer  burc^  unb  burd^  gere^ta 
@(efmnung  unb  Siid^tung  beS  SßiDenS,  mosu  ba 
®Iaube  ben  Anfang,  für  ben  weitem  Sfottf4^ 
im  ®uten  bie  Sßurjel  unb  für  ba8  ganje  Xugenb* 
geböube  bie  ®runblage  bilbet  (ib.  4,  1).  tk 
(guten)  3Berfe  (nid^t  bie  SBerfe  beö  ®efe|ed)  ^iei 
nad^  Ortgened  aud^  red^tfertigenbe  ihaft  9fi 
^erDorgel^enb  auS  bem  göttlid^en  ®Iauben  pox^ 
dpiren  fte  an  beffen  göttlid^er  92atur,  ftnb  felip 
göttlid^  unb  ®ott  wol^^IgeföUig.  2)e^megen  nennl 
Origened  auc^  ben  ®Iauben,  ber  burd)  gute  SBerb 
ftd^  wirifam  ermeift,  ben  DoUenbeten  ®lauben  (£■ 
des  perfecta,  ib.).  ©onac^  flnb  bei  bem  Sitten 
äBerfe  beS  ©erec^ten  mtx  gactoren  }u  unterfd^« 
ben,  ber  natürlid^'menf  d^Iid^e  unb  ber  übematfirrtd^ 
göttlid^e;  le^terer  aber  brüdFt  il^m  baS  @eprfig( 
Der  ®öttlid&feit  auf  unb  tx^Ai  eS  erft  )um  toal^ 
^Serbiettit.  S)enn  mag  jemanb  nad^  ^enfd^enarl 
in  ber  (^ered^tigfeit  unb  in  ieglid^er  Xugenb  no(( 
fo  DoQettbet  fein,  fo  mirb  i^m  biefe  ol^ne  bie  @^ 
red^tigfeit  Don  oben  für  nid^tS  angered^net  tt)erbeii 
(In  Matth.  Tom.  10, 19).  ®otted  ®ered^tigldl 
mu^  alfo  unfere  eigene  ®ered^tigteit  toerben.  9)% 
lid^  tt)irb  uns  bie^  ganj  befonberS  burd^  bie  Don 
l^eiligen  ®eifi  in  un§  eingegoffene  Siebe  @ottc& 
^ei  ber  ^teüe  SRöm.  5,  5  unterfud^t  OtigeneS,  of 
l^ier  bie  Siebe  gemeint,  mit  m\ä)tt  mir  ®ott  lid)en, 
ober  biejenige,  mit  toeld^er  mir  Don  ®ott  geTtel»! 
toerben.  9lm  beften,  meint  er,  fei  l^ier  bie  Siebe 
®  otte§  fubjecüD  }u  nel^men,  fo  nömlid^,  bag  ®ott(8 
eigene  Siebe  ju  un§  unferen  ^er^en  eingegoffen 
merbe  burd^  ben  beiligen  ®eift,  bamittt)irmitbä> 
felben  Siebe  ®ott  mieber  lieben  fönnen,  mit  bet 
er  un§  liebt.  3n  biefer  UeberfüUe  ber  bur($  ben 
l^eiligen  ®eift  und  Dermittelten  Siebe  merben  toir 
in  Sin^eit  mit  ®ott  unb  in  bie  ©emeinfc^ft  bot 
göttlid^en  92atur  gefegt  (In  ep.  ad  Rom.  4,  9). 
^ie  Seigre  Don  ber  SSollenbung  ifl  ber  metP 
umftrittene  ißunft  in  bem  ©Qftem  beS  Origend 
9iad^  ber  SSerfton  beS  StufinuS  (De  prino.  2, 
3,  3)  möre  ba§  S^tl  ber  gefammten  Sutmidflttng 
ber  SBelt  biefeS,  ba^  alle  ®eifier,  aud^bieXeufd 
5ur  ®emeinfd^aft  mit  ®ott  mteber  }urüd(e(nn 
(diroxaTaaraaic  ttocvtcdv).  Sntereffaut  iftberStt* 
fud^  iBtncensi'S  (a.  a.  O.  448) ,  OrigeneS  D0ii 
bem  SSortourf  biefer  l^eterobo^en  Seigre  ju  ic 
freien  unb  bie  anfd^etnenben  SBiberfprüd^  \o^ 
Anbeuten.  3n  ber  %W  mag  OrigeneS'  84« 
Don  ben  ^nti^Origeniften  nid^t  immer  l^inreid^ 
Derftanben  morben  fein.  S)a§felbe  gilt  Don  bei 
l^iermit  ^ufammenbangenben  Seigre  Don  ber  iu\* 
erftel^ung  beS  is^t\]d^tL  3ladi  Xf^topfßA 
mürben  OrtgeneS  }ufolge  bie  menfd^lid^n  Seibei 
nad^  ber  ^uferflel^ung  nod^malS  bem  £obe  tmt 
ber  Sermefung  unterliegen;  Sufünian  l&|t  i^ 


•73 


Driöeniftcnftrcit. 


1074 


(ontrtcn,  ba|  Ue  Seiber  in  fpl^örif d^er  gfonn  ouf- 
^Vn  (iDOl^I  geflutt  auf  bie  Sßorte  De  orat.  31, 
0  ober,  toie  Sincenji  ttflört,  bie  fpl^örifd^en  ff  dr- 
ei bt€  6teme  unb  bie  ^immelSförper  finb). 
)tanniqmu8  fd^reibt  il^m  bte  fiel^re  ^n,  ba|  bie 
Mbec  bei  ber  Suferflebung  nid^t  tnel^r  biefelben 
ViliAn  l^ben  toie  fräßet  unb  sule^t  gou}  ber- 
|liU^  loerbeiu   2)iefen  Sebauptungen  gegen- 
ibec  ^  man  ju  bemeif en  gefud^t  ba|  OrigeneS 
MtSbentitftt  bed  irbifd^en  unb  be§  SluferftebungS- 
IciM  ber  Subflang  nad^  mit  bloßer  ^etfd^ieben- 
\ß  ber  (Erfd^inungSform  le^rt  (f.  StamerS^  S)e8 
OcigeneS  Seigre  t)on  bet  9luf  erftel^ung  beS  gfleif  d^ed^ 
Xiiei  1851,  55  f.)/  hxiS  ganj  ber  ffird^enlebre 
ortlMt  ^e  Suferftanbenen  beiraten,  effen  unb 
Mntmnid^t  mel^r  (In  ep.  ad  Born.  10, 1);  iie  ftnb 
fni  Mm  bem  irbifd^en  Slenb,  Don  ben  frill^eren 
&iaUtai  unb  ®ebred^en,  üon  ber  SSenDeSIid^« 
fä.  Oft  f^d^t  OrigeneS  al8  abfoluted  ^rincip 
otf  (In  ep.  ad  Born.  5, 10),  ba^  nod^  ber  %uf- 
op^nng  jmeif  eföol^ne  ber  Sob  nicbt  me^r  l^errfd^e. 
ÄiL  no4  ÜRöl^Ier,  Ißatrologie  I,  SiegenSb.  1840, 
487—576,  befonberS  über  bie  ©ocramentenlebre 
belOrig.,  ebb.  554  ff.;  Vincenzi,  In  s.  Oregorii 
HyMeni  et  Origenis  scripta  et  doctrinam  nova 
noensio  oum  appendice  de  actis  Sjnodi  V. 
oeeomfliiicae ,  Bomae  1864—1865,  4  voll.; 
b(i|a$flrgenr5tber  im  [Sonner]  Xl^eol.  Siteratur- 
m  1866,  446  ff.  475  ff.  512  ff.  543  ff.  3ab(- 
leid^,  iefonberS  öltere  Siteratur  f.  bei  Chevalier, 
B^.  mib  Suppl.  s.  y.)  [^eterS.] 

ffiioiiflaifhreif  l^ei^t  in  ber  ßirc|engef d^id^te 
bie  Ifingere,  oft  mit  großer  ^eftigteit  gefübrte 
(ontroDerfe  über  ben  ortbobosen  gb^rafter  ber 
i(^  bed  Origened.  @d^on  bei  Sebjeiten  »urbe 
Origened  mebrfad^  falfd^er  Sebren  bejid^tigt,  unb 
lonenttid^  fd^eint  feine  93erurtbeilung  burd^  S)e« 
netrind  unb  ^eracIaS  grö^tentbeiis  au3  biefem 
8nmbe  erfolgt  ju  fein  (f.  ob.  1058).  ?lber  troj- 
ben  ietoabrte  fid^  Origened  aud^  in  3llesanbden 
^  fe^r  Diele  ^teunbe  unb  ®önner.  93or  allen 
W|te  ^aclaS'  Stad^folger,  S)iom}ftu3  b.  @r., 
itn  fe^r  bod^.  Seim  ^uSbrud^  ber  arianifd^en 
Streitigfeiten  jftl^Ite  Sifd^of  ^le^anber  in  feinem 
Erculorfcbreiben  gegen  3lriu8  (Migne,  PP.  gr. 
XVm,  547)  OrigeneS  nid^t  nur  nicbt  unter  ben 
DnUhtfem  ber  fuborbinatianifd^en  2)octrin  auf, 
fonbem  e9  laffen  fid^  in  feiner  tbeologifd^en  ^ug« 
^iittnberfe^ung  fogar  mand^e  Snflange  an  Ori- 
9M'  8ebTentn)idnung  erfennen,  ein  99etoei§,  ba| 
OrigeneS  bamald  in  ^le^anbrien  nod^  in  gutem 
ihfe  ßonb.  Sbenfo  günftig  öugerte  ftd^  ber  bei* 
%  Itbanafiud,  ber  itoat  einige  Sebren  oon  Ori- 
ÜM  ^  S.  bie  ^röesiftenj  ber  Seelen)  beftritt, 
^  m  Srianem  gegenüber  lobenb  l^eroorbob, 
H  Qnd^  OrigeneS  bie  emige  3^gung  beS  @ob- 
^  »Ufftt  iaU  (De  decret.  Nie.  Sjn.  27). 
"4  günfKger  urtbeilten  über  OrigeneS  bie  be* 
i^iWm  ffated^tenlel^rer  2:]^eognofiu§  (Phot.  Cod. 
Wj,  hierin«  (ib.  Cod.  119)  unb  ©ib^muS. 
^fon  inSbefonbere  lad  unb  benu^te  OrigeneS' 


©d^riften  fel^r  bie(  unb  fud^te  biefelben  in  fatl^oli- 
fd^em  @inne  }u  erflüren  (Hier.  Ep.  83  ad  Pam- 
mach,  et  Ocean.;  Apol.  adv.  libros  Buf.  1, 6). 
9i8  )um  ^atriard^en  Xl^eopl^iluS  l^atte  bi^tnati^ 
OrigeneS  in  Slleianbrien  fidler  biete  begabte  Sn- 
bönger. —  ^nbererfeitS  mürbe  OrigeneS  bod^  aud^ 
frül^^eitig  l^eftig  angegriffen.  93ereit3  einige  ®e- 
cennien  na^  feinem  Sobe  trat  ber  SBifd^of  SDtetl^o- 
biuS  t)on  Ol^mpud  (f.  b.  %rt.)  gegen  Origened 
auf,  namentlid^  meil  er  bie  ^röesiftenj  ber  @eelen 
lel^re  unb  bie  ^uferfiebung  bed  materieDen  SeibeS 
löugne.  äuftinian  red^net  in  feinem  93rief  an 
9Renna8  aud^  $etru8  I.,  ben  berühmten  93ifd^of 
t)on  3llesanbrien  (geft.  als  SRart^rcr  im  3.  311 
ober  312),  unter  OrigeneS'  ®egner.  S)ie  Sd^tl^eit 
ber  barauf  begüglid^en  SteDe  barf  man  iebo(b  be* 
Smeifeln,  meil  fonft  (SufebiuS  (H.  E.  9,  6,  2)  bei 
feiner  befannten  IBorliebe  für  OrigeneS  ben  93i- 
fd^of  $etru8  nid^t  mit  fo  bolzen  Sobfprüd^en  oer- 
berrli(bt  l^ätte.  Sicher  aber  gel^örten^uOrigeneS' 
®egnem  SDtarceQuS  bon  Slnc^ra,  ber  übrigens  al8 
Sebrer  bed  ^botinuS  felb{l  bürettfd^er  ^nftd^ten 
befd^ulbigt  mirb,  unb  Suftatl^iuS  bon  9ntio(^ien 
(f.  b.  3lrtt.).  3nbe^  tabelt  festerer  meniger  bogma- 
tifcbe  atö  e^egetif d^e  Srrtbümer  bei  OrigeneS,  unb 
anä^  l^xtx  mar  er  oft  im  Unred^t.  3mmerbin  ge« 
lang  eS  biefen  ©egnem,  in  engeren  unb  meitem 
ffreifen  eine  ungünftige  Stimmung  gegen  Ori- 
geneS  )u  enegen,  fo  bag  ieber,  ber  aud^  nur 
beffen  @d^rtften  )ur  ^anb  nabm  unb  barin  lad, 
fd^on  als  ^öretUer  galt  (Apol.  s.  Pamph.  pro 
Orig.,  Praef.,  bei  Migne,  PP.  gr.  XVII,  543). 
Sarum  foll  namentUd^  $acbomiu3,  ber  Stifter  beS 
ftlofterlebenS,  DrigeneS'  Sudler  feinen  SKönd^en 
meggenommcn  unb  in'8  9Baffer  gemorfen  ^aben.  — 
Sud^  au^erbalb  ^(esanbrienS  ergriffen  |ert)orra* 
genbeSWänncrcntf  (bieben  für  OrigeneS  Partei,  gfür 
ibn  erboben  |t(b  ®regor  ber  Sb^^^^turg  (Pane- 
gyr.  in  Orig.,  bei  Migne,  PP.  gr.  X,  1052  sqq.), 
beffen  «ruber  atbenoboruS,  bie  SBifd^öfe  ^aläftt- 
na^S,  3lrabienS  unb  Sd^aia^S  (Bufinus,  Apol.  2, 
20)  unb  girmilian  bon  Säfarea.  (Sin  glön^enbeS 
3eugni^  für  Origened  ift  bie  ^ologie  be§  oucb 
Don  ^ieront)mu§  gefeierten  SJlart^rerg  ißam))bilu3 
(f.  b.  3lrt.).  ®a6  fie  mirflid^  oon  biefem  berrü^rt, 
bezeugen  nid^t  blo^  9htfinu8  in  ber  SSonebe  an 
TOacariuS  (Migne,  PP.  gr.  XVII,  541),  fon- 
bem  aud^  ^ieron^muS  (De  vir.  ill.  75).  SBenn 
le^terer  nad^b^^^  int  Streite  mit  SRufinuS  (Adv. 
Buf.  1,  9)  ben  beS  3lriani§mu8  befd^ulbigten  Su* 
febiuS  oon  Söfarea  ^um  alleinigen  Serfaffer  ber 
Slpologie  mad^en  mollte,  fo  ift  baS  gegenüber 
ben  aSorten  beS  gufebiuS  (H.  E.  6,  33,  4)  über 
bie  gemeinfame  3lbfaffung  beS  SBerfeS  unb  ber 
ßrflärung  beS  ^l^otiuS  (Cod.  118)  öon  geringer 
Bebeutung.  SBon  onberen  ffir(benf(^riftftellem, 
bie  OrigeneS  günftig  ftnb,  Iö|t  ft(b  eine  lange 
SReibe  anfül^ren.  Sabin  geboren,  felbft  nad^  ^ie- 
ron^muS'  3cugni|:  SJictorin  öon  ^ettou,  ^i» 
lariuS  t)on  ^oiticrS,  9lmbroftu§  Don  SRailanb  unb 
eufebiuS  bon  SBerceai  (Ep.  61,  2  ad  Vigilant), 


1075 


Origeniftenftreit. 


107 


fobonn  93afütu8  b.  ®r.  unb  ®regor  Don  92a5ians 
(mie  aus  ben  !ß^ilo!aßa  unb  anbeten  arbeiten  l^er- 
öorgcl^t),  ebenfo  ©regor  öon  9lp|fa  (Dgl.  Migne, 
PP.  gr.  XLVI,  905;  XLIV,  764).  ffienn  3u. 
ftinian  im  ^Briefe  an  aRennaS  ben  ^l  SSafiliuS 
(Hom.  in  Hexaem.  3,  9,  bei  Migne  XXIX,  73) 
gegen  ben  „auSber  ftirc^e  au§ge[to|enen''  OrtgeneS 
polemiftren  lö^t,  fo  Derbrel^t  er  bie  SBorte  beS 
großen  SappabocierS;  ol  dir6  x^c  ixxX7)(nac  finb 
9Ränner  ber  Stxxä)t,  nid^t  t)on  il^r  9lu§gefc^Ioj|ene. 
äebod^  rügt  93afiUu8  anberSlDO  ungenaue  ^uS« 
brfide  bei  Origened.  3m  Occibent  mu^te  9ugu* 
PinuS  397  taum  etmaS  Don  ben  Srrlel^ren  beS 
OrigeneS;  er  bittet  ben  1^1.  ^ieron^muS  barüber 
um  meitem  9uf fd^Iu^  unb  bebauert  }uglei|$,  ba^ 
fein  iBerseid^nil  berül^mter  ^riftlid^er  ©d^riftfteller 
nid^tS  barüber  entl^alte  (f.  Hieron.  Ep.  67,  9). 
^ieron^muS  felbft  mar  anfangs  ein  großer  93e- 
ttjunberer  Don  DrigeneS  (Dgl.  De  vir.  iU.  54) ; 
nod^  mitten  im  @trett  mit  SRuftn  gefielet  er ,  bie 
Seit  5U  f ernten,  «in  toeld^er  Drigene«^  9Jame  in 
ber  SBelt  in  Dofler  93Iüte  war"  (Adv.Ruf.  1, 22). 
@elbft  Xl^eopl^iluS  Don  Sllq^anbrien  mar  OrigeneS 
)uget^an,  unb  bie  IBert^eibiger  beS  (entern  erflör- 
ten,  ed  {ei  i^nen  unmöglid^,  baS  ^u  Derbammen, 
maS  nod^  niemanb  Derbammt  l^abe  (fo  93tfd^of 
Sl^eotimuS  bei  Socrates,  H.  E.  6, 12).  93iS  }um 
^uSbrud^  beS  erften  OrigentftenftreiteS  ifl  bie 
SRel^rsa^I  ber  berechtigten  Stimmen  entfd^ieben 
für  ben  berül^mten  Seigrer,  unb  eine  bie  gan^e 
ftird^e  binbenbe  S3erurt|eilung  beSfelben  lag  big 
bal^in  nid^t  Dor.  @inen  l^eftigem  Sl^arafter  nal^m 
bie  SontroDerfe  pnöc^ft  in  ^alöftina  burd^  baS 
Eingreifen  beS  |l.  Spipl^aniuS  an.  S)iefer  l^atte 
fd^on  375  in  feinem  SQSerfe  gegen  bie  Äe^er  Dri« 
geneS  eine  Steige  Don  3rrt|ümem  ^ugefd^rieben 
(Haer.  64,  4) ;  bann  fam  er  im  3. 394,  aU  fd^on 
ber  ©treit  jmif  d^en  SftufinuS  unb  §ieron9mu§  (f.  b. 
9lrt.  V,  2021)  auSgebrod^en  mar,  nad^  3erufalem, 
unb  e§  fielen  nun  jmifd^en  i^m  unb  93ifd^of  So« 
l^anneS  Don  3erufalem,  einem  ^nl^änger  Don  Ori* 
geneS,  Derfd^iebene  örgerlid^e  Auftritte  in  ber  ftird^e 
Dor  (f.  b.  3lrt.  epi})^aniu8  IV,  714).  «uf  feiner 
9lüdreife  Deranla^te  gpipl^aniuS  fogar  bie  SD^önd^e 
gu  Set^Iel^em,  bie  ^rd^engemeinf  d^af  t  mit  3o!)anne8 
bis  auf  äBeitereS  abjubred^en ;  ein  Don  SpipldaniuS 
eigens  gemeil^ter  $riefter  foUte  il^nen  bie  fird^> 
U^en  Functionen  Domel^men.  Se|tere8  Serfol^ren 
foDte  ein  ©rief  an  Sol^anneS  (bei  Migne,  PP. 
gr.  XLin,  379  sqq.)  rechtfertigen  unb  gugleid^ 
nod^malS  DrigeneS'  Srrt^ümer  aufjäl^Ien.  S)er 
93rief  fanb  in  $alöftina  aUgemetnen  Slnüang, 
mürbe  aber  für  SSifd^of  ^ol^anneS  3lnla|,  nun 
feinerfeitS  Spi|)]^aniuS  unb  ^ieron^muS  in  einem 
schreiben  an  X^eopl^iluS  Don  ^le^anbrien  l^eftig 
anzugreifen.  ^ieron^muS  antmortete  mit  bem  Su($ 
Gonti*a  Joannem  Hieros.  £]^eopl|iIuS  fud^te  erft 
burd^  einen  Slbgefanbten,  bann  perfönlid^  (Der« 
anlagt  befonberS  burd^  einen  SBrief  beS  1^1.  §iero« 
n^imuS  [Ep.  82  ad  Theoph.])  Q-rieben  gu  ftiften, 
maS  il^m  in  ber  Sl^at  397  gelang.  9lud^  ^ieron^- 


muS  unb  StuftnuS  f bunten  fid^  au8  (Adven.  Bn 
3,  24  et  33) ;  aber  ber  @treit  jmifd^  beibc 
brad^  baß)  auf d  !Reue  ouS,  aI8  StufinuS  bm 
feine  Ueberfe|ung  Don  @d^rif ten  befi  OrigencS  bi 
@d^ein  ju  ermeden  fud^te,  als  ob  bie  l^etecriK 
lautenben  Stellen  Snterpolaüonen  Don  ©riten  bi 
^äretiler  feien.  2)a  er  fid^  ungel^öngenoeil 
auf  ^ieron^muS  berief,  mar  bie  f$fel^be  balb  miebi 
in  DoIIem  ®ange  (Dgl.  Hieron.  Ep.  80.  81 
Advers.  Ruf.  1, 12).  ^n  SRom  entftanben  foga 
}mei  Parteien  (Dgl.  Adv.  Buf.  1, 10.  12;  2, 14 
3,  21).  ^ieronpmuS  fertigte  nun  auf  Sitta 
be§  !ßammad^iu8  ebenfaDS  eine  (Derloren  ge 
gangene)  Ueberfe^ung  ber  @d^rift  Ilepl  dipx«liv  md 
rid^tete  im  Snfd^Iug  baran  einen  Srief  (Ep.  84 
an  ^ammad^iuS ,  auf  melden  StufinuS  mit  be 
Apologia  (fpöter  Invectivarum  in  D.  Hiera 
libri  U  genannt)  antmortete  unb  fpoter  frieto 
n^muS  megen  ber  Apologia  adv.  libros  Bofia 
mit  bem  meltlid^en  ©erid^te  brol^te.  ^ieron^msl 
britte  @d^nft  gegen  Shtftn  (Dom  3.  402)  $  bc 
Ie|te  befannte  @d^ritt  im  ffam|)fe  gtoif^^  be 
beiben  frül^em  f$freunben;  man  mei|  nid^t,  o 
SKufin  feitbem  nod|  meiter  an  bem  Origeniftatpcd 
t]^ei(genommen  l^at. — S)ie  ^K^Itung  bed  römifd^ 
Stufled  in  biefem  erften  Origeni)lenfirett  um 
eine  abmartenbe ,  f olange  OrigeneS'  Se^  b 
3lbenblanbe  meniger  betannt  maren.  9Rit  Unte^ 
tabelt  be^l^alb  ^ieron^muS  (Adv.  Buf.  3,  21 
ben  ^ßapft  @iriciu8,  ba|  er  feinen  Slnftanb  nd^ 
ben  beS  OrigeniSmuS  SSerböd^tigen  ®emeinfd^fil 
brief e  }u  geben.  %I8  freilid^  burd^  bie  Uebrcfe|Rai 
beS  SBerfeS  Ilepl  dpxüiv  Don  ©eiten  Shifin»  bi 
Streitfrage  bem  ^benblanbe  nö^er  gerüdt  tnn 
mugte  $apft  ^naftaftuS  eingreifen.  S)erfelbe  ga 
fid^  aber  bejüglid^  SRufinS  mit  beffen  in  bc 
Apologia  pro  fide  sua  ad  Anastasium  gc 
gebenen  Srnörung  aufrieben,  belegte  l^ingega 
mel^rcre  in  ber  SRufin^fd^en  Ueberfe|ung  befinb 
Itc^e  Srrtpmer  be§  OrigeneS  mit  bem  Wnat^ 
(Anast.  Ep.  ad  Simplic,  bei  Migne,  PP.  lai 
XX,  74  sqq.). 

@tn  jmeiter  Origeniftenftreit  mar  unterbejja 
in  ^egppten  hux6)  ba§  Serfal^ren  beS  ^atrior^a 
Xl^eopl^iluS  Don  Sllesanbrien  auSgebro^en,  ber 
frül^er  f eiber  OrigeneS'  eifriger  Slnbdnger  geioefa 
mar.  gg  ifl  bie^  ber  befannte  @treit,  tDeli^er 
ftd^  an  ben  Flamen  ber  fogen.  langen  ISrübero» 
fnüpft  unb  ftd^  nad^  Sonftantinopel  l^inüber  er^ 
ftredfte,  mo  er  jum  Sturze  beS  1^1.  Sol^onKl 
g^rpfoftomuS  mefentlid^  beitrug  (f.  b.  «rtt  8* 
ber,  bie  langen,  unb  Sol^anneg  Sl^r^fofiomuSVIf 
1613  f.). 

@in  neuer  @treit  über  OrigeneS'  Sted^tglönHt" 
feit  begann  in  ber  erften  ^ölfte  bed  6.  So^ti^ 
bertS,  nad^bem  unterbeffen  bie  Ueberjeugung  Don 
l^öretifc^en  (Sl^arafter  mancher  Seigren  beSfelbriifiil 
immer  mel^r  Derbreitet  l^atte  (f.  Öefele,  ßonciß«' 
gefd&.  n,  784).  2)er  »eginn  be«  ©treite«  W 
bieSmal  mieber  in  ^alöftina;  ^auptqueüe  fürMe 
®e|(^id^te  beSfelben  ift  bie  Don  (S^riU  Don  &#* 


Dtiol  —  OtUanfi. 


1078 


■rina,  EeoL  gneo.  monum.  DI,  Lutet.- 
586. 274Bq.8448qq.),  biejirarbeifiel^ 
;eni^m|linttS  mon^t  Unri^tigttiltn  tnt> 
r  in  bti  ^iaft\ai)t  bon  anbtiti  @titt  bc 
td>  (OflL  011$  mali)  [f.  u.]  VU,  618  f.). 
Ji(^  mtlfrat  WOn^e  Bon  btnt  9Ibtt  Sga> 
)  VH^Otigei  brt  OiisoitS  wrttitben,  bon 
jnoB  Qbn  toitbtt  aufgniDmtnen  luorbm 
sttirttt  btt  (1.  €abba9  aI6  Obn'^avpt 
Iftiiutififi^ni  <mCn$t  um  boS  %  530  »an 
dPinian  I.  tintn  99cfe^l  gui  91u6mcifung 
[nri|)i|^  gefilmten  9}ISn^t  in  ^kläftina. 
jobbae  ftöib  f^on  531  ober  532,  unb 
ttitifitnuS  getMim  neue  ^ntiönger,  unter 
omitton  unb  äi^obor  IQSfibaS  buic^  Se- 
ilt ^ottagten.  Sßeil  beibe  belonbeiS 
!  Wt)>^aleT  0-  b.  SIrt.)  t^ätig  toaren,  be- 
itnßiniim  fie  gu  Sil^fifen,  unb  Origence' 
X  triump^iiten.  9hin  abti  griff  ^atitatc^ 
ton  Sntioc^ten  butil^  fein  S^nobalfc^rtt» 

542)  ein,  in  mttc^tm  et  naä)  einem  S9e- 
iOs  bie  Sei|rfa|c  beS  CrigeneS  mit  bem 
.  belegte,  ©alb  erfolgte  oucfi,  auf  S^' 
1  Sßatriart^  TOennaS  (f.  b.  «rl.)  unb  btS 
m  apocriporfl  SptlagiuS ,  ba!  berül^mtf 
Äoiferfl  Suftinian  gtgen  OrigeneS  (f.  baS- 
Bftron.,  Annftl.  ad  a.  538,  S4  sqq.). 
bcmftlben  bei  SBefel^l  an  btn  ^atiinidien 
.  auf  einer  SQnobe  ju  Son^tino))«!  bon 
ffcnben  S9ift$0[tn  münbliifi  unb  Don  ben 
»fenben  fi^ftli^  bnS  tlnaltiem  übet  Ori- 
«Kiiiten.  3)iefe  Sqnobe  bat  mol^I  543 
iben,  unb  eB  miib  jc^t  meiftenS  alB  3n- 
■tfannt,  bog  bie  tBeiurt^eilung  beS  Od- 
f  bem  fünften  aügemfinen  Sonril  flatt- 

^be  (§efelt  U,  855  ff. ;  bte  friibcrt 
bis  eorbinaia  9}oriS]  ifäU  ü6rigenS  nod^ 
I  bet  Seal-ßnc^fL  für  prote^ont.  S^eol. 
lufl.,  113  mnm.  für  bie  richtige).  iRa^ 
!  beS  [aifciliii^en  ßbicteS  gegtn  ÖrigencS 
Die  Origeniften  überall  auS  bcn  Sauren 
t.  X^cobor  SSlibae  aber,  bet  ebenfalls 
mte  (Sbict,  um  nicfit  bie  @unft  beS  ßaiferS 
en,  mit  Somitian  unterjei^net  ^atte.  Der* 
[)|t,  um  ben  ffaifer  Con  ber  Origeniften* 
4  abjulenlen,  ben  !Greitat)itelftreit  (f.  b. 
m  genunnen  bie  Origeniften  in  ^aläftina 
t  Ober^onb.  allein  naä)  bem  Xobe  beS 

SionnuS  (546),  ber  oon  Einfang  on 

eifrlgften  ©treiter  geroefen  mar,  jerfielen 
einanber  ftlbft  in  ^rotofliften,  weifte  bit 
erbe  (menfc^lic^e)  Seele  <lt)ii\ti  gleich- 
Btterten  unb  oon  ben  @egnem  bell)''"' 
R  genannt  tourben  (all  ob  fie  bie  menfi^' 
k  S^riftt  al8  Dierte  gättlii^e  $erfon  be» 
),  unb  3fod)riften,  melt^e  Iei)rten,  bafe 
I  aKe  Seelen  IS^rifto  gletc^  roürben. 
Ulkten  SJtncariuS,  ber  als  i^r  ^n^ängei 
I  bcn  ^attiard^enftu^l  Bon  ^erufalem. 
i^,  Oon  biefen  unterbrüdt  ju  merben. 


Derclnigten  fi^  nun  bie  SßTolattigen  mit  bei  t» 
tgoboEtn  ftir^e  unb  gaben  i^  ^räesißenjle^ 
auf ;  bec  ftaifei  äufünian  Witdeb  SRocatiuS  imb 
Dcrgab  ben  ^ßattiart^ßu^  an  Sußa^uS.  Sie 
Sauren  mürben  bon  ben  Origenißen  gereinigt, 
unb  aUe  !Bif(!^bfe,  bis  auf  einen,  niesanber  bon 
SlbQla,  unterfc^rieben  baS  Juftinianifc^e  Sbid. 
aiuc^  iDIacartuS  erhielt  feinen  Stu^I  jurüd.  IQou 
ba  an  oerfi^ioanb  ber  OiigeniSmuS  als  $aitei 
(Sgl.  Ka\ä),  gntmurf  einet  boKftänbigen  feiflotie 
ber  Äejereien  vn,  Seipjig  1776,  362  ff.  Vni 
[1778],  280  ff.;  ftiefele,  6onc.-@e|^.  H,  2.  «nflL, 
77.  89  ff.  784  ff.)  L^prieA] 

$ti«t,¥ctruB,f.1]ureoIi. 

i^ttttuit  M  jAfTo,  f.  Sattle,  »olanb  bc. 

^tbiltl»,  Watt^SuS,  O.Gann.,  cbenfo 
bebeutenb  tbcgen  fctnei  XI)&tigIeit  für  ben  Sartne- 
literorben  unb  alS  %if(^of,  oie  aß  Selii«  unb 
®ele^ttet,  mar  geboren  gu  ^qccara  auf  SicUien 
im  3. 1610.  3m  Orben,  in  »eld^  et  ju  ^■ 
fermo  (1628)  eintrat,  mürbe  er  guerfl  alfi  Sebier 
bet  fii^olaftif^  X^eologte  gu  9iea))el  unb  Spo- 
ren} tKtivenbet  unb  guglei^  mit  ber  Üuffi^t  übet 
bie  ffiflfter  feinefl  OrbenB  in  beiben  ©töbtm  be- 
traut @)>ater  tarn  er  als  fie^rer  na^  Siom  unb 
erftieg  aümatilt^  im  Orben  bie  berfd^iebenen 
äSürben  beS  StiterS  ber  tbmifti^  ^rDtring,  bM 
procnrator  generalis  unb  (1666)  beB  OrbenS* 
generolS.  @^onfnibetttiatetou(^fc^on}utnSon> 
fultor  bei  ber  Gongr.  de  prop.  fide  ernannt  unb 
alB  theoIoguB  deputatue  ber  Sommifflon  bei« 
gegeben  motben,  neldje  im  lluftrage  bet  genannten 
Kongregation  bie  arabifi^  EBtbelübeifetong  be- 
f orgen  fönte  (f.  b.  %rt  iBtbelüberfe^ngen  II,  726). 
SMe  befonbere  aDertb(d)ä(|ung,  bereu  fK^  Orlonbo 
feilens  beä  römifc^en  ©tublefl  erfreute,  geigte  fi^ 
neitet  barin,  ba|  er  1668  bon  SlcmenS  IX.  be- 
au|ltagt  icutbe,  alS  Tisitator  apoatolicuB  bie 
Iranjäiifc^eit  unb  gnm  Sljeil  bie  italienifdien  Or< 
beit^iläufer  ju  beju^en,  unb  ba^  StemenS  X.  i^ 
(1672)  auf  ied)§  toeitere  Sa^re  alB  OrbcnBgenerol 
beflälißle.  3m  3. 1674  ttiurbe  Orlonbo  bonn  auf 
iBorfdilag  iiM^  StatiS  IL  bon  ©panieu  jum 
9?titi)ii  ton  Gfplfialu  ernannt;  et  leitete  blefe 
^irijjc  alä  an^tiejei^neter  Obet^irt  bis  gu  feinem 
lobe  am  18.  IJloctnibet  1695.  3)on  feinen  ga^l- 
reidfien  S<l^riften  i^  nur  EBenigeS  gebrudt,  noment- 
lid^  ein  ^^ommintac  gum  bdtten  Xiftil  bet  Summa 
tlieol.  beS  ^I.  Stomas  (Cureue  theologicus  eto. 
Romae  1653).  (%!.  Bibliotheca  Carmel.  H, 
AurelianiB  1752,  400  sqq. ;  [SeblerS]  Untoerfal- 
leE.  XXV,  1925;  Hurter,  Nomencl.  lit.  II, 
2.  ed.,  Oenipoute  1893,  342  sq.).    [%  effet.j 

^rtiaxts,  bie  ^auptftobt  beS  gleid^> 
namtgen  ^iSttiumS  in  ber  flir^enbro- 
Ding  $artS,  eine  alte  gaütfi^e,  in  btr  Sbene 
ber  Soire,  an  einem  für  ben  ä8&lIerBer(et)r  bon 
alters  ^er  «id^tigcn  5pun(te  gelegene  ©tobt  (bei 
6ä|ar  Cenabum  obee  Genabum  Camutuia), 
erhielt  Don  Surelinn,  ber  fie  bebeutenb  üetgröfeette, 
ben  Diamen  Äurelia,  Äureliana  CiritaB,  Au- 


1079 


OrUanS. 


relianum.  Son  9(tttla  tourbe  fie  451  DergebenS 
belagert  Don  S^Iobioig  nad^  93efiegung  bed  @Q- 
agrtuS  erobert.  iBei  ber  Xl^etlung  beS  gfranlen* 
teid^ed  unter  Sl^tobtoigS  Dier  @ö^ne  fiel  fie  an 
(mUAomit,  ber  Orleans  gu  feiner  SRefiben)  erl^ob ; 
unter  Sl^totar  IL  tourbe  bie  @tabt  aber  mieber 
mit  gfranfreic^  Dereint.  @eit  $^Uip))  Don  SSatoiS 
nmrbe  Orleans  mel^reren  ^ringen  ber  löniglid^en 
tJfantilie  alS  Xitel  eines  ^ergogt^umS  gur  ^panage^ 
fpöter  nur  mel^r  als  reiner  Xitel  Derliel^en.  3eanne 
b'Slrc,  toetd^e  1429  bie  @tabt  t)on  ben  (Sng- 
lönbem  befreite^  erl^ielt  bal^er  ben  9{amen  3ung- 
frau  Don  Orleans ;  man  geigt  nod^  baS  ^auS,  in 
mlä^tm  fie  nad^  ^Befreiung  ber  @tabt  gafilid^e 
9ufna^me  gefunben.  Orleans  tourbe  1567  Don 
ben  SalDiniften  genommen,  graufam  bel^onbelt 
unb  gerftört;  bie  fd^öne  Sat^ebrale  »arb  Der* 
teuftet  unb  grö^tentl^eilS  niebergeriffen.  —  Unter 
ben  25  jKr^en  ber  ©tobt  geid^net  ftd^  bie  tt)ie* 
ber  reftaurirte  gotifd^e  Satl^ebrale  gum  l^eitigen 
jheug  mit  fd^Ianlen  SmiUingStl^ürmen  auS;  merf* 
toürbig  ift  aud^  bie  alte  jfird^e  @t.  ^ignan  mit 
unterirbifd^er  ÄapeHe.  ffiie  1312  Don  W^^P  IV. 
gefliftete  UniDerfttät,  toeld^er  SIemenS  V.  feine 
S)eaetalenfammlung  gufanbte,  unb  an  metd^er  bie 
beutfd^e  Station  gro^e  ^riDilegien  l^atte,  tourbe 
gut  3(U  i^^  SieDoIution  aufgel^oben  unb  burd^ 
ein  fiQceum  erfe^t.  %u^er  bem  ^riefter*  unb 
jhtabenfeminar  beftel^en  nod^:  eine  mebidnifd^* 
pl^armaceutifd^e  SSorbereitungSfd^uIe,  9{ationaI» 
coDeg,  9lormalfd^uIe  unb  mel^rere  SBol^Itl^ätigfeitS* 
anftatten,  bie  biSl^er  fammtlid^  unter  OrbenS* 
fd^wefiem  fianben.  —  ®er  ^l.  ©  ab  inianuS, 
grgbifd^of  Don  ©enS,  foH  gu  Anfang  beS  3. 3a]^r- 
l^unbertS  in  ber  Umgegenb  Don  Orleans  guerft 
ben  ®Iauben  geprebigt  l^aben,  »eSl^alb  Orleans 
bis  gum  Saläre  1622  gur  ifird^enproDing  ©enS 
gel^örte.  ffier  erfte  Sifd^of  foll  ber  1^1.  attinuS  ge- 
mef en  fein ;  ber  erfte  fidlere  ift  aber  ®iopetuS,  ber 
344  m  ©arbica  uftb  346  gu  Söln  bei  ©Qnoben 
unterfd^rieb.  S)er  %  (SourtiuS  ober  SDortiuS,  nad^ 
bem  eine  Sbtei  in  ber  ©tabt  benannt  morben, 
toar  374  bei  bem  Soncil  Don  iBalence  unb  ftarb 
ca.  391  (AA.  SS.BoU.,  Sept.  m,  44  sqq.).  Sl^m 
folgte  ber  bl.  9lnianuS  (frangöf.  ©t.  9lignan),  ?lbt 
beS  fftofterS  gum  ^l.  SaurentiuS  in  ber  SSorftabt 
Don  Orleans ;  er  f oH  bereits  60  3obre  ber  Jtird^e 
Don  Orleans  Dorgeftanben  l^aben,  alS  bie  ^unnen 
unter  9lttila  bie  ©tabt  belagerten,  ©id&er  iji  nur, 
ba^  er  um  451  Sifd^of  mar  unb  453  ftarb  (ogl. 
Noiice  bist,  sur  la  vie  de  St.  Aignan,  Orleans 
1832).  316m  fön  aud^  baS  SSorred^t  ber  Sifd^öfe 
Don  Orleans  gu  banfen  fein,  monad^  fie  bei  il^rer 
Sntl^ronifation  begm.  bei  il^rem  erften  feierli^en 
(Eingug  in  bie  ©tabt  aDen  @efangenen  bie  gtei* 
beit  ertbeilen  fonnten.  ®er  Serfaffcr  ber  Disser- 
tation sur  le  priviläge  des  ^v6ques  d'Orleans 
(bei  93utler,  Seben  ber  Sätcr  unb  SRart^rer,  f^tX' 
auSgeg.  Don  Sä^  unb  SBeiS,  XVI,  SWaing  1825, 
241,  9lnm.  4)  fagt  bagegen,  ba^  ber  ^l.  ßinfiebler 
Seonbarb  (geft.  599)  Don  ff önig  Xl^eoborid^  biefeS 


$riDiIeg  für  bie  SBifd^bf e  ermirtt  l^abe.  9i 
je  mit  furger  StegierungSgeit:  ber  ffi.  ^ 
SS.  BoU.,  Jul.  Vn,  82),  ber  %  SRagn 
tuS,  ®ratianuS,  ber  %  Stonitor,  feit  % 
lieben  Seiten  am  10.  92ot)ember  Derel^r) 
bl.  SfloScuIuS,  Xitularpatron  einer  $fai 
©tabt  (AA.  SS.  BolL  Febr.  I,  288). 
febiuS  (498—520),  SeonHuS,  «ntoniuS 
cuS  fanben  bie  erften  fünf  ^roDit^ioIco 
Orleans  ftatt.  S)er  ^l  Sud^eriuS,  ber  7 
Obeim  ©oaDaricuS  auf  biefem  ©tul^l 
»iberfe^te  fid^  ffarl  ünarteO,  als  biefer 
ber  ffir^e  megnabm,  um  ßriegSfoften  gu 
unb  feine  Of^ciere  bamit  gu  belobnen 
mürbe  er  nad^  fed^gigjöbriger  9mtSfu^ 
@pl  gefd^idCt,  guerft  nad^  fföln,  bann  nc 
^aSbain  im  fiüttid^erlanbe,  bis  er  738  (a 
mofter  ©t.  Xronb  bei  SDtaaftrid^t  ftarb 
BoU.,  Febr.  UI,  208  sqq.).  Unter  ben 
Sifd^öfen  finb  als  ftird^enfd&riftftetter  gi 
SbeobuIfuS,  gugleid^  Did^ter,  feit  788 ;  i 
bannung  gefcbidft,  lebrte  er  821  gurüä, 
nod^  im  nömlid^en  3abre  (Migne,  PP. 
187  sqq.).  ®ann  3onaS  (f.  b.^rt.),  feit 
843  (Migne,  PP.  lat.  CVI,  117  sqq.). 
tbronifation  beS  bt.  Xb^oborid^  II.,  meld 
9iobert  ber  t^romme  an  feinen  f^of  oIS 
gogen  b^ttte,  Deranla^te  1016  Unrubot 
95Iutt)ergie|en.  ©ein  Sobfeinb  mar  be 
ObolricuS,  bem  er  aber  SlHeS  Dergieb/  ia 
©unften er fogar  1021  refignirte.  Untere 
fanb  1022  eine  ©^nobe  ftatt,  unb  ba  ff5t 
neben  2  SRutter-QotteS-  unb  5  anben 
foioie  13  fflöftem  aud^  in  Orleans  ei 
ammt  ftird^e  gu  Sf^ttn  beS  bl.  ^nianuS  erl 
0  fanb  aud^  bei  ©elegenbeit  ber  Sinmeib 
ffird^e  ©t.  'ilignan  1029  abermals  ein 
ftatt  (C)efete,  6onc.-®efd^.  IV,  2.  «u 
311S  1070  ataineriuS  obne  baS  gefe^l 
unb  fonft  uncanonifd^  geioöblt  morben  i 
fofort  eine  ^ngabl  ftird^enfteDen  Dedfa 
»urbe  er  Dom  $apft  in  ben  93ann  getl 
einer  1077  gebaltenen  ©^nobe  mürbe  e 
unb  ein  gett)ifjer  ©ango  gemöblt,  mogegt 
Partei  ber  ®iöcefanen  erflärte  (§efele, 
114).  ©ango  fd^eint  aber  nid^t  auf  ben  < 
Orleans  gelangt  gu  fein,  benn  Siaineriu^ 
nod^  bis  1082  inne,  worauf  ibm  %[m 
folgte.  3ur  Seit  beS  93ifd^ofS  3obanneS 
bis  ca.  1135,  loo  Joannes  senex  epic 
deseruit)  bielt  @rgbifd)of  ^umbalb  t)on 
1126  gu  Orleans  eine  ©^nobe,  Don  ber  ( 
SBeitereS  befannt  iji  (Dgl.  §efele,  6.-®. 
grang  be  ©riffac  (1474—1505)  beg( 
bie  Satbebrale  gu  bauen.  SltS  ffird^f( 
geid^nete  fid^  aud^  auS  ©erman  SaiUan : 
(1586—1587).  S)ie  testen  ©ifdjöfe  mo 
»ig  Srang  Sotente  be  ©cnac  b'Drgeöal, 
Xitutarbif d^of  Don  Olba,  nad^  Orleans  I 
1788,  einer  ber  erften,  weld^e  ben  6ib  auf 
conjtitutionleifteten,  1791  apoftaprt  (gej 


OrUanS. 


1082 


310).  Sein  Slad^folfler  3o]&.  93(4)t.  Scr- 
:  \ä^n  Ott  $f arrer  f el^r  Diel  gut  ^aciftcotion 
tlid^  $rot)m)en  {{franfreid^S  beigetragen 
tum  9}apoIeon  )u  ben  Unterl^anblungen 
:  pöp^US^  (Sefonbten  bei  Slbfd^Iie^ung 
icotbatd  Dom  Sa^re  1801  Denoenbet  unb 
tf  ben  SBifd^of8{lu^I  erl^oben  tDorben  toat, 
m  1806.  %xäi  eiaubiuS  Subtoig  Stouf- 
B07— 1810)  abminillrirte  baS  SiStl^um 
RmOon  bis  1817.  3m  3.  1819  folgte 
aRortin  Sktricourt^  bet  fd^on  1822  ftatb; 
ifyxm  SBninauIt  be  Seauregorb  feit  1828^ 
J9  repgnirte  (gefi.  1841).  granj  SWc 
Slorlot,  feit  1889,  tourbe  1843  auf 
ftnl^l  XourS  promotrirt,  1858  Sotbinol, 
qbifd^of  Don  ^oriS  (geft.  1862).  3o]^Qnn 
fol^t  (1848— 1849)  eröffnete  baS  jhtaben- 
.  3)er  als  Ober^irte  niie  old  ©d^riftfteOer 
uSgqeid^ete  ^Ixg  Snton  ^l^ilibert  S)U" 
(1849—1878 ;  f.  b.  «rt.)  I&ob  u.  % 
;  ndrblid^  Don  ber  Stobt  gelegenen  berul^m- 
Bolfol^rtdort  fnned  SprengelS,  9lotre- 
t'iELttt^,  mit  einer  Don  Submig  XI.  er- 
EloOegiatlird^e,  unb  mod^te  im  Suguft  1868 
mibmn  IBifd^öfen  eine  SBoIIfQldrt  bol^in, 
10  000  (gläubige  anfd^Ioffen.  S)er  fol- 
.27.)  Sif^of,  $eter  |)ector  (SouIIiö,  (So- 
feines  SBorgdngerS  uno  Xitulorbifd^of  Don 
eü  1876,  fuccebirt  om  12.  October  1878, 
n  3uli  1898  auf  ben  gaüifd^en  $rima- 
S^on  promoDirt.  9m  29.  Sanuor  1894 
StoniSIoud  Xoud(et  )um  SBifd^of  Don  Or* 
lutnnt. 

Diöcefe  Orleans  umfaßt  baS  Departement 
nit  circa  378000  ©eelen  (1860  erft 
»)  unb  ^äffit  41  fßfarreien  erfter  unb 
RIaffe,  293  @uccurfalen  unb  23  Dom 
lotirte  IBicariate.  S)aS  Sinfommen  beS 
betrug  im  Dorigen  3ol^r^unbert  24  000 
Rammertase  2000  flor.  aur.).  2)em  Si- 
len  )ur  @eite  auger  ben  2  Dom  @taat  an- 
t  (SenerolDicoren  nod^  4  uieitere,  bann 
linariotSfanglei  mit  @eneralfecretär,  $ro> 
mb  Slrd^iDi^,  aud^  ein  2)iöcefanofftciaIat 
ciaL  SSiceofficial,  3  Sffcfforen,  ^romo- 
®reffier.  S)a8  Sat]^ebralca))itel  gum  l^ei« 
tuj  l^t  9  Sititfarcanonifer,  6  ^riefter 
9iiange  Don  (Sanonifem  unb  4  groben* 
DoS  2)idcefanfeminar  ift  Don  ©ulpicia- 
S  ihiabenfeminar  Don  SBeltprieftem  ge- 
«nfo  bie  beiben  {{freifd^ulen  gu  fßitl^iDterS 
t  9Jeben  SMiffionSprieftem,  93rübem  Dom 
iel,  Srubem  beS  d^riftlid^en  Unterrid^tS  unb 
Ifron)  Don  StegiS  je  on  einem  Orte,  fott)ie 
n  @d^lbrübem  an  fünf  Orten,  gibt  eS 
i^iebene  {$frauencongregationen  in  biefer 
Don  benen  bie  @d^n)eftem  Don  @t.  ^ignan 
8end)ictinerinnen  U.  S.  gf.  Don  Saloaria 
tter^GuS  in  Orleans  l^aben;  erftere  ^aben 
berloffungen  in  38  anberen  Orten.  (Sgl. 
.  SaüuBseyo,  Annales  eccl.  Aurelian. 


saecuüs  et libris  XVI,  Paris.  1615;  8.  Onyon, 
Eist,  de  röglise  et  diocöse,  ville  et  univer- 
site  d'Orl^ans,  Orleans  1647  [1650] ;  Oallia 
Christ.  Vni,  Paris  1744,  1408—1595,  et 
Instrum.  479—546 ;  Moroni,  Dizion.  XLIX, 
125  sgg.;  Oams,  Ser.  Epp.  592  ad  594;  La 
France  eccl.,  Paris  1894,  544  ss.) 

@  QUO  ben.  9uger  ben  bereits  aufgeffll^rten 
ftemeren  ober  S)i5cefanf9noben  tourben  fleben  tt)i$* 
tigere  in  Orleans  obgel^alten.  S)aS  Gondüiim 
Anrelianensel  mürbe  auf  ben  10. 3uH  511  Don 
(^l^Iobmig  berufen,  nad^bem  er  ben  in  ©aJQlien  ge* 
Iegenen£]^eil  beS  mefigotifc^en  Steid^eS  erobert  l^tte 
(507  u.  508).  S>ie  erfd^ienenen  5  Srgbifd^öfe  unb 
27  Sifd^öfe  erliegen,  mal^rfd^einlid^  unter  bem 
Sorfi^e  beS  Srgbifd^ofS  (SQprian  Don  9orbeau|. 
31  SanoneS  )ur  Sufredfttl^altung  ber  2)iSc{))Un, 
Don  benen  einige  bie  IBef^tüffe  ber  S^nobe  Don 
Sgbe  Dom  3o]^re  506  mieberl^olten  (C)ef ele,  Sonc- 
®efd^.  n,  2.  «ufl.,  661-665).  -  3)aS  Oonc. 
Aurelian.  11  am  23.  3uni  583  mar  eine  9rt 
frönfifd^er  9{ationaIfQnobe,  ba  26  S3ifd^5fe  unb 
5  ^riefter  alS  SteÜDertreter  abmefenber  SBifd^bfe 
anmefenb  maren.  Unter  bem  Sorft^  beS  dr)- 
bifd^ofS  f^onoratuS  Don  SourgeS  mürben  21  Sa* 
noneS  gegen  bie  Simonie  unb  fonftige  SRigbräuc^e 
erraffen  (§efele  H,  755—758).  —  ffiaS  Oonc. 
AareUan.  HE  am  7.  Wai  538  mar  mieber  nid^t 
blog  ^roDingialconcil,  ba  bie  19  SBifd^bfe  unb 
7  ^riefter  alSSeDoIImSd^tigteSbmefenber  mel^reren 
IKrd^enproDingen  angel^örten.  Unter  bem  SBoiji^e 
beS  Srgbifd^ofS  fiu))uS  Don  Sqou  mürben  88  (&a* 
noneS  aufgeftellt,  Don  benen  einige  mel^rere  IBer- 
orbnungen  gugleid^  entl^alten  (^efele  n,  774  bis 
778). — ffiaS  Conc.  Aurelian.  IV  im  3. 541  mar 
eine  gro^e  frönlifd^e  9{ationaIfQnobe  Don  88  Si- 
fd^öfen  unb  12  bif(^öflid^en  @teIlDertretem,  unter 
bem  SSorft^  beS  ßrgbif  d^of  S  fieontiuS  Don  93orbeau| ; 
eS  mürben  88  SanoneS  Derfagt.  3n  can.  33: 
„9Ber  in  feiner  feerrfd^aft  eine  ®iöcefe  (^fanei) 
l^aben  miu,  mu|  fie  Dor  allem  l^inlönglid^  mit 
©runbftüdfen  unb  felerifem  Derfel^en"*,  mitt  man 
ben  Urfprung  beS  ^atronatSrec^tS  fe^en  (C^efele 
n,  780—784).  —  Conc.  Aurelian.  V  im  Oc- 
tober 549  mürbe  auf  betreiben  beS  JfönigS  (S^ttbe- 
bert  I.  berufen,  befonberS  megen  einer  in  ber  @t» 
genb  Don  Orleans  Derbreiteten  ^drefte.  2)ie 
7  (Srgbifd^öfe,  48  Sifd^öfe  unb  25  bifd^öflid^en 
Vertreter  Derfa^ten  24  SanoneS,  Don  benen  gleid^ 
ber  erfte  bie  3trtl^ämer  beS  Sut^d^eS  unb  Siefto* 
riuS  Dermirft  (§efele  HI,  1—5).  —  ffiaS  Conc. 
Aurelian.  VI  Dom  3o]^re  638  ober  639  mürbe 
auf  Setreiben  beS  1^1.  ßligiuS,  fpätem  Sifd^ofS 
DonSto^on,  gel^alten;  ein  ^öretifer,  mal^rfi^einlid^ 
ein  ©ried^e,  mürbe  megen  Verbreitung  beS  SRono* 
tl^eletiSmuS  Derurtl^eilt  unb  auS  ®allien  Dermiefen 
(^efele  III,  185  f.).  —  Conc.  Aurelian.  Vn 
im  3.  1022  megen  ber  5Reu.9nani(^äer,  bie  fid^ 
bamalS  befonberS  im  93iSt^um  Orleans  Derbrei* 
teten  (f.  b.  art.  OrlAmS,  9Ji^fti!er  Don).  TOel&rere 
mürben  auf  SBefel^I  beS  JfönigS  Stöbert  unb  feiner 


1083 


OrlöonS,  äungfrau  Don  —  OrofiuS. 


10 


®ema]^fin  Sonftontia  mit  bem  gfeuertobe  bejlroft 
(^cfele  rv,  674  ff.).  3m  3. 1478  enblid^  toarb 
3U  Orleans  eine  SSerfammtung  geiftlid^er  unb  loelt* 
lid^et  (Stoßen  abgehalten,  bie  fid^  befonberS  mit 
ber  ^Beilegung  beS  @treited  {totf^en  @istuS  lY. 
nnb  fjflorenj  befaßte  (§efele«^ergenrötl^er  vni, 

221  f.).  im^t:] 

^tianSf  3ungfrau  ton,  f.  3o]^anna  VSltc. 

^tians,  9R9ftiIer,  rid^Hger  ^ötetifer 
t)on,  l^etgt  eine  @ecte,  mli^t  bie  fran^öfifd^e 
IHrc^e  im  11.  Sal^tl^unbert  beunrul^igte.  S)amal§ 
tt)urbe  in  Orleans  nad^  Stabulf  ®Iaber  (in  [Bou- 
qaet,]  Recaeil  des  historiens  des  Oaoles  et 
de  la  France  X,  Paris  1760,  85,  auf  meldten 
aud^  bie  folgenben  Sitate  üd^  begiel^en)  burd^  ein 
aSBeib  aus  Statien,  nad^  tlbemar  (1-  c.  X,  159) 
burd^  einen  Säuberet  treibenben  Sauer  auS  $eri- 
gorb  eine  ^örefie  eingefd^Ieppt,  nield^e  im  ©el^ei- 
men  ftd^  ausbreitete  unb,  niie  fojl  alle  OueSen  l^er* 
Dorl^eben,  gerabe  unter  ^ben  tüd^tigeren  SIerilem 
unb  üomel^meren  Saien"  Snbänger  fanb  (Prior 
vita  8.  Theodorici,  1.  o.  X,  868;  Ghron.  Turon., 
ib.  284 ;  Epist.  Jo.  Floriacens.,  ib.  498).  Sl^re 
^öu))ter  nmren  gmei  SleriTer  an  ber  ffirc^e  jum 
^eiligen  Jheu},  Bttpf^an  unb  Sif oiuS,  beibe  ange« 
feigen  am  ^ofe  beS  ÄönigS  Stöbert,  erfterer  93ei(|t- 
bater  ber  ffönigin.  Son  Sbemar  (1.  o.  X,  159) 
unb  einer  Sl^roniT  Don  %u|erre  (ib.  271)  tt)erben 
fie  il^rer  Seigre  nad^  als  ÜRanid^äer  bejeid^nei  9{ad^ 
IRabuIfS  2)ar{teaung  tt)Sren  fie  freilid^  el^er  9Rate- 
rialiften  )u  nennen,  benn  nad^  il^m  löugneten  fie 
unter  Ruberem  nid^t  nur  bie  l^eilige  DreieinigTeit, 
fonbem  aud^  bie  Ssiftenj  ®otteS  (omni  scientia 
et  sapientia  yacui  pemoscuntur,  cum  ne- 
gent  creaturamm  auctorem  universarum,  sc. 
Deum  p.  c.  X,  86),  femer  bie  grfd^affung  ber 
SJlaterie  unb  bie  eföige  Vergeltung.  3laä)  ber 
auSfül^rlid^em  2)arlegung  il^rer  fie^re  aber  in  ben 
Oesta  synodi  AureÜanensis  (I.  c.  X,  586  sqq.) 
merben  fie  mirflid^  unter  bie  gnoßif d^'manid^ötf  ^en 
@ecten  einjureil^en  fein.  2)anad^  unterfd^ieben  fie 
in  ber  l^eiligen  @d^rift  ben  bu^ftöblid^en  @inn, 
ber  nur  für  fleifd^Iid^e  SJtenfd^en  gilt  unb  leine 
aSal^rl^eit  entl^ölt,  unb  ein  tieferes  iBerftönbnig. 
ffiaS  über  grfd^affung  ber  SBelt,  ßl^rifti  Jung- 
fröulid^e  (Seburt,  Seiben,  Sob,  93egräbni6,  «uf- 
erftel^ung  in  ber  l^eiligen  ©d^rift  berid^tet  toirb,  fei 
^fabel.  2)ie  SSelt  fei  emig,  SSunber  feien  unmög- 
lid^.  Xaufe  unb  Sonfeaation  beS  ^riefterS  l^ötten 
leine  SBirfung,  bie  ^eißgenDerel^rung  fei  unnü^. 
SBal^re  ©ünbenDergebung  merbe  beim  Eintritt  in 
bie  @ecte  burd^  ^anbauflegung  ertl^eilt,  mli^t  gu* 
gleid^  ben  l^eiligen  ©eift  unb  mit  il^m  baS  iBer{tänb- 
ni^  ber  l^eiligen  @d^rift  Derlei^e.  3n  nSc^tUd^en 
Serf  ammlungen  follen  fie  Unjud^t  unb  93Iutf  d^anbe 
getrieben,  bie  fo  erjeugten  ftinber  oerbrannt  unb 
bie  Sfd^e  alS  l^immlifd^e  ©peife  gereid^t  b^^ben, 
bereu  ®enu|  SngelSerfd^einungen  unb  munber- 
baren  @d^u|;  ®otteS  gur  gfotge  ^ait  Q.  c.  X,  588). 
SBal^rfd^einlid^  finb  bieg  Sagen,  meld^  ftd^  unter 
bem  IBoHe  gebilbet  l^atten  unb  Don  bem  großen 


9bf d^eu  gegen  biefe  @ecte  )eugen.  Slnbere  Ond 
(Fragm.  bist  Frandae  L  c.  X,  212;  lEip 
Jo.  Floriaoensis  ib.  498)  nennen  nur  i^  3i 
lebren  gegen  bie  @acramente,  i^re  (Benngfc^ 
berSbe/  t^ren  Slbfd^  Dor  getmf[en6prifen,  Uec 
unrein  galten.  3)ie  (Sntbedung  ber  €ecte  erfoI| 
erft,  olS  fie  bereits  aud^  ^in  ben  ^t)in)en  A 
Kens''  (L  c.  X,  586)  fid^  auSjubreiten  fud^,  im 
ben  Stitter  unb  fpotem  SRönd^  Srefofl.  S)er  8 
plan  beSfelben  l^atte  in  Orleans  ber  €ecte  fu^  a 
gefd^Ioffen  unb  fud^te  aud^  feinen  fyxtn  für  M 
felbe  gu  gewinnen.  Srefaft  begab  ft$  in  bn  £( 
gu  ben  ^retifem  nad^  Orleans,  bod^  nur  gn 
@d^ein  als  bereu  @d^üler,  in  SBirOid^MI  o 
ffunbfd^af ter.  S)en  ^ergog  Slid^b  Don  ber  Sta 
manbie  unb  burd^  ii^n  ben  RM^  Stöbert  1^ 
fd^on  Dorl^er  benad^rid^tigt  unb  gur  UnterinrflAn 
ber  ^örefte  aufgef orbert.  S)erff5nig  berief  ein  €01 
eil  nad^  Orleans;  bie  ^äretifer  nmri>en  bei  eni 
il^rer  SSerfammlungen  Der^aftet  unb  bor  boS  Co» 
geführt,  anfangs  tDoBitn  fie  nid^t  gefiel^  1 
Sref  oft  il^nen  ibre  Sebren  DorbieU.  S)a  Sel^niag 
Derfud^e  nur  bei  gmeien,  einem  SIerifer  unb  du 
9{onne,  Srfolg  bitten,  fo  tt)urben  bie  ttebtig 
gum  @d^eiterbaufen  Derurtl^eilt  3m  Sertzoi 
auf  ttmnberbaren  göttlid^en  ^eiftanb  fielen  fie  f 
mutbig  unb  freubig  binben.  (Erß  in  ben  SUmm 
oerlieg  fie  ber  Slhitb,  als  eine  Stettung  nid^  im 
mbglid^  mar  (Bad.  Glaber,  1.  c.  X,  38).  I 
Zag  beS  SoncilS  mar  ber  28. 2)ecember  beS  9a 
res  1022  (Diploma  Bob.  regia,  L  e.  X,  60 
Ghron.  Antissiodor.,  ib.  271);  1017  in  tt^ 
rem  Xe^  beS  ©laber  i[t  ein  @d^reibfebler.  Hd 
ben  3ufammenbang  ber  @ecte  mit  anberen  gn 
ftifd^-manid^öif^en  @ecten  f.  ^ergenrötber,  fti 
d&engefd&id^te  ü,  3.  «ufl,  177  f.;  ^efele,  Con 
®efd&.  IV,  2.3luf!.,  674 ff.;  ffiöflinger,  SSeitrfi 
gur  Sectengefd^id^te  beS  !DlttteIaßerS  I,  SRinid^ 
1890,  51  ff.,  befonberS  62—65.  «eitere  paA 
ftantifd^e  Suctoren  begeid^en  bie  {)äretifer  M 
Orleans  alS  „gelöuterte  &bnften'';  SRoSbetai  fii 
in  ibnen  ^SW^ftif er " .  [Jhieller  8.  J.] 

^tnan  (1;-);)  fielet  in  ben  ^ralipomena  ke 
3Iten  XeftamentS  als  92ame  eines  SRanneS,  wi 
d^er  im  2.  93u(b  Samuels  Sreuna  {^i']'^)  W 
SS  mar  (nad^  2  ©am.  24,  23)  ber  fritberei» 
bufttif d^e  ff önig,  ber  bei  ber  (Eroberung  SiorA  ii 
bie  ®emeinbe  ber  SSraeliten  eingetreten  unb  bc^ 
megen  im  93eft^  feiner  liegenben  ®üter  beloffa 
morben  mar.  93on  ibm  ermarb  S)at)ib  baS  (Snob' 
ftüd(  auf  bem  SJtoria,  meld^eS  gum  9au))Ia|  fi 
ben  fünftigen  Xempel  beflimmt  mürbe  (1  ^ 
21, 15.  2  ?ßar.  3, 1).  [Äaulen.] 

0xofhiSy  lateinifd^er  JKrd^enfd^rift^ergn9( 
ginn  beS  5.  SabrbunbertS,  fommt  in  ben  filtePt 
Ouellen  nur  unter  biefem  einen  9{omen  Dor,  tiiiB 
renb  fd^on  in  SRanufcripten  unb  ©duften  o 
bem  8.  Sabrbunbert  ber  SBomame  $auInS  1« 
gutritt.  OroftuS  flammte  auS  Spanien  tmb  «1 
mabrfd^einlid^  gu  IBracara  in  ©aOöden  (9ca 
in  Portugal)  geboren.    9lod^  fung  cai  3dl^ 


OrofiuS. 


1086 


d^  f d^on  ^efter,  berlieg  er  auS  unbeTann* 
änben,  trfendd^t  auf  ber  glud^t  t)or  ben 
!en  (DgL  Oros.  Historiae  3,  20),  feine 

imb  lom  butd^  eine  Sügung  beg  ^im* 
Die  er  glaubte  (Oros.  Gommonit.  c.  1), 
»er  414  nad^  $i|)))0  gum  f/L  SluguftinuS. 
j^rtftlid^e  anfrage  in  betreff  bed  in  ©pa- 
nier nod^  f  orhDud^emben  $nSciIIianidmu8, 
Oroftui  414  unter  bem  Xitel  Gommoni- 
i  de  errore  PrisciUianiBtaruin  et  Ori- 
irum  an  SuguftinuS  rid^tete,  beantn)ortete 
mit  ber  Sb^nblung  Ad  Orosium  contra 
tianiBtafl  et  Origenistas.  fßon  Slfrifa 
Orofiud  fid^  nad^  ^alöftina,  ftanb  bem 
ron^muS  im  ffampfe  gegen  ben  $elagia- 

Sur  @eite  unb  geriet)^  boburd^  in  3toiftiQ- 
lit  SBifd^of  äol^nned  Don  Serufolem,  mU 
lagiuS  in  6d^u|  nal^m.  9luf  ber  fleinen 
t,  toeld^e  im  3uni  415  gu  3erufalem  in 

beS  ^lagianiSmuS  ftattfanb,  »ed^felten 
ted  mib  £5rofiuS  fd^arfe  SBorte  (Oros. 
3oL  c.  3 — 6).  ßinige  3rit  nat^l^er  mufete 
i  fid^  Don  3o^anne§  ^laSpl^emie  t)om)erf  en 
Koeil  er  gefagt  l^abe,  aud^  mit  ber  ©nabe 

fdnne  ber  SRenfd^  nid^t  ol^ne  @änbe  fein 
L  e.  c.  7).  OrofiuS  löugnete,  biefe  ^eu^e- 
;et]^  5U  l^aben,  unb  nal^m  nun  ^nla^, 
d^  feine  Snfd^auungen  aber  ©nabe  unb 
t  bargulegen  unb  mit  ber  IBertldeibtgung 
ire  9ugufiin8  eine  lebl^afte  Jhitil  be§  $e- 
8mu8  SU  t>erbinben.  2)iefe  Sd^rift,  Liber 
;eticu8  betitelt,  ift  gegen  (Snbe  beS  Sol^red 
rfa^  unb  an  bie  X$eilnel^mer  ber  ermöl^n* 
^be  }u  3(tufalem  (beatissimi  sacer- 
gerid^tet  Salb  nad^  Seröffentlid^ung  ber* 
)erlie^  OroftuS  baS  ^eilige  fianb,  um  über 
nad^  Spanien  l^eimgufebren.  Sr  lam  in* 
mr  bis  nad6  9Rinorca;  bie  Jhtnbe  Don  ben 
nien  ^errfd^enben  JhiegSminen  fd^redte  il^n 
unb  er  flüd^tete  nun  »ieber  nad^  Slfrila 
.uftinuS,  um  l^ier  417—418  fein  ^aupt- 
Historiarum  adversum  paganos  libri 
1,  )u  t>erfaf[en  ober  bod)  )u  ßnbe  ju  füllten. 
n  Derliert  fld^  feine  ©pur;  Seit  unb  Ort 
Zobed  finb  unbefannt.  3ene  Historiae 
it  ber  IBorrebe  auf  ^uff orberung  SluguftinS 
ttemommen  morben  unb  (teilen  gewiffer* 
eine  Srgängung  gu  SuguftinS  SSerf  De 
e  Dei  bar.  2)en  Su3gang§punft  be§  ge* 
n,  nad^  unb  nad&  (413—426)  entftanbcnen 
De  dvitate  Dei  bilbete  bie  93e!^auptung 
bot,  bie  Eroberung  StomS  burd^  9llari(| 
et  bem  Sl^riftentl^ume  gur  Safi  gu  legen,  in- 
iQdfelbe  burd^  Untergrabung  beS  $olQt^ei§- 
1 3om  jener  ®öttcr  ^erauSgcf orbert,  unter 
k^^  bie  emige  @tabt  ftd^  gur  Sßeltbe^err» 
emporgefc^mungen.  SBöl^renb  nun  Slugu* 
mit  ber  3urädfn)eifung  biefer  Auflage  nid^t 
n,  baS  innere  unb  bleibenbe  Ser^altni^ 
td^enti^um  unb  ^eibentbum  in^S  Suge 
ib,   Sergangenl^eit  unb  Subinft  über- 


fd^auenb,  eine  großartige  ^l^itofopl^ie  ber  ®e- 
fd^id^te  entroQt,  tt)ia  Oro^uS  ben  9Iad^mei8  liefern, 
baß,  ttrte  groß  aud^  bie  SSebrSngniffe  ber  @egen- 
ttart,  bie  @(|red(niffe  ber  lB5Ifertt)anberung  fein 
mögen,  {ebenfaflS  bie  Dord^ri|lid^e  SRenfd^l^ettnod^ 
Diel  mebr  Don  ffrieg ,  UnglüdC  unb  (Elenb  l^im- 
gefud^t  »orben  ifi  aI8  bie  d^riftUd^e  3eit.  S)er 
lluftrag  SuguftinS  lautete  nad^  Orofiud:  nt  ex 
Omnibus  qui  haberi  ad  praesens  possunt  histo- 
riarum atque  annalinm  fastis,  quaecumque 
aut  bellis  gravia  aut  corrupta  morbis  aut  fame 
tristia  . . .  per  transacta  retro  saecula  rep- 
perissem,  ordinato  breviter  voluminis  textu 
explicarem,  unb  baS  ßrgebniß  feiner  f$forf  d^ungen 
faßt  OroftuS  in  bie  Sßorte:  Nactus  sum  prae- 
teritos  dies  non  solmn  aeque  ut  hos  gra* 
veSy  verum  etiam  tanto  atrocius  miseros 
quanto  longius  a  remedio  verae  religionis 
alienos  (Hist,  Prol.).  S)en  nad^  bem  angeben* 
teten  @eftd^t3punfte  auSgewäl^Iten  Stoff  l^at  Oro- 
fiuS  gu  einem  Sbriß  ber  SBeltgefd^id^te  Don  9bam 
bis  in'd  3a]^r  417  Derarbeitet.  SllSOueaen  bien- 
ten  il^m  Domel^mlid^  bie  l^eilige  Sd^rift,  eine  9ln* 
gal^I  römifd^er  Mtoriler  unb  bie  ^Bearbeitung  ber 
(Sufebianifd^en  Sl^ronil  burd^  ^ieron^muS.  ^üx 
bie  @efd^id^te  ber  legten  Sal^rgel^te  (etnm  Dom 
Sal^e  378  an)  l^t  baS  SBerf  felbftänbigen  SBertl^. 
®er  @til  geigt  infolge  ber  Släd^tigfeit,  mit  tt)el* 
d^er  bie  Derf(|iebenen  SSorlagen  ausgebeutet  tt)ur* 
ben,  eine  große  Ungteid^^eit.  S)ie  eingeftreuten 
IBetrad^tungen  ftnb  ftarl  rbetorifd^  gefärbt.  Shn 
Snittelalter  erfreute  baS  SBer!  ftd^  eines  großen 
Slnfel^enS,  unb  bie  Saffi  ber  erhaltenen  ^anb- 
fd^riften  belöuft  fid^  auf  faft  200.  jfönig  91* 
freb  ber  ®roße  (gcft.  901)  fertigte  eine  freie 
angelfärf)fifd^e  Ueberfcjung  an.  —  Ueber  bie  älte- 
ren ausgaben  ber  genannten  @d^riften  berid^tet 
Schoenemann,  Bibl.  hist-lit.  Patr.  lat.  11 
Lipsiae  1794, 486  sqq.  SWigne  (PP.  lat.  XXXI, 
663—1212)  ^at  bie  Historiae  unb  beuLiberapo- 
logeticus  ber  3lüSg.  @.  ^uDerfampS,  Seiben  1738 
(1767),  entnommen;  baS  bei  ^oDerlamp  feblenbe 
Commonitorium  gibt  SWigne  G-  c  1211—1216) 
nad^Gallandi,  Bibl.  vet.  Patr.  IX,  Venet.  1773. 
174—175,  unb  no(^  einmal  (XLII,  665  ad 
670)  nad^  ber  !Dlauriner-%uSgabe  ber  ^erfe  Su- 
guftinS.  Sine  neue  SluSgabe  ber  Historiae  unb 
beS  Liber  apologeticus  lieferte  S.  3angemeif!er 
(SBien  1882  [Corpus  scriptt.  eccles.  lat.  Y]). 
Sine  Heinere  Ausgabe  ber  Historiae  Don  Sauge* 
meifter  erfd^ien  1889  gu  Seipgig  (Bibl.  Teubne- 
riana).  Z)aS  Commonitorium  finbet  ftd^  in 
neuer  SesteSrecenfton  bei  G.  Schepss,  Priscil- 
liani  quae  supersunt,  Vindob.  1889  (Corpus 
scriptt.  eccles.  lat.  XVIII),  149—157.  m» 
frebS  angelföc^fifc^e  Ueberfe^ung  ber  Historiae 
mürbe  guiejt  Don  f>.  Smeet  (Sonbon  1883)  l^er* 
ausgegeben  (Dgl.  aud^  ^.  @d^illing,  ffönig  ^el* 
freb'S  angelfäd^ftfd^eSearbeitung  berffieltgefd^idjte 
beS  OroftuS,  ^atte  a./®.  1886  [3naug.*®iff.]). 
Ueber  einen  nod^  ungebrudCten  IBrief  OrofiuS'  an 


1087  Otpl^ant  —  Ortenburg.  108) 

9(ugufKnuS  f.  91.  ©oülbaäitr,  in  ber  3eitfd^t.  für  teintfd^et  ober  italtenifd^er  Bptai^  a(gefa|ie  fffa 

bie  öftemid^.  ©^mnarten  XXXIV  (1883),  104,  logtjd^e  Slbl^onblungen  unb  eontroDeidfd^ftai 

SInm.  1;  ©.  93äumet  im  Sit.  ^anbm.  1890,  59.  Don  benen  bie  bemerfenSmertl^eflen  fmb:  Disi 

(Sgl.  nod^  Th.  de  Moemer,  De  Orosii  vita  apologetica  pro  SS.  Perpetaae,  Felicitatiso 

ejusque  historiarum  libris  VII  adversus  pa-  sociorum  martyr.  orthodoxia,  Moreni.  1728 

ganos,  Berolini  1844  [Diss.];  M^jean,  Paul  Dissertatio  de  invocatione  S.  SpiritoB  in  Vt 

Orose  et  son  apolog^tique  contre  les  palens,  turgiis  graec.  et  Orient.,  Mediolan.  1731;  1k 

Strasbourg  1862  [These];  S.  fandet,  S3or*  baptismo  in  nomine  Jesu.  ib.  1733,  unb  Vii^ 

arbeiten  ^ur  lotein.  Sprod^gefc^.,  l^erouSgeg.  Don  diciae  bQ}u,  Florentiae  1735;  De  irrefoinia^ 

^.  9tönf4  Berlin  1884,  mt^.  3,  24—53:  De  biU  Rom.  Pontificis  in  definiendis  fidei  tmt 

latinitate  Orosii ;  Dgl.  ebb.  101 — 102.   Sbert«  troversiis  judicio  adversus  quartam  (3« 

Mg.®e|(i^.b.Siter.be39J2itteIaIter8im^benbIanbe  Oallicani  propositionem  a  . . .  Bossueto . ., 

1, 2.  ?lup.,  Seipj.  1889, 337  ff.)    [öarbenl^ewer.]  propugnatam,  Rom.  1739,  2  tom.,  for^^ 

dtpfiaiti,  f.  ^uftten  VI,  491  ff.  in  ber  @d^rif t :  De  Rom.  Pontificis  in  Synodoi 

Orpiianotrophia(SBQifen^öufer),f.ßr*  oecumenicas  et  earum  canones  potesiiia 

jiel^ungSonftalten  lY,  882  f.  Rom.  1740;  Della  origine  del  dominioedelli 

^rfl  (Ursius),  äofep]^  9(ugufiin,  0.  Pr.,  sovranitäde'RomaniPonteficisopraglisteti 

Sarbinal,  ift  befonberS  befonnt  gemorben  burd^  bie  loro  temporalmente  soggetti,  Rom.  1742  n.  § 

^bfoffung  einer  großartig  angelegten  ffird^enge«  SBeitere  @d^riften  f.  bei  Hurter,  Nomencli^ 

fd^id^te.  burd^  mel^e  er  ben  tdngriffen  beS  frangöft-  lit.  II,  2.  ed.  Oeniponte  1893, 1436  sqq.  (Sgl 

jd^en  Aird^enldiftorilerS  ^twct)  (f.  b.  %rt.)  gu  be*  Fabroni,  Vitae  Italorumetc.  XI,  Pisae  1^ 

gegnen  fud^te.  Sr  toax  geboren  gu  gfloreng  im  3.  6  sqq. ;  Moroni,  Diz.  XLIX,  144  sg.;  Hmta 

1692,  ma^te  feine  erften  @tublen  bei  ben  3efut-  1.  c.  1434  sqq.)  [@^bL] 

ten,  trat  bann  aber  }u  t^iefote  in  ben  2)ominicaner-      ^rflefltts  (Apafotoc),  b.  1^1.,  mar  ber  9^ 

orben  ein  unb  marb  Beßrer  ber  ^l^tlofopl^ie  unb  folger  be§  l^L  ^ad^omiuS  (f.  b.  9rt.)  gu  Xabetin 

Xl^eologie  im  ffloßer  @t.  SRarcuS  gu  f^floreng.  3n*  in  ^eg^pten  unb  eng  befreunbet  mit  bem  l^L  X^ 

folge  bed  Stufet,  ben  er  ftd^  burd^  feine  93or(efun-  bor,  gu  beffen  ©unften  er  f ogar  bie  SSorfte^eriDäcbi 

gen  unb  einige  tl^eologifd^-fritifd^e  @d^riften  er*  nieberlegte.  Srft  nad^  bem  Zobe  beSfelben  (9^; 

toarb,  gog  il^n  ber  Sarbinal  3lm  (Sorfini,  ein  Dgl.  Amelineau,  Monuments  pour  servir  i 

92effe  SIemenr  Xn.,  1732  nad^  Stom,  ido  er  l'hist.  de  l'jiigypte  chr^tauIY«  siäcleiffirt. 

niegen  feiner  ©elel^rfamleit  unb  feiner  unter  ben  de  S.  Pakhöme  et  de  ses  communaat^  h 

bamaligen  S^itDerl^öItniffen  boppelt  fd^ö^enSmer«  ben  Annales  du  Mus^e  Guimet  XVII,  Paris 

tl^en  Sn^önglid^feit  an  ben  römifd^en  Stul^I  batb  1889,  p.  LXXXV  ss.)  übemal^m  er  baS  ünt 

SJtitglieb  mehrerer  Kongregationen,  @ecretör  ber  mteber  auf  bitten  be3  ^t.  Sltl^anafiuS.  Orjtefiiil 

Sitbe^congregation  unb  1749  magister  saeri  gilt  gteid^  Xl^eobor  alS  SRitarbeiter  an  ber  Xegd 

palatii  mürbe.   SIemenS  Xni.  beehrte  il^n  am  be§]^I.$ad^omiu§(f.b.9lrt.OrbenSregeI,0b.999): 

24.  September  1759  mit  bem  ^urpur;  bod^  aud^  l^tnterlie^  er  bei  feinem  Xobe  (um  380)  mii 

brad^tebiefeSSürbemeber  in  feiner  gurüdfgegogenen  bem  Sertd^te  beS  ©ennabiuS  (De  vir.  ülustr. 

ficbenSmeife  nod^  in  feinem  Sifer  für  miffenf^aft-  c.  9,  bei  Migne,  PP.  lat.  LVni,  1065)  glewj« 

lid^e  Stubien  eine  Slcnberung  ^ertjor.  6r  ftarb  gu  fam  al§  Seftament  für  feine  2Rönd^e  ein  aScetiJdji 

Dtom  ben  13.  3uni  1761.  —  S5on  feiner  ff ird^en«  9Berf,  in  meld^em  er  faft  ben  gangen  Sn^bet 

gefd^id^te  (Istoria  ecclesiastica)  erfd^ien  ber  erfte  l^eiligen  @d^rift  auf  baS  Wönd^Ieben  praltiji^  an« 

iBanbgu9toml747,ber20.im2:obe§la]^reOrft§.  menbete.  SS  ift  bieg  mol^I  bie  Doctrina  de  in- 

S)en  21.,  ber  nod^  tl^etlmetfe  Don  feiner  ^anb  l^er-  stitutione  monachorum,  meldte  urfprünglid^  ii 

rül^rte,  gab  fein  {{freunb  Sottari  1762  gugleid^  foptifd^er  @prad^e  abgefaßt,  bann  in'S  ©rie^iHe 

mit  einer  Sobrebe  auf  ben  Serfafjer  l^erauS.  9Ran  unb  burd^  ^ieron^muS  in'8  fiateinifd^  übajelt 

rü^mt  an  bem  SBerfe,  meld^ed  nur  bi§  gum  3.  600  morb.   ^m  ber  le^te  3:e2;t  ifi  erhalten  (MigD^ 

reid^t,  Stil,  ffrittf  unb  ©elel^rfamfeit,  meniger  PP.lat.Cm,453sqq.,unbnodJmal8PP.gr.XL, 

aber  Originalitöt.  (Sine  gortfe^ung  beSfelben  gab  870  sqq.,  mo  aud^  [895  sqq.]  eine  anbere  Sd^ 

ber  2)ominicaner  ^l^ilipp  SlngeluS  Secd^etti  (geb.  be§  Orfteftu3  [De  sex  cogitationibus  Sanoto* 

1743,  gefi.  1814  at§  IBifd^of  Don  $iet)e)  unter  mm]  abgebrudt  ift ;  boc^  nimmt  €at>e  [Scripti 

bem  Xitel  Continuazione  etc.  dal  sec.  YII  della  eccl.  bist.  lit.  I,  Basil.  1741,  209]  mit  Snbatt 

chiesaalsec.XIV,Romal770— 1788,17yoll.,  al§  mal^rfd^einlid^en  Serfaffer  beS  Ie|tgenaindti 

unb  Istoria  degli  Ultimi  quattro  secoli  della  SBerfeS  einen  iüngem  ^bt  OreftuS  an).   (SgL 

chiesa,  Roma  1788—1797,  11  voll.    S)iefe  Act.  SS.  BolL,  Jun.  II,  1054  sqq.;  Oeflüer, 

49  S3dnbe  reid^en  bi§  gum  3. 1587.  93on  bem  Eisigen. des autsacres IV,  n. ^.  Par.  1860f 

SDBerfe  gibt  eS  mel^rere  Jleubrurfe  (gu  9lom  1749  235  ss. ;  Chevalier,  Röp.  s.  v.)    [9L  gffer.] 
bis  1763,  21  93be.;  gu  Senebig  1822  [mit  ben      ©rfe,  1^1.,  f.  fflhrienmanfal^rtSorte  unb  SB* 

gortfefeungen],  42  93be. ;  gu  SRom  1838, 50  Sbe.)  fa^rt. 

unb  ueberfe^ungen  in  Derfd^iebenen  @prad^en.      ^ttentitrg,  äoad^im,  ®raf  Don,  M 

9(ugerbem  l^at  man  Don  Orfi  nod^  mel^rere  in  la*  f^aupt  ber  bem  Sutl^ertl^um  günftigen  bo^rif^ 


»89 


Ortenburg. 


1090 


Migtn  hl  ber  JRxttt  beS  16.  Sol^r^unbertd^  voai 
Borra  am  6.  September  1530.  Sr  modele  on 
X  f)o4f4nIe  gn  Sngolflabt  feine  erften  Shibien, 
ng  1545  imcb  dtoUen^  lehrte  1551  naö)  htm 
tit  feinet  SaterS  in  bie  f^eimot  ^urüd  unb 
benui^m,  erfl  21  Sollte  alt  bie  ^errfd^aft  über 
öS  CTtenbin:gif(]^e  ®ebiet.  @(]^on  fein  fßattt 
Dca  mit  ben  ba^rifci^  |^ergogen  in  Streit  ge* 
nf^  tnbem  biefe  bad  wä^i,  Steuern  für  bie 
Siaffd^ft  au8}uf<9reiben,  mtb  ein  gemiffeS  9uf" 
(^^Arei^t  beanfprud^ten,  mdl^renb  bie  Orten« 
tnger  bie  Slei^unmittelbarfeit  \^xt9  ©ebieted 
^oipteten.  Sei  Streit  nmrbe  Derfd^örft,  als 
m{  3ood^  im  3. 1563  an  bie  Spi^e  eines 
9nM  Don  baqrifd^  Sbeligen  (Waslroin, 
Siqierg,  Saimingen,  SdC,  Seäoltsborf,  $Qum- 

Cer,  9v5fd^I,  ^(!^ot)en  u.  9.)  trat,  beffen 
[  bie  Sinffil^nmg  ber  (utj^erifd^en  Sieligion  in 
9afaa  toar.  Sr  felbft  berief  oen  abgefallenen 
SnmcikanerpoterSöIefiin,  metd^er  am  17.0ctober 
1568  bm  erften  öffentlid^en  protefiantif  d^en  ®  otteS- 
Umß  in  Ortenburg  l^ielt.  9m  25.  October  er* 
fi)im  ein  ßbict,  laut  beffen  in  ber  ganjen  ®raf- 
Ho|i  bie  alte  fatl^olifd^e  Steligion  abgetl^an  unb 
«ii|ig  Me  augSburgifdge  Sonf  ef  fion  anerfannt  fein 
'0L  Sugleid^  erlieg  er  an  feinen  ©efinnungS- 
gcaofjm  aSoIf  Sietrid^  Don  9Rastrain  bie  Suf- 
foibmmg,  benfelben  Sd^ritt  )u  tl^un.  2)urd^  f old^ed 
Segtimen  murine  bie  fionbeSl^ol^eit  beS  ^erjogS  unb 
bcctugSburger  KeligionSfriebe  Derle^t;  uberbieg 
lief  baS  8oß  ouS  ben  umliegenben  ba^rifd^en  ®e- 
Mte  ben  lutl^ifd^  $rebigem  gu,  fo  bag  $er* 
n  Ubred^t  V.  Don  Sägern  fid^  Veranlagt  fal^^ 
angifd^  eil^ufd^reiten  unb  ben  ®rafen  Soad^im 
ttie  {innen  Setter  Ulrid^  gur  SSerantmortung  nad^ 
Stünden  oorgulaben.  Sie  erfd^ienen  aber  erft  auf 
Ue  ^locite  Sitation  am  16.  !ßot)ember.  W&  gegen 
jie  boS  Serfal^ren  megen  gemalttl^tiger  SteligionS* 
Ksenrng  eröpet  mürbe,  berief  fidd  3oad^im  auf 
Ue  9tei^unmittelbar!eit  feined  ®ebieteS ;  biefe 
ofmmte  jebod^  ber  f^ergog  nid^t  an,  meil  l^ierüber 
no4  ber  ^rogeg  Dor  bem  SReid^Iammergerid^t 
\ifakbit.  Sie  ®rafen  mürben  am  7.  Secember 
»it  ber  SBeifung  entlaffen,  ^bie  Sräbicanten  ab- 
{Bf^Q^en  unb  ben  fat^olif^en  Glauben  mieber 
fl^^ten".  WS  3oac^im  fid^  l^ieran  nid^t  feierte, 
K^ber  ^ergog  bie  @raffd^ft  burd^  einen  SRilitör« 
twiwi  abfpenen^  um  ben  Sulauf  feiner  Unter- 
|)Qnm  in  bad  Ortenburger  @ebiet  unb  bie  lieber« 
i^Nemmung  ber  ba^rifd^enOrtfd^aften  mit  lutl^e« 
ctKra  Xractätd^en  gu  Derl^inbem.  S)a  aber  bie 
Wicanten  jejt  nod^  aggreffiöer  öorgingen.  Der« 
Kobigte  ber  ^ergog  ben  ffaifer  Don  ber  Sad^lage 
Vib  iKm  feinem  SSorl^aben,  lieg  feine  Xruppen  am 
25.  gfebruar  1564  in  Ortenburg  einrüdfen,  bie 
^Äbifonten  feflnel^men  unb,  nad^bem  flc  Urfel^be 
>WiDoren  l^atten,  über  bie  S)onau  auf  öfterrcirf)i- 
M  ®ebiet  bringen.  3oad^im  erl^ob  nun  fttage 
Jj8ni2anb-  unb  SfteligionSfriebenSbrud^eS  bei  ben 
^nji^en  StöiAen  unb ,  atö  er  Don  biefen  ab- 
WAfen  mürbe,  bei  ber  SSerfammlung  ber  Keid^S« 

Wrtalctifon.  IX.  2.  8nf[. 


ftänbe  )u  SBormd.  Siefe  brad^ten  bie  Sad^e  ott 
ben  ffaifer.  Srbittert  über  biefen  Sd^ritt  eines 
Untertl^anen,  dtirte  ber  ßerjog  il^n  mieber  nad^ 
anünd^en.  2)er  ®raf  erf^ien  nid^t ;  beg^alb  He| 
ber  $)er)og  ade  93efi|ungen  unb  Sinfflnfte  beS« 
felben  fequefhriren.  Sei  ber  93ef e|ung  beS  Sd^IoffeS 
SRattigl^ofen  fiel  i^m  ber  gange  93riefmed^fel  oeS 
®raf en  mit  bem  il^m  gleid^gefinnten  bai^rifd^en  unb 
auSIönbifd^en  Sbel  in  bie  ^önbe.  9uS  bemfelben 
fonnte  ber  dergog  erfennen,  meffen  er  fid^  Don  [ei- 
nem lanbfäffigen  Sbel  unter  bem  Sedbnantel  ber 
Sieligion  gu  Derfel^en  l^obe.  2)ie  ^Briefe  maren  be« 
fonberS  in  politifd^er  Segiel^ung  ftarf  compromit« 
tirenb,  fo  bog  ber  $)ergog  fid^  Deranlagt  fal^^  9n« 
fangS  3uni  1564  bie  ^ngelegenl^eit  einem  ouS 
51  SRitgliebem  beftel^enben  augerorbentlid^en  ®e« 
rid^tSl^of  Dorgulegen.  Ser  ®eri^t8befd^Iug  lautete. 
eS  fei  ®runb  gur  jflage  auf  ^od^Derratl^  Dor^on« 
ben ;  bod^  empfahl  man  bie  Sd^ulbigen  ber  ®nabe 
beS  ^ergogS.  Siefer  lieg  oud^  ®nabe  malten  unb 
begnügte  fid^,  bie  Singeinen  nad^  geleifleter  ab- 
bitte mit  geringer  Strafe  gu  belegen.  „if)xtt  ®e- 
miffen  l^alber  f oQten  alle  unbefd^mert  bleiben,  biefe 
Sfreil^eit  aber  nid^t  gu  9(bfaD  unb  Sergemig  fiir 
fianb  unb  Seute  beS  ^ergogS  migbraud^en."  Wüi 
bem  Ortenburger  lam  eS  unter  Vermittlung  beS 
ffaiferS  erft  im  gfebruar  1565  begm.  am  10. 9Rat 
1566  gum  9(u8gleid^,  inbem  ber  ®raf  erflörte,  er 
l^obe  meber  Sonfpiration  nod^  Siebellion  ober  Se- 
bition  beabfid^tigt;  l^ierouf  mürben  il^m  feine  ®üter 
gurüdgegeben  unb  i^m  unb  feinen  Itntertl^anen 
unDerme|rt  gelaffen,  fid^  gu  ber  neuen  Seigre  gu 
befennen.  Z)od^  f oÖte  bis  gur  (Entfd^eibung  über 
bie  Keid^Sunmittelbarf eit  ber  ®raf  f  d^aft  lutl^erif  d^er 
®otteSbien|l  nur  in  ber  Sd^IogTapeÜe  gel^alten 
werben  bürfen.  ®ie  9lnerfennung  ber  Sleid^S« 
unmittelbarfeit  mürbe  burd^  Urtl^eil  beS  ffommer« 
gerid^tS  Dom  4.  9Rärg  1573  auSgefprod^en.  9lun 
bel^nten  aber  ®raf  Soad^im  unb  fein  Sruber  UI« 
rid^  i^re  SieformationSbeftrebungen  auf  il^re  in 
Sägern  gelegenen  lanbföf^gen  ®üter  ouS,  unb  eS 
gab  neue  Streitigleiten  unb  beiberfeitige  SppeDatio- 
nen  an  ben  ffaifer;  biefelben  bauerten  nod^  unter 
ber  Slegierung  beS  feeqogS  SBül^elm  (feit  1579) 
fort.  3m  Swcifel,  ob  er  fiegen  merbe,  bot  einmal 
®raf  Soad^im  bem  C^ergog  feine  Sefl^ungen  um 
bie  Summe  Don  520  000  ®ulben  gum  ffauf  an 
mit  ber  IBebingung,  bag  bie  ortenburgifd^en  Unter« 
tl^anen,  meldte  nid^t  gur  ffird^egurüdf  feieren  moQten, 
mit  §ab  unb  ®ut  auSmanbem  bürf ten.  ®ie  Untcr- 
l^anblungen  ^erfd^lugen  fid^,  unb  eS  erfolgten  neue 
ffienffd^riften  unb  ^Protejte  begüglid^  ber  Sanbfaffen« 
eigenfd^aft  ber  Ortenburger.  Soad^im  erlebte  ben 
Ausgang  beS  Streites  nid^t.  Sr  ftarb  gu  Anfang 
beS  Sal^rcS  1600  in  9iümberg;  feine  Scid&c  tt)urbe 
nad^  Ortenburg  gebrad^t.  Obfd^on  er  fein  Seben 
lang  in  Streitigfeiten  Dermidtelt  mar,  betrieb  er 
eifrig  geleierte  Stubien  unb  unterl^ielt  einen  leb« 
l^aften  93rieftt)ed^fel  mit  bem  .^falggrafcn  3o« 
l^annl.  Don  3*Deibrüden  (genannt  ber  ©encalogifl) 
über  miffenf ^af tlid^e  fragen.  SßiguIeuS  ^unb  gu 


1091 


Drtl^obojie  —  Orbal 


109 


@uI|enmod  rül^mt  in  feinem  „Sa^rif (^  ©tanunen- 
»uC  Ongolfiabt  1685),  baß  er  bent  ©rafen 
äood^im  Diele  ^uffd^Iüffe  üBer  bie  bQQrifd^en  ®e- 
fd^Ied^ter  üerbanfe.  (Sgl.  ^ufd^berg,  ©efd^id^te 
bed  ]^er)ogI.  unb  gröff.  ©efammtl^aufeS  Ortenbutg, 
©ul^bad^  1828  f^eiflel,  in  ber  Mqtxxi.  beutf(]^en 
Siügrop^ie  XXIV;  438  ff.;  Änöpfler,  ©ieffeld&. 
beioeöunfl  in  SSa^em  unter  C^erjog  9llbred^t  V., 
5Wünd^n  1891, 151  ff.)  [SBeberJ 

^ri^obOilU,  Qfefi  ber  (iravi^roptc t^c  öpftoSo- 

lloL^X  ^(tgt  in  ber  gried^ifd^en  Kird^  eine  Srin* 
nerungSf  eier  an  bie  erd)gältige  93eenbigung  bed  f og. 
»ilberjheiteS  (f.  b.  9trt.  H,  825).  ©a§  gfeft  toirb 
jöl^rlid^  am  erften  {$fa[tenfonntage  (nod^  gried^ifd^er 
3ä]^Iung)  begangen  unb  l^at  ein  eigenes  Officium. 
Sehn  ^Beginne  bedf  elben  in  ber  92ad^t  toirb  ein  ^Qm* 
nuS  auf  bie  Silber  gefungen,  toeld^en  ber  Sonf effor 
3:i(ieo))^ane§  Don  3erufalem  »erfaßt  l^at;  bann  loirb 
eine  Segenbe  t>erlefen  über  bie  ©ef^i^te  ber  Silber* 
Verfolgung.  SmTOorgen  beö  Softes  finbet  eine  feicr- 
lid^e  $roceffion  ftatt,  bei  meld^er  ba§  toal^re  ftreus 
oorangetragen,  l^eilige  Silber  l^erumgefül^rt  unb 
^pmnen  gu  ll^rer  ßl^re  gefungen  toerben.  —  ffiiefem 
iöl^rlid^en  tiefte  unb  ber  Sermebung  beS  Silber- 
cuIteS  mit  ber  Siturgie  ift  eS  gu^ufd^reiben,  ba^ 
feit  bem  ^af^xt  842  ber  Silberftreit  in  ber  gried^i- 
fd^en  jHrc^e  enbgültig  abgetl^an  »ar.  (Sgl.  Leo 
AUatiuB,  De  dominicis  ethebdom.  Graec.  [Ap- 
pendix gu  De  eccL  Occid.  et  Orient,  perp. 
consensu,  Colon.  1648, 1400 sqq.];  Gombefis, 
Bibl.  Oraec.  PP.  auctar.  novissimumll  [Hist. 
haer.  Monothel.],  Paris.  1648,  716 sqq.;  Ba- 
ron., Annal.  ad  a.  842,  n.  27  sqq.;  SEßal^,  @nt» 
murf  einer  DoUftänbigen  ^iftorie  ber  Jle^ereien  X, 
Sei})».  1782,  799 ff.;  [Siib.]  Sl^eol. Ouartalfdftr. 
1846, 424;  Daniel,  Cod.  Uturg.  IV,  1,  Lipsiae 
1853, 216  sq. ;  Nilles,  Kai.  manuale  utriusque 
eccl.  11,  Oenip.  1881,  100  sqq.)      [SRarj.] 

0tf fU(,  0trttie6en(et,  f.  Srüber  unb  @d^n)e- 
ftem  be«  frrien  ©eifteS  U,  1341  f. 

^tfitiit,  f.  ©raHuS. 

^wat  (Aurea  Vallis),  berül^mte  mittelalter* 
lid^e  Slbtei  im  @üben  ber  belgifd^en  ^roüinj  Supern« 
bürg,  l^art  an  ber  frangöfif d^en  ®renje.  3^re  ® rün» 
bung  DoDgog  fid^  in  brei  Derfd^iebenen  S^xiah' 
fd^nitten.  3m  3. 1070  famen  Senebictiner  au8 
Salabrien  in  bie  ©egenb,  um  ber  @röfxn  9)}atl^ilbe 
Don  Sl^inQ  ben  fieib  i^red  ©emal^IS,  ^moul  oon 
®ranf on,  ber  im  ftam^jf e  gef aflen,  ju  überbringen, 
©ein  9lad^f o(ger  amoul  bejw.  Smulf  n.,  fünfter 
®raf  t)on  Sl^in^,  beföog  bie  OrbenSIeute,  im  fianbe 
gu  bleiben,  unb  übenoieS  il^nen  ba§  nod^  unh)irt]^- 
lid^e  Sl^al  jur  9WeberIaffung.  gfrcilid^  tonnte  er, 
ba  er  felber  Sel^enSmann  loar,  ®runb  unb  Soben 
t)orerft  nur  gur  9ht|nieBung  l^ergeben;  aüein  fd^on 
1077  übertoieS  ferne  ScbenSI&crrin  SRat^ilbe  öon 
2:o3cana,  bie  SBittme  ®oüfriebd  be§  Sudligen, 
§ei^og8  Don  Sot^ringen,  ber  Stiftung  baS  Seitens» 
qut  gu  unbefd^ränftem  (Sigent^um  unb  ftattete  bie 
iunge  Sufteblung  mit  mannigfad^en  Sorred^ten 
unb  SBol^Itl^aten  au§.  3bt  5Rame  ift  benn  aud&  in 


ben  analen  ber  ^tei  ^od^gef  eiert,  unb  bie  Segenl 
tt)ei^  Don  perfönlid^en  Sefud^  im  fflofier,  t» 
Serluft  unb  äBiebergetoinn  eined  wtf^oUmKi 
ged,  t)on  il^rer  £rauer  um  ben  jiäl^enSerlufi  eim 
Söl^nd^enS,  baS  im  Sife  ber  @emot)8  k»erunglft 
fei,  unb  t)on  il^rem  Stctgüdfen  über  baS  «.golbei 
iiaV,  ba§  ber  Sbtei  i^ren  9lamen  gelie]^(0) 
DqI  =  Val  d'or),  gu  ergäblen.  S)ie  nud^teme  Ä 
d^d^tSforfd^ung  vermag  Don  aOebem  tiid^tSgubi 
Mgen :  ed  ift  nid^t  belannt,  bag  aRotl^Ube  ätoHe 
über^ouptDerloffen  oberieftinber  g^btl^obe.  SU 
leidet  liegt  eine  Sermed^Slungmit  j[ener  anbemSRt 
t^ilbeDonSl^in^Dor.  9bfoIutfid^erif}iebenfan8,ba 
ni^t  ber  92ame  OrDal  au3  Aurea  Vidlis  entfianbc 
ift,  fonbem  umgefel^rt  bad  urfprünglid^,  bem  er^c 
Sefianbtl^eile  nad^  t)ermut!^Iid^  germonifd^  Onx 
nad^mittelalterlid^emftugerlid^enSraufJ^  erßtfinf 
lid^  ins  lat.  Aurea  Vallis  umgepr&gt  iß.  9x&  m 
belannten  ®rünben  Derlie^en  bie  erften  SnfieUi 
nad^  etma  80  3obren  ben  Ort  i^red  SM^  um 
ber,  unb  an  ü^re  ©teQe  berief  bann  Sntulffi  &^ 
Otto  im  (Sinoerfiänbni^  mit  Sruno,  dä^fd^ 
DonZrier,  lllOVuguftiner^Sl^orl^errenaudtrii 
(bie  3^ugniffe  gelten  ](|ier  oDerbingd  ouS  einanbec 
bie  eS  aber  nod^  meit  meniger  lange  auSl^ietten.  S 
bat  enblid^  Otto'S  Sol^n,  ®rof  albert,  bun^  fein 
l^od^angefel^enen  Onfel  iObtton,  Sifd^of  Don  Sei 
bun,  ben  ^I.  Sernl^arb  Don  SlairDous  um  etm( 
Don  il^m  l^erangebilbete  SRönd^e,  unb  loenige  ta{ 
barauf  fd^on  fd^idtte  biefer  fteben  Sngel^önge  bi 
fflofterd  Xroig'^ontained,  an  xf)xtx&p\^  ben2)o] 
Sonftantin,  ben  erften  ber  51  ober  52  €iftercienfei 
ähtt,  bie  Oroal  gel^abt  l^at.  9m  9.  SRä^  (noi 
anberer  Angabe  erft  am  7. 3uni)  1131  langte  b 
neue  @d^aar  in  OrDal  an,  unb  ber  enbgültig  g( 
grünbeten  9btei  beftötigte  10  3a^re  fpöter  etil 
SulIe  3nnocens'  H.  Dom  12.  «pril  1141  alle  üß 
^tä^it  unb  ®äter.  yiux  erft  langfam  l^ob  fid^  be 
SQSol^lfianb  ber  fleißigen,  immer  me^r  gef^ö)!« 
OrbenSleute.  2)efto  großem  Steid^t^um  ixadß 
fpötere  3abr]^unberte,  unb  um  1750  fUmb  bieUtei 
auf  ber  ^bi^t  x^xtx  ^Jlac^t.  !Rid^t  meniger  aS 
300  ©tobte,  S)örfer,  SBeüer  unb  §öfe  tonnte  p« 
ba  ibr  eigen  nennen;  il^r  Sinfommen  übnpiq) 
1 200  000  SiDreS ;  alle  ff ünfie,  aQe  Steige  ber 
3nbuftrie  ftanben  bei  il^r  in  Slüte.  Sber  Ui/a^ 
nenb  ift  e§,  mie  bie  SRbnd^e  gu  OrDal  jebei^eit  is 
il^rer  armen  mie  in  il^rer  reid^en  $eriobe,  ber  gdl^ 
ten  Sinfad^b^it  ftd^  befleißigten  unb  ^Don  So)iibi 
unb  ®emüfe''  (Ghapeavüle,  Gesta  pontifieoi 
n,  Leodii  1613,  270)  fid^  ju  no^ren  fort- 
ful^rcn.  —  S)cr  ®runb  gu  ffird^e  unb  Älofter  ttoA 
fd^on  Don  ben  ölteften  Senebictinem  gelegt;  oi 
30.  ©eptember  1124  tonnte  bie  3Bei]^  ber  erjtai 
ftattfinbcn.  ©päter  Dergrößerten  bie  6ifiercien|t 
Don  3abi^^unbert  gu  3a^r]^unbert  i^re  Sauten,  Ü 
1637  burd^  bie  Gruppen  bed  aOtarfd^aDS  Don(E^ 
tiHon  ein  Zl^eil  ber  Anlagen  jerftbrt  loorb.  SIn 
erlaubte  ber  große  SBoblftanb  eS,  1738—175 
ein  neues  prad^tDoUeS  fflofter  unb  1768—177 
nad^  planen  unb  unter  Seitung  bed  Saumeifie: 


093 


OrDal. 


1094 


tktDt^  eine  neut  Rxxd^t  gu  bauen ;  über  biefe  Sau- 
en tonnte  9bt  ^eaer  1787  fogen:  „2)ie  alten 
Basten  &^In  einer  @tabt,  bie  neuen  dner  fönig* 
iifyn  Steftbeng.  Obuiol^I  nod^  nic^t  abgefd^Iofjen, 
n^]^  man  Ini^i,  ha^  bie|  bie  befte  Slbtei  ber  3BeIt 
tDiiben  nnrb/  SOIein  bad  l^errlid^e  Sautoerl  h)or 
bejUmmt  fci^on  1798  einer  gerabegu  fanatifd^en 
Snt^  plünbembet  unb  fengenber  SteDoIutionS- 
teaben  sum  Opfer  )u  faUen.    3m  3uni  1798 
bmsg  eine  IBrigobe  befi  (SeneralS  Soifon,  ein  S^eit 
bei  Srmce,  toäfy  Samot  unter  93eauregarb  ben 
Ocperreitfiem  entgegenfanbte,  in  Su^emburg  ein. 
9bi  mit  Wa^  gelang  ed  ben  SOtönc^en.  f^d^  f eiber 
iiTttten  unb  einige  wenige  Qtndt,  barunter  be- 
hka  Xl^ile  il^  ttertJ^DoÜen  lBibIiot]|et  in 
Siqmforg  )u  bergen.  S)ie  fpärlid^en  krümmer 
bec  bem^mten  Sbtei,  Dor  allem  Stefte  ber  oller« 
älicßenSiebfrauenfird^e  t)on  1124,  bie  imreinfien 
asb  ebelfien  UebergangSftil  aufgefül^rt  unb  bereu 
84tf|  nod^  im  16.  ^al^rl^unbert  erneuert  tDorben 
m,  jmb  IM  im  9eft|e  eined  ber  größten  Sigen* 
ttioiet  bed  Sanbed,  einefi  ^erm  3oube. 

S)ie  innere  (Sefd^id^te  ber  Sbtei,  bie  berufen  loar, 

diimIbeS,  unmirt^Iid^eS  Sanb  in  einen  gefegneten 

&nd)Ph4  umgunrnnbeln  unb  äal^rl^unberte  lang 

nTttiiyfed  Seben,  SBiffenfd^aft,  Ihtnft  unb  3nbuftrie 

|i  (ifbgen  unb  )u  ^eben,  fpielte  ^i)  giemlid^  ru^ig 

A,  Die  S^ffi  ber  Sebte,  über  bie  mel^rere  Ser- 

iciitmfle  überliefert  finb,  mirb  Don  ben  Sinen  auf 

48,  Don  Ruberen  auf  52,  auf  ®mnb  urhtnblid^en 

ÜhlenalS  oon  ® offinet  (f.  u.)  auf  51  angegeben. 

Ser  erfJe  «bt,  (Sonftantin  (1131—1145),  ber 

S4öItrbe8^I.SBem]^rb,  l^tte  bereits  Dor  feiner  IBe« 

tiNg  na4  Ortwl  bie  Sbtei  ZroiS-gfontained  be« 

9Men  geholfen.  9(3  Url^eber  ber  fog.  Ort)aIer 

Seform  matten  ftd^  berbient  ber  41.  9lbt,  Sem« 

M)  Don  aRontgaiQarb  (gefl.  1628),  gubenannt 

le  Petit  Feuillant,  unb  44.  ffarl  oon  Sen^erabt 

fl«6(^tema4  (gcft.  1707),  berfelbe,  ber  1694 

baS  $riorat  SonqueS  unb  12  ^al^re  fpöter  baS 

Mb  barauf  jur  Sbtei  erhobene  ^riorat  Don  3)üffel» 

M  bei  2)üffeIborf  grünbete,    ©rötere  Unrul^e 

Mte  bad  6nbe  beS  17.  Sabrl^unbertS  in  ben 

8lofierfnd>en,  aie  eS  ben  Sinfieblem  oon  $ort« 

3M(f.b.9lrt.)  gelungen  war,  brei  fel^r  gef^idfte 

SeNungSgenoffen  inOroal  ein^uf ül^ren ;  biefe 

B#mben  ed,  innerl^Ib  weniger  Saläre  eine  größere 

W  i)on  SRönd^en  für  il^re  Snfui^ten  ju  gewinnen. 

J&im  3. 1725  erfolgte  gflud^t  oon  15  DrbenS- 

otget^gen  (12  ^ed  unb  8  gfratreS)  nad^  SqoU 

Vb,  m  fie  Diel  gur  (Sinrid^tung  beS  Sauf eniSmuS 

Qtitiedit  beitrugen,  bebeutete  für  Oroal  baS  Snbe 

^  langwierigen  @d^i§mag.  —  S)er  le^te  in  ber 

Sei^  ber  Sebte,  ®abriel  @iegni^  au§  ^aftogne, 

Mmit  üon  ffaifer  t^rang  IT.  am  25.  2)ecember 

1793,  eingefül^rt  in  fein  5lmt  in  Sujemburg  am 

H.  9nli  1794,  war  ofö  %bt  gar  nid^t  me^r  in  Oroal. 

Sr  tarn  im  €ommer  1795  mit  mehreren  $alre3 

nb  gfrolreS  nad^  Sonqued,  wo  fie  in  Sürftigfeit 

UUm.  9m  20.  S)ecember  1796  würben  bie  leisten 

(Bfieber  ber  olten  OrbenSgenoffenfd^ft  aud^  oon 


biefer  @tötte  vertrieben  unb  jerftreut  —  bie  Slbtei 
Droal  l^atte  bamit  factif d^  aufgel^ört  ju  ejiftiren. 
äl^rle^terSlbtSiegni^berfd^iebnad^Ueberwinbung 
weiterer  9)liggef d^idfe  brei  Saläre  barauf  am  26.  Fe- 
bruar 1799  bei  einem  §erm  ®odt  inftofelfd^euer. 
^Begraben  liegt  er  nod^  einer  9Ritt]^eiIung  feinet 
{{freunbed  unb  SanbSmannefi,  be§  ^ted  Sßelter,  in 
3^ig.  S)od^  l^at  ed  felbft  oielfeitigen,  emftgen  9{ad^« 
f orf^ungen  fpäterer  3eit  nid^t  gelingen  wollen,  am 
Orte  irgenb  ein  Slnbenfen  an  i^n  ober  aud^  nur  bie 
nöl^ere  Jhtnbe  feiner  Stu^eftätte  aufgufpüren. 

SluS  bem  Greife  ber  SDtönner,  bereu  t^eig  unb 
£a(ent  bem  9{amen  ber  el^rwürbigen  Slbtei  ®Ian} 
unb  Shtl^m  gebrad^t,  ift  an  erfter  Stelle  gu  nennen 
ber  SSerfaffer  ber  Süttid^er  Sifd^ofSgefd^id^te  9egi- 
biuS  ober  ©iUed  b'Oroal.  Sr  fe|te  bie  Gesta 
episcoporum  bed  ßeriger  Oon  äobbeS  utd)  beS 
^nfelm  oon  Süttid^  (].  b.  9lrtt.),  bie  er  überbiefe  mit 
3ufä^en  unb  Slanbbemerhtngen  Oerfal^,  bis  gum 
Saläre  1251  fort,  in  weld^em  er  feinen  eigenen  9Bor« 
ten  gemö|  feine  gfeber  nieberlegte.  Seiber  wei^ 
man  oon  feinem  Seben  wenig  mel^r,  afö  bag  er  aus 
Süttid^  ftammte,  für  fein  SQBer!  aUentl^alben  in  ben 
fflofterbibliotl^efen  ringS  l^erum  bie  l^nbfd^rift* 
lid^  Oueüwerfe  ttctxpittt  unb  um  1280  auf 
ber  ^h^t  feines  Sd^affenS  ftanb.  Sßie  fd^on  93er- 
tl^olet  (Hist.  de  Luxembourg  [f.  u.]  IV,  890  s.) 
I^eroorl^ebt,  geid^nete  il^n  eine  für  feine  3^it  nid^t 
gewöl^nlid^e  ©elel^rfamfeit,  freiließ  aber  aud^  eine 
aUeS  SRa^  überfleigenbe  Seid^tgläubigleit  in  3Bun« 
berfad^en  auS.  2)iefer  le^te  3ug  in  Serbinbung 
mit  auffaüenben  S)iateftmifd^ungS-(Srfd^inungen 
legen  ben  ®ebanTen  nal^e,  in  il^m  aud^  ben  93er- 
faffer  teuer  in  Siomaniftenfreifen  wol^Ibefannten 
attwallonifd^en  Ueberfe^ung  ber  S)iaIoge  beS 
^apfieS  ©regor  gu  fud^en,  bod^  fd^eint  bem  baS 
bel^auptete  l^ö^ere  Sllter  ber  danbfd^rift  gu  wiber« 
fprec^en.  @eine  93ifd^ofSgefd^id^te  ift  bem  all- 
gemeinen @efd^id(e  ber  Oroaler  SBibliotl^el  ent- 
gangen, inbem  baS  Slutograpl^on  frül^geitig  in 
bie  fflofterbibliotl^el  Oon  @t.  I^ubert  in  ben  9r- 
bennen  gelangte  unb  bort  oon  pof^.  Sl^apeaoille  im 
IL  99anb  feiner  Auetores  qui  Gesta  pontdficnm 
Tungrensium,  Trajectensium,  et  Leodiensium 
scripserunt . .  Leodii  1618,  gum  S)rud(  gebrad^t 
würbe.  SOßeniger  glüdlid^  erging  eSber^rbeit  beS  ge- 
leierten 35.  abteS,  TOattl^iaS  ffieloaulj  (geft.  1555) 
aus  SnalmebQ,  ber  in  fnapper  lid^tooUer  Sprache 
über  3q^I  ^iad^folge  unb  Seben  ber  (Srafen  oon 
Sl^in^  fd^rieb.  2)iefeS  SBerf,  weld^eS  nad^  bem 
Urtl^eile  beS  99erteIiuS  genügte,  il^m  bei  ber  Stad^« 
weit  unfterblid^en  9tubtn  gu  fidlem,  ift  Wol^I  leibet 
burd^  ben  93ranb  im  3. 1687  für  immer  oemid&tet. 
91IS  naml^of ter  SKaler  gu  nennen  ift  95rubcr  ^bra- 
l^am  oon  Oroat,  oorbcm  3ean  ^cnri  ®iIfon,  geb. 
ben  1.  October  1741  gu  5)abat)e»la-lßieille,  geft 
ben  16.  3anuar  1809  gu  gflorenoUIe.  911S  ge- 
fd^idfter  (Sifeleur  unb  SKetaffoergoIber  erwarb  fid^ 
weiten  Sftuf  93ruber  Slmonb  SRobin  auS  (Jl^uoenc^- 
le-Sb&teau,  unb  als  S^irurg  mad^te  93ruber  Sn- 
toine  $ertn  auS  IBalenfart  lange  oor  ©aloani 


1095 


OrDieto. 


1096 


eteftro-gatDanifd^e  IBeobod^tungen.  —  3liä^i  in 
übergel^en  fltib  au(^  bie  großen  IBüd^erf  d^S^e,  toeUpe 
afö  »ertl^DoOeS  SSennö^tnig  Don  äo^r^unbert  )u 
Sal^rl^unbert  in  ber  9btei  pietdtüoH  geltet  tout- 
ben.  S)ie  W)it\  befo^  gtoei  getrennte  Sammlungen: 
eine  grö|ete  Sibflot^et  toeld^e  im  %  1793  nod^ 
etma  15  000  93änbe  göl^Ite,  unb  eine  Heinere,  bie 
fog.  abtSbibliotl^ef,  »eld^e  im  3. 1760  über  700 
9önbe  l^Qtte.  9)}an  ftnbet  ben  faß  DoQßdnbigen 
ffatolog  ber  Ie|tem  noä^  im  9lr(^tt)e  Don  Slrlon. 
aSie  fd^on  ermö^nt,  l^ot  ber  Sranb  Don  1637  aud^ 
bie  Sibliotl^el  ergriffen  unb  baS  Sal^r  1793  bie 
f»QU))tma{fe  berfelben  Demid^tet.  (Sleid^mo^I  loaren, 
»ie  ebenfaUS  oben  angebeutet,  mand^e  @tüdfe  nod^ 
auf  ber  ^ud^t  Don  ben  SDtbnd^en  in  ©id^erl^eit  ge- 
brad^t  toorben.  Sie  ffenntni|  biefer  allgemeinen 
X^atfad^e  ift  bann  aud^  inm  Snla^  getoorben,  ba^ 
bad  ©efd^icf  ber  alten  ^teibibliotl^ef  nod^  in  ben 
testen  ^al^rje^nten  bie  ©elel^rtenmelt  in  l^od^gra* 
bige  Snegung  Derfe^te.  3n  ber  altfran)5fifd^en 
Siteratur  esiftirt  nömlid^  ein  ^oc^bebeutenber  %zit, 
ber  unter  bem  Xitel  „S)oIo))at^oS''  einen  ber  be* 
liebteften  (Ergöl^Iungeftoffe  be«  9RitteIaIterS,  bie 
@age  Don  ben  {leben  toeifen  SReiftem  ^u  9lom, 
bel^anbelt.  3lß  3)id^ter  nennt  fid^  ein  SRe^er  ®au- 
tier,  ber  aber  angibt,  ba^  er  lebiglid^  eine  lateinifd^e 
SSorlage,  bad  SBer(  einefi  !Dlön($ed  3ean  be  ^aute- 
Seine,  b.  f),  Johannes  de  Alta  Silva,  in'd  SRoma* 
nifd^e  übertragen  l^abe.  S)ad  lateinifd^e  Originol 
latte  nun,  toie  ftd^  l^erauSfieHte,  nod^  im  Dorigen 
[ol^rl^unbert  S)om  9Rartäne  in  ber  Sbtei  Oroal 
gu  ©efid^t  befommen,  unb  fortan  begannen  auf  bed 
äBiener  gJrofefforS  9Ru||afia  SRal^nruf  l^in  ^l^ilo- 
logen  unb  ^iftorifer  auf  europöifd^en  93ibIio* 
tl^ef en  nad^  bem  Derloren  gegangenen,  aber  Dermutl^- 
Ud^  bem  IBranbe  Don  1793  ent}ogenen  ÜRanufcript 
gu  forfd^en.  SBirflid^  gelang  e§  nad^  Jal^relanger 
Spannung  bem  SreSIauer  UniDerfltötdbibliot^elar 
^ermann  OefierleQ,  baS  Original  in  Su^emburg 
}u  entbedfen.  OefterleQ  brad^te  nämlid^  ^in  (Sr* 
fal^rung,  ba|  bie  SJlönd^e  mit  einem  Steile  ber 
h)ert]^DoDften  ^anbfd^rif ten  unb  anberen  ffoftbar* 
feiten  burd^  einen  unterirbifd^en  ®ang  entfommen 
feien  unb  in  Su^emburg  eine  3uf(ud^t  gefunben 
Rotten,  h)o  bie  geretteten  literarifd^en  @d^ö^e  nod^ 
gegenmörtig  aufbema^rt  würben,  unb  gtoar  in  ber 
IBibliotl^ef  bed  Stl^enäumS''  (Johannes  de  Alta 
Silva,  l^erauSgeg.  D.  Oefterle^,  ©tra&burg  1873, 
@.  IX).  äBünf(|en§mert]^  h)öre  e§,  bag  nod^  öl^n* 
lid^e  @d^ä^e  ber  olte^rmürbigen  Slbtei  mieber  an^S 
Sid^t  lämen.  Xragif omif d^  mug  e§  freilid^  berttl^ren, 
rnenn  gerabe  baS  obengenannte  9Jianufcrit)t  lange 
3a^re  l^inburd^  als  ^Derloren"  in  ben  93ibIiot]^efen 
„gefud^t''  merben  fonnte.  SBar  ed  bod^  löngft  Don 
anberer  Seite  wieber  aufgefunben  unb  bereits  30 
3a]^re  früber  in  $er|'  «rd^iD  ber  ©efellfd^.  f. 
ält.  btfd^.  ©efd^id^tSfunbe  Vm,  ?)annoDer  1843, 
593  als  Mscr.  Aureae  Vallis  aufgeführt  morben. 
Sine  Specialgef d^id^te  ber  ^btei  OrDal  ift  bisher 
nod^  ein  SDeftberatum.  SSon  Vorarbeiten  baju  Der- 
bienen  IBerüdtftd^tigung :  Jo.  Bertelias,  Historia 


Luxemburgensis ,  Coloniae  1605  (Steubnuf 
Luxemburgi  1856,  151—164);  J.  Berthokt, 
Histoire  eccL  et  civ.  du  duchö  de  Luxem- 
bourg,  Luxembourg  1742,  IQ,  217—226; 
IV,  390—391;  Jeantin,  Les  niines  et  chro- 
niques  de  l'abbaye  d'Orval,  2«  öd.,  Par.  1857; 
Aug.  Jourdain,  Dictionnaire  de  göograpUe 
hist.  du  royaume  de  Belgiqae  11,  Bruxellee 
1869,  723—724;  Hippolyte  Ooffinet,  Carto- 
laire  de  l'abbaye  d'Orval,  Bmxelles  1879; 
Jean  d'Ardenne  (Löon  Dommartin),  Guide 
du  touriste  en  Ardenne,  ed.  refondue,  Bru- 
xelles  1885,  208—213;  A.  Namur,  Notioe 
sur  le  fräre  Abraham  de  l'abbaye  d'0r74 
Anvers  1860  (Extrait  des  Annales  de  l'Acad. 
d'archöoL  de  Belgiqae).       [S.  @eelmami]. 

^ttiieto,  @tabt  unb  @i|  eined  bem 
l^eiligen  ©tul^Ie  unmittelbar  unter* 
morfenen  IBidt^umS  inaßittelitalien, 
mar  frül^er  ^au))tort  einer  Don  Siterbo  abgetremitcB 
gleid^namigen  ))ä))filid^en  Delegation  bejiD.  $io- 
Diu)  (14  Vt  0.-aReiIen  mit  29047  (Rmoffim) 
unb  ift  ieit  SBesirfö^au))tftabt  (7  aßeilen  Wflßi 
Don  Spoleto,  unmeit  bed  @eed  Don  Solfeno).  6 
l^at  7300  Sinmol^ner,  14  (einmalige)  IMöjler 
unb  ein  3efuitenconeg.  Unter  ben  Dielen  Stvdß 
ragt  befonberS  bie  ilatl^ebrale  B.  M.  V.  l^or, 
)u  meld^er  1290  im  iBeifein  bed  ^fteS  Stico* 
fand  IV.  ber  ®runbfiein  gelegt  tt^urbe.  Stod^  Co- 
noDa  ift  biefelbe  neben  @.  SRarco  in  SBenebig  »ab 
bem  ®om  Don  $ifa  bad  fd^önfte  religiöfe  Sonnxif 
mittelatterlid^er  Jhtnfi  in  3talien.  (Sfi  arbeiteten 
aber  aud^  an  biefem  gan^  Don  meinem  3Raam 
aufgeführten,  mit  l^errlic^en  SRofaifen  auf  Oolb- 
grunb,  reid^en  93ilb^auerarbeiten,  grefifen,  ÖlaS* 
fenftem  u.  f.  m.  gef^müdKen  93au  tt)ä]^renb  eines 
3eitraum§  Don  290  3a^ren  nid^t  meniger  bcnn 
33  ^(rd^iteften,  152  Silbl^auer,  68  aRaler,  90  W 
faiciften  unb  28  ^olafd^ni^er.  Mt»  moOte  bqu 
beitragen,  ber  Sieliquie  bed  aüerl^eüigfhn  WM, 
bie  man  einige  3al^re  juDor  au§  IBoIfena  (f.  b.  tt 
n,  1001)  erl^alten  l^atte^  einen  tt)ürbigen  Suf* 
bema^rungSort  }u  erbauen.  Urban  IV.  übedod 
felbft  baS  Dom  ^eiligen  iBIute  geförbte  Sorpoiolt 
nad^  OrDieto,  al§  bem  pavipioxit  bed  lBi8^vo>^' 
gu  meld^em  93oIfena  geförte.  (93gl.  Siterorilite 
Stunbfd^au  1893,  185.)  S)aS  alte  VnlsininiD 
mar  früher  ebenf aQS  @i^  eined  IBif d^ofS ;  bet  eePe, 
©aubentiud,  erfd^eint  499,  um  601  einer  StonenS 
SanbibuS  ober  ßlaubiuS,  680  ber  (e|te  Epise. 
sanctae  Ecclesiae  Volsiniensis,  9gne[Iu§;  M 
im  7.  3al^r]^unbert  mürbe  bann  biefer  @i^  nrii 
OrDieto  Dereinigt  (f.  Oams,  Series  £pp.  712). 
OrDieto  felbft  j^at  nad^  einigen  olS  Stobt  felBe 
ermiefene  Siorgöngerin  im  ^Itertl^um ;  na(^  !bil)c 
reu  aber  ift  eS  ba§  alte  Herbanam,  meld^eS  Don 
ben  ©truSfcm  erbaut  unb  fpäter  Urbs  vetaß 
(Urbs  ventum?),  meiterl^in  ürbevetum,  Urfr 
bentam,  Omitam,  Orobitam,  Orvietum  ge* 
nannt  mürbe.  S)ie  ^ol^e  Sage  ber  @tabt  auf  eisest 
fieilen  if  oltrten  Sufff  elf  en,  220  m  über  bem  $ogra 


097 


Orjed^otoSll 


1098 


ab  t^r  eine  firategifd^e  Sebeiüung.  3m  3.  588 
ranie  SeKfor  fie  ben  @oten  nur  burd^  SuSl^unge« 
100  obgettnntietu  9lebft  Siterbo  unb  SU)tta 
kcifia  ge^drte  OtDieto  )u  ben  ötteften  ZemtoriQl« 
efi|nngen  bet  ^fte  unb  toax  im  ^Rittelaltet,  olS 
et  guelfifd^en  ^ßottti  treu  ergeben,  oft  ^ufent- 
oltSort  ber  gidpfle,  Ja  SRartin  IV.  lie^  fid^  f ogor 
ier  bie  Xiara  auffe|en.  IBom  ^a^xt  1185  an 
m^e  Ottneto  auf  Snorbnung  Snnocen}'  III. 
iil^  }e^n  äo^re  long  eined  IBifd^ofd  entbel^ren, 
)eil  cd  fid^  eine!»  f oI(^en  untoürbig  geigte.  @ett 
125  ^tte  ndmlid^bie  3nle]^re  ber  jfatl^arer  ($a- 
ircner)  bafelbfl  (Eingang  gefunben.  SBieberl^oIt 
nterbrädtt,  erhoben  bie  ffe^er  immer  mieber  il^r 
)aui)t  unb  bebrüngten  bie  Sted^tglöubigen  auf  {ebe 
Beif^  Vuf  Sitten  ber  le^teren  fonbte  ber  ^ft 
n  3. 1199  ben  $etru8  ^ßorenjo  (^arenKuS)  anü 
tom  als  Stobtl^auptmann  bal^in;  berfelbe  nmrbe 
lon  bot  ^öretifem  genuiltfam  getöbtet.  !ßad^bent 
nnd^  beffenKetiquien  unb  auf  9(nrufung  feiner  f$für* 
ntte  trfele  SBunber  gefd^^en,  toäl^Iten  bie  Don  ber 
Jtcile^  befreiten  93etoo^ner  Orüieto'S  benfelben  gu 
i^tem  ^ouptpatron  (Dgl.  Baynald  ad  ann.  1199, 
0.22—27;  AA.  SS.  BoU.,  Maji  V,  85  sqq.). 

US  93ifd^of8ft|«  ber  Don  jel^er  unter  ber  un* 
«ittelbaren  3uridbiction  bei»  ^eiligen  ©tul^Ied 
jianb,  erfd^nt  Oroieto  fd^on  im  6.  Sal^r^unbert. 
Um  590  pnbet  fid^  al8  erfier  Sifd^of  3o]^anned. 
bemd^nbibud  (591— 595)  folgte.  Ob  ber  nad^ 
loBgcr  Unterbred^ung  im  3*  743  erfd^einenbe 
Amaatiiis  Orbeaneco  93i{d^of  oon  OrDieto  ge* 
iBefni,  ifi  gmeifel^ft  @id^er  ift  uiieber  9ni))ertu§ 
SB  826.  3m  13.  unb  14.  3a^r]^unbert  mürben 
bie  9ifd^5fe  oft  in  9tom  Dertoenbet,  fo  Xl^eobor 
Xanieri  (Stat^neriud,  1228—1246)  als  Sanier- 
taigo,  «Ibobronbinu«  Eaoalcanti  (1273—1279) 
oB  )#{ilid^  SBicar,  gfron)  SRonalbeSd^i  (1280 
«  1295)  als  Segat  SWcoIauS'  IV.  in  SSenebig 
nib  aß  Sbgeorbneter  beS  Sonctaoe  on  ben  ium 
$Q|)fl  gemäßen  Sinfiebler  $etruS  Don  SRorone 
((Ölejlin  V. ;  f.  b.  ^rt.),  SRomonbo  ober  JRaimun« 
ins  feit  1347  unb  fein  92ad^foIger  ^ongio  ^erotto 
jcit  1351  gleid^fans  als  pö))ftlid^e  SSicare.  »a- 
Qumbo,  Don  ben  9l5mem  l^od^Derel^rt ,  fpielte 
otrigenS  an  ber  Seite  beS  ^Demagogen  Sola  bi 
Äengo  (f.  b.  «rt)  eine  flöglid^e  SRoIIe.  —  SJom 
16.  So^r^nbert  an  erl^ielten  bie  meiften  93if^öfe 
bn  $uqmr.  S)ie  legten  Sifd^öfe  moren :  Säfar 
Qnmcoboro  (1800—1803),  1801  gum  Sarbinal 
e^o^  unb  gegen  (Snbe  beS  3a^teS  1803  nad^ 
fcmo  tronSferirt.  818  fog.  „fd^wargen  Sarbinal" 
Mute  i^  9iapoIeon  nad^  SteimS  in  bie  SSerban* 
«1%  too  er  Don  1804—1807  Dertoeilen  mu^te. 
ftr|  i^  folgte  (1805—1825)  ber  »ruber  beS 
(tttinalS  Submig  SambruSd^ini^  Sol^ann  Soptift 
taibniS^^.  S)a  er  feine  grgiel^ung  im  3efui- 
teoOeg  gu  ®enua  erl^olten,  nal^m  er  auS  S)anf- 
JjWt  mel^rere  Dertriebene  3efuiten  in  feiner  ©i» 
Mofiflabt  auf,  unter  9(nberen  ben  fpötem  ®eneral 
IWOtbenS^  8l.gforti8,  unb  ben  geteerten  Sngelo 
KoL    9uf  Sefe^I  9ta])oteonS  mu^te  er  biefe 


9iieberlaffung  aufleben,  unb  meil  er  ben  Der- 
langten  Sib  nid^t  leifiete,  tturbe  er  nad^  ^^ranlreid^ 
beportirt.  @eine  Siöcefe  tt)urbe  unterbrädtt  unb 
ber  Don  ^ieDe  eiuDerleibt :  erft  1814  tonnte  Sam- 
bruSd^ini  ttieber  aß  SBifdgof  nad^  OrDieto  gurüdC* 
feieren.  Snton  S)ominicuS  (Samberini,  ber  ü^m 
1825  als  Sifd^of  Don  OrDieto  nad^folgte,  tturbe 
1828  Sarbinal  unb  re^gnirte  auf  baS  SiSt^um, 
als  er  1833  @taatSfeaetör  getoorben.  ®amberini 
mar  einft  ein  beräumter  SbDocat  in  SRailanb  unb 
trat  erft  fpöt  in  bie  ^rölatur  ein :  er  ftarb  am 
25.  Sprit  1841  alS  Sarbinalbifd^of  Don  @abina. 
Slnton  fSfrang  Orioli,  feit^Ipril  1833  iBifc^of  Don 
OrDieto,  mürbe  gleid^faüS  Sarbinal  (1838)  unb 
refignirte  auf  baS  IBiSt^um  am  24. 3Qnuar  1842; 
er  ftarb  am  20.  gfebruar  1852.  gür  ii^n  mürbe 
als  Sifd^of  ernannt  3ofe))]^  SRaria  Sefpignani, 
geft.  am  2.  gebruar  1865.  9uf  SRarinuS  SRarini 
(1865—1871)  unb  9lnton  Sriganti  (1871  bis 
1882)  folgte  SufebiuS  SRagner  0.  Gap.  (1882 
bis  1884),  bann  3ofepb  3ngami  (1884-1889). 
®er  gegenmörtige  Sifd^of  ift  Z)ominicuS  IBucd^i 
Sccica,  geb.  1826,  Don  !Rorria  nad^  OrDieto 
tranSferirt  am  30.  ©ecember  1889.  —  S)a8  (£in- 
tommen  beS  bifd^öflid^en  ©tul^IeS  Don  OrDieto 
betrögt  gegen  4000  @cubi  (jfammertase  800  flor. 
aur.) ;  ber  Sprengel  gSl^It  in  5  7  $f  aneien  (9  Vicar. 
foran.)  36  000  Seelen.  (Sgl.  Garns  1.  c.  711  sq., 
mo  meitere  Siteratur  angegeben  %%  unb  ou^erbem 
noc^  Moroni,  Diz.  XLIX,  194  sgg.)  [9{e]^er.] 
^eA^mski  (Orichoyius),  StaniSIauS, 
ber  Url^eber  ber  religiöfen  92euerungen  in  $oIen 
um  bie  anitte  beS  16.  Stal^rl^unbertS,  mar  als  ber 
Sol^n  beS  fianbfd^reiberS  Don  $rgem^I  unb  ber 
Xo^ter  eines  rut^enifd^en  (Seiftlid^en  am  11. 92o- 
Dember  1515  geboren.  Z)er  SSater,  ein  menig  be« 
güterter  (Sbelmann,  bem  bie  Srgiebung  feiner 
12  ffinber  mand^e  Sorge  bereitete,  beftimmte  il^n 
für  ben  geiftlid^en  Staub  unb  ermirtte  ibm  fd^on 
frfil^geitig  ein  Sanonicat.  92od^  im  ^aben- 
alter  (1527)  begog  ber  iunge  S)om]^err  bie  Uni* 
Derfttät  Sßien  unb  1529  bie  gu  SBittenberg. 
^ier  fud^ten  Sutl^er  unb  SReland^tl^on  ^n  für 
bie  neue  Se^re  gu  geminnen.  Orged^omSfi  neigte 
iebod^  nad^  feinem  eigenen  Selenntnig  mel^r  gu 
3mingli  unb  ffartftabt  l^in.  SRit  ber  Sd^möd^ung 
beS  ©laubenS  ftanb  ber  9tiebergang  ber  Sittlid^* 
feit  bei  bem  iungen  Stubenten  in  naturgemS|er 
SBed^felmirfung.  S)er  SSater  erlannte  bie  ©efal^r 
unb  befahl  il^m,  bie  Stubien  in  3talien  fortgu- 
fe^en ;  f o  traf  er  in  ^Bologna  gerabe  gur  Jhönung 
ftoifer  ÄarlS  V.  ein.  Son  bort  ging  er  nad^ 
$abua,  bann  nad^  SSenebig,  gule^t  nad^  9tom,  mo 
er  mit  ben  Sarbinölen  fjornefe,  ®§inucci  unb  6on- 
tarini  innige  SBegiel^ungen  unterbielt.  9lod^  17iäb« 
riger  Sbmefenl^eit  fe^rte  er  1543  in  bie  §eimat 
gurüdC  als  getreues  9lbbtlb  eines  ^umaniflen 
feiner  Seit,  DoH  mannigfad^en  9Bi|fenS  unb  form- 
gemanbt  in  ber  Sprad^e,  iebod^  ber  @rünblid^leit 
bar,  babei  eitel  unb  eigennü^ig,  überjirömenb  Dom 
Sobe  ber  ^Seformen'',  ober  meit  entfernt,  bei  fidj 


1108 


Osculatorimn  —  Ofee. 


1104 


Or)ed^otoSfi  einen  Bebeutenben  Snl^ang.  Set 
Stampf  gegen  ben  SIeruS  erfd^ien  Dielen  Sbeligen 
tt)id^tiger  oIS  bet  ffornpf  gegen  bie  Sfirlen.  Set 
SanbtogSmarfd^aD  Sedgcg^ASfi,  ein  offener  Steli- 
gionSfpöttet,  griff  bie  93ifd^5fe  quPS  i^eftigfte  an 
unb  forberte  ben  ffönig  auf,  feine  iDlod^t  mit  nie* 
ntonben  ju  tl^eilen.  ÜRit  3ubel  tourbe  bie  Snfunf t 
d^ed^omSfi'd  begrübt  ber  in)tt)ifd^en  aud^  unter 
ben  Sifd^öfen  SSertl^eibiger  gefunben  l^atte.  Ütod^« 
bent  er  ein  oon  il^m  Derfo^teS  ®lQu6en§befenntni^ 
abgelegt  l^atte,  h)urbe  er  bis  gur  Sntfd^eibung  bed 
apoftolif^en  ©tul^IeS  aber  feine  &)t,  Dorlöu^g 
auf  ein  3a]^r,  Don  ben  fird^Iid^en  Strafen  befreit. 
Siefe  {Jfrift  mürbe  burd^  ben  ^rintaS  S)ier)gom8fi 
fpäter  auf  ein  meiterefi  3a^r  t>erldngeri  2)er 
ffönig  bemül^te  fid^  in  9iom  nm  bie  SüIHgfeitS- 
erfldrung  ber  Sl^e,  aber  $aul  IV.  mar  unerbittlid^. 
Orsed^omSK  felbft  fud^te  ben  pö)){tlid^en  9hmtiuS 
^loQf.  fiippomano,  93ifd^of  Don  SSerona,  in  einer 
an  biefen  1555  gerid^teten  Epistola  für  fid^  )u 
geminnen.  2:ro|  ber  iBermittlung  einjelner  9i- 
fd^öfe  erflärte  biefer,  bo|  er  leine  SoQmad^t  l^abe, 
bie  S^e  für  gültig  p  erflären ;  eS  mürbe  bie  6r« 

gllung  ber  Sitte  für  SIeruS  unb  SoH  ein  großes 
ergemig  fein^  unb  bie  9ifd^öfe  l^ötten  fein  Siedet 
gehabt,  Orjed^omSli  Don  ber  Sicommunication  gu 
befreien.  %I§  biefe  bann  bur^  ben  ^rimaS  er* 
neuert  mürbe,  entbrannte  ber3ombed®ebannten 
mit  aller  ®emalt.  Orjed^omsfi  brol^te  mit  bem 
9bfaD  }ur  gried^ifd^en  Jrird^e  unb  Derfagte  1557 
bie  Dor  SoIIenbung  bed  S)ruded  aÜerbingS  ju* 
tüdfgegogene  @d^mö^fd^rift  Bepudium  Bomae. 
WS  $aul  IV.  gefiorben  mar,  fud^te  ber  gefallene 
$riefter  auf  einem  neuen  SBege  gum  3i(Ic  gu  ge- 
langen, nfimlid^  burd^  ben  ffampf  gegen  bie  Srr« 
lel^re.  9luf  ber  S^nobe  )u  SBarfd^au  1561  legte  er 
in  ©egenmart  bed  9tuntiu§  Seml^.  IBongioDanni 
ein  Selenntni^  feiner  Sted^tgläubigfeit  ai  unb  Der« 
banb  bamit  eine  gidngenbe  Siebe  pro  dignitate 
sacerdotü  S)ie  t^olge  baDon  mar  bie  9uf|ebung 
ber  SscommunicationbiS  gur  (Sntfd^eibungbeS  apo« 
ftolifc^en  @tul^l8  über  feine  (Sf^t.  9uS  biefer  3eit 
ftammen  bie  @d^riften  Ghimaera  sive  de  Stan- 
cari  funesta  Regno  Poloniae  secta,  Cracov. 
1562,  Colon.  1563;  Fricius  seu  de  maje- 
state  Sedis  Apostolicae  —  Epistola  ad  Ho- 
sium,  1563  U.O.  ©eleitet  Don  ber  ^offnung,  fein 
3iel  bod^  nod^  )u  erreid^en,  unb  Dieueic^t  aud^  be- 
einflußt burd^  bie  i^m  au8  geiftlid^en  Reifen  ge- 
gal^Iten  Sal^reSrenten,  trat  Orjed^omSli  nunmel^r 
DoüenbS  auf  bie  Seite  beS  l^öl^em  SleruS.  S)a]^er 
Dertl^eibigte  er  bie  @ö^e :  3)er  ffönig  Don  $oIen 
ifi  nur  Jl5nig  burd^  ben  $rima§ ;  mte  @ott  über 
bem  ^riefter  ftel^t,  fo  ber  ^riefter  über  bem  jfönig. 
^ud^  unterfteHte  er  alle  feine  @d^riften  bem  Ur- 
tl^eile  bed  SoncilS  Don  Strient.  S)iefeS  Dermarf 
iebod^  am  11.  9toDember  1563  (Sess.  XXIV, 
can.  9  et  10)  bie  ^riefterebe  unb  fe^te  ben  Zöli- 
bat in»  redete  Sid^t.  2)a8  SBerf  ffromerS :  Ore- 
chovius  sive  de  conjngio  et  coelibatu  sacer- 
dotuin  commentatio,  Colon.  1564,  mürbe  Don 


$apft  $iu§  rv.  fe^r  gerfil^mt  (imL  (EicHorn, 
^oftuS  II,  371).  3lm  mu|te  ber  SleniS  Oqe- 
^omSfi  preisgeben;  ber  9bel  mißtraute  {(q, 
bie  l^aretifer  fyiiitn  i^n.  Stad^bem  SRogb«^ 
ei^ehnSfa  1566  im  32.  SebenSial^re  unter  3ur9(t 
la^ung  Don  fünf  IHnbem  geftorben  niar,  folgte 
Orged^omSfi  il^r  balb,  Don  SQen  Derlaffen,  os4 
Don  feinen  SBobltl^tem  unb  Sf^^^unben,  ol^  9c- 
Tel^rung  im  2:obe  nad^.  (IBgt.  nod^  Tarnowdd, 
Pisarze  polityczni  XVI.  wiekn  I,  Krakm 
1886,  323;  Nowodworski,  Encyklope&i 
EoScielnaXVII,  1891, 488— 507;  Bnkowski, 
Dzieje  Beformacyi  w  Polsce  11,  Erakau  1886, 
76  sqq. ;  Brandowski,  De  St.  Orichovü  As- 
nalibus  Polonicis  comment.  hist-phil.,  BeroL 
1860 ;  Wiszniewski,  Hist.  lit.  pol.  IX,  Erakia 
1840,  274 sqq.;  Th.  Wierzbowsld,  Biblio^»- 
phia  Polonica  XV.  ac  XVI.  saeo.,  Warsaidae 
1889  ad  1891 ;  Erzesiäski,  St.  Orzechowdki, 
IBiogr.  Sfigge,  Posen  1893.)       [(L  Sübtfe.] 

Osculatorlum,  f.  gfriebenSfug  IV,  2021. 

0fee  (^p'tn,  Au(7i^,  'Q<Trii),  im  9lten  Zefimnot 
1.  ber  frühere  ^amt  Sofue^S  (9lum.  18,  8;  otL 
93. 16 ;  Philo,  De  nominum  mutat.  [ed.  Mang. 
1, 597]).  —  2. 9{ame  eineS  epl^raimitifd^Stoni 
me§bau))te8  gur  Seit  S)aDib§  (1  $or.  27,  20). 

3.  2)er  @obn  (Sia%  ber  Ie|te  j?5nig  beS  nM^ 
tid^en  Steid^eS  (731— 722).  &  marb  burd^etie 
SSerf d^mbrung  gegen  3:^^^^  unb  Seben  f eineS  Soi* 
gängerS  ^l^acee  auf  ben  Z^ron  erl^oben  (4  8k. 
15,  30).  ^i^actt  nömlid^  mar  entftol^  aßba 
©rogffinig  Xiglat-^ilefar  auf  Sitten  bed  Jt9oi||l 
9d^a}  Don  3uba  gegen  SSrael  l^erangegogen  loai. 
unb  marb  auf  ber  ^flud^t  Don  feinen  Seuten  et* 
morbet.  9n  feine  SteDe  marb  Ofee  Don  bemSffDm 
5um  ffönig  eingefe|t  unb  blieb  Sffqrien  treu,  W 
im  3.  727  ©almanaffar  IV.  auf  ben  aff^rif^« 
Sb^on  gelangte  (SBindfler,  ©efd^id^te  SabpIoniniS 
unb  ^Iff^rienS,  Seip^ig  1892,  230).  2)a  er  ato 
injmifd^en  am  ög^ptif^en  ff önig  @o  ober  Qalm 
eine  möd^tige  @tü|e  gefunben  ^u  l^ben  gloiiit^ 
Dermeigerte  er  bem  ^ff^rer  ben  Srtbut  (4  0k 
17,  4);  biefer  )og  aisbalb  l^eran  unb  began 
@amaria  ^u  betagern.  SaS  Snbe  ber  IBelagenntg, 
meldte  brei^abre  bauerte,  erlebte  Salmanaffoi 
iebod^  nid^t,  benn  im  %  722  marb  er  Don  ben 
Ufurpator  @argon  getbbtet.  Se|terem  gelang  el 
febr  balb,  Samariagu  erobern;  Ofeettmrbeoe* 
fangen  genommen  unb  in'i  ®eföngni|  getnoifn 
unb  Derfd^minbet  bamit  auS  ber  ®efd^i(§te  (4Mn. 
17,  6). 

4.  Ser  @obn  93eeri%  ber  erfte  unter  ben  fogOL 
fleinen  ^ropbeten  (Df.  1,  1).  95on  ben  Setatf- 
umftönben  biefed  9)}anne§  ift  menig  me^r  befamt 
als  ba^  feine  SBtrffamleit  fid^  Don  ber  3^  SN" 
boamS  n.  an  minbeftend  über  56  Saläre  er^cAe 
unb  ba|  er  ein  Angehöriger  beS  ndrblid^en  9lei4rt 
mar,  metd^ed  er  ftetd  S))braim  nennt  ffioS 
Ofee  mäbrenb  biefer  S^xt  feinen  S^tgenoflen 
immer  Don  Steuern  mieberbolen  mu^te,  ift  in  ben 
14  ÜQpMn  feines  99ud^eS,  meldte  fid^  leidet  in  pA 


LOl 


Or)ec[;oU)§it. 


1102 


der  ftmita  geiootben  ^atte.  Um  feinen  ©d^ritt 
i  tcd^tfcrttgoi/  Deifa^te  et  eine  SSett^eibigungS- 
^ft^u  (Bnnfien  befi  ^forrerd  Don  Sl^rsc^ono», 
iolentin,  lodd^  olS  bei  erfle  ober  einer  ber 
pn  unter  ben  polnij^en  ®ei{lHd^en  fxi^  Der- 
teilet  l^otte.  S)ann  folgte  eine  »eitere  SSertl^ei- 
gung  bct  $rie{lere]^  unb  einer  Ütationaltird^e 
i  ben  Sriefen  on  ben  SBoiemoben  ihnita ,  um 
rffen  ®unfl  er  fid^  bemül^te,  unb  an  feine  brei 
reunbe  $r)9htdfi^  93rub)om8fi  unb  Sarbinal 
lesanbcr  gfornefe  (Dgl.  J.  Korzeniowski,  Ori- 
lioviana.  Opera  inedita  et  epistulae  St.  Or- 
Mhowski  I,  Krakow  1891).  S)ie  fird^Iid^ 
Jlfßt  Vjt  nad^  bem  3nl(|alte  biefer  93riefe  i,,burd^ 
Hoffen  unb  Secretalen",  gon)  befonberd  barin^ 
oft  fid^  auf  benSölibat  bejiel^t,  Derunftoltet,  unb 
Imito  foüe  bal^in  ftreben^  ut  quemadmodum 
Um  Gonstantinus  Ecclesiam  invitis  sacer- 
lotibus  constituit,  sie  Sigismundus  hie  major 
ni  hie  minor  Eeelesiam  in  Sarmatia  tno 
idmonitu  eonatituat.  2)ie  neue  S(xxä)t  foüe 
Iflcl  unb  med  umfaffen,  aud^  ben  Orient  in 
ben  bie  SSerel^Iid^g  ber  ^riefter  geftattet  fei^ 
nb  jebem  foUe  freifle^,  }u  beurtl^eiten,  quid 
wqoi  quidve  fdgere  in  Eeclesia  debeas 
(Oriehoviana  1, 122).  Shd^tSbeftotoeniger  mürbe 
bei  $rtefler  SSalentin  1549  t)on  bem  Sifd^ofe 
ObdeiomSfi  mit  tird^tid^en  Strafen  betegt,  unb 
oh  S)rD]^gen  Orjed^omdfi'S ,  gou)  $oIen  fei 
b«  nntergonge  genieil^t,  menn  ber  in  ^oft  ge- 
Mfit  Qalentin  nid^t  freigegeben  mürbe,  blieben 
ttbeod^tet  9uf  bem  Sanbtage  gu  SBi^nia  f^rod^ 
Oqe^omSR  meiter  gegen  bie  X^annei  beS  SöIi* 
htt  unb  gegen  baS  bem  SIeruS  gugef iigte  Unred^t. 
»  ber  »if^of  S)5iabu§fi.  meld^r  mit  ber  SuS- 
titfie^g  au8  ber  2)i5cefe  brol^te,  t)om  Sbel  am 
Seiterfpred^n  gel^tnbert  mürbe,  oerIie|  er  ben 
ionbtag  unb  Derl^gte  über  Orge^omSfi  bie 
9uSpenfion  unter  ^nbrol^ung  meiterer  ÜRag* 
alpinen  im  ^e  ber  IBerl^eiratung.  2)iefer  jiebo^, 
Bn^  bie  ®unfi  befi  SlbelS  in  feinem  Strome  er- 
nt^gt,  untergeid^nete  manu  propria  intrepida 
ie  (Segenerftörung  gegen  ben  Sriag  feines  Ober» 
irten.  —  «uf  bem  Steid^tage  gu  ^etrifau  (1550) 
m  ber  ffampf  bed  Sbeld  gegen  bie  IBif d^öfe  jum 
ndbrud^.  2He  Angelegenheit  Orged^omSli^d  bot 
n  unürd^Iid^  gefinnten  Sbeligen  einen  miQfom* 
enen  Sniag,  um  bie  SSorred^te  ber  ffird^e  in 
olen  )u  befeitigen.  Orjec^omSfi  fprod^  Don  ber 
lürbe  ber  (Sfft  unb  fd^mü^te  ben  SIeruS.  2)a 
^oben  fid^  bie  Sifc^öfe  unb  baten  ben  jfönig, 
möge  bem  Kebner  baS  SBort  entgiel^en.  2)ie 
Mken  |ebod^,  u.  a.  ber  SBoiemobe  oon  $ofen, 
iL  ®örfa,  ein  f^auptförberer  bed  $roteftanti§« 
itf,  itnb  ber  lüauifd^e  gfürft  ajtid^el  Slabaimi», 
loben  bagegen  lauten  Sinfprud^.  S)a§  mar  ber 
Ie  5ffentlid^  Angriff  gegen  ben  geiftlid^en 
tanb  in  $oten  (Janiszewski ,  BezieAstwo 
^afiskie  w  KoSciele  katoiickim  I,  Gnesen 
60,  570;  in  biefem  SBerfe  über  ben  Söltbat 
ibclt  ba«  17.  ffapitel  [@.  533—616]  befon- 


berd  über  Orjed^omdfi).  S)er  ftönig  gefiattete 
Orjed^omSfi,  meiter  )u  fpred^en,  mofem  er  bie 
93ifd^5fe  nid^t  beleibige.  Seiber  fel^Ite  auf  bem 
Sfteid^Stage  IBifd^of  ^ofluS.  infolge  ber  Unter« 
bred^ung  bcttte  Orje^omSfi  iebod^  ben  gaben  ber 
Sftebe  t>erIoren  unb  f  d^Io^,  nad^bem  er  nod^  Siniged 
)u  feinem  Sobe  gefagt  unb  ben  ffbnig  gebeten 
|atte,  bie  bifd^öflid^e  (£ntfd^eibung  auf|u]^eben. 
3ur  Sermeibung  dl^nlid^er  Auftritte  gematteten 
bie  IBifd^öfe  Or^ed^omSK  bie  SSertl^igung  im 
erjbif d^öflid^  ^afie  unter  3u)ie^ung  Don  f ed^ 
^erfonen.  AI8  fold^e  mürben  Don  biefem  fed^  ber 
^örefie  ergebene  Abelige  audgemöbÜ/  unb  eine 
gan)e  meitere  @d^ar  oeS  Abels  folgte.  Unter 
fold^en  Umftönben  meigerten  ftd^  bie  Sifd^öfe,  in 
bie  Serl^anolung  einjutreten.  Ser  Abel  feinerfeitS 
proteftirte.  Auf  3ureben  bed  ®rafen  3o^.  Zar- 
nomsfi  unb  beS  SBoJemoben  ihnita  erfldrte  Or* 
)ed^omSfi,  bo^  er  ni(^t  b^taten  merbe,  fo  lange 
er  aus  9iom  nid^t  bie  Srlaubni^  erlitten  l^be. 
2)iefed  Sßort  mürbe  iebod^  ebenfo  menig  geleiten 
mie  fein  früherer  (Sie.  Stad^bem  erSnbe  1550 
bem  ®eiftlid^en  JhomicH,  ber  ebenfaüs  ben  Zöli- 
bat gebrod^en,  eine  feierlid^e  C^od^geit  auSgerid^tet 
fyittt,  legte  er  fein  (Sanonicat  unb  feine  fird^Iid^ 
^eneftcien  nieber  unb  fd^Io^  gfaffatad^t  1551  mit 
SRagbalena  (Si^üm^ta,  einer  Xod^ter  bed  9urg- 
orafen  Don  ihalau,  Dor  bem  apoftojirten  ^rief£n: 
^elis  Srudger  unter  bem  Subel  aDer  Sf^inbe  ber 
Stillt  eine  ^(El^e".  SBifd^of  2))iabuSfi  lub  nun- 
mel^r  Orjed^omSfi  Dor  baS  geifüid^e  (Serid^t  Ser 
Apoflat  fteUte  ftd^  in  ^Begleitung  mehrerer  f^un« 
bert  Abeliger  (nai)  Grabowski,  StaroiytnoSci, 
Erakau  1840,  fogar5000).  S)er  93ifd^of  meigerte 
fid&,  Dor  biefer  SJlenge  gu  Derl^beln,  erfldrte 
bann  aber^  afö  Oi^ed^omdfi  an  bie  bösere  3nftan) 
appeUirte,  beff en  Sbe  für  ungültig  unb  Derurtbeilte 
ibn  unter  SSerl^öngung  ber  Sscommunication  gum 
SSerlufte  ber  Si^re  ut^  bed  SermöaenS  fomie  gur 
Verbannung  auS  ber  S)iöcefe.  S)er  förmenbe  $ro- 
teft  Orged^omSfi^S  unb  feiner  Anbänger  in  einer 
Rxxi^,  fomie  bie  an  bie  jhalouer  Afabemie  ge« 
rid^tete  Apologia  eontra  Instigatores  blieben 
unberüdtfi^tigt.  Auf  ber  @Qnobe  gu  ^etrifau 
(1551),  beren  @eele  ber  IBifd^of  Don  Sulm  unb 
ernannte  Sifc^of  Don  Srmlanb,  @taniSlau8  ^ofiuS 
(f.  b.  Art.),  mar,  mürbe  baS  bijdjöflid^e  Urt^eU 
befiötigt  (Sid^l^om,  2)er  ermlönbtfd^e  Sifd^of  unb 
Sarbinal  ^ofiuS  I,  SRaing  1854, 119  ff.).  (Sine 
anbere  SBenbung  nabm  Jebod^  bie  @ad^e  auf  bem 
SReid^Stage  Don  1552.  Orgec^omSfi  l^tte  Dörfer 
feineSBittfd&riftan^fl  SuliuSlIL  (Stan.Oricho- 
vii  ad  Julium  Tertium  Pontificem  Max.  Sup- 
plicatio  de  approbando  matrimonio  a  se  inito, 
Ba8Ü,1551,LipB.  1782)megen93eftätigung  feiner 
6bc  öerbrettet.  3n  biefer  ©djrift  führte  er  eine  an« 
magenbe  @prad^e,  Derbunben  mit  ber  Srobung,  bag 
in  $oIen  nic^t  unmöglid^  fein  merbe,  maS  in  3ta« 
lien  ungel^inbert  gefd&el^en  fönne.  Unter  ben  gabl« 
reid^  eingemanberten  Sectirem,  melc^  ein  großer 
if^^xl  beS  Abels  gleid^faUS  gugetban  mar,  gemann 


1108 


Osculatorimn  ~  Ofee. 


1104 


Orjec^otoSfi  einen  bebeutenben  Snl^ang.  ^er 
Stampf  gegen  ben  SIeruS  etfd^ien  Dielen  ^beugen 
tt)id^t{ger  olS  ber  ffampf  gegen  bie  Särfen.  Set 
Son^tQgSmQtfd^aD  SeSgcgQ^gfi,  ein  offener  Steli* 
gionSfpöttet,  griff  bie  93ifd^5fe  quFS  ^eftigfte  an 
unb  forberte  ben  jfönig  auf,  feine  iDlo^t  mit  nie* 
monben  gu  tl^eilen.  ÜRit  3ubel  tDurbe  bie  Snfunf t 
Or3e(i^on)dft^d  begrübt  ber  in5h)if(i^n  oud^  unter 
ben  IBifd^öfen  SSert^eibiger  gefunben  l^atte.  Ütod^- 
bent  er  ein  Don  i^m  DerfogteS  ©laubendbefenntni^ 
obgetegt  l^Qtte,  mürbe  er  bid  gur  Sntfd^eibung  bed 
apoftoUfd^en  Stul^IeS  über  feine  (Sf)t,  Dorlöu^g 
auf  ein  Sal^r,  Don  ben  fird^Iid^en  Strofen  befreit, 
^iefe  Sfrift  »urbe  burd^  ben  $rima8  S))ier)goto§fi 
fMter  auf  ein  toeitereS  Sal^r  berldngeri  S)er 
jtönig  bemül^te  ftd^  in  9iom  um  bie  ®ültigfeits* 
erflörung  ber  (Sf^t,  ober  $aul  IV.  mar  unerbittlidg. 
Orjed^omgfi  felbft  fud^te  ben  pöpftlid^en  9hintiuS 
^loQf.  fiippomano,  93ifd^of  Don  SSerona,  in  einer 
an  biejen  1555  gerid^teten  Epistola  für  fid^  gu 
geminnen.  Zro^  ber  Vermittlung  einjetner  IBi- 
fd^öfe  erflSrte  biefer,  ba|  er  feine  ^oQmad^t  l^abe, 
bie  S^e  für  gültig  gu  erflären ;  ed  mürbe  bie  Sr« 
ffiOung  ber  Sitte  für  Slerud  unb  SoH  ein  groged 
^ergemiB  fein,  unb  bie  IBifd^öfe  l^ütten  lein  Siedet 
gehabt,  Orjed^omsf i  Don  ber  Sicommunication  )u 
befreien.  SIS  bieje  bann  burt^  ben  ^rimaS  er* 
neuert  mürbe,  entbrannte  ber  3om  bed  ©ebannten 
mit  aller  ®ematt.  Orged^omSfi  brobte  mit  bem 
Abfall  }ur  gried^ifd^en  itird^e  unb  Derfagte  1557 
bie  Dor  SoIIenbung  be§  Sruded  aOerbingS  gu* 
tüdFgegogene  Sd^mSl^fd^rift  Bepudium  Bomae. 
WiS  ißaul  rv.  geftorben  mar,  fud^te  ber  gefallene 
$riefter  auf  einem  neuen  SBege  gum  3iele  gu  ge* 
langen,  ndmlid^  burd^  ben  ffampf  gegen  bie  Srr* 
leiste.  9uf  ber  S^nobe  )u  SQSarfd^au  1561  legte  er 
in  ©egenmart  beS  9htntiud  iBemb.  93ongioDanni 
ein93efenntni^  feiner  Sted^tgläubigfeit  ab  unb  Der* 
banb  bamit  eine  glängenbe  Siebe  pro  dignitate 
sacerdotü  S)ie  fjotge  baDon  mar  bie  Sufbebung 
ber  (SscommunicationbiS  gur  (Sntfd^eibungbed  opo* 
fiolifc^en  @tublS  über  feine  C^e.  SuS  biefer  3eit 
ftammen  bie  @d^riften  Chimaera  sive  de  Stan- 
cari  funesta  Regno  Poloniae  secta,  Cracov. 
1562,  Colon.  1568;  Fricius  seu  de  maje- 
state  Sedis  Apostolicae  —  Epistola  ad  Ho- 
sium,  1563  u.a.  ©eleitet  Don  ber  ^offnung,  fein 
3iel  bod^  nod^  gu  erreid^en,  unb  Dieuei(|t  aud^  be* 
einflu^t  burd^  bie  ibm  au8  geiftlid^en  Reifen  ge* 
gablten  3a]^re8renten,  trat  Orged^omSfi  nunmebr 
DoÜenbS  auf  bie  Seite  bed  l^öl^em  SleruS.  S)a]^er 
Dertbeibigte  er  bie  @ö^e :  2)er  jf 5nig  Don  $oIen 
ifl  nur  RMq  burd^  ben  $rima§ ;  mie  @ott  über 
bem  ^riefler  ftebt  fo  ber  ?ßriefter  über  bem  ff önig. 
^ud^  unterfteHte  er  alle  feine  @d^rtften  bem  Ur* 
Ibeile  beS  SoncilS  Don  Strient.  S)iefeS  Dermarf 
}ebod^  am  11.  SRoDember  1563  (Sess.  XXIV, 
can.  9  et  10)  bie  ^riefterebe  unb  fe^te  ben  Zöli- 
bat ins  redete  Sid^t.  ®a8  SBerf  ffromerS :  Ore- 
chovius  sive  de  conjngio  et  coelibatu  sacer- 
dotum  coimnentatio,  Colon.  1564,  mürbe  Don 


^apft  $iu§  IV.  febr  gerübmt  (t»gL  Cid^^ 
ofiuS  II,  371).   3lm  mu|te  ber  elend  Oige- 
omsfi  preisgeben;  ber  9bel  mißtraute  l^in, 
bie  ^oretifer  legten  i^n.   Stad^bem  SRogbobna 
ei^ehnSla  1566  im  82.  Sebendjabre  unter  Sucfid* 
laffung  Don  fünf  ffinbem  geworben  mar,  folgte 
Orged^omSfi  ü^r  balb,  Don  Men  Derlaffen,  on^ 
Don  feinen  SBobltl^ütem  unb  gfreunben,  ol^e  9c- 
fel^rung  im  2:obe  nad^.  (93gt.  nod^  Tarnowdd, 
Pisarze  polityczni  XVI.  wiekn  I,  Krakan 
1886,   323;    Nowodworski,  Encyklopedia 
Eo^cielnaXVII,  1891,488-^507;  Bnkowski, 
Dzieje  Beformacyi  w  Polsce  U,  Erakau  1886, 
76  sqq. ;  Brandowski,  De  St.  Orichovii  An- 
nalibus  Polonicis  comment  hist.-phil.,  BeroL 
1860;  Wiszniewski,  Hist.  lit.  pol.  IX,  Erakan 
1840,  274  sqq. ;  Th.  Wierzbowski,  Biblio^ 
phia  Polonica  XV.  ao  XVI.  saec.,  Warsaviie 
1889  ad  1891 ;  Erzesiäski,  St.  Orzechowski, 
93iogr.  @figge,  Posen  1898.)       [6.  Sübtfe.] 
Osculatorlum,  f.  griebenSfug  IV,  2021. 
0ftt  (^p'irt,  Au(7i^,  'Q<rri£),  im  SIten  Zeflameiit 
1.  ber  trübere  !Rame  Sofue^S  (5Rum.  18,  8;  ogL 
93. 16 ;  PhilO;  De  Dominum  mutai.  [ed.  Mang. 
1, 597]).  —  2.  Ütame  eined  ep]^raimitifd^€tani 
meSbaupteS  gur  3eit  S)aDib8  (1  $ar.  27,  20). 

3.  S)er  @o]^n  (Sla'S,  ber  legte  ffönig  beS  nM^ 
tid^en  9leid^e8  (731-722).  ßr  marb  burd(  die 
93erfd^m5rung  gegen  %f^xon  unb  Seben  feinet  Sk» 
güngerd  ^b^^cee  auf  ben  Xl^ron  erboben  (4  SS/l 
15,  30).  ^i^actt  nömlid^  mor  entftoben,  aß  ba 
©rogfönig  Xiglat-^ilefar  auf  Sitten  bed  IMtdg» 
Sd^ag  Don  3uba  gegen  SSrael  berangegogen  looi, 
unb  marb  auf  ber  Sflud^t  Don  feinen  Seuten  o* 
morbet.  %n  feine  ©teile  marb  Ofee  Don  bem  9(ff!)m 
gum  ffönig  eingefe^t  unb  blieb  Slff^rien  treu,  W 
im  3.  727  ©almanaffar  IV.  auf  ben  aff^rif^en 
Sbton  gelangte  (SBindfler,  ©efcbid^te  IBabpIonienl 
unb  Slff^rienS,  Sei})gig  1892,  230).  a)a  er  aiet 
ingmifd^en  am  ög^pttf^en  ff önig  @o  ober  @atao 
eine  möd^tige  @tü|e  gefunben  gu  l^ben  glauit^ 
Dermeigerte  er  bem  Sfft^rer  ben  Sribut  (4  PIta. 
17,  4);  biefer  gog  alSbalb  l^eran  unb  begam 
@amaria  gu  belagern.  Sad  Snbe  ber  IBelagenmg, 
meldte  brei  3abre  bauerte,  erlebte  @aImana|for 
iebod^  nid^t,  benn  im  3.  722  marb  er  Don  bem 
Ufurpator  Sargon  getöbtet.  Segterem  gelang  el 
fel^rbalb,  Samaria  gu  erobern;  Ofee  mürbe ae> 
fangen  genommen  unb  in'S  ©efängnig  gemor^ 
unb  Derfd^minbet  bamit  au§  ber  @(efd^i^te  (4Mn. 
17,  6). 

4.  ®er  ©obn  93eeri'8,  ber  erfie  unter  ben  fogen. 
fleinen  gJropbeten  (Of.  1,  1).  S3on  ben  gebe««- 
umftönben  biefed  SJianneS  i^  menig  mebr  bebnmt 
als  ba^  feine  SBirffamfeit  ftd^  Don  ber  S^t  JetO" 
boamd  n.  an  minbeftend  über  56  Saläre  erftreAt 
unb  ba^  er  ein  Slngeböriger  bed  n5rblid^en  9lei4rt 
mar,  meld^eS  er  ftetd  (Spl^raim  nennt  SBofi 
Ofee  mäbrenb  biefer  Seit  feinen  Stitgenoffen 
immer  Don  92euem  mieberbolen  mugte,  ifl  in  ben 
14ffapitetn  feineg  99ud^e§,  meldte  fid^  leidet  in  gttet 


05 


Oflanber. 


1106 


ee  (1, 1 H9  8^  5  unb  4, 1  bis  14, 10)  serlegen 
,  fibermtli^  bargeflellt :  efi  ift  bie  Stüge  unb 
mal^imng  totqfn  Sßgdtterei,  Unjud^t  Ungerec^- 
ifcit  tmb  ^fameigung  )u  SffQtten,  fomie  bie 
tofyma  bet  Strafe  burd^  ^fj^rien.  2)ie  3u- 
rnmcnfbeHimg  ijl  )um  X^eil  (jfap.  1  unb  3) 
ofoifii^,  fonft  aber  poetifd^  gel^alten.  SDed  ift 
it  dufieriter  ftürje  gufammengebröngt,  aber  mit 
i|etotbentIU^m  Keid^tl^um  fül^ner  bid^terifd^er 
nfd^auung  unb  mit  einer  großen  gfüDe  fid^  {lets 
Angenber  tBilber  gepaart,  fo  bag  tro^  t<^meren 
nb  Vn^tett  VuSbrudS  baS  9ud^  Ofee'S  3U  ben  be- 
nitnbjien  l^ebrfttfd^en  Siteraturmerlen  gel^ört.  (S3 
flfitt  ober  au4  toaS  baS  IBerftänbni^  betrifft, 
iben  f d^mierigfkn  Wbf d^nitten  ber  l^eiligen  @d^rif  t, 
ob  man  borf  hierfür  mo^I  bie  @(^Iu^h)orte  an- 
ptten:  Qnis  sapiens,  et  inteUiget  ista?  in- 
keDigens,  et  seiet  haeo?  (Of.  14,  10.)  ®on} 
«nötiger  SBeife  aber  l^at  mon  eine  Schmierig« 
Min  berSrjfil^iung  ber  beibenSorgönge  audbem 
Stoi  beS  $ro))]6eten  gefunben  (Of .  1, 1  bis  3, 5), 
Mut  M  fQmboIif(^e  ^anblungen  felbft  ben  SDBertl^ 
efaRi  ^rebigt  an  bie  3eitgenoffen  l^atten.  'Jlaä^ 
bn  SReinung  mand^er  SrHörer  foD  @ott  ber  ^err 
liampd^gen  unb  e^ebred^erifd^en  Umgang  nid^t 
Hol  geflatten,  fonbem  fogor  mit  Sufl^ebung  beS 
Xotogefeled  befel^Ien.  Mein  Ofee  erl^ölt  1,  2 
m  bm  Auftrag,  mit  einer  getoefenen  Sul^Ierin 
(iK  lE^  )u  fd^Ue^en,  f o  ba^  feine  fünftigen  ff inber 
flu  fomicationuin  l^et^en  mfiffen.  S)a  l^ierbei 
Ki^t  on  8fortfe|ung  ber  frül^em  @änbe  gebadet 
VKÄen  fami,  fo  fou  bie  (S^t  bem  iBoIfe  bie  bop- 
|x&  @d^be  fomol^I  feines  frühem  UnbanfS 
<A  {einer  ie|igen  Unbugfertigfeit  Dor  Sagen  fül^- 
tm  Ofee  ge^t  bie  ßbe  ein,  unb  bie  nunmel^r 
titoe  (Sattin  gebiert  ibm  IKnber,  beten  Don  ©Ott 
«tegebene  Flamen  @otteS  Sbfid^t,  SSroel  ^u 
jlnifen,  auSbruden,  mö^renb  er  ftd^  Suba'S  er- 
kmta  miH.  S)er  gan^e  IBorgang  mirb  Don  ®ott 
W  hl  ^od^poetifd^er  Stebe  gebeutet :  3Srael  ift 
mtcS  ungetreue  ^raut,  bie  {id^  ber  geiftigen  Un> 
ii^t,  b.  1^.  bem  ®5^enbienft,  l^ingegeben  l^at ;  nur 
Dom  eS  )ur  feufd^en  (Sf^t  mit  feinem  ^erm  jurüd« 
(eH  forni  es  f ein  ^txl  für  3eit  unb  (Smigfeit 
»Wm  (Aap.  2).  3u  neuer  grmal^nung  erl^ält  Ofee 
tai  9efebl,  eine  il^rem  3Ranne  ungetreue,  alfo 
«i<M«ifc^  9lebengattin  (f.  b.  Srt.  ffebsmeib), 
im  boS  ®efe|  eS  erlaubte,  burd^  ffauf  an  fid^  gu 
Wngm  unb  \f^x  burd^  feine  Obl^ut  bie  gfortfe^ung 
itm  6ünben  unmögtid^  gu  mad^en,  bis  fie  bur(| 
4te  9efferung  bie  e|elid^e  ©emeinfd^aft  mit  il^m 
Wteit  bat  2)aS  93ilb  joa  38rael  fagen,  ba^  eS 
0^rengi5fe  unb  poIiHfd^e  @elbftänbtgfeit  bleiben 
Mtb,  Ms  eS  {td^  ber  ®nabe  ©otteS  mieber  mürbig 
pod^t  %at  hiermit  ift  jjebe  Sebenflid^feit  in 
Sqog  auf  bot  3nbalt  ber  Sarftellung  gel^oben. 
w  mertnmrbige  iBud^  ift  ebne  S^^eifel  fo,  mie 
IMEt  tNnrRegt,  Don  Ofee  felbft  Derf agt;  bieg  geigt 
er  «ebraud^  ber  erfien  ^erfon  8, 1.  SBaS  möl^- 
ib  einer  meb^:  als  fünfgigiöbrigen  Sb^tigfeit  ge- 
eUgt  iDorben,  b^tte  überhaupt  Don  einem  Snbem 


in  fo  inbiDibueOer  SDBeife  nid^t  )ufammengefa|t  mer« 
ben  lönnen.  2)aS  93ud^  Ofee  mirb  im  9teuen  Zefta- 
ment  befonberS  oft  angeführt  (9Rattb.  2, 15;  9, 18; 
12,  7.  Suc.  28,  80.  SRöm.  9,  25.  26.  1  gor. 
15,  55.  2  ®or.  9,  10.  §ebr.  18,  15.  1  $etr. 
2,  10.  Offenb.  6,  16)  unb  9t5m.  9,  25  auS- 
brüdflid^  als  infpirirt  begeid^net :  ber  9ngmeiflung 
ber  mobemen  flfritif  ift  eS  burdQ  feine  gar  )u  fiarl 
auSgeprögte  Originalitöt  entgangen,  (^gl.  6im* 
fon,  3)er  $rop]^.  f^ofea  erfl.  utü)  überf.,  ^mb. 
unb  @otl^a  1851 ;  91.  @d^oI},  gomm.  )um%ud^e 
beS  $rop^.  ^ofeaS,  SBürgburg  1882 ;  Enaben- 
bauer,  Comment«.  in  propb.  min.,  P.  prior, 
Parisiis  1886,  19  sqq. ;  Comely,  Eist,  et  crit. 
Introductio  in  Y.  T.  libros  sacros  U,  2,  Pa- 
risiis 1887,  528  sq.;  jfaulen,  (Sinl.,  3.  9uf(., 
gfreiburg  1890,  402.) 

5.  Stner  ber  @tammeSfürflen,  meldte  gur 
Seit  92ebemiaS'  bie  Urfunbe  beS  mit  ®ott  neu 
gefd^Ioffenen  tBunbeS  untergeid^neten  (2  Ssbr. 
10, 28).  *  [ftaulen.] 

0fianbtt  ift  ber  9!ame  einer  mürtembergif^n 
lutferifcben  Sfomilie,  auS  ber  eine  Steige  mel^r  ober 
minber  berDorragenber  Z^eotogen  l^erDorging.  SS 
befielet  menigfienS  bie  ÜRutl^magung,  bafi  biefe 
^fomilie  ifibifd^en  UrfprungS  mar  unb  ba|  etum 
ber  ®ro|Dater  beS  SlnbreaS  OJtanber  (f.  u.  1)  fid^ 
bat  taufen  laffen.  iBet  ber  (Selegenl^eit  ift  ibm 
bann  DieOeid^t  ber  9tame  Ofianber  (f.  D.  m.  t^eilig- 
mann)  gegeben  morben ;  bod^  mirb  ber  9{ame  Don 
9(nbem  als  ^alb  gräciftrte  Umbilbung  beS  beutf d^en 
^ofemann  (§oSanberIe  =  5>oS«9lnbreaS)  erflärt. 
—  ®aS  befanntefie  ©lieb  ber  gfamilie  ift  1.  an- 
breaS  Ofianber,  fomol^I  megen  feiner  ^ieue* 
rungSbeftrebungen  in  9lümberg  olS  megen  feiner 
faft  ununterbrod^enen  ©treitigfeiten  mit  anberen 
Xb^ologen.  6r  mar  geboren  am  1 9. 2)ecember  1498 
gu  ©ungenl^aufen  an  ber  aitmübl  atS  @obn  eines 
@d^miebeS,  ftubirte  gu  Sngolftabt  unb  empfing 
im  3. 1520  bie  ^rieftermeibe  gu  SWmberg.  ffiort 
mirfte  er  gunöd^ft  als  ^rofeffor  ber  l^ebröifd^en 
Sprad^e  am  SlugufKnerflofter,  lieg  fid^  ober  1522 
gum  tutl^erifd^en  ^rebiger  an  @t.  Soreng  mad^en. 
SSon  ba  ob  arbeitete  er  atS  einer  ber  erfien  Sd^üler 
Sutl^erS,  feinem  Sebnneifter  burd^  Stafd^b^i^  t)eS 
Temperaments  unb  burd^  bie  ©inneSmeife  f ebr  nobe 
Dermanbt,  an  ber  Ausbreitung  ber  Steuerungen  in 
SRümberg  (f.  o.  569  ff.),  gr  galt  alS  einer  ber 
lenntnigreic^fien  SSertreter  ber  lutl^erifd^en  fiebren 
unb  erfd^ien  bober  aud^  bei  ben  ®efpröd^en  gu 
Sd^mabad^,  SJtarburg  unb  SBormS,  fomie  auf 
bem  SReid^Stage  gu  SBormS.  3nbeg  gerietb  er  balb 
mit  feinen  gteunben  in  9lämberg  (Sd^Ieupncr, 
©tödCel,  Sinf  u.  %.)  in  örgerlid^e  3«tmürfniffe. 
®en  näd^flen  Anftofe  gab  bie  neue  ftird^enorb- 
nung,  meldte  Ofianber  auS  Auftrag  beS  SRatbeS 
im  3. 1531  aufgefteüt  b^tte  unb  meldte  Don  feinen 
Kollegen  Döllig  Dermorfen  mürbe.  Statt  ibrer 
entworfen  bie  genannten  TOänncr  eine  neue,  meldte 
gum  nid^t  geringen  SJerbruffe  OpanberS  Dom 
d^atbe  beftötigt  mürbe,  ^on  nun  an  trat  Ofianber 


1107  Ofia 

oegcn  bit  ttngtfii^rtcit  Senbtntngot  o^  unb 

Obmoffi  tx  früher  [elbfl  für  bie  Sfiiiiittffung  b« 
SStii^te  unb  für  bie  ginjü^rung  b«  aflgtmeintn 
tÄbfoluttoit  fltroirtt  ^Qtte,  ]o  faiäi  «iej)t  btt  nQ- 
getncinc  Itifolution  gottlos,  nictit  tn  @Dtte3  9[ßod 

Scgifinbtt,  geeignet  nui  füi  „Suben  unb  iSi^SIIe" ; 
ggegcn  forberte  er  bit  befonbere  Slbfolution  burc^ 
eintn  ©et^i^en  aiS  imtfitDenbige  !9ibingung  }ut 
©ßnbcnsetgebutiQ.  ^termiS  entfponn  fid)  ein  ^tf- 
tign  flonjelttitg,  gegen  tnel^en  ein  sitchot  bt3 
9ä%9  nichts  auStiditele;  auä)  ein  dor  ben  SBitten* 
betget  X^eologen  eingeleiteter  !Berf5^nungSuerfud^ 
fntd)lete  auf  bie  Siauet  ni^t.  3)tefeB  utib  bie 
SBo^mel^mung ,  ba|  bet  religtäft  3iiP<inb  beS 
SioIfcS  ^ic^  immer  me^r  Dtri(!^linimcrtt,  bewogen 
Oftanber,  feine  Snllaffung  ju  begeliren.  Si  lie| 
ficb  erp  jum  bleiben  betDegen,  nailibem  er  anSBeit 
3)fetrt^  (f.  b.  3rt.),  einem  @$itl«  Sut^erS,  einen 
DDTtreffli^en  Sollegen  erl^Iten  ^atte.  Snbejfen 
6ia4  ber  Streit  über  bie  Sbfolution  Don  SIeuem 
auB;  Ofüinber  machte  ben  anberen  ^bigem 
feine  gelinben  S!ont)iirfe  unb  gab  ber  Senmrfung 
ber  ^ßriOatobfoIuKon  bie  Ömiptfil^ulb  an  bn  über- 
ßiitenben  ©itfenBerberbni|.  3)eit  ^ittüi^  ftimmte 
i^m  nur  ^a\b  jU;  ber  @treit  über  btt  SbfoIuttonS' 
form  boueite  fleben  Sa^ie  fort  unb  mat^tc  baS 
gefpannte  iOei^ältni^  gloifi^en  Ofianber  einerfeitS 
unb  ben  ülirigen  $tebigem  unb  bem  Statte  Diürn° 
btrgS  anbererfeita  immer  unerlrägliif)et.  Stuft)  bei 
Sut^er  unb  3nelan(^t^on,  toel^e  bem  gei^g  ^er- 
oorrogenben  Ofianber  bisher  i^re  Slnertennung 
oft  auf  fctimeic^el&af  te  3Bti[e  auBgebrürfl  Iialten,  er- 
regte bo(^  balb  OfianberS  oHju  fefiiftönbigeS  unb 
KiÖneS  luftrtten  einigt  Unjufrieben^eit  ■  befonberä 
benagle  p*^  TOelanc^t^on,  bafi  Ofianber  an  ben , 
nadd  feiner  <l))einung  fo  gut  abgtrunbeten  Dog- 
men JU  rütteln  mage.  ®em  ganjtn  9IbfoIutton§- ' 
ftreite  lag  übrigens  bie  etgent^ümli<^  ^nfic^t 
OfianberS  bon  ber  Sieifittertigung  ju  @runbc. 
üikilirenb  bie  übrigen  lut^erif^tn  S^eologen  bie- 
felbe  in  ber  ünre^nung  ber  ^erbienfie  ßfiri^i 
fanben,  mar  OfianberS  anficf)t,  bog  jie  burii^ 
bie  innigfte  Sereinigung  ber  fubfionttellen  ©e- 
nc^tigttit  ®olleS  mit  nnferer  Seele  gef^e^ie.  gr 
ftü^te  ^äi  auf  bit  Sßorle  beS  Sßroptieten  3erf 
miaS(23,  6):  „3)er  §trr  unftre  ©ere^tigfeit." 
^aä)  Ofianber  nämlic^  lebt  ber  5D!enf4  burd)  bnS 
weftnllic^e  Seben  ©olteS,  unb  er  liebt  ©Ott  nur 
burcd  bit  wefenllic^e  Siebe,  bie  biefer  ju  fld^  ftlbft 
i)al.  (Sbtnjo  finb  mir  gerecht  bur^  bie  effentiette 
©ered^tigtcit,  bie  [\äi  unS  mltt^eUl,  unb  burrfi  bie 
©ubftanj  beS  incamirten  SlBorteS,  baS  in  uns  ift 
burdd  ben  ©lauben,  burc6  boS  SBJort  unb  bur^ 
bie  ©acramentt.  ©eitbem  man  nun  mit  bet^efl- 
fltDung  ber  lugSburger  Sonfeffion  umging,  bot 
Ofianber  aflt  ffraft  auf,  um  btefer  fetner  Se^re 
Doilflänbige  Slufna^me  gu  fiebern,  unb  ju  ©(^mal- 
(atben  certfieibigte  er  biefelibe  Sui^er  gegenüber  mit 
einer  ffü^^tit,  über  neli^t  man  ftaunte.  allein 
man  butbete  baS,  tottl  man  ficd  fii^eult,  neuei 


nbec.  1108 

I  ©treifigteiten  bei  einer  Sßntei  ^nDonunifai,  bei 
ber  Ofianber  burc^  fein  ffiiffen  eintn  fo  bdxute» 
I  ben  iRang  einnahm.  3ubemqotteOilanber,lsdi^ 
bie  Safelfreuben  überl|au))t  lidte,  baS  befonbot 
I  Talent,  Sut^er  bei  Xif^e  gut  jnunta^aQm,  Demi 
I  aui)  feine  ©dgtrje  nii^t  felttn  bie  Si^nHden  ber 
S^rbarltit  unb  ©otteSfuti!^  bun!^  1IRi{tbian4  tNn 
©d^riftteslen  flberf^ritten.  ©tgra  bie  mtga 
9iümbergei  Sleformatoren  trat  Ofianber  mn  fo 
heftiger  auf,  [t  eifriger  biefe  be^bt  uwren,  mt 
ßat^olifc^e  tDegjuräumen.  SÜett  SittrU^  mOtt 
bie  Orbination  ber  ©tiftlid^en  bun^  fifinbcan^ 
legung  abgtfc^afft  mifftn,  Ofianber  l^ult  biefd 
üu|trt  3eit^  für  utfentlic^  unb  no^toeiAig; 
au^  bie  lat^oltf^e  St^rt  Dom  3ße^>fn  mib  btr 
XranSfubpanttation  fui^tt  ermbglid^fi  feftui^oltn 
unb  Derfoc^t  biefelbe  Dor  ©tiftli^  uüb  &rin 
tciber  Sut^erS  auSfaOe  auf  bie  ,3BinteIine|'.  IB 
im  S-  1530  in  ülümberg  bie  no^  ÜtibtiidlaK 
beutfc^  HReff  e  o^ne  eommunicantcn  abge^  m» 
ben  foHte,  hintertrieb  eS  Ofianber  (ogL  SüSiu^ 
3>ie  Stcfonnation  U,  StegtnSb.  1848, 9i  ff.).  » 
lanc^t^on  ritt^  feinem  @<^üler  Sittric^,  bieSi^i 
bur^  ©(gütigen  ju  Dertufd^tu,  bcmi  man  f^odt 
es,  Ofianber  noi^  mtfir  ju  rttjtn.  (Segen  ben  SbiQ 
gu  Nürnberg,  btr  mirfli^  eine  tiriJ^IiÄe  Xipnnn 
üble,  fftrc^enbienerein'unbabfe|te,eiferteOfi» 
bei  forlmä^ienb,  unb  bierin  ftimmte  1^  fein  fliilti 
mit  i^m  jerfaQener  SoIIege  SÜetri^  bri.  Uita 
biefen  JTämpfen  lam  baS  betanntt  2lnterim  1)em 
unb  marb  auc^  in  Dlümbtrg  tingeffi^  Salb 
nac^  beffen  ginfübrung  oerliefe  Ofianber  bie|e 
©tabl,  D^ne  ^bfc^ieb  gu  nt^mtn,  unb  ging  nii^ 
SßreSlau.  Sodb  fügte  mau  i^m  au(^  noc^,  a 
^abt  ^iümbtrg  ni^t  btS  SnttrimS  mtgtn  Dtrlaffn, 
fonbtm  auS  g^uri^t  tor  neuen  ©treitigftittn  BMgtn 
bcS  barin  tnt&alttnen  SlrfilcIS  ü6tr  bie  SRtfft  — 
Sion  Breslau  auS  ^il)mi  Ofianber  bem  ^a^t 
^Ibre^t  Don  $rtu^n,  bag  i!)n  bie  SigemnS^üg- 
leiten  beS  Üiümberger  SRotbeS  in  relluiöfen  "Simm 
betDogen  gälten,  bie  ©labt  gu  D^ffen;  er  Ml 
bemuQ^  bem^ei^oge  feine  3)ienfte, auf  b«in$ie' 
bigtftuljle  ober  mit  Sechoutn  an  ber  UniMrfität'  an. 
yfiiret^t  ernannte  ilin  jum  Sßf arrer  in  ber  9It{liH 
JU  flanigsberg  unb  gum  $rofeffor  ber  X3)tsio^ 
bafelbfl  (1549).  2fm  3-  1551  tourbe  er  aaät 
iOictfiiäfibent  btS  famlünhif^en  SBiSt^umS.  ^ 
©unfietmeife  erflörtn  fid^  Iti<j^t  aus  bem  Sinjbi^ 
neigen  Ofianber  bei  ©eltgenl^eit  beS  9tei(||ibigtt 
Don  Üiümberg  (1522)  auf  91l6rec^t  gemonneu  W* 
(f.  b.  in.  aibrecbt  I.  450).  Sßreufeen  5attt  betrti 
fein  lat&olifi^eS  iälngefiii^t  Berloren,  al8  Ofinnbir 
feine  aBirffamTeit  in  flönigSberg  begann  uiu)  biift 
mit  gemo^nler  &ef tigttit  feine  ^Dleinungen  iron  bs 
©ottebenbilblicbteil  unb  SRe^tferHgung  beS  äRn- 
fi^en  oon  ber  Äanjtl  ^erabbonnertt.  ©olb  ^ 
er  bie  UniDerftlät  in  Königsberg  in  jyiarnm«  p- 
fe{|t  unb  ben  nai^ilim  benannten  Ofianbrif^n 
©treil  angeregt,  befftn  Snbe  et  nit^  erlebte. 
Ser  Steige  mä)  gerfiti  er  mit  fafl  allen  onbem 
©laubenSntuertm  (BgL  b.  StH.  SBteug  ü,  12S9, 


1109 


DfiuS  —  DSnabrüi 


1110 


E^cnmil;  aReniuS  VIII,  1253),  am  l^eftigfien  aber 
MK  feine  gfd^be  mit  aRörlin  (f.  b.  9lrt.).  ber  i^m 
m  S>eri^  xAifi  nad^ftonb.  S)er  Streit  breite 
t4  ^it|rtfdd^i4  um  bie  Seigre  t)on  ber  Ste^t- 
ectigung  (f*  ^-  ^^0  unb  bauerte  nad^  OftanberS 
tobe  (1 7.  Odober  1 552)  loeiter  fort  bid  gum  Saläre 
1567  (f.  b.  9rt  Corpus  doctrinae  5,  ob.  in, 
L113  f.).  Serfolgungen  t)on  ^nl^öngem  Oftan- 
«f  fönten  nod^  fp&ter  Dor.  —  Sie  @d^riften 
InbreoS  Ofianberd  finb  gum  großen  Xl^eil  ®t' 
egenl^cUfierjeugniffe  ouS  feinen  jtämpfen  gegen 
ioi^Iifd^  unb  )m)tefiantif^e  ®egner.  äBid^tiger 
hib  feine  SemiU^ungen  um  ben  SBibeltest,  inbem 
X  bie  (atetnifd^  Sulgota  tl^ild  ben  ®runbtei^en 
^Häß  )u  conf onniren,  tl^tö  ber  geprtef enen  Ueber- 
ie|iuig  beS  SrodmuS  )u  n&l^em  f ud^te ;  Srftered 
Ipot  er  in  ber  Slümberger  SSulgata  Don  1522, 
2c|tned  in  ben  Harmoniae  evangelicae  LL.  4, 
BasQ.  1537.  0BgI.  äBilfen,  OfianberS  geben, 
B^cen  unb  S^riften  I,  @tralfunb  1844 ;  mbütx, 
IdffcoSOfumber.  fiebenunbauSgemöl^IteSd^rif- 
tm  [Seben  unb  audgemäl^Ite  @^riften  ber  IBöter 
lA  Segtünber  ber  lutl^erifd^  JKrd^e  Y],  Slber- 
|db  1870.) 

2.  SncaS  Ofionber,  bed  SSorgenannten 

Sol^  roaä>  geboren  }u  92fimberg  im  Secember 

1524  nnb  ffatbirte  ju  9{amberg  unb  j}5nig8« 

bog.  (Er  l^otte  Don  feinem  IBoter  bod  Xolent,  aber 

ai4  bofi  l^od^fal^renbe  äBefen  geerbt.  Sein  erfier 

italbemf  eröffnete  fid^  i^m  im  äBurtembergi« 

Mn.  3m  3. 1555  marb  er  3)taconu3  in  ®bp- 

Iteam,  1557  Superintenbent  unb  Stabtpfaner 

pi  lilmibeuren,  1562  Pfarrer  gu  @t.  Seonl^arb 

nb  6peciQl*@u))erintenbent  gu  Stuttgart,  1567 

Coxfifloriolrat]^  unb  ^ofprebiger  bafelbft,  1596 

At^Sbelberg,  (Seneralfuperintenbent  unb  9lf« 

kffor  ber  SBurtembergifd^en  fianbfd^aft.  9113  bie 

3ibni  in'd  fianb  aufgenommen  merben  foUten, 

jNtOfianber  bagegen;  er  fiel  bal^er  beim  ^tt^oc^ 

nltngnabe  unb  !am  1598  ald  pastor  honora- 

rias  iaä^  Solingen.  !Rad^  Serlauf  einiger  3a^re 

innfte  er  jiebod^  mieber  nad^  Stuttgart  gurüd!» 

^jim,  m  er  1604  fiarb.  Seine  ©eifteSfä^ig* 

U  bemieS  Oftanber  bei  mel^reren  SteligionS- 

Wlf^fyn,  fo  gu  9RauIbrunn  1564,  gu  SDtömpel- 

•ni  1586,  gu  ategendburg  1594;  au^  toax 

s  M  ber  9[bfaf[ung  ber  Soncorbienformel  mit 

4%  Sucad  Öfianber  »erfaßte  einen  SluSgug 

Ol  ben  fogenannten  SRagbeburger  Senturien 

tt  b.  Hrt.  m,  9  f.),  um  biefem  SBerfe  eine  mei- 

kie  Verbreitung  unb  einen  leidstem  f^Iug  gu  Der« 

NMfnL   Son  feinen  übrigen  Sd^riften  jtnb  gu 

alpinen:  Biblia  latina,  ad  fontes  hebr.  tex- 

tos  emendata,  cum  brevi  et  perspicua  ex- 

poaitione  fllustrata,   Tubing.   1578—1586, 

7  TolL ;  Institatio  Christ,  refigionis,  Tubing. 

1576.  1580;  femer  eine  ^njal^I  Don  Streit- 

ibiften  unb  $rebigten.  9ud^  um  ben  proteftan» 

ifdlcn  Cl^oralgefang  mad^te  er  ftd^  Derbient  burd^ 

k  fierauSgobe  einer  Sammlung  unter  bem  Xitel 

finnig  geiflli^e  fiieber  unb  $falmen  . . .  aI(o 


gefegt,  ba^  eine  d^riftlid^e  ®emein  burd^uS  mit« 
jlngen  fann.  iRümberg  1586.  (Sgl.  Fischlin, 
Memoria  theolog.  Wirtemberg.I,  Ulmae  1709, 
146  sqq. ;  Stoä^,  (Sefd^id^te  bed  ffird^enlieb«  unb 
Jtird^engefangS  II,  8.  Slufl.,  Stuttgart  1867, 
358  ff.) 

3.  Sucad  Öfianber  ber  Süngere,  ber 
Sol^n  beS  Vorgenannten,  nnir  geboren  }u  Stutt- 
gart (1571)  unb  !am  nad^  Derfd^iebenen  anberen 
^nfteOungen  im  3. 1612  nad^  SBebenl^ufen  unb 
1616  nad^  aRaulbmnn  ald  mt,  nnirb  fttrftlid^ 
9tat]^  unb  ® eneralf uperintenbent ;  1618  mürbe  er 
^rofeffor  ber  Xl^eologie  gu  Xfibingen,  tt)o  er  1620 
aud^  ftangler  ber  UniDerfität  unb  tropft  ber  bor> 
tigen  IKrd^e  marb.  Sr  ermied  fid^  als  Siferer 
miber  bie  Sefuiten,  Steformirten^  SBiebertöufer 
unb  Sd^menffelbianer,  unb  mar  ein  l^eftiger  fßtt» 
fed^ter  ber  lutl^erifd^en  UbiquÜatdlel^re  (f.  b.  Slrt.) 
unb  ®egner  Sol^ann  Slmbtd  (f.  b.  Slrt).  Seine 
Sd^riften  merben  bei  Fischlin  1.  c.  II,  48  sqq. 
auf gefül^rt.  (IBgl.  gum  Sanken  nod^  öligem,  bei^d^e 
95iogral)]^ie  XXIV,  478—496,  mo  aud^  bie  an- 
beren bebeutenberen  SRitglieber  ber  tJf^^milie  be* 
^anbelt  fmb.)  [5)üj.] 

0^18^,  f.  ßopuS. 

^MoihrftA  (Of  enbrägge),  Stabtinberpreuli« 
fd^en  $roDin)  ^annoDer,  an  ber  £»afe  in  einem 
frud^tbaren  Xl^ale  gelegen,  mit  Dier  p5nen  mittel« 
alterlid^en  JHrd^en,  moDon  gmei  ben  Äatl^olüen  unb 
Smei  ben  ^roteftanten  übermiefen  finb,  unb  41 000 
Sinmol^nem,  Don  benen  ein  2)rittel  fatl^olifd^  iß, 
marb  aud  einer  f  öd^ftfd^en  Sultft&tte  Don  ftarl  bem 
@roBen  772  su  einer  frönfifd^en  amfjton8an{}aIt, 
im  f  olgenben  Saläre  }um  Si^  eines  SBiStl^umS  er- 
l^oben  unb  erl^ielt  bei  le^terer  IBeranlaffung  eine 
geleierte  Sd^ule,  meldte  nod^  l^eute  unter  bem  9ta« 
men  G3rmna8ium  GarolinumalS  bie  öltefle  Schule 
in  3)eutfd^Ianb  fortlebt.  3)ie  Stiftung  marb  bem 
%  $etruS,  f omie  ben  p.  SriSpin  unb  SriSpinian, 
bereu  ©ebeine  Statt  ber  @ro|e  baf  elbft  nieberlegte, 
gemeint  unb  Don  Seo  m.  beftötigt.  S)aS  ber  SRetro- 
pole  Stbln  gugetl^eilte  IBiStl^um  erfhedHe  fld^  über 
baS  gan^e  Sanb  jmifd^en  ber  ßmS  unb  ber  t)unte, 
fomeit  eS  d^riftlic^  mar,  mit  Sbgug  alfo  beS  an 
ber  92orbfee  gelegenen  SanbeS,  meld^eS  fpöter  baS 
IBiStl^um  Bremen  bilbete,  unb  OftfrieSlanbS,  mei- 
nes )um  münfterifd^en  SiStl^um  gel^örte.  So  mar 
ber  Sprengel  Don  OSnabrudE,  mie  ber  öltefte,  aud^ 
ber  größte  beS  ganzen  SBeftfalenlanbeS  unb  um- 
faßte au^er  feinem  l^eutigen  Seftanbe  gro|e  StredEen 
ber  je^igen  S)i5cef en  SRünfter  unb  ^aberbom.  Sa 
baS  neue  IBiSt^um  in  erobertem  fianbe  gegrunbet 
mürbe,  meld^eS  erfl  d^riftianiftrt  merben  foUte,  fo 
fonnten  gu  beffen  9e|lanbe  nur  bie  3^^nten  an- 
gemiefen  merben,  ein  Umftanb,  meld^er  fpöter 
ben  SBifd^öf  en  Dielerlei  Sd^mierigfeiten  unb  jfömpf  e 
(baS  ^meil^unbertiö^rige  fogen.  bellum  diploma- 
ticum  Osnabrugense)  bereitete;  bod^  fam  fe^r 
balb  bie  äBalb»  unb  SBilbgered^tigfeit  l^inju,  unb 
bte  fpöteren  J?arolinger  fomie  bie  föd^ftfd^en  ^aijer 
bemiefen  bem  IBiStl^um  il^r  äBol^lmoHen  burd^  reid^e 


1111 


Odnairäd. 


1112 


IBergabungen  au^  an  Uegenben  (Srunben.  Sie 
ältefie  ©efd^id^te  ber  Stdcefe  OdnobrudE  tarn  nid^t 
D50tg  oufgel^eUt  loerben,  loeti  Don  ben  Urfunben, 
aus  benen  jlc  gefd^öpfi  toerben  mu|,  mand^e  für 
unöd^t  gel^alten  merben.  Sid^er  Vfl,  ba|  ber  erfie 
Sifd^of  SBil^o  l^iel,  ba|  er  ein  Sfriefe  unb  ba|  er 
ein  @d^üler  beS  1^1.  SBonifatiuS  mar;  er  ftarb  im 
3a^re  804.  Sluf  il^n  folgte  bid  833  2.  SRegin- 
l^orb  ober  SOteingo),  auf  biefen  3.  ®odtoin,  ber  in 
bem  Streit  jtotfd^en  Submig  bem  gfrommen  unb 
beffen  @5]^nen  gegen  ben  jtaifer  |ßartei  nal^m  unb 
beilegen  nad^  SubtoigS  äBiebereinfe^ung  834  gur 
Suße  tn'8  JHofter  gfulba  gefd^idH  mürbe,  ^ier  lebte 
er  nod^  bis  866.  3)aS  Sidtl^um  blieb  Dorerft  un- 
befej^t,  bid  Submig  ber  2)eutf(j^e  bem  845  aud 
@d^h)eben  Dertriebenen  Sifd^of  4.  ®o§bert  ben 
@tul^I  t)on  OSnabrüdE  anmied.  Sr  fag  auf  bem« 
felben  Ud  gu  feinem  Xobe  874,  morauf  il^m 

5.  Sgbert,  feit  868  Soabiutor  ®odbertd,  folgte. 
2)erfe(be  regierte  bi9  885;  fein  9tad^f olger  mar 

6.  Sgilmar  bis  918.  2)iefer  geftaltete  bie  bis- 
herige einfädle  ^farrürd^e  gu  einer  mürbigen  Sta» 
tl^ebrale  um  unb  ift  bur^  einen  SBerid^t  an  $a))f} 
SUpfyxn  TL.  ber  erfie  ®  efd^id^tfd^reiber  t)on  OSna« 
brüd!  gemorben.  Seranlaffung  gu  biefem  Serid^t, 
ben  er  felbft  Querimonia  nennt,  gaben  bie  in- 
gmifd^en  entftanbenen  jtlöfier  SorDep  unb  ^erf orb, 
gegen  beren  Uebergriffe  er  feine  S^^ittgered^tigfeit 
mit  Sntf d^iebenl^eit  vertreten  mugte.  Sbenf o  mu^te 
er  gleid^  einigen  feiner  SSorgänger  bie  bifd^dflid^en 
Sterte  gegen  bie  t)on  ben  jtarolingem  befteüten 
@augraf  en  unb  ^ergöge  maleren,  bis  jtdnig  tlmulf 
auf  bem  Steid^Stage  gu  Xribur  895  il^n  gegen  bie 
lBeeintrö(^tigungen  feiner  Siedete  fld^erfteUte.  Unter 
ben  folgenben  Sifd^öfen  Derbienen  befonberS  ge« 
nannt  ju  merben  7.  ©obo  I.  (921—952),  ber  bie 
neue  jKrd^e  gu  Sofelol^  einmeil^te  unb  auf  faft 
aUen  beutfd^en  S^noben  feiner  Stxi  als  X^eil- 
nel^mer  erfd^cint;'8.  ®rogo  (952 — 968),  ber  unter 
ben  OSnabrüdEer  Sifd^öfen  einen  l^erDonagenben 
^Ia|  einnimmt,  meil  er  unablöffig  bemül^t  mar, 
bie  iRed^te  unb  ^rtDilegten  feiner  j?ird^e  gu  ftd^em 
unb  gu  ermeitem.  S3on  j?aifer  Otto  I.  ermarb  er 
für  SBiebenbrüdf  9Karft«,  Sott«  unb  9Jlünjgered^- 
tigfeit,  meiere  OSnabrüdt  f^on  888  erl^alten  l^atte, 
für  feine  ffird^e  aber  enbgültig  ben  Dielbeanfprud^ten 
Sannforft,  ber  in  meitem  Jhetfe  baS  OSnabrüdter 
fianb  umgibt.  Sie  le^tere  Srmerbung  mar  be|« 
megen  ^od^bebeutfam,  meil  fte  in  ber  ($foIae  bei 
Srmerbung  ber  @augraffd^aften  (1225)  ben  ®runb 
für  bie  bifd^öflid^e  SanbeS^ol^eit  bilbete.  9.  Subolf 
(968—978),  ein  Sermanbter  unb  frül^erer  Äanjler 
Otto'S  I.,  ber  nid^t  meniger  bemüht  mar,  bie  Siedete 
unb  ben  Seftk  beS  SiStl^umS  gu  maleren  unb  gu 
meieren.  Siefem  Sifd^of  mirb  neuerbingS  (Dgl. 
^l^ilippi,  OSnabrüdfer  Urlunbenbud^,  OSnabrüdt 
1892, 1,  ginl.  XVI)  eine  fjülfd^ung  ber  Se^nt- 
urfunben  gur  fiaft  gelegt,  meiere  man  frül^er 
Senno  II.  imputirte;  bamit  ift  aber  !aum  gu  Der« 
einbaren,  ba^  in  bem  betr.  3(^ntftreit  bie  Sntf d^ei* 
bung  gu  Ungunften  SuboIfS  erfolgte;  13. 3:^ietmar 


ober  S)etmar  (1008—1022),  nad^  geitgenöjfU 
f d^em  3^ugnig  einer  ber  geteuften  SRftnner  feiäei 
3eit,  ber  Stifter  ber  ffird^  unb  beS  CoOe^ 
ftifteS  @t.  3o^n,  fomie  ber  Siblio!^  an  bei 
S)om!ird^e,  in  meld^er  gegen  fifai^ig  Sfid^m 
feiner  ^anb  l^errül^rten;  18.  wt  trielgenamdi 
SBenno  H.  (1068—1088,  f.  b.  «rt):  19.  Sfan^ 
quarb  (1088—1093),  ber  nod^  mentgen  Satin 
mieber  in  fein  J?Iofter  SorüeQ  gturädRe^,  meS  er 
bie  föniglid^e  SBeftötigung  ni(|t  erlangen  (omdc; 
20.  SBibo,  unter  bem  bie  Somfird^  abbromie; 
unb  21. 3ol^anneSL(1101-1110X  berfielmi^ 
bie  ie^t  nod^  befiel^enbe  romanifd^  ^eüerbofifih 
erfe^te;  22.  ©ottfd^aß  Don  Siepl^olg  (1110  M 
1118),  ber  erfte  ^ifd^of,  beffen  SfomUienMmp 
befannt  if};  er  bemal^rte  unter  ^nrid^  Y.,  oIn 
meid^enb  Don  beiben  IBorgängem^  bem  ^ßapf^  ^ 
Xreue  unb  mugte  be^megen  fein  Sanb  bta  Set^ 
l^eerungen  beS  ^5nigS  preisgegeben  fel^  €eii 
92ad^foIger  28.  S)iet]^arb  (1119—1137)  ttiar  ber 
erfie  SBifd^of,  meld^er  feinen  @i|  auS  freier  So|( 
beS  SIeruS  unb  ber  ÖRinifterialen  einna^  nA 
tro|  mangeinber  faiferlid^erSeftätigungbe^aiiiH 
tete.  24.  ^if d^of  Ubo  erneuerte  bie  Don  Semu)  EL 
auf  bem  ©ertrubenberg  Dor  OSnabrfidE  vAcak 
Rxxfy,  mit  meld^er  25.  $l^ilit>p,  (Staf  Don 
ettnbogen  (1141—1173),  baS  Don  il^m 
SBenebictinerinnennofter  Derbanb.  Skfer 
meierte  mit  flarfer  ^anb  ben  Uebergriffen  ndi 
Ungered^tigfeiten,  meldte  ber  Sbel  beS  2ailM  H 
erlaubte,  beenbete  aber  burd^  gütlid^  SergUj 
bie  etreiUgfeiten,  meldte  faf}  200  Solare  gmif^o 
bem  SiStl^um  einerfeitS  unb  ben  e^emten  Vbfm 
SorDe^  unb  ^erforb  anbererfeitS  fd^mebten,  üb 
mad^te  aud^  ben  Sonflicten  gmif  d^en  bem2)omca|xU 
unb  bem  Stift  @t.  Sol^ann  begüglid^  ber  &äß 
forge  in  OSnabrüdE  burd^  9luSgIeid^  ein  frieb' 
lid^eSgnbe.  26.  «molb  (1173— 1191)  fc^IoSM 
im  3al^re  1189  bem  unglüdtlid^en  Jheuggug  ^m 
xxifi  Sarbaroff a  an  unb  fiarb  Dor  Scco  1190  ob 
ber  $eft.  ^uS  ben  folgenben  Sifd^bfen  flnb  noii 
gu  nennen:  27.  ©erwarb  Don OIbenburg«9BiIb(8- 
|aufen,  ber  in  ben  @treitigfeiten  gmifd^^l^tfilf 
Don  @d^maben  unb  Otto  IV.  bie  ^rtei  bei  et» 
ftern  ergriffen  l^atte ;  er  mu|te  begmegen  Dor  ben 
garbinallegaten  beS  $a))fteS  unb  bem  (Srgbif^pf 
Don  Stbln  gu  ®unften  feines  SomcopitelS  unbfei^ 
ner  Sel^enSIeute ,  meldte  gu  bem  melfifd^en  flttifer 
gel^alten  l^atten,  eine  bemütl^igenbe  SapituIatioB 
unterfd^reiben.   Sr  mürbe  1210  gum  SqüfiM 
Don  ^Bremen  poftulirt,  fornite  aber  biefen  Si| 
nid^t  fogleid^  einnel^men  unb  erl^ielt  belioegn 
Dom  ^apfi  (Srlaubni^,  baS  SBiStl^um  OSnoMl 
bis  1216  beigube^alten.  28.  Slbolf  Don  ZcfBei- 
bürg,  ber  als  ^eiliger  Derel^rt  mirb,  fd^uf  voSSp^ 
ber  ad^t  3a^re  feiner  ^Regierung  (1216—1224) 
eine  Steil^e  Dorgüglid^er  Sinrid^tungen  fomo^  in 
ffird^enregimentalSinberSanbeSDermaOimg.  Seil 
92ad^f  olger  29.  Engelbert  L  DonSfenburgtooiboIl 
SRitfd^ulbiger  an  ber  Srmorbung  beS  ^l.  (hig^ 
DonÄölnangeflagt  unbbeBmegen  Dorerf!Dom$a|# 


13 


Odnabrüd. 


1114 


^t  confttmirt;  bielBemaltung  beS  SiStl^umd  er« 
;It  aBiOebronb  Don  $aberbom.  %I§  biefer  1226 
<^  Utre^t  tronSferirt  toorben  mar,  mürbe  burd^ 
rodflim  b€«  $apfieS  erjl  30.  Otto  (1226  bis 
t27),  bann  31.  Itonrob  I.  Don  SSeltberg  (1 227  bis 
i88)  )um9ifd^of  Don  OSnabrüd  beftimmt.  Se^te- 
:  legte  bte  Stobt  OuadEenbrüdE  an  unb  errid^tete 
i  Coaegiatßift  bafelbjl.  3m  3. 1239  fonnte  enb- 
i  (Engelbert  bte  Stegterung  antreten.  Sr  {uc^te 
(  fCUem  bie  ©renken  feines  @tifteS  ju  fiesem 
ib  fd^fo^  )u  bem  Snbe  ein  emigeS  SBünbni^  mit 
n  »ifit^um  SRünfler  unb  bem  SrsbiStl^um  j?öln. 
eine  KegiecungSseit  ijl  burd^  Diele  meife  Stnrid^> 
agen  f otoie  hmä)  bie  Stiftung  bed  ^frauenflifteS 
m  Sörftel  berühmt  geworben.  %ud^  bie  fd^Iid^te 
t  ftat^rtnenfird^e,  meldte  je^t  ben  $roteftanten 
Ifiid,  marb  tt)ö]^renb  feiner  Stegierung  gebaut; 
it  1248  Derfal^en  barin  bie  ObferDanten  beS 
;.  gronnScuS  ben  ®ottedbienft.  Unter  33.  IBruno 
m  3fenburg  (1250—1258)  marb  ber  ©runb- 
ein  ^u  bec  no^  j[e|t  beftel^enben,  ben  jtatl^oltfen 
c^rigen  So^annidfird^e  gelegt ;  ber  f c^öne ,  im 
Mcigongdflil  enid^tete  Sau  fonnte  aber  erft 
1292  burt^  36.  ffonrab  ü.  Don  SRietberg  (1269 
üi  1297)  bem  ®otte8bien{t  übergeben  merben. 
Unter  Ie|terem  marb  1287  ber  SluguftinercouDent 
um  ^olte  no4  Odnabrüdt  Derlegt  unb  baute  fld^ 
(icr  ein  fflofter,  melc^eS  bur^  bie  äBiffenfd^a^ 
nb  Serebfamfeit  Dieler  feiner  Semol^ner  einen 
Men  9iuf  erlangte,  ^ud^  bie  Dominicaner  er- 
tifltm  1295  bie  btfd^dflic^e  SBeftöttgung  für  il^re 
SHAecIaffung  im  Itlofter  gum  l^eiltgen  Jheug, 
iKl^ed  i^nen  Don  mol^Ul^ötiger  ^nb  gebaut 
Mben  tDor.  3n  Urfunben  erfd^eint  fd^on  1277 
Mfpötere  ^^omfd^toefteml^auS"  unb  1305  baS 
6t  3o^nni8«@(i)meftem]^au§,  jebmebeS  a(8  lBe> 
gnnen^uS.  3n  betben  lebten  öüere  3ungfrauen 
otae  ®elübbe  nac^  Itlofierart  unb  bef orgten  für 
ben  Som  unb  bie  @t.  Sol^anniSfird^e  bte  SBöfd^e 
ber  flinl^einmanb.  Sei  f old^er  Slüte  beS  reli« 
Hülfen  SebenS  erfuhr  gIei(!^tüobI  bie  bürgerlid^e 
ttie  bie  geiftlid^e  SRed^tSorbnung  im  Saufe  bie* 
fer  ^bert  3a^re  mancherlei  Störungen;  benn 
im  3. 1349  ernannte  mieber  ber  ^apft  mit  95er» 
ttoWg  ber  SapitelSma^I  einen  Sifd^of  in  ber 
$erfon  beS  l^od^gele^rten  unb  befonberS  im  ca« 
Bonifd^  Siedet  erfal^renen  Sol^anneS  n.  Ipoet 
(1349—1366).  ®iefer  ftcHte  mit  fraftDoHer 
tob  bie  Dieifad^  geloderte  jhrd^enjud^t  mieber 
ifx,  geriet^  aber  baburd^  mit  bem  Sapitel  unb 
^6tabt  in  einen  Streit,  meld^er  nad^  blutiger 
1^  burd^  Sd^iebSrid^ter  beenbigt  tourbe.  2)er 


lergleid^ 


d^uf  3uf)önbe,  in  toelc^en  bie  3!Rad^t 


!8  Sifd^ofS,  nid^t  )um  Seften  beS  SanbeS,  man« 
flfei  fdt  d^ranfung  unterliegen  mu^te.  Unter 
f^nt  Ser^altniffen  bereiteten  ftd^  bie  unerquidE- 
^  Singe  Dor,  Don  meieren  bie  ©efd^ic^te  CSna* 
idg  au&  bem  3}erlauf  be§  14.  unb  bem  15. 3a^r« 
nberte  )u  berid^ten  hat.  Senn  bie  näd^ften 
03a^e  nxirenDon  unaufbörlic^enunbDerl^eeren^ 
t  gelben  ^  t^eilS  im  3nnem  be§  Sanbe^,  t^et(§ 


nad^  3(uj^en  i^in ,  ausgefällt.  Sie  Sifd^öfe  Don 
OdnabrüdE  fömpften  unb  mußten  fömDfen  ni^^t 
blog  mit  bem  mäd^tigen  Slbel  in  il^rem  fianbe  unb 
ber  9tad^barfd^aft,  toxt  mit  ben  ®raf en  Don  Xedtlen* 
bürg  unb  ber  SRar!,  fonbem  nod^  mel^r  mit  ben 
Sif^öfen  Don  SRinben  unb  ben  Dorl^er  auf  emig 
Derbünbet  gemefenen  IBifd^öfen  DonSRünfter.  Ser 
52.  IBifc^of  ffonrab  IV.  Don  Stietberg  (1482  bid 
1508)  Derfe^tebiebifd^bflid^enXafelgüter,  um  fei- 
nen Dom  ^ergog  Don  SBolfenbüttel  gefongenenSru- 
ber  audjulöfen,  unb  geriet)^  barüber  fo  tief  inSd^ul« 
ben,  bag  er  im  Ueberbru^  1486  OSnabrüdE  Der- 
lie|,  bie  SSermaltung  bed  Stifts  bem  Somcopitel 
übergab  unb  bem  ^ergog  Don  99ranbenburg  ald 
9tat^  biente,  bid  er  1497  jugleid^  Sifd^of  Don  SRan- 
fter  mürbe.  Unter  feinem  IRod^folger  53.  Srid^ 
Don  IBraunfd^toeig  (1508—1582),  gugleid^  SBifd^of 
Don  SRfinfter  unb  $aberbom,  trat  Sut^er  in  SBit- 
tenberg  auf,  unb  bie  neuen  fie^ren  mürben  1521 
aud^  inOdnabrüd!  geprebigt;  a&ein  ber  Sfürft- 
bifd^of  trat  ber  Steuerung  mit  gfeftigfeit  entgegen 
unb  mu^te  bie  Sinfül^rung  berfelben  Don  feinem 
Stifte  fempl^alten.  Sagegen  lieg  fid^  ber  f olgenbe 
IBtfd^of  54.  gfranj  Don  äßalbedE,  nad^bem  er  erft 
bad  Einbringen  ber  SSiebertöufer  burd^  fd^neOe 
3ufti5  Derbinbert  batte,  für  bie  Seigren  ber  fogen. 
Sieformation  geminnen.  Sen  SRinoriten,  meldte 
im  3. 1250  ibre  frül^ere  9tiebertof[ung  an  ber  fio^- 
ftra|e  für  baS  ^ofpital  gum  l^eiligen  ®eifl  obge* 
treten  unb  [\ä^  ein  neued^lofter  nid^tmeitDon  ber 
ffat^arinenfirc^e  erbaut  l^atten,  erlaubte  er  1542, 
ibren  gefammten  99efi^  gegen  eine  fieibrente  für  bie 
brei  nod^  Dorl^anbenen  ^önc^e  an  ben  SRagiftrat 
abzutreten,  morauf  biefer  eine  lateinifd^  Sd^ule  in 
i^rem  J?loj!er  errid^ten  lieg.  3m  3. 1543  geftattete 
93ifd^of  Sfranj  bem  iRatbe,  ben  au§  OuadEenbrüdt 
ftammenben  Superintenbenten  IBonnud  Don  SübedE 
nad^  OSnabrüd  in  berufen.  Stefer  begann  fogleid^ 
@otte§btenft  nac^  proteftantifd^er  ^rt  gu  l^alten  unb 
arbeitete  nad^  ,,eDangelifd^en''  ®runbf^en  eine  neue 
^rd^enorbnung  au3,  in  meld^er  bie  SKeffe  befeitigt 
unb  beutfd^er  ®otte§bienfi  eingel^alten  mar.  Ser 
Sifd^of  fd^rieb  biefe  Slgenbe  gunäd^ft  für  bie  jKrd^en 
ber  Stabt  unb  im  folgenben  3al^re  aud^  für  bie 
be^  ganzen  Sanbed  Dor.  3n  OSnabrüdE  gel^ord^ten 
biefer  ^nmeifung  ber  gefammte  SSeltclerud  mit 
^uSnal^mebedSomcapiteld,  unb  berOrben^clerud 
mit  ^u^nabme  ber  Sominicaner.  SRit  biefer 
,,9tef ormation"  brad^en  aber  für  ^mei  3a]^r^unberte 
ungejöblte  fieiben  unb  Srangfale  über  bad  Stift 
beretn.  Sa  ber  IBif d^of  bem  f (bmalfalbifd^en  SBunb 
beitrat,  fielen  1547  bie  j?aiferlid^enin'§fianb,  unb 
bie  beabftcbtigte  ^Belagerung  ber  Stabt  C^nabrüd 
fonnte  ber  ^iatf^  nur  mit  5000  Steid^^tl^alem  ah' 
menben.  3n5n}i)d^en  hc^itt  ba§  Sapitel  ftd^  flage» 
fü^renb  an  ^ft  $aul  III.  gemanbt,  unb  biefer 
forberte  ben  Sifc^of  jur  SSerantmortung  nacb  SRom. 
hinein  ba§  münfterifd^e  Somcopitel  ftellte  bem 
^apft  Dor ,  melcbe  SSerbienfte  ber  93i|c^of  pd^  um 
bie  !atf)oIi|(^e  Religion  burc^  Vertreibung  ber  33Bie« 
bertöufer  au§  OSnabrücf  ermorben  l^abe,  unb  ber 


1115  OeiiQ^tüd.  1116 

Dom  Sift^of  naä)  3tom  gtfoitbte  i5acE)tDaItei  ttiat  genben  SJifi^of  ^t^  Don  SSaitntierg  (1625  iä 

für  allrt  @(f4e:^t  fibtiittt  unb  DerfprQ(^  bie  re-  1661),  bei  mit  parfei  ^anb  bie  Scgninf oniufim 

stitutdo  in  integrum,  fo  baft  bie  3lbft|ung  Doi'  buid^füt|rtc.  ßi  biaifi  ben  SSibtrftanb  im  Stobt 

nft  ni^t  nfolete.  Slae  Sapitd  ju  CSnabratf  abn  unb  btl  9tat!)t3  mit  ^Ufc  XtllQ^f (^t  Xnit)))tn,  bco 

nur  bantit  ni^t  tinDn^anbtn ,  fonbim  tnoiifte  tritb  bie  pTote^antifc^m  $nbt(|fT  ouS  OSnobriid 

1548  bit  ))&^Iti^  Sdaubnil,  tintn  anbtm  !Bi'  uiib  trjtDang  bie  äSa^I  eincB  ntucn  9tat^,  ba 

(i^of  ju  Btä^Int,  falle  bei  na^  ngieirenbe  ni<^t  jur  nut  Aat^oliten  enthielt;  ba§  {njnrifi!^  nsangtit 

tatl|oIi[{ti«i  Stxti)t  juiücfte^Tt.  ^arauflfiin  l^iteb  äteßihitioneebict.  ju  beffen  Ssecutoi  in  fStiäa- 

boä  Sotiittl  tinenSmibtag  na(^  Otfebe  au9  unb  {a^|en  ti  ernannt  »uibc,  fö^ite  tr  mit  Citt 

lub  ben  Sif^of  Dot  benf e(ben  gui  erCiarung.  Um  li^iebentietl  aus.  3m  3. 1628  fteate  n  btdt^ 

nun  nif^t  feint  biei  iBiSl^ümei  ju  beilinen,  Vti'  ntaligt  XRinoritenflojIeT  toiebct  ^  unb  übenottl 

ipia4  Si^n),  )ur  (at^olifc^en  JMtdie  juiüdju*  eeben9arFiigentan©t.ffat^artntn;anbie@li9i 

teuren ,  bte  Mef  onnatiDn  im  ©tift  Osnobtütf  ab-  beS  frühem  augu^ntritoPet«  Dttlt^  n  bot  Call 

juf^a^en  unb  boS  änttrim  bur^jufü^ren.  tülun  Iegiumbei3e|uiten.  3ut@tü|cb«MtioItf4ai3le> 

Duibcnim  Sanbc  aOentl^orben  bit  piottftantiidien  (ietonWftetceibannmitpätifUiii^unbtBiftA^ 

Sßiebisetunb  Sii^une^ier oertrieben.  3nbei@tabt  ^emilligung  1631  juCSniuiTÜd  rine QniMilitJit 

OSnabrüi  a6tt  fanh  bie  9Iu8tottung  bet  Ktf onna-  für  mtli^e  ein  prflc&tigtt  SBau  in  Slngrifi  gtnonnni 

tion  Sc^mlerigfeilen,  unb  als  her  (aifetlicdt  gom-  lirurbe.  allein  bie  aßec^felfflQe  beB  brtt|ig{fi4naB 

miffai  eon  SoImS  biefclbe  erjtnang,  lieg  man  bie  ffiiegeS   jtrftSrttn   aUe  biefe  DielDerfpit^ienba 

betbtn  ^auptpf anfiT(t|cn  lieber  gonj  o^ne@oHeS-  Unternehmungen.  3m  3. 163S  rudte  etnefi^ 

bienß,  als  bag  man  ben  (at^olifi^en  nicber  ein-  bif<^e9rmee  DurOBnabTÜd  unb  ]lDaRsbit@iibt 

gefaxt  ^attt.   3m  3-  1550  fleQte  ber  IRati)  avä)  jur  Sapitutation.  Unmittelbare  golflt  tniran  im, 

bie  Oertriebenen  Iut^erif(!)en  ^rtbiger  niebei  an,  baBeingangproteftantif^erSbil^eingefehtBniki 

SlIeB  mit  aSiffen  unb  3ulaffen  beS  iSifdiofä,  btm  bai  bie  im  3-  1628  »eiiagten  ;irotepntif4a 

es  mit  feiner  Studiert  gui  itixäit  ntt^t  Srnft  ge»  $r<biger  micber  in'3  @tift  gurüffle^ren  lont- 

mefen  war.  ©erfelbe  ^allt  aber  bereits  für  fein  ten,  baß  bie  Unioerfität  einging  unb  bie  btl^ 

©lift  eine  neue  groge  !RDtb  5«t»in»ti%'"i>'^'n,  in-  lift(|t  SReligionSübung  unlerbrüÄt  imubt   <S« 

bem  er  burd^  feine  jmeibeutige  ^ßolitif  fid)  mit  ^er-  anbtre  ^olQt  mar,  bag  fogleid^  Itiieb«  bit  fyff» 

jog  ^einri^  üon  EBrounft^roeig  «trfeinbet  ^atte,  Berf olgungen ,  meirfie  ber  iBtf^ot  intttifagt  ^ 

unbbtefer€tabtunb&anb03nabrüdbranbfc^a^en  einen  blutigen  {fortgang  nahmen.   SoSSonbiP 

lieg.    SBäbrenb  beffen  mar  Sift^of  grang  na^  ^ielt  nun  bis  jumabfc^Iug  beSmefifälif^ciSiic 

<DISnfter  geflogen.  913  er  mieber  nai$  OSnabrüd  benS  einen  fdimebif<^cn  ^errft^  in  ber  $afn 

jurüÄe&rennioOte,  herroeigerteni^mberiKat^unb  tSuflauB  Bon  95afaburg.    Söä^renb  biefer  3* 

bie  Stänbe  beS  fianbeS  bie  91ufnaf|me,  bis  fie  bie  mufite  grang  £0)il^elm  baS  £anb  meiben  nb 

fcinettnegcn  contra^irten  ©c^ulben  bejatilt  Rotten,  tonnte,  nad)bem  er  ingnifd^en  na<!E|trögIid(|bietn- 

unb  im  ®tam  hierüber  flarb  er,  nai^bem  er  fid)  ligen  Sßeiben  em^ifangen  unb  aud)  bie  Sltifc  ad 

DorberbaS  tiroteiiantift^eStbenbma^I  b<itl(  "i^en  liraina  apostolonim  unternommen  (atte,  eip 

laffen.  Sinn  gelangte  mieber  ein  (at^oltfc^  gtflnnttr  1650  in  ben  iBeftg  feines  SanbeS  gurüdgelmtgti, 

Wann,  55.  3o^anneS  IV.  ton  ^oqa  (1558  bis  nir^t  obnt  bag bie ©c^meben für i^rtn %bgug ne4 

1574),  buri!^  bie  aßa^l  beS  UapitelS  auf  ben  »i-  meit  übet  lOOOOO  SReic^sl^alet  erprefit  Ratten. 

fdElofaftu^I ,  leiber  ju  einer  3eit,  ba  $eft,  ^ejen-  SBöbttnbberiJriebenSunler^anblungen^tteSnni 

ma^n,  fpanifd^e  ©otbaten  unb  SRaubgefinbel  baS  5ßSi[|eIm  bie  größten  anprengungen  gemocbtt« 

ganje  ©tift  in  neues  eitiib  ftiicjten.  'älUetn  fifton  geplanten  ©äcularifation  beS  ©Hfttf  uorjuteigti 

ber  na^  ibm  gemä^Hf  ^mni)  in.  eil)iclt  fei-  unb  baSfelbe  ber  lat^olifc&en  SReligion  gu  et^olin. 

net  lut^erif^tn  Oefinnung  megen  nii^t  bie  nüpfl-  63  gelang  il&m  inbtg  nur  baS  grftere;  begügli* 

lic^eSBeftatigung;  bcfjen^iai^fDlgerSQilEielmftacb  beS  gmeiten  $unfleS  marb  in  ben  g^riebenSf^tvi 

fünf  Sage  nai^  bttSßa^I,  unb  ber  1585  gemäiilte  biedtaufcl  aufgenommen,  bag  fortan  immer  eil 

Sem^rb  oon  SBalbei!  trat  \d)on  1587  cffen  jum  (at^olifi^er  $if^of  mit  einem  her  augSburgif^ 

^roteftantiSmui  über.    Ebenfalls   proleftantifift  gonfeffion  jugetbanen  abgumei^feln  bobt,  ba^te 

mar  $f|tlipt>  SigiBmunb  (1591—162^),  fo  bog  proleftantif^eimmerauSbcmäaufeSrounf^Kif 

für  1574—1624  tein  Sifi^of  gegäbll  merben  Süneburg)uemäblenfei,unboagmäI|Tenbbei3^ 

fann.  X)er  nunmt^  getua^ltc  ^iilner  ^omprD|)fl  gierungeine8fold^bieRatl^oIUenin@tiftOh>' 

unb  Sarbinalpritftti  ^itel  gdcbriifi  Bon  Rollen'  brüd  bem  Srjbijebof  gu  R5In  unterteilt  bititei 

golltm  litg  foglei^  eint  SQifitotion  beS  SanbeS  foHten.  SenSteft  feines  SebenS  benu|te  bei  Si- 

Dome^men,  unb  ba  fitb  fa^  nur  protcftantifcbe  fc^of  gutoeifer  unbborgüglic^erOrbnungbtrM^ 

$fantr  uarfanbtn,  lieg  er  bie  Sltinberja^l,  meiere  li^en  3uftänbe  unb  bielt  gu  bem  Cnbt  iSjUiii 

bei  ibrem  glauben  bleiben  moUte,  uertreiben,  ftarb  gmei  Sliücefanfqnoben.  3m  3- 1655  bt^mntt  R 

aber,   e^e  biefe  XÜagregel  bur^gefü^rl  »erben  feinen  Sugenb^eunb  unb  ©tubiengenoffen,  bn 

tonnte,   ©d^on  er  b<itle  bie  erften  3efuiten  nacb  bctannten  JfSIner  (Sef^it^tft^reiber  mtgibint  9^ 

CSnabrüd  berufen,    ^itfelbtn  fanben  in  ibrer  [eniu§ ,  gu  feinem  ÜQti^bifi^of.    SJiefrr  trat  alt 

SSirffamfeit  einen  mä^tigen  ißeiftanb  an  bem  fol>  Sifibof  Bon  anreliopoliS  Lp.!  Snbc  1656  fnn 


Odnabrüd. 


1118 


ßotb  aber  f^on  Im  Suguft  1657.  @ein 
[  imSom  guOStmbrüd  jetgt  bte  Snfd^rift: 
.  A.  S.  0.  »ifdjof  gfrons  aBül^elmS  ©er- 
ittri^en  1660  Don  $Q))ft  Sllesanber  YII. 
nerlormt,  ba^  er  gum  Sarbinal))nefter  ber 

ttvcä^  erhoben  mürbe.  6r  ftarb  1661, 
irb  mm  ber  braunfd^iDeigtfd^e  ^ring  Smft 
mn  fogett  SSifd^of  ertt)ö^(t ,  ber  bereits 
i  toQX]  biefer  »erlegte  1680  feine  Kejl- 
fyntttüt)tt,  roaxh  1692  gum  neunten  ffur« 
rmnnt  mtb  regierte  bis  1698,  toorauf  toie« 
it^olifd^  Sf^,  ber  $rin}  Haxl  äofep)^ 
ringen ,  melc^er  bereits  99if d^of  Don  Ol« 
r  unb  fpöter  nod^  Srjbifd^of  t)on  Xrier 
itoö^It  tmirbe.  Sr  ftarb,  erft  86  Saläre 
itfi  1715.  ^a6)  (£mft  ^uguft  IL  Don 
I  marb  1721  SIemenS  ^uguft  Don  Sägern 
1761)  geaöl^It,  ber  im  folgenben  Saläre 
furft  Don  fföln  mürbe  unb  baS  Stift  Don 
&  abminiftrirte.  Unter  feiner  9tegierung 
3tift  unfögli^  »eil  eS  »öl^renb  beS  öfter« 
t  SrbfolgefriegeS  unb  beS  ftebeniäl^rigen 
dfl  Don  aQen  friegfül^renben  Parteien  als 
inbbetrad^tetunbftetSDoniReuem  gebranb« 
rbe.  Jlaä^  SIemenS  SluguflS  Xobe  (1761) 
n  bie  Sfrangofen  abermalige  Sontributio« 
nblid^  ber  ^nebe  gu^ubertsburg  rul^igere 

in  SuSfid^t  fteOte.  ütun  lourbe  ber  neu« 
engltfd^  $rin)  gfriebrid^  Don  fifineburg, 
t  Bofyx  beS  ff önigS  ©eorg  IIL  Don  ßng« 
n  ^»ifd^of "  ermäl^It.  für  ben  Dorerft  beffen 
*  Regierung  übemal^m,  bis  er  1788  gro|« 
itrbe.  Seiner  Slegierung  unb  bem  gangen 
^gen  Seftanbe  beS  SBtStl^umS  OSnabrüdt 
^08  ber  ateid^SbeputationS^auptfd^Iug  ein 
)erfelbe  begeid^nete  aud^  baS  Snbe  einer 
ei^e  fatl^olifd^er  Stiftungen  in  ber  Stabt 
d:  ber  3)eutfd^orbenScommenbe ,  beS 
}{terS  SRarienftötte,  ber  fed^S  ffapeUen  in 
rt,  ber  brei  ^ofpitöler  in  unb  Dor  ber 
r  St.  95iti-  unb  ^eterSl^agen'fd^cn^rmen« 
er  Seguinenl^öufer  unb  ber  Don  IBruber« 
itngerid^teten  unb  geleiteten  SBol^Itl^ötig« 
Iten.  ^aS  Stift  fiel  an  IpannoDer,  baS 
nter  franjöfif d^em  Sequefter  ftanb,  tourbe 
ni^en  überlaffen,  1807  bem  neuen  ffönig« 
jifalen  gugettietlt,  1810  jum  ffaifert^um 
6  gebogen  unb  1814  mit  bem  ffönigreid^ 
r  Dereinigt,  beffen  Sd^idfale  eS  feitbem 
Kit.  Sfür  bie  lird^Ii^en  Slngelegenl^eiten 
n  1802  bis  1827  ein  «bminiftrator, 
lof  Don  $aroS  i.  p.  i.  Siemens  Don 

als  apoftolifd^er  fRicax,  3n  bem  Don 
1824  mit  ffönig  ©eorg  IV.  Don  §an- 
gefd^Ioffenen  ßoncorbat  marb  fefigefe^t, 
mnöDerifd^en  ffat^olifen  in  jmei  ^iöcefen 
loerben  foUten,  meldte  burd^  bieSDiefergu 
eien:  toeftlid^  Don  berfelbcn  bie  ©iöcefe 
S,  dfilid^  ^ilbeSl^eim^  beibe  bem  ^apft  un» 
nn^eUt.  Srrid^tet  mürbe  bamalS  nur 
n,  Don  meld^em  aus  CSnabrüd  burd^  einen 


äBeil^bifdbof  Dermaltet  merben  foHte,  bis  bie  !Ber- 
l^öltniffe  bie  SlnfteÜung  eines  eigenen  SBifd^ofS  ge- 
{tatteten.  Srjl  im  ^pxxl  1857  fonnte  bie  uratte 
S)i5cefe  mieberl^ergefteSt  merben,  inbem  berba« 
malige  ®eneralDicar  DonSRfinfter,  $aul  9Reld^erS, 
gum  99if d^of  Don  OSnabrüd  berufen  mürbe.  91IS 
berfelbe  1866  nad^fföln  tranSferirt  mürbe,  folgte 
il^m  IBifd^of  ^o^  ^einrid^  »edtmann  bis  1878, 
unb  biefem  mieber  im  3. 1882  ber  je^ige  Sifd^of 
SBeml^.  ^öting  (geb.  18.  3uli  1821). 

@egenmörtig  i&ifit  baS  1857neu  errid^tete  esemte 
SiStl^um  OSnabrudE  10  S)ecanate  unb  barin  96 
$faneienunb  37  bffentlid^eftapellen,  170000fta« 
t^oIUen,  aber  nur  218!ßriefter,  meil  50—60  Stel- 
len unbef e|t  ftnb.  SBif  d^bflid^e  Sel^ranflalten  finb  baS 
^riefterfeminar  unb  baS  fiel^edeminar  in  OSna« 
brfldt:  augerbem  gibt  eS  gmei  SonDicte  für  Stu« 
birenbe  ber  ©qmnaften  in  OSnabrfldE  unb  SReppen. 
3n  ber  Siöcefe  finb  an  22  Orten  ftranlenl^öufer 
errid^tet  ober  in  SuSfid^t  genommen,  meldte  Don 
OrbenSfd^meflem  geleitet  merben;  an  einigen  Or- 
ten, mo  ein  Jhanfenl^auS  nod^  nid^t  Dor]^atd>en  ifl, 
mirb  Dorlöufig  Don  OrbenSfd^meftem  ambulante 
jhanfenpftege  auSaeübt  9lu|erbem  finb  OrbenS« 
fd^meftem  berufen  fflr  bie  f^fil^rung  beS  ^auSl^alteS 
im  ^riefterfeminar  }u  OSnabrüdE  unb  im  Sonoict 
gu  9Re))pen,  gur  fieitung  ber  äBaifenyöufer  gu  OS« 
nabrüd!  unb  äJteppen  unb  ber  neu  errid^teten  Jhim« 
penforf  fd^en  SBaifenftiftung  in  fteQingl^aufen  bei 
Sd^magftorf,  enblid^  gur  Seitung  ber  l^bl^em  fatl^o- 
lifd^en  Xöd^terfd^Ie  in  OSnabrüd  md>  ^afelünne. 
2)aS  größte  Kontingent  Don  Sd^meftem  für  Jhan* 
fent)flege,  Srgiel^ung,  Unterrid^t  unb  ^auSbaltS* 
fül^mng  fteUt  baS  9)httter]^auS  ber  gfrandScane* 
rinnen  gu  Xl^uine.  Son  mönnlid^en  Orben  gibt 
eS  bis  ie^t  in  ber  2)iöcefe  nur  eine  eingige  92ieber« 
laffung,  bie  ber  ffapuginer  in  SlemenSmertl^  bei 
Sögel.—  3)erg3if(^of  Don  OSnabrüd  ift  gugleid^ 
a))oftoIifd^er  ^roDicar  ber  ^torbifd^en  SRiffionen 
(f.  b.  9lrt.  giorbbeutfd^e  aKifpon  U.).  »IS  fold^em 
unterfiel^en  i^m  21  Pfarreien  unb  14  anbermeitige 
SeelforgSftationen  mit  52  $rieftem  unb  62  000 
ffatl^olüen.  OrbenSfrauen  mirf en  in  bem  !DtifftonS« 
gebiete,  gum  Xl^eil  mit  mel^reren  92ieberlaffungen 
für  ihanfen})jlege,  Crgiel^ung  unb  Unterrid^t,  in 
Bremen,  Sremerl^Den,  gi|einbef,  gppenborf, 
Sergeborf,  Hamburg,  Siltona-Ottenfen,  Sübed, 
ßutin,  tJflenSburg,  Slorbftranb. 

Siteratur.  Chronicon Episcoporum  Osna- 
brugensium  bei  Meibom,  Bermn  gennan. 
Scriptt.  n,  Heimst.  1688,  195;  3.  2Köfer, 
OSnabrüdifd^e  ©efd^id^te,  guerft  OSnabrüd  1768, 
l^erauSgeg.  D.  Slbefen  in  3.  aW.S  fämmtl.  SBerfen 
Vl-Vni,  Serlin  1843;  J.  J.  Sandhoff,  Anti- 
stitum  Osnabr.  eccL  res  gestae,  2  yoU.,  Mo- 
nast.  1785 ;  %  S.  StüDe,  Sefc^re^ung  unb  ©e« 
ft^i^te  beS  ^od^ftifteS  unb  fJürftentl^umS  OSna» 
brüd,  OSnabrüd  1789;  Erhard,  Regesta  hi- 
storiae  Westfaliae,  3  voll.,  Monast.  1847  ad 
1861 ;  6.  StüDe,  ®efd^.  b.  ftoc^ft.  OSnabrüd, 
3ena  1853;  $.  Slteurer,  S)aS  SBiSt^um  OSnabrüd 


1119 


OforiuS  —  OftercQfluS. 


1120 


(feit  1803),  aJlünftcr  1856;  $]^ttij)pt  OSnoBrüdR- 
fd^eS  Urf.-lBuc^  I,  Odnabr.  1892.)       [Itaulen.] 

^f0ÜM  (Oforio) ,  ^ieron^mud,  9if d^of 
t)on  S^tDed  in  SUgorbien,  ber  portugiefif^e  Stcero 
genannt,  tourbe  1506  }u  Siffabon  aud  einet  an« 
el^nlid^  gfamilie  geboren.  Seine  l^öl^eren  @tu« 
)ien  mad^te  er  an  ben  Unit)erfttöten  Salamanco^ 
$QriS  unb  Bologna  unb  emmrb  fid^  Diele  ffennt- 
niffe  in  ben  Sprod^en^  ber  ^l^ilofopl^ie^  ber  Sled^td« 
uno  ©ottedgelel^rtl^eit.  3lad^  Portugal  utrüdEge* 
fe^rt^  äbemol^m  er  an  ber  UniDerjltöt  Soimbra 
bie  Srnörung  ber  l^eiligen  @d^rift ;  in  ber  ($foIge 
erl^ielt  er  bie  $a{}oration  ber  ffird^e  {u  %at>axa, 
bod  Srd^ibiaconat  }u  St)ora  unb  enblid^  bod  93iS> 
tl^um  S^lDed.  Sr  fiarb  1580  in  einem  SUter  Don 
74  Salären.  OforiuS  mar  [el^r  mol^Itl^ötig  unb 
unterl^ielt  mel^rere  geleierte  uno  red^tfc^aff ene  SRön« 
ner  in  feinem  ^alafle.  lieber  Xifd^  Iie|  er  ieber- 
5eit  ein  @tädE  aud  bem  1^1.  Seml^arb  Dorlefen.  9fö 
@d^rift[teaer  jeid^nete  er  fic^  burd^  Seid^tigreit  bed 
@HIed  unb  Sloquen}  au8.  93on  feinen  tl^eologi- 
jd^en  @d^riften  mögen  genannt  merben:  De  justi- 
tia  coelesti  LL.  10,  Colon.  1574;  De  vera 
religione,  Olisipone  1567.  Dilingae  1569; 
In  epist.  b.  Pauli  ad  Rom.  LL.  4;  $ara))l^rafen 
unb  Kommentare  ju  Derfd^iebenen  Sudlern  beS 
^Iten  XeftamentS.  iBon  feinen  oaterlönbifd^-ge« 
fd^id^tli^en  SBerfen  toirb  am  meiflen  gefd^ö^t  De 
rebus  Emmanuelisvirtute  et  auspicio  gestis, 
Olyssipone  1571,  toorin  er  aud^  bie  verfolgten 
3uben  in  @d^u|  nal^m.  ^u^erbem  l^interlief  er 
Briefe  über  politifd^e  ©egenftönbe.  Sine  Samm- 
lung feiner  SBerfe  in  4  IBönben  (Stom  1592),  su- 
gleid^  mit  einer  ficbenSbef c^reibung  Df orio'8,  mürbe 
Don  beffen  gleid^namigem  9Jeffen  (gejt.  1611)  her- 
ausgegeben, ber  biefer  feiten  gemorbenen  Ausgabe 
aud^  Don  feinem  eigenen  SSBiffen  Siniged  beifugte.  — 
^u^er  ben  beiben  ©enannten  gibt  eS  nod^  eine  %n* 
jal^I  anberer  Xl^eologen  bed  92amen3  Of  oriuS,  unter 
benen  ber  3efuit  Sol^anneS  (gep.  1594)  atö 
^rebiger  berül^mt  mar  (f.  de  Backer,  Biblio- 
thäque  de  la  Compagnie  de  Jesus  V,  nouv. 
öd.  par  Sommervogel,  Paris-Bruxelles  1894, 
1972,  mo  ani^  nod^  mel^rere  anbere  Sefuiten  beS 
9{amenS  aufgequirlt  finb).  (93gl.  Denis,  Bösumö 
de  rhistoire  Utter.  du  Portugal,  Paris  1823; 
Hurter,  Nomenclat.  liter.  I,  2.  ed.,  Oenipont. 
1892,  27  sq.)  [©d^röbl.] 

0fjaf,  ^rnaub  b^  berühmter  franjöfifd^er 
Staatsmann  unb  Sarbinal,  mar  nad^  ber  einen 
Angabe  Don  armen  SItem  gu  Saffagnaböre  in  ber 
9tö^e  DonSud^,  mairrfd^einlid^er  aber  guSaroque- 
en-9Ragnoac  (Dgl.  Nouv.  Biogr.  gön.  XXXVm, 
909)  im  3. 1536  geboren.  9Jlit  9  Salären  Derlor 
er  bie  SItem,  fanb  jebod^  in  bem  ^aufe  beS 
ebenfalls  DermaiSten  Saftelnau  be  üJlagnoac  auS 
ber  gfamilie  be  üJlarca  Slufnal^me.  9)ort  nal^m 
er  am  gemeinfamen  Unterrid^te  Xl^eil,  überpgelte 
aber  ben  jungen  Sbelmann  an  ffenntniffen  balb 
berart,  ba^  er  auS  einem  äJtitfd^üIer  beffen  Seigrer 
mürbe.  3m  3. 1559  reiste  er  als  ^ofmeifter  beS 


iungen  Saflelnau  nad^  ^ariS  unb  btide  bort  p» 
gleid^  ben  Unterrid^t  unb  bie  SrjieJ^ung  einiger 
iungen  SSermanbten  feines  ^erm.    Slod^bem  er 
1562  feine  3öglinge  }urfld(gefenbet  ^otte,  loämtk 
er  ftd^  ben  Stuoien  ber  f d^önen  SBiffenfd^ften  md) 
ber  ^atl^ematif  unb  l^drte  gu  SourgeS  unter  (h^ 
iaduS  bie  Siedete.  3laä^  $ariS  }uräd(gefc^,  gISnite 
er  als  SbDocat  burd^  fraf tDoDe  Serebfamf eil  ^iei^ 
burd^  f  omie  burd^  feine  Xolente  unbSted^tf  d^ffcn^ 
ermarb  er  fid^  l^ol^e  (Sdnner,  nomentüd^  bot  ifäita 
Srgbifd^of  Don  Xouloufe,  $aul  be  gfois,  mcU^  Vfn 
als  ©efanbtfd^aftsfecretör  mitnad^  9lomna(m.  SB 
$aul  be  Sfois  1584  geftorben  mar,  ttmri)eOffatm 
bem  @taatsf ecretftr  SiHeroi,  ber  OffotS  SerbiesPe 
unb  ateblid^feit  l^od^fd^ö^  gelernt  l^otte,  mit  bat 
Slngelegenl^eiten  beS  frangd^fd^  ^ofeS  bei  ben 
römifd^en  Stul^Ie  betraut.  Sr  leijiete  bem  Mma 
^einrid^  IV.  Diele  unb  gro|e  2)ien{le,  nament&l 
burd^  bie  Sußonbebringung  ber  SuSfd^nung  bei 
ftönigS  mit  bem  apoftolif^en  Stul^Ie,  unb  oK 
^einrid^  im  September  1595  Don  $a)ifi  (S^ 
mens  ym.  Don  bem  93anne  feierlid^  loSgefln»^ 
mürbe.  Dertrat  Offat  unb  mit  i^m  Sbü  f^axM 
(f.b.3lrt.)bie$erfonbeSffdni0S.  gffir  feine  Dieta 
Serbienfle  erl^ieltOffat  1596baS9i8t]rum9iem4 
1599  ben  SarbinalSl^ut  unb  1601  baS  Sifit^ 
SBaqeus.   Sr  flarb  gu  9lom,  mo  er,  aDgaadi 
gead^tet  unb  geliebt,  fld^  meijlentl^eiä  auf^ 
im  3.  1604  in  einem  Sllter  Don  67  SolftraL 
Of[at  mar  ein  ÜRann  Don  munberbarer  (Be^ 
f d^örf e ;  in  aQen  (Sefd^äften,  mit  benen  er  betont 
mar,  traf  er  feine  9Ra|regeIn  mit  f old^er  fflng^ 
ba|  er  nie  einen  falf^en  @d^ritt  tl^t.  Ser  $o« 
litifer  unb  Staatsmann  Iie|  bei  i^m  bie  9id)B4' 
feit  unb  Sted^tfd^affenl^eit  nid^t  }u  luq  fomnen 
unb  nid^t  bie  ffird^e  bem  fog.  StaatSintereffe  tia4- 
ftel^en;  ber  gro|e  Staatsmann  bot  bei  ^einrid^IV. 
[einen  Sin^u^  fogar  bagu  auf,  ba|  oiefer  1608 
Den  Dom  $arif  er  Parlament  Deroaimten3efuitenUe 
MSlif^x  erlaubte.   OffatS  aa^Ireid^e  Sriefe  tDe^ 
ben  mit  Stecht  als  ÜReiiterftüdte  ber  $oIiti!  onge* 
f e^en,  unb  eS  fprid^t  fid^  in  il^nen  ein  meifd  Seql 
in  einem  reinen  unb  lebenbigen  Stile  auS.  Um 
Sammlung  berfelben  erfd^ien  gu  $ariS  1624  unb 
(eine  beffere  mit  Slnmerfungen)  1697;  lejtm 
mürbe  nad^gebrurft  ju  Smfterbam  1708,  171i 
1732.  (Sgl.  nod^  [M"»«  d'ArconviUe,]  Tieda 
Cardinal  d'Ossat,  Paris  1771,  2  vols.;  K- 
ceron,  Möm.  XXXIV ,  31  ss. ;  Bayle,  Dict  B.T.; 
3öd^er,  @eIe^rtenle£ifon  s.  y. ;  Srfd^  u.  @ni6ei; 
encQfl.,  Sect.  lU  s.  v.)  [Sd(r5bL] 

^fftnet  (Ofjöer)  ift  bei  e))i))^oniuS(Ha6r.l9) 
ber  92ame  für  eine  mit  ben  Slfefolten  Q.  b.  9ct 
rv,  404)  gufammenPngenbe  Secte.  SoS  ffioKt 
ift  jebod^  nad^  ber  gemö|nltd^en  ^nnal^me  vaiß 
Ruberes  als  eine  Korruption  auS  ßffener  (Dg|.  bie 
bort  angegebene  Siteratur). 

^ftmfoxinm,  f.  3}lonftran). 

0^etcommttttiott ,  f.  tjfrequen.)  ber  ^vivsoi 
Sacramente  unb  Oefterlid^e  3^it  1. 

^ftetatUn»,  f.  3citted^nung. 


121 


Djierfcier  —  Operfeierftrcit. 


1122 


#(krfetor,  f.  Sfefle  IV,  1412  f. 

^ßexfdnftdt  ift  bie  jufammenfaffenbe  Se« 
n^niing  füt  Vit  S)ifferen}en,  meiere  in  ben  erften 
la^r^uiäerten  ber  irird^e  über  ben  Xermin  für 
ite  <l(pi{lltd^  Ofierfeier  bejlonben  unb  mitunter 
«n  S^after  eines  Sd^tdmaS  annal^men.  9Bal^« 
mb  nömltd^  bie  ©efammtfird^e  na^  apojlolifd^er 
Einri^tung  Ofiem  immer  nur  an  einem  @onn- 
ag,  iifimli^  an  bem  Sonntag  nad^  bem  14. 92ifan 
»er  Silben,  beging,  feierten  bie  Sixxä^m  in  SHtin' 
tfteit  toel^efid^anf  benangeblid^en  Sorangangbe§ 
l|H>^tt  So^nneS  beriefen,  baS  Ofterfeft  immer 
Rtt  ben  Silben^  an  meld^em  SBod^entag  eS  aud^ 
intreffen  mod^te.  Sie  erfie  ©pur  einer  fold^en 
Differens  finbet  ftd^  in  bem  SBerid^te  beS  1^1.  3re« 
iftttS(bei£ii8.H.£.5,24, 10)überbie9teife,  meldte 
MT  ^I.  ^olQcorp,  um  eine  ^uSgleid^ung  l^erbetju« 
üffKn,  na^  3tom  m  $a)){}  Snicetud  untemom- 
Ben  ^tte.  Seibe  ^rölaten  glaubten  inbe|  für 
ric  Don  tl^nen  befolgte  $rapd  fo  mid^tige  @rünbe 
ß  %ahtn,  bog  leiner  fic^  befugt  l^ielt,  bie  feinigen 
mfpigebcit  ^olQcai^  berief  ftd^  auf  ben  l^eiligen 

Soflel  Solennes,  mit  bem  er  nod^  perfönlid^  t)er« 
rt  ^aht,  unb  glaubte,  maS  menigftenS  au§  bem 
liidbrucfe  Tvjpctv,  bem  terminus  technicus  für 
(QlSeobad^ten  ber  oltteftamentlid^en  Sorfd^riften 
>^  3o^.  9, 16)  ju  fd^Iiegen  ift,  ftd^  burd^  bie 
meffenbc  altteftamentlid^e  9}erorbnung  gcbunben. 
inrin  )ut9uf^ebung  ber  ©emeinfd^aft  führte  biefe 
hMerung  nid^t;  $olQcar))  fonnte  afö  SteÜDer« 
tcter  bc8  ^apfled  bie  l^eiligen  ©el^eimniffe  gu 
lom  feiern  m(b  fd^teb  im  ($frieben  Don  ^nicet  — 
9alb  nad^  $olQ€ai^  Xobe  trat  ber  Streit  j^eftiger 
n  Soobiceo  ^erüor.  Snelito  Don  SarbeS,  einer  ber 
ijpouvTCc  (f.  Bus.  H.  E.  4, 26, 1),  fd^ricb  um  170 
iDet  93üd^  Ilepl  TOü  üacr/a,  fanb  aber  ©cgncr 
Ol  ^oüinaris  Don  ^ierapolis  (f.  jmet  f^ragmente 
eines  SBerfe«  bei  Afigne,  PP.  gr.  XCU,  79), 
ElcmenS  Don  Sle^anbrien  (f.  Migne,  ib.  82)  unb 
lem  römif  (^  ^riejter  C)ippolQt  (f.  Migne,  ib.  79). 
Bei  biefer  (Selegenl^eit  toirb  ber  ©treitpunft  für 
mfi  flarer,  ba  ^ippolQt  in  ben  ^l^ilofop^umenen 
8, 18)  bie  Snfi^t  befömpft,  man  muffe  ^aSd^a  am 
giDeiten)  Sbenb  bed  14.  92ifan  (quarta  decima 
=  i8',  bo^er  ber  9lame  Duartobccimoncr)  gemä^ 
)er  finorbnung  im  ^Iten  Xeftament  o^ne  9tüdftd^t 
raf  ben  SBod^entag  feiern.  9)en  flieinafiaten  trat 
nad^  ber  Sl^ronif  beS  1^1.  ^ieronQmuS)  ^apft 
Bictor  L  im  3. 196  entgegen,  tnbem  er  bie  Dor- 
le^flen  Stfd^öfe  aQent^alben  aufforberte,  burd^ 
Sb^Itung  Don  ©pnoben  auf  bie  Sinfül^rung  ber 
tt  Xom  gcbröud^Itd^en  Cfterfeier  gu  bringen  (f.  b. 
Hrt.  «benbmal^I  I,  36).  ^üt  ben  gaU  ber  SBeige- 
mig  ttKiren  in  einigen  ©d^reiben  ©trafen  ange- 
m)l{|t  @oId^e@Qnoben  nmrben  196  unb  197  abge* 
Kilten  in  ^löftina,  in  9tom,  in  $ontu3,  in  ®aU 
m,  in  O&r^oene,  in  Sorintl^  unb  an  Dielen  anberen 
Stellen,  unb  nad!ieufebtu§(H.E.  5, 28, 2)  bejd^Iog 
i8f  biefe  Sßeife  eine  gro^e  ^njal^I  Don  93ifd^5fen 
rie  aud  Ginem  ÜRunbe,  Cftem  fei  gu  feiern  unb 
ie  Soßen  feien  }u  befd^Iie^en  am  ©onntag  nad^ 

SIi^csIcsUdb.  IX.  2.  aufL 


bem  14.  Xage  bed  Sfrül^lingSmonatd.  Mein  aud^ 
ie^t  nod^  beftanben  bie  Sifd^öfe  JHeinafienS,  be^ 
f onberd  ^ol^crated  Don  ßpl^efuS,  auf  il^rer  $rasi9 
mit  Berufung  auf  bie  ^uctoritöt  Don  9lpo{}eIn  unb 
frül^eren  Sif ^öf en  unb  mit  ^inmeid  auf  i^re  ffennt« 
ni^  ber  l^eiligcn  ©d^rif  t  unb  il^ren  S3erf el^r  mit  9rü« 
bem  aus  ber  gangen  äBelt  (Eus.  H.  E.  5, 24, 12). 
2)er  ^apft,  meld^er  ermog,  ba|  lebe  Slbtoeid^ung 
in  ber  SDidcipIin  fd^Iie^lid^  )ur  Srrlel^re  fü^rt, 
moQte  nunmehr  bie  JKr^e  Don  Ada  proconsu- 
laris  unb  ber  SRad^barfd^aft  aß  l^öretifd^e  ouS  ber 
Itird^engemeinfd^aft  audf(^Iie|en;  bod^  Ite|  er  n^al^r« 
fd^einlid^  bie  Slbftd^t  faQen,  als  il^n  Diele  IBtfd^dfe 
baten,  n^egen  biefer  SSerf^ieben^eit  ben  gf^eben 
nic^t  SU  bred^en  (Eos.  H.  E.  5,  24,  8).  Sefonbere 
Sead^tung  Derbient  baS  ©d^eiben,  totl^ti  ber 
ffi.  SrenöuS  bei  biefer  ©elegenl^ett  an  ben  ^apjl 
rid^tete  (f.  ein  ©tüdE  baraud  bei  Ens.  L  o.  9),  mil 
ed  nod^  auf  einen  gmeiten  2)ifferen}))unft  l^inmeiSt 
Sei  ber  f^rage  nad^  bem  Xage  beS  $a§d^afe{}e8 
fam  aud^  bieSIrt  unb  SBeife  bed^fienS  gurSprad^e. 
SS  fd^eint  nömlid^,  bog  bie  Ouartobecimaner  nur 
Sinen  Sag  fafteten  uno  baS  ^a^m  am  14. 9{ifan, 
92ad^mittag8  8  Ul^r,  als  bem  3^itpunfte  Don  3efu 
Xob,  brauen,  nad^bem  fte  baS  Slbenbmal^I  unb 
bie  feierlid^e  ^gape  gel^alten.  Sine  befonbere  Sluf* 
erfte^ungSfeier  mar  i^nen  fremb;  baS  Seiben  beS 
^eilanbeS  unb  bamit  bie  Stxt  ber  Xrauer  unb  beS 
§aftenS  enbigte  für  fte  mit  bem  SugenblidEe  beS 
iobeS  Sefu.  ©ie  feierten  alfo  baS  ^a^ä^a  alS 
nao^a  (rTaupciS<7tfj.ov,  mö^renb  bie  übrige  Äird^e 
ber  gang  natürlid^en  Xrauerftimmung  bis  gur  ^uf- 
erftel^ungSfeier  (Ilacr/a  dva<TTa<jtfj.ov)  nad^gab  unb 
bis  bal^in  meiter  faftete. 

3u  biefen  Serjd^iebenl^eiten  !amcn  in  ber  fSfoIge- 
jeit  neue  fünfte  l^inju,  f o  bog  aud^  unter  ben  %n- 
^ängem  ber  allgemeinen  Ofterpra^iS  Spaltungen 
eintraten.  SS  l^ingen  biefe  S^ifferenjen  gufammen 
mit  ber  gfrage,  ob  als  OfterDoQmonb,  ber  nad^ 
bem  iübifd^cn  ffalenbcr  auf  ben  14.  9lifan  faflen 
mu^te,  ber  SSoUmonb  Dor  ober  nad^  bem  f$rü^- 
lingSaquinoctium  )u  betrad^ten  fei,  mobei  )u> 
gleich  über  ben  S^itpunft  beS  ^equinoctiumS  jmi« 
fd^en  ben  9tömem  unb  ben  Sllesanbrinem  eine 
3)tfferen)  Don  einem,  fpöter  brei  Xagen  beftatd). 
ferner  toat  eS  jmeifer^aft,  ob  in  ben  Salären,  in 
meldten  ber  f^rü^IingSDolImonb  auf  ben  ©amStag 
fiel,  nad^  aIesanbrinifd^er^nfd^auungOftemgIei($ 
XagS  barauf  ober  nad^  römijd^er  erft  ad^t  Xage 
fpöter  gu  feiern  fei.  gnblid^  »urbe  bie  3^it  beS 
SSoKmonbeS  an  Derfd^iebenen  Orten  nad^  Derfd^ie> 
benen  EpTIen  bered^net.  (3)aS  ^Röl^ere  hierüber  iji 
im  3!rt.  3eitred^nung  gu  erörtern.)  5(fle  biefe  Um- 
ftönbe  brad^ten  gumeilen  Unterf^iebe  Don  einem 
gangen  9Jlonat  im  S^ttpunfte  beS  CjterfefteS  l^er« 
Dor.  ^bmeid^enb  Don  atten  Ruberen  feierten  manche 
Ouartobecimaner  (bie  f og.  ^rotopaSc^iten)  Oftem 
nad^  ber  fpötem  iübifd^en  Sted^nung,  nad^  meld^er 
ber  Sfrül^IingSDoIImonb  aud^  Dor  baS  ^equinoctium 
fallen  fann.  —  ßine  «bftellung  biefer  5I»i6Pönbe, 
meldte  nidjit  feiten  fogar  ben  ©pott  ber  Reiben 


1123 


Ofletfeierpreit. 


1124 


encgtcn  (Dgl.  Epiph.  Haer.  70, 14 ;  Bus.  Vita 
Const.  3, 5),  tixir  ie  langer  j[e  bringenber  geboten, 
einen  IBerfud^  mad^te  bie  Sqnobe  t)on  SlrleS  (314)^ 
inbem  fte  (can.  1)  beftimmte,  Oftem  fei  uno  die 
et  uno  tempore  per  omnem  orbem  }u  feiern, 
unb  ber  ^opft  l^abe  äberall^in  nod^  gemol^nter 
SBeife  bur^  Sriefe  ben  Sag  anjufünbigen.  S)er 
IBerfud^  mugte  fel^Ifd^logen,  toeil  bie  bamalige 
römifd^e  Ofterbere^nung  an  SRöngeln  litt,  totl^t 
i^re  ^nnal^me  in  ^le^anbrien  unmöglid^  mad^ten. 
SBeffem  Srfolg  Ratten  bie  Serl^anblungen  auf  bent 
Sondl  ju  mcaa  (f.  b.  %xl),  beren  Stefultat  in 
einem  @d^reiben  ber  S^nobe  an  bie  j?ird^e  Don 
^lesanbrien  unb  bie  Srüber  in  ^eg^pten,  Sibt)en 
unb  ber  ^entopolid,  fomie  in  einem  Sircular- 
fd^reiben  KonftantinS  öorttegt  (f.  Socr.  H.  E.  1, 9). 
es  mürbe  beftimmt  ba^  Oftem  in  3ufunft  überaO 
nid^t  mel^r  }ufammen  mit  ben  3uben,  fonbem  mit 
ben  Stdmem  begangen  »erben  foUe,  b.  1^.  bie 
äBod^entagSorbnung,  gemö|  mld^tt  ber  Xobedtag 
3efu  ftetS  auf  ben  Sfreitag  unb  bie  Sluferftel^ung 
auf  ben  Sonntag  fiel,  mürbe  für  allgemein  Der» 
binblid^  erflört ;  inSbef onbere  f oute  aud^,  um  bad 
3ufammentrcffen  mit  bem  {übifd^en  ^adc^a  gu 
l^inbem,  menn  ber  14.  9{ifan  felber  ein  Sonntag 
mar,  Oftem  erft  ad)i  Sage  fpöter  gel^alten  merben, 
gumal  ba  auf  biefe  SBeife  aud^  Oftem  ftetS  nad^ 
Dem  14.  9tifan,  bem  l^iftorifd^en  XobeStage  3efu, 
f aQen  mu^te.  S)aS  gfaften  foUte  fietd  bis  gur  Sluf« 
erftel^ungSfeier  fortbauem.  %ld  14.  9tifan  mürbe 
ber  9}oUmonb  beftimmt,  meld^er  naä)  bem  gnil^- 
lingSöqutnoctium  eintrat,  fo  ba|  nun  aud^  nid^t 
me^r  (mie  bei  ben  ^rotopaSd^iten  unb  ben  3uben) 
jmciOftcrfefte  in  Sin  ©onnenja^r  faden  tonnten. 
3)ie  ale^anbrinifd^e  jfir^e,  meiere  über  aftronomifd^ 
gebilbete  ©lieber  Derfügte,  erl^ielt  ben  Auftrag,  ben 
Dftertermin  jäl^rlid^  im  SorauS  ju  bered^nm;  ber 
römifc^e  @tu^l  foQte  benfelben  bann  überaU  fettig 
anzeigen  laffcn  (f.  §efele,  Konc.-®efd^.  1, 2. 9IujI., 
326  ff.).  —  aSenn  aber  baS  Koncil  Don  5Ricäa  bie 
Hoffnung  auSgefprod^en,  alle  Ouartobecimaner 
mürben  [eine  ^norbnung  freubig  annel^men,  fo 
l^atte  eS  ftd^  bod^  in  etma  getöufd^t;  manche  ber- 
felben  fuhren  fort,  Oftem  in  ber  alten  SBeife  gu 
feiern.  gebenfallS  mollte  bie  @t)nobe  biefe  ni^t 
gerabeju  Don  ber  Ihrc^e  auSf4[Iie^en  unb  nal^m 
be|^a(b  bie  OfterDerorbnung  nid^t  unter  bie  Sa- 
noneS  auf.  ^Illein  biefe  jeitmeilige  ©d^onung  ber 
l^artnädtigm  Ouartobecimaner  mugte  balb  auf- 
l^ören.  ©d^on  bie  ©^nobe  Don  Sntiod^ien  (341) 
belegt  biefelben,  Klerifer  mie  fiaien,  mit  ffird^en« 
ftrafen.  3lber  felbft  ju  ßpip^oniuS'  Seit,  alfo  um 
400,  gab  e§  immer  nod^  gal^Ireid^e  Ouartobeci- 
maner; bod^  maren  biefe  aud^  unter  einanber  un« 
eins,  inbem  mond^e  Oftem  ftetS  am  25.  TOärj 
feierten  (f.  Epiph.  Haer.  50,  1).  Sine  ?lbart  ber 
Ouartobecimaner  maren  and)  bie  Slubianer  (f.  b. 
3lrt.  ^Intl^ropomorpl^iten  I,  91ö).  UebrigenS  ma- 
ren auc^  bie  ®ifferenjen  in  ber  OfterfeierprajiS  für 
bie  oügemeine  Äird^e  burd^  bie  IBeftimmung  beS 
nicänif^en  (SoncilS  nod^  nid^t  für  immer  befeitigt. 


©d^on  im  3.  326,  bann  330,  333  ii.  5.  j^iettot 
bie  fiateiner  O jlem  an  einem  anbem  Xoge  dS  bie 
Sllesanbriner.  S)er  Unterfd^ieb  lam  bal^er,  baft 
bie  9t5mer  an  il^rem  alten  fel^lerl^ften  84iä]^Qcn 
e^nuS  (f.  b.  ^rt.  3eitred^nung)  fefi|^etten.  3)e|- 
l^lb  fieUte  man,  inbem  man  gegenfeitig  etmoSiu»^ 
gab,  auf  ber  ©^nobe  gu  ©arbica  (344)  eine  ^ 
meinfame  Oftertafel  für  bie  nöd^ften  50  idfftt  fcß; 
bod^  mürbe  biefer  Sompromi^  bei  ber  ©pmmung, 
meldte  ber  SrianiSmuS  gmifd^en  Orient  unbOcd* 
bent  l^erDonief,  mel^rfac^  Derle|t.   ftaifer  X^ 
bofiuS  ber  ©ro^e  tl^at  neue  ©d^tte,  um  eine 
einigfeit  l^ersufteHen.  9US  im  3.  387  bie  SUmer 
Oftem  fd^on  am  21.  SOtör),  bie  Slesonbriner  bo> 
gegen,  meil  fie  baS  Slequinoctium  erft  am  21. 9Ux] 
annal^mm,  baS  tjfeft  DoIIe  fünf  2Bod^en  fpäter,  am 
25.  ^ril  feierten,  Derlangte  ber  j?aifer  Dom  9t^ 
2:i^eop^iluS  Don  Sllesanbrien  bie  erflärung  et«r 
fold^m  Siffereng.  2)iefer  entfprad^  bem  Stn^nmii, 
unb  aud^  ^mbroftuS  Don  SRailanb,  Don  9lom  osf* 
gef orbert,  ftd^  über  biefeS  Ofterfeft  ju  öu^ern,  tzat 
(Ep.  23  ad  episc.  per  Aemiliam ,  bei  MIgne, 
PP.  lai  XYI,  1026  sqq.)  ber  alesanbrintj^a 
Sted^nung  bei.  ^ugerbem  fe^te  e^riU  Don  9^' 
brien  in  einem  S3riefe  an  Seo  I.  (DgL  Mi^ 
PP.  lat  LIV,  601  sqq.)  baS  3rrige  ber  lotei- 
nifd^en  Sled^nung  auSeinanber;   baSfelbe  VfuAm 
furge  Qtxt  nad^l^er  ber  Sifd^of  ^fd^fmuS  m 
SilQböum  (Leon.IEp.  3,  bei  MigneLo.6068qq.) 
unb  Sifd^of  ^roteriuS  Don  Sllesanbrien  (Leoul 
Ep.  133,  bei  Migne  1.  c.  1084  sqq.)  in  i^ 
©d^reiben  an  ben  genannten  $apft   3)ie  pige 
mar,  bag  ie^t  Seo  I.  bie  römtfc^e  SBeife  Sfto 
ber  alejanbrinifd^m  conformirte.  93emerfen5»«ft 
ift  nodb,  ba|  um  biefe  Qtxi  bie  3Reinung  intnet 
mel^r  ©eltung  erl^ielt,  e^riftuS  ^abe  am  14.%« 
fan  nod^  baS  ^aSd^amal^l  genoffen ,  fei  am  15. 
(nid^t  f(|on  am  14.,  mie  ^poUinariS,  (SetnenS 
Don  ^le^anbrien  unb  ^tppol^t  annahmen)  ge" 
ftorben,  am  16.  im  ©rabe  gelegen  unb  om  17. 
auferftanben.  ^mbroftuS  DonSJlailanb  unb$io> 
teriuS  Don  ^le^anbrien  festen  bieg  in  ben  eitDä|n> 
ten  ©d^reiben  auSf ül^rlid^  auSeinanber.  —  (Snige 
So^re  f pöter  Derbefferte  ^ictoriuS  Don  Squitom 
übrigens  mol^l  nid^t  auf  Sefel^l  beS  römif^en 
Srd^ibiaconS  ^ilamS,  mie  früher  angenonnnen 
mürbe  (Dgl.  JhauS,  SReal-encQQ.  n,  568),  Me 
römif d^e  Ofterred^nung ;  biefe  ^erbeffemng  umibe 
aOmölig  in  ©aUien  unb  Italien  aDgemeiit  angf 
nommen.    Son  ba  an  biffenrte  baS  lateini^ 
Oftem  meift  gar  nid^t,  oft  nur  menig  Donbemoli« 
janbrinifd^cn.  3n  ben  fjfäflen,  mo  bie  iff  auf  ein« 
©amStag  fiel,  bel^ielt  SSictoriuS  bie  altr5mif^ 
©ittebei,  bog  Oftem  nid^tfd^on  am  folgenbenXoge 
(mitben^lejanbrinem),  fonbem  erfta^tSlage  jpö« 
ter  gefeiert  loerben  foKe.  2)ie  legten  Unterfdt^ebe  Vit 
©ionppuS  e^iguuS  (f.  b.  3lrt.)  befeitigt  buni  in« 
Oftertafel,  meldte  mit  ©mnblegung  beS  19j[öl^riQ0i 
SqcIuS  ber  ale^anbrinifd^en  bur^auS  conformtoor. 
^Ut  atom  nal^m  gan^  ^taüm  feine  Ofterred^nunft 
an,  möl^rcnb  in  ©aUien  faft  überall  bieOflerptoiil 


1125         Ofterfeft,  6)x\\il\6)ti  —  Oftermörd^en  unb  Oflergelä^ter.         1126 


bei  SictoifatS  bliti  unb  bie  Sriten  an  bem  alten, 
Mift^rigcn  S^IiuS  mit  einer  SSerbefferung  be§ 
6iil))itiuS  €eDecu9  feftl^ielten.  Slud^  nad^  Sin- 
lu^me  bct  bionqilfd^en  Sled^nung  burd^  bie  neu- 
befe^rtenSngelfa^fen  bettml^rten  bie  britannifd^en 
C^rißen  in  SialeS  bie  alte  Sitte  unb  Deranla^ten 
[o  bie  Mannten  britif d^en  Ofterftreitigfeiten,  tteld^e 
fii^  bur4  Soinmban  (f.  b.  9lrt.  m,  678  f.)  aud^ 
nad^  (SkiOien  t)er))flan5ten.  ßrfi  im  %  729  nal^m 
tne  Olel^r^it  bei  Griten  ben  19iä^rigen  S^flud 
oiL  3n  @))anien  nxir  er  balb  nad^  SReccarebS  Se« 
tel^ntng  eingeführt  »orben;  gu  i?arl§  beS  (großen 
Seit  fiegte  er  im  gangen  tlbenblanbe  unb  fül^rte 
^  bie  UingP  erfe^e  $a§d^a>Simgfeit  l^erbei  — 
Bon  ber  SDiffereng,  meldte  na^  ber  ffalenbert)er« 
(Kfferung  ®regord  XITT.  gmifd^en  ben  J?at^oIifen 
unb  ^roteflanten  inSeutfd^Iaub  betreffs  ber  Ofter- 
bereddmmg  eintrat,  ift  im  9lrt.  3^tited^ung  )u 
ffanbtlxL  (Sgl  9Bei|el  Sie  c^riftl.  $affafeier  ber 
kcei  erftat  So^l^v  ^forgl^eim  1848;  ^Ugenfelb, 
Der  ^fd^fhreit  ber  alten  jttrd^e,  iQaUt  1860; 
^efele,  (Sonc-Sef  d^.  1, 2.  «up.,  86  ff.  205. 820  ff. 
513.  605  ff. ;  ^agemamt,  SDie  römifd^e  Rxxdit, 
IceUtorg  1864, 14  %  75  f.  582  ff. ;  JhauS,  »eal- 
Enc^n.  I,  487  ff.)  [$eter8.] 

SlUtitftj  d^riftlid^eS,  f.  Oftem. 
Unfeft  ber  3uben,  f.  gfefte  IV,  1487  ff. 

#|tarfetter,  f.  m^  IV,  1416  f. 

#fkriUTie,  f.  Oftert)tgUie. 

#ftarbiiBiiibeiben  3uben,  1.  in  ber  alten 
3eit,  f.  Sfefte  IV,  1437.  —  2.  »ei  ben  fpätcren 
3nben  ^örte  mit  bem  altteftamentlid^en  ^riefter- 
Bnb  Opfermefen  aud^  bie  Sfeier  bed  ^aSd^alammed 
mtf,  felbft  bei  ben  in  ^aläftina  unb  Serufalem 
iDol^enben  Suben.  ^13  ßrinnerung  baran  ^at 
fii^  in  ber  fpötem  unb  nod^  in  ber  l^eutigen  iübi» 
i^en  Ofterfeier  ber  UfuS  erhalten,  bog  jeber  am 
Uenb  beS  KüfttageS  gu  Ipaufe  bie  Stelle  ^erfagt, 
koel^e  Dom  Sd^Iad^ten  am  ^aSd^afefte  in  ber  olten 
Seit  l^anbelt ;  btefeS  Sefen  f oQ  nac^  ber  SJleinung 
berauben  ebenfo  Diele jhaft  l^aben,  al§  menn  t>a^ 
iaxwn  felbft  geopfert  mürbe,  inbem  fie  barauf  bie 
fflorte  (Of.  14, 3)  beuten:  ^SBir  wollen  bie  gfor- 
ren  unferer  Sippen  begal^len",  unb  fte  fo  umönbem : 
«93ir  motten  bie  gfanen  burd^  unfere  Sippen  be- 
laufen.' SBeiterl^in  mirb  ein  St  in  Sfc^e  gefod^t, 
loeld^,  ein  3^d^en  bed  XrauemS,  bad  Sfeftopfer 
barfteUt;  Don  einem  mirütd^en  Samme  mirb  ein 
Ihiie  auf  ffo^Ien  gebraten.  SBeibeS  mirb  auf  bie 
S^uffel  gelegt,  auf  meld^er  bie  brei  auSgejeid^neten 
Ofterfuc^en  liegen.  S3  toerben  nömlid^  bei  ben 
■eneren  Suben  au^er  ben  allgemeinen  Ofterfud^en 
[Stauen)  nod^  fogen.  $fIic^t-5IKajot]^  (mx»  nsr) 

eacfen.  SBon  biefen  merben  in  ben  beiben  erften 
84a"91öd!|teniebedmalbrei  gebraud^t,  meldte  be- 
tonbete  Slamen  (ins,  ^riefter;  ^iV,  Seöi;  ha-^ir^ 
SdnieO  tragen  unb  nad^  bejonberen  SSorfd^riften 
icfertigt  merben  muffen.  (93gl.  Hottinger,  Juris 
lebraeorum  leges  CCLXI,  Tiguri  1655, 
17  sq.;  Sd^r5ber,  Sa^ungen  unb  ®ebräud^e  be§ 
abimbifd^  -  rabbinifc^en  äubent^umS,  ^Bremen 


1851, 189  ff. ;  ©elijfd^,  in  ber  Seitfd^tift  f.  lut^. 
S^eol.  u.  «ird^e  1855,  257  ff.)         [ftönig.] 

^fietmSx^  nnb  ^fUtitti^et  (risns  pas- 
chaJis)  gel^örten  im  9)littelalter  Pielfad^  gu  ben 
oolfötbümlid^en  gfreuben  bed  OßerfefteS.  Sie  Sin- 
fled^tung  Don  Srgöl^Iungen^  Sagen,  $arabeln 
u.  bgl.  in  bie  ^rebigt,  guf ammengefa^t  als  maeren 
ober  maerlln,  mar  überl^aupt  im  9RitteIaIter  l^öu- 
figer  ald  l^eutjutage  (f.  30  fold^er  SRörd^en  bei 
Pfeiffer,  ©ermania  m,  Stuttgart  1858, 407  ff.). 
Sie  bienten  bagu,  bem  SSoIf  bie  baran  angetnüpfte 
religiöfe  SBal^r^eit  Derftönblid^er  gu  ma^en  unb 
tiefer  einguprögen,  unb  um  einem  Subitorium, 
loeld^eS  an  abStracteS  9)en!en  nid^t  gewölkt  hxtr, 
böigere  äBabrl^eiten  faglid^  gu  mad^en,  ttmren  f old^e 
äJtittel  gemil  geeigneter  als  nüd^temeS  unb  trodte« 
neS  S)ebuciren  unb  üJloralifiren.  Sine  befonbere 
Srt  fold^er  Srgöblungen  ftnb  bie  feit  bem  15. 3a^r- 
bunbert  namentlid^  in  IBapem  Dorlommenben 
Oftermörd^en  (aud^  Ofiemeu),  meldte  mit  ent- 
fpred^enber  moralifc^er  Stu^nmenbung  in  bie 
Ofierprebtgt  eingeflod^ten  nmrben.  3Ran  bat  Der- 
fd^iebene  Srflörungen  biefeS  ®ebraud^eS  Derfud^t. 
^Qacintl^  IpoHanb  (®efd^.  ber  altbeutfd^en  3)id^t- 
mnft,  SteaenSburg  1862,  610)  miU,  mobi  o^ne 
binreicbenoen  ®runb,  bad  Oftermärd^en  unb  ben 
risus  paschaÜB  mit  ber  altl^eibnifd^en  tjfeftfeier 
ber  ®öttin  Oftara  in  Skrbinbung  bringen.  Sine 
gau)  öu^erlid^e  SSeranlaffung  }ur  Sinfd^iebung 
eines  3}lörd^enS  in  bie  Ofterprebigt  fönnte  man 
in  ber  Stelle  im  SDangelium  be§  jmeiten  Öftere 
tageS  (Suc.  24,  15):  et  factum  est,  dum  fabu- 
larentur,  finben.  Sine  anbere  Srflärung  gibt 
SraSmuS  Don  SRotterbam,  inbem  er  fein  biefe  Sitte 
DermerfenbeS  Urt^eil  mit  ben  SSBorten  begrünbet: 
Nequaquam  ad  hoc  laetitiae  genas  invitavit 
psalmus  paschalis,  quum  alt:  Hie  est  dies, 
quem  fecit  Dominus,  exultemus  et  laetemnr 
in  eo  (Ecclesiastes ,  ed.  Basil.  1535,  126; 
bei  ber  betreffenben  Stelle  ber  Dom  Unter}eid^neten 
benu^ten  Ausgabe  ift  am  Staube  in  ber  ^anbfd^rift 
beS  16.  Sab^bunbertS  notirt:  ^^Oftermerlein,  ut 
et  hodie  moris  est  in  Bavaria,  cujus  ipse 
testis  sum).  2)ie  fomtfd^e  Oualttät  ber  Öfter- 
mörd^en  erf  lärt  fid^  einfad^  burd^  ben  freubigen  Sba« 
rafter  beS  OfterfefteS,  meld^er  in  ber  gang  bem 
mittelolterlid^en  ©eiji  entfpred^enben  naiDen  SBeife 
burd^  ben  risus  paschtdis  feinen  ^uSbrudt  fanb 
(DQl.  b.  9lrt.  gfefte  IV,  1395  f.).  ,3br  «Iten  babet 
eu^  guerinnem,  mie  man  Dor  ^IterSamOfter-Xage 
5ur  5}eSper  pfleget  Don  ber  San^el  ein  Cftcr-9leu 
gu  fagen.  ®a8  maren  närrifd^e  tjabuln  unb  2Käbr- 
lein . . .  S)amit  molte  man  bie  Seute  fröHd^  mad^en" 
(^JlatbefiuS,  nad^  Sd^uppiuS,  Sebrreid^e  Sd^rifften, 
fjrandfurt  1701,  788).  9«od^  beftimmter  ift  ein 
anberer  WuSfprud^  beS  2Katbefiu8  (§iftorien  Don 
D.  2R.  fiutberS  Anfang,  Sebr  unb  ficben,  Nürnberg 
1566,  8.  ^rebigt):  ^Um  biefe  3cit  pflegt  man 
Cftermäbriein  unb  närrifd^e  ©ebi^te  gu  prebigen, 
bamit  man  bie  Seute,  fo  in  ber  haften  burd^  il^re 
IBu^e  betrübet  unb  in  ber  äJtartermocben  mit  bem 


1127 


Ojiertu 


1128 


^erm  Sl^rifto  SRitleiben  getragen,  burd^  f  oI(i^  unge« 
reimte  lofe  ®  ef  d^tcö|  erfreuet  unb  mieber  tröftet,  toxt 
iä)  ]o\ä)tt  Oftermö^rlein  in  meiner  Sugenb  eilige 
gehört."  2)em  l^arten  Dermerfenben  Urtl^eil  über 
biefelben  folgt  ber  ^roteftant  ©ueridEe  (Jhrd^en- 
gefd^.  II,  3.  Slufi.,  ©ofle  1838, 714):  ^©aS  arme 
^JoR  lieg  ed  fid^  gebulbig  gefaQen,  toenn  feine 
^rebiger  am  gfreubenfeft  ber  Oftem,  um  nur  om 
fid^erften  bad  gebröuc^Iid^e  Oftergelöd^ter  (bie  @a- 
ricotur  ber  fe|lenben  l^eiligen  Ofterfreube)  gu  be- 
mirfen,  ber  eine  bad  ®ef($rei  ber  unvernünftigen 
Xl^iere  nad^al^mte,  ber  anbere  einen  Sd^manf  er« 
l&ijUit."  3)ag  le^tereS  allgemeiner  ®  ebroud^  gemef  en, 
meist  aber  ber  ^roteftant  3)aniel  (Xl^eol.  gontro« 
öerfen,  ©alle  1843, 80)  treffenb  gurüd:  „®er  95er. 
f afjer  (^ueridfe)  mürbe  fid^  an  Dielen  Dfterprebigten 
unb  Oftergebeten,  bie  id^  il^m  aud  bem  14.  unb 
15.  Sa^rl^unbert  fuppebitiren  moUte,  aud  treuem 
^ergen  erbauen  unb  DieQeid^t  bod^  etmaS  nad^ben!« 
lid^  merben,  ob  bie  l^eilige  Ofterfreube  f o  burc^aud 
gefel^lt  l^be,  unb  ob  eS  Sied^tenS  fei,  eine  aHer« 
bingS  in  mand^en  ©egenben  t)erbreitete  Sitte,  bie 
aber  mel^r  in  bad  ®ebiet  ber  iBolfS«  als  ber  Rix» 
d^enfltte  gel^ört,  fo  emft  in  ben  ^römiffen  ber  5Re- 
formatton  mit  aufjufül^ren.''  Um  bie  @itte  un- 
befangen }u  beurt]()eilen,  mug  man  fid^  erinnern^ 
ba|  baS  naiDe  äJtittelalter  bie  unmittelbare  92eben- 
einanberfteHung  beS  jf omifd^en  mit  bem  (Sx^aUntn 
unb  ^eiligen  gang  gut  Dertrug.  9Ran  benfe  an 
ben  f^alfl^aften  ^umor,  ber  fid^  aud^  in  ber  fird^- 
lid^en  @culptur  in  ben  berfd^iebenften  Soricaturen 
öu|erte,  ber  fid^  indbefonbere  barin  gefiel,  menfd^- 
lid^e  ©d^möd^en  unb  SSerirrungen  unter  Xl^ier« 
geftalten  u.  bgl.  löd^erlid^  gu  mad^en.  9)a8  mirb 
einen  l^inrei^enben  SrflärungSgrunb  für  ben 
risus  paschalis  bieten.  S)a|  ^uSfd^reitungen 
öorfamen  unb  bismeilen  UnpajfenbeS ,  felbft  9ln= 
ftögigeS  vorgetragen  n)urbe,  foÜ  nid^t  in  ^brebe 
gefteüt  merben.  ^ber  ma^DoU  unb  geredet  ift  bad 
Urtl^eil  beS  ^rotcftanten  ßruel  (®efd^.  ber  beut- 
fd^en  ^rebigtim  aJlittelalter,  3)etmolb  1879, 251), 
hai  bie  Sammlungen  Don  folc^en  Stempeln  gmar 
Diel  Aberglauben  unb  2:]^or]^eiten  entl^alten,  aber 
aud^  mand^e  mertl^DoUe  (Srgöl^lungen  DoD  tiefen 
©inneS,  achter  SJloral  unb  toirffamer  fiebenSflug- 
l)cit,  unb  l^ier  unb  ba  Doli  ^oefte  unb  &umor. 
UebrigenS  ergingen  mand^erlei  ürd^lid^e  Verbote 
gegen  ben  ©cbraud^.  Senebict  XIV.  citirt  (In- 
stitut, eccles.  XXVn,  15)  einen  unter  Sie- 
mens X.  (1670—1676)  ergongenen  grlag  ber 
Gongr.  Episc.  et  Reg. :  ut  pravam  consuetu- 
dinem  jam  pridem  inventam  penitus  extin- 
guerent,  ob  quam  nonnulli  concionatores  non 
sacram  doctnnam  ac  virtutem  populos  edoce- 
bant,  . .  .  sed  auditorum  mentes  paradoxis 
poetarum  fabulis  vanisque  rhetoricorum  er- 
namentis  oblectabant,  mad  allerbinc^S  mel^r  al§ 
bie  cigentlid^en  Dftermord^enumfafet.  6in  fpccieHeS 
SSerbot  berfelben  erliefe  fturfürft  SKojimilion  IIL 
Don  53ai}ern  (1 745— 1 777).  3m3. 1 774  Derbot  fte 
Siemens  Auguft,  SSifd^of  Don  SlugSburg  (Steiner, 


Acta  selecta  eccl.  Angost.,  Ang.  Vmdd.1785, 
849).  ebenfo  merben  in  ben  1787  ebirten  StegenS- 
burger  Siöcefanconftitutionen  gerügt  bie  oon* 
ciones  paschales,  yulgo  Ostermftrlein  dietie 
(Sipf,  SBerorbnungen  bed  SBidtl^umS  Stegendbug, 
StegenSb.  1853,  626).  (Sgl.  Sinfenmo^er,  (Sc- 
fd^id^te  ber  $rebigt  in  Seutfd^Ionb  bis  juni  9ut- 
gang  bed  15.  Sa^rl^unbertS ,  9Ründ^en  1886, 
180  ff. ;  Sitate  au8  SRünc^ener  ^onbfd^riften  W 
Sd^meUer,  fßa\)x.  9B5rterbud^  I,  2.  9uH.,  aXiH* 
d^enl872, 1634f.)  [SBeber.] 

Aftern  ift  ber  beutfd^  3lamt  für  bie  10^ 
SrinnerungSfeier  an  bie  Sluferflel^ung  beS  ^ 
lanbed.  S)aS  SSort  ift  als  ^lurolbilbung  nm 
altl^od^beutfd^en  östarft,  östrk,  mitteH^od^bcntl^ 
öster,  ^lural  östarün,  östem  }u  betro^toi, 
beff en  Singular  nur  in  3ufammenf e|tmgen  (0^ 
euer  u.  f.  m.)  gebräud^lid^  ift,  unb  ^gt  om  toc^^ 
d^einlid^ften  mit  bem  9tamen  ber  ongelfftd^fif^ai 
Söttin  e&ster  }ufammen  (f.  Beda,  De  temp. 
ratione  c.  15 ,  bei  Migne,  PP.  lat.  XG,  357); 
bie  altgermanifd^e  gfrü^lingSgöttin,  beren  übrigcal 
fonft  feine  ßrmöl^nung  gefd^ie^t,  l^tte  olfo  $k4 
unb  92amen  ber  d^riftlic^en  9(uferfie^ungSfeicr  tA' 
treten  muffen  (Dgl.  3.  u.  SB.  ®rimm,  iMiiiß 
aSörterbud^Vn,  Seipsig  1881,  1371  f.).  Sit 
^luralform  mürbe  begmegen  feftgel^atten,  tteB 
ba§  Ofterfeft  mel^rere  Xage  lang  gefeiert  mnbe 
(f.  u.).  —  Rubere  Slbleitungen  beS  92ameidl  dor 
hostia  (ostia) ,  ostium ,  Often  (mit  ber  ®9ttia 
eäster  beSjelben  Stammes),  Urftanb  (gleid^  fbf- 
erftel^ung)  u.  f.  m.  mögen  als  intereffonte,  obcc 
f c^merlid^  richtige  S)eutungSDerfud^e  ermöl^t^  fein. 
2)ie  l^euttgen  Itturgifd^en^üd^er  nennen  ben  er^ 
Oftetlag  Dominica  Besurrectionis ;  ben  gmeitai 
unb  folgenben  Xag  ber  OfterodaDe  {o^len  fte  ott 
feriallu.  f.  m.post  Pascha.  2)er  92ame  Paachs 
fd^eint  in  ber  alten  Jhrd^e  urfprünglid^  ben  Xobe8> 
tag  Sefu  bejeid^net  ^u  b<iben;  barouf  meist  amj^ 
bie  mel^rfad^  beliebte  9lblettung  beS  SBorteS  tx» 
Tcdfoyetv  l^in,  möl^renb  Pascha  in  SBir!li(^ 
nid^t's  Ruberes  ift  olS  bie  aramöifd^e  gform  («nu) 
beS  l^ebräifd^en  )^d9..  SS  lag  aber  nal^e,  bie  py 
3eit  Dom  Xobe  bis  5ur  ^uferftel^ung  als  ^^oSifi 
beS  ^erm  (transitus  Domini)  )u  begeic^nen.  Die 
benn  aud^  g.  93.  XertuUian  unter  bem  diesPascb» 
einmal  (De  erat.  c.  8  [al.  14])  ben  S^orfreUag, 
baS  anbere  QJlal  (De  corona  c.  3)  ben  Ofterf  onnt^ 
Derftel^t.  9)er  Unterfdjieb  in  ber  IBegeid^mmgoll 

riaaya  (rraupu)(7ip.ov  unb  dva(rra(7i)JL0v  finbet  jU) 
erft  fpöter.  (Ueber  baS  fog.  Pascha  annotinini 
f.  b.  ^rt.)  3e  mel^r,  bejonberS  aud^  im  Serlonf 
beS  Ofterf  cierftreiteS  (f.  b.  9lrt.),  bie  gfeier  beS  «nf- 
erftel^ungStageS  l^erDortrat,  um  f o  mel^r  unnbe  bei 
92ame  Pascha  für  bie  Jen  2:ag  Dorl^errf  ^enb,  tomA 
ftc^  erflört,  ba|  bie  iHamtn  beS  OfterfefteS  in  ba 
meiften  europaifd^en  Sprad^en  ftd^  Don  Pascha 
l^erleiten.   anbere,  befonberS  in  Urfunben  tNff» 
fommenbe  SBe^eid^nungen  ftnb  nod^  dies  paachi- 
lis;  dies  dominicus,  felicissimus ,  magnofl, 
sanctus;   dominica  sancta;   solemnitaa  nor 


Opcrtu 


1130 


tum ;  Sonntag  Besurrexi  ^e  Öfter- 
cfd^t  old  hebdomada  paschae  ober 
iphytomm ;  ber  }h)eite  £ag  ift  ber  Öfter» 
uid)  ber  SRitüDod^  l^ei^t  nod^  befonberd 
medium  (f.  fieift,  Urfunbenlel^re,  2.  Stuß., 
1893^  251). 

18  l^o^eSlIter  unbbieSebeutung  bed 
;eS  lönnen  feinem  begrflnbeten  S^o^if^I 
len.  @td^  mug  Oftem  qI8  baS  ältefte 
tlid^  Sal^reSfefte  betrad^tet  werben.  SS 
loar  SRan^ed  für  bie  ^nnal^me ,  bag  bie 
riften  in  ber  erften  3ett  bad  SßaSd^afeft 
)Iu|  an  bie  iübifd^e  S^ftfeier^  j[ebod^  mit 
tung  auf  Sl^riftuS  als  Ofterlomm  gefeiert 
babei  toirb  aber  bie  Chinnerung  an  bie 
^g  bed  l&eilanbeS  nid^t  l^oben  fel^len 
3)ie|  ergibt  fid^  fd^on  au§  ber  grunb« 
Sebeutung,  meiere  ber  ^oftel  (1  Sor. 
bem  ®e^eimni|  ber  ^uferftel^ung  beilegt, 
ber  Xl^otfad^,  bog  bereits  in  apoftolif d^er 
Zag  nad^  bem  ©abbat  als  befonbere  Sr- 
)  an  ben  erfknbenen  ^eilanb  »dd^entlid^ 
Mgangen  tourbe.  t^^eilid^  mag  bei  ber 
n  ^Sd^afeier  ber  @ebanfe  an  bad  Hd^crva 
n|&ov  ber  trarl^errfd^enbe  gewefen  fein,  ^ei 
»end^ften^  benen  ber  iubtfd^e  ^aSd^aritud 
g,  fd^eint  fld^  bie  Sal^reSfeier  auS  ber 
id^  Sftftfeier  beS  Sonntagd  gebilbet  }u 
inbem  man  im  erfien  äJtonate  bed  Sa^red 
en  Sonntag,  meld^erbeml^iftorifd^en^ufer« 
Ifomttag  entfprad^,  befonberd  feftlid^  beging 
^leid^,  bem  etxmgelifc^en  iBerid^te  ent« 
t),  bie  Erinnerung  an  ben  Xob  3efu  auf 
^gel^enben  f^reitag  anfe^te.  2)a^  biefed 
d  gu  Stom  üblid^e  SSerfal^ren  ebenfalls 
}eigte  fld^  im  SSerlaufe  ber  Ofterftrettig- 
ifö  $ap{t  ^nicet  (um  166)  ftd^  für  bie 
$ra|iS  auf  feine  SSorgönger  bis  auf 
L  (um  120?)  berief.  SS  ift  möglich,  ba^ 
er  X^ftuS  bie  iöl^rlid^e  Ofterfeier  gu  9tom 
ttte  (JhauS,  SReal-iSnc^flopöbte  II,  566); 
on  lönnte  aud^  annel^men,  bo|  Slnicet  fie 
l^alb  ntd^t  weiter  Ijinauffü^ren  moQte, 
nur  bis  bal^in  alS  Sugengeuge  für  bie 
bürgen  fonnte.  3Benn  man  a(fo  aud^ 
^Oen  mie  1  Sor.  5,  7.  8  nid^t  notl^men- 
>ie  apoftolifd^e  3ctt  eine  freier  beS  ^aSd^a- 
nel^men  mu|,  fo  ift  biefelbe  bod^  ieben» 
I  aus  bem  erften  d^riftUd^en  äal^rl^unbert 
nb  angufel^en,  mag  babei  ber  ®ebanfe 
Suferftel^ungSfeier  Dorl^errfd^enb  ober  nur 
oel^enb  gemefen  fein.  9^ac^bem  aber  ein« 
9ebeutung  beS  f^efteS  als  Srinnerung  an 
rfle^g  beS  ^eilanbeS  aOgemein  burd^« 
n  tiKir,  mugte  eS  balb  als  ber  SJlittelpunft 
te  erfd^inen.  S)arauf  toeifen  bie  oerfd^ie« 
rnennungen  l^in,  mit  meldten  bie  SSöter  eS 
tetcn;  fo  nennt  Seo  ber  @roge  (Senn.  9 
\n.  Dom.,  bei  Migne,  PP.  lat.  LIV, 
.  Oftertag  dies  solus  magnus ;  ^e^nlid^eS 
InSbrücte  mie  festiyitas  festivitatiim, 


dies  magnae  indulgentiae.  !Rid^t  bem  Stange, 
fonbem  nur  ber  3cit  nad^  fte^t  eS  bei  Sl^r^foftomuS 
(Hom.  1  in  Pentec.,  bei  Migne,  PP.  gr.  L,  454) 
als  baS  }tt)eite  gfeft ,  inbem  epi|)]^anie  als  erfteS 
gfeft  beS  ^eilanbeS  im  Saläre  gett^net  wirb.  9IS 
l^öd^fteS  Sfeft  beS  ^al^reS  würbe  Oftem  nid^t  bIo| 
Sinen  Sag  gefeiert,  fonbem  lange  galt  bie  gange 
Octate  als  ^ftjeit,  wöl^rmb  welcher  fid^  bie  ®löu- 
bigm  fnec^tlid^er  Arbeit  mtl^altm  unb  ÜRorgenS, 
SRittagS  unb  SlbmbS  bem  ®otteSbimfi  beiwol^nen 
fottten  (ögl.  Sinterim,  ®mfwürbigfeitm  V,  1, 
248  f.);  bod^  Witt  ^ßrobfi  (f.Seitfd^rift  f.  fat^.2]^eo. 
logie  VI  [1882],  350)  in  ber  Ofteroctat>e,  wie  aud^ 
in  ber  OctaDe  oon  $fingftm  unb  (S))i))]^anie  (bm 
brei  altm  Xaufgeiten)  nid^t  fowol^I  eine  IBerlönge« 
mng  ber  tjfeftf eier,  aä  trielmel^r  eine  9{a(!^f eter  ber 
9{eop]^qtm  erbliden.  Spöter  würbe  bieOfterwod^e 
Dom  SKittwod^  ab  wenigftmS  fteQmweife  für  brin* 
genbeSlrbeitenfreigegebmunb  aUmöIig  über]^au))t 
bie  gfeier  auf  bie  brei  erften  Xage  befd^rönft.  Sie 
gfeierlid^feit  beS  ®otteSbien{}eS  in  ber  Ofterwod^e 
Würbe  baburd^  nod^  wefmtlid^  erl^öl^t,  ba|  bie  9}m* 
getauften  bemfelbm  ftetS  in  wei^m  ftleibem  md> 
mit  brennenbm  Std^tem  beigumo^nen  l^atten;  an 
bie  lird^lid^e  tJfeier  fd^Ioffm  ftd^  weitere  Dolfst^m- 
lid^e  ®ebräud^e  an  (ogl.  b.  «rti  gefie  lY,  1412  ff. 
unb  Oftermörlein).  S)aS  @tunbmgebet  (Officimn 
neophytorom)  War  für  bm  Oftertag,  ol^ne  3tt)eif  el 
mit  ^Jtüdtftc^t  auf  bie  lange  bauembe  Slrbett,  weld^ 
bie  Xauffeier  am  SSigütage  mit  fid^  brad^te,  be* 
beutmb  gefürgt  unb  würbe  in  bedelben  SSeife  an 
ben  folgenbm  Xagm  fortgefe^t.  iRur  bie  SSefper 
bel^ielt  größere  SluSbel^nung  unb  SfeierHd(|feit,  be* 
fonberS  burd^  bm  feierlid^m  3ug  ber  92eop^9tm 
gum  Xoufbmnnen.  ^IS  d^arafteriftifc^er  %uSbmdE 
ber  tJfefteSfreube  biente  in  Officium  unb  äJteffe 
ber  wicberl^olte  3ubelmf  aUelnja.  ®ie  SKeffm, 
bereu  jeber  Sag  in  ber  Ofterwo^e  eine  befonbere 
l^atte,  bienten  ebmfo  wol^l  gur  ßrinnemng  an  bie 
Derfd^iebmen  Srfd^einungen  beS^uferftanbmm  (in 
ben  Soangelien),  wie  gum  ^inweiS  auf  bie  ®naben 
ber  Xaufe  als  ber  geiftigm  Sluferftel^ung  (befon- 
berSimäntroituSunbbmOrationen).  Sagufamen 
fteUmweife  nod^  befonbere  Sigmtl^fimlid^feitm.  @o 
fang  man  t)ieIerortS,  wie  no^  je^t  gu  Stom  in  ber 
pöpftlid^m  aJteffe,  (Spiftelunb  Soangelium  fowol^Iin 
iateinif^er  wie  in  gried^ifd^er  Sprad^e;  im  altm 
gaQif d^en  StituS  l^atte  jeber  Sag  ber  Ofterwod^e  gwei 
äJteffm,  bie  berfelbe  $rie{ter  celebrirte;  ein  atteS 
l^anbfd^riftUd^eS  SRiffale  auS  Spanim  Dom  äal^re 
855  Dergeid^net  berm  für  bm  Oftertag  fogar  brei 
(SRigne,  Snc^clop.  ^anbbud^  ber  fatl^oL  Siturgie, 
beutfd^e  Ueberfe^ung,  SreSIau  1850,  663).  Sor 
bem  beginne  Der!Dlef[e  würbe  an  mand^en  Orten 
eine  ^rocefjbn  gum  fogm.  l^eiligen  ®rabe  Der« 
anftaltet,  auS  weld^em  ®ebraud^  ftd^  bie  nod^  Diel- 
fad^  üblid^e  «uferfte^ungSfeier  (f.  b.  «rt.)  l^erleitet. 
i^ft  allgemein  war  eS  Sraud^,  fömmtlid^e  Speifm 
für  bie  Oftertage  f eierlid^  gu  fegnen  (Dgl.  Bitaale 
Bomanmn  8, 18  sqq.),  ein  SBilb  beS  auferftan* 
bmen  IpeilanbeS  aufgufteUm,  bie  ftird^  mit  Sfol^lnm, 


1181 


Oftertu 


11S2 


IBIitmen  u.  f.  to.  in  fd^müdEen,  unb  bergleid^en. 
(lieber  bie  fluider  beftel^nbe  ^flic^t  innerhalb  bei 
Oftermoc^e  bie  l^eiltge  Sommunion  ^u  empfangen, 
f.  b.  ^rt.  Oeftcrlid^e  3eit.)  —  ®aS  »reöier  unb 
SRiffale  enll^alten  für  bie  OfteroctaDe  no^  l^eute 
im  SBefentUc^en  bie  alte  Orbnung,  bie  infolge 
beffen  t)on  ben  anberen  Of fiden  me^ad^  abmeid^t 
Sie  gfeier  ber  OftenDOd^  beginnt  mit  ber  SSefper 
bed  S^arfamStogeS  (f.  b.  Slrt  OfterDigil)  unb 
bauert  bis  gur  9{on  beS  f olgenben  @am§taged  ein* 
f d^Iiellid^.  Wk  in  biefe  3dt  einfoQenben  ^eiligen« 
fefte  toerben  entn)eber  Derfd^oben  ober  (bon  ber 
gtoeiten  Sefper  beS  Ofterbiendtaged  ab)  com- 
memorirt.  Sie  brei  erften  Xage  ber  SBod^e  ftnb 
festa  primae  classis,  bie  fotgenben  semidupli- 
da.  9Md^  altem  ®ebraud^e  l^at  bie  SRatutin  nur 
Sine  9{octum  gu  brei  ^falmen  (»ad  fpöter  f ölf d^- 
lid^enoeife  t)on  eingelnen  JHrd^en  auf  bie  gange 
öfterlid^e  3sü  auSgebel^nt  tourbe;  f.  Durandus, 
Bation.  diy.  offic.  6,  89,  6).  ^QmnuS  unb  da* 
pM  nebft  Stefponforien  fatten  aOentl^alben  »eg^ 
ol^ne  3^dfel,  toeil  fte  überhaupt  im  Officium 
anfangs  fel^Iten;  fpäter  beutete  man  ben  9BegfaU 
beS  ^QmnuS  barauS,  ba|  bad  gange  Officium  gu 
Oftem  ein  jubilus  fei,  unb  ben  ^uSfaD  be§  Sa« 
pitel  qnia  non  doctrina,  sed  exsultaido  tan- 
tom  est  necessaria.  2)ie  heinen  $)oren  entbel^ren 
toeiterl^in  ber  ^ntipl^onen;  bagegen  tritt  überall 
ber  Subelgefang  Haec  dies,  quam  fecit  Domi- 
nus ;  exsultemus  et  laetemur  in  ea  Dor  ber 
Oration  ein.  S)ie  Sefper  nad^  römifd^em  StituS 
ift  ie^t  ben  SaubeS  conform;  fte  l^at  baS  alte  ®e« 
präge  befonberer  gderttd^feit  bur^  bie  ^roceffton 
gum  Saufftein  Derloren,  tt)öl^renb  ^articular* 
breöiere,  g.  93.  baS  fölnifd^e,  bie  alte  gorm  ber 
Ofteroefper  nod^  entl^alten.  3n  ben  Steffen  ber 
OfteroctaDe  erf(|eint  ald  ©rabuale  ber  @)efang 
Haec  dies  etc.,  unb  nad^  einem  iSerS  mit  Metuja 
tritt  bie  Ofterf equeng  Victimae  paschali  laudes 
(f.  b.  %rt.  @equengen)  ein ;  nur  ber  @amdtag  l^at 
nad^  ber  Spiftel  ben  SlUeluiagefang,  toit  er  Don 
ba  ab  in  ber  öfterlid^en  3cit  (f.  o.  728)  fortbauert, 
mit  f olgenber  Sequeng.  Sie  eigene  ^röfation  bed 
Ofterfefted  ift  eine  ^bfürgung  auS  einer  Diel  lön- 
gem^  mie  fte  im  Sacramentarium  Gregorianum 
entl^alten  ift.  Sie  Gommtmicantes  unb  Hanc 
igitnr  genannten  ®ebete  ftnb  ebenfalls  bem  gfefte 
angepaßt;  bei  bem  le^tgenannten  ®ebete  ift  ber 
3ufammen]^ang  mit  ber  alten  XaufprasiS  einleud^- 
tenb.  Snblid^  mirb  bem  Ite  missa  est  (mie  aud^ 
bemBenedicamtis  Domino  inSaubeS  unb  S3efper) 
ein  boppelteSSineluia  angcl^ängt. — SJlit  ber  SSefper 
beS  @am§taged  nad^  Oftem  nimmt  baS  Of^cium 
lieber  feine  gemöl^nltd^e  ®eftalt  (mit  ben  ^enbe« 
rungen  für  bie  öfterlid^e  3«it)  an ;  benn  ber  erfte 
@onntag  nad^  Oftem,  obf  d^on  in  octava  paschae 
genannt,  mieberl^olt,  abtoeic^enb  Don  ber  f onftigen 
Segel  (f.  b.  9lrt.  OctuDe),  nic^t  t>a9  Officium  beS 
iJfefttageS,  maS  übrigens  nad^  bem  3^ugniffe  bed 
SuranbuS  gu  feiner  3dt  fteOentoeife  üblid^  toar. 
9Rit  SRüdtftd^t  auf  ba§  SDangelium  beS  Sonn- 


tages, toeld^eS  Don  einer  ßrfd^einung  beS  ^eUanbcS 
ad^t  Sage  nad^  feiner  9luf  erfiel^ung  berid^tct,  loStbe 
es  aud^  nid^t  angelten,  bm  toeilen  Sountog  di 
@d^Iu|  ber  OfteroctaDe  gu  red^nm^  ba  biefe  nur  eise 
auSgebel^nte  gfeier  bed  liuferfte^ungStageS  iß. 

2.  Ser  Xermin  bed  Ofterf efteS  toar  belanni- 
lid^  löngere  3eit  ®egenftanb  beS  Streite»  ([.  b. 
Slrt.  Ofterf eierftreit),  bis  i^n  boS  goncü  m  9lidki 
auf  bm  Sonntag  fi^irte,  meld^er  bem  gfnil^Iin^ 
DoUmonbe  gunöd^ft  folgt.  Siefe  SefHmmung  ift  MS 
l^eute  ma^gebenb  geblieben.  SS  ift  Sor,  ba|  Mc 
genaue  Sfeft  je^ung  beS  OftertermineS^  nad^  todSim 
ftd^  baS  gange  bemeglid^e  jKrd^miabr  rid^tet,  feilet 
eine  ber  mic^tigftm^ufgabm  für  bie  fird^Iid^3^ 
red^nung  »urbe.  Um  aUe  3rrtl^ümer  gu  Dermeibot 
tDurbe  be^l^b  baS  Satum  beS  OfterfefieS  getttg 
Dorl^er  bm  eingelnen  jKrd^en  mitget^feilt ;  ittAe* 
fonbere  foOte  eS  in  ben  Somfird^  am  ^ftt  ber 
Spipl^nie  5ff entlid^  angefünbigt  merbm  (DgL  ai4 
Pontificale  Bom.  IQ,  ed.  typ.  Batisb.  1888, 
3  sq.).  SBeiterl^in  toar  eS  bann  Sad^e  ber  eingelm 
^faner,  Don  benm  tüchtige  ftmntniffe  im  Com- 
puttis  Derlangt  mürben  (DgL  Gapitnlaria  EaroH 
Magni,  in  ben  Mon.  Germ,  bist  Legg.  I,  65), 
ben  jfalenber  il^rerffird^e  um  baS  gegebmeOpet^ 
batum  gu  orbnen.  ftenntni^  beS  OfterterminSeimS 
Saures  toar  unb  ift  be^l^alb  aud^  etfteS  Srf orbent$ 
für  eine  rationeQe  Sl^ronologie  ber  d^nftlid^3flii> 
bunberte,  unb  baS  SJlittelalter  fatmte  Derfd^iebent 
SRet^oben,  um  baS  Ofterbatum  eineS  beliebigen 
äal^reS  gu  finben  (f.  eine  ^ngal^I  berfelbm  g.  S.ün 
Sacerdotale  ad  S.  R.  E.  consuetudinem  sacri 
Gonc.  Trid.  sanctionibus  . .  .  collectom,  ed. 
Venetüs  1587, 344  sqq.).  3nbem  aBe  bieBbcjüg« 
Ud^en  t^eoretifd^en  ßrörtemngen  für  bm  3lrt.  ^' 
rec^nung  Dorbe^alten  merben^  foHen  l^ier  bienrii^ 
tigften  praftifd^en  ^tlfSmittel  gur  IBefümmung  M 
OfterbatumS  gegebm  merben.  9lm  einfad^fieit  für 
ben  ®ebraud^  finb  ol^ne  3n)eifel  bie  Xafeln,  tocü^ 
bie  Slnorbnung  beS  ff almberS  für  bie  35  Deift^ie« 
bmen  Ofterbaten  barbieten^  gugleid^  mit  Sngoie 
ber  Sabre,  in  toeld^en  ein  beftimmteS  Saturn  etn* 
tritt  Sold^e  Xafeln  ^nben  ftd^  g.  S.  bei  Pil^, 
Galend.  chron.  medii  potissimnm  aevi,  Yienn. 
1781, 1  sqq.  61  sqq.;  ®rotefenb^  ^anbbu^ber 
l^iftor.  S^ronol,  ^annoDer  1872, 120  ff.  192||.; 
De  Mas  Latrie,  Trösor  de  Chronologie,  Pans 
1889, 94  SS.  265  ss.—  Sine  gtoeite^rt,  baSOfio- 
batum  nad^  bem  iulianifd^en  unb  gregorianifd^ 
ffalenber  gu  befttmmen,  tt)irb  im  römifd^m  Sninct 
Dor  bem  Calendaritun  unter  ber  Stubri!  De  uno 
et  ejus  partibus  gegeben.  3uerft  tuerbm  in  ber 
bort  angegebenen  SQßetfe  bie  ßpacte  (begm.  für  3q^ 
nad^  {ulianifd^em  ffalmber  bie  golbme  3<t4Q  ^ 
ber  SonntagSbud^ftabe  beS  betreff  enbm  ^a^teSbe" 
ftimmt  unb  bann  DermittelS  btefer  gtoei  ®r&|m 
aus  ber  Tabula  paschalis  antiqna  reformala 
ober  aus  ber  Tabula  novareformata  bieSoten 
aUer  bemeglid^en  tJf^fte  gefunben.    SaS  nJUi/at 
SSerfal^ren  ift  bafelbft  l^inreid^enb  angegden.  — 
Sie  britte  ^Retl^obe  gur  SBeftimmung  beft  Offcf 


8 


OjletDigilie. 


1134 


ans  bmn  oDer  Xafeln  entbel^ren  unb  berul^t 
rehter  arit^metif^er  Sled^nung  naä)  ber  be- 
iden (Sou^'t^en  Sformel  (suerft  t)eröffentlid^t 
®au|  in  [D.  3a^d]  SRonatl.  Sorrefponbena 
Befteberung  berSrb-  iL^immelSlunbe  1800, 
.np;  abgebrudt  in  6.  fj.  ®au6'  SBerfen  VI, 
ttngen  1874,  78  ff.,  wo  aud^  [80  ff J  eine 
iid^  SRet^obe  }ur  SSeftimmung  beS  jübifd^en 
nrfeßed  gegeben  »irb).  SRon  biüibirt  nämlid^ 
3a^I  bed  3a^re9,  beffen  Oflerbatum  gefud^t 
»,  mit  19,  bann  mit  4  unb  enblid^  mit  7,  unb 
dt  bie  febedmaligen  SRefte  be^m.  a,  b  unb  c. 
t  bie  ©iüiflon  auf,  fo  iji  ber  SReji  =  0  ju 
L  3)er  Ouotient  brandet  j^ier  mie  aud^  tteiter- 
nid^t  berüdfftd^tigt  ju  merben.  ^läbann  be« 
nt  man  ben  Sleft  ber  S)it)ifion  (19  a  +  M) :  30 
nennt  il^n  d,  metter  ben  9ief}  ber  S)it)i{ion 
4-  4c  +  6d  +  N) :  7  unb  nennt  ben  Seft  e. 
M  finb  M  unb  N  S^^^^'  bie  im  gregoridni« 
[  jlalenber  für  bie  t)erfd^iebenen  3a^rl^unberte 
^bene  Sßertl^e  l^aben,  bagegen  im  iulianif  d^en 
!id>er  unt>erätd>erlid^  pnb.  Sd  ift  nömlid^  im 
orif  d^en  IFalenber 


15 

N. 
6 

igen  im  gregorianifd^en  jtalenber 


t)on 

M. 

N. 

1588—1699 

22 

2 

1700—1799 

23 

8 

1800—1899 

28 

4 

1900—1999 

24 

5 

2000—2099 

24 

5 

t  ÜRetl^obe  M  unb  N  für  jebeS  beliebige 
r^unbert  )u  befUmmen,  f.  in  ®au|^  SBede 
.  O.  78.) 

Kit  man  in  ber  vorgenannten  SBeife  bie  9tefte 
tb  e  beftimmt,  fo  ergibt  ftd^  als  Öfterbatum 
22  +  d  +  e)te  SRärj,  bejm.  ber  (d + e— 9)te 
il,  je  nac^bem  d  +  e  Heiner  ober  größer  ifi 
h  Siefe  SRegel  gilt  allgemein,  mit  SluSnal^me 
ruber  ^mei  f$aUe,  bie  in  einer  Sigentl^ümlid^« 
beS  gregortanifd^en  ffalenberS  il^re  Srflörung 
n.  ®ibt  nömlid^  bie  Sted^nung  ben  26.  Slpril 
Dflertermin,  fo  ifi  jtatt  beffen  ber  19.  9lpril 
e^en ;  gibt  aber  bie  SRed^nung  ben  25. 9pril, 
n  d  =  28  unb  6  =  6  ift,  unb  ift  s^gleid^ 
Re|!  ber  ^iDifwu  (11  M  +  11)  :  30  «einer 
L9,  fo  ifi  ftatt  bed  25.  ^ril  ber  18.  ^rtt  ju 
len. 

^  Sfrage,  marum  baS  Ofterfeft  nid^t  an  einem 
I  9Ronat3batum  gefeiert  mirb,  ift  fd^on  frül^e 
T  Stvcfy  aufgemorfen  morben.  tluf  eine  9ln« 
I  bcd  3anuariud  gab  SuguftinuS  (Ep.  55  ad 
isü  Januarii)  eine  f^mbolifd^e  Sdlörung  beS 
xcaäftS,  bie  im  ganjen  ünittelalter  feftge^alten 
IC  SnbererfeitS  mürben  unb  merben  gegen  bie 
tfßSfidt  bed  Oflertermined  ©rünbe  geltenb 


gemad^t,  tl^eilS  Dom  tl^eologifd^,  tl^eilS  bom  ptcS» 
tifd^>d^ronoIogifd^  @tanb)mnft.  So  mar  §.  9. 
au(|  fiutber  (f.  beffen  SBerfe,  l^rouSgeg.  t>.  SBaU^, 
XVI,  2676  ff.)  Segner  ber  geltenben  Ofterbered^- 
nung.  3lm  angeregt  mürbe  bie  gfrage  befonberS 
bur^  bie  jlalenberreform  unter  ©regorXin.  mtb 
infolge  beffen  bie  Ofterbered^nung  einge]^enb  Don 
SlaoiuS  (GaL  a  Gregorio  XIII,  restitati  ex- 
plic.  1,  3  sqq.  [Opp.  Y,  Mogontiae  1612, 
54  sqq.])  erörtert.  @eitbem  tauten  nod^  immer 
oon  3eit  SU  3cit  93orf d^Iöge  auf,  Oftem  5U  fisiren, 
}.  99.  auf  ben  Sonntag  na$  bem  t$rüpngd«9lequi- 
nocttum,  ober  auf  ben  erften  Sonntag  im  Sjnil 
u.  bgl. ;  ol^ne  3n)eif el  mirb  bie  ffird^  aber  aud^  in 
3ufunft  an  ber  olten  $rap9,  unb  gmar  mit  Siedet, 
fcftbalten  (ügl.  aud^  b.  3lrt.  3citred^ttwng).  — 
Sd^Iiepd^  fei  nod^  bemerft,  ba^  in  alten  ffalen- 
barien  öfterd  auf  ben  27.  SRörg  bie  Besorrectio 
Domini  angefe^t  ift;  bod^  ift  bamit  nid^t  bad  Ofter- 
feft gemeint,  f onbem  bad  d^ronologif d^  2)atum  ber 
Sluf erftel^ung  3efu,  oon  meld^em  baS  ^eortologif d^ 
gu  unterfd^eiben  ift  (f.  Nilles,  Ealend.  man.  utri- 
usque  eccloB.  H,  Oemponte  1881,  279  sq.). 
(9SgI.  au^er  ber  im  Slrt.  Ofterfeierftreit  angegefc 
neu  Siteratur  nod^  3f.  $i))er,  ®efd^.  be«  Ofterf eftee 
feit  ber  Äalenbeneform,  SBerlin  1845;  ffierf., 
j?arl§  beS  ©rogen  ffalenbarium  unb  Ofiertafel, 
ebb.  1858 ;  S)erf.,  Sie  ffalenbarien ...  ber  Sngel- 
fad^fen,  ebb.  1862 ;  ffrauS,  JReaW£nc^n.n,  577  ff. ; 
Duchesne,  Origines  du  culte  diröt.,  Paria 
1889,  229  SS.;  ^robft,  2)ie  öltefien  rbmtfd^en 
Sacramentarien  unb  Orbined,  9}lünfter  1892, 
225  ff.  —  Ueber  Urfimtng  unb  SnttoidRung  ber 
Iiturg.«bram.  Sluferflc^ungäfeicr  [ügl.  b.  9Jrt.]  l^n- 
belt  Sänge,  Sie  lateinifd^en  Ofterfeiem,  üJlünd^en 
1887.)  [31.  effer.] 

0ßenrtgi(le  be^eid^nete  nad^  ber  frül^em  Si§- 
ciplin  ber  JKrd^e  bie  SSorfeier  ber  ^uferftebung 
3efu  ßl^rifü  in  ber  9?a^t  oor  bem  Ofterfonntage. 
®iefe  SSigilienfeier  fennt  bereits  SertuUian  (Ad 
uxor.  2,  4) ;  ber  1^1.  ^ieron^mud  nennt  fie  eine 
a))ofloIifd^e  Xrabition  (InMatth.  25, 6),  unb  nad^ 
bem  ^l  «uguftinuS  (Serm.  219)  ift  bie  Öfter- 
oigilie  bie  aßutter  aUer  ^eiKgen  SSigilien.  S)ie 
gotteSbienftlid^en  (Functionen  ber  Oftemad^t  be* 
ftanben  l^auptföd^Iid^  in  ©ebet,  ©efang,  Schrift- 
iefung  unb  Xaufe  ber  jf ated^umenen  unb  enbigten 
gegen  XageSanbrud^  mit  ber  Opferfeier  unb  Kom- 
munion (Oonst.  apost.  5, 19).  SSielfad^  mar  aud^ 
bie  Weinung  Derbreitet,  bag  in  ber  Oftemad^t 
bie  ^nfunft  beS  ^erm  jum  ©endete  (irapoocrCa) 
ftattfinben  merbe  (Lactantius,  Institut.  7,  19). 
Seitbem  baS  Kl^riftentbum  freiere  93etoegung  er- 
l^alten  l^atte,  feierte  man  bie  Oftemad^t  burd^  groß- 
artige SBeleud^tung  nic^t  bloß  ber  JKrd^en,  fonbern 
aud^  ber  ^öufer.  Sie  SSöter  reben  oon  bem  ©lange 
berfelben  oft  mit  begeijterten  SKuSbrüdten  (ügl. 
Euseb.  Vita  Consi  4,  22;  Gregor.  Nyss. 
Orat.  4  in  resurrect.  Christi;  Zeno,  Traot.  2, 
38  [Migne,  PP.  lat.  XI,  483  sqq.];  Aug. 
Serm.  219).  9{ur  im  SRorgenlanbe  l^at  fid^  ber 


Optröigilit. 


im 


v&^iify  ®otit6bitn^  in  \m  OpctDigil  nullen, 
im  ^6niblanbt  bagegen  tourben  ungefaßt  um  iai 
8,  Sa^t^unberi  bie  iStrlmomen  her  Ofltmoi^t  gu- 
erpouf  ben9ioc^ittQö  btS  oot^ttgttioiben  Sams- 
tags Dttlegt  unb  feit  btm  14.  äa^r^unbtrt  bereite 
am  3ßorgtn  beS  S^ifamStagS  anticiiiirt.  %xä) 
mit  bitfei  Snlegung  btS  @otte8biniftte  bautd 
bo^  bit  StttjflltQtung  }um  gaften  miü)  fort  bie 
gum  SBtflinne  befl  Dfttrfonnlagfl  (^t^tU,  SBeiträge 
jut  Äit(^enflef<ö.  u.  f.  tt.  II,  aütingen  1864, 
230  ff.),  ^it  ^tirid^nung  OftmiigiCie  ftnbet  [\i) 
na^  im  15.  Ordo  Romanos  (n.  78)  neBen  bem 
Flamen  Sabbatum  aanct^im,  mit  bem  bit  litui' 
gM™  fflü^tt  unb  ©d^riftflellet  f^on  \t1)r  frü^e 
allgemein benSamSlagDorOjltntbqeiqnen.  Sic 
©rieben  nennen  i^n  xS  Siioi  xol  fie'Ta  aappoToip, 
bit  Xitutfc^en  S^arfamStag,  b.  i.  ©amStng  in  bei 
e^onoo^e  (f.  b.  «rt.). 

Slie  Iii({|lic^en  Serimonttii  beS  S^aifamStagS 
gewann  na^  bem  @efagten  jui  Cfltruigil.  iBeuDi 
man  bie  Gituigie  bet  Öftemadit  anticipiirte,  toai 
bn  €^aifametag  felbfl  burc^  feine  befonbere 
gottesbienjllid^e  ißeifammlung  auSgejeit^net.  6t 
galt  uon  ieber  qB  tag  ber  ®rabe8rui)e  be«  ^erin 
unb  bcB  9BeiIen3  feiner  Seete  in  ber  Untemelt 
(Hilles,  Calendarium  Manuale  II,  Oenipont« 
1881,  259).  Siefec  @ebante  ftnbet  befonbetS 
9Iu8brud  im  Matattnom  tenebramm  beS  2ageS ; 
bie  ^ntip^onen  uetfen  auf  bie  ßtrabeSni^e  beS 
ßetlonbeS  ^in,  laffen  ober  auä)  f d^on  bie  Oper- 
^tube  bur#Iidten.  2Sn  früheren  Reiten  tvurbe  am 
©amaiag  SHotgenB  (öU^r)  baS  lefcte  ©cnitinium 
mit  ben  3:äuflingen  Dorgenommen;  nad^  ber  red- 
ditio  Byinboli  unb  ber  SJeiri^tung  eineS  SebeteS 
btrltegen  fte  auf  bie  Üufforberung  beS^r^ibiaconS 
bie  ffir^t,  um  bie  €tunbe  ber  Xaufe  abgumorten 
(Ordo  Bom.  I,  n.  37.  38).  —  3iaä)  ber  heutigen 
ißrape  finb  bie  S  e  r  i  m  o  n  i  e  n  beS  S^arfamefagB 
in  bei  rat^oIifi!)en  Ain^e  folgenbe:  1.  Sie  üSeib  t 
beS  neuen  geuerS  unb  ber  fünf  für 
bieO^erlerje  beftimmten  SEßet^taut^- 
IBinei  au^ei^alb  ber  JFiii^e.  ^m  frühen 
■Dloigen  nirb  auS  einem  flüeftl^einebaS  neue  Steuer 
gefd^lagen  unb  mit  bemfelben  uor  ber  jHr^t^üre 
ein  Seuer  au3  ^olg  ober  ffo^Ien  entgünbet.  3ur 
befümmten  Seit  erfdieint  ber  fungirenbe  5ßriefter 
in  otoleiten  $aramenlen  unb  fegnel  juetfl  mit  biei 
®ebeten  baS  neue  geuet  unb  hierauf  mit  Sinem 
©ebete  bie  fünf  2ißei|iau(l6förner.  9id^  ben  SlBei^e- 
gebeten  werben  baS  äfeuet  unb  bie  SBei^raui^famer 
breimal  at}iergtrt  unb  incenftrt ;  bann  merben  olle 
Sid(|ter  in  ber  Aiid^e  auagelöfc^t,  um  fpätei  mit 
bem  neuen  {feuec  toiebei  angejünbet  gu  merben.  — 
%v.\  bie  beiben  genannten  Segnungen  folgt  un- 
raittefboi  2.  bit  5proceffion  In  bie  ffirt^e 
mit  bem  genieibitn  3^et  unb  ben  fünf  aßei^rami^- 
tBmetn.  Sei  Siacon,  mit  einer  lDet|en  Salmalit 
beneibtt,  tifigt  hierbei  ein  langes  Slo^r,  an  beffen 
St>i|e  brci  ffergen  fo  angebrad|t  fmb,  bag  fle  fi(^ 
unten  gu  Sinei  oeieinigen.  9}a^  bem  Sintiitt  in 
bie  Stilist  miib  buic^  einen  Hcolqt^en  bie  erpe,  in 


ber  ^itte  ber  Stixi)t  bie  goxite  tmb  Doi  btm  iQoäf 
aüait  bie  britte  )ener  An^en  ongeiünbet  2&xS- 

mal,  nad^bem  eine  fferge  angejünbet  tDDrbtn  ifl, 
Iniet  ber  Siacon  nieber  unb  fingt  mit  fletl  ei^&^n 
Stimme  Lumen  Cliristi,  loorauf  re|))Dnbiit  inäi 
Deo  gratias.  —  Ser  SiituS,  aus  einem  ffitU- 
fteine  Scuer  gu  fd^Iagen,  tsai  gut  3eit  beS  $ap(l(S 
SaifyimS  (geft.  752,  f.  beffen  EpUt  13  ad 
Bonif.,  bei  Migne,  PP.  lat.  LXXXIX,  951) 
in  Stom  nodi  unbefannt.  Sagegen  nntrbcn  bod 
am  ©rünbonnerBtnge  wä^renb  bet  SBci^  bei 
S^rifamS  brei  grofie  Sampen  mit  Del  gefüllt,  in 
einem  abgelegenen  Saum  ber  fliid^  aufgefhflt 
unb  baS  Sii^t  berfelben  forgfältig  biS  gum  S^ 
famStag  unter^lten.  Ser  @ebraud^,  auS  einen 
Steine  i$euer  gu  [plagen  unb  gu  fegnen,  flamot 
auB  ©aSien  unb  bat  inStom  faum  bor  ben&ilic 
bcB  8.  3a{)rf)unbertS  Eingang  gefunben.  ^iapß 
2eo  IV.  (j.  Migne,  PP.  lat.  CXV,  682)  f  agt  gto«, 
ba^  am  eb<i^>imStage  neues  i|euet  gemeint  ttnb 
untet  boS  iBoK  Dettfieilt  tueibe,  abei  ben  SituI  M 
geuerjc^IagenS  aus  Steinen  eimS^  et  ni(^  taSr 
brücfltd^.  Ülac^bem  erftenriSmifii^tnOibo(iL32) 
tuutbe  am  @rünbonnerltage  ^uer  aaS  einm 
Steine  gefc^lagen  unb  baran  eine  jfei^e  angegibiM. 
Siefe  trug  ber  3]ianfionariuS  in  ^egennxirt  bd 
SBoIfeg  auf  einem  91ol|rftabe  (anmdo,  canna)  in 
bie  ffin^e,  tuo  baS  neue  ^uer  auf  eine  SoiiQe 
übertragen,  bis  jum  Sbo^»<nSififi<  foigf  ditig  untic 
galten  unb  gum  Stngünben  ber  Cfterferge  Knnenbct 
würbe.  3m  je^nten  tSmifc^en  Oibo  (il  16),  ba 
«DlabiQon  in'B  11.  3a:^ibunbeit  Deilegt  finb  fft 
hie  SSei^e  beS  neuen  ^tütti  unb  bei  SSSei^taw^ 
lämer  am  6t|'"^lQmStag  bereits  bie  nämtic^Dne 
tionenangebeutet,nieI^eba8ramif^e!inifiaIeiii>^ 
^eute  gebram^t.  Set  jmSlfle,  auB  bem  Knfangt 
beS  13.  3abr£iunberl8  ftammenbe  iflmifdt«  Od« 
(n.  30)  etffiä^nt  juerft  baS  breimoltge  LmiMi 
ChrieU,  bei  bterge^nte,  bem  Sarbinal  3aciitel 
ßajetanuS  gugefi^iiebene  Orbo  (n.  94)  aber  juti? 
bie  brei  fferjen  auf  bem  JHobrftab.  —  3tai)  tm 
britten  Lumeu  ChriBÜ  folgt  3.  bie  3Sti^( 
berOftetlerje.  2>erSiacon übergibt baSS4t 
einem  ^Icolpi^en,  nimmt  baB  iBu^,  bittet  ben  Ed^ 
branS  (nie  gum  gbangelium)  um  ben  Segen,  t^ 
jum  $u(te  unb  beginnt  bie  Sßei^e  ber  Dfleriait 
ober  baS  poechale  praeconium,  boB  nad^  feines 
älnfangSuorte  aud|  Exultet  genannt  toiib.  Dal' 
felbe  i^  bie  frol^e  Sotfc^aft  Don  bet  glonei^lnf' 
nfte^ung  be5  ^lerm  unb  fonn  nur  uneig«ntli4d« 
Sffieilie  Ijeißen.  Snbem  übet  bet  Siacon  feinen  et^ 
benen^Iüf  trag  crjüKt,  SBetlünbiget  betaufetfitSifflt 
Efjcifti  ju  fein,  fügt  et  bie  oom^Jrieflei  geweiilnt 
aBcilirauc^rönictberÄerieeinunben^ünbetltlilen 
mil  bcni  noni  ^iriefter  gemeil^ttn  ^er.  Slolun^ 
toirb  bie  Ofterlerge  eine  ree  saora  unb  ein  Spobd 
bcB  auferflanbenen  ^eilanbeS.  Seim  Seginntbn 
Söei^e  brennt  bie  Ofterferge  nod^  nic^t;  fw  ^  «ä 
Silb  beS  not^  im  @rabe  ru^enben  ^tna.  £tt 
fiinf  SBei^iau^fSmer,  »el^e  in  ffreujeSfoim  is 
biefefbe  eingefügt  merben,  finb  eine  $tnt  "    " 


87 


OflerDigilie. 


1188 


f  bie  fünf  9BunbinaIe,  bie  ani)  am  Derflörten 
i6(  beS  Suforfianbenen  ftd^tbar  blieben.  S)ie 
^Ma^t  toitb  ange}ünbet  benn  ber  @e!reu)igte 
irte  am  brüten  %ag,t  )um  Seben  }urüd.  @ie 
|if fingt  1^  Sid^t  Don  ber  breifpi^igen  Rzr^z,  htm 
ImibUb  ber  Eiligen  Steif altigfeit,  bo  bie  Sffiieber- 
f bung  ein  göttli^er  9ct  tft.  2)ie  Ofterferje  bilbet 
le  SBad^f&iIe  )um  banfbaren  ^nbenfen  an  j[ene 
inberbaregfeuerlQuIe,  in  loeld^er  ®ott  bem  3uben- 
[fe  }ur  9iad^l)eit  in  ber  9Bü[te  uoranging ;  ber 
[erftanbcne  Sieger  über  Xob  unb  ^düe  ift  unf er 
tec  SBegnmfer.  Sie  fiampen  uno  jterjen  ber 
nl^  oerben  an  ber  Ofierf er^e  ange^ünbet :  benn 
efi,  tDaS  auf  Srben  Sid^t  ifi,  l^at  feinen  SBrenn* 
nft  im  fixieren  Sid^te.  »elc^ed  ieben  SRenfd^en 
endetet  —  S8  berbient  no^  angemerft  ju  mer- 
1,  ba|  man  früher  Dielfad^  an  bem  $af{uS  im 
Lultet:  0  certe  neoessarium  Adae  peccatum, 
lod  Christi  morte  deletum  est  I  0  felix  culpa, 
116  talem  ao  tantum  meruit  habere  redem- 
rem  I  9nfto|  genommen  unb  infolge  be[fen  ben- 
[ben  entmeber  gan}  ober  tl^eilmeife  in  ben  9Jte|" 
vSnan  getilgt  l^at  9Ran  Überfall  alfo,  ba^  in 
tifem  $affu8  nid^t  bie  @ünbe  VlbamS  ald  fold^e 
k  not^menbig  erflört  unb  nid^t  baS  Söfe  an  unb 
b  fUb  gepriefen  mirb,  f onbem  nur  inf of em,  al§ 
id)c  Der  Snlag  einer  fo  unenblid^  tt)unberbaren 
U5fmig  moren.  —  Sie  Ojlerlerse  miib  naä) 
8oii(^ft  bed  9Re|bu(l^eS  gebrandet  bei  ber  Sauf- 
MRenoeil^  am  Sl^arfamdtag  unb  ^fingftfamd- 
to(;  femer  foQ.  j^e  nad^  einer  Sntfd^eibung  ber 
&KC.  19.  Maji  1607  (Gardellini  n.  204, 18) 
(Qi|ei  bei  ber  3Reffe  in  sabbato  sancto  noc^ 
tonen  üon  Oflerfonntag  an  bis  sunt  @d^Iuffe 
bcB  erjlen  Soangeliumd  am  tiefte  Sl^rifti  ^im« 
ndfo^  ad  Missas  et  Vesperas  solemnes 
in  tribus  diebus  Paschae,  sabbato  in  Albis 
et  in  diebus  dominicis  tantum,  nid^t  aber  ad 
Hatatinum  et  in  aliis  diebus  et  solenmitatibus 
etiim  Bolemniter  celebratis.  3^^^  93ereitung 
ber  OfMer^e  foS  gutes  meines  SBad^S  Dermenbet 
lonbm,  fo  ba|  ed  bbd^ft  unpaffenb  »öte^  biefelbe 
OB  ungebleid^tem  (gelben  ober  gar  rottigef örbten) 
Sad^^  aufteilen.  f$emer  foQ  bie  Ofterfer^e 
l^iimr  unb  gr5|er  fein  aß  bie  gemö^nlid^en 
ht^  ber  iHtd^t  unb  auf  einem  eigenS  baju  be« 
bunten,  großen  unb  f  d^önen  fieud^ter  an  ber  ßDan- 
lefonfcite  neben  bem  ^od^altare  fte^en  (S.  B.  C. 
4.  Jon.  1845).  —  Sad  Praeconium  paschale 
'^^m\t  €id^r]^eit  bid  in'8  4.  Sal^r^unbert 
iriidt  »erfolgen.  SBemeiS  bafur  ift  ein  S3rief  beS 
.6ienm9mu8  auS  bem  Seginn  bed  3al^re§  384 
t  Ben  Siacon  ^röfibiuS  Don  ^tacen^a.  Siefer 
tic  ben  ^eiligen  erfud^t,  i^m  für  nöc^fte  Oftem 
le  ImoB  cerei,  b.  ^.  eine  gformel  beS  Prae- 
ninm  paschale,  )u  t)erf äffen,  maS  ^ieron^muS 
ET  ablehnte.  Sie  äBeibe  ber  Ofterfer^e  entmidelte 
I  bemnad^  auS  einer  ^nfpra^e,  meldte  bie  Sia- 
« in  ber  Oftemad^t  de  laude  cerei  oor^utragen 
ttn.  Ser  Sist  bed  äBeil^egebeteS  mar  urfprüng« 
nid^t  audoritatik)  feftgeftettt^  fonbem  ed  loar 


@ad^e  beS  fungirenben  SiaconS,  benfelben  )u  t)er- 
faffen.  X^atfö^Iid^  ftnb  mel^rere  fold^er  r^faffungen 
einer  laus  cerei  erl^alten^  ).  93.  }mrt  unter  Den 
SSBerfen  bed  Snnobiud  (gefi.  521)^  eine  im  Sacram. 
Gelasianum,  anbere  im  ambroftanifd^en  unb  mo}« 
arabifc^en  9Riffale.  Ser  l^eutige  Xest  beS  Exultet 
ift  (mit  einigen  Slbmeid^ungen)  suerjl  in  ben  gaOi- 
canifd^en  ^anbfd^riften  bed  7.  bis  8.  Sal^rl^unbertS 
0og.  Missale  Gothicum,  Missale  Gallicanum 
vetus  unb  Sacram.  Gallicanum)  bezeugt.  Sie 
Eingabe,  bad  Exultet  fei  oom  l^L  9(ugu{iinud,  als 
er  nod^  Siacon  toar,  Derfa^t  unb  gefungen  morben^ 
lögt  ftd^  5h)ar  nid^t  t)öQig  üd^er  bereifen,  l^at  aber 
bod^  gute  ©rünbe  für  ftd^.  UebrigenS  gel^t  auS 
can.  9  ber  Uierten  @qnobe  }u  Xolebo  (683)  ittt>ox, 
ba|  bamaß  bie  Segnung  ber  Ofierferge  nod^  nid^t 
allgemein  Dorgenommen  mürbe.  Ser  orientalifd^en 
Rixfy  ift  bie  SS^ei^e  ber  Ofterterge  überl^aupt  fremb. 
93or  alters  fd^rieb  man  auf  bie  Ofierferje  bie  be« 
meglid^en  gfefte  beS  lauf  enben  äal^reS^  bie  Sparten^ 
Snbictionen,  bie  3^^^  ber  KegierungSial^re  be8 
^apfted,  be§  fianbeSl^erm  u.  f.  m.;  fpöter  l^ing  man 
ein  Saferen  an  ber  Ofterfer^e  auf,  meld^eS  biefe 
eingaben  entl^ielt  (^robft,  Sie  ölteften  r5m.  Sacra« 
mentalien  unb  OrbineS,  aitunfier  1892,  218  ff.; 
Sbner,  ^anbfd^riftlic^e  Stubien  über  baS  Prae- 
conium paschale,  im  jNrd^enmuftfal.  Sal^rbud^ 
1893,  73  ff.).  —  auf  bie  SBeil^e  ber  Ofterfeqe 
folgt  4.  bie  Sefung  ber  ^mölf  ^ropbe- 
tien  aus  bem  9.  %.,  meldte  ftd^  als  $rop|e- 
tien  fd^on  baburd^  d^arafteriftren,  ba|  fte  ol^ne 
Xitel  gelefen  merben.  @ie  foUen  eben  nid^t  als 
Srud^ftüdfe  auS  einzelnen  Xl^eilen  ber  l^eiligen 
@d^rif t  aufgefaßt  merben,  fonbem  als  Zitaten  unb 
®e^eimni[fe,  »eld^e,  im  eilten  Sunbe  gemeiSfagt 
ober  öorgebilbet,  fi^  fort  unb  fort  in  ber  ftird^e 
erfüllen.  Suf  iebe  ^ropl^etie  folgt  eine  Oration 
mit  Dorangelienbem  Flectamus  genua  unb  Le- 
vate ;  nur  nad^  ber  jmölf ten  $ropt)etie  bleibt  baS 
Flectamus  genua  toeg,  meil  ber  in  berfelben  er« 
mötinte  92abud^obonofor  baS  fßolt  gejmungen  l^at, 
bie  ffniee  uor  ber  golbenen  Statue  gu  beugen,  bie 
er  errid^tet  l^atte  (Ordo  Rom.  X,  n.  17).  3lai)  ber 
Dierten,  adbten  unb  elften  ^ropl^etie  mirb  ein  Xrac« 
tuS  eingefqaltet,  meld^er  ben  3n^alt  ber  boran- 
gegangenen ^rop^etien  }u  einem  ©runbgebanfen 
gufammenfa^t  unb  abfd^lie^t.  Siefe  ^ropl^etien 
finb  nid^t  tttoa  auSfd^lieglid^  für  bie  Xöuflinge 
bered^net,  fonbem  fie  foUen,  möl^renb  bie  Xöuf- 
linge  gur  Saufe  vorbereitet  merben,  bie  berfam- 
melte  ©emcinbe  in  ben  ®eift  ber  Ofterfeier,  in 
baS  Steid^  ber  neuen  Sd^öpfung  einführen ;  be|« 
^alb  merben  fle  aud^  in  ben  ftir^en,  in  meldten 
feine  Saufmaffermei^e  ftattfinbet  (f.  u.),  nid^t  toeg- 
gelaffen.  Sie  3a^l  ber  Sefungen  mar  frül^cr  Der» 
fd^ieben.  3Bö^renb  baS  @elaftanifd^e  Sacramen* 
tar  elf  ober  gtoölf  fiefungen  entl^alt,  finben  ftd^  im 
erften  römifd^en  Orbo  (n.  40)  blo|  Dier  (nämlid^ 
bie  1.,  4.,  8.  unb  11.  ber  l^eute  üblid^en);  aber 
jebe  biefer  Dier  fiectionen  mürbe  guDor  in  gried^i« 
fc^er  unb  bann  in  lateinifd^er  Sprad^e  gelefen. 


1139  JOIüeiDiflilit. 

Siefrt  e^f^  t^tlfi  urgen  ber  Slnmtfen'^tit  »an 
@nt^  in  3tont,  t^tilS  }ui  SiaifteQunQ  bct 
€inigltit  beiber  ffirt^tn.  ©eit  htm  11.  Sa^r^un- 
bert  nienig^eng  (Ordo  Rom.  X,  n.  17)  lourben 
a6tr  gu  SRom  cDii[taiit  jroölf  fiECtionot  ßrieftn,  unb 
gmur  Jtbt  tinjeltie  äucrft  latcinii*,  uiib  bann  nod^ 
@utbefinben  bc3  ^^apfleS  (si  ^ommua  Papa 
velit)  au^  nu^  gricc^ifil).  Ea  bieffB  bäupfl  ni^t 
mtt)t  terlangt  inurbc.  [a  b"'  I'(|  b«  ©ebTOud^ 
oDmälifl  (im  15.  Sa^ri)  »erloien.  SBenebict  XIIL, 
totläjtt  mit  großer  iBoiIietK  an  ben  älteren  @e- 
Mu(^en  fepielt,  rief  btn  SiituS  tuieber  in'S  Se- 
6tn,  aUein  nad^  befjen  ^ontiRcatc  tarn  er  mieber 
ab.  —  !Rq{^  ben  Sprop^etien  jotgt  5.  bie  lauf- 
,U)affeTtDetbe,  bie  an  bnt  EBoiabenben  von 
"Djiem  unb  5ßflngften  in  üllen  Ihrc^en  oorjuneb- 
men  iji,  roeli^e  btflänbig  ben  laufflein  OSaptifte- 
dum)  ^aben  (8.  E.  C.  1.  Mart.  1636  [Gardel- 
lini n.  890]).  3)et  OfpaQtiir  begibt  fic^  mit  ben 
SJIintftranten  in  ißroceifion  gum  SBopliftcrium, 
trjll)renb  ber  Bon  einer  Dration  gejolgte  iroctuS 
Siout  cemifl  ($f.  41)  gelungen  wirb.  S)er 
SSeibcact  am  3:aufbrunnen  jelber  i^  fe^r  feierlii^ 
unb  beftebt  auS  @ebeten  uno  fqmbDlij(!^en^anb'< 
lungen.  3u  letzteren  gel(|Bren :  breimalige  !8erüV 
rung  beS  SBaHcre,  ^^eilung  bc«  SSaPerg  in 
ftreuieSform,  SluSgie^ung  beS[tIben  nai)  ben  Dier 
SlBeltgcgenben,  breimolige  9lnf|Qurfiirag  beSfelben, 
breimaligeS  ßintenlen  bei  Oftcrf  er  jt  in  baS  ÜBaffer, 
breimaligea  ^Inblojen  beä  SBafieiS  in  ffreujeS- 
(orm,  Bermiit^ung  be§5Baffer§  mitffatcrfiumenenöl 
unb  Sbrifam.  SBon  bem  gencibtcn  SESaper  wirb 
Dor  btr  aSennij(^ung  mit  Oel  unb  Gbrifam  ein 
S^eil  jur  Seiprengung  beS  gegenmartigen  SGoIItl, 
für  baS  Vidi  aquam  Dor  bem  ^o^omt  be§  Öfter- 
fonntage§  unb  jur  Sfterlii^en  ^au^nei^e  neg' 
genommen.  —  33ie  9Sei_5e  beä  laufmafjerä  ift  fo 
aUgemein  üblich  unb  jeit  fo  unDorbentlid^er  3fit 
geübt,  bog  fie  (ugl.  BaailiuB,  De  Spir.  s.  27,  66) 
Dbne  SöeitereS  auf  apopolifc^e  Blncrbnung  gurüdl- 
gefüt)rt  irerben  mu|.  Jeriutlian  (De  bapt.  4.  6) 
fennt  fie  bereit!,  unb  bie  bfiügf«  SSöter  (SqiiKuS 
B.  3eruf.,  ^ieronqmuS,  3Imbtofiu§,  BluguftinuS) 
legen  i^i  eine  groge  SBebeutung  bei.  Sin  i^ox- 
mular  fOi  bie  EEBei^e  tiaben  bie  Conet.  apost. 
(7,  43).  ©flSjelbe  mbt  aber  nur  ungefähr  bie 
@ebanten  an,  beien  SluSfü^rung  Do^l  bem  Si- 
f^ofe  felber  übtrlajltn  blieb.  Sla§  Formular  für 
bie  Saufmaffermeibe  im  r&mifc^en  SDüffale  ip 
j;ehenfall4  uralt,  wie  ein  SHerglei^  beSjelben  mit 
ber  gelaltanilii^en  benedictio  fontia  geigt  (j. 
SProbft,  Sacramenlarien  u.  Orbtneä  221 ;  ftrauB, 
M.-6.  n,  825).  —  ffln  bie  Saufinafff  rtnei^e  f  ^liefit 
ft^,  menn  Aatec^umenen  ober  Säujlinge  Dor^an* 
ben  finb,  6.  bie  Spenbung  ber  laufe. 
Oftem  mar  Peta  bie  ßaupttaufjeit,  weil  bie  %auU 
fflegräbnil  unb  Suferfle^ung  mit  GbrifiuS  ip 
(mm.  6,  4).  Dia*  ber  ilBeibe  beS  3:au|ioaffer9 
mürbe  bo^er  bie  Saufe  unb  an  ben  ^aupllirctien 
nad^  ber  Saufe  auc||  gltid^  bie  girmutig  gcfptnbet 
(ogL  b.  art.  Saufe).  —  %iä)  ber  ffiei^e  beB  Sauf- 


1140 


nxtffera  begu.  naä)  bei  Spenbung  b«  Xanf^  fo^ 
7.  Slbfingung  bei  Sitanei.  SOele^taipi 
aitaie  gurüd,  wä^rtnb  auf  bem  JRiidUcgt  foA 
ßleiifer  eint  Bcrfürgte  aiIti^igen>Sitatiri  fitigei 
unb  bei  (Ifjox  ftete  bie  toigefungenen  Svod» 
tionen  unb  bitten  drieber^olt  Sei  Ctlebnml  nA 
bie  ScDiten  legen  ftt^  an  ben  Stufen  befi  Wtaal 
auf  i^i  Slngep^t  nieber,  bie  fibrigeit  Cieribi  tum 
tniten  an  ilrtn  tßlä^  (^  Jfin^  o^e  6at>> 
tipcrium  folgni  Sitanei  unb  <ßroflratimi  tmmittd> 
bar  auf  bie  $rop]^etien.)  Set  ben  SEBoittn:  Pm- 
catorea,  te  rogamus  .  . .,  lel^it  bn  Eeltbnal 
in  bie  ©acriftei  gurötl,  um  fit^  mit  bin  SReS- 
genönbem  gu  betteiben.  —  3la<^  bem  Saon- 
menl^um  Gelaaianam  mürben  am  &far\taii' 
lag  brei  Sitaneien  gebetet,  bie  nrfte  Bor  bä  SBeiJe 
ber  Ofterlerge,  hie  gweite  Dor  ber  2Bei§e  bc8  laif' 
maflrtS,  bie  brilte  uor  ber  OTetfeier.  SBomi  Wefe 
iBeitimmungin'3@eIarianum  aufgenommen  nm^ 
lüöt  fi(f)  nW  genau  angeben.  Sii^t  bIo|  onS  bn 
erfien  (n.  41.  45),  fonbcm  au^  nod)  an!  b« 
jfljötften  römif^  Orbo  (n.  30.  31),  bei  bei 
ßnbe  beS  12.  3aI|rbunbertS  ange^Bit,  ifl  gn  tttt> 
ne'bmen,  bag  am  6I)arfamStage  gmei  Sitontutt  bie 
eine  Bor  ber  Saufmaffeitoei^e  unb  bie  anbete  M 
ber  37te&feier,  gefungen  mürben  (DgL  b.  %rt  Ei* 
tanei  YU,  2103).  —  «n  bie  Sitanei  fcWiefel  fi^ 
nai^  heutiger  SiJrajiS  unmittelbar  8.  bie  Sei« 
ber  ^eiligen  aJIeffe  an.  Urfprflnglii^ moibit 
GbotfamStag  gleiij  bemßtiarfreitag  ein  alitntgifiSB 
Sag,  b.  t).  *itt  \oWx,  an  Beltöem  leine  SWepH 
ftattfanb  (Innoeent.  I.  Ep.  ad  Deceat  apiie. 
Eugubin.  c.  4,  bei  Migne,  PP.  lat  LXXHV, 
642) ;  aud^  bie  ganje  Anlage  bei  l^eutigtn  S^ 
famBtagämeffe  jeigt  nod^,  ba^  pf  "ii^  ber  oltW^ 
liäjtn  SJiScipIin  in  ber  Opemodit,  begm.  tn  te 
IDlorgenfrüfie  beS  DperfonntagB,  gefeiert  Bubt 
9!o^  im  frühen  Dliltelalter,  cl8  rat^  aufjlrai 
beä  nächtlichen  ©otteSbienfteS  bie  (£erimomeit  te 
Oftcruigilie  auf  ben  ^Dad^mittag  beS  <£battinnl< 
tugä  Derlegt  morben  toaren,  moilete  mon  mitbci 
iBeginne  ber  l^eüigen  Wt^t,  bis  bie  @temt  at 

timmel  erft^ienen.  ~  ®aä  lOiefeformulot  für  ta 
^arfamitagliatammelftenunteianenSotmiilnti 
ben  urfprünglLd^en  SppuS  bttsabrt.  So^ei  fi^ 
barin  ^eute  nod)  biejenigcn  iSepanbt^Ie  Qtiu» 
tuS,  ßrebo,  Offertorium,  Agnus  Dei),  toel^  ei^ 
meber  erft  fpäter  jum  SllefirituS  l^ingugefügt  ito 
früber  Bon  ben  ©ängem  aQein  Boi^tiagtn  unb »4 
auf^  Dom  SelebranS  gebetet  unirben.  Uebrigenl  uel' 
^en  bie  liturgifi^en  @d)iipfte(Ier  in  bei  S)eiitiiBt 
bei  ßigent^ümliii|leiten  ber  (£^arfamStagiiiK|t 
Dielfai^  Doneinanberob.  ^aSgegenmäitigeüRep 
formular  ^at  ttinm  3ntrDitu3,  mtU  ein  fiil((p 
bure^  bie  oorauBge^enben  Sefungen,  befcnbcil 
□ber  buri^  ben  Sitancigefong.  erfeht  Diri),  tidim 
bePenSdblufe  ben  Einfang  brrüRtf)e  bübet  SStin 
Gloria  ertönen  mitbei  (Slodengeldute  unb  Oigd* 
fpiel,  bie  feit  ©tünbonnerätag  gefd^miegen  ftotai; 
nac^  ber  Spiftel  tsirb  bieimol  äQeluia,  unb  gtoot 
mit  ftetS  trbb^tir  Stimmt,  gefangen,  na^bembet 


Oßer^eit  —  Ostiensis. 


1142 


•(Skfang  mit  bem  Sonntag  Sephiageftma 
üiiirgie  Derftummt  mar;  )um  Suangelium 
ine  Stifter  nid^t  getragen,  Dieüeid^t  xotxl 
il^9ten  mit  brennenben  ffergen  bem  ®otteS- 
^ttiH)]^nten.  S)ie  Sl^arfamgtagSmeffe  l^t 
bo,  weil  biefe  in  bie  römifd^  SKeffe  erft 
itter  Senebict  Ym.  aufgenommen  mürbe; 
^ertorium,  toeil  bie  ^topi^r^kn  no(i^  nic^t 
»urften,  imb  meil  als  Opfer  ber  ©emeinbe 
erferje  erfd^nt;  lein  Agnus  Dei,  meil 
iterer  S^\ai  )ur  Siturgie  ift  ober  meil  ed 
r  bem  ^oqomte  bei  ber  Sifanei  gefungen 
Mnen  griebenSfu^  (Fax),  toeil  bie  93ug- 
mb  baS  ßrenge  §aften  megen  ber  3Beg- 
>e8  SrfiutigamS  nod^  nic^t  ^u  Snbe  fmb ; 
•mmunio,  meil  an  il^rer  Stelle  bie  Sefper 
)iefe  eteUe  (t)gl.  b.  Srt.  ©rünbonnerStag 
.6)  nimmt  bie  SSefper  bei  ben  römifc^en 
\  Suerft  ein  in  Ordo  XI  (n.  43),  melc^er 
12.3a^r]^unbertftammt  Sßöl^renb  l^eut« 
intr  nod^  ber  celebrirenbe  ^riefter  com- 
\,  toax  frül^  bie  Sommunion  eine  aUge« 
lud^  bie  unmünbigen  ffinber,  menn  fold^ 
tDorben,  empfingen  gleid^  nad^  ber  3:aufe 
irc^e  bie  l^eilige  Sommunion  (Ordo  Born. 
>).  (33e}figli(j^  ber  @itte,  ben  92eopl^Qten 
'  Sommunion  9RiId^  unb  t)onig  p  reid^en, 
bfl,  @acramente  u.  Sacramentalien  u.  f.  to., 
m  1872,  152,  unbflrauS,  ».-6.  n,  394 
iI4.)  ^rioatmelfen  ftnb  am  (S^arfamStag 
tDecr.g9n.t)om  12.^e(ruarunb  ll.ünör^ 
^edjfterbtngS  oerboten.  ^ud^  menn  ein  gfeft 
eepto  mit  ber  $jlid^t,  bie  l^eilige  9nej|e  ^u 
itf  ben  S^arfamdtag  fallt,  barf  eine  $rit)at- 
4t  gelefen  merben  ol^ne  fpecieUeS  3nbult 
).  10.  Jan.  1693;  81.  Jun.  1821);  bie 
len  muffen  algbann,  foDiel  fte  im  @tanbe 
r  einen  feierlid^en  SDleffe  bcitool^nen.  9iur 
:  SRoriö  Serfünbigung  mirb,  menn  e§  auf 
rfamStag  föQt,  f omol^I  für  bie  gfeier  in  foro 
shoro  auf  ben  9Rontag  nad^  bem  meinen 
3  t)erlegt.  —  Sie  mand^erortS  fd^on  am 
mb  bed  Sl^arfamgtageS  ftattfinbenbe  Suf« 
3öfeier  (f.  b.  9Irt.)  gehört  nid^t  ju  ben 
)  liturgifd^n  tJfunctionen  biefeS  Saged. 
«r  bie  Ofteroigil  ^robft,  ftird^I.  ©iScipIin 
rften  brei  Salfir^v  Tübingen  1873,  286 ; 
Q^r,  ßntmidfL  ber  fird^I.  gfaftenbiSctpIin, 
1 1877,  104;  ffrauS,  SR..g.  H,  564  f. 
Ueber  Sabbatum  sanctum  refp.  Sl^ar« 
Dgl.  Ed.  Martine,  De  antiquis  eccle- 
ibus  4,  24  [ed.  Antwerp.  III,  1737, 
[.1;  P.  Leodeg.  Mayer,  Explicatio  hi- 
Ceremoniarum,  Aug.  Yindel.  1743, 
!•;  SBinterim,  ©enfujürbigfciten  V,  1, 
33;  Duchesne,  Origines  du  Culte  ehre- 
ffia  1889,  240-247.)  [$un!e8.] 
lett,  f.  Oeftcrlid^e  Seit. 
rta^  f.  @oten  Y,  852  u.  858  ff. 
riirf,  bie  erfte  ber  nieberen  äßei^en  (or- 
dnores),  mirb  alS  eigener  Orbo  neben 


ben  übrigen  Sßeil^effatfen,  meldte  jum  ^riefiertl^um 
\\ä)itn  (f.  b.  9rt.  Ordo,  ob.  1031  f.),  ^uerft  in  einem 
^Briefe  beS  $apfte8  SomeliuS  Dom  3a^re  251  er- 
mähnt (Euseb.  H.  E.  6, 43, 12) ;  baSfelbe  ifi  mit 
ben  übrigen  nieberen  SBeilden  mal^rfd^einlid^  Don 
$apft  gfabian  (236—251)  eingeführt  (f.  b.  «rt 
Slfolut^en  I,  383).  9{ad^  ben  Dor  bem  Snbe  beS 
6.  3a]()r]^unbertS  abgefaßten,  angeblid^  auf  ber 
vierten  @Qnobe  Don  Sartl^ago  (im  %  398)  er- 
laffenen  SanoneS  (bei  Denzinger,  Enchiridion 
n.  57)  ttmrben  }ur  Srt^eilung  biefer  äBeil^  bem 
Sanbibaten  Dom  Sifd^of  bie  @d^läffel  ber  ftird^ 
mit  ben  SBorten  eingebänbigt :  Sic  age,  quasi 
redditurus  Deo  rationem  pro  bis  rebus,  quae 
bis  clavibus  recluduntur.  2)ie  Uebergabe  ber 
@d^lüffel  unb  bie  fte  beglettenben  SBorte  finb 
im  römifd^en  ^ontificale  beibebalten.  2)er  SBetl^e- 
act  mirb,  mie  bie  ßrt^eilung  ber  übrigen  Sßeiben, 
mit  einer  Untertoeifung  über  bie  Obliegenl^eiten 
bed  OftiariuS  eingeleitet  unb  mit  einem  ®ebete 
für  ben  Orbinirten  gefd^Ioffen.  9IS  Obliegen- 
\)tiitti  jöl^ItbaS^onti^caleauf:  percutere  cym- 
balum  et  campanam,  aperire  ecdesiam  et 
sacrarium,  et  librum  aperire  ei,  qui  prae- 
dicat;  benfelben  entfpred^en  bie  Slnforberungen, 
meldte  bie  SOlonition  cai  ben  OftiariuS  ftdlt: 
Sreue,  $änftlid^feit  unb  SBad^famfeit,  foioie  er* 
bauU^er  SBanbeL  @eined  9mted  ift  neben  ber 
Ob^ut  über  baS  JHrd^ngebäube  bie  Sorge,  ba6 
baSfelbe  red^tjeüig  geöffnet  unb  gefd^Ioffen  uno 
bie  3^t  bed  ©otteSbienfieS  angelünbigt  merbe, 
fomie  ba|  nur  fold^e  am  @otte8bienft  tl^eilne^men, 
meldte  l^ierju  bered^tigt  finb.  S)ad  Oftiariat  mirb 
am  gefe^Iid^en  SBeibetermin  in  ber  9Reffe  beS 
OuatemberfamStagS  unmittelbar  nad^  ber  erften 
fiection,  an  anberen  Sagen  aber  mit  ben  übrigen 
nieberen  SOBcilden  nad^  bem  Kyrie  ert^eilt.  — 
9iad^  2i.  ®oar  (Euchologium,  ed.  2,  Yenet. 
1730,  198)  l^atten  aud^  bie  ©riedjfen  Dor  bem 
@d^i§ma  baS  Oftiariat  als  9Bei^ftufe.  an  ber 
jfird^e  Don  Sonftantinopel  bereu  Officialen  @oar 
(1.  c.  222  sqq. ;  Dgl.  240,  nota  49)  nad^  fieo  911- 
latiuS  aufführt,  Ratten  bie  öcmapiot  ben  99ifd^of8- 
ftab  5U  tragen.  Unter  ben  Orientalen  l^aben  einzig 
bie  tlrmenier,  bereu  niebere  SBei^en  il^rer  Qafjii 
unb  äleil^enfolge  nad^  benen  ber  lateintfd^en  JKrd^ 
entfpred^en,  eine  äßei^e  be§  OftiariateS;  bie  SBeil^e« 
formel  ftimmt  faft  mörtlid^  mit  ber  beS  römifd^en 
^ontiftcale  überein  (f.  bei  Denzinger,  Bitus 
oriental.n,  Wirceb.1854,  278).  [Ä.Sd^rob.] 
Ostiensis  (Hostiensis).  1.  Setname  bed  Sa- 
noniften  ^einrid^  be  ©egufio  (f.  b.  9lrt.).  —  2.  Sei- 
name be§  Seo  SDtarftcanuS,  etned  ber  auSge^eid^ 
netften  ÜRönd^e  Don  SRonte  Safftno,  meld^er  ftd^ 
befonberS  burd^  ^bfaffung  einer  S^ronü  feines 
J^IofterS  einen  92amen  ermorben  l^at.  @pöter  ttmr 
er  Karbinalbifd&of  Don  Dftia  (1101—1115). 
Seo  ftammte  auS  bem  ©ejd^Ied^t  ber  ÜRarftcaner 
®rafen  unb  trat  unter  Sbt  ^eftberiuS  (fpütet 
$apft  Sictor  III. ;  f.  b.  3lrt)  in'ö  fflojler  ein. 
SBeil  il^n  ber  W>i  fo  l^od^  gefd^ö^t  l^tte,  mudoe 


1148 


Opittbifd^c  3n|cln  —  OStoalb,  bcr  l&L 


UM 


Seo  mäf  beffen  %oht  ber  el^rentioDe  Auftrag,  eine 
SebenSbefd^reibung  feines  @önner§  ju  üerfaffen; 
aÖein  feine  Stellung  aI3  SibUot^efar  unb  Slrd^iDQt 
beS  fflofterS  brad^te  i^m  fo  Diel  anbete  Arbeit, 
ba^  et  nid^t  ba^u  fom,  bie  Siogtopl^ie  auSju- 
ffil^ten.  9iQCl&  bem  Sa^re  1098  abet  begann  et 
feine  Sl^tonif  beS  ffloftetS  SOlonte  Safftno  ab^u- 
faffen,  unb  et  fc^te  aud^  als  Sifd^of  Don  Oftia, 
tt)ie  eS  f d^eint  bte  Stbeit  fott ;  bod^  füj^tte  et  fie 
blofe  bis  jum  Sal&te  1075  weitet.  6ine  gott- 
f e|ung  betfelben,  übet  Don  meit  getingetem  äBettl^e, 
fd&tieb  $ettuS  ©iaconuS  (f.  b.  att.).  Seo'S  &)X0' 
nit  ift  feldt  fotgfältig  geatbeitet,  tt)ie  bie  Sonttole 
butd^  SSetgleid^ung  mit  ben  Don  il^m  benu^ten, 
nod^  Dotl^anbenen  Utfunben  ^eigt.  äßattenbad^ 
(Seutfd^lanbS  ©efd&id^tSqucDen  n,  6.  aufl.,  93et- 
lin  1894,  236)  meint,  ba^  eS  faum  eine  anbete 
ffloftetgefd^id^te  gebe,  toeld^e  mit  gleid^et  jhtnfl 
unb  Sotgfalt  geatbeitet  ift.  2)ie  Sl^tonif  ift  öftet 
fet)atat  unb  mit  bet  Sfottfe^ung  beS  $ettuS  S)ia- 
conuS  gebtudtt  (SScnebig  1513,  Üleapel  1616, 
$atiS  1668  unb  fonft).  aRutatort  l^at  fie  in  ben 
Ber.  Ital.  ScriptilY,  Mediolani  1723, 153  sqq. 
abgebtudt.  3n  ben  Mon.  Germ,  bist  Scriptt. 
Vn,  551  sqq.  unb  banad^  bei  Migne,  PP.  lat. 
CLXXm,  439  sqq.,  fielet  baS  SQBet!  mit  gin- 
leitung  unb  ^oim  (Don  äßattenbad^  ebitt).  Einige 
anbete  ©d^riften  Seo'S  f.  bei  Migne,  PP.  lat. 
CLXXni,  989  sqq.  (Sgl.  nod^  CeiUier,  Eist, 
des  auteurs  sacris  XIII,  2*  öd.,  497  s.,  unb 
bie  anbete  bet  Chevalier,  Böp.  s.  y.  Löon  de 
Marsico  Det}eid)nete  Sit.)  {%.  Sff^t.] 

0^ttblfi^e3ttfettt,  f.SnbicnVI,  663u.689ff. 

0$iiia(b,  bet  1^1.,  ein  jfönig  in  Snglanb  unb 
^auptDetbteitet  beS  gl^riftent^umS  bafelbft,  toax 
604  obet  605  als  @o]^n  beS  l^eibnifd^en  ffönigS 
gtl^elftitl^  (Slebilbetet)  Don  Ülotb^umbtien  ge- 
boten. S)a  fein  SSatct  616  im  ffampfe  gegen  bie 
Otiten  fiel,  mu^te  bet  l^eibnifd^  etjogene  ^tinj 
mit  feinen  93täbetn  nad^  ©d^ottlanb  fliegen,  tt)eil 
bet  Sl^ton  feines  93atetS  Don  einem  ^tötenbenten 
@btt)in  eingenommen  mat.  3n  @d^ottlanb  matb 
OSmalb  mit  ^mölf  @enoffen  Don  ben  9R5nd^en 
ju  3ona  füt  baS  Sl^tiftent^um  gewonnen  unb  ge- 
tauft. 92ad^  SbminS  2obe  äbetnalgm  OswalbS 
Settet  DSric  bie  ^ettfd^aft  Don  S)eiti  unb  fein 
älteftet  Stubet  ßanftitld  bie  Don  Setnicien.  Seibe 
mutben  miebet  Reiben  unb  fielen  634  Dot  bem 
Stetonenfütften  Seabmaüa.  92un  !am  OSmalb, 
fammelte  ein  fleineS  Sl^tiflenl^eet  unb  ettid^tete  ba, 
U)0  et  SeabmaQa'S  unb  feines  ^eeteS  anftd^tig 
iDutbe,  mit  eigenen  ^önben  ein  pijetneS  jlteu^. 
3m  SSetttauen  auf  ben  ©efteujigten  begann  et 
bann  bie  ©d^lad^t,  unb  eS  gelang  il^m,  bie  füt 
unübetminblid^  gel^altene  SRad^t  bet  Stetonen  in 
bie  gflud^t  5U  fd^lagen.  @o  gemamt  et  bie  ^ttX' 
fd)aft  ühtx  gan)  9iotb]^umbtien  unb  bamit  übet- 
miegenben  ßinflug  in  bet  gefammten  ^eptatd^ie. 
S)iefen  benu^te  et  jut  ^uSbteitung  beS  S^tiften- 
tl^umS  in  Snglanb.  Sine  feinet  etften  älegie* 
tungS]()anblungen  loat,  bie  SRönd^e  auf  3ona  um 


einen  SRifftonot  füt  92otb]^umbrten  |tt  bita. 
Ütad^bem  fte  ^uetft  eine  ungeeignete  ^[ktfftnli^bit 
gefd^idtt,  !am  635  bet  aRönd^  «ibott  imb  et^ 
Don  OSmalb  bie  Heine  3nfel  SfatbiSfame  {mi 
Sigent^um.    S)et  ftönig  unb  er  tooren  gleit 
enetgifd^  unb  gleid^  begeißett  für  baS  iSfy^ftob' 
tl^um,  unb  il^ten  Deteinten  Semfil^migen  geloig 
es,  baS  gan}e  Soll  Stotbl^umbrienS  für  baS  (E^ 
ftent^um  }u  geminnen.    SBenn  Sibon  )n:dngtt 
pflegte  bet  ffönig  i^m  olS  2)olmetfd^  |u  Ubm, 
inbem  et  beffen  nid^t  Slllen  glet^  DerfifinbR^e 
9Botte  in  bet  SanbeSf))tad^  toiebetl^oUe.    9dk 
matb  eS  nötl^ig,  ^al^lteid^e  OrbenSleute  auS  €ii^ 
lanb  nad^fommen  ^u  laffen;  Siban  tootb  sub 
93if  d^of  gemeint,  unb  aOent^alben  etl^oben  ftd^  d^ 
lid^e  flitd^en.  Sux  Sefeftigung  beS  (S^rißentl^ual 
trug  befonbetS  ouc^  baS  Seifpiel  beS  ffMgfc 
namentlid^  feine  unetfd^öpflid^e  SRilbe,  bei  9» 
et  einft  am  Oftetfefte  ben  Sifd^of  bei  fid^  gu  QaPc 
l^atte  unb  möl^tenb  beS  SRal^leS  fid^  eine  aRciigt 
titmet  einfanb,  um  ^Imofen  )u  begel^,  fiel  cc 
benfelben  nid^t  nut  aÜeS,  toaS  auf  bem  Xifd^  wt, 
teid^en,  fonbetn  lieg  aud^  eine  gto|e  filbc« 
@d^üffel,  auf  meldtet  bie  @))eifen  gebrod^t  ttMn> 
ben,  in  &ixdt  bte^en  unb  unter  bie  Srmcn  M> 
tl^eilen.  S)a  etgtiff  9iban  getül^tt  bie  ^nb  bei 
J^önigS  unb  tief:  Nunquam  inyeterascat biee 
manus !  —  ein  9Bunf d^,  ber  budbftftblid^  in  fe 
füUung  ging.  Suc^  mä^  Sßeffes  brad^te  OSindk 
baS  e^tiftentbum,  inbem  et  fid^  mit  einer  Züäßa 
beS  bottigen  Königs  ff^nigilS  Derlobte  unb  feiin 
lünftigen  Sd^miegetDatet  bemog ,  fid^  taufen  fß 
laffen ;  et  felbft  ftanb  635  als  ^tf^t  bei  bet  Zoi^e 
ju  2)otd^eftet,  unb  auf  feine  Senoenbung  {iiftde 
ff^nigilS  baS  etfte  SiStl^um  in  SBeffq;.  01- 
tt)alb  fiel  am  5.  Suguft  642  auf  bem  9Jlafecfdb 
im  ffampf  gegen  $enba,  ben  fifütflen  bet^ 
nifd^en  SRetciet.  2)iefet  lieg  bem  (gefallenen  Antf 
unb  ^önbe  abl^auen  unb  ftei  an  Ißföl^le  fiedai; 
allein  bie  Qil^tiften  mußten  ftd^  toiebet  in  ben9ep| 
biefet  ^Reliquien  nt  fe^en.  2)et  Seib  beS  $etti«i 
toaxb  etft  nad^  Ü3atbneQ,  bann  nad^  SImtcefei 
gebtad^t  unb  p  Slnfang  beS  12.  3a^t^unberii 
in  einem  foftbaten  @d^tein  niebetgelegt.  Sal 

taupt  fam  nad^  fiinbisfatne;  bei  ber  Mbtifd^ 
riDafion  legten  bie  bottigen  OtbenSleute  eS  in 
ben  @d^tein  Don  OSmalbS  gtogem  SSere^,  ben 
bl.  Sutbbett,  unb  tetteten  eS  mit  biefem.  6ei^ 
bem  tt)itb  bet  bl.  Sutbbett  immet  mit  OStoM 
^aupt  in  bet  ^anb  abgebilbet.  Se^teteS  fanb  M 
fomobl  bei  bet  StanSlation  beS  ^eiligen  1104 
als  bei  bet  legten  Oeffnung  beS  @d^teinfi  1828 
nod^  Dot.  2)ie  milbtbötige  ted^te  ^anb  OSOoM 
tt)utbe  nad^  feinet  ehemaligen  Sterben)  Sombo« 
tougb  gebtad^t,  in  @ilbet  gefaxt  unb  in  (o^ 
(Sf)xzn  gebalten ;  nocb  im  1 2.  Sobt^unbeit  mc 
fte  unDettt)eSt  (Dgl.  Beginaldi  Vita  S.  Oswaldi 
regis  et  martyris  43  sqq. ,  bei  Th.  Ainold, 
Simeonis  monachi  Opp.  omnia  I,  Londim 
1882,  868  sqq.).  9lad^  feinem  Xobe  bM  Ofi> 
malb  butd^  unjö^lige  SBunber  ein  ebenfo  ({Co|cc 


145 


OtQl&eiti  —  Otftib  öon  SBcifeenburg. 


1146 


IBolftU^'tter  feines  SoReS,  tüte  er  im  Se6en  getoefen 
MO.  (Sgl.  Bedae  Hist.  Eccl.  2,  5  sq.  3, 1  sqq. ; 
UL  BS.  BoU.,  Aug.  n,  83  sq.) 

Sie  ^Mid^feit  biefed  l^eiligen  SRanneS  trägt 
De  biefenigen  StgenfddQften  an  fiä),  burd^  loeld^e 
ic  bem  beut{<j^  Seiß  f^mpatl^ifd^  tDerben  mugte : 
r  mar  ein  ftieitbarer  ^ttb,  ein  bemütl^iger  ^^x\\i 
wb  ein  imerf(^ö))fli(|  freigebiger  äBo^Itl^öter. 
Dal^  UKirb  eS  ben  briltf(i^en  @lQubenSboten  leidet, 
lie  ^ol^  Serel^rung,  nielci^e  fie  ju  bem  ^eiligen 
ragen^  aud^  ben  neubefel^rten  ©ermonen  ein^u- 
(fbngen.  3n  Seutfd^Ianb  xoaxb  @t.  Odmalb 
(ton  feit  Sinffi^rung  bed  Sl^riftentl^umd  Derel^rt, 
nerfi  in  lieber-  nnb  SRiltelbeutfd^Ionb.  Sdjfon 
m  3.  789  erließ  ba«  JMofter  ^erforb  in  9Beft- 
ifialen  «bed  1^1.  OSmalbi^eilig^um''.  Son  bort 
icAreitete  fi^  feine  SSerel^rung,  toxt  bie  Dielen 
Drttnamen  ^@t  Osmalb"  geigen,  naä^  99aQem 
od»  Ocflerreid^,  nod^  Sl^ur  unb  Solotl^um,  unb 
m  3ug  tDirb  er  als  Stabtpatron  üere^rt.  Ütod^ 
bccüt^mter  i{t  ber  I^L  OSioalb  in  ber  beutfd^en 
fii^tung  beS  9RitteIaIterS  geworben.  9{Qd^bem 
Hon  in  oen  lateinifd^en  ^Bearbeitungen  feines  Se- 
ImS  bie  tnopfien  gefd^id^tUd^en  Angaben  über  ibn 
mmigfad^  auSgefd^müdtt  morben,  mürben  bie* 
Idben  in  beutf^  @ebtd^ten  um  eine  SRenge 
M^  unb  legenbenl^after  3üge  bereid^ert,  unb 
b  iDorb  €t  OSmalbS  Segenbe  ein  DielgelefeneS 
tbOSbud^.  (93gl.  bie  Siteratur  bei  $.  $iper,  S)te 
6|ridmannSbi($tung  I,  Serltn  unb  Stuttgart 
t  a.  [1887],  146  ff.  ©aju  ©.  ©d^ulje,  ®ie 
CnliDiiflung  ber  beutfd^en  OSmalblegenbe,  ^aUe 
1888  [®iff.].)  [ftaulcn.] 

^to^eiti,  f.  Oceanten,  ob.  653. 

#tfiik  Don  SBei^enburg,  auS  fränfijd^em 
Slmnm  etma  790  geboren,  mürbe  in  gfutba  nod^ 
inter  SlabanuS  ÜRauruS  gebilbet  unb  Dermutl^Iid^ 
M  fd^on  mit  ben  fpöteren  @t.  ©aller  SOlönd^en 
^artmut  nnb  SBerinbert  bef annt.  3n  einem  latei« 
df^en  ®ebid^t  mirb  er  als  auSgejeid^neter  Seigrer 
icr  ftlofterfd^ule  Don  SeufopoUS  gepriefeu;  als 
tHä^n  fhirb  er  aud^  5u  äßeigenburg  um  875.  3n 
inigen  Urfunben  beS  fflofterS  nennt  er  ftd^  als 
Bijpceiber  berfelben.  IritbemiuS  fül^rt  in  feinem 
/»talog.  vir.  illustr.  Derf d^tebene  äßerfe  Don  i^m 
m,  bo4  ifi  l^ier  eine  SSermec^SIung  möglid^.  Suf 
mS  ifi  jebenfallS  nur  ein  einziges  gef ommen,  nöm« 
vS^  ber  über  Evangeliorum  Domini  gratia 
heotisce  conscriptus,  früher  aud^  „ber  ^tft" 
lenonnt.  Cintge  b^^angefebene  trüber,  mabr* 
^nli^  ^rtmut  unb  SBerinbert,  fomie  eine 
<»(^bnDÜn)ige  t^^au  9}amenS  äubtt)^  beftimmten 
in,  bie  eDangeltfd^e  2)id^tung  beutfd^  5u  bel^an- 
dn  nnb  fo  bie  $robucte  allju  meltlid^er  SSoIfS- 
oefie  bei  ben  ®löubigen  gu  Derbröngen.  Otfrib 
loute  bobei  aud^  ben  thronten  in  i^rer  ©prad^e 
II  nationales  SHd^tmer!  fd^affen,  meld^eS  ben 
a^äfm  Si^tungen  anberer  fßbittx  gegenüber« 
iftcOt  xotAm  fönnle  unb  fte  überträfe,  inbem  eS 
%  mürbigfien  aOer  @toffe.  Sbnfti  SBorte  unb 
(otm,  borftellte.  @o  moäte  er  bie  rul^mDoUen 


fieiftungen  ber  t^ranfen  auf  allen  anberen  SebenS- 
gebieten  ergangen  unb  bie  i^m  Derliebenen  fSffi^ig- 
fetten  }u  einem  ®ott  mol^IgefdEigen  SBerfe  an- 
menben.  Obmol^I  er  fid^  gemig  an  SSirgil,  ODib 
unb  fiucan,  f omie  an  3uDencuS,  9rator  unb  $m- 
bentiuS  l^erangebtlbet  l^tte,  fo  mar  er  bod^  aud^  mit 
Serfud^en  in  beutfd^en  Serfen  fird^Itd^en  änbalteS, 
meldte  in  ber  farolingifd^en  3tit  öfter  angefteUt 
mürben,  befannt  gemorben.  lieber  fold^e  Snfünge 
aber  ging  Otfrib  ^inauS,  guerft,  inbem  er  fic^  }ur 
Sonception  eines  großen,  in  fi^  }uf ammen^öngen- 
ben  SBerfeS  begeifterte,  unb  bamt,  inbem  er  ben 
aüiterirenben  SSerS,  ber  il^m  nad^  beutlid^en  Spu- 
ren nid^t  ungelöuftg  mar,  aufgab  unb  mit  aOmöIig 
mad^fenber  ftunftf ertigfeit  ben  äletm  anmanbte,  ber 
nad^  feinem  Vorgänge  in  ber  beutfd^en  2)id^tung 
bis  l^eute  Dorl^errfd^enb  geblieben  ift.  2)ie  9uS< 
fübrung  feineS  @ebanfenS  mar  nid^t  fo  leidet,  alS 
fie  je^t  erfd^einen  mag.  @d^on  bie  SBiebergabe  ber 
beutf^en  Saute  mad^te  ©d^mierigfeiten  unb  erfor- 
berte  bie  unauSgefe^te  9luf  merffamf  eit  beS  Std^terS. 
9iod^  fd^merer  mar  eS,  ben  überlieferten  religiöfen 
@toff  in  beutfd^en  SuSbrud  gu  Reiben,  )umal  ba 
ber  2)id^ter  ftd^  feine  Aufgabe  nid^t  leidet  mad^te, 
benn  er  befd^rönfte  fid^  ni^t  auf  fd^lid^te  Srgöl^- 
lung,  fonbem  bereid^erte  bie  S)arftenung,  ber  ®e* 
lebrjamfeit  unb  ber  ^rebigtmeife  feiner  Qtii  ent- 
fpred^enb,  in  moraliter  unb  spiritaliter  über« 
jd^riebenen^bfd^nitten  burd^  moralifd^eSetrad^tung 
unb  aEegorif d^e  Deutung  beS  Srgäl^Uen.  ßur  Sr« 
füllung  einer  fold^en  Aufgabe  mar  Otfrib  burd^ 
^ol^e  mtffenfd^aftlic^e99iIbungDorbereitet;  mitäled^t 
nennt  ibn  XritbemtuS  (Catal.  scriptt.  eccl.  ed. 
1531,  fol.  59  *)  in  diTinis  scripturis  erudiidssi- 
mus.  ÜRit  Unred^t  ift  in  neuerer  3eit  OtfrtbS  bol^e 
bid^terifd^e  93egabung  Derfonnt  unb  bem  IBerfaffer 
beS  föd^ftjd^en  ^elianb  gegenüber  l^erabgefe^t  mor* 
ben ;  ben  großartig  er ja|ten  unb  Derftönbni^DoE 
ermeiterten  ©toff  |at  er  aud^  tlafftfd^  barguftellen 
Derftanben.  Sr  meig  angiebenb  gu  ergäblen,  oft 
mit  Diel  ®emütb  unb  ^erjlid^feit ;  in  Sluffaffung 
unb  ©prad^e  neigt  er  gum  ©anften,  SSBeid^en;  für 
bie  ®emütbSftimmung  ber  ^eidfonen  unb  für  bie 
SWotiDc  i^rer  ^anblungSmeif  e  jeigt  er  f  eineS  pf^d^o« 
logifd^eS  93erftanbnig ;  bie  äBed^felrebe  erl^ebt  fid^ 
5u  bramatifd^er  Sebenbigfeit  bei  ibm.  9lS  ©prac^* 
benf mal  mie  als  3Jiarfftein  in  ber  Sntmidflung  ber 
bcutfd^en  ®id^tfunft  ift  baS  ffier!  DtfribS  Don 
böd)fter  Sebeutung.  Ueber  bie  ^erfteOung  beS 
funftreid^en  ®ebid)teS  maren  mol^l  18  Sa^re  Der« 
flofjen;  benn  nad^bem  baS  ®ebid^t  850  begonnen 
morben,  fe^t  bie  Sßibmung  3uftönbe  DorauS,  meldte 
erft  868  (ober  865?)  Dor^anben  maren.  S)ie  2)id^- 
tung  ift  in  brei  DoUftänbigen  §anbfd^riften  unb 
in  Srud^ftüdfen  einer  Dicrten  erhalten;  bie  fd^öne 
§onbfd&rift  5u  SBien  ift  Don  DtfribS  eigener  §anb 
burd^corrigirt.  ($.  $iper,  DtfribS  eDongelien- 
bud^,  2. 3lup.  gfreiburg  unb  2:übin9en  1884,  unb : 
DtfribS  ®Dangelicnbu(^,  2  93be.  [größere  ^luSgabe 
mit  %til  aaSörtcrbud^,  ©rammatif  :c.],  2.auSg., 
greiburgu.  Tübingen  1882 — 1884,  bringt  in  ber 


1M7 


•Otl&llla  —  Dif^max,  bcr  ^I. 


1148 


(Mnfrlltntn  mit  Monra|){)lf(f)CU  9iotii\rii  bie  fel^t 
r(til)l)(ilti|\(  'iMtilionrcUiljie.  ^Hl  nitd^  ^^.Mper,  3)ie 
itllrllr  hriil|d)f  Vitrnitur.  ^4^(rlnt  iiitb  Stuttgart 
N.  II.  I  IHKi I;  X  ü^cII^  OtfribO  xm\  3Bcif;cnburg 
l^iKitt^rlicubuil).  !l\I^bf.  licvt,  (^inleitiiuo,  C^itam- 
nmlir.  mtixit.  Wlo||rtr|.  Wcrtniöb.  isr>(i— 1881; 
l^bni.  \l^rI)vlinKV .  ^M^  »"b  Ipdiiuib,  SBcrIin 
IKVO;  K  iVrt)i1),  Ot|rib,  ber  ätfcifjenburflcr 
Wi^iul).  Wcifirnb.  1S7-I;  O.  Prbimmu.  Otfrib« 
^huiU)Klinibiii1).  !Krini\<)iC(Kbni  unb  trHürt  ^>^Ue 
a.  b.  ^i:«.  ISS-J;  'J^nf..  'Jtictc^rtbbrutf.  ebb.  1882; 
Vobjtfiu.  '5^if  'iWU'i  uub  *£*trtbt  aiWiftcnbura  iu 
tfl|rt|r  cHiifib.  18SL».)  lO.  'W\\\  S.  J.] 

^l^h  {a\\>\))  i>on  ^t.  (*inmf  ram.  O.S.B., 
Tauu  ipciicn  (iniiKr  ^ iluiitcu  nbaiiliitoi  CtnbaUd 
.\ii  bfu  'i\*u|iifcv»  bc*  IKiltfUilter«  (\(rcii)n(t  iwr« 
Uw  \\{  obcv  UMibti\Kr  al*  5*fr*apcr  einer  tfeben$' 


jeid^net  ein  beutfd^eS  ©ebet  Otl^Io'S  in  (a^riMetn 
2)iQ(eft  meld^eS  in  berfelben  ^anbfci^rift  qu4  la- 
tcinijd^  Dor^onben  ift  (f.  baSfelbe  bei  Migne,  PP. 
lat  CXLYI,  427  sqq.  et  429  sqq.).  3n  bcm- 
felben  legt  er  unter  linrufung  einer  gro|en  9n- 
jqI^I  Don  ^eiligen  t$fürbitte  für  aUe  ein,  bie  i^ 
nobe  ober  ferne  [teilen,  bie  il^m  ®uted  ober  UebIcS 
getban,  für  ©eiftlic^e  unb  Soien,  für  Sebenbe  ssb 
Sobte,  5ulc^t  für  ftc^  felber  (Dgl. auA  S^üif^-^ 
beutf(%e  ^iM)iIologie  XV,  18S3,  84  n.;  ^jS^ 
für  bcutid)e«  «Uertbum  XXX,  1SS6.  S2  if.i. 
mmt  (PP.  lat.  CXLVI ,  27  sqq.,  kL  ihii 
CXXII,  p.  XIV  sqq.)  gibt  CiW^  »i=n:±< 
ecbriften,  h>clcbe  üon  l^iabiücn.  ^t  ziz-  ia 
ben  Mon.  Germ,  ebirt  nxircn.  i?-;L  C-KÜsr, 
Hist  gen.  des  auteurs  sacres .  Aill .  >  €<i, 
277  SS.:  SSüttcnbjd),  J«ar±.rr.:4  wciTä« 
quellen  II,  6.*)lufi.,  Berlin  ISi^.  ^5  ^.:  n  bria 


beUbrfibuuii  be*  W.  SiUMfiMHii.    ^?r  unir  lUborcn  uub  bei  Chevalier,  Rep.  s-t^  on^r»  £^ 
in  bei  J^i^.cie  \>*.tijin»\  um  10  UV  fniu  al*  Änabe  [  auiiabcn.!  3^  ^nsi' 

n»ub  J f»Kin»ee  uu>  er  iub  Kilb  iiU 5^«i^cmb»ibrei- '  ^tSsnar,  b er  b  l  >ir  tz%  9.  ^csasnBs: 
Ni  bnvviilMl  unb  ÜMicv  Uivt  S.vr^»f'b.  Turd)  'Jlubcmaru«  f>fr?.u:mti=  genzni  2c 
*^;»it»/»  *V.V»\inNv.b  i\>n  Ji«i:r\Miiii  irnv>e  er  in  3!?ic^f^^c^':c'-fr  .''^e^  %rfU£  \rrb2c:  ?eI  «Lnsö 

N\  >?'.,*•?« ♦,t**.:iC  i\^:  t\\\c\:  :r.  ,>.  I0o2  •.v:;b  er  nrur>e  in  *c:  "irr*±.^s  p  5".5r:  arrijc  jbü 
ivi  >cr.  ^f>i;u^;r.,'en   !;^U^e  ^:\^.**  0::^*  r.T.  ^a•c:^■!  i-r.  5Jr.;^fT  xzxfsz    ml  tntsl  Km 

^A»j>*»XN>>*.»  «A«^i«  N  »jt  iJ'  \«»^»  ».»X'-W»^  «••.V  Sa«  »V  „•••  »».«t^»  «Jf..^.,.  ^«— ^fc  ^w^  ^  ■  ^p  ^HS  ?i  Site 
|k  K     ».  t  ^    •^».  \»         OA  % -K     w?",»     k^<M"*^»«*>*     »**»»■••     *»      ^— -Ä   i"   "^- —-■--••.*   -^    j*c*-^%ffT       ?■§;■     S^^^'l9*^   3l4 

it,  K  ••  v^  .«  ••  »•  o  ..'».•  «Jf...  ».V»  X  «..J  «^v»*»>~  v.»«.#  jS  ,-•  ^''^  »— .,  ■  — .:  ^i,..^. ,.,«.  %^  £>:*fTt'*t  ^Sfl-'*raiiL 
|V.     .K».\     •   *-*     *v    '   *">       '•*   "    •  *>  —     "Sj—  j-*»     •«—    :?.-.-.-.-    -^    5»     -%■     -...^    i|-,^    ,^   |»-mHt 


V      —-«.»• 


_.4-.'7       •. 


>  »  <   «       > 


*■■    i'V   \  *     VN«'  <  *  •  '     !-••%*•  '"  *■  •  ^•»  •"••     ^"'    •■"  — ■  "•"-  '— !-■"  *i-kr  .■t   ■  *■'•   i"^  •»— -  -i    —■■■fr 

«>  ««  -«  «  *t^  *'  •  *^  C*  •*••«-  *>%tt*^-..ft««  ••«•■  i«*^..*  ^««M  ^te  «««.•«  m      ^m  ^    -M^^M  «^  w  • 

%\  .r^,.    n'^  >*  *  :     '^     N*    **■■'  »*  "^  ■■•  •"  -•     j—  ^  -  ■-.■.--.  ^^  ^'>^.,«    *.^.    %i      ,,  _.«...  _    ,^  Tr*^^ 

m 

•H    •    •    '       V    ■«•   \^     ».%...  .    «     •    N,v  ■»       *^'*^     •^■-       »•— ^         •  ^ -.    .., 


^'    "— t»    ^     *9    2^ 


.?v 


.\ 


•      •      X  *«  »  •  ■       • 


.%  % 


.\ 


>     Sw 


«►-      •*  ,    -•.»  •  • 


^- 


»J: 


^^   •  •  •  -  • 


^  -•     ^  ••• 


t.."  .L" 


•^f* 


^i^ 


\- 


•    *         ■    * 


M. .  :, 


:'i    'ZI    —  — — ~-  <^    j 

^ 1^» 


»-     N. 


\ 


!    ^-v 


■•»  i 


.   •.      •»        ». 


,« 


—      ^ 


V-    - 


.^        k.« 


■•        »f 


■^.'4 


>      %•> 


-  •.  V 


Dtl&ontel  --  OtrantD. 


1150 


jcbtec  Seihmg  \M  ®(offarium  über  bte 
S^ft  mit  eingef  (i^riebener  beutf  c^er  Ueber- 
begonnen  imtrbe.  2)ie  ffbflergüter  ^atte  er 
t9  gegen  bte  9laubfu(i^t  ber  ©migraf en  SBa- 
tnb  äütobl^rt  }u  bertldeibtgen,  beren  SRac^- 
;  mtterliegen  foUte.  SergebenS  l^atte  ffönig 
ben  Streit  bereits  au  ©unfien  bed  1^1.  Otl^- 
ntfd^ben;  im  SinDerjtänbniß  mit  bem 
'  SiboniuS  bon  ffonftan^  nol^m  il^n  ®raf 
uS  gefangen.  93or  boS  ©erid^t  be§  Sifd^ofg 
ttmrbe  ber  C^eilige  beS  Sl^ebruc^S  angeflagt: 
falfd^  3(ugm|  toVbtx  i^n  fonnte  jiebod^ 
iambert^  einungerat^ener  9R5nd^,  gen)onnen 
.  Songe  fd^n)ieg  Otl^mar  im  Serou^tfein 
Unf^ulb;  bon  allen  ©eiten  ^ur  93erant- 
ig  üufgeforbert  jprad^  er  enblid^  bte  toenigen 
:  i,9So]^(  befenne  id^,  ba^  i(|  in  IBielem 
gefünbtgt  l^abe;  toegen  btefeS  SSerbred^enS 
x\t  iä^  feterlid^  ®ott,  ben  ffenner  meines 
ien,  }um  3^8^n  meiner  Unfd^ulb  an/ 
)efion)eniger  lourbe  er  für  fd^ulbig  erüärt 
eaigem  ®efängni^  berurtl^eilt.  Sr  lourbe 
mf  baS  Bäfloi  Sobmann  am  Sobenfee  ab- 
;,  bolb  nad^l^er  aber  auf  Senoenbung  beS 
!{i|erd  ®o)bert  t)on  Sfd^ens  auf  bie  Snfel 
bei  @tetn  am  Kl^ein  gebra(i^t.  Sr  rouxht 
burd^  Sutgiebung  ber  Ütal^rung  gepeinigt, 
.  nnr  ein  treuer  j^lofterbruber,  ^erat^go), 
^mlid^  jugefübrte  Speifen  i^n  am  Seben 
3m  ®efangniffe  l^eiligte  Otl^mar  feine 
;brigen  SebenStage  burcb  unabläfftge  geift- 
ebungen  unb  ftarb  nad^  ]()albj[a]^nger  ^aft 
.  9{ot)ember  759,  nad^bem  er  68  Sa^re  ge- 
lb 40  3abre  ru^mboH  bem  fflofter  Dorge« 
u  91IS  ein  Serurtbeilter  lourbe  er  nad^  ba- 
r  Sitte  in  feinem  ®efangniffe  begraben. 
:)er  3cit  brad^  ba§  @trafgerid^t  ®otteS  über 
Bebrüdfcr  l&erein.  3)er  unttJÜrbige  SStfd^of 
tttS  ftarb  ein  Sal^r  nad^  bem  ^eiligen  faft 
^  an  S^fenterie  (®ett)iffen§bif|en?).  2)er 
eSRönc^  Sambert  aber  tüarb  an  aOen  ®Iie* 
elobmt,  febrte  in  fid^,  geftanb  fein  falfd^eS 
1^  ein  unb  entbedfte  bte  gegen  ben  ^et« 
erfomtene  Serleumbung  in  allen  ifren 
a.  S)arauf]^in  mürbe  ber  fieid^nam  beS 
^ar  t)on  ben  Srübem  aud  bem  ®rabe 
rSlb^ninfel  erlauben  (769).  ©ie  fanben 
d^  unt)erfe]^rt,  ful^ren  mit  il^m  ^u  ©d^iff 
rinem  großen  ©türme  über  ben  Sobenfee 
nbeten  glüdflid^  ju  ©teinad^,  t)on  mo  au§ 
lierlid^em  3uge  nacb  @t.  ©allen  übertragen 
i  ber  St.  ^eterSfapcüe  beigefe^t  ttjurbc. 
T  unb  Seid&cn,  befonbcrS  ©nabenertoei» 
für  ftranfe,  öerl^cnlid&tcn  fein  ®rab,  unb 
ad^  104  3abren  toaxt  Otf)mar  Don  ©aIo> 
Sifdjfof  bonffonftan^.unb  fpöter  aud^  üom 
•  ^ig  gefprod^en.  S)ie  aut^entifd^en  9ie« 
toerben  nod^  in  ber  SDomf  ird^e  5U  ©t.  ©allen 
(iify±  lieber  feinem  frül^ercn  ©robe  ju  SQBerb 
t  ftd^  eine  äßaUfabriSfopelle,  in  nield^er  ber 
:  Don  Sfd^enj  äumeUen  ®otteSbienft  ^ölt. 


unb  beren  9Itar  bte  f olgenbe  (lateinifd^e)  Snfd^rtf t 
trögt:  „Sobet  ben  ^erm  im  1^1.  Otl^mar,  beffen 
l^eiltge  Uebenefte  l^ier  etnft  begraben,  je^n  Sabre 
nad^  feinem  Sobe  aber  in  bad  fflofter  @t.  ®anen 
übertragen  mürben,  im  Saläre  770/  S)a8  Seben 
beS  \)l.  Otbmar  fe^te  ettoa  l^unbert  3a]^re  nad^ 
feinem  jg)tnfd^etben  W>\  ®05bert  auS  erhaltenen 
93rud^ftüdfen  ^ufammen  (abgebrudPt  in  ben  Mon. 
Germ.  hist.  Scriptt.  IE,  41—47  in  ber  aUetn 
erl^altenen  Ueberarbeitung  burd^  W>t  äBalafrib 
t)on  äleid^enau;  beSgl.  in  ben  [@t.  ®aller] 
aWittldeUungen  p  SBaterl.  ®efd^.  XH  [1870], 
94  ff.).  ®ie  bei  ber  Uebertragung  beS  fieid^namS 
gefd^ebenen  äBunber  fd^ilbert  3fo  bon  ©t.  ©aOen 
(Ysonis  de  miraciilis  S.  Othmari  U.  2,  in 
ben  Mon.  Germ.  L  c.  47  sqq.  unb  SRtttl^ei* 
lungen  a.  a.  O.  114  ff.  [im  ^uSjug]).  (Sgl 
bie  in  ben  Srtt.  ©t.  @aütn  unb  ©t.  ®aauS 
citirten  SBcrfe  über  bie  ©t.  ©aflener  ftlofter» 
gefd^id^te;  meitere  Siteratur  bei  Chevalier,  B<^p. 
u.  Suppl.  8.  V.)  [(®reit^)  ^e^er.] 

0f9^ttieC  0»«-3^?,  rodovnJX),  ber  erfte  ber  im 
99ud^e  ber  SRid^tergepriefenen  äletter  ä^taelS  au8 
frember  Sebrücfung,  mirb  (3of.  15, 17.  Slidjit. 
3, 9)  ein  ©obn  (Eeuej'  unb  jüngerer  ©ruber  (EalebS 
genannt.  Stimmt  man  ben  ^uSbrud  „99ruber'' 
mörtlid^,  fo  mürbe  Sene^  nid^t  ber  mirKid^eSater, 
fonbem  ber  ©tammoater  beS  Otl^oniel  fein,  ba 
Saleb§  SSater  fonft  immer  3epbone  genannt  mirb 
(ogl.  b.  Srt.  Saleb).  m  Saleb  no$  5U  3ofue'3 
3eit  ben  füblid^en  %\)t\l  ^alöftina'd  )u  erobern 
]()atte,  unb  nad^  Untermerfung  oon  ^ebron  gegen 
^abir  }og,  berfprad^  er  bemjenigen,  oer  bie  ©tobt 
erobern  mürbe,  feine  Sod^ter  ^jö  gur  grau.  S)a 
eroberte  Ot^oniel  bie  ©tobt,  unb  Saleb  bielt  fein 
aSerjpred^en  (3of.  15, 15—19.  SRid^t.  1, 11—15). 
©pöter,  na(b  Sofue'S  ^b,  gerietl^en  bie  S^raeliten 
balb  in  bie  SDienftbarfeit  bed  mefopotamifd^n 
JfönigS  ei^ufan  älafatbaim  (f.  b.  Srt.),  unb  afö 
fie  ad^t  Saläre  lang  in  berfelben  gef d^macbtet  l^atten, 
befreite  pe  Otboniel  (SRid&t.  8,  7—11).  ©arauf 
folgte  für  bie  Israeliten  eine  40iö]^rige  fJfriebenS- 
gett.  SBie  lange  biefe  Xl^at  Otbonietö  nad^  ber 
oorermöl^nten  ftattgefunben,  unb  mann  er  geftorben 
ift,  läfet  pd^  nid^t  angeben.  [SBelte.] 

^UatäOf  ©tobt  unb  ftird^enprooing  in 
Unteritalien  an  ber  Oftlüfte  Salabrieng.  S)ie  alter- 
tbümlid^e,  an  ber  nad^  il^r  benannten  Meerenge 
gelegene  ©tobt  mit  4000  Sinmobnem  l^at  au^er 
anbem  ffird^en  eine  febenSmertbe  Satbebrale  au§ 
bem  11.  3abtl^unbert  mit  antifem  3<>biacu§  unb 
oier  el^emaltge  j^löfter.  2)aS  febr  alte  Hydnm- 
tum  ober  Hydrus,  aud^  Odrontum,  mar  römif d^e 
Kolonie  unb  SRunicipium  unb  lange  3^^^  ^ine 
nid^t  unbebeutenbe  ©tobt,  b^^tte  im  SRittelalter 
fogar  eine  l^öbere  ©d^ule  ber  3uben,  meldte  in 
großer  93lüte  ftanb  unb  felbp  ben  Sabploniem 
befannt  mar.  ©ein  ©long  erbleid^te  aber  um  baS 
3a]^r  1480.  S)ie  dürfen ,  meldte  bomalS  unter 
3}7o^ammeb  ü.  mit  einer  gablreid^en  Spotte  bie 
rbobifd^en  SRitter  auf  il^rer  3nfel  angreifen  moQten, 


1151 


Otranto. 


1152 


iebod^  mit  großem  ißerlufte  a()te]^en  mußten, 
liefen  nämli^  il^re  ^afy  an  bec  @tabt  Otranto 
QuS.  9118  fte  biejelBe  naä)  17tögiger  Belagerung 
im  Sturm  genommen,  h)üt]^eten  fte  barin  auf 
fd^recflid^e  äßetfe  unb  morbeten  alled,  mag  il^nen 
in  bie  ^änbe  fiel  ®er  greife  grjbifd^of  ©tepl^an 
^enbinefli  (1451—1480),  meld^er  fein  fßolt  in 
Jjriefterlic^er  fticibung  unb  mit  bem  ßreujbilbe  in 
ber  ^anb  5ur  @tanb]()aftigf  eit  im  c^riftlid^en  ©lau- 
ben  ermunterte,  mürbe  mit  einer  ^oljfäge  mitten 
cntameigefägt  (1.  «uguft  1480).  aKe^r  als  800 
^erfonen,  bie  im  erften  ^lutbabe  Derfd^ont  blieben, 
mürben  entblößt  au§  ber  @tabt  ]()inau§gef ül^rt  unb 
in  einem  üeinen  Xl^ale  fömmtli^  erbroffelt,  nad^- 
bem  fte,  nad^  bem  Seifpiele  ber  erften  S^riften, 
f eierlid^  betlgeuert  l^atten,  taufenbmal  lieber  fterben 
als  \f)xtn  ©tauben  Derlöugnen  ju  moKen.  @eit* 
bem  l^ei^t  biefer  Ort  ba§  Sljial  ber  JRart^rer. 
^ergog  ^IfonS  t)on  Salabrien,  ber  mit  biefem 
alten  päpftUd^en  Patrimonium  belel^nt  mar,  entriß 
bie  @tabt  balb  mieber  ben  Surfen  unb  erbaute 
unb  beüölferte  fte  mieber;  il^re  frül^ere  Slüte 
tonnte  fie  aber  bid  l^eute  nid^t  mel^r  erreid^en.  99ei 
ber  3cf  ftörung  Dtranto'S  burd^  bie  Surfen  gingen 
bie  mid^tigften  SDenfmäler  5U  ©runbe,  au§  benen 
bie  genaue  ßntfteldungS^eit  biefed  Sifd^ofS-  mie 
ÜRetropoIitanft^ed  ermittelt  merben  fönnte.  2)a^ 
@d^üler  be§  1^1.  $etrud,  mie  bie  Xrabition  lanitt, 
na(|  Otranto  gefommen,  ben  ©lauben  oerfünbigt 
unb  einen  93ifd^of  eingefe^t  l^aben,  ift  nid^t  un- 
ma^rfd^einlid^.  S)er  erfte  befannte  Sifd^of,  Sene- 
bictu§,  erfd^etnt  am  Jhanfenlager  be8 1^1.  $aulinu8 
Don  5RoIa  im  3.  431 ;  ein  jtociter,  ^etruS,  mirb 
596  Don  ©regor  b.  ®r.  ermähnt,  ein  Sifd^of 
©abinuS  um  599,  ^ctruS  n.  um  601  unb 
anbreaS  649.  —  3ur  9KetropoIe  mürbe  Otranto 
Don  jmei  Seiten  unb  ju  t)erfd^iebenen  Seiten  er* 
l^oben,  ba§  eine  9RaI  t)om  gried^ifd)en  $atriard^en, 
ba  biefe  ©egenben  als  ©ro^gried^enlanb  längere 
Seit  unter  ben  b^santinifd^en  ftaifem  fianben, 
baS  anbere  SJial  üom  römtfd^en  Zapfte.  SBann 
iebod^  unb  oon  mem  bie  Srl^ebung  im  erftem 
gfatle  erfolgte,  ift  ungcmi^.  3iad^  $aulu8  ©ia» 
conuS  unb  Ruberen  gef  d^al^  e§  unter  bem  $atriar> 
d^en  ^ol^euctuS  (956—970),  üieüeid^t  jcbod^  fd^on 
unter  flaifer  2co  bem  Sfaurier  (717—741) ;  fi^er 
ift,  bafe  Otranto  bereits  um  baS  Sal^r  879  (f. 
Mansi  XVH,  373)  einen  ßrabifdiof  ^atte.  Seben- 
fa&S  mar  aud^  ber  Sifd^of  t)on  Otranto  fd^on  jur 
Seit  beS  ^atriard^en  ^ol^euctuS  aWetropotit,  toeil 
er  nad^  fiuitpranb  üon  Sremona,  menn  man  biefem 
menig  juoerläfftgcn  Kl^roniften  ©lauben  fd^enfen 
barf,  Don  biefem  ^Patriard^en  bie  SJoflmad^t  erhielt, 
bie  Bifd^öfe  Don  Slcerenja,  Surft,  ©raDina  unb 
äRatera  in  spulten  ^u  orbintren.  Suitpranb  fe^t 
binju,  berfelbe  ^atriard^  l^abe  bem  Bifd^of  Don 
Otranto  anbef ol^Ien,  nid)t  ^u  geftatten,  ba|  in  gan^ 
spulten  ber  ©otteSbienft  lateinifd^  gehalten  merbe, 
im  ©egentl^eil  barauf  l^in^umirf  en,  ba  jj  er  nad^  grie- 
d^ifd^em  SRituS  unb  in  gried^if d^er  Sprache  ftattftnbe 
(Dgl.  ©amberger,  ©pnd^ron.  ©efd^.  V,  SiegenSb. 


1852,  97).  einige  Seit  nad^  ber  Sßertreiteiig  ber 
©ried^  auS  3tatien  unterfd^^rieb  ftd^  auf  einer 
e^nobe,  meldte  $apft  9(esanber  IL  im  3. 1068 
5U  @aIemo  ^ielt,  ^ugo  Don  Otranto  olS  Hydnra- 
idnus  Archiepiscopus.  2)ie^  mürbe  mbi  ^ngo 
fi(6  erlaubt  nod^  ber  ^apß  gemottet  l^ben,  lote 
nid^t  Don  Seiten  frül^erer  $öpfte  bem  9ifd^  tm 
Otranto  bie  erabifd^öflid^e  SBürbe  Dedieflen  ota; 
mag  mal^rfd^einlid^er  ift,  bie  Dom  gried^ifc^  $a- 
triard^euDerliel^enebeftätigtmorben.  Sfaid^iEiidgm 
[oa  übrigens  erft  $apft  Urbon  IL,  alS  er  feDp 
bie  (Sinmeildung  ber  Cat^ebrale  ju  Otranto  tuA» 
50g  (1088),  biefen  @i|  )ur  aRetropoIe  erl^otai 
(DieUeid^t  bie  frül^ere  Sr^ebung  abermals  beftStid) 
baben.    SBiltfd^  (Jtird^L  ©eogr.  u.  €tatiftif  fi, 
Berlin  1846, 176)  meint  freilid^,  aOeS,  tooSbic 
^iftorifer  über  einen  er^bifd^öflid^  @i|  ju  Of 
ranto  im  1 1.  Sal^rl^unbert  5U  er^ö^len  mtffen,  fd^ 
nur  menig  ©lauben  ^u  Derbienen.  Sin  beftiimnier 
Seitpunft  für  bie  ©rünbung  eines  SrjbiSttuRi 
bafelbft  fönne  aOerbingS  ebenfo  menig  mie  bd 
ben  anbem  unteritalienifd^  (Si^biSt^umem  te^ 
jeid^net  merben,  unb  erft  baS  ©eneralcondl  tm 
Sienne  im  3. 1311  geit)ö]^re  au^  l^ier  bie  frü^ 
fidlere  3lu8funft  barüber.  —  aiS  Suffra^nwlr 
maren  biefer  anetropole  folgenbe  IBiSt^ümer  nute» 
fteUt:  Castarensis,  Oallipolitanus,  lidendii 
ügenünus,  Leucensis.  93on  biefen  ftnb  etRge> 
gangen  Saftro  unb  ^leffano.  Saftro,  va^pm^ 
lid^  Arx  ober  Castrum  Mineirae,  Minervinm, 
einige  @tunben  fübltd^  Don  Otranto,  foü  fd^in 
4.  3al^r]()unbert  SSiStl^um  gemorben  fein.   Sie 
ununterbrod^ene  äleil^e  ber  SBifd^öfe  beginnt  aber 
erft  1179  (ogl.  Garns,  Series  Epp.  873).  3« 
^Qf)U  1818  mürbe  biefeS  SiStl^um,  beffen  Oba> 
l^irten  ^erren  ber  föniglid^en  Surg  SRorbiona 
maren,  mit  bem  SRetropolitanfprengel  Dereinigt 
Sn  ber  Satl^ebrale  Annuntiat. B.  M.  Y.,  berat 
Sapitel  frül^er  auS  2  Signitäten,  9r(^ibiaa)it 
unb  ^rd^ipreSb^ter,  auS  6  Sanonifem  unb  eisi« 
gen  Slerifem  beftanb,  mürbe  aud^  nac^  ber  Xitf' 
lebung  beS  93iSt]^umS  immer  nod^  bie  @eeIforgc 
ausgeübt;  im  Saläre  1864  l^aben  aber  biepe* 
montefen  bie  ©eelforge  unterbrü^,  bie  ©uterbcr 
Jtird^e  eingebogen  unb  über  ©erätl^e  unb  $aio* 
mcnte  ein  SuDentar  aufgetmmmen  (f.  ShS^^ 
1864,  n,  123  f.).  —  ?lleffano,  bo8  aüc 
Alexantim,  Alexani  Civitas,  itnmeit  ber  @nb> 
^pi|fe  SlpulienS,  am  Sap  @.  SRaria  bi  Senco, 
d^eint  gleid^fa&S  fd^on  in  ben  erfienSeitenSifd^f^ 
t^  gemefen  ju  fein,  mie  aud^  bie  nabe  gelegött 
Stabt,  jc^ige  ®orf f d^af t  Seuca  (Dgl.  Moroni,  Dix. 
XXXVm,162).  5Rad^bemaieffanoimn.3tt4t. 
I^unbert  ^erftbrt  morben  mar,  mürbe  ber  SifdM^ 
fij  nad^  Seuca  tranSferirt,  unb  erft  nad^  SBieb«- 
erbauung  ^leffanoS  nal^men  bie  Sif^bfe  boit 
mieber  i^ren  8i^,  nannten  ftd^  aber  lange  3^ 
Sifd^öfe  Don  ^leffano  unb  Seuca,  bis  um  1520 
Seuca  als  ^ist^um  aufgel^oben  unb  mit  Wefjano 
Dereinigt  mürbe.   Se^tereS,  nur  12  Ortfd^fiea 
umfaffenb,  mürbe,  nad^bem  eS  fd^on  feit  1804 


OttQ  L 


1154 


iifd^f  mel^r  gelabt  im  Sa^re  1818  mit 
miit  (t»dL  Garns,  Ser.  £pp.  846).  ^eute 
im  ber  fRetropoleOtranto  nur  mel^r  brei 
inate.  SkiDon  ift  ©aUitioli  (GaUi- 
allipolis,  au(i^  Anxa,  unb  bei  ÜRela  ürbs 
ober  Graga),  eine  befeftigte  @tabt  auf 
Ifcninfel  an  ber  fübtoefUid^en  ftäfte,  feit 
es  6.  3a^r]^unbertS  @t|  eined  Sifc^ofd. 
i)itengel  nur  bie  brei  Pfarreien  ber  @tabt 

ndc^fte  Umgebung  umfaßt  ^  mit  etma 
Seelen.  3)a8  (Eapttel  jöl^It  6  S)igni- 
»  Canonifer  unb  10  Seneft^iaten  (Dgl. 
lavenna,  Memorie  storiche  di  GalH- 
»poli  1836).  —  ßecce  (baS  alte  Ale- 
letium,  Lexium,  Lycium)  fommt  fc^on 
ättefien  JKr(i^ent)er)ei(J^ni{fen  unter  ben 
1^  @i|en  Salabriend  t)or;  nad^  ber 
•n  foD  ber  ^auptpatron  ber  Stabt,  ber 
itiuS^  Dom  1^1.  93itud  Don  £orintl^  befe^rt 
er  Sifdifof  gewefen  fein.  3m  6.  Sal^r- 
tturbe  mit  Secce  bad  alte  SJidtl^um  Supia, 
iier  99if(^of  ber  1^1.  SonacuS  im  Saläre 
tr^  t)ereinigt  (ogl.  Moroni  XL,  171). 
|d^lt  bieg  9JiSt|um  in  27  Pfarreien 
Siöcefanen  unb  baS  S)omca))itel  brei 
ten^  26  Sanonüer  unb  Diele  anbere  $riefter 
nkt.  —  Ugento  (baS  alte  üxentum, 
rentum  ober  üngentum)  n)irb  fd^on  in 
len  9lotitien  unter  ben  JKrd^en  SalabrienS 
it;  »aroniu«  (ad  a.  592,  n.  17)  ertoäl^nt 
nSifd^of.  mbie@tabtim8.3a|r^unbert 
Soracenen  ^erflört  n)orben,  erlofc^  biefer 
f^  unb  umrbe  erft  gegen  Anfang  bed 
r^unbertS  mieberl^ergeflellt.  @eit  ^lleffano 
tirt  tDorben  (1818).  jol^lt  baS  SiSt^um 
[arreien  etttHi  40  500  @eelen ;  bog  (Kapitel 
tHgnitäten,  10  Sanonifer  unb  8  SRan* 
nebfl  anberen  $ricftem  unb  6leri!em. 
ben  Si^bifd^5fen  Derbienen  ermöl^nt  )u 

ber  fel^r  gelehrte  $etru3  Antonius  be 
1536-1579).  ber  bei  bem  Soncü  au 
gldn^te  unb  1567  ein  ^rooinaialcondl 
torceHuS  ScquaüitKi  (1586—1606),  ber 
köpften  Dielfa(i^  ^u  ©efonbtfd^aften  t)er- 
imrbe ;  2)ibacu3  fiopes  be  9nbraba  (1623 
3),  ein  burcj^  feine  ©d^riften  bcrül^mter 
ler;  ©abrief  be  ^barfo  \)  @antanber 
-1674),  ein  fpanifd^er  SRönd^  unb  dorl^er 
;ger  bei  ftönig  W^ipp  IV.  ®ie  legten 
yfe  UKiren:  Sincen^  SRaria  SRordli.  X$ea« 
1 1792.  g^ac^bem  berfelbe  am  22.  »uguft 
iorben.  Demmltete  3ofepl^  ÜRaria  ©ioDene 
ituloroicar  biefe  Srgbiöcefe  DoUe  fec^S 
Erfi  am  6.  Slpril  1818  ronnte  mieber  al§ 
>f  ernannt  »erben  ber  3llcontarincr  9ln- 
tonft  bella  @©.  2:rinit4  (gefi.  1.  9){öra 
fH  folgten  am  20.  Sanuar  1834  SSincen^ 

©ronbe  (gcjl.  13.  gfebruar  1871),  am 
ember  1872  Sofepid  Safasdo  0.  S.  A. 
88),  am  9.«ugu{!  1883  älod^uSSoccl^ia 
;  toöi^renb  feiner  Slbroefenl^eit  als  pöpft» 

tfcsOOB.  IX.   2.  KufU 


lid^er  ^ntemuntiud  in  SrafUien  bertoaQete  2>o* 
minicud  Soccl^ia,  Sitularbif  d^of  Don  Sebeßa,  bad 
SrjbiSt^um.  €eit  bem  28.  SRai  1887  mar  @al- 
üator  Sruno  Sreffi  0.  Gap.  Cribifd^of,  bem  am 
23. 3uni  1890  ber  gegenmdrtige  Sra^ifd^of  ^l^ 
tan  Saporali  au§  ber  Kongregation  Dom  foß- 
baren  Slute  folgte.  2)ad  Sinfommen  bed  (£1*9- 
bifd^ofS  betrögt  8600  S)ucaten  (ffammertase 
400  flor.  aar.).  S)a8  Oletropolitancapitel  an  ber 
(Satl^ebrale  Aimuntiat  B.  M.  Y.  befielt  auS  Dier 
2)imtitäten,  18  Sanonifem  unb  4  SKanftonarii 
nebft  anberen  $rieftem  unb  Slerüem.  an  59  Pfar- 
reien (36  (SiDilgemeinben)  jal^lt  ber  Sprengel 
82  200  Seelen.  (Sgl.  nod^  Gantelius,  Metro- 
polit, urbium  hist.,  Paris.  1685,  422  sqq.; 
Fr.  Mar.  d'  Aste,  Memorabilia  Hydruntiräe 
Ecclesiae,  Benevent.  1700;  üghelli,  Italia 
Sacra  VIII,  Venetiis  1721,  51  sqq. ;  Moroni, 
Diz.  L,  61  sgg. ;  CappeUetti  XXI,  297  sgg. ; 
bann  aud^ :  J.  M.  Giovene,  Calendaria  vetera 
mss.  aliaque  monumenta  eccL  Apuliae  et 
Japygiae  L  [unic]  Neap.  1828.)     [92e]^er.] 

0tfo  I.  ber  ®ro^e,  beutfd^er  ftönig 
(936—973)  unb  römifd^er  ftoifer,  »ar 
ber  @ol^n  beS  el^emaligen  Sad^fenl^ergogS  unb 
fpötem  Könige  ^einric^  I.  Siefer  loar  in  erfter 
&)t  mit  ber  ^ittme  ^atl^burg  Dermäl^lt  gemefen, 
meldte  nad^  bem  Xobe  il^reS  erften  @ema^leS  ben 
@d^leier  genommen  l^atte ;  be|l^alb  galt  biefe  S^e 
^einrid^d  als  unred^tmägig  unb  umrbe  nad^  einigen 
äal^ren  getrennt.  S)er  biefer  ißerbinbung  ent« 
fproffene  Xl^antmar  !am  alfo  bei  ber  ftönigdmal^l 
nid^t  in  Setrad^t.  3n  jmeiter  &^  mar  ^einrid^ 
mit  9Rat]^ilbe  (f.  b.  Srt.)  Dermöl^lt,  meldte  i^re  «b- 
flammung  auf  SBibufinb  ^urüdFfül^rte.  31S  dein« 
rid^  am  2.  3uli  936  ftarb,  fd^manfte  bie  mffi 
^mifd^en  bem  öltem  Sol^ne  Otto,  geboren  am 
22.  9{oDember  912,  unb  bem  ac^t  Saläre  j[üngem 
^einrid^ ,  meld^er  geboren  h)urbe ,  als  fein  Sater 
bereits  j^önig  mar.  2)em  SBunfd^  beS  fterbenben 
^einrid^  entfprec^enb  mürbe  Otto  Don  ben  @ad^fen 
gemö^lt,  unb  bie  übrigen  Stamme  traten  ber  äBal^l 
bei,  aber  fie  Derftimmte  bie  beiben  Dörfer  genann* 
ten  Srüber.  Otto  fnüpfte  an  bie  Sitte  ber  frän- 
fifd^en  ff 5nige  an  unb  lieg  fld^  in  fröntifd^er  Xrad^t 
am  8.  Suguft  936  gu  Slad^en  Don  bem  Sr^bifd^of 
Don  9Rain3  afä  ffönig  falben  unb  frönen.  S)ie 
Sr^bifd^öfe  Don  fföln  unb  Xrier  afftftirten.  99eim 
ffrönungSmal^l  fungirte  (Sifelbert,  ^erjog  Don 
Sot^ringen,  als  ffömmerer,  Sberl^rb,  ^er^og  Don 
^raufen,  als  Xrud^feg,  ber  Sd^mabenl^er^og  ^er- 
mann als  Sd^I ,  ber  Sa^eml^ersog  Slmulf  als 
3Rarfd^aS  (f.  Widukind  2,  2  [Mon.  Germ.  hist. 
Scriptt.  m,  438]).  SDort  tritt  alfo  jum  crjten» 
mal  bie  Sieben^abl  ber  f))öteren  fturfürften  unb 
bie  iBierga^l  ber  Sr^ömter  }u  Sage.  S>urd^  bie 
Sinl^olung  ber  fird^lid^en  Segnung  beutete  Otto 
feine  emfte  Slbfid^t  an ,  ber  Äird^e  geredet  merben 
5U  mo&en,  menn  er  aud^  fpöter  in  übermaüenbem 
autofratifd^em  (Sefü^le  mand^e  äted^te  berfelben 
Derle^te.  S)er  junge  ffönig,  gemaltig  an  R'6xptc 

ZI 


1155 


Otto  I. 


1156 


unb  SBinenStraft,  nal^m  bte  3ügel  bei  älegierung 
energifd^  in  bie  ^onb.  fficn  granfenl^erjog  6bcr« 
^arb ,  ber  fid^  gegen  einen  fö^ftfc^en  SHenfhnann 
Sruning  felbft  9teAt  Derf(i^Qfft  l^atte,  bemütl^igte 
et  tief  burd^  eine  (Selbbu^e  unb  beffen  ®enof{en 
burd^  bie  Strafe  bed  ^unbetragenS ;  babuid^  legte 
er  ben  @runb  )u  bem  tiefen  @roQ  ber  f^franfen 
gegen  bie  ©od^fen.  ^d  ber  neue  Sapernl^erjog 
Sberl^arb  bem  Äönig  bie  ^ulbigung  Dermeigerte, 
nmrbe  er  (938)  vertrieben,  unb  bem  folgenben 
^er}og  marb  ein  ^fal^grof  an  bie  @eite  ge- 
fe^,  ber  aOe  föniglid^en  Siedete  5U  toaf^xtn  l^atte. 
S)er  fSfranfen^erjog  Sberl^arb  oerbünbete  ftd^  mit 
Xl^nhnar,  unb  bief er  erftürmte  bie  SreSburg  unb 
t)ertt)ü{iete  baSfianb  \im\)tt,  fiel  aber  beiberäBie- 
bereroberung  ber  99urg  (28. 3uli  988).  (Sbtx^axb 
erl^ielt  nad^  löngerer  SSerbannung  fein^ergogtl(|um 
mieber.  Sro^em  üerbanb  er  fidif  mit  Otto'8  99ru- 
ber  ^einrid^,  ber  nad^  ber  Jhone  ftrebte,  unb  mit 
®tftlbert  Don  Sot^ringen,  bem  ®tmaffi  feiner 
@d9tt)efter  ©erberga;  au(^  ftönig  Submig  Don 
t^ranfreid^  fanbte  ^ilfe,  unb  Sr)bifd^of  Sriebridjf 
Don  SRain)  flanb  auf  Seiten  ber  SJerbünbeten.  2)a 
Derfd^affte  bad  Xaffen  bei  9nbemad^  (im  6erbft 
939)  Otto  einen  unermarteten  Sortl^eil;  ßber« 
l^arb  fiel  im  ffam))fe,  @iftlbert  ertranf  auf  ber 
Sflud^t,  SriebridJi  erl^ielt  nad^  bemütl^iger  Unter- 
merfung  5U  Sreifad^  ^mneftie.  Sine  abermalige 
Serf  d^mbrung  ^einrid^S  unb  beS  Sr}bif  d^ofg  mürbe 
entbedt  unb  l^einrid^  in  ängel^etm,  ^nebrid^  im 
ftlofter  Sfulba  in  ^aft  gefe|t.  ^einrid^  aber  ent- 
fam  unb  marf  fid^  SBei^no^ten  941 5U  t^ranffurt 
mäl^renb  bed  dod^amteS  bem  ffönig,  IBerjetl^ung 
erfle^enb,  )u  §fä^en.  Otto  Derjiel^  abermald,  im 
®ebanfen  an  baS  in  terra  pax  hominibus  unb 
auf  bie  tJfürbitte  ber  SWutter,  feinem  ©ruber,  ber  i^m 
nad^  Jtrone  unb  Seben  geftrebt  (Vita  Mathildis 
reg.  [Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  IV,  289]).  S)icfe 
©ro^mutld  bejmang  enblid^  ^einrid^  ftoljed  ^ei^, 
unb  er  ttwr  fortan  Otto'S  treueftcr  3lnl^änger 
(Widukind  2,  36  [L  c.  IH,  447]).  Sie  Qfolge 
biefer  ftömpfe  um  ben  innem  gerieben  mar  eine 
gönslic^e  Umgeftaltung  ber  SermaltungSDerl^ält- 
niffe.  2)a8  ^crjogtl^um  gfranfen  mürbe  nic^t  mel^r 
oerliel^en ;  ber  ff5nig  oermaltete  eS  felbft.  fiotb- 
ringen  gab  er  944  feinem  treuen  ©enoffen,  bem 
©rafen  ffonrab  bem  älotl^en,  unb  Dermöl^Ite  ben- 
felben  mit  feiner  einzigen  2od&ter  Siutgarbe.  SIS 
Sägern  945  frei  mürbe,  gab  er  eS  feinem  ©ruber 
§einrid&,  ber  mit  ber  ba^rifd^en  ^er^ogStod^ter  Su- 
bita üer^eiratet  mar.  Otto'8  ©o^n  Siubolf ,  üermä^It 
mit  3ba,  ber  Xod^ter  beS  Sd^maben^er^ogS  ^er- 
mann, folgte  Ic^terem  (geft.  948)  im  ^ergogt^um. 
©ein  eigenes  ^erjogt^um  Sad&f  en  batte  Otto  f  d&on 
940  bem  treuen  §ermann95illung  übertragen,  gin 
t)orebeIid^er  @o^n  Otto'S,  SQBil^elm,  mürbe  954 
Crjbifd^of  öon  iWainj,  ber  lüngfte  ©ruber,  ©runo, 
953  grabifd^of  öonftöln.  @o  mürbe  baSffönigt^um 
eine  flarfe  (Eentralmadjit,  Otto  ber  ^err  ber  ^erjoge, 
meld^  faft  alle  in  bermanbtfd^aftli§cn©eaie^ungen 
au  il^m  flanben.    ©leid^a^ttg  befd^äftigten  i^n 


ffämt)fe  mit  ben  @Iat)en,  ben  Sönen  unb  9nm« 
)ofen.  2)erSrmorbungbed©ö]^men]^er)og8SBciip 
sei  (28.  @et>tember  935)  burd^  beffen  ©mberSe- 
leSlam  mar  eine  nationale  unb  ^eibnifd^  SteadiM 
gefolgt,  meld^er  Otto  f(^lie|Iid^  bttrd^  einen  ^ 
reid^en  gfelbjug  (950)  ein  Snbe  mad^te.  ©oIcSIiud 
felbft  mu|te  bad  e^nfient^  mieber  begOnfügo^ 
unb  unter  feinem  glei^namigenSol^SoMIoiDE. 
bem  Ofrommen  (967—999),  mürbe  978  in  $»0 
ein  ©iStbum  errid^tet,  meld^eS  ber  aotetropole  Wanj 
unterfiellt  mürbe.   @egen  9lorboften  1^  nrnsbe 
bad  ateid^  burd^  neue  SRarfen  ermeitert:  bie  Sfaxb- 
marf  (^Itmarf) ,  bie  Oft«  ober  norb£^flring^ 
SRar!,  bie  fübtbüringifd^  aRarf  nnb  bie  9M 
anei^en.  aotit  bem  ©d^mert  fom  baS  Areiu ,  wi 
)ur  Sbnftianifirung  ber  neugemonnenen  (SMiek 
mürben  ©iStbämer  gegrünbet:  ^t)el6erg  (hml 
Urfunbe  Dom  9. 3Ra\  946),  ©ranbenbnrg  (1.0c- 
tober  949),  $ofen  (968).  S)urd^  ben  gfdHm 
Dom  Sabre  947  (?)  iüd^tigte  Otto  ben  3)äneRfMt 
^aralb  ©laujal^n  unb  brong  bis  jum  Ottenfinb 
in  ^fitlanb  Dor.  §riebendbebingung  mar  bie  fnk 
©erfünbigung  ber  c^riftlid^en  Seigre,  unb|nbh- 
fem  3med  mürben  948  bie  ©istl^flmer  ©(^Mtoig. 
Stipen  unb  3arbud  gegrünbet  unb  ber  SRetmpoIe 
Hamburg  unterpeSt.  3m  3.  965  mürbe  ^odk, 
ber  feine  Unabbdngigfeit  mieber  erfampfen  wlk 
abermals  gefd^lagen,  unb  nun  gelang  e8  eim 
beutf d^en  $rießer  ^oppo,  benfelben  für  boS  (Itii' 
ftentbum  äu  geminnen.  Otto  miurbe  ber  Inf- 
i)atbe  Don  ^aralbS  So^ne  @Den-Otto.  3n  %taal^ 
reid^  mürbe  ff Snig  fiubmig  (ber  Ueberfeeifd^),  ber 
nad^  bem  SfriebenSfd^lu^  Don  939  bie  ^onb  ker 
Dermittmeten  ©erberga,  ber  @d^meßer  Otto'8,  tr» 
balten  batte,  Don  bem  möc^tigen  ^rjog  Don^no' 
den,  ^ugo  bem  Sßeigen,  fd^mer  bebrftngtini 
Don  bemfelben  ein  3al^r  lang  (945—946)  ge» 
fangen  gebalten.   3m  le^tem  Sobre  fam  Otto 
auf  ©itten  feiner  @(bme{ter,  tonnte  aber  nurSciBf 
erobern.  Um  ben  ©ann,  meld^er  auf  einer  Sgnoke 
5U  Sngelbeim  (3uni  948)  megen  Sluflebnung  gc 
gen  feinen  red^tmö^igen  ftbnig  über  ^ugo  vx^ 
geiprod^en  morben  mar,  (ümmerte  fid^  berfellf 
nid^t ;  erft  mit  Unterftü^ung  beS  Don  Otto  gt' 
fanbten  t)er5og8  ffonrab  Don  Sotbringen  untibt 
^ugo  950  aur  Untermerfung  gebrad^t.  3«  3^' 
lien  bebröngte  ber  graufame  ^ugo  Don  SrleS,  hr 
ftd^  jum  ffönig  emt)orgefd^mungen  fyitU,  bea 
SRarf  graf  en  ©erengar  Don  3Drea,  meld^  aß  bah 
fd^er  ©afall  bei  feinem  Aönig  f)ilfe  fud^e;  Otto 
geftattete  aber  nur,  bog  er  beutfd^e  Xruppen  Wf 
ben  burfte.  9lld  $ugo  947  ftarb  unb  mu^  beKn 
@obn  Sotbar  950  geftorben  mar,  na^m  ©rnngai 
ben  fföntgStttel  an  unb  moQte  feinen  Sobnlbol* 
bert  mit  Sotbard  SBittme,  ber  burgunbif^enSbel- 
beib  (f.  b.  Srt.) ,  Dermöblen.   S)iefe  meigerte  ^ 
unb  mürbe  mi^bc^nbelt  unb  gefangen  gegolten, 
flob  aber  unb  f anb  @d^u|  bei  ^^\o ,  einem  Sbc> 
ligen  beutf d^  Sbfunft  auf  bem  f e|ten  Sd^loft  So- 
noffa.  ©on  bort  au^  rief  aud^  fie  Otto'8  t^ilfe  an. 
^pft  «ga))et  U.  (f.  b.  ^rt.)  batte  fid^  f ^on  iDegen 


57 


Otto  I. 


1158 


tefidimg  ber  Stixi^  unb  ber  IBifdjföf e  burd^  Se- 
tgar an  Otto  geoanbt.  Siefec  erfd^ten  unb  fonb 
igcnbd  SBtb«]^nb;  am  28.  September  951 
I  er  in  $ak)ia  ein  unb  nol^m  ben  Sitel  „ftömg 
;  Songoborben"  an.  S)a  {eine  demo^Iin  Sbit^a, 
t  Sngifinberin,  fd^on  d46  gefiorben  toax,  t)er- 
i^e  er  fid(^  SBeil^nad^ten  mit  ber  20iä]^rigen 
»cl^ib,  mm  benn  geiftigen  IBonügen  ber  firenge 
rilo  Don  Slugn^  eine  gerabeju  begeifierte  Schil- 
ling mad^t  (Epitaph.  Adalheidae  [Mon. 
fnxL  hiflt  Scriptt.  IV,  638  sqq.]).  ®e§ 
tnigS  (Befud^  an  ben  ^ßopjl  um  bie  ffaiferfrönung 
tcbe  Don  Slberid^  n.,  ÜRarfgraf en  Don  XuSden, 
Ufic  f^äifixify  ^rr  bed  ffird^enftaoteS  toax, 
MUlgig  bef^ieben.  änsioifd^en  forberte  bie  Sage 
ei^UmbS  Otto'd  balbige  Kücffel^r.  @ein  @o]^n 
riM)If,  Derfttmmt  über  Otto'8  SßieberDermäl^Iung 
ib  mÜ  Siferfud^t  tt)egen  ber  SRad^t  unb  beS  Sin- 
iRcS  feinet  O^eimd  ^einrid^  t)on  Sägern,  toax 
it  9rid)nd^,  bem  (Ergbifd^of  oon  SRainj ,  l^eim- 
4  ouS  Stalten  nad^  SJeutfd^Ianb  jurüdfgefel^rt. 
lolb  lam  bie  9lad(|rid^t  Don  gel^eimni^DoOen  $Id- 
m,  t9tl6^  Siubolf  verfolge.  Otto  überlief  bol^er 
k  Seenbigung  beS  ftriegeS  gegen  IBerengor  jei- 
m  S<(mtegerfo^n  ffonrab  Don  Sotl^ringen  unb 
iitiia4  S)eutfd^Ianb.  919  er  aber  bie  Don  ffonrab 
nt  Serengar  Dereinbarten  gfriebenSbebingungen 
n^  in  ildrem  DoUen  Umfang  beflötigte,  fd^Iog 
n^  ihmrab  fid^  ben  Unjufriebenen  an ,  unb  eS 
Mi  ein  i^rieg  au8,  totl^  )mei  Solare  lang 
Sndfd^onb  f^mUete.  3m  Anfang  bed  äal^red 
954  toaren  bie  Sufflanbif d^en  ent{d(|ieben  im  Sor- 
ttriL  S)a  önberte  ein  Sinbrud^  ber  Ungarn  in 
Dnif^Ianb  bie  Sage  ber  S)inge.  S)er  Sinfall  ber 
Ongnrn  toar  gunäi^fl  ein  Kai^egug  gegen  ^erjog 
mmd^,  ber  fie  mteberl^olt  Don  ben  ©renken 
untf^Ianbd  jutrudfgettiefen  unb  950  fogar  in 
ifm  eigenen  Sanbe  l^eimgefud^t  ^tte.  9tber  aud^ 
CWS  ®egner  flanben  mit  i^nen  in  Serbin- 
teig; namentlid^  ffonrab  fd^Io^  in  Sotl^ringen, 
Ui  tto^in  fte  Dorgebrungen  toaxm,  mit  i^nen  ein 
lUommen,  um  il^re  Sßaffen  tt)iber  feine  @egner 
|i  nenben.  allein  eben  bie^  brad^te  einen  Üm- 
i^Bnng  ber  öffentlid^en  SJleinung  l^erDor;  eine 
^Nei,  bie  fid^  mit  biefem  Sfeinbe  Derbinben  tonnte, 
nnbe  Derdd^tlic^.  gf^iebrid^  Don  ÜRaing  feierte 
lio^^m  ®e]^orfam  )urüd;  ffonrab  folgte  balb 
wm  3urebat,  enblid^  an^  Siubolf.  Seibe 
ülidten  (im  ^erbfi  954)  perfönlid^e  ^mneftie, 
ledaren  aber  t)^  |)er30^1^ümer.  SS  toax  aber 
«4  ^fie  Seit,  ba|  ber  ^riebe  gefd^loffen  tt)urbe. 
N  3. 955  mieberl^oUe  ein  Ungam^eer  Don  mel^r 
il  100000  aRann  ben  (SinfaE  in  SBaQem  unb 
Ntttoben  unb  belagerte  9ugSburg,  n)eld^e8  Don 
iRcm  Sifc^of,  bem  ^I.  Ulrid^,  ta))fer  Dert^eibigt 
mbe.  Otto^  ber  in  @ad^fen  gegen  bie  SlaDen 
I  Sfelbe  flanb,  eilte  l^bei  unb  fd)Iug  am  10. 9u- 
A  bie  Ungarn  auf  bem  Sec^felb  fo  entfd^ieben, 
p  ^  boS  ganje  ^eer  auf  bem  Sd^Iad^tfelb  unb 
ben  ndd^ften  Zagen  bei  ber  IBerfoIgung  auf- 
iebm  nmrbe.  JFonrab  ffll^nte  feine  @d^ulb  burd^ 


ben  Xob  auf  bem  @d^Iad^tf  e(b  (Widukind  8, 44  sqq. 
[1.  c.  UI,  457  sqq.]).  SSon  ba  an  l^tte  ffieutf^Ianb 
Dor  ben  SRag^aren  Stube,  ^üx  biefe  felbfl  aber  toax 
Jene  92ieberlage  ein  ® lud.  Sie  nöd^fte  Sfolge  toar  bie 
SBiebererrid^tung  ber  Oftmarf  (Dgl.  b.  9lrt.  Oefter- 
reidft,  ob.  730)  unb  9leuerrid^tung  einer  SWar! 
5n)ifd^en  9Rur  unb  3)onau  (förntl^nifd^e  Oftmarf, 
fpöter  @teiermar!).  93on  l^ier  au8  mürbe  bie 
Sbriftianifirung  ber  Ungarn  betrieben;  mären  fie 
l^eibnifd^  geblieben ,  fo  mürben  fie  bad  Sd^idffal 
ber  |)unnen  unb  toaren  getl^eilt  |aben  unb  unter 
ben  übrigen  SuIturDöIfem  Derf d^munben  fein.  9lod^ 
in  bemfelben  3a^re  (955)  50g  Otto  mieber  an  bie 
SIbe  gegen  bie  @(aDen ,  bie  er  mit  (Sero ,  bem 
trafen  ber  92orbmarf ,  fiegreid^  beföm))fte.  2)er 
SBenbenl^ersog  mtqtfilam  (SRieSfo,  SRefd^fo) 
Iie|  fid^  966  taufen,  unb  968  fonnte  bie  Organi- 
fation  beS  SBenbengebieteS  aI8  abgefd^Ioffen  be- 
trad^tet  merben.  Qu  ben  frül^er  gegrünbeten  9iS- 
tpmem  ^aoelberg  unb  Sranbenburg  famen  968 
brei  neue :  9Rerfeburg,  SJlei^en  unb  3ei^  (fpöter  nad^ 
9}aumburg  [f.  b.Srt.]  Derlegt),  meldte  alle  fünf  bem 
967  gegrünbeten  ßr^bistl^um  SRagbeburgunterfteHt 
mürben.  Sin  mol^I  in  ben  legten  Salären  Don  Otto'S 
Seben  gegrünbeteS  SiStl^um  Olbenburg  für  baS 
Sanb  ber  SBagrier  unb  Obotriten  (f.  b.  ^rt.)  mürbe 
bem  Si^biStbum  Bremen  untergeorbnet.  3n  Sta- 
lten l^tte  Serengar  injmifd^en  bie  gefd^imorene 
SebenStreue  gebrod^en  unb  angefangen,  mit  ig)ilfe 
ber  @töbte  bie  geiftlid^en  unb  meltlid^en  dürften 
megen  il^rer  ^nbönglid^feit  an  Otto  ju  Derfolgen. 
S>iefer  fanbte  956  feinen  @o^n  Siubolf  nad^  Sta- 
lten; berfelbe  errang  mehrere  Siege,  untermarf 
balb  bie  gange  Sombarbei,  ftarb  aber  f d^on  im  f ol- 
genben  Sabre  )u  $iomba  nm  t^ieber.  ^ierburd^ 
befom  IBerengar  mieber  freie  ^anb  unb  bebröngte 
fogar  ben  $a))jl3ol^anne§XII.  in  feinem  eigenen 
Sanbe.  S)er  ^ßat)jl  rief  nun  feinerfeits  ben  beut- 
fd^en  ftönig  ju  ^ilfe.  Ueber  bie  l^ierburd^  ^erDor- 
gcrufeneSbätigmtOtto'8  in3talien,  feinÄaifer- 
tbum ,  fein  gemalttl^dtigeS  Singreifen  in  f ird^lid^e 
SRed^te  f.  bie  ^rtt.  SobanneSXn.  (VI,  1573  ff.), 
Seo  Vni.  (VII,  1786),  «enebict  V.  (U,  303). 
Ueber  ben  ArönungSeib  Otto'd  Dgl.  au^  C^ergen- 
röt^er,«ird^engefd&.n,3.3lufl.,gfreiburgl885,33, 
3lnm.  1 .  —  TOit  Otto  beginnt  bie  SReil^e  ber  römifd^- 
beutfd^en  ftatfer  im  eigentlicben  @inn  (f.  b.  ilxl 
ftaifert^um  vn,  45).  ®en  beftegten  Serengor 
f deiche  er  964  nad^ Bamberg;  er  fiarb bafelbfi  am 
4.  aiugufi  966,  feine  @ema^lin  SBilla  trat  in  ein 
ftlofter  (Cent.  Begin.  ad  ann.  964,  966.  [Mon. 
Genn.  bist  Scriptt.  I,  626.  628]).  ffier  Äaifer 
mar  !Reuj[abr  965  über  ben  @plügen  jurüdfgegogen 
unb  fonnte  fid^  je^t  in  ber  ^eimat  im  @(bmu(f  ber 
ftaiferfrone  geigen.  Salb  aber  Deranla^ten  ibn 
neue  Unruhen,  mieber  nad^  Stalten  gu  giel^en. 
Ungufriebene  Somborben  riefen  (im  tJnil&iö^t  965) 
ben  nad^  gorfica  geflüd^teten  ©ol^n  SBerengarö, 
abalbert ,  l&erbei.  Otto  fd^idtte  ben  §ei^og  Sur- 
farb Don  Sd^moben ,  ber  bie  Slufftönbifd^en  am 
$0  fd^lug.  SBebenflid^  maren  bie  Unrul^en  in 

^1* 


1159 


Otto  U. 


1160 


9tom ,  tDO  ^dpft  äol^Qtined  Xlll.  t)on  einer  ben 
®eutfd^en  feinbUd^en  Slbetöpartei  im  ©ecember 
965  tnigl^anbelt  unb  gefangen  gefe|t  mürbe.  Um 
nid^t  aEe  bisherigen  Srfolge  )u  verlieren,  )og 
Otto  im  September  966  felbft  über  bie  9Ipen, 
^üd^tigte  in  ber  Sombarbei  bie  Slnl^änger  Slbal- 
bertS  nnb  erf^ien  im  ©ecember  }u  SRom,  umjtren- 
geS  ©erid&t  ju  l^alten  (f.  b.  «rt.  So^anneS  Xm.). 
2)iefed  9RqI  blieb  er  fed^  Saläre  in  ätalien.  Um 
für  bie  perfönlid^e  @id^er]^eit  bed  $Q))fte8  %yx  Jör- 
gen, ]^ob  er  bie  Don  SUberid^  gegebene  bemofratifd^e 
^erfaffung  9tomS  auf,  ernannte  einen  gett)iffen 
(SreScenttuS  }um  ^ergog  für  bie  @tabt  utü)  fuc^te 
burd^  freigebige  Selel^nungen  ben  ^er}og  ^anbulf 
t)on  9enet)ent  Don  ben  ©ried^en  abiujiel^en.  9m 
toi^tigften  xotxt  bie  SSerorbnung,  burd^  toeld^e  er 
ben  99if(^5fen  3mmunitöt  unb  ©rafenred^te  unb 
bomit  bie  ©erid^tSbarfeit  über  @täbte  unb  ganje 
IBe^irfe  ertl^eilte.   ^ierburd^  mürbe  ein  ®egen- 
gemid^t  gegenüber  ben  überaus  jal^Ireid^en  ita« 
lienifd^en  €)rafen  gefd^affen^  Don  meldten  Diele 
burd^  ©enKtIt  felbß  gegen  bie  jhrd^e  nad^  ber 
Stellung  Don  S^nafien  ftrebten.  Unter  geiftlid^em 
älegiment  mürbe  baS  SooS  ber  porigen  milber ;  fo 
mürbe  ber  @runb  5ur  italienifd^en  ©töbtefreil^it 
gelegt ,  unb  meil  bad  jhrd^engut  aOentl^alben  jer« 
[treut  lag,  mürbe  baS  3uf<i>nmenmod^jen  größerer 
lanbeSlderrlid^er  ©ebtete  unmöglid^  gemad^t.  3m 
epötl^erbft  967  berief  ber  ffaifer  feinen  Sol^n 
Otto,  bem  er  fd^on  bei  feinem  frül^m  italienifd^en 
3ug  (961)  als  lünftigem  ftönig  Don  S)eutfd^Ianb 
^atte  l^ulbigen  laffen ,  nad^  Italien ;  am  24.  2)e> 
cember  mürbe  er  mit  bem  gebröud^Iid^en  SerimonieU 
Don  ben  Senatoren  in  3tom  eingeljiolt  unb  am 
SBeil^nad^tSfeft  Don  Sol^amteS  XTTT.  als  ftaifer  ge- 
frönt.  Um  bie  fortmöl^renben  ©treitigfeiten  mit 
ben  ©ried^en  in  Unteritalien  ab^ufd^neiben,  plante 
Otto  bie  el^elid^e  93erbinbung  feines  @o]()ne8  mit 
einer  gried^ifd^en  ^rin^efftn,  meldte  al§  ^eiratSgut 
bie  gried^ifd^en  93eji|ungen  in  Unteritalien  mit- 
bringen foEte.  Srfi  nad^  einem  Xl^ronmed^fel  in 
S^San^  gelang  bie  9ugfü]()rung  biefeS  ©ebanfenS. 
Ser  neue  ffaifer  Sol^anneg  X^imidfeg,  ber  mit 
ben  Bulgaren ,  SRuffen  unb  SWoSlim  im  ftam})fe 
lag ,  fud^te  mit  Otto  gfrieben  unb  Sfreunbfd^aft. 
Sine  glönaenbe  ©efanbtfd^aft  l^olte  ((Snbe  971) 
bie  99raut,  beS  ffaiferS  9{td^te  Xl^eopbano,  in  Son- 
ftantinopel  ab,  unb  am  14.  Spril  972  mürbe  bie 
SSermöl^lung  in  ber  @t.  ^eterSfird^e  5U  9lom  DoQ- 
50gen.  anfangs  ^ugufl  feierten  bie  beiben  ffatfer 
nad^  2)eutfd^lanb  ^urüdt.  Otto'S  friegerifd^eS  fie- 
ben  l^atte  menigftenS  einen  frieblid^en  @d^lu|.  9lm 
Ofterfefte  978  erfd^ien  an  bem^oflagerjuOueb- 
linburg  ber  Söl^menl^erjog  perfönlid^ ;  eS  famen 
©efanbte  auS  Ungarn  unb  Bulgarien,  q}x%  9q- 
Sanj  unb  Sht^lanb,  auS  2)önemarf,  9lom  unb 
SeneDent;  einige  äBod^en  fpöter  fam  nad^  !DIerfe- 
burg  fogar  eine  afrifanijc^e  ©efanbtfd^aft.  Otto 
jtarb,  faft  ol^ne  DorauSgel^enbe  Jhanf^eit,  in  gfrie- 
bcn  mit  ©Ott  unb  ber  SBelt  am  7.  aWai  973  ju 
!)Jlemleben,  on  bemfelben  Ort,  mo  fein  95ater  ge- 


ftorben  mar,  im  62.  3al^re  fetneS  9lterS  O^ido- 
kind  3,  76  [L  c.  m,  466]).  Seine  fieid^  Umdie 
nad^  SRagbeburg  gebracht  unb  an  ber  Seite  jcma 
erften  ©emal^lin  Sbit^a  beigefe^t.  Sei  aOer  SBü' 
für,  bie  er  )eitmeilig  geübt,  loar  er  ber  ffird^  txa 
ergeben  unb  Derbient  ben  Atomen  beS  ®ro^  Die 
Annales  Magdeburg,  (f.  Mon.  Genn.  hü. 
Scriptt.  XVI,  153)  mibmen  il^m  baS  Glogiun: 

Tres  luctuB  causae  sunt  hoc  sab  mar 

more  clausae, 

Bex,  decus  ecclesiae,   summus  honor 

patriae. 
(Sgl.  Maurenbrecher,  De  historicis  X.  aecoli 
scriptoribus,  qui  res  ab  Ottone  Magno  gesUi 
memoriae  tradiderunt,  Bonnae  1861.  lieber 
bie  OueOen  oud^  ©iefebred^t,  ®efd^.  b-bcnti^ 
ftaifer^eit  1, 4.  Sufl.,  IBraunfd^m.  1873,  822||.j 
Soigtel,  ©efd^id^te  bed  beutfd^en  Steid^  mttecOtts 
bem©ro|en,  ^ael802;  SBel^fe,  ffatferOttobs 
©ro^e  u.  f.  m.,  3.  Suff.,  3ei^  1867  [9n8  dkt 
unb  neuer  Seit  m];  fföfife  u.  S>ämmler,  Otto 
ber  ©r..  Sei))}ig  1876.  Ueber  Otto'8  Set^nt 
jur  Aird^e :  C^ergenrötl^er  a.  a.  0. 11,  82  ff.  [sA 
reid^en  Siteraturangaben].)  [SBeÜer.] 

0tfo  n.,  beutfd^ier  ^önig  unb  römif^et 
ftaifer  (973—983),  mürbe  955  geboren  alSta 
iüngfte  @o]()n  Otto'd  be§  ©ro^en  au8  feiner  S(«iidt 
SbelJ^eib  Don  Surgunb.  S)a  feine  beiben  Warn 
IBrüber  fd^on  als  JKnber  gefiorben  maren,  fo  nmzbe 
er  Dor  ber  erften  Slomfal^rt  feines  Saterd  attfe^i- 
i&^rigeS  jtinb  jum  Ütad^f olger  gem&p  tmb  ob 
26.  aRai  961  }u  Slad^en  getrönL  SBei^na^ 
967  erl^telt  er  )u  9lom  bie  ftaiferfrone.  Seine  6r» 
Stellung  leitete  ber  $of!a))lan  Sffel^rb  IL  Mn 
©t.  ©allen  (f.  b.  art.).  9lm  14. 9l})ril  972  imtibc 
er  Dermöl^lt  mit  ber  ©ried^in  Xl^eopl^ano  ({.b. 
»rt.  Otto  I.)  unb  folgte  als  18iö^riger3ün8litt0 
feinem  93ater  in  ber  ätegierung,  auf  meld^  übrignft 
feine  SRutter  SbeD^eib  einen  großen  unb  bei  Otto'S 
leibenfd^iaftlid^em  ßifer  günftigen  Sinflu^  fflUc 
Sie  erfte  Seranlaffung ,  baS  @4imert  5u  {i^at 
gab  ber  Sierfud^  ber  in  t^ranfreid^  erlogenen  0to^ 
neffen  beS  jtül^em  Sotl^ringer  ^erjogS  ©ifilMr 
SReginar  unb  Santbert ,  ftd^  il^reS  SrbeS  in  Wt 
ringen  (^ennegau)  mieber  )u  bemäd^tigen,  mdU^ 
Otto  I.  958  ildrem  Sater  Steginar  (Songir^ 
megen  mieberl^olten  fianbfriebenSbrud^  obgei)«^ 
d^en  bettle ;  974  trieb  jte  ber  ft aifer  mieber  aot 
tJfranfreid^  jurüdf.  ©rb|ere  unb  lange  bcmenbe 
@d^mierigfeiten  bereitete  i^m  fein  SSetter  ^ 
rid^  n.,  ber  ßönfer  (rixosus),  ^enog  Don9(qair 
meld^er,  getrieben  Don  feiner  ]()errf d^füd^tigenSXnikc 
3ubttl^,  mie  einft  fein  SSater  nad^  ber  jhone  fhAtt 
Sr  Derbanb  fid^  au  biefem  3med  mit  Stf^of  9ln> 
]^am  Don  gfrcirmg  (f.  b.  »rt.  fjrcifing  IV,  1998), 
bem  995]^men]^er)og  ^oleSlam  unb  bem  ^olen^ieiM 
antecaQSlam.  Ser^t^olb,  ©raf  ber  9lorbmart,  ober 
entbedfte  bem  j^aifer  bie  Serfd^mörung;  auf  einn 
Dermutl^Ud^  3U  äßeimar  gel^altenen  gfürftengcrhli 
mürbe  ^einrid^  in  ^aft  genommen  unb  nad^äug^ 
beim  gebrad(|t,  Slbrabam  aber  in'd  filofier  Smq) 


Otto  n. 


1162 


;  Subtil^  trat  inS  ftloftet  Ütiebermänfier 
nSburg.  Sie  93erfd^tt)örung  toax  um  \o 
X  gemejen,  qI8  bn  ffaifec  gleid^jeitio  in 
impf  mit  benSönen  Denoidelt  mar.  Sin 
r  3ug  nad^  äütlanb  (974)  (rodete  ben 
'^QxoSb  sur  Untermerfung.  3m  j&erbft 
Otto  n.  gegen  bie  IBöl^men,  um  ffe  me- 
t  Serbinbung  mit  bem  Sa^eml^erjog  )u 
aber  erft  977  fonnte  er  SoIeSIan)  jur 
ng  )n)ingen.  3n  ber  Sn^if^^i^it  toaren 
je  S^mierigteiten  in  ©übbeutfci^lanb  er- 
f^inrid^  nmr  im  Anfang  beS  äol^reS 
ter  ^aft  entfommen;  ein  innerer  ftrieg 
B,  an  ber  3{ar  unb  an  ber  2)onau  lourbe 
:.  SefonberS  baS  IBiSt^um  ^ffau,  beffen 
be  ^iligrim  treu  jum  ftaifer  ^ielt,  umrbe 
efd^igt.  Snblid^  flüd^tete  ^einrid^  }u 
men ;  Otto  nal^m  im  3uli  976  ^einric^S 
SiegenSburg  ein  unb  traf  nun  tief  ein- 
ibe  ISerfügungen.  3)er  ^erjog  mürbe  ge- 
rn ^erjogi^um  an  beS  ftaiferS  Steffen  Otto 
toaben,  ben  Sol^n  Siubolfd,  vergeben;  bod^ 
»Qlb  bie  ff&mtl^ner  Warf  unb  bie  SRarf 
Ott  eigenes  ^)ogtbum  jtftmtl^en  (f.  b. 
iDon  getrennt  unb  Otto ,  bem  Sol^n  beS 
;  SeiJ^felb  gefallenen  $)ergogS  ftonrab  t)on 
len,  übergeben.  9ltö  ber  9öl^menber}og  fid^ 
rfen  l^atte,  ftellte  fid^  aud^  ^einrid^  oor  bem 
er  mürbe  auf  einem  Ofürftentag  ju  ÜRagbe- 
^Jabr  978)  au8  bem  Sanbe  berbannt 
«uffid^t  bed  eif d^ofd  fSfoRmar  üonUtred^t 
en.  SHe  ffoiferin-aRutter  SlbeH^eib  sog 
al§,  un}irfrieben  mit  mond^en  SlegierungS- 
\n,  Dom  ^ofe  )urud  unb  ging  nad^  9ur- 
Kigegen  erlangte  nun  Z!f)top\)ano  großem 
,  Seutfd^Ianb  mar  beruhigt;  aber  e§  fam 
te  @efa]^r  t)on  Seiten  §ranfreid^S.  9le- 
nb  Santbert  maren  mieber  mit  Xmpptn, 
e  in  §ran!reid^  gemorben  Ratten,  in  fiotl^« 
eingefallen.  93i§^er  l^atte  ffönig  fiotl^ar, 
tne  aRutter  @erberga  be§  ftaiferS  Sietter, 
T  93emegung  ferne  gel^alten.  ©ie  Slüdtfid^t 
Ifoiferin  Slbel^eib,  mit  bereu  crft*ebelid^er 
Smma  er  Derbeiratet  mar,  b^tte  il^n  ba}u 
L  m  aber  «bel^eibs  ßinflug  auf  Otto 
,  trat  Sotbar  auS  feiner  9lefert)e  b^raud 
te  o^ne  JhiegSerflärung  im  3uni  978  auf 
|u^  um  Otto  )u  fangen  unb  il^n  ^ur  Sb- 
iotl^ringenS  ju  Urningen.  Otto  entfam  mit 
9od^  aber  mürbe  geplünbert  unb  ber 
tf  ber  ftaiferpf 0I5  nad^  äBeften  ^u  gerid^tet, 
j^en,  ba^  bie  @tabt  nun  5U  Sfranfreid^  ge- 
xa  bauerte  bie  Occupation  nur  brei  Sage; 
r  bem  SRüdt^ug  mürbe  beutfd^S  ®ebiet 
SM  gebranbfd^lt.  Otto  berief  auf  bie 
itli  einen  Sleid^dtag  nad^  2)ortmunb;  mit 
Eiiumit]|^g!eit  mürbe  ber  Sleid^Sfrieg  be- 
tmb  mie  Otto  ritterlid^  bem  Sfranlenfönig 
»igt  f^aitt,  sog  am  1.  October  ein  &eer 
KM)  SRonn  über  bie  ©rense.  Ol^ne  3Bi- 
|it  finben,  rüdfte  ber  ftaifer,  nur  bie  fönig- 


lid^en  ^faljen  unb  Somänen  t)ermäftenb,  bis  auf 
ben  ÜRontmartre  }ur  ^Belagerung  oon  ißariS.  SS 
blieb  aber  bei  biefer  S)emonftration.  Um  bie  9Ritte 
beS  9{ot)ember  30g  baS^eer  nad^  einem  feierlid^ 
Te  Deum  mieber  ab.  ^uf  bem  Küdsug  mürbe  e8 
oon  ben  nac^eUenben  gftonjofen  empfinblid^  ge« 
fd^äbigt;  baS  anerbieten  eines  elQirlid^ien  Snt- 
fd^eibungSfam))feS  lel^nte  Sotl^ar  ab.  9m  1.  S)c- 
cember  ßanb  Otto  mieber  auf  beutfd^  IBoben. 
Sotbar ,  bem  in  ^ugo  ßopet  ein  gef dl^rlic^er  fei- 
nerer iJfeinb  erftano,  bot  bolb  felbjl  bie  ^anb  }um 
t^rieben  unb  t>txixä}kit  bei  einer  3ufammennmft 
am  Sl^ierS  (Sommer  980)  f  eierlid^  auf  Sotl^rtngen. 
Ütad^bem  Otto  im  C^erbft  979  einen  erfolgreid^ 
gfelbsug  nad^  $oIen  gemad^t  unb  ben  ^ergog  ÜRie- 
csQSlam  in  fein  frfil^ereS  93er]^öltni|  ju  S)eutfd^Ianb 
Surüdfgefü)^  l^atte,  30g  eS  il^n  nad^  Italien.  9Rit 
Otto'S  I.  Xob  mar  bort  bie  Sfurc^t  t)or  ber  ffaifer- 
gemalt  gefd^munben.  SreScentiuS  (f.  b.  9rt.  in, 
1188  f.),  ^err  Don  92omentum,  l^tte  ben  ^{t  IBe- 
nebict  VI.  im  3. 974  im  ©efängni^  Jlerben  laffen 
unb  benSarbinal  ^ranco  afö  99onifatiu8yiL(f.  b. 
Srt.)  auf  ben  tiöpftlid^Xl^ron  erl^oben.  918  biefer 
aber  fd^on  nad^  SRonatSfrifi  Dor  bem  ®rafen  oon 
XuScuIum  nad^  Sonftantinopel  fläd^tete,  erpob  beS 
le^tem  ^rtei  ben  ber  tuScuIanifd^en  gfamifie 
angebörigen  Sifd^of  Don  @utri  mit  Otto'S  3u- 
jHmmung  a(S  ©enebict  VII.  (f.  b.  9trt.).  3m  3. 
980  rief  ßrsbifd^of  Sanbulf  Don  SRailanb ,  Don 
einer  feinblid^en  ^rtei  Dertrieben,  ben  ffaifer  }u 

§Uf e,  unb  biefer  )og  im  9{oDember  beS  3QbteS  nad^ 
talien.  9ud^  ber  !ßat){l  fd^eint  in  Slom  bebrängt 
morben  }u  fein,  benn  fd^on  feit  bem  22.  Sugujl 
l^arrte  er  in  StaDenno  auf  Otto.  SBü^enb  feines 
smeimonatlid^en  Sufentl^aßeS  in  Oberitalien  Der- 
föbnte  fid^  ber  ftaifer  mit  feiner  ÜRutter  ÄbeH^eib, 
meldte  bann  Don  $aDia  auS  bie  9tegierung  Ober- 
itaüenS  leitete.  Oflem  981  mar  Otto  in  Slom. 
@d^on  lange  mar  fein  $Ian  gemefen,  bie  Sarace- 
nen  unb  @ried^en,  me(d|e  Derbünbet  beftönbig  bie 
lombarbifd^en  Sfürftentbümer  beunrul^igten^  auS 
3talien  ju  Dertreiben.  Sm  Btpttmhn  rüdtte  er  in 
^pulien  ein,  nabm  ^Itoptl  unb  @aIemo ;  im  9Rai 
982  maren  bie  meiflen  @täbte  a))ulienS  in  feiner 
©emalt.  99ei  (Sotrone  lieferte  er  (SRitte  3nli  982) 
ben  Saracenen  eine  fiegreid^  Sd^Iad^t,  in  meld^er 
11 000  ©egner,  unter  ibnen  il^r  Smir  Sbulfafem, 
fielen.  92ad^  menigen  Sagen  aber  gerietl^en  bie 
S)eutfd^en  in  einen  §inter]()alt;  jie  erlitten  fd^mere 
^erlujte;  Otto  felbjt  rettete  jid^  fd^mimmenb 
auf  ein  gried^ifd^eS  @d^iff,  beffen  Sefa^ung  il^ 
nid^t  fannte.  S)er  Steuermann,  ein  Slaoe,  ber 
tl^n  erfannte,  ermöglid^te  eS  il^m,  nad^  Stoffano 
SU  gelangen,  mo  er  mit  feiner  ®ema]^lin  unb 
bem  Sifd^of  Xl^eoborid^  Don  ÜRe^  s^f^^i*^^' 
traf  (Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  m ,  765  sq.). 
3n  (lopm  fammelte  er  feine  serftreuten  Sruptien 
mieber ;  aber  faß  alle  Eroberungen  maren  Derloren 
gegangen.  9uf  bie  92ad^rid^t  Don  biefer  ^Heberloge 
erHärten  bie  föd^ftfd^en  Prften  fofort  il^re  6il^ 
bereitf d^ft ;  ber  Jtaifer  berief  fie  unb  ben  äbrigen 


1163 


Otto  m. 


1164 


beutfd^en  ^etbontt  auf  3uni  983  ju  einem  9teid^ 
tag  nad^  %erona  (Annal.  Saxo  ad  ann.  983 
[Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  VI,  630]).  S)ort 
erlangte  er  bie  einfttmmige  Snerfennung  {eines 
breij&l^rigenSöl^nd^enSOtto  ate  feines  9ta(^foIgerS 
auf  bem  ffönigStl^ron.  entgegen  bem  Statl^  fei- 
ner ergebenften  ^i^eunbe  t)erf olgte  Otto  nun  feine 
italienifd^e  |ßoHtü.  3n  9tom  t)eranlagte  er  nad^ 
bem  lobe  »enebictS  VH  (im  October)  bie  SBal^l 
beS  99if(^ofS  ^ter  oon  ^aoia,  beS  ftan^IerS  Don 
Stalten,  jum  ^ft  ©ol^anneS  XTV.;  f.  b.  «rt.). 
W)vc  er  foQte  bie  ett)ige  @tabt  nic^t  mel^r  Derlaffen. 
®ram  unb  Ueberanftrengung  litten  bie  ®efunb- 
^eit  beS  erft  28iö^rigen  J^aiferS  jerftört  unb  fäl^r- 
ten  am  7.  S)ecember  983  feinen  Xob  l^erbei.  an 
feinem  ^riDatteftament  bebad^te  er  bie  JKrd^en,  bie 
^rmen,  feine  &i)m\itt  aOtat^ilbe,  ^btifjbi  Don 
Ouenbttnburg,  unb  fein  treues  ©efolge.  @eine 
®rabftötte  fanb  er  in  ber  Sorj^aOe  ber  ^terS« 
firdjfe ,  alS  einjiger  römifd^er  jtaifer ,  ber  in  9tom 
felbjt  beftattet  mürbe.  Son  feinen  brei  Söd^tem 
nahmen  SbeH^eib  unb  ^op^xt  fpäter  ben  @d^leier ; 
erftere  mürbe  Slbtiffin  beS  ffloflerS  in  Oueblin- 
burg«  le^tere  beS  ff lojIerS  ju  (SanberSl^eim ;  9Ro- 
t^ilbe  Dermö^Ite  ftd^  mit  (£350,  bem  Sol^ne  beS 
$falsgrafen  ^ermann  t)on  fiotl^ringen.  (93gl. 
Thietmari  Clu'on.  1. 3,  in  ben  Mod.  Grerm.  hist. 
Scriptt.  III,  758  sqq.  unb  bie  weiteren  Oue&en 
bei  ©iefebred^t,  ®efd^.  b.  beutfd^en  ffaifeneit  I, 
4.  «ufL,  Sraunfd^ttjeig  1873, 840 ;  femer  ßuben, 
©efd^id^te  beS  beutfd^enSoIfeSYII,  ©otl^a  1832, 
183  ff.;  ©iefebred^t,  in  Saufe,  3a](|rbüd^er  beS 
beutfd^en  äteid^eS  unter  bem  föd^fifd^en  $aufe  ü,  1, 
g5erlinl840, 1  ff.;  2)erf„  ®cfd&.  b.beutfd^enftaifer- 
aeit  I,  569  ff.;  SRattl^äi,  2)ic  C^änbel  Otto'S  IL 
mitSotl^ar  öon  granfreid^,  ^aEe  1882  [®i|fert.]; 
aaSeife,  aBeltgefdfiid&te  IV,  3.  ?lufl.,  ©raj  1891, 
257  ff.)  [SQBebcr.] 

0tfoin.,  beutfd^erffönigunbrömi- 
fdöer  Äaifer  (983—1002),  »urbe  alS  brei- 
iöl^rigeS  ffinb  um  SBeil^nad^ten  983  ju  Sad^en 
unter  bem  3ubel  beS  äSoßeS  gum  ffönig  gefrönt; 
bamalS  mugte  man  nod^  ni^t,  ba^  fein  93ater 
bereits  im  @rabe  lag.  ©eine  SRutter  Sl^eopl^ano 
meilte  in  S%om,  feine  @rogmutter  SbeH^eib  in 
$at)ta.  yioi^  bet)or  ber  Streit  unter  ben  ©rogen, 
ob  ber  gried^if^en  SOlutter  bie  Sormunbfd^aft  ju- 
geftanben  »erben  folle,  ausgetragen  toar,  ttKxrf 
fid^  ^einrid^  (ber  S^nfer),  e|emaIS  ^er^og  t)on 
Sägern,  meldten  ber  Sifd^of  üon  Utrcd^t  feiner 
^aft  entlajf  en  l^atte  (ögl.  b.  Srt.Otto  II.,  ob.  1161), 
als  9ieid^St)em)efer  auf,  unb  er^bijd^of  äßarin 
Don  ff öln  übergab  il^m  baS  ffönigSfinb.  t^einrid^ 
Streben  ging  aber  weiter  als  auf  bie  93ormunb- 
fd^aft.  SSielen  beutfd^en  Sfürften  galt  Otto  bereits 
als  ein  ®ried^e;  ^einrid^  ftü^te  fid^  auf  feine 
alten  SunbeSgenoffen,  bie  ^ei^oge  3Jlm^\)^\am  Don 
$oIen  unb  SoIeSlan)  Don  Söl^men ;  ju  il^nen  ge> 
iettte  fidft  jefet  5mifiui,  prft  ber  Obotriten.  «ud^ 
bie  Sifd^öjc  SBarin  Don  fföln,  gfbert  Don  Xrier, 
©iftler  Don  SJlagbeburg,  Sl^eoborid^  Don  SOte^ 


unb  bie  bat^rifd^en  IBifd^öf e  rnoüten  bie  SSonmnbi 
fd^aft  unb  SleidbSpenDefung  lieber  in  ber  ^<nb 
eines  fröftigen  SRonneS  toiffen  als  in  ber  einer 
auSlönbifd^en  §rau.  9uf  lene  SunbeSgenoffn 
unb  auf  biefe  @Qm)xit]^ien  red^nenb,  firedte  ^em* 
rid^  }iemlid^  offen  bie  ^anb  nad^  ber  ffrmie  oifi 
unb  tDurbe  in  ber  Xl^at  Oflem  984  gu  Oud^T» 
bürg  Don  feinen  flaDifd^  Skrbfinbeten  gerobcfn 
als  ff önig  bel^anbelt.  Sber  eben  biefe  SSerbintau 
mit  ben  SlaDen  Deranla^te  bie  ^erjoge  ftono 
Don  ©d^moben,  ^einrid^  ben  Sfingem  Don  90901^ 
Seml^arb  Don  ©ad^fen^  Srgbifd^of  SBOIigiS  «k 
IDtain}  unb  Rubere,  energifd^  bie  @ad^  Olttol  p 
Dertreten.  Suf  il^ren  9iuf  erf d^ienen  Sbell^  n» 
ZJ^topf^ano  in  Seutfd^Ianb,  unb  auf  bem  ^bf» 
tag  5u  Slara  (©ro^rol^rl^eim  bei  Stuingenberg  oa 
Stedar)  am  29.  3uni  984  fibergab  ^einri4  kal 
gfurftenfinb  ben  beibenffa{(erinnen;  X^ia» 
mürbe  jur  SSormfinberin  unb  Sleid^eniiefenn 
erflört.  ^einrid^  entfagte  förmlid^  feinen  ii> 
fprfid^en,  befam  (im  3a^re  985  ju  Sfrmdfnf) 
SaQem  ^urudf  unb  l^ielt  Don  ba  an  gfridm. 
Mnrid^  ber  jüngere  mu^te  ^d^  mit  fffind|ci 
begnügen.  Xl^eopfano  fül^rte  nun  fieben  3N|R 
lang  mit  flugem  Sinn  unb  f efler  ^nrnb  baS  Sei^l' 
regiment.  Sl^re  9iegierung  nnir  fo  gefid^,  b4 
fie  989  f ogar  nad^  9tom  gel^  bmnte,  um  {ii* 
f d^en  Solennes  XV.  (f.  b.  9rt.)  unb  bem  i^  te^ 
brüngenben  {ungern  SreScentiuS  }U  DetmMi 
(Annal.  Hildesheim.  [Mon.(}erm.  hist  Script! 
m,  68]).  —  Otto  mürbe  }uerf}  ergogcn  w 
beutfd^en  Slerifem  unb  einem  calabreftf^oiSi» 
d^en  äol^anneS;  als  biefer  988  Sifd^of  Don  $i» 
cenja  mürbe,  trat  an  feine  Stelle  Semmatb  Q.  b. 
%xt,),  ber  992  IBifd^of  Don  ^ilbeSl^m  tmntt 
Später  (Don  995  an)  leitete  feine  Stubien  (B» 
bert,  ber  Dertriebene  Sr^bifd^of  Don  9leimS,  »(■ 
d^er  für  ben  gelel^rteften  3Kann  feiner  3«t  gttö. 
^er  ffnabe  mad^te  fold^e  S^ortfd^ritte  unb  bewel 
fold^en  @tfer,  ba^  er  in  ben  fd^önften  ^offmmga 
bered^tigte  (Thangmari  Vita  Bemwardi  [Mob. 
Genn.  hist.  Scriptt.  IV,  759]).  Um  ju  jeigÄ 
ba^  ber  jiunge  gfürft  aud^  für  feine  firiegen|(l( 
Aufgabe  erlogen  merben  foEe,  lieg  %f^top\^  iß 
fd^on  als  fed^Sjiäl^rigen  ffnaben  mit  bem  t^äringi' 
fd^en  ^eere  gegen  SoleSlam  Don  Sö^men  ivifk 
meld^er,  mie  aud^  SRiec^QSlam  Don  $olen,  in  M 
alte  9}er]^öltnig  5U  SDeutfd^lanb  ^urüdftreten  mn|k. 
ailS  Xldeopl^ano  am  15. 3uni991,  nod^nid^tDieqil 
Saläre  alt,  ftarb.  führten  bis  au  beS  ffönigS  Wi» 
bigfeit  (995)  feine  ©rogmutter  meH^eib  unb  bs 
ßrsfansler  aBiUigtS  Don  ^Dkinj  bie  Siegienn» 
^uf  beS  le^tem  Slnregung  l^in  befd^log  Otto  ba 
3ug  nad^  9lom,  um  ftd^  bie  ffaiferfrone  }u  l^ota. 
©aju  fam,  bafe  $apft  Sol^anneS  XV.  immer  M' 
tiger  Don  SreScentiuS  bebröngt  mürbe.  3m  ^ 
bruar  996  Derfammelte  ftd^  ber  Heerbann  {b 
SRegenSburg.  Oftem  mar  Otto  in  ^Dia,  m  u 
bie  ^ulbigung  ber  italienif^en  ^fürften  entgegti^ 
nal^m.  3n  SRaDenna  melbete  ii^m  eine  römijil^ 
©efanbtf  d^af  t  ben  injunfd^en  erfolgten  Xob  itifjoi» 


165 


Otto  m. 


1166 


d'  XV.  utib  bot  i^n  um  ein  neued  Oberl^aupt  für 
ie  inr<!^.  GteScentiuS  imb  fein  Hn^ong  brngten 
id^,  baS  ate^t  btr  unbebingten  ^apftmal^I  au- 
li^orbem,  totlä^  Otto  I.  ben  SRömem  ge- 
nrnnen  (atte  (f.  b.  «rt.  Sol^anneS  XU.,  oh.  VI, 
S74).  Otto  mp'\afjii  feinen  ^offoplan  Sruno, 
n  So^n  Otto'8  oon  RöxnÜ^tn,  ßnfel  ber  Siut- 
trb,  ber  Zoster  Otto'SL,  unb  bteKömer  roäf^U 
B  ben  erfl  24id^gen  QRonn,  totli^tx  als  ber 
|te  $apft  beutfd^  Station  unter  bem  92amen 
cegor  V.  (f.  b.  9rt.)  ant  3.  Wai  996  ben  päpft- 
im  etul^l  befKeg.  %m  21.  SRai  fe^te  ber  iu- 
nblid^  ^ßopfi  bem  iugenbltd^en  ftönig  bie  ff  aifer- 
mc  auf,  beibe  begetflert  für  bie  ebelften  unb 
kobcnften  Sbeale.  SredcentiuS  tourbe  Derbannt, 
er  auf  bed  ^opfleS  99ttte  amneftirt.  SBöl^renb 
tfto'll  nur  breiaöd^entlid^en  9uf entl^alteS  in  Stom 
if  er  mit  Sbalbert,  bem  Srjbifci^of  t)on  ^rag 
b.  9rt.),  strammen,  njeld^er  burd^  ben  Sauber 
ner  $erfönli(^fett  einen  bauemben  Sinflug  auf 
R  ftaifer  geuxmn.  9tad^  2)eutf(i^(anb  ^urüd- 
t^rt,  30g  Otto  997  gegen  bie  Sßenben.  3n- 
lifd^  ^tten  fid^  bie  Kömer  unter  ber  t^übrung 
A  CrcficentiuS  gegen  ben  tl^otfräftigen,  für  aS- 
itige  Stcformen  eifemben  ^opfi  erl^oben.  ©regor 
n^e  mif  Stooenna  flüchten,  unb  Sol^anned,  Sr^« 
tf^of  twa  ^iacen^a,  bt%  ffatferS  el^emaliger 
4Kr,  ber  SSertrauenSmann  Sl^eopl^no'd,  t)erga^ 
ftc  Mjiiiä^,  politifd^e  unb  perfönlid^e  Sreue  in 
icm  (Krabe,  bo|  er  au8  ber  ^anb  beS  (^reScen- 
im  Ott  3o^nne8  XVI.  (f.  b.  9lrt.)  bie  Xiara  an- 
10(81,  nod^ibem  er  nod^  furj  )ut)or  (995)  im  Suf- 
tnv  Otto'S  in  Sonftantinopel  getoefen  toar,  um 
bk  ^anb  einer  b9)antinif(i^en  ^rin^ef {in  für  ben* 
{dkn  in  verlangen.  2)er  ff aifer  Tom  auf  ®regor§ 
if,  nad^bem  er  bie  Sleid^Dermefung  in  bie 
feiner  £ante  SRat^ilbe,  ber  Sbtifrm  t)on 
)rmburg,  gelegt  l^tte,  feierte  in  $atna  mit 
bon  $apfte  boS  äBei^na^tSfefl  unb  erfdgten  im 
Schnor  998  in  Kom,  um  ftrenaeS  ©trafgericbt 
ii  ioltei  (f.  b.  «rtt.  ßreScentiuS,  3o](|anne8  XVI. 
nb  iefonberS  @regor  V.).  äBö^renb  feinet  9luf« 
aritalteS  in  Sampanien  jtarb  $apft  ©regor  am 
i  ithum  999 ;  Otto  eilte  nad^  SRom  unb  Der» 
nlo^  bie  SBül^l  ® erbertS,  feined  el^emaligen  £e]^« 
ort,  ber  frü^  (Ergbifd^of  t)on  9teimS,  bann  Don 
Sbrnna  aar  unb  nun  als  S^Ioefter  II.  (f.  b.  ^rt.) 
nUe  Spi^  ber  ffird^e  trat  (ogl.  Annal.  Magde- 
bwg.  [Mon.  Genn.  hißt.  Scriptt.  XVI,  158]). 
6}befter  unb  Otto  trugen  ftd^  mit  meltumgeftal« 
Men  $Iönen.  Stom  foUte  lieber  bie  ^auptftabt 
ber  Seit  merben^  ffaifer  unb  $a|)ft  bort  gemein« 
ioR  BPoIten;  bie  ffraft  bed  neugeeinten  Suropa 
oUe  gegen  ben  S^Iam  gerid^tet  unb  Serufalem 
cfirit  wttm  (bie  erfie  Sbee  eines  ffreujjugeS). 
bib  aber  Derlor  ftd(|  ber  {unge  ffaifer  in  p^an« 
^ifc^  Spielereien,  meldten  ein  förmlicher  ©rölen« 
B^  ga  ® runbe  lag :  bie  SBieberberftellung  beS 
istaiifd^  a93eltrei|e§,  ba§  aber  aud^  bie  mittx 
I  StocbcnS  umfaffen  foUte.  3n  bem  für  baS 
K  flaifertl^um  gefd^affenen  tJformelbud^ ,  ber 


Graphia  aureae  urbis  Bomae,  Oeld^eS  auS  ben 
Origines  bed  ^1.  3fibor  unb  bem  Cerimonien* 
bu(^  bed  Sonjlantin  $orp]^9rogenitu8  (ufammen- 
gefe|t  ifl,  ^eigt  e§,  ba|  nöd^ft  Sott  bem  SUImäd^- 
tigen  «,ber  ffaifer  ber  alleinige  @ebieter  bed  Srb- 
freifed  ifl  unb  i|m  ber  99ef ebl  unb  bie  @efe|gebung 
ber  SBelt  {ufiel^t,  unb  fic^  Dor  il^m  alle  9Kenfd^ 
in  ben  @taub  niebermetf en  muffen''  (SBeig,  SBelt- 
gefd^id^te  IV,  8.  «ufl.,  278;  ogL  aud^  ®iefe- 
brec^t,  ®efd^.  b.  beutfd^en  ffaifergeit  I,  4.  9ufl., 
871  j|.).  9{ad^  altrömifd^em  unb  nad^  bpAantini- 
fd^m  9}orbiIbe  mufben  neue  Remter  gefc^ffen. 
6S  gab  mieber  Sonfuln  auf  Sin  Sal^r,  $rocon« 
fuln,  meieren  man  einflmeilen  Stellen  in  ber  Um- 
gegenb  Don  Slom  gab,  bid  bie  Stattl^Itereien  in 
ben  Steteren  be§  9{orben§  errichtet  fein  mürben, 
Solfötribunen  unb  Senatoren.  Statt  ber  ffäm- 
merer  finben  fid^  Sieftiarier  unb  $rotot)efiiarier, 
ftatt  ber  ^offapläne  Sogotl^eten,  ftatt  beS  ffan^IerS 
ber  Srd^ilogotl^et.  Otto  ^atte  ftd^  eine  eigene 
ißl^antafietrac^t  gefd^affen ;  felbft  bad  SerimonieÜ 
für  bie  fünftigen  Sriump^)üge  mar  feftgeftellt. 
^n  feinen  Urfunben  nannte  er  fid^  ffaifer  ber 
9l5mer,  SonfuI  bt%  römifc^en  Senates  unb  S3oI- 
feS  2C.;  feinen  ^offtaat  nannte  er  Senat,  feine 
Xruppen  Segionen.  SBenn  auc^  Seutfc^e  bie  än> 
baber  ber  einflu|reid^flen  9lemter  nxiren,  fo  mi^- 
^el  i^nen  bod^  biefeS  frembe  SBefen,  unb  fie  maren 
eiferfüd^tig  auf  bie  Italiener,  oon  benen  ftd^  ber 
ffaifer  felbfi  auf  feiner  Steife  nad^  @nefen  begleiten 
lie^.  2)a)mifd^  famen  Otto  aber  mieber  ernfte 
©ebanfen  über  bie  9tid^tigfeit  fold^  irbifd^en 
©langes.  So  ^atte  er  nad^  bem  Sobe  beS  $apfteS 
®regor  14  Sage  in  einer  bb^lt  gu  San  Sie« 
mente  jugebrad^t,  bann  eine  Saflfal^rt  nad^  ®ar> 
gano  gemad^t,  mo  er  meinenb  feine  ffrone  in  bie 
^önbe  beS  greifen  Sremiten  9iilu8  nieberlegte, 
5um  Sefenntnif;,  bag  aUe  irbifd^e  ®röge  nid^tig 
fei  (Vita  S.  Nüi  [Mon.  Germ.  bist.  Scriptt. 
IV,  617]).  Später  meilte  er  längere  Seit  un« 
ter  aScetif^en  Hebungen  in  ben  fflöftem  Subiaco 
unb  SJlontecaf fino.  !Rad^  ber  ÜRitte  beS  2)ecember 
(999)  trat  Otto  feine  9lüd(reife  nad^  2)eutfd!flanb 
an.  UntermegS  ereilte  il^n  bie  Stad^rid^t  Don  bem 
lobe  feiner  ©rofemutter  Sbell^eib  (geft.  16.  ober  17. 
S)ec.  999).  3m  Sanuar  1000  mar  er  in  SRegenS» 
bürg,  traf  in  Sriau  mit  SoIeSlam  Sl^robr^  (f.  b. 
%rt.  n,  980),  feit  992  ^^ergog  Don  $oIen,  gufam« 
men  unb  pilgerte  mit  il^m  nad^  ®nefen  }um  ©rabe 
beS  oon  il^m  l^od^oerel^rten  IBifd^ofS  Sbalbert.  Sr 
erl^ob  ©nefen  gum  SrgbiStl^um,  meld^em  unter  @e« 
nel^migung  beS  $apfte8  bie  ^iStl^ümer  Solberg, 
fftafauunb  IBreSlauunterfiellt  mürben.  2)en$oIen- 
bergog  aber  frönte  er  gurnffönig,  nannte  i^n  Sun« 
beSgenoffen  beS  römifd^en  Sleid^eS  unb  belel^nte  ibn 
im  SJorauS  mit  allen  fünftig  ju  mad^enben  Srobe- 
rungen ;  ^olen  f ottte  als  Sd^ufemeldr  gegen  SHufe- 
lanb  unb  ben  5?orben  bienen.  SBie  aber  bie  S)eut« 
fd^en  hierüber  urtl^eilten,  bemeist  bie  Seugerung 
2:]^ietmarS :  „3)cr  Mmäd^tige  möge  eS  bem  ffaifer 
oergetl^en,  ba^  er  ben  $oIen,  meld^er  bis  bal^in 


1167 


Otto  IV. 


1168 


ein  jmS^jflid^tifler  Safatt  beS  3»ei(i^c8  gctocfcn  war, 
in  einem  felfijlänbigcnöcrrnmad^tc"  (Mon.  Germ, 
bist.  Scriptt.  in,  793).  «ud^  bie  Ungarn  ttmr« 
ben  um  biefe3ett  burd^  bteSemü^ungen  @te))]^nS 
bed  ^eiligen  für  baS  Sl^riftentl^um  gen)onnen. 
@te))9an  übergab  ba§  SReid^  bem  $a))ft  SQfoefter 
unb  erhielt  ed  alS  Selben  ber  jhrd^e  nebft  bem  f  önig- 
liefen  Xitel  n)teber  Don  il^m  jurüd.  @eine  gfami- 
lienoerbinbungen  atö  beS  Semal^fö  ber  ®ifela, 
@d^n)ejter  bed  fp&tem  ffaiferS  ^einnd^  bed  ^ei« 
ligen,  Urenfelin  ^einrid^S  1,  unb  bie  Sage  feinet 
ateid^eS  veranlagten  i^n,  {td^  an  Seutfd^Ianb 
an)td!e]^nen  unb  feinen  @taat  nad^  germanifd^em 
Sorbilb  in  gefialten  (Vita  S.  Steph.  [Mon. 
Germ.  bist.  Scriptt.  XI,  233—235]).  Soll  Don 
feinen  tt)eltumgeftaltenben  planen  3ogOtto(Snbe 
^ril)  nad^  Sad^en,  mo  er  am  ^fingfifefi  bie 
©ruft  ffartö  bed  @rogen  öpen  lieg  unb  als  3ln- 
benfen  an  ben  Don  i^m  l^od^oerel^enftaifer  einen 
3a]^n  aus  bem  3Runbe  beS  Xobten  mit  fid^  nal^m 
(CluroiL  Noval.  [Mon.  Germ.  hist.  Scriptt. 
Vn,  106]).  a)ie  ©age  erjä^lt,  bog  bamatö  ffarl 
bem  Säugling  im  Xraum  erfd^ienen  fei  unb  i^m 
5omig  ein  bolbigeS  ßnbe  angefünbigt  l^abe,  — 
ein  SeteeiS,  baf  baS  IBol!  biefe  Störung  ber 
XobeSrul^e  migbiQigte.    3m  3uni  bed  Sal^reS 

1000  trieb  ben  ffaifer  bie  Se^nfud^t  nad(|  bem 
Sanbe  feiner  Xraume  fd^on  toieber  nad^  Stalien ; 
ßnbe  Öctober  mar  er  in  SRom,  mit  il^m  mehrere 
beutfd^e  SSifd^öfe  unb  Öerjoge.    9m  4.  Januar 

1001  !am  aud^  fein  efemaliger  Seigrer,  IBifd^of 
SBemmorb  Don  ^ilbeSl^eim.  Sber  plö^lid^  mürbe 
Otto  rau)^  aus  feinen  ®rogreid^Ströumen  aufge« 
fd^redft.  SDie  Semo^ner  ber  mit  felbftänbiger  S3er« 
maltung  auSgeftatteten  @tabt  SiDoli  Ratten  fid^ 
empört,  mürben  Don  Otto  untermorfen  unb  er- 
l^ielten  nad^  einer  ©cene  ber  SBerbemütl^igung 
9lmneftie.  ®ie  Sftömer  aber  l^atten  auf  bie  6inDer- 
leibung  XiDoli'S  gered^net,  mad^ten  unter  ber  ^n- 
fül^rung  beS  ©regor  (DonXuSculum?)  reDolutio» 
nöre  2)emonftrationen  unb  belagerten  ben  ffaifer 
brei  Sage  lang  in  feiner  Äaiferpfalj  auf  bem  ÄDen« 
tin.  öer^og  ^einrid^  Don  Sägern,  ^ugo  Don  XuS- 
cien,  äSifd^of  Semmarb  fud^ten  bie  Slufrül^rer  ju 
befd^mid^tigen.  Otto  felbft  l^ielt  Dom  ©öller  beS 
$alafteS  l^erab  eine  mirfungSDolle  Siebe  an  baS 
aufgeregte  93ol!  (Thangmari  Vita  Bemwardi 
llon.  Germ.  hist.  Scriptt.  IV,  770]).  ebenfo 
d^nefl  befänftigt  mie  aufgeregt,  ergriff  bie  aWenge 
^ei  ber  SläbelSfül^rer,  fd^leppte  fte  unter  9Rii« 
lanblungen  bie  ixippt  l^inauf  unb  marf  fie  l^alb- 
tobt  bem  ffaifer  5U  i$ü|en.  2)ann  l^ulbigten  bie 
Stömer  auf's  5Reue.  Slber  bie  ©äldrung  bauerte  fort, 
eS  brol^te  ein  neuer  ^uSbrud^,  unb  am  16.  Fe- 
bruar 1001  Derlie^  Otto  bie  ©tobt,  um  fie  nie 
mel^r  mieber  ju  betreten.  3luS  bem  ^immel  fei- 
ner Sbeale  l^erabgeftürjt,  mar  er  ein  gebrod^ener 
SKann.  3m  Älofter  Slaffe  5U  SRaDenna  feierte  er 
baS  Oflerfefl  unb  martete  bort  auf  bie  Srui)« 
:pen,  meldte  93emtt>arb  unb  ^einrid^  auS  Seutfd^« 
lanb  Idolen  follten,  um  JRom  gu  bemütl&igen.  3n- 


^mifd^en  befud^te  er  ben  Sogen  Don  fMiA^ 
beffen  gflotte  il^n  gegen  bie  ©aracenen  in  Sictfien 
unterftä^en  foQte  (Dgl.  ©frörer -SBeil,  S«^ 
©efd^id^ten  I,  ©ro)  1872,  891—413).  S)k 
nöd^jte  3(tt  Derging  mit  feiegerifd^  2)eimmPn* 
tionen  o^ne  Srfolg.  S)a8  SBeü^nod^tSfcfi  feioie 
Otto  mit  bem  ^ßapjl  in  Xobi,  mo  eine  S^nobe 
über  bie  beutf d^en  ^ngelegenl^eiten  geleiten  umAt 
3m  3anuar  1002  50g  er  im  Bdfio^t  $ateno 
am  ©oracte  ein,  mo  SSemmarbS  Sntber  Somno 
befel^ligte  unb  mo  er  ftd^er  mar.  96er  bie  neite 
Umgegenb  mar  im  ^ufftanb;  Don  ben  emxirtetn 
beutf d^en  ixnpptti  famen  nur  wenige ,  meil  bk 
Sfürjlen  fid^  meigerten,  ©ut  unb  Slut  für  ben  cs- 
centrifd^en  ftaifer  )u  op^tcn,  ber  fein  SotedoHb 
verfallen  lie^,  mö^renb  er  )iel-  unb  t^atenloS  in 
3talien  um^erfd^meifte.  Selbfl  eine  neueftönigt- 
ma^l  fd^ien  ju  bro^.  SSon  feinem  geträunlen 
SEBeltrei^  mar  Otto  nid^tS  geblieben  oIS  bie  fleioe 
SBurg  ^temo.  3)ort  flarb  er  am  23.  Samoc 
1002  in  ben  9rmen  beS  ^opfieS  @9lDe^,  no4 
nid^t  22  3a^re  alt,  am  gfieber,  ober  mie  tifKüß 
mar  berid^tet,  an  ben  99lattem.  3m  Seben  tdte 
er  2)eutf (^lanb  mi^d^tet ;  flerbenb  mfinf^te  a;, 
in  Slad^en  neben  ffarl  bem  ©rogen  beige^t^  jn 
merben.  SRit  bem  ©d^merte  in  ber  ^anb  nu^ 
bie  2)eutfd^en  feine  Seid^e  in  bie  ^mat  gdeta. 
SDie  ©tötte,  mo  er  im  SDtünfler  )u  9ad^  mite, 
lie^  fturfürft  gfriebrid^  ber  SBeife  Don  eodK» 
1513  burd^  ein  SRarmorbenfmal  be}eid^fnen.  tt 
1803  bie  alte  ftaiferfiabt  unter  frangöfifdiie  ßp 
fd^aft  !am,  mürbe  baS  2)en!mal  befeitigt;  ein  2^ 
ber  ©ebeine  fam  nad^  $ariS.  ©pöter  mürbe  ein 
neuer  ©ebenfftein  an  ber  ©tötte  beS  ©robeS  on« 
gebrad^t.  (Sgl.  bie  Dielen  OueDen,  ouS  ipeld^ 
bie  einzelnen  9Romente  feiner  ©ef(^id(|te  ^u  f(ti> 
Pf en  ftnb ,  bei  ©iefebred^t  0.  a.  O.  I,  845,  inb 
bie  9Ronogra))]^ie  Don  SRoger  SßilmonS  in  ^oaät, 
Sal^rbüd^er  beS  beutfd^en  Steid^eS  n,  2,  SetTm 
1840.  gfemer  auä^  ^öfler,  2)ie  beutfd(|en$2|rfit 
SlegenSb.  1839,  ©.  61;  äBeig,  aSBeltgefd^I^, 
3.  «ufl.,  ©ras  1891,  263  ff.)  [SBeber.] 

0tto  IT.,  beutf  d^er  ftönig  (1198-1218) 
unbrömifd^erffaifer.  WS^einrid^VLauSban 
]()o]^enftoufif(^en  ^ufe  flarb,  fom  für  Z^idf^M 
bie  ©efal^r  eines  SürgerfriegeS.  ©ein  auf  ben 
aieid^tag  ju  gfranl^rt  1196  jum  römifd^ftMs 
gemö^lter  ©o^n  t^riebrid^  mar  erjl  brei  3#t  ^ 
unb  meilte  in  ©icilien.  Seffen  Ol^m  $pH>, 
ber  iüngfte  ©obn  Sarbaroff a^S,  ber  befle  vaxto 
ben  ©taufem,  beabfid^tigte  anfangs  nur  bie  9h* 
gentfd^aft  ju  fül^ren.  ^ber  bie  l^ol^enftaufifi^ 
$artei  moUte  in  fd^merer  S^xt  fein  ffinb  fm 
Äönig  l^aben,  unb  um  bie  ftrone  feinem  ^onfe 
nid^t  Derloren  gelten  gu  laffen,  gob  ^l^ilipp  bem 
2)rängen  ber  ^rtei  nad^  unb  lie^  fi^,  nad^ 
SBal^lDerfammlungen  in  Erfurt,  Srnfiobt  mb 
3d^terS]^auien  DorauSgegangen  moren.  am  8.9&| 
1198  in  9RüblMen  5um  jtönig  möl^len.  iM 
©egenfiartei ,  an  bereu  ©pi^e  drjbifd^of  Vbolf 
Don  fi^öln  ftanb,  mahlte,  nad^bem  jmei  anbete 


169 


Otto  IV. 


1170 


Eonbiboten,  Sent^orb  t)on  Sod^fen  unb  Sert^olb 
«m  SA^ngen,  abgelehnt  fyititn,  am  9.  Sfunt 
1198  juPdlnOtto,  ben  sweiten  @o]^n  ^dnric^ 
«i  Söioen,  ^ergogS  t)on  @o(l^fen.  Otto  tourbe 
im  12.  ättli  ut  Sac^n,  ^l^ilipp  am  8.  September 
n  SRom)  gefrönt;  jener  an  ber  l^iftorifd^en 
Stätte,  bufer  mit  ber  ödsten  Jhone.  Otto  (geb. 
.175  ober  1182?)  l^atte  bte  le^te  Seit  Bei  feinem 
D^eim  P5nig  Xid^arb  t)on  Snglanb  gugebrad^t 
aib  tDar  don  biefem  mit  ben  ©raffd^ften  $orf 
R  (Englanb  unb  ^oitou  in  gfranfreid^  belehnt 
Dorben.  Sr  »ar  in  mel^rfad^r  ^infid^t  feinem 
D^m  äl^nltd^.  99eim  ))öpftlid^en  Stuhle  ftanb 
eine  Sfamilie  in  SBertl^fd^ä^ung,  tteil  in  bem  t)on 
^cbrid^  Sorbaroffa  l^erDorgerufenen  @d^i8ma 
Dtto'S  Sater  ^nrid^  unb  fein  Ol^eim  Stid^orb 
reu  auf  Seiten  oeS  red^tmö^igen  ^apfteS  geblieben 
Doren.  SBeil  nun  Otto  ftd^  an  (Snglonb  anlel^nte, 
dfio%  ^(ilipp  ein  Sünbni^  mit  gfranfreid^ ;  aud^ 
^atte  er  Ottofar  t)on  Söl^men  auf  feiner  @eite. 
Bcibcffdnige  ttxmbten  ftd^  um  Slnerfennung  il^rer 
EBol^I  an  $a})ft  Snnoceng  ni.  9ber  beDor  oon 
rtcfcm  eine  Sntniort  fam,  ya  »al^rfd^einlid^  bet)or 
>ie  beittfd^  99oten  in  Stom  eingetroffen  »aren, 
nad^  (im  September  1198)  ber  Sürgerfrieg  auS. 
114  ber  ^ßapfl  (ierDon  ffunbe  erhielt  erlief  er 
inStunbf^reiben  an  bie  geiftlid^en  unb  »eltlid^en 
Sfürften  2)eutf4Ianb§,  in  meld^em  er  fein  99ebauem 
utfifprod^,  ba^  fie  }miefpaltig  gemöl^It;  baS  muffe 
)em  Steid^  unb  ber  JKrd^e  Schaben  bringen.  Sr 
iK^nte  fie  emftlid^,  fid(|  gu  einigen,  unbrigenfaHs 
inerbe  er  felbfi  einfd^reiten  unb  benjenigen  aner« 
(hmen,  für  meld^  bie  größere  Salfl  ber  Snl^önger 
loib bie grö^erenlBerbienftefprö^en.  tnisbiel^o^en- 
Ntpf4  gefinnten  gfürften  auf  einer  !Berfamm> 
[sng  am  28.  SRai  1199  (nad^  SSinfelmonn  1200) 
in  gereigtem  Xone  fd^riftlid^  bagegen  proteftirten, 
)o|  ber  $opft  fid^  in  bie  Stei^Sangelegenl^eiten 
nifd^,  entgegnete  biefer  in  rul^iger  SBeife,  ba^ 
a  ttid^  in  bie  %ed^te  beS  9teid^e3  eingreifen  »olle, 
boi  i^m  aber  bie  ißerleil^ung  ber  ffaiferfrone  gu- 
jle^.  (Sx  merbe  benjenigen,  »eld^en  er  ald  re^t- 
mfi^ig  emnil^It  unb  gefe^lid^  gefrönt  erad^te,  gum 
Empfang  ber  ffaiferfrone  na(|  9tom  berufen.  2ht 
einer  oudfu^rlic^n  Deliberatio  super  facto  im- 
perii  de  tribns  electis  (gfriebrid^,  ^l^ilipp  unb 
Otto),  XDtld^t  an  ben  Srgbifd^of  ffonrab  oon 
Diaing  gerid^tet  ift,  fommt  er  gu  bem  Sd^Iuffe, 
bo^  er  loeber  für  ^riebrid^  nod^  für  $l^ilipp  ftd^ 
nt^j^ben  fönne,  ba^  e§  aber  „erlaubt,  gegtemenb 
mb  millid^"  fei,  bem  SSBelfen  bie  ®unft  beS  apo- 
iolif^rn  Stu^IeS  gugumenben  (Bullarinm  Bo- 
nannm,  Aug.  Taorin.  1858,  lU,  168  sqq.; 
DMl^  f)efele,  6onciI.-®efd^.  V,  2.  5IufI.,  780  ff., 
Defdber  bie  grogentl^eitö  nid^t  mit  S)atum  oerfel^e- 
Kn  Sii^ftftüdfe  ffjs>a%  anberS  orbnet  als  SSinfel- 
Borni  [f.  u.]  1, 164).  ©er  gfriebenSüermittler,  6rg« 
ifd^  Ponrab,  ftarb  auf  ber  Steife  am  20.  Octo> 
er  1200;  nun  fünbigte  ber  $apft  ben  ^furften 
1^  bo|  er  ben  Sarbinalbifd^of  @uibo  oon  $rö- 
eße  nod^  S)eutfd^Ianb  fd^idfen  merbe,  oerlie^  ober 


gngleid^  feinen  biSl^erigen  t)ermittelnben  Staub* 
punft  unb  erfannte  burd^  99ret)e  t)om  1.  9Rftrg 
1201  Otto  ald  ffdnig  an  (BuUar.  1.  c.  176  sqq.). 
92ad^bem  Otto  am  8.  3uni  gu  9ieu|  eine  bereits 
bei  feiner  Jhönung  gegebene  (Srflörung  (Mon. 
Oerm.  bist.  Legg.  U,  205  sq.)  mieberl^olt  l^atte, 
ba^  er  bie  ffirc^e  in  il^ren  Sted^ten  fd^i^en  unb 
il^r  bie  miberred^tlid^  endogenen  Seft^ungen  (baS 
(iiaxd^ai  9iat)enna,  bie  ^ßentapolis,  bie  9Rarf  9n> 
cona,  baS  ^ergogtl^um  Spoleto,  bie  ®äter  ber 
©röftn  SRatl^ilbe  2c)  loieber  berfd^affen  loolle, 
prociamirte  ber  Segat  am  3.  3uli  gu  fföln  baS 
^InerfennungSbreoe.  Otto  nannte  ftd^  t)on  ba  an 
in  einigen  Briefen  „t)on  ® otteS  unb  S^ner  ®nabe 
rdmifd^  ffönig''.  9m  8.  September  1201  aber 
l^ielt  ^j^ilipp  gu  Bamberg  einen  9teid^8tag,  unb 
feine  gäl^Ireid^en  9Inl^önger  t)ereinbarten  fid^  über 
eine  ^roteftation  an  ben  $apft  megen  ber  (Sin* 
mifd^ung  bed  Segaten  in  bie  SBal^I  beS  römifd^en 
ffönigS;  aud^  eine  (Srflftrung  il^rer  Snl^ftnglid^- 
feit  an  ^l^ilipp  fanbten  fie  t)on  ^lle  aud  9n- 
fangg  1202.  IJ^noceng  antmortete,  ba|  bie 
Surften  in  ber  SSBal^I  beS  beutfd^en  ffdnigS  t)önig 
frei  feien,  ba^  aber  ba§  Sted^t,  in  bem  beut- 
f d^en  ff önig  gugleid^  ben  fünftigen  ffaifer  gu  tt)dl^> 
len,  burd^  ben  l^eüigen  Stul^I  an  fie  gefommen 
fei;  le^terem  ftel^e  bal^er  bie  9efugni|  gu,  belaufe 
ber  IBerleil^ung  ber  ffaif erfrone  bie  gemftl^Ite  $erf on 
gu  prüfen  (Begistnun  de  neg.  imp.  [f.  u.]  n.  62 ; 
btefe  ßrflörung  ging  alS  bie  Decretale  Yenera- 
bilem  in  ba§  Corp.  jur.  can.  über  [c.  34  X 1, 6J. 
IBgl.  aud^  ^ergenrötl^er,  ffatl^olifd^e  ffird^e  unb 
d^riftlid^er  &aai,  2.  9ufl.,  gfreiburg  1876, 
266  ff.).  3ejt  fKeg  Otto'8  Stern ;  ber  Segat 
fprod^  gu  SoroeQ  ben  99ann  über  ^l^ilipp  auS ; 
mel^rere  99ifd^5fe  unb  t^fürften  traten  Don  $]^i- 
lipp  gu  Otto  über.  S)er  Sb^menfönig  Ottofar 
mad^te  mit  Ungarn  unb  Xatoren  in  Otto'8  Snter- 
effe  einen  SinfaD  in  ^l^üringen  unb  »urbe  ba» 
für  auf  bem  C^oftag  gu  9Rerfeburg  am  25.  ^uguft 
1203  afö  ffönig  gefrönt  unb  Don  bem  Segaten 
gefaßt,  ^ud^  ben  S)önenfönig  SBalbemar  ü.  ge> 
»ann  Otto,  inbem  er  il^m  feine  92id^te,  beS  ^alg- 
graf en  ^einridl^  Xod^ter,  t)erIobte.  Sber  er  fd^abete 
ftd^  felbft  burd^  fein  ^od^fal^renbeS  abfto^enbeS 
Senel^men,  obfc^on  ber  $o4)ft  bem  ^uSbrud  feiner 
i^freube  über  Otto'S  SiegeSberid^te  bie  SRal^nung 
beigefügt  l^atte  (d.  d.  Anagni,  16.  Dec.  1203), 
er  möge  aDe  Sorgfalt  anuenben,  bie  bereits  an- 
l^önglid^en  t^fürften  bei  gutem  SSiQen  gu  erl^olten 
unb  nod^  anbere  gu  geminnen  (Potthast,  Reg. 
Pontific.  I,  179,  n.  2058).  Salb  fiel  ein 
^nl^önger  um  ben  anbem  Don  Otto  ah,  1204 
fogor  fein  eigener  93rubcr  ^falggraf  §einrid^. 
®er  fianbgraf  ^ermann  üon  Sl^üringen  tturbe 
t)on  ^l^ilipp  gefd^Iagen  unb  ging  fogleid^  gu  il^m 
über,  balb  oud^  Ottofar  t)on  Söl^men.  Selbfl 
ber  6rgbifd^of  ?lboIf  öon  fföln  unb  ^txiOQ  SQnti' 
rid^  öon  Srabont  leifteten  ^Ifeilipp  am  11.  5Ro- 
bember  1204  gu  Sobleng  ben  ßib  berXreue,  unb 
9boIf  frönte  il^  am  6.  Sanuar  1205  gu  Sad^en 


1171 


Otto  IV. 


1172 


noii^mQlS  }um  ffönig,  »orauf  er  t)om  $cq)fte 
wegen  (Sibbruii^S  feines  SBiStl^umS  entfe^t  tourbe. 
SaSä^renb  Otto  förmlid^  puc^tortig  {^pvl  1207) 
md^  ßnglanb  ging,  um  t)on  feinem  O^eim,  bei 
nunmel^r  ffönig  geworben  war,  neue  Unterftt^ung 
5u  erbitten,  blieb  auf  feiner  Seite  fein  einziger 
einflu|reid^r  gürj}  unb  feine  bebeutenbe  Stobt. 
92ur  Sraunfd^meig  »urbe  mit  ^ilfe  bänifd^er 
Gruppen  gehalten.  ^^Jüpp  ober  l^tte  f (i^on  mel^r- 
fad^  Unterl^onblungen  mit  ännoceng  gepflogen 
unb  tl^m  (Srflörungen  feined  frül^em  Serl^altenS 
unb  meitgel^enbe  SSerfpred^ungen  (Mon.  G^nn. 
hist.  Legg.  U,  208  sq.)  gegeben.  Sie  Sarbinol- 
legaten  ^ugolin  unb  fieo,  melt^e  nod^  S^eutfd^Ionb 
gefanbt  maren,  um  einen  Jheus^ug  }u  orgonifiren, 
tarnen  im  3uli  1207  an  ^^ilippd  C)ofIaaer  na^ 
Speier.  SBöl^renb  Otto  alle  t)on  ^^iltpp  ge- 
malten Snerbietungen  f  4roff  gurfidmied,  nö^erten 
ftd^  bie  gfriebenSunterl^nblungen  mit  bem  ^opfte, 
meld^er  ben  X^atfad^en  Sted^nung  tragen  mu|te, 
i^rem  9bf d^lu^.  Sie  Sarbinanegaten  löften  $l^i- 
lipp  Anfang  9uguft  }u  SBormS  Dom  93anne.  2)er 
^ft  gratulirte  i^m  am  1.  9!ot)ember  1207  }u 
feiner  SoSfpred^ung  unb  Derfprad^,  ba|  er  für  il^n, 
ben  er  aber  immer  als  C^ergog  titulirte,  aDeS  tl^un 
moHe,  maS  Dor  ®ott  erlaubt  fei.  ©leid^jeitig  griff 
er  im  ßinflang  mit  ^l^ilipp  }u  bem  ^lane,  ben 
Streit  burd^  SeüoIImöd^tigte  beiber  Parteien  in 
9lom  }um  ^uStrag  ^u  bringen.  Siefe  SBerl^anb- 
lungen  begannen  mol^I  im  gebruar  1208.  Sber 
ba  ber  auf  SSeranlaffung  beS  ^apfteS  gefd^Ioffene 
einiö^rige  SBaffenftiUftanb  abgelaufen  mar,  fo 
rüfteten  beibe  Parteien,  möl^renb  bie  SSerl^anb" 
langen  noc^  fd^mebten.  Otto  betrieb  feine  Stü- 
ftungen  mit  englifd^en  ^ilfSgelbem  unb  baute  auf 
ben  S3eiftanb  beS  ffönigS  Don  Sänemarf.  ^l^ilipp 
begab  ftd^  nad^  Bamberg,  um  bie  3u}üge  auS 
Sübbeutfd^Ianb  ^ufammeln;  er  ftanb  am  ißorabenb 
beS  Sieges,  Seutfd^Ianb  am  SSorabenb  beS  erfel^n* 
ten  S^riebenS.  3lm  21.  3uni  1208  ^atte  er  ber 
SSermä^Iung  feiner  9lid^te  99eatrij  mit  bem  §er« 
50g  Don  SOteran  beigemol^nt;  am  92ad^mittag  beS> 
felben  XageS  mürbe  er  Dom  ^falggrafen  Otto 
Don  SßittelSbad^  auS  ^rioatrad^e  ermorbet,  erfl 
32  Sa^re  alt  (SBinfelmann  1 ,  586  ff.).  9lun 
na^m  aUeS  eine  unermartete  SSenbung.  ^l^ilippS 
^eer  ging  auSeinanber;  Staub  unb  ^lunberung 
beunrul^igte  baS  Sanb.  Otto  f e^te  feine  Lüftungen 
fort,  um  bie  biSl^erigen  ^nl^önger  $^UippS  gur 
^nerfennung  gu  gmingen ;  bief e  aber  maren  f elbft 
beS  SürgerfriegeS  mübe.  3uerft  nöl^erte  ftd^  6r}- 
bifd^of  ^Ibred^t  Don  SRagbeburg ;  Don  aDen  Seiten 
fomen  99oten  nad^  99raunfd^meig.  Sluf  einem 
gfürftentage  om  25.  3uU  1208  ju  §oIberftabt 
unb  am  22.  September  p  Slmftabt  mürbe  Otto 
Don  ben  Surften  Don  Sad^fen  unb  Xl^üringen 
anerfannt;  am  11. 5RoDember  fanb  in  granffurt 
ein  großer  Steid^Stag  \tatl  bei  meld^em  er  nod^> 
mals  unb  jmor  einftimmig  gemäl^It  mürbe  (SBin- 
feimann  H,  480).  9lud^  bie  SReid^sneinobien 
lüurben  il^m  auSgel^önbigt.   Otto  Derbängte  bit 


Steid^c^t  über  ben  ffönigSmdrber,  meld^  Mb 
barauf  burd^  bie  ^anb  beS  ^einrtd^  Don  Aoliiu 
tin  ($^UippS  frühem  aRarfdM!«)  fei.  SBU  rii^ 
tig  übrigens  ber  $apft  Otto'S  (S^xcOttt  im» 
tl^eilte,  ge^t  auS  ben  URal^nungen  ^or,  «dt 
meldten  er  (Anfang  1209)  Otto'S  Serid^  nier 
feine  Srfolge  beantwortete:  „Sntl^altefDt^  INr 
9iebe  unb  gemalttl^ttger  SBerfe ;  bleibe  Ser^ 
d^ungen  treu,  bilbe  2)id^  l^eran  5UI  Sitte  nÄ 
SBürbe  eines  ff önigS,  l^üte  Sein  Seben,  lege  bol 
gleid^giltige  SBefen  ab,  bet^ötige  in  altei  Steg» 
äBad^famfeit  unb  Sorgfamfeit."  9uf  einem  newi 
»dc^tag  }u  Sßürgburg  (24.  aRai  1209)  DcrM 
er  ftd^,  ber  9Ral^nung  beS  ^apfleS  entfpredjmb, 
meld^er  betrep  ber  Siermonbtfd^aft  StSpeü  n» 
tl^eilt  l^atte,  mit  ber  elßö^rigen  Sieatris,  ber  Xo^* 
ter  beS  ermorbeten  $^ilipp,  moburd^  bie  ^ax^ 
Partei  enger  an  il^n  gefeffelt  merben  f oQte.  9td^ 
bem  Otto  burd^  eine  Urfunbe  (d.  d.  Speiet  ba 
22.  a)lör)),  meldte  ben  Segaten  überreizt  nmriie, 
feine  gu  92eu^  für  bie  ftir^e  gegebenen  Serf|m* 
d^ungen  erneuert  ^atte,  brad^  er  am  25.  Sufi  mr 
Augsburg  auS  }um  Stdmerpge  auf,  ^  mdc- 
l^inbert  burd^  bie  Sombarbei,  traf  am  27.  Stp* 
tember  }u  Siiterbo  mit  bem  ^ßopfte  }u  fyxßSfa 
Segrügung  gufammen  unb  mürbe  am  4.  Octoier 
1209,nad^äBieber]^oIung  beSüblid^Sid^ec^ 
eibeS  megen  ffommen,  SSSeilen  utd>  (Selben  k  bk 
Stabt  unb  aus  berfelben,  gefrönt  Son  {encn 
Sugenblidf  an  mar  Otto'S  meitereS  tfym  ein  ie* 
ftönbiger  Sibbrud^.  Sunöd^ft  blieb  er  mit  febm 
6000  aJlann  aä^lenben  ©efolae  meit  I&nger  oH 
notl^menbig  auf  römifd^em  Gebiete  mib  fielüe 
ungemeffene  tjforberungen  betreffs  beS  fodemm, 
beS  Unterl^alteS  feines  ^eereS,  meld^  ber  $(# 
5U  leiften  übernommen  i^attt,  fa  er  lie^  ftd^  fogor 
Dom  römifd^en  Stabtpröfecten  l^ulbigen.  9u4 
befe^te  er  bie  9)latbilbifd^en  ®ebiete  unb  anbm 
ffir^engüter,  auf  meldte  er  not^  Dor  fturgem  eiUiit 
Dergid^tet  l^atte,  unb  belehnte  mit  benfelben  feine 
gfreunbe.  IBergebenS  mahnte  unb  mamte  Snno- 
ceng ;  Otto  erflörte,  er  l^abe  nid^tS  getban,  m 
baS  geiftlid^e  Sd^mert  l^erauSjuforbem;  ober  nier 
aSBeltlid^eS  l^abe  er  DoUe  ©emalt,  unb  baruber  ^t 
bem  ^opft  feine  ßntfd^ibung  gu.  9ber  nic^Ho^ 
am  JKrd^engut  Dergriff  er  ftd^,  fonbem  er  fielo»! 
in  Slpulien  ein,  meld^eS  t^riebrid^  Dom  $opp  )i 
Selben  trug,  unb  ging  offen  mit  bem  $Imte  rm, 
aud^  Sicilien  an  fn^  5U  reiben.  Sie  Sbmol^romgm 
ber  beutfd^en  t^ürften,  namentlid^  beS  $atriar^ 
SSolfger  Don  ^quileja,  mad^ten  auf  Otto  feines 
ßinbrudf.  Saber  fprad^  Snnocen)  am  18.9lO' 
Dember  1210  über  Otto  ben  93ann  auS  unb  tec* 
fünbigte  i^n  nod^mals  öffentlid^  am  (Srünbonned" 
tag,  ben  31.  SRör}  1211,  ^meil  er  beS  Snmcft 
feiner  ^bnen  entartet  fei,  meil  er  gegebene  Srcne 
gebrod^en,  meil  er  SSiterbo  unb  anbere  Stftbte,  6e* 
fd^enfe  feiner  SBorfabren  an  ben  ffi.  ißetruS,  anfi^ 
geriffen  f)QU,  meil  er  gegen  i^riebridb  unb  SicUien 
rufte."  Suflicid^  ftellte  er  feinen  jemeiRgen  91uf« 
entbaltSort  unter  baS  unterbiet  (Dgl.  Hardnin  Vt 


173 


Otto  IV. 


1174 


,  1999).  Otto  fe|te  feinen  Siegeslauf  unbe« 
immert  fort  unb  toot  im  October  bis  }ur  SReer* 
tgt  tKocgcbrungm.  2)q  lom  ouS  S^eutfd^Ionb  bie 
tod^rid^  bo^  auf  bie  ffunbe  t)on  bet  ))ä))ftU(i^en 
l^mmtmication  Diele  gfürflen  t)on  i^m  abge« 
iQcn  tDoren.  Sein  l^od^fol^renbeS  äBefen,  feine 
Kibfud^t  l^otten  ol^nebieS  SSiele  oerle^t;  nid^t 
Bcntgc  faben  in  ^rtebrid^  immer  nod^  ben  einjig 
erc^tigten  A5nig.  9uf  einem  SteitbStage  }u 
htrnberg  im  September  1211  tourbe  ber  ^bfaU 
dgcmein:  Otto  lourbe  ber  ftrone  für  tierluftig 
Hart  uno  }U>ei  f^tDObifd^e  Siitter  mit  Einträgen 
n  Sfcitbri^  nad^  Sicilien  gefanbt  ^einrid^  t)on 
teuffen  blieb  in  ber  fiombarbei,  um  bort  für 
iri^riil^  Su  ttirfen;  Snfelm  Don  äuftingen  begab 
d^  übet  Siom^  mo  er  nad^  langen  Verätzungen 
ie  Sufiimmung  beS  $apfteS  erl^ielt,  na^  $a- 
»nno.  Otto  fa^  ein,  ba|  bie  Sntfd^eibung  nun 
ti^t  me^  in  Sicüien  lag.  £r  brad^  Anfang 
toocmber  1211  auf  unb  eitte  bem  92orben  gu; 
atf  einem  im  Januar  1212  gu  Sobi  gehaltenen 
trid^tag  fprad^  er  bie  Sld^t  über  eine  Stetige  gl^i- 
cflinifd^  geftnnter  gfürfien  auS.  911S  er  bann  in 
Dentfd^Ianb  anlangte,  manbten  fit^  i^m  mieber 
lunul^Sfurfi^  Su,  unb  er  l^ielt  am  18.  IDlör)  einen 
)oftafi  in  gfranffurt,  mo  }n)ar  jiemlid^  Diele  n)elt> 
i^c  Sfwrß^'  0^^  n>enige  Stfd^öfe  erfd^ienen. 
Ixf  einem  meitem  Steid^Stage  ju  9lümberg  am 
.8.  9Rai  fpra^  er  bie  Steid^Sad^t  über  ben  fianb> 
[rafcn  bon  2:]Züringen  aus,  entfette  Ottofar  Don 
S^men  feines  Zitrones  unb  begann  fofort  ben 
Irieg  gegen  ben  Sanbgrafen  unb  ben  Srjbifd^of 
lon  Stad^burg.  Um  bie  ^n^änger  beS  ftaufifd^en 
)aufeS  feftaul^folten,  fd^lo^  er  am  22.  3uli  (fo 
nd^  SBinlelmann  U,  308.  505 ;  nad^  früherer 
Inna^me  [Böhmer,  Reg.  imp.  inde  ab  a.  1198 
laque  ad  1254,  Stuttgart.  1849, 60;  Dgl.  bagu 
kie  9{euauSgabe  ber  Begesta  V,  1,  l^erauSgeg. 
mtgrider,  SnnSbrud  1881 ,  140]  am  7.  ^u- 
|t$)  )u  9torb]^ujen  bie  ßl^  mit  ber  iugenb- 
i^en  Seatri^.  ^ber  fd^on  am  11.  ^uguft  ftarb 
liefen^  eines  plö^lid^  XobeS,  ber  Sage  nad^ 
)ci^ftet  Don  einer  auS  Stalten  mitgebrad^ten  @e- 
iebtcn  beS  ffaiferS.  SereitS  in  ber  folgenben 
Rod^t  Derlie^n  bie  Sapem  unb  bie  Sd^uaben 
3tto'S  $Ker.  Snsioifd^en  mar  aut^  gfriebhd^  über 
)ie  Slpen  gelommen  unb  feine  ^ad^t  mud^S. 
Bil^  in  93ofel  fammelten  ftd^  (Snbe  September) 
riek  grürften  um  i^n.  ^m  30.  9loDember  l^ielt  er 
aOlain)  einen  Dorbereitenben  f^oftag ;  am  5.  S)e« 
imber  mürbe  er  in  gfranffurt  als  jlönig  gemöl^lt 
nd)  am  9.  ^December  ju  9){aing  proDiforifd^  ge- 
eint. Otto  mar  immer  )u  fpät  gefommen,  i^n 
Qjhu^ten;  er  beft^rönfte  ftd^  alfo  auf  bie  SSer* 
pipmg  ber  (gebiete  feiner  ®egner.  ^uf  bem 
lo|cn  gfurfientag  }u  Sger  am  12.  3uU  1213 
ib  Sfnebrid^  in  einer  golbenen  Sülle  bem  Zapfte 
De  nrnnff^Smertl^en  3uft(Zerungen  betreffs  ber 
fiet^  ber  JKrd^e  unb  ber  SSieber^erftellung 
rt  Pird^ftaateS  in  feinem  frül^em  Umfang 
klon.  Germ.  bist.  Legg.  II,  224  sq.,  Dgl.  Thei- 


ner,  Cod.  dipl.  dorn.  temp.  S.  Sedis  I,  Born. 
1861,  182  sq.);  in  einer  }meiten  Urfunbe  Don 
bemfelben  Xage  erfannte  er  bie  Oberlel^Sl^err- 
lid^feit  beS  ^fteS  über  Sicttien  (Theiner  1.  c. 
183  sq.)  an.  ßS  finb  fafi  mörtlid^  biefelben  Ser- 
fpred^ungen^  mie  fte  Otto  gu  9{euB  (1201)  unb 
5U  Speier  (1209)  gegeben  l^atte.  Se^terer  fud(|te 
nun  bie  entfd^eibung  beS  Zl^ronftreiteS  nid^t 
mel^r  in  2)eutfd^lanb,  fonbem  in  bem  ffriege  gmi- 
fd^en  ßnglanb  unb  gfranfreid^,  Don  meldten  ieneS 
mit  i^m,  biefeS  mit  jgfriebrid^  Derbünbet  ttxir. 
Sr  mar  überbieS  in  ein  Sünbni^  mit  bem  ^er- 
50g  ^einrid^  Don  SBrabant,  bem  Sd^miegerfo^n 
beS  frangöfifd^en  ffdnigS,  getreten  unb  l^tte  fi(^ 
am  19.  9Rai  1214  }u  9RaaStrid^t  mit  beffen 
Xod^ter  SRaria,  mit  meld^er  er  fd^on  im  3. 1200 
Derlobt  gemefen  mar,  Dermöl^lt.  (SS  mirb  aber 
berid^tet,  ba|  lein  Sifd^of  unb  lein  ^riefter  gemagt 
l^abe,  megen  beS  auf  i^m  laftenben  SanneS  bie 
Sl^e  einjufegnen.  2)ie  Sntfd^eibung  beS  AriegeS 
lam  burd^  bie  Sd^lad^t  bei  99ouDineS  am  27. 3uli, 
in  meld^er  bie  englifd^e  ^rtei  eine  entfd^iebene 
92ieberlage  erlitt.  Otto  ^ielt  fid^  mit  bem  Zentrum 
beS  ^eereS  am  löngften,  ftürgte  aber  mit  bem  $f  erbe 
unb  mürbe  nur  burd^  bie  Aufopferung  beS  93em- 
l^arb  Don  ^orfimar  gerettet.  S)amit  mar  feine 
Stolle  auSgefpielt.  ffönig  äBalbemar  Don  SXtne- 
marf,  ber  fid^  biSl^er  neutral  gel^alten,  erfannte 
nun  ebenfalls  griebrid^  an.  S)er  ffaifer  meilte 
nod^  längere  3^it  in  ff  J^ln.  Aber  ba  megen  ber 
auf  il^m  laftenben  S^communication  über  ber 
Stabt  baS  Snterbict  f d^mebte,  mürben  bie  Sürger 
balb  i^reS  ®afteS  mübe,  erliefen  i^m  feine  Sd^ul- 
ben,  ja  boten  il^m  nod^  ®elb,  bamit  er  ftd^  ent- 
ferne. 3n  förmlid^er  t^d^t  begab  er  fid^  um 
Oftem  nad^  Sraunfd^meig.  S3on  bort  auS  mad^te 
er  im  Sommer  1217  nod^  einmal  einen  Angriff 
auf  ben  Srgbifd^of  Don  SDtagbeburg,  im  fjfrül^ial^r 
1218  einen  fold^en  auf  ben  @rafen  Don  Anbalt. 
Am  19.  9Dlai  b.  3.  aber  ftarb  er  auf  ber  ^arg= 
bürg,  ol^ne  einen  @rben  ju  l^interlaffen.  2)er 
$ropft  ber  Siftercienferinnen  Don  St.  Surd^arb 
AU  ^alberftabt  reid^te  i^m  bie  l^eiligen  Sterb* 
facramente,  nad^bemOtto  Dor3eugenbefd^moren, 
bog  er  bem  Zapfte  ©e^orfam  leiflen  motte.  Aud^ 
Sifd^of  Siegfrieb  Don  ^g^ilbeSl^eim  fam  nod^  an 
fein  Sterbebett. » 3n  feinem  Xeftamente  ^atte  er 
feinem  S3ruber  ^einrid^  bie  Auslieferung  ber 
Steid^Sfleinobien  an  ffönig  griebrid^  auferlegt. 
Seine  ®rabftätte  fanb  er  in  ber  St.  91afiu8fir||e 
5u  Sraunfd^metg,  mo  aud^  feine  erfte  @emablin 
©eatris  Don  Sd^maben  rul^t.  (95gl.  Epist.  Inno- 
centii  III.  Romani  Pontificis  ed.  Baluzius, 
Paris.  1682,  2  voll.  [S)ic  mid^tigften  Urtunbcn 
im  Registrum  Innoc.  III.  super  negotio  Ro- 
mani imperii.  bei  Baluz.  I.  c.  I,  687 — 764, 
unbbciMigne,  PP.  lat.CCXVI,  995  sqq.];  Abel, 
ftönig  ^^üipp  ber  C)o^cnftaufe,  »erlin  1852 ; 
©erfelbe,  ftai jer  Otto  IV.  unb  ftönig  griebrid^  H., 
»erlin  1856;  Sangerfclbt,  ftaifer  Otto  IV.,  öan- 
noDer  1872 ;  SBinfelmann,  Wipp  Don  S<9ma- 


1175  Otto,  !8i(d6o(  oon  fflugSttttfl  —  Otto,  bei  %t  117S 

ben  unb  Otto  IV.  bon  Sßraitnl^aeig,  Sei)))ig  einen  ntucnCbti^tttmjutibitteti,  Otto  iA[a1^ 

1873—1878,  2  9be.  SSeittte  Siteratur  auä)  im  DDr^eHtc,  glaubte  bitfei  na^  anfüngni!^  tkf 

%rL  SnnDcenj  III.)  [ÜBebtr.]  gtnmg  ^leitn  btn  SBillen  @Dttt9  «ttnun  ji 

#Öo,  £Bifil|of  oonSIuglbuio,  f.3:nii^fe6.  Men.   ^ti  er  gab  ftd)  ftibß  baS  Serlpn^B. 

^h»,  bei  ^I.,  99ifd|of  Don^ambtig  oaS  !Bi8tf|um  nt^t  gu  bellten,  uxmt  cS  i^  ni^ 

(1102—1139)  unb  aipoftel  btt  Sßommern,  naä)  ben  93orjc^ften  bee  canonif^en  SRe^M 

galt  feit  bem  16.  Sabt^uitbttt ,  {et  tS  infolge  hurä)  ben  ^apft  ftRifl  ßbertiagen  taäAt.  Im 

einer  Semed^Slung  mit  Stfd^of  OHo  IL  (1177  Sorabenb  »on  max\&  Si^tmel,  btm  @oinlBg 

bis  1196),  fei  eB,  um  feinen  9tamen  mit  bem  ©esoaefimfi  1103,  hieltet,  geleitet  von  bca  8i> 

91imbuS   fio^ei  @eburt  ju  umgeben ,   als   ein  f^Bfen  fieiimann  »on  Süigfintig  unb  Sgin^ 

^pto^t  ber  ^Familie  ?lnbe((|S-!nieran.   ?Iarf|  ben  ton  aBuqburg,  feinen  ginjug  in  Sombctg,  \k 

^orft^ungen  OelterieidfeiS  (S)ie  geöffneten  ^i'  I(j|te  @tunbe  SffiegeS  I>atfu|  bur^  €><^  ab 

$ü)efutbit@ef4be§Aanigield^!8cigeni,I.3a^r'  CiB  toanbetnb.    S^^^f^i^  ^*9t*  (^  bann  bn 

gong,  Bamberg  1821—1822,  9—10.  §eft.  $opfl ^af^alifi n.  fein  ganjeS bifil^crigeS IfaiW 

154  ff.)  ent^mmtc  ei  bielmc^i  bei  teicgsfrei^eri'  Ii(f|eS  Stben,  feine  Snicmning  unb  fcinfl^l^ 

liefen  ^milie  Don  URiflelbocb ;  betr  @ig  biefcr  gegebene«  Seiftirttj^  bai,  tdOiouf   ba  $41 

Samilie  ttor  (naÄ|  ©eefrteb,  ^t\lac\t  }uc  ?lufi§=  ^bä^  eifreut  i^  gu  fi<5  einlub.  Siie  Seife  m^ 

butgtt^ofljeitung  1880,  911.85— 88  unb  1888,  3)om  Dcrfd|ob  ^ä)  inbeg  meßten  3a^   in 

9h.  7—12)  bae  heutige  ^fd^ielba^  bei  $Iein-  31.  3)ecemb(i  1105  entfagtc  ^tinrii^  IT.  ic 

felb  im  baqrifi^en  jheie  3)IitteIfTanfen.   Otto'e  tanntli^  btm  3:^rone,  unb  geinrie^  T.  ton^  <■ 

betbe  eitern  ftarben,  »d^ttnb  tr  no^  in  ben  ^ox-  5.  Sanuar  1106  ju  URoinj  alfi  ^nig  antdniL 

beititungBftubicn  ^nb.    Sein  älterer  EBntbei  2)ort  bef(^lDg  eint  ifütflentieifamDi&ing,  tiitfit 

gritbrict)  tonnte  ober  moQte  i^n  nii})t  auSgiebig  fanbift^aftan^af^aliSju  fenoen,  umbtngtiAai 

berufe  »eitertr  StnifSpubitn  unterpü^.  Otto  juifd^en  SReid^  unb  ffirc^e  mtebeiI|tijufldläL  Ji 

QKmberlt btfi^alb  nad| $oIen  auS,  mo  er  in  lui^ei  ber  ©efanbtf^nft  gel^Ürte  auc^  Otto,  unb  a 

3eit  bie  SonbeSfprai^e  lernte  unb  eine  @il|Ule  er*  $fing^tft,  bem  13.  3)tai,  ert|itlt  et  )u  Vnagii 

öffnttt,  meldte  bon  ben  Sühnen  bomtl^mtr  ^a-  Dom  ^öp^t  feibft  bie  Sonftaotion.  @t  KiA  liq 

milien  gerne  befuc^t  nurbt.  SBü^rtnb  tr  unter-  längert  S6t  am  pat)fllii$tn  ^ofe  unb  ni4*t|ae 

ri^tttt,  Qibtittte  tr  an  feiner  eigenen  SIuBbilbung  3tbtiftl  ^ntbeit  an  ben  Stti^onbluiwcn  SBttMe 

neitet  unb  nuibt  nntfi  einigen  ^iliren  ^rie^er.  beutfd^e  ^rage,  meli^  ber  fiilp^ii^  sigi^SifM 

Si  gtnann  cnii)  baS  Sßtrtrauen  beS  ^erjogS  @ebbarb  eon  fton^ang  bort  fü^t.   St^OMl 

ÜffilabiSlanj  ^ermann  unb  toaib  fogar  on  bei  3<inuarll07  b>'lt  er,  nun  oie  miitli^Sifi^ 

©pijje  einer  anje^nlit^cn  ©efanbtfdiQft  für  ben  feinen  jloeiten  Sinäng  in  Sambtig.   9Jon  fenti 

Derraitticeten  ^erjog  um  bit  ^anb  Sopbi'n^  (""i^  Slugenblid  an  führte  er  ein  Seben  afioftoÜf^Kß» 

Subita  genannt),  ber  ©d^tDt^erAaijerbeinri^e  IV.  jni^^eit,  ia?IrmutinjTleibungunb91ii^iuiig:«4' 

^it  Unter^anblungtn  fü^itt  er  ju  beibtrfeitiger  feltni  geigelte  er  ftt^  ober  Uelfi^ bon feinfli9flK> 

Sufriebtn^eit  ju  enbe.    3n  bei  tt^olgtjeit  Um  geiflüd^en  bi§  aufS  39Iut  gei^n.  aStetifmdH 

Otto,  nun  fjoftoplan,  no<i)  bfter  an  ben  loifei'  in  ftrenge  Sui^t  na^m.  fo  übte  ei  foU^  oiu^  Bf 

U(^en§of.  @erQbebamal9n)ar$einii(f|infd§tDit-  außen^in  mit  JTraft  unb  @rfoIg.  Sit  bitöii^ 

liger  Soge,  unb  ber  Soben  nanfle  i^m  unter  btn  ^mtsfü^ning  bor  feiner  ISonfeaation  ^otlt  erbqi 

Süfeen.  ©eine  beffere  Dlotur  eroac^le;  er  feinte  benu|t,  bie  ®troofintieiten.  ffled^le,  fle^cntoiiifr 

^äf,  mit  e8  fc^etnt,  nad&  einem  feffen,  B*ifWgen  niffe ,  Sinlünfte  unb  Ser&inbliii6feitni  btB  ^ 

^aü  unb  bat  begb<ilb  feine  @iI|Riener,  i^m  Otto,  flifteS  )u  erforfctien.  ®abei  ^tte  er  gtfunbtn,  i4 

ben  er  ^oc^f^ä^en  gelernt  !ialte,juübeilafftn.  Otto  ÜiieleS  in  Unorbnung  getommtn  toar.  Unter  fi^ 

folgte,  totnn  an(^  ungtm,  bem  Stuf  (um  1095),  nem  3}orfabren  Sifc^of  dhqiert  maren  oitltn  fl» 

ben  er  oIS  eint  i^ügung  @otlee  anfelien  burfte.  c^en  uon  gemaltt^ätigen  Slbeligen  il^  StifbDt|l' 

Einfangs  mar  er  ^o^aphn,  bom  i^tbruar  bie  güterentriffenmorbtn.  ^a3S)omc[ij)ittIf)ara|H 

Stcember  1102  ^ett^sranjter  (Stumpf,  3)ie  £t|'>I auf ©">' btr firc^enftinbli^fnStaaltaaA 

beutfd^en  gfeicbsCanilti  II,  SnnSbrud  1865,  209).  ^er  SIBtltcIerue  mar  in  aufitgung  unb  btowfUt 

3n  beiben  ©teDungen  Eonnlt  er  mam^tS  @ute  eine  unbotmäßige  Haltung.  3m  ffloftti  ^Rii^ifr 

ftifttn  unb  ben  ffaifer  Don  Dieltn  llcbergriffen  ju-  btrg  mar  alle  XiScipIin  btrfolltn.  3>il  ddiw 

lüdtialten.   3>Dif4enber  batte  tr  aut^  tine  Seit*  nigtn  Sa^rjefinten  gegrünbttt  ffloßtr  San)  Q-k 

long  bie  Oberauffti^t  beim  Speierer  Slombau;  9rt.)  btiite  Hi^  ftbon  mitbtiaufgtl5at  3BÄ^ 

naäj  Sttmling  (SleiSpeierer^om,  ÜÜlain}  1861,  aber  ganj  Sleutfiiblonb  Don  btn  ^ftigflen  (Nfr 

80)  trftreiltt  fu^  übrigens  feine  ©autbäligWt  nur  tifc&en  ffämpfen  jerriffen  mar  unb  0)^inib  A 

auf  bit  St.  ^frolopetle  am  ®nm.    3roei  IBiS-  ^erbDrragenbenSßerföntic^Ieittninbitftlbeii^lnd* 

ibümer,  9Iug8burg  unb  ^alberftabt,  bit  ^einri^  geriffen  mürben ,  festen  Otto  allein  Don  binfdlti 

tt|m  angeboten,  battt  ti  au3  @emiffenBbebenfen  unberübrt  gu  fein.  Slam  üugenblid  ftinti  fetnei' 

auSgeft^Iagen.  SIS  aber  bei  Aaifei  £ßiel^nad|ttn  nung  an  mar  er  ganj  SBifc^of  unb  nui  btf^ifttat 

1102  ber  tSamberger  Sieputation,  mtl^e  an  baS  mit  bem  @ebanlen  einer  aOgemtintn  Sefoim.  6 

c  nad^  aRÖing  gtlommen  moi,  um  fi^  nai  nid^t  blo|  ein  Wann  beS  SSiorteS,  bciail 


177 


Otto,  ber  ^I. 


1178 


ibuenbec  Serebfornleit  unb  unermüblid^em  Sifer 
tft  SDangcIhnn  prebigte,  fonbem  oud^  ein  SRonn 
Sftiger  Z^t  Sefot&erS  toor  er  bemüht,  ben 
adim  loieber  }u  berfd^fftn,  mag  i^nen  entriffen 
otbcn  uxir,  unb  bte|  gelang  il^m  burd^  feine  ff lug- 
it  unb  feinen  ))erf önlid^en  Sinflu^.  SDen  Firmen 
uxbe  er  Seiftonb,  ben  SEBittmen  unb  äBaifen 
•tä|e,  ollen,  bie  ol^e  Sd^u^  unb  ol^ne  ^ilfe 
dem,  €(l^fi|erunb  C)elfer.  2)ie2)omfd^uIe  brad^te 
nruber  )um  ®Ian}  ber  erften  ^(kriobe  (f.  SSBeber, 
At  geleierten  @d^ulen  im  ^od^ftift  Bamberg  t)on 
)07— 1808, 1,  ^Bamberg  1880, 10  ff.),  »urd^ 
ielbunterftü^ungen  ermöglid^te  er  aud^  bfirftigen 
unglingenboSStubium.  2)en  93amberger  2)om, 
X  unter  feinem  iBorgftnger  ausgebrannt  mar, 
dlte  er  in  alter  $rad^t  mieber  l^er.  3m  ffömtl^- 
nr  Xl^etl  beS  C)od^ftifted  fd^uf  Otto  1106  baS 
üfio^  Smolbflein  in  ein  Älofter  um.  2)ie  SoI> 
0iatfKft8fird^  }u  @t.  3afob  in  ^Bamberg  t)oII- 
ibete  er  unb  confecrirte  fie  am  25.  3ult  1109. 
)ie  Pir^e  beS  fflofterd  SRid^elSberg  flür}te  1117 
ifolge  eines  (ErbbebenS  ein;  Jhrd^e  unb  fflofter 
luben  neu  unb  größer  erbaut  unb  erflere  am 
.  €etrtember  1121  eingemetl^t  SSaufül^rer  mar 
in  StidjielSberger  Saienbruber  ^Ramend  9tid^oIf. 
Im  3.  1124  grünbete  ber  Sifd^of  in  Bamberg 
k  Gellm  8.  FidiB  (@t.  ®etreu)  fär  einige  99ene- 
idivermSnd^ ,  bie  ®ertruben!a|)ene  mit  einer 
^ilgeri^erberge,  baS  @t.  9egibienfpital  unb  unter» 
liBlf  biefe  brei  Stiftungen  bem  JHofter  SRid^elS- 
leco.  3m  3. 1119  grünbete  er  bad  SBenebictiner- 
Ioper9lid^Ifen>  unb  belebte  auf  S  92eue  baS  ftio« 
Ihr  ffieiffenol^.  3n  aDen  biefen  Stiften  führte 
Ec,  unterftfitt  t)on  bem  9tbt  SSBoIfram  t)om  lDli> 
4d8berg  vm  SEBignanb  t)on  ^l^ereS,  bie  9tegel 
ber  Airfd^er  Steform  nn.  3m  3.  1126  l^atte 
tar  ftrenge  Orben  t)on  Siteaus  auf  äBürgburger 
«cUet  baS  fflofler  ßbrad^  gegrünbet;  Otto  ftif- 
Mi  nad^  berfelben  9tege(  baS  fflofter  Sangl^eim. 
Uct  au4  ienfeitS  ber  ^renjen  feiner  2)iöcefe  fd^uf 
s  eine  Keilte  don  (löfterlid^en  ^nftalten,  beren 
3kKd!  95rberung  beS  fird^Itt^en  fiebenS  mar.  Suf 
boi  SBur^burger  (Sebiet  ftiftete  er  bie  S3enebictiner> 
fDfler  9uro  an  ber  @aale  (1108)  unb  SRönd^- 
(iba:^erren>9urad^  (um  1125)  unb  grünbete  }um 
IKdtenaRoIe  (um  1114)  baS  fflofter  Sana.  Suf 
konSoben  beS  SRegenSburger  @prengeI8  grün- 
de er  fed^  Senebictinerflöfter :  Prüfling  unb 
IbBeiSborf  1109,  SuSborf  1121,  Siburg  1125, 
IM  1127,  aRönd^münfter  1181,  unb  ein 
fUeiM,  aSinbberg,  1125  nad^  ber  Siegel  beS 
H  Jtorbert  3m99i§t^um  ^alberftabt  mürbe  un> 
ta  fernem  »eiratl^  1110  baS  Senebictinerflofter 
IkgenAorf  ober  SteinSborf  gegrünbet,  meld^eS 
«4  toiferlid^  Sd^enfung  1121  an  Samberg 
In:  imiü^fiatKfd^  grünbete  er  1132  baSSifter- 
taqSaflofier^Sbronn,  bei  bemffIofter9SBil}burg 
ta  €trital ;  im  ^ffauif  d^en  ba^  ^uguftiner>S]^or> 
oxfi^ft  Wberdbad^,  in  Oe[terreid^  bad  Senebic- 
■nJBofler  @t.  SnbreaS  ju  ®Ieinf  a.  b.  SnS 
1121).  93ei  ben  auf  äBürgburger  ©ebiet  gelege» 


neu  ff löftem  Stotl^,  fpöter  9Rdnd^röben  im  ffobur- 
gif  (^en  (öenebictiner,  1187),  SSe^era  bei  9Reiningen 
(^rämonftratenfer,  um  1185),  Wit^arbSlf^aufen 
ober  gifd^bad^  bei  ffaltennorbl^eim  (SBenebictiner). 
Südel^aufen  bei  Od^fenfurt  (^rämonftratenfer, 
1138)  mar  er  ÜRitbegrünber.  2)ie  JKrd^  beS 
bem  SiStl^um  Bamberg  einverleibten  Sofiegiat- 
ftifted  Ofterl^ofen  im  ^affauifd^n  meiste  er  1110 
ein  unb  übergab  baS  fflofter  1127  ben  $rftmon> 
firatenfem.  9)a8  fflofter  Zl^ered  im  SBürgburger 
Sprengel  ref  ormirte  er  unb  gab  i^m  aI8  9tbt  einen 
auSgejeid^neten  SRid^eföberger  9)Und^ ,  ben  f d^on 

Jenannten  äBignanb.  9u$  bie  ber  Samberger 
Hrd^e  unterfteüten  Senebictinerflöfter  ©engenbad^ 
unb  @d^uttem  in  ber  Siöcef e  Strasburg ,  Seg* 
gingen  im  9He|  (SlugSburger  SiStl^umS) ,  Stein 
bei  Sd^ffl^aufen  erfuhren  feine  liebevolle  gürforge. 
Srmögli^t  maren  biefe  Srünbungen  namentlid^ 
babur^,  bag  reid^e  Sfamilien  il^r  Sllmofen  in  feine 
^anb  nicberlegten.  99ef onberS  bie  ^er}oge  99oled> 
lam  t)on  $oIen,  äBratiSlam  von  $ommem,  SSBIa* 
biSlam  von  Söl^men ,  ff önig  SBela  n.  von  Un- 
garn aöl^len  gu  ben  freigebigen  ^örberem  feiner 
Stiftungen,  gfür  alle  b;efe  neu  gegrünbeten  ober 
refiaurirten  fflöfter,  im  ©anjen  80,  erl^ielt  Otto 
von  3nnocen}  II.  unterm  23.  3anuar  1139  bie 
Seflätigung ;  sugleid^  beftimmte  ber  ^apft,  ba^ 
bie  von  Otto  eingeführte  Orbnung  nie  geönbert 
merben  folle  (üssermann,  Episcopatus  Bamb., 
San  Blas.  1802,  Cod.  prob.  88  sq.).  Sugleid^ 
mar  Otto  aud^  ein  tüd^tiger  Steid^^  unb  SanbeS- 
fürft;  gum  Sd^u^  be§  ^odEiftifted  ermarb  ober 
erbaute  er  eine  Sfeil^e  von  99urgen  (t^ford^l^eim, 
^erSbrud!,  Sllbeminftein,  Stnln,  ffronad^  u.  a.). 
^13  Steid^Sfürft  nal^m  er  lebhaften  9nt|^eU  an  bem 
3uftanbe!ommen  be§  vorläufigen  gfriebenS  }mi- 
fd^en  ffaifer  unb  $apft  gu  Sßürgburg  (29.  Sep« 
tember  bis  6.0ctober  1121);  aud^  beim  9bf c^Iu^ 
beS  Sßormfer  SoncorbatS  (1122)  mar  Otto  per- 
fönlid^  tl^ötig.  Seinen  l^öd^ften  9hil^m  aber  er- 
marb er  als  ^poftel  ber  Sommern.  Sin  bort 
frül^er  Von  SoleSlam  S^robrp  von  $olen  unter  9i- 
fd^of  »einbert  (ca.  1000—1017)  gegrünbeteS  99i8- 
t^um  Solberg  l^atte  feinen  Seftanb  gel^abt ;  mit 
ber  polnif  d^en  Oberl^ol^eit  marf  en  bie  $ommem  baS 
Sl^riftentl^um  mieber  ah.  99oleSlam  IQ.  von  $o- 
len  eroberte  1121  bie  bebeutenbfte  Stabt,  Stettin, 
gmang  ben  C^ergog  2BratiSlam  }ur  9ner!ennung 
ber  polnifd^en  Oberl^ol^eit  unb  t^at  fofort  emft^ 
lid^e  Sd^ritte  }ur  Sl^riftianiftrung  beS  IBolfeS. 
SDie  polnifd^en  99ifd^5fe  }eigten  aber  nur  menig 
Sifer  für  biefe  junöd^ft  il^nen  obliegenbe  Slufgabe. 
Sin  fpamfd^er  9Rifflongbifd^of  Seml^arb,  meld^i 
mit  apoftolifd^er  Sinfad^l^eit  unb  Srmut  auftrat, 
mürbe  von  ben  üppigen  Sulinem  mit  ^o^n  ah' 
gemiefen,  meil  ber  ^en  ber  SSßelt,  ben  er  prebigen 
motte,  bod^  feinen  Settier  als  ®efanbten  l^be 
mähten  lönnen.  Sifd^of  Seml^arb  lebte  bamt 
!  einige  3eit  im  fflöfter  ÜRid^elSberg  gu  Samberg 
I  unb  berid^tete  bem  ^ifd^of  Otto  von  feinen  W,^ 
erfolgen.  9lun  manbte  ftd^  aud^  &er}og  fßoUSlm 


1179 


Otto,  her  51. 


uao 


an  Ctto ,  ben  er  old  polnifd^en  ^of faplan  fennen 
gelernt  ^atte.  Die  Sitte  fom  Otto'S  Saßunfd^  ent- 
gegen, unb  $a))ft  SaltstuS  n.  ernannte  il)n  5um 
Segoten.  ^uf  bem  Anfang  SRoi  1124  ^u  Bam- 
berg gel^Qltenen  Steid^tag  t^at  ber  S3ifd|of  feinen 
gntj^Iufe  funb;  er  rei§te  (ttaW^^^cinlid^)  am 
11.  Sltoi  ob,  unb  ^ttor  auf  bie  SOto^nung  ^em- 
l^arbS  l^tn  mit  bem  @Iang ,  ber  il^m  olS  Surften 
berffird^e  unb  be3  9ieid^  gebül^rte,  mit  yä^* 
reid^em  ®eleite  unb  mit  foftboren  ©efd^enfen, 
toeld^e  für  bie  ))ommerifd()en  ®ro|en  beftimmt  mä- 
ren. Ungefö^r  am  24.  9Rai  !am  er  nad^  ®nefen 
unb  blieb  bort  bi§  ^um  1.  3uni  bei  bem  ^olen- 
^erjog.  SDiefer  t)ert)onftänbigte  feine  9ieifeau§« 
rüftung  unb  gab  il^m  brei  feiner  ^offoplöne  unb 
als  Steifemarfd^aU  ben  ®rafen  $auliäud  mit, 
einen  eifrigen  ff atl^olifen,  ber  fogar  aI8  ffated^et 
unb  $rebiger  S)ienfte  leiflen  fonnte.  Sei  bem 
(Srenjcaftell  3ttarigroba  (mol^I  3<intod^  an  ber 
SBartl^e)  empfing  il^n  ber  $ommem]^er}og  SBra- 
tid(att)  mit  einem  ®efo(ge  Don  500  SReitem.  £>er 

fiergog  unb  mel^rere  feiner  Segleiter  moren  bereits 
l^riften,  hielten  e8  aber  auSgfurd^tDor  bem  Solle 
geheim.  @d^on  auf  ber  SBeiterreife  nad^  $Qri^ 
taufte  Otto  einjelne  ^ommem.  @ein  fluged  unb 
milbeS  Sffiefen,  fein  fürftlidfteS  Auftreten,  feine  Un- 
eigennü^igfeit  unbt^freigebigfeit  gemann  i^m  oHer 
^er^n,  um  fo  mel^r^  aI8  bie  Reiben  burd^  bie  leg- 
ten ytieberlagen  in  il^rem  ©louben  on  bie  9Ro(^t 
itirer  ©ötter  irre  gemorben  tt)arcn.  Sm  12.  3uni 
in  $9ri^  angefommen,  toufte  er  nad^  ad^ttögigem 
Unterricht  mel^rere  Saufenbe  unb  errid^tete  ein 
(SotteSl^auS.  3n  (Samin,  mo  er  40  3:Qge  meilte, 
^atte  beS  derjogS  red^tmö^ige  ©ema^Iin^  eine 
eifrige  S^riftin,  f d()on  Siele  jur  Saufe  öorbereitet. 
S)er  ^er^og  befannte  ftd^  nun  öffentlit^  unb  rüdf- 
l^ialtloS  5um  Sl^riftent^um  unb  entlieg  feine  bis 
ba^in  beibehaltenen  92ebenfrauen.  Otto  berbot 
bie  Sielmeiberei  unb  ba§  lobten  ber  neugeborenen 
ajläbd^cn.  Sei  feiner  tÄbreife  ^interlie|  er  eine 
©emcinbe  t)on  3600  K^riftcn ,  für  bereu  Seel- 
forge  er  einen  ^riefter  ongefteüt  unb  eine  ^oljfird^e 
erbaut  ^atte.  SenfeitS  ber  Ober  mar  ber  Sinflu^ 
beS  ^ommem^erjog§  menig  gcfeftigt,  nod^  meniger 
ber  beS  ^olenlerjogS.  Darum  mürbe  Otto  unb 
jeine  Segleitung  in  3ulin  (aud^  SBoIlin  genannt) 
mi^l)anbelt.  "^(x^  14tägigem  ^ufentl^alt  ^atte  er 
ni^tS  erreicht ,  alS  bo8  Serfpred()en  ber  Suliner, 
wenn  Stettin ,  bie  ältefte  unb  bebeutenbfte  6tabt 
^ommcmS,  ]^ierint)orangel^e,  moHtenaud^fieg^ri» 
Pen  »erben.  Die  Stettiner  aber  oerl^ielten  fid^  an- 
fangs ebenfalls  ablel^neub,  inbcm  fie  fid^  noment- 
lid|  auf  bie  ®reuel  beriefen,  meldte  bei  bem  legten 
ffrieg  Don  ben  d^riftlid^en  $oIen  gegen  fie  be- 
gangen morben  maren.  Dod^  bulbete n  fie  ben  %uf- 
ent^alt  ber  gremben  unb  hörten  ber  ^rebigt  ju. 
grft  als  auf  Otto'S  Sitte  ber  ^olenl^er^og  i^rem 
Serlangen  entfpred^enb  ben  Sribut  gemilbert  unb 
bie  ^eereSfolge  erleid^tert  l^atte,  l^örte  jeber  SBi- 
berftanb  auf.  Otto  jerftörte  nun  bie  ©öjentempel 
unb  na^m  baS  Silb  beS  breiföpfigen  ®ö^en  2n- 


glam  mit;  fpöter  fd^idtte  er  eS  alS  Zrop^eno^ 
9lom.  SSBeiter  baute  er  ^mei  ffird^en ,  eine  in  brr 
Stabt  }u  e^ren  beS  ^l.  9lbalbert  (f.  b.  9rt),  bie 
anbere  au^er^alb  ber  9Rauer  %m  6(ren  ber  Spo^d- 
fürften  $etruS  unb  $auluS.  92ad^  etn»  )t8n> 
monatlid^em  9Iufentl^alt  Ite^  er  900  d^ripIui^So- 
milien  in  Stettin  ^urüdf.  9iad^bem  er  noA  ia 
@ar3  unb  in  fiubgin  Obforgeffir  d^n{Uid^eo(> 
teSbienft  getroffen,  feierte  er  gegen  SKüte  9loom» 
berS  nad^  3ulin  ^urüdf.  Dort  mirfte  bie  (Bnobe 
©otteS  f 0  ftd^tbar ,  ba^  er  gar  feinen  SBtbetflaib 
fanb :  in  jmei  SRonaten  mürben  über  22  OOOStm- 
f d^en  getauft.  %ud^  gu  3ulin  mürben  }mei  9&i^ 
gebaut,  eine  innerl^alb  ber  Stabt  p  61^  ber 
In.  ^balbert,  SBenceSlauS  unb  ®eorg,  bie  jnieite 
au^er^alb  ber  Stabt  gu  61^  beS  ^I.  W^ 
unb  ber  Sd^u^l^eiligen  beS  Samberger  DomS,  ba 
^U.  $etruS  unb  $auIuS.  Sermutblid^  üon  Sn&ii 
aus  erlief  er  jeneS  merfmürbige  Sd^reiben,  xsOß 
ein  furjer  Inbegriff  ber  Don  ben  9leube!e]^  {b 
beobiid^tenben  fird^Iid^en  ^flid^ten  ift  (f.  Ekk^ 
hardi  Ghron.  ad  ann.  1125  [Moii.(}^iiLhiBt 
Scriptt.  VI,  263  sq.]).  9}a(^bem  ber  &eUige]io4 
in  eioben  (mol^l  fflötifom  an  ber  Stego)  bei 
®runb  %yx  einer  ffird^e  beS  l^eiligenlhreuieS  gebgt 
unb  bie  Stöbte  Solberg  unb  Selgarb  bejud^l^ 
berül^rte  er  nod^malS  bie  fiauptftdtten  feiner  9ti|- 
fionSt^ötigfeit :  Samin,  Sulin,  Stettin,  M 
unb  ftellte  feinen  Segleiter,  ben  polnifc^^- 
foplan  ^balbert^  als  oberjlen  SBäc^ter  über  bie 
neuen  Pflanzungen  auf.  3n  ®nefen  referiite  er 
bem  C^ergog  SoleSlam  über  ben  günfügen  Cifolg 
feiner  9J?iffion.  Slf  ffirc^en  maren  gebaut,  in 
ad()tStöbtend^riftlid^e®emeinben  gegrünbet.  Stm 
am  10.  Wöra  1125  mar  Otto  in  $rag ;  am  9bn> 
gen  beS  OfterfonntagS,  ben  29.  9Rär),  l^elter, 
Don  bem  gefammten  Stifts-  unb  StabtderuS  nab 
Dielen  klebten  empfangen,  feinen  6tn§ug  in  feiner 
Satl^ebrale.  Salb  aber  famen  ^iobSbotfd^aften 
aus  Sommern,  9tad^rid^ten  Don  einer  Xeodion 
beS  ^eibentl^umS  unb  jugleid^  Don  einer  Anfiel 
nung  gegen  bie  polnifd^e  Oberl^errfd^  Ser 
^ommem^erjog  felbft  mad^te  Otto  l^ierDon  SRit» 
tlieilung.  Sßieberum  erholte  fid^  ber  Sifffiof  tKm 
$apft  C)onoriuS  II.  bie  nötl^igen  SoHma^ten.  Sioil^ 
bem  er  am  ®rünbonnerStag  ben  19.  Spril  1128 
bie  l^eiligen  Oele  gemeint,  begab  er  fid^  %o4nnt* 
togS  auf  bie  Keife  unb  traf  inTOerfeburg  mit  Bin- 
ünb,  bem  t^furften  Don  ^aDelberg,  gufammen,  Mi- 
dier ftd^  Derpfiid^tete ,  il^m  beim  3ug  bun^  jcin 
®ebiet  alle  ^ilfe  angebeil^en  }u  laffen.  3n  Me 
fanb  er  feine  übrigen  Keifegenoffen ;  gegen  fcibe 
972ai  fam  er  in  Demmin  mit  bem  ^olen^erjog  jn- 
fammen,  ber  i^n  nad^  Ufebom  begleitete.  Dorthin 
berief  ber  ^erjog  auf  baS  ^fingftfej!  bie  pmnme« 
rifc^en  ^beligcn,  jum  Sl^eil  apoftafirte  C^fen: 
biefe  faxten  nac^  einem  Sortrage  beSSif^ofSvnb 
beS  ^ergogS  troj^  ber  Agitationen  ber  @ötffnpri^ 
fter  ben  Sefd|lu§ ,  baS  S^riftentl^um  aUent^otten 
einjufül^ren.  Ottofanbte  nun  feine  Segleiter  poo^ 
meife  auS ,  um  bie  Stöbte  auf  feine  Vnfunft  t»ot- 


1181 


Otto,  ber  H 


1182 


(uieteUcn.  Ufebom,  SBoIgaft.  ©ü^Ioto  tooren  6alb 
xtponncn.  Jn  Ie|tertr  @tabt  gab  ein  Sbeliger 
DliglaD  feine  fämmtlid^en  Sd^ulbgefangenen  frei. 
Raj^bem  ber^eiljae  burd^  feine  SSermittlung  einen 
}m  €eiten  bed  $oIenl^er)og8  brol^enben  9iod^e- 
Mcg  abgetsenbet,  begab  er  fi$  nad^  Stettin,  WoU 
xa,  SamiiL  VOent^alben  na^m  er  bie  StbgefaDenen 
iricbcr  auf  unb  fpenbete  trielen  Reiben  bie  ^aufe. 
Sn  Stettin  erfiarrten  benen,  bie,  Don  ben  ®ö|en- 
mcfiem  aufgel^e^ ,  il^re  Sanjen  nad^  i^m  fd^Ieu- 
)cm  ttollten,  bie  Srme ;  erft  als  Ctto  baS  ffreus- 
^dä^  aber  jie  maii^te,  tonnten  fie  fid^  mieber  be- 
ocgcn.  S)er  IBif d^of  plantt  anä)  eine  9Rif ftonSreife 
104  ber  3nfel  Stügen,  beten  IBemo^ner  fanatifd^e 
Reiben  uwrcn  unb  il^m  gum  Soroud  ben  Sob  ge- 
i^noren  l^atten.  (Er  fd^idKe  einen  feiner  Segleiter, 
3nxm^  anSSter,  ben  (Srgbifd^of  Don  Sunb,  gu 
)effcn  Sprengel  Kugen  gel^örte ,  um  fid^  bie  £r- 
ditbm^  ^ierp  }u  erbitten.  Sber  ffatfer  fiotl^ar  II. 
ief  t^n  bringenb  jiurüdt.  Um  bie  SRitte  92ot)em- 
liczC  wax  Otto  in  @nefen,  um  bem  bortigen  ßr}- 
Ivifd^of  bie  Pflege  ber  neuen  S^riftengemeinben  gu 
smpfe^Ien.  @d^on  am  20.  Secember  50g  er  n)ie- 
)cc  in  ^Bamberg  ein.  9ber  bis  }u  feinem  Xobe 
Hieb  er  mit  $ommem  in  »ol^I^ötiger  Serbin- 
>nng.  Soc^  ging  fein  SEBunfd^ ,  felbft  nod^  einen 
Bif^of  für  ieneS  Sanb  gu  n^ei^en,  nid^t  in  Sr- 
rnlliing.  ^e  Sßerl^onblungen  mit  äDtagbeburg, 
Snefen  unb  Sunb^  meldte  alle  brei  SDtetropoIitan- 
ce^te  beonfprud^ten ,  boten  gu  groge  6d^n)ierig> 
(dten.  Srft  1140  tturbe  fein  el^emaliger  @ef öl^rte 
Sbolbert  ald  Sifd^of  mit  bem  @i^  in  Sulin  be- 
ilSüdt,  1188  ber  6i^  nad^  Samm  verlegt  unb 
baS  Sifitl^um  bem  römifd^en  Stul^I  unmittelbar 
inttrrßcat  (f.  OamB ,  Series  Epp.  266).  S)aB 
[ene  ftabifd^en  ^rooingen  an  ber  Oftfee  nad^  unb 
oüi^  beutf^eS  SDBefen  unb  beutfd^en  @^^arafter  an- 
genommen, bagu  ^at  Otto  ben  erften  ®runb  ge- 
legt —  S)en  Steft  feines  SebenS  mibmete  ber  ^ei- 
lige Sif^of  ber  Obforge  für  feine  2)i5cefe  unb 
ber  (Errichtung  unb  Xeform  t)on  fflöftem,  loie 
oben  bereits  berid^tet.  Son  ben  politifd^en  S^iftig' 
Enten  im  Sleic^,  meldte  fid^  ttö^renb  feiner  gangen 
SmtSt^gfeit  abfpielten,  fud^te  er  ftt^  nad^  aRög- 
Bd^it  ferne  gu  galten.  O^reilid^  mürbe  be^l^olb 
OBf  bem  SleidSstag  gu  Bamberg  (im  aRai  1124) 
Don  ben  ^öflingen  ber  Sormurf  gegen  üfn  er- 
hoben, baf  er  feltener  als  bie  übrigen  9if d^öf e  gur 
biferlii^  ^falg  fomme  (Ekkehardi  Chron.  ad 
um.  1124  [Mon.  Oerm.  1.  c.  VI,  262]).  gbenfo 
Dar  er  1118  Don  ßrgbifd^of  Slbalbert  Don^T^aing 
getabelt  oorben,  meil  er  auf  ber  @k)nobe  oon  ff  5In 
iri^t  erf(^enen  nnir  (Udalrici  Cod.  in  ben  Mon. 
Bmb.  [f.  u.]  823  sq.),  unb  auf  ber  S^nobe  gu 
{ti|Iat  (28.  3uli  1118)  tombt  er  t)on  bemfelben 
taS  bem  gleid^  (Srunbe  fuSpenbirt  unb  über  feine 
Citafe  boS  3nterbict  oerböngt  (1.  c.  326  sqq.), 
ibfd^  er  forgfältig  alen  Serfe^r  mit  bem  es- 
ommimictrten  ffönig  ^einrid^  V.  gemieben  botte. 
Bcmn  biefe  Strafen  mieber  aufgehoben  »urben,  ift 
tic^  Mannt.  9ber  bei  allen  geiftlid^en  unb  melt- 


j  liefen  Sebörben  ftanb  Otto  im  l^bd^ften  ^nfel^en. 

I  Sei  einer  gleiten  SRomfa^rt  (1111)  l^tte  er  baS 
Privilegium  erbalten,  baS  Milium,  meld^  bie 
SambergerSifd^öfeburd^  bieSemilligung  beS$ap- 
fteS  etemenS  II.  (beS  frül^em  9if  c^ofS  Suibger  t)on 
^Bamberg)  breimal  im  3abre  tragen  burften,  ie|t 
fiebenmal  tragen  gu  bürfen.  9IS  SBifd^of  !Dlegin- 
barb  t)on  $rag  ber  Simonie  Derböd^tigt  mürbe, 
manbte  er  fid^  um  Statb  an  Otto  unb  erbielt  Don  ibm 
(1129)einberrlid^eS^roftfd^eiben  (udalrici  (}od., 
1.  c.  416  sqq.) ;  unb  alS  gegen  benfelben  Sifd^of 
bie  Anfluge  eines  9Rorbanf($lageS  auf  baS  Seben 
^ergog  SobeSlam  t)on  SBbl^men  M  erl^ob,  mürbe 
Otto  (nebft  bem  Srgbifd^of  Don  uJtaing)  Don  bem 
^gog  felbft  als  Stid^ter  berufen  unb  fein  frei- 
fpred^enbeS  Urtl^eit  anerfannt  (Contin.  Gosmae 
Prag.  [Mon.  Germ.  bist.  Scriptt  IX,  137]).  — 
£er  \fi,  Otto  fiarb  reid^  an  3abren  unb  an  Ser- 
bienften  am  30.  3uni  1139  unb  mürbe  nad^  fei- 
nem SEBunfd^  im  2Rid^eISberg,  feiner  SieblingS- 
ftif tung ,  beigefe|t.  Sif d^of  Smbrico  oon  SEBürg- 
burg  l^ielt  ibm  bie  ^rauerrebe  (f.  ben  SEBortlaut 
berfelben  in  AA.  SS.  BolL,  Jul.  I,  428  sq.).  «iS 
3nnoceng  II.  am  20.  Octobcr  1139  Otto'S  5RadJ- 
folger  Sgilbert  bie  ßrlaubni^  gab,  bie  t)on  jenem 
in  $ommem  erbauten  IKrd^en  gu  confecriren,  bis 
ein  eigener  Sifd^of  für  ieneS  Sanb  aufgefteDt  mer- 
ben  fbnne,  gebadete  er  beS  Serfiorbenen  in  ben 
ebrenbften  ^uSbrüd!en  (üssermann  1.  c. ,  Cod. 
prob.  91  sq.).  SIemenS  LEI.  OoDgog  burd^  93uDe 
Dom  29.  Stpril  unb  Dom  1.  3Rax  1189  bie  Sa- 
nonifation  beS  großen  SSifd^ofS  (Üssermann  1.  c, 
Cod.  prob.  132  sq.).  9uf  bem  erften  C^oftage 
^einrid^  VL  (p  fflürgburg  am  10.  «uguli  1189) 
mürbe  bie  S3uue  Don  bem  ßrgbifd^of  ffonrab  Don 
9Raing  unb  ben  Sifd^öfen  Otto  Don  Sid^ftött  unb 
(Sberbarb  Don  SJlerfeburg  feierlid^  Derfünbigt  (Mon. 
Bamb.  841).  92od^  im  Sa^re  1182  gab  ^ergog 
SBogiSlam  I.  Don^ommem  ber  ^anfbarfeit  gegen 
ben  großen  SlaDenapoftel  burd^  bie  Serorbnung 
^uSbrudf,  ba|  jeber  pommerif d^e  ®ro|bauer  jäbr- 
lid^  einen  Stein  SBad^,  |eber  ffleinbauer  einen 
balben  Stein  an  baS  i^Iofier  SDtid^elSberg  liefere, 
momit  an  feinem  (Srabe  eine  emig  brennenbe  ßerge 
unterl^alten  merben  folle  (Üssermann  1.  c,  Cod. 

Srob.  125;  erneuert  mürbe  bie  SSerorbnung  umS 
labr  1220;  ib.  144).  UmS  3a^r  1238  erhielt 
baS  fflofter  SRid^ISberg  baS  $atronat  über  bie 
St.  ^eterSfirt^e  in  Stettin  unb  über  bie  in  Qu* 
fünft  bort  gu  erbauenben  Jhrd^en  unb  fogar  baS 
Sted^t,  aus  feinen  SKitgliebem  bie  ®ei{}Iid^en  für 
Stettin  gu  ernennen  (Urfunbe  Dom  28.  Secember 
1238,beiÜ8sennannl.c.,Cod.prob.  152).  (SBgl. 
bie  alten  9iograpI)ien  beS  Ifi,  Otto  Don  fbo  unb 
^erborb  in  ben  Mon.  Bamb.  [Bibl.  rer.  germ.  V], 
ed.  Jafife,  Berol.  1869,  588  sqq.  unb  705  sqq., 
bie  gmeitgenannte  aud^  in  Mon.  Germ.  bist. 
Scriptt.  XX,  697—771 ;  bie  SebenSbcfd^reibung 
■  DonbemMonachusPriefling.  ib.  XII,  883—908; 
I  ferner  AA.  SS.  Beil.,  Jul.  1, 349—463,  mo  aud^ 
!  [p.  378]  38  Sermones  aufgegöblt  finb,  bie  bem 


1183 


Otto  t)on  @t.  »lafien  —  Otto,  »ifd^of  öon  Sfretfing. 


1184 


1^1.  Otto  jugefd^rieben  loerben.  2)ie  ftritif  ber 
alten  SBiogra^^ien  f.  bei  mttttnbaä^,  ©efc^id^td- 
quencn  n,  6.  «uff.,  »erlin  1894,  185  ff.  S)te 
Aloftergrünbungen  Otto'd  in  ben  Mon.  Germ, 
hist.  Scriptt.  XV,  1151  sqq.  S)ie  Kompilation 
(m%  ßbo  unb  ^erborb  Dom  SJhd^elberger^bt  9tn* 
breaS  [1488—1502]  bei  Ludewig,  Scriptt.  rer. 
episc.  Bamberg.',  Francof.  et  Lipsiae  1718, 
398  sqq ;  Meiller,  De  s.  Ottone,  3.  ed.,  Fri- 
Bingael778.  steuere  9iogra))l^ient)erfa|ten@uIs- 
bed!,  Stegendburg  1865;  3iinmermann,  Sreiburg 
1875:  Sood^om  [®efd^.  bed  äSidtl^umd  Bam- 
berg ÜJ,  aKüttii^en  1888;  Suritfc^,  ®ot^al889. 
^e  ^a^lreid^en  Slbl^anblungen  über  einzelne  6ei> 
ten  feines  SSBirfenS  bei  Potthast,  Bibl.  hist.  med. 
aevi,  BeroL  1862,  836,  unb  bei  äuritfd^  a.  a.  O. 
2,  9lote  1.  gfemer  f.  nod^  Saliner,  2)ie  el^emalige 
99enebictiner-9btei  SRid^eföberg,  Bamberg  1889 ; 
@eefneb,  Sie  Sfamüie  beSl^lOtto  [93erid^t  be§  l^ift. 
aSereinS  öon  »amberg  1892, 1  ff.].)  [Sffieber.] 
9Uo  t)on  @t.  SBIafien  gilt  mit  Siedet  als 
einer  ber  ^erüonaaenbften  ©efd^id^tfd^reiber  beS 
9RittelalterS.  Sr  fe^te  bie  S^ronif  Otto'S  Don 
gfreifmg  für  bie  3eit  t)on  1146—1209  fort  unb 
erreid^te  babei  faft  bie  ^öl^e  feines  iBorgöngerS. 
2)ie  ^orm  ift  burc^  cla]ftfd^e  (^nnerungen  unb 
Slad^bilbung  Otto'S  t)on  greiftng  be^eid^net.  Otto 
l^atte  fld^  eine  grünblid^e  ff enutni^  beS  ^Itertl^umS 
em^orben.  Sr  fagte  aud^  bie  ßreigniffe  ber  3^t  mit 
großer  Objectioitöt  auf.  3n  @t.  Slafien  mod^te 
nod^  immer  ber  ®eift  ber  ^irf d^auer  Stef orm  nad^- 
mirifen,  gugleid^  aber  mar  baS  fflofter  an  bie  3n> 
tereflen  ber  §ergoge  üon  Sö^nngen  unb  bie  ber 
©taufer  gebunben.  3m  %  1218  ging  bie  SSogtei 
über  baS  fflofter  t)on  ienen  auf  biefe  über.  IDlit 
l^öd^fter  Sld^tung  rebet  Otto  oon  ben  ftaufif  d^en  Aai- 
em,  öor  allem  oon  §einrid^  VI.  ©eine  Suffof» 
ung  beS  ffaifertl^umS  ift  burd^  bie  3been  beS  al- 
en  imperium  beeinflußt.  S)abei  l^ängt  fein  3n> 
tereffe  nit^t  an  localen  Singen,  fonbem  er  folgt 
ben  fereigniff en  im  Orient  unb  in  Stalten  mit  mel^r 
3ntereffe.  ©eine  ©d^toäd^e  fmb  ja^Ireid^e  d|rono- 
logifdie  gel^ler.  «Oau  oiel  fd^riftlid^e  ißad^rid^ten 
l^aben  i^m  aud^  mo^(  nid^t  vorgelegen.  Sine  iBer> 
manbtfd^aft  mit  elfäfftfd^en  Duellen,  mit  jener 
©ruppe,  bie  man  nod^  immer  unter  bem  falfd^en 
9lamen  Amiales  Marbacenses  §ufammenfa|t, 
bebarf  erft  nöl^erer  Unterfud|ung.  Stm^eD^eiten 
l^at  Otto  aber  t)on  genau  unterrid^teten  SRönnem 
gehört.  Ueber  fein  Seben  miffen  mir  faft  nid^ts ; 
na(^  ben  ©elel^rten  ©t.  SlaftenS  ift  er  am  23.  Suli 
1223  geftorben,  nad^bem  er  im  Saläre  voriger  ^bt 
gemorben  mar.  Sine  StuSgabe  Don  Otto'S  SSBerf 
gab  9i.  SBUmannS  in  ben  Mon.  Germ.  hist. 
Scriptt.  XX,  302—324,  eine  Ueberfejung  ©orft 
ffo^I  in  ©efc^id^tfd^reiber  ber  beutfd^en  Sor^eit. 
Xn.  Sal&r^v  Seipjig  1881,  93b.  VIIP.  (»gl. 
Sl^omö,  2)ie  gl^roni!  beS  Otto  Don  @t.  93Iaften 
fritifd^  unterf.,  Seit)^.  1877  [3)iff.];  aSattenba^, 
3)eutf d^l.  ©efd^id^tSqueUen  II ,  6.  aufi. ,  SBerlin 
1894,  284  f.)  [©d^ulte.] 


9^09  Sifd^of  t)on  3freifing,O.Ci8t,B«i 
nid^t  bIo|  ein  eifriger  Ober^irte  (f.  b.  9rt.  ^ 
ftng  IV ,  1994) ,  fonbem  au^  ein  Wann  oon 
großem  politifd^en  (Sinflu^  unb  Serfaffer  (iDciei 
bebeutenben  (Sefd^id^tsmerfe.  3n  feiner  S)o|)pdF 
fteDung  als  Sifd^of  unb  Steid^fürfi,  fomie  bnt^ 
feine  Sermanbtf^aft  mit  ben  feojfcnftoufen  (oB 
^IbbruberbeSAönigSffonrabm.unb  oISO^ 
^riebrid^  SSarbaroffa'S)  mar  er  in  bie  mid^tigpn 
^orgönge  ber  .Steid^Sregierung  eingemei^t  1b 
bem  imu)5ug  ÄonrabS  (1147—1149)  na^  (t 
perfönlic^  Sntl^eU ;  unter  gfriebrid^  trat  et  bot 
Xeid^Sgef d^öften  nal^e  unb  mirfte  namentli^  tn> 
fö^nenb  unb  auSgleic^enb  gegenüber  bem  ^eftH)« 
Sl^arafter  Sfnebrid^S.  ©o  Dermittelte  er  beffa 
SuSfdl^nung  mit  ^einrit^  bem  Sömen  unb  bie  ib 
rid^tung  beS  ^erjogtl^umS  Oefterreic^  (1156); 
aud^  mar  er  mo^l  t^ätig,  ben  1157  mieber  anl« 
gebrod^nen  ©treit  beS  ffaiferS  mit  bem  $a|rPe 
megen  beS  abftd^tlid^  mi|beuteten  SBorteS  bene- 
ficiom  (f.  b.  %rt  griebrii^  I.  ob.  IV,  2024)  anS- 
}ug(eid^en  (Dgl.  ^efele,  Soncüiengefd^id^te  Y, 
2.  ^ufl.,  550  ff.).  9uf  bem  itolienifd^en  geDw 
t)om  3. 1158  na^m  er  in  VugSburä  toegenUn^ 
mo^IfeinS  Urlaub,  begab  ftd^  gu  bem  ®eneralca|ritd 
feines  OrbenS  nad^  SDlorimonb  unb  ftorb  bort  m 
21.  ©eptember  in  ber  SBlüte  feiner  3a^it  JM 
gfortf e^ng  unb  SoDenbung  feiner  ©dbriften  über- 
trug er  feinem  ©d^üler  unb  9iotar  Stagemin  (9h4- 
min,  Stabemin  u.  f.  m.).  SS  maren  l^aujptffti^^ 
^mei  gefd^id^tUd^e  SBerfe,  meldte  Otto  ^interDe|; 
^mtfd^en  1143  unb  1146  t)erfa|te  er  eine  (S^tonS 
in  ad)i  93üd^em,  meldte  ftd^  mefentlid^  auf  (ShSj/oA 
(f.  b.  3lrt.  IV,  346  f.)  ftüjt.  Sber  er  burd^ringl 
ben  l^iftorifd^en  ©toff  p^Uofopl^iM  alS  ber  eifle 
unb  einzige  ©efd^id^tfd^reiber  biefer  SKd^tung  im 
beutfd^en  SOtittelalter.  3n  ben  leitenben  @ebcmhn 
tel^nt  er  ftd^  an  SuguftinuS  unb  OrofiuS  an.  Cr 
felbft  nennt  feine  Sl^roni!  ein  99ud^  de  duabiu 
civitatibus  unb  t)erfte^t  barunter  93abel  unb  3^ 
rufalem,  baS  irbifd^e  unb  baS  l^immlifd^e  Steü^, 
meldte  er  ^ienieben  Dermifd^t  unb  im  ffampfeedfidL 
3m  ad^ten  9ud^  f prid^t  er  Dom  SEBeltunteraong,  tm 
ber  ©Reibung  beiber  Steid^  na^  ber  Sufer^mig 
unb  oon  ber  fünftigen  ^enlid^feit.  3ufol0(  btefeS 
^rincipS  bel^nbelt  er  aud^  bie  bogmatifd^  Stcei« 
tigfeiten  feiner  S^it,  fo  inSbefonberebieSeJrenbel 
©ilbert  be  la  ^onee  (f.  b.  «rt.  V,  599  ff.),  «nf 
bem  ©terbebett  aber  gab  er  feinen  OrbenSbrfibem 
bie  SSeifung :  ut  si  quid  pro  sententiamagutri 
Gileberti,  ut  patet  in  prioribus,  dixisse  vimis 
esset,  quod  quempiam  posset  offendere,  ad 
ipsorum  arbitrium  corrigeretur.  (Srfelbflie- 
fannte  ftd^  als  catholicae  fidei  assertor  jnzta 
sanctaid  Bomanae  imo  et  universalis  ecoleuie 
regulam  (Mon.  Germ.  hist.  Scriptt  XX,  452). 
Sejüglid^  beS  gefd^id^tlidien  3n]^aItS  Detfd^rt  et 
nid^t  ol^ne  l^iftorifd^e  ftritif,  giel^t  St^mobgit, 
Sn^tl^ologie  unb  SSoRSfage  ^u  9tat^  unb  f  Aniit 
au(^  ben  geograp^ifd^en  unb  et^nogropl^tfd^  w* 
böltniffen  Stufmerffamfeit.    3m  3.  1156  übec- 


1185 


Otto  Don  ^affott. 


1186 


fanbtc  er  feinem  Steffen  ffaifer  Sfriebrid^  fein  SBerl, 
diel^cS  er  6ift  1146  gefül^rt  l^atte,  erflörte  fid^  aber 
bereit  efi  bis  )ur  (Skgenttart  f ort}uf  äbren,  mcnn 
gfriebri^  i^m  baS  SOtoteriol  ba^u  liefern  »oDe. 
S)ie6  fiefd^]^  in  einem  Sd^reiben  beS  ffaiferS  Dom 
Sc|item6er  1156,  U)eI^eS  Otto  oerorbeitete  gu 
bcn  Libri  dno  de  gestiB  Fridericil.  (big  1156 
rci^enb),  einer  (Sef^i^tSqueUe  don  l^ol^em  SSBertl^, 
bie  oDerbingS  einigermaßen  don  feiner  SSenoanbt- 
fdbaft  mit  ben  Staufem  beeinflußt  ifl  2)ie  ^fort« 
ff|ung  f d^rieben  9lagett)in  bis  1160  unb  ein^no 


elbfJ  bis  1170. 
teneid^ifd^e  ®e- 


npmuS  ober  krieUeid^t  Stageioin 
Sin  brütes  SSerf  Otto'S,  eine  5 
fd^id^te,  ifi  Derloren  gegangen.  2)ie  beiben  anbem 
SBerfe  flehen  in  befterSuSgabe  in  benMon.  Germ. 
hist  Seriptt  XX,  83  sqq.  (IBgl.  bie  ungemein 
Sa^Ireid^  fiiterotur  bei  Potthast,  Biblioth.  bist 
medii  aevi,  BeroL  1862,  477  sq.,  bei  SBatten- 
badb,  2)eutid^IanbS  ®efd^t(^tSqueIlen  U,  6.  9lufl., 
Serlin  1894,  271  ff.,  unb  bei  Chevalier,  Röp. 
u.  Sappl.  B.  V.;  femer  aud^  Siie^Ier,  ©efd^id^te 
»opemS  I,  ®otba  1878.  803  ff.)     [SOSeber.] 

^#  x»on  $affau,  0.  S.  Fr.,  beutfd^er  Tlt)' 
9iler,  aSerfoffer  beS  Sud^eS  „^xt  Dier  Dnb  ^menjig 
Uten  ober  ber  gulbin  tron",  nennt  ftd^  felbft  am 
€4(tt|  ber  SBorrebe  }u  feinem  9Berf  „e^nen  be> 
mutigen  bruber  Otten  Don  paffahie,  f ente  frandSci 
orbenA,  etman  lefemeifter  (b.  i.  Sebrer  ber  Xl^eo« 
logie)  gemefl  }u  Saftr  unb  begeid^net  als  2)atum 
ber  SoUenbung  feines  Sud^eS  ben  1.  gfebntar 
(ober?.  €e))tember,f.  [Pfeiffers]  ©ermaniaXXIY 
[1879],  124)  1886  (ein  C)eibelberger  SRanufcri))! 
gibt  bQ8S)otum  1418,  meint  aber  bamit  bie  W)' 
^tffmigSieit  ber  ^bfd^rift).  3)ie  Sibliogropl^en 
btf  SranciScanerorbenS  (f.  Sbaralea,  Suppl. 
seriptt. Franc,  Romae  1806,  571)  fügen  biefen 
bnrftigen  92oti5en  nod^  binsu,  Otto  fei  Don  @eburt 
ein  (Jflanbrer  gemefen  unb  I^Kibe  ^ur  ffölner  OrbenS« 
(ncoDin)  gehört.  @onfl  ift  über  ibn  nid^tS  befonnt. 
—  Stotd  unb  Anlage  feines  9Ber!eS  f^at  Otto  im 
Xttel  cmgebeutet.  3)ie  24  ^elteften,  bie  in  ber 
Cttrigfeit  ouf  Zitronen  fi^n  unb  beftönbig  ®ott 
loben  (Offenb.  4,  4  ff.),  merben  barin,  in  jebem 
bei  24  Popitel  beS  Sud^eS  fe  einer,  rebenb  ein- 
(jefu^rt  unb  geben  ^ber  minnenben  ©eele"  9e> 
I^nmg,  mie  fie  il^r  fieben  }u  einem  Sob  unb  2)ienft 
Ootted  geftalten  unb  ben  ^golbenen  Zbton''  in 
bcc  Cmigfeit  ermerben  Tonne.  S)aS  93ud^  Derfolgt 
ol|o  eine  burd^S  praftifd^e  Senbeng.  ßS  ift  „eine 
Segel  beS  SebenS,  um  ®ott  inmenbig  unb  auSmen« 
big  unb  in  oDen  notl^menbigen  @od^en  5u  gefallen, 
\fn  in  ber  Seit  unb  bort  in  ber  Smigfeit"  (SJor- 
Rbe) ;  fafi  olle  SiopM  fd^lie^en  mit  ber  SRabnung: 
•Scitgefi  bu  mir,  fo  magft  bu  ben  golbenen  Xb^^n 
feobi  ererben."  ©eine  Sefer  fud^t  Otto  unter  ben 
•«otteSfrennben''  (f.  b.  «rt.)  oOer  ©tönbe,  alfo 
nter  (E^rifien,  meldte,  mit  Erfüllung  ber  notb> 
MubigPen  ^flid^ten  nid^t  gufrieben,  nad^  S3er- 
cinidung  mit  0ott  unb  nad^  di^riftlid^  ißollfom- 
■ei^cit  fheben.  S)iefe  ®otteSfreunbe,  „©eiftlic^e 
BBb  SBdtlid^,  Sble  unb  Uneble,  grauen  unb 


aJlönner  unb  mer  fie  immer  finb"  (SBorrebe),  toiQ 
Otto  nid^t  fomobl  in  baS  ^bf^ttt,  au|ergemö]^n* 
lid^e,  m^ftifc^e  Seben  einfül^ren,  obf d^on  aud^  biefeS 
bef))rod^en  mirb  (Hop.  16),  fonbem  Dor  9Uem  in 
baS  geh)5]^nUd^e  d^riftUd^e  Zugenbleben.  So  lenft 
er  Hop.  1  unb  2  }unö(bft  ben  fdlid  auf  bie  99e- 
trad^tung  ber  eigenen,  für  @ott  gef(baffenen  92atur 
unb  auf  @ott,  als  baS  3iel  aDeS  geiftlid^en  fiebenS. 
Siap,  3  unb  4  l^anbeln  Don  ben  93orbebingungen  beS 
StrebenS  nad^  ® ott,  ber  Steinigung  Don  ber  Sünbe 
unb  ^nl^önglid^feit  an  bie  Sreatur;  Rop.  5  unb  6 
Don  ber  3uc^t,  ber  man  baS  öu^ere  Senebmen 
h)ie  baS  innere  ©ebanlenleben  untermerfen  mu^. 
lieber  bie  ©runblagen  alleS  geiftlid^en  SebenS,  bie 
Siebe,  bie  ®nabe  unb  ben  ©lauben,  unterrid^ten 
Rap.  8—10,  über  bie  beilige  Suc^ariftie  als  Duelle 
ber  ^eiligfeit,  über  SDtariä  Seben  als  beren  IBor* 
bilb  Rap.  11  unb  12.  SRit  ffap.  18  beginnt  ber 
^meite  Sl^eil :  bie  ben  beutfd^en  9)h)fttfcm  geläu- 
figen Segriff  e  ber  göttlid^en  SBßeiSbeit  (13),  hield^e 
aus  ber  ^eiligen  @d^rift  gefd^öpft  mirb  (14),  beS 
tböttgen  unb  bef^aulid^en  SebenS  (15. 16)  unb 
®ebeteS  (17),  ber  ®otteSfreunbfd^aft  (18)  unb 
beS  getfilid^en  SebenS  (19)  merben  erörtert.  99e« 
f onberS  bemüht  fid^  Otto  babei,  }u  geigen,  mie  ein 
Seben  ber  SBeiSbeit,  ber  ®otteSfreunbfd^ft  im 
Soncreten  ftd^  geftaltet  unb  in  bem  gemöbnlid^en 
SmtagSleben  ftd^  Denoirflid^en  lögt.  (SS  folgt 
(Stop.  20)  einlöngerer  Unterricht  über  Zugenb  unb 
Untugenb  im  allgemeinen  unb  über  bie  fieben 
^ouptfünben  unb  beren  Uebem^inbung  burd^  bie 
fteben  ®aben  beS  l^eiligen  ®ei[teS  im  Sefonbem. 
ein  mfd;)nitt  über  baS  SSerbieuft  beS  Xugenb« 
lebenS  (ffap.  21)  leitet  l^inüber  gur  Setrad^tung 
Don  Sob,  93or|erbeftimmung,  pbUz,  ^gfeuer 
(ffap.  22)  unb  ^u  ber  auSfübrlidien  Erörterung 
über  bie  emige  93ollenbung  in  ber  @elig!ett  {Rap. 
23  unb  24).  —  5Rcben  flarer  ©erftönblicbfeit  er- 
[trebt  Otto  Dor  SlOem  Sorredbeit  ber  Dorgetragenen 
Sebre.  „SBaS  id^  bid^  lebren  merbe,  baS  ift  alles 
gejogen  auS  göttlid^er  @d^rift,  l^eiligen  Sebrem 
ober  aus  b^bnifd^en  Bpxüi^tn,  totlfy  bie  l^eilige 
dftriftlid&e  ffird^e  nid^t  Dertoirft"  (SSorrebe).  „mit 
baS  93ienlein  über  Diele  fd|öne  Slumen  fleugt  unb 
ben  @aft  auSfaugt  unb  bie  ebelfte  Jhaft,  bie  in 
ben  Slumen  ift  unb  eS  in  ibm  felber  }u  ^onig 
mad^t",  fo  l^at  Otto  104  Scbrcr  unb  aReijier, 
beren  5?amen  er  auf jöblt,  für  feine  3D3edfe  ^mit 
groger  Srbeit''  ausgesogen.  SS  begegnen  unS 
unter  biefen  „SKeiftem"  (SlajpJer  unb  $biMopb«i 
beS  ^ItertbumS,  iHrd^enoöter,  ©d^olaftifer,  9»^- 
ftifer  (bef  onberS  §ugo  unb  SRid^arb  Don  @t.  S^ictor) 
unb  fonftige  Sd^riftfteller  beS  9RittelalterS  bis  auf 
9ticolauS  Don  Sqra.  SRandge  biefer  Tutoren  fmb 
freilid^  nur  ein  einziges  SRal  im  Sud^e  genannt, 
baneben  aud^  anbere  benu^t,  meldte  in  ber  SSombe 
ni^t  aufgefübrt  ftnb  (s-  8.  «lifabetb  D.  ©d^önau). 
2)ie  beutfd^en  SJlqitifer  übergebtOtto  mol^l  beSbolb, 
meil  il^retnudoritöt  nodg  in  ^meif  elbaf  tmar.  S)a  er  bie 
StuSfprüd^e  feiner  Duellen  mörtlid^  dtirt,  fofleUt  fein 
SBerf  oft  ftd^  f a{}  nur  als  ®emebe  Don  Zitaten  bar. 


1187 


Otto,  3lnton  —  Dttobeurcn. 


1188 


91IS  erfter  SBecfuii^  eintS  ))0))ulören  aScetifd^en 
»onbbud^ed  t)erbtent  Otto^S  SBerl  ^nerfennung. 
Jür  bie  SSeliebt^eit  beSfcIbcn  im  ÜJKttelalter  fprid&t 
bie  gro^e  3^^^  ber  nadiioeisboren  ^anbfd^riften 
(nal^esu  40,  f.  «flgem.  bcutfd^e  Siogr.  XXIV, 
744)  unb  bcr  ©rüde.  S)cm  erftcn  S)ruA  cq.  1470 
(tool^r  bei  griebr.  $p[ter  in  Sombcrg,  f.  öligem, 
beutfd^e  Siogt.  XXV,  794),  folgten  bie  «uSgoben 
Don  @org  in  SugSburg  1480  unb  1483,  Don 
@d^ott  unb  ffnoblaud^  in  ©traPurg  1500  unb 
1508.  92o(i^  5Q^Ireid^er  fmb  bie  nieberbeutfd^en 
2)tud!e  (Utted^t  1480  unb  1489,  ^orlcm  1484, 
SmUt  1485,  ®elft  1488).  3m  3. 1568  (u.  1607) 
erfd^ien  eine  SuSgabe  (feitenS  ber  3cfuiten)  gu 
©Uingen,  1587  unb  1597  eine  fold^e  p  3ngoI- 
fiabt  unb  nod^  1836  (^u  StegenSburg  unb  SanbS» 
l^ut)  eine  (n)enig  gelungene)  Umfe^ung  in  mobemeS 
©eutjd^.  [ffneüer  S.  J.] 

0iio,  91  n ton,  ein  ^nl^onger  bed  O^ociuS 
3n9ricu8  (f.  b.  art.)/  t)on  feinem  ©eburtSorte 
^er^berger  gugenonnt,  Tom  als  t^ogbinbergelelle 
}u  SBittenberg  mit  Sutl^et  in  Serül^rung,  touAt 
t)on  il^m  fd^neU  ^um  Xl^eologen  l^erongebilbet  unb 
erlangte  im  3. 1543,  nad^bem  er  Dörfer  Pfarrer 
in  (Sräfentl^al  geh)e|en,  burd^  fiut^erS  (Smpfel^Iung 
bie  ^aftorfteüe  an  ber  9licoIaifird^e  ^u^Rorbl^aufen. 
3m  3. 1568  fe^te  il^n  ber  9iat^  Don  92orb^aufen 
ah,  toorauf  er  nod^  löngcre  ßtii  ald  $aftor  in 
@tod!ep  lebte.  Otto  ftritt  eifrig  gegen  bie  ©^ner- 
giften,  9Kojoriften,  Dfianbriften  unb  Sbiapl^oriften 
als  bie  IBerfüIfd^er  beS  reinen  lutlierifd^en  Se^r* 
begriffe.  S)ur(l^  il^n  Deranla^t,  brad^  in  9?orb" 
l^aufen  unb  ber  Umgegenb  ein  antinomiftifd^er 
©treit  über  ben  fogen.  britten  Sraud^  beS  ®efe|e§ 
aus,  ber  ad^t  ^atjxt  lang  bauerte  unb  mit  großer 
Erbitterung  gefül^rt  n)urbe.  3Ran  toax  nömltd^ 
bei  ben  Sutl^eranem  nur  über  einen  ^toeifad^en 
®ebraud^  beS  mofoifdien  ®e{ekS  einig :  bag  eS 
erftenS  einen  politijd^en  3^^ct  babe,  b.  b.  bie  Sr- 
l^altung  einer  äußern  polijeilid^en  3"^^  ^^  ber 
menfd^Iid^cn  ©cfeüfd^aft,  unb  jmeitenS  einen  t^eo* 
Iogifd()en  3tDed,  ba^  nämlid^  ber  nod^  Ungläubige 
burd^  baSfelbe  ^ur  Srfenntni^  feiner  ©ünben  ge» 
fübrt  unb  mit  jenem  ©d^reden  Dor  bem  göttlid^cn 
©erid^te  erfüllt  merbe,  ber  i^n  antreibe,  fid^  Sbnfti 
ißerbienft  ^u^ured^nen.  9lun  I)atte  aber  ba^u  9ne> 
land^tbon  nod^  einen  britten  3^^dC  unb  Sraud^ 
]^in3ugefügt,  nömlid^  ben  einer  mabnenben  unb 
Ireibenben  ^rebigt  aud^  für  ben  ©ered^ten,  mie« 
tDobI  er  Don  bem  S^^^QI^  beS  ©efe^eS  frei  unb 
im  fidlem  Seft^e  ber  ibm  ^ugered^neten  ©ered^tig« 
feit  ßl^rifti  fei.  ©egen  biefe  $b«örie  9Keland()tbon8 
erl^ob  Ctto  mit  mehreren  tjfreunben  eine  b^ftige 
Ot)))ofttion;  benn  Otto  behauptete,  boS  ©e|e^  for> 
bere  nid|tS  me^r  Don  bem  ©laubigen  unb  ma^ne 
il^n  nid^t,  fonbem  obne  ©efe^,  ol^ne  getrieben  ^u 
iDerben,  Don  92atur  auS  t^ue  er  bie  SBerfe  beS  ©e- 
f e^eS ;  SRelanc^tbon  f^aht  mit  feiner  Xrid^otomie 
tt)ie  aud^  in  anbem  5Katerien  bie  reine  fiebre 
Sutl^erS  beS  beften  ©afteS  beraubt;  ber  britte 
Sraud^  beS  ©efe^eS  fei  bie  ffloafe,  »orauS  ber 


aJtajioriSmuS  unb  ©QnergiSmuS  l^ottfcmmgai; 
übrigens  bebürfe  ber  alte  9lbam  im  Ocei^ 
allerbingS  beS  ©efe^  )um  Sel^e  m^ 
3udbt,  aber  in'S  ©emiffen  btS  aßenfd^  bizfe 
es  nid^t  bringen.  S)urd^  bie  Soncorbienfomid 
(f.  b.  «rt.  ©Qmbolifd^e  Sudler)  ttmrbe  tMi^ 
biefer  3n)i|t  gu  ©unjlen  ber  Sertlbetbiger  M 
britten  ®efe|braud^eS  entfd^teben.  (Sgl  SdDi» 
ger,  S)ie  Steformation,  tJ^re  innere  (Enttouf- 
lung  unb  ibre  SBirfungen  m,  Stegendfang 
1848,  390  ff.  unb  «nbang  7  ff.)    [©d^röbL] 

^Uotmxm^  93enebictinerQbtei,biebiilt- 
ültefle  neben  ffempten  unb  Sfüffen  im  bo^rif^a 
angau,  tturbe  nad^  gett)öbnlid^  Snnol^me  764 
in  hon.  S.  Alexandri  Mari,  errid^tet,  tnü)  pat 
nad^  bem  in  bie  öltefte,  1193—1228  üer^ 
^auSd^roni!  aufgenommenen  ©tiftungSbrief  \m^ 
ben  reid^begüterten  Slamannen  ©iladb  unter  9lit> 
mirfung  feiner  ©emal^Iin  (SrmenSttint  unb  feiner 
©öl^ne,  beS  9if  d^ofS  ©au^ipert,  beS  glerilerS  Zob 
unb  beS  Soien  Xagebert  (f.  Mon.  Oerm.  hist 
Scriptt.  XXI  TT,  611;  DgL  aud^  Srufiu9,  @4io&* 
bifd^e  &)xonit  1, 11,  9  [beutfd^  D.  9Rofer,  gMf. 
1733]).  aOein  biefer  ©tiftungSbrief  ifi  une^tif. 
©d^elbom,  ßleine  bift.  ©d^riften  ü,  röernmingüi 
1790, 169ff.)  unb  Don  aO  ben  genannten $erfonn 
merben  in  einer  Translatio  S.  Alex.  M.  (Act  88. 
BolL  JuL  in,  19  sqq.)  nur  24)to  unb  @ausi))ert 
ober  ©o^pert  ermabnt,  le^terer  als  83if(bof  Don 
IBienne,  erfterer  als  beffen  gfreunb  unb  ffdmmem. 
SllS  fte  ben  £eib  beS  beiligen  aRartprerS  Wesonbcr 
nad^  SBienne  übertragen  moDten,  ftarb  ®au)i|)ert3ii 
©t.  9CRaurice  in  SBalliS,  unb  Xoto  hxaä^k  mm  bie 
SReliquien  nad^  Ottobeuren.  3nbe^  tft  oucb  biejer 
Serid^t  nid^t  einmanbfrei  unb  toobl  nur  f  o  Diel  ft^er, 
bag  ein  gemiffer  Xoto  als  ©tif ter  beS  J^IofterS  unb 
erfter  W)t  anjufeben  ift  (Dgl.  Qretsicrabenb,  £e§ 
9teid|Sftif tS  Ottenbeuren  f ömmtlid^  3abrbu4er  I, 
109. 193).  S3on  ßarl  bem  ©ro|en  erbielt  er  um 
^fingften  769  für  biefeS  nur  für  abelige  SUnmr 
beftimmte,  urfprünglid^  Don  12  Wönd^en  beDöIftrtt 
©tif t  baS  ^riDilegium  ber  freien  «btS-  unb  Sogt?« 
mabl  (Dgl.  übrigens  ©d^elbom  a.  a.  O.  U,  197). 
Soto  foE  baS  ßlofter  bis  815  regiert  baben,  unb 
nad^  ber  ^au8(!bronif  (Mon.  Oerm.  bist  L  6.616) 
foflen  ibm  9Wilo,  aSifgor  (858-887  gugW*«- 
f d^of  Don  Augsburg)  unb  Sirtilo  gefolgt  fein.  San« 
mann  (©efd^.  beS  ^Qgöu  1, 119)  meist  abern(H(. 
ba|  Dor  SSirtilo  nod^  ein  ©raf  Ubalrid^  als  Se* 
nior  ber  Srüber  Don  Ottobeuren  bem  ffloftet  öor» 
geftanben.  S)er  5.  9lbt,  menn  Ubalrid^  alS  2oie 
nid^t  ge5äblt  mirb,  mar  feit  941  burdb  fai{erli(t( 
gmpfeblung  ^Ibalbero,  ®xa\  Don  iJpburg,  Jüefe 
beS  bl.  Ulri^,  meld^er  le^tere  bem  JMofter  Kefiquien 
beS  beiligen  SKartprerS  Xi^toiox  Derfc^affte  (gä)«* 
abenb  a.  a.  O.  I,  331).  5lbalbero  fd^eint  bolb  R- 
ftgnirt  ^u  b^ben ;  er  fübrte  bie  meltlid^e  Senool' 
tung  beS  ^iStbumS  Augsburg  cum  jure  snec, 
möl^renb  ber  bl.  Ulrid^,  ber  bamalS  baS  ftleib  be$ 
1^1.  93enebictuS  trug,  in  einer  laiferlid^  Urfunbe 
Dom  3a]^re  972  auSbrüdtlid^  als  W)i  Don  Otto- 


1189 


Ottobeuten. 


1190 


beuren  be^eidjnet  toirb  (Dgl.  aixä)  Mon.  Germ.  hist. 
Scriptt.  XVin,  409  sq.).  ®ieje  Urfunbe  fid)crt 
nid^t  blo^  bie  freie  ^btSiDol^I  t)on  9leuem  ju,  f on« 
bem  au4  bie  freie  SSogt^ioQ^l,  toofent  ber  ^önig 
fetbft  nic^t  qI8  Sogt  Qetoänfd^t  »erbe.  SBeitenoer- 
ben  bem  filofier  mand^e  SSorredftte  berücken  (Dgl. 
Mon.  Oerm.  hist.  Scriptt.  XXIII,  614  sqq.), 
aeld^e  Don  ben  fpäteren  ftoifem  beftätigt  tourbcn, 
unb  auf  bie  man  aud^  immer  wieber  jurücüam.  Unter 
bem  9lbt  ^bal^olm  (1082—1094)  mürbe  ba§  fi1o- 
fter  neu  gebautunb  bie^irid)auer9{ef  orm  eingef  ül^rt. 
9hU)crt(1102— 1145),unterftü^t  öonbcm  etift§- 
oogt,  bem  @rafent)onllrficin>9ion§berg,  DoUenbete 
bie  ^^uten  (1126),  }u  benen  aud^  ein  gfrauen« 
flofter  für  lauter  obelige  SonDentnoIinnen  fam, 
iDö^renb  {e^t  im  9)tQnnerf(o[ter  neben  ben  abeligen 
auc^  ni(f)tobeIige  SonDentualen  ^ufna^me  fanben. 
SBie  rafd^  bie  ^irfc^auer  Steform  burc^gebrungen, 
beroei§t  ber  Umftanb,  bo^  fci^on  1144  t)on  Otto» 
beuten  SRönc^e  nad^  SRarienberg  im  SBinfd)gau 
Detlangt  mürben,  mo^in  auc^  bie  erften  fünf  klebte 
aus  bem  ©t.  ^lejranberftift  famen.  Sert^olb  (1229 
bis  1248),  bei  beffen  äBaf)I,  mie  bei  ber  feine§ 
aSorgangerSftonrab  (1194—1229),  ben  bamoli- 
gen  78  ÜRinifterialen  beS  JHofterg  erflmalS  eine 
Sßitmtrfung  bei  ber  Sßal^I  geftattet  mnrbe,  erl)iclt 
1240  don  @regor  IX.  ba§  ^rioilegium,  bie  bifc^öf- 
lidien  Snfignien  führen  ^u  bürfen. 

Unter  aUen  biefen  bebten  ging  mit  ben  Uebungen 
ber  gi^ömmigfeit  eine  tege  literariic()e  Sptigfcit 
im  ©t.  aiejanberftift  §anb  in  §anb.  5lu3  bem 
12.  3a{)t^unbert  ftommen  mehrere  Ottobeurener 
ffiiffalien  in  ®oIb>  unb  ©ilberjdjrilt,  unb  feit  ^bt 
Supertl.  würbe  bie  ^Bereitung  be§  l^ergamenl§,  bo8 
abjcftreibcn  Don  SBüd&em  unb  ba§  9)lQlcn  öon  3ni« 
holen  auf'äffmfigftc  betrieben.  Unter Siupcrt  mürbe 
Qu4  ber  öltefte  2:f)eil  ber  ^nii^dbronif  jufammen« 
QcfteÜt  unb  erbielt  bie  Translatio  S.  Alexandri 
ijre  je^ige  ejeftolt.  5(bt3fingrim  (1145— 1180) 
(j^rieb  eigen^änbig  ein  fcl^r  prad}tDone§,  nod^  Dor» 
banbenei  3Jiifiale  mit  öcrfcfeiebenen  ^Jiotijen  (bie 
Annales  minores  in  Mon.  Germ.  hist.  Scriptt. 
XVII,  315  sqq.;  bie  Annales  majores  be^fclben 
ib.  312  sqq.).  Unter  ßonrob  unb  i&crt!)oIb  mürbe 
bie  &auScI)ronif  meitcrgefül^rt  (ögl.  dhm^  ^rcbiö 
l)er  (^ejeüicbaft  für  ältere  beutfd)e  ®efd^id)t§funbe 
V^in  [1883],  162  ff.),  ein  Ottobeurener  «D^anu- 
'cript,  unter  S9ertt)oIb  gefertigt  unb  ?lbt)anb« 
ungcn  Don  5tlanu§  unb  $etru§  ^ictoöienfi»  ent» 
jalienb,  fom  in'8  SBritijc^e  SDhifcum  ju  Con« 
>Dn ;  ein  anberer  ffobej  au§  bem  12. 3a^rl)unbcrt 
ait  inteteijontcr  6rbforte  ift  in  ber  ^oibibliotl^cf 
|u  ÜKünd^en  oufbemat)rt  (Cod.  latin.  9921).  So- 
nalS  (1153)  öemic^tcte  ein  großer  SSranb  foft  baS 
janjc  ftlofter  unb  ebenfo  1217,  wobei  and)  bie 
fttoftcrürdic  jerftört  würbe.  SCa§  Ofrouenflofler 
{(^eint  nac^  biefem  Sranbe  md)i  wicber  aufgebaut 
iDorben  ^u  fein,  ba  eS  tion  biejer  ^eit  an  ni6: 
me^r  etwäbnt  wirb.  Unter  ben  auf  Scrl^olb  b: 
genben  klebten,  bie  im  14. 3abr()unbert  ben  Zns 
,»ei(^§f  ürft"  führten,  fant  ber  9iut)m  Ottobesm^ 


unb  aud^  finan^ieQ  lam  baS  ffloftet  l^etuntet.  fo 
ba^  mand^e  klebte,  wie  Sol^ann  t)on  Sltman^bofcn 
(1353-1371),  felbft  bei  ben  3uben  in  Ulm  i>^el^ 
aufgunebmen  genötbigt  waten ;  3ol^annIL  f)o4e- 
tet  (1378-1390)  butfte  fclbft  nicftt  mebt  frei 
ixhtx  baS  ff  loftergut  öerf  ügen,  3obönn  IV.  Auffinget 
war  ber  erfte  nid^tabelige  Slbt.  9)Ut  Sggo  ed^mab 
(1404—1416)  beginnt  wieber  eine  Äei^e  Den 
SleformDerfud^en,  bie  ftd^  burd^  baS  ganje  15. 3a]^r- 
]()unbert  l^inburdb^ie^en,  aber  in  ber  Siegel  wenig 
@rfoIg  l^atten.  tlu(|  ein  mit  ben  Sifc^öfen  Don 
Augsburg  entftanbener  ©treit  über  bie  SBogtei* 
redete  würbe  erft  1711  }u  Snbe  gefül^rt.  93eim 
Amtsantritt  beS  3lbte8  Sodann  V.  ©d)ebler 
(1416—1448)  Jährte  baSftlofter,  baS  fonft  immer 
40  W6x[ä)t  beherbergt  l^atte,  nur  nod^  6—8  unb 
l^atte  ein  jöl^rlid^ed  ßinfommen  Don  nur  46  ÜJiarf 
©Über.  Unter  bem  energifd^en  3obot  9iieber]^ofer 
(1443—1453)  brad^  eine  Art  SteDoIution  au§, 
ba  ftd^  einige  9)2ön(^e  über  bie  ftrenge  ßtaufur 
befd^werten,  unb  bie  fflofteruntertl^anen  meinten, 
bie  9)tönc^e  feien  DoUftänbig  eingeferfert  3m 
®eccmber  1447  erfc^ienen  gegen  400  bewcr« 
nete  TOänner  öot  ber  ff  lofterpf  orte  unb  Derlcri^irr. 
tjfreilaf jung  ber  angeblid^  3nbaftirten ;  bie  S:zx 
ÜJ^emmingen  aber,  in  ber  bie  Äci-^  irl:  lir.rrre: 
Seit  baS  ^ürgened^t  erblid^  erbclrr  icrir^  r.ii^ 
biefe  3ufo»nmenrottung  für  gonbrncT-nsrnj:  mr 
trieb  ben  poltemben  Raufen  cur  :zlzz^  ^iI- 
bann  VI.  ®  rau3  (1453— 146C  •  rOr  srs.  ic 
öom  Sifd^of  Don  Augsburg  utn£  SÄirzzir  z^ 
'Mi  nac^jucbte ;  Sif^of  ?Jeier 
ah,  weil  er  bie  gewünf(^te9ie*r 
unb  fanbte  einfad^  Sßilbeln: 
bi§  1469),  ben  legten  onl  ixr»±r:r  ;-=•--  zi 
Abt  nad^  Dttobeuren.  Siric  ±r-:L^'f  jrr-  Pr"- 
fpradf)e  bieWellli^eCbn: 
fter  ganj  bem  93ij(ftoT.  Qz  nar 


Ttrr 


al§  bie  Aug§burcer  ßcnuj^^-=  tr  Z'.-v'.-.r. 
gcrabe  fo  wie  für  bc=  nss  i^^rr  rr-  l,.z  r.^- 
fteuer  auSfc^ricb,  ix:  ^zJiss.  «  rz-r-  •:_  r-.'. 
genb,  bafe  SPi?6r  1-ez:  £e  Zsz^:^   •_    «!.- 
^erfon  Derlarct.    Sr-  r=r  xz   rrr..       r 
Söiberftünb  ber  a 
ben  legieren  ^mx*::; 
gewünftfcte  äie^rn: 
Abt  m\h€jL 


5Wungen,  nnssssr  s. 
Wiüig  oberzncs 


rmm 


ba§felb£inrEiDE:=E-  i«: 
neu  $]!  boEäsi  Ez  z.=. 

iSira^  IT 


urmra 


ac-xirirr  t- 


u«  iLi.  "*^  -  rr: 


1191 


Ottobettten. 


litt 


bereinigten  ftd^  }u  ädn^  unb  »öl^Iten  an  9äco- 
Iau§'  ©teile  SBil^elm  Steublin  }um  ^6t.  93ifd^of 
3o]^ann  Don  SlugSburg  entzog  barauf  92icolaug 
bie  SSertDoltung.  2)ie  äBöl^ler  SBiD^elmS  soll- 
ten nun  via  facti  t)orge]^en.  t)erfQmmeIten  ftd^ 
in  Ottobeuren,  ^o6en  i|ren  ^t  auf  einen  Stltar 
unb  verlangten  ^ulbigung  für  benf elben.  Sie  tt)ur* 
ben  ober  fo  beftimmt  abgeuiefen,  ba^  fte  ftd^  ald« 
balb  tt)ieber  entfernten.  Sine  meitere  @t5rung  ent* 
{tonb  überbieg  Don  britter  @eite.  C^er^og  @eorg 
t)on  Sägern  Iie|  um  1486  bog  jflofter  burd^  einige 
Steiter  äberrum))eln^  Vertrieb  bie  ougSburgifd^en 
Beamten,  Iie|  ^^  ben  Xreueib  leiften  unb  [teilte 
boS  @tift  unter  baqrijd^ed  Sequefter.  SS  ttxir 
bie^  gegen  bog  Stecht,  ober  moblt^ötig  infofem,  oIS 
5ur  Tilgung  ber  ©d^ulbenlaft  in  fur}er  3eit  SSieleS 
gefc^ol^.  @<J^on  1488  ^ogen  bie  bo^rifd^en  Seomten 
mieber  ob,  unb  92icolou§  tonnte  nun  feined  ^mted 
ol8  ^bt  ungeftört  malten.  Unter  feinem  92ad^foIger 
aRott^öud  ^dermonn  (1492—1508)  l^otte  ftd^  bie 
Saffl  ber  Sonoentpriefter  loieber  auf  19  erböl^t. 
Seon^orb  SBiebemonn  (1508 — 1546)  errichtete 
unter  Seibilfe  feines  gelehrten  SonDentuoIen  92ico> 
laug  enenbog  im  @tifte  eine  Sud^bruderel  2)a8 
erfte  ou8  biefer  Df ficin  l^eroorgegongene  SBerf  toor 
Sllcuing  edjhf t  De  fide  SS.  Trinitatis ;  bomt 
folgte  eine  Historia  septem  fratnim  jur  S3er- 
benlid^ung  be§  OrtgpotronS.  9lm  Souemfrieg 
(1525)  fotten  247  fflofteruntertl^onen  tl^eilgenom' 
men  b^ben ;  bie  SRönd^e  flogen  mit  ^uSna^me  bed 
mutbigen  $rior§  äobonn  Seftler.  Sreimol  mürbe 
Qfeuer  an'8  fflofter  gelegt,  ober  iebeSmoI  gelöfd^t, 
fo  bo^  nur  bie  Äird^e  fd^mere  Sefd^öbigung  erlitt. 
93ei  bem  fietigen  Umftd^greifen  be§$roteftanti§mu§ 
betrieben  ^bt  fieon^orb  unb  ßUenbog  1541  bie 
©rünbung  einer  ^od^fd^ule  ofö  gemeinfomer  fiebr- 
onftolt  oller  Senebictinerobteien  in  @d^n)oben.  ^^ür 
ffcmpten,  Dd&fenboufen,  3tt)iefaßen,  SOBeingorten, 
Sld^tngen,  Srfee,  äBiblingen  unb  SDonoumörtl^ 
fonnte  au^  am  17.  Sonuor  1543  bie  ^nftolt  oIS 
„Dttobcurener  Slfobemie"  eröpet  merben.  9lm 
Sebrplon  ift  bemerfenSwertb/  bofe  auf  bie  Pflege 
ber  9^aturh)iffenfd)often  mebr  otö  onberSmo  um 
bie{e  3^it  @emic^t  gelegt  unb  neben  bem  Soteinif  d^en 
oud^  boS  @tubium  ber  grieciiifd^en  unb  bebröifd^en 
Sprod^e  oorgefd^rieben  h)urbe  (CoUegium  tnlin- 
gue).  @d^on  1545  jiebelte  jebod^  bieiunge^fobemie 
na(b  Sld^tngen  über,  meil  bort  bie  Verpflegung 
leicbter  mor  oIS  in  Ottobeuren.  Mein  oud^  in 
Slc^ingen  mar  nur  tftoa  20  SRonote  long  eine  un- 
geflörte  gelebrte  ^b^tigteit  mögli(b/  bo  boS  ftlo- 
fter  t)on  ben  ©d^molfolbenem  unb  ben  benocbborten 
lUmern  in  Sronb  geftedt  mürbe  unb  mit  bem  £P Io> 
fter  ouii^  bie  lobenSmertl^e  €(b5pfung  ber  99ene> 
bidiner  }u  ®runbe  ging.  918  (Srfo^  mu^te  nun 
bie  oom  t^ürftbifcbof  Otto  t)on  SlugSburg  1550  }u 
SDilingen  (f.  b.  9lrt.)  eröffnete  «nftolt  bienen. 

Ser  9!o(bf  olger  beS  %bte§  fieonborb,  ber  t)om  ff  oi- 
fer  Äorl  V.  am  10.  gfebruor  1536  für  fein  ©ebiet 
bie  Ssemtion  tion  jebem  foiferlid^en  Sanbgentbt  er- 
holten, ffa8porffinbeImonn(1547— 1584),  mu^te 


1552  bei  bem  derrftti^etifd^  UeberfoD  bc8  An* 
f  ürfien  aRori^  oon  Sod^f  en  auf  ff oxf  Y.  ebenfdh  ^ 
einige  SAt  fiiel^en :  bie  gurüdgcbltebeneii  SUW^ 
botten  t)on  oer  f einolid^en  @olbateSto  tnü }» lefim 
unb  f omtten  nur  im  Serborgenen  ben  ®otte8bienP 
abbolten.  2)agegen  mürben  unter  Scü^Ife  beS  9Sb> 
germeifterS  93oltl^ofor  gfunf  Don  SRemmingen  ei« 
äBogenlobung  lutberif^  Bibeln  ben  Untätig 
gef(benft  ober  gor  oufgenötbigt.  9tadb  Seenbigmg 
bed  frtegerifd^en  Xumulted  begann  9bt  ffofipor  ba 
foft  t)5aigen  9leubau  ber  ffird^,  bie  1558  einge- 
meil^t  merben  fonnte.  Son9Iesanber@auter(1600 
bid  1612),  t)or]^er  Sbt  in  9nbed^,  erbot  fU^  ^ 
f  d^of  äol^onn  ff  onrob  Don  Sid^ftött  }ur  3tef orm  brt 
ff lofierS  ^lonfftetten  stoei  3Rdn(^,  ben  einen  oll 
W)t,  ben  onbem  olS  $rior,  benen  bomi  no(^  w^ 
tere  folgten.  Ueberboupt  I^l^rten  f old^e  93erufimseB 
nod^  9u^en  immer  mieber,  ein  SemeiS,  in  mel^ff 
Sd^tung  Cttobeuren  bomofö  fionb.  9119  SugStog 
Slnftolten  traf,  bie  Oberbenlid^feit  über  Ottobemen 
gu  befinitiber  ^nerfennung  }u  bringen,  trat  ou^ 
ffönig  Shibolf  U.  ben  $Iänen  beS  SBifd^ofS  ent- 
gegen.  (Sin  loiferlid^ed  SRefcript  bom  3obn  1610 
entzog  boS  Ottobeurener  SSogteired^t  bem  C)odPfte 
3lug§burg  unb  moQte  e§  mieber  mit  ber  ffrone  tx^ 
einigen,  mie  e§  }ur  3^  ber  fforolinger  unb  f^oben* 
ftauf en  gemefen.  SDoroufbinfd^Sifd^of^eiini^ 
pr  ©emolt,  no^m  ben  9bt  gefangen  unb  }lDaiig 
bie  fflofterbeomten,  il^m  ben  Sib  ber  Xrnte  |n 
reiften  (Januar  1611).  «d^t  äBocben  bouerte  biefer 
3uftatü),  unb  oIS  ber  9lbt  auf  mebrfod^  Seitoen* 
bungen  bin  mieber  freigeloffen  mürbe,  gefd^  bic| 
nur  unter  ber  Sebingung,  bo^  er  in  einer  2)enl* 
f  d^rif  t  bie  ©rünbe  feiner  9teid|§unmittelbar!eit  ba^ 
lege  unb  bie  Sntfd^eibung  miberfpnubSloS  bem 
Steid^Sfommergerid^t  in  @peier  anbeimfielle.  Sie^ 
gefd^ob  im  September  1611,  ^ugleid^  refignirte  ber 
W)t  Unter  feinem  9lod6f olger  ©regor  Sleubi  (1612 
bis  1628)  langte  bie  Sutf^eibung  beS  9ieid(|Sbm- 
mergerid^tS  an,  bie  }u  @unften  OttobeurenS  oitS* 
gefallen.  tSugSburg  ober  entfogte  für  immer  ber 
Oberberrticbfeit  erft,  oIS  fid^  ba§  fflofier  Derpfliii- 
UU,  binnen  oier  Solaren  100000  ®ulben  }tt  h- 
^oblen  unb  bie  rein  oogteilid^en  $erbältnif|e,  urit 
fie  feit  1411  geregelt  moren,  oud^  femerl^in  aa^' 
erlennen.  SIbt  ®regor  mor  oud^  l^erDorrogenb  te« 
tbeiligt  on  ber  ©rünbung  ber  @algburger  UniMr* 
fitöt,  meld^er  er  fünf  Sonoentuolen  oIS  iäfox 
überlieg.  S3on  ben  2)rongfoIen  beö  breigigifibridn 
ffriegeS  blieb  unter  ibm  boS  ff  (öfter  no^  oerfib^t 
«ber  fd^on  «nbreoS  Sogt  (1628—1633)  fte» 
als  t$lü(btling  in  fiinbou,  unb  SRoutufi  gdber  ober 
@d^mib  (1633—1655)  mugte  don  ben  serßreuttB 
SDtönd^en  }u  güffen  in  einem  ©oftboufe  gctoip 
merben,  mo  bie  SÖßöbler  ftd^  für  fidlerer  bieüen  Ä 
in  Ottobeuren.  ffoum  botte  W)i  SDlouruS  fein  %nt 
angetreten,  fo  mürbe  Ottobeuren  oon  bemffan)ler 
Osenftiemo  bem  Oberften  SJteld^ior  SBurmbrm, 
©ouoemeur  oon  S)onoum5rtb  unb  Souingen^  gf 
fd^enft.  S)ie  Wönä)t  mürben  nid^t  ger^p  Mi* 
trieben,  gteid^mol^l  mußten  fte  nod^  breimol  voSÜfKA 


1198 


Oubtn,  Sofimit. 


1194 


bei  StAtM  'üfc  ftlofier  t)erlQffen  (1634—1640, 
1646  VM 1648X  unb  18  3al^e  long  fonnte  nid^t 
rin  cimign  SRodige  aufgenommen  merben.  2)ie 
StUe  $eter  Aimmid^  (1656—1672)  unb  Sene- 
btd  ^omflein  (1672—1688)  forgten  ballet  t)or 
KQem  f&r  ^enmbtlbung  {unger  Orbendclerifer. 
Ut  ^er  gab  ber  eigenen  fflofterfd^ule  eine  neue 
Organifation,  unb  Senebict  fanbte  begabtere 
9Röiu^  )n  lUerarifd^er  SetDoHf ommnung  an  auS- 
iDärttge  9f abemien.  Ueberbte^  unterftü|te  Senebict 
ben  nocJ^maligen  IBerfuii^  htt  ad^t  fd^mäbift^en  9lb- 
teicn,  inner^Ib  i^reS  Sereid^  eine  l^ö^ere  Sel^r- 
onftatt  iu  unter^Iten,  unb  gmor  )u  Stottmeil,  U)o 
eine  Don  ben  Sefuiten  geleitete  @d^ule  eben  auf> 
g^^obcn  toorben  nxur.  2)a8  neue  9iottmeiIer  „Kol- 
legium', am  S.  October  1678  eröpet  konnte 
id)od^  nie  )u  einiger  Slüte  gelangen.  SemerfenS- 
Dert^  \ft  ntKJ^,  bo|  bem  Slbt  93enebict  eine  SBal^I- 
capUuIation  don  17  Srtifeln  vorgelegt  mürbe,  auf 
bic  er  {id^  aud^  k)er))flid^tete.  ®orbtan  Sd^errid^ 
(1688—1710)  laufte  bad^ol^anniter^auS  ingelb- 
firc^  unb  errid^tete  bafelbft  ein  t)on  Ottobeuren  ab« 
^ngigeS  $rbrat,  baS  bid  }ur  Söcularifation  fort« 
beftonb.  Son  ber  Stottmeiler  ^od^fd^ule  50g  er  ftd^ 
|urii(t  toeil  bieubrigenX^eilnel^mer  Iöfftggen)orben 
nHnen  unb  bie  $rof eff oren  no^  gu  aüerlei  9{eben- 
fundionen  oermenbet  n)urben.  UebrigenS  moren  bie 
SeHröfte  bed  JAofterd  fattfam  in  ^nfprud^  ge- 
nommen burd^  bie  eigene  ^auSIel^ranßaU  mie  burd^ 
bie  Soljburger  Unioerfttöt. 

3u  ben  l^eroorragenbfien  klebten  Ottobeurend 
fiffit  unamdfelbaft  »upertn.  3lt^  (1 710— 1740), 
ber  Don  ifarl  YL  ben  Zitel  eined  SrblapIanS  er« 
(ielt.  @d6on  S)ecember  1710  faufte  er  ftd^  um 
80000  (Bulben  t)on  ber  9lug@burger  iBogtei  I08, 
fo  bag  nunmel^r  aud^  baS  le^e  9anb  rein  meltUd^er 
Siotur  gniif d^en  Ottobeuren  unb  SlugSburg  befeitigt 
bar.  am  5.  9)lai  1711  legte  er  ben  @runbftein 
pm  böUigen  9{eubau  beS  ßlojierd  nad^  bem  $Iane 
bcfiP.(S^riftian93ogt;  1725  mar  SlDeS  t)onenbet. 
3m  3. 1737  begann  er  ben9leubau  einer  JMrd^e,  ber 
29  fiafyct  mäl^rte,  unb  1739  ben  Sau  einer  großen 
Beamtenmol^nung ;  äberl^aupt  mar  er  fel^r  bau- 
btfKg,  oermebrte  aber  aud^  bie  Sibliot^el  unb  tilgte 
93  000  (Sulben  an  ber  überf  ommenen  ff lofterf  d^ulb. 
ffite  feine  Sorganger  fanbte  aud^  SRupert  n.  feine 
Elerifer  ber  Stubien  balber  an  auswärtige  ^od^« 
jd^ulen;  anbererfeitS  be^og  au^er  Salzburg  feit 
1714  aw^  ber  SBifd^of  oon  Sfreijftng  für  fein  neu 
exrif^tetfd  Sqceum  gegen  nur  einmalige  geringe 
Entfd^dbigung  fortm&^renb  einen  X^eil  feiner  fief« 
rcr  onS  Ottobeuren.  9ud^  ber  Slementarfd^ulen 
na^  fid^  Stupert  an  unb  erlief  1713  fe^r  )h)ed- 
mögige  Serorbnungen  ffir  biefelben.  Unter  ^nfelm 
fbb  (1740—1767)  fanb  baS  taufcnbiäl^rige  Subi- 
Unmbedfflofterdftatt,  aber  erft  1766,  meil  1764 
bie  neue  JKrd^  nod^  nid^t  boHenbet  mar  (ogl. 
[93o9rlbflmer,]  ^8  taufenbjal^rige  .  .  .  ge^ei« 
(igteOttobeQren,  Ottobeuren  1767).  @ein9?ad^- 
|oi^  ^onorat  ®ö^I  (1767—1802)  oerbanb  a§- 
xtif(^  (Skifi  unb  meltlid^  praftif^en  @inn  in 


feltenem  ®rabe  mit  einanber.  9u^er  lanbmirt)^« 
fd^ftlid^en  Serbefferungen  fül^rte  er  einen  mür« 
bigen  ffirdgengefang  ein  (t)gl.  Gantos  Otioburani 
monasterii  pro  festis  et  prooessiombiis  coii" 
suetis,  1784).  IBoQ  Sntereffe  ttxir  er,  aiS  fein 
aRat]()emati!er  P.  Ulrid^  Sd^iegg  ben  erfien  Suft- 
baDon  ^erfteKte  (ogl.  9lad^ri(^t  über  einen  afiroftati» 
f(^eniBerfud^u.f.m.[Ottob.  1784]),  unb  befonberd 
ftolg  mar  er  aud^  auf  feine  oon  200  jungen  Seuten 
befud^te  Sd^ule,  fomie  auf  feine  ®emälbefamm« 
lung  OOH  1000  Stummem.  2)er  le^te  (54.)  9bt 
mar  $aulu8  9It  feU  1802  (gcft  1807);  aber  faum 
mar  er  gemö^It,  ba  nal^m  fturba^em,  bem  infolge 
bed  SüneoiQer  gfriebenS  Ottobeuren  jugefaUen, 
SBeft^  t)on  bem  4  V«  0.-9R.  großen,  oon  20  000 
aotenfd^en  bemo^nten  Stiftsgebiet.  3m  fflojter 
maren  bamaß  44  patres  unb  4  SIeriler,  diele  alS 
^rofefforen  auSmörtS;  18  $atre8  legten  il^re 
^enftonen  }ufammen  unb  fül^rten  ba8  gemeinfame 
fieben  aud^  nad^  bem  Sobe  be8  W>tt&  $auIuS  nod^ 
fort,  burften  aber  baS  S^orgebet  feit  1805  nid^t 
mel^r  laut  oerrid^ten.  ^13  fiubmig  L  1834  bie 
SJenebictinerabtei  @t.  @tepbon  in  SlugSburg  grün- 
bete, oerfügte  er  jugleid^,  ba|  in  Ottobeuren  mieber 
ein  oon  StugSburg  abl^ängigeS  $riorat  errid^tet 
merbe.  iBon  ben  ebemaltgen  (Sonoentualen  erlebte 
ein  einziger,  P.  99afil  SRiUer,  baS  menigftenS  tbeil* 
meife  SBiebererftel^en  feines  ftlofterS.  (S3gL  au|er 
ben  l^anbfd^riftlid^  gebliebenen  ^Bearbeitungen  ber 
Ottobeurener  SonDentualen  92ic.  (Sttenbog  [geft. 
1545],  ®at)ib  aic^elcr  [geft.  1594],  ®.  Saum« 
l^auer,  3^itgenoffe  Sid^elerS,  @aIL  Sanb^oljer 
[geft  1619],  3ac.  5moIitor  [geft.  1675],  Sllb. 
ftrej  [geft.  1713],  ^U  SRupert  IL  [gcft  1740], 
Zl^eob.  @d^ul),  Seitgenoffe  beS  genannten  SlbteS, 
unb  ©alluS  fingier  [geft.  1808]  nod^  bie  citirten 
annaIengfeperabenb8[Ottenbeurenl813— 1816, 
4  9be.];  Saumann,  ®efd^.  b.  ^Dgöu,  Kempten 
1881  ff.,  3  Sbe.;  [Sat^rl^amer,]  S)a8  oon  ber 
gottfeligen  SRilbe  @t)Iad^i  geftiftete  . . .  taufenb« 
iöbrige  Ottobeuren,  Ottobeqrenl766;  P.SRagn. 
93em|arb,  Sefd^reibung  be8  ff  (öfters  unb  ber 
ffird^e  ^u  Ottobeuren,  Ottobeuren  1864;  ffone« 
bergS  ^uffa^  über  Ottobeuren  bei  Srunner,  Sin 
Scnebictinerbud^,  SBBüraburg  [1880],  520  ff.  Sie 
Sommentare  }ur  Ottobeurer  ^auSt^ronif  Oon 
SRaifer  unb  @teid^ele  f.  im  Sal^reSberid^t  beS  l^ift. 
Vereins  für  @d|maben  unb  9}euburg  1838  unb 
im  Srd^io  für  bie  ®efd^.  beS  SiStl^umS  SugSburg 
n  [1859].  3ur  ©clel^rtengefd^id^te  Ogl.  au|er 
i^e^erabenb  nod^  Ziegelbauer,  Eist,  rei  liier. 
O.S.B.  I,  Aug.-Viiid.  et  Herbip.  1754, 560  sqq. 
unb  Sinbner,  3)ie  ©(^riftfteller  beS  Sencbictincr- 
orbenS  U,  {RegenSburg  1880, 69—113,  fomie  bie 
©d^rif ten  über  bie  Unioerptöt  ©aljburg  [f.  b.  3trt.]. 
lieber  bie  Sauten  ogl.  O.  Slufleger,  @übbeutfd^e 
Strd^iteftur  unb  Omamenti!  im  18.  3abtl)unbert 
I.  unb  11 :  Die  ff  loflerf  irc^e  in  Ottobeuren,  3.  Sufl., 
aKünd^en  1892.)  [Sefffab.] 

^bin,  Saf imir ,  0.  Praem.,  fpäter  ^ojlat, 
mar  1638  }u  ajJejiereS  an  ber  äJtaaS  geboren. 


1195 


Oubin,  tSfrottj  —  DderbeA 


UN 


Sott  feinen  ßltem  gum  99ßeber]^anbn)er!e  beftimmt, 
Declie^  er  bolb  bie  9Ber!ftätte^  tDtbmete  ftd^  gegen 
ber  SUem  äBiOen  bem  Stubium  unb  trat  1656 
in  ben  ^rämonfhratenf ererben.  9118  Subh)ig  XIV. 
im  3. 1680  bie  9btei  SBucUIq  in  ber  gl^ampagne 
Befud^te,  im|)rot)ifirte  Oubin  beim  Sintritt  beS 
ftönigS  ein  fd^meiii^Ierifii^eS  Sobgebi^t,  loeld^eS 
bem  ^lofier  ein  (Sefd^enf  t)on  50  SouiSb'or  ein- 
trug. Oubin  l^otte  eine  befonbere  9{eigung  ^um 
Stubium  ber  JKrd^engefd^td^te;  er  erl^ielt  bal^er 
don  feinem  OrbenSgeneral  ben  Auftrag,  olle 
OrbenSobteien  in  Sfranfretd^,  in  2)eutfd^lanb  unb 
in  ben  92ieberlattben  )u  bereifen^  um  auS  ben  bort 
befittblid^en  ^rd^iüen  \\ä)  aDed  }u  üerfd^affen, 
n)Q8  feine  l^ijtorifd^en  arbeiten  förbem  tonnte. 
2)ie^  tl^at  er  nid^t  ol^ne  gebei^Iid^en  ßrfolg;  er 
ging  1683  noc^  $arig  unb  trat  bofelbft  mit  mel^- 
reren  ©elel^rten  in  SSerbinbung.  2)aS  geleierte 
gforfd^en  fd^Iug  i]^maber  nid^t  gut  an;  e8  erzeugte 
bei  il^m  gro^e  ßitelfeit  unb  S^t^^uung,  loorüber 
er  ben  ®eift  feines  StanbeS,  ia  felbft  ben  @etft 
ber  Steligion  berlor.  Oubin  ging  1690  nod^ 
Serben,  nal^m  bie  reformirte  9teIigion  an  unb 
marb  an  ber  Uniüerfität  Unterbibliotl^efar.  S)ort 
bef d^Io^  er  aud^  feine  in  mel^rfad^er  93e)ie]^ung  un> 
erbaulid^e  fiaufbabn  im  3. 1717.  @eine  üor^üg» 
lid^ften  3Berfe  ftnb:  Supplementum  de  scrip- 
toribus  vel  de  scriptis  ecclesiasticis  a 
Bellarmino  omissis  ad  a.  1460,  Paiis.  1686» 
eine  Don  SaDe  (Scriptt.  ecd.  bist,  liier.  I, 
BasiL  1741,  Prolog.  X  sq.)  fd^arf  getabelte  9lr. 
beit;  Le  Prömontre  döfroqu^,  Leyde  1692; 
Yeterum  aliquot  Galliae  et  Belgii  scriptorum 
opuscula  Sacra  numquam  edita,  ib.  1692; 
Comment.  de  scriptoribus  ecclesiae  antiquis 
illorumque  scriptis  adhuc  extantibus  in  cele- 
brioribus  Europae  bibliothecis,  Lipsiae  1722, 
3  voll. ;  bie{e  aI8  Sammlung  t)iele8  loiffenfd^aft' 
lid^en  SKoterialS  mertJ^öoIIe  ©d)rift  (eine  Derbef» 
erte  SluSgabe  beS  obengenannten  Supplementum) 
tel^t  auf  bem  3nbej  feit  1729  (f.  Keujc^,  ®er 
3nbej  n,  128).  Rubere  Schriften  f.  Nouv. 
Biogr.  gen.  XXXVin,  966,  mo  aud^  loeitere 
Siteratur  angegeben  iji.  [5)ÖS.] 

0itbi]t,  t^frau),  S.  J.,  bei  feinen  S^itge« 
noffen  gleid^  berül^mt  als  tiid^tiger  X^eologe  mie 
als  grünblid^er  ffenner  beS  Sateinifd^en  unb  ber 
meifien  mobemen@))rad^enSuropa%  mar  1673  ^u 
93ignorQ  in  ber  (Sl^ampagne  geboren  unb  trat  1691 
als  5RoDi3e  in  bie  ©efeflfd^aft  Sefu.  3)en  größten 
%^t\\  feines  SebenS  brad^te  er  )u  S)iion  ^u  unb  ftarb 
bort  au(^  im  3. 1 752.  3m  Orben  mar  er  juerft  als 
Seigrer  ber  SRl^etoril  oertoenbet  morben ;  fpöter  mürbe 
il^m  bie  Xl^eologie  als  Sel^rgebiet  fibermiefen.  Sr 
befa^  befonberS  meitge^enbe  ffenntni[fe  in  ber 
$atriftif.  @eine  ©elel^rfamfeit  mie  fein  liebenS- 
mürbiger  @^]^ara!ter  maren  Urfad^e,  bog  er  mit  f ajt 
allen  jeitgenöfftfd^en  ©elel^rten  in  freunbfd^aftlid^er 
SSerbinbung  ftanb.  OubinS  jal^lrcid^e  ©d^riften 
l^anbeln  nur  ^um  Heinem  Xl^eile  über  tl^eologifd^e 
@$egen{lönbe,  unb  mand^e  unter  il^nen  ftnb  nur 


11 


üRanufcript  ober  flnb  unDoDenbet  Sn  bklem 
gel^ört  beifpielSmeife  feine  Bibliotheea  senptt. 
Soc.  Jesu  (1928  9lummem  ber  Dier  erftenSn^ 
ftaben  beS  Sllp^abeteS  umfaffenb);  au|erbem  (Eon- 
mentare  }u  ben  (117  erfien)  $f  almen,  ju  HRott^, 
ben  Briefen  $auli  u.  a.  @ebruat  ftnb  \m 
Synopsis  iheologica  thesibtis  digesta,  Muas- 
Ponti  1703;  Epistola  B.  Pauli  Aposi  ü 
Bomanos  explicata,  Paiis.  1743  (explicati<m 
. . .  plus  philosophique  que  ih^logiqae;  de 
Backer,Biblioth^ues.v.)u.9.  Unter  tot  Inda 
bem  ©ebiete  ber  ))rofanen  Siteratur  ongel^brenba 
Sd^riften  ftnb  befonberS  ga^lreid^e  ®ebid^te  in  b- 
teinifd^en  SSerfen,  bereu  elegante  SnfertigungOubia 
gau)  gelöufig  mar;  in  bie  Poemata  didasealia, 
primum  vel  edita  vel  collecta  studiis  Fr.  Oo- 
din  etc.,  2.  ed.  Paiis.  1813,  ftnb  bie  meifkn 
berfelben  aufgenommen.  ^Betreffs  ber  Sd^ften 
OubinS  ift  auger  de  Backer  1.  c.  imb  Feuer, 
Dictionnaire  bist.  s.  y.  befonberS  }u  t)erglet(^ 
Michault,  M^langes  hist  et  phü.  II,  Paris 
1754,  1  SS.  \%.  ejfer.] 

^neno,  f.  ^o\)tx,  9Inna. 

0tifr6edl,  gfriebridti,  SonDertit,  ber  Sit' 
generator  ber  d^riftlid^  religiöfen  Ihmfl,  loar  ge- 
boren am  3.  3uli  1789  )u  fiübedC  unb  flarb  (u 
9iom  am  12.  3lot)tmhtt  1869.  @ein  SSater  iDor 
ber  Sted^tSgelel^rte,  fpötere  Senator  unb  9üree^ 
meifter  Sl^riftian  %bolf  Ot)erbedf,  ber  aud^  Ott 
S)i(^ter  t)on  ißolfS«  unb  ffinberliebem  im  @ei9t 
ber  ^ainbitnbSbrüber  fid^  einen  9lamen  gema^ti 
ein  clafftfd^  gebilbeter  unb  fromm  gefitmter  Sbmn. 
6r  gab  bem  funftftnnigen  @o^ne,  ben  fd^on  in 
fiübedf  bie  biblifd^e  ®e|d^id^te  am  meiften  anjog^ 
eine  auSge^eid^nete  Sr^iel^ung.  Sie  93ibel  unb 
^omer  begleiteten  ben  17ia|rigen  Jhtnftiünger 
auf  feinem  fiebenSmeg,  als  er  im  SRör^  1806  feine 
SBaterftabt  t)erlieg,  um  an  ber  Jhtnftafabemie  in 
Bien  unter  S)irector  t^üger  fid^  auSsubilben. 
2)ort  bcrrfd^te  bie  antififtrenbe  SRic^tung,  ein  leb* 
lofer  tJformaliSmuS,  ber  ODerbedS  Sbealen  toenig 
entfprad^,  fo  ba|  unter  bem  Srude  eines  eng> 
bergigen  @d^ulbetrtebS  bie  Sigenart  feines  SeniuS 
M  9^U^9  9cltenb  mad^te  unb  ^u  felbftönbiger  ßnt* 
midlung  Sal^n  brad^.  9Rit  fünf  anberen  {mtgcn 
©eftnnungSgenoffen  (^forr,  SBintergerfl,  Sultß, 
SSogel,  l^ottinger)  t)ereinigte  ftd^  Ooerbedf  }u  einen 
SBunbe,  ben  fie  @t.>SucaS-iBruberfd^ft  nannten, 
mit  bem  auSgefprod^enen  3^^^^/  bie  ihmfl  m 
il^rer  Entartung  auf  ben  9Beg  ber  SSa^rl^eit  ^utdil' 
jufül^ren  unb  ber  f(^ablonen|aft  gemorbenenSoi« 
fteHung  mieber  eine  @eele  einjul^aud^en.  Stf 
3Biberftreben  gegen  ben  afabemifd^en  StegeljoKnid 
brad^te  bie  3ünglingc  julejt  in  3tt>icfpalt  mit  ber 
Slfabcmie  unb  bejd^leuuigte  OoerbedS  Sntf4Iui 
nad^  bem  ^od^ft^e  ber  ^nft,  nad^  Stalten,  ^ 
jiel^en.  6r  fd^ieb  übrigens  in  grieben  unb  wil 
einem  guten  SlbgangSjeugnig  Don  SBien  (eine  %> 
legation  bat  ni^t  ftattgefunben).  9tm  20.  3uiA 
1810  traf  er  mit  brei  feiner  ©enoffen  in  So« 
ein ;  bort  f dringen  fte  in  bem  derlaffenen  Stidfn 


1197                                                   Ok)erbe(l  1198 

€aii  3fibinn)  ouf  beut  SRonte  $indo  für  bie  erf!e  mung8t)oIIe  Harmonie  unb  erl^obene  Stulpe  breitet 
Seit  i^r  Ouartiet  ouf.  9hui  begann  ein  emftQeS,  —  SRit  ben  gfreSfen  in  ber  Sofa  Sart^olbi  (®e- 
Don  ber  reinen  Segeifterung  ber  äugenb  gel^obeneS,  f d^id^te  3ofep]^8  in  ^eg^pten)  unb  in  ber  9SiIIa 
Don  bem  berebeinben  (Seift  ber  altitalienifd^en  9)kfrimi(nQt^^QfTo'8  befreitem  3erufaIem)l^Qtten 
IRrifier  befrud^teteS  Seben  ber  ^Irbeit,  unb  aH  in  bie  genannten  iungen  ftiinftler  juerft  bie  Sugen 
ber  Örolge  ou4  SomeliuS,  Sd^abon)  unb  $^ilipp  ber  &elt  auf  ftd^  gelenft.  @))äter  erhielt  ODer- 
Seit  {t<!^  jng^eOten,  emmd^d  bie  fleine  ®emein-  bed  gu  feinem  93ebauem  nur  feiten  mel^r  ®e- 
l^oft  )ii  iener  d^riftlid^'romantifd^en  SRalerfd^uIe,  legenl^eit  gu  öl^nlid^er  monumentaler  Zl^ötigfeit 
tum  toeld^  ber  Suffd^mung  ber  neuem  beutfd^en  913  fein  bebeutenbfted  gfredcobilb  gilt  baS  «^Stofen- 
ffunfl  feinen  9u8gang  genommen.  S)ie  @eele  ttunber''  bee  ifi.  granciScug  in  ber  Ißortiuncula- 
biefer  Seoegung  nxir  Ot)erbedr  im  IBerein  mit  Roptüt  guURaria  begliSlngeli  bei^ffifi  (1829); 
EomeltuS,  )n>ei  fid^  ergünjenbe  ffünftlematuren,  ®raf  Stac^quSfi,  ber  in  feinem  SBerfe  Hist  de 
iseld^  JlbnigSubmigL  nic^tunjutreffenb  als  ben  l'arfc  moderne  en  Allemagne,  Paria  1836  aa., 
3o^mie8 UTÜ)  ben ^uIuS  ber  neuen ßunfi neben  einen  Umri^  baDon  gibt,  ^ö^It  e§  gu  ben  un* 
etnanber  flelltc.  Oüerbedt  h)ar  eine  innerlid^e,  t)om  flerblid^en  ^nftbenfmölem  unferer  3^it-  Sei 
(Beifi  ber  Setrad^tung  getriebene  92atur.  S)er  ber  ®emif[en^aftigfeit,  mit  ber  Ombecf  arbeitete, 
2)rang  nad^  SBabr^eit,  ber  fein  fünftlerifc^eS  ift  bie  3^^!  f^^^^  Oelgemölbe  nic^t  fel^r  gro| 
Streben  leitete,  befeelte  fein  ganzes  äBefen  unb  gemorben;  }u  ben  l^erDonagenbften  }ö]^Ien:  S)er 
führte  il^n  mit  Stotl^menbigfeit  ^ur  Vertiefung  in  ^in^ug  (S^rifti  in  Serufalem ,  ha%  SBerf  feiner 
bie  religiöfe  SBal^r^eit  3n  bemfelben  9Rage,  toxt  begeifterten  äugenb  (für  bie  Ünarienlird^e  in  Sü- 
er  über  bie  !IRiffu)n  ber  ffunjt  fid^  9ted^enf(^aft  in  bed  enoorben);  bie  l^eilige  gamilie  mit  bem  Samm, 
geben  üerfud^te,  empfanb  er  im  Sentrum  ber  d^rift-  eine  ganj  raf aelif d^  anmutl^enbe  (£om|)ofition,  fo- 
ulen Gin^it  aud^  ba§  99ebürfni|,  mit  ftd^  unb  loie  @ulamit^  unb  9){aria,  ie|t  @ermania  unb 
feinem  ®ott  in'fi  JHare  }u  fommen,  unb  bie^  führte  Stolia  genannt  (beibe  in  ber  äJtünd^ener  $ina> 
i^  )um  eintritt  in  bie  latl^olifd^e  IKrd^e.  9uS  !otbeI);bie9{ufertt)ed(ungbcdSagaru8(ffarI8ru]^e); 
feinen  9ufgeid^nungen  mie  aue  ber  lebhaften  (Sor-  S^riftuS  am  Oelberg  (für  Hamburg)  unb  bie  er* 
refponben)  mit  feinem  Siater  erl^eüt  unmiberfpred^-  greifenb  fd^öne  ©rablegung  S^rifti  (in  SübedQ, 
lid(^.  bog  nid^t,  mie  oftbel^auptct  mürbe,  romantifd^e  t)on  bem  Äünftler  felbft  auc^  bie  «.Zrauer  um  ben 
Sddmörmerei  ober  ber  9tei5  beS  ergreifenben  Sultud  Derftorbenen  ^eilanb"  genannt  unb  nad^  feinen 
Ibn  )u  biefem  Sd^ritte  beftimmte,  fonbem  baS  eigenen  SßortenunterXl^rönen  begonnen,  in  Zrauer 
Srgebni|i  eines  el^rlid^en  @tubium§  unb  Unter*  um  ben  geliebten  l^opungStJoUen  @o^n  SllfonS, 
rid^td.  S)ie  erlonnte  9lot]^menbigfeit  einer  fic^t*  ber  im  älter  k)on  21  3a|ren  1840  bal^infd^ieb. 
baren  ffird^  unb  ber  fir(^Iid^en  Stuctoritftt  mar  Ooerbedfd  ^uptmerl  in  ber  Oelmalerei  ift  aber 
ber  für  Ooerbedf  entfd^eibenbe  ißunft,  unb  er  mar  ber  ^Xriumpl^  ber  SReligion  in  ben  fünften'* 
[o  lebenbig  erfüllt  oon  ber  SBal^rl^eit  feiner  Ueber»  (tjfranffurt),  ein  gemaltes  Programm,  mo^u  ber 
jeugung,  ba|  er  aud^  feinen  IBater  mit  berfelben  9)kifter  felbft  einen  @^ommentar  t)erf a|te  (1840). 
}a  burd^bringen  fid^  bemül^te.  9lm  Ißalmfonntag  S)ie  größte  g^rud^tbarfeit  unb  bie  nad^^altigfte  SBir- 
!11.  SlpriO  1813  legte  er  in  bie  ^önbe  be§  $ro-  fung  entfaltete  er  inbe|  in  feinen  l^enlid^en  3eid^ 
'efford  (nad^maligen  SarbinalS)  Oftini,  ber  i^n  nungen.  S)urd^  fte  ift  er  am  Dolfötl^ümlid^ften,  [a 
mterrid^tet  ^atte,  ba§  fatl^olifd^e  ©laubenSbefennt«  im  eigentltd^en  @inn  meltberü^mt  gemorben,  benn 
[\i  ob ,  um  ^inf ort  mit  ganjer  Snbrunft ,  als  fte  f anben  ben  SQBeg  in  aOe  SBeltt^eile,  bis  in  bie 
tbrifl  noie  als  ffünftler,  ber  fiird^e  anjugel^ören,  @übfee.  3u  biefen  Sompofitionen  gel^ören:  Sl^ri- 
n  beren  @d^og  er  ^für  feine  @eele  unauSfpred^»  fhtS  bteßinber  fegnenb;  9)bfeS  mit  ben  Xöd^tem 
ic^e  9tu^e,  für  feinen  enblid^en  93erftanb  einen  Setl^ro'S  am  93runnen;  SliaS  im  feurigen  SBagen; 
ritenben  @tem,  für  fein  ^er^  ooUeS  ®enüge  ge-  Sol^anneS  ber  Säufer  prebigenb  in  berSBüfte;  bie 
luiben"  (©rief  an  S.  SSogeQ.  9Kit  gcfteigerter  Äreujtragung ;  ber  gute  §irte  u.  a.,  öor  SlDem 
liebe  gab  er  ftd^  forian  bem  Serufe  l^in,  ben  er  aber  bie  metfterl^aften  40  (Soangelifd^en  ß^i^" 
mrner  mel^r  a(S  feine  befonbere  fiebenSaufgabe  nungen,  malere  perlen  beutfd^er  jhmft  @ie  finb 
rfannte :  ein  S)arfteDer  l^eiliger  ®egenftänbe,  ein  l^eute  @emeingut  ber  d^riftli(^en  SQBelt  gemorben, 
hKmgelift  in  feiner  ßunft  ^u  merben.  3n  bem>  S)anf  ber  @rogmut^  beS  ©efteUerS  91.  oon  fio^bedt, 
elben  ®rabe  lebte  er  ftd^  in  baS  fd^on  Don  9]Ron-  ber  fie  burd^  S)üffeIborfer  ffünftler  in  Jhipferftid^ 
atembert  (Monomenta  de  Thist.  de  Sie.  Elisa-  OerDielföItigen  Iie|;  bieg  ift  um  fo  mel^r  alS  ein 
>eth,  Paria  1838,  p.  XI)  an  il^m  bemunberie  ®Iüd  gu  betrad^ten,  ba  bie  Originale  1882  bei 
Berfiönbnig  ber  übematürlid^en  2)inge  l^inein  unb  einem  SBranbe  im  @d^Iog  ber  @räfin  9Imim,  geb. 
[enxmn  jenes  fid^e  ®efül^l  unb  Sbenmag  in  99e«  oon  fio^bed!,  fömmtlid^  ein  Staub  ber  flammen 
lanblimg  religibfer  S^mate,  meines  bei  aDer  ge«  gemorben  fmb.  SSieloerbreitet  ftnb  femer  Ooer» 
nüt^Doflen  Snnigfeit  ber  Sluffaffung  fid^  freil^ielt  bedfS  SIpoftel«  unb  Soangeliftenreil^e  (für  bie  ffa« 
>on  unHarem  iRpftiriSmuS.  äJtit  bem  3auber  ber  peOe  ber  IBiDa  Xorlonia  entmorfen)  unb  frine  Via 
Itanutl^,  bem  r^^tl^mifd^en  @inn  unb  ber  mannen  cmcia,  Sompofitionen  oon  ]^5d()fter  @d^ön]^eit. 
Smpfinbung  uerbanb  ft^  ber  9lbel  beS  @tiIS,  ber  3n  bie  legten  Saläre  feines  SebeuS  faSen  bie  Snt* 
ber  feine  Sd^pfungen  eine  fo  munberbar  fiim-  mürfe  für  bie  ßatbebrale  }u  2)iafot)är,  Don  benen 


1199                                                Ol>etl6et0.  IHO    \ 

itboi!^  nur  ein  £^til  ^t  SuSfüIinmg  selongtt.  fialeinif^en  unttni^ten  in  laffn.  Jm  3. 1770 

@o  'blieb  ba  ÜUeiftn  bis  gum  Snbe  unemtfiblU|i  tiat  ODerbttg  in  haS  ton  SnmciScaneni  gtteihlt 

fd^tftnb,  unb  aud^ bie ff)atc»n Stbtitnt  Dtnal^tn  S^mnaftum  ju  ^fftint  t'm:  bort  mac^  a bn^ 

nidit  bie  @puc  beS  SItciS;  Dielnte^t  tont  tS  i^  {eintii  unmnübli^cn  $Iri^  fo  nl^t^  gnt 

btigönnt  mit  btn  Qrogaitigtn  SaitonS  bn  „fiebtit  \ä)nttt,  bag  r  im  ^nbjie  1774  bin  inwijfitnga 

Saciammte'',  fn  bmtn  «  no^  tittmal  ftin  tiinjl-  ^!)iloJD))I)if^«i  lEunuS  in  Snünfln  btsimtotnA 

Itii{$t6  @IaubenS6ttenntni|  gebantnt«  unb  er-  ^ugleid;  ati  ^auilt^m  btibtm6ofral^D.9l» 

flntmnQBiei^  jufontnitnfo^tt,   feine  fd^Bpftrif^e  flamanntfiBtig  fein  tonnte.  2)ie@qriftnt$Wl 

X^gfeit  ju  ttönen.  —  Ser  geißige  Sinflui,  fefjcUen  btfonbcrS  feine  Sufmeiffainleit,  nib  a 

benOoerbedt  in  bei  Sfoii^e  feines  be^enS^offene  lidimnte  fpStn,  al§  er  .Se^iei  bei  SeW  g^ 

auf  bie  Jüngere  ffünftlertoelt  ausübte,  toai  ein  uorben  tsar,  ba|  ti bem @tubiiim btrj)tatoiii|4ei 

grolei,  geiabeju  intemationatei.  !ßon  allen  San*  Slialoge  Dtel  ju  Ceebonfcn  ^abe.  3m9Rbftl776 

Dem IanienJhinft]üngernadE)1KDm, neben S)eut{d^  begann  Ooeiberg  bie  t^eologifi^en  Sfa^pnbiai )i 

unb  S^neijem  befonberS  Spanier,  Sßolen,  3)1al>  EDIünfter;  fpäter  trat  ei  in  baS  bif^^fli^c  €««■ 

tefer,  Seigier,  welche  an  ben  Weijiec  empfolilen  noi  bafelb^  ein  unb  uuibe  am  20.  Secemkt 

nxiren  ober  auS  eigenem  antrieb  feiner  ERiijgtung  1779  ju  Sl^eine  Dom  EßSti^bifi^of  b^l^miS  i» 

![i)  anfdEilofien.  ^m  mä^tigßcn  mirfte  fein  9Iame  Sßriefler  getoci^t.    I£i  touibt  bann  floplon  p 

n  granfieidi,  mo  bie  c^iiftü^e  ffunft  feit  IDÜtte  SoeiSminlel  mit  einem  Qte^Ue  oon  80  Xtolcn 

bei  biei|{ger  Sofire  einen  neuen  $[uffd)n>ung  na^m ;  unb  bem  Steckte,  einmal  im  Sa^re  füt  fi^  ein 

niebie@äle  ber  ffunßauSfleQungcn  bamoIS  mit  SoClecte  in  berSemetnbeabjul^alten.  SonbieftR 

nligiOfen  Scenen,  [o  fülltctt  fiäf  bie  Jhnfien  mit  geringen  SinCommen  gab  et  ein  Sitittel  fetHi 

monumentalen  9}talereien,  inbenen  bie  oon  Ober-  uemitlnieten2)tutter,baS)iiKiteS>titlcIbtR9nin 

bed  oertretenen  ^rinc^iien  jur  @eltung  gelangten  nnb  baS  le^e  Sritfel  Mnvenbett  et  ffii  Mut  be> 

(Dgl.3ul.!DIeqer,@efi$.bermobemenfrang3f.!lTla'  fctieibenen  l9ebütfnift^  3)tT  Junge  $ntttei  wn 

lerei,  Seipgig  1867,  S48;  Lenormant,  ,Orsel  babei  in  feiner  Stellung  fo  glütlli^  wib  jufrietiat 

et  OTerbeck",  in:  Beaux  art«  et  vojages  I,  bag  tx  baS  e^renooUc  Snetbiettn  einer  anben 

pBnBl861,187— 217).  2lae@e^eimni^beiun-  Stelle  auSfd^lug.  S>cr  ®eneralDicai  tion^ii^ 

genabtili<^'n  Stnjie^ungSFraft  lag  in  ber  ^atmo-  berg  f^rieb  barüber  an  ben  @rafen  H.  €<^liettaB: 

nie  feines  lautem  SBefenS,  in  bem  ber  ÜRenft^  unb  ,S)er  ^räfibent  ber  Stegierung  Don  Abln,  laeii 

ber  ffünpler  SinS  Uaren.  9Bie  bur^  feine  ffunft,  intimer  f^reunb,  erfüllte  mi^  einefi  Xagel,  ita 

fo  toirfte  et  but^  fein  SEßort  unb  fein  Beifpiel  einen  (hgiebet  füt  feine  fUnbtt  lu  BeforgeiL  34 

unb  benö^rte  ftc^  aud^  barin  als  bet  mpoftel  einer  tiug  biefe  im  (bdd^en  @rabe  oort^eildafte  Stcniq 

neuen ©cbule.  Düerbed  ip  mie  »enig  91tibere  fic^  Ooerbergan.   @r  fd()Iug  fie  abct  auS,  inbemit 

felber  treu  geblieben,  et  ^at  bie  urlprünglicbc  Slidti'  fagle,  er  ^ntic  ftd^  innerlid)  bem  nix^  fo  fe^r  dc^ 

tung,  nie  et  fie  mit  Snbrunfl  ergriffen,  am  be>  nndjlafjiriteii  EBoItSunteni^t  getoet^t  unb  müäie 

banlit^ften  feflge^alten  unb  mcitergeffll^rt,  unb  fo  W\tn  feinen  ißetuf  gegen  leinen  nod^  fo  gro^ 

niib  er  als  baS  eigentliche  ^aut)t  bei  neubeutft^en  iibi]d)en  ^'ortbeil  aufgeben"   (@ä)lüiet,  9ticf> 

relifliöfen  tUialerei  für  alle  3ufunft  in  ber  fiunft-  ircf^icl  uiib  Sagebüc^er  ber  ^ürftin  31,  0.  Öol" 

geft^i^te  feinen  Splofc  befialtcn.  (Jßgl.  Sriebri^  11^1".  ÜJfünflet  1874,  236).  3)o  fein  ootgeieltn 

Ooeibeif.  Sein  £eben  unb  ^[^affen.  Dlad)  feinen  ^fnner  ült  unbgebrei$tid)liMt,  überIie|trODei' 

^Briefen  unb  anbem  S)ocumenten  beS  ^anbf^iiftl.  berg  (lerne  bie  gange  religibfe  Untertwifung  ber 

^a(i]laf|e8entniorfenbon1ERargaret^otiiitt;beulf^  Sdjuljiigmb.  Sieben  geni^ti^Qftet  Sifäünng  bn 

bearbeitet  Don  Q^ranj  iBinbci,   i^ieiburg  1886,  übrigen  $a^orationSpfIt(^ten   mibmete  floplim 

2  $Snbe.)                                      [IBinber.]  ODcrberg  bnn  9teligionSunterrid^te  ber  3ugenti  fo 

^etPetg,  SSern^Qtb  ^eintti^,  Sicforma'  oicleStitunbbeteilele  ficb  bogu  but^ Staifibenbi 

tot  be§  ffloItefifiuInjeienS ,  eräieb«  unb  ÜRufler  unb  ©tubium  fo  eifrig  cor,  bafe  ber  Sßfarret  für 

bet  ^rieftet  unt>  ber  Se^rer,  lourbc  am  1.  ÜJIai  bie  @efunb^eit  beSfelben  fürd^tete  unb  i^m  iefo!^ 

175i  JU  ^Biiel,  einer  gum  Sßfartbotfe  SBollIage  eine  balbe  ©tunbe  üor  bem  ffltiltagejfen  eitn 

im  Dormaligen  Sürftent^ume  OSnabtüd  geboten-  Spagiergang  gu  machen  unb  flc^  bie  latet^etif^n 

bm  SauemfdbQft  olS  bet  @o^n  frommet,  aber  Sorgen  unb  Grübeleien  auS  bem  Sinne  ji 

anner  IhümerSIeute  geboten.  St  tDflt  ein  fcbtoSdi*  fi^Iagen.  S)er  Erfolg  Don  Oocrbagfi  (Eifer  md 

lid^eS  ffinb,  lernte  er^  im  fünften  Sabre  geben  \o  bebeulenb  unb  ber  3ubrang  gu  feinen  fnif 

unb  er^  nad^  Serbtoucb  Don  adit  Sl^&iBüdtiem  töglicben  j?ale$efen  fo  grog,  ba|  fein  9)i^  oH 

lefen.  SRad^  Ueberminbung  ber  erftm  Si^itiierig-  ffatf^et  fidb  immer  toeiler  oerbreitete.  SlSbeft«!* 

feiten  machte  ber  finnige  Anobe  jeboe^  fo  tafi^e  ber  SenerolDicar  unb  Slirectot  btS  S^ulDcfinl 

Sotttrf)titte  im  Cemen,  bQ&  et  balb  bem  S)orf-  Strang  Oon  Uürfienberg  {[.  b,  31tt),  ukIi^  We 

fi^ulleiirer  bie  ©ienfle  eines  gdfEi^ä  beim  Unter-  SJoIfSfiitbung  als  „bie  aUegeit  mi^tigfle  Stau* 

tiilite  ber  Kleinen  leiften  tonnte,  6r  wollte  ^m-  angelegen^eil"  betracbtete,  gut  ^ebung  btS  tSoKi' 

flet  werben  unb  legte  befebalb  nad^  feiner  er^en  ft^utroefenS  eine  Wormalfd^ule  errichten  woUc  «üb 

ßommunion  täglich  ben  weiten  SBeg  gum  ffaplan  jit^  um  ben  richtigen  SKann  gut  Seitung  bctfclba 

in  SQoItlage  gurüdt,  um  [ic^  im  3ied)nen  unb  im  umfad,  bat^te  er  wicbcnun  anOoetbeig,  St  fufii 


laoi 


ODerberg. 


1202 


m  einem  €imiita0  im  6ommer  1782  mit  Si^tro- 
lofl  11114  Ct)er8mitifcl  unb  mo^nte  unerfannt  ber 
SMfknU^  Ot>er6ergd  bei  Sßad  er  fa^  unb 
Mt,  beftSrite  il^ti  in  bem  Sntf d^Iuffe.  ben  itaplan 
Hm  (EMlminhl  fax  bte  92ormaI)^uIe  gu  ge- 
rinneiL  Sofort  nad^  beenbigtem  ®otte3bien[te 
keOte  er  Ooerberg  ben  Eintrag,  olS  92onnane]^rer 
UMJ^  SDZunfter  )u  jiel^en.  Ooerberg  s^gerte,  ben 
IntniQ  an)ime|men^  meil  er  feinen  feelforgerlid^en 
!Bir(ung9frei8  beim  fd^ttd^ten  SanbDoße  nid^t  auf- 
leben iDoOte;  aber  nad^  löngerer  IBebenlgeit  gab 
c  bem  2)rftngen  feined  geiftlid^en  SSorgefe^ten 
uk^,  meil  er  barin  ben  Stuf  @otted  erfannte  unb 
idf  bec  (Einfid^t  nid^t  oerfd^IoB,  bag  er  in  ber  il^m 
OHiebotenen  @teQung  unglei(|  mel^r  für  baS  Sßo^I 
led  münjterlönbifd^en  93o(fed  merbe  mirfen  tonnen. 
Dbm  OberlieB  eS  il^m^  fein  ©e^alt  felbjt  gu  be- 
Hmmen^  unb  ber  befd^eibene  ^nefter  »erlangte 
Dir  200  Xl^Ier  nebft  freier  Station  im  Seminar. 
Sm  3imi  1788  tratOoerberg  fein  neuedSmtan. 
}uerfi  mitemal^m  er  eine  Kunbreife,  um  ben 
Stanb  ber  Sanbjd^ulen  ber  Stbcefe  fennen  gu  ler* 
len.  (Sr  faiü)  jumeift  unmiffenbe,  fd^Ied^t  befolbete 
iebrer,  mongeH^ften  Sd^ulbefud^,  l^arte  Sd^ul* 
jndfi,  ungeniigenbe  Seiftungen;  mand^e  ffinber 
ernten  nid^t  einmal  lefen,  bte  menigften  fc^reiben 
mb  red^nen;  felbft  ber  SteligionSunterrid^t  mar 
inlerfl  mangelhaft  unb  erhielte  nur  ein  gebanfen- 
ofcft  C^erfagen  bed  ffated^iSmuS.  OoerbergS  9uf- 
labe  mor  fomit  grog  unb  fd^mierig,  aber  fein 
lennlt^iged  ©ottoertrauen  unb  feine  Siebe  gur 
Sngcnb  unb  }um  SSoIfe  ermut^igten  il^n.  Mjöbr- 
id^  oom  21.  9uguft  bis  8.  iRooember  mürben 
SO — 80  Seigrer  unb  Sel^ramtScanbibaten  lux  (pe- 
iobtfd^)  ^ormalfd^ule  einberufen  unb  oonOoer- 
xrg  in  ben  @runbfö^en  ber  ßrgiel^ung  unb  be§ 
Ifaiterrid^td  fomie  in  ben  Slementarföc^em  unb 
ffox  9Retl^obe  untermiefen.  Söglic^  gab  Oüer- 
berg  fed^  Stunben  gemeinfd^aftUd^en  Unterricht 
mb  ^If  ben  Sd^möd^eren  nod^  in  be[onberen 
Stunben  nad^.  Sr  fiubirie  bie  bebeutenberen  pöba« 
logifd^  SBerfe  unb  bereitete  ftd^  fo  forgföltig  auf 
^  Sedion  oor,  ba^  er  frine  92ad()tru]^e  auf  fünf 
Stunben  befd^ranfen  mu|te.  S)iefe  Surfe,  an 
ienen  nad^ftrabbe  ($äbag.  Erinnerungen,  hinun- 
ter 1883,  72  f.)  aud^  bie  $riefteramt§canbibaten 
^ncbmen  mußten,  l^ielt  Ot)erberg  44  Saläre  lang 
mild  md^renb  ber  Spötjal^rSferien  ab.  ^lußer- 
rm  mar  er  Seid^toater  an  ber  ffloftertird^e  ber 
»t^riitgifd^en  Sl^orjiungfrauen  unb  j^ated^et  an  ber 
5beni  Z5d^terfd^ule  unb  an  ber  g^reifd^ule  bie[e8 
lofterS.  3n  ie^terer  eril^eilte  er  ben  Untenid^t 
I  ber  biblifd^en  ®efd^td^te  unb  im  Sled^nen,  in 
rßrrer  bot  gangen  KeligionSuntenid^t.  ^uf  bie 
tofbereitung  ber  Srjtcommunicanten  Dermenbete 
:  gern)  befonbere  Sorgfalt,  ßr  ert^eilte  biefen 
lorbereitungdunterrid^t  27  Saläre  lang,  bis  gur 
'^tbunq  beS  ftlofterd.  9n  aUen  Sonntagen 
idt  er  ulerbie^  in  ber  fflofterürd^e  eine  öffent- 
1^  flated^fe  ober  S^riftenlel^re,  bei  ber  ftd^  nebft 
-^t ... —  3u]^örer  au8  oDen  Stäuben,  inS- 


befonbere  aud^  bie  Stubenten  ber  Sl^eologie  ein- 
fanben.  @raf  Sfriebrid^  Seopolb  oon  Stolberg,  ber 
mäl^renb  feined  Slufentl^alted  in  SJtünfter  läufig 
biefem  Unterrid^te  mit  feiner  gfamilie  beimol^nte, 
fd^reibt  barüber:  ^3d^  merbe  nie  oergeffen,  mie  ic^ 
Ooerberg,  oon  etlidgen  ^unbert  fleinen  SJtöbd^en 
umgeben,  fragen  unb  ergäl^Ien  fal^ ;  nie  oergeffen, 
mie  lebrreid^  unb  lebenbig  fein  Unterrid^t  mar,  mie 
er  bie  frol^e  Slufmerffamfeit  ber  j^inber  gu  feffeln, 
mie  er  burd^  Orbnung  unb  SBenbung  ber  fragen 
il^nen  bie  Slntmort  in  ben  SRunb  gu  legen  mu^te" 
(3Renge,  Ofriebrid^  Seopolb  @raf  Stolberg  I,  ©otl^a 
1862,  829).  Sßie  Ot)erberg  ben  Sebrerftanb  bed 
SnünfterlanbeS  in  inteUectueUer  unb  ftttlid^  religi5f  er 
Segiel^ung  gel^oben  unb  mit  SerufSfreubigfeit  er- 
füllt bat,  fo  l^at  er  aud^  ben  Staub  ber  Sel^rerinnen 
fosufagen  neu  gefd^affen.  3n  ber  fatl^oUfd^en  ffird^e 
gab  eS  niemals  eine  Sel^rerinnenfrage,  benn  bie 
ftird^e  l^ielt  gu  ieber  3^it  on  bem  ©runbfa^e  feft, 
ba^  bie  meiblid^e  Sugenb  am  beften  oon  Sel^rerinnen 
unterrid^tet  unb  ei^ogen  merbe.  S)ie  gal^treid^en 
meiblid^en  Sel^rorben  unb  Kongregationen,  meldte 
bie  ffird^e  approbirt  l^at,  geben  baoon  3eugni|, 
unb  baS  emandpirie  ®ebaren  fo  mand^er  „^tif^t» 
reu  Söd^ter",  bie  in  unfcrer  3rit  ton  meltlid^en 
Ißrofefforen  unb  Seigrem  gebtlbet  morben  fmb, 
beftötigt  bie  atid^tigfeit  iened  ©runbfa^eS.  ^Sel^re- 
rinnen'',  pflegte  Ot)erberg  gu  fagen,  ^l^aben  oon 
Statur  größere  @efd^idtlic^feit,  9)Föbd^en  gu  leiten, 
gu  unterrichten  unb  —  moran  bei  bem  toeiblid^en 
@efd^Ied^te  mel^r  al8  an  bem  Unterrid^te  gelegen 
ift  —  gu  er^iel^en,  il^nen  meiblid^e  ©efinnung  ein- 
guflö^en  uno  fie  an  meiblid^e  Sitte  gu  gemöl^nen. 
@efabren  in  moralif d^er  ^inftd^t  merben  me^r  ent- 
fernt, menn  bie  ÜJläbd^en  abgefonberi  burd^  eine 
Sebrerin  unterridfttet  merben.  S)ie  fo  nötljigc  Unter- 
metjung  in  meiblid^en  ^anbarbeiten  fonn  nur  eine 
Sel^rerin  ertbeilcn"  (ffeflner,  ßrgicl^ungSgefd^.  III, 
3.  «ufl.,  effen  1880,  23).  SBä^rcnb  in  granf- 
rrid^  bie  meiblid^en  Sel^rorben  Deririeben  mürben 
unb  Ooerberg  bie  3^it  l^erannal^en  fal^,  ba  aud^ 
auf  beutfd^em  93oben  bie  fflöfter  aufgel^oben  mür- 
ben, fammelte  er  in  feiner  SRormaljd^uIe  fromme 
Sungfrauen  unb  bilbete  fie  gu  Se^rerinnen  aus, 
bie,  mit  meltUd^en  jfleibem  angetl^an,  in  ber  Sßelt 
nad^  bem  ©eifte  3efu  (Sbtifti  lebten  unb  ijd^  gang 
ber  Srgiel^ung  ber  meiblid^en  Sugenb  mibmeten. 
So  fann  Ooerberg  als  ber  Sd^5pfer  beS  StanbeS 
ber  meltlid^en  Sel^rerinnen  begei^net  merben.  Surd^ 
feinen  Sinflu^  mürbe  bie  3o^I  ber  SOtöbd^enfc^uIen 
imSKünfterlanbe  nal^egu  um  bie^ölfteoerme^rt. — 
Son  1789—1806  moljnte  Döerberg  bei  ber  pr- 
ftin  91. 0.  ©aHi^in  ({.  b.  %xt,)  alS  bereu  Seelenfü^rer 
unb  als  ßrgieber  i^rer  beiben  ffinber,  ben  SBinter 
über  in  SOtünfter,  mäl^renb  bcS  SommerS  im  be- 
nad^bartcn  Slngelmobbe.  3m  SSerfel^r  mit  ber  geift- 
reidften  gürftin  unb  il^rem  l^od^gebilbeten  gfrcunbeS- 
freife  empfing  er  mannigfad^e  geiftige  Anregung. 
92od6  immer  bielt  er  aber  aud^  bie  jäl^rlic^en  92or- 
malcurfe  ah  unb  leitete  gugleid^  atS  SHitglieb  ber 
SanbeS[d^uIcommiffion  baS  SoUSfd^uImefen  beS 


1203 


ODerberg. 


1204 


SDlünfterlanbeS^  mlä)t%  1803  eine  preu|if(i^e  Ißro- 
bins  geroorben  toax.  3n  ber  betrübenbett  ^eriobe 
ber  gfrembberrfd^af  t  voai  Oüerberg  unermüblid^  für 
bie  @(^ulen  unb  bie  Seigrer  beforgt.  ^n  ber  Sd^ul- 
orbnung  beS  ^od^ftif  t8  TOünfter,  locld^c  om  2.  ©cp» 
tember  1801  sede  vacante  t)on  bem  S)omcQpiteI 
erlaff  en  lourbe  unb  f  elbft  Don  proteftontif  d^en  $öba- 
Qogen  dS  eine  ber  Dorsüglid^fien  anerfannt  ift, 
fotte  Oberberg  einen  l^erDonagenben  Sntl^eil. 
Qffirjienberg  felbft  fd^rieb  barüber  an  ben  Ihir- 
fürften:  ,,©ein  (DüerbergS)  ßifer,  feine  ginfid^t 
feine  @d^ul-  unb  Socolfenntni|  ^aben  fel^r  Diel 
beigetragen,  Stt).  fhirf.  Surd^Ioud^t  9lbfid^ten  gu 
eneid^en."  (S)ie}e  ©d^ulorbnung  ift  in  ber  SSiblio« 
tl^ef  ber  fatl^ol.  ^ßäbagogif  IV,  fjreiburg  1891, 
235—262,  üoflflänbig  abgebrudft;  bie  »efent« 
lid^en  93eftimmungen  berfelben  finb  oud^  bei  öeppe, 
®efd^.  b.  beutfd^en  93oIfgfd^uIn)efen§  IH,  @ot]^a 
1858, 199—202,  augsüglid^  mitgct^eilt.) 

5Rq(^  bem  Xobe  ber  gürftin  (Sottitin  eröpete 
fid^  ODerberg  ein  tDeiterer  SBirfungSfreiS,  inbem 
er  5um  9tcgen8  beS  bifd^öflid^en  @eminar8  emonnt 
h)urbe.  %13  er  biefe  n)id)tige  @teEe  1809  antrat, 
mar  er  55  3al^re  alt,  aber  feine  l^ol^e  ©eftalt  mar 
bereits  gebeugt  unb  fein  ebled  ^ntli^  Don  fpör- 
lid^en,  filbenoeigeu  paaren  umral^mt.  Sa  bie 
Xl^eologen  beS  @eminar8  bie  Sorlefungen  an  ber 
Don  t$ürftenberg  gegrünbeten  UniDerfität  l^örten, 
fo  beftanb  bie  Hauptaufgabe  beS  9tegen8  in  ber 
Stgiel^ung  unb  aScetifd^en  l^Sorbereitung  ber  fünf- 
tigen ^riefter.  DDerberg  legte  jeben  ^benb  ben 
@eminariften  eine  93etrad^tung  Dor,  bie  fic^  auf 
il^ren  SSeruf  unb  bie  Vorbereitung  ju  bemfelbcn 
bejog.  ®a8  3Ranufcript  biefer  SSctrad^tungen  ift 
30  Solare  nad&  DDerbergS  Sobe  aufgefunben  unb 
als  7.  %i)zxl  feiner  fämmtlid^cn  ©d^riftcn  unter 
bem  Sitel  „Sed^S  93üd^er  Dom  ^rieftcrftanbe" 
(ajlünftcr  1858)  imSDrud  l^erauSgcgeben  morben. 
3n  116  93etrad^tung§ffi5}en,  bie  Don  ODerberg 
felbftänbig  entworfen  finb  unb  Don  feiner  fird^- 
lid^en  ©eftnnung  S^ugnig  ablegen,  Serben  bie 
priefterlid^en  ^flid^ten  unb  3:ugenben  ben  ©emi- 
nariftcn  fo  einbringlid^  an'8  ^erg  gelegt,  tt)ie  eS 
5U  iener  3eit  toofjii  !aum  in  einer  anbem  beutfd^en 
SäilbungSanftaU  für  ^riefter  ber  ^aU  war.  Sieben 
feinen  ©efd^öften  als  9tegenS  mar  ODerberg  aud^ 
fortmöbrenbinbcr^oftoration  tl^ätig,  inbem  er  pre- 
bigte,  fatcd)ifirte,  SSeid^t  borte  unb  ftranfc  befud^te; 
aufecrbem  fefete  er  ben  9lormaIcur8  für  Seigrer  unb 
Sel^rcrinnen  fort,  fungirte  als  ©^nobalejaminator, 
bearbeitete  bie  ©d^ulangelegcnbcitcn  für  bie  SRe« 
gierung  unb  fül^rte  eine  auSgebclinte  Sorrefponbeng. 
(Ir  ftanb  töglidö  um  4V«  Ubr  auf  unb  arbeitete 
bis  in  bie  9)ad)t  binein.  3m  3. 1816  mürbe  er 
5um  Konfiftorialratb  ernannt,  fpäter  erl^iclt  er  ben 
3:itel  Oberconfiftorialratl^ ;  feinen  ßinflu^  im  Eon« 
fiftorium  (olsEoneferent  beS  proteftanti[(|enOber« 
confiftorialratbeS  92atorp,  metd^er  ber  eigentlid^e 
©ecement  mar)  mod^te  er  jum  Seften  ber  ftird^e 
unb  ber  ©d^ule  geltenb.  92ad^bem  er  ein  ibm  an- 
gebotenes Sanonicat  mit  1 200  Xb^^^^  Sinfommen 


abgelel^nt  l^atte,  mürbe  er  einige  S^it  Dor  feine« 
Xobe  ivm  Sl^irenbomberm  ernannt.  Sefonbcie 
Sfreube  mad^te  ibm  (9Rai  1825)  bie  eröffnmi( 
beS  ©d^uIIebrerfeminarS  ju  IBüren  unter  Sintuig 
eines  ©eiftUcben.  3m  ^erbfte  1826  l^ielt  er  bca 
legten  9tormaIcurS.  9la^bem  er  biefen  om  7.  Jl> 
Dember  gefd^Ioffen  l^atte,  mürbe  er  emfllid^  hont 
unb  Derf c^ieb  mobiDorbereitet  om  9. 9}oDember  mit 
ben  SBorten:  ^®ir,  o  ^err  3efu,  perbe  icb!' 

lieber  ODerberg  gab  ^tarti  Don  Surftenieig, 
als  er  feinen  treuen  SRitarbeiter  bem  Aurfürfla 
olS  ©Quobale^aminator  Dorfd^Iug,  boSUrtbeilci: 
„ODerberg  ift  ein  febr  grünblid^er  X^tolo^t;  f^fos 
in  feiner  Arbeit  pro  titulo  mensae  Frincipii 
Seid^nete  er  fid^  als  ©elbftbenfer  auS  unb  enqle 
baburd^  meine  9luf merffamfeit  Sr  ift  ein  beDec, 
gelaffener,  mirflid^  pbilofopl^fd^  ftopf,  in  ba 
f 0  nöt^igen  äBiffenfd^aften  febr  befd^Iagen.'  (Ünf 
0fr.  S.  Don  ©tolberg  nennt  ODerberg  einen  Vbim, 
beffen  ©eftcbt  eines  rafaelifdgen  ^poflelS  toer^ 
märe  (3o^.  3anffen,  fjfr.  S.  ®raf  au  ©tolberg  I, 
tl^reiburg  1877, 270).  ODerberg  mar  in  berS^ot 
ein  ÜRann  Don  tiefem  ©emütl^e  unb  ttxmbeltc  ii 
ber  ©egenmart  @otteS.  ©ein  Sagebud^  gibt  boiwi 
3eugni^,  mie  ftreng  er  mit  ft^i  felbß  in'S  ®eri4t 
ging,  unb  mie  emft  er  bemül^t  mar,  fein  f)er)  Doi 
ieber  unorbentlid^en  Steigung  }u  reinigen.  Cr 
fc^reibt  u.  a. :  „Ser  Srang,  auS  Siebe  }u  bonbdl 
bat  ftcb  Dermebrt  mit  bem  @efü^le,  mie  tobt,  tok 
nid^tS  aUeS  ift  ol^ne  Siebe.  3d^  merfe,  menig^ 
glaube  id^  eS  5U  bemerfen,  bog  fieilige  Siebe,  Shof 
nad^  ©Ott  unb  «UeS  gu  ®ott  bin^u^ren,  t^tigdl 
©treben  banad^  in  bem  ^a^t  bei  mir  guninmit 
als  id^  mein  ^erj  auszuleeren  fud^e. . .  3n  tbdtigcr 
Siebe  ift  ©eligleit.''  S)ie  apoftolifd^e  Siebe,  mel^e 
in  feinem  ^erjen  glübte,  gibt  ben  ©d^lüf|el  )u  fei« 
nem  gejegneten  äBirlen.  ^uS  il^r  ging  fein  ©eelen- 
eifer  berDor,  mit  meld^cm  er  unermüblid^  im  Sei^t" 
ftuble  tbötig  mar,  }u  bem  fid^  ©löubige  Don  not 
unb  fern  binjubröngtcn.  @ie  trieb  ibn  an,  P4 
ber  Demad^löffigten  Sugenb  an^unel^men,  um  pe 
5U  guten  Sbnften  )u  erjieben,  bejm.  burd^  bie  um 
ibm  gebilbeten  Sebrer  unb  Sebrerinnen  er^ie^  in 
laffen.  6r  l^atte  eine  ibeale  ^uffaffung  Doa 
Sebrerberufe  unb  mu^te  biefe  aud^  feinen  Sei- 
lern beizubringen.  ^aS  Sel^ramt  mar  i^  ein 
^poftolat,  um  bie  j?inber  ^ur  Sr!enntni|  mb 
Siebe  3efu  Ebrifti  binjufül^ren.  „6r  fob*',  Wreibt 
einer  feiner  ©d^üler,  „baS  Slmt  beS  ©eelforgeiC 
unb  3ugenblebrerS  als  baS  b^d^fte  auf  Crben  (m; 
feine  ganze  ©eele  mar,  fo  lange  er  lebte,  Don 
bicfcm  ©ebanfen  ergriffen;  maS  er  barüber  re» 
bete,  mar  nur  ber  ^uSguB  feines  DoUen  ^erjenfi 
unb  mirfte  mit  unmiberftd^lid^erftraftauf  bie6^ 
mutiger  feiner  Sn\i'6xn. . .  Srfd^ütternb  DMr  feine 
Siebe,  menn  er  baS  Serberben  fd^ilberte,  tDiUnA 
ein  fd^led^ter  ©d^ullebrer  anrid^tet,  unb  ben  S^n^ 
unb  bie  ©trafen,  meldte  er  auf  fein  f^aupt  lobcL 
Sber  am  löngften  unb  liebflen  Dermeilte  ODerieii 
bei  bem  ©egen,  meldten  ein  guter  ©d^uHe^ 
ftiftet,  unb  bei  ber  93elo](|nung,  bie  i^m  ^iec  mib 


L205 


ODerbetg. 


1206 


enfdtS  bofjlr  }u  Xl^eil  mlrb/  Omberg  emeAe 
old^  99cgfi{lerung  für  ben  Se^rberuf,  ba^  biele 
SAngHnge  inib  Sungfrauen  ftd^,  nidpt  au8  jeit- 
t^m  Xudfif^ten,  fonbem  ouS  religidfen  IBetoeg- 
irfinben«  biefem  Serufe  loibtneten,  ber  bis  bo^in 

S'ng  geod^tet  loar.  3n  loeiten  ftreifen  fam  ber 
Mmfe  gum  2)urd^bru(^,  beit  SlemenS  93rentono, 
lin  Scre^rer  Ooerbergfi,  in  bie  SBorte  gefaxt  f^aU 
,9BUl{i  bu  fegnen,  leV  ein  ffinb!"  3)ie  ®eifi- 
i^cn  ermol^nte  OMberg  mit  einbringlid^en  Sßor« 
:m,  an  berSd^ufoerbefferung  fleißig  mitjuarbeiten. 
.Srneuert",  rief  er  il^nen  }u,  „euren  ßifer  für  baS 
iBo^I  ber  Sd^en!  3^r  »iffet  boB  bie  ^flid^t, 
[fir  baft  SBo^I  berfelben  in  forgen,  ungertrennlid^ 
mit  cuitm  ^irtenomte  t)erbunben  ifi  unb  einen 
Dcfcntltc^  X^eil  bedfelben  ouSmod^t.  ^f)x  tox^tt, 
ba%  bie  Sd^uIIel^rer  unb  Sd^ullel^rerinnen  eure 
Unter^iden  jinb,  bie  eud^  bie  SJlü^e,  bie  Sämmer 
eurer  {Kerbe  }U  nieiben,  erleid^tem,  aber  eud^  ber- 
felben nic^t  ganji  überl^eben  fdnnen ;  ba^  biefe  eure 
Unter^irten  biejenigen  qu8  euren  Sd^fen  fmb, 
füx  bie  ibr  am  meifien  }um  Sefien  eurer  gongen 
^eerbe  forgen  muffet. . .  ^Begegnet  i^nen  überaO 
mtt  üorgüc^id^er  Vd^hmg,  um  ibnen  bei  ber  ®e- 
meinbe  uiU>  bei  ben  ffinbem  mebr  ^d^tung  }u  ber- 
Hoffen.  Serl^elfet  ibnen  )u  il^ren  Siedeten  unb 
i^ct  fie,  menn'9  m5glid^  ift,  in  ben  @tanb  ^u 
bo|  fie,  frei  bon  brüdenben  !Rabrung§|orgen^ 
gan)  il^rem  Smte  n)ibmen  fönnen.  S)ulbet 
Seinen  gan)  unfül^tgen,  nod^  weniger  einen  röubigen 
Sekret-  (95orberid^t  gur  „Unmeifung''  m  f.). 
S>aiSe(rem  gibtCt>erberg  bieSRabnung:  „®egen 
CBxen  ^fantünm  unb  beffen  @teQt)ertreter  muffet 
^  en4  e^bietig,  gelel^rig  unb  in  biEigen  S)ingen 
l^orfam  bejeigen.  Sogu  feib  ibr  aI8  ^fanfinber 
nnb  aud^  aI8  Sd^udebrer  berbunben"  (^nmeifung 
9  229).  3n  Ot)erberg8  Sd^ulpäbogogif  nimmt 
bieSrgiel^ung  ben  erf!en$Io(  ein;  barum  ftellt  er 
OB  bie  Sebrer  in  ftttlicb-religiöfer  Sejiebung  Diel 
bSbere  9[nf orberungen  ofö  in  bibactifd^er  feinftd^t. 
Sie  Sr}iebung  ber  3ugenb  ift  ibm  „ein  ©efd^öft 
iwn  ber  üu^rften  Sßi^tigfeit  bei  meld^em  aucb 
Bdnere  gfebler  oft  bie  fd^redflid^fien  folgen  baben". 
Cr  ttriU  eine  bormonifd^e  (Srjiebung  unb  t)erlangt, 
bol  aller  Unterrid^t  biefem  böd^ften  3iele  bienftbar 

K;  berfelbe  foU  nid^t  bIo|  ben  ffopf  aufbeDen, 
ibem  oudg  baS  ^er}  Derebeln  unb  ben  SSßiUen 
inm  ®nten  l^inlenfen.    S)ie  ®runbfö|e  ber  Sr- 
jkbnng  unb  bed  Unterrid^t§  nierben  t)on  Oberberg 
in  einfad^,  über^eugenber  SBeife  au§  ber  @celen- 
le(re  unb  ber  Srfabrung  entmicfelt.  ^n  bie  Stelle 
ber  einfeitigen  focrotifd^  Unterrid^tSmetbobe  fe|t 
er  bie  fotedfietifd^e  Sebrort,  inbem  er  in  geiftDoHer 
mb  anregenber  Sßeife  bie  mittl^eilenbe  (atroamo- 
lifi^)  fiebrmeife  mit  ber  fragenben  üerbinbet.  S^er 
IIideTn(bt  foH  nad^  C)t>erberg  Dom  IBefonnten  sum 
Unbefannten,  Dom  Sinselnen  ((Soncreten)  5um  tili' 
gemeinen  (SbStracten)  übergeben  unb  in  ber  Siegel 
nerß  bie  @a(be  befannt  mad^en,  bann  erft  ben 
Begriff  ober  bie  2)efinition  geben.  Ooerberg  ift 
RH  erädrter  fjfeinb  aUeS  med^anif d^  fiemenS  unb 


Derlangt  ba^  aller  Unterriddt  auftoedCenb  unb  Iraft« 
bilbenb  »irf e.  S)ie  erfte  Stelle  nimmt  bei  ibm,  nid^t 
blo^  in  ber  Xb^one,  fonbem  aud^  in  ber  IßrasiS,  ber 
SteligionSunterrid^t  ein.  3bnt  foO  töglid^  bie  erfte 
SormittagSftunbe  geh)ibmet  merben.  „IBei  bem 
töglid^en  Unterrid^t  brandet  man  nur  toenig  auf 
einmal  p  nel^men.  3Ran  fann  babei  fo}ufagen 
tro))fenh)eife  bie  fiebre  in  bie  @eele  ber  iKnoer 
bringen.  SBenn  man  feiten,  5. 9.  einmal  in  ber 
Sßod^e,  biefen  Unterrid^t  ertbeilt,  fo  mu|  IBieleS 
auf  einmal  genommen  unb  bie  fiebre  fojufagen 
l^ineingegoffen  werben.  9hin  h)ei|  man  aber  xoo% 
ha^  ein  gläfd^Iein,  meld^ed  eine  fleine  Oeffnung 
bat  (bem  bie  @eele  ber  ffinber  megen  ibrer  nocb 
geringen  göbigfeit  fann  Derglid^en  merben),  f  d^mer 
burd^  ®ieBen,  leidet  aber  burd^  tröpfeln  gefüllt 
mirb. . .  %nä)  ift  beim  SteligionSunternd^t  fein 
Ueberbrul  }u  befürd^ten,  toenn  ber  Sebrer  nur  be- 
obad^tet,  nniS  Don  ben  ftttlid^en  ßigenfcbaften 
unb  Don  ber  guten  9Retbobe  gu  unterrid^ten  ge- 
fagt  ift."  SBie  an  biefer  ©teOe,  fo  bebient  ftd^ 
Ooerberg  burd^meg  in  feinen  Sd^riften  einer 
einfod^en,  populären  @prad^e  unb  benu^t  mit 
mabrer  9)ieifterfd^aft  ®Ieid^niffe  unb  93eifpiele, 
um  feine  Seigren  ju  erflären  unb  einleud^tenb  gu 
mad^en. 

S)ie  l^auptföd^Iid^ften  @d^riften  OoerbergS  ftnb: 
1.  9Inmeifung  gum  gtt)edfmä|igen  Sd^ulunterrid^t 
für  bie  Sd^uHebrer  im  ^od^ftift  (fpötere  Sluflage: 
prftentbum)  TOünfier  (iuerft3Rünftcr  1793,  nod^ 
bei  Sebgeiten  DDerbergS  in  6.  Slufl.  erfd^ienen),  bie 
bebeutenbfte  Don  ODerbergS  @d)riften,  n)eld^e  bei 
fat^olifd^en  unb  proteftantifd^en  @(^ulmönnem 
marme  Snerfennung  fanb.  2.  93i6Ufd^e  ®efd^id^te 
beS  ^Iten  unb  9kuen  Seftamentd  gur  93elebrung 
unb  Srbauung  bef  onber§  für  Seigrer,  größere  @d)üler 
unb  ^au«Dötcr  (fünfter  1799, 2  3:ble.),  Don  ®e- 
neralDicar  Don  Qfürftenberg  „angelegentlid^ft  em» 
pfoblen''  unb  fd^on  1880  in  11.  ^ufl.  erfdi)ienen 
(Dgl.  b.  «rt.  ® ef cbid^te,  bibli[d)e  V,  496).  3.  Sbrift- 
fat^ol.  9teIigion§banbbud^,  um  fid^  unb  SInbere  gu 
bclebren  (fünfter  1804, 295bc.).  ®icfe§C)anbbucb 
für  9icIigion§le]^rer  bot  in  S)eutfd^Ianb  8  Sluflogen 
erlebt,  ift  1824in9Biennad^gebrudftunb  mit  ben 
beiben  ffoted^iSmen  in'd  ^oQönbifd^e  übertrogen 
morben.  4.  ffotedjiSmuS  ber  d^riftfotbolifcben  Se^re 
(in  imi  9Iu8goben,  einer  für  bie  f leinen  unb 
einer  für  bie  größeren  ©d^üler,  HKünfter  1804), 
in  ^unberttoufenben  Don  (^i^emploren  Derbreitet 
(Dgl.  b.  9Irt.  ffotcd^iSmuS  VII,  310).  ®ie  Dor- 
genonnten  SBSerfe  finb  (OTünftcr  1861—1868) 
unter  bem  Sitel  „©emb-  DoerbergS  fömmtlicbe 
©(briften  für  ©d^ulen"  in  6  SSönben  neu  aufgelegt 
Sorben,  nur  ber  fleine  ffatecbiSmuS  fcblt  barin. 
(95gl.  [Sleinermann,]  83emb.  DDerbcrg  in  feinem 
geben  unb  SBirfen,  ffliünfter  1829 ;  «robbe,  ßeben 
Seml^.  DDerbergS,  gRünfterl831,  8.9tufI.1864; 
ftellner,  grjicbungSgefd).  in  ©fissen  unb  Silbern 
n,  8.  «ufl.,  gffen  1880,  8  ff.;  f)iftorifcb-po«t. 
«lütter  LXXXIII  [1879],  561  ff.  u.  641  ff.; 
^.  ^rolb,  gronj  D.  gürftenberg  u.  Seml^.  ODer- 


1207 


Ot)iebo^  be  —  Oioen. 


Berg  in  tl^rem  getneinfamen  SBirfen  für  bie  SoRS« 
f (^ulc,  gRünfler  1 893.)  [ftnc*t.] 

^oiebo,  be,  92ame  tnel^mer  f))Qnif(i^en  ©e« 
leisten,  unter  benen  befonberd  imx  aI8  Xl^eologen 
befannt  finb.  1.  gron)  be  Ot)tebo  S.  J.,  ein 
tiaml^after  SWoralift,  toor  geboren  juSKabrib  1602, 
trat  iung  in  ben  3e{uitenorben  unb  leierte  erfi 
$l(|Uo{op]6ie  gu  Oropefa  unb  ^kala,  bann  Xl^eo- 
logie  SU  fU^abrib,  9)^urcia  unb  Skala.  Sr  ftarb 
1651.  @ein  Cnrsus  philoBophicus,  Lugduni 
1640,  2  tom.,  tturbe  fpöter  nod^  mel^mtalS  auf- 
gelegt. S^tx  90ßer!e  auS  bem  ©ebiete  ber  SJloral- 
t^eoIogie(TractatuBtheologici ..  .respondentes 
1,  2  D.  Thomae,  Lugd.  1646,  unb  Tractatus 
iheologici ...  de  fide,  spe  et  caritate,  ib.  1651) 
h)erben  Dorn  ^I.  SUfonS  Don  Siguori  mit  ßl^ren 
genannt.  (SSgl.  Hurter,  Nomencl.  lit.  I,  2.  ed., 
Oeniponte  1892,  377.) 

2.  Ißeter  be  Ot)iebo  0.  Cisi  loar  $ro» 
feffor  ber  Sl^eologte  gu  Skala,  ging  aber  fpöter 
nad^  Smerifa  unb  lourbe  1625  Sr^bifc^of  Don 
San  Domingo  i^axü).  3m  3. 1629  (ober  1632) 
mürbe  er  auf  ben  bifd^öflid^en  @tu^I  Don  Duito 
unb  1645  als  Srsbifd^of  no4  Sa  ^lata  (Q^arcaS) 
in  $eru  trangferirt.  Sr  ftarb  am  18.  October 
1649.  SI3  ^rofeffor  l^atte  er  bie  Summa  theol. 
beS  I)(.  Xl^omaS  tl^eilmeife  commentirt.  OBgl. 
SBemer,  Xl^omaS  Don  Squin  in,  StegenSburg 
1859, 141 ;  Hurter  L  c.  376.)  [SReic^mann  S.  J.] 

^toett,  9lo  bert,  englif(i^er  @ociaIift  geboren 
)u  5Remtomn  (5Rort]^maIe8)  am  14. 3Kai  1771,  mar 
Don  ^aufe  au3  unDermögenb  unb  menig  gebilbet. 
Sr  mürbe  mit  10  3ct^ren  fiel^rling  in  einem  ^anb- 
lungSl^aufe,  mar  bann  SommiS  in  Derfd^iebenen 
Sefd^äften  unb  ermarb  fid^  burc^  erfolgreid^e  93e- 
tl^eiligung  an  gfabrifuntemel^mungen  ein  bebeu- 
tenbeS  SScrmögen.  IRad^bcm  er  1800  fieiter  ber 
frül^er  feinem  Sd^miegerDater  S)ale  gel^örigen 
SBaummoüenfpinnerei  5u  92em  fianarf  gcmorben 
mar,  begann  er  mit  pj^ilantl^ropifd^en  l^erfud^en 
5U  materieller  unb  fittUd^er  ^cbung  ber  Arbeiter. 
S)iefe  bamald  nod^  Derein}elt  ftel^cnben  93erfu(i^e 
errangen  Srfotg  unb  fanben  Sittereffc  namentli(i& 
Don  Seiten  beS  ^erjogS  Don  ffent,  ber  englifc^en 
Sriftofratie  unb  fclbft  auSmärtiger  5IRonard^en. 
SuS  folc^en  Erfolgen  moUte  Omen  einen  bef onbem 
Seruf  jur  ßrlöfung  beS  gebrütften  Sl^eileS  ber 
aJlenf  c^l^eit  in  fid^  erfennen  unb  betl^eiligte  fid^  nid^t 
nur  kbl^aft  an  ber  Sgitation  für  gobrifgcfetgebung 
mie  an  ben  IBemül^ungen  }ur  @d^affung  Don  Sr- 
beitergenoffenfc^aftcn,  fonbcrn  trat  auc^  feit  1812 
als  ©(!6riftfteÜer  l^erDor  jur  SSerbreitung  feiner 
focialpl^ilofopl^ifd^en  Sbeen,  bie  auf  ejtremen  Kom- 
munismus hinausliefen.  SBegen  beS  Don  il^m  offen 
Dertretenen  Stl^eiSmuS  gerictlj  er  in  Cnglanb  in 
©treitigfciten  unb  ficbelte  be^megen  1825  naä^ 
Smerifa  über.  S3on  bem  fd^mäbifd^en  ©ectenftifter 
@.  fRapp  erftanb  er  fäuflid^  beffen  5Rieberlafjung 
9Rem  §armon9  (Snbiana),  um  jur  ©urd^fübrung 
feiner  communiftifd^en  3been  einen  möglid^ft  er- 
f d^öpfenben  93erfu(^  5u  mad^en.  ©kid^jeitig  mürbe 


burd^  feinen  Sd^fller  Sbral^  Sombe  bei  SM- 
gom  ein  äl^nlid^er  Serfud^  ongefleDt  Scibe  \ift 
fofifpielige  S^perimente  migglädten.  9ia4  w 
bon  surüdtgefetirt,  betl^eiltgte  fid^  Otoen  1827  ob 
einem  neuen  Untemel^en,  meines  bal^n  a^idt^ 
baS  ®elb  als  Xaufd^mittel  burd^  Srbeitftle^ 
)u  erfe^en.  SiefeS  mie  jmei  meitere  Serfud^  |i 
communifiifd^en  ®emeinbegrünbungen  in  3tW 
unb  Snglanb  fofieten  il^n  ben  größten  Xl^eU  fencS 
Vermögens.  92ad^bem  er  fid^  in  ben  legten  Scierf- 
jiabren  bem  Spiritismus  jugemenbet,  ftarb  Onm 
am  17.  StoDember  1858.  S3on  feinen  ©öj^nen,  bie 
beibe  Smerifa  angel^brten,  l^at  ftc^  Stöbert  SMe 
Omen  (gep.  1877)  als  fpirittftifd^er  e^riftfhlki; 
S)aDib  Sak  Omen  (gejL  1860)  att  (^log^ciaa 
bebeutenben  92amen  gemad^t  —  Omen  ^oB 
ebenf  0  erfinbungSreid^er  mie  untemcl^menber  $ti^ 
antl^rop  unb  tl^attröf tiger  Agitator  ^u  ®un|ieB  to 
SrbeiterbeDöUerung  mand^eS  IBerbienfl  unb  man* 
d^en  ßrfolg,  miemol^I  er  l^ierin  ni^t  Dereinyfi 
fielet,  fonbem  mit  Dielen  Snberen  in  einer  raUi' 
tigen  pl^ilantl^ropifd^enSeifteSflrdmungfid^  bcfaik 
SJlel^r  befannt  iß  er  als  eommunifl,  aß  meUtct 
er  DoUftünbigen  SRiBerf olg  l^tte.  Sr  ge^rte  vU/i 
blo^  5U  ben  Srften,  meldte  baran  gingen,  bie  co» 
muniftifd^en  3been  aud^  praftifd^  }u  DermirlTi^ai 
fonbem  mar  lange  aud^  ber  Sinnige,  ber  eine  mif" 
f enf d^aftlid^e  Segrünbung  beS  Kommunismus  do^ 
fud^te.  IRad^  ibm  iß  SBiOe  unb  ^anbete  bd 
ÜRenfd^en  kbiglic^  baS  ^robuct  ber  auf  benfeDci 
Don  ihnbl^eit  an  mirfenben  äußeren  Ser^fiÜmle. 
SS  gilt  bemnad^,  für  {eben  ßinselnen  Don  fcfi^ 
Sugenb  an  möglid^fi  günftige  pl^Qftfd^e,  montlif^e, 
fociak  öugere  äSer^öltniffe  }u  f^iaffen.    €ol4e 

!inben  fid^  nur  in  communiftifd^  organifirten,  loiit^ 
d^aftlid^  felbftänbigen,  lönbtid^en  @emeinben  m 
nid^t  über  500—2000  9Ritgliebem,  mel^e  mit 
befd)eibener  materieller  ßpfiena  unb  einem  niebrii 
gen  @eifte§kben  fid^  begnügen.  Sine  fold^  @e- 
meinbe  probucirt  ungefähr  aOeS,  maS  fic  brauet, 
unb  nur,  maS  fte  brandet;  ber  ®emeinberatb.  anS 
ben  ölteren  9Ritgtiebem  beftel^enb,  ^at  bie  Seämg; 
bie  SSeDöUerung  ift  in  ad^t  arbeitenbe  ftlaffen  ge* 
tl^eilt,  ßr^iebung  unb  SuSbilbung  ber  ffinber  i|l 
gemeinfam,  bie  dbe  ieberjeit  einfeitig  IdSbar.  Ib 
Srt  Don  pofttiDer  Sieligion,  ©otteSoerel^nmg  ober 
gotteSbienftli^em  @ebraud^e  ift  auSgef^lolfeiL 
S)urd)  frieblid^e  Sgitation  foH  man  babtn  gi* 
langen,  bag  bie  gan^e  menfd^Iid^  (SefeÜfd^ft  ii 
fold^e  fleine,  felbjiönbige  ®emeinben  fid^  au[l5ft 
3n  ber  jmansigiöbrigen  Sgitation  für  biefe  3ben 
fon  Omen  über  1000  Sieben  gebalten  unb  üici 
2000  3^i^noS<t^^^^  gefcbrieben  ^aben.  €eine 
§auptmcr!e  fmb :  A  New  View  of  Society,  or 
Essays  on  the  Principle  of  the  Fonnation  of 
the  human  Character,  London  1812,  unb  na- 
mentlid^  The  Book  of  the  New  Moral  Worid, 
London  1820.  Seine  übrigen  Sd^riften  fmb  M^ 
Seid^net  (59  92ummem)  bei  3o).  ©tambammcr, 
93ibliograp]^ie  beS  @ocialiSmuS  unb  (£ommuniS> 
muS,  3ena  1898,  163  ff.  (9)gl.  Life  of  Robert 


209 


Osforb, 


1210 


)wen,  writien  by  himself,  London  1857; 
largant,  Robert  Owen  and  his  Social  Philo- 
ophy,  London  1860;  Booth,  B.  Owen,  the 
''oimder  of  Socialism  inEngland,  Lond.  1869 ; 
^oolaey,  Communism  and  Socialism,  their 
lufcory  and  Theory,  London  1880 ;  @(i^öffle, 
(apüalifitnitd  uttb  @ocialigmuS,  Tübingen  1870, 
93  ff.)  [O.  ^fülf  S.  J.] 

^jrfort  (Oxinfordia,  Ozonia),  ^ouptftabt 
€r  gleid^amiQen  ©raffd^oft  om  3PS  unb  S^er« 
leE,  bie  ftd^  l^ier  }ur  Xl^emfe  vereinigen,  gelegen, 
|t  ber  ei^  ber  ölteften  Uniberfitöt  ßnglanbd. 
Songe  3<it  l^t  man  ben  Urfprung  ber[elben  ouf 
«n  flrolen  ftdnig  Vlfreb  (871—901)  surüdt- 
öl^rcn  loollen  (f o  nod^  ^uber«  S)ie  englif c^en  Uni- 
«fitötcn,  ßQffel  1839-1840,  I,  57  ff.  H, 
»55  ff.).  (B  fielet  aber  feft,  ba|  Osforb  }um  erften 
Role  in  ber  ongeljöddfifd^en  S^roni!  jum  Saläre 
^12  ertDö^t  loirb  unb  Spuren  einer  Sel^rtl^ötig- 
eit  bafelbft  erfi  au8  bem  Anfang  beS  12.  ^ol^r- 
fiinbertfi  nad^gemiefen  werben  fönnen.  Unter  ber 
Regierung  bed  AönigS  ^einrid^  I.  (1 100— 1 135), 
loumnt  Seauclerc,  eines  fjfreunbed  unb  ©önnerS 
icr  (äelel^rten,  ber  ftd^  befonberS  gern  in  ber  @raf« 
4aft  unb  @tabt  O^orb  aufl^ielt,  ift  8h)if  d^en  1117 
ii€  1121  Xl^obaib  Stampenftd  au3  6aen  in  ber 
Ronnanbie  nad^  Osforb  gelommen  unb  l^at  60 
nl  100  @4üler,  bem  9tnfd^eine  nad^  in  ben  fog. 
trien  ftünften,  unterrid^tet.  jhn^  banad^  (1133) 
•rfd^^int  ein  Cnglänber«  ber  in  ^ariS  ftubirt  l^atte, 
»  fpötcre  Sarbinal  9iobert  ^uUe^n  (f.  b.  9rt.), 
iB  Setter  ber  l^iligen  Schrift  in  O^forb,  unb 
irit  bem  Saläre  1149  f^ai  bort  ein  lombarbifd^er 
Rc4tfigele(|rter,  IBacariud,  burd)  feine  SSorlefungen 
BdtKiaren  Don  Sleid^en  unb  ^rmen  angezogen. 
tai  ber  geleierte  SKobcrt  Don  Sridflabe,  ber  Dom 
Salj^re  1141  big  1180  $rior  Don  @t.  ^nbeSmtbe 
n  C^orb  UKir  unb  Dorl^cr  nad^  feinen  eigenen 
Sorten  fi^  „ber  Seitung  Don  Sd^ulen"  gemibmet 
^e,  biefe  in  D jf orb  gctl^on,  ift  nid^t  gang  fidler, 
ibcr  mabrfddeinlid^  (j.  Holland,  The  Origin  of 
the  üniversity  of  Oxford,  in  The  English 
bist.  Review  VI  [1891],  238  ff.).  SBenn  nun 
ixuif  ber  eine  ober  anbere  biefer  (Selel^rten  burd^ 
bot  löniglic^en  ^of  nac^  C^forb  gegogen  loor- 
ben  unb  an  bemjelben  gelet)rt  l^aben  mag,  fo 
Dcrbonft  bod^  bie  UniDerfität  i^ren  Ursprung 
Mff  Sflem  ben  @d^ulen  ber  Osforber  j^löfter^ 
6L  SribeSmibe,  OSneQ  (gegrünbet  im  3.  1129) 
ILO.  SUmöIig fmb  immer  me^r  Stubenten,  h)eld)e 
vifi  in  ben  Crben§]^äujern,  fonbem  in  ber  @tabt 
feo^nten,  l^ingefommen,  unb  enblid^  ift  burd^  bie 
Imabme  ber  meiften  IBeftimmungen  ber  UniDer- 
fität $ariS  ber  Uebergang  p  einem  „@eneral' 
thMum",  mie  man  im  Ö}2ittelalter  eine  UniDerfitöt 
Mimte  (Dgl.  S^enifle,  S)ie  UniDerfitöten  beS  Ü^ittel- 
lUrrfi  bis  1400,  93erlin  1885,  I,  11.  23),  be- 
wirft »orben  (Dgl.  Anstey  [f.  u.]  p.  XLI V ;  ®e« 
i^e  I,  752).  6in  foId^eS  beftanb  menigftenS  fd^on 
k  3.  1187.  S)enn  in  bie(em  Sa^re  lad  ®iral- 
11  von  Sombrien  (f.  b.  ^rt.)  nad^  feiner  eigenen 


Sr}d]^Iung  (De  rebus  a  se  gestis  1.  2,  c.  16) 
fein  fürs  Dorl^  DoUenbeteS  SEßerf,  bie  2:opograpl^ie 
Don  2hrlanb,  in  Osf orb  an  brei  Zagen  öffentlid^ 
Dor  unb  bemirtl^te  bei  biefer  ©elegen^eit  am  erften 
Sage  bie  Srmen,  am  gmeiten  ^aUe  Se^rer  ber  Der» 
fd^iebenen  t^acultöten  unb  bie  l^erDorragenberen 
Sd^üler",  am  britten  bie  übrigen  Sd^olaren  nebß 
ben  @oIbaten  unb  SSürgem  ber  @tabt.  @d^on 
im  Slnfang  beS  13.  Stal^rbunbertS  befoug  bie  SdfjH 
ber  UniDerfttätSmitglieber  über  3000  (f.  Boger 
de  Wendower,  Floresbist.  ad  a.  1209,  Dgl.  mit 
Anstey  I,  3).  3m  3.  1264  foOen  nad^  bem 
iSerid^te  eined  3eitgeno{fen  in  O^forb  15  000  im- 
matricuIirteStubentenunb  juStnfangbed  14.  Sal^r- 
l^unbertS  gar  30000  gemefen  f ein.  S)iefe  Angaben 
iinb,  felbft  totm  mir  (mit  ^uber  1, 225 ;  n,  250) 
bie  Wiener,  @d^reiber,  93u^binber  unb  atte,  meld^ 
mit  ber  Unioerfitöt  in  SSerbinbung  ftanben,  mit« 
red^nen,  fd^on  megen  ber  befannten  ©renken  ber 
bamaligen  @tabt  fajl  unmöglid^  unb  iebenfaHd 
l^öd^ft  unglaublid^  (ogl.  Anstey  I,  p.  XLVIU ; 
S)enifle  I,  248  f.).  @ie  legen  aber  immerl^in  ein 
3eugni|  für  bie  l^ol^e  SSIüte  ber  UniDerfitöt  in 
ber  bamaligen  3cit  ah.  Su  biefer  IBIüte  baben  nid^t 
menig  bie  iBettelorben  beigetragen.  3m  3. 1221 
grünbeten  bie  S)ominicaner,  im  3. 1224  bie  gfran« 
ciScaner  )u  O^forb  eine  9iieberlaf{ung  unb  übten 
burd^  @bnmt,  roit  ben  berühmten  Stöbert  ©roffe- 
tefte,  unb  OrbenSmitglieber  unb  Se^rer,  wie  3lbam 
Don  9)2arf]^  unb  Stoger  ISacon,  an  ber  UniDer- 
fitöt einen  großen  6inf[u^  au8.  ®ie  Unrul^en, 
meldte  in  ber  gmeiten  ^ölfte  beS  14.  ^al^r^unbertS 
bie  Stridoren  SBicIifS,  ber  eine  3«itlang  Seigrer 
an  ber  UniDerptöt  mar,  ju  Djforb  enegten  (f. 
Jos.  Stevenson,  The  truth  about  John  Wy- 
clif,  London  1885,  83  ff.),  fattcn  ber  3eit  nad^ 
mit  ber  Slbnol^me  ber  Qfrequenj  unb  bem  Dlieber» 
gange  ber  ©tubicn  bafelbft  jufammen.  —  §in- 
fid()tlid&  ber  SSerfafJung  ber  UniDerfitöt  ift  ju  be» 
merfen,  bag  bereits  im  3.  1201  urfunbli(|  Don 
il^rem  ffanjier  unb  bem  coetus  ober  ber  Sor* 
poration  ifjrer  SKagifter  bie  SRebe  iji  (j.  Wood 
[j.  u.]  II,  388 ;  ©cnifle  I,  244).  ßrfterer  mar 
baS  ^aupt  ber  UniDerfitöt,  mie  in  $arig  ber  Stec- 
tor.  6r  mürbe  ^nfangd  Don  bem  93ifd^of  Don 
Sincoln,  in  beffen  ©iöcefe  Dsforb  kg,  ernannt, 
feit  ber  stoeiten  ^ölfte  beS  13.  Sab^^^unbertS  aber 
Don  ben  Snogiftem  gemö^It  unb  bann  Dom  93ifc^of 
beftötigt.  5lflein  bei  ber  gntfemung  beS  lejtem 
Don  Osforb  mar  e8  natürlid^,  ba^  ber  ffanjier 
immer  mebr  aI3  baS  eigentli(^e  ^aupt  ber  Uni« 
Derfitöt  angefeben  mürbe  unb  alS  fold^ed  auftrat. 
3m  3. 1368  erfannte  eine  pöpftlid^e  »uUe  auS- 
brücflid^  an,  ba^  ber  in  Dfforb  red^tmö^ig  ge- 
möblte  ff anjler  feinerlei  Scftötigung  mcbr  bebürfe 
(Wood  1, 183;  ^uberU,  254;  ©cnipe  724  f.). 
Dieben  bem  ffan^ler  treten  fc^on  frü^  bie  Vertreter 
ber  afabemijd^en  Diationcn,  bie  ^rocuratoren,  b^» 
Dor.  SBie  in  ^arid  bie  bortbin  au6  gan)  dnxopa 
^ufammengeftrömten  ©tubirenben  in  Dier  9Jationen 
getbeilt  maren,  fo  t^eiUe  man  fte  in  bem  Diel  me« 


1211 


Osfotb. 


1212 


tiiger  fo8mopoIitif(i^en  O^orb  in  imi,  bie  nörb- 
ti^e  unb  bie  fübUd^e.  SrfteTe  (Boreales,  Norther- 
men)  recrutirte  ftd^  au8  bem  92otben  t)on  Sng- 
lanb  unb  Sd^ottlonb,  leitete  (Anstrales,  Souther- 
men)  ouS  bem  @üben  t)on  Snglanb,  fotoie  au8 
ben  ärlönbem  unb  SSälfd^en.  3)te  }U)ei  bon 
biefen  9iotionen  gemöl^Iten  SSettretei  xoaxtn  oud^ 
bei  ber  ^anbl^abung  bet  ^olisei  unb  bet  fieitung 
ber  afobemifd^en  Sngelegenl^eiten  unb  IBerot^ungen 
betl^eiligt  (f.  feuber  I,  143  f.  II,  199.  267  ff. 
308  ff.  821  tf.).  3tt  ber  älteflen  3eit  »ar  für 
bie  afobentifd^en  Angelegenheiten,  nomentlid^  für 
bie  Srtl^eilung  ber  @rabe,  bie  oongregatio  ma- 
gistrorum  maggebenb.  3m  Saufe  ber  3^U  f4|ieb 
fie  fid^  in  magistri  regentes,  b.  ^.  fieiter  einer 
„©d^ule"  ober  »irflidfte  Seigrer,  unb  magiötri 
non  regentes.  ßrftere  bel^ielten  bie  Srtl^eilung 
ber  ®robe,  möl^renb  sur  Sntfd^eibung  ber  meiften 
fonftigen  ofobemifd^en  Stngelegenl^eiten  Qud^  bie 
magistri  non  regentes  aI8  glei^mö^ig  ftimm- 
bered^tigt  sugejogen  mürben.  S)ement{pred^enb 
unterfd^ieb  man  ^mifd^en  ber  congregatio  magi- 
strorum  regentium  unb  ber  congregatio  magna 
ober  convocatio  (^uber  U,  201  ff.).  ®ie  gfa* 
cultöten  l^aben  in  Oiforb  eine  eigentlid^e,  fe(b* 
ftönbig  gefonberte,  corporatioe  Stiften),  tt)ie  in 
$Qri3  unb  ^eut}utage  5. 93.  auf  ben  beutfd^en  Uni- 
oerfttöten,  nie  gehabt  unb  traten  nur  in  ben  rein 
fd^oIaftif(^en  93e5ie]^ungen  aI8  befonbered  SIement 
letoor.  S)ie  Unioerfitöt  M  fold^e  voax  fletS  in 
artibus  fondata,  b.  1^.  bie  Artiften  bilbeten  nid^t 
etwa  Mofe  einen  3:^eil  ber  Unioerfität,  entfpred^enb 
unferer  p^üofop^ifdien  Sfocultät,  fonbcm  fie  waren 
unb  finb  bie  Uniöcrfität  felbft.  ©elbft  bie  (Srabe 
in  ber  %^to\oQk,  3urifiprubenj  unb  ÜJiebicin  »ur« 
ben  nur  oon  ber  Unioerfitöt  al§  foId)er  ert^eilt. 
S8  l^öngt  biefe  eigentpmlid^e  Xl^atfad^e  tl^eilS  mit 
ber  ^ebeutung  ber  ^Rationen  gufammen,  bie  eben 
tt)efentlid()  in  ben  9lrti[ten  rcpräjentirt  toaren,  tl^eilS 
mit  ber  immer  fteigenben  93ebeutung  ber  Colleges, 
beren  S3orftel^er  im  corporatiüen  fieben  ber  Uni« 
oerfttöt  allmölig  ben  $la^  ber  S)ecane  unb  $ro« 
fefjoren  einnal^men.  S)ie  SottegeS  fmb  feit  bem 
(5nbe  beS  13. 3al^r]^unbcrt§  entftnnben.  Sie  toaren 
urfprünglid^  feine  ISel^ronftalten,  f onbem  neben  ben 
alten,  nid^t  funbirten  hospitia  scholarium  ober 
halls  funbirte  (Sonoicte  ^ur  Aufnal^me  armer  @tU" 
beuten.  S)ie  älteften  SoÜegeS  fmb  SRerton  Col- 
lege, h)el(^e§  im  3. 1264  gu  SRalbon  gegrünbet 
unb  im  3. 1274  nad&  Dxforb  oericgt  mürbe,  unb 
Uniöetfit^  Kollege,  aI8  beffen  ©rünber  ber  im 
3. 1249  oerftorbene  Sßill^elm  oon  S)ur^am  gelten 
mu^,  injofem  al§  man  auS  beffen  iBermö^tni| 
im  3.  1258,  1255  unb  1262  ^äufer  (haUs) 
faufte,  für  meldje  im  3- 1280  Statuten  gegeben 
tourben.  ®ie  S^W  wnb  bie  materieflen  Hilfs- 
mittel bcrortiger  ßolIegeS  oergröfe^rten  fid^  immer 
mcl^r,  mäl^renb  bie  alten  ^afls  entmeber  eingingen 
ober  6igentl)um  unb  S^cil  ber  6olIegc8  mürben. 
3m  3. 1421  befolgt  ßönig  ^mxiä)  V.,  ba^  oHe 
Stubenten  gemeinfame  ffiofnung  in  Verbergen 


nel^men  müßten,  meldte  unter  einem  t»m  ber  Kaii 
berfttöt  a))))robirten  Sorftel^er  ftänben.  V^ 
@efe^  mürbe  bann  feitend  bec  UnioerfttSt  im  9. 
1482  bal^in  interpretirt,  ba^  alle  in  einer  ^ 
ober  einem  SoUege  mo^nen  mußten  (f.  Aiurtij 
I,  279.  820  unb  p.  LXV).  2)ie  Sorf^ 
biefer  Slnftalten  mußten  einen  afabemifd^  Snb 
l^aben  (1.  c.  307).  Somit  nmrbe  nun  bie  SM« 
aplin  ber  Unioer^töt  burd^  bie  ber  SoDegefi  bei 
timmt.  3tt  benfelben  mürbe  nnterf(^iebeii  fi^ 
d^en  9)iitgliebem,  bie  an  ben  befonberen  SB# 
f)aim  ber  Stiftungen  £1^  l^otten  (memben 
on  the  foundation),  unb  fold^^  bei  bcna 
bie^  nid^t  ber  fJfaQ  mar  (members  not  on  tb 
foundation).  3^  erfteren  gel(|örten  bie  9ap 
ftel^er,  bann  bie  SeDomS  (®enoffen),  meld^  ttcn 
aud^  nid^t  notl^menbig,  fo  bod^  ber  Siegel  i^ 
einen  afabemifd^en  @rab  befa^  unb  an  fes 
Unioerfitöt  oerblieben^  enblid^i  bie  fbtbentif^a 
@ti))enbiaten  (scholars,  exhibitionerB,  sixan, 
meldte  früher  bei  Xifc^  aufmarten  mußten  k). 
Sediere  bilbeten  bie  ÜRaffe  ber  eigenüid^en  SttlfiF 
ganger.  Stad^bem  im  14.  unb  15.  3o(ti^- 
bert  bie  afabemifd^en  Stubien  auf  eine  mutige 
Stufe  gefunlen  maren,  jeiddneten  fid^  bie  SoOcgri 
am  Snbe  beS  15.  Sal^rl^unbertö  burd^  befonboi 
Sifer  in  ber  Pflege  ber  l^umanifUfd^en  Stvbiai 
unter  Seitimg  ber  gfellomS  aufi  unb  mürben  m 
aud^  mel^r  unb  me^r  bie  Zröger  ber  afabemif((ci 
Sel^rt^öagfeit  (^uber  1, 403  ff.  n,  278  ff.).  aRn 
fonnte  nad^  merjöl^ngem  ortiftifd^  Stnbin 
baS  SSaccalaureat  ermerben^  lu  beffen  Srlongni 
man  beterminiren,  b.  1^.  möbrenb  ber  Sfaftenjöt 
in  gemiffen  S)i§putationdübungen  feine  logif^s 
©emanbtl^eit  befunben  mu^te.  Srft  nod^  meüeroi 
breiiöl^rigen  Stubium  mürbe  man  Stagifier  bet 
freien  fünfte  unb  l^atte  al§  f  old^er  bad  ätcd^t,  fdtp 
ißorlefungen  ju  l^alten.  Sine^^itlong  iß  ber  na* 
gister  artium  oerpflid^tet  gemefen,  über  einSot^ 
lang  eine  eigene  Se^rtl^ötigfeit  )u  entfalten,  iof 
mer  aber  lonnte  man  erft  nac^  ber  Promotion 
5um  magister  artium  }u  ben  l^öl^eren  Stubin 
ber  S^eologie,  ber  Sted^tSmiffenfd^aft  unb  ber9le> 
bicin  überge^ien,  um  enblid^  oud^  in  einer  bicjff 
aßifjenfd()aften  ben  ÜJiagifter«  ober  Soctorgnib 
)u  erl^alten  (ogl.  ^uber  U,  387  ff.;  Ansteyl, 
p.  LXI  ff.),  afübemifd^e  Scl&rfHil&le  finb  in  Op 
forb  erft  feit  bem  15.  3a^rbunbert,  befonbol 
unter  §einrid^  VIIL,  gegrünbet  morben,  obne 
aber  irgenb  einen  bebeutenben  Sinflu|  ^u  erlangn. 
68  fei  nod^  bemerft,  ba|  bie  alten  magistri  r»* 
gentes  fein  fefteS  @ebalt  begogen,  fonbem  oaf 
ben  Srtrag  il^rer  eigentlid^en  Se^rtl^ötigfeit  aBge> 
miefen  maren. 

Siner  ber  groj^ten  ®5nner  unb  SBol^ttb^terO^^ 
forbS  mar  Sarbinal  Stomas  SBolfe^,  meld^  ber 
UnioerptQt  im  3. 1523  eine93eftätigungi^rerSPriF 
öilegien  feitenS  be§  ff önigS  feeinridd  VIIL  enoitfle 
unb  ber  eigcntlid^e  ©rünber  oeö  großartigen  S^9 
Sl^urd^  @oQege  mürbe.  2)urd^  bie  SReformatum 
murbeOjiforb  unter  ^einri^Yin.  unb  Sbuarb  VL 


1218 


Dsfotb. 


1214 


\omlffi  in  tiriffenfd^ftrtd^  toit  in  tnaterieSer  ^in- 
fi4t  .fe^r  loefentlic^  benod^tJ^eiligt  unb  geftört'' 
(^nber  II,  21).  3n  ben  neuen  Statuten  oom 
3^^  1549  für  Osforb  unb  Sombtibge  xoann 
aber  einige  Senberungen  ber  6tubienorbnung, 
befonberS  )u  ®unf!en  ber  ÜRatl^ematif  unb  ber 

gei^if  ^en  unb  l^bröif  d^en  &pxad)i,  Dorgef  einrieben. 
I  Slifabet^  bie  Sblcgung  bed  @u))reniotSeibeS 
um  allen  SDlitgtiebem  ofobemifd^er  Sorporotionen 
Mrlongte,  tmirben  nid^t  weniger  ate  14  IBorftel^er 
Mm  CoOeged  unb  90  gellomS,  bie  fid^  loeigerten, 
ben  6ib  }u  leiften,  auSgeftogen,  unb  fo  morb 
Me  Uninerfitöt  bie  im  (Segenfo^  ^u  Sambribge 
efaie  anttreformotorifd^e  Haltung  eingenommen, 
eine  bIo|e  SnfloU  ber  angliconifd^en  jhrc^e.  S)er 
Cölibot  nmrbe  aber  ofö  Sebingung  ber  Sufnal^me 
in  ein  CoOeg  aud^  meiter  geforbert.  Sie  t$requen} 
ber  Unitoerfitöt,  meldte  gegen  baS  Snbe  bed  15. 
uib  bie  SRitte  bed  16.  äal^rl^unbertd  auf  etnia 
1200  b^ninlergegangen  nnir,  betrug  om  (Snbe  be§ 
16.  Sa^r^nbertS  etma  2500 ;  bad  n)i{|enjd^aft' 
lid^,  religiöie  unb  fittlid^e  Seben  ftanb  ober  auf 
einer  fe|^r  niebem  Stufe  (^uber  n,  47  ff.). 

91a4bem  fdfton  feit  ber  ÜRitte  beS  15.  Sal^r- 
^bertft  bie  Sitte  fid^  eingebürgert  l^atte,  einen 
ni^i  in  Osforb  refibirenben  h)eltlid^en  (großen 
|nm  ftanjler  jn  noblen,  an  beffen  Stelle  ein  äSice» 
fBRjIer  bie  ®ef d^f te  f ül^rte,  beüeibete  bie  ffan^Ier- 
ofirbe  unter  ffarl  I.  beffen  mäd^tiger  9Rinifter 
SBUIiom  Saub,  ber  feit  1633  anglicanifd^er  Srj- 
bifd^of  Don  SonterburQ  xoqx.  Son  biefem  großen 
Odnnex  ber  Unit)erfitöt  unb  ^uptDertreter  ber 
C|rifco))aIt)erfaffung  unb  beS  IRitualiSmuS  in  ber 
onglicanif^en  ffird^  rül^ren  bie  bis  in  bie  neuefte 
3eü  nenigftenfi  formen  gültigen  UniberfttötS- 
^tuten  t>om  Saläre  1636  l^er,  bie  übrigen^  eine 
mefentlid^e  Senberung  beS  ^Utl^ergebrad^ten  meber 
bejmecften  nodg  bemirften.  3n  einem  nac^tröglid^en 
Statut  bom  Sobte  1688  mürbe  bo8  für  Ösforb 
nene  ^rincip  auSgefprod^,  bag  ber  afabemifd^e 
Srab  Don  einer  Prüfung  abl^angen  foEe;  bt§  ba* 
Ifin  IfMt  bie  Srt^eilung  ber  @rabe  bon  ber  Stim> 
nenmebr^eit  ber  9Ragifter  unb  nur  fd[)einbar  oon 
bot  altl^ergebrad^ten  fc^olaftifcben  Uebungen  ai» 
g^^gen.  S8  be^og  fu^  biefe  9kuerung  aber  nur 
onf  bie  artiftifc^  i^acultät«  bie  nun  erft  xtä^t  bie 
übrigen  goit}  in  ben  Schatten  bröngte.  3)ie  juri- 
f^lfyn  unb  mebidnifd^en  Stubien  ftnb  inO^forb 
lie  reibt  gebieben.  ^S  erflört  ftc^  bie^  au3  ben 
nglifc^en  3ufiänben  überbauet  3n  ßnglanb  l^at 
bot  römifd^  Cioilred^t  nie  bie  IBebeutung  nne  an» 
bmDörtS  erringen  fönnen,  neil  bie  ganje  9{ed)t§- 
aithridtlung  borberrfd^enb  national  voax.  S)a- 
hmrdb  i^  aber  baS  Ked^tSftubium  oon  jober  mel^r 
^ftifd^  Srt  gemcfen  unb  mürbe  beBb^Ib  Dor« 
tiglidb  ont  $Io(e  ber  b^^f^^n  ©erid^tsbofe  5U 
mbon  in  ben  bort  entflanbenen  Inns  of  Court 

ß^tqlt  (f.  Ipnber  I,  830).  S)a6  aber  audf)  bie 
d)icin  ibrtn  ^auptfi^  nid^t  an  ben  englifcben 
lliiiDerfitöten,  fonbem  in  Sonbon  auffdilug^  er- 
fibt  fi4  fd^on  borouS,  ba|  bort  bie  großen  ^o* 


fpitöler  maren.  ültan  l^ötte  aber  menigfienS  er- 
marten  foEen,  bog  im  17.  ^al^rl^unbert  etmaS  iwc 
|)ebung  ber  tl^eologifd^en  Stubien  an  ber  Uniber- 
fttät ,  menn  aud^  natürlid^  im  Seifte  unb  Sinne 
ber  l^errfd^enben  anglicanifc^en  JKrd^e,  gefdgeben 
merbe.  S)a8  mar  iebodf)  nid^t  ber  gfall.  SieUeii^t 
fürd^tete  man,  fonft  erft  red^t  tl^eologifd^e  Sontro- 
berfen,  bie  man  burd^auS  bermeiben  mohte,  inner« 
l^alb  iener  jhrd^e  )u  befdrbem  (f.  ^uber  n,  164  f.). 
S)ie  größten  SSerönberungen  l^aben  fid^  in  Osforb 
im  19.  Sal^rl^unbert  boE}ogen.  Siefeiben  mürben 
bor^üglid^  burcb  brei  @ränbe  bemirtt :  burd^  bie 
fogen.  Csforber  IBemegung,  burd^  bie  Sinfül^rung 
eines  neuen  ^rüfungSf^ftemS  unb  burd^  bie  ^Se« 
ftimmungen  eines  ^arlamentSbef  d^Iuff  eS  bom  Saläre 
1854  unb  einer  (Eommifpon  üom  Sabre  1877. 

S)ie  ^Dsf  orber  ©emegung"  (bgl.  b.  Slrt.  Sracta- 
rianiSmuS)  fing  im  3a|re  1883  mit  ber  Uniber- 
fttötsprebigt  ffeble'S  über  nationale  Vpoftafte  an 
unb  fe^te  fid^  gunöd^ft  in  ber  SSeröffentlid^ung  bon 
90  einanber  f olgenben  Tracts  for  the  Times  fort. 
Sie  beftanb  in  ber  93etonung  beS  fat^olifc^en  Sie* 
menteS  ber  anglicanifd^en  £ttrd^e  unb  führte  einer« 
feitS  )ur  Belebung  beS  Staubend  unb  bed  reli« 
giöfen  SiferS  in  berfelben,  anbererfeitS  )ur  Son- 
berfion  bieler  bebeutenben  ÜRitglieber,  ).  93.  ber 
fpöteren  Sarbinöle  92emman  unb  ÜRanning.  S)ie 
golgen  biefer  IBemegung,  meldte  im  fogen.  SRi« 
tualiSmug  nod^  immer  im  glnß  \%  laffen  fid^  gur 
3eit  nod^  nid^t  überfeinen. 

S)aS  ^rüfungSfQftem  ift  feit  bem  Sa^re  1850 
mobificirt  unb  bie  Anforderungen  beSfelben  ftnb 
etmaS  gefteigert  morben ;  fte  ftnb  aber  nod^  immer 
niebriger  als  g.  93.  bie  ber  im  3. 1836  gegrünbeten 
Sonboner  Unioerfttät,  einer  S^aminationSbebörbe, 
meldte  eingefc^t  mürbe,  um  afabemifd^e  ®rabe  ol^ne 
iHüdfid^t  auf  baS  ©laubenSbefenntni^  gu  berleil^en. 
Um  ben  @rab  eines  B.  A.,  b.  f),  eines  Bachelor  of 
Arts ,  erlangen  gu  tonnen,  mit  meld^em  bie  mei- 
ften  Osf orber  Stubenten  ibre  afabemifd^en  Stubien 
beenben,  muß  man  brei  Prüfungen  beftanben  f^a* 
ben,  bie  lei^ter  ober  fcbmerer  fmb,  icnad)bem 
man  b(og  bie  jebeSmalige  Pass-  ober  bie  Honour- 
^rüfung  ablegen,  b.^.blofe  „bcfteben''  ober  „ebren- 
boU  beftcben"  miE.  3m  Allgemeinen  mirb  fomol^l 
für  bie  etfte  Prüfung  (Responsions)  mie  für  bie 
gmeite  (erfte  öffentliche  Prüfung  ober  Moderations 
genannt)  eine  fienntni|  ber  claffifd^en  Sprad^en 
oerlangt.  SDaS  ift  ftetS  bann  ber  t$faE,  menn  ber 
Eonbibat  in  ber  Scblu^rüfung  blofe  ^befteben" 
mill.  Siefe  Pass-Scblu^prüfung  felbft  erftred t  fid^ 
je  nac^  SSSunfcb  beS  Sanbibaten  auf  claffüd^e  ober 
neuere  Sprachen,  ober  SRatl^emati!  ober  Sfjeologie 
mit  je  einigen  Stebenfäd^em.  Sei  ber  Honour- 
Sd^lugprüfung  lönnen  nid^t  mcniger  als  fieben 
berfd^iebene  t^äc^er  in  93etrad^t  fommen,  ba  man 
ficb  für  literae  humaniores  ober  9}^atbematif 
ober9iaturmiffenfcbaft  oberSRec^tSmiffeufd^aft  ober 
neuere  ®ej(bid)te  ober  2:beo(ogie  ober  orientalifd^e 
Sprad^en  melben  lann.  SS  fei  noc^  bcmerft,  baß 
man  gur  Sriangung  beS  ®rabeS  eincS  B.  A. 


1215 


Ocforb. 


1216 


12  terms,  b.  1^.  8  Saläre,  in  Osforb  augebrad^t 
l&abcn  tnu^.  S)ie  SBilbung  bercr,  bic  blo^  „Be- 
Pd^en"  —  basu  gcl^ört  aber  An  SSiertel  ber  600  ©tu- 
bentcn,  bie  jäl^rlicl^  in  Dgforb  grobuircn  — ,  ifl 
me^r  bie  einer  l^öl^em  Bä)nU  als  einer  Uniberfitöt. 
S)ie  Honour-^rüfung  itixotdl  nid^t  etma  eine 
Anleitung  }um  felbftönbigen  Slrbeiten,  fonbem 
rM  bie  Sanbibaten  mit  bem  SSeften.  mag  über  bie 
bon  i^nen  flubirten  ©egenftänbe  ejiftirt,  befannt 
ntad^en.  S)ie  ^ölfte  aller  Sanbiboten  berfelben 
toäfjilt  bie  Prüfung  in  ben  literae  humaniores, 
b.  1^.  in  ben  alten  (Bpraä^m,  ber  gried^ifc^en  unb 
römifc^en  ©efc^id^te  unb  ^l^ilofopl^ie.  2)en  Pass- 
unb  Honour-^rüfungen  entfpred^en  bie  Fass- 
unb  Honour-Sorlefungen  in  ben  SoUeged.  Srftere 
»erben  getpöl^nlidf)  bIo|  für  bie  ÜRitglieber  eined 
befUmmten  SoUege  gel^alten,  möl^renb  Ie|tere  faft 
aQe  gemä^  einer  in  ben  legten  ^toti  Sal^i^el^nten 
getroffenen  SSereinbarung  bon  fömmtUd^en  @tu» 
benten  ber  Uniberfitöt  befud^t  merben  lönnen.  Sie 
IBorlefungen  ftnb  getoöl^nlid^  unentgeltUd^.  S)a  bie 
meiften  ber  tjföd^er,  toeld^e  bie  @tubenten  gu  lernen 
toünfd^en,  in  ben  SoHegeS  gelej^rt  merben,  ift  ber 
Sinflug  ber  eigentlid^en  UniberfitötSprofefforen 
nod^  immer  ))raf tifd^  ein  fel^r  geringer  (bgl.  Wells, 
Oxford  and  Oxford  Life,  Lond.  1892,  68  f.). 
€3  fann  feiner  ein  magister  artium  merben,  nod^ 
ba§  93accalareat  ober  S)octorat  in  ber  S^eologie 
(B.  D.  be^äglid)  D.  D.  =  Bachelor  ober  Doctor 
of  Divinity),  bem  6ibilred)t  (B.  0.  L.  bepglid^ 
D.  0.  L.  =::  Bachelor  ober  Doctor  of  Civil  Law) 
unb  ber  SRebicin  unb  Sl^irurgie  (B.  M.  unb  B.  Ch. 
besiiglid^  M.  Ch.  unb  D.  M.)  erwerben  —  bon 
ben  ®raben  in  ber  2Kufif,  für  bie  befonbere  93c- 
fHmmungen  gelten,  feigen  tt)ir  ^ier  ab  —,  ber  nid^t 
ben  erften  artiftifdften  ®rab  erlongt  ^at.  5lu|cr« 
bem  wirb  ))raftifd^  für  bie  meiften  biefer  ®rabe 
nur  ber(angt,  ba^  ber  Sanbibat  eine  beftimmte 
SRei^e  bon  Salären  (j.  95.  für  ben  M.  A.  6  V«  3a^re) 
gegen  Sntrid^tung  jöl^rlid^er  ©ebü^ren  feinen  92a- 
men  in  ber  SJlatrifel  feineg  SoIIege  l^at  meiter- 
fül^ren  laffen,  alfo  nomineE  bie  ^flic^t  erfüllt  l^at, 
9tefibeng  m  üben  unb  SRitglieb  eines  (SoOege 
5U  fein.  Sine  h)eitere  Prüfung  befielt  blo^  für 
ben  @rab  beS  B.  C.  L.,  be§  B.  M.  Q>a§i  SSacca- 
lareat  in  ber  Sl^irurgie  loirb  burc^  baS  ber  3Jlt» 
bicin  mitermorben)  unb  beS  M.  Ch.  (9J}agifter  ber 
Sl^irurgie),  fomit  ift  e§  am  flöglid^iftcn  um  bie 
X|eoIogie  befteUt.  ^Eerbingg  mu|  man,  um  B.  D. 
5U  merben,  imi  englifd^  gef^riebene  Si^ertationen 
über  t^eologifd^e  ©egenftönbe  bor  bem  Professor 
regius  ber  S^eologie  lefen,  unb  um  ben  ®rab 
eined  SoctorS  ber  Xl^eologie  ^u  erlangen,  an  brei 
Zagen  berfd^iebene  Sl^eile  ber  l^eiligen  Schrift 
englif d^  erflören.  9ud^  bie  Sanbibaten  ber  S)octor- 
grabe  beS  Sibilrec^tS  unb  ber  ÜRebicin  muffen 
eine  Siffertation  berfaffen.  Sa  aber  bie  93or- 
lefung  ber  ^bl^anblungen  nid^t  über  eine  @tunbe 
bauem  barf  (f.  ßuber  II,  510  9lnm.),  ift  natflr- 
lid^  bon  einer  befonbem  miffenfc^aftlid^en  Seiftung 
feine  Siebe.    2)er  Osforber  @rab  eined  99acca- 


lareuS  ber  9Rebicin  bered^tigt  feit  bem  9^ 
1886  }ur  Ausübung  ber  $rasi8  (ogL  The  Ste- 
dent's  Handbook  to  the  University  and  Ool- 
leges  of  Oxford,  Oxford  1892,  212).  $k 
juriftifd^en  Prüfungen  ^ur  (Erlangung  b^  StettM, 
$raj;i8  ausüben  }u  lömten^  finb  bon  ber  Unta^ 
fit&t  gan)  unab^öngig.  SBer  aber  an  i^  hol 
99accalareat  beS  SiDilred^tS  erlangt  1^  ttrhb  W 
ienen  Prüfungen  in  einigen  ®egenftfinbai  iti(tt 
geprüft.  S)aS  ijl  «Ued  (bgl.  ib.  200).  (Ü  gitt 
aber  nod^  beftimmte  93ergünftigungen  für  Iric* 
jenigen  O|:forber  @tubenten«  meld^  in  ben  inbi- 
fd^en  Sibilbienft  ober  bie  Srmee  eintreten  vnM 
(ügl  ib.  244.  249  ff.). 

^bgefel^en  bon  ben  Ißrüfungen  für  bieStipenbin 
unb  greife,  an  meld^  Osforo  fel^r  retd^ift/  ^fi4 
in  ben  leken  Salirgel^nten  ein  gro^(nrtigeS6#eni 
bon  Prüfungen  fold^er  entmidtelt,  meldte  gor  ni^t 
Sur  Uniberrttöt  gel^ören.  @eit  bem  So^re  1857 
beftel^en  bie  O^orber  LocalexaminationB,  b.  ^ 
Prüfungen  t)on  $erfonen  beiberlei  Sefd^e^tfS 
in  aÜerl^anb  t$äd^em,  felbft  ben  Slementarföd^ 
SBeiterl^in  mürbe  im  3. 1873  „hcß  Osforbei  mb 
Sambribger  Sd^uIprüfungScomitd"  eingerid^ 
meld^eS  fomol^I  auf  9Bunfd^  ]^%re  Sd^ulen  g^q 
ober  tl^eilmeife  prüft  als  aud^  be^ufS  Srt^eäng 
bon  3(ugniffen  für  bie  ©d^üler  ^bktnt  iäft» 
anftalten  iä^rlid^e  Prüfungen  abl^It.  9lod^  toeitec 
ging  Osforb  im  3. 1879  —  Sambribge  mar  in 
3. 1873  borauSgegangen  —  burd^  bie  Sinfü^imi 
bon  93orlefungen  unb  Unterricht  an^er^lb  ber 
Uniüerfitöt  (University  extension  teacfaing). 
3m  3. 1891/92  fmb  392  berartige  Sel^rcurfeii 
großen  unb  fleinen  Orten  abgel^alten  unb  inm 
27  000  $erfonen,  unter  benen  800O9lrbeitertDorrB, 
befuc^t  morben.  Sin  fold^er  SurfuS  umfa^  näji 
6  ober  10—12,  bismeilen  aber  24  93orIefun9eB, 
\t  eine  aUe  SBod^en  ober  alle  14  Sage;  fie  wtc^ 
ben  üon  ®  rabuirten  ber  Uniberfttöt  abgel^alten.  Sie 
Sul^örer  erl^nlten  borl^er  eine  gebrudte  Udeifu|t 
über  ben  3nl^alt  ber  93orIefungen  unb  bie  hifbi 
auf  ben  ®egenftanb  berfelben  begüglid^en  Sü(^. 
%n  jiebe  93orIefung  fd^Uegt  ftd^  eine  l^Ibftimbige 
„Sd^ule''  unb  je  nac^bem  eine  99efpred^ng  hit 
titoa  eingercid^ten  arbeiten.  9(m  @d^(u|  beSgatqoi 
(SurfuS  mirb  bon  einem  ebenfalls  bon  O^orb  ge» 
fanbten  $rüfungScommiffar  eine  Prüfung  abge- 
halten unb  merben  aud^  greife  bertl^eilt.  6ett 
bem  3a^re  1888  finbet  im  ^ugufl  in  Oiforb  fir 
@trebfamere  ein  i^riencurfuS  fiott,  ber  dlifi^ 
t)on  etma  1 000  $erf  onen  befud^t  mirb  (bgl.  HanAi 
260 ff.;  Wells  164 ff.).  93ei  aU  biefem (anbcft 
eS  fid^  um  freimillige  93emä]^ngen  ber  Unibetfitfl 
il^re  geiftigen  ®üter  aud^  ber  großen  SRafie  bei 
93oI!eS  gufommen  gu  laffen  unb  niebere  mie  (5^ 
@d)ulen  }u  lieben.  Slud^  fann  nid^t  Derfannt  tDCf 
ben,  bog  baS  Softem  jmar  an  ®rünblid(|(eit  nsb 
aUumfa^enber  93o(Iftönbigfeit  bem  beutfd^  na^ 
fielet,  aber  bod^  l^o^er  Sntmidtlung  fd^ig  tfL 

Sie  93erfaffung  ber  Uniberfttöt  ifl  in  benU^la 
3a]^rge]^nten  burd^  bie  oben  ermäl^nten  9e|ii» 


1217 


Dsforb. 


1218 


muigm  tDcfentlU^  k)erfiiibert  Sorben.  Sl^eoretifd^ 

ai  bic  Xegierung  ber  Untocrfttöt  in  ben  ^änben 
enigm,  uidd^  ben  l^dd^ften  @rab  in  einer  t$a- 
cnltflt  cdangt  l^ben,  befonberd  ber  SJlagifter  ber 
firitn  i^unftc,  ba  iebe  neue  Snorbnung  an  beren 
SujUtnmung  gefnfipft  ifl.  @ie  fmb  in  itoti  ff örper- 
f^often  gct^t  neld^e  dS  Gongregation  unb 
Convocation  unterf d^ieben  merben.  3ur  erften  ge« 
^rcn  bieicnigen  (Srobuirten  genannter  9rt,  meldte 
18  Csf orb  renbiren ;  ^  gleiten  alle,  meldte  über- 
(oupt  i^ren  iRamen  m  ber  SRatrifel  weiterführen 
laffen.  Sic  SnitiatiDe  }u  neuen  Seftimmungen 
flei^t  aber  aDein  einer  britten  fförperfc^aft  ^u, 
bie  Hebdomadal  Council  l^ei^t.  2)iefe8  befielt 
auft  3  ^borenen  unb  18  getoäl^Iten  ÜRitgliebem. 
Crflere  ftnb  ber  Sicefanjier  unb  bie  beiben  $ro- 
ainüoren  ober  $roctord,  oon  melden  jener  burd^ 
ben  ftongler  —  gegenmörtig  ben  ÜRarquiS  oon 
€alifibur9  —  onS  ben  Sorftel^em  bed  SoEege  er- 
nannt unrb  unb  4  äal^re  im  Slmte  titibt,  bief  e  jöl^r- 
Ii4  na4  einem  beftimmten  SumuS  gettäl^It  »erben. 
2He  anbeten  SRitglieber  tt)erben  oon  ber  Gongre- 
gation auf  6  ^af)tt  gemöI)U,  unb  jtoor  fo,  ba|  6 
anfi  ben  Sorfiel^em  ber  SoUeged  unb  ber  ^aEd  (bie 
fnxl^et  aDe  gum  Hebdomadal  Council  gel^örten 
(ogL  ^uber  n,  286  ff.  817  ff.).  6  au8  ben  $ro- 
fenoren  unb  6  au8  ben  bereits  5  Solare  ber  Con- 
▼oeation  angel^örigen  ®  rabuirten  entnommen  mer- 
ben.  S)ic  größte  ©emalt  I)aben  ber  Sicefansler, 
ber  u.  9.  <mS^  ex  officio  3frieben8rid(|ter  unb 
9tagiftrotfiperion  ber  @tabt  ifl,  ol^ine  beffen  3u« 
fKmmung  ).  9.  feine  öffentlid^en  Suftbarfeiten  in 
Csforb  abge^Iten  merben  fönnen,  unb  bie  beiben 
$roctoTS.  —  ®ie  frül^er  befiel^enbe  SSerpfHd^tung 
geifUid^er  SBei^n  für  bie  Sorftel^er  ber  SoEegeS 
unb  bic  SfeDomS  (ogL  }ur  ©efd^id^te  berfelben 
&ubcr  I,  363  ff.  395  f.  403  f. ;  H,  441)  ift  auf- 
Deboben,  ebenfo  bie  $flid^t  beS  (SöUbatS  ber 
$eflott)S  unb  Xutord  (f.  u.)  ber  SoÜegeg.  93e« 
jonberd  bie  le^te  Sommiffton  oom  Saläre  1877  ^at 
derfnd^t,  bun^  ®rünbung  neuer  ^rofefjuren  unb 
BcctotenfleQen  (readerships)  au8  ben  t^onbS  ber 
EoEtged  ben  Unterrid^t  ber  Unioerfitöt  mel^r  un» 
ib^ngig  oon  ben  SoUegeS  gu  mad^en,  ol^ne  aber 
Kfi  ie|t  einen  merflid^en  Srfolg  ergielt  gu  l^aben, 
XL  bei  92ad^tt)ei3  beS  93efud^e8  oon  IBorlefungen 
VI  bie  ®rabe  nid^t  erforberlid^  ift  (f.  Wells  29). 
Seit  bem  äa^re  1868  gibt  eS  aud^  in  Osforb 
oieber  tt)ie  in  ber  alten  S^xt  @tubenten,  h)eld^e 
!ehiem  £oUege  angepren.  3m  3.  1871  mürbe 
)cr  bis  bo(|in  oorgefi^riebene  Sefteib  burd^  ®Iab- 
^0ne  oufgel^oben,  unb  feitbem  merben  auc^  92id^t' 
Inglicaner  in  alle  SoUegeS  (mit  ^uSnal^me  ber 
neueren  f)ertforb  unb  lieble)  aufgenommen.  3e^t 
|i6t  e8  über  40  fatl^olifd^e  @tubenten  in  O^forb, 
Deld^  in  ber  Newman  Society  einen  SSereini» 
jungSpunft  ^ben.  Snblid^  fei  nod^  ermöl)nt^  baß 
in  ben  meiften  SSorlefungen  unb  feit  1884  auc^ 
itt  ben  Unioerfttöt§prüfungen.  befonbcrd  5um 
3.  A.9  oud^  gfrauen  ^ugelaffen  merben.  @d^on  im 
So^re  1879  nmrben  in  Ö|;forb  jmei  ^aUS  für  i 

SHnbcsIcstton.  IX.  2.  Kufl. 


fSfrauen  gegrünbet,  mo}u  im  3- 1886  nod^  eine 
britte  fanu 

Unter  ben  3nftituten  ber  Unioerfttüt  ifl  au^ec 
bem  Ashmolean  Museum  unb  bem  3nbif(^  3n« 
ftitut  beionberSbielSobleQanifd^eSibliotl^et  meldjie 
il^ren  92amen  oon  il^rem  größten  SBol^ltl^äter,  Sir 
Sl^omoS  93obte9  (geft,  im  3. 1612),  trögt  unb 
gegenmärtig  ungefö^r  450000  SBonbe  unb  27000 
|)onbfd^rtften  beft^t,  gu  nennen.  2)ie  Sibliotl^ef 
ber  Taylor  Institution  leil^t  aud^  Sudler  auS. 

S)ie  (Eigenart  ber  Unioerfitöt  Osforb,  bie  fie 
übrigens  mit  Sambribge  tl^eilt,  seigtjid^  befonberd 
in  folgenben  fünften:  1.  Sie  l^ot  SoOeged.   Sd 

Sibt  ixoax  aud^  an  anberen  Unioerfitöten,  g.  93.  in 
ömen.  einzelne  SoHeged,  morin  @tubirenbe,  mi^ 
Stid^t-Xl^eologen,  mol^nen,  aber  ed  fmb  bie^  bo4 
feine  f örmlid^en,  in  i^rem  corporatioen  fieben  unb 
in  ber  Senoaltung  i^red  ßigent^umS  u.  9.  oon 
ber  betreffenben  Unioerfitöt  unabl^öngige  Sel^- 
anftalten  mie  bie  SoUeged  in  Osforb  (unb  Cam* 
bribge).  S)ie  IBebeutung  unb  ber  9ieid^tl(|um  ber 
le^teren  }eigt  ftd^  fd^on  öu^erlid^  in  i^ren  mal^r- 
l^aft  palaftartigen,  ebenfo  audgebel^nten  mie  ftil- 
geredeten  @eböuben  mit  oft  gan}  großartigen 
^rfanlagen.  Sin  fold^ed  SoUege  umfaßt  nodl^ 
immer,  außer  bem  Sorftel^er,  ber  balb  President, 
balb  Bector,  Principal,  Master,  Warden,  Dean, 
ProYost  l^eißt^  unb  ben  eigentlid^en  Stipenbiaten 
(fellows  unb  scholars),  eine  mel^r  ober  minber 
große  3^^^  t)on  ifoftgöngem  (commoners)  unb 
bie  ©rabuirten,  meiere  il^ren  3lamtn  in  ber  IDla« 
trifel  toeiterfül^ren  lafjen.  3eber  @tubent  |at  2  big 
8  Sitnmer.  S^ad  ÜRittageffen  ift  gemeinfam.  ÜRor- 
genS  unb  ^benbS  fpeiSt  jeber  auf  feinem  Sim- 
mer.  @elbft  bie  feinem  So&ege  angel(|örigen  Stu- 
benten bilben  tl^atföd^lid^  eine  9lrt  oon  SoEege, 
infofem  al8  fte  unter  einem  befonbem  SSorftcl^er, 
bem  (Senfor,  unb  unter  gemiffen  Delegaten  flel^en. 

—  2.  SaS  gegenmörtige  Softem  ber  SSerlei^ung 
oon  gfeEoio§«@teEen  in  ben  £oEege§  l^at  im  3. 
1882  bie  !öniglid()e  @anction  erl^alten.  gfrül^r 
mürben  bie  genannten  @teEen  auf  fieben§}eit  oer« 
Uelzen.  3e^t  merben  aber  gmei  ff  laffen  oon  gfeEomS 
unterfd^ieben,  officiefle  unb  gemöl^nlid^e  ober  nid^t 
officieüe,  je  nad^bem  biefelben  gum  Unterrid^te 
(als  3:utorS)  oerpflid^tet  fmb  ober  nid^t.  ßrftere 
merben  jmar  nomineO  nur  für  2  bis  15  3a^re, 
in  30irflic^feit  aber  bauemb  angefteEt,  ba  fie  ftetS 
oon  !Reuem  beftötigt  merben;  le^tere  merben  nur 
für  7  3al6re  gemöl^U,  möl^renb  m\d)tt  3(it  fte 
fid^  mo  unb  mie  fie  moüen  befd^öftigen  fönnen. 
S)aS  Sinfommen  eines  SeEom  betrögt  4000  ÜRarf 
jöl^rlid^,  meift  nebfl  freier  SBobnung  unb  einer 
(Selbjulage.  Sinige  i$enomS«@teflen  finb  mit  ge» 
miffcn  UniOerfitötSprofcffuren  oerbunben,  fo  baß, 
mer  bie  betreffenbe  ^rofeffur  erl^ölt,  bamit  au^ 
ex  officio  tjfeüom  eineS  beftimmten  SoEege  mirb. 

—  3.  Scber  ©tubent,  ber  noc^  feinen  afabemifd^en 
(Srab  ermorben  f^at,  ijl,  abgefcl^cn  oon  ben  Sor« 
lefungen,  bie  er  l^ört,  oerpfli^tet,  einen  befon- 
bem Xutor  5U  ^aben,  ber  feine  @tubien  leitet 

39 


1219  Ost 

(f.  ^ubet  n,  485;  Wellfl  65  f.).  3/er  9Berti 
bitltr  einriii^tinig  ^nat  natüilid^  ganj  Don  btm 
gifer,  ber  ®eWidIidf|ftit  w.  btt  belrtffmbtn  !&tr' 
fBnItdftItittn  ob.  3>«  @tbonle  btS  ^u^S  ttniS 
t»«ifliili^  Sinttf)tiKm]äim  ßtliitr  unb  ©^öto, 
twl(^  bi(f«  Sntriqlung  ju  ®ninbt  liegt  unb 
au^  in  Seutf^Ianb  burt!^  bic  UiiiDcifität$'@etni> 
jioreoenBirflii^t  mtrbm  joD,  iftaber  pc^  ridjtig. 
—  4.  3n  Sejug  auf  bie  3)iScüi!in  ^t  bie  Uni' 
Mrfitflt  in  aÜCTi  ^SUm  bütgtrlicQer  obei  ciiminelln 
Sbitlagtn  unb  StieitfMen,  bei  benen  i^re  in  Osforb 
«fibittnben  aJHtflIieber  btlI)eUigt  pnb,  baB  au^  ton 
Ka  ^M^flen  @eri^t3^öfen  oneifonnte  ^riDilegium 
auSf^Iiefilif^t  Surtöbictioit.  Sefonbne  f^nrnt 
Serge^en  merben  {e  na^  llmflänben  Don  bem 
^tcelangler  an  bie  gtlnB^nlic^en  (Serit^tS^dte  Ott- 
töiefm,  anbcre  bor  bem  @eni$te^of  be9  iSicetanjItrS 
Dei^anbelt.  Sien  jüngeren  SJütgliebcm  ber  Uni- 
Derfitdt  if)  ber  SSirt^^auebefu^  unb  tmäf  baS 
Stammen  auf  ber  €tra|e  Verboten,  ^trjulommen 
bic  bi§ri))Itnaien  Scftimimingen  bei  cingtlnen 
SoÜtgeS.  3n  ben  mtipen  ifl  eS  üblii!^,  ba|  bie 
€tubirenben  jeben  SJtorgen  ober  Sbenb  bent 
@atte€bi(n{te  in  ber  ttapt'üt  beimo^en.  Sße 
Stubirenben,  totlt^e  in  SoQegeS  mobntn,  tnüjfen 
Don  9  Ubr  abtnbS  an  gu  ^uje  fein.  3)ie  Dele- 
gaten ber  übrigen  finb  angeuiefen.  ^infi^tli^  ber* 
^Iben  eine  {d%  SliSci^Ün  ouBjuüben,  nie  eS  in 
oen  SoUegeB  feitena  bei  ÜJor^e^ei  gefc^ie^t.  tSüx 
ben  Sefu^  ber  iBorlefungen  unb  anbere  ^nlüfft 
ip  baS  Xragen  Don  cap  unb  gown,  b.  ^.  einer 
%Irt  f^iDQi^en  SBiretS  unb  eines  Heiligten  f^niarjen 
UeberrourfeS  über  @dE|uIitm  unb  Siüdtn,  cor« 
gtf^rieben.  SSJer  9]IIorgenS  ober  noE^  ^nbruc^ 
ber  ^nter^eit  o^nt  cap  unb  gown  auf  ben 
€)iaBen  ton  ben  ^roctorS  ober  beien  @e§ilfcn 
getroffen  toirb,  unlerliegt  einer  ©elbfirafe,  — 
©aS  beulfd^e  ©fubenfenleben  mit  Somment  ober 
gar  mit  5Dlenfuren  ip  ganj  unbelannt.  SJielmebr 
bentgt  fiit  baS  jlubentiflie  Beben  ungefähr  in 
benfelben  dornten,  nie  fie  auc^  bei  ber  nic^t  afa- 
bemifd^en  3ugtnb  in  benfelben  3a!)ren  unb  ben- 
ftiben  €tanbf§-  unb  SBerniBgenBoer^öItniflen  üb' 
\xä)  finb  (^uber  H,  444).  3>egbi[b  nitb  aut^ 
auf  bie  ipfltge  ber  englifebtn  Kafenfpiele  unb  be- 
fonbtiB  auf  dqS  Shibem  ein  fo  ^o^er  Sßertb  ge> 
legt,  liefen  @()ielen  nirb  ber  9Iact)inittag  gt> 
nibmet,  ber  Somittog  beut  Stubium  unb  hem 
Skfuij^  ber  SQorlefungen.  —  5.  Osforb  (nie  aud^ 
t^ambribge)  ifl  teinc  Staatsanwalt  In  unferem 
Sinne,  icie  Uniuerfität  tr^ätt  mebtt  einen  Su- 
fcbu^  Don  ber  ^Regierung,  not^  bient  fie  jur 
SluSbilbung  ber  Staatsbeamten  unb  aller  gele^r' 
Jen  Stftnbe.  SMe  Surijien  unb  aSebiciner  reei' 
ben  meijl  anberiwo  q18  in  Osfotb  unb  6om« 
bribge  auSgebilbet.  9Iu(f)  iff  ein  91u|enl5alt  bafelbff 
neber  jur  Sriangung  ber  geiftlit^en  Stellen  notj^ 
ber  meiften  Se^rtieHen  an  ^Sberen  Schulen,  bie 
übrigens  aud)  Irine  StaatSanflalten  ftnb,  niSl^ig. 
Snbli^  finb  beibe  Unicerfitälen  an  liteiorifdiet . 
^tobuctioität  ben  beutfiigen  Unioerfitäten  niii^ftl 


orb.  12» 

ebenbürtig.  3n  Snglimb  fagt  num  fogai  oft,  Oe> 
f  orb  fei  mefir  bie  (SeburlSpHe  gto^  StAoeninigm 
0-  $■  bee  IDtet^obifimuS,  btS  StituoItftntiS  na.). 
als  bie  ^inuit  ber  ©eh^rfomlett,  unb  man  g^i 
ni^t  fo  fclir  bor^in,  um  }u  lemoi,  all  m 
fitft  ju  entmitfetn  (ngl  Wella  89).  Xrotbera  i^ 
üuif  in  biefer  SSejiefiung  !IRand^  onberS  gew^ 
ben,  unb  nenn  fic^  no^  bis  Dor  ttnigen  3o^ 
lehnten  Ojforb  begnägte,  „btm  nottonolm  Ma 
feine  ^öt^^e  unb  eigent^ütnli^^  Slülc  ia  tm 
gebilbeten  @entIemon  gu  trjengnt'  (f.  &ufcr  n, 
457;  bgl.  471  ff.),  fo  i^  bo^  boS  i^igc  GC[foA 
ni^t  me^r  auSf^Iiefili«  bie  SObungi^lUte  bei 
Sripotratie  beS  SanbeS.  UebrigenS  tonn  mait 
au^  son  jener  frü^  3«t  leineSuxgS  belftaii^ 
baB  eine  Unioerfttät,  ntl^e  Slönnet  nie  %» 
man,  anonning,  SBoib,  @labßDnt  wib  1111}^% 
anbere  @elebrte  unb  Staattmiinner  ^mombn^t 
bat,  ibrer  Stujgabe  alS  WOmetin  gri>|a  SKümut 
nid^t  entfproqen  ^bt.  Stnitnigen.  tue  alS  go^ 
gelebrtt  p^  auSgejeie^et  ^ben.  bot  fit  nxRig|tnt 
eine  breite  fru^tbore  Srunblage,  auf  ber  fie  mn 
felbfl  UKitcrbauen  tonnten.  aSoSbccbteeiMtSf 
fd^i<j(|tf(^eiber  bct  englifi^en  llniMrfUÄttn,  ^ite 
(n,  525),  im  3. 1840  Don  einet  aninotitit  tu  Op 
forb  riibmle,  bäg  fie  ber  Uniotrfität  ttnm  3>wns 
auferlege,  „baS  aiUgli^  gu  l^tiit,  tun  btt  %i|iii> 
btrungen  ber  3eitj|U  erfüQen,  abec^i^int^ 
Sinne,  auf  i^re  weife  unb  o^nt  oufgug^,  tsol 
ni4tjuerft^nare,nämIi4bitnefmtIii^Cu» 
tl}ümlid^leiten  ilgin  bisherigen  Cciflenj  unb  fm- 
fornlfif,  ip  feitbem  immer  me^r  gur  SStrfli^ 
genotben.  —  ^iefalgenben9ngab«ifinb(mit%ifr 
nabme  mehrerer  3nblen  ber  tiftenSpIonne)  The 
Stadeiit'e  Handbook  1892,  p.  XHl  entnommeii 
unb  bejieben  fii^  auf  bie  3ett  bis  Sugufl  1892. 


i 

I»  Untunntäie. 

J 

u. 

IUI 

l-g 

aBiclTHifLSofHn  aad,  lljt« 

^1  'MH\£zi'- 

tcTSrliiadiltn  Ütons' 

^t  5i.sissn 

s 

oiHiuna. 

i 

irp 

1289 

Ä^''     aDlttg. 

S9 

soe 

MI 

UT 

«B 

w 

im 

Ill(rtr>»              ' 

1B7 

H> 

BD 

M3 

a 

1328 

criiT        : 

101 

1» 

m 

1S40 

Outcn'l 

192 

saa 

m 

9!fO 

3(6 

OS 

m 

1*B7 

ßüicin       ; 

tOB 

m 

H 

14BB 

171 

MB 

1» 

SB 

l^lfi 

aBXö^^"  - 

SS 

m 

m 

Tta 

«0 

16H 

IrinitI) 

16& 

HS 

6t.  SubB-i 

m 

SM 

Stfal 

M 

1613 

mtbam 

tn 

in 

SdnbtDft 

180 

JOl 

171 

WoürfKl 

100 

^ 

IM 

etStimunTtoa 

9e 

168 

KB 

m 

u 

S7 

1« 

(6 

M 

IM 

1871 

!tti\<  ScBie' 

ISS 

lea 

te 

ms,!  In  liütm  Oclltgc 

2M 

» 

«D 

lltaiti  , 

Turr-B's  4«a 

13 

2 

» 

(SxinWS    . 

1 

blut«'.  1 

Blnittra'»    , 

-^ 

■ffil 

^ßi 

Wm 

1221 


Oxomiensis  —  Ojonam. 


1222 


93gL  nod^  A.  Wood,  Hist.  et  Antiquit.  Univ. 
Ozon.,  Ozon.  1674,  unb  bie  englifd^enSuSgoben 
UefcS  SBerfeS  mit  9tad^trägen  (History  and  An- 
tiquities  of  ihe  UniYersiiy  of  Oxford),  ^eroud* 
gegeben  öon  3.  ©utd^,  Oxford  1792—1796, 
2  Yols. ;  H.  Anstey,  Munimenta  academica, 
or  Docnments  illustrative  of  Academical  Life 
and  Studies  at  Oxford,  London  1868, 2  vols. ; 
H.  C.  Maxwell  Lyte,  History  of  the  üniver- 
sity  of  Oxford  firom  the  earliest  times  to 
ihe  year  1580,  London  1886;  The  Colleges 
of  Oxford,  their  History  and  their  Tradition. 
By  members  of  the  University,  edited  by 
A.  Clark,  London  1891;  J.  Wells,  Oxford 
and  Oxford  Life,  Lond.  1892;  ^tl^on.  3itnmer- 
mann,  ^ie  UniDerfitäten  Snglanbd  im  16.  Sal^r- 
(^bert,  Sfreibutg  1889  ((ErgönsungSl^eft  46  ^u 
@timinen  onS  Vlaria-Saad^).        [%  gfelten.] 

Oxomiensis,  IBeinome  1.  be§  $etrud  be 
Cima  (f.  b.«rt.);  2.  bed  $etru9  be  ©oboQ 
({.  b.  9(rt  ®oboQ). 

•H  (*??f  ^VO'  1-  ^^^^  ^^^  gul^rmannS,  ttjcl- 
4et  bei  ber  Stüofel^c  ber  Slrd^e  auS  bem  $]^ili[ter- 
kmbe  megen  Semad^Iöffigung  bed  9}um.  4, 15  ge« 
gebcnen  ®ebotei  mit  bem  Zobe  befhroft  iDurbe 
(2  6om.  6,  7.  1  ^t.  13,  9).  —  2.  ber  frühere 
fiigent^ümer  eined  (SortenS,  in  toeld^em  bie  ^a» 
mute  Sonibd  feit  SRanaffe  i^r  (Erbbegräbnis  l^otte 
(4  tOm.  21,  18.  26;  LXX  2  ^or.  36,  8).  — 
8.  ein  8<lnt  gur  3eit  SJaöibö  (1  ^or.  6,  29).  — 
i.  ein  ©eniomtnit  (1  $ar.  8,  7).     [Äaulen.] 

fMMMi,  Snton  gfriebrid^,  $rofe{|or  an 
ber  Sbbemie  gu  $an8,  berül^mter  fatl^olifd^er 
Htcror^iftonfer  imb  Sd^riftflener,  »at  im  3. 1813 
fi  Stailanb  geboren.  Seinen  Unterrid^t  erl^ielt  er 
om  Sollte  )u  fi^on,  mol^in  fein  SSater,  ein  ^x^i, 
Derjogen  iDor:  mit  16  3o]^ren  trat  er  bei  einem 
KofOT  ein,  fhtbirte  ober  gleid^eitig  bie  italienif^e, 
^if^e^  englifd^e,  beutfd^eunb^ebröifd^eSprod^e; 
s  mar  auc^  9Ritarbeiter  an  mehreren  3eitfd^riften 
mb  gob  f4on  1831  eine  IBtofd^üre  ^eroug  unter 
)em  Xilel  Reflexions  sur  la  doctrine  de  Saint- 
Simon.  3m  3. 1882  tarn  er  naä)  ^oriS,  um  bort 
eine  ate^t^ftubten  meiter  gu  betreiben.  Somofö 
Tat  et  in  Ukrbinbung  mit  l^erborragenben  SRdn* 
lern  mie  ([l^teaubrianb,  Sacorbaire,  ^SoOand^e 
mb  SRontoIembert.  Suc^  ftiftete  er  mit  fieben  on> 
Mim  @tubenten  in  $arig  ben  SSerein  t)om  %  S3in» 
»UL  Ogonom  befud^te  bie  l^Sorträge  im  SoOege 
^  9rance,  nol^m  fic^  abet  nt(i^t  ol^ne  Stfolg  bie 
gfreii^,  butd^  auf  ben  Sel^rfhi^t  gelegte  IBtiefe 
bic  ^rofefforen  auf  9(u8f(i^reitungen  l^ingumeifen, 
toel«^  fte  ftd^  gegen  bie  ffir^e  erlaubten.  3m  Saläre 
1836  erlangte  Oganam  ben  ®rab  eines  3)octorS 
bet  yttdfit  unb  gmei  ^a^xt  \päUx  benfelben  @rab 
DI  ber  Sfdcultät  ber  fiiteratur  burd^  bie  Sl^efen 
Do  freqnenti  apud  veteres  poetas  heroum  ad 
inferos  descensn  unb  Dante  et  la  philosophie 
eatholiqueau  13^  siäcle;  le^tered  ^l^ema  mutbe 
)i(  ®nmbloge  für  eines  feiner  berül^mleften  fpöte« 
SBcrfe.  ISon  1839  bis  Snbe  1840  beHeibete 


Ojanam  bie  ffir  i^n  errid^tete  $rofef|ur  beS  $an» 
belSred^teS  m  fi^on,  bann  erhielt  er  im  Soncurd 
für  bie  @teue  eines  aggregirten  ^rofeffotS  in  ber 
gfacultät  bet  Sttetatut  gu  $ati8  bie  etpe  9lummer 
unb  beftieg  guerfl  als  Srfa^,  fpöter,  nad^  Sf^urielS 
Sob  (1844),  beflnitiö  ben  Sel^rftubl  für  auSIän- 
bifd^e  Sitetatut  an  bet  Sorbonne  als  erfter  Aber* 
geugter  jfat^olif  feit  Diet  3al(|tgel^nten,  bet  gu  $ariS 
einen  Sel^tfiu^t  ettang  unb  bel^auptete.  Oganam 
toax  als  Seiltet  öugetß  getciffenl^aft;  fät  ieben 
Sotttag  fammelte  et  eine  ÜJtaffe  @toff,  fid^tete 
il^n  mit  fttengem  ©eifteSblidC  unb  übit  felbft  bie 
gfotm  beS  SSotttagS  in  Dotgöngigem  lautem  @elbfi- 
gef))täd^  ein.  9tie  beftieg  et  ben  Sel^tfiul^I,  ol^ne 
ootl^et  gu  ^auS  auf  ben  jhtieen  gebetet  gu  l^aben. 
SaS  $)auptfelb  feinet  t$orfd^ung  unb  Sßotttöge 
mat  bie  ©eftthmg  beS  HJlittelaltetS.  Seibet  mutbe 
aber  feine  fötpetlid^e  jhaft  untet  bet  Sßud^t  bet 
SJtbeiten  balb  aufgerieben.  9?ad^bcm  et  fldj  bei 
bet  gfebtuanebolution  (1848)  alS  mutbigen  SSüt- 
get  etwiefcn  unb  befonbctS  ben  ßtgbif^of  ^ffre 
(f.  b.  Srt.)  gu  bem  ^erfud^e  befiimmt  l^atte,  als 
SSerfö^ner  unter  baS  burd^  ben  Sürgerfrieg  ger* 
riffene  S3o(!  gu  treten,  na^m  er  nad^  SBieber^er- 
fieüung  ber  Stulpe  feine  SSorlefungen  tuieber  auf, 
mu^te  aber  Oftem  1852,  fd^on  fafl  gang  Dom 
Sfieber  aufgerieben,  in  baS  ^Qrenäenbab  Saus- 
^onneS  unb  nad^  IBiarri^  gelten,  »o  er  mentg 
Sinberung  f anb.  Sine  na(|  ^axi  3ago  bi  Som))o- 
ftela  geplante  SBaEf  al^rt  !am  nid^t  gur  ^uSfül^rung ; 
aud^  StalienS  erfel^nter  ^immel  brad^te  il^m  feine 
Settung.  «m  13.  «pril  1853  fd^rieb  er  gu  $ifa 
mit  ber  Steftgnation  eines  Sl^riften  fein  Zeftament, 
in  9RarfeiI(e  empfing  er  bie  @terbfacramente  unb 
ftarb  ru^ig  am  SKorgen  beS  gefteS  3Rariä  ©eburt. 
Sqou  tDoUte  feinen  @arg  bel^alten ;  allein  er  tul^t 
in  ^ariS,  gu  ben  gü^en  Jener  3ugenb,  bie  et  fo 
oft  begeiftett  l^atte.  —  Dganom  toax  bebeutenb 
als  ©ele^itcr,  grofe  alS  fiel^rer,  in  9lffem  ßbrift, 
ein  ^riefter  im  SGBeltmann.  3n  feiner  (unöoll- 
enbeten)  ©efd^id^te  bet  Sitetatut  unb  Kiüüi- 
fation  beS  aHittelaltetS  fud^te  et,  »aS  @uigot 
bei  bet  Seatbeitung  bcSfelben  ©toffeS  öetfannt 
^aüt,  in  ©itte,  ftunft,  ffiiffcnfd^aft,  »egietung 
u.  f.  \D.  äberoE  bie  Detiüngenbe  unb  geftaltenbe 
^anb  bet  jfitd^e  nad^gumeifen,  tt)ie  benn  aud^  bie 
meiften  anbetu  SDBctfe  üon  bem  ©ebanfen  bet  SSet- 
^enlid^ung  bet  ^td^e  gettagen  ftnb.  Sine  @amm- 
lung  feinet  SBetfe  etfd^ien  butd^  bie  §anb  feinet 
t^reunbe  (Oeuvres  completes  de  A.  F.  Ozanam, 
Paris  1855,  8  vols.)  unb  t)on  Slmpöre  (Paris 
1862—1865, 11  vols.) ;  mel^rete  baöon  finb  auc^ 
in'S  ® eutfd^e  überfejt.  ^ier  mögen  genannt  werben 
feine  Schrift :  La  civilisation  au  5®  siecle  (93b.  I 
unb  II  ber  ©efammtouSgabe  öon  1855);  Les  Ger- 
mains  avant  le  christianisme  (53b.  lÜ  unb  IV) ; 
Les  po^tes  franciscains  enitalie  au  13«  siecle 
(8b.  V) ;  Dante  et  la  philosophie  catholique 
au  13«  siecle  (f.  o.)  (5Bb.  VI).  SBif^tig  ift  aud^  bie 
©ammlung  t)on  Scjtcn,  roeld^e  Oganam  auf  einer 
burd^  ben  Unterrid^tSminifter  be  ©abanb^  ueran^ 


1228 


0$Iq  —  5pacc(L 


12» 


Iahten  9let|e  in  Stalten  ouffanb  Pocum.  inedits 
pour  servir  ä  rhistoire  Ütter.  de  Tltalie  etc., 
Paris  1850,  in  ben  Oeuvres  complätesDon  1855 
nid^t  gans  entl^aUen).  2)ur4  ben  grogen  ®o6ert> 
^retStoutben  1 849  QudQe}et^net  feine  Etudes  ger- 
maniques  pour  servir  &  l'histoire  des  Francs, 
Paris  1847—1849,  2  vols.  Sö^Iteid&e  arbeiten 
Don  il^m  finben  {id^  enblid^  int  Correspondant, 
ber  ^re  nouvelle.  (93gl.  [Lacordaire,]  Notice 
sur  Fröd.  Ozanam,  am  Anfang  bed  I.  IBonbeS 
ber  Oeuvres  compl.  t)on  1855;  Legeay,  Etüde 
biogr.  sur  Ozanam,  Paris  1854;  de  Mon- 
trond,  Fr.  Ozanam,  tableau  histor.  et  biogr., 
Lille  1869.  Seutfd^e  fiebenSbefd^reibungen  gaben 
jfarfer  [^oberbom  1867]  unb  S.  ^tb9  [!Dlain) 
1878].)  PBufe.] 

0|ia  (»^.^ ),  im  9(ten  Zeflament  einer  ber  $q> 
iQbine  in  S>at)ibd  ^eer  (1  gtoi.  11,  44). 


djtes  ("!«?,  '»":».?)/  im  aitei  Xepament 
1.  ber  SSater  eiheS  Sd^DecmalterS  untet  Sotrib 
(1  $ar.  27,  25).  —  2.  ein  Selrit  gut  Seit  So- 
DibS  (1  $ot.  6,  24).  —  8.  ein  ff^mg  in  3iibQ, 
ber  f onft  agarioS  Reifet  (f.  b.  «rt.).  —  4  ein  »- 
f ömmling  @imeon8  unb  Vf^xä^ax  Subitl^  Q^ 
S,  1,  m  filii  Buben  @(i^reibfd^Ier  iß).  —  5.  ber 
Stobtl^auptmamt  t)on  Setl^ulia  gut  QfXt  änbi^ 
(3ub.  6,  11  ff.;  15,  5).  —  6.  einer  ber  ^Ptiejte, 
mlä^i  gut  3eit  SSbraS'  il^re  ouStfinbifAmgnnn 
entlaffen  mußten  (1  Ssbr.  10, 21).    [ftankn.] 

0|i((  (»»''^^j  ^^""X?),  im  Uten  Zefbrnntt 
1.  9tame  ton  brei  Derfd^iebenen  Sltebeni  bcS 
Stammes  Set)i  (@s.  6, 18.  1  $ot.  15, 20.  2  $aL 
29, 14).  —  2.  einer  ber  tner  %x\Sfyttt,  nntec  baia 
bie  @imeoniten  bie  9Bo^nfi^  bec  Snuddiiec  of 
@eir  eroberten  (1  ^.  4,  42).  —  8.  ein  So* 
iamimt  (1  $ar.  7,  7).  [ftoulen.] 


^. 


9«caiM,  f.  SrepaniuS. 

JfiiCۆ9  Sartolommeo,  Sarbinol,  nmcbe 
1756  gu  Seneoent  geboren  unb  erl^ielt  feine  9il- 
bung  gu  Sleopel  unb  9lom.  Suf  feine  t^Iogifd^ 
^(nf^Quung  ^tte  nomentlid^  ber  geleite  S^efuit 
Soccario  (f.  b.Srt.)  einen  großen  (Einf[u|.  9uf  Sm- 
Pfeilung  beS  U^fitm  bei  $iu8  YL  tturbe  ber  erfi 
28i5t)n9^  ^cca  gum  ßrgbifd^of  t)on  2)amiette  i.  p. 
ernannt  unb  mit  ber  pöpfiUd^en  9hmtiQtur  gu  j^öln 
beauftragt,  lieber  feinen  bamaligen  Sufentl^It  in 
3)eutfdftlanb  »ä^renb  ber  3al&re  1786—1794  oer- 
fa|te  $acca  bie  Memorie  storiche  della  nim- 
ziatura  di  Colonia,  Roma  1832,  eine  bie  ba* 
maligen  firc^Iid^en  Ser^öltniffe  ber  Xl^inlanbe 
fel^r  beleud^tenbe  Sd^rift  3m  3. 1794  mürbe  er 
auf  bie  !Runtiatur  gu  Siffabon  bef Srbert  imb  l^atte  i 
btefelbe  Don  1795—1802  imte;  bie  Kotizie  sul  \ 
Portogallo  e  sulla  nimziatura  di  Lisbona, ' 
BouL  1885,  entl^Iten  bie  Sfntc^t  feiner  in  biefem ' 
^anbe  in  33euia  auf  bie  fird^Iid^  Skr^Uniff e 
aemonnenen  ßrfal^rungen  unb  Sinftd^ten.  3um. 
Vobne  für  bie  Umfidbt.  mit  loeldber  er  in  fe^j 
fdfimieriger  3tit  bafi  l^obe  9Imt  eines  9IuntiuS  ver- 
maltet batte,  empfing  $acca  oon^iuSVII.  1801 : 
ben  (^arbinalSl^ut.    Aurg  beoor  bie  pöpftlic^n: 
Staaten  bem  napoleonif^n  ftaiferreicbe  einher«  -■ 
leibt  mürben,  ernannte  ^iuS  ibn  aud^  (18.  3tmi 
1808)  gum  ^fecretar  beS  Staates.  9$on  einer 
fri^lid^  Sergleid^ung  mit  9iapo(eon  fomtte  ba« 
molS  feine  3tebe  mebr  fein.  $acca'S  epilem  mar 
alf 0  baS  beS  SBiberfloitbeS  gegen  ben  allgefürc^teten 
Soramten;  auf  feinen  9{atb  mürbe  bie  @Tcommunt« 
cationSbufle  gegen  9iapoleon  erlaffen  (10.  3uni 
1809),  als  biefer  ben  pöpiUiiben  etaat  für  er- 
loidben  imb  bem  fran}öri{d:en  eini^erletbt  erflärt 
batte.  ^ü^ür  mürbe  $occa  bie  ^bre  5U  Sbeü.  mit 
bem  ^opite  in  bie  ®efangent<bQft  abgefübn  gu 


merben;  bod^muä)e  er  gu  gfloreng  Don  ben  $ap^ 
getrennt  unb  in  bie  ^ffamg  Senefirdk  cAg^i^ 
mo  er  fiber  brei  3Q|te  in  ^oft  qjä^oSka  tanitL 
(Srfl  nad^  bem  erpreßten  (Eoncorbat  (25.  Sanar 
1818)  ermirlte  ber  ^ßapfl  feinem  gdtdtnfsoi 
bie  gfreilaffung.  $acca  ober  bcmi|tc  fog^  \m 
Srei^  bagu,  ben  $apß  aufi  ben  Scd^ridn  |i 
giel^en,  in  totlä^t  er  fid^  bnrd^  baS  enofi^  Cn- 
corbat  t)ermidkU  l^te.  9(IS  am  24.  9tot  1814 
^iuSVn.  feinen  SinguginStom  ^tett,  faBiafoin 
äBagen  au(^  $acca,  ber  mit  i^m  frä^  gefnga 
aus  Xom  gef(!^leppt  morbcn  mar.    Seine  fbUß 
niffe  als  StaatSfeoetär  unb  mobrenb  ber  Se^ 
f  angenf d^ft  bef d^rieb  $acca  in  ben  Memorie  str 
riebe  per  servire  alla  storia  eccleaiaBtict 
del  secolo  XEL,  2.  ed.,  Born.  1880,  3 1  V 
ber  Sflud^t  $iuS'  YH  oor  Sfatrot  (m  Wq 
1815)  mar  $acca  mieber  ber  Segleiler  beSVopjki; 
er  fd^überte  bie  Steife  mii  ®ana  mb  bie  Stf' 
febr  in  ber  Belarione  del  yiaggio  £  Pio  TE 
a  Genova  etc.,  Bom.  1886.  Spater  bcflcM 
$acca  t)erf (geböte  bobe  flenitrr,  hmo%  bci9>Vl' 
gur  SBieberberftellung  beS  3enittnioibart,  mät 
ber  Steige  imd^  Sifd^of  mebreicr  fnbubiuuQf 
SiStbümer  unb  fiaxh  als  £ecan  beS  bcil^f* 
legiumS  am  19. 9prü  1844.  ^biBcrtazgeMiÜ 
SBerfen  oerfagte  $acca  ito<b  mel^ctR  c]tae<{.ti 
mid^tigfhn  bei  Hnner.  NomencL  Kt.  UL  Of^ 
ponte  1886, 1116).  £ieielben  nsb  m^KMl* 
ettoaS  Derfdbiebenen  3:iteln.  acdb  gnamaiüL  ak 
überie^  erfdbienen .   ^o   eine  Tra^n^ie  U* 
gäbe  gu  ^riS  1S45.  2  ¥^e..  nei  boMi  p 
Augsburg  1330—1886 .  6  ¥^.  (bo^t  pV 
[1840]  nocb  eine  grgcnrxigX   <S^  bcWa' 
Biograph,  univers.  .\.\.\L.  578  ss.:  MoMi 
Diz.  L,  85  sgg.:  ®c=:4.  Öe\fct4a  M  M 
gbrifti  im  19.  Sabrteiien.  3r35^rsf  ISMÜ; 


1225 


^Qccanarifien. 


1226 


1856,  onbenünSlegifter  [m,  810]  angegebenen 
Stenen.)  [@c^röbr.] 

^«caiimfi^eti  (unrid^tig  Soccanoriften)  ober 
ceaulirte  Slerifer  beS  ©loufienS  3efu 
^|t  eine  ber  teltgiöfen  @enoffen{c^aften,  meldte 
rie  im  3. 1778  bont  ^opße  oufgel^obene  ©efeU- 
\^\t  3efu  )u  erfe^  fud^ten.  92ad^  Sluf^ebung 
)er  ledern  jfigte  ed  fid^  bolb ,  bo^  bie  Sejuiten 
trolf  oller  (Eabalen  ber  @ro|en  bie  9d^tung  unb 
ücoe  beS  SoDeS  nid^t  berloren  i)aütn,  unb 
Die  bie  Söter  biefeS  OrbenS  in  S)eutfd^Ionb  bei 
riden  $ritxiten  eine  ongemeffene  Serforgung,  in 
))reu|en  unb  9hi|Ianb  f ogor  @d^u^  bei  ben  SRon- 
vpfyxi  fonben,  {o  fud^te  man  in  anberen  Sönbem 
i^  Sn^tut  unter  neuen  fjformen,  ober  im  alten 
0ci{}c,  tDieber]^er}u{teIIen.  3u  bief en  3nftituten  ge» 
^e  in  Stalten  bie  „®efeajd^aft  be§  ©laubenS 
it^a",  beren  SDKtglieber  bon  il^rem  ©tifter  9lico« 
[ao^occanari  geuöl^nlid^  ^acconariften  ge* 
tumnt »erben.—  1. Srunbung  ber  ® enoff en- 
[d^a  f  t.  $accanan,  ber  Sol^n  einer  ttenig  bemit- 
telten, aber  tugenbl^aften  ^familie  }u  9)al|ugana  bei 
Orient,  üerbanb  mit  bieten  natürlid^en  @)aben  eine 
tiefe  grömmigfeit,  bie  Sfntd^t  einer  d^riftlid^en  Sr- 
(i^ng.  3n  Stom  fd^Io|  er  fid^  bem  Oratorium 
Don  CoroDita  on,  einer  frommen  Sruberfd^ft^ 
Ue  bon  bem  eifrigen  äefuiten  F.  ©rabita  ge- 
^ftd  tt)orben  mar.  2)ort  önberte  er  feinen  ur- 
ipnrüngHd^  $Ian,  in  ben  Sarmelitenorben  m 
Mm  unb  fid^  ben  auSmörtigen  9Rif ru)nen  ^u  mio* 
nen.  (Einige  SRitglieber  iener  SSruberfd^aft  litten 
dmltd^,  um  bie  3efuiten  nad^gual^men,  jfated^efen 
mb  SoIfSunterrid^t  auf  bem  Sanbe  übernommen. 
jjtaccanari  moDte  biefem  Untemel^men  nid^t  nur 
^ere  SuSbel^nung  oerfd^affen,  fonbem  l^ielt  fid^ 
ogor  für  berufen,  bie  SSBieberJ^erfteUung  ber  ©efell- 
d$Qft  3ef u  ooqubereiten.  Sr  mu^te  einige  gfreunbe 
ur  feine  3been  gu  geminnen,  unter  benen  aud^  bie 
(iricfier  3of.  betta  ^ebotm,  2)octor  ber  Sopienja, 
palnat  ou8  ber  Siöcefe  StenneS,  frül^er  SJtiffio- 
unr  ouf  SRabagaScar,  unb  ßpinette  au8  ber  S)iö« 
efc  2e  9Ran8  maren.  Um  biefe  S^\t  mürbe  $ac- 
nnori  aud^  burd^  Srtl^eilung  ber  Zonfur  unter 
)en  (UeruS  aufgenommen.  IBeDor  ber  beabftd^tigten 
Stiftung  i^re  enbgültige  gform  gegeben  mürbe, 
jing  ^ccanari  emftlid^  mit  ftd^  ju  Statine.  Unter 
lebmigen  ber  gfrömmigfeit  brad^te  er  (Dom  SRörj 
1796  an)  elf  ÜRonate  beim  ^eiligt^um  Don 
ioceto  unb  bier  meitere  SRonate  m  ^ffifi  am 
Bnibe  bed  1^1.  9franci3cu§  ju.  3u  ^oreto  beriet)^ 
VC  ftc^  mit  einem  erleud^teten  Seelenfül^rer  unb  ^u 
Kffifi  mit  P.  3:em))io,  ehemaligem  ©eneral  ber 
Ironcidcaner.  Siefe,  mie  ber  ))a))[tUd^e  SSicar  Sar- 
lOaal  @omagIia  unb  anbere  angefel^ene  SRänner, 
|mid^  fid^  günftig  für  baS  Untemel^men  auS. 
bn  14.  aiugufl  1797  mürbe  ^accanari  förmlid^ 
mn  Obern  ber  neuen  ©enoffenf d^f t  geniäl^It.  Sm 
tcfte  aRariößimmelfal^rt  celebrirte  P.  bella  IBeboDa 
R  ber  ftopeue  bon  Sarabita  bie  l^eilige  Weffe ; 
Bd^renb  berfelben  legten  fömmtlid^e  SJtitglieber  bie 
xti  gemöl^nlid^en  Orben§geIubbe  ob,  benen  fte  ein 


DierteS,  baSjenige  beS  f))ecienen  ©el^orfamS  gegen 
ben  $apft  l^insufügten.  Stun  follte  baS  gemein* 
fd^aftlid!)e  Seben  eingeführt  merben,  möl^renb  bis 
ba^in  jeber  für  fid^  gelebt  l^atte  unb  bIo|  möc^ent* 
lid^  baS  eine  ober  anbere  9Ra(  eine  3ufammenfunft 
erfolgt  mar.  2)er  fromme  Sbelmann  ^ianciani, 
beffen  Sol^n  fpäter  in  ben  Sefuitenorben  trat,  bot 
il^nen  ein  fianbl^auS  an,  bad  eine  Siertelftunbe  Don 
@poIeto  auf  einem  §ügel  gelegen  mar.  9lnfang§ 
3anuar  1798  langte  bie  üeine  Solonie,  bie  au8 
etma  }mölf  ©enoffen  beftanb,  bofelbft  an.  $ac- 
canari  entflammte  burd^  feine  geijUid^enSnfprad^en 
il^ren  Sifer.  3n  Segleitung  eines  ©enoffen  befugte 
er  ben  $a))fl  $iu8  VI.,  ber  aI8  ©ef angener  Ofran!- 
reid^  im  ^ugultinerflofter  }u  Siena  mol^inte.  S)er 
l^eilige  Sater  nal^m  fie  mol^lmoOenb  auf  unb  nannte 
fie  in  einem  9tef cripte,  in  meld^em  er  il^nen  mel^rere 
geiftlid^e  ©naben  Derliel^,  „©efeUfd^aft  beS  ©lau« 
benS  3efu''.  Sie  trugen  baS  JHeib  ber  Sefuiten, 
mußten  aber  }ur  Unterfd^eibung  baS  Heine  SoIIar 
beifügen.  3m  9luftrage  bed  $apfted  erl^ielt  $ac- 
canari  Dom  Sr}bifd^of  Don  @iena  ßmpfel^IungS« 
fdgreiben  an  ben  ^atriard^en  Don  SSenebig  unb  an 
aOeSluntien,  mit  meldten  er  auf  feinen  Steifen  ju- 
fammentreff cn  mürbe.  $iu8  VI.  übertrug  il^m  ju- 
gleid^  bie  @orge  für  bie  3^glinge  ber  ^ropaganba, 
meldte  bie  meltlidf^e  Stegierung  ber  römifd^en  9te- 
pubUI  aus  il^rem  SoDegium  Dertrieben  l^atte;  bie 
3öglinge  erl^iielten  aud^  bie  Srmöd^tigung,  in  bie 
neue  ©enoffenfd^ft  einzutreten,  ^accanari  reiste 
in  biefer  Sngelegenl^eit  breimal  nac^  IRom  unb 
l^atte  bie  Qaä^t  beinal^e  in  Orbnung  gebrad^t,  als 
baS  9Ri^trauen  ber  republifanifc^enStegierung  er- 
mad^te  unb  er  f ammt  feinen  ©ef ö^rten  —  bod^  nur 
für  furge  Qzxi  —  in  bie  gngelSburg  eingefperrt 
tourbe.  —  Salb  nad^l^er  gelang  eS  ^accanari, 
eine  Sereinigung  feiner  ©enoffcnfd^aft  mit  ber 
©efeEfd^aft  Dom  ^eiligften  fersen  3efu  5u  @tanbe 
5U  bringen;  benn  biefe  ©ejeUfc^aft  Derfolgte  ben« 
felben  3tt)ed  mie  bie  $accanariften,  nämli^  burd^ 
apofioUfd^e  arbeiten  bie  aufgel^obene  ©efdlfd^ft 
3efu  einigermaßen  ju  erf e|en  unb  beren  Sßieberl^er« 
fteUung  Dorzubereiten.  t)m  ©runb  }u  berfeU^en 
l^atten  1794  bie  auS  g^ronfreid^  emigrirten  ^bböS 
Don  SoumelQ  unb  Don  Sroglie  in  Selgien  gelegt. 
Sor  ben  fiegreid^en  frangöfifd^en  beeren  jogen  fie 
ftd^  nad^  Augsburg  unb  bann  nad^  SBien  }urüdf. 
3u  ^agenbrunn,  brei  5Keilen  Don  SBien,  fc^lugcn 
fie  bann  (fSfrülJial^r  1797)  il^ren  bleibcnben  SBo|n« 
M  öwf-  3^^  Sor]^aben,  fid^  mit  ben  3efuitcn  in 
3ht|lanb  }u  Dereinigen,  mürbe  Dom  berjeitigen 
©eneralobem  berfelben,  P.  Sienficmicj,  abgelcl^nt. 
31m  9. 3uli  1797  ftarb  P.  Sournel?  im  SRufe  ber 
^eiligfeit,  unb  ju  feinem  92ad^folger  mürbe  auf 
beS  Serftorbenen  SEBunfd^  P.  Sofepb  Sonn  ge- 
tü'd^lt  5)iefcr  übcrfd^idtte  3luguft  1798  burd^  Tlu 
gajji,  (Sarbinol^ßr^bifd^of  Don  2Bien,  eine  Don 
Dielen  emigrirten  franjöfifd^en  Sifd^öfen  unter« 
jeid^nete  S)cnffd^rift,  in  meld^er  ber  Stoecf  unb  bie 
ginrid^tung  i^reS  3uftituteS  bargelegt  mürbe,  an 
$iuS  VI.,  ber  i^r  Sor^aben  billigte.  Um  eben 


1227 


$a(J^omiu§.  ber  1^1. 


12i8 


bieje  3eit  erl^ielt  ^accanari  Jhinbe  Don  ber  Der» 
manbtett  ©efeQfd^aft  in  S^agenbrunn  unb  fe^te  ftd^ 
f of ort  mit  P.  SJarin  in  Serbinbung,  nm  eine  93er» 
einignng  beiber  ®  enofjenf  c^af  ten  ju  bewirf  en.  ®  ief  e 
fom  anS)  am  18.  9lpril  1799  in  ^agenbrunn  ^u 
©tanbe.  Sßegen  feiner  naiveren  IBe^iel^ungen  gum 
f)eiiigen  @tu](|Ie  mürbe  ^accanari  einftimmig  als 
©eneraloberer  ber  „©efeUfd^aft  bed  ©loubenS 
3efu"  anerfannt ;  ju  SBien  erl^ielt  er  Dom  9hin« 
tiuS  bie  geiftlid^en  SBeil^en  bi3  jum  S)iaconQt  unb 
im  3. 1800  SU  $abua  bie  l^eilige  ^riefterwei^e. 
2.  2)ie  ©efd^id^te  ber  Dereinigten  ®e- 
feUfd^joft  ift  eine  fe^r  belegte.  9taf d) Derbreitete 
[lä)  biefelbe  burd^  Oefterreid^,  ^oQonb,  ^Belgien, 
gfronfreid^,  ßnglanb  unb  Stalien.  3m  3. 1801 
ertoarb  bie  fromme  ßrjl^erjogin  3Raria  Slnna, 
Xod^ter  beS  ffoiferd  Seopoß)  U..  bie  ftd^  ftetS  aI3 
eine  marme  ©önncrin  beiber  ©enoffcnfc^often  er« 
roitS,  jtlofter  unb  jhrd^e  ber  Sl^eatiner  Don  @.  @il- 
Deftro  auf  bem  SJtonte  SaDallo  in  9lom.  $accanari 
rid^tete  bafelbft  ein  StoDiciot  unb  ein  doHeg  für 
bie  l^öl^eren  @tubien  ein.  3nt  $alaft  @a(Diati 
mürbe  fobann  ba§  Gollegiuin  Marianum  für 
abefige  Sünglinge  eröffnet.  ®ie  SQl&t  ber  DrbenS« 
mitglieber  in  Som  ftieg  auf  110.  —  SBalb  trat  eS 
iebod^  immer  offener  }u  Xage  (mad  bie  italieni« 
fd^en  Ssjefuiten  gegen  bie  ©enoffenfc^aft  einge- 
nommen l^atte),  ba^  $accanari  einer  IBereinigung 
mit  ben  Sefuiten  in  SRuglanb  l^inberlid^  im  Sege 
[tanb.  Ueberbiel  mad^ten  fid^  gemiffe  S^arafter- 
fel^Ier  beSfclben,  ein  l^errifd^er  ©tun  unb  ein  hin- 
neigen gu  leeren  9leu|erlid^feiten,  immer  em4)^nb- 
lid^er  geltenb.  ®ie  Gonferenjen,  meldte  im  Som- 
mer 1802  in  9tom  Don  ben  l^erDorragenbften 
SRitgliebem  au§  ben  einzelnen  fiönbem  abgel^alten 
mürben,  Dermod^ten  ben  innem  Smiefpalt  nid^t  ju 
bejcitigen.  SBä^renb  bie  ©efeüfd^aft  3efu  ©d^ritt 
für  ©d^ritt  mieber^)crgcftent  mürbe,  brödtelte  bie 
Dom  ©lauben  3cfu  immer  mcl^r  au§  einanber. 
SSiele  Mitglieber  in  Snglanb  unb  ^oUanb  gingen 
1804  unb  1805  nod^  SRufelanb,  mo  fie  in  ba§ 
92oDiciat  ber  (äejellfd^aft  3e|u  eintraten,  ©d^on 
Dorl^cr  ^)attcn  fi(|  bie  aKitglicber  in  gfranfreid^ 
burd^  ben  Sarbinal  Separi  Dom  ©el^orfam  gegen 
^accanari  entbinben  laffen.  ©ie  ermä^Iten  am 
21.  3uni  1804  ben  P.  SSarin  jum  Obern  ber 
©efeUfd^aft  beS  @Iauben§  3efu  in  Sfranfreid^  unb 
mürben  1814  in  bie  Oefellfd^aft  3efu  aufgenom- 
men. S)ie  Snitglieber  im  Santon  äBaEid  trennten 
fid^  1806  unter  bem  P.  ©ineo  ob  unb  erlangten 
1810  fürbaS  forum  intemuin  bie  $(ufna]^me  in 
ben  3cfuitcnorben.  9iad()  ber  SBieberl^erfteflung 
ber  ©efettfd^aft  3efu  in  9JeapeI  (1804)  marb  ben 
^rieftem  Don  ©.  ©ilDeftro  baS  Sefuitenfleib  Der- 
boten  unb  il^rem  SSorftel^er,  miber  ben  fid&  immer 
mel^r  bie  Jllagen  l^öuften,  ber  ^roje^  gemad^t.  Sm 
^luguft  1808  Derurt^eilte  baS  l^eilige  Officium  il&n 
ju  jcl^njä^rigcr  ^aft,  bie  er  in  Äeue  unb  93u^c 
annal^m.  Ueber  feine  legten  SebenSfd^icffale  feit 
ber  jmeitcn  SnDofion  bergranjofen  l^errfddt  Dötti- 
geS  3)unfel.  (95gl.  gerbinanb  ©peil,  P.  fieonor 


xStan^  Don  SoumelQ  unb  bie  ©efeüff^ften  bei 
^I.  ^tv^tn^  3efu,  93re§I.  1874,  269—288. 318 
big  329;  Achüle  Guidöe  S.  J.,  Yie  duR.P. 
Job.  Varin  S.  J.,  2«  öd.,  Paris  1860,  72-97. 
169—177;  J.  Cretineau-Joly,  Hist  ...  de 
la  Compagnie  de  Jösub  V,  2«  öd.  Paris  1846, 
89988.;  boc^  ift  le^tere  SkrfleUung  me^a^ein- 
feitig.)  [Ä.Srifc^r  S.J.] 

^ü^ovüuSy  ber  ^I.,  ber  Segrünber  bcS 
eigentlid^en  filofterlebenS,  mürbe  um  ba83fl^292 
(nad^  Ameüneau,  Hist  eto.  [f.  u.]  p.  L^VU 
im  3-  288)  in  OberögQpten  Don  l^eibnifd^en  Stten 
geboren  unb  erl^iielt  eine  forgfalttgeSrgie^ung.  III 
junger  ©olbat,  nad^  ber  mal^ridgeinlid^em  Sleinttng 
im  ^eere  ÜRa^imind  (ogl.  Tillemont,  Möm.  etc. 
YII,  Paris  1706,  675,  note  2),  itad^  9nbeini 
unter  ben  Salinen  Sonfiantind,  ^otte  er  bei  eimn 
l^dd^ft  befd^merlid^en  ÜRarfd^  )U  £l^ebö  ober  Siod- 
polis  ©elegenl^eit,  bie  uneigennü|ige  Slenfd^* 
freunblid^feitberSl^riftensuerfal^ren.  S)ie|iim(l^ 
einen  f old^en  ßinbrudt  auf  il^n,  bog  er  fid^  fogleid^ 
nad^  i^rer  Steligion  nöl^er  erfunbigte,  na^  ie- 
enbigtem  t^felbjuge  in  ein  (^riftlid^  3)orf  ber 
Xl^ebaid  fid^  surüdtjog»  unter  bie  ftated^enes 
fid^  aufnel^men  unb  nad^  ber  gemöl^nltd^  9or« 
bereitung  ftd^  taufen  lie^.  2)urd^brungen  Don  ben 
@efül^Ie  ber  mit  ber  Xaufe  fibemommenen^jli^t» 
unb  feiner  fc^on  in  ber  3ugenb  ermad^ten  9leigu8g 
)ur  Sinf  amfeit  f  olgenb,  begab  {id^  ^d^omiuS  balb 
barauf  in  bie  äBüfte  ^u  bem  grie^ifd^  Xna^o* 
reten  ^alömon,  ber  im  Stufe  gro^r  ^ig^t 
ftanb.  9iad^  ber  Anleitung  unb  bem  SJotbilbe 
biefed  ^eiligen  vAtt  er  bann  gel^n  bis  }m5If  So^n 
lang  bie  ftrengfte  leiblid^e  unb  geiftige  SScefe  mib 
braute  ed  barin  5U  l^ol^er  SSoQfommenl^t  @ega 
baS  3a]^r  325,  alfo  etma  20  3a^re  fpöter  als  bei 
1^1.  Antonius,  grünbete  Ißad^omiuS  auf  göttß^e 
Eingebung  ^u  3:abennefu8,  nal^e  bei  einer  9K1* 
infel,  nad^  Ruberen  auf  ber  ^tilinfel  XabenndfeRip 
ein  fflofter,  beffen  ^Ritglieber  unter  Sinem  Sad^ 
unb  nad^  einer  gemeinfamen  Siegel  ^ufammenlekfi 
foUten.  ©0  mürbe  er  ber  ©tifter  ber  eigentTuien 
(S5nobiten  (f.  b.  9rt.)  im  Unterfd^iebe  fomol^I  tm 
ßremitentl^um  al§  Don  ber  Sinrid^tung  beS  l^Lftt' 
toniu8  unb  feiner  ©d^üler,  nad^  meld^er  bieStönt^ 
in  einzelnen,  getrennten  3^K^n,  bie  ^ufammen  eine 
Saura  (f.  b.  9lrt.)  bilbeten,  neben  einanber  »o^n« 
ten.  3n  furjcr  Seit  jöl^Ite  feine  ©enoffenfw 
gegen  100  9Kitglicber,  unb  balb  mürbe  ber  3»* 
brang  gu  berfelben  fo  ftarf,  ba|  $ad(|omitifi  ^ 
genöt^igt  fal^,  nod^  fteben  meitere  JHöfter,  unter 
meld)en  baS  in  ^ha  ($^b6u)  in  ber  92&^  m 
%f)tiä  baS  berül^mtefte  unb  ber  gemöl^nlid^  Snf* 
entl^altSort  be§  ^eiligen  mürbe,  unb  au^erben 
auf  ber  anbem  ©eite  bed  lRil8  ein  t^frouentlofter 
}u  grünben,  in  meld^eS  }uerfl  feine  ©d^mejier  ein- 
trat. 2)ie  S<^^\  feiner  9Rönd^,  Xabemteftoten  ge* 
nannt,  mcl)rte  fid^  bermafeen,  ba^  fie  bei  |eimm 
lobe  (14. 3}?ai  348)  gegen  7000  betragen  ^ab« 
foQ.  S)ie  einjelnen  jttöfter  {lanben  unter  ber  nöm- 
I  lid^en  Siegel  unb  bilbeten  }ufammen  einen  Serein 


229 


$ad^tt)crtrag  —  ^ocianud,  ber  H 


1230 


{ine  Sri  SongregoKon^  xotv^ßtov  genannt).  mU 
|em  ^o^omiud  unb  nad^  xf^m  ber  ietoeUige  Slbt 
e<  ^uptflofierd  Dorftonb.  Siefer  fteUte  5U  ge« 
tijfen  Seiten  Sifitationen  in  ben  ein}elnen  ftlö* 
ern  an  unb  k)erfammelte  {öl^rlid^  gmeimal  alle 
tocgefelten  ber  Unteren  im  ^au))tflofter.  um  ftd^ 
krid^t  übet  il^re  9mt8t)ern)altung  erftatten  )u 
iffen.  @eine  Siegel  (f.  b.  9rt.  OrbenSregel  ob. 
^  f.)  foQ  $o(i^omiuS  oud  ben  ttntenvetfungen 
Bcfi  <EneelSgef(l^ft]^ben.3)ie3eitfetner  a)lönd;)e 
ir  i^  gemöB  itoifd^en  ^anbarbeit,  ®ebet  unb 
(beten  frommen  uebungen  getl^eilt :  Sefd^öftt- 
ng  mit  ben  SBiffenf duften,  toxt  fte  feit  Senebict 
ben  aienblönbifd^  flidftem  üblid^  towcbt,  toax 
Bgefd^Ioffen.  Um  bie  ^anbarbeit^  in  ^orb- 
d^ten,  SBeben  bon  Statten  unb  Seden  unb  ollen 
ten  üon  ®emerben  befiel^enb^  n)obur(i^  fie  il(iren 
Lterl^It  unb  bie  Stittel  }ur  Wilbtldötigteit  ge- 
iimen,  gu  organiftren  unb  )uglei(j(i  eine  mögli^ift 
laue  Orbnung  im  Softer  ein}ufü]^ren,  tourben 
TOta^e  mit  ttnterbrfidung  il^red  eigenen  9ta- 
nft  mit  Shtmmem  be}eid^et  unb  in  terfc^iebene 
affen^  itamenttid^  in  24  nad^  ben  Sud^fiaben 
\  «Upl^obet«  einget^eUt.  3ebe  IHaffe  l^atte  il^ren 
lenen  SSorflel^  unb  erl^elt  il^re  befonberen  9r* 
ien  suset^lt.  9m  Sbenb  beS  Saged  übergab 
»er  SRönd^  feine  gefertigte  Arbeit  bem  Sorfte^ier, 
b  btefer  gab  fte  am  6nbe  ber  Sod^e  an  ben 
cov6(toc  beS  ÄlofterS  ab.  Sie  SSernmlter  ber 
ijelnenPIdßer  l^atten  bie  Srjeugniffeber  Wönd^S- 
beit  bem  allgemeinen  SBenoalter  ({A^7ac  oixov6- 
k:)  für  ben  gongen  Stönd^Soerein  beim  ^upt- 
yfter  SU  ubermad^^  unb  btefer  forgte  für  bereu 
enoertl^ung,  für  Sintauf  ber  9RateriaIien  unb 
nfitl^ieilung  ber  SSonöt)^.  S)ie  9R5nd^e  »ol^nten 
i  iioeien  ober  breien  in  gemeinfamen  S^^^  unb 
men  nur  gum  ®ebet  unb  )ur  ÜRal^Iseit  guf  ammen. 
E^here,  natürtid^  fel^r  frugal,  mugte  unter  @tiU« 
^Imeigen,  tt>eld^  aud^  au|erbem  ftreng  vorge- 
trieben mar,  eingenommen  n)erben,  unb  um  ein- 
nber  ni^t  fel^  )u  tonnen,  pUten  bie  Sntoefen« 
m  ben  Aopf  in  meite  Jtai)i^en  (cucullus)  Don 
roberSeinmonb.  2)te@d^ultembebedfte  ein  h)ei|e§ 
liegenfeO,  SRelote  genannt.  9m  erften  unb  legten 
Bod^ntage  em))fingen  bie  ffloftergenoffen  regel- 
i&|ig  baS  l^eilige  Sbenbmal^l.  ©tarb  einer  ber 
)täber,  fo  mürben  (Sebete  unb  bad  l^eilige  Opfer 
iri^  bargebrad^t.  SieSufnal^me  in  benOrben 
cfolgte  na$  fhtnger  Prüfung  (9}ot)iciat)  burd(| 
(Biegung  beS  OrbenSfleibeS  unb  Slblegung  be§ 
Selöbniffed,  bie  Siegel  }u  l^alten.  3u  ^rieftem 
ie^  ^d^miuS,  um  ^od^mutb  unb  92eib  nid^t 
uffommen  p  laffen,  feinen  feiner  9Rönd^e  meinen, 
lÄ  er  felbft  fd(|lug  auS  Semutl^  bie  il^m  ange« 
lotene  ^ßneftermel^e  au§;  {ebod^  nal^m  er  aud^ 
^riefter  in  feine  ftlöfler  auf  unb  gemattete  il^nen, 
\fK  ^igen  SSerrid^tungen  augguüben.  Su^er  ben 
HBPem  erbaute  $ad(|omiu§  auf  Snratl^en  beS 
Mfd^<  @era))ion  oon  Xent^ra  in  einem  benad^« 
artoOrte  eine  ffird^  für  arme  ^irten  unb  oer- 
idlete  barin  felbft  einige  3^ti  baS  Sectoramt  mit 


großem  Srfolge.  Surd^  aUed  biefed  l^tte  ftc^  ber 
Siuf  feiner  i^eUtgfett,  mit  meld^er  ftd^  nod^  bie  ®abe 
ber  SBunber  unb  ber  ^ropl^ie  oerbanb,  in  ferne 
Sönber  verbreitet  unb  oerfd^affte  tl^m  bo^ie  iBer« 
ebrung,  um  bad  3. 833  aud^  ben  Sef ud^  bed  großen 
atl^anaftuS  (f.  b.  9rt.),  mit  meiern  $ad^omiuS 
ben  Sifer  in  Sefömpfung  be§  SrianiSmuS  unb 
ieber  b^retifd^n  Srfd()einung  tbeilte.  Sine  oer« 
leumbertfd^e  Sntlage,  megen  bereu  ftd^  ber  ^ei- 
lige im  3.  848  oor  einer  bifd^öflid^en  @9nobe  ju 
Satapolid  red^tfertigen  mu^te,  biente  nur  bagu, 
feine  Unfd^ulb  unb  £ugenb  in  nod^  b^UereS  Sid^t 
)u  fe|en.  3n  bemfelben  Sabre  raffte  bie  $eft  gegen 
100  feiner  SJibnd^e  meg ;  $ad^omiuS  felbft  nmrbe 
oon  ber  @eud^e  ergriffen  unb  bef d^log  nad^  f d^meren 
40tögigen  Seiben  fein  tugenb«  unb  fegenSreid^ed 
Seben.  S)a§  oon  ibm  begonnene  SBerf  aber  l^atte 
ben  glüdnid^ßen  Sortgang ;  big  )ur  erfien  ^ölfte 
bed  5.  Sabrl^unbertS  läffik  fein  Orben  fd^on 
50000  Tlbnä^t  unb  beftanb  im  9Jlorgenlanbe  bis 
in'8 11. 3al(|rbunbert;  ja  nod^  im  12.  Sabrbunbert 
(um'g  3abr  1185)  ergäl^lt  9nfelm  oon  ^aDelberg 
(f.  b.  9rt.) ,  ba^  er  in  einem  JHofier  oon  Son- 
ftantinopel  500  Tlbnä^t  gefeben  l^abe,  meldte  feiner 
Siegel  folgten.  -—  Sine  SiebenSbefd^ibung  bed 
bl.  $ad^omiu§,  furge  3cU  nad(|  feinem  Xobe  oon 
einem  3R5nd(|e  verfaßt,  iß  nod(|  oorl^anben  unb 
unter  anberen  abgebrudft  in  ben  AA.  SS.  BoU. 
Mai.  III,  295  sqq.  (lateinifd^)  begto.  ib.  25*  sqq. 
(gried^ifd^),  fomie  bei  Migne,  PP.  lat.  LXXIU, 
227  sqq.  Slnbere  (foptifd^e  unb  eine  arabifd^e) 
SebenSbefd^reibungen  gibt  Am^lineau,  Eist,  de 
St.  Pakhöme  et  de  ses  communautes,  Paris 
1889  (Annales  du  Musee  Guimet  XVn).  (Sgl. 
Palladius,  Eist.  Laus.  c.  88;  Sozomenus, 
H.  E.  8, 14;  Gennadius,  De  scriptt.  eccl.  c.  7; 
femer  bie  im  9rt.  9Jlönd^tl(|um  angegebene  allge- 
meine Siteratur  unb  au^erbem  Ceillier,  Eist, 
gen.  des  auteurs  sacrös  III,  nouv.  ^d.  Paris 
1859,  857  SS.;  3eitfd&r.  für  fatb-  Sbeologie  VI 
11882],  878  f.;  Amelineau,  Etüde  bist,  sur 
St.  PaJdiöme  et  le  cenobitisme  primitif  dans 
la  Eaute-Egypte  d'apräs  les  monuments 
coptes,  Paris  1887.)  [^ij^felber]. 

'Sfoiftiiiertrag,  f.  Vertrag. 

^ümmneSf  f.  ®eorg  $ad^Qmere§. 

^adauM,  ber  1^1.,  etma  860—890  Sifd^of 
oon  Barcelona  in  Satalonien,  mar  nad^  ^ierouQ« 
mu§  (De  vir.  ill.  c.  106)  ein  SRann  oon  htnfi- 
gered^ter  Serebfamfeit  (castigatae  eloquentiae 
toirb  }u  lefen  fein  ftatt  castitate  et  eloquentia), 
toeld^er  ebenf o  febr  burd^  fein  Seben  mie  burd^  feine 
$rebigt  l^erDorleudbtete  (et  tam  vita  quam  ser- 
mone  clanis).  ßr  t)erfa|te  t)erfd^iebene  fleine 
@d^riften  (varia  opuscula,  de  quibus  est  Cer- 
vus  et  Contra  Novatianos)  unb  eneid^te  ein  fel(|r 
bobe§  %lter.  Sie  fpöteren  Siad^rid^ten  über  $a- 
cianuS  geben  fömmtlid^  auf  biefe  Angaben  beS 
bl.  ^ieron^muS  al3  gemeinsame  OueQe  ^urüdC. 
9}on  ben  @d^rif  ten  ^cianS  finb  nod(|  erbalten  brei 
Briefe  an  einen  9looatianer  @9mpronianu8,  eine 


1281        $acificu§  t)on  Serebono  —  $acificuS  bon  @an  SeDerino.       12S2 


fleine  Paraenesis,  sive  exhortationis  libellus, 
ad  poemtentiam  unb  ein  Senno  de  baptismo. 
Sic  5ioei  crftcn  bcr  brci  Sriefc  l^onbeln  öornc^m- 
lid^  über  bod  Siedet  ber  ffird^e.  ftd^  fotl^olifd^  9U 
netmen  (Ep.  1,4:  Christianus  mihi  nomen  est, 
Gatholicns  vero  cognomen) ;  ber  britte  unb  um- 
fönglid^fte  über  bie  @ttDalt  ber  Sixtä^t,  aud^  nad^ 
ber  SlQufe  fd^mere  @ünben  )u  hergeben.  3n  ber 
Paraenesis  (c.  1)  ermöl^nt  ber  Serfoffer  felbft 
eine  furj  torl^er  unter  bem  2:itel  ^^irfd^d^en'' 
(Cervulus,  bei  ^ieron^muS  Cervus)  öeröffent« 
lid^te  Sd^rift,  U)eld^e  gegen  gemiffe  93elufHgungen 
unb  SuSgeloffenl^eiten  am  9teujQl^r8tage  gerid^tet 
tt)Qr  (cerTulmn  facere  =  boS  ^irfd^d^en  fpielen). 
—  Sie  erl^altenen  @d^riften  ttmroen  guerft  l^eroud« 
gegeben  oon  3.  XiliuS,  ^oriS  1588,  unb  bamad^ 
obgebrudft  bei  Oallandi,  Bibl.  vet.  Patr.  Vn, 
257—276;  Migne,  PP.  lat.  XHI,  1051  ad 
1094.  Uebet  einen  @ol^n  bed  l^L  ^acionud  !Ra« 
mens  ®  e  s  t  e  r  f .  b.  «rt.  (Sgl.  ®am8,  ®ie  Äir« 
d^engefd^id^te  oon  Spanien  n,  1,  IRegenSburg 
1864,  318—824;  fonjHge  Sit.  bei  Chevalier, 
Eöp.  8.  V.)  [Sarbenl^ewer.] 

Ifociflctts  oonSerebano  (aud^  9}oOQrien- 
fl8  genannt),  ber  f  el. ,  0.  S.  Fr.,  xoox  geb.  1424 
unb  ftammte  aud  ber  angefebenen  ^ntilie  ^a» 
moia,  totlä^t  )u  Serebano,  einem  nal^e  bei  ber  be« 
fannten  Stabt  3lo\>axa  in  9lorbitaIien  liegenben 
Orte,  onföfftg  mar.  Sr  terlor  fd^on  als  ftinb 
beibe  (Sitttn,  fanb  aber  für  biefe  Srfa|  an  bem 
«bte  beö  SenebictinerHofterS  ju  Slooara.  3m  3. 
1445,  als  ber  %  3o]^anned  Don  (Sa))iftrano  (f.  b. 
^rt.)  ®eneralt)icar  ber  ObferDan^  mar,  nal^m  er 
boS  OrbenSfleib  biefer  ^milie  im  jtlojler  5u9{o- 
tmra.  2)a  er  in  aUen  Slugenben  unb  aud^  aI8  Sb^O' 
löge  unb  ^rebiger  ftd^  auS^eid^ete,  mürbe  er  nad^ 
feiner  ^rieftermei^e  bolb  ben  a))of!oltfd^en  9Rön- 
nem  sugefeüt,  meld^  im  ®eifte  unb  unter  t^übrung 
beö  b^.  SBembarbin  Don  Siena  (f.  b.  9lrt.)  unb 
feiner  großen  @d^üler  in  gan)  3talien  eine  religiöfe, 
fittlicbe  unb  f  odale  Smeuerung  mit  Srf  o(g  anftreb* 
ten.  SSon  1452—1471  mirfte  ber  fei.  ^cipcuS 
fel^r  fegenSreid^  al8  9Rifftonar  in  ben  meiften  $ro« 
öingen  StalienS.  ©ijtuS  IV.  fejtc  fold^e«  Ver- 
trauen in  ibn,  bag  er  ibn  )ur  ^bfteOung  gemiffer 
SRi^bröud^e  nad^  ber  3nfel  @arbinien  fonbte,  mo 
^ciftcuS  mit  gutem  grfolge  feinen  ?luftrag  er- 
füllte. 9lad^  feiner  StüdRebr  Don  bort  befd^rönfte 
er  feine  a))o{bIifd^en  arbeiten  mebr  auf  bie  Um> 
gegenb  ton  9looara.  SIS  Sijtu§  IV.  einen  ffreuj- 
}ug  gegen  bie  Surfen  prebigen  lie^  unb  ben  ®ene« 
raloicor  ber  Obferüanj,  ben  fei.  ?lngelu8  Don  6Ia- 
Dafio,  p  feinem  9luntiu8  ernannt  batte,  um  bie 
Jhtujprebigt  in  3talien  ^u  organiRren,  beauftragte 
biefer  ben  ©eligen  mit  biefer  9lrbeit  auf  ber  3nfel 
€arbinien  unb  gugleid^  mit  ber  ißifttation  ber 
bortigen  IHößer  bed  CrbenS.  SEBöl^renb  $acificu8 
biefed  boppelte  ^mt  Dermaltete,  ftarb  er  am  4. 3uni 
1482  im  «Iter  Don  58  3obren.  —  9II8  ©d^rift- 
fteller  ifl  ^ciftcufi  befannt  bur^  bie  fog.  Summa 
Pacifica,  eine  Art  Cafuiflif  für  ©eid^tDöter,  ur« 


fprünglid^  in  italienifd^  @prQ(^  gefd^eben.  Sic 
erfte  ^udgobe,  meldte  Don  ^ain  (Bepertoriom 
bibliograph.  n.  12  259)  ndber  befdyriebcn  ifi, 
mürbe  1479  su  SRailanb  mit  bem  Xitel  Somma 
Pacifica  o  sia  Trattato  della  scienza  di  oon- 
fessare  gebrudt.  3n  einer  Sßibmung  an  9ott, 
9Raria,  ^randdcuS,  SBenebictuS  mirb  boS  ftu^ 
begeid^net  ald  Sßer!  doctissimi  F.  Paeifid  No- 
variensis  Ord.  Min.  Obserrantiae,  diTiniTerin 
praeconis  apostolici  clarissimL  Snbeie  8nf> 
lagen  bed  IBud^ed  folgten,  mebrere  in  biteim|4er 
©prad^e,  nomentlid^  bie  1501  unb  1513  in  Se* 
nebig  erfd^ienenen. — 2)ieSinmo]^DmiSeiebaiio 
münf d^ten  bie  fterblid^  Slefle  il^reS  b^ignfilign 
9Ritbürger8  bei  ftd^  )u  l^aben,  unb  mit  Snmcnkng 
einer  Si^  gelang  ed  ibnen,  bief elben  anS  Saämnen 
l^erübergul^olen  unb  gun&d^ft  in  einer  ftopdle  bcr 
l^eiligen  Sungfrau  gu  beftotten.  S)er  Sei^non 
mar  unb  ifi,  mie  man  b5rt,  aud^  je|t  nod^  xmx' 
mefen.  3n  fpöterer  3eit  ifi  }u  (S^  bcS  Sefigm 
eine  fd^öne  ftird^e  gebaut  morben.  2)er  rdigi^, 
feit  unDorben!Ii(^er  3eit  bauembe  Cult  biefeS  Sif 
nerS  ®otted  mürbe  1745  Don  93endnct  XIV.  (e- 
ftätigt  Sein  Sfeß  mirb  im  gftanciSconerorben  om 
5.  3uni  gefeiert.  —  2)ie  bei  SBabbing  (Aimalee 
Ord.Min.  ad  an.  1476,  n.  57 ;  ad  an.  1482, 0.71) 
unb  anberen  Sb^onißen  gerftreuten  SBerül^  finb 
gefammelt  in  bem  Don  einem  ungenannten  ^va^ 
ciScaner  gef d^riebenen  furgen  Seben :  Vita  del 
b.Pacifico  da  Ceredano,  sacerdote  della  Bego- 
lare  Osservanza  di  S.  Francesco,  Nenn 
1878.  «nbere  Süeratur  f.  bei  Chevalier,  Be- 
pert  8.  V.  [3gn.  Seüer  0.  S.  PrJ 

'^adficüs  Don  Qan  €eDerino,  b.  (L 
0.  S.  Ft.,  mar  geboren  ben  1.  SKorg  1653  in  ber 
fleinen  @tabt  @an  SeDerino  in  ber  Warf  In- 
cona.  tSfnib  Dermai§t  mugte  ber  überaus  fronmie 
Jhtabe  eine  borte  ^ugenbfd^e  burd^ad^  msibe 
aber  aud^  fd^on  bamalS  Don  ®ott  in  au|erorbent« 
lieber  SBetfe  begnabigt  39Ht  17  Sabren  no^  er 
baS  OrbenSfleib  ber  reformirten  gfranciScanerin 
bem  einfamen,  Dom  b^  SronciScnd  gegtönbclen 
unb  burd^  ben  Sufentbolt  mebrerer  ^igen  be* 
rübmten  fflofter  Don  Sforono.  @d^on  bamalSgalt 
er  al§  ein  SRufter  bob^  IBoIDommenbeit.  Mr 
bem  er  am  4.  3uni  1677  }um  ^e^  gOKi^t 
morben  mar,  Derfal^  er  einige  3^t  boS  Smt  daeS 
SectorS  ber  $biIof op^^^ ;  ^  ^^  Q^/  getnAfi 
Don  2)emutb  unb  Seeleneifer,  mit  (Erlonbnig  feiKr 
Cbem  baSf  elbe  nieber  unb  mibmete  fid^  mit  glälen* 
bem  Sif  er  unb  großem  ßrf  olge  ben  übenmS  nute* 
DoDen  SRifftongarbeiten  unter  ben  armen  SetDot- 
nember^penninen.  ®ottmoQteinbeB  Don  feinen 
S^iener  auf  anbere  SSeife  Derberrli^t  wrben, 
nömlid^  burd^  ein  l^obeS  contempIotiDeS  unb  leiben* 
DoIIed  Seben.  92a^  furjer  Seit  ^mongm  ibn  fort' 
möbtenbe  jhnmibeiten,  namentlid^  febr  f^neQ' 
l^afte,  unbeilbore  SBunben  an  ben  gföBeni  bie 
apofioltfd^e  3:bötigfeit  au^bolb  beft  ffloftertonf' 
jugeben.  Seien  unb  leiben  unb  in  grö^  <B»» 
fomfeit  b^Tbemnütbige  Xngenben  üben,  boS  vor 


12S8 


Pactum  Calixtinnm  —  ißabcrbortt. 


1284 


feilt  Sernt  unb  mtf  biefem  JtreujiDege  forn  fein 
vmrM,  mit  C^rifb  in  (Sott  oerborgened  Seben 
)K  foU^ier  SoQenbung,  bog  er  mit  $quIu8  (®qI. 
2,  20)  fagen  fonnte :  „92id^t  mel^r  id^ ,  fonbem 
S^tiffaid  lebt  in  mir/  @o  lange  feine  tJfü^e  i^n  nod^ 
ia  etttKi  trogen  fonnten,  oermeilte  er  faft  Sog  unb 
9adft  t)or  bem  cdlerl^eiligften  Sacramente ;  fpöter 
fe|te  er  üon  feiner  3cOe  qu§  feine  (Sebetdübungen 
fort  ^duftge  Sfflafen  unb  onbere  bei  großen  ^ei- 
ligen gemöfnlid^e  ougerorbentlid^e  ©nobengoben 
Sriigten,  bai  eine  ^ffroft  ouS  ber  ^öl^e"  in  i^m 
rai  Seben  mirfte,  totli^  avß  ®ott  geboren  mar. 
Sr  entfd^lief  am  24.  September  1721  im  ^Iter 
oon  68  Sahiren  unb  mürbe  oon  ®regorXVI.  am 
26.  Otai  1889  feierlid^  cononiftrt.  3ltUn  Dielen 
anberen  SBunbem  mirb  berid^tet,  bog  sioei  Sobte, 
Don  feinen  Sleliquien  berührt ,  sum  Seben  er« 
Mft  nmrben.  —  Sin  italienifd^ed  Seben  biefed 
^igen  nac^  ben  ^cten  ber  Sanonifation  ift 
Mm  bem  Snnaltften  bed  Orben§,  P.  StaniS- 
kta%  Slefd^orri,  gefd^eben  unb  in  9tom  1839 
gebrucft  [3gn.  Seiler  0.  S.  Fr.] 

Pactum  CaUxtinnm,  f.  Soncorbate  ni, 
825  f. 

9ttketlon^  SiStbum  in  ber  ffird^en- 
(»toDinjitöIn,  oerbanft  feine  ®rünbung ff arl 
)cm  ®ro|en;  ber  Ort  fommt  al§  $abarbrunna 
3ber  ^terSbrunna  (ber  ^n^  foH  megen  feiner 
riefen  OueQen  nad^  bem  $o  [Padus]  genannt 
iein)  ober  $atbaIbrunnon  (am  2:^al«9runnen)  ju« 
erfi  im  3. 777  oor,  alS  Roxi  bort  einen  Keid^Stag 
^te(t.  S)rei  Saläre  fpöter  fanb  ein  »eid^Stag  ftatt 
nt  ben  VU  @tunben  entfernten  Sip^equeUen  (Sip})> 
Itnringe).  ^uf  biefem  ober  aud^  auf  bem  im  3. 
785  mieber  ^u  ^berbom  gel^altenen  mirb  bie  oor« 
Uhifige  X^ilung  be§  Sanbed  in  SiStbümer  erfolgt 
fein.  ®od^  ttmrbe  ber  Sprengel  $aberbom,  ber 
fubUd^  %^tx\  beS  Sanbed  ber  Sngem,  ^unöd^ft 
bem  Sifd^of  oon  SSBürgburg  übergeben,  ^fö  ® lau- 
benSbote  bötte  l^ier  ber  %  @turmiu§  (f.  b.  Slrt.) 
gemirft.  3m  3.  795  foü  bann  ber  in  SDßüi^burg 
gebilbete  ^tbumar,  einem  ebeln  @ad^fen>@e> 
fd^Ied^t  entfproffen,  pm  Sifd^of  eingelegt  morben 
fein.  S)o(^  mirb  bie  eigentlid^e  Segrenjung  be§ 
9t«t]^8  erft  auf  ber  @Qnobe  su  @al5  (804)  er« 
folgt  fein.  SoSfelbe  mürbe  umgrenzt  oon  ben  99i§« 
t^mnem  üRoing,  Hbln,  OSnabrüdf,  SRinben  unb 
^ilbeSl^etm  unb  erjhedfte  ftd^,  auger  über  ben  fpö* 
tem  meltlid^en  Seft^  (ungeföl^r  bie  ie^igen  ffreife 
^berbom,  93üren,  SBarburg  unb  §öjter),  über 
ben  größten  %tit\l  ber  je^igen  ^ürftentbümer  Sippe- 
Sctmolb  unb  SBalbecI  unb  faft  bie  C)ölf te  ber  e^e« 
maltgen  ®raffd^ft  StaoenSberg ;  nad^  Öften  ging 
efi  über  bie  SBefer  binauS,  nad^  @üben  bilbete 
bie  ®ren}e  l^auptföd^Iid^  bie  2)iemel  mit  i^rem 
9lebenPug,  ber  £mif!e.  nad^  äBeften  bie  alte  @d^eibe 

S'fdben  6ngem  unb  SBeftf alen ;  bod^  mürbe  legiere 
er  ber  ®egenffanb  langbauember  ffömpfe  mit 
ben  ftölner  ^bifd^bfen.  S)a3  93i§tbum  ftanb 
nntei  ber  SRetropoIe  SRain) ;  fpöter  verfiel  e§  in 
|e^  flrd^bioconote.  3n  ber  aQgemeinen  ®efd^id^te 


bed  9ieid(|ed  bot  ^aberbom  feine  bebeutenbe  SloUe 
gefpielt,  bod^  W  bie  ©tobt  oft  in  ibren  ÜRauem 
bie  farolingifd^en,  föd^fifd^en  unb  frönfifd^en  ff5« 
nige  unb  ffaifer  gefe^en.  ^ud^  ein  $apf}  mar 
bort,  nömlid^  Seo  HI.,  ber  im  3.  799  ben  £)0(^- 
altar  ber  SaloatorSfird^  confecrirt  unb  in  bem* 
felben  Steliquien  beS  ^l.  @tepbanu§  niebergelegt 
f^aUn  foQ.  1.  Sifd^of  t)Qtbumar  begann  ben  93au 
bed  3)omed  su  Sl^ren  ber  beiligen  SRutter  ®otted 
unb  be§  ^l  ffilian.  Sr  ftarb  am  9.  Sluguft  815 
unb  mirb  als  C^eiliger  genannt,  toit  fein  92a(bf olger 
2.  SBaburab  (bid  852),  meld^er  ben  Sau  be§ 
2)omed  ooQenbete  unb  bie  vita  communis  ber 
S)omgeiftlid^en  fomie  bie  SDomfd^uIe  errid^tete. 
Saburab  nal^m  Diel  an  ben  Sleid^gefd^öften  %S)tü. 
Sr  mar  eS,  ber  884  als  ©efanbter  SubmigS  bed 
tjrommen  Solbar  jur  Untermerfung  unter  feinen 
^ater  überrebete.  3ur  Selol^nung  erbtelt  er  ben 
Seid^nam  beS  ffi.  Siboriu§  (f.  b.  9rt.),  meldten  er 
886  feierlid^  nad^  ^berbom  übertragen  lie^.  2)er 
^I.  Siboriu§  mürbe  in  ber  3foIge5eit  ber  ^aupt- 
patron  be§  3)ome8  unb  beS  SiStbumS.  Saburab 
geborte  aud^  5u  ben  brei  93ifd^öfen,  oor  meldten 
gbo  oon  SleimS  (f.  b.  %xt)  im  3.  885  ba§  9e- 
fenntni^  feiner  Sünben  ablegte;  unter  il^m 
mürben  bie  Sbtei  goroeQ  (f.  b.  3(rt.)  unb  baS 
9}onnennofier  derforb  gegrünbet.  (Ueber  ^a« 
t^umar  unb  SBaourab  f.  [StninckJ  Westphalia 
sancta,  pia,  beata,  ed.  Giefers  I,  Paderb. 
1854,  15  sqq.  86  sqq.)  8.  Sutbart  (Siutl^art) 
(bis  886)  nabm  %f^t\l  an  ber  @t)nobe  5u  2Borm§ 
(868),  melcbe  baS  oon  il(|m  in  @emeinfd^aft  mit 
feiner  ©d^mefter  SßalburgiS  gegrünbete  grauen- 
ftift  §eerfe  beftötigte,  unb  5ufföln(878).  4.Sifo 
(bis  908)  mar  sugegen  auf  ber  großen  9lei(bS« 
f^nobe  ju  Sribur  (895)  unb  erbob  bie  ®ebeine 
ber  bciligen  SBaburab  unb  5Keinolf  (f.  b.  9lrt.). 
5.  Jbeoborid^  I.  (bis  916) ;  6.  Umman  (bis  985) ; 
7.  ®ubo  (bis  960) ;  8.  SSoIfmar  (bis  981),  oor- 
ber  ÜKönd^  in  Soroei).  Unter  9.  SRbetar  (bis  1009), 
meld^er  oiel  am  ^ofe  Otto'S  ni.  meilte,  mürbe 
im  3. 1000  ber  Som  unb  ein  Sl^eil  ber  @tabt 
burd^  t^^uer  ^erftört.  S)a  aud^  bie  Urfunben 
oerbrannt  maren,  beftötigte  $apft  @Qloefter  ü. 
am  1.  3anuar  1001  bie  ®ered^tfame  beS  SBiS« 
tbumS  oon  9?euem.  3m  3.  1002  mürbe  ffuni« 
gunbe,  ^einrid^S  II.  ®emabUn,  in  Ißaberbom 
burd^  Srgbifd^of  SBiUigiS  oon  9Raing  gefrönt. 
10.  3)er  %  aWeinmerf,  $aberbomS  größter  99i« 
fd^of  (f.  b.  art.).  11.  ©er  feiige  Sotbo  oon  Suren 
(1086—1051),  oorber  mt  oon  §erSfeIb.  12.  ®er 
felige  3niab  (bis  1076),  3)^einmerf8  ©d&mefter= 
fol^n,  meld^er  gan}  in  bie  gfu^ftapfen  feineS  Ol^eimS 
trat.  SBefonberc  Sorgfalt  manbte  er  ber  3)om« 
fd^ule  oon  ^aberbom  }u,  in  meld^er  er  mit  ^nno 
üon  ftöln  gebilbet  morben  mar,  unb  brachte  fie 
ju  l^ol^er  93Iüte;  bie  ©omfirdfte  befdftenfte  er  mit 
üielen  merlbooflen  Supern.  93ei  bem  SBranbe  beS 
®omeS  unb  beS  ftlofterS  Slbbingl^of  (ogl.  bar« 
über  ®reoc,  ©efd^id^te  ber  99enebictiner«?lbtei 
«bbingl^of,  ^aberbom  1894)  im  3. 1058  fam 


1235 


$aber(orn. 


1236 


bcr  ^l  ipatcmuS  um,  tocU  er  bie  ©loufur  nidjt  ocr« 
laffen  toollte.  ©of ort  begann  3mab  ben  Sau  eine« 
neuen  ®omS,  beS  britten,  ben  er  1068  einioeil^te. 
9lm  8.  September  1068  erl^ob  er  bie  (Sebeine  ber 
erften  Sift^öfe  unb  üereinigte  fle  in  einem  befon- 
bem  ®rabe  in  ber  ffrt)pta ;  al8  fpöter  gferbinanb 
Don  gürftenberg  ba§  ®rab  öffnete,  touxitn  nod^ 
fünf  unt)erfel^rte  ^Smpttx  gefunben.  3)a^  93ifd^of 
ijmab  am  24.  Sanuar  1076  }u  SBormS  ben  be« 
fannten  3lbfagebrief  an  ©regor  VII.  unterfd^rie« 
ben,  mug  als  ^meifelbaft  gelten,  ba  er  bereits  am 
3.  gebruar  ju  ^aberbom  ftarb.  ^einrid^  IV.  er- 
nannte 13.  ^oppo  Don  ^olte  (bis  1084),  2)om- 
propft  in  ^Bamberg;  biefer  ging  aber  fpöter  }u 
ben  ©egnem  beS  ftaiferS  über  unb  gen)ötirte  bem 
SBifd^of  «Itmann  üon  $affau  (f.  b.  9lrt.),  meldjer 
an  ber  2)omfd^uIe  erlogen  unb  eine  S^itlcmg  fieiter 
berfelben  gemefen  toax,  in  ^aberbom  eine  3^" 
flud^tsftötte.  ^aä)  $oppo'S  Sobe  tam  eS  in 
$aberbom  )u  einem  unl^eilooUen  @d^iSma.  2)er 
©egenfönig  ^ermann  ernannte  ben  trafen  ^ein- 
rid^  t)on  SlSIoe.  SDiefem  fteUte  ftd^  ^einric^  t)on 
Arnsberg -SBerl  gegenüber,  fie^terer  brad^  mit 
großen  @elbfummen  nad^  9lom  auf,  h)0  gerabe 
§einrid^  IV.  ®regor  VII.  belagerte,  unb  erl^ielt 
baS  39iStbum  Don  bem  ©egenpopfl  SBibert.  3m 
3. 1090  Vertrieb  er  f)einri($  Don  äsloe  unb  blieb 
feitbem  im  unangefodtitenen  Sefi^  beS  SiStl^umS 
(bis  1127).  Ser  erftere  begab  fid^  nad^  5Kagbe» 
bürg  unb  marb  bort  1102  grsbifd^of.  ^einrid^ 
Don  SBerl  erl^ielt  fpöter  Don  $afd^liS  II.  bie  9e- 
ftätigung ,  f o  ba^  beibe  in  ber  Sftei^e  ber  $aber» 
bomcr  Sifd^öfe  gejöl^lt  merben.  16.  Sembarb  I. 
Don  Oefebe  (1127—1160)  war  ein  ^reunb  beS 
bl.  39embarb  Don  6lairDau£  unb  grünbete  baS 
eiftercienferflofter  §arbebaufen.  3l!S  er  Äönig 
Sotbar  II.  auf  feinem  erften  SRömei^uge  begleitete, 
erhielt  er  Don  Snnocenj  IL  als  ©ejd^enf  ben  ®e- 
braud^  beS  Nationale  (f.  b.  ^Irt.),  meldten  1666 
^)lle janber  VH.  beftötigte ;  baSfelbe  trögt  ber  ipa- 
berbomer  Sifd^of  nod^  je|t,  aufecr  bem  ©id^ftötter 
3)i)d^of  ber  einzige  in  S)eutfd^lanb.  Bei  feiner 
Küdtfebr  fanb  Sembarb  ben  3)om  unb  einen 
großen  Sl^eil  ber  ©tabt  burd^  geuer  jerftört;  er 
baute  ben  erftem  innerl^alb  jebn  Salären  mieber  auf 
unb  fo  entftanb  bie  jejige  ©atbebrale,  eines  ber 
bebeutenbften  Sauwerfe  SBeftfalenS.  17.  ßDergiS 
(bis  1 1 78) ;  18.  Siegfrieb  (bis  1 186) ;  19.  Sem- 
barbll.  Don  Oefebe  (bis  1203)  ftanb  auf  ©eiten 
Otto'S  IV.  gegen  bie  ©tauf er ;  20.  Seml^arb  m. 
Don  Oefebe  (bis  1223).  21.  DliDer  (f.  b.  «rt.) 
tourbe  Don  foonoriuS  HI.  gegen  ben  ©tiftspropp 
am  Sufeborf,  §einrid^  Don  Srafel,  beftötigt.  gr 
bielt  1224  eine  ffiiöcefanf^nobe ,  auf  weldder  bie 
alten  Serorbnungen  neu  beftötigt  unb  aufgeaeid^- 
net  würben.  SUS  er  1225  garbinalbifd^of  Don 
©abina  würbe,  Derjid^tete  er  auf  baS  SiStbum. 
22.  SBiüebranb,  ®raf  Don  Dlbenburg,  erbielt  auf 
Der  Serfammlung  gu  Sütti^  (2.  gebruar  1226) 
bie  9lbminiftration  Don  aJKinfter  unb  OSnabrüdt, 
beren  Sifd^öfe  wegen  Ib^ilnabme  an  ber  grmor- 


bung  beS  1^1.  (Engelbert  Don  Rbln  fuSpenbitt  mtß 
ben.  Unter  i^m  ftebelten  ftd^  bie  SRinoriten  in 
$aberbom  an.  Sr  würbe  1228  Siftbof  m 
Utred^t  unb  Dergid^tete  auf  ^|kiberbonu  23.  Sern* 
l^arb  IV.,  ®raf  Don  ber  Sippe  (bis  1247),  er- 
neuerte bie  Serbinbung  mit  Se  9Ran8.  S>ie  vita 
communis  ber  3)omgeißlid^teit  l^rte  auf.  24.  Sie 
Regierung  ©imonS  I.,  ®rafen  Don  ber  Sip|x 
(bis  1277),  wie  überl^aupt  bie  öu^  (Befd^ 
beS  SiSt^umS  im  13.  Sal^t^unbert,  wirb  jun 
guten  Sb^tt  burd^  bie  ffömpfe  mit  bem  flSlner 
!Rad^bar  auSgefüat.  S)ie  Sifd^öfe  Don  ^obeibom 
fud^ten  ftd^  einerfeitS  gegen  bie  l^ogli^e  9twäi 
ber  Srsbifd^öfe,  weld^e  ftd^  nad^  ber  Uibmbe 
Sriebrid^  Sarbaroffa'S  Don  1180  aud^  über  $obe^ 
bom  erftredte,  anbererfeitS  gegen  numd^  9m^ 
übergriffe  berfelben  )u  erwebten.  S)en6d(eptiidt 
errei^ten  biefe  ©treitigfeiten  unter  ©imon  L, 
wöbrenb  auf  bem  Jtölner  ©tuble  Ronxab  tm 
§oftaben  (f.  b.  «rt.  Äöln  VII,  850  ff.)  faj.  6i^ 
mon  war  iebod^  f o  unglüdflid^,  ba^  er  1254  gt* 
fangen  genommen  würbe  unb  erfl  nad^  }wei  3(4- 
reu  bie  ^reibeit  wieber  erlangte,  nad^bem  er  ge- 
zwungen ©d^reiben  an  ben  $apfl  Wesanber  IV. 
unb  bie  Sarbinöle  gerid^tet  l^atte,  in  benen  er  bes 
Sr^bifd^of  Don  aller  ©d^ulb  an  fetner  ®efongen- 
f d^aft  freifprad^  unb  bie  Serl^öngung  bcS  Sontei 
über  ftd^  f orberte,  wenn  er  ben  gefdbloffenen  Stie- 
ben bred^en  würbe.  2)er  $apfl  bun^fd^ioute  jeM) 
balb  biefeS  Zrugfpiel,  fprad^  ©inum  Don  ata 
Siben  lebig  unb  ert^eilte  ibm  bie  Sefugni^  o^ 
Sufümmung  beS  Sr^bifd^ofS  in  feinem  SiStin» 
Sefeftigungen  anzulegen.  2)ie  ftömpfe  begannen 
balb  wieber  Don  92euem  unb  bauerten  nod^  lange 
3eit  fort.  ®egen  25.  Oüo,  ®raf  Don  9iiet5(rg 
(bis  1307),  Dörfer  ©ompropft  in  ^berbom,  e^ 
i)ob  [\ä)  ber  $ropft  Zl^eoberid^  Don  ©oeft,  ein  Ser* 
wanbter  beS  Srsbif d^ofS  ©ifrieb  Don  fföln :  btr 
©treit  würbe  1282  burd^  ©dbiebSrid^ter  }u  Önn* 
ften  Otto'S  beigelegt.  9Hit  Äöln  würbe  1288  p 
3itn%  wieber  ein  gnebe  gefd^loffen,  ber  ober 
aud^  nicbt  lange  Seßanb  l^atte.  ^e  Sominioiner 
liegen  fid^  1281  in  äBarburg  nieber,  l^attenaber 
langwierige  ftömpfe  mit  ben  Sürgem  bofeC^  )b 
beftel^en.  Otto  beftötigte  1293  baS  Don  feinen 
©d^wager,  bem  ®rafen  Otto  Don  StaDenSberg,  g(" 
grünbete  SoHegiatftift  au  Sielefelb.  9Iad^  feinoa 
Sobe  wöblte  ein  Z^eil  beS  JtapitelS  ®i^er  tion 
©d^walenberg,  weld^cr  1278  }um  Srgbifd^of  m 
SRagbeburg  gewollt  worben  war  unb  fid^  gegen 
Sri(|  Don  Sranbenburg  nid(|t  l^tte  bel^nptenföB" 
nen;  ber  anbere  Sl^eil  wöblte  ben  2)oinbed^(mia 
Zb^oberid^  Don  3tter.  S)ie  Slegierung  fn^ 
26.  ®ünt]^er  bis  1310,  27.  Xl^oberid^  Don  ba  ob 
bis  1321.  28.  Sembarb  V.  Don  ber  fitppe  (W 
1341)  bielt  1324  eine  ©Qnobe,  auf  weld^lNil 
S)iöcefan-SreDier  georbnet  würbe.  Sr  batte  me^ 
f ad^  ©treitigfeiten  mit  bem  9bel  unb  ben  Stübten. 
3n  ben  SiDiftiqfeiten  jwifd^  Subwig  bem  809« 
unb  3obann  XXII.  ftanb  er  treu  )um  ^opjie. 
29.  Salbutn  Don  ©teinfurt  (MS  1361)  no^ 


!37 


H^oberborn. 


1238 


K  ^emtuj^ni.  t)on@))iegeI,  W)i  Don  Sorten,  jum 
xibjutor,  toeI4«ci^m au^  folgte  (bis  1380).  S)ie« 
:  toQt  eifrig  tl^&tig  für  ben  fianbfrieben  in  SBefit« 
[en ;  er  uxnc  ber  erffe  Sifd^of,  toeld^er  ftd^  einen 
{enen  SBei^bifd^of  l^ielt.  81.  ©imon  Don  &txn* 
rg  (bis  1389)  reiste  fetbft  nad^  9lom,  um  fid^ 
n  Urban  YL  bod  SiStl^um  übertragen  gu  laffen ; 
lam  in  einer  gelobe  um.  32.  9tu))red^t  oon 
mg  nutzte  baS  SiStl^um  $affau,  in  beffen  Sefi^ 
ni^  gefangen  lonnte,  mit  $aberbom  t)ertau« 
cn.  3m  ffam)>f e  mit  ben  93engelem,  einer  Staub- 
nbc  unter  Sfil^ng  beS  griebrid^  t)on  ^bberg 
)L  grörftemann^  3)ie  dftnfil.  ®ei|Iergefeaf  duften, 
lOe  1828,  246-250),  ftarb  er  bei  Selage- 
ng  ber  aSurg  ^berg  am  29.  3uU  1394  an 
:  $efL  83.  Solenn  L,  @raf  Don  i^ot)a,  oer« 
Kf^te  1898  ^aberbom  mit  ^ilbedl^eim.  S)a8 
pxttl  tDdl^Ite  ben  ^ergog  SBiU^elm  Don  Serg. 
(^renb  Sonifo}  IX.  ben  SanonicuS  34.  93er« 
nb  Don  StaDemta  ernannte.  %Id  biefer  aber 
^  ^berbom  fam,  Dertoeigerte  man  il^m  bie 
U>igung  mit  bem  Sebeuten,  SBUl^elm  fei  93i- 
»f«  fo  ba|  Sertranb  nad^  taum  einem  Saläre 
ber  nad^  Stauen  jurädffel^e.  85.  SBUl^elm 
i  93erg,  ber  bamt  Dom  ^ßapfte  beftötigt  touxbt, 
IXDOX  eine  l^öl^ere  SBei^e  nie  empfangen,  fud^te 
r  bod^  feines  SmteS  mit  Sifer  ju  malten ;  feine 
jierung  ift  ein  Seifpiel  ffir  bie  traurigen  3u" 
tbe  )ur  3cit  beS  großen  ©d^iSmaS.  ®obeUnu§ 
b.  Sri)  mar  fein  Cfficial.  SBil^elm  befe^te 
\  arg  benoal^rloSte  gfrauenllofter  95bbeten,  bie 
iftitng  beS  %  SJleinoIt  mit  ^uguftinem  Don 
»oUe.  SIS  er  1409  aud^  baS  SBenebictinerflofter 
büigl^of  in  Ißaberbom  reformiren  moUte,  füe| 
auf  heftigen  SBiberftanb.  S)er  W)i  appeüirte 
Wesanber  V.,  ben  ^ifaner  goncilspapft,  mäl^« 
ib  ber  93ifd^of  ^u  ®regor  XII.  I^ielt.  Sllesanber 
b  bod  Dom  Stfd^of  aber  bie  @tabt  megen  il^rer 
irteina^me  für  bie  SJlönd^e  Derl^öngte  unterbiet 
eber  auf.  «IS  SBil^elm  mit  ben  SBaffen  Dor- 
nen mollte,  Derbanben  ftd^  bie  Stöbte  unb  baS 
omcQpitel,  meld^  er  ebenfalls  burd^  l^Serorb« 
ngen  über  bie  Steftben^pflid^t  erbittert  l^atte,  mit 
n  (trafen  Don  ber  Sippe  gegen  i^n,  unb  eS  !am 
m  ftriege.  SBiD^Im  manbte  fid^  nun  an  Sle- 
nberS  9faid^f olger,  Solenn  XXni.,  trat  aber 
leber  auf  bie  Seite  ®regorS  jurüc!,  als  er  bei 
r  ihanl^eit  beS  Sr^bifd^ofS  t$riebrid^  Don  ftbln 
efeS  Sr^biStl^um  )u  erlangen  fud^te  (f.  b.  «rt. 
5üiVII,  868).  Sie  SKinorität  beS  bortigen 
ipitelS  mdblte  il(|n,  unb  @regor  XII.  beftötigte 
n  ou(^ ;  attein  fein  ©egner  2)ietrid^  Don  9RörS 
imnm  bod^  bie  Oberl^nb.  SDie  S)oml(|enen  in 
aberbom  benu^en  SBilldelmS  Slbmefei^eit,  um 
n  für  abgefegt  su  erflären  unb  SDietrid^  aud^  }um 
tmttmfbrotor  Don  ^aberbom  in  toö^Ien,  maS 
9(atm  XXm.  am  13.  ^rU  1415  beftötigte. 
tiOdm  Derglid^  ftd^  balb  barauf  mit  ^etrid^, 
cjiil^tete  auf  feine  geifilid^  SBürben  unb  l^ei« 
tele  2>ietrid^  Slid^te.  36.  SDietrid^  Don  SRörS 
iS  1463)  fud^te  baS  IBiSt^um  für  immer  mit 


ßöln  iVL  Dereinigen  unb  l^atte  bafür  aud^  1429  bie 
©enel^migung  9)lartinS  V.  erlangt.  3n  feinem 
©d^reiben  l^atte  er  befonberS  auf  bie  geringen  6in« 
fünfte  beS  93iStl^umS  l^ingemief en,  meldte  infolge  ber 
beftünbigen  JMege  auf  500  ®oIbguIben  }ufam- 
mengefd(|mol}en  feien;  }ubem  feien  bie  93urgen  unb 
©tobte  arg  Derf d^ulbet,  ol^ne  ^ilf e  eines  möd^tigen 
t^ürften  —  unb  baS  fei  am  füglid^ßen  ber  Sr^- 
bifd^of  Don  ff  öln — tonne  baS  Sanb  niemals  mieber 
pr  93Iüte  gelangen.  S>aS  $aberbomer  2)omcapiteI 
fud^te  bie  Sel^auptungen  3)ietrid^  ^u  miber- 
legen  unb  fd^rieb  ibm  felbft  bie  ©d^ulb  für  bie 
9$erarmungbeS  SiSt^umS  )u ;  eS  l^atte  ben  Sr« 
folg,  ba|  aJlartin  V.  feine  früljere  Cntfd^eibung 
^urüdna^m.  Sietrid^  über}og  barauf  baS  93tS« 
t^um  mit  ffrieg  unb  manbte  fid(|  1434  an  baS 
Safeler  Soncil.  ©eine  SBorfteUung  mürbe  Don  ben 
^aberbomer  S)omJ(|erren  eingel^enb  ermiebert;  unb 
ba  baS  Soncil  mid(|tigere  ©ad^en  gu  be^anbeln 
l^tte,  blieb  bie  gan^e  Slngelegenl^eit  Dorlaufig  in 
ber  ©d^mebe.  3)ie  9bfe|ung  2)ietrid^  if^txlU 
Sugen  IV.  jmar  aud^  bem  Sßaberbomer  Sopitel 
mit,  ol^ne  jebod^  mie  fürfföln  einen  neuen  ^ifd^of 
}u  ernennen,  unb  Don  ©eiten  beS  SapitelS  gefd^ab 
ebenfalls  nid^tS.  9licoIauS  V.  fe|ite  bann,  mie  be« 
tannt,  Siietrid^  mieber  in  feine  SBürben  ein.  Unter 
ber  ©oefter  fjfel^be  l^atte  baS  SiStl^um  fel(|r  su 
leiben.  37.  ©imon  in.,  ®raf  Don  ber  Sippe 
(bis  1498),  l^atte  Diel  mit  geloben  ^u  fd^ffen. 
Sr  l^ielt  1465  eine  2)iöcefanf9nobe.  ©eine  Slegie« 
rung  ift  reid^  an  ©tiftungen  Don  ff Ibftem ;  aud^ 
bie  »urSfelbifd^e  Kongregation  (f.  b.  «rt.  SurS- 
felb  U,  1547)  entfaltete  il^re  ^l^ötigfeit  im  SiS- 
tl^um.  %m  16.  ©eptember  1480  fa^te  baS  Som- 
copitel  ben  93efd^lu^,  bag  alle  3Jlitglieber  Don  «bei 
fein  müßten,  maS  ©ijtuS  IV.  beftötigte.  äBcgen 
ffränfli(|!eit  na^m  ©imon  1496  ben  ffölner  ßra- 
bifd^of  38.  ^ermann  Don  C^effen  5um  Soabjutor, 
meld^er  i^m  in  ber  Stegierung  folgte  (bis  1508) 
unb  aud^  in  ^berbom  in  berfelben  äBeife  glüdC> 
lid^  unb  fegenSreid^  regierte  mie  in  ff 5ln  (f.  b.  %rt. 
VII,  870).  39.  erid^  Don  ©raunfd^meig  (bis 
1532),  augleid^  99ifd^of  Don  OSnabrüdC,  lie^  baS 
^aberbomer  SreDier  jum  erften  SWale  in  Seip« 
5ig  brudEen  (Liptzk  per  Melchiaten  Lotterum 
1513).  £iie  neue  Se^re  fanb  im  SiStl^um  Diel- 
fad^  Singang.  3)er  93ifd^of  unterbrüdte  smar  iebe 
reDolutionöre  Stegung,  aber  eS  fann  bo(|  fraglid^ 
erf d^einen,  ob  er  ber  fatl^olif d^en  ffird^  entf d^ieben 
Sugetl^n  geblieben  ift;  eS  mirb  gefagt,  er  fei 
burd^  feinen  S^^eunb,  ben  Sanbgraf en  Don  C^effen, 
5um  ml^ert|um  Derfü^rt  morben.    SS  folgte 

40.  öermann  Don  SBieb  (f.  b.  Sri.),  ßrjbifd^of 
Don  fföln.  9tad^  ben  burd^  il^n  l^erDorgerufenen 
SBirren  l^atte  ^aberbom  baS  ®lüdE,  nad^einanber 
brei  trefflid^e  SDlönner  ju  »ifd&öfen  8u  baben. 

41.  Sembert  Don  fferffenbrodt  (1547—1568), 
als  ©ele^irter  gerühmt,  IJielt  1548  eine  ©iöcefan» 
f^nobc  unb  mar  eifrig  für  bie  9lufred^t^altung 
beS  fat^olifd^en  ©laubenS  bemül(|t.  Sbenfo  mar 

42.  Sol^ann  II.  Don  ^ot;a  (bis  1574),  jugleid^ 


1239 


ißaberbotn. 


1240 


^d^of  üon  ÜRünficr  unb  DSnoMA  ein  eifriger 
^of ;  er  lie^  eine  SSifttation  beS  93i§t]^um§  bor- 


nel^men  unb  fd^rieb  ben  rdmifd^en  ftoted^iSmuS 
tor.  43.  ©alenttn  öon  Sfenburg,  ßrgbifd^of  ton 
Äöln  (f.  0.  Vn,  874),  toirße  im  ©eifte  feiner 
IBorgönaer;  für  ^aberbom  l^ot  er  baburd^  befon» 
bere  Seoeutung,  bo^  er  bie  ©d^ulanftalten  neu 
orbnete  (baS  ©^ntnoftunt  in  Ißaberbom  l^ie^  nod^ 
il^m  anfänglid^  Salentinum).  ^ud^  mürbe  unter 
i|nt  enbUd^  ber  langjöl^rige  @treit  jmifd^en  ftbln 
unb  ^aberbom  gemö^  einem  ®uta$ten  ber  Uni« 
DerfUät  Sreiburg  gefd^Iid^tet.  3laä)  @Qlentin§ 
Sbbonfung  (1577)  tt)urbe  auf  (£mpfe|(|Iung  ber 
OSnabrüdter  Soml^enen  44.  ber  Sr^bifd^of  Don 
Bremen,  ^einrid^  t)on  Sauenburg,  gemäl^U,  meld^er 
audbrfidflid^  berfprad^,  bie  fatl^olifd^en  Sinrid^- 
tungen  aufredet  5U  erl^alten  unb  feine  neuen  Seigren 
)u  bulben.  ^ber  balb  mu^te  ba§  Sapitel  feigen, 
ba^  ed  fid^  getöufd(|t  l(|atte;  benn  Qeinrid^  mar 
gau}  Iutl(|erifd^  gefinnt  unb  fteUte  bereits  1578 
allen  Untertl^anen  frei,  ftd^  ^nx  StugSburgifd^en 
Sonfefflon  gu  menben.  ^n  bem  in  feiner  3Jlt\x' 
^eit  tatl^olifd^  geftnnten  2)omca))iteI  fanb  er  ent« 
fd^iebenen  SBiberftanb.  3)a8felbe  berief  1580  bie 
Sefuiten  nad^  $aberbom,  meldte  }unöd^ft  bie  3)om- 
fangel  fibemabmen,  aber  Don  ben  burd^  bie  neue 
Seigre  bereits  arg  angefiedften  Sürgem  anfangs 
f el^r  angef einbet  mürben.  ®regor  XTTT.  belobte  in 
einem  @d^reiben  Dom  6.  gebruar  1584  baS  (S^M 
megen  feiner  @tanbbaftigfeit.  S)aSfeIbe  toäfjjlk 
mä)  ^einrid^S  t)l5^Iid^em  Xobe  (am  22.  %pril 
1585)  ben  3)ompropf!  45.  Sl^eobor  Donprften- 
berg  (f.  b.  Slrt.  IV,  2084),  einen  smeiten  Tltin- 
merf,  ber  in  ber  SReil^e  ber  ipaberbomer  Sifd^öfe 
ftetS  einen  e^renDoHen  ipia^  einnel^men  mirb ;  ba§ 
Gymnasium  Theodorianum  unb  bie  Sl^eoboria« 
nifd^eSBibliotl^ef  in  ipaberbom  galten  nod^  {ejt  fein 
5lnbenfen  lebenbig.  3]^m  folgte  46.  gerbinanb  L, 
grabif^of  Don  fföln  (f.  o.  VH,  878),  fd&on  feit 
1612  3:]^eobor§goabiutor  (1618— 1650).  Unter 
ben  SQBel^en  be§  brei^igjäl^rigen  ftriegeS  l^atte  ba§ 
93i§tl^um  fel^r  ju  leiben.  Kb^iftian  Don  93raun« 
fd^meig  raubte  am  16.  3Rax  1622  bie  ©ebeine 
beS  %  SiboriuS  unb  lie^  auS  bem  fofibaren  ©darein 
®elb  f dalagen;  bie  SReliquien  famen  nad^  mehreren 
SBed^felfäDen  in  baS  fliofter  SWarienforft  bei  ®o- 
beSberg,  eine  ©tunbe  Don  93onn,  Don  mo  p« 
tJerbinanb  1627  feierlid^  mieber  nad^  ^aberbom 
bringen  lie^.  3m  mefifälifd^en  gfrieben  entging 
^aberbom  nur  burd^  bie  Snterceffion  beS  99if (^ofS 
Don  2e  SRanS  beim  franjöfifd^en  Äönig  ber  «uf« 
l^ebung.  ©urdft  bie  Seformation  maren  bie  um« 
Uegenben  meltlid^en  ®ebiete  aUe  jur  neuen  Seigre 
übergegangen,  fo  ba^  fid^  nunmehr  bie  geiftlid^e 
SuriSbiction  mit  bem  meltlid^en  ®ebiete  faft  berfte. 
3ur  3eit  SBifd^of  fjerbinanbs  lebten  im  Sefuiten« 
cofleg  5u  ^aberbom  bie  berül^mten  3ltbanafiu8 
Äird^er  (1618—1622)  unb  fjriebrid^  Don  Spee 
(1625  unb  1626;  f.  b.  3lrit.).  47.  Sbeobor  abolf 
Don  Serf  (bis  1661)  mirfte  für  bie  SReorganifa« 
tion  beS  fird^lidften  SebenS  burd^  Slbl^oltung  einer 


allgemeinen  ffirddenDifitation  unb  fud^tc  bie6d^ 
ben  beS  breigigiöbrigen  ffriegeS  au  l^ben.  Segen 
ßnbe  feiner  SRegierung  famen  bie  SfranciScam 
nadd  $aberbom ;  il^re  9lieberlaffung  fonb  befoi^ 
berS  an  ben  Jtapusinem  l^eftige  ®egnerf d^.  Unto 
48.  f^rbinanb  11.  Don  ^ürftenbcrg  (bis  1688; 
f.  b.  ^ri.  IV,  2086)  erbob  fid^  boS  mOjm  in 
neuer  93lüte.  93on  1669—1676  lebte  ber  ^ 
rif er  92icolauS  ©diäten  )u  ^ßaberbom.  49.  be> 
mann  SBemer  Don  SBolff-SRettermd^  (bis  1704) 
l^ielt  1688  eine  SiöcefanfQuobe.  3lai^  bem  Zobe 
beS  50.  grans  %molb  Don  aBolff-SRettemu^  (M 
1718),  feit  1708  aud^^Btfd^of  DonaRunfier,  xoSSßt 
baS  (Sapitel  am  14. 9R&r)  1719  ben  ^tt^W^ 
lipp  9nori^  Don  ^r^tm,  meld^er  iebi^  f^nra  o» 
12.  9)lör)  gefbrben  mar,  unb  bann  51.  (Bmai 
«uguft  Don  ^ar^tttt  (1719—1761),  fett  1728 
au($  Sr^bifd^of  Don  ftbln  (f.  o.  VH,  884).  Set^ 
felbe  feierte  1736  baS  neunte  Sentenarium  bec 
Uebertragung  ber  ^Reliquien  beS  ffi.  SiborinS,  M 
meld^er  ®  elegenbeit  bie  j[e^t  nod^  beftebenbe  Sibori" 
Sruberf d^af t  errid^tet  muri)e.  2fn  bemf elben  ^tSfa 
tbeilte  er  bie  Siöcefe  in  16  Sirfel,  bereniSeip^e 
immer  monatlid^  eine  SSerfammlung  leiten  folUen. 
S)er  ftebeniöl^rige  ftrieg  fd^abigte  baS  9i8t|i» 
fel^r  unb  l^inberie  aud^  bie  balbigeSomabme  einer 
neuen  Sifd^ofsma^l  nad^  SlemenS  SugußS  Zobe 
(6.  Sfebruar  1761),  ba  gfriebrid^  Don  9ran» 
fd^meig,  meld^er  bamals  im  SiStl^um  lagerte,  bic^ 
felbe  im  Stuftrage  beS  JKnigS  Don  Snglcmb  unter« 
jagte.  Srft  nad)  ^fc^lu|  beS  gfriebenS  )im{((en 
Sfranfreid^  unb  Snglanb  (2.  9loDember  1762) 
tonnte  am  25.  Januar  1763  ber  2)om|m))| 
52.  SDßilbelm  3lnton  Don  Slffeburg  (WS  1782)  gtß 
mäl^lt  merben ;  berfelbc  errid^tete  1 777  baS  $riePe^ 
feminar.  3^m  folgte  fein  Sleffe  53.  gfriebrkj  SKI« 
^elm  Don  SBeftfalen,  Sifd^of  Don  ^ilbeSbein,  fett 
1773  fd^on  Soabiutor  (bis  1789) ;  berfelbe  miß 
1784  eine  SRebuction  ber  tjeiertage  Dor.  3)e|fa 
92ad^f  olger  mürbe  in  beiben  SiStbümem  54.  gfroiQ 
egon  Don  Qfürftenberg  (f.  b.  «ri.  IV,  2087).  Unler 
il^m  mürbe  1802  baS  SiStbum  föculori^,  boS 
2)omcapitel,  bie  ©tifte  unb  fflöfler  bis  mtf  einige 
SRenbicanten«  unb  ^Ronnenfldfler  mürben  onfge' 
boben ,  ber  äteid^SbeputationS  «  ^auptfd^lu|  p 
^aberbom  als  (£rbfür|tent^um  an  ^ßreu^  im 
ben  Sfrieben  Don  Zilftt  mürbe  eS  Seftonb^  beS 
ff önigreid^S  SBeftfalen  unb  ^um  Departement  ber 
Sfulba  gebogen;  1814  fiel  eS  an  $reu^  vaM 
unb  mürbe  bem  SlegierungSbegirf  SOlinben  einoer* 
leibt.  S)urd^  bie  SBuOeDe  Salute  animamm  MV 
16.  3uli  1821  blieb  bie  3)iöcefe  $aberbom  nid^t 
nur  erl^alten,  fonbem  mürbe  nod^  bebeutenb  w* 
grö^ert.  SS  famen  bittju  baS  bamalige  fBiSäjm 
SorDeQ,  beffen  Regierung  jiebod^  ber  fBifd^of  S^' 
binanb  Don  ßünind,  feit  1821  SBifd^of  DonSRü«' 
fter,  bis  ju  feinem  lobe  beibehielt,  bie  ebemaligff 
SiStbümer  SWagbeburg,  ^alberflabt,  Kerfebnifi 
unb  5Kaumburg,  fomie  Sbcile  ber  SiStpmerWtit 
SRainj,  OSnabrüd  unb  SBürgburg  unb  ber  e^ 
maligen  SiStbümer  SKinben,  Serben,  ^oöetterg 


$aber(orn. 


1242 


conbenburg,  fo  bag  bie  ^oberbomer  S)i5« 
)  feitbem  aber  bie  )>reu|i|(i^en  ätegierungS« 
SRinben  tmb  Sntdbetg,  einen  üeinen  2:i^eU 
gierungSbegirfed  2)äffeIborf,  bie  ))reugif(i^e 
lg  @ad^|en,  bad  ^ersogtl^um  @oÜ)a,  bie 
ä^umer  Sip))e-S)etmDlb,  äBalbed  unb  bie 
Sd^rjbnrg  erfhedt  unb  nöd^fl  93redlQU 
iit  in  Skutf ($Ianb  ifi.  3)urd^  bie  SiStl^antet 
unb  ^ilbeSl^eim  n)irb  fie  in  einen  n)eftf äli« 
nb  einen  fft(|{ifd^n  £l^eU  gefd^teben.  3)Qg 
tl^um  9n]^It  tt)urbe  fpöter  oß  Q))ofloIifd^ed 
it  bem  Sifd^of  oon  ^oberbom  unterfteUt. 
lole  ber  S)i5cefe  nmrbe  ftbln,  —  S)a  gfran} 
ebod^  f d^on  in  l^ol^em  %Uer  ftonb,  f o  f oUten 
en  iijtüt  erft  nad^  feinem  Zobe  unter  bie 
tdton  beS  Sijd^ofd  ton  $aberbom  tommen 
i  bol^in  einem  opofioUfci^en  fBicai  unter« 
erben.  918  fold^er  nmrbe  am  11.  Sauuar 
ber  (SeneroUncar  Slid^arb  Sommers  er* 
ber  am  8. 3Jlax  beS  f olgenben  äal^ed  aud^ 
itularbifd^of  t)on  XiberiaS  erl^oben  nmrbe. 
niorbnung  bed  aufi  2  S)ignitöten,  8  mir!- 
nb  4  (E(ren*Canonicaten  beftel^enben  2)om> 
i  erfolgte  in  ben  Sauren  1828  unb  1824 
«n  münfterfd^en  ^rooicar  oon  3urmül(|Ien. 
em  SU)be  gron}  ßgond  (1825)  mürbe  55. 
r  Sriebri^  SlemenS  Don  Sebebur,  Som- 
i  ^ilbeSl^eim,  afö  erfter  Sifd^of  ber  neu 
crtbirten  2)i5€efe  gemöl^It  (bi§  1841) ;  er 
jftUfy  apoftolifd^  IBicar  bed  9}orben8  (f.  b. 
3rbbeutfd^e  SRiffion).  Unter  il^m  trat  bie 
nrung  bed  ^rießerfeminard  ein:  bie  Si5« 
At  in  S)ecanate  getl^eilt,  bod  tau)enbj[öl(|rige 
äubilöum  gefeiert  unb  1841  eine  eigene 
ntf d^ft  ber  Sorm^enigen  ©d^meftem  oom 
icens  Don  $aul  sur  ^onfenpftege  geftiftet. 
n  Sebebur  folgte  ber  ad^t^igiöl^nge  SBeil^- 
56.  Stid^arb  ^ammerd,  melier  fd^on  nad^ 
iriger  ätegienmg  am  11.  October  1844 

3m  3fräl^i<i(t  1844  eröffnete  er  nad^ 

Serl^nblungen  mit  ber  preugifd^en  9{e« 
I  bie  ))l(|ilofop^ifd(|«t^eologi{d^e  Se^ranftolt 
yttboxn  }ur  ^eranbilbung  be§  SleruS  an 
ber  Don  Xl^eobor  Don  fSfürftenberg  1614 
orten  UniDerfttöt.  57.  grana  S)repper  (bi§ 
,  Dorl^er  3)ompfaner  5u  ^aberbom,  er* 

1847  bad  ffnabenfeminar.  3^m  folgte 
nrab  SKartin  (f.  b.  %xt).  9Jad^  feinem  2obe 
lie  S)i5cefe  DermaiSt,  bi§  am  26.  tJfebruar 
erSomcapituIar  gran^  JtaSpar  S)robe  ^um 
[orDicar  gemöl^It  mürbe  unb  Don  ber  9le- 
\  bie  6rlaubni|  )ur  Ausübung  feines  ^imteS 

Snfolge  einer  Ueberctnfunft  smifd^en  ber 
mg  unb  ^pft  fieo  XIII.  mürbe  S)robe 
im  80.  ÜRörs  1882  old  59.  Sifd^of  Don 
»om  pröconi^rt  unb  am  25.  3uni  con- 

Stüd^  ben  Derl^eerenben  Stürmen  beS  f  ogen. 
Sompfed  mar  e§  il^m  Dergönnt,  mieber  eine 
*te  €eeIforge  l^er^ufteQen  unb  bie  f trd^Iid^en 
^Iten  für  ben  92ad^mud^8  be§  6Ieru§  miebe« 

eröffnen ;  aud^  rief  er  einen  ^enfionSf onbS 


Sur  ttnterfiOlung  erfranfter  unb  be|al^rter  ®eift- 
lidjen  in'8  Seben.  ©r  ftarb  am  7.  ajlärj  1891 
©egenmärttg  i|i  »if^of  60.  Dr.  Hubertus  ©imar, 
Dörfer  gJrofeffor  ber  Iljeologie  }u  Sonn,  gum 
93ifd6of  gemöl^It  am  25.  3uni  1891^  pröconifirt 
am  17.Secember  1891,  confecrirtunb  intl^ronifirt 
am  25.  gebruar  1892.  Ad  multos  annos ! 

@  t  a  t  i  ft  i  f  d^  e  8.  9lad^  bem  gule^t  (1898)  er- 
d^ienenen  @d^emati8mu8  jöl^It  bie  S)i5cefe  ein- 
d^Iie|Iid^  beS  apoftolif d^  Sicariated  «nl^alt  in 
47  £iecanaten  471  Pfarren  mit  runb  980  000  Jta- 
t^oIUen  (785000  im  meftfölifd^en  «nt^eil)  unter 
5  V4  9Mionen  (Einmol^nem.  3)ie  3a^I  ber  SBelt- 
prieper  beträgt  997,  bie  berOrbenSgeifllid^  31, 
Dacant  finb  105  SteUen.  f{ffir  baS  tatl^olifd^ 
Sid^f elb  befielet  ein  SommiRariat  in  ^eiligenfiabt, 
für  ben  übrigen  %f^M  bed  9(egierung8be}ir!ed  ßr« 
fürt  unb  ben  9iegiemng8besirl  9Rerf eburg  ein  geijt* 
Hd^eS  ®erid^t  in  (Srfurt,  für  ben  SlegiemngSbegirf 
SRagbeburg  ein  Sommiffariat  in  SJlagbeburg.  IBi- 
fd^öflid^  «nftalten  ftnb  bad  $nefterfeminar,  bie 
p^ilofopl^ifd^-t^eologifd^  Sel^ranftalt,  baS  8emi- 
narium  Leoninum  (t^eoIogifd^eS  SonDict)  unb 
ba§  Seminarium  Liborianum  (ftnabenfemi« 
nar)  5U  ^berbom,  baS  Seminarium  Boni- 
faüanum  (ftnabenfeminar)  gu  ^eiligenftabt  unb 
ba§  Don  Sebebur^fd^e  9Baifen|auS  )u  $aberbom. 
Sie  t^francidcaner  l^aben  fieben  Stibfitx  ($aber- 
bom,  äBiebenbrüdC,  Stietberg,  SBerl,  Singelftftbt, 
9lutlar,  auf  bem  ^ülfenSberge).  ^n  meiblid^en 
@enoffenfd^ften  finb  Dertreten  (bie  S^V^^^  in 
ftlammem  geben  bie  9n}a]^l  ber  9lieberlaffungen 
an) :  Sl^orfrauen  bed  1^1.  ^uguftinuS  unter  bem 
Xitel  Congregaüo  B.  M.  V.  ad  s.  Michaelem 
5U  Ißaberbom,  gegrünbet  1658  (1) ;  Sormldei^ige 
@d^meftem  Dom  %  9$incen}  Don  $aul  au8  bem 
SDtutterl^aufe  ^u  ^berbom  (61),  auS  bem  SRutter- 
^au|e  5U  ^ulba  (5) ;  @d^meftem  ber  d^rifilid^ 
Siebe,  gegrünbet  Don  ^online  Don  SRaUindrobt  (5) ; 
Urf  uUnerinnen(2) ;  Sd^ulfd^meftem  Don  ber  93arm« 
l^er^igfeit,  ÜRutterl^auS  p  ^eiligenftabt  (4),  Srme 
©d^ulfd^meftem  Don  SRünd^en  (1),  ©d^ulfd^meftem 
de  notre  Dame  (1) ;  SfranciScanerinnen  Don  ©alg- 
rotten  (16),  Don  Olpe  (14),  Don  3lad^en  (3),  Don 
@t.  mmni  bei  SOtünfier  (8),  a\a  bem  ®eorg§ftift 
5U  Slduine  (2),  Don  SBalbbreitbad^  (1) ;  99arm« 
lerjige  (Slemend-)  @d^meftem  Don  Stünfier  (3)^ 
Don  ber  ^l.  SUfabetl^  (1) ;  Sd^meftem  Dom  l^eiUgen 
ftreua(l);  ®raue@^meftem(10);  arme®ienft« 
mögbe  ßl^ri^  Don  S)embad^  (14).  (9$gl.  Schaten, 
Annales  Paderbomenses  I,  II,  Neuhusii  1693. 
Monasterii  1774,  fortgefe^t  Don  Strunck,  Pa- 
derbomae  1741 ;  v.  Fürstenberg,  Monumenta 
Paderbomensia,  mel^rfad^  gebrudEt,  j.  9.  [3.^ufl.] 
fjranff.  u.  fieipj.  1713;  [4.  aufl.]  Semgo  1714; 
Seffen,  ®efd^.  beS  SiSt^.  ^abcrbom,  ^aberbom 
1820,  2  Sbe. ;  Seitfd^rift  be§  SSereinS  für  Daterl. 
©efd^id^te  unb  aitertl^umSfunbe,  9lbti  ipaber- 
bom,  Don  1838 ab]  Erhard,  Regesta hifitoriae 
Westphaliae,  2  voll.,  Monast.  1847—1851 ; 
atö  godfe^ung  baju  bient  SBeftföIifd^edUrfunben« 


1243 


ißabuQ. 


1244 


budft  IV,  1.-3.  m>\%,  TOünftcr  1874—1894; 
®iefcr§,  ®ic  ^Infängc  bc8  SiStl^umS  ^aberborn, 
^aberbom  1860;  ff ampf d^ulte ,  ®e{d^.  bcr  gin- 
fü^rung  bc8  ^rotcftantiSmuS  im  99ercid^e  bcr  jcf t- 
gen  ^rotinj  SBepfalcn,  $abcrbom  1866;  goclt, 
2)ie  Sßei^bif(^5fe  oon  ^oberbom,  Ißaberbom 
1869;  5Rad&trag,  ebb.  1879;  ©d^cffcr-Soid^orft 
Annales  Patherbrunnenses,  3nn§brud  1870; 
Söller,  ®efd^id)te  beS  ffampfeS  um  ^oberbom, 
»crlin  1874 ;  ffcllcr,  ©cgcnreformation  in  SDßefi- 
falen.  Seidig  1881. 1887;  §olfd^cr,  ®ic  ältere 
Diöcefe  ipoberbom,  aJlünfter  1886;  TOertenS, 
©ilbniffe  ber  ^oberbomer  Surften  unb  «ifd^öfe, 
^oberbom  1892;  Stid^ter,  ®efd^.  ber  ^berbomer 
Sefuiten  I,  ^aberbom  1892;  3)erf.,  ©tubien  u. 
OueQen  jur  ^oberbomer  ®efd^i^te  I,  Ißaberbom 
1893.)  [SBurm.] 

'Sftftna«  ©tobt  unb  IBiStl^um  in  Oberitolien. 
1.  3)ie  ©tabt.  $Qbua.  ^oboDa,  m^lxd)  etnm 
fiinf  Weilen  oon  SSenebig,  am  Saccl^iglione  unb 
unmeit  ber  SSrento  gelegen,  mit  bem  Seinomen 
la  forte,  jä^It  l^eute  innerbolb  il^rer  Wauem 
50000,  im  ®emeinbebe§irf  aber  80000  gin- 
tDol^ner,  toeld^e  auf  14  ^fanfprengel  Dertl^eilt  fmb. 
Unter  ben  96  ffird^en  unb  ffapeDen  jeid^nen  fid^ 
bie  gatl^ebrale  B.  M.  V.  mit  fd^önen  ©emälben  (er- 
baut  1552—1570),  bie  präd^tige,  1521—1549 
erbaute  ffird^e  @.  ®tuftina  mit  ad^t  ffuppeln  (in 
bem  baran  anftogenben  fflojler  begann  eine  SSer- 
beff erung  bed  SenebictinerorbenS  unter  bem  Flamen 
Kongregation  ber  1^1.  Suftino  t)on  Ißabua ;  DgL 
b.  «rt.  Senebictinerorben  II,  345),  bie  @.  ?ln- 
nunsiatoRrd^e ,  bie  ffird^c  bcr  ^abri  ßremttani 
unb  befonberS  bie  fJranciScancrürd^e  gum  1^1.  tMn« 
toniuS  (f.  b.  9lrt.)  auS.  ©urc^  biefen  großen 
©o^n  beS  1^1.  granciScuS  üon  9lffifi,  bem  ^apft 
®regor  IX.  im  3af)rc  1230  baS  in  ber  ®e- 
yd^tdf)te  einzige  Sob  ertl^eilte:  Area  utriusque 
testamenti  et  divinarum  scripturarum  ar- 
marium,  ber  l^eute  nod^  einfad^  11  Santo  ge» 
nannt  mirb,  ift  ber  5Rame  $abua  in  ber  ganzen 
d^riftlic^en  SBelt  populär  gemorben.  ©d^on  ein 
3a|(|r  nad^  feinem  iobe  erl^ob  fld^  bie  il^m  ge» 
meil^te  unb  feinen  l^eiligen  Seib  bergenbe  ffir(|e, 
eines  ber  ftaupt^eiligt^ümer  3talien8,  mit  fünf 
ffuppeln,  fel^ensmertlen  unb  jal^lreid^en  ffunft- 
werfen  unb  ©enfmälem ;  mäl^renb  ber  ®ett)aU« 
l^enfd^aft  ßjjelino'S  unterbrod^en,  fonnte  ber  93au 
erft  1350  toflenbet  werben.  SBeld^  reid^e  unb 
f oftbare  SDßeil^egefd^enfe  nadj  unb  nod^  biefer  ffird^e 
gemad^t  mürben,  tann  man  barau§  entnehmen, 
ba^  5U  ßnbe  bed  torigen  Sa^rl^unbertS  burd^  bie 
SRepubltt  SSenebig  unb  fpäter  burdl^  bie  tJwnsofen 
aus  bem  ©d^a^  beS  ^eiligen  ffoftbarfeiten  im 
SDBert^e  öon  me^r  al8  20  5Kiflionen  (nad^  9lnberen 
f  ogar  öon  38  ajltllionen)  3franc§  weggenommen  unb 
babei  bod^  burd^  ein  ®cfd^enf  an  bie  franjöfifd^en 
gommiffare  bie  größten  ffoftbarfeiten  gerettet 
würben  (f.  Gennari,  Annali  della  Cittä  di  Pa- 
dova,  Bassano  1804,  unb  befonberS  baS  ^rad^t« 
werf  La  Basilica  di  S.  Antonio  di  Padova, 


descritta  ed  illustrata  dal  padre  Bern.  Gon- 
zati  M.  C.  con  tavole.  Päd.  1854-1855, 
2  voll.).  C^eute  no(^  sielet  baS  gfeft  be8  ^eifign 
(13.  3uni)  un}äpge  tilget  )u  biefem  ^ei% 
t^um.  ©ein  ®rab  wirb  na(|  ©tobfer  (^eiligniles. 
I,  258  f.)  oon  )Wei  eigenS  )U  biefem  3tw(Ie  obi 
gerid^teten  ^unben  bewad^t,  weld^  bei  Zag  eijue^ 
fperrt  ftnb,  bei  9?od^t  aber  in  ber  ffird^  freigdafla 
werben,  um  bie  barin  entbaltenen  €d^|e  t)ottii* 
griffen  }u  Rd^rn.  —  S)ie  ie^tnod^  in  Ml^öttm|- 
mäßiger  Slüte  flel^enbe  Unioerfitftt  px  $a> 
bua,  gefliftet  1222  Don  ffaifer  Sfriebrid^  n^  mr 
eine  ber  berfll^mteflen  ^od(|f d^ulen  bed  Witteloltert 
unb  fam  )u  fold^em  llnfe^en,  baß  {ie  imDeilen 
2000—3000  ©tubenten  gä|lte.  ©ie  ^at  ie|tiio4 
4  tJacultäten,  12  ^erftreut  liegenbe  SolugieB, 
©temwarte  u.  f.  w.,  43  ^f  efforen  unb  1037  @ti* 
beuten.  3)a9  fd^öne  UnioerptätSgebäube,  Palaao 
degli  Studj,  entl^ält  bie  Silbniffe  unb  aSappen 
ber  berü^mteften  $rof eff oren.  SußerbemgibttSm 
^abua  nod^  ein  bif d^öfliddeS  $nef!erfeminot,  pn 
®Qmnaften,  eine  ^auptfd^Ie,  eine  ^öl^re9iabraifl> 
fd^Ie,  l^öbere  unb  niebere  Slementorfd^en  nd) 
mel^rere  Sibliotl^efen.  SBon  ben  16  WofßäfiS^ 
feitSanftalten  feien  erwäl^nt  baS  änbalibet^oA 
baS  bürgerlid^e  unb  ba§  aRilitärfpital,  bo8  ^ 
fpital  für  ttnl^cilbare,  baS  SSkiifen-  unb  SlnM 
^au8  f  owie  baS  9rbeit§^au3.  —  S)ie  urolte  S^asOf^ 
ftabt  ber  SSeneter,  PataTiom,  ®eburt«int  bei 
römifd^en  ®efd^id^tfd^ber8  XituS  StDiuS  (gA 
58  0.  ßl^r.),  war  fd^on  unter  ben  Stömen  oB 
3Jhinicipium  eine  ber  blü^enbften  unb  reidiflei 
©tobte  StalienS.  ©ie  litt  aber  tnel  }ur  Seit  bcr 
Sölferwanberung,  fo  burd^  bie  ®oten  unter  91o> 
rid^  (409)  unb  bef onberS  burd^  ^ttila ,  ber  pe 
gau)  serftarte  (452).  ©d^on  oorl^er  (421)  ^ 
bie  ^abuaner  auf  ber  Saguneninfel  Stialto  m 
^afenftabt  angelegt.  9lad)bem  92arfe8  bie  Stobt 
$abua  wieber  aufgebaut,  oerwüftete  fte  balb  bar^ 
nad^  ber  ®otenfönig  Zotilad ,  unb  oI8  fte  ^ 
gegen  ben  Sangobarbenfdnig  ^Igilolf  empdttt 
würbe  fte  Don  biefem  abermals  }erftört.  9bir  d' 
mölig  wieber  aufgebaut,  genoß  fte  in  ber  ^ly 
große  ^reil^it.  2)urd^  ffarl  b.  ®r.  fam  fte  774 
an  bie  gfranfen  unb  gelangte  balb  }u  einer  fietn 
Sommunal'Serfaffung.  ^n  ber  @pi|e  fbaba 
}Wei  Sonfuln  unb  feit  1175  ein  $obef}l  & 
blieb  nun  längere  3^^^  9iepublif  unb  fd^Ioß  H 
bem  lombarbif^en  ©töbtebunb  an.  S)ie  $obepil 
bebrobten  jebod^  balb  bie  ©elbftänbtgfeü  ^ßabnrt; 
befonberS  warb  biefer  ba§  $au9  Sftomono  gefjl|r> 
Udii,  aus  bem  ftd^  e^jelino  IH.  feit  1237  bist 
brüdfenbe  S^rannei  auS§eid^nete,  f o  baß  et  bit 
5U  feinem  ©turje  (1259)  bie  ©tabt  faft  enWifflcrIe. 
%xa  würbe  baS  ©efd^Ied^t  ber  Stomani  auSgeiottrt 
(Dgl.  Muratori,  Rer.  ital.  Rcriptt.  VIII,  MedioL 
1726, 1196  sq. ;  Xn  [1728],  1197)  unb5Ktt«o 
Ouerini  au§  9$enebig  al§  ißobeftä  gewäblt  Untec 
ibm  blül^te  bie  ©tabt  mäd6tig  auf,  fo  baß  fU 
felbft  SStcenaa  1265  ben  ipabuanem  freiwilRg 
unterwarf,  ©eit  Anfang  beS  14.  3abt^«nbei1l 


1245 


$QbUO. 


1246 


(attc  ^bua  bie  Sanora  als  ^enen;  1405  fom 
d  bann  unter  bie  ^enfd^ft  ber  ^enetianer,  unter 
her  eS  boDe  oier  Sial^r^unberte  blieb,  ^iod^  bem 
gdUe  biefed  einfl  fo  möd^tigen  gfreiftooteS  t^eilte 
e<  bie  @(^i(lfale  beS  übrigen  oenetianifd^en  ®e- 
Ueie«.  «m  28.  9prU  1797  6efe|ten  bie  gfran- 
iofcn  $abuo;  im  gfrieben  oon  dartüßo  Sformio 
(18.  Oct.  1797)  iDurbe  ed  an  Oefterreic^  abge- 
treten; im  ^re^urger  gfrieben  (1805)  fam  ed  an 
boB  Adnigreid^  3talten ;  im  erften  ^arifer  trieben 
(1814)  nmrbe  ed  Oefieneid^  )urädgegeben,  unb 
Kit  1859  ift  e«  italienifd^. 

2.  S)a8  93idt]^um.  $abuo  ifl  ber  Ueber- 
licfemng  nod^  burc^  $ro9bocimu8,  einen  Sd^üler 
beft  %l  $etm8,  gegrflnbet.  S)er  1^1.  $etru§  fanbte 
\Sß  unter  Püifer  SlaubiuS  (48  n.  6^^r.)  in  biefe  @e« 
genben,  um  baS  Stmngelium  }u  prebigen.  $ro§* 
bocimuS  grünbete  in  $abua  eine  btül^enbe  Sldriften« 
grmeinbe,  ber  er  bann  aI8  erfter  39ijd^of  oorftanb; 
rr  mürbe  113  dolore  alt  unb  ftarb  im  3. 139 
(AA.  SS.  BoU.  Febr.  II,  674).  S)a|  fein  92ad^- 
^fgrr,  ber  ^1. 9Qosimu8,  ber  angefel^enen  ^milie 
ber  93iteaianer  }uge(ört,  bis  etum  166  bie  bortige 
IKn^e  geleitet  unb  bie  fiebenSgejd^ic^te  feines  ^ei- 
igen  SSorgöngerS  gefd^rieben  ^aU,  ift  eine  Sage, 
Delc^  bie  SoUanbifien  (AA.  SS.  Aug.  I, 
09  eqq.)  alle  ©loubmürbigfeit  abjpred^en.  S;er 
I.  t$ibentiu8,  ein  Armenier,  im  Mart3n'olog. 
om.  (16.  3lot>.)  einf ad^  genannt,  litt  fd^on  nad(| 
iDci  Sorten  ben  SRartertob.  ^ad^  ben  S)i))tQd^en 
er  iKrd^e  }u  $abua  foOen  bis  344  bie  Sifd^öfe 
toIpumiuS,  ^rocuIuS,  S^eobontS,  ^iDiftanuS, 
ImbrofmS,  ber  ffi.  @QruS,  ©uaberuS,  SeoniuS, 
RananuS,  ChtpaoiuS,  ^jtür,  $auIuS  unb  SSeruS 
»f  einanber  gefolgt  fein;  aUein  i^re  S^ifteng 
Dixb  oon  93ifd(|of  $onbi  bell'  Orologio  (in  ben 
Mssertazioni  sopra  V  istoria  eccl.  di  Padova, 
?md.  1802—1813,  9  voll.)  mo^I  mit  Sed^t  Be- 
tritten. »if(^of  ßriSpinuS  unterfd^eb  fid^  344 
M  in  Ganali  Italiae  (über  Canalis  ogl.  Atha- 
las.  Apolog.  contr.  Arianos  c.  50).  S^er 
fL  ^UariuS,  ein  9l5mer,  ftarb  346,  nad^  ^n- 
)Ren  erß  368  ober  378  (AA.  SS.  BoU.  Jun. 
V,  483 ;  VI,  273).  5Rad&  bem  3a^re  370  foflen 
ttmpibiuS,  SiteOiuS,  ^robinuS,  @eoerianuS,  Sa- 
cnlufi  ober  93erauIuS  unb  3o^anneS  btefen  ©tul^I 
imte  ge^bt  l^ben.  Um  jene  3^it  mürbe  oon 
Ikibua  aus  baS  @efe^  ber  ffaifer  ^IrcabiuS  unb 
bonoriuS  erlaffen,  na^  meld^em  aDe  bie  Steligion 
Sdreffenben  S^inge  bIo|  oon  ben  Sifd^öfen  be* 
irQcitt  merben  foOten  (399).  ^IS  müla  bie 
Btobt  gerflört  botte,  meiden  bie  Sifd^öf e  in  ^Wala- 
nocco  (Methamaucum)  bis  }u  beffen  2:obe.  $apft 
Beo  L  (440—461)  erlaubte,  ben  Sifd^ofSft^  gans 
M^SRalamocco  ^uDerlegen;  t)on  ba  ging  ernad^ 
EI(fU)ggta  über,  bis  biefe  @tabt  einen  eigenen  93i- 
^f  erijielt:  (E^prian  (457-495)  repbirte  in 
Rolamocco,  ebenfo  aud^  feine  angeblid^en  9}ad^- 
olger  9KcoIauS,  C(t)mpiuS,  gfelis  II.,  2)eobatuS 
nb$etru8.  SSirgiliuS  feierte  mieber  nod^  $abua  ^u« 
Ulf.  fteOte  bie  &)t]^ebrale  jur  %  Sophia  mieber  i^er 


unb  begann  bie  jlird^e  ber  ffi.  Suflina.  Sie  39if  d^bf e 
gfelis  m.  (594—601)  unb  «ubariuS  (um  609) 
Po^en  oor  ben  Sangobarben  nad^  S^ioggia.  Sri« 
cibiuS  ober  SrucibiuS,  unter  bem  bie  Sango- 
barben $abua  auf^S  9}eue  }erftört  l^atten,  fonnte 
erft  646  mieber  nad^  $abua  jurüdtfeldren.  Sr  er- 
baute eine  neue  Satl^ebrale,  bie  er  ber  feligfien 
Jungfrau  mibmete.  2)er  Sangobarbe  StotbariS 
nötl^igte  bie  @tabt  ^bua,  aud^  einen  Srianer 
als  SBifd^of  aufgunebmen.  92od|  93tfd^of  93er- 
gualbuS  (647—660)  mugte  fid^  nad^  S^ioggia 
5urudEjte^en ,  oon  mo  er  erft  unter  ffönig  Üri« 
bert  aurüdtfebrte.  Unter  SlobinguS  (741—756) 
erftanb  bie  jtird^e  ber  l(|I.  Suftina  mieber.  9toS- 
ciuS  ober  SRoriuS  (861—874),  ein  gran!e,  er- 
l^ob  feine  ffird^e  burd^  ben  @c^u^  ber  Jtaifer  So- 
tl^ar  I.  unb  Sutoig  II.  Sr  Derbanb  mit  ber  ftird^e 
@t.  äuftina,  Don  nun  an  ber  @rabftätte  Dieter 
Sifd^bfe,  ein  jtlofter  Don  aRön^en  auS  SRonte 
Safftno;  biefem  Älofter  l^interlie^  er  fein  SSer- 
mögen  unb  baute  in  beffen  92äl(|e  ein  @pita(  unb 
eine  gfremben^erberge.  Unter  OSbalbuS  (895), 
bem  $roDen9aIen  Sbo  ober  Sbbe  (904)  unb  unter 
@ibtco,  ber  911  Don  SBerengar  ein  $riDi(egium 
ober  Seftätigung  aUer  früheren  Siedete  unb  ®üter 
erhielt,  erfd^ienen  bie  Ungarn  mieber^olt  Dor  $a« 
bua,  bis  fie  in  ffraf t  eines  Tributes  ferne  blieben. 
Sibico  erl^ielt  in  feinem  legten  ^af^xt  (917)  Don 
ff  bnig  Slubolf  einen  @d^u^-  unb  IBeftötigungSbrief . 
©ouSIinuS  SranSalgarbi  (967—992)  reflaurirte 
unb  ermeiterte  baS  ff lofter  unb  bie  ®äter  ber  1^1. 3u- 
ftina  unb  erbielt  DonffaiferOttoI.  für  feine  ffird^e 
einen  @d^u^brief  für  alle  ®üter  unb  Siedete,  bagu 
neue  ^riDilegien.  Urfo  (992—1030),  ein  granfe 
ober  ©eutfd^er,  ftiftete  unb  botirte  1026  baS  9?on- 
nenflofter  @t.  ^eter  unb  gab  ben  Spönnen  Don 
@t.  @tep]^an  ben  Sel^nten  Don  Sfte.  £er  feiige 
SBemarbuS  ÜKaltraDerfi  (1048—1053)  entberfte 
mehrere  ^eilige  Seiber  unb  erhielt  Dom  ffaifer  baS 
ÜJhinjrec^t.  Ulrid^  (1064—1090),  in  beffen  erftem 
ategierungSia^r  ber  Seib  beS  ^I.  S/aniel,  SDiaconS 
beS  erften  99ifd^ofS  Don  Ißabua,  gefunben  mürbe, 
baute  5u  S^ren  biefeS  ^eiligen  eine  ffird^e;  bie 
93enetianer  aber  grünbeten  ju  S^ren  beSfelben  1064 
baS  fflofter  unb  bie  ffird^e  @.  9iicoIo  bei  Sibo. 
Ulrid^  mol^nte  ber  @Qnobe  Don  1078  in  Kom  an 
unb  ging  1079  alS  pöpfilid^er  @efanbter  5u  ffaifer 
§einrid^  IV.  ^einrid^  fa^  in  Ulricb  einen  ©egner 
unb  intrubirte  beg^alb  einen  gemiffen  ^ilo  aU 
Sifd^of  Don  ^bua,  bem  er  baS  Siedet  eines  ^emi 
(Signor)  ber  @tabt  unb  beS  ©ebieteS  Ißabua  Der« 
Heb/  iDö^renb  burd^  ein  S)ipIom  ^bua  5ur  t$ret« 
ftabt  erflört  mürbe  (1090).  '^Jlaä^  Ulrichs  Sobe 
mürbe  SRilo  red^tmä^iger  Sifd^of  Don  $abua  unb 
ftanb  in  beftem  SinDeme^men  mit  feiner  @emeinbe. 
®ie  ffaiferin  Sert^a  mar  eine  grofee  3Q8o^ltbäterin 
ber  ßat^ebrale.  9lm  3. 3önuar  1117  ftürgten  bie 
Satbebrale  unb  bie  ffirc^e  @t.  3uftina  burd^  ein 
ßtbbeben  ein.  3nfoIge  beS  1122  burdft  ben  9?er- 
trag  Don  SSBormS  neu  erlangten  Sßa^Ired^teS  traten 
bie  Sanonifer  }ur  SBa^I  ^ufammen  unb  t^eilten  ftd^ 


1247 


$abua. 


1248 


m  giDci  ^orteten.  Sine  ®efanbtfd^Qft,  an  tl^rer 
epi^e  ber  gTipriefter  93eIIimt8  Sertalbug,  foate 
m  9iom  bie  Sntfd^ibimg  fud^en.  Salist  U.  toöl^Ite 
eben  biejen  SBeQuiuS,  unb  $abua  teerte  }um  ^xif 
ben  surüd.  ®d^on  im  erften  Saidre  oon  SeQinuS' 
StmtSfü^rung  »urbe  ber  Steubou  ber  Satl^ebrale 
tooUenbet  (1124);  oud^  iDOl^nte  er  ber  Sateran- 
{Qnobe  ton  1139  an.  Sr  jlarb  1147  qI§  9Rar- 
tQrer^  inbem  er  auf  ber  Steife  nad^  9tom  bon  ^unben 
|erfleifd(|t  tonibt,  mlö^t  ein  reid^er  Bürger  bon 
$abia  gegen  il(in  l^e^te.  @eine  ^ilfe  rufen  mit 
Srf olg  oXLt  an,  xodä^t  oon  mtitidenben  ^unben  ge- 
biffen  ftnb.  ^apft  Sugen  UI.  fprad^  il^n  1151 
beilig ;  fein  gfeft  mirb  am  26.  !Robember  gefeiert. 
@erarbu§  ^omebeUa  ober  SRaroftica,  aud(|  Offre- 
bujsi  (1169—1213),  borl^er  ^rofeffor  berÄed^te 
an  ber  Unioerfitöt,  entbedte  bie  ^Reliquien  ber 
bl.  Suftina,  einige  Reliquien  be§  t)^\%tn  ^oftelS 
Wattbiad  unb  bie  beS  €t)angeliften  SucaS,  aber 
obne  beffen  ^anpt  —  3m  3. 1217  famen  bie  Do- 
minicaner nad^  $abua,  1220  bie  gtancidcaner; 
bamalS  meierten  ftd^  überbauet  bie  Jtlb^n  in  ber 
@tabt  febr.  @o  fübrte  aud^  ber  %l,  Antonius  bei 
feinem  erften  ^ufentbalte  in  $abua  (1227)  bie 
IBrüber  beS  britten  Orbend  ein.  Unter  Sifd^of 
3afob  gorrabo  (1229—1239)  ftarb  ber  1^1.  «n- 
toniuS ;  fein  Seid^nam  mürbe  ^uerß  in  ber  bon 
^x\ä)0]  3acob  reftaurirten  ff  ird^e  9Raria  9Raggiore 
niebergelegt.  3m  3. 1286  tarnen  bie  Sremiten  bed 
bl.  ^uguftin  nad^  $abua.  9lad^  SBifd^of  3acob8 
Zob  blieb  bie  ftird^e  ton  ißabua  etna  ^n^ölf  3abre 
oem)aidt,  meil  ßj^elino  bie  SBabI  bereitelte.  3m 
3. 1250  ober  1251  fonnte  cnblid^  3obann  93a})tift 
tJforjati  ober  XranSalgarbo  ermöblt  merben,  aber 
erft  1256  öon  feiner  ftird^e  SScfi^  nebmen.  SSon 
ba  an  regierte  er  27  3abre  (bi§  1283)  jum^eile 
ber  ftird^e  unb  bcS  @taateg  ton  $abua,  bie  ba« 
malS  toobt  ibte  glänjcnbfte  3cit  batten.  3m  3. 
1300  famen  bie  Karmeliter  nad^  $abua.  SBi« 
fd&of  5ßaganu§  beOa  Sone  (1302—1319)  toirfte 
mit  ihaft  für  bie  3u4t  beg  Sleru§  unb  bie  Sin« 
trad^t  ber  SSürger.  3ur  ©^nobe  bon  1307  in 
^quileia  n^oIUe  er  nxä)i  erf(beinen,  meil  er  nad^ 
altem  ^erfommen  ben  ibm  ftreitig  gemad^ten  erften 
^laj  nod&  bcm  ^otriard^en  beanfprud^te  (J.  F.  B. 
M.  de  Bubeis,  Monum.  eccl.  Aquilej.,  Argent. 
1740,  c.  83).  Sifd^of  ^aganuS  war  au^  als 
©taatämann  unb  Äricgcr  auSgegcid^net.  ®ie  SJero« 
nef en  jd^lug  er  mit  bem  ^bte  SWuffati  ton  St.  3u- 
ftina  auf's  §aupt.  ®en  Sruber  beS  lejtem ,  ben 
berübmtcn  §iftorifer  Sllbcrt  9)luf|ati,  frönte  er 
als  ©id&tcr.  Unter  ^ilbcbranbinuS  6onti  (1319 
bis  1352)  fanb  au  $abua  ein  ^roöinjialconcil 
ftatt  (jE)efele,  gonc.-®eid^.  VI,  2.  3lup.,  693  ff.). 
93ei  biefer  ©elegenbcit  ttjarb  ber  Seib  beS  bl.  ^n« 
toniuS  in  ©egentoart  beS  ^atriard^en,  üieler  ßrj« 
bifcböfe  unb  »ifd&öfe  tranSferirt.  ®ie  geier  oofl- 
äog  ber  päpftlilbe  ficgat  ßarbinal  ®uibo  ^ifani, 
meld^cr  bur(b  bie  gfürbitte  beS  ^eiligen  auS  fiebenS» 
gefabr  errettet  morben  »ar.  $ileuS  $rata  ober 
ba  $rato  (1359—1370),  torber  ©ifd^of  bon 


£reoifo,  bann  feit  1370  Srabifd^of  bon  Sboenui 
unb  1388  Sarbinal  fiarb  1401  gu  ytom,  tooHtt 
aber  in  $abua  begraben  werben,  U)0  er  boS  SoU 
legium  ^ratenf e  geftiftet.  @te))^  Sorrara,  @o^ 
beS  gfürften  f^frana  beS  3ungem  bon  $abua,  rm 
Sifd^of  oon  1398—1406.  «IS  biefcS  Sfiirflat- 
bauS  geftürgt  würbe  unb  $abua  freiwillig  ficb  Sc* 
nebig  unterwarf,  ßob  93ifd^of  @tepl^  nad^  Xom; 
er  erbielt  barauf  na^  einanber  brei  Deinece  9tt« 
tbümer  unb  ftarb  1448  ut  Stom.  ißdniS  Sonam 
(1428—1447),  oorl^r  Sifd^of  bon  Soßdlo,  ttor 
einer  ber  gelebrteften  3itriften  feiner  3tit;  $(# 
SugenIV.  bebiente  fid^  feiner  befonberS  gegen  Ut 
SSerfammlung  in  IBajel,  wo  er  eine  S^tUmg  eiser 
ber  SBorft^ben  war.  $etruS  Sarbo,  feit  1440 
Sarbinal  unb  feit  1451 93ifd^of  Don  Sicenjo,  w 
nur  ein  3al^r  Sifd^of  bon  ^ua,  legte  1460 
biefe  ©teDe  nieber,  ging  nod^  Stom  väb  umibc 
1464  $apf}  als  ^uIU.  ^ßetoS  9Qn)}}i  (1487 
bis  1507),  oorl^er  Sifd^of  Don  SeOuno,  ttaccin 
f el^r  gelebrter  $rälot  oon  beüigen  Sitten ;  $<# 
$tuS  HL  l^atte  ibn  }um  Sarbinol  befümmt  lUa 
ibm  würbe  1491  in  $abua  ber  SRonte  bi  $idi 
eröffnet,  um  ben  armen  9Rann  bem  SBud^  ticr 
3uben  }u  entreißen.  SUle  S^tgeno^en  fmb  tiol 
SobeS  über  bieicn  93i)d^of .  S)er  Senat  fe^  if« 
nad^  feinem  ^be  ein  S)enfmal.  Ser  Sorbinol 
Sfrana  $ifani  fübrte  ben  Zitel  eined  Sifd^S  m 
$abua  Don  1524— 1567.  3)unl6  feine  ^ceigeUg- 
feit  würbe  ber  Sau  einer  neuen  großen  Satbdn»k 
unternommen.  3m  3. 1529  begann  er  boS&K 
fpital  ber  SBaifen,  genannt  Don  92aaaret^.  Pfaoi 
oergid^tete  auf  baS  SiStbum  ^bua  unb  fiatb  jh 
9tom  als  garbinalbifd^of  oon  Oftia  (1570).  &m 
9lad^f olger,  92icolauS  Ormanetto  Don  Serona 
(1570-1577),  aus  ber  Sd^ule  beS  fü  M 
IBorromöuS,  ein  $rölat  Don  ^offti  SBifjoiid^ 
unb  Xugenb,  ftiftete  baS  tribentinif(be  Seininir 
in  $abua  unb  mad^te  Diele  fromme  fiegate.  Sc 
ftarb  in  Spanien,  wobin  ibn  ®regor  XIIL  als 
Segaten  ^u  $l(|ili|)p  IL  gefanbt  batte,  am  18.  Ja- 
nuar 1577.  griebrid^  gomaro  (1577-1590j 
würbe  1583  Sarbinal.  3n  99ergamo  unb  ^abtta, 
wo  er  5ugleid^  93i(d^of  war,  reformirte  ttnaäiUi 
ategel  bon  Xrient  ben  SleruS  unb  baS  SoH  Unter 
ibm  nabm  baS  fird^lid^e  fieben  einen  bob^  M' 
fcbwung.  Sr  flarb  ^u  Kom  am  4.  October  1590, 
als  er  eben  bei  bem  Sonclaoe  weilte,  au8  bev 
Urban  VIL  alS  $apft  bcroorging.  3m  3. 15ö9 
entftanb  baS  f)ofpital  ber  Settier,  unb  1603  nnnbc 
ber  @b^tto  ber  3uben  bergefleüt.  SRand^er  neueOf 
ben  würbe  in  biefer  3^it  eingefübrt.  S)er  gtoKi 
Sarbinal  ©regor  SBarbarigo  wirfte  Don  1664  an 
33  ^a\)xt  binburcb  in  $abua  jum  ^eile  ber  @eela 
unb  5U  eigener  ^eiligung.  Sr  war  für  $abua,  xkA 
ber  bl.  ßarl  für  SJ^ailanb  gewefen,  unb  {iod  am 
18. 3uni  1697.  3m  3. 1725  würbe  er  ebrtmWns 
unb  1761  feiig  gefprod^en.  flarl  Sejjonico,  6ar» 
binal  feit  1737,  würbe  1743Sijd^of  Don^obuo. 
ßr  fübrte  ben  Sau  ber  Satbebrale  )u  Snbe  nnb 
bef d^enfte  fte  reid^lid^,  war  oud^  ein  gro^  2So^- 


1249 


^äbagoßten  —  ^ßäbagogif. 


1250 


t^fitec  ber  Srmen,  tote  er  überl^oupt  aQe  bifd^öf- 
luten  Xugenben  übte.  3la(i^  bem  %clbt  Sene- 
bicM  XIV.  ging  er  }um  SoncIaDe  nod^  9tom  unb 
Ott  $app  Siemens  XUI.  auS  bemfelben  l^erüor 
(1758).  Seinen  (Senerofoicor,  @ante  Seronefe 
[M.  1767),  mad^te  er  }u  feinem  IRoc^f olger  in 
fkilma  unb  erl^ob  il^  1759  jum  (S^rbinal. 
bf  (Eorbinal  9nton  9RQrinu§  $riuli  (1767 
ri«  1 772)  folgte  bann  92icolaud  «nton  ©tuftinioni 
1772—1796:  f.  b.  9rt.  SufHniani  VI,  2060). 
)tefer  nal^m  oen  $a))fl  $iud  VI.  gelegentlid^ 
iner  Seife  nod^  9Bien  anf  bem  Stüdioege  in 
tabua  auf,  legte  ben  (Smnoßein  gu  bem  neuen 
o^piici  bet  ftronfen  unb  lieg,  74  Saläre  alt, 
it  etner  2)ebication  an  ißinS  VI.  bie  Serie 
x>nologica  dei  vescovi  di  Padova,  ib.  1786, 
feinen.  €einen9tad^foIger,  ben^abuanerSom- 
xtn  9ran)  Seipio  3)onbi  beU^  Orologio,  ber  er{l 
»18.  September  1807  ben  @tu]^I  bestieg,  er- 
uuite  9lQ))oleon  oon  Sßarfd^ou  aud.  3n  bem« 
[ben  äa^te  nmrben  olle  geiftlid^en  9)ruberfd^aften 
bgl.  untcrbrüdt  unb  alleäBol^It^dtigfeitSonflQlten 
üb  milben  Stiftunaen  unter  eine  ©enerolabmini- 
Koüfm  gefleOt.  Sifd^of  S)onbi  »o^nte  bem  fog. 
tationolconcil  in  ^oriS  (1811)  an.  gr  fd^ien 
ä^  bomafö  fel^biegfam  ermiefen  ^ul^aben;  aQein 
I  fMUe  ft(^  l^erauS,  bog  man  einer  bon  il^m  an 
tapobon  iibeneid^ten  Slbreffe  eine  anbere  unter« 
[^(Acn  unb  in  feinem  9lomen  publidrt  l^atte  (ogl. 
Jocco,  SenftDÜrbigt.  k.  V,  47  f.,  beutfc^e  9u8g., 
IngSb.  1834,  u.  ®om§,  ff.-®.  be§  19.  Sal^rl^.  U, 
tnndbt.  1854,  320.  365).  3)onbi  gab  1802  btS 
.813  bie  bereits  dtirte  ftird^engefd^id^te  ißabua'd 
n  neun  Ouartbönben  l^erouS  unb  ftarb  am  6.  Oc« 
ober  1819.  3^m  folgte  1820  9Robeftu3  f$arina 
5^  1856),  unter  bem  am  2.  «pril  1826  bie 
'eierlid^e  SBiebereröffnung  be§  SonDentS  ber  f^fran« 
nftcaner  an  ber  ftird^  be§  ^I.  ^IntoniuS  ftattfanb. 
Der  Ie|te  Sifd^of  mar  gfriebrid^  9Ranfrebini  (1857 
US  1882);  ber  gegentoörttge  ift  Sofepl^eaUegari, 
»boren  ^a  IBenebig  am  4.  92ooember  1841,  al§ 
Btfd^f  t)on  XnDifo  ernannt  28.  ^februar  1880, 
mdf  $abua  tranSferirt  25.  September  1882. 
Er  ift  Suffrogan  beS  ^atriard^en  oon  SSenebig. 
Urfprönglid^  flanb  ^bua  unter  ^quileja ;  na^ 
SuPdfung  bief ed  ^atriard^atS  in  bie  erjbiStl^ümer 
&bti  unb  Ubine  fam  e§  unter  Ie^tere§  p  fielen, 
unb  nac^bem  ttbine  )u  Anfang  bief  ed  3al(|rl^unbert8 
etiifa<befi  %i3tl(|um  gemorben,  fiel  $abua  an  bie 
ftird^citprooin}  9$enebig.  S)a8  Sinfommen  be3  IBi- 
f^ofS  betrögt  6640  @cubi  unb  iß  auf  2000  ffam« 
nergulben  ta^irt.  2)a3  Sapitel  an  ber  Sat^ebrale 
B.  M.V.,  meldte«  bie  S^re  l^at,  unter  feinen  frül&eren 
Stitgliebem  bie  nad^maligen  ^öpfte  @ugen  IV., 
9ouI  EL,  ^lesanber  VIII.  unb  Slemen§  XUI.  ^u 
jd^Ien,  beftebt  au§  4  S)ignitäten,  27  Sanonifem, 
12  ^bprabenbaten,  12  anberen  39eneftciaten  unb 
60  ftaptönen.  gfrül^er  gehörten  ber  IBifc^of  unb  bie 
Domberren  $abua'8  }u  ben  reid^ften  in  Stalten ; 
man  pflegte  jenen  nur  ben  fleinen  $apft  unb  biefe 
bie  Sarbinöle  ber  Sombarbei  }u  nennen,  nament« 

MMkadt^ton-  IX«  2.  Stnfl. 


lid^  nad^bcm  95enebict  XIV.  ben  ©oml^erren  ben 
®ebrau(^  ber  cappa  magna  geftattet  ^atte.  S)aS 
gange  SiSt^um  gö^ltl^eute  in  325  ^famien,  bie  in 
37  Vicar.  foran.  eingetl^eilt  fmb,  505000  Seelen 
mit  853  ^rieftem.  3m  3. 1834  jäblte  man  im 
^buanifd^en  907  fficltpriefter,  134  TOöndJe  in  4 
unb  95  9Jonnen  in  3  Älöftem,  5  ffranfen^öufer 
unb  Spitäler  mit  3648  ffranfen,  3  SSerforgungS- 
^läufcr  mit  837  Snfaffen  unb  25  «rmeninftttiite 
mit  2022  Sl^eilnel^menben.  (93gl.  auger  ben  be- 
reite angeführten  Sd^riften  nod^:  Memorie  an- 
idche  eccl.  e  profane  suUa  cittit  e  diocesi  di 
Padova[p.  Massen],  Päd.  1 799— 1801 , 2  voll. ; 
Ughelli  V,  Venet.  1720,  418—469;  Cappel- 
letti  X,  Venezia  1854,  477—597 ;  Moroni, 
Dizionario  L,  102 — 126;  Garns,  Ser.  Epp. 
797  sqq.)  [®am8  («Reifer).] 

^Abagogien,  f.  SRittelfc^ulen. 

^Abogogill  ift  et^mologif  d^  bie  miffenfd^ftlid^e 
9nn)eifung  für  bie  Xl^ätigfeit  eines  Ißöbagogen. 
$öbagog  ^ieg  bei  ben  ^tl^enem  ber  Sflaoe,  totU 
c^er  bie  ftinber  reid^r  Seute  gu  beaufftd^tigen  unb 
}ur  Sd^ule  gu  geleiten  l^atte.  IBalb  aber  gen)ann 
biefe  Segeid^nung  eine  l^ö^ere  SBebeutung,  unb  f  d^on 
bei  $lato  mirb  fte  mit  ben  Don  ibr  abgeleiteten 
SBörtem  im  l^eutigen  Sinne  oon  jebem  Srgie^er 
gebrandet.  3e^t  nennt  man  ^öbagogil  bie  SBiffen» 
fd^aft,  meldte  bie  Srgiebung  bed  SDienfd^en  gum 
©egenftanb  bat  unb  bie  Don  ber  SSemunft  bictirten 
fon)ie  bie  au3  ber  Srfal^rung  gewonnenen  9lormen 
für  bie  Srgiebung  ber  3ugenb  in  n)iffenfd^aftlid^er 
SBeife  gufammcnftellt  unb  üerarbeitet.  3^rem  Ur* 
fprunge  nad^  ift  bie  $äbagogü  alfo  gunöd^ft  eine 
pl^ilofopbifd^e  ffiiffenfd^aft.  aDein  neben  ber  W' 
lofop'^ie  gibt  aud^  bie  geoffenbarte  Sieligion  über 
Urfprung,  SBefen  unb  Seftimmung  be§  SKeufd^en 
ibre  befonberen  Sluffd^lüffe,  meldte  gerabe  biefen 
3toeig  ber  focialen  menfd^lid^en  Sb^tigfeit  ftorf 
beein^uffen,  unb  an  totlä^t  ber  auf  d^riftlid^em 
IBoben  ftebenbe  Sr^ieber  gebunben  ift.  S)aber  mu^ 
auf  d^riftlid^em  Stanbpunft  bie  ^dbagogif  al§ 
eine  pl^ilofopbifd^-tbeologifdfte  SiSctplin  be^eid^net 
unb  ben  ^aftoralmiffenf^aftcn  gugetbeilt  merben. 

L  Sb^orie  ber  ^öbagogif.  Sr> 
jiebung  nennt  man  bie  ®efammtfumme  ber  Sin« 
mirfungen,  roeld^e  bie  enoad^fene  ©eneration  auf 
bie  l^erann^ad^fenbe  ausübt,  um  fte  !5rperlid^  gu 
erhalten,  geiftig  b^tan^ubilben  unb  ba}u  in  ben 
Staub  5U  fe^n,  ba^  fte  bem  natürlid^en  Sauf  ber 
2)inge  nadj  an  ibre  Stefle  trete.  Srjieber  ift  alfo 
berjcnige,  weld^er  in  bewußter  SBeife  baju  mit« 
mirft,  bie  fommenbe  ©enerotion  in  ben  93cft J  ber 
materiellen  unb  geiftigen  @üter  ^u  fe^en,  n^eld^e 
bie  beftebenbe  ©efeflf^ft  burdj  ibre  3lrbcit  er« 
rungcn  l^t.  6in  nid^t  geringer  Sb^il  biefer  6in« 
»irfungen  Oollaiebt  fid^  freilid^  in  unbewußter 
SBeife,  inbcm  namentUd^  in  ber  erften  Sugenbjeit 
ber  aWenfd^  obne  bcfonbere  Anleitung  Sprad^e, 
Sitten,  ®ctt)obnbeitcn  unb  SScfd^äftigungen  feiner 
Umgebung  nad^a^mt,  Ja  f  ogar  beren  ©eftnnung  unb 
©cnfart  annimmt.    ®ie  Umgebung  beö  iMnbeS 

40 


1251 


^ßdbagogif. 


1252 


übt  bolzet,  ol^ne  ed  5u  tuollen,  oft  einen  tiefgreifen« 
ben  unb  bouemben  erjiel^Iid^en  Sinftu^  au§,  unb 
ein  forgfältiger  grjiel^er  toirb  fein  Slugenmer!  and) 
auf  bie  Umgebung  bed  ftinbeS  tid^ten  unb  tt)0 
möglid^  eine  geeignete  9(u§n)Q]^l  unter  ben  ba}u 
gel^örigen  5ßerfonen  treffen.  3n  ber  Segel  benft 
man  \iä)  jiebod^  qI§  ^lufgobe  be§  (Sr^ie^erS  auS* 
fd^Iieglid^  bie  mit  39emu^tfein  unb  Slbftd^t  ge- 
übten Sinmirfungen. 

3)iefe  Sinmirfungen  l^oben  ftd^  fomo^I  auf  ben 
jtörper  al§  auf  ben  @eift  be§  SRenfd^en  }u  er- 
ftreden.  3n  ben  erften  SebenSial^ren  fte^t  bie  för« 
perlid^e  SntmidRung  im  SSorbergrunb ;  bie  ßr« 
5iel(iung  ift  ^unöd^ft  nur  eine  p^Qftfd^e,  in  \mä* 
mäßiger  gmä^rung  unb  Äörperpflege  befte$enbe, 
unb  bleibt  Dormiegenb  bem  meiblid^en  ©efd^Ied^t 
übejclaffen;  aber  aud^  in  ben  fpöteren  ©tabien 
mirb  fte  in  ben  ^füd^tenfreiS  ber  Sniej^ung  im 
eigenttid^en  @inne  faQen.  Sinjelne  ^l^ilofopl^en 
unb  ^äbagogen  ber  9}eu}eit^  namentli^  fiode  unb 
beffen  Stnl^änger,  l^aben  gerobe  biefem  Sldeil  ber 
Sr^iel^ung  befonbere  Sufmerffamfeit  5ugen)enbet, 
unb  aud^  gegentoörtig  ift  er,  mie  fd^on  ber  neu 
entftanbene  ^uSbrudE  ,,@d^uI^Qgiene''  }etgt  f eines» 
niegS  Demad^Iöfftgt. 

S>ie  förperliti^e  Srjiel^ung,  meldte  für  jf 5rper> 
pflege,  Sr^altung  uiä>  @törfung  ber  ©efunbl^eit 
unb  @tö]^Iung  ber  jhöfte  }u  forgen  l^at  finbet 
bei  ben  ^ö^eren  2:i(|ierarten  ein  analogen,  ^ud^ 
bei  il^nen  ift  bad  3unge  löngere  3(it  nad^  ber 
@eburtDon  benSlten,  namentlid^  t)on  ber  üüutter 
abl^öngig,  [a  e3  lernt  fogar  t)on  ibnen  burd^  in» 
flittctmölige  92ad^a]^mung.  3n  geiftiger  ^inftd^t 
aber  auf  feine  9?ad^!ommenfd6aft  beftimmenb  ein- 
)un)irfen,  ift  ein  l^o^eS  9$oned^t,  meld^eS  nur  bem 
§erm  ber  ©d^öpfung  ^u  Sl^eil  gettjorbcn  ift.  68 
legt  allen,  bie  in  bie  Sage  fommen,  e§  auszuüben, 
entfpred^enbe  ißerpflid^tungen  auf,  unb  bie  ent- 
ftel^enbe  @eneration  l^at  ein  natürlid^ed  SRed^t,  Don 
ber  Dorangel^enben  bie  Erfüllung  biefer  $f(id^ten  }u 
f orbem.  hierbei  fommen  in  SBetrad^t  ber  SnteOect 
unb  ber  SQSiUe.  ®er  Snteflect  erlangt  feine  SluSbil« 
bung  burd^  ben  grttjerb  ber  ffenntniffe  unb  gertig» 
feiten,  n^eld^e  gur  Srl^altung,  ißerfd^önerung  unb 
SBereblung  be§  menfd^Iid^en  S)afein8  bienen;  bem 
SSBiüen  mu^  Einleitung  }ur  ©ittlid^feit  unb  &)a* 
rafterbilbung  gegeben  werben.  Seibe  ginmir» 
fungen  gelten  n^öl^renb  ber  ganzen  39ilbung§5eit 
be§  3nbioibuum§  $anb  in  ^anb  unb  foOten  nie 
o5nig  Don  einanber  getrennt  merben,  menn  aud^ 
ie  nad^  Seiten,  Umfiönben  unb  befonberen  S^cdfen 
balb  bie  eine  bafi)  bie  anbere  in  ben  SSorbergrunb 
tritt.  3>a8  einzige  ÜJHttel,  ben  SnteUect  jubilben,  ift 
ber  Untenid^t.  S)erfelbe  mu^  metl^obifd^  unb  f^fie« 
matifd^  fein.  SKetl^obifd^  ift  ber  Unterrid^t,  menn 
er  auf  bie  ßntmidflung  ber  einjelnen  ®eifte§fräfte 
gebübrenb  SKidffid^t  nimmt  unb  Dom  Seid^tern 
5um  ©d^mierigem  f ortfd^reitet.  S)a}u  gel^ört  oud^, 
bag  in  ben  einzelnen  fiebenSperioben  baS  jebeSmal 
im  9}orbergrunbber  6ntn)idHung  ftel^enbc  ©eifteS« 
Dermögen  befd^äftigt  ttjirb,  junäd^ft  ba§  fmnlid^e 


SBal^meldmungSDermdgen,  bonn  ba9  ®ebä4im|, 
l^ierauf  bie  ^l^antafte  unb  enblid^  ber  Serponb. 
©Qftematifd^  ift  ber  Unterrid^t,  menn  er  )to> 
mö|ig  unb  ^ielbenm^t  ertl^ilt  toirb,  fo  ba^  in 
ber  boju  beftimmten  3^U  ein  ®atqe8  ge^eq, 
hingegen  ungleid^mö^ige  Sel^mtblung  eiiqdliiec 
%^tiU  unb  planlofeS  Shtrd^einonber  DenmdM 
wirb.  Um  bte^  }u  erreid^en,  ift  Dor  Sllem  erfKi* 
berlid^,  ba^  ber  Se^rer  bie  SBiffenfd^,  ttoria 
er  unterrid^tet,  DoUftönbig  bel^rrfd^t  enbHd^  foll 
aud^  ber  blo^  tl^eoretifd^e  Unterrid^t  fiberoH  tto 
ed  angelet,  auf  bie  £W<^^biIbung  Dorf^ieUlaft 
eingumirfen  fud^en,  iebenfaHd  aber  bie  (SlonbniS- 
unb  ©ittenlel^re  ftetS  unangetaftet  laffen.  —  Sie 
üüetl^obe  beS  Unterrid^tS  fonn  entioeber  ofo- 
amatifd^  ober  erotematifc^  fein,  tofil^renb  bie  (» 
riftifd^e  SRetl^obe  nur  in  eituelnen  Säuen  Si* 
folg  Derfprid^t.  2)ie  einzelnen  ^egenftdnbe  ttan 
analQtifd^  ober  f^ntl^etifd^  bel^nSeft  loerben.  in 
SSe^ug  auf  9udtt)al(|I  unb  SBegrenjung  ber  Sdjr^ 
gegenfiänbe  mirb  bie  Seftimmung,  loeH^  Me 
@^üler  fpöter  im  fieben  erfüllen  f dien  ober  looOai, 
ber  fogen.  Seruf,  ben  SuSfd^Iag  geben,  nid^  baS 
rein  toiffenfd^oftlid^e  3ittereffe.  3«  «fbeben  ift 
ba^  aUe  Slngel^örigen  be§  ©taoted  fid^  bie  funbo- 
mentalen  unb  für  alle  Sebendfienungen  not^tDcii- 
bigen  jtenntniff e  aneignen,  maS  man  aud^  bie  ,(i* 
gemeine  Silbung''  nennt.  Ueber  biefer  ei^  ^ 
bie  miffenfd^ftlid^e  ober  ©elel^rtenbilbung,  meiite 
nur  für  bie  l^öl^eren  ©tönbe  erforberlid^  \%  vib 
neben  il^r  bie  gfci^bilbung,  meld^  ouS  prdli^ 
©rünben  unb  um  be§  Seben§unter^Ite8  unllfli 
erftrebt  Wirb.  3)er  ©taat  f^at  bafür  ^u  focgen, 
ba^  aQen  Untertl^anen  Gelegenheit  gegeben  toirb, 
ftd^  fon^o^I  bie  aHgemein  menfd^lid^e  SiQmng  aB 
aud^  bie  fpecieOe  ^fad^bilbung  anzueignen;  meü 
barauf  einerfeits  bie  ßultur  unb  SiDilifation,  an« 
bererfeitS  ber  malere  fjfortfd^ritt  ber  ©efeEf^aft 
berul^t;  infofem  barf  er  aud^  einen  Sern^irang 
auf  bie  Untertl^anen  ausüben.  ©dduI^tDong  tp^nr 
€rreid^ung  biefeS  3i(lc8  nid^t  erforberli^^  unb 
jeber  S^^ng,  ber  jur  SBebrüdfung  beS  (SetmfmtS 
ober  5um  ftaftenmef en  führen  mürbe,  ift  beS  Xei^ 
ftaatcS  unmürbig  unb  in  fid^  Dermerflid^. 

SSBaS  bie  moralifd^e  Srgiebung  ober  bie  fe* 
Siel^ung  im  engem  ©inne  angelet,  fo  gel^bo^ 
bie  eigentlid^e  ülloralität,  bann  aud^  Setoöl^nuiig 
an  Orbnung,  Sieinlid^feit,  Snftanb,  SebatSartnnb 
gute  ©itte.  ^ierbei  fommt  eS  auf  ben  p)^iIofot>(i' 
fd^en  unb  rehgidfen  ©tanbpunft  an,  ben  ber  £► 
Siel^er  einnimmt.  3e  nad(|  ber  ^[uffaffttng,  wÜlß 
er  Don  bem  Urfprung,  bem  ffiefen  unb  berSBe« 
ftimmung  bed  äJtenfd^en  l^at,  mirb  er  blog  tults^ 
lid^e  ober  aud^  religiöfe  übematürlid^  SRittel  )itr 
Slnmenbung  bringen,  unb  f o  muffen  bei  ber  6t* 
}ie]^ung  bie  SBege  fid^  fd^eiben.  SRan  toirb  brn 
Sögling,  menn  man  bie  menfc^lidje  9latttr  für 
Döflig  gut  unb  unDerborben  erflört,  onber«  be« 
l^anbeln  muffen,  al§  menn  man  bie  Srbfünbe  an> 
erfennt;  anberS  mieberum,  menn  man  fie  für  total 
Derberbt  anfielt,  mie  bie  9ief ormatoren,  ol8  toeini 


nun  {U  ixottt  bn  ittentatüili^  &«Ii{|Icit  ganj 
nlflcitKt,  in  i^  naturli&n  @abtn  aber  nur  für 
gif4ttA4t  unb  Dtnmmbct  l^tt.  3n  ber  @t{4i(^t( 
ntti  $iactS  fyAtn  M  fctili^  bie  Sonftqutnjen 
Ict  BeifcfiiAetun  t^eologif^n  9nfti^len  non  ber 
bbfünbc  mtb  btr  ®iö|t  be3  tineebnitieencn  ^Ber- 
kitntg,  abgtfe^  twn  ber  rtgoiofen  @T}ie^imge> 
Kifc  ber  ^ctrn^utti,  nxitti  ni(f|t  bttntrttiQt  gc» 
iM^t  SMetgm  ffll^Ttffl  btt  abmetdicnbeTt  9n' 
i^ten  bct  $^iIofot>^  äbei  SEEkfen,  Ülatur,  Un- 
tnbl  t^frU  tnib  turigt  SBcfümniuns  bei  2Renf  d^  gu 
fnü^ung^fQflttntR,  ml^e  fc^  toeit  ouS  tinanbet 
tim.  wt  fmb  ba9  bit  matmoli^ifi^en,  natura- 
ifKid^,  '^ontfttf(^,  ^mantfhf^ni  unb  tatii» 
afi^ij(^  X^titn,  lr>el^  ju  ebenfo  uieint 
btDci^mtiRi  Snit^ungflfqflnnni  fä^Toi  müf{en. 
In^  bicjentetn  @Qj)tmt  flnb  Hrftb't  iD'Ii^t  btn 
Rrnfc^,  Mofcm  er  Cbjtct  ber  Srjietiiingi- 
^fitiflril  tfl,  blog  als  Snbioibuum  unb  ni^t  aie 
Kiolc«  aStftn,  als  aRitglitb  bet  gamilie,  ©c 
mhibt,  bte  €taat9  unb  btr  R'aäjt  bt^nbeln,  ob« 
angeht  it|n  nur  alg  SS^r^tug  bcS  SlaottS  in 
9cf4^S  nehmen,  o^ne  feinen  )]trfiSnIi(!^tn  SRtt^ten 
Kc^imng  ju  tragen.  —  3i"n  3w*<'*  btr  fitt- 
i^  erjie^ung  btbient  man  fic^  ber  (Srjie^ungg- 
nittel,  tMlc^  t^tilS  retn  natüilii^e,  tt)tiI3  rtli' 
[i5it  unb  übtntatürlic^e  fmb.  WS  erßeS  ^ 
itfiuneSntitttl  {te^t  b«m  Srjiebtr  ju  ©tbote  ba3 
Beifpttl,  baS  a  felbß  famml  ber  fonftigen  Um- 
{Aung  bem  S^ingt  gibt.  ^efe§  uirft  Der* 
nAge  btS  SlaturtritbtS  ber  9tai^^mung  unb  beS 
Hm  anenf^  angeborenen  SudoiitätSgefü^IS 
m^cmbentli^  tief  unb  tiai^^lHg.  S)()8  perfSn^ 
.id|c  Scripten  befi  Sr^ie^trS  barf  feine  fie^ren 
irii^t  Sügni  ftrafen,  fonft  neibin  üe  nirfungSIoS. 
3tnn  EBeilpiel  tritt  bie  Sele^rung.  $iefe  ift  liier 
nid^t  fo  fe^r  aI3  t^eoretif^ier  SBortrag  ju  faj]en 
nie  als  prattiiti^e  Selebrung  über  ba3  ^er^alten 
in  btn  fi^inigen  Sagen  beS  SebenS.  Sluff^Iüffc 
über  bit  tieferen  18ejietiungen  ber  2)!en[(^en  unb 
Bet  einzelnen  ©efeDf^aftSflaffen  gu  einonber, 
lUi^ärung  über  StanbeSp^ic^ten  unb  Unter- 
Dtifung  iäer  btt  @ttiote  ber  ÜJtoral  im  ftin- 
lebieiL  iJlit  folgen  Belehrungen,  bie  wefentlii^ 
uu^  ans  brn  eigenen  (Sriebntffen  unb  Erfahrungen 
)B  f^pfen  finb,  foDten  SItem  unb  Srjictier  nt(^t 
)n  fparfam  fein;  onbererfeitS  frtilii^  ntrbtn  fle  eS 
Mimtibtn  müfftn,  }oli)t  <Dtitt^ei[ungen  ju  maäim, 
ad^t  bei  Qntmidlung  btS  3&SIingS  norgrtifcn, 
tot  btr  3tit  f tine  Sufmerffamfeit  auf  S^inge  lenien, 
l>ie  ncif)  nidit  in  feinen  ©eftc^lSIrtiS  gehören,  unb 
Jrübreife  bei  i^m  ^erbti^^^en.  Sei  biefer  d^ 
^ein  Aufgabe  grtifenbitSrjiebungImittel,  rotiert 
IHtffii(!^beft|t.  ilire  Belehrungen,  öffentliilbe  unb 
prtMite,  febr  l)ctliam  ein.  SBeiftiiel  unb  Sele^rung 
iber  reichen  aQein  ncdi  nid^t  ^in ;  tS  mu^  ber  Wenft^ 
lidme^  gum  @uten,  gur  SrfüElung  feiner  $flii$ten 
rigtid  unb  auSbrü^i^  unb  ju  nieber^olten  !Dtalen 
mg^olten  werben.  Stnn  bit  Sugenb  befielt  nii^t 
n  ttnmaliger  Süollbringung  beS  ®uten,  fonbem 
P  crp  bann  Bot^anbtn,  nwin  ftetS  nt^l  gttianbtlt 


BOgif.  1264 

wirb;  fi(  fejt  alfo  tine  ©erao^nldeit,  einen  fogen. 
^abituS  oorauS.  3>a^ei  ma^t  bit  Aufgabe,  btn 
3&gling  längtn  3ttt  ^inbur^  jum  orbnungS- 
gemäßen  ^anbeln  angu^olten,  mit  anbtienSSorttn, 
baS  @rjte|ungSmttttl  ber  @tn&t|nung,  bti  btr  (Er- 
jie^ung  bie  täglid|t  ffltinorbeit  aus,  neld^e  tbtnfo 
unerläglid)  als  miitifam  ift.  ©ie  mirb  ber  !nanir 
ber  Sdiiie  na^  nolfinienbig  Btrbunbtn  fein  mit 
(Erprobung  unb  ^Beobachtung  beS  ^öglingS.  —  ^IS 
ItbttS  Si^ie^ungSmittel  lommen  ju  btn  gtnonnttn 
enoliil^  noi^  ^inju  So^n  unb  Straft.  Slie  Sln- 
uenbung  btr  @rjie^ung@flrafe  ift  einjig  gtre(^t- 
ftrtigt  unb  ftaltöaft  burc^  ben  Qmi  ber  £8ef|e- 
rung  btS  ©eftraften,  SReben  bem  3iDe(f  ber  SBeffe- 
rung  ^t  man  auä)  ttoi)  anbere  3nede  ber 
©trafen,  analog  ben  S^eorien  ber  Suriften,  oer- 
t^eibigt  unb  meiterfitn  noi!^  ben  Siieberuergel- 
tungS-,  @iit)ne-  unb  Sbf^redungSjmtd  hervor* 
gehoben.  9Qtin  bitfe  Sl^eorien  finb  aufgegeben; 
bit  9bfi^redung  Don  93ergeliungen  tann  eine  }u- 
fäQige  unb  nebenbei  eintretenbe  golge  beS  €trafenS 
fein,  aber  als  eigentlicher  unb  le|ter  Snied  ber 
Straft  foQ  fie  ntc^t  gelten.  S)ie  ©^Iftrafen  f|)e- 
cieU  fmb  burc^  baS  ^erlommtn  gtgtbene  uub  oiel- 
fac^  burc^  ftaatlic&t  äJtrorbnungen  geregelt.  —  Um 
aber  bie  Si^it^iungSmitlel,  btfonbtrS  So^n  unb 
Strafe,  ri^tig  unb  erfolgrtid^  anguDtnben,  mu^ 
ber  ergie^er  bit  $ft|c^Dlogie  gu  9tati|t  gieiien,  bie 
^rt  ber  iBetldätigung  beS  aSiOenSDermagenS  pubirt 
^oben,  bie  oerf^iebenortigen  Xriibt  gu  untnf^- 
btn  nnb  gu  ctmtnbtn  toiff tu  unb  btn  Sinfluli  ber 
@efü^le  unb  beS  ®efül|lSlebtnS  Tennen.  S>abur(^ 
uirb  er  in  Stanb  gefefft,  bie  SnbiDibualität  ber 
ßingelnen  ri^tig  gu  beurlbeilen  unb  über  bie  Sin- 
»irfungen  heS  SemperomentS,  alters  unb  St- 
f(^led^t§  auf  bie  öunblungSmeife  feinel  3öglin98 
bie  n&t^igen  (Erfahrungen  ju  fommein,  3)tm 
d&riplid^en  ©rjiebet  ftt^tn  jebocö  au^er  btn  ottge- 
mttntn,  rtin  natürlicben  (ErgiebungSmitttln  noi^ 
bie  ^eilSIeiiren  unb  @nabtnmittel  ber  Sinäft  gu 
@ebote,  unb  tr  iß  im  Staube,  mit  i^rtr  ^ilfe  bie 
in  jebei  Oenfi^tnbruft  f^lummtmben  religibfen 
@tfü^lt  gu  meden,  gu  nädren  unb  auf  bie  recfite 
^adnjuleiten.SinertligibfeSr}iebungiflnatQrIid^ 
ni^t  glei^bebeulenb  mit  einer  rein  mbn^ifc^en  ober 
aScelifc^en,  ober  mit  ber  rtligibfen  ^^bilbung, 
wie  fie  für  ben  ©eipiic^en  nol^aienbig  ift.  3)enn 
es  iff  loo^l  gu  unterfctieiben  gtoifc^en  btn  üerfc^ie- 
benen  SBeflimmungen  unb  !8erufSoiten.  3eber 
ünenfc^  tut  naä)  ber  Se^re  beS  Sbtiftent^umS  Dor 
IDem  tine  emige  übematiirli^e  ißefHmmung;  in 
gtseiter  Sinie  bat  er  uerf(^iebenartige  ^pidgten  unb 
aufgeben  im  geitlidben  Sebcn  gu  erfüllen,  meiere 
neben  bem  erflen  S*"*^  f'^r  »obl  g«  Sedit  be- 
fielen, bemfelben  aber  untergeorbnet  fmb.  3tber 
ajlenfcb  ip  ferner  ein  für  fn^  abgtfc&IofftntS,  Idr» 
perlid^-geifügee  SBefen,  alfo  $erfon,  Ifiat  alSfoH^e 
ptrfSnlii^t  Äti^tt  unb  barf  nid^t  in  ber  ©efammt- 
^eit  aufgeben.  anbtrtrfeitS  tjiftirt  tr  auc^  nidt)t 
für  fidg  allein  in  ber  Seit,  gleic^fam  als  ÜDonabe, 
fonbem  als  @lttb  beS  @angen,  alö  fonaleS  9Btftn. 


1255 


Ißöbagogif. 


125« 


SDemgetnö^  mug  er  oud^  in  ber  ßrjie^ung  bel^an« 
belt  toerben,  unb  bie  Sr^iel^ung  mug  ber  inbioi« 
buellen  @eite  ^luar  ©ered^tigfeit  tuibetfa^ren  laffen, 
o^ne  fid^  aber,  mie  e§  ^erbart  rüxU,  nur  mit  bem 
3nbit)ibuum  ju  befaffen;  fie  foll  üielme^r  aud& 
auf  bie  feciale  @eite  ätüdftd^t  nehmen  unb  jeben 
in  ©tanb  fejen,  in  feiner  SBeife  bie  ippid^ten  gegen 
bie  ©efeUfd^aft  5U  erfüllen.  IBeiben  @eiten  t)ennag 
man  nur  auf  bem  SBoben  d^riftlid^er  ißrinctpien  in 
ooUem  9Ra^e  geredet  }u  n^erben. 

n.  ®ef d^id^tlid^e  enth)idCIung.  Me  Sr- 
jiel^ung  ifi  nid^t§  meiter  als  bie  praftifd^e  S)urd^" 
fäl^rung  be3  %;iom8,  bag  ber  SRenfd^  bei  feinem 
gintritt  in  bie  SBelt  ber  Pflege,  SSeröoHfommnung 
unb  Bilbung  bebürftig  ift  bafe  er  anbererfeitS  aber 
aud^  bie  gäfigfeit,  fi^  }u  DerboIIfommnen,  beft^t. 
3nbem,  f o  lange  bie  SRenf d^l^eit  tiVjtni,  nad^  biefem 
^Si^m  berfa^ren,  b.  1^.  erjogen  mürbe,  jinb  bie 
entgegenftel^enben  SReinungen  ber  naturaliftifd^en 
$^iIofop]^en,  ba^  baS  jhnb  Don  9}atur  au8  gang 
gut  fei,  factifd^  miberlegt.  (£§  ging  alfo  aud^  auf 
biefem  ®ebiete  bie  f^xapS  ber  Sl^eorie  DorauS, 
unb  e§  mürben  Sal^r^unberte  l^inburd^  SRenfd^en 
erlogen,  beDor  aud(|  nur  Siner  über  bie  ©runbfö^e 
ber  Srgiel^ung  pl^ilofopl^irt  ober  gar  etma§  barüber 
gefd^rieben  l^atte.  Sud^  j[e^t  nod^  mirb  ia  baS  ßr« 
)ie]^eramt  nid^t  feiten  t)on  fold^en,  meldte  fid^  mit 
ber  %l)tom  niemals  abgegeben  baben,  fonbem 
l^öd^ftend  mit  ben  aQgemeinfien  ^runbfö^en  be> 
fannt  fmb,  gut  unb  erf olgreid^  ausgeübt,  mofem 
jie  nur  ffopf  unb  $er)  auf  bem  redeten  SIedC  l^aben. 
umgefel^rt  !ann  man  bie  SBal^mel^mung  mad^en, 
ba6  gumeilen  fieute,  meldte  über  grjiel^ung  orafeln, 
fclbft  5U  erjiel^en  nid^t  im  ©tanbe  pnb.  ®icfe 
SBal^mel^mung  mad^t  jebod^  ba§  ©tubium  ber 
$öbagogif  !eine§meg§  überflüfftg  ober  unnü^. 

93ei  ben  älteften  ßulturüölfem  mar  alfo  bie 
il^nen  eigentl^ümlid^e  9rt  ber  ßrjiel^ung  nid^t  ba§ 
Srgebnil  einer  S^eorie  ober  pl^ilofopl^ifd^en  ^aä)' 
ben!en§,  fonbem  entfprang  au§  ben  praftifd^en 
Sebürfniffcn  unb  mar  ba|cr  ber  iebeSmaligen 
SanbeSreligion  unb  ben  beftel^enben  ©taatSeinrid^» 
tungen  angepaßt.  @o  bei  ben  ß^inefen,  Subiem, 
iperfem  unb  ^eg^ptcm,  bei  benen  ba§  ©rjiel^ungS» 
mef en  tl^cilmeife  fd^on  frü^i  ganj  beftimmtc  formen 
annal^m.  S)ie{elben  bieten  inbe^  nur  gefd^i^tlid^ed 
unb  geleiertes  Sntereff e  unb  bürfen  l^ier  übergangen 
werben.  SSon  allgemeiner  SQSid^tigfeit  unb  grunb- 
legenber  SBebeutung  bagegen  für  baS  gonje  fpätere, 
d^riftlid^e  fomo^I  als  mobeme  SilbungSmefen  ftnb 
bie  @inrid^tungen  geblieben,  meldte  ftd^  bei  ben 
©ried^en  unb  Sömem  entmidfelten. 

3n  ® ried^enlanb  finb  jmei  grunböerfd^iebene 
S^pen  beS  Crjie^ungSmejenS  oertreten,  bie  6r« 
pl^ung  }u@))arta  unb  bie  gu  ^tl^en.  Ttad^  fpartani» 
fd^er  Slnfd^auung,  meldte  bereits  um  810  D.  Sl^r. 
in  ber  ©efejgebung  2t|furgS  fefte  ©eflalt  erl^ielt, 
gel^örte  ber  ginjelne  nid^t  pd^  ober  ber  gamilie, 
fonbem  auSfd^lie^Iid^  bem  Staate  an  unb  mürbe 
nur  für  beflen  Srnerfe  l^erangebilbet.  ©al^er  mür- 
ben bie  ^neugeborenen,  meldte  fd^mäd^lid^  fd^ienen. 


ausgefegt,  bie  übrigm  bis  )um  Pefienten  3q^ 
ber  $Pege  ber  SRütter  uberlaPen,  bann  aber  in 
bie  Paatlid^en  Srjiel^ungSl^fer  übernommen  unb 
unter  ber  Stufpd^t  unb  Seitung  beS  $fibommntl, 
eines  bagu  eigenS  bePeUten  ^Beamten,  ber  {ugld^ 
Sp^ore  mar,  bis  }um  23.  Sa)^  mfirenger9Bei{e 
erlogen.  2)er  SBater  fpielt  in  ber  fpartonift^ 
Srgie^ung  feine  SloIIe.  ©QmnafUfd^  UAmigen, 
militörifd^e  S;ercitien  unb  Sinübung  Iriegeri(4er 
Sauge  fünten  bie  3^it  auS,  unb  qu$  bie  Qeif% 
Silbung  gielte  nur  auf  Sriangung  frieg^^tf^er 
Süd^tigfeit,  inbem  fie  pd^  auf  Untentd^  toi  Sefm 
unb  @d(|reiben,  fomie  auf  ÜRupf,  b.  1^.  (Sdemmg 
Don  ^ocefPonS'  unb  JhiegSliebent,  befd^rünttt 
S)er  gange  mipenfd^aftlid^  Unterrid^t  beftanb  in 
Erlernung  ber  l^omerifd^en  ©efänge.  SMe  &> 
giel^ung  ber  ^Röbd^en  mar  bem  entfpred^  tmb 
erfolgte  ebenfalls  in  gemeinfamen  SrgieJ^imgS" 
l^öufem.  ÜRan  begmedCte  nid^ts  meiter,  oIS  fie  ju 
möglid^P  großer  fförperftörfe  unb  fePer  @efuiib- 
l^eit  l^erangubSben,  um  ein  fröftigeS  ©efd^Ied^  {n 
ergielen.  @o  fam  eS,  ba^  bie  SportanerisiKn 
im  übrigen  ©ried^nlanb  megen  ibreS  fiii|ei|i 
freien  unb  feden  SBefenS  Dermfen  maren.  SBi^eB« 
f d^af ten  unb  JhlnPe  fanben  in  Sparta  ni^t  mir 
feine  $pege,  fonbem  galten  f ogar  als  ben  ^oatd* 
gmeden  fd^öblid^.  SBar  ber  Spartaner  obge^ditel 
friegerifd^  unb  bebürfnigloS,  fo  blieb  er  auf  ber 
anbem  Seite  unmiPenb,  unb  Don  fSfortfd^  in 
ber  Sultur  unb  SiDiUjation  mar  feine  Siebe. 

3n  ^tl^en  Derblieb  ber  pmgeborene  Ihube 
ebenfalls  bis  gum  pebenten  äol^re  in  wtMiß 
$Pege;  bann  mürbe  er  unter  bie  SufPd^t  eineS 
altem  SflaDen,  beS  fogen.  $öbagoguS,  gefteOt, 
ber  in  ber  Segel  nid^t  Se^rer  mar,  fonbern  bie 
Äinber  nur  gu  beaufpd^tigen  §atte.  3)erfefte  9^ 
leitete  pe  aud^  in  bie  Sd^ulen,  meldbe  $iüKit« 
anftalten  maren,  aber  unter  ber  Eontrole  bc§ 
StoateS  Panben  unb  pd^  in  einem  öpentfid^enÄ» 
bäube,  bem  fogen.  ©^mnapum,  befanben.  Äör« 
perlid^e  Uebungen  gehörten  ebenfo  mie  in  Sparta 
gur  Sugenbergiel^ung,  aber  aud^  ber  geipigenJuS» 
bilbung  mürbe  gebül^renb  Sled^nung  getragen.  Sie 
Unterrid^tSgegenftänbe  maren  folgenbe:  1.  @xm' 
matif,  b.  i.  Sefen,  Sd^reiben  unb  correder  nranb» 
lid^er  unb  fd^riplid^r  ©ebanfenauSbmdf,  2. 3)io« 
leftif,  b.  i.  bie  (Elemente  ber  ipi^ilofopl^ie  unbSogif, 
3.  Sbctorif.  ®iefe  brei  gäd^er  fa|te  man  fpto 
unter  bem  9{amen  XriDium  gufammen.  Sam 
folgte  4.  Slrit^metif,  bie  Sal^lenlebre  unb  nieberen 
Se^nungSarten  umfaflenb,  5.  ©eometrie,  b.  t 
®eograp|ie,  6.  apronomie,  b.  i  Äenntnift  ber 
Sterne,  ber  Stembilber  unb  beS  ÄalenberwefenS, 
7.  aJhipf.  S)ie  gulejt  gmannten  gfod^er  bilbcten 
gufammen  bie  l^ö^ere  Stufe,  meldte  man  fpdterba§ 
OuabriDium  nannte,  ©iefeßint^eilungunb&ij« 
einanberf olge  ber  ffiiff enf d^apen  blieb  in  ©ebttra^ 
nod^  in  ber  fpötrömifd^en  3^t  unb  bis  in  boS 
nad^d^ripiid^e  ^Mittelalter  biuein,  meld^empebuni 
boS  Se^rbud^  beS  SRarcianuS  SapeUa  Dermittett 
mürbe.  3)ie  nieberen  Stäube  lernten  nur  Sejm 


257                                                ^ßfibagogil.  1268 

Jib  €4ni6ni  Bttin  Slmtntartfl^iei  (■jpa.fi.ii.d-  f^tie|iung  mutbt  Qttiioc^en,  iinb  bit  Solge  bauon 
t9T^«),  Atnfo  bit  SRäbc^nt,  mtlfy  in  fni^eren  toai,  ba|  bae  ©ried^iif^E  Don  aUm  ©ebilbctm 
leiten  nur  in  Singen  bri  ^au8t)altee  unb  Aünften  erltmt,  bafi  al[o  gum  eiflen  Walt  eine  frtmbe 
R  Xoilette  untmoUltn  nuiben,  in  fpäteren  3<tlen  @)]rai^{  Untemc^tsiEiegen|knb  mutbe.  Slurt^  Si- 
bcr  ni^t  ftttm  ni>t  ^ßl^t^c  Silbung  in  ber  Site*  ccro'8  Sei|ptel  unb  iBorgana  nurbc  bte  na^ari- 
itui  fidb  anrigndtn.  fie^ttiti  galt  namentlii^  |^oteIif<^e  ^Pcfofi^ie  ein  SitblingS^bium  ber 
im  bcnDctfimi.  SHt  ©ß^ne  btr  ^B Vtf n  ©tänbt,  iHömer,  unb  bit  loltinif^e  ©pta^e  tr^idt  no^ 
■eli^  fi^  bcm  ©toatebitnfte  »ibmen  wollten,  ti-  beinWufttcbttgmcE)ij(^ni$^iiDlogicui|fen{c^aft' 
xnten  augtc  btn  gtnanntflt  aSiffenfdiaftcn  au^  lic^c  SSt^tinblung.  Unter  ben  ^iiitben  bti  prattt- 
o4  <BcfttcShinbc  aus  ber  SßroEiB  ober  ief^f-  ft^en  9t5tner  machte  bie  1D)ttt|obe  beS  totffenfd(ia|t< 
gtcn  fiä)  mit  bet  $^iIi)[ot>^ie.  3n  ben  Kolonien,  lid^fu  UntcTiii^te  fogar  f|^Drt|i$ritte,  inbttn  jie  fefte 
amctiUi^  "^  ^  ^^  ehemals  barbartf^en  im-  gormtn  til^ielt.  S)ie  @^ulcn  tuaren  in  bet  ifaifer- 
mt  9cg9pten,  ©qtirn  unb  ffleinafien,  no^in  jeit  no(^  i)irii)atuntemtfimungen,  nac^  imb  na^ 
un^  bic  Srobnungen  SlejanberS  btä  ©logen  mit  aber  fingen  bie  ftäbtif^tn  Obrigleiten  an ,  für 
er  nuHbiMiiit^  9Rac^t  bte  griec^i|^e  Sptai^e  ^ernngit^ung  t>on  Schiern  juforgen;  ^rioatleutt 
ebntngen  tooi,  toonbte  manb«  leJitem  eine  mt^r  ma(^tenni^t{elten@^utftiftungen,unbbteftaifei, 
nffenfii^It^e  Pflege  gu ,  unb  {o  entftanb  bie  juttft  SieSpaftan,  bann  befonberS  gobrian,  ^n- 
t^ilolosie.  Süeje  blühte  befonbeiB  in  9IIe£an>  toninuS  $iu3,  !D7aic  Surel  unb  SHesanber  Se- 
rien, IDO  oad)  bie  Sesifogropfiie  gu  änufe  nai,  Derul,  festen  ^emonagenben  @ele^rten  fefle  @e' 
nb  tn  ^Inttoii^ien,  no  nod^  int  4.  unb  5.  ^a^r'  gältet  auS  unb  fteUten  fie  al&  ^rofeffoten  an. 
nnbttt  n.  S!^r.  unter  StbairiuS  eine  griec^ifd^t  Sliocletian  fisirte  burd^  ein  beeret  bie  Se^altS' 
t^ttomifi^ule  btpanb.  —  Sie  ©^fltten|eiten  bet  begüge,  unb  feine  giat^folger  gingen  auf  biefem 
ngie^unS  bei  ben@Tied^entiiaienber3)tangeIbt§  SQScge  fort,  erliegen  bereits  ^erorbnungen  übet 
lonifinüebcnS,  baS  unter  btm  |;ietärentDefen  [e^r  baS  Seben  unb  bit  Seauffi^tigung  btt  ©tubtnten 
itt  fonrie  btr  Umflonb,  ba|  bie  [Religion  nur  in  unb  \ti}tta  bte  3)au(r  unb  91tt  ber  tut  ben  Staats- 
ienmonitnbien{lunbt^tiltDCifeun|ttllid)en9}Zi){ljen  bienft  erforberlirfien  ©tubttn  feft  (Dgl.  Codex 
«panb,  olfo  auf  bie  ÜJIoraliläl  Don  aactjtViligctn  Theod.  14, 9, 1).  @o  tarn  eS,  bafi  bit  miffenit^aft- 
^flu|lMt.  SRilberSrltmungfrember^pra^en  li^e^ilbung  inlRom  fajit ©emeingut  nutbe,  unb 
laben  fi4  bie  ®rie<i^  nid^t  ab,  unb  obmot)!  fie  bagaui$inbeaenlfemteften$rot)injen,g.S9.@pa' 
u»iiuiftIftnt>tf4etl£uItur,befonbetSb{rägi)ptif(^cn,  nten  unb  ^frifa,  ©tauten  in  ben  ©labten  esifliiten. 
iifi  wttäi^ffiQ  aaxm,  nahmen  fic  bod^  Ipäler  ^IS  ^anbbüi^er beim  ©prot^unterti^t  btenten  bie 
MWi  9(ii8Ianbe  ni^U  tne^r  an.  @oii)  nii^crliülb  Sebii^te  ßotnetS,  SßirgilS,  ^otag',  fpdtet  bie  beS 
MI  natiotmltn  ßtgitbungSntife  ftorb  bic  ©ct)ule  ©tattuä ;  für  ben  t^etorifcben  Untetrid^t  ^atte  man 
ndt  ber  ajintb  beS  DielgertiBten  ^qt^ogotaS  (gtft.  Watetialienfamnilungen,  füt  baS  aUgemetne  ©tu- 
170i).S^.)-  @tetfttebtefittli(^efiäutetungbur(^  bium  Stbrbüiibtr,  j.  ^.  Uon  SnarcianuS  Sapello. 
Bflttfe  unb  aUgtmtin  menfc^liifte  SBilbung,  pflegte  3n  btigantinifi^er  3»t  tnbliii^  rourbt  aud^  ®e- 
ni4  eifrig  ba§  ©tubium  btr  litütbtmatil.  fc&icb't  gelehrt,  unb  e§  entftanbtu  Diele  gompi« 
3)ie9lflmtrbatlenDDrben@riei|enbQ8UotauS,  laltonen  btr  aßeltgejd^ii^te,  ooran  bie  beS  Sutro* 
IW^  fie  bte  etielii^e  Xreue  ber  grauen  überaus  piu3.  Wn  t^eoretifi^en  Searbettem  ber  $iibagogi( 
to4f<^ä^ttn,  baft  bei  i^nen  ORonogamie  ^errfi^te  auS  grtec^tfi^°ri)mtfd[|tT  3tit  finb  gu  nennen :  $Iato 
uib  C^efditibungtn  in  ber  allem  3tit  nid^t  oor>  (De  republica  unb  De  legibus),  9n|lottIe€  (Po- 
tamtn.  9ud^  uar  bit  ©twalt  beS  3)oter8  über  litica)  unb  $Iutard^,  ober  nier  fonft  bet  ^Berfafftt 
btt  fttnbtt  tint  fe^r  gro^e,  jeboc^  leine  unbe-  ber  ©c^rift  De  educatione  puerorum  [ÜEpi  i^at- 
j^ttltdte;  baS  Stid^t,  bie  Neugeborenen  auSgufthen,  Seht]  ift.  Unter  ben  SJömem  fdtrieb  (Soto  Stn- 
nnidie  fiü^geitig  unter  ^atlic^e  9lu{fid|t  gefieUt  foriuS  eine  btrioreit  gegangene  ©$njt  übet  @t' 
BSb  DDR  btr  Suftimmung  ber  ^enfortn  abt|ängtg  gie^ung  mit  antigrie^if^er  3:enbeng.  ßicero  a^mte 
etBu^t-  S)a^er  ^atte  bei  ben  Slömtm  baS  ^>  bit  ©d^riftenpato'S  De  republica  unb  De  legi- 
nilienlcben  einen  ftßen  ^1t,  unb  in  i^m  lag  bcr  bns  na^ ;  ©eneca  (geft.  65  n.  S^r.)  ^at  in  [einen 
Si^nwitRiidt  bet  ßtgtel^ung.  ^a§  ©i^ulniefen  mar  pf)ilofop^fd^en@d)riftenbitIt  feint  ^eobat^tungin 
fd^  bd  btn  €tniSfem  auSgebilbet  gtmeftn  unb  übetSrgieliungSni^tnnitbtrgtlegt.unbClutntilian 
DÖpflongtt  fi^  gleii^  anfangs  nad(|  9tom,  no  baS  (geft.  um  92  n.  ^^r.).  ber  in  9lom  bfftntlic^er 
SoT^btnftin  Don  ©d^ultn  fd^on  für  bit  Sllett  befolbeter  ^rofeffor  btr  Sl^ttorit  unb  fieptet  beS 
Seit  Dnbürgt  ift  (Liv.  3, 44;  5, 27).  Anaben  unb  Steffen  SliomittanS  mar,  fteDte  in  ftincr  ©dgrift 
Stübc^  imitben  gufammtn  im  Sefen,  ©^reiben  Inatitntio  oratoria  aSeS  gufammen,  nas  gur 
nb  ätt^nen  unterti^tet  3n  btn  fpäteren  Reiten  Srgie^ung  tineS  SiebnerS,  fünften  unb  ©taatS* 
Kt  Slepubni  mai^te  ft^  btr  grie^if^e  @in^u|  manntS  uom  @Iementaruntenid^t  on  bis  gur  DoQ- 
idtenb;  bif^  [a^n  bit  aUrümif^  @efinnten  fo  ßönbigen  SuSbilbung  notbiDenbig  mar. 
nflrnt.  baft  fie  im  3.  93  ».ßfir.  [ogar  eine  SSer*  3>ie  3uben  bitUen  febr  borauf,  bagibreßin- 
nämg  bcr  grie^tf^  Sl^etortn  tnuitlten.  9Iuf  ber  in  ber  Steligion  ifnet  3Säler  aufetjogcn  unb  gur 
lit  ZMuei  vmno^ten  fie  jeboi^  i^te  SInficbtcn  Ausübung  beifetben  angebalten  tourben  (3[.  38, 
li^t  jn  behaupten.  3)ei  iBonn  nationaler  91b-  19).  ©cgon  oon  ^RofeS  (ßt- 12, 26f.)  Ratten  bie 


1259 


$äbagogif. 


12eo 


§au§k)öter  bie  ^tttmeifuttg  erl^alten,  ben  JKnbem 
unb  bem  ®  efinbe  bie  Sebeutung  beS  ^aSc^amal^led 
ju  erflören.  Son  Unternd^t  in  ben  eigentli^en 
9ßiffenf(i^aften  aber  mar  (ei  il^nen  foum  bie  Stebe, 
menn  aud^  bie  jf  enntni^  beS  SefenS  unb  @d^ret(en§ 
unter  ben  Suben  ^ur  ß^it  Kl&rifti  in  bemfeffien 
3Ra^e  verbreitet  mar  ttrie  (ei  ben  übrigen  Sultur* 
Dölfem  beS  SUtertl^umS.  3n  ben  @pri(i^tDörtem 
unb  bei  3efud  @irad^  finb  mannigfad^  ^rattifd^ 
(Srfal^rungen,  Selel^rungen  unb  Sfingerjeige,  bie 
(Sr^iel^ung  (etreffenb,  niebergelegt. 

3)ie  erften  Sl^riflen  t)er|ielten  fid^  gegen 
bie  l^eibnifd^e  Silbung  unb  Siteratur  bur^aud 
nid^t  gleid^gültig  ober  gar  feinbUd^,  mie  jumeilen 
behauptet  mirb.  @d^on  bie  reid^Iid^e  Senu^ung 
ber  ))^iIofop]^ifd^en  @d^riften  beS  Sltertl^umS,  bie 
mir  bei  ben  ^[pologeten  unb  ben  fog.  patres  pla- 
tonizantes  finben,  bemeiSt  l^inlänglid^  baS  ©egen» 
tl^eil.  SSon  SlemenS  bem  ^le^anbriner  mirb  bie 
]^eSenif(^e  3Bei§|^eit  als  eine  ^immelSgabe  ge* 
priefen,  meldte  bie  ajlenfd^en  Dor  Sl^riftuS  auf  bie 
Offenbarung  t)orbereitete,  aber  oud^  nad^  ber  Sr* 
fd^einung  S|rifti  neben  ben  §eil§le|ren  nod^  t)er* 
ebeinbe  Sßirfungen  au§flbt,  ^ur  93efröf tigung  ber* 
felben  bient  unb  burd^  bie  @d^ulung  im  Senfen, 
meldte  fte  üerleil^t,  ber  geoffenbarten  SBa^rl^eit 
nü^Iid^  mirb.  ^[el^nlid^e  SuSfiprüd^e  finben  ftd^  bei 
anberen  Jtird^enDötem,  5.  fß.  ®regor  t)on  ^Rajian^, 
^filiuS  unb  SluguftinuS.  @d^mierig!eiten  üer« 
urfad^te  ben  Sl^riften  iebod^  ber  Umftanb,  ba^  bie 
SilbungSmittel  ber  bamaligen  S^xi  Don  l^eibnifd^er 
©efinnung  burd^mel^t  maren,  bie  ©ötterlel^re  barin 
eine  fo  große  StoSe  fpielte  unb  fogar  bie  Organi» 
fation  be§  ©d^ulmefenS  unb  feine  §efte  ben  öffent« 
iiä^tn  Seigrer  öl^nlid^  mie  ben  Beamten  mit  l^eib- 
nifd^em  ®ö|enbienft  in  Serii^rung  brad^ten.  3n 
Setreff  biefeS  ©emiffcnSfcrupelS  gelangte  SertuI» 
lian  (De  idol.  10)  ju  ber  unS  befrembUd^  Hin» 
genben,  für  bie  bamaligen  95er]^ältnif|e  aber  fidler 
rid^tigen  gntfd^eibung,  ber  ßl^rtft  bürfe  bie  i^cib» 
nifd^c  3GBiffcnfd^aft  nid^t  leieren,  meil  er  baburd^ 
genötl^igt  merbe,  al§  anmalt  l^eibnifd^en  SBefenS 
aufzutreten ;  mol^l  aber  bürfe  er  fie  lernen,  ba  ber 
@d^üler  fid^  paffm  üerl^alten  tonne  unb  blo^  JU" 
jul^örcn  braud^e.  §unbert  Saläre  fpäter  mar  man 
über  biefe  Sebenfen  l^inauS  ober  mu^te  ftd^  anberS 
p  l^elfen.  ®enn  jur  3ßit  SulianS  gab  eS  öiele 
d^riftUd^e  Seigrer.  ®iefe  traf  baS  bcfannte  gbict 
3ulian8  (Ep.  42),  meld^cS  ben  Kl^riften  öerbot, 
bie  aSiffcnf^aften  ju  leieren.  ®8  fei,  fagte  ber 
ft aifer,  eine  Snconfequcnj,  bie  ©d^rif ten  ber  alten 
ju  erflören  unb  babei  bie  ©ötter  ju  fd^möl&en. 
®icfe8  Serbot  rief  gro^c  ©ntrüftung  ]^ert)or,  unb 
einige  Kl^riften  fud^ten  fid^  baburd^  ju  l^elfen,  ba^ 
fteSragöbien  mitSugrunblegung  alttcftomentlid^er 
Segebenl&eiten  bieteten,  5.  S.  ^oKinariS,  Sater 
unb  @o]^n.  aOerbingSburf  te  manin3Bert]^f(^ä^ung 
unb  ©ebraud^  ber  ^eibnifd^en  Siteratur  aud^  nid^t 
3u  meit  gelten,  unb  öieron^muS,  ber  in  feinem 
ftlofter  5u  Setl^le^em  ^Ibft  ben  ©d^ullel&rer  mad^te, 
mamte  baöor  (ogl.  b.  3trt.  ßlaffifer).  SBenngleid^ 


alfo  bie  g^riften,  ben  Sorfd^riften  beS  StltenZefta- 
ments  folgenb,  bie  Sugenb  in  ber  Steligion  ttsb 
)ur  ©otteSfurd^t  ei^ogen  unb  nid^t  unterlie|ai, 
aud^  für  beren  miffenfd^aftlid^e  Silbung  )u  focgen, 
f 0  mar  bod^  bie  @d^affung  einer  d^rifßid^  $ffi)a« 
gogif  als  SBiffenf  d^oft  fpäteren  Sa^^^unberten  tm» 
bel^alten.  3)a3U  Ratten  bie  ftird^enkiäter  nod^  teme 
3eit,  unb  e§  finben  ftd^  in  il^ren  @d^ften  nur 

Selegentlid^e  fui^e  Srmöl^nungen  einfd^Iogenber 
fragen;  menn  fie  fpedeUer  auf  Probleme  ba 
$übagogi!  eingel^en,  fo  gefd^e^t  eS  regelmä^ 
nur,  mo  eS  ftd^  um  Sr^iel^ung  t)on  ®eififid^  ober, 
mie  für  ^ieron^muS  (Ep.  128  [ad  Oaudent]  unb 
Ep.  107  [ad  Laet.]),  Don  gottgemei^ten  SN)- 
frauen  l^anbelt.  SBaS  fpecieD  bie  ^ecanbflbnng 
ber  fünftigen  ®eiftlid^en  angelet  ^  ]o  gefd^^  fie 
im  5.  unb  6.  Sal^r^unbert  in  Italien  bnn} 
bie  Pfarrer.  Sie  jmeite  @^obe  Don  Saifon  529 
(can.  1)  führte  biefe  Sinrid^tung  aud^  im  fnb> 
lid^en  Q^allien  ein,  unb  nod^  unter  ftarl  ben 
©ro^en  beftanb  fte.  3n  ben  Stürmen  ber  WIof 
manberung  gingen  bie  SilbungSanftalten  nu^ 
gön^lid^  5U  ©runbe ;  einige  Stefie  erl^ielten  fi^  ^ 
unter  ber  f)errfd^aft  ber  ^erominger.  Sinen9sf* 
fd^mung  der  brad^te  mieber  bie  3^t  ffatffi  beS 
®ro^en,  unbbiefer  trug  perf önlid^  unbburd^fetue 
StegierungSl^anblungen  Diel  ^ur  ^rbemng  ber 
SBiffenfd^aften  bei  3unöd^ft  aalt  tS,  Se^ifcöfie 
in  genügenber  Snja^l  l^erbei^uf d^ffen,  mA  ttcA 
rid^tete  fein  Slugenmert  ^ierfür  auf  bie  itO^, 
@§  lag  an  unb  für  ftd^  nid^t  in  ber  SefKmmnng 
beS  ^Rönd^tl^umg,  bie  SBiffenfd^aften  p  p^ltgoK 
fonbem  e§  bejmedte  Don  ®runb  au§  sunäd^jl  nur 
bie  Erlangung  ber  d^riftlid^en  SoQfommenldät  im 
3Bege  ber  9l§cef e  unb  Sef d^aulid^f eit,  unb  bieg  ijl 
aud^  l^eutjutage  nod^  feine  erfie  unb  me)entlt(tie 
Scftimmung.  2llle8  Rubere  ift  nur  Webenjtoeit 
gleid^Diel  ob  Sdferbau,  Süd^erabf  d^reiben,  Ätonfen« 
Pflege,  SKiffioncn  ober  ©d^uD^alten.  ®arum  iP 
in  ben  ölteften  Siegeln  Don  @tubien  ber  Wnänt 
nod^  feine  Siebe.  @rft  @iaf fiobor  l^atte  fte  auf  bttfeS 
Selb  ber  S^ötigfeit  geti3iefen.  ®regor  ber  ®ro|e 
brandete  Senebictiner  als  SDlifftonäre  bei  bei 
^ngelfad^fen,  unb  bie  balb  in  biefem  Sonbe  ent* 
ftel^enben  fflöfter  gaben  auerfi  ba§  93eifpiel  einer 
nad^l^altigen  Pflege  ber  SBiffenfd^aft,  meld^  in 
gfranfenreid^e  Siad^al^mung  fanb.  93efitmmenb 
aber  mirfte  Siaxi  ber  ®ro^e  auf  bie  Stellung  ein, 
meldte  bie  SJlönd^e  Don  nun  an  gegenüber  ber 
aSBiffenfd^aft  einnehmen.  SefonberSnad^  ber  Unter« 
merfung  ber  Sad^fen  mar  baS  Sebürfiti^  votj 
fie^rem  grog,  unb  Raxl  Derlangte  in  einem  an 
abt  Saugolf  Don  gulba  787  gerid^teten  Sunb- 
fd^rcibcn,  ha^  alle  ÄloftcrDorftel^er  auf  fyxoM' 
bung  Don  Sel^rfröften  bebad^t  fein  folIten(^Ggii6, 
PP.  lat.  XCVIII,  895).  ©eine  ©emü^ungeu 
galten  in  erfter  Sinie  bem  neu  eroberten  So^feu" 
lanbe.  3n  ben  alteren  Steilen  feines  Stei^  tnor 
es  begreiflid^  mit  bem  ©(^ulmefen  meit  beffer  b^ 
ftent.  Sifd^of  Sl^eobulf  Don  Orleans  (gefl  821) 
fonnte  fld^  rühmen,  Dier  l^öl^ere  Sd^ulen  in  feiner 


261 


^öbogogtf. 


1262 


!>Ukefe  )u  befi|en,  unb  fonnte  bie  ^norbttung  er« 
ifftn,  hai  bie  Sanbpf ortet,  luenn  e§  verlangt 
mtht,  bie  ftinbet  im  fief en  unb  ©einreiben  unent« 
eltlk^  IVL  tmtenid^en  l^dtten  (Cap.  ad  preBb}^;. 
.  19. 20,  bei  Migne,  PP.  lat.  CV,  196).  «nber- 
»firtö  beforgten  niebete  SIerifer  baS  ©d^uH^alten 
Bincmar.  Bern.  Capit.  n.  11,  hti  Migne  1.  c. 
IXXV,  779).  91(8  ^öl^ere  SilbungSanftoItcn 
»urben  im  fatolingifd^en  3eitaltet  (erül^mt  unb 
rbeutenb  bie  jnojletfc^ulen  t)on  %ovit^,  9Re|, 
Rurbad^,  @t.  @aDen  unb  gfulba;  baju  fom 
)8nabTud  im  Sod^fenlanbe.  ©egenftönbe  unb 
Retl^obe  blieben  noc^  biefelben  luie  in  fpöttömi« 
fyx  S^it;  Quc^  bie  ftül^eren  ©d^ulbüd^et  h)ut- 
cn  loeittr  gebtaud^t.  9Rit  ben  jllöftem  l^telten 
t  Srrid^tung  unb  Untetl^ialtung  t)on  @d^ulen 
leiii^eti  @(l(|titt  bie  Sononicat-  unb  S)omfttfte. 
tn  ben  Spulen  berfelben  h)utben  nic^t  blo^ 
Iftritonten  bed  geifilid^en  StonbeS,  fonbem  quc| 
Delttid^e  S<l^oIaren  mit  erfteren  gemeinsam  unter« 
i^tet.  Siefe  9Rifd^ung  geiftlid^er  unb  h)eltltd^er 
Btubenten  enoieS  ftd^  iebod^  für  bie  erfteren  niä^t 
Dimer  erfprie^Iid^,  unb  Don  ber3ett8ubh)tgg  beS 
Jfrommen  an  gibt  ftd^  baS  Seftreben  funb,  fie  Don 
inanber  gu  fd^eiben.  3m  ®an}en  geigten  bie 
iaien,  au^  bet  ^ol^e  9bel,  bamals  menig  Sntereffe 
ür  geißige  Silbung,  unb  erft  Don  ber  3^tt  ber 
po^floufen  an  mürbe  aud^  in  bet  Domel^men 
2aien»eU  bie  jtenntni^  beS  fiefenS  unb  @(^rei« 
benS  aflgemein.  S)er  Don  biefet  3^it  ein  auf« 
dli^Knbe  fKinbelSoerfel^r  mad^te  balb  aud^  für  bie 
Sürger  in  ben  ©tobten  ben  @rmerb  Don  @d^ul« 
Fenntniffen  gum  Sebürfni^.  S)a]^er  fingen  allmäUg 
0ieftöbtifd^en9Ragiftrate  an,  neben  ben  fird^Iid^en 
Sd^ulen  communale  in'S  fieben  gu  rufen  ober 
EMS  Sntfielden  Don  ^riDatfd^uIen  gu  begünftigen. 
^efe  ttmren  im  SBefentlid^en  mie  bie  fird^Ii^en 
eingerid^tet  unb  ftanben  unter  ber  Oberaufftd^t  be§ 
i)omf4olafter§.  @ie  maren  entmeber  Sateinfd^ulen 
Dber  bienten  mel^r  praftifd^en  3n)ed(en  unb  l^ie^en 
bann  Sd^reibfd^ulen  ober  Srieffd^ulen.  @o  mürbe 
b^  im  12.  unb  13.  Sal^rl^unbert  bereits  enb« 
gültig  ber  ®runb  gum  mobemen  @d^ulmefen  ge« 
legt.  3uerft  erlangten  i^re  DoHe  9Iu8btlbung  unb 
Organifation  bie  b^d^f^en  fiel^ranftalten,  bie  Uni« 
Derfüöten.  «ISbalb  folgten  bie  aj^ittelfd^ulen.  bie 
[ogen.  Sateinfc^ulen.  S)iefen  !am  ba§  ^ufblüben 
bc8  Humanismus  gu  ftatten,  unb  fte  erlangten  i^re 
ftuSgefialtung  im  16.  3a^rl^unbert  als  |umani« 
|üfd^  ®9mnaften.  SDie  9teaUen  unb  bie  fianbeS« 
Imrod^  "^tttn  an  i^nen  gar  feine  ober  nur  fel^r 
fummerlid^  Pflege.  Sd^ulen  auf  bem  fianbe  maren 
im  SRUtetolter  nur  fporabifd^  Dor^anben,  in  ben 
Stöbten  gab  eS  SioIfSfd^ulen  im  meftlti^en  unb 
fnblid^  SDeutfd^lanb  überall  in  l^inreid^enber  Sin« 
)a(I;  im  Öften  unb  92orben  maren  fie  fpörlid^er 
od»  nnnrben  Domel^mlid^  erft  in  ber  SReformationS« 
[eit  eingerid^tet.  ^breigigiöl^rige  Jhieg  l^emmte 
>ie  toeitere  Sntmiddung  nid^t  nur,  fonbem  gerftörte 
bgar  Diele  ber  Dorbanbenen  Slnftalten,  fo  ba^  in 
)en  Dom  ffriege  ftatfet  ^eimgefud^ten  @egenben 


ber  Siufbau  mieber  Don  Dom  beginnen  mu^te.  3n 
bem  ÜJla^e,  als  bie  9$ol!Sfd^ulen  fid^  meierten, 
mürbe  aud^  bie  gfrage  nad^  Se^rfröften  ftörter,  bie 
9nf  orbemngen  an  fie  größer  unb  eigene  SSilbungS« 
anftalten  für  Sebrer  not^wenbig.  ffiiefem  Sebürf « 
nife  fd^afften  »bbilfe  3o]^.  Sapt.  be  la  ©afle  (1651 
bis  1719),  ber  bie  ©moffmfd^ft  ber  ©ruber  ber 
d^riftUd^en  grcifd^ulen  (f.  b.  »rt.  ©d^ulbrüber) 
grünbete,  unb  3lug.  §erm.  grandte  (1663—1727), 
meld^er,  feit  1692  alS  @eelforger  in  ^aUe  in  ftur« 
fad^fen  angeftellt,  bott  baS  berühmte  ^aUe'fd^e 
SBaifm^auS  errid^tete,  in  meld^em  aucb  Seprer  auS« 
gebilbet  mürben.  %uS  biefen  anfangen  gingen  bie 
^el^rerfeminarim  l^erDor.  S)aS  6nbe  beS  18.  ^a^f 
^unbertS  l^at  ber  Dor^anbenen  Organifation  bann 
als  neues  @lieb  bie  Stealfd^ulen  ^ingugefügt,  nad^« 
bem  bereits  im  17.  S^l^t^unbert  unb  t^eilmeife 
frül^er  f d^on  bie  3Bid^tig!eit  beS  Unterrtd^tS  in  ben 
Stealien  l^erDorgel^oben  mar.  f)ierbet  bebiente  man 
fid^  am  bequemften  ber  SRutterfprad^e,  fo  ba^ 
biefe  beiben  S)inge  gleid^mö^ig  SSerüdfid^tigung 
im  fiel^rplan  erbieltm.  S)ie^  fübrtc  gu  einer  immer 
ftörfem  3urüd^rängung  ber  alten  @prad^en,  l^atte 
aber  anbererfeitS  eine  SBermel^mng  bet  Untetrid^tS- 
föd^et  gut  Sfolge,  meldte  entmeber  Ueberbürbung 
ber  @d^üler  ober  bie  ©efal^r  oberfiäd^ltd^en  Unter« 
rid^tS  mit  ftd^  bringt.  S^^ifd^  biefen  beiben 
liebeln  mirb  in  unferer  3^it  ber  ^uSmeg  gefud^t. 
(Sgl.  im  gingelnm  bie  Srtt.  9Dlittelfd(|ulen,  Uni« 
Derfitöten,  93oHSfd^ulen.) 

III.  Siterarifd^eSSel^anblung.  3ur  tbeo« 
retifd^m  Se^anblung  Don  ^^ragen  ber  d^riftlid^en 
^öbagogtf  gab  ben  erften  Slnftog  bie  fd^mierige 
Aufgabe,  gürftenföl^ne  gu  guten  S^riften  unb  für 
il^ren  fünftigen  93emf  gu  ergiel^en,  unb  l^ier  fte^t 
an  ber  ©pi|e  bie  ©d^rift  einer  fürftlid^en  §rau. 
S)buoba  oberSDobana,  bie®emablinbeS$ergogS 
Seml^arb  Don  ©eptimanien,  Derfa^te  842  für 
ibren  @o]^n  SBilbelm,  ber  am  ^ofe  ffarlS  beS 
jf ablcn  ergogen  mürbe,  ein  ©ebenlSüd^lein,  Liber 
manualis,  Snuabnungen  gum  d^riftlid^  frommen 
unb  moralifd^en  fiebenSmanbel  ent^altenb.  S)m 
DoUftönbigen  %^ii  beS  Liber  manualis  fanb  ber 
ard^ioar  Sonburanb  1885  unb  cbirtc  i^n  1887 
gu  $ariS  (Le  manuel  de  Dhuoda).  UnDoOftön« 
big  ftebt  er  bei  Migne,  PP.  lat.  CVI,  109  sqq. 
92ur  gum  fleinen  ^b^i^  ))öbagogifd^  ift  bie  Don 
SBifd^of  SonaS  Don  Orleans  (f.  b.  3lrt.)  Derfafete 
Scbrift  De  institutione  laicali,  b.  b*  Untermei« 
fung  für  bie  fiaien  (in  8  Süd^em),  meldte  eine 
Sßflid^tenlcl^re  für  fromme  d^riftlicbe  Saien  entl^ölt. 
3m  erften  93ud^e  l^anbeln  einige  Kapitel  über 
ffinbergud^t.  SDie  @d^rift  De  institutione  regia 
beSfelben  SJerfafferS  ift  nid^t  l^ierl^er  gu  red^nen 
(f.  Migne  1.  c.  CVI,  279  sqq.).  SBilbelm  ?5er« 
albus  (f.  b.  ?lrt.) ,  3eitgenoffe  beS  1^1.  3:]^omaS 
Don  Slquin  unb  ebenfalls  ^Dominicaner,  geftorben 
um  1275,  Derfa^te  De  educatione  principum 
LL.  VII,  meldte  oft  irrtbümlid^  bem  bl.  2;bomaS 
gugefd^rieben  mürben  unb  mit  beffen  SBerfen  ge« 
bmdft  fmb  (g.  9.  in  ber  Ausgabe  Don  iBiDäS  als 


1268  $öbagogiI.  1264 

opusc.  37).  2)ie  ©d^rift  mürbe  für  bie  ©egen»  h)o  er  oIS  Sarbinal  ftorb.  @te  i|t  iitf)»rüng|i4 

tt)Qrt  beorbettet  t}on  Sm.  t).ffetteler  (aRoitts  1868)  itolienifd^  obgefo^t  unb  erf^ien  )uerß  )u  mm 

unter  bem  Xitel:  Sie  $fii(i^ten  beS  3lbel§.  (Sine  1588  unter  bem  Xitel  Dell'  educazione  eti- 

@timnte  au3  ben  Xagen  beS  1^1.  £]^oma§  t)on  stiana  dei  figliuoli,  bann  onbenoörtS  in  Siofifli 

Squin.  Sine  SluStoal^l  auS  ben  genannten  @d^if ten  in  Derf d^iebenen  Auflagen  (beutfc^  Don  gf-  X.  Ihni 

unb  nod^  anberen  ift  in'§  3)eutfc^e  überfe^t  t)on  a.  a.  O.).  SBöl^renb  fonft  ber  »umaniSnmS  nk^t 

P.  ®abr.  SKeier,  greiburg  1890  (Sibliot^e!  ber  feiten  aerfefeenb  »irfte  unb  «nfonflSjuir  9fm^ 

taif).  ^öbagogif  IQ).  %x^  9)incentiu§  t)on  93eau«  f d^ö^ung  ber  Sl^eologie  ober  gor  gur  ®Iei4guI% 

DaiS  (f.  b.  3Irt.),  IBorlefer  bei  fiubmig  bem  ^eiligen  feit  gegen  ba§  S^rijtent^um  fül^e,  ifl  er  twn  ben 

unb  feiner  ©ema^Iin  ÜJlargaretl^a,  fotoie  Srjie^er  le^tgenannten  beiben  SRönnem  auf  bem  (BeMde 

il^rer  jhnber,  f (i^rieb  eine  gebaltDoUe  pöbagogif d^e  be§  Unterri(i^tS  unb  ber  @r)ie](|ung  mit  9hi|en  im* 

@(i^rift  beS  XitelS  De  eruditione  . . .  filiorum  vmÜ^ti.  9lud^  bie  ^bl^anblung  beS  ftor^pl^  ber 

regalium  (Basileae  1481  u.  fonft;  beutfd^  t}on  f)umaniften,  beS  SraSmud  oon  StotteAom  ({.b. 

gf.  6.  ©d^Ioffer,  granffurt  a.  ÜR.  1819,  2  %f)k.).  9lrt.),  „Ueber  bie  ®&e"  rul^t  auf  ^rifHu^cr  ®na4- 

Unter  ben  bibactifd^en  @d^riften  beS  9RitteIalter§  läge  unb  ®efinnung  unb  ifl  reid^  an  guten  mb 

ift  bie  bebeutenbfte  bie  be§  ^ugo  t)on  @t.  Siictor  conecten  Statl^f dalägen  über  ftinberei^i^^g;  bie 

(f.  b.  Slrt.) :  L.  7  (resp.  6) :  Eruditionis  didasca-  bibaftifd^en  Schriften  beSfelben  SSerfajferS  bagep 

licae  (Migne  CLXXYI,  759  sqq.),  meldte  nid^t  fmb  meniger  bebeutenb  unb  t^eiluiei^  unp^ 

blog  über  bie  tt)if{enfd^aftlid^en  Stubien  banbelt  ^(^n  fann  f agen,  ba^  jum  Sntftel^  biefer  goiqen 

f onbem  aud^  Xed^nif  unb  ^onbmerfe  berüdtftd^tigt.  ))äbogogifd^en  Siteratur  ber  pofltit)  d^rifUid^  6e$ 

Sie  pdbagogifd^e  Siteraturoer  mittlem  3eit  fd^Iie^t  unb  bie  Sl^eologie  beS  SRittelalterS,  foioie  ber 

fe^r  mürbig  ah  mit  ber  @d^rif t  be§  berül^mten  ^umaniSmud  in  gleid^er  Seife  beigetragen  1^: 

3ob.  @erfon  (geft.  1429;  f.  b.  9rt.)  De  parvulis  erfteren  ift  baS  @ad^lid^e,  Ie|terem  bie  SormP 

trahendis  ad  Christum,  toeld^e  er  nod^  alsffauiler  in  ber  Sorm  unb  ber  r|etorifd^e  ®Ian}  m  banlen. 

t)erf agt  l^at.  ^QeS  i^  auf  bem  fid^m  gfunbamente  beS  if^ 

2)aS  3^italter  ber  Stenaiffance  unb  beS  bn«  lid^en  ®Iauben§  aufgebaut,  unb  oon  $rtnci^ 

monidmuS  brad^te  ))öbagogifd^e  unb  bibaltijd^e  fämpfen  ift  nod^  nid^t§  gu  fpitren. 
Sd^riften  —  meifienS  finb  bie  beiben  @ebiete      3)et  $rote{lanti§mu§  fi^^rte  auf  ))äbagogi{d^ 

nid^t  oon  einanber  getrennt  —  in  großer  SafjÜ  unb  biba!tifd^em@ebietegunöd^f}  feine  Sleuentngen 

beroor.  SefonberS  reger  @if er  l^errfd^te  in  Stalten^  bcrbei;9Ret^obemtbObiectebeSUnterTid^brteSea 

h)o  aud^  ber  f)umani§muS  bie  grö|te  93Iüte  unb  bei  ben  getrennten  &onf effionen  biefelben  ttrie  m 

IBerbreitung  erlangte.  3n  Se^ug  auf  eigentlid^e  ber  @paltung,  inbem  man  auf  bem  Sunbonodt 

Sr^iebung  fmb  biefe  @d^riften  burd^meg  oon  gut  meiterbaute,  hield^edbiefrüberen^abrbunberieunb 

d^riftlid^er  ©eftnnung  unb  frommer  Siid^tung;  aud^  gule^t  bie  ^umaniften  gelegt  b<^tten.  2)a§  tmna' 

nehmen  fie  auf  bie  SluSbilbung  be§  fförperg  ge«  niftijd^e  ©Qmnafmm  erhielt  feine  Organifation 

bübrenbe  Südfjid^t,  um  fo  me^r,  alS  fte  für  bie  auf  fatbolifd^cr  Seite  befonber§burd^  bie  Sefuiten, 

l^öbercn  ©täube  bered^net  flnb.  3n  Sejug  auf  bie  weldie  in  ben  Sauren  1588—1599  i^re  Batio 

gu  ermerbenbe  ©eifteSbilbung  unb  ^iffenfd^aft  studiorum  (abgebr.  in  ben  Mon.  Germ,  paed.  Y 

fennen  Pe  felbftoerftänblid^  feine  anberen  3iele  atö  [1887],  234  sqq.;  ogl.  ib.  3  sqq.  u.  XVI  [1894], 

bie  be§  Humanismus:  claffifd^e  @prad^en,  $biIo*  459  sqq.)  fertigfteHten,  auf  proteftantifd^er  Seite 

fopl^ie  unb  aUenfallS  rbetorif(^e  ^ertigfeit.  Unter  burd^  einzelne  @d^ulmönner^mie2Jro|enborf(U90 

benaablreid^en©d^riftenbiefer2lrtau8beml5.unb  m  1556),  3o^.  ©türm  (1507— 1589)  u.«.  tut 

16.3abrbunbcrt,  toeld&enS.JE.ftung  in  berSiblio-  oon  aReland&tbon  (f.  b.  3lrt.)  1527  für  «urfö*» 

t^cf  berfatb.pb.I,  grcib.1888,34— 73iüngft  aufgearbeitete  ©d^ulorbnung  ift  gong  elementar 

eine  eingebenbe  Sefpre^ung  gemibmet  bat,  fmb  als  unb  für  ben  ®ang  beS  (Sangen  o^ne  SitiP4 

bie  bebeutenbften  beroorjubeben :  S)ie  Sr^iebungS-  Srft  t}erböltnigmö^ig  fpät  mad^ten  ftd^  bie  ^folgen 

lel^re  beS  5Kaffeo  Segio,  ©ecretörS  ber  Sreoen  in  beS  Srud^eS  mit  ber  SSergangenl^it  unb  be«  Ä- 

SRom  (geft.  1458),  totii^tx  neben  SSictorin  üon  falls  oon  ber  fat^olifd^en  ftird^e  auf  bem  (Miete 

gfeltre ,  $rofeffor  ju  5Kantua  (geft.  1446),  unb  ber  ^äbagogif  bemerfbar,  nid^t  gmar  als  ob  bie 

Ouarino  gilelfo  (geft.  1460  ju  genara)  als  ber  Deformation  beS  16.  SabrbunbertS  in  IBejug  auf 

nambaftefte  $öbagoge  ber  bamaligen  S^xt  gilt,  grgiel^ung  unb  Untenid^t  etmaS  toefentßdi  9tattS 

©ie  fübrt  ben  Sitel  De  educatione  liberorum  gefd^affen  bötte  ober  überl^au))t  ](|ätte  fd^ffen  ^« 

libri  VI  unb  ift  aud^  je^t  nod^  eine  nü^Iicbe  unb  neu,  ttjobi  aber,  inbem  ber  burd^  fte  erregte  (Beifiet« 

trofc  einer  gewiff en  ©reite  unb  einer  rbetorifd^en,  mit  f ampf  in  anberer  SBeif e  auf  jeneS  ©ebiet  binnbcr» 

claffifd^en  9teminiScen)en  reid^Iid^  auSgeftatteten  fpielte.  SBöbrenbbiel^umaniJHfd^eStid^tungQnben 

©d^reibart  eine  gang  angenebme  unb  lebneid^e  mittleren  unb  b^^eren  fiebranftalten  beiber  (Son- 

Seetüre.  StuSfübrlid^er  unb  eingebenber,  tbeilmeife  f efftonen  f actifd^  nod^  unbebingt  bie  SQta^ä^  i^ 

ettoaS  weitfd^meiftg  ifl  bie  auf  Anregung  beS  fa^,  würben  bie  erften  ©timmen  gu  (Sunpen  bei 

bl.  Äarl  SonomäuS  oerfafete  grofee  (Srgiel^ungS-  realiftifd^en  Sebnoeife  laut,  unb  als  bie|e  anfitiöeil 

fd&riftbeS©iIt)io3lntoniano  (1540— 1601),  $ro»  ©ebör  unb  ©eltung  gu  erlangen,  traten  in  einem 

f efforS  gu  gfenara,  bann  an  ber  ©apienga  in  Mom,  flttlid^  üerfumpften  Seitalter  bie  ?lnn)älte  bet  tein 


365                                                   ^äbagogif.  1266 

ituraiiftiH^  (rrsie^ung^meife  auf,  tselcfie  mit  ftinbem  ber  (öderen  Stönbe  iinb  i)u  tDcItmänni- 

n  S^nnentbiun  in  unDenc^nlic^m  @egenüfie  i(^  Stlbung  Dor  ^ugen. 

4t.  Suf  einen  DoQftanbigcn  Sni^i  mit  aQem,  m-ye 

@cra^e  in  Nm  dcbrbunbert,  in  rctlAtm  bie  bi§  ba^in  in  S^eorie  und  $ra^S  5^1  $äbagogi? 

tnuxniftiicbeSebnreiie  überall  befolgt  tDurbe,  traten  gegolten  ^ne,  arbeitete  in  bemunter  SSeife  ber 

e  oaur:cecner  dertelben  auf,  xotlän  fie  bamal§  S^mei^er  Saloinift  3ean  3accue§  Äoufieau  ^gen. 

IcrbingS  nai  in  giferiftcn  befämufren,  obne  mit  1778;  f.  b.  Sn.)  ^in.  2a  natfe  feiner  Ännt^t  bie 

T  Scnrafiii^jng  ürer  ^täne  irgcnMsie  @Iüc!  yd  !P2entd^beit  nur  im  ciriliioticn^Iofen  92atur)unanbe 

ibczx.  Srl7§an^Sin:äiur(ge'X.1685)überTe:d:e  glütfli{fi  if:,  ftünfte  unb  £}ifienf4af:en  aber  i^ren 


Xben.  beccr  ne  bie  cl:m  Srrjicben  erlerne;  cud^  «dKn  «oriel  trie möcl:±  yjon,  9catur^unanbe  )urüf> 
&e  fie  in  onbeien  leber.^fr.  Srr^ibcn  imrerrif:«  ^ufii^ren.  3Kan  fyxt  m±:  cuirriuiiio  einincreifen. 


jxta  in  SRöhm  vrX  na±  rttlber^cum  £eb^.  in  iDerben  tnmen,  f:rr  yz  ztz^ivZar.,  :5ne  bcB  man 

jn^czbasi  1  ioT«!»!  gfn:it<r..  erf-rjue  t:e  Sti«  ünen  ri«  (ärlrJbt  r.idi::b'Mir.  iir-ft.  3?:r  aUer. 

girix  öe*  an^ScnniÄnreTrli^if«  ur^  »:e!l:c  ;u  in  ti§  6*:-niiz  r-e5^ß::c*:l  ur:?  rff^n:  3I5^« 

Iefiin3nxtf  1^7  einer.  Ortispicnisv-'rr.^-«^-  "-t^c  ?- *'*^*'-<^-:  'ti^l~t*^'.r  Unrttr.ii  ÜH:*. 

er  günnige  Su^iife«  'r--^.    3r.  der.  ^'{inen  rl2ei::::±  :::±:  nrnrr.t'r:,  rjnre:::!:^!  r.:±:s  cuS* 

;(tnIb!Z(tan  in  ?:e  i^r.^f::»  b'rTr±'!r.:.   ic  :xrJ:iz  cilirr.:  :z't:Z'rL  ?i:d^Süi«r,  i:^<m  ri*. 


;<lmlfni  bc*  2cn:er.  Int:  \z  rif-er^    H-jir.'.  SSel:  jrr  r:i  iSirifer.  frller  rü  fe^et^e: 

jnfhgnt  ^b«enf^l:t::^!r.f::.•T^-::■i::'±^.  2lMTfj  rj§r.:i^r.:  r-zn^:  ':I1  r-ea  3^:::rxn:  Gjeitrjr*' 

Hdactica  mazna  ä^u  oiziirs  crr.ia  cc-c-end:  -iu  zizibtz:  r^r-fr..  ^riimires  u  r,26rr.r  :r. 

xtificinm  ^^e3n±  £*rrrlr  1^72«   rrü-errelq:.  zrvrr±>zrli±'iz  C'-rr.tz  k'1  zrsz  Ic^  3r:ne*M 

tad)  6omenis4  ':I1  ^er  Ur:rrr.±:  r,'^!  rrl:  r-r:  rrT-sin  ur-  zz±'±  rrL-jixr,  xrzizvr.  Urr.  ^zr.fr. 

sDraibcn.  imr^mni:  r^*Sr:l:r:  ^trrr-s:::  ::i  i:rjr  :«:  ?irrT  r.:i:  brzrjtz.    £:16e  J-r-ce 

(enniniBbCTStener~±«r=tr:Tr::§^r«b!r.£:»  lirr»  Jctj^«  •-  :ir.  i-srr-'rijr.  Szl*»  EeiI:* 

itcinifibe  errc&  rirr  -b<r  rl§  linnrf  :=r:-^'-  ci  Cr  iViucanon-  mlf«  17'32  rrf--.r:;  rr^  tr 

loÄ  ge^iilbcL  6js:c±s  'irr-b:  n:±  Srr'e  :»it  vrr.5  =u  tr.  fr-ir*  lzz±  :«er.  c*?^!':  rt^hrrr: 

|$ietitei  eine  Konzt  ^=±:  rrr.  ?5  :c::£ri  i^-sr  r-:>..  über  nii^-er:  z'jl:  Virl-rl  :rrr.tir,i.  3r. 


einer  3«i  fcri-  5c Hr^-:r::^"±«  il^'zz:  Tr.i.  rrrl^rr ;}.  :7':i  eriisr  *:::•  -'iirt  Jt^ttlirir: 
förrer  cbbfcni«^  fc:!ir=:  MI  Snr    tfrz  ;-  irrr.  rrr»-:  :«=:  X-zi.  Äz.-dlrS.*:. 


ei&mg  jum  eirnr:  Xc:fr::  r^  -^:r  ±in  Srz  ;•!=  Sf^-r«*/»::!  r::^  :«=  rifdi-Mlrrir:  feirrrr^r. 
Exadat'De  finst::;^:::  ^^  ^^  -\'  zä  r:  r-^  :c  Jyrz  r.i:t:t  nf  :--•  .^il  z^  r:r!r:>6»r.  rr 
«zuKintzen  S:e£er  rzs  :•!:: £«^7^  r-.lx-rrfK   :v.  i.rr:':ll:Trr=.r  rc  i!^:czcz*  zzZ  Sizl* 


-  3o^  £c<?e  «Z!^  :7-:4:  •   !.  i::.     :r  :•!=   1^    ^.liirrxr^irr:  :r  ilr:  Äri:»?rr  :r^  *i:  r-». 


S^^rih  be§  it:ei4  .<?f^i:r:?!=  i:»?::  :-2  Jrtv.tir:   :«»r::::  :•:  ^.i  :-!•»:  rr  zr.i^rrr'^"  ^t§  wj^rrwr. 
«ftinber*,  a:±-i  ±=  rrci  i-n  —  >;:  C^»:»   ztcrzr.  :•:-  ?3Ärt  ^~  i^l  =*  :v.  Qs^niliJr.: 


(tilgte  ber  ^fcMrrrf  ^Jxn  ti-     5.:t.  >•:  :^  ^-r.vilT.rr  ':  ü'TZiK:  -.• :-?:  -It  rr  :<r  l^r.l 

kralniB  fi«  ci:r=  Srrr±ir:  iL:  c  -rr-iTl.  r:u  :t:  i'»jr:iTr'.:  v.ui'Vrz.  =••■::•!=.   ftrr:.  r.:r  :: 

}nni|öf:H&.  015  ^le  St-TiTiii».  'lu.»  r'.rr  !::'-*:rTin  '«»li^  ict  l»»:r  :ir-!«r.  i':rrr:rrr  zx'jt^.  "  r.*',*r'.f: 

ab  moglir^  rä2£  3te2l-.£r.  i^tctir::;:  £—.:-!  :-»  .^itr  :•!=:  Ä-rirrrcil'fe  5^:4  :-t--'.:*.r    :v- 

Ri^  briscc  £t»  €r;:i~:r  ':i  rniu  r:.:  C'^^brr:  n.: 'ii"^iil;^.r.  '  :.Ä.rr:  .••:.:»•'  irl':: 

te  (mf  Sbterr:^  ie*  ä—h::^  :h  :.:.ir  ^üt  .  ~  &!'!i-».^a  rr  '.-.»  Ji'^.i-zr.:  :•?!  *'!'^*;'  :-  t.±-. 

böttHimg  b<röjrirr<  •i-rs:  lLr-i:T:rri?!T -:1  p  v.»:.»t  tir  rr»:: -:■::: »t  ?r-.  :   •.•»r^ttiirr^T' 

Bim  fidj  mit  ietrc:  .^t;!-.:  r:±:  nr-r^ir:.    X»»;:  i-iir:;:-»  itrr.r-.»:  -r.  =•:":•:»:.•.  '1  ''t.'.\'>-t  '.t 

^miA  fflII  ceni±c£:  si:  br  :t:  ?rT-.'ii:r.:  ::*  r^  'r.T.rr  ;>-:•». "»rrir.-.irr  f.:-r ».  :.'■:  ;i!iKT. 

^  QBI  axf?  =  ±  :ir  ^:.— .L-rSfirt  ."iiTr:  •;=  r:«^.::.-^.i  •ttzo«:  :-::-' r^s  J'-rr--.-.  :c:r: 

fiten.  Cr  te=h*Ä=l  2=  M  ^m'icT.:'  :.:t  M-Tirr  M^t  ::s  :7::?T-i  ■r.v-.Z'ys  \z,  'ainz^-'::.^ 


1267                                                  ^äbagogil.  1268 

finb,  merbett  l^ier  nur  au§  ber  beutfd^en  Siteratur  unb  beS  Uttterrid^tö,  Sfrei6.1877, 10.XufL1893; 

bte  iDt^tigßen  genannt.  9.  Stbdl  Sel^rbuc^  ber  ©efd^.  ber  $dbagv  SRais} 

a.  Sion  fatl^oltfd^en  SSerfaffem:  1876.  @peciaUen  (el^nbeln  bie  SOtonogco))^ 

Sfran}  Sfriebr.  SBil^elm  ÜRorta  t).  prftenberg  Don  @ped^t  ®efd^td^te  beS  Untern^tStoefeiid  in 

(1729—1810^  ateformotor  beS  gefammten@(i^ul-  S)eutfd^lQnb^  ©tuttgort  1885;  3)enif[e,  (Bef^u^ 

mefenS  beS  gfürftbist]^.  9Runfter)^  «mtl.  Sd^riften^  ber  Unit^erntöten  im  SRittelalter  I,  Serfitt  1885; 

IBertd^te,  93erorbnungen  u.  f.  m.  feit  1776,  barunter  0. 2)ent  m\äj,  beS  gaUo-frönfifd^  Untern^ 

eine  t|eoretif(i^e  «b^anblung  über  ben  IBoßSunter"  u.  SSilbungSmefenS,  ÜJlain)  1892.  gfurMnitt^ 

rid^t,  herausgegeben  t)on  3.  (&]i^,  gfi^eiburg  1891  pbagogi!  beacJ^tenStoertl^  tft  Sad^fe,  (Befd^ü^ 

(»ibliot^ef  ber  !at^.  $äbag.  IV,  263  ff.);  Slegib.  u.  I^eorie  ber  ©raiel^ungSprafen,  2.  «ufL ^^äxA. 

3aiS  (ge^.  1822),  2)a§  SBid^Hgfte  für  gltem,  Sr-  1894.  —  9Ite  unb  feüene  Sd^riften  über  Pia- 

jiel^er  u.  ^tuffel^er  ber  3ugenb,  ©aljb.  1784  u.  ö.;  gogif  finb  leidet  jugänglid^  gemad^t  binni^  bte  ixc^ 

2)erf.,  SBalter  unb  ©ertraub,  ebb.  1809;  Seml^.  bien{h)ol(en92euau^abenberfelbeninber^8ttlio* 

Oüerberg,  Slntoeifungen  ^u  einem  ^medEmö^igen  tl^ef  ber!at]^.$öbag.''t)on3ft.3t.ihtn)(Sfreiintg, 

Sd^ulunterrid^t  für  bie  Sd^ullel^rer  im  Öo^ftift  ^erber)  unb  ber  t)on  @anfen,  fteUer  vab  €dM 

9Rün{!er,  SRünfter  1793;  ÜJlid^.  93iert]^afer,  Sie-  oeranftolteten  „@ommIung  ber  bebeutenbflen  |!fib. 

mente  ber  $äbagogtf  u.  SRetl^obil,  @al}b.  1791  @d^riften  av&  alter  unb  neuer  Seit"  (^cMotn, 

(neu  ^erau§g.  Don  ®\&dl  in  ber  SSibliotl^.  b.  fatl^.  @d^öning]^),  teeld^e  aud^  ^ur  Orientirung  nonot- 

pbagogif  VI  [1893],  25  ff.);  S)erf.,  (Seift  ber  lid^  auf  bem  ©ebiete  fat]^olifd^-))äbagogifd^£ite- 

@otrati!,  ebb.  1793;  ^ol^.  9Rid^.  @ailer  (gefl  ratur  teefentlid^  beitrogen.  Ser  kDiffoifd^ftlül^ 

1832),  ^unbert  92ummem  für  (Srjiel^er  in  gfa-  gforfd^ung  unentbel^rlid^  ftnb  bie  Moniimenti 

milien,  9Ründ^en  1798;  2)erf.,  Ueber  ßrate^ung  Oerm.  paedag.  (Berlin,  feit  1886.) 

f.  erjie^er,  ebb.  1 807,  5. 9lufl.  1 830 ;  SSincenj  6.  b.  SSon  proteftantifd^en  SSerfaff em : 

ÜJlilbe  (Sfürftbifd^of  Don  SBien,  geft.  1853),  Sel^r-  3m.  Üani  über  $öbagogif,  l^erauSg.  Don  Stin!, 

bud^  ber  aHg.  Srsiel^ungSfunbe,  SBien  1811  bis  Königsberg  1803;  ^eftalog^fd  fammtlic^Sbrle, 

1818,  2a3be.;  S)emeter,  SSoDftänb. ^anbbud^ }ur  @tuttg.  1819— 1826, 15a3be.;btefeIben]ierauSg. 

Silbung  angel^enber  ©d^uUel^rer,  anain)1821;  oon  ©e^ffartl^,  Sranbenburg  1869  {f.,  9  9be.; 

S)erf.,  ©runbfö^e  ber  Sr^iel^ung  unb  beS  Unter*  2)engel,  Einleitung  in  bie  Srjiel^ungS-  unb  Iktet^ 

rid^t§,  5.  2lufl.,  ebb.  1880;  ^of).  ^opt  ^ergen-  rid^tSlel^re,  ©tuttg.  1820,  3.  «ufl.  1825, 326Ie.; 

rötl^er  (geft.  1835) ,  Si^ie^ungSIel^re  im  ©eifle  ^erbart,  Umriffe  ))äbag.  93orIefungen,  ®5ttuip 

beS  ei^riftent^.,  2.  9(ufl.  ©uljbad^  1830;  @.  3SL  1835;  f)erbartS  ))öbagog.  ©d^nften,  feparatDon 

®urfd^,  ®ie  9leIigion8tt)iffen|d^aft,  ©fingen  1830  O.  SBiDmann,  fieipjig  1873,  2  Sbe.;  etrümpdt 

bis  1832,  3Sbe.;  ®erf.,  S)a3  SSerl^ältnife  ber  ®ie  pbagogi!  ber  ^^ilofop^en  ffant,  gidjte  nnb 

©d^ule  jur  Äird^e  u.  &aat,  Ulm  1833;  ®erf.,  §erbart,Siraunfd^tt)eigl843;  S)erf.,  grgi^n^ 

^äbagogif,  ober  SBiffenfd^aft  b.  d^riftl.  ©i^icl^ung,  jragen,  fieipaig  1869 ;  ffierf.,  ^fpd^olog.  pbog., 

Tübingen  1851 ;  aimbroS  ©topf,  grjiel^ungSIe^re,  fieipaig  1880;  ß^r.  ^almer,  (Süang.  ^äbagogif, 

3nnSbrudf  1832;  3of.  Saaber,  grsie^ungS-  unb  ©tuttgart  1852,  4.  9lup.  1869  (eng^er^ig  con- 

Untcrrid^tSmet^obe,  «ugSb.  1 837, 2  %f)U. ;  [9lno.  f effloneH) ;  Siüer,  Sie  SRegierung  b.  ffinber,  £«». 

n^muS,]  ®ie  grjie^ung  im  ©elfte  bcS  ß^riftent^.,  1857 ;  ®erf.,  ©runblegung  ^ur  2ebre  üom  er« 

SRegcnSburg  1839;  SKatt^.  Sel^eter,  erjielungS.  aiel^enben  Unterrid^t,  Seips.  1865,  2.3lufll884; 

u.  Untcrrid^tSlel^re  nad^  fatb.  ©runbföten,  Sngol-  St.  93.  ©tog  ($rof ejf or  in  3ena),  enc^flop. ...  ber 

ftabt  1846;  8.  flenner.  93olfSfd^uIfunbe,  gffen  ^Säbag.,  fieipa.  1861,  2.2(ufL1878;  gr-gtöbd, 

1855;  Sil.  ftarl  Db^cr,  Se^rbud^  ber  grjiel^ung  (äJefammeItepäbag.@d^riften,lberauSg.t)on  Sauge, 

u.  bcS  Unterrid^tS,  SKaina  1861, 10.  «ufl.  1884 ;  Serlin  1862  ff.,  2  Sbe. ;  §.  flem,  ®runbri&  ber 

«.  ©tödtl,  Sebrb.  ber  ^öbagogif,  SRaina  1873,  $obag.,  »erl.  1873,  4.  3lufl.  1887;  3^.  884 

2.  «ufl.  1880;  ^(ban  ©tola,  ßraiel^ungStunft,  Mgemeine  $äbag.,  2.  9lufl.  93raunfd&ö).  1875; 

greiburg  1873,  5.  3(ufl.  1891;  ®erf.,  ®ie  üor-  93ogel,©9ftematifd^e6nc9no})äbieber^äbaöoaa, 

nel^mfte  flunft  (flalcnber  für  3eit  unb  (Smigfeü),  ©otl^a  (gifcnad^)  1881 ;  ©d^iDer,  ^nbbudj  ber 

ebb.  1881;  Meter,  ®ie  SSoIfSf d^ule ,  3.  Supi.  bramfd^enpbagogif,  fieipaig  1886;  ©d^tunotni 

greiburg  1881 ;  fte^rein,  ^anbb.  ber  graiel^ung  fiel^rbud^  ber  ^Jäbag.,  8.  3lufl.  §annooer  1887 

unb  beS  Unterrid^tS,  ^aberborn  1876,  7.  9lufl.  bis  1889,  2  Sl^Ie.,  unb  nid^t  au  öergejjen  bi£ 

1890  öon  flcfler  u.  SBranbenburger ;  Otto  aBifl.  „Silüte  aller  päb.  ©d^riften" :  giembranbt  oßfc 

mann,  ©ibaftif  als  S3ilbungSlebre,  Sraunfd^meig  iitf^zt  (anonymer  93erf.  Sl^eob.  gritfd^,  9leboctettr 

1882  u.  1889,  2  Sl&Ic.,  l^öd^ft  »iffenfd^af tlid^ ;  ber  ®cutfd^=fociaIcn  Silätter),  fieipa.  1890  (erWte 

e.  flrieg,  Sel^rb.  ber  pbag.,  ^abcrbom  1893;  in  4  3al&ren  47  2lup.);  ©d^mib,  (SnaßopM 

SolfuS  unb  $fifter,  SReal«®nc9clo))äbie  beS  @r»  gefammten  ©raiebungS«  unb  UnterridJtStteieitf, 

aiel^ungS-  unb  Unterrid^tSmefenS  nad^  fatl^.  $rin-  ®otba  1859—1878,  11  93be.;  2.  «uflage  ebb. 

ctpien,  5maina  1863  ff.,  2.  »ufl.  1872  ff.,  4  Sbe.  1876  ff.;  ©anber,  ficjifon  ber  pbag.,  2.  «ujL 

3)ie®efd^id^teberpbagogifbcbanbeIn:S.flenner,  SreSlau  1889.  3)ie  gef d^id^tlid^e  entwidttung  be- 

©fiaaen  u.  Silber  auS  ber  graiel&ungSgefd^id^te  I,  b^nbeln :  ft.  t).  SRaumer,  ©efd^id^te  ber  pbagogit 

gjfen  1862;  S)erf.,  fluide  ®efd^.  ber  ©raiebung  üomaBieberaufbIü^enclaff.©tubienbi8aufim|ert 


«9  <)iäp{tli(^t  SotiMflo 

:tt,  ©Üttrtli*  IMÖff.,  S.aup.  1878 ff..  4 »bt. ; 

ec^mibt,  ®tW^U  ber  ^äbag.,  ffätlien  1860, 
«uB-  1874  ff.,  4  iöbe. ;  gürgen  93ona  SDleQer, 
itbriii^i  b.  &T.  päbngog.  iSi^nfttn,  Sangtnfaija 
185 ;  ^Qulftn,  ®tf(^.  bcs  ^tltijtitm  Untetri4t3 

^eutfdiltmb,  ßeipj.  !S85;  ©i^iller,  Se^ituÄi 
t  OMcii-  btr^äb.,  Seipj.  1887.     [ft.fltantt.] 

'^äpfinifir  ^onfllloriett,  '.  ISonfipritn. 

'^äpäti^t  i^nabtftMtft,  \.  @nobnt6ritfe  u. 
racuia  vivoe  vocis. 

^dpan^t  ^flititri,  f.eurit  m,  1255  ff.; 

Biiälf irf adn ;  flau jleita Jen, 

■^äfmae  ^tien,  i.  ^rcficnlcfien  VH,  599  f. 

"WÄitflnale  ■Kefftipir,  f.  ^tejcriplc. 

^äpflifti^t  2*imt>(i(iteiflcn,  f.  Literae  en- 
rdicae. 

9<9Pfl4(  7MKilfli>tt,  f.  SSirttation. 

'gfagf  ^V»  iiwi  onßtfelient  Äir{^en!iiftorifer, 
erfoff«  unb  ^amigtbtx  tinre  !fflerfeS,  meld^efl 
^  an  bit  Xnnolnt  bee  IRFai  Soioniue  anfd|[ie|t. 
gn.  biefflbrn  MKflrt  unb  bmc^tist.  1.  Snton 
aai  O.  S.  Fr.  toat  }u  Stogne  in  ber  (ßroDenct 
t  3.  1624  geboren.  Sia^  S^oStnbung  feiner 
lUofop^ifc^  unb  t^eologifc^en  @tubten  Oerfa^ 
rttiigt  S"t  Tu^mliii^  bcS  ^rtbiglamt.  23te 
Tbenflprofefe  legte  er  1641  ju  ffltleS  üb  unb  er» 
arti  fid^  burc6  feine  Solenle  unb  Sugenben  fc^r 
IIb  ein  foIc^B  SBertrauen  im  Orben,  bafe  man 
m  bie  oonte^mlien  Semter  übertrug  unb  i1)n 
ennal  )unt  SßroDinjial  befteUte.  ©eine  Süßeren 
kft^ftt  hielten  ibn  jebo^  nii^t  ob,  feinen  2ieb- 
ngSfhibien,  bn  Äirii^engejc^icbte  unb  66fi>"o- 
gie,  mit  oKem  €ifer  fid^  biiJi'S'^'^-  3)amal^ 
ta  gnabe  für  folc^e  ©tubten  eine  befonbere  Ser- 
ilaf^ng  bun$  baS  @rfi$einen  ber  ^ßagbebuiger 
enturien  (f.  b.  9Irt.)  gegeben.  SaroniuS  (f.  b.  91rt.) 
ntrrjoQ  fi<^  bc(anntli<^  ber  Stufgabe,  bie  in  ben 
enturien  mi^  ^anbelle  gefc^i<f)tli<^e  SBofirl^eit  mie* 
T  in  i^r  S^ed^t  einjufet^en.  SlOein  feine  Arbeit 
e^  in  man^n^unttenjumünf^en  übrig.  Sle^^ 
lib  untenuilim  eS  Slnton  $agi,  bie  Sei^ngen 
:S  SBaroniuS  Tritifd^  ju  ergänzen.  @r  joll  an 
iefem  Sßerte  30  ^aixt  geoibeitet  baben  unb  be- 
izte babei  bie  5BorarIieifen  b(S  SßetQDiuä.  3n 
inen  Jöerid^tigmigen  folgt  ei  bem  SBaroniuS  Safer 
it  3a^r  bis  jum  Safere  1198,  mit  roetd^em  Sa- 
wiuS  abf^Iiefet.  SBon  biefcr  Critica  hjetorico- 
teologica  in  uniyersos  annales  eccleBJasti- 
«  em.  et  rev.  Caesaris  Card.  Barouii  erfdfeien 
r  erfte  SBönb  ju  5pariS  1689,  bie  hrci  anberen 
tnbe,  btforgt  bui^  ^ranj  Sßagi  (f.  u.  2),  ju  Snl- 
rpen  (tigentlti^  @ntf)  1705  unb  in  neuer  tduS' 
it  ebenbafetbft  1727.  fotnit  jufammen  mit  ben 
nalen  beä  SBaroniuS  (f.  o.  1 ,  2041 ).  «pogi  ftort  gu 
t  mn  5.3um  1699  (1695?).  6r  inirb  alä  ein  bei 
vm  tiefen  SSJiffen  fanfler  unb  gemäßigter  IHonn 
mfterifirt,  fo  baß  feiner  ffriiit  afle  Oerlefenbe 
^rfe  ft^lt;  frcili^  lonn  aucfe  fein  SSed  nid^t 
t  allen  ärrtbütnem  frei(ie!)>rD^en  tnerben  (Dgl. 
irter,  ffomencl.  lit.  II,  2.  ed.,  Oeniponte 
»3,  5O0).  «u^r  ber  Critica  t)erfa|te  ^agi 


^agiiino. 


1270 


aodf  bie  Diseertatio  hypatica  aeu  de  consnli- 

buB  caeeareis,  Lugduni  1682 ;  eine  Stb^anblung 
De  die  et  anno  mortis  S.  Martini,  ep.  Turo- 
nenelB ;  gab  nodb  ungebruttte  $rebigten  be€  fei.  Sin* 
toniuS  (lateinifcfe)  fetrauB  ($u9lDignon  1685)  unb 
f(5ritb  einige  fiii^ere  Sluffäje  jur  SBertfeeibigung 
[einet  piflsertatio  hypatica  (f.  Nonv.  biogr.  g6a. 
XXXIX,  47  b.;  bort  unb  bei  Hurtor  I.o.jugleidj 
weitere  OueÜenangaben  über  Sßagi).  —  2.  grang 
5[jQgi  0. 8.  Fr.,  ber  9IeffebeS  Sßorgenannlen  unb 
^erouSgebei  begn).  ^erbefferer  uon  Beffen  Critioa, 
toar  geboren  1654  gu  Sambefc  in  ber  Ißrooence.  @r 
betrieb  feine  @lubien  bei  benOratorianem  ju  Xou' 
Ion  unb  mar  f^on  mit  21  Saferen  $rofe{for  ber 
$feUofopfeie.  ^la^bem  er  im  g^ranci&canerorben 
meferete  Sferenämter  befleibet  Ifeatte,  ftarb  er  gu 
®enl  im  3.  1721.  ein  felbpänbigeS  Sffierl  «r- 
faßte  er  unter  bem  lilel  Breviarium  hietorico- 
chronologico-criticum  illuetriora  po&tificum 
rom.  geeta  . . .  complectens,  Äntverpiae  1717 
ad  1727,  4  tom.  feaSfelbe  gefet  bi8  gum  Safere 
1447,  mürbe  aber  Don  einem  Sitffen  be8  ^rari] 
Sßagi,  bem  iüngern  Snton  ^Jagi  O,  S.  Fr., 
burdfe  gioti  meiteie  iSänbe  (ibid.  1748—1753) 
fartgefe^t.  (Sgl.  Hurter,  NomencL  lit.  1.  c. 
1147  aq.)  [Mj.] 

^Aflttino,  @  a  n  t  e  §  (Sanctea  ober  Xantee 
Pagninuß),  O.Pr.,  feiner  3eil  einer  ber  geleferte- 
flen  flenner  ber  (lebräifcfeen  ©pracfee  unb  ber  rab' 
binifcfeen  Citeratur,  »urbe  geboren  um  1470  gu 
Succa.  2Jiit  16  Saferen  trat  et  in  ben  Orben  ber 
©ominicaner  im  fliofter  ^iefoli,  mo  unter  Slnberen 
©oDonaroIa  (f.b.91rt.)[ein Setter  mar.  ®urcfe  gleiß 
unb  feemorragenbe  @ele^rfam(eit  gog  er  ftbon  feier 
bie  aufmet(fam(eit  beS  SarbinalS  Safe,  be'  5Rebici 
auf  ficfe;  nacfebem  biefer  qI3  Seo  X.  ben  päp^lirfeen 
Stufet  beftiegen  featte,  berief  er  $agnino  ua^  91om 
an  bie  bon  ifem  neu  erriifetete  Sd^ule  für  Dtienta- 
Ii[d)e  @)iradfeen.  Stadfe  £eo'§  Xoh  (1521)  oerließ 
^agnino  91om  unb  begleitete  ben  SarbinoTlcgaten 
nacb  Slcignon ;  er  blieb  obet  nur  brei  Safere  bort 
unb  ließ  fufe  feierauf  ftönbig  in  Sijon  nieber.  Um 
biete  ©tabt  mocfele  et  fitfe  in  me^irfai^er  aöeife 
Derbient,  j.  S.  burcfe  ®rünbung  eineS  ^»ofliitaB 
für  SpeftTronle;  nomentlii^  aber  feat  fein  firtti- 
licfeer  6ifer  unb  feine  glönjenbe  Serebfamteit  auö) 
boS  Einbringen  ber  iRefnrmation  in  SQon  oerfeütet. 
Sie  ©lobt  geigte  fif^i  bantbar  burdd  93ErIeibun0 
heS  (bomalS  mit  Dielen  ^rinilegien  oerbunbenen) 
SSürgenecfeteS ;  ^agnino  ftarb  ben  24.  auguft 
1541  (nod^  anbeten  am  11,  augufl  1536)  unb 
nmrbf  in  ber  ftird^e  feines  OrbenS  in  flgon  be= 
graben.  —  5IK  ©(^riftfteller  feat  er  pcfe  eine  blei' 
benbe  ©teile  in  ber  ®efcfetii|te  ber  fee&räifdien 
©pra^hinbe  fomie  ber  SBibelüberfe^ung  unb  f^H' 
gefe  errungen.  Sie  bal^in  ge^örenben  iBeiEe  finb: 
1 ,  Veteris  etNovilnstnimenti  nova  tranalatio, 
Don  ber  im  9lrt.  Söibelüberfe^ungen  11,  738  be« 
!Jlä^em  Diebe  mar.  Sq§  ^auptftrebtn  ^agnino'S 
mar,  ben  Originaltext  in  jeber  ^egiefeung  mQg^ 
lidfeft  treu  miebeiijugeben.  Sm  (Saugen  ^t  ttbi^ 


I  'VI 


«l^ainn. 


Uli  ituili  i\u\\\\\    iiuh  Irtiu'  \Mvlidt  uuvb  bcitl)oU> 


I  Nl)iut)>lnt  w^k  ihr  t^<\\\\  und) 
luiiiU'  Afi'uun  V  \l^.  ^JMiylini. 
\U  .u^Uvu ,  btf  tiiMMinidic  «rdinl* 
UiibttiiMi  Dill  bn  H  K\t\«\ut  UMi  bollc 'muiiito 
V\\W\  \\\Vi\\u\\\\\\\\\  \\<\\\\\\  V<\\ui)u^\\\y\  \\\  bcr 
'H((  u(  iMUii  o«lkhouiMU  poiilir«Mnu  Hobraoorum 

i  m 

.      l*       1«*    tiV    I       »\V     ■    »•  »^■'  «     '-^      **      *•*     »-^     w«.  »«.  ^«a.   »• 

,     ,»V.       \       *   '       ».\     •  «w  »•^■*>'  ^'    ^      *S*-'S*V^**    «.  •»• 
•  ,^  «\  %>  \     »■•■*■■      %    <»  •«>  •  •<    •«  ■•••I     •  » '•»»  •  %s  •  •  ■»   • 

\v    .       k  »■■■         V*%.--'    ^"ivJ^"'   •'^■"  ?^     .     V    %■     . 


4    ^    x"  ^  c 


*  V  4"    ,0  a- 


A^  *,%' 


;..V-dt.* 


»  V» 


iiitrüduotionis  ad  sacras  literas  liber  i 
.Mirrft  lh)on  1528;  eine  bermeneutif^^  « 
ivorin  nanientlid)  ba§  Sropifdie  bf$  bi 
£tilc<^  onifnbriid)  erörtert  unb  bun^  SBeit: 
IituKrt  ift.  i(>Krber  grbön  au6  Isasoge  ad 
008  sacr.  soript.  sensus  in  IS  $:i:ite 
]  i:»4iU,   ^U*  ju  rKit£^f^e^^  x::?  iSc  5 

3*:bcV  u\:4  ?:i  r.ii:  c::*  ijiliui««-  xU 

•  •••4      «^  «      —•%   '••    k*%      ^^  «...«     '^•^•sta     ^^Amm 


\.       *» 


V*.il?s 


>'     .".1    iCr  .u     ■■  "  r-.'     T"L^.         ^  _    ~     — . 


^  •• 


»  . .  .'*^    *• . 


:s 


.*%, 


nV 


■         ■  • 

*  >        -.■.*■ 


c^ 


■H  ^ 


;.      '*:-*•.    i«.        '^ 


•*..  . 


'C*.    .     ..i 


«  -• 


>    ^. 


»■, 


V 


N.      '^  >»  ^ 


>Cs. 


$aIacto§  —  $aIäoIogu§. 


1274 


EBorteS  ®otted  liegt ,  toirft  auf  bie  @eele, 
)  mit  Drrfd^iebenem  Srfolge,  jje  nad^  ben  (e* 
oben  äußeren  Umftönben.  @inb  nun  leitete 
>n  (Sott  geteöl^It,  ba^  burd^  bie  Sln^örung 
Sorted  SotteS  eine  Stleu^tung  beS  9$er« 
es  eintritt,  fo  folgt  ber  SBille  biejec  @rleud^> 
not^toenbig  unb  bie  Setel^rung  tritt  als  eine 
erleud^teten  9Renfd^n  notl^menbig  geh)oIIte 
-  9Re]^  als  $aion  l^oben  feine  @d^üler  biefe 
n  audgeUlbet  unb  oert^eibigt  aber  au4  $aion 

UKir  f^on  fräl^jeitig  pelagianiftrenber  ^n- 
t  befähigt  morben.  SSßenn  aud^  eine  9uf* 

erregenbe  $rebigt  toeld^e  er  1665  Dor  ber 
mjiQlf^be  )u  Siniou  gel^alten  l^atte,  il^m 
botiemb  fd^obete,  fo  nxir  fte  bod^  ber  Slnfang 
ter  9iet^  t)on  Eingriffen  ouf  il^n  unb  gu  39?a^* 
t  gegen  ongel^enbe  $rebiger,  meldte  im  ^tx» 
)xiioni{trenber Stnftd^ten  ftanben.  ^rooinjial* 
«n  befaßten  fid^  l(|äuftger  mit  berlingelegen» 
unb  eine  Spnobe  ju  ^otterbam  (1686)  oer« 
ben  ^ajoniSmuS  gerabeju  al§  $elagianiSmu3. 
jgKni))tgegner  $aion§  ift  3urieu  (f.  b.  9rt.) 
tfim,  als  fd^rfftnnigfter  Siert^eibiger  ber 
c  )ur  fatl^olifd^en  ffir^e  übergetretene  3faal 
n  (f.  b.  9lrt.).  3urieu  fd^rieb  feinen  Trait^ 
i  nature  et  de  la  gr&ce  ou  du  concours 
iral  de  la  providence  et  du  concours 
Icolier  de  la  gr&ce  efficace  contre  les 
relles  hypoth^ses  de  Msr.  Pajon  et  de 
disciples,  Utrecht  1687,  roorauf  !ßa))in 
119m)  ontmortete  in  ben  Essais  de  thöologie 
la  providence  et  la  grftce,  oü  Ton  täche 
allerer  Msr.  Jurieu  de  toutes  difficult^s, 
irdame  1687.  ^afon  felbft  l^atte  feine  %n« 
n  nur  münblid^  oerbreitet;  jmei  gebrudfte 
iften  Don  il^m  be^iel^en  ftd^  auf  anbete  ©egen» 
« (Examen  du  livre,  qui  porte  pour  titre 
uges  legitimes  contre  les  Calvinistes  [Don 
le],  Orleans  1673,  unb  Remarques  sur 
irtissement  pastoral  [beS  !atl^.  SleruS  Dom 
682],  Amsterdam  1685).  SWel^rere  ©ö^ne 
nS  traten  fpöter  jur  latl^olifd^en  ffird^e  jurüdf. 
.  BfrtinS]  ^ifl.  Sejicon  s.  v. ;  SReal-gnc^fl. 
rrotcfL  Il^eol.  XI,  2.  3lufl.,  161  ff.,  ttjo  aud^ 
tt  fiiteratur  gegeben  ift.)  [%  6ffcr.] 

^$Udos,  1.  ÜJlid^ael  be,  angefel^ener  unb 
atiger  S^otoge  auS  ©ranaba,  leierte  5U  @ala» 
CQ,  toor  fpöter  canonicus  magistralis  5U 
t  bann  p  Siubab  Sleal  n)o  er  in  ber  SoU 
itfitd^e  bie  l(|eilige  @d^rift  erflörte.  6r  ftarb  5U 
K^.  Sein  bogmatif  d^ed  ^auptnier!  finb  bie  Dis- 
lüones  theologicae  in  4  libros  sentent., 
■mtic.  1574-1577,  3  voU.  ^Äel^nlid^  Wie 
*ff.b.«rt.)^lt  ernad^bem  l^l^lnfelmbafür, 
(h]äed2)afein  au§  fid^  erfennbar  fei,  nid^t 

an  unb  für  fid^,  fonbem  aud^  für  bie  2Ken« 
Ifreetius  senserunt,  qui,  Deum  esse,  non 
^  per  86  dixerunt  notum,  quin  et  quoad 
t  q.  5  jgraecnrs.  in  1  libr.  sent.).  %uf  ba§ 
te  ber  SRoral  erfhedfte  fid^  feine  Praxis  theo- 
nide  contractibus  et  restitutionibus,  Sal- 


mant.  1585;  t)on  ejegetifd^en  3Ber(en  »erfaßte  er : 
erflärungen  ^u  3faia8,  jum  ^ebröerbrief,  §um 
Soangelium  unb  gu  ben  Briefen  beS  ^l.  3o^anne§ 
unb,  »ie  fein  SBruber  (f.  u,  2),  einen  ßommentar 
5U  ben  fleinen  $rop]^eten. 

2.  $aul  be  (be  ©alajar),  ber  ©ruber  beS 
SSorgenannten ,  toar  geboren  5U  @ranaba  unb 
rourbe  fiebrer  ber  ^eiligen  @^rift  ju  Soimbra.  @r 
brad^te  ben  größten  %^vl  feines  Sebend  in  Sßortu« 
gal  }u,  ftanb  im  Stufe  großer  Xugenb  unb  ©e» 
lel^rfamfeit  unb  oeröffentlid^te  mehrere  gefd^ä^te 
©d^riftcommentore,  fo  über  SRattl^äuS  (goimbra 
1564) ;  5u  ben  jtoölf  fleinen  ipro^eten  (1581);  jum 
SccleftafticuS  (1584),  bie  alle  mel^rere  Auflagen  er» 
lebten.  ©einXoberfolgteim3.1582.  OBgl.Nic. 
Antonius,  Bibl.  Hisp.  nova  11,  ed.  Matriti 
1788,  143;  Hurter,  Nomencl.  Kt.  I,  2.  ed., 
Oenip.  1892,  44  sq.  et  85).       [O.  gjfülf  S.  J.] 

9ttCiibiti0,  f.  äacob  oon  Xeramo. 

9ttfiio(ogii$,  3acob,  Slnl^önger  berproteflan- 
tifd^en  9ieuerungen,  ftammte  auS  ber  befonnten 
gried^ifd^en  ^errfd^erfamilie  ber  $alöologen.  Sr 
h)ar  um  1 520  auf  ber  3nf el  ©fiod  geboren,  manberte 
aber  gleid^  Dielen  feiner  Seitgenoffen  nad^  Stalten 
au§  unb  mad^te  bort  feine  ©tubien.  93alb  j[ebod^  be« 
fannte  er  ftd^  öffentlid^  }u  lutl^rifd^en  Seigren  unb 
ging,  um  ber  SSerantmortung  oor  ber  Snquifttion 
auSjumeid^en ,  nad^  2)eutfd^lanb.  6r  fd^lug  fid^ 
fpöter  5u  ben  Unitariem  unb  tt)urbe  enblid^  1569 
SRector  ju  ftlaufenburg  in  ©iebenbürgen.  Slflein 
fein  unrul^iger  ff  opf  brad^te  i^n  mit  9<iufluS  ©ocin 
in  @egenfa|,  bemt  3acob  $alöologud  oertrat  ibm 
gegenüber  mit  anberen  Unitariem  bie  Seigre,  bafe 
Sl^rifto  eine  göttlid^e  äJerebrung  aud^  nid^t  einmal 
in  bem  Sinne  jufomme,  mie  bie  meiften  ©oci= 
nianer  fic  il^m  erweifcn  mollten.  ©ocin  fprad) 
aQen  Slnl^ängem  fold^er  Seigren  gerabeju  ba§  [Red^t 
ab,  ftd^  Sl^riften  ^u  nennen,  gegen  $alöologu§ 
inSbefonbere  fd^rieb  er  einen  meitläufigen  Iractat 
(abgebrudft  in  ber  Bibl.  fratrum  Polen.  I,  2, 
Irenopoli  1656  fFausti  Socin.  Sen.  Opp.  omnia 
II],  1  sqq.).  Sei  einem  Slufentl^alt  in  SKäl^ren 
mürbe  $aläologu§  Don  feinem  ©d^idCfale  ereilt. 
®er  ffaifer  9Ra|imilian  11.  lieg  il^n  als  einen  üon 
ber  römifd^en  3nquifition  Verfolgten  ergreifen  unb 
nad^  9tom  bringen,  mo  baS  Urtl^eil  tt)a|rfd^einlid} 
an  i^m  am  22.  ÜJlör)  1585  DoQjogen  mürbe. 
3ebod^  ftimmen  bie  92ad^rid^ten  nid^t  oöllig  über» 
ein,  inbem  aud^  berid^tet  mirb,  $aläologu§  \)aht 
juerft  im  $[ngeftd^t  be§  ©d^eiterl^aufenS  Sßiberruf 
geleiflet,  fei  bann  begnabigt  unb  erft  bei  einem 
fpätem  JRüdffall  in  bie  ffeferei  oerbrannt  morben. 
Sine  ^meite  93erfton  lögt  il^n  überhaupt  nid^tbin« 
gerid^tet  merben;  er  bobe  Dielme^r  nad^  feinem 
SBiberruf  im  ©efängnig  mel^rere  fromme  unb  ge- 
leierte SBerle  Derfagt.  Ob  enblid^  $aläologu§  in 
ben  ®ominicancrorben  eingetreten  ober  bemfelben 
fci^on  oor  feinem  ^IbfaH  angehört  batte,  mug  eben« 
faUS  bal^ingefteUt  bleiben.  iBon  feinen  ©Triften 
mirb  am  b^ufigfien  genannt  De  magistratu 
politico,  Losci  1573.  OBgl.  Moreri,  Dict.  s.  v. 


1275 


$alöftina. 


1276 


Jacques  Palöologue ;  Quetif-Echard,  Scripti 

0.  Pr.  n,  a40  sq. ;  firf^  u.  ©ruber,  aUgcmcine 
gncQfl.,  ©cction  III,  s.  v. ;  Nouv.  Biogr.  gen. 
XXXIX,  75;  Hanka,  J.  Palaeologus  i  pa- 
mätnik  Matousi  Kolinu  z  Choterina,  Praze 
1845.)  [21.  effcr.] 

9aUfHtta  f^ei^t  mit  [einem  fpätem,  aUge« 
mein  üblid^en  9iamen  bag  ben  2^raeliten  t)on 
©Ott  Derbei^ene  unb  übergebene  fianb.  @S  mürbe 
ndmlid^  ber  9iame  beS  fübmeftlid^  Don  bem  iSrae- 
M\i^tn  ©ebiete  an  ber  9Reere3!üfte  gelegenen 
SonbeS  ber  Sßl^ilifter,  Peleschet  (nw^B)  (aff^r. 
Palaschtu,  ög^pt.  Puluschta),  Don  ben  ©ried^en 
unb  SRömem  au^  auf  baS  Don  ben  SSroeliten  be» 
fe^te  bergige  Sinuenlonb  bis  5um  Sorbon  unter 
bem  5RQmen  ^oläftina  (^  noXaiartvT)  Süpta),  unb 
am  6nbe  beS  3.  Sal^r^unbertS  auf  baS  tranSiorba« 
nifd^e  ©ebiet  übertragen,  ©eitbem  ift  biefe  Se« 
^eid^nung  bei  ben  Sl^riften  fomie  bei  ben  fpöteren 
3uben  (^rno^B)  unb  ben  Slrabem  gebröud&Iid^  ge- 
worben. 2)er  öltefte  femitifd^e  92ame  beS  cisjiorba- 
nifd^en  ©ebtete§  Don  ^aläftina,  ber  fid^  bei  l^ebräi» 
fd&en  »utoren  finbet  (©en.  13,  12.  gj.  16,  35. 
9Jum.  33,  51),  ift  „ganaan"  (f.  b.  Srt.),  wäl^. 
renb  t>a^  tranSjorbanif(i^e  ©ebiet  afö  ^Sanb  ©a« 
laab"  (f.  b.  2lrt.)  bejei(i^net  »urbe  (9lum.  32, 
26).  9lad^  ber  Sinmanberung  ber  gfamilie  2lbra« 
l^amS  finbet  ftd^  ber  nur  Don  t&uSlänbem  ge» 
ixaixi^it  SRame  „Sanb  ber  Hebräer"  (©en.  40, 
15);  Don  ben  S^raeliten  felbft  tourbe  e§  „Sanb 
38raeI8"  genannt  (SRid^t.  19, 29.  1  ©am.  13, 19. 
SKatt^.  2,  20);  feierlid^e  tbeolratifd&e  »eaeid^- 
nungen  maren:  „2anb  3e|oDa'8  (Dgl  ScD.  25, 23. 
3f.  8,  8.  3cr.  2,  7);  ,,Sanb  be§  ^erm"  (Df. 
9,  3);  ,,f)eilige8  Sanb"  (3ad^.  2,  12.  2  SRad^. 

1,  7)  unb  „baS  gelobte,  b.  b-  Derl^ei^ene  Sanb" 
(tyj  t^c  iirar/eXfac,  §ebr.  11,  9).  9luf  ben  af« 
f^rifd^en  Snfd^riften  mirb  Kanaan  cinfri^Iiefelid^ 
beS  SanbeS  ber  ^bi^iftcr  mit  Mar-tu  (SBeftlanb) 
unb  Mat-acharri  (^interlanb)  be^eid^net. 

I.  SRatürlic^e  Serbältniffe^aläftina^S. 
—  1.  ©eograpl^ifd^e  Sage;  ©renken; 
©rb^e.  ^alöftina  in  bem  Umfang  ber  l^euti« 
gen  SSe^eid^nung  be§  SanbeS  liegt  jmifd^en  30<> 
50'  unb  33«  10'  nörbl.  93r.  unb  att)if(^cn  34«  30' 
unb  36«  32'  öftl.S.  Don®reenwid&.  @eine9tu§beb» 
nung  Don  @üben  nad^  92orben  betrögt  ca.  31  geo» 
grajjl^ifd^e  TOeilen,  Don  StBeften  nad^  Dften  ca.  20 
geograp^ifd^e  Steilen ;  ber  gfläd^engel^alt  beS  m\U 
Jorbanifd^en  ©ebiete§  ca.  350  Duabratmeilen 
(19270  qkm),  beS  oftiorbanifd^en  ©cbieteS  ca. 
180  duabratmeilen  (9900  qkm),  ber  ganjegiä» 
d^enraum  ca.  530  Duabratmeilen  (29000  qkm), 
tttoa  gleid^  ber  ©rö^e  beS  Jfönigreid^S  Belgien. 
93on  bicfem  Umfang  ift  ju  unterf^eiben  ber  Um« 
fang  be§  Staatsgebietes,  mie  eS  in  ben  einzelnen 
$erioben  ber  ©efd^id^tc  beS  iSraelitifd^en  SSoIfeS, 
fei  eS  infolge  Don  groberung  ober  mit  SRüdfftd^t 
auf  bie  politifd^e  SRad^tfteUung  gegenüber  ben92ad^« 
barDölfem,  fid^  gebilbet  f^aüt.  SRad^  ben  ©eftim« 
mungen,  meldte  ber  ©efefegeber  (5Rum.  34, 2—12; 


Dgl.  32,  38—42.  3of.  13,  15—31)  inS  % 
gefaxt,  maren  bie  ©renken  beS  SanbeS:  imSc^ 
baS  mittellänbifd^e  9Reer  mit  feinem  nur  loenige 
©tunben  breiten  ÄüftenftridJ  (ojn  ^;ih  ©0^.2, 6. 
"K  bei  3f.  20,  6;  23,  2.  6.  gj.  27,  7);  bie 
9lorbgren}e  ging  Dom  9Ritielmeer  ndrbli^  im 
©ibon  über  Ümatl^  bis  S^a^ox  gnan;  bie  öjUi^e 
®ren)e  50g  fid^  Don  ^a^ax  gnon  (villa  £nu) 
an  ben  @ee  ©enefaretl^,  fobann  Iftngd  beS  äoiboB 
bis  an  bie  ©übfpi^e  bed  ©algmeeted,  Don  ba  ii 
meftlid^er  Shd^tung  bis  jur  SUtnbung  beS  So^ 
aeg^ptenS  (ie^t  SBabi  e(-9rifd^);  hcA  o^oiba- 
nif^e  ©ebiet  erftredCte  fid^  nörblid^  bis  an  ben 
^ermon,  öftüd^  bis  jum  Orte  St^a  0SML  8, 10), 
Don  ba,  unter  ^uSfd^lu^  Don  Stabbat^Snnm 
füblid^  bis  an  ben  ^ug  «mon  (3)euL  8,  8). 
Slnbere  ©renjbeftimmungen  ftnb:  „Don  bem  Sergt 

§0laf  (pVhn  nn,  LXX:  öpoc  XeXxöt  T.,  ÄoXaxL 

f.  D.  a.  jfa^ler  9erg),  ber  ftd^  erlebt  bei  @eir 
bis  93aal  ©ab  im  Xl^ole  Sibanon  unter  bem  Serge 
f)ermon"  (3of.  11,  17;  12,  7);  „Don  S)an  Mfi 
SBerjabee''  (Siid^t.  20, 1.  1  ©am.  3,  20;  2600. 
3, 10;  17, 11);  femer  „Dongmot^biS  }um9a4 
SegQptenS"  (3  Hbn,  8,  65).  «nbere  ©reiqic- 
ftimmungen  (©en.  15, 18):  „DomStromSc^M)' 
tenS  bis  an  ben  großen  gflu^  [gupl^rat]" ;  fermt: 
„3d^  toerbe  beine  ©ren^e  fe^en  Dom  rotl^  Siteer 
bis  )um  ajleer  ber  ^l^ilifter  unb  Don  ber  SBiipe 
bis  5um  ©trom  gu))]^rat"  (gs.  28, 31),  finb  pof 
p^etifd^  ju  faffen  unb  l^aben  fid^  nur  unter  SatA 
unb  ©alomon  als  Segeid^nung  für  bie  Srenie 
ber  ))olitifd^en  SRad^tftellung  utü>  ber  0(a^^ 
berfelben  über  bie  benad^barten  Surften  DertDirf* 
lid^t  (2  ©am.  8,  6.  2  $or.  8,  3.  4. 17).  Sei 
^aläfHna,  meld^eS  ben  füblid^ften  3^  beS  \^' 
fd^en  SanbeS  auSmad^t,  fpringt  bie  oSfeitig  ab* 
gefd^loffene  Sage  in^S  t&uge.  3m  9torben  Don 
mittlem  ©Qrien  burd^  ben  Sibatun  unb  iQtmm, 
im  Often  unb  ©üben  burd^  bie  f^rifd^  tmb 
peträifd^*arabifd^e  SBüfte,  im  äBeflen  tanl^  boS 
ajleer  mit  feiner  ablenfenben  ftüftenfirJhmmg  m 
bem  unmittelbaren  gontact  mit  92ad^ban)ölläs 
getrennt,  bema^rt  eS  bod{|  anbererfeitS  eine  centrale 
Sage  an  ber  einzigen  ©teile  ber  grbe,  an  loel^er 
bie  gontinente  ber  9lten  9Belt  fid^  am  näc^fto 
berül^ren,  inmitten  ber  grb^ten  gidturDölIer  beS 
^Itert^umS.  gS  erfüllte  ^d^  baS  3Bort  beS^: 
„S)aS  ift  Serufalem,  mitten  unter  bie  Reiben  ^ 
id^  eS  gefegt  unb  ringSumber  Sauber''  (g).  5, 5). 
—  2.  SeDölferung.  ©id^ere  Sohlen  über  bie 
©efammtbeDölfemng  beS  iSraelitifc^cn  SBoM  in 
^alöftina  in  bm  Derfd^iebenm  $erioben  feiner 
©efd^id^te  laffen  ftd^  nid^t  angeben,  ^e  3^1^ 
beS  iBolfeS  im  beginn  unb  am  ©d^lu^  ber  tBäPen* 
manbemng,  meldte  600  000  maffmfd^ige  Stünaer 
ergab,  lögt  auf  eine  ©efammtsal^I  Don  2Vt  ^B^ 
lionen  fdjlie^en.  3nt  Siamp]  gegen  bie  Smole« 
fiter  brad^te  ©aul  ein  ^eer  Don  210000  Vtcm 
Sfu^Dol!  auf,  moDon  10000  auS  3uba  (1  €an. 
15,  4).  2)ie  im  Sluftrage  3)aDtbS  Don  3oob 
Dorgenommene  3öl^^n9  (2  ©am.  24 ,  9)  ergd 


277 


$oIö{lina. 


1278 


iOOOOO  9Rann  in  3§roeI,  begit).  500000  in 
htbo.  Ungenau  unb  Derfci^neben  erfd^eint  bte  9n« 
obe  2  ^r.  17, 14—18,  »enn  bem  ftönig  3o- 
ip^ot  Don  3uba  ein  $eet  t)on  1 160  000  SDlann 
nget^ilt  mirb,  mol^renb  bte  3a^I  ber  ftreitboren 
Rönner  unter  feinem  IBorfa^ren  ^fa  auf  580  000 
2  $Qr.  14,  8)  gefd^lt  mürbe.  Unter  Sugrunbe« 
rgung  ber  @^|ung  unter  jfönig  SoDtb  bfirfte 
ie  Set)öIferungd§a^I  bur(i^f d^nittlid^  auf  ca.  4  TlxU 
i>nen  Deranfd^Iagt  toerben.  @ine  auf  Sefel^I  be§ 
faifcrd  92ero  unter  SeftiuS  bef  ol^Iene  SSoIfS^ö^lung 
uf  (Srunb  ber  am  ^§d^afeft  in  Serufalent  ge« 
ommenen  Cpfemtal^Iseiten  lie^  auf  mel^r  al§ 
700  000  aRönner  im  Sanbe  f t^üe^en  (Jos.  Bell. 
ad.  6y  9,  3).  iBon  bem  }ur  3^t  beS  iubifd^en 
hrieged  bid^t  (eDöIferlen  ©alilöa  rü^mt  ^.  3o» 
rp^ud  (Vita  45;  Bell.  Jud.  3, 3, 2),  ogne  3tt)ei- 
el  übertrieben,  ba|  eS  204  ©emetnben,  jebe  mit 
ic^t  loentger  als  15  000  @eelen ,  gesöl^It  l^abe ; 
atnaä^  toürbe  ftd^  für  @alilöa  eine  $et)öllerung§- 
Q^I  \>on  3  060  000  ergeben.  2)ie  fpötere  btd^te 
Seoölferung  bed  fianbeS  mirb  inbeffen  aud^  t)on 
Dio  (Eaffiud  (Hist.  69,  14)  beftätigt,  nad^  totU 
\9tm  ber  gfelb^en  bed  JfaiferS  ^abrian,  3uliu§ 
SeoeruS,  50  ber  l^iauptfäd^Iid^ften  93urgen  unb 
)85  Sieden  ber  Suben  gerftörte.  —  3.  @eo» 
irap^ifd^er  Sau  be§  SanbeS.  ißalä« 
tina  erhält  fein  eigentl^ümltd^ed  ©epröge  burd^ 
«n  ^aut)tflu6,  ben  3orban  (f.  b.  2(rt.).  ®ie  ®e- 
»reffion  beS  3orbant(aIed  mit  ben  breiten,  niebri« 
\ta  Ufergelönben  unb  ben  Don  i^m  gefpeisten 
Sem  (@ee  9Rerom,  ©enefaretl^  unb  tobtet  Weer, 
.  b.  «rtt.  TOeer  VIU,  1176  ff.  unb  (Senefaret^) 
^t  bad  Sanbgebtet  in  ^toei  oon  92orb  nad^ 
3äb  geftredte  ^ölften,  in  ba§  meftUd^e  (ci§« 
orbanifd^)  33erg-  unb  ^ügellanb  unb  baS  'ö\U 
id^  (tronSiorbonifd^e)  ^od^Ianb.  S)ie  niebere 
Hifie  ber  loeftlid^en  ^älfte  bilbet  oon  ^^ruS  an 
riS  nad^  ^egQpten  einen  gerablinigen,  f aft  bud^ten- 
ofen  &aum  oon  oerfd^iebener  IBreite,  jmifd^en 
tipaa  unb  Scco  burd^  baS  SSorgebirge  9{a§  en« 
RafUro  (bie  f og.  t^rif d^e  Seiter ;  Scala  Tyrionun) 
nb  füblid^  oon  ber  Sud^t  oon  ^cco  burd^  ben 
SnSIöufer  be3  ®ebirge8  @iarmel  unterbrod^en. 
Sod  JKfienlanb  ift  füblid^  oom  G^armel  eine  2, 
m  anberen  Stellen  5 — 8  ©tunben  breite  Sief» 
!bene  mit  öbem,  fanbigem  SDünengürtel,  l^inter 
oelc^em  ftd^  nbrblid^  t)on  ^oppt  bie  Sbene  @aron 
1.  b.  9rt)  unb  ffiblid^  oon  3op))e  bie  ))^iliftöifd^e 
Ititjienebene  ©epl^ela  (planities;  3of.  11,  16. 
3er.  32, 44 ;  33,  13.  1  SJlad^.  12, 88)  ausbreitet 
imb  bud^tenortig  in  baS  im  Often  fid^  anfd^Iie^enbc 
^ugel'  unb  93erglanb  einfd^neibet.  ^inter  bem 
tiefen  ffüflenlanb  erl^ebt  fid^  ein  fel^r  unregelmäßig 
mb  mannigfaltig  geftalteteS  f)o4lanb ,  ba§  ft(| 
iIS  eine  Stenge  einzelner,  oon  unjöl^Iigen  S^älem 
getrennter  Sergrüdfen  unb  beroonagenber  Stupptn 
)ar{tellt  Sl^arafteriflifd^  ift  bie  Stiftung  ber  oon 
ta  9Bafferf4eibe  be§  £anbeS  auSge^enben  %erg« 
ige  unb  X^Ier,  meldte  im  allgemeinen  eine  oft» 
K^i^K  ^V^'  toeflöfllid^  Stid^tung  nel^men.  — 


3m  Slnfd^Iuß  an  ben  Sibanon  unb  oon  bemfelben 
burd^  baS  Ouertl^al  bed  Sl-SitafluffeS  (fog.  Seon» 
M)  gefc^ieben,  ergebt  fid^  baS  SSerglanb  oon  ©a* 
lilöa,  im  @äben  oon  einer  tiefen  dinfenfung,  ber 
ffüftenebene  oon  ^cco  unb  ber  großen  bis  jur 
3orbanSaue  reid^enben  Tiefebene  oon  SSbrelon 
ober  3es^QeI  (f.  b.  9Irt.)  umföumt,  über  meldte  ber 
33erg  Xf^aiot  mie  eine  ^od^marte  em))orragt. 
@üblid^  oon  ber  Sbene  Sejrael  beginnt  baS  in  ber 
l^eiligen  @d^rift  als  @ebirge  Sp^raim  (3of.  1 7, 15 ; 
19, 50 ;  20, 7.  JRid^t.  7, 24 ;  17, 1.  3  Äön.  4, 8) 
unb  ©ebirge  3SraeI  (3of.  11,  16. 21)  bejeid&nete 
IBerglanb  oon  @amaria,  burd^  ben  langgefhedften 
Sergrüdfen  beS  Sarmel  unb  ben  ©ebirgSflodf  beS 
©elboe  oom  galiläifd^en  Sanbe  gefd^ieben.  iBon 
©innöa  Qe^t  2)f  d^enin),  meld^eS  alS  bie  SingangS« 
Pforte  oon  ©aliläa  nad^  @amaria  be^eid^net  tott" 
ben  fann,  f^eigt  baS  famaritifd^e  SJerglanb  aS* 
mölig  5U  einer  burd^fd^nittlid^en  ^öl^e  oon  600  m 
an ;  baSfelbe  entbehrt  ber  ^lateauS ;  bie  gegen  Oft 
unb  SBefi  fid^  abfenlenben  Sl^äler  merben  in  ber 
9Ritte  beSSanbeS  oon  Ouertl^ölem  burd^fd^nitten, 
burd^  mli}z  feit  öltefter  3^it  bie  ^auptftra^e  beS 
SanbeS  f ül^rt.  Sbenen  finben  ftd^  in  @amaria  nur 
menige  unb  oon  geringer  ^uSbel^nung;  bie  be- 
beutenbften  fmb:  bie  Sbene  bei  2)ot]^ain  (3nb. 
4,  5 ;  ^eutptage  @a^el  Slrrabel^),  fübmeftlid^  Oon 
©innöa;  bie  fumpfige  Sl^almulbe  (l^eutgutage 
ÜRerbfd^  el*©^arra!),  an  toeld^er  Setl^ulia  lag; 
bie  bei  @id^em  am  gfu^e  beS  ©ari^im  gelegene 
Sbene  (l^eut^utage  el«9Rad^na),  an  bie  ftd^  gegen 
9}orboften  bie  ßbene  oon  @alem  ober  @alim 
(©en.  33,  18)  anfc^Iie^t.  ®aS  gleid^artig  ftd^ 
fortfe^enbe  jubäifd^e  Serglanb,  beffen  Äem  baS 
©ebirge  3uba  (3of.  11, 21.  2  ^ar.  27, 4)  bilbet, 
toeld^eS  oon  92orb  gegen  @üb  ^u  burd^fd^ittlid^er 

tö^e  oon  750 — 900  m  anfteigt,  trägt  me^r  ben 
^arafter  einer  fd^malen  ^od^flöd^e,  bie  fid^  ndrb« 
Ud^  oon  3erufalem  ermeitemb  über  Setl^Iel^em  bis 
Hebron  erflredft.  ©egen  SBefien  fällt  baS  ©ebirge 
mit  ben  oom  Slficfen  beS  ©ebirgeS  auSgel^enben 
^ügeüetten,  »eld^e  oon  oielfad^  oer^meigten  tiefen 
SBabiS  burd^jogen  finb,  gegen  bie  JKiftenebcne  ah, 
mäl^renb  ftd^  ber  ^bfaÜ  beS  ©ebirgeS  gum  tobten 
SKeere  in  terraffenförmigen,  oon  engen  ©d^luc^ten 
burd^brod^enen  Stufen  ooUjiel^t  unb  mit  l^ol^en 
fteilen  ^bftürjen  am  Ufenanb  beS  tobten  SKecreS 
enbigt.  3m  @üben  ge^t  baS  jubäifd^e  ©ebirge  in 
baS  92egeb  (@üblanb ;  terra  australis;  ©en.  13, 
1.  3;  20,  1;  24,  62.  3of.  15,  19)  über,  weld^eS 
baS  SJlittelglieb  gmifd^en  $alöftina  unb  ber  großen 
SBüftc  $5flran  in  ber  fmaitifd^en  ^albinfel  bilbet. 
—  ®aS  Dftiorbanlanb,  baS  fid^  oom  §ermon 
bis  jum  ßbomitergebirge  erftredft  unb  auS  bem 
3orbant]^aI  tt)ic  eine  einförmige,  oon  SDßabiS 
burd^brod^ene,  600—900  m  Isolde  SQJanb  empor« 
fteigt,  trägt  ben  6^ara!ter  einer  gleichförmigen 
^o^ebene,  über  welche  nur  »enige  ^ügeljüge  unb 
Serge  merflid^  l^eroorragen.  3n  ber  ^eiligen 
Sd^rift  mirb  baS  Oftiorbanlanb  alS  ^baS  fianb 
©alaab''   im  meitem  @inne  bejeul^et  (S)ettt. 


1279 


^aläflitta. 


1280 


34, 1.  4  «ön.  10,  33  u.  a.).  SEBic  bie  |)aupt- 
maffe  be§  fiibanon  unb  SlntilibanuS  befielt  ba§ 
paldfHnifd^e  @ebirge  bieffeitS  unb  ienjeitS  beS 
SorbanS  an^  bem  l^öl^Ienreici^en  ifalfftein  ber 
^eibef ormatton ;  nur  im  nörblic^en  S^eil,  am 
obem  3orbanlQuf,  (ei  @afeb,  um  ben  @ee  t)on 
Liberias,  fobann  inSbefonberS  im  Oftjorbanlonb 
treten  neben  ber  Jheibef ormation  üulfanifd^e  (Sxup» 
ttt)ma{fen,  Safalte  unb  SoDen  auf,  meldte  in  bem 
Don  eriofd^enen  Siußonen  unb  Sot)Qftrömen  burd^- 
{e^ten  @ebiet  be§  f)aurQn  unb  in  ber  ganjen  Um> 
gebung  be§  @ebirg3ftode§9lIfabamuS  (jie|t2)fd^ebel 
eb*2)rü2)  f aft  auS jd^lie^Iid^  l^errf d^en.  §n  ber  l^ei* 
ligen  @(^rift  mirb  baS  idraelitij^e  ©ebiet  bie§« 
feitS  beS  SorbanS  im  allgemeinen  (3of.  12,  8 ; 
10, 40)  als  ©ebirge  (-in),  giieberung  (nVc«?),  ab- 
hänge (f^^"»peO,  SBüfte  ober  Srift  ("»ai«)  unb 
©üblanb  (ai.3)  bejeid^net.  3m  Sefonbem  »erben 
ermöl^nt:  ba§  Serglanb  t)on  @aliläa  unter  ber 
»eaeit^nung  ©ebirge  Dlep^t^ali  (3of.  20,  7): 
ber  am  nörblid^en  @aum  ber  Sbene  Segrael  fidp 
erl^ebenbe  Sl^abor  (3of.  19,  22);  boS  ©ebirge 
ßarmel  (8  flön.  18,  19),  gerül^mt  megen  feiner 
grud^tbarf  eit  (a.  S.  3f .  35, 2) ;  baS  ©ebirge  ®  elboe 
(f.  b.  ?lrt. ;  1  ©am.  28, 4) ;  ba§  ©ebirge  epl^raim, 
aud^  ©ebirge  3Srael  genannt  (3of.  11/  16.  21; 
17, 15),  meld^eS  ben  großem  Sl^eil  beS  ©ebirgeS 
Don  @amaria  umfaßte;  innerhalb  bed  SanbeS 
©amaria  bie  Serge  Cbal  (SRid^t.  9,  7)  unb  ©a- 
riaim  (3of.  8,  33);  baS  ©ebirge  3uba  (3of. 
11,  21),  beffen  füblid^fter  I^eil  aud^  ©ebirge  ber 
9lmoriter  (S)eut.  1,  7.  19)  genannt  tt)irb;  ber 
gegen  ba§  tobte  9Jleer  au  gemenbete  Xl^eil  beS  falzten 
felftgen  ^latcau§  »irb  al§  SBüfte  3uba  (ögl.  3of. 
15,  61)  beaeid^net,  öon  toeld^er  al§  einaelne  ©e» 
biete  bie  SBüfte  3:^ecue  (2  $ar.  20,  20),  bie 
SBüfte  gngabbi  (1  ©am.  24, 1),  bie  SBüfte  ÜRaon 
(1  ©am.  23,  24)  unb  SBüfte  S¥i  unterfd^ieben 
werben.  95efonber8  l^ertorragenbe  Serge  auf  ber 
iuböifd^en  ^od^ebene  finb  ber  Delberg  (3öd^. 

14,  4.  9H)g.  1, 12  u.  a.);  im  5Rorbtt)eften  öon 
Serufalem  ber  95erg  3ltht)  ©ammil,  im  SJltttel» 
alter  Mons  Gaudii  genannt;  im  ©üboften  Don 
3erufalem  bei  Sl^ecue  ber  93erg  §erobium  mit  bem 
öon  t)erobe§  b.  ®r.  gebauten  gaftell  (Jos.  Antt. 

15,  9,  4)  unb  Segröbni^ort  be§  ^erobeS,  im 
Mittelalter  granfenberg  genannt  (je^t  S)fd^ebel 
gfureibi§).  3n  ber  3orban§aue  befonberS  ^ert)or« 
ragenbe  Serge  fmb  im  mittlem  Qflu^gebiet,  nörb» 
li(§  öon  3erid^o,  ber  in  bie  6bcne  meit  öorfprin» 
genbe  Sergftodt  beS  ©urtaba  unb  ber  im  SBeften 
Don  3crid^o  ftd^  erl^ebenbe  ©teilabftura  be§  fogen. 
SergeS  Ouarantania.  Son  ©ebirgen  jenfeilS  beS 
3orban8  werben  in  ber  ^eiligen  ©d^rif t  erwöl^nt : 
im  9lorben  ber  §ermon  (f.  b.  2lrt.  fiibanon),  an 
ben  ftd^  bis  a^m  fjflug  3armuf  ober  §icromaj  baS 
^lateau  öon  Safan  (3er.  22,  20;  50,  19.  Jlal^. 
1,  4)  aufd^Iie^t;  füblid^  öon  Safan  baS  ©ebirge 
©alaab  (®en.  81, 21. 23),  öom  ^ieromaj  bis  aum 
'^Imon  reid^cnb  unb  öom  3aboc  in  a^ei  Sl^cile, 
einen  nötblid^en  unb  einen  füblid^en,  gefd^ieben. 


©üblid^  öom  Saboc  reid^t  ber  Sergfbdt  bei  ^ 
tigen  2)f d^ebel  2)f d^ilab  l^eröor,  auf  wdifim  ioq^ 
fd^einlid^  ber  Ort  Stamotl^  ©alaob  (9of.  20,8; 
jekt  eS«@aU)  gelegen  war.  2)aS  öflfi^  t)om  toten 
wer  gelegene  $Iateau  wirb  in  ber  ^igen  6(1^ 
(®eut.  34, 1.  8)  als  «rbot^  SMoab  (aKS»  ntav, 
campestria  Moab),  fowie  2)eut.  4,  43  afil 
9Rif^or  (n'tv'ti&n  7-ie«,  terra  campeetariB,  Siene) 
unb  bie  aum  tobten  ^eere  fteil  abfollenben  Serge 
als  ©ebirge  9barim  (9htm.  27, 12)  bqeid^; 
ber  ndrbU^e,  Serid^o  gegenüber  liegenbe  Z|dl 
mit  ben  eine  weite  SluSft^t  über  boS  gelobte  tob 
gewäbrenben  ©ipfeln  Serg  9}ebo  ($eut  84, 1) 
unb  Serg  ^l^ogor  (9hmi.  23,  28)  wirb  aß  6^ 
birge  $(aSga  (9htm.  23,  14.  ^Skat  Z,  27.  H 
12,  3)  erwäl^nt.  2)ie  Steil^e  ](|o]^  fFreibeffi|^ 
weld^e  fübli^  öom  tobten  SReer  ben  Snffirig  (»f 
baS  ^od^lanb  öon  äHoab  öermitteln,  werben  9m. 
34, 4.  3of.  15, 8.  «id^t.  1, 36  «ffrabim  (o^ip, 
Ascensus  Scorpionis)  genannt.  —  4.  0^ 
W  d  f  f  e  r.  3)ie  ^üff e  unb  Süd^e  (SBobiS),  lDdi|e 
entweber  bem  9lu|gebiet  beS  SReereS  edier  hm 
beS  3orbanS  angel^ören,  nel^men  tro|  il^  mdfc* 
fad^  gefrümmten  SaufeS,  entfpred^enb  ber  Xid^ 
ber  Sergaüge  beS  fianbeS ,  im  Mgemeinen  eise 
öftli^e  ober  weftlid^e  Stid^tung.  9u|er  bem  ^ 
bau  werben  in  ber  beiligen  ©d^rift  erwäl^:  ber 
^ai)  Sefor  (1  ©am.  30,  9.  10.  21),  ber  in 
©üben  öon  ©aaa  in  baS  SRittelmeer  münbet,  (enN 
autage  3Babi  ©d^erial^ ;  ber  ©orec  (Stid^t  16, 4), 
wal^rfd^einlid^  ibentifd^  mit  bem  ie^igien  fBtü 
©arar,  beffen  SRünbung  nörblid^  öon  Stdine 
(3amnia) ;  ber  ^a^  Rana  (vallis  arondineti), 
©renaflu^  a^^f^^^  ^^^  ©tammgebieten  Sp^rmn 
unb  9Ranaffe  (3of.  16, 8;  17, 9),  entf^mc^ttto^ 
fd^einlid^  bem  blutigen  äBabi  ©d^air,  ber  fübfi^ 
öon  Käfarea  münbet.  ®er  6ifon  (ögL  3of.  19, 11) 
bat  feine  ^auptqueüen  am  $u^  beS  2:|Qbor,  buni- 
Pie^t  bie  gro^e  ßbene  3eatael  (ögl.  Slidjt.  4, 7. 
13;  5,  21.  $f.  82,  10;  jejt  5Rabr  SMatta). 
brid^t  burd^  ein  engeS  Ouert^al  in  bie  Sbene  tm 
^cco  ein  unb  münbet  am  3fu|  beS  ©ebirgeS&n» 
mel.  ©il^or  fiibnatl^  (n:a*?  n*ihi>,  Sihor  et  Lt- 
banath;  3of.  19,  26),  an  ber  ©übgreiqe  beS 
©tammeS  Sfer;  nad^  Sinigen  ibentifd^  mit  hm 
SeluS  (fog.  ©laSflu^),  wabrfd^einlid^er  ie|t  9i(4r 
ßerfa  (SJlelaS  bereiten),  weld^er  füblid^  öonSoc 
in  baS  üKittelmeer  münbet.  Son  ben  in  ben  3flr» 
bau  münbenben  3uflüffen  wirb  namentlid^nurer^ 
wöl^nt  ber  fßaäi  Hebron  (2  ©am.  15, 28. 1 9R4 
12,  37.  3o]^.  18, 1  u.  a.).  3m  Oftiorbonlciibe 
werben  erwö^nt  Sad^  unb  %f)ol  beS  3<iteb,  im 
8anb  ber  üKoabiter  (9him.  21, 12.  ®eut.  2, 18f.), 
beutautage  3Babi  el«fferaf ;  ber9lu|9mon(9tnn. 
21,  13),  iefet  SBabi  el^SKobfd^eb;  bie  SBoffer 
9?emrim,  c^n^i  -»  (3f.  15,  6.  3er.  48,  84;  to 
CStop  Ne^pe^v  LXX,  T.),  ie^t  ffiabi  Wmrin 
unb  SBabt  ©d^aib,  ber  fi^  3erid^o  gegenüber  ii 
ben  3orban  ergießt;  ber  Stu|  3aboc  (®en.  32, 22), 
wabrfd^einlid^  ibentifd^  mit  bem  ^u^  ©ob's  ^n^ 
i»n  (2  ©am.  24,  5),  jejt  SQSabi  Serfo.  «et 


281 


^alöftina. 


1282 


affcrreid^  SfUid^  9ie6enflu^  bed  3orban.  ber 
anitufobct6ieromas(Plm.H.N.5,18[16])4e^t 
a^r  ^cmnul  unb  Sd^criat  el*9Ranb]^ur  genannt, 
dd^  ca.  2  €timben  unterhalb  beS  @ee8  @ene« 
cct^  munbet,  tmtb  in  ber  l^eiligen  Sd^rif t  nid^t 
to&^nt  S)ie  3o6I  ber  perennirenben  Ouellen 
ib  fBrutmen  ift  infolge  ber  gerKufteten  if alfftein» 
^idglm  beS  SBobenS  eine  berl^altni^mägig  be» 
^Tönftc ;  in  gr5|erer  3^^!  flnben  fic^  Ouellen 
ib  SSruimen  üi  bem  golilöifd^en  Serglonb,  fpör* 
^  in  Somoria  unb  3uböa ;  reid^  an  Ouellen 
bie  Umgebung  Don  @id^,  namentltd^  merben 
ber  l^igen  @d^rift  ertoöldnt  bie  Seid^e  in 
cbron  (2  @am.  4, 12),  bei  ^efebon  (^ol^el.  7, 4), 
i  Somaria  (3  Pön.  22, 38),  bei  ©abaon  (2  @am. 
,  18);  ferner  bie  Ouellen  unb  Zeid^e  in  bem 
creic^  ber  Stobt  3erufalem.  3<^^Itetd^  unb  l^od^« 
ifd^A^  tDoren  im  9ttert](|um  bie  meifl  burd^  ^irten 
ifigcgrobenen  Sijlemen  )ur  Zrönfung  ber  gerben 
Ben.  21, 25;  26, 15.  3o]S|.  4, 6).  —  5.  «lima. 
ntftnre^i^nib  feiner  Sage  im  nSrblid^en  fubtro^i« 
^  &ä>i€t  fdnnen  in  $alä{Kna  (»ie  in  ®rte- 
icnfanb,  Sicilien  unb  Algerien)  nur  jmei  ^aupt« 
rttcn  bcd  Sal^reS,  bie  foUe  unb  bie  »arme  (ir'*:p. 
1*T; ;  *f.  73, 17.  3ad&.  14,  8)  bejm.  bie  beS 
tegenS  ober  bed  SBinterS  unb  bie  ber  Xrodfenl^ett 
bct  bed  €ommer§,  unterfd^ieben  merben;  fle  t)er« 
feilen  ftd^  im  ungemeinen  auf  bie  3citbauer 
iptf^cn  ben  beiben  Sequinoctien.  Sie  falte 
lo^teSgeit,  ca.  5  9Ronate  bauemb,  beginnt  6nbe 
^bet  mit  bem  f  og.  Qfni^tegen  (t^t'^  ober  "-»/ix:), 
leU^  @ubmeft«  unb  Sübminbe  bringen;  nod^ 
|t  bte  Zcmperatur  meifl  milb ;  ber  Soben  befleibet 
14  mit  frifd^  ®rün,  unb  baS  3^lb  nnrb  jur 
luS^at  zubereitet.  3m  92ot)ember  unb  2)ecember 
cttt  größere  ffölte  ein,  unb  bie  Siegentage  meieren 
\ä^ ;  in  furjer  3^t  füllen  ftd^  bte  Siftemen,  bie 
9ö4e  f c^iodlen  an,  unb  bie  auSgetrodbteten  SBabtS 
Serben  )u  rei|enben  ®ie^böd^en.  2)er  S)ecember 
ß  fUtrmifd^ ;  eS  tritt  bie  fhenge  SBinterS^eit  ein, 
nel^ie  geioöl^nlid^  erft  im  3onuar  unb  ^r^bruar 
lon  empfinblid^  ffölte,  t)on  Stegen  unb  @turm 
mb  im  3nnem  bed  fiaid)e8  öftere  t)on  @d^neefaU 
icgleilet  ifl;  bod^  bleibt  ber  @d^nee  nur  auf  ben 
leeren  Sergen  liegen.  S)te  legten,  oft  mit  ®e* 
Dtttem  berbunbenen  Stegen  im  3R&t^  bis  ^Jlxtit 
I|iril  ftnb  ber  @pötregen  (v'p^^)^  ber  bie  SBinter« 
Qot  (SBei}en,  ®erfie,  @)>elt)  sur  ooDen  Steife  ge« 
lei^  lögt  unb  für  bie  Snpffansung  ber  Sommer» 
üdj4e  (^irfe ,  Sol^nen,  itümmel,  gla^  u.  a.) 
omttel^lt«  ifL  iBon  ÜRitte  9Rör)  bis  ajlitte  ÜJlai 
ft  bie  f(^n{te  3al^red}eit.  S)er  Sommer  beginnt 
nit  bem  9Rai,  in  bejfen  jmeite^ölfte  bie  ©erften* 
ndc  unb  na4  berfelben  bie  Sei^enemte  ("^"^e^) 
iU  (2  Sam.  21,  9.  ®en.  80, 14.  Qi.  34,  22). 
hn  Stoi  ^rt  ber  Stegen  auf ;  unter  h)ol!enlofem 
^immel  fieigert  fid^  bie  Temperatur,  ber  Soben 
nA  ouSgetrodEnet,  bie  Söd^e  oerftegen ;  nur  burd^ 
cfcifd^enbe  ffüfientoinbe  am  Sbenb  unb  flarfen 
IltotfoB  am  3Rorgen  toxth  bie  ^i^e  in  ben  mar« 
Sbmaten  ertrüglid^,  biS9lnfang§October 

Mc^cBbsfba.  IX.  2.  VufL 


ftd^  9iebel  unb  SBolfen  einfteUen  unb  ben  erfe^nten 
gfrül^regen  bc«  SBinterS  bringen,  ßine  SKobffi« 
catton  ber  Kimatifd^en  Ser^ältniffe  fomie  ber  ^r* 
tragSfö^igfett  in  ben  einzelnen  £anbe§t^eilen  i{l 
begrünbet  einerfeitS  burd^  bie  Sefd^affenl^eit  be« 
SobenS,  anbererfcits  burd^  bie  niebere  ober  ^öl^e 
£age  beSfelben.  Süblid^  Don  Serfabee  beginnt  bie 
regenarme  Stegion  ber  SBüfte;  je  meiter  gegen  9lor* 
ben,  befto  frud^tbarer  mirb  ber  ©oben ;  ba§  unter 
bem  SRiöeau  beS  SOteereS  gelegene  Sorbantl^al,  be- 
fonberS  in  ber  @egenb  t)on  Serid^o  unb  am  tobten 
ÜReer,  ift  regenarmer  al8  baS  ©ebirgSlanb ;  ab« 
gefd^loffen  oon  ben  StBinben,  l^aben  biefe  Stredfen 
im  Sommer  eine  tropifd^e  Sd^teüle.  2)ie  Serge 
Suböad.  in  ber  9tid^tung  jum  tobten  ÜJleer,  ftnb 
grögtentl^eilS  fälble,  fteinige  $IateauS  mit  nur 
jpörlid^er  Stal^rung  für  Sd^afe  unb  3i«gcn.  Se« 
fonberS  ertragreid^  ftnb  bie  ©benen  an  ber  SOteereö« 
füfle,  fowdt  fte  nid^t  oerfanbct  ftnb.  ®ie  in 
ber  l^etligen  Sd^rift  gerül^mte  gfrud^tbarfeit  bed 
fianbc«  (@en.  26,  12.  gj.  3,  8.  S)eut.  8,  7. 
4  flön.  18,  32  u.  a.)  mirb  Don  gried^ifd^en 
unb  römifd^en  Sd^riftftellem  (Job.  Bell.  Jud. 
3,  3,  2 — 5;  Tacit.  Hist.  5,  6;  Ammian. 
Marc.  Hißt.  14,  8;  Justin.  Hist.  36,  3)  be- 
flättgt.  —  6.  ^robucte.  SRit  «uSna^me  beö 
Steinfal)eS  an  bem  Ufer  be§  tobten  SOteereS  ent« 
bel^ri  $alaftina  mineralifd^er  $robucte  f otoie  ber 
SDtetaUe  gönjlid^.  ßinen  befto  großem  Steid^tl^um 
bietet  burd^  i^re  immergrünen  Ströud^  unb  rafd^ 
Derblül^enben  gfrül^lingSfröuter  bie  ^ur  SDtittel« 
meerflora  gehörige  ^flanjenmelt  an  ber  SDteereS« 
füfte,  an  bie  ftd^  baS  ^ö|er  gelegene  ®ebiet  bie 
Stegton  be§  OelbaumS  unb  bed  SBetnftodfS  mit 
il^ren  Begleitern,  ben  SBintcr«  unb  Sommer« 
probucten,  anfd^lie^t.  3n  berfelben  tritt  bie  Saum« 
oegetation  (Setoalbung)  gurüd,  unb  ba§  jubaifd^e 
^od^lanb  nimmt  in  ber  Stid^tung  gum  tobten 
fitecr  unb  untern  Sorban  ben  6|arafter  ber  Sttppt 
(SBüfte)  an.  93or  SlUem  bemerfenSwert^  ift  ha^ 
©etreibe ;  bie  allgemeinfte  Scjcid^nung  für  baS^^ 
felbe  ift  v, v»  bancbcn  nnV.  (Srobfrud^t).  ffiie  ebel« 
ften  arten  ftnb  aaBeiaen'(-ön),  ®etfte  (^^y^^i 
Spelt  ober  ®infel  (n»»?),  f)irfe  (■»»:'»,  Holcus 
dochan.  Lin.);  ^afer  unb  Stoggen  mürben  nid^t 
gebaut.  !Bon  ^ülfenfrüd^ten  ^nb  gu  nennen 
Sol^nen  C'^b),  ßinfen  (o^?-?) ;  Derfd^icbene  ©emüfe 
unb  ffüd^engewäd^fe:  2lrtif Torfen,  2Baf|ermelonen, 
ftürbiffe  (n^yj.»),  ®urfen  (c-wi?),  SKinje,  S)in, 
Senf,  S^toar jfümmel  (>^?)?.),  iheuafümmel  (i»?, 
3f.  28, 25. 27);  ferner  gflac^  ("p^e)  au  Sinnen« 
aeug  (»p,  ®en.  41,  42;  r^a,  1  $ar.  15,  27). 
SDie  ®ebirge  maren  reid^  an  buftenben  Blumen 
unb  ihäutem  (Of.  14, 7.  ^o^el.  4, 14) ;  auf  ben 
gfelbem  famen  milb  wad^fenb  not  bie  Silie  (•\v^'ö; 
ügL  SDtattb.  6, 28),  SRofen  (gccli.  24, 18 ;  50, 8), 
Sulpen,  gtarjiffen  (i^-iwr  nVaan ,  ^ol^el.  2,  1. 
3{.  35,  1),  airaun  (=•»--'?,  ®en.  30,  14  ff.; 
jjL^Xa  jjLavSpaYOpttiv),  ^foj)  (a^iTit,  gj.  12, 22.  $f. 
50 ,  9.  3  flön.  4 ,  33) ;  t)on  aromatifd^en  unb 
mebicinif  ^en  ^Panjen  werben  ermöl^nt  bie  K^Dem- 

41 


1268  $QbQ9ogiI.  1264 

opusc.  37).  2)ie  ©d^rift  mürbe  für  bie  ®egen»  tDO  er  ald  Sarbtnal  ftarb.  @ie  ift  ntfptihiglt^ 

toort  bearbeitet  Don  (Sm.  ü.ffetteler  (aßattts  1868)  italienifd^  abgefaßt  unb  erf^ien  juerfl  )u  Seiono 

unter  bem  2itel:  ®ie  ^fitd^ten  beö  abetö.  Cine  1583  unter  bem  litel  Dell'  educazione  cri- 

Stimme  qu3  ben  Sogen  be§  1^1.  £]^oma§  Don  stiana  dei  figliaoli,  bann  onbenoörtS  in  StoTten 

Slquin.  Sine  ^uSmal^l  au§  ben  genannten  @d^rif ten  in  Derf d^iebenen  Auflagen  (beutf(^  txm  %.  X.  Stva^ 

unb  nod^  anberen  ift  in^S  S)eutfd^e  überfe^t  Don  a.  a.  O.).  SBöl^renb  fonft  ber  mmomSmuS  nk^ 

P.  ®abr.  SKeier,  greiburg  1890  (93ibliot§ef  ber  feiten  jerfefeenb  toitttt  unb  «nfanflSjuir  6«iiig. 

fatl^.  ^öbagogif  IQ).  %x^  SiincentiuS  t)on  9eau-  fd^ä|ung  ber  Sl^eologie  ober  gor  gur  (BIeid^gü% 

üaiS  (f.  b.  3Irt.),  IBorlefer  bei  fiubmig  bem  ^eiligen  feit  gegen  bag  S^riftent^um  ffil^rte,  tfl  et  Don  ben 

unb  feiner  ©ema^Iin  SViargaretl^a,  f otoie  Srgie^er  le^tgenonnten  beiben  SDtönnem  auf  bem  (Bdide 

il^rer  ffinber,  f(i^rieb  eine  gebaltDoüe  pöbagogifd^e  be§  Unterri(i^tS  unb  ber  Srjiel^ung  mit  9hi|en  ^ 

Sd^rift  be§  %M^  De  eruditione  . . .  filiorum  mertl^et.  9lud^  bie  ^bl^anblung  beS  Pot^pl^  ber 

regalium  (Basileae  1481  u.  fonft;  beutfd^  Don  ^umaniften,  be8  SraSmuS  Don  Slotterbom  ({.b. 

gf.  6.  ©d^loffer,  granffurt  a.  ÜR.  1819,  2  S^Ie.).  »rt.),  „Uebet  bie  gl^e"  rul^t  auf  d&ripiid^  6niab« 

Unter  ben  bibactifd^en  Sd^riften  beS  SnittelalterS  läge  unb  ®efinnung  unb  ifl  reid^  an  guten  nnb 

ift  bie  bebeutenbfte  bie  beS  ^ugo  Don  @t.  IBictor  conecten  Statl^f dalägen  über  ffinberergie^ung;  bie 

(f.  b.  Srt.) :  L.  7  (resp.  6) :  Eruditionis  didasca-  bibaftif d^en  ©d^riften  be$f elben  iBerfafferS  bagegen 

licae  (Migne  CLXXYI,  759  sqq.),  meldte  nid^t  ftnb  meniger  bebeutenb  unb  tl^eilmeife  unjittli(|. 

blog  über  bie  niffenf d^aftlid^en  @tubien  ^anbett,  SJlan  fann  fagen,  ba^  jum  Sntjtel^  biefer  goqen 

fonbem  aud^  Xed^nif  unb  ^anbmerfe  berüdfftd^tigt.  päbagogifd^en  Siteratur  ber  pofttio  d^rifUid^SflP 

Sie  pöbagogifd^eSiteraturoer  mittlem  3eitfd^Uegt  unb  bie  Sl^eologie  beS  9RttteIalterS,  f oiote  ber 

f el^r  h)ürbig  ah  mit  ber  Sd^rif t  be§  berül^mten  ^umaniSmud  in  gleid^er  SBeife  beigetrajMn  1^: 

3ob.  @erfon  (geft.  1429;  f.  b.  9rt.)  De  parvulis  erfteren  i{t  baS  @ad^lid^e,  le^terem  bie  Sontctp 

trahendis  ad  Christum,  »eld^e  er  nod^  alSffan^Ier  in  ber  gorm  unb  ber  r^etorifd^e  ®Iang  Mi  bontoL 

Derf agt  l^at.  ^QeS  ift  auf  bem  fid^m  gunbamente  beS  d^ 

2)a§  3(italter  ber  Stenaiffance  unb  beS  ^u*  lid^en  ®IaubenS  aufgebaut,  unb  Don  $nndpteii' 

maniSmuS  brad^te  ))öbagogifd^e  unb  biba!ti]d^e  fampfen  ift  nod^  nid^tS  }u  f))ären. 
©d^riften  —  meiftenS  ftnb  bie  beiben  ®ebiete      S)et  $roteftanti§mu8  fäi^rte  auf  (»äbagogif^en 

nid^t  Don  einanber  getrennt  —  in  groger  Soiffi  unb  biba!tifd^em®ebiete5unS(^{l  feine  9leuenmgen 

l^erDor.  SefonberS  reger  Sifer  l^errfd^te  in  Italien,  ]^erbei;3net]^obeunbObiectebeSUnterrid^bIiebeii 

Xüo  aud^  ber  §umani§mu§  bie  größte  93Iäte  unb  bei  ben  getrennten  Sonf efflonen  biefelben  lirie  tor 

IBerbreitung  erlangte.  3n  93e5ug  auf  eigentlid^e  ber  Spaltung,  inbem  man  auf  bem  Sunbonenir 

Srgiel^ung  fmb  biefe  @d^riften  burc^meg  Don  gut  meiterbaute,meld^e§  bie  früheren  ^al^rl^unberte  unb 

d^riftlid^er  ®eftnnung  unb  frommer  Slid^tung;  aud^  jule^t  bie  ^umaniften  gelegt  bitten.  2)aS  ^miui' 

nehmen  fie  auf  bie  ^uSbÜbung  be§  Körpers  ge»  niftifd^e  ®t)mnafmm  erhielt  feine  Organijation 

bü^rcnbe  SRüdffid^t,  um  fo  me^r,  al8  fie  für  bie  auf  fatbolifd^er  Seite  befonber§burd&bie3efttüen, 

böigeren  Stönbe  bered^net  fmb.  3n  Sejug  auf  bie  ttjeldie  in  ben  Sauren  1588— 1599  i^re  Eatio 

5U  ermerbenbe  ®eifte§bilbung  unb  ffiiffcnfd^aft  studiorum  (abgebr.  in  ben  Mon.  Germ.  paed.V 

rennen  jie  fcIbftDerftänblid^  feine  anberen  Siele  oft  [1 887],  234  sqq. ;  Dgl.  ib.  3  sqq.  u.  XVI  [1894], 

bie  be§  Humanismus :  claffifd^e  Sprad^en,  $bilD-  459  sqq.)  fertigfteUten,  auf  proteftantifd^er  Seite 

fopl^ie  imb  aUenfans  rbetorif^e  gfertigfeit.  Unter  burd^  einzelne  @d()uImönner,tt)ie2:ro|enborf(U90 

ben^ablreid^enSd^riftenbicferSlrtauSbem  15.unb  bis  1556),  3o^.  ©türm  (1507—1589) u.«. 3)ie 

16.3abr^unbert,tt)eId^enS.3£.flunäinber93iblio.  Don  OTeland^tbon  (f.b.Slrt.)  1527  für  «ur|ö#» 

tbef  berfatb.pb.I,  gfreib.1888,84— 73iüngft  ausgearbeitete  ©d^ulorbnung  ift  ganj  elemfidar 

eine  eingebenbe  Sefpre^ung  gemibmet  f^ai,  ftnb  als  unb  für  ben  ®ang  beS  ©an^en  o^ne  Sitißii|. 

bie  bebeutenbften  beroorjubeben :  S)ie  Sr^iebungS-  Srft  Derbültnigmö^ig  fpöt  mad^ten  ftd^  bie  Sfolgn 

lebre  beS  SKaffeo  SBegio,  ©ccretörS  ber  SrcDen  in  beS  Sirud^eS  mit  ber  3Sergangen]^eit  unb  be8  ft- 

SRom  (geft.  1458),  meld^er  neben  SSictorin  Don  faHS  Don  ber  fatl^oUfd^en  Äird^c  auf  bemßeMete 

gfeltre ,  ^rofeffor  gu  2Kantua  (geft.  1446),  unb  ber  ^äbagogif  bemerfbar,  nid^t  gmar  als  ob  bie 

Ouarino  gilelfo  (geft.  1460  gugenara)  als  ber  Deformation  beS  16.  3abrbunbertS  in  IBejugÄuf 

nambaftefte  $öbagoge  ber  bamaligen  3ctt  gilt.  Srjiel^ung  unb  Unterrid^t  etmaS  mefentlid^  9W 

@ie  fübrt  ben  Sitel  De  educatione  liberorum  gefd^affen  bötte  ober  überl^aupt  l^fttte  fd^ffen  fön- 

libri  VI  unb  ift  aud&  jejt  nod^  eine  nüjlid^e  unb  neu,  wobl  aber,  inbem  ber  burd^  fte  erregte  (Seiner« 

trofc  einer  gemiffen  ©reite  unb  einer  rbetorifd^en,  mit  fampf  in  anberer  SBeife  auf  jenes  ®ebiet  biÄf' 

claffifd^en  SleminiScenaen  reid^lid^  auSgeftatteten  fpielte.  SßöbrenbbiebumaniJHfd^eSlid^tungQnben 

@d^reibart  eine  gau)  angencbme  unb  lebrreid^e  mittleren  unb  l^öberen  fiel^ranfialten  beibec  fon* 

Seetüre.  StuSfül^rlid^er  unb  eingebenber,  tbcilmeife  f effionen  factif(b  nod^  unbebingt  bie  f^errfdjof*  ^ 

etmaS  toeitfd^meiftg  ifl  bie  auf  9lnregung  beS  f a^,  mürben  bie  erften  Stimmen  ^u  ®unpen  ber 

bl.  ftarl  SorromöuS  Derfafete  gro^e  grjiebungS-  realiftif d^cn  Sel^rmeife  laut,  unb  als  biefe  anptigen, 

fd&riftbeS@ilDio3lntoniano  (1540— 1601),  ^ro-  ®ebör  unb  ®eltung  ju  erlangen,  traten  in  emem 

fefforS  5u  gfenara,  bann  an  ber  ©apienja  in  Mom,  ftttlid^  Derfumpften  Seitalter  bie  ?lnttälte  ber  rein 


1365 


^äbagoQif. 


1266 


iOiiiraltfHfd^  (Sqiel^ungSiDetfe  auf,  toeld^e  mit 
lem  (E^ripM^  in  unDerfö^nlid^tn  ®egen{a^e 

®erabe  in  bem  Sol^rl^unbert,  in  toeld^em  bie 
lumaniptf d^  Sel^eif  e  fiberoll  befolgt  mürbe,  traten 
nt  ^au))tgegner  berfelben  auf,  meldte  fie  bamals 
illemngS  nur  in  Sd^^f^^^^  6eläm))f ten,  ol^ne  mit 
»er  SettoirBid^ung  il^rer  $Iäne  irgenbmie  ®IM  ju 
lobnt.  9BoIfgang9tatid^iu§(geft.l685)fl6erreid^te 
1612  bem  S&il^ltage  ju  granffurt  eine  3)en!fc^rift, 
Dorin  er  ouSfül^rte,  ba|  eS  notl^menbig  fei,  bie 
}ugenb  erfl  in  ber  SJhttterfprad^e  gehörig  auSgu« 
rilbcn,  bcDor  fie  bie  alten  Sprayen  erlerne;  aud^ 
oDc  fie  in  anberen  lebenben  @prad^en  unterrid^tet 
Dcrben.  Seine  ®runb|ö^e  ftnb  üoQflänbig  t)or- 
jetragen  in  Methodus  institutionis  nova,  Lips. 
L626.  —  3o]^.  9(mod  ifomenSfQ  (G^omeniud),  ge* 
H)ren  in  3RSfycta  unb  nad^  t)ielben)egtem  Seben  in 
Kmflerbam  (1670)  gefbrben,  erlannte  bie  3Bid^- 
igfcit  beS  Snfd^uungSunterrid^teS  nnb  fteUte  }u 
)iefem  S^iotd  1657  einen  Orbis  pictns  jufammen, 
)er  gängige  Sufnaj^me  fanb.  3n  aUen  feinen 
S4iübtt(^ern  iß  bie  Xenben}  ^errfd^enb,  ben 
Schiern  baS  Semen  leidet  ju  mad^en.  @eine 
lonfHgen  Sbeenfinb  in  bem  encQÜopöbifd^en  Sßerfe 
Didactica  magna  seu  omnes  omnia  docendi 
urtificiuin  (beutfd^  Seip^ig  1872)  niebergelegt. 
Had^  eomeniuS  foQ  ber  Unterrid^t  nid^t  mit  ben 
Sprad^,  f onbem  mit  ben  Stealien  beginnen ;  bie 
l^anltm^ber9Rutterfprad^e  mu^DorauSgel^en.  2)ie 
ioteinif^e  @prad^  mirb  aber  al8  Unterrichtsmittel 
lod^  gebulbet.  SomeniuS  fd^reibt  nad^  SBeife  ber 
ßietiften  eine  firenge  3ud^t  t)or.  6S  bauerte  aber 
lod^  geraume  3cit,  bid  baS,  h)aS  an  feinen  Steform« 
mrfdbldgen  gut  unb  bered^tigt  mar,  ^ur  @eltung 
^bmgte.  — -  3)ie  Sel^r»  unb  Srjie^iungSmet^obe 
einer  3rit  fanb  ber  fenfualiftifd^e  ^l^ilofopl^  9Rid^. 
K  aRontaigne  (geft.  1592;  f.  b.  9rt.)  burd^auS 
)ebontifd^.  Sr  rebet  einer  naturgemäßen,  ben 
Mrper  oA^örtenben  Sr^ie^ung  baS  3Bort,  eifert 
)egen  alleS  Sludmenbiglemen  unb  verlangt  t&n- 
eititng  gum  eigenen  ®en!en  unb  ^^orfd^en.  Sein 
badat  De  Tinstitution  des  enfants  ift  mit 
Krmanbten  SteQen  auS  ben  Essays  in'S  2)eutf d^e 
AeAM  Don  S.  3Battenborff,  ^aberbom  1894. 
-  3ol&n  2od(e  (gejt.  1704;  f.  b.  «rt.),  in  ber 
m^ofopl^ie  empirifer,  üeröffentlid^te  1693  eine 
Sd^rift  bed  XitelS  ,,@ebanfen  über  bie  ßr^iel^ung 
er  AKnber'',  meldte  il^m  einen  $la^  in  ber  ®e> 
^(^te  ber  ^bagogif  geftd^ert  ^at.  iBon  ber 
emiinijs  ber  alten  ©prad^en  l^lt  er  nid^tS;  nur 
congdfifd^,  alS  bie  SBeltfprad^e,  folle  man  erlernen 
tb  m5glid^{l  üiele  Stealien,  überl^aupt  S)inge,  bie 
ullftn  bringen.  3)ie  ßr^iel^ung  foU  ftreng  unb 
itd  ouf  Sbl^ärtung  beS  JförperS  bebad^t  fein;  auf 
rörtenntg  ber  ©rfinbe  feiner  ^norbnungen  foQ 
an  ^  mit  feinem  3^9ling  nid^t  einlaffen.  S)er 
betrieb  foO  gefiad^t  unb  bei  ber  Srgie^ung  aI8 
peft  SRtttel  oermenbet  merben.  2)a8  S^riften- 
nm  iö^t  Sode  nur  in  ber  focinianifd^en  t^orm 
Uen.  Sr  l^t  übrigens  nur  bie  Sr^ie^ung  Don 


ffinbem  ber  ^bf^tttn  @tänbe  unb  ju  meltmönni* 
fd^er  Silbung  Dor  %ugen. 

Suf  einen  DoQftänbigen  9rud^  mit  allem,  maS 
bis  bal^in  in  Sl^eorie  unb  $rai;iS  ber  ^öbagogi! 
gegolten  l^tte,  arbeitete  in  bemühter  SBeife  ber 
©^meiger  (Jatoinifl  Scan  SacqueS  SRouffeau  (geft. 
1778;  f.  b.  «rt.)  ](|in.  ®a  nad&  feiner  «nfid^t  bie 
ÜJlenfd^^eit  nur  im  cit)iIifationSIofen9laturguftanbe 
glüdfli(^  ifl,  ftünfte  unb  SBiffeufd^aften  aber  i^ren 
Verfall  ^erbeifül^ren,  f o  muß  fid^  für  i^n  bie  9uf • 
gäbe  ber  $öbagogiI  eigentlid^  fel^r  einfad^  geftalten, 
inbem  fte  meiter  nid^tS  gu  t^un  |at,  als  ben  !Dlen> 
fd^  foDiel  mie  möglid^  jum  92aturguftanbe  jurüdt* 
jufül^ren.  9Ran  l^t  nid^t  autoritativ  einzugreifen, 
fonbem,  ba  alle  menfd^Iid^en  Xriebe  an  ftd^  gut 
finb,  bafür  gu  f orgen,  baß  bie  92atur  fid^  ungeftört 
entmidtelt.  ^anblungen,  bie  ben  JKnbern  fd^äblid^ 
merben  tonnten,  ftnb  gu  Derl^inbem,  ol^ne  baß  man 
il^nen  bie  ®rünbe  mi^utl^eilen  brandet.  IBor  Mem 
i^  baS  @ebei]^en  beS  Jför))erS  unb  beffen  ^bl^ör« 
tung  gu  bef örbem ;  f d^Imößiger  Unterrid^t  f oSte 
eigentUd^  nid^t  fiattfinben,  namentlid^  nid^tS  auS» 
menbig  gelernt  merben«  Stid^t  Sudler,  fonbem  bie 
SBelt  unb  bie  Xl^atfad^en  foQen  bie  Se^rmeifter 
auSmad^en ;  barum  foO  ben  S^d^tugen  belegen» 
l^eit  gegeben  merben,  Erfahrungen  ju  mad^en ;  in 
miffenfd^aftlid^er  C^infid^t  foU  man  baS  3ntereffe 
ermedCen  unb  aud^  in  ftttlid^en  S)ingen  ben  freien 
Sauf  ber  9iatur  nid^t  lammen.  @oId^e  SDinge 
leierte  Stouffeau  in  bem  oerrufenen  93ud^e  £mile 
ou  de  redacation,  meld^eS  1762  erfd^ien  unb  in 
$ariS  mie  in  @enf  burd^  ben  genier  oerbrannt 
mürbe,  aber  tro^bem  oiel  Unl^eil  anrid^tete.  Sn 
Seutfd^Ianb  matten  einige  unflare  jföpfe  fogar 
ben  äScrfud^,  feine  ßrgiel^ungStl^eorien  praftifd^, 
fomeit  baS  ging,  jur  ^nmenbung  ju  bringen.  Be- 
reits, im  3. 1763  erfd^ien  eine  fd^arfe  SBiberIcgung 
beS  Emile  auS  ber  gfeber  beS  p]^iIofo))]^ifd^  gut  ge« 
f(^ulten  Samabiten  @tgiSmunb  ^erbil  (f.  b.  9(rt.) 
ju  3:urin  unter  bem  Sitel  Anti-Emile. 

ÜRit  ber  fortfd^reitenbcn  öußem  Ausbreitung 
beS  @d^uImefenS  unb  ben  med^felnben  Sebürfniffen 
ber  St\i  meierte  ftd^  bie  3a^I  ber  prattifd^en,  auf 
bie  9)ert)oII!ommnung  ber  ÜRetl^obe  unb  @d^ul« 
ted^ni!  be^üglid^en  @d^riften.  2)eren  brad^te  baS 
18.  3a]^r|unbert  in  aQen  Sönbem  unb  für  bie 
oerfd^iebenen  @ebiete  beS  Unterrid^tS  )ur  ®enüge 
l^eroor ;  ba  fte  aber  auf  bie  Sntmidüung  beS  @an}en 
meniger  t)on  Einfluß  ftnb  als  auf  bie  ©eftaltung 
beS  Sinjelnen,  f o  tonnen  fie  ^ier  nid^t  in  ben  JheiS 
ber  Setrad^tung  gebogen  merben.  ffann  man  \a 
felbft  Don  ben  beiben  SRönnem,  meldte  in  neuefter 
3eit  ben  toeitgreifenbjien  Einfluß  ausübten,  üon 
gerbart  unb  ^ftaloj^i  (f.  b.  Artt.),  fagen,  baß  il^r 
Seftreben  auf  bie  Slufflnbung  ber  beften,  um  nid^t 
gu  fagen  ber  unfel^lbaren  Erfolg  t)erfpred^enben 
ajlet^obe  gerid^tet  ift,  möl^renb  fte  fd^Iießltd^  fid^ 
mit  neinen  SSerbefferungcn  gufrieben  geben. 

3HS  f old^e  ©d^riften,  meldte  in  ber  ©egentoart 
für  Xl^ologen  entmeber  biftorif  d^eS  Sntereffe  baben 
fönnen  ober  als  praftifc^  brauchbar  ju  empfel^Ien 


1267                                                   $&bQ90gif.  1268 

5nb,  werben  l^ier  nur  au§  bcr  beutfd^en  Siteratur  unb  beS  Unterrid^tS,  greiS.  1877, 10.?lttjL1898; 

ie  mic^tigften  genannt.  %  &bäl,  Sel^rbuc^  ber  ©efd^.  ber  $dbag.,  Slbrnq 

a.  Sion  fatl^olifd^en  SBerfaffem:  1876.  @pectaUen  bel^nbeln  bie  aRonogto)»^ 

Sfronj  Sfrtebr.  SBü^elm  SRaria  t).  gfürftenberg  Don  Sped^t  @efd^id^te  beS  Unterri^tötoefenfi  in 

(1729—1810^  ateformator  beS  gedämmten  ©d^ul-  S)eutf(^lQnb,  Stuttgart  1885;  S)enif[^  (SeM^te 

roefenS  beS  prftbistl^.  9Runfter),  «mtl.  Sd^riften^  ber  Unü)er{Uäten  im  SRitteloUer  I,  fSktlm  1885; 

IBerid^te,  SSerorbnungen  u.  f.  m.  feit  1776,  barunter  0. 3)ent  ®efd^.  beS  gollo-franfifd^  Unteni^tik 

eine  t|eoretifd^e%b^anblung  über  ben  IBoßSunter-  u.  SBilbungSmejeng,  ÜRoin}  1892.  Sfirmoftii^e 

ric^t,  herausgegeben  t}on  3.  Sfd^,  9^ei6urg  1891  ^öbagogif  bead^tenSmertl^  ift  &a^t,  (SkMid^ 

(»ibliotl^ef  ber  fat^.  $äbag.  IV,  263  ff.);  aegib.  u.  Xl^eorie  ber  ersie^ungSftrafen,  2.  «ujl. ^^. 

3ai3  (geft.  1822),  S)a§  SBid^Hgfte  für  Sltem,  Sr-  1894.  —  9llte  unb  feltene  Sd^riften  über  $äba- 

)ie]^er  u.  «uffe^er  ber  3ugenb,  ©aljb.  1784  u.  5.;  gogif  ftnb  leidet  jugönglid^  gemad^t  burd^  bie  )mxf 

3)erf.,  SBalter  unb  ©ertraub,  ebb.  1809;  93em^.  bienftt)ollen9leuau^abenberfelbenmber,9ttlto> 

ODerberg,  «nmeifungen  5U  einem  jmedEmöltgen  t^e!  ber  taif^.  $öbag.''  Don  gfr.  X.  <hui}  (Sfreiburg, 

@<^ulunterrid^t  für  bie  @d^uUel(irer  im  C>(>^f^tft  ^erber)  unb  ber  oon  @anfen,  Peller  wob  64nl) 

SRünfter,  SRünfter  1793;  9Rid^.  SSiertl^aler,  Sie-  t}eranftalteten  „Sammlung  ber  bebeutenbflen  päb. 

mente  ber  $öbagogif  u.  SJletl^obif,  @al)b.  1791  @d^riften  aud  alter  unb  neuer  3^"  (^ßcMotn, 

(neu  l^erauSg.  oon  ®IödH  in  ber  Sibliotl^.  b.  fatl^.  @d^öning]^),  meldte  aud^  ^ur  Orientirung  nameitt' 

$öbagogif  VI  [1893],  25  ff.);  S)erf.,  ©eift  ber  lid^  auf  bem  ©ebiete  !at]^oIifd^»))äbagogtfd^er£üe- 

©olratif,  ebb.  1793;  3o^.  TOid^.  ©ailer  (gefL  ratur  mefentlid^  beitragen,  ©er  »iffenf^ftlüjfli 

1832),  ^unbert  9lummem  für  Srjie^er  tn  gfa«  Sforfd^ung  unentbel^rlid^  ftnb  bie  Moniimenti 

milien,  !D}ünd^en  1798;  S)erf.,  Ueber  Sr^iel^ung  Oerm.  paedag.  (Berlin,  feit  1886.) 

f.  erjie^er,  ebb.  1 807,  5.  Slufl.  1830 ;  93incena  C  b.  aSon  i)roteftanttf(^en  SSerfaffem : 

antlbe  (Sfürftbifd^of  oon  SBien,  geft.  1853),  Sel^r-  3m.  Rani  über  pbagogü,  l^erouSg.  t»on  Stin!, 

bud^  ber  aHg.  (Srjie^ungSfunbe,  SBien  1811  bis  Königsberg  1803;  ^eftalog^t'S  fömmtfic^SBerfe, 

1818,  2  Sbe. ;  S)emeter,  SoUftönb.  ^anbbud^  }ur  @tuttg.  1819—1826, 15  Sbe. ;  biefelben  l^erauSg. 

IBilbung  angel^enber  Sd^uUel^rer,  ÜJlain)  1821;  oon  ©e^ffartb,  Sranbenburg  1869  ff.,  9  9be.; 

S)erf.,  ©runbfö^e  ber  Srgiel^ung  unb  beS  Unter«  2)engel,  Einleitung  in  bie  Srjiel^ungS- unb  Ibita^ 

rid^tS,  5.  aufl.,  ebb.  1830;  3ob.  S3a»)t.  ^ergen-  rid^tSlel^re,  ©tuttg.  1820,  3.  «ufl.  1825,  SSJle.; 

rotier  (geft.  1835),  Srjie^ungSlel^re  im  ©eifle  ^erbart,  Umriffe  pöbag.  SSorlefungen,  ®5ttitig(ii 

beS  ei^riftentl^.,  2.  Slufl.  ©uljbad^  1830;  ®.  9R.  1835;  ^erbartS  päbagog.  @d^riften,  f eparat  Don 

3)urfd^,  S)ie  SteligionSmiffenfd^ft,  Sl^ingen  1830  O.  SBinmann,  Seipgig  1873,  2  93be.;  Strümpell 

bis  1832,  3Sbc.;  ®erf.,  ®aS  SScrböItnife  ber  ®ie  ^öbogogi!  ber  $^iIof opl^en  ffant,  Sfid^te  unb 

©d^ulc  gur  ftird^e  u.  Staat,  Ulm  1833;  ®crf.,  §erbart,Sraunfd^meigl843;  S)erf.,  grgie^ungS« 

^äbagogif,  ober  SBiffenfd^aft  b.  d^riftl.  grjiebung,  fragen,  Seipaig  1869 ;  ffierf.,  ^fp^olog.  pbog., 

Tübingen  1851 ;  SlmbroS  Stapf,  ßr^iel^ungSlel^re,  fieip^ig  1880;  6^r.  ^almer,  ei)ang.  ^übagogil; 

3nnSbrudt  1832;  3of.  Saaber,  gräic^ungS«  unb  Stuttgart  1852,  4.  «ufl.  1869  (engl^erjig  am- 

Unterrid^tSmct^obe,  «ugSb.  1837, 2  %f)U,;  [«no-  fefjioneU);  Silier,  ®ie  SRegicrung  b.  »inber,  Seift 

ntimuS,]  ®ie  ©r^iel^ung  im  ©eifte  bcS  ß^riftcnt^.,  1857 ;  ®erf.,  ©runblegung  jur  fie^re  üom  er« 

SÄegcnSburg  1839;  TOatt^.  3el^eter,  erjiel^ungS-  jiel^enbcn  Unterrid^t,  Seipg.  1865,  2.9lufl  1884; 

u.  Unterrid^tSlc^re  nad^  fatl^.  ®runbf äjen,  Sngol«  ß.  95.  StoQ  ($rof effor  in  3ena),  foic^flop. ...  ber 

ftabt  1846;  S.  fleüner,  93oirsfd^ulfunbe,  gffcn  $öbag.,  Scipa.  1861,  2.9lufl.l878;  gfr.SröbeI, 

1855;  ^l.  jtarl  O^ler,  fiebrbud^  ber  Sr^ie^ung  ®efammelte))öbag.Sd^riften,]berauSg.t)onSaiig(, 

u.  beS  Untcrrid^tS,  SKaing  1861, 10.  Slufl.  1884;  Serlin  1862  ff.,  2  SBbe. ;  ^.  flem,  ®runbriB  ber 

%  Stödtl,  Sel^rb.  ber  ^öbagogit  aRaing  1873,  gjöbag.,  »erl.  1873,  4.  2lufl.  1887;  3^.  2B4 

2.  aufl.  1880;  9llban  Stolg,  ßraiel^ungStunft,  Mgemeine  pbag.,  2.  9lufl.  »raunfd&tt.  1875; 

Qfreiburg  1873,  5.  »ufl.  1891;  ®erf.,  ®ie  oor-  SSogclS^ftematijd^cgnc^flopabieberPbagoga, 

nel^mfte  ffunft  (Äalenber  für  Seit  unb  gtoigfcit),  ®ot^a  (gifcnad^)  1881 ;  Schiller,  §anbbu4ber 

ebb.  1881;  «Eefer,  ®ie  SBolfSfd^ule,  3.  Supi.  pramfd^enpbagogif,  Seipaig  1886;  Sd^iunonii 

greiburg  1881 ;  fte^rein,  §anbb.  bcr  graiel^ung  Sel^rbud^  ber  ^Jäbag.,  8.  2lufl.  ^annoöer  1887 

unb  beS  Unterrid^tS,  ^aberborn  1876,  7.  9lufl.  bis  1889,  2  Xl&lc.,  unb  nid^t  gu  oergeffen  bie 

1890  Don  ftellcr  u.  Sranbenburger ;  Otto  aBill-  „Silüte  aller  pöb.  Sd^riften" :  SRembranbt  aßfe« 

mann,  ©ibaftif  als  SilbungSlel^re,  Siraunfd^meig  jiel^er  (ononomer  Serf.  Xl^eob.  fjfritfd^,  Sebacttnr 

1882  u.  1889,  2  Il^le.,  böd^ft  tt)iffenfd^af tlid^ ;  ber  ®cutfd^«f ocialcn  Slötter),  Seipj.  1890  (erWte 

K.  iWeg,  ficl&rb.  ber  pbag.,  ^abcrbom  1893;  in  4  3a]^rcn  47  «ufl.);  Sd^mib,  (&ic9flop.be§ 

SRolfuS  unb  ^fifter,  SReal-gnc^clopöbic  beS  6r»  gcfammtcn  gr^iebungS«  unb  UnterridfitSmefertf, 

jiebungS«  unb  Unterrid^tStocfcnS  nad&  fat^.  $rin»  ®otba  1859—1878,  11  93be.;  2.  «uflage  ebb. 

dpien,  aj^ainj  1863  ff.,  2.  «ufl.  1872  ff.,  4  93be.  1876  ff.;  Sanbcr,  Scjifon  ber  ^ag.,  2.  «ufl. 

®ie®efd^id^teberpbaaogifbcbanbeln:ß.ffcllner,  SrcSlau  1889.  ®ie  gef d^id^tlid^e  gntwidflung ie» 

Sfijaen  u.  Silber  auS  Der  gr^iebungSgefd^id^tc  I,  babbeln :  ft.  t).  SRaumer,  ®efd^idjte  ber  pbagogü 

gffen  1862;  ®erf.,  ffurge  ®efd&.  ber  (Srsiebung  oomaGBiebcraufblübenclaff.StubienbiSoufimfert 


tßöpjlljcgt  Sonnftorten  —  ^ogntno. 


1270 


cU,  «fllnttol&  1846  ff.,  5.«uf[.  1878  ff.,  4  aSbt. ; 
.  €d)iniM.  @cic^id)te  bu  ^aing.,  ffat^  1860, 

»ufl.  1874  tf.,  4  5ebe.;  3ürßat  Sono  ÜBt^, 
ricbtidi^  b.  @r.  päbaQog.  Sdjriffen,  Sangmfolja 
J85 ;  ^kiuljdi,  ®((d).  be§  g(Ie!|rtoi  Kntmi^fS 

3^«ilftt)Iaiib.  Seiiij.  1885;  S^illfr,  St^rbudl 
T  Wtiä).  btr  $ab..  üeii'j.  1897.     [Ö.  fleHner.] 

"^äiianifit  gonfmorien,  f.  Sonfi^oritn, 

^äjfftüdi^  ^nat)fii6rttf(,  f.  ®nabenbtwft  u. 
'racula  virae  vocis. 

^äpSFiife  JUnttbi,  f.  emie  lU,  1255  ff.; 
onjtnttgtln ;  jtangltitaERi. 

^AfiiaAt  /tfrä,  {.  ftin^c^tn  Vn,  599  f. 

■^ifüMtntfeOftt,  f.  3te|cTi))te. 

^ii|>9nip(  stmtftfi^nfB««,  f.  Literae  en- 
(Tclicae. 

■9«9iaUk  ^ifttofton,  f.  iBirttalion. 

9«fi  Eitlen  giMi  angtfe^ene  ftii(^tn^iftortftr, 
leifaffcr  unb  Herausgeber  eineS  SßerfeS,  meldtieS 

4  an  btt  Simalen  beS  Söfar  SoroniuS  anfti^licgt, 
qttt.  bitfelbm  Mtiflrt  unb  beriddtigt.  l.SlntDn 
Ifloi  O.  8.  Fr,  war  }u  9{o(^e  in  ber  ^rouence 
R  3.  1624  geboren.  9Iad^  StoHenbung  feiner 
^ilofofi^fi^  unb  t^eDlDQif(]^en  Stubien  Serfa^ 
'  rinigc  3*'^  rü^mli^  baS  ^ßrebigtamt.  ^it 
hbenSprofefi  legte  er  1641  ju  ^Irlce  ab  unb  er* 
oib  f1^  bur^  feine  Talente  unb  Sugenben  fe^r 
ilb  ein  fol(^  SSertrautn  im  Orben,  ba|  man 
im  bie  ODiue^mflen  3«nter  übertrug  unb  i^n 
iennal  jum  ^ßrotiinjial  bedeute.  Seine  fiugtren 
kfi^ftt  hielten  i^n  jebod^  ni(^t  ah,  feinen  Sieb* 
n(^ftubitn,  6«  ftir^ngeft^te^tc  utib  S^iono' 
)gic  mit  oKtm  ßifcr  fitfi  fiinjugeben.  SÜmalS 
m  gtntbt  fäi  fDl^t  @tubten  eint  bef onbere  ÜJer- 
nlo^e  buTc!|  baS  ßrfc^eintn  ber  ünagbebuTQCt 
ienturien  (f.  b.  51rt.)  flegefien.  93aroniuB  (f.  b.  9lrt.) 
ntcTjog  fii^  belanntli^  ber  Slufgabe,  bie  in  btn 
>ntunen  mi^fKinbeUe  gef^i<^tli^e  !ISa!)rl^eit  toie- 
CT  in  i^T  Sle^t  einjufe^en.  ^Uein  feine  Arbeit 
f|  in  niiutc^n$un(tEnjutDÜnf(!(|tn  übrig.  2le$' 
<äb  unternahm  e3  ?lnlon  $agi,  bie  fieifhingen 
tS  93aioniu8  fritift^  ju  ergänjen.  Sr  foQ  an 
iefem  SBerfe  30  3a^re  gearbeitet  iiaben  unb  be- 
i^  bobei  bie  SSorarbeiten  beS  $etaDiu3.  3n 
inen  fBerid^ttgmtgen  folgt  et  bem  tßaraniuS  ^af)r 
Ir  3o5t  bis  jum  3abre  1198,  mii  m\<^m  Sa- 
inui  abfd^Iie^t.  9)an  biefer  Critica  hiBtorico- 
eologica  in  nnivereoB  annalee  eccleeiaEti- 

5  em.  et  rev.  Caesaris  Card.  Baronii  erfi^ien 
:  erfte  SBonb  ju  SßatiS  1689,  bie  bret  onberen 
Uibe,  beforgl  buri^  Sranj  ^ßagi  (f.  u.  2),  gu  Snl- 
cpen  (eigentlidl  ®enf)  1705  unb  in  neuer  9luB- 
X  ebenbofelbft  1727,  fotoie  jufammen  mit  ben 
noImbe«93arDniui(f.D.I,2041).5|)agiftarbju 
;atn  5.3unt  1699  (1695?).  Qt  wirb  al§  ein  bei 
itm  Hrfen  SBiffen  fonfter  unb  gemäfiigter  Wann 
caltcrifirt,  fo  bog  feiner  ftrilit  aDe  oeriejenbe 
^rff  febtt;  freilid^  tonn  aa<ii  fein  SDert  nii^l 
s  ollen  ärrt^ümem  freiaefprodien  werben  (ogl. 
irter,  NomencL  lit.  H,  2.  ed.,  Oenipont« 
.93,  500).  Sn^ti  ber  Critica  eerfafcte  $agi 


no(^  bie  Dissertatio  hypatica  seu  de  consuli- 
buB  caeBareis,  Lugduni  1682 ;  eine  äb^nblung 
De  die  et  anno  mortis  S.  Martini,  ep.  Turo- 
Beosis ;  gab  noili  ungebru<tte$rebigten  btS  bl-Stn- 
toniuS  (lateinifd^i)  ^tau§  (ju  »üignon  1685)  unb 
f^rieb  einige  fürjere  Suffä^^  jut  SBert^eibigung 
feinet  DiBBertatio  bypatioa  (f.  Nouv.  biogr.  g^n. 
XXXIX,  47  a.;  bort  unb  beiHurter  1.  c.  jugleid) 
Dcitere  OueDenangaben  über  $agi).  —  2,  granj 
ipagi  0.8.  Ft.,  bei  9ieffe  bf§  JSorgenannten  unb 
i)eTau3geber  bejiD.  SBetbefferet  bon  beffen  Critica, 
toat  geboren  1654  ju  Sambefc  in  ber  ^roDence.  6r 
betrieb  feine  @tubten  bei  ben  Otatorianttn  ju  Xou' 
Ion  unb  mar  f^on  mit  21  Slal^ren  ^lofeffoi  ber 
$^itofob^ie.  Wa^betn  ei  im  g^nmdStanetotben 
mehrere  ßbrtnämlet  betletbet  ^fte,  fiarb  et  gu 
®ent  im  3. 1721.  ßin  fetbftiinbtgeB  SBerr  Ber- 
fagte  er  unter  bem  Xitel  Breviarium  hietorico- 
chronologico'critlcum  iliuBtriora  pontificum 
rom.  gesta  . . .  complectens,  Antverpiael717 
ad  1727,  4  tom.  3)aeftlbe  ge^t  biS  gum  3a^re 
1447,  tourbe  aber  Don  einem  DIcfftn  beS  gran] 
Sßagi,  bem  lungern  Snlon  Sßagi  O.S.Fr., 
bur^  jmei  mcitere  SJünbe  (ibid.  1749—1753) 
fortgejeft.  {5JgI.  Hurtflr,  Nomencl.  lit.  1.  c. 
1147  Bq.)  [S)ÜS.] 

'Sfagttino,  @anteS  (Sanct«B  ober  Xantes 
Pagnimis),  O.Pr.,  feinet  3eil  einer  ber  gelebrte- 
ften  flenner  ber  ^ebrüif^en  SpraiJ^e  unb  bet  rab- 
binif^en  Siterotur.  mürbe  geboren  um  1470  gu 
Succa.  Sllit  16  3a^ren  trat  et  in  ben  Orben  ber 
Dominicaner  im  fflofter  tf iefoli,  wo  unter  ^Inberen 
@aDonaroIa(f.b.9Itt.)fein£e^teriDar.  ^ui^^eil 
unb^erDonagenbe®elebtfamfeit  jog  er  fd^on  ^ier 
bie  ^ufmetFfamleit  beS  SarbinalS  3oE).  be'  SRebici 
auf  fic^;  nad)bem  biefer  afö  Seo  X.  ben  pö^iftlii^en 
@tu!)I  beftiegnt  ^atte,  berief  er  $agnino  nai^  9tom 
an  bie  uon  i^m  neu  errichtete  ©^ule  für  orienta« 
tif^e  ©ptac^en.  3lait)  Seo'S  Sob  (1521)  uerliefe 
SPagntno  SRom  unb  begleitete  ben  Sarbinallegaten 
na(!^  ^Inignon ;  er  blieb  aber  nur  brei  ^a^re  bort 
unb  liefe  fi<^  hierauf  ftdnbig  in  Sqon  nieber.  Um 
biefe  ©tabt  ma^le  et  fii^  in  mebrfat(|er  SBeife 
üerbient,  j.  ffl.  burii^  ®riinbung  eineS  ^ofpitoH 
für  ^eftfranfe;  namentlicCi  aber  f)al  fein  tir^' 
lieber  €ifer  unb  feine  glängenbe  EBerebfamleit  auä) 
baS  ginbringen  ber  SRefoimation  in  2gon  Beriiütet. 
S^ie  Stobt  geigte  fii^  banlbar  burd)  ißtilci^ung 
be@  (bamoIS  mit  Dielen  $rioilegien  Derbunbenen) 
Sürgerre^teS ;  ^agnino  ftarb  ben  24.  Hugu^ 
1541  (na^  anbeten  am  11.  Sluguft  1536)  unb 
»urbe  in  bet  jfirdde  feine!  OrbenS  in  figon  be^ 
graben.  —  9ll9  ©^riftfteller  bot  er  fic^  eine  blei- 
benbe  @telle  in  bet  @ef^i^te  ber  ^ebröifc^en 
©b'^i'^'uiibe  fonie  ber  !Bi6eIüberfe|ung  unb  <&it- 
gefe  errungen.  33ie  ba&in  gel^örenben  SBette  fmb: 
l-VeteriaetNovilnetrumentinovatranalatio, 
Don  ber  im  9trt.  SibelüberfeSiingen  U,  738  be« 
5Iä&em  Sfiehe  mar.  5Dae  ^wuptpreben  $agnino'8 
mar,  ben  Originalieit  in  jeber  IBegie^ung  mög* 
]i{bft  treu  toiebetgugeben.  3m  Sangen  bat  u  bief«} 


1271 


$aion. 


1272 


3icl  oMd^  encid^t  unb  feine  Slrieit  mirb  be^l^Ib 
ftetö  il^r  SSerbienft  behaupten,  loie  il^r  benn  aud^ 
grünblid^e  unb  Prenge  ffenner,  j.  95.  SSujtort, 
i^ren  ganjen  Seifatt  joIIcn ;  bie  rabbinifd^e  ©d^ul» 
trobition,  mit  ber  er  Dertraut  toar,  l^otte  ^agnino 
bei  ber  Uebertragung  fieiftig  berüdffid^tigt  in  ber 
^Irt,  ut  ejus  editionem  peritissimi  Hebraeorum 
Babbini  omnibus,  quae  nunc  extant,  trans- 
lationibus  praeferant,  multis  eam  laudibus 
attollentes,  wie  fein  OrbenSbruber  @i£tu§  üon 
@iena  berid^tet  (Bibl.  sancta  1. 4  [ed.  CoL  Agripp. 
1626, 375]).  es  finb  aber  bd  oUenSoraügen  aud^ 
bie  ÜJlöngel  nic^t  ju  üerf ennen :  fein  SBeftreben,  treu 
5U  iiberfe^en,  t)erleitete  il^n  oielfad^  p  öngftlid^er, 
[a  fflaüifd^er  ©enouigfeit,  unb  er  mirb  mond^mol 
gerabesu  bunfel  unb  unDerftönbUd^,  abgefel^en  bon 
ben  Dielen  unlateinifd^en  StuSbrüdCen.  ^e  bibli- 
fd^en  92amen  gibt  er  nad^  l^ebröifd^er  SluSfprad^e, 
5.  $.  Chawah  (St)a),  Jahacob,  Jehudab  etc., 
im  91.  %.  }.  93.  Jesuah,  qui  dicitur  Massiach ; 
Zecbariah.  S§  fel^Ite  ba^er  ieberjett  nid^t  an 
ftrengen  JtritUem  biefer  Ueberfe^ung ;  beod^tend- 
mert^  ift  namentlid^  baS  freilid^  oft  5U  l^orte  Ur« 
tl^eil  9iid^arb  @imond:  (Pagnino)  a  trop  negligö 
les  anciens  Interpr^tes  de  TEcriture,  pour 
s'attacher  aux  sentiments  des  rabbins. .  . . 
Bien  loin  d'exprimer  son  Original  dans  la 
m^me  purete  qu'il  est  ecrit,  il  le  d^figure  et 
le  depouille  de  tous  ses  omemens  (Hist.  cri- 
tique  du  Vieux  Test.,  nouY.  ed.,  Rotterd.  1685, 
314  s.).  @d^on  unter  ben  S^itO^noffen  fanb  bie 
Slrbeit  ®egner,  meldte  fogar  bie  SSeröffentlid^ung 
berfelben  5U  t)er^inbem  fugten;  allein  $apft  Seo  X. 
ert^eitte  bie  3uftimmung  unb  orbnete  auf  eigene 
Soften  ben  S)rud(  beS  SOBcrfeS  an.  Seiber  ftarb  ber 
^ol^e  ®önner  n)ä]^renb  beffen,  unb  bie  SluSfü^rung 
mürbe  erft  fpöter  möglid^,  inbem  jmei  SSermanbte  be§ 
93erfaffer8  bie  SJHttel  l^crgaben;  über  bie  2JuSgaben 
unb  fpätcre  5Rad^brud(e  f.  b.  ?Irt.  95ibelüber[e^ungen 
II,  738.  —  2.  ®a§  gmeite  bebeutenbe  SBerf  $a« 
gnino^§  ift  ber  Tbesaurus  linguae  sanctae,  s. 
Lexicon  Hebraicum  (in  quo  Judaeos,  specia- 
timque  Kimchium  in  libro  radicum  secutus 
est  etc.).  Lugdun.  1529,  ein  majorer  @d^a^  für 
feine  3«it  auSgerüftet  mit  bem  SBeflen  ber  rab« 
binif d^en  Sf  ra^f orf d^ung ;  bie  öerfdftiebenen  93e« 
beutungen  unb  f^ormen  ber  ^ebröif d^en  SBörter  ftnb 
auf  §  ©enauefte  unterfud^t,  bie  biblifd^en  ©teflen 
f orgf öltig  nad&  Äa})tteln  unb  SBerfen  citirt  u.  f.  m. 
2)ieje8  Söerf  ttmrbe  f el^r  l^äufig  unb  in  Derf d^iebener 
(Seftalt  mieber  ebirt,  fo  öon  SR.  Stepl^anuS:  The- 
saurus etc.  contractior  et  emendatior,  pars  I, 
Paris.  1548.  «uS  bem  9Jad^Ia&  be§  ©.  pagnino 
mürbe  ein  gmeiter  Sl^eil,  quae  exbibet  phrases 
hebr.  Y.  Test,  ex  commentariis  Hebraeorum 
aliisque  doctiss.  virorum  scriptis,  ibid.  1558, 
angefiigt;  3o^.  39lerceru3^  991.  (Sat)aUeriu§  unb 
93onat).  Korn.  SSertram  beforgten  gleid^faflS  Der» 
befferte  ausgaben,  S^on  1577  unb  ®enf  1614; 
aud^  eine  Epitome  thesauri  Pagnini  erfd^ien  in 
Slntmerpen  1572  unb  öfter.  —  8.  Isagoges  seu 


introductionis  ad  sacras  literas  liber  uniau, 
§uerft  S^on  1528;  eine  l^ermeneutif^e  @d^ 
morin  namentlid^  baS  %xopi\^  hk  VSA^Ijoi 
©tileS  auSfül^rlid^  erörtert  unb  butd^  8etf)nele » 
löutert  ift.  ^ierl^er  geirrt  audb  Isagoge  ad  mjsti* 
cos  sacr.  script.  sensus  in  18  Säd^m  (ÜHb 
1543).  SIIS  5U  meitgel^enb  mu|  aber  ber  64 
$agnino^8  abgemiefen  merben,  ba%  aOeS  in  ber 
$ibel,  mag  ftd^  nid^t  auf  @Iau6eii8-  mib  6tlten- 
lel^re  bejiel^e,  uneigentlidd  aufjuf äffen  fei,  imbitt| 
nur  ber  m^ftif d^e  Sinn  grud^t  unb  Sttcn  ber  Vi' 
ligen  Schrift,  aOed  ^ifiorifd^e  aber  nur  @fm, 
SBIatt  ober  9tinbe  DorfteÜe.  —  4.  Hebraieanm 
institutionum  LL.  4  ex  B.  David  Eimchi  priore 
parte  fere  transscripti,  Lugd.  1526;  einSufi* 
5ug  bat)on  $arid  1546. — 5.  GrammaticaBaUri 
David  (Kimchi),  quae  Michlol  nancapatiir,m 
latinum  translata  eloquinm.  —  6.  Catena  a^ 
gentea  in  Pentateuchum,  6  voll.,  Lugd.  1536; 
ebenfo  Catena  argent.  in  Psalterium.  —  7.  Isa- 
goge graeca,  Avign.  1525.  —  9lu|er  biefn 
l^auptmerfen  l^interlie^  ^gnino  nod^  lafftcti^ 
anbere  Don  geringerer  Sebeutung.  (Sgl  Quetif- 
Echard,  Scriptt.  0.  Pr.  U,  114  sqq.  et  998; 
Touren,  Hist.  des  homiues  illustres  de  rordre 
de  St.  Dominique  IV,  Par.  1745 ;  Tirabosdu, 
Storia  della  letter.  ital.  VU,  8, 2, 6  (ed.yen6i. 
XXI,  1451 ;  Pericaud,  Notice  snr  StPagnino, 
Lyon  1850;  Äaulen,  (Einleitung,  3.«ufL,  gre». 
1890, 9.)  [Äßnig.] 

"^aloti,  SlaubiuS.  ber  ttrl^ber  einer  11114 
il^m  benannten  l^eteroboien  fiel^rrid^tung  im  Sal« 
t)tni§mu§($aioni§mu§),  mar  16265u9lomor(mtm 
in  9lieber»SIefoi§  geboren.  6r  mürbe  erjl  ^re» 
biger  ju  2Rad()enoir  (1650),  bann  (1666)  $ro« 
fejfor  ber  2:i^eologie  ju  ©aumur;  bod^  Dertouf^te 
er  le^tere  ©teUe  fpöter  mit  bem  9mte  eines  $0» 
bigerS  gu  Orleans  unb  ftarb  1685.  —  S)ie  Seiren 
$aion§  l^öngen  jufammen  mit  ber  tl^ologifi^ 
Sfti^tung,  meldte  an  ber  ©d^ule  ^u  ©aumnr  ftit 
2tol^anne§  Sameron  (gefi  1625)  oorl^d^ 
mar.  Sameron  l^atte  inSbefonbere  ben  @a||  auf* 
gefteUt,  ba|  ber  SBiUe  ftetS  bem  ^r^onbe  folge; 
bemgemö^  galt  il^m  eine  93erbun!elung  obei  Si^ 
leuc^tung  beS  SSerftanbeS  ald  Anfang  ber  Sunbe 
be^m.  ber  Sefel^rung.  S)ie  befe^renbe  ®nabe  \M 
alf  0  nad^  il^m  burd^  bie  ^nteKigeu)  auf  ben  ffliOa 
fte  ift  feine  blinb  mirfenbe  ffraft,  mirft  über^ 
mä)t  nad^  Sirt  beS  92atumot^menbtgen,  fonben 
bed  SRoralifd^notl^menbigen.  SDiefen  ®egen{a|f  is 
ber  Seigre  SameronS  gegenüber  bem  florren  fol* 
oiniSmuS,  mie  il^n  bie  S)orbred^ter  ©pnobe  ({.  b. 
3(rt.)  ftiirt  l^atte,  biIbete6:ameron8©d^üIerain9- 
rauU  (f.  b.  9(rt.)  meiter  au8,  unb  burd^  i^  tonrbe 
^ajon,  Slm^raultS  ©d^üler  unb  9lad^foIflei,  in 
feine  Sel^rrid^tung  gefül^rt.  S)er  ^aioniSmuSjfeeift. 
menn  aud^  nid^t  nad^  ber  Sbftd^t  feineS  Vix\^tUä, 
an  $elagiani§mu§.  Sin  eigentli^eS,  b.  (.  übet' 
natürlid^S  ßinmirfen  beS  l^eiligen  ©eijleS  auf  bie 
©eele  ftnbet  nad^  ^ajon  nid^t  flatt;  nur  bie  jog. 
objectiüe  ®nabe,  bie  bau|>tf öd^lid^  in  bem  9n^ 


273 


$ttIacio8  —  $aIäoIogu8. 


1274 


es  aSotM  ®otte§  liegt,  wirft  auf  bie  Seele. 
bod^  mit  oerfd^iebenem  Srfolge,  {e  nad^  ben  be* 
Eritcnbcn  duneren  Urnftonben.  @inb  nun  leitete 

I  tMm  ®ott  getDöl^It.  ba^  burd^  bie  Slnl^öning 
eft  aSorteS  (Sotted  eine  (Srleucltung  bed  93er- 
anbcS  eintritt,  fo  folgt  ber  SSBiOe  biefer  grleud^- 
tng  not^toenbig  unb  Die  Sefel^rung  tritt  al%  eine 
tna  erleud^teten  SRenfd^n  not]^n)enbig  gen)oUte 
in.  —  9Re]^  afö  ^j[an  l^oben  feine  @d^üler  biefe 
eieren  oudaeUlbet  unb  Dertl^eibigt.  aber  oud^  ^ajon 
ibft  toax  fd^on  frül^^eitig  ))eIogianiftrenber  ^n« 
listen  befd^igt  n)orben.  SBenn  aud^  eine  9luf« 
ifien  erregenbe  $rebigt.  meldte  er  1665  t)or  ber 
ScoDingioIfonobe  ^u  liniou  gel^alten  l^atte.  il^m 
id^  boitemb  fd^abete.  f o  mar  fte  bod^  ber  Sinfang 

II  einer  9lei^  t)on  Angriffen  auf  il^n  unb  ^u  Wa|- 
egeln  gegen  angelte  $rebiger.  meldte  im  93er- 
ad^pQionifirenberSlnfid^tenftanben.  ^roDinjial- 
^noben  befo^ten  fid^  l^ftufiger  mit  ber  Slngelegen* 
cit,  unb  eine  S^nobe  )u  SRotterbam  (1686)  Der« 
Mirf  ben  $oioniSmu3  gerabeju  ald  $elagiani3mu§. 
IIA  6auptgegner  ^iond  i{t  Furien  (f.  b.  «rt.) 
tniufel^^  atö  fd^rffinnigfter  Sertl^eibiger  ber 
päter  }ur  (atl^oUfd^en  ff ir^e  übergetretene  3faaf 
ßapni  (f.  b.  9rt.).  3urieu  fd^rieb  feinen  Trait^ 
le  la  nature  et  de  la  gr&ce  ou  du  concours 
^neral  de  la  providence  et  du  concours 
larticnlier  de  la  gr&ce  efficace  contre  les 
lOUTelles  hypothdses  de  Msr.  Pajon  et  de 
i66  diadpleB,  Utrecht  1687,  worauf  $apin 
anonym)  antwortete  in  ben  Essais  de  theologie 
mr  la  providence  et  la  gr&ce,  oü  Ton  t&che 
le  deÜTrer  Msr.  Jurieu  de  toutes  difficult^s, 
Ekiterdame  1687.  ^ajon  felbft  l^atte  feine  ^n« 
Id^ten  nur  münblid^  verbreitet;  ^wei  gebrudte 
Sd^nften  t)on  il^m  be^iel^en  fid^  auf  anbere  ®egen» 
[länbe  (Examen  du  livre,  qui  porte  pour  titre 
Prejuges  legitimes  contre  les  Calvinistes  [Don 
Ricole],  Orleans  1673,  unb  Remarques  sur 
l'ayertissement  pastoral  [bed  fatl^.  SieruS  Dom 
3.  1682],  Amsterdam  1685).  9Re]^rere  @öbne 
^ionö  traten  fpäter  ^ur  fatl^olifd^en  ffird^e  mrüdf . 
[Sgl.  [3f elinS]  §iji.  Sejicon  s.  v. ;  SReal^nc^n. 
für  protefL  S^eol.  XI,  2.  5lufl..  161  ff.,  wo  aud^ 
toeitere  Siteratur  gegeben  ift.)  [ä.  ßffer.] 

yfMtüd^Sf  1.  9Jlid^aeI  be.  angef eigener  unb 
dielfeitiger  Zl^ologe  auS  ®ranaba.  leierte  ^u  @ala» 
numca,  war  f))öter  canonicus  magisbralis  gu 
2eon.  batnt  )u  (Siubab  Steal.  wo  er  in  ber  Sol' 
legiatftrc^e  bie  l^eilige  @d^rift  ei^örte.  6r  ftarb  5U 
Embab.  Sein  bogmatifddeS^auptwerffmb  bie  Dis- 
potationes  theologicae  in  4  libros  sentent., 
Salmantic.  1574-1577,  3  voU.  «el^nlid^  wie 
»erfa  (f.b.«rt.)  ^It  er  nad^  bem  l^l^lnfelm  bafür. 
ba^  (Softes  Sktfein  a  u  8  f  i  d^  erfennbar  fei.  niä^i 
m  an  unb  für  fidft.  fonbem  audft  für  bie  5Wen» 
((en  (reetius  senserunt,  qui,  Deum  esse,  non 
olmn  per  se  dixerunt  notum,  quin  et  quoad 
08;  q.  5  OTaecurs.  in  1  libr.  sent.).  %uf  ba§ 
leMet  ber  9RoraI  erftredtte  fid^  feine  Praxis  theo- 
tgiea  de  contractibus  et  restitutionibus,  Sal- 


mant.  1585;  üon  ejegetifd^en  SBßerfen  »erfaßte  er : 
grnörungen  )u  3faia8.  jum  ©ebräerbrief.  jum 
et)ange(ium  unb  ju  ben  ^Briefen  be§  1^1.  äol^anneg 
unb.  wie  fein  93ruber  (f.  u.  2).  einen  Kommentar 
5u  ben  üeinen  $ro))]^eten. 

2.  $aul  be  (be  ©alajor).  ber  Sruber  be§ 
©orgenonnten .  war  geboren  ju  ©ranaba  unb 
würbe  Se^rer  ber  l^eiUgen  Sd^rift  )u  ßoimbra.  6r 
brad^te  ben  größten  2:|eil  f eined  fiebend  in  ^ortu* 
gal  }u.  ftanb  im  Stufe  großer  Sugenb  unb  ®e« 
lel^rfamfeit  unb  oerdffentlid^te  mehrere  gefd^ä^te 
Sd^riftcommentare.  fo  über  ÜJlattl^uS  (ßoimbra 
1564);  jubenjwölf  neinen$rop]^eten(1581);  jum 
gccIefiafticuS  (1584).  bie  alle  mehrere  Auflagen  er- 
lebten, ©ein  iob  erfolgte  im  3. 1582.  (SSgl.  Nie. 
Antonius ,  Bibl.  Hisp.  noya  II ,  ed.  Matriti 
1788,  143;  Hurter,  Nomencl.  lit.  I,  2.  ed., 
Oenip.  1892,  44  sq.  et  85).       [O.  ^Pfülf  S.  J.J 

"^atobino,  f.  3acob  oon  Seramo. 

^atäotogas^  3acob.  Slnl^änger  ber))roteftan« 
tifd^en  92euerungen.  ftammte  au3  ber  befannten 
gried^ifd^en  ^errfd^erfamilie  ber  $a(öoIogen.  @r 
war  um  1 520  auf  ber  3nf el @fio3  geboren,  wanberte 
aber  gleid^  Dielen  feiner  S^tgenoffen  nad^  Stalten 
aus  unb  mad^te  bort  feine  @tubien.  Salb  jebod^  be< 
fannte  er  ftd^  öffenttid^  }u  lutl^erifd^en  fie^ren  unb 
ging,  um  ber  Verantwortung  bor  ber  Snquiption 
ouSjuweid^en .  nad^  S)eutfd^(anb.  6r  fd^Iug  fid^ 
fpQter  p  ben  Unitariem  unb  würbe  enbUd^  1569 
Sftector  ju  ftlaufenburg  in  Siebenbürgen,  allein 
fein  unrul^iger  ff  opf  brad^te  il^n  mit  gauftud  @ocin 
in  ®egenfa^.  bemt  Sacob  $aIöoIogug  bertrat  i^m 
gegenüber  mit  anberen  Unitariem  bie  Seigre,  ba^ 
Sl^rifto  eine  göttlid^e  ißerebrung  aud^  ntd^t  einmal 
in  bem  Sinne  jufommc.  wie  bie  meiften  Soci= 
nianer  fie  il^m  erweifen  wollten.  Socin  fprad) 
aUen  ^nl^ängem  folc^er  Seigren  gerabeju  ba§  9ied^t 
ah,  ft^  Sl^riften  ^u  nennen,  gegen  ^alöologu^ 
inSbefonbere  fd^rieb  er  einen  weitläufigen  Sroctat 
(abgebrudtt  in  ber  Bibl.  fratrum  Polen.  I,  2, 
Irenopoli  1656  [Fausti  Socin.  Sen.Opp.  omnia 
11],  1  sqq.).  Sei  einem  ^ufentl&alt  in  SKöl^ren 
würbe  $alöoIogu§  Don  feinem  Sd^idtfale  ereilt. 
2)er  ftaifer  5Wa jimilian  11.  He^  il^n  atö  einen  öon 
ber  römif d^en  ^nquifttion  SSerf olgten  ergreifen  unb 
nad^  9iom  bringen,  wo  baS  Urtl^eil  wabrfd^einlt(^ 
an  il^m  am  22.  SRörj  1585  ooOjogen  würbe. 
Sebod^  ftimmen  bie  92ad^rid^ten  nid^t  böDig  über* 
ein.  inbem  aud^  berid^tet  wirb.  ^alöoIoguS  l^abe 
juerft  im  2lngejid^t  be§  Sd^eiterl^aufenS  SJiberruf 
geleiftet.  fei  bann  begnabigt  unb  erft  bei  einem 
fpötem  SRüdffaO  in  bie  fte^erei  Derbrannt  worben. 
Sine  5Weite  Serfton  Ia|t  il^n  überl^aupt  ntd^t  l^in- 
gerid^tet  werben;  er  bobe  Dielme^r  nad^  feinem 
SBiberruf  im  ©efängnife  mel^rere  fromme  unb  ge« 
leierte  SSBerfe  öerfafet.  Ob  enblid^  ^oläologuö  in 
ben  ©ominicanerorben  eingetreten  ober  bemfelben 
fd^on  üor  feinem  Abfall  angehört  batte.  mu&  eben* 
fallö  babingefteflt  bleiben.  Son  feinen  S^riften 
wirb  am  b^^ufigften  genannt  De  magistratu 
politico,  Lose!  1573.  (9Jgl.  Moreri,  Dict.  s.  v. 


1275 


^atöftino. 


1276 


Jacques  Paleologue ;  Queüf-Echard,  Scriptt. 

0.  Pr.  n,  340  sq. ;  grfd^  u.  ©ruber,  Mflcmcine 
6ncpn.,  Scction  III,  s.  v. ;  Nouv.  Biogr.  gen. 
XXXLX,  75;  Hanka,  J.  Palaeologus  i  pa- 
mätnik  Matousi  Kolinu  z  Choterina,  Praze 
1845.)  [?J.  gffcr.] 

ffatäfüna  l^ei^t  mit  jetnem  f))ötem,  ollge- 
ntein  übtid^en  92amen  boS  ben  Israeliten  oon 
©Ott  oer]^ei|ene  unb  übergebene  Sanb.  6d  tourbe 
nömlid^  ber  92ame  beS  fübtoeftlid^  oon  bem  iSrae« 
Utifd^en  ©ebiete  an  ber  9Reere§!üfte  gelegenen 
Sanbe«  ber  ^^iUfter,  Peleschet  (npVs)  (aff^r. 
Palaschtu,  ögppt.  Puluschta),  t)on  ben  ®rie(!^en 
unb  ^Römern  aud^  auf  baS  bon  ben  Israeliten  be» 
fe|te  bergige  Sinnenlanb  bi§  )um  3orban  unter 
bem  5Ramen  $aläftina  (^  naXatoxivr;  Supia),  unb 
am  Snbe  be§  8.  Sal^rl^unbertS  auf  baS  trandiorba- 
nifd^e  ©ebiet  übertragen.  @eitbem  i{}  biefe  93e- 
geid^nung  bei  ben  (Sl^riften  fomie  bei  ben  fpöteren 
gruben  (•'3''noVB)  unb  ben  SIrabem  gebröu(fttt(i^  ge« 
morben.  S)er  öltefte  femttifii^e  92ame  bed  cisiorba- 
ntfd^en  ©ebieted  t)on  ^alöftina,  ber  ftd^  bei  l^ebräi- 
f(^en  «utoren  finbet  (®en.  13, 12.  gj.  16,  35. 
Sfhim.  33,  51),  ift  „ganaan"  (f.  b.  9lrt.),  toö^- 
renb  bad  tranSjorbanifd^e  ©ebiet  olS  ^fianb  ®a- 
laab"  (f.  b.  ?Jrt.)  bejeid^net  »urbe  (9lum.  32, 
26).  3laä^  ber  Sintt)onberung  ber  f$familie  Sibra« 
l^amS  finbet  fidd  ber  nur  oon  9lu§Iönbem  ge« 
brandete  9lame  „Sanb  ber  J&ebröer"  (®en.  40, 
15);  t)on  ben  3§raeliten  felbft  mürbe  eS  „Sanb 
asroete"  genannt  (SRid^t.  19, 29.  1  Sam.  13, 19. 
2Ratt^.  2,  20);  feterltd^e  tl^eofratifdfte  SBe^eid^- 
nungen  maren:  „Sanb  3e^ot)a'§  (ogl  SeD.  25, 23. 
3f.  8,  8.  3er.  2,  7) ;  „Sanb  beS  §erm"  (Of. 
9,  3) ;  „§"%S  Sanb"  (3ad^.  2,  12.  2  ÜJlad^. 

1,  7)  unb  „baS  gelobte,  b.  1^.  berl^ei^ene  Sanb" 
(t^  t^c  iizarfikiai:,  §ebr.  11,  9).  9luf  ben  af- 
l^rijd^en  Snf^riften  mirb  Kanaan  einfd^Uefelid^ 
be§  SanbeS  ber  ^^tlifter  mit  Mar-tu  (SSeftlanb) 
unb  Mat-acharri  (^interlanb)  be^eid^net. 

I.  Watürlic^e  Ser^ältniffe^aläftina'S. 
—  1.  ©eograpl^ifd^e  Sage;  ©renken; 
©rö^e.  $aläftina  in  bem  Umfang  ber  l^euti- 
gen  Sejeid^nung  be§  SanbeS  liegt  ^mifd^en  30*' 
50'  unb  33«  10'  nörbl.  »r.  unb  stoift^en  34«  30' 
unb  36«  32'  öftI.S.  t)on©reenttid&.  ©eine^tuSbe^. 
nung  oon  @üben  nad^  92orben  betrögt  ca.  31  geo* 
grap^ifd^e  SReilen,  bon  SBeften  nad^  Often  ca.  20 
geograpl^ifd^e  SHeilen ;  ber  Sflöd^enge^alt  beS  meft» 
jiorbanifd^en  ©ebieteS  ca.  350  Ouabratmeilen 
(19  270  qkm),  beS  oftjorbanifd^en  ©ebieteg  ca. 
180  Ouabratmeilen  (9900  qkm),  ber  ganaegflö- 
d^enraum  ca.  530  Ouabratmeilen  (29000  qkm), 
etma  gleid^  ber  ©röge  beS  ftönigreid^S  Belgien. 
$on  biefem  Umfang  ift  )u  unterf^eiben  ber  Um- 
fang beS  StaatSgebieted,  mie  e§  in  ben  eingelnen 
gehoben  ber  ©efd^id^te  beS  iSraelitifd^en  $oße§, 
fei  eS  infolge  oon  groberung  ober  mit  Südfftd^t 
auf  bie  politifd^e  9)2ad^tfteUung  gegenüber  ben  92ad^- 
baroölfem,  fid^  gebilbet  l^atte.  5Rad^  ben  SBeftim« 
mungen,  meldte  ber  ©efe^geber  (9Jum.  34, 2—12; 


ogl.  32,  38—42.  3of.  13, 15—31)  inS  Sage 
gefaxt,  maren  bie  ©rengen  beS  SanbeS:  tmffie^ 
baS  mittellänbifd^e  9Jleer  mit  feinem  nur  ttcmge 
Stunben  breiten  Äüftenftrid^  (o^  ^^^n  Sop4.2,6. 
-«  bei  3f.  20,  6;  23,  2.  6.  «j.  27,  7);  bk 
Storbgren^e  ging  oom  SRittelmeer  niiMxä^  m 
@ibon  über  gmatl^  bis  ^ogor  ßnon ;  bie  dflTuii 
©ren}e  50g  fid^  Don  ^ajar  £nan  (villa  £iuui) 
an  ben  @ee  ©enefaretl^,  fobonn  I&ngS  bcd  äotbon 
bis  an  bie  @äbft)i^e  bed  SoI^meereS,  mm  baii 
meftUd^er  Stid^tung  bis  sur  ÜRünbung  bcS  So^cS 
9leg9))ten3  (je^t  ^obi  el-9rifd^);  boS  offiorbo* 
nif^e  ©ebiet  erftredte  ftd^  ndrblid^  6i8  an  ben 
^ermon,  öftlid^  big  )um  Orte  Seld^  (2)eni  8, 10). 
t)on  ba,  unter  SluSfd^Iul  t)on  Stobbat^Smiiu»!, 
fübUd^  bis  an  ben  ^lu^  %num  (2)eut  3,  8). 
Rubere  ©renjbeftimmungen  ftnb:  «,t)on  bem  Serge 
§alaf  (pVhn  nn,  LXX:  öpocXeXxa  T.,  'AoXoxL 
f.  t).  a.  fto|ler  Serg),  ber  ftd^  erlebt  bei  €(it 
bis  ^aal  ©ab  im  %f^t  Sibanon  unter  bem  Serge 
©ermon"  (3of.  11,  17;  12,  7);  ^öonÄan  M 
Serjabee''  (9KdE|t.  20, 1.  1  ®ixm.  8,  20;  2@qiil 
8, 10;  17, 11);  femer  „Don  ßmatl^ bis  jumSo^ 
SlegQptenS''  (3  fiön.  8,  65).  «nbere  ©rei^ 
fttmmungen  (©en.  15,  18):  „oom Strom 9e#> 
ten§  bis  an  ben  großen  3flu|  [Supl^ot]" ;  ferner: 
„3d^  tt)erbe  beine  ©ren§e  fe^  t)om  rot^  9to 
bis  sunt  3Reer  ber  ^l^iUfter  unb  t)on  ber  SnPe 
bi§  aum  @trom  Supl^at''  (ßs.  23, 81),  finb  (»p- 
p^etifd^  )u  faffen  unb  l^aben  ftd^  nur  unter  Sonb 
unb  @aIomon  aI3  Se^eid^nung  für  bie  ®reiqe 
ber  ))oIitifd^en  3Rad^tfteUung  unb  ber  Obeid^^ 
berfclben  über  bie  benad^barten  Sförfien  Denoirf' 
lid^t  (2  ©am.  8,  6.  2  «(kr.  8,  3.  4. 17).  Sei 
^aläftina,  meld^eS  ben  füblid^ften  Sl^eil  beS  ^' 
fd^en  SanbeS  auSmad^t,  fpringt  bie  oHfeitig  ab> 
gefd^Ioffene  Sage  in^S  Singe.  3ni  5iorben  tm 
mittlem  Serien  burd^  ben  Sibanon  unb  ^ennon, 
im  Often  unb  @üben  burd^  bie  fQri^  vnb 
petröifd^'arabifd^e  äßüfte,  im  SBeflen  MI  M 
3Slttx  mit  feiner  ablenfenben  ^ßenfhdimmg  dob 
bem  unmittelbaren  gontact  mit  9iad|b(nt>ölleni 
getrennt,  bemal^rt  t%  bod^  anbererfeits  eine  centrale 
Sage  an  ber  ein§igen  @teUe  ber  Srbe,  cot  roüifa 
bie  gontinente  ber  Sitten  SBelt  fid^  am  m0ai 
berül^ren,  inmitten  ber  größten  gultttrt)5l!er  be§ 
SlUert^umS.  g§  erfüOte  ^d^  baS  SBort  bed^erm: 
„®aS  ift  3erufalem,  mittm  unter  bie  Reiben  ^obe 
id^  eS  gefegt  unb  ringsumher  Sauber"  (g^  5, 5). 
—  2.  SBeüöIferung.  ©id^ere  So^lwi  «6«r bie 
©efammtbeoölfemng  beS  iSraelitifd^m  fßoW  in 
^aläftina  in  ben  oerfd^iebenm  ^ßoioben  feiner 
©efd^id^te  laffm  fid^  nid(|t  angeben.  S)ie  3^i^Inng 
beS  93ol!eS  im  IBeginn  unb  am  @d^üt|  ber  SBöPen* 
manbemng,  meldte  600  000  maffenfö^ige  SMnm 
ergab,  lägt  auf  eine  ©efammtjal^I  t)on  2  Vi  VSii' 
lionen  fd^Iie^en.  3m  ftampf  gegm  bie  Änole- 
fiter  brad^te  @aul  ein  ^eer  oon  210000  9Rmni 
Sfu|t)o((  auf,  toooon  10000  ouS  3uba  (1  Sam. 
15,  4).  2)ie  im  Sluftrage  S)at>ibS  Don  3oab 
oorgenommene  Söl^lung  (2  ©anu  24 ,  9)  ergob 


277 


$oläflino. 


1278 


00000  aRattn  in  SSroel,  begm.  500000  in 
(tibo.  Ungenau  unb  t)erf daneben  erfii^eint  bie  Sin« 
übe  2  ^r.  17, 14—18,  mm  bem  Äönig  3o- 
\p1^t  Don  3uba  ein  ^eer  Don  1 160  000  SRann 
iget^Ut  uiirb,  m&l^renb  bie  3<^^I  ^^^  ftrettboren 
Vftnner  unter  feinem  SBorfol^ren  9fa  auf  580000 
!  ^r.  14,  8)  gefielt  tt)urbe.  Unter  3ugrunbe* 
gnng  ber  €c^t^g  unter  ftönig  SDaoib  burfte 
ie  SebdlfmmgdiQ^I  burd^fd^nittlid^  auf  ca.  4  9RiI" 
onen  t>eranfd^lagt  ttwben.  Sine  auf  Sefel^l  bed 
Mfcrd  Kero  unter  SejliuS  bef  ol^Iene  iBoI(§iö|lung 
iif  @cunb  ber  am  $a9d^afeft  in  Serufalem  ge- 
ommenen  0))ferma^lseiten  lie^  auf  mel^r  al§ 
700  000  aßönner  im  Sanbe  fd^liegen  (Jos.  Bell. 
ad.  6y  9,  8).  93on  bem  )ur  Seit  bed  jubifd^en 
hrtege«  bid^t  betölferten  @alilöa  rül^mt  gl.  ^O' 
li^nS  (Yita  45;  Bell.  Jud.  8, 8, 2),  o^ne  3mei- 
i  übertrieben,  ba^  ed  204  ©emeinben,  {ebe  mit 
id^t  »eniger  oI8  15  000  Seelen ,  gejöl^U  l^abe ; 
omad^  mürbe  fid^  ffir  @aIUöa  eine  lBet)5I!erung§> 
iffi  DOtt  8060000  ergeben.  S)ie  fpötere  bid^te 
)nidlterttng  bed  fianbeS  mirb  inbeffen  oud^  t)on 
Dio  eaffiuS  (Hist.  69,  14)  beftötigt  nad^  mei- 
nem ber  Sf«ß>ben  bed  ftaiferS  ^abrian,  SuUud 
ieottvA,  50  ber  I6au))tfdd^lid(|ften  ^Bürgen  unb 
>85  gfledten  ber  3uben  ^erftörte.  —  8.  ®eo- 
rap^ifd^er  Sau  be§  SanbeS.  $alö- 
rina  erbält  fein  eigent^mlid^eS  ©epröge  burd^ 
en  ^auptflu^,  ben  Vorbau  (f.  b.  9lrt.).  S)ie  S)e» 
Tcffwn  beS  äorbantl^aled  mit  ben  breiten,  niebri* 
,tn  Ufergelönben  unb  ben  oon  i^m  gefpeisten 
5cen  (See  3Rerom,  ©enefaretl^  unb  tobtet  9Reer, 
.  b.  «rtt.  aReer  vni,  1176  ff.  unb  ©eneforet)^) 
^etlt  baS  Sonbgebiet  in  jmei  oon  92orb  nad| 
Süb  geftredtte  ^älften,  in  baS  meftlid^e  (eis« 
orbonifd^)  93erg-  unb  ^ügellanb  unb  baS  oft« 
l^e  (tronSjiorbanifd^e)  ^od^Ianb.  2)ie  niebere 
tiipe  ber  meftUd^en  ^ölfte  bilbet  oon  Z^ruS  on 
i&  nad^  Seg^pten  einen  gerablinigen,  faft  bud^ten« 
ofen  @aum  oon  Derfd^iebener  93reite,  jmifd^en 
t^ruS  unb  Sicco  burd^  baS  93orgebirge  9ia§  en« 
tofura  (bie  f og.  t^rifd^e  Seiter ;  Scala  T3n-ionim) 
nb  fäblid^  oon  ber  Sud^t  oon  Sicco  burd^  ben 
InSlöufer  bed  ©ebirged  (Sarmel  unterbrod^en. 
Dod  JKftenlanb  ift  fublid^  oom  Sarmel  eine  2, 
«1  anberen  Stetten  5 — 8  Stunben  breite  Sief« 
bene  mit  öbem,  fanbigem  SDünengürtel,  l^inter 
Kld^  fid^  nörblid^  oon  ^oppt  bie  Sbene  @aron 
;.  b.  9rt)  unb  fäblic^  oon  3o))))e  bie  ppiftaifc^e 
Nißenebene  Sepl^a  (planities;  3of.  11,  16. 
5er.  82, 44 ;  38,  18.  1  ÜJlad^.  12, 88)  ausbreitet 
ob  bud^tenortig  in  bad  im  Often  ftd^  anfd^lie^enbe 
^ügtf«  unb  Serglanb  einfd^neibet.  ^inter  bem 
lefen  fiäftenldnb  erl^ebt  ftd^  ein  f el^r  unregelmäßig 
ob  mannigfaltig  geftalteteS  ^oc^lanb,  bad  f\ä) 
IS  eine  SRenge  einselner,  oon  un}öl^ligen  Z^älem 
diennter  Sergrüdfen  unb  berDonogenber  ffuppen 
arßelU.  S^aralterifiifd^  ift  bie  SRi^tung  ber  oon 
er  SBaffexf^eibe  beS  fianbeS  ouSge^enben  $erg« 
ige  itnb  X^ler,  meldte  im  SlUgemeinen  eine  o^« 
«plt^K  ^V^'  toefiöfUid^  SRid^tung  nel^men.  — 


3m  Slnfd^luß  an  ben  Sibanon  unb  oon  bemfelben 
burd^  bad  Ouertbol  bed  6I«8itafIuffed  (fog.  Seon« 
teS)  gefd^ieben,  erl^ebt  fid^  baS  Serglanb  oon  ®a- 
lilöa,  im  @fiben  oon  einer  tiefen  Sinfentung,  ber 
ffüftenebene  oon  Sicco  unb  ber  großen  bis  )ur 
äorbanSaue  reid^enben  Tiefebene  oon  (SSbrelon 
ober  Segrael  (f.  b.  Slrt.)  umföumt.  Aber  meldte  ber 
Serg  Sl^abor  mie  eine  ^od^marte  em))onagt. 
@äblid^  oon  ber  Sbene  3e§rael  beginnt  baS  in  ber 
^eiligen  @d^rift  als  ©ebirge  epl^raim  (3of .  1 7, 1 5 ; 
19, 50 ;  20, 7.  SRid^t.  7, 24 ;  17, 1.  8  ftön.  4, 8) 
unb  ©ebirge  38rael  Oof.  11, 16.21)  be^eid^nete 
iBerglanb  oon  @amaria,  burd^  ben  longgeftredten 
Sergräden  beS  Sarmel  unb  ben  ©ebirgSflodt  bed 
©elboe  oom  golilöifd^en  Sanbe  gefd^ieben.  9)on 
©innöa  Qe^t  $f  d()enin),  meld^eS  ald  bie  SingangS« 
Pforte  oon  ©aliläa  nad^  @amaria  bejeid^net  tt)er« 
ben  fann,  fteigt  baS  famaritifd^e  93erglanb  aU« 
mölig  5U  einer  burd^fd^nittlid^en  ^öl^e  oon  600  m 
an ;  baSfelbe  entbel^rt  ber  $lateou3 ;  bie  gegen  Oft 
unb  Sßeft  fid^  abfenfenben  £]^öler  merben  in  ber 
aRitte  be§  Sanbed  oon  Ouertl^ölem  burd^fd^nitten, 
burd^  meldte  feit  ältefter  S^it  bie  ^auptftraße  beS 
SanbeS  fül^rt.  Sbenen  finben  ftd^  in  @amoria  nur 
menige  unb  oon  geringer  Sludbel^nung;  bie  be« 
beutenbften  finb:  bie  Sbene  bei  SDotfain  (3ub. 
4,  5;  l^eutjutage  @al^el  Slrrabel^),  ffibmeftlid^  oon 
®innöa;  bie  fumpftge  Xl^almulbe  (l^eutjutage 
^erbfd^  tU@f^axtat),  an  meld^er  Setl^ulia  lag; 
bie  bei  @id^m  am  Sfuße  beS  ©orijim  gelegene 
Sbene  (l^eutjutage  el«aRad^na),  an  bie  ftd|  gegen 
92orboften  bie  Sbene  oon  @alem  ober  @alim 
(®en.  88,  18)  anfd^ließt.  2)ag  gleic^arüg  ftd^ 
fortfe^enbe  iuböifd^e  Serglanb,  beffen  Htm  baS 
©ebirge  3uba  (3of.  11, 21.  2  ^ar.  27, 4)  bilbet, 
meld^eS  oon  92orb  gegen  Süb  gu  burd^fd^ittUd^er 

töl^e  oon  750 — 900  m  onftcigt,  trögt  mel^r  ben 
l^arafter  einer  fd^malen  ^od^fiöd^e,  bie  ftd^  nörb« 
lid^  oon  S^tufalem  ermeitemb  über  ^etl^lel^em  bis 
Hebron  erjtredtt.  ®egen  Sßeften  föDt  bog  ©ebirge 
mit  ben  oom  9tüd(en  bed  @ebirged  auSgel^enben 
Mgelfetten,  meldte  oon  oielfad^  oer^meigten  tiefen 
SSabiS  burd^sogen  ftnb,  gegen  bie  JNiftenebene  ah, 
möl^renb  ftd^  ber  SlbfaU  be§  ©ebirged  )um  tobten 
Weere  in  tenaffenfdrmigen,  oon  engen  Sd^lud^ten 
burd^brod^enen  Stufen  ooO^iel^t  unb  mit  l^ol^en 
fteilen  ^bftürjen  am  Ufenanb  beS  tobten  3RecreS 
enbigt.  3m  Süben  gel^t  baS  jubäifd^e  ©ebirge  in 
baS  92egeb  (Süblanb ;  terra  ausiralis;  ®en.  18, 
1.  8;  20,  1;  24,  62.  3of.  15,  19)  über,  meldte« 
ba§  3RittelgIieb  gmifd^en  $alöftina  unb  ber  großen 
äBüfte  ^l^aran  in  ber  fmaitifd^en  ^albinfel  bilbet. 
—  2)ad  Oftiorbanlanb,  baS  fid^  oom  ^ermon 
bis  §um  ßbomitergebirge  erftredtt  unb  ou§  bem 
3orbant^al  mie  eine  einförmige,  oon  SBabi§ 
burd^brod^ene,  600—900  m  l^ol&e  SBonb  empor» 
Peigt,  trögt  ben  gl^arafter  einer  glcid^förmigen 
^o^ebene,  über  n)e[c^e  nur  menige  ^ügel^üge  unb 
Serge  merflid^  l^eroonagen.  3n  ber  l^eiligen 
Sd^rift  mirb  ba§  Oftiorbanlanb  al§  „baS  Sanb 
©oloob"   im  mcitem  Sinne  bejeid^et  (®eut. 


1279 


$alaflina. 


1280 


34, 1.  4  ftön.  10,  33  u.  a.).  ffitc  bic  §Qii()t- 
maffe  be§  fitbanon  unb  SlnKItbonuS  befte|t  baS 
paläftinifd^e  ©ebtrge  bieffeitS  unb  ienjettd  be§ 
3orban§  ouS  bem  l^öl^knreid^en  ftaßftein  ber 
ffrcibcf ormatton ;  nur  im  nörbliii^en  ^til,  am 
obcm  Sorbonlauf,  bei  ©afcb,  um  bcn  ©ee  üon 
%\htna%,  fobonn  inSbefonberS  im  OftjorbanlQnb 
treten  neben  ber  ffreibef ormotion  t)ul{anifd^e  Srup« 
tiDmoffen,  Safalte  unb  SoDen  auf,  meldte  in  bem 
t)on  erlofd^enen  SuÜonen  unb  fiaoaftrdmen  burd^- 
fe^ten  ®ebiet  bed  ^auran  unb  in  ber  ganjen  Um- 
gebung be§  ®ebirg§ftode39[IfQbamu§  Qe^tSfd^ebel 
eb-2)rü5)  faft  ouSf d^Iie^Iid^  l^errf d^en.  Sn  ber  l^ei- 
ligen  @(|nft  mirb  boS  iSroelitifii^e  ©ebiet  bied« 
feits  beS  SorbanS  im  «Ogemeinen  (3of.  12,  8 ; 
10, 40)  tttö  ©ebirge  (pn),  ?Rieberung  (nVßw),  «b» 
l^änge  (r^^"'?«),  SSBüfte  ober  Jrift  ("la"!«)  unb 
©üblanb  (aa.a)  begeiii^net.  3m  Sefonbem  merben 
ermöl^nt:  baS  Serglanb  oon  ®aIUäa  unter  ber 
»e3ei(3^nung  ©ebirge  Slepl^tl^ali  (3of.  20,  7): 
ber  am  nörblid^en  @aum  ber  ßbene  3e}rad  fid; 
erl^ebenbe  %^ahox  (3of.  19,  22);  baS  ©ebirge 
gormel  (3  ftön.  18,  19),  gerühmt  megen  feiner 
gfrucfttbarfeit  ( j. ».  3f .  35, 2) ;  bttS  ©ebirge  ®  elboe 
(f.  b.  ^rt. ;  1  ©ttm.  28, 4) ;  baS  ©ebirge  ßfl^rttim, 
Qud^  ®ebirge  Sdrael  genannt  (3of.  11. 16.  21; 
17, 15),  melc^eS  ben  großem  Sl^eil  beS  ©ebirgeS 
Don  Somaria  umfaßte;  innerl^atb  be§  fianbed 
©amaria  bie  Serge  Cbal  (»id^t.  9,  7)  unb  ®q« 
riaim  (3of.  8,  33);  baS  ©ebirge  3uba  (3of. 
11,  21),  beffen  fäbli#er  Sl^eil  aud^  ©ebirge  ber 
5lmoriter  (2)eut.  1,  7.  19)  genannt  wirb;  ber 
gegen  ba§  tobte  SReer  5u  gemenbete  Sl^eil  be§  fal^Ien 
felpgen  $Iateau§  loirb  al§  SBüfte  3uba  (ogl.  3of. 
15,  61)  bejeic^net,  öon  tocld^er  alS  einzelne  ®e« 
biete  bie  SBüfte  X^tcut  (2  $ar.  20,  20),  bie 
SBüfte  gngabbi  (1  ©am.  24, 1),  bie  SQBüfte  ÜRaon 
(1  ©am.  23,  24)  unb  SBüfte  3ip]^  unterft^ieben 
merben.  95efonber8  ^eröonagenbe  Serge  auf  ber 
iubäifd^en  §od^ebene  fmb  ber  Delberg  (S<^ä), 

14,  4.  ^g.  1,  12  u.  a.);  im  5Rorbtt)eften  üon 
3erufalcm  ber  »erg  ?Rebt|  ©ammil,  im  aWittel- 
alter  Mons  Gaudii  genannt;  im  ©üboften  Don 
Serufalem  bei  Sl^ecue  ber  93erg  §erobium  mit  bem 
oon  ^erobeS  b.  ®r.  gebauten  Saftell  (Jos.  Antt. 

15,  9,  4)  unb  ©egröbni^ort  be§  §erobe8,  im 
SKittelalter  Qfranfenberg  genannt  (}e^t  S)fd^ebel 
3fureibi8).  3n  ber  3orban8aue  befonberS  l^erüor« 
vagenbe  Serge  fmb  im  mittlem  glu^gebiet,  nörb« 
Ii(^  üon  3«rid^o,  ber  in  bie  ßbene  toeit  borff  rin- 
genbe  Sergftod  be§  ©urtaba  unb  ber  im  SBeftcn 
üon  3erid^o  fid^  erl^ebenbe  ©teilabfturj  beS  fogen. 
SergeS  Ouarantania.  SSon  ©ebirgen  jenfeitS  beS 
3orban8  merbcn  in  ber  ^eiligen  ©d^rift  ermö^nt : 
im  Korben  ber  §ermon  (f.  b.  2lrt.  Sibanon),  an 
ben  fld^  bis  jum  QfluB  3annuf  ober  ^ieromaj  baS 
^lateau  öon  Safan  (3er.  22,  20;  50,  19.  ?Ra]^. 
1,  4)  anfd^Iie^t;  füblid^  öon  59afan  ba§  ©ebirge 
©alaab  (®en.  31, 21. 23),  öom  §ieromaj  bis  jum 
'^Imon  reid^enb  unb  Dom  3Qboc  in  jmei  Sl^eile, 
einen  nötblid^en  unb  einen  fflblidften,  gefd^ieben. 


©üblid^  Dom  Soboc  reid^t  ber  Sergfbd!  bei  ^- 
tigen  2)f d^ebel  2)f d^ilab  ^or,  auf  todSum  vaiäft» 
fd^einlid^  ber  Ort  Stamotl^  ©alaob  (3of.  20,8; 
iekt  es-@alt)  gelegen  mar.  SMS  öftli^  t»om  Mol 
SKeer  gelegene  $Iateau  mirb  in  ber  ^igen  6(1^ 
(®eut.  34,  1.  8)  als  «rboti^  SKoob  (a»*!»  ntav, 
campestria  Moab),  fonrie  Seut.  4,  43  oB 
SKif^or  (nw-'wn  yne«,  terra  campeetiis,  (Ebene) 
unb  bie  )um  tobten  Sleere  ftttl  obfoSenben  Serge 
als  ®ebirge  «barim  (%xm.  21, 12)  bejeidN; 
ber  n5rblid^e ,  Serid^o  gegenüber  Itegenbe  ZtetI 
mit  ben  eine  meite  SiuSfi^t  über  boS  getobte  Sosb 
gemöl^renben  ®i|)feln  iSerg  9lebo  (2)ent  84, 1) 
unb  9erg  $]^ogor  (9tum.  23^  28)  toirb  als  6e> 
birge  $]^aSga  (9lum.  23, 14.  2)eut.  3,  27.  ^. 
12,  3)  ermöl^nt.  2)ie  Stetige  l^ol^  ffreibeBinxn 
meld^  füblid^  Dom  tobten  SReer  ben  Suffieig  aif 
baS  ^od^Ianb  Don  SDloab  Dermitteln^  merben  92Bni 
34, 4.  3of.  15, 3.  Kid&t.  1, 36  «ffrabtm  (o-'a^p, 
AscensuB  Scorpionis)  genonnt.  —  4.  0^ 
möf  f  er.  2)ie  Sflüffe  unb  IBftd^e  (SBobiS),  iodi|e 
entmeber  bem  ^u|gebiet  beS  9ReereS  ober  bek 
beS  3orbanS  angel^dren,  nel^men  tro|  il^  n^ 
fad^  gefrümmten  Sauf eS,  entfpred^enb  ber  9ti(^tiing 
ber  Sergjüge  beS  SanbeS ,  im  Mgemeinen  eise 
öftlid^e  ober  meftlid^e  Siid^tung.  9u|er  bem  "^ 
bau  merben  in  ber  l^eiligen  ©d^rift  ertofi^:  ber 
SBad^  SBefor  (1  ©am.  30,  9.  10.  21),  ber  im 
©üben  Don  %(x}fk  in  baS  9RitteImeer  münbet,  (ent^ 
§utage  Sßabi  ©d^ria^ ;  ber  ©orec  (3äd^  16,4). 
mal^rfd^einlid^  ibentifd^  mit  bem  ie|i{^  ffiaU 
©arar,  beffen  3]>{ünbung  nbrblid^  Don  Sofoe 
(3Qmnia) ;  ber  93ad^  ftana  (vaUis  anmdineti), 
@ren)flu|  smifd^en  ben  ©tammgebieten  S))^mtm 
unb  JRanaffe  (3of.  16, 8;  17, 9),  entfimd^tnwir« 
fd^einlid^  bem  l^eutigen  9Babi  ©d^air^  ber  fübftdi 
Don  Käfarea  münbet.  ©er  Sifon  (DgL  3of.  19, 11) 
l^at  feine  ^auptqueUen  am  f$ut  beS  Sil^bor,  bim^ 
^ie^t  bie  groge  ßbene  3edrael  (Dgl.  Ki^t  4, 7. 
13;  5,  21.  $f.  82,  10;  ie|t  5?al^r  9Ru!atttt), 
brid^t  burd^  ein  engeS  Ouert|aI  in  bie  Sbene  twn 
^cco  ein  unb  münbet  am  §u^  beS  ®ebtrgeS&tr» 
mel.  ©il^or  Sibnatl^  (n:a'^  n^in«,  Sihor  et  La- 
banath;  3of.  19,  26),  an  ber  ©übgrenje  beS 
©tammeS  9f er ;  nad^  Einigen  ibentifd^  mit  ben 
SeluS  (fog.  ®IaSf][u^),  mal^rfd^einlid^er  ie^t  9ta^ 
ßerla  (TOelaS  bereiten),  meld^er  füblid^  DonJ)or 
in  baS  SRittelmeer  münbet.  93on  ben  in  ben  Stn^ 
bau  münbenben  Sufiüffen  mirb  namentIid^nure^ 
möl^nt  ber  »adi  gebron  (2  ©am.  15, 23. 1 3)M- 
12,  37.  3o]^.  18, 1  u.  a.).  3m  Dftjorbmitaibe 
merben  ermöl^nt  9ad^  unb  Xl^al  beS  3<^'  ^ 
Sanb  ber  TOoabiter  (9fhim.  21, 12.  SDeut.  2, 18f.), 
l^eutjutage  SBabi  el«fteraf ;  ber  glufe  Simon  (%nn. 
21,  13),  je^t  SBabi  el-aRobfd^b;  bie  SBaffer 
5Remrim,  c^nas  •*»  f3f.  15,  6.  3er.  48, 84;  to 
Cöoip  NeßpeCv  LXX,  T.),  ie|t  SBabi  «imrin 
unb  SBabi  ©d^aib,  ber  ft^  3trid^o  gegenüber  in 
ben  3orban  ergießt;  ber  giu^  3aboc  (®en.  32, 22), 
mal^rfd^einUd^  ibentifd^  mit  bem  glu^  ®ab'8  ^n? 
TÄn  (2  ©am.  24,  5),  je^t  SBabi  Serto.  5)ec 


281 


Ißalaftina. 


1282 


afferrridMte  öfUid^e  9lebenflut  bed  ^orbon,  ber 
(innu(obcr&tetomas(Plm.  H.  N.  5, 1 8  [1 6])4e|t 
Q^r  Danmuunb  S^riat  eUSRanbl^ur  genannt, 
d^cr  ca.  2  @timben  unterl^alb  be§  @ee8  ©ene« 
ce^  münbet,  ttntb  in  ber  l^etligen  Sd^rift  ntd^t 
tDo^t.  2)ie  Sal^l  ber  ))erennirenben  OueDen 
ib  Snumen  ijt  infolge  ber  jerflüfteten  jtolfftein« 
}idfim  bcfi  SBobenS  eine  t)er]^Qltnigmö|ig  be« 
^r&titte ;  in  gr5|erer  3<^^l  ftnben  ftd^  OueOen 
ib  Snttmen  bi  bem  golilöif d9en  IBerglanb,  fpör» 
^  in  Samorio  unb  3uböa;  reid^  an  ÖueOen 
bie  Umgebung  t)on  @id^,  namentUd^  merben 
ber  l^igen  ©d^rift  ertoöl^nt  bie  £eid^e  in 
ebron  (2  @om.  4, 12),  bei  ^efebon  (^o^el  7, 4), 
i  Samaria  (8  ft5n.  22, 88),  bei  @obaon  (2  @am. 
,  13);  ferner  bie  OueOen  unb  Zeid^e  in  bem 
irrei4  ber  @tttbt  3erufalem.  3<^^^tei<^  unb  l^od^- 
f d^fö^  tooren  im  Sltertl^um  bie  meifi  burd^  ^irten 
idgcgrobenen  Siflemen  ^ur  Zrönfung  ber  ^rben 
Ben.  21, 25 ;  26, 15.  3o]^. 4, 6).  —  5.  Älima. 
ntfpre^ienb  feiner  Sage  im  n5rblid^en  fubtropi» 
^  &A\ti  (önnen  in  ^löjKno  (mie  in  ©rie* 
lenlanb,  Sicilien  unb  Algerien)  nur  jmei  ^Kmpt* 
riten  beS  3al^re8,  bie  falte  unb  bie  toatmt  (riP. 
i^.i  ^f-  73, 17.  3ad&.  14,  8)  bejtt).  bie  beS 
legenfi  ober  beö  SBinterS  unb  bie  ber  Zrodenl^it 
ber  bcfi  @ommer8,  unterfd^ieben  n)erben;  fie  oer» 
^en  fld^  im  ungemeinen  auf  bie  S^itbauer 
mifi!^  ben  beiben  Sequinoctien.  ^ie  falte 
ta^tcfijeit,  ca.  5  SRonate  bauemb,  beginnt  Snbe 
Detobet  mit  bem  fog.  Sfrül^regen  (n-ns-»  ober  "7/»»), 
leU^  @übmeft-  unb  @übnnnbe  bringen;  nod^ 
ß  bie  Zemt^erotur  meijt  milb ;  ber  IBoben  befleibet 
\ä^  mit  frifd^  ®rün,  unb  bad  S^Ib  n)irb  §ur 
luSfaat  zubereitet.  3m  3lot>tmbtx  unb  2)ecember 
ritt  größere  ftölte  ein,  unb  bie  ^Regentage  meieren 
id^ ;  in  furjer  3^t  füllen  ftd^  bie  (Siftemen,  bie 
9ö4<  fc^mdien  an,  unb  bie  auSgetrodneten  SBabid 
Derben  }u  rei^ben  @ie|bäd^en.  2)er  SDecember 
P  ftnnnifd^ ;  ed  tritt  bie  fhenge  SBinterSseit  ein, 
DeU^  geiodl^nlid^  erfl  im  Januar  unb  Februar 
lon  empfinblid^er  fföUe,  oon  SRegen  unb  @turm 
mb  im  Stinem  beS  fianbed  öfters  üon  @d^neefaU 
legleitet  ift ;  bod^  bleibt  ber  Sd^nee  nur  auf  ben 
»oberen  Sergen  liegen.  2)ie  legten,  oft  mit  ©e» 
mttem  lierbunbenen  Stegen  im  ÜRör^  bis  SRitte 
Uffil  finb  ber  ©pätregen  (w'spVtt),  ber  bie  SSBinter« 
oot  (SBeijen,  (Skrfie,  Bptlt)  sur  ooUen  SReife  ge« 
m^  Ia|t  imb  für  bie  Snpflansung  ber  Sommer» 
dd^te  (^irfe ,  Sobnen,  ffümmel,  gflad^  u.  <l) 
menOel^rlid^  i^  SBon  9Ritte  äRörs  bis  9Ritte  SJlai 
jl  bie  f<^nfte  Sol^redgeit.  SDer  @ommer  beginnt 
nit  bem  SRoi,  in  beffen  }tt>eite^alfte  bie  ©erften« 
rate  unb  nadj  berfelben  bie  SJeijenemtc  (n^xj?) 
öDt  (2  @am.  21,  9.  ®en.  80, 14.  (&i,  84,  22). 
N  9Rai  ^drt  ber  Stegen  auf ;  unter  molfenlofem 
)mmü  fleigert  ftd^  bie  Temperatur,  ber  Soben 
nb  ottSgetrodbtet,  bie  Söd^e  oerftegen ;  nur  burd^ 
Efcifd^enbe  ffüftenminbe  am  Slbenb  unb  ftarfen 
•)anfoD  am  Storgen  mirb  bie  ^i^e  in  ben  mär» 
mm  SRonoten  ertröglid^er,  bis  llnfangS  October 

SUifttuIcstton.  IX.  2.  ICufL 


;  fid^  9Jebel  unb  SBoIfen  einftellen  unb  ben  erfel^nten 
Sfrü^regen  beS  SBinterS  bringen.  Sine  3Robifi« 
cation  ber  fümatifd^en  SSerl^öItniffe  fomie  ber  ^r- 
tragSföbigfeit  in  ben  einzelnen  £anbeStl^eiIen  ifl 
begrünbet  etnerfeitS  burdd  bie  93efd^affenbeit  beS 
SobenS,  anbererf eitS  burd^  bie  ntebere  ober  l^öl^ere 
Sage  beSfelben.  @üblid^  bon  IBerfabee  beginnt  bie 
regenarme  Stegion  ber  SBüfte;  je  metter  gegen  9{or- 
ben,  befio  fru^tbarer  toirb  ber  Soben ;  baS  unter 
bem  3l\t)tavL  beS  9JleereS  gelegene  Sorbantl^al,  be» 
f  onberS  in  ber  ©egenb  oon  Seridbo  unb  am  tobten 
SReer,  ift  regenarmer  als  baS  @ebirgSlanb ;  ah' 
gefd^loffen  t)on  ben  SBinben,  l^oben  biefe  Stredfen 
im  @ommer  eine  tropifd^e  Sd^müle.  2)ie  Serge 
3uböoS,  in  ber  SRid^tung  pm  tobten  ^eer,  finb 
grö^tentl^eilS  fable,  fleinige  $lateauS  mit  nur 
fpörlid^er  Sta^rung  für  @d$afe  unb  3icg«n.  95e« 
fonberS  ertragreid^  finb  bie  Cbenen  an  ber  SReereS« 
füfle,  fomeit  fie  nid(|t  öerfanbet  fmb.  ®ie  in 
ber  b^iligen  @d^rift  gerül^mte  Sfntd^tbarfeit  beS 
SanbcS  (®en.  26,  12.  gj.  8,  8.  ©eut.  8,  7. 
4  Sibn.  18,  82  u.  a.)  mirb  üon  gried^ifd^en 
unb  römifd^en  ©d^riftfteOem  (Jos.  Bell.  Jud. 
3,8,  2 — 5;  Tacit.  Hist.  5,  6;  Ammian. 
Marc.  Hist.  14,  8;  Justin.  Hist.  86,  8)  be> 
pärtgt.  —  6.  $robucte.  3Jlit  «uSnal^me  beS 
SteinfaljeS  an  bem  Ufer  beS  tobten  9JleereS  ent* 
beirrt  ^löflina  minerolifd^er  ^robucte  fomie  ber 
SOtetaÜe  gön^lid^.  Sinen  befto  großem  Steid^tl^um 
bietet  burd^  il^re  immergrünen  @tröud^er  unb  rafd^ 
Derblül^enben  ^rül^lingSfröuter  bie  ^ur  SJlittel* 
meerflora  gel^örige  ^fian^enmelt  on  ber  SReereS* 
füfle,  an  bie  fid^  boS  l^ö^er  gelegene  @ebiet,  bie 
Stegion  beS  OelbaumS  unb  beS  SßeinflodS  mit 
il^ren  Seglettem,  ben  SBittter*  unb  Sommer* 
f  robucten,  auf d^lie^t.  3n  berfelben  tritt  bie  95aum« 
oegetation  (93ett)albung)  ^urüdf,  unb  baS  juböifd^e 
^od^lanb  nimmt  in  ber  Stid^tung  )um  tobten 
^eer  unb  untern  Sorban  ben  Sl^araf  ter  ber  Steppe 
(SBüjie)  an.  SSor  Willem  bemerfenSmertb  ift  baS 
©etreibe;  bie  attgemeinfte  Sejeid^nung  für  ba8= 
elbe  ift  1^ v»  baneben  or?.^  (Srobfrud^t).  Sie  ebel« 
len  arten  fmb  SaBeijeri  (nton),  ©erfte  ("i*iy^), 
Spelt  ober  ©infcl  (n«!»?),  §irfe  (i^j'»,  HoIcus 
dochan.  Lin.) ;  ^afer  utä)  9toggen  mürben  nid^t 
gebaut.  IBon  ^ülfenfrüd^ten  ^nb  ju  nennen 
Sol^nen  C'^b),  Sinfen  (c^?-?) ;  üerfd^iebene  ©emüje 
unb  ffüd^engemöd^fe:  Slrtifc^odfen,  3Baffermelonen, 
ffürbiffe  (n^y^^i),  ©urfen  (^'^yX  ÜRinje,  ©itt, 
Senf,  S^marjfümmel  (i^??.),  ftreujfümmel  (i»?, 
3f.  28, 25. 27);  ferner  gflac^  (nnwe)  ju  Sinnen« 
jeug  (wp,  ©en.  41,  42;  r^,  1  $ar.  15,  27). 
2)te  ©ebirge  maren  reid^  an  buftenben  IBlumen 
unb  fträutem  (Df.  14, 7.  ^ol^el.  4, 14) ;  auf  ben 
Sfelbem  famen  milb  mad^fenb  oor  bie  fiilie  (-iwiw; 
bgl.  5IRattb.  6, 28),  Stofen  (gccli.  24, 18 ;  50, 8), 
2ulpen,  Staraiffen  (rnwrrnVsan,  §obel.  2,  1. 
3f.  85,  1),  airaun  (c-r/^  ©en.  30,  14  ff.; 
fi^Xa  iiav^pa^opcüv),  ^fop  (a'iTM,  gj.  12, 22.  $f. 
50 ,  9.  3  ff ön.  4 ,  88) ;  t)on  aromatifd^  unb 
mebicinif  d^en  ^ffan^en  merben  ermül^nt  bie  Si^pem- 

41 


1283 


$QläfiinQ. 


1284 


trauBc  (ntsnVswN,  ftol&cl.  1,  14;  4,  13),  auS 
bercn  SSlättcrn  eine  gefd^ö^te  Sinftur,  §enna,  be- 
reitet wirb ;  ©afran  (es-)» ,  ^ol^el.  4,  14),  S(aU 
muS  (nsg,  3f.  43, 24),  ginnamom,  SWtinl^e  (-j*»«, 
Öo^el.  4,  6),  ©torajboum  (n?.aV,  ®en.  30,  37. 
Df.  4, 13),  ÖQlfam  C"?»),  nomentlid^  in  ©oloab 
öewonnen,  Sabanum  (ts^  ®en.  37,  25),  SDlo^n 
(w«^,  3er.  8,  14.  Of.  10,  4),  SDBermnt  (nar^, 
3er.  9, 14;  üßl.  Op.  8, 11).  Unter  ben  »öumen 
unb  ©traud^getDÖd^fen  maren  bte  ebclften  ber  SBein» 
jlod  (ibä),  ber  Delbaum  (n-.t)  unb  ber  Sfeigen« 
bäum  ("2Nn).  ®ie  l^eilige  S^rift  nennt  im  ?m« 
gemeinen  $Qlä{)ina  baS  fianb  ber  SBeinftöde 
(4  ftön.  18, 32.  3f.  86, 17) ;  inSbefonbere  rü^mt 
fte  bie  SBeine  beS  ©ebieteS  Don  3uba  (Sticht.  14, 5. 
3  Sibn.  21, 1.2);  fie  f))rid^t  aud^  Don  ouSgeaeicl^- 
neten  SBeinen  in  $erdo,  ober  niemals  ermäl^nt  ^e 
SSBeine  t)on  ©aliläa.  9Bar  3uba  gerül^mt  megen 
feiner  SBeincuItur,  fo  n^ar  (Solilöa  beüorjugt  burd^ 
bie  Sultur  bed  OelbaumS;  Oel  fanb  man  überall 
in  SfüDe  in  ©alilöa,  unb  mit  Stüdfftd^t  l^ierauf 
toirb  S)eut.  33,  24  bemerft :  „2Ijer  taud^t  in  Del 
leinen  tJu^."  gemer  maren  üerbreitet  ber  ®ranat« 
baum(-|i»-?),ber?hi^baum(T'.aK),berTOanbelbaum 
(■»ic?).  ber  Ouittcnbaum  (h^bf!),  bie  S^fomore 
(9KauIbeer»3feigenbaum,  "tp»)  unb  bie  Sattel* 
palme  (len)  bei  Setic^o  unb  Sngabbi.  Son  ben 
Söumen  beS  SBalbeS  fmb  ^u  nennen  bie  Seber 
(n.N),  bie  K^preffe  (»''•2),  bie  gid^e  {v^^X  bie 
©teineid^e  ("1"}^),  bie  3lfap  (nioe)  unb  bie  lere» 
bintl^e  ("';«);  an  »affeneidfien  ©teilen  tt)ud^8  bie 
$a<)9ru§ftoubc  (t^p)  unb  ber  SotuS  (c-^^i?»).  — 
6benjo  mannigfaltig  fmb  bie  Vertreter  beS  Silier« 
reid^S.  Sie  §au§t^iere  ("»^3,  c-cVk)  tl^cilen  ftd^ 
in  ©ro^üiel^  (-^p^^)  unb  ffleinöiel^  ('M^) ;  fte  bilben 
ben  (lebenben)  ©eft^  ("-)<'r)  im  ©egenfaj  jur 
tobten  ^aht  (w^s-?).  3uni  SJiel^ftanb  gel^ören 
Süffel,  gfarren,  ©tiere.  ^au^tgegenftanb  ber 
lBie^5ud)t  U^ar  ba§  Äleinoie^,  mo^u  bog  ©d^afoieb 
unb  Sifflcnoie^  (c^tj  npi  c-z«d  rt,  S)eut.  14,4) 
gel^ört.  !ß\xm  ©ienfte  ber  9Kenfd^en  werben  femer 
nerttenbet  ba§  ftameel  (Vica),  ber  Sfel  ("»^i^lj)  aI8 
SReit-  unb  Saftt^icr ;  ber  SBilbefel  («-is)  bagcgcn 
ift  oöllig  unjäl^mbar.  Sie  poläftinenfifd^en  SQBäl« 
ber  bel^erbergen  rei^enbe  liniere,  befonberS  ben 
Söwen  (":i8<;  «"r'-,  bie  Sömin,  c-?*»  bie  jungen, 
aber  fd^on  reifen  Söwen) ;  femer  ben  93ären  (n^«)^ 
ben  ^ant^er  (-^»s  ^arbeO,  ben  SDBoIf  (awT),  ben 
gber  (•''^);  bann  fleinereS  SBBilb,  Qfüd^fe  unb 
©d^afole  (^5/w),  $irfd^e  f^^fi*),  ©teinbödfe  (>rX 
©ajellen  (-as),  §afen  (na;-)«?),  ©<)ring]^afen  (-cy), 
3gel  ("2p).  $fcrbe  mürben  öon  9legi)t)ten  ein« 
gef liiert,  in  ff  äterer  3eit  ftnb  fie  l^iöufig;  boS  SWauI« 
linier  (i-)?)  fam  au§  Slrmenien  na^  ^^önicien. 
Ser  §unb  (aVs)  unb  nod^  mel^r  ba§  ©d^mein  (-»v!?) 
mnicn  t)eradf)lete  liiere  (ügl.  1  ©am.  17,  4§; 
24,  15.  TOattl^.  7,  6);  erftere  mürben  aber  jur 
Semad^ung  ber  gerben  benujt  (3ob  30, 1.  3f. 
56, 10).  aus  bem  SSogelgefd^Ied^t  tarnen  in  $alä- 
ftino  üorjugSmeife  oor  bie  Saube  (ns*»^),  bie  Sur« 
tettoube  (-^^r),  fleine  ©ingöögel  (-»^fi?),  baS  3leb- 


j^iul^n  (k-üP),  bie  ©d^molbe  (-»^-j-),  bie  SBo^td 
(•»V?)/  ber  ©tord^  ("T*??)/  ber  ©tranj  (warr), 
bie  6nte,  üerfd^iebene  Wirten  üon  Stoben  ito 
fträben  (anip),  ber  ^elifan  (o^s),  ber  SJei^  (q^-), 
bie©eemöt)e  (^rrp),  t)erfd^iebene9rtent)on9bIeni 
(■ip?)  unb  (Seiem  (»"ax  xa-y).  gudj  gab  eS  non- 
d^erlei  3nfeften:  bie  ®rinc  C^sVs?),  «meifen  (m«), 
bie  3Rotte  (v?) ;  oiele  milbe  vinb  yoü^mt  Sienes 
(c-^nh::)^  bal^er  üiel  §onig.  Ser  ©ec  ®ene|ttwH 
mar  reid^  an  gifc^en.  9n  fried^bem  (Seanmi 
(r">w)  toerbm  genannt  bie  Cibed^fe  (n«*:? ),  iikbi- 
d^ertei  ©d^Iangen  (oi^n-X  9lottcm  linb  Ottmi 
(inB,  n?BK) ,  Qud^  ^gepiögelteS  (Setoürm*  (77 
q^j^n,  8ct).  11, 20),  mie  gflebermäufe  (qVcr),  {^a. 
fd^redfen,  ©forpionm  (^"FiO. 

II.  ^olitifd^e  unb  abminiftrottDe  (Ei» 
tl^eilung  ^alöftina'S.  SoS  bem  ©10111» 
oater  ber  ^ebröer,  Sbrol^m,  t)er]^et|eiie  Sonb 
(®en.  12,  1—7)  tourbe  unter  3ofuc  nodj  feoh- 
mng  be§  oon  Sanaanitem  bemol^nten  (Bdiikl 
unter  bie  jmölf  ©tämme  t>ert^It  (3of.  IS,  7); 
Diele  ©tobte  blieben  inbeffen  oon  ben  Sonoomten 
befe|t,  ba  ed  ben  einzelnen  ©tömmeit  nid^  ge» 
lang,  baS  il^nen  ^ugetl^ilte  ®ebiet  döllig  mm  bei 
canaanitifd^  Uebeneftm  }u  foubem.  Srnq  ro* 
bel^eUigt  be5m.  nid^t  oerbröngt  blieben  bie  an  ber 
9Reere§fü{le  mol^nenben  ^l^ilißer  in  bem  (Bebidc 
il^rer  fünf  ^lauptfiäbte  ®aia,  SScoIon,  (Mf, 
Sifebotl^  unb  ICccaron,  fottrie  bie  $]^5mcier  obei6ii 
bonier;  gal^lreid^  maren  bie  üon  ben  Sanaoniten 
befe^t  gehaltenen  ©tobte  unb  Orte  im  ndd^li^es 
^aläftina,  meld^eS  beSl^atb  „©alilöa  ber  Reiben' 
(o-'nan  VVi,  3f.  8,  23;  FaXiAaia  dXXcxpaiuv, 
1  3Mad&.  5,  15;  Ta^Aaia  tü»v  Iövüjv,  SBatti. 
4, 15)  genannt  mürbe.  Sie  gegenfeitige  Soge  ber 
©tammgebiete  im  allgemeinen  ift  nad^  ben  bibTi* 
fd^en  Serid^ten  unfd^mer  5U  erfennen ;  bie  ©ren}« 
beftimmung  im  ßinjelnen  bleibt  iebod^  unfit^ 
unb  fd^mierig,  ba  oielfad^  bie  Sage  ber  betreffen* 
ben  ©ren^orte  nid^t  mel^r  beftimmt  nad^geisiefoi 
merben  fann.  Sie  !Bert|eiIung  beS  ganzen  iSnn* 
litifd^en  @ebiete§  gefd^al^  in  ber  äBeife,  ba|  nein 
©tämme  unb  ein  ^Iber  bieffeitS  unb  ^m  mb 
ein  l^alber  jenfeitS  bed  3orban8  il^re  9ßo^nfi(e  tt* 
hielten.  Scr  ©tamm  2eDi.  lueld^er  feinen  ge» 
fd^Ioffenen  Sntl^eil  erl^ielt,  mol^nte  unter  ben  äbti- 
gen  ©tämmcn  in  48  ©tobten  Dertl^eilt  (3of.  21. 
1  $ar.  6,  57—81).  Ser  ©tamm  3ofep^  «wrbe 
in  jmei  ^bt^eifungen,  Cpljraim  unb  9)lana|fe,  §e» 
tl^eilt,  monad^  ftd^  bie  3a^I  ^on  ^mölf  ©tonoR« 
gebieten  ergab.  3^te  Sage  mar  f olgenbe.  A.  Sie«- 
feitS  be§  3orband  in  ber  Slid^tung  Don  92otben 
nad^  ©üben.  1.  9t epl^tl^ alt  erl^ielt  feinen 9e* 
ft^  im  92orben  beS  fianbeS,  im  SBeften  Don  l{et 
im  ©üben  Don  S^bulon  unb  Sffad^ar  begrenit 
mit  19  ©täbten  (3of.  19, 38);  nad^  ber  jiübif4a 
Srabition,  meldte  bie  3of.  19, 35  ermöl^ntenOilr 
(^ammatl^  [Emath],  Sleccatl^  unb  Seneret^)  ob 
baS  äBeftufer  beS  ©ee§  Derlegte,  reid^t  9tepl^ 
t^ali'S  @ebiet  }um  S^eil  tud^  an  boS  SSBcffaifec 
beS  ©ee§  @enefaret^ ;  ond^  log  ber  fogen.  Stccr» 


285 


^alöjlino. 


1286 


eg  (Via  maris,  SRattl^.  4,  15)  in  9ie))^t^alt 
fitodt  bcr  drenje  3Q6uIon8.  2.  9fer  mit 
2  etdbten  (3of.  19.  30)  erhielt  ben  fd^malen, 
>fr  fe^r  frud^tbaren.  Sonbflricl^  am  ÜRittelmeer. 
irblid^  Dom  Sormel  lii  Sibon;  bo(]^  Dermod^te 
T  @tamm  boS  @ebiet  an  ber  3Reeredfäfie 
[6ft  tiiemald  gan}  in  feinen  iBeftk  ju  nel^men. 
Soiulon  mit  12  etöbten  (3of.  19,  15) 
Tilgte  im  SBeften  an  baS  @ebiet  Don  9cco,  im 
orbcn  cm  9lfec  unb  ^iepl^tl^ali,  im  @üben  an 
ffad^  (3of.  19, 10.  27.  34);  nadft  glat).  3o« 
pf^Ad  (Antt.  5y  1,  22)  tovLxht  bem  Stamm  baS 
kbict  )ii  X^l  ba8  jmifd^en  bem  See  ©enefaretl^ 
tib  bem  ®ebirge  Sarmel  bis  jur  9JleereSfüfte 
id^te.  3m  ftampfe  gegen  bie  Sanaaniter  unter 
loTOC  (SHd^t.  4,  6. 10;  5, 18)  fomie  gegen  bie 
itobiantter  unter  ®ebeon  (SHd^t.  6,  35)  nal^m 
lobulon  rul^mDoOen  Sntl^eil.  4.  3  f  f  a  d^  a  r  mit 
6  €töbten  (3of.  19,  22)  gren)te  im  !Rorben 
ri  S^bnlon  unb  9fer,  im  @flben  an  3Rana{fe  unb 
^^oim,  im  Often  an  ben  3orban;  ed  bemol^nte 
en  größten  21^il  ber  Sbene  Ssbrelon  fammt  bem 
)erge  Zl^bor,  bie  ^figelfeite  be9  fogen.  fleinen 
)cniu)n  unb  baS  (Sebirge  ©etboe  fomie  baS  ®e* 
inbc  bc9  3orban8  bis  fäblid^  oon  Setl^fan.  3nner- 
alb  f eincd  ®ebieted  lagen  aud^  Sl^eile  beS  @tamm- 
cbietcS  ^Ronoffe.  5.  äBejt-aRanaffe  grenjte 
n  SBefien  an  baS  3Reer,  im  9{orben  an  9fer  unb 
Hfad^r,  im  Sfiben  an  Spl^raim  (3of.  17, 10); 
rine  SBol^nfi]^  lagen  an  ben  beiben  Slbl^öngen  bed 
umncl  f omie  auf  einem  Xl^eil  ber  ßbene  3estael, 
Uli  wtld^  bie  Canaaniter,  bereu  ^anbelS{tra|e 
eil  bot  Altefien  3^ten  bur^  bie  (Ebene  nad^  SDa« 
fudoa  ful^rte,  nid^t  t)erbröngt  »erben  tonnten ; 
»cifeQaft  bleibt  bie  füblid^e  ^Ibgrengung  bed 
Stammet  gegen  ben  folgenben.  6.  Spl^raim 
jrcnjte  im  9lorben  anaRanaffe  (3of.  17, 8—10; 
)gl.  16,  8),  im  @äben  an  Senjamin  unb  2)an; 
ud^  f$lat).  3ofep]^u§  (Anti.  5,  1,  22)  reid^te  fein 
Befit  t>on  Setl^el  big  jur  Sbene  3e3rael;  bie  SOBef!« 
xren}e  bilbete  baS  ÜReer  oon  3o))pe  bis  jum  SBad^e 
mma.  7.  2) an  erhielt  fein  ®ebiet  Don  3uba  unb 
hfifiüim,  gnn)te  im  9{orben  an  (Spl^raim,  im 
Dpen  an  Senjamin,  im  @üben  an  3uba  unb 
IS^Uftdo  (3of.  19,  40  ^.).  ©ein  ®ebiet  lag  in 
)er  SSieberung  unb  auf  ben  ißorbügeln  beS  @e> 
UrgeS  3iiba ;  baSfelbe  mar  fe^r  befd^rdnft,  unb 
)er  Stamm  Derfd^mol^  ftd^  nad^  unb  nad^  mit 
Snbo,  benn  nad^  bem  S|il  (1  ^or.  4  ff.)  tt)irb 
«biet  nid^t  mel^r  ertt)a^nt.  8.  Senfamin  mit 
26  etöbten  (3of.  18, 21  ff.)  grenate  im  9lorben  an 
^^aim,  im  Often  an  ben  3orban,  im  Süben  an 
3nba  wib  im  SBeflen  an  2)an;  in  feinen  ®rensen 
bg  Sctufalem,  infofem  bie  Sübgreni^e  burd^  baS 
t^  ^imtom  führte;  fein  ®ebiet  bilbete  einen 
d^nolen  Streifen  SanbeS,  ber  üom  3otban  bis 
Eoriotliiarim  unb  tan  Serufalem  bis  93et]§el  reid^te. 
M  ber  Xrennung  ber  Steid^e  3uba  unb  3SraeI 
4Io|  fld^  ber  Stamm  anSuba  an  (3ff5n.l2.21); 
od(  umrben  einzelne  Stöbte  beS  Stammgebietes 
cm  Xeid^  3SraeI  einverleibt.  9.  2)er  Stamm 


3uba  erl^ielt  bei  ber  SBerloofung  beSfianbeS  baS 
ganje  fflblid^  gelegene  ®ebiet  ^löftina'S;  er 
grenjte  im  9lorben  an  Seniamin,  im  Djien  an 
baS  tobte  SReer  unb  an  bie  9Rünbung  beS  3or- 
banS,  imSBeften  anbaSp^Uiftäifd^e  JNiftengebiet; 
im  Süben  erftredtte  er  ft4  baS  gan^e  Süblanb 
(9legeb)  umfaffenb,  bis  jum  ßbomitergebiete  in 
ber  ^naitif d^en  |mlbinfel.  3uba^S  Stammft^  mar 
gro^entl^eilS  ®ebirge  (®ebirge  3Mba  genannt),  im 
Sßeften  l^atte  eS  Slntl^eil  an  bem  ^ügeflanb  unb 
an  ber  fic^  anfd^Ue^enben  Sbene  Se))]^ela.  SDie 
Orte  beS  Stammes  maren :  29  Stäbte  im  Süben 
löngS  ber  ®ren)e  t)on  Sbom,  42  Stöbte  ber  9liebe- 
rung,  48  Stöbte  beS^ägeHanbeS  unb  6  Stöbte 
ber  SBü'te  am  tobten  SReere.  ®er  Stamm,  meld^er 
toegen  feiner  friegerifd^en  (Entfd^Ioffenl^eit  (SRi^t. 
1,  2.  4.  10  ff.;  20,  18)  frü^aeitig  3U  großem 
Slnfel^en  gelangte,  trat  fpöter  einen  Sl^eil  feines 
®ebieteS  an  bie  Stömme  San  unb  Simeon  ab. 
10.  Simeon  erl^ielt  ben  im  Süben  oom  Stamm» 
gebiete  3uba  abgetrennten  S)iftrict  mit  17  Stöbten 
(3of.  19, 1  ff. ;  ögl.  15, 26—32.  42).  —  B.  Sen- 
feits  beS  3orbanS  erl^ielten  il&rcnSlntl^eil:  11.  ber 
Stamm  SRuben,  ttjeld^er  frü^jeitig  feinen  SBol^n- 
fi^  angetoiefen  erl^ielt  (9lum.  32, 1  ff. ;  34, 14. 
3of.  1, 12);  er  grenzte  im  Süben  an  ben  3(mon 
(3of.  13, 16),  im  aSBeflen  an  baS  tobte  «IReer,  im 
Often  an  bie  arabifd^e  SBüfte,  im  !Rorben  an  baS 
Stammgebiet  oon  ®ab.  SDie  SRubeniten,  meldte 
unter  3ofue  bie  übrigen  Stömme  auc^  bieffeits 
beS  3orbanS  unterftü^ten  (!Rum.  32,  16  f.  3of. 
22,  1  ff.),  nal^men  in  bem  3^italter  ber  Stid^ter 
feinen  fernem  ^ntl^eil  an  bem  gemeinfd^aftli^en 
iSraelitifd^en  92ationaIintereffe  ORid^t.  5, 15)  unb 
gel^örten  fpöter  bem  9teid^  SSrael  an.  SDer  Stamm 
ifolirte  ftd^  infolge  feines  92omabenIebenS,  baS  er 
bis  )ur  SSüfte  am  Sufjl^rat  auSbel^nte  (1  $ar. 
5,  9),  mel^r  unb  mel^r  üon  ben  übrigen  Stöm« 
men;  aud^  i^n  traf  baSSooS  tl^eilmeifer  Se))orta> 
tion,  unb  fein  @ebtet  mürbe  oon  ben  benad^barten 
SRoabitem  befe^t.  12.  ®ab  reichte  in  ber  jen« 
feitigen  SorbanSaue  bis  gum  See  ®enefaret]^, 
grenzte  im  Süben  an  Stuben,  5ftlid^  an  baS  @e- 
biet  oon  Slabbatl^-Smmon,  im  92orben  an  baS 
2anb  ©alaab  (3of.  13, 24—28).  —  Oft-aRo« 
naff  e,  als  beffen  ®ren)e  im  Süben  ber  3aboc 
begeid^net  mirb  (SDeut.  3, 16),  erl^ielt  fd^on  unter 
9RofeS  gana  Safan,  baS  bormalige  Sleid^  OgS 
fammt  ben  Dörfern  3atrS,  fomie  l^alb  ®alaab 
nebft  «Parotis  unb  «brai  (9?um.  82,  39  ff.  3of. 
12,  6;  13,  29—31).  —  ®ie  SSertl^eilung  beS 
SanbeS  unter  bie  smölf  Stämme  SSraelS  erhielt 
ftd^  bis  }ur  ^errfd^aft  ber  ftönige  S)aDib  unb 
Salomon  unb  mürbe  aud^  bis  in  bie  fpötefte  3eit 
bei  ben  SSraeliten  als  eine  auf  tl^eofrotifd^em  Ur» 
fprung  berubenbe  beibel^alten,  nad^bem  fie  löngft 
infolge  ber  politifd^en  SBerönberungen  i^reSebeu« 
tung  üerforen  l^atte  unb  baSfianb  in  ben  factifd^en 
IBefi^  frember  ^errfd^er  übergegangen  mar.  2)ie 
erfte  abminifhratioe  Sintl^eilung  mürbe  unter  ftönip 
Salomon  angeorbnet;  er  t^eilte  baS  Sanb  in  jm5Ii 


1287 


$ala{}tna. 


1188 


®iftricte,  bcnen  cbcnjo  üiclc  Srntlcute  mit  bcm 
«uftrag  ber  ©orge  für  bie  6rf orbcmiffc  ber  fönig- 
lid^cn  ^oftaltung  üorgcfc^t  toorcn  (3  ff  ön.  4, 7  ff.). 
Sine  toefentltd^e  ))oIiti{(i^e  Slenberung  trat  naä^  bem 
Zobe  @alomon8  infolge  ber  Trennung  be§  9teid^e§ 
in  bie  beiben  Steici^e  ^grael  unb  3uba  ein.  2)em 
SReid^e  3uba  mit  ber  §am)tftabt  3erufalem  fielen 
au|er  bem  Stamme  3uba,  toelii^er  unter  S)at)ib 
unb  Salomon  ba§  ))oliti|(]^e  Uebergemid^t  erlangt 
^atte,  ber  ©tamm  Benjamin  fomie  bie  meiften 
banitifii^en  (2  $ar.  11, 10)  unb  bie  fimeonitifd&en 
©tabtgebiete  }u,  mö^renb  bie  übrigen  ©tamm* 

Sebiete  ftd^  bem  Steid^  SSrael,  l^öufig  aud^  „9teid^ 
ipl&raim"  genannt,  anfd^lofjen,  beffen  gürften  ber 
«ei^e  nad&  in  ©id^em  (3  ff ön.  12, 25),  in  Sl^erfa 
(3  ffön.  14, 17;  15,  21)  unb  fett  ftönig  9lmri 
in  ©amaria  (3  ffön.  16,  24)  refibirten.  «eibe 
Steige  mürben  eine  Seute  ber  aff^rif d^en  unb  babQ» 
lonifd^en  ^errfd^aft,  unb  ein  großer  Zl^eil  berlBe* 
meißner  marb  in  bie  ©efangenfd^aft  abgefül^rt.  3n 
ber  nad^esilif  d^en  3^it  loöl^renb  ber  perftfd^en  §en« 
fd^aft  mar  baS  Sanb  in  fleine  ffreife  (TiV.9.)  get|eilt, 
bereu  jeber  Don  einem  Dberften  i^^),  3erufalem  üon 
)meien,  oermaltet  mürbe  (2  Ssbr.  3, 9. 1 2).  S)ie  auS 
bem  ßsil  ^urüdffel^renben  Suben  f anben  baS  Sanb 
t)on  jiübifc^en  iBemol^nem  gelid^tet  unb  oon  frem« 
bem  l^eibnifd^en  iBolt  Dielfad^  befe|t.  9lur  3eru» 
falem  fomie  ba§  bie  ©tabt  umgebenbe  ®ebiet  im 
Umfange  be§  frül^em  ©tammgebieteS  Don  $enjia« 
min  unb  bed  ndrbUd^en  Sl^eild  bed  ©tammeS  3uba 
bilbete  für  bie  au§  ber  ®ef anaenf d^aft  jurüdßel^ren* 
ben  SSraeliten  einen  feften  wem,  auf  ben  fi(|  bie 
jübifc^e  ^Rationalität  ftü|te,  unb  einen  Sinigung§- 
punft  für  bie  ©ammlung  ber  im  gangen  fianbe 
gerftreuten  jübifd^en  ©emeinben,  bi§  ed  nad^  ben 
mannigfaltlgften  öu^eren  unb  inneren  SBebröng« 
niffen  mdl^renb  ber  ptolemöifd^en  unb  feleucibifd^en 
§errfd^aft  ben  f)a8monäem  (3Kad^abäem)  gelang, 
bem  iübifd^en  93ol!e  aud^  feine  ))olitifd^e  Unab« 
bängigfeit  mieber  )u  erringen.  SDie  mäl^renb  be§ 
(SsilS  eingetretene  SSerfd^iebung  ber  iSraelitifd^en 
^Dölferung  fomie  bie  Sermif^ung  berfelben  mit 
nid^tiübifd^en  Soloniften  unb  l^eibnifd^er  Seüölle- 
rung,  fomie  bie  gegenfeitige  Abneigung  ber  3uben 
unb  ber  ©amariter,  maren  ißeranlaffung  gu  ber  in 
nad^e^ilifd^er  3eit  gebröud^lid^en  Sintl^eilung  be§ 
ci^iorbanifd^en  ®ebieted  in  3ubda,  ©amaria  unb 
©alilöa,  möl^renb  baS  tranSiorbanifd^e  ®ebiet 
unter  bem  Flamen  !ßeröa  gufammengefagt  mürbe 
(ögl.  1  aWad^.  5, 8;  10, 30.  Spg.  9, 31.  Jos.  Bell 
Jud.  3,  3,  1  sqq.).  92ad^  bem  Zobe  be§  SRad^a« 
bäerfürfien5llesanber3annäu8(104— 78ö.e^r.), 
meld^er  feine  ^errfd&aft  über  ben  größten  Sl^eil 
^alöftina^S  ausgeübt  l^tte,  gelangte  bad  Sanb 
alSbalb  in  bie  9lb|öngig(eit  Don  Stom.  2)ad  mad^a« 
böif c^e  ffönigSl^uS  mürbe  geftürgt  unb  fein  @ebiet 
unter  bem  ^amen  Palaestina  Sjria  ober  S3n-ia 
Palaestina  ber  rdmifd^en  ^roDtnj  ©^rien  einDer» 
leibt.  9Bie  in  ©prien  mürbe  ba§  Sanb  na^  ©täbte- 
begirfen  eingetl^eilt  unb  einer  ariftofratif(|  organi» 
firten  5Jermaltung  untermorfen.  Unter  bem  3bu» 


möer  ^erobeS  bem  ®ro|en  mar  3uböa  mieboun 
ein  ff önigreid^ ;  f actif d^  mar  ^robeS  inbcffen  m 
als  ^rocurator  beS  ffaiferS  mit  bem  StMfßM 
5u  betrad^ten.  9{ad^  feinem  Slobe  mürbe  hcA  Eoib 
(6—41  n.  &)x.)  burd^  ben  taiferlid^en  Scgatti  in 
©Qrien  in  ^eft^  genommen  unb  bie  Sermattniig 
einem  bem  ©tatt^alter  ©prienS  untergeoibnetn 
^rocurator  übergeben.  9{ad^  ber  fuqen  |M4^ 
bed  ©d^einlöni^^  ^erobed  ^enppa  (41-44 
n.  Sl^r.)  mürbe  ^alöftina  Don  felb^finbigen  $»- 
curatoren,  beren  ©i&  in  Säfarea  mar,  mA  vaii 
ber  Eroberung  Serufalemd  als  eine  tmn  @(m 
getrennte  $roDin5  unter  bem  officieDen  Xitel  Jv- 
daea,  Palaestina  Qjria,  ober  S jria  Palaestiu 
Don  römif d^en  ©tottl^tem  Dermaltet  (Segen  finbe 
beS  3.  Sa^rl^unbertS  (unter  S)tocletian)  bObde 
ba§  ciSjorbanifd^e  ®ebiet  }mei  $roDin)en:  Palae- 
stina I  ^rima)  unter  einem  ConfuIariS,  mit  ba 
©tobten  Safarea,  2)iodpoli8,  9}otu8,  aeliaSf^ri- 
tolina,  9lea))oliS,  ©ebafle,  Sntl^ebon,  3op|»e,(B4o, 
SlScalon;  Palaestina  11  (secunda)  unter  eiam 
^röfeS,  mit  ben  ©täbten  ©cpti^ojDolid,  Xiberi« 
Sobara,  Sntiod^ia  ad  Hippum,  ®abS  u.  a.  Sol 
tran§iorbanifd^e  ®ebiet,  melcj^ed  unter  XrajoB  bie 
$roDin}  ^rabia  bilbete,  mürbe  ßnbe  be§  3.  Joi^ 
l^unbertS  in  ^toei  ^roDinjen :  Arabia  (Boatn) 
unb  Arabia  (Petra)  ^erlegt,  melcj^  le|tercS  {(Ac 
ben  92amen  Palaestina  lU  (tertia)  ober  Ffe- 
laestina  salutaris  erhielt,  ^efe  au8  berjfft 
S)iocletian3  ftammenbe  Sintl^eilung  1^  fi4  M 
in  bie  \pättxt  Seit  beS  grte^ifd^en  ffaifer^ntf 
unb  bis  5um  ßinbrudd  ber  Araber  in  ©^rien  O" 
l^alten ;  fte  bilbete  ^ugleid^  bie  ®runblage  ber  U» 
fd^reibung  ber  3Retropolitanfi^  ber  ^fili^ei 
ffird^e.  —  IBei  ber  folgenben  Ueberftd^t  foD  m 
ber  im  91.  £.  üblid^en  Sintl^eilung  beS  SonbeS  ia 
Suböa,  ©amaria,  ®alilaa  unb  ^oa  audgeganp 
merben. 

1.  Subäa,  bie füblid^fte  ^roDing  bieffeitibeS 
SorbonS,  mar  gegen  %)rben  Don  ©amorio,  gegei 
Often  Dom  Sorban  unb  tobten  3Reer,  im  Snbn 
Don  3bumaa  unb  im  SBeften  Don  $]^ili|iäa  lc< 
grenzt ;  fte  umfaßte  einen  großen  (ben  n5rbL)  ZtcS 
beg  Dormaligen  ©tammg^ieteS  3uba,  ben  ©tooB 
Benjamin,  fomie  einen  Xl^eil  beS  DormaTtga 
9tei^ed  3§rael.  3laä^  glaD.  3ofepbuS  (BelLJoi 
1,  6,  5  unb  3,  3,  5)  maren  bie  Orte  Sorefi  inb 
^nuatl^  bie  nörblic^en  ®ren}orte,  ber  gjdta 
3arba  ber  füblid^e  ©ren^ort  ber  $roDin^  wUnt 
in  elf  SDiftricte  eingetl^eilt  mar.  3)ad  Sanb  tont 
reid^  an  ®etreibe,  Obfi  unb  befonberS  an  «> 
fd^ö^tem  SBein.  Unter  ber  bid^ten  iübif^enft" 
Dölfemng  befanb  fid^  eine  gro^  S^Vl  ^Dem^ 
meldte  in  Dielen  ©tobten  bie  übermiegenbe  9e* 
Dölferung  unb  feit  ber  3)tabod^enAeU  felbpob^ 
politifd^e  ®emeinben  bilbeten.  &ie  mic^tigPn 
©täbte  maren  Serufalem,  Serid^o,  Sd^l^A 
ßngabbi,  ^ebron,  Sleutl^eropoliS,  (lmmau8(KF 
copolid),  9lnti)>atrig,  S^bba,  bieffüflenfiabte6(4il 
SScalon,  9sotuS,  3amnia,  3oppe  unbCöfaiv. 
—  2.  ©amaria  (Safiopeia  unb  SafiÄpirat 


289 


ißalöfiina. 


1290 


Vlai^.  10,  SO.  2uc.  17,  11.  So^.  4,  4.  5) 
ilbete  fett  bet  fQtifc^ett  (feleucibifd^en)  ^errfd^aft 
ine  ber  brei  $rolrin)en  ^läftinoS,  Don  toeld^er 
ie  btei  S)ifiTicte  Stamatl^a,  fipbba  unb  ^pl^erima 
nnj^  ft5mg  2)emetriu§  losgetrennt  unb  bem  iu« 
It^S^tn  ®ebiet  emoerleibtnmrben  (1  ^Raä^,  1 1/  34 ; 
gl.  10, 88).  StoiWn  Subda  unb  ©alilöa  gelegen, 
rfbedte  ^ä^  Somaria  t)on  Slnuatl^  bis  ©inoa  am 
^gang  in  bie  Sbene  äejrael,  im  Often  grenjte 
S  an  ben  3oiban,  im  SBeften  an  bie  SReeredfüfte. 
die  $Tot)in)  loar  bid^t  bet)5IIert,  frud^tbar,  reid^ 
n  Sergen  nnb  fetten  SBeiben  (Jos.  Bell.  Jud. 
j  Zj  4).  2)er  ^a^  ber  3uben  gegen  bie  @ama« 
itcr  fd^t  feinen  Urfprung  au3  ber  3^it  ber 
Creimung  ber  beiben  Steid^  herzuleiten ;  er  mürbe 
tf^b^  infolge  ber  SSkigerung  ber  Samariter,  ben 
tmptl  xn  3emfalem  )u  befud^en,  unb  bur^  bie 
Errid^tnng  i^reS  ^eiligtl^umS  auf  bem  Serge 
ftonjim  (Job.  Antt.  12,  5,  5).  3ur  3eit  3efu 
Dazen  bie  Samariter  t)on  ber  ifibifd^en  @emein* 
4Qft  gan}  ouSgefd^loffen  (ügl.  9Ratt^.  10, 5),  man 
lermifo  i$re  (SefeOfd^aft,  man  nal^m  leinen  $(n- 
fftil  an  il^rer  SDlal^Igeit,  unb  lein  3ube  nol^m  ^er« 
lerge  bei  einem  Samariter.  9uf  ber  Steife  oer* 
nidben  bie  Suben  ben  SBeg  burd^  bie  famaritifd^en 
Drte ;  bogegen  gaben  bie  Samariter  toxtbtt  i^rer* 
citt  bie  SBormurfe  unb  IBeleibigungen  ben  3uben 
Ilicud  utd)  liefen  e§  an  Ungebfil^Ud^Ieiten  gegen 
lk  äuben  nic^t  fel^Ien  (ogl.  Jos.  Antt.  20, 6, 1). 
Sn  ben  Kriegen  maren  fte  immer  gegen  bie  ^ben 
Ktiiflet;  ober  oud^  bie  (enteren  überwogen  ba§ 
BOitb  5fterd  mitffrieg.  ^QrcanuS  eroberte  Sid^em 
mb  }erßörte  ben  %tmptl  ber  Samariter  (Jos. 
intt.  13, 9, 1).  Sde^anber  SannäuS  entriß  i^nen 
rinen  großen  %fitil  il^reS  fianbed,  unb  unter 
j^bed  mürbe  Samaria  eine  juböifd^e  ^roDinj. 
ber  iQa%  ber  Samariter  gegen  bie  3uben  er^elt 
id^  tingefd^mäd^t  aud^  nad^  ber  3^^t5rung  be§ 
temt^tö  in  3erufalem,  unb  nod^  l^eut^utage  be« 
xitl  nur  feiten  ein  Samariter  ben  Soben  Don 
Senifalem.  SBie  bie  ®a(ilöer  an  ber  Irrten  ^u3« 
puxä^  il^ed  3biomS,  fo  maren  bie  Samariter 
m  bem  nmäftn,  glatt  gefd^Iiffenenen,  bie  ftarfen 
llel^noute  Dermeibenben  S)iale!t  erfennbar  (Non 
iiabent  Samaritani  literas  r:  yel  t^  vel  s' ;  et 
jHt)  his  literis  utuntur  k,  atque  hinc  digDO- 
leitnr,  eos  non  esse  e  semine  Israelis ;  B.  Ben- 
jminin  Tadel.,  Itinerarium  [ed.  Asher,  London- 
Berl.  1840  sq.,  1, 33,  n.  2  be§  Seiten  bejm.  1, 67 
)-  Ueberf.]).  3)ie  bebeutenberen  Stäbte  Samaria'8 
Daren :  Sid^em  (Steapolid),  Samaria  (Sebafie), 
Bilo,  «frabiS,  Sl^beS,  Jl^erfa.  —  3.  ©aliläo 
^otte  Don  SlterS  b^  eine  üon  Reiben  unb  Suben 

d^te  9et)ö(!erung ;  ed  umfaßte  jur  3^it  3efu 
paldfHna  unb  erftred(te  ftd^  Dom  Sarmel  unb 
Bc^l^polid  bi§  in  bie  @egenb  be§  tt)rifd^en  ®e» 
KdS.  Sflat).  Sofepl^uS  (BeU.  Jud.  3, 3, 1)  unter- 
i^cibet  ein  Ober*  unb  ein  Untergalilöa ;  Ober» 
ttfilöa  rrid^te  t)on  Serfabee  (^eptapegon,  j|e^t  St» 
toUeo,  am  See  XiberiaS)  bis  ^um  Sorf  S^eDa 
m  ber  t^rifd^  (Srenje,  Untergalilöa  Don  Serfabee 


big  Xalotl^  Qe^t  3ffaO  am  £^bor.  SHefelbe  Sin- 
tbcUung  toirb  im  Salmub  (Sd^ebiitlJ  9,  2)  mit 
ber  gSemerfung  gegeben :  „93om  ®orf  ßl^ananiia 
öejt  ftefr  Snan  bei  S^]ai^),  mo  feine  Spfomoreu 
mad^f en,  ift  ObergalUöa ;  ffiblid^  Don  biefem  Ort, 
mo  Sgfomoren  mad^fen,  iji  Untergalilöa. "  ffiie 
^roDins  mar  f el^r  ftarf  beDöIf ert,  mit  Dielen  Stöbten 
unb  ®örfem  bebedft  unb  äufeerft  frud^tbar  (Jos. 
Bell.  Jud.  3,  3,  1),  inSbcfonberS  ber  »esirl  Don 
Liberias,  ba§  Sanb  ©ennefar  ober  Sanb  ®ene- 
faret)^  genannt  (Jos.  1.  c.  3,  10,  8;  Dgl.  ajlatt)^. 
14, 34.  TOarc.  6, 53).  ®ie  ©alilöer  maren  arbeit- 
fam,  Vx^n  unb  fröftig,  barum  (mie  Jos.  Vit.  17 
bemerft)  reizbarer  unb  mel^r  jum  SBiberftanb  be- 
reit als  bie  IBemol^ner  3uböa'§.  Sie  l^ietten  feft 
an  il^ren  alten  ©ebröud^en.  SefonberS  mai^tt  fie 
il^r  äbiom  in  ben  3(ugen  ber  Semol^ner  Subäa'S 
fenntlidft  (Dgl.  SKatt^.  26,  78.  aSorc.  14,  70), 
inbem  fte  bei  ber  SluSfprad^e  befonberS  bie  Gut- 
turale nid^t  genug  unterfd^ieben  (Dgl.  2)alman, 
©rammati!  be§  iübifd^-palöftinifd^en  ^tramöifd^, 
Seipjig  1894,  43  ff.).  Obmo^l  im  «Ogemeinen 
ftrenger  in  ber  SSeobad^tung  ber  religiöfen  ®e- 
brSu^e  als  bie  Semo^ner  Suböa'd,  maren 
leWere ,  in  bereu  SDWtte  bie  })riefterlid^e  itbtptt* 
\qa\t  unb  bie  l^o^e  Sd^ule  ber  Seigrer  ftd^  befanb, 
mit  bem  religiöfen  SBijfen  unb  ber  jiäbifd^en  Or- 
tl^obo^ie  ber  Sd^ule  beffer  Dertraut  als  bie  ®ali- 
laer(Dgl.3o^.l,46;  7,41.?lpg.2,7).  ©alUäamar 
baS  l^aujßtföd^lid^fte  ®ebtet  ber  irbifd^en  Zl^ätig- 
leit  beS  §erm;  er  l^iefe  bal^er  bei  ben  3uben  ^ber 
©alilöer"  (ÜHattl^.  26, 69.  Suc  22, 59) ;  aud&  bie 
meiflen  3ünger  unb  Slpoftel  beS  ^erm  l^atten  il^re 
öeimat  in  ©alilöa  (3lpg.  1, 1 1 ;  2,  7).  ®ie  bau})t. 
^d^lid^  jien  unb  mid^tigften  Stäbte  ®  alilöa^S  maren : 
Liberias ,  Sep^oriS  (S)iocäfarea) ,  ScQtl^opoliS, 
acco,  SBetbfaiba  (3ulia8),  Sap^et,  9lajaret]^, 
€ana,  Sapbömaum,  9Jaim,  Snbor.  —  4.  $er  äa, 
ienfeitS  beS  3orban§  (Dgl.  9lum.  32, 5.  3of.  9, 10. 
9)?att]^.  4,  25.  ajlarc.  3,  8),  umfaßte  im  mcitem 
Sinn  baS  gan^e  ®ebiet  Dom  f$fu^  beS  ^ermon  bis 
3um  $lmon,  im  engem  Sinn  nur  baS  ®ebiet  Dom 
^ieroma^  bi§  }um  ^mon ;  in  nod^  befd^rönfterem 
(§inn  merben  bie  ®ren§en  ißeräa'S  Don  gfloD.  3o« 
fep]^u§  (Bell.  Jud.  3,  3,  3)  gejeid^net,  monad^  eS 
ft^  Don  SRad^öruS  im  Süben  bis  ^eDa  im  9lor- 
ben  unb  Dom  3orban  im  SBeften  bis  $b^l<^belp]^ia 
im  Often  erftredfte.  ^IS  befonbere  ®ebietc  beS 
OftjorbanlanbeS  merben  in  ber  gried^ifd^-rbmifd^en 
3eit  f olgenbe  unterf d^ieben :  a)  Satanöa  umfaßte 
einen  S^eil  beS  alten  Saf  an,  bie  frud^tbann  Sbenen 
im  Often  Don  Sbrai  unb  Sljtarot^  bis  jum  Mgel- 
gelonbe  beS  SlfabamuS,  l^eutgutage  en-yhtfra. 
b)  Xrad^onitiS  (Tpa^tovinc,  Tpaycov ;  Jos.  Bell. 
Jud.  3, 8, 5 ;  Suc.  3, 1)  umfaßte  oaS  gegen  9lorb= 
often  an  Satanäa  angrenjenbe  SaDaplateau,  jie^t 
el-Sebjd^a.  Seine  Semol^ner  maren  auSge^eid^nete 
Sogenfd^ü^en  unb  lebten  meift  Don  Staub,  mobei 
i^nen  ber  Dulfanifd^e  jerflüftete  93oben  unb  bie 
^öblen  beS  SanbeS  fe|r  5u  ftatten  lomen  (Dgl. 
Jos.  Antt.  16, 4, 6;  9, 1);  um  il^rem  Unmefen  }u 


1291 


ißalöftina. 


1292 


fteuem,  fd^fte  Siuguftud  il^r  ®ebiet  nebfl  Satanäa 
unb  ^uranitig  bem  jfönig  ^erobed  (Jos.  Bell. 
Jud.  1,  20,  4;  Antt.  16,  4,  6);  nad^  beffen  2U)b 
fiel  e§  an  feinen  ©ol^n  $^Ui))pn§  (Suc.  3,  1; 
Jos.  Antt.  17,  8,  1;  Bell.  Jud.  2,  6,  3)  unb  in 
ber  golge  an  Slgtippa  (Bell.  Jud.  3,  3,  5 ;  Antt. 
18,  6,  10).  o)  äturöa  l^atte  tooffi  feinen  9lamen 
öon  Setur  (®en.  25, 15. 1  $ar.  1, 31 ;  ügl.  5, 19), 
einem  iSmaelitifd^en  Stamm.  @tra6o  fanb  bie 
äturöet  an  ^mei  Orten,  auf  bem  Sibanon  unb  in 
bet  3Vä)t  t)on  Srad^onitid  in  fd^toer  {ugöngttd^ 
Serglanb,  alS  ein  raubfud^tigeS  fßolt,  baS  bie 
gaTü)etöj!ra|en  nad^  SDamaScud  unftd^er  mad^te. 
Sie  lBen)o]^net  Sturöa^S  mürben  Don  ftönig  9lri- 
fbbul  (105  t).  Sl^r.)  untermorfen  unb  )ur  Se« 
fd^neibung  ge^mungen  (Jos.  Antt.  13, 11, 3).  SS 
bübete  einen  Zl^eil  ber  Setrard^ie  bed  fßl^ilippud 
(Suc.  3, 1) ;  t)on  ftaifer  (Slaubiud  mürbe  baS  ®e- 
biet  }ur  ^roüin^  @Qrien  gefd^Iagen.  SBal^rfd^ein- 
lid^  ift  unter  bem  Suc.  3, 1  ermS|nten  Sturäa  baS 
am  Sibanon,  in  ber  92ad^barfd^aft  oon  Stbilene 
gelegene  ®ebiet  }u  oerftel^n.  d)  ®aulaniti3  unb 
®oIaniti§  (FauXuiviTic),  nad^  ber  @tabt  ®oIan 
(®aulon ;  2)eut.  4,  43.  3of .  20, 8)  aud^  ®aulane 
(Jos.  Bell.  Jud.  1,  4,  4)  genannt,  umfaßte  ben 
norbmeftlid^en  %f)Al  bed  oormaligen  Steid^eS  oon 
%afan:  oom  ^ermon  bis  )um  ^ieromas  fid^  er« 
ftredeno,  bilbete  e8  mit  ^xpptnt  unb  ®abariS 
baS  öfHid^e  ®ren}Ianb  oon  @alilda  (Jos.  BelL 
Jud.  3,  3,  1 ;  Antt.  8,  2,  3),  mit  ben  ©tobten 
@ogane  im  obem  unb  ®amala  im  untern  Xl^eil 
beS  »ejirfS  (BeD.  Jud.  4, 1, 1) ;  e«  gel^örte  nebfi 
Srad^onitiS  unb  IBatanöa  §ur  Stetrard^ie  be§  ^\)u 
lippud  (Jos.  Antt.  18, 4, 6).  e)  Sluranittd  {^an» 
ran;  'y.ii,  63. 47, 16),  füböfttid^  üon  ©auIanitiS, 
umfaßt  ba§  ®ebiet  um  IBoftra  unb  ben  SDfd^ebel 
^auran  (9llfabamu§);  ed  bilbete  gleid^faQd  einen 
Sl^eil  ber  Xetrard^ie  be§  $]^tlip))u§  (Jos.  Antt. 
17,  11,  4;  Bell.  Jud.  2,  6,  3).  f)  $eräa  im 
engem  ©inn  (Jos.  Bell.  Jud.  3,  3,  3),  üonüRa« 
d^öruS  bid  $ella  ftd^  erftredtenb,  grenzte  im  ©üben 
an  bie  SRoabitiS,  im  Often  an  ba§  ®ebiet  oon 
$]^ilabel))]^ta  unb  ®erafa. 

5Rad^  bem  iübijd^cn  ftrieg  (67—70  n.  ^t.\ 
meld^er  bie  3crftörung  3erufalemS  unb  beS  Sem» 
pelS  jur  Sfolge  l^atte,  rief  bie  beabfid^ttgte®rünbung 
einer  römifc^  l^eibnifd^en  ©tabt,  ber  Aelia  Gapi- 
tolina,  an  ber  ©teile  SerufalcmS  ben  Slufftanb  ber 
3uben  unter  Sfül^rung  be§  93ar»6od^ba  (f.  b.  9lrt.) 
l^eroor,  ber  im  3. 135  unter  ftaif er  ^abrian  nieber- 
gef dalagen  mürbe.  Ungefäl^r  1000  größere  Ort» 
fd^aften  mürben  jerftört,  bie  SRel^rsal^l  ber  93e» 
mol^ner  getöbtet;  eS  erftanb  nun  bie  für  bie  3uben 
unjugöngUd^e  Mia  (SiQ))itolina  (f.  b.  Slrt.),  bereu 
IBetretung  il^nen  nur  gegen  Sntrid^tung  einer  be> 
beutenbenSlbgabe  geftattet  mürbe  (Dio  Cass.Hist. 
69, 12—14).  »eifere  Sage  brad^en  für  ^^Jaläftina 
unter  Konftantin  b.  ®r.  an;  über  ben  üon  Kl^riftuS 
geheiligten  Orten  erhoben  fidd  aUerortS  fird^Iid^e 
bauten,  meldte  baS  S^tl  ^al^llofer  SBaUfal^rer  au3 
aUen  Zbetlen  be§  römifd^en  Steid^eS  im  SRorgen- 


lanb  unb  Stbenblanb  tourben.  9uf  bem  DintcB 
ötumenifd^en  Soncil  Don  ®^Icebmi  (451)  nmÄe 
baS  (£r}bidt]^um  Don  S^rufalem,  bod  biS^  bc 
9Jletro))oIe  Söf area  unb  bem  $atrianl^t  Sntii^H 
untergeorbnet  mar,  )u  einem  $atriard^  eii^tai, 
meld^ed  nunmebr  Palaestina  I  mit  bet  9Retoi)wfe 
eafarea.  Pal  II  mit  ber  3RettopüU  ©c^fi^otudis 
nebft  einigen  Don  ber  SRetropoIe  Sofha  Vrabiä 
getrennten  99e}irf en  unb  PaL  Hl  (Arabia  sab- 
taris)  mit  ber  9Retro))oIe  $etra  umfaßte.  3ni  3- 
615  eroberte  Sl^oSroeS  n.  Don  ^ßerften  ©Qrien  mb 
fßalöftina,  3erufalem  mürbe  im  ©türm  aemnmnen 
unb  bie  l^eiligen  Orte  beraubt,  burd^  Sronb  i«> 
mfiftet  unb  aerftört.  Ißad^  akrtreibung  ber  $afet 
burd^  ftaifer  ^eracliud  mürbe  ©Qtien  unb  $qÖ* 
ftina  balb  burd^  ben  ftl^if en  Omar  bei  &(rifd^ 
ber  Araber  untermorfen.  SS  Derblieb  ben  aRo^ 
mebanem  bis  }ur  3eit  ber  ffreu^süge,  bercn  ecPn 
}ur  ®rünbung  bed  d^riftlid^en  Mnigreid^  Seil- 
falem  ffil^rte,  meld^m  im  3*  1187  ©olobin  eis 

(Snbe  bereitete.  S!)ief))ätereniheu)5ÜQeDeniu)4ta 
ben  meitem  S^rfaU  ber  d^riftlid^  |)errfd^  ii 
^alöftina  nid^t  }u  l^inbem.  3m  3. 1291  fiel  nit 
2:t;ru§  unb  Scco  baS  Ie|te  SoUmerf  ber  (^ftiPn 
in  bie  ^änbe  ber  ägt;))tif d^en  ©ultane.  3m  3. 1516 
Demid^tete  ©ultan  ©elim  L  bie  ^errf d^ft  ber  VI» 
melulen  unb  mad^te  ©Qrien  unb  ^löfUna  f/a 
türfif  d^en  ^roDin^,  in  meld^  ©tellung  boS  (eSige 
Sanb  mit  lurjen  Unterbred^ungen  bid  ^e  DedM 
©eit  ber  Semid^tung  ber  d^rifUid^  abenbUnbü 
fd^en  ^errfd^aft  unb  ber  SBid>er]^er{}dhmg  bd 
3dlam  übte  bis  ÜRitte  biefeS  3o]^|^ttnbert8  fojl 
augfd^lie|lid^  ber  gfranciScanerorben  innerl^  ber 
il^m  belaffenen  »egrensung  bie  Suftobie  an  bes 
l^eiligen  ©tötten  unb  bie  feelforgerlic^e  X^gfdt 
bei  Ben  fel^r  menigen  römifd(|»fat^olifd^en  Sin« 
geborenen.  —  S)ie  gegenmörtige  Sinmo^nei^ 
^alöftina'd  lä^t  nur  eine  annöl^embe  ©d^älnng 
au;  fie  bürfte  ca.  600000—700000  betrogen. 
®er  größere  %^z\l  (etma  Vb)  ber  93eDöIfenmg  jinb 
9JloSlimin,  Dormiegenb  fprifd^r  Sbfunft,  loel^e 
fid^  mit  Sanbbau  befd^öftigen  (^Qad^en);  bie 
ÜRoSlime  arabifd^er  ^bfunft  ftnb  nomabifttenbe 
Sebuinen.  Sie  d^riftlid^e  ^eDöRerung  (etnw 
46  000  ©eelen)  umfaßt :  a)  bie  aRitglieber  ber 
gried^ifd^'Ortl^obosen  (nid^t  unirten)  Jmd^  (a 
25000—26000  ©.),  meift  f^rifd^  «bfamft 
bereu  ^atriard^  in  3erufalem  reftbirt;  b)  bie 
gried^ifc^-unirten  ffatl^olifen  (ca.  6000  ©.),  eba* 
fa08  meift  fprifd^er  ^bfunft,  mit  einem  $dri« 
ard^en,  beffen  @i^  in  2)ama§cu8  ifl;  c)  r5mif(^ 
fat^olifd^e  ftatl^oUfen  (ca.  12000  ©.),  mei^e 
bem  im  3*  1847  errid^teten  lateinifc^en  $atii« 
ard^at  in  Serufalcm  (f.  b.  Srt.  VI,  1353)  unter« 
p^tn;  d)  $roteftanten(ca.  2000  ©.).  (Sinen  ^^ 
betröc^tlid^en  Zl^eil  ber  SeDÖIferung  bilben  bie 
burd^  Sinmonberung  in  ben  legten  Sauren  raf^ 
an  3(^^I  Derme^rten  3uben,  bereu  fid^  ^utjutoge 
43000—44000  in  ^alöftina  behüben,  Don 
benen  fid^  mel^r  als  25  000  in  3erufalem  nidw* 
gelaffen  l^abcn.  (9Sgl.  aur  bibl.  ®eogwH}]^ie  ^paö- 


1293 


^aläfliner,  HJafäfll^iner  —  $aIafoj  9  aWenboja. 


1294 


^tiiii'9  ott^  ben  fd^on  genannten  OueUcn  unb 
ben  d^rifBül^  Pit^enfd^riftfienem  unb  ffird^en- 
Dötem  ber  crflen  ]täfl  d^riftUd^en  äol^rl^unberte 
iu>4  bic  bibttfd^'8eogra))^ifd^en  SBerle:  Eusebii 
Pamphili  Onomasticon  urbium  et  locorum 
S.  Scriptnrae,  graece  com  latina  Uieronymi 
interpretaüone  edd.  F.  Larsow  et  6.  Parthey, 
Berolini  1 862 ;  de  Lagarde,  Onomastica  sacra, 
Gotting.  1870 ;  femer  bie  ^ilgerbüc^er  unb  9ietfe> 
bcf 4reibungen  ber  erpen  d^rtftl.  Sa^r^unberte,  n)te 
f oU^  }um  großen  %^txl  gefammelt  ftnb  in  Itinera 
HieroBolymitana  et  descriptiones  terrae  san- 
ctae,  edd.  T.  Tobler  et  Molinier  I,  1  et  2.  II, 
Oenevae  1877—1885  [Publications  de  la 
Socieiö  de  TOrient  latin,  Ser.  geogr.];  bann 
aud^  Peregrinatio  ad  loca  sancta,  ed.  J.  F. 
Gramurrini,  Rom.  1887;  femer  Adrichomius, 
Theatrum  terrae  sanctae,  Gol.  Agr.  1590  u.  ö.; 
Relandi,  Palaestina  ex  monumentis  yeteri- 
buB  illustrata,  Traject.  Batav.  1714,  2  yoU.; 
Siofenntfiaer,  93ibli{(^e  ©eograp^ie.  Sei))).  1823 
bis  1830^  8  S3be.;  (Sb.  »obtnfon  u. &m\i%  ^lö- 
füna  unb  bie  füblid^  angren^enben  fiönber,  ^aOe 
1841  f.,  3  93be.;  ©iefelben,  Steuere  bibl  gor- 
fd^ungm  in  ^alöftina,  Serlin  1857;  ®ra^.  (Srb- 
unb  S&nberfunbe  ber  l^eiligen  @(i^rift,  jtem))tm 
1848 ;  St.  SRitterS  Crbfunbe  XV  u.  XVI,  IBerlin 
1850—1852;  «.ü.  Saumer,  ^aläfiina,  4.«ufl. 
8p§.  1860;  Guörin,  DeBcription  geographique, 
historique  et  archöologique  de  la  Palestine, 
Paris  1868—1869,  3  vols.;  Whitney,  Hand- 
book of  Bible  Geogr.,  London  1875  u.  fonft; 
Pal.  Exploration  Fund,  Surrey  of  Western 
PaL  Memoirs,  London  1881—1883,  7  vols.; 
The  Survey  of  Eastem  Palestine,  London 
1889-1891,  2  vok.;  SOBeft^au§,  «Palöftina  .. . 
im^  feinen  geogr.  IBer^öUniffen,  3.  äufl.  t>,  Srb« 
mann,  $aberb.  1885;  Rawlinson,  Bible  Topo- 
graphy,  Lond.  1886 ;  G.  A.  Smith,  The  hist. 
Geography  of  the  HolyLand,  London  1894. 

—  SRobinfon,  ^^pfifd&e  ®eogra|)]^ie  beS  l&eiligen 
SanbeS,  Stipstg  1865 ;  Bochart,  Hierozoicon, 
ed.  Eosenmüller,  Lips.  1793—1796,  3  voll.; 
Fillion,  Atlas  d'histoire  naturelle  de  la  Bible, 
Paris,  Lyon  1885.  — 3eitfd&riften:  Pal.  Explo- 
ration Fund.  Quarterly  Statements  [fett  1869, 
New  Series  feit  1871] ;  3cttf(i^nft  beS  beutfd^cn 
$a(aftinat)erein3  Qäl^rltd^  1 93b.  fett  1878] ;  2)a§ 
^lige  fianb,  Organ  be§  93eretnd  bom  ^I.  ®rabe 
[Äöln,  feit  1857].  —  Seife^anbbüd^er :  [Säbe!er§] 
^löftina  unb  (Sorten  t)on  @octn,  Setp^ig  1875, 
3.  Auflage,  bearbeitet  t)on  Senjinger  1891.  — 
9ibl.  Planten:  3Ren!e,  SibelatlaS,  ®ot^a  1868; 
».  d.  gKeft,  »ibelatlaS,  2. 3lufl.,  fjfreiburg  1887. 

—  ftarten :  Great  Map  of  Western  Palestine 
(in  26  sheets)  from  survey  constructed  for 
the  Committee  of  the  Pal.  Exploration  Fund, 
Lond.  1880;  ^.  Kiepert,  9{eue  SBanbfarte  t)on 
^öfiina,  Seipsig  1883,  5.  «ufl. ;  ^.  gfifd&cr  u. 
®utbe,  9leue  ^anbfarte  Don  ^alöftina,  fieipjtg 
1890.  —  (Eine  umfaffenbe  OueÜe  ber  ©efammt« 


Hterahtr  über  bie  (Steograpl^ie  $aläftina'§  bieten 
9%.  9i5]^ri(l^t,  Bibliotheca  geographica  Palae- 
stinae.  Sl^ronologtfc^ed  9}eriei^ni|  ber  auf  bie 
©eograpl^ie  bed  1^1.  Sonbed  be}äg(.  Siterotur  t)on 
333—1878,  »erl.  1890,  fott)ie  bie  im  Srt.  3eru- 
falem  VI,  1383  angeg.  Bibliographien,  [ü.  SRiefeJ 

yfatäfiinet,  ^oM^^iitfr,  im  9.  £.  ^amt 
für  biejientge  9iation,  »eld^e  fonft  $]^tttfter  ]^te| 
(®en.  26,  1.  «moS  9,  7) ;  bal^er  $aläftinerlonb 
für  ganaan  (®en.  21,  33),  «PaIä|Knermeer  für 
SKittelmeer  (gj.  23,  31).  [Äaulen.] 

ffatafoMt)3Rtnho^a,  Sol^annbe,  fpa* 
nifc^er  $tf(i(|of,  ftel^t  bei  ben  gfeinben  ber  ^efuiten 
in  befonberem  ^nfel^en  al§  heftiger  ®egner  biefe§ 
OrbenS.  Sr  tnurbe  1600  in  Sragonten  geboren, 
mad^te  feine  l^öl^eren  Stubien  ju  @alamanca  unb 
beReibete  einige  ßeit  unter  Äönig  W^^P  IV. 
Derfd^iebene  n)elt(id^e  $(emter.  S)ann  aber  trat  er 
in  ben  geiftltd^en  @tanb,  mürbe  1639  SBifd^of  t)on 
$uebla  be  Io§  SngeloS  (Angelopolis)  in  Kmerifa 
unb  1654  IBifii^of  )u  OSma  in  Spanten.  (Sx 
ftarb  1659.  ^alafoj  mar  ein  eifriger  ftirii^en» 
prölat  unb  »erfaßte  mel^rere  @(i(|riften  aScetif^en, 
bomiletifd^en  unb  l^iftorifii^en  Snl^QltS.  ^e  il^m 
aufgebürbete  gan^  au|erorbentKd^e  (Selebritätrül^rt 
aber  Don  ben  heftigen  ^mifd^en  il^m  unb  ben  3e* 
fuiten  gefül^rten  @treitig(eiten  uub  Dor^ügltd^  t)Dn 
einem  Briefe  \>oU  änoectioen  gegen  bie  2kfutten 
ber,  ben  er  am  8.  Sanuar  1649  gefd^rteben  l^aben 
foO.  2)ie  Streitigleiten  betrafen  bie  (Exemtionen 
unb  $rit)Uegien  bed  SefuitenorbenS  unb  bie  bar« 
aus  gezogenen  f^olgerungen,  burd^  meldte  fid^ 
$aIafos  in  feinen  3uri3bictton§re(|ten  unb  in 
feinem  bifd^öf lid^en  ^Infel^en  beeintröd^tigt  glaubte, 
er  menbcte  ftdft  befe^alb  am  25.  SRai  1647  mit 
einem  ^iemlicb  gereiften  ©d^rciben  an  $apft  3nno« 
cen^  X.  Snnocenj  fteUte  jur  Unterfud^ung  ber 
Slngelegen^eit  eine  Kongregation  bon  Sarbinölen 
unb  £|eologen  auf,  unb  ber  Srfolg  toar,  ba| 
jmar  bie  Sefutten  ben  jtür^em  )ogen,  aber  au^ 
ber  Sifd^of  emftltd^ft  ermal^nt  mürbe,  fid^  ber 
d^riftUddcn  Sanftmut)^  ju  erinnern,  ber  ©cfeUfd^aft 
2tefu,  meldte  mit  f 0  großem  ^Ru^en  in  bem  SBeinberg 
beS  ^erm  gearbeitet  ^obt  unb  immerfort  arbeite, 
als  ein  Sater  5U  begegnen  unb  tbr  ba§  t)ortge 
SBo^lmoHen  mieber  sugumenben.  ^m  8.  Sanuar 
1649  foU  nun  $aIafo£  abermals  an  ^{kipft  3nno> 
ceng  X.  gefd^rieben  l^ben,  unb  gmar  einen  SBrief, 
ber  t)on  fiügen  unb  iBerleumbungen  gegen  ben 
Scfuitenorben  ftro^t.  S)iefer  93rtef  mirb  iebod^  üon 
bebeutenben  jhitifem  für  unterfd^oben  erflärt  unb 
lö^t  ftdd  in  ber  Z^at  mit  ben  SobeSerbebungen,  bie 
^alafoj  fepftcl^enber  SWa^cn  bem  3cfuitcnorben 
bei  anberen  ©elegenl^eiten  fpenbete  (ogl.  Feller, 
Dict.  B.  V.),  fd^Ic^t  t)ereinbaren.  Smmcrbin  mag 
aber  fein  5Ruf  al§  cineS  fJfeinbeS  ber  Scfuiten  mit 
basu  beigetragen  böben,  bafe  fpäter  feitenS  beS 
fpanifd&en  f)ofe§  mit  einem  befonbem  gifer  für 
^alafoK*  ©anonifirung  gearbeitet  mürbe.  3m 
3.  1726  mürbe  ber  förmlid^e  SBeattpcationS- 
projeg  eingeleitet ;  berfelbe  fd^ten  einen  günjtigcn 


1295 


$alama8  —  ^olotinolrid^ter. 


1896 


gortgang  ju  nel^mcn,  befonbcrö  feit  1760.  Später 
mar  Sorbinol  ©angoneOi  ber  $onent  bei  biefer 
Baä^t,  unb  man  fagte  bei  beffen  SSSol^I  }um  ^Qp\t 
(glemenS  XTV.) ,  ^lof oj  l^obe  aOBunber  gewirft 
unb  feinen  iBere^rer  unb  ^onenten  )um  $Qpf} 
gemaii^t.  ©(eid^mol^I  lom  bie  Slngelegen^eit  in'd 
@toden  unb  mürbe  aud^  fpöter,  al§  fte  unter 
pu§  VI.  mieber  aufgenommen  marb,  ntd^t  ^u 
6nbe  geführt.  —  ®ie  3Ber!e  ^alafoj'  erfc^ienen 
in  einer  Sammlung  )u  S'labrib  1762  in  15  93bn.; 
eS  flnb  barunter  mel^rere  mt|ftif(i^e  Sractate,  §o« 
milien  u.  f.  m.,  aud^i  ein  gefd^id^tlid^eS  SBer!  unter 
bem  £itel  La  Conqu^te  de  la  Chine  par  les 
Tartares  (fpan.  u.  frans.  ?0"8  1678),  meld^eS 
öfter  genannt  mirb.  (SSgl.  nod^  Nouv.  Biogr. 
gän.  XXXIX,  67  s.  unb  bie  bort,  fottie  bei  Oet- 
tinger,  Bibliographie,  Bruxelles  1854, 1362  s. 
angegebene  Siteratur;  au^erbem  §ut^,  SSerfud^ 
einer  Äir(i^engef(i^ic^te  be§  18.  ^a^xf).  11,  9lugS« 
bürg  1809, 460  ff. ;  ©tabler,  §eiIigenIejifon  HI, 
397;  ^ergenrötl^er,  ftir(i^engef(i^.  m ,  3.  «ufl., 
458.  462.  547.)  [Sd&röbl.] 

ffatamas^  ® regor,  ber belannte  SSorlämpfer 
ber  ^ef^d^aften  (f.  b.  Sirt.),  bie  nad^  i^m  mand^- 
mal  ^alamiten  genannt  mürben,  lebte  ju Anfang 
beS  14.  Sal^r^unbertS  junöd^ft  am  ^ofe  be§  jf  aiferS 
3o1^anne§  6antacuunu§,  ber  i^n  mie  feine  beiben 
Srüber  5u  l^oben  S^ren  ^u  erl^eben  beabfid^tigte 
(f.  Joa.  Cantac.  Eist.  2,  39,  bei  Migne,  PP. 
gr.  CLm,  666).  «flein  ^alamaS  trat  lieber  afö 
HJUnd^  auf  bem  SBerge  %^o§  ein  unb  Derfenfte  fid^ 
bort  in  bie  eigent^mlid^e  SßQflif  ber  quietiftifd^en 
2l3ceten,  als  bereu  SBortfü^rer  er  bei  ben  Äämpfen 
gegen  Sarlaam  unb  ©regoraS  92icep]^oruS  (f.  b. 
artt.)  auftrat.  Ueber  ben  Serlauf  biefeS  ©treiteS 
ift  im  2Jrt.  ^efqd^aften  baS  5Rä^ere  angegeben;  öon 
ber  $erfon  be§  ^alamaS  ift  augerbem  nur  nod^ 
befannt,  ba|  er  Dom  jf aifer  2(o]^.  SantacujenuS  §um 
Srjbifd^of  oon  S^effalonic^  ernannt  unb  aud^  Dom 
^atriard^en  Sfibor  confecrirt  mürbe  (1849).  Mein 
bie  @tabt  meigerte  fid^,  i^n  aufjunebmen,  unb  er 
ging  auf  bie  Snfel  fiemnoS.  5Hac^  bem  Siege 
feiner  Partei  auf  ber  S^nobe  ju  Konftantinopel 
(1351)  Derfd^minbet  er  au8  ber  ©efd^id^te.  — 
^alamaS  mar  auc^  ber  Serfaff  er  jal^lreid^er  ©d^rif  • 
ten  (f.  Fabricius-Harles,  Bibl.  graec.  XI,  Hain- 
burgi  1808,  497  sqq.),  bie  tbeilS  gebrudft,  t^cilS 
l^anbfd^riftlirf)  auf  Derfrfjiebenen  Sibliotbefen  er» 
Italien  finb.  6in  ® efammtabbrudf  ber  ebirten  SBerf e 
fielet  mit  anberen  Sd^riften  bei  Migne,  PP.  gr. 
OL  unb  CLI ;  Diele  berfelben,  mie  aud^  Don  ben 
ungebrudften,  befd^öftigen  fid^  mit  ber  SW^fti!  ber 
l^ef^d^aften  unb  ben  Unterfd^eibungSlel^ren  jmifd^en 
©ried^en  unb  fiateinem.  Sfntereffant  in  ifrer  9lrt 
ifl  au^erbem  bie  Prosopopoeia  animae  accu- 
santis  corpus  et  corporis  se  defendentis  (bei 
Migne  1.  c.  CL,  959  sqq.  et  1347  sqq.,  aud^ 
gried^ifd^  neu  berau§g.  Don  91.  3aH  &oIIe  1884 
[Dgl.  bie  Secenflon  in  Sd^ürerS  Sl^eol.  Siteratur» 
äeitung  1885, 93  ff.]).  Sie  enthält  nod^  einer  S3or» 
rebe  über  bie  Sl^eilc  unb  SSefd^affen^eit  ber  Seele 


bie  Satnüage  ber  Seele  gegen  ben  Srib  mib  bk 
Sertl^eibigung  beS  le^tem.  3)ie  rid^i^c  ^ 
fd^eibung  föHt  fd^fie^Iid^  gans  }u  (Bunfhn  bd 
SeibeS  ouS,  ba  bie  Seele,  meldte  ben  Seib  ni^t 
gebbrig  erlogen  unb  geleitet  l^be,  cäm  (ic 
Sd^ulb  trage.  3)en  Sd^Iu^  bilben  bie  SBorte  Of. 
22,  13):  „Saffet  un§  e^en  unb  tnnfen,  benn 
morgen  merben  mir  tobt  fein.''  (!BgL  bie  Siteitttm^ 
angaben  im  9rt.  ^eft)d^afien  uid)  bei  Chevalier, 
Bepert.  u.  Suppl.  s.  v. ;  au^erbem  Arumbo^er, 
©efd^id^te  ber  b^sant.  Siteratur,  ÜRänd^  1891 
203  f.)  [?l.  gffer.] 

^MinatM^  (judices  palatmi  ober  0^ 
dinarii,  aud^  judices  de  clero  im  Unterfd^Ae 
)U  ben  judices  demilitia),  bie  fieben,  geböten 
nur  me|r  ber  ©efd^id^te  an.  9Ran  bejeid^t  mit 
bem  9lamen  fieben  ^Beamte,  meld^  an  ber  €)nte 
ber  eingelnen  S^oeige  ber  pöpftlidben  Semxilbng 
in  9tom  ftanben.  So  einflu^reid^  unb  au^etci^- 
net  aud^  il^re  SteOung  mar,  f o  fc^einen  fie  bo4 
nid^t  in  einem  bbbem  Orbo  geftainben  }u  (ohn. 
3a  fie  fungirten  f ogar  in  jener  $eriobe,  qI8  bk 
frönfifd^n  ftaifer  Oberbol^eitdred^te  aber  9loin  onS- 
äbten,  ^ugleid^  afö  faiferlid^e  93eamte.  So^  tritt 
in  f))öterer  3^it  burc^  Sinmirfung  Derfd^ebener 
Urfad^en,  befonberS  burd^  bie  größere  SRa^tfielhmg 
ber  Sarbinöle,  9lmt  unb  Slnfel^en  ber  ^lotind- 
rid^ter  nad^  unb  nad^  jurttdf .  Sie  erfd^einen  Wvi^ 
Hd^  nur  mel^r  afö  rein  rid^terlid^  Seomte  für  bit 
Stabt  SRom,  bis  ibre  Semter  gegen  Snbe  bei 
13.  Sal^rbunbertS  DoOfidnbig  Derf(|tt)inben.  li 
ibre  Stelle  finb  meift  bie  3ufti}»,  @naben»  vA 
SspsbitionSbe^örben  ber  römifd^en  Surie  getreten. 
2)ie  fieben  ^alatinalrid^ter  maren:  1.  ber  Piimi- 

cerius  (gemi^b^^^^  ^^^  ^^^  3ufo^  notariomm 
ober  fpöter  judicum),  beffen  fd^on  im  Liber 
Pontif.  in  ber  Vita  Julü  (337—352)  grttäbnung 
gefd^iebt.  SDerfelbe  galt  al3  ber  Domel^mfie  aller 
Beamten.  6r  mar  ber  SSorftanb  ber  9tegionai* 
notare  unb  l^atte  al3  fold^er  beim  ^ßopfte  bie 
Stellung  eines  ftan^lerS  ober  StaatSfecretörS.  Ser 
$rimiceriu§  Dertrat  fogar  neben  ben  beiben  Soi* 
ftönben  ber  Sarbinöle  möbtenb  ber  SebiSDocan} 
bie  Stelle  be§  ^ßapfteS.  ^aä)  bem  3abre  1297 
finbet  fid^  urfunblidb  feine  Spur  me^r  Don  biefer 
©attung  pöpftlid^er  SSeamten. 

2.  ®er  Secundicerius  notariorum  mar  ber 
Smeite  SSorftanb  ber  92otare  unb  al3  f old^er  }tpeiter 
banaler.  2)a§  Slmt  begfelben  finbet  ftd^  urbmbfi^ 
juerft  im  3. 536  ermöbnt  unb  bort  auf  im  3. 1217. 
$rimiceriu8  unb  SecunbiceriuS  genoffen  bieSnS» 
jetd^nung,  Mi  fie,  ben  Äaifer  red^tS  unb  linÄ 
umgebenb,  glei^fam  mit  il^m  }u  regieren  fd^einen, 
fo  bog  ber  ffaifer  irgenb  etmaS  ®ro^ed  o^ne  fu 
nid^t  feftftellen  fann.  Slber  in  ber  römifd^lMe 
führen  fie  bei  allen  ^rocefftonen  ben  ^opfl  onber 
§anb,  inbem  afle  SBifd^öfe  unb  ®ro|en  ibi^ 
meid^en ;  aud^  lefen  fte  bei  ben  größeren  8fePf«4» 
feiten,  barin  allen  IBifd^öfen  Dorgebenb,  bie  a^ 
Section"  (Joann.  Diac.  De  Eccles.  Lateran, 
c.  11,  bei  Mabillon,  Museum  Ital.  ü,  Lutet.- 


97 


^alajjl  —  ipaleatiu«. 


1298 


jiB.  1689,  570).  3)oB  beibe  SteDungen  oon 
R  ^0^  rihnifd^  9bel  erftreBt  tourben,  i[t 
mal  eifldrltd^. 

3.  £er  ArcariiiB  mar,  tt)ie  bet  ÜRome  befagt, 
SettDOIter  ber  päpftlid^en  ftoffe  (arca);  er 

m  fomit  aI8  pä)){)nd^er  Sfinangmimfter  bejetd^« 
toerbcn,  bem  bie  Siniflnfte  bed  Qpoftolifd^en 
tt^M  )ur  SSenooItund  unterftanbetu  ®egen 
bt  be9  12.  äol^rl^unbertS  iDtrb  ba§  ^mt  beS 
amu9  in  feiner  Urfunbe  mel^r  enoöl^nt. 

4.  S)er  Saccellarins  mar  berjienige  Seamte, 
i  stipendia  erogat  militibus,  et  Romae  sab- 
to  Bcnitinioniin  dat  eleemosynam,  et  Bo- 
nus episcopis  et  clericis,  et  ordinarüs  lar- 
;ar  presbyteria  (Joann.  Diac.  1.  c).  ^an 
inte  oemnad^  ben  @acceUariud  als  päpjilid^en 
i^Imet{ler  be}eid^nen,  me^l^Ib  er  ^ä)  aud^  bei 
cnüid^en  9uf)ügen  beS  $apfieS  )ur  Spenbung 
n  Sbnofen  in  beffen  unmittelbarer  92ä^e  befanb. 
HS  «mt  be«  eacceUariuS  ifl  feit  bem  Saläre  1162 
8  ben  Urfnnben  Derfci^txmnben. 

5.  SDer  Protoscrmiarius  mar  ber  SBorftonb  ber 
pfUid^  9rd^it)beamten,  meldten  aud^  bie  ^u§« 
iignng  ber  päpjUid^en  Urlunben  oblag.  SDtefe 
eomtenSoffe  enbet  nad^meidbor  mit  bem  3a^re 
.97. 

6.  2)er  Primicerius  defensorum  fianb  alS 
14er  an  ber  @pi|e  beS  Don  (Tregor  I.  eingefe^ten 
dfegiumS  ber  2)ef enforen  ober  Sbüocaten,  mel« 
m  befonberS  bie  SSert^eibigung  ber  Siedete  ber 
mifd^  Pird^  onoertraut  mar.  SDtefed  %mt  gilt 
1 1189  Gl«  erlofd^en. 

7.  S)em  Nomenculator  ober  Adminiculator 
rtcrflanben  bie  ®nobenfad^en.  6r  befanb  jtd^ 
r  Sntgegennal^me  oon  ^ittgefud^en  in  unmtttel> 
ra:  9^0^  bed  ^apfted,  fo  oft  biefer  bei  feier* 
^  Viiif}ügen  in  ber  Oeffentlid^feit  erfd^ien. 
efonberS  mar  il^m  bie  Sorge  für  SBittmen, 
toifen,  ®efangene  unb  iBebröngte  jugemiefen. 
lul^  baS  Slmt  be9  9lomencuIator§  rei^t  urfunb« 
1^  nur  bis  sum  3a]^re  1139.  „^n  Srtminal- 
4en  finb  biefe  ($alatinalrid^ter)  nid^t  9tid^ter, 
)d^  f|n:ed^n  fie  über  irgenb  jemonb  ba§  ZobeS* 
ct^I  au9;  fie  finb  SIerifer  9tom§,  bie  niemals 
1  irgenb  meldten  l^dl^eren  SBeil^en  auffteigen" 
Foan.  Diac.  1.  c).  (Sgl.  Galletti,  Del  Primi- 
ero  della  Santa  Sede  apostolica  etc.,  Rom. 
776;  ¥^ij)5,  ffird^enred^t  VI,  343-356; 
mfd^ins,  ffird^red^t  I,  iBerlin  1869.  380  ^.. 
i  meldten  fid^  bie  meiteren  fiiteratumad^meife 
iben.)  [§einer.] 
Yfttittii  (Palatius),  Sol^anneS,  SSerfaffer 
irr  Vpitn  $apftgefd^id^te  unb  anberer  l^iftori« 
Ol  SBerfe,  bie  ij^m  t)on  Seiten  bed  ff aiferS  fieo« 
Ib  I.  ben  Xitel  eines  laiferlid^en  ^iftoriograp^en 
itntgen,  mar  um  1640  }u  Senebig  geboren.  Sr 
imnte  auS  einer  verarmten  ^belSfamilie,  mib* 
te  ftd^  bem  geifUid^  Staube  unb  mürbe  SDoctor 
b  Ißrofeffor  ber  Sted^te.  ^lUein  ben  Sel^rffatl^I 
I  cononifd^en  Sted^teS  ju  $abua  mu^te  er  nad^ 
ifler  3^  abgeben,  ba  er  feinen  ^flid^ten  nur 


faumfelig  nad^fam.  SDarauf  erl^ielt  er  }u  Senebig 
bie  SteUe  eines  ^fanerS  an  ber  SoOegiattird^  ber 
l^eiligen  SRutter  ®otteS  unb  ftarb  alS  fold^er  um 
1 708.  Sein  mid^tigfteS  SQBer!  ^at  ben  Sitel  Gesta 
pontificum  romanorum  a  S.  Petro  . . .  usque 
ad  Innocentium  XI.,  Venetüs  1687—1688, 

4  tom.  (unb  ein  Snl^ang  über  SHejanber  VIII.), 
unb  ift  mit  ben  93ilbem  ber  $d))fte  Derfel^n; 
einen  StuS^ug  barauS  gab  gfran^  $agi  (f.  b. 
9(rt.)  ju  antmerpen  1717,  2  SBbe.  «ußerbem 
mögen  nod^  genannt  merben  bie  Fasti  car- 
dinalium  omnium  S.  B.  E.  cum  stemmate 
gentilitio  cujusque  cardinalis,  Venet.  1701, 

5  voll.  S)aS  erftgenannte  SBerf  fie^t  feit  1700, 
baS  anbere  feit  1709  auf  bem  Snbej  (f.  Sleufd^, 
®er  Snbes  II,  137;  Harter,  Nomencl.  liter. 
II,  ed.  2,  Oenip.  1893,  867).  Son  ^laagi'S 
Monarchia  occidentalis,  Venet.  1671 — 1679, 
8  voll.,  urtl^eilt  £iraboSd^i  (Storia  della  lett. 
Ital.  Vm,  3, 23  [ed.  Ven.  1824,  XXV,  554]), 
ba^  bie  SiuSgabe  mel^r  pxad^tooü  als  ber  3nl^alt 
gut  fei.  anbere  ©d^riften  ^alaasi'S  f.  bei  (3felin,) 
§ift.-geogr.  allgem.  Sejicon  s.  v.,  unb  bei  3öd^er, 
©elel^rtenlejifon  s.  v.  [31.  Cffer.] 

Palea,  f.  Decretum  Gratiani  in,  1454,  unb 
^auca^alea. 

ffaitaxiM^  SioniuS  (latiniftrt  auS  Slntonio 
belk  $aglia),  ein  tüd^tiger,  aber  ben  ©laubenS- 
neuerungen  beS  16.  Sal^rl^unbertS  ergebener  ita- 
lienifd^er  ^umanift,  mar  ju  Seroli  in  ber  r5mi« 
fd^  Sampagna  um  1500  geboren.  Sr  üerlor 
frü)^  feine  ßltem,  erl^ielt  aber  bod^  eine  trefflid^e 
Srjiel^ung  unb  fam  1520  Stubien  bolber  nad^ 
9iom.  Sort  trat  er  mit  anberen  angefel^enen 
^umaniften,  meldte  ^apft  Seo  X.  nad^  Korn  ge- 
bogen l^atte,  in  Sejiel^ung  unb  burfte  berühmte 
9}}önner,  unter  il^nen  bie  fpöteren  Sarbinöle  Sembo 
unb  Sabolet,  feine  f$freunbe  unb  ®5nner  nennen. 
Sie  ^lünberung  SlomS  burd^  bie  laiferlid^en  @oI* 
baten  (1527)  Vertrieb  il^n  auS  berStabt;  er  ging 
fpäter  (1529)  nad^  Perugia  unb  im  folgenben 
Saläre  nad^  @iena.  Antonio  IBeOanti,  ben  ^- 
leariuS  gegen  eine  Slnflage  megen  oerfd^iebener 
lmtst)erge|en  glänjenb  üertl^eibigte,  nal^m  il^n  als 
ßr^iel^er  feiner  JKnber  an ;  aOein  feine  Hoffnung 
auf  eine  ^rofeffur  an  ber  UniDerfttSt  ju  Siena 
ging  nid^t  in  Erfüllung,  ba  feine  Hinneigung  ju 
fiut|erS  Seigren  immer  beutlii^er  l^eroortrat.  Sei 
einer  Auflage  megen  fte^erei  bei  ber  Signoria  }u 
@iena  gelang  eS  ^aleanuS  jmar,  burd^  feine  Siebe 
bie  ^reifpred^ung  )u  ermirfen,  bod^  blieb  ber  Ser* 
bad^t  beS  Unglaubens  an  i^m  baffen.  9(ud(|  feine 
Sd^möl^fd^rift  Actio  in  Pontifices  Romanos  et 
eorum  asseclas  (in  20  testimonia ;  juerft  ge« 
brudft  5u  Seipjig  1606)  fonnte  il^im  nid^t  jur  6m- 
pfebfung  gereid^en,  unb  er  freute  fid^,  1546  einem 
3iuf  als  ^rofeffor  nad)  Succa  golge  leiftcn  }u 
tonnen.  6r  blieb  jebo^  bort  nur  bis  1555 ,  in 
meld^em  Sabre  er  als  ^rofeffor  ber  griedftifdften 
unb  lateinifd^en  Stteratur  nad^  üßailanb  fam. 
®ort  eneid^te  i^n  ber  9lrm  ber  3nquifttion,  beren 


1299 


^Qleotti  —  Palermo. 


1800 


^ufmerffamleit  ^aleariud  burd^  bie  Steuaudgabe 
jeiner  @d^riften  5U  f8a\tl  t)on  9leuem  erregt  j^atte. 
3m  3.  1568  befanb  er  üd^  im  ©eföngnil  ju 
9lom ;  bort  (d^eint  er  in  Den  brei  Solaren  feiner 
^Qft  5eitn)eife  emftUd^  mit  bem  ©ebonfen  eined 
SiiberrufeS  umgegangen  5U  fein,  menigftend  mirb 
(DaunoUy  Essai  hist.  sur  la  puissance  temp. 
des  Papes  II,  4.  öd.  Paris  1818,  278)  ber 
SBortlaut  einer  t)on  i^m  felbft  Derfa|ten  SRetrac- 
tQtion  angefül^rt.  %m  15.  October  1569  mürbe 
baS  Urt^eil  über  $aleariuä  gefprod^en  unb  im  3uli 
1570  burd^  ben  ©trang  unb  IBerbrennen  ber  Seid^e 
DoD^ogen.  Ob  er  ftd^  t)or  feinem  Sobe  emftlid^ 
befe|rt  f^ai,  mug  bal^ingefteUt  bleiben.  —  9)on« 
tönbige  3(u§gaben  ber  SBerfe  beS  $Qleariu§  er- 
d^ienen  su  9lmfterbam  1696  unb  )u  3ena  1728; 
bie  früheren  SluSgaben  enthalten  bie  genannte 
Actio  nid^t.  Son  ben  Sd^rifien  mögen  ermöl^nt 
fein  De  animarum  immortalitate,  s.  1.  et  a., 
bann  Lugduni  1536;  ferner  feine  ^Briefe  (ed. 
Orauff,  Bem.  1837)  unb  ber  Libellus  de 
morte  Christi  (1542),  mie  ^leariuS  felbft  ein 
im  $ro5e|  gegen  i^n  old  Slnnagemateriol  üer- 
menbeteS  93üd^Iein  nennt;  ber  eigentlid^e  Xitel 
lautet  Della  pienezza,  safficienza  et  satis- 
fazione  della  passione  di  Cristo  (ügl.  SBen- 
rat^  in  &ersogd  SReal-Snc^n.  XI,  2.  3lufl.,  165 
^nm.).  Sin  im  legten  Sa^rjel^nt  t)on  Siom  auS 
oerbreiteted  $ortröt  ^aleariuS'  ift  nad^  einem  )u 
IBeroIi  befinblid^en  äilbni|  angefertigt,  beffen 
Sled^tl^eit  nad^  ber  Unterfud^ung  Senratl^d  (f.  ^er« 
jogg  9leal-enct)n.  a.  a.0. 168)  nid(|t  ol^neSEBeitered 
SU  beftreiten  ift  ba§  aber  iebenfoKS  eine  Ueber- 
malung  erfal^ren  l^at,  fo  bag  bie  d^arafteriftifd^e 
^ortrötö^nUd^feit  smeifel^aft  bleibt.  (iBgl.  bie 
auSfü^rlid^e  ©arfteüung  bei  Srfd^  u.  ©ruber,  All- 
gemeine gnc^Mopäbie,  ©ection  III  s.  v.,  femer 
Tiraboschi,Storia  della  Letter.  Ital.  VII,  5, 3, 2 
[Ediz.  Venez.  XXI 1824, 1949],  unb  bie  an  bei- 
htn  Stellen  f  omie  in  ^erjogg  Sleal'ßnc^fl.  a.  a.  O. 
angegebene  loeitere  Siteratur.)  [91.  Cffer.] 

^ateottij  ®abriel,  Sarbinal  unb  tüd^tiger 
Sanonift,  mürbe  ju  ^Bologna  am  4.  October  1522 
in  üomel^mem  §aufe  geboren  unb  ermarb  bafelbft 
nad^  Slbfd^Iug  feiner  @tubien  baS  S)octorat  beiber 
SRec^te  (1546).  m  $rofeffor  be§  9ted^t§  mürbe  er 
1549  ßanonicuS  an  ber  3)omfir(^e  feiner  SJater« 
ftabt,  fpäter  $riefter;  1556  folgte  er  einem  Stufe 
nad^  SRom  al§  auditor  Botae  an  ben  bamald  be* 
rüj^mteften  fird^Iid^en  ©erid^tSl^of.  äßegen  feiner 
Süd^tigfcit  öermanbte  il^n  ^iu8  IV.  bei  ber  ©^n- 
obe  in  Sricnt.  ®ie  bafelbft  in  Sorm  eines  läge- 
bud^eS  Don  il^m  gemad^ten  intereffonten  Slufjeid^« 
nungen  (Acta  Concilii  Tridentini  a.  1562  ad 
1563)  gab  ^uerft  SKenbl^am  (Sonbon  1842),  bann 
2:^einer  (Acta  genuina  Conc.  Trid.  II,  Zagra- 
biae  1874,  523-680)  l^erauS.  »ereitS  1565 
mürbe  ^aleotti  Sarbinal ;  im  f  olgenben  3a^re  erl^ielt 
er  baS  SiStl^um  feiner  ^eimatftabt,  meldte  1582 
jur  ajictropole  erl&oben  mürbe.  3m  3. 1590  märe 
er  bcinal^e  jum  $apft  gemä^lt  morben ;  1591  er« 


l^ielt  er  feinen  Setter  WfonS  $aIeotti  jum  Coob- 
iutor  cum  jure  successionis.  Sr  ftaiA  )U  So» 
atö  @:arbinaIbifd|of  t)on  @abina  (22.  Suli  1597). 
$ateotH'§  (Sifer  für  bie  »eform  bemirUe  m^ 
in  93ologna  mie  in  SIbano  gelittene  S^nobcs. 
SBon  feinen  SBerfen  umrben  mieberl^olt  aufgelegt: 
De  nothis  spuriisqne  filiis  liber,  B<»l  1550, 
Venet.  1572 ;  De  sacri  conaistorii  consnHi- 
tionibus,  Ven.  1594,  Born.  1596. 1599.  Sine 
Srt  tJformelbud^  ifl  bad  Archiepiscopale  Bodo- 
niense,  Rom.  1594.  SBon  il^m  rühren  ov4  De- 
cisiones  Botae  l^er,  meldte  in  bie  @amiiiluiiacn 
berfelben  aufgenommen  finb.  2)a8  t^eologifd^im- 
biet  ftreifen  feine  @d^riften  De  coelibatu  unb  De 
imaginibus  sacris,  Ingoist.  1594.  (SgLEggs, 
Purpura  docta  5, 12  [ed.  Mon.  1714  V,  32  sq.], 
Monach.  1714,  5, 12;  Fantuzziy  Notiziedegli 
scrittori  bolognesi  VI,  Bologna  1788,  242 
sino  259.)  [SR.  t>.  @d^.] 

'gfabmo,  @tabt  unb  iKrd6en|m)im^  auf  te 
3nfel  Sicilien.  SDiefe  gro^entl^ilS  in  oxa^^^^ 
mannifd^em®efd^madCerbaute^aupt{)abtbcrdrid(' 
namigen  italienifd^en  $rot)in)  liegt  auf  bertfaKb* 
füjle  ber  3nfel,  an  einem  fleinen  SReetbufen.  Itatfr 
ben(1881)  242000einmol^nenibefinbenfi4j# 
reid^e  ßnglänber,  ©ried^en  unb  Sieutfd^,  ivdd^ 
eigene  fir^Iid^e  ©emeinben  bilben.  Unter  ben  10 
^f an-  unb  30  Sfilialfird^n  {eid^et  ftdj^  bcfonbol 
bie  Satl^ebrale  )ur  1^1.  SRof alia  au8 ;  auf  bem  äinibe 
einer  arabifd^en  SOtofd^ee  Don  ll5nig  SBi^elm  E 
im  12.  3ctl^r]^unbert  erbaut^  marb  fte  ouS  eines 
urfprünglid^  gan^  arabifd^>normannifd^@e6äiibe 
in  ben  3a^ren  1781  unb  1801  auf  i^re  ietigeßc 
ftalt  gebrad^t.  Sie  ift  reid^  an  ffunfimerfen  unb 
enthalt  befonber§  bie  Raptüt  ber  1^1.  Kofolia,  in 
ber  ein  ^Itar  t)on  gebiegenem  Silber  wob  ber 
ftibeme  @arg  ber  C^eiligen  ftnb.  SDie  im  3. 13^ 
(al.  1447)  geftiftete  Uniüerfitöt  mürbe  1816  m 
^erbinanb  I.  erneuert  unb  jö^lt  j[e^t  (1893/94) 
1472  @tubenten.  hieben  ben  geiftüd^en  Serni* 
narien  beftel^en  nod^  gmei  S^ceen,  ein  föniglid)e$ 
unb  ein  abelige§  SoUegium;  gmei  meitere  gro^ 
SouDictScoUegien  ftanben  bis  1861  unter  Settung 
ber  3efuiten,  bie  aud^  anbere  @d^ulen  untet^idtei 
9lörblid^,  eine  l^albe  @tunbe  t)on  ber  @tabt  entfenit 
ifl  ber  9J2onte  @an  ^eüegrino  (Ercta),  mif  ben 
fid^  bie  berül^mte  JNrd^e  ber  1^1.  Stofalia  (f.  b.  9iL) 
befinbet.  3n  ber  ju  einer  JNrd^  umgeftaItetengn)|eB 
unb  f(^önen  ©rotte  biefed  Sergej  lebte  unb  fioii 
bie^eilige.  S)a3Sfefl  bieferSd^u^eiligenSicilinfi 
(15. 3uli)  ift  jugleic^  ein  großartiges  9)oIfifefl  )b 
meld^em  fieute  au§  ber  ganzen  3nfä  ft^  einjinben. 

Palermo,  ba§  alte  Panhormos  ober  Panor 
mus,  b.  i.  ^a\zn  oder  SSöIfer,  mürbe  tum  ben 
^il^öniciem  ober  ^l^ofäem  an  ber  Snünbnng  bcS 
Oreto  ober  ^Imniraglio  (Orethus)  erbaut,  xm 
fpäter  ^auptpunft  ber  cartl^agif^en  Sefi|ungen 
unb  feit  3luguftu§  römifd^e  Solonie  (Colonia 
Augusta  Panormitanorum).  Sei  ber  Z^nng 
be§  röinifd^en  9teid^8  fam  bie  Givitas  Panormi- 
tanorum an  bie  b^jantinifd^en  ftaifer,  nmbe 


Palermo. 


1302 


5)  Don  ben  ®oten  erobert  unb  t)on  Selifar 
vkber  erobert.  3m  3.  831  tarn  \\t  in  bie 
;  ber  Soracenen ;  Palermo  mürbe  nun  ©i^ 
lUjd^n  Oberßatt^alterS.  Um  1072  er- 
ber 9lormanne  SRobert  ®ut3carb  nad^  e^- 
r  ^Belagerung  bie  @tabt,  unb  jie  marb  für 
Seit  SReftbenj  ber  normannischen  ftöntge^ 
fajl  alle  in  i$t  gef olbt  würben.  —  2Bie  bie 
|e  fafl  aller  alteren  JKrd^en  bunfel  pnb,  fo 
e  ber  uralten  jhrd^e  üon  Palermo.  92ad^ 
1  foQ  ber  f)l  $etru§  felbft  auf  feiner  Steife 
ied^enlanb  nad^  9iom  bie  Sinrool^ner  biefer 
{um  Sl^riflent^um  befel^rt  unb  il^nen  balb 
einen  93ifd^of  gefanbt  l^aben.  äBenn  man 
tul^mtl^it  ^alermo^d  jur  bamaligen  3^H 
tätigt,  f  0  ift  ed  freilid^  nid^t  unmal^rf  ^einlid^, 
bun^  ben  1^1.  $etrud  »enigftend  ben  erften 
f  erl^ielt.  S)iefer  foD  ^l^ilippud  ge]^ei|en, 
:  jmeite,  Xl^eobor,  foQ  um  125  gelebt  l^aben. 
7erfd^eintberl^eilige93ifd^of9RamilianudI., 
:  ber  ^I.  3lt^mp^a  in  ftebenbeS  Oel  gemorfen 
ol^ne  @d^aben  )u  nehmen.  Sr  flä^tete  ftd^ 
mit  anberen  Cl^rifien  in  bie  ffr^pte  bei  93u« 
nf em  bed  $ortuS  Slomanud,  unb  ftarb  ba« 
Sein  (eiliger  Seib  ttmrbe  1098  nad^  SRom  in 
td^  ®.  SRaria  in  SOtonte  Selio  übertragen, 
)  fpäter  fein  ^aupt  nad^  Palermo  lam  (AA. 
>11.  Sept.  V,  45  sqq.).  6in  weiterer  Sifd^of 
}n  Seo  I.  (Ep.  1 7,  bei  Migne,  PP.  lat.  LIV, 
ertool^nt.  S)er  1^1.  SOtamilianug  ü.,  aud^  ÜRa« 
genannt,  (atte  ben  Stul^l  um  455  inne  (AA. 
IL  L  c),  als  eben  ber  Sanbalenfönig  ®  eif  erid^ 
n  erobert  (atte.  ®eiferid^  begann  bamit,  ba^ 
nilianuS  juerfi  nad^  %frif  a,  t)on  ba  nad^  ©ar* 
unb  enblid^  nad^  ber  3nfel  Montis  Jovis 
nte,  tt)eld^e  Don  biefer  3eit  ow  ben  Slamen 
Srifto  erhielt.  ^amilianuS  ftarb  am 
4)tember  460;  fein  (eiliger  Seib  !am  1460 
iuana,  too  i(m  eine  Rxxfy  geweift  ift.  ^1% 
ad^folger  mirb  3ufünu§  ober  3uftinianu§ 
tt^  ber  ftd^  um  480  ald  Episcopus  Siciliae 
(rieb.  Sifd^of  9lgat(u3  lebte  um  580; 
fiarb  602 ;  3o(anne8,  feit  603,  tourbe  mit 
QÜium  gefd^müdEt;  fjfelis  erfd^eint  um  649, 
}r  um  787,  bann  folgten  ^toei  Ungenannte 
0  unb  819.  93on  ba  an  blieb  ber  @tu(l 
rfermo  infolge  ber  3nöafton  ber  ©aracenen 
fi  bid  3um  3a(re  1052 ;  (öd^ften§  waren 
tt  3eit  einige  gried^ifd^e  S3if((öfe  bejw.  6rs« 
t  in  Palermo.  SEBann  Palermo  ünetropole 
«n,  i^  nid^t  auSgemad^t.  S)ie  ftcilianifd^en 
tjleSer  behaupten  freilid^,  i(re  3nfel  (abe 
»or  bem  9.  3a(r(unbert  eine  SRetropole  ge> 
)6  bie^  aber  ^lermo  gewefen,  wie  9t.  $irru§ 
ober  @pracu§,  wie  93tnc.  2tiiaxa  nad^^u« 
fttd^t,  ober  gjleffana,  wie  911b.  ^iccoluS 
Hirüber  ftnb  bie  9lnfid()ten  get(eilt.  SRög» 
.  ba^  jur  3^ii  ber  @aracenen(crrf((aft  bie 
fe  t)on  Palermo  burd^  ben  gried^ifd^en  $atri> 
ben  litel  „ßrjbifd^of"  erhalten  (aben,  ber 
oojiilfy  Don  ben  lateinifd^en  Sifd^öfen  bei- 


behalten würbe.  @o  führte  9licobemud,  ein®ried(e, 
ber  biefe  2)iöcefe  regierte,  ald  Siobert  ®uidcarb  bie 
©tabt  ben  ©aracenen  entriß  (1072),  ben  Sitel 
Archiepiscopus  (Samberger,  ©Qnd^ron.  ®efd^. 
VI,  SRegenSb.  1854,  780),  unb  ©regor  Vn.  be- 
ftötigte  bur((  S)i))lom  t)om  16.  äpril  1083  ber 
ffir^e  Don  Palermo,  ^weld^e  einft  ebel  unb  be« 
rü(mt",  fammt  ben  SBeftkungen  bie  Stetropolitan« 
redete  unb  gewö(rte  bem  grabifd(|of  ^lld^eriud  (1083 
bid  1099)  ba§  ^aUium.  $afd|alid  n.  woQte  bem 
neuen  ßrjbifd^of  ®ualteriu8  bad  ^Ilium  nid^t 
e(er  f d^idCen,  bis  er  i(m  ben  ßib  ber  Xreue  unb  bed 
®e(orfamd  geleiftet  (Baron,  ad  ann.  1102,  n.  5; 
Dgl.  nod^  Cantelius,  Metropolit,  urbium  hist., 
Paris  1685,  437  sqq. ;  SEBiltfdft,  ^anbb.  b.  fird^l. 
©eogr.  u.  ©tatiftün,  «erl.  1846, 25). —«18  ©uf- 
fragane  $alermo'd  werben  Agrigentinus,  Maza- 
riensis  unb  MeUtensis  (b.  i.  ber  Don  SiDitä IBecd^ia 
auf  ber  3nfel  SRalta)  erwö(nt.  S)iefe  Derblieben 
Palermo  bi§  auf  bie  neuefte  3eit.  918  $iu8  VI. 
im  3. 1775  ba«  erabiSt^um  9KonreaIe  (f.  b.  «rt.) 
mit  Palermo  unirte,  erhielt  le^tered  aud^  bie  bis- 
herigen ©uffraganate  bedfelben,  nömlidd  Satanea 
unb  ©iragoffa;  biefe  Union  beftanb  aber  nur  bis 
)um  3a(re  1802.  fßtx  ber  im  3. 1844  erfolgten 
neuen  Sircumfaiption  ber  ftcilianifd^en  ftird^en* 
proDinjen  würben  Palermo  bie  brei  ©uffraganate 
Sefalu,  SOtajjara  unb  2:rapani  suget(eilt.  —  3m 
Umfange  ber  ffird^en))roDin)  Palermo  liegen  audd 
jwei  altere,  gan^  eingegangene  99ifd^of8fi^e,  nöm- 
lid^  Thermae  Himerenses,  (eute  Sermini,  jwi« 
f dden  Sefalu  unb  Palermo,  ba8  Dom  5.  bi§  9. 3a(r- 
(unbert93i8t(um  war  (Cantelius  1.  c.  462;  Mo- 
roni, 1.  c  LXXIV,  95  sq.),  unb  Alaesa  ober 
Halaesa,  aud^  Carina  ober  Garania(?),  (eute 
£ofa  ober  2:ufa,  im  ®ebiet  be8  SBi8t(um§  Sefalu, 
baS  Dom  7.  bis  9. 3a(r(unbert  gried^if  d^eS  SiSt(um 
War  (Dgl.  @am§,  Series  episc,  955 ;  Moroni 
1.  c.  LXXVIII,  25). 

S)ie  legten  Sr^bifd^öfe  Don  Palermo  waren: 
3)ominicu8  ^ignateüi,  2:(eatiner,  ber  1802  Don 
Saferta  nad^  Palermo  promoDirt  unb  nod^  im 
felben  3a(r  mit  bem  Purpur  gefd^mfldft  würbe, 
aber  fd^on  am  5.  gfebruar  1803  ftarb.  3(m  folgte 
wieber  ein  I(eottner,  SRafael  9normile(geft.  1813), 
unb  bann  bie  Sarbinöle  $etru8  ©raDina  (1816 
bis  1830),  gajetan  Sßaria  £rigona  e  $arift  (1832 
bis  1837)  unb  Sferbinanb  ORaria  $ignateai(1839 
bis  1853).  gelterer  (ielt  im  3uni  1850  ein 
5ßationalconcil  (f.  Collect.  Lac.  VI,  811—826). 
Unter  grsbifd^of  3o(onn  Sapttft  ^RafeHi  (1853 
bis  1870)  war  eS  baS  erfte  ®ef((äft  ber  $iemon- 
tefen,  na^bem  fte  ftd^  1860  ©icilienS  bemöd^tigt 
(atten,  wie  überall,  f  o  aud^  in  Palermo  bie  JKrd^e 
unb  bie  ®eiflltd^!eit  su  Derfolgen.  ®ie  SWinoriten- 
ObferDanten  würben  Derjagt,  bie  ref ormirten  3Ki- 
noriten  auf  ein  ®u^enb  (eroboebrad^t.  ®ie  ©<(ul« 
brüber  mußten  i(r  ^enfionat  [((liefen,  bie  Srüber 
Dom  (1.  9llejanber  ebenfalls  i(r  ^auS  Derlaffen ; 
nur  Dier  burften  gurüdtbleiben,  um  bie  ©d^ulc 
©.  $aolo  fortzuführen,  waS  i(nen  burd^  bie  Sibe- 


1308 


^Qleftrina. 


1804 


rolitöt  beS  ßrabifd^ofS  unb  einiger  Bürger  m5glid^ 
toutbe.  S)er  gegenmörtige  ßrjbifd^of  $etru8  3ere- 
miaS  aJlid^elongelo  ßelepo,  geboren  1814,  t)or» 
mQl§  W)i  t)on  aRonte  giofftno,  bann  feit  1860 
Sifc^of  t)on  $atti  unb  1871  naä)  ^letmo  pto- 
moDirt  fonnte  am  16.  92ot)ember  1878  ein  tl^eo« 
logifc^eg  SoUegium  eröffnen,  baS  in  ben  legten 
fiebenStagen  $iu8^  IX.,  ber  bemfelben  feine  U- 
fonbere  @orge  toibmete,  gegrünbet  lootben  mar. 
—  3)q8  ßinfonmten  beS  Srjbifd^ofS  betrug  frül^er 
70000  @cubi  unb  mar  auf  1000  ffammergulben 
ta^irt;  l^eute  betrögt  ed  nur  me^r  15000  ^cubi. 
3)a8  aRetrot>oIitanca))iteI  sö^tt  3  2)ignitäten, 
24  Sanonüer,  gegen  40  IBeneficiaten  unb  mel^rere 
anbere  ^riefter  unb  ßlerifer.  ®ie  3öÖJ  ber  ffiiö» 
cefanen  betrögt  421000.  (SSgl.  SicUia  sacra, 
auctore  DonRoccho  Pirro,  ed.  3,  cura  A.  Mon- 
gitoris  I,  Panorm.  1733,  1—312;  Greg,  üg- 
dulena  in  Enciclop.  dell'  Ecclesiastico  IV, 
Napoli  1848,  527  sqq.;  Moroni,  Diz.  LI, 
14—22;  Girol.  di  Marzo-Ferro,  State  pre- 
Bente  della  chiesa  di  Sicilia,  PiJermo  1860, 
22—32;  Cappelletti,  Le  chiese  d'Italia  XXI, 
Venez.  1870,  523—540;  bonn  aud^  A.  Gallo, 
Oodex  Siculus  diplomat.,  Panorm.  1846;  Cas- 
■ano,  Sotterraneo  della  Cattedrale  di  Palermo, 
Pal.  1849.)  [?Re]^er.] 

'^atefMtm^  ber  berül^mte  ffirc^enmuftfer, 
eigentlid^  ®  iotMinni  $ierluigi  ba  $ale{trina,  mürbe 
im  3. 1526  in  bem  Stöbtc^en  $aleftrina,  bem 
Praeneste  ber  SIten,  geboren,  lieber  feine  3u- 
genbgeit  fel^Ien  üerbürgte  9}ad^rid^ten.  ©laublid^ 
ift,  bo6  er  im  Filter  Don  14—16  Sal&ren  nad^ 
9Rom  fam  unb  bort  bie  @(^ule  eined  ?2iebertönber8 
befudjte.  ®a|  ©oubimel  (ogl.  b.  ^rt.  aWuftf,  tixä)l 
VIII,  2047)  ber  Sc^rer  ^olcftrina'8  getoefen  fein 
füll,  ift  nid^t  ermiefcn.  3m  3. 1544  njurbe  ^a« 
leftrina  oIS  Drganift  unb  ftopcllmcifter  in  feiner 
SSaterftabt  angefteUt  unb  üerblieb  bort  bis  gum 
3a]&re  1551.  SSöl^renb  bieferS^it  l^eiratetc  er; 
feine  ®attin  Sucretia  be  ©oriS  fd^enfte  il^m  im 
flaufe  ber  S^xt  brei  ©ö^ne:  ?lngeIo,  Wibolfo, 
3ginio,  Don  benen  nur  ber  le^te  i§n  überlebte, 
©ioöonni  be  5Jlonte,  ßarbinolbifd^of  öon  ^ale» 
ftrina  unb  feit  bem  3a1^re  1550  ol8  3uliu8  III. 
$at)ft,  Derfd^ffte  f d^on  im  @eptember  be§  3a]^re§ 
1551  feinem  @d|ü|ling  bie  (Stelle  eine§  ffapeU* 
meiflerS  on  ©t.  $eter  in  SRom.  3^m  wibmete 
^olcftrina  bo^er  aud^  fein  erfteS  gebrudfteS  SBBerf, 
bo§  crfte  lBud&  ber  SWeffen.  3um  ®anfe  lie^  ber 
$at>ft  bem  (Somponiften  eine  9lu§)eid^nung  )U 
il^eil  »erben,  bie  für  benfelben  fatole  Qfolgen 
babcn  f oÜte.  ®urd^  ein  ®ecret  beS  ^SopfteS  mürbe 
^leftrina  nömlid^  im  3anuor  1555  an  bie  ))öt>ft« 
lid^e  ÄopeÜe  berufen  unb  legte  infolge  beffcn 
bie  ÄapeflmeiperfteÜe  on  ©t.  ^eter  nieber.  ^m 
23.  SKöra  ftarb  aber  3uliu§  III.  ®effen  9?od^. 
folger,  SRarceU  II.,  ber  al§  Sarbinal  ein  groger 
SSerel^rer  ^aleftrina'8  gewefen  mar,  flarb  ebenfalls 
fd)on  nad^  21  Sagen.  tiW  folgte  ^aul  IV. 
(1555—1559),  ein  jlrenger  9l8cet.  Ifaum  l^atte 


er  ben  ))ö))ftlid^n  ©tul^I  beftiegen,  als  er  be^ 
ben  alten  flrengen  Sorf d^rif ten  in  9e|UQ  «^  Ue 
|)ö))ftlid^e  RoptVit  mieber  ®eltung  )u  ooff^afleiL 
%m  30.  3uli  erfd^ien  eine  pöpftUd^  SerortmmiQ, 
monad^  ^aleftrina  mit  nod^  jmet  anbercn  Mr- 
l^eirateten  ©öngem  auS  ber  pöp^lUi^  Stapik 
auSgemief en  mürben,  meil  bie  alten  ©a^migen  nur 
unverheiratete  Slerifer  al8  ÜRitglieber  )ufi{|eB. 
3)ie  Sntlaffenen  erl^ielten  Jeber  eine  $enfton  um 
6  ©cubi  monotlid^.   %m  1.  Octobet  beSfdkB 
3a]^reS  nal^m  $ale^ina  bie  ffopellmeifierlMe  oe 
@.  ©ioDanni  im  Sateran  an.  2)ort  com)»mh:k 
er  feine  berül^mten  „3tnpto))erien',  fomie  einSiui 
^2amentationen"  (f.  b.  3lrt.  ajhiflf,  fird^I.  vm, 
2047).  »m  1.  ÜRöra  1561  fiebelte  et  a»  ftüpdt 
meifter  nad^©.9Rana9Raggiore  über.  3nbaS3# 
1562  fönt  ber  Säefd^lul  beS  SoncUS  Don  ZtW 
über  bie  Serbefferung  ber  JKrd^nmufif .  ^ßvt  wäftF 
ftimmige  SRuft!  mar  bamalS  bei  Sßielen  arg  in  Wif 
crebit  gerat^en,  meil  bie  ©a^nfte  (£anon  «^ 
iJfuge)  nid^t  fomol^l  SRittel  jum  S^itd  ber  nuji' 
falifd^en  SinHeibung  beS  Se^teS,  als  tnelme^r  fut 
felbft  S^^^  gemorben  maren.  ^uf  ben  Xe^tna^ 
bie  Somponiften  menig  SRütffid^ ;  ob  be^Sbe  ^ 
ftonben  merben  tonnte  ober  nid^t,  nxir  9}ebenfai|e. 
Sugerbem  benu^te  man  )ur  Sompofttion  M 
ÜReffen  nid^t  nur  bie  9JleIobien  beS  gregorioni* 
fc^en  Sl^oralS,  fonbem  aud^  bie  SQBeifen  beS  todt^ 
lid^en  (oft  leid^tf ertigen)  Siebes.  ®a^  ^ben  bie 
ÜReffenbiSmeilenbiemerfmürbigjlenSenennunga^ 
D.S.  Missa  ^rhomme  arme"  (ein  beliebtes  Sdll- 
lieb) ,  femer  Missa  „des  rouges  nez*,  Ißsu 
„baisez  moi* ,  Missa  „  0  Venere  bella*  tt.  f.  ID. 
3)er  93efd^lu|  beS  6^oncilS  r>on  Orient,  „auS  ber 
ffird^e  fei  biejenige  SRuftf  }u  Derbannen,  UKhte 
im  Orgelfpiele  ober  ©efange  eine  Seimtfd^ngtoi 
Ueppigem  (lasciTum)  ober  Unreinem  (impomm) 
5eige",  mar  alfo  fel^r  geitgemö^.  lieber  bie  Set^ 
ligung  ^aleftrina'S  an  ber  9tef  orm  ber  ftird^mnolil 
f.  b.  ?lrt.  9Kufif,  firc^l.  VUI,  2048.  3ur  SMo^ 
nung  mürbe  il^m  im  3. 1565  nid^t  nur  Xitel  nik 
$enfion  eineS  pöpftlid^en  JfapellföngerS  belai^ 
fonbem  er  erl^ielt  baS  DoIIe  ®t^aU  eines  foU)ai 
(9  ©cubi  monatl.)  unb  ben  ©^rentitel  «,Soinp(m9 
ber  pöpftlid^enJ^apeUe'',  eine  SluSgeic^nung,  bie  bs 
^apft  eigens  für  i^n  ficf(^affen  l^ottc.  3m  3. 15W 
mürbe  bie  berül^mte  Missa  papae  MarcelU  mAr 
biefem  Xitel  im  3)mdC  oeröffentlid^t.  3)iefe  Otejit 
meldte  SBcltberül^mtbeit  erlangt  ^ot,  ifi  im  dtfioi 
ftird^enton  für  6  ©timmen  (©opran,  ait,  2  lenlR 
unb  2  IBöffe)  componirt.  S)ie  äBorte  beS  2^ 
gelangen  ^u  einem  überaus  feelent)dlen  mufftiS* 
f d^en  ^uSbmcfe  unb  fmb  sugleid^  bem  SBUIen  kct 
JKrd^e  gemög  DoQfommen  Derftönblid^.  SHe  ^ 
monie  bemegt  ftd^,  um  einen  mobemen,  olgenrii 
Derflönblid^en  ^uSbmdE  ju  gebraud^,  in  2» 
unb  !inoII«S)reinöngen  nebft  il^ren  Umfe^nnga. 
3)ie  fparfam  angemanbten  ^iffonanjen  Van 
baju,  baS  ®ange  gu  beleben  unb  bie  reine  tx» 
flangS^armonie  befto  beffer  ^eroortreten  jn  ]t^ 
—  ?IIS  im  3. 1571  ©iooanni  animucrio.  1» 


1305 


ißaleflrina. 


1306 


ffa)idlmetfter  an  @t.  $eter,  ge{lorben  mar ,  \\t% 
bafi  CapUel  bet  llir^e  ^aleftrina  biefe  Stelle  an* 
bieten.  Sr  nal^m  fte  ()um  ^meiten  SRale)  banfbar 
an  unb  blieb  auf  berfelben  bid  ju  feinem  Sobe. 
2)aneben  befor^te  er  feinem  gfreunbe,  bem  %\,  ^\* 
lifipud  9Icri,  btt  notJ^menbigen  Sompofttionen  für 
bie  religiM-bramaäjd^en  SSorfteUungen,  meld^  ber- 
ielbe  in  Slom  Deranftaltete.  2)urc^  einen  f e^r  eieren« 
DoOen  9uftrog  beS  $a))|ted  ®regor  Xni.  »urbe 
^ßalefhtna  )eittt)eiltg  t)on  feiner  compofitorifd^en 
Z^äÄgfett  abgelentt.  (Er  foEte  bad  Graduale  Ro- 
numum  emenbiren  unb  auf  ®runb(age  bed  neuen 
!Re^(^0om3al^rel570neubearbetten.  S)iefen 
Sbtftrag  fud^te  er  mit  ber  größten  ©enriffenl^aftig« 
feit  auikufäl^  3m  %  1578  mar  bie  9lrbeit 
bcrettil  fo  meit  Dorgefd^ritten,  bag  ^aleftrina  qxk 
bie  S>ntdlegung  benfen  fonnte.  3)urc^  eitte  93er- 
Mtung  Derfd^iebener  Umftönbe  fii^Ite  er  ftc^  aber 
bciDogen,  bie  Slrbeit  Dorlöufig  liegen  ju  laffen. 
Sol^  !am  e8,  ba^  bei  feinem  Sobe  baS  ®rabuale 
iU^  nod^  unttoEenbet  borfanb.  Sagegen  mar  fein 
Sd^ul^  unb  SOtitorbeiter  ©uibetti  fe^r  tl^ötig  ge« 
toe^  Sc  lie^  }uer{l  (1582)  bad  Directorium 
eliori  bmden,  nad^bem  ^aleftrina  bad  9J2anu- 
\acc^i  bunl^efe^n  unb  gutgel^ei^en  l^atte.  S)ann 
ecfd^ienen  nod^  einanber  bie  ^ffionen  nad^  ben 
Hier  (EDongelifien  (1586),  bie  Officien  ber  (Sl^ar* 
DO^e  (1587),  bie  ^röfaHonen  (1588).  —  ^m 
23.  3ult  1580  mürbe  bie  ®attin  $aleftrina'§ 
in  €t.  ^ter  begraben,  unb  im  gebruar  beg  fol- 
Hoiben  Sa^red  heiratete  er  jum  ^meiten  9Rale  unb 
iinar  eine  reid^  SEBittme  mit  9iamen  Sirgilia  S)or' 
muIL  Sie  befa|  ein  anfel^nlid^eS  bemegUd(|ed  unb 
nbetoeglic^  Sigentl^um.  ^aburd^  mürbe  ber 
Oteifier  in  bie  glüdCIid^e  Sage  üerfe^t  einen  Sl^eil 
feiner  sal^Ireid^en  bidl^er  no(^  ungebrudten  SBerfe, 
boen  2>ntdRoften  er  ber  Sitte  ber  3eit  gemö| 
feSbfi  befheiten  mu|te,  in  rafd^erer  Sfolge  ber 
Oeffentlii^feit  übergeben  gu  fönnen.  Unterbeffen 
(otte  aud^  ber  ^trjog  SBill^elm  t)on  SRantua  ftd^ 
Otfil^eoegeben,  |kile{irina  an  feinen  ^of  gu  giel^en. 
See  aiteifter  50g  ed  aber  t)or,  in  ber  ^auptftabt 
ber  C^rifienl^ett  5U  t)erbleiben  unb  bort  fein  com> 
twfUonfd^  Xalent  im  l^eOften  Sid^te  erftral^Ien 
u  laffen.  3m3.1584erfd^ienenbie28anotetten 
tter  ben  Zest  bed^oj^en  Siebe§,  eine  $rad^t- 
kipung,  meldde  ^(e^na  ben  Sl^rentitel  „gfürft 
ka  99hift('  eintrug.  9u|erbem  feien  nod^  ermahnt 
bie  Samentationen  für  bie  legten  Zage  ber  Sl^ar« 
iml^  (1588),  meld^  %mbro§  als  ba§  „Sbeal 
(cer  (Battung"  l^inflellt.  3m  felben  Saläre  mürbe 
md^  ixxsi  3fe|te  Slariö  ^immelf al^rt  bie  f  ed^Sftimmige 
Reffe  ÄBsumpta  est  Maria  jum  erften  9RaIe 
nf^cful^rt.  ^Sfe  (in  ber  93orrebe  gu  bief er  ^Reffe 
lei  ambro«,  ®efd^.  b.SRurif  IV,  fieip5. 1878, 32]) 
igt  non  i|^,  ber  ®eniud  be3  unerreichten  9){eifter§ 
itBMbc  l^ier  im  reinften  Stetiger  —  e§  Hege  eine 
)ol^,  Vnmutl^  unb  ^egeifierung  in  biefer  SReffe, 
«^  man  fid|  unmiOfürlid^  gu  einer  SSergleid^ung 
lit  Xaf oeß  fi^tinif  d^er  Stabonna,  il^rem  mürbigften 
bcalen  ®egenbUbe,  bingeriffen  füllte.  Unter  ben 


Soblreid^en  Sompofttionen  bed  üßeiflerd  foE  nod^ 
befonbergl^ert)orge]^obenmerbenbadStabatmater. 
„^mt  ^leftrina  nid^td  gefd^rieben  atö  biefed  Sta- 
bat  mater,  biefed  einzige  äBerl  mürbe  ^ingereid(|t 
l^aben,  il^m  bie  Slnerfennung  ber  ganjen  9tad^melt 
au  fidlem"  (Baini  [f.  u.]  U,  229).  «Papp  ®re. 
gor  XIV.,  bem  ^alefhrina  ben  95anb  SWotetten, 
ber  aud|  baS  Stabat  mater  enthielt ,  gemibmet 
l^atte,  belohnte  ben  SReifter  baburd^,  ba|  er  fein 
®e^alt  auf  24  Scubi  monatlid^  erböl^te.  2)aS 
mar  bie  le^te  Sl^re  unb  Sfreube,  metd^e  il^m  l^ier 
auf  Srben  ^u  Stbeil  mürbe.  9lm  2.  gfebruar  1594 
ftarb  er  infolge  einer  9ti))penfeOent$ünbung,  nad^- 
bem  er  einige  Zage  t)orber  burd^  feinen  gfreutü) 
unb  geifttid^en  Seratber,  ben  1^1.  ^I^ilippud  9ieri, 
mit  ben  Sterbfaaamenten  Derfe^en  morben  mar. 
Sine  einfädle  platte  auf  feinem  ®rabe  Dor  bem 
Elitäre  ber  ^pojlel  Simon  unb  3ubad  in  ber 
^eterSfird^e  berfünbet  ber  9lad^mett,  ba|  l^ier  30* 
l^anned  ^ierluigi  au§  $aleftrina  rube,  ber  t^ürft 
ber  Sonfunft  (Joannes  Petroaloysius  Prae- 
nestinus»  Musicae  princeps). 

$aleftrina  ^at  ba§  IBerbienft,  bie  fjformen  beS 
mel^rftimmigen  fünftUd^n  Sa|ed  bem  fird^Iid^en 
3med!e  untergeorbnet  ^u  ^aben ;  gerabe  in  bief  er 
smedbnö^igen  Unterorbnung  ber  ^nftmittel  liegt 
bad  SSerbienft  ber  burc^  i^n  bemirften  Steform  ber 
Jhrd^enmuftf.  Uebrigeng  oerbient  audbrüdHid^  er- 
mähnt 5u  merben,  ba|  $aleftrina  aud^  in  ber  melt- 
lid^en  SRufit  SReifter  mar.  93on  feinen  meltlid^ 
Siebem  (SKabrigalen)  maren  feine  3citgfnoffen 
gau)  ent^üdt.  Sie  nannten  il^n  „ben  großen  !Rad^- 
abmer  ber  Statur",  meil  er  eS  üerftanb,  baS  natür» 
lidde  Seelenleben  in  £önen  naddjual^men,  b.  ^. 
ben  Sejt  ber  Sieber  mit  f old^er  ÜJlufif  5U  umfleiben, 
meiere  bem  natürlichen  menjd^tidden  ©efül^te  ent« 
fprad^.  IBon  ber  SteuauSgabe  ber  SBerfe  $ale« 
ftrina'S  ftnb  32  $|5artiturbänbe  bereits  öcröffent- 
lid^t,  unb  ber33.  95anb,  baS  ^iftori|>rritifd^e 
SRaterial  ent^altenb,  gel^t  binnen  ffur^em  feiner 
iBoüenbung  entgegen  (Seipgig  bei  SBreitfopf  unb 
^örtel ;  bie  Slebaction  beforgten  £]^eobor  be  äBitt 
[geft.  1855],  gfranj  efpagne  [gep.  1878]  unb  üoni 
10.  $anbe  an  Sfran)  Xat).  ^aberl  in  StegenSburg). 
(93gt.  Giuseppe  Baini,  Memorie  storico  •  cri- 
tiche  della  vita  e  delle  opere  di  Giovanni 
Pierluigi  da  Palestrina,  2  voll.,  Roma  1828. 
S)eutfd^  Don  Itanbler,  na^  beffen  ^obe  b^Sg.  t)or 
SR.  ®.  »iefemetter,  Seipjig  1834 ;  2B.  Säumfer, 
$aleftrina,  ein  Seitrag  jur  ®efd^id^te  ber  firc^en^ 
mufifalifd^en  Äeform  be«  16.  Sa^rl^unbertS,  Qfrei- 
bürg  i.  SB.  1877;  S^nd^roniftifc^e  Sabefle  über 
ben  SebenSgang  unb  bie  Sßerfe  beS  ®iot).  $ier= 
luigi  ba  ^aleftrina  unb  Orlanbo  bi  Saffo,  im 
ffird^enmuftfat.  3al^rbud^  Don  Sf.  %.  ^aberl  SRe« 
genSburg  1894,  86  ff.;  g.  X.  ^aberl,  ®.  $.  $a. 
leftrina  unb  baS  officieüe  Graduale  Romanum 
ber  editio  Medicaea  Don  1614,  SRegenSb.  1894. 
eine  Slnjabl  fleinerer  Sluffä^e  rief  ber  SOOjö^rige 
®ebenftag  üon  $aIeftrina'S  2:obe  in  berfd^iebenen 
Seitfd^riften  1894  l^eröor.)      [SB.  Säumte.] 


1307 


^allQ  —  ^QllQbiuS. 


1308 


^ata  l^ei^t  im  9RiffaIe  bad  %üdiitm,  womit 
bcr  ffeldd  t)on  ber  Opferung  bis  ^ur  Sommunion 
bebedt  tmrb.  3)Q§felbe  mug  au§  Sinnen  (^anf  ober 
3flQci(|8)  l^ergeftellt  unb  ßefegnet  fein  unb,  um  fei« 
nem  3wecf  ju  entfpred^en,  elma  eine  Spönne  im 
©eDiert  mejfen.  an  Stauen  mirb  bie  $aOa  au§ 
einer  einfad^en.  am  @aum  Derftärften  unb  ringsum 
mit  @pi|en  Der^ierten  Sage  Don  Sinnen  gebilbet, 
ber  bei  bem  Slufbügeln  bie  not^menbige  @teife  ge- 
geben mirb.  S)ief{eit§  ber  Silpen  mirb  fie  au8  )mei 
Sogen  Sinnen  mit  einer  Stoif^^enloge  Don  |)oI} 
ober  Sarton  ^ergefteUt.  j^ät  bie  obere  Seite  i{t 
ein  Ueberjug  Don  bem  ©toff  unb  ber  tjarbe  beS 
3Re|gen)anbe§,  ober  mit  ^uSfc^Iu^  ber  f(^mar}en 
Sfarbe,  geftottct ;  bie  untere  Seite  iebod^,  loeld^e 
unmittelbor  auf  ben  ffeld^ranb  ju  liegen  fommt, 
mu6  öon  reinem  Sinnen  fein.  3n  ber  neuem  3«t 
finb  fallen  oftmals  mit  funftDoQer  92abeImoIerei 
gefd^müdft  morben.  S)ie  einmal  gebraud^te  ^olla 
muf;,  mie  baS  Sorporale,  mit  9iü(!fid^t  barauf,  bog 
fie  mit  bem  l^eiligen  Sacramente  in  SBerü^rung 
getommen,  Don  einem  Subbiacon  ouggemafd^en 
merben,  beDor  fie  jur  meitem  Sel^anblung  in  Saien» 
^änbe  gegeben  »erben  barf.  —  3)ie  Sl^eatiner  ge« 
braud^en  eine  gmeite  $alla  a(d  Unterlage  für  bie 
9Re^]^oftie  (Dgl.  Gavanti-Merati,  Thesaurus  s. 
Rituum  I,  2,  1  [m  et  XU]).  3m  gried^ifd^en 
älituS  bient  eine  $alla  bem  Jteld^e,  eine  ^meite 
ber  ^tene  jur  Sebedung.  Sie  Siturgiter  bed 
QRittelalterS  nennen  palla  (=  pallium,  mantel> 
artiged  ®emanb)  iebeS  jur  ^er^üUung  be§  ^ItarS 
unb  pr  l^eiligen  SReff e  bienenbe  %uä)  (^Itartud^) 
unb  palla  corporalis  ba§  oberfie,  jur  ^ufnal^me 
für  ^oftie  unb  ffeld^  beftimmte  Sinnentud^,  mel« 
d^eS  je^t  allgemein  Korporale  genannt  mirb  (f. 
b.  9lrt.).  95i§  ivivx  12.  3ot|r]^unbert  mürbe  bcr 
neben  ober  hinter  bem  jfelc^e  frei  bleibenbe  2:^eil 
biefed  ^ud^ed  ald  ^üüe  über  bie  Oblaten  ^urücf« 

Sefd^Iagen ;  biejer  alte  ©ebraud^  ^at  ftd^  bei  ben 
fart^öufem  erl^alten.  Snnoccnj  III.  (De  s.  alta- 
ris  mysterio  2,  55)  unb  SB.  S)uranb  (Ratio- 
nale div.  officiorum  4,  29,  4)  fennen  jeboc^ 
jd^on  ben  ©ebraud^  eines  ^meiten.  gefalteten  Sor» 
porale,  mit  melc^em  nad^  bem  Ojfertorium  bcr 
J7eld^  bebedft  mirb ;  beibe  geben  übereinftimmenb 
an :  Duplex  est  palla,  quae  dicitur  corpora- 
lis :  una,  quam  Diaconus  super  altare  totam 
extendit;  altera,  quam  super  calicem  plica- 
tam  imponit.  3n  bcr  SKonition  bei  grt^eilung 
beS  Subbiaconatd  unterfd^eibet  aud^  baS  ^ontifi« 
cale  nod^  bie  corporales  pallae  Don  ben  pallae, 
quae  sunt  in  substratorio  altaris.  Sie  d^üdf- 
fic^t  auf  einen  leidstem  unb  ftc^crcm  ©ebrauc^ 
be§  corporale  pHcatum  ^ur  SBcbedfung  be§ 
ifel(^e§  führte  ba^u,  bicfeS  burd^  ein  eigene^  Sinnen« 
ftüdf  in  ber  ©röfec  eines  gefalteten  ßtorporale  ju 
trfe^en.  So  entftaub  bie  Äeld^paUa  in  il^rcr  jcji« 
gen  ©eftolt.  Sie  33ebcutung  ift  bicfelbe  gc« 
blieben,  fo  ba^  ba§  ^Sontiftcalc  eine  befonbcre 
Segnung  ber  $alla  neben  ber  beS  Sorporale 
nic^t  fennt.  [ft.  Sd^rob.] 


"^aSübin»,  ein  d^riftlid^er  Sd^riftjldler,  Sei' 
f affer  ber  f og.  Eüstoria  Lausiaoa,  lebte  um  bie 
äBenbe  bed  4. 3a^r^unbertd.  (Sx  ftammte  aufi  6q- 
latien  unb  mag  faum  20  3a^re  ge)&^It  ^ben,  olS 
er  nad^  Seg^pten  reiste,  um  bie  bortigenSRötu^ 
genoff enf d^af ten  fennen  ju  lernen.  Slm  I^^S^  ^^ 
meilte  er  bei  ben  ÜRönd^en  bet  nitrtfd^  SBüße,  m 
er  indbefonbere  enge  Se)ie^ungen  )u  (mfpxA 
^onticuS  (f.  b.  Srt.)  anfnüpfte.  SDagriuS  lotib  cS 
gemefen  fein,  mcld^er  i^m  eine  begeifterte  Sotfiebc 
für  OrigeneS  unb  bejfen  Seigren  einfld|te.  6|itter 
begab  ^aUabiuS  ftd^  nad^  ^IdfHna,  Dcrbnu^ 
mel^rere  Solare  bei  ben  SRdnd^en  beS  OelbergeS  mA 
geriet^  alS  SSertreter  beS  OrigeniSmuS  (f.  b.  VrL 
Origeniftenftreit  ob.  1075  f.)  in  feinblid^Sejni« 
fa|  5U  Spip]^aniu§  unb  ^ieronQmuS  (DgL  Epph. 
Epist.  ad  Joannem  Hierosol.  c.  9,  bei  lii^ 
PP.  gr.  XLin,  392 ;  Hier.  Dial.  contra  Pdig., 
Prol.  c.  2,  bet  Migne,  PP.  lat.  XXIÜ,  497). 
3u  beginn  bed  5.  Sa^r^unbertd  nwrbe  ^aQobisS, 
Dermut|lid^  burd^  ben  an^i  Sonftontinopel  Derjagttn 
^atriard^en  S^r^f ojlomud,  in  ff teinapen  inm  Si' 
fd^of  gemeint.  9(8  gfreuni)  bed  1^1.  SJ^oftonnl 
mürbe  er  aud^  felbft  in  Verfolgungen  Dettinddt 
unb  in'S  e^il  gefd^Ieppt.  Sie  alte  Strettfroge,  ob 
^aUobiuS  ber  Sif d^of  ^aÜabiuS  Don  ^elen^ 
(in  SBit^Qnien)  fei,  melier  im  SRai  400  an  eina 
SQnobe  5u  Sonftantinopel  tl^eilnal^m,  bürfte  all 
d^ronologifd^en  @runben  ^u  Demeinen  fein,  mib 
bie  92otia  bei  SocrateS  (H.  £.  7, 36, 15),  9if40f 
^adabiud  fei  ^Don  ^elenopolis  nad^  Sfpuna  fn 
©alaticn)  tranSferirt  morben",  mürbe  alfo  ni^t 
auf  ben  ^erfaffer  ber  Historia  Lausiaca  belogen 
mcrbcn  fönnen.  ®iefe§  SBerf,  bei  beffen  Wfojfmig 
^aüabiuS  laut  einer  ber  Soneben  im  53.  3atn 
eine§  Seben§,  im  20.  3a^re  feineS  SpifcopoM 
taub,  l^at  feinen  gemöl^nlid^en  3lamtn  Don  bem 
^breffaten  SaufuS,  einem  ^od^gefteHten  Seomten, 
erl^alten  (in  ben  SiuSgaben  lautet  ber  Xitel  TA  n^- 

Aaujov  lOTopuz  ::epie^ouaa  ßiouc  69icuv  tolzI- 

piuv).  g§  ift  eine  reid^e  Sammlung  Don  Seinä* 

bilbem  äg^ptijd^er  unb  polöflinenfifd^er  9l5inl^ 

unb  bejmedft,  baS  9nönd(|3leben  in  Dtrl^i^n 

unb  nebenbei  ein  9Bort  ju  ®unften  bed  Origenil- 

mu§  einzulegen.  9n  bem  rebltd^en  SBiOen  bä(Ei- 

5ö]^terS,  bie  SBa^r^eitjm  fügen,  mirb  tro|benÄr' 

böd^tigungen  neuerer  ffritifer  nid^t  ju  jmeifelnjciB 

(Dgl.  0. 3ödfler^  £i6I.  unb  ürc^en^ijlor.  Stubien 

^ef  1 4 :  eoagriuS  ^onticu§,  SRünd^  1 893, 92iF.). 

dr  f d^öpf te  nad^  feinen  eigenen  StuSfagen  tl^eUfi  auf 

perjönlid^en  Erinnerungen,  t^eilS  and  münbli^m 

9)litt!)eilungen  ^nberer.  SBal^rfd^etnlid^  ^ateionA 

eine  fd^riftlic^e  OueDe  benu^t,  fei  eS  nun  StafiBS 

Schrift  Vitae  patrum  ober  Historia  monacho- 

rum,  fei  ed  eine  aud^  fd^on  Don  Stufin  DenDcrt^, 

in^mifd^en  Derloren  gegangene  gried^ifd^  Somin- 

i  lung  Don  Snönd^libiograp^ien  (in  festerem  &mt 

I  entfd^eibet  fic^  namentlich  aud^  %  S.  SuciuS,  Sk 

i  Cuellen  bcr  öltcm  @e{d).  be§  ögpptifc^en  Wfoij^ 

i  tt)um§,  in  bcr  3eitjd)r.  f.  Äirc^iengcfc^.  VII  [1885]. 

;  163—198 ;  ö^nlic^  E.  Amelineau,  De  historii 


1309 


$QnQt)icino. 


1810 


Lansiaca,  Paris.  1887,  10  sqq.).  ^ber  bie 
OueOentritif  toirb  erft  bann  )u  gefid^etten  9ieful' 
toten  gelangen  fdnnen,  menn  juDor  bie  mic^tigften 
Sfrogen  ber  Zeitedtriti!  erlebigt  ftnb.  Sinfttoeilen 
leibet  ber  Ze^rt  an  großer  Unjid^er^eit ;  bie  @d^rift 
iß  in  ber  $o(ge  namentlid^  in  ff(5ftem  Diel  ge- 
Icfen  loorben,  unb  bie  erl^altenen  ^anbfd^riften 
mdc^  ftarf  Don  einanber  ab  (öl^nli^  xok  bei  ber 
bem  Stoffe  unb  bem  ®eifle  nad^  na^e  Dermanbten 
,®eipii4en  SBiefe" ;  f.  b.  %tt  aRofd^ud).  SDer 
gried(|tf 4e  Xe|t  marb  l^eraudgegeben  Don  %  9neur« 
^uö,  Sei^ben  1616,  unb  Don  ^ronto  S)ucäu§  (Auc- 
Urium  Bibliothecae  Patrum  II,  Paris.  1624, 
893—1058).  9lac^träge  lieferten  3. 95. 6oteIeriu§ 
(Eccleaiae6raecaemonunieniaIII,Par.  1686, 
1 1 7—120. 158—170)  unb  p.  3. 5Io|(Macarii 
Aegyptii  epistolae,  homiliarum  loci,  preces, 
Coloniae  1850,  247—271.  291—310).  «ei 
ajHgne  (PP.  gr.  XXXIV)  iji  bie  SluSgabe  Don 
3)ucöuö  (995—1262)  nebft  einem  %W  ber  9}ad^- 
träge  Don  glofe  (177—208)  abgebrucft.  9lu|er- 
bem  gibt  TOigne  (PP.  latLXXIU,  1065—1218, 
unb  'LXXIV,  343-382)  ^bbrudfe  lateinifd^er 
Uebfrfe|ungen.  Smölineau  (1.  c.  73—124)  f^ai 
gfrogmente  etned  foptifd^en  Stentes  on'g  Sid^t  ge- 
.V)gen.  —  SBieOeid^t  ift  bem  93erfaffer  ber  Historia 
Lausiaca  aud^  nod^  eine  anbere  @d(|rif  t  gujumetf  en. 
Unter  bem  ^tarnen  eined  Sifd^ofd  $aüabiu§  i|i  ein 
Dialogoa  de  vita  S.  Joannis  Chrysost.  über-^ 
liefert,  eine  ber  mid^tigflen  OueQen,  n)eld^e  über 
boS  fpötere  fieben  bed  1^1.  S^r^foftomuS  feit  feiner 
Sr^bung  }um  $atriard^en  Doriiegen  (gebrudft 
unter  benSBerfenbed  l^I.S^rt^fofiomud,  beiMigne, 
PP.  gr.  XLVn,  5—82).  tiefer  »ifdftof  ^otta- 
bind  säblte  ju  ben  ^Sobonniten''  (f.  b.  ^rt.  3o- 
VtnneS  Sl^rpfoftomuS  VI,  1617),  m\ä)t  bie  ßir> 
4engemeinf(|iaft  mit  ben  Sinbringlingen  ^(rfaciug 
unb  StticuS  Derfd^mö^ten  unb  pd^  begl^alb  ^ur 
^lud^t  gendt^igt  foben.  6r  manbte  ftd^  nad^Stom, 
unb  feine  @4rift  ift  an^  einem  ®eft>röd^e  l^erDor- 
gegongen,  meld^eS  er  um  408  $u  9tom  mit  einem 
bortiaen  ^iacon  Sl^eobor  ^atte.  Siefer  ^onabiuS 
mitexid^eibet  fic^  felbft  Don  bem  Dorl^tn  genannten 
Sifd^ofe  Don  ^elenopolid  (f.  Dial.  c.  3,  bei  Migne 
L  c.  XL VII,  13),  unb  bie  ^nnal^me  einer  ab' 
fii^tlid^  StQftificQtion  erfd^cint  burd^auS  unbe- 
m^tigt.  Sagegen  bürfte  ber  3bentificirung  biefeS 
Off(^ofS  $a0abiu8  mit  bem  93erf  äff  er  ber  Historia 
Laosiaca  nid^td  im  9Bege  fte^en.  SebenfaUS  ift 
aiA  ber  Ie|tere  nid^t  blog,  xoxt  bereits  ermäl^nt, 
m  ben  „Sol^anniten"  gered^net  morben,  fonbern 
t  ^ot  ft((  aud^,  mie  er  felbfl  bezeugt,  ,,um  be§ 
eltgen  Sifd^ofd  Sol^anneS  rniUen"  eine  3(ttlang 
H  Rom  aufgebalten  (Eist.  Laus.  c.  121 ;  bei 
figne  1.  Cw  XXXIV,  1233).  3n  frül^erer  Seit 
\at  man  ben  Serfaffer  ber  Historia  Lausiaca, 
«n  man  mrifl  für  ben  93ifd^of  ^oUabiuS  Don 
^denopolid  bielt,  Don  bem  Siograp^en  beS  l^eiligen 
t(xt|fofiomuS  unterfd^ieben.  (93gl.  bad  Ser^eid^ni^ 
er  ältttn  Siteratur  über  $aIIobiu§  bei  Chevalier, 
Mp.  8.  V.)  [Sarben^ett)er.] 


^ata^iAMj  @for}a,  S.  J.,  belonnter  S'ar* 
binal  unb  berühmter  Ideologe,  marb  ju  Stom  am 
28.  9}oDember  1607  geboren  au8  ber  etn»a8  Der- 
ormten  ^armefoner  Sinie  beS  DielDerimeigten-alt« 
abeligen  ®efd^Ied^te§  ber  ^aUaDicini,  bem  fd^on 
Diele  angefel^ene  ffird^enfärften  entftammt  maren. 
@r  gab  frü^  groben  einer  au^erorbentlid^en  unb 
Dielfeitigen  Begabung  unb  fpielte  nad^  glönjenb 
bef  d^Ioffener  ®  tubienlauf ba^n  eine  anfel^nlid^e  SloOe 
in  ben  erften  ®ele^rtengefellf(^aften  SRomS.  9(ud 
9ieigung  mibmete  er  ftd|  aber  bem  ^riefterftonb, 
trat  atö  Referendarius  utriusque  Signaturae 
in  ben  @taatdbienft  unb  mürbe  Don  Urban  VIII. 
in  mel^reren  Kongregationen  befd^öftigt.  2Begen 
ebler  Qfreunbfd^aft  für  ben  geftürjten  93reDen- 
fecretär  Siampoli  (baffen  SHd^tungen  er  fpöter 
^eraudgab)  fiel  er  felbfi  in  Ungnabe  unb  ging 
1632  als  ©oDematore  nod^  3eft,  OrDieto,  Same- 
rino.  9!ad^  hartem  Kampfe  mit  feinem  ^ter  trat 
er  am  21.  3uni  1637  in  ben  3efuitenorben,  bod^ 
i^aüt  er  juDor  bie  IBer^Itniffe  ber  gfamilie  nod^ 
QRögKd^feit  georbnet.  92ad^  iBoDenbung  beS  9io- 
DiciateS  marb  er  1639  fofort  Seigrer  ber  $^iIo« 
fopl^ie  am  !R5mifd^en  SoUeg ,  bann  (1643)  als 
9iad^foIger  bed  jum  Sarbinal  erhobenen  3o]^.  be 
fiugo  ^rofeffor  ber  £^eo(ogie ;  nebenbei  entfaltete 
er  eine  betröcbtlid^e  f ^riftftellerifd^e  Stl^ötigfeit  unb 
mürbe  aud^  bereits  für  mid^tige  Singelegenl^eiten 
ber  ®efammtfird^e  gur  SBeratl^ung  l^erbeigegogen. 
^aUaDicino  mar  einer  ber  13  gur  Prüfung  ber 
Sebre  beS  SanfeniuS  beputirten  Sinologen ;  3nn0" 
cenj  X.  übertrug  i^m  bie  Unterfud^ung  über  SR.  be 
SBarcoS,  bie  am  25.  3anuar  1647  jur  SSerur« 
t^eilung  Don  $mei  Sd^riften  beSfelben  führte.  Stuf 
betreiben  Sorbinal  Spaba^S  übertrug  ber  ^apfl 
bem  bereits  bemäl^rten,  febergemanbten  Sl^eologen 
audd  bie  SBibertegung  Don  @arpi'S  (f.  b.  ^rt.) 
ge^äffiger  ©efd^id^te  beS  ßoncilS  Don  Srient.  ©eit 
bie^  fflerf  1619  juerft  erfcbienen,  »or  ber  Sei^e 
mä)  eine  ^nga^I  Don  @ele^rten  mit  ber  9Biber> 
legung  betraut  gemefen,  aber  aKe  unterlagen  ber 
®rd^e  ber  9(ufgabe.  SRan  nennt  au|er  ^eli; 
Sontelorio  bie  Sefuiten  SlngeluS  unb  3;orquiniuS 
®alu5gi  unb  ben  geleierten  3:er.  ^Iciati.  Se^terer 
l^atte  ein  ungeheures  SRaterial  gefammelt  unb 
einige  91bfc^itte  beenbet,  als  1651  ein  @d|lag- 
anfall  i^n  bintoegrnffte.  3Jlxt  bem  Don  Sontclorio 
unb  P.  Sllciati  gefammelten  unb  burc^  bie  römi- 
(d^en  unb  auSmc^tigen  ^rd^iDe  gebotenen  SRaterial 
DoUenbete  $aOaDicino,  ber  ftcb  Don  oKen  anberen 
arbeiten  mrüdfgog,  in  brei  Salären  baS  fd^mierige 
SBerf,  beffen  erfter  Sanb  1656  erfd^ien.  93on  Sln- 
fang  an  mar  baS  Urteil  über  biefe  berühmte  ©e» 
fd^i^te  beS  Soncifö  ie  nad^  ber  ^arteiftcüung  ein 
Derf^iebeneS.  (Sin  berufener  Seurt^eiler,  Seumont, 
nennt  ^aHoDicino  „freimütl^ig,  mürbeDoD,  ma^r- 
l^itSgetrcucr  oIS  ^oolo  ©arpi";  er  fyiht  geft^rie» 
ben  ,,mit  apologetifd^er  Slbftd^t,  aber  mit  mcit  ge» 
nouerer  ff  enntnife  beS  SWaterialS  unb  gemiffenl^fte- 
rer  S)orfteflung  ber  H^atfad^en  als  fein  berebterer 
SSorgänger"  (®efd^.  ber  Stobt  9iom  IIT,  2.  IBerL 


1311 


^Qllium. 


181! 


1870,  633.  699).  ßorbinal  $acca  (i&ift.  ®cn!- 
würbiöfdtcn  über  feinen  Äufentl^U  in  Deutfd^- 
lanb,  beutfd^e  «uSgabe,  «ugSburg  1832,  174) 
em))fiel^U  ba§  SBerf  ollen  opoftoUf^en  9hinKen 
gut  Sefung  q(§  ^ein  »al^rl^oji  clafftfd^eS  SEBert 
meld^eS  bem  Sl^eologen,  bem  Sanoniften  unb 
bem  ©elel^rten  92Q]^runQ  gibt  unb  einen  ge« 
fd^idten  poUtifd^en  geiftlid^en  ©efanbten  bilben 
fann".  6ine  gewiffe  Älug^it  unb  SSorpd^t,  eine 
Quf  ®en)if[en]^aftigleit  berul^enbe  3uni<^<iltung 
in  Jhtnbmad^ung  beffen.  mos  er  h)u|te,  mag  in 
ber  (Sefd^id^tf d^reibung  $QSat)icino'd  bei  einjelnen 
$unlten  tJieUeid^t  nid^t  ju  löugnen  fein,  aber  mit 
Unred^t  l^at  man  beh)u|te  Unnal^rl^aftigfeit  i^m 
vorgeworfen.  3m  ©egentl^eil  l^at  er  für  feine  3ttt 
einen  gfreimut)^  an  ben  Xag  gelegt  meld^er  aUe 
älnerfennung  t)erbtent,  il^m  aber  bamals  Don  Dielen 
Seiten  Säbel  gu^og.  S)a  bie  Dielen  polemifd^en 
^luSeinanberfe^ungen  mit  Sarpi  bie  Sefung  bed 
SBerfeg  erfd(|toeren,  fo  forgte  $alIaDicino  felbf) 
baf  ür,  ba|  burd^  Sataloni  eine  Derfürjte,  Don  biefen 
3ut](iaten  befreite  9lu8gabe  Deranftaltet  tourbe 
(1666).  (3ur  SBeurtl^eilung  beS  3BerIe8,  bad 
mand^e  ®egenfd^riften  [Dgl.  SReufd^,  Stnbes  U, 
325  f.]  ^erDorgerufen  ^at,  Dgl.  Srifd^ar,  Seur« 
t^eilung  ber  SontroDerfen  @arpi'd  unb  ^lla- 
Dicino'S  2C.,  Tübingen  1844, 2  Xffitr,  SRanfe,  ®ie 
röm.  köpfte  in,  6.  9lufl.  Seipj^.  1874,  «nolecten 
25  ff.)  S)ie  IBoUenbung  bed  SBerleS  fiel  beinal^e 
5ufammen  mit  bem  {Regierungsantritt  9llesan* 
berg  YII.  ^DaDicino  mar  beffen  äugenbfreunb 
gemefen,  l^atte  il^n  einft  in  ben  erften  römifd^en 
ffreifen  imb  bei  Urban  VIII.  felbft  eingefül^rt 
unb  5u  feiner  glön^enben  fiaufbal^n  mit  ben 
©runb  gelegt.  S)er  $apft  bel^anbelte  il^n  nun 
au(^  als  gfreunb,  bebiente  ftd^  in  Dielen  @tüdfen 
feines  Statines,  ernannte  il^n  1657,  publicirtc  i^n 
aber  erft  am  10.  SRoDember  1659  als  Sarbinal. 
^aUaDicino,  ber  nur  bem  unauSmeid^lic^en  iBe« 
fel^le  beS  l^öd^ften  Cbem  gel^ord^enb  bie  SBürbe 
angenommen,  fe^te  nad^  mie  Dor  fein  ftrengeS, 
arbeitfameS  unb  tugcnbreid^eS  fieben  fort,  ©omeit 
feine  Wittcl  eS  erlaubten,  ermieS  er  fid^  alS  ®önner 
unb  SBcförbcrer  ber  ©ele^rten.  9118  er  am  5. 3uni 
1667  mäl^irenb  ber  SJacanj  beS  päpftlid^en  ©tul^leS 
ftarb,  l^interliel  er  nid^t  fo  Diel  ©aarbeftanb,  ba^ 
bie  ftoften  feiner  SBeerbigung  gebcrf  t  merben  f  onnten ; 
ber  3lzpoU  beS  Derftorbencn  $apfte8  fam  auS 
feinen  ^iriDatmitteln  gu  ^ilfe.  ^aUaDicino  nal^m 
feine  $flid^ten  als  (Jarbinal  ftets  fel&r  emft.  3n 
ben  Derfd^iebenflcn  Sagen  beS  SebenS  l^at  er  ftd^ 
als  einen  eblen  unb  unabl^öngigen  Sl^aralter  be« 
malert,  ©einem  Drbcn,  in  meld^em  er  3o]&.  be 
Sugo  )um  Sebrer,  $aolo  ©cgneri  ^um  ©d^üler 
gel^abt,  l^ing  er  mit  großer  Siebe  an,  ber  er  nod^ 
auf  bem  SobcSbett  bur^  SBort  unb  %f)Qt  9luS- 
brudf  gab.  9lud^  bat  er  gmei  ©d^riften  über  ben 
Crben  Deröffcntlid^t,  barunter  bie  Vindicationes 
Societatis  Jesu  gegen  bie  Eingriffe  eines  mit  bem 
Crben  jcrfallenen ,  ausgetretenen  ^rofe^priefterS 
aus  angef ebener  tjamilie,  beS  3-  ßlemenS  ©cotti. 


3n  ben  9Renologien  beSOrbenS  ttiirb  amS.^nd 
baS  ainbenten  $aQaDictno'8  unter  benen  gc^, 
bereu  Seben  burd^  l^onagenbe  Xugenbm  ge- 
eignet ift,  aOen  gur  ßrbauung  DorgeJ^ttm  {u 
merben  (Guilhermj,  Menologie;  Aaüstanee 
dltaHe  I,  Paris  1893,  644).  Son  gro|er9e« 
beutung  ift  ^aUaDicino  als  ©d^ftfidler.  €40b 
Dor  feinem  Eintritte  in  ben  Orben  ^otie  er  eise 
Steige  poetif^er  SSerfud^  Deröffenaidgt  tvOi  oI« 
Sefuit  befd^rönße  er  ft^  nid^t  auf  )il^Iofo)i^ 
unb  tl^eologifd^e  Xractate,  fonbem  Detfa|te  ndcB 
mehreren  l^iftorifd^en  arbeiten  aud^poetifd^,  gnoB> 
matifd^e,  ftiliftifd^  unb  aScetifd^e;  aud^  eine  Saam- 
lung  fetner  93riefe  ift  Deröffentlid^t.  6ine  2An^ 
bef^reibung  feines  SugeubfreunbedSlesonbcrYIL 
l^tte  er  begonnen ;  fte  blieb  jebod^  unDoiDenbet,  m 
eS  l^ei^t,  meil  ber  ^[kipft  in  fpätercn  3al^  in  \k 
nepotiftifd^e  fßofyx  einlenfte.  SReumimt  (o.  a.  0. 
699)  urt^eilt  über  ^aSaDicino'S  ©d^riften:  .Scn 
©til  ifl  meit  entfernt  Don  bem  ber  gro^  Sudrnn 
beS  16.  3abrbunbertS,  aber  feine  Jhmfi  iß  mai- 
l^oltenb  im  Sergleid^  mit  iener  ber  metflen  Seit* 
genoffen. "   (Sgl.  aud^  Tiraboscld,  StoriaMa 
Letieratura  Ital.  YIU  [Venez.  1824,  XXIY, 
183  Bgg.  188;  XXVI,  675.  706].)  ffiaS  9«f 
uid^nil  feiner  ©duften  mie  ber  @egenfd^riftn 
f.  bei  de  Backer,  Bibliothäqne  s.  t.   fioji 
fommt  nod^  (nad^  9leufd^,  3nbes  U,  1155)  fni 
bei  P.  aSoeri  0.  P.  (Dell'  Immac.  Cono.  dilü- 
ria  Vergine  pareri  teologici  inediti)  Deröffnt* 
lid^teS  Sotum  über  bie  Opportunität  einer  bet^ 
geitigen  SrHärung  beS  3)ogmaS  Don  ber  Unb^ 
f[edften  SmpföngniB.  (Sgl.  Ireneo  Affö  0.  Min., 
Memorie  della  vita  e  degli  studj  di  Sforza 
Cardinale  Pallavicino,  Venezia  1780  [out  in 
Raccolta  Ferrarese  degli  opuscoli  sdentifiei 
V,  ebcnfo  Dielen  Ausgaben  ber  ®tfd&.  beS  €tm» 
cilS  Don  2:rient  Dorangebmdft] ;  Cardella,  Me- 
morie storiche  de'  Gardinali  VII,  Borna  1793, 
137  8gg.;  Ciaconi-Oldoini,  Vitüe  et  res  gestM 
Pontif.  Rom.  etc.  IV,  Romae  1677,  738  sqq.; 
Sotvellus,  Bibliotheca  Scriptorum  Soc.  Je&, 
Romae  1676,  739;  Pietro  Giordani,  Opera 
inedita  del  P.  Sforza  Pallavicino,  in  Vita  di 
Alessandro  VII.   I,  Prato   1839,  3  sgg.; 
Harter,  Nomencl.  lit.  II,  2.  ed.,  Oenip.  1893, 
190  sqq.)  [O.  gSfÜlf  S.  J.] 

'^aißitm,  1.  als  f  ir  d^lid^eS  3nf  igne,  i^eiv 
brei  Sfinger  breite,  mei^mollene,  mit  fed^  fil^isaq' 
feibenen  ffreu^en  burd^mirfte  SStnbe,  meld^  eins 
Seftanbt^eil  ber  $ontifical!leibung  beS  $a|iM 
bilbet  unb  Don  bief em  ben  IDletropoKten  auf  bm 
Slnfud^en  als  ein  3ei<i^en  il^  ^nt^eils  an  bei 
$rimatialred^ten  Derlie^en  mirb.  2)a  baS  SBoit 
Pallium  in  frül^erer  3^it  jur  SSejeid^mmg  14^ 
Derfd^iebenartiger  ©emönber  Doriommt,  ^  ^ 
neben  anberen  aud^  biefer  Urnftonb  Diel  bajn  ici* 
getragen,  bog  fid^  bie  SReinungen  ber  ®(le^ 
über  ben  Urf  prung  unb  bie  Sebeutung  beS  $alItaiBi 
Dielfältig  getl^eilt  l^aben.  2)ie  Sitten  ^ßen  d 
für  eine  9?ad^bilbung  Don  bem  ©d^utterBeibe  bd 


L31S 


Pallium, 


1814 


aUfd^  ^ol^riefierS  (Ss-  28, 4) ;  bie  anberen 
fir  eine  bloft  ben  Srsbifd^öf  en  t)on  toeltlid^en  Sfür» 
Im  Derltel^ene  a[uS)eid^nung,  eine  Vnftd^t,  bie  in- 
le^  »enige  Sn^ger  l^t;  bie  britte,  ie^t  jiem« 
1^  oDgentein  angenommene  SOteinung  jie|t  barin 
inen  (lcfa|  beS  Don  ^truS  ^interlaffenen  ÜRan« 
A^,  ber  baS  9mt  beSfelben  (^mboliftre  (ügl. 
^  ftön.  2, 18  ff.).  S)ie  gegentoärtige  ©eflalt  bed 
ßo&inmS  befielt  barin,  baf  bie  SBinbe  ringförmig 
ite  @d^ultem  umgibt  unb  oon  il^r  )ioei  Streifen, 
e  einer  Dom  unb  leinten,  ^erabl^öngen;  Don  ben 
täfi  eingeoirlten  flfreujen,  mit  mlä^ttt  fie  Derfel^en 
ft,  befinben  ftd^  gmei  auf  biefen  SBönbem.  Sform, 
)o(l  unb  garbe  Der  üreu^e  ^aben  inbe|  öfter  ge- 
De^felt  2)ie  93ereitung  ber  Pallien  gef c^iel^t  in  f  ol- 
tenber  SOSeife:  %m  Xage  ber  1^1.  %gne8,  bereu  9tame 
4on  felbft  auf  bad  fiamm,  b.  i  S^riftud,  ben 
|d<l^{ieti^irten  ber  JKrd^,  l^inbeutet,  xottitn  fal^r- 
id^  gtt  Slom  in  ber  an  ber  Sia  9}omentana  be- 
egptnen,  jener  ^igen  gemeil^ten  ftirc^e,  föäl^renb 
icim  ^oi^te  baS  Agnus  Dei  gefungen  wirb, 
,i9ei  tonit  Sämmer  Don  ben  a))oftoIi{^en  @ub« 
liaconen  bargebrad^t ;  fie  merben  auf  bem  9Itare 
iiä»ergelegt  unb  benebidrt.  3n>d  Sanonifer  Dom 
ioteran  nehmen  barauf  bie  Sämmer  in  Smpfang 
mb  übergeben  fie  bann  mieberum  ben  Subbia- 
imcn,  mel^e  für  bie  SEBeibe  berfelben  forgen,  bid 
)ie  geeignete  SM  }ur  @d^ur  l^eranfommt.  Sie 
BoOe  ber  Sommer,  Dermengt  mit  anberer  SBoÜe, 
siib  Don  ben  ftlofterf rauen  am  Spiegeltl^urm,  in 
nt  92ö^  beS  Sapitold,  gefponnen;  bie  baraud 
Sefcctigten  ^Ilien  merben  Don  ben  @ubbiaconen 
Übt  @t.  $eter  gebrad^t  unb  l^er  unter  bem  Vb» 
teoen  Don  ^^mnen  auf  baS  ®rab  beS  Spoftel- 
nq^en  gelegt  U)o  fie  eine  92ad^t  l^inburd^  Derblei« 
len;  al§bann  merben  fte  big  gum  @ebraud^e  auf- 
^cmal^rt  3)er  ^apft,  ber  als  SteÜDertreter  Sl^rifti, 
)cB  guten  ^irten,  in  bem  $aQtum  f^mboUfd^ 
glei^fam  bad  Derlorene  Samm  auf  feinen  Sd^ul- 
Irm  trögt,  mie  fdgon  Sftborud  ^eluftota  in  feinen 
Briefen  (1, 136)  bad  ^aOium  beutet.  Derleibt  ben 
Stetro))oIiten,  inbem  er  einen  i^m  eigent^ümlid^en 
9efiaiü>tl^ei(  feiner  ]t|D^en)>riefterIid^en  ftleibung  für 
fk  l^t  nac^bilben  laffen,  fold^e  Rauten  unb  mad^t 
fie  boburc^  )u  £l^eilne(mem  an  mel^reren  feiner 
oier^irtlid^  Sterte.  äBö^renb  aber  j^eutgutage 
hin  Srgbtfd^of  o^ne  befonbere  SSerleil^ung  beS 
$apfie8  baS  Pallium  tragen  barf  unb  um  biefe 
Seriei^ung  innerhalb  beftimmter  ^rifi  bei  Serlufi 
MiieS  SmteS  bitten  mug,  burften  bie  ^atriard^en 
t  te  ^teren  S^ten  o|ne  SEBeitereS  tragen  unb 
Inberen  Derleil^en.  S8  fann  inbeg  feinem  3tt)eif el 
litcriiegen,  haf^  aud^  in  jener  frül^em  S^  fein 
Eqbifd^of,  fomie  fein  $atriard^  bie  befonberen 
hniSbidionSbefugniffe,  burd^  föeld^e  fte  fid^  lebig« 
4  nodft  l^iflorif d^em  Siedete  Don  ben  gemöl^nlid^en 
Mfdifdfen  unterfc^en,  anberd  al§  unter  ber  IBor- 
ilMung  ber  DöQigen  3ufHmmung  beS  $apfte§ 
■MOcn  tonnte  (f.  ^l^iHipS,  ftird^enrec^t  n,  8). 
M  SRittel,  burd^  nield^eS  biefer  unumgönglid^ 
rttncnlrige  Sufammenl^ang  mit  bem  Oberlgaupte, 

IBM^ciiIciflpn.  IX.  2.  KufL 


als  bem  ßinl^tdpunfte  ber  ftird^e,  begränbet 
mürbe,  untren  bie  Epistolae  synodicae,  todä^t 
aSe  93ifd^öfe,  inSbefonbere  bie  $atriard^en,  bei 
il^rem  Amtsantritte  an  ben  $apft  rid^teten ;  burd| 
bie  Srmieberung  il^rer  @d^reiben  (f.  ^^illipd, 
JKr^enred^t  m,  683)  trat  ber  ißapft  mirnid^  in 
bie  d^emeinfd^ft  mit  il^nen  ein  unb  erfannte  fe 
baburd^  atö  fat^olifd^e  SBifd^öfe  an.  Mt  jene 
^öl^eren  3uri§bictiongred^te,  aI8  bereu  ©Qmbol 
jugleid^  baS  $allium  bient,  pnb  aber  SuSflüne  bed 
päpfllid^en  Primates ;  auS  bem  Spifcopate  atö  fol- 
d^em  fonnten  fie  nid^t  l^erDorge^en  (f.  ^l^iHipS  IL, 
87  ff.).  2)a  nun  in  ölterer  3eit  bie  l^ierard^ifd^e 
©lieberung  bed  Spifcopated  in  einem  Diel  fd^ärfem 
©epröge  aI8  na^mald  l^erDortrat,  unb  inSbefon« 
bere  bie  $atriard^ate  in  einer  Diel  großem  SBe- 
beutung  baftanben,  fo  genügte  eS  für  Diele  IBer« 
^öltniffe,  menn  nur  bie  SSerbinbung  ber  ^tri* 
ordnen  mit  SRom  gefnüpft  mar,  unb  ed  fonnte  bann 
biefen  überlaffen  bleiben,  ba8  engere  93anb  mit 
ben  il^nen  untergebenen  SRetropoIiten  unb  burd^ 
biefe  mit  bereu  @uffraganen  )u  fd^Uegen.  fSitxm 
ba^er  in  jenen  öUeren  S^ittn  bie  $atriard^en  baS 
$aQium  trugen,  o^ne  eg  auSbrüdtlid^  Dom  Rupfte 
erl^alten  )u  l^aben,  unb  e8  bann  il^rerfeits  mieberum 
ben  i^nen  untergeorbneten  ßrgbifd^öfen  Derliel^en 
(mad  aud^  ännocena  lU.  [c.  23  X  5,  83] ,  feit 
bie  $atriard^enftü]^Ie  mit  Sateinem  befe^t  maren, 
auSbrüdCIid^  anorbnete),  fo  mar  bie^  bod^  im  $rin« 
dp  gang  unb  gar  badf  elbe  mit  ber  l^eutigen  $rasiS. 
—  3)ie  9lad^nd^ten  über  ben  ®ebrau($  beS  Mi- 
liums rdd^en  in  dne  fel^r  frül^e  3dt  l^inauf ;  $apfl 
SRarcuS ,  ber  3^itgenoff e  SonPantinS,  Derlie^  ed 
bem  Sifd^of  Don  Oflia ;  fd^on  guDor  gefd^iel^t  beS 
Umftanbed,  unb  gmar  alS  eines  uralten  ©ebrauc^eS, 
Srmäl^nung,  ba|  ber  neugemä^Ite  Sifd^of  Don 
Ale^aubnen,  bei  ber  Seid^e  fdneS  iBorgöngerS 
ma(|enb,  ftd^  beffen  Pallium  angelegt  l^abe.  Sben 
biefe  Srabition  meist  aud^  auf  ben  SDangeliften 
SRarcuS  l^in,  mdd^er,  mie  bie  fird^Iic^e  @age  er> 
jö^It,  fein  il^m  Don  $etruS  Derlie^eneS  Radium 
ouf  bie  ftird^e  Don  9llcjonbrien,  bereu  erfier  Sifd^of 
er  mar,  Dererbt  l^abe.  9Ran  fann  ben  SEBert)^  biefer 
Srabition  bal^ingefteUt  fein  laffen;  berüdffid^tigt 
man  aber  ben  unläugbaren  3ufammenbang  ber 
beiben  ölteften  ^tnard^ate,  Antiod^ienS  unb  SHe- 
jonbrienS,  mit  SRom,  unb  jmar  unmittelbor  mit 
ber  ^erfon  ^etn  (^j^iflipS  n,  31),  fo  mö^te  jene 
@age  menigftenS  nid^t  DöUig  gu  Dermerfen  fein; 
fo  Diel  jebod^  ifi  gemi|,  bag  ber  ©ebraud^  beS 
^oUiumS  meit  über  bie  erfie  urfunblid^e  9}ac^ri^t, 
bie  man  Don  bemfdben  l^at,  l^inouSreid^t.  —  ®ie 
93eftimmungen  beS  fird^Iic^en  SRed^tS  in  ^Betreff 
beS  Palliums  ftnb  nid^t  auSfd^Iieglid^  in  bem  Xitel 
De  U8U  et  auctoritaie  pallii  (X  1,  8),  fonbem 
aud^  in  einigen  anberen,  namentlid^  in  bem  De 
electione  (X  1,  6)  ju  fud^en.  S§  fommen  in 
biefer  ^tnft(^t]^auptf  öd^lic^  folgenbe  einzelne  9^e(^tS> 
Derl^ältniffe  in  IBetrad^t.  SDaS  Pallium  bcgrünbet 
5unad^ft  ein  gang  perfönlic^eS  Sanb  gmifc^en  bem 
Zapfte  unb  bem  bamit  SBdiel^enen ;  biefer  mirb 

42 


1315 


^aUiunt. 


1816 


eben  bobutd^  gemiffer  ^ritnattalre^te  über  anbete 
IBif d^öf e  tl^eiV^Qftig  unb  tt)irb  ein  IBicor  beS  Ober- 
]^u))ted  bet  JKrd^e.  S)a8  9ted^t  beg  $a)){ied,  bad 
^Ilium  aud^  einem  getoöl^nlid^en  Sijc^ofe,  felbft 
einem  niddt  ecemten,  ju  ertl^eilen,  tonn,  obfd^on  bie| 
in  neuerer  3<it  nur  feiten  t)orge!ommen  \\i,  nid^t  in 
3weifel  gejogen  »erben,  gär  iebcn  ßrjbifd^of  be- 
fielet ober,  »iefd^on  obenangebeutet,  aud^nctd^bem 
gegeniDdrtigen  SRed^te  bie  befonbere  $fltd^t,  inner- 
halb breier  SRonate  nad^  ber  Sonfccration,  ober 
memt  er  fd^on  Sifd^of  toax,  nad^  ber  Konfirmation, 
unb  itoax  bei  Strafe  be8  SerlufteS  feiner  SBürbe, 
um  baS  Pallium  entmeber  perfönlid^  ober  burd^ 
einen  StellDertreter  instanter,  instantios,  in- 
Btantissime  nad^jufud^en.  S)ie  Sitte  felbft  lautet: 
„3*5Rv  erttJäblterberßird^e  91.,  bitte  inftänbig, 
inftönbiger,  auf  bad  Snftönbigfte,  ba|  mir  über- 
geben unb  oerliel^en  tt>erbe  ein  Pallium,  entnommen 
Dom  ftdrper  beS  1^1.  $etruS,  in  aeld^em  ru^et  bie 
tjülle  beS  l^o^enlJriefterlidecn  Ämteö."  ®em  ent- 
fpred^enb  ift  bie  Sitte  beS  $rocuratorg  formulirt, 
ber  augerbem  oerfprid^t,  in  größter  Sile,  ol^ne 
mebr  al§  einmal  auf  feinem  9Bege  )u  übemad^ten, 
bad  $aUium  feinem  ßrjbifd^ofe  ju  überbringen, 
eS  fei  benn,  ba|  bie  größte  S^otl^menbigfeit  il^n  }u 
öfterem  SIeiben  stoönge,  immer  aber  in  fold^en 
gföllen  bafür  ju  f orgen,  bag  ba§  Pallium  in  einer 
Aird^e,  momöglic^  einer  Satl^ebrale,  bie  ^tad^t  l^in- 
burc^  aufbemal^rt  merbe.  3)ie  Serleil^ung  felbft 
gefd^iel^t  auf  baS  Dorl^er  geleiftete  Serfpred^en  ber 
Xreue,  unb  jmar  mit  foIgenbenSBorten:  „Swc 
S^re  beS  anmöd^tigen  ©otteS  unb  ber  l^eiligen 
Jungfrau  9Karia,  fomie  ber  l^eiligen  ?[poftel  $etru§ 
unb  ^aulu§,  unfereS  §erm  beS  ^apfteS  9?.,  ber 
römifd^cn  ffird^e  unb  ber  ffird^c  31.,  welche  bir 
anöcrtraut  ift,  übergeben  toir  bir  ein  ^oüium,  Don 
bem  jförper  beS  ^I.  $etru§  entnommen,  alS^^id^cn 
ber  SfüOe  be§  l^ol^enpriefterlicben  ^mte§  nebft  ber 
Sejetd^nung  mit  bem  er^bifd^öfüd^en  92amen,  ba- 
mit  bu  bi(|  beffen  in  ber  ^rd^e  an  beftimmten 
Xagen,  meiere  in  ben  oon  bem  apoftolifd^en  ©tul^Ie 
üerliebenen  ^rioilegien  begeid^net  finb,  bcbiencft." 
3n  bicfcr  ScrleitjungSformel  pnb  mehrere  ber 
mid^tigften  SRed^tSDer^öltniffe,  auf  toeld^e  eS  bei 
bem  Pallium  anfommt,  nöl^er  begeid^net.  Sined 
berfelben,  unb  gtoar  ber  eigentli^e  ^auptpunlt, 
ift  aber  controterS,  bie  t^frage  nämli^,  toeld(|e  Steckte 
es  ftnb,  beren  9lu§übung  üon  ber  bereits  erfolgten 
Serleil^ung  be§  $aOium3  bebingt  ift.  $roteftan- 
tifd^e  Sd^riftfteller  Domel^mUd^  motten  ben  Umfang 
iener  SRed^te  bebeutenb  fd^mälem.  ®te  3ttJeifeI 
begießen  ftd^  l^ierbei  au^fd^Iie^Iid^  auf  bie  SuriS- 
bictionSred^te,  benn  in  Setreff  ber  ^ontificall^anb- 
lungen  maltet  barüber  feine  SReinungSoerfd^ieben- 
l^eit  ob,  ba^  ber  Srgbtfd^of  barin  gemiffermagen 
bem  gemöl^nlid^en  Sifd^ofe  nad^ftel^t,  meld^er  be- 
reits unmittelbar  nad^  feiner  Sonfecration  jene 
t$unctionen  oorgunel^men  bered^tigt  ift.  SBa§  aber 
bie  SuriSbictionSred^te  anbetrifft,  fo  barf  mobi  al8 
IcitenbcS  ^rincip  aufgeftcHt  werben,  ba^  ber  grg- 
bifc^of  gerabe  bieienigen  in  biefe  Kategorie  ge- 


^drenben  Sefugniffe  Dor  bem  Smpfange  bcfifab 
liumd  nid^t  ausüben  barf,  bun!^  meldte  fein  tat 
t)or  bem  bifd^öflid^en  auSge^eid^  t{L  Sd^n 
gehört  aber  nid^t  etma  bIo|  bie  9efugni|,  {»> 
dlien  }u  berufen,  fonbem  oud^  boS  Sc^t,  Vk 
$rot)in)  )u  Difttiren  unb  9|>peIIationen  aq» 
nel^men.  —  Sie  Xage,  an  benen  fid^  ber  St)bifi^ 
beS  Radiums  )u  bebienen  l^at,  fttd)  in  ber  &► 
leil^ungSurfunbe  felbft  in  ber  Kegel  nö^  bcjeU^ 
net;  i^  bie|  nid^t  gefd^e^en,  fo  bleibt  e8  ieibcr 
Seftimmung  beS  Pontiiicale  Romanmn  (ed.  tjp. 
Ratisbonae  1888, 1,  94),  ba^  baS  ^oÜimii  g^ 
tragen  werben  barf  an  nad^ftel^enben  %m: 
äßei^nad^ten,  @t.  &^fym,  @t.  3o^amie8  wi, 
Sefd^neibung,  ßpipbanie,  ^olmfonntog,  (818» 
bonnerstag,  (Sl^arfamStag,  Oftem  (aud^  am  piß 
ten  unb  britten  Ofterfeiertog),  9Bei|ien  @oi» 
tag,  gl^rifti  Himmelfahrt,  $^ngßen,  3o^ai«B 
b.  %.,  <m  ben  %pofieItagen,  Sfrol^nletd^nain,  a 
ben  fünf  ^auptfeften  ber  aDerfeligften  Shmgfin 
(9Jlariö  fiid^tmel,  Serfünbtgmtg,  {^immelf^dl 
®eburt,  Unbepedte  empföngnig),  om  gePe  M 
bl.  Sofepl^  (19.  aRörg),  «nerl^eUigen,  bei  te 
Sinmeil^ung  einer  ftir^e  unb  on  beren  3o^ 
tag  unb  bei  ben  ^auptfeften  bet  Stettopolilai' 
fird^e.  ^lugerbem  ift  ber  ©ebraud^  bcS  ffA 
liumS  geftattet  bei  ben  Sonfecrationen  ber  fSiß 
fd^öfe,  Senebictionen  ber  Siebte  unb  SungfnQM^ 
bei  Orbinationen  unb  am  äa^reStoge  ber  eigeM 
Sonfecration,  aud^  mol^l  bei  ber  gfeier  mm  €t» 
oben.  2)er  Srjbifd^of  barf  femer  baS  ^in 
nur  in  ber  jfird^e  unb  bei  feierlid^  {^o^äntmi 
tragen,  alfo  nid^t  bei  ^roceffionen  unb  Pbs 
Steffen,  aud^  nid^t  bei  Seelenamtem;  ber  ®ebraiii 
beS  Radiums  augerl^alb  ber  JKrd^en  fömtte  vs 
für  ben  gfaU  geftattet  werben,  bog  wegen  Uibm 
füHung  ber  JKrd^e  ber  ©otteSbienfl  im  freien  g^ 
balten  werben  mügte.  9Bie  febr  bad  ^tolliitm  a 
bie  $erfon  be§  Srgbifd^ofS,  bem  baSfelbe  t>edie|a 
würbe,  gefnüpft  ift^  gebt  aud^  baraud  betüor,  but 
eS  t)on  ibm  unter  feinerlei  Umftönben  einem  ok 
bem  Sif d^ofe  gelieben  werben  barf  unb  mit  ilß 
begraben  werben  muf;.  SBar  er  9RetropoIit  in]M 
^roüingen,  in  welchem  t^aUe  er  für  bie  gtoeite  aa 
ein  neues  Pallium  ^atte  nad^fud^  muffen,  fi 
wirb  il^m  aud^  biefeS  zweite  in  ben  €arg  gelegt; 
ift  er  auf  eine  2Beife  umgelommen,  bog  feine  Seüte 
nid^t  5ur  Srbe  beftattet  werben  lann,  ).  9.  nSSjH 
oerbrannt  ober  im  Speere  ertmnfm,  fo  witb  fen 
Pallium  allein  Dergraben ;  ift  baSfelbe  einem OMi^ 
politen  Dertiel^en,  aber  Don  bem  Seliel^encn  nW 
empfangen  worben,  fo  wirb  eS  verbrannt  nnbMt 
3lfd^e  in'S  ©ocrarium  geworfm ;  fyxt  ber  BW»" 
polit  fein  Radium  oerloren  ober  ifl  eS  i^  w 
hxanni,  fo  mug  er  um  ein  neues  nac^fud^  0)* 
bog  er  babei  aber  in  ber  Ausübung  ber  ieiäl 
burd^  bie  Serleil^ung  beS  erflem  cr]^UenenS# 
bel^inbert  Würbe.  —  6S  ift  üblicb,  ba|  fitW 
Pallium  gewiffe  %aim  entrid^tet  werben,  toSifait 
in  ber  frül^em  S^it,  namentlid^  in  ben  togff 
(Gregors  bcS  @rogen,  bie  Serleil^ung  unentgelät 


Palmatae  —  $oImira,  $aImQr(L 


1818 


SMefe  Xosen  tooxm  olltnälig  )u  einet 
icMd^id^  i^dl^  geftiegen  utü)  gaben 
mand^  Sefd^merben  ^etlaffung  (fo 
B.  ber  St)Bi(4of  Don  SOtaing,  aUerbingS 
fo  iKrd^fflrfl  im  beutf^en  SReid^e. 
Sulben.  ia  bidmeilen  87000  ®ulben 
Iber).  (BegentDörtig  tid^ten  fid^  bie  Xosen 
ac^  einem  fel^  mö|igen  Snfd^loge  ber 
en  IKrd^en«  (93gl.  nod^  Barthel,  De 
lerbip.  1753;  Peitsch,  De  origine, 
anctoritate  pallii  arcbiepiscopalis, 
1754;  Calcagni,  De  pallio,  Venet. 
.  aRojt,  2)ie  re^tlid^  ^teQung  ber  Srg- 
n  ber  fatl^olifd^  iNrdfte,  gfreib.  1847, 
.  119  ff.  144  ff.  167. 208.  232  ff.;  Mo- 
E.  LI,  53Bgg.;  Cayedoni,  Ricerche 
all'  origine  e  ragione  della  forma  del 
allio  eccledastico ,  Modena  1856; 
ini.  De  S.  Pallii  Origine  disquisitio, 
56;  W^^.  ßird^enred^t  V,  2,  615  ff.; 
teoI-iSnc^n. n,  574  ff.;  Thurston,  The 
Lond.  1892.)  [^^iUipS  (C)einer).] 
illium,  ald  ailtarfd^mucf,  l^ei^t  in 
|ifdQfen93äd^m,  mie  im  Missale  Roma- 
dbricae  generales  20),  Cerimoniale 
inmi  (1, 12, 11)  u.  f.  b„  bie  Sefleibung 
rboued  (stipes)  beim  Sltore,  toeld^  fo 
ft,  bQ|  fie  nid^t  miS  feftem  Ttaittial 
®e{lein  ober  ^oljmerf)  l^ergejleQt  unb 
HItare  felbft  feft  t)erbunben  i%  fonbem 
t  getoithen  @toffe  befielet  unb  (eid^t  ge« 
oerben  fcmn.  3Rii  foftboren  SBebftoffen 
lereien  lonnte  boS  Snitteldter  bie  Vltöre 
iben  (ögl.  gr.  SBodf,  ®ef  d^.  ber  liturg.  ©e- 
a,  Sonn  1871, 50—78).  ®ie  SRubrifen 
\  Stoff  für  bie  Rauten  neben  Srocat 
mb  einfQd^er@eibe  aud^  äBoDen^eug  )U; 
!  fon  fid^  nad^  ber  XogeSfeier  rid^ten,  bei 
id^  SluSfe^ung  beS  l^eiligften  ®Qcta' 
)tt  mei^  fein.  ÜRiffale  unb  Serimoniale 
bog  baS  Pallium  nid^t  tote  eg  im  ]pä' 
telalter  ©ebraud^  mar,  ein  frei  (erab- 
Se^ng  fei,  fonbem  ber  im  16.  Sal^r« 
mfgetommenen  ^ro^id  entfpred^enb  mif 
Rahmen  aufgefponnt  merbe,  meldte  fid^ 
n  bed  Slttored  feft  Qn))af{en.  3n  2)eutfd^- 
man  bem  Pallium  geaöl^nKd^  ben  9}q> 
t)enbium  (f.  b.  ^rt.),  »omit  Jeboc^  aud^ 
libungen  aud  miberem  ^Koteriol  begeid^net 

[Ä.  ©d^rob.] 
atae  nannte  man  im  SRittelalter  bie  unb 
nr  Sugübungen,  mit  benen  man  ftd^  oon 
Anleitung  ber  ^önitentialbüd^er  (f.  b. 
itbüd^er)  auferlegten  93ugn)er!en  lo§fauf  en 
er  fromme  ©laube,  ba|  gemiffe  ^nbad^tS« 
mÄ  fromme  SEBerfe  ein  Slequioalent  für 
tgten  cononifd^en  Sugen  feien,  "f^at  fie 
nberen  Su^übungen  biefer  ^rt  in'§  fieben 
f.  b.  9rt.  Stebemtion  ber  ffird^enbu^e). 
brigcnS  bie  SBupbung  ber  ^almaten 
6e|famb,  ifi  fd^toer  anjugeben  unb  mo^I 


laum  me^r  mit  Sid^^eit  )u  ermitteln.  SoronfatS 
meint  (ad  a.  1055,  n.  11),  man  l^be  barm^ 
€(^Iöge  auf  bie  ^nb  (palma)  mit  einer  Studie  )tt 
Oerftel^en;  SRabiSon  (AA.SS.  Ord.  8.  Ben.  IX, 
Lutec-Paris.  1701, 258)  ffilt  fie  für  ein  fflopfen 
an  bie  SBrufi;  Sinterim  (Senhofirbigleiten  Y,  8, 
152)  glaubt,  ed  fei  bomit  ein  fold^  auf  bie  Srbe 
fid^  9}iebermerfen  gemeint,  bog  bie  flad^e  fyvab 
Sugleid^  mit  ben  Ihiieen  ben  SBoben  berül^rt.  (Sgl. 
Du  Gange,  Gloss.  s.  t.)      [gfr.  X.  Sd^mib.] 

"^adiieii^abi,  fan  9. 2:.  ein  getoöl^nlid^er  Sei- 
name für  3end^o  (3)eut  84, 8.  SHd^t  1, 16  u.  5.). 

[Itaulen.] 

JfatmmfilMhtf  f.  @^mad^u8,  ^ft. 

^^^üüta^Tfatwttü^  (n(£X(iupa),  eine  )mifd^en 
2)ama§cud  unb  bem  ßupbtat  in  ber  f Qrif d^en  SBüfte 
gelegene  @tabt,  bei  föeld^er  bie  oon  Xl^apfacuS  unb 
oon  Sircefium  nad^  2)ama3cu8  f ül^renben  @tra|en 
)uf ammentraf  en.  Siner  f  old^en  günftigen  Sage,  bmrd^ 
meldte  fie  ein  ©tapelpla^  für  bie  inbifc^en  SBaaren 
mürbe,  oerbanlte  bie  @tabt  namentltd^  in  ber  rdmi- 
fd^en  ffaiferjeit  eine  l^o^e  Slüte  unb  ift  be|toegen 
bei  $aniud  (N.  H.  5, 25  [88])  al3  urbs  nobilis 
situ,  diyitüs  soll  et  aquis  amoenis  ertoö^^ 
3m  Snfang  beS  3.  Sal^rbunbertS  marb  fie  unter 
SaracaOa  jur  römif d^en  Kolonie  erflört  unb  er- 
l^ielt  baS  jus  italicum.  Unter  ®aSienu8  oerlie^ 
ber  römif(|e  Senat  bem  Senator  Obenatl^ud  ber 
bid  ba^in  freien  Stabt  $aImQra  ben  ffönigStitel 
5um  2)an!  für  bie  gegen  Sapor  L  oon  ^ßerfien 
geleifteten  SHenfie.  Stad^  beffen  Sobe  erbte  feine 
äBitttoe  3enobia  bie  föniglid^e  SBürbe  unb  erbiett 
ben  Xitel  einer  römifd^en  ffaiferin.  3)iefe  fa|te 
ben  fül^nen  ßntfd^Iug,  eine  oon  ben  3t5mem  un* 
abl^öngige  palm^renifd^e  9J{onard^ie  ju  grünben, 
eroberte  einen  großen  £^ei(  beS  Oriente  unb 
^eg^ptend  unb  leiftete  ben  rdmifd^en  SEBaffen,  bie 
fte  baburd^  gegen  ftd^  ^erauSforberte,  eine  S^i 
lang  erfolgreit^en  SEBiberftanb.  Unter  %urelian 
(278)  aber  marb  fie  beftegt  unb  gefangen,  unb 
^alm^ra  erl^ielt  eine  römifd^e  Sefa^ung.  SHefe 
marb  oon  ben  ßinmol^nem  bei  einer  (Empörung 
umgebrad^t,  unb  5ur  Strafe  bafür  mürbe  bie  Stabt 
nad^  graufamer  2:Bbtung  aller  Semol^ner  )erf}5rt. 
Seitbem  lebte  bad  alte  ^alm^ra,  menn  aud^  nod^ 
bemobnt,  bod^  nur  in  feinen  Shtinen  fort,  unb  biefe 
merben  nod^  l^eute  an  @ro|artigfeit  unb  Sd^ön- 
beit  faum  t)on  einer  anbem  Xrümmerftötte  über- 
troffen. 2)urd^  3nf  d^riften  in  f emitif  d^er  unb  gried^t- 
fd^er  Sprad^e  boben  bie  Sluinen  oon  ^alm^ra  ein 
reid^ed  gefdbidbtliddeS  SRaterial  geliefert.  (Seiler, 
The  Antiquities  of  Palmyra,  London  1696, 
beutfcb  oon  ftübner,  Qfranff.  1716;  Wood,  Les 
Ruines  de  Palmyre,  Londres  1753  [in  bem« 
felben  3abre  aud^  in  englifd^er  Ausgabe].) 

®iefe  Stabt  ibentipcirt  3ofepbu§  (Antt.  8, 6, 1) 
mit  ber  in  ber  ^eiligen  Sd^rift  2  ^or.  8, 4  genann- 
ten, t)on  Salomon  erbauten  Stobt  Sabmor,  beren 
9iame  aucb  8  ftön.  9,  18  in  baS  fferi  gefegt 
morbcn  ift,  mäl^renb  boS  E'tbibl^  "^ttn  l^at.  ©er 
1^1.  ^ieron^muS  ift  biefer  ©leid^fteDung  etütf'^ 


1819 


^atmfonntag. 


IS» 


tnbem  er  an  beiben  @tdlen  Palmiram  in  feine 
UeBerfe^ung  oufgenommen  l^ot.  Slud^  in  ben  an 
Ort  unb  Stelle  auf gefunbenen  Snfc^riften,  ]oXü6ffi 
ben  femitif^en  als  ben  gne^ifd^en^  fül^rt  ha^ 
cloffifd^e  $QlmQra  ben  IRonten  Xabmor,  unb  nod^ 
^eute  l^eigt  bie  Sluinenftötte  bei  ben  Arabern  ber 
Umgegenb  Sobmur.  3)er  92Qme  ift  tuie  e8  f c^eint, 
in  öJ^nlid^er  äßeifeDontamar,  $alme,  abzuleiten, 
h)ie  ^alrnira  t)on  palma.  @ie^t  man  auf  ben 
ßufommenl^ang  be§  Xe^teS,  fo  fann  an  ber  @teOe 
in  ben  ^orolipomena  $toi{d^en  93.  3  unb  4  nur 
t)on  einer  in  @i^rien  gelegenen  Stabt  bie  SRebe  fein; 
bie|  ifl  alfo  Sabmor  =  ^alm^ra.  Umgefel^rt  f ü^rt 
ber  3ufammen^ang  an  ber  ©teQe  im  3.  JtönigS- 
bud^  auf  eine  Ortfd^aft^  meldte  im  ©tamme  äuba 
lag,  unb  eS  fddeint  bemnad^  l^ier  baS  fferi  richtiger 
•itenju  lefen  unb  bamit  baS  ®j.47, 19;  48,  28 
genannte  Xl^amar  )u  bejeid^nen.  3nbeg  l^aben  fo« 
roclf^l  bie  Septuaginta  (ed.  Lag.)  al§  bie  ^efd^ittl^o 
unb  bad  Sargum  aud^  an  biefer  Stelle  bie  SeSart 
Zabmor,  unb  eine  gefunbe  ff ritif  muf;  ftd^  bal^er 
für  biefe  SeSart  entf^eiben,  f o  bag  bie  (Srünbung 
^alm^ra'S  burd^  Salomon  als  l^iftorifd^e  X^at« 
fad^e  feftgul^alten  ift.  (SSgl.  Palest.  Explor.  Fund 
1891,  21  ff. ;  1892,  154  ff.)  [Raulen.] 

'gfatmfonnfog  (im  SBreüier  unb  9}hf{ale  Do- 
minica in  Palmis,  im  Stituale  Dominica  ober 
Dies  Palmarmn)  ^ei^t  ber  le^te  Sonntag  ber 
40tägigen  ^aftenjeit,  ber  bie  S^l^armod^e  eröffnet ; 
aI3  Dominica  1.  classis  toirb  er  burd^  lein  ^t\i 
Derbrängt  unb  fd^Iiegt  in  ber  SJteff e  f ogar  bie  9Rit« 
feier  (Sommemoration)  eine§  ^eitigenfefte§  au§. 
Snfolge  feiner  SluSjeii^nung  im  ffirt^enjal^re  ift 
feit  ©regor  bem  ©ro^en  für  feine  Qfeier  wie  für 
ben  erftcn  Sonntag  ber  SfoP^nä^it  ^^^^  ®run» 
bonnerStag,  ben  Sl^arfamStag  unb  ben  Sam§tag 
am  Sd^Iuffe  ber  Oftermod^e  bie  Satl^ebrale  beS 
^apfteS,  S.  ©ioöanni  in  fioterano,  al§  Station§- 
fird^e  bcftimmt.  3n  ber  liturgif (^en  tjeier  beS  Sei« 
ben§  unfereS  §erm  entfprid^t  biefer  Sonntag  bem 
feierüd^en  ßinjuge  3efu  in  3erufalem  unb  er» 
neuert  benfelben  burd^  einen  Umgug,  bei  meld^em 
$almtt)ebel  ober  OliDenjtoeige  unb  in  beren  Sr« 
mangelung  anbere  S^^tge  getragen  werben,  bie 
unmittelbar  t)or  ber  ^roceffton  gefegnet  morben 
fmb.  ®iefe  Qfcier  gab  bem  Sage,  toie  feinen  litur« 
gifd^en  g^fttitel,  fo  aud^  mand^e  mel^r  DoIfStl^üm" 
lid^e  9}amen :  Pascha  Palmarum  (Pascha  be> 
beutet  l^ier  toie  aud)  in  anberen  3ufammenfteIIun= 
gen  „f)of^t^  rS^\^")t  Dominica  in  ramis  Palma- 
rum, ramisera,ramispalma,  xupiax*^  twv  ßaiiuv, 
eopT^i  ßaio<p6poc,  fran^öfifc^  dimanche  des  ra- 
meaux;  t)on  bem  mand^erortS  ben  grünen  3n)eigen 
beigefügten,  tjom  Cerimoniale  Epp.  (2,  21,  2) 
felbft  gettJÜnld^tcn  Slumenfd^mudf  (f.  Durandus, 
Rationale  div.  off.  6,  67,  9)  ]&ei|t  er  Pascha 
floridum,  Pascha  florum,  Dominica  florum, 
Dies  floridus,  fpanif  d^  pascua  florida,  franjöfifd^ 
päques  fleuries,  93Iumentag,  IBtumenf onntag ; 
bie  bei  ben  SlaDen  unb  Armeniern  gebröud^tic^en 
öl^nUdden  9iamen  f.  bei  Nilles,  Eal.  manuale 


utriusque  eccL  U,  Oenip.  1881, 204  sqq.  8oi 
ben  Singangdmorten  ber  ^olmenmet^  n^  b« 
äubelruf  bed  IBolfed  bei  bem  Cinsuge  3efu  ftoomt 
bie  Benennung  Dies  Hosanna,  aud^  einfa^  Ho- 
sanna, 6  eäa7YeXi9fi^c  tou  &awr*dy  beibenSili 
d^iten  Dominica  Hosanna  sancta.  %A  bei 
Itated^umenatS-  unb  SBu^biSci|)Iin  erflörenfidi  bk 
9iamen  Dominica  competentiumy  D.  capifr 
lavium,  D.  indulgentiae  (Dgl.  ben  Sri  fttt^Oi 
ja^r  Vn,  592).  anit  bem  ^Imfonntog  begfant 
nad^  bem  gemeinen  Sted^t  bie  3^  ^ux  Srfüllini 
ber  öfterlid^en  $flid^t  (ngl.  ben  9rt  OcfMute 
3eit,  ob.  725).  —  2)ie  ^almenproceffion  on  Uc 
fem  2:age  mar  in  gerufalem  um  hali  3q^  S88 
ein  ^erfömmlid^  Sebraud^  (Dgl.  Peregnnitio 
Silyiae,  bei  Dnchesne,  Origines  da  eolts 
chretien,  Paris  1889,  484);  Don  bort  onS  Iß 
fie  sunöddft  in  ben  tüxiim  beS  Ortentd  Snfno^ 
gefunben ;  im  %benblanbe  ift  bie  g^ier  bc8  $d» 
f onntageS  Dor  636  t)on  bem  ^I.  äftbor  t)on  SttSh 
(Etymolog.  6,  18,  18,  bei  Mi^e,  PP.  M 
LXXXII,  .251 ;  De  eccles.  officiis  1,  28,  ft. 
LXXXni,  763)  bejeugt;  in  feiner  «ngobe  Ion 
felbft  ein  Slnflang  an  eine  $roceffu)n  jefuBba 
merben.  Ser  ®ebraud|^  bie  jur  ^rocefpn  ikß 
nenben  Smx^t  )u  fegnen,  mirb  (nad^  MaittiN^ 
De  antiq.  eccles.  ritibus  III,  Antwerp.1737, 
196)  faum  über  bad  9.  ober  fnt^enft  btf 
8.  äal^r^unbert  ^inaufreid^en;  bie  für  ein  ffiSißxA 
mttt  angeführten  3eugniffe  bei  aReniii  (6ft> 
vanti-Merati,  Thesaurus  I,  4,  7,  n.yiI)liA 
93enebict  XIV.  (Comment.  de  festis  Domini  H. 
Jesu  Christi  1,  4,  20)  fpred^en  mol^I  Don  eiw 
^almenf  eier,  aber  nid^t  Don  einer  $aImeniDei)t 
^ie  Segnung,  meldte  mit  ben  Xestfiüden  pr 
$roceifton  im  9)2iffale  Dorgegeid^net  ift,  toSSfnA 
bie  ©efönge  gum  Umgug  mit  ibrem  9loten{a||  <■ 
Slituale  (9,  3)  entl^alten  fmb,  tovch  mit  ehiei  bei 
9J2e^introitu§  ö^nlid^en  ^ntipl^on  unb  einer  0» 
tion  eröffnet;  an  bie  burd^  @rabuale  unb2;mdBl 
Derbunbenen  Sectionen  fd^Iie^en  fid^  eine  $r&fatioi 
unb  fed^§  Orationen  an ;  eine  bie  9u8tbeilung  bs 
gefegneten  S^^^Q^  abfd^Iiegenbe  Orotion  ifl  {■■ 
glei^  oud^  €nfünbigung  unb  Einleitung  bcr^ 
ceffton,  auf  meldte  f ofort  bie  l^eilige  Weffe  foIgL 
2in  biefer  tritt  an  SteUe  bed  SDangeliumS  bcrSe* 
rid^t  Don  bem  Seiben  unb  Sterben  beS  dem,  bie 
fog.  ^affton  (f.  b.  ^rt.)  nad^  bem  I^L  ^att^ 
mö^renb  beren  Slecitation  bie  ©eifUidf^n  im  OfK 
bie  ^alrnen  in  ber  ^anb  l^olten.  3n  ben  $riMH 
meffen  toirb  ald  le^ted  SDongelium  baS  auf  ber 
^almenmeil^e  eingelegt.  Sie  gefegneten  ^srift 
toerben  als  Sacramentale  Don  ben  (Slfiubigaii 
$au§,  ^of  unb  §elb  befeftigt  9m  9lf4»»tt' 
tood^  bed  folgenben  ^ab^^  ^trb  bie  gu  fegncak 
%f(^e  aud  ibnen  bereitet.  Statt  ber  ^oln^  ^ 
OliDengtoeige,  meldte  ben  Sanbem  bdS  Snbo' 
5ur  Serfügung  fteben,  merben  in  2)eutfd((aiibii 
ber  SRegel  3tDeige  beS  Sud^SbaumeS  gefegnet  ta 
baS  SSoIt  barum  aud^  $alm  nennt  lieber  bie 
^almentoeil^e  bei  ben  ®ried^en  Dgl  J.  Gov, 


•i 


■■ 

1 


•^ 


^olomar  —  $alubanu8. 


1322 


wv,  2.  ed.,  Venetiis  1730,  589  sq.; 
>  L  e.  204  sq.  Pleitere,  Derf ddtebenen 
eigene  Orbtned  ber  ^ImfonntagSfeier 
4  bei  Martöne  L  c.  197  sqq.  2)ie{en 
lurbe  in  ber  $roceffton  d8  Stepröfentant 
wQ)  ein  ent^üUted  Smci^s,  bolb  baS 
enbud^  unb  felbft  baS  ^eUigfle  @acra- 
tgetragen;  manc^rortd  burfte  fogat  ber 
it  fel^Ien,  um  ben  @tngug  3e{u  in  3eru- 
5gKc^ft  getreu  barjufteaen  (t)gl.  b.  9rt. 
,  1407).  (ff.  ©ddrob.] 

nunr,  f.  Sol^neS  t)on  ^atomar. 
Wims  (be  $alube^  be  \a  $qIu  ob.  $alub) 
n  ^erDorragehber  Zl^eologe  (docior  egre- 
)93if(^of,  tourbesu93re{{e(93QrQmbon)Qud 

älteften  unb  t)ome^mften  SlbelSfamilien 
ifi  atvif^en  1275  unb  1280  geboren.  SRit 
^  geiftigen  unb  {Utlid^en  Sigeufd^aften 
tti,  trat  er  in  ben  2)ominicQnercont)ent 
ein  unb  fom  t)on  ba  in  bod  berül^mte 
m  @t.  Socob  in  ^orid ;  bort  erl^telt  er 
)uni  1314  bad  Sicenüat  unb  toirfte  big 
8  magister  s.  theologiae  (Denifle- 
n,  ChartuLüniv.  Par.II,  1,  Par.  1891, 
r;  «rd^io  f.  Sit.  u.  ffirc^engefc^.  H  [1886], 
dd^bem  ^dubanuS  im  3. 1317  al8  ©teU- 
befi  OrbenSgeneralS  Serengar  be  San* 
n  (Benerakapitel  )u  ^mpelona  präfibirt 
|ab  er  {id^  ein  3a|r  borauf  als  Segat  bed 
ria4  Sftanbem.  um  in  bem  Streite  bed 
^en  ff önigd  mit  biefer  ^roDinj  $u  t)ermit- 
iize,  Vitae  Pap.  Aven.  I,  Paris.  1593, 
.  696).  Obf c^on  er  fic^  bie {er  9Ri{ru)n  mit 
g^it  unb  Sauterfeit  freiließ  ol^ne  Srfolg 
,  gelang  eS  bod^  feinen  9leibem,  feine 
b  So^Ittdt  bei  bem  ^opfte  )u  Derböd^- 
kilubanud  gab  ober  eine  genaue  Sar- 
er magren  ©ad^Ioge  unb  reinigte  fid^  Don 
ige  burd^  einen  ßib  (ogl.  über  biefe  IBer« 

Baluze,  MiscelLI,  Paris.  1678,  165 

Baynald.  AnnaL  eccles.  ad  1318, 
{qc^  $arid  jurüdgefel^rt,  toibmete  er  ftd^ 
re  lang  bem  $rebigtamte  (Dgl.  aud^  De- 
ttelain  11, 278)  fomie  bem  @tubtum  unb 
rung  ber  ^eiligen  Sd^rift.  3m  3. 1319 
fein  yiamt  in  einem  ©utad^ten  über  30)^. 
.b.9rt.)  $oftifle  gur  ^pocal^pfe  (Baluze, 
[,  213;  d'Argentr^,  Coli.  Jud.  I,  Lut.- 
'55,  233;  Denifle-Ghatelain  U,  239), 

ber  bamalS  in  ©übfranfreid^  möd^tig 
t  Seg^inenbemegung  eine  gro^e  SloQe 
L(B^rIe,im«rd^it)in  [1887],  456).  9lm 
beSSo^reS  1329  mürbe  ^alubanuS  Don 
(XXIL  in  Soignon  gum  ^atriard^en  Don 
t  ernannt  unb  infolge  ^lerDon  Episcopus 
HOB  auf  ber  3nfel  S^lpem  (Raynald.  ad 
1.94;  3)enifIe,im?lrd^.II,215,anm.4). 
er  Snfunft  in  $aIoftina  fud^te  er  al§balb 
an  auf,  um  i^n  günftig  für  bie  Sl^riften 
riL  9ld  il^  bie|  nic^t  gelang,  feierte  er 
(81  toieber  nad^  gfronfreid^  )urü(f  unb 


fd^ilberte  bem  bamaligen  ff5nig  $l^ili))p  YL  Don 
SBaloid  bie  l^artnädCige  ®efinnung  bed  SuttanS 
fomie  bie  traurige  Sage  ber  Sl^riften  im  beiligen 
Sanbe  in  fo  büßeren  fjfarben,  ba^  ber  ffönig  unb 
feine  Stitter  einmütl^ig  einen  ffreu)}ug  befd^Ioffen. 
S)er  $apft  f  orberte  ben  ^triard^en  unb  bie  übri- 
gen Sifd^öfe  auf,  aUentl^Iben  baS  ffreu)  }u  ptf 
bigen  unb  bad  ^eilige  Unternehmen  aldbalb  in'd 
Sßerf  au  fe|en.  aOein  bie  ffriege  mit  ßnglanb 
Dereitelten  bie  guten  9lbfid(|ten  bed  $a))f}ed  unb 
bed  ffönigS.  $alubanud  fc^rieb  im  3. 1332  für 
biefe  ßspebition  ein  eigenes  Directorium  terrae 
sanctae,  fomie  eine  @efd^id^te  ber  ffreu})üge 
(Liber  bellorum  Domini),  tt)eld^  frül^er  in  ber 
93ibIiot]^ef  Don  @t.  3acob  in  $arid  Dorl^anben 
mar  unb  Don  &tpfym  be  Sufignan  in  feiner 
@(^rift  über  bie  Siebte  ber  ffönige  Don  3erufalem 
($arid  1586)  dtirt  mirb,  nunmel^r  aber  Derloren 
au  fein  fd^eint.  —  ®er  Qfortfejer  ber  ßl^roni!  beS 
iffiil^elm  Don  StangiS  Q.  b.  3(rt.)  berid^tet,  ^lu- 
banud  ^abe  in  bem  $roaef[e  gegen  ben  ®rafen 
Sioberi  Don  9rioig  megen  Urfunbenfälfd^ung, 
morüber  aud^  beffen  Seid^tDater,  ber  SDomini- 
caner  3ol^.  9uberi9,  aß  3cuge  Demommen  »er- 
ben f oSte,  bad  Urtl^eil  abgegeben :  ber  Seid^tDater 
tonne  in  biefem  gfalle  gefahrlos  3^gni|  ablegen, 
ba  ed  pd^  bi^bei  nid^t  um  eine  @ünbe  l^ble,  unb 
nur  @ütd)en  unter  baS  SBeid^tftegel  faOen  (Denifler 
Chatelain  H,  348).  SDiefe  ßraöblung  erfc^eint 
menig  gfoubl^aft,  benn  fie  miberfprid^t  burd^auS 
ber  Don  $alubanud  in  feinem  Sommentar  (In 
4.  Sent.,  d.  21,  q.  3,  a.  2  et  3)  Dorgetragenen 
ftrengen  Seigre  über  ben  Umfang  bed  Seid^tge^eim- 
nif[e§  (Dgl.  aud^  Nat.  Alex.  Hist.  eccles.  XV, 
ed.  Bing,  ad  Rh.  1789,  285  sq.  S)agegen  l^atte 
er  lebhaften  Intl^eil  an  ber  befannten,  bie  ganae 
bamalige  tl^eologif d(|e  SBelt  tief  aufregenden  Sontro- 
Derfe  über  ben  93eginn  ber  visio  beatifica,  ob 
ndmtid^  bie  @eelen  ber  ©ered^ten  unmittelbar  nad^ 
bem  Sobe  ober,  mie  $apft  3o]^anned  XXTT. 
(f.  b.  «rt.  VI,  1590  f.)  in  priDaten  ©iSputatio- 
neu,  Keben  unb  ^Briefen  behauptet  ^atte,  erfl 
nad^  ber  allgemeinen  Suferftel^ung  bie  befeligenbe 
Sinfd^auung  ®otte8  genießen  mürben.  Snfangd 
3anuar  1334  unterfd^rieb  ^lubanud  on  ber 
Spi^e  Don  29  Prälaten  unb  2)octoren  ber  $a- 
rifer  UniDerfitat  ein  biegbeaüglid^ed  ©utad^ten 
an  ben  ffönig  ^^ü\pp  VI.  Don  Sf^anfreid^,  ber 
ftd^  mit  feinem  ganaen  ^ofe  lebhaft  für  bie  @ad^ 
intereffirie.  9ud^  in  einem  faft  gleid^lautenben, 
an  ben  $opfl  gerid^teten  Sd^reiben  fprad^  er,  ent- 
gegen ber  $riDatmeinung  3o^anned'  XXII.,  ent- 
fc^ieben  bie  Slnfi^t  au8,  ba^  bie  Seelen  ber 
©eredbten  fofort  nad^  il^rer  Trennung  Dom  Seibe 
nid^t  blo|  in  spe,  fonbem  in  re  bie  visio  beati- 
fica erlangten;  ebenfo  befanb  $alubanuS  fid(|  unter 
benjenigen  Xl^eologen,  meldte  anfangs  3uli  1335 
m  @aarbrücfen  unter  bem  SSorfi^e  bed  ^apfteS 
vSenebict  XU.  bie  fjfrage  neuerbingS  einer  genauen 
Prüfung  unteiaogen  (über  bie  be^nitiDe  Sntfd^ei- 
bung  ber  Streitfrage  burd^  bie  93ulle  Benedictiul 


1823 


Cornelius. 


im 


Dens  f.  b.  Sri.  %nf(l^uimg  ®otte8 ;  t)gl.  oud^ 
bie  t^eüS  neuen,  t^eilS  berichtigten  Socumente 
bei  Denifle-Chaielain  U,  n.  970—987.  995). 
^mer  nxinbte  {id^  ^lubonuS  gegen  bie  3rr> 
t^ümer  beS  fd^iSmatifd^en  SsgeneralS  ber  SRino* 
riten,  SRid^ael  t)on  Sefena  (f.  b.  ^rt.),  in  ber  nod^ 
ungebrudCten  @d^ft  Tractatus  de  paupertate 
Christi  et  apostolorum.  Obtt)0^I  er  fid^  aber  fo 
aa  faft  allen  t^eologif  d^en  Itömpfen  feiner  3rtt  be- 
tl^tigte^  mar  bamit  feine  literarifd^e  Sb^tigTeit 
bo(^  nic^t  erf d^öpft.  Seine  ^uptleiftungen  liegen 
Quf  bem  ©ebiete  ber  Ssegefe  unb  ber  fc^olaftifc^en 
Zb^ologie.  Sr  t)erfa6te  nömlid^  nad^  bem  3^ug- 
niffe  $of|et)inS  unb  S^arbS,  m\ä^  bie  betreff enben 
^nbfd^riften  fa^en  unb  befd^rieben,  bereits  t)or 
^colaud  Don  S^ra  (f.  b.  9lrt.)  auSfäbtlid^  Kom- 
mentare 5U  fömmtlidden  Sudlern  ber  b^iligen 
@d^rift;  biefelben  liegen  nod|  ungebrudCt  in  Siblfa^ 
tiefen  unb  flnb  mobi  aud^  tbeilmeife  t)erIoren. 
tl^mer  fd^rieb  ^alubonud  Sommentare :  In  1.  et 

2.  Seni  (nur  in  ^anbfd^riften  Dorbanben);  In 

3.  Seni  (Par.  1517) ;  In  4.  Sent.  (Ven.  1493, 
Paris.  1493.  1514. 1518;  In  3.  unb  4.  Sent. 
gufommen,  Par.  1530).  S)er  fjjl.  %ntonin  (Summa 
hist.  m,  Lugd.  1586,  681)  fd^ö^te  biefe  Kom- 
mentare n^egen  ibrer  cafuiftifd^en  Sraud^barfeit 
febr  bod^  unb  50g  biefelben  in  biefer  ^infid^t  allen 
atü)eren  t)or.  Sinige  fd^reiben  ^alubanuS  aucb 
eine  SIbbanblung  De  causa  immediata  ecde- 
siasticae  potestatis  (Paris.  1506)  )u,  möbrenb 
ainbere  biefelbe  bem  Dominicaner  Karbinal  SSßtt- 
beim  $eter  be  (Sobin  beilegen,  ßntfd^ieben  un« 
äd^t  unb  t)ielmebr  bad  SEBert  eines  gfranctgcanerS 
ftnb  bie  unter  ^lubanuS'  9lamen  unb  unter  bem 
Xitel  Thesaurus  novus  oft  gebrudften  Sermones 
de  tempore  et  de  sanctis  per  annum,  Argen- 
tinae  1493,  Moguntiae  1608  u.  f.  tt).  —  3lm 
17.  Snli  1336  (nic^t  erfl  1340,  toie  ®om8  u.  % 
angeben)  erbielt  $alubanu§  bie  jhrd^e  SonferanS 
als  Sommenbe  (®  enifle,  im  ^rd^it)  n,  2 1 5,  ^nm.  4, 
u.  Chart.  II,  204);  er  beftötigte  unb  Deröffentlid^te 
bann  alsbalb  (1337)  bie  t)on  feinem  SSorgönger 
auf  biefem  bifd^öfUd^en  @tuble  entn)orfenen  $ro" 
Din^ialftatuten.  gffinf  3abre  barauf,  am  31.  Ja- 
nuar 1342,  flarb  er  }u  $oriS  unb  marb  in  ber 
Äloftcrfird^e  bon  ©t.  3acob  begraben.  (SSgl.  Bu- 
laeus,  Hist.  Univ.  Paris.  IV,  Paris.  1668, 
984 ;  Quetif-Echard,  Scriptt.  0.  Pr.  1, 603  sqq. 
II,  820 ;  Fabricius,  Bibl.  med.  aevi  V,  Flo- 
rentiae  1858,  183.  256;  Hain,  Rep.  bibl.  lY, 
12286—12287;  Graesse,  Tresor  V,  116; 
fonfttge  Siteratur  bei  Chevalier,  Bep.  u.  Suppl. 
8.  V.  Palud.)  [aWorgott.] 

"Sf  amethts  (be  ^mMe),  Sacob,  einbefonberS 
als  $atrolog  gefd^ö^ter  %^tolDQt,  mar  )u  S3rügge 
1536  als  @obn  eineS  @taatSratbeS  JtarlS  V. 
geboren.  Sr  ftubirte  anfangs  in  fiömen,  bann  )u 
$ariS  unb  ^bua.  3laä)  feiner  Slüdtfebr  erbielt 
er  5u  Sömen,  mo  er  mie  in  $ariS  biele  inter- 
effante  Sefanntfd(iaften  gemad^t  b^ttte,  bie  tbeo- 
logifd^e  ^octormürbe,  f^vttavi^  ein  Sanonicat  )u 


Srflgge;  fpSter  marb  et  aud^  (l^noniaiS)tt  6t6tt> 
bula  in  9rüf|et  unb  )u  @t.  3obomi  in  ^am» 
bufd^.  &a  greunb  ber  Sßiffenfc^,  otbeitdef» 
melius  babin,  eine  auSgegeiil^nete  Sibliol^  c»* 
jurid^ten,  um  bie  Sd^riften  ber  beiligm  8to  vit 
alten  ^nbf d^riften  }u  oerglefaben  mtb  fbb  fo  kct 
patrifhfd^  jhitif  bingeben}u  fitanen.  SMeSfag» 
triege,  bie  fein  SBotertonb  b^imfud^teii,  bcMMa 
ibn,  fid^  md^  ®t  Omet  m  begeben,  ttw  ber  vi- 
f  d^of  ibn  gum  Slrd^ibiacon  feiner  (iaSJämäz  maftit 
3n  ber  gfolge  befiimmte  ibn  W^^  H.  insK' 
f d^of  t)on  @t.  Omer  unb  jum  ^tofifl  ber  IMtt 
}u  ®t.  @altxitor  in  Utrd^t  aiS  ^ßmndittl  Ar 
t)on  feinem  99iStbum  93efi|  nebmen  moDte,  ettandk 
er  untermegS  utd)  ftarb  om  SlerDenfieber  gnStt«! 
im  ^ennegau  am  18.  September  1587,  im  52.  Sei 
benSiabre.  Seme  SBerfe  ftnb:  1. LitnrgieaLiti- 
nomm,  Colon.  1571,  2  voll.,  aud^  mtet  bn 
XitelBitaalepatnimlat.,ib.l675;  biefeSfettot 
aber  unfritif  d^  äBerf  t)erbreitet  fidg  über  ben  9tifa« 
beS  beiligen  aRe^opf erS,  mie  er  bei  ben  SpofUi 
unb  beiligen  Sötem  fiblid^  gemefen.  2.  Sie  k 
ber  Maxima  bibUoth.  vei  pat.  XVm.  dg^ 
brudfte  SluSgabe  beS  Micrologos  de  ecdeoaiü- 
cis  observationibus  (f.  b.  Slrt  MicrologM). 

3.  Catalogus  Commentariomm  veterom  fläee* 
tiorum  in  universam  Bibliam,  Antwerp.  156& 

4.  Belatio  ad  Belgii  ordines  de  non  adndttai- 
dis  una  in  republica  diversamm  rdigioiuni 
exercitüs,  Antwerp.  1589  (aud^  in'S  gfnnqi- 
ftfd^e  überfein  Sqon  1592).  5.  SineSuSgobe  W 
bl.  e^prian,  ^nttottpm  1568,  ^riS  1616.  Sttfe 
Ausgabe  nxirb  nad^  oerfd^iebenen  ^nbfd^riftcnlc" 
forgt  unb  mit  fd^ö^baren  {Roten  begleitet,  indSftk 
ben  ausgaben  S^prianS  Don  SRigault  nnb  Sei 
f eblen  (Dgl.  Migne,  PP.  lat.  m,  p.  LXIH  B99J. 
6.  gine  SuSgabe  beS  SertuHian  mit  geftb^i" 
^nmerfungen,  bem  Seben  beSfelben  fammt  fcon 
äkrtbümem  unb  beren  SEBiberlegung,  Sntunixn 
1579  unb  i^fter.  %  Submig  be  la  Cerba  nb 
Stigault  benu^ten  |(kimeliuS^  Srbeit  für  ibre  W- 
gaben  beS  SertuQian  (ogL  audb  Migne,  PP.  bt 
I,  69).  gfemer  gab  ^melius  Saf poborS  De  Ib- 
stitutione  divinarum  litterarum  L  1  (Antv. 
1566)  berauS;  be|gleid^  b<^t  man  Don  ibnene 
neue  Ausgabe  Don  KabanuS  SRauruS,  todSft  mli 
feinem  3:obe  gu  fföln  1 627  burd^  Snton  Don^em 
Sifd^of  Don  9)pem,  in  brei  99önben  Derbffeiifitt 
mürbe.  3n  oiefer  SluSgabe  finben  fid^  cou)  Me 
Kommentare  beS  $ameliuS  aber  baS  Sud^  3iiM4 
unb  über  ben  93rief  beS  bl.  ^uIuS  an  ^ffimm- 
^ameliuS  b^^  tin  Sinne,  aud^  bie  Litnr^ 
Graecorom  unb  ein  9ud^  aber  bie  U^bemiPni* 
mung  ber  gried^ifd^en  unb  lateinifd^en  tMft  ii 
93etreff  beS  beiligen  9Re^opf erS,  bann  eine  SM)» 
gefd^id^te,  eine  ©efd^id^te  Don  Belgien  unbftmd« 
Don  Srfigge  berau^ugeben ;  oUein  ber  Xob  14^ 
feiner  gelebrten  Slb^tigleit  ein  )u  fräbeS  3^^  (8Ö^ 
Hurter,  Nomencl.  lit  I,  2.  ed.,  Oenip.  1891 
109  sq. ;  Xbalbofer,  ^anbbud^  ber  fatb.  Sttnp' 
I,  2.  9ufl.  Sfreiburg  1894,  102.)        [%vü 


1825                                  ^antmad^iuS  —  $am)il^{Iu8.  132& 

VMnM4faM,betl^I.,berSfreunbbe§]^L^ie«  tuegen  et  btefenSrief  toenigfienS  on  geeignetem 
n^miift  unb  bcd  I^L  $auliim8  Don  9)oIa  (f.  b.  Orte  mtttl^eilen  Idtme  (Ep.  58).  9u<j^  ^nabtuS 
9dL),  Pommte  and  bem  oltrömifd^  ®ef d^led^  lernte  bei  feiner  Snttefenl^eit  in  9tom  ben  Dortreff« 
bcc  9ntier  mtb  ttmrbe  d40  n.  &^t.  geboren.  S>ur(i^  lid^  9Rann  fennen  (Eist  Laus.  o.  122).  Suf 
bk  gilbten,  loel^e  er  nrit  ^ieron^mud  }uf ammen  ^ammad^iud'  fleteS  Srmal^nen  (ef d^lo^  dieron^* 
hl  Stom  nmi^te^  erlangte  er  eine  j^ol^e  SBilbung  mnS  im  3. 405  feine  fibrigen  Xage  auf  bie  ßr- 
fai  bcn  toMifya  tote  in  ben  fpecieD  d^rißlid^en  flörung  ber  ^rop^eten  }tt  oenoenben  unb  ttibmete 
Siffenfd^aftnu  Sr  betrat  juerfl  bie  IBa^n  bürger-  feinem  gfreunbe  im  3. 406  bie  Kommentare  )it 
IU)er  (l^rettfleOen,  nmrbe  Senator  unb  toirb  oon  Ofee,  3oeI  unb  %mod.  Sd^on  frul^er  aber,  bieU 
9oBiibtuB  vir  proconsuliuris,  Don  i&ieronQmuS  leicht  im  3. 397,  ^atte  er  auf  ^ammac^iud'  93itte 
kr  Umifd  ber  Sonfuln  genannt.  Sie  fromme  3onad  unb  9bbiad  erflftrt  unb  i^m  beibe  Som- 
nazcdla  mar  feine  iB(utdt)ermanbte;  er  felbft  aber  mentare  gemibmet;  bie  SrHörung  beS  ^ropl^eten 
Mmö^itc  fld^  mit  $aulina,  ber  )tt)eiten  2:od^ter  3)aniel  bebidrte  er,  oieUeid^t  407,  aRarceUa  unb 
kr  1^  fkiula  (f.  b.  Sri),  etma  Dom  Sa^u  392  i^m;  in  ber  Sorrebe  )u  bem  ^rop^ten  3faiad 
OH  ffll^  $ammad^u8  einen  emftg  unterl^Itenen  fagt  er  ber  Sufbd^ium,  il^r  Sruber  ^ammac^iud 
Sncfne^fel  mit  binn  bamatö  )u  ^etl^Iel^em  mei-  ^(we  i^n  buni^  l^öufige  Sriefe  su  biefem  SEBerfr 
fcnbcit  feieton^muS ,  ber  erfl  mit  feinem  Xobe  ermuntert.  3n  ber  Sonebe  ju  Ssed^iel  Dom  3Q]^e 
dbete.  Sr  f4rrieb  on  ^ieron^mud  über  bie  3rr"  411  fd^reibt  er:  „Unbfie^e,  plbi/iii^toixb  mir  ber 
fl^ibiicr  3o»inian8  unb  mad^te  il^n  aufmerffam,  Xob  ^mmad^iuS'  unb  SRarceda'S  bei  ber  SBe- 
bfli  beffen  ^mci  S9ud^  gegen  3oDinian  Dielen  Sin-  lagemng  ber  @tabt  Stom  gemelbet"  S)amad^  fäSt 
{b|  erregten,  fo  ba|  er  bie  Dori^nbenenSlbf duften  ^mmad^iud'  Zob  in  baS  3a(r  410.  Sein  (Se- 
in Som  )u  unterbrfidten  Derfud^t  l^be.  ^ierouQ-  böd^tni^mirbam  30.  Sugufl  gefeiert.—^  Briefe 
«iS  boiAe  il^  unb  red^tf erttgte  fld^  meitlöufig  beS  fj/L  f)ieron9mud  an  $ammad^iud  f.  bei  Migne 
m  bem  Sriefe  Liber  ApologeticuB  ad  Pam-  L  c.  XXn,  epp.  48. 49. 57. 66. 84. 97;  benSrief 
■aehimn  pro  libris  contra  Jovinianum  (bei  beS  ]^I.9lugu{nnu8  ib.  AAAlllf  225  sq. ;  ben  ^rief 
Migne,  PP.  lat  XXn,  493  sqq.).  3m  3.  395  bed  ^ulinuS  Don  9loIa  ib.  LXI,  207  sqq.  (^I. 
Hnieb  £rieroni)mu8  (De  optimo  genere  inter-  AA.  SS.  BolL  Aug.  VI,  555—568;  Geillier, 
idi)  an  ^mmad^iud,  ol8  er  i^m  Don  9ht-  Eist.  gen.  des  auteurs  sacr^  VII,  nouv.  öd. 
Sorgel^fen  SRitt^eilung  gemad^t  l^atte;  aud^  Paris  1861,  503  ss.)  [®am8  O.S.B.] 
er  ibm  feine  Sert^ibigung  gegen  SBifd^of  'Sfomyßi&ti^,  ber  H/  ^e^  unb  SRar« 
Don  3emfalem  )u.  3m  3.  397  ftarb  tqrer  )u  Söfarea  in  $alöfüna,  geniest  in  ber  ®e- 
fanltna,  bie  ®emablin  b^  ^ammad^iuS ;  nid^t  f ^id^te  ber  t^eologifd^n  SBiffenfd^aft  befonbem 
¥t%  ^teron^muS^  fonbem  aud|  $aulinu8  Don  IRul^m  ali  gförberer  beS  Stubiumd  unb  ald  Ser- 
SWa  Vfyckb  begmegen  an  ^ßammad^uS  einen  au8>  DielföUiger  filterer  d^rifittd^n  Siteraturmerfe.  Sr 
fl^tfl^  Srief,  morin  beibe  tt)etteifemb  foaol^I  entflammte  einer  Domel^men  Sfamilie  su  93ert)tuS 
btl  2ob  ber  Derfiorbenen  ®emal^Iin  als  bad  beS  in  ^^önicien,  !am  fpäter  nad^  SKesanbrien,  mo  er 
flkcrbbenben  $ammad^iuS  Derfunbigen ;  ben  ledern  Don  periud  (f.  b.  9(rt.),  einem  ^nl^änger  bed  Ori- 
li^men  fle  befonberS  megen  feiner  großen  SDemutl^,  gene8,Unterric^terl^ielt^unbbrad^te  ben  legten X^eil 
{änex  93er|td^tleiffamg  auf  aUen  irbifd(|en  93efi^  feined  Sebend  in  (Sfifarea  ju,  mo  i^n  Sifd^of  Sga* 
nb  feiner  tl^tigen  opfeneid^  9lä^{)enliebe.  piud  jum^redb^ter  gemeint  l^atte.  3n  ber  (Sl^riflen- 
Ifammaäfiia  l^e  in  bem  römifd^  ^fen  eine  Derfolgung  unter  SOta^imin  ttmrbe  ^mpl^ttud  im 
gco^riise  gfrembenl^berge  (zenodocbium)  er-  3.  307  burd^  ben  ^räfecten  UrbanuS  in'd  ®e- 
tii^ ;  in  bereu  Unterl^Itung  wetteiferte  mit  il^  f öngni|  gett)orfen ,  gemartert  unb  nad^  5n>ei- 
Mc  frmmne  Sfabiola,  tt)eld^e  aber  fd^on  einige  3al^re  iöl^riger  ®efangenfd^aft  entl^auptet  (309).  3laä^ 
mOfytc  (etnxi  899)  fiarb.  3um  Sobe  biefer  fjfrem«  ben  iserid^ten  bed  JKrd^engefddiddtfd^eiberd  Su- 
bei^berge,  in  ber  nid^t  blo^  9rme  auf  genommen,  febiuS,  ber  fid^  atö  Sd^üler  beS  l^L  $am))^ilud 
(md^  g^en  SluSIfinber  reid^e  ©aftfreunb-  Eusebius  Pamphili  nannte  unb  eine  nur  in  einem 
gefibt  ttmrbe,  fagt  ^ieron^ud:  „Sonber  gragment  erhaltene  SebenSbefd^reibungfeined8eb« 

dtaniMjen  ^fen  gegrunbeten  Verberge  bot  )u  rerd  Derfa|te,  ttmr  ber  jäeilige  )u  feiner  3(it  ber 

||d4cr3^biegan)eSBeUDemommen;inSinem  berübmtefte  9Rann  in  $alöfüna  unb  mit  ieber 

Sonnier  lernte  Britannien  lennen,  tt)aS  Veg^pten  d^riftUd^en  Xugenb  gefd^mücft.  ©ein  IBermögen 

nk  $axtl^en  aI8  tt)a^r  erfannt  l^atten"  (Ep.  77  tl^eüte  er  }tt)ifd^  ben  S^oeden  ber  tl^ologifd^en 

[d0  mort  FabioL]).  ^ammad^iuS  aber  ttmrbie  aud  äßiff enfc^aft  unb  ber  Unterfiu^ung  ber  ^totl^Ieiben« 

Racm  Xeid^  ein  Srmer  unb  tt^ibmete  feine  nod^  ben.  (Sx  ttmrbe  ber  ®rünber  (ober  Snoeiterer)  ber 

iMge  Sebnd^eit  gang  bem  3)ienfte  @otted.  3m  Sibliotl^ef  gu  Söfarea  unb  bereid^erte  biefelbe  burd^ 

S.M1  fd^d)  aiugufUn  an  ^ammad^iud  einen  Diele,  gumX^eil  Don  il^meigen^önbigabgefd^ebene 

kgiaAimnfd^enben  Srief ,  ba^  biefer  bie  auf  feinen  SBerfe  ber  Sfiter,  bef onberd  beS  Origened.  Sefannt 

Bflkm  in  bem  confularifd^en  9htmibien  Dorl^n«  ift,  ba|  auc^  bie  berubntt^  &^^Ict  (f.  b.  Srt.  Ori« 

kaoi  iMmaiißifd(Kn  Solonifien  mit  (Erfolg  gu  ber  gened,  ob.  1064)  gu  ßfifarea  DerttKi^rt  tt^urbe  unb 

Mcd^  ytrud^ufu^  bemüht  gett)e{en  fei.  SRöc^ten  (Dermutl^lid^  erft  bei  ber  3erftörung  ber  Sibliotl^ 

mbtre  leü^  SUmer  il^m  l^erin  nad^l^men,  n)e|-  burd^  bie  Araber)  Derloren  ging.  9Rit  CufebiuS 


1327 


$amt)l^l)Utn  —  Fange  lingna. 


im 


jufommoi  fefotflft  ipinil'^iluS  m^  bre  ^opla 
thte  neue  Secen^on  bet  ©tphioginla  (j.  b.  Sri), 
DKldie  auf  feine  ^uciotitüt  ^in  allgemeine  Tlnna^tne 
in  $iilöfHnQ  fanb ;  a\iä)  W  »r  oermut^li*  ((.Mont- 
fancou,  Biblioth.  CoiBlin.,  Parie.  1715,  78) 
bie  (ogen.  eut^alianijdde  ffa)>tteltint^ettung  in  bie 
^o^elgefi^if^tt  eingeführt  (bgl  caiä)  Raulen,  Sin* 
Ieituna,3.§Iuf(.,gmb.l890,  69fO.  ®tf  d^rip- 
lit^t  Schule  gu  Säfatea  tienbanlt  i^m  gleic^falli  i^re 
@rüi^ung.  ESon  tigentn  Sd^riften  btS  f|I.  $ani' 
p^ilui  neiben  einige  oerloren  gegangene  Sriefe 
genannt,  ueld^e  eianiJteunbt  nietete  (f.  Hieron. 
Apol.  adv.  übr.  Eufin.  1,  9,  bei  mgae,  PP. 
lat.  XXni,  404);  bie  i^m  jugeftfiriebent,  im 
Urttjt  eijaltene  grflärung  )u  ben  flofiitdüber- 
fd^n[lenber7^iD^eIge|<^idbtef.beiMontfauconLo. 
78  sqq.  u.  bei  Mlgne,  PP.  gr.  X,  1649  sq.  Sine 
^ologie  btS  Origenefi  (f.  b.  %ri  Origtni^en^t, 
ob.  1074)  aibeitete  er  im  (SefSngnifi  jufamtnen  mit 
SufcbiuB  aus ;  letftmt  gab  bie  fünf  erften,  gemein- 
lam  Mtfagten  ^üc^et  beiferden  f^iätti  ^eiauS  unb 
fügte  ein  fec^SteS  ^inju.  2)itfe  Spnlagit  uwnbet 
fU^  an  bie  ConfesBoreB  ad  metalla  P^aeetiiiae 
danmatoB  unb  fuc^t  bie  fiauptDonDÜrfe  gegen 
OiigcneS  buri^  ISttate  aus  beffen  SBcifen  mit  «• 
tlärenben  Smif'^entiemethingen  ju  befeüigen.  <Sx* 
galten  baoon  [inb  nui  baB  tifte  ISud^  unb  einige 
Fragmente  in  Der  (nad)  Hieron.  ÄpoL  adv.  libr, 
Bu£n.  1,  8  unguDeriaffigen)  Uebeifegung  SlufinS. 
SMefe  Studie  ftnb  me^rfad^  gebrudt  mit  oen  j^er* 
len beS  Origtntd,  foinbtrOTigencfl-SuegabtUDn 
I)e  fa  iÄue  (IV,  Opp.  ad  Orig.  pertin.  17  sqq.) 
imb  bamad^  in  ber  Sommafifc^'f^tn  ISbition  ^b. 
XXIV,  293  sqq.,  femer  in  GaUandi,  Biblioth. 
patmm  IV,  8  sqq.,  bei  Migne,  PP.  gr.  XVH, 
542  sqq.  unb  fnnft.  —  Sie  beften  Sa(f|ri^ten 
übet  $amt>](iiluS  nürbe  feine  Don  SufebiuS  in  biei 
Üäüi^tm  Derfagte  SebenSbef^reibung  bieten,  nenn 
fit  ni(^t  tinloren  mäxt.  SBtrmut^Ii^  bilbtten 
aber  bie  Acta  S.  Pamphili  et  aociormn  (f.  AA. 
88.  BoL,  Jun.  I,  64  sqq.  unb  Migne,  PP.  gr. 
X,  1534  Hqq.)  einen  2^eil  berfelben,  lutnn  aud| 
BteUeicfit  mit  raeiteitn  ffluSfc^mürfungen.  Slu&er- 
bem  finbtn  fii^  ja^Ireli^e  gelegentliche  ÜKitt^iei- 
lungen  über  ^amp^iluS,  fo  bei  Euseb.  H.  £. 
6,  32 ;  7,  82,  26 ;  8,  13,  5 ;  ferner  bei  Euseb. 
De  martyr.  Palaest.  c.  7,  U ;  bei  8ocrateH,  H.E. 
3,  7;  Hieron.  De  Tir.  111.  c.  75 ;  Photius,  Cod. 
118;  tnblit^  in  ben  Stmtf^iiften  jtoifiiitn  ^ie- 
tongmua  unb  Kufin  (f.  b.  Wtt.  DrigeniPtn^itJ. 
(93^.  Ceillier,  Hiet.  gen.  des  auteurs  sacr^ 
II,  n.  ^d.  Paris  1859,  522  ss. ;  »eitire  Sittratur- 
angaben  f.  bei  Chevalier,  Bäp.  s.  t.)    {_%  effei.] 

^amp^Mtu,  f.  flltinafien  VII,  785. 

^amyomatnis,  f.  Stolle,  9Hc^arb. 

^nngiit  ift  eipenS  na^  ber  @rut^tiebeutung 
„bie  OoKIommen  ^eilige"  einer  ber  e^renben  !8ei' 
namen,  meiert  bie  giitii^ifi^  j^rdie  bei  ®otteS- 
muttei  gibt.  @o  ^eigt  baS  g^eft  Assumptiob.  U.  V. 
im  iJejtlalenher  oon  ßonfiontinotitl  xoi'niiisie  -r^e 
itwKffiat  deoTJxou  (Ealend.  ecd.  Const.,  ed. 


Morcelli,  II,  Bom.  1788, 191;  Danid,  Cod. 
litlV,  Lipeiae  1853,  S13,  not  1.  S23).  IM 
Sott  Pe^t  au(^  allein  ol^ne  nO^em  3nfat  |k 
Sejeic^nung  ber  9Rutter  ®Dtte«  (Gou-,  £n^ 
Paris.  1 647,  667).  9u4  impirjfa  tommt  \ti  bn 
(ib.  813).  3R)eiteni  niib  myartia.  obei  T^vtjw 
ein  geneigtes  brtie^gefi  €tfid(^  EBiob  gtnanuL 
aü^tS  bie  grit^if^tn  9Rön(^  uab  Sltr^i  tnb 
anbete  fromme  ^erfonen  nat^  btt  tDla^tjeit  mtki 
@ebtt  unb  Soraa^me  btflimmtet  Stilen  gntitfnL 
S)er  XtUa,  raorauf  tS  liegt,  ^|t  itava^po» 
((roar  1.  o.  867 ;  Daniel  L  e.  323).  2)ritbn!  i^ 
$anagion  bei  ben  ©litten  a\&  Sejeii^nung  für 
bae  ^ctoralfreu;  bniBi|(!^eft  in  @ebrauiii(Dudd 
1.  o.  382).  (Sgl  Nilles,  Ealend.  mau.  utiinsq« 
oocLII,  Oenip.1881,  326  sqq.)     [^i. ffillnet.] 

"^KttaattttS,  b  e  r  ^  I. ,  (in  jugenbli^a  Stop 
tqrer,  toelc^er  in  btr  biodetionif^tn  ißtrfolgimg 
am  12. 2Rai  304  an  ber  via  Anrelia  ^geti^kt 
»urbt,  mar  oon  @eburt  ein  ^^r^gicr,  &n 
aber  als  Ainb  mit  feinem  O^tim  ^ion^puB  »4 
9tom  unb  narb  Don  ^ap\l  9)larcillinu§  jeDifl  ff 
tauft.  Wii  feinem  O^eim  gugleiib  maib  a  is 
aller  DOR  14  Sauren  enthauptet  aBtgen  ia  k 
feinem  Slter  ungemb^nlit^en  ^tonb^a^igbit  wA 
er  im  SItittelalter  ^odd  oerebrt  (Eine  frinj^  wä 
feinem  Flamen  }u  9tom  ip  feit  1517  SarbiitaattL 
©ein  ISIep  ip  an  feinem  XobeStag,  btm  12.  SM 
(AA.  SS.  Boll.  Mail  lU,  17;  Dgl.  Analadi 
Bolland.  U  [1883],  289  sqq.  unb  X  [18911 
53  sqq.).  [ffaulen] 

ifanegl^on  nennen  bie  ©riechen,  wd  U 
ben  Sateinetn  ^omiliarium  öeifet,  sine  ©ai 
Don  ^rebigten  unb  ^omilien  bertorragenber Abi 
d^enft^rlftfleOer  auf  bie  3^ePe  e^tifti  unb  ixt^ 
ligen.  SlieDerf(^iebenen^u))ttit(^en^abetteigB 
Sammelmerle  biefer  Slrt,  mcicbe  an  Sn^oA  ri 
Umfong  fe^r  oerfd^iehen  finb.  %m  biefen  !Btdl 
gingen  einjelnt  ©tiidte  in  bie  aKttiäcn  (f.  b.  11 
DJtenaion)  unb  anbcre  liturg.  Sucher  becSritfa 
über(Daiiiel,Cod.lit.IV,321sq.).  [^.StiSmi 

Fange  lingaa  pnb  bie  Snfnng^niortc  ak 
Stnja^I  con  litd^lidlien  ^qmnen,  meiere  in  M^ 
jeiligen  hoc^äifcEien  ©tropfien  abtcfafel  finb (fl. 
9lrt.  ^^mnuS  VI,  543),  unb  als  beren  grai»' 
fi^aftliiiea  SBorbilb  ber  §t|mnufl  ju  g^mMj 
^eiligenftreujeSPangelinguagloriMlLMr«« 
certaminiB  erft^eint.  SQerfQf|erbe6Iel(lernif<* 
f4einliif|  StaubiuS  ÜJtamerluS  (f.b.«rtid*lF 
■  etuhien  unb  ajüttj.  auS  b.  Senebict.-  itipw 
Orbenl885.I,  446f.);bD(^  tDirtbiiSi*»! 
tion  älteren  unb  neueren  äuctoritälen  aur^ii'l^ 
nontluS  gortunatufl  (f.  b.  Sri.)  juriictgetuirl.  w 
bequeme  melrif^e  Sonn  biefeS  SkM  iw  >J 
bet  antrieb,  raarum  bemfelben  fo  Celc  anto"J 

gebit^tet  tourben.    Sine  anjotil  foli«  W 

a^mungen,  ju  benen  audd  baä  Paoge  ü"2    *  i^ 
gloriosi  Corporis  mysterinm  t[5  61.  iS* 
gehört,  pnhel  pc^  bei  Daniel,  Thes.  iipaA\ 
Halis  1841,  II— V,  Lips.  1844—1856;  K«  -  - .  . 
8at.§9mnenbe8im..«.  U,  in,Sreib.l84*tJ    «la^ 


1W= 


■^'■if 


^anigorolo. 


1880 


rd,  2aL  ^tjmta  be8  aR.-9v  d^nftebeln  1868; 
),  Sat  ^Qtnnen  bed  9R.-9.^  Augsburg  1888; 
dcf,  Anidecta  hymnica  11  ff.,  fieipgig 
8 ff.;  eine  oollftänb.  Ueberftd^t  gibt  GheyaÜer, 
lert.  hymnolog.  11,  Louyain  1895,  284  sq. 
itt4  ^böumtn,  SaS  fatl^.  beutfd^  ftirci^enlieb 
teiburg  1886,  693  ff.,  unb  Julian,  Dict.  of 
nnology,  London  1892,  878  ff.  Sine  an* 
^enbe  griecbifd^  Ueberfe^ung  bed  tj^^^obnleid^« 
fiJ^^mnuS  Fange  lingua,  mit  Seibel^Itung 
Ber4ma|ed  unb  bed  9teimed,  üerfafte  ®.  SRa^r 
.  (f.  biefelbe  bei  Nilles,  Eal.  man.  11,  Oenip. 
1,477  sq.).  Sie  aRelobie  oOer  biefer  ^Qmnen 
d  fid^  l^uptföd^Iid^  in  gmei  Varianten:  als 
|d^  6ingn)eife,  ttie  fie  je|t  in  ben  offtcieüen 
iji^  £]^oraIbüd(|em  fielet,  unb  aI8  pl^rqgifci^e, 
fic  in  Seuifd^Ianb  unb  Sftanfreid^  übli^  iß ; 
xtDt&,  3ur  ®efd^.  beS  Tantum  ergo,  in  ben 
nmen  ouS  SR.-Saad^.  XXXYII,  1889,  475. 
L  nod^  Rarfitt,  Seitröge  jur  ©efd^.  u.  Srlla- 
I  b.  ölteften  ftird^^^mnen,  2.  %x^.,  ^berb. 
1,  412  ff.)  [^.  gflet.] 

fimigtroCi,  SftonciScuS,  O.S.Franc., 
bei  §amilie  ber  Obferüang,  berül^mter  $re- 
r  imb  (SontroDerjtfl,  Sifd^of  t)on  ^{ü,  nmrbe 
Roilanb  am  6.  3anuar  1548  geboren;  fein 
rr,  ein  ongefe^ener  Surift  l^ie^  @abriel  ^ki- 
xolo,  feine  SRutter  Seonora  (Safati.  3)er  mit 
I  Qulerorbentlid^en  @eiftedgaben,  namentlid^ 
R  erfiaunlid^en  (Seb&d^tniff  e  auSgerüftete  jhtabe 
^  mit  fpielenber  fieid^tigfeit  f  old^e  gfortf  d^ritte, 
er,  um  bie  Sted^te  gu  fhtbiren,  fd^on  mit 
Sagten  bie  Unioerfitat  $abua,  fpöter  bie  Don 
Dgno  befud^en  fonnte.  9uf  beiben  Unioerfi- 
I  fu^e  er  nad^  feinem  eigenen  SBefenntnifje 
leid^tftnniged  unb  getoalttl^ätiged  fieben  unb 
Snfü^rer  bei  ben  bort  getoö^nlic^en  Slauf ereien. 
mS^  er  nid^t  feiten  in  groge  fiebenSgefa^r  ge» 
i,  Mein  ber  rafd^e  Zob  feines  93ater3,  ber  in 
e  6tubiengeit  fiel,  ergriff  il^n  tief,  unb  nad^ 
8er  3tit  folgte  er  ber  fd^on  lange  ma^nenben 
nraie  ®otted,  tteld^e  ibn  gur  Su^e  unb  gum 
kleben  berief.  Sr  befe^rte  ftd^  grünblid^  unb 
',  ouf  fein  reid^ed  ^trimonium  üergid^tenb, 
15.  m&n  1567  in  baS  ftlofter  ber  Obfer- 
tcn  {u  gloreu)  ein.  92ad^  feiner  $rofe^  be* 
k  ei  bie  p^ilofopbifd^en  unb  tl^eologifd^en  @tU' 
t  in  ^bua  unb  ^ifa  unb  mad^te  bälb  burd^ 
oeiQubembeS  Stebnertaknt  fo  gro^ed  ^uf  fe^en, 
er,  erfi  23  ^iafjftt  aii,  Don  feinen  Oberen  nad^ 
I  i^fen  nmrbe,  um  bei  bem  ©eneralcapitel 
OrbenS,  bem  ber  beilige  $a))fl  $iuS  V.  prfi- 
^  bie  (Eröffnungdrebe  gu  galten.  3)er  ^iopft 
'Kberte  bie  f  eltenen  ®aben  beS  jungen  SRanned 
^ff  xfpn,  nad^  $ari3  gu  gelten,  um  bort  in 
1^  feine  tbeologifd^en  ff enntniffe  gu  ermeitem 
W^  jn  befferer  ^ermert^ung  feiner  @aben  gu 
^^m.  2)a  $iuS  V.  bamalS  feinen  92effen  al§ 
uiQUegaten  an  ben  frangöfifd^en  ^of  fanbte, 
^We  er,  ba|  $anigaroIa  im  @efoIge  bed- 
1  luid^  ^ßoriS  reifen  foOe.  2)ort  ftubirte  biefer 


nun  gmei  3abre  mit  großem  f^eil  unb  erfiaun« 
lid^em  (Srfolge  neben  ber  grie(^ifd^en  unb  bebrfti« 
fd^en  Sprad^e  bie  l^eilige  @d^rift  unb  bie  93äter 
unb  mürbe  felbfl  am  föniglid^n  ^ofe  megen  feiner 
IBerebfamfeit  bemunbert  unb  geehrt.  3la<S)  3talien 
gurüdfgefel^rt,  lehrte  er  im  Orben  bie  Zb^ologie, 
prebigte  aber  gugleid^  unermüblid^  13  3abre  long 
in  ben  ^auptftöbten  StalienS,  namentli^  in  Stom, 
mo  !ßa)){l  @regor  Xm.  feinen  ^rebigten  oft  bei- 
mo^nte :  er  enegte  überall  eine  faft  fd^toörmerifd^ 
Semunoerung,  bemirfte  aber  aud^  gabllofe  IBefe^« 
rungen.  allgemein  galt  er  als  ber  größte  ^rebiger 
feines  Sabr^unbertS,  ein  Urtl^il,  bem  ^aniga- 
roIa'S  3eitgenoffe,  ber  Sarbinal  greberigo  9or« 
romeo  (De  sacris  nostrorum  temporum  ora- 
toribus  lib.  2  [ed.  Mediol.  1632]),  unb  fpöter  aud^ 
ZiraboSd^i  beiftimmen.  S)ererfterefagt  unter  anbe« 
rem  üon  i^m,  ba^  ^anigarola  in  ftd^  aüt  Sorgflge 
vereinigte,  meldte  eingebt  an  anberen  Stebnem  be« 
munbert  mfirbem  9IS  SufbS  feiner  OrbenSproDing 
mobnte  ^anigarola  1576  bem  ©eneralcapitel  gu 
^riS  bei.  93iele  beabfid^tigten,  ii^n  gum  ©eneral« 
minifter  gu  mäblen;  eS  gelang  aber  feinen  Se« 
mübungen,  bie  SBabI  auf  benberü^mtenSfrandScuS 
®ongaga,  ben  Obeim  beS  ffi.  Slo^ftuS,  gulenfen; 
er  felbft  mürbe  gum  ®eneraIbefinitor  erforen.  Sei 
biefer  @elegenbeit  Dertbeibigte  er  in  einer  öffent« 
lid^en  2)igputation  glöngenb  üiele  Theses  gene- 
rales  ex  universa  SS.  Fatrum  theologia  de- 
sumptas,  meldte  1594  gu  ^ngolftabt  gebrudt 
nmrben.  3n  Stauen  übte  er  nad^  feiner  StüdCfebr 
fein  ^rebigtamt  meiter  auS  unb  mitfte  gugleid^  als 
93ifitator  mebrerer  OrbenSprooingen.  SnSbefonbere 
mürbe  er  auf  Srfu^en  beS  bl-  Aarl  IBorromäuS, 
ber  ibn  febr  bod^fd^ö^te,  t)om  ^apfte  nad^  9Rai« 
lanb  gefcbidtt,  um  bort  als  ^rebiger  unb  Sontro* 
üerfift  ben  beiligen  IBifd^of  in  feinen  fird^Iid^en  Re- 
formen fröftig  gu  unterftü^en.  dx  bielt  im  3)ome 
gmei  Sabte  binburd^  möd^entlid^  eine  ^omilie  über 
ben  ^ropbeten  SeremiaS  unb  gugleid^  Sf^^d^/ 
in  ^nmefenbeit  beS  beiligen  SarbinalS,  $rebig- 
ten  über  baS  fieiben  Seju  Sbrifti;  bie  Unteren, 
bunbert  an  ber  3abl  P^b  in  lateinifd^er  @prad^e 
gebrudt  (SJenebig  1585).  ^anigarola  begleitete 
aud^  ben  beiligen  Srgbifd^of  bei  feiner  Sifttation 
in  ben  Don  ber  ^reße  angeftedften  91pentbölem 
(@raubünben).  Sort  blieb  er  löngere  3eit  unb 
arbeitete  mit  SontrooerS)n:ebigten  unb  burd^  per* 
fönlid^e  Sinmirfung  erfo(grei(b  an  ber  IBefebrung 
ber  abgefallenen  (92äbereS  bierüber  f.  in  bem  unten 
citirten  Sud^e  beS  F.  aRarceUino).  SIS  ber  bl.  ftarl 
erfranite,  ftanb  ibm  ^nigarola  bis  gum  legten 
^tbemguge  bei  unb  bielt  ibm  bann  eine  rübrenbe 
Seid^enrebe.  —  ©ijtuS  V.  ernannte  $anigaroIa 
am  5.  3uli  1586  gum  Sifd^of  in  partibus  unb 
@uffragan  beS  SarbinaIbif(bofS  t)on  genara,  unb 
balb  barauf,  ba  er  bem  C^ergog  t)on  gferrara, 
^Ifonfo  IL,  mißliebig  gemorben  mar,  gum  IBifd^of 
oon  9fli.  3n  biefer  2)idcefe  mirfte  ^anigarola 
mit  großem  Sifer,  bielt  gmei  @qnoben  ab  unb 
arbeitete  energifd^  an  ber  Steform  ber  gefunfenen 


1881 


^onisbriefe  —  ^antänuS,  ber  H 


1S8S 


SiSri))Iin.  %u|  Sefel^I  bed  $a))fted  mu|te  er  als 
Begleiter  bed  Sarbinanegaten  Saietono  imeberum 
na^  $ori8  reifen,  ©ort  l^ielt  er  eine  SReil^e  glftn- 
genber  SontrooerSprebigten,  m\i)t  nid^t  menige 
feonöerponen  gur  golge  l^otten.  3nt  folgenben 
Solare  fe^rte  er  nad^  Sfit  unb  gu  ben  geiool^nten 
arbeiten  gurudf.  Sr  ftarb  aber  fd^on  am  31.  HJtai 
1594,  in  feinem  47.  SebenSia^re.  —  Siraboöd^ 
bemerft,  ed  fei  faum  glaublid^,  loie  Diele  @d^riften 
bief  er  f  orhoäl^renb  mit  apofiolif  d^en  9!rbeiten  fioer- 
labene  HJtann  tro^  feiner  htrgen  fiebendgeit  l^be 
Derfaffen  fönnen  unb  gmar  über  gang  Derf d^iebene 
SHScipIinen.  9htr  ein  X^eil  ift  gebrudt ;  ein  langes 
SSergeid^ni^  berfelben  finbet  fid^  am  @d^Iuffe  ber 
SebenSffigge  ^anigaroIa'S  Don  P.  @tani3lauS 
SReld^iorri  Mm.  Obs.  in  ber  Gontinuatio  An- 
nalium  Ord.  Minorum  XXIII,  Ancona  1859, 
ad  an.  1594,  n.  57—84,  unb  einer  anbem  beS 
P.  99krceOino  ba  SiDegga  Min.  Obs.  in  feiner 
Storia  universale  delle  Missioni  Francescane 
Vn,  1,  Prato  1888, 436—449 ;  ebenfo  bei  Sba- 
ralea,  Suppl.  ad  Scriptt.  0.  Min.,  Born.  1806, 
276  sqq.  Snoöl^nt  fei  nur,  ba|  ^anigarote 
au^er  ga^Ireid^en  |)omiIien,  ^rebigten  unb  ®e- 
legen^eitSreben,  toeld^e  tl^eilS  in  lateinifd^er,  tl^eilS 
in  italienifd^er  &pxaä^  mel^rfad^  oeröff  entlid^t  unb 
aud^  überfe^t  finb,  nid^t  tt)enige  eiegetifd^e,  aScetif  d^e 
unb  apologetifd^e  arbeiten  Derfa^t  l^at;  ferner  ein 
99ud^  über  bie  geiftlid^e  Serebfamfeit  (Q  predi- 
catore  etc.,  Venezia  1609) ;  ein  Gompendio 
del  primo  tomo  del  Baronio  (Borna  1590) ; 
eine  Vita  S.  Petri  per  modum  aoreae  catenae 
(Astae  1591) ;  Lettere  di  Monsig.  Panigarola 
etc.  (Milane  1629) ;  eine  nod^  ungebrudtte  Sluto- 
biograpl^ie  unb  DieleS  Slnbere.  —  Slufeer  ben  beiben 
dtirten  SBerfen  ift  befonberS  gu  bead^ten  Tira- 
boschi ,  Storia  della  letteratura  Italiana 
vn,  7  (Venez.  1824.  XXHI,  2155  sgg.),  au8 
n)eld^em  bie  Biographie  universelle  einen  ^uS* 
gug  gibt.  [3gn.  Seiler  0.  S.  Fr.] 

'^anisttUft  (literae  panis,  vitalitii,  IBrob- 
brief  e,  Srefebricf  e,  2aien]6emH)f  rünben)  nannteman 
in2)eutfd^lanb  fd^riftlid^eSntoeifungenbeS  ffaiferS, 
ttoburd^  einem  Stifte  ober  ftlofter  aufgetragen 
mürbe,  einem  befiimmten  Saien  lebenSlänglid^  ober 
für  eine  gemiffe  3dt  ben  SebenSunterl^It  gu  ge* 
mäl^ren.  2)a8  Siedet  auf  öl^nlid^e  Slntoeifungen  er« 
l^ielten  gumeilen  burd^  Serträge  ober  ^erfommen 
mand^e  unmittelbare  Sleid^Sfürfien  in  xf^xtn  San* 
ben;  aud^  in  anberen  fiönbem  Suropa'g  nal^men 
bie  meltlid^en  ^erren  eine  gleid^e  9ef ugni^  in  9ln« 
fprud^.  S)er  Urfprung  bed  StnftitutS  ber  ^aniSbrief e 
ifl in  einem  bef  d^rönften  S)iSpofttion8red^te  bed  ^err- 
fd^erS  über  bie  jfird^engüter  gu  fud^en,  meld^eS  im 
^ttelalter  ber  meltlic^en  Tlaä^i  unter  Umftänben 
Don  ber  JKrd^e  gugeftatä>en,  nod^  l^öufiger  aber  Don 
benSRad^t^abemufurpirtoberbod^ma^IoSermeitert 
mürbe.  SnSbefonbere  ftanb  bem  ^errf d^er  meiftenS 
baS  9led^t  gu,  auf  Steifen  für  ftd^  unb  fein  ®ef olge 
ben  Unterhalt  auS  ben  ®ütem  ber  ftlöfter  unb 
Abteien  gu  f  orbem,  unb  bie  Srtl^eilung  Don  ^aniS« 


briefen  mirb  geloöl^nfid^  ott  obferiHinpii$ige  ft» 
meiterung  biefed  Sted^teS  angefel^  €eitberii^ 
löfung  beS  beutf  d^en  Steid^  ip  baS  Sto^t  edtfi^Q^ 
nad^bem  e8  Dörfer  öfter,  namenäid^  fcilatf  Mu 
gelifd^erSanbeSffirflen,  bemi^atferbePrütaMta 
mar.  f$friebrid^  b.  @r.  j« ».  erfiarte  im  3. 1788, 
„z^  finben  .  .  .  foiferlid^  SnmetfungeR  fo^cr 
^errenlaienpfrünben  auf  Stlbftn  unb  (Sottei^ibifer, 
bie  reid^SfUlnbifd^,  befonberS  fgl.  (ireulif^er  ^ 
l^eit  untermorf en  mören,  gar  leine  fbitt,  mb  tM/Bt 
man  fie  mit  bergleid^  Snmutl^uiigcn  Ifisftig  im^ 
fd^onen"  (f.  SBoneÜi,  Hbl^bümg  Don  im  bi|dl 
»ed^te,  $ani§briefe  gu  ertl^Ien,  SBicn  178i 
Beilage  3ix.  24).  —  2)er  Snl^ber  eine»  f^ 
briefeS  (^anift,  Saienpfrünbner)  1^  Vi^paii 
auf  SBol^nung,  ffleibung  unb  SItmente  in  b« 
9}la^e,  ttrie  ein  Saienbmber  beSfelben  KUftai,  vA 
gmar  nur  für  feine  $er[on,  niqt  für  ctUKtige  %> 
gel^örige.  @))öter  mürbe  eS  Dielfad^  fibfid^,  hat 
9!nf prud^  an  baS  IMofler  in  eine  ongemefje»  $ai> 
fion  (9bf enggelb)  umgumanbeln;  bod^  I^M^ 
lebiglid^  Don  ber  2)iScretion  bed  JoofierS  cA.  (Sgl 
bie  auSfül^rlid^  bei  ftlüber,  %eue  Sttesoliir  M 
beutfd^en  @taatSred^te8,  (Erlangen  1791,  540| 
548  angegebene  Siteratur.)        [^ßermancbct] 

Pannonnia^  f.  eononfammUmg  n,  1867 
unb  3do  Don  e^artred  VI,  1146. 
^anotnüUmms^  f.  SHcolouS  bc  XnbcS^ü 
^antiims,  ber  ^I.,  mar  in  ber  )metlett6flpK 
beS  2.  äal^rl^nbertd  Sorftel^  ber  oleioinrin- 
f d^en  ffated^etenf d^ule.  %ad^rid^fiberi$nfiita 
ftd^  Domel^mlid^  bei  feinem  €d^üler  (SimM  m 
^lesanbrien  unb  bei  SufebiuS.  Stmi  Dor  im 
Saläre  180,  mie  ed  fd^eint,  tarn  (Kernend  auf  fem 
Sßanberungen  nad^  ^leianbrien,  lernte  l^ier^ 
tanuS  rennen  unb  lie^  fid^,  Don  biefem  SRctpcr 
gefeffelt,  nun  aud^  felbft  bauemb  fai  aDtesanbrns 
nieber.  g^IemenS  befd^Iie^t  bie  ^ufgül^Iung  feiner 
Seigrer  (Strom.  1, 1)  mit  ben  SBorten:  „3)aii( 
aber  einen  Seiten  angetroffen  l^e  ^  aa9tß 
beutung  mar  er  ber  Srfte  — ,  !am  id^  gnr  9b4^ 
nad^bem  id^  il^n  in  Seg^pten,  mo  er  Derfledt  m, 
auf gefpürt  l^atte  —  in  SBal^rl^eit  eine  ficilimiff4e 
IBiene,  inbem  er  (gang  nad^  %rt  ber  il^  bmfi 
megen  berül^mten  dienen  SicüienS)  bie  S^tan 
ber  propl^etifd^en  unb  ber  apoftolifdden  SBiefe  am- 
fog  unb  in  ben  Seelen  feiner  3ul^i^  ^^^ 
^onig  ber  Srfenntni^  ergeugte."*  9lad^  bem  Sv 
fammenl^ang  fann  ed  faum  einem  S^\^  v^ 
liegen,  ba^  S^IemenS  l^ier  feinen  Seigrer  al8  eisen 
geborenen  @icilianer  begeid^nen  mill ;  bie  Sngote 
bed  ftird^enl^ifiorüerS  ^lüippuS  ©ibeteS  (Fngn. 
de  catechistarum  Alexandr.  succe8sion6;f.b. 
^rt  JKrd^engefd^id^te  YII,  539),  ^aniämtl  fei 
9ltl()ener  gemefen,  bürfte  feine  Serüdfftd^gungtiei* 
bienen.  92ad^  Sufebiud  (Ghron.  ad  a.  Abnb* 
2209  =  aer.  Chr.  193 ;  Hist.  eccL  5, 10, 1)  i|» 
$ant(inud  Dom  StoicidmuS  gum  S^riflenit» 
übergetreten ;  nad^  $bilippu8  @ibete8  (L  c.)  mar  er 
$9t]^agoräer.  SoO  Sif er  für  bie  Serbreitung  beS 
göttUd^n  äBorted,  fo  fül^rt  (lufebiuS  (Hist  eecL 


1888 


^QtttQleon,  ber  H 


1334 


6. 10)  fort  tmtcnml^tn  ^ontanud  ehte  aRif(bnd- 
irift  sn  ben  SöÜem  beS  Orientd  bis  nad^  ^nbien 
(Ixobien),  toofelbfl  er  ein  t)om  9[))o{ieI  SJartl^oIo- 
mSai  inrfidgelaf^eS  Ssemplar«  beS  b^bröifci^en 
IRati^duSeiKingeltumd  fanb.  3)er  1^1.  ^ierotiQmud 
(De  vir.  ffl.  c.  36;  £p.  70  [ad  Magnum],  o.  4) 
tat  Cufebtitfi'  aRitt^eUunfi  über  biefe  Wifftond- 
reife  loeüer  oudgefd^dt.  3u  toelc^  3^t  unb 
aa§  locU^  9(nlaf[e  ^ßontönuS  nad^  SHesattbrten 
gebmtmeii^  ifl  unbefatmt  ßr  toarb  bort  SBorftel^er 
bcr  aUen  hited^tifd^  Sd^ule  (f.  b.  Srt.  Sleson- 
brinifd^  @<l^ule),  unb  tote  SlemenS,  fo  bezeugt 
(Ui4  SufebiuS  G-  o.),  bo^  feine  fiel^rtJ^ätiafeit  oom 
viäfim  SeifoS  unb  (Erfolg  begleitet  gemef en.  3ur 
^  bcr  Xl^ronbefieigung  beS  ffaiferd  SommobuS 
iH  3. 180  l^tte  ^antOnuS  baS  Sel^romt  bereits 
oigctreten,  unb  allem  9!nf d^eine  na(|  l^at  er  baS- 
feuie  bis  ^  feinem  Sebendenbe  ununterbrod^  fort« 
«ftt^rt  (EoB.  H.  E.  5,  9—10).  ßlemend  loorb 
frin  Srntfino^folaer  (Eus.  H.  E.  6,  6),  nad^bem 
er  fd^  I&ngere  3eit  ^inburd^,  fp&teftenS  feit  bem 
3d^  190^  als  ®enoffe  unb  ©el^ilfe  in  ber  Sei- 
imig  ber  €d^ule  feinem  SReifter  jur  @eite  geftanben. 
Der  Zob  beS  Ie|tem  loirb  furg  oor  200  anguf e^n 
ein.  9tt  Clemens  feine  @tromata  fc^rieb  (200 
HS  202),  tteilte  ^ntönuS  nid^t  me^r  unter  ben 
idbenben  (Strom.  1,  1  toirb  er  ^.jiener  l^od^be« 
puibtgte  (Seift"  genannt).  3)ie  SBorte  beS  1^1.  ^ie- 
amiytrotS  (De  vir.  ilL  c.  36),  ^nt&nuS  fei  unter 
Sc^timiuS  @eoeruS  (193—211)  unb  (Saracaüa 
[211,  bejm.  198—217)  als  Seigrer  t^tiggetoefen, 
Btamen  leidet  mi|t)er{tanben  toerben.  SIemenS  citirt 
in  ben  mtS  erhaltenen  @d^riften  gu  mieberl^olten 
SRalen  auSfinrü^e  feiner  Seigrer,  ^.ber  ^Iten"  (twv 
xpcoßuT^paiv),  über  gefd^id^tlid^e,  bogmatifc^e  unb 
esc^etifd^  Sfragen,  unb  nad^  dufebiuS  (H.  E.  2, 
9,  2;  6,  13,  9.  14,  5)  l^at  SIemenS  ebenbie^ 
onilt  in  oerloren  gegangenen  Sd^riften  getban. 
9n  anberen  @teUen  mirb  ber  beroorragenbfte 
bider  Se^rer  (irpe^ßutv)? ,  Ecl.  50 ;  presbjter, 
Aüumbr.  in  1  Je.  1,  1 ;  6  p.axapio?  itpevßute- 
poc,  bei  Eos.  H.  E.  6, 14,  4)  rebenb  eingefübrt, 
nd)  in  jold^  ^cSim  mirb  ftets  an  ^antönuS  gu 
bcnbn  fein.  (Einige  SDlale  h)irb  ^ntönuS  aud^ 
mit9bimenangefäbrt(„unfer^ntönuS'',  Ecl. 56; 
ogiL  Ene.  H.  E.  6,  13,  2).  ^Qe  biefe  Se^ren  unb 
Oeberlieferungen  mu^  SIemenS  burd^  münblid^e 
SRttt^lung  empfangen  baben,  meil  er  felbft  mieber' 
f^ü  ttmtdt,  „h\t  mtm"  bitten  nid^t  gefcbrift- 

fieOert  (odx  l^pa^ov  61  ol  irpeaßurepot,  Ecl.  27; 
ogL  Strom.  1,  1  u.  f.).  Slud^  bei  berartigen  93e- 
nerfungen  ^  (SlemenS  iebenfaHS  in  erfter  fiinie 
$antftnttd  im  %uge.  ^ntönuS  l^at  alfo  feine 
@dbnften  l^nterlaffen.  gfreilid^  f  oE  er  nad^  SufebiuS 
ni^t  nnr  burd^  münblid(^n  IBortrag,  fonbem  aud^ 
brnnl^  @<!^ften  (dtJt  mif(pa\i.\».dxw^)  bie  @d^ä^ 
ber  gimiid^  Sebren  erläutert  (H.  E.  5, 10,  4) 
mb  nod^  ^ieron^muS  gmar  bouptföd^Iid^  burd^ 
boi  lebenbige  SBort  ben  ifird^en  genügt,  aber  aud^ 
ride  (Kommentare  )ur  ^eiligen  @d^rift  oerf a^t  (De 
▼ir.  ilL  c.  36)  unb  fid^  einen  $Ia|  in  ber  SReibe  ber 


d^rifflid^en  Sd^riftfieDer  enoorben  boben  (Ep.  70, 
ad  Magnom,  o.  4).  Mein  burd^  biefe  unb  öbn* 
lid^  9}ad^rid^ten  auS  fpöterer  3eit  (oon  ^HasimuS 
Sonfeffor,  9!naftafiuS  @inaita)  fönnen  bie  %tS- 
fagen  beS  am  beftenunterrid^teten  3eugen,  SIemenS, 
nid^t  in  gfrage  gefiellt  merben.  ^ieron^muS  fd^öpfte 
fein  SBtffen  obne  3)i'eifel  auS  SufebiuS,  unb  Su- 
febiuS  bot  fidb  Oermutblid^  burdb  bie  enoöbnten 
(Siitate  bei  (SilemenS  )u  einem  übereilten  @d^luffe 
auf  fd^riftUd^e  IBorlagen  oerleiten  laffen.  —  SHe 
3eugniffe  beS  SdtertbumS  über  ^ntönuS  finb  )u« 
fammengefteOt  bei  Bouth,  BeUquiae  sacrae  I, 
ed.  alt,  Oxonii  1846,  373—388  (ein  ^bbrudt 
bei  Migne,  PP.  gr.  V,  1327—1332),  unb  »eit 
oonftönbiger  bei  %  fyimad,  (Sefd^.  ber  altd^riftl. 
Siteratur  bis  (SufebiuSi,  Seip^g  1893, 291—296. 
3)ie  neuere  Siteratur  über  $antönuS  oergeid^net 
namentlid^  S.  (S.  Stid^arbf  on  in  The  Ante-Nicene 
Fathers.  OriginalsupplementtotheAmerican 
edition,  Buffalo  1887,  115—116.  SefonberS 
beroorgubeben  ift  Xb*3abn.  9o^<^ungen  gur  @efd^. 
beS  neuteflamentl.  Q^anonS  u.  ber  altfird^I.  Site« 
ratur  lU,  Supplementum  Clementinum,  Sr* 
langen  1884, 156—176.       [SSarbenbemer.] 

9*nf Oleen,  ber  bl/  ^Hartprer  gu  Ütico« 
mebien,  einer  ber  beiligen  oiergebn  9lotbbeIfer 
(f.  b.  Srt.),  toar  ber  Segenbe  nad^  Seibargt  beS 
ftaiferS.  Sr  f oQ  guerft,  burd^  baS  üppige  ^ofleben 
oerfübrt,  oom  @lauben  abgefallen  fein,  gu  bem  fid^ 
menigftenS  feine  9Rutter  befannte  (ber  beibnifd^e 
Sater  toöre  erfi  fpöter  burd^  ^ntaleon  befebrt 
toorben).  S)er  eifrige  ^riefter  ^ermoIauS  aber 
mieS  ben  abtrünnigen  bin  auf  baS  fd^öne  Xugenb- 
beifpiel  feiner  SRutter  unb  brad^te  eine  f  old^  innere 
Ummanblung  beSfelben  gu  SBege,  ba^  ^ntaleon 
balb  fein  SJermögen  an  bie  Srmen  oertbeilte  unb 
feine  örgtlid^  jhinft  oon  ba  an  befonberS  ben 
elenbeften  unb  Oerlaffenften  Ihranfen  nnbmete.  3)er 
9htf  feiner  munberbaren  Auren  mag  t)eranla|t 
baben,  ba|  er,  alS  bie  SSerf  olgung  gu  9{icomebien 
gutoütben  begann,  oon  feinen  neibifd^en  StanbeS» 
genoffen  beim  ftaifer  angeflagt  unb  aufgeforbert 
mürbe,  ben  (Sö^en  gu  opfern.  9{ad^  ftanbbaftem 
Sefenntnil  feineS  ©laubenS,  ben  er  burd^  einige 
Sßunberbeüungen  befräftigte,  unb  nacb  großen 
URortem  mürbe  ber  C^eilige  fd^Iie^lid^  entbauptet 
(um  805).  S)ie  (Sriecben  gäblen  ben  bl.  ^antaleon, 
ben  fie  ^nteleemon  nennen  (Nilles,  KaL  man. 
ntriusque  eccl.  I,  Oenip.  1879,  226 ;  Ogl.  ib. 
U,  606  sq.),  gu  ben  „großen  SKart^rem" ;  eine 
alte  tUtä^t  unter  feinem  9{amen  mar  gu  Sonftan- 
tinopel,  toobin  feine  9leliquien  übertragen  mor* 
ben.  @pöter  fam  ein  Xbeil  berf elben  nad^  @t.  S)eniS 
bei  ^ariS  unb  fein  ^aupt  (807 ;  ogl.  Flori  Car- 
men de  reliquiis  SS.  C)ypriani,  Sperati,  Pan- 
taleonis  Lugd.  translatlB,  in  ben  Mon.  Germ, 
bist.  Poetae  lat.  aey.  CaroL  U,  544)  nad^  S^on; 
anbete  Sbeile  beSfelben  merben  an  anberen  Orten 
aufbetoabrt  (Ogl.  aud^  Tillemont,  Mem.  V,  Paris 
1702, 643).  ^ntaleon  gilt,  neben  bem  bl.  SucaS, 
als  befonberer  ^tron  ber  ^ergte ;  baS  rbmifd^ 


1835 


^ontl^eiSmuS. 


1S86 


ÜRart^roIogium  nennt  il^n  fantmt  feinen  brei  ®e- 
fö^rten  demtoIauS,  iQztm^puS  unb  |)ermofrate8 
am  27.  3uli.  ßine  metrifd^e  SebenSoefc^reibung 
beS  ^eiligen  in  gried^ifd^er  Spxaä^t  Derfa^te  3o« 
l^anneS  @eometra  (f.  b.  9rt.);  biefelbe  ift  uncorrect 
unb  unüoQftönbig  ebirt  Don  9RoreI  ($ari3 1605) 
unb  bei  SRigne  (PP.  gr.  CVI,  889  sqq.).  93oa- 
ftönbig  unb  p^ilologijc^  genau  gab  Stembad^  fie 
^erauS  (Joa.  Geom.  Carmen  de  S.  Pantelee- 
mone,  Gracoviae  1892).  (IBgl.  AA.  SS.  Boll. 
Jul.  VI,  897  sqq. ;  AnalectÄ  BolL  XII  [1893], 
299 ;  ©tabler,  ^eiligenles.  IV,  669  f.  u.  bie  im 
9rt.  92ot^]^eIfer  u.  bei  Gheyalier,  Bep.  u.  SuppL 
s.  V.  ciHrten  SDBerfe.)  [«.  gffer.] 

'Sftnfftidiiuis,  als  Sejeid^nung  einer  )3]^il0" 
fo)3^ifd^en  SBeUanfd^auung,  erbielt  feine  blutige 
IBebeutung  burd^  3obn  Solanb,  ber  feine  Sriefe 
(um  1700)  mit  ^^ant^eud"  unterfd^rieb  unb  auf 
Xiteln  (auerft  1705)  unb  im  Zeste  feiner  SBerle 
bie  SBorte  „$antbeift",  ^^Pantl^eifttfon"  u.  f.  lo. 
ontoenbete  (ogl.  @.  93ert^oIb^  3obn  £olanb  unb 
ber  SRoniSmuS  ber  ©egenmart^  ^eibelberg  1876, 
90,  Snm.  77).  HJtan  fa^t  nämlid^  unter  biefem 
9tamen  bie  Seigren  gufammen,  meldte  einerfeitS 
toirüid^  göttlid^eS,  begm.  al§  göttlid^  5u  oerel^renbeS 
@ein  unb  Sßefen  unb  nid^t  blo^  ben  92amen  @ot- 
teS  feftju^aUen  fud^en  (toie  mifbröud^lid^  mand^e 
t^un,  bie  fid&  ^2Roniften"  unbfelbft  ^^ntbeiften* 
nennen),  anbererfeitd  bod^  mieber,  menngleid^  im 
Sßiberfprud^  mit  biefer  Snna^me,  @ott  unb  Sßett 
vermengen,  fo  ba^  fte  @ott  unb  SBelt  Sined  SÖSe« 
fenS  fein  ober  bod^  jufammen  Sin  SBefen  bilben 
unb  ©Ott  baS  ,,9lB«gine"  (Sv  xal  irav)  fein  laffen. 
S)ie  Doüenbete  gform  beS  $ant^ei§mu8  ift  bie* 
ienige,  meldte  ©ott  al§  bie  einzige  @ubftan^  baS 
einzige  Sein  im  maleren  @inne,  unb  bie  9BeIt  nur 
als  eine  Srfd^einung  ober  972obification  ® otteS  auf- 
aßt. Sine  unDoÜfommene  gform  beS  $antbei§mu§ 
teilen  biejenigen  X^eorien  bar,  meldte  itoat  nid^t  bie 
3bentität  jmif  d^en  göttlid^em  unb  meltlid^em  Sein, 
aber  bod^  eine  fold^e  93ermengungbeiber  annebmen, 
ba^  babei  bie  „mefentlid^e''  Zranfcenben^  ober 
@r|aben^eit  bed  göttlid^en  ©eins  über  bem  ber 
Sßelt  tbatfäd^Iid^  ))rei§gegeben  mirb.  ©old^e  Xl^eo- 
rien  ftnb  g.  93.  bie  SmanationSIel^re,  uield^e  bie 
2)inge  ber  SBelt  auS  @ott  auSftrablen  ober  ftd^ 
entfalten  lö^t,  femer  bie  Sebre,  nac^  melcber  @ott 
als  SBeltfeele  gmar  ein  Don  ber  9BeU  Derf(|iebeneS 
©ein  ^at  aber  bod^  auf  bie  9BeIt,  um  fein  DoE« 
entfaltetes  ©ein  gu  erlangen,  angemiefen  ifi,  unb 
mit  il^r  nie  bie  ©eele  mit  bem  ff  örper  Sin  boppel- 
tbeiligeS  SBefen  bilbet.  3n  ben  pantbeiftif d^en  ©9* 
ftemen  treten  meiftenS  beibe  f$formen  beS  ^antl^eiS* 
muS  mit  einanber  üermifd^t  auf. 

I.  S)ie  pantl^eiftifd^en©Qfteme  fteHten 
ftd^  gemö^nlid^  als  ^öbere  @noftS  ober  an^ftil  im 
^nfd^(uffe  an  bie  b^trfd^enben  SReligionen,  begto. 
im  @egenfa^  gu  benfelben  t)or  unb  mürben  Diel* 
]aä)  olS  „efoterifd^e"  Sebre  in  einem  engem  ftreife 
t)on  „SBiffenben"  ober  „SBeifm"  gepflegt,  ©d^on 
ber  inbifd^e  $ant^eiSmuS  beS  Sebänta  fteHt  fid^ 


als  „f^b^ttz  Srfenntnil"  (parä  viäjsii  ober  nli 
einfad^bin  als  „SBiffen"  (vidyä)  ber  gcmeiam 
„niebem  Srfenntnig''  (apar»  vidyä)  ober  hm 
„Ütid^tmiffm"  (avidyä),  b.  ^.  bem  uneigenff^nt 
finnbilbli(ben,  Zöuf jungen  untermorfenen^empiRi 
fd^m  SBiffen  ber  SDlenge  gegenüber  (DgL  ^S)nt|Ri, 
©9fiem  beS  Sebänta  [f.  u.]  57. 105  ff.).  Xokab 
fd^reibt  Don  feiner  3eit  im  ^^ntl^fliton''  (1720): 
3n  bm  Derf d^iebenfim  ©tdbtm ,  namentli^  in 
fionbon,  befteben  nad^  9rt  ber  Sfreimaurenxrto 
bungen  Vereine  Don  „$biIofopbtn''unbfoI4eB,bk 
bief en  nal^e  f ommen.  Sief elboi  Derl^ten  fid^  gegn 
bie  befte^enben  ^Religionen  tnbiffereni  31^  «^ 
terifd^e"  Se^re  läuft  auf  einm  ^m^füfd^en'  $aii- 
tbeiSmuS  binauS,  ber  an  ®iorbano  Sruno  erimwl 
3n  ber  SBelt,  fagm  fie,  ifl  WOeS  boS  Sine  unb 
baS  Sine  ift  9EeS  in  Sebem.  2)ief eS  in  fi(b  einige 
emige  unb  unerme^id^e  Wi  ol^ne  Anfang  unb  it&t 
ift  @)ott.  3n  ibm  lebm  mir,  betoegen  mir  mS 
unb  finb  mir.  %uS  ibm  ifi  SffleS  geboren;  }ui^ 
fe^rt  aUeS  sunidf.  @ott,  ben  man  ©eele  unb  Snp 
beS  UnioerfumS  nennen  fann,  ifl  bie  ftroft  uü) 
Snergie  beS  @an}en.  SMber  merben  bie  „fofrati- 
f d^en  ©enoffen"  (b.  1^.  bie  amtglieber  {ener  $^o« 
fopbenoereine)  „^ant^iflen"  genannt,  ba  biefe 
ffraft  nad^  il^rer  fie^re  nur  burdb  9!bStractimi  m 
bem  Unioerfum  getrennt  merben  tann.  2)iefeflnft 
mirb  aud^  bismeilen  als  bie  Senferin  ber  SHngc 
Siorfebung  genannt  (ügl.  Sertbolb  17  f.).  SoS 
;,9IIgem.  ^anbbucb  ber  Freimaurerei''  (I,  SetpiiQ 
1863,  220)  bemerft  gum  ^^ßontbeifü^on":  M 
9ud^  ift  offmbar  unter  bem  Sinfluffe  ber  %wf 
maurerei  entftanben,  ober  biefe  bat  oon  ienem  cA* 
lebnt.  SBeld^eS  baS  Slid^tige  ift,  mirb  fid^  |4»ec 
beantworten  laffen."  —  A.3m^ltertbuintnl« 
midfelten  fid^  bie  pantbeiftifd^m  ©Qfteme  auS  bts 
polQtl^eiftifd^en  S^eligionen,  meldte  il^rerfeitS  in  i^ 
pbantaftifd^en  ^b^i^di^nien  unb  ftoSmogonien  nnb 
in  ibren  SBergöttemngen  Don  9}aturbingen  nnb 
jtröften  bereits  alle  pantbeiftif d^en  ärrtbümer  in 
^rincip  entbielten.  3e  nad^  il^rer  geiftigen  Ver- 
anlagung faxten  fpemlatiüe  ©eifler,  bie  fi(b  osf 
©runb  fold^er  ©ott  unb  92atut  Dermengenber  polji« 
t^eiftifd^en  ^nfd^auungen  eine  einbeitlicbe  9Bdt- 
anftd^t  SU  bilben  fud^ten,  bie  ©ottbeit  entUKbtt 
mebr  materiell  als  allbelebenbeS  unb  oDbiti^' 
bringenbeS  feuriges,  begm.  ötl^erifd^eS  ^rincip  ober 
me^r  abstract  alSbaS  eine,  gemeinf ame  ©ein  oon 
Mem  auf.  —  1.  3nt  Orient  mürbe  3nbien, 
mo  einerfeitS  ber  pbantaftif d^  m^tbologifcbe  $o(9- 
tbeiSmuS  mit  feinen  tbeogonif d^en  unb  foSmogosi' 
f  (ben  Segenben  am  üppigften  mud^erte,  unb  onberer» 
feitS  mieber  in  ben  engern  Jheifen  ber  Srabnumen 
unb  SSceten  eine  rege  ©peculation  mirffam  aar, 
baS  claffifd^e  Sanb  beS  ^antl^eiSmuS,  unb  f^ 
eines  ^antbeiSmuS,  ber  audb  feinerfeitS  vm«t 
ein  ©emebe  oon  pbontaftifd^  Zröumereien  mb 
offenen  SBiberfprüd^en  ift,  f o  ba|  felbft  ^el  (fie 
fammtmerfe  XH,  Serl.  1832,  440),  obglei*  Me 
©mnblel^re  feines  eigenm  ©QftemS  mit  ber  bcS 
^ebänta  einige  Sermanbtfd^aft  ^,  fid^  1^ 


«7 


^antl^eidmuS. 


1388 


%aU^  bc«  inbifd^  ^ontl^Smud  }um  ®eftönb- 
ffe  geiunmgen  fal^ :  i,SBir  beflnben  und  auf  einem 
Dben  sagdlofer  Serrütftl^eit/  Unb  imx  flnb  eS 
dnbten  bie  ort^obosen,  b.  1^.  bie  mit  ben  l^ei- 
ten  Süd^  ber  3nbier  als  im  Sinllang  befinb« 
^  ongefel^en  @9fteme  (Sämf^^am  bed  StapÜa, 
yqa  bed  $otaniaIi,  %\^Ä\)a  beS  ®otama,  93ai- 
fl^ifam  beS  ffanäba,  ^ütDa-mimämfa  bed 
limini,  Ganrafa'mTmftnfa  bed  Säbarä^ana 
er  tKi9  95ebänta-@9ftem),  toeld^e  bem  )>antl^'e- 
i}d^€n  9RoniSmu8  guftteben,  h)&]^renb  bie  ^etero- 
sm  (bef  onberS  bie  fra^  materialiftifd^  SätDäfa) 
ctDiegettb  at^iftifd^  T^nb.  93on  ben  ortl^obosen 
9ftemeit  ifl  mieber  einzig  baS  93ebänta>@t)ftem 
te  reine  ^bDatta-,  b.  1^.  Don  oUem  3)ua(idmuS 
iie,  alfo  DöUig  moniflifd^-pantl^eiftifci^e  Se^re. 
81  @(imf^9am,  too  einerfeitd  eine  entfaltete  Ut' 
alerte  (prakriti,  pradbänam)  unb  anbererfeitd 
ite  urfprünglid)e  ^luralität  inbimbueUer  ©elfter 
»umsha)  geleiert  toirb,  ift  ber  SualiSmud  nid^t 
^Hig  fibenounben.  2)ie  m^füfci^e  ^oga  bed  $a> 
nialt  nfil^ert  fid^  «))rafti{d^"  burd(f  bie  Dermitteinbe 
ontemplation  (samädhi),  burd^  totlä^t  bie  pari' 
letftifd^  ßin^it,  baS  kaiyalyam,  ber  3uftQnb 
tt  Sbfolutl^t  bemerffteUigt  mirb,  bem  !Bebänta 
i  einer  SBeife,  ba^  beibe  @Qfteme  nur  als  5tt)ei 
formen  eined  unb  bedfelben  t)ant]^eiftif(i^en  Sbea« 
8mu8  mit  Derfd^iebener  Zerminologie  erfd^einen. 
)ie  erflen  Snfö^  }u  biefer  ))antl^eiftifd^en  SBelt- 
Kfdbouung  finben  fld^  in  ben  foSmoIogifd^en 
^9mnen  beS  9tigt)eba  unb  9!t^art)at)eba  (ügl. 
^d^crmon,  ^l^ilof  opl^if  d^e  ^Qmnen  au8  ber  9iig«  u. 
ltbanxi'Seba-@an]^ita  Derglid^en  mit  ben  $$iIo> 
>pbmen  ber  öltern  Upanifl^abS,  @tra^b.  1887). 
kilb  ifi  ed  ein  erfted  9Befen  (prajäpati),  baS 
ud  feiner  Subfian^  bie  übrigen  äBefen  (spjati) 
ertorge^  lägt,  balb  ein  felbft  au3  einem  ma* 
nrieQen  Urgrunb  fidi  btlbenbeS  f  d^öpf  erif  d^eS  3Bef  en, 
a8  golbene  SBelt'Si  (hiranyagarbha),  au§  bem 
er  ^QeS  burd^bringenbe  fBirä)  entfielet,  ftlar  unb 
«fKmmt  ifl  ber  ^ntl^eiSmuS^  obmol^I  er  aud^ 
riet  ber  m^tl^ifd^n  gform  nod^  ni(^t  entfleibet  ift, 
um  erfien  Wole  in  bem  an  ^urufl^a,  ben  SSelt- 
[eift,  gerid^teten  ^^mnuS  (9lig-93eba  X,  90,  bei 
B<beTman  11)  auSgefprod^en,  befonberS  in  IB.  2: 
.9uruf^  Dor  9Een  ift  bie^  ^HeS,  toaH  geworben  unb 
908  merben  foü."  Son  mQt^ifd^en  SorfteEungen 
oftgelöSt  tritt  ber  ^antl^eiSmud  erft  auf  in  ben 
Ipanif^b,  tl^eologifd^-pl^ilofopl^ifd^en  ^bl^anb* 
imgen^  totld^  meift  @d^Iu^fapitel  ber  einjelnen 
9r£^mana  bilben  (bal^er  Sebänta,  b.  1^.  ßnbe 
eft  Seba  genannt)  unb  eine  ©el^eimlel^re  (ra- 
lasyam)  barfteflen.  S)en  Wittelpunft  ber  Upani« 
^b  bilbet  bie  Seigre  Dom  ätma-brahma  (bal^er 
^led^t^in  atma-vidyä,  brahma-vidyä,  bie  Seigre 
onberSBeltfeele,  t)on93ral^ma  genannt).  Sral^ma 
[fd^nt  ^ier  alS  bie  eine,  unperfönltd^e,  einfädle, 
Dige,  unenblid^e,  unerfaglid^e  geiftige  SOBefenl^eit, 
tdS^,  felbft  gefialtloS,  iebe  ©eftalt  annimmt  unb, 
Jbft  unnKmbelbar  unb  unbemeglid^,  Urfad^e  aller 
:bfttigfeit  ift.  «3)aS  ba  mar,  ba§  ba  fein  mirb. 


preife  id^,  bad  gro^e  Sral^ma,  boS  Sine,  boS  Un« 
Dergönglid^,  bad  toeite  IBral^ma."'  SHefed  Sral^ma 
ifl  fomol^I  bie  materielle  als  bie  betoirfenbe  Urfad^ 
ber  9BeIt.  Sediere  felbft  ift  nur  ein  @id^tbar- 
merben  beS  IBral^ma,  fein  Körper.  Sra^ma  Iö|t 
bie  9BeIt  auS  feiner  Subflanj  l^ertiorgel^en  unb 
nimmt  fte  mieber  in  ftd^  iurädf,  ber  Spinne  t)er« 
gleid^bar,  meldte  fid^  in  ein  ©emebe  einfpinnt  unb 
ben  fjfaben  beS  ®efpinnfled  toieber  in  fid^  gurüdf* 
giel^t.  Sr  mirb  im  ^er^en  beS  Sebenben  gur  inbi- 
üibueOen  @eele  (ätma),  „Heiner  als  baS  SleiSfom, 
feiner  als  ein  9!tom,  größer  als  bie  Srbe,  ber  fiuft« 
räum,  ber  ^immel,  bie  Sßelten".  3n  ber  förper* 
lid^enUmfleibung  ift  SBra^ma  inbe|  in  ber  Spiere 
feines  SenfenS  unb  ^anbelnS  bef^rönlt  unb  txm 
ber  9BoI!e  beS  Sntl^umS  unb  ber  Unmiffenl^eit  um« 
nad^tet  (brahma  unb  avidyä).  9uS  bem  S)unfel 
ber  Srfd^einungSmelt  unb  beS  Srrtl^umS  mu|  fid^ 
bie  betrad^tenbe  @eele  }ur  @elbfterfenntni|  unb 
bamit  )ur  Srfenntni|  il^rer  3bentitöt  mit  bem 
l^öd^ften  Sra^ma  bur^ringen  unb  fo  in  bie  6in* 
beit  gurüdCfel^ren.  S)er  ©runbgebanfe  beS  SSebänta 
ift  in  ben  üebifd^n  SSBorten  auSgebrüdft:  tat  tvam 
asi  (Chänd.  6,  8,  7)  unb  aham  brahma  asmi, 
b.  1^.  M  bin  «raJ^man^Cßrih.  1,  4, 10).  9ladS> 
bemfelben  ift  IBrabman,  b.  b*  baS  emige  ^rindp 
aUeS  Seins,  bie  Jhaft,  meldte  aEe  SBeltenJd^afft, 
erbält  unb  mieber  in  fid^  surüdEjiel^t,  mit  bem  Ätman , 
bem  Selbft  ober  ber  Seele,  b.  %  bemienigen  an 
uns,  hmS  mir  bei  rid^tiger  Srfenntni^  als  unfer 
eigentlid^eS  Selbft,  alS  unfer  inneres  toal^reS  9Befen 
erfennen,  ibentifd^.  S)iefe  Seele  eineS  j[eben  t>on 
uns  ifl  nid^t  etma  bIo|  „ein  Zl^eil,  ein  %uspu| 
beS  SBral^man,  fonbem  DoE  unb  ganj  baS  emige, 
untl^cilbare  Sral^man  felbft".  —  Seine  ah» 
fd^lte^enbe  ©eftalt  erhielt  biefer  ^ßant^eiSmuS  ber 
Upanifbab  in  bem  n)iffenfd^aftli(|en  Softem  ber 
93ebänta'Sutra  (93ebänta-^pboriSmen)  beS  93ä* 
barä^ana.  Unter  ben  }ablreid^  Srflörungen, 
meldte  biefe  Spl^oriSmen  gefunben  l^aben ,  aber* 
ragen  bieienigen  beS  berül^mten  Sebäntiften  Qam* 
fara  auS  bem  8.  Sabrl^unbert  n.  Sbt.  ade  anberm 
an  Sebeutung.  3laä^  ber  Suffaffung  beS  (^m* 
fara,  beffen  Sommentar  nebfi  ber  Qärirafami- 
mäinfa«Sutra  beS  Säbarä^ana  baS  ^auptmert 
ber  ^ebänta-Sid^uIe,  ber  Derbreitetften  pbüofopl^i« 
fd^en  Sd^ule  in  Snbien,  ifl,  lautet  bie  fie^re 
biefer  le^tem  in  ibren  ^uptpunften  mie  folgt: 
SBaS  eyiftirt,  ift  in  SDBirnid^feit  nur  ©n  Sein, 
2:b<^tföd^Ud^  befielet  nur  Sin  unioerfeUeS  9Befen 
mit  9^amen  SBral^man  ober  ^aramätman,  „baS 
böd^fte  Selbft\  SiefeS  SBefen  ift  attributlos 
(nirgunam),  geftaltloS  (niräkäram),  unterfd^ieb« 
loS  (niryi9e8ham)  unb  beftimmungSloS  (nim- 
pädhikam).  SS  ift  „Sein"  (sat)  fd^led^tbin,  reine 
©eiftigfeit  unb  Srfenntnife  (caitanyam).  ®aS 
Srfennen  eignet  bem  IBral^man,  oon  bem  eS  auS» 
gefagt  mirb,  nid^t  blo^  als  ein  Attribut,  fonbem 
eS  bilbet  fein  SBefen.  Srabman  ift  ni(bt  blo^  ein 
benfenbeS  SSefen,  fonbem  baS  S)enfen  felbfL  3)ie 
Sntftel^ung  ber  SBelt  mit  i^rer  bunten  SDlannig« 


1889 


^ontl^eiSmud. 


18M 


foltigfeit,  in  ber  aud^  toir  als  inbiDibuene  SOßefen 
befielen,  ifibarauf  )urü(l5ufü]^en,  bo^  IBrol^man 
mit  einer  gemiffen  ftraft  mäyä  (Xöufd^ung)  ober 
avidyä  (Untoiflenl^eit)  öerbunben  ift.  ®iefe  ff rof t 
fonn  nid^t  „feienb''  (sat)  genannt  »erben;  benn 
^feienb''  ift  nur  SBrol^man.  @ie  !ann  aber  Qud^ 
ni^t  als  ^nid^t-feienb''  (asat)  Uiüäjntt  werben ; 
benn  fte  bringt  ein  ßtttmS  l^erüor.  @ie  ift  sat  unb 
asat  gugleid^,  fie  ift  ber  unbefinirbare  Srunb  ber 
fi^tbaren  äBelt  mit  il^ren  inbiDibueden  Srfd^ei- 
nungdformen.  äBenn  fid^  IBral^man  mit  biefer 
fltaft  üerbinbet,  fo  ift  er  im  ©tanbe,  bie  »^rfciftei- 
nung"*  ber  SBelt  gu  )n:oiiciren,  äl^nlid^  tt)ie  ber 
ßauberer  vermöge  feiner  3flnbcrfraft  im  ©tanbe 
i{l,  töufd^enbe  IBUber  lebenber  unb  leblofer  SBefen 
entftel()en  gu  Iaf[en.  Mäyä  bilbet  fo  bie  materielle 
Urfad^e  ber  SBelt  (upädäna),  ober  menn  n)ir  mäyä 
als  Jhaft  (9akti)  auf f äffen,  ift  IBral^man  biefe 
Urfad^e,  inf of em  er  mit  mäyä  üerbunben  ift.  3n 
le^terer  Sigenfd^aft  mtrb  Sral^man  l9Dara,  per« 
önlid^er  ®ott,  C^err  ber  .SBelt.  ®iefe  ^erfoni« 
ication  beS  Sral^man  als  l90ara  (^err),  meld^em 
ne  SBelt  als  baS  guSel^errfd^nbe  gegenüberftel^t 
befielt  inbeffen,  ttie  auSbrüdUid^  bemerft  mirb,  nur 
auf  bem  im  92id^tmiffen  tturjelnben  @tanbpunlt 
beS  Srfa^ngStt)iffenS,  melc^em  in  SBirflid^feit 
feine  9lealitöt  entfprid^t..  2)ie  mäyä  entfaltet  fid^ 
unter  ber  Seitung  beS  i<^tcixa  in  fortfd^reitenber 
ßntn^idflung  gu  ben  inbiDibueUen  @einSformen 
(bhedaX  totld^t  fid^  burd^  il^re  bef onberen  92amen 
unb  ©eftalten  üon  einanber  unterfd^eiben.  SiuS 
ber  mäyä  gelten  aud^  bie  eingelnen  !5rperlid^en 
Elemente  unb  ber  gange  förperlid^e  Organismus 
ber  lebenben  SBefen  l^eröor.  3n  aUen  biefen  fd^ein» 
bar  inbiöibueHen  ©einSformcn  ift  baS  6ine,  un« 
tl^eilbare  Sral^man  gegenmörtig ;  aber  infolge  ber 
3;l)6tlung  ber  mäyä  in  i^re  ©onberformen  ift  baS* 
felbe  felbft  in  eine  SJiel^eit  benfenber  unb  fülilcn» 
ber  SBefen,  ber  fogen.  jiva  ober  inbiDibueflen 
Seelen,  gebrod^en  unb  get^eilt.  SBaS  bie  eingelnen 
jiya  an  9^eaUtöt  befi^en,  ift  nichts  SlnbereS  als 
baS  unit)erfene  Sral^man.  S)aS  gange  Slggregat 
inbiöibualifircnber  förperlid^er  Organe  unb  gei» 
ftiger  Vermögen,  bie  in  unfcrem  ßrfal^rungSwiffen 
bie  eingelnen  jiva  trennen  unb  unterfd^eiben,  ift, 
mie  biefe  2:rennung  felbft,  nur  eine  SBirfung  ber 
mäyä  unb  als  fol(^e  nic^t  mirflid^.  S)ie  burc^  bie 
Srfal^rung  öermittelte  SBelt  (vyavahära)  befielt 
bemnad^  einerfeitS  in  einer  ^ngal^l  inbioibueüer 
©eelen,  »eld^e  mit  einer  fpccifif d^en  SBerftanbeS«  unb 
SBiUenStl^ätigfcit  auSgcrüftet  finb,  unb  anbererfeitS 
in  ben  finnlid^  mal^mel^mbaren  Objecten,  meldte 
©egenftanb  beS  SrfennenS  unb  SSBoUenS  fmb. 
SBeber  bie  „fpecififd^e"  (inbiöibualifirenbe)  6r- 
fenntni^  nod^  bie  tnbioibueüen  ©egenftönbe  felbft 
beft^en  ein  eigentlid^eS  Sein  ober  ^Realität.  Seibe 
ftnb  nur  bie  SBirfungen  ber  mäyä.  @id^  biefen 
SBirfungen  ber  mäyä  (3:öufd^ung)  entgiel^en,  ^ei^t 
ftd^  in  ber  Sinlieit  beS  ^d^ften  Sral^man  mteber* 
finben.  ®ie  nic^t  erleud^tete  ©eele  ift  inbeffen  un- 
fö^ig/  bie  mäyä  gu  burd^bringen;  benn  burd^ 


le^tere  »irb  il^r  il^  eigene  toäfyct  Statur  tok  infi 
einen  @d^leier  Derl^ällt  9nftatt  fid^  olS  Sn^mn 
mieber  gu  erfennen,  ibentificirt  fie  ftdft  mit  b« 
äußern  @d^ein  (upädhi),  ber  SBirfuiig  ber  miji, 
unb  fud^t  ibr  @elbfi  (ätman)  im  ft&cper,  ia  bn 
Sinnesorganen,  begm.  in  bem  Organ  beS  imKn 
@inneS  (manas).  3)aS  malere  €elbß,  todS^  k 
SßirfUd^feit  „reineS''  Srfennen,  nnbemegfid^  nb 
unenblid^  ift,  mirb  auf  biefe  SBeife  eingeengt,  k 
ftenntnil  unb  SRad^t  befd^rönlt.    Ss  gd^  |» 
Zl^ötigfeit  unb  gum  @enu|  über.   Simlji  \m 
^anblungen  ermirbt  eS  fid^  Serbienfi  unb  9R$> 
Derbienft,  bereu  ^folgen  eS  in  einer  äleibe  tttpo* 
lid^er  Ssiftengen  gu  tragen  1^  S)er  perfMule 
Srabman  icbara  tl^eilt  jeber  Seele  jene  %cm 
förperlid^er  Ssifieng  gu,  bie  i^rem  Serbioi^  eiti 
fprid^t.  99[m  Snbe  einer  jeben  ber  gro|en  S^ 
perioben  feiert  bie  gange  förperlid^e  SBelt  ttuber 
in  bie  allgemeine,  unbeftimmte  mäyä  gurüct  M 
ber  fie  ausgegangen  ift.  2)ie  inbidibudlen  6e&s 
tt)erben  unterbeffen  für  eine  3^t  onS  i^  8a^ 
binbung  mit  ben  upädhi  ober  förperlid^  Sc* 
bingungen  gelöst  unb  geratl^  in  einen  ti^ 
Sd^lummer.  Sobalb  aber  lifiata,  ber  pecf9nlii)e 
Sral^man,  eine  neue  SBelt  l^rDorgoubert,  müffa 
fte,  f olange  bie  ^folgen  il^rer  frfiberen  ^onblungei 
nod^  nid^t  völlig  abgetragen  finb,  ttieber  in  W 
förperlid^e  Sein  gurudtfel^ren.  So  beginnt  ber  alle 
ftreiSlauf  t)on  ©eburt  unb  Xob  Don  Steuern,  n 
emig  f ortgubauem,  mie  er  oon  Smigleit  ber  be^ 
S)aS  anittel,  ftd^  biefem  emigen  SBed^fel  (saipsin) 
gu  entgleisen  bietet  baS  SBiffen  beS  Seba  (jfiäiuip 
kanda).  3)er  „fromme  fßerebrer"  gelangton  bei 
^anb  ber  barauf  begiiglid^en  S)eba-£e|^e  gundd^ 
in  bie  SBelt  beS  niebem,  perfönlid^en  SBrol^num, 
beS  i90ara,  unb  f e^t  bort  feine  S^fteng  als  iiä- 
otbueäe  Seele  fort,  bis  er,  mieber  im  ^Infd^Iitffe 
an  bie  Sieba,  bie  bösere  Srfenntni^  erreicbt,  todii^ 
baS  unperfönlid^e  IBral^ma  gum  ©egenftonbe  ^t 
„Unmittelbar"  gur  „grlöfung"  (moksha),  jw 
^erlöfenben  ginbeit"  fübren  nur  jene  Skba-te^le, 
meldte  baS  l^öbere  SBiffen   üon  ber  Sbentitfit 
IBrabma'ätma  t>ermitteln,  meldte  lebren,  hui 
gtoifcben  bem  eigenen  Selbft  unb  bem  ^häßB 
Selbft  fein  Unterfd^teb  iß.  2)iefe  erlöfenbe  ein^ 
beit  erfd^lie^t  ftd^  in  bem  Sa^e:  Aham  asmi 
brahma  —  „3<b  bin  Sral^ma.''    6ine  poetifi» 
pbilof opbifd^e  2)arftellung  ber  pontbeiflifcben  Sc 
bänta«2ebre  bietet  bie  Sb^QO^öbgltä.  —  (Sin  i» 
mebrfacbcr  ^infid^t  Don  bem  eben  ffiggirten  ft« 
bänta^SQftem  abmeid^enber  pantbeiftif^er  3^ 
liSmuS  toirb  im  Slämänuja  (pgl,  G.  Thibaat, 
The  Vedänta-sütras  [f.  u.]  p.  XXVII  £)  W 
getragen.    92ad^  SRämänuia  ift  bie  Sinbeit  vai 
Srabma  (advaita)  eine  mobificirte  (vigishti). 
Srabma  befi^t  feine  abfolute  ^omogeneitöt,  fon* 
bem  nur  eine  relatioe.  Sr  tritt  in  einer  ttitfli(4« 
SJieH^eit  oon  glementen  in  bie  ©rfd^eimmg.  S* 
SBelt  ift  einwirnid^ertl^eilöonSBrobma'SStotiff. 
gfemer  ift  9{ämänuia'S  bbcbfteS  Srabmon  (is 
burd^auS  perfönlid^er  ®ott.  Sie  Seelen  befiten 


1841 


^Qtttl^eiStnttS. 


1842 


kam  oB  Zl^e  Srol^ma'S  nid^t  6Io|  eine  fd^ein- 
Mif ,  fonbem  eine  mirllid^  3nbiDibuaIität.  — 
9o|niUr  iß  ber  $ant^Smu8  bed  Sebänta  im 
8ifi^-CttIt  OttSgebilbet  unb  in  ben  $uräna 
Riebctselegt  motbeit  (lieber  bie  pl^ilofopl^ifd^'en 
e^Peme  3nbien8  im  Mgemeinen  dqI.  H.  T.  Gole- 
brooke,  On  the  Philosophy  of  the  Hindus,  in 
I^ansacüons  of  the  Royal  Asiatic  Society, 
foL  I  and  II  [1827—1830],  neu  obgebrudi  in 
ICaeeU.  Essays  I,  London  1878,  239  ff.  [bie 
Scftiiblid^fle  bi9^  gebotene  SorflellunQ] ;  E.  M. 
Baneijea,  Dialogues  on  the  Hindu  Philo- 
sophy, London  1861 ;  Nehemiah  Nilakantha 
S'A'stri  Gore ,  A  rational  refutation  of  the 
Hinda  Philosophical  Systems,  translated  by 
HaU.  Galeutfca  1862;  H.  H.  Wilson,  Essays 
nd  Leetores  on  the  Religion  of  the  Hindus, 
London  1861—1862,  2  yoIs.;  91. 9Beber,  9fab. 
Sorlefungen  über  inbijd^e  Siteraturgefd^.,  2. 9ufl. 
9&L  1876^  249  ff.,  mit  Angabe  ber  Siteratur  bis 
oif  bie  neuere  S^  Ueber  Sebänto  im  IBef onbem 
(qL  Golebrooke,  On  the  Philosophy  of  the  Hin- 
km  IV  [Miscellaneous  Essays  I,  850—401 ; 
L  an4  bie  frongöftfd^e  9uSgabe  bed  SBerfed  Don 
iPanihier,  Paris  1834,  App.n,  277  s.,  too  ein 
Ibrit  bed  SebantQ-@Q{lemS  t)on  9lam*aJto]^un- 
Koi)  mit^^t  mirb];  Windischmann,  San- 
dra, Bonn  1833;  P.  Begnaud,  Etudes  de 
»hflos.  indienne,  in  ber  BoYue  pldlosophique, 
i^ariB  1877—1879,  unb  Dor  Sllem  $aul  SeuRen^ 
Das  €9fhm  beS  Sebänta,  nod^  ben  Sral^ma« 
Bttttai  bed  S&bor&^ona  unb  bem  Sommentor 
IC«  C^oiptera^  Seipgig  1883;  S)erf.,  Sie  @ütraS 
ic9  SSebAnta  . . .  nebfl  bem  DoUftdnb.  ßommentor 
icB  Qomfara,  Seit>s.  1887;  S)erf.,  Mgem.  ©efd^. 
I.  $|iIöfot>bie  I,  1.  Sei))).  1894;  The  Vedänta- 
lAtras  with  the  Commentary  by  ^mkarä- 
carya,  translated  by  Georges  Thibaut  I,  Ox- 
:ord  1890. —  äBeiterefiiteraturangobenfinbenftd^ 
n  ^ier  Dergeid^neten  SBerfen.  Som))enbiöfe  2)ar- 
IcHungen  be§  Sebänta-S^ftemS  finb :  O.  Sronl, 
Die  $^Iofop]^ie  b.  ^inbu.  Yaedänta-sära  üon 
Sibononba  ...  mit  9!nmer!ungen  unb  SluS^ügen 
. . .  (eTttu§g.  unb  überfe^t  SDlünd^en  unb  fieipjig 
1835,  unb  Jacob,  A  manual  of  Hindu  Pan- 
theism,  2.  ed.,  London  1889.  —  2)ie  Dor^üg- 
fiij^cren  Uponifbab  ftnb  überfe^t  t)on  9Ra£  SnüIIer 
m  Sacred  Books  of  the  East  I  and  XV  unb 
in  The  twelve  principal  Upanishads  "with 
notes  published  by  Tookaram  Tatya,  Bom- 
bay 1891.  3)ie  Originaltej^te  liegen  in  berBibl. 
Indiea  Dor.  Seorbeitungen  ber  Upanif^ab  liefer- 
ten P.  Begnaud,  Materiaux  pour  servir  k 
rhistoire  de  la  Philosophie  de  Tlnde,  Paris 
1876—1878,  2  vols.,  unb  A.  E.  Gough,  The 
Pliflosoj^y  of  the  Upanishads,  London  1882. 
—  ^ie  ^bogatmbgitä  mürbe  überfe^t  unb  com« 
■entirt  DonS.  SB.  ü.  @d^legel  [Sonn  1823],  Sl^om- 
Nm  [|)ertforb  1855],  fiorinfcr  [SrcSlou  18691 
lelanfl  [Drforb  1882]  u.  31.  —  Ucber  ben  gioa- 
Btf^po-flpf^a-Sult  t)gl.  S.  $.  Xiele^  Sompen- 


bium  ber  9)eIigion8gefd^id^te,  beutfd^  Don  SBeber, 
$otSbam  1880;  A.  Barth,  Los  religions  des 
Indes,  Paris  1880  [au8  ber  Encyclop.  des 
Sciences  religieuses  VI,  1879, 512  ss.].  lieber 
bie  buoliftifd^e  @äm!bQo,  bereu  ftenntni|  befon« 
berd  j^infid^tlid^  ber  Seigre  über  prakriti  (Ur> 
materie)  unb  purusha  (Seele)  für  boS  äierfiönb- 
ni^  bed  IBebänta  Don  bo^em  SBertb  ift/  Dgl.  J.  B. 
Ballaniyne,  The  Sankhya.  Aphorisms  of 
Eapila :  with  illustrative  Extracts  from  the 
Commentaries,  3.  ed.,  Lond.  1884 ;  The  Sani- 
khya-Kärika  of  l9yara  Epshna  by  J.  Davies, 
London  1881 ;  The  Sarva-Dar9ana-Saipgraha 
or  Beview  of  the  different  Systems  of  Hindu 
Philosophy,  translated  by  Gowell  and  Gough, 
London  1882.)  [S)Ql^Imann  S.  J.] 

2.  IBon  )3ant]^ei{iifd^en  @Qftemen  im  9 ben b- 
lonbe^  mo  nur  bie  ©ried^en  eine  felbflönbige 
Qudgebübete  )3bi^0f<'))'^if  (^^  Sp^culation  oufmeifen^ 
finb  }u  nennen:  a.  2)ie  eleotifd^  @<i^ule  (510 bis 
430  u.  6;i^r.  ?X  begrünbet  Don  Xenop^aned  (535 
bis  475?),  meld^er  bie  unmärbigen  SorfieUungen 
über  bie  @dtter,  mie  fie  bur(|  bie  gne4if(|en 
S)id^ter  ^omer,  ^efiob  u.  f.  m.  in'S  IBoIföbemu^t- 
f  ein  übergegangen  maren,  berid^tigen  moüte.  3Eeno» 
planes  fo^te,  fomeit  fid^  aus  ben  Dor^anbenen 
92ad^nd^ten  fd^Iie^en  lö^t^  bie  ©ottbeit  als  ben 
immanenten  SBeltgrunb  auf  (Dgl.  3eQer,  2)ie  $bib)* 
fop^ie  ber  ©ried^en  I,  3.  9ufl.  Seipsig  1869, 
454  ff.).  $armenibeS  (geb.  510  D.  Sbr.?),  @d^üler 
beS  Xenopl^aneS  unb  ber  bebeutenbfte  Vertreter 
ber  Sd^Ie,  führte  ben  ®eban!en  feines  SReifterS  in 
pl^antaftifd^er  SBeife  meiter  auS.  2)aS  Sine  @eienbe 
esiftirt  nad^  i^m  in  ©eftalt  einer  emigen,  uuDer« 
önberlid^en  ftugel.  2)aS  Siele  unb  SSed^felnbe 
ift  nur  nid^tiger  ©d^ein  (3eUer  I,  473  f.).  ©ie 
SBelt  beftebt  ouS  neben  einanber  gelagerten  ftugeln. 
3n  ber  SRitte  beS  Sßeltgangen  bat  bie  meltregierenbe 
@ottbeit,  bie  Sr^eugerin  ber  @ötter  unb  aller 
®inge,  ibren  @ij  (ScUer  1, 483  ff.).  ®ie  fpäteren 
SIeaten,  Stno  (geb.  485  D.  (Sl^r.?)  unb  ber  gleid^ 
zeitige  (?)  SDieliffuS  Don  @amoS,  fud^ten,  inbem 
fte  ben  @eban!en  Don  ber  abfoluten  Sinbeit,  Un- 
Derönberlid^f  eit  unb  (Sontinuirlid^feit  beS  @eienben 
meiterDerfoIgten,  in  fopbiftifd^^SBetfe  bie  abfolute 
Unmöglid^feit  ber  ^iel^eit,  93emegung  unb  beS 
leeren  KaumeS  bar^utbun  (3eIIer  1, 497  ff.  515  ff.). 
— b.  Sie  §eraniteer.  ^eraflit  (530—475  D.  6br.  ?) 
aus  Spb^fuS  fa^te  baS  @eienbe  im  geraben  @egen« 
fa^e  gu  ben  SIeaten  als  in  emigem  Sfluffe,  in  un« 
ablöfftger  Serönberung  befinblid^  auf.  2)ie  SBelt 
ift  nad^  ibm  burd^  baS  @efe^  beS  @egenfa^eS  be» 
berrfd^t.  %ix  baburd^,  ba^  Sntgegengefe^teS  fid^ 
Derbinbet  unb  ibentif  cb  n)irb,  !ann  auS  ^Hem  SineS 
unb  ^QeS  aus  Sinem  merben  (3eIIer  1, 549  f.).  2)ie 
©ottbeit  ift  ber  Urftoff  ber  SBelt  unb  bie  melt- 
bilbcnbe  ffroft,  baS  Urfeuer,  unter  beffcn  6in» 
mirfung  ftd^  9EeS  gur  barmonifd^en  Sinbeit  ge» 
ftaltet  (ebb.  I,  551  ff.).  3n  ber  ©eele  bat  Pd& 
baS  göttlid^e  Qfeuer  in  feiner  reinen  ©eftalt  er- 
l^alten  (ebb.  I,  576).   «fler  Stoff  iji  befeelt,  ba 


1343                                                 ^antl^eiSmud.  1344 

©Ott  Urfeuer  unb  Urftoff  ber  SBelt  ift  (ebb.  596).  römifdfterStDeig.  Z)te^au))tt)ertreter  be8fdBcB|U: 

^raflit  unb  \Ant  @d^ule,  meldte  nad^  ^lato'd  a9[mmomug@oHaS(175— 242n.e^.),8c||tfifti 

3eugniB  im  Anfang  bed  4.  Sa^rl^unbertg  in  3onien  ber  beS  SteuplatoniSmuS,  $(ottn  unb  $ox))^ntte 

meite fBerbreitung  ^otte,  übte  auf  bie  enth)i(IIung  (f.b.9rt.92eu))latom8mu8lX,ld6ff.be}».207ff.). 

ber  gried^ifd^en  $]^tIo{op]^ie  großen  Sinfiu^  au§.  S)ie{elben  laffen,  in  flufenuieifer  Smonotion  bec 

Sßegen  ber  ^rt,  in  melti^er^eranit  t)on  @ott  als  nieberen  @eindorbnungen  ouS  ben  f^bl^ma,  Ucl 

Sfeuergeift  fpri(|t,  nel^men  Sinige  (5.  IB.  (Slabifd^,  auS  einem  fel^r  obstract  gebadeten  Unoefen  hm 

^eraüeitoS  u.  Soioa\itx,  fieip).  1859)  eine  Sin«  ?v,  bad  fte  aud^  ä'jab6^f  nennen,  l^orgel^  S» 

n)irfung  beS  $arft§mu8  auf  xf^n  an  (Seiler  I,  Sbeen  faf[en  fte  als  fubftantielle  X^iloefen  bei 

601  ff.). — c.S)iegrofeeftoifd^e©d^uIe.  ©ienmrbe  vooc  auf  u.  f.  ».  p.  ®er  f^rifdde  Smaq  (6aii|rt' 

begrünbet  (308  t).  ßl^r.)  Don  3enon  au§  JKttion.  t)ertreter3ambIi(i|ud[f.o.IX,212ff.];and^3näm 

@onftige  ^auptüertreter  berfelben  unter  ben  ©rie*  ber  ^poftat,  gefi.  363,  gehörte  il^m  an)  nn^  »4 

^en  ftnb  ffleantl^eS  (331—232),  S^r^pppuS  ein  l^ö^ered  Unoefen  über  bem  poHn'jd^  Iv  ob 

(289—209),  2)iogene8  ber  Sab^Ionier  (150  auS  unb  [teilte  ftc^  nod^  mej^r  in  ben  SHenß  befi  ^ 

Stom  verbannt),  $anötiu3  (180 — 111),  ^ofibo«  nifd^en  ^olQtl^eiSmuS  in  feinem  ffampf  gegen  boS 

niuS  (130—46?),  ber  Seigrer  Sicero'g,  unb  unter  Sb^ftentl^um.  7.  S)erat]^emenfifd^3u)eig($Iiit' 

ben  Stömem  ÜR.  ^nnöuS  @eneca  (3—65  n.  (Sf^x.),  ard^,  geft.  433;  $roduS,  410—485 ;  S)ainaficiiA 

2.  «nnäuS  ßornutuS  (20-66  ?  n.  ßbr.).  Sf.  ^er-  ber  520—529  lehrte  u.  f.  tt).)  läfet  im  @egcnM 

ftuS3flaccu§(34— 62  n.e]^r.),6:.9nufoniuS9{ufuS  gu  ^otin,  nad^  meld^em  unmittelbar  nur  ber  voö; 

(unter  92ero),  Spiftct  (leierte  bi§  94  n.  &^x.  in  9iom)  au3  bem  Urmef en  l^ertorge^t,  eine  SSieO^  Mi 

unbj{aifer9Jtarcu§9ureIiu§9ntoninud(geb.l21,  (Sinl^eiten  (evdfdec)  au3  tl^m  entfielen, 

geft.  180  n.  Sl^r.).  3)ie  ftoifd^e  @d^ule  bulbigte  über  B.  2)ie  bem  IDt  i  1 1  e  l  a  1 1  e  r  angel^öngen  ^of 

@)ott  unb  Sßelt  äl^nlid^en  ^nfd^auungen  mie  ^era«  men  bed  $antbei§mu3  finb  Dormiegenb  gno^ 

flit.  ^ud^  il^r  gilt  bie  ©ott^eit,  bie  fte  balb  al§  unb  mt)ftifd^e  Umbilbungen  ber  brei  l^auptjfid^ 

Sfeuer,  balb  al3  ^etl^er  unb  ^aud^  begeid^net,  al§  ften  monotbeiftifc^en  Sieligionen.  1.  3m  Snbe» 

ber  Urftoff  unb  bie  bilbenbe  Urfraft,  als  bie  Seele,  t^um  btibete  fid^  aOmöItg  unter  bem  ßinfluB  (db- 

ber  ©eift  unb  bie  !Bemunft,  als  baS  © ange,  baS  nifd^er ,  Donoiegenb  gnoftif (^'Orientalifd^  %5> 

alle  ffeimf ormen  in  fid^  entbält,  als  baS  allgemeine  gionSanfd^auungen  im  ©egenfa|  gum  robbimf^n 

©ef e^,  als  bie  93orf e^ung  ic.  (Seiler  UI,  1  [3.  ^uff.,  XalmubiSmuS  bie  ©ebeimle^re  ber  ffobbalo  ().  b. 

1880],  138  ff.  169).  S)ie  mcitregierenbc  »emunf t  «rt.)  auS.  3m  „SBudft  ber  ©d^öpfung*  (Jeai^, 

ber  ©ott^eit  h)irb  aber  üon  ben  @toif  em,  im  Unter-  meld^eS  auS  ber  Seit  üon  100  D.  Sl^r.  bis  50  n.  Ctr. 

fd^ieb  Don  ^eraflit,  ber  fte  mel^r  als  9^atur!raft  ftammt,  nmrbe  guerfl  bie  pant^eifHfd^e  (Smm* 

betrad^tete,  als  gmedffe^enbe  Sutelligen)  aufgefaßt  ttonSlebre    biefer   angeblid^en    „Ueberltefentng' 

(ebb.  m,  357),  tt)ie  überhaupt  bie  ©toücr  ben  fd^riftlidft  fijirt.    ®ie  fabbaliflifd^e  Se^re  übte 

teleologtf d^en  ©eftd^tSpunft  f e^r  betonen  (ebb.  1 72).  birect  unb  inbirect  auf  Stibung  f paterer  pont^cipi' 

S)ie  ©ccle  ift  nad^  ben  ©toifem  ein  3:beil  ber  fd^er  unb  tbeofopbifdb^t  ©^fteme  (§.  98.  SBalenö« 

Sßeltfeele  unb  fe^rt  am  Snbe  ber  2BeIt  toteber  in  ntaner,  gnofttfd^e  @ecten  beS  9Rittela(terS,  Soaib 

ben  Urftoff  ober  in  bie  ©ott^eit  gurüdf  (ebb.  200  f.).  Söbme)  unoerfennbaren  Sinflu^  auS.  &ß/fi  in 

—  d,  ®er5ReuplatomSmuS().b.9lrt.)ifteinemo]^l  unferen  3;agcn  no(^  bejcid^nete  ber  angejew 

nid^t  obne  btrecte  unb  inbirecte  Seetitfluffung  be*  ©d^riftfteHer  ber  ^od^grab-t^freimaurerei,  @rojs> 

reitS  öorbanbcncr  emanatiftifd^er  ©9fteme,  wie  beS  mcifter  9llb.  ^ife  (geft.  1891)  in  SDBafbinjtw, 

fabbaltftifd^en,  beS  üalentintanifd^en  unb  DteQeid^t  bte  jfabbala  alS  ben  ^uSgangS-  unb  Snbtnmtt 

aud^  beS  tnbtfd^en,  t)orn?iegenb  auS  ber  platoni»  aEer  toa^rl^aft  bogmatifd^en  ^Religionen.  8uS  bn* 

f(^en$biIofo)'^i^/ unter  gleid^jettigerSerioertbung  felben  ftamme  aOeS  mirllic^  Sßifjenfd^ftlid^  nnb 

ber  arbeiten  ber  artftotelifd^en,  neupQtbagoräifd)en  ©roge  in  ben  @Qftemen  aOer  3IIuminaten,  tne 

unb  ftotfd^en  @d^ule,  abgeleitete  ßmanationSlebre  3.  Sb^me,  @n?ebenborg,  @aint"9Rartin,  wA  bei 

(ögl.  Seiler  m,  2  [1881],  434  ff.).  ^orpb^riuS  ganje  geheime  ©QmboliSmuS  ber  gfreimouretei 

behauptet  felbft  bte  Ueberetnftimmung  fetner  Se^re  (ogl.  A.  Pike,  Morals  and  Dogma  of  the  ao- 

mit  ber  ber  Srabmanen,  9Jlagter  unb  @b^Ibäer.  cient  and  accepted  Scottish  Rite  of  Free- 

@r  belobt  bte  3uben  unb  befonberS  bte  ßfjöer,  itnb  masonrj  prepared  for  the  supreme  Conncii 

legt  !Borliebe  für  bie  ögQpttfd^en  $riefter  an  ben  of  the  thirtj-third  degree  of  the  southen 

3:ag (ebb,677).  ®ie orpbifd^en©ebid)tc  (ögl.SeHer  Jurisdiction  of  the  U.  S.  and  published  byits 

1, 49  ff.  79  ff.;  II  [1875],  26  f.,  unb  SDöÜinger,  authority,  A :. M .-.  5641  [1881],  744. 766 ft). 

3ubentbum  unb  ^etbentbum,  ä^egenSburg  1857,  —  2.  Sie  b^uptfad^ltd^fte  pantbeiftifd^e  Sfotm 

120  ff.)  erfreuten  fid^  bei  ben  92euplatont!em  eineS  tt)eld^e  Dom  9RobammebaniSmuS  ausging,  ifi 

fteigenbenSlnfebenS.  Sei  bem  atbenienfifd^enStocig  ber  ©ufiSmuS  (f.  b.  9lrt.  SSlam  VI,  1006  f.).  SÄ 

ber  ©d^ule  erlangten  fte  bie  Sebcutung  einer  nor-  ©ufis,  unter  ttreld&en  Don  1100  n.  6br.  <m  PW' 

matiöenDffenbarungSurfunbe(3enerlII,2,749).  tbeiftifd^e  SSorfteÜungen  bie  Ober^anb  gettxnmenr 

Gbenfo  tritt  bei  ben  5Reuplatonifem  eine  fteigcnbe  erfd^cinen,  toenigftenS  in  Werften  unb  fpäter  unttt 

t$feinbfeltgfett  gegen  baS  Sbriftentl^um  berDor.  S)ie  ber  3D?ogbulǤerrfd^aft  in  3nbien,  mel^r  unbtmlr 

@d^ule  gerföüt  in  breiStoeige:  a.  Slesanbrimfd^*  als  eine  9lrt  geheimer,  gnoftifd^m^ftif^-aScetifd^ 


M5 


Pantheismus. 


1846 


kfellfd^,  tDcId^  eine  (Einigung  ber  berfd^iebenen 
I  ienen  (Begenben  l^errfd^enben  religiöfen  9tid^- 
mgcn  anfbebte.  Sm  offenften  trat  biefer  S^a- 
ifter  befi  @ufi8muS  unter  ff oif er  Sfbor  in  3nbien 
m  1579  an  l^ertior.  S)er  perfifd^e  SufidmuS 
ffdid  Dortsiegenb  üon  inbifd^en  pant^eijHfd^en 
torfleOungen  6eeinf[u|t  morben  }u  fein.  S)ie  t)or- 
enfd^enbe  3bee  in  bemfelben  \]i,  ha%  baS  Uni« 
ecfum  eine  Smatmtion  @otted  fei  unb  tt)ieber  jur 
iMkmtieOen  (Einigung  mit  ®ott,  }ur  Slbforption 
I  wtt  l^infteebe.  3m  ßinaelnen  gelten  bie  @ufi8 
I  Qren  Snfi^ten  fel^  qu8  eitmnber.  Sud^  fabba« 
fUfd^  unb  neuplatonif^e  Sintoirfungen  mad^ten 
4  bei  benfelben  gelteno.  9(3  l^erDorragenbe  S3er- 
Kitt  beS  perftfd^  pantl^eiftifd^en  @ufi8mu8  mer- 
cn  genannt  bie  2)id^ter  Sfd^etol  Sbbin  Stumi^ 
fmn  Sbbin  attar^  ^afiS  unb  @abi  (Dgl.  Tho- 
nck,  SsufismuB  sive  theosophia  Persamm 
Mntlieistica,  Berolini  1821 ;  t).  Jhemer,  ®e« 
l4i4te  ber  l^errfd^enben  Sbeen  bed  SdlamS, 
idp^ig  1868;  The  Dabistan,  or  School  of 
ninnen  etc.  I,  Paris  1843,  p.  CLVm  ff.; 
in,  220  ff. ;  A.  SchmOlders,  Essais  sur  les 
ecolee  philosophiques  chez  les  Arabes,  Paris 
1842 ,  205—213).  Unter  ben  Arabern  tttttai 
\k  nettt»latonifd^  SmanationSlel^re  bef onberd  ber 
!ifif4  erjogene  aifär&bi  (gefl.  950  n.  S^r.)  (Dgl. 
ncknoeg-^eins^  ®efd^i(^te  ber  $]^üofop^ie  U, 
7.1ufl.  8«rlin  1886, 196  f.).  —  8.  S)ie  ©^fteme 
M  $ant]^eiSmu8,  nield^e  ouS  üerfel^rter  fpecula- 
tikc  S)euümg  (^  r  i  ft  I  i  4  e  r  9leIigion  l^erDorgingen, 
Dmcn  unter  gioei  ^ouptf ormen  grut)pirt  merben. 
1  SKe  oorttiegenb  gnoftifd^'l^öretifd^e  f$form  beS 
^nt^SmuS,  h)eld^e,  fd^on  sur  9M)ofteI)eit  burd^ 
Simon  SBlaguS  Dertreten,  fpöter  befonberd  burd^ 
Solentin  (geft  160)  unb  9Rani  (Don  288  an) 
f^  begründet,  burd^  bie  ganje  ®efd^id^te  ber 
Ütift  bis  )ur  Steformation  in  immer  neuen  ®e« 
htten  ttieber  l^erDortrat,  ging  au3  bem  Seftreben 
tomr,  alte  ^eibnifd^e  IBorfteuungen  in  d^riftlid^em 
Seuanbe  feft}u^Qlten.  Suf  bie  gnofüfd^e  Smo« 
totionSlel^re  mie  auf  bie  fabbalifüfd^e  übte  t)or- 
»iegenb  ber  IßarftSmuS  ßinffu^  auS  (ügl.  aud^ 
.  Sit.  (SnofUciSmuS).  —  b.  S)ie  Dortoiegenb 
t9fUfd^-p^iIafop]^ifd^  Sonn  beS  ^ntbeiSmuS 
Site  einerfeitS  in  übertriebenen  SorfteUungen  über 
ifi  Ser^öltni^  Don  ®ott  unb  9Belt  toeld^e  infolge 
i^er)tänbli(|er  Sluffaffungen  ber  @d^rift«  unb 
äterle^re  über  bie  natürli(|e  SSerflörung,  ,,S3er- 
^ttlu^ung"  (dscü(7'.0  bed  HJtenfd^en  unb  ber  SBelt 
^  einf4|lid^,  unb  anbererfeitS  in  irrigen  TIA» 
mgta,  bie  man  ftd^  befonberS  anlQ|Iid^  ber  9e« 
ififHgung  mit  platonifd^er  ^bil^'fop'^i^  bilbete, 
xen  urfprung.  9(nla^  }u  Srrtbümem  in  biefer 
uj^tung  gaben  bef onberS  bie  Don  ben  mittelolter* 
4en  aR^flifem  überouS  l^od^gefd^ä^ten,  an  ftd^ 
t^oscn,  aber  leidet  mt^guDerftel^enben  @d^riften 
ionpfmd'  bed  Slreopagiten  (f.  b.  Slrt.).  SluS 
e^  6<l^riften  namentlid^  legte  fid^  fd^on  3ob. 
cotuS  (Srigena  (f.  b.  Srt.),  ber  ^auptoertreter 
efer  gorm  beS  ^ant^eidmuS,  fein  ©Qfiem  gu« 

Slr^cnlcsfloii.  IX.  2.  SuH* 


rec^t.  2)ie  ^auptfü^  feiner  pantl^eiftifd^en  Seigre 
finb :  2)ad  f ^ff enbe  unerf d^aff ene  93ef en  bat  oDein 
effentieUe  ©ubfifleuA  (De  divisione  naturae  1, 
8. 14).  es  tt)irb  Med,  o^ne  ba|  ed  aufbort,  über 
Mem  }u  fein  (ib.  8,  20).  SS  ^^Dermirflid^t''  ftcb 
(ib.  3,  8;  1,  72),  tt)irb  gleid^fam  Stmofi  auS 
9lid^t§  (ib.  3,  19) ,  unb  gmar  guerft  in  ben  ge« 
fd^affenen  (ib.  2,  21)  Urbilbem  ber  2)inge  (cau- 
sae  primordiales,  praedestinationes),  in  ber 
Sbeolmelt.  2)ie  @efammt]^eit  ber  äbeen,  ber 
SogoS,  ift  bad  fd^affenbe  gefd^ffene  SBefen.  9u§ 
biefem  gebt  mieber  bie  ft^tbare  SBelt  berDor  (ib. 
2, 18),  beren  aHaterialität  nur  „Crfd^einung"  ift 
unb  auf  ber  93erf[ed^tung  ber  ^ccibentien  berul^t 
(ib.  1, 86).  ®ott  ift  aQer  Singe  SBefen  (ib.  1,11; 
3, 19).  9Ba8  ®ott  erfennt,  baS  mirft  er  aud^  in 
feiner  grfenntnife  (ib.  5,  27;  1, 12).  So  gebt 
bie  @d^dpfung  mit  9{otbmenbtgfeit  Don  ßmigfeit 
ber  aus  ®ott  berDor  (procedit  3, 17. 25;  5, 27). 
Unfer  Seben  ift  ®otteS  Seben  in  unS  (ib.  1,  78). 
SSfOeS  Sein  febrt  mieber  auf  Derborgenen  SBegen 
5U  feiner  DueHe  jurüdf  (ib.  8,  4).  —  ®ie  Don 
ScotuS  Derbreiteten  pantbeiftif^en  Sbeen  mirften 
nod^  lange  fort ;  f o  in  ben  Sebren  Slmalrid^  Don 
SbartreS  (geft.  1204),  2)aDibS  Don  3)inanto  (gefL 
1210?)  unb  SembarbS  Don  ßbartreS  (geft.  1250?; 
DgL  etödn,  ®efdi.  ber  $biIof.  beS  ÜRittelalterS  I, 
aRains  1864,  31-293;  5R.  TOöfler,  3.  ©cotuS 
Srigena  unb  feine  Srrtbümer,  SRaing  1844).  2)e|* 
balb  mürbe  baS  Sucb  De  divisione  naturae  alS 
OueHe  biefer  Strtbümer  im  3abre  1225  Don  ber 
$roDinsiaIfpnobe  }u  @enS  cenfurirt.  ^onoriuSlII. 
befiotigte  biefeS  Urtbeil  unb  Derorbnete,  ba^  baS 
9Ehid^  Derbrannt  werbe.  —  9lud^  bie  „beutfd^en 
gR^fttfer"  (8. 8.  SReiftcr  (Sdbart  [1260-1327] ; 
f.  b.  9rt.)  bielten  ftd^  nid^t  DöIIig  Don  öbnlid^n 
Srrtbümcm  frei  (Dgl.  §.  S)enipe  im  9lrd^iD  für 
Siteratur«  unb  ffird^engefd^id^te  beS  SRittelalterS 
U  [1886],  417  ff.),  a^on  Srigena  unb  ben  beut- 
fd^en  a)lQftifem  gingen  biefe  Strtbümer  tbeilmeife 
mieber  in  bie  febr  einflufereid^en  ©d^riften  9lico« 
lauS'  Don  gufa  (1401—1464 ;  f.  b.  Slrt.)  über. 
2)erfelbe  lebrte,  inbem  er  neben  Sion^ftuS  bem 
9!reopagiten  Srigena  unb  bie  beutfd^en  9RQftifer 
als  ©emäbrSmönner  anruft,  bog  ®ott  aUeSinge 
nid^t  blo^  ber  9RögIid^!eit,  f onbem  aud^  ber  SSirf- 
lid^feit  nad^  in  ftd^  entbalte  (Dens  est  compHca- 
tio  omnium ;  De  potest.  [Opp.  Nie.  Cus.,  Paris. 
1514, 1,  foL  176];  De  docta  ignorantia  2,  3 
[1.  c.  fol.  14  sq.]),  baber  bie  SBefenbeit  aller 
äBefenbeiten,  bie  ^otm  aller  t$formen,  ber  actus 
omnium  fei  ( Apol.  doctae  ignor.  [1.  c.  fol.  39] ; 
De  docta  ignor.  2, 5  [1.  c.  fol.  16]).  S)ie  ^Jbilo- 
fopl^ie  9^icoIauS'  Don  Sufa  fann  als  baS  3Ritter> 
glieb  smifd^en  bem  ^antbeiSmuS  beS  SRittelalterS 
unb  bem  ber  9^euseit  betrad^tet  merben. 

C.  2)er  ^antbeiSmuSber  9{eu5eit  ent* 
midfelte  pd^  auS  ber  in  ibrem  $rincip  off enbarungS« 
feinbltd^en  rationaliftifd^en  unb  naturaliftifcben 
SRid^tung,  »cld^e  in  ber  fog.  Deformation  jur  ^err- 
fd^aft  gelangte,  ©d^on  bei  ber  Silbung  ber  pro» 

43 


1347 


$ant]^ei§tnu8. 


1848 


Icflantifd^cn  Wcd^tfcrtigungS«  unb  ©laubcnSlcl^rc 
loirftcn  muplaiom]ä)t ,  fabboliftifd^c,  flnoftifti^c 
unb  au(i^  m^jiifd^-pontl^eiftifd^c  glemcnte  in  ent» 
fd&eibcnbcr  SDBcifc  mit  (©löcH  HI,  483  ff.;  09!. 
99B.  S)eif ettberg ,  Xl^eiSmuS  uttb  ^ontl^eiSmuS, 
SDBicn  1880,  238  ff.).  —  1.  3)er  crfte  Vertreter 
beS  mobemen  ^ont^eigmuS  ift  ber  Don  ben  2)id^- 
lern  (5.  SB.  ® ötl^e ;  ögl.  2».  Karriere ,  ®ie  pl^iL 
Sßeltonfd^ouung  ber  9{eformation§}eit  in  il^ren  ^e* 
jie^ungen  j.  ©egenwart,  ©tuttgort-Sübing.  1847, 
487)  unb  ^^aturforfd^em  ))Qnt^eiftif(i^er  SRid^tung 
fletS  l^od^öerel^rte  ©iorbonoSruno  (1548—1600; 
f.  b.  3lrt.),  ber  in  nnferen  Sagen  gegenüber  feinen 
abstrus  aprioriftifd^en  Kadjjfolgem  lieber  ju  er« 
l^öl^ter  ©eltung  gefommen  ift.  ©eine  Seigre  fann 
als  bie  Dönig  ))ant^eifttfd^e  SuSgeftaltung  beS 
cufanifd^en  ejpIicationSftjftemS  (ögl.  g.  3.  Sie- 
mens, ®.  Sruno  unb  9{ic.  t)on  Sufa,  Sonn 
1847)  unter  glciti^jeitiger  Slnlel^nung  an  alte 
©t)  fteme  (^eraflit,  bie  ßleaten,  $t)t^agoröer,  9leu- 
platontfer  u.  f.  m.)  be}ei(i^net  merben.  ^aä^  Sruno 
ift  ©Ott  baS ,,  jtleinfte"  (minimum,  ^uSbel^nungS* 
loje)  unb  baS  „eine",  „©an^e",  „Unenblid^e", 
„^UeS"  (omne),  me^eS  in  ista  integranda 
means  baS  „SSiele  unb  ©ro^e  unb  baS  911"  um- 
fa^t  (De  triplici  mensura  et  minimo  1, 4  [ed. 
Francof.  1591, 14;  ögl.  17]).  gr  ift  bie  Monas 
rerum  cimctanun  essentia  et  esse  (ib.  2,  14 
[1.  c.  93]) ;  centrum  est  unmn  in  toto  orbe 
atque  per  omne ;  ©Ott  ift  bie  Sinl^eit  ber  (Sin* 
Reiten  (monadum  monas  una,  nempe  entium 
entitas,  ib.  1,  4  [1.  c.  14;  ügl.  17]),  tt}cl(^e 
alles  ©ein  „aufgeuiidelt"  (complicatamente, 
complicato)  entl^ölt  unb  ouS  melc^er  (P.  de  La- 
garde,  Opere  ital.  di  G.  Bruno  I,  Gottinga 
1888,  282,  26  sgg.;  258,  13)  baS  Uniöerjum 
mit  atten  S)ingen,  auS  benen  eS  beftel^t,  „cnt« 
faltet"  ift  (explicato).  S)aS  Uniöerfum  fann,  ba 
©Ott  in  SJHem  notl^menbig  unb  nad^  feinem  ganjen 
können  wirft,  nidfet  anberS  fein,  als  cS  ift  (ib.  I, 
316,  16).  gS  ift  felbft  alS  abäquateS  ^bbilb  beS 
„unJugänglid^en^ntlifeeS"  (ib.  312, 34;  258, 14) 
unenblid^,  obgleid^  nid^t  ganj  in  bemfelben  ©inne 
tt)ie  ©Ott.  S)enn  eS  ift  nid^t  tt)ie  ©ott  in  jebcm 
feiner  2:^eirc  (ib.  315,  86),  unb  eS  ift  bIo|  fuc» 
ceffit)  olleS,  tt)aS  eS  fein  fann  (ib.  258,  15  sgg.). 
®aS  unenblid^e  Uniöerfum,  felbft  unbcweglid^,  ettig 
(ib.  277, 1  sgg.),  befeelt  (questo  infinite  et  im- 
menso  ö  uno  animale,  ib.  342,  30;  202,  27), 
umfaßt  in  feinem  ötl^erifd^en  ©d^oge  unenbUd^ 
Diele,  jebe  öon  il^rer  bef onbem  ©eele  bewegte  9Bel« 
ten  unb  §immclSför})er  (ib.  314,  12;  235,  30; 
389,  15 sgg.;  319,  25).  Uebcr]^au<)t  finb  aUe 
Dinge  befeelt.  9lße  l^aben  ilire  „fjorm"  (ib. 
233,  17;  236,  34).  9lct  unb  $otena  f atten  ju- 
fammcn,  fomol^l  in  ©ott  (ib.  260, 20)  als  in  ben 
niebrigercn  SBefen.  6S  gibt  feine  fubftantieflcn 
7lenbcrungcn(ib.  280, 7  sgg.).  ®ie9Waterie  iftnid&t 
Jenes  fere  nihil,  mie  bie  5lriftotelifer  motten;  pe 
ift  im  ©cgentl^eil  üott  5lctuülitöt,  „ein  göttlid^ 
S)ing,  bie  befte  SMutter  unb  ©ebärerin  öon  Katur- 


bingen,  ja  in  ber  ©ubftang  bie  gange  Statur'  (ili 
274,  1  sgg.;  Dgl.  253,  11  sgg.;  271,  31).  Sie 
Slenberungen  begießen  ftd^  nur  auf  bie  @ein8ioei|ci 
(modi  d'  essere),  ober  99[ccibentien,  bie  nid^  f/^ 
gleid^  in  bemfelben  enblid^en  S)inge  fein  Wom, 
©0  ift  iebeS  2)ing  }mar  „baS  gonje  ©dn,  aber  d 
ift  bie^  mä)t  gänjlic^"  (ib.  279, 17  sgg.).  üi 
)ebeS2)ing  „Jenes  inftd^^t  tDeld^eSMeSolIati 
falben  (per  tutto)  ift"  unb  „in  feinet  9rt  bie 
ganae  SBeltfeele,  obgleid^  nid^t  gönjlid^,  enf^', 
„fo  ifl,  meil  ber  «et  (Siner  ifl  unb  (SinS  tnod^ 
mo  immer  er  ift,  nid^t  angunel^men,  bo|  cS  eine 
9Re]^r^eit  üon  ©ubfianjen  ober  uml^rl^em  €eai 
gebe"  (ib.  281,  2 sgg.;  Dgl.  ib.  23;  279,80; 
261, 15).  S)ie  Derfd^iebenen  enbItd^S)inge)ak 
„nur  ein  Derfc^iebeneS  ©eftd^t  ein  unb  beiftAn 
©ubftanj"  (ib.  281,  28).  SBeil  ©Ott  „bie  lo- 
ten} atter  ^otengen,  ber  9!ct  atter  9cte,  boS  Seien 
atter  Seben,  bie  ©eele  atter  ©eelen,  baS  Sein  M 
©eins"  ift,  beSl^alb  „ift  in  x^m,  toai  jid^  M 
miberfpred^enb  unb  entgegengefe|t  ift,  eines  nÄ 
baSfelbe^  unb  ^OeS  ift  in  il^m  ibentifd^"  ober 
„inbifferent"  (ib.  260,  1  sgg.;  Dgl.  279,  86; 
285,  37;  334,  19  u.  f.  U).).  SBeU  im  ffiifiai 
Sinen  atte  ^formen  finb,  barum  „tommen  flß 
atte  2)efinitionen  }u,  unb  be^l^olb  finb  bie  cont» 
bictorif d^en  ©ö|e  mal^r.  Unb  ukiS  bie  Siell^  m 
ben  2)ingen  bemirft,  ifl  nid^t  baS  ©ein,  bQSS)ii| 
felbft,  f onbem  ber  ©d^ein,  baS  ©innenfSttige,  aal 
an  berOberf[äd^ebeSS)ingeSifl"  (ib.282,868gg.). 
„S)er  Sntettect,  meld^er  bie  erfle  unb  fyaafif^ 
ber  aaßeltfeele  ifi"  (ib.  231,  4),  ifi  bie  „nil# 
mirfcnbe  Urfad^c  atter  Katurbinge"  (ib.  233, 22; 
253,  3).  Sie  SQßeltfeele  (anima  del  nniYerso) 
ift,  mic  ber  ©teuermann  im  ©d^iff,  einerfeitS  oB 
©eele  „innerer  formaler"  2:i^eil  beS  UniDerfun!. 
anbererfeitS  aber,  infofemfiebaSUniDerfum  (eitel 
mieber  nid^t  Sbeil  nod^  ^rincip,  fonbem  (äkr 
bemfelben  ftel^enbe)  Urfad^e  beSfelben  (ib.  283, 27; 
Dgl.  238, 3).  9n  anberen  ©tetten  fül^rt  Sruno  in 
^nfdblug  an  bie  S^^^l^nlel^re  ber  ^t^t^agoräet  nk 
mit  SuQnmbelegung  ber  Se^re  Don  ben  vaam- 
salia  a  parte  rei  auS:  SBie  atte  3ct^l(n  auf  Me 
Sinl^eit,  „alS  g^unbament  unb  ©ub^anj  aSec* 
(ib.  283,  22),  atteS  ©etl^eilte  auf  boS  Ungetteffle 
(individuo,  ib.  28)  jurüdtgefül^rt  merben  vA 
fo  muffen  mir,  um  pr  l^öd^ftenSrfenntni^for^ 
fd^reiten,  bap  fommen,  bie  „SJieD^eit"  inberfe- 
^eit  }U  fd^auen,  b.  1^.  als  Srfd^einungen  berCvi 
unb  ungetl^eilten  ©ubftanj  (ib.  284,  88  sgg.; 
285,  22),  meldte  „burd^  bie  (occibentdien)  Scp 
fd^iebenbeiten,  meldte  fte  umgeben" ,  befKmmtef  ak* 
lid^eS  SnbiDibuum  unb  }u  Dielen  SnbiDibuen  eiKC 
©attung  ober  3lrt  mirb  u.  f.  m.  (ib.  285, 25  sgg.; 
Dgl.  268, 17  sgg.).  „5)ie  Stufenleiter,  oaf  «* 
d^er  bie  9latur  ^ur  ^erDorbringung  ber  Siny 
l^erabfteigt  unb  ber  Sntettect  }ur  Si^ntnil  bei* 
felben  auffteigt ,  ift  eine  unb  bief elbc"  ßb.  28S. 
4  sgg. ;  Clossi  dunque  montando  noi  alla  per 
fetta  cognitione,  andiamo  complicandolamoi- 
titudine:  comedescendendosi  allaprodattiont 


1849 


$aitt^ei§muS. 


1850 


de  le  cose,  si  yä  esplicando  la  unitä;  ib. 
284,  88).  Uebf r  baS  93er^Ititig  ber  SBeltfeele  gu 
Sott  erBärt  Sruno,  ba|  bie  Surudfü^rung  aller 
£inge  ouf  bie  Sinl^eit  in  bet  SBeltfeele,  ald  Set 
imb  $oten)  t)on  9lDem,  tote  iie  gattj  in  jebem  ift 
»baS  6nb)iel  unb  bie  (Srenje  aller  natürltd^en 
pi(iIofo))(ten  unb  Setrac^tungen"  fei.  S3on  bem 
W^en  unb  befien  $rincip,  mlä)^  ber  fiber- 
ROtflrUi^  Setrad^tung  angel^öre,  bie  für  ben 
Rid^glaubenben  feine  ®eltung  l^abe^  toolle  er  nid^t 
rebeti  (ib.  272, 1  ggg.).  9lu8  feinen  Snfd^ouungen 
über  bie  Sinl^eit  ber  Subftang  folgt  ba|  IBruno  bie 
Itnterfcl^bung  }nrifd^en  (Sott  unb  ber  SBeltfeele 
nib  ben  SBeltbingen,  tto  er  eine  f old^e  mad^t  (ogl. 
üi.  282, 19,  tDO  er  brei  Sutellecte  unterfd^eibet),  nur 
itt  logifd^,  nid^t  als  real-))bt)ftfd^e  auffafjen  fann. 
3n  feinem  SBetfe  De  Immenso  et  Innamera- 
bOibuB  2,  12  (ed.  Francof.  1591,  253)  erflört 
er  oufibrüdlid^ :  «Idee  perfectum  simpliciter  et 
per  66  et  absolute  est  unum  infinitum  quod  et 
quo  neqne  majus  esse  potest  quippiam  neque 
meliuB.  Hoc  est  unum  ubique  totum,  Deus 
natoraque  UDiyersalis.*  ,Vel  nihil  est  na- 
tam  yei  est  divina  potestas  materiam  exagi- 
Uui8  impressusque  omnibus  ordo  perpetuus'' 
(ib.  6, 9  [I.  c  532]).  ßr  bejeid^net  bie  92atur  a(§ 
manos  cunctipotentis,  Vis,  Actus,  Ratio,  Ver- 
bum,  Vox,  Ordo,  Voluntas  (ib.  1, 9  [1.  c.  181], 
OgL  8, 10  [1.  c.  651]).  <S)ie  9BeIt  (alS  natura 
naturata  ?),  toeld^e  nad^  il^m  ber  Sauer  unb  bem 
Sunne  nad^  unenblid^,  mit  Ütot^menbigfeit  au8 
•ott  ^orgel^t  (ib.  1,  11  [1.  c.  185  sqq.]), 
anmt  er  divinitas  secunda  (ib.  2, 12  [1.  c.  258]). 
—  2.  Set  fmuptbertreter  bed  mobemen  ^ant^eiS- 
wa  if!  93ürud6  ©pinosa  (1632—1677;  f.  b.  «rt.), 
ber  gleid^  Sruno,  beffen  Seigre  er  fid^erlid^  fannte, 
bie  völlige  Unabl^öngigfeit  ber  $^iIofopl^ie  üom 
Slouben,  bie  Sin^eit  ber  ©ubflang  unb  bie  SIU« 
befeelung  ber  2)inge  }ur  @eltung  ju  bringen  fud^t. 
Sm  ®egenfa^  }ur  )3oetifd^«fd^dngeiftigen  %ct  bed 
RobmerS  aber  fe^t  er  eS  ft^  gur  Aufgabe,  bie 
B(It"Sin^it  unb  -Orbnung  «^geometrifd^-matl^e- 
BotifA" ,  b.  b-  ben  innem ,  naä)  il^m  in  SQem 
mn  (^efejie  ber  Ütotl^menbigfeit  bel^errfd^ten  3u' 
nnmen^ng  ber  S)inge  mit  mat^ematifdber  Strenge 
aquiegen.  Unb  gttar  ift  ed  il^m  bei  feiner  2)ar- 
rgmig  bor  9Qem  barum  gu  tl^un,  bie  ©runblage 
iner  mit  matl^ematifd^er  Strenge  ^.bemiefenen" 
9tttenlel^re  )u  geninnen.  3n  feiner  Suffaffung 
er  |)^iIofo)>]^if^  (Srunbbegriffe  gel^t  er  bon 
tartefiud  (geft.  1650;  f.  b.  9lrt.)  auS,  bon  beffen 
iiali^if4tt  V^ilofopbie  ber  OccaftonalidmuS  (f. 
.  «rt.)  ©eulincj'  (1625—1669)  unb  aRale- 
nnid^'d  (f.  b.  Srt.)  gu  feinem  ^oni§mu§  bie 
otiirgemä|e  93rädfe  bilbete.  Seine  Sittenlel^re  ift 
njiDcif elbaft  oon  ben  Steuern  (Seneca,  Spictet, 
erm  SBerfe  er  aud^  in  feiner  Stbliotl^e!  befag;  ügl. 
terue  des  deux  mondes  CXII,  1892,  829) 
erinflu|t.  S^ie  ^auptfö^e  be§  fpinogiftifdien  St- 
erns finb :  £a  bte  Subftang  (meldte  Spinoga  mit 
nn  ens  a  se,  b.  b*  bem  Sein,  bad  feinen  Sein$> 


gmnb  abaquat  in  ftd^  l^at,  Dermed^felt)  notbmenbig 
unenblid^  ift,  fann  e§  nur  eine  eingige  Subftang 
geben.  ®icfe  ift  (Sott  (f.  Opera  [ed.  Paulus] 
U,  Jenae  1803,  46).  SSBeil  ©ott  unenblid^  ift, 
fo  muffen  il^m  aud^  unenblid^e  (unenblid^  Diele) 
Attribute  eignen,  meldte  feine  SBefenl^eit  guf ammen« 
fe^  unb  Don  toeld^en  ein  iebeS  feine  unenblid^e 
SBefenl^eit  au§brüdft  (ib.  U,  42),  eS  muffen  aud^ 
ex  necessitate  divinae  naturae  infinita  in- 
finitis  modis  folgen  (ib.  II,  51).  91IS  fold^e  modi 
muffen  bie  enblid^en  Singe  aufgefaßt  merben, 
meldte  in  i^rer  @efammt]^eit  unenblid^  finb.  Sie 
gmei  eingigen  ber  ^unenblid^  Dielen"  Attribute,  bie 
Spinoga  in  @ott  t^tföd^ticb  naml^aft  gu  mad^en 
mu6te(ib.I,671— 674,u.U,83),finbba8Senfen 
unb  bie  SiuSbel^nung  (ib.  II,  78  sq.).  Sie  modi  bed 
SenfenS  fmb  bie  Sbeen  begm.  bie  enblid^en  ®eifier, 
unb  bie  unenblid^e  3bee  begm.  ber  unenblid^e  än- 
tellcct,  ber  bie  ®efammt^eit  ber  enbUd^en  ®eifter 
bilbet,  bie  feine  S^eüe  finb  (ib.  II,  86  sq.).  Sie 
modi  ber  ^uSbel^nung  finb  bie  Körper  begm.  ba§ 
ftd^tbare  Uniberfum  (Dgl.  ib.  U,  88).  Sie  enblid^en 
unb  unenblid^en  modi  bilben  —  im  @egenfa^  gur 
natura  naturans,  ber  „mirfenben",  b.  1^.  ber  ;,un« 
beftimmten"  (ib.  I,  597)  abfoluten  9latur  ®otte§ 
unb  ben  Attributen,  au§  meldten  fte  befielt  —  bie 
natura  naturata,  bie  ;,gemirfte''  ober  „l^erDor« 
gebrad^te"  92atur  (ib.  U,  61  sq.).  Deus  est 
omnium  renun  causa  immanens,  non  trans- 
iens  (ib.  II,  54).  SebeS  eingelne  enblid^e  Sing, 
baS  eine  beftimmte  ßsifteng  ^at,  fann  nur  bur^ 
ein  anbereS  enblid^ed  Sing  mit  beftimmter  (Esi* 
[teng  esiftiren  unb  gum  SBirfen  beterminirt  fein, 
unb  biefeS  toieber  nur  burdb  ein  anbered  enblid^^/ 
unb  fo  fort  in'S  Unenblid^e  (ffreiSIauf  ?  ib.  U,  59). 
Sie  ftörper  unterfd^eiben  fid^  Don  einanber  nid^t 
in  ber  Subfiang,  fonbem  nur  burd^  il^ren  Derfd^ie- 
benen  3uftanb  ber  Stube  unb  Semegung  (ib.  U,  90). 
SBenn  mehrere  Körper  in  einen  berartig  engen  3u- 
fammenl^ang  gu  einanber  treten,  ba^  fie  i|re  Se* 
megungen  ftd^  gegenfeitig  mittl^eilen,  fo  bilben  fte 
ein  SnbiDibuum  (ib.  IT ,  92).  Ser  menf d^Iid^e 
ftörper  befielet  aui  fel^r  Dielen  SnbiDibuen  Der« 
d^iebener  5Ratur,  bie  felbft  mieber  Dielfad^  »u- 
ammengefe^t  finb.  ^rallel  ifl  audb  bie  menfd^- 
i^e  Seele  auS  fel^r  Dielen  3been  gufammengefe^ 
(ib. U,  94 sq.).  „Obiect  ber 3bee,  meldte  biemenfd^- 
lid^e  Seele  bilbet,  ift  ber  ffbrper  ober  ein  gemiffer 
actueO  e;:iftirenber  modus  ber  Slu^bel^nuno,  unb 
nid^tS  SInbered.''  SarauS  erflört  ftd^  bie  Serbin- 
bung  Don  Seib  unb  Seele  (ib.  U,  88  sq.).  Sa 
bie  Attribute  ber  AuSbel^nung  unb  beS  SenfenS, 
obgleid^  fte  biefelbe  abfolut  untl^eilbare  Subftang 
(ib.  II,  41.  45)  bilben,  bod^  Don  einanber  oer- 
fd^ieben  ftnb,  fo  fönnen  au(^  il^re  betberfcitigen 
mo^  Seele  unb  Körper  nid^t  auf  einanber  ein- 
mirfen,  fonbem  bie  SSerönberungen  in  beiben 
l^ben  ®ott  gur  Urfad^e,  infofem  er  eine  benfenbe 
begm.  auSgebebntc  Sad^e  ift  (ib.  II,  133  sq.).  Sa 
bie  gbttlicbe  aßejenbett  in  {eber  3bee,  meil  ®ott 
bie  Urfad^e  Don  AUem,  entl^lten  ifl,  fo  f^^ 

48* 


1351 


$ant]^et§muS. 


1352 


Don  bedeKen  eine  Qböquote  unb  DoDfotntnene  ßr- 
fenntnip  (ib.  n,  119  sq.).  93on  allen  übrigen 
2)ingen  l^aben  h)ir  nur  eine  inaböquate  (ib.  ü, 
102  sqq.).  2)ie  Orbnung  unb  IBerfettung  ber 
3been  fällt  mit  ber  ber  ®inge  jufQmnten  (ib.  11, 
82).  3toede  gibt  ed  feine  in  ber  SSBeltorbnung 
(ib.  n,  69.  73),  bo  gnteflect  unb  SBifle  ja  nid^t 
}ur  natura  naturans  gel^ören  (ib.  11,  52.  62), 
bie  2BeIt  alfo  ol^ne  bereu  urföd^Iid^e  HJtitnnrfung 
SU  Staube  fomntt.  %u\  ®runb  feiner  t)on  ftarrer, 
blinber  9tot]^tt)enbig!ett  be^errf^ten  SBeltorbnung 
ift  @)3inoga  fobann  in  feiner  Stl^il  in  ber  Sage, 
,,bie  menfd^Iid^en  ^anblungen  unb  IBegierben'', 
ttie  er  felbft  mit  @tol5  l^erdorl^ebt,  gu  betrad^ten^ 
„a\^  ob  ed  ftd^  um  fiinien  unb  t$flöd^en  l^anbelte" 
(ib.  II,  131).  S)ie  ganje  ^Jlaä^t  ber  @ee(e  fiber 
bie  ®emüt]^§bett)egungen  berul^t  nad^  i^m  auf  ber 
erfenntnife  {euer  5Rot]^tt)enbig!eit  (ib.  n,  275). 
^l§  oberfted  moralid^ed  ®efe^  begeid^net  er  ben 
,,5Ru^en"  (ib.  H,  203).  ®ie  ©lüdffeligWt  fejt 
er^  aber  nad^  feiner  ^rt,  in  bie  intuitiöe  6r« 
fenntnig  @otte3  (ib.  U ,  260).  äBad^fenbe  Sr« 
lenntnil,  fül^rt  er  auS,  mad^t  ben  SDlenfd^en  frei 
t)on  fieibeufd^aften  (ib.  II,  268  sqq.)  unb  be- 
ruhigt ober  befeligt  i^n  (ib.  II,  287  sqq.).  SSonftön- 
big  tugenbl^ft  |anbeln  l^ei^t  gan^  mit  Srfennt- 
nife  ^anbeln  (ib.  n,  219).  ©ie  ©eligfeit  ift  nid^t 
bie  Selol^nung  ber  Xugenb,  fonbem  bie  ^ugenb 
felbft  (ib.  II,  299).  —  ©pinoja'S  »wntl&eifüfd&e 
@d^riften,  bie  gum  Xl^eil  erft  nad^  feinem  Zobe 
erfc^ienenfinb,  begeid^nen  einen  SBcnbepunIt  in 
ber  ©efd^id^te  ber  ^l^ilofopl^ie  (ügl.  b.  9rt  @pi' 
nO|\a).  ®en  ^öl^e^junft  ilireS  ©inpuffeS  erreid^ten 
fie  etma  100  Saläre  nadi  feinem  ^obe  baburd^, 
bafe  ajlänner  mie  Seffing,  §crber  (f.  b.  Slrtt.), 
©ötl^e  unb  @d^Ieiermad^er  ft^  gu  einem,  mnn» 
Qkxd)  mobificirten  „©pinojiSmuS",  gum  Sv  xal  7:av, 
befanntcn.  S)urd^  bie  Semül^ungen  biefer  aWänner, 
befonberS  ^erberS  (®ott!  ginige  ®ef))räd^e  über 
©pinoga'S  ©9ftem,  2.  SuSg.  1800.  §erber  war 
e§  aud^,  ber  bie  öffentlid^e  5lufmer!|amfeit  auf  bie 
oricntalif d^e  fitteratur  unb  bamit  auf  ben  inbifd^en 
$ant]^ei§mu§  binlenf  te),  f  am  am  Snbe  be§  1 8. 3a|r> 
l^unbertS  in  ®eutf  d^Ianb  —  3,  ein  ibcaliftifd^-l^^Io» 
Soiftif d^er  $antl^ei§mu8  in  Sufnal^me,  mcld^er  ba§ 
ftarre,  tobte  ©i)ftcm  ©pinoga'8  burd^  ginfül^rung 
b^namifd^er  3been  wie  „Urfraft",  „Mleben", 
„SBeltgeift",  „Ur»3d^"  u.  f.  m.  in  ben  »egriff  beS 
oberften  SSßeltprincipS  ju  beleben  fud^te.  Unter  ber 
gleid^geitigcn  Sinmirfung  ber  fritifd^»fubjecti» 
t)iftif(|en  Wid^tung,  meldte  burd^  fl ant  (f.  b.  3lrt.) 
unb  3.  ®.  Sid&te  (f.  b.  «rt.  —  gid^te  befannte 
ftd^  t)on  1800  an,  obgleid^  im  SBiberfprud^  mit 
ber  inbiöibualiftifd^en  ®runbtenbenj  feiner  3di- 
^brtofopl^ie,  felbft  gu  einer  9lrt  eti^ifd^en  ^an» 
tl^eiSmuS,  bie  er  als  „Uniti§mu§"  begeid^nete;  ügl. 
St.  gifd^cr,  ® efd^.  b.  neuem  ^l^ilofop^ie  V,  ^eibel« 
berg  1869,  854. 1076;  ^t.  95.  pnjer,  ®efd&. 
ber  d^riftl.  WeligionSpl^ilofopl^ie  11,  93raunfd^tt)eig 
1883,  72  ff.)  auf  bem  ®ebiete  ber  ^l^ilofopl^ie 
t)or^errf d^te,  mürbe  ber  @pinogi§mu3  —  a.  gunöd^ft 


in  ben  abStracten  „abfoluten  SbealidmnS"  (fo  ge- 
nannt im  ®egenfa^  gu  gid^te'S  ^fub}ectiMm'  A 
„objectiüem"  3beali§mu8;  DgL  S^eOingS  Sedt 
[@tuttgart-9lug8b.  1856  ff.]  1, 10, 148,  «inn.1 
u.  ^egelS  Sßerfe  VI,  97)  ber  Sd^eQing-^el'ita 
@|ule  umgebilbet.  gf-  9ß.  3.  ©^eUing (1775iifi 
1854;  f.  b.  Srt.),  ein  SSere^rer  €pino}Q'd  wA 
9runo%  trug  t)on  1797  an  eine  fd^nxmbnbe,  am- 
fufe  „3bentität§pbiIofopbie''  Dor,  bertn]^QUpt{iU|i 
lid^fle  @ö^  ftnb :  ® Ott,  baS  Sine  «bfolute  (€4d- 
lingS  SBerle  I,  6, 157),  „ifl  ni^t  bie  Utfo^e  bd 
«a,  fonbem  baS  M  felbft*  a,  6, 177),  infofen 
er  bie  ,,3benfttät''  (L,  6, 156),  b.^.  baSurfpcnni^ 
lid^e  l^bl^ere  Sine  ber  „inteUectueHen  Infd^mnnp' 
ift,  in  meld^em  Subject  unb  Object  no4  «inbif^ 
reut",  b.  1^.  nid^t  unterfd&iebm  finb  (l,  6, 29  ([Ji 
aibfoluteS  m  ift  ®ott  unmittelbar  fraft  ber  €cIÜp^ 
affirmation  feiner  3bee  (I,  6, 174).  ^.CueOebd 
eelbpeum^tf  eins  ifl  baS  SBoBen''  (1, 1, 401).  «Sl 
gibt  in  ber  le^tm  unb  l^öd^ften  3nflani  fein  anbmB 
Sein  als  aBoUen.  SBoIIen  ifi  Urfein"  (1, 7,  SSO). 
3)aS  felbftänbige  @id^-felbft«erfennen  beS  fd^ 
bin  3bealm  ift  eine  emige  ÜmttKmblung  ber  renn 
3bealitat  in  »ealit&t,  eine  «,fortgefe|rte  ecOfl« 
ObjectiDirung'',  inbem  baS  9bfoIute  kern  Sfoln, 
feinem  9bbilb,  in  meld^em  eS  ftd^  in  ber  £ctamU 
ni^  „objectiDirt"  —  bie  ^^Snfd^auung"  iß  mit 
@^dling  „probuctiD",  mie  nad^  ^^el  ber  ^ 
gri^"  — ,  eben  baburd^,  ba|  eS  ffd^  in  i^  ob- 
jectiDirt,  aud^  toieber  bie  ÜRad^t  mitt^eilt,  ,^ 
il^m  feine  Sbealität  in  Stealität  mnguiDonbdQ  nb 
fie  in  befonberen  Sonnen  gu  obiectiöiren*  (I,  6. 
34  f.).  2)ie  „SBirflid^feit"  beS  (Don  ®ott)  „ttige- 
fd^autm",  beS  „SRealen"  (beS  DbiectS  ber  fefeimt» 
nig),  unb  fomit  feine  $robuction  felbft,  bot  Q&riB 
in  bem  „Abfall  beS  9tealen  Dom  Sbfoluten,  wn 
ber  3bee  unb  fomit  Don  bem  mal^rm  @ein,  feinn 
®mnb  (1, 6, 40;  ogl.  88).  S)iefer  ^bfaU  fami  nuit 
erflört  merben,  »eil  er  abf olut  ift  (1, 6, 42).  JW 
„erfd^einenbe"  UniDerfum  b^^t  meber  angefasp 
nod^  aud^  nidftt  angefangen,  meil  eS  ein  blole* 
gWd^tfein  ift  a,  6,  44. 195)  u.  f.  to.  —  6päte 
ftellte  ©dj^eUing  feine  pant^eiftifd^e  3bentttäfi' 
pbitofopl^ie,  im  ®egenfa^  gu  fj|egel,  loeld^  lKe> 
jelbe  feit  1807  in  einen  „objectiDen",  ponlogillt« 
fd^en  @nttt)idnungSproge|  beS  abfoluten  ®npe< 
umgeftaltet  batte,  als  ben  erften,  ^rein  negütiKB' 
Xbeil  ber  $biIofop]^ie  bin,  in  »cld^em  bie  Scge» 
ftönbe  lebiglid^  in  ben  S^erböltniffm  beM^ 
mürben,  bie  fie  „im  blo^m  Senfen"  onm^ 
obne  ba^  baburd^  eine  Srfenntni^  Iginfid^i^  %rn 
„e^ifteng"  Dermittelt  mürbe  (1, 10, 125. 161;  H, 
3,80. 94.121. 150ff.  248,  «nm.l).9fhiri»bie|eBi 
©inne,  infofem  fie  fid^  blofe  mit  bem  „SSB08*  b« 
S)inge  bef (bäftige,  tonne  bie  ^bi^ofop^ie  im  @cgm> 
fa|  gu  bem  „relatiDen"  3beaIiSmuS,  ber  nod^ionnci 
eine  Segie^ung  auf  baS  S^iftirenbe  einf^Tte^' 
„abfoluter"  3beaIiSmuS  (I,  10,  148,  «mn.  1) 
ober  „reine  Semunftmiffeufd^aft"  (II,  3, 56  f.) 
beiden.  —  SiuSgangSpunft  ber  „pofttiiien  ^^ 
fop|ie''  ift  nad^  ©d^eüing  baS  Dor  oOem  £ti^ 


-.' 


1853 


$Qnt]^et§muS. 


1354 


bo8  «ttnBd)UiatesifHtenbe''  (U,4,337),  toeld^eS 

anäf  i^tnqiDeifet^ft''  estflirt,  ha  t)on  i^m  aüe 

$otcn}au8gefd^Iojfeni{t(U,8458f.).  ^nbiefem 

„miborbennid^''  notJ^menbiaen  „@eienben''  lägt 

Sc^Ding  mittete  logifd^  Zofd^enfpielerlünfte  brei 

9oteiiien  cniftaud^,  ton  benen  bie  gtoeite,  baS 

bnn^  mnnittdbaten  göttlid^  9BUIen  entftel^enbe 

lySK^t'fein-foIIenbe'' ,  ben  actus  beS  „uitbebingt 

d^ßirenben"  «^fuSpenbirt''  unb  biefeS  baburd^ 

pingt,  ftd^  fdbfi  im  @ein  tmeberl^eriufteaen  unb 

fo  gut  gtoeiten  $oten)  }u  »erben.  2)iefe  gleite 

Votenj  ü6erminbet  il^rer)eit8  bie  erfte^  inbem  fte 

bttfelbe  }um  «@e^en''  beS  ßöd^ften,  bed  „@ein- 

fonenben",  beS  „©eifleS",  ber  britten  ^otenj, 

mo^t  (n,  2, 110  ff.).  Siefer  ^tl^eogonifd^e  $ro- 

le^"  i^  }uglei(i^  ber  fodmogonifd^e.  3m  9BeU* 

yiojel  mirb  ®ott,  ber  „feinem  SBefen"  nad^  un- 

enengl  ifl,  bem  „temporar  fudpenbirten  Sein" 

(Safein?)  nod^  erzeugt  (H,  2,  92  f.).  2)q§  Uni- 

oeifiim  iß  baS  ünum  yersum,  baS  umgemenbete 

(Eine  (II,  2, 90).  2)a  boS  „9{id^t-fein-f oQenbe''  nur 

^nfratoeife  übertDunben  mirb,  fo  entfielet  „con- 

oitefl"  @ein  in  t^ielfod^en  Sbfiufungen  (H,  2, 

116).  S)a8„®ott-fe|enbe"  menfd^Iic^eSetougtfein 

ip  „bofi  Siel  unb  Snbe  bed  gonjen  9laturprogeff eS" , 

ttcil  f^  ®ott  in  bemfelben  gum  „9a-6inen"  (n, 

2, 108,  9nm.  1, 116).  gum  „doHfommenen  unb 

oMoIut  freien"  @eifte(n,3,250ff,)  „t)em)ir^i(i^t^ 

SieSRptl^ologien,  b.l^.bie  nid^t  d^riftlid^en  „realen" 

(ni^t  bIo|  rationalen)  Sleligionen  fteDen  baS  feiner 

Dato,  aber  urfprunglid^  unbemu^t,  mit  @ott 

MDa^fene,  alfo  monotl^iftifd^e  menfd^Itd^e  93e- 

w|tfeiii  im  @tabium  ber  @ottentfrembung,  alfo 

daer  «.falfd^en"  poI^tl^eifKfd^en  gntmidCIung  bar 

(n,  8, 181  ff.).  3)aS  ej^riftentl^um  be§  'Alten  unb 

Kenen  Xefiamentd  ifl  bie  übemattirlid^e,  burd^  bie 

koniurgifc^  göttlid^e  $oteng  bemirfte  9lüdf  ül^rung 

hfi  menfd^Iid^en  Sewu^tfeinS  gum  rid^tigen.  alfo 

•lumot^eiftifd^en"  ®ott-fe^en  (b.  1^.  @e|en  ®otte§ 

itl  beS  «n-Sinen ;  U,  4,  8  %  85  ff.).   SSeran- 

hffimg  beS  gangen,  in  allen  9bflufungen  ber  9BeIt* 

idminigftd^oongiel^enben^rogeffeSiftbaS  „^u^er- 

lit^feienbe",  loeld^eS  „mieberin  ftd^,  in  feinSn-ftd^ 

ridgebrad^t"  merben  mug  (11,  8,  287.  852 ; 
4,  251).  93on  bem  in  SSorfiel^enbem  gefd^il- 
ierten  Stanbpunite  auS  bejubelt  @d^eQing  bie 
!R9t^oIogien  unb  bie  Offenbarung,  um  f o  ben  ab* 
bluten  (Seiß  a  posteriori  gu  enoeifen  (11,  8, 
248  f.)  unb  eine  tiefere  pl^ilofopl^ifd^e  ff enntni^ 
M  e^riftentl^mS  gu  begrünben  (H,  8, 177  ff.). 
—  ®.  Sr.  ffl.  ©egel  (1770-1881;  f.  b.  «rt.) 
»ilbete,  nad^bem  er  feit  1801  im  Vereine  mit 
S^cHing  beffen  3benHtat§p^üofop]^te  Dertl^etbigt 
iiüte,  Mtere  Don  1807  an  felbflönbig  mittels  ber 
»iobfHf^en  URet^obe  (9Berfe  |1BerI.  1882  ff.]  VI, 
L51  f.)  )u  einem  toiffenfc^aftU^en  @Qftem  (11, 6  ff.) 
mt,  n>o6ei  er  fid^  ber  ^nfd^uungd)octfeJ)eranitS 
mb  brr  Sleoten  ($armenibed)  näherte  (Ilf,  79  ff.). 
Der  ®cbanfengang  ^eld  ift  in  ben  £)auptltnien 
Dlgmber:  S)qS  SBirflid^e  in  feinem  erften  Anfang 
nb  ingleid^  ber  Sudgangdpunft  ber  ^^ilofopl^ie  ift 


ba§  abstract  ober  unbebingt  (abfolut)  ungemeine 
ai,  110),  bo8  „«n.ftd^"  ober  bie  «ealüät  (H, 
177).  ©iefeö  allgemeine,  baS  fd^on  in  fidj  „un- 
enblid^"  ift  (XII,  426),  iftbo«  „Unmittelbare  beS 
®en!enS"  (V,  382  ff.),  feg  ifl  baS  „reine  ©ein" 
(HI,  68  ff.).  S)iefe8  ©ein  ift,  weil  ööDig  un« 
beflimmt,  gugleid^  „5Rid^t8"  (VI,  169).  SBeil 
femer  ©ein  unb  9{id^t8  einerfeitS  abfolut  unter* 
fd^ieben  ftnb,  anbererjeitS  unmittelbar  in  einanber 
umfd^Iagen,  barum  ift  il^re  „SSßal^rl^eit"  biefe  33e- 
toegung  bed  2ht'einanber«auf  geltend,  baS  „SBerben" 
(m,  77 ff.;  VI,  165 ff.),  „«uf^cben",  Mefultat 
be8  SBerbenS  ift  ba8  „i)a\m"  (III,  110 ff.;  VI, 
177).  ®a8  „©afeienbe"  iftinfld^  „TOdfttfeienbeS" 
(m,  114).  ®a8  gnblic^e  ifi  nur  „©d^ein",  in» 
fofem  nömlid^  ba8  9!bfoIute  in  i^m  „fd^eint". 
„®a8  ©ein  al8  ©d^einen  in  fld^  felbft"  ift  „SBef  en" 
(VI,  228).  S)ie  (Jinl^eit,  in  ber  ©ein  unb  ffiefen 
ftd^  aufgeben,  ift  ber  „begriff"  (VI,  811  f.).  S)er 
Segriff  ift  „ba8  ^rincip  alle8  8eben8  unb  gugleid^ 
ba8  fc^led^tl^in  goncrete"  (VI,  815);  er  ifi  „bie 
Semegung,  ber  $roge^,  fid^  gu  objectioiren"  (Xn, 
478. 474. 481).  ©er  „abäquate"  ober  „fubiectio- 
objectüw  93egriff"  ober  „bie  abfolute  (Sinljeit  beS 
(fubiecttoen)  93egriff8  unb  ber  Obiectiüität"  ip  bie 
„3bec"  (VI,  818.  885—391).  S)ie  „gu  i^rem 
gür-fid^-fein  gelangte"  3bee  ifi  „®eifl"  (VH,  2, 
18  ff.).  „®ott  ift  in  feinem  SOßefen  ®eban!e, 
S)enfen  felbft"  (XU,  420).  (£8  gibt  enblid^e 
@eifler;  bod^  l^at  ba8  Snblid^e  feine  äBal^rl^eit. 
„3)ie  SBabrl^eit  be8  enbUd^en  @eifte8  ift  ber  ab- 
folute ©eift"  (XII,  470).  „©ein,"  „fld^  miffenbe 
aSki^r^eit"  ifl  gang  aEein  bie  „abfolute  3bee" 
(V,  828),  mlä)t  „bie  3bentität  ber  t^eoretifd^en 
unb  praftifd^en  3bee"  ift  (V,  327  ff.).  ®iefelbe 
ift  baber  aud^  „ber  eingige  ®egenflanb  unb  3n« 
l^alt  ber  gS^ilofop^ic"  (V,  328).  ®er  gntmidf- 
Iung8proge^  be8  ©ein8,  tozl^tt  aud^  ben  gangen 
SBeltproge^  in  ftd^  fd^Iie^t,  ift  bie  fortfd^reitenbe 
ißermirtlid^ung  be8  abf oluten  (abfolut  befUmmten, 
oollfommen  felbftbemugten)  ®eifte8  oon  ber  abs* 
tracten.  unmittelbaren  Realität,  bie  nod^  ungeiftig 
ift,  begm.  bem  begriff  unb  ber  abfoluten  3bee, 
mit  meldten  bie  eigentlid^e  „SntmidClung"  be8 
©ein8  beginnt,  al8  91u§gang8punft  (Vn,  2, 
33  ff. ;  ögl.  VI,  315  f.).  ®ie  „anfd^auenbe"  3bee 
(©Ott  VII,  2, 89)  „entfc^Iiefetfid^"  gunäd^ft,  „ba8 
HJtoment  ibrer  IBefonber^eit  ober  bed  erften  93e> 
Pimmen8  unb  3lnber8fein8,  bie  unmittelbare  3bec 
al8  ibren  äBieberfc^ein,  ftc^  aI8  9^atur  frei  au8  ftd) 
gu  entlaffen"  (VI,  418 f.;  ogl.  VII,  1,  23;  III, 
64  f.  [2)iefer  ©a(,  ber  ben  für  f)egel8  ©t)ftem  bal8« 
bred^erifd^en  ©prung  au8  ber  9egriff8h)elt  in  bie 
SBitflid^feit  barfteUt,  bat  eine  getoiffe  Serübmtbeit 
erlangt;  ögt.  ©d^eflingS  SBerfe  I,  10,  127 ff.]). 
S)ie  9{atur,  meldte  felbft  blo^  „ber  ftd^  entf rembete 
®eift",  ein  „bacd&antifd^er  ©ott"  (VII,  1,  24) 
ifl,  fteÜt  einen  $roge^  be8  „3n-fid^»gebenS" ,  ber 
SRüdflebr  gum  abfoluten  bar,  melc^er  ftufenmeife 
ben  fubjectioen  (guerft  bctou6ten,  bann  felbflbe- 
mu^ten  unb  enblid^  vernünftigen),  ben  objlectioen 


1351 


$ant]^et§muS. 


1352 


t)on  bedelben  eine  abäquote  unb  t)oD!omtnene  ßr* 
fenntnip  (ib.  II,  119  sq.).  93on  allen  übrigen 
2)ingen  ^aben  h)tr  nur  eine  inaböquate  (ib.  11, 
102  sqq.).  2)te  Orbnung  unb  IBerfettung  ber 
Sbeen  fällt  mit  ber  ber  ®inge  jufQnnnen  (ib.  11, 
82).  3n)e(Ie  gibt  ed  feine  in  ber  SBeltorbnung 
(ib.  n,  69.  73),  ba  anteflect  unb  SBifle  ja  nid^t 
)ur  natura  naturans  gel^ören  (ib.  U,  52.  62), 
bie  äBelt  olfo  ol^ne  beren  urfdd^Iid^e  9){ittDtrIung 
gu  Staube  fommt.  %x\  ®runb  feiner  t)on  ftarrer, 
blinber  IRotl^menbigfeit  bel^enfd^ten  SBeltorbnung 
ift  @pino)a  f obann  in  feiner  Stl^il  in  ber  Sage, 
„bie  menfd^Iid^en  §anblungen  unb  Segierben", 
toit  er  felbft  mit  @tol5  ]^en)orl^ebt,  gu  betrad^ten, 
^aI8  ob  eS  fid^  um  fiinien  unb  t$flöd^en  l^anbelte" 
(ib.  II,  131).  2)ie  gange  ^Jlaä^t  ber  ©eele  über 
bie  ©emütl^dbetDegungen  berul^t  nad^  i^m  auf  ber 
erfenntnife  {euer  5Rot]^tt)enbig!eit  (ib.  H,  275). 
Wi  oberfteS  moraßd^ed  ®efe^  begeid^net  er  ben 
„5Ru|en"  (ib.  II,  203).  ®ie  ©lüdffcligfcit  fejt 
er,  aber  nad^  fetner  Srt,  in  bie  intuitiöe  6r« 
fenntnip  @otteS  (ib.  U ,  260).  Sßad^fenbe  Sr- 
lenntnil,  fül^rt  er  au§,  mad^t  ben  HJtenfd^cn  frei 
t)on  fieibenfd^aften  (ib.  II,  268  sqq.)  unb  be« 
rul^igt  ober  befeligt  i^n  (ib.  II,  287  sqq.).  aSoEftön- 
big  tugenbl^aft  b^nbeln  l^ei^t  gang  mit  Srfennt- 
nig  l^anbeln  (ib.  II,  219).  Sie  @elig!eit  ift  nid^t 
bie  ^elol^nung  ber  ^ugenb,  fonbem  bie  Xugenb 
felbft  (ib.  II,  299).  —  ®<)inoga'8  l)ant]^eifttfd&e 
@d^riften,  bie  gum  Xl^eil  erft  na^  feinem  Zobe 
erf^ienenfinb,  begeid^nen  einen  SBenbepunft  in 
ber  ©efdftid^te  ber  $]^iIofop]^ie  (t)gl.  b.  Slrt.  @))i« 
noga).  2)en  ^öl^e^unft  il^reS  SinpuffeS  enetd^ten 
fie  tixoa  100  Saläre  nad^  feinem  Xobe  baburd^, 
bafe  aJlänner  xoit  Sefftng,  ^tx\>tx  (f.  b.  «rtt.), 
®'öü)t  unb  (Sd^Ieiermad^er  ft$  gu  einem,  menn* 
gleid^  mobiftcirtcn  „©pinogi§muS",gumSv  xaUav, 
befannten.  ®urd^  bie  Semül&ungcn  biefer  SWänner, 
bejonberS  f)erber§  (®ott!  Sinige  @efpräd^e  über 
©pinoga'8  ©Aftern,  2.  SuSg.  1800.  §erber  »ar 
eg  aud^,  ber  bie  öffentlid^e  ^ufmerffamfeit  auf  bie 
orientalifd^e  Siteratur  unb  bamit  auf  ben  inbifd^en 
ißantl^eiSmug  l^inlenfte),  f  am  am  Snbe  be§  1 8. 3atir> 
]^unbcrt§  in  ©eutfd^Ianb  —  3.  ein  ibealiftifd^^l^^lo» 
goiftif d^er  $antl^et§mu§  in  Sufnal^me,  weld^cr  baS 
ftarre,  tobte  ©tjftem  ©pinoga'8  burd^  ginfül^rung 
b^namifd^er  3been  wie  „Urfraft",  „3HIIebcn", 
„SBeltgeift",  „Ur»3d^"  u.  f.  m.  in  ben  Sßegriff  beS 
oberften  SBeltprincipS  gu  beleben  fud^te.  Unter  ber 
gleid^geitigen  gintoirfung  ber  fritif d^ » fub jecti« 
üiftifd^en  Wid^tung,  meldte  burd^  flaut  (f.  b.  %xt.) 
unb  3.  ®.  gid^te  (f.  b.  Art.  —  gid^te  befannte 
fid^  t)on  1800  an,  obgletd^  im  SBiberfpruc^  mit 
ber  inbit)ibualiftifd^en  ®runbtenbeng  feiner  3d^- 
^]^iIofol)!)ie,  felbft  gu  einer  9lrt  el^ifc^en  ^an» 
tl^eiSmuS,  bie  er  al8  „UnitiSmuS"  begeid^nele;  ögl. 
fl.  Sifd^er,  ®ef d&.  b.  neuem  ^]^iIofop|ie  V,  §eibel» 
berg  1869,  854. 1076;  ßl^r.  95.  pnier,  ®efd^. 
ber  d^riftl.  WeligionSpl^üofopl^ie  II,  Sraunfd^meig 
1883,  72  ff.)  auf  bem  ®ebiete  ber  ^l^ilofopl^ie 
t)or^errf d^te,  mürbe  ber  @pinogi§mu§  —  a.  gunöd^ft 


in  ben  abStracten  ,,abfoIuten  SbealiSmnS"  (fo  ge- 
nannt im  ®egenfa^  gu  Sfi<^te'8  ,,fub)ectii)em'  xak 
„objectiüem''  3beali8mu§;  ügL  &idlmfi  Sedt 
[©tuttgart-augSb.  1856  ff.]  1, 10, 148,  Sran.1, 
u.  ^egelS  9Ber!e  VI,  97)  ber  ©d^ing-f^gel'fta 
©|ule  umgebilbet.  f$f.  äB.  3.  ©d^Uing  (1775  MS 
1854 ;  f.  b.  3lrt.),  ein  Sere^rer  €|)faioga'd  tnk 
99runo%  trug  t)on  1797  an  eine  fd^ttonlenbe,  cm* 
fufe  ^äbentitätspbilofopl^ie''  t)or,  beren  ]^QU|rt{iUh 
lid^fle  ©ö^  fmb:  ®ott,  baS  Sine  Sbfolutc  (€4d- 
HngS  SBerle  I,  6, 157),  „ift  ntd^t  bie  Utfo^e  bd 
m,  fonbem  baS  M  felbft''  a  6, 177),  infofcn 
er  bie  ^äbmtitöt''  (1, 6, 156),  b.  1^.  baS  urf|ffni!|^ 
lid^e  l^öbere  Sine  ber  „inteUectuellen  9nfd(|amng' 
ift,  in  meld^em  ©ubject  unb  Obiect  nod^  »inbifte* 
reut'',  b.  1^.  nid^t  unterfd^iebm  finb  (l,  6, 29  (f.). 
asfbfoluted  m  ift  ®ott  unmittelbar  fraft  ber  ©dÜfi' 
affirmation  feiner  3bee  (1, 6, 174).  „OueOebd 
©elbpettm^tfeindiflbadaSoBen"  (1,1,401). .« 
gibt  in  ber  legten  unb  l^öd^fien  Snftong  fem  anbeifS 
©ein  als  SBoUen.  SBoUen  ifi  Urfein"  (1, 7, 850). 
3)a8  felbftönbige  ©id^-felbfi-erfemten  beS  f4M|^ 
bin  3bealm  ift  eine  en)ige  Ümtoanblung  ber  rdim 
Sbealitöt  in  9)ealität,  eine  „fortgefe^te  ©cOfl« 
ObjectiDirung'',  inbem  baS  SDbfoIute  kern  Sboloi, 
feinem  9!bbilb,  in  tt^eld^em  e§  ftd^  in  ber  Scfand- 
niB  „obiectiDirt"  —  bie  „Slufd^auune"  iß  iu4 
©^dling  „probuctit)'',  mie  nad^  btqjä  ber  «9e* 
gri^"  — .  eben  baburd^,  ba|  eS  ffd^  in  i(m  obi 
jectiDirt,  aud^  ttieber  bie  ÜRad^t  mitteilt,  i,gki4 
i|^m  feine  Sbealität  in  Stealitöt  umguioanbcln  nk 
fie  in  befonberen  Sonnen  gu  obiectiuiren"  (I,  6, 
34  f.).  ®ie  „aaßirfad^feit"  bed  (öon  ®ott)  „Snge- 
fd^autm",  bed  „9lealen''  (bedObjectSberSifenid' 
ni^),  unb  f omit  feine  ^robuction  felbft,  bot  oOein 
in  bem  „Abfall  be§  Stealen  Dom  Sbfoliüen,  wn 
ber  3bee  unb  f omit  t)on  bem  mal^n  ©ein,  {eisn 
®mnb  (1, 6, 40;  t)gt.  38).  2)iefer  ^bfaU  fomi  ni^t 
erflärt  »erben,  toeil  er  abfolut  ift  (1, 6, 42).  JW 
„erfd^einenbe"  UniDerfum  b<^t  meber  angefangm 
nod^  aud^  nid^t  angefangen,  nieil  ed  ein  UoS«! 
TOd^tfein  ift  a,  6,  44. 195)  u.  f.  to.  —  Bm 
fteHte  ©d^eDing  feine  pantbeiftifd^e  SbentUott* 
pbilofopl^ie,  im  @egenfa^  gu  ^egel,  loel^er  trif 
jelbe  feit  1807  in  einen  „objectiDen",  ponlogipi^ 
fd^en  entmidRungdprogeB  be§  abfoluten  @c9d 
umgeftaltet  batte,  als  ben  erften,  „rein  negoliMi* 
Zbeil  ber  ^bi^opbi^  b^n,  in  tncld^em  bie  (Scgeo' 
ftänbe  lebiglid^  in  ben  S^erbältniffm  betro^U 
mürben,  bie  fie  „im  bloßen  Senfen"  anne^m 
obne  ha%  baburd^  eine  ßrfenntni^  l^infid^li^  i^^ 
„gjifteng"  »ermittelt  mürbe  (1, 10, 125. 161;  II, 
3,80. 94.121. 150ff.  248,  «nm.l).  Star  in  biefeai 
©inne,  infofem  fte  fid^  blo^  mit  bem  „SBa§'  bct 
S)inge  bef  d^öftige,  fönne  bie  ^l^ilofop^ie  im  Scgei^ 
fa^gu  bem  „relativen"  3beaIi3mu8,berno4inann 
eine  IBegie^ung  auf  baS  ßi;iftirenbe  einfdtjliflc. 
„abfoluter"  3beaK8mu8  a,  10,  148,  «nm.  1) 
ober  „reine  Semunftmiffmfd^aft"  (II,  8,  56  f.) 
beigen.  —  3lu§gang§})unft  ber  „pofitioen  $bito» 
fopbie"  ift  nad^  ©d^eUing  bad  t)or  ollem  S)erieR, 


1853 


$Qnt]^ei8mu§. 


1354 


bafi  «nnbebinatesilHrenbe''  (U,4,337),  toz^t^ 

Qii4  «nnsiDeifer^ft''  eiijlirt,  ha  t)on  i^m  olle 

^ßoten)au8eef<i^bifenift(U,3,158f.).  ^biefem 

„nnoorbenHid^"  notJ^toenbigen  ;,@eienben''  (ö^t 

&^dling  mittel«  logifc^er  Saf  d^nfpielerlünfic  brei 

^otcngen  auftauten,  ton  benen  bie  gtoeite,  baS 

bmd^  mnnittelbaren  göttfid^en  SBiden  entfte^enbe 

«Ki^t'fttn-foQcnbc" ,  ben  actus  beS  „unbebingt 

d^ßteenben"  ^fu8)>enbirt''  unb  biefed  boburc^ 

mriiigt,  ftd^  felbfi  im  Sein  toieberl^ergujieDen  unb 

fo  gnr  gmeiten  $oten)  }u  toetben.  2)iefe  gU)eite 

9otcn}  uberminbet  ii^rerjeits  bie  erfte,  inbem  fte 

biefelbe  }um  «^Se^enben"  beS  fiöd^ften,  beS  ,,@ein' 

foacnben" ,  bed  «.©eifted''  ^  ber  britten  Motens, 

mad^  (n,  2, 110  n.)-  2)iefet  „tl^eogonifd^e  ißro- 

le^"  i^  gugleid^  bet  Iodmogonif(i^e.  3m  SBelt- 

)m^e|  mirb  ®ott,  ber  „feinem  SBefen''  na^  un» 

cncnst  ift,  bem  „temporär  fudpenbirten  Sein" 

(Safefai?)  nod^  erzeugt  (n,  2,  92  f.).  S)q8  Uni- 

oeifiim  ifl  baS  ünum  yersum,  baS  umgemenbete 

(Eine  (n,  2, 90).  2)a  baS  „9tid^t-{ein-foaenbe''  nur 

^nfentoeife  übertDunben  mirb,  fo  entfielet  „con- 

oitefl'  €ein  in  Dielfad^en  Slbftufungen  (II,  2, 

116).  So«  „(Sott-fe^be''  menfd^Ud^eSetougtfein 

i|i  »bofi  3icl  unb  Snbe  beS  gangen  9latur))ro}effed" , 

ttcil  fiil^  ®ott  in  bemfelben  gum  „Sia^ginen"  (11, 

2, 108,  9nm.  1, 116).  gum  „DoOfommenen  unb 

obfolut  freien''  (Seifte  (11, 3, 250  ff.)  „oermlrnici^t'' . 

£icaRqt^oIogien,b.l^.bieni^t(i^nflIi(i^  „realen'' 

(U4t  bIo|  rationalen)  9leIigionen  ftellen  baS  feiner 

9afaxc,  ober  urfprfinglid^  unbettu^t,  mit  @ott 

MniNul^fene,  alfo  monotl^eijlifd^  menfd^Iid^e  99e« 

w|tfein  im  @tabium  ber  @ottentfrembung,  alfo 

RBcr  „falfd^en"  pol^tl^eiftifd^en  SntnndCIung  bar 

(n,  3, 181  ff.).  S)aS  (Sj^riftentl^um  bed  «Iten  unb 

ftnen  XeftomentS  ift  bie  äbematürlid^e,  burd^  bie 

kcmiurgifc^  göttlid^e  $oteng  bemirfte  Stüdfül^rung 

hfi  mnifd^IicSen  93eh)u|tfein8  gum  rid^tigen.  alfo 

jmmot^etfiifd^en''  ®ott-fe|en  (b.  1^.  @e|en  (SotteS 

itt  beS  m-dHnen ;  U,  4^  8  ^.  85  ff.).   Seran- 

kffnng  beS  gangen,  in  ollen  96ftufungen  ber  9Belt« 

nbmmg  ftd^  ooflgiel^enben  ^rogeffeS  iftbaS  „Sluger* 

ik^feienbe''^  xotlä^^  „mieber  in  {\ä),  in  feinSn-fic^ 

IBcädgebraii^t''  merben  mug  (11,  8,  287.  852 ; 

D,  4,  251).  93on  bem  in  IBorfiel^enbem  gefd^il« 

bfften  @tanbpunlte  au8  bel^nbelt  Sd^eHing  bie 

Üt^t^ologien  unb  bie  Offenbarung,  um  f o  ben  ah* 

(Bluten  (Seift  a  poBteriori  gu  enoeifen  (11,  3. 

248  f.)  unb  eine  tiefere  pl^ilofopl^ifti^e  ffenntni^ 

ks  (S^ftent^umS  gu  begrünben  (n,  3, 177  ff.). 

-  &.  8r.  ffl.  ©egel  (1770-1831 ;  f.  b.  «rt.) 

Ubete,  nad^bem  er  feit  1801  im  IBereine  mit 

64elltng  be^en  ^bentitötsp^ilofopl^ie  Dertl^eibigt 

\aSii,  Mtere  Don  1807  an  felbflönbig  mittels  ber 

Udemf^en  URet^obe  (SBerfe  ßBerl.  1832  ff.]  VI, 

151  f.)  gu  einem  miffenfc^aftlic^en  Softem  (U,  6  ff.) 

fnt,  iDobei  er  fid^  ber  91nf(^auung8U)etfeJ)eranit8 

üb  ber  (SIeaten  (^rmenibed)  nöf erte  (Ilf,  79  ff.). 

Ser  (Sebonfengang  ^egeld  i^  in  ben  ^auptlinien 

fblgenber:  S)a§3Birni4e  in  feinem  eriten  Anfang 

nb  gugleid^  ber  %udgang§punft  ber  $]^ilof  op^ie  ift 


baS  abStract  ober  unbebingt  (abfolut)  allgemeine 
(II,  110),  baS  „«n-fid^"  ober  bie  »ealität  (n, 
177).  SDiefeS  allgemeine,  baS  fc^on  in  ftd^  „un- 
cnblid^"  ift  (XII,  426),  iftba«  „Unmittelbare  beS 
®en!en8"  (V,  332  ff.).  &S  ifj  baS  „reine  ©ein" 
(m,  63  ff.).  ©iefeS  ©ein  ift,  meil  üöffig  un- 
beftimmt,  gugleici^  „TOd^tS"  (VI,  169).  SBeil 
femer  ©ein  unb  9tid^t8  einerfeitS  abfolut  unter« 
fd^ieben  finb,  anbererfeitS  unmittelbar  in  einanber 
umfd^lagen,  barum  ift  il^re  „äBal^r^eit"  biefe  9e- 
megung  beS  2ht«einanber«auf  geltend,  baS  „SBerben" 
(HI,  77 ff.;  VI,  165 ff.),  „aufgeben",  Mefultat 
be«  SBerbenS  ift  ba«  Mm"  (III,  110 ff.;  VI, 
177).  ©aS  „®afeienbe"  iftinfld^  „Slid^tfeienbeS" 
(in,  114).  ®aS  (Snblid^e  ift  nur  „©d^ein\  in- 
fofem  nömlid^  baS  Sbfolute  in  il^m  „fd^eint". 
„5)a8  ©ein  als  ©d^cinen  in  fid^  f  elb  ji"  ifi  „ffiefen" 
(VI,  223).  ©ie  (ginljeit,  in  ber  ©ein  unb  SBefen 
fid^  aufgeben,  ift  ber  „SBegriff"  (VI,  311  f.).  ©er 
IBegriff  ift  „baS  $rinci))  aUeS  fiebenS  unb  gugleid^ 
baS  fd^led^t^in  ßoncrete"  (VI,  315) ;  er  ifJ  „bie 
99en)egung,  ber  $roge^,  ftd^  gu  objectioiren"  (Xn, 
473. 474. 481).  ©er  „abäquate"  ober  „fubiectiD- 
objectioe  Segriff"  ober  „bie  abfolute  ßinl^it  beS 
(fubjectioen)  »egriffS  unb  ber  Obiectiüitftt"  ift  bie 
„3bee"  (VI,  318.  885—391).  ©ie  „gu  il^rem 
fjfür-fid^-fein  gelangte"  3bee  ip  „©eifi"  (VH,  2, 
13  ff.).  „®ott  ift  in  feinem  SBefen  (Sebanfe, 
©enfen  felbfl"  (211,  420).  (£s  gibt  enblid^e 
@eifler ;  bod^f  l^at  baS  Snblid^e  leine  äBal^rl^eit. 
„©ie  SBal^rl^eit  beS  enblid^en  ®eifteS  ift  ber  ab- 
folute ©eift"  (XII,  470).  „©ein,"  „fid^  miffenbe 
SBa^rl^eit"  ift  gang  aUein  bie  „abfolute  3bee" 
(V,  328),  meld^  „bie  3bentität  ber  t^eoretifd^en 
unb  praftifd^en  3bee"  ift  (V,  327  ff.),  ©icfelbe 
ift  bal^er  aud^  „ber  eingige  @egenftanb  unb  3n> 
l&alt  ber  ^^ilofopl^ie"  (V,  328).  ©er  (gntttridf- 
lung§)3roge^  beS  ©einS,  meld^er  aud^  ben  gangen 
äBeltprogc^  in  ftd^  fd^lie^t,  ift  bie  fortfd^reitenbe 
IBermirflic^ung  beS  abfoluten  (abfolut  beftimmten, 
oollfommen  felbftbemugten)  (SeifteS  t)on  ber  abS- 
tracten,  unmittelbaren  Realität,  bie  nod^  ungeiftig 
ift,  begto.  bem  93egriff  unb  ber  abfoluten  3bee, 
mit  meldten  bie  eigentlid^e  „Sntmidflung"  beS 
©eins  beginnt,  als  9IuSgangS))unft  (VII,  2, 
33  ff. ;  »gl.  VI,  315  f.).  ©ie  „anfd^auenbe"  3bee 
(©Ott  Vn,  2, 39)  „entfd&Iie6trtd^"gunöd^ft,  „baS 
Woment  i^rer  IBefonberl^eit  ober  beS  erfien  99e- 
ßimmenS  unb  ünberSfeinS,  bie  unmittelbare  3bec 
als  il^ren  SBieberfc^ein,  ftd^  als  92atur  frei  auS  fid) 
gu  entlaffen"  (VI,  413 f.;  ögl.  VII,  1,  23;  UI, 
64  f.  [©iefer  @a(,  ber  ben  für  f)egelS  ©Qftem  l^alS« 
bred^erifd^en  ©))rung  auS  ber  IBegriffSmelt  in  bie 
SBirhid^feit  barfteOt,  l^at  eine  getoiffe  Serül^mtl^eit 
erlangt;  ögl.  ©d^eüingS  SBerfe  I,  10,  127 ff.]), 
©ie  9latur,  meldte  felbfi  blofe  „ber  fid^  entfrembcte 
@eift",  ein  „bacc^antijd^cr  ®ott"  (Vn,  1,  24) 
ifl,  ftcDt  einen  ^rogcfe  beS  „3n-fid^«ge^enS",  ber 
Wüdüel^r  gum  abfoluten  bar,  welcher  ftufenmeife 
ben  fubjectiDen  (guerft  befugten ,  bann  felbßbe- 
tt)u^ten  unb  enblid^  Demünftigen),  ben  objiectiDen 


1355  Spant^i 

(in  btr  juribifc^tn,  motalildien  unb  „Müc^tn", 
b.  f).  gcfeUf^aftlid^en  Oibnung  jutn  StuSonitf  fotn* 
menbcn)  unb  f^tieBli^  ben  ati|oIuten  (in  ffunft, 
iRdtgion  unb  ^^ilofop^ie  flc^  utrmirni^^enbm) 
®eift  jum  etgeinife  i)at  (oal.  StiJctl,  (Sejiiiic^te 
btt  MUtnt  Wiol  n,  TOainj  1883,  149  ff.). 
%uf  bEi  @tuft  beS  abfoluttn  („unmititlbai''  in 
ber  Aun^  unc  miHcIl  bei  ©er6ftoffenl6aTung  unb 
beS  ©elbftfitttiuglitina  in  bttgitliflion  [XI,  129] 
unb  enblic^  mittels  bcS  feni|ititiiiu^tm  unb  btgnff- 
Ui^tn  „5Den[enä"  in  ber  Sß^ilofop^ie,  in  bet  ^a^em 
Sin^eit,  mdiit  Sieligion  unb  JFunji  begreif,  f\ä) 
(rfalienbtn)  ©eijleä  bejteil  fid6  ber  „burq  feine 
Sbealitüt"  über  bie  gnbltt^feit  erhabene  @eifl 
„abjolut  Don  ber  Sc^rante,  Don  feinem  5Inbem 
unbIonimlfi;niitjumab[Dluten3ür-ri:^-(etn,tnaii|l 
^äf  ma^rbaft  unetiblic^"  (Vn,  2,  39. 440  ff.). 

StieSc^eQinQ-^egel'fi^e^^ilDfDpl^ieübtegrDgni 
SinffuB  aus.  ^egel  inSbefonbere  fanb  ni^t  nur 
in  ^eutfd(|lanb,  fonbem  avät  im  ^uSIanb,  bf 
fonberä  in  SRufelanb  (cgi.  SeÜf^rift  für  5(J^ilo. 
[oiflin  unb  ptiilofop^ifcöe  flritif  CIV  [1894],  66 
biB  83)  unb  31atien  (ugl.  Ä.  aUemer,  Sie  itotie. 
nif^e  ^l^itofopbit  beS  19.  So^t^.  UI,  5ßJifn  1885, 
233  ff.),  DorüberßE^enb  buri^  S.  Scufln  au<^  in 
granlxeid^,  Diele  Klntiänger.  gaft  tinjig  in  Sna» 
lanb  ft^cint  btr  mobeme  ^ant^dSmuS  nur  un* 
bebtutenbcSjcttieter  geliabt  ju  baben  (Dgl.  R.  Fiint, 
Anü-Tbeietic  Theories,  2.  ed.,  London  1880, 
554).  Unter  bet  Sinnittung  namentlidi  beS  na* 
tunoiffenfd^aftlid^en  Seines  unb  befoubeiS  bei  gnt- 
»i<flungälebf(  machte  jebod^  ber  abätract-opriori- 
flif(5e9Jtoni3muä  Si^eDingä  unb^eßelä  balb  duer- 
feilS  einem  ioefentIi4|  —  a)„al6cif!if4en"„!DIoni8' 
mu§"— a)taterioliSmuS(|.b.arl,),pQnpfgiiiii^cm 
(foädel  u,  31.),  pant^eliftif^cm  (©c^iDpentiPuer) 
SRoniömuS,  „pfp^ppbAfifi^™"  SemegungS'  unb 
ßmpfinbunöS-5D!oni§mnS{2aäar®dger,2.5rtDire), 
fonfligem  „^glojDiSmuS"  (f.  b.  91rt.),  Stguoftici^- 
muS  (p.  Spencer),  SßofitioiSmuä  (f.  b.  Sit.),  $^i. 
lofop^ie  beä  Uubtnulten  (ft.  D.  §artmonn)  — , 
anbererfeit§  einem  Don  ben  grSbften  logifi^en  SQer* 
flauen  gefäuberlen,  ber  SBtuno'f^en  ^luffaffunflS- 
mrife  \\ä)  anno^emben  —  b)  „panent^eiftif^en", 
„real'tbealiftifc^en" ,  ^glojDiftifdien  ^anlbeiSmuS 
^Io|,  beffen  Vertreter  jWQr  gemeiniglid^  Sott  ola 
tranfcenbenten,  b.  b.  unabhängig  Don  btr  Sßelt  in 
feinem  ©ein  conftituirtcn  feIb|tbttDu|ttn  unb  per« 
fQnli^en,  aber  anbererfeit§  bocf)  wieber  aI8  im* 
manenten,  bie  Sßelt  in  fid|  tragenben,  au3  M 
entfultenben  unb  in  i^rem  fieben  fein  eigenes  „Seben 
barlebenben  Effieltgmnb"  ouffafien.  3n  noä)  fe^r 
abStruS'ft^ablonenbaftei  Ürt  bilbett  juerft  unter 
Mnnxnbung  einer  felbfterfunbenen,  pari  an'S  Äo- 
mif^e  ftreifenben  ierminologie  S.  Ef)r.  JJr.  Ätaufe 
(1781—1832)  bie  ©^ening.§egei'f^e  ^üo- 
fop^ie  in  biefem  ©inne  um.  3n  einer  ausfuhr- 
iii|en  RotegDrientafel  fü^ri  er  ben  „©liebbau"  ber 
Qöttli^en  SBefenlieilen  üor,  reelcber  in  feinet  @e- 
fammtbeit  „®ott  an  fit^"  ober  ba§  „reine  SBeien" 
bocpeDt.  ®oH,  boB  SBc^fte  „perfönlit^e"  aSefen, 


iSmuS.  1S56 

fagt  er,  „toefet"  (b.  ^.  conflituiit  in  feinem  innen 
Sein)  Quc^  jebeS  enbltc^e  SBtfen;  er  ifl  tafii 
unter  fid^  unb  burc^  fl<^  au^  bie  SStlt  (.Sßontt- 
tlgtiSmui,  ni^t  ^antfieiemufi'' :  ffraufe,  e^ 
ber  ®t\äti^tt  ber  Wenfcd^dt,  @öttingen  1843, 
39. 41. 62  [^Hinbfd^riftl.  9Ia$Ia|,  4.  SBl^.:  Sn- 
mifc^teSc&ripen,  31t.  1]).  gtiiedbeflUniDerfuinätl. 
ba|  @ott  fein  dgeneS  Seben  in  bemfeften  boilebt. 
Siemgemäl  befielt  eine  engt  @enttinfi^  (.9«tt' 
Deteinlebtn"  ober  „ESkfenDtitinltben')  iniUa 
©ottunbbenenbMenaBtftn.  3>tt1IRciif4nd)liit 
(0ttnfd^^dt  ^aben  bie  Slufgoit,  oIS  „(Blidiba- 
(inbiuibueller  unb  foctaler  Organismus)  )Btil&^ 
„5ßJ(fenDeteintbeit"  mit  Sott  oIS  ^llrwefen'  bai^ 
„@ottinnigteit"  anjuftrebm.  WS  beu  ,VIenf^ 
leilSbunb",  »dc^er  nac(|  feinn  Sltinung  birfä 
religiöfe  gnbjiel  Derrairfli^tn  foEle,  Ijotte  ßicm 
äuerft  btn  greimautetorbeu  in  SluSfic&t  gtnommm, 
ai8  bitfer  aber  wenig  ©eneigtficit  jeigle,  mif  fti» 
Segelten  einjuge^en,  fuc^te  ermil  ^ilfe  begeiftrtln 
S^üler  (D.  £eonbatbi,  ^.  ai^renS  u.  9.)  feiu 
3been  gut  ©dtung  gu  bringen  (^ünjir  U,  152  {f.; 
©tötfl,  @ti<^.  b.  neuem  «ßbU.  U,  215  ff.;  §fln^ 
hüä)  ber  Sirimourerd  n,  Sei^iäja  1865.  152  ff.). 
3n  neuerei  3eit  iß  $roftffor  @.  Xibetgbin  n 
fflrüffet  mit  großem  ®tfer  für  boB  Hm^lf 
Softem,  in  ndc^em  na^  i^m  „olle  Sebio^qn 
bet  SQiffcnfd^ft  na^  gorm,  Stoff  unb  WiMI 
DDÜlDmmen  Dtmiirfli^t"  fein  foünt  (Tiber^iüi, 
Essai . . .  sur  la  generation  des  connaiuaiiM 
humaines,  Bruxelles  1844,  685— 814;  Lt 
möme,  Introduction  ä  la  philoeophie  ett, 
Bruxelles  1868,  390),  eingetreten.  —  ».  (>_ 
Sofe  (1817—1881),  Don  ^erbart  auBgtgmiga»,^ 
etblictt  im  perfBnli^en  @ott,  roeli^er  .in  olle^c 
©ein"  bal  „raabrboft  S'ienbe"  ift  (SHitnln™^* 
moSI,  3.mufl.,  Ceipiig  1876— 1880, 429),  li-^«= 
biSd&fteu  lebenbigen  SBJdtgrunb  (ebb.  m,  srC" 
Dgl.  555),  burd)  beffen  „^iUen"  o^ne  eiwS££ 
n)ittlic^ungB„t:6at"  bieSffielt  ,9ef(^Ren"  ift(e»> 
III,  593.  599)  unb  iüiä)  meli^n  baS  »icr^ 
ber  ^laturbingc  btftimmt  unb  üfct  Slc#ter73j 
fung  bermiltelt  wirb,  ä^nlidg  roit  bieg  WTni 
lii^  ber  5orm  geiftigen  SbunB  burft  bie  ^> 
gefi^iebt  (ebb.1, 431  f.  435. 438  f.).  ,3tbnBeai»  : 
p:^Qfifi^e  lißorgang  ift  jugleic^  ein  @tf<Mtn9^< 
3nnem  beB  Sraigenj  febe  93ilbung  eine«fl»5a  . 
eine  gntroidlung  beS  Unenbliifien  felbfl'  '      ". 
„entpebt  aus  btr  Subftanä  btS  Ünenblü^'  "xr» 
I,  440  f.).  5Die  enbli^en  ©inge  fiub  .iancrr/^ 
gehegte  S^bdlt  beS  @inen  DiiHi^cn  maifrT^n 
SBeftnS"  (tbb.  H,  46  f.).  S3ie  „finnli^e  fSaGOe  : 
„nur  bie  iSerliüQung  dneS  unenblii^  g^g^    ^ 
SebenB"  (ebb.  I,  410).  —  3.  &.  gi^tt  (ITrX) 
1879)  fafet  (Sott  als  „eincnben"  Urgrmib,    ,  «3>, 
ein^fit",  „immanente"  SBeltfeele,  ^Wütstr^cr^j 
„SSeltgcift"  unb  felbft-  unb  aabett)u|tt4  e^^« 
fcenbentaleä"  Utfubiect,  alS  „lebenbig  «l'i-^ar 
(Siittfieill.aSeItQnti(ibtu.if|reiBere4tifliix«--c5r 
1878,  125),  „aEroirlfamtn"  (ebb.  IW^sT^^ 
ftljenben"  Urgrunb,  beffen  Sjifleni  ""^^zz^-äJ^ 


1                                              Pantheismus.  1358 

ilIgegetUDürtig  fid^  lunbgebenben  ,,ftttUc^en  ^täfmx  auf  bie  fptritiftifd^en,  telepot^ifd^en  :c. 

stonung'',  im  menfd^Ud^en  SSeiDugtfein  unb  $^önomene  Sic^t  loerfen  )u  fönnen.  —  gfr.  lieber« 

t  SBeltgefd^ic^te  i^ren  t^atföd^Ud^en  ^ad^iDeiS  »eg  (1826— 1871)  toiQ  nid^t  bie  Sotalitöt  beS 

t  (Sragen  u.  »ebenfen,  Scipaig  1876, 55. 99.  M^,  fonbern  nur  bie  M&k"  im  „^(Uleben"  be§ 

f.).  Si^te'ö  gfreuub  gl^r.  SBeiffe  (1801  bis  in  „einem  allgegenttärttaen  unb  ewigen  ®otteS= 

> ;  ogL  b. Sri® Ott  in 6rfd^  u. ©ruberS  6n«  bcmufetfein"  sufammengefd^Ioffenen  UnioerfumS, 

pöbie  1,  LXXY,  462  ff.)  unterfd^eibet  tl^eo-  alfo  ben  ,,®ei)t  unb  im  ©eifte  mieber  baS  fßoU' 

f4  in  ®ott  bie  Siatur  qIS  ben  Stoff  unb  ben  fommenfte,  ben  ©eift  ber  SBa^r^eit,  ®äte  unb 

enQlSbQSSormgebenbebeiberSGBeltfd^öpfung  ©c^önl^eit,  mit  bem  ©otteSnamen  auSaeid^nen" 

0. 464f.).  SRoum  unb  3«t  fmb  il^m  ,,nur  (95rafd^,©ieaaSeIt-u.SebenSQnfc^auunggfr.  lieber« 

fiebern  ©efialten  ber  einen  Unenbliclfeit  beS  megS,  2t\pm  1889,  XLn  ff.).  —  gr.  ^aulfen 

üiten"  (1, 462)  ic  —  9R.  ßarriere  (1817  bis  öertritt  im  5lnfÄIu|  an  ged&ner,  ol^ne  jebot^  baS 

»),  t)on  Spinoza  unb  ^egel  ausgegangen,  ein  SRittelglieb  ber  ^eftimgeifter  ju  enoäl^nen,  glei(^« 

tinberer9nino'S(t)gI.€arriere,S)iep]^iI.9BeU«  falls  eineSinglieberung  beS  ,,gan)en Seelenlebens" 

auung  ber  SieformationSjeit,  @tuttg.  1847,  im  Seben  ©otteS,  beS  „aiügeifteS''  (Sinleit.  in  bie 

733;  ©iefittIid^eaBeItorbnung,2eipa.  1877,  ^l^üofopl^ie,  Serlin  1892,  113  ff.  246  ff.).  (&x 

[f.X  belennt  fid^  gleid^  3.  ^.  Sichte,  ber  (gfra«  fa|t  bie  ßinjelbinge  über]^au))t  als  me^r  ober 

Ll48,9nm.l)i^nt!)ieSBetffeaIS©efinnungS«  meniger  felbftönbige  ©lieber  beS  9UI«einen  auf, 

Ifen  6e)eid^net,  )um  9ieaI«3beaHSmuS  (äSBelt«  in  bem  [xt  S)afein  unb  SBefen  l^aben.  9latur  unb 

.  122. 148).  3W  ifi  ®^^^  ^^^  ^Q^in  „aUmirf«  ©efd^id^te  finb  i^m  nad^  Spinoja  bie  jmei  Seiten 

-  (ebb.  387)  „Urfraft"  (ebb.  883  ff.  ögl.  182),  ber  SBirflic^feit,  in  benen  fid&  baS  SBefen  beS  M- 

toeU^er  bielhaftcentra  (bie  ^ofitionen  b.  göttl.  ßinen  offenbart.  ,,2)ie  uniberfeUe  SDBed^felmirfung 

ifi  unb  SBoQenS,  ebb.  419  f.)  SSefonberungen,  in  ber  Iförpermelt  ift  bie  grfd^einung  ber  innern 

IbfSbefHmmungen  beS  emigen  SSBefenS''  (ebb.  öftl^etifd^-teleologifd^en  Stotl^menbigleit,  mit  ber 

)UIbcn  unb  burd^  meldte  aUeJhafte  in  SBec^fel«  baS  9lIl«Sine  feinen  SBefenSgel^alt  in  einer  Siel« 

i^g unter  einanber  fiel^en;  ferner  „bie  (Sinl^eit  l^eit  t>on  jufammenfiimmenben  SRobificationen,  in 

ti  Sni^eit  (baS  SS  ift  nad^  i^m  felbft  nur  ein  einem  IfoSmoS  concreter  Sbeen  (SVlonaben,  Sn« 

hm  t)on  Ihöften ;  ebb.  383),  alS  baS  3d^  beS  teled^ien)  entfaltet.  3)iefe  innere  IRotl^menbigfeit 

toeifumS.  SBie  jebe  QtUt  etmaS  SebenbigeS  im  ift  jugleid^  abfolute  t^frei^eit  unb  SelbftDermirüi« 

BTOfimuSifl,  fo  mir  in©ott"  (ebb.  393  f.).  d^ung"(ebb.239f.).®er„ibeariftifd&.moniftifd^en" 

tt  ift  SBiBe,  ©eifl,  ^erfönlid^feit,  infofem  er  (ebb.  ©.  V)  ober  „fpirituariftifd&.j)ant^eiftifd^en" 

I  in  ber  äBelt  felbft  beftimmt  unb  feiner  felbft  (SSiertella^rSfd^rift  ffir  miffenfd^aftlid^e  $^iIo« 

leiDirb  (ebb.  391  ff.).    „SIS  etoig  mirflid^e  fop]^ieV[1881],57),jttifd&enbem„fut)ranatura« 

mumie  beS  innern  unb  äußern  SebenS  ift  er  Uftifd^en  S)uaIiSmuS''  unb  bem  „atomiftifd^en 

>Btfd^öne''(ebb.422)u.f.tt).— ©.S^.gfed^ner  SDlaterialiSmuS"  öermittelnbcn  SBeltanfld^t  ftrebt 

'Ol-- 1887)  betrad^tet  ©ott  alS  bie  Seele  unb  nad^  $aulfen,  3.  ^olUlt  (IBortröge  jur  ginfül^« 

UniDerfum  als  ben  „fieib''  beS^US.  SluSbiefem  rung  in  bie  $]^iIofop]^ie  ber  ©egenmart,  SRünd^en 

*ftoefen  lä^t  er  aunöd^ft  bie  ®cftim-„2eiber"  1892, 136. 161.  211)  unb  «nberen  bie  l^eutige 

^  ^e  befeelenben  ©eiftern  unb  auS  biefen  entmid^ung  beS  pl^ilofopl^ifd^en  SenfenS  )u.  — 

^  bie  lebenben  SBefen  in  aüen  Orbnungen  ®er  neuere  ^antl^eiSmuS  burd^fe^te  aud^  ftarf  bie 

ftbenjein,  meldte  auf  biefen  ©eftimen  fidj  protefJantifd^eS]^eologie.Sd^on8fr.6.S).Sd^Ieier« 

f n  :  ©Ott  ift  „bie  Sotalität  beS  SeinS  unb  mad^er  (f.  b.  3lrt.),  nad^  6b.  SeHer  (Vorträge  unb 

^ö*,  mlä^t  „leine  aiu^entoelt  mel^r  au^er  3lb^anbl.  [1.  Sammlung],  Seipjig  1869,  179  f.), 

f^X  „SUe  ©eifter  regen  fid^  in  ber  2tnnen«  ber  größte  S^eologe  ber  proteftantifd^en  Jhrd^e 

i»ieS  ©eifleS,  aUe  Äörper  in  ber  Snnentoelt  nad^  ber  Deformation,  üertrat  einen  öergeiftigten, 

^^beS"  (äenb-Sloefta  I,  Sei})}.  1851,  866).  berSbentitätSpl^ilofopl&ie  fid&  annäl^embenSpino« 

C'    glaubt  an  eine  centrale  SSerfnüpfung  aller  jiSmuS.  Sie  Sieligion  berul^t  nad|  il^m  nid^t  auf 

•5©ettm|tfeine  junäd^ft  in  ben  fic  umfpan«  ®ogmen,  fonbern  auf  bem  „©efül^l",  »eld^eS 

Srb«  itixo.  ©eftim « 93etougtf einen  unb  f einerf eitS  mieber  bie  Snfd^auung  beS  UniüerfumS 

liefer  mieber  im  l^öd^ften  9SßeIt«a3emuBt«  unb  baS  SBirfen  ©otteS  burd^  baS  SSßirfen  ber 

el^nlid^,  mie  in  unferem  Organismus,  SSBelt  auf  baS  ©emätl^  )ur  !BorauSfe|ung  l^at.  2[n 

,  ölele  9Jert)encentren  unb  «fafem  ju  ginem  btefem  Sinne  feiert  er  ben  „l^eiligen,  öerfto^enen 

i^eittSorgan  (©el^im)  fid^  einigen,  ift  aud^  Spinoja",  ben  „ber  l^o^e  SBeltgeift  burd^brang", 

^«i^feltoirfung  aller  ©e^iime  ber  6rbc  »al^r«  bem  „baS  UnenbUd^e  3lnfang  unb  6nbe",  beffen 

^^,  toeld^e  baS  grb'SSemu^tfein  im  grbgeifte,  „einjige  unb  emige  2iebe"  „baS  Unioerfum"  »ar, 

^^fo  eine  analoge  SBed^felbejie^ung  ber  als  ben  „unerreid^ten"  „SKeifter  in  feiner  ff unft", 

*^*59ettm|tfeinSorgane,  meldte  baS  SSemufet«  ber  „toller  SReligion  unb  ooH  b^üigcn  ©eifteS" 

^  ©Ott,  bem  SBeltgeifte,  ber  ^öd^ften  bemu|t«  mar  (O.  ^fleiberer,  SReligionSp^ilof.  I,  2.  aufL 

*tiH)fenben gin^eit, begreif lid^ mad^t (3enb.  95erl.  1883, 292  ff. j  «pünjer  H,  181  ff.;  Sd^leier« 

^1,215 ff.  364 ff.;  H,  387  ff.;  tageSanfid^t  mad^cr,  SBerfe  HI,  4,  2,  Serlin  1839,  161  ff. 

"fieqq.  1879, 79).  ©urd^biefeS^eorie glaubt  499  ff.).  §egel,  ber  ebenfattS  ber  »eligion  boS 


1859 


$atit]^ei8mu8. 


1860 


®ebiet  beS  ®efäl^Ied  unb  fuBlectiDer  Stlenntnil 
iumteg.  beeinjlugte  ttamentlidd  burd^  feine  Steli- 
gionSp^üofopl^ie  (SBerfe  XI  u.  Xn),  oß  beten 
Stotd  er  bejeid^nete,  „bie  ffiemunft  ju  öerfö^nen 
mit  ber  SReligion"  (ebb.  Xn,  288),  bie  Jnrotefton. 
tifd^e  Sl^eologie  in  nod^  entfd^eibenberer  SSBetfe. 
^eiDonagenbere  l^egelionif  d^e  proteftantild^e  S^eo* 
logen  pnb:  ^^.  ft.  aKor^eineife  (1780—1846), 
a.emm.95iebcrmQnn  (1819—1885 ;  ögl.  pnjer 
n,  281-297)  unb  O.  ^flciberer  (geb.  1839). 
S)ie  beiben  leiteten,  »eld^  Demonbte  Slnfid^ten 
üertreten,  nabmen  jebod^  nie  ^egelS  a))norifüfd^e 
SegriffsfpeculQtion  an.  ^fieibeter  bef ennt  ftd^  junt 
„real-ibeoliftifd^en  aRoniSmuS"  (SReligionSpl^il. 
II,  285),  ber  beftimmt  fei,  ben  ll^eiSmuS  unb 
Pantheismus  }u  berfö^nen  (ebb.  252  f.),  unb  ben 
er  felbft  ben  „waf^ttn  unb  DoQen  SRonotl^eiSmuS'' 
nennt  (ebb.  290).  ®ott  ift  nad^  i^m  bie  „Urfraft, 
bie  ben  l^erDorbringenben  ®runb  aUed  93efonbem 
fomol^I  toit  aud^  in  oQem  Sefonbem  baS  ein^ett* 
Hd^e  Sanb  feines  3uf ammenuirf enS  ober  fein  ® ef e^ 
bittet"  (ebb.  258),  —  bie  „fubfiontieDe  aeiftige 
Sinl^eit",  meldte  ,4n  bem  }n)ed(fe|enben  S)enlen 
bie  SnttotdnungSgefe^e  ober  baS  ,äBQS'  unb  in 
il^rem  gmedErealiftrenben  9Bi&en . . .  baS  ,S)a|*  aller 
(Sin)elmefen''  begrünbet  (ebb.  264).  gr  ifi,  als  ber 
reale  fd^5pfenf($e  ®runb  ber  menfd^Ii^en  $er« 
fbnlid^feit  unb  ber  3BeIt  flberl^t,  ber  „in  ber 
menfd^Iid|)en  SSemunftanlage",  meldte  bie  teleo* 
logifd^e  Sßeltorbnung  ,,mitconflituirt'',  fid^  offen' 
barenbe,  immanente  „abfolute  ©efe^geber''  unb  in 
ber  Srbaltung  biefer  Anlage  unb  ,,in  ber  fort* 
d^reitenben  ttjeltüberminbenben  SBetbötigung"  ber« 
elben  „ber  geredete  unb  gnäbige Siegent  ber  3)lenfd^> 
^eitSgefd^id&te"  (ebb.  271).  ®ott  ift  enblid^  „nad^ 
ber  Sinologie  unfereS  Sd^S"  (ebb.  279.  289)  olS 
baS  „Ur^äd^  beS  allumfaffenben®ansen  ber  SBelt" 
(thh,  279)  ju  benfen,  »eld^eS  einerfeitS  „boS  So- 
ftem ber  tt)ed^fe(n)ir!enben  jhöfte  ober  bie  SSBelt 
als  bie  felbfigefe^ten  SRittel  feiner  @el6ftbet^öK- 
gung  t)on  fid^  unterfd^eibet"  unb  übenagt,  anberer* 
feitS  biefelben  ttjieoer  „alS  baS  entfaltete  ©Aftern 
feiner  eigenen  ®ebonfen  unb  ffräfte"  in  fidft  be» 
fd^Iiefet  (ebb.  289  f.).  ©o  »irb  ®ott  aud&  „ber  üer- 
trautefte  SRitfü^ler  aller  §er)en  unb  URittoiffer  aller 
®ettiffcn"  (ebb.  298).  3)le  enblid^cn  fträfte  fteflen 
„burd^  ibre  ®efammtleiftung"  „nur  bie  einbeitlid^ 
geglieberte  6rf  d^einung  beS  einigen  SBiQenS  ®otteS 
bar"  (ebb.  288).  ®er  „SBiae"  iji  im  3d^  ©otteS 
„Unealitöt  unbOueUe  anerStealitöt"  (ebb.  284). 
S)aS  in  unferen  Sagen  rege  3utereffe  für  bie  alte 
inbifd^e  $^ilofopbie  unb  bie  baran  jtd^  fnäpfenbe 
übertriebene  SBertbfd^ä|ung  ber  inbifd^en  p^ilo* 
opl^ifd^en  @Qfteme,  befonberS  beS  iBebänta«©^« 
temS,  trögt  ebenfaSS  baS  Sb^tO^  bei,  um  bie  pan* 
t^eiftifd^e  ©trömung  in  gfad^«  unb  Saienfreifen  }u 
oerftärfen. 

©0  fprid^t  8.  ».  ^.  S)euffen  (^ie  ©ütraS  bcS 
SSebänta  ©.  XI)  bie  äJleinung  auS,  bie  religiös* 
l^bilofopbifd^e  SQBeltanfd^auung  beS  SBebänta  bürfte 
in  93e5ug  auf  „Ziefe,  t^olgeric^tigfeit  unb  S)urd^* 


bilbung  i^reS  ®leid^  in  ber  SBell  nid^  lei^t 
finben",  unb  biefelbe  fei,  toeU  fte  «namentli^  is 
ber  burc^geffil^rten  Unterfd^ibimg  efaitt  esolec^ 
m^ftif d^en  unb  einer  ef oterif d^))]^Uof o))l(tf i^  ft^" 
faflung  gleid^mö|ig  ben  Sebfirfniffen  bcS  SoM 
unb  ben  Slnforberungen  beS  bet^mben  SeipxS 
Siedlung"  trage,  „DieQeid^  nod^  einmal  bqpi  tc» 
rufen",  „für  bie  tjfortbilbungtmferer  eigenen  Z^ 
logie  Dorbilblidd  }u  merben''.  Xl^.  @$iil|e  filmte 
fogar  in  ber  ©d^rift  „Sebfinta  mib  SubbbiSnnS 
als  Sfermente  für  eine  fünftige  Stegmetotion  M 
religibfen  Semu^tfeinS  innerbolb  hk  enropfttf^n 
eulturlreifeS  (Seipgig  1898)"  bereits  eine  3M- 
ober  Umbilbung  ber  d^rifUid^  SBenanf^flnang 
im  oebäntifd^-bubbl^iftifd^n  ©tmie  birect  oq» 
bal^nen. 

n.  Seurtl^eilung  beS  ^antl^eiSmof. 
1.  f8om  pbtlofopl^ifd^en  ©tanbpuntt.  £a 
f  d^on  ber  panti^eiftif dbe  @runbgebanfe  bobnt^  iNi| 
er  einerfeitS  ein  ma^b<^ft  gdttlid^eS,  oSttfi^  ^ 
el^rungSmürbigeS  unb  bamit  bie  SBett  feinem  €rin 
nad^  überragenbeS  l^dd^fieS  SBefen  fefl}n]^tenfH|t 
unb  anbererfeitS  mieber  bie  oefentlid^  IBecfd^ieb» 
l^it  gmifd^en  gbttlid^em  unb  meUIid^  @eni  !RiiS> 
gibt,  einen  unauflöSlid^n  inneni  SSibernm^ 
entl^ölt,  fo  muffen  notbrnenbigertoeife  oOe  fOF 
tbeiftifd^en  ©Qfteme  in  bem  aRa|e,  ott  fie  bicfn 
®ebanfen  im  Sinjelnen  burd^jufäl^ren  bcpöh 
finb,  gu  einem  Denoorrenen  ®ett)ebe  iHm  wäkm 
Se^Sbeflimmungen,  groben  logifd^  SofStes 
unb  ebenfo  miOIürlid^en  als  loiberfinmgfli  8c 
bauptungen  merben.  Sie  pontl^eipifd^  IbS* 
f  übrungen  ber  oben  oorgefül^rten  ^l^ilofopben,  inS- 
befonbere  aud^  biejenigen  ber  bebottenbflen  no* 
bemen  SSertreter  beS  ^antl^iSntuS,  @|mu^l 
©d^eOingS  unb  ^egelS,  laffen  benn  in  bei  Xtot 
au(!b  biufid^tlid^  ber  ff larbeit  in  ben  Segriffen,  ber 
Sfolgerid^tigfeit  im  Senfen  unb  ber  9efoimcn< 
l^eit  im  Urt^eil  fel^r  )u  münf d^  übrig ;  jie  tc» 
med^feln  bie  blo^  begrifflid^e  Orbnung  mit  ba 
mirtlid^en  in  bem  9Ra|e,  ba|  fie  oft  leb^  an 
Sfieber«S)elinen  erinnern,  ©d^ingfelbftüerglei^t 
(SQSerte  II,  8, 122)  ^egel  mit  einem  „nfid^toma 
Zrunfenen".  ©d^openbauer  meint,  ba|  ^egcK 
Semunberer  „ber  ^ol^n  ber  ^laifiodt'  tmöt 
„©eine  ausgebreitete  geiftige  SBirffomfdt'  ^obe 
„ben  SSerberb  einer  ganzen  geleierten  @eneiati0n 
m  Sfolge  gel^abt"  (©d^openbauerS  SBei!^  V, 
fiei»)jig  1874,  104).  „eine  ftunfi",  fd^t  er, 
„l^at  biefer  ^egel  mirflid^  Derfianben,  nfimfi^  bif. 
bie  2)eutfdeen  bei  ber  9{afe  }u  fübren.  ^  ip 
aber  feine  gro^e.  SSBir  feben  ia,  mit  u>eld^  $o{|(n 
er  bie  beutfd^e  ®elebrtentt)elt  80  Solare  Ua^  in 
SRefpect  bolten  fonntc"  (ebb.  V,  81).  —  Son  bc» 
gerügten  SRöngeln  finb  aud^  bie  neueren  |Nmt^ 
iftif  d^en  ©Qfteme  nid^t  frei,  menngleid^  in  benfelben 
ba  bereu  SJertreter  ben  pantl^eiftifd^en  SebonbR 
mel^r  in  unbeftimmten  großen  3ügen  anbeutm 
als  begripd^  fd^arf  im  ginjelnen  burdpbren,  ber 
SSBiberfmn  weniger  greU  bert)ortritt.  SBeil  )xm* 
tbeiftifd^e  Snfd^auungen  SBerfd^mommen^it  unb 


1861  ißant^eiSmuS.  1862 

UaOat^beSSttdettSjiinwt^nbisenSDtaue*  Mtflc^in,  ^Ipm"  (fo  bti  SStrtntti  bei  intnl^tn 

Mnng  ^m,  fo  mirftn  {it  au^  Mibtiblt^  für  iSia^mametnue,!8it)ttananbii,outb(m91tIi6ion9- 

ht  tnlcÜtttiidlc  unb  bcfonbeiS  fOr  bte  p^tlo-  t>aTlament  in  Stiicago  1893;  dqI.  The  Monist, 

\illlil^^1taÜiMiaai,  tote  fe  rnibnerftttS  tin  un-  Apr.  1394,  App.  ll),  er  totife  eine  bte  Stitfal' 

diii^etl  Sci^xt  f^  btn  €tanb  btifelben  flnb.  hing  Rliate[(t  ©efüiile  betintr&ditiaenbt  ftlu|t 

wtt  ttfinmnif^OMt  fi^tDännerij^  ongeltste  31a>  gmif^  ©Ott  unb  ber  SBcIl  auf;  —  bnr  ^onie> 

tamn,  M  unI^oi  I>rt  aHtr  fon^gm  eeijligtn  !Bf  muS  ^ingeetn  ftt  bit  Dolltommenfte,  gereifte^  ^xt- 

eabung  baS  tmgtbü^rliilK  Uebertoiegen  ber  $faan-  fd^uung  über  baS  Sitt^Ihii^  ber  SJelt  gu  @ott, 

lafic  w  Sn^onbtfomtnen  etnn  abgellSrten  SJer*  fit  begünftigt  jugleicg  im  ^Bttiflen  <DIage  bit  Siit' 

bitMnteimtitib  ^tnbeit,  btnnögen  bauemb  am  faltung  ber  rtUgiüftn  Stfil^Ie  (»gl.  O.  Sfltiberer 

fon^citmufi  (BefaQtn  }u  finben.  —  2.  EBom  n,252.290.297ff.;3lr.$autfena.a.O.156n. 

Tcli8iftftn@tanb|)itnft.  Str Sßant^tiSmue ntt-  251  ff.;  SR.  (Sarriere,  ^te  fittltc^e  äßeltorbmmg 

)ii(t  babni^,  baft  R  ®ott  olB  „immanenten  äSelt-  355  ff.  u.  f.  m.).  Sag  man  ferner  gut  @attt9tbtc 

gnmb'  tn  bie  oon  not^iMtibietn  @efe^  be>  an  «r  ^anb  beg  SoUtommenfttn  in  bti  Sßelt, 

ttnf4tc9lahit(eiabsit!|t,  DontMl^er  bnSnnif^  baS  btgiifflid^  feint  UnuoQfommen^ttt  in  fl^ 

uir  Mc  ^(^ße  entnriAun^ffaife  boiftdlt,  tfiot'  f(^lit|t,  auffteigt,  ramt  nur  Untennlnig  ober  Un- 

|SAIi4   oUn  idigiöftn  SSm^timg,  neld^e  ein  DÖr^anb  „31nt^rDpomDr))^iSmu3''  f^etttn.   @int 

^DfoInfMnl^iunsSufitbigtSimbba^mitS'iei'  bolllommtnere  Sri ,  ®Dtt  jn  begreifen,  ift  btm 

frit,  SOma^  unb  oKtt  fUdi^m  $oniommen^ett  ^ienjdjeTi  ü6cil)aupt  nic^t  möglid^.  —  ^ie  $an* 

iBl(|nä^eM,tnitglittIi4ei€r^tn^tunb©ou-  tl)ci|'lcn  fd)rcibcn  übrigens  gtmeinigli^  felbflSott 

mdnUAtäbnbtmanenf^unbberSBeltptben-  i2«cr|lutit<,  m\if,  ®ütt  u.  ].w.,  olfo  Slttiibutt  }u, 

M  (Sc^ßd  SBe|tn  lurauSft^,  i^rt  ®ninblagt  bie  fie  am  ^tcnfc^tn  ttnnen  Itmtcn.   3m  ^ft> 

mb  nntagrdbl  fomit  m^  nur  bie  gtoffenbaitcn  lidfcn  S^eilniuS  ntrbtn  übeibiel  bit  Sttribiite  unb 

RtIteii>iitn,fDnbtTnanetiKi]^n9ttltgtDniibtT^au))t  Sigen|c!)aftcn ,  iDeId|t  Dom  3Renfi$en  abStra^iit 

EJfcf  Qtben  fd^on  bit  ©atraS  bes  ^eb&nta  t^ot-  ftnb.  uon  @ott  in  eintm  DJtfentlid^  ^(ern,  nur 

A^Uq  gu,  inbtm  fit  betonen,  ba^  baS  „attribut-  analogen,  nic^t  gleichartigen  @innt  ouBgtfagt. 

ieft",  intpcrfönli^  39ratimQn  btr  ^S^em  Stuft  SltnSonourf  btft  ,91nt^ra))omor^iSmuS''  gtgtn 

MÄ  .fBiffenB*  „Segtn^anb  ber  grftnntnil"  ftt,  bcnfelben  ju  tr^tben,  ^abtn  btt  ![)ant^ti^tn  am 

OBA^tmb  bai  „niebcrt"  „ottributen^oftt"  litrfttn-  Dtnigfttn  9itd|t,  bit  @att  nic^t  blofc  .Dtrmenf^- 

R^t  Bra^man  auf  ber  Stufe  beS  91id|tiDitfen8  lii^en",  fonbern  t(in  fetlift  jnm  „Sßeltttiier',  jur 

,(B«tnPimb  ber  SBtrebning"  fti;  bag  ferner  mit  «äffieltmoterit",  ja  jn  tinem  fittli^  mit  gtipig 

btt  wilaneung  bt«  Srafiman,  b.  ^.  mit  btr  ßr-  gld^  abfd^rtdtnben ,  gef)>enf)trHt'n  Unget^iim 

Imntm^  bo^  man  mit  btm  EBiabmon  ibentif^  $erabutttbigtn.    Sine  „btrartigt"  7lnna|trung 

ift  bie  ,9nbife(Iungtn"  (bie  eigentli^en  moralt-  @Dttt<  an  bit  SSelt,  ntl^t  bem  gättlii^tn  SQJtfen 

fi^Otbote),  bie  tigtne  „S^terfi^fl"  (!Beranl'  aUeS  SSert^nutgemüibigt  raubt,  fann  auc^  felbft- 

BOTtlic^feit) ,  bafi   „@enief|trfein"  (iBergeltung)  titr^änbli^  für  bit  Entfaltung  btr  nltgiäftn  @e- 

unb  bie  „Uebeirtrttungen'  (@unbt  unb  moralif^t  fü^It  nii^t  jutiögli^  fein.  S)ie  innigftt  SQerbin- 

6iMb)  aufgoren.  2)e^^Ib  tonnte  ber  bral^ma-  bung  aber  gmildfen  @ott  unb  bei  SBelt  im  9Qge- 

trifft  H$<int^9mue"  üud^  fo  lti(^t  unb  faft  un*  meinen  unb  btm  ÜRenf^en  im  EBefonbtm,  ntli^c 

Dtrmcrlt  in  ben  bubb'^ifitftigen  „SttgtiSmug"  unb  übtr^au^it,  ogne  bag  btt  SBütbe  btS  gättlid^en 

.DKgiliSmuS"  übergeben.    Ülad^btm  man  ba8  SßtfenS  beeinltäcEitigt  wirb,  ftd&  btnttn  lä^t,  ijl 

8ral|inan  jum  leeren  monjiräftn  aDgemeinen  ©tin  t(iat[äc&Iic&  gtrabe  im  c^riftlitdtn  S^tBmuS,  in  ber 

Mr^fi^^fit  ^ttt.  f  Qr  eä  nur  tonftquent,  an  Stelle  übtmatürli^en  Orbnung  ber  c&riftIiiJ6en  Sttigton 

bitfc«  Seins  baS  DiiditS  gu  ftben  unb  ba§  Itbtt  Dtrmtrfliit)t,  mläjt  barum  aui!^  im  @egtnfa^  gu 

3id  bc4  3Renfd)tn,  onftatt  in  Die  9lbforplion  nn  btn  fülf<f)tn  „TOoniSmtn",  bie  ^eult  in  )o  grofetr 

Sni^an,  in  bafl  SrlSf^tn  im  <nicbt§  Oßari*  3«^'  auSgeboten  nierben,  al3  ber  „ma^re  iDioniS* 

nbUna)  gn  ft^  (ogl.  Stuffen.  $ie  SatraS  be8  mui"  btgeic^nd  loerben  fann.  —  3.  ^om  tibi* 

ScbSnla;  Monier-WilliamSiBuddhiBinaiidita  fdjen  unb  focial^jolitif^en  ®tanb|)unlt. 

eonnezion  wHh  Brahmanism  and  Hinduieni,  SBie  btr  3)tateriali3mu3  (f.  b.  Srt),  mit  toel^em 

■nd  its  GODtrsst  wiüi  Christianitj,  London  er  in  feinen  t>raltif<i^en  Sonfequenjcn  überein* 

1689,  95  ff.  106).  lommt,  unb  in  ben  tr  umgutii^Iagtn  pflegt,  ger- 

3)an)u8Ieu4tetbietf>ibenfd)einigteitber®runbe  ^rt  ber  ^ant^iSmuB  bie  @runblagtn  btr  p> 

ein,  mit  DKl^tn  btt  $ant^i^tn  i^rtn  ,inbogtr-  Itd&en  unb  rtc^tli^en  unb  batirit  au^  bnr  ^aat- 

monif^'  „ÜltontSmuS'',  ben  fie  ou(^  too^I  als  ti^en  unb  geftnic^aftlid^en  Crbuung.  $enn  tt 

jBeiOtn  SRonotgeiSmuS",  „ettiifcgen  3:^tiBmu9'',  befeitigt  einerfeitä  batiuid^,  bafs  er  @ott,  ben  Ur- 

gWeSpm  (grifUi^en  ^Ronot^iSmuS"  u.  f.  m.  bt-  iicbei  unb  ttö^ften  Stiter  unb  SSefc^ütfer  berfelben, 

ftit^ntn,  btm  .Ittrtn"  „bualiftifc^en",  „ftmiti-  clä  aStDirrenbeu,  Oon  inntitr  mot^rDtnbtgftit  Üt- 

N^*   .X^etSumS'   gtgtnüber  gu  rechtfertigen  ftimmttn  Statuigrunb  in  bie  ^elt  ftlbß  mit  all 

■m^ta.  St|ttrtr,  fd(iü|en  fie  cor.  fti  ein  „9tntgro))o-  igreni  Sltnb.  au^  bem  moralif^en,  Dermidelt  unb 

mnp^mufi,  über  melii|en  ber  mtnf^lid^e  @tifl  fo  feiner  C>ot|eit,  SBürbt  unb  ^eiligteit  entflcibtt, 

iri  feinen  nßen  fBtmä^ungen,  baS  Ibibcfannte  gn  Die  fouotränt  Snafeßät  unb  oit  |5^ ,  altin 


1363                                                 $ant^ttemu3.  1361 

bur^f^Iagtnbt  @anction  bcS  ©itttngtfc^ä  unb  2,  432).  Slit  jtmeiligttt  fbuiUiii^  Sonnni  inb 

bn  focioltn  Orbnung.  %nbeter[eil3  »entid^tet  et  3nftitutionen  ftnb  a6tt  mtebtt  blog  Sntniidtoneli 

biirc^  feine  Säugitung  ma^rei  menfd^Iiii^tr  grei-  pf)a\ta  bei  abtoluten  @ttf)e3.  Sm  .fficIlQtn^l' 

^it,  bei  nDt^tDtnbigen  $titauB|e|nng  aätz  litt-  bei  „^üiQt\i)iä)lt"  DoDgie^m  bie  ,9}ottjS|^|iR*, 

litten  SictDi^t"  utiti  SSegtiffe,  au(§  bit  tifte  $ot-  meiere  „bieXTägerbeTbielmaltQenSntniimungt' 

tKbmsungbeifittIi(f|>|oda[enOrbnunaauf©eiten  ftufc  beö  allgemeiiitn  SeifteS  in  fcfaumS)a|nR' 

bee  (Dienfd^en.  3n  t>otitif^'|o"aler  i^infi^t  be-  unb  „bie  obiectibe  Slirfltd^htt"  ftnb,  ,in  Dtli^t 

günfligt  bet  Sßantbriämui,  auä)  hierin  bem  ÜBo'  et  feinen  SSiUen  legt"  (Vn,  2,  426),  in  «nolft. 

terioliemus  ä^nlic^,  timrfeiti  ben  aKifebtau^  ber  menbiger  gntwidtungberaBomenteberSetramlr 

2Ila*tbei5ürpen,3)ie6r^eitenunbtociüt[{ärteren  (Vin,  431)  boS  „^a^pe  unb  obiolute  Äe^f , 

Atollen,  ünbercrleiti  mieber  hie  tttujlt^nung  gegen  bie  „oolle  ©eftetung  bei  ©eipeS"  in  ba  »Senri* 

bie  te<^tntägige@enialt  unb  gegen  bie  ganjeftaat*  lidiung  beS  allgemeinen  SeifteS"  (VQ,  2, 426; 

liijt  unb  gefeaid^Qftlii^e  Orbnung.  i8ejei(%nenb  vm,  431).  —  lu8  SBorpe^enbem  aW.  H 

^ierfiir{inbbie^nf4auungen,tDel(!^et>onben^au))t'  eS  (ein  bloßer  Zufall  i^,  nenn  gtti^eitig  mit  t« 

Jä^Iit^ften  3!ertietem  be3  neuem  ißanl^eiSmuS  Verbreitung  {pinojifti|d|er  unb  ^egelimtifi^JW' 

auf  bem  @ebiele  beS  Staatsrechts  uorgetragen  lofop^it  auä)  Der  ^act^ioMUiSmui  in  b«  $^ 

mecben.    ^aä)  SptnQja  „unterliegt  bie  ^54fte  unb  bei  weber  91atuneti^t  no^  Xe^tt  b«  Slutf 

@en)alt  (im  Staate)  leinem  @efe|e,  fonbem  %1it  aäfttxAt  @taatSabfoIuti3mu9  auf  aÜen  Scbkki 

milden  ibr  in  ^Uem  gebordien'' ,  unb   „Dir  einen  mä^tigen  Sluffdiuutm  na^m.  3)ie  Cifi^ 

ntüfien  abfolut  alle  iBcv!d;i:i{t(ii  ber  ^üdiften  ^t'  rung  le^rt  femtr,  ba^  bie  (Se^imfiünbiei,  wl^t 

^ürbe  auSfübren,  felb^  tucnn  bicfe  tm  Sllijucbefte  eS  \iät  }ur  Slufgobe  maiS^,  bie  Staaten  m  tm 

befeblen  fcDle"  (Tract.  tLeol-pol. cap.  16  [Opp.  ffamjfmitbetffirc^HllHniJi&fatntboIB^»«^ 

1,  365]).  5)ie  böi^fte  ©moU  (imperium)  ftlbft  unb  aßetfgeuge  beB  „5}oIt8.  unb  SBc^ipel',  ta 
J\t  baS  Bon  bet  ajlü(f)t  btr  ffienge  (bie  fii^  im  ,9Jetnunft"  unb  beS  „5ort|d6tittfl"  flt^Ii^t  Jefr 
Staate  gufantmenget^n)  umfc^tiebene  Slectit",  ben  tifij^  unb  fociale  Umtnäjungen  ftertPO^amfci^m 
€injelnennbt^igen[all&  „jur^iiäfü^iungbefjtnju  {e^er  mit  SBotItebe  einen  in  ben  SRoteclalSnil 
jniingen,  maS  i^m  burt^  bie  gememfame  lleberein'  ilberfpielenben $antbeiSmuS ))|Iegten.  ^iainnai 
ftimmung  aufgetragen  m'nb"  (Tract.  pol.  2, 16.  aui)  bie  Srnäiung  füt  bie  !Bei)i|[aniung  fieg^ 
IT  [n,  313]).  SSati  9tei!pt  unb  @ünbe  fann  nur  nif^-matenaIiftifi|tr$^iIofo))6iena(i^3mliant 
mit  ERüifriii^t  ouf  biefeS  Imperium  bie  9ttbe  fein  neuerbingS  nai$  Spanien  liegen,  no^bcn  )fn 
(ib.  18  eq.  [II,  314]).  „®aS  jus  circa  sacrannb  fd|Dn  früher,  feit  1846  bure^  3uL  ©otj  bei  »ii, 
bieERegelung  beS  öugem  religiäfen  CuItS  ift  auS«  inreDtiIuttonär-freimaurenfc^ffreifenbie$^)' 
fc^liefiUc^  ©a^e  bet  tiäc^ften  ®emalt  im  ©lüate."  fDp^ieftrüuie'SSinganggefunben  ^otte.  Su^bit 
„iler  innere  Sult  ®i3tteä"  tft  üüDig  unb  uncer*  teBoluliDnär-fociale  Söemegung  unferer  SaB»  W 
äufeetliii  „©adfie  be§  Einjelnen" ,  „^riuatjad^e"  im  pQnt^eiftijc^en  Säger  ifiren  9luSgangS(mtit, 
(Tract.  theol.-pol.  c.l9[0pp.I,  406];  Tract.  menn  fie  gleid^  fdiliefeüc^  matmaliftif<f|e  Seirai 
pol.  3, 10  [II,  322]).  —  ^a^^egel  ift  bet  Staat  ju  i^iet  bauembtn  @tunblage  na^m.  @§ftinin 
„göttlicher  SßiUe  als  gegenwärtiger,  \iä)  jur  mir!'  erinnert  an  bie  St.'Simontften  99ajatb  uiib  ßi* 
lid)en  ©eftalt  unb  Organifation  einer  9Selt  entfal-  fantin  (bgl.  b.  3rL  @t.'@imDn),  an  £.  ^tueiM' 
tenherlSeift"(!a)erreVIII,334;DBt.312ff.;Vn,  bet  Dom^egelianiämuä  äumTOatttiaHSmuBfi.b. 

2,  403  ff.).  Sie  „$ei:|änlid|teit"  beS  Staates  ift  31rt.)  unb  gum  leDolutionären  SocialiSmue  ^' 
wiebet  im  iDlonartiicn  Kiirflid)  (VIII,  366).  SiaS  ging,  femer  an  bie  tiegetionif^'()ofitiDifti|d|ennOO' 
„!BolI"  btüdt  „ben  S^eit  ans,  bet  nid^t  ueig,  lutionären  ßirtel  in  Sleopel,  an  bie  ebcnfaQi  m 
wqS  er  wia"  (VUI,  393).  „S)aS  Selb  bet  3te-  Öegel  auägedenben  tuffifc^en  3leBoIution9f4rifl' 
ligion  ift  bie  annerli^feit"  (Vin,  349),  „Sefü^r  jleaer  »atunin,  ©erjen  u.  f. ».  Oeitf^t.  für  $W. 
nnb  „®Iaube"  (Vm,  343;  XII,  286).  SJerlält  unbp^iIof.ÄritiICIV[I894],68),  an  bengesc 
bie  üiti^t  ba%  fubieclioe  @ebtet  beS  @[aubene  unb  lianer  ^.  Saffaße  unb  enbliiig  an  ffatl  aRai;  üb 
unternimmt  fte  eS,  „Dbjectiue"  „Stunbfäbe"  }u  3r.  längelS,  »elt^e  bie  ^egel'fc^e  @ef^i(5t8|iiüi)' 
lebren,  „neli^e  ©ebanlen  beS  Sittli^en  uno  Siei>  fopbic  mit  3ubilf(na^me  ber  matetiali^f^cn  Sil- 
nünftigen"  betreffen,  „fo  ge^it  fie  unmittelbat  in'ä  miiflungSle&re  jur  „^bilofop^ie  bet  ©«iolbeniD« 
©ebiet  beS  Staates  über"  (VUI,  342).    Unb  tratie"  umbilbeien. 

blefer  batalSbaS  „üßiffenbe"  „gegen  i^ren  ®lau-  35er$ant^eiSmuSniurbe,abge|ebentoanmii^ 

ben  unb  i^re  Slutcritat"  (VIII,  343)  „bie  ob-  anberen,  weniger  feierli(^enttr^li)i6en91nat6eiwii. 

jectine  Söaf)rl(icil"  in  Sii^u^  Ju  nebmen  (VIII,  fd^on  auf  bem  4,  lateranenfifiben  ßoncil  ipif- 

345)  unb  mu|  nötdigenfcÜS  „mit  Oteioalt  oet*  Damnamus;  Denzinger,Ench.n.359)alS{iliC 

fafiren  gegen  bie,  »eli^e  jener  JBeligion  angehören,  ©Dttlojigteit  (impietas),  roeliibe  «nit^t  jottoil  «B 

Inbem  pe  biefe  als  $artel  be^anbelt  unb  uon  bec  !|äretifi^  benn  al8  unfinntg  ju  etaeftten  fei'  (non 

SRegterung  (a\xä)  auS  ber  SJcrmaltung ;  Ugl.  Vn,  tarn  haeretica  quam  insana  cenaenda  sit;  t^ 

2,  433f.)  Berbrängi"  (XI,  176).     „©etiorfam  ActaetdecretaSacronimConciliorumreeeii- 

gegen  baS  @efeb  unb  bie  gefei)Iii^en  StaalSein*  tiorum,  Collectio  Laceneis  VU,  1619  b),  unb 

riii&lungen"„finb  bie  eittlit^tcit  im  Staate"  (VII,  neuerbingSroiebernebpbem*lKatetiaIi8mu!(0^bra 


86S  ^ant^tott  —  $anbiniuS.  1366 

ottomiMeii  ConctI  (Ganones  I,  3  et  4 ;  Dgl,  ib.  äugen  trug,  entftntt.  3m3. 655  lUSbn  o^trömifd^t 

55  •  et  b)  Mnirf^eill.       [b.  @iubn  S.  J.]  nai[ei  SonftanB  II.  bie  gcfammte  EBtReibung  btt 

lP«mt^«««(n<ivdtov[)b(trioiy6ttovBcil.Upiv,  bt\btn  ®äii«,  BeliiEie  qu8  Mrgolbdm  öronjt« 

'•ntlieuni)  ilt  bet  getDiJlinlii^  geiiiorbtne  Slcmt  gttgeln  btftanb,  noi^i  ßonftatitinojjtl  Ü6trfü^ten 

tTbicftn:[^@.3Rana3£otonba  oberIa!Rotonba  (Paul.Diac.  1,  o.  5, 11);  ^{t  @iegot  lU.  er- 

I  Stom.  3)it^  iß  ein  treififSmtiget  jfupptlbau,  fc^tt  bieien  9)tiluß  buri|  bie  lu^  \tJH  (efte^tnbe 

»Idfn  aus  tiatm  ]||tibnlfd^en  Xetnpel  ju  einer  SStbadiuns  aus  $I(i.  ÜnaftafluS  rv.  baute  (einen 

ItifUi^ni fMni^e  umgebaut  iDotbcn  if).  iSicIIeicdt  at)oftolif^n$alaßntbenbnßir$e.  UrbanYIU. 

ing  n  urftnüngliii^  als  $ia(!^tfaal  mit  btn  be>  OBaibeiini)  lieg  1632  bm  antiFtn  2)a<^ftubl  btt 

aq&ortRiX^tmini  jufommen;  fic^ti  aber  toax  fx  93ot^ne,  Deiner  ouS  efirrnen  ^o^lballtn  be^nb, 

t4tti>it<iu4n'0^1be9aii|)tttiDDrbenift,einiiata-  megnebmtn  unb  gettunn  babui^  450  250^ifunb 

mum.  Sit  ie|igt  tHi^t  bcße^t  auS  tinet  43  m  ßtj ,  aul  rael(^em  bie  ttiei  giogen  @Sultn  am 

«ÜenÄotunbeBonfefttm,  embirfemSiegelffierl  ®rübe  beS  apoPtlfutfitn  unb  110  Hanonenfüt 

nb  cinn  83  m  bniten  unb  13  m  titfnt  SJor^allt,  bit  ISngtiBbuig  ^ttgtl^eUt  lourbtn.  S)itg  ^ab  %n- 

Rni@itbtn>ai$Doiil6toiint^if[|^en®Tanit{äultn  lag  }u  bent  belannten  SjiottniOTt  beS  l^aSquino: 

etragenift.  SitAu^ipelifteineDolllDmniene^alb*  Quod  non  fecenint  barbari,  fecerunt  Barbe- 

agcl  mit  btm  ©ut^mefftt  bei  SRntunbe  unb  ift  rini.   3uni  6rtQ|  lieg  Urban  VIII.  ju  beibtn 

im  einer  muhen,  9  m  totittn  Oeffnung  burd)-  ©eilen  berSBot^aflt  jweifölodent^ürmttrriiftttn; 

vodita,  fo  bag  tint  überaus  fd^änt  SitJ^tmirrung  bit(e  iü^rtrn  langt  3eit  btn  ©))ottnamen  „eft(3> 

mäitnnntrjitümorbfnifl.  S)üS  ganjt  ©tbäube  o^rtn  ©ttuini'S"  unb  würben  1883  btm  guten 

legt  \tp  ttitbriget  alB  bit  anftogtubt  ^iajja  9iO'  @t{i^mail  julitbe  nieber  abgttragtn.    3m  3. 

0iUMi,uitbftü^t%ufigra6ungenf|abtnbaTgFt^an,  1725  ndob  !Btnebict  xm.  bit  ffirc^t  gum  Xilil 

»^  bitr  99obtn  an  btn  ^lugtnnänben  2  m  aufgt-  tineS  SarbinalbiaconS,  cbglti^  baS  ?Iäiiilid(K  au4l 

jltaft  ip.  @o  mit  btt  EBau  jt^t  baftetit.  ni^rt  er  fii^on  99(nebict  ¥111.  jugtfc^nebtn  tuiib.  3n  btr 

MR  Hatftt  Oabrian  ^tr,  bet  ein  älteres,  uom  3)Ii|  ätotouba  ifl  am  btitten  ältar  linls  bafi  Srabmal 

)etn>1ftntS  Saumerf  rt|lauriTle.  ®en  urjptüng-  btS  grogtn  ätaffotl  mit  btm  Spigranun  btS  Sar* 

li^en  <Bau,  beffen  guEiboben  1892  in  einer  Xitft  binal  igembo: 

jon  2  m  unltr  bem  it^i^m  Sau  gtfunbtn  uoiben  Hie  hie  est  Raphael,  timuit  quo  soepite  Tinci 
iß,  ^aüt  laut  ber  Snf^rift  am  g^rieS  bei'  *J3oi;l)aIle       Herum  magna  psrens  et  moriente  mori. 

(H.  AgrippB  L.  F.  CoB.  t«rtium  fecit)  ^luguftuB'  ^uä)  anbere  btbeutenbt  flünftler  jinb  in  btt  Äirc(B 

S^nritgerfDfin 9gri))pa  im 3- 2?  D. €t)i:.  cmcl)ten  begraben;  1878  niQtb  Victor  Immanuel  barin 

lofTciL  3laä)  einet  fpülem  ©age  (Weumoiit,  ©ejtt).  beigefejt. 

ha  Stahl  Som  II,  278)  tiiäre  er  bec  ffiiitla  6q=  ^ont^eon  ^tigtn  aud^  ftini^tn  in  anbttoi 
We,  bem9itptununbafltn®Dttbtiteng(liiei[)tge'  Stabten,  wttc&e  na(5  btm  fflorbilbt  btt  i5mi[d(Kn 
Dtftn  unb  bättt  haoon  feinen  Flamen  crtiolteu;  Stolonba  erbaut  fmb,  fo  }u  ^leapel  unb  }u  $ariS 
rton  ©io 6alfm6  ober  (53,  27)  Itittl  hie  iötneii.  (f-b-Wrl.).  (3}gI.Morom,Dizion.XII,136sgg.; 
uing  bö^er  ab,  bag  bie  ^enli^t  Aup^el  nur  bem  ^ulq,  9)eal'l£nctinop.  V,  1128  ff.;  Sifd)  unb 
^immcISgtlDbtbc  }u  »eiglti^tn  fei.  3)er  2:cm))el  @rutin,  9Ilg.SncQn.  s.v.;  EStittmer  u.3nolitot, 
RMib  22  D.  Sf|T.  Dom  99li|  bef^äbigt  unb  litt  noc^  Stom,  ein  ESttgmeifer  but^  hie  enige@tobt,  2. 9IufI. 
mtfir  bei  bem  iBranbt  untet  3:itug  (Dio  CaBB.  ätegenSburg  1870.)  [ffoulen.] 
S4, 1;  66, 24).  Untti  Somitian  im  3. 92  teitbtr'  ^auvteiliS,  Onu))^riu9,  0.8.  Aug.,  ein 
^gtfitllt,  uarb  et  110  obtrmaisoam  SSlig  ge*  burc^  ar^äologifdie  unb  gtf^id^tliilbt  Sorf^ungen 
liD^n,  unb  biefe  tteranlagtt  btn  Aaifti  ^abnan  ^o^btrütimttt  unb  fe^t  fiii(gtbartr  ©c^riftfteller 
)B  einet  buid^gebenben  aBieberbtrflellung.  3m  3.  Qielluo  antiquitatis),  toar  gu  SÜtiona  1529  gc 
202  toar  tc  ft^on  micher  fo  btfi^äbigt  (vetuBtate  boren.  9ta$bem  et  jeilig  bei  btn  9Iugufliner>ISrt< 
Dormpttun),  bag  er,  mit  eint  fe^t  bef^eiben  miten  eingetreten  mar,  tmarb  er fidiburd^raflloftn 
mgcbiai^tt  Snf^rift  mtlbet,  Don  ©eptimiuS  ©e-  gleig  batb  auägtbebnte  flenntnifft  unb  mad^tt  otr« 
DcniS  »itbetbttgtflellt  mtrbtn  mugte.  So  flonb  fc^iebene  Ditifen  in  älalien,  auf  benen  ti  bit  »Iffen- 
er  btl  fltfltn  baS  3at|i  609,  mo  ibn  ^apft  SBoni-  fd^aftli^tn  ©i^ÜJe  ber  befui|len  ©tobte  fernen 
(ottuS  IV.  }u  rintr  ^tiflliitn  ftiri^e  unter  bem  lemlt.  3ni3-1554routbt  er^JtofffiotberSbeo- 
Kameit  S.  Maria  ad  MartjTes  mti^lt,  ut  ubi  logit  gu  tflorenj ;  oQetn  fi^on  halb  nad^b"^  towc^t 
omnium  quondam  non  deorum  sed  daemo-  et  bturlaubt  unb  barauf  )um  Sibliolbtlat  btt 
amn  cultus  erat,  ibi  deinceps  omnium  fieret  daticanif^tn  Sifiliotl^tf  tmannt.  91ad&  btm  Sobe 
meiDoria  eanctorum  (Paul,  Diac.  De  gestis  beS  ^opftefl  ÜJlctCtDuS  II,  (1555)  f^log  SPan- 
Langob.  4,  37).  S)ie  Jtirdtimei^t  marb  SInlag  Dini  f\äj  an  btn  Satbinal  ait^anbet  t^amefc  an, 
»t  Stitr  btS  ailtt^tiligenf tptS  (f.  b.  Hrt.  1, 557).  btn  er  audft  auf  einer  Meift  nat^  ^alttmo  begltitete. 
berfe(6t1papPtofliud6WD"baSanbtrftir^eni)d&  SDott  ereilte  ibn  btr  Sob  in  feinem  39.  StbtnS- 
iepe^nbt  ßopitel  tingtrit^tet  babtn,  mtItf)eB  btn  jobit  (1568).  Sponoini  mar  Bon  feinen  OrbenS- 
BornmgbDrailtnanhtrenrÜmiff^engDilegitnbat.  btiibem  unb  aOen,  hie  mil  i^m  in  Seiü^rung 
Bei  bet  Ummanblung  mürben  bie  Dielen  ^eibni»  lamen,  megtn  feineS  litbtnSmürbigtn  SfflefcuS  oet- 
'4tR  SilbUKitt,  iDtld^  baS  @ebäube  innen  unb  t^rt  unb  gtlitbt.  33bm  ^al  Don  il|m  Ditle  ©d^itften 


1367 


^apa  —  Papa  angelicus. 


1868 


oud  bem  ®ebiete  ber  römifd^en  ©efd^td^te  unb 
^2lltert^umer,  bie  feiner  profanen  ßrubitton  ein 
glönjenbeS  3«ipi6  fl«^««-  S3on  feinen  Dielen  SBer- 
f en,  bie  [x^  grö|tent^eilS  mit  ber  ff ir(i^engef(^idf)te 
bef äffen,  finb  bor  allen  l^erDoi^ul^eben:  Fasti  et 
triumphi  Romanorum,  Yenetiis  1557  u.  fonft 
mistig  für  bie  alte  unb  mittelalterlid^e  ©efd^id^te ; 
Chronicon  EcclesiaBticum  a  C.  Julii  Caesa- 
ris  tempore  usque  ad  Maximilianum  11.,  Co- 
loniae  1568  u.  fonft;  Epitome  vitamm  Ponti- 
ficum  Romanorum  etc.,  Venet.  1557 ;  ed.  cor- 
rectior,  ib.  1567;  Piatina  de  vitis  Pontifi- 
cum  restitutus  cum  LX  ad  eas  annotationibus 
et  additione  Pontificum  a  Sixto  lY  usque 
ad  Pium  IV,  ib.  1562,  Lovan.  1571  u.  fonft; 
De  primatu  Petri,  Yeronae  1589 ;  De  episco- 
patibuB,  titulis  et  diaconüs  Cardinalium, 
Venet.  1567 ;  De  praecipuis  urbis  Romae . . . 
basilicis,  Rom.  1570 ;  De  ritu  sepeliendi  mor- 
tuos  apud  veteres  Christianos  etc.,  Colon. 
1568  u.  fonft.  Süperbem  l^interlie^  ^anbini  eine 
SRenge  grö|tentl(|eilS  unooUenbet  gebliebener  SSBerf  e 
in  9Ranufcri))t,  bie  bon  ber  Daticanifd^en  Siblio- 
tl^ef  acquirirt  Sorben  finb,  unb  bon  benen  ber  Sar« 
binal  SRai  im  Spicilegium  Rom.  VHI,  Rom. 
1842,  p.  XIX  sq.  653  sqq.;  IX  [1843],  141  sqq. 
SinigeS  aufgenommen  l^at.  Sine  Sifte  fömmtlid^er 
©d&riften  ^anüini^S  geben  Niceron,  Memoires 
XVI,  332  SS. ;  ügl.  XX,  100 ;  Maffei,  Verona 
iUustrata,  Veron.  1731  (1732),  P.  2, 182  sgg.; 
erfdS>  u.  ©ruber,  Mq.  ßnc^fl.  s.  v.  (Sgl.  Fabri- 
cius-Mansi,  Biblioth.  lat.  med.  aev.  V,  Florent. 
1858,  158  sqq.;  Nouv.  Biogr.  gen.  XXXIX, 
145  s.;  Hurter,  Nomencl.  lit.  I,  Oeniponte 
1892,  34  sq.  äBeitere  Siteratur  ift  in  ben  ge« 
nannten  SBßerfen  aufgefül^rt.)  [©d^röbl.] 

Ifaya,  ®uibo  (©uipape),  ri(|tiger  be  la 
$  a  p  e  genannt  nad^  einem  feiner  Familie  gel^brigen 
Se^en,  berül^mter  juriftifd^er  $ra!ti!er  unb  ©c^rift« 
fteüer,  xoax  anfangs  be§  15.  Sta^rl^unbertS  }u 
@t»©a})^orin  b'Ojon  geboren  unb  im  benad^barten 
Si^on  bei  feinem  O^eim,  bem  ^boocaten  $etru§, 
erlogen,  ^ort  unb  in  $at)ia  ftubirte  er  bie  Siechte, 
ermorb  1430  an  lejterer  Uniüerptät  ben  ffioctor» 
titel,  l^ielt  bann  SSorlefungen  in  Surin  unb  lieg 
fid^  ald  3lbt)ocat  in  Sqou  nieber.  Salb  fiebelte  er 
nad^  ©renoble  über,  mo  er  um  ben  $rei§  einer  nid^t 
fel^r  glüdflid^en  S^e  1440  Slatl^  be§  oberften  ©e» 
rid^td  beS  S)eIp]^inatS,  be§  1453  alS  parlamen- 
tum  organifirten  Senats  mürbe.  Sei  ben  @trei' 
tigfeiten  jmifd^en  bem  S)aup]^in  Submig  (XI.)  unb 
beff  en  föniglid^en  Sater  Äarl  VII.  ftanb  be  ta  ^ape 
auf  Seiten  beS  erftem  unb  mu|te  fid^  auf  einige 
3eit  in  bie  @d^mei)  jurüdC^iel^en.  3untd(gele]^rt 
(1459),  lebte  er  l^infort  feinen  ©tubicn  unb  [tarb 
in  grogem  Snfel^en  )u  ©renoble  nad^  1475,  toal^r- 
fd^einlid^  )tt)ifd^en  1485  unb  1487.  ©eine  ^aupt* 
merte  fmb  (633)  Decisiones  Gratianopolitanae, 
Grat.  1490,  Francof.  1573  u.  ö. ;  »ieberl^olt  auf- 
gelegt »urben  auc^  feine  (246)  f  e^r  gebröngt  gel^al* 
tenen  Consilia, ).  S.  Lugd.  1 544,  Francof.  1 594. 


Slfö  Kommentator  be§  römifd^  Ked^tlS  enmcS  a 
ftd^  burdf)  audfül^irlid^e  Lecturae  et  commentaiii 
in  Infortiatum  (Pand.  1.  XXX)  imb  Leeinn 
super  4.  et  6.  libros  Codicis,  beibe  SBerfe  ebirt 
bon  Xl^ierrt),  f^franff.  1576;  aß  eanonifl  bin^ 
eine  Lectura  super  decretales ,  Lugd.  1517. 
Sermifc^ten  Snl^Itd  unb  nid^t  einmol  fcmmtOA 
Don  ildm  berfagt  finb  elf  gleid^faÜS  Don  S^iem; 
unter  ^[kipe'S  Flamen  }tt  gfranffurt  1576  j^oanf' 
gegebene  Tractatus  singulares;  ertDfil^fofla 
aus  benfelben  merben  Tr.  de  praesumtiombiB, 
de  usuris,  de  appellationibus,  rescriptomm 
et  clausularum  derogatoriarum,  Conaflia  de 
electione  pontificum  et  episcoporum,  Casos 
matrimonialis.  (Sgl.  Nie.  Chorier,  La  jnris- 
prudence  de  Guy  Pape,  Lyon  1692;  Pas- 
zirolus.  De  claris  legum  interpretibus  3, 48 
[ed.  Lips.  1 72 1, 369] ;  Söcfter,  ©eld^rtenlej.  b.  v.; 
Nouv.  Biogr.  gen.  XXXIX,  156  s.;  Bnmet, 
Manuel  H  [1861],  1811.)     [».  D.  Sd^.] 

Papa  angelicus  nannte  man  eine  in  icr 
legten  $)älfte  beS  SRittelalterd  Dielfad^  enmittde 
unb  angeblidd  ))rop]^etifd^  angefünbigte  ^erfM^ 
feit.  SBö^renb  nömlid^  bie  Sinen  im  ^inblid  of 
baS  angebUd^e  Serberben  ber  J^tr(6e  beren  Mo' 
gong  Dorl^rfagten,  enoarteten  9nbere,  befimbeil 
bie  Stn^önger  ^oac^imd  Don  SIüü&  (f.  b.  9rt), 
eine  Erneuerung  ber  jKrd^e.  Siefe  Snoartutgei 
fnüpfte  man  an  bie  $erfon  eineö  )idiiiifti«i 
^apfteS,  meld^er  bie  ffir^e  in  il^rer  urf|nritni^fi<$a 
Steinzeit  »ieber^erfteüen  merbe.  Sie  erfie  91«^ 
rid^t  Don  einem  Papa  angelicus  gibt  im  3.1267 
dtoger  Sacon,  meld^er  fagt,  biefer  $a))fi  fei  feit 
40  2ia^ren  gemeiSfagt  (f.  Opp. . . .  inediü,  ed. 
Brewer,  Lond.  1859,  86).  Some^mlid^  aber 
bürgerte  ftd^  ber  @ebanfe  in  Italien  ein,  no  ^ 
}ugleid^  nationale  3been  unb  ^Öffnungen  mit  ii^ 
Derbanben,  fo  bag  ftd^  in  il^m  ba!b  bie  gonje 
fird^Iid^e  unb  poUtifd^e  Snoartung  beS  SoIIc§ 
Dereinigte;  man  l^offte  Don  bem  ^apfte  oud^,  hai 
er  in  Stalien  ^rieben  unb  ßintrad^t  tt)iebet^e^ 
fteUen  merbe.  S)er  Papa  angelico  mürbe  boit 
baS  @eitenftüdt  ju  bem  in  3)eutfd^lanb  emxxrttten 
JFaifer  t^friebrid^,  jumeilen  aud^  mit  il^m  in  Ser> 
binbung  gebrad^t  (Dgl.  @rauert,  S^^  bentfd^ 
ffaiferfage,  im  §iftorifd&en  3a^rb.  Xm  [1892], 
100  ff.).  S)en  Urfprung  bed  92amenS  miE  S)öl' 
linger  (f.  u.  346,  Slnm.,  bej».  ftleinere  Sdjrif- 
ten  541,  9nm.)  au§  einem  mi|DerfianbeneB 
pfeubotertuHianifd^en  ©ebid^e  (Adv.  Marc.  3, 9; 
Migne,  PP.  lat.  II,  1078)  herleiten,  ai  ttel^e« 
ein  Angelicus  Pastor  genannt  tmrb;  er  e^ 
Hart  fi(^  jebod^  leidster  au8  ber  oQgemeinen  9n^ 
fd^auung.  ©oicino,  ber  Sleuflifter  ber  flpoflel« 
brüber  (f.  b.  Slrt.  «poftolüer  I,  1143),  toetefögte 
}u  Anfang  bed  1 4.  ^al^rl^unbertd :  nad^bemSfnebnd^ 
Don  Aragon  al§  ftaijer  ein  allgemeine^  Slnflob 
aber  ben  gefammten  SIerud  berf ängt  l^be,  w^ 
ein  l^eiliger  $a))ft  erl^oben  merben,  unter  beffen  9tf 
gierung  bie  Slpoftelbrüber  DbOige  gfreil^eit  geniegen 
unb  bie  gan}e  Srbe  su  bem  neuen  (SDongelinm 


1369 


$QpQlft){iem. 


1370 


ber  Donfommenen  Srmut  befel^ren  toürben.  S)o(« 
riiu)fe|tebo8Sintreten  biefer  Sreigntffe  ]omf^t,  ba| 
er  fclbfk  nod^  bie  SBiberlegung  feiner  SBetSfagung 
erfii^r.  Su^  in  (Sola  bi  9lten)o  (f.  b.  airt.)  lebte 
bie  3bee  eine«  f old^en  ^f[e§.  qI8  befjen  SBorbilb 
man  bolb  Sö(eftin  V.  onfol^.  Sol^ann  Don  Sioque« 
taiHobe  (f.  b.  Sri.)  ermattete  baS  ^eil  Don  jmei 
xrmen  StridKrögem  (cordelarii),  oon  benen  ber 
dnt  $o)>fl,  ber  anbere  Sarbinal  »erben  foQte ;  er 
'e|tc  bie  erfüttung  feiner  SSBeiSfagung  in  bie  3eit 
1356—1370.  3ur  Seit  beS  großen  ©d^i8ma§, 
BO  nad^  ben  SBorten  ^einrid^  Don  Sangenftein 
iPeZy  Thes.  anecd.  novissimus  1, 2,  Aug.  Yin- 
ieL  et  Graecii  1721,  513)  baS  $rop^etent^um 
in  gro|er  Slute  fionb,  finbet  ftd^  ber  ©ebanfe  in 
Occ  $ro))]^tie  bed  Sruberd  3:ele§p]^oruS^  eineS 
(mgcbH^en  $riefter8  unb  Sremiten  in  Salabrien, 
Dorn  Saläre  1386.  Um  baS  3a^r  1409  foUte  ber 
beutf^e  Jlaifer  Sfriebrid^  m.  im  SJerein  mit  brei 
Segenpöpfien  ben  Slerud  )ä(i^tigen  unb  i]^m  allen 
8eft|  nefimen ;  ber  ftönig  auS  bem  Silienbauf e, 
ßati  Don  gfrantreid^^  ein  gfteunb  be§  red^tmö^igen 
^[Sapfled,  merbe  im  Stampft  mit  Sfriebri(|  aunöc^ft 
gefangen  genommen,  bann  aber  auf  n)Utü)erbare 
Seife  befreit  merben;  unterbeffen  fei  ber  Papa 
mngeUcnfi  erl^oben,  unb  ftarl  merbe  il^m  aUgemeine 
Snerfennung  Derfd^ffen,  mof ür  er  bie  ftaif erfrone 
ei^lten  merbe;  ^ßopft  unb  ftönig  mürben  ba§ 
^ige  Sonb  erobern;  Smeuerung  ber  JKrd^e, 
Sefe^rung  aller  9Renf c^n  unb  allgemeiner  f^friebe 
nmtben  eintreten,  ^einrid^  Don  Sangenftein  fd^rieb 
eine  SBiberlegung  oiefer  ^ropl^etie,  in  meld^er  er 
aber  ben  $a))ft  nid^t  ermöbnt.  ^ud^  eine  Don  beut- 
f(^  Seite  auSgel^enbe  ©egenpropl^ejeiung  eine§ 
gemiffen  @amaIeon  f ünbet  einen  neuen  ^irten  an, 
ber  mit  bem  beutfd^en  ftaifer  in  Stnigfeit  (eben 
unb  mit  il^m  gfranfreid^  Demid^ten  merbe.  93alb 
übertrug  man  aud^  bie  tiufgabe  be§  einen  $apfte§ 
auf  eine  SRei^e  Don  Dier.  —  3e  me^r  ju  6nbe  be§ 
15.3a^r^unbertS  baS^apfttl^um  in  feinen Srögem 
Don  feiner  ibealen  ^öl^e  fanf,  um  fo  mebr  ftieg  bie 
(Ermartung  unb  @e]()nfud^t  nad^  bem  Sngelpapft. 
3m  3. 1491 50g  ein  örmlid^  gefleibeter  ^rebiger 
burc^  bie  Strafen  9tom§  unb  Derfünbete  ba§  bol« 
bige  Srfd^nen  beSfelben ;  man  Derlad^te  il^n  als 
einen  SBerrüdtten.  Um  biefelbe  3eit  fogte  in  S^oren^ 
ein  $riefter  $ro§pero  $itti,  meld^er  alS  prop^etif  d^ 
ttküifitt  galt,  baSfelbe  Dörfer.  ^13  bonn  SiaDona« 
rok  (f.  b.  firt.)  ouftrat,  glaubten  feine  Slnpnger,  er 
fei  Don  (Sott  ^um  @ngelpapft  auSerf oren,  unb  feine 
iJfeinbe  befd^ulbigten  il^n,  feine  Slbpd^t  fei  gemefcn 
farsi  Papa  angelico.  Sr  felbft  beftritt  bie^: 
fein  3i^  l^t  nur  ein  allgemeine^  Soncil  jur  9^e- 
form  ber  JMrd^e  gemefen.  3unt  legten  ÜRoIe  tritt 
ber  (Bebonfe  l^erDor  im  3*  1514,  mo  in  t^Iorenj 
ein  OUnd^  Sbeobor  Derfid^erte,  er  l^abe  Don  einem 
Sngel  bie  Offenbarung  erl^alten,  bog  er  ber  Don 
bm  itoIienifcQen  SSölferfc^aften  Srmartete  fei; 
Z^bor  mürbe  Don  ber  geiftlic^en  99el^örbe  ge- 
fangen gefegt.  (Sgl.Marchese,  Scrittivariill, 
2.  ed.,  Firenze  1860,  35  sg.;  SDöUinger,  2)er 


aaßeiSfagungSgloube,  in  [Slaumerä]  ©ift.  Saferen- 
bud^  1871, 315  ff.,  unb  Äleinere  ©d&riften,  ©tutt» 
gart  1890, 509  ff.:  ffrauS,  Äird^engefdft.,  3.9lufl., 
Srier  1887,  41 1  f.  u.  460  ff.)  [SBurm.] 

"^apaSftffUm  ^eigt  eine  Summe  Don  Sebrm, 
meldte  bie  päpftlidf^e  ©emalt  ber  bifd^öflid^en  aegen« 
über  betonen.  2)a§  etmad  gel^öfftge  unb  bei  ftat^o- 
lifen  menig  beliebte  SBort  inftnuirt,  ba^  bie  burd^ 
baSfelbe  beseid^neten  Se^ren  bie  päpftli^e  ®emalt 
auf  Ifoflen  ber  bifdf)öfli(|en  über  ®ebül^r  ergeben. 
Seine  SBebeutung  ift  nid^t  f d^arf  umgrenzt.  9){an(4' 
mal  bejeid^net  mon  bamit  bie  Summe  aüer  Se^ren, 
meld^  au  fünften  ber  pöpftlid^en  ® emalt  fpred^en. 
3m  eigentlid^en  unb  ftrengen  Sinne  aber  ift  ba§ 
$apaIfQftem  bie  Se^re  Don  ber  Superioritöt  bed 
$apfteS  über  bie  ©efammtbeit  ber  SBifc^öfe.  2)en 
®egenfa|  )um  ^apalf^ftem  bilbet  baS  Spifcopal« 
fpftem,  meld^eS  bie  Unterorbnung  bed  ^apfteS 
unter  bie  ©efammtl^eit  ber  93ifd^öfe  ober  unter 
ba§  aSgemeine  Soncil  unb  bie  SRöglid^feit  einer 
Appellation  Dom  ^pfte  an  ein  Sonett  bel^auptet. 
—  S)iefed  @pifcopoIfQf}em  entftanb  am  Snbe  bed 
14. 3a]^r]^unbert§  au3  bem  iBeftreben,  baS  Sd^i§ma, 
meld^eS  bamalS  bie  JKrd^e  in  bie  troftlofefte  Sage 
Derfe^te,  ju  befeitigen.  ^ebeutenbe  3Rönner,  mie 
^einrid^  Don  Sangenftein,  ®erfon,  $eter  V%\^, 
fd^Iugen  aI3  9)KtteI  ein  aUgemeineS  Soncil  Dor, 
meld(^ed  aud^,  mie  fte  meinten,  o^ne  ^Berufung  burd^ 
ben  $apft  jufammentreten  unb  über  bie  ^öpfte 
)u  ®erid^t  ft^en  fönne.  SDiefe  Anfid^t  mar,  mie 
il^re  IBertreter  felbft  )ugaben,  neu  unb  fanb  Diel 
Sßiberfprud^.  Äud^  unter  ftd^  maren  bie  genannten 
9)länner  uneinS  über  bie  grage,  ob  baS  Soncil 
unter  oQen  Umftönben  ein  Sribunal  fei,  meld^eS 
ben  ^[kipft  Dor  feine  Sd^ranfen  forbem,  ober  ob 
eS  nur  einen  $apft  rid^ten  fönne,  totlä^tt  ber 
^örefte  DerfaUen,  ober  beffen  Segitimität  ^ur  3(it 
eines  Sd^iSmad  ^meifell^aft  gemorben  fei.  Sd^el» 
firate  (Tractatus  de  sensu  et  auctoritate 
decretorum  Constantiensis  Concilü,  Romae 
1886,  Dissert.  3,  c.  1)  ^ä^It  nid^t  meniger  als 
fed^§  bamalS  Dorgetragene  9lnftd^ten  auf.  3nbeffen 
trat  (1409)  ein  fogen.  ßoncil  jur  Sefeitigung  be§ 
Sd^iSmaS  jufammen,  bo§  Soncil  Don  $ifa  (f.  b. 
Art.).  S§  fe^te  bie  beiben  ,,$ratenbenten"  ah  unb 
Deranlagte  bie  )u  beiben  Obebiensen  gehörigen 
Sarbinöle,  einen  neuen  $apft  5U  möl^Ien.  Aber 
Idierburd^  Derf  d^Iimmerte  ft^  nur  bie  Sage  ber  JKrd^e, 
ba  eS  nunmel^r  brei  $Qpfte  gab.  Sine  erftaunlid^e 
SJermirrung  ber  ^Begriffe  über  $apft  unb  ffird^e 
mar  auf  bem  Soncil  5U  Zage  getreten;  bie  pQpft= 
lid^e  Auctoritöt  fanf  immer  me^r.  2)a§  nad^  Hon^ 
ftanj  (1414)  berufene  ßoncil  Derfud^te  fogar  bie 
Superioritöt  be§  SoncilS  über  ben  $Qpft  ^u  be< 
finiren.  ®ie  Don  il^m  erlaffcnen  ®ecrete  (4.  unb 
5.  Si^ung)  fönnten  aÜerbingS  ibrem  9BortIaute 
nad^  aUenfallS  als  eine  Definition  ber  Superiori- 
töt nur  biefeS  Äonflanjcr  ßoncilS  ober  eines  anbem 
jur  Snt  beS  Sd^iSmaS  berufenen  GoncilS  über 
$öpfte,  bereu  Segitimität  megen  beS  Sd)iSmaS 
als  jmeifell^aft  galt,  aufgefaßt  merben  unb  finb 


1371 


$Q))aIft)ftetn. 


1872 


\o  t)on  Sunccrcmata,  SBcKarmin,  ^almicri  unb 
anbeten  X^eologen  aufgefaßt  tt)orben ;  ober  Diele 
ber  SSöter  !)oben  bod^  too^l  on  bie  ©uperiorität 
)ebeS  SoncilS  über  ben  $a))ft  gebadet.  tKlIein  bie 
®ccrete  finb  93ef(!^lünc  einer  ]^QU})tlo Jen  SBerfamm« 
lung  unb  ^oben  nie  bie  Seftötigung  eined  ^apfte§ 
erl^Qlten,  »efe^alb  fie  nid^t  als  SScweiS  für  baS 
6pi|copolft|ftem  gelten  fönnen  (ügl.  b.  9lrt.  fton- 
jionj  vn,  984).  S)a8  goncil  ton  95afel  (1431) 
ging  nun  fo  weit  unter  SBieberl^olung  ber  Äon« 
ftan^er  S)ecrete  einen  aUgentein  als  red^tmögig  an* 
erfannten  $apft  t)or  feine  ©d^ranfen  ju  forbem 
unb  abjufe^en.  3n  ber  allgemeinen  SBegripöer« 
wirrung,  öon  weld^er  bie  ©eifter  ergriffen  »aren, 
fingen  bamalS  felbft  äJlönner  mie  SIeneaS  SqI* 
öiuS  ^iccolomini,  fpätcr  ^opft  ^iu§  H,,  unb 
9licoIau8  öon  ßufo  eine  3ritlang  ber  KoncilS« 
tl^eorie  an.  ^ud^  bie  pragmatifd^e  @anction  t)on 
IBourged  l^ielt  fie  feft.  ^ötte  man  nur  bel^auptet, 
bag  gur  3^it  eines  @^i§ma§  ein  Soncil  über 
^öfifte,  bereu  Stnfprüc^e  ^weifeD^aft  geworben,  )u 
©erid^t  fi^en  fönne,  fo  wäre  bie  Sntftel^ung  einer 
fold^en  Slnfid^t  nod^  leidet  }u  erüören.  ^ber  Diele, 
wie  felbft  ©erfon,  gingen  fo  weit,  o^ne  SSeweiS« 
grünbe  bon  irgenb  weI4)em  ©ewid^te,  eine  Don  ber 
^ef  ammtl^eit  ber  X^eologen  bis  bal^in  vorgetragene 
Se^re  ju  Verwerfen  unb  i^r  eine  neue  entgegen« 
jufieOen,  weld^e  an  eine  Säugnung  beS  ^rimateS 
fheift.  Serurtl^cilt  würbe  biefc  neue  fie^re  wenig» 
ftend  implicite  Dom  Soncil  Don  ^floreng,  weld^ed 
beftnirte,  ha^  bem  $apfte  bie  plena  potestas 
pascendi,  regendi  ac  gubemandi  universalem 
Ecclesiam  Don  K^riftuS  Derlicl^cn  fei.  ^iuS  n. 
Derwarf  auf  ber  ©i)nobc  ju  SWantua  burd^  bie 
9?uIIe  Execrabilis  (1459)  bie  Se|re,  ba^  e§  er» 
laubt  fei,  Dom  ^apfte  an  ein  jufünftigeS  Koncil 
ju  ai)pefliren.  2co  X.  befeitigte  burd^  ein  6on» 
corbat  mit  tJranj  I.  bie  ^ragmatifd&e  ©anction 
(f.  b.  9lrt.),  bie  er  jugleid^  in  ber  SulIe  Pastor 
aeternus  (1516)  Derurt^eUte.  Srojbem  ^ielt  fid^ 
bie  €onctI§t^eorie  nod^  lange  nad^  C^ebung  beS 
occibcntalifd^en  @d^iSma3,  unb  jwar  befonberg 
in  gfranfrei^,  wo  fie  guerft  entftanben  war.  ©ie 
würbe  aud^  in  bie  berübmte  Declaratio  cleri 
gallicani  Dom  Sfl^re  1682  aufgenommen,  unb 
obg(ei(^  biefe  Seclaration  Don  Snnocenj  XI.  Der» 
worfen  unb  barum  Don  Dielen  i^rer  Unterjeid^ner 
aufgegeben  würbe,  fo  blieb  bod^  bie  Spifcopal« 
tl^eorie  in  Qfranfreid^  beftel^en  als  ein  §auptpunft 
beS  ©aÜicaniSmuS  (Dgl.  ben  «rt.  ©allicanif  d^e  grei» 
l^eiten).  S)urd^  ben  fiöwener  $rof effor  Dan  ßSpen 
(f.  b.  9lrt.)  würbe  fie  in  ben  9JieberIanben  unb 
burd^  beffen  ©d^üler  ^ont^eim  (f.  b.  9lrt.),  SBei^» 
bifd^of  Don  Srier,  in  ©eutfd^Ianb  Derbreitet.  91IS 
baS  Don  §ontbeim  unter  bem  DJamen  SuftinuS 
iJebroniuS  Deröffentlid^te  SBer!  in  SRom  Derurtl^eilt 
worben  war,  unterwarf  fid^  ber  SSerfaffer,  aber 
feinOrbinariuS,  bcrfturfürft  Don  Srier,  biebeiben 
anbercn  gciftlid^en  ffurfürften  Don  JBainj  unb  ff öln 
unb  ber  gürfterjbifd^of  Don  ©aljburg  erwicfen 
pd^  auf  bem  6mfer  ©ongre^  (f.  b.  5lrt.)  als  ent» 


fd^iebene  Snl^nger  beS  t^febronioniSmuS  (1786). 
©eförbert  Don  ben  iofcpl^inifc^en  Kegienrngoi, 
fanb  biefe  popftfeinbUd^e  Se^re  Eingang  in  Oba> 
italien.  S)ie  unter  bem  IBifd^of  Siicci  obge^altae 
©Quobe  Don  $iftoia  (f.  b.  9Irt.)  war  ooii)  m 
febronianifd^em  ©eifte  befeelt.  3n  l^iftoriliil^  nnb 
canoniftifd()en  ©Triften,  }.  9.  in  ber  ©c^rtft  M 
italienifd^en  Sanoniften  $eter  Samburim  (geß. 
1827)  Vera  idea  della  S.  Sede,  wirb  bie  £e^ 
Don  ber  Unterorbnung  beS  $apfteS  unter  bie  (Eos" 
cilien  flar  Dorgetragen.  „91S  ^rimaS",  fo  ^ 
eS  bei  Tamburini  1.  c.  p.  2,  c.  2,  §  17,  ,^t  er 
(ber  $a))ft)  eine  ©uperiorttöt  über  aDe  Sifc^fe 
im  ßinjelnen,  aber  nid^t  über  baS  gonge  SoU^inn 
berfelben,  weil  ber  Primat  bem  ^^ftt  nur  boS 
Siedet  Derlei^t,  baSfelbe  )u  repröfentiren,  b.  ^  in 
9lamen  ber  ffird^e  )u  l^anbeln  gemö^  il^er  SBBeifing, 
nad^  il^rem  ©eifie  unb  mit  il^rer  fluctorüät,  jx& 
barum  ift  er  i^rem  Tribunale  immer  untergeoibnl 
unb  Derantwortlid^.''  @o  f^ai  fi^  biefe  traurige 
grud^t  beS  bebauerlid^en  ©d^iSmaS  Dom  14.  iiäfs^ 
l^unbert  bis  in  unf er  ^al^rl^unbert  l^inein  erholten; 
Don  mel^reren  topften  fd^on  Derurtl^lt,  \tiüt  |r 
mit  anberen  Derwonbten  Stnlel^n  Dom  Dotiomii 
fd^en  Soncil  ben  SobeSftol  empfangen.  DoSoati* 
canif  d^e  Soncil  befinirte  nömlic^  (Sess.  IV,  ConsL 
dogm.  prima  de  eccl.  Christi,  cd):  . . .  Bo- 
mani  Pontificis  jurisdictionis  potestateo, 
quae  vere  episcopalis  est,  immediatam  esse: 
erga  quam  cujuscunque  ritus  et  dignitatis 
pastores  atque  fideles,  tarn  seorsum  singofi, 
quam  simul  omnes,  officio  hierarchicae  snb- 
ordinationis,  veraeque  obedientiae  obstrin- 
guntur,  non  solum  in  rebus,  quae  ad  fidem 
et  mores,  sed  etiam  in  iis,  quae  ad  disd- 
plinam  et  regimen  Ecclesiae  per  totum  orbem 
diffusae  pertinent.  3m  Dorle^ten  ^bf(!^itt  bes« 
felben  jf apitelS  l^eigt  eS :  . . .  Docemus  etiun  et 
declaramus,  eum  esse  judicem  supremmn 
fidelium,  et  in  omnibus  causis  ad  ezamen 
ecclesiasticum  spectantibus  ad  ipsius  posse 
Judicium  recurri;  Sedis  vero  Apostolicae, 
cujus  auctoritate  major  non  est,  judiciom  a 
nomine  fore  retractandum ,  neque  cuiquam 
de  ejus  licere  judicare  judicio.  Quare  a  recto 
yeritatis  tramite  aberrant,  qui  affirmast, 
licere  ab  judicüs  Komanonun  Pontificom  ad 
oecumenicum  Concilium  tamquam  ad  auctori- 
tatem  Komano  Pontifice  superiorem  appel- 
lare.  3n  biefen  SQBorten  unb  im  beigefügten  Sanon 
ift  bie  gpifcopaltl^eorie  gerid^tet,  unb  fie  }u  tw» 
werfen  war,  wie  auc^  aus  ber  Sntfiebung  beS 
©ecreteS  ^erDorge^t,  bie  birecte  Sbfid^t  beS  ßon« 
cilS  (Dg(.  Granderath ,  Constitutiones  dogm. 
Concilii  Vaticani  ex  ipsis  ejus  actis  expli- 
catae,  Friburgi  1892,  222  sqq.).  SSBemi  alfo 
bie  ©egner  ber  ßird^e  fagen,  ba|  bie  Doticanif^^ 
Jfird^enDerfammlung  baS  $apalft)f!em  alS  3)ogp 
befmirt  f^abt,  fo  ift  bie^,  wofern  ber  redete  ©in» 
icneS  SIBortcS  f eftge^alten  wirb,  ganj  rid()tig ;  wir 
bie  ©e^äfftgfeit  beS  ^uSbrudä  unb  bieSn^nuation, 


S73 


$o))Qlft)flem. 


1374 


li  (abe  baS  Sondl  l^iermit  etmaS  !Reue§  ober 
j^UKi^  99carunbeted  bogmatiftrt  ober  bie  Siedete 
er  Sifc^fe  geMmälert,  ift  }tt  tabeln.  3n  ben 
Borten:  »S)u  bift  $etru8,  unb  auf  biefen  pfeifen 
im  i4  mmtRxxäit  bauen"  ORattj^.  16, 18),  f^at 
l^fbi&  ia  feine  Sbfni^t  auSgebrädt ,  bie  ganje 
Hrd^  auf  biefen  pfeifen  }u  bauen  unb  nid^t  nur 
ie  einseinen  Xl^eile,  fonoem  aud^  bie  JKr(!^e  afö 
^onjeS  ber  Obforge  unb  Seitung  $etn  an^uDer« 
rauenj  unb  totm  er  fagt:  „^\i  n)iQ  id^  bie 
»^lüf^I  bed  ^immelreid^eö  geben,  unb  mad  bu 
uf  Qhrben  binben  mirft,  toxtb  aud^  im  ^immel 
ebunben  fein,  unb  mad  bu  auf  Srben  löfen  »irft, 
rirbauci^  im  ^immel  gelöst  fein''  (SRatt^.ie,  19), 
D  Derfprad^  er  il^m  bie  l^öd^fte  iBinbe*  unb  Söfe> 
{emolt  im  }ttfänftigen  Steid^e  ®otte8  in  ber  KuS* 
tc^ng,  ba|  feine  Stegierungdacte  auf  Srben 
einerlei  Seftötigung  bebfirf en,  um  im  £)immel  aI8 
til^tdgültig  )ue^d^etnen;  mitanberenSBorten,  ba| 
9  auf  Stben  feine  ^bbere  fird^Ud^e  (Semalt  gebe 
M  bie  bem  $etru8  t)er]^ei|ene.  ßr  ift  alfo  aud^ 
einem  auf  ber  6rbe  einfürenben  l^öbern  Sribu- 
lale  untertoorfen  (prima  sedes  a  nemine  judi- 
»tiir).  93on  einer  meitem  Erlegung  ber  93en)eif  e 
ur  biefe  Seigre  fann  bicrSlbfianb  genommen  mer« 
)en^  ba  fie  innig  }ufammenl(|öngt  mit  ber  Seigre 
)om  ^rimat  Sbttf^avipt,  unb  bie  iBemeife  für  ben 
jpMmot  in  bemSrtifel  $a))|t  bargelegt  merben.  SS 
«i  ober  bier  betont,  ba|  bie  Daticanifd^e  SeJ^rent» 
i^ibung  bem  ^[kipfie  nur  pofitit)  unb  nid^t 
»SC Infi 6  bie  bö^j^e  ®emalt  in  ber  fttrd^e  )u« 
ic^reibt ;  eS  mürbe  nid^t  beabfid^tigt,  bie  t^frage  gu 
mtf^eiben,  ob  nii^t  aud^  baS  mit  bem  Zapfte 
Mreinigte  Goncil  jure  divino  gan}  biefelbe  ©e- 
oolt  befi^e  nne  ber  ^ßapft  allein  (ogl.  Orande- 
rath  1.  c.  223,  Ad  n.  1).  MerbingS  mirb  man 
ii(^t  mebr  bie  t^frage  aufmerfen  fönnen,  ob  ber 
|ki))fi  über  bem  Soncil  ober  baS  Soncil  über  bem 
Qopfi  fiebe.  ^nn  entmeber  benft  man  ftd^  bei 
>iefer  gfrage  ein  Soncil  obne  $a))ft  ober  ein  f olc^eS 
nit  bem  $a))fie.  SBenn  jeneS,  fo  mu^  nadft  bem 
Befagten  bem  ^fte  bie  ®emalt  über  baS  SoncU 
lugeflonben  merben ;  menn  biefeS,  fo  bat  bie  Sfrage 
'eine  Sebeutung;  benn  menn  baS  Qioncil  aud^ 
tröger  ber  böd^fien  (Semalt  ift,  fo  beft^t  eS  fie  nur 
mb  tom  fie  nur  gebraud^en  mit  bem  ißapj^e  unb 
tid^t  gegen  ibn.  Snmiefem  Sefd^Iüffe  eines  mit 
)em  ^ßiopfte  Dereinigten  SoncilS  eine  b^b^re  93e« 
)entmig  b^^en  als  SBefd^Iüffe  beS  $apfteS  allein, 
.  im  «rt  (Jone«  III,  803.  —  Ueber  bie  grage, 
)b  olle  StegierungSgemalt  in  ber  IKrd^e  Dom  $apfte 
lerlieben  merbe,  b.  i.  ob  bie  Sifd^öfe  bie  ©emalt^ 
fjiu  6erbe  )u  regieren,  nid^t  Don  SbnftuS  un* 
itittelbar,  fonbem  burd^  ben  ^[kipfl  erbalten,  mürbe 
mf  bem  (£onciI  Don  Orient  febr  lebbaft  gefhitten, 
aib  mir  befi|en  nod^  bie  @d^rift,  in  melc^er  ber 
tefuitengeneral  Saine)  auf  bem  Soncil  bie  Sebre, 
a^  ber  $a))fl  ben  93ifd^5fen  jene  ©emalt  Derleibe« 
bigebenb  bemeiSt  unb  gegen  bie  entgegengefe^te 
ertbeibigt :  Disputatio  de  Origine  jurisdictio- 
18  Epiacoporum  et  de  Romani  Pontificis  Pri- 


matu.  Sie  mürbe  nad^  ^anbfd^riften  neu  berauS« 
gegeben  Don  ^.  ©rifar  (Disputationes  Triden- 
tinae  I,  Oenip.  1886).  9(uc^  b^ute  nod^  mirb 
über  iene  f^frage  geftritten.  (SS  erfc^eint  aber  alS 
gan)  gemig,  ba|  bie  lBifd^5fe  i^re  SiegierungS« 
gemalt  Dom  ^apfte  erbalten.  2)enn  in  ber  SBeibe 
erbalten  fte  nur  bie  bifc^öflid^e  SBeibegemalt,  ba 
ia  Diele  Sifd^öfe,  mie  bie  SBeibbifd^öfe,  feine  9le- 
gierungSgemalt  beft^en.  Sie  gfiction  ber  ®egner, 
ba^  in  ber  SBeibe  bie  StegierungSgemalt  Derlieben 
merbe,  aber  erft  bann  applicirbar  fei,  menn  ber 
$a))ft  ben  ®emeibten  eine  Siöcefe  übertrage  unb 
Untergebene  anmeife,  ift  unbaltbar.  Senn  eine 
9iegierungSgemaIt  ift  obne  Untergebene  nid^t  benf* 
bar,  unb  Untergebene  anmeifen  ift  baSfelbe  mie 
9iegierungSgemaIt  Derleiben.  Sa  bie  grage  nur 
lofe  mit  bem  Dorliegenben  ®egenfianbe  gufammen* 
bangt,  mu|  für  eingebenbere  Sele^rung  auf  bie 
oben  ermöbnte  @df)rift  Don  Saine)  Dermiefen 
merben,  unb  eS  bleibt  nur  nod^  bie  iBemerfung 
bin)U}ufügen,  ba|  bie  fiebre,  ieber  SBifd^of  erbalte 
feine  9iegierungSgemaIt  Dom  $a))jte,  nid^t  gleid^ 
bebeutenb  ift  mit  ber  Sebre,  baS  bifd^5flid^e  9mt 
felbft  fei  nid(|t  Don  (SbnfiuS,  fonbem  Dom  ^^\tt 
eingefübrt  unb  fönne  Don  ibm  befeitigt  merben ; 
eine  fold^e  Sebre  möre  natürlid^  )u  Dermerfen.  — 
Sie  Sebre  Don  ber  Ueberorbnung  beS  ^opfleS 
über  bie  ®efammtbeit  ber  Sifd^öfe  b^gt  innig 
}ufammen  mit  ber  Sebre  Don  ber  Unfebibarfeit 
beSfelben.  Senn  Unfebibarfeit  fann  naturgema| 
nur-  ber  bmten  Sebrgemalt,  Don  ber  eS  feine 
^peUation  an  ein  bö|ereS  Sribunal  gibt,  bei- 
gelegt merben.  3n  ber  %^ai  löuft  bie  ®efd^id^te 
ber  Söugnung  ber  ))ö))ftlid^en  Unfebibarfeit  paxaM 
mit  ber  Seigre  Don  ber  Unterorbnung  beS  ^apfieS 
unter  ein  Soncil;  fie  entftanb  mit  ibr,  mürbe  im 
ungemeinen  in  benfelben  Sd^ulen  unb  Sönbem 
gebegt  unb  auf  bemfelben  SoncU  enbgültig  be« 
feitigt.  —  SaS  gpifcopalf^ftem  mürbe,  mie  fd^on 
tbeilmeife  angebeutet,  in  gemilberter  t^form  Don 
ißielen  fo  Dorgetragen,  ba^  in  bemfelben  freilid^  bie 
@uperioritat  beS  $apfteS  über  bie  Soncilien  an« 
erfannt  mirb,  aber  bod^  gemiffe  ^aüt  be)eid^net 
merben,  in  benen  ber  $a))ft  auSnabmSmeife  unter 
bem  Soncil  fleben  foQ  unb  baS  (Soncil  ibn  fogar 
abfegen  fann.  Srei  t^fölle  merben  befonberS  ge- 
nannt, nömlid^  menn  ber  $apft  in  Se)ug  auf  iBe- 
obad^tung  ber  ®ebote  ®otteS  gan)  Dom  redeten 
SBege  abmid^e,  menn  er  einer  offcnfunbigen  ^ö- 
refie  Derfiele,  enblid^  beim  (Eintritt  eines  Sd^iS- 
maS,  mie  eS  am  (Snbe  beS  14.  SabrbunbertS  be« 
ftanb.  SBenn  man  auf  biefe  tjfäOe  im  (£in)e!nen 
eingeben  mill,  fo  ift  Dor  ^Ilem  als  allgemeines, 
für  aQe  ^fälle  geltenbeS  ^rincip  ber  @a^  auf}u- 
{teilen,  ba|  ber  $^)>{t,  fo  lange  er  mirflid^  ^apfi 
ijt,  bie  böcbfie  ®emalt  beft|t  unb  eS  fein  ibm  über- 
georbneteS  Tribunal  auf  Srben  gibt,  bag  er  Diel- 
mebr  nur  ®ott  Derantmortlid^  ift  (Papa  a  nemine 
judicatur).  Siefer  ©aj  ift  fo  gemife  mie  bie  (Sti- 
ften) beS  $rimateS  felbft  unb  mie  bie  Dom  Sati- 
canum  befintrte  SBabrbeit,  bog  ber  $apft  bie  tota 


1379 


$Q))]^u8  —  $a))ia8,  ber  1^1. 


ISW 


oben  235  f.)  qI§  SSelennet  l^od^  terel^tt  lourbe. 
9uf  biefem  Soncil  trat  $a))]^nuttu8  be}ägli4  ber 
^riefterel^e  für  bie  mitbere  $ra|td  ein,  monod^ 
ben  Dor  ber  Orbination  SSerl^eirateten  bie  gfort* 
fe^ung  ber  (Sf)t  geftottet  blieb.  93ei  ben  SRad^i* 
nationen  gegen  ben  ^I.  Stl^anafiuS  ftanb  er  ent- 

Stieben  ouf  beffen  @eite  unb  Dertj^etbigte  aud^  bie 
nf (^ulb  beSfelben  auf  bem  Soncil  p  S^rud  335. 
®ie  Seit  feineS  SobeS  ift  unbelannt :  fein  geji 
toirb  om  11.  September  gefeiert.  (Sgl.  Socr. 
H.  E.  1, 11 ;  Ruf.  H.  E.  1, 17 ;  AA.  SS.  BolL 
Sept.  in,  778.)  —  2.  einen  ^riefter,  ber  oIS 
^nad^oret  unb  ^t  fafi  ein  Sal^rl^unbert  in  ber 
tl^eböif d^en  SQSüfte  jubrad^te  unb  395,  olS  Saffian 
tl^n  auffud^te,  in  einem  %Iter  Don  90  Salären  nod^ 
DoÜfommene  t^rifd^e  unb  iugenblid^e  ffraft  befa^. 
Sr  mar  bef  onber§  megen  feiner  SDemutl^  unb  @elbft« 
Derlöugnung  geeiert,  fo  ba|  Saffian  bie  britte  feiner 
Sofiationen  De  tribus  abrenuntiationibus  il^m 
in  ben  ^Dtunb  legt.  Sr  mar  gon)  ber  Sef d^auung 
ergeben  unb  be^megen  nur  feiten  für  feine  ©ruber 
ft(|tbar;  feine  3^ne  t)erlie|  er  nur<Sam§tag§  unb 
Sonntags,  um  bem  ©otteSbienft  in  ber  8  km  ent- 
fernten »ird^e  bei^umol^nen,  unb  bei  biefer  @e> 
iegenl^eit  fd^Ieppte  er  aud^  ben  für  eine  SBod^e 
nötl^igen  SBafferDonatl^  mit  nad^  ^aufe.  Sei 
ben  ant]^ropomorp]^iftif(|en  Streitigfetten  jmifd^en 
Xl^eopl^iluS  Don  Sllesanbrien  unb  ben  ög^ptifd^en 
SRönd^en  trat  $ap]^nutiuS  mit  ebenfo  t)iel  Snt« 
fd^iebenl^eit  afö  SRilbe  für  bie  red^tglöubige  ^nftd^t 
unb  ben  SSijd^of  ein.  9Jnbere  SKönner  mit  bem 
92amen  ^apl^nutiuS  jöl^It  SloSme^b  bei  Migne, 
PP.  lat.  XXI,  435  sq.  auf ;  einer  berfelben  l^at 
ein  Seben  be§  1^1.  Onupl^riuS  gefd^rieben  (Migne, 
PP.  lat.  LXXin,  211).  (53gl.  Cass.  CoU.  3, 1 ; 
10,  2.  3;  18,  15;  Ceillier  VI,  291;  VHI, 
164.)  [Raulen.] 

If  ay^ttd  (Hacpoc),  im  9leuen  Seftament  eine  be- 
beutenbe  Stabt  auf  ber  3nf el  Supern.  3m  äu^erften 
©üben  ber  SBeftfüfte  Italien  bie  ^l^önicier  eine 
Solonie  gegrünbet,  neben  meld^er  fpöter  eine  grie« 
d^ifd^e  Stabt  entftanb;  beibe  mürben  alS  ^llt* 
^opI^uS  unb  lWeu-$ap]^u§  unterfd^ieben.  ®a  ber 
römifd^e  ^roconful  in  IWeu-^ap^uS  refibirte,  fo 
ift  biefeS  an  ben  ©teilen  3lpg.  13,  6. 13  ju  Der- 
ftel^cn.  [Raulen.] 

Ifayia^,  ber  1^1.,  ein  «poftelfd^üler,  Sifd^of 
t)on  ^ieropolis  in  ftleinpl^r^gicn,  »irb  im  römi» 
fd^en  2Karti}rologium  am  22.  iJcbruar  oufgefülirt. 
6§  lä^t  fid^  aber  nid^t  entfd^eiben,  ob  er  Slutgeuge 
im  eigcntlid^en  ©inne  ober  nur  ftanbl^after  ßon« 
feffor  gemefen.  9lod&  StenäuS  (Adv.  haer.  5, 
33, 4)  mar  er  ein  ©d^üler  (ixoDorfi^)  be§  ^IpoftelS 
Sol^anneS  unb  ein  Sreunb  beS  SBifc^ofö  ^oIt)farp 
Don  ©m^rna.  9lud&  §ieront)mu§  (De  vir.  111. 18 
unb  Ep.  75  [ad  Theodoram],  3)  unb  Sufebiu§ 
(Chron.  ad  a.  2115  [ed.  Migne])  bejeid^nen  il^n 
oI§  ©c^üler  be§  genannten  ^poftels.  SBcnn  il^n 
le^tcrer  im  SBiberfpnid^e  bi^nnit  in  ber  ffird^en« 
gef(^id6te  (3, 39)  bIo&  al§  ©dfeüler  beS  ^rcöb^terS 
3ol|anuc8,  eineS  Sünger«  beS  §erm,  gelten  laffcn 


miS,  meil  fid^  ^opiad  nad^  feiner  eigenen  InlfQgt 
bei  ©d^ülem  ber  ^oftel  ^nbreoS,  ^ßetmS,  ^ 
l^anneS  u.  %  nad^  SuSfprüi^en  beS  ^nm  eibnN 
bigt  l^abe,  fo  berul^t  bte|  auf  falfc^  ©d^Nff^ 
rung ;  SufebinS  Derbient  lierin  um  f  0  meniger  ®I» 
ben,  als  er  in  ber  fiird^engefd^d^te  überi^oulit  ta 
^nfeben  beS  $a))ia8  ab)nfd6mäd^  fu^t  $o^ 
batte  nad^  Mem  bie  beiben  Sol^omieS  g^ürt  Sie 
aSemerlung  ber  Ofterd^onil,  ba^  er  dei^ie^ 
mit  ^olQfarp  geftorben  fei,  berul^t  auf  Settoefl* 
lung  ber  92amen  ^apiaS  unb  $a))QlD8.   )Ui 

tieron^muS  mar  ärenäuS  ^obfiatpi  unb  ^ojiW 
d^üler.  3fa|t  man  aQe  Slad^rid^ten  {nfonnnt 
f 0  mirb  man  faum  irren,  menn  man  bie  Sebenilrit 
beS  ^apiaS  mit  ben  3ablen  75—150  bc^n^ 
©ein  unten  genannte^  SBerf  mag  um  140  d» 
fagt  fein.  Sen  grogen  SRul^m,  ben  ^opiot  m 
SllterS  ^tx  geno|,  Derbanfte  er  feinen  Semubniga, 
bie  münblid^en  Ueberlieferungen  über  Sieben  mb 
Sboten  be§  ^erm,  mie  er  fte  t)on  ©dualem  ber 
^poflel  unb  t)on  3üngem  3efu  oemommeii  p 
fummeln  unb  mit  erflärenben  Semerfungcn  ^ 
feben  nieberjuf d^reiben.  6r  ging  Don  ber  Sonnd' 
fe^ung  au8,  ;,bag  bad  auS  ben  ©dMfteR  Cnl' 
nommene  nid^t  fo  großen  9ht|en  füfte,  urte  bol 
lebenbige,  nie  k)erfiegenbe  SBort".  S)ie  ^aifi 
biefer  SBemübungen  mar  ein  SBerl  in  fünf  9öf^ 
mit  bem  £itel  A071COV  xuptaxcuv  I^yi^oecc,  Mi 
^ieron^muS  (De  vir.  111.  18)  mit  ExpUm^ 
sermonum  Domini  überfe|t,  o^ne  btnmitMe 
3:b<^ten  (SSBunber)  bed  ^erm  auSgufd^ße^  h 
X67tov  bem  bebräifd^en  1:1;  entfprl(|t.  fieibet  fhib 
Don  bem  SBerfe  nur  gftagmente  erbalten,  wiUft 
3renöu§,  SufebiuS,  ^poOinariuS,  SnaflafitiS  6t« 
naita,  $b^tiu§,  bie  Satenen  ber  93öter  u.  ^  auf« 
bemabrt  f^ahtn.  Slad^  ©allanbi  (BibHotL  Vot 
patr.  I,  Ven.  1765,  LXVII)  mar  ba§  SSBerfin 
3. 1218  in  ber  ^anbfd^riftenfammlung  berfim^ 
Don  9li§me§  nod^  Dorbanben ;  in  lateinifd^er  Ueto' 
fe^ung  fanb  ed  ftd^  nad^  93idea  nod^  im  3. 1341 
im  Siftcrcienferflofter  ©tam§  in  Sirol  üor  (3öt* 
d^rift  für  fatbol.  Sbeol.  UI  [1879],  799-803), 
0  ba^  man  immer  nod^  auf  beffen  Siebe^ 
auffinbung  boffen  bürfte.  ^Qein  ba  ftd^  ieibend 
bie  9lad^rid^ten  nur  auf  93üd^ercataloge  fiä|en, 
im  erften  ^aü  obne  nöbere  Angabe,  im  )iDeites 
mit  bem  Xitel  Papias  cum  sermonlbus  diveiBis, 
beftebt  moblgegrünbeter  3n)eif el,  ob  bie  llbri  qmii- 
que  be§  genannten  SBerfeS  nod^  DoUftönbig  m» 
banben  maren ;  e§  f  önnten  aud^  gfragmente  bedfelBen 
gemeint  fein.  SritbemiuS,  ber  baSfelbe  rübmtmit 
bem  IBeifa^ :  Alia  quae  scripslt,  non  vldimuB, 
fcbeint  blog  Don  bem  Xitel  beS  Sßerfed  }u  fpred^ 
—  95ei  ber  SJiangelbaftigfeit  ber  Srud^fSde  ijl 
eS  fd^mer,  über  ben  3nb<^lt  beS  9Berfed  unb  bie 
SJ^etbobe,  meldte  ^apiag  bei  S)arftellung  ber  Ka^* 
rid^ten  über  bie  Sebren,  ®ebote  unb  Sßunber  3cfa 
Sb^ifti  befolgte,  ein  fidlere«  Urtbeil  ju  geummeiL 
gufebiuS  bebt  einige  ©teilen  auS,  namentlidj  bie 
fiebre  Dom  miUenarifd^en  SQBeltreid^e,  bie  ^opial 
infolge  mi^Derftanbener  grjüü^lungen  ber  Spöpd 


$a))ebtod^  —  $a))]^ntttitt8. 


1S78 


im  oaxS^  \päkt  3)i>etf  el  barfiber  entftattben^ 

ber  ob  eiemenS  bie  pöpfilid^e  ®molt  be- 

be|o|  bod^  er  {ie  unb  behielt  fie.  Shtrd^ 

.  ber  römifd^  @tul^I  iDorb  erlebigt  unb 
I  IX.,  gu  !Rom  ermal^It,  tDurbe  UrbanS 
Itger  92a(i^f olger ;  il^m  folgten  lieber  3nn0' 
L  unb  (Sregor  xn.  olg  re^tmögige  ^öpfte ; 

nfionirte  freimillig,  fo  bo|  bie  auf  bem 
gn  jfonfton}  erfolgte  3Ba^I  aRortin§  Y. 
^tmS^ige  mar.  @o  toat  benn,  ba  bie  ©egen- 
yxt  ni^t  ^ßö))j)e  toaxm  unb  il^rer  iBefeiti* 
;4tS  im  SBege  fianb,  boS  @(i^i§mQ  beenbigt. 
man  fagt,  in  ben  traurigen  ^rl^öltniffen 
KJ^iSmad  mfiffe  bie  fttrd^e  ein  SRittel  l^ben, 

auSil^rer  fd^limmenSage  ^u  befreien,  unb 
muffe  ^e  burd^  ein  Soncil  bie  köpfte,  meldte 
i  Stu^I  $etri  Snfprud^e  erl^eben,  abfegen 

fo  l^aben  gerabe  bie  SSerfud^e,  bie  man  ^ur 
pmg  be§  @d^i§ma§  in  biefer  SEBeife  ge» 
\at,  ben  SSemeiS  geliefert,  bog  biefer  SBeg 
er  9lu3n)eg  au§  ben  93ebröngnif{en  be§ 
m9  ifL  S)a8  Soncil  ton  $ifa  l^at  ba§ 
10  nid^t  hwcä^  9bfe|ung  ber  beiben  ^äpfte 
t,  fonbem  burci^  Seifügung  eineS  britten 
i  t)erfdf)drft.  S)a3  goncil  oon  Safel  ^at 
Ibfe^ung  eines  ^ßapfieS  ein  @d^i§ma  l^er« 
^rt.  Slud^  ba$  Soncil  t)on  ftonftan)  l^at 
i8  €d^i§ma  befeitigt,  fonbem  ®regor  XII. 
täf  feine  Sibbanlung  bie  Aird^e  oud  il^rer 
d^Sage  befreit;  mal^rfd^einlid^  tt)are  ol^ne 
ogmüt^igen  %ct  ber  9^efignation  biefed 
S  baS  @^i§ma  burd^  ba§  Soncil  nid^t  ge- 
Dorben. — 9lu8  ber  öltefien,  bem  ßpifcopal« 
aünjtigen  fiiteratur  nennen  tt)ir:  Henrici 
ssia  (0.  Sangenfteiu)  Consilium  pacis; 
de  Alliaco  Tractatus  de  ecclesiastica 
ite ;  Joannis  Gersonii  Tractatus  de  uni- 
cclesiastica;  De  auferibilitate  papae 
lesia ;  De  potestate  ecclesiastica.  Son 
ieren  SBßerfen,  in  bcnen  biefe  Seigre  oertreten 
ieien  genannt  Jacobi  Benigni  Bossuet 
do  declarationis  conventus  Cleri  Galli- 
}ar8  2 ;  Justini  Febronii  De  statu  ec- 
>  et  legitima  potestate  Romani  ponti- 
ber  singularis.  ®ut  erörtert  ift  bie  S^rage 
*ellarminus,  De  Conciliis  1. 2,  c.  13 sqq.; 

Balleriniy  De  potestate  ecclesiastica 
Pontificum  et  Conciliorum  generalium 
esthoff,  Monast  1847);  @.  $^iaip§, 
red^t  I,  245  ff.;  So^.  griebrid^  ©d^ulte, 
tl^. Ätr(|enred6t n,  ®ie|en  1856,  181  ff.; 
mieri  S.  J.,  De  Bomano  Pontifice,  Born, 
thes.  XVL  [S^eob.  ©ranberatl^  S.  J.] 
Hho^  (Dan  ^enbroedf)/  S)aniel,  S.  J., 
leierte  Vlitl^erauSgeber  be§  IBoOanbiflen« 
ttmrbe  am  17.  ^Rörj  1628  ^u  ^nttoerpen 
.  Sr  erl^ielt  fd^on  a(3  jfnabe  einen  täd^> 
nterrid^t  in  bem  äefuttencollegium  feiner 
sbt,  trat  barauf  als  Säugling  felbft  in  biefen 
md)  legte  im  October  1648  ju  9Red^etn 


$rofeg  ab ;  bann  mürbe  er  nad^  ber  $rapd  ber 
Sefuiten  fogleid^  aI8  ©^mnafialleldrer  in  ÜRed^eln 
unb  Srflgge  oermenbet  unb  ftubirte  meiterldin 
oier  3a^re  lang  ju  S5men  3:tl^oIogie.  3m  3. 
1658  mürbe  er  )um  ^riefter  gemeil^t  unb  jum 
^rof eff or  ber  ipi^ilofopl^ie  für  bie  jungen  3efuiten 
in  Sntmerpen  beftimmt.  9lad^bem  er  biefe  Sel^rfteOe 
ein  äol^r  fong  oerfe^en  l^atte,  mäl^Ite  il^n  SoÜanb 
(f.  b.  tilrt.)  }u  feinem  ®e|ilf en  bei  Verausgabe  ber 
Acta  Sanctorum  unb  fd^idtte  il^n  nebfi  P.  ^en* 
fd^en  (f.  b.  «rt.)  im  3. 1660  nad^  SRom,  um  auf  ein» 
labung  beS  ^apfteS  We^anber  YII.  bie  bortigen 
Srd^ioe  }u  benu^en.  92ac^bem  beibe  im  S)ecember 
1 662  mit  reid^en  literarif  d^en  Sd^ä^en  )urüd!gefel^ 
maren,  bearbeitete  ^apebrod^  fogleid^  bie  SebenS* 
gefd^ic^te  beS  1^1.  ^atriciuS  unb  mibmete  fid^  oon 
nun  an  unouSgefe^t  bem  SoUanbiftenmerfe.  S)ie 
^eiligen  ber  9){onate  SDlör}  bis  3uni  einfd^Iieg' 
lid^  ftnb  grogentl^eilS  oon  i^m  bearbeitet,  bis  er 
im  3- 1709  megen  leiblid^er  Sd^möd^e  unb  ®f 
bred^Iid^feit  fid^  Oon  bem  großen  SSBerle  jurüd^ie^en 
mu^te.  Sr  ftarb  ben  28.  3um  1714  in  einem 
tinter  oon  87  3o]^ren,  nad^bem  er  50  3al^re  lang 
an  ber  großen  ^eiligenlegenbe  betl^eiligt  gemefen 
mar.  —  ^apebrod^S  Streit  mit  bem  Sarmeliten* 
orben,  beffen  Stbftammung  oon  bem  ^ropl^eten 
SliaS  er  löugnete,  ift  bereits  in  bem  ^rtifel  Sar* 
melitenorben  erjöl^It;  ebenfo  bie  urföd^Iid^  bamit 
5uf  ammenl^öngenbe  S)enunciation  ber  Acta  Sanc- 
torum )u  9lom  unb  bei  ber  fpanifd^en  3nqui* 
fition  (ogl.  aud^  SReujd^,  ®er  Subej  H,  268  ff.). 
Sin  SSer^eid^ni^  ber  bei  biefen  ©elegenl^eiten  gegen 
bie  93oUanbiften  unb  ooi^üglid^  gegen  $apebrod^ 
gerid^teten,  mand^mal  fel^r  bittem  @d^riften  f.  bei 
de  Backer,  BibUothäque  de  la  Compagnie  de 
Jösus,  nouv.  ed.  par  Sommervogel,  I,  Bru- 
xelles-Paris  1890,  1655  ss.,  mo  aud^  bie  Sint» 
morten  $apebrod^S  oer^eid^net  ftnb.  ißon  anberen 
S03erfen  ^apebrod^S  (f.  bei  de  Backer,  Biblio- 
tliäque  8.  y.  Papebrochius)  mögen  nur  genannt 
merben  feine  Annales  Antverpienses  ab  urbe 
condita  ad  a.  MDCC,  meldte  er  alS  SRanufcript 
l^iuterliep.  SUertenS  unb  SSufd^mann  beforgten 
(»ntmerpen  1845—1848)  bie  «uSgabe  beirfelben 
in  5  Sänben.  3Begen  beS  Propylaeum  anti- 
quarium  etc.  f.  b.  «rt.  SRabiEon  Vm,  398.  — 
dine  auSfu^rlid^e  Siograpl^ie  ^ßapebrod^S  (mit 
$ortröt)  finbet  pd^  am  «nfang  ber  AA.  SS.  BolL 
Junii  VI,  8  sqq. ;  be^gleid^en  in  ben  Praefationes, 
tractatus,  <^atribae  etc.  (f.  b.  %ci.  iBoQanb 
n,  989)  in,  143  sqq.  (93gl.  nod^  Nouv.  Biogr. 
gen.  XXXTX,  157  s.;  Hurter,  Nomencl.  üt. 
II,  Oeniponte  1893,  883  sqq.)    [0.  §efcle.] 

"^apt^nnüns  (^afnutiuS),  ein  in  ber  flird^en« 
gej^id^te  Sleg^ptenS  oft  genannter  3lamt,  be« 
geid^net  befonberS  ^mei  l^eilige  SRönner :  1.  einen 
SBijd^of  in  Oberäg^pten,  ber  mäl^renb  ber  bio« 
cletianifd^en  Verfolgung,  nad^bem  il^m  baS  redete 
Suge  auSgeßo^en  unb  bie  linfe  jhiicfel^le  burd^« 
fd^nitten  morben,  ju  ben  Sergmerfen  oerurtl^eiß 
mar  unb  auf  bem  Soncü  ju  92icöa  (f.  b.  %tL 

44 


1379 


$Q))]^u9  —  ^apia9,  ber  H 


188» 


oben  235  f.)  otS  SSelennet  l^od^  Decel^tt  loutbe. 
Sluf  biefem  Soncil  trot  ^opl^tmtiud  besügTid^  bet 
^rtefterel^e  fär  bie  milbere  ^xapS  m,  roomä) 
ben  öor  ber  Orbination  SScrl^eiratetcn  bic  gort» 
fe|ung  bec  Sl^e  geftottet  blieb.  Sei  ben  SRad^i» 
nationen  gegen  ben  ^I.  Stl^anafluS  fianb  er  ent- 

Stieben  auf  beffen  @eite  unb  Dertl^eibigte  aud^  bie 
nf(^ulb  beSfelben  auf  bem  goncil  ju  S^mS  335. 
ffiie  Seit  feines  SobeS  ift  unbefannt :  fein  geji 
»irb  om  11.  September  gefeiert.  (Sgl.  Socr. 
H.  B.  1, 11;  Ruf.  H.  B.  1, 17;  AA.  SS.  BoU. 
Sept.  in,  778.)  —  2.  einen  ipricfier,  ber  als 
^Inad^oret  unb  ^t  faft  ein  3o|r]^unbert  in  ber 
tl^eböif d^en  Sßüfte  jubrad^te  unb  395.  olS  Safftan 
i|n  ouffud^te,  in  einem  %(ter  Don  90  Salären  nod^ 
DoUfommene  t^frifd^e  unb  jugenblid^e  ffraft  befa^. 
Sr  mar  bef  onberS  megen  feiner  2)emut]^  unb  @elbft> 
üerlSugnung  geeiert,  fo  bo^  Eaffian  bie  britte  feiner 
Sofiationen  De  tribus  abrenuntiationibus  il^m 
in  ben  SRunb  legt.  Sr  mar  ganj  ber  Sefd^auung 
ergeben  unb  befemegen  nur  feiten  für  feine  93rüber 
fi^tbar;  feine  3^Q(  t)erlie|  er  nur  @am§tagS  unb 
©onntagS,  um  bem  ©otteSbienft  in  ber  8  km  ent« 
femten  ffird^e  bei^umol^nen,  unb  bei  biefer  ®e» 
legenl^eit  fd^leppte  er  aud^  ben  für  eine  SBod^e 
nötl^igen  SSBafferDonatl^  mit  nod^  ^aufe.  Sei 
ben  ant]^ropomorp]^if[if(|en  Streitigfeiten  jmifd^en 
Xl^eopl^iluS  Don  ^le^anbrien  unb  ben  ög^ptifd^ 
ÜRönd^en  trat  ^apl^nuttuS  mit  ebenfo  t)iel  Snt- 
fdf)ieben]^eit  als  SRilbe  für  bie  red^tglöubige  ^nftd^t 
unb  ben  Sifd^of  ein.  9lnbere  SRönner  mit  bem 
9Iamen  ^apl^nutiuS  jäl^U  SioSme^b  bei  Migne, 
PP.  lat.  XXI,  435 sq.  auf;  einer  berfelben  ^at 
ein  Sebcn  beS  1^1.  OnupliriuS  gefd^rieben  (Migne, 
PP.  lat.  LXXin,  211).  (Sgl.  Cass.  CoU.  3, 1 ; 
10,  2.  3;  18,  15;  Ceillier  VI,  291;  YHI, 
164.)  [ffaulen.] 

'^apl^ns  (Ilacpoc),  im  9Jeuen  2:eftament  eine  be- 
beutenbe  ©tabt  auf  ber  3nfcl  Supern.  3m  öu^erftcn 
©üben  ber  SBeftfüfte  l^atten  bie  ^liönicier  eine 
Kolonie  gegrünbet,  neben  meld^er  fpäter  eine  grie« 
^ijd^e  ©tabt  entflanb;  beibe  »urbcn  als  9llt« 
^apl)uS  unb  9{eu'ißap]^uS  unterfd^iebcn.  2)a  ber 
römifd^e  ißroconful  in  IWen-^ap^uS  refibirte,  fo 
ift  biefeS  an  ben  ©teilen  3lpg.  13,  6. 13  ju  üer- 
ftel^cn.  [Raulen.] 

^apxM,  ber  1^1.,  ein  «poftelfd^üler,  Sifd^of 
Don  ^ieropoliS  in  ifleinp]^rt)gicn,  »irb  im  römi- 
fd^en  SWart^rologium  am  22.  iJebruar  aufgefül^rt. 
@S  lö^t  ftd^  aber  nid^t  entfd^eiben^  ob  er  Slutgeuge 
im  eigentlid^en  ©inne  ober  nur  ftanb^after  Kon« 
feffor  geioefen.  5Rad&  SrenäuS  (Adv.  haer.  5, 
33, 4)  mar  er  ein  ©d^üler  (dxoüonQc)  beS  SlpoftelS 
Sol^auneS  unb  ein  Qfreunb  beS  Sifc^ofS  $olt)farp 
öon  ©mt)rna.  3lud&  §teronQmuS  (De  vir.  ill.  18 
unb  Ep.  75  [ad  Theodoram],  3)  unb  KufebiuS 
(Chron.  ad  a.  2115  [ed.  Migne])  bejeid^nen  i^n 
olS  ©c^üler  beS  genonntcn  ^poftelS.  SBenn  il^n 
le|iterer  im  SBibcrfprud^e  bi^i^niit  in  ber  ffird^en» 
gef(^ic^te  (3, 39)  blo^  alS  ©d^üler  beS  ^reSb^terS 
3ol|anncS,  eines  3üngerS  beS  §erm,  gelten  laffcn 


miS,  meil  fid^  ißapiaS  nad^  feiner  eigenen  Sufifage 
bei  ©d^ülem  ber  ^ofiel  ^nbreoS,  $etmS,  $* 
l^onneS  u.  %  nad^  ^iuSfprud^en  beS  tem  eibnN 
bigt  l^abe,  fo  berul^t  btel  auf  falfd^er  ©d^Iugfo^ 
rung ;  ßufebiuS  Derbient  hierin  umfo  meniger  (Bkn* 
ben,  als  er  in  ber  fiird^engefd^id^te  ilberl^anpt  ta 
^nfeben  beS  $apiaS  abiufd^möd^en  fu^t  $atritf 
l^atte  nad^  9Hem  bie  beiben  Sol^onneS  gjä^bxt  Sie 
Semerlung  ber  Ofterd^onit  ba|  er  ateid^eüg 
mit  ^olQfarp  geflorben  fei,  berul^t  auf  Seräc^i' 
lung  ber  92amen  !ßapiaS  unb  ^opQloS.    )Ui 

tieron^muS  mar  SrenäuS  $ol9lar)>S  unb  $a^ 
d^üler.  gfa^t  man  aOe  Slad^rii^ten  jnffflnmt 
f 0  mirb  man  faum  irren,  menn  man  bie  Sebeid|eit 
beS  ^apiaS  mit  ben  3ablen  75—150  begraqL 
©ein  unten  genanntes  SBerf  mag  um  140  m> 
fagt  fein.  S)en  großen  Siul^m,  ben  ^opioS  m 
SllterS  l^er  geno^,  Derbanfte  er  feinen  Senra^migai, 
bie  münblid^en  Ueberlieferungen  über  Sieben  mb 
3:baten  beS  ^erm,  mie  er  fte  don  ©^filem  ber 
Spofiel  unb  Don  3üngem  3efu  oemommeq,  p 
fammeln  unb  mit  erllörenben  Semerfmtgcn  ^ 
feben  nieberjufd^reiben.  ßr  ging  t)on  berSonnd- 
fe^ung  auS,  „bag  baS  auS  ben  ©cbrifien  Cnl' 
nommene  nid^t  fo  großen  9ht|en  fiifte,  urie  bol 
lebenbige,  nie  Derftegenbe  SBort".  S)ie  |^ 
biefer  Semübungen  mar  ein  SBerl  in  fünf  Söt^ 
mit  bem  Sitel  A071COV  xupiaxcuv  lEi^yi^ostc  Mi 
^ieron^muS  (De  vir.  ill.  18)  mit  Explinatio 
sermonum  Domini  überfe^t^  obne  l^termitkie 
%\)atm  (SSBunber)  beS  ^erm  auSjufi^lie^  h 
X^tov  bem  bcbröifd^en  1:1^  entfpri(|t.  Seiber  Pub 
t)on  bem  SBerfe  nur  f^fragmente  erl^alten,  wiHf 
3renäuS,  SufebtuS,  SlpoÜinariuS,  9naftaftu§  6t> 
naita,  $^otiuS,  bie  Katenen  ber  Söter  u.  ^  auf* 
bema^rt  b^ben.  9iad^  @allanbi  (BibliotL  Vet 
patr.  I,  Ven.  1765,  LXVII)  mar  baS  SSBerfin 
3. 1218  in  ber  ^anbfd^riftenfammlung  ber  ftit^e 
t)on  9{i§meS  nod^  Dorbanben ;  in  lateinifd^  Ueto' 
fejung  fanb  eS  M  «Qd^  Sidtett  nod&  im  3. 1841 
im  Kiftercienferflofter  ©tamS  in  Sirol  üor  (3öt* 
fd^rift  für  fatbol.  Sbeol.  IH  [1879],  799-803), 
fo  bag  man  immer  nod^  auf  beffen  Siebo* 
auffinbung  boffen  bürfte.  ^Qein  ba  ftd^  beibemd 
bie  9lad^nd^ten  nur  auf  Süd^ercataloge  fiü|ai. 
im  erften  ^^^ll  o^ne  nöbere  Angabe,  im  pfM 
mit  bem  SitelPapias  cum  sermonibns  divenis, 
befielt  moblgegrünbeter  3toeif el,  ob  bie  libri  qm- 
que  beS  genannten  SSBerfeS  nod^  Dollftönbig  tof 
banben  maren ;  eS  tonnten  aud^  t^fragmente  bellten 
gemeint  fein.  Srit^emiuS,  ber  baSfelbe  rübmt  mit 
bem  Seifa^ :  Alia  quae  scripsit,  non  vidimoB, 
fd^eint  blog  üon  bem  t:itel  beS  SBerfeS  }u  fpred^ 
—  Sei  ber  SJiangelbaftigfeit  ber  Srud^pft  ijl 
eS  f(^mer,  über  ben  3nbalt  beS  9BerfeS  unb  bie 
Snetbobe,  meldte  ^apiaS  bei  S^orftellung  ber  92a4- 
rid^ten  über  bie  fie^ren,  @ebote  unb  SBunberScfa 
Kb^ifti  befolgte,  ein  ftd^ereS  Urtbeil  }u  geummciL 
SufebiuS  bebt  einige  ©teilen  auS,  namentfid^  Ue 
fiebre  Dom  miUenarifd^en  SQBeltreid^,  bie  ^opial 
infolge  mi^t)erftanbener  ßrjölb^S^n  ber  9po^ 


1881 


^at)iQ8,  (Sloffograt)]^  —  ^apixL 


1382 


IBcrfl  norgetrogen  l^aU,  uttb  fnüpft  baran  ba§ 

obfdiDltgC  Uttbeil,  o^^Spa  7ap  TOI  9(JLtxp6c  &v  t6v 

vowv  . . .  ^atverat  (H.  E.  8,  89, 13).  hingegen 
teimt  er  il^n  ib.  c.  86, 1  ,,einen  bur(|  umfoffenbe 
Bele^omfeit  unb  @(i^nft!enntni^  auSgejeid^neten 
Ratm''.  (Ein  SBiberfprud^.  ben  man  l^ierin  finben 
iwate,  liegt  ni^t  Dor,  ba  fid^  Seiii^tglöubigfeit  unb 
Iritinofigfeit  toxt  jte  SufebiuS  c.  39  ju  begrünben 
ud^t,  re^t  n)o]^I  mit  ber  gerül^mtm  ©elel^rfamfeit 
tnb  €d^nft!enntni|  t>ertTQgen.  —  2)od  größte 
hitereffe  ^(en  bie  t^frogmente  Aber  SRorcuS  unb 
[Ratt^fiuS  (bei  Eus.  H.  E.  8,  89,  1  sqq.)  er- 
Mdt :  aRarcuS  fei  ber  2)oImetf d^er  bed  $etruS  ge« 
Mfen  unb  l^be  olleS,  mad  ^etruS  Don  SBorten 
tnb  X^ten  Sbrifii  in  Smöl^nung  gebrad^t,  genau 
ncbcTgef  (^rieben,  iebod^  niii^t  in  fQjiemati{(^er  Orb« 
nmg,  ba  er  ben  ^rm  nidf)t  fe(b)t  gel^Brt  unb  nid^t 
31  fcinent  (Befolge  gemefen  fei;  SRattl^duS  aber 
)abe  fein  (EtKmgelium  in  l^ebröifd^er  ©prad^e  Der* 
jo|t,  unb  tS  l^be  {eber  baSfelbe,  fo  gut  er  bier^u 
Wi  Setoefen,  fiberfe^t.  Obn)obl  SufebiuS  auS« 
t^iädSiid^  fagt  er  xooUt  p  ben  frül^er  Derjeid^neten 
Seugerungen  beS  ^apiaS  nur  nod^  feine  lieber« 
Refennig  (icapdESootc)  über  SRarcud  unb  9Rattl^äu§, 
offenbar  n)eU  fie  il^nt  neu  unb  n)id^Kg  fd^ien,  an« 
fB^ren,  unb  mit  feinem  @d^tt)eigen  aber  SucaS 
uiü)  3o]^anne8  beutlid^  genug  Derratl^,  bag  er  l^ier« 
fifier  feine  Don  $apta3  abmeid^be  äReinung 
(egte,  mürben  fiber  ben  angebogenen  Serid^t  feit 
BäiHAttmai)n  bo(^  bie  t)erf(|iebenf)en  ^Qpotbefen 
oufgefieOt  ^on  benen  bie  n)td6tigj}en  folgenbe  fmb: 
1.  Sie  Don  ^ßapiad  befd^riebenen  SDangelien  beS 
OtoTCuS  unb  aRattbftud  lönnten  nid^t  bie  beiben 
cononif  4en  (EDangelien  bief  eS  92amenS  fein;  2.  $a« 
|na8  fpre^e  nid^t  Don  unfern  beiben  erften  @Dan« 
gelien,  fonbem  Don  ^mei  fürjeren  Urfd^riften,  na« 
mentlid^  Don  ber  fqnoptifd^en  ©runbfd^rift,  bem 
vOrmorcuS" ;  8.  ^apiaS  l^abe  nur  unfere  beiben 
er^  (Soangelien  gefannt  unb  benu^t ;  4.  {eben« 
faitt  fei  unfer  Sol^anneSeDangetium  )ur  3ett,  als 
SapiaS  fd^rieb,  nod^  nid^t  Dorl^anben  gen^efen.  — 
^ie  lange  Steige  Don  ©elel^rten,  bie  ft^  mit  biefen 
mib  S^Iid^en  SuffteHungen  befd^öftigten,  fott)ie 
bie  Zitel  i|irer  bie^bejuglid^en  Sbl^anblungen  unb 
Stonograpbien  fyit  SB.  SBeiffenbad^  Derseid^net  in 
feinen  @d^nften :  S)ad  ^apiaSfragment  bei  Eu- 
Bebius,  H.  E.  8,  89,  8 — 4,  eingel^enb  e^egetifd^ 
mderfud^t,  ®iegen  1874,  unb:  £ie  $apia§frag« 
mente  aber  ÜJlarcuS  unb  SRattl^öuS,  jugleid^  ein 
Beitrag  }ur  ft^pHjd^enSfrage,  SSerlino.  %  [1878] 
(D|^  oud^^olgmonn,  (SinL^f^reiburg  1885, 112). 
9Ia4^er  1)äbm  nod^  l^ierüber  gebanbelt:  ^ol^ 
Bonn,  in  ber  S^i^f^t.  für  »iffenfd^aftl.  Sl^eol. 
XXm  (1880),  64—77;  Sacobfen,  3)ie  ßDan« 
Belien-ffritif  unb  bie  $apia§fragmente  über  9Rar« 
CBl  unb  aRattböuS,  in  Sa^rb.  für  proteft.  S^eo« 
Ibgic  XI  (1885),  167-178;  fiipfiuS,  ebb.  174 
KS  176.  Sutreffenb  bemerft  SBeiffenbad^  (in  ber 
IIDeitgenannten  Sd^rift  @.  1):  ,,9Bir  gemal^ren 
M  €<l^fpiel,  ba^  $apia$  . . .  j[ebe3mal  . . . 
lenon  boS  fogt,  nmS  ber  betreffenbe  9ud(eger  ober  I 


ffritifer  für  feine  Slnfd^auung  beS  f^noptifd^ 
,3lät^fete'  nötbig  bat.''  fiippuS  fd^eint  a.  a.  O. 
bad  ^idfttige  getroffen  ^u  baben,  menn  er  bem 
^apiaSfragment  jeben  Sßertl^  für  bie  gf^age  nad^ 
ben  Quellen  ber  @Qnoptifer  abfprid^t,  ba  er  bie 
legteren  bereits  Dor  ftd^  gehabt  ^aU,  Sie  &^axaU 
terifirung  berfelben  ftebe  burdftauS  nid^t  in  SBiber« 
fprud^  mit  ber  iejigen  (Sefialt  ber  betreffenben 
SDangelien  (Dgl.  aud^  bie  @DangeIiencommentare 
über  SRattl^öuS  unb  SRarcuS  unb  bie  Sel(|rbüd^er 
ber  Sinleitung  in  bad  Üteue  Xeftament.  SDie 
neueften  9luSgaben  ber  Sftagmente  nebft  9{ad6rid^« 
ten  über  bie  $erfon  beS  ^apiaS  unb  fein  SSBerf 
beforgten  Bouth,  Reliquiae  sacrae  I,  Oxon. 
1814,  8—38  (2.  ed.,  I  [1846],  8—44) ;  Migne, 
PP.  gr.  V,  1255-1262;  ^ilgenfelb,  in  ber 
Seitfd^r.  für  wiffenfdftaftl.  3:beoI.  1875,  231  bis 
270;  Dgl.  ebb.  XXIX  (1886),  257-291 ;  Har- 
nack,  Patres  apost.  I,  Lips.  1875,  180—196 
(2.  ed.,  n,  1  [1878],  87—104) ;  Funk,  Patres 
apost  n,  Tubing.  1881,  276—300;  Dgl.  bie 
I^olegomena  ib.  XLIX — LUE.  6ine  Snjabl 
neuer  Qfwgmente  gab  be  Soor,  in  ©ebbarbt  utü) 
^amad,  Se^te  unb  Unterfud^ungen  5ur  ®efd^.  ber 
altd^riftr.  Sit.  V,  2,  Seipj.  1888, 167  ff.    [ftibn.] 

ifapiaSf  ein  ©loffograpb.  Yocabulista, 
aud^  Elementarius  unb  Grammaticus  genannt 
(Trithem.  Cat,  ed.  Colon.  1531,  fol.  80^; 
Oudin,  De  scriptt.  eccl.  11,  Lipsiae  1722, 
621),  fd^rieb  um  1058  ein  lateinifd^eS  9lealmörter« 
bud^  (Lexicon  catholicum).  SDiefed  »elemen- 
tarium  doctrinae  rudimentum*  erlebte  im 
15.  3abrbunbert  Dier  Auflagen  (Mediol.  1476, 
Venetiis  1485,  1491, 1496).  Unter  bem  ffiorte 
Maria  ftnbet  ftd^  ber  Don  ©rabe  unb  anberen  ®e« 
lebrten  föIfd^Ud^  bem  $apia3  Don  ^ierapolis  su« 
gefd^ricbene  SBerid^t  über  bie  Dier  SWarien  (DgL 
^.  ©offtebc  be  ©root,  Safilibe« . . .  al§  erfter  Senge 
für  %Iter  unb  Autorität  neutefiamentl.  @d^riften, 
beutfd^e  3tu§g.  Seipj.  1868,  111-118;  berfelbe 
Derfe^t  jebod^  ben  ^apiad  irrig  in  baS  12.3abr]^.). 
(Sgl.  Berger,  De  glossariis . . .  sive  de  libris . . . 
Papiae,  Paris  1879  [Thöse].)  [ffibn.] 

^ayitt,  3  f  a  a  f ,  erft  ^roteftant  unb  9(nbänger 
ber  Sebren  ^ajonS  (f.  b.  3lrt.),  feines  mütterlid^en 
DbeimS,  bann  ßonDertit  unb  eifriger  33ertbei« 
biger  ber  fatl^olifc^en  Sieltgion,  mar  ju  IBIoiS  im 
3. 1657  geboren,  ©eine  pbilofopbijd^en  unb  tl^eo« 
Iogifd^en@tubienmad^te  erjuSenf;  bann  betrieb 
er  ju  Orleans  unter  ^ajon  befonberS  baS  ®rie« 
^ifd^e  unb  ^ebröifd^e  unb  mürbe  sugleid^  in  beffen 
©nabenlebre  eingefübrt,  meldte  ibn  bei  feiner  früb 
l^erDortretenben  Soleranj  gegen  3tnber8benfenbe 
befonberS  anjog.  9JIS  Sertbeibiger  feines  Ob^ intS 
aber  mürbe  er  gleid^  btefem  ein  ©egenftaub  ber 
Verfolgung  feitenS  3uricu'§  unb  beffen  ©eftn« 
nungSgcnoffen.  3m  3. 1683  fab  er  fidd  genötbigt, 
©aumur,  »o  er  feine  ©tubicn  fortfejte,  ju  Der« 
laffen ;  bie  ^offnung  auf  eine  SlnfteÜung  mu|te 
er  als  ^^ajonifl"  obnebin  aufgeben.  9lun  be« 
gann  für  i^n  ein  flebeniöl^rigeS  SBanberleben, 

\0 


1S83 


^ap% 


im 


tDcId^eS  il^n  aDmälig  bei  fatl^olifd^en  Jtird^e  su- 
ful^rte.  3uerft  toeilte  er  ju  ^orbeaus  uttb  ging 
(1686)  md)  (Sttglanb,  too  er  md)  anglicanif^em 
3litu3  bie  SBeil^en  em))jing.  bann  naä^  ^oÜanb. 
3n  ber  ^opung,  Dom  flurfürpen  öon  SSronben- 
burg  eine  SnfteOung  gu  erlangen,  tarn  er  im  Saläre 
1687  nQ(^  S)eutfd^Ianb,  prebigte  einige  SRonate 
in  Hamburg  unb  ging  barauf  nad^  SBerlin.  S)ort 
fonb  er  3lnfang8  SeifaK  burd^  feine  ^rebigten; 
aDein  fein  alter  ®egner  Surieu  rul^te  nid^t,  bi§  er 
$apin  aud^  in  93erlin  unmöglich  gemad^t  l^atte. 
92ad^  einem  )tt)eiten  ^ufentl^alt  in  Hamburg  er« 
^ielt  ber  tiel  »erfolgte  enblid^  (1688)  eine  »e« 
rufung  als  $rebiger  nad^  S)an5ig,  mar  aber  aud^ 
l^ier  ben  Singriffen  Surieu'S  nid^t  entrüdtt.  9lid^t 
lange  nad^l^er  fül^rte  ^apin  ben  @d^ritt  ouS,  ben 
er  fd^on  ju  Sorbeau;  geplant  l^aben  foll.  Sr  trat 
erfl  fd^riftfid^  mit  Soffuet  in  SSerbinbung,  reiste 
bann  nad^  $ari8  unb  contertirte  mit  feiner  f^frau 
im  Januar  1690.  Surieu  lie^  felbftterftänblid^ 
biefe  ©elegenl^eit  nid^t  torübergel^en,  ol^ne  feinen 
alten  ©egner  aufS  9ieue  )u  t)erungnm))fen ;  bod^ 
blieb  $a))in  il^m  bie  redete  Slntmort  ni^t  fd^ulbig 
(La  tolerance  des  protestans  et  Tautorite  de 
TEglise,  Paris  1692;  neu  gebrudtt  unter  bem 
^itel  Les  deux  voyes  opposees  en  mati^re 
de  Beligion,  Texamen  particulier  et  Tauto- 
rit^,  Li^ge  [Amsterdam]  1713).  S)ie  legten 
Saläre  feines  fiebenS  blieb  ^apin  5U  $ariS,  mo 
er  1 709  ftarb.  6ine  üoflftänbige  Sammlung  feiner 
Sßerle,  bie  er  felbft  torbereitet  l^atte,  erfd^ien  burd^ 
feinen  Setter,  ben  Dratorianer  ^ajon,  ju  ^ariS 
1723  unter  bem  Xitel  Kecueil  des  Ouvrages 
composes  par  feu  M.  Papin  en  faveur  de  la 
Beligion,  3  tom.  3n  bie  proteftanttjd^e  ^eriobe 
$a))inS  gel^bren  bie  Essais  de  Theologie  sur 
la  providence  et  sur  la  gr&ce  etc.,  Francf. 
(Rotterd.)  1687 ;  bie  ©d^riften  auS  feiner  fat^o- 
lifd^en  3«it  mürben  ton  Soffuet  unb  bem  Sifd^of 
Saumartin  üon  SloiS  fel^r  gelobt  unb  empfol^len. 
Slu^er  ben  genannten  m5ge  nod^  ermöl^nt  merbcn 
Haereticorum  causa  juris  methodo  cognita 
et  judicata  (f.  Niceron,  Mem.  X,  111).  (93gl. 
[Sfelin  J  ^iftorifd^eS  Sej.  s.  v. ;  Feller,  Dict.  bist, 
s.v.;  SRäfe,  eonoertiten  VIII ,  413  ff.;  Nouv. 
Biogr.  gön.  XXXIX,  166  s. ;  Hurter,  Nomencl. 
Ht.  n,  Oeniponte  1 893,  720  sqq.)  [31.  gffer.] 
^apfl  (papa,  lüamcac,  Später)  l^ei^t  je^t  auS- 
f  d^lie^lid^  ber  SBif  d^of  ton  SRom  als  fid^tbareS  Ober« 
l^aupt  ber  ganzen  Jhrd^e  unb  Statthalter  S^rifti 
auf  Srben.  Urfpränglid^  mar  ber  9lame  papa 
nid^t  nur  oHgemeiner  3lamz  für  bie  93if d^öfe  (Cas- 
sian.  Inst.  Praef .  n.  2),  f  onbem  mürbe  mand^mal, 
menigftenS  in  ber  morgenlönbifd^en  jlird^e,  aud^ 
niebem  Slerifem  beigelegt.  Sie  IBefd^ränlung  beS 
Stiels  auf  ben  93if  d^of  ton  9iom  begann  im  5.  äal^r« 
l^unbert,  feit  bem  8.  Sal^rl^unbert  legten  bie  S(Jä})fte 
felbft  fid^  ben  !Wamen  Papa  bei.  ?Knbere  Titula- 
turen finb  Summus  pontifex,  pontifex  maxi- 
mus,  Ticarius  Dei,  vicarius  Christi.  Unter 
ben  Slnreben  ift  bie  l^öuffgfte  Sanctitas  yestra 


(tua)  ober  Sanetissime  pater,  feltener  unb  (cnie 
au^er  ®  ebraud^ :  maiestas,  maiestas  apostoliea, 
excellentia,  magnitado,  celsitudo,  beatitado. 
an  l^ol^em  ®rabe  d(^ara!teriftif d^  ift  bie  Smernuaig 
Servus  seirorom  Dei,  bie  fid^  bie  $öpfk  jett 
®regor  b.  ®r.  in  ben  fidlen  bei}ulegen  ppeges 
(S.  Greg.  M.  Vita  auct  loanne  Diacono  2, 1, 
bei  Migne ,  PP.  lat.  LXXV,  87 ;  ögL  Epist 
5, 48 ;  7, 27).  —  9leben  feiner  ©tellung  oßCfa^ 
l^aupt  ber  Jtird^e  ift  ber  iebeSmalige  $ot»fl)nglci4 
93if  d^of  ber  @tabt  IRom  unb  bcren  Umgebung  in 
Umfreife  ton  40  SRiglien,  femer  Sqbifc^of  ba  ; 
rbmif d^en  ftird^euprotin),  f ohne  ^rimaS  mm  3ta- 
lien  unb  ben  anliegenben  Sttfeln,  eubfu^  ber  ein-  { 
}ige  ^atriard^  beS  9lbenblanbeS.  $oUtifd(  ifl  er  i 
@outerän  beS  IKrd^enfiaateS  (f.  b.  9ri).  Wkf  '. 
red^tlid^  ifl  er  ber  erfle  @ouberön  unter  ben  ^nP* 
lid^en  SMten,  unb  feine  ©efanbten,  Segaten  inb 
9{untien  bel^aupten  aud^  ^ute  nod^  onaDenbf^ 
lifd^en  ^öfen  ben  erften  Siang  unter  ben  }^T\S^ 
®efd^äf  tsfüldrem  ber  terf  d^iebenen  StegierungoL— 
S)ie  bem  ^apfle  als  f olc^em  guftel^nben  9xi/bt 
pflegt  man  unter  ber  Se^eid^nung  «.^[himaf  |If 
fammenjufaffen  unb  nöl^erl^in  als  primatuB  ho- 
noris unb  primatus  jurisdictionis  )tt  d^ioBe* 
riftren.  S)er  le^tere  SuSbrudt  bejeidf^netbieeigoit' 
lid^e  ategierungSgemalt  beS  Stattl^IteiS  (!$# 
über  bie  gefammte  Ihrd^e,  ber  erflere  gemi{{e,  i^ 
auf  ®runb  biefer  feiner  Stellung  gubmunenbe 
ißorred^te.  Snbem  für  bie  naiveren  ^uSful^nnigeii, 
mie  ft^  biefe  3ttä^k  im  eingelnen  fird^enretP^ 
geftalten,  auf  ben  Srtifel  „^matialred^  beS 
^aijfteS"  termiefcn  mirb,  foEen  l^ier  SDBefen  unb 
göttUd^e  ßinfe^ung  beS  ^rimateS  nur  tom  bog- 
matifd^en  @tanbpun!t  erörtert  unb  baran  eine 
Ueberfid^t  über  bie  ^auptgegner  beS  ^rimateSon- 
gef  d^loffen  merben.  A.  SQBefen, Umfang  unb 
3ioed(  ber  pöpftlid^en  $rimatiatgeu)alt 
S)ie  fat]^olif(|e  ©laubenSlel^re  über  ben  ^rimot 
ift  auf  bem  taticanifd^en  Sondl  burd^  bie  Consi 
Pastor  aetemus  c.  8  auSgefprod^n.  Kalbest 
eS  bie  2)efinitton  ber  i)fumenifd^en  @9nobe  tm 
gflorenj  mieberl^olt  unb  fanctionirt  l^at^  eiil&tb(ä 
allgemeine  Soncil  meiter:  „SQBir  leieren  unb  e^ 
flören  bemnad^ ,  bag  fraft  ber  Snorbnung  beS 
§erm  bie  römifd^e  ^rd^e  über  alle  übrigen  ben 
$rimat  ber  orbentlid^en  ®emalt  beft|t,  unb  ba| 
biefe  mal^rbaft  bifd^öflid^e  ^uriSbictionSgeuxiltbeä 
römifd^en  ^opfteS  eine  unmittelbare  ifi,  g^ 
meldte  bie  |)irten  unb  ©löubigen  jeglid^en  XiüiS 
unb  jeglid^en  SlangeS,  fomol^l  j[eber  inSbefonbere 
als  alle  inSgefammt  )ur  bierard^ifd^en  Unteroib« 
nung  unb  jum  maleren  ®eborfam  dertiflid^tet  finb 
nid^t  blo^  in  ben  auf  ben  (Glauben  unb  bie  Sitten 
be^üglid^en  S)ingen,  fonbem  aud^  in  benen,  ux^e 
bie  2)iSci))lin  unb  Siegierung  ber  über  ben  gonjen 
SrbfreiS  terbreiteten  ^ird^e  betreffen;  fo  bo^  bin:^ 
bie  IBemal^rung  ber  Sinl^eit  fomol^I  ber  @emeis> 
fd^aft  als  beS  ndmlid^en  @laubenSbefenntmp 
mit  bem  römifd^en  ^apfte,  bie  fiird^e  (S^rifK  Cine 
^erbe  unter  @inem  oberßen  ^irten  ijt  2)ie| 


885 


^ap^ 


1386 


P  bie  2c^  bet  MfoTi\^  SBal^rl^eti,  k)on  toel- 
^  ttieinonb  im6e{(^bet  feines  ©lauienS  unb 
rincS  ^e8  abtoeid^en  fonn/  2)em  c.  8  tft  ein 
Unum  brigeffigt,  in  totld^em  brei  93e]^Qu))tungen 
cnfurirt  toerben:  erflenS,  ber  ^p[t  l^obe  nur 
KiS  Vmt  bei  9ufjid^t  ober  Seitung  (officium  in- 
ipeciioms  yd  cbreotioniB),  nid^t  aber  bie  t)oIIe 
mb  4ö4fte  äucidbicKonSgettmlt  aber  bie  gefammte 
Hrd^;  }toeiten8,  berfelbe  l^be  nur  ben  k)or5äg- 
id^ern  Üntl^,  nid^t  aber  bie  ganje  güUe  biefer 
jöd^fien  QktoaÜ,  unb  brittenS,  biefe  (Semolt 
ei  nid^t  eine  orbenüid^e  unb  unmittelbare  aber 
rie  (Scfommtfird^e  toit  aber  bie  einzelnen  9Rit« 
jliebec  berfelben. 

92ad^  bem  baticonifd^  ©loubenSbecret  i{l  bem» 
Rad^  bie  ))ö))ftlid^e  @mali  über  bie  ftird^e  eine 
bif d^öflid^e  &milt,  nid^t  mit  «uSfd^Iui  fon- 
bm  mit  Unterorbnung  ber  orbentUd^en  Singel- 
Wirten,  bie  gfeid^f aUS  Dom  l^eiligen  ®  eifie  gefegt  ftnb, 
qB  9)ad&f olger  ber  Spoftel  ie  eine  ^erbe  }u  meiben 
mb  iu  regieren.  3{l  aber  bie  pdpftlid^e  (Semalt  eine 
Kfctjöflid^e,  fo  folgt  mit  9lot^menbigfeit  1.  bag 
|ic  eine  orbentlid^e  (ordinaria),  b.  1^.  bag  fie 
eine  mit  bem  9(mte  unb  fraf t  bed  9mted  Derlie^ene 
ectDott  i^,  unb  ba^  il^re  Setl^ötigung  nid^t  erft 
bnr^auBergemb^Iic^elBerl^ältniffe,  S^itumftönbe, 
Sorfommniffe^  $erfonen  :c.  bebingt  ift  (Grande- 
rath,  Constit^iaones  dogmaticae  ss.  oecumen. 
Conc.  Yatia,  Frib.  Brisg.  1892, 221) ;  2.  bag  fie 
eine  unmittelbare  (immediata)  ift,  b.l^.  eine 
Setoalt  bie  fid^  o^e  Sermittelung  ber  l^ierard^i- 
UjOi  9RitteIgIieber,  ja  aud^  mit  Umgel^ung  ber» 
feCbeii  oDen  (gläubigen,  ben  l^dc^ften  mie  ben 
iriebrigften,  gegenüber  betl^ätigen  fann  (Grande- 
rath  222,  aim.  2);  8.  ba|  bemnad^  alle  (gläu- 
bigen unb  alle  ^irten  ieglid^en  Siitud  unb  jeg- 
li^  Xanged,  ieber  einjelne  mie  aUe  gufammen. 
ben  Sefe^Ien  unb  Snorbnungen  be§  $apfteS  ftd^ 
mit  mo^rem  (Sel^orfam  }u  untermerfen  oerpflid^tet 
{inb,  mtb  jUKir  4.  in  allen  S)ingen,  meldte  überl^aupt 
Segenftonb  ürd^Hd^er  (Sefe^gebung  merben  !5nnen. 
—  9u8  bem  9Befen  ber  oberften  3uri§bictiDn§- 
geumlt  folgt  bereu  DoUftönbige  Unabl^öngigfeit 
iNm  ieglid^er  anbem  ©emalt.  9tiemanb  barf  alfo 
Ue  Suöfibung  berfelben  l^inbem  ober  ben  SBerlel^r 
beS  oberften  ^irten  mit  ber  ^erbe  lammen  ober 
beffen  IBerorbnungen  einer  Segutad^tung  unter« 
toerfen.  3)arum  oerurtl^eilt  baS  l^eilige  (Soncil 
(o.  3)  bie  Seigren  berj[enigen,  meldte  bel^aupten,  ed 
Ctoie  biefer  Serfel^r  bed  Ober]^au))ted  mit  ben 
^en  mtb  gerben  erlaubter  SBeife  oerl^inbert 
Mrben,  ober  meldte  benfelben  oon  ber  meltltd^en 
ßeuxilt  ab^gig  mad^en,  fo  bag  fte  oorgeben,  bie 
Mmi  Qpoftolif^en  Stul^I  ober  Iraft  feiner  9lucto* 
cttSt  erloffenen  99eftimmungen  gur  Stegierung  ber 
Bitd^  l^ten  feine  Araft  unb  (Sälügfeit,  menn 
fie  id^t  burd^  baS  $Iacet  (f.  b.  3lrt.)  ber  melt- 
Siä)fn  (BettMiIt  befiötigt  mürben. 

3m  ungemeinen  ift  bamit  ba§  Sßefen  be§  3uri§- 
MdionfilnrimateS  flargelegt.  S)er  $apft  beft^t  bie 
Ifile  ber  bifd^öflid^n  @emalt  über  bie  gefammte 


ftird^e  (S^rifii;  er  ift  ber  l^bd^fie  ^irt  ber  ^erbe 
(S^rifti,  aber  nid(|t  ber  einzige.  9lud^  bie  übrigen 
93ifd^öfe  finb,  mie  auf  bem  SSaticanum  oft  unb 
flar  l^erDorgel^oben  mürbe,  malere  ^irten  beSjenigen 
3:i^ei(ed  ber  ^erbe  (S^rifti,  meld^er  il^nen  burd^  ben 
oberften  ^irten  gugemiejen  mirb.  9ud^  ber  £pi« 
fcopat  ift  gdttlid^er  ßinfegung;  benn  nad^  bem 
^ofiel  (^g.  20,  28)  ift  ber  Sifd^of  Dom  l^ei- 
ligen  (Seifte  gefegt,  bie  flird^e  (SotteS  }u  regieren. 
2)er  Sifd^of  ift  nid^t  ber  SSicar,  ^Delegat  ober  @tea« 
Vertreter  beS  $apfte§;  er  regiert  unb  meibet  bie 
i^m  auDertraute  perbe  in  feinem  eigenen  9tamen 
unb  fraft  ber  SSoumad^t,  bie  gdttlid^  i{l  in  il^rem 
Urfprung  mieini^rerSSerpfiid^tung,  unb  bie  fort» 
bauert,  aud^  menn  ber  änl^aber  beS  apoftolifd^en 
Stuhle«  fttrbt  (ogl.  aud^  b.  «rt.  ^apalf^ftem).  — 
3m  Singeinen  ift  in  ber  SüOe  ber  (Semalt,  meldte 
bem  ^apfte  gugefd^rieben  mirb,  entl^alten:  1.  bie 
oberfte  gefe^gebenbe  ®emalt.  SDer^apft 
allein  fann  für  bie  ©efammtfird^e  allgemein  oer- 
pfiid^tenbe  (Sefe^e  erlaffen  unb  Seftimmungen  beS 
jus  commune  abönbem  ober  baoon  esimiren, 
fomeit  baS  jus  divinum  nid^t  in  gfrage  fommt. 
—  2.  SSermanbt  mit  ber  oberften,  gefejgebenben 
©emalt  ift  bie  ^dd^fte  Se^rgemalt  be§ 
Rupfte 8,  meldte  t^atföd^Iid^  mit  bem  (Sl^aridma 
ber  Ünfel^Ibarfeit  (f.  b.  ^rt.)  bei  ben  feicrlid^eu 
Sntfd^eibungen  über  (Slauben  unb  Sitten  oer> 
bunben  ift.  —  ®er  $aj)ft  ijl  femer  3.  ber 
oberjte  Siid^ter  ber  ©laubigen  (Conc. 
yatic.  1.  c.  c.  3 :  Et  quoniam).  3n  ieber  Stec^tS« 
frage,  bereu  Sntfd^etbung  bem  fird^Iid^en  ©erid^te 
guftel^t,  bleibt  alfo  bie  ^Berufung  an  ben  ^ßapft  offen. 
^InbererfeitS  bürfen  bie  Sntfd^eibungen  biejed  böd^- 
ften  Tribunals  Don  niemanbem  einer  SieDifton  unter« 
gogen,  iu)d^  barf  gegen  biefelben  an  irgenb  einen 
anbem  ©erid^t^b^f  Berufung  eingelegt  merben. 
„®aber  inen  biejenigen  oom  red^tm  $fabc  ber 
äBabrbeit  ah,  meldte  bebaupten,  man  bürfe  k)on 
ben  Sntfd^eibungen  ber  römifc^en  ^öpfte  an  ein 
dfumenijd^eS  (Soncil  al§  eine  über  bem  ^apft 
ftebenbe  ^uctoritöt  appeUiren.''  S§  liegt  femer 
in  ber  93efugni|  beS  oberftm  ätid^terS,  gu  entf d^ei« 
ben,  meldte  Sted^tSföUe  er  fid^  felbft  gur  (Sntfc^ei- 
bung  fd^on  in  erfter  3nftang  referöiren  miß.  — 
4.  (Snblic^  ftebt  bem  ^apfte  bie  bdd^fte  fird^- 
lid^e  SSermaltung  fomie  bie  ^uffid^t  unb 
Seitung  ber  untergeorbneten  Organe  ber  fird^Iid^m 
^ierard^ie  gu. 

Ueber  ben  S'^^td  unb  bie  Sebeutung  bed  $ri« 
mated  ft^rid^t  ftd^  ba§  Prooemium  ber  Const. 
Pastor  aetemus  folgenberma^en  au8:  „^x 
emige  ^irt  unb  Sifc^of  unferer  Seelen  fyii,  um 
bem  beilbringenben  SQSerfe  ber  Sriöfung  unoer« 
gänglid^e  2)auer  gu  ftd^em,  bie  beilige  ff ird^e  auf« 
gubauen  befd^Iof|en,  in  meld^er  al§  im  ^aufe  bed 
lebenbigen  (Sotted  aUe  (Slöubigen  burd^  ba§  93anb 
€ine§  Glaubend  unb  Siner  Siebe  mit  einanber 
Derbunben  fein  foUtm.  SDamm  bot  er  k)or  feiner 
SSerflömng  ben  SSater  nid^t  bIo|  für  feine  Slpoftel, 
fonbem  aud^  für  biejenigm  gebeten,  meldte  burd^ 


1887 


^apfL 


bie  ^rebtgt  ber  9(|)ofieI  an  il^n  glauben  mürben, 
ba^  fte  alle  Sind  feien,  mie  ber  @o]^n  felbft  unb 
ber  iBater  SinS  finb.  aSßte  er  alfo  bie  ^ofiel, 
meldte  er  fi^  Don  ber  SSelt  auSenuäbU  l^atte,  ge- 
janbt  l^at  jleid^mie  er  felBjt  Dom  SSater  gefnnbt 
toar,  |o  moUte  er  auä^,  ba|  in  feiner  ftird^e  f)irten 
unb  Seigrer  feien  bis  an  baS  (Snbe  ber  3^ten. 
9uf  ba|  aber  ber  Spifcopat  felbft  Sind  unb  un« 
getl^eilt  fei  unb  bur^  ben  gegenfeitigen  Skrbanb 
ber  $riefier  gugleid^  bie  gefammte  Stenge  ber 
@löt^igen  in  ber  (Sinl^eit  be§  ®Iauben§  unb  ber 
@emeinf d^aft  bemal^rt  n)erbe,  f^ai  er  ben  1^1.  $etru8 
ben  übrigen  Slpofteln  Dorgefe^t  unb  in  il^m  bad 
befiänbige  ^rincip  unb  ftc^tbare  ^^^unbament  iener 
boppelten  (Sinl^eit  geftiftet  bamit  auf  beffen  @törle 
ber  emige  Tempel  erbaut  totxht,  unb  ber  erl^abene 
99au  ber  ftird^e,  ber  bis  an  ben  ^immel  ragen  foU, 
auf  biefeS  ©laubenS  fjeftigfeit  emporfteige." 

B.  SDer  99ett)ei8  f  ür  bie  göttlid^e  ein- 
fe|ung  beS^apfttl^umeS  inber  jHrd^eumfalt 
bie  beiben  @ä^e,  ba^  ^etrud  ben  ^rimat  Don  Sl^ri- 
ftu8  erl^alten  ^at,  unb  ba|  biefer  Primat  in  ben 
r5mifd^en  99ifd^öfen  forttebt.  I.  9ett)ei8  beS 
^rimateS  ^etri  au8  ber  l^eiligen  @d^rift. 
änbem  für  bie  ^al^llofen  ßingelfragen,  bie  l^ier  in 
99etrad^t  fommen,  auf  bie  reid^e  e^egetifd^e,  bog* 
matifd^e,  l^iftorifd^e  unb  canoniftifd^e  Siteratur 
Denoiefen  tt)irb,  über  tt)eld^e  iebeS  größere  tl^eo- 
logifd^e  ^anbbud^  )u  orientiren  Dermag,  foUen  ^ier 
nur  folgenbe  ^aupttl^efen  erörtert  werben.  1.  SDem 
1^1.  betrug  tt)urbe  ber  l^öd^fte  äurigbictionSprimat  in 
ber  ffird^e  Der]^ei|en  (f.  ÜKattl^.  16, 13-19). 
92ad^  bem  l^enlid^en  @Iauben§be!enntnig  be§ 
1^1.  ^etruS:  ^®u  bift  (SbriftuS,  ber  ©obn  be§ 
lebenbigen  ©otteS"  (S3.  16),  üer^eifet  g^riftuS 
feinerfeitS  bem  1^1.  ^etruS  bie  Ifterrli^ften  SBor» 
redete  in  bem  fünftigen  mefftantfd^en  SReid^e  (Sicut 
Pater  nieus  tibi  nianifestavit  divinitatem 
meam,  ita  et  ego  tibi  notam  facio  excellen- 
tiam  tuam ;  S.  Leo,  Serm.  4,  2  [Migne,  PP. 
lat.  LIV,  150]) :  ,,©elig  bift  bu,  ©ol^n  beS  3ona8, 
benn  gfleifd^  unb  IBIut  l^at  bir  bie^  nid^t  geoffen- 
bart, fonbem  mein  SSater,  ber  im  f)immel  ift 
(95. 17).  Unb  id^  fage  bir:  SDu  bift  ^etruS  (ber 
3fel§),  unb  auf  biefen  Seifen  »iB  ic^  meine  ftird^e 
bauen,  unb  bie  Pforten  ber^öUe  merben  fie  nid^t 
überwältigen"  (95. 18).  3n  biefem  erften  I^eile 
ber  95er^ci^ung  erfc^eint  $etru3  aU  ba§ 
Qfelfenfunbament  berftird^e.  S)ie|  jeigt 
fd^on  ber  Jlame  tj-3,  «fi/s,  g-elS,  meld^er  ©imon 
fd^on  frül^cr  (Sol^.  1,  42)  öerl^eifeen  mar  unb  il^m 
nun  beigelegt  mürbe.  SDie  93ebeutung  ber  99ei- 
legung  gerabe  biefeg  9lamen§  mirb  Derftonblid^, 
menn  man  bead^tet,  bog  ®ott  felbft  im  (^ebr.)  SIten 
Xeftament  mieberl^olt  ^relS  genannt  mirb  (S)eut. 
32,  15  „gelS  beS  §"^^8";  32,  18  „ber  gelS". 
2  ©am.  23.  3  „ber  Q-elS  38racl8" ;  ebenfo  3f. 
30,  29.  ^Jf.  18,  3.  47;  19,  15;  28,  1  „mein 
gelS";  Dgl.  3f.  17,  10.  $f.  31,  3;  73,  26; 
89,  27.  2  ©am.  22,  47  u.  f.  m.).  gS  mar  alfo 
eine  gans  gemöl^nlid^e  95orftenung,  ftd^  ®ott  ald  I 


ba9  unerfd^fitterlid^  unb  rnmerfinberUd^  %ml^ 
ment  ber  ffird^e  befi  SIten  93unbed  jn  b^ 
9Benn  nun  ber  ÜReffmd  feinem  Spoflel  gleid^  U 
ber  ©rünbung  feiner  St\xi^  einen  Stonten  brilqt 
ber  bem  ^erm  im  Slten  99unbe  gemiffecma^ 
)u  eigen  mar,  meldte  ©teOung  mirb  batm  $dnl 
in  bem  neuen,  meffianifd^en  Sleid^  dn{mid^ 
berufen  fein?  g^riflud  erHört  übrigens  fdbfl  Mc 
9lamenSänberung.  9tuf  biefen  gfelS,  b.  4.  auf  Si* 
mon  $etruS,  miQ  er  feine  ffird^e  bauen.  Sie  äöerai 
Apologeten  mußten  ben  92euereni  beS  16. 2h4t^ 
I^unbert9  gegenüber  nad^meifen,  ba|  ^ber  gdi' 
im  jmeiten  ^l^eile  Don  95.  18  ibentifd^  fei  mH 
„tS^l^**  im  erften  ©a^gliebe.  ^eute  ifi  bie|  n* 
nötl^ig,  ba  bie  ©a^e  }u  üor  liegt,  ald  ba|  nne 
Dorurt^eiföfreie  ^^t]t  baran  ^meifeln  fönnte  (ogL 
£).  $fleiberer,  S)a8  Urd^rißent^mn,  99erlin  1887, 
541  u.  518 ;  99r.  93auer,  ftriti!  ber  ebongeTifi^ 
©efd^.in,  99raunf(^meig  1842,  6 ff.;  SQolpm 
in  ber  3eitf(^r.  für  miffenfd^ftL  Xl^eologie  1878^ 
115).  gbenfomenig  auffaUenb  iftbcrSiidM 
IxxXTjd^a,  meldten  fd^on  bie  LXX  fel^r  l^äufig  p 
brauchen,  um  baS  l^braifd^  hnp^  mieiHErjs^ 
unb  ba^  95oIf  3§rael,  meld^efi  fld^  aut  99^^ 
feiner  tJfefte  Derf ammelt  l^atte,  }u  b^eid^nen  (%«. 
16,  3;  20,  4.  ®eut.  23,  2  ff .  1  gJar.28,8. 
anid^.  2,  5.  m,  13, 1).  ma^  im  9tten  9aA 
lxxX7](Tra  KupCou  ober  6eou  ^ie^,  nennt  C^ri^ 
„feine  «ird^e''  (djv  IxxXTjoCav  (loo).  S)a8  SM 
38rael  l^ieg  aber  nid^t  nur  bie  SBerfammlmtg  9e- 
]^oDa%  fonbem  aud^  bad  „C^auS  Sel^oDa'd'  (%nL 
12,  7.  3er.  12,  7.  Df.  8,  1 ;  9,  8.  15),  mb 
fo  ergibt  fid^  bie  IDletapl^er  beS  grbauenfi  siemli^ 
natürlid^  (1  gor.  3,  9.  @al.  2,  9.  gp^  2, 20. 
1  Xim.  3, 15.  ^ebr.  3,  6.  1  «ßetr.  2,  5).  I^ot« 
föd^Ud^  ftnb  }mei  95orfteIIungen  in  einanber  ge> 
floffen.  Aber  ber  ©inn  ber  bilblid^en  SuSbmdS- 
meife  ift  einfad^  unb  Aar :  gl^riftuS  ifi  ber  Sob- 
meifter,  fein  mefftanifd^eS  Steid^  ein  ©eböube,  tp 
richtet  auf  einem  t^elfengrunb,  mlä^x  ber  Wf^ 
^Petrus  ift.  SDtefeS  gunbament  ift  fep,  unbetueg- 
lid^,  unerfd^ütterlid^,  unDerönberlid^,  ba  g^rijM, 
bie  emtge  äBei^b^t,  ftd^er  nid^t  meniger  meife  iß 
als  ber  „meife  SJiann,  ber  fein  ^au8  auf  Sfelfes' 
grunb  gebaut  l^at"  (SKattlft.  7,  24).  3lai^  ber 
ange5ogenen  ^arabel  aber  Derleil^t  ber  gfetfengnab 
bem  über  ibm  errid^teten  ©eböube  t$eftigfett 
S)auer  unbginl^eit.  iffiaS  Dom  gfunbamcit 
nid^t  getragen  mirb,  gehört  nid^t  ^um  @eböubc, 
alfo  aud^  nid^t  ^ur  lxxXY)(T{a  6eou.  S)ie  taL 
Beoü  ift  nun  nid^t  ein  materielle^  ©ebdube,  fo» 
bem  eine  95ereinigung  Don  aJlenfd^en«  SSßoS  ober 
einer  berartigen  Sereinigung  S)auer  imb  gin^ 
Derleil^t,  ma§  fie  gu  einer  mirflic^n  ®efdlf(^ 
mad^t,  ift  bie  Sluctoritöt  ober  bie  95oIImad^t  i» 
regieren  unb  auctoritatiD  )u  bem  3^^!^  P  leitOr 
beffentmegen  bie  ©efeUfd^aft  felbft  inS  Seben  ge- 
treten ift.  SDie  91  u  c  1 0  r  i  t  &  t  ift  f omit  baS  imuce 
93anb,  meld^eg  bie  eingelnen  ©lieber  }ufonnneii^ 
l^ölt,  bie  ©eele,  bie  ben  moralifc^  Organidmul 
belebt  unb  birigirt.  gin  ©lieb,  boS  fid^  ber  «ncto- 


L889 


^ap% 


1390 


ritfit  eit^iel^t,  gel^ört  nid^t  mel^r  }ur  ©efeSfd^ft 
S)a  Qlf 0  iitjiV^  bie  (Sefammtürd^e  auf  ^etruS 
|lent,  giM  er  il^m  gerabe  boburd^  bie  l^öd^fte  ®e« 
awlt  aber  fnne  ftird^e.  3)iefe  ]^ö(^fte  @eaa(t  mu| 
ibct  bctartig  fein,  ba^  tat  ^irflid^feit  für  bie 
Sc|KgIett,  i&mer  unb  Sinl^eit  im  meffumifd^en 
Nct^e  iminet  gefotgt  \^,  fo  lange  ba8[elbe  be« 
ßel^^cn  tDirb.  9Rit  anbeten  SBorten :  S)ie  mrd^e  j^at 
in  ber  Setl^ei^ung  an  $etmS  aud^  bafi  feierlid^ 
SBerfinrei^  (Sffci%  er  toerbe  bafür  forgen,  ba^ 
in  $etru(l  immer  für  bie  ffird^e  ein  gunbament 
befie^^  toeld^efi  fortbauemb  feinen  Sinfiu^  ber 
gfefUgung  mü)  Sinigung  ausübt  —  SDen  äBorten 
Cl^rißi  toerben  alfo  biejenigen  nid^t  geredet,  m\d^ 
in  benfelben  nur  eine  9rt  Sl^rem^onang  erblidCen. 
S)ci  S^renoorrong  begrünbet  feine  ^uctorüöt. 
Osm^]^  nnl^altbar  ift  femer  bie  9n{id^t  $etru§ 
iDcrbe  bcfi]^  ^unboment  genannt,  tt)eü  er  als 
bei  Srfie  ben  3uben  (^g.  2, 14)  unb  bamt  ben 
Reiben  (Sfg.  10;  k)gL  15,  7)  baS  SDangelium 
becffinbigt  l^be.  (S^riftuS  ift  als  SBaul^err  ber 
ihn^  auf geful^rt,  nid^t  $etruS.  Unb  loenn  anbere 
toicbentm  ben  (Stauben  $etri  als  baS  gfunba- 
mcnt  ber  ffird^e  betrad^ten,  fo  l^aben  aud^  ^e  ntd^t 
bk  gonge  99ebeuhmg  ber  SBorte  beS  Stifters  ber 
iKrd^e  erfaßt :  „^n  bift  ber  gfelS,  unb  auf  biefen 
Seifen,  b.  1^.  auf  bid^,  tt)iO  id^  meine  ftird^e  bauen/ 
Sie  $erfon  beS  SpoftelS  i{l  aljo  baS  ^funbament; 
fie  ift  aber  gfunbament  burd^  bie  Suctoritöt  unb 
^crrfd^ergemalt;  bie  ^errfd^ergematt  ^inmieberum 
»irb  $etru8  üerl^ei^en,  meld^er  eben  fein  @Iau« 
benSbefenntnil  an  bie  ©ottl^eit  Sl^rifti  abgelegt 
IM-  S)e|I^Ib  fann  unb  mug  man  fagen :  92i($t 
$etni8  an  fid^  unb  nod^  tt)entger  ber  ©laube  $etri 
on  fid^  ift  baS  f^unbament  ber  jKrd^e,  {onbem  ber 
ben  nml^ren  @lauben  flar  unb  furd^tloS  Derfün- 
benbe  ^truS  (Palmieri,  De  Romano  Pontifice, 
Bomae  1877,  252).  2)urd^  biefe  erflörung  nnrb 
man  ber  Seigre  jener  Söter  geredet,  tt)eld^e  mit- 
unter ben  ®Iauben  beS  1^1.  $etruS  als  baS  ^unba« 
ment  ber  ftird^e  l^inftellen  (Dgl.  P.  Ballerini,  De 
▼i  et  ratione  primatos  Born.  Pontif.  c.  12 ;  Pal- 
mieri  246  sq.).  S)a|  eS  femer  nid^t  angelet,  unter 
bem  9<Ifmfunbamente  Sl^riftuS  gu  berftel^im  (tro^ 
lereingelter  patriftifd^m  ©teilen),  ift  f d^on  oft  nad^« 
)(nnefen  tt)orben  (ogl.  Enabenbauer,  Comment. 
ja  Matih.  11,  Par.  1892,  53 ;  Bellarminus,  De 
Etomano  Pontifice  1,  10 — 18;  Suarez,  De- 
fensio  fidei  3,  10 — 12 ;  Nat.  Alex.  Eist.  eccL 
jd.  Bing.  IV,  219  sq.;  P.  Ballerini  1.  c; 
Passaglia,  Commentarius  de  praerogativis 
b.  Petri  2,  3—10.  14  [ed.  Ratisbon.  1850]; 
ächrader.  De  unitate  romana,  Frib.  Brisg. 
1862,  140  sqq.;  Palmieri  L  c.  225—278).  — 
3n  bem  gmeitm  ^l^eile  ber  ißerl^ei^ung  (93. 19) 
niixb  baS  SBUb  t)on  ber  ftird^e  als  einem  ®eböube 
^»eifenod^feftgel^alten.  SS  iftbonbered^Iüffel- 
gcUNitt  im  SReid^e  ber  ^immel  bie  Siebe:  „^ä) 
iDcrbe  bir  bie  €d^lüffel  beS  Himmelreiches  geben 

(dc&oo  ooiT&c  xXeiBac  trjc  ßa9tXe(ac  tcuv  oOpavoiv), 

mb  tooS  immer  bu  binben  nnrjl  auf  Srben,  foD 


gebunben  fein  im  ^immel,  unb  n)aS  immer  bu 
15fm  tt)irfl  auf  Srben,  foO  aud^  gelöst  fein  im 
^immel."  Semanbem  bie  ©d^Iüff el  eines  ^aufeS, 
einer  @tabt  äbergeben,  ]^ei|t  fc^on  nad^  bem  ge« 
möl^nlid^m  @prad|gebraud^,  mei^r  nod^  nad^  ber 
SuSbmdtSmeife  ber  (eiligm  @d(|rift,  il^n  }um  SBer- 
malter  b$  ^aufeS  unb  feiner  @d^ge,  )um  germ 
ober  menigftenS  gum  @tattl^alter  in  einer  @tabt 
ober  ^rooiu)  einfe|en,  l^ier  il^n  }um  fiellDertreten- 
bm  ^errfd^er  ber  ßaotXeta  tcuv  oöpavu>v  mad^en. 
Sem  1^1.  ^tmS  mirb  alfo  eine  malere  ^errfd^aft^ 
eine  malere  @malt  im  @otteSreid^e  auf  Srben 
oerlie^en,  unb  gmar  bie  1^5d^fte  (Settxilt  unb  Slucto- 
ritöt  nad^  ß^rifhiS,  beffm  @telb>ertreter  er  ift. 
2)a^  bie  Uebertragung  ber  Sd^lüffelgemalt  bie^ 
unb  nid^tS  SlnbereS  befagt,  ergibt  fid^  llar  gmug 
aus  bem  Sprad^gebraud^  ber  l^eiligm  @d^rift  unb 
bem  Sufammenl^ng ;  benn  bei  3f .  22,  22  ]^ei|t 
es :  ,,3d^  min  bie  @(^Iä{f  el  beS  ^ufeS  2)aoib  feinen 
@d^ultem  auDertrauen :  er  tt)irb  öffnm  unb  nie« 
manb  fann  f daliegen,  unb  er  tt)irb  fd^lie^m  unb  nie» 
manb  fann  öffnm"  (»gl.  baju  J.  Enabenbaner, 
Comment.  in  Is.  I,  Paris.  1887,  433).  %od^ 
flarer  fpri^t  bie  ©e^eime  Dffenbamng  (3, 7)  öon 
(S^rijluS:  ^3)er  ^tilxqt  unb  SBa^r^aftige,  ber 
ben  @d^Iüff el  S)at)ibS  l^at :  er  öpet  unb  niemanb 
fd^Iie^;  er  fd^Ke^t  unb  niemanb  öffnet."  (^riftuS 
alfo,  ber  bie  @d&lüf|el  beS  ^aufeS  S)abib  l^t  unb 
öffnet  unb  fd^Iie|t  nad^  feinem  eigenm,  freim  (Sr- 
meffm,  g^ftuS,  ber  l^öd^pe  §err  in  feiner  ftirc^, 
t)erfprid^tfeinem9))0fieIbie@$IüffeIfeineS9teid^eS. 
(Sx  mad^t  i^n  fomit  }u  feinem  @tattl^Uer  unb  be« 
fleibet  il^n  mit  feiner  etgmm  ©ewalt  gerabe  fo 
mie  er  il^n  aud^  gum  gfunbammt  feiner  ftird^e 
mad^t,  obgleid^  er  felbft  baS  unftd^tbare  unb  bor« 
gügU#e  gunbammt  feiner  ftird^e  ift  unb  bleibt 
^uS  beiben  93ergleid^m  erl^eUt  unjmeibeutig  bie 
©tettung  beS  l&I.  $etmS  in  ber  fünftigm  Ihrd^e 
gl^riftt:  er  mirb  fein  ber  ©teaocrtreter  ß^rifti 
3ft  in  bem  SSorangel^mbm  bie  l^öd^fte,  fteüoertre- 
tmbe  ®ett)alt  in  ber  ftird^e  bem  1^1  $etmS  im 
allgemeinen  oerl^ei^en,  fo  toirb  meiter^in  bieSinbe- 
unb  Söfegetoalt,  b.  ^.  bie  l^öd^fte  gefe^gebenbe  unb 
rid^terlid^e  ©emalt  in  ber  ftird^e,  bemfelbm  «poflel 
Derliel^  S)a|  eS  fid^  um  bie  gfüHe  ber  begüg- 
Itd^en  (ättoalt  l^anbelt,  erl^eUt  auS  bem  quod- 
cunque,  tt)eId^eS  nur  burd^  bm  3^^^  ^  ^td(|e 
begrenjt  ift ;  unb  ha^  eS  ftd^  um  bie  1^  ö  d^  ft  e  (Se- 
malt bcmbelt  gel^t  barauS  l^erDor,  ba|  bie  iBor« 
fd^rif  tm  bejm.  IQerbote  feiner  anbem  Sefröftigung 
bebürfen  als  ber  beS  f^immelS.  —  9BaS  baS 
Sinbm  unb  Söfm  bebeutet  mu^  auS  bem  @(n:ad^« 
gebraud^  ber  l^eiligm  @d^rift  unb  ber  SluSbmdK- 
meife  ber  bamaligen  mie  ber  fpöterm  rabbini- 
fd^en  Sd^ulm  eruirt  merben.  SS  fielet  gunöd^fl 
fefl,  ba^  ligare,  6eiv,  no«  in  ber  SBebmtung  über- 
bieten, unterfagm"  borfommt  (®an.  6,  8.  9. 
14. 16),  mie  aiäererfeitS  solvere,  Xueiv,  n-wn  in 
ber  Sebeutung  Don  ^erlaubt  erflörm,  erlauben". 
SDie  Stabbinm  l^attm  gu  erflärm,  maS  nad^  bem 
@efe|e  ÜRofeS'  erlaubt  unb  maS  berbotm  ttKit. 


1891 


^apfi. 


1892 


ffiicfe  SrnÄruttßett  aitt,  auf  weld^e  gerabc  im 
aRattl^öuS-ßDanaelium  fo  oft  Segug  genommen 
wirb,  mürben  allgemein  al§  eigentU(i^e  @a^ungen, 
eigentlid^e  ®efe^e  angefel^en.  äBer  alfo  bie99inbe- 
unb  Söfegemalt  befag,  fyittt  nad^  jübif  (i^em  Segriffe 
bie  ^oMaä^i,  allgemein  Derbinblid^e  @a^ungen 
anfsufteüen,  jn  üerpflid^ten,  ©efe^e  ju  erlafjen. 
9lber  menn  man  aud^  gugeben  moEte,  bie  99tnbe- 
unb  Söfegemalt  l^abe  bei  ben  Stabbinen  nur  barin 
bejtanben,  bafe  jie  aut^entifc^  erflären  fonnten, 
toai  nad^  bcm  @efe(e  erlaubt  unb  toaH  verboten 
fei,  f  0  folgt  bod^,  bef  onberS  in  ^nbetrad^t  ber  Sigen« 
art  be9  9teuen  SunbeS,  ba|  bem  ffi.  IßetruS  bie 
^öd^fie  SegiStatbgemalt  übergeben  mürbe.  $etru8 
batte  nömlid^  burd^  bie  Sinbe«  unb  fiöfegemalt 
bie  SßoSnmd^t  erbalten,  autbentifd^  }u  erflören  unb 
feftjufc^en,  ma3  im  ^Jieueu  Sunbe,  in  ber  ffird^e 
Sbriftt  erlaubt,  maS  nid^t  erlaubt  fei.  SDie  92orm 
mar  nid^t  mebr  baS  ®efe^  Wofed',  fonbem  baS 
@efe^,  bie  ficbre,  bie  Otätbe,  meldte  SbriffaiS  ge- 
geben bat.  SDen  Seift  (Sbrifti  foEte  ^etruS  er- 
flören, unb  ^mar  mit  toHtx  SluctoritSt,  fo  ba|  bie 
®löubigen  in  ibrem  @cmiffcu  uerp^id^tet  fmb, 
ibr  ficben  banad^  eingurid^ten.  SBaS  fmb  aber 
berartige  SrHärungen  tllnbered  als  @efe(e?  Unb 
nmS  ift  bie  Vollmad^t,  berartige  SrHörungen  gu 
erlaffen,  Rubere«  ald  bie  böd^fte  SegifilatiDgemalt  ? 
UebrigenS  ift  ed  eine  ermiefcne  Sbatfacbe,  ba^  fid^ 
aud)  bie  SoOmad^t  ber  jübifd^en  (Sefe^eSlebrer 
nid^t  blo^  auf  bie  autbentifAe  Interpretation  ber 
beiligen  @d^rift  befd^rönfte,  fonbem  ftd^  auf  baS 
gcfammte  SieligionS-  unb  ^taatdmefen  bed  au§- 
enoöbUen  ^o\M  auSbebnte.  So  mirb  aud^  bem 
bl.  $ctrufi  bie  auSgebebntefte  ficgiSlatitigcmalt  oer- 
beiftcn,  ber  felbftoerftänblid^  eine  eben) omeit  gebenbe 
licbterliAe  @eioalt  entfpre^en  mu^.  @uare)  (1.  c. 
n.  15)  fagt  babcr  mit  ^td^t:  Potestas  ligandi 
atque  solvondi  non  est  alia  nisi  potestas 
legos  ferendi,  quae  homines  ligent  seu  ob- 
ligont.  voletianipuniondi  aut  censuras  ferendi 
aut  siniilia  onera  iniponendi  vel  auferendi 
(Dgl.  aud)  Knabenbauer,  Comment.  in  Matth. 
n.  50  sqq.\ 

2.  S'cni  bl.  ')$etTu$  mürbe  bie  ^rimatialgemalt 
aber  bie  gefammtc  fiirdie  nidjt  blo^  DerbeiBen,  ion- 
bcm  aud)  tbatfäd)lid)  verlieben.  Sei  ber  legten ' 
^rf d)cinung  nad)  ber  9uf erftebung  fragte  ber  öerr  \ 
feinen  'Äppftcl.  auf  ben  er  feine  ffirie  ju  bauen,  bem ' 
er  bie  Sd)iünel  be4  ^^immelreicbe«  ju  geben,  unb  j 
ben  er  mit  ber  bödiften  Sinbe*  nnb'äölegcQNiU  )u ' 
befleiben  perirri?d)en  batte  (i.  Sc'b.  21,  15— IS): 
..lüiebft  bu  micb  mebr  M  biefe  ?"  ^]>emi§  antmor- 
tele:  ,§0.  <>erT,  bu  »eist,  bas  idb  bid)  liebe.*  *Xann 
iagte  er  5u  ibm:  ^SSeibe  meine  Sämmcr'  {'pizxz 
Ta  apWa  fio'j\  darauf  fragte  er  ibn  »iebcium: 
,Simcn.  3ona4*€cbn,  lieK;  bumid)?*  ^-etiur 
fprads  JU  ibm :  .öen.  ba  ireist.  bcfe  id)  bi4  liebe.* 
ttorauf  3tiu*  iagre:  pSJeibe  meine  S^bafe*  ^nc:- 

jiai%£  ri  rrp&iaTj  iio-j  [al.  ri  rpoiar.a  aou]». 

(?r  fragt  ibii  enblidj  jum  britten  Slale:  ,£imrn, 
3tonj«'£rbn.  liebfibamid)?*  ^^ni:4ann3KTete: 


„^err,  bu  meigt  WitS,  bu  mei^t  bog  id^  bi^  ßebe,' 
unb  3efu§  fagte :  ,,SBeibe  meine  Sd^fe"  (ßonu  n 
7cp6ßaTa  (jiou).  9uf  bie feierlidbfte SBeife,  oberer^ 
nad^  breimaliger  Setl^euerung  feiner  Siebe,  toitb 
alfo  bem  ^I.  $etru8  ber  Sluftrag,  bie  ^erbe  S ^ 
)u  meiben  (ßöoxeiv)  unb  )u  leiten  (roipaivctv). 
SDie  t)olIe  Sebeutung  biefeS  Auftrages  ergibt  fi^ 
au§  ber  Srmögung  ber  einzelnen  aDlomente.  Scr 
ben  Auftrag  gibt,  ift  Sbnftud,  ber  als  ^trt  um 
ben  ^ropb^ten  t)orl^ert)erffinbet  loar  (S).  84, 17. 
Snid^.  5, 4),  ber  ftd^  f elbft  ben  guten  ^irten  nomt, 
meld^er  fein  Seben  für  feine  @d^afe  l^ingibt  n^ 
ibnen  baS  emige  Seben  gibt,  ber  feine  S^afefoot 
unb  l^inmieberum  t)on  il^nen  gefannt  mirb  (3o^ 
10, 11  ff.).  SbriftuS  ift  alfo  ein^irt,  er^cinf 
|)erbe,  }u  meld^er  alle  biejenigen  gehören,  bie  nf 
feine  Stimme  boren  unb  ibm  folgen,  b.  b.  olle  @län> 
bigen.  6r  gibt  iebod^  feine  ^erbe  bem  (L  $cmä 
ni^t  }u  eigen,  fonbem  nur  iura  SBeiben.  S<ä 
SBeiben  einer  SRenf d^enmenge  bei^t  ni^tä  Snboä 
als  fte  leiten  unb  regieren;  fo  le^rt  cS  ber  Simifr 
gebraud^  f omobl  bei  ben  profan-  ime  bei  ben  bei^ 
ligen  Sd^riftfteUem.  €S  ift  bie|  fo  mobr.  hei 
j.  %.  in  ber  b^iligen  Sd^rift  bie  aBoxte  .^ 
unb  „ff önig"  unb  ebenfo  „meibm"  unb  ^legiaa' 
ooaftönbig  ft^non^m  fmb  (3f.  44, 28. 2  ftcn.  5, 2; 
7, 7.  gs-  37, 24.  «IM.  22, 1.  TOicft.  5. 2.4.  Kül* 
2,  6;  ogl.  Paknieri  L  c.  292  sqq.).  S^eSen 
bei  3ob.  21,  15  ff.  befagen  alfo  eine  tshäfe 
^errfd^ergemalt,  meldte  $etruS,  unb  imax  te 
aüein,  k>erlieben  mirb  über  aQe,  nxidie  in  Sbcsz 
ibren  oberften  &erm  unb  (»inen  anexfczses  ZE^ 
}U  beffen  gd&afen  geboren,  alio  audb  ibr:  fa 
Slpoftel  unb  bereu  9kd^foIger.  2if»e  öci^te 
gemalt  über  bie  gefommte  Rii&t  vi  cbci  ^ir  &« 
matialgemalt.  ^}\t  ooUem  diedjte  DezTin:  ^:tlc 
bie  Const.  Pastor  aetemus  «c.  It  t>ie  rda. 
ber  bl.  $etruS  fei  „nidjt  Den  ßfcnfcä  >nn  oo 
\\xm  f^ürften  aller  ^poftel  im^  juz  n±:toE 
^^üupte  ber  gansm  ftreiicnbcn  Rrrfbt  m?M 
morben",  ober  ^bereite  babe  rr-n  tirtzr.  iiigig 
^erm  3efuS  (Sbriftuä  nur  ^e^  $itz:r  r«r  fes, 
nidbt  aber  ben  ber  mabrenuni  rgcniiÄicEjci" 
biction  birectunb  unmittelbar  eiri'siian:'. 

3.  ^nruS  -bat  nadb  ben  ^en±rn;  Sc  jEäja 
Sdjrif  l  ben  9?onang  unier  ben  Xrr^iclr  toä  te» 
fefienunbben  "ißrimüt  au§c;ci:bi.  S^ic^btt 
junäcbü  ÜU5  ber  £batia±e.  iis  is:  bn:  Äwfc 
fatülogen  ber  bl.  Sdjrifi  ginrr.  zrrjx:  ^k  A 
Stelle  einnimmt.  Sen  G^nn-^  *irrr:n:  iäcna 
bie  Süangclincn  bürin  jU  T:r.^r^.  b::*;  tmc  us 
Öerm  ber  3iame  'JJcmi«  cc::cbc:  snzJif  •'5RaäL 
iO.  2  n.  Sicrc.  3,  16  n.  ^^z:.  ä  I4  r.  Sk 
1.  IS».  3üki:cit:n  ^cu:c^  t:e  t^rnnc-r  laurvii 

&i  jjl£t"  auTou  C^crxa":  i;  r!*v  sItu-    Jütd-l  8t. 

Suc.  S.  45;  9.  S2;  ^^l.  5}:2nt..  :6  7.  inc-i 
14.  37 :  5.  2^»^  ^:e  ici  Ärrr'c  ^^r  Ejipte.  too* 
racicr.>e  Stcüür.;  hvxtz  ^i:brrr>dc^  lia±atjp 
nug  cn.  £u4'clbr bc\:;:  T".cr:.::'  L  Prinni: 
Simon,  qui  dieitu  Peuiis.  «  JLnzreu  in« 
ejus  eic.  n:?  ttz  ?lu5^r*:i  prin.::*  r.iterifflt» 


1898 


^ap\t. 


1394 


cPc  &äU  bcm  fßter  ober  ber  (Ertüfil^Iung  nod^, 
onbctn  imt  bei  SButbe  nacl^  begeid^nen  fonn.  91I§ 
pber  (Erfte"  enoeist  ^ßetruS  fiä)  anä)  burd^  bie 
tfyxk,  bnm  ton  il^m  gel^t  bie  Anregung  gut  iffiol^I 
ImS  nenen  9))ofleI8  au8,  unb  er  leitet  ben  SSßal^I- 
£t  (Sti0. 1, 15  ff.);  er  Oerlänbet  guerft  am  ^ftngft- 
eß  ben  Suben  bie  frol^e  99otfcl^Qf t ;  er  öffnet  gu« 
cft  ben  ^ben  bie  Ißforten  ber  ffird^e  (^pg.  10, 
.  ff.) ;  er  ^ricl^t  auf  bem  ^(poftelconcil  boS  ent- 
^benbe  SBort  (Spg.  15,  7  ff.) ;  er  befud^t  guerft 
lle  @emeinben  oon  3uböa,  ©alilöa  unb  ©amoria 
apg.  9,  82  ff.) ;  baS  ©trofgerid^t  aber  9lnania8 
ob  @ap]^ira  toSgiel^t  IßetruS  (^pg.  5,  1  ff.). 
pSRon  fiinn  alfo  in  SQSal^rl^eit  k)on  il^m  fogen,  er 
Kiic  bie  erfien  ©laubigen  toit  bie  erften  |)eiben 
K  bie  ftird^  aufgenommen,  baS  erfte  SBunber 
Otter  ben  Spofteln  gemirft,  ben  erften  Ungel^or« 
amen  geftraft,  ben  erften^öretifer  (@imon9Ragu§) 
mft  ber  iKrd^  auSgefd^Ioffen,  bie  erfte  ffir^en« 
lifUation  geleiten,  bem  erften  Soncil  pröfibirt. 
Die  gange  erfte  apofioUfd^e  ffird^e  l^at  in  Ißetrug 
i^rni  lebenbigen,  ftd^tbaren  9)^ittelpunft.  ftönnte 
nt  ghimat  bed  ißetrud  beffer  burd^  bie  Xf^aU 
ia^  beleud^tet  toerben?"  ($.  Strang,  Sipo« 
i)gie  beS  e^riftent^umS  m,  gfretburg  1888, 
124.)  3)er  $rimat  tritt  eben  f  o  in  bie  £rf  d^einung, 
Wfvt  man  efi  ben  S^tnftönben  entfpred^enb  bei 
Mr  Cinigleit  ber  erften  d^riftlid^en  ©emeinben  unb 
i^  ^rten,  bei  ber  Sel^r-  unb  ätegierungSgemalt 
Mr  Spofiel,  bei  bem  äteid^tl^um  ber  Sl^ariSmen, 
M  ber  Sugenb  bed  lird^lid^en  Organismus  t)er- 
Bfinftiger  Sßeife  nur  enoarten  fann.  SDag  fpecieU 
Mm  $1.  $aulu8  in  ber  SteUe  @al.  1, 18  (t)gl 
eib.  22)  eine  Snerfennung  beS  ^rimateS  im 
\fi.  gktruS  Dorliegt,  bat  nid^t  blog  bie  öltere  Sse« 
jcfe  (Sl^fofiomuS,  ^ictorinuS,  §ieront)mu§)  ein« 
geje^en,  fonbem  felbft  bie  mobeme,  t)orurt|eilg« 
\mt  Ihitü  beginnt  ber  SBal^r^ett  3^ugnig  gu 
pben  (SBeigfadTer,  3(poft.  Seitalter,  greib.  1886, 
12).  3a  felbft  baS  iBorfommni^,  t)on  bem  ®al 
2, 11  ff.  bie  9tebe  ift,  ift  tt)eU  el^er  eine  Seftöti» 
jnmg  baf  ür,  ba|  ber  SSöIferopoftel  in  $etru8  feinen 
Sorgefej^ten  fal^,  als  eine  praftifd^e  Saugnung  ber 
^irimatialgemalt  (ogt.  Palmieri  305  sqq.). 

II.  gfortbauer  be§  Primates  in  ben 
rdmifd^en  99if45fen.  63  ift  geoffenbarte 
Bol^r^,  ba|  ber  ^rtmat  beS  ffi.  $etrud  in  ben 
cihnifd^en  SSif^öfen  beftönbig  f  ortbauert  (f.  Const. 
Pastor  aetemus,  c.  2).  3n  biefem  @a(e  liegt 
Ue  boppeKe  Sel^ctuptung:  ba^  ber  $rimat  bed 
|L  $etruS  nad^  göttlid^er  Slnorbnung  in  ber  ffird^e 
^nttefteben  foS,  unb  ba|  ber  iebeSmolige  Sifd^of 
Mm  Xom  Xrdger  ber  ^rimotialgemalt  ift.  SSaS 
)m  erften  $unh  betrifft,  fo  fpre^en  für  bie  ftSn- 
4ge  9ortbauer  beS  ^rimoteS  biefelben  lBen)eife, 
wüifyt  bie  Sinfe|ung  bedfelben  barlegen.  IßetruS 
P  ia  bad  Sfunbament  ber  ftird^e,  unb  biefeS  f^unba« 
■Ott  ift  ber  ®runb,  toamm  bie  Pforten  ber  ^ölle 
fU^  6^en  bie  Jhrd^e  oermögen.  $etru§  femer 
kpUbft  bie  Srüber  im  @Iauben  gegen  bie  9ln- 
iBi|tmigen  beS  @atan8.  9!un  aber  foQ  nad^  ber  Sn- 


orbnung  beS  ^erm  bie  auf  $etru8  gegrünbete 
ffird^e  bis  an^§  Snbe  ber  Seiten  fortbefteben  unb 
aOen  @türmcn,  totlä^t  ber  böfe  gf^inb  gegen  fte 
beraufbefd^toören  tt)irb,  trogen.  äBie  fönnte  fie  baS, 
menn  fie  Oon  i^rem  gfunbamente,  baS  ibr  nad^ 
bem  Ißlane  bed  gdttlid^en  93aumeifter8  ftraft  unb 
Seftigfeit  oerleiben  foO,  loSgeriffen  tt)öre?  SBie 
tt)ürben  bie  trüber  ftanbbalten,  ttenn  ber  feblt, 
ber  fte  im  9(uftrage  Sbrifti  im  @Iouben  beftörlen 
foO?  GS  ift  femer  obm  gegeigt,  ba|  burd^  lieber« 
tragung  ber  @d^lüffelgemalt,  ber  99inbe«  unb  Söfe« 
gemalt,  beS  böd^ftm^irtenamteS  über  bie  gefammte 
|)erbe  SbriftuS  bem  mpoftelfürftm  bie  bbd^fte  9uc« 
toritöt  in  ber  ffird^e  Oerlieben  b^tj  baburd^  aber 
ift  ber  gu  grünbmbm  focialen  (^efeüfd^aft  ibre 
eigentbümlid^e  ^orm  aufgeprägt.  SbriftuS  bat  ibr 
bie  monarcbifd^e  ätegiemngSform  gegeben.  @o 
lange  alfo  biefe  (SefeQfd^aft,  b.  b-  bie  t)on  SbrtftuS 
gegrünbete  jtird^e,  f ortbeftebt,  tt)irb  fte  aud^  in  ber 
Don  SbriftuS  gemoOten  t$orm  fortbefteben,  alfo 
unter  IßetmS  unb  ber  ibm  oerliebenen  $rimatial« 
gett)aU ;  fonft  bbrt  fte  ebm  auf,  bie  ff ird^e  Sbrifti 
gu  fein.  2)ie  ffird^e  unb  bie  ^rimatialgeuxilt, 
meil  ftd^  gegenfeitig  bebingenb  unb  ergöngetd»,  Jinb 
alfo  nad^  göttlid^er  Snorbnung  gteid^  emig.  &aS 
oaticanifd^e  Soncil  t)em)irft  bamm  auSbrüdtlidb  bie 
9Reinung,  eS  fei  nid^t  auS  6^bnftu8  beS  ^erm 
felbfteigener  ^norbnung  ober  fraft  göttlid^en 
Sied^teS,  ba|  ber  fjl  $etm8  im  Primate  über  bie 
gange  jtird^e  beftönbige  9tad^foIger  bobe  (Conc. 
Yatic.  1.  c.  Si  quis).  SSenn  aber  berfelbe  Sanon 
tt)etter  befagt,  ber  römifd^e  Sifd^of  fei  ber  jiebeS« 
malige  Snbaber  ber  ^rimatialgemalt,  fo  ift  bamit 
aud^  einfcblte^Iid^  erflört,  ba^  ber  SBifd^of  Don 
SRom  mit  ber  bbcbften  ©emalt  in  ber  jtird^e  traft 
göttlid^en  äted^teS  befleibet  fei,  mag  man  nun  Don 
ber  Sontrot)er|e,  ob  $etm§  auf  auSbrüdtlid^en 
Sefebl  ©otteS  ben  römifd^en  Sifd^of  gu  feinem 
9lad^foIger  im  Primate  beftimmt  babe  ober  nid^t, 
benfen  mie  man  miQ  (t)gl.  M.  Canus,  De  locis 
theol.  6, 8,  ad  10;  Bellarmin.,  DeBom.Pontif. 
2,  12;  Palmieri  326  sqq.).  S)a§  ißaticanum 
bat  biefe  grage  nid^t  entfc^ieben.  9Ran  unter« 
fd^ieb  t)ielmebr  genau  gmifd^en  ber  9tad^f olge  felbft 
unb  ber  ^Irt  ber  92a^foIge.  S)ie  9la^foIge  be§ 
^apfteS  im  oberbirtlid^en  ^mte  bembt  auf  Sbrifti 
änorbnung;  bie  %xi  ber  92ad^foIge,  ba^  eS  nam« 
Ud^  ber  römifcbe  99tfd^of  unb  nid^t  etma  ber  Don 
Sntiod^ien  fei,  ift  burd^  bie  Xbat  beS  bl-  $etm8 
begrünbet.  SDefinirt  ift  fomit  nur  ber  ©a^:  „3)er 
9iad^folger  beS  b^.  IßetmS  auf  bem  Sifd^ofSftuble 
in  9iom  ift  fein  92a^foIger  im  $rimat  fraft  gött« 
Itd^en  StecbteS'' ;  nid^t  aber  ber  anbere  @a^:  „SDer 
92ad^foIger  beS  %  $etmS  im  Primat  traft  gött« 
tid^er  Slnorbnung  ift  aud^  ber  änbaber  beS  römi« 
fd^en  StubleS  traft  göttUd^er  ^norbnung"  (ogl. 
Granderath  137  sqq.).  S)ie  9tad^foIge  im  Pri- 
mat ift  burtb  ben  göttlid^en  Stifter  ber  ff ird^e  an« 
georbnet,  bie  unertäglicbe  Sebingung  ber  9lad^« 
folge  aber  ift  tbatföd^Iid^  ber  S3eft^  beS  römifd^n 
99if d^ofSftubleS.  SDief e  Xb^tf ad^e  mu^  auf  biftori« 


1395 


^apft. 


1896 


fd^em  SBege  ermittelt  toetben.  2)q§  SSaticanutn 
(1.  c.  c.  2)  toeiSt  barauf  l^in,  ed  fei  in  allen  ^^x» 
^unberten  befamit  gewcfen,  ba|  ber  l^eilige  $etru8, 
ber  prfi  unb  bod  f^aupt  ber  %po\Ul  bte  ffirc^e 
Don  ä^om  felbft  gegrünbet  unb  mit  feinem  S3Iute 
eingeiDei^t  l^obe,  unb  ba^  femer  berfelbe  l^eilige 
3(})ofteI  immerfort  in  feinen  Jlaci^folgem,  ben  SBi» 
fd^öfen  be§  römifd^en  Stul^IeS^  lebe,  ben  SJorfi^ 
fü^re  unb  ba3  ätid^teramt  übe. 

1.  SDie  ©rünbung  unb  fieitung  ber  ffird^e  in 
9tom  burd^  ^truS  ift  eine  fo  mol^I  beglaubigte 
Xl^atfad^e  mie  toenige  anbere  in  ber  ©efc^id^te  ber 
Urfirc^e.  3n  ber  Slpoftelgefd^id^te  ftnbet  ftd^  menig- 
ftenS  eine  gel^eimni^DoQe  Snbeutung :  „&x  reiste 
an  einen  anbem  Ort"  (^pg.  12, 17) ;  benn  biefe 
mirb  k)on  fatl^olifd^en  S^egeten  meift  auf  eine 
SReife  beS  ^poftelS  nad^  ^om  gebeutet  (ogl.  ben 
%xt  $etrud,  Slpoftel).  SS  mar  bie^  um  baS 
3a]^r  42.  SDaS  S^ü  ber  Steife  ift  nid^t  angegeben. 
—  Sei  auf merffamer  2ef ung  beS  SRömerbriefeS  beS 
1^1.  $aulu8  legt  ftd^  ferner  ber  @ebanfe  nal^e,  ha\i 
ixt  ^l^riftengemeinbe  in  9tom  il^re  ©rünbung  unb 
99Iüte  unb  i^r  ^nfel^en  nur  einem  ber  ^auptapoftel 
öerbanfen  fönne  (ogl.  SRöm.  1,  8;  15,  20);  mer 
foUte  biefer  ^oftel  fein,  menn  nid^t  $etru8? 
Sine  fpötere  Slnmefen^eit  beS  SIpoftelS  in  Stom 
begeugt  fd()on  gut  ber  erfte  $etru§brief  (1  ^etr. 
5,  13:  Salutat  vos  ecclesia,  quae  est  in  Ba- 
bylone  coelecta,  et  Marcus  filiusmeus);  benn 
unter  Sab^Ion  fann  mit  ben  meiften  unb  beften 
S^egeten  nur  SRom  Derftanben  merben  (f.  b.  9lrt. 
Sab^Ion  I,  1822).  S)a  femer  ba3  Dierte  (£t)an- 
gelium  ben  SRart^rtob  mie  aud^  bie  Xobe§art  bed 
^oftelfürftcn  al§  unter  ben  fleinafiatifd^engl^riftm 
bcfannt  öorauSjcbt  (Sol^.  21,  18 f.;  Dgl.  Sangen, 
®efc^.  b.  röm.  Äirc^e  I,  43),  barf  eS  nid^t  be- 
fremben,  bag  ungefäl^r  glei(^5eitige  OueQen  auc^ 
ben  Ort  beS  ÜRart^riumS  genau  fennen.  SDer 
Srief  be§  1^1.  6!lemen§  Don  ^om,  fpöteftenS  um 
93—97  in  Som  gcfd^ricben,  bejeit^net  nömlid^ 
^ap.  5  unb  6  beutlid^  genug  SRom  al§  @d^aupla^ 
beS  9Karti)rium§.  3wcrft  mirb  ber  erl^abenc  TOar» 
tprertob  ber  beiben  möd^tigften  Säulen  ber  ftird^e, 
$etmS  unb  $aulu3,  ermahnt.  S)iefen  Snönnem 
aber  merben  Diele  anbere  beigefeUt,  bie  „unter 
unS"  (Iv  :^|i.tv),  b.  Ift.  ju  SRom,  in  bie  Derbiente 
©lorie  eingegangen  fmb.  S)a8  iv  tjjxTv  mirb  aber 
nod^  naiver  erläutert  burd^  bie  Sefd^reibung  ber 
ÜJlarterfcenen.  mie  fie  fic^,  fo  mcit  man  meife,  nur 
in  Siom  unter  ^ero  abgefpielt  l^aben  (Dgl.  Funk, 
Patres apost.  I,  Tubing.  1887, 67  sqq.;  Tacit. 
Annal.  XV,  44).  SQBenige  Saläre  fpäter  fd^reibt 
SguaHud  Don  Slntiod^ien  (Dgl.  Funk  1.  c.  213  et 
XLV)  an  bie  SRömcr,  er  fönne  il^nen  nid^t  befehlen 
mie  IßetmS  unb  $aulu3  zc.  Sr  mei^  alfo,  ba| 
bie  römifd^e  ffird^  unter  ber  Seitung  be§  !^l.  $etm8 
geftanben  l^at,  fo  jmar,  bafe  er^il^r  münbli^  unb 
unmittelbar  feine  Slnorbnungcn  jufommen  liefe, 
©inen  weitem  S^W^  wnter  ben  opoftolifd^en 
Sätem  fül&rt  gufebiuS  (H.  E.  2,  15,  1)  an, 
wenn  er  erjäl^lt:   ;,aKarcu3,  ber  Segleiter  beS 


^l.  $eimd,  fd^rteb  auf  Sitten  ber  SUmn:  jn  9m 
fein  (SDangelium  nad^  bem,  toaS  ^jktmS  bort  iwü 
getragen  l^atte."*  gfür  biefe  9nga6e  beruft  er  ^ 
auf  Siemens  Don  Sllesanbrien  (ge|l.  217  in  ^ 
l^ol^em  Slter)  unb  auf  ^iaS,  Sif^of  Don  ^ 
rapoliS  in  ^l^r^gien,  ber  nad^  3raiftu8  (Adv. 
haer.  5, 83)  @4|üler  beS  9poftd6  Sol^mmcfiinb 
t^reunb  bed  1^1.  ^ol^forp  mar.  3n  allen  biefn 
3eugniffen  ift  bie  ©rünbung  ber  rdmifi^  SMft 
bur($  ben  Slpoftelfär^en  mel^t  angebeutet  als 
flar  auSgefprod^en.  Siel  beflimmter  brötfen  p(| 
bie  ©d^ftfteOer  beS  2.  Sal^rl^unbertS  au8.  !Bb> 
n^ftuS  Don  Sorintl^  fd^ibt  um  170  an  bie  Ain|e 
Don  Siom:  „Somit  l^bt  il^r  burd^  eme  rai' 
bringlid^e  ßrmal^nung  bie  Don  $etruS  mä>  ^ 
Ins  5U  Stom  unb  gu  ßorintl^  angelegte  pbi- 
}ung  mit  einanber  Derbunben.  S)emt  beibe  1^ 
ben  Samen  beS  SDangeliumS  aud^  in  Cornd| 
gepflanzt  unb  und  gemeinfd^aftli^  untetrü^tet 
gleid^mie  fie  aud^  in  Stolien  an  Qänem  Orte  ge* 
le^rt  unb  jur  f elben  3^  ben  SRart^rertob  erittim 
baben''  (Eus.  H.  E.  2, 25, 8).  f$für  3rmäit«,  ber 
balb  nad^  ber  SDlitte  beS  2.  Sal^unbettt  m^ 
9tom  fam  unb  bie  Succeffion  ber  Sifd^öfe  in  bn 
ßauptfird^en  )u  feinem  Specialffaibium  waift, 
ift  ber  ^ufent^alt  beS  l^L  $etrud  in  ber  SBdt^ 
ftabt  fomie  bie  ©rünbung  ber  boriigen  ffit^e 
burd^  benfelben  gleid^faUS  eine  auSgemo^fte  X^ 
fad^e.  @o  fagt  er  (Adv.  haer.  3, 1) :  „Otat^finl 
bat  unter  ben  ^ebräem  in  i^rer  @d^rift  (Spraye) 
eine  Soangelieufd^rift  b^tauSgegeben ,  wSifttA 
$etm§  unb  $aulu3  )u  ätom  prebigten  nnb  bie 
ff ird^e  grünbeten."  (Ibid.  3, 3):  ^9ber  meileSjs 
lang  märe ...  Don  aOm  ffird^en  bie  SmtSfolgni 
aufsu^öblen,  fo  ermöbnen  mir  nur  bie  Don  ben 
Spofteln  ftammenbe  Ueberlieferung  ber  größten, 
älteften,  aUbefannten,  Don  bm  beiben  Dome(m{ien 
^pofteln  5U  IRom  gegrünbetm  unb  aufgeri^tetrn 
ffird^e."  S)er  ^ufentbalt  beS  1^1.  $etm8  in  %» 
ift  inbe|  fo  gut  burd^  bie  einftimmige  Ueber- 
liefemng  beg  gan^m  SlltertbumS  beglonbigt,  ba| 
eS  überpiüfftg  ift,  weitere  3^ugniffe  an}ufä]^ 
„S)o6  ^etmS  in  SRom  gewirft  bat,*  fagt  S)öl- 
linger  (&bnftentbum  unb  Aird^e,  Xegenfibutg 
1860,  313).  „ift  eine  fo  DoQftönbig  begeugte,  jo 
tief  in  bieöltefte  ©efd^id^te  eingreif eTd>e3:b<^a(^, 
ba^  bemjenigen,  ber  bie^  al8  eine  Sid(|tiing  dcp 
wirft,  folgered^t  bie  gange  ältefte  ©efd^i^te  bei 
ff ird^e  in  S)id^tung  ftd^  auflöfen  ober  bod^  Döflig 
unfi^er  werben  mu^"  (Dgl.  Tert.  De  praescr.  36; 
De  bapt.  4;  S^ajuS  Don  Stom  bei  Ea8.EE. 
2,  25,  7).  9leueftend  würbe  bie  tüfrage  Dortnf- 
lid^  bcbanbelt  Don  Sobann  Sd^mib  (ißetruS  tu 
SRom.  Supern  1892).  SSJenn  bemnadb  ber  fluf" 
enthalt  unb  %oh  ^etri  in  9iom  ald  feftfte^nbe, 
biftorifd^e  %f)a\\aä)t  angefeben  werbm  muB,  fo 
Derftebt  eS  ft^  Don  felbft,  ba^  er  aud^  ber  fieitcr 
jener  ff ird^e  war  bis  }u  feinem  glorreid^  Zob. 
@egen  biefe  Sd^lugfolgerung  b^^t  felbft  Sippufi 
nid^tS  einguwenben  (f.  Sabrb.  für  proi  i^ 
[1876]  562).  2)ie  SKd^tigfeit  berf elben  ergibt  fuli 


1887 


^ap% 


1898 


iBdft  oitS  bcn  ^iftorifd^  S^Ontffen  gut  St)iben}. 
Da^  $€tTuS  ber  erjk  Sifd^of  ber  emigen  @tabt 
(ODefen,  t^  ber  (Sloube  ber  @efammt!ir^e  toentg« 
tmS  feit  bem  Anfang  bed  8.  Sal^rl^unbertS ;  biefe 
Ba^i^  bebarf  l^tgutage  feines  SBemeif e§  mel^r. 
Dad  Soiflel^mt  $etrt  i{l  aber  t)on  t)tel  alteren 
Indien  beglaubigt.  ßlemenS  Don  9iom  nennt 
ktntS  unb  $aulu8  nid^t  nur  ol  fie^torot  xal 
auit)6TocTot  oToXot,  fonbem  aud^  btjUo^  icoXrteu- 
dE|uvoi,  unb  ägnotiuS  ton  Sntiod^ten  anerfennt 
Id^faUfi^  bo^  bie  beiben  Spofielfürften  in  9lom 
II  Sefel^Ienbe  aufgetreten  feien:  oöy  (i>c  nitpoc 
a\  llauXoc  diaTa(790)i.at  6fiiv.  2)eutltd^er  fpre^n 
ebo4  bie  3^gen  bed  2.  3al^rbunbertS.  @c^on 
oS  3<ugni6  bed  SrenöuS  fiir  ftd^  genommen  ift 
idOgältig ;  benn  „toa%  ü^n  an  ber  römifd^en  jKrd^e 
itteceffirt/  fagt  Sit)fiu8  (a.  a.  £).  596),  ^ift  nid^t 
Kif  t>erfönlid^  @d^id!fal  beS  $etm8  atö  fold^ed, 
onbcm  bie  burd^  il^n  unb  ^auIuS  gemeinfam  DoH« 
|ogene<8rünbungberrömi{d^enJNrd^e".  Siid^tiger 
väAt  man  fagen :  ^31^n  intereffirt  nid^t  f o  fel(|r 
^  (Brihtbung  ber  ftird^e  atö  fold^e,  toie  bie  opo« 
[tolifdde  Succeffton."  Um  nömlid^  ben  ^öretifem 

Senüber  bie  äBabrl^t  ber  fatl^olifd^en  Seigre  su 
leifen  unb  }u  Dertl^eibigen,  fül^rt  er  auS,  ba|  bie 
Kei^folge  ber  Sifd^öfe  ununterbrod^en  l^inauf- 
cei^e  bis  }tt  ben  Spofteln.  SDiefer  Sifd^ofgrei^e 
m  Stom,  bereu  erfier  ^truS,  bereu  le^ter  Sleutl^eruS 

(174 — 189)  ijl,  mol^nt  baS  xaRw^H-«  'crjc  (iXY)[>e(ac 

tnne.  Suf  biefer  SSorauSfe^ung  berul^t  bie  ganje 
Bemcidful^ng  bed  3ren&u§.  SBie  bötte  er  aber 
mögen  fönnen,  feine  gange  Apologie  auf  biefen 
rinen  9en)ei8  gu  bauen,  ujenn  er  t)on  befjen  ^alt" 
borfcU  nid^t  DbQig  übergeugt  gett)efen  tt)äre?  Unb 
Brie  l^ötte  ein  fo  l^od^gebilbeter  3Raxm  mie  3renaud 
Mm  ber  ^altbarteit  feiner  Argumentation  über« 
(otgt  fein  fdnnen,  menn  er  ft(|  nid^t  k)orerft  t)on 
bu  SBol^rl^eit  ber  ©runblage,  nömlid^  be§  römi« 
fd^  Spifco|)at§  $etri,  ubergeugtl^ötte?  9(n  feinem 
^gni|  fonn  alfo  nid^t  gerüttelt  n)erben  (f.  Adv. 
hfter.  3,  2,  8 ;  3,  8).  SDer  %  $etrud  loar  f olg- 
[ii^  Sifd^of  Don  Stom.  S)a§{elbe  erbeOt  übrigeng 
md^  aud  ^egeft))))  (Eus.  H.  E.  3, 2 ;  Dgl.  Lightf oot, 
dement  of  Borne  I,  London  1890, 201—345), 
ntd  bem  SBud^e  gegen  9rtemon  (Eus.  ib.  5, 28, 3), 
M  bem  ®ebid^te  Adv.  Marc.  (Append.  ad  opp. 
Pert,  bei  Migne,  PP.  lat.  11, 1077),  auS  Cypr. 
jSp.  55,  Firmil.  (Inter  opp.  Cypr.  Ep.  75,  17 
ed.  Hartel]) ;  ebenfo  au%  aUen  alten  ^a))ftfata« 
ogen.  &  ijl  überhaupt  bie  Ueberjeugung  ber 
,efammten  fiird^e  aller  Sal^rbunberte,  ba|  ^truS 
oiter  bem  Sinflu|i  ber  göttlid^en  iBorfe^ung  nad^ 
iiom  gefommen  fei,  bie  bortige  Jhrd^e  gegrünbet, 
«n  Spifco))at  bafelbft  bis  gu  feinem  ^obe  oer* 
Hattet  unb  im  SJiart^rertobe  aUe  IßrörogatiDen 
ptner  ^hrimatialgemalt  ben  red^tmägigen  92ad^' 
olgem  auf  ber  Cathedra  Petri  übertragen  f^aht 
}»fi.  Qjrpr.  Epp.  43, 5 ;  55 ;  59,  7  et  14;  71,  3 ; 
rs,  7;  76, 17). 

2.  2)er  biftorifd^e  yiaä^xotiQ  für  ben  legten  @a( 
rieb  ftd^  natürlid^  Derfc^ieben  gefialten  nad^  ber 


iBerfd^ebenbeit  ber  Seiten.  9Bie  baS  Cl^rifientbum 
f elbft,  f 0  tritt  anä^  ber  ^rimat  in  ber  befd^eibenften 
9orm  in  bie  SBelt.  SDad  Sßefen  i|)  baSfelbe,  bie 
Srfd^einungSform  ift  Derfd^ieben.  68  barf  bie^ 
nid^t  befremben;  fo  ift  ed  bei  faft  aUen  Don  (Sott 
geiDoUten  Snftitutionen ;  fo  ift  e8  namentlid^  bei 
ber  Aird^e.  SDer  ^err  felb{l  b^^t  bad  SBitt)  Dom 
@enf(5mlein  unb  oem  auSgemad^fenen  99aum  ge« 
brandet,  um  baS  SBad^dtl^um  ber  ffird^  gu  Deran« 
fd^auUcben.  SQSaS  Don  ber  JNrd^  überbau))t  gilt, 
trifft  felbftDerftänblid^  aud^  bei  bem  ^auptfactor 
in  ber  Organifation  ber  ffird^e  gu.  Sa§  ^(kxpft" 
tl^um  trat  wobi  in  ben  erften  Seiten  nid^t  mit 
einer  ÜRad^tfuOe  toxt  im  ÜRittelalter  äu^erli^  l^er* 
Dor,  aber  baS  ^rincip  ber  Sinigung  unb  auctori« 
tatioen  99eberrfd^ung  aller  ©lieber  befi  lebenben 
Organismus  ber  ffird^e,  ber  eigentlid^e  ^rimat, 
ift  aud^  in  aUen  Venoben  ber  flird^e  tl^ätig,  toxt 
im  golgenben  !urg  gegeigt  totthtn  foH 

a.  2)er  Primat  beS  römijd^en  Sifd^ofS 
in  ben  brei  erften  Sal^rl^unberten.  S)a8 
attefte  @d^rif tftüdt  be§  d^riftlid^en  ^Itertl^umS  nac^ 
ber  beiligen  @d^rif t  ift  ber  Srief  bed  römifd^en  Sie« 
mens,  beS  britten  3nl^aber8  ber  r5mi{d^en  Satl^ebra, 
an  bie  @emeinbe  Don  Sorint)^.  ärenöuS  (Ady. 
haer.  3, 3, 8)  nennt  ben  ©rief  ixavü>TaTT)v,  Sigbt- 
f  oot  (Clement  of  Borne  1, 69)  ahnest  imperious. 
S)er  SSerfafler  fprtc^t  febr  auctoritatiD.  SSittai  er 
fielet  eS  für  feine  ^flid^t  an,  eingugreifen,  unb 
mxm  ü^m  Sinige  aud^  nid^t  gel^orcben  tooUtttt,  fo 
l^abe  er  bod^  gerabe  burd^  biefen  Srief  feine  $flid^t 
getl^an,  unb  bie  SSerantmortung  f  aUe  auf  bie  SBiber* 
(pönfHgen  (c.  59, 1.2;  62;  68).  ÜJlanl^taaer- 
bingS  auf  ben  Umftanb  @txoxä)t  gelegt,  bag  ber 
@d^reiber  beS  IBriefeS  nur  im  9tamen  ber  ffird^e 
Don  Kom  fd^reibe,  babei  aber  feinen  9tamen  forg> 
föltig  gel^eim  l^alte.  SDie  Xl^atfad^e  ift  rid^tig. 
Xbat|a^e  ift  eS  aber  aud^,  ba^  SIemenS,  ber  S3or» 
fteber  ber  römifd^en  Sbnftengemeinbe,  ber  9}er- 
faffer  beS  SBriefeS  ijt.  68  fragt  fid&  nur,  mer  ber 
Kroger  ber  in  bem  Briefe  auSgebrüdten  9(uctoritöt 
ift,  ber  93orftel^er  ober  bie  ©emeinbe.  2)er  blo^e 
^uSbrudE  „bie  römifd^e  ftird^e"  ober,  tottin  man 
miU,  „bie  römifd^e  ßb^ftengemeinbe''  entfd^eibet 
offenbar  bie  f^rage  nic^t,  ba  felbft  baS  SSaticanum 
(Const.  Pastor  aetemus  c.  3)  fagt:  „Sßir  leieren 
unb  erflören  bemnad^,  bag  traft  ber  Slnorbnung 
beS  germ  bie  römifd(ie  JHrd^e  über  aUe  übrigen 
ben  $rimat  ber  orbentlid^en  ©ettmit  beftfet.''  & 
fommt  alfo  nur  auf  bie  f^rage  an,  mer  über]^au))t 
nad^  ber  Sluffaffung  beS  9UertbumS  bie  @emalt 
l^atte,  ber  99i{d^of  ober  bie  ©emeinbe.  S)ie  Snt- 
mort  ift  gegeben  fomol^I  in  ben  @d^riften  ber 
^poftel  tt)ie  aud^  in  ungöl^Iigen  anberen  @d^rift« 
ftüden  ber  apoftolifd^en  mie  nad^apoftolifd^en  SAt 
3tDeimaI  fd^reibt  ägnatiuS  Don  ^ntiod^ien  ber 
römifd^  iKrd^e  ein  93orfteberamt  gu  (Ep.  ad 
Rom.  Inscript.  i^xtc  xal  rpoxaOrjTai  iv  t6icq> 
^cüpiou  *Pcüjxaicüv  —  xal  irpoxadrjfievr)  t^c  d^a- 

öjc).  92ad^  bem  @prad^gebrauc^  beS  1^1.  SgnatiuS 
(Trall.  18, 1 ;  Rom.  9, 3;  Phüad.  11,2;  Smynu 


1899 


*opp. 


1400 


12, 1)  ^ai  man  unter  dTamf)  einen  ,,Siebe«Bunb*, 
eine  in  Siebe  t)ereinte  Sl^riftengemeinbe,  an  ben 
angeführten  ©teilen  eine  einjelne  Äir^e  ju  öer» 
Men,  nid^t  ,,bie  Siebe^t^ättgteit",  in  ber  Ueber- 
jd^rift  beS  SRömerbriefeS  „ben  SiebeSbunb",  bie 
Äird^e  überl^aupt.  ®ie^  um  fo  mel^r,  al3  boS 
3eittt)ort  irpoxad^jöai  immer  ein  „oorPel^en", 
„regieren"  u.f.  m.,  nie  aber  ein  „ftd^  auSgcid^nen" 
bebeuten  fann.  Unerflörlid^  toäre  aud^  ber  ®e- 
netiD,  tt)enn  3gnatiu§  l^ätte  fagen  mollen,  bie  r5> 
mifd^e  fttrd^e  jeid^ne  ftd^  ftetS  burd^  SSerfe  ber 
Siebe  au8.  S)ie  römifd^e  ^ird^e  fte^t  Dielmel^r  „an 
ber  Spi^e  bed  gangen,  großen,  k)on  Sl^riftuS  auf 
^etruS  gegrünbeten  Sunbed  ber  Siebe,  todd^er 
im  E^riftentl^um  reolifirt  bie  SBelt  überminbet" 
(Sd^anj,  aipologie  HI,  339).  glafpfd^  für  ben 
Ißrimat  mie  für  bie  Unfel^Ibarfeit  ift  bie  Stelle  bei 
Iren.  Adv.  haer.  3,  8,  2 :  Ad  hanc  enim  ec- 
clesiam  propter  potiorem  (al.  potentiorem) 
principaUtatein  necesse  est  omnem  convenire 
ecclesiam,  hoc  est  eos,  qui  sunt  undique, 
fideles,  in  qua  semper  ab  his,  qui  sunt  undi- 
que,  conservata  est  ea  quae  est  ab  apostolis 
traditio.  9lm  einfad^ften  lautet  bie  Ueberfe^ung: 
„2)enn  mit  biefer  jtird^e  mu^  jebe  ffird^e  megen 
i^reS  l^öl^em  SSorrangeS  übereinßimmen,  b.  1^.  bie 
@Iöubigen  t)on  überaUl^er,  meil  inil^r  immer t)on 
benienigen,  meldte  Don  aUen  Seiten  l^er  ftnb,  bie 
a))oftoIifd^e3:rabitionbemal^rtn)orben  ift."  Mer» 
bingS  l^at  man  faft  an  iebem  3Bort  biefer  Stelle 
in  t)erfd^iebenjter  äBeije  beuteln  rnoUen ;  allein  ber 
Sinn  miberftel^t  aUen  e^egetif d^en  ftünfteleien.  SDie 
SteDe  ift  unanfed^tbar.  Sie  fielet  übrigens  in  ber 
)eitgeni^ffi|d^en  Siteratur  nid^t  allein,  ^ud^  %tx» 
tuQian  erfennt  ben  römt{d^enlBi(d^öfen  einen  $rin« 
cipat  }u  unb  gibt  nur  ber  allgemeinen  ^uffaffung 
9Iu§brudE,  menn  er  nod^  al§  ÜRontanift,  freiließ 
fpöttifd^,  ben  Sifd^of  t)on  SRom  Pontifex  maxi- 
mus,  Episcopus  Episcoporum  unb  bad  Don 
bemfelben  ertafjene  6bict  al§  peremtorifd^  ent- 
fd^etbenb  unb  allgemein  binbenb  begeid^net  (De 
pudicitia  c.  1 ;  Dgl.  Adyersus  Praxeam  c.  1). 
—  95on  ®i)prian  ift  „ber  ^Primat  be§  römijd^en 
99ifd^of§fi(e3  über  aUe  übrigen  . . .  unummunben 
anerfannt,  mie  benn  aud^  bie  Sejeid^nung  prima- 
tum  teuere  Don  bem  römi|d^en  Spifcopat  mieber- 
^olt  bei  il^m  Dorfommt/'  fagt  Sd^enfel  (SReoI- 
(Snqtlop.  für  proteft.  Sl^eologie  VII,  1.  3lu|!., 
566).  3n  ber  Sl^at  ift  ß^prian  ber  grfte,  ber  nid^t 
nur  in  feinen  ©riefen  ben  Primat  beS  römifd^en 
S3ifd^of§  t^eoretifd^  unb  praftifd^  anerfennt,  fon> 
bem  il^n  aud^  auS  ber  3bee  ber  ürd^Udgen  (Sinl^eit 
miflenfd^aftlid^  ju  begrünben  trad^tet  (De  unitate 
eccl.).  SDer  SSifd^ofSpt  öon  Kom  ift  il^m  bie 
Cathedra  Petri  unb  bie  ffird^e  Don  SRom  bie 
lauptfird^e,  bie  baS  Ißrindp  ber  (Sinl^eit  be§ 
kieftertl^umS  unb  ber  ©efammtürd^e  ift  (unde 
unitas  sacerdotalis  exorta  est ;  Ep.  59,  14 ; 
Dgl.  43,  5;  55,  8).  ®en  ®runb  ber  audori- 
tatiDen  SteUung  bc8  römifd^en  Sifd^ot§  finbet  er 
immer  in  ber  SBürbe  beSfelben  als  9iad^foIger8  be§  I 


1^1.  betrug.  SeIb{linber®Iut]^]^i|ebe8Attnqifcl 
mit  einem  9tad^f olger  bed  l^L  $etru8  in  einer  ^ 
deOen  f^frage  eif ennt  er  nod^  bie  ^rogatinen  bei 
Stul^Ied  Don  Stom  an,  menn  er  aud^  in  ber  Äf^ 
regung  SuSbrüdte  unb  SQBenbungen  gebrrnu^,  ik 
in  il^en  Sonf equenjen  toenigflenS  mit  feinen  tntii 
erfannten  unb  oft  auSgefprod^en  Snmbfä^ 
im  Sßiberfprud^  flel^en.  ®erabe  f o  ifl  c8  mit  p^ 
milian,  bem  ftampf genoffen  bed  1^1.  Ci^nm  6 
beftreitet  nid^t,  ba^  Stephan  9lad^f  otgei  beS  ^  ft^ 
tru3  fei,  unb  gibt  f ogar  ber  Suffaffung  bcc  Se- 
ammtfird^e  SuSbrndt,  ba^  Stepl^  alO  9s4' 
biger  beS  ^I.  ^etrug  bie  Sinl^eü  ber  ftir^e  ji 
ma|ren  ^abe,  fürd^tet  aber,  ba^  burd^  beffen  So* 
galten  in  bem  ftegertaufftrrit  bie  fitd^H^e  £b' 
l^eit  gef  ftl^rbet  merbe  (Ep.  75, 16  inter  epp.  Cfpr.). 
%xoi  ber  gemaltigen  Oppofltion,  bie  fi^  sirt 
gro^e  unb  blü^enbe  ffird^enproDingen  anäK(ste 
unb  9Rönner  mie  S^prian  unb  gfirmilion  an  ifm 
Spi^  l^atte,  mad^te  fid^  bod^  bod  StnignigS- 
princip  ber  römifd^en  Satl^ebra  fo  fel^  getob, 
bog  gar  bafi)  bie  uralte  römifd^e  ^ra^iS,  toü^ 
Step^anuS  entfd^ieben  Dert^eibigt  l^tte,  in  te 
® e|ammtürd^e  Slufnal^me  fanb.  ^el^nlid^  ^onb  ber 
%aü  einige  Sal^rgel^nte  frül^er  ^mifd^en  $opftSidDi 
unb  3renöu§.  3ener  l^atte  ou8  guten  (atiünben 
Derfud^t,  bie  Sinl^eit  aUer  Aird^en  in  Segug  mi 
ben  Xag  ber  Ofterf der  l^eijuf ül^en.  Sin  Xl^ 
ber  fleinafiatifd^en  99ifd^5fe  ^ielt  aber  trojf  bn 
SDlal^nungen  Don  Seiten  9iom6  an  ber  alten  ^jkosil 
il^rer  ftir(|en  f  eft,  unb  SSidor  glaubte  ®runb  genig 
gu  l^aben,  gegen  biefeßen  mit  S^communicatiim 
Dorjugel^en  (f.  b.  ?lrt.  Ofterfeierftreit).  Ob  bie- 
felbe  t|atföd^Ud^  Derl^ongt  ober  nur  angebro^toor, 
Iöf;t  fid^  nid^t  mit  Sid^erl^dt  aud  ben  Oudlen 
entnel^men.  ^ür  ben  $nmat  ift  baS  aud^  gleü^ 
gültig,  benn  ed  genügt,  bog  SMdor  für  ft$  bod 
Sted^t  nid^t  etma  bIo|  beanfprud^te,  fonbem  ein* 
fad^  DorauSfe^te,  gange  ffird^n  auS  ber@efannnt« 
fird^e,  ber  xoiv9j  Svcutic  —  ix  xotv^c  evdxTiTo; — 
auSguf daliegen.  9lod^  begdd^nenber  ift  eS,  ba^ 
bieieS  SRed^t  Don  niemandem,  aud^  Don  Stendnä 
nid^t,  in  3tDdf  el  gebogen  mürbe,  obgldd^  ber  $apji 
bie  Snal^nung  l^ören  mu|te,  er  foUe  fid^  grölertr 
9RiIbe  befleißen  unb  l^ierin  feine  SSorgönger  nod^ 
al^men,  meldte  bie  afiatifd^e  $ra^8  miüibeftenS 
gebulbet  Rotten  (Eus.  H.  E.  5,  24, 10).  gür  bie 
^nerfennung  bed  ^rimateS  fdtenS  ber  morgen* 
länbifd^en  fiird^en  bidd  unS  bie  ftird^engefd^iiltt 
ber  erften  brei  Sal^rl^unberte  nod^  onbertDeüige 
Seifpiele.  ^ot^farp  !am  nad^  3tom,  um  mit  $opfl 
Sinicet  unter  Ruberem  bie  gfrage  über  bie  Ofierfeier 
gu  befpred^en  (Eus.  H.  E.  4,  14, 1).  ^epppnS 
unb  2h:enöu3  gingen  nad^  9tom,  um  bort  bie  Don 
ben  9(pofteln  überlieferte  Seigre  fennen  gu  lernen; 
ebenf 0  gegen  Snbe  beS  2.  äal^rl^unbertd  SiberduS, 
Sifddof  Don  f)ierapoIi§,  ber  Don  fid^  fagte:  (Chri- 
stus) me  misit  ut  regiam  contemplarer  et  re- 
ginam  viderem  stola  aurea  et  cidceis  anreis 
indutam,  et  populum  vidi  ibi  habentem  si- 
gillum  splen^dum  (Dg(.  de  Rossi,  Inficriptt 


401 


*a^)fl 


1402 


Ivist  n,  1,  Bomae  1888,  p.  XII  sqq.).  S)io- 
itfbiA  b.  Or.  fd^rieb  betreffs  ber  jte^ertaufe  on 
Egfiitfi  IL,  mtb  als  @ninb  feines  Schreibens 
iU$Tte  er  an:  ^bamit  id^  nid^t  ine"  (Eus.  H.  E. 
;  9, 1).  2>crfdbe  Sifd^of  toarb  in  9iom  regelred^t 
nf  ^eteroboiie  angeflagt.  S)iont)fmS,  ber  92ad^- 
)Iger  beS  X^ftuS,  griff  aOfogleid^  ein,  erüärte  in 
em  einen  Sriefe  an  bie  Snflöger  bie  ortl^obose 
tfyxt  über  S^fhtS  unb  f  orberte  in  bem  anbem  ben 
iqbifd^of  txm  SIesanbrien  auf,  ftd^  5u  red^t- 
»ligen.  Siefec  iffat  eS  bereitminigf)  unb  ben)ieS 
cuntt  nid^t  nur  bie  Sorrectl^eit  feiner  Seigre  über 
;i^flu8,  fonbem  auc^  feine  Untenoürftgteit  unter 
cn  Sif^of  ton  Stom.  S)tefe  SSorgönge  benu^te 
onn  ber  l^L  ütl^anafiuS  in  boppelter  SSetfe  gegen 
ie  Srioner.  ..STfienS",  fagt  er,  „l^at  2)iont;ftuS 
on  SIcsanbrten  ftd^  DoUftönbig  gered^tfertigt,  alfo 
Itainen  i^n  bie  Srianer  nid^t  unter  bie  äl^rigcn 
Sielen;  )tt>eitenS  l^t  2)ion9ftuS  k)on  9tom  ben 
5o|.  ber  @o]^n®otteS  fei  ein  ©efd^öpf.  Der- 
QOif en,  alfo  ift  bie  Seigre  ber  ^rianer  f c^on  tangft 
Hm  SDen  anatl^atifirf  (De  sententia  Dio- 
17BÜ  n.  13  [Migne,  PP.  gr.  XXV,  500]). 
iSiefe  Xl^tfad^en  f))nd^  laut  genug,  ^el^nlid^ 
jatte  fd^on  am  Anfang  beS  2.  Sal^rl^unbertS 
SgnatiuS  Don  Sntiod^ien  an  bie  SRömer  gefd^rieben 
;8, 1).  9lud^  liegt  eine  Slnerfennung  ber  potior 
principalitas  SRomS  barin,  ba^  bie  5a|lIofen 
)Areti{d^  Secten  ber  erften  Sal^r^unberte  fo  gut 
sie  bie  fpötem  SnfangS  immer  bie  Snerfennung 
wa  €dten  beS  rdmifd^en  93ifd^ofS  erftrebten,  bann 
ibcr,  ba  bie|  eben  nid^t  anging,  menigftenS  in  9tom 
ji4  feflsufe^en  fud^ten.  @elbft  ni^tc^riftlid^en 
(htifen  entging  bie  99ebeutung  beS  S3ifd^ofS  t)on 
Rom  nid^t;  benn  nad^  bem  3^ugniffe  S^prianS 
[Ep.  55)  toöxt  für  ftaifer  SDeciuS  bie  92ad^ric^t, 
nn  92ebenbul^(er  fei  il^m  im  Sieid^e  erflanben,  er* 
trfigKd^  geteefen  als  jene  anbere  „Don  ber  i&olffi 
)eS  $rief!erS  ®otteS  }u  Stom".  SBefannt  ift  gleid^> 
[oflS  bie  Sntfd^eibung  beS  AaiferS  9urelian  (270 
Ms  275)  in  ber  ®aä)t  beS  e^communicirten  unb 
ibgefe^ten  ^ul  Don  @amofata:  berjenige  foQe 
in  ben  Sefi^  ber  ffird^engüter  Don  ^ntiod^ien  ge« 
kmgen,  toüd^tt  mit  ben  93ijd[)öfen  StalienS  unb 
mit  bem  93if^of  Don  9tom  in  brieflid^em  SSerfel^r 
^€  (Eus.  H.  E.  7, 30, 19).  —  fflar  tritt  alfo  ber 
JiuriSbictionSprimat  ber  römifd^en  IBifd^öfe  über 
)it  gefammte  flird^e  f d^on  in  ben  brei  erften  Sal^r- 
|imberten  beS  G^riftentl^umS  ^erDor.  S)iefe  %\)aU 
a4ie  iDirb  l^eutgutage  felbft  Don  f old^en  anerfannt, 
Deld^  bie  gdttlid^  Sinfe^ung  ber  R\xä)t  unb  beS 
ßritnated  in  Sbrebe  fteUen  (Dgl.  %  ^amadt,  Sebrb. 
i.  Dogmengefd^.  1, 2. 5lu|!.,  greib.  1888, 404  ff.). 
krgebttd^  l^t  man  ftd^  bemül^t,  bie  ^uctoritöt 
cd  römifd^  Sifd^ofS  als  Srfolg  ber  „römifd^en 
)eir{d^fiii4t''  }u  erflären.  2)enn  }umal  bei  ben 
IMpflen  ber  erften  brei  äal^rl^unberte,  bie  meift 
on  ben  ftatafomben  auS  bie  fiird^e  leiteten  unb 
nbctn  Hielf ad^  nid^t  einmal  Stömer  maren,  ift  nic^t 
cnfbor^  ba^  fie  Dom  äidmergeniuS  getrieben  mor- 
cn  frio^  bie  fBät  }u  regieren.  2)er  l^L  $etruS 


magt  in  feinem  Briefe  an  bie  Sl^riftengemeinben 
in  äfien  9iom  nid^t  namhaft  gu  mad^en  unb  nennt 
eS99abQlon;  ber  1^1.  SlemenS  unterbrüdt  feinen 
eigenen  Flamen.  Seibe  fd^rieben  am  93orabenb 
einer  blutigen  SSerfolgung;  [le  fd^rieben  offenbar 
nid^t  aus  ^errfd^fud^t ,  fonoem  meil  il^nen  bie 
@orge  für  bie  auStoörtigen  ftird^en  onoertraut 
mar.  gl^re  92ad^folger  traten  als  99ifd^öfe  ber 
Sifd^öfeaud^  bann  auf,  menn  fte  nur  unter  äugen* 
fd^nlid^er  XobeSgefal^r  ibre  SDlad^t  gebraud^en 
ober,  rid^tiger  gejagt,  il^rer  $fli(^t  nad^fommen 
fonnten.  SDlönner,  benen  ber  SRart^reriob  {eben 
SlugenblidE  Dor  ber  @eele  ftanb,  liegen  fid^  fd^mer* 
lid^  Don  ^errfd^fud^t  treiben,  jtein  $apft  in  jenem 
fturmbemegten  8.  Sal^rl^unberi  burf te  l^offen,  eines 
natürlid^en  XobeS  gu  fterben;  ber  @tul^l  $etri 
mar  Don  Anfang  an  in  bem  99lute  feiner  Snl^aber 
getauft,  ©leid^mol^l  berid^tet  bie  ff ird^engefd^id^te 
gu  Derfc^iebenen  SD^alen,  fo  lüdfenl^aft  fonft  i^re 
Serid^te  über  j[ene  erfte  $eriobe  naturgemäß  fein 
müflen,  baß  bie  köpfte  aud^  möl^renb  jener  ^eriobe 
ber  Verfolgung  als  SBal^rer  ber  Sinl^it  beS  ®lau> 
benS  unb  ber  SiSciplin  auftraten,  unb  jmar  immer 
bann  auftraten,  menn  berfelben  ©efal^r  brol^te: 
Vidor  im  Ofterftreit,  S^^Qrin  gu  ©unfien 
f d^merer  @ünber  gegen  SRigoriften,  Stepl^an  in  ber 
ffe^tauffrage,  ^ion^fiuS,  um  baS  ^auptbogma 
beS  @l^riftent^umS ,  baS  S)ogma  Don  ber  (äott« 
l^rit  Sbnfti,  }U  Dertl^eibigen  u.  f.  m.  IRid^t  bie 
^ö|)fte  l^aben  alle  biefe  S^agen  aufgemorfen ;  fte 
grijfen  erft  bann  ein,  menn  bie  92ot](|  eS  erl^eifd^te : 
bie  SBal^rung  ber  SReinl^eit  ber  geoffenbarten  SBa^r- 
l^rit  ift  nad^mdSbar  baS  9)totiD  il^reS  ^nbelnS, 
nid^t  QfyC'  unb  ^errfd^fud^t.  Sbenfo  menig  Der« 
banft  bie  römif^e  itird^e  il^re  tl^tföd^lid^e  $ri- 
matialgemalt  i^rer  Stellung  als  fiird^e  ber  ^aupt* 
ftabt  ber  SBelt,  ber  SRefibeng  ber  Smperatoren. 
®iefer  ©ebanfe  ift  unerl^ört  Dor  bem  6nbe  beS 
4.  Sal^rl^unbertS,  mo  9{eu"9iom  feine  anmagenben 
Slnfprüd^e  nur  auf  ben  £itel,  äiefibeu)  ber  ff aifer 
5U  fein,  ftü^en  tonnte,  meil  eS  feine  Dome^meren 
Sitel  l^atte.  ^(nberS  ftel^t  eS  mit  ber  römijd^en 
ffird^e.  S)iefer  fommt  nad^  SrenäuS  eine  potior 
principalitas  gu,  meil  fie  gegrünbet  unb  geleitet 
mürbe  Don  ben^poftelfürften;  il^re  ^rärogatiDe 
befielt  nad^  Sertullian  barin,  ba|  i^r  ber  Slpoftel« 
fürft  nid^t  nur  fein  931ut,  fonbem  aud^  „bie  ganjc 
Seigre"  Dermad^te ;  il^re  d^arafteriftifd^e  Sigenfd^aft 
finbet  S^Qprian  barin,  ba|  fte  in  einem  gang  be* 
fonbem  @inne  „ber  @tul^l  Ißetri"  unb  bie  CueUe 
ber  bifd^öflid^en  Sin^eit  ift.  @d^on  Diel  frül^er 
l^atte  SilemenS  Don  ben  Sorintl^em  (Sel^orfam  ge« 
forberi  nid^t  auf  @mnb  feiner  Stellung  in  ber 
SBeltl^uptftabt,  fonbem  meil  ber  l^eilige  ®eif} 
burd^  x\)n  }u  i^nen  rebe,  unb  @tep]^n  forbert 
Untermerfung  unter  feine  Se^re,  meil  er  als  92ad^ 
biger  beS  1^1.  $etmS  il^nen  befel^le,  eine  Sigm- 
d^aft,  bie  meber  Spprian  nod^  gfirmilion  in  9lb- 
rebe  gu  fteSen  magten.  Ttid^t  beS  XitelS  Don  99i« 
fd^öfen  ber  SBeltl^uptftabt  rühmten  ftd^  bie 
9!a^f olger  beS  1^1.  $etmS ;  flol}  burftm  fie  Diel- 


1407  $a))il  1408 

tt)u|tfein  ber  gefantmten  fatl^olifd^en  SBelt.  Slucl^  filieren.  2)ie  ftoatfid^  ^(uctoritfit  erl^ob  bamit  vn 

ber  1^1.  IBafUiuS  f^ai  mö^renb  be§  langen  antiod^e-  5um  ®e(e^  beS  &aaM,  uxiS  inner^lb  ber  Staift 

ntfd^en  @(i^i§ma3  benfelben  nie  in  3^^if^^  9^'  Idngftf(!^on  allgemein  Snerlemtunggefunba^ 

gogen.  6§  mar  für  il^n  ftet§  ausgemalt  ba^  nur  S)enn  aud^  ^ieroni^muS,  ber  longjal^rige  %iaxA 

berjenige  ber  »al^re  SBifd^of  t)on  ^ntiod^ien  fein  beS  ^ßopfied  S)amafu8,  fagt  (Adv.  Jovin.  1, 26): 

fönne,  meld^er  mit  9tom  in  SSerbinbung  ftel^e.  93er«  Propterea  inter  duodecim  onus  eligäxir,  iifc 

fd^iebener  ^nftd^t  fonnte  man  nur  barüber  fein,  capite  constitato  schiBmatis  tollatixroccuio. 

ob  9tom  iebeSmal  bem  äBürbigften  feine  fird^Iid^e  SDenn  eben  gur  SSermeibung  ieglid^r  SpaUnng  ii 

SSerbinbung  angebeil^en  laffe.  äBa§  für  Sntiod^ien  ber  ffird^e  ift  ber  Primat  eingcf e^  (p^  DiaL  t, 

galt  galt  felbflDerftönbUd^  aud^  für  Slesanbrien  Lucif.  9).  Sarum  fonnte  ^ieronpmtiS  \pMiai 

unb  Sonftantinopet.  3laä)  bemfelben  ©runbfa^e  (Ep.  130, 16)  ber  2)emetria8  feinen  beffecn  M^ 

entfd^ieb  im  antiod^enifd^en  (Streit  ber  f atl^olif^e  geben  al§ :  Hlud  te  pio  caritatis  affeota  pna- 

flaif er  @ratian,  ut  aedes  sacrae  iis  traderentur,  monendum  puto,  ut  S.  Innocentii,  qui  apoefah 

qui  cum  Damaso  communicarent  (Theodoreti  licae  cathedrae  . . .  successor  . . .  est,  teneiB 

H.  E.  5,  2).  S)er  Snt jd^eib  l^at  für  ben  faifer«  fidem;  nee  peregrinam,  qoamvis  tibi  pnidens 

li^en  @d^üler  be§  großen  ^mbroftuS  Don  97lai«  eallidaque  videaris,  doctrinam  recipiaa.  Soc 

lanb  nid^tS  ^uffaSenbeS.  SDenn  festerer  fprad^  e§  nad^l^anbeltebergro^efiird^enlel^rerauddfdbjipdl 

mieberl^olt  au§,  bag  nur  ha  bie  malere  ftird^e  fei,  befotü)erd  gur  Qtit  beö  antiod^enifd^en  Sd^teL 

mo  $etru§  lel^re.  3n  feiner  fieid^enrebe  auf  feinen  S)ie  Slntiod^ener,  fd^reibt  er  an  $a)ift  Skunafni 

SBruber  @att)ru8  (Migne,  PP.  lat.  XVI,  1306)  (Ep.  15),  Rotten  ben  @prad^gebraud^  eingcfS^ 

ergäl^lt  er,  Sat^ruS  l^abe  an  einem  fremben  Orte,  man  foEe  t)on  brei  ^^poftafen  in  bei  l^eifiga 

mo  e§  il^m  ni^t  flar  mar,  ob  bie  bortigen  Se«  SDreif altigfeit  fprec^en ;  um  aber  nid^t  in  Ih»  Snf 

mol^ner  red^tglöubig  feien  ober  nid^t,  einfad^  an  Don  ^äretifem  )u  fommen,  beriefen  fte  fi((  aif 

ben  Sifd^of  ber  @tabt  bie  f^^age  gefteUt,  ob  ber-  il^re  ftrd^Iid^e  ©emeinfd^aft  mit  S)amafuS.  3nigt^ 

f elbe  mit  ber  römifd^en  ffird^e  in  fird^Iid^er  ®e*  meife  marf  ^ieron^mud  alfo  ben  Sn^gem  bei 

meinfd^aft  ftel^e.    S)er  römifc^e  Stul^I  ift  bem  9)leletiu8  l^öretifc^e  ©efmnung  Dot;  bejei^noik 

1^1.  SrnbrofiuS  ber  @tu]^I  $etri,  unb  ba,  mo  $e«  ift  aber,  ba^  bie  ©emeinfd^aft  mit  Stom  gegen  hm 

tru§  ift,  ba  ift  bie  ftird^e.   „^etruS  felbft  ift  eg,  ^erbad^t  ber  ^örerieSid^erl^eit  gemalerte.  erfeOip 

gu  bem  er  (Sl^riftuS)  gefprod^en  f^ai :  ,S)u  bift  mar  im  Sm^tf ^l  meld^er  ton  ben  brei  ^ßarim 

$etru§«  unb  auf  biefen  Seifen  miO  id^  meine  ftird^e  in  ^ntiod^ien  er  ftd^  anfd^Iiegen  foOe.  3ebe  fu^h 

bauen/  SSo  atfo  betrug,  bort  biejtird^e;  mo  bie  il^n  gu  geminnen,  aber:  Ego  interim  clamito: 

flird^e,  bort  fein  2lob,  fonbem  baS  emige  Seben"  Si  quis  cathedrae  Petri  jungitur,  mens  est 

(Enarr.  in  Ps.  40,  n.  30).   „diejenigen  l^aben  Meletius,  Yitalis,  atque  Paulinus  tibi  haaren 

bad  @rbe  $etri  nid^t,  bie  $etri  @tu|l  nid^t  l^aben,  se  dicunt. . . .  Obtestor  beatitudinem  taam, 

ben  fie  in  gottlofer  Trennung  jerrei^en''  Pe poenit.  . . .  ut  mihi  literis  tuis,  apud  quem  in  Syria  de- 

1,  7,  33).  3m  9(uftrage  unb  9^amen  be§  SoncilS  beam  communicare ,  significes  (Ep.  16,  2). 

Don  9tquileia  rid^tete  ?lmbrofm§  ein  ©d^reiben  an  —  S^x  Seit,  aU  fid^  ^ieron^muö  megen  ber  ori- 

bie  brei  jfaifer  @ratian,  S3alentinian  unb  3:^eo-  geniftifd^en  ^önbel  mit  bem  99ifd^of  3o^amieS 

bofiu§,  morin  e§  l^ei^t:  „6§  mu^te  eure  SJlilbe  Don  Serufalem  übermorfen  l^atte,  trdftete  er  ^ 

angerufen  merben,  fie  möge  nid^t  erlauben,  bog  unb  Rubere  bamit,  er  l^be  ben  (Slouben  SRoBä« 

bie  römifd^e  jfird^e,  ba§  ^aupt  be§  ganzen  römi>  beffen  ftd^  aud^  bie  ffird^e  Don  SIesanbrien  rü^ 

fd^en  6rbfreife§,  unb  Jener  l^od^l^eilige  ©laube  ber  unb  baS  genüge,  um  ftatbolif  gu  fein  (Ep.  63, 2; 

Slpoftel  in  SSermirrung  fomme;  benn  Don  bortl^er  Ady.libr.Bufin.1,4).  9tad^  bem  @))rad(igebrott4 

flief;en  bie  ^td^U  ber  el^rmürbigen  ©emeinfd^aft  ber3eitmaraud^fonft„r5mifd^er"®Iaubeibenti)4 

auf  aOe  au§"  (Ep.  11,  4).   Sßie  ©ratian,  fo  mit  Jatl^olifc^er'' @laube,  gerabefomie  bie  tat^ 

fprad^  fein  SJlitfaifer  Xl^eobofntS.  S)ie  ©laubenS-  lifd^e  ff ird^e  f d^on  bamalS  bie  römif d^  fiird^  ^ 

einl^eit  im  Siömeneid^e  l^er^ufteQen,  lag  il^m  Dor  —  7.  3m  ftampfe  gegen  ben^elogianiSmuS 

Mem  am  |)er}en.^(Iein  als  einem  mal^rfaftfatl^o-  gaben  mieberum  bie  Ißapfte  bie  enbgültige  Snt* 

lifd^en  iJ^üi^ten  fonnte  il^m  nid^ts  femer  liegen,  als  f d^eibung.  S5Ieftiu§ ,  ber  ®enoffe  beS  $elagm8 

eigentUd^e  ©laubenSbecrete  }u  erlaffen.  @3  mar  (f.  b.  %rt.),  mar  auf  einer  S^nobe  Don  (Sart^ 

bieg  iebod^  aud^  nid^t  notl^menbig,  er  brandete  unter  Sifd^of  SlureliuS  (411)  Derurtl^eilt  moä^ 

nur  bie  aHgemein  anerfannte  ®Iauben§regeI  ^um  Sr  fei  mit  bem  Slnatl^em  belegt  unb  au§  ber  d^* 

@taat§gefe^  gu  ergeben.    S)emnad^  foEten  aUe  lid^en  ©emeinfd^aft  audgefd^Ioffen,  bifi  er  bie  il^m 

Untertl^anen  ben  (Slauben  feftl^alten,  quam  divi-  Dorgemorfenen  ^rrtpmer  anot^ematifire,  ]ifm 

num  Petrum  Apostolum  tradidisse  religio  bie  (S^nobe  an  $apft  Snnocen}  L  (401— -417). 

usque  nunc  ab  ipso  insinuata  declarat.  SDiefe  Söteftiud  appeQirte  nad^  9iom,  ging  aber  ni^t 

^Religion  aber  fei  offenbar  biejenige,  meldte  je^t  bortl^in,  fonbem  nad^  (Spl^efuS,  mo  e8  i^m  gelang, 

ber  ^ol^epriefter  SDamafuS  befolge  unb  $eter,  ber  bie  ^rieftermeil^e  }u  erlangen.  SDKttlermeüe  f^ 

S3if(^of  Don  Slesanbrien,  ein  9)tann  Don  apofto«  \\i)  ^elagiuS  in  ^löfüna  ^nl^önger  }u  genmn« 

lifd^er  |)eiligfeit  u.  f.  m.  3bxx  mer  biefeS  ®efe^  gemußt  unb  eine  @Qnobe  in  S)ioSpotiS  1^  i^ 

beobad^te,  folle  ben  9lamen  ^fat^olifd^er  g^rift"  fogar  für  ort^obos  erflört.  9(uf  bte9iad^rid^^* 


1409 


$aD|i. 


1410 


um  tarn  m  ftortl^go  416  eine  neue  gtof;e  S^nobe 
priommen,  beflötigte  gunöd^ft  bie  ^efd^Iüffe  ber 
hfi^em  @Qnobe  (411)  unb  manbte  ^ä)  bann  an 
Den  Qpoftottfd^  @tu|l  iel^ufS  Approbation  aQeS 
btffcn,  toaS  biSl^er  t)on  ben  afrUanifd^  93i« 
ftfilöfhi  in  €ad^en  bed  ^lagiuS  gefd^el^en  mar. 
irSHejen  Sorgang  l^ben  mir  bir,  unferm  ^erm 
nd)  9niber,  mittl^etlen  gu  foUen  geglaubt,  ba« 
nit  imferen  geringen  Sefd^Üiffen  bie  Siuctoritöt 
M  opofloßfc^  Stul^Ied  }u  ^t\l  werbe  (ad- 
liibeatar)  pro  tnenda  salute  mnltorum  et 
nionrndam  perversitate  etiam  corrigenda 
[Higne,  PP.  ht  XX,  565).  9lad^  «uSeinanber- 
fejptng  ber  Seigre  fügten  bie  Sifd^öfe  bei :  Yere- 
muTy  ne  apud  te  ista  ipsa  commemorando, 
auae  majore  graüa  de  sede  apostolica  prae- 
oicas,  mconyenienter  facere  yideamur.  @ie 
{c]^en  femer  torauS,  ba^  bem  ^apft  aud^  bie 
Arten  bier  S^nobe  ton  2)io3poU8  unterbreitet  mür- 
ben; loenn  ficl^  ba  aud^  l^eraugftellen  foQte^  ba| 
^logittS  freigufpred^  fei,  möge  bod^  ber  3rr« 
l^um  felbß,  ber  fc^on  bei  fielen  fid^  tierbreitet  l^abe, 
taxd^  ben  apofioH[d^en  ©tul^I  anatl^ematifirt  mer« 
ben.  ihtrje  3^  borauf  mürbe  eine  @Qnobe  in 
Stflebe  geleiten,  meld^er  ber  1^1.  Sluguftin  bei« 
M^nte.  3n  bent  Briefe  berfelben  an  ben  $apft 
l^orfd^t  berfelbe  Xon  mie  in  bem  @d^reiben  ber 
G^nobe  toon  Sortl^ago.  S)er  apoftolifd^e  Qbx\fi 

8e8,  non  bem  man  ein  Snburtl^eii  erbittet.  SDer 
ricfpfigne,  PP.  lat  XX,  568  sqq.)  beginnt  mit 
ben  SBotten:  „^  ber  ^err  burd^  ein  befonbereS 
Omibengefd^I  bid^  ouf  ben  apoftolifd^en  Stul^I 
eidboben  fjiat"  @elbft  Don  SöIefKuS,  ber  bod^  in 
Vfäa  Jd^n  escommunidrt  morben  mar,  fpred^en 
bie  9ifd^5fe  fo,  aI8  ob  er  nod^  }ur  ftird^e  ge« 
\fitt;  tool^I  nur  infolge  feiner  ^peUation  nad^ 
9tom  tDor  er  afö  nod^  nid^t  oöQig  mtS  bem  ftird^en« 
Derbanb  ouSgefd^Ioffen  gu  betrachten.  SDaran  f d^to| 
fi4  bie  93itte,  ber  $apft  möge  feine  Auctorität 
g^bron^cn ;  benn  fte  feien  ber  Anfid^t,  biejenigen, 
meld^  fo  Derlel^rte  unb  gefal^rlid^e  Slnftd^ten  k)er- 
fl^Ugen,  mürben  ftd^  ber  ^uctoritöt  ©einer  ßeilig» 
(eit/  toü^  auf  ber  ^uctoritat  ber  l^eitigen  ^d^rift 
bonl^^  fügen  (anctoritati  sanctitatis  tuae  de 
Sanctarum  Scripturarum  auctoritate  deprom- 
pUe  faciliuB  cessuros;  ib.  n.  3).  S)eutltd^er 
inm  num  mol^I  faum  fagen,  ba|  ber  ^nl^aber  be§ 
opaßofifd^  @tu]^Ied  eine  l^öl^ere  ®emalt  l^abe 
dS  felbfl  bie  im  Soncil  vereinten  93ifd^öfe  3(frifa§, 
imb  ba|  biefe  (Semalt  göttUd^er  €infe^ung  fei. 
9lid^  meniger  flar  fprid^t  bieg  bie  ^ntmort  bed 
$apfte«  auf  ben  99rief  au§.  ®teid&  in  ber  Sin« 
leitang  bedfelben  ]^ei|t  e§  (Migne,  PP.  hat.  XX, 
583) :  i,9cfii&<iltenb  an  ber  alten  Srabition  unb 
eingebenl  ber  fird^Iid^en  S)i§ciplin,  l^abt  il^r  in 
Sai^T^  eure  fromme  ®efmnung  betl^ätigt  nid^t 
neniger  jefet  burd^  eure  Slnfrage  al§  frül^er  burd^ 
enem  Sliiqterfprud^  ^  inbem  ii^r  erad^tetet,  ba| 
um  fid^  an  unfern  Siic^terfiul^I  menben  muffe. 
Senn  i^  mu|tet  mag  bem  opoftoUfd^en  ©tul^Ie 
§ämfyi,  ba  mir  aEe  in  biefer  ©teUung  bem 

Wc^cafccttOB.  XX.  2.  trnfl. 


^o{}eI  felbfi  nad^}uf olgen  münfd^en,  Don  bem  ber 
Spifcopat  felbft  unb  bad  ganje  Sinfel^en  biefeS 
9}amen8  l^erDorgegangen  ift  (a  quo  ipse  episco- 
patus  et  tota  auctoritas  nominis  hujus  emer- 
sit).  3]^m  f olgenb,  miffen  mir  }u  Derbammen,  maS 
DerbammenSmertl^,  gu  billigen,  ma§  lobenSmertb 
x%  2)a§f elbe  trifft  ju  betreffs  eureS  SluSfprud^,  ba| 
bie  nid^t  auf  menfd^Iid^em,  f onbem  auf  göttlid^em 
Urtl^eil  berul^enben  Snorbnungen  ber  Söter  nid^t 
Dernad^Iöfftgt  merben  bürfen,  Snorbnungen,  mo« 
nad^ ,  maS  immer  bie  getrennten  unb  entfernten 
$roDin)en  tl^un,  nid^t  alS  abgefd^Ioffen  ju  be« 
trad^ten  fei,  bi§  e§  Dom  apoftolifd^en  @tui^Ie  be« 
gutad^tet  fei,  fo  bag  ieglid^er  geredete  Urt^eifö« 
fprud^  burd^  bie  gange  Sluctorität  biefe§  ©tul^Ied 
ju  beftötigen  fei,  unb  baf;  .  .  .  anbere  JHrd^en 
Don  l^ier  au§  erfal^ren  foOen,  ma§  }u  leieren,  mer 
loSjufpred^en,  mer  ju  meiben  .  .  .  fei."  ©ann 
folgt  baS  Urtl^eil  über  ^etagiuS  unb  SöIefüuS, 
bie  fid^  bamalS  im  SRorgenlanbe  befanben.  — 
Gbenfo  flar  ift  ba§  Sntmortfd^reiben  an  bie  in 
9RiIeDe  Derfammelten  Sifd^öfe  (Migne,  PP.  lat. 
XX,  589 sqq.):  @ie l^ötten red^t  baran  getrau,  fid^ 
in  fd^mierigen  anliegen  an  bie  apofblifd^e  SBürbe 
—  eine  SQSürbe,  ber  bie  6orge  für  alle  Äird^en 
anl^eimf alle  —  )u  menben,  um  gu  erfal^ren,  meldte 
SJleinung  feftgul^alten  fei,  babei  bie  alte  Siegel  be« 
f  olgenb,  meldte,  mie  fte  f  o  gut  mie  er  müßten,  Don 
ber  gan}en  SBelt  befolgt  merbe.  @ie  (bie  Slfri« 
faner)  l^ötten  bief;  beftötigt,  nur  meil  fte  müßten, 
ba|  Slntmorten  beftönbig  Don  ber  apoftolifd^en 
OueHe  erftöffen  nad^  allen  ^roDinjen,  bie  barum 
bäten.  Snfonberl^eit,  fo  oft  eine  ®lauben3fad^ 
in  t$rage  flel^e,  erad()te  ber  $ap{i  aUe  Srüber 
unb  SKitbifd^öfe  im  ©emiffen  Derpflid^tet,  an  ben 
fjii.  ^etruS  5U  referiren,  baS  l^eifee,  an  ben  Ur« 
^eber  il^rer  eigenen  SSBürbe  unb  il^reS  eigenen 
9(mte§,  mie  il^re  £iebe  eS  je^t  getl^an  l^abe,  ma§ 
}um  allgemeinen  SSol^Ie  aUer  fttrd^en  ber  gangen 
Sßelt  gereid^en  möge.  2)enn  bie  Srfinber  bed 
^öfen  mügten  not^menbig  Dorftd^tiger  merben, 
memt  fte  fallen,  ba^  fte  auf  ben  ^erid^t  einer  bop« 
pelten  S^nobe  burd^  feinen  Urtl^eilfprud^  au8  ber 
JHrd^engemeinfd^ft  au§gefd^lof[en  fetetu  ©obann 
f d^üe^t  ber  Ißapft  $elagiuS  unb  SöIefHuS  au8  ber 
ftird^e  au9  fraft  apoflolifd^er  SoQmad^t  (aposto- 
lici  vigoris  auctoritate),  bi§  fte  in  ftd^  gingen ; 
biefer  Urtl^eitSfprud^  l^abe  SRed^tSfraft  gegen  $ela« 
giuS  unb  SöIeftiuS,  mo  immer  auf  ber  SBelt  fte 
ftd&  aud&  befanben.  —  Sie  l^ier  unb  fonft  erl^obenen 
„römif^en  Slnfprüd^e"  mürben  Dom  afrifanlfd^en 
dpifcopat  feineSmegS  mit  UnmiOen  abgemiefen. 
Sin  Ißroteft  bagegen  finbet  ftd^  in  ber  geitgenöfft« 
d^en  £iteratur  nid^t^  mobi  aber  auSbrüdfli^e  ßu» 
ttmmung  gu  ben  auSgefprod^enen  ®runbfä^en 
omol^l  Don  Seiten  ganger  ©pnoben  mie  eingelner 
jerDorragenber  5IRänner,  g.  93.  beS  ]^I.  ^uguftin. 
Ep.  186,  2  fagt  Unterer:  Ad  omnia  nobis  ille 
(Iimocentiiis)  rescripsit  eodem  modo,  quo  fas 
eratatqueoportebat  apostol.  sedis  antistitem ; 
öl^nlid^  C.  Julian.  1,  4,  13:  Quid  enim  potuii 

45 


Uli  sßaoß.  ms 

ille  -rir  sanctue  AfricanJB  reBpondere  con-  fmtt^t  ^attt,  toaitbtt  Rf^4,  tote  tS  biedlte(^^ 

cilÜB,  niei  quod  antiquitus  apoatolica  Bedes  lii^t  Sitte  erforbeitt  {xi  ttaxpd  -nüv  hxktfiAi 

et  Romana  cum  oeteria  tenet  peraeveranter  e8Ti:ref8ou«v),  an  S|Jopfl6öIeftinL(422— 482), 

eccleeia? .  . .  Hnic  responde,  imo  ipai  Do-  tr  tnB^c  ^ä)  bti(^  nfirbtgen,  gu  ntlftj^tfbnt,  tml 

mino,  cujus  ille  aotisteB  usns  est  teetimo-  icc^t  }ti  {vivöiaat  t6  Soxoüv),  ob  nJhnlii^  ,tlit 

nio.    ^ai)  SrnfifaRQ  btr  EBrieft  beS  $a))ftt3  tr-  fllc^nbrintr  nod^  mit  9£tttoriu8  in  Iin^4o 

nSrlt  n  in  tiii(t$ttbigl(Senii.  131, 10):  Jam  SQcrft^i  bltibm  bfirflin  ober  ni^t;  fmuinigt 

enim  de  hac  causa  duo  concilia  misBa  sunt  ad  Stine  ^Itgfeit  btn  Sntjd^b  QlImgtHtw  M 

eedem  apostolicam:  inde  etiam  reBcripta  ve-  OflenSinitt!)tiIen''(Migiie,PP.gr.LXXni,S6). 

nenint.   CauBa  finita  est,  utinam  aliqaando  —  StTortige  i^Ke  imirbm  bamalS  in  Xom  ngd> 

finistur  error.    3)tc|tii  ei^t  aueußintfc^en  @e-  tnä|ig  auf  Spnoben  bf](ianbelt.  33»  Sßa)ip  tfinilt 

banttn  brätelt  eint  ftJättre  3(it  in  bie  lütjert  Sot-  batm  btn  bclannten  l^tjc^ib  Sqiin  mit  mdt  k' 

mtl:  Roma  locnta,   causa  finita.    S>a  aber  tltibete  t^n  gUQtdt^  mit  bn  SurtorttSt  b(f  t^ 

unta  $apft  SofimuS  (417—418)  gBtejliuS  in  tnift^tn  Stu^reS,  um  bit  €ntten)  Komi  tnmV 

9)pm  ntlürtc,  Be  omnia  damnaturum,  quae  jufü^tn  (Auctoritate  igitur  teoom  nostna 

eedea  apoetolica  damnaret  (Aug.  De  pecc.  sedisaecita,  nostra  vice  usus,  huicexBeqnnii 

orig.  7,  6),  unb  }Uar  Becundtim  eententiam  b.  diatrict«  vigore  sententiam ;  Uign«  ib.  94). 

m.  praedeceBBoris  tui  Iimocentii  (Aug.  C.  SuS  biefer  Sorref^ianbcnj  trQelmi  fii!^  bit  li^ 

duas  ep.  Pelag.  2,  4,  6),  fo  tonnte  bie  ^tage  tig^tn  gfolstninoen.    Sfi  tif^cint  nümfilt  iH 

nad)  ber  |)trfänlic^tn  @^ulb  beB  ^elaoiufi  unb  alter  tirij^lic^tr  @efiTQu<^,  über  bomtigt  Vif 

Sbie^iuS  aufe  ^eue  QCpiü|t  »erben.  Sine  Sf-  gtltgen^titen,  atii^t  bie  äbfthung  tinti  ^Iiiti- 

pTobation  ber  pclagianilc^tn  Staren  entl)alttn  bit  fc^en  iBifi^ofeS  betrafen,  nad|  9t<nn  JU  icrii^ 

SBrieff  beä  ^o^ifltS  niigenbS,  too^l  obtt  bie  tnt»  unb  Cqilll  ^ielt  biefi  für  fo  not^toenbig,  ba|R 

f^ieben^t  91t|iiDbation  unb  Sterbammuna.  [obalb  für  einfhoeilen  nicgt  einmal  im  91amm  |tbR[ 

ber  ißopft  bie  innere  EBerlogenbeil  unb  ipeuc^elet  eigenen  Airt^e  bie  Iir$li(^t  Skmcinf^oft  aü 

ber  ^äretiler  gelmlir  aurbe.  t>it  ISerurt^eilung  Sle^oriuö  abgubret^fn  QMigtt,  inbem  et  btn  $t|f 

i^  enthalten  in  einer  noc^  im  Sommer  418  et-  um  eine  formtOe  ri^erli(^  SntfdHbnng  td 

lajfenen,  nur  in  S^ragmenten  erhaltenen  Sncpftifa  Offenbar  unterteilte  er,  ba|  le^tertr  btn  CqbifM 

(tractaioria)  an  aQt  SäxiHim  beä  eiblretfeB  (f.  bon  Sonfiantinopel  aus  ber  (Saneinf^of  baw 

Higne,  PP.  lat.  XX,  693).    g^aft  jcbeS  bitfet  fammttit^e  auefd)IieBen  fönnt.  ecintrftiU  f4fe 

Smgmente  jeigt,  mic  5|Jaj3ft  SoftmuS  baS  An-  Söleftin  feine  auttoritat  in  b«  fraglichen  Siv 

Hbtn  beS  a;)oftoUf^rn  Stutileä  ju  tna^ren  nugte.  legen^eit  einfach  al8  ontrfannt  Doroid.  3n  tüi 

68  war  alfofSliiube  ber  gefammteti  fitTdje  9(orb-  SBriefe  an  !Rcfloriu8  ^errftfit  Wn  anbetet  Ion  oB 

üfrifaS,  bafe  ber  remifc^e  Sifc^of  hn  9Ja(^[oIget  in  bem  an  ß^riß;  Ja  fo  [e^t  ifi  et  übttjeugt,  baj 

be8  ^I.  SßetruS  auf  bem  opDflnlifi^en  ©tu^te  unb  bie  Bon  i^ni  üorgetragene  Se^rt  bie  Se^  bei  p^ 

infoIgebeffcnbetStbe  einer befonbemSitriSbiction  fammlen  S^rijlenöeit  unb Jomit  bie  Se^Sti^ 

fei.   SJet  Sßopfl  l^anbclte  d8  ^Bii^ffcr  SRic^tet  in  jei,  bafe  er  nic^t  nur  an  SQtiQ,  fonbent  on^  o 

Silben  beä  ©lauBeni  unb  ber  SliSdpiin,  meil  et  ben  ^atriatdien  SobanneS  öon  9nttod^  ^S/aXÜ 

^ä)  infolge  ber  gflltlii^tn  einfe^ung  baju  füt  uet-  fein  Urtltilfpruc^  fei  bet  Urtt|eilfl)rud&  (EW*  W 

p^xä)M  ^ielt,  unb  bie  Airc^e  bon  Slfdla  na^m  in  ^crrn.  Siie  @ntfdE|tibung  beS  ^fteS  ^ttt  Sqtill 

t^rfurcbtSeoIlem  @tl)Dtfam  bie  Sntfdieibungen  beS  im  <Ramcn  @&leflinS  unb  als  be^tn  SeODKni^ 

apo^olifc^en  Stu^IcS  entgegen.  @tgcn  biefe  9In-  tigtet  au^gufüliien,   @e^t  balb  nadEi  Smtifinis  ber 

etfennung  bcB  $rimateS  Don  @eiten  beS  ofrita-  ))ö(t^li{^en  ©i^ieiben  betic^tttt  ^Qtill  imfet  Inie- 

nif^en  SpifcopattS  tBnnen  bie  £)änbe1  betreffs  temou(^anben!ßattiar^oon9ntiod^ien,ii)ietiii 

beS  ^itie^erS  ^uiariuS  eine  Sn^ang  nic^l  ob-  ®ac^e  ftanb,  unb  fragte  an,  toaSienerguttungt' 

geben  (f.  §efelf,  iSonc.-Sef^if^le  U,  120  ff.).  —  bcnfc;  er  fdbR  fei  entf^loffen,  ben  gntf (^dhcisn 

Sler  9IuSläufer  beS  ißelagianiSmuS,  bet  Semi»  ^öleftiii§  ^olge  ju  leiten,  unb  er  motte  ft^nutt 

pelagianiSmuS,  tr^ieltfeinenaioheipD^nit^t  ttr  ©cfa^r  üu^jcjmi,  bie  tirc^Iiii^  ®eineiiit4ofl 

fo  fe^r  burc^  bie  SanoneS  ber  fii^Biac&  befut^fen  mit  jcldjen  DJtännem  ju  Oetlieten;  t«  ^|a«blt  fii6 

ineiten  Sqnobe  Bon  Orange  529,  al8  burc^  bit  übrigens  nii^t  um  flleinigfeiten,  fonbetn  um  einn 

aSeftätigung  biefer  dononeS  bur^  Spopft  SBoni-  Urlfteiljprac^  übet  ben  ©tauben  felbfl  unb  Wt 

fotiuS  n.  (§efele  H,  724  ff.).  —  3n  gleid)tr  Dhifec  jämmtlicfiEr  Äir^en  (Migno  ib.  96).  3s 

Sßeife  mürben  bie  ^äp^e  S.  in  ben  cdrifto'  äE)nlii^tm  Sinne  fc^eb  tr  au^  mt  anbert  ^ri' 

lo giften  ffäm)]fen  als  entfc^tibenbe  fluctoritdt  laten;  immer  aber  ^onbelte  eS  ft^  btnmn,  btn 

angeiuftn.  Sa  bie  Cerbcrblidien  Sefiren  bcS  !neftO'  pöpftli^en  €ntf(^eib  (räv  6p(s&cvta  tünov)  pi 

riuS,  meldte  baS  ganje  Srlöfungemcif  in  j^rage  Slnerlennung  gu  bringen.  —  Sine  gro^c  $iitIi< 

ftEÜten,  aud^  in  ücgqpten  Eingang  fanbcn,  fa^  in  Sonflantinopel  brängte  feboc^  auf  Sb^timg 

fid^  ber  ^{.  SprilluS,  ^atriari^  bon  ^le^anbtien,  eineS  aügemeinen  gondle,  ^ftfeßtt  trat  431  p 

ceronla^t,  biefelben  in  Oerft^iebenen  Siiriflen,  ffpH"^  (f.  b.  9lrt.  IV,  670jf,)  gufammen,  bemftn 

obne  ba^  tr  btn  Urheber  jentt  ^nle^ren  nannte,  bon  XtieobofiuS  H.  unb  SSalentinion  IIL  aar 

gu  nriberltgen.  Srß  aie  baS  Uebel  ben  ^ö^epunft  3uftimmung  beB  SßapßeS  Sfilcflte.  Sen  Srnjit 


1413 


^apll 


1414 


mf  bcr  Sqnobe  fSf^tit  ber  ^I.  S^riU  al§  SteU« 
mtretct  bed  ^opfleS.  2)ie  Sorgönge  auf  bem  Sott- 
il  fditnen  l^ier  ate  befonnt  DorauSgefe^t  tDerben, 
lur  einige  fünfte  üerbienen  befonbet^  l^erDor- 
je^obcn  )u  merben.  ^iftorifd^  un^oUbar  ift  gu« 
läd^jt  bte  Sel^uptung,  burd^  bie  93erufung  bed 
lOgemeinen  Soncitö  fei  bie  frül^ere  pöpftlici^e  Sen« 
»n)  Qu|er  ftxaH  gefegt  morbett.  SnberS  fa|ten 
)te  @Q(^  (UlejUn  unb  e^ritt  auf.  S)ie  ))d))fl- 
;i4e  @enten)  nmrbe  feinedtoegS  als  au|er  Ihaft 
)efe|t  betrachtet :  im  @egent^eil,  baS  Soncil  mürbe 
beauftragt,  berfelben  aud^  feinerfeitS  bei}utreten. 
OKttleriDeile  foDe  man  nod^  gegen  92e{ioriuS  mit 
Dlilbe  Dorgel^en  unb  il^m  3^tt  laffen,  feinen  3n> 
t^m  Qb9uf((h)5ren.  2)a|  bie  @t)nobe  in  SSe« 
ing  auf  ben  ©lauben  rec^tli^  eine  abn)eid^enbe 
Seilten^  erlaffen  fönne,  fam  niemanb  in  ben 
Sinn.  Sie  Sifd^öfe  maren  bemnad^  nad^  Spl^efud 
berufen,  vm  au^  il^rerfeitS  coUectit)  bie  neftori- 
onifd^  Srrlel^re  )u  oerurtl^Ien,  nid^t  afö  ob  ber 
Dom  Vapjt  aufgefteUte  tuitoc,  baS  k)on  il^m  bereits 
gefäEte  Urtl^il,  retnftonSbebürftig  ober  retnjionS« 
fd^Q  odre.  Sie  innere  Sted^tSfraft  ift  bei  beiben 
ttit^len,  bem  bed  $a))fted  unb  bem  beS  SoncilS, 
Mefelbe ;  bie  €enten)  beS  $a^fted  geminnt  burd^ 
bie  Senten)  beS  SoncilS  nid^t  an  innerer  SBerbinb» 
Rd^feU,  mol^I  aber  imter  Umftönben  an  öu^erer 
inctoritöt.  S)a  aber  bie  Sifd^öfe  auf  bem  Portal 
nrirtlidde  SCid^er  finb,  barf  ed  nid^t  auffaUenb  er» 
l^einen,  toenn  bie  Spl^efiner  baS  gange  9(cten- 
naterial  in  ber  @ad^e  beS  9}efioriu8  einer  genauen 
^fung  untergogen.  SS  geborte  baS  gur  SoH« 
Ränbigfeit  beS  rid^terfid^en  SSerfal^renS  unb  gur 
Scgrimbung  beS  Urtbeilfpru^eS.  —  SDer  SBort- 
(ont  bcd  Urt^eilf))rud^  ber  ©Qnobe  felbfi  ij}  für 
anfere  Sfroge  Don  eminenter  Sebeutung.  Sie  fa- 
t^lifd^  9ifd^5fe  Don  ßpl^efuS  erflörten  auf  bie 
|eierltf|f!e  SBeife,  ba|  fie  nur  im  ®e1^orfam  gegen 
ben  $o|)fl  baS  ißerbammungSurtl^etl  gegen  9}e> 
jioriuS  auSfpröd^en,  unb  bamit  anerfannten  fte  bie 
Ihrtmatiolouctoritöt  SöIefKnS  über  ben  oerfam- 
nelten  Spifcopat.  ,,Sßir  finb,  gebröngt  burd^  bie 
CononeS  unb  Don  bem  ^Briefe  unfereS  l^eiligften 
SatcrS  unb  aiKtbienerS  SöIeftinuS,  beS  93if^of§ 
bei  töniifd^  ftird^e, . . .  notbmenbig  gu  biefcm  Ur« 
t^I  gefornmen.''  SaS  Urtbeil  ber  ©^nobe  ift  baS 
Drt^I  (EbrifK  (Mansi  lY,  1211).  @o  b^tte 
imd^  SblefKn  gejagt,  feine  @enteng  fei  „baS  Ur- 
t^I  (Ebrifti,  ber  ®ott  ift".  @ott)obI  ber  $apft 
Blein  mie  aud^  baS  mit  bem  ^pfte  Dereinte  SoncÜ 
beanfprud^t  für  fid^  bie  ^rörogatiDe  ber  Unfebl' 
barfeit.  SRittlermeile  tarnen  bie  pöpftUd^en  Segaten, 
Irie  beiben  99ifd^5fe%rcabiug  unb  t^iroiectuS,  fomie 
Der  ^ßrcSbQter  ^b^^if puS,  an.  Siefeiben  maren 
sid^  nur  mit  einem  SmpfebtungSfd^reiben  an  bie 
B^nobe  (Mansi  IV,  1283),  {onbem  aud^  mit 
•inrr  eingebenben  fd^riftlid^en  Snftruction  Derfeben, 
mt  ber  $ier  nur  gmei  Stellen  auSgeboben  merben 
olbn  (f.  Mansi  IV,  556).  SS  mirb  ben  Segaten 
nnficbfl  aufgetragen,  ftd^  nid^t  in  SiScufftonen 
injnlaffen,  f onbem  aß  Stid^ter  aufgutreten  unb  ein« 


fad^  bie  pöpftlid^e  @enteng  auSgufübren.  Sieg 
befagt  ber  SBortlaut  ber  Snftruction  beutlid&  (Et 
anctoritatem  sedis  apostolicae  costodiri  de- 
bere  mandamus.  Siquidem  et  instructiones, 
quae  vobis  traditae  sunt,  hoc  loquantur,  ut 
interesse  conyentui  debeatis :  ad  disceptatio- 
nem  si  fuerit  ventum,  tos  de  eorum  sententiis 
judicare  debeatis,  non  subire  certamen).  VIS 
Segaten  beS  apoftolifd^en  @tubIeS  finb  fie  über 
bem  Soncil  ßebenbe  Stid^ter  in  @IaubenSfad^en. 
SBeiterbin  ift  bead^tenSmertb,  ba^  ben  Segaten  auf- 
getragen ttxir,  fid^  in  Willem  an  S^rill  anguf d^Iie^en. 
^ieB  geigt  beutlid^,  mie  febr  ber  Ißatriard^  Don 
9Ie£aiu>rien  baS  SSertrauen  beS  ^ßapfteS  geno^  unb 
in  beffen  9iamen  bie  @9nobe  leitete.  3n  bem 
@d^reiben  an  bie  S^nobe  b^i^t  eS  gum  @d^Iu^ : 
Direximus  pro  nostra  sollicitudine  sanctos 
fratres  et  consacerdotes  nostros,  unanimes 
nobis  et  probatissimos  viros . . .,  qui  iis,  quae 
aguntur,  intersint  et  quae  a  nobis  antea  sta- 
tuta sunt,  exsequantur.  Quibus  praestandum 
a  yestra  sanctitate  non  dubitamus  assensum, 
qnando  id,  quod  agitur,  yideatur  pro  univer- 
salis ecclesiae  securitate  decretum  (Mansi  IV, 
1287).  Siefen  SJnftructionen  entfprad^  ba«  auf- 
treten ber  Segaten.  ^bilippuS,  „ber  Segat  beS  apo- 
ftolifd^en  SlroneS"  (Mansi  IV,  1282),  erHörte 
gleicb  iu  Anfang  ber  gleiten  @i|ung,  ber  Dorliegenbe 
^U  fei  burd^  bie  Briefe  SöleftinS  löngft  entfd^ieben, 
nid^tSbeftomeniger  fd^idfe  ber  ^apft  neue  @d^reiben 
gur  99eftätigung  unb  @törfung  beS  fatbolifd^en 
©laubenS.  Siefeiben  tt)urben  Derlefen  unb  mit 
allgemeinem  3ubel  aufgenommen :  „döleftin,  bem 
SBdd^ter  be8®lauben8,  ©eil!"  (Mansi IV,  1287.) 
Sebnlid^  fprad^  ^rojectuS,  ber  gtt)eite  pöpftlid^e 
Segat.  SluS  ber  9Ritte  ber  SoncilSDöter  aber  er- 
bob  fid^  ber  Sifd^of  ^irmuS  Don  Söfarea  in  Sappa- 
borien  unb  gab  einen  hirgen  Ueberblidt  über  bie 
bisb^rigen  arbeiten.  3n  ber  Qad^t  beS  ÜteftoriuS 
babe  guerft  „ber  b^ilige  unb  apoftolifd^e  @tubl 
beS  99ifd^ofd  Söleftin"  Sntfd^eibung  unb  @enteng 
(4^^9ov  xal  Tüi:ov)  erlafjeu  für  bie  Äirdjen  Don 
aiejanbrien,  Serufalcm,  Ibeffalonid^,  ConPan- 
tinopel  unb  Sntiod^ien,  unb  bie^Bifd^öf  e  ber  @Qnobe 
bötten  biefelbe  befolgt  unb  bie  Sorfd^rift  DoUgogen 
(TU7covlSeßißa(Tafi8v),  inbem  fie  eincanonifd^eSunb 

apof!oli{d^eSUrtbeilföIIten.— SerSegatlßbiIi|>Pu^ 
beglüdhoünfd^te  barauf  bie  beilige  unb  ebrioürbige 

SSerfommlung,  ba^  fie  fid^  „als  b^ilige  ©lieber 
eines  beiligen  ^avipM"  ermief en  bötten ;  ben  tiefem 
@mnb  ber  ^lotbmenbtgfeit  einer  Uebereinftimmung 
fanb  er  barin,  non  enim  ignorat  vestra  beati- 
tudo  totius  fidei  vel  etiam  apostolorum  caput 
esse  beatum  apostolum  Petrum.  Sarauf  er- 
baten ftd^  bie  Segaten  bie  @^obalacten,  ftubirten 
biefclben  für  fidd  unb  ertbeilten  ben'elben  in  ber 
britten  @i(ung  im  92amen  beS  ^apfteS  bie  feier- 
lid^e  Approbation :  „92iemanb  ift  eS  gn)eifelbaft, 
im  ©egentbeil,  allen  Seiten  ift  eS  betannt,  bag 
ber  beilige  unb  glüdffelige  ?pctmS,  ber  fjürfl  unb 
baS  ^upt  ber  Spoftel,  bie  @öule  beS  ®laubenS 


1415 


$nptl. 


Ul« 


unb  baS  gfunboment  ber  lotl^oHfd^en  ftird^e,  t)on 
unferem  ^erm  3efu8  Sl^riftuS,  bem  ^eilcmb  unb 
(Srlöfer  bed  aRenfc^enge{(|led^te§,  bie  Sc^lüffel  beS 
SReid^eS  empf ongen  unb  bie  ®etoaIt  }u  binben  unb 
}u  I5f  en  erholten  f^ai ;  bis  jie^t  unb  immer  lebt  unb 
rid^tet  er  in  feinen  Ütod^f olgem.  @ein  red^tmö^iger 
9lad^f olger  unb  Vertreter . . .  l^at  un§^  bie  tt>ir  feine 
(Segentoart  erfe|en,  }u  biefer  l^eiligen  @t;nobe  ge« 
fanbt"  (MansilV,  1295).  2)em  @inne  na^ 
auf  bie  gleid^e  Sßeife  beftötigten  auä)  bie  Beiben 
onoeren  Segaten  ba§  Bereits  geföQte  Urtl^eil  über 
9leftoriu8.  —  S3efitimmter  lann  bie  Stellung  StomS 
in  ber  fotl^olifd^en  jKrd^e  nid^t  l^erDorgel^oben 
»erben,  atö  ed  auf  bem  Sioncil  Don  Spl^efuS  ge« 
fd^el^en  ift.  2)er  o^oftoHf^e  ©tul^I  ift  ber  l^dd^fte 
Stid^ter  in  ©laubengfad^en  toie  in  @ad^en  ber 
fird^Iid^en  2)i8ciplin.  2)iefe  feine  Stellung  Befi|t 
ber  red^tmö^ige  Snl^aBer  beS  Stul^ted  bed  1^1.  $etru§ 
Iraft  göttlid^er  ßinfe^ung.  2)ie  @^be  l^anbelt 
nur  infofem  red^tSfräftig,  afö  fie  in  Ueberein« 
fUmmung  fielet  mit  il^rem  k)on  ®  Ott  gef ej^ten  ^au|)te. 
2)a|  bie^  bie  Slnfd^auungen  ber  ))ö))filid^en  Segaten 
auf  bem  Soncil  t)on  Spl^efuS  unb  bamit  bie  Sin« 

id^auunaen  beS  SlbenblanbeS  n^aren,  lann  nad^ 
lern  @efagten  nid^t  in  S^oeifel  gegogen  tt)erben; 
bad  9RorgenIanb,  meit  entfernt,  bagegen  Sinfprad^e 
)u  erl^eben,  fe|t  biefe  Snfd^auungen,  als  auSfd^Iie^- 
lid^  }u  SRed^t  Beflel^enb,  einf ad^  DorauS.  (Sgl.  nod^ 
MansilV,  1299. 1380—1338  unb  bie  l^enlid^en 
©d^reiben  ber  $ö))f!e  Sdlefiin  [Mansi  V,  266. 
269. 271. 273]  unb  feineS  5RadifoIger8  ©ijtuS  IH. 
[Mansi  V,  375.  379]  nod^  bem  «bfdjlu^  ber 
@9nobe.) 

3ur  3^t  be§  vierten  allgemeinen  Soncifö  fa| 
Seo  b.  ®r.  auf  bem  @tu]^l  beS  1^1.  $etru§.  Sn 
il^n  apptUxü^,  gleid^  frül^eren^öretifem,  Sut^d^eS, 
ber  n)egen  feiner  2hn:Iel^re  bereits  Don  einer  @^nobe 
in  @ionftantinopeI  begrabirt  mar;  biefer  bat  ben 
^apft,  eine  (Sntfd^eibung  in  ber  ©lauBenSfrage 
)u  erlaflen  unb  ni^t  gu  bulben,  ba^  er  mittler« 
meile  infolge  feiner  SSerurtl^eilung  gu  @^aben 
fomme  (Mansi  Y,  1015).  SDer  l^od^berül^mte 
Srgbifd^of  Don  9iaDenna,  ^etruS  Sl^r^foIoguS, 
^atte  ben  ^äretifer  an  ben  $a))ft  gemiefen,  inbem 
er  feinerfeitS  ein  Urtl^eil  Dermeigerte  unb  beifügte: 
„Svi  aS  bem  ermal^nenmirbid^.  Derel^rtefter99ruber, 
ba^  bu  bid^  bem,  maS  ber  l^eilige  Sifd^of  Don  9iom 
fd^reibt,  in  ©el^orfam  untermerfeft;  benn  ber 
1^1.  $etruS,  ber  auf  feinem  Stul^le  f omol^I  lebt  aI8 
Dorfl|t,  gibt  benen,  meldte  fud^en,  bie  SQSal^rl^eit 
beS  SlaubenS.  S)enn  mir  fönnen  bei  ber  Sorge 
für  ben  ^rieben  unb  ben  ©lauben  ol^ne  bie  3u» 
ftimmung  beS  römifd^en  Sifd^ofS  nid^t  entf  d^eiben'' 
(Ep.  25,  bei  Migne,  PP.  lat.  LIV,  739).  «n 
Seo  überfanbte  enbtid^  aud^  ^aDian  Don  Son- 
tantinopel  ein  @d^reiben  über  bie  SSorgönge  ba« 
elbftunb  }ugIeid^bie@9nobaIacten  gegen  Sut^d^S. 
S)ie^  mar  fein  leereS  Som))üment  Don  Seiten 
iJlaDianS ;  er  mar  baju  ffeeng  Derpflid^tet,  mie  auS 
bem  ©riefe  Seo'S  an  Äaifer  Sl^eobofiuS  II.  }u 
erfel^en  ift  (Ep.  24,  bei  Migne  ib.  735;  Dgl. 


Ep.  23).  Jhin  anberer  99if d^of  inberSBataäber 
Sifd^of  Don  9iom  lonnte  f o  über  unb  an  ben  SoÜ* 
ard^en  Don  Sonftantinope(  fd^reiben.  Sead^ 
mertl^  babeiift,  ba^Seo  ntd^t  ein  etn)ige8$riimitid* 
red^t  beanf))rud^te  (Ep.  23),  boS  DonSMmiri^t 
auSbrüdClid^  anerfannt  morben  toäre  (Ep.  26). 
Unterbeffen  orbnete  Seo  Segaten  no4  Sonpon* 
tinopel  ab  mit  Sd^reiben  an  Xl^eobofhiS  U,  on 
$uld^eria,  bie  Slrd^imanbriten  Don  ConfiantmQ|xl 
an  bie  bereits  nad^  SDl^ef u8  ouSgefd^ebene  @9iobe 
unb  an  S^aDian.  Se^tereS  Sd^teiben  (Ep.  28), 
bie  Befannte  Epistola  ad  Flavianmn,  ber  fog. 
Tomus  S.  Leonis,  geno^  äal^rl^unberte  kog  en 
f old^eS  Snfel^en  in  ber  gef ammten  JKrd^,  tote  triet 
leidet  fein  anbereS  fird^Iid^eS  Socument  beS  ifäji» 
lid^en  Sltertl^umS.  ®regor  b.  &t.,  ber  bcbnmt« 
lid^  bie  Dier  erflen  allgemeinen  @Qnoben  nit  ba> 
felben  Sl^rfurd^t  Dere|rte  mie  bie  Dier  |eaign 
Soangelien,  ftanb  nid^t  an,  ben  bogmotifd^  Sncf 
Seo'S  an  bie  Seite  ber  Dier  erften  St^nobes  )b 
ftellen.  ^SBerfid^l^erauSnimmt,  gegen  ben@(aiiia 
biefer  Dier  Sondlien  unb  gegen  ben  ZomnS  mk 
bie  ^Definition  beS  ^fteS  Seo ...  gu  f|n»d^  fei 
imSonne"  (Lib. VI, Ep. 2,  bd Migne, PP.lit 
LXXVn ,  795).  —  SfloDian  fyük  ott  »u|ta 
erfter  Snftanj  einen  SRdnd^  feiner  SHJkefe  Mf 
urtl^eilt ;  bie  Sad^e  mürbe  f  obann  Don  beiben  ^ 
teien  nad^  9iom  gd6rad^t  als  an  eine  l^ö^  änfto!}, 
unb  bie  Sntfd^etbung  mar,  ba^  ber  &pmSi  vkt 
Suttid^eS  unb  feine  Seigre  enbgültie  Bepütigt.  bet 
^ojelgang  aber  tl^eilmeife  getabdt  muxbt  - 
9m  8.  Sluguft  449  trat  bie  S^nobe  in  (ßfifi^ 
}ufammen  (f.  b.  Srt.  2)ioScur).  Seo  ^tte  an  bie> 
felbe  ein  Sd^reiben  gerid^tet  (Ep.  33),  ber  Poijec 
^abe,  ber  göttlid^en  Orbnung  Sled^nung  tragenb, 
fld^  Dor  Mem  an  bie  ^luctoritöt  beS  a|)oftoI$(^ 
Stul^teS  gemanbt,  um  gleid^fam  Don  $eb:u8  ju 
erf al^ren,  maS  baS  redete  99efenntni^  Don  C^ii^ 
fei.  Sßeit  aber  bie  Teilung  berartiger  Uebel  itt^t 
Demad^Iöffigt  merben  bürfe  unb  ber  Aoifer  in 
gotteSfürd^tiger  @efmnung  eine  bifd^flid^  Ser> 
fammlung  moQe,  bamit  ieber  3rrt^^  bw4 
ein  feierlid^ereS  Urtl^eil  (pleniore  judicio)  Mt» 
nid^tet  merben  fönne,  l^abe  er  feine  Segaten  obge« 
orbnet,  meldte  an  feiner  Statt  ber  Serfammbmg 
beimol^nen  unb  mit  ben  SoncilSDötem  in  gemein« 
famer  Senten^  f eflfe^en  foSten,  maS  bem  fQtm 
gefalle.  9luS  bem  ganzen  %on  beS  SSriefeS  g^ 
eDibent  l^erDor,  ba^  er  eS  nid^t  bem  ®utbän!en  ber 
S^nobe  übertönt,  Don  feinen SBeifungenal^ug^ 
in  99e)ug  auf  ben  ©tauben  ift  fein  Tomus  tna|* 
gebenb ;  nur  in  Segug  auf  Sut^d^eS  ift  eine  ge- 
miffe  ^reil^eit  belaffen,  falls  er  feinem  Serftnctd^ 
in  Slllem  fid^  ber  pö))ftlid^en  Seigre  an}uf^Iie6^ 
nad^fomme.  —  ^ötte  bie  S^nobe  bie  erl^oltenen 
99ef e^Ie  befolgt,  fo  märe  fte  nid^t  bie  SUuberfqnobe 
gemorben.  t$aft  ieber  eingelne  ber  ®rünbe,  loeU^ 
fpöter  auf  bem  Sioncil  Don  Sl^alcebon  (f-  b.  9x1) 
ur  ^f e^ung  2)ioScurS  führten,  ift  ein  SemeiS  fäc 
en  ®Iauben  iener  el^rmürbigften  SSerfammlimg 
beS  SRorgenlanbeS  an  ben  !ßrimat  beS  römift^ 


s 


1417 


*op|l. 


1418 


8ifd^f9  (tgl.  Manei  VI,  1046  unb  1098). 
DMcnr^  Ragte  man,  f)af>t  Der^inbert,  ba|  ber 
Srief  2to^%  an  gflatnan  Detlefen  tourbe ;  er  f^ait 
(bxbi^  ttrteber  in  feine  @teOung  eingefe|t  „nacl^' 
bcm  ber  93if(^of  Don  Stom  entf^ieben  l^atte,  tDa% 
rcd^t  ift" ;  »er  ^abe  feinen  SRunb  aufgetl^n  mie 
ein  toOer  ^unb  gegen  ben  a^ofiolif^en  @tul^I 
felbf}"  unb  l^be  Derfud^t,  ben  l^eiUgften  SJater 
iio  }u  esconnnuniciren  u.  f.  U).  2)ie  Senten)  ber 
69nobe  )u  Sl^cebon  nmrbe  Derfütd^et  Don  $af  (i^a- 
fbuiS,  ber  bogu  Dom  SoncU  erfel^en  mar,  toeil  er 
.mit  ber  9uctoritöt  be§  l^t.  Seo''  beHeibet  fei  unb 
bie  @teOe  beSfelben  Dertrete.  2)iefelbe  lautete: 
<rS)e|toegen  (b.  1^.  n)egen  ber  oben  angefül^rten 
®ränbe)  l^t  Seo,  ber  l^eiltgfte  unb  gebenebeite 
Scgbifc^f  Don  ®rog-  unb  9It«3tom,  burd^  unS  bie 

ßenu)ärtige  l^ilige  @9nobe,  sugleid^  mit  bem 
^^igen  unb  preidumrbigen,  feiigen  ^oftel 
$clni8,  meld^er  ber  ^Ig  unb  baS  gfunbament 
ber  fotl^olifd^en  Jhrc^e  unb  ba§  ^unbament  bed 
ort^ocen  @IaubenS  ifl,  il^n  (SHoScur)  feined 
^fcopatcS  entfleibet  unb  ber  ))riefterli(i^en  Sßärbe 
toMfi.''  SaS  Urtl^eil  nmrbe  unterfd^rieben  Don 
ben  Sifd^öfen^  bie  Dielfad^  nocl^  beifügten,  bog  fie 
bem  UrtlQleil  beS  apoftotifd^en  Stul^IeS  beiftimmten. 
—  SHc  9bfe^ung  befi  ^atriarcl^en  Don  SIesanbrien, 
bcft  jtDeiti^ö^ften  ffird^fürften  ber  S^riften^eit, 
iß  ff^er  ein  «et  ber  l^ö^fien  lird^Iid^en  3uri8- 
bidioiL  3)er  l^L  Stl^afiuS  ergäl^Ite  ein  äal^r« 
(mibert  früher,  SuIiuS  L  l^abe  Derlangt,  ha^ 
»ein  geregtes  Urtl^eil  aber  einen  Sifd^of  Don 
tt^anbrien"  Don  9lom  allein  ermartet  merben 
mu^ ;  9tl^afiu8  f elbfi  ttxir  Don  einer  @9nobe 
abt^fe|t  morben,  unb  ber  Ißapfl  l^atte  ba§  Urtl^eil 
für  imll  unb  nid^tig  erflört.  9htn  nmrbe  mieber  ein 
Sifd^f  Don  9[(e£anbrien  abgefegt,  unb  baS  Urtl^eil 
ttmrbe  Don  ber  gangen  SBelt  al§  }u  Siedet  beftel^enb 
anerf ornit,  meil  er  burd^  bie  Suctoritöt  bed  @tu^Ie8 
^ßetri  abgefe^  ttmrbe.  —  2)ie  tt)enigen  Stfd^öfe, 
iDeldde  ben  ©ettmlttl^en  bed  Sle^anbrinerS  auf  ber 
St&AerfQnobe  ftd^  nid^t  blinblingS  fügen  tooUitn, 
WQxm  bafelbfl  mi^l^nbelt  unb  abgefegt  tt)orben. 
6o  ^Dian  Don  Sonfiantinopel,  ber  fel^r  balb 
ben  VH^l^btungen  erlag,  aber  erft  nac^bem  er 
efaie  %p))e]Iation  an  ben  ^ßapft  eingelegt  l^atte 
(DgL  ©rifar,  Seitft^r.  f.  fat^.  Sl^eol.  VH  [1883], 
191  ff.).  9u$  tl^eoboret,  ber  geleierte  Sifd^of 
tum  ComS,  a))penirte  (f.  Migne,  PP.  lat.  LIV, 
845)  in  9[u8brüd(en  an  ben  a))of!onfd^en  @tul^I, 
iDel^e  begüglid^  feiner  Suffaffung  Don  ber  ©emalt 
Somd  feinen  Stoeifel  betajfen.  SBenn  ber  1^1.  $au- 
hif ,  ber  ^olb  ber  äBal^rl^eit,  . . .  ftd^  an  ben 
gDoi^en  ^^ätvi%  gemanbt  l^abe,  f o  eile  feine  SBenig« 
Mt  tum  apoftolifd^en  Zitrone,  bamit  man  Don 
tort  Teilung  für  bie  Sunben  ber  ffird^e  erl^alte; 
bcnn  bem  rbmifd^en  @tul^le  fomme  in  aUen 
SMngen  ber  ißonang  xa  (Siot  icavra  ^otp  6ficov  t6 
KpttTcuctv  dpfi^rrei).  ^ierouf  werben  bie  $röroga- 
tiMi^  »eld^  ben  l^eiligen  @tu^l  gieren,  aufgegö^lt, 
italid^  bie  SfüHe  ber  ®aben  bed  l^eiligen  S^eifteS, 
JUU^/Ojfim  imb  ®Iang,  bie  f^ül^rerfd^aft  über  bie 


gange  SBelt  (t^c  o2xoü|i£vi)c  itpoxadrjjilvi)),  ber 
®lang  be§  ©laubenS  mie  in  ben  Xagen  ber  ^oftel, 
bie  ®räber  ber  gemeinfamen  Seigrer  ber  SBa^r^eit, 
$etruS  unb  $aulu8  (oStoi  ts  ö^ietepov  Tcepi- 
9ave(rraTov  ^Tce^Tjvav  dp6vov).   9iad^bem  Sl^eO" 

boret  bann  feinen  gatt  Dorgelegt,  erflärt  er: 
„allein  id^  enoarte  bie  @enteng  Don  (Eurem  apo- 
tolifd^en  Sl^rone."  Sr  münfd^t  gu  toiffen,  ob  er 
id^  mit  bem  ungered^ten  Urtl^eil  gufrieben  geben 
oUe  ober  nic^t.  „2)enn  id^  emmrte  (Euer  Ur- 
l^eil,  unb  memt  ^^t  mir  befel^len  f oOtet,  mit  bem 
gefällten  Sntfd^eibe  gufrieben  gu  fein,  tt)erbe  ic^ 
ed  tl^un."  ißor^er  fd^on  l^atte  er  gefagt:  At  ego 
apostolicae  sedisyestraeexspecto  sententiam 
et  oro  atque  obtestor  sanctitatem  tuam,  ut 
mihi  rectum  et  justum  tribunal  yestrum  in- 
vocanti  opem  ferat  jubeatque  ad  tos  venire 
et  doctrinam  meam  apostolicis  vestigiis  in- 
haerentem  ostendere.  S)er  (Sntfd^eib  in  9iom 
fiel  iebenfa&g  gu  feinen  ®unften  aud,  ba  Xl^eo- 
boret  auf  bem  Sl^lcebonenfe  aß  DoObered^tigted 
@9nobalmitgHeb  anerfannt  tt)urbe  (^fele,  (S.«®. 
n,  425. 478).  —  S)a8  Kedjtfpred&en  ju  ®unflen 
ungered^t  abgefegter  93if  d^öf e  nxir  nur  (Ein  Xl^eil  ber 
Aufgabe  be§  ^apfteS;  ü^m  ftanb  nad^  bem  fd^önen 
SBorte  be8  ftaif erS  SBalentinian  lU.  beibed  gu,  baS 
®erid^t  über  bie  S3ifd^5fe  unb  über  ben  ®lauben 

(irept  TE  irCorecoc  xal  lepecov  xpfyeiv;  Ep.  55 
[Migne  1.  c.  857] ;  Dgl.  Ep.  56).  —  Segtereö  »ar 
baS  SBid^tigfte.  2)enn  na($  ber  ätöuberf^nobe  ttmr 
Rettung  nur  gu  erl^offen  Don  SRom,  tt>o,  mie  Xl^eo» 
boret  fagt  (Ep.  148),  „nod^  ein  gfunfe  ber  redeten 
fie^re"  erl^alten  marb,  ober  ^ri^tiger,  nid^t  ein 
gfunfe,  f onbem  eine  gemaltige  ({faclel,  bie  ben  Srb- 
freiSangünben  unb  erleud^ten  fonnte".  Seo  töufd^te 
bie  auf  i^n  gefegte  ^opung  nid^t.  Sr  unb  nur 
er  Dermod^te  bie  gried^ifd^e  Jnrd^e  faft  gegen  il^ren 
äBiSen  gu  retten.  3unöd|ft  Dermarf  er  im  October 
449  bieS3efd^lüffe  berSiöuberfQnobe,  unb  fie  blieben 
Dertoorfen  für  alle  3u!unft :  fobann  betrieb  er  am 
^ofe  Xl^eobofiuS^  Ö.  bie  Berufung  einer  neuen 
©^nobe  in  3talien  (Epp.  43—51.  53.  54—61. 
69—71);  femer  Dermeigerte  er  bem  neuen  93ifdJof 
Don  (Eonftantinopel,  Snatoliud,  bie  S9^)))robation, 
bis  er  burd^  Snnal^me  bed  bogmatif d^en  @d^reiben8 
an  ^Ic^Dian  feine  SRed^tglftubigleit  bett^iefen  l^e 
(Epp.  69.  70).  Die  fd^riftlid^e^nnal^me  bed« 
felben  (quam  ecclesia  uniyersalis  amplectitur; 
Ep.  88)  marb  enbltd^  über]^u))t  als  eine  notl^- 
tt)enbige  SSorbebingung  gur  äBieberaufnal^me  in  bie 
ffird^e  Don  ben  93ifd^5fen  geforbert.  (Eingelne  Si« 
fd^dfe  mie  gange  @^ben  unterfd^rieben  baSfelbe 
mit  t$reuben  unb  traten  bamit  mieber  in  ben  aü» 
gemeinen  ftird^enDerbanb ;  nur  baS  Urtl^eil  über 
2)ioScur  Don  9lesanbrien,  SuDenal  Don  3eru« 
falem  unb  einige  Slnbere  l^atte  p^  t>^^  $<^j^ 
referDirt.  @o  Rauben  bie  @ad^en,  beDor  bie 
@9nobe  gu  Staube  !am,  meldte  Dom  ff aifer  SRar- 
cian  nad^  Üticöa  ((El^alcebon)  auSgefd^rieben  mar, 
bamit  fie  unter  ber  9uäorität  beg  a))oftolifd^ 
©tul^leS  (toü  aidevTOüvToc) ,  ber  bie  Oberauf» 


1419                                                        9üp\L  1420 

fl^t  ü6n  bm  ^Bttlic^en  ®Iau6tn  ^aibt,  bit  er-  StSamaXlav  tüv  dl|icpißaUo)i.(v(iiv,  imb  bit  SS 

[otbnlifiim  Snti^eibungen  treffe  (Epp.  73.  76 ;  [läft  bet  ÜTtitglicbei  er^cUt  gmügnib  boraul,  tw^ 

Dgl.  Ep.  5).    ^ei  ^ft  ftimmte  bei  Wi)a\-  [it  aitt  bmitS  fc^ciflli^  i^n  Suftinrnnnig  )ii 

tung  bei  @gnobe  gu,  foibeite  aber  ouSbrüdlic^,  Briefe  Sea'S  gegeben  tntten''  (flat^olit  187^1, 

iai  [eine  Segoten  ben  5iorfi6  fügten  (odlen,  iro§  141  f.).  ©iejeitigen,  »elctie  je^  uiiterri^i«  un. 

er  al3  ein  ÜReii&l  berjelben  beQnylJludöle  (Epp.  89.  ben,  ertlärten  fpQtet  i^«  Supimmung.  —  3n  der 

93),  unb  femer,  bofe  fein  bogmntii^eS  ©(^reiben  britten  @i|ung  nmrbe  bn  ©rief  2eD'B  in  fein- 

oUein  als  maggebenbe  Ülortn  für  bie  ©laubenS-  li^er  namentlicher  Sb^immung  Don  bei  Sijiiobc 

tntff^eibungen  gelten  foSe.  ©o  fi^rieb  Sto  an  bie  o^ne  eine  CDrauSge^enbe  fqnobole  ^lüfinig  i» 

Sijnobe;  \o  ^atit  er  frübei  Mon  an  Sbtobofiui  II.  genommen.    aiS  ©runb  wuibe  angegebtii,  W 

gef^rieben  (Ep.  44) ;  fo  fd^rieb  er  mtebet^olt  an  baiin  enthaltene  Se|re  flimme  übcrctR  nit  te 

ben  Äatjei  3)lorcian,  bei  untcrbeffen  ben  S^ton  Stbre  ber  brei  torauSgeltienben  aKgtmciiiat  ©gf 

bejiieaen  ^atte  (Epp.  82. 90. 94).  S)ie  Olaubenfl-  oben,  mal  aOetbingS  eine  »rt  iprütuitg  fät  to 

fiage  buifte  fomtt  oon  bem  SoncU  ni^t  ale  eine  Sinjelnen  ooiauSfe^.  3»  biefet  ^Bi^^räg,  obd 

offene,  b.t).  als  eine  bui(^  ben  bo(;niatif<^en!Srief  nditigei,  SDeiglei^ung  nxntn  bie  Sif^ife  ^ 

noif)  ni^t  enbgüQig  unb  auctoiitatiti  entl^iebene,  ibrer  eigenfi^aft  als  @Iauben8ri4tei  nl^t  ntt 

Don  !iieuem  be^anbelt  neiben.  @3  flanb  bemnai^  benc(|ttgt,  fonbent  oiiä)  ocqiflitigtet;  biefdbt  i» 

ber  Sqnobe  ni^t  frei,  eine  baoon  abioeic^enbe  Doltnrte  aber  feinesme^  ein  Xcd^t,  bie  pö^iflft^ 

@laubenScntfd^eibung  ju  eila||en.  9Iuf  bet  S^nobe  @ntf^eibung  eoentueU  auä}  Dciwerfen  )u  tiinffl. 

Don Sl^alcebon,  nel^e am 8. Oclober451  eröffnet  —  3ioc^  einmal  bro^te  btm  @lauMii  eint  enfl> 

iDUibe,  führten  ber  SSoifi^rift  Seo'8  gemäg  feine  lic^e  @efa^t,  alS  in  bei  ^nften  €i^g  bit  SR» 

Segaten  ben  lBor[i|  unb  legten  SioScur  unb  feine  loritäl  ber  SoncilSDätei  für  eine  jlpetbtütige  ^ 

fln^ngerab.  SnQerjmeitenSi^ungiDurbenbae  mel  fid^  entfd^iben  ju  nollen  fi^ien.  Sog  aO" 

nitänif^e  ®laii6en3be!enntni6  mit  bem  Sufod  be8  ft^iehene  Sluftirten  bei  ijüpftli^  Stfloten  idWi 

SoncilS  Don  SDnftantinD))eI,  gwei  Sriefe  g^tjriUd  bie  Oit^obo^e,  inbem  fie  bie  Sqnobe  m  Ut 

unb  er^Iid^  baS'bogmattfi^e  ©d^reiben  Seo'9  bei'  SlternatiUe  jfettten:  entöebei  ^er&Kifiiita  eim 

lefen  unb  mit  bei  Slcdamatimt  aufgenommen :  Don  Seo'S  Seiire  materieU  abiwt^tnben  ffonnti, 

„Xms  ift  ber  ©laube  bei  %äter,  baS  ber  @Iaube  ober  augenblidli^e  Sluflöfung  bn  @9iu)bt.  Sa 

bei3(pofteI.  @o  glauben  mir  alle.    !ßetiu9  l^t  @Iaube  Seo'e  fiegte;  Don  bönfelben  tooDtennb 

burt^  Seo  gefpiod^en."  £er  S6nef  Seo'ä  galt  bei  burfte  bie  @Qnobe  nii^t  abmeieren.    9Bei  oba 

bei  @Qnobe  ale  ©laubenSncnn,  Don  ber  fie  ni^t  ^ätte  einer  Sonciieme^^eit  gegetütbet  eint  fol^ 

abtoei^en  bürfe.  2)enn  als  bie  faifeilic^en  Som*  SIItematiDe  auffleSen  bürfen  al8  ber  mit  aitiflf 

miffarien  bie  SSifcdöfe  au[f orberten ,  ein  fi^iift-  (iftfier  ?(ucloriiät  auägeftatlete  Segat?    ?|}etni! 

liebes  iBefennhiig  oufjufe^en,  ernärte  bie  <£t)nobe  l)atte  bui^  &co  gef^ioCben  unb  Seo  burcEt  fcinn 

niiebeiftolt  unb  einftimmig:  „eine  anbere  ®lau-  Segaten.  —  3ti  ber  Sotgcjeil  gab  baS  ft$Qlteb> 

benSernänmg  maijt  niemanb ;  mir  Derfm^en  unb  nenfe  no(^  oft  genug  ^eronlaffung,  ba^  bei  ^linui 

nagen  bie^  ni^l."  Sine  anbere  ©laubeneerFIä-  in  ^ction  treten  mugte.  ßS  b<>t  jebo^  ^iei  lernet 

rung  aufjufe^en  fei  ntc^t  erlaubt ;  au$  ber  ßanon  3uied,  bie^  mie  ou^  bie  fiiätere  @e{(|i4>t  bei 

»erbiete  e§.   ÄuS  jniei  ®iünben  alfo  mieä  man  Sßapfltbumä  meiter  ju  oerfolgen.  33ie  auffoffiaj 

e§  ab ,  eine  neue  (SlaubenSformel  Qufjuftetlen:  beS  ^riftlic^n  SlUert^umä  über  biejen  ©egenfloiii 

eiftenä  fei  biefe  gegen  ben  liit^lid^en  Sönon  (ber  ift  flor.  iülün  buddle  ficb  ben  ^Ipaftelfürften  ^tnä 

©ijnobe  Dort  SpbefnS).  unb  jWeitenB  fei  Dom  Spoijft  olB  in  feinen  tedttma^igen  ißac^folgem  onf  bta 

bereit«  bie  ßntfd^eibuug  erlaffen,  meldte  für  bie  ©tu^le  Don  Siom  fortlebenb  unb  fortwgierenb,  oJi 

©ijnobe  @lau6en§regel  unb   5!oifc^rift  [ei,  —  obtrflen  ®e(e|igeber  in  Sadtien  beS  ©laubenl  m^ 

3nbe6  gab  eB  bo^  einige  93tfc^öfe  Sll^rienB  unb  ber  [irc^ltd^en  Siisciplin,  qIB  bö^ften  Sffiäf^iei  iral 

$aläftina'ä,  mel^e  immer  no[^  mit  ibier  Untet'  Setirer  ber  Ort^obo^ie,  alB  büdtffte  ri(^terli(6t  an- 

fd^iift  gügerlen.   Sie  3rage  mar  ober  nidjt,  ob  ftanj  in  ber  fiird^t,  unb  bie^  oQeB  infolge Bi* 

einjelne  ©teDen  im  SSriefe  Seo'S  mit  onberen  lieber  Sßeftimmung.  eben  boB  ift  au^  bie  ^. 

©teilen  in  ben  SBriefen  G^rillS,  bie  oon  ^Qpft  ati^t  baS  SBalicanum  befinirl  ^ot. 

ßüleftin  unb  bem  Gpf^finum  approbtrt  waren,  C.  SÖefämpfungbeS^rimatefibeiril' 

iibeieinftimmten ,  fonbem  mie  fie  in  ^aimonie  mifc^en  $äpfle.  ©elougnet wuibe  bei !|!riiiiit 

ju  bringen  feien.  6s  mürben  bann  einjelne  St-  befl  bl-^etruS  unb  fetner  ÜJof^foIger,  bei  tömifini 

ft^öfe,  welche  ben  SSritf  Eeo'B  fd|on  unteifc^rieben  Sifd&öfe,  mäbi^cnb  beS  ganjen  ^riftliitien  «Üb- 

galten,  beauftrasf,  bie  nodt)  jögemben  in  ber  liiumä  nie.  ÖdegentlidieiDii&adbtung  rinerjMiiS' 

SBäo^nung  beS  SBifd^ofä  anatoIiuB  beä  Diätem  liii)€n  (fntjc^eibung,  SQJiberfpruii  gegen  bitiefc 

)u  unterrid^ten.  „S)ie  Sommiffion  trotte  alfo  mebei  ^^luflcbmiiig  gcgenben  einzelnen  SrägerberStDolt. 

ben  Sluftrag  nod^  bie  Sbfi^t,  ben  33rief  Seo'B  Ungebotfam  gegen  bie  uon  @ott  gefebte  StuclW' 

einer  5ßiüfung,  berenaitfuHatinnn^meoberiöer-  löl  ift  nodt  iiLif)t  formelle  £augnunßberjeIben.S5oo 

BKifung  fein  fönnte,  ju  unleijieben.  3>er  3tDed  bei  gvif diiidjcii  Stirift  mürbe  bie  ^rimatiolgemli 

berßommiffioneigibtfid^beuttidbauabenaBoiten:  bcr^^iidjüiE  uon  SHl-Sfiom  out^  bamalBmilB^ 

. .  .  ?va  ol  d[ifi^aUavTEf  fiifia^rftüjiv  .  .  .  rpö;  laugnet,  al§  fit  fii^  inunfeligtin@^fiina  bnilKt 


.421 


^ap\L 


1422 


atcmifd^  ftird^  trennte.  @d^rf  6e!Qm))f t  tt)ur« 
>en  bie  $(i)ifte  k)on  il^ren  @egnent  im  3nt)eftitur« 
treit,  in  ben  ltöm))f  en  mit  ben  ©taufen  unb  anber* 
DftrtS.  (£8  tooren  meift  perfönlid^e  Sd^mäl^ungen^ 
i6  unb  )tt  Dermifd^t  mit  fel^r  irrigen  Snftd^ten 
iber  bie  tirt^Ii^e  (Semalt;  aber  eine  grunb]ö|li(l^e 
iöugnungbeS  $rimate§  entl^ielten  fte  nid^t.  ^runb* 
atflid^  Säugner  ber  ^rimatialred^te  entftanben 
>cin  $a|)flt]^um  erft  im  14.  Sal^rl^unbert,  al§  9)lar« 
Utud  üon  ^[kibua,  Sol^anneS  be  Sanbuno,  Uber- 
ino  üon  Cafale,  SBiQielm  t)on  Occam  (f.  b.  Srtt.) 
aib  anbere  gfraticeüen  bie  ©ad^e  SubmigS  beS 
Bauern  (f.  b.  9lrt)  gegen  bie  $ö))fte  t)on  9[t)ignDn 
mit  ber  il^rigen  t^erquidten.  Sie  gefäl^rlid^fle  ArifiS 
icbod^,  tpelc^  ba§  $a)){lt]^um  ju  beftel^en  l^atte, 
Dor  bie  unfdtge  Seit  be§  großen  abenblönbifd^en 
S^ifimod.  S)a8  ®ef äl^rlid^e  lag ,  Don  mand^em 
Sid»em  abgefe^n,  barin,  ba|  nid^t  ettoa  bIo|  er« 
ttäxU  gfeinbe  ber  Aird^e^  fonbem  gerabe  bie  beft- 
ujinnten  9Rdnner  mie  ^einrid^  t)on  Sangen{tein, 
IktntS  b^illQ,  9licoIaud  t)on  SIemanged,  ®er« 
\0K  9HcoIau8  k)on  Suja  (f.  b.  9rtt.)  unb  Slnbere 
IUI  ^cbung  beS  S^iSmaS  üßittel  unb  3Bege  tior« 
[dringen,  bie,  mie  ©erfon  nad^  ßrlag  ber  jlon- 
ßoti)€r  2)ecrete  fagte,  einen  Zag  früher  t)on  ber 
E^flcn^eit  nod^  al§  l^öretifd^  Denoorfen  morben 
kD&ren.  9ber  gerabe  bie  t)er}meif  elten  Slnftrengungen, 
nit  toelc^en  man  ben  un}tt)eifel^aft  legalen  Xröger 
ber  $rimatialred^te  fud^te,  bett)ei)en,  mie  fel^r  bie 
Gjlri^enl^t  Don  ber  göttlid^en  ßinfe^ung  be§ 
^^imatefi  unb  beffen  92ot^tt)enbtg!eit  in  ber  Aird^e 
ubojeugt  unn:.  S)en  2:obe§fto|  erl^telt  bie  con* 
ciliare  Semegung  beS  15.  Sal^rl^unberiS  auf  bem 
ungemeinen  &)ncil  Don  gfloren^  unb  bem  fünften 
Batoinconril  (f.  b.  Srtt.)  burd^  bie  Sonftitu- 
tionen  Laetentur  coeli  (1439)  bejtt).  Pastor 
MtemoB  (1516).  —  S)ann  erfolgte  bie  fogen. 
iRef ormation,  mlä^t  fo  Diele  l^errlid^e  Aird^en  Dom 
Ecntntm  ber  Sinl^eit,  Dom  @tuble  $etri,  loSrig 
unb  f4Iie|Iid^  unter  il^ren  ^nl^öngem  nur  no(| 
rin  einziges  einigenbeS  Sanb,  bie  fd^roffe  Oppo- 
[ition  gegen  ba§  ^ßapfttl^um^  l^at.  —  Snner^alb 
ber  fiird^  erl^o.b  ftd^  im  Saufe  be§  17.  unb 
18.  3a^r^unbert§  eine  geföl^rlid^e  Oppofttion 
gegen  ben  l^iligen  ©tul^I,  beffen  $rörogatiDen 
man  juxtr  nid^t  fd^led^tmeg  läugnete,  aber  bod^ 
fo  )u  Derminbem  fud^te ,  ba|  ber  n^al^re  SuriS- 
Mctton8)>rimat  über  bie  ®efammtürd^e  fid^  Der« 
jlüdgtigte;  eS  UHiren  bie  @Qfteme  be§  ©aHicaniS- 
taxß,  Xegali§mu§,  3febrontani§mu8,  StationaliS« 
m§ ,  meldte  bie  Sntf d^eibungen  bed  allgemeinen 
Niticanifd^en  £oncit§  not^n^enbig  mad^ten. 

2)ie  Siteratur  über  ben  pöpftlic^en  $rimat 
|t  f ofl  unüberf e^bar.  3*oei  ©ammclwerf c  ermög- 
i^  einigermaßen  eine  Ueberftd^t.  S)ad  erfte  i{t 
ic  20  (mit  bem  Siegifterbanb  21)  ®ro|foIio* 
inbe  umfaffenbe  Bibliotheca  maxima  Ponti- 
da  Xocaberti^ä  (3uan  2:^oma§  be  SRocaberti 
i  ^ßereloba;  geft.  1699),  S)ominicanergeneraI§, 
xjbifc^ofd  Don  ISalencia  unb  ®ro^tnqui[itor§. 
)Q&  aSBerf  erfd^ien  au  9tom  1695—1699  unb 


bietet  authores  melioris  notae,  qui  hactenus 
pro  S.  Romana  Sede  tum  theologice  tum  ca- 
nonice  scripserunt,  fere  omnes.  SS  umfaßt  in 
alp^abetifd^erOrbnung  etma  1209uctoren^  meldte 
ju  ©unften  beS  ^rimated  gegen  beffen  Derfd^ie- 
bene  IBetämpfer  Dom  9.  bid  )um  17.  Sa^rl^unbert 
einfd^Iie^id^  ftd^  einen  bleibenben  9iamen  enoarben. 
Zb^ilS  fmb  es  gan}e  9nonogra))bien,  tl^eild  bie 
auf  ben  $rimat  bejüglid^en  Xractate  unb  Stellen 
au§  tbeologifd^en  unb  canoniftifd^en  @d^riften. 
§ier  mögen  menigftenS  bie  9iamen  ber  bebeuten- 
beren  Suctoren  biefeS  @ammeltt)er!e§  in  djirono« 
logifd^er  gfolge  fielen :  SgobarbuS  (geft.  840)^ 
Snfelm  SabagiuS  (ge{t.  1086),  1^1.  Stomas  Don 
Squin  (geft  1274),  SegibiuS  9iomanu§  be  So« 
lonna  (geft.  1316),  ^le^anber  be  @.  ßlpibio  (um 
1325),  Sarlaam  (geft.  1348),  »iDaro  ^ela^o  (geft. 
1352),  Stomas  SBalbenfiS  (gejt.  1430),  @en« 
nabiuS  (ge^.  um  1459),  ^.  «ntonin  (geß.  1459), 
$eter  be  3Jlonte  (geft.  1457),  3nan  be  lurrecre- 
mata  (gefi  1468),  Catalbini  Soncompagni  (gejt. 
um  1470),  Slngelo  be  SlaDafio  (um  1480),  @qI« 
Dejter  ^rieriad  (um  1520),  $ietro  Sßid^.  ßefare 
Seipbino  (geft.  1525),  3acobatiu8  (geft.  1528), 
SQpriano  ISeneto  (um  1530),  Safetan  (geft.  1534), 
3o^.  gfaber  (gefi.  1531),  ®a§))arre  Sontarini 
(geft.  1542),  Sllbert  $igbiu8  (geft.  1543),  Sd 
(geg.  1543),  SReginalb  $ole  (geft  1558),  6anu§ 
(geji.  1560),  ®om.  ©oto  (geff.  1560),  SbomaS 
ßompeggio  (geft  1564),  Onofrio  $anDini  (gejt. 
1568),  SamiQo  Sam))eggio  (geft  1569),  SllDarej 
(Suerrero  (gep.  1577),  §ofiu§  (geft.  1579),  6u- 
neruS  Sßetri  (geft.  1580),  grana  be  SSargaS  (gefi. 
1580),  ®iego  ©imanca§  (geft.  1583),  Sciio  Sor- 
bano  (geft.  1583),  SinbanuS  (geft  1588),  «nni- 
bale  ©raffi  (geft  1590),  Stomas  ©ta<)Ieton 
(gefi.  1598),  ©oetiuS  ßpo  (oeft.  1599),  ©regor 
be  Valencia  (geft.  1603),  Safiea  (geft  1604), 
aionfo  be  ßaftro  (geft.  1610),  $offeDino  (geft 
1611),  3r.  $ena  (geft.  1612),  6oquäu8  (gejt. 
1615),  ©uarea  (geft  1617),  Seflarmin  (geft 
1621),  5Ric.  Kocffeteau  (geft.  1623),  gr.  «gri- 
cola  (geft.  1624),  ©ecanuS  (gcjt.  1624),  5DI.  ain- 
tonio  ßapeffi  (geft.  1625),  6cribaniu8  (geft. 
1629),  Sanner  (geji.  1632),  ©albuin  be  Songbe 
(geft.  1634),  9lug.  OregiuS  (gefi.  1635),  5)uDaI 
(geft.  1638),  gragofuS  (geft  1639),  gea  (gefi. 
1640),  ©raDina  (geft  1643),  ©antareüi  (geft. 
1649),  »arbofa  (geft.  1649),  aWariuS  (geft.  1652), 
^ctoDiu§  (gep.  1652),  ^ctricca  a  ©onnino  (geft. 
1673),  ©onet  (geft  1681),  6^r.  2upu§  (geft. 
1681),  ^uluaai(geii.nad^  1682),  @d&elftrate(geft 
1692),  Srancati  (geft  1693),  Sbomaffmi  (geft. 
1695),  ©fonbrati  (geft  1696),  «ftorini  (geft. 
1703).  —  3)a8  aioelte  ©ammelttjcr!  bat  ben  Sitcl 
Romanus  Pontifex  tamquam  Primas  eccle- 
siae  et  Princeps  civilis  e  monumentis  omnium 
saeculorum  demonstratus.  Addita  amplissima 
literatura.  Auetore  Aug.  de  Roskoväny,  epi- 
scopo  Nitriensi,  Nitriae  1867 — 1879, 16  voll. 
6in  V^tSS.  biefeS  3Berfe^  enthält  bie  Siteratur  über 


1423 


$a})ftbrtefe  —  gJapftfataloge. 


1424 


ben  Primat  t)on  ben  erften  Sal^rl^unberten  an 
bis  jur  ©cgctitoart  (1879).  3n  ben  ©änbcn  I, 
633—704;  H,  444—822;  HI,  603—851 ;  IV, 
509 — 884  »erben  meliere  taufenb  Sudler  unb 
©(i^riften  (au^  gr  jeugniffe  ber  periobifd^en  $re||e) 
über  ben  Primat  nad^  ben  Stteln  unb  meiftentl^eitö 
mit  einer  furzen  SSürbigung  il^reS  SBertl^ed  biblio- 
grapl^ifd^  auf ge^ö^lt.  S)ie  fiiteratur  ber  brei  legten 
Sal^rl^unberte  iji  fad^gemöl  nad^  2)ecennien,  unb 
ItOQX  bie  @d^riften  pro  et  contra,  jufammen« 
geftellt.  3n  ben  f olgenben  Sänben  fmb  9lQd^träge 
unb  bie  neuefien  Srfd^einungen  au§  ber  ^rimat« 
literatur  Der^eid^net.  S)er  XV.  Sanb  ent^ölt  einen 
©eneralinbei.  3m  XVI.  SSanb  gibt  ber  SSerfafjer 
eine  neue  Derbefferte  Auflage  [eined  1834  erfd^ie* 
neuen  SBerleS  De  primatu  Romani  Pontificis. 
—  Sefonbere  Smpfel^Iung  t)erbienen  ou^er  ben 
bereits  oben  genannten  ^uctoren  folgenbe  3Ber!e: 
A.  Eempeneers,  De  Born.  Pontificis  primatu 
ejusque  attributis,  Lovan.  1841  (Diss.);  M.  D. 
Bouix,  Tract.  de  papa,  Paris  1868—1870, 
3  Yoll.;  @d^neemonn,  ^er  ^apft  ha%  Ober« 
boupt  ber  ® efammtfird^e ,  tJfreiburg  1867;  §et» 
tinger,  SDie  fird^lid^e  IBoHgemalt  be§  opoftolif^en 
©tu^IeS,  gfreiburg  1873.  —  Luke  Rivington, 
The  Primitive  Church  and  the  See  of  Peter, 
London  1894,  gibt  eine  t)or)ägnd^e  ^ologie 
be§  $rimQte§  in  ben  erften  3abrbunberten  ber 
ffird^e  gegen  bie  neueften  angriffe  ber  3lngli« 
caner.  6inen  o^nlid^en  S^oecf  »erfolgte  T.  W. 
Allies,  The  Throne  of  the  Fisherman,  Lon- 
don 1887.  [3of.  SSIöfeer  S.  J.] 

Jfapfltxiefe  nennt  man  Srlaffe  ber  ^äpfte  in 
Sricfform,  toxt  fold^e  im  d^riftlid^en  Slltert^um 
faß  auSfc^Iieglid^  üblic^  toaren.  @d  n^ie  bie  Slpoftel 
in  Sriefform  ben  d^riftlid^cn  ©emeinben  bie  S3or« 
fd^riften  unb  SRatbfd^Iäge  beS  §cite  mittl^eilten, 
fo  bebienten  fid^  aud^  bie  SBifd^öfe  anfangs  burd^' 
toeg  ber  Briefform,  »enn  fie  ben  i^rer  Seitung 
anvertrauten  ©löubigen  SSßeifungen  5u  geben 
l^atten.  Die^  gilt  auc^  öom  SSif^of  öon  Sftom,. 
Dom  $opft.  grft  im  ÜKittelalter  finbcn  jtc^  \iäp\i' 
lid^e  Sonftitutionen  (f.  b.  "üxt),  mli\z  aud^  äu^er« 
lid^  in  ber  Sform  t)on  ©efe^en  (ad  perpetuam 
rei  memoriam)  erfd^einen  unb  ftd^  nid^t  toxt  bie 
Slunbfc^reiben  an  (immerhin  nid^t  namentlid^  be* 
jeid^nete)  Sifd^öfe  unb  ©löubige  n^enben.  S)od^ 
barf  aus  ber  Sriefform  ber  päpftlid^en  ßrloffe 
unb  bereu  t)orn}iegenb  paränetifd^em  Zon  nid^t 
gefolgert  »erben,  ba§  benfelben  fein  red^tlid^er 
(&iaxatUx,  feine  juriftifd^e  SSerbinblid^feit  inne» 
tt)o^ne.  ißielme^r  f)aUn  bie  römifd^en  ^öpfte  t)on 
9lnfong  an  bie  ^pid^t  ber  Slbreffaten  i^rer  ©riefe 
betont,  bcm  3nbalt  be§  SriefeS  ju  entfpred^en  unb 
bafiir  5U  forgen,  ba^  bie|  au^  feiten§  Ruberer 
gef d^ebc ;  mit  anberen  Sfflorten,  f d^on  bie  alten  ^äpfte 
ttaren  fid&  betonet,  ba^  fie  burd^  grla^  i^rer  ©riefe 
t)on  ber  nad^  göttlid^em  Siedet  i^nen  }uftebenben 
oberften  ©cttjolt,  bie  Äird^e  ju  regieren,  ©ebraud^ 
mad^ten.  ©0  fd^reibt  ©iririuS  (385)  an  f)imeriu8 
t)on  Sarragona :  Quae  a  nobis  non  inconsulte 


sed  provide  salnbriter  sunt  constttota,  nte 
merata  permaneant,  et  onmibns  in  postemm 
excosationibus  aditus,  qni  jam  nulfi  ^kA 
nos  patere  potent,  obstmatur  (Leonis  H. 
opera,  ed.  Ballerini  III,  255);  SnnocaqL 
(416)  fd^reibt  an  3)ecentiuS  Don  (Subbio:  Qood 
a  principe  apostolomm  Petro  romanae  eo- 
clesiae  txaditum  est,  ac  nmic  usqne  cnstodi- 
tor,  ab  Omnibus  debere  servari  (L  e.  198); 
Seo  I.  (443)  fagt  in  einem  Shuibf^reOen  ad 
(universos)  episcopos  per  Campaniam,  Piee- 
num,  Tusciam  et  umyersas  provineias  eon- 
stitutos:  Omnia  decretalia  constitirta  tarn 
beatae  recordationis  Innocentii  quam  od> 
nium  decessormn  nostrorum,  quae  de  eede- 
siasticis  ordinibus  et  canonum  promolgata 
sunt  disciplinis,  ita  a  yestra  dilectione  costo- 
diri  debere  mandamus,  ut,  si  qnis  in  illaconh 
miserit,  veniam  sibi  deinceps  noverit 
gari  (1.  c.  I,  616).  2)a3  ©leid^e  ergibt  ji 
ben  für  bie  $a))ftbrief e  gebraud^tm  IBegi 
decretum,  statutum,  constitutiim,  sententia, 
praeceptum,  ordinatio,  auctoritas ;  bei  aSgenci* 
ner,  bogmatifd^er  93ebeutung:  tomus,  indieohiB, 
commonitorium,  epistola,  tractoria  ober  itur 
tatoria.  Später  tt)urbe  jtatt  beffen  ber  UnSbnf 
decretalis  (epistola)  jtönbig.  2)ie  ^ßa)iPbri(fe 
bilbeten  t)on  feber  eine  ^au))tquene  beS  fffan^ 
red^tS.  Sie  Sunabme  romfreier  fttrd^,  b.  L 
fold^er,  tt^eld^en  gegenäber  bie  ^äflfU  tm,  lifox 
gefelgeberifd^en  ÜJiad^t  feinen  ®ebraud^  ao^tai 
unb  mad^en  fonnten,  ift  burd^uS  m4tftorif4, 
alfo  falfd^.  —  IBiele  ber  alten  $Qt>j}bnefe  m5ges 
oerloren  gegangen  fein,  t)on  anberen  ^nb  nur  gfrag* 
mente  Dorbanben.  S)a3  Srl^ltene  finbet  ft4  fät 
bie  Seit  bis  1198  bei  3affe  (Reg.  Pont  Rom. 
2.  ed.,  Lips.  1885—1888,  2  voU.)  jufonuncB- 
fiefteat  (f.  bap  b.  %xt  aSuUen  unb  Sreüen).  JM 
^ia))ftbrief  e  n)urben  in  Srd^iDen  l^interlegt,  in  Sc* 
geften  meift  nur  auSsüglid^  gefammelt,  in  (rntttte 
tt)ie  officieUe  fird^lid^e  ^e^tSfammlungen  oof* 
genommen.  Slud^  bie  gfölfd^ung  n)agte  fi^  anbie» 
felben  l^eran ,  tbeil§  burd^  3ntetpolation  Ufixt, 
tbeil§  burd^  giompilation  t)5Uig  erbid^teter  %tm^ 
talen.  3n  ber  t)on  Sl^albofer  beforgten  Sibliot^ef 
ber  ffird^ent)öter  enthalten  fteben  Don  Sßenjlott^ 
bearbeitete  93änbe  (Äempten  1875—1880)  neia 
ben  ödsten  aud^  bie  a))0cr9pb^n  Briefe  ber  $fippe 
bis  «naftapuS  II.  (geft.  498).    [SR.  t).  ©d&erer.] 

'^apfltiatatoie  nennt  man  SSeqei^niffe  ber 
$ä))fte  in  c^ronologifd^r  Keibenfolge.  Sa  eS  all- 
d^riftlid^e  Sitte  mar,  l^erDorragenbet  ^Pkrfom 
lebenber  unb  Derftorbener,  beim  @otteSbieiiß  p 
gebenfen,  fo  mu^  man  Dermutl^en,  ba|  au4  lue 
92amen  ber  römifd^en  Sifd^ofe  ju  btefem  S^ 
im  Saufe  ber  3^^^  aufgejeid^net  tmirben.  Sn 
Sanon  ber  l^eiligen  ÜReffe  fteben  fo  nad^  ben  9^ 
fteln  bis  b^ute  bie  92amen  ber  erjten  ^fipjh  SinnS. 
gktuS,  KlemenS,  3E9ftu§,  6omeliu8.  —  Cin  an« 
l^eS  ÜRotit),  bie  93orfteber  ber  d^ripd^en  9^ 
tkeinben  aufjujeid^nen ,  n>ar  ber  Sta^ioeül  bet 


fopoHf^m  Succtffion  bttftnitn,  toU  a  fid^  na^ 
«T  9Kttt  beS  2.  äo^il^uiüiertfi  im  Kampfe  gegen 
i»  ^finflai  Qtitetib  mod^tt.  Siicitr  Smecl  tiitt 
afoit  mit  ^innii^tnbtt  SSeßimmt^cit  bei  bem 
Rnmc  ^tnot,  btt  att  b«  tr^c  SQerfaffei  eine! 
ßotißfatalogeft  frcfonnt  i|},  M  ^eecfitifiitö  ((.  b. 
liL).  3n  cintm  Sfmgmtnt  feinet  tii^Iic^en  "SiatU 
iärt>i(^Uat,  UKl^e^  un8  but(^  eu|ebiuS  (H.  E. 
L,  22)  fibttlitfert  miib,  bemertt  et  namlic^  bejQg' 
iA  feine«  JtuftntHttS  in  Siom:  ÄtaSo/V  Ironn^ 
•^T*  P^XP«  i^vopfrroo,  b.  %.  et  ^obe  ble  3luf« 
ifaiintbetfDise  obei  Siet^enfolge  bet  ^ö^sfte  bil 
Ittiutufi  oufgHei^eL  @oIefenane^ribf<t)ri^en, 
ttb  fD  ifl  bie  ©teile  glKifeKoB  }u  Ceifte^en.  gufc 
um  brOdt  fi^  H.  E.  5, 5, 9  S$[l\ä}  tt\ii,  tnbem  ei 
Nm  bem  ^fMatalog  befl  {|L  ^lenäuS  \fyt\bt: 
3&TK  tfi>  iirl  'Pii|Jl.i]t  T^v  6ux5ox^v  inijxfeoiv 
l*  TpK^  ouvto£n  tSv  npic  täi  alpeireis  irnpct- 

Ifano«.  S>ag  tiiet  baB  SSerbum  irapa-dBeaen-. 
pqt,  bott  notsüSat,  ^at  offenbat  nichts  }u  be^ 
mtciL  Set  Sai^Mr^t  tnutbe  jmai  toiebergolt 
if^titttn,  füneß  namentli<!^  bur(!^  ^mud  (in 
MR  61tanfl8tol^ten  ber  Strlintt  afübemit  bei 
Btfftnf^aften  1892 ,  639—642) ;  ^inieiii^nibc 
Stftnbc  nmibtn  abet  nidit  corgebraf^t.  IHufin 
ttofeU  aQeibinQS  permanBi,  unb  einige  ^erauS* 
|Aa  otS  (SnfebiuS  bo^n  fti^  babuit^  bt^mmen 
inffm,  dtaTpißijv  ftatt  fitaSo^v  ju  fe^;  pamad 
timiiit  rin  bifi  in  bie  SItefte  3rtt  }urüdieid|enbe£ 
bitiKibetbnig  an.  Sa8  SBort  Stufinfi  ^at  aber 
iti  bem  lodern  S^araftet  feinet  gongen  Uebec' 
fkniig  gegenübet  bet  einftimmigtn  fieiart  bei 
^nt^fi^En  ^onbfd^flen  nichts  m  bebeuten,  unb 
üc  bie  9nnabme  eineB  alten  Xe^tDerbertmilftB 
ngcnTrinctlelgenDgenbeStünbtDot.  SMeSeugoi 
ücten,  Oon  bem  uiqiintrläffigen  Shifin  obgefe^en, 
ifle  imSir/^i,  unb  ben  anbermeUigen  ®t«nben, 
)tt  fi4  tiäa  gegen  bie  SeBait  Doibiingen  Ia|jen. 
Snnen  *benfo  Parfe  für  biefefte  gegenübergefteD: 
MdwtL  ^efiiipuB  ^at  baEiei  alB  ber  er^e  be> 
tentc  fßetfaf^  einefi  SßotiftlatalogeS  ju  gelten. 
h  hrtigte  boS  ißtijeie^nig,  nie  beteite  angebeutet 
ma>t,  jUKifelSo^e  an,  um  mit  bet  apoflolifc^er 
^Btc^fiön  bet  rBmifc^en  lBifc(|5fe  bie  ^emabrune 
Kr  apofloIif(^en  Xmbition  in  ber  tQmif^en  Stirbt 
loqid^ttn.  ^e§  {tigt  bet  Sontejt  beS  giagmentf, 
nbön  im  t)otau6gei|cnben  unb  im  nat^folgenben 
t^  bie  SSttm^ng  beS  tecbten  @laubenS  betont 
iteb.  @o  iDcit  leieben  bie  eigenen  ^ngoben  be^ 
>(eeftf>pu8.  9Bo  abet  ber  flatalog  oetaffentlid^t 
Rorbc,  Ditb  nic^t  mitgetbeilt  unb  ift  ni^t  me^t 
Ä  @i(^^eU  gu  ermitteln.  3>tnä^ft  legt  |i^ 
tr  (Bmilde  nabe,  ba|  baS  ^erjeit^nig  in  bii 
ftfid^id^  SDenftDÜrbigCeiten"  aufgenammen 
mibe  Sagegen  aber  f^iric^t  ber  Umftanb,  bofi 
»febiuS  bufeS  ältere  SSerjeic^ni^  ni<^l  in  fetni 
Hz4enaef4id|te  aufnalmi,  wä^renb  er  boc^  btoi 
ans  jptßem  ISeigeic^nift  beB  3renäu3  eine  ©teilt 
1  bem  Sittfe  anraicB,  unb  bti|  et  baifelbe  über> 
\no,  obtDObI  ft^i'  flir^enge{(!^id)te  nai^  ben  Un- 
'"    "'  n  inBbefonbete  bie  ewSoxoi  tül*  (epSv  i 


SßafifltatalDgt.  1426 

\&izo<n6X<»y  feflflelleR  follte.  «u^  Tie^  jU^  für 
ben  gfaü,  ba|  ber  flatalog  ben  angefül^rten  EEOorten 
,  in  ben  aJenftoürbigfeiten  ttn»  ootauBging,  eint 
fuije  äßemxifung  auf  ble  ©teile  etWatten.  SJiefe 
©rünbe  fc^liefetn  aUerbingS  bie  aufnähme  bea 
ffatalogefl  in  bie  SJenftcürbigteiten  nii^t  getabtju 
ans.  3)0  eufebiuä  ben  ffatalog  bcB  3tenau8  auf- 
nabm,  ber  ebenfo  loeit,  DitQeii^t  gar  noc^  etinaB 
tceiter  ging,  ba  ^egeft^^juB  olS  Snb^unll  beS 
feinigen  auSbrüdli^  ben  Jßontificat  SnicetB  be- 
jei^net,  unb  eS  nic^t  Ji(^er  ift,  ob  et  bie  9Iibeit 
etna  noi^  Dor  i^ret  äJerBffentlit^ung  loeiterjU' 
führen  ©eleaenljeit  (laite,  [o  tonnte  6ufebiu8  baB 
aSerjeidinig  DcB  ^egtfipl>uS  auf  fi^ benifien  laffen; 
iebenfaÜB  fonnte  er  \\i^  mit  einer  allgemeinen  SBc 
nu|ung  begnügen,  iiie  Sa<^e  bleibt  aber  immet- 
bin  jlotifelbafL  ebtnfo  ift  fraglid),  ob  ber  flatalog 
auf  uns  gttongte.  Sigbtfoot  fut^te  (The  Aca- 
demy  1887,  362—363)  barjul^un,  boft  berfette 
in  bemjenigen  etlialten  fei,  ber  bur^  gpi^ibnniUS 
Haer.  27,  6  mitget^eilt  »irb  unb  ber  ebenfaÜB 
mit  3lnicet  enbigt;  9Jerf,  biefeS  flimmte  im  ^ifto- 
ri)(^eu  ^aifihud)  1888,  674—677  bet  SBeffieiB- 
fiitirmifl  JliniitfootS  ju.  6int  erneuerte  Unter- 
\udjung,  ber  grage  überjeugte  ben  Untergei^nettn 
Qfccr,  bafi  bie  'ülnnabme  nid|t  fo  begrunbet  ift,  oIS 
itini  früher  ft^en.  9(u^  bie  neue  Darlegung, 
trc((f)e  ^ig<)IfoDt  (8t.  Clement  of  Bome  I,  Lond. 
1S90,  201—345)  gibt,  tonnte  bie  iSebenten  ni^t 
Seben  (Dgl.  &iflor.  3o&tb.  1890,  77—80).  — 
äBenn  aber  binteii^nibe  @ii)nbe  fehlen,  um  in  bet 
angefübtten  Sifie  beS  S)]i^baniu3  bie  ^egeJippB 
gu  etbliden,  fo  Iä|t  fn^  SinigeS  bafüt  onfügrcn, 
hai  \nt  Sifie  in  ber  tÖmif(!^en  @emeinbe  felb^ 
entjianb.  &amad  glaubte  in  ber  ertoäbnten  9Ib> 
^anblung  biefi  in  ber  I^ot  annehmen  ju  fotlen, 
unb  inbem  er  meitei  ju  finben  meinte,  ba^  bie 
Sifte  bcreilB  SrenüuB  befannt  gemefen  fei  unb 
ipäter  SuliuB  SlfticanuS,  ^üppobtt  unb  epip^aniuB 
borgeltgen  babe,  oerfui^leetaucb,  bie  Sifte  niieber' 
derjuPeDen.  3)er  Äatatog,  ben  et  (a.  a.  O.  650) 
fo  getoinnt,  bedt  fn^  in  ben  ^cUjIcti  ober  SmtB- 
jafiren,  meiere  junQc^ß  allein  in  SSttrat^t  lommen, 
ganj  mit  bemienigen,  melden  2igbtfoot  (St.  Cle- 
ment I,  326)  alB  ben  ^egeripps  witbergibt.  Ülut 
feblen  biet  bie  biPonfc^en  9lolijen,  bie  ^mad 
bei  einigen  $ontificaten  gloubt  beift^  ju  foUen. 
©id^er  gab  eB  in  Mom  frül&jeitig  einen  Äato« 
log  mit  StmtBjeiten,  Ob  berfelbe  aber  fo  meit 
juriidrei^t,  alS  ^ier  angenommen  nirb,  iß  bo<^ 
Itoeifet^ft. 

SdiBKbt  über  ben  biB^et  etnObnten  Jtatalogen 
ein  genriffeB  Shinfel,  fo  beftebt  übet  benienigen, 
meldten  ber  1)1.  SrenSuB  aufgeflelU,  bejn.  in  bie 
©^rift  Adv.  haereses  3,  3,  S  aufgenommen 
bat,  böflige  fllar^eit,  ba  er  mit  biefer  ©^rift  auf 
unB  gelangt  ift  unb  griec^tfdi  aucfi  burcb  SufebiuB 
H.  E.  5,  6  Überliefert  wirb.  3)(n  9Inla|  ju  feiner 
Sluffteflung  gab  ber  ÄanHif  gegen  bie  ©noflitet, 
3^a  na^  ^renäuB  mit  ber  apoflolifc^en  ©ucceffion 
ein  certum  oharisma  veritatis  Mrbunben  iß. 


1427 


$a)){tfQtQloge. 


1428 


nmrbe  ber  lBetDet§  für  bie  a))ofloUf^e  Seigre  mit 
bem  92Q(^tt)etd  ber  a))oßoUf(^n  Succeffton  er« 
ixad^i,  unb  bief  er  ^lad^toeiS  mürbe  t)on  bem  JHrd^n- 
oater  geliefert  für  bie  römifd^e  fiirdfte  qI§  bie- 
ienige,  toeld^er  bie  potentior  principalitas  }u« 
fommt.  ®a§  SSerjeid^mg  gel^t  t)on  Sinu§  bid  auf 
@Ieut^eru§.  3ut)or  werben  ober  auä)  nod^  bie 
Slpoftel  betrug  unb  $quIu§  eniHil^nt;  fie  er- 
fc^einen  inbeffen  nid^t  otö  Sijd^öfe,  fonbem  als 
bie  ®rünber  ber  römifd^en  Jhrd^.  S)er  j^otalog 
föflt  in  ben  SRamen  mit  ben  bereits  ermähnten 
IBer^eid^niffen  sufammen,    bem   mutl^mallid^en 

tegeftppS  unb  bem  angeblid^en  alten  römifd^en. 
3  fel^Ien  nur  bie  ^mtsjal^re ;  anbererfeitd  gel|t  er 
aüenfaUd  um  smei  ^ontificate  weiter,  menn  iene 
mirtßd^  mit  Slnicet  enbigten.  3ene  beiben  Siften 
ftimmen,  tt)ie  oben  gefagt,  unter  ftd^  überein,  unb 
bei  biefem  @ad^t)er|Qlt  laffen  ftd^  bie  brei  Stata* 
löge  sumal  combinirt  }ur  Sarfteüung  bringen, 
inbem  ben  92amen  in  bem  einen  bie  Smtdial^re 
in  ben  beiben  anberen  beigefügt  merben.  Ser 
J^QtQlog  ift  folgenber:  1.  SinudXÜ,  2.  9nen- 
cletuS  Xn,  3.  eiemenS  IX,  4.  güareftuS  Vm, 
5.  aiejanber  X,  6.  X^ftuS  X  (XI),  7.  SeleS- 
rtoruS  XI  (Xn),  8.  C)9ginu8  IV,  9. 5piuS  XV 
(XVI),  10.  «nicetuS  XI,  11.  ©oter  Vni, 
12.  eieut^rud  XV.  SBie  oben  gefagt,  glaubt 
l^amad,  ba^  bie  t^on  i^m  angenommene  römifd^ 
fiifte  burd^  3uliu§  %fricanu8  in  beflen  Sl^rono» 
grapl^ie  benu^t  morben  fei.  SRel^r  @runb  befielt 
)u  ber  Snnal^me,  ba|  ^i))pol9t  einen  J7atalog  in 
feine  Sl^ronit  einrüdCte.  S)erfelbe  reid^te  bid  $on« 
tian,  be}».  bis  jum  Saläre  235,  ging  alfo  um 
fünf  ^ontificate  weiter  al§  ber  J7atalog  be§  1^1. 3re- 
nöuS.  ßr  biente  \päitx  bei  ^bf affung  be§  Siberia- 
nifd^en  JlatalogeS  al§  ©runblage,  unb  in  biefer 
Bearbeitung  ijl  er  auf  bie  yiaä^tozli  gefommen. 
Sluger  ben  9tamen  ber  $äpfte  entl^ielt  er  aud^  bie 
3af len  für  bie  3)auer  il^rcS  ^ontificateS.  —  2ln 
§i))polQt  reil^t  ftd^  Sufebiud  an.  ßr  bringt  fomol^l 
in  feiner  Sl^ronil  al3  in  feiner  Jtird^engefd^id^te  bie 
92amen  ber  ^ßöpfte  mit  Seifügung  il^rer  ^mtSjeit. 
3n  ben  SmtSjal^ren  befielet  toenn  man  t)on  ber 
armenifd^en  Ueberfe^ung  ber  ßl^ronit  auSgel^t, 
Smifd^en  ben  beiben  S38er!en  eine  mel^rfad^e  SJer« 
fd^icbenl^eit;  man  erflörte  biefe  früher  burd^  9n« 
nal^me  einer  jmeifad^en  Quelle  ober  eined  5tt)ei- 
fad^en  JtatalogeS,  meld^er  bem  Suctor  vorgelegen 
l^abe.  Sei  ber  geringen  ©emäl^r,  meldte  bie  arme« 
nifd^e  Ueberfe^ung  in  biefer  Se^iel^ung  bietet,  ift 
inbeffen  ber  ©d^lu^  an  fid^  locnig  bcgrünbet.  ®urd^ 
Sig^tfoot  (St.  Clement  I,  206—246)  »urbc  feine 
©runblofigfeit  jüngft  aud^  eingel^enb  bemiefen. 
®er  Äatalog  beS  gufebiuS  reid^t  bi§  9HarcelIin. 
—  ®ie  folgcnbe  ©teile  nimmt  ber  Sibcrianifd^e 
ffatalog  ein ;  biefem  fommt  infofem  eine  bcfonbere 
Sebeutung  5U,  ats  er  ber  erfte  ift,  ber  al§  jfatalog 
im  cigentlid^en  ©inne  ober  al§  bcfonbcreS  ©d^rift« 
ftüdf  unb  juglei^  in  feiner  urfprünglid^cn  ©eftalt 
erl)a(ten  blieb.  6r  bilbet  einen  Sl^eil  beS  fog.  Qi)X0' 
nograpl^en  oom  Saläre  854,  b.  1^.  einer  ©ammlung 


t)on  biftorif d^en  SDocumentea  beren  Stebactioii  ii 
ba§  Sal^r  354  föDt,  unb  bie  mit  bem  «amen  beS 
SuriuS  Sion^flud  ^J^ilocoIuS  Derfnüpft  $,  fd 
eS,  ba|  biefer  baS  SBerf  t)erfa|te,  fei  ed,  ba|  er 
baSfelbe  copirte  unb  iUufhirte.  t>a%  Se^eiM 
enbigt  mit  ^{ISiberiuS;  bal^r  bie  Sejei^nuag 
Siberianifd^er  jtatalog.  Sie  Sönge  ber  ^ntifioitc 
ifl  ni^t  blo^,  mie  frui^er^  in  Sai^ren^  f onbem  aiut 
in  ÜRonaten  unb  Sagen  angegeben.  Snfoitg  »b 
Snbe  iebeS  ^ontificatefi  ift  mit  Angabe  ber  Cob« 
fuln  ber  bejüglid^en  Saläre  be)ei4net  Sicnfo 
merben,  {ebod^  ni(^t  immer^  bie  ftaifer  oenoimt 
beren  ^Regierung  mit  ben  ^ontificaten  }n{annen- 
fäQt,  unb  }iDar  t)or  ben  SonfulatSjal^ren.  Snblid) 
merben  bei  einigen  ^ontificaten  nod^  Siotijen  äier 
mid^tige  IBegebenl^eiten  in  ber  r5mifd^  ffn^e 
beigefügt.  @o  lautet  5.  S.  ber  9bf(^mtt  über 
Sinus :  Linus  ann.  XII  m.  im  d.  XU  Foit 
temporibus  Neronis,  a  consolata  Satonuni 
et  Scipionis  usque  Capitone  et  Bnfo  (b.  L 
56—67).  Sel^nli^  lauten  bie  übrigen  SngobciL 
(Sine  lurje  l^iftorif d^e  Stoti)  folgt  jum  erfien  Stab 
bei  $iuS,  nömlid^  bie  Semerfung  über  bit  Sb* 
faffung  beS  $a{lor  ^ermä  burd^  ben  Sruber  bcS 
^fteS.  2)ie  Anlage  beS  ftatalogeS  berul^t  0^ 
auf  einem  einl^eitlic^en  ©d^ma,  unb  infofern  ip 
ber  Itatalog  auS  einem  @u|.  2)o8  SRoteriat  ober, 
aus  bem  er  befielet,  ifl  k^erf^ieben.  Sinen  bebest- 
famen  Sinf d^nitt  bilbet  in  biefer Segiel^gber  $ob- 
tipcat  ^ontianS.  93iS  }u  biefem  mirb  immer  wa 
mit  ganjen  Salären  gerechnet  unb  }ugleuii  fo,  bd| 
baS  Sal^r  beS  Anfanges  eineS  ^onti^cateS  inmn 
baS  Sal^r  ift,  meld^eS  auf  baS  SobeSjal^r  beS  m^ 
auSge^enbcn  $apfteS  folgt  Anfang  unb  Snbc 
ber  ^ontificate  fallen  alfo  ftetS  mit  Anfang  unb 
Snbe  ber  SonfulatSia^re  sufammen;  bie  fßoiobe 
mirb  mit  anberen  SBorten  fo  be^anbelt,  als  ob  alle 
köpfte  biefer  S^xi  if)x  $(mt  ftetS  am  1.  äanuoE 
angetreten  l^ötten  unb  als  ob  aüe  am  31.  S)eceinber 
geftorben  toäxm.  S)aS  iBerfal^ren  l^tte  natärÜA, 
t)on  bem  falfd^en  SuSgangSpuntt,  bem  3a^re  SC^ 
als  erflem  ^a^x  beS  1^1.  ^etruS,  bejm.  bem  3a(r  56 
als  erftem  Sal^r  beS  1^1.  SinuS,  gan}  abgefel^,  cok 
Steil^e  t)on  Ungenauigfeiten  }ur  golge.  2)er  gco|tc 
tt)ir!lid^e  ^fel^ler  tritt  bei  ben  ^ontificaten  imt& 
unb  $iuS'  }u  Sage.  3ener  erl^ölt  bie  3q^ 
150—153  n.  e^r.,  biefer  bie  Saläre  146—161. 
SDer  fpätere  $apft  fommt  alfo  nod^  k^or  bem  fiu^ 
jur  ^Regierung;  fein  ^ontificat  reid^t  fogor  no^ 
in  ben  feines  smeiten  iBorgöngerS ,  beS  ^^ 
^QginuS  (138—149),  l^ineiu;  Slnicet  fommt  mit 
feinen  Sauren  gons  in  bie  3^it  feines  92ad^folgal 
S)ie  ißermirrung  f^ai  il^ren  (Srunb  iDa^rf4einri4 
barin,  bo^  bie  ftind^roniftifd&en  ßintröge  in  bop» 
pelter  SBeife  gemad^t  mürben,  inbem  ber  Sudor 
einerfeitS  öom  3:obe  Sl^rtfti  (29)  ober  öom  c^ 
Saläre  beS  1^1.  ^etruS  (30),  onbcrcrfeitS  öon  feiner 
Seit  ober  öom  Sobe  ^ontianS  (235)  ausging.  - 
©egcnüber  ber  fd^cmotifd^en  Einlage  beS  etjlen 
Steiles  nun  ift  ber  Jtatalog  Don  ^ontian  an  tnel 
genauer,  ©ofort  bei  biefem  $apft  mirb  ber  Zaj 


L429 


ißQ))flfQtQloge. 


1430 


«inet  Sleftgnation  angegeben,  6et  feinem  92a(i^ 
[olget  ber  %a%  ber  Orbination ;  S]^nli(]^  bei  ben 
[olgcnben  poppen.  S)ie  eingaben  finb  jföar  nid^t 
immer  xiä^txa,  ba§  ^at  aber  l^ier  n^enig  5U  be* 
Deuten.  S)er  Segenfa^  ^mif d^en  ben  beiben  Zl^eilen, 
Dor  unb  na^  ^ontian,  i{t  offenbar,  unb  bie 
lEtBent^ümlid^feit  befi  erjlen  %fytxM  bröngt  gu 
Dem  @d^iu|,  ba|  bie  2)aten  einer  öltem  Sifte 
[päter  beigefügt  tourben,  unb  ba|  biefe  nur  bie 
Kamen  unb  bie  2)auer  ber  ^onttficate,  toal^r* 
[(^inli^  nur  in  ^al^ren,  nid^t  aud^  in  SDtonaten 
unb  Xagen,  enthielt.  3)iefe  Sifte  meist  aber  auf 
^ilipol^t  l^in.  S)er  (S^ronograpl^  t^om  Saläre  354 
mt^It  nömlid^  unter  ben  meitem  @d^riftftudfen 
oud^  eine  SBeltt^ronif,  meldte  big  gum  Saläre  334 
ge^t.  Siefelbe  e^iftirt  nod^  in  einer  anbem  9ie* 
cenfion  unter  bem  Zitel  Liber  generationis, 
in  xotlä^  fie  mit  bem  13.  Sal^r  beS  Xlesanber 
6eüerud  (233/34)  enbigt.  ßd  ift  allgemein  an- 
ertonnt,  ba^  biefe  @d^rift  ^i))polQt  angel^ört,  ber 
naö^  bem  ^er}eid^ni|  feiner  3BerIe  auf  feiner 
6tatue  oudd  eine  S^roni!  t^erfa^te.  S)er  Schrift 
tDor  eine  ^|kt))ftlifte  beigegeben,  mie  bie  SBorte  am 
Sd^Iug  ber  Snl^altSangabe  be§  Liber  gonora- 
tionis  angeigen  (Nomina  episcoporum  Romae 
et  qois  quot  annis  praefuit).  S)ie  £ifte  ift  }tt)ar 
ni^t  felbjt  erlitten.  (Sie  mürbe  in  ber  Samm- 
lung} ber  S^nftftücfe  SOem  nad^  beSmegen  au§- 
oeüiffen,  meil  in  biefer  eine  meiter  reid^enbe  Sifte 
infim^me  fanb.  ^ber  fte  liegt  ol^ne  3tt>eifel  biefer 
Bifk  ober  bem  Siberianifd^en  jlatalog  im  erften 
I:^e  §u  (Srunbe.  @ie  entbielt,  mie  fd^on  bie 
oMge  IBetrad^tung  ergibt  unb  mie  ber  oben  an« 

S!f^rte  £itel  auSbrflddid^  befagt,  bie  Flamen  unb 
mtSgeiten  ber  köpfte.  3m  Sl^ronograpl^en  l^eigt 
tS  in  ber  Einleitung  beS  ^atalogeS :  ex  quo  tem- 
pore per  successionem  dispositum,  quis  epi- 
scopus  quot  annis  praefuit  vel  quo  imperante. 
£ie  9Borte  ex  quo  tempore  unb  quo  imperante 
jeigen  an,  nniS  ber  IBerfaffer  be§  Jlataloge§  gu 
einer  Sorlage  l^ingutl^at.  S)ie  92amen  ber  Son- 
u(n  im  if  atalog  fmb  bief elben,  meldte  bie  Sonfular- 
[afien  be§  S^ronograpl^en  bieten,  unb  fie  finb  ol^ne 
Smeifel  biefem  ©d^riftftüdC  entnommen.  3)er  Sluctor 
^t  aber  feine  SBorlage  gemig  nid^t  blo^  ermcitert, 
bnbem  aud^  etmaS  umgeftaltet.  SDer  j^atalog 
»ietet  nömlid^  ftatt  %nenc(etu§  6Ietu§  unb  Sna« 
(etuS ;  er  fteUt  aud^  btefen  beiben  SIemeng  Doran. 
Rne  fold^e  Sbmeid^ung  Don  SrenöuS'  Jlatabge  ift 
tf\tn  Schüler  C)ip))olQt  nic^t  tt)0]()l  guguerfennen, 
ie  mirb  e|er  t)on  einer  Umarbeitung  be§  J{ataIoge§ 
«S  lej^tem  ^errül^ren.  Sbenfo  bürfte  e§  ftd^  mit 
•er  UmfteHung  t)on  ^nicet  unb  $tu§  Derl^alten, 
9emi  l^ier  bei  ben  oermorrenen  3al^Ien  nic^t  ein 
nbertoeitiger  Srrtl^um  angunel^men  ift.  Snblid^ 
rirb  on  eine  Senberung  im  legten  %^t\l  ber  93or« 
age  gu  benfen  fein,  faOd  ^ippolQt  in  bemfelben 
taxi  feinen  perfönlid^en  @tanbpunft  über  @ebü^r 
ur  @elhing  brad^te,  unb  mit  biefer  Snnal^me 
tbtn  fid^  aud^  bie  Sebenfen,  meldte  fid^  gegen  bie 
Ibfaffung  ber  bem  erften  Sl^cile  be§  Siberianifc^en 


J7ataIoge§  gu  ©runbe  liegenben  Sifte  burd^  ^ippo- 
iQt  etma  t)orbringen  laffen  unb  mirflid^  Dorgebra^t 
mürben.  —  3)er  Äatalog  mürbe  guerfl  üeröffent« 
lid^t  burd^  ben  Sefuiten  SBud^eriuS  (f.  b.  9(rt.)  in 
bem  Sßerf  e  De  doctrina  temporum,  Antw.  1 634, 
meg^alb  er  aud^  ber  Sud^erianifd^e  J7ataIog  ge- 
nannt mirb.  92eue  ausgaben  t^eranftalteten  SRomm- 
fen  in  ben  ^ibl^anblungen  ber  pl^ilof.-l^iftorifd^en 
fflaffe  ber  föniglid^  fö^r^fci^en  ©efeUfd^aft  ber 
SBifienfc^aften  1  (1850),  634—637;  SippuS, 
Sl^ronologie  ber  römifd^en  Sifd^öfe,  ttxtl  1869, 
265—268,  unb  S)ud^e§ne  in  feiner  Ausgabe  bed 
Liber  pontificalis  I,  Paris.  1886,  1 — 9.  (Einen 
Sbbrudt  bietet  ihau§,  Roma  Sotterranea,  Bei- 
lage Vm  (2.  «ufl.,  greib.  1878,  598—597). 

3n  ber  3^it  nad^  bem  Siberianifd^en  j^atalog 
finbet  ftd^  eine  SXeibe  t)on  meiteren  J7atalogen.  S^' 
nöd^ft  ftel^t  einer  in  ber  Sl^ronil  bed  1^1.  ^ieron^muS. 
ßs  ift,  mie  fid^  bei  bem  SBerle  aI8  einer  Bearbeitung 
ber  S^roniif  bed  SufebiuS  ton  felbft  ergibt,  ber 
ff  atalog  biefed  Tutors,  jebod^  mit  einer  t$fortfe|ung 
bi§  SamafuS,  unter  meld^  f)ieronQmu§  baS 
SBerl  Derfaite.  S)amafu§  mirb  barin  als  35.  $a))ft 
aufgeffil^rt.  3n  ber  Sl^at  nimmt  er,  menn  man 
bie  3ä^Iung  mit  SinuS  beginnt,  mie  ^ieron^- 
mu3  nod^  nad^  altem  Hergang  tj^ut,  bie  36.  SteUe 
ein.  Sie  2)iffereng  l^at  barin  i|ren  @runb,  ha^ 
ber  ^apft  9narceIIu§,  ber  92ad^foIger  ÜRarceUinS, 
Don  bem  JHrd^entmter  übergangen  mirb.  ßlemend 
fielet  in  bem  ffatalog  nad^  altem  ^erfommen  an 
britter  @tefle.  Sd  mag  l^ier  aber  nod^  bie  99e« 
merfung  beS  1^1.  ^ierouQmud  De  virr.  illustr. 
c.  15  ermäl^t  merben,  ba^  bie  meiften  Cateiner 
SIemend  bie  gmeite  Stelle  nad^  $etru§  an- 
meifen,  b.  f^.  i|n  gum  unmittelbaren  Stod^folger 
bed  SlpoftelS  mad^en.  S)iefe  Suff affung,  bie  bereits 
SertuIIian  gelaunt  gu  l^ben  fd^eint,  inbem  er 
De  praescript.  c.  32  bemerft,  SlemenS  fei  oon 
$etru§  orbinirt  morben,  l^at  il^re  Ouelle  in  ben 
Slementinen  (f.  b.  9lrt.),  befonberS  in  bem  apo« 
crt)p]^en  Briefe  SlemenS'  an  3acobu§,  meld^er 
bem  SBerfe  als  (Einleitung  bient.  3n  i^m  mirb 
Siemens'  (Sinf e^ung  burd^  $etruS  als  feinem  Bor» 
gönger  meitlöufig  ergöl^lt;  fie  !am  übrigens  in  fei* 
nem  Äatalog  gum  SluSbrudC.  —  Um  einige  Stufen 
meiter  gel^t  ber  ffatalog,  ben  OptatuS  (De  schis- 
mate  Donatistanim  2,  3)  unb  Sluguftin  (Ep.  53 
ad  Generosum)  barbieten.  S)erfelbe  berül^rt  ftd^ 
in  gmei  fünften  mit  bem  Siberianifd^en:  er  fteUt 
mie  biefer  ben  1^1.  SlemenS  unmittelbar  nad^  SinuS 
unb  Slnicet  Dor  $iuS.  Sod6  l^at  er  bie  Berboppe« 
lung  beS  SnencletuS  in  SletuS  unb  SnacletuS 
nid^t.  SDagegen  finbet  fid^  biefe  mieber  in  bem 
ffatalog  beS  pfeubotertuQianifd^en  Carmen  adv. 
Marcionem  3,  9. 

Snbem  bie  (S^roni!  beS  1^1.  ^ieron^muS  unb  bie 
ffird^engefd^id^te  beS  ßufebiuS  fortgefe^t  mürben, 
mürbe  aud^  ber  $apftfatalog  meitergefü^rt.  3m 
5lnfd^lufe  an  ^ieronpmuS  entftanben  im  füblid^en 
®  aHien  bie  flaif  erd^ronif  (öon  ©iriciuS,  bem  9Jad^» 
folger  beS  SJamafuS,  bis  Seo  I.);  bie  ß^ronif  beS 


1431 


$Q))ftfQtaIoge. 


1432 


SbaciuS  (bis  ©tmpüciuS  [468— 483]);  bic  S^ronif 
^rojperd  (bis  fieo  I.);  bQ§  3Berf  beS  Sl^rono« 
gropl^en  t^om  Saläre  447,  bog  aber  bis  auf  einige 
gragmente  öerloren  ging.  Unter  bcn  gfortfe^em 
be§  SufebiuS  bietet  %t)toioxtt  eine  annö^emb  DoQ« 
ftönbige  Sifte  ber  Flamen  t)on  aRorceOinuS  bis 
Söteftin ;  SocrateS  bietet  bie  Flamen  unb  SmtS« 
jeiten  t)on  SDamafuS  an ;  So^omenuS  nennt  aber 
nur  brei  köpfte.  @elb{lönbige  J7ataloge  entl^alten 
bie  abenblönbifd^en  Sanonfammlungen  ber  folgen* 
ben  Sal^r^unberte.  ©ud^eSne  tl^eilt  in  ber  9lu8» 
gäbe  be§  Liber  pontificalis  1, 13— 33  neun  ber« 
artige  Ser^eid^niffe  mit.  §ier  feien  nur  bie  jwei 
ölteften  furj  ermöl^nt.  S)aS  eine  fielet  an  ber  @pi^e 
eines  Liber  canonum  beS  9.  Sal^r^unbertS.  SS 
gibt  bie  Flamen  bis  @et)erin  (640),  baneben  aber  bis 
gfelis  n.  (m.)  (483—492)  aud^  bie  3lmtSjeiten; 
barauS  er^eUt  ba^  eine  Stebaction  beS  IBerjeicIniffeS 
mit  biefem  ^apfte  fd^Io|.  2)er  anbere  Jtotalog 
fte^t  am  Anfang  eines  Liber  canonum  auS  bem 
6.  Sal^r^unbert;  er  fd^log  in  feiner  urfpränglid^en 
Sebaction  mit  ^aljft  §ormiSbaS  (514—523), 
gel|t  aber  in  ber  überlieferten  ©eftalt  bis  IBigiliuS. 
—  @ämmt(id^e  neun  Jtataloge  fd^Iie^en  ^ä^  in 
Flamen  unb  Snorbnung  an  bie  Sl^ronif  beS  1^1.  ^ie* 
ron^muS  an,  fül^ren  aber  nad^  SiberiuS  au6  gfelis 
auf,  ber  t)on  ^ievon^muS  jmar  genannt,  als  ^egen- 
pa))ft  aber  nid^t  gegöl^U  n^urbe.  3n  ben  Sc^kn 
für  bie  9mtS}eiten  fteUen  fte  ftd^  bis jum  $onti« 
ficate  beS  ^apßeS  SuIiuS  als  eine  (Kombination 
beS  Siberianijd^en  J7ataIogeS  unb  ber  S^roni!  beS 
^ierouQmuS  bar. — ßng  tiermanbt  mit  bief en  Staia' 
logen  finb  brei  gried^ifd^e ,  bie  jn^ar  in  SGßerfen 
beS  9.  3a^r^unbertS  entl^alten  finb,  aber  in  baS 
6.  Sa^r^unbert  jurüdreid^cn.  3Slan  finbet  fie  bei 
3)ud^eSne  I,  34 — 38 ;  berfclbe  bietet  auc^  weitere 
ffatatoge  jener  3^tt,  meldte  tl^eilS  als  felbftönbige 
fiiftcn  überliefert,  tl^eilS  auS  ß^ronUeuäu  gewinnen 
finb.  ^ier  mögen  folgenbe  eingaben  genügen. 
(S^emalS  »aren  bie  brei  |)auptfird^en  SlomS  mit 
bcn  Silbern  ber  ^äpfte  gefd^müdt,  ©t.  ^etcr  unb 
@t.  $aul  fogar  mit  einer  boppelten  Stetige.  3n 
biefem  @d^mu(t  befa^en  fte  }uglei(^  einen  $apft« 
fatalog.  S)ie  Silber  ber  ßatcranfird^e  öerbanfcn 
il^ren  Urfprung  bem  Raffte  DHcolauS  III.  (1277 
bis  1280),  ebenfo  bie  unteren  Seilten  in  ben  bciben 
anberen  ffird^en,  wöl^renb  bie  oberen  Steil^en  in 
biefen  altern  UrfprungeS  fmb.  3)ie  Silber  ber 
fiateranürd^e  ent5ie]^en  ftd^  bei  bem  mel^rfad^en 
aWi^gefd^icf,  baS  biefe  SafilHa  traf,  einer  näl^em 
J7enntni|  oöUig.  S)ie  Silber  t)on  @t.  $eter  fennt 
man  jum  Sl^eil,  inbem  ©rimalbi,  bet)or  am  Ein- 
fang beS  17. 3a^r^unbertS  ber  bis  bal^in  erl^alten 
gebliebene  untere  ober  öftlid^e  Sl^eil  ber  alten 
Safilifa  niebergeriffen  würbe,  öon  ben  nod^  ftd^t« 
baren  Silbern  eine  Sefd^reibung  Deranfialtete. 
^oä)  beffer  ift  man  über  bie  Silber  in  @t.  $aul 
unterrid^tet.  3)ie  älteren,  öon  $etruS  bis  3nno- 
cenj  I.,  blieben  mit  ber  füblid^en  3Kauer  erl^alten, 
als  bie  Safilifa  im  3. 1823  burc^  einen  Sranb 
jerftört  tourbe ;  fte  werben  l^eute  im  ff  lofter  St.  $aul 


auf bewal^rt.  3)ie  Sarberinif d^e  Sibliot^  6cidq^ 
überbiel  bie  »bbilbungen  ber  ^rtrötS,  lod^e 
ber  Sarbinal  Sarberini  anfertigen  lie|.  ftu^fnd 
jwei  Sopien  ber  ben  Silbern  beigegebenen  3» 
fd^riften  erl^alten;  bie  eine  befi|t  bie  gcnanib 
Sibliotl^el,  bie  anbere  würbe  Don  Siani^  mi> 
anftaltet  unb  bis  Sunocen^  I.  in  ber  9uSgabe  bd 
SnaftaftuS  Sibliotl^ecariuS  (Migne ,  PP.  lat 
CXXVU,  282—312)  Derdffentlid^t.  2)erffatalog 
ftimmt,  fo  weit  bie  $ublication  Siond^im'S  eia 
Urtl^eil  geftattet,  bis  3nnocen)  L  mit  bem  btf 
Liber  pontificalis  uberein.  2)ie  Silber  flonma 
wol^l  aus  bem  Slnfang  beS  6.  Sa^l^unbcstS. 
äebenfaUS  ftnb  fie  nid^t  jünger,  ba  ber  Scgn» 
papft  SaurentiuS  unter  il^nen  eine  @tel[e  bat  ndi 
beffen  Silb  nur  eingefe|t  werben  tonnte,  \o  kagt 
er  bie  ^errfd^aft  über  bie  SofUifa  be(Kni|M. 
2)e  Stofft  möchte  il^ren  Anfang  in  bie  SRitte  bei 
5.  Sctl^rl^unbertS  t)erlegen,  in  bie  Seit  Seo'S  I, 
ber  bie  Safilifa  reftaurirte.  —  2)ie  Stellung  bei 
©egenpapfieS  SaurentiuS  unter  ben  ^ßopftbUben 
oon  @t.  $aul  fül^rt  auf  ben  Ifatolog,  ber  gnr  Sc» 
t^eibigung  biefeS  ^p jteS  in  ben  erften  3a^  nt^ 
bem  Sobe  beS  il^m  gegenüberflel^enben  redMnfi|iga 
^apfleS  @9mma(^uS  entftanb,  aber  aud^  oie  $äp|e 
bis  SigiliuS  nod^  für}  nennt ;  ber  Sd^  M- 
f  elben  ift  in  einer  ber  SapitelSbibliotl^  Don  Soou 
gel^örigen^anbf  d^rift  beS  6.  Sal^l^unbertS  ei^ottii. 
SaS  Fragment  beginnt  mit  ttnoftafuiS  IL  mk 
}eid^net  fi$,  abgefel^n  Don  feiner  Xenbeng,  bni^ 
eine  eigentl^ümlid^e  3^&ing  ouS.  Si^mma^ni 
l^at  bie  Orbinaljal^l  52,  wäl^renb  ber  faß  gleti^ 
5eitige  Liber  pontificalis  il^m  bie  S^%1  53  giä. 
3n  bem  ffatalog  beS  Fragmentum  Laurentat- 
num  wirb  alfo  ein  $apft  nid^t  gejol^lt;  welker 
aber  übergangen  würbe,  ift  ni^t  mel^r  }u  be> 
ftimmen.  —  SHe  ^apftbilber  führen  unS  nun  p 
bem  für  lange  3cit  ma^gebenben  Ifatolog,  ben 
beS  Liber  pontificalis.  lieber  bie  Snt^e^unj 
biefeS  aOSerfeS  ift  ber  betreffenbe  «rtifel  (ob.  vn, 
1886  ff.)  5U  oergletd^en.  ^ier  foU  nur  bie  Sigen> 
tl^ümlid^feit  feines  ffatalogeS  feftgefteUt  wetten. 
SDerfelbe  beginnt  bie3äl^lung,  gleid^  bemSibeno* 
nifd^en  ffatalog,  auf  weld^em  ber  altere  S^  bei 
3BerfeS  berul^t,  unb  im  Unterfd^ieb  bon  benfrü^ 
ffatalogen,  mit  ^etruS.  Sr  mad^t  femer,  berfdieii 
OueHe  folgenb,  auS  ben  jwei  für  bieSejei^mmg 
beS  SnacletuS  üblid^en  9lamenSformen  )Wei  $e^ 
fönen,  lö^t  biefe  aber  nid^t  beibe  auf  SlentenS  fol^ 
fonbem  f e^t  bie  eine,  SletuS,  nad^  SinuS,  olfo  in 
britter  Sinie,  bie  anbere,  SlnacletuS,  nad^  filentenS, 
in  fünfter  Sinie.  $iuS  unb  Slnicet  gibt  er  fobonn 
in  feiner  überlieferten  ©efialt  ober  in  feiner  fpäetn 
SluSgabe  in  ber  rid^tigen  Steil^enfolge ;  in  feinci 
erften  Ausgabe  aber  l^atte  er,  wie  bie  im  Sfelictani' 
fd^en  unb  Sononifd^en  ffatalog  enthaltenen  SnS* 
}üge  jeigen,  gletd^  bem  Siberianifc^  ffatalog  bie 
umgefel^rte  Orbnung.  Snblid^  nimmt  er  not 
SiberiuS  ben  ©egenpapft  ^felis  auf.  SDer  ffotoloj 
bietet  bemgemög  Don  ba  an  }wei  ^ßopfte  }u  trid, 
inbem  er  gleich  im  Anfang  auS  einem  $app  jtDet 


L438 


$Q))fl!QtaIoge. 


1434 


mod^  unb  fpfiter  einen  SOtann  jä^lt  ber  aud^  bei 
milber  Seurtl^Iung  fd^toerlid^  afö  re^tmä^iger 
gdten  lann.  £ec  Liber  pontificalis  \ä)l\t^t 
>rlan  IL  (867—872).  Kur  bieten  einige 
ifd^nften  noi^  ein  Sru^jiüd  beS  SebenS  Ste* 
^anft  Vv  beS  Dierten  92Qd^foIger§  iened  $a))fte§. 
—  Sie  Sfolgejeit  loeiSt  meistere  jtataloge  Don 
Ibmerem  ober  größerem  Umfang  auf.  3Ran  finbet 
borfibo:  ^S^tM  in  ber  Ausgabe  be§  Liber  ponti- 
ficalis t)on2)ud^neII,p.LS:—XXm.  ^ierift 
iDeUec  baSienige  SSerjei^nil  }u  enoöl^nen,  n^eld^eS 
M  M  eine  §^^4^0  ^^  Liber  pontificalis 
borfieat  (Es  iß  ber  Liber  pontificalis  beS  8iblio- 
tJ^efin«  $drud  (SuUIelmuS  t)on  @t.  ©illeS.  2)a8 
Scrf  ifl  au|er  fpöteren  Sopien  in  bem  Codex 
Yatieaniis  3762  entl^alten^  ber  t)on  $etru§  felbft 
in  3a^  1142  gef daneben  mürbe;  eS  entl^ölt  ben 
otten  Liber  pontificalis  tl^fö  gang  unb  mit 
3nfäken,  tbeitö,  unb  iroax  Don  $aul  L  an,  ftar! 
<Agemqt  Sugleid^  aber  bietet  ed  eine  gfortf e^ung 
Mi  ^onoriuS  H.  (gejl  1130),  unb  biefe  §ort> 
fclinig  bilbet  in  ibrem  größten  Xl^eil  einen  Itatalog 
im  rigentlid^  Sinne,  inbem  t)on  ben  meiften 
90)1^  nur  ber  !Rame,  bie  ^bfunft  unb  bie  SlmtS» 
leit  angegeben  merben.  @o  lautet  f of  ort  bie  Siotig 
ubn  äobonneS  ym.,  ben  ißad^f  olger  ^abrianS  ü. : 
Johannes,  nationeBomanus,  expatre  Gundo, 
aodit  ann.  X  d.  n.  9iur  bei  einigen  topften 
Mcrben  nod^  meitere  ÜRittbeilungen  gemalt,  bie 
an^^greid^ften  bei  (Sregor  YII.  unb  Urban  II. ; 
iNm  ben  trier  legten,  nomli^  ^afd^aliS  U.,  @e« 
fafiitS  IL,  ealii^  n.  unb  ^onoriu§  U.,  »erben 
eigmtti^e  Siograpbi^n  gegeben.  2)er  93erfaffer 
iß  iiq4  ben  SuSfübrungen  S)u(i^e§ne'8  ber  6ar- 
binal  $anbulpb.  ^n^änger  9naclet§  IL  IBon 
bemfelben  rubren  inSbefonbere  aucb  bie  3ufä^e 
m  bem  ftatalog  bed  11.  Sabrl^unbertS  unb  bie 
eiograpbie  beS  ^apfteS  $afd^alid  IL  l^er,  bie 
«ie^bre^t  (©ef^id^te  ber  beutfd^en  j^aifergeit  UI, 
4.1ufL,  »raunfd^tt^eig  1876, 1061)  unb  SBattericb 
(Pontificum  Bomanorom  Yitae  I,  Lips.  1862, 
p.  LIV— LXXI)  bem  Korbinal  $etm8  öon  $ifa, 
einem  3<itgenoffen,  jumeifen  tDoUUn.  2)a§  Sßer! 
tonrbe  aber  üon  $etru8  ©uiÜelmuS  etmaS  über- 
arbeitet unb  fleOt  fid^  infofem  al§  beffen  Sd^rift 
bar.  3nbef[en  blieb  eS  bei  bem  Sabre  1130  nid^t 
fbl^.  Später  mürbe  e§  nod^  meiter  geführt.  3)ie 
Rinätnte  Daticanifcbe  ^anbf(brif t  bietet  f ogar  eine 
|ortfe|ung  big  9Rartin  IV.  (1285).  Sine  fpötere 
lopie  (Codex  Yallicellanus  C  79)  enthalt  eine 
Sfoctfe|ung  t)on  9nartin  IV.  bis  3obanne§  XXII. 
;ge^  1834).  S)iefe  Arbeit  mürbe  bie  ©runblage 
iner  neuen  unb  legten  Sbition  be§  Liber  ponti- 
Scalis,  meldte  in  jablreid^en  ^onbjd^riften  be§ 
L5.— 17.  3a]^rbunbert§  entbalten  ift  unb  big 
Dtoctin  V.  (1417—1431)  rcidftt.  ®ie  gbition 
nstcrfd^eibet  ftd^  bis  ^abrian  IL  nid^t  t)iel  t)on 
Hü  bnrd^  ben  Codex  Yallicellanus  bargebotenen, 
iber,  ba  biefe  big  babin  genau  ber  Suggabe  beg 
IfidJoA  (Sniüelmug  folgt,  t)on  ber  Stecenfton  beg 
12.  Sobrbunbertg.  %xx  erfd^etnt  bie  ^äpfün  3o> 


banna,  bie  im  CodexYaticanus  3762  beiSeo  lY. 
in  einer  SRanbnote  ermähnt  mirb,  ^tx  }ttrifd^en 
Seo  lY.  unb  99enebict  ni.  im  Xe^t.  9u4  merben 
auf  bem  Sanb,  nid^t  im  Sejte,  mel^rere  fictiöe 
^(ipfte  beigefügt.  @o  mirb  S^riacug,  ber  feine 
ßsijiten}  ben9M^onen  berblSIifabetb  t)on®d^önau 
über  bag  9)lartt|rium  ber  1^1.  Ürfula  unb  ber  elf- 
taufenb  Jungfrauen  Derbanit,  an  ^ontian  ange« 
reibt,  ein  SWarcug  an  gfelij  L,  ein  2eo  HI.  an 
@ergiug  L,  ein  IBaftKug,  um  aud^  biefe  3utbat 
bier  }u  ermäbnen,  an  fiiabrian  m.  2)er  9bf d^nitt 
t)on  ^abrian  U.  big  Üticolaug  IL,  ber  in  ber  9ie- 
cenfton  beg  12.  Sal^rbunbertg  nur  ein  magerer 
jlatalog  mar,  mürbe  betröd^tlid^  Dermebrt,  mäb^enb 
ber  t)on  9llesanber  IL  big  Sunocenj  IL  }u  %nbe- 
rungen  nid^t  Diel  %nla|  barbot.  2)ie  OueQe  )u 
ber  ßrmeiterung  bilbet  bie  Sb^onif  beg  SDlartinug 
Don  Sroppau  (f.  b.  Srt.),  ber  aui^  jene  $öpfte 
entnommen  mürben.  Sluf  bemfelben  SSerle  fomie 
auf  ber  eb^<>nil  beg  Seml^arb  (Suibonig  (f.  b. 
Slrt.)  ruben  bie  Sbfcbnitte  Don  (SölefKn  n.  big 
5IKartin  lY.  unb  Don  ba  big  ÜJlartin  Y.,  bie 
beibe  in  einer  boppelten  Stecenfion  Dorliegen,  einer 
fördern  unb  einer  löngem.  ^er  le|te  Sibfd^nitt 
SerföUt  in  }mei  %f)txit.  2)er  erfie  i^A\  umfafet 
auger  einem  @d^lugfür  bag  Seben  Jobanneg'XXII. 
bie  Siograpbi^n  ber  brei  folgenben  ^öpfte  unb 
rübrt  Don  einem  durialiften  in  SDignon  aug  ber 
3eit  Snnocenj'  Yl.  ber.  ®er  jmeite  Sb^t  ^W 
fo  faft  eine  Steibe  Don  ^apftleben  alg  Dielmebr 
eine  ®efd^id^te  beg  großen  ©d^igmag,  eingetbeilt 
nad^  ^ontificaten,  j}ammt  aug  ber  3cit  Sugeng  lY. 
a«it  ajlartin  Y.  fd^liegt  bie  Sortfefeung  im  «H- 
gemeinen.  Sine  ^anbfd^rift  fügt  inbeffen  nod^ 
^JJopftbiograpbien  big  $iug  n.  bei.  —  93on  ben 
fpäteren  j^atalogen  mögen  nod^  smei  angefübrt 
merben :  ber  in  ben  Yitae  Pontificum  Boma- 
norom Don  $latina  (f.  b.  %rt.)  entbaltene  unb  ber 
aug  ber  neuen  ^ulgbaftlifa,  Don  benen  ber  eine 
bie  römif  d^e  3luf  f  affung  am  Cnbe  beg  ÜJlittelalterg, 
ber  anbere  biefelbe  im  }meiten  93iertel  beg  gegen- 
mörtigen  Jol^rbunbertg  miebergibt.  2)ie  Sigen« 
tbümlid^feiten  beg  erften  ftnb  folgenbe:  @o  meit 
ber  alte  Liber  pontificalis  reid^t,  l^at  ^latina 
biefelbe  SXeibenfolge.  92ur  erfd^eint  gegen  Snbe 
ber  $eriobe,  imifdjen  2eo  lY.  unb  Senebict  in., 
bie  ^äpftin  Sobanna  alg  Sobanncg  Yin.  ®a. 
bei  mirb  bemerft:  Quae  ideo  ponero  brevit^r 
et  nude  institui,  ne  obstinate  nimium  et 
pertinaciter  omisisso  videar,  quod  fere  onmes 
affirmant.  3n  bem  folgenben  Xi^til  mirb  fomobl 
Seo  YIII.  alg  Senebict  Y.  anerfannt  unb  biefer 
Dor  jenen  gepellt  9tad^  Senebict  Yl.  mirb  ein 
3)onug  n.  (f.  b.  9lrt.)  aufoefübrt.  S)er  «Papft 
Derbonit  feine  Stellung  im  icatalog  einem  9Rib' 
Derftönbnig,  bag  jebod^  nid^t  erft  bei  $latina  ein- 
trat, fonbem  bereitg  in  Itatalogen  beg  11.  3abr« 
bunbertg  pd^  finbet,  bei  betrug  ©uiHelmug  aber 
nod^  feine  Stelle  bat.  ®  iefebred^t,  ber  bagfelbe  juerfl 
erfonnte,  erflärte  eg  (in  SRanfe'g  Sal^rbüd^em  beg 
beutfd^  SReid^eg  n,  1,  SSerlin  1840, 141)  burd^ 


fapftfataloee. 


A'.'-ISS- 

BS-lWt 

93.^JEUIUIL 

s». 

7BT-7H 

TL  ■ 

«MM» 

5. 

Tn. 

767-788 

Ttn.     6 

11.  ,  KnlutuI 

U-1SS 

«■ÄnL 

81. 

TIL 

768 

Tn.  n 

la.  ,  esiR 

Tm. 

768-7TS 

n*  1 

17*-189 

9. 

IL* 

■mm 

zn.  m 

H.iLettm. 

87. 

xn. 

795416 

TL  n 

Jg-  "Ij^^^ 

198.ZIT 
217-232 

II».. 

as. 

Tl.; 

818«7 

siT^ai 

i-S 

17    '  8rt"«°* 

817.28B 

n.-T> 

894487 

Tm. 

22^2S0 

Tm.» 

837 

IX.' 

1»,  ti^iSi 

S; 

^\ 

k; 

IX. 
L 

t~ 

101!  »«HOC  IT. 
3ob-inn(S 

827-844 

"iS- 

10. 

386-860 

I. 

10. 

10a.fe(iaiuBIL 
103.Sl.ficDlT. 
104.Bnt(blUllL 

L* 

814447 

:  B 

ni. 

an.B5s 

Tl. 

la 

Tn.  ti 

251-868» 

6. 

SSMGB 

IT'U 

».eLentfaUL 

9E. 

a^xt 

III. 

B. 

10S.BLmtolaiieL 

Tn.- 

Tm.^ 

8EB. 

n.  II 

12. 

T.* 

TUL 

a. 

81. 

BSS48T 

XL  u 

80. 

TIIL" 

isi-ma 

vm. 

6. 

Ofi.Siititiann. 

XIL 

ssT-sn 

SIL'U 

a. 

ni. 

SEMBa 

XIL 

86. 

11. 

xn. 

872482 

HL  II 

n  'l^tiam 

6. 

L* 

9e»«n 

xn. 

sa 

Og!lD(ai{nul  I. 

16. 

xil; 

888484 

T.*S 

4. 

L' 

3T5.1BB 

xn. 

7. 

lOCIlQlitiiinlll. 
llO.ettobanT. 

17. 

384485 

n. 

IT. 

xn. 

SB8«e 

28. 

"■. 

68M81 

IX. 

to. 

»MM 

X. 

20. 

ll.|,Äim|ui  ^ 

6. 

B914M 

IT.  1 

«7. 

I. 

18. 

IT> 

386 

se!  '^öilKi 

IB. 

IT. 

BU-Si'* 

TIIL 

17. 

89*817 

Tm!' 

& 

L 

IL 

TOI> 

897 

XL- 

BL 

I. 

in. 

8L 

lU." 

897 

xn.' 

IS, 

888 

läri!^ 

L' 

898400 

L' 

B«!  riSSSi" 

B. 

IL 

887-888 

IT. 

a. 

i.-n.' 

900408 

TIL' 

IX. 

n8.e(i!T. 

V» 

n; 

B7.^&mBMi. 

j_ 

X. 

KUMB 

IL 
XIL 

92. 

13).^|^i^lL^^ 

Tn 

89. 

'"r 

808404 
904411 

IT.   U 

IX. 

BtBMT 

XL 

]6.dep. 

IT.« 

911-9U 

TL* 

es-fttetildnl       lt.4«. 

xn. 

S8t.a»» 

28l 

TH.» 

918414 

IL* 

87. 

XI.» 

80^01 

HL 

IS. 

IM.fieaTI. 

""-. 

9144» 

82. 

XII. 

Ml-ti? 

m. 

12. 

988 

xn!* 

18. 

HL 

MT-418 

xn. 

St. 

ia5.eiq>bailVIL 

XU 

.ewi 

BS9)481 

tt* 

£iIaI[Dl 

2aL 

xn. 

413428 

iz. 

4. 

isKr"- 

l-IIL*     98)485 

XIL* 

XIL 

IIUIO 

8.d«p. 

8.' 

I. 

9S8489 

m*w 

lavuicftiiii- 

10. 

cl; 

UHSi 

Tn> 

ST. 

138.  etlpliflR  TIIL 

Tn.; 

ra9-91S 

I' 

**.  .gftiiii. 

4n410 

Tin. 

19. 

ISfl.gJlorinut  IL 

80. 

MM4B 

St. 

IX. 

UMBl 

"■. 

10. 

ISO-agiUKtlL 

10. 

»1S4B5 

«  '^Sdm 

IS. 

XL 

*S1-«S 

lSl.3o6amiHXn. 

16. 

in> 

96MM 

T  tt 

B. 

m.; 

U848B 

in. 

10. 

6. 

in.^ 

»68465 

in.' 

18. 

<8B49S 

L 

133.'e(nel>ln'T. 

SS.* 

861 

TL  Ui 

1. 

IO> 

4BMM 

IL 

2L 

sässa""- 

1. 

xl- 

96UT2 

a.  4 

H. 

UMie 

XL 

19. 

L 

978414 

Tl* 

El.  :  Ctnnaitm 

ie. 

xi! 

4(M» 

TIL 

is! 

«onffBttuIVIL 

tl; 

874 

TD.' 

Snncntbll 

XI. 

4i»we 

d«E. 

ISB.SoicbklTll. 

974-988 

TU.  IL 

20. 

til; 

G1U2S 

8. 

137.3i*™.rtXlT. 

in._ 

988481 

Tut» 

lt. 

984-886 

TU* 

12. 

UMSD 

1X1 

22.' 

HOiangntT. 

Tni> 

935-9*6 

m. 

22. 

IX.' 

b8fr«S2 

X. 

IT. 

B. 

T. 

996-999 

IL  a. 

'Stoiointf 

ea. 

IX. 

580 

14. 

991-998 

n. 

ISP' 

a. 

588-685 

T. 

2. 

IT.' 

999-1003 

T.  a 

y'.' 

6S5«8 

IT. 

a 

1008 

xn.; 

'J 

68HB7 

HL 

lLde^ 

iooe-1009 

m> 

587-555 

TL 

SL 

1009-1012 

T.  u 

la 

55»MI 

4I 

IT.    l 

TIL 

«Meor 

t1 

1012 

TLA 

£ 

S7M7B 

80. 

116.3o!iann()XlX 

1031-1032 

STMWO 

iL 

1032-lOU 

8. 

IS> 

GWMIOi 

lU. 

lal 

iisleaiKftnriL 
etntblci  IX.  (b) 

20. 

m.'«' 

S04«M 

tl. 

m 

10« 

T.     L 

19. 

8m 

XL 

12. 

5. 

10(6-1048 

XELK 

S*lä^" 

SC 

ym.' 

8«M1G 

T. 

isaaim^in. 

m.' 

10*8-1017 

X    i 

I». 

81M1B 

XI. 

8. 

Stiid>lcllX.(e) 

8. 

XI. 

1047-10« 

■m.  a 

23. 

XII.> 

eiMSB 

X. 

26. 

ISLXunafut  IL 

lOlB 

TIIL    i 

Tl.6«B«lini» 

X.* 

BE84S8 

X. 

U. 

162.SL£aIZ. 
IKäWctoiII. 

li 

IL 

10(9-1064 

IT.  H, 

SB.' 

T." 

610 

TIIL 

a. 

IT. 

1066-1067 

TIL  A 

743£iaimrtlT. 

H. 

640412 

la. 

stisr? 

8. 

Tnr.^ 

1057-1068 

UL  A 

TB-nÜbOTl. 

3t. 

XI* 

T. 

5. 

1068-1059 

t'% 

Tl.aLlllatHn  L 

8494» 

TL 

iT.a»p. 

15S.»tul<atin. 

24. 

1068.1081 

Ttt« 

7K.  .SafttiL 

10. 

Till.; 

864457 

TL 

2. 

IBT.naanlKT  IL 

IX. 

1061-1078 

IT.  IL 

TS.  .  KUällon 

6B7-472 

t 

ZI. 

banattusn. 

X. 

1081-1064 

T. 

n.«bc«»an« 

IL 

iv.'i 

672476 

Tl. 

•■»ShSS!'£°- 

lOTB-1085 

T.  m 

7B.XiBimI 

B. 

876478 

IL 

24. 

HL 

1084-1100 

rt 

£'.■■£■»• 

27. 

67&4S1 

L 

t59.»lclarin. 

9. 

V. 

a.  tt 

682483 

8. 

16a.ni8aiiIL 

12 

m. 

1088-1089 

Tarn 

Bi.  .  aoubicm. 

»: 

884486 

t1 

8. 

leLSoWalitlL 

1099-1118 

(.« 

»S*'- 

TIL* 

TIIL 

2. 

guteti« 

IX. 

110O-U02 

SL       X.* 

«aft4g7 

687 

IX. 

2L 

mlSSSfSr- 

iL-m. 

IB.      XL 

11^% 

zun, 

gtgai 

x.-xn. 

IT.      1 

X.; 

687-8921 

L 

1118-llllL 

L  ft 

687-70! 

IX. 

a 

i^Ä^"'- 

8. 

HL 

1118-1181 

IT.      ' 

at-M^utTL 

Sd 

x!" 

701-706 

2. 

n. 

1119-1131 

HLS 

13. 

ISL&gmnluSIL 

IB. 

XIL 

11S4-tU0 

an 

IB. 

709* 

iL 

4. 

sutma. 

15. 

in. 

1181 

xn. 

»»L^Din. 

19. 

™'. 

715-781 

n. 

8. 

"'K.'r 

14. 

n. 

IISO-IIU 

uao-iisB 

ts 

xn». 

10! 

BiOmlT. 

m. 

1188 

HL  •> 

la 

741-753 

22.(21) 

]«.C6Irftmn. 

88. 

n. 

HL  t 

«2. 

'"■. 

0.12. 

in.' 

ilU-lM 

n.  % 

ncicnanii. 

ai. 

7M-757 

IT. 

SS. 

IBSiVsoc/m. 

n. 

U46-llGa 

Ttt   i 

ißapfttoal^L 


1442 


1iiisiy.ord.ia. 

«IT.  4. 

JibalXL  7. 

IV.  7. 

lilllL  SB. 

m. 

raiHL  2d. 

IIL  1. 

in.  2S. 

cVIIL  2L 

RillL  19. 

nllL  80. 

am.  8. 

in.  18. 

rix.  18. 

nlT.  2S. 

enilT.  26. 

ibcrlY.  12. 

IV.  29. 

mrv.  5. 

egorX.  1. 

nitV.  21. 

mV.  11. 

nctZXI.  & 

uiin.  2S. 

iIV.  22. 

luflV.  2. 

Ol  IV.  22. 

cfHnV.  6. 

ittufVin.  2L 

ictXL  22. 

BfV.  6. 

nt§  XZn.  7. 

ufV.  12. 

ictxn.  20. 

itfVI.  7. 

niiVI.  18. 

V.  ord.  6. 
rXL  80. 
VL  8. 
BtVn.  20. 
ttiuf  IX.  2. 
ictXIIL  28. 
tniVn.  17. 
rXIL  80. 
iberV.  17. 
nti  XTTTI.  17. 
bV.  U 

Kfvin. 

ictXIV. 

rv.  8. 

r.  B. 

UfV.  6. 

m.  8. 

L  19. 

I.  81. 

IIV.  9. 

etiiVnL  29. 

ibctVK  11. 

O.  22. 

in.  1. 
U. 

mVL  9. 

nSVn.  19. 

n.  13. 

im.  8. 

an.  9. 

V.  23. 

V.  25. 

liV.  7. 

rXTTT.  13. 

IV.  24. 

vn.  16. 

rXIV.  6. 

enjIX.  29. 

Rivm.  80. 
L 

\  16. 

fXV.  9. 

vm.  8. 

eniX.  16. 

ibervn.  7. 

HIX.  20. 

ifX.  29. 

m$XL  2L 

tberVnL  6. 

nixn.  12. 

ifXL  28. 

mXIIL  8. 

ctxm.  29. 

HZIL  12. 

ItZIV.  17. 
«. 
19. 


vn.   1168-1164  xn.    8. 

Xn.  1164-1159  IX.  1. 
IX.  1169-1181  vm.  80. 
IX.  1169-1164  IV.  20. 
IV.  1164-1168  IX.  20. 
IX.*  1168-1178  vm.    29  re«. 

dep. 


IX. 

XI. 

X. 

xn. 
in. 

L 

vn. 
m. 

X. 
VI. 

xn. 

vm. 

n. 

IX. 
L 

vn. 

IX. 
XL 

n. 

IV. 

n. 
vn. 
xn. 

X. 
VL 

vm. 

V. 

xn. 

V. 

xn. 

XL 
XIL 

rv. 

IX. 
XL 


XL 
VL 
V. 
XL 
XL 
XL 

m. 

XI. 

in. 

IV. 

vm. 

VHL 

vm. 
vm. 

VTIL 
IX. 
XL 

in. 

L 

XL 

X. 

n. 

IV. 
V. 

xn. 

L 
V. 

rv. 

IX. 

xn. 

X. 

L 

rv. 

V. 

n. 

VUL 
IX. 

rv. 

VL 

IV. 

IX. 

X. 

vn. 

XL 
V. 
V. 

vn. 

vm. 

vn. 

V. 
llccifos.  EE.  2.  KnfL 


1179-1180 
1181-1186 
1186-1187 

1187 
1187-1191 
1191-1198 
1198-1216 
1216-1227 


L 
XL 
X. 

xn. 
m. 

L 

vn. 
m. 


1227-1241  vm. 


1241 
11^1264 
1254-1261 
1261-1264 
1266-1268 
1271-1276 

1276 

1276 


XL 

xn. 

V. 

X. 
XL 

L 
VL 

vm. 

1276-1277  V. 
1277-1280  vm. 
1281-1286  m. 
1286-1287  rv. 
1288-1292     rv. 

1294  XIL 
1294-1808  X. 
1808-1804  vn. 
1805-1814  rv. 
1816-1334  xn. 
1328-1880  vm. 
1334-1842  rv. 
1342-1352  XIL 
1862-1363  DL 
1362-1370  xn. 
1370-1378  ra. 
1878-1389  X. 
1878-1394  IX 
1889-1404  X. 
1894-1424  XI. 
1404-1406  XL 
1406-1409  VL 
1409-1410  V. 
1410-1416  V. 
1417-1431  n. 
1424-1429  vn. 
1424-? 

1431-1447  n. 
1439-1449  IV. 
1447-1466  m. 
1455-1468  vm. 
1458-1464  vm. 
1464-1471  vn. 
1471-1484  VHL 
1484-1492  vn. 
1492-1608  vm. 

1606  X. 

1603-1613  IL 
1613-1621  xn. 
1622-1623  IX. 
1523-1634  IX. 
1634-1649  XL 
1660-1556     m. 

1656  V. 

1565-1669  vm. 
1669-1566  XIL 
1566-1572  V. 
1572-1686  IV. 
1685-1590  vm. 

1590         IX 
1690-1691     X 

1591     xn. 

1592-1606     m. 

1605       rv. 

1606-1621  L 

1621-1628  vn. 

1628-1644  vn. 

1644-1655  L 

1655-1667  V. 

1667-1669  xn. 

1670-1676  vn. 

1676-1689  vm. 


1689-1691 
1691-1700 
1700-1721 
1721-1724 
1724-1790 
1730-1740 
1740-1758 
1758-1769 
1769-1774 


IL 
IX 

m. 

m. 

n. 

n. 

V. 

n. 


26. 
20. 
17. 

8. 
16. 
18. 
22. 

la 

7. 
26. 

2. 
29. 
10. 
22. 
18. 
20. 
22. 
28. 

8. 

4. 

13.  roB. 
IL 

7. 
20. 

4 
26.  res. 
26. 

6. 
12. 
19. 
27. 
16. 
16. 

1. 

6. 

6.  dep. 

8. 

29.  den. 
20. 
26. 


7. 
24. 

6. 
1& 
28. 
12. 
26. 
18. 
18. 
21. 

L 
14. 
26. 
10. 
23. 

L 
18. 

9. 

t, 

la 

27. 
27. 
16. 
80. 

6. 
26. 
28. 

& 
29. 

7. 
22. 

9. 
22. 
12. 

1. 
27. 
19. 

7. 
21. 

6. 

8. 

2. 
22. 


263.9HuiVL  16.  IL 

254.$tufVIL  14.  UL 

265.SC0XIL  28.  IX 

256.aBiutVIIL  8L  UL 

267.(BTegoTXVL  2.  IL 

25affiiuBIX  16.  VL 

269.8<oXIIL  20.  n. 


1775-1799  VnL  29. 

1800-1828  vm.  20. 

1828-1829       n.  10. 

1829-1880     XL  80. 

1881-1846     VL  1. 

1846-1878      n.  7. 
1878- 


[ü.  gfuttt] 


yfapftmal^t  ifi  ber  orbentlid^  3Beg,  auf  mei- 
nem bei  ßrlebigung  beS  apoftolifd^en  Stul^IeS  bie 
^erfon  eines  neuen  $a))j}e§  beftimmt  roirb.  2)ie 
^efe^ung  beS  pöpftli^en  ©tul^IeS  gefd^ol^  in  ben 
ötteften  3^iten  nad^  ber  9lnfid^t  einiger  Suctoren 
burd^  bie  benachbarten  Sifd^öfe,  ben  SIeruS  unb 
bie  ©emeinbe  9tom3  gemeinfam  (Mabillon,  Mu- 
seum Ital.  n  [1689],  p.  CIX),  na(]^  ber  anbe- 
rer  burd^  ben  Flenid  ber  römifd^en  JKrd^  allein 
(^^iüipS,  ftirc^enredjt  V,  739).  ©ieerftereanfid^t 
l^at  bie  Analogie  ber  93er^öltnif[e  in  ben  übrigen 
©emeinben  für  ftd^.  9lud  bem  3.  Sol^r^unbert  liegt 
bafur  ba§  S^ugni^  be§  1^1.  g^Qprian  t)or  (Gou- 
stant,  Epistolae  Rom.  Pontif.,  Paris.  1721, 
164).  S)ie  Zrabition,  »eld^e  oielfad^  t)ert]^eibigt 
n^urbe,  bag  Siemens  I.  Don  bem  %  ^etrud  felbft 
5um  9{ad^foIger  eingefe^t  morben  fei,  ift  l^eute  faft 
allgemein  al§  auf  apocr^pl^  Quellen  berul^enb 
aufgegeben.  S)od^  tt^erben  einige  Stellen  bei  6u- 
febtuS  (H.  E.  3,  13.  34;  5,  6)  ba^in  aus- 
gelegt, ba^  bie  ölteften  $a)){te  fid^  }un)eüen  il^re 
9iad&foIger  felbft  befteHten  (©olber  [f.  u.]  15  ff. 
103  ff.),  lieber  bie  IBered^tigung  beS  $apfteS 
baju  ftnb  bie  Sßeinungen  get^eilt  (^olber  92  bis 
103;  3)erfelbe  im  Srd^iD  für  fatbolif d^eS  ftir^en- 
red^t  LXXn  [1894],  409—434).  —  3nfolge 
ber  Sef e^rung  ber  römifd^en  JTaifer  gum  S^rtften« 
tl^um  trat  ein  neues  einflu^reid^eS  9)loment  bei 
ber  $a))fttDabl  l^insu,  inbem  bie  d^rißlid^en  J7aifer 
ftd^  inSbefonbere  für  befugt  bielten,  bei  jnriefp&l« 
tigen  SSkl^len  bie  ßntjd^eibung  abzugeben.  @o 
gefd^al^  eS  burd^  SSalentinian  11.  bei  ber  3BabI  beS 
©iriduS  (384)  unb  burdft  C^onoriuS  bei  ber  fBkäU 
«onifatiuS'  I.  (418).  ®er  Untere  ffaifer  erliefe 
bann  ein  S)ecret,  ba|  nur  berjenige  als  gefefc« 
mäßiger  römifd^er  SBif^of  betrautet  merben  folfe, 
meld^er  nad^  canonifd^er  ^orm  mit  göttlid^em  Ur- 
t^eil  unb  allgemeiner  Siniüilligung  geuml^lt  fei; 
bei  einer  }n)iefpöltigen  3Babl  foUe  ein  neuer 
^apft  orbnungSgemöfe  gemöblt  tDerben  (c.  8,  Dist 
LXXTX;  c.  2,  Dist.  XCVH).  3n  äl^nlidfeer  Seife 
finb  aud^  bie  im  Saufe  ber  folgenben  Sa^rl^unberte 
über  bie  93efe^ung  beS  popjtlid^en  @tul^leS  erlaffe» 
neu  SBerorbnungen  faj}  alle  auS  ben  jemeiligen  äkr- 
böltnijfen  J^rauSgetoad^fen.  ^ßapft  ©impliciuS 
(468—483)  beftimmte,  um  Unrul^  bei  feinem 
£obe  vorzubeugen ,  bafe  bie  fl&a^l  eines  9iad^ 
folgerS  nid^t  ftattftnben  foQe  ol^ne  ^Befragen  beS 
^röfectuS  ^rätorio  IBafiliuS.  3)od^  fonb  biefe 
SBerorbnung  nid^t  bie  IBiQigung  beS  römifd^en 
eieruS  (©c^nürer,  im  ftift.  Sal^irb.  ber  ©örreS- 
©efenfd^.  IX  [1888],  255  f.).  2)en  ofirömifd^ 
jfaifem  pflegten  bie  ^öpfte  ti^re  Sr^ebung  anju« 
jeigen  (t)gl. }.  19.  Jaffa,  Begesta  [2.  ed.],  n.  591. 
619. 744),  )ofem  fie  mit  i^nen  in  gutem  Sim)er- 

46 


1443 


ißapIltoal^L 


1444 


nel^tnen  ftonben.  913  498  gegen  S^mmad^ud  ber 
?Priefter  Sourentiu»  erl^oben  ttmrbe,  riefen  beibe 
Zueile  bie  Sntfc^etbung  bed  OßgotenlönigS  Sl^eo- 
borid^  an;  biefer  entfd&ieb,  bo|  berjenigc  $aj)ft  fei, 
meld^er  juerft  gemeint  fei  ober  bie  meiften  Stim- 
men erl^Qlten  l^be,  tDQg  bei  ©Qmmod^ud  ber  gfaU 
mar  (©d^nürer  a.  a.  O.  269  f.).  auf  einer  ©^n- 
obe  im  3. 499  Derbot  bann  ©^mmad^uS  SSerJ^nb* 
lungen  über  bie  3Sa^l  bed  IRad^foIgerS  }u  Seb» 
feiten  be§  ^fte§  ol^ne  beffen  IBonoifjen;  bei 
pI5^lid^em  3:obe  bed  $apfte§,  ol^ne  ba|  er  über 
bie  3Ba]^I  beS  IRad^foIgerS  Seftimmungen  treffen 
fann,  foH  bie  ©entcnj  ber  aWel^l^eit  ®eltung 
l^aben  (Mansi  YIII,  229;  ^efele,  Sondlien» 
®tWi)k  n,  2.  »ufl.,  625).  Sßöl^renb  bie 
SBa^Ien  t)on  ^ormiSbaS  (514)  unb  Sol^onneS  L 
(523)  frei  »aren,  ttmrbe  526  gfelij  IV.  einjig 
nad^  ^^eoborid^ö  SßiHen  erl^oben.  2)ie  Sfurd^t  t)or 
Unrul^en  naä)  feinem  £obe  »irb  biefen  gu  ber 
Seflimmung  Deranla^t  l^aben,  ba|  nad^  il^m  ber 
Srd^ibiacon  93onifatiu§  bie  JKrd^e  regieren  foOe. 

Hiergegen  er^ob  fid^  j[ebod^  ber  größte  Xl^eil  beS 
leruö  unb  n)ä]^Ite  ben  2)io§cur.  92ad^  beffen  bat- 
bigem  Sobe  nmrbe  99onifatiud  IL  allgemein  an- 
erfannt.  ®icfer  ernannte  in  einem  öom  KleruS 
mitunterfd^riebenen  S)ecret  ben  S)iacon  ißigiliuS 
}u  feinem  !Rad^folger,  nal^m  baSfelbe  aber  balb 
nad^l^er  »ieber  jurüdC  (§oIber  29—41).  ®er  Oft» 
gotenfdnig  Stl^^alarid^  befiimmte,  ba^^  menn  bei 
3tx)ief))öltigen  Sßal^Ien  bie  Sntfd^eibung  an  ben 
^of  gebrad^t  »erbe,  bafür  3000  @oIibi  }u  jal^len 
feien,  maö  Sol^anneS  n.  anerfannte.  ^Rad^bem 
ftaifer  3uftinian  Stauen  toieber  erobert  l^atte,  nal^« 
men  bie  oftrömifd^cn  ftaifcr  einen  birccten  6in» 
flug  auf  bie  ^apftmal^I  in  ^nfprud^.  ßS  tourbe 
ber  ©ebraud^  eingel^alten,  bag  bie  Sriebigung  bed 
pä))ftlid^en  ©tul^Ied  an  ben  Sxard^en  5U  SiaDenna 
gemelbet,  unb  bag  bie  SBablurfunbe  an  ben  J7aifer 
jur  95cftätigung  eingefanbt  mürbe  (f.  b.  Formulare 
bei  ftinfd^iuS,  ff.-SR.  I,  220) ;  bal^er  bie  langen 
Sacanjen  t)on  burd^fd^nittlid^  me^r  al§  aä}t  3)l0' 
naten.  t$üt  bie  93eftätigung  mu^te  eine  Slbgobe 
entrid^tet  merben,  meldhe  Sonftantin  $ogonatu3 
678  abfd^affte  (c.  21,  Dist.  LXIII).  aiS  bann 
nad^  bcm  Xobe  Seo'S  11.  (683)  bie  SBacanj  mie- 
ber  ein  Sal^r  gcbaucrt  l^atte,  fd^irfte  gonftantin 
unter  Senebict  11.  (684—685)  ein  SRcfcript,  ut 
persona,  qui  electus  fuerit  in  sedem  apo- 
stolicam,  e  vcstigio  absque  tarditate  pon- 
tifex  ordinetur  (nad^  ©idfel  [Proleg.  jum  Liber 
diumus  II,  56  f.,  in  ©i^ungSber.  ber  !.  f.  5lfa« 
bemie  ber  2Biffenfd&.  ju  SDBien  1889]  ein  öollftän- 
biger  Serjid^t  auf  bieSeftätigung;  nad&  ®ud)c§ne 
[in  Bibl.  de  l'ecole  des  chartes  LII,  Paris 
1891,  13]  Uebertragung  be§  ©eftötigungSred^teS 
an  ben  ßjordjen).  SonifatiuS  III.  bcftimmte  auf 
einer  römifd^en  ©pnobe  öom  3al)re  606,  ba^  bie 
9ieuwabl  erft  am  britten  5:age  nad^  ber  93eerbi- 
gung  be§  öerftorbcnen  ^opfteS  gefd^cbcn  fofle 
(Mansi  X,  502).  ^(8  bie  2angobarben  bie  Ob» 
mad^t  in  Stauen  errungen  l^atlen,  mürbe  ber 


^ontificat  ein  ©pielBaO  ber  rdmtfd^  $atirici. 
^ie  Uebertragung  befi  römifd^  ^otnciaiftanbai 
Sfranfenfönig  $ipin  l^atte  für  bie  ^ftma^l  M»e 
^ebeutung ;  meber  er  nod^  Staxl  bet  ®ro|e  l^cAcn 
ein  Seftötigunggred^t  bei  berf  elben  beanf)mid^  idia 
ausgeübt,  fte  begnügten  ftd^  tnelme^  mit  einer 
rein  formellen  ^nerfennung  (Sam)>re4t,  S)ietta. 
Sfrage  t)on  $ipin  bis  auf  Submia  b.  ^t.,  8ei^ 
1889 ;  Semleim.  in3)eutfd^e3eitfd^r.f.  (Bejd^ 
miffenfd^.  IV  [1890],  341).  $er}O0  Xoto  tMm%tn 
liei  nad^  bem  Zobe  $auld  L  (767)  feinen  Snbec 
Sonfkntin,  meld^er  nod^  fiaie  mar,  mit  SBaf|c8> 
gemalt  }um  ^apfte  mad^en,  ber  aber  in  eines 
^ufftanb  bef eitigt  mürbe.  S)ie  Sateronf^nobe  M 
769  t)erorbnete  beg^alb,  ba|  fünftig  mir  eis 
^riefier  ober  Siacon  ber  rdmifd^en  ftir^e  iMm 
bem  rdmifd^en  SIerud  gemöl^It  merben  butfe,  nb 
oerbot  ben  Saien  j[ebe  t:i^eilnal^me  an  ber  SBofl; 
beoor  aber  ber  (Semä^Ite  in  ben  Soteron  geffi^ 
merbe,  foOten  il^n  bie  Saien  ald  il^ren  ^etmte- 
grü^en  (Mansi  Xn,  719 ;  c.  8. 4,  Dist  LXXEQ. 
^Qein  mie  bie  Sendete  beS  Liber  pontificafii 
geigen,  liegen  fid^  bie  Xbeligen  nid^t  in  biefe  feanip 
bore  SRoQe  l^erabbrüdfen,  unb  auf  einer  rdmif^n 
©^nobeDon  862  unter  92icoIau8  L  merbenbieodt» 
lid^en  ©rogen  mieber  afö  ma^tbend^tigt  genant 
(MansiXY,659).  2)ag^brianLim3.7741tai 
bem  ®ro6en  bie  Sefe|ung  beft  pdpfUid^  ©luilcl 
übertragen  l^abe,  ift  fpötere  gfölf ^ung  (Semtciii, 
in  ben  gorf d^ungen  j.  beutf^.  ®ef(^.  XV  [18751 
618  ff.),  msffaifer  l^atte  jfarl  feine  ®etegci4ciL 
fid^  in  eine  ^pftma^l  ein^umifc^en.  (Sbenfo  ift 
bie  9lad&rid^t,  bag  ©tepban  IV.  (816—81^  in 
einem  S)ecret  (c.  28,  Dist.  LXUI)  üerotbnet 
^aU,  ber  $apf}  fei  oon  bem  romifd^en  SletuS  in 
©egenmart  beS  ©enateS  unb  SoUeS  }u  vsäfim 
unb  erft  nad^  Slnlunft  faiferlid^er  ©efanbter  |b 
confecriren,  ab^umeifen  (ogl.  barüber  }ule|t  %at 
im  C)ift.  Sa^rbucö  IX  [1888],  284  ff.).  Snbnng 
ber  gfromme  beftimmtc  im  Saläre  817,  bog  bit 
a^ömer  ben  $apft  möl^Ien,  unb  ba^  nad)  gef^c^ 
Sonfecration  ©efanbte  an  ben  ffaifer  geft^idt  roo' 
ben  foUten,  um  ba§  gegenfeitige  Sonb  ber  Side 
unb  Sfi^eunbfd^aft  )u  erneuern  (Mon.  Germ.  bisL 
Leges  II,  ^nl^ang  ©.  9) ;  bod^  mirb  üon  (Hnign 
bie  ^ed^tbeit  biefeS  2)ecrete§  bejmeifelt  S)ie  (Eon- 
fiitution  Sot^ard  t)on  824  entl^It  über  bie  ^opfi' 
mabi  nur,  bag  an  berfelben  lebigtid^  biejenigiai 
S^ömer  Sl^eil  l^aben  foUen,  meldten  Don  UletS  (er 
nad^  pöpftlid^en  ©a^ungen  baS  ^ufomme.  Sk 
S^ömer  üerfprad^cn  augerbetn  eiblid^,  ba|  ber  Sc* 
möl^Ite  oor  ber  ^onfecration  in  ® egenmart  brifer" 
lid^er  ©efanbten  ben  Sib  ber  2:reue  gegen  ba 
ifaifer  ju  leiften  babe  (Mon.  €^nn.  bist  Leges 
I,  239.  240).  S)ie  Sled^t^eit  biefeS  SMlne4a> 
mirb  jmar  mit  nid^t  ungemid^tigen  ®ntä)CH  ie* 
ftritten  (f.  C)ergenrötber,  Ä.-®.  n,  3.  «ufL,  4; 
jur  ßitcratur  Dgl.  ®opffeI  [f.  u.]  82) ;  boi^  ttiA 
bicfcr  gib  in  ber  golgejeit  mond^mol  s^ 
(a.  ©.  bei  ©ergiuS  11.  unb  2eo  IV.),  unb  biefion- 
fccration  fanb  meiftenS  in  ©egenmart  biifeiß^f' 


$Q))9tx)a]^I. 


1446 


bten  ^ait;  üBrigend  l^ätten  bie  ©efonbien 
ie  Aufgabe  gel^obt  Unrul^en  bei  ber  Son« 
im  )ti  M^ten  (Mansi  XYm,  227).  3o- 
□L  beftaKgte  biefen  Sebroud^  im  3.  898. 
ierorbtiung  bed  Äaiferd  l^atte  ober  gerabe 
S  fel^r  toetrig  Sebeutung,  ba  bie  faiferlid^e 
tmrd^  bie  Sluflöfung  beft  forolingifd^n 
I  arg  bameberlag.  Sffiieberum  tourbe  bie 
4e  ffiürbe  für  löngere  3eit  }um  ®egenftcmb 
ciTtfiföin))fe.  Sei  ber  SSieberl^erftelbtng  bed 
anbi(4en  J7aif  ertl^umd  bur$  Otto  ben  ®ro- 
»62)  ttmrbe  ber  uiiter  ben  ffarolingem  ein« 
mt  ©ebrou^  üon  steuern  fe{igefe|t  (f.  Sidel, 
hriDileginm  Otto^S  I.  für  bie  römifd^e  fMrd^e^ 
ir.l883).  Site  ber  ffaifer  bann  im  folgenben 
mit  So^onned  xn.  in  Uneinigfeit  geriet)^, 
te  er  bie  Stömer  su  bem  aOem  bis|erigen 
unb  ben  @)anone§  miberfpred^enben  Sibe, 
lam  se  Papam  electnros  aut  ordina- 
praeter  concessum  atque  electionem 
i  imperatoris  Ottonis  filiique  ipsius, 
Ottonis.  2)Q  bie  !A5mer  nad^  bem  Xobe 
neS'Jid^  um  ben  ßib  nid^t  fümmerten, 
n  fertpänbig  »enebid  V.  wählten,  liefe 
>tto  bei  ber  Keftitntion  beS  t)on  il^m  ein- 
n  fieo  Vni.  (f.  b.  9(rt.)  öon  biefem  neue 
;tien  über  ben  ^uSfd^Iufe  bee  römifd^en 
bei  ber  ^opfhoal^I  geben.  S)ie  SuOe 
burd^  tt^eld^e  bem  ffaifer  bQ§  Sefe^ung§« 
»ed  t)äppiid&en  Stu^IeS  eingeräumt  mürbe 
,  Dist  LXm),  ifl  bagegen  aI8  fpätere 
tmg  }U  betrad^ten,  bei  ber  bamaligen  Un- 
ifeigfdt  iened  $Qp{!e§  jubem  bebeutungS- 
)oc^  mu|ten  fld^  fomol^I  Otto  I.  al§  aud^ 
eiben  nöd^ften  92ad^f olger  einen  bebeutenben 
I  Quf  bie  ^opftmol^I  5U  t)erfd^Qffen;  auf 
in.  ßmpfe^Iung  mürben  ®regor  V.  unb 
ter  n.  (f.  b.  «rtt.)  gemäl^It.  ^^aä)  beS  lefetem 
nr^ielten  abermal§  bie  t)erfd^iebenen  SbelS« 
n  bie  Oberl^onb,  bis  §wnrid^  HI.  (1046) 
'«9  fddoffte.  9luf  feinen  SSorfd^Iog  mürbe 
f  ©uitger  öon  ©amberg  oI§  Element  IL 
irt.)  gemöl^It.  S)ie  Sömer  übertrugen  §ein« 
id^  ber  ffaiferfrönung  noc^  ben  ^atriciot 
rt.).  Ueber  bie  in  bemfelben  eingefc^Ioffenen 
inSbefonbere  ob  er  al§  $atriciu§  nod^  ha* 
r  9(n[d^auung  bie  Sefugnife  l^atte,  einfad^ 
ipfl  }u  ernennen,  ftnb  bie  9J{einungen  ge« 
am  einfad^ften  (offen  fid^  bie  betreffenben 
I  (Petri  Damiani  Disceptatio  sjnodalis 
Bd.  Cajetani,  Paris.  1663,  III,  27] ;  Mon. 
bist  Scriptt.  V,  469;  VI,  358;  Vü, 
XI,  671)  bal^tn  erflären,  bafe  bie  Stömer 
)em  Sinbrudt  ber  bei  ben  legten  3Ba^Ien 
»mmenen  Unruben  bem  J7aifer  baS  Siedet 
tiben,  ben  $apft  ju  ernennen.  3)ie|e8  üitt 
^  EI.  in  öoDem  OTafee  bei  ber  gri^ebung 
nr  n.  au8,  mäbrenb  er  ftd^  bei  ber  2eo'S  IX. 
fonberS  bei  ber  SictorS  II.  (f.  b.  «rtt.)  mit 
Sorfd^Tog  begnügte,  meld^em  nod^  eine  SBabI 
I  nad^folgte  (Dgl.  ^ergenrötl^er,  lt.«®.  II, 


49. 52;  ßefele,  €onc.«®efd^.  IV,  2.«ufi[.,  716  f. 
781  f. ;  9Rarten8,  2)ie  Sefe^ung  bed  ))ö))fUid^ 
Stubled  unter  ^nri(^  ni.  unb  ibtbm^  IV.,  gtei* 
bürg  1887). 

Sine  genaue  Siegelung  ber  $at){lma]^I  mar  bvin- 
genbed  Sebürfni|;  eS  mu|te  mdglid^fte  @id^enmg 
^rer  t$freibeit  einerfeitd  ben  rbmifd^  ißarUien^ 
meldte  na^  Stepl^and  IX.  Slobe  (1058)  fi^  mieber 
mod^tig  geregt  batten,  anbererfeitd  bem  beiUfd^en 
^of e  gegenüber  angeftrebt  merben.  2)aburd^  mürbe 
baS  2)ecret  9iicoIauS'  n.  t)om9lpriI  1059  k>eran- 
Ia|t  toeld^eS,  obgleid^  eS  ftreng  genommen  nur  Üe 
ölteren  $rinci))ien  mieberbolt,  bod^  eine  (Spo6^  in 
ber  ® ef ((id^te  ber  $a))ftmQbIen  ma^t.  2)a§f elbe  esi- 
fürt  bouptföd^Iid^  in  )mei  Xesten,  t^on  benen  man 
ben  einen  alS  )mpftlid^e,  ben  anbem  afö  faiferlid^e 
gfaffung  be^eid^et  f^ai  (abgebrudCt  bei  Sc^ffer- 
Soid^orf},  S)ie  92euorbnung  ber  ^fimobl  burd^ 
9licolouS  n.,  ©trafeb.  1879, 14  ff.  u.  27  ff.) ;  aHein 
nur  ber  erfte  Xest  fann  als  ö^t  angefeben  merben 
(ögL  ©ef ele  IV,  800—823).  9Jad^  bemfelben  f ollen 
nmädQft  bie  Sarbinalbifd^bfe  unter  einanber  um- 
fid^tig  über  bie  SBabI  Derbanbeln  (de  electione 
tractanies),  alfo  über  bie  aur  ))dpftlid^  SBürbe 
®  eeigneten  beratben  unb  bief  elben  nambaft  mad^, 
bann  bie  Sarbinalcleriter  berbeijiel^en,  alfo  in  ®e- 
meinfd^aft  mit  il^nen  bie  SBabl  t^omel^men,  unb 
fd^liefelid^  foE  ber  übrige  SleruS  unb  bad  fßoü 
feine  3uftimmung  ju  ber  gefd^e^enen  äßal^I  ouS- 
fpred^en.  IRur  ein  ^itglieb  beS  römifd^en  SIeruS 
f oH  gemö^lt  merben,  au^er  menn  fid^  barunter  fein 
£augli(^er  finbet.  Sie  9Babl  foE  gefd(|eben  mit 
IBorbel^lt  ber  fd^ulbigen^d^tung  unb  ßb^^^bietung 
gegen  Äönig  §einrid^  IV.,  ben  jufünf tigen  Äaifer, 
unb  beffen  9iad^folger,  meldte  ein  gleid^eft  Sted^t 
für  ibre  $erfon  »om  a))oftolifd^en  @tu^le  erlangen 
mürben,  gfalld  in  9lom  ^inbemiffe  obmalten,  fann 
bie  Sßabl  an  einem  anbem  Orte  gefd^eben.  SBorin 
bad  yitdfi  be§  ffönigS  beftanben  b^be,  barüber 
finb,  meil  bie  ^einrid^  IV.  ertbeilte  SonceffionS« 
urfunbe  nid^t  oorliegt,  bie  Snftd^ten  getbeilt.  Ston 
barf  mol^l  annebmen,  bog  eine  Sinf4)rönfung  bed 
Don  ©einrid^  III.  geübten  Sted^ted  beabfi^tigt 
mar,  unb  nad^  ben  flaren  SBorten  beS  1^1.  $etru§ 
S)amiani  (Opp.  ed.  Cajetani  1, 19),  meld^er  baS 
S)ecret  felbft  mituntergeid^net  bot,  fann  bad  Siedet 
beS  ffönig§  babin  beftimmt  merben,  ba^  er  auf 
®runb  be9  eingcfanbten  SBablberid^teS  ober  ber 
burdb  @efanbte  eingebogenen  Srfunbigungen  bie 
Sied^tmä^igfeit  beS  SSkbladed  au  erflören  l^atte. 
(2)ie  fiiteratur  über  baS  ^apftmablbeaet  Don 
1059  f.  bei  f)ergenrötber,  Ä.-®.  n,  55—57; 
baju  »nöpfler  in  ben  ^\^,'}?ol  «lättem  XCHI 
[18841  494  ff.;  ÜRnrtenS,  in  berSeitfdftr.  für 
ftirtbenredbt  XX  [1885],  214  ff. ;  XXI,  41  ff. ; 
XXII ,  80  f . ;  S)erf . ,  §einri^  IV.  unb  ®re- 
gor  Vn.,  Sanjig  1887;  ^anjer,  ®a8  SDBal^l- 
becret  9iicolau8'  n.,  in  ber  Scitfdftrift  für  Äird^en« 
red^tXXn,400— 431 ;  gfe^er,  Säorunterfud^ungen 
au  einer  ®efd^.  beö  ^ontif .  ^llejanberS  11.,  Stras- 
burg 1887;  ©d^effer.93oid6orfl,  in  ben  SKittl^- 

46* 


1447 


$Q))fi»aH 


1448 


lungen  beS  3nfititutc§  für  öftcrreic^.  ©cfd^id^tS- 
forfd^ungXin  [1892],  107—137;  ©raucrt,  im 
^ift.  3aörb.  Xm  [1892J,  186—191.) 

£er  Sinflu^  be§  iRaifer§  fiel  aber  balb  über» 
l^upt  fort ;  (Sregor  VIL  (|.  b.  5lrt.)  tDor  ber  Ic^tc 
$apft,  iDelci^er  bie  faijerlid^e  ^eflötigung  nad^ 
fucfttc  (ÜWirbt  Sie  ffiol^I  ®regor§  VH.,  TOor- 
bürg  1892).  3II§  bei  ber  sU)iefpQltiaen  SBabI  be§ 
3al|re§  1130  (f.  b.  «rt.  annocenj  IL)  bie  beibcn 
&ttDafjhtn  ftd^  um  bie  ^nerfennung  Sotl^ar§  IL 
bemühten,  gefd^a^  ba§  lebiglid^,  um  ben  ®egner 
bur(^  bie  ^lQ(i)t  beS  beutfd^en  ftönig§  )u  über» 
minben  (ugl.  and)  b.  Slrt.  Slorbcrt).  —  3n  bem 
SBoblbeaete  3lko\av&'  IL  etitbel^rten  ober  nod^ 
^mei  fünfte  einer  genauen  Siegelung,  nömliA  ba§ 
red^tlid^e  Serbaltnig  ber  3uftimmung  Don  6(eru§ 
unb  S?o[f  Oaudatio)  ^ur  gefd^e^enen  SEBqI^I  ber 
Sarbinöle,  unb  bie  (hitf  c^ibung  bei  ber  SBal^I  fclbft 
f ofem  nid^t  ßinflimmigfeit  erhielt  n)urbe.  3n  IBe» 
f;ug  auf  ben  erften  $unft  oermieS  bie  10.  allgemeine 
(Spnobe  im  £ateran  (1139)  toieberum  bad  gan^c 
SBoblgefd^oft  an  bie  Carbinöle  (&efele  V,  2. 9lufl., 
444;  ba^u  aud^  [Brial,]  R«cueil  des  biBtoriens 
des  Gaules  et  de  la  France  XV,  Paris  1808, 
754),  unter  benen  l^inftd^tlid^  ber  ^pftma^I  ber 
Unterfd)ieb  stoijd^en  99if4öfen  unb  ^lerifem  fd^on 
fortgefaOen  mar,  unb  auf  ber  folgenben  Spnobe  im 
Sateran  (1 1 79)  führte  9llejanber  lU.  (f.  b.  «rt.)  in 
ber  Secretale  Licet  de  vitanda  (c.  6,  X  1,  6 ; 
Mansi  XXH,  234)  bie  SmeibrittcUaKojorität  ber 
amoefenben  SBö^Ier  al§  entf d^eibenb  ein.  Seibe  99e- 
ftimmungen  berubtm  auf  ben  bei  ben  t)or^ergeben« 
ben  SS^^Ien  gemad^ten  Erfahrungen.  S^ie  $er* 
orbnung  ^k^anbcr§  IIL  l^atte  nod^  nid^t  beftimmt, 
n)a§  ge|(^eben  f olle,  menn  bie  Dorgefd^riebene  9J^a» 
jorität  nicbt  erreicht  merben  fonnte.  ^lada  bem 
3:obe  eicmenfi'  IV.  (1268)  öermod^ten  fidfe  bie 
Sarbinöle  nic^t  ^u  einigen  unb  überlieBen  fd)Iic^* 
Ii(^  bie  SQBal^I  fed[)fen  au§  i^nen ;  bie  Sriebigung 
be§  pa))ftlid^en  €tu^(e§  botte  jmei  Sa^re  unb  neun 
Monate  gebauert.  Um  bie  S3^ieberfebr  ]o  langer 
©ebilöocanjcn  ju  Derbüten,  öerorbnete  ®regor  X. 
auf  bem  2.  goncil  5U  ü?Qon  (1274)  burc^  bie 
S^ecretale  Ubi  periculuin  majus,  ba^  bie  ßar* 
binöle  5ebn  ^age  nad^  bem  ^injdjeiben  bc§  $apfte§ 
in  ber  8tabt,  in  meld^er  berfelbe  geftorbcn,  in 
einem  ^alafte  unter  ftrengem  ^bfd^luft  t)on  ber 
Oeffentlicbfcit  ftd^  ocrjammeln  {cUten  (Sonclat)e) ; 
nad^  brei  Sagen  foUte  eine  Sd^mölerung  ber  ftoft 
eintreten ,  melcbe  nad^  meiteren  fünf  Sagen  nod^ 
Derfd^örft  XDtxhtn  foÜte.  S)a  fiarl  oon  ^njou  im 
3.  1276  al§  Senator  öonSRom  biefe  idbarfcngSe» 
ftimmungen  mit  rücfftd^tSlojcr  Strenge  banb^abte, 
mollte  fie  ftabrian  V.  milbem,  ftarb  aber  oor 
grlaB  ber  ©ufle,  morauf  3ol^anne§  XXL  bie  «b- 
önberung  t)omabm  (1276).  S)ie  nac^  bem  Sobe 
5WicoIau8'  IV.  (1292)  eingetretene  Sacanj  oon 
2V4  3öbren  oeranlafete  jebod&  göleftin  V.,  bie 
SSorjd^riften  (SregorS  X.  mieber  in  Äraft  gu  je^cn 
(Raynald  ad  a.  1276,  26;  1294,  17;  Pott- 
hast, BegesU  H,  1709.  1711.  1918).    Sie- 


men§  V.  beftimmte  bann  üon  92euem  (c  2  Ool 
1,  3),  hai  bie  ^[ktontoa^l  gett»ö^nlid^  hott  funt> 
finben  fofie,  mo  ber  orbentiid^  $roaB  oor  bs 
Surie  geführt  merbe,  unb  ütrfi^ätte  nrieber  Vk 
Seftimmungen  über  ba§  SondoM.  SlemoA  TL 
iebod^  milberte  fie  1353  mtebtr  (MagnnmBnlb- 
riuin,  ed.  Luxemburg.  1, 258).  3n  biefer  %3m 
befte^t  ba§  ßonclaoe  ff.  b.  9rt)  nod^  gegeniDätiis. 
@regor  XL  geftattete  ben  (Sorbinälen  für  Mi 
näd^fie  SBabl  bie  3eit  bi§  ^um  (Hntiitt  in  b(£ 
Sonclaoe  abjufürjen  unb  bie  SBal^I  fdbft  baa» 
f^alh  ober  ou^bofb  9omS,  \a  gon^  0^  Sondime 
t)oi^unebmen  (Bajnald  ad  a.  1378,  2);  bo^ 
matten  bie  Gorbinöle  leinen  ®tbnmä^  boBon. 
lieber  bie  einzigartige  SBeife,  toie  SRartin  Y.  gh 
mäblt  tourbe,  f.  b.  9[rt  fionflang,  eonril  (YU, 
998).  3^i)§  eoncil  ju  99afel  erlief  bie  %m!^ 
nung,  bog  für  ben  ^Ü  einer  mo^renb  bei  Cob- 
cilS  eintretenben  93acan)  bie  SBa^l  am  Cile  bc£ 
Soncil§,  unb  }mar  nadft  Sedouf  Don  60  logn. 
ftattfinben  folle  (Mansi  XXTX,  32.  42 ;  ogL  k 
«rt.  Safel,  goncil  I,  2092  f.). 

Seit  ber  S^itte  beS  15.  Sa^i^unbcrtS  begamn 
bie  nationalen  Xenben^en  auf  bie  ^ßop^mablSni' 
fiuB  SU  üben.  Um  ben  SondaMi  bie  not^nobifr 
Xein^eit  unb  gfrei^eit  ju  geben,  erflärtc  dnlidä. 
hux^  bie  93ulle  Cum  tam  divino  nom  14.  äo* 
nuar  1505  (Magn.  Bullarinm  1, 466)  jäK  ftB» 
niftifd^  ^pftma^I  für  ungültig  vaä>  txAti  de 
auf  bie  $apftn>a^I  bezüglich  Scriprcd^imgri 
unb  SJertröge  fotoo^I  ber  Sarbinäle  oIS  dBer  f» 
beren  ^^erfonen.  ^uf  feinem  2obe§bette  eififirfe 
er,  bie  ^apftma^I  fei  Sad^  ber  Sorbinüle,  mde 
ber  auf  bem  5.  Sateranconcil  Serfammelten  (Emt- 
nald  ad  a.  1513,  8).  ^e^nlidbe  Secrete  edze^ 
^ul  m.  unb  $iu§  rv.  (inficbtlic^  beS  Qwäl& 
oon  Orient  iRaynald  ad  a.  1542,  43;  1544, 
30;  1561,  8)  unb  ^Mu§IX.  binfid^tli^  beS  Doti- 
canifdfeen  (4.  Secember  1869;  f.  Ärcbi»  f.  fott. 
ftirdjcnredfet  XXm  [1870],  344).  2ie  SScSte 
beS  16.  3a]^rbunbert§  n^eifen  eine  aRrnge  sn 
9){ißftönben  auf,  meld^  baburdb  entftonbcn,  bi 
bie  früheren  Sonclaoeorbnungen  torniq  me^une» 
gel()alten  mürben.  Sine  Keform  bei  SosdoRt 
mar  not^menig.  Unter  3uliu§  IIL  tnor  eine  bai^ 
auf  sielenbe  S^ufie  bereite  fertiggefteüt,  ibre  ^ntö- 
cation  unterblieb  jebod^  infolge  be§  XtM  bc£ 
^fled,  unb  ^ul  IV.  oerbot  bunl^  bie  9Bk 
Cum  secundum  00m  16.  Secembcr  1558  sütt 
%5erufung  auf  altere  93eftimmungen  feiner  Sk^ 
gönger  aUe  Unter^nblungen  über  bie  ^ßapniniU 
no(^  bei  Sebjeiten  beg  ^JofiftcS  (Bajnald  ad  t. 
1558,  23).  ^iu3  IV.,  melc^er  erft  na4  eius 
Sonclaoe  oon  fünf  9)2onaten  geiDöblt  aar  (XL 
9)Maer,  £<!§  gonclaoe  ^iuS-  IV.,  @otba  ISSSs, 
beftimmte  burd^  ein  S^ecret,  ba^  c$  bem  $a|i^ 
nicbt  erlaubt  fei,  ftc^  einen  92acbfolger  ote 
einen  6onb|utor  com  jure  successionis  JB  v^ 
len  (Raynald  ad  a.  1561,  9;  £>rlber  83  U 
unb  erlieB  bann  am  9.  Cctober  1562  bie  9ib 
In  eligendis  (Magnum  Bullariom  11,  9i), 


1449 


^QpfllDQH 


1450 


lodd^  Me  JBorfd^rift  ®tegor8  X.  über  ben  93e- 
gbni  beS  Sonclaoed  unb  bie  @peifeorbnung  Sie« 
«enS'  YL  erneuerte  unb  ben  Sorbinölen  jebe 
Städfld^l^me  auf  bie  SinmMung  ber  toelt- 
fi^en  Staaten  Derbot.  ffaifer  fforl  Y.  l^ielt  fid^ 
nfimlid^  auf  ®runb  feiner  Stellung  al§  jlaifer 
tttpfHä^M  unb  bered^tigt,  in  bie  $apftn)a]^(en 
tocnigftenS  fo  tt)eit  einzugreifen,  ba|  er  ben  t)on 
i^m  ab^ngigen  Sarbinölen  erflörte,  meldte  San- 
biboten  er  nid^t  auf  ben  pö))ftlid^  Zitron  er- 
Iboben  tt)i{fen  moDte,  unb  ba|  feine  Sarbinöle  ge- 
lten fein  foQten,  ben^Sejei^neten  i^re  Stimmen 
m  Mrfagen.  Surd^  bie  mehrmalige  Ausübung 
biefeS  ^«ed^tefi"  i{t  J7arl  ber  Urheber  beS  ^n- 
\tmd^  auf  boS  Siedet  ber  SiclufiDe  (f.  b.  «rt.) 
oeiDorben,  nxld^er  auf  feine  Srben  in  Spanien  unb 
Seittfd^tanb  überging,  aber  t)orlöufig  nur  Dom  er- 
Ptoi  Staate  ausgeübt  tt)urbe  (juerft  Dermutl^Iid^  t)on 
W^\pp  IL).  3m  leiten  Sal^r^ebut  be§  16.  äal^r* 
Ertd  kierftiegen  fid^  bie  ^nfprüd^e  Spaniens 
[ogar  }u  einer  Snclufme,  b.  1^.  jur  92ennung  Don 
ibibaten,  auS  meldten  ber  $Qpft  ju  xoa^kn  fei. 
Unter  Submig  XIV.  erl^ob  aud^  gfranfreid^  unb 
am  Snbe  be§  17.  Sabrl^unbertS  aud^  mieber  ber 
bentf^e  ftaifer  ben  ^nfjprud^  auf  bie  S^cIuftDe. 
Ob  bie  e^lu^üe  burd^  @regor  XV.  in  ber  SuOe 
Aetemi  patris  filius  t)om  Solare  1621  (Magn. 
Bnllarinm  in,  444)  auSbrüdHid^  abgemiefen 
intibc,  ifl  ftrittig ;  tbatf öd^lid^  iß  bie  esclufit)e  nod^ 
«c^a<^  borgelommen,  aud^  im  laufenben  ^al^r« 
^bcrt ;  1800  erhielt  (Sarbinal  ©erbil  t)on  Oefter- 
icU^  bie  esciupe,  1823  ebenfo  SeDeroIi,  1831 
tum  S^nien  (Siujüniani,  1846  moQte,  mie  eS 
(eilt  Oeflerreid^  aRajtoi-Sfenetti  ($iug  IX.)  es- 
cbbiren;  ber  beauftragte  Sarbinal  ©aiSrudf  traf 
okr  erft  nad^  t)oIIenbeter  9BabI  ein.  —  2)urd^ 
bie  obengenannte  %u0e  l^at  überl^aupt  ©regor  XV . 
ben  ganzen  SBal^ImobuS  neu  georbnet^  aud^  bie 
tl^mt  ^bfKmmung  burd^  3^ttel  unb  einen  smei« 
Boltgen  SSBablact  töglid^  t)orgefd^rieben.  2)ad 
Cerimoniale  für  bie  ^apftmabl  befttmmte  berfelbe 
ffiapfi  burd^  bie  99uQe  Decet  Romanum  Pon- 
tificem  k)om  16.  ^Jläx^  1622  (BuU.  1.  c.  454). 
Sein  9}ad^foIger  Urban  Vm.  beftötigte  biefe 
Berorbnungen  burd^  bie  SBuUe  Ad  Bomani  Pon- 
tificis  providentiam  Dom  Saläre  1626,  unb  Sie» 
■uns  Xn.  fügte  1732  burd^  bie  SuUe  Aposto- 
laiiis  officium  einige  unerbebßd^e  6rgan)ungen 
|ta|tt  (BuU.  L  0.  IV,  95 ;  XIV,  248).  3n  ber 
li^ßitttn  3cit  ber  frangöpfd^en  SteDolution  ent« 
tenb  $iu8  VI.  burd^  bie  SuQe  Cum  nos  supe- 
riori  anno  Dom  13.  !RoDember  1798  (Bull.  Rom. 
Oontin.  ed.  Bomae  X,  175)  bie  Sarbinöte  Don 
bcc  Seoba^tung  ber  ISeflimmungen,  n^eld^e  unter 
ben  obttMltenben  Umjtanben  nid^t  eingel^alten 
MKibeit  fonnten.  S)a§{elbe  tl^at  $iuS  VII.  bur$ 
He  SnOe  Quae  potissimum  Dom  6.  t$febr.  1807 
0.  e.  Xin,  92).  «ud^  $iu3  IX.  na^m  in  brei 
imPtluttonen  unb  einem  Steglement  Dom  10.  Sa- 
■aor  1878  auf  bie  Derönberten  SSerbältntffe  Slüct- 
\Uit  («rd^  für  fatl^.  ftird^enred^t  LXV  [1891], 


303  ff.;  LXVn  [1892],  493;  Lector  [f.  u.] 
749—779).  —  Saäa^lcapitulaHonen,  we^e  feit 
ber  SBal^l  Sonifaj'  VIII.  mebrfodj  Dorfommen, 
{inb  jule^t  Don  Snnoceu)  XTT.  burd^  bie  SuQe 
Bomanom  decet  (1692)  Derboten  (f.  SöÜinger, 
Seitröge  ^ur  polit.,  fird^I.  unb  £ulturge{d^.  ni, 
SDßien  1882,  343  ff.;  93auer,  in  ben  Stimmen 
aus  9Raria«fiaad^  I  [1871],  480 ;  Soud^on  [f.  u.] 

16  ff.). 
2)a3  l^eute  geltenbe  Siedet  unb  Serimoniale  be« 

rul^t  auf  ben  im  SSorl^erge^enben  aufgerollten  ®e- 
fe|en.  ^m  ^el^nten  Zage  nad^  bem  Sobe  beS 
$apfteS  be^ie^en  bie  Sarbinäle  baS  SoncloDe  (f. 
b.  3lrt.).  SBal^lbered^tigt  ftnb  nur  bie  anioeienben 
Sarbinöle,  toeld^e  menigftenS  bie  2)iaconat§n)eibe 
empfangen  l^aben,  aud^  menn  fte  bie  Snfignien 
i^rer  3Bürbe  nod^  nid^t  erbalten  l^abeu;  firc^lid^e 
Senfuren  bel^inbem  baS  SBal^lred^t  nid^t.  Sine 
Sitation  ber  augerl^alb  9tom  meilenben  S^rbinäle 
ift  nid^t  notl^ioenbig.  S)er  }u  SBö^lenbe  loirb  nad^ 
bem  ^ertommen,  n)eld^e§  feit  Sonifaj  IX.  feine 
Unterbred^ung  mebr  erlitten  l^at,  au%  ber  3a^l  ber 
ßarbinöle  genommen;  feit  glemenS  VIL  (1523) 
fmb  ebenf(ä§  nad^  ^erlommen  nur  Italiener  ge- 
mault (eine  SufammenfteUung  ber  $öpfte  nad^  ben 
Stationen  bei  Lector  593).  2)ie  SBa^l  f elbft  famt 
gefd^e^en  hnxd^  Ouafi-Snfpiration,  moju  aud^ 
^cclamation  unb  Slboration  ^u  red^nen  ift,  @^om- 
promig  unb  Scrutinium  (f.  b.  3lrt.  SBabl).  9ßa()len 
burd^  ^cclamotion  finb  befonberS  im  16.  SaJ^r» 
l^unbert  l^öufig  gen)efen,  feit  ben  Süllen  Gre- 
gors XV.  laum  mel^r  möglid^.  gfür  fold^e  burd^ 
Sompromil  ift  baf elbft  eine  befonbere  gformel  Dor« 
gefd^rieben.  S)a3  Scrutinium  ift  bie  geioöl^nlid^e 
Slrt  ber  Sßal^l.  (£§  gefd^iebt  mittels  Derfiegelter 
Stimmjettel,  meldte  mit  DerfteÜter  ^onbfd^rift  ge- 
f daneben  merben;  ald  Unterfd^rift  nimmt  jeber 
Sarbinal  eine  Qa^l  unb  einen  Sa^,  als  Siegel 
nid^t  fein  fonftigeS.  2)ie  Sformel  lautet :  Ego  Car- 
dinalis N.  eligo  in  Summum  Pontificem  B.  D. 
Meum  D.  Card.  N.  (ein  Sfacftmile  bei  Lector  615. 
618).  2)er  Stimmzettel  mirb  Don  iebem  Sarbinal 
einzeln  in  einen  auf  bem  Wtar  ber  SBa^Uopette 
ftel^enben  J7eld^  gelegt,  nad^bem  er  gefd^moren  f^at, 
benjenigen  gemäblt  su  l^aben,  ben  er  Dor  ®ott 
tauglid^  l^alte.  92iemanb  fann  fid^  felbft  möl^len. 
S)on  ben  im  Sonclaoe  IranI  liegenben  ^irbinölen 
merben  bie  SBa^lsettel  burd^  bie  3nfirmarien  ab- 
geholt. IRad^bem  alle  Sattel  abgegeben  finb,  tt)er- 
ben  biefelben  burd^  bie  Scrutatoren  auS  bem  ffeld^ 
l^erauSgenommen,  Derlefen  unb  auf  einen  gf^ben 
gejogen;  bann  mirb  bad  (£rgebni|  feftgefteOt  unb 
burd^  bie  Stecognitoren  geprüft.  Ergibt  fid^  für 
feinen  bie  3toeibrittel«3Rajoritat,  f o  fann  ber  ^cce| 
(f.  b.  Srt.)  eintreten,  toeld^er  aud^  burdft  Derftegelte 
Stimm}ettel  gefd^iebt.  t^ül^rt  aud^  biefer  nid^t  }um 
3icle,  fo  mu|  baS  Scrutinium  mieberbolt  werben ; 
bie  gebraud^ten  3^ttel  werben  Derbramtt.  äft  eine 
SßabI  erfolgt,  fo  tritt  ber  Sarbinalbecan  ju  bem 
©emöl^lten  |eran,  um  il^n  wegen  ber  Snna^me  ^u 
befragen ;  erflärt  biefer  fid^  für  biefelbe ,  f o  l^at 


1451 


SßQpfttoaH 


1458 


er  fofort  ben  Flamen  onsugeBen,  toeld^en  er  atö 
^pft  fül^ren  toill.  ®er  vc^U,  loeld^er  ben  Flamen 
änberte,  wor  Sol^otmeS  XII.  (955),  tüeld^er  t^orl&er 
DdQöion  l^iefe;  ber  folöenbe  ttwr  äol^anneS  XIV. 
(983),  t)orl^er  Stfd^of  $etru8  t)on  $atna,  tpeld^er 
bie  Senberutig  au8  S^rfurd^t  t)or  bem  9())ofteI- 
fürfien  üoma^m.  Seit  ©regor  VI.  (1045  bis 
1046)  ifi  bie  ^lamenSönberung  Siegel  bo^  tDö^I« 
ten  §obnan  VI.  unb  SKarcelluS  n.  il^re  frü^e» 
ren  Tanten.  9Rit  ber  Snnaj^me  ber  SBa^I  erlangt 
ber  ®en)Q]^Ite  nadft  ber  Seftimmung  bed  SeaeteS 
Don  1059  bie  t)oIIe  3uri§bictionSgemaIt.  Sann 
wirb  i^m  ber  Qfif^erring  (f.  b.  art.  Sing)  com 
Somerlengo  uberreid^t.  hierauf  mirb  ba§  Son- 
€lat>e  geöffnet  unb  ber  öltefte  Sarbinalbiocon  Der- 
Ifinbet  Dom  SBalcon  bed  ^olafteS  auS  bie  fBiOfl 
mit  ben  SBorten:  Annuntio  vobis  gaudium 
magnum :  Papam  habemus,  EminentiBsinium 
et  Beyerendissimum  Dominum  Cardinalem 
N.  tituli  N.  qui  imposuit  sibi  nomen  N.  Unter« 
beffen  loirb  ber  ©enml^lte  in  ber  @aaiftei  mit  ben 
pöpftlid^en  @ett)önbem  belleibet.  S)iefe  Smmon- 
tation,  fo  genannt  na$  bem  mid^tigflen  ber  3n« 
ftgnien,  bem  rotl^en  9)lantel  (cappa  rubea,  chla- 
mjB  coccinea),  mlä^tt  alS  eine  Stad^al^mung  ber 
^unica  be§  ^ol^enpriefterS  betrad^tet  mürbe  (f)ef  ele, 
Beiträge  jur  ff.-®,  u.  f.  m.  H,  2üb.  1864,  212), 
mürbe  in  früheren  Seiten  al§  ein  flberauS  mid^tiger 
%ct  angefel^en,  Don  bem  in  gemiffen  grollen  bie 
®ültig!eit  ber  Sßal^I  abl^öngig  fein  tonnte  (f. 
Söpffel  [f.  u.],  168  f.).  9la(i6  bem  13.  Ordo 
Bomanus  (f.  Mabillon,  Museum  Italicum  11, 
222)  fprad^  babei  ber  $rior  ber  Sarbinalbiaconen: 
Investio  te  de  Papatu  Romano,  ut  praesis 
urbi  et  orbi.  ®arauf  folgt  bie  ^boration.  SSor 
bem  aitare  fi^enb^  empfangt  ber  neue  $apft  möl^« 
renb  ber  ^bfingung  be§  Te  Deum  bie  ^ulbigung 
ber  garbinäle,  meldte  il^m  tJu^  unb  §anb  füffen, 
morauf  bie  Umarmung  folgt.  3laS^  ber  SBer« 
fünbigung  ertl^eitt  ber  Sieugemöl^Ite  )um  erften 
9Kale  ben  ©egen  Urbi  et  Orbi,  morauf  eine 
^meite  Slboration  in  ber  (Si^tinifd^en  RaptHt  unb 
meiftenS  am  folgenben  2:age  eine  britte,  öffent» 
lid^e,  5u  meld^er  aud^  bie  Sifd^öfe  unb  ^rölaten 
fomie  $erfonen  Dom  9lbel  jugelaffen  toerbcn,  in 
ber  ^eterSfird^e  ftattpnbet.  ^at  ber  ©emäl^lte  bie 
bifd^öfUd^e  SQSeil^e  nod^  nid^t  empfangen,  fo  mirb 
i^m  bicfelbe  nadft  einem  eigenen  SRituS,  frül^er 
burd^  ben  Sifd^of  Don  Dftia,  jejt  aber  burd^  ben 
Earbinalbecan,  ert^eilt ;  baran  fd^Iofe  fld^  frül^er 
bie  Sntl^ronifation  (f.  b.  art.).  ©ewö^nlid^  an 
bem  näd^ften  ©onn-  ober  Qfeiertage  folgt  bann  bie 
feierlid^e  Ärönung  (f.  b.  art.).  gift  Dom  2:age 
ber  Ärönung  an  bahren  bie  köpfte  il^ren  $onti« 
ficat  unb  [teflen  Dorl^er  audft  nur  Sreoen  au8,  feine 
Nullen,  l^öd^ftend  fog.  bullae  dimidiae,  b.  1^. 
fold^e,  bei  benen  bie  9lüdf|eite  beS  angehängten 
Siegels  leer  bleibt,  alfo  ber  5Rame  beS  ^apfteS 
f el^lt ;  bod^  l^at  biefeS  feine  red^tlid^e  Sebeutung. 
^Jluf  bie  Krönung  folgte  früi^er  bie  Sefi^ergreifung 
be§  Sateran  (il  possesso),  meldte  bereits  bei  ^ßopft 


SSatentin  genannt  loitb  (Muntori,  Bat.  ItiL 
scriptt.  m,  1,  220).  Sht  fril^ertii  3dieR  tttt 
ber  ^ßopft  bort^in,  um  ben  in  ber  flfipi  icfnb- 
Ud^en  ^trior^alftul^  }u  befleigen.  2hn  Wt» 
alter  fe|te  er  ftd^  Dor  ber  SafUtfa  no^  auf  Vk 
sedes  stercoraria  (fo  genannt,  loeil  untetbeffai 
gefungen  mürbe:  Suscitans  a  terra  inopaaat 
de  stercore  erigens  pauperem,  $f.  112, 7)nb 
auf  bie  Dor  bem  Oratorium  beS  ^  &(jtiM^  in 
Sateran  befttd>lid^  beiben  ^orp^t^rft]^  toeU^ii 
bem  12.  Ordo  Bomanus  (oufi  bem  £nbe  bei 
12.  äol^r^unbertg;  MabiUon,  Mus.  BaL  II, 
212  sq.)  auf  bie  beiben  9f)of[dfurflen  gebenfet 
merben.  @eitSeoX.ftnbbiefebeümiIe|tenCen> 
monienau^er®ebraud^gefommen.  OBgL^|i^ilB|A 
JKrd^enred^t  V,  729—900 ;  6infd^,  ftint» 
red^t  I,  ^Berlin  1869, 217  ff.;  ®ranbenit(,  in  bm 
Stimmen  au§  aRaria-2aad^  VL  VIL  VIIL  H 
[1874 — 1875];  Bajet,  Las  dlecüons  pontifie. 
Bous  les  Carolingiens,  in  ber  Bevne  bist  XXI? 
[1884],  49  BS.;  ^eimbud^er,  Sie  ^ßop^uw^ 
unter  ben  Karolingern,  Augsburg  1889;  SopSd, 
ff aifertl^um  unb  ^kipfhoe^fel  unter  ben  StaaAi» 
gern,  gfreiburg  1889 ;  3flo|,  3)te  ^opfima^  mikr 
ben  Ottonen,  gfreiburg  1858 ;  S^P^^  S)ie  $a|rp- 
mal^len  ...  Dom  11.  bis  14.  äol^ri^unbert  SSI- 
tingen  1871 ;  3Bei}födfer,  3)te  ^apftmol^lDon  1059 
bis  1130,  in  ben  3al&rbüd^  für  beutfd^  Xtco- 
logie  XVII  [1872],  486—551 ;  @oud^  3» 
^apftmal^len  Don  Sonifa}  VUL  bid  Urbon  YL, 
Sraunfd^meig  1888;  Sorenj,  ^ßapfhoa^I  sib 
ffaifert^um,  Berlin  1874;  Petniccelli  deUa 
Gattina,  Hist.  diplom.  des  Gonclaves,  Parii 
1864  SS.,  4  vols.;  ^olber,  2)ie  2)eftgnation  ber 
9^ad^f olger  bur$  bie  köpfte,  greib.  i  b.  64». 
1892  [SDiff.] ;  Ueber  bie  d^clufme :  SBa^nsk, 
S)a§  Üudfd^lie^ungSred^t  (jus  exclusivae)  ba 
fatl^ol.  Staaten  Oefterreid^,  ^ranfreii!^  unb  6)«- 
nien  bei  ben  ^pftmal^len,  SBien  1888;  3)erf(äe, 
^Beitrage  jur  ®efd^.  beS  SicIuflondre^teS  bei  bn 
^apftmal^len,  in  ben  ®i|ung3bend^ten  ber  Sfiib. 
ber  äBiffenfd^aften  su  Sßien,  pl^Uof.-l^ftor.  Mle 
CXXn,  SBien  1890,  n.  XIII;  S)erfelbe,  3« 
®efd^.  be§  Sscluftondred^ted  bei  ben  ^fhoatloi 
im  18.  Sal^rb.,  im  «rc^tD  für  fat)^.  St'vci^ 
LXVm  [1892],  100—124;  3)erfelbe,  in  bcs 
SRittl^eilungen  be§  3nfiitutS  für  öfierreid^  Se- 
fd&id^tSforfd^ung  XIV  [1893],  516—528;  ^ 
felbe,  2)a8  IRed^t  ber  gjccluftDe,  im  IFat^olif  1889, 
1, 589—616 ;  SägmuUer,  SDie  ^apflttxil^Ien  nb 
bie  Staaten  Don  1447—1555,  Süb.  1890;  3)«» 
felbe,  S)ie  ^flmal^lbullen  unb  baS  ftioX&ift 
Ked^t  ber  ejclupDe,  Süb.  1892;  S)afelbe,  3)a 
Slnfang  be8  ^uSfd^lie^ungdred^ted  in  ber  $(# 
ma^l,  im  ifat^olif  1894,  I,  170—185.  ft« 
SDarfteUung  ber  f  ird^enred^tlid^en  gfragen  unb  Sed* 
monien  gibt  aud^  Lucius  Lector,  Le  CondaTa, 
Paris  1894,  eine  SSefd^reibung  ber  Serimonin 
entl^ölt  aud^ :  SDie  ^apftmal^l,  eine  Sefc^teibnag 
unb  ^bbilbung  ber  ®ebröud^e  u.  f.  m.,  7.  %i)U 
Suggb.  1846.)  [SBumu] 


145S 


^atabolaneti  —  ^araclet 


1454 


yHflttifihl€»  (irapötßoXoc,  itapaßoXd^voi,  ira- 

papaXwkk)  fj/Ujim  in  bo:  alten  SHiä^t  beS  9Rot« 
goiilanbcS  ffranfentodtter,  tntlä^  ftd^  ber  Pflege 
bcr  ^cflffonlen  unteri^ogen  unb  fo  i^r  Seben  auf 'd 
6piel  f(|ttn  (icap^ßoXov  djv  «{'utqv).  @te  mer« 
bcit  Mm  Koifer  S^oboftud,  ber  {te  aI8  gons  be« 
famdcn  €tanb  ermöbnt,  {u  ben  SIerUem  gerecJ^net 
(Cod.  L.  16,  i.  2  De  episc,  42),  obmol^I  fie  ge- 
mi|  nid^tS  mel^  old  eine  Don  ber  JKrd^  gebilligte 
mb  gefegnete  Sruberfd^ft  auSmad^ten.  SSermut^- 
lU^  cntftanb  bief elbe  bei  ber  gro^  ißeft,  loeld^e  unter 
SifdM  SionQJiud  im  8.  äa^r^unbert  )u  Slleson- 
bnen  J^crrfd^te  (Stolbero,  @ef4.  ber  9ieL  3.  (Sl^r. 
ZY,  44).  Sie  S^ffi  biefer  ftrantenbiener  war 
V^  V^ii  in  9lq;aid)rien  uiaren  erft  500,  fpöter 
600:  in  eon{}antino))et  belief  fid^  bie  Sa^l  unter 
Stußmion  auf  1100,  fpäter  auf  950.  @ie  mürben 
non  ben  Sifci^öfen  auSgemö^U  unb  flonben  unter 
beten  Xuffic^t  2)o  fie  meifl  au8  nieberem  @tanbe 
Miren  mib  fäSßt,  entf  d^Ioff ene  SJlönner  fein  mußten, 
fD  bet^igten  fie  fl(^  gerne  an  fird^licJ^en  unb 
politifc^  etreiHgleUen  (Dgl.  b.  9lrt.  ^Qpotia  VI, 
558),  fo  ba^  fie  na4  (aiferlid^  Serorbnung  bei 
öffentlid^  SBerfammlungen  irgenb  mli^tt  9latur 
mäfi  erf^einen  burften.  &t\i  Sufünion  merben  fte 
nii^  mebr  ermöl^.  OBgt  IBinterim,  Senhoür« 
Ugleiten  VI,  8,  25 ;  Selvaggio,  Antiq.  Christ 
inst  I,  2,  8,  §  10  [Neap.  1772,  H,  74];  JhouS, 
atcoI-CEnc^n.  n,  582.)  [ftaulen.] 

9«r«Cbf  (iraodfxXTjToc  DOn  icapaxaXeo>,  ^f« 

{iliif4  gebilbet;  Die  actiue  gform  mü^te  irapa- 
«^i]Tix6c  b^^en  nad^  ber  Snalogie  Don  lirixXTjTt- 
x6c,  dvaxXT2Ttx6c;  in  3tala*£obiced  advocatus 
unb  paradetus ;  SSuIg.  paraclitus ;  got.  paro« 
(letu;  Sobes  Xepl.  Srofter)  finbet  fi$  nur  bei 
3o^nne9,  unb  ^mar  im  ßdangelium  14, 16.  26 ; 
15, 26 ;  16, 7  ^ur  Se)ei(^nung  beS  l^eiligen  ®eifte§, 
1  Soi.  2,  1  aber  gur  SBeseid^nung  beS  üerflarten 
l^cilanbed.  SieSebeutung  „herbeigerufener,  Sfür» 
rntter,  Reifer,  anmalt"  folgt  nicj^t  nur  au3  ber 
3BortbiR>ung,  fonbem  au^  ou§  bem  profanen 
@|irad^ebrmni^  (Aug.  In  Joann.  ev.  tr.  94,  2 : 
Consolator  vel  advocatus,  utrumque  enim 
isterpretator  quod  est  graece  paracletus). 
S)qS  SBort  mirb  Don  ben  @m6^tn  für  ben  gerid^t« 
Bil^9nmalt,  Sertbeibiger,  $atron  gebraud^t(De- 
moaih.  [ed.  Beisk.]  841,  10;  Diog.  L.  4,  50; 
Dion.  Hai.  11, 87),  Don  !ßbi(o  allgemein  für  g^ür- 
Utter,  ®ebUfe  üermenbet  (Mund.  op.  6.  59;  De 
Joaepho  40;  In  Flacc.  8.  4)  unb  aud^  auf  ben 
bei  ®ott  färbittenben  SogoS  angemanbt  (Vit  Mos. 
B,  14).  Sie  £argumiften  unb  Zalmubiften  baben 
baS  SBort  k)on  ben  ©ried^en  b^ntbergenommen 
[o-^nt  unb  «e^p-i»;  Buxtorf,  Lex.  Chald.- 
lalnL,  Basil.  1640,  1843,  unb  Schoettgen, 
Boraehebr.  I,  Dresd.  1733,  1228)  in  ber  IBe« 
Mdmtg  öon  gfürfpred^er,  Reifer,  für  r"*^»,  ^ph-tq- 
«m^c  (3ob  16. 20;  83, 23 ;  Dgl.Loesneri  Obser- 
rstioneB  ad  Nov.  Test  e  Philone,  Lips.  1777, 
L53. 496).  S)ad  biblif(be  on^«  (3ob  16, 2)  mürbe 
lern  beutfd^  ^Xröfter''  entfprec^en  (93ulg.  con- 


solator), mirb  aber  »on  ben  LXX  mit  icapa- 
xXi^TQ>p  überfe|t.  3m  99rief  ber  ®emeinbe  oon 
S^on  mirb  Ciraaatbud,  melc^er  bie  Sertbeibigung 
ber  angenagten  93rüber  übernommen  bntte,  itapa- 

xXtjtoc  Xpionavüiv  genannt,  tyito^  ^i  t^v  irapdf- 
xXt)tov  iv  ioLtn^  (Eus.  H.  £.  5, 1, 10).  S^riE  k)on 
3erufalem  fagt  Cat.  ilL  16,  20:  napaxXT)Toc  di 
xaXtitai  aiä  xh  icapaxoiXetv  xal  icapafJLo&turftai 
xal  9uvavTtXa(ißd[vt9&ai  tq^c  dadcvt(ac  ri\uü'^. 

99ei  ber  erflörung  bed  iobanneifd^en  @prad^« 
gebrau(bed  mu^  man  aber  um  fo  mebr  »on  1 3ob. 
2, 1  ausgeben,  meil  ni(bt  nur  3tfu8  felbft  3ob.  14, 
16  ben  l^eiligen  (Seift  aI8  ben  a  n  b  e  r  n  ^rodeten 
bejei(bnet ,  fonbem  meil  aud^  bort  bie  l^jiebung 
|um  ganzen  SBerfe  Sb^ifti  unb  jur  urfprunglid^ 
93ebeutung  bed  SBorted  am  beutlicbften  su  erfennen 
ifl.  9ta(bbem  Sobonned  bargelegt  l^at,  ba^  fein 
SDtenfd^  obne  ieglicbe  @ünbe  fei,  tröftet  er  bie 
^ffinblein"  für  ben  gfaU,  ba^  fie  gefünbigt  bnben, 
mit  ben  SBorten :  ,,SBir  b^^ben  einen  gfürfpred^er 
beim  SSater,  3efum  ßbnftum  ben  @ered^ten." 
3nmiefem  Sl^riftuS  biefeS  ift,  )eigt  ber  Spoftel, 
inbem  er  ben  ©ered^ten  bem  Sünber  gegenüber- 
fleU  unb  Sbriftum  atö  ein  @ubnopfer  für  unfere 
@ünben,  nid^t  bIo|  für  bie  unfrigen,  fonbem  für 
bie  @ünbm  ber  ganzen  äBelt  bejeid^net.  2)ie| 
entfpri(bt  ber  gfürbitte,  meldte  (Sl^riftuS  nad^  aSofl' 
enbung  bed  ßrlöfungSmerfed  auf  @mnb  feiner 
SSerbienfte  beim  SBater  im  ^immel  für  bie  ©lau* 
bigen  einlegt  (»dm.  8,  84.  ^ebr.  7,  25 ;  9,  24). 
9Bie  3efud  beim  SSater  gemefen,  Dom  93ater  in  bie 
SBelt  gefanbt  morbm  unb  mieber  gum  Sater  )U" 
rudfgelebrt  ift,  fo  ift  er  aI8  @obn  @otted  unb  k>er« 
Ilörter  9Kenfd^mf obn  immerfort  beim  SSater  (icp^c 
t6v  iratepa),  um  ber  anmalt  unb  tjfürfpred^er  für 
bie  burd^  feine  9Renf (bmerbung  )u  Zubern  ©otted 
erbobenm  ©laubigen  (1  3ob*  2,  1.  2)  ju  fein. 
S)iefe  gfürfprad^e  mu|  al§  eine  t$ortfe|ung  beS 
fübnenben  SBerfeS  Sbnfti'  im  ^immel  betrad^tet 
merbm,  obne  ba|  man  ein  eigentlid^ed  l^immlifd^ 
Opfer  an^unebmen  l^ötte.  S)aburd^  erfd^int  bie 
gfürfprad^  Sbrifti  mirfungSDoOer  al8  j[ebe  anbere 
^ürfprad^e  bei  ©ott,  ba  au(b  bie  gfürbitte  ber 
ffird^e  unb  ber  ^eiligen  in  ben  SSerbienften  Sbnfti 
ibren  ©mnb  f^at,  mie  benn  aud^  bie  ffird^e  ibre 
©ebete  mit  ber  gformel  ,,S)urd^  3efum  Sbnftum, 
unfern  i^erm''  5u  f(bUe|m  pflegt.  3efu8  lebt  aber 
aud^  mit  feinem  SBerfe  in  ber  ©emeinfd^ft  ber 
©Idubigen,  in  ber  ffird^  fort.  Sr  mirft  bafelbfl 
burd^  feinen  ©eifl,  ber  feine  leiblid^e  ©egenmart 
burd^  bie  fid^tbare  SBirffamfeit  erfe|en  f oll,  fo  ba|, 
mad  Sb^fiuS  auf  Srben  DoÜbra^t  b^i  unb  im 
^immel  fortfe|t,  auf  (Erben  burd|  feinm  ©eift  Der« 
mittelt  mirb.  S)iefer  bietet  ben  3üngem,  bie  megen 
bed  beDorfiebenbm  SBeggangeS  ibre«  ^Reifterd 
traurig  marm,  einm  Srfa|.  ^Unb  id^  merbe  bm 
SSater  bitten,  unb  er  mirb  eud^  einm  anbem  Sfür« 
fpred^er  geben,  ba^  er  immer  bei  eud^  fei"  (Sob- 14, 
16 ;  Dgl.  Sßattb.  28, 20).  Siefer  ©eiß  ift  ein  gfflr- 
fpred^er,  benn  er  mirb  Dom  SSater,  Don  bem  alled 
@ntt  f ommt,  ber  feinen  JMnbem  gute  ©abm  mit- 


1455 


$araclet. 


1456 


tl^cilt  ßefanbt  (14,  16. 26),  ja  et  gcl^t  öom  S3ütcr 
ouS  (15,  26);  er  ift  aber  ebenfo  ein  ©teHoertretcr 
beS  gleid^foQS  Dorn  SSater  gefanbten  @obne8,  benn 
er  toirb  öom  95ater  im  5Ramen  beS  ©ol^neS  (14, 
26)  unb  öom  So^ne  felbft  (15,  26 ;  16,  7)  auS 
ber  ®cmeinf(i6aft  mit  bcm  Sater  (15, 26)  gefanbt. 
2Bie  man  au8  bicfcn  ©cnbungen,  troj  beS  for- 
meÖen  qui  a  Patre  procedit  (15,  26),  auf  bie 
gleiche  ^efenl^eit  be§  ^aracleten  mit  ^ater  unb 
©o^n  (ogl.  SRöm.  8,  9.  ®al.  4,  6)  unb  auf  bo8 
^erüorgel^en  beSjelben  au3  beiben  f(i^lie^en  mu^, 
f 0  folgt  l^ierauS  aud^,  ba^  ber  ißaraclet  bie  Sßal^r' 
^eit  offenbart,  aber  in  nid^tS  ber  Offenbarung  beS 
©ol^neS  toiberfprid^t.  ®enn  mie  ß^riftuS  felbft 
bie  aOSa^r^eit  ift  (14,  6),  fo  ift  ber  ^aroclet  ber 
Oeift  ber  Sffia^rl^eit  (14,  17;  15,  26:  16,  13; 
ogl.  1 3o]^.  5, 6)  unb  wirb  bie  Sünger  ^tteS  leieren 
(14,  26)  unb  fie  in  aQe  Sßal^rl^eit  einfül^ren,  benn 
er  rebet  nid^t  t)on  ftd^  unb  Dertünbigt  baS  3u" 
fünfHge  (16,  13),  toö^renb  3efuS  SieleS  surücf- 
l^alten  mu^te,  n)eil  bie  Sänger  eS  t)or  ber  ©eifteS» 
fenbung  nid^t  ertragen  tonnten  (16,  12),  obmol^I 
er  il^nen  aSit^  funbgetl^on  l^at,  n)a3  er  t)om  Sater 
(jum  3tt)edf  ber  Dffenborung)  gel^ört  l^at  (15, 15). 
€ber  ber  ©eift  roitb  bie  Sänger  aud^  on  alled 
erinnern,  toaS  i^nen  SefuS  gefagt  l^ot  (14,  26), 
unb  baburd^  3^ugni|  oom  @o]^ne  geben  unb  ba§ 
3eugni^  ber  Sänger,  toeld^e  oon  Slnfang  on  bei 
i|rem  aWeifter  toaren,  betätigen  (15,  26.  27), 
inbem  er  bie  Rxa\t  jur  S^ugni^ablegung  Derleil^t 
CÄpg.  1,  8.  SRöm.  8, 16 ;  9,  1).  So  er  mirb  ben 
@o]^n  Derl^enlid^en,  n)eil  er  oon  bem  ©einigen 
nel^men  unb  eS  ben  Süngem  öerfünben  toirb  (16, 
14).  „Me§,  tt)a§  ber  58oter  l&at,  ift  mein;  be^^olb 
f ogte  id^,  er  toirb  oon  bem  3)Zeinigen  nel^mcn  unb 
es  eu^  oerfünben"  (16,  15).  ®iefe8  3eugni^  ift 
um  fo  mid^tiger,  al§  bie  3BeIt  bie  Sänger  mie 
gl^riftuS  fclbft  l^o^t  unb  oerfolgt,  weil  fie  bie 
aOSo^r^eit  unb  ben  (Sott  ber  ffiatir^eit  i^a^l  ®er 
(Seift  ber  SOSo^rl^eit  ftel^t  bem  (Seifte  ber  »erfül^- 
rung  gegenüber  (1  Sol^.  4,  6).  Sft  in  ber  ft^nopti» 
fd^en  ^uSfenbungSrebe  (ÜKott^.  10,  19  f.  3Korc. 
13, 11.  Suc.  12, 11  f.)  ben  Sängern  ber  (Seift 
beS  IBaterg  oer^ei^en,  bamit  er  i^nen  Dor  @erid|t 
eingebe,  tt)a§  fie  reben  foüen,  fo  wirb  bie  3:^ätig- 
feit  beS  ^aracletcn  in  ben  5lbfd^ieb§reben  gu  einer 
SBert^eibigung  beS  SBBerfeS  g^rifti  unb  ber  aSBir!- 
famfeit  ber  Sänger  öor  ber  ganjen  SBelt  unb  au 
einer  tl^atfäd^Iid^cn  SSerurt^eilung  ber  SBeft.  S)a» 
l^er  muffen  fid^  bie  Sänger  freuen,  bafe  ber  ÜReifter 
l^ingel^t,  weil  fonft  ber  ^araclet  nid|t  fommen 
märbe.  „3)enn  er  wirb  bie  aSBelt  äberweifen  über 
©änbe,  ©ered^tigfeit  unb  ©erid^t:  aber  ©änbe, 
weil  fie  nid^t  an  mid^  glauben ;  über  ©ered^tigfeit, 
weil  id^  jum  Sater  gel^e  unb  il^r  mid^  nid^t  mel^r 
feilet ;  über  © erid^t.  Weil  ber  ^enfd^er  biefer  aSBelt 
geriditet  ift"  (16,  8-11).  3war  ift  bie  gewöhn» 
lid^e  SBebeutung  öon  iXe'Txetv  im  ^Keuen  3:eftament 
„Suredfitweifen  gum  3»ccf  ber  Sefferung" ,  aber 
in  ben  meiften  ©teilen  foK  bie  SBefd^ämung  burd^ 
Ueberfül^rung  öon  ber  Sünbe  erreid^t  werben 


(Sol^.  3,  20;  8,  9.  1  €or.  14,  24.  »LI, 9; 
Dd.  CyriU.  Hier.  Cat  ilL  16, 31  [Ober  ©nfoBnil: 
'AAX'  6  ßo7)döc  Tuap^v,  6  irapoxXifroc,  t&  icvto)ta 
xb  dYtdcCov  icaorav  voy)T^v  ^uoiv  *  dsupo  ^  (uk, 
97)al  T(j>  AavtiQX,  6  veoc  IXe^Sov  irpe^ßtiroc  voOTi- 
vavrac  rot  ve6T7]Toc  äftapTiQfiaTa),  intb  mit  npi 

ift  Soi  8,  46  unb  Sub.  15  nur  bie  Ueberfä^ 
als  S^^^  be^eic^neL  Suc  3, 19  fommt  mi^  ia 
iBetrad^t,  weil  Ikixxj^v^  bort  bie  Sebtutimg  iobcb, 
ermahnen  l^at.  Sin  unferer  @teOe  aber  tomoAmSj/t 
nur  ber  begrünbenbe  3ttfa|,  fonbem  ouil^  bteSei 
Stellung  be3  bie  Sänger  l^ffenben  x^ojaoc  im  9atß 
lergel^enben  unb  92ac^folgenben  l^iitju.  3)icfer  ip 
im  Sol!  ber  „Suben''  derförpert  unb  wirb  biti4 
fpöter  5ur  ^erbe  Sl^rifti  btnsufommenbe  (Blid« 
nidbt  Derönbert.  2)aber  iß  in  ccßer  Sinie  einStnf^ 
gerid^t  über  bie  SBelt  burd^  benl^radeten  gemeint« 
in  weld^em  bie  Obnmac^t  ber  SBelt  im  ftam|rfe 
gegen  ba§  SReid^  Sl^riftt  M  offenboren  nnb  ber 
äßelt  felbft  aum  Sewu^tfein  fommen  wirb  ((E)^. 
5, 13).  2)en  ©eift  ber  SSa^ett  felbfi  aber  bim 
bie  SBelt  nid^t  empfangen,  weil  fie  i^n  ni(^  {ic|t 
unb  nid^t fennt  (14, 17 ;  ogL  liEor. 2, 14).  SHe 
Sänger  aber  f  ennen  i^n,  weil  er  bei  iJ^en  bleiU 
unb  in  il^nen  fein  wirb  (14,  17).  (E^ftuS  ^ 
biefe  i^m  feinblid^e  SBelt  beftegt  (16,  33);  bie 
9Belt,  weld^e  auf  ©runb  bed  3eugniffe8  beS  (Beiptf 
an  il^n  glauben  wirb  (17,  21),  ift  eine  anbete 
welche  wie  bie  Sänger  ben  ©eift  in  fid^  aufmmnt 
Sei  ber  wed^felnben  93ebeutung  bed  x^&oc  in 
Dierten  SDangelium  lö^t  fid^  oflerbingS  einOeie^ 
gang  finben,  fo  ba^  bie  feinbfelige  SBelt  burd^  bk 
SBirtungen  beS  b^i^^G^n  ©eifted  in  ber  jhn^ 
wenigftenS  tl^eilweife  gur  99u^e  unb  Umfe^r  ge* 
fäbrt  wirb,  wie  bie  Spoftelgefd^id^te  unb  bie  of^ 
ftolifd^en  ^Briefe  beweifen,  ober  baburd^  wirb  ber 
prinripieHe  ©egenfaj  (1,  10;  3,  19;  8,  44. 
1  Sob.  3,1:4,  4 ff.)  jwif^en  bem  ©eijl  ber 
SBabrbeit  uno  bem  ©eift  ber  Serfül^rung,  ben 
^errfd^er  biefer  SBelt,  nic^t  aufgehoben.  2)amit  iß 
aud^  bie  (SrJflärung  gegeben,  warum  Sobonn^ 
bie  SReben  be§  ^erm  über  ben  ^rodeten  auf* 
genommen  bot.  @g  war  am  Snbe  beS  erften  34^ 
bunbertS  notl^wenbig,  ben  ©lauben  an  ben  ©otteS« 
fobn  unb  8ogo§,  wie  er  in  ber  $rebigt  ber  Ura|H)tid 
grunbgelegt  unb  in  ber  paulinifd^en  Q^b^fiologie 
weiter  entwidfelt  worben  war,  gegen  baS  ((ä* 
nädige  Subentl^um  unb  gegen  bie  ungläubige 
l^eibnifd^e  SBiffenfd^aft  gu  oertbeibigen.  SMe^  loar 
nurmöglid^,wennbiefer©lauben§fa|aufbieOfien* 
barung  unb  Segeugung  bed  oom  SSater  unb  6o|n 
gefanbten  ©eifte§  ber  SBabr^eit  begrunbet  unb 
bamit  bie  Uebereinftimmung  mit  ber  Sel^  Scf^ 
nad^gewiefen  würbe.  S)ie  ©^noptifer  tonnten  ^ 
no(^  mit  ber  allgemeinen  Serl^ei^ung  bed  ©eifieS 
als  ber  Ihaft  Don  oben  begnügen,  Sol^anned  aber 
mu^te  geigen,  ba^  biefer  ©eift  bie  wa^r^ 
gemage  (Sntwidflung  ber  Sebre  Sefu  ganmüTte, 
weil  SefuS  felbft  ibn  gu  biefem  3toedE  Derl^ifien 
i^aüt,  iDlan  fann  l^ierin  einen  SeweiS  für  ben 
Unterfd^ieb  ber  3«ten  unb  ©tufen  erlennen,  aber 


1467 


Paracleticnm  —  ^arabieS. 


1458 


Me  AtqpOd^  Sorge,  ben  Sufammenl^ang  mit 
3cfnS  imb  ben  Urapofteln  su  molaren  unb  bie  Sin« 
ffdk  ber  Se^re  )u  fidlem,  geigt  bod^,  bai  man  ^ä) 
bcr  UebeietnfHmimmg  bemüht  mor.  O^ne  eine 
ctpofioW^äit  XuctoritSt,  mlä^t  biefen  3ufammen- 
^g  felbß  (»rfdnlid^  ^erfteüen  fonnte,  UJöre  boS 
Untenie^nten  ouSfid^tSlod  gemefen.  Sie  Seigre  bed 
aDtonianidmuS  (f.  b.  9rt.  Vm,  1882  f.)  Don  bem 
Seüolter  bed  ^radeten  im  @egenfa|  gum  ß^it- 
Otter  fSfyAfü  lögt  ben  gro|en  Unterfd^eb  gmifd^en 
bcr  iDQ^ren  Se^re  unb  ber  anleimte  am  beflen  er« 
hrnicn.  SBeil  bie  ^äretifer,  bie  ftd^  gum  Sl^eil 
(€tiitim,  aRontonuS,  TtantS)  felbft  q18  $ara- 
detm  ausgegeben  f^dbtn  (Cyrill.  Hieros.  Cat. 
3L  16,  6  sqq.),  Don  ber  oerfd^iebenen  Sebeutung 

beS  icapebcX7)Toc  unb  t6  irveujia  xb  ayiov  SSeron« 

bffnng  genommen  l^en,  gmei  Derfd^iebene  $er« 
fönen  gu  unterfd^iben,  fo  tourbe  baS  irapaxXT]Toc 
in  niand^  ftird^  in  boS  @QmboIum  Qufge« 

lOOlQien :  sU  Sv  orfiov  irveufia,  t6v  i:apaxXT]Tov, 
tÄ  XoXijoav  iv  Toic  Ttpo^i^Tttic  (CyrilL  L  c.  17, 8; 
ithan.  De  syn.  25 ;  Const.  apost.  7,  41 ;  Ogl. 
Oenzinger,  Enchir.  n.  10  sq.).  S)er  ^oupt« 
mben)  bed  Dierten  ßoongeliumS,  ben  ^ra> 
leten  gtun  3^g^  ber  d^ftlid^en  SBal^rl^eit  an« 
Itrufen^  orbnen  fid^  bie  Segiel^ungen  gur  Zrinitat 
mb  Heiligung  bürdend  unter,  ^inftd^tlid^  ber 
e|tent  t{t  l^ier  nur  gu  bemerfen,  ba^  oud^  Don 
Sol^onneS  bie  bteibenbe  ßinmol^nung  beS  l^eiligen 
SeifleS^  bed  Sarocleten,  geleiert  unb  in  ber  Siebe 
mb  in  ber  (Srffiaung  ber  @ebote  (S^rifti  bog 
Jetten  ber  eintoo^nung  borge^eUt  mirb  (Dgl.  9iöm. 
i,  5;  8,  9.  11.  1  6or.  3,  16;  6,  19.  2  Kor. 
L,  22;  5,  5.  2  lim.  1, 14.  @aL  4, 6.  (&fy.  1, 13; 
Petavius,  De  trin.  8, 4, 6  sqq.).      [@d^ng.] 

Paraeleticum  ift  baS  bei  ben  Sateinem  Anti- 
phonarinm  genannte  liturgijd^e  93ud^  ber  gried^i« 
ic(Kn  ffirc^  unb  entl^ölt  fpecieU  bie  9lnti))]^onen 
iir  bie  tJrerialtage  unb  bieienigen  gfefte,  toetc^e 
leine  eigenen  Sintipl^onen  |aben.  S)en  3lamttt 
Paraeleticum  l^at  eS  nad^  8eo  SDatiuS  be^alb 
nr^alten,  rneil  berSnl^alt  ber9lnti))]^onen  meiJtenS 
ntf  £r5{hmg  beS  @ünber8  abhielt  ober  bie  ^off« 
nung  auSfprid^t,  burd^  bie  gfürbitte  ber  ^eiligen 
Berg^tang  ber  @unben  5U  erlangen.  @§  i{i  bei 
M  eii^elnen  Sintip^onen  aud^  bie  Xonart  an« 
^ßflAm,  in  toeld^er  pe  gefungen  toerben  foDen 
[Daniel,  Cod.  lit.  IV,  320).      [^.  ffeHner.] 

JfmuAies  (itapdEdeurocX  in  ber]^eiligen@d^nft 
L  ](crf5mmlid^  92ame  für  ben  glüdffeligen  ^uf« 
n^ottbererßenSJlenfc^en.  SSifibieDonXenopl^on 
in  bie  gried^fd^e  Siterotur  eingefül^rte  perftfd^e  SBe« 
(eid^ng  für  einen  @arten,  meldte  nad^  gform 
mb  Sebeutung  unferem  ,,^arl''  entfprid^t  unb 
in  biefem  oSgemeinen  Sinne  aud^  @ant.  4,  18 ; 
EcdL  40,  28  Dorfommt.  93on  bem  für  bie  erften 
Kcnfd^  befUmmten  ®arten  fagt  un§  bie  l^eilige 
B^^t,  bo^  er  in  bem  Sanbe  6ben  lag:  „d^ 
lotte  (Bott  ber  ^^err  einen  ©arten  in  6ben  morgen« 
sMA  gepflan)t ;  bortl^in  Derfe^te  er  ben  üRenf $en, 
m  ergebtlbetl^atte''  (®en.  2, 8).  amiDerjtanben 


Ifi  bitr,  toie  3. 24  jeigt  ber  SuSbrudf  tan}!!»  in  ber 
ähilgata,  bie  ibn  seitlid^  f a^t ;  er  mu|  um  fo  me^r 
raumlid^  genommen  merben,  meil  SRofed  mit  bem- 
felben  eine  3)ar(egung  beginnt,  toeld^  un8  über 
bie  geograpl^ifd^  Sage  bed  ^arabiefed  aufflören 
foU.  „Unb  ein  @trpm  entfprang  and  Sben,  um 
ben  ©arten  }u  trönf en ;  feitbem  aber  ift  er  getl^ili 
unb  snm  Urfprung  Don  Dier  Soffen  gemorben." 
S)iefer  SBeri^t  gibt  meber  innerlid^  nod|  ftu^tid^ 
SSeranlaffung,  an  etmaS  SInbereS  als  an  eine  ^ifto« 
rifd^e  Snittl^eilung  gu  benfen,  unb  ber  9)erfud^,  il^n 
loegen  innerer  Unmöglid^feit  aI8  m^tl^ifd^e  ober 
f^mbolifd^e  ßinüeibung  bar^ufteUen,  berul^t  Don 
Doml^erein  auf  amiDetftönbnig  bed  Xe^teS.  SSor 
SQem  ift  l^ier  gmifd^en  ißarabieS  unb  6ben  p 
unterfd^eiben,  meil  nad^  lanbläufiger  Sluffaffung 
bief e  beiben  Segriffe  oft  Dermec^felt  merben :  baS 
ißarabied  Derl^ält  ^ä)  gu  Sben  mie  ein  Xl^eil  gum 
®an}en.  ^ttnn  barf  nur  Don  einem  ißarabiefeS« 
firom  unb  nid^t  Don  ^arabiefedftrömen  bie 
SRebe  fein.  S)a8  $arabied  fannte  nur  (Einen  @trom, 
ber  au^erl^alb  beSfelben  in  (Eben  entfprang  (k^:, 
Dgl.  3oeI  4, 18).  ffiiefer  ip  f p äter  au  Dier  gflüffen 
gemorben;  benn  ba§  l^ier  gebraud^te  SBort  (cve, 
ixeiöev,  inde)  ift  im  lejt  toie  in  ben  lieber« 
fe|ungen  seitlich,  nid^t  röumlid^  p  nel^men  (Dgl. 
©pnd^to.  8,  27.  Df.  2, 17).  3n  ber  Seit,  toeld^e 
gtoifd^en  bem  glüdffeligen  3uftanb  ber  SJlenfd^l^eit 
unb  bem  Seitalter  bed  ed^riftfteQerS  liegt,  ift  bie 
betreffenbe  Zl^eUung  gefc^el^en.  Sie  abenteuerlid^e 
Snnal^me,  ber  gflu^  l^abe  fid^,  nad^bem  er  baS 
^rabied  Derlaffen,  in  Dier  Sirme  getl^eilt,  ifi  mit 
bem  äSorttaut  bed  XesteS,  ben  l^ier  aud^  LXX  unb 
Sulgata  genau  toiebergeben  (ä<pop(Zexai,  divi- 
ditur),  in  feiner  9Bei{e  ^u  Dereinigen.  @o  mu^ 
freili(^  auf  bie  finnige  S)eutung,  mel^e  ba§  SRittel« 
alter  ben  Dier  ißarabiedftrömen  gab,  Der}id^tet, 
aber  aud^  bie  mobeme  SSorftellung  Don  ber  Un« 
toiffenl^eit  ober  bem  ^l^antafiereid^tl^um  bed  93er- 
fafferd  abgemiefen  toerben.  92ur  bleibt  j^toeif el^aft, 
ob  ber  Sludbrudf  -in;  bei  ber  bamaligen  ^fd^affen- 
l^eit  ber  meteorologifd^  Serl^ältniffe  (Dgl.  @en. 
2,  5.  6)  einen  @trom  in  unferem  Sinne  ober  nur 
einSinoIogon  bafür  bebeutet.  Se|tered  bürfte  be^- 
toegen  angenommen  toerben,  toeü  nad^  93. 10  ber 
fraglid^e  „Strom''  ober  @prubel  (burd^  eine  geo« 
logifd^e  ftatafhropl^e,  DieQeid^t  burd^  bie  Sintßut) 
nur  au  Dier t$Iu^ anfftngen  gemorben  ift.  93ier 
je^ige  ^u^quellen  toaren  frül^er  in  bem  -ina  Der- 
einigt; boraud  barf  gefolgert  toerben,  ba^  ^e  je^t 
ni(^t  toeit  Don  einanber  entfernt  liegen  lönnen. 
2)ie  gfolgerung  toirb  burd^  ben  Fortgang  bed 
Xe^ted  beftötigt ;  benn  ^ier  bef d^reibt  SKof ed  bie 
in  SRebe  ftel^enben  gflüffe  nad^  ben  geograpl^ifd^ 
Jtenntniffen  feiner  S^it  fo  genau,  ba^  fie  nod^  je^t 
un{(^toer  toieberjuerfennen  finb.  „S)er  3lamt  bes 
erften  (Sfluffed)  ifl  $if4on;  bieg  ift  ber,  toeld^r 
bad  ganae  Sanb  (Sil^atoilal^  befpült,  toofelbft  bad 
®oIb  fid^  finbet,  unb  a^Dar  bad  befte  ©olb,  unb 
too  audd  ißerlen  unb  ber  Sd^ol^amftein  Dorlommen. 
Unb  ber  9{ame  bed  atoeiten  gfluffed  ift  ©id^on; 


1459 


^arabiefi. 


1460 


boS  ift  ber,  loeld^er  boS  gonge  Sonb  Sufd^  befpült. 
Unb  btr  3lamt  bed  brttten  SflugeS  i{l  gl^ibbefel; 
boS  if}  ber,  toelcJ^er  Dor  Slff^rien  l^er  fliegt;  unb 
ber  otcrtc  glufe,  boS  tjl  bcr  ^l^rat."  ©onberbore 
93orfteIIungen  l^ot  l^ier  bie  Suffaffung  beS  lieber- 
l^olt  gebraud^ten  SSerbumS  :i3d,  xuxXöco,  circuire 
l^orgerufen,  bod  man  ft^  nur  ald  ^freiSförmtg 
umflielen''  badete,  mä^renb  e3  einfach  „befpülen, 
bur^flic^cn''  bebeutet  (3f.  23, 16. 1  ©am.  5,  8 ; 
Suet  Aug.  56).  ffiie  ^rtidt)ien  aaen  bürfen 
bed  ^rtif  eld  n)egen  nid^t  als  Yerba  finita  betrad^tet 
»erben,  mie  in  ber  ^ulgata  in  bem  einen  gfolle 
93. 14  gefd^el^en  i{l.  2)er3u)ifd^enfa|S.  12  muB 
Don  bem  Doraufgegangenen  -i^k  obl^öngig  gebadet 
»erben,  ein  SSer^öItni^,  baS  nur  in  obiger  SBeife 
»iebergegeben  »erben  fann.  2)a§  SBort  nianp^ 
»eld^eS  bie  iBuIgata  na(^  il^rem  Sprad^ebraud^ 
rid^tig  mit  contra  toiebergibt  ($f.  50, 5),  i{l  Dom 
@tanbpun!t  bed  S^raeliten  gebaut,  ]^ei|t  alf o  nid^t 
^oftttHirtS'',  fonbem  „bieffeitd",  »ie  au^  ber  @ad^ 
läge  entfpred^enb  ifL  Sn  ber  gangen  Sefd^reibung 
geigt  ft^  ein  Soppelted :  guerft,  ba|  bie  Sßaffer- 
laufe  mittels  ber  Don  il^nen  burd^gogenen  Sönber 
gefenngeid^net  »erben,  unb  bann,  bag  fte  um  fo 
genauer  befd^rieben  »erben,  j[e  »eiter  fie  bem  @e> 
fid^tsfreife  ber  SSraeliten  entlegen  fmb.  Siner 
berfelben  ift  iebem  ^^ebröer''  fo  betannt,  ba^  er 
nur  genannt  gu  »erben  brandet ;  baS  ift  ber  ^l^rat, 
b.  1^.  ber  ßupl^rat  (f.  b.  ^rt) ,  ber  unter  j[enem 
3lamtn  fietS  im  l^ebröifd^  Xe^t  Dorfommt  (@en. 
15, 18  u.  0.).  S)ie  5Rennung  beSfelben  leitet  in» 
fofem  gu  naiverer  Sriennung  ber  übrigen  Sflüffe, 
als  beren  Duelle  in  ber  9{ä|e  ber  Supl^ratqueUe 
gefud^t  »erben  mug.  @S  lä|t  ftd^  ba^er  um  fo 
beffer  begreifen,  ba|  unter  bem  britten  Qflu^,  »ie 
aud^  bie  Ueberfe^ungen  l^ier  unb  3)an.  10,  4  an* 
geben,  eingig  ber  SigriS  (f.  b.  3lrt.)  Dcrftanben 
fein  !ann.  !)hir  Don  biejem  @trom  fann  aud^  auf 
bem  @tanb))un!t  ber  »efttoörtS  befinblid^en^ebröer 
gcfagt  »erben,  er  pie|e  Dor  Slffprien,  ba  er  beffen 
SBeftfeite  begrengt.  ®er  XigriS  entfpringt  nur 
et»a  g»eitaufenb  Sd^ritte  Dom  Supl^at  entfernt, 
unb  »enn  aud^  nid^t  in  nöd^fter  3läf)t  Don  beffen 
OueQe,  f o  bod^  auf  einem  unb  bemfelben  ©ebirgS* 
ftodf  mit  il^m.  S)er  gmeite  gflu^  l^ei^t  nad^  bem 
f)ebräifd^en  ©id^on,  nad^  ber  $$ulgata  ©el^on  (f.  b. 
^^Irt.).  S)a  biefer  9iame  f onft  nid^t  me^r  in  ber  l^etli» 
gen  ©d^rift  Dorfommt,  fo  bleibt  gur  Sluffinbung 
beSfelben  eingig  bie  Angabe,  ba^  er  „baS  gange 
Sanb  Kufd^  burd^füc^t".  Unter  Icjtcrem  9iamen 
»irb  in  ber  l^eiligen  ©d^rift  bie  ^eimat  ber  braunen 
aKenfd^enraffe,  b.b.  ber  gange  Sänber-^albfreiS 
Dom  l^eutigen  9{ubien  angefangen  burd^  Slrabien 
binburd^  bis  gu  ben  n5rblid^  Don  93abQlonien  ge« 
legenen  ©egenben  g»ifd^en  bem  f (^»argen  unb  bem 
fafpif d^en  5Kecre  begeid^nct  (f.  b.  91rt.  Metbiopien). 
S)a  nun  ber  mofaifc^e  93erid^t  über  Sben  unb  baS 
$arabieS  in  bie  92öbc  ber  ßupbtatqueHe  »eist,  fo 
fann  an  ber  betreffenben  ©teile  baS  fianb  Sufd^ 
nur  ben  nörblidfiftcn  3:beil  ber  begeidfineten  fiänber» 
ftredfe  bcbcuten.  SDic^  trifft  um  fo  beffer  gu,  »eil 


baS  beuttge  Slberbeibfd^  ougeitfd^eiidu^berilkfk 
©i^  beS  ©tommeS  ßuf d^  »ar,  ber  fid^  etß  ^ßn 
in  bem  angegebenen  fmlbfretS  bis  nod^  Sfcilii  1^ 
auSbebnte.  ©oU  nun  in  bem  fo  gelämgrid^nda 
Sanbe  ein  ^u|  gefud^t  »erben,  beffen  Oiidle  bcB 
Urfprung  beS  ßupbrat  nnb  beS  SCigriS  ffaMfi 
liegt,  f 0  fann  eS  nur  ber  beutige  9roS^  ber  fn^ 
9raseS  fein.  93on  bief em  bält  audl^  eine  axmoMt 
Zrabition  fefl,  ba^  er  ber  ehemalige  (Bi^on  p 
unb  ben  fpötem  9lamen  nad^  Sraft,  bon  So^ 
beS  armenifd^n  ©tommeSberoS  9mmaiS,  er^ottn 
f^aht.  6S  bleibt  bemnadb  blo^  noc^  ber  gne^  gh 
nannte  $bifon  ober  $ifd^on  gu  ermitteln  fiing, 
ber  offenbar  ber  bebr&ifd^Snfd^Quung  amfen^ 
entlegen  »ar  unb  be|»egen  binrd^  befonberS  omSf 
fübrlid^e  eingaben  fenntlidb  gemad^t  »itb.  ^ 
fragt  ftd^  »ieber  gunöd^ft,  »aS  bad  Sonb  (BfcmUi 
ober  ^eDilatb  (^Vinn  y^»^  Sanb  beS  [aI8  (tl> 
lectiDum  gebad^n@tammeS]  (S^aioilab)  fei  Sa 
biefer  9lame  in  fpöteren  IBüdbem  beSSttenZcfis- 
menteS  unter  Detfd^iebener  Sebeutung  Dotbrat 
f 0  f bnnen  Ißaraüelftenen  feine  jfenntni|  ber  |ifr 
gebadeten  @egenb  Dermitteln,  unb  eS  ble^  bt^ 
eingig  bie  angegebenen  ßrgeugniffe  beftümnenk. 
S)iefe  finb  Dorgüglid^eS  ®olb,  perlen  (Bodmi, 
Hieroz.  lU,  592  [ed.  Lips.  1 796p  unb  (Ebetfieiie 
(bebr.  ber  ©tein  cn«,  Dermutblid^  ber  9iafij, 
^iemad^  fann  faum  eine  aabttt  @egeiib  Mp* 
ftanben  fein  als  baS  ®olblanb  tw^  ^^"^  M 
SlttertbumS,  nömlidb  Sold^iS,  ouS  beffen  gric^i- 
fd^em  9^amen  ber  bebräifc^e  beutltd^  ttrfAaffUKgL 
3Bie  leidet  unb  »ie  böufig  @o\b  feit  ben  dOeßen 
Seiten  in  6^old^iS  ge»onnen  »urbe,  ift  befannt 
Son  bcr  cold^ifd^cn  ^erlfifd^erei  berid^tet  ein  grie» 
d^ifd^er  ^ripluS  (Arr.  Peripl.  m.  Eiythr.  83  E 
ed.  Fabric.  28),  unb  ba^  Dom  ftaufdfuS  ^  foP' 
bare  Sbelfteine  famen,  »u^te  frübgeitig  baS  femb 
Slbenblanb.  3n  SolcbiS  nun  ift  audb  ein  Dierter  ^ 
auSfinbig  gu  machen,  beffen  Urfprung  ben  Oucll' 
böuptem  beS  Supbtat,  beS  SigriS  unb  beS  9io^  jo 
nabe  liegt,  »ie  eS  bie  mofaifd^e  Eingabe  Doraufifelen 
lögt.  S)iefer  ift  ni^t  ber  9lioni,  ber  $baft«  k 
SlltertbumS,  ben  man  um  ber  trügerif d^en  92ameiiS> 
öbnlid^f eit  »i&en  mit  bem  $bif on  bat  ibentificirai 
»ollen ;  berfelbe  flie|t  nömlid^  Dom  ®eUet  ber 
brei  anberen  ©tröme  f o  getrennt,  ba|  feine  Cndle 
nad^  feiner  Demünftigen  93orftefiung  )e  mit  bmn 
Urfprüngen  in  SSerbinbung  ge»efen  fein  tonn. 
aSielmebr  mu^  unter  bem  ^bM^n  ber  ftur,  be[ 
ebemalige  S^ruS,  Derftanben  »erben,  ber  gum^ioS 
in  einem  äbnlid^en  9}erbältniffe  fte^t ,  »ie  ber 
XigriS  gum  Supbtat.  S)er  Stux  nitfpringt  m^t 
gar  »eit  Don  ber  ffüfte  beS  fd^»argen  WeertI, 
fd^eibet  nad^  ©trabo'S  Eingabe  (Geogr.  11, 8 A 
C.  500)  Armenien  Don  Albanien  unb  fallt  mit  be« 
^raS  Dcrcinigt  in  baS  f afpif d&e  9Reer,  beffen  m^W 
Benennung  Chwalinskoje  more  no^  an  ben  aüai 
5Kamen  beS  bcfprod^enen  SanbeS  erinnert. 

92ad^  allem  biefem  ift  baS  OueUgebiet  bcS 
Supbtat  unb  beS  XigriS,  beS  %raS  unb  beS  ite 
ber  erftc  3luf entbolt  beS  9Jleuf djen  auf  6rbea  (f 


1461 


^arabied. 


1462 


iDcfdL  Cbcn  tPQt,  IDO  iekt  9nnenien  ift^  unb  in 
SxBicsiai  lag  baS  Sarc&ieS.  SHefe  @tdle  ber 
Criie  tpor  burd^  i^te  Sage  bef onberS  geeignet,  ben 
Infigongfiimntt  jur  89et)5If erung  ber  Srbe  )u  bilben 
(lt.  I».  Sloumer,  $alftftina,  4.  aiufL,  Sei))aig  1860. 
lal^  YII;  Don  ^off,  ®efd^.  ber  burd^  Ueberliefe- 
ntag  nad^emiefenen  notürl.  SSerönb.  ber  6rb- 
oferfLm,  ®ot^  1834,  869;  Slitter,  (Erbl. 
n,  78;  X,  365).  (Einige  Xieft^äler  üon  9rmenten 
Udm  no4  l^te  alle  Seben8bebürfnif|e  in  fo  Der» 
fd(lDCiiberi|d^  ^Mt,  ba^  bie  99e^au))tung  ber 
eingeborenen,  in  einem  berf elben  fei  baS  ^robied 
geiDcfcn,  au4  oon  toiffenfd^aftlid^en  gforf^em  al8 
onnel^mbar  bejeid^et  ttHrb  (Chesnej  [f.  u.]  I, 
278).  Stel^r  aber  nod^  als  bie  gütige  (priest  bie 
iMNi  ben  Geologen  ermittelte  frül^ere  SBefd^ffen« 
Ifdt  bcS  SanbeS  fflr  Jene  9nna^me.  Sirmenien 
mar  lior  ber  legten  gflut  eine  Snfel  ober  ^binfel, 
lodil^e  fid^  tenaffenf örmig  au8  ie|t  trodfen  gelegten 
Otccren  erl^ob,  unb  beren  mübeS  Seeüima  bem 
Sknfd^n  alle  Sebingungen  gu  einem  glüdlid^ 
2)afein  erfüllte.  2)a|er  oud^  bie  Sebeutung  beS 
Kameni  Sben  (loons  voluptatis  ®en.  2,  10). 
neU^,  toril  fie  lebenfallS  ouf  ben  engem  Suf- 
cnt^It  ber  erflen  SJlenfd^n  befonbere  Slntoenbung 
gefunben  1^,  fi4  für  un8  an  baS  SBort.  ^$ara« 
bieS''  fnflpft.  eine  fold^e  9lu§ftattung  fann  baS 
8anb  Sben  na^  bem  SünbenfoII  ber  9Jlenf(i^en 
liil^t  fogleid^  ixrloren  l^ben.  unb  f o  erfidren  au^er 
oi^beren  im  SDtenfd^  oor^anbenen  ©runben  aud^ 
bie  BünfHgen  SSerl^Itniffe  bed  äBo^norte«  bie  ^öl^e 
ber  aUtSbilbung,  meldte  bie  9Renf d^l^eit  nad^  Sen. 
4, 17  ff.  fd^on  oor  ber  ©intfiut  eneid^t  l^at.  2)ur4 
bie  €ibibe  uxnrb  nfimli4[  tool^t  baS  $arabieS.  aber 
ttid^  boS  Sanb  ßben  ein  oerbotener  Sufent^alt; 
mir  ffain  mu^te  au8  te^terem  fi\tf)tn,  unb  bie 
Sct^iten  mol^nten  in  bemfelben  bis  ^ur  Sintflut. 
(SSgl.  [Mb.]  ai^col.  Ouartalfd^r.  1849.  325; 
Oiesney,  The  Expedition  for  the  survej  of 
the  liyers  Enphrates  and  Tigris  I,  London 
1850,  eh.  12;  Simmer.  S)ie  Streitfrage  über  bie 
Sage  beS  $arabiefe8  fritifd^  erörtert.  Straubing 
1855;  ffaulen^  2)ie  geogr.  Sage  beS  ^rabiefeS. 
Sot^olil  1864.  n,  1.  9ad^t  l^ierl^er  gehört  bie 
gonge  in  SBiner'S  Stealmörterbud^  angeful^rte  Site« 
ratitr,  oud^  nid^  2)eli|f d^.  Sßo  lag  baS^arabieS? 
Beit^jig  1881.) 

2.  3n  ber  Srimterung  ber  fpöteren  ®efd^Ied^ter 
bat  bod  $arabied.  ^ber  @arten  @otted\  fammt 
bem  SBonnelanb  £ben  immer  al§  bie  ^eimat  i^reS 
Derlorenen  @Iüdte8  fortgelebt.  ^I§  fold^e  bienen 
beibe  ben  ^ropl^eten  oft  gur  SSergleic^ung  (f.  6g. 
31,  9.  16.  18;  86.  35.  3oel  2.  3.  3f.  51.  3). 
C^ffatS  ifl  gefommen.  um  bie  Sünbe  gu  tilgen 
wob  txA  {eitlid^e  ®\nd,  bem  bie  Sünbe  ein  6nbe 
nodale,  burd^  einen  ooQfommenem  3uftanb  gu  er« 
ie|en.  S)emnad^  f^txfii  and)  ber  äufentt)aU  ber 
0cred^ten  nad^  bem  £obe  im  9)euen  Xeftament 
)eS  $arabied.  gfür  bie  3uftanbe  beS  3llten  Xefta« 
nentt^  ift  bad  ^[torabied  alfo  ber  @d^o^  ^bral^amS 
Snc  28,  43).  in  quo  animae  Sanctonun  ante 


Christi  Domini  adventum  excipiebantur,  ibi- 
que  sine  uUo  doloris  aensu,  beata  redemptionis 
Bpe  Bustentati,  quieta  habitatione  fruebantnr 
(Cat.  Rom.  1,  6,  3).  3n  biefem  Sinne  fe^t  bie 
Sulgata  ßccli.  44. 16  in  SBesug  auf^enod^  binsu 
[translatuB  est]  in  paradisuniL  Sin  ber  StdDle 
2  (Sior.  12.  4  mu^  paradisus,  ben  neuteftament« 
lid^n  3uftönben  entjpred^enb,  oon  ber  bimmlifd^ 
Seligfeit  oerftanben  merben;  ben  Sd^Iüffet  gu 
biefer  übertragenen  SBebeutung  gibt  9|)0€.  2.  7 
3n  ber  (mtriftifd^ien  fiiteratur  bebeutet  paradisos 
anfänglid^  ben  Sufent^K^U  ber  Seligen  im  ^immel 
(Tert.  Apol.  47) ;  fpöter  toxxt  ^ifd^  coelum 
in  Unterem  Sinne  unb  jmifc^en  paradisus  ober 
bem  Sd^og  Sbral^amS.  ald  einer  SSorbaEe  gum 
^immel.  unterfd^ieben.  ß^e  nämlid^  bad  ßoncil 
Don  gfloren)  auSgefprod^n  batte.  ba|  bie  Seelen 
ber  ©ered^ten  na$  bem  Xobe  ober  ber  ßntlaffung 
aud  bem  S^gfeuer  f ogleidb  iwc  9nf d^uung  @ottee 
gelangen,  t^aüi  bie  t^eologifd^  Speculatton  oiel« 
fad^  bie  9Reinung  aufgefteÜt,  ba^  bie  b^iUg^ 
Seelen  erft  beim  iüngften  ©erid^t  sum  93oQbeft| 
ber  ett)igen  Seligfeit  gelangten,  bis  ba^in  aber  an 
einem  Orte  irbifd^er  @läd()elig!eit  aufbemabrt 
mürben  (ogl.  aud^  b.  9rt.  3obanne8  XTTTT.,  ob. 
VI,  1590  f.).  3)iefer  Ort  tourbe  au(b  gemöbn- 
lid^  $arabie8  genannt;  fo  oon  Justin.  DiaL  80; 
Clem.  Becogn.  1,  52;  Tert.  De  An.  55;  De 
Besurr.  cam.  43;  Cyr.  Hier.  Catech.  5,  10; 
13,  31.  (9)gl.  fflee  Sogmengefd^.  U,  SJtain} 
1838.  311  ff.) 

3.  3m  fpätem  Mittelalter  bebeutet  ^rabied 
eine  SSorboSe.  mel^e  ftd^  oor  bem  ^aupteingang 
ber  ffird^engebäube  bins^d-  ®o§  ooQtommenfte 
Seifpiel  biefer  ^rt  fteUt  bie  gen)5Ibte  ^aOe  bar. 
rotli^t  ftd^  oor  ber  'Abteiürd^e  ju  a)taria*Saad^ 
quabratifdb  um  einen  offenen  ^of  b^ntmgiebt. 
Später  ftnb  ed  nur  me^r  ober  meniger  gefd^Ioffene 
93orbaIIen  ober  $$orIauben  löngS  ber  Sßeftfeite 
ber  ffird^e.  meldte  fid^  nacb  ben  freien  Seiten  in 
SogenfteQungen  ober  Sfenfiem  öffnen.  %[Id  lieber- 
bleibfei  biefer  Sinrid^tung  geigt  nod^  f^twtt  in  Süb- 
beutfd^Ianb  unb  nod^  me^r  in  ber  Scbmeig  jebe 
ffird^e  einen  gebedften  Sonaum.  ber  oft  aud^  in 
bie  Umfaffung  ber  jhrd^e  gebogen  ift;  berfelbe 
bietet  ben  JKrd^göngem  f(bon  oor  ibrem  (Eintritt 
in  baS  ©otteSbpuS  Sd^u|  oor  ber  SSitterung  unb 
gibt  ibnen  gleid^fam  ©elegenbeit.  aQe  meltlid^ 
®eban!en  oor  bem  (Eintritt  in'd  ^eiligtbum  }u 
befeitigen.  —  2)er  ®runb  gu  ber  mittelalterlid^en 
^Benennung  ift  ni(bt  ganj  Aar.  SBar  ber  betreff enbe 
Sau  eine  ringsum  laufenbe  ^aQe.  beren  3nnen« 
räum  mit93dumen  beppangtmar.  fo  liege  ftd^  ber 
92ame  ^rabied  aud^  Wt  als  ,.93aumgarten" 
beuten.  S)a  aber  b^ufig  ftd^  in  ben  gebadeten  SRäu- 
men  bie  Statuen  oon  ^bam  unb  6oa  finben.  fo 
liegt  offenbar  ein  f^mboUfd^er  ®runb  su  ber  93e» 
nennung  oor.  Stellt  ba§  £»eiligtbum  ber  ffird^e. 
in  meldber  bad  aUerbeiligjie  Sacrament  tbront. 
gleid^fam  ben  ^immel  auf  Srben  bar.  in  meld^m 
bie  Slnfd^auung  (SotteS  f(bon  im  SSoraud  gegönnt 


1463 


^atQguQQ. 


1464 


ig,  fo  entfpri(!^t  bie  SSorl^He  bctn  Orte  irbifd^cr 
(Slüdffeligfeit,  meldte  nad^  mittelolterlid^er  ^or« 
PcIIimg  bcr  ewigen  ©eligfeit  üoroutging,  unb 
biefer  bilbete  bie  äBieberJ^erflellung  beffen,  idoS 
ben  erften  SDlenfd^en  ebenfalls  al3  SSorbereitung 
auf  bie  etoige  ^tiid^auung  ®otte8  gegönnt  war. 
^er  92Qme  paradisua  erfd^eint  für  biefe  baulid^e 
Sinrid^tung  fd^on  im  18.  Sal^rl^unbert  5U  par- 
yisus  umgeftaüet ;  biefe  gform  lebt  nod^  ie^t  im 
95olf§munb  olS  ipartöifdi  fort.  (9Sgl.  ftreufer, 
Kl^riftlid^erftird^enbaul,  2.aufl.,  SftegenSb.  1860, 
187  ff. ;  Dtte,  §anbb.  ber  fird^l.  ftunftard^äol.  I, 
5.  aup.,  Seipatg  1883,  82.)  [Äaulen.] 

"^atagita^,  ein  gfreiftaat  in  Sübamerif  a,  beffen 
Scbölferung  (1887)  au8  282  000  SWeftigen  ncbft 
60  000  l^albcibilifirten  unb  70  000  toilben  3n« 
bioncm  befielet,  ift  in  ber  3«it  ba  er  nod^  ber 
))Qnifd()en  Jrrone  unterftanb,  ^ouptf  öd^Iid^  burd^  bie 
og.  Siebuctionen,  eine  ber  f^önften  Sd^öpfungen 
'Qtl^olifd^er  SRifftonStl^ötigfeit,  befannt  geworben. 

I.  iBorgefd^id^te  unb  Sntftel^ung  ber 
Stebuctionen.  3m  weitem  @inn  bejeid^ete 
ber  92ame  ^oraguaQ  nad^  bem  Sprod^gebraud^ 
ber  öltem  @eograp]^en  unb  9Jlifjion§berid^te  boS 
gange  el^emolige  fponifd^e  ßolonialreid^  gwifd^en 
ben  Slnben  Don  Sl^ile  unb  $eru,  Sroftlien  unb 
ber  Terra  Magellanica  (^otagonien),  umfaßte 
fomit  Qu^er  bem  eigentlichen  Argentinien  unb 
^ßaraguQQ  einen  großen  Sl^eil  Don  Uruguay,  93o« 
liüia  (bamalS  ^oc^peru)  unb  ber  l^eute  brofilia- 
nifdfien  Staaten  SKatto  ©roffo,  ©.  ^aolo,  ißa- 
rona,  @.  Katarina,  9lio  @ranbe  bo  @ul,  gufammen 
ca.  3  5Rin.  qkm  (ögl.  ^omannS  mM,  5Rümb. 
1716 ff.;  ®rot)fen  (Anbree),  ^Ittgem.  l^ift.  §anb- 
atlaS,  SBielcfclb-fieips.  1886, 85).  Mud^  baSeigent- 
lid^e  ^aragua^  im  engem  Sinn  griff  el^emate 
weit  in  bie  l^eutigen  92ad^barftaaten  l^inüber.  3)ie 
Srobemng  würbe  1515  mit  ber  Sntbedfung  ber 
Sa  pata-aKünbung  burd^  %  Siaa  be  @oIi§  be= 
gönnen  unb  nac!^  langen,  Anfangs  unglüdflid^en 
kämpfen  gegen  Snbe  beS  16.  Sa^rl^unbertS  im 
©ro^en  t)oIIenbet.  Um  1590  waren  bereits  ca. 
50  Stöbte  unb  fefte  !ßlö^e  gegrünbet  unb  ^unbert« 
taufenbe  ber  unterworfenen  3nbianer  in  Kom- 
menben gebrad^t,  b.  1^.  gu  ©flaoen  unb  Seibeigcncn 
gemad^t.  S)a3  gange  ®ebiet  gerfiel  fpöter  in  bie 
brei  unter  bem  93ice!önig  Don  !ßem  ftel^enben 
Stattl^alterfd^aftm  SBuenoS  Aires,  ^araguaQ  (im 
engem  Sinn)  unb  Sucuman,  bie  feit  1776  ein 
eigenes  SSicefönigt^um  bilbeten.  ®ie  rafd^e 
SWifd&ung  ber  Waffen  crleid^terte  bie  grobemng, 
öerfd^Iimmerte  aber  bie  fittlid^-retigiöfen  3uftänbe, 
unb  bie  SBemül^ungen  ber  ^one,  baS  SooS  ber 
Eingeborenen  )u  milbern  unb  burd^  Senbung  Don 
9Riffionaren  auS  ben  Orben  ber  gfranciScaner, 
Dominicaner,  ÜRercebarier  unb  bur^  gnidbtung 
Don  SiStpmem  (Afuncion  im  eigentlid^en  $ara- 
gua9  1547,  6orboDain2:ucumanl570,  SuenoS 
Aires  in  9{io  be  la  ^laia  1582)  bie  fird^Iid^en 
Serl^ältniffe  gu  beffem,  fd^citerten  gum  großen 
%f)dl  an  ber  AuSbeutungSpoHtil  ber  foft  in  be* 


ftönbigem  ^aber  ßegenben  £onqtti{laborenfö|nr 
unb  on  ber  ^bfud^t  ber  fponifd^en  SncomenberoS. 
2)ie  nod^  freien  Stömme  gegen  fid^  immer  roäu 
in  bie  unjugänglid^en  ®ebiete  Der  ^mpoS,  bei 
®ran  (S^aco  unb  in  bie  UrwöQ)€C  beS  imicn 
Stromgebietes  gurüdl  unb  bebrol^tm  burd^  femb- 
f  elige  Sinf  düe  bie  Kolonien.  S)a  nod^  Sjora  nnb  be 
9Rouff9  1559  ber  ©efammtcIeruS  in  bem  tDettca 
Gebiete  btog  20  SSelt-  unb  OrbenSgrifUid^  ifäfk 
fo  tonnte  bie  amfjionSt^ätigfeit  tmter  ben  toilba 
Eingeborenen  ftd^  nur  wenig  entwidkln.  Scbc» 
tenbeS  wirften  fpöter  bie  gfranciScaner^  befonbeiS 
ber  %  f^rang  Solano  (f.  b.  Art.),  ber  feit  1590 
etwa  ad^t  Saläre  lang  Sucuman  imb  ben  (Bnm 
K^aco  in  rafd^em  pflüge  burd^eilte,  unb  fein  (8c* 
fahrte,  P.  Suis  SolafioS,  ber  Skrfaffei  befi  dUe^ 
®uarani-Jfated^iSmuS  unb  ber  Segrunber  ber  OKI- 
|ton  im  eigentlid^  ^ragua^  (f.  über  bie  ^nni" 
ciSconermiffton  M.  de  Civezza,  Stori»  muf. 
deUe  Miss.  Franc.  YU,  2,  Prato  1891,  c  2). 
3m  3. 1586  famen  auf  bie  Einlabung  bcS  £o> 
minicanerS  2).  gfranc  be  iBictoria,  SBifd^ofS  tum 
Xucuman,  bie  erften  Sefuiten  nad^  Xncunum,  bonn 
feit  1587  auf  Sitten  S).  AIpl^.  ©uerro'S  O.P, 
93ifd^ofS  Don  Afuncion,  oud^  nad^  bem  ctgentluta 
^roguaQ.  Sei  bem  9hif,  bm  fU^  bcr  junge,  Mi 
erften  pfeuereifer  erfüllte  Orben  in  OfKnbien,  is 
Sraftlien  unb  ^ßem  erworbm,  l^offte  num  ttm 
i^m  eine  wirffame  Üteform  ber  religiöfen  3b> 
ftönbe  in  ben  ßiolonim  unb  namentlid^  bie  9^ 
lel^mng  unb  Segöbmung  ber  wilben,  unbnpteno 
Stömme  beS  Snnem.  2)em  erften  S^Kd  bienim 
bie  SoUegien,  Seminare,  SReftbengen,  C^ercitieii- 
pufer,  bie  feit  1598  in  rafd^  holQt  in  @oi- 
tiago  bei  Sftero,  Afuncion,  Sorbooa  (feit  1621 
UniDerfität),  SSuenoS  Aires,  gorrienteS,  Sorijo, 
Salta,  S.  SRiguel  be  £umman,  Santa  %e, 
SRioia  IC.  gegrünbet  wurbm,  bem  anbem  bie 
„SBanbermiffionen''  treug  unb  quer  bur^  boS 
weite  Sönbergebiet.  2)iefelbm  tonnten  aber  bei 
allem  ^eroiSmuS  ber  SRiffionare  feine  bauer^ 
SiDilifation  begrünben.  Sei  Sonftituirung  ber 
neuen  OrbenSproDing  Don  ^araguo^  (1606)  ge- 
bot bel^alb  ber  ©eneral  P.  SI.  AquoDiDa  Soi* 
centrimng  ber  gerfpIittertenüRifftonSt^atigftitoof 
fefte,  planmäßig  organi|trte  SRittelpunfte  nad^  bem 
Sorbilb  ö^nli^er  Serfud^e  in  Sroftlien  (tigL 
^anbelmann,  @efd^.  Don  Srafilien,  Serlin  ISeO. 
78  ff.).  Dfreil^eit  unb  äfolirung  ber  nod^  ^ 
unterjod^ten  Stämme  unb  Sammlung  in  eigenes, 
Don  ben  SRiffionaren  felbftönbig  Demmlteten  3» 
bianercolonien  (SRebuctionen)  war  bie  3bee  bei 
neum  SQftemS.  SS  flanb  in  birectem  SBiber" 
fpmd^  gu  bem  bisherigen,  aud^  Dom  SleniS  ge* 
billigten  gommenbenfQftem,  unb  nur  ber  9Kt* 
wirfung  ^l^ilippS  JH.,  ber  ben  $lan  nid^t  bIo| 
billigte,  fonbem  burd^  eine  Stetige  f öniglid^r  (Etlofie 
an  bie  Stattl^alter  (f.  B.  Monner  Sans,  Pince- 
lados  histor.,  Buenos  Aires  1892,  c.  1)  enei» 
gifd^  unterftüjte,  gelang  eS,  ben  aBiberpaaib  bet 
(Soloniften  gu  überwinben.  2)ie  nod^  uii6eje|tei 


1465 


^aragua^. 


1466 


MMt  am  tntttlem  unb  oBent  ^oronä  iDurben 
M  SNfittten  oI9  OperotionSfelb  gugetoiefen.  S)ie 
KdmctümSinbianer  foHten  unmittelbare  SJafoSen 
)cc  ttamt,  Me  erfie  S^\i  Don  ieber  S)ienft-  unb 
Üributleiffatng  frei  unb  gleid^bered^tigt  mit  ben 
Spanteni  fein  (Sans  22  sg.).  @o  entftanb  1609 
)ie  crpe  Stebuction  Don  Soreto  am  SRio  ^itagä 
k  ber  alten  ({mnifd^  $rooins  ©uo^ra  (ungef öl^r 
Ml  l^eutigen  brafiliamfd^n  @tQot  ^oronä),  ber 
HS  1680  ixM]  onbere  folgten.  Sie  Don  ben  SJlif* 
Elmaren  gegrünbeten  S5rfer  erl^ietten  rofd^en  3u* 
90^  burd^  Pd^tige  Sorben,  bie  Dor  ben  braft« 
Bonif«!^  SnoDenröubem  Don  @.  $aolo  ftd^  in 
)ic  SRebuctionen  retteten.  Sie  3laifiax^^a\t  biefeS 
kcfi^tigten  Stefli^enftaated  mürbe  ben  jungen 
Rdmctionen  Derl^ngni^oH.  Seit  1618  brauen 
rieSRenf^iögerin  i]^r@ebiet  ein,  raubten  3:qu- 
\abt  ber  befel^rten  3nbianer  unb  fül^rten  1630/31 
ric  DoDftönbige  SSemtd^tung  ber  18  @uaQra-3te« 
Cmdionen  l^rbei  (^anbelmann  5 1 6  ff .) .  92ur  ein  Steft 
Hm  cttoa  15  000  S^riften  mürbe  in  bie  in^mifd^en 
jegcünbeten  Siebuctionen  am  mittlem  $aranä 
mSb  UruguoQ  geßu^tet  (f.  ©lobuS  LX  [18911 
L79).  «ebnlid^  fielen  bie  gmifd^en  1620-1635 
jegriiiibden  10 — 12  9)ebuctionen  an  ber  Sierra 
M  Zopod  (Banda  oriental)  ben  ^SJlameluden'' 

S  Opfer.  Srft  bie  Semaffnung  ber  d^riftlid^en 
ionec  mit  ^feuergemel^  (feit  1640)  ma^te 
bcm  XSubermefen  ein  Snbe.  Ser  ^(j^riftlid^e  3n> 
rioRerftaat"  im  engem  Sinn  beftanb  au§  bm 
B8<BuorQni«9tebucttonen,  Don  benen  11  im  eigent- 
S^en  $aragua9, 15  im  l^eute  argentinifd^m  terri- 
koiio  de  misiones  unb  7  (siete  misiones  orien- 
kales)  am  tinlen  Ufer  bed  UmguaQ  im  l^eute  bra- 
^fiamf  4en  Staate  9lio  ®ranbe  bo  Sul  fid^  fanben. 
3^  Sinmol^nergal^t  mar  megen  ber  l^oufigen 
Setid^  febr  f(^manfenb.  3bre  ^öd^fte  3iffer  ftieg 
mf  CO.  150  000,  mar  aber  sur  3eit  ber  ^ufbebung 
mf  ca.  95  000  gefaQen  (f.  bie  Statifti!  bei  Sans 
L  7).  9u6er  biefen  33  @uarani-9tebuctionm 
mrben  ttad^  ibrem  SRufter  auc^  bie  SRebuctionm 
er  (El^iquitoS  im  S.«0.  bed  beutigen  93oliDia  ge- 
tänbet,  bie  1767  in  20  Sorffd^aften  über  20000 
ele^tte  3nbianer  göblten,  femer  bie  9{ebuctionen 
er  tB^coftömme ,  befonberS  ber  3Rocobi§  unb 
Mpmx9  (1767  15  Sorffd^aften  mit  ca.  10000 
ItetD.)  rnib  eine  Üteibe  anberer.  (Sgl.  bie  äJtono- 
täp^m  Don  an.  2)obriaboffer,  ®efd^.  b.  ^bi- 
onec,  beutfd^  Don  S.  ffreil,  SSBien  1783  f.,  8  93be.; 
L  fptorian  Saude,  ein  Sefuit  in  ißaragua^  [1748 
Ü 1766],  beraudg.  D.  %  ffobler,  SRegenSb.  1870; 
\  J.  P.  Femandez,  Hist.  Relatdo  de  apost. 
Gas.  PP.  S.  J.  apud  Chiquitos  etc.,  Aug. 
^deL  1788  [beutf  $e  Bearbeitung  bed  fpanifd^en 
Mg.  SBien  1729].)  Sie  ©rünbung  unb  (Sr- 
oftune  biefer  Xebuctionen  mar  bie  gfmc^t  einer 
SOi&lbngen  Srbeit  unb  beroifd^er  Opfer  im  ffampf 

ri  bie  Sd^den  ber  äBilbni^  unb  bie  änbolen^ 
UnbefUbibigleit  tiefftebenber  9{omabenDöffer 
H^  meniger  als  gegen  bie  b^bfüd^tige  ^uSbeu- 
tagfipoIttU  fo  Dieler  Soloniften,  benen  bie  9le- 


buctionen  Don  Anfang  an  ein  Som  im  9uge 
blieben.  9i8  1764  ftarbm  29  9Jliffionare  Don 
^araguoQ  ben  blutigen  URart^rertob. 

n.  ännere  Organifation  ber  9le- 
buctionen.  1.  $Ian  unb  Anlage  ber 
S)orffd^aften.  ^ie  9)ebuäionen  lagen  faft 
immer  in  gefunber  ^öbenlage,  nabe  bei  ben  großen 
äBafferftra^en  bed  Sanbed.  Süe  Strafen  maren 
gerablinig.  SMe  ^auptftra^en,  febr  breit  unb  oft 
gepflaftert,  münbeten  Don  brei  Seiten  auf  bie 
„^laga",  bm  großen  quabratifd^en,  oft  mitSöu- 
men  befd^attetm  unb  mit  Dier  ^ol^freu^en  unb 
einer  SRarimftatue  gezierten  ftir^pla|.  9uf  ber 
Dierten  offmm  Seite  lag  bie  JKrd^e,  tinfS  banebm 
baS  ,,SoUeg''  ober  SRifftonSbaud,  red^ts  ber  Don 
einer  gebedftm  SöuIenbaUe  umgebene  S^ebbof. 
2)ie  SBobnungen  ber  Snbianer,  anfangt  einfad^ 
^ütten,  fpöter  foßbe,  einft5d(ige,  mit  S^t%t\n  ge- 
bedtte  Steinbauten  (nad^  $erama8  7  ßUm  im 
@eDiert),  mit  einer  auf  ^ol^»  ober  Steinföulm 
mbenben  SSeranba,  lagen  gur  SSerminberung  ber 
gfeuerdgef abr  in  getrmnten  ©  ruppen  (vici,  insulae) 
Don  je  6—8  Käufern.  ®a8  „Kolleg"  umfd^Io| 
meiß  smei  Don  SöuIenbaQm  umgebme  ^5fe.  2)er 
Sfrontpgel  biente  alS  SBobnung  ber  $atred,  bie 
9{ebengeböube  ald  Sd^ulen,  9Raga}ine,  SBer!- 
ftötten.  Sabinter  lag  ber  f  orglid^  gepflegte  äßufter- 
gartm  beS  ^fanbofS.  9Die  Äir^m,  meift  brei- 
f^iffiS/  oxi^  Sanbftein  gebaut,  mit  einer  bübfd^m 
SorbaUe,  reid^  geglieberter  3a9abe,  brei  ^aupt- 
unb  mebrerm  92ebenportaIm,  einem  maffiDmfrti- 
ftebenben  ©lodfentburm,  im  3nnem  Derfd^men« 
berif(b  ausgeplättet  mit  reid^  Dergolbetm  Sd^ni|- 
altören  k.,  machen  felbjt  b^ute  nod^  atS  SRuinm 
einm  gro|artigm  Sinbmd  (ogL  u.  %  SDö«fiaIIe- 
mant,  Äeifm  burd^  Süb»95rafilien,  fieipj.  1859). 
Siu^erbem  b<^tte  iebed  S)orf  fein  gfriebboffird^lein, 
eine  ^obtenfapeÜe  (Misericordia),  mo  bie  Seid^ 
auSgefteHt  unb  gum  SBegröbni^  abgebolt  murbm. 
S)er  ijfriebbof  mit  feinen  Orangenalleen  unb  feinen 
fd^5n  georbnetm,  mit  93Iumen  unb  buf  tigen  Ströu« 
(bem  eingefaßten  ©röbergruppm  glid^  einem  ,,b^i« 
ligen  ©arten  ber  lobten"  (SoutbeQ).  Sinfd  Dom 
ijfriebbof  ftanb  abgefonbert  ber  Kotiguasu,  „baS 
große  fiaud",  mo  bie  äBittmm  eine  9rt  Üöfler- 
lid^ed  Sibttt  fübrten  unb  baS  }ugleid^  als  Seffe- 
mngSanftalt  für  gfraum,  alS  ^eim  für  ffrüppel  2C 
bimte.  3lm  Beginn  ber  gelbmarf  lagm  bie  fta- 
pelle  beS  bl.  3ftbor,  bieStamaba  ober  baS  g^rembm« 
bauS  für  burd^reifmbe  Spanier  unb  meiter  über 
ben  ^der«  unb  aSßiefmgmnb  gerfireut  bie  3ic9^I" 
öfm,  9Rüb^m,  Stampf m,  ©erbereim  tc.  9{ur  bie 
ben  b^fig^  Sinfo&m  ber  milben  Sorben  mebr 
auSgefe|tm  Stebuctionm  fomie  bie  SftanciaS  ober 
Biebbürbmmarm  mit®rabm,  $allifabm,  Som» 
bedm  2C.  in  etma  gefd^ü|t.  2)ie  93eD5I!emng  ber 
eingelnm  Ortfd^ftm  fcbmantte  gmifd^m  500  bis 
7000  Seelm. 

2.  SBirtbfd^aftlid^eS  Sbfiem  berSle- 
b  tt  c  t  i  0  n  e  n.  ^ie  3bee  eines  felbftänbigm  ®e« 
meinmef  enS  tief  im  3nnem  beS  SanbeS  unb  meit  Don 


1467 


^araguaQ. 


1468 


ben  fponifd^enSuIturfiöttm  legte  ben  ®rfinbem  boS 
fd^ttnerige  Problem  ouf,  burd^  ein  flugeS  tDittl^- 
fdlaftlid^eS  @Qftem  bie  motehelle  ©elbfierl^altung 
gtt  ^ä^ttn,  ha  bie  Unterftü|ung  ber  Jhone  ^d^  ttur 
im  Snfong  ouf  einen  mö|igen  3ufc^u^  (»algiin 
moderado  estipendio*,  Decr.  Philipp.  UI., 
20.  Nov.  1611,  bei  Sans  p.  48)  unb  bie  8e- 
fd^ffung  Don  jfird^geratl^en,  fpöterl^in  auf  ben 
geit-  unb  t]^eiltt)eife  gemöl^rten  ßrlog  ber  Steuer 
befd^rönfte.  —  a.  Sigent^umSDerl^öItniffe.  9ner 
@runb  unb  Soben  ber  9tebuctionen  toor  Sigentl^unt 
ber  ©emeinbe  unb  unterftanb  beren  SSertoaltung. 
3)q§  fianb  mürbe  nad^  ff  ojitf  d^often  bertl^eilt.  ^Idfer« 
gerötl^,  3ugt)iel^,  Sfaj^rjeuge  mürben  bon  bem  ge« 
meinfomenSeft^  gettel^en  unb  mad^ten  bie  Slunoe. 
Snier  Srtrog  ber  ^rioatöder  (Alamba,  b.  i.  eigene 
Bad)t  genannt)  unb  beS  ißriüatflei^eS,  mie  3agb> 
beute  zc,  mar  boQeS  freies  Sigent^um  ber  Sin- 
geinen unb  mürbe  bei  bem  gemeinfamen  £aufd^ 
lanbel  jebem  genau  Dened^net  unb  in  bie  gemün  jd^- 
ten  äBaaren  umgeje^t.  S)od^  burf te  niemanb  feinen 
^der  unb  fein  ^auS  berfaufen.  3)a  ftd^  ber  $rit)at" 
betrieb  bei  ber  angeborenen  Snboleng  ber  rotl^en 
Stoffe  fel^r  balb  aI8  ungureid^enb  unb  unftd^er  er- 
mied^  mürbe  boneben  bie  gemeinfame  IBefteQung 
oon  ©emeinbeödem  (Tupamba,  b.  ^.  SBefti 
©otteS)  eingeführt,  beren  Srtrag  in  ben  ©emeinbe- 
magaginen  aufbemal^rt,  burd^  inbianifd^e  @d^aff* 
ner  unb  Sled^nungSfül^rer  unter  ^ufftd^t  ber  $atreS 
Dermaltet  unb  tl^eilS  gum  Unterhalt  ber  9Rifftonare, 
ber  armen,  ftranfen,  SBittmen  tc,  tl^eil«  atö  fünf- 
tigeS  ©aatfom,  tl^eilS  als  SReferoeDorrat)^  für  ein» 
tretenbe  Unföfle,  t^eilS  enblidi  alS  Sribut  unb  gum 
Sintoufd^  europöifd^er  SBoaren,  Siol^ftoffe  2C.  unb 
befonbcrS  öon  ff ird^enfd^mud  k.  üermenbet  mürbe. 
—  b.  ^robucte.  SBö^renb  bie  Snbioncr  auf  il^ren 
^riöotädcm  nur  bie  gemöfinlid^ftcn  ein^eimifdften 
ffnoHen«  unb  grud^tortcn  bauten,  entmidcUe  ftd^ 
bie  Sommunalprobuction  gum  blü^enben  ©rog« 
betrieb,  ^dcr»,  ©arten»  unb  ^lantogenbau  lie- 
ferte bie  meiftcn  europäifdften  unb  bie  ein^eimifd^en 
Kerealien  unb  Sfrud^tforten  (SBeigen  unb  ber  öon 
ben  $otreS  eingeführte  SReiS  mürbe  foft  blo^  in 
ben  SRebuctioncn  gepffongt),  Sabaf,  ;^vidtxxof)X, 
Snbigo  unb  befonberS  SBournmoüe.  ^udi  SBein» 
bau  mürbe  üerfud^t.  ©er  mid^tigfte  Slrtifel  fomol^I 
für  ben  eigenen  «ebarf  (jäl^rlid^  25-30000  «r- 
roben ;  1  5lrr.  =  25  ^fb.)  mie  für  bie  «uSful&r 
(^ö(^ftenS  10—12000  ^rr.)  mar  ber  ouS  ben 
Slöttem  beS  Hex  parag.  gemonnene  3Ratö-  ober 
$aroguat)t]^ee  (Herba),  nod^  l^eute  baS  belieb» 
tefte  Sanbcagctränf  in  ©übamcrifa.  SDie  gro^e 
(Sntfemung  ber  ^erbamälber  beranlafete  bie  3e» 
fuiten,  ben  nur  t^eilmeife  gelungenen  unb  oon  ben 
©paniem  gel^inberten  SSerfud^  fünftlic^cr  SJer» 
pflangung  gu  mad^en.  ^nd)  ber  SJiel^ftanb  mar 
@]ommunaIgut,  unb  mand^e  Slebuctionen  göljlten 
an  bie  20—30000  ©d^afe,  100000  unb  mcl^r 
©tüd  ^omoie^,  gol^IIofe  $ferbe,  SWauIt^iere 
unbgfel.  5lud&  bie  fonftigen  ©d^äje  beSSBalbeS: 
§olg,  föftUd^e  §arge,  Sienenl^onig  2C.  mürben 


forglid^  ausgebeutet.  3ebe  Stebuction  bcfakb  fo 
fonberS  bie  ben  IocaIen8obemicrl6dttn{|feii  gta^ 
ften  ^robuctionSorten  unb  taufd^te  bös  S^äite 
k)on  ben  ©d^mefterrebudionen  ein.  —  e.  äntaprie 
unb  ©emerbe.  Sie  enormen  Sebfirfmfh  beS  gro|ni 
©emeinmefenS  unb  bie  ©d^mierigliett  ocS  Siqiodl 
ffil^rte  gur  Segrünbung  einer  eigenen  Snbufim, 
bie  mit  ber  S^it  burd^  fafi  fdmmtlid^  (Seneiic 
vertreten  mar.  ©elbft  bie  Derfd^iebenften  Sbi^ 
inftrumente^  Ui^rmerfe,  Orgeln,  &lodm,  bie  feiii 
ften  ©pi^en  unb  ber  gefammte  Ornamenten-  «A 
©tatuenfd^mud,  bie  llltäre  2C  tourben  iMm  ba 
inbianifd^en  ffünftlem  unter  Anleitung  ber  $aM 
f elbft  Derfertigt.  S)urd^  gugiel^g  Don  Se^ifingn 
mürbe  für  einen  bleibenben  ^Kntbmerferfhmb  ge* 
f orgt.  Sud^  ber  Sebarf  an  Hturgif d^  unb  fale^ 
tif ($en  Sudlern  mürbe  tl^eilS  burd^  gefc^idtte  & 
piften,  tl^eilS  burd^  eigene  Srudereien,  toie  ta 
©.  SRiguel,  ©.  XaDier,  (S^xpvA,  gebedt  9Sr  bei 
©ro^betrieb  l^atte  jebe  SRebuction  i^re  WHjIm, 
©tampfen,  ©erbereien,  SBebereien  2C  eäUfi 
l^Qbraulifd^e  SBerfe  merben  ermähnt.  —  d.  9tM|i 
tl^eilung.  9hir  eine  genau  geregette  Settnng  nd) 
Sontrole  lonnte  baS  mirtl^fd^ftlid^e  (Betriebe  ii 
©ang  l^alten  unb  ben  Don  92atur  fo  geborin- 
lofcn  unb  arbeitsfd^euen  änbioner  gut  geotbada 
9lrbeit  ergiel^en.  ©d^on  bie  ffinber  tourben  bogt 
angel^alten  unb  täglid^  unter  eigenen  Su^djai 
tl^eilS  in  bie  SBerfftötten  unb  ©pinnftuben,  t^ 
unter  ben  frol^en  fllöngen  ber  SRuftf  unb  Sonn* 
tragung  einer  ©tatue  beS  bl.  3ftbor  auf  bie  g^O«; 
$lantagen  unb  ©drten  gefül^rt  unb  mit  leUj^ 
t)ilfeleiftungen  befd^öftigt.  SHe  gfrauen  mti|tcB 
auger  i^ren  |)auSarbeiten  möd^entlid^  ein  te- 
ftimmteS  $enfum  für  ben  ©emeinbebebarf  fpim«^ 
beim  ißflangen  unb  Sinfammeln  ber  Saumnole 
l^elfen  u.  f.  m.  ©ie  9Ranner,  bie  fein  beftimmtel 
©emerbe  batten,  maren  menigftenS  on  gmei  Xag» 
ber  SBoc^e  gur  Sommunalarbeit,  f ei  eS  auf  bei 
S-elbcm,  fei  eS  bei  Sauten,  Derpfiic^tet  91«  m 
Smtegeit  mürben  alle  ^önbe  oufgeboten.  9iit|ff 
bem  ©emeinbeDorftanb  (f.  u.)  l^otte  jeber  ©eioerh- 
gmeig  nod^  eigene  Sluffeber  unb  3unftmei|ler,  bk 
in  beftönbigcm  Xapport  mit  ben  Alled  übenDQ((a- 
ben  üRiffionaren  ftanben.  9}on  allen  Seontn 
mürbe  genaue  Sied^enfd^aftSablage  geforbert,  nb 
bie  SRed^nungSbüd^er  unb  SSermaltungSberütfe 
maren  nad^  bem  3^ugni6  ber  föntgli^en  Siftii- 
toren  mufterl^aft  in  Orbnung.  3äbrli(^  ^idlai 
aud^  bie  OrbenSoberen  genaue  SReoifun.  Sie 
^anbmerfer  unb  ©emeinbebiener  mürben  auf  Sos' 
munalfoften  erbalten,  unb  bie  $nDat^c^n:berSlli^ 
unb  gfabrleute  unb  anberer^  bie  im  S)ien^  ba 
©emeinbe  abmefenb  maren,  Don  Ruberen  für  fie 
bcfteHt.  —  e.  ©üteroert^eilung.  9Ja^rungmiblHeiF 
bung  maren,  abgefcben  Don  einer  fleinenSuSjekS- 
nung  ber  ffagifen  unb  Beamten,  für  ^Qe  ^eut- 
S)er  ertrag  ber  ^riDatöder  lieferte  bie  \&0lt 
3ufoft  unb  mürbe,  menn  er  Dor  ber  3ett  anSginj), 
aus  ben  ©emeinbemagaginen  gleid^mäfeig  etgöjL 
S)ie  töglid^en  gfleifc^rationen,  bie  ^auptn^nnft 


^aragtta^. 


1470 


Pd^  ieber  oüabnibltd^  ouS  ber  ©emeinbe« 
tetcL  3n  äojieiu  mit  co.  7000  ßinmol^nem 
s  |.  S.  tdglU^  40  Od^fen  gefd^Iod^tet.  SMe 
»  autelten  befonbere  ffoft  ouS  bem  $fan« 

in  beffm  ^of  aud^  bie  ffinber  gemeitt" 
r  gfrü^pd  unb  Slbenbbrob  belomen.  %n 
gfefttagen  fonben  gemeinfome  fröl^Ud^e  ®aft- 
:  ftatt  (Ebeitf 0  fteuerte  boS  ® emeinbemagajin 
4^tmSjHttn  u.  f.  to.  Befonbere  Sugaben. 
!  geifüge  ®etrön!e  toaren^  toenigfiend  au8  ben 
uti'Xebudionen,  buni^  ben  beliebten  SJlotö« 
aß  gong  ixrbröngt  n)orben.  äa^rlid^  tourbe 
lyt  ®emeinbe  gmeimal  neu  beüeibet,  begto. 

iebe  Sfamilie  ben  ndtl^igen  SBoQ«  unb 
tDoHfioff,  abgefel^en  Don  bem,  nxiS  ieber 
olt  ouS  bem  ßrtrog  ber  $riOQtödfer  fid^ 
leben  loffen.  Sie  ffleibung  toax  einfod^,  ober 
enb.  SHe  $ra<i^tgett>ftnber  unb  fonfliger 
mud  für  feierlid^  ©elegenl^eiten,  Sü^en« 
tt,  Salden,  Sbgeid^  u.  bgL,  xonxhtn  in 
t  S^ränfen  im  ,,&oneg''  oufbetool^rt.  — 
ül^enbe  3uftanb  ber  Stebuctionen,  ben  9ne, 
Die  ^vxtht  bed  OrbenS  bezeugten,  fprid^t 
enug  )u  ©unften  biefeS  ttrirt^fd^aftlid^en 
(ifationSfQftemS,  boS  gubem  bem  S^aratter 
n  Sebürtniffen  biefe«  93oIfe8  am  beften  ent- 

2)a6  boSfelbe  {eben  £rieb  }u  felbftönbiger 

genommen,  ift  fd^on  be^l^olb  nid^t  tocl^x, 
ie  gonge  actioe  SSenooltung  in  bie  f)önbe 
ibioner,  bej».  ber  oud  ibnen  gemäl^Iten  $e« 

gelegt  xdqx,  unb  iebe  tjfomilie  burd^  gflei^ 
porfamfeit,  menn  oud^  nid^t  }u  Ueberfiu^, 
I  gu  einem  bel^äbigen  SBol^Iflonb  gelangen 

UebrigenS  mürbe  bie  Sd^öpfung  ia  ger» 
(1^  {ie  nod^  il^re  bolle  @ntn)idlung  eneic^t 
—  f.  §atü)cl  unb  Wcid^t^um.  S)ie  5In- 
png,  ber  Orben  l^abe  burd^  ©rünbung 
uttabböngigenSolonialfiaoted''  feine  eigenen 
Iftn  oerfolgt  unb  an^  ben  IRebuctionen  un> 
t  Sleid^tl^ümer  gebogen,  ift  fd^on  burd^  ben 
tonten  Soutl^eQ  (History  of  Brasil  in, 
1819,  508  ff.)  unb  Rubere  längft  toiber- 
igl  S^r,  Sefuitenfobcln,  Sfreib.  1891, 
.).  ©ie  ifi  eine  fjobcl,  gerobe  wie  bie« 
Don  ben  @oIbminen,  meldte  nie  q;iftirt 

loenn  oud^  f)Qg  ober  Aberglaube  bie  3e» 
t^rer  gel^eimen  93etreibung  mit  f old^er  ^ort* 
eit  onüagte,  bog  bie  [Regierung  fid^  me^r 
mal  gur  Unterfud^ung  gegmungen  fal^  (ügl. 
terfud(|ung3acten  bei  Charlevoix,  Uistoire 
ragnay  HI,  Paris  1757,  381  ss.).  SDie 
Uten  Sered^nungen  ber  angeblichen  jöl^r« 
£infänfte  benign  auf  rein  njiQfurlid^en 
rrigen  SSorauSfekungen.  2)er  gro^e  SSieb« 
tfpräfentirte  g.  8.  bei  bem  Ucberflu^  an 
iofen  l^albmilben  beerben  feinen  Sleid^tbum; 
bod^  ein  einziger  gefd^ni^ter  ^olgaltar  in 
itia  auf  ben  SBertb  t)on  80  000  Od^fen 
1  9n|erbem  berfd^Iangen  bie  Unterbai- 
»Pen  (mon  Dgt.  bie  ftoften  ber  Snbianer« 
Honen  in  ben  SSerein.  @taaten,  g.  ^.  in 


bem  einen  3a]^  1882  ca.  10  9RiIL  SoDord,  Don 
1867—1882  sufammen  912187813)00.),  ber 
l^l^e  ^i8  ber  im))ortixten  Sbl^robude  unb  (Eifen- 
maaren  (1  Cuintaicentner  Sifen  Don  9ueno8 
SlireS  foftete  16  9urei,  1  (gDe  Seinmanb  4  unb 
mel^r  alte  Sleid^tl^aler,  eine  feine  Spi^enalbe 
120  mSßÜ^altx  2c),  ber  iä^rlic^  Slribut  Don 
über  20000  ißefod,  bie  (Erbauung  unb  glansDoSe 
SuSfd^mfldung  ber  ffird^en,  bie  Sudniftung  inbia« 
nifd^er  ^üfstruppen  im  2)ienfl  ber  fpanifd^ 
Kolonie  u.  (.  m.  fd^on  aSein  faft  baS  gan^e  Stn« 
fonroten.  2)er  fmubel  beftanb  nur  in  bem  fird^en- 
red^tlid^  geftatteten  SiuStaufd^  ber  $robucte  für 
gleid^mer^ige  SBaaren  (Sögen,  So^rer,  Ae^te  2C., 
tjfarbftoffe,  ©alg,  SBein,  Sinnen,  Seibe  zc) 
unb  hxad^it  nad^  bem  9u8mei8  ber  fönigli^en 
Unterfud^ungScommiffwn  (f.  bei  Cfaarlevoix  VI, 
361)  im  Saläre  burcbfd^nittlid^  blo^  100000 
ißefoS  ein,  ttmd  auf  ben  ßo)p^  7  Stealen  mad^te. 
SQBerle  ber  Snbufirie  unb  Jhinft  mürben  im  Wi» 
gemeinen  bIo|  unter  ben  Stebuctionen  felbfl  au§- 
getaufd^t.  SRärße  unb  il^r  ®efo(ge,  ftrftmer  unb 
äBirtl^e  mürben  in  ben  Stebuctionen  nid^t  gebulbet. 
@elb  in  SRünje  mar,  mie  äber]^au))t  bamalS  in 
ißaraguaQ,  in  ben  Stebuctionen  unbelannt.  (!BgI. 
Jns  indic.  tit.  XXIV,  1. 4,  leg.  7  bei  Peramas, 
De  vita  et  moribus  13  Viror.  Parag.,  Faven- 
tdae  1793,  n.  CLXXVII  sqq.) 

8.  StegierungdformberSlebuctionen. 
a.  ftird^Ii^e.  Sie  83  ®uarani>SRebuctionen  unter« 
ftanben  ber  3uri§biction  ber  93ifd^öf e  Don  IBuenod 
^ireS  unb  Sfunrion.  2)iefe  SuriSbiction  mar  aber 
befd^rönft  burd^  bie  auf  ))öpft(id^en  $riDiIegien 
(Dgl.  u.  a.  bie  IBuHe  $auld  ITT.  Licet  debitum  Dom 
1 8.  Oct.  1 549,  bie  burd^  3)i^Iom  pUippS  UL  Dom 
5.  Sept.  1620  auf  baS  älebuctionengebiet  Sud« 
bel^nung  fanb)  unb  föntglid^en  ^tronatSred^ten 
beru^enbe  Ssemtion,  meld^er  ftd^  bie  ©efeüfd^iaft 
3efu  mie  anbere  Orben  erfreute.  Snnerl^alb 
biefer  red^tUd^en  ®rengen  mar  baS  SSerl^tni^ 
ber  $atred  ^u  ben  meiften  Oberl^irten,  abge« 
fel^  Don  fleinen  Reibereien,  einburd^auS  freunb- 
li^eS.  SBegen  ber  großen  ßntfemungen  Don  ben 
93if(ü^of3ft^en  befa^en  bie  Oberen  ber  URiffton, 
mie  Dielfad^  nod^  |eute,  baS  ^riDileg,  felbft  )u 
firmen;  bod^  famen  bie  ^ifd^öfe  mieberl^olt  pn» 
fönlid^  unb  traten  öfters  entfd^ieben  für  bie  91e- 
buctionen  ein  (f.  bie  SBerid^te  eines  Son  $ebro 
^a^arbo,  93ifd^of8  Don  SuenoS  %reS,  2)on  S. 
©on^ale}  be  ^obeba,  Sr^bifd^ofS  Don  Sa  !ßlata, 
S)on  3of.  be  ^aloS,  9ifd|ofd  Don  Sfundon,  S)on 
3.  be  Sarricolea  9  Olea,  ^ifd^ofd  Don  ^ucuman, 
3)on  3of.  be  ^eralta  unb  Ruberer,  meift  Singe- 
böriger  Derfd^iebener  Orben,  bei  Charlevoix  IV, 
829  SS.),  dine  traurige  SuSnal^me  bilbet  ber 
93ifd^of  Don  Sfuncion,  Fr.  SBemarbino  be  Kar- 
benaS  0.  S.  Fr.  (1642—1649,  bann  nad^  ©.  6ru§ 
be  la  Sierra  Derfejt),  beffen  leibeufd^aftlid^e«  ©or- 
gelten baS  gonge  Sanb  in  SSermirrung  brad^te  unb 
ber  in  feinem  blinben  ^a|  gegen  bie  Sefuiten  bie 
atebuctionen  gu  Demid^ten  brol^te,  fpoter  iebod^  mit 


1471 


^araguQQ. 


im 


bei  ®c{cnfd6Qft  pd^  oufrid^tig  Dcrföl^nte.  ffiicfc 
giatbcnaS-^ffQire  ifl  fpätcr  t)on  bcr  antiiefuitifd^cn 
^rteibef  onberS  unter  ^ombal  Dielfad^  ausgebeutet 
iDorben.  2)ie  S^orfteUung  unb  bef onberS  Slctenftüdfe 
bei  ^axUr>D\i  (m,  255  ss.)  (omie  bie  Unterf  ud^ung 
©out^eti'g  (n,  381  ff.)  laRen  feinen  Sweifel  übrig, 
auf  toeld^er  Seite  baS  SRed^t  tt)ar.  —  Seit  1654 
mürbe  ber  3lamt  Beductiones  offtciell  in  ben  bon 
Doctrinae  geönbert  unb  bie  92ieberla{fungen  als 
$faneien  bebanbelt,  maS  in  9RiffionSIanbem 
burd^auS  nid^t  gegen  bie  OrbenSfa^ungen  loar, 
toit  ber  ^oftat  ^hafk^  bel^auptete.  3ebe  SRe« 
buction  l^otte  einen  Cura  (^farrer),  ber  jugleid^ 
Oberer  toar,  unb  einen  Vicario  ober  ©el^ilfen, 
in  größeren  Stebuctionen  aud^  mel^rere.  fjfür  ben 
Cura  pröfentirte  ber  ißroDinjial  bem  Stattl^alter, 
als  Vertreter  beS  töniglid^en  ^atronatSl^erm,  brei 
patres.  S)er  ©enöl^Ite  erl^ielt  Dom  ^ifd^of  bie 
canonifd^e  Ernennung.  3m  Uebrigen  tag  bie  ^b« 
miniftration  ganj  in  |)änben  beS  DrbenSobem.  — 
b.  äBeltUc^e.  S)aS  SSerl^öItni^  gur  fpanifd^en  ftrone 
unb  gur  Sotonialregierung  fanb  feine  gefe^Iid^e 
Siegelung  burd^  bie  gal^Ireid^en  föniglic^en,  gule|t 
nod^  burd^  baS  berul^mte  2)ecret  ^l^ilippS  Y.  Dom 
28.  S)ecember  1743  (Oharlevoix  VI,  331  bs.) 
beftötigten  (Srlaffe  unb  Privilegien.  S)amad^  unter- 
ftanben  bie  Stebuctionen  Don  ®uaQra,  %Qpt,  $a« 
ranä  unb  Uruguay  unmittelbar  ber  Jhone,  meldder 
bie  änbianer  f eierlid^  Sreue  gefd^moren  l^atten ;  fte 
maren  Don  ber  ßioloniatregierung  nur  abl^ängig, 
fomeit  ber  RMq  beftimmte.  3)ie  l^äuflgen  »iber- 
red^tlid^en  (Eingriffe  mand^er  Stattl^alter,  befon> 
berS  beS  UfurpatorS  3ofö  be  Slntiguera  \)  Saftro 
(1723—1731 ;  f.  ben  ^ntiguera-^anbel  am  ein» 
gel^enbften  bei  P.  Pedro  Lozano  S.  J.,  Eist,  de 
las  Revoluc.  de  la  Prov.  de  Parag.,  gum  erften 
9Ral  ebiri  in  ber  Bevista  del  Paraguay,  Buenos 
Aires,  ano  1892 — 94),  tourben  burd^  bie  fönig» 
lid^e  Audiencia  Don  ßl^arcaS  ober  f öniglid^e  ißi^- 
tatoren  ertebigt.  3)ie  betreffenben  ^ctenftüdfe  (bei 
Oharlevoix  V,  259  ss.)  ftnb  ebenf  o  Diele  glöngenbe 
SRed^tfertigungen  beS  DrbenS.  3n  bem  oben  dtirien 
3)ecret  ^^ilippS  V.  gibt  ber  flöntg  ben  SRebuctionen 
baS  3^ugni^,  ba^  er  nirgenbS  treuere  unb  gel^or« 
famere  Untertl^anen  im  gangen  (tt)eft)inbifd^en  6o» 
Ionia(reid|]^abe.3nbenSRebuctionen]^errfd^teburd^« 
tt)eg  baS  f  panif  c^e  @efe^,  f  on)eit  eS  nid^t  burd^  f  5nig- 
lid^e  ^riDilegien,  g.  8.  burd^  9SerIei^ung  einer 
felbftänbigen  ©erid^tSbarfeU  (Decr.  Phü.  V,  bri 
Gharlevoix  1.  c,  art.  5),  aufgel^oben  ober  bur(|  bie 
ouf  lange  grfal^rung  gegrünbete  unb  niebcrgefd^rie» 
bene  ©emeinbeorbnung  mobipdrt  toar.  SDie  DrtS« 
bel^örbe  mar  gemög  9)orfd^rif t  ber  Lex  indica  nad^ 
fpanifd^em  Sanfter  eingerid^tet  unb  beftanb  auS 
bem  Dom  Stattl^alter  beftätigten  Corregidor  (Sür- 
germeifter),  bem  Teniente,  feinem  ©teflDertreter, 
gmei  Alcaldes,  bem  Alcalde  de  Hermandad 
(Suffel^er  beS  SanbbaueS),  Dier  Regidores,  bem 
Alguazil  Major  (^räfect  ber  Unterbeamten),  bem 
Procurador  (SemrinbeDermalter) ,  einem  ober 
mel^reren  Sd^reibem  unb  Secretören,  bem  Alferez 


Beal  (f  gl.  gfftl^nrid^)  unb  einer  Stetige  utttergecniK 
neter  ^Beamten.  S)ie  io^rlid^e  Sternual^t  unb  fetc^ 
lid^e  ßinful^rung  fanb  om  SoJ^fd^Iuft  ^,  unb 
gmar  genau  nad^  bem  Jus  indicum,  baS  bie  9egen> 
nmrt  beS  dura  Dorf  d^rieb  unb  i^  eDeniueSen  (Bb- 
fprud^  erlaubte.  3u  bemerfen  ift  nod^,  tM|  bol 
olte  erblid^e  ffagifat  ebenfo  nrie  ber  inbiimif4( 
®efd^Ied^tSabeI  in  ben  SRebuctionen  in  9ted^  vab 
Sl^ren  Derblieb  unb^  mie  eS  f d^eint,  Domel^mli^  W 
ben  ]^5]^eren  ^eamtenftellen  unb  9Rintörd(iargenbc- 
rüdffid^tigt  mürbe.  Snben  33  ®uarant«9tebudiimen 
maren  nod^  etma  500  ffagifen,  bie  $(Uipp  V.  gi 
9)ittem  Don  @.  3ago  mad^en  tuoIUe;  er  uoljiB 
nur  Slbfianb  baDon,  mett  bie  ffogilen  frinen  SeiQ 
auf  bie  SuSgeid^nung  gu  legen  fd^ienen.  —  3> 
Setreff  ber  militörifd^en  üßad^t  oer  XebucttonB 
ift  gegenüber  mand^en  Sntftellungen  Dor  Sflem  gs 
betonen,  ba^  biefe  burd^  bie  SinfMe  ber  9Rane> 
luden  unb  f  rinblid^en  Sorben  notl^menbig  gena^ 
Selbft^ilfe  —  bie  fpanifd^n  Stattl^alter  lie|enbie 
bebröngten  SRifftonen  tro|  mieber|olter  ^ilfenfe 
im  @tid^  —  bur(^  föniglid^eS  ^riDileg  aufibcnfr 
lid^  gugeftanben  unb  Don  ber  Jhone  tro|  b(dSiB> 
fprud^SberSoIonieaufred^t  erlitten  nmrbe(f.Decr. 
Phil.  Y.  1.  c,  art.  6).  3ebe  SRebuction  (die  i^ 
trefflid^  geübten  unb  tl^eilS  mit  ben  etnl^rimif^air 
tl^dlS  mit  europöif  d^en  SBaff  en  unb  SfeuetgUDelnn 
auSgerüfteten  Kompagnien  gu  f)fu|  unb  {u  Stofc 
mit  il^ren  Derfd^iebenen  Of^deren,  Salinen,  it 
geid^en  u.  f.  m.  nad^  fpanifc^m  SHufter.  dnrSec» 
lütung  Don  9Ri^räud^en  blieben  bie  Sfeuergctt^R 
unb  SlRunition  au^er  ber  3^  ber  Uebung  ote 
ber  ^dion  in  Srfenalen  Derfd^loffen.  S)ie  iä)iam- 
fd^en  Sniügen  bemöl^rten  ftd^  trefflid^  in  ben  flxi- 
teren  3Rameludfenfriegen  fdt  1640^  bmrben  frit 
1641  faft  jebeS  3a^r  oIS  ^ilfStruppen  gegen  unlbe 
Stämme  unb  gegen  bie  ißortugiefen  Don  ben  Statte 
l^altem  aufgeboten  unb  leifteten  ber  f panif d^nflnme 
mefentlid^e  unb  Don  ben  Stattl^oUem  unb  ftihrigcB 
banfbar  anerfannte  S)ienfte  (auSfül^rlid^  bdSus 
1.  c.  cap.  6). 

4.  Srgiel^ungSmetl^obe.  a.  Sd^uftDcfoL 
3n  ieber  Stebuction  bejtanb  eine  Slementorf^ak 
mit  gum  %^ül  inbianifd^en  Seigrem,  in  toeld^ 
Sefen,  Sd^reiben  unb  Sted^nen  geleiert  umrbe.  So^ 
nal^men  an  il^r  nur  bie  Jhtaben  unb  gmor  ni^t 
alle  ^l^eil,  f onbem  nur  bie  tolentirteren  nnb  bk 
JHnber  ber  ffagifen  unb  Domel^meren  änbiomt 
aus  benen  Dormiegenb  bie  OrtSDorßel^er,  Seomtcs, 
Sacriftane  ic.  genommen  mürben.  Slud^  SateiB" 
lefen  mürbe,  fomdt  eS  für  ben  JKrd^nbienß  nb 
®efang  nötl^igmar,  beigebrad^t.  Xrefflid^  Idptiai 
namentlid^  bie  Sing»  unb  SRuftffd^ulen^  fo  Ui 
jebe  Stebuction  ibren  ffird^end^or  unb  ein  tiofr 
ftönbig  befe^teS  Ord^efter  befa|.  S)er  Sommif, 
bie  Sefuiten  bitten  ibren  Klienten  baS  felenci 
ber  fpanifd^en  Sprad^e  Derboten,  um  i^re  (Se^ci» 
niffe  beffer  Derborgen  gu  balten  unb  ben  Umgoog 
mit  ben  Spaniern  unmöglid^  gu  mod^en,  ifl  f^M 
be^megen  gang  unl^altbar,  meil  bie  @uaranif|nni4t 
bamalS  mie  l^eute  ^bie  ollgemeine  SottSftna^t' 


1473 


^araguoQ. 


1474 


(utdft  bct  ftxmif^en  Soloniflen  iDor  (ogl.  @tem> 
Soplifiu«,  ^nbb.  ixt  äug.  ®eogr.  u.  @tati{). 
I,  8, 1160,  7.  Sufl.,  Seipaig  1858);  jubcm  toirb 
er  btm(  boS  S)ecret  $]^ili))ps  Y.  Q.  c.  art.  3) 
nriberlegt.  Sie  ^treS  l^ielten  fid^  genau  an  boS 
Job  indionm  (Tit.  1,  c.  6,  leg.  18),  baS  bie  an« 
Uoncr  }ur  Srlermmg  ber  @prad^e  nid^t  gtoong  (über 
bk  ItngirißiU^  SSerbienfte  ber  Sefuiten  don  ^oro- 

Ba9  f.  3.  Sial^Imami,  ^te  Sprad^futibe  utib  bie 
ifflimcii,8freiburglS.1891,79ff.).-b.3ud^t 
imb  StrofbiScipIin.  (Hiuvt^tDed  loor  bie  (Srste|ung 
m  ((rißlid^  Sitte  unb  arbeitfotnleit.  Sal^in 
ttUht  tot  Vätm  bie  fefie,  burd^  ©lodfenjeid^en 
geccgftte  Zagefiorbnung,  bie  fhenge,  oud^  burd^ 
boS  Jus  incScnm  dorgefd^riebene  Zrennung  ber 
0cfd^te(^ter  im  öffentUd^en  ® emetttbeleben ,  ein 
BnQed  UebertDod^ungSf 9{tem .  mie  eS  burd^  bie 
9afd^g  alter  Sl^riften,  3ltop^itn  unb  eben 
wA  bet  SBinmtl  in  bie  3)5rfer  geBrad^ter  Sie- 
aente  gtforbert  nmrbe.  Sal^in  gel^örte  aud^  bie 
mögß^fie  Sbfd^liegung  ber  Snbianer  bon  ben 
€)Mniem  unb  ben  meift  fittlid^  Derfommenen  Com- 
ncBbeninbionem,  eine  ÜRa^reget  bie  Don  Son 
Intoitio  be  UQoa  (Voy.  hist.  de  rAmöriq.  m^- 
riiL  If  Amsterd.  1752,  549)  unb  aOen  SSemünf- 
tigen  olS  burd^ouS  geboten  erllört  tonb.  UebrigenS 
mcen  bie  Sfundon  gunSd^ft  Kegenben  fed^§  Ort- 
Hoften  €.  9Raria  be  ^6,  @.  3gnacio  SRa^or, 
6.  Xofa,  €.  3ago,  @.  CoSmö,  ^iapna  )u  ©unften 
M JtKimfd^  ^onbeld  auf  äBunfd^  beS  ffönigS 
ustb  ottd^  fonji  l^otte  iebe  Siebuction  i|r 
8  für  burd^eifenbe  Spanier.  Sie 
JUfym  IBeamten  litten  fietS  freien,  unge- 
ttnbedcn  Zutritt,  unb  e8  tt)urben  ba,  mo  feine 
8cf<^  }u  fürd^ten  mar,  mit  ben  Soloniften 
IromblidSe  Segiel^ungen  unterl^alten  unb  biefelben 
^  SU  ^filid^feiten  2C.  eingelaben.  Sie  @traf- 
riidfißii  nmr,  )umal  ber  fur^tbaren  äuftig  in  ben 
paniU^  Kolonien  gegenüber,  eine  burd^augmilbe. 
Scibfl  9l}ara  gefielet  (bei  Sans  1.  c.  75) ,  „bai 
At  Sfefuiten  il^re  ^uctoritöt  mit  einer  9Ri(be  unb 
R&^ifiung  brandeten,  bie  man  bemunbem  mu^''. 
SciDö$iiIid^  SSergel^,  Xrögl^eit,  Störung  ber 
»f^entßd^  Orbnungac,  mürben  burd^  Sfc^fien 
tbtx  (BeileD^ebe,  fd^merere  burd^  ®efängni|  bei 
i^ßwitx  thfi  gefü^nt.  SBiberfjpdnftige  gf^auen 
ancit  auf  emige  3^t  in'd  „SBeiberl^auS''  (f.  o.). 
tobcsprofefamniedor.  £obe8mürbige93erbre(^er, 
At  SirigenS  fel^r  feiten  maren,  ttmrben  burd^  Su§- 
Mihtns  aus  ben  Stebuctionen  unb  Ueberfül^rung  in 
rie  nnmifd^  Kolonien  geftraft,  mo  bie  @(^ulbigen 
Do^ofleiifi  unter  d^ftli^em  Sinffu^  blieben  unb  bei 
mdfalkn  ber  fpanif d^en  Suftig  derf  elen.  Ser  Um« 
Imb,  ba|  150  Saläre  ^inburd^  fein  ftrengereS  Straf« 
Dt^^  ndü^g  mar,  ba^  bie  auf  il^re  gfreil^eit  fonft 
p  ciferfüd^tigen,  ma^engeübten  Stamme  niemals 
110»  ii^  HIftiffionare  ftd^  auflel^nten,  f onbem  ben 
Miitos  Padres  nod^  lange  nad^  beren  ^Vertreibung 
te  ifi^tcnbeS  9nbenfen  bemal^rten,  fprid^t  gemi| 
Mtttlid^  }tt  ®unflen  be§  St){tem3  unb  fenn^eid^net 
ICH  Somurf  be6  ^iefuitifd^en  SefpotiSmud''. 

ItfxdtadttitotL  n.   2.  Kid!. 


5.  ffird^Iid^-religiöfeSSeben  ber^te- 
b  u  c  t  i  0  n  e  n.  9tid^t  mit  Unred^t  merben  bie  Sie« 
buctionen  bon  mel^reren  Sd^riftftellem  aI8  baS 
doDf  ommenfte  ÜRufter  eines  tl^eoftatifd^en  Siaaii' 
mefenS  be^eid^net.  Sie  Xeligion  bel^errfd^te  bau 
gan}e  öffentlid^e  unb  pridate  Seben.  Soe  öugere 
Sultlebenin  ben  ]^errIid^en®otted]^öufem  geflaltete 
ftd^  überaus  glanjdoa.  Sie  JHrd^enmufif  mad^te 
nad^  bem  3^gni|  S.  gf^anc  Xarque'S  (Los  in- 
signes  Misioneros  del  Parag.,  bei  J.  P.  Oaj, 
Hist.  da  Repnbl.  Jeeuitdca  do  Parag.,  Bio 
de  Janeiro  1863,  214)  ieber  fpanifd^en  Gatl^e- 
brale  Sl^re.  9ro^nIei^namS))rocef{ionen,  99itt« 
unb  Su^gönge,  bie  Sere^rung  ber  ^eiligen,  be- 
fonberS  ber  9Rutter  ®otteS,  bie  SMpptn»  unb 
$af jionSbarflellungen ,  9R9fterienf))ieIe  tc,  bie 
8ruberfd^aften,  Congregationen  k.,  mürben  ein- 
gefül^rt  unb  fonben  Die  fd^önfte  Pflege.  £öglid^ 
mol^te  bie  ganje  ©emeinbe  ber  ^eiligen  SReffe 
unb  ber  ^benbanbad^t  bei.  Sieligibfe  Uebungen 
unb  ®efönge  begleiteten  Arbeit  unb  (Sr^olung. 
£aglid^  mar  Sl^riftenle^re  für  bie  ffinber,  an 
mel^reren  Zagen  für  bie  ffated^umenen  unb  Sonn« 
tagS  für  bie  ganje  ®emeinbe.  3n  leidet  fangbaren 
ftated^iSmuSIiebem  prögten  fid^  bie  ®IaubenSIel^re 
unb  bie  ^au))t}üge  auS  bem  Seben  3efu  unb  ber 
^eiligen  ein.  9u|er  ber  SonntagSprebigt  mürben 
eigene  SbdentS-  unb  gfaftenesempel  geleiten.  Sine 
9rt  ^anbpoftille  mit  bem  £itel  Ära  poru  agui- 
yey  haba  (b.  1^.  lieber  ben  redeten  ®ebraud^  ber 
3eit),  bie  don  P.  äofepl^  be  Snfauralbe  derfa^t  unb 
fel^r  beliebt  mar,  gab  Slnmeifungen,  bie  derf^iebe- 
neu  Uebungen  }U  ^muS  unb  in  ber  ffird^e  l^eilig  unb 
derbienftdoü  ^u  derrid^ten.  Sie  Xauf e  mürbe  nad^ 
ber  bamalS  aUgemeinen  SRifftonSpraxiS  rafd^er  ge« 
fpenbet,  aber  nie  mit  bem  fieid^tfinn,  mie  böSmiHige 
ißerleumbung  eS  bargejiellt.  Sagegen  mürbe  mit 
ber  Spenbung  ber  l^eiligen  Kommunion  menigftenS 
in  ben  erften  Seiten  erft  fteben  äal^re  nad^  einer 
neuen  ©rünbung  begonnen.  3u  fpäterer  3eit  mar 
ber  Smpfang  ber  l^eiligen  Sacramente  fel^r  regel« 
mö^ig,  mie  bie  Sal^reSberid^te  (dgl.  Sans  1.  c. 
134  sg.)  auSmeifen.  9Rand^e  gingen  möd^entlic^ 
jum  Xifd^e  beS  ^erm,  bie  SRitglieber  ber  93ruber- 
fd^aften  aOe  SRonate.  Sie  frül^en  heiraten  (im 
^Iter  don  17  begm.  15  Salären)  unb  bie  ftrenge 
^l^nbung  feber  SiuSf d^meifung  f örberten  eine  gro|e 
Keinl^eit  ber  Sitten.  „6S  l^errfd^t",  fo  bezeugte 
ber  Sifd^of  don  SuenoS  ^ireS,  Son  $ebro  gfa« 
^arbo,  in  einem  99rief  dom  20.  9Rai  1720  an 
ben  ffönig  (Charlevoix  U,  94),  ^unter  biefen 
jablreid^  IBöIferfd^aften,  meld^  aus  3nbianem 
beftel^en,  bie  don  92atur  auS  gu  Saftem  aller  9lrt 
geneigt  fmb,  eine  fold^e  Unfd^ulb,  ba^  id^  glaube, 
eS  merbe  bafelbfl  feine  einzige  Sobfünbe  begangen.'' 
Sine  Steil^  autl^entifd^er  S^gniffe  don  9ifd|öfen 
unb  f  öniglid^  ffiiptatoren  (bei  Charlevoix  U.  cc, 
Pi^c.  just.)  fpred^en  mit  ber  grö|ten  Semunbe* 
rung  don  bem  Sifer  in  ber  Xl^eilnal^me  am  ®otteS« 
bienft,  ber  3lnbad^t,  Sittenreinl^eit,  d^riftlid^en 
Sruberliebe  unb  Untertl^anentreue  ber  befel^rten 

47 


1475 


^QioguaQ. 


U76 


Stibiancr  unb  ber  opfertoUIiöen,  ja  l^eroifci^eTi  ^in» 
QoBc  il^rcr  ©eelforgcr.  SBetm  folgen  3««pi|!^n 
gegenüber  Scanner,  meldte  nie  bie  Stebuctionen  ge« 
fe^en,  bel^oupten,  bo^  baS  C^riflentl^um  berfelben 
in  äußeren  Formeln  aufgegangen  unb  bie  @eel- 
forge  Demad^Iäfjigt  toorben  fei,  fo  barf  man  bar« 
fiber  }ur  XageSorbnung  übergel^en.  SBiH  man 
aber  bie  SSemid^tung  ber  Stebuctionen,  „eines  ber 
f(i^5nften  Sßerle,  bie  ie  bon  SJlenfd^enl^anb  er« 
rid^tet  mürben"  (@]^ateaubrianb),  als  einen  93e« 
»eis  l^infteüen,  hai  baS  3ßerl  nid^t  ©otteS  SBerf 
mar,  fo  fann  man  badfelbe  Urtl^eil  ebenfo  gut  ben 
erften  Slpoftellird^en  fpred^en. 

m.  UntergangberStebuctionen.  Ser 
tragifd^e  Untergang  ber  9)ebuctionen  ifl  nur  eine 
epifobe  au§  bem  feit  ber  SRitte  beS  18.  3a]^r« 
l^unbertS  gegen  ben  Orben  entbrannten  unb  mit 
feiner  3luf|ebung  enbenben  ffampfe  unb  nur  auS 
biefem  felbft  §u  oerfiel^cn  (ögl.  b.  9lrt.  Sefuiten). 
^ier  fei  auf  einige  ^au))tmomente  l^ingemiefen. 
—  1.  Sreibenbe  Ärä^c,  S)urd^  bie  Sefuiten  mar 
ber  gemattfamen  9Jlaffenuntermerfung  ber  Sin« 
geborenen  unb  il^rer  SluSnu^ung  im  @inn  ber  alten 
Sommenbenmidl^fd^aft  mirffam  ein  (Snbe  bereitet 
morben.  3)a8  mar  ber  eine  @runb  bed  unoerf  öl^n« 
lid^en^affeS  ber  alten  ßncomenberoS-^artei.  S)er 
anbere  mar  ber  treue  9nfd^Iu|  ber  9)ebuctionen  an 
bie  Ihone  im  ©egenfa^  in  ben  reDoIutionören  93e« 
ftrebungen  ber  Kolonie  gur  fioSlöfung  Don  Spanien, 
bie  feit  bem  Seginn  ber  Eroberung  mieberl^olt, 
5.  93.  nod^  1731  (ogl.  S.  ^dppig,  in  ber  SncQfl. 
t)on  Srfd^  u.  ©ruber  s.  v.  ^aragua^  857),  Der« 
fud^t,  aber  erft  nad)  Vertreibung  ber  Sefuiten  er- 
xtxd^i  mürbe.  S)ie  gal^Ireid^en  anflogen  ber  Solo« 
niften  gegen  ben  gel^a^ten  Orben  fül^rten  unter 
$i^ili))p  V.  §u  einer  eingcl^enben  Ünterfud^ung, 
beren  Srgebni^  nad^  5e]^niö]^riger  Prüfung  in  bem 
bcrül^mten  ®ecret  Dom  28.  ®eccmber  1743  (f.  0.) 
5U  einer  rul^mDoUen  Sted^tfertigung  unb  gf^ei« 
fpred^ung  be§  Drben§  fül^rte.  S)er  eigcntlid^e 
töbtlid^e  @d^Iag  gegen  bie  Sefuiten  unb  il^re  9te« 
buctionen  ging  aber  Don  Portugal  auS,  beffen  er« 
folgreid^e  9iaub))o(iti!  in  SBrajilien  fomo^I  am 
^ma}ona§  mie  im  obern  $aranä  unb  Uruguay 
bie  burd^  ben  SölferDertrag  Don  SorbefilloS  1494 
beftimmten  ©renjen  miberrcd^tlid^  immer  meiter 
auf  ffoften  ber  ©panier  Dorgefd^obcn  l^atte  (Dgl. 
©anbelmann  a.  a.  D.  624  ff.).  ®em  meitem 
^Borbringen  festen  bie  SRebuctionen  eine  unlieb« 
fame  ©d^ronfe,  bie  burd^  3«^örung  ber  ©ua^ra« 
unb  lope « Sftebuction  nur  tl^eilmeife  befeitigt 
mürbe.  S)ie  Don  ^ßornbal  ber  fpanifd^en  Se« 
gierung  Dorgefd^Iagene  befinitiDe  ©renjregulirung 
bot  il^m  eine  günftige  ©elegenl^eit  gu  einem  fd^Iauen 
biplomatifd^en  ©d^ad^gug,  ber  gteid^geitig  ben  So« 
lonialintereffen  Portugals  unb  feinem  ^affe  gegen 
bie  Sefuiten  biente.  S)er  am  15.  3anuar  1750 
in  SKabrib  abgefd^Ioffcne  Sractat  bcjümmte  näm» 
Iid6  unter  3lnberem,  bafe  Spanien  bie  feit  Sangem 
ftreitige  Kolonie  Don  ©acramento  an  ber  SSWn« 
bung  beS  Uruguay  befinitiD  bel^alten  unb  bafür 


an  Portugal  bie  fteben  Stebucttonm  am  linttn 
Ufer  beS  Uruguay,  b.  1^.  jmei  Srittl^e  beS  ^ 
tigen  braplianifd^en  ©taated  Stto  ©ronbe,  einn 
,,ber  mertl^DoQfien  X^eile  bed  fpanifd^  £a  ^lat» 
©ebieteS'',  abtreten  foUte,  unb  iioar  fo,  bcift  bk 
äefuiten  unb  il^re  80  000  SnbiQner  mit  i^  kß 
meglid^en  fyiht  auf  fpanifd^  ®e6iet  öberfiAdi 
unb  il^r  angeftammted  ^eim  mit  oD  i^ren  Ddtfen^ 
%edfem,  C^öufe^  u.  f.  m.  preisgeben  folltai.  Der 
Soufd^  mar,  rein  politifd^  betrad^tet,  ein  Uiibbiii 
(Dgl.  baSUrtl^H  beS  berül^mten  fran)5{}fd^$iiHt- 
ci^en  Sonnot  be  Ttahlt^  bei  Stein -SBoppSiS 
1,8,  1012),  gegenüber  ben  Snifftonoren  mb 
il^ren  3nbianem  aber  „einer  ber  t^ronnifd^Se' 
fel^Ie,  bie  jemals  burd^  bie  SßUIfür  ge^Üofer 
©emaltl^errfd^aft  gegeben  mürbe"*  (SonÜiey  TB, 
449).  ÜRit  »ed^t  fügt  Soutl^e«  bei,  boft  ber 
fd^mad^e  ffönig  gerbinanb  VI.  Don  ber  eigenl* 
lid^en  Sebeutung  beS  ZractateS  feine  V^nung  ^ 
—  2.  2)er  Jhieg  ber  fteben  SRiffionen.  3m 
fpanifd^en  9(merifa  erregte  ber  Xractot  (Si^ann 
unb  £ntrüftung.  S)er  Sicefönig  Don  $eni,  Me 
föniglid^e  ^ubienda  Don  S^arcaS  unb  fop  ole 
©ouDemeure  fomie  bie  Sif(^öfe  ber  Sa  $tolB- 
$roDinjen  rid^teten  bie  leb^fteften  9ledamatio«i 
an  baS  fpanif (|e  Sabinet.  Sie  litten  ebenfo  ttenig 
ßrfolg  als  bie  ber  3efuiten,  meld^  Don  fSfom 
©eneral  3gna)  SSiScontt  ben  flricten  SefeQ  er^ 
l^ielten,  fid^  in^S  UnDermeiblid^  gu  fügen  mü)  Me 
mit  Siedet  über  bie  ungered^te  3umutl^ung  er^ 
ftaunten  unb  aufgebrad^ten  3nbianer  gur  lU» 
merfung  gu  überreben.  SHe^  g^fd^^/  oHein  htf 
rü(!|id^tSlofe,  unfluge  SSorgel^en  ber  fpanifd^poita* 
gieftf  d^en  Sommiffare  unb  beS  Dom  Itdnig  emomitn 
OrbenScommiffarS  P.  Suig  9Itamirano  S.  J.  ni)tt 
bie  Snbianer  auf's  Sleu^erfte  unb  Derleitete  ftetnl 
aller  Slbmal^nungen  ber  ^atreS  gum  bemapetar 
SBiberftanb.  3lai^  furgem  jf ompfe  erlagen  fie  in 
$)auptgefed^te  im  gfebruar  1756.  SBaS  ^  ni^t 
untermarf,  flol^  in  bie  SBöIber  unb  fül^  Doateit 
aus  ben  Äampf  meiter,  f 0  baß  ber  Xractat  fai  Sirf* 
lid^feit  nod^  nid^t  auSgefül^rt  mar,  oIS  Spam 
im  3. 1761  benfelben  mieber  annuQirte  unbiaben 
barauf  auSgebrod^enen  ffriege  gegen  Portugal  bie 
ßolonie  Sacramento ,  bie  SSerot^ffung  gn  d 
biefem  Unl^eil,  megnal^m  unb  nid^t  ttneberiemd- 
gab.  Obgleid^  bamit  Spanien  etgentlid^  )M 
ben  Don  ben  3nbianem  geleifleten  SBibeipnib 
gegen  ben  unglüdffeligen  Xroctat  Don  1750  re^t* 
fertigte,  fo  mu^te  ber  ffrieg  bod^  ben  Sfräibni  in 
3efuiten  als  ^auptanüagepunft  bienen  (berftriid 
eingel^enb  bel^anbelt  Don  Alfr.  Weld,  Tlie  Sop- 
pression  of  the  Society  of  Jesus  in  the  P<l^ 
tug.  Dominions,  London  1877).  (Sine  SU 
Don  Sd^möl^fd^riften,  gefälfd^ten  Sctenßüdfen  nb 
läd^erlid^en  fabeln,  mie  berjlenigen  Don  floifer 
92icoIauS  I.  Don  ^araguoQ  (f.  S)i%r  318  ff.)  mb 
öl^nlid^en,  ging  Don  Portugal  auS  unb  mürbe  biii4 
bie  antiiefuitifd^e  Partei  burd^  gang  Suropa  colpop* 
tirt.  S)aSSBeitereiftbefannt.  3m3.1759nmrbca  ' 
bie  äefuiten  auS  Portugal  unb  feinen  Soloniei 


177 


^QtaguoQ. 


1478 


TtatUn,  unb  om  2.  Spril  1767  unteqeid^nete 
nr  arme  betrogene  ttoxi  in.  Don  Spanien  baS 
tU^Umtenbe  Cbict  gegen  bie  Sefuiten  feines 
eU^.  SS  toot  boS  XobeSurtl^eil  bet  Stebnc« 
onen  Don  ^raguoQ«  Sie  9uStoeifung  tt)urbe 
ird^  ben  ®ouoemeur  Don  9Ho  $Iata^  ^orquiS 
m  SttcQteli  feit  langer  3cit  bem  ^uptmiber« 
i^er  ber  Sefuiten  in  ^oroguo^,  mit  brutaler 
ktDoIt  DoBjogen  (Dgl.  u.  S.  t)ai  Xagebud^  eined 
lotcrS  beiPatrignani,  Menolog.,  Roma  1859, 
ppend.).  SHe  ^roDtn^  Don  ^aragua^  in  ben 
cct  €tatt]^Qerf4often  9tio  $Iata,  Xucuman 
tib  $arQgua9  }&]^Ite  bamalS  564  9)litgUeber 
(85  ^efter^  59  S^oIafKIer^  11  9loDisen, 
[>9  »rfiber),  13  CoIIegien,  1  StoDiciat  3  Sier- 
Ken^fer,  2  Stefibengen,  57  Stebuctionen  mit 
13  716  3nbianem.  2)er  Sbfd^ieb  Don  ben  3n- 
iaaem  ttar  b^^nei^enb.  «.Später/  fo  fprad^ 
iner  bie  Stimmung  ^Her  au8,  „®ott  Dergelte 
or,  VM  bu  uns  getl^an,  toaS  bu  bei  und  ge- 
ttm ;  Dergi^  nid^t  ba^  mir  bid^  nne  einen  93a!er 
Eliebt.  ®el^e  unb  reife,  aber  fomme  balb  loieber." 
'm  hfftitn  nid^t  lieber.  —  3.  Sie  Stebuctionen 
MJi^  ba  SSertreibung  ber  Sefuiten.  Sie  ßoUegien 
tben€tdbtennmrbengr5^tentbeilSanberen£)rben 
laet^It;  b^e  finb  bie  btnlid^en  93auten  ber 
cptiten  in  SBuenoS  %ired,  (totximM,  SorboDa  ic. 
riß  in  XegierungSgeböube,  fiaatlicbe  Sd^ulan« 
säen  2C  Denoanbelt.  Sie  geiftlid^e  Seitung  ber 
^bnctionen  mürbe  ben  SfranciSconem  unb  anberen 
)rben,  bie  DMltlid^e  fpanif d^en  ßiDilbeamten  über* 
Aen^  bie  nun  nad^  ^ergenSütfi  bie  armen  Snbianer 
ibrädteiL  Sie  meinen  einft  f o  angefeinbeten  (Sin> 
d^taigen  ber  Sefuiten  mürben  jmar  beibel^alten, 
fein  ber  rafd^  SSerfaÜ  ber  Stebuctionen  (30  3abre 
i4  ber  Vertreibung  iSS^lim  bie  IRebuctionen  Don 
oranä  unb  Uruguay  nur  nod^  15  000  @eelen) 
i^^  boB  il^re  SebenSfraft  Derfd^munben.  Sie 
Mutigen  JNrd^en  jerftelen,  bie  berrlid^en  mirtl^« 
loftlidben  Sinrid^tungen  ftanben  balb  traurig  Der« 
ifycUAt  Sie  fm:d^tbaren  inneren  Sufftönbe,  ber 
mi}frieg  gmifd^en  ©paniem  unb  $ortugiefen 
!b  bie  ]pätm  befpotifd^e  ^rrfd^aft  ber  $räfi- 
Rtni  gfrancia  unb  Sopt^  fegten  in  meniger  benn 
\  So^en  oucb  bie  le|ten  9)efte  l^inmeg  unb  Der* 
Sfttitn  mit  rober  ®emalt  mo§  d^ftlic^er  Opfer« 
it^  in  150  Salären  aufgebaut.  !Rur  Sluinen  be« 
li^mi  Vute  bie  @tdtte,  mo  einft  biefed  benlid^e 
rifUid^  ®emeinmefen  geblöbt;  nod^  immer  aber 
it  Jba9  9nben!en  ber  luliffionare  in  @egen  unter 
R  Snbianem  fort,  meldte  Don  ber  Stegierung  ber 
obres  mit  Segeifierung  mie  Don  ibrem  golbenen 
MoÜtt  reben"  (@tein-SBa|)))du§  I,  3,  1013). 
M.  aain  ben  bereitd  citirten  3Berfen  befonberS 
mf  Adun  Schinnbeck,  Messis  Paraquarien- 
i,  Monach.  1649;  Paraquaria  ad  ecclesiam 
tfiod.  traducta  .  .  .,  Herbipoli  1653;  Nico]. 
i  Techo  (du  Toict),  Eist.  Prov.  Paraq., 
M>d.  1673 ;  Sepp,  Stei^befd^reibung  . . .  auS 
E^Nürien  in  $araquariam  . . .,  92ämb.  1697; 
ctfv  Continuation  ober  SBeftbreibung  b.  benfm. 


^araquar.  @ad^en,  3ngolft.  1710;  Serf.,  Con- 
tinuatdo  laboruin  apostol. ...  ab  anno  1653 
ad  1700,  Ingoist  1709;  Serf.,  Contin.  labo- 
mm  ...  ab  anno  1701,  Ingolst.  1710/11; 
Ser  9leue  2ßeIt-9ott  mit  allerg,  nad^rid^ten  b. 
amff.  S.  J.,  5  Sbe.,  1.-24.  Zffi.  «ugSburg 
1728 ff.,  25.-38.  S^I.  SBien  1748  ff.;  Lozano, 
Descripcion  Cüiorograph.  del  Terreno,  Bios 
etc.  de  las  ...  provinc.  de  Oran  Cfaaco  [®eo« 
grapbic  unb  ßtbnograpl^ie  Don  ^aragua^],  Cor- 
doba  1733 ;  Id.,  Historia  de  la  Compafiia  de 
Jes.  en  la  Prov.  del  Parag.,  Madrid  1754  s., 
2  vols.;  PBurriel,!  «Reue  5Had&rid^ten  D.  b.  ÜJliff. 
b.  Sefuiten  in  $arag.  .  .  .  L@QntmI.  Derfd^ieb. 
Sd^riften],  Hamburg  1768;  Lettr.  ^dif.  et  cur., 
Paris  1717  ss.  [mel^rfad^  in  anberer  Orbnung 
neugebrudtt] ;  %  ff obler,  Ser  d^riftl.  (SommuniS- 
mu8  in  b.  Sieb.  D.  ^rag.,  3ßür)b.  1876  [ttaif^. 
©tub.,  2.  Sobrg./  C^eft  8] ;  J.  Guevara,  Hist. 
de  la  conquista  del  Parag.  etc.  I  [iinico  pu- 
blic], Buenos  Aires  1882;  ffatl^.  SRifftonen, 
gfreiburg  1892,  6  ff.  1894,  74  ff.  «ufeer  biefen 
Don  Sefuiten  Derfa|ten  ®(^riften  f.  nod^  Pedro 
de  Angelis,  Coleccion  de  obras  y  documentos 
relat.  ä  la  hist  antigaa  j  med.  de  las  Pro- 
yincias  del  Bio  de  la  Plata,  Buenos  Aires 
1836  sgs.,  vol.  I— VI  [©amml.  älterer  OueHen ; 
eine  ftbnlid^e  Sammlung  l^auSgegeben  Don  A. 
Lamas,  Col.  de  obras,  docum.  y  noticias 
ineditas  o  poco  conocidas . . .,  Buenos  Aires 
1873  sgs.,  4  vols.] ;  Bevista  del  Paraguay, 
Buenos  Aires  1891  sg. ;  Martin  de  Moussy, 
Memoire  hist.  sur  la  döcadence  et  la  ruine 
des  Miss,  de  Jesuites  . . .,  Paris  1865 ;  9Ror. 
Sad^,  Sie  äefuiten  unb  il^re  SRiffton  ebiquitoS 
in  Süb-Slmerifa,  btrauSg.  Don  Dr.  ®.  2.  ftriegf, 
2eipj.  1843.  —  9Son  auSgefprod^en  iefuitenfeinb- 
lid^en  SBerlen  Dgl.  bef.  Felix  de  Azara,  Yoyag. 
dans  TAmöriq.  m^rid.  1781 — 1801 . . .,  Paris 
1809,  4  vols. ;  beutfd^e  Searb.  Don  SB.  Sinbau, 
Seips.  1810.  Sie  ©d^mdl^fd^riften  beS  9pofiaten 
9.  äbagnes  finb  gefummelt  Don  3.  ^x.  le  9ret, 
SRagajin  }um  ®ebraud^e  ber  Staaten-  u.  JHrd^en« 
gefd^. . . .  n,  8fran!f.  u.  fieipg.  1772,  359  ff.  - 
Sie  )ur  Seit  $ombaIS  Deröffentlid^ten  gflug- 
fd^riften  für  unb  gegen  bie  Sefuiten  Rnb  Segion, 
}um  Xl^eil  abgebmdtt  in  Sammlung  ber  neueflen 
@d^riften,  meldte  bie  Sefuiten  in  Portugal  be« 
treffen,  granff.  u.  2eipa.  1760 ff.,  4  5Bbe.;  eine 
Srmiberung  barauf  in  ben  Osservazioni  Liter- 
essanti  e  Belative  agli  Affari  de  Gesuiti, 
[Botagrifß]  1760,  beutfd^  in  ben  Setrad^tungen 
über  bie  ^önbel  ber  Sefuiten,  Oberammergau 
1761.  Sie  neuefien  j[efuitenfeinblid^en  Sd^riften 
besüglid^  ^raguaQ'8  finb :  ®ot]^ein,  Ser  d^ft« 
Itd|-fociaIe  Staat  ber  3efuiten  in  ^raguoQ, 
2eip}.  1883  [Sd^moUerd  @tpat§-  u.  focialmiffen- 
fd^aftl.  gforfd^ungen  IV;  Dgl.  bie  Secenfion  in  ben 
(Stimmen  a.  3R..2aad^  XXV,  1883, 439  ff.],  unb 
^Pfotenbauer,  Sie  ÜRiff.  b.  3ef.  in  ^ar.,  ©üterSIol^ . 
1891—1893,  3  95be.)     [«nt.  C^uonber  S.  J.] 


1479 


^atoltpomena. 


1480 


^atüRpovuna  (napaXeiröfjieva)  |^ei|en  bie 
beiben  im  Sonon  ber  SJuIgota  auf  bie  Röntgt 
bü^r  folgenben  ©efd^i^töbüd^er^  toeld^e  Dtelfad^ 
ote  9lQd^träge  gu  ienen  Sudlern  angefelj^en  tmtrben. 
3)er  9lame  {lammt  auS  ber  ©eptuagtnta,  meldte 
aud^  bie  3tt>ett^eUung  bemirlt  l^at  3n  allen  l^* 
(räifd^en^anbfd^riften  btlben  bie  (eiben Süd^et 
nur  Sin  SBerl,  |o  baB  bie  SRofora  in  ber  SpilrifiS 
1  ^r.  27,  25  als  SRitte  be§  ganjen  Sud^eS  an- 
geben fann ;  erfi  bie  Somberg'f d^en  Sibeln  l^aben 
bie  3U)eit]^eUung  ber  93ulgata  oud^  in  ben  j^dbrSi« 
f d^en  lest  eingefül^rt.  3)er  Ifiebraifd^e  3lamt  ifi  •» w 
o^^.m ;  im  Prol.  gal.  fd^Iögt  ber  ^I.  ^ierouQmuS 
bafür  ben9lamenChronicon  Dor,  fo  baf  „C^ronif '^ 
eine  gemöl^nlid^eSe^eid^nung  für  baS  fragßd^e  SBerl 
gemorben  ifi.  —  3fn  ben  beiben  Sudlern  ^ra« 
Ii))omenon  tt)irb  nur  SteligionSgefd^id^te,  unb  itoax 
nur  bie  beS  Steid^ed  3uba,  erjäp.  S)ie2)arfiellung 
beginnt  (itopp.  1 — 9)  mit  ben  ©efd^Ied^tSregtftem 
fömmtlid^er  gmdlf  @tömme  SSraelS  Don  9bam 
an,  mobei  j[ebod^  bie  gel^n  @tömme  beS  nörblid^en 
Sieid^eS  nid^t  über  3)at)ib  l^inabgeffil^rt  merben. 
3)aran  fd^Iie^t  fid^  (Stopp.  10  u.  11)  bie  Sr^öl^Iung 
Don  bem  tragifd^en  ßnbe  ©aulS,  Don  SaDibS 
Salbung  gu  Hebron  unb  Don  @ionS  ßrl^ebung  gur 
ffönigSftabt.  2)ie  meitere  ®efd^id^te  S)aDibS  fällt 
baS  ganje  erfte  99ud^.  2)a8  ^meite  Sud^  beginnt 
mit  ber  auSfül^rlii^en  @d^ilberung  beS  2:em))elbaued 
(ffapp.  1—4) ,  ber  Icmpeltoeile  (Hopp.  5—7) 
unb  beS  bur<^  @aIomonS  (SotteSfurd^t  bemirlten 
©lüdfeS  (Hopp.  8  u,  9),  ol^ne  feiner  ft)äteren  95er- 
irrungen  5u  gebenlen.  93on  ba  an  merben  fömmt- 
lid^e  Rönige  be§  Steid^eS  2}uba  einzig  nad^  ber  ^rt 
unb  SBBeife  Dorgcfül^rt,  wie  pe  burd^  Sreue  ober 
Untreue  bie  Slüte  ober  ben  SSerfaQ  beS  jiübifd^en 
fianbeS  bewirft  l^aben  (Stopp.  10—36).  Sieben 
ben  SBerid^ten  in  ben  früheren  ®efd^id^t§büd^em  iji 
biefe  SarfteUung  burd^auS  unabl^öngig  unb  felb- 
ftönbig.  3tDar  fümmen  mand^e  ^bfd^nitte  mit  ben 
betreffenben  ^artien  in  ben  Sudlern  ©amuelS 
ober  ben  fiönigSbüd^em  f aft  mörtlidi  überein,  aber 
bod^  nid^t,  ol^ne  in  Dielen  ßtnjeD^eiten  il^re  eigene 
ffiarfteHuttgSwetJe  einjul^alten  ([Süb.]  Sl^colog. 
Duartalfd^r.  1831,  209  ff.)  ober  oud|  \i^  fürjer 
au  faffen  (Dgl.  2  ^ar.  33,  10  u.  4  Stbn.  21, 10 
bis  16).  am  meiften  aeigt  fld^  bie  ©elbftönbigfeit 
ber  f))ötem  SDarfteÜung  über]^au))t  in  ßrwöl^nung 
Don  SingeH^eiten,  meiere  bie  frül^eren  Sudler  nid^t 
entl^alten,  fo  ba|  bal^er  aud^  ber  92ame  ^arali^o- 
menon  jid^  erflärt.  Offenbar  l^at  bem  SSerfajfer 
eine  reid^e  flotiftifd^e  unb  l^ifiorifd^e  Sitcratur  ju 
©ebote  gefianben,  Don  tocld^er  nur  ein  Heiner  Sl^cil 
in  unfern  ßianon  oufgenommen  ift.  Sine  Sngal^I 
fold^er  Duellen  wirb  1, 9, 1 ;  n,  13, 22 ;  16, 11 ; 
24,  27;  25,  26;  26,  22,  unb  toiebcr  I,  29,  29; 
II,  9,  29;  12,  15;  13,  22;  20,  34;  32,  32; 
33,  19  forgfältig  angefül^rt.  ß8  finb  »um  Sl^eil 
biefelben  ©d^riften,  weld^e  au(^  ber  SSerfoffcr  ber 
flönigSbüd^er  benu^t  l^at,  fo  ba^  bei  mörtlid^er 
93enu|ung  bie  ^aralipomena  mit  Unteren  überein- 
fümmen  unb  aud^  wie  biefe  Angaben  entl^olten. 


meldte  auf  bie  3eit  ber  ^bfaffung  nid^t  mel^  paÜOi 
(n,  8,  8).  3nbe^  l^ben  bte  cononif^en  Sfi^a 
Samuels  unb  ber  ff önige  nid^t  gu  ben  Ondla 
ber  $arali))omena  gel^ört;  bie^  geigt  an  ben  |m^ 
aQelen  Stellen  namentlid^  bie  ordnete  SuSfü^i^" 
leU  ber  ersö^Iung  (f.  Sd^ol»,  SinL  n,  412).  &iß 
Diele  9(bmeid^ungen  Don  ben  frül^eren  Säd^ 
namentlid^  in  ben  9ngd6en  Don  9lamen  UBbSot" 
len,  ftnb  aber  nid^t  auf  felbft&nbige  SSXa^äm^ 
hxibtm  auf  Sermal^rlofung  bed  Xe^teS  |nrüd^ 
führen ;  bie  Stenge  f old^er  Singell^elten  ^  eine 
groge  3Renge  Don  Sd^reibf elftem  nad^  fid^  flWai 
mel^e  bei  ber  belamtten  Sia^täjfigfeit  ber  äUan 
3uben  Dl^ne  bie  leidet  atqu^euetäe  ftrttil  focti 
geßil^rt  morben  ftnb.  Sbgefel^en  (ierDon  i^  ikt 
$i|torifd^e  ©laubmürbigleit  ber  ^ßaroliturnienaäct 
allen  ß^eifel  erleben,  unb  gerabe  ber  UmPonb, 
ba^  biefe  ©laubwürbigfeit  mit  Aufbietung  numnigi 
f a^er  ®  elel^rf  amieit  angef ödsten  tooä»en  $  (dn» 
berg,  2)ie  (^ronif  nad^  ii^rem  gefd^d^d^  8^ 
rafter  unb  il^rer  @I(mbmurbigfeit  neu  ge|nifl 
^aOe  1823;  äBelll^aufen,  ^olegom.  inr6# 
3Sraefö,  8.  «uSg.  Serlin  1886,  175  ff.),  fß 
aud^  }ur  miffenfd^ftlid^  @id^erflelinng  Uefs 
©laubmürbigfeit  gefül^rt  (Peil,  «(lolog.  Staf.  Oa 
bie  Sudler  ber  S^ronü,  Serlin  1838;  StoMii 
jhit.  Unterf.  über  bie  bibl.  ei^ronif,  Sonn  18M; 
ffeU,  99ibL  Comm.  über  bie  nad^e^iL  ®ef^^ 
büd^er,  juerfi  Seipgig  1870;  ^ebemid  vlSA 
in  i^ren  Einleitungen;  DgL  Paulen,  SinU  8.  Af. 
gfreiburg  1890,  245). 

3)er  3)DeifeI  an  ber  l^ifiorifd^  3uDetIfif{{g|Bt 
ber  ^rali))omena  ift  ]^au))tfäd^lid^  borauf  gefUitt 
morben,  bo^  in  benfelben  eine  beßimmte  ieiba^ 
beutlid^  fid^tbar  wirb.  Offenbar  foH  fut  bie  Seit- 
genoffen  beS  SSerfafferS  bie  ^enlid^bit  beS  itH« 
giöfen  SebenS  unb  bie^rad^t  beS  IeDitifd^®oittS- 
bien^eS  in  ber  SSergangenl^eit  gef d^ilbert  unb  i^ 
bamit  ein  Spiegel  Dorgel^lten  n)erben.  Sie|  fs^ii 
auf  bie  Sfrage  nad^  ber  Sbfaffung  beS  Slutei 
S)er  Sn^alt  fü^rt  in  bie  nad^e^ilif d^e  t>erfifd^  Seit 
felbft  wenn  man  Don  bem  @cl^tu|  n,  36,  22. 28 
abfegen  will;  benn  I,  8, 19—24  f^rt  no^ öta 
bie  3eit  beS  unter  S)ariud  ^9fiii8)riS  Mental 
3orobabeI  l^inauS,  unb  nad|  I»  9,  15  uxneit  fa 
3eit  beS  aSerfafferS  SRönner  am  %mpd  08> 
geftem,  meldte  nad^  2  SSbr.  12,  25  ^fiäa^ 
mit  Stel^emiaS  lebten.  S)agegen  ifl  nirgoibS  Mi 
ben  Derönberten  3ufiönben  unb  Sinrid^ümgen  bie 
Stebe,  meldte  bie  macebonifd^-fprifd^  $mM^ 
mit  fid^  brad^te.  3n  ber  l^iermit  umfdjfrkbcnn 
3at  lö^t  ftd^  bie  abfaffung  eines  f old^  &M 
fel^r  gut  begreifen,  menn  baSfelbe  ber  re^itfa 
Erneuerung  beS  SubeuDoIIeS  bienen  follte,  rodSft 
burd^  SsbroS  unternommen  mar  uui)  auf  tDc^e 
in  ben  beiben  legten  SBerfen  bie  SuSßd^t  etöffnd 
wirb.  Sin  fold^er  3tDed  erüSrt  fel^r  gut,  rmm 
bie  ©efd^id^te  bcS  SReid^eS  SJSrael  übergangen  ift: 
nur  baS  Steid^  3uba  warb  tmd^  ber  ®efangcnf(^ 
erneuert,  ^vibo  aber  erl^ielt  Don  S^ruS  nid^t  fei» 
|)oIitifd^e,fonbemnurfeinerengiöfe6elbfiänbiflto 


I 


1481 


^oramente. 


1482 


miebet,  unb  fo  fittb  aud^  in  ben  $araIipomena 
tcbt^td^  bie  teßgidfen  Xl^otfod^en  oud  bem  fieben 
bcA  jubifcl^  SSoUeS  unb  feinet  Könige  om  $Iq^. 
Siel  Bctmrft  eine  befonbere  auSfül^rlid^feit  bei 
aflem,  xoai  jnm  (SuttuS  unb  ju  ben  let)iti{(i^en 
CtnrU^tmtgen  ael^örte.  9Beit  bann  bie  religiöfe 
Ccnoienrng  ouf  (Srunb  bet  alten  Stammet  unb 
SmtHeneM^ung  gefd^al^,  fo  finb  bie  baräbet 
Mc^tnben  (Sefd^Ied^tSregifiet,  fotoeit  fie  bad  Steid^ 
3iiba  betrafen,  forgfftitig  in  bo8  Sud^  aufgenom> 
ncn  tnorben.  3laq  biefen  Z^otfad^en  löfit  fid^ 
on^  auf  ben  Skrfafjet  bet  $araIi))omena  fd^Iie^en. 
SKemanbem  fonnte  oet  in  benfelben  erftrebte3toed 
iB^  am  derjen  liegen  als  (SsbraS,  bem  Siferer 
für  U(  religiöfe  ßrmedung  nad^  bem  (SsiL  ®e- 
nbc  m  bet  Qüt,  atö  bie  3uben  bie  faum  etneuetten 
tHnru^tungen  }u  Detnad^lftffigen  begannen,  mu^te 
ioB  Snbenlen  an  bie  Detgangene  ^enlid^feit  i^t 
Snttimalbettm^fein  nuid^tufen,  uno  eS  mat  bann 
Ic^mbetfi  mid^g,  }u  geigen,  tote  innig  bie  politifd^e 
nb  foriole  Sttturiddung  mit  bem  teligidfen  Seben 
bd  93o(M  t)enDad^f en  mot.  3)ag  bie^  auf  fd^tif t- 
Mcrifd^  SQBege  gefd^al^,  lä^t  fid^  Don  einem 
iRoime  bcgteifen,  loeld^et  immet  aI8  -^sb,  b.  1^.  aß 
INU^ctgf lel^ttet,  bejeid^net  mitb  (1  (Ssbt.  7, 6),  unb 
M  bem  bo^et  bie  teid^e  ff enntni^  unb  Snfäl^tung 
bir  OueOen,  toeld^e  in  ben  ^aIi))omena  ju  be- 
iMQitcn  ift,  »otaudgefe|t  toetben  fann.  SUe  biefe 
Solgentngen  tt)etben  butd^  bie  iäbifd^e  Ztabition 
icpfttigt,  inbem  fie  bie  @efd^ted^tStegißet  I,  Hopp, 
1 — ^9^  bie  bod^  Dom  Sud;  nid^t  ju  ttennen  ftnb. 
Hm  SSbtoS  betleitet.  @o  etllört  fid^  aud^,  matum 
is  bem  unsmeifeC^ft  Don  SSbtaS  l^ttü^renben 
L  8it4  Sdbtad  (f.  b.  %tt.)  bie  legten  SSerfe  bet 
^ocolipomena  miebetl^olt  unb  Don  bem  ßtjdl^Iet 
ii  tl^rem  ^uf^mmenl^ang  f ottgefeät  toetben,  mobei 
kie  d^aittftetiftifd^  ®eftalt  beS  fprad^Ii^en  3luS- 
bcndeö  gan}  biefelbe  bleibt.  3lid)t  unmal^tfd^ein« 
Bri^  ift  bie  Setmutl^ung,  ba^  bie  Sitd^et  bet  ^axa» 
Epomena  mit  ben  Süd^etn  SdbtaS'  nut  ein  ein* 
iigeS  (Befd^d^tSmet!  auSgemad^t  b^tben,  unb  ba^ 
ne  SBiebetboIung  bet  nömlid^en  SBotte  in  beiben 
Bäfym  auf  eine  aud^  fonft  beobad^tete  @itte  bet 
ttfd^reibet  jutädEjufül^ten  ifl  (f.  9{eftle,  in  ben 
t^l  etubb.  u.  ftritt.  1879,  517). 

3>ie  ^taIi))omena  fmb  auf  fatl^oßfd^et  @eite 
immer  »enig  bead^tet  unb  etflött  motben.  Sind 
miexer  3^t  finb  nut  }U  nennen :  Mauschberger 
3.  J.,  Comm.  in  LL.  Paralip.,  Esdrae,  Tob., 
Fiid.,  Esther,  Olomucii  1758;  9{etelet,  2)ie  9$. 
m  (E^onü,  SRänftet  1872;  Clair,  Les  Para- 
l^omenes,  Paris  1880.  9luf  ptoteftantifc^et 
Bette  Derbtenen  l^otgeboben  ^u  rotthtn :  G.  Baw- 
Snaoii,  Chroniciesy  in  The  Speaker,  Commen- 
tenrm,  London  1878;  O.Södler,  ffiieSü^et 
k.CMriI(2ange'd£beol.-]^omU.93tbeln)etiyiII), 
Mdefelb  1874.  (Sgl.  Sieinfe,  Seitt.  gut  gtH. 
Wl  «.  S.  I,  1;  VH;  VTH,  5.  6;  ajlü^ling, 
RoK  Untetff.  übet  bie  @eneal.  bet  ßil^tonif,  in 
W  [lübj  J^eol.  Ouattalf^t.  1884,  403  ff.; 
jomeljf  Eist  et  crit.  Introductio  in  ü.  T. 


Libros  sacros  U,  1,  Paris.  1887,  311  sq.; 
ftaulen,  (Sinl.  240  ff. ;  Oettli,  SHe  999.  bet  %o- 
nü,  in  @ttadfe  u.  S^dltti  ffutjgef.  ßiommentat, 
Wötblingen  1889,  3  ff.;  Driver,  An  Introd.  to 
the  Literatnre  of  the  Old  Testament,  Edin- 
burgh 1 892,  484  ff.)  [Jtaulen.] 

'^wcamente  (paramenta,  aud^  v  estes  sacrae) 
ifl  bet  in  bet  Situtgie  bet!5mmlii|e  SoDectiDuame 
füt  bie  ffleibung  unb  SuSftattung  bet  fitd^Ud^en 
$etfonen  bei  gotteSbienftlid^  gfunctionen.  Sa8 
^Rituale  gebtaud^t  mit  Stüdtfid^t  batauf,  ba^  efi 
junöd^ft  nur  fflt  ptiefletlid^e  Sfunctionen  befUmmt 
ifl,  bie  Sejeid^nungen  indumenta  sacerdotalia 
unb  vestimenta  sacerdotalia.  9ud^  bie  Um« 
l^üHungen,  meldte  möbtenb  bet  litutgifd^en  gfeiet 
ben  Sntat,  bie  Sltatbüd^et  unb  ben  9<^Itfht]^I  bed 
Sifd^ofS  fd^mädkn  f oQen,  nennt  baS  Cerimoniale 
Episcoporom  ^atamente  (p.  altaris,  p.  libro- 
rum,  p.faldistorii),  tDöl^tenboaSSRiffalebieSlltat" 
tadlet  unb  «^b^nge  omamenta  altaris  nennt. 
SHeienigen  ®emanbet,  meldte  }unöd^ft  übet  baS 
gettjöl^nlid^e  ffleib  angelegt  metben,  fomie  bie 
Züd^et,  meldte  ben  Sltat  bebedfen,  f ollen  au§ 
Sinnen  (^anf  obet  Sflad^S)  b^geftellt  fein;  füt 
biejenigen,  beten  gfatbe  butd^  bie  litutgifd^e  Seiet 
beftimmt  mitb,  finb  SaummoIIe,  SBoUe,  ®laS- 
gef)iinnfle  untetfagt;  am  beften  eignen  fid^  bie 
Don  SiltetS  ]^et  beDotjugten  Sebenfio^e ;  im  ^af^tt 
1898  ift  aud^  ein  aud  @eibe  unb  bet  ^fafet  bed 
9RauIbeetbaume8  f)ttQt\itSÜ^  ®emebe  als  gkita* 
mentenfioff  genel^migt  motben  (f.  Ephemerides 
litorgicae  VII  [Bomae  1893],  521).  pt  bie 
gfotm  unb  otnamentak  9ludflattung  bet  einzelnen 
@e)Danbftüdfe  ift  baS  ^etfommen  ma^gebenb. 
Uebet  bie  f^^tben  bet  @emönbet  f.  b.  9tt.  gfotben, 
litutgif d^e.  Sie  3Htattüd^et  unb  bie  jut  SRefif eiet, 
f otDte  einige  füt  bie  ^ontiftcalfunctionen  befHmm- 
ten  ©emönbet  muffen,  bie  übrigen  fönnen  gefegnet 
metben;  biefe  Segnung  ifi  bem  Sifd^ofe  Dot- 
bebalten  unb  ht^f^alh  im  ^ontificale  Dotgef el^en ; 
ba  anä^  bet  ißriefiet  ba}u  beDoÜmöd^tigt  metben 
fann,  fo  ftnb  füt  feinen  ©ebtaud^  biefe  äBeil^e* 
gebcte  mit  einigen  Sienbetungen  aud^  m  baS  SRif« 
fale  utü)  SKtuale  aufgenommen.  2)en  unbtaud^- 
bat  gemotbenen  ^tamenten  eine  ptofane  93et> 
menbung  )u  geben,  ifl  butd^  ))ofitiDe  Seftimmungen 
unb  an  ^d^  fd^on  butd^  bie  teligiöfe  Sl^tfutd^t 
untetfagt.  Sine  f  ^mbolif  d^e  unb  motalif  d^-aScetif  d^e 
IBebeutung  mitb  ben  einzelnen  Momenten  fomobi 
in  bet  S^otmel  gegeben,  untet  bet  bie  Otbinanben 
bei  bet  SBeil^e  bamit  belleibet  metben,  atö  aud^  in 
ben  ©ebeten,  meldte  bet  Situtg  iebedmal  beim  an- 
legen betf elben  }u  fpted^en  bat.  ^iefe  im  SRiffale  am 
Sd^Iuffe  bet  Sotbeteitung  }ut  SRe^f  eiet  Dotge}eid^- 
neten  ©ebete  geben  aud^  bie  Sieil^enfolge  an,  in 
meldtet  bie  ©emönbet  Dom  celebtitenben  SSifd^of 
obet  ^rieftet  angelegt  metben.  —  Um  Sefd^f- 
fung  bet  ^tamente  DotjugSmeife  füt  unbemittelte 
JKtdien  im  Snianbe  unb  in  ben  ilRiffionen  mad^en 
fid^  ^eteinigungen  Don  getanen  fel^t  Detbient,  meld^ 
untet  bem  92amen  Don  gkitamenteuDeteinen  feit 


1483 


^aiap^xa\tn  —  !Pari8. 


1484 


ber  ÜJlitte  beS  laufenben  Sal^rl^unbertS  fid^  in  bet 
Wegel  DrbenSgcttoffcnfd^aften  jur  befonbcm  Ser- 
el^rung  be§  l^od^l^eiUgen  @acramente$  angegliebert 
l^aben.  (93gl  au^er  ben  betreffenben  Sirtt.  übet 
bie  einjelnen  $aramente,  ben  älteren  SUurgtlem 
unb  ben  Stubriciften  nod^  t$.  Sod,  ©efd^^te  ber 
liturgifd^en  ©etoanber  beS  aRtttelalterS.  Sonn 
1859—1871,  3  Sbe.;  ®.  3o!ob,  ©ie  »unft  im 
©ienfteb.JKrd&e,  4.9lufl.,  2onb8]^utl885, 339ff.; 
ftrauS,  91.-6.  H,  175  ff.;  83.  Il&all^ofer,  ©onb- 
bud^  ber  fatl^olifd^en  Siturgif  I,  Sfreiburg  1883, 
856  ff.,  unb  n  [1890],  586.)     [«.  ©d&rob.] 

Tfatapütafeu,  d^albäifd^e,  f.  93ibeläber- 
fe^ungen  n,  716  ff. 

Parasceye  (napaoxsui^)  be)eid^net  in  ben 
göongelien  (SRattl^.  27, 62.  ÜJlarc.  15,  42.  2uc. 
23,  54.  3o]^.  19,  14.  31.  42)  ben  aBod^tag, 
an  meld^em  ber  ^eilanb  fein  Opfer  am  Jheu^e 
DoÜbrad^te.  ÜJlarcuS  (a.  a.  O.)  fügt  ber  93e)ei(i^- 
nung  bie Srflärung  bei:  icapaoxeo^,  8  lotiv icpo- 
aaßßaxov.  gg  ift  ber  Xag  unmittelbar  Dor  bem 
©abbat,  bei  ben  Suben  naw  ai>,  ber  SRüfttag,  an 
tt)el(i^em  bie  tt)egen  beS  tt)öd^entlid^en  Stul^etageS 
notl^menbigen  Sorfel^rungen  ju  treffen  toattn. 
S)iefe,  tt)ie  alle  am  ©abbat  verbotenen  arbeiten, 
mußten  vor  bem  Eintritt  ber  9benb}eit,  bem  93e- 
ginne  ber  ©abbatrul^e,  beenbet  fein  unb  burften  be|* 
$alb  aud^  nid^t  begonnen  mthtn,  mxm  fte  üorauS- 
^d^tlid^  bis  }u  biefer  3eit  nid^t  beenbet  fein  fonnten. 
S)arau8  erDärt  j^d^,  ba|  bie  Soangeliften  (au^er 
äol^.  19, 14)  bie  irapaoxsu^nur  in  bem  93eri(|te 
über  bie  ©rablegung  Sl^rifti  enoäl^nen;  megen 
ber  baß)  eintretenben  ©abbatrul^e  mu^te  nömlid^ 
ber  Seid^nam  be§  ^txm  mit  einiger  Site  geborgen 
werben,  ^fö  SSe^eid^nung  für  ben  fed^Sten  SBod^en- 
tag  ging  ba§  SBort  auS  bem  ©prad^gebraud^e  ber 
grted^ifd^  rebetü>en  3uben  in  ben  d^riftlid^en  über 
unb  l^at  ftd^  als  fold^e  bei  ben  @ried^en  erl^alten. 
3n  ber  ölteften  d^riftlid^en  3<it  mar  aud^  im 
Sbenblanbe  Parasceve  atö  9lame  für  ben  gftei- 
tag  überl^aupt  belannt  unb,  mie  auS  ben  Seuge- 
rungen  ZertuIIianS  (Adv.Marcion.  4, 12 ;  t)g](.  De 
jejunio  14)  )u  fd^Iiefeen  ift,  mcnigftenS  in  Slfrifa 
allgemein  gebrüud^Iid^.  3n  ber  latetnifd^en  JNrd^e 
mürbe  aber  Feria  sexta  ber  ßturgifd^e  'Harnt  für 
ben  Sfreitag,  unb  mit  Parasceve  marb  auf  ®runb 
ber  lateinif  d^en  93ibelüberfe|ung  balb  audfd^Iie^Iid^ 
ber  Sl^arfreitag  benannt.  SB.  S)uranbu§,  ber  ben 
!Ramen  Parasceve  rid^tig  bal^er  ableitet,  ba^  bie 
Subcn  am  SRüfttage  bie  ©peif en  für  ben  ©abbat  l^er- 
tid^ten  mußten,  gibt  für  bie  99e}etd^nung  be§  Sl^ar- 
freitogS  mit  biefem  9lomcn  bie  Krflärung :  Nos 
hoc  nomen,  quod  est  commune  cuilibet  feriae 
sextae,  appropriamus  Uli  sextae  feriae,  quae 
est  proxima  ante  Pascha  pro  eo,  quod  tunc 
praeparatus  est  cibus  sive  manna,  quo  et 
militans  ecclesia  modo  et  trinmphans  in  fu- 
tura  requie  perfruetur  (Ration,  div.  offic. 
7, 1,  8).  ®cr  f)l  3pbor  oon  ©eüiaa  gibt  bem 
9Zamen  bie  S)eutung:  Quia  eo  die  Christus 
mysterium  crucis  explevit  (De  eccles.  offic. 


1,  80,  bei  Migne,  PP.  lat  LXXXIti,  764). 
2)er  fie^enbe  gfefltitel  bieftS  Xogefi  iß  in  ba 
liturgif d^  IBfid^  bed  SbenbbmbeS  Feria  sezti 
in  Parasceve  unb  bei  ben  ®ried^  ^  dbfux  mI 
(isyoXt)  icapa(7X£ui^.  3m  9Riffa(e  iß  bie  M^ 
SafUifa  S.  Crux  in  Jerusalem  bie  ©totimiS« 
fird^e  für  bie  ZageSf eier.  (lieber  bie  Stturgte  ber 
$arafcet)e  f.  b.  Slrt  (S^orfreitag.)     [ft.  ©d^b.] 

'SfuraMett,  f.  abtl^eilung  1, 188. 

9(»rali|,  f.  $rag. 

Tfaxtu%O'Tf0tij  f.  ®ör}  V,  806. 

^tttis,  ^auptflabt  unb  6r}bi§t]^nm 
in  t^rantreid^  unb  ©i|  einet  oltberüim* 
ten  Uniüerfitöt.  L  ©tabt  2)ie  (Sk^, 
mo  baS  l^eutige  $ari8  fld^t,  mar  in  fra^eßa 
Seit  ©i|  bed  leltifd^en  ©tommed  ber  Parim 
(©d^iffSIeute) ;  i^re  ^auptftabt  Lutuli^  (SBaffa> 
ober  ffotl^fiabt?)  lag  auf  ber  ©eine-Snfel,  an  ber 
©teile  ber  l^eutigen  £it^  (civitas,  mit  todSfm 
Flamen  man  im  SRittelalter  ben  9ifd^ofSjt|  >e- 
}eid^nete).  2)ief e  burd^  )tt)ei  9rme  ber  ©eine  jonrie 
burd^  eine  l^bljeme  9Rauer  gefd^u^te  ©tobt,  in 
meldte  man  Don  beiben  Ufern  mitteK  einer  fßß 
Jemen  Srüdte  gelangte,  biente  in  ihiegSieiten  a& 
ßuffud^tSort  für  ©reife,  Stauen,  IKnbet  unb  Siei 
in  gfriebendjeiten  aber  l^ielten  bie  2>nnben  bort 
ibre  gel^eimnilDoüen  Serfammlungen  imb  i^ 
©erid^tstage.  3uIiuS  (Safar  befeftigte  ben  $bt 
unb  verlegte  bie  (Senerafoerfommlungen  ber  gäi' 
lif d^en  ©tämme  bortbin ;  ber  2)ruibenbienß  mn^ 
nun  bem  römifd^en  ©ötterbienfl  tt>etd^  SU  &• 
bienuS,  SäfarS  gfelbl^err,  gegen  bie  attf{Uinbi> 
fd^en  Sinmol^ner  30g,  oerbrannten  fie  i^  ©tobt 
S)ie  Stömer  bauten  fte  an  ber  atten  ©te&e  qI§ 
urbs  vectigalis  (trtbutäre  ©tabt)  mieber  auf; 
lange  mar  fie  nur  t)on  ©d^iffem  bemo^nt,  bis 
jfaifer  3ulian  feit  361  in  il^r  öfter  t>eru)eilte  nsb 
einen  $alaft  erbaute.  9ud^  ber  jf aifer  @rati(m 
l^ielt  ft^,  mie  feine  Vorgänger  SonftontiuS  uab 
Sonftantin,  jettmeilig  in  ^ariS  auf.  ©dt  358 
marb  ber  9lame  Lutetia  burd^  bie  Sesei^mmg 
Civitas  Parisiorum,  Parisii  ober  Parisia  Jm* 
bröngt.  S)urd^  bie  Einfälle  ber  93arbaren  ^ 
bie  ©tabt  t)iel  }u  leiben ;  gegen  eine  t)on  tttila 
ibr  sugebad^te  Serftörung  fd^üj^te  fte  bod  ®ebet 
ber  1^1.  @enot)efa  (f.  b.  ^rt.),  meldte  nad^malSjpir 
©d^u|]^etligen  ber  ©tabt  erQdrt  ttmite.  3k 
3a]^te  486  eroberte  Sl^Iobmig  $an8  ol^ne  ©d^nert- 
ftreid^  unb  erl^ob  ed  508  5U  feiner  ^auptjbibt 
nad^bem  er  eS  mit  9Rauem  umgeben  uno  bie  ftin^ 
©te-@enet)iäüe  erbaut  l^atte.  3lud^  S^ilbebcrt  baute 
fd^öne  ihrd^n  bafelb^.  @))öter  mürbe  $arä 
^auptftabt  t)on  9ieuftrien  unb  unter  JhtrI  b.  St., 
ber  bort  mehrere  ©d^ulen  grünbete,  ©t^  eines 
®rafen  t)on  ^ariS.  3m  9.  Sal^^unbert  1^  eS 
burd^  bie  $IünberungS}üge  ber  9tomtannen,  be* 
fonberS  in  ben  3al^ren  845,  856,  872  unb  885, 
Diel  JU  leiben,  unb  t)on  biefer  S^it  batirt  bie  ^ 
ftörung  aller  gefd^id^tlidjen  SDlonumente,  toeS^tt 
$art§  Derl^öltnigmö^ig  menig  bebeutenbe  Wia» 
tl^ümer  aufmeidt.  ^ugo  Sapet,  ber  eS  ertoeüerte, 


1485 


$QtiS. 


1486 


cdUhrte  $(nri8,  nad^bem  et  ftönig  Don  Sf^anfreid^ 
gcttorben,  im  3a^u  987  )ur  ^auptfiabt  be§  fran- 

En  Sleid^,  unb  bie  @tabt  tonifi  ober  Der- 
tui4  ben  SBed^felfönen  ber  3eit.  Um  bie 
beS  12.  Sol^r^unbertS  bilbete  fld^  auS  ben 
fett  Statl  b.  ®r.  üorl^onbenen  Unterrid^tdanftalten 
bie  Unidetfitöt  (f.  u.  IV)  auS.  ftönig  Submig 
ber  ^Utge  (1226—1270)  trug  Diel  }ur  ^ebung 
ber  Stabt  6ei^  Derbanb  mit  ber  befte^enben  l^ol^en 
Gdfvik  eine  mebicinifd^  gfacultöt  unb  (mite  bie 
ete-e^opeUe  unb  baS  ^ofpital  Duin}e-Singt8. 
Um  1314  Iie|  ^^Uipp  ber  @id^5ne  nad^  Suf^ebung 
be9  XempIerorbenS  (f.  b.  9lrt.)  ben  @ro|meifter 
3afob  9loIa9  mif  bem  heutigen  $Ia^  ber  S>qu- 
l^ine  t>erbrennen.  Unter  ^f^üipp  Don  SalotS 
(1328—1850)  l^otte  $ariS  fd^on  150000  ßin- 
W€ifym,  um  1370  aber  bereits  280  000.  S)urd^ 
Sufflfinbe  im  Snnem  unb  ftriege  mit  ben  93ur- 
gnnbemunbSnglönbem,  U)eId^bie@tabt303Q(re 
tong  imtel^tten^  bann  burd^  eine  $eft  unb  ^un- 
gectnotl^,  meldte  oDein  100000  9Renfd^en  ba^in- 
loffte,  fani  bie  Sinmol^nerjal^I  )u  Slnfang  bed 
15  dovr^unbertS  fel^r  |erab;  jiebod^  )ö^Ite  bie 
6ftabt  bei  SubmigS  XL  Xob  (1483)  fd^on  mieber 
300000  (EtntDO^ner.  3m  3a|re  1470  mürbe  bie 
erße  2)rud(erei  in  bem  ®eböube  ber  Sorbonne 
(f  b  9rt.)  errid^tet  Unter  ftönigSfran)  1.(1515 
Mi  1547)  ttxir  $ari8  fd^on  ber  SereinigungS- 
imntt  aüa  beffen,  maS  ^^ronfreid^  ®ro|e8  unb 
Sd^neS  mifgumeifen  l^tte,  aber  balb  aud^  einer 
ber  @d^u))Id|e  beS  SleligionSfriegeS  unb  bie 
6tdle  ber  fogenannten  SSIutl^od^seit  (f.  b.  9lrt.) ; 
(Krabe  bie  SteligionSfriege  maren  ber  @tabt  fe|r 
itngänfHg.  Obmo^I  barauf  Submig  XIV.  (1643 
MS  1715)  feine  Kefibena  nad^  SSerfaitted  Der- 
legte,  blieb  $ari8  bod^  immer  ber  ÜRittetpunft 
ber  frofuöfifd^  ©efeUfd^aft,  mol^in  alle  burd^ 
t^re  @tdlung  unb  ibren  ®eift  bebeutenben  ^r- 
[dnlidb'^^  ^ronfreid^  unb  beS  SluSIanbeS  )u- 
[ammen|irömten,  um  feinere  Sitten  )u  lernen  unb 
bonn  in  il^rer  ^eimat  )u  Derbreiten:  $ari8  mar 
bie  @tabt  ber  9Robe  gemorben.  2)agegen  tobte 
Qttä^  Don  1789  an  bie  SleDoIution  gan^  befonberd 
in  $an8;  baDon  }eugen  unter  Ruberem  bie  Dielen 
Ihrd^  unb  jfopellen,  meldte  Dermüftet  unb  )er- 
pt5rt  ober  menigjtenS  i^rer  93eftimmung  entjogen 
nunrben  ftnb.  Srfl  9lapoIeon  L  [teilte  mand^e 
loieber  1^  unb  f^mfidKe  fte  neu.  S)ie  SBeltftabt 
^riS,  bie  Domebmlid^  auf  bie  ^roDin^en  unb 
baS  9u8lanb  angemiefen  ift,  um  il^re  Sinmol^ner- 
i^aft  }u  erfe|en  unb  }u  Dermel^ren,  jöl^lte  1798 
nfl  640504  unb  1836  909126  ßinmol^ner, 
1861  aber  fd^on  1696141.  1881  bereits 
2269023  unb  1891  gar  2447957  Cinmol^ner 
(miter  biefen  40  000  S)eutf d^.  Don  benen  25  000 
Proteflanten ;  Dor  1870  maren  eS  meift  über 
100  000  Seutfd^).  S)em  ®Iauben§belenntni| 
mä^  bilben  bie  ftatbolifen  bie  übermieaenbe  SRel^r* 
Kibl  ba  bie  @tabt  nur  ca.  60000  ^iroteftanten 
inb  Snglicaner,  ebenfo  Diele  Suben  unb  einige 
Coufenb  9Robammebaner  jä^It.  92ad^  ber  legten 


genauen  Srbebung  (1872)  gab  ed  n&mßd^  19424 
ealDiniften,  12634  Sutberaner,  9615  JonfUge 
^roteflanten,  23434  3uben  unb  1572  üAobam- 
mebaner  unb  93ubbl^iften;  13905  SnbiDibuen  er« 
Härten^  überbauet  feinem  SuttuS  an^ugebbren, 
unb  11041  befannten  fid^  ju  religiöfen  Ueber« 
jeugungen,  meldte  in  ibren  Sigentbümlid^teiten 
pd^  ieber  Slaf fificirung  entjieben.  Unter  ber  gegen- 
mörtigen  Stepublif  fd^reitet  bie  Sntd^rifUid^ung 
immer  meiter  Dor;  nad^  bem  «.UniDerS"  (in  ber 
ftatbol.  ffird^tg.,  Salzburg  1892,  379)  mirb 
Vi  ber  9}eugeborenen  ni^t  me^r  getauft,  Vt  em- 
pfängt leine  erfte  Kommunion,  unb  bie  (SiDUeben 
unb  SiDilbegräbniffe  mad^en  25%  QuS.  S>em 
mag  nod^  beigefügt  merben,  ba|  feit  Sinfübrung 
ber  Sb^fd^ung  (1886),  in  bem  fur}en  S^itraum 
1888—1892,  bie  Dor  bem  Tribunal  ber  Seine 
unentgeltlid^  (für  Srme)  burd^gefü^rten  Sd^ei* 
bungSflagen  Dom  „^^iB^^^^"  ^f  21000  angegeben 
merben. 

3m  SerböItniB  )u  feiner  ®rb^  if!  $ari8  nid^t 
gerabe  reid^  an  fd^önen  ftird^en.  9Bie  in  biefer 
loSmopoIitifd^en  Stabt  iebe  Sleligion  unb  j[ebe 
Secte  Dertreten  ift,  fo  bat  audl^  iebe  i^re  ®ebetd- 
unb  SerfammlungSbäufer.  Sie  SalDiniften  baben 
5,  bie  Sutberaner  2,  bie  Snglicaner  5,  bie  9meri- 
faner  unb  ®ried^  ie  2  Zempel  unb  bie  3uben 
4  gro|e  Synagogen,  ^ür  bie  ftatbolifen  befteben 
mebr  als  300  fftrd^en  unb  ftopeUen,  Don  benen 
mand^eDom  gefd^id^tlid^enunbfünftlerifd^  Staub« 
puntte  aus  febenSmertb  unb  bbd^ß  mertmürbig 
ftnb.  S)iefe  ffird^en  b^ben  feine  iß&nU,  mie  in 
S>eutfd^Ianb,  fonbem  bemeglid^e  Stobrftüble,  für 
bereu  Senu^ung  eine  ®ebübr  Don  5—20  Sent. 
erboben  mirb.  Unter  ben  inrd^en  ftebt  bie  alt- 
ebrmürbige  Satbebrale  9lotre-S)ame  in  ber  Sitö 
oben  an.  3bc  93au  mürbe  1163  burd^  93ifd^of 
SuIlQ  begonnen,  aber  erfl  nad^  200  3abren  mar  fie 
DoÜenbet.  2)en  erften  Stein  berfelben  legte  $apft 
^lesanber  in. ;  fte  bilbete  im  romanifd^-gotifd^n 
Stil  ein  lateinifd^  Jheuj,  mürbe  im  18.  3abr- 
bunbert  mebrfacb  Derönbert,  aber  feit  1845  Don 
a3ionet-le-S)uc  gefd^idtt  reftaurirt.  S)iefe  ^aupt- 
tird^e  ift  jugleid^  ein  ftarf  befud^ter  SBaUfabrtSort 
ber  $artfer,  namentlid^  feitbem  Don  ber  naben 
®tt'^fyiptUt  ade  foftbaren  Sleliquien  ber  SeibenS- 
merf^euge  Sb^fti  nad^  9lotre-2)ame  übertragen 
mürben,  meld^  in  ber  Sfajtenjeit,  Dorgüglid^  in 
ber  ^barmodbe,  Don  Dielen  frommen  pilgern  be- 
fud^t  merben.  2)ie  genannte  Ste-Sb(4>ene  ift  ein 
reigenbeS  Saumerf  auS  ben  3abren  1242—1247 
unb  neuerbingS  fKIgered^t  reftaurirt;  fte  beftebt 
aus  einer  obem  uim  untern  ftapeüe.  Sine  ber 
größten  ffird^  ift  aud^  bie  9lo(buSfird^e  in  ber 
9lue  St-6onorö,  begonnen  1653,  mit  bem  ®rabe 
Someine^  unb  aRaupertuiS'.  Sonft  finb  nod^ 
}u  nennen:  bie  JKrd^e  St>®ermain-beS-$r^ 
aus  bem  11.  unb  12.  Sabrbunbert,  mit  be« 
beutenben  SBanbgemötben  Don  ^ippolQte  gflan« 
brin  u.  %  unb  bem  @rabmal  beS  ftönigS  £a- 
fimir  Don  $oIen ;  St.  ®ermain  r9{userroiS  auS 


1487 


^PoriS. 


1488 


bem  12.  bis  16.  Sol^rl^unbert,  longc  3cit  ©of- 
fird^e,  mel^rfod^  jerftört,  julc^t  no^  1831  öom 
$öbel  megen  ber  in  il^t  abgel^altenen  Zobtenfeier 
bed&er}ogS  t)on  fStxtt),  übrigens  ttneberl^ergeftellt; 
bic  fcl^r  grofee  Äird^c  ©t«eupad^c,  gotifd^,  mit 
öcrfd&iebenen  Sut^atcn,  1532—1641  crbout,  in 
ber  man  bie  100  t$u|  l^ol^e  SSßöIbung  beS  ^en- 
lid^en  @d^tffe8  bemunbert ;  @t-@ult)ice,  auS  ben 
Sauren  1646— 1749,mitjtt)ei  iPrmen,jtt)eiÄa- 
ptUtn  unb  mobemen  Sßanbgemölben;  St-Stienne» 
bu-SWont,  1517—1537  im  gotifd^en  ©til  er» 
baut  mit  ber  (Sruftfc^eÜe  ber  1^1.  ©enoüefa ;  baS 
f(^id!faISreid^e  ^antl^eon,  eigentlid^  @te«Sene- 
t)iöt)e,  t)on  Sl^Iobmig  erbaut  unb  feit  1764  in  bie 
je^ige  gorm  umgebaut  (griec^ifd^-römifd^er  @tiO/ 
unter  ber  Siepubfif  (1791)  }um  $ant^eon  um> 
geftaltet  aß  ünaufoleum  beräl^mter  9Ränner,  1822 
bis  1830  n)ieber  au§fd^Iiepd^  bem  fatl^olifd^en 
©otteSbienfte  gemei^t^  t)on  1830  abermals  3la» 
tionalmaufoleum^  unb  nad^bem  eS  Don  1851  an 
n)ieber  als  fatl^olifd^e  SuItuSftötte  eingeräumt 
n)orben,  feit  1885)umbrittenmalentn)eil^t.  ßiner 
berörtef[en3Banfa]^rtSorteber!Pariferi{l@te-@ene> 
Diäüe  unb  bie  benad^barte  JKrd^e  @te«Stienne- 
bu«9Ront,  an  bem  ®rabe  ber  großen  Patronin 
ber  @tabt^  ber  |^I.  ©enoüefa.  @eit  ber  legten  Snt- 
meil^ung  ber  il^r  gen)ibmeten  ftird^e  gel^t  ber 
^itgerjug  nur  mel^r  nad^  ©te-Stienne,  voo  Dom 
3. — 11.  Sanuor  eine  feierlid^e  neuntägige  9ln» 
bad^t  abgel^alten  mirb,  }u  ber  alle  ^faneien  auS 
$ariS  unb  ber  Umgebung  nad^  altl^etfömmlid^em 
Sraud^e  l^in))ilgem.  6in  ftart  befud^ter  ®naben« 
ort  i{l  aud^  bie  SBaüfal^rtSfird^e  92otre"2)ame- 
beS»33ictoireS,  m  1853  ^forrer  ®uffred^e»®e§- 
genetteS  (geft.  1863)  bie  befannte  Crjbruberfd^oft 
gum  unbeßecften  ßer^en  SDlariä,  bie  mel^rere  SRil» 
lionen  eingefd^riebener  9RitgIieber  in  ber  ganzen 
fotl^oliid&en  SBelt  jä^It,  ftiftete  (f.  b.  «rt.  ©crj 
SKariä  V,  1929).  3n  ber  SRue  beS  ©öüreS  ftnb 
bie  „Vierge  noire*  bei  ben  Sd^mePem  beS 
1^1.  Si^omaS  Don  SiKanoDa,  fomie  bie  ^efuiten« 
fird^e  unb  bie  jfird^e  ber  Sajariften  mit  ben  9le> 
liquien  beS  in  $ariS  DoIfStl^ümlid^en  1^1.  SSincenj 
Don  $aul  fiarl  befud^tc  SDßattfal^rtSorte.  Keucre 
Äird^en  fmb:  bie  SKobeleine,  Don  Submig  XV. 
begonnen,  Don  IRopoIeon  I.  urfprünglid^  ju  einem 
lempel  beS  SRul^meS  bcftimmt,  bann  niebergeriffen 
unb  erft  1806—1842  in  {Jorm  eineS  antifen 
SempelS  mit  brei  Jlup<)eln  toieber  aufgebaut; 
9lotre-S)amc-be»2orctte,  eine  1823—1836  er- 
baute SSoftlifa,  mit  übertriebener  gleganj  au8- 
geftattet ;  ©t»33incent-be«^aul  eine  in  impofan- 
ter  Sage  erbaute  fünffd^if fige  SSafllifa ;  ©te-eio« 
tilbe,  mobemgotifd^e  IKrc^e  (1846-1857);  £a 
Srinitö,  moberne  SRenaiffancefird^e  (1867); 
©t-Sluguftin  (1868)  unb  ©t.«mbroife  (1863 
bis  1869),  beibe  im  romanifd^en  ©til.  ®ie  grofe» 
artigfte  ber  neueren  ffird^en,  äugleidj  bie  iüngfte, 
aber  aud^  bie  bebeutenbfte  aBallfabrtSf ird^e,  ift  bie 
"^erj-Sefu'CotiDürd^e  (Voeu  national)  auf  bem 
lontmartre,  m  einftenS  ber  1^1.  ffiion^fiuS  (f.  b. 


Srt.)  mit  feinen  (Sefäl^rten  J^ingerid^tet  miibtn, 
unb  mo  aud^  f))äter  ber  1^1.  ägnatiuS,  ber  ©tifter 
beS  SefuitenorbenS,  mit  feinen  (Sefdl^rten  bie  (8^ 
lübbe  abgelegt  l^at.  Submtg  XYL  ^  tmAetfec 
baS  ©eliibbe  gemad^t,  ba^,  im  fSfaEe  er  ober  jene 
92ad^!ommen  ben  Zitron  beS  l^L  Subtoia  je  nncber 
befteigen  mürben,  auf  SRontmartre  eine  SotiDfic^e 
erbaut  merben  f oHe.  9lad^  ber  Steflauraiion  l^ottes 
iebod^  bie  9lad^fommen  beS  ungludfid^  ttMfi 
bie  ßrftUIung  biefeS  SSerfpred^  Demod^ldfPgt 
bis  enblid^  im  3a^re  1871  nad^  bem  gfronffutter 
tSfrieben,  unter  bem  Srudte  ber  C^ignifle,  m 
ber  Station  felbft  ^anb  an'S  2BerI  gelegt  tociia 
fonnte.  2)er  @rutd)fiein  nmrbe  1875  gelegt,  mb 
bis  1889  maren  bereits  IDamnionengfrancSoif 
ben  Sau  Dermenbet.  9lm  17.  3uli  1886  fomrii 
ber  Sr^ifd^of  baS  erfie  feierlid^  ^onttRcoIomt  ti 
biefer  ÜSotiDlird^  ab^Iten.  —  Unter  oen.ffin^ 
böf  en  ip  ber  ÜRobefird^bof  ^re-Ia-e|^i{e  (edMn^ 
}ul^eben,  fo  genannt,  meil  ber  93eU^tDater  bcS 
ftbnigS  Subloig  XIV.,  Sad^aife  (f.  b.  Sri),  bmt 
einftlofter  grünbete  ODlont-SouiS);  nod^  berSaf* 
Hebung  beSfelben  mürbe  im  Saläre  1804  ber  Ain^ 
l^of  eröffnet,  ber  mit  einer  Unga^I  ber  ^errli#ti 
9Ronumente  gefd^mfidtt  ift.  —  Sdmmtlid^  Stäftt 
mürben  befamttlid^  |ur  3(U  ber  erften  Stoobtin 
aufgel^oben.  9tad^  93üfd^ing  gab  ed  fan  Dorign 
äabrl^unbert  in  ^pkiriS  nid^t  meniger  ott  8  VbMa 
unb  12  $riorate  Don  männlid^en,  7  SDbteioi  nb 
6  $riorate  Don  meiblid^en  Orben,  17  (EoOqpfl^ 
lir^en,  50  JUbRer  unb  Kommunitäten  Don  mini 
lid^en  unb  43  JUbfier  unb  14  Sommunitäten  Mi 
meiblid^en  Orben  unb  Songregattonen,  boneiai 
11  ©eminarien,  meift  für  bie  £)rbenSgeiftli(^ 
Unter  'üopolton  L  mu|ten  einige  Orben  tmdn 
S)ulbung  im  ©tiUen  gu  erlangen ;  bie  Steftonotion 
aber  tl^at  fpöter  %IIeS,  um  fie  mieber  in  bie  ^9ft 
)u  bringen,  unb  faft  nod^  mel^r  gefd^  unter 
SouiS  pUippe.  3m  3al^re  1844  gab  eS  f^oi 
mieber  32  ^lonnenflöfler,  grö^tentl^eilS  für  bei 
©t)italbienft  unb  ben  Unterrid^t  ber  SDläbd^; 
!D{önd^sn5fter  maren  bagegen  um  biefe  Qtütmxst 
Dorl^anben.  3nbe|  gab  eS  eine  Slnga^l  ©emina- 
rien, in  meieren  Junge  $riefter  unb  SRifftonon 
l^erangebilbet  merben.  Unter  benfelben  inißä 
Pd6  baS  ©eminar  ©t.©uH)ice  (f.  b.  «rt),  1642 
Don  Olier  (f.  b.  ^rt.)  gefKftet  unb  nad^  ber  Jb* 
Dolution  mieberl^ergefteEt,  befonberS  auS;  elaij0 
baS  ©eminar  ber  auSmärtigen  ÜRiffumen,  boS 
beS  l^eiligen  ©eifteS,  ber  ^affionifien,  ber  3^ 
lönber  u.  f.  m.  S)ie  meifien  ber  l^eute  no^  ie* 
ftel^enben  ftlöfier  finb  auf  berfelben  ©teile  nne 
frül^er  erbaut  unb  bie  alten  ©eböube  mdgTutP 
reftaurirt. 

2)ie  aOBol^Itbätigfeit  in  aUen  i^  3»et- 
gen  ift  Dieüeid^t  in  feiner  jmeiten  ©tabt  f o  reUPi 
unb  grogartig  Dertreten  h)ie  in  $artS.  Sßon  re^ 
nete  bie  Sai^l  berer,  meldte  in  ben  ö^entlid^la- 
jtalten,  b.  i.  in  ben  8  allgemeinen  unb  7  f)>ecidlei 
ffranftnl^äufem,  fomie  in  ben  16  änpalten  fürStn. 
©ied§e,  tJfinbelfinber  u.  f.  m.  get)Pegt  tourben,  i« 


1489 


$ariS. 


1490 


bcn  oimiger  ^idfycm  fd^on  ouf  60—70000,  unb 
mit  (Einfd^Iul  betet,  xotlä^  in  ben  ^öufem  Untet- 
pSkung  et^oUen,  ouf  120000;  ffit  l^eute  ift  m^l 
mapc  Ott  bie  bo|)peße3al^Iün}unel^men.  Sott  biefett 
Irielen  SnfiaUett  fittb  befotibetd  ]^ett>ot3u]^eben : 
boi  betfil^titte  ßötel  S)teu,  fd^on  im  7.  Sol^tl^utibert 
auf  bet  eit^änfel  gegtuttbet  tntt  1500  93ettett 
in  28  Sälen  unb  t>on  16  9et}ten  befotgt;  ba§ 
1877  neu  geboute  ^ötel  S)ieu;  ba§  ^oft)ttol 
et^SouiS,  t)cn  ^einrid^  IV.  1607  gegtänbet 
«it  800  Seiten;  bo8  iQo\pxial  ffit  unl^eilbote 
Sfnmen  mit  522  Seiten  unb  baS  füt  unl^etlbote 
StSnner;  bie  S^atitö  mit  500,  bo8  ^o\pM 
$itiö  mtt  600  unb  bog  fflt  @Qt)]^iUtifd^e  mit 
650  Seiten :  bo8  gto|e  Shtbolibettl^aud  aI8  Set» 
forsmtgSonfialt  füt  bog  ünUitöt,  1670—1674 
iMm  Siü>tDig  XIV.  etbout,  ein  gtogeS  Sietedt  mit 
lae^teten  ^äufetn  unb  einem  1704  Dollenbeten 
Dom;  bie  aRiUtötft)itäIet  be  $icpu8  unb  IBal- 
MS^xäct,  le^teteS  t)ot  bet  SReüoIution  Senebic- 
tinerfloftet,  mit  1500  Seiten;  baS  üHaifon  be 
Sontöfütjol^Tenbelhattle;  t)ieIeneinete^of))itäIet; 
bann  ^ofpije  füt  Site  unb  @ebted^Iid^e,  »ie  bie 
Solp^triäte  füt  5000  alte  grauen,  S)e8  ÜRönageS 
9r  670  oOe  SRönnet,  bie  3nfitmetie  be  SRatie- 
C^^r^fe  füt  30  «beiige  u.  f.  vo.  —  «n  SIinben:> 
mb  Sonbfhtmmen-änfKtuten  befleißen :  ^ofpital 
le  Oniiqe-Singtd,  im  Salute  1260  t)on  Subttig 
lern  ^ligen  füt  300  Slinbe  aefKftet,  eine  Slnftalt, 
Dd^  il^te  Slinben  ntd^t  bIo|  tmpfitqt,  fonbetn 
^nen  nod^  booteS  ®elb  retd^t  unb  300  anbete  ie 
Bit  150  gftoncS  iöl^tlid^  untetfiü^t;  änftitut  füt 
nn0c  Slinbe,  1791  t)on  Subn)ig  XVI.  geftiftet, 
nilSOSfteifiellenfütSIinbeDom  10.— 14.SebenS- 
fo^  on;  2aub{htmmen-3nfütut ,  geftiftet  Don 
IbM  be  V(Sp6t,  fottgefe|t  Don  3Ibbe  Siccatb, 
ntt  800  Solingen  Dom  11.— 16.  Saläre  an,  abet 
ntt  nur  100  gfretfiellen ;  boS  3rten]^au§  ÜJlaifon 
>c  <B^tenton  füt  400  3ne,  »oDon  60  t^tei- 

Sen  genießen,  unb  Sicdtte  füt  3000  (ftül^et 
tfd^Iol  eine«  Sifd^ofS  unb  untet  Subtotg  xm. 
SnlMliben^ud) ;  xotxttt  ein  SntbinbungSl^auS  mit 
Mammenfd^ule  unb  300  Seiten,  unb  ein  Sfinbel- 
SonS  mit  250  Seiten  (bie  JNnbet  tommen  fo  ha)i> 
dtt  ndglid^  auf  bog  Sanb  in  Pflege,  etnxt  5000 
Wtnd^);  enblid^  baS  SBaifenl^auS  füt  7—800 
iSoifenfinbet.  Uebetbie^  befleißen  nod^  20  SBol^I« 
E^fitidMtSbuteous  nebft  jal^Iteid^en  9Ift)Ien,  Hxxp» 
fm,  SBetll^fetn  unb  Untetftü^ungSgefeQfd^aften. 
foibet  fyit  bie  gegenmöttige  Slegietung  bie  meifien 
(hnrnfenjöle  uid)  Snfialten  füt  bie  Stmen  laifitt 
nd>  bie  ftommen  Setpflegetinnen  Detttieben.  9Ibet 
tn%  bet  ungel^euetlid^en  3uftdnbe,  mlä^t  bie  9te- 
tablif  in  Sejiel^ung  auf  Sleltgiorttät  unb  9RotaI 
boimtd^  l^beigefül^tt  l^at  (Don  bet  Setfd^Ieube- 
nntg  bet  gefhfteten  ©elbet  gat  nid^t  )u  teben), 
mtfoltet  bie  d^tifUid^e  Sl^atitaS  bod^  nod^  il^re 
(odi^^SIüten.  Untet  ben  Dielen  guten  Sßerfen 
[OmiVres)  bet  neuefien  3ett  fei  nut  etinnett  an  ba§ 
Berf  be9  Pated^iSmuS,  inbem  ie  nad^  bet  ©töge 
^  ^orteten  8—80  ©amen  bcn  Äinbetn  bie 


gemöl^nltd^n  ® ebete  unb  bie  notl^uenbigfien  ^eilS« 
ttwl^tl^eiten  beibringen.  3n  btefet  SBeife  mutben 
}.  S.  im  Salute  1889  in  bet  46000  Seelen  sä^Ien- 
ben  $fanei  ©teneUe  320  SRäbd^en  unb  300  Jhto- 
ben,  foioie  300  fleine  ffinbet  Don  80  ©amen  unb 
3  fetten  untentriefen.  9lid^t  ju  Detgejfen  ip  f etnet 
baS  l^enlid^e  „EBetf  bet  atmen  fttanien  bet  Sot« 
fiäbte'' :  97  ©amen  ^aben  1889  mit  Mfe  bet 
@d^U)ef}etn  4096  jhanfe  Det))f[egt,  2905  $et' 
fönen  }um  Smpfange  bet  l^eiligen  Sactamente 
Detmod^t,  22  Sttoad^fene  )ut  etflen  l^eiligen  Kom- 
munion gefül^tt  unb  131  auffoEenbe  Sefel^tungen 
UtxMt.  an  @t-®etmain  ift  oud^  bet  @i|^  bet 
Sinceni-Sonfetenjen,  n)eld^e8  SBetf  l^eute  in  bet 
ganjen  SBelt  meQt  als  6000  Sonfetenjen  mit 
einem  jäl^tlid^enSubgetDon  lOÜRillionenStancS 
jäl^It.  Stet  ©tetfe  genügen  jut  Setmaltung  bet 
Sonfetenjen,  benn  bie  Auslagen  füt  ©tudf  unb 
Sonefponbetq  bettagen  foum  8000  gftancS, 
mdl^renb  j.  S.  baS  ftaatltd^e  Untetßü^ungSbuteau 
in  $ariS  (Assistance  publique)  2151000  gft. 
SbminifhationSauSlagen  l^at  (Dgl  Hai%  iHtd^en- 
3tg.,  Solab.  1889,  489). 

©08  Untettid^t8n)efen  ift  in  granfteid^ 
nAt  m  feinem  onbetn  Staate  in  bet  $aupt» 
fiobt  concentritt;  neueftenS  toutbe  eS  ou^  nod^ 
beutfd^em  5IKuftct  tefotmitt.  Untet  ben  ftan- 
jöftfd^  ^od^fd^ulen  ift  bie  ültefte  unb  bebeu- 
tenbfte  bie  alte  UniDetfität,  su  bet  iegt  nod^  bie 
fteie  lot^olifd^e  UniDetfität  (feit  1874  bejm.  1889) 
fommt  (f.  u.).  3w  ben  ftod^fd^ulen  pnb  fetnet 
)u  ted^nen:  bog  (SoDöge  be  gtonce,  1529  Don 
gfton j  I.  itfS  Seben  getuf en,  »eldJeS  Untetrid^t  in 
Sitetotut,  ©efd^id^te,  Jlotunoiffenfd^aft  u.  f.  to. 
ettl^eilt,  fomie  bie  Scole  ^ßtatique  beS  ^auteS 
6tube§,  ein  ©tootsinftitut  mit  fünf  ©ectionen. 
©te  Detfd^iebenen  ted^ntfd^en  @d^ulen  ^oben  }u- 
fammen  1208e]^tftü]^Ieunb  etn)a  1500  Stubitenbe. 
Son  ben  %ai^»  unb  ©pedolanftalten  feien  ge- 
nannt: bie  Scole  be§  Sl^otteS  }ut  SluSbilbung 
Don  Sltd^iDaten  unb  ^alöogtopl^en,  bie  Special* 
fd^Ie  füt  bie  lebenben  orientalifd^en  @ptad^en, 
bie  l^öl^ete  9iotmaIfd^uIe  gut  |)etanbtlbung  Don 
amttelf d^ullel^tetn.  9In  SRittelf^uIen  gibt  eS  fed^§ 
SQceen,  btei  SoÜeged  unb  mel^tete  $riDatuntet* 
rid^tSonftalten ;  enblid^  an  Slementotf d^ulen  340 
öffentlid^e  unb  1020  $riDatanftaIten^  nebft  130 
Cours  d'adultes,  b.  i.  Slementatfd^itlen  füt  St- 
ttw^fene.  —  ©ie  fttone  be«  gefammten  geiftigen 
SebenS  Don  gftonfteid^  bilbet  boS  Sn^tut  be 
gftance,  meld^eS  bie  ^ßorifet  Sfobemien  jufammen- 
fa^t,  unb  meld^em  onjugel^bten  in  bet  gelel^tten 
SBelt  als  bie  gtö^te  e$te  gilt,  ©ie  ^nfönge  beS- 
felben  beftanben  in  einem  $tiDatDetein  jut  Pflege 
bet  ftanjöftfd^en  ©ptad^e,  bet  fid&  feit  1630  bei 
Solentin  Sontott  Detfommelte.  Satbinol  Slic^elieu 
ettocitette  benfelben  (2,  3anuat  1635)  jut  SIca« 
b^mie  fton^oife,  mlijt  1637  il^te  @i|ungen 
begann  unb  Don  Einfang  an  n)ie  nod^  l^eute  40  ÜJlit- 
gliebet  jöl^Ite.  ©en  ffteiS  bet  I^ütigfeit  biefet 
Sifabemie  bilbete®efd^id^te,  Sltd^äologieunb^l^ilo- 


1491 


$0ti8. 


U92 


logie ;  nad^  unb  mi^  Tanten  nod^  üerfd^iebene  Vta* 
bemten  baju.  9Id  föniglid^e  ßintld^tung  tourbe 
biefe  9!abemie  burd^  S)ecret  be§  @ont)entS  loom 
8.  ^uguft  1793  aufgel^oBen,  aber  bereits  am 
25.  October  1795  burd^  boS  S)irectorium  a!8 
3nftitut  TiaHonal  toieberl^ergefte&t.  S)amafö  erl^iett 
{ie  eine  @Iieberung  in  brei  jfloffen,  mlä^t  Slopo« 
leon  I.  im  3.  1803  }u  üier  Älaffen  erweiterte, 
nftnüid^:  Academie  1.  fran9aise,  2.  des  in- 
scriptions  et  belles-leitres,  3.  des  sciences, 
4.  des  beaux-arts,  tt)0)u  im  ^ol^re  1832  auf 
Seranlaffung  ®uisot3  als  fünfte  jflaffe  bie  Aca- 
demie des  sciences  morales  et  politiques  tarn. 
Siefe  ffinf  ^fabemien  beS  3nftitut  be  grance, 
mie  eS  feit  ^lopoUon  I.  l^ei|t  ftnb  burd^  eine  %x» 
lalfi  gemeinfd^aftlid^er  Sinrid^tungen  mit  einanber 
üerbunben. 

n.  93 ist ^ um.  SIS  erfter  Sifd^of  t)on  $ariS 
gilt  ber  1^1.  Sion^fiuS  (f.  b.  Sirt.  unb  ba}u  nod^ 
J.  E.  Darras,  St.  Denis  TAreopagite,  premier 
^y^que  de  Paris ,  Paris  1857 ;  E.  Bemard, 
Les  origines  de  Teglise  de  Paris.  St.  Denys 
de  Paris,  Paris  1870).  fßon  Stom  gefanbt  um 
bie  9Ritte  beS  3.  Sal^rl^unbertS,  fam  et  nad^  ©allien 
(Greg.  Tur.  Hist.  Franc.  1, 30,  in  Mon.  Oerm. 
bist.  Scriptt.  rer.  Merov.  I,  48)  unb  erlangte 
bie  Snarterfrone  toal^rfd^einlid^  in  ber  Daleriani* 
fd^en  Verfolgung.  3lad^  bem  Ser^eid^nig  ber  Sa- 
tl^ebrale  Don  $ariS  folgten  il^m:  2.  9RaEo  ober 
aWellon,  8.  SKaffuS,  4.  ÜJlarcuS,  5.  «büentuS; 
bann  6.  ißictorin,  ber  344  bem  Soncil  k)on  @arbica 
snmr  nid^t  t)erfönlid^  anmol^nte,  aber  nad^tröglid^ 
juftimmte.  7.  $auluS  toax  t>ot  October  360  beim 
erften  ^arifer  ©oncil  anmelcnb.  8.  ^rubcntiuS 
regierte  376  .bis  tim  400.  9.  ®er  1^1.  SKarceüuS, 
ben  fein  Sorgönger  nod^  fel^r  tung,  ba  er  bereits 
0  rein  unb  fromm  gelebt,  wie  ein  ^riefter  leben 
oK,  jumfiector  etl^ob,  tt)irfte  alS95ifd^of  mitt)or- 
jüglid^em  Sifer,  f d^ü^te  namentlid^  fein  33olf  gegen 
feinblid^e  SinföIIe  unb  mar  aud^  burd^  SOßunoer 
berül^mt  (Mon.  Germ.  hist.  1.  c.  I,  804).  9lad^ 
einem  ßobej  Don  @t«®ermain  (f.  Gall.  Christ. 
VII,  Paris.  1744,  15)  foM  er  om  1.  9loDember 
436  geftorben  fein;  bie  93ollanbiften  bagegen 
(AA.  SS.  Boll.  Jun.  V,  156)  fe^en  feinen 
Sob  unbeftimmt  in  bie  erfte  Qdt  beS  5.  3abr- 
l^unbertS.  93on  feinem  Orabe  erl^ielt  bie  gleid^« 
namige  93orftabt  il^ren  5Ramen.  3laäi  SKarceHuS 
merben  genannt:  10.93iüianuS,  ll.gelij,  12.8fla- 
DianuS,  13.  UrpcinuS  ober  UrfidanuS,  14.  ape- 
bemiuS.  SDer  15.  SSifd^of  §eracliuS  unterfd^rieb 
)ur  3ctt  Sl^lobmigS  511  baS  erfte  Sondl  Don 
Orleans ;  an  il^n  unb  gmei  anbete  IBif d^öf e  rid^tete 
iÄemigiuS  Don  SReimS  einen  93rief  (Dgl.  Opusc. 
Remig.  bei  Migne  LXV,  966).  «uf  16.  ^ro- 
batuS  folgte  17.  SlmeliuS,  Don  533—541,  beffen 
Untetfd^tif  t  fid^  in  mel^teten  ©^noben  finbet  (Har- 
duin  n,  1176.  1430.  1442).  18.  ©affatacuS, 
feit  549,  abet  balb  abgefegt.  Sluf  bem  jmeiten 
^atijet  (Soncil  551  mutbe  beftimmt,  bafe  et  fottan 
in  einem  ftloftet  leben  muffe,  mo  et  nad^  jmei  bis 


btei  Saluten  ftatb  (Dgl.  ^ef ele,  Sonc-Sefd^.  m, 
2.  «ufl.,  7  f.).  ©et  etjbifdbof  Don  6cnS  orbi« 
nitte  batauf  gemö|  bem  Dom  Sondl  il^m  ettl^eiltea 
9lufttag  19.  eufebiuS  als  Sifd^of  Don  $aris 
(552  bis  etma  555).  Untet  bem  20.  l^L  0e^ 
manuS  (f.  b.  9tt.)  tomht  557  baS  britte  usb 
578  baS  Diette  ^rifer  Sondl  fle^Iten.  Sein 
Slad^folger  21.  SlagnemobuS,  unter  toeld^m  577 
baS  fiünfte  $arif er  Soncil  in  ber  angelegen)^  bd 
ergbif  d^of  S  $röte£tatuS  DonSiouen  gej^atten  tombe, 
mar  ftreng  in  ^anb^bung  ber  3)i8d))lin  (ogL 
Greg.  Tur.  H.  Franc,  passim  [Mon.  Grerm. 
hist.  L  c.  905])  unb  ftarb  591.  3laä^  feinem  lobe 
Derßeigerte  bie  Königin  grebegunbe  baS  SiSt^; 
ein  geiDiffer  22.  (SufebiuS,  ein  ©9rcr,  ettDort  el 
um  @elb  (f.  Mon.  Germ.  hist.  L  o.  438).  Ser 
28. 93if  d^of  gfaramunbuS  iß  ber  le^te,  ben  @cegor 
Don  £ourS  ermül^nt.  Sn  24.  ©impIiduS,  fonne 
an  anbere  gaUifd^  93if d^öfe,  fc^rieb  Sßapß  (Sregor 
ber  ©rofee  im  Saläre  601  in  «ngdegenl^  ber 
nad^  ßnglanb  giel^enben  SRifftonare  O^pisi  lli 
58,  bei  Migne  LXXVH,  1176)..  Unter  ber  Se« 
gierung  beS  25.  I^eiligen  Sifd^ofS  (SerouniuS  ober 
&raunuS  ttattn  im  3.  614  79  Sifc^e  fm 
fünften  ^arifer  Soncil  gufammen,  toepl^ll  boS- 
felbe  aud^  eine  @eneralfQnobe  genannt  toirb  (^efde, 
e.-®.  UI,  67  ff.).  eerauniuS  }eid^nete  fi4  btin| 
feine  grömmig feit,  feinen  6ifcr  unb  feine  Kämpen« 
liebe  aus,  unb  feine  9nbad^t  gubenJ^genSto 
tQrem  brad^te  il^n  auf  ben  ©ebanfen,  i$re  Idn 
ju  f ammeln.  ©t,  Eetan,  mie  er  in  Qfronfrd^  ^ 
möl^nlidö  genannt  mirb,  ftarb  Dor  625,  beim  «S 
folgte  il^m  26.  Seubebert  ober  Seobebert,  ber  625 
bei  bem  @:onal  au  StdmS  unb  626  bei  bem  |tt 
(Siiä^t)  mar.  Um  644  erfd^eint  27.  SiubobethiS  ober 
9lutbettuS,  audö  SntbettuS,  bn  etttw  650  jlttrb; 
et  l^atte  jum  9lad^folget  28.  ben  I^L  Sanberiaö 
(©t.  Sanberi),  bet  653  mit  23  anbeten  8if45|a 
bie  ©tiftungSurfunbe  unterfd^rieb,  toüd^  6^ 
mig  II.  bem  ftlofier  Don  ©t-SDeniS  ertl&eilte  (^|ek 
ni,  89  u.  104).  er  mar  ein  SWann  DoE  opo« 
ftolifd^er  Sugenben  unb  SSerbienfte  unb  jei(|«!t 
fid&  namentlid^  burd^  grofee  Siebe  gegen  bieStawn 
unb  fftanlen  auS.  Untet  Slnberem  erbaute  unb 
botirte  er  neben  ber  Satbebrale  U.  S.  ^i.  ein 
©J)ital,  meld^eS  „§auS  ©otteS*  (Hotel  Dien) 
genannt  mürbe  unb  nod^  fo  l^eifet  (f.  ob.).  San« 
bericuS  fd^eint  nod&  660  gelebt  gu  l^ben,  tteü 
um  biefe  3eit  ber  aRond^  SKatculf  Don  $«0 
(f.  b.  «rt.  gormelbüd^et  IV,  1608  f.)  auf  feinen 
Sefel^l  feine  jmei  93ü^et  gotmelri  fummelte  (AA. 
SS.  BoU.  Jun.  m,  293).  2luf  29.  ^brobobert 
obet  SRobbettuS,  bet  bis  663  lebte,  30.  eigo- 
baubuS  obet  ©igebtanbuS,  bet  664  etmorM 
mutbe,  unb  31.  SmpottunuS,  bet  666  in  einer 
Untetfd^rift  etfd^eint,  folgte  32.  bet  fjü  «gü- 
bettuS.  S)iefet  l^atte  lange  bei  ben  9(ngelfQ(^ 
baS  @Dangelium  Detfünbet,  nxitb  666  Don  SBin^ 
d^eftet  (SDotd^eftet?)  bietl^et  ttanSfetitt  unb  fW 
680.  "ülnx  futge  Seit  tegietten  bie  $atifet  iM^ 
33.  ©igeftebuS  (etma  690—692),  ebenfo  34.  Im* 


1493 


$ari8. 


1494 


noalbuS,  feit  698^  ber  698  refignirte,  aber  nod^ 
717  lebte;  barni  folgten  35.  SboIp^uS,  86.  Seme- 

(l^riud(gef}.um722X87.ber]^LC)ugoI.(f.b.«rt.X 
88.  SRerfeibuS,  89.  geboIuS,  40.  SlagnecaptuS, 
41.  9ßabalbertu8  ober  9Raubettu§ ,  42.  S)eobe- 
frebuö  (üon  757—775),  43.  gri^enrabuS  I.  (oon 
775—795),  gur  Seit  ftarß  b.  ®r.,  44.  (Smien- 
frebuS,  bis  etioa  809.  Unter  45.  3n(i^abuS  (feit 
811)  mürbe  eine  9rt  Spnobe  megen  ber  Silber« 
iiere^nrng  unb  829  eine  gro^e  (hrd^enDerfamm* 
lung  gu  $anS  gehalten,  bei  meld^er  bie  Sifddöfe 
ber  ^odinjen  9teim§,  @en8,  Zourd  unb  SRouen 
vertreten  nxirenCC^efele  IV,  52  ff.).  mSnd^abuS 
881  ftarb ,  umrbe  46.  ^rd^enrabuS  11.  93ifd^of, 
unter  bem  Dier  iSQnoben  gel^alten  mürben;  toal^r* 
{d^inlifj^  in  feinem  SobeSjol^re  (857)  erfd^tenen 
bie  9iormannen  auf  ber  @etne  unb  Derbrannten 
aQe  iKr^en  au|er  benen  beS  1^1.  ©tepl^an,  bed 
^1.  (SemtanuS  unb  bed  ^I.  2)ion98,  für  beren  ßr* 
Haltung  fie  fid^  gro|e  Summen  salbten  liegen,  ^uf 
3Bunf($  Paris  beS  Pallien  möl^Ite  ber  SleruS  47. 
SeneaS  (f.  b.  %rt.)  mm  99ifd^of,  unter  bem  bie 
Stomunmen  861  audp  bie  jfird^e  beS  1^1.  ©ermanuS 
Decbratmten.  ßS  folgten:  48.  SngelminuS  (871 
US  888),  49.  (SauslenuS  (884—886),  50.  Sn« 
fd^cricuS  (886—911),  51.  Xl^eobuIfuS  (911  bis 
922),  52.  SulrabuS  (922—926),  53.  ^belelmuS 
(927—985),  54.  ®uaU^eriu8(937— 941),  55.911. 
bericuS,  56.  SonftontiuS  (feit  etma  954),  57.  ®a- 
rinuS  ober  ®amier  58.  KainalbuS  (979—980), 
59.ettftarbuSoberSifiemu8(987--989),60.®iS. 
lebertuS  ober  SngelbertuS  (geft.  992),  61. 9tainal- 
buS  be  SenboSme  (992—1016),  62.  ^iScelinuS  be 
SfrumeniS  (reftgnirt  unb  geworben  1021).  Sa 
$anS  fdt  987  ^auptftabt  beS  9iei(i^eS  ber  Sope« 
tinget  gemorben,  marb  ber  bortige  93ifd^ofSft| 
immer  mid^tiger;  bie  SStfd^bfe  mürben  aber  aucp 
in  eine  SRenge  meltlid^er  ©efd^öfte  l^tneingejogen. 
@o  tDor  fd^on  unter  jtönig  Stöbert  11.  63.  IBifd^of 
^anco  (1020—1030)  ein  einPufereid^er  SKann. 
Sie  Kegierung  beS  64.  Sifd^ofS  SmbertuS  ober 
^aelinuS  be  fßergi  (1030—1060)  fällt  in  bie 
Seiten  ftönig  ^einrid^S  I.  65.  ©aufribuS  be  IBou- 
logne,  Odeim  beS  $er}ogS  ® ottf  rieb  Don  SSouiUon, 
mar  era!an)Ier  bei  ^l^ilip)?  I.  bis  1095.  66.  SBil- 
^(m  L  Don  aWontfort  (1096—1102),  ©ruber  ber 
unreii^tm&gigen  Königin  93ertrabe,  Don  3do  Don 
S^rtreS  gebilbet,  unb  obgleid^  er  baS  canonifd^e 
«Uter  no^  nid^t  l^atte,  Don  Urban  n.  beftötigt 
(^ele4lnöpfler,  6onc..®cfd^.  V,  243),  fc^eint 
auf  einer  Steife  nad^  Serufalem  geftorben  gu  fein. 
«uf  67.  gfuico  I.  (geft.  1104),  68.  ®aIo  ober  ffiato 
(1104  Don  ^auDaiS  l^ierl^er  tranSferirt  unb  geft. 
1116),  unb  69.  ®ilbertu§  ober  ©iSlebertuS  (1117 
MS  1124)  folgte  70.  Step^anuS  I.  be  @enlis,  ein 
berfll&mter  Seitgenoffe  beS  1^1.  Seml^arb  (f.  Ber- 
nard  Ep.  45.  158.  159.  160.  224.  430,  ed. 
MabiUon,  Paris.  1719,  unb  bei  Migne,  PP.  lat. 
CLXXXU).  71.  ai^eobolb  (1144-1158)  fafe 
auf  bem  @tul^I  Don  $aris,  als  $apft  Sugen  III. 
fm  3. 1147  in  biefe  ©tabt  fam;  i^m  folgte  ber 


Magister  sententiarum  72.  ^etruS  L  Som> 
barbuS  (f.  b.  Slrt.).  Slad^  beffen  frdbem  Zob  regierte 

73.  ber  berul^mte  aRauritiuS  be  SuII^  (1160  bis 
1196),  ber  ben  ®runb  )u  ber  neuen  Satl^ebrale 
legte  unb  fte  aud^  }um  grb^ten  Sl^eil  aufbaute ; 
nebftbem  baute  er  eine  neue  bifd^öf lid^  SBol^nung. 

74.  Obo  ober  SubeS  be  iSuKt),  fein  nic^t  unmür* 
biger  Slad^folger  (1196—1208),  ftanb  beiSnno- 
cens  m.  in  l^ol^em  Slnfel^en,  unb  feine  Constitu- 
tiones  sjnodicae  geben  ein  intereffanteS  SRufter 
für  S)töcefanfQnoben  auS  bem  Snbe  beS  12. 3al^r- 
l^unbertS  (Dgl.  $efele*jhtöpfler,  eonc.-®ef^.  V, 
767).  75.  Petrus  U.  be  StemourS  (1208—1219) 
ftarb  auf  bem  ffreu)}uge  Dor  2)amiette.  $a))ft 
^onoriuS  ni.  tranSferirte  auS  |)ä))filid^r  SoD« 
mad^t  76.  SBUl^elm  n.  be  Seignelaq  Don  Su^erre 
auf  ben  @i|  Don  ^ariS  (1220-1228).  Slad^ 
77.  Sartl&olomäuS  (1228—1227)  beftieg  biefen 
©tul^I  78.  SBilbelm  IH.  Don  SluDergne  (1228  bis 
1248),  ein  berühmter  Xb^ologe  jur  '^ixi  beS 
1^1.  Submig ;  feine  gefammelten  SBerle  erfd^ienen 
SU  Orleans  1674  in  }mei  Sfolianten.  Shtn  folgten 
79.  ®alteruS  be  (Sl^&teau-2^ierrq,  ber  nur  Dom 
3uni  bis  September  1249  regierte;  80.Steginal- 
buS  ober  StenaubuS  SOtignon  be  (Sorbeil  (1250  bis 
1268),  81.  ©tepl&an  n.  Sempier  (1268— 1279), 

82.  StanulfuS  b'^ombloniöre  (1280—1288)  unb 

83.  Simon  SRattfoS  be  »ucp  (1290-1304), 
meld^er  bie  bitteren  ff ömpf  e  )mif  c^en  Sonif aj  YIII. 
unb  ^l^ilipp  IV.  burd^Ieben  mu|te.  3m  14.  Sal^r* 
l^unbert  mürben  bie  93if d^öfe  meift  burd^  bie  $äpfte 
ernannt,  fo  84.  aBiU^elm  IV.  be  Saufet  (1305 
bis  1319);  85.  ©tepl^an  m.  be  Sourret  ober 
Soreft  (1320-1325);  86.  ©ugo  II.  SWid^eli 
be  93efan9on  (1326-1332);  87.  SBil^elm  V. 
be  e^anac,  feit  1332,  ber  reftgnirte,  1342  sum 
$atriard^en  Don  Sllesanbrien  erl^oben  mürbe  unb 
im  3. 1348 ftarb;  88.  gfulco U.  be (S^anac (1342 
bis  1349) ;  89.  «uboinuS  ober  «ubert,  feit  1349, 
aber  fd^on  1350  nad^  Slu^ene  tranSferirt  unb 
1363  geftorben  als  Sarbinalbifc^of  Don  Oftia; 
90.  $etruS  III.  be  la  gfordt,  1350  Don  2oumai 
l^ierl^er  unb  1352  nad^  $ouen  tranSferirt;  91. 3o- 
l^onn  I.  be  SJteulan  (1352—1363);  92.  Ste- 
pl^an  IV.  Don  $ariS,  feit  1363,  Sarbinal  unb  re- 
fignirt  1368,  geji.  ju  «Dignon  1373;  93.  «ime* 
ricuS  be  9}taignac,  feit  1368,  Sarbinal  burd^ 
eiemenS  VII.,  rcfignirt  1388,  geft.  1884  ju  «Dig- 
non;  94.«ßetrusrv.  b'Drgemont  (1384—1409), 
Dorl^er  Sifd^of  Don  Il^erouanne.  —  3m  15. 3abr« 
l^unbert  mar  ^riS  lange  3^it  in  ber  ®emaU  ber 
Snglönber;  unter  bem  l^arten  Submig  XI.  aber 
mürben  bie  Sifd^öfe  ebenfo  unterbrüdt  mie  aUeS 
Rubere,  maS  bem  unbef  d^röntten  SBiUen  beS  ftönigS 
im  SBege  ftanb.  9ud^  in  biefem  Sal^rl^unbert  be> 
festen  bie  ^ßöpfle  }um  großen  Zl^eil  ben  ©tul^l 
Don  $ariS.  6S  regierten  95.  ©erorbuS  be  ÜJton» 
taigu  (1409— 1420),  Dorl^er  »iid^of  Don  ^oiHerS, 
burd^  ?llejanber  V.  auf  ben  ©tul^l  Don  ^riS  Der« 
fefet ;  96.  Sol^anneS  H.  be  gourtecuiffe,  Don  $ap|l 
9Jeartin  V.  1421  beftötigt,  ber  aber,  meil  er  bem 


1495 


$art§. 


U96 


ffönig  ©cinrtd^  V.  öon  englonb  Derl^agt  »ar, 
leinen  @i^  mä^t  erlangen  fonnte  unb  1422  nai^ 
®enf  tranSfcrirt  »urbe  (gcft.  1423);  aI8  Sek- 
ret ber  Sl^cologie  l^otte  er  bcn  SScinamen  Doctor 
sublimis ;  97.  3o|anne§  III.  be  la  Sod^c»taiIIec, 

1422  t)on  ®enf  nad^  ^oriS,  1423  auf  ben  BW 
Don  9louen  erl^oben  unb  balb  nad^l^er  Sarbinal, 
geftorben  1437  ald  Sarbinallegat  Don  Sologna ; 
98.  3o^anneS  IV.  bc  Jlanton,  burd^  SWartin  V. 

1423  Don  S3tcnne  tranSfcrirt,  gcft.  1426;  99. 3a- 
cobuS  be  gl^&telier  auS  Spanien  (1427—1438), 
glctd^faHS  öon  SKartin  V.  eingefeW;  er  fd^wur  §ein- 
xxdi  VI.  ben  ßib  ber  Sreue  —  erft  1436  tarn  $arlS 
lieber  }um  franjöftfd^en  Sleici^e.  S)en  100.  S)iO' 
nt|«  bu  aWouIin  (1439—1447)  »öl^Ite  toieber  baS 
ßopitet  ebcnfo  101.  SBil^elm  VI.  g^artier  (1447 
bis  1472).  SDiefer  ntu^te  mit  3o^ann  t)on  9louen 
unb  Siid^arb  t)on  SoutanceS  baS  äSerfal^ren  gegen 
3o§anna  b^Src  (f.  b.  9lrt.)  unterjud^en;  fle  erüärten 
fle  am  7.  3uU  1456  fflr  DoIIfommen  fd^uIbloS. 
99ifd^of  SBiD^elm  mol^nte  aud^  ber  Serfammlung 
}u  Snantua  an  (1459),  meldte  $iuS  II.  gegen  bie 
Surfen  öeronftaltet  l^otte  (^efele-^ergenrötl^er, 
g..®.  Vin,  101  f.),  unb  l^ielt  bort  im  Jlamen 
feines  ftönigS  eine  Siebe.  (Sr  ftarb  1472  jum 
Sd^merge  ber  $arifer,  nid^t  fo  beS  JfönioS  Sub» 
tt)ig  XL,  ber  il^m  gram  mar,  meil  er  i^n  beS  sBunbeS 
mit  feinen  ®epem  befd§ulbigte;  fein  Snbenfen 
blieb  in  l^ol^en  Sl^ren.  102.  Submig  be  93eau" 
mont  be  la  gforßt  (1473—1492)  mürbe  mol^r  auf 
ben  SQBunfd^  fiubmigS  XI.  öon  ^apft  ©ijtuS  IV. 
5um  IBifd^of  t)on  $ariS  ermä|lt;  na(|bem  er 
20  3a^re  ba§  SiStl^um  üermaltet  in  Sebrong» 
niffen  beS  Qfleifd^eS,  unter  tjfaften  unb  9lImofen« 
geben,  bem  ©otteSbienft  ber  ßot^ebrale,  aud^  bem 
nöd^tlid^en,  ftets  beigemol^nt  l^atte,  ftarb  er  1492, 
erft  45  3o^re  alt.  103.  3o^ann  V.  Simon 
be  6^amj)ign^)  (1492 — 1502)  mürbe  nun  burd^ 
SBal^I  be§  (SIeruS  SBifd^of  unb  Dom  $a))fte  be- 
fJätigt.  104.  ©tepl^an  V.  be  ^ond^er,  1503  er- 
mäl^It  auf  SBunfd^  SubmigS  XII.,  mürbe  aud^  al§ 
IBifd^of  ^u  mid^tigen  ©taatSgefd^öften  oermenbet 
unb  1519  5um  ßrjbifd^of  öon  ©enS  erl^oben. 
105.  gfranj  I.  be  «Pondfter  (1519—1532),  IReffc 
be§2ejtgenannten,  |ottc  unter  fföniggfranji.  einen 
garten  ©tanb,  moran  er  f elbft  jebenfallS  nid^t  ol^ne 
©d^ulb  mar;  er  ftarb  1532  in  ber  ©aft  beS  ÄönigS 
ju  SSincenneS.  106.  3ol&anne8  VI.  bu  SSellat), 
feit  1532,  öorl^er  93if(^of  öon  SSapeuj,  beforgte 
als  vertrauter  SRatl^  3frang'  I.  bie  mid^tigften  Staats- 
gefd^öfte  unb  mürbe  1535  jum  ßarbinal  erl^oben. 
3m  3. 1544  übemal^m  er  bie  Sertl^eibigung  öon 
$ariS  gegen  einen  ermarteten  Eingriff  ffaifer 
ffarlS  V.,  liiert  aud^  1547  mit  neun  anberen 
(Sarbinölcn  bie  Sjequien  für  Qf^anj  I.  Da  er 
aber,  obgleid^  er  fid^  um  Stanfreid^  fel^r  öerbient 
gemad^t,  bie  ®unfi  ßeinrid^S  11.  nid^t  befa^,  fo 
refignirte  er  1551  uno  jog  ftd^  nad^  SRom  jurüdf, 
mo  er  als  SSifd^of  öon  Dftia  unb  S)ecan  beS 
Higen  ßoIIegiumS  1560  ftarb.  107.  guftad^iuS; 
buSBella^,  fein  SSermanbter,  mürbe  1551  oon' 


ßeinrid^  II.  ernannt.  3m  3. 1557  ^ielt  er  eine 
S)iöcef aufhöbe  unb  reiste  1561  )um  £oncU  mu) 
Zrient,  blieb  bort  über  jmei  ^af^tt,  legte  to)  na(^ 
feiner  9tüdKe^r  feine  SBfirbe  niebet  (1568)  ssb 
ftarb  1565.  108.  SBil^elm  VIL  SSioIe  (1564  M 
1568)  mürbe  öon  ftarl  IX.  ermö^It;  ebenfo  no^ 
feinem  £ob  109.  $etruS  V.  be  @onbi  ber  ftaill 
Seid^töater  unb  gel^eimer  Slatl^  unb  bereits  Sif^of 
öon  SangreS  gemefen.  SBie  als  Staatsmann,  t^ 
er  fid^  aud^  als  99ifd^of  l^eröor  unb  ftanb  glei^ 
faOS  bei  ^einrid^  HI.  in  ®nnß,  burd^  beffenSe^ 
mittlung  er  1587  ben  ^Purpur  eii^ielt  Sa  er  ^n 
^einrid^  IV.  I^ielt,  mu|te  er  $artS  öerlaffen,  fäfsk 
aber  1590  jurüdf  unb  mar  1592— 1594  im  auf- 
trage ^einrid^S  IV.  )u  Slom.  Sr  refignirte  1596 
gu  ®unften  feines  Steffen  unb  flarb  1616  in  einen 
^Iter  öon  84  3Q^ren.  110.  ^einrid^  be  ®onbi 
feit  1598,  mar  feinem  Ol^eim  nid^t  unglei^OB 
®eift,  ftlugl^eit,  Slanj  ber  SBürbenunb  Xugenben; 
namentlid^  mürben  unter  i^m  öiele  Orboi  nnb 
Kongregationen  inbemSiStl^um  eingefu^  HsH 
aSermenben  SubmigS  XIH.  fc^müdfte  il^n  ^anlY. 
im  3. 1618  mit  bem  S^vapuc  (Sarbinal  be  9k|); 
er  ftarb  aber  fd^on  1622  in  einem  SeO^ptoe  twc 
3)lontpeaier,  erfl  50  3a^e  alt.  —  «uf  9xt(o^ 
SubmigS  Xin.  erl^ob  ®regot  XV.  bnrd^  SaBe 
öom  20.  October  1622  $artS,  baS  biti^  fa 
JKrd^enproöiu}  SenS  gel^ört  l^atte,  ^  SBmbe 
einer SOtetropoIe  unbunterfieOtebieferbieSiS- 
t^ümer  Sl^artreS,  Orleans  unb  SReons,  jn  boia 
1697  baS  neu  errid^tete  SiStl^um  93(oi8  nnb  fpfiter 
aud^  SSerfaiQeS  famen.  9{ad^  bem  SoncodMt  üom 
3a]^re  1801  ^ötte  $ariS  folgenbe  Suffragandi 
erl^alten:  SrotieS,  ^mienS,  SoiffonS,  9lnaS,(Ea8t> 
brai,  SerfaifleS,  Wtaui,  Orleans.  «Bein  Mefe 
^norbnung  beftanb  nid^t  lange ;  übrigens  öeclor 
$ariS  perft  nur  baS  SnffraganbiStl^um  antienl 
unb  erft  fpöter  ^mei  meitere,  inbem  Sambrai  1841 
mieber  ju  einem  SrjbiSt^um  mit  bem  einjign 
Suffraganat  SlnaS  erl^oben  mürbe.  So  b^ 
beute  bie  J7ird^en))roöin)  $ariS  auS  bem  Sriül" 
tbum  unb  ben  fünf  Suj^aganbiStl^ümem  SloiS^ 
6^artreS,9Weauj,OrIeanSunb9Serf(nIIeS.  25eretjfe 
gr^bifd^of  mürbe  111.  3obann  grong  be  ®onK 
trüber  beS  öorIe|ten  9if  d^of S,  eingef  e|t  am  14.  %* 
öember  1622.  Sr  mar  tl^ötig  unb  omd^ceifenb 
in  ®efd^öften  unb  befa|  bie  ben  @onbiS  etge« 
fieutfeligfeit ;  aud^  fül^rte  er  öiele  neue  itligidje 
@e[eafc^aften  ein;  er  ftarb  am  21.  aRarg  1654. 
3m  3. 1643  na^m  er  alters  balber  feines  9» 
berS  Sobn  112.  Sol^ann  t^rang  öon  $anl  be  @obK 
als  Soabiutor  cum  jure  succedendi  an.  Siffa 
i^aüt  eine  öortrefflid^e  fo^iebimg  genoffen  nnb  wr 
befanntlid^  gur  Qtxi  ber  SRinberiäbri^it  Änb« 
migS  XIV.  eines  ber  §äupter  ber  gronbe.  Sot* 
binal  mürbe  er  fd^on  1652  burd^  3nnocen)  X; 
in  bemfelben  ^af^xt  mürbe  er  ober  im  Souöre  ge* 
fangen  genommen  unb  nad^  HHncenneS  gebraut 
mo  er  bis  1654  in  ^aft  blieb,  ^im  Wäa 
feines  Ol^eimS  ergriff  er  burdi^  einen  ^rocnrotoc 
IBeft^  öon  feinem  SrgbiStl^um,  mu|te  aber  \ifii 


1497                                                        $att3.  1498 

an  28.  SRSq  txnauf  Miji^en.  ^icruif  (am  »  de  fen  Meigr.  de  Beaiimont  depuis  1747  jue- 

Don  SinceimeS  vaäf  91ante9  unb  entflog  oon  bort  qu'a  1779.  Sein  ^aäfialQtt,  120.  Slnlon  Sto* 

OK  8.  SuQiip,  tDOtQuf  her  ©tu^I  bon  SlioriS  für  nor  Sto  Stetere  ist  Stuigne  (1781—1801),  Dor- 

(ricbigt  midit  tmtrb«.  3)tt  Sarbinal  ging  ttac^  ^ci  fd\\ü)o\  con  C^lottS ,   muBtc  balb  btm 

Srnn  unb  tDotlt  oon  Stmocenj  X.  freunbli^  auf-  txrü^tigtcn  conftitutioneUen  SSif^of  Soä-  3of. 

gauunmen.  S18  ftin  ^u^itgtgtttr  ünajarin  (f.  b.  @obel  (eigtntlu^  @SbeQ  tntic^.   3)it{tr,  ein 

illi)  1661  QtlloiftRi  ti»r.  lehrte  n  mitbtx  mä)  eifä|fet  unb  ftU  1772  Suffragan  beS  SBMoffi 

^nmtrti^  lurfldt,  aber  nur  um  feint  SQüibe  im  oon  ^|tl  für  btn  fianiSfif^cn  Slnt^til  bttftr 

Scbnu»  1662  in  bte  ^önbt  btS  Aönigl  niebti'  Süifictfe,  lam  1789  als  Stputiiter  na^  ^krtS  unb 

IMlcgen,  btr  i^m  bit  9btti  St-Sltn^i  Deilie^.  f>tfieunbttt  ficg  bolb  fo  fe^r  mit  ben  confhtutio- 

@«R  Soi^folfltr  mürbe  113.  ^ttniS  VI.  be  SlRarca  netltn  3betB,  ba^  et  fi^  bit  brei  neuen  SBtflttiümtt 

(f.  b.  Krt.),  her  aber  no^  Boi  bem  Antritte  (etneS  ^riS,  Obennome  unb  Dbetr^etn  jugleid^  oon 

SmttS  ftatb  (1662).  ^un  ernannte  bei  RBntg  ber  DlattDndotrfiimmlung  übertragen  Itt|.    Sr 

bn  3.  1663  btn  114.  §arbuinu8  ht  Sperefija  no^m  feinen  ©ife  in  ?ßatia,  enlfagte  am  7.  Sic 

bc  Smumont,  ber  feit  1644  fein  €rjie^er  unb  Dembei  1793  mit  14  feiner  3)icate  bem  gti^lii^ 

feit  1648  Sif^of  Don  Stobt)  getoelen  mar;  bie  t9mte,  )a  fcgor  bem  S^rifttnll^um ,  tmirbt  aber 

BefUttigungDonStoin  erfolgte  im  3. 1664.  $ar*  trolbem  cei^afttt  unb  fielaml4.9i)nn794  ale 

bnm  triiep  Didt  l^eilfamt  Setorbnungen,  bielt  Opfer  btr  Sttoolution.  3^  folgte  ber  „Sürgtr* 

ßmtg  Quf  fMr^tnju^t,  nur  befonberS  ein  äBo^l*  Stoqti  als  tonfittutiontllti  Sif^of  oon  SßariB ;  er 

4iUcibn%imenunbjtarbl671.  llS.^ianill.  ging  1800  ülapolton  I.  um  bit  Sutütfbenifung 

bc  ßatlai  bt  eidamfiDallon,  f(!^on  mit  26  Sagten  be^nad^Xteutfc^IanbtmigiirtenSrjbif^ofSSuignä 

C^f4oftH)nKoutn,t)attel9  3a^iebieft9Büibt  an,  aber  o^ne  @rfolg  (®ame,  Airc^gtft^.  I, 

DcnDQltet,  als  i^  ber  Rbnig  1671  auf  ben  ti-  SnnBbiud  1854,  76  f.).  3uignä  rtflgnirtt  1801 

IdngttnSil  Don !|k)nä  berief.  Si  famntelte  feine  auf  fein  SrjtiiSt^um  unb  ftaib  guSßotiS  1811  in 

mtb  feiner  Sorgfingtr  SQtiorbnungen  unb  ^ielt  }u  tintm  SlUti  Don  83  3a^ren.  ISl.Sol^nnSSapt. 

bcRB  SMannhnac^ung  1674  eine  @(|nobe.  3m  be  iSelloQ  (1802—1808),  oorlici  feit  1751  Si« 

fdbcn  3a^  er^tlttn  bit  ISrjbi^öft  ddu  3ßarie  f^of  Don  SlanböoeS  unb  feit  1755  Don  SÜlarfeillt, 

bk  ZS^  eines  £)er}DgS  unb  ^iiS  Don  granf-  alS  melii^tr  er  biS  gum  SuSbnu!^  btr  SteDoIution 

icii^,  BtHt  Pt  bis  jur  SeOolution  innehatten,  t^älig  toar,  lebte  md^renb  btrftiben  jurütfgejogtn 

1Ei|bif^f  ^lani  uurbe  auc^  Dom  JtSnig  gum  ju  g^amblg ,  Derjic^tttt  1801  auf  IßarftiDe  unb 

Cmbinal  btflgnirt,  erbitft  abtr  bie  ©eftätigung  Würbe  als  OOiä^riger  ©retS  auf  ben  ©lu^I  Don 

b«  SpopgeB  ni(!6L  äSiermal  führte  tr  btn  BorTiÜ  SPariStt^oben.  3m3.1803tr5ieIttrben*Burpur 

bct  btn  iBtifammlungen  btS  franjöfi|d|tn  SIeruS  unbanbere^tuSjeiebnungcnDonStittnÜiapoIeonS. 

nab  porb  1695.    ©ein  Seben  be{d|neb  SouiS  imliiez  für  bie  bijdiöfli^  Sugenben  beSftIbtn 

le  wnbie  (^ariS  1720).   116.  £ubmig  91nton  [td^  gto^e  M)tm\%  an  btn  Xag  Itgtt.    £tIlDq 

bc  WrwilM  (j.  b.  art.),  2rägtr  tineS  berü^mttn  ciiljc^ltef  am  10.  3uni  1808,  faft  100  Sabrt  alt, 

Ramenfl,  Dor^  !9if(^i}f  Don  Sbatong,  übernahm  nndibtm  er  feine  geiftigen  ffräjte  bis  in  bie  ltt)tni 

■n  nad^  Ditlem  Sträuben  baS  €ijbist^uni  SßariS,  Inge  befallen.   122.  SIejanber  SlngelicuS  ^al- 

B>eI4eBerl695biSjuleineml729erJolglenaobe  lei)iQnb=5licn9orb  (1317—1821),  Bor^tt  grj; 

»moaUtte.  Suf  Bitttn  bei  ßönig«  er^ob  ibn  Sn-  b\\i}D]  tm  SHtim?  unb  ton  1791— 1814  meifl 

ni»ctH|Xn.im3-1700  jumßarbinal.  Simeifite  cufeerbolb  granlrei^g  im  ©tfolgtbtr  SBourbonS, 

eine  ffrofee  Änja^I  Don  franjäjildjen  ©ifcööftn  unb  loor  ©rofealmoicnitr  i^  ftönigS  unb  büS  ^upt 

Hot  für  feine  Eüt^ebralt  fet)r  oieL    117.  ftarl  btrfflifil&iite,  melcbe  ft(!(l  nic^t  obtttttnigflenSnl^l 

ffaSpoT  SBil^Im  btSüntimiUe  bu  Suc  (1729  bis  bebingungSIoS  bet  ^Ituoibming  bei  fir^li^tn  3)tr' 

1746)  tonrbt  Don  91i£  auf  ben  eigbi^Sflit^en  'dältniffein^ranheid^untemerftnaiDlltenieifiigtt 

Stu^lDon^riSbtnifen.  3^m  folgte  118. 3acob  fi^  abei  im  StoDembei  1816  unb  nrarbe  im  fol- 

9onne<8igaultbeS9enefonbS,bti,1746DonarItS  genbtn  Sa^ie  mit  bem  $uiput  gtfd^müdt,  3m 

tnnSfnürt,  nac^  laum  einem  !DIonät  ftaib ;  bann  8.  October  1819  uurbe  er  mit  giogtr  ^titilii!^- 

119.  e^rißopb  ^taumont  be  Siäpaiie  (1746  biS  feitaise^bif(^oftingefa^rt,parbabtiam20.0c' 

1781[  (.b.«rt.n,  157t.),  (>«  leit  1741  ©i-  tober  1821,  no^üor  btr  bepnitiDenDibnung  bei 

Vfyii  von  SBaipnne  unb  ftit  1745  €rjbif(^of  Don  lit^lit^tn  angcUgen'^eiten  in  g^ranlitiif)  (@amS, 

Viaaa  nur.  @r  jd^nete  fi^  butc^  flenntnif|t,  Jhr(^.'@ef4  m,  42  f.  47).  ßs  folgte  fein  am 

Sdtmnngttit,  nine  Sitten  unb  unbtgitnjte  ^lei-  17.  Secembei  1819  mit  bem  Steigt  ber  inai^folge 

Bcbigleit  aus.  !Dit^i  als  1000  arme  Sßriefttr  unb  gewa^Utt  Soablutor  123.  ^pacintb  Ciibuig  @raf 

500  amtt  Familien  tibieltcn  Don  i^m  jä^ilicbt  Don  Outltn,  feit  1817  Situtarbift^of  oon  @amo- 

Dnitipübnngen.  €r  flaib  1781,  am  3)orabtnb  btr  fata  unb  1819  3:ituIartrjbift^Dl  Don  3:raianopoIi3. 

NiDobitian,  mtld^tr  DtrgtbtnS entgtgenguiDiiltn  SüeftttoattinfftnitienfürftDonapDflolif^ciSlreue, 

kaftt^  blatte  (DgL  feine  Oraison  fun.  par  Mr.  bitlt  jttti  abtr  Don  bem  3uIit^tone  fem.  Sei  btr 

Polet,  Paris  1784).    ©eine  Hirtenbriefe  unb  iReDoIutionDonl830murbeberßlü{fli(^€initi(tun' 

"I>en  finb  gtfammtit  in  Recueil  de  man-  beroo^nte  trjbifd6öflirf)t  ^alaft  jofiört ;  bei  Srj' 

,  lettres  et  instructione  paatorales  bif t^of  f e(b|l  mufitt,  gef^mä^t  unb  Drrbb^nt,  lange 


1499 


$at{8. 


1500 


3eit  unjiät  uml^erirrcn,  benn  man  jud^te  \^%  um 
tl^n  an  ber  brdfarbigen  Sfal^tte,  bic  öon  Jlotrc- 
©ante  »e^te,  aufjul^öngcn.  ®r  ftarb  amSl.SDc« 
ccmbcr  1839,  unb  c8  folgte  i^m  124.  ®iont)8 
b'^ffre  (f.  b.  %xi.),  confecrirt  am  6. 3luguft  1840; 
er  ftarb  am  27.  3um  1848  aI8  Opfer  feiner 

tirtenliebe  auf  ben  Sarrilaben  eines  rul^mreid^en 
obeS.  125.  9Raria  S)ominicud  ^uguft  @ibour, 
1848  auf  ben  $arifer  ©tu^I  erhoben,  l^ielt  1849 
ein  $rot)in)iaIcon€iI ;  er  fiel  am  3.  Januar 
1857  burd^  bie  ^anb  eineS  ÜReud^elmörberS. 
126.  granj  5BicoIau8  ÜJlagbalena  SWorlot,  geb. 
28.  ^ecember  1795  ju  fiangreS,  »ar  ©eneral- 
öicar  ju  ©ijon,  1 839  SSifci^of  öon  Orleans,  1842 
Srsbifd^of  Don  ZourS  unb  1853  mit  bem  $ur))ur 

§efd^müdt;  er  mürbe  1857  nad)  $ariS  üerfelft. 
}a))oIeon  HI.  ernannte  il^n  )u  feinem  ®ro|« 
almofenier,  )um  SDlitglieb  beS  gel^eimen  Siatl^S, 
eoentueS  beS  Stegentf^aftSratl^S.  2)urd^  bie  @r» 
eigniffe  feit  1859  mürbe  feine  Stellung  üon  Sag 
)u  Zag  fc^mieriger  unb  belicater.  Sr  fud^te  }mar 
feinem  Sl^arafter  nad^  alleS  )u  Dermeiben,  maS  il^n 
in  ben  Sorbergrunb  ftellen  fonnte,  aber  ol^ne  mit 
ber  ^flid^t  )u  unterl^anbeln,  trat  er  furd^tloS  auf, 
fobalb  baS  ©emiffen  feine  @timme  erl^ob.  Son 
1859  an  forberte  er  nad^brüdlid^  unb  mieberl^olt 
bie  meltlicpen  Siedete  beS  $at)fteS  unb  mar  fogar 
bereit,  für  alle  il^m  übertragenen  Remter  bie  ®e« 
mifpon  anjubieten,  el^e  er  feiner  $flid^t  als  6ar« 
binal  oergäge.  gr  ftarb  am  29.  S)ecember  1862, 
unb  obglei^  er  megen  feiner  üielfad^en  3Bürben 
unb  Remter  ein  ©el^alt  üon  200  000  gfrancS  ^atte, 
bejal^Ite  bennod^  ber  ©taat  auS  Danfbarfeit,  mie 
ber  Moniteur  melbete,  bic  Segröbnißtoften,  ba 
ber  Sarbinal  megen  feiner  SBol^ttl^otigfeit  a(8 
armer  ÜJtann  ftarb.  9RorIot  ift  aud^  als  tl^eologi» 
fd^er  ©d^riftftefler  gefd^öjt.  3^m  folgte  127.  ®eorg 
darbot),  geb.  16.  3anuar  1813;  er  mar  na^ 
feiner  ^rieftermeil^c  ^rofeffor  ber  ^l^ilofopl^ie, 
bann  ber  2)ogmatif  am  Seminar  )u  SangreS  unb 
fam  1846  nad^  ^oriS,  »o  er  in  üerfd(|iebenen 
©tcUungen,  juiejt  als  ©eneralüicar,  tl^ötig  mar. 
3m  3. 1861  »urbe  er  Sifd^of  üon  Jlanct)  unb 
marb  1863  auf  ben  ©tu^l  üon  ^ariS  beförbert, 
mo  er  1864  Senator  unb  1868  SWitglieb  beS 
faiferlid^en  Unterrid^tSratl^S  mürbe.  SBal^rfd^ein- 
lid^  in  feinem  Sluftrage  fd^rieb  SKfgr.  3Karet, 
litularbifd^of  üon  ©ura  unb  ®ecan  ber  tl^eo« 
logifd^en  gfocultöt  an  ber  Uniüerfitöt  ju  ^oriS, 
baS  gegen  baSUnfel^IbarfeitSbogma  geri(|tete  SBer! 
Du  concil  general  et  de  la  paix  religieuse, 
gegen  meld^eS  üerfd^iebene  ©dt)riften  erfd^ienen 
(ügl.  b.  «rt.  SSatic.  6onciI).  93eim  üaticanifd^en 
Koncil  gel^örtc  er  jur  5D?inorität,  unb  jmar  als 
feaupt  berfelben;  ®arbo9  mie5D?aret  unterwarfen 
\\d)  aber,  nad^bem  baS  2)ogma  erflärt  »orben. 
5lm  24.  3Kai  1871  mürbe  ber  gr^bifd^of  mit 
anberen  geiftlid^cn  SBürbenträgern,  ^rieftem  unb 
fiaien  auf  SBefel^l  ber  ^nfül^rer  ber  ^arifer  Com- 
mune erfd^offen  (ügl.  b.  9lrt.  Oliüaint).  3n  feinem 
Seftamente  l^atte  er  feine  ganje  95erlaf|enfd^aft  in 


gleid^en  Siaten  einer  9ln)a]^I  befonberS  genomdn 
SBo^Itl^öagfeitSanftalten  gu  $anS  üermac^  {t^ 
Mf).  j»ir4en-3tg.,  @al}burg  1871,  244),  ein 
3eid^en,  üon  me(d^  milbem  ^riftlid^n  @imi  er 
befeelt  mar.  Sein  9lad^foIger  mürbe  128. 3ofei4 
^ippolQt  @uibert;  er  mar  geboren  18.  Secemier 
1802  )u  mi,  trat  in  ben  Orben  ber  Oblaten 
9Rariö,  mürbe  1842  93ifd^of  üon  9}ert»terS,  1857 
Si^bifd^of  üon  XourS,  bann  }um  Srjbifd^of  Mm 
$ariS  ernannt  am  19. 3ult,  präconifirt  am  27.0c« 
tober  unb  intl^roniftrt  am  27.  9loüember  1871, 
(Sarbinal  am  22.  September  1878.  ®uibert  ui 
ein  9Rann  üon  l^ol^em  SBiffen^  tmmenfer  X^- 
feit  unb  rafUofem  6if er,  aber  oud^  ein  feiner  $o- 
litifer,  ber  unter  fel^r  fd^mierigen  Ser^öltmf(en 
ftd^  ftetS  in  ber  rid^ttgen  SRitte  {u  bemegen  ner^ 
ftanb.  Sel^r  mol^It^ätig ,  mie  er  mar  pr  fi(| 
brandete  er  tögli(^  nur  2Vs  t$tancS),  rid^  ec 
ein  bef onbereS  ^ugenmer!  auf  bie  (Srünbung  wA 
Sonfotibirung  üon  fiel^rfiü^Ien  für  bie  ^5^ 
Stubien  an  ben  fatl^olifd^en  ^od^fd^ulen  granf' 
reid^.  Sein  SieblingSmerf  aber,  bem  er  feine 
meifle  Sorgfalt  jumenbete,  blieb  bie  Srri^^ 
ber  ^er}'3efu-93aftlifa  auf  ben  ^öl^en  üon  SRont« 
martre  in  $ariS ;  feiner  fjfSrf orge  unb  möd^ 
SOtitmirlung  üerbanft  aud^  baS  Untemel^men  feinen 
benlid^en  (Srfolg.  Sr  pröpbirte  1874  ber  britten 
@eneralüerfammlung  ber  fat^olifd^  Seteine 
^ranfreid^S,  meldte  fid^  befonberS  mit  ber  ^»ge 
beS  böigem  Unterrid^tS  unb  ber  freien  lotbolijd^ 
Uniüerfttäten  bef d^öftigte ;  ebenf o  ber  üom  9i4n 
1877;  aud^  confecrirte  er  1876  bie  neueiKr^e 
in  SourbeS.  Sel^r  ungern  fab  bie  äiegierung  bie 
S3eröffentlid^ung  eines  ^Hirtenbrief e§,  ben  er  nodi 
feiner  SRüdffe^r  üon  SRom  im  3.  1874  erlief,  nnb 
in  meld^em  er  bie  bridofen  3uftanbe  in  ber  Stobt 
9lom  unb  bie  IBebrängniffe  beS  ^eiligen  Satei$ 
mit  lebhaften  gfarben  f d^ilberte.  9}od^  emfter  snb 
rüdfbaltSlofer  trat  er  furg  üor  feinem  3:obe  in 
einem  Sd^reiben  an  ben  $röftbenten  ©reüp  auf,  in 
meld^em  er  alle  Srutalitöten  ber  Stegienmg  in  ben 
legten  3abren  aufgablte  unb  üor  ben  gfolgen 
mamte.  6r  fd^ilbert,  mie  bie  geifilid^en  Orben  jcr* 
ftreut,  mie  i^nen  ein  lBefi|  üon  7  StiEionen  Dorn 
Staate  gemaltfam  entriffen,  mie  bie  ©e^dlter  bei 
SBifd^öfe  üerfür^t,  bie  ber  ^omberren  bebro^t,  bie 
(Sinfünf tc  ber  Seminare  einbebalten,  mie  üiele  Seel« 
forgfteUen  einf ad^  üemid^tet,  mie  bie  Seelforger  on§ 
ben  Staats-  unb  ©emeinbefpitölem  auSgef^Iofim 
unb  mie  je^t  aud^  nod^  ben  iBoßSfd^uIen  iebei 
d^riftlid^e  S^arafter  entrijfen  morben  fei.  Sol 
6)ultbubget,  baS  nur  eine  geringe  Sd^tilgmig 
ber  Station  gegenüber  bem  befannten  ffird^enroni 
ber  9teüoIution  fei,  merbe  millfürlid^  bctabgebrödt, 
unb  nun  greife  man  aud^  ftaatlid^  nod^  ben  glauben 
unb  bie  S)ogmen  ber  ffird^e  an  (ügl.  ^atb.  ffir^ 
3tg.,  Salzburg  1886, 175 ;  baju  1892,  472,  W) 
na^  ber  Kevue  du  Dioc^Be  d' Annecy  bie  Snl* 
turfampfgefcjc  ber  SRegierung  üon  1877  an  jn» 
fammengefteüt  fmb,  bie  in  erfter  Sinie  fietS  $an8 
am  bötteften  trafen),  ©uibert  ftarb  am  8.  i\i\ 


1501 


$ari8. 


1502 


1886  nad^  faft  15i&]^riger  fiettung  ber  ouSgebel^nten 
f^toierigen  ^rifet  2)Ucefe  unb  naä)  einjöl^riget 
fitanfl^t  (t)gl.  bie  Original  >Sonefponben}  in 
Patl^.  lMTd^n-3tg.,  6a(sb.  1886,  345  f.  unb  ben 
Sendet  über  fein  grolortigeS  £eid^enbegöngni|, 
an  bem  fid^  aber  bie  Siegierung  officiell  nid^t  be« 
t^Iigte,  ebb.  358).  3)er  gegenttärtige  129.  SBt- 
fd^of  %».  19.  Srjbif^of  ift  gfrang  9narta  SBen« 
jamtn  SKd^b,  geb.  am  9. 9Rön  1819  su  !RanteS. 
6r  nmr  feit  1871  Sifd^of  üon  tBeUe^,  bis  il^n  fein 
gfrcunb  nnb  SSorgönger  1875  gu  feinem  6oab- 
jutor  cum  jure  euccedendi  verlangte,  toaS  bie 
Regierung  mie  ber  l^eilige  Binffi  genel^migten. 
Xic^b  mürbe  am  5.  3uH  1875  jum  Xitular- 
tr)bifd^of  Don  Sariffa  promoDirt  unb  beftieg  am 
S.  3uK  1886  ben  93ifd§of3ftu^l  t>on  $an8;  am 
24.  9Rai  1889  ernannte  il^n  Seo  Xm.  }um  (Sar- 
)tiiQL  €ein  Sprengel  umfaßt  ba§  S)epartement  ber 
Seine,  b.  1^.  bie  Stabt  ^ariS  unb  Umgebung,  ein 
Sebiet  Don  4757«  qkm,  auf  meld^em  ftd^  1891 
)  141 595  Sinmol^ner  befanben,  barunter  über 
3000000  ffatl^oliten.  Z)ie  SrsbiScefe  $arid  ift 
dnget^eilt  in  bie  3  Slrd^ibiaconate  9lotre-3)ame, 
5tc-<Benet)iäüe  unb  @t-2)enid;  3  t)on  ber  SRe- 
lientng  genel^migte  unb  4  Dom  Srgbifd^of  er- 
nannte (^eralDicare  tl^eilen  \\ä)  in  bie  @ef(|öfte 
Oer  Siöcefe :  fie  bilben  6  Sommifftonen  (ab- 
ninifhatiDe  9ngelegenl^eiten ;  $f aneien ;  @tubien ; 
religiöfe  (Senoffenfc^aften;  SiituS  unb  Serimonien; 
BiebcSmerle).  3Beiter  flel^en  bem  Srjbifd^of  jur 
Seite  ein  Secretariat  mit  4  Secretären,  barunter 
lhni)Ier  unb  SBiceIan}Ier  f  fir  baS  SrgbiStl^um,  über« 
t^  ein  $riDatfecret&r  beS  Srjbif d^ofS ;  bann  ein 
Ciöcefan-Of  fidalat  mit  ^röftbent,  $romotor  unb 
2  Sffefforen  für  flreitige  unb  S)i§ci))Un-@ad^en, 
foiDie  2  Officialen  für  Sl^efad^en.  3)aS  Sapitel 
an  ber  Sat^ebrale  g&^It  als  5S)ignitäre  einen  9rd^i* 
intSb^ter,  3  Slrd^ibiacone  unb  16  Sanontfer, 
beren  ®el^alter  feit  1885  Don  ber  Slegierung  ab- 
gefd^tft  ttmrben.  S)a8  Sapitel  Don  @t-S)eni8, 
rin  3ufIud^t8ort  a!terdfd§mad^er  unb  reftgnirter 
Bifd^öfe,  mit  7  Sapitularen  erfter  unb  8  Sopitu- 
bnen  )meiter  fflaffe,  mürbe  1885  gan}  aufgel^oben ; 
t^toeife  mar  bie|  fd^on  1877  gefd^e^en;  ebenfo 
erging  e8  bem  Sapitet  Ste>®eneDtäDe — bie  Diertel- 
ifi|rli(^en  (Sel^altSjal^Iungen  erfolgen  nur  nod^  auf 
Snmb  eines  ß^ugniffeS  Dom  9J2aire.  S)a8  le^t« 
genonnte  ßopitel  beflanb  auS  6  ffaplönen  unter 
rinem  Secon,  meldte  ftd^  befonberS  für  bie  ftanjel 
imibilbeten.  3)ie9?ationa!«93otiDfird^e  jum  l^eiligen 
&er}en  auf  ÜRontmartre  l^at  mel^rere  ff  apiöne.  SDaS 
t)iA€efanfeminar  mirb  Don  Sulpicianem  geleitet; 
\At  beiben  fleinen  Seminare  bei  !Rotre-®ame« 
l)cfi-S^m))8  unb  bei  St-IRicoIaS  ftel^en  unter 
ffiett^eftem,  möl^renb  baS  Seminar  be§  3n- 
jtittttS  im  el^emaligen  Sarmelitennofter  gleid^fallS 
Hm  Sutpictanem  geleitet  mirb.  ^faneien  gibt 
•9  in  ben  20  99egir!en  ber  Stobt  felbft  unb  in  ben 
l  Skgirfen  St-^eniS  unb  Sceau^  38^  Succur- 
olen  105,  Dom  Staat  unterl^altene  Sicariate  7. 
lebrigenS  finb  an  ben  meiften  ffird^en  je  nad^ 


ber  Seelenjal^I  6—14  Sicare  angefteHt,  ju  benen 
nod^  eine  Der]^öltni^mö|ige  Snjal^I  MfSpriefter 
fommt.  3n  ben  ^ofpitölem  maren  jtSf^tt  über 
40  ^umonierS  angefteUt ,  in  ben  SoDegien  unb 
©efängniffen  etma  ie  15,  an  fonftigen  Sinflalten 
über  10;  im  3. 1880  mürbe  aber  bie  SRilitär. 
feelforge  gang  abgefd^afft,  im  9.  1885  bie  aus- 
gaben für  bie  Seelforge  in  ben  Sajaretl^en  l^erab- 
gefe|t  unb  bie  S^f)l  ber  ©efängnif geißlid^en  Der- 
minbert,  möl^renb  bie  beibehaltenen  auf  ein  S)rittel 
il^reS  ©el^alteS  (500— 6008rancS)  gefefet  tourben : 
1890  mürbe  baS  ©el^alt  für  bie  Seelforge  aud^ 
ber  3rrenanfialt  Sl^arenton  ent}ogen  (ff atl^.  ffird^.« 
3tg.,  Saljb.  1892,  472).  ©eute  finb  faft  afle 
öffentlid^en  ^nfialten  lai^rt  unb  auS  il^nen  mie 
aus  ben  3nflituten  unb  Spulen  nid^t  blo|  fämmt- 
lid^e  Orben  unb  Kongregationen,  f  onbem  aud^  ber 
SBeltcIeruS  Derbröngt.  3n  Setreff  ber  Sd^uTen, 
beren  3<t^l  fd^on  oben  aufgefül^rt  morben,  ift  l^ier 
nur  nod^  ju  bemerfen,  ba|  eS  in  ber  Siöcefe  $aris 
200  freie  fatl^olifd^e  Slementarfd^ulen  gibt,  U)eld^e 
feine  Unterftü|ung  auS  öffentlid^en  ff  äffen  erlitten, 
f onbem  burd^  freimillige  Spenben  unterl^Iten  mer- 
oen.  9lad^  bem  1893  Dom  S)iöcefancomite  Der- 
öffentlid^ten  ^ol^reSberid^t  jül^Ien  fie  76000  Sd^ü- 
ler,  b.  i.  3000  mel^r  mie  e^ebem,  als  fie  nod^  fub- 
Dentionirt  mürben ;  bie  ßrrid^tungS-  unb  Unter- 
l^altungSf ojten  betrugen  in  ben  legten  gel^n  Salären 
nid^t  meniger  benn  30  ünuiionen  gftancS,  alf  o  iäl^r- 
lid^  3  aRiflionen  (ffat^.ffird^en-3tg.,  Saljb.  1894, 
217).  9ln  Orben  unb  Kongregationen  ift  tro^ 
Mem  $ariS  nod^  reid^.  3u  nennen  finb  Don  ben 
mftnnlid^en  bie  ^efuiten,  meldte  Dier  Slnftalten 
leiten,  Dominicaner  unb  Rapn^intt,  je  mit  $ro- 
Dingiol,  SWariften  unb  Oratorianer;  Don  ben  »eib- 
Ud^en  9lugu|lincrinnen,  Senebictinerinnen,  Kar- 
meliteffen,  ©ominicanerinnen,  3fwna8canerinnen, 
Sarml^ergige  Sd^meflem  mit  SKutter^auS,  Der- 
f d^iebene  Sd^mefiem  U.  8.  f^r.  unb  Don  ben  l^eiligen 
^erjen,  Sd^mefiem  ber  (i^riftlid^en  Sd^ulen,  ffleine 
Sd^mefiern  ber  Firmen  u.  f.  m. ,  meldte  alle  im 
ffranfenbienfi  unb  mit  Unterrid^t  befd^öftigt  finb 
(DgL  Keller,  Les  congrögations  religieuses 
en  France,  Paris  1880,  344—436). 

m.  S 9n  0  b en.  1 .  S)ie  erfte  S^nobe  ju  $aris 
fönt  in  baS  3Q^r  360  ober  361,  furg  nad^  ber 
Stüdff e^r  beS  1^1.  ^ilariuS  Don  Sonftantinopel ;  in 
einem  nod^  Dor^nbenen  SQnobalfd^reiben  f^red^en 
fid^  bie  gaOifd^en  Sifd^öfe  gang  entfd^ieben  für  baS 
nicönifd^e  6(ioou(noc  beS  Sol^neS  mit  bem  93ater 
aus  (C)efele,  gonc.-®cfd^.  1, 726).  2.  3m  3.  551 
befiätigten  27  93ifd^öfe,  morunter  6  SKetropoIiten, 
bie  ^bfegung  beS  Sifd^ofS  SaffaracuS  unb  gaben 
il^m  SufebiuS  jum  Slad^folger  (defeie  III,  7  f.). 
3.  Um  baS  ^4x  557  fteUten  15  ^ifd^öfe  10  Sa- 
noneS  feft,  befonberS  um  bie  ©üter  ber  ffird^e 
gu  fd^ü^en.  2)er  ad^te  Sanon  Derbietet,  einen 
Sifd^of  }u  meil^en  gegen  ben  SBiUen  beS  SIeruS 
unb  SolfeS;  berfelbe  bürfe  nid^t  burd^  ben  f^ürfien 
aufgebrungen  merben  gegen  ben  ünetropoliten  unb 
bie  Sifd^öfe  ber  «ProDins  (C)efele  UI,  11  ff.).  4. 3m 


1503 


$ariS. 


1504 


%  573,  unter  Äönlg  ©untrom,  toaxh  eine  ©^nobe 
pxt  Seenbigung  beS  SruberjwifteS  jwif d&en  ÖJun- 
tram  unb  ©igebert  gel^altcn  (©efclc  lU,  30  ff.). 

5.  3m  3. 577  liefe  ffönig  Sl^ilpcrid^  ben  1^1.  ^rö- 
testatus,  grjbifd&of  öon  SRouen,  unter  bem  Sor- 
ttKmbe  abfegen,  er  l^abe  bie  Smpörung  feine« 
©o^neS  aWerobäuS  begünftigt  (©efele  IH,  33). 

6.  3ni  3.  614,  auf  ber  bis  bol^in  jal^lrei^  be- 
fud^ten  ©Quobe  in  ©oUien,  vontbrn  in  ^nmef  enl^eit 
üon  79  Sifd^öfen  17  ganoneS  becretirt.  5£)er  jwelte 
unb  »id^tigfte  ift  gegen  bie  Snmafeung  ber  gfürften 
geri(i^tet,  ftd^  in  bie  Srl^ebung  ber  Sifd^dfe  )u 
mif d^en ;  nur  ber  f oD  orbinirt  »erben,  mld)m  ber 
Snetropolit  mit  feinen  ©uffraganen,  ber  SIeruS 
unb  baS  93oH  ber  ©tabt  toäl^ren  (©efelein,  67  ff.). 

7.  3m  3. 638  ober  653  fanb  eine  @eneraIfQnobe 
ftatt,  mlä^t  bie  3mmunität  beS  mofterS  ©t-S)eni8 
aufs  Jleue  beftätigte  (ebb.  IH,  89. 104).  8.  3m 
92ot)em6er  825  mürbe  megen  be§  93ilberftreiteS 
(©ef ele  IV ,  42) ,  9.  im  3.  829  eine  ©pnobe 
üon  93ifd^öfen  auS  ben  IHrd^ent)ro))inien  SleimS, 
©end,  ZourS  unb  9iouen  gehalten,  beren  Slcten 
in  brei  m^tx  abgetl^eilt  fmb.  5S)a8  erfte  betrifft 
befonberS  bie  IBifd^öf e  unb  SIerifer,  baS  )meite  bie 
Saien,  baS  britte  f orbert  loon  ben  ffaifem  fiubmig 
unb  Sotl^ar  bie  SBeobad^tung  ber  gegebenen  93e- 
fc^Iüffe.  2)iefelben  finb  in  allmeg  mid^tig  unb 
jeid^nen  ben  Surften  mie  ben93ifd^5f  en  il^re  $flid^ten 
Dor;  bie  ©Qnoben  f ollen  gmeimal  im  3a^re  fid^ 
üerfammeln  unb  bie  SBifd^öfe  ftd^  nid^t  Don  il^rem 
@|)rengel  entfernen  (ebb.  IV,  57  ff.).  10.  3m 
3.  846  maren  gmei  ©^noben,  im  t$ebruar  unb 
um  SBeil^nad^ten,  legiere  in  ©ad^en  Sifd^of  ^inc- 
marS  gegen  »ifd^of  gbo  (öcfclc  IV,  1 18  ff.  121  ff.). 
11.  3m  3.  849  mürbe  befonberS  bcfd^Ioffen,  bie 
ß^orbifd^öfe  in  granfrcid^  abjufd^affen  (^efelelV, 
154).  12. 3m  3. 853  fanb  eine  ©^nobe  ftatt,  um 
nad^  bem  Xobe  6rd^anrab§  ben  ^eneaS  jum  Sifd^of 
öon  ^ariS  ju  »eilten  (ebb.  IV,  188  ff.).  13.  3m 
3.  1024  entfd^ieb  eine  grofee  ©^nobe,  bofe  9)lor« 
tialiS,  angeblid^er  ©d^üler  ^etri,  Slpoftel  genannt 
»erben  bürfe,  unb  bofe  biefer  ftl^rentitel  aud^  Sin- 
beren  aI8  ben  Smölfen  im  engem  ©inn  gebül^re 
(ebb.  IV,  679).  14.  3m  3. 1051  mar  eben- 
falls eine  grofee  @t)nobe  in  ©egenmart  ffönig 
§cinrid^8  I.,  bei  toeld^er  Serengar  tjerurtl^eilt  unb 
baS  93ud^  beS  ^o%  ©cotuS  grigena  über  bie 
Sud^ariftie  glcid^fafis  tjermorfen  mürbe  (ebb.  IV, 
754).  15.  3m  3.  1074  eine  ©^nobe  in  betreff 
beS  ßöUbatS  (^efele-ftnöpfler  V,  33  f.).  16. 3m  3. 
1092  eine  grofee  ©^nobe,  meldte  bie  ©d^enfungen 
beS  ftönigS  ^^ilipp  an  bie  «btci  ©t.  gomcIiuS 
äu  ßompiögne  beftätigte  (ebb.  V,  204).  17.  3m 
3. 1104  mürben  ^l^ilij)»)  unb  93ertraba  mieber 
mit  ber  ffird^e  Derföl^nt  (ebb.  V,  274).  18.  3m 
3.  1129  fanb  au  ©t-®ermain-beS-$r^S  unter 
ftönig  Submig  bem  Didfen  eine  ©^nobe  ftatt,  auf 
meld^er  über  bie  SReform  mcl^rcrer  Älöfter  öerl^an- 
belt  mürbe  (ebb.  V,  404).  19.  3m  3. 1147  l^ielt 
$apft  ßugen  HI.  mit  mel^reren  Karbinälen  unb 
Dielen  ©elel^rten  eine  ©^nobe  megen  ber  3n" 


t^ümer  beS  Gilbert  be  la  $orröe  (f.  b.  «rt  Y, 
599  ff.),  SBifd^of 8  Don  ^oitierS,  über  bie  Ziinitfit, 
mobei  ber  1^1.  Seml^arb  gegen  ®Ubert  fhitt.  ^ 
$a))ft  fd^ob  bie  Sntfd^eibung  auf  8  f olgenbe  3# 
auf ;  bann  erfolgte  fie  gu  9ieim8  gegen  ®ilbect  (ebb. 
V,  503ff.).  20. 3m  3. 1186  unter  Wfipp^miji 
)u  @unf!en  ber  iheu}aüge  (ebb.  V,  729).  21.  S« 
3. 1188  gleid^faUS  megen  ber  Jheuufige  (ebb.T, 
739).  22.  3m  3. 1201  unb  28. 1210  gegen  bk 
^öretifer  Smalb  Don  9leDer8  unb  Smalrid^  (ett. 
V,  801  u.  862).  24.  3m  3.  1212  ober  1218 
unter  Siobert  Don  Sourfon,  SarbinaUegot  Srau^ 
ceu)'  m.;  mid^tige  ^fd^lüffe  mürben  gefaxt  i» 
9ief  orm  be8  SleruS,  ber  ÜRönd^,  ber  ttlo] 
ber  $rölaten  unb  ba8  9lanenfeft  (f.  b.  9rt.  ^ 

IV,  1898  ff.)  firenge  unterfagt;  le^tereS  «fd^ 
fd^on  Dorl^er  burd^  Ben  Segaten  ^er  Don  So^ 
unb  ben  93ifd^of  SubeS  be  ©uOif  Don  $aTi8  (ab, 

V,  865  ff.).  25.  3m  3. 1224  unter  Submig  TBL 
eine  Serfammlung  ber  geifUic^en  unb  meüfii^ 
®ro|en  megen  ber  SHbigenfer  (ebb.  V,  981). 

26.  3m  3.  1226  eine  gro|e  Serfamminng  ob 
28.  3anuar,  l^alb  Parlament,  l^Ib  ©^nobe,  nb 

27.  am  29.  9Rör)  beSfelben  Sal^reS  megen  bei 
jheussuged  gegen  bie  Sllbigenf er  (ebb.  V,  941  f.). 
28. 3m  3. 1229  eine  ©pnobe,  meld^  DonOtems 
nad^  ^riS  Derlegt  mürbe:  ®raf  Xaimunb  m 
Zouloufe  mad^te  mit  ber  ^rd^  unb  bem  ftMg 
Sfrieben  (ebb.  V,  977  ff.).  29.  3m  3. 1248  wato 
bem  Srgbif d^of  ®iIon  Somu  Don  @en8,  befonbol 
3ur  ^erfteOung  ber  2)i8cipKn  in  ben  ftlöpin 
V,  1150  f.).  30.  3m  3a|re  1252  eine  jPro- 
Din^ialf^nobe  unter  bem  genannten  SqbifdM 
©ilon ,  auf  meld^er  Xl^eobalb  lY. ,  ftdnig  m 
^laoarra,  auf ^8  !Reue  gemal^nt  mürbe,  bie  feit 
40  3al^ren  Don  il^m  aI8  ®rafen  Don  S]^am)Nigia 
occupirten  jf  ird^engüter  enblid^  }urüd^ugeben,  uib 
31.  unter  bemfelben  Sr^bifd^of  im  3. 1253  eine 
©Qnobe,  auf  meld^er  ba8  S)omcapiteI  Don  S^foitiei 
megen  ber  Unftd^er^eit  biefer  ©tabt  nad^  3RaM 
Derlegt  mürbe  (ebb.  VI,  46).  32.  3m  3.  12ö5 
unter  Srjbtfd^of  ^einrid^  Don  @en8;  bie  tm 
ao^örber  beS  S)om€antor8  Don  Sl^artreS  nmiba 
beftraft  (ebb.  VI,  54).  33.  3m  3.  1256  mitci 
bemfelben  Srjbifd^of  mürbe  ber  ©tnit  ber  So< 
minicaner  mit  ber  UniDerfttöt  Derl^anbell.  34. 3v 

1263  mürbe  unter  grjbifd^of  9(egibiu8  Don  isfcA 
als  t)ö))ftlid^em  Segaten  mit  bem  franjf5^((ai 
SIeruS  über  Slbgaben  )um  93eften  beS  l^ign 
fianbeS  Derl^anbelt  (ebb.  VI,  85).  35.  3m  %äftt 

1264  mürbe  unter  bem  Sarbinal-Segaten  ©ioui 
auf  SBunfd^  beS  ^ßeS  Urban  IV.  jur  Vtatix* 
ftü^ung  JlarlS  Don  Slnjou  in  feinem  if ompfe  gega 
ünanfreb  ein  breijöl^riger  3c^nten  3ugeflaid)en  m 
in  Snmefenl^eit  fiubmigS  beS  C>eiligen  9Ra|iegdi 
gegen  baS  meitoerbreitete  müfte  glud^  nnk 
©d^mören  berat^en  (ebb.  VI,  86  f.).  86.  3»  l 
1270  mürben  burd^  eine  Srt  ©t)nobaIfeiüen)m4' 
rcre  3rrt]^ümer  Dermorfen  (ebb.  VI,  116).  87. 3« 
3. 1281  nagten  mehrere  Sr^bifd^öfe  unbSi)# 
über  bie  iBettelorben,  bie  in  i|ren  3)iö€efen  ^MÜBt 


1509 


$attS. 


1510 


Sacultftten  (tl^eologifd^e,  becreKfiif^e,  mebicitttfd^e 
mib  artifiifd^e).  3ieinUd(|  gletd^)dtig,  iebetifaÜS 
nii^t  lange  nad^^er,  fd^eint  ftd^  }u  S^tdtn  ber 
S>ttciplin  unb  Sertoaltung  bte  re^tli^e  Otgoni- 
foHim  bet  Dier  Stationen,  ber  fran^öfifd^en,  eng- 
lifd^,  ))t€arbif((en  unb  normanntfd^en,  benen  ftd^ 
ble  anbeten  SluSIönber  anWoffen,  DoOgogen  }u 
l^ben.  Sie  9iationen  umfaßten  bte  fömmtlici^en 
64o(aren ;  )u  il^nen  gel^drten  ober  oud^  bie  9Ra- 
gijler  ber  artifti((^en  Sfocultöt  ba  baS  aRogifterium 
in  biefer  nid^t  als  %bfd^Iu|  ber  @tubten,  fonbem 
M  S)urd^gangS{}obiuin  für  bog  9Ragiftenum  in 
ben  brei  anberen  fogen.  l^öl^eren  ^^cultöten  be- 
Imd^tet  nmrbe.  SÜntälig  mürben  bann  tt)egen  ber 
iebeutenben  SRajoritöt  ber  artiftifd^en  @d^oIoren 
Uc  Dier  Stationen  mit  ber  artiflifd^  S^cultät 
ibcntificirt  S)ie  gefd^ilberte  ßnimidDung  l^atte  um 
1220  fd^on  einen  relatiDen  Sbfd^Iu^  gefunben, 
nib  bie  $ari{er  UniDerfttöt  beftanb  nun  auS  ben 
lier  92aiionen  unb  ben  ÜRagifiem  ber  brei  ^oberen 
Jacultdten,  bie  nid^t  bem  Serbanbe  ber  92otionen 
mgc^örten.  SS  niar  baS  bie  nnlTersitas  magi- 
itromm  et  scholarium  Parisüs,  tt)ie  fie  auf 
tacm  aus  bem  gal^re  1292  erl^oltenen  Siegel 
pri|t  miS  iBorfiel^er  ber  Slotionen  fungirten 
Btocuratoren,  }u  n)eld^en  nur  SRagifter  üon  ben 
Ragiftem  gen)ö]^lt  toerben  fonnten.  gfa^te  bie 
DUrifierptät  allgemeine  Sefd^Iuffe,  fo  toixtitn  bogu 
jUben  @timmen  mit,  t)on  meldten  bie  9Ragifter 
MT  oberen  Sfacultöten  brei,  bie  nod^  ütotionen 
leMiebenen  SOtogifter  ber  artiftifd^en  gfocultöt  Dier 
iqafeen.  €4on  in  ber  entn)idflung  ber  ^arifer 
DntoerfitSt  nxir  eS  begrünbet,  bo^  bicfelbe  in  einer 
Munden  Sbb&ngigfeit  Dom  SBif^ofe  be)to.  t)om 
Rttniiler  beS  SapitelS  üon  9lotre-2)ame  unb  )um 
V^  aud^  beS  9bteS  Don  @t.  ©enotef a  ftanb ; 
ein  oom  ftdnige  $^ili))|)  ^ugufl  im  3. 1200  ge- 
gÄcneS  ^riüileg  entzog  uberbie^  bie  @d^oIaren 
ton  Vatis  bem  flöbtifd^en  $röD6t  unb  unterfteQte 
He  bet  geiftlid^en  ®eri(^tSbarfeit,  beren  ftönbiger 
Vertretet  ber  bif((ö[Iid^e  ffonsler  mürbe.  3n)ifd6en 
Mefem  unb  ber  Uniüerfität  entftanben  über  bie  ©e« 
xd^tfame  nur  )u  bolb  Streitigfeiten;  biefe  filierten 
is  9.  1213  )u  einem  Sergleid^,  toeld^er  bie 
•nmblage  beS  im  %  1215  burd^  ben  pöpftlid^en 
Simten  Stöbert  be  6our9on  gegebenen  Statuts 
BBbete.  3n  bemfelben  nmrbe  namentlid^  beftimmt, 
ba|  ber  ffangler  bie  Srlaubnig,  Unterrid^t  gu  er- 
l|cQen  (Siceng) ,  bie  bis  bobin  gong  Don  feinem 
Belieben  abging,  niemonbcm  Dertoeigem  burfe,  ber 
t0cfd^ftSmd|ig  geprüft  fei;  bie  Siceng  in  ben 
vtes  foDte  nid|t  Dor  bem  21.,  bie  in  ber  ^to» 
bgie  nid^t  Dor  bem  35.  SebenSiobre  Derlie^en 
Mften.  Ser  Streit  batte  jebod^  bomit  fein  Snbe 
wUii  eneid^t.  S^on  1219  mugte  ^onoriuS  ni. 
bcc  UniDerftt&t  mieber  gu  ^ilfe  fommen.  Sr  Der« 
M;  ba|  irgenb  j[emonb  obne  ©enebmigung  beS 
flfeoßolifd^  StubleS  bie  C^scommunicotion  gegen 
fel^elbe  anmenbe,  unb  1222  gob  er  ein  Statut, 
Md^eS  fibnlid^  mie  boS  Don  1215  bie  gegenfeitigen 
Bc^ie  notmirte.  (Sregor  IX.  erlief  1231  bie  be-l 


rül^mte  SuOe  Parens  scientianun,  meldte  ge> 
miffermo^en  bie  magna  oharta  ber  UntDerfttät 
bilbete.  3)ie  ©ericbtSborfeit  beS  Sifd^ofS  unb  beS 
ftansIerS  iDurbe  burd^  biefelbe  nod^  mel^r  einge« 
fd^rönft.    2)em  ftanjler  umrbe  bie  $flid^t  auf- 
erlegt, bei  feinem  Amtsantritt  Dor  einem  bef onberS 
boju  beftimmten  9(uSf d^u|  ben  Sib  obsulegen  unb 
niemonbem  obne  Dorl^ergegongene  Prüfung  bie 
Siceng  ju  ertbeilen ;  bie  Imitaten  erbielten  meit- 
gel^enbe  Siedete  bei  Sfeftftellung  ij^rer  Stotuten, 
utd)  jugleid^  mürbe  ber  UniDerfitöt  boS  ^riDileg 
Mierfonnt,  im  ^aüt  eines  il^r  gef (^ebenen  Unred^tS 
SSorlefungen  unb  $rebigten  einj|uftellen.  Steilid^ 
mürbe  gerobe  biefeS  ^riDileg  in  ber  gfolge  ein 
}meifd^eibigeS  Sd^mert  für  bie  UniDerfitöt;  fie 
moddte  nömlid^  Don  biefem  9led§te  ber  „Seffotion" 
bei  mirflidd  ober  Dermeintlid^  erlittenem  Unred^t 
einen  fo  übermö^igen  ©ebroud^,  bo^  fte  oft  ben 
oHgemeinen  UnmiQen  gegen  fid^  enegte,  unb  ba| 
Si^tuS  IV.  auf  ^Drängen  SubmigS  XI.  ftd^  t^er« 
onlogt  fob,  1482  biefeS  ^riDüeg  oufaubeben. 
3m  3. 1246  mürbe  oud^  ber  lange  ffonipf,  mel- 
dten bie  UniDerfttöt  gegen  ben  ftonsler  um  boS 
SSed^t  eines  eigenen  Siegels  gefübrt  botte,  burd^ 
Snnoceng  IV.  }u  il^ren  fünften  entfd^ieben.  Sin 
meitereS  ©lieb  in  ber  SntmidRung  ber  UniDerfttöt 
bilbete  bie  Sinfübrung  beS  SiectorotS.  Stedor  mar 
in  ^oriS  merfmürbigermeife  }unäd^ft  ber  SSorftonb 
ber  ortiftifd^engf^^cultöt;  bie  onberen  gfocultöten 
batten  onfongS  DieDeid^t  feine  ftönbigen  SSorfiel^, 
^e  erl^ielten  ober  fpöter  fold^e  in  ben  3)ecanen, 
meldte  Don  ben  mirflidd  lel^renben  (actu  regentes) 
SRogiflem  gemöblt  mürben.  2)aS  5S)ecanat  in  ber 
Xbeologie  mirb  guerft  1264  ermöbnt,  ober  olS  ein 
fd^on  longe  beftebenbeS  Slmt.    2)er  Siector  ber 
Srtiften  mürbe  bolb,  obfd^on  er  ben  Seconen  ber 
anberen  gfacultöten  im  Stonge  nocbfionb,  auS  Der* 
fcbiebenen  ©rünben  ber  ®eft|öf tSfül^rer  ber  gangen 
UniDerfttöt.    aOetn  onmölig  trot  feine  gefd^- 
lid^e  Stellung  jurüdf,  unb  er  nobm  bie  mbtliÄe 
SteUung  olS  ^oupt  ber  UniDerfitöt  ein.  ^latäx» 
lid^  tonnte  boS  nid^t  of^ntRamp]  gefd^ben.  (Segen- 
über  bem  ffongler,  ber  biefe  SBüxbe  für  fid^  be- 
onfprud^te,  unb  gegenüber  ben  Secanen  ba  übri- 
gen gfocultöten,  meldte  i(m  baS  9tc4r  bebrüten, 
Don  ibm  onberS  oIS  burd^  jNftf0nfi(bcB  Scfncb 
gu  ben  oügemeinen  Serfomn&mgei  eingelaben 
gu  merben,  blieb  er  fie^tid^    Sic  tbologifibe 
Socultöt  beglid^  pdft  in  biefer  9c|iebinig  ^e$t 
mit  ibm  (1841),  imb  banit  ma  bie  Steßmig 
beS  StectorS  enbgittig  gefepitt  £tt  An^er  er- 
fd^ien  Don  mm  an  nebr  nb  m^  tlä  eigeix:li£<4 
9RitgIieb  ber  UninerPt  M  fisfciib  ein  üazzri^ 
cot  an  ber  (Ed^cbnle  bm^ttiL 

Son  grofier  Sctadng  fn  bie  Suiiyr  U-:» 
Derfitöt  tmirbe  bie&Mil^kit  ber  (r.rer.  ^^rfl« 
orbrn,  ber  SondcoBr  od  ber  ^crrLec— fr  — 
berfdben.  Sie  Simcr  bei  iL  £:— -^  ^. 
J^ieUen  fibM  1221  M  ber  II±r^ 
)^;1229ie|itiebgCrte   ^ 


1507 


$0ti8. 


1508 


nad^betn  Srgbif^of  6i%our  in  9tom  ben  Antrag 
auf  ein  transöpfd^  giotionalconcti  gejient  l^attc 
unb  t)on  $iu8  IX.  )unö(6{!  ^roDinsialconcilien 
bringenb  em))fo]^Ien  niorben,  baS  erfte  $rot)instaI- 
concil  in  $ariS  gel^olten,  bem  ber  berul^mte  2)u- 
panloup  ofö  enoöl^lter  iBifd^of  Don  Orleans  an> 
mo^nte  (Coli.  Lac.  IV,  1  sqq.).  (93gl.  befonberS 
Gerardus  Dubois,  Eist.  eccl.  Paris.,  Par.  1690 
ä  1710,  2  voll.;  Gallia  christ.  VII,  Paris 
1744;  J.  Lebeuf,  Hisi.  de  la  Tille  et  du  dio- 
c^se  de  Paris,  Paris  1754—1758,  15  tom. 
[neue  «u8g.  öon  goci^eris,  $ariS  1863  ff.] ;  H.  E. 
Bordier,  Les  eglises  et  monast^res  de  Paris, 
Paris  1856;  Moroni,  Dizion.  LI,  181  sgg.; 
Garns,  Ser.  Epp.  595 — 597;  Werner,  Orbis 
cath.  64 ;  Fisquet,  La  France  ponüf.,  Paris 
1864  88. ;  Tanon,  Hist  des  justices  des  an- 
ciennes  eglises  et  communautes  monastiqnes 
de  Paris,  Paris  1888.  —  J.  A.  Dulaure,  Hist 
physique ,  civile  et  morale  de  Paris ,  Paris 
1820  BS.,  7  vols.  [neue  %u8gaben,  t)on  fietjuabter 
u. «.  ertoeitert,  1856  u.  fpöter] ;  de  GauUe,  Nou- 
velle  hist.  de  Paris,  Par.  1839—1842, 5  vols. ; 
Gabourd,  Eist,  de  Paris,  Par.  1863—1865, 
5  vols. ;  Menorval,  Paris  depuis  ses  origines 
etc.,  Paris  1889—1892,  2  vols.)    [Keber.] 

IV.  Uniüerfität.  5)er  Käme  ber  ^arifer 
UniDerfität  be^eicbnet  sunäd^fl  baS  bocbberübmte 
mittelalterU^e  fiebrinftitut,  meld^ed  ftjb  au8  ben 
Dorangegangenen  Ißanfcr  €d^ulen  enhoidelte.  fBon 
einer  @)rünbung  !ann  bei  ibr,  toxt  überbauet  bei 
ben  ölteflen  {)0(^fd(|ulen«  nur  in  bem  Sinne  Stebe 
fein,  ba^  man  barunter  ben  3<itpun^^  terflel^t^  an 
n^elÄcm  bie  SRagifter  fidd  }u  einer  Korporation 
Sufammenfcbloifcn.  Q^  ift  gegenn^örtig  auSgemacbt 
bog  bie  mittelalterli(be  39^cinung,  ff arl  ber  @roBe 
babe  bie  Uniterfttat  ißariS  geftiftet  ebenfo  unbalt- 
bar  ift,  toxt  fie  aOgemein  verbreitet  toax,  ^ud^ 
€atiignt)-8  ^Infubt  genügt  ni(bt  $ur  Krflörung  be§ 
^ntftebenS  ber  ölteften  llnit>erfiiötcn.  @r  fd)reibt 
(@efd(|.  be§  rom.  »e^t«  lU,  2.  tHufl.,  ^^eibelberg 
1834,  155)  über  bie  beiben  ölteften  ^0(bf(bulen 
non^ariS  unb9?oIogna:  ,,Sl^enn  ein  3}lQnn,  Don 
b&berem  Sebrtrieb  erregt,  eine  ^n^abl  lernbegieriger 
Scbüler  um  fidb  Dcrmmmelt  botte,  fo  cntftanb 
leidit  eine  Xeibenfolge  Don  Sebrem,  ber  ffrciS  ber 
Subörer  ern^eitcrte  \x6,  unb  fo  tt»ar  gan^  burdb 
innere^  9?cbürfniB  eine  bleibrnbe  Sdiule  ge- 
grünbet."  ^ieje  ¥cbauptung  bot  jebodi,  fo  febr 
fte  ftdj  auf  ben  erften  91nMic!  empncblt,  in 
ben  tbatiädhlicben  $erböltnifien  feinen  (^^alt.  teie 
Senifle  (Tie  llnirerfitatcn  beS  Tiittclolter§  I, 
l^erlin  1SS5.  41  ff.^  eingcbenb  nad)gciricjen  bat. 
^Dei  Slicmenie  iraren  obne  3i^(i^el  im  bödb- 
ften  @rabe  mit  mirfiam  für  bie  ^u§bilbung 
ber  "i^arifer  3diul(n  ^ur  Unirerfität ,  nömlidb 
bie  neue  ^letbcbe  in  ber  üfbr&cüe  an  beniclben 
unb  bie  ibncn  rertiebenen  ^^ririlegien.  ®cn::iB 
nKiren  bie  erfim  l^ririlegien  cercbe  eine  grlge  ber 
3^lüie.  in  n^clifr  bie  %*arii'<r  äcfcuUn  tercii§  ftan- 
bcn.  unb  be$  bob^n  9nieben#,  beiien  fie  aucb  u?eit 


Aber  bie  ©rengen  Sftanfreid^  l^inouS  fi^  erfreuten; 
aber  ebenfo  ftd^er  n)irften  fie  oud^  nmdbtig  anf  bie 
meitere  (Sntfaltung  biefer  Sd^ulen  |urüd.  Sob 
toeld^erSebeutung  bie  ^(hribilegien  fi&  bi($an{er 
@d^olaren  nmren,  s^gt  bie  energie,  mit  nel^er 
bie  @d^ulen  für  biefelben,  tt)0  fie  bebrol^t  warn, 
in  bie  ©darauf en  traten;  mon  ging^ierbeifoiDeit, 
ba^  Don  ber  Srl^altung  berfelben  bie  (EsißniS  bct 
Spulen  abbängig  gemacht  ttmrbe.  3)er  oben  an- 
gebeutete  Umf(^D)ung  in  ber  Sletbobe  an  bis 
^arifer  Sd^ulen,  unter  benen  für  bie  Silbnng  ba 
UniDerfttöt  DorgugSmeife  bie  Spulen  im  Oebicte 
ber  Satbebrale  %otre*2)ame  unb  bie  oon  @i  Seno- 
Defa  in  ^etrad^t  !ommen,  DoDiog  fi4  in  12. 3at^ 
^unbert.  Sie  2)iale(ti{  ttmrbe  DoUf  ommener  onfi" 
gebilbet,  befonberS  aber  nmrbe  ber  X^ologie,  Ue 
ber  ^auptlel^rgegenflanb  an  jenen  Spulen  Mi, 
ein  gang  neued  ©epräge  aufgebrudt.  Sld  eiPcr 
Vertreter  biefer  neuen  Sid^tung  in  ber  9id^ 
!ann  SBilbelm  Don  (ifyxnc^aui,  crft  Seiter  ber 
$an[er  Somf^ule,  bann  9lbt  Don  €t-8ictR 
(gef).  1121  als  93if4of  Don  (£baIone-fui-9Rone). 
gelten.  Sin  9iu(m  übertraf  ibn  balb  bei  meitiB 
fein  geleierter,  geifheid^  uid)  berebtec  Bdßs 
Slbölarb  (f.  b.  Srt.),  ber  in  $onS  an  €t  (SeiiD- 
Defa  unb  an  ber  Satbebralf^ule  bbrte.  €eii 
9iame  fyitit  eine  nrnnberbore  Snsiebungttmft; 
niddt  nur  au8  granfreicb,  fonbem  au(b  onS  ätoüca 
unb  Spanien,  au8  Snglonb  unb  Sentf^bnü» 
fhbmte  bie  mi^begierige  Sugenb  ^bei,  umfeinn 
begeifterten  SBorten  }u  laufeben.  Sbälaib  blieb 
befanntlid^  ber  (ir(bli($en  fiebre  nidbt  in  aOmegtrai 
unb  mürbe  be^b^Ib  Don  gmei  Soncilien  Dtrurtbeitt; 
aber  für  bie  QFntmidlung  ber  ^ßarifer  €<biiki 
ift  feine  Sebrtbötigfeit  an  benfelben  in  fener  3at 
burd^fcblagenb  gemefen.  Ser  Strom  bei  S 
renben  ttrar  einmal  nacb  $ari3  gclenit.  S§  lag  i 
!  ber  9iatur  ber  SaAe,  ban  bie  grone  S^\ 
j  Stubirenben  in  ^ri§  qu±  eine  SVrmebrung 
;  fiebrfrof te  an  ben  bortigen  Sibulen  ^nr  iJplge  & 
I  unb  bag  jebcr  Sebrer  fein  ¥eftcd  für  ben  ßloosa 
j  berfelben  einjuie^en  fucbte.  3ur  Sfit  ^tbolHiil  ifj 
:  ober  für)  nacb  ibm  macbtcn  ficb  qI§  ^ßoriier  Seftyjia 
'  einen  berübmten  92amcn  u.  9.  bie  ^ranjCvenSirS 
.  beim  Don  @ond)c§,  @ilbert  be  la  f^onec.  Setxrzt: 
Don  $oitier§,  $etru$  ^omeitrr  unb  ^mS  SadKZzi 
ferner  bie  &iglänber  Stoben  ^h^csn  n.  b. 
unb  @irarbui  $ue!Ia ,  unb  canj  bcfcnbezS  ' 
3taliener  ^ktru*  Somborbus  p.  fc.  ^tl\  ber 
.  gister  sententianun.  3n  bei  grclen  84pE>^ 
ber  Sdbüler  unb  £!ebrer  cn  ben  Sdsclcn 
bem  3uge  ber  3eit  nadi  ger.cnfsidbanlito  S 
binbungen  log  t§  begrj7.M.  bcs  r.± 
35}enbe  De*  12.  Sübrbur.^en*  ?:e  Wfigimrrrfa 
einer  Porpcratirn  Dere:r.:^:r:.  sr.^  h  t^ix&Jj^ 
@an5e§  unter  bem  Scr.n  ^cr  UsireniißaSxri 
$arir  gcbi:>er  turbe;  ^c*  cn  ^crelbcheDrxx^F; 
Snibixim  nennte  mcn  siudii:!::  generale  cb»«^':^  ". 
ver&ale.  3?cn  b-a  cn  rrr;:c  r ±  ^  s<iier,u>j^ 
bcu  tu  Unirerniöi  periclrr.5--:r.z  r;^±.  3iS  _  ^ 
gliehene  ndi  bc§  corpus  macisironzD  s^^^-    1 


$oriS. 


1510 


Um  (£^eoIogifd^,  becrettfUf^e,  mebicinif^e 
rtißifd^).  3iemß4  gle^seiHg,  iebenfaüd 
mge  nod^l^^  fd^t  ftd^  ju  3^eden  bet 
lin  iinb  Senooltung  bie  red^tli^e  Otgoni- 
bcr  hUx  Stationen^  ber  fran^öpfd^en,  eng- 

jricarbifd^  unb  tumnannifd^en,  benen  ftd^ 
beten  Sisdiftnbet  onfc^Ioffen,  DoOgogen  )u 

SHe  Stationen  umfaßten  bie  fömnttlt^en 
zen;  |a  il^en  gel^örten  aber  aud^  bie  9Ra- 
er  artiftifc^  3focuIt&t  ba  baS  SRagifterium 
VC  vxifi  afö  9{bfd^Iu|  ber  Stubien,  fonbem 
trd^angSfiobium  für  baS  ÜRagijierium  in 
ei  anberen  fogen.  ^öl^eren  gfacultöten  be- 
:  limrbe.  SÜmälig  n)urben  bann  n)egen  ber 
oben  SJlajioritdt  ber  artiflifd^en  @d^oIoren 
r  Kationen  mit  ber  artiftifd^en  gfacultät 
cirt  Sie  gefd^überte  Snttoidflung  (latte  um 
fd^on  einen  relativen  Sbfd^Iu^  gefunben, 
i  ^rifer  Unit)er{U&t  beftanb  nun  auS  ben 
ttionen  unb  ben  9Ragiftem  ber  brei  l^ö^eren 
Iten^  bie  nid^t  bem  Serbanbe  ber  Stationen 
rten.  &  xoat  baS  bie  nnlTersitas  magi- 
m  et  Bcholarimn  Parisiis,  toit  fle  auf 
aus  bem  3a^re  1292  erl^altenen  Siegel 

W8  Sorfie^r  ber  Stationen  fungirten 
:atoren,  )u  mifyn  nur  9Ragifter  Don  ben 
:em  gemöl^It  toerben  fonnten.  gfa^te  bie 
fität  allgemeine  93efd^Iüffe,  fo  ttnrjften  bogu 
Stimmen  mit,  Don  mld^tn  bie  ünagifter 
leren  fjfacultöten  brei,  bie  nad^  Slotionen 
Denen  aRogifter  ber  artiftifd^enSfacuItdt  Dier 
it  €d^on  in  ber  Sntn)idflung  ber  ^arifer 
iUdt  mar  ed  begrünbet  ba|  biefelbe  in  einer 
m  fßl^ngigfeit  Dom  Sif^ofe  bes».  Dom 
n  beS  Sapiteld  Don  9iotre-S)ame  unb  sum 
ouäf  bed  %bte8  Don  @t.  @enoDef a  ftanb ; 
n  Pdnige  $^üi))|)  3lugu{!  im  %  1200  ge- 
^  $riDiIeg  entjog  überbie^  bie  @d^oIaren 
vis  bem  {ifibtifd^en  $r^6t  unb  unterfteQte 
r^ftlid^en  @en(^t§barfeit,  bereu  ftönbiger 
'  ber  bif ((öflid^e  ff angler  mürbe.  3^if (^^ 
tb  ber  UniDerptöt  entftanben  über  bie  @e- 

tna  )u  balb  ©treitigfeiteu;  biefe  fül^rten 
2:13  }u  einem  Sergleid^,  toelc^er  bie 
ie  beS  im  3. 1215  burd^  ben  |)ä))füid^en 
^^jobert  be  6our9on  gegebenen  Statuts 
bemfelben  mürbe  namentlid^  beftimmt, 
ngler  bie  ßrlaubni^,  Unterricht  ju  er* 
tocng),  bie  bis  bal^in  gang  Don  feinem 
il&iing,  niemanbem  Dermeigem  bürfe,  ber 
'^»lölig  geprüft  fei;  bie  Sicenj  in  ben 
^«  nid|t  Dor  bem  21.,  bie  in  ber  Xl^eo* 
Dor  bem  35.  SebenSjol^re  Derliel^en 
Streit  l^atte  jebod^  bamit  fein  Snbe 
1  S(^on  1219  mu|te  C)onoriu§  m. 
tPtfit  mieber  gu  §Ufe  fommen,  6r  Der- 
^^ftenb  iemanb  ol^ne  ©enel^migung  beS 
^^  €tu]§le§  bie  6|communication  gegen 
^^öenbe,  unb  1222  gab  er  ein  Statut, 
^K^  mie  baS  Don  1215  bie  gegenfeitigen 
"^"    e.  ©regor  IX.  erlief  1231  bie  be- 


rül^mte  99uKe  Parens  scientianmi,  meldte  ge- 
mifferma^en  bie  magna  charta  ber  UniDerfitöt 
bilbete.  SMe  ©erid^tSbarfeit  beS  SBif^ofS  unb  beS 
ftanglerS  mürbe  burd^  biefelbe  nod^  mebr  einge- 
fd^ränft.  Sem  ffangler  mürbe  bie  ^flid^t  auf- 
erlegt, bei  feinem  Amtsantritt  Dor  einem  befonberS 
ba)u  befKmmten  9uSf d^u|  ben  Sib  abgulegen  unb 
niemanbem  ol^ne  Dorl^ergegangene  Prüfung  bie 
Sicenj  )u  ertbeilen ;  bie  ^cultöten  erhielten  meit- 
gel^enbe  Siechte  bei  gfeftfiellung  il^rer  Statuten, 
utü)  jugleid^  mürbe  ber  UniDerfttät  baS  $riDiIeg 
Auerfannt,  im  ^aHt  eineS  il^r  gefd^el^enenUnred^tS 
SSorlefuugen  unb  $rebigten  einiufteUen.  fSfreÜid^ 
mürbe  gerabe  biefeS  ^riDileg  in  ber  ^ol%t  ein 
gmeifd^eibigeS  Sd^mert  für  bie  UniDerfit&t;  fie 
machte  nämlid^  Don  biefem  Siedete  ber  ^(Seffation" 
bei  mirflid^  ober  Dermeintlid^  erlittenem  Unnd^t 
einen  fo  übermäßigen  ©ebraud^,  baß  fte  oft  ben 
allgemeinen  UnmiUen  gegen  fid^  erregte,  unb  baß 
Si^tuS  IV.  auf  Sröngen  SubmigS  XI.  fid^  Der- 
anlaßt  fal^,  1482  biefeS  ^riDÜeg  aufau^eben. 
3m  3. 1246  mürbe  au^  ber  lange  ffampf,  mel- 
dten bie  UniDerfttät  gegen  ben  ftangler  um  baS 
ated^t  eines  eigenen  Siegels  geführt  l^atte,  burd^ 
3nnoceng  IV.  )u  i^ren  fünften  entfd§ieben.  ßin 
meitereS  ©lieb  in  ber  Sntmidflung  ber  UniDerfitdt 
bitbete  bie  Sinfiil^rung  beS  SlectoratS.  Stedor  mar 
in  $ariS  merfmürbigermeife  }unöd^ft  ber  Sorftanb 
ber  artifiif d^en  Sfocultöt ;  bie  anberen  Sfacultüten 
batten  anfangs  Dielleid^t  leine  fianbigen  Sorfieber, 
^e  erl^ielten  aber  fpöter  fold^e  in  ben  3)ecanen, 
meldte  Don  ben  miröid^  lebrenben  (actu  regentes) 
SRagiftem  gemöblt  mürben.  2)aS  Secanat  in  ber 
Xb^ologie  mirb  juerft  1264  ermübnt,  aber  als  ein 
fd^on  lange  beftel^enbeS  9mt.  S)er  Slector  ber 
Prüften  mürbe  balb,  obfc^on  er  ben  2)ecanen  ber 
anberen  f^facultöten  im  Stange  nad^ftanb,  auS  Der- 
fc^iebenen  ©rünben  ber  ©ef(|äftSfübrer  ber  gangen 
UniDerfttät.  SOein  aUmälig  trat  feine  gefd^dft- 
lic^e  Stellung  }urüdt,  unb  er  na^m  bie  red^tlid^e 
Stellung  olS  ^anpt  ber  UniDerfitöt  ein.  %atür- 
lid^  fonnte  baS  nid^t  obneffamt)f  gefd^e^en.  ©egen- 
über  bem  ffangler,  ber  biefe  Stürbe  für  ftd^  be- 
anfprud^te,  unb  gegenüber  ben  S>ecanen  ber  übri- 
gen t$acultöten,  meldte  ibm  baS  Siedet  befiritten, 
Don  il^m  anberS  als  burd^  perfönlid^en  Sefud^ 
lu  ben  allgemeinen  SSerfamtnlungen  eingelaben 
gu  merben,  blieb  er  fiegreid^.  Sie  tbeologifd^e 
gfacultat  beglid^  ftd^  in  biefer  Sesiebung  )ule|t 
mit  ibm  (1841),  unb  bamit  mar  bie  Stellung 
beS  SiectorS  enbgiltig  gefefHgt.  5S)er  ftongler  er- 
fd^ien  Don  nun  an  me^r  unb  mebr  als  eigentUd^eS 
9RitgIieb  ber  UniDerfitöt,  baS  }ugleid^  ein  Sanoni- 
cat  an  ber  Satbebrale  innebatte. 

Son  großer  Sebeutung  für  bie  $arifer  Uni- 
Derfttöt  mürbe  bie  Sebrtbötigfeit  ber  beiben  S'ettel- 
orben,  ber  Dominicaner  unb  ber  t$ranciSconer,  an 
berfelben.  5S)ie  3ünger  beS  tjii.  5S)ominicuS  er- 
hielten fd^on  1221  Don  ber  UniDerfttöt  felbjl  ein 
|)eim ;  1229  befe^te  ber  Orben  einen  t^eologifd^en 
fiel^rftubl/  unb  im  folgenben  3abre  mürbe  ein 

48* 


1511 


$arid. 


1512 


gtoeiter  5S)omintcaner  9Ragifter  in  ber  tl^eologifd^en 
gfücultät.  3m  3. 1230  würbe  bcn  granciScanem 
ein  tl^eologifd^et  Sel^rftul^I  eingeräumt.  Sinnen 
folgten  in  furjen  3tt>iW^^^äumen  anbere  Orben : 
bie  ?Prämon[tratenfer,  Seml^arbiner,  garmeliten, 
Suguftiner  unb  Sluniocenfer.  S)a8  gute  SinDer* 
nel^men  jn^if^en  ber  UniDerfttöt  unb  ben  beiben 
Settelorben  ttöl^rte  leiber  nid^t  lange.  S)a  im 
dolore  1252  bie  ^rofefforen  ouS  bem  Sominicaner- 
unb  granciSconerorben  einem  SBefd^Iuffe  ber  3Ka- 
gifler,  bie  SSorlefungen  einjufteUen,  ftd^  ni^t  fügen 
woUten,  fem  eS  5u  einem  oufregenben  ffompfe, 
meld^er  burd^  ben  @treit  über  ben  Introductorius 
in  eyangelium  aetemum  (f.  b.  Slrt.  Süangelium 
IV,  1052)  nod^  größere  ®imenfionen  onnol^m, 
5Kad^  Jieben  Sfl^ren  enbete  berfelbe  mit  einem  ent- 
{d^iebenen  @iege  ber  ÜRenbiconten,  inbem  bie  9Ra- 
iorität  ber  UniDerfitöt  bie  fd^on  1255  )u  ©unfien 
berfelben  erloffene  ISuDe  9lIei;Qnberd  IV.  Quasi 
lignum  vitae  onjunel^men  be{d^Io^.  SSon  ha  an 
bal^nte  ftd^  oHmöIig  ein  frieblid^eS  Serl^öltnil 
gwifd^en  ben  ^orteten  an.  2)er  UniüerTitöt  felbft 
gereid^te  bad  )u  großem  Sortl^eil.  9(amentlid^ 
mu^te  bie  üar  burd^bad^te  unb  feft  geregelte  @tU" 
bienorbnung  ber  Dominicaner  einen  günftigen 
Sinffu^  auf  ben  ®ang  be§  @tubiumd  unb  bie 
SBefe^ung  ber  t^eologifd^en  fiel^rftül^Ie  in  $ari8 
ausüben.  2)er  Umflanb  ferner,  ba^  bie  in  ^ariS 
ftubirenben  OrbenSIeute  gemöl^nlic^  fd^on  in  einem 
reifem  SIter  ftanben  unb  burc^  bie  jf  lofterbiSci^Iin 
an  3ud^t  unb  Orbnung  gemöl^nt  toatttt,  lonnte 
nur  l^eilfam  unb  Derebelnb  auf  bie  Dielfad^  red^t 
todferen  unb  rollen  ©itten  ber  ^arifer  ©d^otaren 
einmirfen.  Slud^  fal^  man  balb  ein,  ba|  bie  93e> 
freiung  öon  ber  ©orge  um  beS  SebenS  Unter» 
^alt  unb  bie  ©ubfibien  5um  ©tubium,  mie  fte  bie 
OrbenSleute  in  il^ren  Käufern,  im  ©egent^eil  ju 
einem  großen  £]^eil  ber  au|er!löfterli(^en  ©d^o- 
laren,  genoffen,  ber  SBiffcnfc^aft  felbft  im  l^ödöften 
@rabe  ju  gute  !am.  3n  92ad^al^mung  biefer 
DrbenSinftitution  entftonben  feit  ber  3Rittc  beS 
13.  Sal^rl^unbertS  t)crfd)iebene  (SoUegien,  b.  1^. 
burd^  ©tiftungen  feft  gegrünbetc  Snftitute,  in  mU 
d^en  eine  beftimmte  ^ngal^I  Don  Seigrem  unb 
©d^ülem  äBobnung  u.  f.  m.  erl^ielt  unb  nad^ 
einer  geroiff en  Siegel  ein  gemeinfameS  Seben  fül^rte. 
Si8  bal^in  gab  eg  h)o^I  einige  Stiftungen  für 
arme  ©d^otaren,  aber  ber  eigentlid^e  (Srünber  ber 
fogen.  SoQegien  mürbe  erft  ^Robert  Don  ©orbon, 
@anonicu§  Don  Sambrai,  fpäter  Don  $arig,  ein 
Sertrauter  SubmigS  beS  ^^\\%tn.  6r  ftiftete  1257 
bie  nad^  il^m  benannte  ©orbonnc.  3n  biefeS  6oI» 
leg  Tonnten  ol^ne  Unterfd^ieb  ber  ^Ration  fold^ 
©d^olaren  aufgenommen  n)erben,  toeld^e  bie  9Ra- 
gifter))rüfung  in  ben  artes  beftanben  ober  aud^ 
f c^on  in  ber  artiftifd^en  gfacultät  bocirt  l^atten  unb 
ftd^  ber  Xl^eologie  beflei|igen  tDoUten.  (lieber  bie 
SBeiterentmidfelung  ber  ©orbonne  f.  b.  ^rt.)  S)o8 
S)octoren€olIegium  ber  ©orbonne  nal^m  balb  nid^t 
nur  in  ber  tl^eologifd^n  gf^cultät  fonbem  an  ber 
ganzen  UniDerfttöt  ben  erften  $Ia|  ein.  9n  SBelt- 


ruf  sunöd^ft  ffamb  il^r  baS  SoDeotum  Don  ^toDoini, 
Don  Sol^anna,  ber  ©emal^Iin  $]^i))p6  bcS  Bäfi^ 
nen,  1305  gefüftet,  beffen  aRttglteber  idM)^  hm 
jfbnigreid^  gf^anfreid^  onge^ören  mußten.  Si^tr 
bief en  entftonben  nod^  Diele ,  »emger  bebentesbe 
Kollegien;  im  ©on^en  mürben  Don  1200—1500 
beren  gegen  50  gegrünbet  bie  metflen  in  ber  erfb 
C)ölfte  beS  14.  So^rl^unbertS.  2)ie  on  ben  Cot 
legten  beftel^enben  ftiftungdmö^ig  genau  nonsixiiB 
©teilen,  beren  2^aber  bie  SBo^lÜ^ten  ber  Stif- 
tung genoffen,  l^e^  Surfen.  93on  dtoa  |tti 
Dritteln  ber  SoUegten  lemtt  man  bie  9n^l  ha 
93urf en ;  fie  belief  fid^  nömlid^  auf  680.  %ki 
biefen  Souegien  eröffneten  befonberS  im  14.  nA 
15.  Sal^rl^unbert  Dielfad^  Stagifler  fogemnk 
Paedagogia,  ^enftonate,  in  benen  bie  S^gfiage 
Unterbau  unb  Unterrid^t  eri^ielten  mib  Wf^ 
beauffid^tigt  nmrben.  SS  ttxit  bie^  ein  f^SoK^ 
untemel^men  Don  SRagifiem  ber  arti|Ufd^  %0ß 
cultöt  unb  blieb  ein  IßriDileg  berfelben^  obf^oB 
megen  beffen  lucratiDen  Sl^oralterS  oud^  9bnipR 
ber  oberen  gfocultaten  ben  SSerfud^  mad^icn,  folite 
änftitute  au  errichten.  S)ie  gfacidtfit  unb  Ibk 
Derfttöt  übten  übrigens  ein  getoiffeS  9uffid^iR4( 
über  bie  ^bagogien  au8.  2)iefe  SoDegim  wi 
^obagogien  nmrben  im  15.  ^al^unbett  dn  ^ 
rabe^u  ma^gebenber  gfactor  an  ber  UniDerfiliL 

Sie  fßerfaffung  ber  $anfer  UnioerfUiit  xm 
nid^tS  meniger  als  einfad^.  Sin  ber  @|n|e  fUb^ ' 
mie  oben  gefagt,  als  9lector  ber  Sorpanb  hkixß 
tiftenfacultöt,  meld^er  Don  biefer  in  ber  er^  3"^ 
auf  einen  9Ronat  ober  fed^  9Bod^,  feit  1266 
auf  brei  9Ronate  gemöblt  mürbe ;  erft  im  17.  nb 
18.  Sal^rl^unbert  erftredKe  ftd^  bie  Sauer  bei 
Siectorats  auf  ein,  jmei,  felbft  brei  Solare.  Ob- 
mol^l  baS  %mt  beS  StectorS  ein  f^bäß  e^renDoU 
mar,  maren  feine  SBefugniffe  für  bie  gonje  Hat" 
Derfttöt  bod^  nur  gering.  Sr  berief  bie  ®eiienl- 
Derfammlungen,  pröfibirte  in  il^en  uid»(attei^ 
iBefd^lüffe  ju  DoQ^iel^en.  3n  feine  fyxdb  legten  bie 
neuen  ©d^olaren  ben  Sib  ab,  er  führte  hm  So^ 
ft^  beim  UniDerfitatSgerid^te,  il^m  unterfbnb  Me 
gemeinf d^aftlid^e  ftaff e  unb  baS  Vxdfib ,  unb  er 
fül^rte  baS  UniDerfttätSpegeL  3^m  loa  au4  bi 
©orge  um  bie  ^lufred^terl^altung  ber  $rioikgiei 
ob.  9kben  bem  Slector  gab  eS  nod^  etne9Ui||eMi 
$erfonen  unb  Korporationen,  meldte  an  ber  Sta^ 
maltung  unb  Seitung  ber  UniDerftlfitSgef(W 
Xl^eil  nal^men;  biefe  maren  ber  Sifd^of  Don$aril 
ber  jfanjler  unb  baS  Sapitel  ber  Sad^rolt  ber 
W)t  Don  ©t.  ©enoDefa  unb  fein  ifangler,  Uebm 
oberen  ^cultöten  unb  il^re  S)ecane,  bie  9lotioia 
unb  il^re  ^rocuratoren  u.  f.  m. ;  oAer  bie  9Mt^ 
berSinjelnen  maren  Dielfad^  nid^t  genau  umf^n" 
ben  unb  gegen  einanber  abgegrenzt,  loe^^el 
nid^t  feiten  )u  SoUifionen  unter  il^nen  fcmt  tt 
in  $ariS  möl^renb  beS  12.  äal^rl^unbertft  (op 
fc^enbe  Sel^rfreil^eit  lonnte,  als  fid^  bur^  bie  V» 
DerfttötSbilbung  georbnete  3uftötd>e  ju  enlniAii 
begannen,  nid^t  befleißen  bleiben.  S>er  CanbM 
beS  Sel^ramtS  mu|te  burd^  eine  ^ßrüfung  bie  Iki 


1518 


$art8. 


1514 


Utaimg  lu  bemfelBen  nad^toeifen  unb  erl^ieß  bann 
bnq  ben  Stoxifixt  hvt  Sicenj,  b.  1^.  er  würbe  9Rq- 
Bipct.  90mdli9  nmrbe  biefe  eine  Prüfung  in 
mi^iaxt  ^erlegt,  iinb  bie  SRogifier-  ober  3)octor« 
Mfiibe  VSbttt  ben  l^öd^ften  ofobemif d^en  ®rab.  3n 
bcc  ortifHId^  ^cultöt  ging  ber  Prüfung  für  bie 
Bteng  bo8  fogen.  S)etenninaüon§esQmen  DorouS, 
tmni^  vkU^  baS  Sted^t  erworben  würbe,  öffent- 
Bil^  S)iS|)Utationen  }u  Italien  (}u  beterminiren). 
i)cricmge,  toeld^er  biefeS  Spanten  beftonben  l^atte, 
^iett  ben  Xitel  Saccoloreu^.  Sin  fold^er  tonnte 
CKp  na^  mel^rföl^en  Uebungen  unb  f ortgefekten 
Ctnbien  ben  iDiagiftergrob  erlangen.  3n  ber  tgeo- 

Slifd^  9f<^cultöt  (unb  Sl^nlic^  bei  ben  S)ecre- 
en)  gelangte  boS  Saccalareat  }u  größerer  9e- 
bestung.  2)eriemge,  weld^  jt(^  bem  Siamen  für 
boSfelbe  fhOte,  mu^te  6—7  äo^re  Xl^eologie  ftu- 
Met  ^en,  unb  wenn  er  e8  beftonben  l^atte,  ebenf o 
(nig  beßimmte  Sorlefungen  l^alten,  el^e  er  ^ur 
Bb^fiertnrüfung  }ugelaff en  würbe.  @pöter  würbe 
rie  rnfprünglid^  einen  9ct  bilbenbe  Uebergabe  beS 
Rogifteriumd  in  }Wei  acte  getl^eilt,  nömlic^  in 
M  mrleil^ung  ber  Sicenj  w&  in  bie  t)on  gan} 
icfonberen  Sfeterlid^eiten  umgebene  Sufnol^me  in 
nB  2>octoren€oOegium  (bal^er  ber  nod^  beftel^enbe 
Inicxfd^ieb  ^wifd^  Sicentiat  unb  S)octorat).  9tur 
Kxicnige,  xotlä^x  fid^  ber  le^tem  Serimonie,  bie 
itrigend  mit  einem  großen  ffoftenaufwanbe  Der- 
mbeii  toor,  unter}ogen  l^atte,  wor  ein  DoQgüItigeS 
Rttglteb  ber  afdcultöt.  (Ein  eigene^  Unit)erfttöt§- 
lAtabe  etifürte  nid^t;  aud^  würbe  anfangs  feine 
d[gemeine  UniDerfttötSmotrifel  geführt.  3eber 
Dttgißer  legte  ein  Serjeic^ni^  feiner  @d^üler  an 
od»  ffitü  feine  SSorlefungen  in  feinem  ^oufe  ober 
m  einem  ju  biefem  3wedfe  gemietj^eten  @aale.  gfür 
lie  Sd€ttltät8t!erfammlungen  biente  ben  3:^eo« 
logen  boS  ftloßer  ber  Zrinitarier  ober  SRatl^u« 
dam,  ben  S)e€retiften  bie  ftopeQe  beS  1^1.  3o« 
^omieS  Don  3mtfalem,  bie  tirttften  Derfammelten 
|i4  te  €t^3ulien  unb  bie  9Rebiciner  in  ber  9Bol^- 
nng  be9  gettigen  S)ecanS. 

Sbn  Sd^werpunft  ber  ^ßorifer  llnit)erfttöt  rul^te, 
Mic  fU^  baS  aus  il^rer  Silbung  unb  weitem  Snt- 
liidumg  Don  felbft  ergab,  in  ber  tl^eologifd^en 
il^r  Derbanfte  fie  auc^  in  eminenter 
i$ren  SBeltruf  wdl^renb  bed  aJtittelalterS. 
bod^  aud^  in  $ari8  bie  größten  Xl^eo- 
bge»  iener3cit:  ber  gftancidcaner  Sllesanber  oon 
6ih9  unb  ber  Dominicaner  tllbertuS  SJtagnuS, 
b  DoMielgefhm  X^omaS  t)on  tlquin,  ber 
Doeior  angelicus,  unb  IBonaDentura,  ber  Doctor 
■emphicqs,  femer  Solennes  3)un§  @cotu3,  ber 
hm  ^errfd^enben  tl^omiftifd^m  @Q{tem  gegenüber 
ckimibeiefi  (ba8  fcotifKfc^e)  auSbÜbete;  femer,  um 
bbcie  in  iVbergel^,  ber  burd^  feine  extrem  fpiri* 
tadipif^t  SKd^tung  unb  burc^  feine  leibenfd^ft- 
tU^t  $artetna]^me  für  Subwig  bm  datier  gegen 

»t  mb  ^opfiti^um  ftarl  com|)romittirte  SBil- 
Occom  (f.  b.  Sri).  Surd^  il^n  erhielt  ber 
SnninaHdmuS  über  ben  bid  bal^in  allgemein  Der- 
iRiencn  SRealtfimufi  bad  Uebergewic^t  nad^bem  in 


Sefömpfung  bed  Ie|tem  fd^on  ber  gefeierte  Selber 
SBill^elm  3)uranb  be  St-^our^ain  mit  Srfolg 
Dorangegangen  war.  Spdter  glön}ten  in  ^ariS 
$eter  b^iÜQ,  9ticoIau8  Don  SIemangeS  unb  ganj 
befonberS  ber  berühmte  3o^anned  ®erfon  (Dgl. 
über  bie  Sin^elnen  b.  betr.  Slrtt.).  S)a8  Snfel^en 
ber  tl^eologifd^en  gfamltät  war  fo  gro^,  ba^  fie 
Don  allen  Seiten  um  Söfung  fd^wieriger  fjfragen 
angegangen  würbe  unb  felbft  ber  a))ofU)lif d^e  @tu]^( 
fie  gem  }u  Statte  }og.  3l^r  Stul^m  wöl^renb  ber 
IBIüteaeit  beS  amttelalterS  fpiegelt  ^d^  auf  §  fflarfte 
wieber  in  einer  ganjen  Sieil^e  Don  3^gniffm  ber 
bamaligen  3^t.  SS^enn  ba^er  b^iUQ  Dor  Sie- 
mens VU.  Don  ber  $arifer  UniDerfttöt  faot:  „3)ie 
Steligion  unb  ba8  aQgemeine  SBol^I  ber  ftird^e  }u 
förbem,  ift  ftetS  il^re  ^reube.  @ie  ift  bie  l^eQ- 
ftral^Ienbe  Sendete  für  bie  gan^e  JKrc^e;  fie  l^at 
aus  ben  d^riftlid^en  ffönigen  fjfranfreid^  bie  aDer- 
(^riftlic^ften  gemad^t;  fte  l^t  gfranfrei^  allein  Dor 
bem  Ungel^euer  bed  Unglaubens  unb  Snglaubend 
bewal^rt;  jte  l^at  immer  SRönner  l^erDorgebrad^t, 
bie  jt(^  bewährten  als  tapfere  SJertl^eibiger  beS 
ortl^obosen  @IaubenS  unb  ftd^  auSgeid^neten  burd^ 
l^eiligmögigen  SebenSwanber,  fo  flingt  baS  frei- 
ließ etwas  lod^trabenb,  aber  b^illQ  fpracß  bamit 
nid^t  nur  baS  Urtßeil  ber  UniDerfttdt  felbft  unb 
fjfranfreicßs,  fonbem  im  SBefentlicßen  baS  ber 
gan}en  gebilbeten  SBelt  auS.  SS  ift  bal^er  fel^r 
erflörlid^,  ba^  ber  Unioerfttät  aucß  auS  bem  gan}en 
Sbenblanbe  bie  SBiffenSburfiigen  fd^arenweife  ju* 
ftrömten;  Derfcßiebentlid^  lonnte  bie  Stabt  ben 
9nbrang  wegen  SRangelS  an  SBol^nungen  nxä^t 
faffen.  ®ltx^toc!fjH  ift  eS  ftar!  übertrieben,  wenn 
bie  3oßI  ber  @tubirenben  für  ben  Einfang  beS 
14.  3a]^rßunbertS  auf  20—80000  angegeben 
wirb.  9ln  ber  UniDerfttöt  ^riS  unb  befonberS 
in  ber  tl^eologifcßen  gfocultöt  ftubirt,  pmal  ben 
S)octorgrab  erworben  }u  l^abm,  galt  überall  als 
9luSgei(|nung  unb  Smpfeßlung,  ^ud^  mehrere 
köpfte,  wie  Snnoceng  HI.,  ^onoriuS  IV.,  3nno« 
cena  V.,  Sottifoj  VIIL,  glemenS  VI.,  ßattm  ißr 
angehört,  woburd^  ißr  3ntereffe  für  biefelbe  gewi^ 
geförbert  warb.  3)en  SIerifem  würbe  baS  @tu- 
bium  an  ber  UniDerfttät  baburd^  erleid^tert,  ba^ 
fie  gemö^  einem  Don  SIemenS  VL  im  3. 1346 
gegebenen  ^rioileg  wößrenb  eineS  fiebeniaßrigen 
^efud^eS  berfelbm  bie  Sinfünfte  ißrer  Senefiäm 
begießen  burften.  Sin  tluSfiu^  ißrer  SBebeu- 
tung  war  äud^  ber  auf  3oßanneS  XXIL  }urüdf« 
}ufüßrenbe  fogen.  StotuIuS  (f.  b.  9lrt.),  ein  93er- 
geid^ni^  Don  Seßrem,  weld^e  bie  UniDerfität  in  ber 
angegebenm  Steißenfolge  oDiößrlid^  bem  ^ßapfte 
jur  ©erleißung  Don  SBeneficien  empfaßl.  —  S)ie 
3eit  ber  ßöd^ften  »lüte  ber  ^arifer  UniDerfttät 
warbaSlS.,  14.  unb  15. 3aßrßunbert.  SBößrenb 
biefer'3eü  fießt  fie  mit  ber  @efd^id^te  ber  äBtffen- 
fd^aften,  namentlid^  ber  tßeologtfd^,  im  innigften 
3ufammenßange ,  la  für  bie  2:ßeoIogie  war  fie 
eigentlid^  ma^gebetä).  Sud^  ouf  bie  Sntwidfelung 
ber  Staaten  unb  ber  ffird^e  im  Sbenblanbe  übte 
fie  meßrfad^  bebeutenben  Sinflu^  auS.  SefonberS 


1515 


$ari8. 


1516 


!ur  3ett  beS  großen  päpftlid^en  ©d^i§ma3  fpielte 
ie  eine  ]^ert)orrQgenbe  SRjone.  Sßenn  fte  qu(]^  nad^ 
einigem  Sc^manfen  sur  Obebien^  beS  9t)ignonet 
$o))fte3  überging,  f o  enttoidelte  fte  bo4  f<i^on  bolb 
(feit  1381)  eine  ungemein  rege  £]^ötigteit  umbad 
örgerlid^e  Sc^iSma  ju  befettigen.  Sie  pl^rer 
biefer  SBeftrebtmgen  toaren  $eter  b'^iSQ,  Sticolaud 
t)on  SIemangeS  unb  äo^onneS  @erfon.  S)ie  un- 
oblöffigen  Semül^ungen  ber  $arifer  2:i^eoIogen 
Ratten  benn  audj  einen  ]^ert)onagenben  Slnt^eil 
boran,  ba|  enblid^  naä^  Dielen  l^öd^fi  unerquid- 
lid^en  SSerl^onblungen  bie  Uniondconcilien  }u  ^\\a 
(1409)  unb  au  ffonftana  (1414-1418 ;  f.  b.  «rtt.) 
5U  Staube  famen.  S)ie  SBinen  beS  Sd^iSmoS 
maren  übrigens  einer  unfird(|Iid^n  be^U).  popft* 
feinblic^en  Stid^tung  an  ber  $arifer  llnit)erfttöt 
befonberS  günfttg.  £ie  tlnfd^auungen,  toelc^e  burd^ 
Occom  bereits  angebal^nt  maren,  griffen  immer 
meiter  um  ftd^  unb  fül^rten  }u  Zl^eorien  über  ben 
^rimat  unb  feine  Siedete,  meldte  burd^auS  nid^t 
mel^r  mit  ber  S)octrin  ber  frül^eren  gro|en  @d^0' 
laftifer  ^u  $ari8  l^armonirten.  Stamentlid^  bil* 
beten  bie  $arifer  Xl^eologen  bie  Seigre  t)on  ber 
@uperioritöt  beS  aDgemeinen  SoncüS  über  ben 
$at>ft  auS;  bie  Zl^eorie  fonb  befonntlid^  in  ber 
bamaligen  tt)irrek)oUen  unb  aufgeregten  3^it  f old^en 
^nflang,  ba^  fie  auf  ben  Sondlien  }u  $ifa  unb 
ftonftans  feierlid^  fonctionirt  unb  }u  SBafel  (f.  b. 
9lrt.  93a{el  Soncil  Don),  mo  auc^  tDieber  bie  2)oc« 
toren  ber  ^arifer  Unit^erfttöt  eifrigft  tl^ötig  maren, 
ein  über  baS  anbere  9RaI  ton  9{euem  aufgefteUt 
tDurbe.  Unterbeffen  l^atte  bie  „ftönigin  ber  Uni* 
Derfttöten"  bie  ^^öl^e  il^reS  SRul^med  unb  ©lanaeS 
fd^on  überfd^ritten.  92ad^  unb  nac^  erging  man 
ftd^  {)att  in  ißortrögen  unb  S)i3putationen  Dielfod^ 
in  ©pifcfinbigteiten  unb  fubtilen  2)iftinctionen, 
baS  entfte  @tubium  erlal^mte,  bie  Siceu)  unb  bie 
ofabemifd^en  @rabe  mürben  leid^tfertig  aud^  an 
Unmürbtge  Derliel^en.  3um  größten  92ad^t]^eile 
gereid^te  eS  ber  UniDerfttöt  unb  namentli(|  ber 
tl^eologtfd^en  gfacultöt,  Don  ber  jene  nad^  mie  Dor 
il^re  ^ebeutung  erl^ielt,  ba|  fte  immer  mel^r  in 
^bl^ängtgteit  Don  ber  Jlrone  gfranfreid^S  !am,  bie 
fogar,  mie  j.  99.  Submig  XI.  im  3.  1473  im 
(Streite  ber  Stominaliften  unb  älealtften,  burd^ 
Sbicte  Sel^rftretttgteiten  ^u  entfd^eiben  untemal^m. 
3n  bemfelben  @rabe,  mie  baburd^  bie  £)od^fd^uIe 
il^ren  internationalen  S^araf ter  Derlor,  hn^U  fte  aud^ 
on  il^rem  allgemeinen  Slnf el^en  ein.  3n  ber  Sfolge^eit 
trat  fie  nod^  bei  ber  burd^  Sutl^er  l^erDorgerufenen 
SBemegung,  bann  in  ben  Janfeniftifd^en,  molinifü» 
fc^en  unb  queSnelfd^en  ©treitigfeiten  l^erDor;  allein 
babei  geigte  ftc^  flar,  bag  fie  bie  Hegemonie  in  ber 
Sl^eologie,  bie  fte  frül^er  unbeflritten  bel^auptet, 
nunmel^r  abgegeben  l^atte.  S)er  ^umaniSmuS,  ber 
tro^  beS  IBeftrebenS  einzelner  bebeutenber  !Ef{ön« 
ner,  mie  beS  ©uillaume  93ube  (93ubäu8;  f.  b.  ?lrt.), 
in  ^riS  feinen  redeten  Soben  fanb,  unb  bie  burdb 
benfelben  gegebenen  neuen  SSal^nen,  in  hielte  baS 
mipenfd^aftlidde  Streben  gelenit  mürbe,  bie  neuen 
SJlittelpunfte  geleierter  99Ubung,  meldte  um  biefe 


Seit  fafi  in  allen  Sänbem  (Surotxi'8  entfionbcH, 
unb  bie  groge  Hrd^Hd^e  SleDoIution  befi  16.  So^^ 
l^unbertS,  oOeS  biefed  mirfte  mit  ben  angegetani 
®rünben  jufammen,  fo  ba^  bie  ^ßotifcr  Vbmu 
fttöt  feit  bem  «uSgange  beS  SRittelaltecd  ffaüg 
5urüdging  unb  ft^  iäer  onbere  llniDctfitJitn 
8franfrei($8  taum  nod^  eri^ob.  S>ie  Buiibmm 
inSbefonbere,  in  meld^er  oEmfilig  bie  C^cologif^e 
Sfacultöt  eigentlid^  aufgegangen  ttxir,  begtdririe 
^d^  mit  ber  3eit  DoQenbS  gut  @taat«anßalt  ic- 
f onberS  feitbem  fie  il^re  2)octoren  auf  bie  fogn. 
gaDicanifd^  Sfreil^eiten  Derfiffid^tete.  Sie  mnbc 
bamit  gu  il^rem  eigenen  Un$eU  eine  ^flongf^ik 
beS  ©aQicaniSmuS  unb  blieb  bie|,  bis  fie  in  bcB 
Stürmen  ber  großen  frangöfifd^  SteDoMon  m 
Snbe  beS  18.  Sal^rl^bertS  gu  ®runbe  giag. 
(Sgl.  Bulaeus  (du  Boulay),  Histom  imiver 
sitatis  ParisiensiSy  Paris.  1665  sqq.,  6  voD.; 
Crevier ,  Histoire  de  runiyersitö  de  Paiis^ 
Paris  1761, 7  Tols.;  aReinerS,  (Befd^i^teberiEit* 
fte^ung  unb  SntmidHung  ber  l^ol^  Sd^julen,  6S^ 
tingen  1802  ff.,  4  SBbe. ;  Dubarle,  Histoire  de  ] 
l'univ.  de  Paris,  Paris  1829,  2  yols. ;  ^ 
SaS  Unterrid()t§tt)efen  in  fjfranfreid^  mit  einer  Oci 
fd^id^te  ber  ^arifer  UniDerfttöt,  SreSlan  1848; 
Thurot,  De  rorganisation  de  renseignement 
dans  l'universite  de  Paris,  Par.  1850 ;  6^^' 
3o]^anneS  ©erfon,  SBürgb.  1858,  57  ff.;  Jim- 
dain,  Index  chronologicus  chartanmi  per 
tinentium  ad  historiam  imiyersitatiB  Puii, 
Paris.  1862;  Lemöme,  Histoire  de  Timif. 
de  Paris  au  XVn«  et  au  XVm«  sidcle,  Fan 
1866;  Franklin,  La  Sorbonne,  2^  öd.  Paiu 
1875 ;  SBubinSdfQ,  S)ie  UniDerfitöt  $aris  unb  bk 
gfremben  an  berfelben  im9KitteIalter,  g3erlinl876; 
Bemard,  Les  Dominicains  dans  rmiiYenite 
de  Paris,  Paris  1883;  Denifle  et  GhatelaiB, 
Ghartularitim  universitatis  Paiisiensisl— Uli 
Auct.  L  Paris.  1889—1894 ;  3)emfle,  CinSk- 
giftrum  ber  ^rocuratoren  ber  englifd^en  (beutf^o) 
92ation  ati  ber  UniDerfttät  $arid^  im  Srd^fir 
Siteratur  unb  JKrd^engefd^id^te  beS  SRitteloItetST 
[1889],  226  ff.;  Bashdall,  The  origines of tiie 
üniversity  of  Paris,  in  The  English  Histor. 
Review  I  [1886],  639  ff. ;  Kaufmann,  S)ie  ft- 
fd^id^te  ber  beutf^en  UniDerfttöten  I,  Stutlgstt 
1888 ;  Luchaire,  Statuts  et  Privileges  desnni' 
versites  fran9ai8es,  in  ber  Revue  internatio- 
nale de  renseignement  XXI,  Paris  1891, 
346  SS. ;  Feret,  Les  origines  de  runivenite 
de  Paris,  in  b.  Revue  des  questions  hisfcoritnes 
LH  [1892],  337  ss. ;  Le  möme,  La  fBUSott«  de 
th^ologie  de  Paris  et  ses  lecteura  les  pln 
cöläbres  I,  Paris  1894;  ffaemmel,  Sie  UmMp* 
töten  im  9RitteIaIter,  in  Sd^mib,  ®efd^  te 
Sraiel^ung  Dom  Anfang  an  bid  auf  unfereSci^IIf 
1,  Stuttgart  1892,  334  ff.)  CSed^tmli] 

Unter  9{apoIeon  L  marb  bie  UniDerfitfit  p 
$ari8  mieberl^ergeftellt  ober  Dielmel^r  eine  «k 
^od^fd^ule  ati  SteOe  ber  frühem  enid^,  bi 
jtmf (^en  ben  beiben  Sel^ranftalten  lein  SufaonK» 


1517 


$ari8,  gran)  be  —  ^arifot. 


1518 


(ang  tool^el^mbQt  i{l.  SMe  ie^tge  llmt)erfUftt 
^  tmr  mel^r  Diet  9<^cultölen:  3uri§prubet^^ 
aRAidn,  Lettres  m\lo]opf)xt,  (Sefd^id^te  unb 
Ocogro))^)  unb  Sciences  (SSatunoiffenfd^ft, 
aRa£^tif  u.  f.  ».)•  S)ie  S^cultäten  langen 
tDcnifl  giifammen  unb  l^aben  meift  eigene  ®ebftube; 
bagcgen  f|ot  bie  UnioertU&t  als  ©anaeö  l^eute  nod^ 
t^icn  €i|  in  ber  Sorbonne.  S)ie  oier  ^cultöten 
l^oben  gegen  200  Sel^rftül^Ie  unb  über  8000  @tu- 
Mrenbe.  Sid  Dor  ffurgem  ttKiren  e8  no4  fünf 
Sdcuttftten;  im  3. 1882  ieboii^  ttmrbe  bie  (ftaat- 
liil^)  tl^Iogifd^  ^cultät  oufgel^oben,  ongeblid^ 
«aus  eparfamteit" ,  ha  fie  ben  Staat  i&l^rltc^ 
12—16000  fjfrancfi  fofie.  Uebrigenfi  mar  fte 
fon)  überfiflffig  gemorben,  nad^bem  im  October 
1874  eine  freie  fotl^olifc^e  Unioerftt&t  gegrünbet 
Mrben  mar,  gun&d^ft  mit  brel  gfacultöten  (%f^to* 
logie,  Ste^tfimiffenfd^ft,  pUofopl^ie),  meldte  im 
SM«  1889  burd^  Seo  XUI.  bie  canonifd^e  3n- 
Sttution  erl^ielt.  Um  bie  oierte  gctcultöt,  bie  ber 
SRebirin,  oonubereiten,  ttmrbe  neueftenS  ein  Bpu 
tüi  mit  400  Seiten  gegrfinbet.  SiS  1876  ttmren 
f^  bie  latl^olifd^  UnioerTttöt  fd^on  1 528474  gfr. 
gcfammett,  unb  1877  fanb  bie  erfte  feierlid^e 
eqpmg  mit  ^reidoertl^eilung  ftatt.  SBtS  1892 
annben  586  fiicentiaten  unb  60  3)octoren  aeirt, 
bie  l^eute  oSe  in  öffentlid^en  3)ienften  angefteDt 
finb.  (Beredeten  Stuf  geniest  befonberS  bie  iuri« 
pf^e^acult&t  unb  feine  anbere,  aud^  feine  flaat* 
lU^,  fann  {i4  gleid^  Srfolge  rül^men.  Sie 
8if45f e  ber  $ari{er  ftird^enprooins  erliefen  1891 
einen  gemeinfamen  Hirtenbrief  bejüglid^  biefer 
foü^Iifd^  Unioerfitöt  in  tt)eld^em  fte  ^uerfi  bie 
9tot^n)enbigfeit  berfelben  bei  ber  }une]^menben 
OlaubenSIofigfeit  barlegten,  bann,  nac^  einem 
Script  über  ben  gegenmörtigen  IBeftonb  berfelben, 
mitt^eitten,  hai  ber  «ufmanb  iöl^rlic^  360000  gfr. 
bctege.  SHefer  fei  bi§l^er  grö^tentl^eilS  burd^ 
Sammlungen  aufgebrodelt  tt)orben,  nni^renb  bie 
gimbotionen  erft  85  000  gfr.  abn)ürf en ;  be^l^alb 
äfften  fie,  ba^  biefeftentJfunbattonenoert)oOftön" 
bigt  mürben  (ftatl^ol.  j^kd^en5eitung,  Salzburg 
1891,  185).  [?ne^er.] 

"Spiris,  Srans  be,  f.  3anfcniu8  VI,  1233. 

9tri$  (Parisius),  SRatt^äuS,  0.  S.  B. 
(ond^  Parifiiensis  genannt),  ein  engltfd(|er  ®e* 
fd^tfd^reiber  beS  13.  Sa^tl^unbertd,  mar  um 
bafi  34r  1200  geboren,  trat  im  3. 1217  in  baS 
Scnebictinerflofier  bed  1^1.  SIban  au  9lIt-Seru- 
lam  ein  unb  ftarb  bort  im  3. 1259.  918  fein 
^auptmerf  gilt  bie  Historia  major  (eigentlidd 
Cbronica  majora  [ed.  Luard,  Londini  1872 
ad  1888, 7  toII.]),  meldte  aber  nur  ^um  geringften 
2ieU  Don  il^m  felbftönbig  l^errül^rt.  3)er  erfte 
Zpeil  berfelben  flü|t  ftd^  mit  menigen  SluSnal^men 
onf  bie  Flores  historiarum  (ed.  Coxe,  London 
1841-^1844,  5  Tols.)  beS  ^enebictinerS  Sioger 
INm  SBenboDer  (gefi  1237),  bie  $ertobe  oon  1259 
tÜ  1273  fügte  nad^  $ari8'  Zobe  SB.  SRif^anger 
itaju.  9u|erbem  oerfa|te  SRattl^öuS  nod^  eine 
Hii^ria  minor  (ed.  Madden,  London  1866 


ad  1869 ,  5  yolL) ,  tt)eld^  in  ber  SarfleDung 
mand^er  Sreigniffe  genauer  ifl.  918  (Sefd^id^tS- 
queOe  ifi  9Ratt^u8  ^^atü  bürdend  unguDerlöfftg; 
feine  Abneigung  gegen  alled,  toai  \fysi  nid(|t  }u^ 
fagte,  t>er(eitete  il^n  }u  rüd(ftd^t§Iofem  Urtl^eil  über 
geiftlid()e  unb  mlilxä^  9uctoritftten,  mobei  er  ftatt 
t>erbürgter3:]^tfad^n  oft  genug  grunblofeSerbftd^- 
tigungen,  Ja  offenbar  erfunbene  (Sefd^id^ten  er^ö^It 
(DgL  Lingard,  History  of  England  XU,  London 
1837, 160,  note).  2)aneben  nHrb  oDerbingS  oon 
il^m  berid^tet,  ba^  er  tro^  feiner  Angriffe  auf  bie 
anberen  Orben  (Stinoriten  unb  Dominicaner)  ein 
eifriges  !DlitgIieb  feines  OrbenS  gett)efen  fei  unb 
fogar  Steifen  }ur  Steformation  bo:  Sienebictiner« 
flöfter  in  9tormegen  gemad^t  l^be.  (Sgl.  3-  SfeUen, 
Stöbert  ©roffetefie,  gfreiburg  1887,  3 f.;  SBatten- 
bad^,  3)eutf(!blanbd  ©efd^i^tSqueOen  n,  Serttn 
1894,  452  [gegen  SBattenbac^  f.  bie  SBemerfung 
in  b.  3eitfd&rift  für  fat^.  Sl&eoL  Xm,  1889, 
72 1  f .  ] ;  f  onfKge  Siteratur  bei  Cheyalier,  Böp.  unb 
Suppl.  s.  y.  Maühieu  Paris.)       [tl.  (Efjer.] 

^tttifio,  ^eter^aul,  Sarbinal,  befonberS 
aß  Seigrer  beS  tt)eltlid^en  unb  beS  canonifd^en 
Sted^teS  berül^mt,  mar  }u  Sofen^a  im  3*  1473 
geboren.  Sr  trat  befonberS  an  ben  Unit)erfttäten 
)u  $abua  unb  ^Bologna  auf,  unb  fein  Stuf  oer- 
anla^te  $a))fl  $aul  HI.,  il^n  als  %ibitor  ber 
Slota  na(^  Slom  ju  {teilen.  Stad^bem  er  ftd^  in 
ber  neuen  SteOung  bemöl^,  vertraute  il^m  ber 
^apft  bie  Seitung  ber  beiben  SiStl^ümer  StuSco 
unb  tinglona  (im  ftönigreid^  9tea))eO  an  unb  er- 
nannte i^n  1539  }um  Sarbinal.  Sine  befonbere 
Stolle  toax  il^m  beim  Soncil  Don  Xrient  ^ugebad^t ; 
er  fönte  nömlid^  einer  ber  ^räftbenten  beS  SondlS 
fein,  nad^bem  er  fd^on  bei  ben  SSoroerl^anblungen 
als  päpftlid^er  Segat  beim  ffaif er  ffarl  V.  tl^ötig 
gemefen  toax.  ^arifio  ftarb  aber  ein  l^albeS  Sal^r 
oor  ber  mirflid^en  Eröffnung  bedSoncifö  (1545), 
nad^bem  er  ^ule^t  ju  Stom  bafi  9mt  beS  $ro* 
batariuS  befleibet  l^atte.  @ein  ®rab  fanb  er  in 
@t.  Waria  oon  ben  Sngeln,  mo  fein  Steffe  gfla- 
miniuS  ^arifto,  SBifd^of  t)on  Sitonto  (gefl.  1603) 
unb  ebenfalls  Sted^tSIel^rer,  il^m  ein  3)enfmal  fe^te 
(f.  bie  3nfd^rift  bei  Eggs,  Purpurae  doctae  4, 
n.  LIV).  aSon  ©d^riften  ^eter  $aul  ^ariflo'S 
merben  befonberS  genannt  Kommentare  )u  ben 
3)eaetalen,  93orIefungen  über  baS  Sit)üre^t  unb 
4  Sanbe  Consilia  (Senebig  1570).  (Sgl  Mo- 
reri,  Dict.  s.  y.;  Moroni,  Diz.  LI,  212;  über 
feinen  Steffen  gflaminiuS  aud^  Harter,  NomencL 
lit.  I,  2.  ed.  Oeniponte  1892, 231.)    [9.  ßffer.] 

'^axiflMj  1.  IBeseid^nung  SBiD^elmS  Don  $aris 
(f.  b.  91rt).  2.  Seiname  beS  ßarbinalS  QUpfym 
be  ^oiff?  (f.  b.  «rt  Sßoiff?). 

if^xifpij  ^ierre  Surel,  befannt unter  feinem 
OrbenSnamen  als  P.  Slorbert,  abtrünniger  ff  apu- 
5iner  unb  gfeinb  ber  Sefuiten,  mar  1697  ^u  Sar- 
le-S)uc  (Sot^ringen)  auS  nieberem@tanbe  geboren, 
©eit  1716  ffapuainer,  begleitete  er  1734  als  ©ecre- 
tor  ben  ^roDinsial  nad^  Stom,  Derf d^ffte  fid^  bort 
Gönner  unb  mürbe  1736  als  (Seneral-^rocurator 


1519 


Rarität. 


1520 


ber  ouSioärtigen  9)Iiffu)nen  mä)  ^onbid^erQ  ge- 
f 4i(ft.  €t  warb  bort  fcl&r  freunblid^  auf ßcnommcn, 
trat  aber  balb  mit  auffrifd^ung  be8  alten  Streite« 
über  bie  tnalabarifd^en  SRiten  (f.  b.  «rt.  accomtno« 
bationSjireit)  l^eftig  gegen  bie  3c{uitenmifPonare 
auf,  felbft  in  öffentltd^er  ^rebigt;  bann  tarn  er  aud^ 
mit  bem  Siöcefanbif  (|of  (t)on  @t.  Zl^omad),  einem 
j)ortugiefifdJen  3e|uiten,  in  offene«  Senoürfni^ 
tt)egen  ber  Sinrid^tung  einer  franjöftfd^en  Urf ulinen- 
!KieberIaffung.  dt  toax  }um  SHector  unb  Seid^t- 
Dater  berfelben  ernannt  tooHte  aber  unabl^öngig 
Dorn  IBtfc^of  unb  ben  JKrd^engefe|en  fd^alten.  SBie- 
tDCÜjH  er  ftd^  j^ierbei  afö  ben  SSerfed^ter  ber  fran- 
}dftfd^en  Stationalel^re  gegen  ben  ))ortugiefifd^en 
^älaten  auf jufpielen  fud^te,  entft^ieben  bie  fran« 
}ö{if(^en  Sel^örben  fotoo^I  in  ber  Solonie  mie  im 
SRutterlanbe  gegen  il^n.  ^arifot  mürbe  au^er  San- 
beS,  nad^  ber  gemöl^nlid^en  Eingabe  nad^  ^merila, 
tran8))ortirt,  fam  aber  fpäter  }urüd  unb  reiste  über 
tjfranfreid^  nad^  9tom.  ^ier  traf  er  im  9Rai  1741 
ein,  nic^t  um  in  feiner  Qaä^t  ben  Stec^tStpeg  ^u 
betreten,  fonbem  um  ftd^  ju  röd^en.  Ser  ^a^ 
gegen  bie  3efuiten  mürbe  bei  il^m  immer  mel^r  }ur 

.  SRanie;  für  bie  ^al^Ireid^en  unb  mftd^tigen  f^einbe, 
bie  ber  Orben  eben  l^atte,  lourbe  er  baburd^  )um 
geeigneten  SBerfjeug  (^öHinger,  Seiträge  )ur  po- 
litif^en,  fird^Iid^en  unb  Sulturgefd^id^te  UI,  SBien 
1882,  9).  ®er  jal^rsel^ntelang  mit  ßeftigteit  ge- 
fül^rte  SccommobationSftreit  mar  befd^mid^tigt, 
»enebict  XIV.  ftanb  im  »egriff,  burt^  eine  ßnb- 

,  entfd^eibung  bie  ganje  fjfrage  au8  ber  SBelt  }u 
fdjaffen,  als  P.  SRorbert  au  Söignon  (mit  Orts- 
angabe fiucca)  eine  S)enffd^rift  über  einen  ^roje^ 
ber  ffa))U}iner  k)on  ^onbi^er^  gegen  bie  bortigen 
Sefuiten  brudfen  lk%  bie  er  SBenebict  XIV.  mib» 
mete,  unb  für  bereu  Sufenbung  er  mit  einem  Sreöe 
geeiert  mürbe.  Siner  l^ierDon  gan)  t)erfd^iebenen 
großem  unb  l^eftigem  ©treitfd^rift,  nad^  SBene- 
bict XIV.  „Don  ber  SSerleumbungcn  gegen  bie 
Sefuiten",  mürbe  1744  in  SRom  bie  Sipprobotion 
Dermeigert:  ^arifot  mu|te  {id^  iebod^  eine  fold^e 
k)om  Sr^bifd^of  ton  fiucca  }u  Derfd^affen  unb  batte 
bie  ff edtbeit,  {eneS  für  bie  frübere  3)en!{d^rift  erhal- 
tene IBreoe  beS  ^pfteS  biefem  SBerfe  Dorsubruden. 
S)aS  SBud^,  ^ufammengefe^t  auS  S)ocumenten, 
meiere  ben  SRitenftreit  betreffen,  unb  auS  5ln- 
flagcn  unb  Singriffen  gegen  ben  3e|uitenorben  in 
ber  oerfd^iebenften  Slrt  unb  9tid^tung,  erfd^ien  in 
brei  SSänben  (fronjöf.  unb  itolien.)  6nbe  Suli 
1744  JU  fiucca,  mürbe  iebod^  am  1.  Slpril  1745 
Dom  $apft  oerboten ;  bie  SSifd^öf e  üon  ©ifteron 
unb  SRarfeiÜe  traten  gegen  baSfelbe  auf,  unb  eS 
mürbe  in  mehreren  Streitfd^riften  näber  beleudjtet. 
P.  9lorbert  mürbe  ongemiefen,  in  ein  fflofter  feines 
OrbenS  in  ber  ©d^meij  fid^  jurüdaujiel^en,  ent- 
flob  aber  unter  feinem  gfamiliennamen  ^arifot 
nad^  ^oDonb;  „}u  Slmfterbam  unb  §aog  befannte 
er  jid9  öffentlid^  jum  SultuS  ber  talDiner,  unb 
8u  Utred^t  mar  er  längere  Seit  aWitglieb  ber  jon- 
fenifüfd^en  ©emeinbe"  (Sb^in«  8"  ^^^-  ^ma, 
Sta^rid^tenüber^ßortugal,  9lugSburgl836, 105). 


Senebiä  XTV.  felbft  gab  in  einem  Sd^ceiben  Dos 
11.9fa)Dember  1747  bem  SrüffelerShmtiuftiue^ 
ftenntni^  Don  bem  l^dd^fl  gmeifeC^ften  (Sfyxaßa 
beS  flüd^tigen  SRönd^  (Feller,  hn  Joninal  Idit 
et  Utt.  1787,  340—846).  3n  (Engtoib,  totSjoL 
^rif ot  fld^  in  ber  gfolge  begab,  Dnfud^  er  fi^ 
mit  Unterftü^ung  bei  6er)og8  Don  eumbcriaA 
in  ber  Anlegung  Don  §abrifen.  (9lfi]^crc8  f.  M 
3of .  93aretti,  Steife  Don  Sonbon  nad^  ®emui,  2e^ 
}ig  1771, 1.  £1^1.,  4.  Srief :  SßlQnumt]^,  18.  tq. 
1760.)  Ser  9Ri^erfolg  trieb  i^n  erfl  nad^Scdni 
bann  nad^  SBolfenbüttel,  mo  er  mehrere  3a^ 
lebte  (^arenberg,  ^gmat.  @ef d^.  b.  Orbenl  h. 
3ef.  I,  ^Qe  u.  C^elmfiäbt  1760,  889;  (SritiHe 
3ef.-®ef(bv  . . .  ftarf  beleud^tet  ...  mm  einm 
fiiebbaber  ber  SBa^rbeit,  gfrondfurt  unb  JRam 
1765,  238).  3)ie  99efe|ung  bet  etabt  burA  bie 
gfranjofen  trieb  ibn  abermals  nad^  Sngtoib.  i)ort 
fam  er  in  gro^e  9lotb  unb  bat,  um  in  ft^oSfitai 
fiänbem  als  SBeltpriefter  leben  }u  {dmien,  ka 
^apft,  ibn  Don  ben  OrbenSgelübben  p  entbUbo. 
3n  ber  Hoffnung,  ben  Slpoßaten  jurftd^ufül^ 
gemährte  bie|  SlemenS  XTTT,  auf  bie  Don  ben* 
felben  Dorgefd^ü|ten  Xitel  ^in  (1759).  $aii|8t 
ber  ben  9tamen  Slbbe  ^latel  onnal^m,  irof  im 
9uguft  1760  über  fjfranfreid^  in  Siffobon  eiö,  vm 
als  Solbfd^reiber  gegen  bie  3efuiten  in  SomboB 
2)ienfte  }u  treten,  lieber  feinen  unglfldHidQenAif- 
entbalt  unb  unerbaulid^n  SBonbel  bafeffiß  jUb 
bie  Serid^te  beS  öfterreid^ifd^  OefonUen  (bei 
S)u]^r,  ^ombal,  gfreiburg  1892,  24  ff.)  tnO^ 
lid^t.  aSon  fiiffabon  auS  fanbte  er  1761  eineSe^ 
tbeibigungSfcbrif  t  an  baS  @eneralcapitel  ber  flttpn* 
jiner  in  Siom,  aber  bereits  im  Vtai  1763  m^ 
er  fiiffabon  mieber  Derlaffen.  Sit  $ariS  Vv^  n 
1766  fein  Sud^  gegen  bie  äefuiten  in  einer  Diettn 
Umarbeitung  (7  S3be.)  erfd^einen  unb  mibmete  cS 
biefimal  3o{epb  I.  Don  Portugal.  !Rad^  fiotbringes 
5urüdfge!ebrt,  Dei^id^tete  er  auf  fein  ^riDfleg  bet 
@äcularif ation,  mu^te  nun,  mie  et  jtd^  Dorb^jaOeft 
batte,  bei  ben  ftapu}inem  mieber  aufgenonrani 
merben,  Derlieg  aber  balb  baS  ff lofler  gum  }lDeiteB 
STlal  unb  ftarb  im  Slenb  in  einem  S)orfebei6og« 
merc9  (1769).  (SJgl.  Imposturae  CCXVUE  in 
Dissertatione  B.  P.  Benedicti  Getto  de  Sinen- 
sium  imposturis  detectae  et  conTulsaey  Budie 
1781,  63  SS.  Slutbentifd^e  Socumente  über  $8* 
rifot  bietet  Raccolta  d'  apologie  ...  in  lispoett 
agli  opusculi  .  .  .  contra  la  Gompagn.  di 
Gesü  VII,  Venezia  1760,  67  sgg. ;  baS  Ste* 
jeid^ni^  ber  @treitfd^riften  f.  bei  de  Bäcker, 
Biblioth^que  II,  2«  ^d.,  944 ;  fonfl  Dgl.  no^ 
[Fr.  A.  Chevrier,]  Vie  du  famenx  P.  Noibot, 
Ex-capucin,  connu  aujourd'hui  sous  lenomde 
rabböPlatel,  London  1762  [foHrifc^];  FeHer, 
Dictionnaire  hist.  s.  y.  Norbert ;  aud  biefem 
mörtlid^  entnommen  bei  Fr.  Pörennäs,  DictiomL 
de  Biographie  m,  113.)    [O.  ^fülf  S.  J.] 

?attt df  (©leid^fteDung)  ift  ber  «uSbrudt,  vnt 
bem  man  ^ur  Seit  beS  römifd^en  Steid^ed  beutf^er 
Station  baS  SSerl^ltnig  ber  brei  (Sonfeffionen,  ber 


1521 


Rarität. 


1522 


fttti^ßhn,  St^etanet  imb  Stef  otmirten,  in  6ärger« 
lii^cr  imb  politifd^r  Sejtel^ung,  im  Steid^e  fotool^I 
Ott  in  ben  einjelnen  Xerritorien  }ubegetd^nenpflegte. 
Siefc  Glei^ftdlung  umrbe  guerfl  bur^i  ben  Steli- 
gionfifriiben  unb  Steid^bfd^teb  Dom  Solare  1555 
bmSut^eronem  ober  fog.  9ug§burger  Sonf  effionS« 
aaocnDonbten  neben  ben  ftotl^olifen  )ugeft(mben, 
bann  bnr^  ben  »efif öli{(i^en  gfrieben  Dom  Saläre 
1648  ond^  auf  bie  Saloinijlen  ober  fogen.  Siefor- 
nirten  ausgebe]^.  )ßon  ba  an  mürben  bie  beiben 
^ßoxteicn  ber  Sut^eraner  unb  9tef ormirten  als  (Ein 
SRfIi8ionfifdrt)er  unter  bem  9tamen  ber  (EDangeli- 
Hcn  begriffen  unb  ben  ffat^olüen  gegenübergefiellt. 
£cr  §  1,  9rt.  5  bed  Ofinabrüder  SfriebenStnfhu- 
rnntt  beftimmte,  ba^  ^sisif^en  ben  fturfütften, 
8&x^  unb  fömmtlid^en  Stanben  ber  beiberlei 
Sdigionen  genaue  unb  toeii^felfeitige  @Ietd^^eit 
icP^en  [olle,  fo  ba^,  nKi8  einem  X^eile  red^t  bem 
anbem  biSig  fei".  Seibe  Zueile  foOten  in  gleid^er 
Seife  bed  foiferlid^en  @d^u|e8  genießen,  unbe- 
fd^obä  ber  Iaiferlt<l^  SlbDocatie  ber  römifc^en 
ffbf^  (§  10  ebb.).  2)ie^  galt  jebod^  nur  für  baS 
9ei4  unb  bafi  Skrböltni^  ber  Sieid^gftänbe  als 
öld^  unter  ft^  unb  in  ffaifer  unb  9tet(^.  ^in- 
id^ttid^  ber  Territorien  aber  fam  eS  auf  ben  IBe* 
ilftonb  Dom  1.  Sanuar  1624  an  (f.  b.  Irt.  9tor- 
aaljlal^);  boma^  beftonb  bie  ©leid^^eit  ber  beiben 
SteligimiSt^eUe  unb  i^rer  Sngel^örigen  nur  in 
einigen  menigen  9teid^Ianben,  bie  man  gemifc^te 
nomie ,  »öbrenb  in  ben  anberen,  unb  ^toar  ben 
aeifhn,  entmeber  bie  fatl^olifd^e  ober  bie  (nro« 
t^tialiid^t  Sonfeffion  in  ber  Srt  l^fd^enb  roax, 
bfl^  nur  il^  SBefenner  bafelbft  5ffentlid^en  (SotteS- 
Ucnfl  leiten  unb  auf  ben  SSoHgenu^  ber  bürger- 
lU^  unb  politifd^en  Steckte  tlnfprud^  ma^en 
tomüen ;  anbere  Steligionen  unb  beren  IBefenner 
frilten  bogegen  „für  immer  auSgef d^loff en  fein  unb 
i^nen  lein  Kaum  no(i^  @tatt  gelaffen^  fle  feilten 
iri^t  gelitten  nod^  gebulbet  merben''  (I.  P.  0.  art.  7, 
§  2).  Se^tereS  l^atte  iebod^  nur  auf  bie  ^\ä)  d^rip- 
lid^  nennenben  @ecten  SBejug,  ol^ne  ben  nad^  toie 
wt  gebulbeten  Suben  Sintrag  ^u  t^un.  ^abei 
UMt  ollen  (Knieinen  bie  DoUe  ©etoiffenSfreil^eit 
lUtL  &  ift  befannt,  toie  im  SSerlaufe  ber 
bie  rationalifiif  d^e  2)enfn)eife  aüentl^alben  auf 
fien  bed  pofttioen  @lau6end  ftc^  geltenb  mad^te 
md)  in  ben  proteflantifc^en  fidnbem  baS  Snfel^en 
bcc  fqmbolifd^n  tBüd^er,  in  ben  fatl^olifd^en  aber 
boi  9nf^  beS  ^apfted  unb  ber  fird^Iiii^en  Ueber- 
liefcntngimmermebrfc^toftc^te.  2)ie@dcuIari{ation 
bcc  geifUi^en  gflr^entl^ümer  im  3. 1803  brachte 
bk  metßen  tat|oIifd^en  Steid^Slanbe  unter  prote- 
{hmtif d^  jberren ;  in  bem  f at^olif d^en  Sägern  famen 
«tt  bem  SegierungSantritt  bed  ffurffirften  (nac^- 
voügen  IFiynigS)  9Ra|imiIian  Don  S^^^brüden 
bif  Stbtminaten  gur  ^errfd^ft.  9118  bal^er  im  3. 
1806  mit  ber  «uflöfung  beS  beutfd^en  9teid^ 
M  äieroS  aud^  bie  alten  SanbeSoerf affungen  ein* 
tthSten,  UKir  bie^  ein  toillfommener  9nlaj,  um 
in  iwen  bis  bobin  tatbolif  d^en  Sönbem  bie  Sleid^« 
(kOnng  ber  ^otefianten  mit  ben  jf atl^olifen  au8« 


}u{pred^.  (gin  ®Ieid^ed  gefd^a^  nid^t  )u  (Sunften 
ber  ffatbolilen  in  ben  ))roteftantif(^en  Sönbem, 
bie  jtd^  au^erbalb  bed  StbeinbunbeS  i^itlitn.  9ber 
Stapoleon  enoirfte  e8  in  @ad^fen  unb  ben  übrigen 
norbbeutfd^en  Biaaitti,  als  er  fie  uBtbigte,  fd^ 
bem  Stb^inbunbe  an)ufd^Iie|en ,  unb  fo  toar  bie 
dlei^ftellung  ber  beiben,  Dormatö  nur  im  Sieid^ 
gletd^geftellten  (EonfefFionen  aud^  in  a&en  einjelnen 
DormaligenKeid^Ianben,  mit  Sufinal^me  ber  öfter- 
reid^ifd^en  $roDin}en,  toenigftenfi  gefe^Iid^,  menn 
aud^  nic^t  ber  if^at  nad^  burd^gefe|t.  9K  im 
3. 1815  ber  @tur)  9ta))oIeon8  jur  Stiftung  bed 
beutfd^n  SBunbeS  führte,  beßimmte  bie  beutfd^e 
SunbeSacte  im  «rt.  16 :  ^3)ie  Ißerfd^iebenbeit  ber 
c^riftlid^en  SteligionSparteien  fann  in  benSänbem 
unb  Gebieten  be§  beutfd^  IBunbeS  feinen  Unter- 
fd^ieb  im  ®enuffe  ber  bürgerlid^en  unb  politifd^ 
Siedete  begrünben/  3n  biefer  IBeftimmung  tt)urbe 
au8  ber  turfprünglid^en  Sfafjung  beS  Eintrags  baS 
S&bxti)tti  „htti"  Dor  ^d^riftlid^en  SteligionSpar« 
teien"  abfi(|tlid^  meggefaffen.  3)a  aber  anberer« 
feitS  im  SBiener  (Kongreß  auf  bie  gfrage,  ob  bie 
SBeftimmung  beS  9IrtiIeI3  aud^  auf  anbere  als  bie 
brei  feit  1648  im  9teid^  gleic^gefteQten  d^rifUid^en 
SonfefftonSDermanbten,  }.  99.  auf  SBiebertöufer, 
SBalbenfer  u.  bgl.  }u  bejieben  fei,  bief e  9Iu8Iegung 
für  bebenflic^  erflört  umrbe,  fo  f Aeint  iene  Slud* 
laffung  nur  in  einer  Küdftd^t  auf  bie  Stitglieber 
ber  gried^ifd^en  ffird^e  i^ren  (Srunb  }u  b^ben, 
meldte  im  3. 1814  burd^  ein  patent  beS  faifer» 
lid^  ruffifd^en  (SeneralgouDemeurS  beS  Itönig- 
reid^d  @ad^fen,  dürften  ^e)mtn,  gleid^e  Siedete  mit 
ben  ftatbolifen  unb  Keformirten  erbalten  Ratten. 
3)emnad|  ift  bie  SSefiimmung  bed9rt.  16  nur  auf 
bie  d^riftlid^en  Sonfeffionen  )u  be^iel^en,  toeld^e 
bamalS  in  3)eutf  d^Ionb  jum  Soügenu^  ber  bürgere 
lid^  unb  politif d^en  Siedete  gelangt  nrnren.  (S)te 
@ried^en  ftnb  erft  im  3. 1834  in  SBaQem  auS- 
brüdHid^  )ur  DoIIen  ©leid^bered^tigung  mit  ben  ge- 
nannten brei  anberen  bffentlid^  anerfannten  9ie- 
ligionStbeilen  gugelaffen  toorben.)  3)iefe  @Ieid^- 
tellung  fyxt  }ur  fjfolge ,  ba^  bie  üJMtglieber  ber 
ragli^en  (Sonfefftonen  in  feinem  beutf^en  fianbe 
)er  Keligion  »egen  für  befig-,  ermerbd-,  erb-  ober 
fucceffionSunföbig  erflört,  ober  in  Sbftd^t  auf 
@d^u^,  Sted^tSppege ,  SctiDbürgerred^t  unb  9n- 
fprud^  auf  öff entlid^e  9emter,  bürgerlid^e  &)xz  unb 
IBortbeile  u.  f.  tt).  linter  Ruberen  Don  Seiten  ber 
Staatsgemalt  }urüdfgefe^t  toerben  bürfen.  Ob  auc^ 
bie  Sonfeffionen  ober  DKrd^en  als  fold^e,  b.  b>  als 
öffentlid^e  Korporationen,  nad^  bem  angeführten 
^rt.  16  ber  SBunbeSacte  in  il^rem  Serböltniffe  ^ur 
StaatSgetoalt  einanber  gleid^efteOt  fein  foDen,  fo 
ba|,  mie  ber  meftfölif^e  gfriebe  fid^  auSbrüdtt, 
baS,  maS  bem  einen  Zb^ile  red^t,  aud^  bem  anbem 
biQig  fei,  lö^t  fid&  befireiten  unb  ift  namentlid^ 
in  Sad^fen  unb  $reu|en  Don  Seiten  ber  $ro- 
tefianten  mirflid^  befiritten  morben;  bie  öffentlid^e 
Weinung  bat  fi(b  iebod^  auS  allgemeinen  ^rünben 
barüber  bejabenb  auSgefprod^en,  unb  biefe  (Sleid^- 
fteOung  befiebt  nad^  ben  Serf äff  nngen  oOer  beutfd{)en 


1528 


^arfer. 


1S24 


Staaten  toenigftenS  tnfotoeit,  ba^  eine  l^rr- 
fd^enbe  ober  bet)orgugte  Sonfeffion  unter  ben  ge- 
nannten gefe^Iid^  nirgenbd  anerfannt  ift,  unb  bie 
baS  bürgerli^e  unb  ))oUtifd^e  fieben  berfi^renben 
^nttSl^anblungen  ber  fird^Iid^en  ^Beamten  btefec 
Sonfef jionen  überall  bie  gleid^  g^ei^eit  genießen 
unb  bie  gletd^e  9nerfennung  ftnben.  Sine  9lu8- 
na^nte  beftel^t  jebod^  aud^  ie|t  no^  in  Sraun* 
f^meig  unb  9RedIenburg.  gfür  ben  9{orbbeutf(^en 
99unb  mürbe  burd^  Sunbedgefe^  t)om  3.  1869 
unb  entfpred^enb  für  baS  neue  Seutfd^e  9teid^  im 
3. 1871  nochmals  au^brüdlid^  beftimmt  ba^  aQe 
nad^  bejtel^enben  99ef(^rftnfungen  ber  bürgerlichen 
unb  ftaatSbürgerlid^en  Sted^te,  toelc^e  aud  93er« 
fd^iebenl^eit  beS  religiöfenSBefenntniffeS  l^errül^rten, 
auf gel^oben  fein  f oOten.  —  SJtan  l^at  aber  ben  burd^ 
bie  9h)t^  ber  93er^öltniffe  l^rbeigefül^rten  Sußanb 
einer  ©leid^fteüung  aDer  Sonf  ef ponen  unter  einen 
allgemeinen  ©runbfa^  }u  fteden  gefud^t  unb  be- 
l^auptet,  bie  Steligion  bürf e  überl^aupt  leinen  Sin- 
fiug  auf  bie  bürgerKd^en  unb  politifd^en  Siedete  ber 
StaatSgenoffen  öu^em.  S)tefe  Sel^auptung  ift 
offenbar  falfd^,  unb  baS  3rrige  berfelben  ift  leidet 
eingufel^en.  S)enn  nac^  bem  eigenen  3uge{tönb* 
niffe  berienigen,  bie  ben  @a^  auffteOen,  fe^t  ber 
ttlnfprud^  auf  aOe  bürgerlichen  unb  politifc^en 
Sted^te  aud^  bie  Erfüllung  aller  bürgerlid^en  unb  ^o- 
litifd^en  ^flid^ten  DorauS ;  bief e  aber  ift  nid^it  m5g« 
lid^  k)on  Seiten  berienigen,  meldte  bie  religiöf en  unb 
bie  bamit  )ufammenl^angenben  ftttlid^n  ®runb> 
fö|e,  auf  teeld^en  ber  @taot  unb  ber  gefammte 
gefeäfd^aftlid^e  SSerbanb  in  il^m  berul^t,  nid^t  an* 
erfennen.  S§  l^eigt  in  ber  2:^at  bie  bürgerlichen 
unb  politif d^en  ^fiid^ten  allju  niebrig  unb  ^u  fel^r 
nur  au§  bem  Stanbpunfte  einer  befpotifd^en  9te» 
gierung  auffaffen,  nienn  man  fte  auf  bie  dntrid^« 
tung  ber  @teuem,  bie  @teQung  )um  9)2tlttörbtenft 
unb  bie  med^anifd^e  Untermerfung  unter  bie  SSer* 
orbnungen  ber  Staatsgewalt  unb  bie  9lu3fprü(^e 
ber  ©erid^te  bef^rönft;  ber  mid^tigere  %f)t\l  ber* 
elben  befielet  in  ber  SKitmirfung,  bie  jebe«  felb* 
tönbige  ober  mol^I  gor  über  Rubere  gefegte  SRit* 
glieb  ber  @taat§gefeUjd^aft  innerbalb  feines  SBir* 
fungSfreifeS  ju  (eiften  fd^ulbig  ift  jur  Sr^oltung 
unb  SBetl^ötigung  ber  religiöfen  unb  fittlid^en 
SBal^rl^citen,  in  meldten  ber  Seftanb  ber  fjamilicn 
unb  bie  ftttlid^e  |)altung  ber  Sinaelnen,  bie  le^te 
©onction  beS  gefammten  beftel^enben  Sted^ted  unb 
ba§  SBanb  be§  SJertrauenS  unb  ber  ^n^önglid^* 
feit  murjelt,  mlä^^  bie  SDlitglieber  ber  einzelnen 
tJfamilien  unb  ^auSl^altungen,  ber  Korporationen 
unb  Stäube,  mie  enblid^  bie  SReglerenben  unb  bie 
Regierten  erft  ju  einem  lebenbigen  ©anaen  oer* 
binbet.  S)ie  fraglid^e  93e^auptung  berul^t  auf  ber 
aSorouSfeJung  einer  gonjüd^en  Trennung  beS 
Staates  k)on  jfird^e  unb  Steligion;  ba  aber  ber 
Staat  ntd(|t  ol^ne  9ted^t  beftel^en  fann,  baS  Stecht 
aber  ol&ne  bie  Sitte,  bie  Sitte  ol^ne  Religion  tobt 
iP/  fo  begreift  pd^,  bafe  bie  gänjlid^e  Trennung  beS 
Staates  öon  ftird^e  unb  SReligion,  tocnn  fle  ge* 
lingen  lönnte,  notl^menbig  }u  feinem  Untergänge 


führen  mü^te.  ^  SOIerbin^  fyxbm  bie  ftlogex, 
ba|  bie  principieO  etablirte  Rarität  xaiSfi  im(bt- 
f emteften  }ur  SBirRic^teit  gemorben^  niemott  otf- 
ge^,  unb  fle  tonnten  U)o^(  in  Seiten,  too  Uefe 
fflagen  bered^tigt  unb  bef oid)erd  fautt  nxnen,  Uii^ 
)u  ber  9nft(^t  fül^ren,  ba|  man  in  ber  iHdb 
Trennung  Don  Staat  unb  SMfyt  ben  einjigoiSBll* 
meg  finben  fdnne,  um  bie  SDurd^fü^ntng  ber  ^ati^ 
tot  5u  erreid^en.  [D.  Vlm^] 

?itrfter,  ÜRattl^ett).  e^bif d^of  ber  engrtf4a 
^o^fird^e  ^u  Santerbur^^  ift  befonberfi  bctot 
aus  ben  (Erörterungen  übte  bie  (Sußigldt  ber 
anglicanif^en  Sßeiben  (f.  u.  2).  1.  $(nbr  im 
5u  9tortt)id^  am  6.  Suguft  1504  oI8  Sol^  eiaeS 
Kaufmanns  geboren,  ftubirte  )u  (Eombribge,  tsrnk 
1527  ^riefter  unb  gfelloni  beS  Gorpus-Cairisti- 
SoOegS  bafelbfi  unb  begann  1533  mit  Stfolg  |b 
prebigen.  2)a  er  fd^on  frül^e  ftd^  ber  in  Coninbge 
oorl^errf  d^enben  reformationSfreunblid^  Stu^taii 
augemenbet,  erl^ielt  er  oon  (ärjbifc^f  (Scanner  ({. 
b.  Srt.)  bie  (Ermöd^tigung,  im  gongen  ftdmgctttl 
5U  prebigen,  marb  an  ben  ^of  berufen  nnb  Mi 
Slnna  Solenn  ^um  f^uSbpIan  unb  Sleligioat- 
lel^rer  il^r  jtoeijiöldrigen  Xod^ter  (E(ifabd^  er^ 
nannt.  Seit  1537  mar  er  ^oftoplon  ^/a» 
näfi  Vm.;  1544  ttmrbe  er  jum  SorP^er  hl 
Corpus -Cluisti-fSonegS  in  (Eombräge  nib  feit 
1545  mel^rmalS  }um  ^efongler  biekr  QmMcp- 
tötermöl^It.  SeimStegierungSantrittebnatbSVL 
mu^te  er  feine  2)ed^antei  bon  Stofe  tt^egen  isf* 
bebung  beS  Stiftes  mit  einer  ^enfbn  tiertaoHei^ 
fonnte  aber  ie|t  feinem  ftebeniöl^ngen  Sei^äti$ 
5U  einem  9Röbd^en  auS  9{orfoH  ben  geunmft^ 
Ibfd^Iu^  geben.  3m  3. 1550  mürbe  er  SRitgOeb 
ber  5ur  Sefel^rung  unb  IBeftrafung  ber  WAa^ 
tauf  er  eingelegten  Sommif  (ion  unb  Dereinigte  boQ) 
in  feiner  $erfon  eine  Steige  eintröglid^er  ^fränben. 
S)em  il^m  nal^e  befreunbeten  9R.  9u|er  Q.  b.  ixL) 
l^ielt  er  1551  bie  fieid^enrebe.  Unter  ber  Xegieniag 
Waria'S  ber  ffatl^olifd^en  ttmrbe  i^m  als  bettmta 
$riefter  unb  bel^anlid^em  ^roteftanten  eine  sb 
bie  anbere  feiner  ^frünben  entzogen ;  feit  SRoi  1554 
lebte  er  jurüdtgesogen  in  ber  ©raffd^ft  Sbrfolf, 
mit  ber  Ueberfe^ung  ber  ^falmen  unb  einer  Se^ 
tl^eibigung  ber  ^riefterel^e  befd^öftigt  Sobolb 
eiif  abetb  sur  C^enf  d^f  t  !am  (1 7. 9}ot)ember  1558), 
sog  fte  $arfer  auS  ber  SSerborgenl^it,  beauftragte 
il^n  mit  Ruberen  5ur  Ißijttation  ber  Uniiierptfit 
&imbribge  unb  )ur  Steoibirung  ber  Siturgie  toib 
beftimmte  il^n  enblid^  )um  Srgbifd^of  oon  Cantei' 
burQ.  9ta(^  löngerem  Ströuben  unb  mebifa<^ 
SSer^anblungen  erfolgte  am  1.  %ugu{t  1559  bnnt 
ben  fleinem  %W  beS  SapUelS  ^rferS  &# 
ffeiner  ber  gefe^Iid^  anerfannten  Sifd^fe  b(§ 
9leid(|eS  tootüt  ftc^  iebod^  ^u  feiner  SBeibe  botet' 
laffen.  S)rei  abgefegte  SBifd^öfe  auS  ber  3"^ 
SbuarbS  VI.  unb  ein  SBei^bifc^of  gaben  ft(b  enb* 
Ii(^  boju  ber,  am  9.  2)ecember  feine  SBefiötigimg 
unb  am  17. 2)ecember  feine  (Sonfeaation  ^u  \m&* 
Stellen,  nad^bem  bie  ftönigin  auS  l^bd^jter  Stockt* 
t)oinommet^eit  aOe  gefe^Iid^en  2)efecte  fupplirt 


1525 


parier. 


1526 


l(atte.  parier  entfaltete  in  feiner  Krd^Iid^en  Sl^ötig- 
htt  butd^  iKrd^trifttationen,  tienberung  ber  Si* 
togie  u.  bgl.  ben  größten  ßifer  ^nr  Ausrottung 
bdl  no4  immer  fefi  eingeuurjelten  ffatl^oIictSmuS; 
aitd^  fax  (ginfül^rung  ber  neuen  SBibelüberfe^ung 
(1568),  bie  bis  Sacob  L  bie  ]^errfdM>e  blieb, 
1^  er  naml^ft  mitgemtrft.  9n  feinen  Atomen 
Inüpft  ft4  oOber  aud^  ber  offene  SluSbrud^  ber  be- 
ieU8  feit  1550  borbereiteten  @))altung  innerl^olb 
bdl  neuglöubigen  anglicanifc^en  ffird^mefenS. 
Seine  ^er  (Einbeitlid^feit  ber  tmefterlid^en  ^ei- 
bimg  unb  btt  Siturgie  erloffenen  SSerorbnungen 
fanben  äBiberf))ru(i^ ;  fein  l^rteS  Serfal^ren  gegen 
bif  aSibnfpönftigen  fül^rte  }ur  förmlid^en  Sod- 
fagung  ber  SHffenterS  ober  92on-Sonf ormiften  Don 
ber  ^oißxä)t,  parier  unterl^ielt  einen  fürftlic^en 
It;  einen  Sl^eil  bed  Sombetl^-^alafted  ber 
ifd^öfe  k)on  Sonterburt)  f^ai  er  neu  erbaut. 
SRond^  rttldmen  i^n  als  gaftfreunblic^  unb  tt)ol^I- 
Qftttg ;  Hei  mel^r  aber  nnrb  er  als  ftol^  unb  l^art 
getobeft  Slifabetb  gegenüber  legte  er  eine  wenig 
MieibenSmertbe  ©efd^meibigfeit  unb  @efügig!eit 
on  ben  Zag.  Sie  Unioerfitdt  Sambribge,  nament« 
Hd^  boS  Corpns-Christi-SoIIeg ,  Derbanit  il^m 
mel^rcre  Stiftungen,  mertl^boDe  ^üd^erfd^enfungen 
imb  anbere  (Sunftenoeife.  Sin  SSerein  k)on  Snter* 
C^innSfreunben,  ber  erfte  in  Snglanb,  tt)urbe  tl^eil- 
IDcife  burd^  ibn  in'S  Seben  gerufen,  ^rfer  fam« 
ndie  unb  rettete  jablreid^  9J{onuf  cripte  unb  Süd^ 
mfi  ben  ber  S^^f^rung  ))retSgegebenen  ftlofter- 
U&Hoi^fen :  Dier  alte  S|ronifen,  tt)ie  bie  beS  rom- 
dnbli^en  SlattböuS  $ariS  (f.  b.  Art),  l^ot  er 
dbB  b^rouSgegeben ;  aud^  bef  örberte  er  eine  ongel« 
Umi^  ^omilie  AelfricS  unb  bie  angelföd^fifd^e 
leberfe^ung  ber  Strangelien  ^um  Srudf,  mai^it 
fUfy  äberbaupt  um  bie  ftenntni^  ber  altföd^fifd^en 
Stnrod^  oerbient  3u  bem  unter  feinem  92amen 
(Lond.  1572. 1605. 1629)  erfd^ienenen  SS^erfe  De 
antiquitate  Britannicae  Ecclesiae  fc^eint  er 
ntr  bie  geiftige  änfpiration  gegeben  ju  baben ;  ber 
ccfle  tS^W  (über  bie  «(tertbümer)  loirb  Dr.  Ad- 
iQortb/  ber  }tt)eite,  bie  Seben  k)on  70  Si^bifd^öfen, 
$arkrS  Secretör  äoffel^n  jugefd^rieben.  Seiner 
1570  Derfiorbenen  SebenSgefö|rtin,  bie  i^m  bier 
&ffnt  geboren,  folgte  harter  im  Xobe  am  17. 9Rai 
1575.  dur  3eit  ber  Stepublif  (1648)  mürben  feine 
(Mbeine  Don  ben  Puritanern  ausgegraben  unb 
bcfd^m))ft,  fanben  iebod^  fpöter  mieber  IBeftattung. 
(Sgl  Job.  Strype,  The  Life  and  Acts  of  Mat- 
iliew  Parker,  London  1711;  W.  T.  Hook, 
Lhree  of  the  Archbishops  of  Canterbury. 
New Series  IV,  London  1872,  1  ff.;  Master's 
Histoiy  of  the  College  of  Corpus  Christi, 
ed.  Lamb,  Cambridge  1831;  Singarb,  ®efd^. 
Hon  Snglanb,  überf.  Don  gfr^r.  D.  SaliS,  t^franf- 
furt  1828,  Vn,  800;  Vm,  76. 136.) 

2. 9n  Dariers  SBifd^ofSmeibe  fnüpft  ftd^  b^^upt- 
^Uffiiä^  bn  Snfprud^  ber  anglicanifd()en  fttrd^e 
imf  bie  apofiolifd^  Succeffton  il^reS  ßi)ifco))ateS. 
Sbina  mit  9uSnabme  beS  einjigen  SRibbleton  Don 
et  SkiDibS  b<it  Dörfer  alle  Sif d^5f e  feiner  ftird^- 


proDin)  confecrirt,  unter  il^nen  aud^  £b*  ^oung, 
ber  nad^malS  als  Srjbifd^of  Don  ^orl  in  ber  anbem 
JKrd^en|)roDin)  SnglanbS  bie  fämmtlid^  IBi- 
f d^ofsmeiben  fpenbete.  ßtoax  nutzte,  audd  bie  ®ul- 
ttgf eit  Don  $arf erS  SBei^e  }ugegeben,  bie  ®  ültigteit 
ibrer  fpötem  gfortpfiangung  nod^  immer  in  gfrage 
ge}ogen,  Ja  beftimmt  Demeint  merben;  aber  tbat- 
fö^Iid^  brebt  fid^  ber  Streit  faft  auSfd^Iie^Iid^  um 
bie  SBeibe  ^ferS  felbft.  )ßon  Anfang  an  ift  Don 
Seiten  ber  Sltgläubigen  bie  SBeibegemalt  ^arferS 
beflritten  morben;  fd^on  1561  ixaä^k  eine  Schrift: 
Morwen,  An  Addition  to  the  causes  of  the 
Buming  of  St.  Paul's  Church,  bie  S^age  }ur 
öffentlid^en  S)tScuffion,  unb  faft  obne  Unter- 
bred^ung  erf d()ien  Don  ba  an  über  biefelbe  eine  un« 
abfebbare  9teibe  Don  Streitfd^ften.  2)aS  ^rla- 
ment  bielt  eS  für  notbmenbig,  1566  bie  nai^  bem 
neuen  gformular  DoIIjogenen  SBeiben  auSbrüdtltd^ 
als  gültig  ^u  erflören.  3)ie  fatbolifd^  ftird^e  bot 
bie  englifd^en  SBeiben  Don  Einfang  an  unb  gong 
obne  Scbtoanlen  als  ungültig  betrad^tet  unb  angli* 
canifd^  @eiftlid^,  meldte  }ur  IKrd^e  }urüdRebrten, 
bebingungSloS  mieber  gemetbt;  fo  nod^  1704  ben 
anglicanifd^en  Sifd^of  Dr.  (Sorbon,  ber  1688 
feierlid^  unb  öffentlid^  bie  englifd^  SBifd^ofSmeibe 
erbalten  b^tte.  —  SS  flebt  feft,  ba|  bie  Sonfecro- 
tion  ^rferS  am  17.  3)ecember  1559  in  ber  Sta- 
ptUt  beS  Sambetb-^alafteS  SRorgenS  gegen  5  bis 
6  Ubr  nrirflid^  ftattgefunben  b<^t.  (3)aS  notariell 
beglaubigte  ^rotofoü  nebft  ber  Se^eugung  beS 
Sari  of  92ottingbam  f.  bei  Bumet-Pocock, 
History  of  the  Reformation  of  the  Church  of 
England  V,  Oxford  1865,  553  ff.)  93on  ben 
brei  ©ifd^öfen,  meldte  bem  ßonfccrator  affifiirten, 
mar  SBeibbifd^of  ^obgSfin  Don  99ebforb  beftimmt 
nod^  nad^  r5mifd(|em  9tituS  gemeibt.  S)er  £al« 
Dinift  SoDerbale  meigerte  ftd^,  bei  ber  9Beibebanb* 
lung  ber  bifd^5flid(|en  JHeibung  ftd^  ^u  bebienen 
(non  nisi  toga  lanea  talari  utebatur).  Son- 
fecrator  mar  Sarlom,  ebemalS  Sluguftiner,  ie^t 
bemeibt  unb  SSater  Don  12  ffinbem,  unter  ^ein- 
rid^  Vni.  nadd  ber  Sieibe  5U  ben  SBiStbümem 
St.  9lfa))b.  St.  S)aDtbS,  SBatb  unb  SSkas  be- 
förbert;  megen  feiner  unter  9Raria  bemiefenen 
Sd^imöd^  mar  er  Don  Slifobetb  nur  )um  Sifcbof 
beS  geringem  SiStbumS  Sbid^efter  ernannt  morben. 
S)ie  @ränbe  gegen  bie  @ültigfeit  ber  Don  ibm 
DoQ^ogenen  Sonfecration  ^rferS  beruben  a.  auf 
bem  3tt)etfel,  ob  Sarlom  f elbft  ie  gemeibt  morben ; 
b.  auf  bem  Don  ibm  angemenbeten  jmeifelbaften 
SBeiberituS;  c.  auf  bem  Streif el  an  einer  mirf* 
lid^en  bei  i^m  Dorbanbenen  SBeibeabftd^t  On- 
tention).  —  Sarüber  nun,  ba|  Sarlom  iemalS 
felbft  jum  Sifcbof  gemeibt  morben,  feblt  in  einer 
gan}  auffaüenben  Sieife  |ebe  bocumentirte  92ad^ 
rid^t  unb  felbfi  ieber  SnbaltSpunft.  9tod^  ift  ber 
9ct  Dorbanben,  burd^  meldten  ^nrid^  Vni.  ibm 
bie  Xemporalien  beS  ^iStbumS  Sat^  unb  SMS 
für  SebenSjeit  übermieS ;  in  bemfelben  Dermi^  man 
jeben  ^inmeiS  auf  DorauSgegangene  ober  nadd- 
folgenbe  Sonfecration,  mie  er  fonft  in  bergleidden 


1527                                                    $ar!et.  1528 

änftrutnenten  fid^  ftnbet.  SHein  bie  ^ßapiere  be§  mu^  bie  forma  sacramenti  (in  biefem  gfolb  boS 

bif djiöflid^en  3r(^tk)§  Don  @t.  S)Qt)tbd,  tt)0  sunöd^ft  ®e6et  Accipe  Spiritnm  Sanotam)  bie  bard^  boS 

ber  !Ra(^tt)ei3  }u  fud^en  Mxt,  flnb  überl^upt  ^um  Sacrament  )u  ertl^eilenbe  befonbere  <8nabe  mb 

großen  %f^txlt  verbrannt.  IBarloto  l^at  unbeftritten  folglid^  bie  5U  Detleil^enbe  ®etDaU  beicßid^  {am 

unter  ptinnä^  TDI.  oQe  Xitel  unb  Sted^te  eine§  SuSbrud  bringen.  Sie  tl^ut  bie|  enttoeber,  inbem 

SBif d^of §  bef eff en  unb  ntond^e  bif d^öflid^e  gfunctionen  fie  bief elbe  beftimntt  unb  audbrudQid^  bejeid^  ober 

geübt.    Sei  ber  Sö^igfeit ,  mit  toeld^er  ^ein-  biefelbe  menigftenS  burd^  ben  Sufammen^ong  nit 

rid^  Yni.  an  ben  dien  ftirc^engebröud^en  unb  ben  übrigen  SSeftonbtl^eilen  bed  SBeil^cteS  mb 

Dorgüglid^  an  ber  @acrQmentenIe|re  feftgel^alten  ber  tlbjic^t  beö  ©))enber§  befümmt  erfennen  WjL 

loiffen  loollte,  bei  ber  SJtad^t  unb  Sntjd^ieben^eit  Sei  ben  ertoöl^nten  SonfecrotionSttieifen  $  Me 

ber  Snl^önger  beS  Old-leamlng ,  ber  fird^Iid^-  gform  in  fic^  unbefKntmt ;  fie  be}etd^et  ktne  te- 

conferootioen  ^ortei,  unb  bei  ber  SRenge  Don  per-  fonbere  faaamentale  @nabe  unb  fomt  bc^er  nii^ 

fönlid^en  ©egnem  unb  gfeinben,  bie  Sorloto  befa^,  an  unb  für  fid^,  fonbem  nm^  im  S^farnnta^oBi 

ifl  ed  faum  benfbor,  bo^  e§  niemals  öffentli^  ber  gongen  ^onblung,  qI§  Seftonb^l  eiicS 

gur  ©prod^e  getommen  möre,  toenn  er,  ol^ne  ie  gongen  Stitud,  betrod^tet  tottbm.   2)iefer  iß  bä 

gett)eil^t  gu  fein,  bifd^öflid^e  Sefugniffe  geübt  l^ötte.  ben  Orientalen  ein  ofö  öd^t  unb  gültig  Don  jc^ 

fturg  beDor  Sorlom  boS  SBiStl^um  Sotl^  unb  9ßell8  onerlonnter ;  nid^t  fo  bei  ben  Snglicanem.  Sie 

ontrot  (im  SJtoi  1536),  l^otte  bei  ber  SouDocotion  l^eutige  ongliconifd^e  äBeil^e  mu|  notl^ttenbtgBei 

beS  SIerud  ber  ^ouptfompf  fic^  um  bie  fieben  trod^tet  toerben  in  Serbinbung  mit  ben  89  !b 

Socromente  gebre^t,  unb  ber  ff önig  felbft  l^otte  tifeln,  bem  fpecieüen  Sefenntni^  ber  anglicmri|4ei 

ben  @ieg  beS  Old-leaming  entfd^ieben;  Sorloio  ftird^e^  meldte  boS  ^riejlertl^um  im  lotl^üfta 

botte  bie  fed^3  9lrtt!el  unb  fpöter  oud^  bo§  Eing's  @inne  überhaupt  ouf^eben,  baS  Opftt  Deroerfoi, 

Book  unterfd^rieben ,  in  loeld^em  bie  fotl^olifd^e  bie  ©ocromentolität  ber  Sßeil^e  lüugnen;  ebnfi^ 

Socromentenlel^re  nod^  f eftgel^olten  toor.  (Slifobetb  in  Serbinbung  mit  ben  bem  SBeil^ct  unmitteBor 

il^rerfeitS  geigte  1559,  ba|  fie  auf  bie  IBifd^ofS-  Dorongel^enben  gfrogen  unb  9nttt)orten,  in  lod^m 

meil^e  ®etoid^t  legte;  fie  l^otte  e§  fid^  9Rü^e  foften  ftetS  betont  wirb,  bog  ed  fid^  l^onble  um  ein ^ 

loffen,  tro^  groger  entgegenftel^enber  ©d^mierig-  ftert^um  „nod^  ber  Orbnung  biefeS  ftönigrei^' 

feiten  unb  Sebennid^feiten,  eine  feierlid^e  gon-  u.  bgl.  SDiefe  Setrod^tungSmeife  xft  ornJ^  eidf^ei* 

fecrotion  ^orferd  burd^gufe^en.  @ie  toürbe  olfo  benb  für  bie  Sonfecrotion  ^rferS.    Sofi  erfk 

fd^toerlid^  einen  Sonfecrotor  beftimmt  l^oben,  Don  Book  of  Common  Prayer,  bod  ^fingfien  1549 

bem  e§  nid^t  unbefonnt  geblieben  toöre,  toenn  er  in  ffroft  trat,  l^tte  ben  olten  OrbinotiondrilaS 

mirflic^  nie  bie  Sifd^ofsmeil^e  empfongen  l^fttte.  nod^  fortbefte^en  loffen,  erft  am  1.  9pril  1550 

2)agu  fommt  93arloto§  onerfannt  feiler  unb  feiger  folgte  oud^  ein  neues  Cerimoniale  Episoopo- 

Sl^orofter ,  ber  ftd^  fd^toerlid^  um  einer  innem  mm.  S)ie  fed^S  ^räloten  unb  fed^S  onbere  9Rit' 

Uebergeugung  miQen  burd^  SSerobföumung  ber  glieber,  teeld^e  ber  Sommtffton  gur  ^lerfldbng 

SSeil^e  bem  SJtigfaHen  ^einrid^S  YIII.  ouSgefe^t  beSfelben  angehört  l^otten,  n^oren  foft  ouSfd^liegli^ 

bötte.  SS  i[t  fomit  ein  3toeifel  on  SorlotoS  eige«  neugläubiger  Stid^tung.  Sifd^of  S)a9Don(S^id^ 

ner  SBeibegetoolt  gtoor  nid^t  gong  ouSgefd^Ioffen,  ronxht  olS  Slnbänger  beS  Old-leaming  ouS  ber 

ober  eS  bleibt  bod^  untoo^rfd^einlid^,  bog  er  bie  Sommiffion  geflogen;  ber  on  feine  Stelle  getretene 

Sifd^ofStoeil^e nid^t empfangen boben  fottte. — ®ie  IBifd^of  §eatb  Don  SBorcefter  mürbe,  bo  er  We 

in  ^nmenbung  gebrod^te  EonfccrotionSioeife  mor  Unterfd^rift  oermeigerte,  in^S  ©eföngnig  geiootfen 

bie  neue,  unter  Cbuorb  VI.  eingefül^rtc.  ?luS  bem  (Bumet-Pocock  HI,  339).    Unmittelbar  no^« 

fotl^olifd^  StituS  toor  bie  ^onhouflegung  mit  ber  bem  ber  neue  OrbinotionSrituS  in  fhoft  getreten, 

Anrufung  beS  b^^^^d^^  ©eifteS  feftgebolten ;  olle  mürben  onentl^olben  bie  aitöre  gerftört  unb  b^« 

Dier  on  ber  SBei^e  betbeiligten  Stjd^öfe  DoHgogen  gerne  3:ifd^e  on  bie  ©teile  gefegt.  2)er  neueStÜui 

fie.  Slud^  bie  Ueberreid^ung  ber  Sibel  f onb  ftott,  betrof  bie  äBei^e  beS  2)ioconS ,   ^rießerS  unb 

nid^t  ober  bie  beS  @tabeS.  ^ie  gur  ^onbouflegung  93ifd^ofS.  S)ie  Sifd^ofStoeibe  mor  am  meifien  Mr* 

gefprod^ene  SSBeibeformel  loutete:  Accipe  Spiri-  pmmelt;  ber  Unterfd^ieb  gtoifd^en  Sifd^  mA 

tum  Sanctum,  et  gratiam  Dei,  quae  jam  per  ^riefter  foUte  möglid^ft  gering  erfd^einen.  2)iefe 

impositionem  manuum  in  te  est ,  excitare  IReuerung  bei  ber  Orbinotion  mar  tmr  ein  ®liÄ 

memento.    Non  enim  timoris,  sed  virtutis,  in  ber  jfette  Don  SJtogregeln,  meldte  Don  Srgbif^of 

dilectionis  et  sobrietatis  spiritumdeditnobis  (Sronmer  unb  feinen  colDinifd^n  Seftnmmgl« 

Deus.  Sei  nur  oberpd^Iid^er  Setrod^tung  fönnte  genoffen  ouSgingen,  um  ben  ^roteflontiSmuS  bei 

bief e  t)form  ber  SBeibe  oIS  ebenfo  gut  erfd^einen  mie  gfeftlonbeS,  fpecieQ  bie  colDinifd^e  Slid^tung,  in 

bie  eine  ober  onbere  ber  orientolifd^en,  bei  meldten  Snglonb  eingufübren.  2)er  neue  SlituS  foltte  on 

obne  weitere  Uebeneid^ung  ber  Snftrumente  bie  ein«  Stefle  beS  fotl^olifd^en  ^rleftert^iumS  ein  pro« 

fod^e  ^onbouflegung  mit  bem  Accipe  Spiritum  teftontifd^eS  Uninifterium  beS  SBorteS  fe|en.  Sine 

Sanctum  gur  ^ntoenbung  fommt  unb  bod^  bie  öugereSebnlid^leit  mitbemfotl^olifd^enSlitoSmib 

SDBei^e  gültig  erod^tet  toirb.  aUein  gmifd^en  ber  bie  Unterfd^cibung  Don  SHacon^  ^efler  mib 

orientolifd^en  unb  ber  angHconifd^en  SS^ei^e  moltet  IBifd^of  mürbe  mit  Stüdffid^t  ouf  ^ßfrflnbtf^erbfiü* 

ein  groger  Unterfd^ieb  ob.  92ad^  fotbolifd^er  Seigre  niffe  unb  SSollSonfd^ouungen  beibel^Iten,  bagcgen 


ParochiaU  —  ipotfiSmufl. 


1580 


bfi^t  (illc9  ouS^emeqt,  tociS  auf  itnt  titfott- 
loomoitate  @iuibt  unb  äBti^QttDoIt  iBejug 

\d  Im^  bttfclbt  fogen.  Siei^act  o^nt  9e- 

aiu^  Dom  lut^trifc^en  SiqitTinttnbtnIen 
bem  colDinifc^  ^nfibQttnum  jui  Suf* 
g  i^m  Sßtebign  l^ättt  angttwnbet  wtthtn 
L  Stit  btm  neuen  Book  of  Common 
IT  hat  (1.  9IoHmbtt  1552)  eine  bui^ 

unb  SBtimigIt  KDifmali  reuibiite  gDim  beS 
otionBribiS  in  ffiaft;  bcrfelbe  bxn  no(^ 
MT^t^t  bie  UebtntiQung  btS  @tat>e$  ob- 
ft,  bit  bi|d)aflii^e  fftcibung  ni(^t  incbr  tiDi> 
eben.  3nt  Sllai  1553  folgte  bann  bit 
uition  bet  42  Sbuarb'Ii^en  ^rtifel,  morin 
rflie^  ©egentoavt  5tirifli  in  bet  gucbariftit 
bie  ©ücrantentotitöt  ber  Sßriepenoei^e  gc 
■t  iparen.  Sioc^  ber  [o  ju  ©lanbc  gtlom- 

gtixittn   retribiiten  Orbinationeotbnung 

im  SBtfentli^  bie  (Sonfetration  $arfti:S 
lOmmen.  3n  biefem  gefc^ic^tlidini  3iift>in* 
mg  bttia^ttt  unb  de  £^1  cineS  in  biejei 

tingefii^ffmen  SlituS  enthält  eine  fo  un* 
mte  factamtntalt  tfonn  niie  bie  ^anbouf- 
I  mit  btm  Acdpe  Spiritum  Sanctum  feine 
:  Vqie^ng  unb  (eine  gfä^igttit  ber  Segei^- 
füf  irgenb  rine  beionbett  (Snabe  ober  @e' 
fonbem  fhA  jur  Sebeutung  eines  tinfo^ 
iSge&tttf  ^D.  Slimnatf)  ift  fte  alB  forma 
mentaÜB  buid(iou8  nngenügenb,  unb  eine 
efe  goim  fi^  ^|(nbe  Sßtibe^anblunQ  nn- 

tin  Sonament  ju  fein.  Sßatfet  toat  olfo 
wItiQ  gelDti^tei  «ifi^of,  unb  bie  onslicani- 
iBö^  finb  bis  ^eule  gmeifelloa  ungültig. 
Snentalen  ^ben  bei  i^iet  SoSreigung  Don 
rt&e  einen  alten,  öffentlit^  anertannten  fet^o- 

3tihi9  mit  b"übtrecnDmmen;  bie  Snßli« 
ober  fyibm  beiibcet Srennunji  einen  neuen, 
ärrlebie  angeklagten  unb  mit  berfelben  in 
öetbtnbung  gefegten  iRituS  gefdiaffen.  3ene 

eine  alle  SÜünje  mit  altem  ä^ten  @c])räge 
fft  biefe  eint  neue  Wünit  mit  gc|äl|[^tem 
ige,  tDcnn  auc^  jum  Xtieil  mit  a(len  ^nic^ 
1,  fic6  gegoffen.  —  Ucbeibieg  enblit^  ^cn- 
gtsrünbete  ^toeifel  an  einer  SBetbeabfic^t  bei 
n,  btr  an  ^rfei  bie  Sonfectation  oaUjog. 
$iUti(^eit  ber  äßet^e  ^ngt  Dom  Sonfeaatot 
Dar  nidit  Don  feinem  ©laubcn  unb  feinem 
n#mb,  aber  Don  (einer  Snttntion.  68  ge- 
la^  fixerer  Gc^re  bie  aügtmeine  Intention 
ietljtnbnt,  ,ju  tf|un,  mafi  bie  Äirt^e  liiut"; 
btnfo  fi^tr  mürbe  bie  Intention  aufgehoben 
aS  €<iciomtnt  ungültig,  menn  bie  SBiOenS' 
ng  btfftn,  ber  baS  €acrQment  f)>mbet,  märe, 

|u  tt|un,  toafi  bie  ffirc^e  ttjut"  (cgi.  ben 
et  Don  aieianbet  VHI.  am  7.  Eecember 

Deiurt^^ilten  £e^rfä^,  bei  Denzinger, 
irid.  n.  1185).  Diun  geb&rte  SSailom  un. 
ten  )u  ben  aÜettabicalften  flß)ifen  ber  SRe- 
(iottSixirtet,  ber  gegen  bie  Siebcnja^I  bei 
noilt  unb  fpecieD  gegen  bie  SacramtntalitSt 
tkfkmti^  unb  Den  Unterfc^ieb  jmif^ 


$nefler  unb  SMof ,  fa  gegen  bit  rotfentlid^  Unttt- 
fifieibung  {ntifdotn  $ntftei  unb  Saie  fl4  i»  ber 
aller)itattefitn  ffltift  Sf^ntlic^  aufigtffitot^  ^ 
(ogl.  b<i3  ^rotolou  btr  EBer^nblungtn,  bie  btr 
abfaffung  bei  King'e  Book  Dorljergingen,  W 
Burnet-Pocock  IV,  443  ff.,  btfonbtrS  454. 464. 
480,  mo  tBarlom  na^  feinem  bamaligen  S9ifi$ofi' 
fiji  aie  .@t.  SUDibS'  ober  Menevenais  bejeii^et 
ift).  g8  ift  gemii  ba^i  er  1540  bie  ©actomen- 
,  taiität  nie  bie  SlDtbmenbigfeit  irgenb  einer  SBtt^ 
}ur  Ausübung  geifüic^er  Functionen  entfd|iebn 
uermarf;  1550  mar  er  beim  Sturm  gegen  bie 
Stltäre  unb  iBUber  tierOonagenb  beteiligt  @ein 
^Stmeüm  bti  ben  9Ieugläubigen  auf  bem  Kon- 
tinent mü^ienb  Snaiia'S  Slegieiung  (155S  biB 
1558)  !|at  it)n  jttitnfallS  in  bitftn  änf^auungen 
nur  beflärfen  fbnnen.  €@  ifl  uo^I  taum  btnlbor, 
bog  bei  einem  folr^en  SÜlanne,  ber  bun^  ^t^tffi 
bet  Aönigin  jur  5u6em  SBeibebonblung  M  ge» 
Tiütljigl  füt),  biE  "Slliiiil&t  Bor^nben  gemefen,  gu 
„tl)im,  maä  bie  JJirdje  tl^ut".  €ine  ©i^er^eit  if) 
inbeg  nad)  ber  91atur  ber  QaÜft  ni^t  gu  geminnen. 
Sog  Stieologen  fii^  finben,  mclt^  ai^  toegen  bei 
^Jüc^tüberreiftung  beä  €tabeS  bie  3Beil|e  an« 
.tiuetjcln,  fei  tiebeuki  no^  etmäbnt  (9J(^  The 
Questjon  of  Anglican  OrdiniitionB,  diacuaaed 
by  £.  KEstcooii,  Loiid.  187S;  Stimmen  auS 
maria-Saad^  VH  [1874],  418  u.  553,  ügl  VI 
[1874],  486;  The  Month  XVIU  [1878],  466. 
bogu  bie  inteteffante  t^eologif^t  ControDcrft 
ntgen  ber  abeffinifdien  9Sei^  guifc^  6anonicu8 
,  €ftcourt  unb  <ß.  3. 3oncS  8.  J.,  in  Honth  XIX 
l[1873],  451;  XX  [1874],  97.  229.  384,  unb 
|bic  gnlft^bung  uon  Stom  bei  9.  iBeOeSl^m, 
l^enr?  gbttiatb  ^ffianning,  Wainj  1892,  140; 
femer  Menth  LXXXn  [1894],  184. 380. 543. 
—  as.  Senbtr,  9Bar  $arfer  ein  gültig  gemeinter 
Sifc^ofl  Sürtburg  1877.  ^üi  bie  t!ieoIogif4t 
I  Seite  btr  gragt  ogL  bit  gebltgent  3)ar]egung  bei 
©ilmerS,  Sebrb.  bet  ffleltgion  IV,  4.  ^Infl.,  SKün- 
fttt  1886,  775  ff.  Ueber  ba8  ebuai^fc^  Sti^' 
fotmular  f.  Aidan  Gasquot  and  Edm.  Bishop, 
Eduard  VI.  and  the  Book  of  Common  Prajer, 
Lond,  1890.  Ueber  bie  ntutrt  Stieillitiralur  f. 
.ftotbolil"  1894,  n,  502  ff.)     [D.  *fülf  8.  J.] 

ParofiUale,  f.  ^fairrnilite. 

'SparMMatwn,  f.  ^farrfinbtr. 

#«ni4i(,  f.  SSiStbum  unb  ^fotreL 

Panchns  proprins,  f.  S^ef^Ü'^utig- 

'ffMTictbtn»  iKigt  MT  burd)  na^  9}er' 
n)anbtfd(Kift  {uifc^tn  btm  2:^tet  unb  bem  @t> 
läbttten  qualifititle  Snorb  (f.  b.  9rt.).  SMaSoit 
i{l  mo^ll  <ikS  patri-  obtt  parenlscidiam  tnt> 
ftanben;  Ünbttt  bagegen  (ogl.  iBtunnenmeifttr, 
%a9  SbbtungSDtrbtet^en  im  alttSmifditn  Slti^t, 
Seipiiig  1887)  Dttt^ibigttn  bit  91bleitung  Don 
paricidium,  SRotb  btS  @ltlij^  beS  ebenbürtigtu 
SÖoltägenoffen.  [K.  D.  ©^ertt]. 

yar^WMbtf,  f.  ffarg. 

^tljtoina  (Farsi-ism;  rrilinf  dpciflM  pJffm 
=  bti  ^tifer)  fyA^l  bit  Sttligiim  unb  Silentuc 


1535 


^arfiSmuS. 


1^86 


beS  SBtnbeS ;  Ziftr^a,  gian}enber  @tem  (©iriuS). 
Drmusb,  SWitl^ta  unb  ©rool^o  toerbcn  oft  ju« 
fornmen  genannt.  S)ic  brittc  ßlaffc,  bie  graöofl&i 
(Oferöeb),  ftcUt  bogegen  rcd^t  concrete  ©cifter  bor. 
@ie  looren  urfprüngUd^,  toxt  bie  inbtf^en  ^ttri^ 
bie  römifd^en  SRaneS,  bie  norbifd^en  Sinl^rtar, 
bie  Seelen  ber  93erftorbenen,  gute  fegnenbe  ©eifter. 
^Hntölig  »urben  fte  überl^aupt  m  ©d^u^eiftem 
für  bie  Söttet,  WvMm  unb  felemente  (bahtjr 
lonifd^«atfabifd6).  —  S)ie  Sttonier  l^oben  ober  »ie 
<3enien  ober  3been,  fo  Qud^  bie  SIentente  felbft 
Derel^rt.  Obenon  fte^t  bie  SSerel^rung  beS  gfeuerS, 
n)egen  ber  bie  ^ßorfen  ^eronbeter  l^ei^en.  2)ie 
Pflege  be§  geuerS  gel^ört  ju  ben  erften  religiöjen 
^fli^ten.  SS  brennt  auf  ben  Sergen  unb  in  ben 
Käufern.  @))äter  mürben  ^ablreid^e^^röen  (gfeuer* 
ttmpd)  errid^tet.  Srbe  unb  Suft  würben  gleichfalls 
berel^rt.  Sie  Suftgötter  würben  bisweilen  onge- 
rufen,  blieben  aber  im  ^intergrunb.  SBid^tiger 
ttmr  baS  SBaffer.  S)ie  guten  SBaffer  »erben  atö 
©emal^Iinnen  unb  £öd^ter  OrmujibS  gefeiert  unb 
mit  ber  großen  ©öttin  ardTisura  an&hita 
combinirt.  S)er  3)ienft  biefer  ©öttin  würbe  ein 
l^auptcult  ber  ^erfer  (Dgl.  SBinbifd^mann,  Sie 
perftfd^e  Slnal^ita  ober  «naitiS,  SJ^ünd^en  1856). 
Siemens  Don  aiesanbrien  berid^tet  (Coh.  ad  gen- 
tes  c.  5  [Migne,  PP.  gr.  Vin,  167]  nat^  »e- 
rofuS,  bie@itte,  ®ötterbilber  mitaRenfd^engeftalt 
aufjufteUen,  fei  Don  Slrtaser^eS  bei  ben  Verfem 
üuerjt  eingefül^rt  worben,  benn  er  l^abe  bie  @tatue 
ber  Slpl^robite  XanaiS,  bie  er  in  SBabQlon,  @ufa 
unb  Sfbatana  ouffteUen  Iie|,  burd^  fein  Seifpiel 
ben  ^erfem,  93aftriem,  SamaScuS  unb  @arbe3 
pr  SSerel^rung  em))fo]^Ien.  Salb  l^atten  bie  ))erft- 
fd^en  $au))tftöbte  groge  3:empe(  ber  Slnal^ita« 
9RQUtta.  @ie  erfd^eint  als  ^IrtemiS  unb  als  ^Ipl^ro- 
b^te.  äranifd^  ift  fte  bie  @5ttin  beS  irbifd^en  unb 
l^immlifd^en  SBaffcrS,  ber  frud^tbaren  Duelle,  auS 
weld^er  bie  irbijd^en  SBaffer  entfpringen.  5IKit  ber 
SSere^rung  ber  (SIemente  überl^aupt  ftc^t  bie  Ser« 
el^rung  ber  Elemente  beS  SuItuS  im  Sufammen* 
l^ang.  9^amentlid^  würbe  ber  Opfertranf  ^aoma 
gum  ®ott  beS  SranteS,  bie  l^etligen  S^^eige,  baS 
SBeil^waffer  unb  ber  l^eilige  @prud^  gu  ®enien 
gegen  bie  Wad^t  ber  böjen  S)ewS  (daeva).  hinter 
aW  biefen  @enien  ftanb  )War  ber  oberfte  @ott, 
trat  aber  in  ber  9lnnifung  unb  im  SuItuS  fel^r 
jurüdf.  —  S)er  |pierard^ie  ber  guten  ©eifter  fte^t 
eine  öl^nlid^  geglieberte  ^ierard^ie  ber  böfen  ©eifter 
gegenüber.  S)en  ^mf|aSpanbS  entfpred^en  bie 
SarDanbS,  ben  Se^bS  bie  2)ews  unb  bie  weiblid^en 
SrnjuS.  @ie  finb  gefd^ffen  Don  angro-mainju 
(fd^Iagenber,  töbtenber  ©eift),  feit  9lriftoteIeS  bei 
ben  ©ried^en  Sll^riman  genannt.  S)er  92ame  tommt 
aber  Weber  in  ben  ©at^aS  nod^  in  ben  Rt\\' 
infd^riften  Dor,  obwohl  beibe  ben  SualiSmuS  ten* 
neu.  3m  SlDefta  wirb  ^^riman  faft  als  ebenbür- 
tiger ©egner  Örmu^bS  bargefteQt.  3)od^  fielet  er 
bemfelben  an  9Rad^t  unb  Siffen  nad^.  3n  ber 
parftfd^en3:rabition  l^t  er  bie  ©eftalt  ber  Sd^Iange 
als  Smblem  beS  Söfen  unb  ^erfonification  beS 


böfen  ©rifteS.  Sr  wol^  in  ber  ^öOe  unb  iß  Ib^ 
lieber  Don  @ünbe,  Xob  unb  UebeL  Jfo  ^  bie 
S)ews  unb  bie  fd^öblid^en  X^iere  gefd^ffen.  So* 
burc^  entjtanb  ein  l^efttger  ftam))f  gmifd^  ben 
guten  unb  böfen  ©etftem  unb  ben  guten  unb  ba 
Don  ai^rimon  Derfül^rten  böfen  9Renfd^  Set 
ff ampf  bel^t  ftd^  ouf  bie  gan^e  9{atur  oufi  unb  foD 
mit  ber  Ueberwinbung  unb  Semid^tnng  VfyäBmi 
unb  feines  Slnl^angeS  enben.  SHe  SBeifud^,  bäk 
^rincipien  im  3ntereffe  beS  SDtonot^tSmuS  täi 
bie  )wei  Seiten  eines  unb  beSfelben  SBefenS  {u 
beuten,  finb  ebenfo  Derfel^U  als  ber  3cctxmi8sa| 
ber  burdb  ein  9){i^Derftönbni|  SnquetiK  in  berinH 
nifd^en  SReligion  gefunben  werben  ifL  Sie  iäß 
Don  einem  Urwefen  für  beibe  ^ßrtncipien,  3^^ 
Sfrana,  ift  bem  tiDefta  fremb.  Ser  Eommeiüfllor 
Sinfart  fd()reibt  bief  e  Sel^  bem  Sömon  9x^  pi, 
ber  bie  fiüge  über  ben  Derfd^iebeuen  Urfpnmg  im 
Sid^t  unb  gfinftemil  unb  bamit  Don  bem  Silben 
paar  Ormu}b  unb  Sl^man  oufgebrod^  (oh. 
3nbe^  ifi  bod^  für  biefen  3^tDaniSmu8,  ha  bnd^ 
gried^ifd^e,  armenifd^,  orabif d^  unb  aud^  {pdtae 
perfifd^e  3^gniffe  beglaubigt  Witb^  eine  rmto^ 
p]^9fif(|e  93orauSfe|ung  in  ber  Sel^  Son^ipitl 
Don  ber  ewigen  3cit  8u  ^nben.  —  Sie  AdSibo- 
logie  beS  $arfiSmuS  ift  bie  retnfie  unier  ben  ari> 
fd^en  ftoSmoIogien.  ^laä)  3otoafter  ifi  Omnq^ 
,,@d^öpfer  ^immelS  unb  ber  (Sxbt,  ber  9Ren{4a 
unb  aOer  pten  Singe".  Ob  3oroafier  ober  ene 
@d^öpfung  auS  nichts  barunter  uerfh^t,  ifi  M 
feiner  Seigre  Don  ber  ewigen  3^  ^  luni  boi 
ewigen  Staum  minbeftenS  sweifeU^oft.  Skbofiill 
erfd^eint  baS  Sid^tprincip  als  ein  materialißijd^ 
SBefen  neben  bem  ©Ott  beS  Sid(|teS.  3um  reina 
@d^öpfungSbegriff  fel^lt  au^  baS  ^aümöt^ 
SBort".  Senn  bie  Se^re  Dom  ^onoDer  (ahnu- 
vairya)  ift  jungem  SatumS  unb  nur  auS  eimi 
grünblid^en  9Ri|Derftanbni^  beS  mogbeiflif^a 
|)auptgebotS  gu  erflören.  9ln  eine  ^ßaraHele  |ni 
iSogoS  beS  Dierten  SDangeliumS  ifi  nid^t  ju  beida. 
Sie  materielle  9Belt  l^at  il^r  93orbi(b  in  ber  geizi- 
gen 9BeIt.  äl^re  Sd^öpfung  würbe  fpöter,  ni^tis 
llDefta,  auf  fed()S(£pod^en  Don  ^ufammen  365  Zages 
Dertl^eilt :  |)immel,  SSBaffer,  Srbe,  Saume,  X^ea 
Wenfd^en.  3m  SBunbel^efc^,  beffen  Xitel  urfprimn- 
lid^  @d^öpf ung  bebeutete,  wirb  bie  Sd^öpfimg  oll 
ein  ffampf  jwifd^en  Ormugb  unb  Sl^rimon  tm* 
gefteHt.  Siefer  bauert  brei  ^erioben  Don  ie  3000 
Salären  lang  unb  enbigt  mit  ber  92ieberlage  Vp^ 
maus.  Sie  Erneuerung  ber  SQBelt  Derlöuft  glei^* 
faQS  in  brei  ^erioben  Don  jie  1000  ^al^mi  (a^ 
b.  art.  aWeffloS  Vin,  1409  ff.).  3n  ber  Ie|ten?eri. 
obe  bewirft  ber  @ofiof(^  bie  Sluferftel^ung,  to6iß 
je^t  allgemein  als  eine  oftiranifd^e  Seigre  angef^ 
wirb.  Sie  ^pofataftafe  unb  bie  bamit  DerbrntboK 
^uferfiel^ung  ift  ein  alteS,  ber  SSilbungSpaiobe 
ber  ^erferfönige  DorauSgel^enbeS  gorooßrifi^cl 
Sogma.  Sie  Srfd^affung  beS  ÜRenfd^  ge^  onf 
einen  arifd^en  SJ^^tl^uS  gurüdf.  Ser  ^e  9M4 
^ma,  ift  ein  @o]^n  beS  ^immelS  unb  DereiBi(t 
in  ftd^  bie  3üge,  weld^  bie  ©eneftS  auf  9bai 


1587 


^ar{i8mtt8  —  ^arfon». 


1538 


imb  9loe  t>ert]^eUt  91q$  einiger  3nt  beging  ber 
SRenf^  bie  6ünbe  beS  Ungel^orfamS  (ber  Süge), 
lodd^  i^m  tmb  feiner  Stad&fommenfd^aft  bie  ^err- 
fd^  (ofiete,  il^n  auS  beni  ^arabieS  k)ertrieb  unb 
ba  (Bemalt  ber  Sd^longe  überlieferte.  3m  SBun- 
bc^4  aeJ^t  ber  SOnbe  ^ima'd  bie  Sünbe  be3 
crßen  aRenf4en))aare8  DorouS.  S)ie  Sintflutfage 
boSpft  on  Dima  an.  Sr  loirb  gerettet,  inbem  er 
fi4  in  einen  auf  SSefel^I  Ormu}bd  mit  großen 
9bmem  umgebenen  (garten  pc^tet.  ^a^^f^tt  lAtt 
er  gludlid^  unb  leierte  bie  9Renf(^en  ben  ®ebraud^ 
bei  gfleif^ed.  —  SiefeS  in  feinen  ^auptgügen 
eiii)ige  imb  fefigefd^Ioffene  SteligionSf^ftem  ift  ein 
SemeiS  fflr  bie  (Srl^altung  ber  9tefte  ber  Ur- 
offenborung  nrte  für  bie  gföl^igfeit  bed  menfd^- 
liqen  (Seified  jur  Srfemttni^  @otte3  unb  feiner 
e^^ftpfung.  es  ift  eine  bergeblid^e  WX^t,  bie 
ibealen  ^bauten  in  naturalifiifd^e  SDlQtl^en  5u 
Mrfl&d^tigen  ober  auS  biefen  bie  gange  d^rijtlid^e 
CrUfung^Iel^re  abjuleiten. 

m.  (EuItuS  unb  SRoral.  3)ie  Sranier 
^ttcn  ein  erblid^eS  ^riefiertl^um.  3m  ^befta  mer- 
boi  fed^  Kategorien  genannt.  S)ie  aQgemeine 
Sneid^ng^  bie  fi^  ober  in  ben  ©atl^aS  nod^ 
ni^t  ^et,  ift  athraya  =  ^riefter  bed  gfeuerS. 
^laii  oem  ^aUt  ber  perftfd^en  SRonard^ie  ttmrben 
oDe  friefterli«]^  t^^unctionen  auf  gttei  rebudrt, 
bie  beS  zaota  (3ot)  ober  bed  fungirenben  ^rie* 
ftix%  unb  bie  bed  raspi  (Statl^mi)  ober  be§  3)ie- 
ncrS.  2)er  gemeinfame  IRame  ift  SRobeb.  2)er 
®ottefibienfl  beftanb  im  SSorlefen  bed  Sloefta  unb 
im  S)orbringen  ber  Opfer.  Xempel  unb  9Itöre 
iKitten  bie  alten  3ranier  ebenfo  menig  afö  Silber. 
SbcA  gfeuer  tourbe  im  t^reien  auf  naturlid^en  91- 
tören  unterl^Iten  unb  bie  O^fer  auf  natürlichen 
(h^ö^ngen  bargcbrad^t.  S)ie  Opfer  bed  alten 
Sron  loaren  blutige.  3oroafler  l^at  biefelben  be* 
feitigt  unb  SBaftrien  l^at  fte  aud^  nic^t  mel^r  ein- 
gefüi^.  3n  ^erfien  mürben  fie  burd^  bie  SJtagier 
touber  angeorbnet  unb  erl^ielten  eine  meite  Ser* 
brettung.  9>a8  Opfertl^ier  burfte  aber  nid^t  im 
ewigen)  ^uer  Derjel^rt  merben.  £ie  ©ottl^eit 
beg^tugte  ftd^  mit  ber  @eele  be§  Xl^iereS.  3)ie  un- 
blutigen Opfergaben  befianben  inSrob,  ffömem, 
fHumen,  $rud^ten  u.  f.  m.  3)a§  ^auptopfer  mar 
tM  Ig^aoma.  (Is  beftanb  au§  bem  @aft  einer  l^ei- 
Itgen  $f[an}e  (Asclepias  acida),  melc^er  burd^ 
Seibmig  ber  S^^V  i^  ^^^^  SRörfer  gemonnen 
untrbe.  2)er  (Senu^  galt  neben  bem  Sfjen  ber 
Srobe  draonö  (2)arun)  al§  ba§  9RitteI  gur  (Er- 
langung göttlid^r  Jlröfte.  Sugerbem  biente  ein 
Wki^x^  unb  Salfd^eS,  (£r]^abene§  unb  Söd^erlid^e^ 
mit  einonber  DermengenbeS  @t)ftem  Don  Su^en 
unb  Steinigungen  jur  gierftellung  ber  förperli^en 
Sein^t  Sieben  bem  SBaffer  fpielte  ber  Urin  ber 
Stsü^  eine  fKmptroIIe.  9u(^  ber  ^unb  fanb  oiel- 
fddb/  nomentlid^  bei  ©terbenben,  Sermenbung.  — 
SKe  €ünben,  bie  in  abftd^tli(^e  unb  unabftd^t« 
liibe,  in  (gebanfen-,  Sßort-  unb  3:^atfünben  unter- 
ttieben  mürben,  fanben  il^re  @ü^ne  in  guten 
Seifen,  in  Sieue  unb  Seid^t  k)or  bem  ^rieftet 

SMcnlf  xtton.  IX.  2.  KufL 


ober  aud^  Dor  einem  Saien,  ber  beftimmte  ®enug- 
tbuung§merfe  nad^folgen  mußten.  2)ie  Steligion 
ober  baS  ^©efe^"  regelte  aber  aud^  baS  gange 
$rit)atleben  Don  ber  SBiege  bis  gum  (Srabe.  SReli- 
giöfe  (Serimonien  unb  Untermeifungen  maren  für 
baS  töglid^e  Seben  unb  für  bie  »ouptabfd^nitte 
bed  gangen  SebenS  k)orgefd(|rieben.  i>\t  gal^Ireid^en 
fjfefie  fteigerten  nod^  bie  religiöfen  Serpflid^tungen. 
3)ie  (£b(  toox  für  bie  (Slöubigen  Dorgefd^rieben. 
(Sine  f^änblid^e  ©itte  maren  bie  inceftuofen  (Sben 
Amifd^en  SItem  unb  ftinbem  unb  gmifd^en  ®e- 
fd^mifiem.  Sie  l^eutigen  Warfen  fennen  fte  nid^t 
mebr,  aber  mol^I  bie  Sermanbtenel^e.  2)ie  (Sl^e  ift 
unauflöSIid^,  Sielmeiberei  nid^t  @itte.  Sie  Un- 
gud^t  ijt  auf's  Strengfte  Verboten,  tlud^  für  ba§ 
Seben  in  ber  Sl^e  finb  meife  SSorfd^riften  gegeben. 
—  fjfür  bie  Xcbitn  mirb  peinlid^e  @orge  getragen. 
3)er  Seic^nam  mürbe  frül^er  auf  eine  natürlid^e 
Snl^öl^e,  je^t  in  einen  Xobtentl^urm  (dakhma) 
getragen,  bamit  er  Don  Staubtl^ieren  unb  SRaub- 
oögeln  oergel^rt  merbe.  Sie  @eele  bleibt  in  ben 
erften  brei  £agen  bei  bem  ftörper,  bann  fommt 
fie  auf  ber  SBrüdte  Xfd^inmat  (cinwat)  oor  bie 
Zobtenrid^ter  SDlitl^ra,  fRaf^nu  unb  @raof]^. 
SBirb  fie  rein  erfunben,  fo  gel^t  fie  gur  SBol^nung 
OrmugbS,  gum  glüdHi^en  $arabie§.  Sie  ^öfen 
lommen  in  bie  ^öUe.  Sie  Hinterbliebenen  bringen 
am  3.,  7.,  30.  unb  am  3a|re8tag  Opfer  unb  le- 
bete für  bie  SSerftorbencn  bar.  —  Siefe  religiöfen 
$flid^ten  l^aben  gugleic^  einen  moralifc^en  Sl^a- 
rafter.  SaS  @efe^  entj^ölt  aber  augerbem  gal^l- 
reid^e  ©ittengebote.  Sie  9Roral  ftü^t  fu^  auf  bie 
Attribute  bed  ^öd^ften  ®otte8  unb  auf  bie  3bee 
oon  ber  ®eifiig!eit  ber  Seele.  Sßeil  Ormugb  rein 
unb  l^eilig  ift,  fo  fd^reibt  ba§  ®efe^  bie  9tein- 
l^eit  unb  ^eiligteit,  ben  Slbfc^eu  oor  ber  Süge, 
bie  Sreue  im  SBort  unb  SSertrag,  bad  SBol^lmoUen 
unb  bie  ^d^tung  oor  ber  Sluctorität  oor.  Ser 
9Renfd^  fömpft  mit  Ormugb  unb  ben  guten  ©el- 
ftem gegen  olleS  IBöfe  in  ber  IRotur  unb  im  Seben, 
förbert  bie  guten  ©efc^öpfe  burd^  Pflege  unb 
9töd^ftenliebe  unb  l^ölt  Seib  unb  Seele  rein.  Sie 
9Bürbigung  ber  ^anblung  mirb  genau  bead^tet. 
Sie  Sreitl^eilung :  ®ebanf en,  SBorte  unb  SEBerle, 
fommt  beim  ®uten  unb  Söfen  in  SBetrac^t.  Sa 
in  feiner  ^eibnifd^en  ^Religion  ber  ®runbfa^,  ba^ 
ein  3eber  nad^  feinen  SBerfen  gerid^tet  merbe,  fo 
ftreng  burd^gefü^rt  ifi,  fo  lä^t  fxä)  ber  l^ol^e  Sl^a« 
rafter  ber  iranif^en  SRoral  nid^t  beftreiten.  (IBgl. 
bie  Siteratur  gu  ben  «rtt.  aUefpaS  unb  SRit^ra 
Vni,  1410. 1659;  Lenormant,  Hist.  ancienne 
de  rOrient,  I,  9*  ed.,  Paris  1881 ;  V,  1887 ; 
C^antepie  be  la  ©auffo^e,  Se^rb.  ber  9teligion3- 
gefd^id^ten,  greiburg  1889,  1—56;  Darme- 
steter,  Le  Zend-Ayesta,  traduction  nouvelle 
avec  cominentaire  historique  et  philologique 
I,  Paris  1892  [Annales  du  Musee  Guimet 
XXI] ;  Lajard,  Becherches  sur  le  culte  public 
et  les  mystäres  de  Mithra  en  Orient  et  en 
Occident,  Paris  1867.)  [Sd^ng.] 

^orfimK,  f.  ^erfonS. 

49 


1589 


iparticularcxamett  —  ^aScal. 


1540 


"^atücutaxtMamtn^  f.  (SetDijfenSerforjd^ung 
V,  574. 
"gfatfileCn  (particulae)  iDerben  1.  bie  für  bie 

Sommimion  ber  @Iöu6igen  confecrirten  fleinen 
^oflien  genannt;  biefe  Se^eid^nung  fennen  aud^ 
bie  lihirgifd^en  ^nä^tx  (Dgl.  Missale  Bomanum, 
Eitus  celebr.  Missam  X,  6  et  7 ;  Rituale  Born. 
4,  4,  9  et  20).  S)er  Ordo  Missae  be§  m\\]a% 
meldtet  bie  beiben  ^ölften  ber  %tixo(i)tntn  ^oftie 
al§  partes  be^eid^net,  nennt  particula  ben  ouS 
ber  einen  ^ölfte  gebrod^enen  fleinem  %fitil,  meld^er 
in  bog  l^eilige  SBIut  eingefenit  tt)irb.  SSon  biejent 
^Srobbred^en"  oIS  näd^fter  Surüflung  beS  Opfer- 
mol^leS  ber  Sommunion  unb  bem  ©ebraud^e  be§ 
d^riftlid^en  ^Itertl^umS,  bie  confecrirten  größeren 
Opferbrobe  jum  3^^dfc  ber  Soiencomntunion  }u 
tl^eilen,  ging  bie  SBejeid^nung  particulae  notur- 
gemö|  ouf  bie  Zl^eile  über,  meldte  ben  ©laubigen 
als  Somntunion  gereid^t  tt)urben ;  ber  l^erf  ömmlid^e 
92ame  blieb,  aud^  nad^bent  eS  üblid^  getoorben  mar, 
ba^  bie  Sommunicanten  nid^t  ein  gebrod^eneS 
@tüdRein,  fonbem  eine  ungetl^eilte  l^oflie  ent» 
t)fingen.  —  ^artifeln  l^eifeen  aud^  l^öufig  in  rubri« 
ciftifd^en  SEBerfen  (bod  ^iffale  nennt  fle  frag- 
menta)  bie  fleinen  Zl^eild^en,  meldte  Don  ber 
l^eiligen  ^oftie  toöl^renb  ber  l^eiligen  9Reffe  ab* 
brödfeln  unb  bei  ber  Sommunion  mit  ber  ^atene 
Dom  (Sor))oraIe  gefammelt  merben. 

2.  £a8  SBort  ^artifeln  be^eid^net  femer  Heinere 
Steliquien,  namentlid^  Don  ben  SeibenSmerf^eugen 
unfereS  ^erm,  mlä^t  burd^  3:]^eilung  Don  einer 
großem  abgetrennt  würben,  5.  ©.  Äreujpartifeln, 
b.  ]^.  fleine  @p(itter  Dom  l^eiligen  Jlreujl^oise,  $ar* 
tifeln  Don  ber  S5omcn!ronc.        [St.  ©d^rob.] 

^artiAe,  f.  3(ntid^rift,  ^]^ilia§mu§. 

^arot,  2io]^anne3,  f.  3ol^anne§  $arDu§. 

^atpl  (^ctit),  SBill&clm,  0.  Pr.,  berül^mt 
als  gcIeWcr  Il^cologe  unb  frommer  DrbenSmann, 
mar  ju  SBonleDillar  in  ber  9?ormanbie  geboren  unb 
trat  um  1480  in  ben  SonDent  ber  S)ominicaner 
5U  Slouen  ein.  Seine  @tubien  mad^te  er  Dorjüg* 
lid^  3u  $art3  unb  erlangte  bort  mit  SluS^eid^nung 
bie  afabemifd^en  ®rabe.  6r  mürbe  ^rior  in  Der» 
Jd^iebenen  fflöftem,  banebcn  ©eid^tDatcr  bei  Äönig 
Submig  XII.  (1509)  unb  bei  ?frans  L  3m  % 
1508  mar  er  aut^  ©cneralinquifitor  gemorben. 
^uf  ®runb  beS  EoncorbatcS  Dom  3aW  1516 
emonnte  il^n  ber  ffönig  1518  jum  Sifd^of  Don 
SrotjcS;  1528  mürbe  er  nad^  ©enliS  transferirt. 
2)ort  ftarb  er  1536.  Sitcrarifd^  mad^te  ftd^  ^orDi 
Derbicnt  burd^  bie  §erou§gabe  einer  ^n^aifi  ölte« 
rer  5Iuctoren;  aud^  l^aiU  er  großen  ^Intl^eil  an 
ber  DrigcncS « ausgäbe  aWerlinS  (?PariS  1512). 
93on  il^m  felbft  rül^ren  mel^rere  Heinere  ©d^riften, 
meift  a§ceti{d^«praftifd^en  fel^araftcrS,  unb  einige 
Sraueneben  l^er.  (S3g!.  Quetif-Echard,  Scriptt. 
0.  Pr.  n,  Paris.  1721,  100 sqq.;  Nat.  Alex. 
H.  E.  XVn,  ed.  Bing,  ad  Rh.  1789,  373; 
Brunet,  Manuel  s.  v.)  [31.  Sffcr.] 

^axvns  ($ctit),  ©ciname  SGBill^cImS  D.  5Rem« 
burti  (f.  b.  3Irt.). 


^a$,  3(ngeIo  bei,  O.Min.,  ein ebenf 0 ans« 
gejeid^neter  2:|eoIoge  mie  l^eiligmd^iger  OcbenS- 
mann,  mtrfte  im  fflojter  }u  ^ßer})ignQn  nnb  ßorb 
bafelbft  im  2f.  1596.  @etn  SBiffm  et^bcedtte  ^ 
über  bie  meiften  Gebiete  ber  3:]^eoIogte ;  befonberS 
gerül^mt  merben  feine  Kommentare  gnm  ihm* 
gelium  nad^  SRarcuS  unb  nod^  Sucad  (9lom  1623 
u.  1625,  Don  bem  befannten  9Rinorüen  9Skbbing 
l^erouSgegeben)  unb  feine  Expositio  symboUapo- 
stolomm  IL  14,  Bom.  1596  et  1614,  2  Um. 
Rubere  SSBerfe  Don  $a§  f.  bei  Nie.  Antonio, 
BibL  hisp.  noTa  I,  91  sqq.  (33gl.  aud^  Hmi^, 
Nomencl.  lit.  I,  2.  ed.,  Oeniponte  1892, 
89  sq.)  [S.  (gjfer.] 

Pasagii,  f.  ^affagier. 

Vascal, IBIaftuS,  gleid^ gefeiert aft SRotif* 
matifer,  ^l^tiftler,  d^riftlid^er  ^l^ilofopQ,  ysift' 
niftifd^er  ^olemifer  unb  fran}dftfd^  Bixl\%  tmsbe 
am  19.  3uni  1623  afö  Sol^n  beS  $arlamen»> 
mitgliebeS  unb  jmeiten  ^räfibenten  beS  Steuer" 
l^ofeS,  Stepl^an  ^aScal,  p  (Slermont  in  bei 
9luDergne  geboren.  9Benige  äol^e  nad^  bem  frütei 
Xobe  feiner  ®attin  }og  Stepl^an  mit  feinem  €0^ 
unb  feinen  jmei  Zöd^tem  (Silberte  unb  Saat»* 
line  nad^  $an8  (1631),  um  l^ier  feinen  maj^ 
matifd^en  SieblingSmiffenfd^aften  unb  berDoni^i 
[elbjt  audfd^Iie^Ii^  geleiteten  Srjiel^ung  feiner  Abi- 
ber  ju  leben.  SefonberS  mar  eS  ber  @o^  bn 
er  naä^  einer  il^m  eigentbfinüid^en  URetl^obe  in  bie 
SBiffenfc^aften  einfül^ren  moQte.  »lopnS  fob 
5uerft  nur  einen  Unterrid^t  über  bie  Sptaä^  m 
Mgemeinen  erhalten,  bann  bie  SRutterfpro^  {o* 
mie  2atein  unb  ©ricd^ifd^  erlernen  unb  erfl  bar» 
nad^  mit  ben  SSBiffenfd^aften,  befonberS  ber  SKat^ 
matif,  befannt  gemacht  merben ;  beg^KÜb  nm^ 
bem  j^naben  Dorberl^anb  aud^  jebeS  mi^enfd^ftli^e 
9ud^  Dorent^alten.  3lu8  einigen  in  ber  Unttr* 
baltung  beS  ißaterS  mit  feinen  gelehrten  Sreunks 
aufgegriffenen  SGBorten  unb  ber  bloßen  SBBefenS' 
beftimmung  ber  ÜRatl^emati!  mu|te  93Iafiu§  ober 
fo  Diel  in  entnel^men,  ba|  er  fid^  in  ben  Sr^oIungS' 
ftunben  mit  großem  Sifer  an  bie  Srforfd^ 
geometrifd^er  ^(ufgaben  mad^te.  @o  überraft^ 
ber  iBoter  benn  eineS  Xage§  ben  3^bl|j[ö(ngen, 
mie  er  auf  bem  Soben  beS  3iinmerd  gerabe  ben 
32.  @a|  beS  erften  lBud^e§  Don  Suflib  jubtioeijm 
fuc^te,  morouf  lBIaftu§  il^m  erflörte,  et  fei  einjig 
burd^  eigene^  9{ad^benfen  unb  SBeiterfd^Iic|enb(^ 
gefommen.  S)er  ffnabe  mürbe  nunmebr  gu  ben 
Serfammlungcn  ber  ©elel^rteu  gugelajfen,  caÄ 
benen  fid^  mit  ber  Seit  bie  franjöftfd^  Äabenie 
ber  SBijfenfd^aften  entmidfelte.  ©urd^  feinen  ©eiPeS* 
brang,  in  ^Hem  nac^  bem  mirflid^en  @runb  eisrr 
Srfc^einung  ju  fragen  unb  fid^  nid^t  burd^  SBom 
abfpeifen  ju  laffen,  fam  er  bereits  al8  Smigjing 
auf  mand^erlei  ^roblcme  ber  ^^t)%  }.  S.  bei 
Sd^aHeS ;  aud^  lieferte  er  )u  ben  geleierten  Se^ 
fammlungen  9Irbeiten  über  jf egelf^nitte  n.  bg)., 
meldte  bered^agtcS  Sluffe^en  mad^ten.  3m  3. 1689 
erl^ielt  etep^an  $a§cal  eine  Stelle  old  fönigTu^ 
Sntenbant  in  Stouen,  um  bie  bortigen,  bnnl^  bie 


1541 


$aScQl. 


1542 


Sonemaufflönbe  fel^r  t>ertt)onenen  ©teuerDetl^öIt* 
niffe  }u  otbnen.  SBloilud,  ber  i^tn  bobet  ^ur  ^onb 
ging,  tarn  auf  ben  (Sebanfen,  bie  Dielen  Ked^nereien 
bur^  ein  tobte«  3njirumettt  beforgen  ^u  loffen,  unb 
erfonb  fo  eine  auf  fc^arffmmgen  Kombinationen 
beru^enbe  Ste^enmaf^ine.  3n  9touen  machte  bie 
Sfamilie  ^cal,  ju  ber  balb  aud^  ber  ©atte  ®il- 
bertrt,  jjlorin  ^erier,  gel^örte,  bie  erfle  Sefannt- 
f(^ft  mit  ber  ianfeniffifd^en  SBemegung  burc^  jmei 
Serjte,  tteld^e  ©tepl^an  eine  3^t  lang  bel^an- 
belten.  3)iefe  genrannen  burii^  Unterrebungen  unb 
6<4rif ten  suer^  ben  @ol^n,  bann  burd^  biefen  ben 
Sater  unb  bie  $erier8,  jule^t  au(i^  bie  jüngere 
Sd^mefler  Jacqueline  für  bie  @ecte,  ber  aud^  alle  bi§ 

S;  i^rem  Zobe  mit  umd^fenbem  Sifer  treu  blieben, 
lo^ufi'  (Sefunbl^eit  l^atte  in^toifd^en  burd^  Ueber- 
anfhengung  fel^r  gelitten,  unb  ein  rätl^jeD^after 
3itflanb  l^od^grabigen  JlröfteDerfalld  jtoang  il^n, 
no^  ^nS  über}ufiebeln,  loo  er  bie  beften  Slerjte 

gl  atatl^  giel^  wollte.  Jacqueline  begleitete  ben 
ruber,  unb  beibe  fnüpften  )u  $ari§  eine  naivere 
»efanntfd^ft  mit  ^ort-SRo^al  (f.  b.  3lrt.)  an.  3n 
Uefe  3^^  f<^Oen  $a8cal§  epod^emat^enbe  @tubien 
fi^er  ben  Suftbrudt,  baS  ^Barometer,  bie  ^pbro* 
Patil  u.  f.  tt).  3laä^  bem  Sobe  beS  SSaterS  (1651) 
trat  Jacqueline,  obtool^I  il^r  Sruber,  toie  frül^er 
i(r  Sater,  bagegen  mar, -in  baS  9tok)i^iat  Don  $ort* 
XoQqI  unb  legte  bafelbft  1653  a(8  Sd^mefter 
Sacqueline  be  ©te.  (Eup^emie  ^ofeg  ab.  2)ie 
Keine  Sntfrembung  $aScaId  Don  $ort*3to9aI 
ttmil^  aegen  ber  SDlitgiftfroge,  unb  ba  SlajiuS 
vm  iene  3^ii  ^^gen  feiner  immer  nod^  nid^t  fröf* 
tigen  (Sefunbl^eit  fid^  mand^erlei  Srl^olung  unb 
tungang  gönnte,  fomie  an  eine  ^eirat  badete,  fo 
fatn  er  bei  ben  Janfeniften  in  ben  9htf  eine« 
Skitling«.  ©pöter  ging  biefe  Meinung  $ort« 
Xo9aI«  mit  ftarfer  Uebertreibung  in  bie  Siteratur 
Aber,  fo  ba^  man  Don  einer  f^Iimmen  $eriobe 
fßoScoId  rebet,  in  ber  er  nid^t  bIo|  bem  Spiel 
imb  ben  Vergnügen  gelebt  ^aben,  fonbem  aud^ 
bem  ©fepticiSmu«  unb  ber  greigeifterei  anl^eim* 

g fallen  fein  fott.  Jnbefe  fmb  fotool^I  fittlid^e  SSer- 
mngen  tt)ie  atl^eiftifd^e  Steigungen  al«  burd^au« 
untDo^  Don  il^m  }urüd)un)eifen,  unb  bie  fpötere 
logen.  ^)tt)eite  Sefel^rung"  fann  a(«  fold^e  nur  in 
lanfeni^fd^em  @inne  bejeic^net  toerben,  infofem 
eine  neue  unb  bie^mal  rüdfl^oltlofe  Eingabe  $a«- 
cold  on  bie  ^i^t  Don  $ort«JRot)aI  ftattbatte.  SBar 
biefe  9u«fö^nung  mit  ber  @ecte  nun  eine  gfolge 
ber  Stettung  au«  augenfd^einlid^er  Seben«gcfafr 
auf  ber  Srüdfe  Don  92euiaQ  (October  1653  ober 
1654)  ober  einer  gel^eimni^DoOen  „©nabenftunbe" 
in  ber  9iad^t  Dom  23.  9toDember  1654  (toö^renb 
Wdä^  $<i«cal  ba«  fog.  ^^mulet"  Derfa^te) :  feft 
ftäfi,  ba^.feit  bem  8.  2)ecem6er  1654  ^a«cal 
fld^  in  bie  Seitung  ©inglin«  begab  unb  felbft 
eine  3eit  long  bei  ben  Sinfieblem  Don  $ort* 
SloQQl  Derlebte,  obne  ftd^  inbeg  toeber  je^t  nod^ 

Ster  Wefer  flöfterlid^en  ©emcinbe  förmlid^  onp« 
ie^en.  Sin  Ja^r  lang  lebte  er  nur  feiner  ^eili* 
gmig,  Heineren  päbagogifd^en  arbeiten  unb  pl^ilo* 


fopl^ifd^-apologetifd^en  Stubien.  öd^on  furj  nodfe 
feiner  «nfunft  in  ^ari«  l^atte  er  ben  pan  gefaxt, 
ben  immer  amoadljenben  9lt]^ei«mu«  feiner  3ett- 
genoffen  wo  möglich  mit  beffen  eigenen  SSaffen  gu 
belömpf en ;  er  f orf d^te  bal^er  fleißig  in  pl^ilof opl^i- 
fd^en  ©d^riften,  befonber«  benen  Spiftet«  unb 
SKontaigne'«.  ©ieSefd^äftigung  mit  biefen  Sd^rift- 
jtellern  unb  ber  ®ebraud^,  ben  er  Don  il^nen  mad^te, 
maren  e«,  bie  il^n  fpöter  in  ben  unDerbienten  Stuf  eine« 
©feptifer«  brad^ten.  9u«  biefen  füllen  ©tubienioarb 
er  enblid^  im  Jattuar  1656  auf  ben  großen  ftrieg«* 
fd^upla^  gebröngt,  inbem  er  erft  anontim,  bann 
pfeubon^m  al«  Soui«  be  9RontaIte  in  ben  ffampf 
eingriff,  ber  pd^  feit  1653  jtoifdjcn  bem  SSorfämpfer 
ber  ©ecte,  «maulb  (f.  b.  «rt.),  unb  jtoifd^en  ber 
Sorbonne  entfponnen  f^aüt  (Dgl.  aud^  b.  9rt. 
Janfeniu«,  ber  jüngere  VI,  1223).  Um  burdj  ben 
3toang  ber  öffentlichen  SReinung  bie  SBerurt^ei- 
lung  ^maulb«  bur^  bie  Sorbonne  )u  l^inter- 
treiben,  Deröffentlid^te  $o«ca!  einen  ©rief  an  einen 
SeiDOl^ner  ber  ^roDing,  batirt  Dom  23.  Januar 
1656,  in  Welchem  er  biefem  Dom  Saienftanbpunft 
axifi  bie  ganje  Sad^Iage,  Streitfrage  tüxt  Stid^ter, 
gu  beft^rciben  Dorgibt.  S)er  geiftreid^  fatirifd^e 
Zon  fanb  bei  ben  $arifer  Sd^öngeiftem  unb  bei 
ben  gfreunben  ber  Secte  ungemein  reid^en  Snüang. 
Sem  erften  folgten  balb  nod^  }tt)ei  anbere  Sriefe 
mit  bemfelben  au«gefprod^encn  3tDedf,  «maulb 
burd^  S^eräc^tlid^mad^ung  feiner  Gegner,  befon» 
ber«  ber  SJtönd^e  unb  unter  biefen  lieber  Dor}üg- 
lid^  ber  2)ominicaner,  }u  Dertl^eibigen.  tll«  ba« 
Urtl^eil  ber  Sorbonne  nun  boc^  ungünftig  au«» 
fiel,  ging  ^a«cal  in  feinen  immer  me^r  beliebten 
unb  Derbreiteten  Briefen  au«  ber  SefenftDe  }ur 
OffenftDe  über  unb  n^ö^lte  ftd^  al«  ^auptgegner 
bie  eifrigften  SSorfömpfer  ber  römifd^-fatl^olifd^en 
fiel^re,  bie  Jefuiten.  S)iefe  fud^te  er  in  ben  Slugen 
tlOer  gel^öfftg  unb  Deröd(|tlid^  ju  mad^en.  3)a  e« 
unftug  getoefen  n)äre,  ben  bogmatifd^en  Streit 
fortjufefeen,  fpielte  er  ben  Äampf  gefd^idft  auf  ba« 
®ebiet  oer  9JIoral  l^inüber,  unb  itoax  fo,  ba|  ein« 
mal  bie  Jefuiten  fölfd^lid^  in  ®egenfa|  }u  ber 
allgemeinen  Sebre  ber  ftird^e  gefegt,  bann  dd^tige 
3:^eonen  unb  Sntfd^eibungen  burd||  Uebertreibung, 
Sni^Derftänbniffe  unb  SntfteQungen  gu  boarfträu* 
benber  Unfittlid^feit  umgebilbet,  enblid^  uirflid^e 
Jntbümer  Sinjelner  bem  gangen  Orben  )ur  Saft 
gelegt  n^erben.  Jnmiemeit  $a«cal  ber  iBormurf 
urfprünglid^  benm^ter  gälfd^ung  gu  mad^en  i{t, 
fann  ni^t  entfd^ieben  rotthtn,  3)ie  OueHen,  au« 
loeld^en  er  feine  Auflagen  fd^öpfte,  maren  unmittel« 
bar  bie  ?lu«jüge  feiner  janfeniftif d^en  ^uf troggeber 
unb  ^anblanger,  mittelbar  eine  calDiniftifd^e 
Sammlung  (Catalogue  et  denombrement  des 
traditions  romaines,  Gen^ve  1632).  3Ba«  ber 
beterobose  Sammler  gegen  bie  ffird^e  überl^aupt 
Dorbringt,  brandete  $a«cal  au«fd^Iie^lid^  gegen 
bie  Jefuiten.  911«  enblic^  Don  jefuitifd^er  Seite 
fotool^l  bieOueOenbenugung  al«aud^  bieSbrl^'^ 
feit  ber  Sd^lu^folgerungen  $a«cal«  in  @egen« 
briefen  beleudjtet  unb  ber  unbefannte  Sd)reiber 


1543 


$adcal. 


1544 


bcr  ^roöinjialBricf c  als  SScrIeumbcr  l^ingcftcKt  itn 
UdbrtgenaberbaS^QUptgetoid^tQufbielBefQmpfung 
bcr  janf  enipif  d^cn  gtrlel^rc  gelegt  tourbe,  f  al^  ^aScal 
fid^  ttiber  SBitten  gejioungen,  jur  ffiefenfiöe  ju« 
rücfjufel^ren,  fo  ba^  bie  SBricfe  16—18  nur  »ieber 
eine  Sertl^eiblgung  beS  }an{enijH}(^cn  Stanb« 
pmttt^  in  ber  ©nabenfroge  finb.  $q§cqI  be- 
|au})tet  1.  bie  ianfeniflifd^e  Seigre  fei  feine  Srrlel^re, 
unb  2.  eS  l^onble  ftc^  in  bem  ganjen  ©treit  nur 
um  eine  quaestio  facti,  in  meld^er  aud^  ber  ^opft 
inen  Knne.  ®ie  Sefuiten  brängten  ben  ®egner 
aber  fo  meit,  ba^  er  am  @(i^IuB  beS  18.  Briefes 
oerfd^ömt  um  gfrieben  bat  unb  ben  ftampf  für 
biefemal  aufgab.  —  3)ie  ^roöinjialbriefe  ftnb  hx9 
f)tnit  nid^t  blog  al8  ein  S)enfmal  claf  ftf  d^er  @))rad^e 
unb  geiftreid^er  ^olemif  l^od^berül^mt,  obiool^l  in 
Unterer  Segicl^ung  bie  fpöteren  ganj  Bebeutenb 
gegen  bie  erften  guriidftel^en,  fonbem  fte  gelten  aud^ 
als  baS  rei(|]^altigfte  unb  am  leid^tefien  gugang* 
lid^e  Sßaffenarfenal  gegen  bie  fog.  Sefuitenmoral. 
S)aran  l^aben  meber  bie  grünblid^en  ^iberlegungen 
aller  $a§carfd^en  SlnHagen  nod^  auc^  bie  Diel« 
gepriefene  objectiDe  OueQenforfd^ung  afat^oUjd^er 
SBiffenfd^aft  Diel  geönbert.  93on  Seiten  ber  fftrd^e 
tDie  bed  Staates  n^urben  bie  ^roDin^ialbriefe  baß> 
nad^  il^rem  ^bfd^lu^  mit  ben  ftrengften  Senfuren 
unb  Strafen  belegt.  3m  Serlauf  beS  Ramp^% 
ber  „fleinen  Sriefe"  toaf  ein  ßreignife  eingetreten, 
baS  $aScal  in  ber  einmal  eingefd^lagenen  9ü(^* 
tung  gegen  9lom  unb  ber  gfeinbfd^aft  gegen  bie 
Sefuiten  bis  jum  5leu6erften  beflärftc,  inbem  an 
feiner  SRid^te  baS  fog.  SBunber  mit  bem  l&eiligen 
®om  gefd^al^.  S)ur^  biefcS  3cid6en  Dom  §immel, 
beffen  9lcd^t^eit  feincStoegS  jttJcifelloS  ift,  toax  für 
$aScal  nid^t  blo|  bie  ianfeniftifd^e  ©nabenlel^re 
ermiefen,  fonbem  aud^  fein  t)erfönlid^eS  (Eintreten 
für  biefclbe  gutgel^ei^cn,  unb  fo  trug  er  benn  aud^ 
fpöter  fein  Sebenfen,  ftd^  gegen  bie  l^eud^lerifd^en 
$öu))ter  ^ort'Sto^alS  offen  unb  e^rli^  ha^'m  auS* 
jufpred^en,  bofe  eS  pd^  toirflid^  bei  ber  SJerurtl^ei« 
lung  beS  „9luguftinuS"  um  eine  quaestio  juris 
^anble,  ba|  aber  ber  $apft  aud^  in  biefen  gfi^agen 
nid^t  unfel^lbar  fei;  bafe  mitl^in  feiner,  ber  feinen 
©lauben  nid()t  Derlöugnen  molle,  bie  Unterfd^rift 
unter  baS  gormular  fejen  bürfe.  SDerfelben  Sin- 
fid^t  toar  feine  Sd^n^efter  Jacqueline,  bie  benn  aud^ 
für)  nad^  il^rer  mit  größter  ©etoiffenSunrul^e  ge* 
gebenen  Untcrfd^rift  (mie  man  glaubt,  an  ge« 
brod^enem  ^erjen)  ftarb.  ffia  feine  fjreunbe  auS 
©rünben  ber  Älugl^eit  für  bie  Unterf^rift  toaren, 
rebete  unb  fd^rieb  fit^  JpaScal  in  eine  immer  UJod^« 
fenbe  ©mpörung  unb  ßntrüftung  gegen  ben  ?Papft 
l^inein,  befonberS  nod^bem  SRom  feine  ^roDinjial« 
briefc  Derurtl^eilt  l^atte ;  er  appeüirte  fogar  Dom 
^apft  on  Kl^rifiuS.  S5ie  legten  SebenSjal^re  brachte 
^aScal,  Don  einer  ©obereife  abgefel^en,  meifienS 
in  feiner  ^riDatmol^nung  in  $aris  ju,  tl^eilS  mit 
Slbfaffung  Don  fjflugfd^nften  für  ben  ©treit  bcr 
^faner  Don  SRoucn,  ^ariS,  9lmicnS  u.  f.  m.  gegen 
bie  Sefuiten,  tl^jcilS  mit  matl^ematifd^cn  Slrbcitcn, 
tl^cilS  enbUd^  mit  fragmentarifd^cn  äufjeid^nungcn 


Don  ,,®cbanfen"  )u  bem  großen  o^ologetijt^ 
3Bcrf  gegen  bie  ®otteSlöugner  befd^ftigt.  SKtber 
3cit  nal^m  inbc|  bie  jhönflici^feit  tmb  ©d^iood^ 
feines  ff örperS  fo  )u,  ba|  er  }u  icber  Srbeit  ua- 
f äl^ig  mürbe.  3n  ben  jeitgenöfftfd^  Oudlen  ip 
aber  Don  einer  Xrübung  feines  SSerftonbeS  infolge 
einer  ^allucination,  bie  il^m  fofi  beftSnbig  ema 
Slbgrunb  neben  ©tul^I  ober  sBett  gegeigt  ^ 
nirgenbtoo  bie  9tebe.  ^öd^ftenS  faim  bie  SBotr^ 
fd^cinlid^f eit  jugegeben  merbeti,  ba^  }eUu)eilig  e» 
jold^e  ^aUucination  nad^  jienem  SufoII  onf  ber 
SBrüdte  Don  SleuillQ  ftottl^otte,  ol^ne  inbe|  in 
aßinbeften  auf  baS  f onfUge  geiftige  geben  $(äcdS 
einjumirfen.  9lad^  ben  Suf^eid^tnmgen  \mt 
©d|mefter  Gilberte  maren  bie  legten  SebenSja^ 
^aScalS  eine  ftete  Uebung  d^riftlid^  Xugenb  mib 
fjfrdmmigfeit,  befonberS  einer  ftänbtgen  ÜtpO' 
lid^en  Slbtöbtung  unb  großer  ^ßäd^ftenlide.  fr 
fiarb  am  19.  luguft  1662  im  SUter  t>on  39  3(4in 
unb  2  ÜRonaten,  nad^bem  er  mieberl^olt  fciiRin 
}uftänbigcn  Pfarrer  gebeid^tet  unb  Don  i^  tnq 
Dor  feinem  ßnbe  aud^  bie  ^eiligen  ©terbfäcnmcnte 
empfangen  l^atte.  )ßon  einem  SBiberruf  aaii  ber 
gugeftanbenen  SSerleumbungen  gegen  bie  äefinta 
ober  einer  SluSföl^nung  mit  bem  $apfl  loar  Irk 
9tebe.  Ol^nebal^er  bem  Dielen ©utenunb^ronnei^ 
baS  bie  Sfreunbe  $aScalS  Don  H^m  eqd^leii,  ii 
9Rinbeften  }u  nal^e  gu  treten,  unb  ol^e  bem  tbänA 
beS  l^öd^ften  Stid^terS  Dorgugreif en,  barf  man  M( 
mit  bem  1^1.  ^ieron^muS  f agen :  Nihil  aliud  dieo, 
quam  Ecdesiae  hominem  non  fmase.  Ss 
SanfeniSmuS  mar  ber  gflud^  beS  ^aScd'fd^  £► 
benS,  ber  feinen  reid^en  ©eift  in  falfd^  9aifm 
unb  feinen  gil^arafter  in  eine  bebauemSmert^9ti(t> 
tung  getrieben  l^at.  3la^  feinem  Sobe  foiÜMi  Ue 
3^reutü)e  unter  feiner  ^interlaffenfdSiaft  auf  lofn 
^löttd^en,  bie  entmeber  auf  einen  Sföben  gfxä/i 
ober  in  99ünbeld^en  sufammengebmti>en  toaiei^ 
Sluf geid^nungen,  meldte  in  oft  f aum  gu  entgiffetnber 
©d^rif t  apl^oriftifd^  l^ingemorfen  maren.  @ie  foUin 
ÜJ^aterial  bilben  )u  ber  großen  Stpologie,  bem 
$lan  $aScal  mieberl^olt  bef prod^en  ^atte,  p  bem 
luSfül^rung  i^m  aber  tl^eilS  bie  ianfenifUfd^iefB- 
itifd^e  $oIemif,  t^eilSmatl^ematifd^earbeiten,  Qett 
^unel^menbe  Jhönflid^feit  feine  3<it  Iie|ai  Obm 
glaubte  biefe  ,,®ebanfen"  nid(|t  ber  SSergeflMctt 
anl^eimgeben  )u  f ollen,  unb  bie  ^öupter  ba  $artri 
einigten  ftd^  unter  einanber  ühtt  bie  9rt  tob 
SBeife  ber  Verausgabe.  SBoIlte  man  ber  @^ 
^ort'Sto^alS  nid^t  fd^aben,  f o  galt  eS  Dor  Üem, 
bie  fd^roffen  ©teilen  gegen  Kom  fomie  eingelnep 
gu  fd^arfe  ianfeniftif^e  ^nfid^ten  unb  mü^ltbaa 
Uebertreibungen  ber  Sinmürfe  u.  f.  m.  bm^^nS* 
laffungen,  Slenberungen,  3ufäje,  Sbfd^mfi^^mBa 
u.  bgl.  imfd^äblid^  gu  mad^en,  f o  bag  biefe  er^  jlffli' 
fenifafc^eSluSgabe  Don  1669  eine  outl^iifd^nUlt 
genannt  merben  fann.  9{id^t  Diel  gemi^erJ^ftodo* 
\ü^xtn  bie  fpäteren  l^erauSgeber^  bis  eid)lid^  1844 
auf  SSictor  SouftnS  Anregung  ^ofper  ^mgän 
eine  fritifd^e  ungefürgte  SluSgabe  beforgte,  o^we 
inbe^  baS  Don  Siouftn  unb  Ruberen  emxtrtete  $► 


1545 


$a3c^Q  —  Uday^a  dvaardtaifiov. 


1546 


fnltat  }U  eqielen,  n&mli^  ol^ne  ^aScal  ouf  ®runb 
Uefer  autl^entif  d^  Ströff  entltd^ung  qI8  einen  DoD- 
Unbtgen  Sfeptifer  etfd^einen  gu  laffen.  9i8  in 
me  le^  fleinfte  Sufseid^ung  l^inein  erftredt  ^4, 
»emt  man  bie  Qaä^t  in  bem  (efannten  ^ane  beS 
(Bangen  auffaßt  bog  fid^tbare  Streben  ^qScqIS, 
bic  S^o^menbigleit  unb  Zl^tfad^e  einer  göttlid^en 
Off enbontngnnb  beren  SBernnrllid^ung  im  Sl^rifien- 
flfäxa  gegen  bie  Ungläubigen  {einer  3eit  gu  ermeifen. 
Shi  ben  SemeiSDerfud^  mag  er  fid^  tftufd^en,  feine 
tkbcrgeugung  aber  i{l  fonnenffor  bie  eineS  un- 
ctfc^ütterten  ®lauben§  an  bie  ®5ttUd^feit  beS 
C|rifient(um8.  93on  einem  fubjectiDen  Sm\\tl 
ober  gar  3tt)eifelf9fiem  ift  feinen  Sugenblidt  Die 
9t€be.  9m  nftd^ften  tommt  man  ber  SBa^rl^eit 
tDcnn  man  il^  einen  taftifd^en  ©feptifer,  einen 
A^oni^  au8  3)it)Iomatie  nennt,  ber  jtd^  ber 
Siaffe  bed  (SegnerS  gu  beffen  SBefiegung  oebient. 
SBod  borni  an  mirflid^em  StepticiSmud  übrig 
Hcibt,  ift  3anfeni8mu8.  anbererfeitS  fanben  ^($ 
ober  au4  biejenigen  enttftufd^t,  meldte  ftd^  eine 
nMIid^  ^ilfe  im  ftam|)f  gegen  ben  Unglauben 
Mm  biefem  Sud^e  berfprad^en.  SineStl^eild  über- 
tifibt  0ad€al  bie  @d^tt)d(^e  ber  gefallenen  SSa* 
tat  ouq  ouf  notürlid^em  ®  ebiet  unb  f  c^eint  mand^ 
mal  lebe  Sid^l^eit  natürlid^  enoorbener  ftennt- 
ti|  ju  läugnen,  looburd^  er^  abgefel^en  bon  ber 
Unid^tigTeit  ber  Sel^auptungen  in  fid^,  feiner 
rtonen  €od^e  fd^bet;  onbererfeitd  fa|t  er  bod 
(Qriftentl^um  gang  t)on  feinem  jonfeniftifd^en 
6ianb)mnft  auf,  f))rid^t  aber  ^apj}  unb  jf ird^e  in 
(eterobosefier^  mo^Iofefter  SBeife,  fo  ba^  nur  Der- 
eingette  (Sebonfen  tovdixi)  apologetifd^en  SBertl^ 
(dben,  boS  Sud^  aI8  @anged  ober  nur  gum  ge- 
irrten 6tubütm  bienli(^  fein  fann.  9Rit  ber  ian- 
fenifHfd^,  Don  Vascal  auf  d  91eu^erfte  getriebenen 
Vuffaffnng  Don  92atur,  ®nabe  unb  f^freil^eit  war 
ei  Sber^oupt  unm5glid^ ,  einen  rid^tigen  ©tanb- 
]ntidt  für  eine  pl^ilofopl^if d^e  Apologie  bed  Sl^riften» 
l^umS  gu  getoinnen.  3)ad  berül^mtefie  unb  frog- 
m&bigfie  Sfrogment'ber  ^ologie  i{l  n^ol^I  bie 
«SBette".  Ser  Ungläubige  fann  einerfeitS  feine 
6i4exi^  über  ®ott  unb  boS  fünftige  Seben  er* 
fangen;  onbererfeitS  i^  ®ott  unb  fein  Ißerl^ältnil 
ptm  SRenfd^en,  mie  bie  ffird^e  ed  lel^rt,  möglic^. 
Sa  €id^|eit  nid^t  gu  erlangen  iß,  eine  ßnt- 
Heibnng  für  boS  eine  ober  baS  anbere  ober  notl^* 
mnbig  getroffen  mtbtn  rmi,  fo  bleibt  nur  SineS 
fibcig:  g^  metten  ober  gu  fpielen.  S)ie  äBal^rfd^ein* 
Igelten  finb  in  beiben  SföIIen  gleid^  gro^,  alfo 
Ue  <Beminnd^cen  ebenfalls,  bie  @(ett)int^n:ei)e 
btqegen  oerfd^ieben.  @e|e  id^  auf  „Ssiß^ng  @ot- 
M'  imb  geumine,  fo  l^be  ic^  ein  en)ige§  glüdt- 
B^  Seben  gemomten ;  berliere  id^ ,  fo  l^abe  id^ 
fUfii  verloren  als  biefeS  irbifd^e  Seben,  baS  auf 
feisen  Soll  ein  glüdflid^eS  i|}.  9{ad^  allen  SEBett-  unb 
6|rielregeln  mu|  id^  alfo  auf  „S^ifleng  ®otte§" 
{e|en,  b.  1^.  bon  j[e|t  an  fo  (eben,  »ie  bie  jf ird^e  ed 
imf^reibt.  Ueber  biefe  SBette  ift  fel^r  oiel  geftritten 
mditn ;  jebenf aUS  fonnte  nur  ein  ÜRatl^ematifer 
Irif  ^oScoI  auf  ben  ©ebanfen  üerfanen.  2ro^  ber 


fragmentarifd^en  Sntftel^ung  geigt  bie  SRel^i^a^I 
ber  „©ebanfen"  eine  oft  übenafdjenbe  Sfeinl^eit 
unb  Snergie  ber  ©prad^e,  nid^t  feiten  au^  Siefe 
unb  Originalität  beS  (Seifted  unb  ©d^rfe  tt)ie 
©rogartigfeit  beS  SerftanbeS. 

93on  JsaScaß  SBerfen  fel^It  noc^  immer  eine 
fritifd^e  (s^efammtauSgabe,  mie  t^ranfreid^  fie  oon 
ben  meijten  ©ddriftfteOem  beS  großen  Sal^rl^unbertd 
in  ber  l^errlid^en  ^ad^ette-Slegnier^fd^en  ©amm« 
lung  ber  Orands  Ecriyains  beft^t.  Weitere  tlud* 
gaben  oeranftalteten  3lbbe  Soffut  (Paris  1779, 
5  vol8.X  3)ibot  (Pariß  1816,  2  vols.),  Seföbre 
(Paris  1819,  5  vols.)  u.  91.  gine  fel^r  oott- 
ftönbige,  te^tfritifd^  genugenbe  ^anbauSgabe  er- 
fd^ien  in  8  Sönben  bei  fyiä^tit  (ißarid  1887). 
Unter  ben  ©eparatauSgaben  ber  $rooingialbriefe 
ift  megen  ber  Steid^^altigfeit  il^rer  gefd^d^tlid^en 
Einleitungen,  il^rer  f ortlauf enben  fad^Iid^  berid^« 
tigenben  Slnmerifungen  nid^t  minber  atö  wegen 
beS  genauen  frttifd^en  Xe^ed  biejenige  oon  9bbö 
SRa^narb  (Les  Provinciales,  Par.  1851,  2to18.) 
gu  empfel^ten.  Slu^er  ber  claffifc^en  9uSgabe  ber 
Pensöes  oon  fjfaugäre  gab  ^aoet  eine  fold^e  im 
3. 1852,  %  aOloUnier  1877  unb  Souanbre  1886. 
— 3)ie  Siteratur  über  giaScal  ift  eine  öu^rji  reid^- 
l^altige.  9teben  ben  biogra))]^ifd^en  ©figgen  feiner 
@d^n)efter  (Gilberte  unb  anberer  3eitgenoffen,  f  omie 
ber  oft  auSfül^rlic^en  biogra))]^ifd^en  (Einleitungen 
in  ben  ausgaben  ber  ©efammtmerfe  unb  ben  fog. 
^üoges  acadämiques  oon  2)umeSniI,  SRa^monb, 
S)emoulin,  fjfaugäre  u.  f.  m.  feien  ertoöl^nt  ber 
Essai  sur  Blaise  Pascal  Oon  3.  ^.  SRonnier, 
$ari8  1822;  £tudes  sur  Pascal  oon  glotte, 
Sinet,  (Souftn  u.  f.  m. ;  femer  Maynard,  Pascal, 
sa  yie,  son  caract^re  etc.,  Paris  1850, 2  yols. ; 
f  obann  bilben  bie  einf  d^Iögigen  ftapitel  oon  ©ainte« 
SeuDe'öSefd^id^te  oon5[Jort.gio9aI(4«öd.,  7  vols., 
Paris  1878)  eine  auSfül^rlid^e  SebenSbef  (Reibung. 
S)ie  neuefte  ©c^rift  ift  Jos.  Bertrand ,  Blaise 
Pascal,  Paris  1891.  iSon  beutfd^eniSerfaffem: 
|).  Steud^Iin,  $a§caI3  Seben  unb  ber  (Seift  fei- 
ner ©d^riften,  ©tuttgart  unb  Tübingen  1840 
(t)on  orti^obos  ))roteftantif  d^m  ©tanbpunft) ;  3.  ®. 
SDre^borff,  $aScaI,  fein  Seben  unb  feine  Rämp^t, 
Seipgig  1 870  (t)on  proteftantenbereinlid^em  ©tanb» 
punft).  2)er  Untergeid^nete  oeröffentlid^te  ©tubien 
über  ^aScal  in  ben  „Stimmen  auS  ÜRaria-Saac^'' 
XLn  ff.  -  Ueber  bie  grage  nad^  ber  ©fep^S 
^adcald  beßel^t  ebenfalls  eine  reid^e  ©pedaHitera- 
tur,  t)on  ber  l^ier  nur  bie  abfd^Iie|enoe  Sbl^anb- 
lung  k)on  SR.  ©ierp,  giadcalS  ©teUung  gum 
©feptidSmuS  (^l^ilofo))]^.  3al^rbud^  b.  ®örred- 
©efeßfd^ft  n  unb  m  [1889  u,  1890]),  ermäl^nt 
fein  fon.  [SSBil^.  »reiten  S.  J.] 

^OBd^  f.  Oflem. 

fasd^  ber  3uben,  f.fSfeftelV,  1437ff. 

p  (ü  (71  (JL  0  V  UKnren  bie  beiben  SuSbrüdfe,  mtt  meld^ 
man  ben  S)o))peId^arafter  ber  c^nftlid^en  Ofierfeier 
aI8  dner  Erinnerung  einerfdtS  an  ben  Ot)fertob 
unb  anbererf  eit«  an  bie  9luf  erfte^ung  be«  ^dlonbe» 


1547                       Pasoha  annotinum  —  $a{4aUS,  ^Oplle.  1548 

gu  (tgeid^tn  Jfftt^tt.  S)itfe  Flamen  ftnb  inbt|  murbt  müt  bem  Xoht  Sttp^fi  IV.  tinfHonttiB 

trP  fpätem  UriprungS,  mit  benn  anäj  trft  im  erttä^It.  6r  trat  mit  Submifl  bem  gtommm  « 

fflniauje  brö  DfterftierfiidteS  (|.  b.  9trt.)  tin  SßtrMnbuna.  unb  bitf«BttIie$i^m  im  3.817  räi 

©tgentafi  jmifi^en  betbtn  ^erDortrat.  ©erni  S^rifti  Sßrinileßium,  bit  erjle  imfl  et^Ittne  Uiftmbe  fite 

lob  unb  auinfteftung  gehören  not^iiKnbig  ju-  bfit  nitltli(^tn  iStPIfianb  bt&  römifdKii  ©tu^M. 

fammen  unb  lönneit  ittd^t  Don  einanber  gctrnmt,  S^eobot  ©tubita  nwnbtt  piä^  "«  ^t<Wi*  ™ 

ßtt^wtiBe  dnatibet  entgegengtlefet  merben;  im  §ilfe  gegen  ben  SBtlbtiflünner  8«  bot  SltmeinH 

ijirtncip  fiat  ba^ti  btt  ^ri^ltdit  CM""  t'ben-  (813—820),  unb  ber  ^ofip  rt^tti  Xio^hitfe 

(ollß  Doit  Anfang  an  btt  gtitr  bei  iritr^a  äva-  an  bie  5!er|o!gten  (Baron,  ad  a.  818).  3m  3. 

tnäiti\i.ov  mit  ber  be3  1^11772  <Tzatjp6tip.ot  enge  821  fc^tdte  $a|(!^tiS  an  Subtoig  ben  ^nninia 

oerfiunben,  (nie  oud^  btr  slamt  pascha  beibe  ginei  @efanbtld^afttn;  bie  gmeite  fammilgro^ 

Xage  frejei^nen  tonnte  (f.  b.^it.O|ietn).  (ESgl.  @ef<]^entcn  m  ^o^üitsfeiei  Sot^oiS,  btB  Üttpn 

au($  bie  im  9tt.  £)fler(eier|lieit  angegetoie  Site-  ©o^nefi  SubmigS.  Siefer  Sot^or  toai  oni  m- 

ratuT.)                                     [91.  Siler.]  mig  im  3.  820  nQ<i^  ber  Sufotnmnt&raft  tnt 

Paseha  annotinum  I|te|  im  frühen  3){itte['  Sttignq  na<^  Stalten  gui  Uebenta^e  btt  3te> 

aüet  ein  btfonbeier  Stff QB/  ber  mü)  ber  nw^r-  gierung  eiitianM  morben.    S)ort  BeiÜe  ei  ei» 

fdgtinli^ßen  Srfläning  für  bie  2;äu|Iinge  befi  3^1  lang  imb  nutbe  Don  ^apft^lktl^iSfremtb' 

nä^poergongenen  Sal^tei  eini  Urinnerung^fcier  liifi  nni%  Diom  gelaben.  ^aä)  ber  anbemNo^ 

an  i|ren  Xmrftag  UDrltcIlte.  ÜBenigei  9BQ£)ric^eiif  ri^t  ^ätte  er  Don  feinem  EQater  Subtnig  ben  Isf' 

lii^feit  (at  bie  *Dleinung  SInberer  für  fic^,  ba|  eS  trag  erhallen,  nad^  9tom  ju  ge^en.  €obid  iß 

eine  6rinnerang  an  ba9  Oftcrfcfi  be§  Porter'  jetenjallS  gewi^,  bafe  Sotl^ar  furg  Bor  Dlieni  bri 

ge^tnben  3a^reS  gemefen  |ei,  ba  ju  einer  (ol^en  3Q5)rc§  823  nai^Mom  tarn,  bort  bon$oji^iiIilL 

geier  (aum  ein  Snlaft  Oorlag,  EljrDnolDgi|d^[äfIt  in  qUch  S^nn  aufgenommen  unb  amO^ifept 

atletbingS  ber  3al&rt8tQg  her  Saufe  mit  bem  [etfiftalS  „ffluguftuS"  mUbemtai(erIi(^S)iQbei 

3a^rt3tag  beS  O^erfefteS  jufammen.  —  SuS  ben  geIrSnt  nurbe.  Slamit  f)atit  er  bie  iBoOmo^t  >n 

Derfi^iebenen  3[l2ittf)e!lungen  über  ba3  pascha  bie$flid^ter]^alten,ben^iafiftgegtnbie<uifrü^ttii' 

annotiumn  ergibt  fi^,  bag  bae{elbe  an  bcrfi^ie-  |i^en  9IBmer  unb  gegen  jebtn  anbem  g^einb  p 

benen  Orten  out^  ceif^ieben  ange[e|t  nutbe,  fo  bertlieibigtn.  ^ai)  Sot^atfi  Greife  n^obtn  fä) 

auf  ben  SamStag  001  ober  ben  !DIontag  na$  bem  bie  SlSmer  auf  3  ?ieue ;  (Setwiltt^iäti^ntat  gc 

Seiten  ©onntog^anberSwo^etS  an  einem  ©onn-  f^l^en  gegen  Unböngtr  bei  fog.fiätrti[4titipaitei; 

tage ;  femer,  toenn  eS  (als  äa^ieStag  gtred^net)  e9  ^ie|,  einige  feien  eimoibrt  uotben,  idrI  fit  ji 

in  bie  {jfa|ien}eil  beS  loufenben  Sa^teS  fallen  fefl  an  Sot^ar,  ben  jungen  ffaifer,  gelten,  mH 

tDurbe,  an  einem  3Bo^enlage  nac^  bei  Oflei-  fclbft  bei $apft  fei nic^t  o^ne <S^uIb.  SuiUnln- 

octatH  u.  f.  u.  !D!ef|c  unb  Officium  fftglt  nie  [ut^ung  bet  So^e  fanbte  Jf5nig  Subniig  juxi 

am  Dftertage  gefallen  ju  werben.    9Ioc^  bem  Solen  naii^  SRom,  ben  9I6t  ^alung  unb  Im 

MicrologUB  de  eccl.  observ.  c.  56  lamen  bie  ©rufen  §unfrteb.  Snbefe  erfc^ienen  Bot  i^Sft- 

Schiflinge  beS  Bnt^erge^enben  3afirel  juiammen  reife  bei  bem  ftönig  Subtoig  (Sefanbte  bei  ^ 

unb  no|nten  bei  fcierlidien  Hleffe  bei,  in  bei  fte  fteS,  um  beffen  Unfc^ulb  barjut^un.   3)ie  ^üta 

Oblationen  baibiod^ten.    %uif)  bie  Saufpat^en  be@  jfünigl  gingen  bennoi^  nad)  9tom,  unb  mt 

pflegten  fid)  einjufinben,  unb  bat  Xaufgelübbe  i^nen  reinigte  fid)  $a|d^alig   mit  einer  groln 

nurbe  in  itirer  Segenraait  erneuert.    Sie  g^eier  3o^I  »on  ^if(^3fcn  burd^  einen  Sib  Bon  bta 

bei  pascha  annotinum  aar  fleQenmeife  bunj^  ^erbarf)te  ber  S^cilnnlime  on  ben  enoa^nlen  6^ 

©tatuten  geboten  (|.  j.  SS.  Harduin  V,  456),  toaltt^ätigleiten.  Sen  jutüilfe^renben  ^oten  bei 

Berfi^manb  aBei,  roenig^enS  al3  äffenllidlie  Seier,  ffünigS  gab  bet  Sßopfl  jur  iQtgleihing  Uiei  ^f 

f^on  im  iOIttlelaltet ;  baS  ^uf^üien  ber  alten  [anbte  mit.   Subtoig  aber  glaubte  nun  bit  9» 

Xaufpta^äS  (tigl.  b.  Irt,  flatec^umenat)  tntjog  i^t  gelegen^eit  berufen  laffen  }u  foOen  unb  entTit^ 

o^ne^iniljien  eigentlichen  ©runbgebanten.  9118  ein  bie  eiwö^nten  (Sejonblen  mil  einer  entfpret^ralieii 

Snalogon  unb  grfa|  lann  bie  priBole  ffeier  jui  Slntroort  nad^  SRom.  —  3m  3.  823  teilte  bn 

Srinnetung  an  ben  tauftag  betrautet  werben,  p  grjbil^of  Bon  ffleimS,  Sbo  (f.  b.  %xi.).  mit  9f 

utl^tt  auf  5|iroBinjialcDncilicn  unb  fonft  ^äupg  ntbmigung  beaS|3apfte9  jurSefe^rungbetiBänni 

BonbtniBifc&äfenermabntiDurbe.(iBgl,DuCange,  ab,  ju  meinem  tßJerle  i^n  $öf[^aliS  burc^  opDJlO' 

GloBB.  B.  V. ;  Sinterim,  ©enfmürbigteilen  V,  1,  lijc^t  Briefe  beBodmai^Ügte.  5IIS  ^[kipfl  ^j^Ü 

245  ff. ;  Nilles,  Kai  man.  n,  336.)    [ifl.  gfjer.]  ju  Anfang  beS  3at)ree  824  geflorben  »at,  rnoDten 

Pasoha  clausuni,  Olame  be§  SBeifen  Sonn-  bie  SHümei  nic&l  gugeben ,  ba^  er  in  bei  ttaif 

toga  (f.  b.  9lrt.  Oeflerlictii  Seit,  ob.  725  f.).  —  beS  bt-  5Cetru3  bepattet  werbe,   ©ein  9to4folBn 

Pascha  floridum,  Petitum,  Dlamt  beS  Sugen II.  liefe  ibn  in  ber  ffitdbe  ber  ^I. $"iItW 

SPolmfonntagä  (f.  b.  91rt.)-  —  Pascha  ro-  Begraben,  bie  «IJatctialil  uon  ®runb  auf  neu gt- 

sarum,  9!ame  beä  SßfingftionntagS  (f.  b.  »rl.  bout^atte.  S>ie  aBol^lt^äligteit  unb  bie  äBimb« 

Oefterlid^c  Seit,  ob.  727).  beS  ^l-  5Poi(^ali9  Werben  im  Liber  Pontificdi» 

■8f«((0aris,jnici$äpfte.  — l.Sßafd^ali§I„  oeriibmt;  fein  ©ebü^tnifi  wirb  am  14.  3Hm  ge- 
bet 61.  (817—824),  öor^eitin  lilmif^r  Spiiefler,  feiett.   (93gl.  Liber  Pontificalis,  ed.  Duchesae 


1549 


^Qfd^aliS    $öt>fte  —  ^afd^altS,  ®egeti))a))fle. 


1550 


II,  Paiis  1892,  52  sqq. ;  Jaffe,  Regesta  Pon- 
tit  Born.  I,  2.  ed.,  Lipsiae  1885,  318—320; 
6im{on,  Subtoig  ber  tjromme^  2  Sbe.,  £eip}tg 
1874—1876;  ^ergcnrötl^er,  ftird^cn-Scjd^id^te, 
8.  «uff.,  I,  729  f.,  «nm.  1;  U,  8.) 

2.  $Qf  d^QliS  n.  regierte  Don  1099—1118. 
€etne  Stegierung  fiel  in  eine  fel^r  betoegte  Seit, 
in  bie  Seit  bed  erften  Iheuj^ugS  unb  ber  ©rünbung 
beS  Pdnigreid^  3erufalem,  t)or  9Qem  aber  bed 
Aompfefi  imx\fyti  bem  ^op  jül^um  unb  bem  jf aifer- 
t^um  ober  überl^upt  ber  fürftlid^en  ©eUKiIt, 
loeld^  Stomp]  in  bem  SnDeftiturftreite  M  con« 
centrirtc  3ur  Sntf (Reibung  gebrad^t  »urbe  biefer 
Aampf  n)dfrenb  ber  StegierungSaeit  ^afd^IiS'  ü. 
in  englanb  (f.  b.  9(rt.  9lnfelm  I,  890);  sunt 
ard|em  £]^eil  entfd^ieben  teurbe  ber  ©treit  in 
iMdJIanb  (f.  b.  «rt.  3nDeftiturftreit).  «pafd^ali«, 
txnfylt  Carbinal  SRainer  ober  Steginer  mit  bem 
Zitcl  beS  %  Siemens,  »urbe  im  9lugu|}  1099 
getodl^It  9fö  SRönd^  t)on  Slugn^  mar  er  frül^er 
in  9ngelegenl^iten  feined  OrbenS  nad^  Stom  ge- 
fommen  unb  bort  »egen  feiner  93or)äge  suräd- 
gehalten  »orben.  ©eine  SBol^I  tourbe  mit  großen 
SttDartungen  aufgenommen ;  er  felbft  aber  l^atte 
{i4  0^^  ^^  Snnal^me  geftröubt.  2)er  ©egen« 
popft  ©ibert  (f.  b.  «rt.)  ober  glemenS  HI.  feit 
bcn  Selten  ®regor§  VII.  ftarb  im  3. 1100.  ®a§ 
BäfiSima  nal^m  aber  nod^  fein  t)öQige§  Snbe.  SS 
folgten  Dielmel^r  brei  meitere  ©egenpöpfte^  freilid^ 
0^  größeres  Snfel^en  ju  erlangen.  3m  Sep- 
tember 1100  mürbe  ein  gehriffer  S^eoborid^  er« 
^oben;  er  bel^uptete  fid^  einige  SJlonate,  morauf 
er  gefangen  genommen  unb  in  ein  jf lofter  gefperrt 
nmrbe.  SDen  gmeiten  @egen))apft  92amen§  Gilbert, 
ber  im  gfebruar  ober  ÜKärj  1102  erl^oben  mürbe, 
traf  baSfelbe  ©d^idfal  nod^  am  Zage  feiner  äSBal^I. 
S)er  britte,  ber  Srgpriefter  ÜJlaginuIf  ober  mit 
bem  $apftnamen  @Qloe{)er  IV.,  mürbe  im  ^erbft 
1105  gemö^lt  unb  bel^auptete  ftd^  bi§  gum  gfrül^' 
ja^r  1111,  in  mcld^em  er  burd^  ^einrid^  V.  be- 
feitigt  mürbe.  3m  %  1100  fd^icfte  ^afd^alis 
einen  Segaten,  SRauritiuS,  nad^  $alöftina.  3tn 
3.  1101  beftötigte  ber  ^apft  ben  Primat  be« 
er)bifd^5flid^en  @tu]^Ie§  t)on  Xolebo  über  ganj 
Spanien,  xoa%  t)or  tl^m  aud^  Urban  n.  getl^an 
l^tte.  3n  ben  gaften  be§  3a]^re3  1102  bielt 
^fd^iS  eine  größere  @9nobe  ju  dtom  (f.  b.  tlrt. 
I^nrid^  IV.  ob.  V,  1672),  morin  §cinrid^  IV. 
anf^S  92eue  e^communicirt  mürbe.  3n  bemfelben 
Saubre  fanbte  ber  $apft  ben  iBifd^of  ®aIo  t)on 
$arid  0(8  SSifttator  nad^  $oIen,  meld^er  and)  ba« 
W  jmei  93i)45fe  i^rer  ©teOen  entfette.  3m  3. 

1103  fom  ber  i)l  ^infelm  (f.  b.  9rt.)  nad^  SRom; 
im  Sttl^re  1106  Otto  oon  Samberg  (f.  b.  Srt.), 
nad^moIS  Spoftel  ber  $ommem.  lieber  ben  ©treit 
be«  $opfted  mit  ^bi^ipp  I.  t)on  gfranfreid^  in  ben 
Sb^<^ngelegenbetten  be§  le^tem  f.  b.  9(rt.  3t)o 
l^on  Sl^artreS.  S)er  jfampf  bouerte  bt§  gum  3abte 

1104  unb  enbete  mit  ber  Untermerfung  ^bi^tpp^/ 
fottrie  feiner  SoSfpred^ung  oon  bem  iBanne.  3m 
3.  1106  bielt  ber  päpftlid^e  Scgat  93runo  eine 


©i^nobe  in  gfrantrei^,  gu  ißoitierS,  um  }ur  Unter« 
p^ung  ber  lheu))üge  aufguforbem.  9[ud^  Soe« 
munb,  t$ürft  oon  Sntiod^ien,  mar  bort  gegen« 
mörtig.  Snbe  bed  3abre8  1106  reiste  $a{d^ali3 
felbft  nad^  fjfranfreid^.  3n  gflorenj  b^elt  er  eine 
93efpre(bung  mit  bem  bortigen  99if(^of  über  ben 
Sntid^rift;  fobann  Deranfialtete  er  )u  ©uaftaSa 
eine  ©^nobe  über  bie  SBieberaufnabme  ber  im 
©d^iSma  gemeinten  Sifd^öfe  unb  $riefter.  9lu(^ 
bie  ©efanoten  l^einrid^  V.  maren  bafelbft  an« 
mefenb,  um  bem  ^ßapfte  bie  Sßünfd^e  unb  93itten 
beS{elben  oorgutragen.  93on  f^xtx  au8,  glaubte 
man,  merbe  ber  $apft  nad^  Seutfd^Ianb  reifen. 
S)erfelbe  ging  aber,  nad^bem  er  )u  $arma  ben  idx' 
f  (bof  99emarb  gemeint,  burd^  Surgunb  nad^  grauN 
reid^,  meil  megen  ber  ©efmnung  ^einric^S  V.  unb 
ber  2)eutf d^en  überhaupt  bie  SReife  babin  gefabriicb 
fd^ien.  Sßeibnad^ten  beS  3abre§  1106  feierte  ber 
$apft  in  SIugnQ.  3tn  näd^ften  ^ai^xt  meiste  er  Der« 
f d^iebene  ^rd^en  in  t$ran!reid^  ein.  3u  ©t-S)eni8 
bei  ^ari§  bi^^t  er  eine  3ufQmmenfunft  mit  bem 
flönig  ^f^ilxpp  I.  fomie  beffen  ©obn  Submig. 
©ie  begeigten  bem  $apft  ibre  @b^^<^t  tt  aber 
bielt  mit  ibnen  eine  SSefpred^ung  über  bie  Sn« 
gelegenbeiten  ber  Jhrcbe  unb  ermabnte  fte,  ber 
^rd|e  treu  gu  fein  unb  ibr  gu  6ilf e  gu  f ommen. 
Salb  erfd^ienen  aud^  ©efanbte  ^einricbS  V.  unb 
oerlangten  für  ben  jf aifer  baS  Sted^t  ber  3nt)eftitur 
mit  SRing  unb  ©tab.  Oflem  feierte  ber  $apfi 
mobi  bei  93i{d^of  3t)o  gu  Sbartred.  Um  SbnfH 

timmelfabrt  (28.  ^ai)  f^xtli  er  eine  ©Quobe  gu 
ro9e§,  mo  mieber  ©efanbte  |)einrid^§  erfcbienen. 
SBerbanbelt  mürbe  bafelbft  aud^  über  bie  Unter« 
ftu|ung  ber  ffreuggüge  unb  über  ben  ©otteSfrieben 
(f.  b.  9lrt.).  3m  C)erbft  beSfelben  3abreS  febrte 
ber  ^apft  nod^  3taUen  gurüdf.  3m  3. 1108  bielt 
$af^ali§  eine  ©Qnobe  gu  iBenet)ent  gegen  bie 
Saien«3nt)eftitur  unb  im  3. 1110  im  Sateran  eine 
Äird^enoerfammlung  in  berfelben  ©od^e.  (Segen 
6nbe  biefeS  3ob^^  erfd^ien  ^einrid^  V.  in  3talien 
(f.  b.  «rt.  3nl)eftiturftreit  ob.  VI,  855  ff.).  3n  ben 
j^ömpfen  mit  |)einnd^  gingen  bie  übrigen  3abte 
be§  ^ontificatS  ^afd^altd'  IL  bin,  obne  bag  er 
felbft  ben  SluSgang  be§  jfampfed  erlebte.  Sr  ftarb 
ben  21. 3onuar  1118.  (SgL  Liber  Pontif.,  ed. 
Duchesne  11,  Paris  1892,  296  sqq.;  Jaff^, 
Regeste  Pontif.  Rom.  I,  2.  ed.,  702—772; 
ßefele,  eoncüiengefcbid^te  V,  2.  Slufl.,  259  ff.; 
Seumont,  ©efd^i^te  ber  ©tabt  Slom  H,  «erlin 
1 867, 390  ff. ;  ©bralef,  SBoIfenbüttter  gragmente, 
ajlünfter  1 891,  53.)  [®am8  0.  S.  B.] 

^af^atis  (L),  ©egenpapfl,  f.  ©ergiu§  I.  — 
^afd^ali8m.,gmeiter®egenpapftim©d^i8ma 
SBarbaroffa'S,  oorber  ffiijd^of  ®uibo  oon  ßrcma, 
mürbe  bauptJäd^Ud^  auf  betreiben  be§  faiferlidjen 
JtanglerS  StainaO)  oon  S)affel ,  Srgbifd^ofd  oon 
flöln,  am  22.  april  1164  in  Succa  erboben,  nod^« 
bem  aWctor  IV.  gmel  Sage  früber  bafelbft  gejiorben 
mar;  er  brad^te  bie  brei  nöd^ften  3abre  in  jener 
©tabt,  in  $ifa  unb  in  Sitcrbo  gu.  SRom  öffnete 
fid^  ibm  im  ©ommer  1167,  al§  e«  griebrid^  L 


1551  ^afd^aliS  SBoQlon  —  $Qfd^afiu3  SRabbertuS.  1552 

gelang,  bie  Stobt  ju  erobern.  $afd^It§  fiorb  ba-  exstant).  S)tefe  Ie|tere  93emerlung  1^  bis  in  bk 

fettji  am  30.  September  1168.  »efannt  ift  er  jüngfte  Seit  Iftinrin  öielfac^  aI8  bie  MtcPe  &fm 

befonberS  aui^  be^l^alb,  weil  er  Äorl  b.  ®r.  auf  jweier  SSüd^er  De  Spiritu  sancto  gegolten,  md^e 

äSBunf^  beS  JtaiferS  canoniftrte  (f.  b.  %xt.  Raxl  in  fojl  allen  ^nbfd^inften  ben  fßomen  be8  S)iacoii8 

b.  ®r.  Vn,  170).  (9}gl.  Jaffö,  Begesta  Font.  ^afc^afiuS  tragen  unb  bis  Dor  itucjem  immer 

Rom.  II,  2.  ed.,  426—429;  §efele,  Eoncilien«  nur  unter  blefem  Slamen  gebrudtt  ttorben  jinb 

gej^tc^te  V,  2.  «up.,  640. 646. 692.)    [o.  gun!.]  (julefet  bei  Migne,  PP.  lat.  LXH,  9—40).  3«. 

^af(#aCl$  StaflCoit,  b er  1^1.,  0.  Min.,  ge«  be^  finb  biefe  jmei  SSüc^er  in  SBirflüpeit,  Brie 

l^ört  bem  großen  Greife  ber  ^eiligen  an,  meldte  namentlid^  S.  $.  Safpari  (Ungebntcfte  n.  f.  m. 

im  3eitalter  ber  fogen.  Sieformation  burd^  i^re  OueSen  )ur  ®efd^.  beS  Xonff^mboIS  nnb  ber 

munberbare  ßeiligfeit  ber  Äird^e  bie  ebeljieine  ©laubenSregel  H,  gljriftianio  1869,  214—224) 

erfe^ten,  »el^e  bie  bleuerer  in  2)eutfd^Ianb  auS  unb  %  ßngelbred^t  (@tubien  über  bie  @d^nfta 

i^rer  Jhone  gebrod^en  batten.  93on  armen  ßUem  beS  93ifd^ofS  Don  Steii,  gfaufbiS,  SBien  1889, 28 

im  ^,  1540  )u  Sorre'^ermofa  im  jfönigreid^  bis  46)  nad^gemiefen  b<iben,  Sigentl^  beS8i> 

Siragonien  geboren,  mürbe  $af d^aliS  bittt  unb  fcbofS  fjauftuS  Don  Steii  (f.  b.  %rt.) ;  Sngettrutt 

^ti]ä)oniamal^n}xx  ,MT^^ti\\%t®ä^&]ti".  3m  b^t  biefelben  bementfpred^enb  ouc^  in  feäe fttf* 

3. 1 564  trat  er  in  ein  f ebr  armeS  jf lofter  ber  un«  gäbe  ber  SBerle  beS  9if d^of S  gouffaiS  mtfgenomma 

befd^ubten  ^inoriten  ftrengerer  ObferDan}  auS  (Corpus  scriptonun  eccles.  lat.  XXT,  Yindob. 

Semutb  als  Saienbruber  ein,  tro|bem  man  ibn  1891,  99—157).  ^afd^oRuS'  fßüä^  aber  ben 

in  baS  &^ox  botte  aufnebmen  moQen.   3n  ber  f^tüi^m  ®eift  mfiffen  ju  ®runbe  gegangen  fein. 

ürd^Iid^enOration  auf  fein  Sfeftmirb  feine  munber-  (Sx^f^aiita  blieben  gmeiSriefe,  toeld^  fpa^ifi^ 

bare  Siebe  jum  b^i^gften  ©acrament  befonberS  unb  SugippiuS  (f.  b.  9rt.)  im  3.  513  über  Ue 

bert)orgeboben ;  auf  ^bbilbungen  erfd^eint  er  ftetS  berül^mte  Vita  s.  Severini  mit  einanber  totäfiäki 

mit  ber  beiligen  C^oftie.  gr  ftarb  am  17.  SKai  (Migne,  PP.  lat.  LXH,  39— 40.1167— 1170; 

1592  )u  SSillareal  unb  mürbe  t)on  $aul  V.  im  anä)  in  ben  SluSgaben  ber  Vita  s.  Severini  m 

3. 1618  feiig  unb  t)on  SIesanber  VUI.  im  3.  $.  ©auppe  [Monum.  Genn.  hist.  Auct  anti- 

1690  beilig  gefprod^en.  @ein  beiligeS  Seben  f(brieb  quiss.  I,  2,  1  sqq.]  unb  t)on  $.  SMfL  LCorpv 

juerft  ber  Sruber  SobanneS  XimeneS,  meld^er  fein  Script,  eccles.  lat.  IX,  2,  Vindob.  1886, 1—^ 

jtloftergenoffe  mar  unb  als  Slugenjeuge  beffen,  68—70]).  [Sarben^emct.] 

maS  er  bef^reibt.  alle  @Iaubmürbigfeit  t)erbient.      'gf afi$af{it$,  SRbnd^  )u  3)umio  umoeit  Sngn 

es  ftebt  in  ben  AA.  SS.  Bell.  Maji  IV,  48 ;  ib.  (in  ^ortugaQ  in  ber  )meiten  ^ölfte  beS  6.  a^^ 

95  aud^  eine  Gloria  posthuma,  meldte  Krd^lid^e  bunbertS,  überfe^te  im  auftrage  unb  tnder  SM* 

5tctenftüdfe  entbält.  (Sgl.  Äird^b«ebcr,  Seben  beS  büfe  feines  ^bm,  be§  b^.  ÜKartin  üon  93roga  Q\ 

bl.  93aterS  3o^.  Don  flopiftran  unb  beS  bl*  ^nt*  %rt.),baSSBerf  eines  unbefannten®ried^en  Verl» 

berS  ^afc^aliS  93aQlon  u.  f.  m.    92eu  bearbeitet  seniorumoberlnterrogationesetresponsiones 

öon  ©in^el,  SlugSburg  1847 ;  iStabler,  ^eiligen«  Aegyptiomm  patrum  in'S  fiateinif^e.  SBcm 

Ie|.  IV,  681  ff.)  [§ol8tt)art^.]  ^afc^afiuS  in  ber  «uff(brift  biefer  Ueberfelang  (W 

^af^afltts,  ber  bl./  ©iacon  berifirtbeju  Migne,  PP. lat. LXXm,  1025— 1062)  8. Bo- 

9lom  um  bie  SBenbe  beS  5. 2(abrbunbertS,  ift  Dor*  manae  ecclesiae  diaconus  genannt  ttirb,  fo  be- 

nebmlid^  auS  einer  Srjöblung  ©regorS  b.  ®r.  rubt  bie^  ol^ne  3^eifel  auf  einer  SBerm^b^bnig 

(Dial.  IV,  40;  bei  Migne,  PP.  lat.  LXXVII,  beS  Uebcrfe^crS  mit  bem  römifd^ett  ®iacon$o- 

396—397)  befannt.  «Rad^bem  er  nämlid^,  fo  er-  fd^afmS  (f.  b.  üorigen  9lrt.).  SJieOeidJt  ip  cn^ 

jö^It  ©regor,  unter  $a))ft  ©Qmmad^uS  (498  bis  bie  ^ejeid^nung  beS  Ueberfe^erS  als  diaconus  bei 

514)  geftorben  mar,  erfd^ienerbem8ifd^ofe®er«  ©igebert  öon  ©emblouj  (De  vir.  ilL  c  117, 

manuS  Don  Sapua  in  ben  mannen  iBöbem  t)on  bei  Migne ,  PP.  lat.  CLX ,  572)  auf  biefdBe 

unguium  (ie^t  6ittä  ©.  angelo)  unb  erflörte  auf  aSermed&Slung  jurüdfaufübren.  (Sgl.  €.  ^.  6a» 

Befragen,  er  ^ait  in  biejen  Söbem  feine  ebemalige  fpari,  ÜJlarttn  öon  ffiracaro'S  ©d^rift  De  co^ 

^arteinabme  für  ben  ©egenpapft  SaurentiuS  ju  rectionerusticonun,Kbnfliania  1883.  ©.Ulf. 

bügcn  (quia  in  parte  Laurentii  contra  Sym-  XXIII  f.)  [93arbenbemer.] 

machum  sensi).   S)em  Srfud^en  beS  93ä^erS,       "^afi^afins '^abiettns^  ber  1^1.,  0. 8.B^ 

für  ibn  5U  beten,  entfprad^  ©crmanuS  mit  großem  einer  ber  gelebrteflen  Sbeologen  fetner  3rit,  wc 

Sifer,  unb  fd^on  nad^  menigen  Sagen  marb  il^m  um  786  )u  ©oiffonS  geboren  unb  trat  unter  ben 

über  ben  ßrf olg  feines  ©ebeteS  baburd^  ©emi^beit,  betligen  ^bt  Sbalbarb  in  baS  ftlo^er  )u  (Mie 

bafe  er  ^afd^afiuS  nid&t  mebr  in  ben  93äbem  fanb.  (f.  b.  5trt.)  in  ber  ^icarbie.  6r  toat  bier  «nfai«8 

©regor  fügt  bei,  $afd^afiuS  fei  ein  9Jtann  öon  namentli^  als  fiebrer  tl^dtig ,  unb  ber  ptagete 

aufeerorbentlid^er  §eiligfeit,  ein  Sater  ber  Slrmen  ^balbarb,  ber  bl.  5(nSgar,  fowie  ^ilbeman  vA 

unb  95eräd&tcr  feiner  fclbft  gemefen  (ögl.  AA.  SS.  Otto,  ©ifd^öfe  öon  SBeauöaiS,  gingen  ouS  feiw 

BoU.  Maji  vn,  438  sqq.),  unb  eS  feien  burd^»  ©jbule  beröor.  SuS  Sefd^eibenl^ett  empfing  er  bk 

aus  conecte  unb  flare  93üd^er  über  ben  bciligen  beiKgen  SBci^en  nur  bis  jum  SDiaconat,  tinnbe 

®eift  öon  il^m  öorbanben  (cujus  apud  nos  rec-  aber  bod^  nad^  bem  Sobe  ber  auf  einanber  folg»« 

tissimi  et  luculenti  de  sancto  Spiritu  libri  ben  Siebte  Slbalbarb,  SBala,  ^ebon  unb  3{aac  ^ 


1553 


$Qfd^Qfiu3  »abiertud. 


1554 


VUt  M  moflere  IftefteÜt  (844),  fotool^I  toegen 
Mnc8  l^igen  Seiend  unb  feiner  großen  ©elelr« 
lamfeit,  aI8  meil  er  bei  bem  jf oif er  Subtoig  mie  bei 
beffcit  bomaß  regierenbem  Sol^ne  ftarl  in  ^o^em 
Knfel^  flonb.  dr  ftonb  ber  Sbtei  bis  }um  Saläre 
351  Dor,  toorouf  er  bie  il^m  läftig  geworbene,  burd^ 
Streitigkeiten  k)erbitterte  Sßürbe  nieberlegte  uno 
^  ton  nun  an  mit  erneuerter  grifd^e  unb  gfreube 
idncn  @tubien  ergab  (Dgl.  feine  Fraef.  libr.  IX. 
in  HatÜL).  ßr  ftarb  iebenfaUd  nad^  bem  Saläre 
358,  ba  er  ben  Ütormamteneinfon  biefeS  äal^reS 
aod^  in  feinen  @4riften  ermal^nt.  ÜRabiUon  fe^t 
[etilen  Zob  mtf  860,  Snbere  uml^rfd^einlic^er  auf 
365.  Sein  (Sebö^tnil  begel^t  bie  2)i5cefe  Don 
SotffonS  feit  feiner  1073  erfolgten  ßr^ebung  am 
26. 9|nriL  Seine  Sd^riften  (@efammtau8gabe  Don 
Btrmoid),  $ari3  1618,  mit  reid^en  92ad^trögen 
d&eebrudt  bei  Migne,  PP.  lat.  CXX)  finb:  baS 
8u(^  De  corpore  et  sanguine  Domini,  ibentif  d^ 
Btit  bem  il^m  sugefd^riebenen.  De  sacramentis 
betitelten  (t)gL  MabiUon  P.  sec.  saec.  lY.  Bened. 
P^raef.  n.  7  sqq.) ,  teeld^eS  er  881 ,  jur  3^t  be§ 
1^^  bed  9bted  SBala,  für  bie  SRönd^e  bed  toeft- 
fififd^  ffloflerS  SoroeQ  unb  beffen  9bt,  feinen 
6diiuler  ^ladbud  aßarinuS,  fd^rieb,  unb  toeld^eS  er 
bStet  überarbeitet  mit  einem  SinleitungStoort  an 
ttaxl  ben  jfal^len  fd^tdtte.  SMefed  mid^tigfie  unter 
ben  SBerfen  bed  StabbertuS,  mU^  befonberS  in 
ben  bcrengorif d^en  jf  ömpf  en  unb  nod^  mel^r  in  ben 
Uenbma$föfheitigfeiten  beS  16.  Sa^r^unbertd  ju 
Bcofier  Sebeutung  gelangte,  ift  befonberS  l^erauS- 
pseben  Derftfimmelt  unb  im  $artetintereffe  inter- 
tioltit  t)on3ob®aft(^agenau  1528)  unb®.  Status 
ahnten  1540),  DoÜftönbiger  unb  getreuer  in  Rttn 
1550. 1551,  Sömen  1551  u.  1561,  am  genaue* 
Pen  in  Martöne  et  Durand,  Ampi.  coU.  vett. 
DMm.  IX;  ber  93rief  an  t$rubegarb,  beSfelben^n* 
t)on  $afd^afiu3  in  bol^em  SIter  jur  Sted^t« 
tg  feiner  Sbeubmal^Me^regefd^rieben;  jteblf 
Comment.  in  Matth.,  xooxin  er  befon* 
beril  )um  26.  RopxUl  bed  ÜRattl^öuS  bie  Krd^- 
EU^  SbenbmablSlebre  gegenüber  ben  l^öretifd^en 
Hvfid^ten  be§  ScotUS  Srigena  barlegt,  Dier  Don 
Qfin  aI8  aRbnd^,  Dier  Don  il^m  afö  W>i  unb  Dier  nad^ 
[etnec  9bbication  gefd^rieben ;  bie  Vita  S.  Adal- 
nardi  unb  Walae  (erftere  Dgl.  BoUand.  2.  Jan., 
(elftere  ed.  MabiUon ;  Dgl.  ben  9(rt.  Slbal^arb) ;  bie 
Passio  Ruffini  et  Valerii  Mart.;  brei  Sudler 
Bzpoa.  in  Psalm.  44 ;  fünf  Sudler  In  Threnos ; 
bcei  Sucher  De  fide,  spe  et  caritate  (juerft  ed. 
Pex,  Thes.  Anecd.I,  pars  2).  —  €nbli^  Dinbtcirt 
^  fiuc  b^d^  jmei  Sudler  De  partu  Tirginis, 
rie  fonfi  Slbe^l^onS  Don  Solebo  jugefd^rieben  touf 
\m  (Spidleg.  Xn)  aI3  Entgegnung  auf  bad  Sud^ 
icf  XatromnuS  De  nativitate.  S)er  3lamt  be§ 
poH^ofinS  l^t  eine  befonbere  93ebeutung  unb  Se« 
i^inül^  erlangt  burd^  ben  erften  Sbenbmabld* 
lictt,  ben  er  nad^  Snfid^t  ber  SalDiniften  tt)te  fd^on 
cS^  bed  93erengar  (f.  b.  ^rt.)  baburd^  angefad^t 
labcn  foQ,  ba^  er  in  feinem  93ud^e  De  corp.  et 
lang.  Domini  Steuerungen  in  bie  JHrd^enlel^re 


gebrad^t  unb  bie  ZranSfubfiantiation,  mie  fie  nad^ 
|er  bogmatifdb  feftgefteOt  »orben,  juerft  erfonnen 
l^abe.  3<ugnt|  bafür,  bag  eine  berartige  Steuerung 
ftattgefunben ,  göben  bie  ©timmen,  meldte  SRa* 
banuS  ÜRauruS,  9lmalariu8  Don  !IRe|,  SiatramnuS, 
3o^.  @cotu3  im  9.  ^al^r^unbert,  Stat^eriuS  Don 
Verona  unb  Sbt  ^eriger  im  10.  3a^rl^unbert 
gegen  $afd^ftuS  erhoben.  S)ie  @ad^  liegt  aber 
foIgenberma|en.  $afd^afiuS  botte  in  jenem  Sud^e 
bie  altürd^Ii^e  Sebre  Don  ber  realen  ©egenmart 
Sbrifti  im  i^txli^tn  SbenbmabI  in  möglid^ft  be« 
ftimmter  unb  f a^lid^er  SBeife  Dorgetragen  unb  mar 
fid^  babei  auf  baS  jf larfte  feiner  Uebereinftimmung 
mit  ben  Suctoritöten  ber  JKrc^e,  mit  S^prian, 
|)Uariud,  SmbrofiuS,  Suguftin,  S^rillud  Don  Sie« 
sanbrien  unb  Seo  bem  ®ro|en,  bemüht  (Dgl.  Ep. 
ad  Erudeg.).  9ber  bie  bo^matifd^e  @))rad^e  mar 
in  biefem  ^nfte  nod^  mentg  beftimmt  unb  fd^ut« 
geredet  auSgebilbet,  fo  ba^  ed  möglid^  mar,  einige 
feiner  SuSbrüdfe  mi^^uDerftel^en:  aucb  ^^^  in 
einigen  ©tüdfen,  meldte  untergeoronete  ^ebeutung 
baben,  baS  bogmatifd^e  Semu^tfein  ber  %f)tO' 
logen  jener  3(it  nod^  nid^t  DoOftönbig  entmidtelt, 
fo  ba|  es  auf  ben  erften  Slidf  erfd^einen  tonnte, 
eS  mürbe  92eue3  Dorgebrad^t,  mo  nur  begebe- 
nes unb  UeberlieferteS  ßd^  innotl^menbigem  miffen- 
fd^aftlid^em  ^rojeffe  entfaltete.  2)aS  Srfie  nun, 
morüber  fid^  Streit  erl^ob,  mar  bie  Sbentitöt 
beS  l^eitigen  SeibeS  Sbnfti  auf  bem  Sltare  mit 
bem  Seibe,  ber  Don  ber  Jungfrau  ÜJlaria  ge- 
boren unb  am  fheu^e  geftorben  mar.  ^afd^fmS 
l^tte,  bef  onberS  an  SlmbrofiuS'  SuSbrudtSmeif e  fid^ 
lel^nenb,  biefe  Sbentitöt  inSbefonbere  ieber  fpiri« 
tualiftifd^en  SuffaffungSmeife  gegenüber  einfad^ 
unb  bünbig  auSgefprod^en.  ©egen  feine  S)arfteQung 
erl^oben  ftd^  dtabanuS  ÜRauruS  unb  dtatramnuS. 
So  berid^tet  ©erbert  in  feiner  ©d^rift  De  corp. 
et  sang.  Domini,  meldte  $e}  (Thes.  Anecd.  I, 
pars  2)  berauSgegeben  unb  i^rem  mabren  93er- 
faffcr  Dinbicirt  l^at  (f.  bie  Prol.  ad  tom.  I),  mäb« 
renb  man  fie  frül^er  unter  bem  Xitel  Anonymus 
Cellotianus  (berauSg.  Don  P.  SeOotiuS)  fannte, 
ober  feit  SRabillon  (Praef.  saec.  IV.  Bened.  P.  2, 
n.  47  et  48)  ben  «bt  C^eriger  (f.  b.  «rt.)  für  i^ren 
SBerfaffer  bielt.  ©erbert  nun,  beffen  ©d^rift  ein 
üareS  Sitb  beS  gangen  ©treiteS  gibt,  tritt  ent- 
fd^ieben  auf  fßafd^a^uS'  ©eite  unb  meist  feinen 
Snnögem  gegenilber  nad^,  ba^  er,  menn  aud^  nid^t 
in  bem  Suc^ftaben,  bod^  in  bem  ©eifte  mit  ben 
bebeutenbften  Sebrem  ber  IKrd^,  inSbefonbere  mit 
SmbrofiuS,  übereinfümme.  Sie  ©egner  batten  fub 
befonberS  auf  ^ieron^muS  unb  SluguftinuS  be- 
rufen, meldte  etn  duplex  unb  triplex  corpus 
Christi  (feinen  Seib  auf  Srben,  feinen  Seib  im 
©acrament  unb  enblid^  auf  mpftifc^e  SBeife  in  ber 
^rd^e)  unterf d^ieben,  unb  @ttltti  meist  nad^,  ba^ 
tro|  biefer  Unterfd^eibung  aUe  in  bem  ©lauben 
an  Die  reale  ©egenmart  übereinftimmen,  natura- 
liter  fei  ber  l^eilige  Seib  im  ©acrament  mit  bem 
Don  SJlaria  geborenen  ibentifd^,  specialiter,  b.  b* 
nac^  bem  modus  existendi,  Derfd^ieben  (ö^Iid| 


1555 


$Qdd^a{lrett  —  ^affagter. 


1556 


Lanfranc.  De  euchar.  c.  18).  —  6in  jweiter 
Don  benfelben  ©egnem  gegen  $af  d^aftuS  gerid^teter 
93om)utf  toax,  er  l^abe  jugleid^  eine  figura  unb 
eine  veritas  im  ©acrament  be§  SltorS  angenom* 
men  (ügl.  cap.  4  in  bem  Sud^e  bed  ^afd^ofmS). 
aud^  l^ier  nimmt  ©erbert  mit  Sted^t  ^ofd^afmS 
gegen  bie  mi^Derftel^enben  Snfläger  in  @d^u|;  bie 
gfigur  fei  bod  finnlid^  Srfd^einenbe,  bie  äSBoprl^eit 
baS  Dom  ©tauben  innerlid^  Crfa^te.  —  ®er  britte 
$un!t  beS  ®egenfQ^e§  enblid^  betraf  bie  angeb» 
lid^e  Sel^auptung  be§  ^afd^aftud,  totiens  Chri- 
stum pati,  quotiensMissas  contingat  quotidie 
celebrari.  ®erbert  gefielt,  unb  aud^  ^ier  mit  Siedet, 
er  l^abe  in  ber  angefod^tenen  Sd^rift  nid^ts  2)er' 
artiges  gefunben.  6§  ift  aber  leidet  erflörlid^, 
mie  Ißaf^afmS'  ©egner  ju  biefer  Snflage  famen. 
SBenn  fie  bal^er  Sted^t  l^atten,  ba|  $afd^aftu§  eine 
abfolute  SbenUtöt  bed  Seibed  Sl^rifti  in  altari 
unb  in  cruce  bel^auptet  l^abe,  fo  toax  eS  nur  eine 
not^menbige&onfequenj  feiner  Slnfid^t,  ba^,  teenn 
fein  Seib  am  Iheuje  passibilis  mar  unb  mirflid^ 
litt  bie^  aud^  beim  Opfer  auf  bem  Sltare  ftatt« 
fanb.  9(un  aber  l^atte  ^afd^aftuS  nur  bie  mefent« 
lid^e  Sbentitöt,  nid^t  aber  aud^  bie  Sbentitöt  in 
nnmefentlid^en  Attributen  bel^auptet,  unb  er  l^at 
n^al^rfd^einlid^  mit  93e)ie]^ung  auf  biefen  i^m  ge« 
mad^ten  SSormurf  in  ber  Epist.  ad  Frudeg.  Die 
Haren  SBorte  gefd^rieben :  Haec  victima  nobis 
mortem  unigeniti  per  myaterium  reparat,  qui 
licet  surgens  a  mortuis  jam  non  moritur,  ta- 
rnen, in  Beipso  immortaliter  atque  incorrupti- 
biliter  vivens,  pro  nobis  iterum  in  hoc  My- 
eterio  sacrae  oblationis  immolatur.  Hinc 
pensemus,  quäle  sit  pro  nobis  sacrificium, 
quod  pro  absolutione  nostra  passionem  uni- 
geniti filii  semper  imitetur.  Auf  bie  Stimme 
be§  $riefter§,  fe^t  er  l^inju,  ftcige  Kl&riftu§  öom 
§immel  (alfo  in  Derüärtem  2eibe)  l^erab  auf  ben 
Altar.  (55gl.  5BI.  ^au§if)txx,  ®er  Ijl  ^afd)aftu§ 
KabbcrtuS.  6ine  ©timme  über  bie  ßud^ariftic  üor 
taufenb  Salären,  3Kain§  1862 ;  fyr.  ©arbemann, 
Ser  tl^eologifd^e  Sc]^rgc|alt  ber  ©d^riftcn  beS  $a» 
fd^afiu«  SRabbcrtuS  [3naug..S)iffertation],  ÜKar« 
bürg  1877.  Ueber  bie  fiel^re  Don  ber  l^eUigen  6u- 
d^ariftie  im  SSefonbcm  Dgl.  aud^  %  fSadj,  S)ie 
SDogmcngcfd^.  be§  SKittelalterS  Dom  d^riftologi- 
fd^en  ©tanbpunfte,  Sl^I.  1,  SBien  1873,  172  ff.; 
3.  ©d^nijer,  93erengar  Don  SourS,  fein  Seben  u. 
feine  Seigre,  9«ünd)en  1890,  133  ff.;  g.  SRoben- 
berg,  SDic  Vita  Walae  al§  ^ift.  Ouctte  (Snaug.- 
®iff.),  ©öttingen  1877.  ©onftige  Sitcratur  Der- 
^eid^net  Chevalier,  Repert.  des  sources  bist. 
Bio-BibHogr.  1721  s.  2761.)     [3.  ®.  TOütter.] 

'?tt$4ap[reif,  f.  Dfterfcierftreit. 

^a^qfitaßgo,  S(^^(^^^(^^*  geleierter  Sl^eo» 
löge  be§  Sl^eatinerorbcnS,  loar  geboren  ju  Ve- 
rona, leierte  ju  $abua  ^Sl^ilofopl^te  unb  ju  5Rom 
Diele  3a]^re  bie  fd^olaftifcfte  S^eologie.  3m  Dor- 
gerüdften  Alter  mürbe  er  betnal)e  blinb  unb  ftarb 
ben  17.  §ebruar  1664  im  Alter  Don  64  3a](iren. 
©ein  9^ome  ift  befonber§  befannt  getoorben  burd^ 


baS  9ßer!  De  sacrificio  novae  Legis  quaestio- 
nes  theologicae,  morales,  juridicae,  Lugdun. 
1662,  2  voll.,  mel(^e§  ba§  gefteUte  £^a  in 
1347  ^fragen  ganj  erf^öpfenb  bel^belt.  SRinber 
beräumt  ftnb  feine  fibrigen  SEBerfe,  Don  beneniux( 
Srmöl^nung  Derbienen :  Decisiones  morales  (510) 
juxta  principia  theologica  et  sacras  atqo« 
civiles  leges  difficultatum,  qaae  in  ntro^ 
foro  occurrunt.  Opus ,  in  quo  breviter  et 
dilucide  recensentur,  rejiciuntur  vel  appro- 
bantur  opiniones  tum  veterum  tum  reeentio- 
rum  theologorum  et  canonistarum,  Yeronae 
1681  (auf  bem  3nbes  feit  bem  25.  San.  1684 
mitbembefd^rönfenbenSufaft  donee  corrigatnr); 
Singulares  quaestiones  morales  juridicae 
(520),  Rom.  1662;  Yariarum  qaae6ti<mam 
moralium  canonicarum  Centuria  L,  in  qmboi 
ex  principiis  theologicis  et  sacris  et  ciTflibiu 
plura  dubia,  quae  ad  praxin  utriusque  f<»i 
pertinent  tam  quoad  reguläres  quam  qooad 
seculares  breviter  et  dilucide  explicantor, 
Rom.  1647 ;  Centuria  U— IV,  ib.  1647. 1652, 
3  voll. ;  Sacra  speculativa  doctrina  de  Deo 
ceterisque  divinitus  revelatis,  Venetiis  1650; 
Sacra  moralis  doctrina  de  statu  supematonli 
humanae  naturae  ejusdemque  operatiouibas 
atque  ipsum  concementibus,  ib.  1650  (eben* 
falls  auf  bem  3nbe£  feit  bem  29.  SRor)  1656  mit 
bem  3ufa^  nisi  fuerit  ex  correctis) ;  Theorii 
et  praxis  magni  jubilaei  atque  etiam  extn- 
ordinarii,  Rom.  1650;  Praxis  jejunii  ecde 
siastici  et  naturalis,  ib.  1644;  Theoria  et 
praxis,  in  qua  jura,  obligationes  et  privilegia 
eorum  exponuntur,  qui  in  periculo  autarticalo 
mortis  constituuntur ,  ein  felteneS,  gefu^ttl 
SBert  nad^  $a§qualigo'S  %obt  au  9tom  1672 
l^erauSgef ommen ;  448  ^fragen  finben  in  i^m  iite 
Söfung.  2)a5u  fommen  Disputationes  meti- 
physicae,  Rom.  1634.  1636,  2  voll,  in  benca 
er  feinem  befttmmten  ©pftem  l^ulbigt.  Aud^  gai 
er  SBcrfe  Anberer  mit  Anmcrfungen  berei($Kt 
berauS ,  f o  jum  erften  9Ral  Prosp.  Farinacdi 
Repertorium  judiciale  et  repertorium  de  coii- 
tractibus  au§  beffen  l^anbf^riftU^m  9{a(^ 
(Lugd.  1639. 1642, 2 voll.).  AuS  ben  angefü^ 
Titeln  feiner  SBerfe  erftel^t  man,  ba^  ^ßadquafigo 
fid^  bef onber§  mit  ber  SKoral  bef a^t^  »orin  er  tro|| 
feiner  Hinneigung  ju  milberen  Anfid^ten,  bie  totü/i 
aud^  ba§  befd^ränfenbe  Verbot  einiger  feiner 9u(^ 
Deranla^t  l^aben  mögen,  bem  1^1.  SllfonS  al§  dafp* 
fd^er  Auetor  gilt.  (93gl.  Vezossi,  I  Scrittöri 
de'  Chierici  regolari  detti  Teatini  11, 156sino 
161 ;  SReufd^,  3nbes  II,  318 ;  Hurter,  Nomoh 
clator  literarius  II,  2.  ed.,  Oeniponte  1893, 
290  sqq.)  [^urter  S.  J.] 

?a$qitati$,  ÜJl  a  r  t  i  n  e  j ,  f.  ©aint-Kortin. 

f^affagier  l^ei^t  eine  oberitalienifd^  &cte  W 
12.  3a]^rfunbert§,  über  toeld^e  nur  imx^cxif^ 
nad^ridbten  Dorl^anben  fmb.  ®ie  eine  b«fett« 
finbet  fid^  in  ber  ©dE)rift  beS  Sonacurfu«  geg« 
bie  §äretifer    unter   ber   Auffd^rift  Adverens 


1561 


$affau. 


1562 


SitgU,  (Sato,  aßartionud,  gfelis  ^tUa,  S)onatuS, 
tne  Lex  Bavariorum,  Francorum  et  Aleman- 
nomm  tc.  (f.  Mon.  Boic.  XXVIII,  2,  201  sq.). 
Xn  ben  Flamen  17.  ©er^arbS  (931—946)  unb 
18.  «balbertö  (946—970)  !nä))ft  ftd^  bie  aUer- 
biitgS  befirUtene  Sel^auptung,  ba^  erfterer  qI§ 
6c^fd^of  bon  Sord^  bon  Seo  YU.  bog  ^alliutn^ 
(dkterer  bon  Sgopet  n.  SRetropoIttanred^te  für  baS 
ftplid^e  ^ßannonien,  bod  Sanb  ber  ÜRöl^ren,  Slooren 
unb  Sieben  erl^alttn  l^abe  (Jaffö,  Reg.  Pont.  I, 
456,  IL  8602  unb  460,  n.  8644 ;  Dgl.  bogegen 
eäjkm  [f.  u.]  75  f.).  SebenfoQS  unterjetd^net  jlc^ 
Slmlbert  auf  ber  S^nobe  }u  Sngel^eim  (948) 
md^t  als  Srjbtfd^of,  fonbem  oß  Lauriacensis 
ecolesiae  episcopus  (Mon.  Germ.  bist.  Legg. 
n,  25),  unb  biefe  l^iftorifd^e  Sejeid^nung  tourbe 
täto  )ur  SBal^rl^eit  burd^  bie  9{ieberlage  ber  Ungarn 
mtf  bem  Se^fetb  (10.  9ug.  955),  infolge  beren 
bie  Ofhnarl  nneber  ber  |)irtenforge  ber  Sijd^5fe 
um  ^ffou  unterftellt  UKirb.  19.  ^iligrim  (971 
m  991 ;  f.  b.  «rt).  20.  gl^rifttan  (991—1012) 
ehielt  bon  Otto  m.  9RarIt-,  Snünj-  unb  SoQ- 
ccd^  fSr  bie  @tabt  unb  ben  ©erid^tsbann,  auf 
(Bnrnb  ttKld^r  ^ßritHIegien  bie  Sifd^öfe  Don  ba 
anateid^fSunntittelbarfeit  unb  SanbeSl^o^eit  in  Sn« 
totud^  nal^men.  (Sr  »ol^nte  1007  ber  @t)nobe  }u 
9nntffttrt  bei,  auf  nield^  ba§  Si^t^uni  ^Bamberg 
(f.  b.  9rt)  geftiftet  »urbe  (Jaffe,  Mon.  Bamb. 
BeroL  1869, 29).  21.  «erengar  (1012—1045) 
^anb  in  befonberS  freunbfd^aftlid^en  Se^ie^ungen 
xmn  Ijü  ©ottl^arb  (f.  b.  9rt.),  9bt  t)on  92ieberalta4 
uiftterem  SBifd^of  t>on  f)ilbed^eim.  2)ef|en  @d^filer, 
ber  feiige  ©untrer,  grünbete,  nad^bem  er  80  Saläre 
di  Sinftebler  gelebt,  baS  jflofter  SRind^nad^  im 
bo^rifd^en  SBalb,  wo  er  1045,  über  90  Sa^re  alt, 
*.  »erengar  führte  im  ©tift  ©t.  gölten  bie 
jel  beS  l^L  Sl^robegang  ein.  Sm  %  1041  trat 
Oifela,  bie  SBitttt)e  be§  flönigS  ©tepl^an  t)on 
nngam,  ©d^mefter  |)einriti^§  be§  ^eiligen,  in  baS 
ftIofler9tiebemburg,  m  fte  1095  als  3(bafftn 
ftotb.  22.  (foigelbert  (1045—1065)  toar  früher 
6offa))Ian  ber  ^aiferin  ^gneS,  ber  ©emal^iUn 
^etaxii^  in  S)urd^  beS  JfaiferS  ÜJluniftcen) 
nmrbe  1049  bie  fßropftei  ^rbagger  gegrünbet  unb 
1051  bie  $ropftei  ^aimburg  botirt.  3m  Saläre 
1051  em))fing  (Engelbert  ben  $apft  Seo  IX.  in 
feiner  9if d^of Sflabt ;  er  förberte  bie  Softer  feines 
©prengelS,  befonberS  bie  Umn)anblung  beS  1040 
fir  (Eononifer  gegrünbeten  ©tifteS  Sambad^  in  ein 
Sencbictinerflofter  (1056)  burd^  ben  1^1.  Sbalbero 
(f.  b.  «rt).  28.  aitmann  (1065—1091 ;  f.  b. 
bt).  9tad^bem  |)einrid^  lY.  auf  einer  ^fterft)nobe 
m  aRcrau  (^ril  1085)  bie  pöpftlid^  gefmnten 
ocntfd^  9ifd^5fe,  unter  biefen  ^Itmann,  abgefegt 

Sie,  übergab  er  baS  93iSt^um  ^ermann  bon 
peitj^,  einem  SSruber  beS  feerjogS  Seopolb 
Mm  St&tnä^,  rotlä^tt  t>on  bem  betoeibten  SIeruS 
ntt  äubel  empfangen  nmrbe,  aber  fti^on  nad^  ^mei 
Säfyxa  renig  ftarb.  2)ann  Derfaufte  ^einricl  baS 
Bit^um  an  einen  SBür^burger  SanontcuS  S^iemo. 
S4.  Ulrid^  L,  ©raf  bon  ^oeft  auS  Zirol  (ober 


©raf  Don  Geringen  aud©d^n)aben;  1092— 1 121), 
biSl^er  Somprop{l  in  SugSburg,  fonnte  erft  um 
1100  t)on  feinem  SiSt^um  rul^ig  93eft|  nehmen, 
nad^bem  Sl^temo  freimidig  ober  ge^nmngen  ab- 
getreten toar.  Ulric^  toirfte  eifrig  für  bie  SReform 
beS  SIerud,  befonberS  ber  biScipIinlofen  jf löfter, 
manbelte  1094  baS  ©tift  ©öttmeig  in  ein  93ene- 
bictinerflofter  um,  grünbete  1112  baS  ßl^orlfeerren« 
ftift  ©t.  ©eorg  an  ber  SraiSna  unb  beftötigte 
1116  baS  neugejtiftcte  Senebictinerflofter  ©eiten« 
ftettcn.  3ni  3. 1095  wolfentc  er  ber  ©^nobe  ju 
^iacenja  bei,  n)o  $apft  Urban  IL  ben  erften  Sn* 
fto^  ju  ben  flrcussügen  (f.  b.  «rt.  VH,  1148) 
gab.  Ulrid^  erreichte  ein  ^Iter  üon  94  Salären. 
Sin  3a]^r  üor  feinem  £obe  erl^ob  er  ben  Seib  beS 
1^1.  Valentin,  teeld^er  nad^  langer  93erge{|en]^eit 
mieber  aufgefunben  morben  mar.  25.  Unter  SRegin« 
mar  (1121— 1138)  mürben  jäl^lreid^e  fliöfter  ge- 
grünbet: ©leinf,  SRanSl^ofcn,  Äloftemeuburg, 
^eUigen!reu3,  Jflein-SDlariajeS;  femer  mürben  Don 
Otto  bem  ^eiligen  (f.  b.  9lrt.)  aiberSbad^,  ^^haä), 
Ofterl^of en  ref ormirt.  Unter  26.  SReginbcrt,  ©raf en 
bon  ^agenau  unb  ^e^ba  (1138 — 1147),  ent« 
ftanben  bie  Älöfter  Smettl,  SSaumgartenberg, 
©üben  am  3nn ,  Slltenburg  in  9lieberöfteneiÄ, 
SBUl^ering,  SBalbl^aufen  u.  a.  9uf  ber  SReife 
Dum  jmeiten  ffreu)§ug  (1147)  confecrirte  er  bie 
©tepl^anSIird^e  in  SBien ;  er  ftarb  aber  auf  ber  Siüdf- 
reife  Dom  ffreu}5uge  am  10.  92obember  1148  an 
ber  ©renae  ©ricd^enlanbS.  27.  Äonrab  I.  (1149 
bis  1164),  ber  jüngfte  ©ol^n  SeopoIbS  IV.  beS 
^eiligen,  biSl^er  W)i  beS  @iftercienferflofterS  $ei' 
Itgenfreua,  begünftigte  als  el^emaliger  OrbenS- 
mann  bie  jfibfter  feines  ©prengelS,  förberte  bie 
©rünbung  mel^rerer  neuen,  unter  anberen  bie  beS 
ß^orl^enenftifteS  ©t  Snbrä  an  ber  SraiSna,  ber 
^rämonftratenferflöfier  $emegg  unb  ©eraS,  beS 
©d^ottenflofterS  in  SBien  (1158)  burd^  feinen 
Sruber  §einrid^  Safomirgott,  |)ersog  öon  Defter« 
reid^,  unb  brong  fd^arf  auf  SReform  ber  Jllofter- 
jud^t.  «IS  ^erjog  ^einrid^  feine  SRed^te  aud^  auf 
bie  Untertl^anen  beS  SätStl^umS  in  ber  Oftmarf 
auSbe^nen  mottte,  leiftete  il^m  fein  Srubcr  93ifc^of 
flonrab  fräftigen  SBiberftanb.  S)a  nad^  ber  «uf- 
löfung  ber  vita  communis  bie  Sanonüer  jerftreut 
in  ber  ©tobt  mol^nten,  fd^enfte  i^nen  ber  93ifd^of 
1155  Sauplä^e  auf  bem  ^omberg,  bamit  fte  Don 
ben  fiaien  abgefonbert  an  Sinem  Ort  brüberlid() 
unb  angenebm  beifammen  mol^nen  lönnten  (Mon. 
Boic.  XXVm,  2,  229).  99ei  bem  burd^  ftaifer 
gfriebric^  I.  (1159)  IfeerDorgerufcnen  ©d^iSma  ei= 
flörte  ftd)  jf onrab  auf  ber  ©^nobe  }u  IßaDia  (3^e- 
bruar  1160)  für  ben  faiferli^en  $apft  Sictor  IV. 
93alb  aber  fd^Iog  er  fidb,  menn  aud^  auS  gurd^t 
Dor  bem  gemalttl^ötigen  ffaifer  mel^r  im  ©el^eimen, 
an  Srjbijd^of  Sberl^arb  Don  ©al^burg  unb  Sijd^of 
Öartmann  Don  93rijen,  bie  treuen  «nbänger  beS 
$apjteS  «leianber  m.,  an.  «IS  Cber^rb  am 
22.  3nni  1164  jtarb  unb  jtonrab  Dom  SIeruS 
unb  SSoIf  als  beffen  92ad^foIger  gemä^It  nmrbe, 
unter  ber  IBebingung,  ba^  er  fid^  an  ben  red^t« 


1559 


$affau. 


iseo 


merben  foQte,  ba^  unter  ber  6rbe  eine  anbere 
SBelt  unb  anbere  TOenfd^en  feien  (Epp.  Bonifat., 
in  Jaffe,  Mon.Mog.  191,  n.  66);  bagegen  ftimntte 
ber  ^Qpft  il^rer  Slnfid^t  ju,  bo^  bie  unter  ber  gram« 
motifc^  fel^lerl^often  tS^im  in  nomine  patria  et 
filia  et  Spiritus  sancti  vorgenommene  %an^t 
gülttg  fei  (Ep.  58, 1.  c.  168).  4.  «nt^elm  (756 
m  765) ;  meritis  et  dogmate  magnus  (SRegenS* 
Bürger  ^oet,  bei  Pez,  Scriptt.  rer.  Austr.  I, 
Lipsiae  1721,  10).  5.  fflifurid^  (765-774) 
tt)0^nte  ber  um  770  }u  Singolfing  gehaltenen 
@9nobe  bei  (Mon.  Germ.  bist.  Legg.  III,  459), 
auf  melti^er  aud^  bie  Sebte  Don  äßonbfee,  92ieber« 
altad^  unb  Ofterl^ofen  jugegen  maren.  9(uf  ben 
Stifter  biefer  ÄWfler,  ^erjog  Dbilo  (Ootilo; 
737—748),  werben  junldgefiil^rt  baS  grauen« 
flofter  SWcbemburg  auf  bem  linfen  SDonauufer  in 
^offau  unb  ^faffenmfinjier  (fpäter  KoHegiatftif t). 
3n  Ofterl^ofen  fanben  Obilo  unb  feine  ©emal^Iin 
Mtrube  i^re  ©rabftötte;  bei  einem  ßinfaE  ber 
Ungarn  jerftört,  mürbe  e3  im  12.  Sal^rl^unbert 
als  ^rämonftratenf erllofter  neu  gegrünbet.  SRieber- 
altad^  (f.  b.  art.)  mx  741  burd^  12  ÜKönd^e 
aus  äteid^enau  befiebelt  morben ;  9  Sifd^öf e  unb 
über  30  ktbk  für  auSmörtige  jfidfter  gingen  avS 
xf^m  l^erDor.  Sei  me]^reren  ber  genannten  flI5fter 
toirb  ber  SRegionarbifd^of  ©t.  ^irmin  als  SDKt» 
flifter  genannt.  (Ueber  ©t.  fyiorian  f.  b.  ^rt.) 
Unter  Sfflifurid^  würben  ca.  769  bie  SReliquien  beS 
l^l.  !Balentin  von  Orient  nad^  $affau  tibertragen. 
Unter  6.  SBalberid^  (774—804)  fiiftete  ^erjog 
laffilo  ca.  760  baS  fllofter  SWattfee,  ca.  777 
ftremSmünfter  (f.  b.  3lrt.) ;  jroei  ba^rifd^e  Slbelige 
grünbeten  bo8  ßollegiatftif  t  ©t.  §il)polt)t  (©t.  f'6U 
ten ;  f.  b.  9lrt.).  SRad^  ber  93eenbigung  beS  ÄriegeS 
gegen  bie  9löar?n  (799)  fam  baS  ®cbiet  jtoifd^en 
ber  @nn§  unb  ber  SRaob,  toeld^eS  mal^rf  t^einlid^  f  d^on 
Dor  ber  ^Darenl^errfd^aft  ^u  Sord^  gel^ört  ^atte,  an 
^affau.  7.  Urolf  (804—806)  er^ob  einen  gom- 
petenjftrcit  gegen  ßrjbifd^of  ^rno  Don  ©aljburg 
(f.  b.  *ilrt.),  inbem  er,  geftüjt  auf  bie  angeblid^en 
2Retropolitanred^te  2or§8,  aud^  baS  an  ©aljburg 
gefommene  Unterpannonien  beanfprud^te ;  infolge 
bicfeS  ©treiteS  würbe  er  abgefegt  unb  8.  ^atto 
(806—818)  jum  «ifd^of  ernannt.  Urolf  war 
nad^  feiner  Slbfe^ung  als  SKiffionar  bei  ben  Slöaren 
unb  5Dlä]^ren  tl^ätig.  S)a|  er  aber  jwei  Sifd^öfe 
in  ^onnonien  unb  jwei  in  TOö^ren  eingefejt  unb 
ton  $apft  ßugen  n.  (824—827)  ba§  ^attium 
unb  ben  Sitcl  eines  grjbifd^ofs  Don  Sord^  erl^alten 
l^abe  (Hansiz,  Germ,  sacra  I,  Aug.  Vind.  1727, 
149;  Jaffe,  Eeg.  Pont.  I,  322,  n.  2566),  Wirb 
beftritten.  Unter  9. 5Reginar  (Seginmar;  818  bis 
838)  würben  bie  ©renjftreitigf eiten  gwif d&en  ^affau 
unb  ©aljburg  burd^  Urfunbe  SubwigS  beS  gfrom» 
men  t)om  3afre  829  (Mon.  Boic.  XXXI,  1,  56) 
gefd^lid^tet.  5Rad^  jweijä^riger  ©ebiSöacanj  folgte 
10.  ^artwid^  (840—866) ;  er  erhielt  Don  fiubwig 
bem  ®eutjd^en  (852)  für  fid^  unb  feine  ^Rac^folger 
baS  wid^tige  Privilegium,  Sl)eile  beS  §od^fliftS» 
bePJeS  aus  SttJ^^nä^igfcitSgrünben  oertoufd^en 


au  bürfen  (Mon.  Boic.  XXVIH,  2, 70).  11.^. 
manrid^  (866—874)  reiste  867  im  Sufirog  bd 
JfaiferS  mit  ^rieflem,  liturgifd^en  SBüdpem  nsb 
©efögen  nad^  93ulgarien,  wo^in  ber  nenbefe^ 
Surft  SoriS  (93ogoriS)  SDtifftonare  erbeten  ^ 
WS  er  aber  bort  rbmif (|e  2Riffumare,  tpeld^  ^ 
92icolauS  I.  gefanbt  l^e,  bereits  in  Doder  Xtiitig- 
feit  traf,  fe^rte  er  balb  wieber  surüdf  (AnnaLFnUL 
ad  a.  867,  in  Mon.  Germ.  hist.  Scriptt  1, 380). 
12.  ßngelmar  (874— 899)  erl^iett  Don  ffaiferfiod 
bem  S)idten  887  bie  erfte  ämmunitötSurbmbe  fax 
fein  ^od^ftift  mit  befonberen  ^riDUeoien  für  fei« 
Untertl^anen  unb  Soüfreil^eitfür  Die  $affaaa 
Äaufleute  (Mon.  Boic.  XXVUI,  2,  71  »b 
1,  77).  3m  3.  876  war  baS  SendndinerOopcr 
Wt'Oetting  (f.  b.  9rt.  Oettingen)  gegrünbet  idot» 
ben.  13.  SBid^ing,  ber  880  t)on  ^ßapft  3ol^mmTIIL 
}um  93ifd^of  t)on  92eutra  in  aßdi^ren  (ie|t  Sipitzo 
in  Ungarn)  confccrirt  worben  unb  unter  ben 
^l.  ÜRetl^obiuS,  aber  nid^t  im  Sinflang  mit  ben* 
felben,  gewirlt  l^atte  (f.  b.  9rtt.  e^rifl  unb  Ote- 
t^obiuS  UI,  1298  unb  SRö^ren  Vin,  432). 
würbe  nad^  feiner  StüdHel^r  (895)  Pdnig  SnuIfS 
j{an}ler,  bann  S)ompropft  unb  no^  SttgelnoxS 
%oi  Sifd^of  t)on  ^affau.  9ber  fd^on  im  cfok 
Solare  feiner  SmiSfüJ^rung  würbe  er  auf  raut 
©aljburger  ©Quobe  abgefegt,  weit  er  im  9Bibe^ 
fprud^  mit  ben  canonifc^en  SBorfd^ften  fi^  auf 
ein  anbereS  93iStl^um  l^abe  Derfe^en  laffen  (AniuL 
Fuld.  ad  a.  899,  in  Mon.  Germ,  hiist  Scriptt 
I,  414).  14.  giid^ar  (899—902)  renumjlrirfc 
(900)  mit  ben  fämmtlid^en  boQrifd^en  SSif^üfa 
unb  bem  Sr^bifd^of  Don  9Jtain)  }u  3tom  gegen 
bie  %uffteQung  eines  Sr^bifd^ofS  unb  breier  ^« 
fraganbifd^öfe  für  SJtöl^ren,  weil  biefeS  @elriä 
5um  SiStl^um  $affau  gel^öre  (Hanaiz  I,  176). 
S)urti^  bie  balbige  ^uf  töfung  beS  möl^rif  c^en  Seines 
würbe  bie iBefd^werbe gegenftanbSloS.  S^m^Mi 
für  einen  in  bemfelben  ^al^re  Dom  SRorfgrofa 
Suitpolb  bem  ©d^^ren,  bem  ^j^nl^erm  ber  SKtteiS' 
bad^er,  unb  Sif^of  9tid^ar  über  bie  rauberifttco 
Ungarn  erf  od^tenen  ©iege  würbe  baS  Sfrauenfio^ 
Sraunfir^cn  geftiftet.  Unter  15.  SurloA  (902 
bis  915)  fiel  burd^  ben  SSerluft  ber  großen  ©d^Ia^^ 
bei  $re|burg  (907)  bie  gange  Dftmarl  bis  jin 
SnnS  an  bie  Ungarn.  Sr  unb  fein  Stad^fo^ 
16.  ©umpolb  (915—931)  mußten  unt^  jif 
feigen,  wie  in  ber  ^ölf te  beS  Jhrd^enfprengelS  unta 
ber  ^errfd^aft  ber  l^eibnifd^en  SRag^aren  bie  6al- 
turerrungenfti^af ten  beS  S^riftentlgumS  xoxAn  ixt» 
loren  gingen.  ^iS  ^Itötting  l^erauf  erjhedten  ^ 
bie  Staub^üge.  S)urd^  ben  iBerluft  ber  Ofbiunf 
Cef  firte  and)  baS  3nftitut  ber  5Paff  auer  ^orbiftjfift 
weld^e  bisher  bort  gewirft  l^atten.  f$är  längere  3ß 
ber  le^te  war  äJtabalwin,  Don  weld^em  $a{f(m  He 
für  jene  Seit  fel^r  bebeutenbeSibliotl^ef  Don  568ö« 
ben  erwarb;  fie  entl^ielt  auger  ber  l^ligen Steift 
unb  Auslegungen  berfelben  SDangeliarien,  Spipo- 
lorien,  9litualien,  §omilien,  Segenben,  bie  SäBetle 
Don  DrofiuS,  Soetl^iuS,  SaffioboruS,  Sfibor  m 
©cöilla,  95eba,  aber  aud^  ©d^riften  Don  ^tontrf. 


1561 


$Qffau. 


1562 


Me  Lex  Bavariorum,  Francorum  et  Aleman- 
Bomm  K.  (f.  Mon.  Boic.  XXVUI,  2,  201  sq.). 
Xn  ben  Flamen  17.  ©etl^arbS  (931—946)  tmb 
18.  «balbertS  (946—970)  Mp\t  ftd^  bie  aUer- 
UitgS  bejiriltene  Sel^ouptung,  ia^  erfterer  al§ 
Sc^fd^of  t)on  Sord^  t)on  Seo  YII.  ba§  Pallium, 
(^^terer  Don  Sgopet  n.  !IRetro))oIitanrec^te  für  bad 
5pid^  ^ßannonien,  boS  Sanb  ber  SDläl^ren,  9t)Qren 
mtb  Sieben  erl^alttn  l^be  (Jaff6,  Beg.  Pont.  I, 
456,  IL  8602  unb  460,  n.  3644 ;  Dgl.  bagegen 
e(IMbI[f.u.]75f.).  aebenfoQS  unterseid^net  fid^ 
XbaI6ert  auf  ber  @Qnobe  }u  ängell^eim  (948) 
nid^t  als  Srjbifd^of,  fonbem  al§  Lauriacensis 
eedeeiae  episcopus  (Mon.  Germ.  bist.  Legg. 
n,  25),  unb  biefe  l^iftorifd^e  Sejeid^nung  mürbe 
baib  )ur  SBa^rl^eit  burd^  bie  92teberlage  ber  Ungarn 
mtf  bem  Se^felb  (10.  9ug.  955),  infolge  beren 
bie  Ofhnarl  lieber  ber  ^irtenforge  ber  9ifd^5fe 
um  ^ffau  unterteilt  nmrb.  19.  ^iligrim  (971 
bis  991 ;  f.  b.  «rt.).  20.  gl^riptan  (991—1012) 
ehielt  Don  Otto  m.  SRarlt^  Snüna»  unb  SoQ- 
tcd^t  fSr  bie  ©tobt  unb  ben  ©erid^tsbann,  auf 
Ocunb  toeld^r  ^ßritHlegien  bie  Sifd^öfe  Don  ba 
an  Xeid^nmittelbarf eit  unb  SanbeSl^o^ett  in  Sin* 
foxud^  nal^men.  Sr  tool^nte  1007  ber  @t)nobe  gu 
gfmnlfurt  bei,  auf  mläjtt  baS  93t8tl^unT  ^Bamberg 
Q.  b.  9rt)  geftiftet  würbe  (Jaffe,  Mon.  Bamb. 
BeroL  1869, 29).  21.  ©erengar  (1012—1045) 
9anb  in  befonberS  freunbfc^aftlid^en  Regierungen 
xmn  Ijü  ®ottl^arb  (f.  b.  9rt.),  W>t  Don  ißieberaltad^, 
uiftterem  SBifd^of  Don  ^ilbeSl^eim.  2)ef|en  @d^äler, 
ocr  feiige  ©untl^er,  gninbete,  nad^bem  er  30  3al^re 
Ott  (Einfiebler  gelebt,  baS  jtlofter  SRind^nad^  im 
bo^rifd^en  SBalb,  wo  er  1045,  über  90  Sa^re  alt, 
irb.  »erengar  führte  im  Stift  ©t.  gölten  bie 
|el  beS  1^1.  e^robegang  ein.  ^m  3. 1041  trat 
bie  3Bitttt)e  beS  flönigS  &tp^an  Don 
Unsarn,  @d^tt)efter  ^einrid^S  beS  ^eiligen,  in  baS 
ftIofter92iebemburg,  »o  fte  1095  al§  3lbtifftn 
paA.  22.  engelbert  (1045—1065)  mx  früher 
&offat>lan  ber  jfaiferin  eignes,  ber  ©emablin 
^entri^S  HL  S)urd^  beS  JtaiferS  aRuniftceu) 
Mnbe  1049  bie  ißropftei  Srbagger  gegrünbet  unb 
1051  bie  $ropftei  ^aimburg  botirt.  3m  ^a't^xt 
1051  eni))fing  Engelbert  ben  ^apft  Seo  IX.  in 
fenttt  Sifd^ofSfiabt;  er  förberte  bie  jflbfter  feinet 
6|itcngeld,  befonberd  bie  Umn)anblung  bed  1040 
fir  Sanonifer  gegrünbeten  ©tifteS  Sambad^  in  ein 
Beiicbictinerflofter  (1056)  burd^  ben  1^1.  Sbalbero 
(f.  b.  «rt.).  28.  aitmann  (1065—1091 ;  f.  b. 
bt).  9lad^bem  ^einrid^  IV.  auf  einer  9fterft)nobe 
ttt  aRain}  (^ril  1085)  bie  pöpftHd^  germnten 
Mttfd^  ^if d^öfe,  unter  biefen  ^Itmann,  abgefegt 
Uttt,  ubergob  er  bad  93i§t]^um  ^ermann  Don 
f|i|ieiißein,  einem  Sruber  beS  ßergogS  Seopolb 
ma  iramt^en,  ueld^er  Don  bem  betoeibten  6Ieru§ 
Kit  2htbel  empfangen  ttmrbe,  aber  fd^on  na$  jtoei 
Sol^teii  reuig  ftarb.  S)ann  Derfaufte  ^einri^  ba§ 
Bb^itm  an  einen  äBürsburger  SanonicuS  S^iemo. 
14.  mrid^  I.,  @raf  Don  ^oeft  aud  Zirol  (ober 


®raf  Don  SSeringen  auSSd^toaben;  1092— 1 121), 
biSl^er  S)ompropfi  in  SugSburg,  f onnte  erft  um 
1100  Don  feinem  SäiStl^um  rul^ig  93efi|  ne^n, 
nad^bem  £^iemo  freimidig  ober  gejtoungen  ab- 
getreten toax.  Uixxä)  tt)ir!te  eifrig  für  bie  Seform 
beS  SleruS,  befonberS  ber  biSciplinlofen  jtlöfter, 
toanbelte  1094  baS  ©tift  ©öttmetg  in  ein  93ene- 
bictinerllofter  um,  grünbete  1112  baS  S^orl^erren« 
ftift  ©t.  ©eorg  an  ber  SraiSna  unb  beftötigte 
1116  baS  neugeftiftete  Senebictinerflofter  ©eiten« 
ftetten.  3tn  3- 1095  mol^nte  er  ber  ©^nobe  ju 
^iacenja  bei,  too  $apft  Urban  IL  ben  erften  ^In« 
ftofe  ju  ben  Äreuaaügen  (f.  b.  «rt.  vn,  1148) 
gab.  Ulrid^  erreichte  ein  ^Iter  Don  94  3a^ren. 
6in  3a]^r  Dor  feinem  Sobe  erl^ob  er  ben  Seib  beS 
1^1.  93alentin,  teeld^er  nadji  langer  iBergeffenl^eit 
mieber  aufgefunben  korben  mar.  25.  Unter  SRegin* 
mar  (1121—1138)  mürben  jäl^lreid^e  fllöfter  ge- 
nbet:  Olcinf,  SRanSl^ofcn,  Äloftemeuburg, 
eiligentreu},  J^lein-SDlaria^eQ;  femer  mürben  Don 
tto  bem  t)eiligen  (f.  b.  %rt.)  «IberSbod^,  ^^haä), 
Operbof en  ref ormirt.  Unter  26.  SReginbert,  ®raf en 
Don  §agenau  unb  ^epba  (1138 — 1147),  ent« 
ftanben  bie  Älöfter  S^ettl,  ©aumgartenberg, 
©üben  am  3nn,  Sltenburg  in  92ieberbftenei^, 
SBiU^ering,  SSBalbl^aufen  u.  a.  Suf  ber  Steife 
i)um  jmeiten  flteujsug  (1147)  confecrirte  er  bie 
©tepl^anSIird^e  in  SBien ;  er  ftarb  aber  auf  ber  SRüdf^ 
reife  Dom  Äreujsuge  am  10.  9JoDember  1148  an 
ber  ©renje  ©ried^enlanbS.  27.  Äonrab  I.  (1149 
bis  1164),  ber  jüngfte  ©ol^n  SeopolbS  IV.  beS 
|)eiligen,  biSl^er  Slbt  beS  SiftercienferflofterS  ^ei* 
ligentreu},  begünftigte  als  ehemaliger  OrbenS« 
mann  bie  Älbfter  feines  ©prengelS,  förberte  bie 
©rünbung  mel^rerer  neuen,  unter  anbercn  bie  beS 
Sl^or^errenftifteS  ©t.  Snbrä  an  ber  SraiSna,  ber 
^rämonftratenferflöfJer  ^emegg  unb  ®eraS,  beS 
©(!^otten!lofterS  in  SBien  (1158)  burd^  feinen 
93ruber  |)einrtd^  Safomirgott,  $er}og  Don  Oefter- 
reid^,  unb  brang  fd^arf  auf  {Reform  ber  Älofter« 
}ud^t.  SIS  $er}og  ^einrid^  feine  SRed^te  aud^  auf 
bie  Untertl^anen  beS  SiStl^umS  in  ber  Oftmarf 
auSbel^nen  mottte,  leiftete  il^m  fein  SSruber  SSifc^of 
Äonrab  fräftigen  SBiberftanb.  S)a  nad^  ber  äuf- 
I5fung  ber  vita  communis  bie  Sanonifer  }erftreut 
in  ber  ©tobt  mol^nten,  fc^enfte  il^nen  ber  Sifd^of 
1155  Sauplö^e  auf  bem  ^omberg,  bamit  fte  Don 
ben  Saien  abgefonbert  oxi  ginem  Ort  brüberlid() 
unb  angenebm  beifammen  tool^nen  lönnten  (Mon. 
Boic.  XXVin,  2,  229).  ©ei  bem  burd^  Äaifer 
Qfriebric^  I.  (1159)  bcrDorgerufenen  ©d^iSma  er« 
flörte  ftd)  jf onrab  auf  ber  ©^nobe  }u  $aDta  (gfe* 
bruar  1160)  für  ben  faiferli^en  $apft  Sictor  IV. 
99aQ>  aber  fd^lo^  er  fidb,  menn  aud^  auS  gurd^t 
Dor  bem  gemalttbötigen  ffaifer  mebr  im  ©el^eimen, 
an  6r}bifd^of  ßberl^arb  Don  ©aljburg  unb  SSifd^of 
f)artmann  Don  Srijen,  bie  treuen  Sn^änger  be§ 
$ap|teS  aiejanber  in.,  an.  9llS  Cberl^arb  am 
22.  3uni  1164  ftarb  unb  flonrab  Dom  SleruS 
unb  fßolt  als  beffen  92ad^folger  gemöl^lt  ttmrbe, 
unter  ber  Sebingung,  ia^  er  fid^  an  ben  red^t< 


1563  ^affau.  ISM 

mä^gen  $a))|)  ^alte,  t^t  er  baS  D|f(ii  unb  TÜd>  gft^bt  gegen  ben  unni^igen  3tafoto  boti  Oiltfr 

haltlos,  toojür  er  Don  bem  ffaii«  HB  gu  feinem  bürg.  35.  Ulri^  IL,  ©taf  tnn  SnbtiftB-SJieffti 

3:ob((@e)3t.ll6S)  Diel  ju  leiben  ^atte.  Slad^bem  (1215—1221),  uo^tt  bei  »tertett  lohnmeifi' 

ffonrob  nQi$  ©aljburg  gegangen,  rig  in  $al|au  fi^en  @i>nobe  (1215)  üei,  ei^itlt  auf  ben  Xeit^ 

baS  @<i^i8ma  ein.    S)er  bietierige  £ombed)Qnt  tag  ju^lüimbag  1217  bofl^^nenle^en'äbaM 

28.  Slupert  I.  (1164—1165)  Derpfli(!^lete  fiH)  auf  Sljgau  unb  bamit  bte  fonneflt  Snetfenmme  iB 

bttn  Sleidietag  ju  SfiSür}butg  (<Dtai  1165)  eiblic^,  Sfeic^lfürfl,  er!iaute]219bte3efhntB€L@(n9l> 

Slefanbei  nie  aI3  $apft  anjueriennen,  unb  tuirflt  bürg,  \päUr  Ober^ouS  gnuntnt,  gegenübet  m 

in  bielem  ©inne  bei  (einem  HleniS,  fanb  ober  leb-  5]3affnii,  unb  Iö?le  (ein  1215  juglrit^  mü  gri* 

^ften  SSSibetflinic^  bei  Oielen  ÄIBflern,  nament-  rid)  11.  gemai^ieä  ©elübbe  eine«  flrni)}]ige  baut 

Ii4  ben  Siftercienlem.  6r  ftarb  sine  poenitentia  3:beilna^me  an  btm  S^S  ^^^  ^nrittte,  inj 

(Aim.HeicherBperg.ada.ll65,inUoii.Genn.  n^eldfcm  CTam31.0dDbtrl221  fldib.  36.6ek 

liiBt.8cnptt.XVlI,472).  ^^m folgte 29. 3)m'  ^atb,  @raf  Donpaien,  gab  1225  bit  tißtbf 

fiiopp  atbD,  rotUtfrc,  mit  bem  SJorncopitel  iiiüi  btn  tannte  ©cddEitSorbnung  füi  bie  @tabt  \a^  b« 

!8üigtm  gerfollen,   na^  3a^ie3fTi^  Deitriebcn  ^od^ftift  eine  fielen  @eftaltung  unb  giiÄni  p 

tmirbe,  o^nc  bie  Sonfeciation  empfangen  gu  beben.  cerfi^Q^en,  tefonnirte  aber,  mit  eS  fc^int,  tnfolgi 

^üi)  30.  §einti[^  L,  ®tüf  Don  Betgen  (1169  einei  Bon  ©regot  IX.  erhaltenen  SüifhogB  etnd 

bis  1172),  wfignitle  fialb.  Stft  beffen  ©ruber  preng  unb  rüdfuJ^liloS.   SJatüber  jeifiel  eririr 

31.  ibfobolb  (Sietpolh;  1172—1190)  (c^mor  frinem  ©omcapitd,  mtlcbeS  i^n  in  Som  wrHoglr, 

ju  9)enebig  mit  bem  j?ai|er  (1177)  baS  Sii^iSma  unb  reflgnirte,  o'^nt  ba^  eine  Stnteng  gegen i^ 

ab,  iDurbc  t)on  91IcEanbtr  anerfannt  unb  mofintt  gefäQt  norben  märt  (1232).    37.  mibigei  M 

1179ber@qnobeimSatcri)nbti,  meldiebieSe-  SRabett  (1233—1250)  ^tte   als  trftn  Si^Dt 

feftigung  be§  fir^Ii^en  ifricbenS  }um  3ned  ^atte.  can  ßbicmfee  (f.  b.  ^it.)  boS  SSiSt^um  mnßcr^ 

Sßon  ba  an  toat  et  ein  eifimer,  gemiffen^aftet  9i-  oermaltet.  Sluq  um  bie  ihi^  unb  bit  Stäfa 

{c^of.  ^ai)  einem  groBenSranbt(1181)ftenttcT  feiner  neuen  ^iitctfe  enoarb  et  ^^  iritle  Sabietfk. 

bie  bifi^öflii^e  Ste^benj  niebet  btr  unb  begann  aibet  buri!^  feine  blinbe  Sn^önglt^tttt  an  flo^ 

btn  SSitberaufbau  btS  SJomtl.  9Bit  bem  S^om-  Sritbrii^  n.  unb  feine  ÜSeigtrung,  bie  übet  k» 

btcan  Sagtno,  fünf  anbtitn  SDomtientn  unb  Dielen  felbtn  Der^ängtt  @EtDmmunication  ja  DtitünbÜBi 

Eßafallen  na^m  tr  an  bem  britten  ihtugjug  bon  lam  er  mit  btm  Stgaten  Gilbert  Don  Stfr^  (f.  b. 

1187  tl)(il,  ftarb  aber  am  8.  SloDtmber  1190  gu  91rt.)  in  fd|aiftn  gonjlict,  unb  bei  Stgat  f^itS» 

Srit}oIieanbtr!l!tf),na^btmbiefe(^3Sicim^errtn  bigtr§  abfc^ung  burd^.    tia  auf  atlbtitt  3S^ 

frf|onDoriI)mber@eu^tjum  Opfer  gtfaOtnDartn.  treiben  \i^on  naü)  3iübigcr3   SscommuniattDi 

©eine  Seirfit  «urbe  ju  Slccaron  begraben.  fCtm  {©omnirrl248)erttät|lte  SS.Äonrob,  ^rinjara 

Siombecan  Sogeno  oerbanft  man  bie  Descriptio  !PoIen  unb  ©^lefien,  pfropft  }u  @Iogan,  fnS* 

expeditionieasiaticaeFridericiLiinperatoria  nur  ben  ^ilel  Electua  Fataviensis  mib  fm 

contra  Turcos  (Mon.  Genn.   bist.    Scriptt.  nie  nacb  ^nffou.  S9.!8ert^olb,  @raf  DOnSigwO' 

XVII,  509  eqq.)-  32.  aSDlflet  Bon  gaenbre^tS-  ringen  (1250— 1254),  fejte  fi4  unttr|Iii|t  ww 

Iir(fien(1191— 1204)l)atte  mit  btntanbfüd^ligen  bB^mtfi^tn  Sruppen,  in  ben  SBefiM"ner ^Wf*" 

@rQfenUDn!8DgenunbDonOrtenburgjuiämpfen,  flabt  unb  utr^ängte  baS  3nltrbtct  übttbenbaf- 

Dtrmebrtt  aber  flug  ben  Sefitlftanb  be§  ^Dc^ftiflf§.  rifd^tn  X^eil  feiner  S)i&ctfe,  regierte  aber  nn^ 

Unter  t^m  raurben  bte  flläfter  @(^1(igl  unb  £ilten>  ^tr  nid^t  unrül^m!id(i,  brang  tnSbefonbfR  bei  ba 

ftib  gegrunbet.   3n  btn  Satiren  1197  unb  1198  ^omfiemn  auf  Stn^ialtung  bet  9lefiben^ifIi4L 

Weilte  er  mit  ^itrjog  Sriebtii^  I.  Don  OtPcntid^  5Diit  40.  Otto  Don  SonSborf  (1254—1265)  k- 

im  ^eiligen  üanb.  ttllg  t^n^anger  be€  tscommuni'  ginnt  niebei  eint  glängenbe  iBifcl^ofSrei^   fc 

cirlen  A'önigS  $t)i[ipp  mürbe  er  jmeimal  nac^  füllle  bie  großen  Süden  im  ßltruS  aus,  bitUSif'' 

Äom  citirt,  tonnte  ober  jcbeSmal  fiefriebtgtnbe  tationSreifen ,  f^ritl  ftreng  gegen   MtneO^ 

grflärungen  geben.  9)on  1204 — 1218  befleibtte  ffl&Per  ein,  traf  aber  im  Uebrigen  liebeudlt  ?ir- 

tr  t^renöDll  bit  Sßürbe  beS  Sßafriarc&en  Don  9)qui-  foigt  für  IßJett*  unb  fftopergtipiie^.   SomtÄidi 

Itja.  ©ein  rebenbee  Sappen,  einen  rottien  ÜBoIf,  fSrberte  er  bie  91ieberiaffungtn  ber  eben  gtfbfMn 

oboptirlenfpQlerbieSiii^üfeunbbieSlQbl^affau.  Slominiciiner  unb  Srancificantr  unb  btgünptfi 

©tin  SiactjfDlgtr  33.  ^Dppo  regierte  nur  (urj  boS  ©tubium,  inbem  tr  mett^DoHe  £Bü(^  nn  Iw 

(1204  bie  Slnfang  1206).  34.<SlQngDlbDon%erg  fflSfttr  jum  Sbfifireibtn  lief).  3)ie  SJoinbiblit^if 

(1206— 1215),  Srubet^tinri^S  (30)  unb  25eo.  jfi^He  226  Bänbt,  ftint  eigent  151  titnlirteot 

balbS  (31),  mar  9lbt  uon  jfrem^münfter  unb  bann  eine  Slnja^l  untitulirte  Süt^tt  (Catalogna  Etw 

Don  £egem|tt  gtmtfen ;  er  Dcr|(^Qffle  ben  Stiften  rum  Ottonis  episc,  in  Mon.  Boic.  XXVUl,  % 

unb  Ali^flem  feiner  ^iöcefe  mani|trlei  SJortbeilt  484).  $ie  fämmtli^tn  Uttunbtn  be«  SiS^ 

unb  menbtte  no^  mÜbeDoü  bie  Don  ^trjog  Sco-  unb  ber  fllbfier  fammeltt  et  in  bent  Codes  lioot- 

polb  Vir.  auf  ftoflen  beä  5liaf)aUEr  SpttngtlS  dorfiaLue(Mon.Eoic.XXVni,2,u.XXIX,3) 

beabfi(^tigle  6lrt)nbung  rineS  $i§tbum3  EBien  ab.  unb  lieg  tin  Stn^ibiaconatSüergeiänil  unb  ri« 

3n'S  3a()i  1210  fäBt  tin  SBoIKöufftanb  gegtn  bit  ^ufammenfleDung  her  ^iftünben  Mf^öfli^J»" 

in  $a|fau  anfäffigen  3uben,  1212  eine  ftegreid(it  tronatS  anlegen  (1.  c.  XXYIU,  2, 487  e^.)-  V 


1565 


^QffQU. 


1566 


3. 1256  l^ielt  er  ben  erften  iefannten  Sanbtog, 
anf  iDeld^tn  gtoecfmö^ige  ißerorbnungen  getroffen 
limrbm.  41.  SabiSIoud,  $rin)  Don  Sd^Ieften, 
(hifel  ber  l^L  C^ebtoig,  2)omprop|}  üon  ^rog, 
limrbc  batb  nad^  feiner  SBal^I  für  @oI$burg  ))oftU' 
Hrt  unb  beflätigt.  42.  ^etruS  (1265— 1280), 
lAS^  SonontcuS  in  SreSIou,  l^telt  mit  bem  Sor« 
bfaianegaten  @uibo  1267  in  SQBten  eine  n)i(j^tige 
XcformfQnobe  (Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  IX, 
699 sqq.);  im  3. 1274  teo^nte  er  einer  fold^en 
in  @Qhourg  bei  unb  l^ielt  1275  felbft  eine  @Qnobe 
in  ^f|QU.  2)ur(^  bie  fofortige  Snerfennung  unb 
treue  Ünterfiü^ung  Stubolfd  Don  ^absburg  afö 
ffSnigd  ermarb  er  fi(^  beffen  ©unft  unb  mid^tige 
^BriDilegien.  3ur  Sl^orolterifirung  beS  bamoligen 
Somcopiteld  bient,  boi^  teöl^renb  Ißetrud'  Sie* 
dcnm^eit  bie  SiStpmer  Sedau,  $rag  unb 
%4iemfee  mit  ^affauer  S)om^erren  befe|t  mürben. 
48.  SSic^arb  t)on  ^oli^eim  ftorb  nad^  nur  gmei« 
lAtfriger  ^Regierung.  9ud^  44.  @ottfrieb  I.,  ein 
SBejtfoIe,  ftönig  Siubolfg  ^rotonotor,  regierte  nur 
tax}  (1283—1285),  l^iielt  ober  in  ©t.  gölten  eine 
Sber  bnS  ganje  fird^Iic^e  Seben  ftd^  erftredfenbe 
XcformfQnobe  (Hansiz  I,  427  sqq.).  45.  Sem* 
&arb  k)on  ^romboc^  (1285—1313)  l^ielt  brei 
G^noben,  orbnete  bod  pfeft  bed  feiigen  ®ott« 
barb  (f.  b.  9Irt.)  an,  ermieS  ftd^  al§  ein  molarer 
Sater  bed  »egularclerus,  ftiftete  1293  ba§  Softer 
Snge^arbSgeu  unb  erfüllte  ouc^  treu  bie  $flid^« 
tcn  qI8  fianbeS^en.  Sro^bem  mürbe  er  1298 
inxd^  einen  Sfirgeroufftonb,  beffen  3^^^  9ieid^§> 
mmiittelbarleit  mar,  Vertrieben.  @ein  milber  @inn 
mo^te  ben  Sürgem  bie  Untermerfung  leidet ;  er 
gab  ben  Sünften  fogar  gro^e  fjfrei^eiten.  Unter 
i^  f^ritt  ber  SBieberoufbou  bed  1181  obge« 
brannten  ®omed  ber  SBoHenbung  entgegen.  SBöl^' 
xcnb  feiner  ^Regierung  jeigten  fid^  bie  erften  ©puren 
ber  aSoIbenfer  (f.  b.  Mrt.  »a^em  ü,  115).  Sem- 
fyxA  erreichte  ein  ^Iter  Don  na^eju  100  Salären. 
eine  tmiefpoltige  SBo^l  46.  ©eb^arbs  Don  SBott- 
fee  nnb  9Ibred^t§  I.  Don  Oefterreid^  fanb  boburd^ 
{^  Srlebigung,  bo^  erflerer  1315  in  9(Dignon, 
ttw  et  perf  önlic^  fid^  bie  Seftätigung  erholen  mollte, 
forb,  festerer  aber,  ber  nod^  feine  SBeil^e  empfangen 
batte,  jurfidtrot  unb  als  albert  ber  SBeife  einer 
bor  bepen  gfirften  Cefterreid^S  mürbe.  Srft  1320 
amrbe  47.  Gilbert  n.,  $rin}  Don  @ad^f  en,$f  arrer  bei 
6t.  etep]^  in  SBien,  Don  $apft  Sol^anneS  XXTT. 
ernannt  unb  Dom  (Sapitel  acceptirt.  Sin  eifriger 
Qi^of,  ber  befonberS  neue  92ieberla{fungen  ber 
Sortl^fer  unb  tluguftiner'Sremiten  förberte,  l^ielt 
er  Ott  ^ergog  aud^  einen  glönjenben  ^of  unb  jal^l« 
trid^  Solbmili}  unb  unterftü|te  bamit  feinen  Ser* 
HMnbten,  |)ergog  griebrid^,  in  ber  @d^lad^t  bei 
Knq>flng;  bann  aber  erfannte  er  Submig  ben 
Boxern  on  unb  fud^te,  menn  aud^  Dergeblid^,  eine 
KnSfö^nung  jmifd^en  i^m  unb  bem  $apf[e  ^erbei* 
IBffiJ^.  @d^on  im  3. 1315  mann  in  JhemS 
nü)  anbermörtd  Unterfuc^ungen  gegen  bie  Sßal« 
^oifer  ongeorbnet  morben.  Unter  il^nen  mar  ein 
letsiffer  9ieumeij!er,  meld^er  angeblid^  50  3a^re 


lang  ber  @ecte  in  Oefteneid^  al8  Sifd^of  Dorge- 
ftanben  unb  bie  Sn^nger  berfelben  bort  auf 
80000,  in  ©öl^men  unb  SWä^ren  auf  eine  unaäbl- 
bare  SDZenge  gefd^^t  boben  f oll ;  man  erfannte  fid^ 
an  einem  geheimen  ®m|  (Annal.  Matseens.,  in 
Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  IX,  825—827). 
Um'S  3abrl888  föOt  bie  Austreibung  jal^lreid^er 
SBalbenfer  auS  jlloftemeuburg  unb  eine  9Serfol- 
gung  ber  Suben,  meldte  mit  einer  confecrirten 
jpoftie  SreDel  getrieben  boben  foQten.  Slbert  ßarb 
nad^  einer  t^ötigen  unb  fingen  Slegtemng  am 
19.  !Dtai  1342.  48.  ©ottfrieb  IL  Don  äSBeiffenedt 
(1342—1362)  mürbe  auf  ®mnb  einer  Dom  S)om» 
capitel  aufgeftellten  unb  Don  il^m  anerfannten 
SBablcapitulation  gemöblt.  Sr  mar  ein  frieb» 
liebenber  fluger  ^err,  ber  eS  Derftanb,  in  bem 
nad^  SubmigS  beS  Säugern  Zob  jmifd^en  beffen 
Söhnen  auSgebrod^enen  Sßinen  ftd^  neutral  }u 
balten;  ebenfo  ftanb  er  mit  ben  öfterreid^ifd^en 
^ergogen.in  beftem  SinDemebmen.  Srmar  ein 
forgfamer  ^&x\i,  aber  auc^  ein  eifriaer  Sifd^of. 
anbei  mürbe  feine  Stegiemng  burd^  fd^mere  Un» 
glüdtsfölle  getrübt:  im  3anuar  1848  fanb  ein  jer» 
prenbeS  €rbbeben  ftatt;  in  bemfeÜen  unb  im 
folgenben  Saläre  grafftrte  ber  fd^marje  Sob,  an 
meld^em  in  $affau  ber  britte  Sb^il  ber  SeDölfemng 
ftarb;  bann  fam  ba§  Sluftreten  ber  ©eitler  (f.  b. 
Art.  Slaaellanten),  meld^eS  ßerjog  Albred^t  ber 
SSBeife  uno  ber  Sifd^of  energif^  unterbrüdCten;  eine 
SSerf olgung  ber  3uben  erfolgte  megen  Dorgeblid^er 
Vergiftung  ber  99mnnen,  unb  enblid^  entftanb  am 
7.  SJlai  1354  eine  ^feuerSbrnnft  in  $affau,  meldte 
Dielen  9Renf d^en  baS  Seben  f oftete.  ßS  folgte  49.  AI» 
bred^t  UI.,  {Jreiberr  Don  SBinfel  (1363—1380). 
3n  baS  3abr  1865  fallt  bie  Ummanblung  ber 
@t.  ©tepbanSfird^e  ju  2Bien  in  ein  SoÜegiatftift 
mit  24  e^orberren  unb  26  jfaplönen,  in  baSfelbe 
3abr  bie  @tiftung  ber  bortigen  UniDerfttdt.  3m 
3. 1367  rebeHirten  bie  Sürger  mieber,  erlitten 
aber  eine  blutige  92ieberlage  burd^  bie  bifd^bflic^en 
unb  bfterreic^ifd^en  Gruppen.  S)urd^  bie  erbetene 
93ermittlung  ber  bflerreid^ifd^en  derjogr  erhielten 
fie  )u  billigen  93ebingungen  tSfrieoen,  ben  fte  aud^ 
ibrerfeitS  bi^lten.  ^Dagegen  ^atte  ber  Sifd^of  nun 
Diel  mit  tro^igen  Safauen  ju  fömpfen,  unb  er 
mürbe  einmal  Don  ben  §enen  Don  ßbtenfels, 
fteierifd^en  Sbelleuten,  faft  ein  3al^r  lang  gefangen 
gel^alten.  Sie  baburd^  ermad^fenen  floften  mad^ten 
9)erpfänbungen  Don  ^od^ftiftSgütem  unb  mieber» 
l^olte  subsidia  charitatiya  Don  Seiten  beS  SlemS 
notbioenbig.  Äricger  auS  3tt)flng  ber  SSerbölt- 
niffe,  mar  Albredfct  HI.  bod^  ein  eifriger  83ifd6of, 
meld^er  Dielen  fllöftem  93emeife  feines  SBobltoollenS 
gab.  50.  3obann  I.  Don  ©d^ärffenberg  (1381 
bis  1387)  glänjte  burd^  SBiffenfd^aft  unb  reinen 
SBanbel;  er  bemütbigte  bie  räuberifd^en  ©rafen 
Don  @cl^uenburg,  mu^te  aber  ben  Oefteneic^em 
für  i^re  ^ilfe  mand^lei  3ugeftänbniffe  maä^tn. 
92a(b  feinem  Sobe  möb^te  baS  2)omcapitel  ben 
Iiombecan  ^ermann  S)igni,  meld^er  aber  auf 
Setreibm  ber  ba^rifd^en  ^erjoge  Dom  römifd^n 


1567 


^affau. 


1568 


©tul^Ie  ntd^t  ieildtigt  tourbe ;  Dtelmel^r  autbe  Don 
bort  51.  SRupred^t  II.,  ^crjog  t)on.3üU(^»55crg, 
ernannt  (1388).  ^ermann  rcfignirte ;  aber  baS 
S)omca))iteI  »ö^Üe  ie^t  52.  ©eorg  I.,  trafen  Don 
^6f)tnloi)t.  @(|on  mar  ed  jtoifd^en  ben  beiber* 
fettigen  Sinl^ängem  }um  offenen  fhieg  gefommen, 
ba  tt)urbe  berfeloe  burd^  bie  SranSIation  9{u))re((t§ 
nod&  ^aberbom  (1390)  beenbigt.  «ber  erft  1393 
refigntrte  3tupxt(bt  auf  $affau,  morauf  ®eorg 
bie  ^ulbigung  erhielt.  S)er  Jmeg  unb  feine  93au* 
luft  nötl^igten  biefen,  @d^ulben  ju  contral^ren,  ju 
beren  Seiung  er  fel^r  unpopulöre  @teuem  auf« 
legte.  9IS  teäl^renb  biefer  Sßtrren  bie  SBalbenfer 
namentlid^  auf  bem  öfteneid^ifd^en  ©ebtete  mit 
SBlorb  unb  S5ranb  auftraten,  würbe  Fr.  ^eter, 
^roüinjial  ber  Söleftiner  in  Sbeutfd^Ianb,  berufen, 
loeld^er  ba§  3nquifttion3t)erfa]^ren  gegen  bie  jte^er 
einleitete  unb  einige  &artnödKge  Derbrennen  lie^. 
Saburd^  mürbe  bie  |)örefie  in  einigen  Salären 
unterbrüdCt;  Diele  Slnl^änger  berfelben  aber  l^ielten 
fid^  an  ber  bö^mif^en  ©renje  Derborgen  unb 
traten  fpäter  }u  ben  ^ufiten  über.  S)em  SSerfud^ 
be§  |)ieron9mu8  Don  ^rag  (f.  b.  Slrt.  ^u§  VI, 
440  ff.),  wö^renb  feines  Slufent^alteä  in  SBien 
(im  äBinter  1409/1410)  biefe  Seigre  ju  Derbreiten, 
trat  ber  Official  für  Unteröfterrei^ ,  SnbreaS 
©rillenberg,  energifd^  unb  erfolgreid^  entgegen. 
^ierouQmuS  folgte  ber  Sitation  Dor  fein  ©erid^t 
nid^t,  fonbem  pol^  (f.  ob.  VI,  450).  9luf  ber 
@Qnobe  5u  jtonftanj  nal^m  93ifd^of  ®eorg  eine 
^erDorragenbe  Stellung  ein  unb  enoirfte  Don  So« 
l^anncS  XXHI.  (d.  d.  1.  gebr.  1415)  für  bie 
S)iöcefc  $af)au  bie  ßjemtion  Don  ©aljburg  unb 
ba§  ^aUium.  ^uf  Sieclamation  be§  Srjbifd^ofS 
Don  ©aljburg  würbe  Don  SDMrtin  V.  bie  (Sjemtion 
auf  ©eorgS  SebenSjeü  befd^ränft.  SDaS  Snbe  feiner 
dtegierung  war  burd^  bie  beginnenben  ^uftten« 
friege  bcunrul^igt,  an  wcld^cn  er  1420  pcrfönlid^ 
^nt^eil  nal^m.  S3onJ{ai)er@igi§munbl418  ^um 
Keid^*§fan5ler  für  2)eutfd^lanb  ernannt,  mad^te  er 
ftc^  um  bie  @taat§gefd^äfte  l^od^  Derbient  unb  ftarb 
am  8.  5luguft  1423  ju  ®ran,  wol^in  er  al§  9lb» 
miniftrator  beS  erlebigten  6rjbi§t^um§  berufen 
worben  war.  3^m  folgte  53.  Seonl^arb  Don  8a9» 
mingcn  (1423-1451).  6in  S]^eil  beS  ®om- 
capitelS  l^attc  ben  Sombccan  §cinridö  ijlöcfl,  früher 
$rofcff  or  bc§  canonif  (!^en  9lc(|t§  in  SBicn,  gewäl^lt, 
wcld^cr  burd^  Sllbrcd^t  V.  Don  Deftcrreid^  unter» 
ftüjt  würbe.  Slud^  nad^bem  SKartin  V.  Seonl^arb 
beftätigt  l^atte,  baucrtc  e8  nod^  bis  1428,  bis  biefer 
attgemeine  Slnerfennung  fanb.  3n  ben  Safeler 
SBirren  blieb  er  unentwegt  auf  ©citen  6ugenS  IV. 
unb  trug  burd^  feinen  ginflufe  bei  gfriebrid^  III. 
Diel  5ur  DöHigen  §cbung  bcS  ©d^iSmaS  bei.  2)ie 
in  Jf  onftang  bef d^loffene  unb  Don  feinem  Vorgänger 
f d^on  begonnene  SReform  ber  Älöfter  fejte  er  eifrig 
fort.  ^eneaS  ©^iDiuS ,  fpäter  $apft  ^iuS  11., 
madfet  in  einem  93rief  an  Sol^ann  ßampiftuS  eine 
glönjcnbe  ©dftilberung  Don  ber  ^erföuUd^fcit,  ber ' 
SWilbtl^ätigfeit  unb  bem  KegierungSeifer  beS  Si« 
fd^ofS  (Hansiz  I,  528).  —  9kd^  einer  1429  ge- 


fertigten  Snatrifel  l^atte  bie  2)i5cefe  ^affau  11  S)e> 
canate  refp.  ^rd^ibiaconate:  für  Oefterreie^  unter 
ber  ßnnS  bie  2)ecanate  3Bien,  3n'€ttl,  Wanten^ 
SRaDelSbac^  (fpäter  Wnlderstorf = aBuHerSbotf), 
Neuburgum  forense  (ffomeuburg;  fp&ter  in 
9S))em,  aud^  in  ©todfenm);  für  Oefierrei4  ob 
ber  SnnS  bie  SDecanate  Sord^  unb  (Solbienfin^ 
bie  Srd^ibiaconate  Sambad^  unb  SRattfee;  ^  boS 
Sürftentl^um  $affau  baS  gleid^nomtge  Snfribiaco' 
nat:  für  ben  ba^rifd^en  S^eil  ber  Sidcefe  bdS 
Slrdgibiaconat  Inter  amnes  (b.  t.  )iDtfd||en  3n 
unb  Sonau).  2)ie  ®efammtjQ]^I  ber  $fanlii^ 
war  807,  ber  jfapellen  unb  ^Itarbeneficieii  612 
(f.  Schmieder,  Matricula  Episcopatos  Passa- 
Tiensis  saec.  XV,  Wels  1885).  54.  Ulri^IIL 
Don  92u^borf  (1451—1479)  iDurbe  etnflännj! 
gewollt,  aber  eS  bauerte  meistere  Solare,  bis  crMt 
93ef}öUgung  erl^ielt,  weil  gfriebrid^  HL  feinen  fo 
flu|  für  Gilbert  Don  &^aatnbux^ ,  ben  ^M 
Don  SBien,  geltenb  mad^te.  2)te  brol^enbe  Z&!» 
gef al^r  unb  unml^ige  SIbelige  Dermod^ten  ni^t  fn 
frieblid^eS  SBirf en  }u  ftören ;  er  f orgte  fni  bk 
würbige  SuSfiattung  beS  2)omeS,  grünbete,  ^ 
anlaßt  burd^  bie  Snwefenl^eit  beS  fj/L  Soton! 
SapiftranuS  (1455 ;  f.  b.  Srt),  neue  SfranciSco» 
fl5fter,  unb  l^ielt  bie  groge  3)idcefanf9nobe  M 
1470  ab  (Hansiz  I,  553).  SBegen  abermoGgi 
SreDelS  gegen  bie  l^eilige  Sud^ariftie  tmnten  1477 
einige  Suben  l^ingeri^tet ,  bie  übrigen  anS  te 
@tabt  Derwiefen  imb  an  Stelle  ber  @Qnagottki 
®t.  ©alDatorürd^e  erbaut.  ®egen  bie  burdj  9dr 
Dom  18.  Sanuar  1468  becretirte  Srri^ttmg  M 
SSiStl^umS  2Bien,  woburd^  ber  ^affauer  ©pn^d 
28  ^faneien  Derlor,  proteftirte  193ifd^of  IDti^ 
unb  erft  nad^  beffen  %6b  würbe  1480  boS  SÜ- 
tl^um  tl^atfäd^lid^  errid^tet.  55.  ®eorg  n.  6(» 
binal  ftaSler  (1479—1482),  früher  ^rotonote 
unb  ^riefter  beS  päpftUd^en  ?ßalajie8,  ein  j^ 
lel^rter  unb  Derbienter  SRonn ,  mürbe  auf  w 
pfel^lung  beS  JfaiferS  Dom  ^ßop^  ernannt;  M 
Sapitel  aber  l^atte  fd^on  Dorl^er  tro|  beS  pä)rjh 
lid^en  SßerboteS  ben  Soml^erm  f$riebrid^  SAaE» 
lird^er  gewählt,  weld^er  Don  ^er}og  ®eoz8  HB 
Sai^em-SanbSl^ut  geftü^t  würbe,  ©elbfl  6|aiB' 
munication  für  bie  wiberfpönftigen  Som^eno,  Ne 
SReid^Sad^t  über  bie  ©tabt  unb  bie  Sefd^tc^i 
berfelben  burd^  bie  93aQem  fül^rte  nid^t  jnm  $!• 
Snblid^  fam  1482  eine  Sinigung  gu  &ak 
laut  loeld^er  ÜJlauerfird^er  m^  £^aSlerS  Xobbeffs 
92ad^f olger  werben  f oUte.  2)iefer  ftarb  f^oB  a 
30.  ©eptember  biefeS  Sal^red  auf  ber  Ste^  ni 
SBien.  56.  {jfriebrid^  ÜRauerürdger  (1482-14^9 
erhielt  je^t  bie  pä))ftlid^e  SeftöHgung,  »ettte* 
als  l^erjoglid^er  itan^ler  meiflenS  in  SasM|i^ 
57.  §riebrid&  H.,  ®raf  Don  Oettingen  (14»» 
1490),  ftanb  in  groger  ^blgöngigfett  Domfof 
Don  SanbSl^ut  emp^ng  nie  bie  l^eiligen  S|i 
fümmerte  ftd^  nxä)t  um  bie  SRegieningSgefd^i' 
ftarb,  wie  ginige  glaubten,  an  ® ift  ju  84  •' 
Dom  flaifer  bie  ^Regalien  em|)fangen  tooik.  3lß 
folgte  58.  ei^riftopl^  Don@d^d^(1490-lM 


i. 


*>* 


^a}]an. 


1K70 


tttr  frommn  ^trr,  dor  beffen  9ItgitniRg 
)iiilt(I)t9  gu  it^di^tm  ift.  59.  Sßigultue 
lon  aKaqott  (1500—1517)  tr^olle  wie 
gangn  bitffltftätigunfl  petföntidi  in  Äom, 
>3  eine  &quDbt,  ltt|  1513  ein  ein^cil< 
ituale  btuden  unb  fül)itt  bai  ^t^t  bei 
tion  beS  ^I.  StopDlt  (15.  ^bniat)  ein, 
ei  1506  in  JMoftemeubuiQ  beigeDo^nt 
t  toot  ein  ftnngtt  SScet,  eifrifier  ^Jrebi- 
lltbätig,  ein  i^reunb  ber  SBiffcnfcbaften. 
P,  p"m  Don  äBaqtm  (1517—1540), 
4  KoabjutDr,  ennifing  nie  bte  ^ßb««tt 
unb  nonnle  fiüf  (elbp  nur  Ibminiptatot, 

Irnl  Iräjlifl  bem  Sutberl^um  entgegen, 
.521  bem  SRei^Stüg  i)u  SBormS,  1530  bem 
bürg  bei  unb  nar  IHitgEieb  beS  1524  ju 
urg  gt|cf|b[Tenen  gürftenbiinbntfyel.  Sin 
ter  ^riefier,  Stontiarb  fiäfer  (flaiier), 
flrtnädig  lut[imf(t)e3n:le6itnbel&Quptete, 
■.aä)  ^etjog  SQJi!fielm§  IV.  Urflitil  am 
u|)15273u@d|äTbingt)erbiannl.  ®U\ä)t 
lütten  im  fotgenben  Sandte  gnblf  anbete 
c;  eine  grb|ere  Snja^I  Don  ffliebettäufem 
.lebenilänglicbcT^ftDtniittfeilt  S)ur(f| 
Ttnge  touibe  ber  äioiifi^e  S^eil  bei  SliS« 

Ueitcrem  Umfii^greifcn  ber  £)cirefie  bf 
W)a  noäi  im  3.  1539  opDflarirte  bcS 

eigener  ^ombei^nt  Stupeil  Don  IDlofl' 

b.  att.).  3m  flflerreid&if^en  Sl&eil  ber 
tMgegen,  »o  ffBnig  gerbinanb  minber 

ber  ÜJeutnmg  entgegeiittol ,  griff  biefe 
c^  unter  bem  Slbet  berail  um  fic^,  ba^  bei 
jenuifitation  tton  1528  bie  größere  ^äl|te 
ligen  unb  Beamten  lulf|erif{^  befunben 
3m  3.  1540  murhe  Sifdiof  efnifl  für 
liet^um  Saljburg  pDl'luIirl,  mel^cS  er  biS 
miniflrirte.  S^a  er  aber  auä)  bamali  [läj 
)t  jum  gm(i(Qng  bet  Sffiei^en  entf^lielen 
ibbetSßopflniiSl  meiter  biipenSirtc,  refi- 
unb  ftarb  1560  al8  SCriDolmunn  au\  )eintn 
n  ber  ©taficbaft  fölut-  61.  5ßoI(ßanfl  I., 
n  galm  (1540—1555).  trft  26  3ab" 
Ditifeitig  gebilbtttr  3)1ann  unb  mufter- 
ifdbof,  Dermo^te  tro{|  feintS  SiferS  bem 
}ee  @Iauben3  im  Bftenei^ild^en  @tbiet 
in^Qlt  ju  t^un.  S)age^(n  grünbett  er  in 
!in  fö^mnafium  unter  ®eorg  Sbei  boa 

bem  fpätem  SRectot  ber  Unioerfität  in 
ietief  ben  Sefuiten  DlitoIauS  SBobobiKa 
X\QU  unb  fü!|ite  ben  ffated)t3muä  beS 
uS  EanifiuS  ein,  ®ine  Sei'Inng  motinte 
iefonbtet  ffönig  ^erbinaiibS  bem  6oncil 
nt  bei,  auä)  toat  er  tbätig  bei  bem  9lb' 
8  Mauer  !öettra(i§  (1552).  62.  SBolJ- 

Don  filoien  (1555—1561)  toat  hml' 
»egen  feines  iRepotiSmuS,  unb  meil  et 
t  bk  Somcapitels  mif!Qd|leIe,  unbeliebt. 
B  ^anb  et  in  ftnnjöfift^em  ©olb.  S^od) 
gegen  einige  ber  Qärefie  Derbä(^lige  ^ebte 
^ielt  1558  eine  @i}nobe.  63.  Urbanoon 
4  (1561—1598)  bemül)l(  \\äj  um  @(^u| 


unb  aSiebereinfä^rung  befi  lal^slifd^en  ISSImibenS. 
^rjog  Slbie^t  V.  Don  SJogem  ^tte  Slnfongi 
geglaubt,  .bie  $iotepanten  burc^  91a^iebigleit 
gegen  ibte  ^orberungen  (^rieftcte^,  £aitnhl^) 
deminnen  ju  fBnnen.  Sbei  bie  Cntbettung  einer 
abeieuerfcbmörung  unter  2ei(ung  beS  @iafen 
3oa<i)im  Don  Orlenburg  (f.  b.  Srt.)  ßffnete  i^ 
bit  Slugen,  fo  bag  er  nunmehr  bie  Semübungen 
Utbane  fräftig  unler^^te.  Zugegen  tiatte  bet 
iBif(^iif  in  Defterreitb,  tto  Ulajimilian  II.  feÖlp 
bem  SßroteftantismuS  fic^  juneigte,  wenig  €rfoIg. 
erfl  unter  Subolf  n.  (feil  1576)  (anben  er  unb  fein 
®eneralDitat  füt  91iebetÖpetteif^,  *lKet(l^i«  Älefil 
(|.  b.  31tt,),  Itäftige  Unterftü|ung  füt  ibre  reforma- 
torifi^en  SBefttebungen.  ffiutil^  bit  Semübungen 
ber  3efuiten  tnutben  Dielt  SGeiintt  mttber  jutfid* 
geführt.  Um  fefte  9Iormen  für  bie  Ausübung  bei 
geiftlidien  fötrii^tebarCtit  ju  getoinnen,  |4Io| 
lliban  1583  mit  SBäQetn,  1592  mit  Oefletiei^ 
Koncotbate  ob.  —  SBiJt^of  Utban  ift  bet  leite 
Smflbif^of  aus  bagrif^em  ©ejii^lec^t;  bie  fol- 
gniben  uaren  alle  Oefttneid^tr,  bit  btei  nä(^f'ttn 
eirtei^oge.  64.  Stopolb  I.  (1598—1625),  bei 
ftinei  SBobl  ir^  12  3abte  alt,  empfing  nie- 
mals bie  bbfieien  SSei^en  unb  lam  bei  feinet  DieU 
fadjen  Skinenbung  ju  politifi^en  ^uf goben  feiten 
nad)  ^üffüu:  1607  würbe  er  aucb  für  Slio^utg 
gtmäblt.  Soct  ei  war  eifrig  fatfioüfcb,  einei  bet 
giften,  wellet  (1609)  ber  Siga  btiliattn.  Cr  grün> 
bctt  mebittt  JFapujinerTläflet,  berief  bie  3efuiten 
nac^  fiinj  unb  (1612)  naiii  <ßaf|au.  9113  fein  Sniber 
Q^erbinanb  1619  flaifei  gemoiben  tuat  unb  nat^ 
bet  ©^la^t  am  Weigen  Serge  (1620)  bie  iatifo- 
Uiäjt  ^Reformation  in  Ceftetieicb  fiäftig  in  bie 
Iganb  na^m,  flanb  et  ibm  treu  }ut  Seite.  S>a 
mau  ein  ^JluSftetben  be3  babsbutgif ((en  @tonime8 
füri^tete,  reftgnirte  er  itn  Snietepe  bet  ^milie, 
unb  ber  Sßapft  IBSIe  baS  IBont),  wtli^eS  ibn  an  feine 
ißi^t^iimer  hiüpflt.  €t  betmä^Ite  fi^  (18.  ^Ipril 
1626)  mit  €laubia  bon  ä^oScflna  unb  würbe  bei 
@tünbet  bet  Sürolei  Sinie.  9Iu^  fein  ^laddfolget 
65.  StDpolb  IL  SÖii^tlm  (1625—1662),  ftaifer 
ijetbinanba  brittet  ©obn,  blieb  ÜUinoiifi.  Et  mar 
ebenfaIl3Sif(!^ofuonStTafiburg,  1627  Don  falber« 
flabt,  1637  Don  Olmüg,  1655  Don  »leeiou. 
SBieberbolt  muBte  er  bie  Slegietung  in  Oeflenrii^ 
übemcbmen ;  mit  pöpftlicbet  Stloubni^  füfitte  ei, 
wenn  auä)  niberftrebenb,  1640—1646  mit9uS> 
jeid)nung  ba3  €omnianbo  über  bit  taiferli^en 
Slnipptn;  bann  war  er  bis  1656  Statthalter  bet 
Üiieberlaube.  3n  feinem  ißalafl  ju  SSrüflel  legte 
ebriftine  Don  S^weben  (f.  b.  91rt.)  nm  24.  S)e- 
cember  1654  baS  fatliDlif^e  @tau6en§bettnnlni| 
ab.  Ceopolb  toat  ein  oüfri(!btig  frommet  aJtann, 
Don  btiligiiöfiig  «inem  Sßonbel,  Doli  ßifei  füi 
jtint  S^iäcefen,  wenn  er  ^lä)  auä)  in  leinet  lang 
aufhalten  fonnte.  %ei  einem  großen  £9ranb  in 
5pofjflu  (27. 31pril  1662)  bewies  et  eine  roa^rboft 
fütftlii^e  gjlunificcni).  ©ein  Sltffc  66.  ffarl  I. 
Softpb  (1662—1664)  ftatb  minbetjäbrig  Dot 
eintritt  bet  ategierung.  67.  SBenctSIauS,  @raf  Don 
SO 


1571 


$QffQU. 


1572 


S^un  (1664—1673),  erl^lelt  wegen  SSerannung 
feined  93idt]6um8  1665  au((  baS  StStl^um  ®ur!, 
lebte  äu^erftfporfam,  umber^iotl^  feines  ©prengeld 
Qbjul^elfen  unb  bie  Säranbfd^öben  ber  Sotl^ebrole 
gu  lieben,  für  weld^e  er  100000  S)ucaten  |inter- 
He^.  ßr  fal^  ftreng  auf  gute  Sitten  ber  ®eiftli(i^n 
unb  oerbe^erte  bie  äte^tSpfiege.  68.  @ebaftian, 
®raf  Don  $5tttng  (1673—1689),  S)ombed^ont 
in  $affQU  unb  IBifd^of  Don  SaDont^  mugte  le^tered 
IßiSt^um  abgeben  unb  wibmete  jic^  nun  gong  unb 
mit  großem  6ifer  ber  ^affouer  ®iöcefe,  trieb 
aber  au^  eifrig  ald^emiftifd^e  @tubien.  S)ie  Don 
feinem  SSorfa^rer  angeregte  @£emtion  Don  @a]^« 
bürg  fül^rte  er  tl^atföd^Iid^  weiter,  inbem  er  im 
lKrd)en!aIenber  bie  ^affouer  jlird^e  atö  e^emt  be« 
jeid^nete  unb  bei  Krc^Iic^en  gfeierlid^f eiten  fid^  baS 
ergbifd^öflid^e  Soppeltreuj  Dortragen  Ite^.  Qm 
Vbmf^x  ber  Sürfengefabr  (1683)  l^ielt  er  eine 
©ittproceffion,  Weld^er  ber  Äaifer  unb  feine  ®e- 
mal^Iin,  bie  wö^renb  ber  Belagerung  äBienS  in 
^a^au  weilten,  beiwol^nten.  Son  1684—1688 
war  er  faiferlid^er  ®efanbter  beim  äteid^Stag  in 
StegenSburg,  würbe  bann  aber  geiftedtranf  unb 
ftarb  in  biefem  3uftanb.  69.  Sodann  ^^ilipp, 
®raf  Don  Samberg  (1689—1712),  ein  gewonbter 
Staatsmann,  fel^r  woblt^ätig,  würbe  1700  Sarbi* 
nai  wegen  feiner  SSerbienfte  um  bie  SBal^I  beS  A'ur« 
fürften  griebrid^  Suguft  Don  ©ad^fen  jum  jfönig 
Don  $o(en.  SDie  legten  12  ^al^re  feines  SebenS 
war  aud^  er  faiferlid^er  Steid^StagSgefanbter  in  9{e- 
genSburg,  fam  aber  gu  aQen  ^auptfeften  nad^ 
$affau.  Surd^  feine  jtlugl^eit  unb  92ad^giebig« 
feit  rettete  er  im  f|)anif(!^en  ßrbfolgefrieg  (1703 
bis  1704)  $affau  Dor  ber  ©efal^r,  Don  ben  ba^ri» 
fd^en  Gruppen  erobert  ju  werben.  70.  SRaimunb 
gerbinanb,  ®raf  Don  dialaita  (1713—1722), 
Ue6  eifrig  SKifponen  bflitcn  unb  firmte  perfönltd^ 
105  766  Sftrmlinge ;  500  ^riefter  würben  unter 
feiner  Regierung  geweil^t.  71. 3ofep^.®ominicuS, 
®rafDon2amberg(1723— 1761),?HeffebeSearbi- 
nalS  3o]^ann  $^tlipp  (69),  feit  1712  Sifd^of  Don 
@edfau,  leud^tete  bem  SIeruS  Dor  als  9){u]ter  ber 
gfrömmigfeit ,  ^ielt  191  ^farrDifitationen  unb 
fül^rte  bie  in  Som  entftanbcne  K^riftenle^rbruber» 
fd&aft  ein.  5HS  1722  SBien  jum  gräbiStl^um  er« 
!^oben  würbe  unb  eine  Erweiterung  bief  eS  ©prengelS 
Wünfd^enSwert]^  erfd^ien,  trat  Sifc^of  3ofep^  1728 
bie  Pfarreien  im  SSiertcl  unter  bem  2Bicncr  SBalb 
unb  baS  @tift  jtloftemeuburg  ah,  wogegen  unter 
Snberem  bie  bauembe  Ssemtton  ^affau'S  unb  baS 
^ollium  für  bie  ^offaucr  93ifrf)öfc  gugeftanben 
würbe.  3m  3.  1738  würbe  ber  Sif^of  aud^ 
ßarbinol,  blieb  aber  ber  einfädle  befdjeibeneSJJlann, 
ber  eine  grogartige  SBol^It^öligfeit  ühit.  Sein 
goIbeneS  ^riefterjubiläum  überlebte  er  nod&  ad^t 
Saläre.  72.  3ofep^  II.  ORaria,  ®raf  Don  2^un 
unb  ^o^enftein  (1761—1763),  SSifd^of  Don  ®urf, 
jrünbete  ein  eigentlidfeeS  SIericalfeminar  unb  bie 
og.  „d^riftlid^e  fiicbeSDerfammlung"  jur  Unter- 
tü^ung  Don  ^auSarmen;  er  ftarb  auf  einer  Sifi» 
tationSreife.  73.  Seopolb  IIL  Srnft  ®raf  Don 


gfirmian  (1763— 1783),  iuborSifd^ofDonSedn, 
erbaute  ein  allgemeines  ftranfen^ouS,  gnmbete  im 
ba^rifd^en  3BaIb  mehrere  Ottfd^ften,  Ue|  laäBf 
d^etifd^e  ÜRifftonen  l^alten,  botirte  baS  Soiinor, 
grünbete  ein  foId^eS  }u  ®uttnbrunn  für  banriebct^ 
öfterreid^tfd^en  %fftxl  ber  2)idcefe  unb  forgie  for 
bie  2)otation  beS  Seminars,  weld^  1762  gu  CmiS 
für  Oberöfterreid^  gegrünbet  wort)en  ttnir.  So^ 
^ufl^ebung  beS  SefuitenorbenS  bel^elt  er  imk 
föcularifirte  3efuiten  als  ^rofefforen  bei  fid^  nd» 
fügte  SU  ben  in  $affau  beftel^enben  Sel^rflublen  fn 
$biIofop]^ie  unb  Stl^eologie  aud^  nod^  fold^  füi 
SuriSprubeng  unb  ÜJlebicin;  1782  würbe  erCio' 
binol.  74.  Sofep]^  UI.  grana  %nton,  Srof  m 
«uerSperg  (1788—1795),  juDor  »ifd^f  Mm 
SaDant  unb  Don  ®urf,  1789  Sarbinol,  fomite  bb 
burd^  einen  ®ewaltftreid!i  JTaifer  3ofep^  IL  1788 
becretirte  Slufl^ebung  ber  ^ffouer  SuriSbictioi 
über  bie  öfteneid^ifd^en  ®ebiete,  auS  weld^  bie 
XHöcefen  Sinj  unb  St.  gölten  (f.  b.  9rtt)  gebükct 
würben,  nid^t  mel^r  rudfgöngig  mad^  S)obai4 
l^tte  bie  S)i5cefe  }Wei  3)nttel  il^reS  btS^cngn 
UmfangS  Derloren  unb  erfiredte  ftd^  nur  iio4  c^ 
baS  glürftent^um  Ißaffau  unb  ben  ba^rtfd^  Z(«il 
ber  ^iöcefe.  Zro^  ber  SSergewaltigung  binr^  bcB 
If aifer  regierte  ber  Sifd^of  im  ® eifl  beS  Sofep^inl- 
muS  unb  war  ein  greunb  ber  frangdftf^K«  Ssf* 
flörung.  Ss  folgten  75.  SJ^omoS  3o^nn  ttcSUfot, 
®raf  Don  3:^un  unb  C^ol^enftein  (1795—1796), 
unb  76.  fieopolb  IV.  fieonl^orb  Saimunb,  6nf 
Don  Sbun ;  ber  le^tere  Derlie^  nad^  ber  Scloibn- 
fation  feinen  SiSt$umSft|  unb  begab  fi((  auf  fein 
Sfamiliengüter  in  Söl^men,  wo  er  1826  fhni, 
ol^ne  je  wieber  nad^  $affau  gurüdgefe^rt  )u  fem. 
S)ie  @üter,  weld^e  baS  93tSt^um  nod^  in  0(fkr> 
reid^  befag,  würben  bemSteligionSf  onbs  einDerieiBt 
S)aS  $atronat  aller  btfd^öflid^en  unb  bomcapüel* 
fd^en  Pfarreien  in  Defterreid^  würbe  lanbei^rm 
Iid&.  (5in  3:beil  beS  fürftlid^cn  Serritorium«  tm 
an  Sapem,  baS  Itebrige  an  ben  ®ro|]^er)og  m 
ZoScana. 

3nfolge  beS  1817  mit  SBo^m  abgefd^Ioßcia 
SoncorbatS  würbe  1821  baS  S)onicapiteI  ns 
organifirt.  SIIS  gfürftbifd^of  fieopolb  am  22.  Oc» 
tober  1826  auf  feinem  ®ute  ^Qbulfa  beifag 
ftarb,  l^örte  bie  S^emtion  auf,  unb  ^ffati  raike 
SuffraganbiStl^um  unter  ber  SRetropoIe  W»lf» 
Sfreifing.  ®ie  feit  jener  Seit  regierenben  SBifiWe 
finb :  ftarl  3ofep]^  n.,  Sbler  Don  Xiccobona  of 
SRei^enfelS  (1826—1838);  ^einrid^  n.  DonM» 
ftätter  (1839—1875) ;  3ofep(>  fjrang  Don  SBeW 
(1875—1889);  «ntoniuS  Don  Sllftoma  {m 
24.  Wäx^  bis  23.  Oct.  1889;  bann  tranSfent 
auf  baS  grjbiStl^um  9)^ünd^en«3reifing);  Wifd 
Don  Kampf,  (feit  8.  ffiec.  1889). 

m.  Statiftifd^eS.  yiaä)  bem  Sd^o» 
muS  Don  1895  gö^It  bie  2)iöcefe  332082Aof|o* 
lifen.  ^uger  bem  Stabtcommiffariat  $offaB  \ß 
fie  18  S)econate,  168  Pfarreien,  67  SSenepo* 
8  $f arrcuraticn ,  21  ®xpoftturen,  34  eflMW* 
Sooperaturen  (im  ganjen  Sereid^  nur  2  yo' 


1573 


iPofferonl  —  ^affion. 


1574 


fcPontif^  ^arreien :  in  $affau  unb  OrteniurgX 
460  äSBeltpriefler  (unter  biefen  413  ©eelforgd- 
inrkfier),  51  ffopu)inerorben§))nefter  in  5  Son- 
ocnteit  (2)er  feU  1841  in  «Itötting  beftel^enbe 
Contoent  berStebemtoriften  mürbe  burd^  ben  Sultur» 
tompf  aufgehoben.)  2)te  englifd^en  t$fröulein  l^oben 
SRutter^oufer  in  «Itdtting  mit  9  Sfilialeu.  in 
Surg^fen  mit  4,  in  $affau  mit  10  SUtoIen. 
Srme  ©^ulfd^mefient  de  notre  Dame  oom 
Sbitter^fe  Wandten  ftnben  fic^  in  7  gfilialen; 
Sonnl^ersige  Sd^meftem  Dom  1^1.  SSincenj  t>on$auI 
in  18,  Sd^toeftem  bed  aQer^eiligften  ^eilonbed 
and  bem  SRutterl^ouS  in  9{teberbronn  im  SI{q^ 
ht  einer,  granciSconerinnen  Don  9RaQer8borf  in 
18  Filialen.  $affQU  l^ot  feit  1838  ein  S^ceum 
mit  )>]^tIofo))l^tfd^er  unb  tl^eologifd^er  @ectton,  ein 
Uf^öflid^  ftnabenf  eminor  in  ^o  ff  au  (in  s^ei  Sb* 
fi^cilungen)  mit  295,  in  Surg^aufen  mit  69  SH' 
Ihigen;  ®Qmnafien  finb  in  ^affau  unb  Surg» 
taufen.  (Sgl.  Codd.  tradit.  eccl.  Passay.,  in 
Mon.  Boic.  XXYHI  et  XXIX ;  Hundius,  Me- 
trop.  Salisburg.  I,  Batisbonae  1719,  190  ad 
294 ;  Catalogi  et  Chronica  epp.  Passav.,  in 
PeSy  Scriptt.  rer.  Austriac.  I,  Lipsiae  1721, 
1  sqq.  1296  sqq. ;  Hansiz,  Germania  sacra  I, 
Ang.  VindeL  1727;  iBuc^inger,  ®efc^id^te  bed 
SfOrftentl^umS  $affau,  Slünc^en  1816—1824, 
29be.;  ec^öOer,  SHe  Sifc^öfe  Don  $affau,  $affau 
1844;  6d^r5bl,  Passavia  sacra,  ^ffau  1879; 
SM  ^iftorifd^^Iter  ber  S)iöcefe  $affau  in  i^rem 
argntmartigen  Umfang,  $affau  1880.  Sßeitere 
Sitetatur  in  bem  Ie|tcitirten  SBerfe  354  f. ;  bann 
ta  OeflerleQ,  SBegtoeifer  burd^  bie  Siteratur  ber 
Oriunbenfammlungen  I,  Serlin  1885,  418,  unb 
te92irfd6l  $ro)>abeutif  ber  ^rd^engefd^id^te,  SJ^aina 
1888,  151  f.)  [SBcber.] 

"fmffetatü^  Slbert  Siabicoti,  ®raf  Don, 
gfreibenfer  beS  18.  Sal^rl^unbertS ,  ftammte  atiS 
^ßiemont ;  ffieitereS  über  fein  ©cburtsjol^r,  feine 
3ugenb  unb  fpöteren  SSer^ältniffe  ift  ni^t  befannt. 
Bängere  3eit  ftanb  er  tu  3)ienftcn  beS  flPönigS 
Sictor  9mabeu8  11.  Don  @arbinien  unb  fömpfte 
|Br  feinen  SHonard^en  gegen  SRom.  ^13  bad  an» 
^ifttionSgerid^t  Don  Surin  eine  Slnflnge  gegen  i^n 
iri^b,  flol^  er  im  3.  1727  nad^  Suglonb  unb 
trat  bafelbjt  mit  ben  SDeiften,  namentlid^  mit 
IirilinS  unb  Zinbal,  in  nö^ere  S3erbinbung.  SBeil 
BT  in  einer  @(^rift  ben  Selbftmorb  al§  erlaubt 
lerC^igt  botte,  mürbe  er  eine  3eit  lang  gefangen 
(^^ten.  918  er  mieber  frei  gemorben,  ging  er 
Mi4  drranfreid^  unb  Don  ba  na(^  ^ollanb.  @ein 
Bcrmdgen  Dermad^te  er  ben  ^rrnen  unb  erfud^te 
Uc  reformirten  $rebiger,  befannt  ju  mad^en,  bo^ 
er  bie  gn  Snrin  Don  ibm  erfd^ienenen  @d^riften 
tmt  auf  ben  eintrieb  feines  SJ^onard^en  Derfa^t, 
nA  ba|  biefelben  gegen  feine  beffere  Uebergeugung 
fcttten«  (Sx  flarb  gu  ^mfterbam  im  3.  1737. 
wbßt  Sammlung  feiner  Sd^riften  erfd^ien  nad^ 
fdnitm  Xobe  unter  bem  Sitel  Recueil  de  pi^ces 
oarieuses  bot  les  mati^res  les  plus  interes- 
,  par  Albert  Kadicati,  comte  de  Pas- 


seran,  Rotterdam  1737.  S)iefe  Sammlung  ifl 
,,ein  S^aod  Don  übertriebenen  unb  parabo^en 
ßinfäUen",  in  benen  fid^  ein  ftarler  ^a^  gegen 
9{om  auSfprid^t.  (^I.  Srfd^  u.  ®ruber,  SUgem. 
enc^HoD.,  ©ect.  III,  s.  v.)    [®am8  0.  S.  B.] 

'Sf afpoii  bei|t  ber  ben  SDangelien  entnommene 
Serid^t  über  bad  Seiben  (l^n%  meld^er  ber  SHe^- 
liturgie  an  Dier  Zagen  ber  S^armod^e  flatt  be§ 
ßDangeliumS  eingefügt  ift  unb  mit  bem  Zitel 
Passio  Domini  nostri  Jesu  Cluisti  secundum 
Matthaeum  be}m.  Marcum,  Lucam,  Joannem 
eingeleitet  mtrb.  I.  ®egen  Snbe  bed  4.  2^a^r- 
^unbertS  ttmrbe  gu  Serujalem  bei  bem  Station^* 
gottedbienfte  in  ©etl^femane  mäb^enb  ber  9{ad^t 
Dom  ©rünbonnerStag  auf  ben  Sborfreitag  ber 
93erid^t  über  bie  ©efangennabme  bed  ^errn,  fo« 
bann  in  ber  ffreujürd^e  bie  ©erid^tSDerl^anblung 
Dor  Pilatus,  am  S^Iuffe  bed  9Rorgengotte8« 
bienfted  ber  ^erid^t  über  ben  %oi  bed  ^erm  unb 
am  ^benb  in  ber  ®rab!ird^e  ber  über  bie  ®rab« 
legung  Dorgelefen  (Peregrinatio  Silyiae,  bei 
Dnchesne,  Origines  du  culte  chretien,  Paris 
1889,  487  SS.).  3n  Slfrifa  fanb  ber  ^l  «ugu- 
fiinuS  ben  ®ebraud^  Dor,  an  einem  Zage  ber 
Sl^armod^e  bie  $affion  nad^  ÜRattböuS  Dor}u* 
lefen;  feine  Snorbnung,  fie  auS  ben  Dier  Sdou* 
gelien  Dorsutragen,  erregte  Unjufriebenl^eit  im 
aSoIIe  (Sermo  232  [al.  144  De  temp.],  1).  92ad^ 
ber  gaÜicanifd^en  Siturgie  mürbe  nur  bie  ^ffion 
nad^  Sol^anneS,  unb  ixoax  auf  Derfd^iebene  Stunben 
Dertbeilt,  am  Sl^arfreitage  gelefen.  3n  Seutfd^« 
lanb  trat  bie  !ßaffion  nad^  ÜJJattl^öud  am  $alm« 
fonntage  unb  Sl^arfreitage,  bie  nad^  Sucad  am 
ÜJlittmod^  ein;  in  einzelnen  jtird^en  mürbe  fie 
am  &b<iif^^tQge  nad^  Sol^anneS  Dorgelefen.  3nt 
13.  Sabr^unbert  beftanb  nad^  SB.  2)uranbu8 
(Kationale  div.  off.  6,  68,  8  sq.)  eine  aOgemein 
geltenbe  Sertbeilung  biefer  Sefungen  nid^t.  3n 
ber  mojarabifd^en  Siturgie  mürbe  am  ©rün* 
bonnerStage  bie  erfte  C^ölfte  ber  au§  ben  Dier 
SDongeliften  pfammengefteOten  SetbenSgefd^id^te 
(bis  5ur  Serläugnung  be§  $etru8)  unb  am  (Sfyix» 
freitage  bie  ^meite  ^älfte  Dorgelefen.  2)ie  am* 
broftanif d^e  Siturgie  f d^reibt  nur  am  ©rünbonnerS« 
tage  unb  Sborf reitage  bie  $a jfion  (nad^  ÜJlattböuS) 
Dor.  3n  mand^en  Äird^en  gehörte  bie  ^ffton 
nad^  SKattböuS  gur  SRatutin  beS  ^almfonntagS 
(f.  Martine,  De  antiqua  Ecclesiae  disciplina 
in  div.  celebr.  off.  20, 17  [ed.  Antwerp.  1737, 
I,  205]). 

3m  römifd^en  9titu8  entf&nt  bie  $affton  nad^ 
aKattbäuS  (26, 2  big  27, 66)  auf  ben  ^Salmfonn- 
tag,  bie  nad&3KarcuS  (14, 1  bi§  15,  46)  auf  ben 
2)iengtag,  bie  nad^  SucaS  (22,  1  bis  23,  53)  auf 
ben  3]^ittmod^  unb  bie  nadb  Sobanneg  (18, 1  bis 
19,  42)  auf  ben  Sb<i^^ii<i9*  ^i^f^  Orbnung 
gibt  fd^on  bei  Ordo  Bomanus  I  gegen  Snbe  be§ 
8.  ober  SInfang  beS  9.  Sa^rbunbertg  an.  £8 
unterbleibt  babei  bie  geierlid^feit,  mit  melc^er  fonji 
bie  Siecitation  beS  SDangeliumS  in  ber  folennen 
SDteffe  umgeben  ifi.  2)ie  Sefung  mirb  ba,  mo  baS 

60* 


1575 


$affiott 


1576 


SSetfd^eiben  bed  ^rm  berid^tet  toirb,  burd^  fui^eS 
^ieberhtieen  unterbrod^en.  grül^er  mürben  in  ein* 
feinen  Ritä^tn,  mie  nod^  ie^t  im  antbrofmnifd^en 
9htu§,  an  bicfcr  ©tcfle  am  (S^arfrcitagc  bie  9Htärc 
entblößt  unb  bie  Sid^ter  auSgelöfd^t.  SBurbe  nod^ 
am  Ausgange  be§  14.  Sa^r^unbertS  bie  $affion 
öon  bem  S)iocon  recitirt,  ber  jur  SKeffe  mini« 
ftrirte,  fo  foUen  nad^  bem  j[e^t  geltenben  SRihiS  ba, 
wo  bie  Sihirgie  mit  ber  gefammten  im  3Wif|aIe 
unb  Cerimomale  Episcoporum  t)orge5etd^neten 
S^eierliti^feit  üoQjogen  werben  fann,  brei  mit  ^fba, 
^anipel  unb  @toIa  üon  Dioletter,  am  Sl^arfrei* 
tage  üon  fd^marjer  fjarbe  befleibete  S)iaconen  bie 
$ajfton  an  ber  Soangelienfeite  in  ber  IRöl^e  beS 
äUareg  Dortragen,  wö^renb  ber  Selebrant  biefelbe 
ftia  an  ber  Spiftelfette  be§  ^Itareg  liest.  3n  einem 
eigenen  ©efangtone  recitirt  ber  eine  ©iacon  bie 
laufenbe  grjällung,  ber  ixotiit  bie  SBorte  beS 
93oIfe§  unb  ber  rebenb  eingefül^rten  $erfonen  unb 
ber  britte  ba§,  waS  ber  ^err  ge|prod^en  l^at;  ein- 
zelne SBorte  be§  ^erm  am  ffreuje  werben  burd^ 
befonbere  SJlobuIation  l^erDorgel^oben.  SRandJ^er» 
ortS  würben  bie  SBorte  ber  3Kagb ,  weld^e  ben 
$etru8  anrebete,  burc^  einen  Jhiaben  unb  bie  SRufe 
beS  Sollet  hnxäi  ben  S^or  gefungen.  Dag  Saien 
5um  Vortrage  ber  ^ßaffton  mitwirfen,  ^at  bie 
JRitencongregation  am  16.  Sanuar  1677  unb 
17.  3uni  1706  unterfagt.  SBo  nid^t  brei  ®ia- 
Conen  ^ur  ^uSfül^rung  berlßaffion  ^urSSerfügung 
(teilen,  trögt  ber  bei  ber  SKeffe  minifWrenbe  SHa» 
con  an  ber  Stelle  beS  S^oreS,  wo  fonft  baS  St>an* 
gelium  gefangen  wirb,  ben  ^affionSberid^t,  ber 
€elebrant  an  ber  ßDangclienfeite  bie  SBorte  6I)rifti 
unb  ber  ©ubbiacon  an  ber  ©piftelfeite  bie  ber 
anbeten  ^erfonen  öor.  S)ie  Se^tüertl^eilung  für 
bie  brei  ©önger  ift  im  SUiiffale  burd^  bie  ©iglen 
in  rotl^er  gorbe  C  (=  Chronista  ober  Can- 
tor),  S  (=  Synagoga  ober  Succentor)  unb  f 
(=  Christus)  üorgcmerft.  Sleltere  ?5articular» 
miflalien  l^aben  anbere  Seid^en,  a.  93.  bie  öon  ber 
©timmloge  bei  bem  ©ingen  l^ergenommenen 
A  (=  vox  alta),  M  (=  vox  media),  B  (=  vox 
bassa)  ober  C  (=  Cantor) ,  T  (=  turba)  unb 
X  (=  Christus).  —  ®er  ©d&Iugabfd&nitt  ber 
^affion  wirb  bei  beiben  S5ortrag§weifen  öon  bem 
miniftrircnben  SDiacon  al§  göangelium  gefungen. 
3n  ber  füllen  Wefje  ließt  ber  gelcbrant  bie  ganje 
^affion  an  ber  ßoangclienfcite.  —  ®ie  2ciben§» 
gcjd^id^te  nad^  3o^anne§  l^at  ba§  Eituale  Ro- 
manum  (5,  7,  5)  aud^  unter  bie  ©tcrbegebete 
(Ordo  commendationis  animae)  aufgenom» 
men.  [ß.  ©d^rob.] 

II.  ^l§  bie  mel^rfiimmige  5IRufif  auffom,  gab 
bie  ^affion  ben  Eomponiften  SBeranloffung  p 
mufifQlifd^en©corbeitungenberfelbcn.S)ieÄünftler 
benu^ten  babci  entWeber  bie  öon  ber  ffird^e  fanc» 
tionirten  gormcln  ju  einem  fortlaufenben  mel^r« 
ftimmigen  2:onfa^e,  in  weld&em  ber  %tit  bei;  ®e« 
fc^id^te  in  erjöl^Ienber  §orm  eingeflod^ten  warb, 
otjut  befonbere  SnbiöibuoUfirung  ber  einzelnen 
iperfoncn,  ober  fie  bel^telten  bie  auf  brei  ^erfonen 


öertl^eilte  bramatif d^e  fjform  bei.  S>almrd^  eigoboi 
fid^  }Wei  ®ru|)))en  ber  fBearbeitung.  3n  e^ 
jöl^lenber,  me^rftimmiger,  motettif d^ gfoim 
componirten  lateinifd^e  !ßaffionen  3acob  DM(i 
(öor  1505),  Sol^anned  ©antcuIuS  (1588),  SoI- 
tl^afar  SReftnariud  (1544),  SReftre  3el^  {m 
1543),  @9prian  be  Store  (1557),  3o(ami  9bn^ 
gon  (1574),  2ubwig©afer  (1578),  ^uluSSn^ 
cenuS  (1578),  SincentiuS  ShtffuS,  3acobuS  @oIIi« 
(1587),  3ocob  giegnart  (gefi  1599)  unb  9af 
tl^olomöuS  @eftug  (um  1613).  S)eu!fd^  $of{b- 
nen  biefer  9rt  bearbeiteten  3oa$tm  öon  Sun! 
(1568  unb  1573),  3o]&ann  ©teurfin  (1576), 
Sol^ann  ünad^olb  (1593),  fieonl^  (£ed^t 
1594?),  gl&riftopl&oruS  ©emontiuS  (1631).  - 
Sie  in  unterfd^ieblid^e  ^rfonett  öertj^eiüe  bro« 
matifd^e  S^orm  weist  Sompofttiontn  berlotei- 
nif  (^en  $af fton  auf  öon  einem  Snon^mufi  oud  ben 
Snbe  bed  14.  ober  Anfang  bed  15.  Sal^r^unbedS; 
beSgleid^en  anonym  (1610?)  unb  anonym  (1534); 
femer  öon  Slaubin  be  @ermif9  (1534),  öon  einea 
^nonQmuS  (o.  30/  ^on  3ol^ann  aßongon  (1574), 
OrlanbuS  SaffuS  (1575,  1580,  1582  unb  eine 
ol^ne  3(2l6te§be)eid^nung),  Sacob  Steiner  (iuh| 
1579),  ©ioöanni  ÜJlatteo  Slfola  (8  giafftonen  i^ne 
3a]^re8angabe),  X^.  S.  SSittorio  (2  ^offionn 
1585),  3fr.  @uenero  (2  $afflonen  öor  1599), 
SBiniam  IB^rb  (1607),  gf.  ©oriano  (1619).  ^ 
fionen  mit  beutfd^em  biblifd^en  %ttt  beatbdtdn 
3o]^ann  Sßalt^er  (8  $affu)nen  ouS  ben  3a^ 
1530  u.  1552),  Antonius  ©canbeKuS  (öor  1561, 
unb  als  ©efd^id^te  ber  Sluferftel^ung,  öor  1573), 
3acob  aWeilanb  (3  $af fionen  1568,  1570  nnk 
eine  ol^ne  3al^re§angabe),  Sartl^oIomöuS  (Sepiä 
(1588),  ein  ^InonpmuS  (SDWd^acI  SRogier,  mn 
1590?),  $]^oma§  9Jtancinu8  (2  ^affionen  1610), 
©amuel  SSeSIer  (4  ^affionen  1612),  TOeli^ioc 
SBuIpiuS  (1613),  O.  ©.  C^amifd^  (1621),  ^ 
rid^  ©d^ü^  (©ejd^id^te  ber  «uferftel^ung  1628)l 
3n  ben  beiben  genannten  gformen,  ber  erjö^Ieiibfli 
unb  ber  bramatifd^en,  bewegen  ftd^  bie  biSl^  gc" 
nannten  Sompofitionen  fowol^I  auf  fatJ^ol^lff 
wie  auf  proteftantifd^er  ©eite  bis  jum  Anfang  M 
17.  3a]^r]^unbert§,  wo  bie  gweüe  ©attung  bk 
Oberl^anb  gewann.  SJtit  ©d^ü^  fanben  bie  reiia 
SSocalcom^ofttionen  il^ren  ^bf(|lug.  3n  bemotai 
an  lefeter  ©teile  angcfül^rten  SOBerfe  fmbet  fi^ 
bereits  ©ologefang  auf  inftrumentaler  ©runbfcigt 
unb  gl^orgejong  mit  3nftrumentalbegleitong.  J& 
ben  im  3. 1666  löjerauSgegebenen  ^JkffioneE  wS^ 
ben  öter  @öangeliften  feierte  @d^ü^  ^wor  {bb 
reinen  SSocalfa^e  ^urüdt,  öermod^te  ober  ni^t  bot 
Cinflufe  beS  fogen.  concertirenben  ©tilS  (ogLh. 
«rt.  Sühifi!  VIII,  2052)  toieber  obäuftreifen.  8St 
bie  öufeere  gform  ber  $affion  war  biefer  SS 
weniger  öon  IBebeutung  als  für  bie  Umgeftofiiii 
ber  Welobie.  2Bäl)renb  ©d^ü^  nod^  in  ber  SM» 
ftel^t  ^wifd^en  ber  alten  unb  neuen  ftunfhrii(|tsi| 
lägt  3ot)ann  ©ebaftiani  in  feiner  ^affion  (1672) 
ben  recitirenben  @!]^oralton  beS  ßöangelißen  g(4 
f aKen  unb  f e^t  an  feine  ©teUe  bad  ariofe  Steritatii 


1877                                     PasBionale  —  SPüffiottd  1578 

Kit  anPnnnmtalbtgltttuna.    3!«  Xittl  [rinn  bet  gfolßtjeit  fo  tltf  unb  mit  fol^n  SieBe  tn  Me 

Coin|iofitiDn  loutd:  „S)a6  SeQbtn  unb  ©tnbtn  ^eilige  ©tfi^ii^tt  fld)  gu  Mrffntm,  iuh^  nilanb 

anfRfl  ^emi  unb  ^tqlanbt«  3tfu  S^rifti,  nai$  tnncrtiarb  btS  Unthtifri  bn  Htdiü^n  äiDntunß 

bmfStaÜfytto.  ^n  tint »cttirmbe ^rmonii  Don  ttn  ©tniuS,  btr  mit  ÜSai^  fl^  ^attf  Dnglei(^nt 

5  ffaiflmbtn  unb  6  Ipitlenbtn  ©timnwn  nttp  btm  fünntn.'  —  Utbtt  bit  Sßoifionaf^Quipitle  f.  b. 

Smso  continno  fltft|(t.    SBorinntn  jur  Et-  9(tf,  tfftattr.    (Sßßt.  üb«  bot  $afIionSQ(|ang 

Bedunfl  medrtt  Sttotion  unttri^itbli^e  Stkrle  Söttttn,  ©rtßoriuBMatt,  ?Iai^en  1880  u.  1881; 

ans  bnittt  gemBbnti^tn  Jhri^enliebern  mit  ein*  Otto  ffobt,  S)tc  ätltrc  ^affionScomtioIition  btS 

9^^  unb  bem  %tttt  accomobiiet  morbtti."  jum  3.16S1,  @üle[3lobl893.)  [SS.  Süumtn.] 

wbu  SItueiung,  ntcli^c  {pSter  iBoc^  «»litirte,  i{t  Passionäle  ob»  Fa&BianariaB  liber 

boiin  )u  finbtit,  bog  ^itr  jutn  ei|ten  ÜCRalt  Ifiti^tn*  ^it^  in  ber  ollen  iHri)t  baSjtntgt  ltturgi[df|c  Sud), 

liäwr  tnbtnSBibelle^teingtfloi^ttnftnb.  SJor  unb  in  mtliijtm  btt  fOlaitqniadin  entölten  tirann 

IM^  bn  ^{fion  ein  pafftnbeS  ftir^tnlicb  gu  (PaBBionarins  est  liber  continenB  PaaBiones 

fingen,  uxir  übrigtnS  auii^  frü^ei  f^on  üblii^  %t-  Sanctamm :  et  legitur  in  festis  Martymm ; 

utfm.   eint  toeittte  SluSbilbung,  alltrbingS  im  Durand.Rationalediv.  oS.  6, 1,29).  ^mgcft- 

Ofieniflile,  «l^iidt  bit  !ßaf|ion  butd)  Sttinftarb  taQt(dieBnatali3){ine€b(ilta(n3})artqierenurbt 

ÄtiftT,  btr  bit  %tttt  btt  ^omburgti  ®id|tci  baS  auf  ifin  ^ejüglii^c  btim  Officium  DoiQeltlen 

ßniuilb*3Ktnantt$,  ,3)»  blutige  unb  ßtrbtnbe  (tigl.  Harduin  I,  968),  aud)  no^l  baten  tine  bf 

Sefn«'  (170i),  unb  ©.  §.  Stode«,  „3)tr  für  jonbert  Scbtebe  auf  i^n  angcfdilotlEn.  SBon  btn 

Uc  €ünbtn  bei  SBJdt  gemottirte  unb  ftttbtnbt  ÜKartfltologitn  unttrfc^itbtn  \\äf  bit  ^ßoflionalitn 

StfuS  aus  btn  Bin  ßDangeltftnt  in  gtbunbtnet  butd)  ibre  gr5gtrt  ^ugfübtltc^Etit,  fo  ba^  man  fit 

StdM  borgtfttdt"  (1712),  in  ^Ihifif  fc^te.  StaS  t^r  mit  btm  fpättm  StuSbrud  ale  ficgtnben  bt- 

CDnttni))IatiDe  Stemmt,  mtldieS  Stbaftidni  fcbon  geii^ntn  tann  (»gl.  b.  3rtt.  Acta  Martyrum  unb 

Moi^,  tritt  ^iti  no^  mt^r  ^(rOot,  inbtm  btn  Acta  Sanctomm).  Sag  bei  btt^ufna^mt  tineS 

Gccntn  aui  btr  &tibniagefd)id|tc  bie  ^ttrat^tungtn  ^eiligeit  in  bn-i  Passionäle  mit  EBotjidlt  cttfa^ien 

ndt  @(fü^ISdu|ening(n  jlntitr  aOegotifi^tn  ^tt*  raurbe,  ifl  fdlij'ttittftänblii^;  namentlich  mutbt  gt< 

fernen  entgtgtngefltllt  nxtbtn :  btt  „Sorgtet  3ii>n*  mü^nlii^  iit}']ta  äffenttidie  Stnnfennung  feittnS  btt 

nb  bti  „gläubigen  ©ttle",  al3  SJertttter  tlnti  flivi^e  ecforbert.                            [3.  Cfftr.] 

C^tifH  ftanbeln  unb  Sieiben  auf  fttbnt  mit  ibrtn  "^affioati,  SDomenicD,  Saibinal,  ein  ebtnfo 

Onanien  begleittnbtn  unb  auSltgtnben  ©emtinbt.  geleljrtcr  unb  gemanbter  mit  Iribtnft^ftli«^  heftiger 

Ku^  Idemann  (1716),   §änbel  (1716)  unb  iHvüIal.  mar  geboten  ju  &offombrone  am  2.  SDt- 

SRatt^tfon  (1718)  festen  bie  %CDde§'fd)(  $af'  «mbtt  1682  unb  Rammte  auö  angefttiener  ^a- 

fioiifibi^tung  in  ÜJiufit.  äßä^renb  bie  @<nannttn  milie.  Seine  ^tlbung  crl|ielt  er  }u  Stom  im  de> 

ober  btn  (ir(^Iid)-gDtteebienfllid)en3R)edbft$af'  menlinifcC)tn  SoQtg,  bann  unttt  3:ommafi  unb 

film  tn^i  ober  minber  auS  btn  Slugen  Derloren,  gontanini  ale  Stfitem.  3m  3. 1706  übnbraditt 

fii^tt  3o]^ann  Jhi^nau  in  feiner  ^affion  nad)  btm  tr  baS  garbinaiebirtt  nn  btn  SiuntiuS  in  ^oriS 

teongtlifttn  aWartua  (1721),  bie  im  ©tilt  ber  unb  Mtblieb  baftlbftilii(i3a^ie  im  SmabittDn'ft^en 

fflinn  Pirdiencantate  getiolttn  ifl,  btn  liti^li^en  Srtunbeatreijt ;  1708  würbe  er  in  nic^tofficitütr 

C^altei  mieber  mebr  ju  matten.  3^re  ^at^ftt  Sigenfcbaft  gut  Süabrung  btt  pdpflli^en  Snter- 

BirilfDmmtnbeit  erlangte  bie  $affion  als  ffunft'  tffen  auf  bie  SriebenSDtrlianblungtn  im  ^aag, 

gottunginbenbeibenuDn^obannSeboltian^ai^  1712  aui)  officitll  nai^  Uttei^t  gefc^idt.   Sus 

gtf^fftntn  SBerfen,  in  ber  3ob<imie€pajfion  unb  „Utre^tifdie  3^iieben3'S)ianum"  (tfranff.  1712) 

Tto^  m^t  in  ber  ültattbäuSpaffion.  IDIit  biefti  Dtijeid)ntt  febod)  blog  feinen  Sittl  unb  ein  SBrtDt 

fa|ton  ei^tg  9ad|  ben  ^üdlfttn  Sipfel  ftincr  beS  $ap^e§  an  P.  StSier  8.  J.,  bag  bieftt  ftintn 

Jhm^  3nbtm  tt,  naS  bit  öu^ere  gorm  angebt,  (Sinfluft  aufbieten  foQe,  bamit  Subuig  XIV.  ouf 

Me  Smmgenf^afttn  ftintr  33otgängtt  fii^  ;u  ber  St^eniid'fdien  Sitli^ionedaufcl  btftt^e.  3>it^ 

ttgen  ma^lt,  Derftanb  er  eS,  ben  alten  polqpbonen  mürbe  auä)  tneiii^l;  jebod^  ijiiiffionei'a  fetntte 

CHI  mit  bem  neuen  ^nnonifc^tn  fo  gu  ocr-  ^ifrionen  jumgfriebcnSf^lultioniBabtn  (1714) 

ftoielgen,  bog  er  für  bie  prot(ftantifd)t  ffirdit  ein  unb  oonbanac^XurintoortnobntSifolg,  unb  tine 

Qnlii^  *inonumentaltiitTt  fd)uf,  nie  $aleftrtna  Senbung  na^  Snolta  Itbntt  tt  ab.  €tit  1721 

«Bbtit^IIi  Sa^tbunbettt  fiüber  mit  feinet  Miesa  mar  er  Dieber  <RnntiuS  in  ber  @{^mei},  geriet^  aber 

papae  Haroelli  für  bie  (otbolif($e  ffirdge  ge*  mit  ber  (£ibgenof|en|(^ft  in  Senoüifnig;  feine 

Hbaf^  ^tte.  SBtrfucbe  einer  Öoi^'ntnti^ung  bat  lin^Iic^t  tbötigfeit  bofelbfi  ^at  erjelbft  gef^ilbert 

bw  ^affun  ftit  fBaä)  ni<bt  erfaßten,  nii^t  einmal  in  Acta  apostolicae  legatfonia  Helveticae 

Mm  «nigennagen  nennenameil^en  3!a^af)mungen  ab  a.  1723—1729,  Tngü  1729.  Rom.  1738. 

B^  fi4  fpie^.  .StoatbQt  tS,"  fagt  ^.  oon  Aitm  (@tf(^. b. SBtntbtctinttablti  9Ih]ti'@ric3 II, 

Dämmet  (^nbbu^  ber  TOufilgefi^i^te ,  Seip-  gtanS  1891, 177  ff.)  befditeibt  feine  na^tn  JBf 

||g  1868,  478),  „nadi  nie  Bor  nic^l  an  2on'  jtefiungen  gum  fflofter  Wun ;  nid|t  )u  ollen 

■Öfen  gefehlt,  metdbe,  bei  5"""  nat^  otatoritn-  ©i^wtijer  ^bttitn  ftanb  Sßaffionei  in  glti^  fritb- 

•bcc  eonlQtenattig,  baS  fieiben  3(fu  jum  3nbatt  li^emSBerb<iItni&.  — ©eitl7303iuntiuSin2Bien, 

(nttca;  boc^  Ktmo^te  toebetbei  StationoliSmuS  übte  ei  Cinflufc  ouf  bie  im  ©tbtimen  erfolgte  San- 


1579 


^affionet. 


1580 


Derflim  beS  Ißrinsen  ^riebrid^  Submig  Don  SBürt« 
temberg,  ber  balb  mäfytx  in  ber  Sd^Iod^t  ftel  DoH* 
gog  bie  Xrauung  3Jlana  Serefta'S  unb  l^ielt  eine 
italienif  d^e  Seid^enrebe  auf  ben^ringen  Sugen  (feine 
Steunbfc^oft  mit  biefem  fd^ilbert  3lmet|,  ^rins 
gugen  m,  SBien  1858,  72  ff.).  Bpäin  mt 
et  luftiger  Segnet  Deftetteid^S  (Stnetl^,  3Ratia 
S^etepa'8  etfle  SftegtetungSial^te  n,  SBien  1864, 
334).  3m  3. 1738  »utbe  et  als  ©ectetät  bet 
ISteDen  nad^  9tom  betufen  unb  bolb  batauf  Sat« 
binal ;  )uetft  Detttat  et  in  Ouitini'S  ^btt)eten^eit 
biefen  als  ^tobibliot^efat  bet  Skiticana,  1755 
»utbe  et  beffen  9lad^f olget  als  Sibliotl^elat.  @d^on 
ftfi]^  l^tte  ^afftonei  begonnen,  felbft  eine  teid^e 
Sibliot)^!  5U  fammeln;  feine  l^ettlid^e  SSUIa  bei 
gftaScati  füQte  et  mit  Antiquitäten,  Snfc^tiften 
unb  ftunftioetfen.  ®ie  SSibliotl^et  etwa  82  000 
SBönbe,  fam  nad^  feinem  Xob  f üt  30  000  @cubi 
an  bie  Suguftinet;  t)on  ben  3nfd^tiften  mutben 
400  butd^  feinen  9?effen  tetöffentlid^t.  ^afjionei 
imtt  ffennet  bet  alten  Sitetatut.  Sf(>ntanini  l^lf 
et  bei  bet  Ausgabe  eines  ungebtudKen  93tiefeS 
t)on  AIcuin  unb  bei  bet  Steoifion  beS  Liber 
diumus;  fonft  finb  nut  einige  Sieben,  ^efe 
unb  biplomatifd^e  Actenftüd(e  t)on  il^m  gebtud(t; 
ein  Auffa^  übet  baS  tömifd^e  Stta^enmefen  fam 
nid^t  5ut  IBoUenbung.  3)ie  nai^  feinem  Sobe 
untet  feinem  9Jamcn  l^etauSgegebene  ©d^tift  Me- 
morie  storiche  . . .  del  Cardinale  . . .  di  Tour- 
non  mat  fd^on  1733  ftan5öftfd^  gebtudft  unb  l^at 
nid^t  il^n  gum  ^etauSgebet  (ogl.  Stimmen  auS 
ÜKatia-Saadö  IH  [1872],  282).  ©tofeeS  Anfeilen 
ertoatb  et  fid^  butd^  götbetung  gelel^ttet  ©tubien ; 
et  gemöl^tte  Senu^ung  feinet  Süd^etfd^ö^e  unb 
fd^ü^te  mand^e  ©d&tift  Dot  ben  ßenfuten  bet  3ti« 
quifition.  SBindfelmann l^atte  il^m  üiel  ju  bauten; 
SKonteSquieu  etfteute  fid^  feinet  ^totection  (ogl. 
IReufd^,  3nbcj  II,  870) ;  mit  jol^Itcid^en  anbeten 
©elel^tten  öetfd^iebenet  fiänbet  unb  Sieligionen 
ftanb  et  im  SStiefmcd^fcI.  ajiit  SBoItaitc  wed^felte 
et  nut  ffiinen  SSticf,  bod^  gefaßt  fid^  bet  Qfteigeift, 
ben  Satbinal  als  feinen  ©önnet  batjuftcllcn  (öticf 
an  $.  be  la  3:out  [7.  tS^hx.  1746]  in  ben  Oeuvres 
compl^tes  LXX,  Deux-Ponts  1792,  316;  Dgl. 
LXXXn  [1792],  178).  «u*  gu  l^efHgcn  3an- 
feniften  untetl^ielt  ^ffionei  Scjiel^ungcn;  nament» 
lid^  fon  etS.bu^acbe^eüegatbe  unb  Abbe  ©onjet 
ju  bet  ^etauSgabe  bet  SBetfe  AtnauIbS  etmutl^igt 
laben.  SOhfengu^  toaubte  fld^  an  il^n  um  §ilfe, 
als  feine  Exposition  de  la  doctrine  chr^tienne 
aud^  in  bet  italienifd^en  Uebetfe^ung  betboten 
toetben  follte.  AIS  bie  SJetuttl^eilung  etfolgte,  50g 
^affionei  fid&  auf's  2anb  jutüdf,  mu^te  bie  ßcnfut 
abet  bod^  untetfd^teiben.  ®ie  Auftegung  l^ietübet 
fül^tte  einen  ©d&Iaganfaö  l^etbei,  bet  am  5.  3uli 
1761  feinem  geben  ein  6nbe  mad^te.  —  ^affio» 
nei'S  leibenfd^aftlid^e  §eftig!eit  wat  befannt;  in 
Stom  mat  et  gefütd^tet;  ffläindfclmann  fdfeicn  et 
„ein  tJeinb  aflet  SRömet  ju  fein''.  9lie  fejte  et  in 
9lom  feinen  gfu^  übet  j[emanbeS  ©d^toeüe :  im 
Smpfang  Don  Sefud^en  tt)at  et  fel^t  mäl^Ietifd^,  im 


betttauten  Umgang  fte^  er  ba&  SorbinolS-SecondB 
flatf  äuget  Ad^t.  SBindfelmann  l^bt  icbod^  oi  bm 
„ftö]^Ii(|en  ©reis"  aud^  numd^  ßebcnSmbUge 
Seite  l^etbot ;  aud^  9BobIt^ötigfeit  nAA  mm  1» 
beten  an  il^m  getü^.  Sigentl^ümlid^iDaten^ 
ftonei  eine  leibenfd^ftlid^e  93otIie6e  fifa:  bie  fnn- 
göftfd^e  Station  unb  leibenfd^tlid^  ^  gegen 
ben  Sefuitenotben.  Sr  roax  in  fftom  oec  WSä' 
punft  aüix  iefuitenfeinblid^en  Sefirebimgen,  (s 
man  glaubte,  bag  bie  Aufl^ebung  be$  OtbenS  f^oi 
bon  i^m  botbeteitet  unb  mit  ben  bourbon^d|ci 
Sniniftetn,  mit  benen  et  in  tegem  Sriefbeifc^ 
ftanb,  im  äSotauS  betabtebet  mar.  Offen  trat  er 
gegen  ben  Otben  auf  im  @eIigfpred^gS^^ 
^eQatminS  (f.  b.  Att.),  beffen  Ausgang  f^on  gi- 
fid^  fd^ien,  als  ^affionei  nod^  beffen  Unta^ 
bted^ung  butd^fe^te ;  anbetetfeitS  uxit  er  1741btt 
1761  eiftiget  Setteibet  (ponens  caosae)  bd 
feit  1726  anl^ängigen  Senbena-Seotiftcationl- 
^toaeffeS  beS  SSifd^ofS  Ißalaf 05  (f.  b.  Art).  $a|- 
fionei'*S  gfeinbfd^aft  gegen  ben  Sefuitenorben  uor 
übtigenS  eine  offene  unb  l^tte  nid(|t8  ^inli^d 
an  ftd^;  bng  et  fein  3efuitenbu(l^  in  feiner  SiMio- 
tl^ef  gebulbet  l^abe,  fd^eint  Anecbote.  (^L  öbrigol 
d'Alembert,  Sur  la  Destractdon  des  Jösmtei 
en  France,  s.  L  1765,  23.)   Sine  @d^  9el- 
atminS  na^m  et  felbfi  in  feine  Acta  ap.  l^;alw- 
nis  auf,  unb  bem  mit  99eatbeitung  ber  WUm» 
gtapl^ie  beS  OtbenS  bettauten  P.  Oubin  qitio^ 
et  beteitmiDige  ^ötbetung  (f.  Etades  religioDsei 
V,  Paris-Lyon  1870,  291);  SBincfelmami  ^ot 
et  ben  ftcunbfd^aftlid^en  SJetfel^t  mit  ben  Sefnita 
nie  betübelt.  —  SBid&tige  Siotigen  übet  ^fjurad 
entl^alten  SBindfelmannS  Sriefe  (Ausgabe  boi 
götftet,  Setl.  1824);  P.  Paciaudi  (0.  Theat), 
Lettres  au  comte  de  Caylus,  Paris  1802; 
3)cnftt)ütbigfeiten  bcS  3efuiten  3.  (Sorbata  (f.  J)Ä- 
linget,  »eittöge  u.  f.  m.  UI,  SBien  1882,  82), 
bon  beffen  butd^auS  magboQem  unb  anbenoeitig 
beglaubigtem  Uttl^eite  ffiöHinget  nebp  Anbewn 
aud^  ben  @a^  untetbtüdft:  Magnam  apud  omnee 
existimationem  habuit  majorem  etiam  haU* 
turus,  si  minus  magnifiice  de  se  ac  suis  rebof 
existimasset.  At  quam  laudatos  foris,  tan 
forme  invisus  ob  animi  elationem  in  ürbe 
erat.  3ntctcffante  »tiefe  giaffionei'S  finben  ^ 
in  Ouvrages  posthumes  de  D.  J.  Mabülon  I, 
Paris  1724,  542;  Tempe  Helvetica  IV.,  Th 
guri  1 739, 707 ;  ©d&ellftotn,  6tgö^a(^!eiteniLf.Ä 
I,  Ulm  u.  Scipgig  1762,  526 ;  Nova  ActaWsko- 
rico-eccl.  IX,  SBeim.  1769,  953  f. ;  Catalogne 
raisonne  de  la  collection  des  livres  de . . . 
Crevenna  V,  (Amsterdam)  1776,  254;  Stti 
Sonbettiten  IX,  386  ff.  (3JgL  Guamacci,  Titae 
PP.  RR.  et  Cardinal.  U,  Rom.  1751,  727; 
L.  Galletti,  Memorie  per  servire  alla  stm 
della  Tita  del  Cardinale  Dom.  Passionei,  Rob. 
1 762 ;  Goujet,  Eloge  hist.  du  Card.  PassioD«, 
La  Haye  1763 ;  Le  Beau,  Möge  du  Card.  Pas- 
sionei, in  ben  Mem.  de  TAcad.  desInscriptioBi 
XXXI  [1768],  331  SS.)         [O.  $fülf  S.  J.] 


1581 


SPafftonijlcn  —  ^aftorale. 


1582 


JMUfi^$m,  f.  $aulu8  Dom  Stxtui. 

Jfüflk$M$ffidm  Irrigen  fteben  SBotiDofflcien, 
iDcb^  fai  bec  neuem  3eit  jut  bef  onbem  Sere^rung 
bcS  &iben8  S^rifU  in  fielen  S)i5cefen  «ufna^me 
gcfunben  ffaiin  unb  on  ben  S)ien8tagen  ber 
S^tuageftmaljeU  foioie  an  ben  Freitagen  ber 
Ouabcagefima  old  XageSofflcium  recitirt  merben; 
CS  fbtb  bie|  bie  Officten  1.  t)om  ®tUk  beS  ^erm 
am  Oelberg,  2.  @eböd^tnt^  bed  Seibend  3efu 
C^fH,  8.  Don  ber  S)omenfrone,  4.  Don  ber  l^i« 
figen  Son^e  unb  ben  l^etUgen  9lögeln,  5.  Dom 
Set(^tu4.  6.  Don  ben  fünf  9Bunben  unb  7.  Dom 
loftbaren  931ute  unfered  ^erm.  SSon  biefen  ftnbet 
fUi  boS  jttieite  anä^  unter  ben  m5^entUc(|en  SSotiD- 
ofpcien  für  bie  freien  S^eitage,  unb  baS  ftebente 
tritt  M  Sfeftofftcium  am  erflen  Sonntag  im  3uli 
loieber  ein.  [Ü.  @d^rob.] 

Tfüfß^nsf^nf^leUj  f.  Xl^eater. 

Tffffkonsfonniüi  (im  Tl\t]aU  Dominica  de 
Pasedone,  im  93reDter  Dominica  Passionis,  bei 
ben  Siturgif em  anä^  Dominica  in  Passione,  ein« 
foi^^n  Passio  ober  Passio  Domini)  l^ei^t  ber 
ffinfte  Sonntag  ber  Ouabragefima,  ber  Dorle^te 
iMnt  Oftem.  Sr  eröffnet  bie  ^afftonSjeit  (tempus 
Passionis)  unb  l^at  bal^er  feinen  9^amen.  ^n 
ben  beiben  9Bod^en,  meldte  biefe  3nt  umfaßt,  fteQt 
fid|^  bie  bem  Ofterfefte  unmittelbar  Dorl^ergel^enbe 
mit  i^rem  eigenen  9{amen  Hebdomada  major, 
C^azttoc^  (f.  b.  Sirt.).  afö  eine  abgefd^Ioffene  S^\t 
iat,  infolge  beffen  bie  erfte  biefer  itotx  9Bo$en 

SnKßilxä^,  »enngleid^  nid^t  gang  gutreffenb,  ^f« 
nSttod^  genannt  mirb.  3n  ber  ^afftonSgeit 
befd^f tigt  ft^  bad  Officium  in  ben  ^^mnen,  $er- 
fiteln,  fief ungenunb  Stefponforien  mit  bem  gum  Xobe 
Derfolgten  ^eilanbe,  inbem  eS  bis  gum  Xribuum 
berS^rmodSie  ber  Snbad^t  be§  fiiturgen  baS  ^aupU 
iDcr^ieug  ber  ^ffton,  ba§  jheug,  aU  concreten 
Oegenftanb  ber  Serel^rung  Dor^öU.  3utreffenb 
umfd^reibt  SuranbuS  ben  9^amen  be§  Sonntags : 
Dominica  de  Passione  Domini,  scilicet  de 
Grace  (Rationale  div.  off.  6, 60, 1).  S)er  9{ame 
Jndica  ift  Dom  3ntroitu§  ber  l^eiUgen  SOteffe,  bie 
Se§eid^nung  Isti  sunt  dies  Dom  erften  9tef))on' 
forium  ber  SRatutin  b^g^nommen.  SO^it  Siüdftd^t 
auf  bie  ISegeid^nung  Dominica  mediana  für  ben 
Dor^ge^enben  Sonntag,  ben  Dierten  ber  gfaften- 
)cit  nntrbe  ber  ^afftonSfonntag  l^in  unb  toieber 
onc^  Octava  mediana,  bann  aud^  repositus 
(abgefürgt  repus)  Don  bem  ©ebraud^e  benannt,  bie 
&ucifise  unb  93ilber  Don  biefem  Sage  an  bis 
ginn  Sb<^rfreitag  mit  einem  bunfeln  (Dioletten) 
Sd^Ieier  gu  Der^üQen ;  bie  Söl^men  unb  SlaDen 
nnmen  il^n  barum  ben  fd^toarsen  Sonntag,  eine 
9c)ei4nung,  meldte  Dorbem  aud^  in  mondän 
(Bcgenben  S)eutfd^IanbS  üblid^  mar.  3)er  ®ebraud^, 
hl  ber  iNrd^  bie  Silber  mie  gur  Srauer  gu  Der« 
Ifillen,  ber  bem  S^arafter  ber  ^^ftd^it  gang  ent« 
fprid^,  ift  mol^I  burd^  bie  SDangelien  beS  Sonn« 
lagS  unb  einiger  £age  ber  folgenben  SBod^e  Der« 
mäüfilt,  toeld^e  Don  einem  SSerbergen,  einem  g^Iieben 
äkfu  berid^ten.    3n  mand^n  (^egenben  merben 


übrigens  bie  99ilber  bereits  mit  bem  Segtmte 
ber  Mtenaeit  Derl^iUIt.  —  Ser  $af{ionSfonntog, 
als  Dominica  1.  classis,  lä^t  gmar  bte  Som« 
memoration  eines  einfaUenben  f^eiligenfeßeS  )u, 
fd^Iie^t  iebod^  febe  felbftönbige  geier  beSfelben 
aus.  Sin  ben  SSod^entagen  ber  $af  jtonSgeit  bis 
gur  Sl^armod^e  fönnen  einfaüenbe  unb  Derlegte 
Qfefte  gefeiert  merbcn;  bem  Sreitage  (Sd^merjenS« 
frettag  genannt)  ift  feit  1727  baS  gfeft  ber  fteben 
Sd^merjen  SRariö  sugemiefen.  3m  3nDitatorium 
}ur  SOtatutin,  in  ben  Stefponforien,  im  ^falme 
5ur  Sfperfton  unb  sur  ^anbmafd^ung  une  audji 
im  äntroituS  ber  l^eiligen  SReffe  föOt  bie  S)oso« 
logie  Gloria  Patri  auS ;  bie  Suffragien  unter« 
bleiben.  3n  ber  Xemporalmeffe  fallt  bei  bem 
Staffelgebet  ber  $falm  Judica  auS,  mol^I  megen 
beS  gleid^lautenben  SntroituS  ber  SJleffe  am  Sonn- 
tage, nad^  ber  ftd^  bie  ^Reffen  ber  SBod^tage 
rid^ten ;  bie  Orationen  fmb,  Don  fpedeQen  6om« 
memorationen  abgefel^en,  auf  smei  befdjirönft;  feit 
$iuS  y .  ift  bie  Praefatio  de  Grace  gu  fpred^^en, 
meldte  Dorbem  erft  in  ber  (Sl^rmo^e  eintrat. 
S)ie  Sectionen  gur  9Ratutin  (an  ben  gferialtagen 
aud^  gu  ben  übrigen  froren)  finb  bem  ^ropl^eten 
SeremiaS  entnommen,  ber  megen  feiner  leiben« 
DoIIen  C^ingabe  für  fein  Solt  ftetS  als  93orbiIb 
unfereS  leibenben  f)erm  angefel^en  mürbe,  fo  ba^ 
bem  f)eilanbe  mand^eS  feiner  9Borte  in  ber  Situr« 
gie  ber  $affu)nS5eit  in  ben  97{unb  gelegt  mirb 
(Dgl.  ftaulen,  ©nleitung,  3.  «ufl.,  Sreib.  1890, 
868.)  [ff.  Sd^rob.] 

^üffbH  JtfPfleit},  3luSbrud(  beS  fat^olif^en 
Sl^ered^teS,  begeid^et  bie  Slnmefenl^eit  beS  ^ußön« 
bigen  $farrerS  ^ur  bloßen  Sntgegennal^me  ber 
SonfenSerflörung  eines  Bräutpaares  au^erl^alb 
ber  ffird^e,  ol^ne  bog  ber  Pfarrer  fonft  burd^i  Dor« 
bergel^enbe  ober  nadjifolgenbe  Sl^ätigfeit  (Aufgebot 
bep.  Sinfegnung  ber  S^e)  ^um  Slbfd^lu^  ber  &ft 
mitmirft.  Sine  foId()e  paf ftoe  Sfftftens  erfdjieint  an 
Orten,  mo  bie  tribentinifd^e  Sl^eDorfd^rift  betreffs 
ber  Slanbeftinitöt  in  DOOer  ©eltung  ift,  als  eine 
6!once{)lon,  meldte  Brautpaaren  gemij^ter  9teß« 
gion  ben  9ibjd^Iu^  einer  gültigen  Sl^e  ermdgUdjit, 
DorauSgefe^t,  ba^  bie  befannten  Sautelen  Dorl^er 
geleiftet  finb.  UebrigenS  ift  biefe  ftrengPe  Qform 
ber  paf  ftoen^f  ftftens  für  Derf  d^iebeneSänber  in  mel^r« 
fad^er  Sßeife  gemilbert,  fteUenmeife  aud^  bei  gemifd^« 
ten  ßl^en  bie  actiDe  ^ffifteng,  b.  1^.  Dolle  Stitmir- 
fung  beS  Pfarrers  beim  £^abfc^(ug  menigftenS 
gebulbet  (Dgl.  b.  fflrt.  6^,  gemif  d^ite).     [«.  gff  er.] 

^a^otttOtiefe,  f.  ^auIuS,  ^oftel. 

^aftoxatconfaenia^  f.  (Sonferensen. 

^aftoxatt  bejeicbnet  1.  ben  Stab  (baculus 
pastoralis)  alS  bifd^Bfüd^eS  3nftgne  (f.  b.  9lrt. 
^irtenjiab). —  2.  Pastorale  nwr  in  einzelnen 
beutfcben  unb  nieberlönbifd^en  S)idcefen  ber  l^er« 
lömmlid^e  Xitel  für  bie  Sammlung  ber  liturgi« 
fd^en  Sformulare,  meldte  bei  ben  Functionen  ber 
pfarrlicben  Seelforge  (bei  ber  Sacramentenfpenbe, 
ben  ^rocefftonen  unb  Segnungen)  gu  befolgen 
moren.  9nbere  öfters  Dorfommenbe  Be)eid^nungen 


1583 


Pastoralis  officii  -   ^ofioraltnebicln. 


1584 


fär  baSfelBe  93ud^  fmb :  ^genbe,  Tlannalt,  @a- 
cerbotale,  ©ocromentale.  S)tefe  £itel  ftnb  huxi^ 
ben  92amen  Rituale,  unb  bte  bamtt  be^eid^neten 
Sudler  gum  größten  %f)t\lt  burc(|  boS  Rituale 
Bomanum  erfe^t  morben.  S^ccatia  (Bibliotheca 
ritualis  I,  Romae  1776, 155)  üerjeid^net  fed^S 
SHtuoIicn  mit  bcm  ©ud^titct  Pastorale.  3n  bcm 
Pastorale  Mechliniense  l^at  ftd^  ber  92Qme  lool^I 
am  löngften,  bis  gut  ^nna^me  be§  römifd^en  SRi' 
tualS  unter  bem  gräbijd^of  33.  ^.  ©ed^ampS  (gcft. 
alSEarbinoI  1883),  erhalten.—  3.  ^  oft  orale 
mirb  aud^  ba§  ^uSfd^reiben  genannt,  meld^eS  ein 
aSifd^of  entmeber  ju  einer  beftimmten  Seit  ober 
bei  einem  befonbem  ^nla^  an  feinen  SIetuS  ober 
an  bie  ®(äubigen  feiner  SDiöcefe  ober  an  beibe  ^u- 
gleid^  erlöst  (epistola  pastoralis,  fran^.  lettre 
Pastorale ;  f.  b.  ^rt.  Hirtenbrief).     [iJ.  ©(ftrob.] 

Pastoralis  offtcii,  SuUe  Siemens'  XI.,  f. 
9H)t)enanten  1, 1154. 

^a0[ora(ittebiciii,  eine  ^ilfsmiffenfd^aft  ber 
praftifd^en  X^eologie,  l^at  bie  ^Sejiel^ungen  beS 
natürlid^en  SeibeSIebenS  gur  ftttlid^en  unb  über« 
natürlid^enOrbnung  al3®egenftanb.  SDaS  @itten- 
gefe^  mu^  aud^  am  fieibe  bed  moralifd^en  @ub' 
iecteS  unb  burd^  benfelben  realifirt  merben;  aud^ 
ber  fieib  l^at  femer  menigftend  mittelbar  ^n> 
tl^eil  an  ber  öon  ßl^riftuS  in  feiner  ftird^c  feft« 
gefegten  ©nabenmittelorbnung.  3)er  ))raftifd^en 
£l^eoIogie  liegt  e§  bal^er  aud^  ob,  bie  l^ierfür  gel- 
tenben,  au§  bem  göttlid^en  unb  natürlid^en  fomte 
aud^  aus  bem  pofitii)  fird^Iid^en  @efe^e  ^erDor- 
ge^enben  9lormen  oarjulegen.  ®a  aber  bie  Ueber- 
natur  bie  9?atur  oorauSjcJt,  ift  bie  ©arfteUung 
ber  gebadeten  5Kormen  nid}t  im  öollen  SWafee  mög- 
lid^  o^ne  forgfältige  öeaugnal^me  auf  bie  92atur 
unb  bie  natürlid^en  ^Se^iel^ungen  be3  SeibeS.  3)ie 
festeren  )u  unterjud^en  ift  jmar  ^unäd^ft  ^lufgabe 
ber  ^nt]^rot)oIo9ie,  ber  ?JJfi)(^oIogie  unb  ber^lrpei» 
funbc.  ^ber  aud^  ber  ^bPpo^ofl^  wnb  ^rjt  barf 
nie  bie  t)ofitit)  bon  ®ott  gewollte  unb  geoffenbarte 
ftttUd^e  unb  übematürlid^e  SBeftimmung  bcS  SeibeS 
au^er  ^d^t  laffen,  tnenn  er  nid^t  in  feinen  ^In« 
fd^auungen  über  bie  Sebingungen  beS  mol^Igeorb- 
neten  2eibe§leben§  unb  feine  jroecfmä^ige  ^^flege 
auf  falfd^e  SBege  geratl^en  miU.  @S  gibt  alfo  ein 
©ebiet,  auf  n)el(|em  fid^  ^fragen  ber  ^l^eologie 
unb  ber  9)hbicin  berül^ren  unb  gcgenfcitig  er« 
ganzen ;  biefe  fjragen  bilben  ben  einen  SBeftanb« 
tl^cil  ber  ^aftoralmebicin.  —  ®a  eö  femer  jum 
^flid^tfreije  ber  J)riefterlid^en  ^aftoration  gel^ört, 
nid^t  nur  bie  ©eelforgSbcfol^lenen  nad^  ben  oben 
emjöl^nten  9Jormen  in  il^rem  freien  ^anbeln  l^in« 
fid^tlid^  beS  Seibc§(eben§  gu  leiten,  fonbem  aud^ 
überl^aupt  für  il^r  Ieiblid^e§  SBobI  5n)edentf))red^enbe 
@orge  ju  tragen,  mu^  bie  ^^ötigfeit  beS  ^riefterS 
mit  ber  ärjtlid^en  in  biefem  $un!te  gufammen« 
treffen.  §intt)ieber  wirb  ber  gläubige  ^Irjt  ben 
(5inf(u|  nid^t  Derfenncn,  tt)cld^en  ciner|eit§  oielfad^ 
bie  ©ünbe  auf  ffranf^citöguftänbe,  anbercrfeitS 
ber  ©nabenftanb  ber  ©ecle  auf  grl^altung  unb 
SBiebcr^erfteHung  ber  ©efunbl^eit  ausüben  (ögl. 


c.  13,  X  De  poenii  et  remiss.  5,  88;  FiusV. 
Supra  gregem  a.  1566);  be^aI6  mu^  berV^ 
bie  Sl^ötigfeit  beS  ^riefterd  gut  entfünbigung 
unb  Heiligung  beS  ftranfen  unterftü^  @o  er« 
geben  ftd^  vielerlei  Serül^mngSpunfte  ^iDifd^bni 
Berufe  beS  SeibeS»  unb  bem  bed  @eeIenai}tcS. 
SDiefeS  gemeinfame  ^ufammenmirf en  oon  ^rii^ 
unb  ^rst  ift  ein  ^weiter  Hüuptgegenjlanb  ber  $a> 
ftoralmebicin.  —  ®ie  unter  bie  Reiben  genomüen 
Hauptpunfte  faUenben  ^fragen  ftnb  öfters,  ein^ne 
berfelben  aud^  t)ielfad^  monogrop^ifd^  bearbeitet 
Sorben,  unb  man  nannte  befonberd  Uterorijd^  2cn 
ftungen,  meldte  ftd^i  mit  bem  erften  fünfte  bef oBtc«, 
aUmöIig  allgemein  ^aftoralmebicin.    SBeü  ahn 
bie  ^uctoren  immer  nur  baS  praftifd^e  3nterr|{e 
beS  @ee()orgerS  im  Singe  bitten,  fam  eS  bis  |iir 
@tunbe  no^  gu  feiner  genauen  SegnffSbejtän« 
mung  biefer  S)iSciplin.  S)em  oben  ® efagten  p- 
olge  fönnte  man  bie  Ißaftoralmebicin  etUNi  be> 
inirm  alS  „SBif[en{d^aft  t)om  SSerl^Itniffe  bec 
eiblid^en  9{atur  beS  SRenfd^en  gur  ftttlitben  tob 
übematürlicben  Orbnung  unb  Don  ben  banntf  be* 
Süglid^en  ^flid^ten  beS  Seelf  orgerS  unb  beS  9r}te3'. 
9Rit  Unred^t  mürbe  man  bie  $aftoralmebictn  <»{' 
faffen  als  eine  ^eilfunbe  für  ben  @eelforger  )om 
Stotit  ber  eigenen  Ausübung  ör§tlidber  ^mß. 
Sigentlid^e   ör^tlid^e  Slbötigfeit   mu^   Dielmek 
als  für  ben  prieflerlid^ien  %emf  ungegiemenb» 
gefal^rooU  unb  in  l^obem  ®rabe  l^inberli^  a* 
gefeben  merben.  SBeil  fte  ibm  gän§Ud^  frembart^ 
ift,  fbnnte  ftd^ji  ber  ^riefter  il^r  nid^t  loibmen  o^ 
Sinmifd^ung  in  ein  frembeS  9ted^t3>  unb  ^jli^i" 
gebiet  unb  aud^  nid^t  obne  fe^r  groge  S3eraiit> 
mortlid^fcit.  2)ie  IJird^e  bc^t  eS  be^^alb  nie  ge> 
billigt,  menn  ^JJricfter  ftcl&  mit  Ausübung  ber 
Slrjneifunbe  befaßten,  ganj  bef onbere  Qfälle  aus- 
genommen. ©trengftcS  Serbot  ifi  auSgefproi^ 
gegen  Ausübung  ber  Sbinirgie  unter  ^nmenbung 
öon  ©cbncibcn  unb  ©rennen  (c.  9,  X  3, 50).  fe 
genügt  für  ben  ©eclforger,   bie   am  bäuSö^ 
Dorf ommenben  ff ratif^citSerf d^einungen  rid^tig  «* 
rennen,  bie  unmittelbar  nöt^ige  ^ilfeleiflung  bB 
jum  grfd^einen  beS  SlrjteS  bieten  unb  bie  3)«^« 
fübrung  beS  Dom  Slrjte  angcorbneten  §eiIoerfa^ 
renS  übertoacben  gu  fönnen.    2)agegen  foDen  ii 
ben  SSereid^  ber  ^JJoftoralmebicin  nad^  ber  obign 
Segriff  Sbeftimmung  inSbef  onbere  bie  Srörteninga 
über  äw^önbe  unb  Dualipcationen  beS  2ciWL 
toeld^e  unb  infomeit  fte  bon  (Sinflug  fttri)  ouf  tf 
laubte  unb  gültige  (Sbefd^liegung,  foteie  über  bie 
Dom  göttlid)en  @d^öpfer  bem  SeibeSIeben  genn^ 
bene  Aufgabe,  in  ber  Sb^  ber  &rboÜung  nb 
Snttoicflung  beS  ÜRenfd^engefdbl^c^teS  )u  binui; 
über  ben  p^id^tgemö^en  @d^u^  beS  SeibeS  in  ba 
Stabien  feiner  Sntmidtlung  bis  gur  ooUen  @db" 
ftönbigfeit  ber  inbioibueQen  ^erfon;  über  biefr 
bingungen  für  pflid^tmäfeige  ober  stDedtmdSifl«'^- 
tbeilnabme  beS  leiblid^en  SßefenS  an  9cten  ber 
^Religion  unb  ber  ürd^lid^cn  ^eilSorbnung;  aber 
bie  92ormen  ber  oernünf tigen  unb  fittlid^  $p9 
beS  SeibeS  jur  ßrl^altung  beS  SebenS  u^  baS^ 


1585                          $a|lDtaIit4te  —  ^afloralt^fologit.  1586 

n^fl^Hghit  btr  $trfon,  uitb  btr  Teilung  bifi  tltDlogit  ctnt  tl^Ioolfc^e  Sßilftnf^iift  )u  oer- 

tdnntlttn  ScibcS  In  Eitnifäeemä&tm  Suiammm-  ftt^nt,  beren  Obitct  Die  ^pondion  obti  Std> 

»iitni  btS  SeibtS-  unb  befi  ©ttltnarjlce.  jurgc  t|t  ^it  $a()oniIttKologit  Jjat  bal|n  D^ 

Stfii^id^te  unb  Sütiatur  btr  «pa^oiol'  3»#I  &» ^ufQobe,  aKc @e|e^  unb  »(gtln  bor- 

ntbicin.  €ett  bei  tifttn  ^älttt  btS  17.  3a^r-  gulegm,  nad)  tDtId)cn  baS  SeellorgSamt  in  feinen 

(nabnU  finbtn  ftt^,  toie  oben  ongebnitet,  mono-  tieifdiiebcnenStjicfluiigengeübtnietbenfoä.  ^Ktin 

CffiVkt  SScaiMtiungen  tingtlnei  bei  bezeichneten  {ie  ift  bo^  "i^t  ^1»^'  ni>'  min  t>'8  gegen  bie  ^itte 

erten  fAr  feelfoigiid)e  Snede.  3)ie  ni^tiglle  unfeieS  Sal^i^iinbettS  Itliite,  eine  3>ii(i>iitnnt' 

bnftlbtn  aiä  älteier3til  ift  too^I*  C&ngiamila,  Mung  \o\ä)n  Stegdn  unter  aKgemeineien  @e< 

Embryologia  sacra,  eive  de  officio  sacet^  |i(^13pun!ten  unb  eine  Slnleihing  )ui  @etl[i>ige 

dotoiD,  medicorum  et  olionim  circa  aeternam  mHi  biejen  Siegeln.   Senn  bei  bieftr  91n{(^uune 

MTTuloram  In  utero  existontdum  salutem  mäie  e8  unmüglii^,  Don  einet  ^paftotalnifjen- 

£l>ri4,  Pauormil758.  SRe^t ober »eniaet  DoK-  jdjnjt  ^u  ifben;  e8  bliebe  Bielme^t  bie^porcü- 

^ünbige  Se^nblungen  her  ^oftotalmebicin  triffl  tlieplogic  bann  nur  eine  me^r  ober  minber  öotl- 

man  in  ben  erften  3)ecennien  unfereS  3i''&t^"U'  fläiibiaf  "Einleitung,  eine  gnftnictton,  bie  übrigen 

bcctS;  j.  9,  bie  ^altomlmcbictn  Don  Srt^ger  tl|cc<tDgiiii}ftiSi3cipIinen)o^einiringenbalSmög- 

(8.  Sufl.,  [ßegtnSb.  1859),  3J£iict)et  (juli^t  ebirt  lid)  auf  bie  Leitung  bei@eelcn,  berSamilien  unb 

iaVufle&urg  1860),  gering  (2.  Slufl.,  <DIünfter  joiifiiittT  L^icmeintDefen  in  Slnmenbung  |u  biingen. 

18S5).   3)ieft  aiuctoren  legen  noä)  baS  £iau))t'  ,^ii  iiniaci:  unb  neuefter  3eit  ift  beg^aCb  mit  31eä)t 

Onoi^t  ottf  bie  jubfibiSr  auljuiibenbe  QJtebicin  bie  9tn{id^t  gur  ©elhing  glommen,  ba|  bie  ^x 

bat4  bcn  @t(l(otgei.  SSSeit  ^öfiem  SBert^  ^aben  ^otalt^eologte  i{)t  fliecieUee,  ni^t  mit  anberen 

bit  literarifd^cn  Stiftungen  neue[ln  3tit  auf  bie(em  t^eologifi^tn  l^inenft^aften  gemein|amt§  Obiect 

0ebiele.  3>a^in  ge^Sren  Dobrej^e,  Essai  but  ^at,  ueHeSfii^  für  eine  niif|enf[t|oftli[f|e  33e^<mb- 

1*  thäologie  morale  consider^  dans  Boa  r^-  lung  fe^t  »dE)!  eignet.     S)iefee  Obied  ifl  bie 

porta  avec  la  physiologio  et  la  m^ecine,  biS   an'S  Snbe  ber  Seiten  bur<j^  baS 

5«  M.,  Paria  1865 ;  B.  OlferS,  ^paporclmebicin  Sßricpcrt^um  geübte  SbätigreiHSlittpt 

—  bie  9!atunDiffeni^Li|t  auf  bem  @ebtete  ber  fa>  unb  feiner  in  innigftei  Sinbeit  mit 
l^olifc^ Onaral unb  $a^oral,  2.^uf[.,  ^leiburg  i^m  Derbunbenen  ffir^t  jum  ^eile  bei 
1893;  (Sopenmann,  ^afiorolmebicin,  10.  ^ufl.,  Stelen,  g^ii^a  nennt  fi^  ftlbft  ben  guten 
lat^  1895;  @lät)r,  &anbbu4  ber  ^aftoiol-  fetrttn,  fttnct  ben  SBeg,  bie  £BSafir^til  unb  boS 
MAicin  mit  befonbeitr  Senitffii^tigung  ber  ^q*  Seben ;  er  gab  uns  qui^  bit  @emii!)tit,  ba|  ei  in 
^nt,  3.  lufl.,  t^retburg  1887  (bebonbelt  febr  bieftn  eigmfc^aften  in  fcinttn  ^]>oftoIate  bis  an*« 
tingt^nb  bie  Pflege  ber  eigenen  @efunb!ieit  bon  @nbe  bei  3''t<n  fotllebl.  %k  gange  göttlid)e 
Seiten  btfl  SßritfteiB) ;  9JIars,  StJoPotalmtbicin,  Offenbarung^atguibtcmSegenftanbeboSimmfr- 
jpabnbom  1894.  —  ÜDionograpÖien  üon  Sebeu-  roä^renbe  Se^ramt,  $rieftettbum  unb  ^irtenomt 
tmg  aus  nenefler  Seit  finb :  Abbe  A.  L.  (Le-  beS  SBellbcilanbeS.  S^riftuS  ^at  [ein«feit8  bie 
eomte).  De  l'oTuIation  epontanee  de  Teepäce  ^oftel  ju  Xrägem  biefeS  breifad|en  SlmteS  befleSt 
kuDaine  dane  see  rapporte  avec  ]a  theologie  unb  i^nen  bie  @tnbung  Übertragen,  Welc^  ei  felbft 
Miorale,  Louvain  et  Paris  1873;  CapeUmann,  Dom  SJalrt  ^atle.  Slut^  i^t  ^Dliniperium  fefft  er 
De  occisione  foetus,  quam,  abortu  provocato,  al3  ber  SStäutigam  feiner  flirc^e  unb  olS  ber  oberfte 

Krforatione,  cephalotripsia  medici  audent,  ^itte  unb  ißifi^Df  ber  Stelen  feine  ^eiligenbe 

i^n  1875;  Serfelbe,  gacullatict  Sttiilität  Slfiätigleit  fort.   SbriftuS  ifl  tS,  mett^ei  opfert, 

tffyat  Serle^uug  ber  Sittenge fefie,  ^u^en  1883.  tauft,  ©ünben  nachläßt,  $nefttr  toei^t  u.  f.  n. 

—  V^tifiobgif^e  €(!|iiften,  biird)  ffield^e  paftoral'  $ie  ffiii^e  t^ut  in  ibcem  ^riefltrttium  MeS  mit 
■ubicinifi^e  gelogen  beleuchtet  merben,  finb  be*  i^m.  Siefe  S^ütigleit  @^rifti  unb  ber  ßiidie  :^t 
fmbtrS:  A.  V.  Haller,  Elementa  pliysiologiae  bie  $aftoiaIt()ei}logie  }um  niffenfi^ftli^en  IBe- 
«orporia  hnmani,  Laussnnae  etBemae  1757  nu^tfein  gu  bringen,  unb  ueil  tä  ftd^  um  eine 
■d  1766,  8tom.;  3o^.  <Dtüller,  ^anbbu(^  bei  3:^ätig[eil  beä  @oltmenfif)en  (lanbelt,  be^ei^ntt 
94i}ftDlogie  beS SRenf d(ien,  Sobleng  1833—1840  man  bie  SiScipIin  mit  Slet^t  alS  ^ftoralt^eo- 
It.  i.;  Debreyne,  Präcia  de  physiologie  hu-  logie.  €t)iiftu3  al3  Sedier,  ^rieftei  unb  ^ille 
■laine,  Bruxelles  1848.               [$ninei.]  in  feinei  eigenen  ^tiljgften  ^eifon  ifl  aUeibitigS 

TfmjtnatxttiU  (jura  parochialia),  Segeic^*  junäi^ft  @tgenftanbbe8@Iauben8  unb  bal)eraud» 

atnifl  füt  bie  btm  $fanei  Deimäge  feineS  SrnteS  bei  ^ogmatit.    Sie  in  güttlidiei  Offenbarung 

lüPe^tnbtn  Stetste,  gemiffe  geiftlid^e  iJunctionen  gleichfalls  tunbgtgtbene  91rt  unb  SSeife  abei,  auf 

aeiliine^mtn  (f.  b.  Sitt.  Pfarrei  u.  $farrtinber)  mtli^e  ei  in  biefer  bieifaä)en  Sigenf^aft  in  feiner 

aib  bie  i^m  füi  biefelben  jutommenben  ®cbü^ien  ffir^e  unb  burd)  fie  forlniiilen  mifl,  unb  bie  ba- 

yi  R^btn  (f.  b.  Vit.  @tDlgebübien).  bur^  bcbingttn  $f(id)tt>ert|dltniffc  beS  Hefter- 

'9«P«xaif9(ato^e  ^eigt  eine  Siäciplin  ber  t^unte  fmb  Sn^olt  ber  @eft^gebung  3efu  ISgnfK 

taftifc^  SfKOIogie  (Dgl.  b.  9Irt.  SncQfloliäbie  unb  btr  ffiid|e,  bertn  untnolii^  ^eiliges  Utbub 

tV,500f.).  I.  BegriffSbeftimmung.  Sem  unb  Sbeal  in  bet  oUerbeifigflen  Opfetliebt  unb 

N^^itgJEnbtn  @innt  nad^i  igt  unter  ^ftotol-  ^iitenfoigfoU  btS  IfrUifeiS  gu  finben  ifl.    SHc 


1587 


Ißafloralt^eologie. 


1588 


fQjlemaKfd^e  SarfteKung  btefer  ©efelgebung  ift 
fpecielle  Slufgabe  ber  $aftoraIt]^eoIogie,  ml6)t 
böiger  fügUdSi  befinirt iDtrben fönnte  al3  „SBiff en- 
fd^aft  t)on  ber  göttlid^  ongeorbneten 
unb  fit  d^Iid^  betet  min  irten  Xl^ötig  feit 

gung  ber@eelen  in  ber  SÖßa|r]^eitunb 
®nabe  gl^rifti  beS  erlöfer8\  ©ie  l^ot 
gu  bel^onbeln  1.  baS  Subfect  biefer  Sl^ätigfeit 
mlä)t§  ber  Don  @ott  berufene,  t)on  ber  jfird^e  ge» 
bilbete,  gemeil^te  unb  al3  @eelf orger  angefteUte 
^riefter  i)t ;  2.  bie  göttlid^  angeorbnete  £l^ätig« 
feit,  au8ge|t)rod^en  3RatÜ),  28, 19. 20  unb  9Warc. 
16, 15 :  Euntes  docete  (Sel^ramt,  ^omiletü  unb 
j?ated^eti!) ;  bapüzantes  (iBem)Qltung  ber  im 
Opfer  (Sbtifti  begrünbeten  gefommten  ®naben« 
mittelorbnung,  Opfer,  ©acramente,  ©aaamen» 
tolien,  Siturgic) ;  Docentes  eos  servare  omnia, 
quaecunque  mandayi  vobis  (^irtenamt  im 
engen  Sinne,  b.  ff.  äußere  fieitung  ber  ®emeinbe 
in  aSen  äSer^öItniffen  nod^  ben  Sefe^  Sl^rifti 
als  feiner  ^eerbe  unb  einer  gfamiUe  ©otteS). 

IL  93erböltni^  ber  ^oftoraltl^eologie 
3U  ben  onberen  tl^eologifd^en  S)i9cip(i« 
neu.  S)ie  2)ogmatü  unb  SRoraltl^eoIogie  ftnb 
tt)iffenfd^aftli^-f9ftematif(]^e  S)QrIegungen  ber  ge« 
offenbarten  SBal^rl^eiten  al§  be§  2tn]^<^ted  be§  tatl^o- 
Ufd^en  ®lauben§,  unb  beS  göttli^en  ®efe^eS  afö 
ber  92orm  unb  Siegel  bed  ^riftlid^en  ^nbelnS. 
S)a  aber  in  SSBal^rl^eit  unb  ®nabe  bie  ganje  @eel« 
forge  ftd^  betl^ötigt,  l^at  bie  ^{toraltl^eologie  in 
S)ogmati!  unb  SRoral  il^re  ®runblage  unb  iBor» 
auSfeJung.  Sin  ^auptbeftanbtl^cil  ber  $aftoration 
ift  93ermitttung  ber  grfenntnip  ber  SBal^rl^eit  unb 
beS  ®efeje§  an  ben  SKenftiöen,  unb  bie  grftccfung, 
gntfaltung  unb  ffirl^altung  be§  ©laubenS,  foftic 
beS  SebenS  nad^  bcm  ©laubcn  in  ffraft  ber  gött« 
lid^  getDirtten  @nabe.  5Die  ^aftoraltl^eologie  ^eigt 
ba^er,  ttie  in  ©emä^l^eit  be§  Scifpiele§  unb 
SQBorteS  ßl^rifti  (coepit  facere  et  docere ;  ^Ipg. 
1, 1)  ber  ©ecif orger  bie  feiner  ©orge  anöertrauten 
©eelen  burd^  fein  93eifpiel  unb  fein  äBort  im 
®Iauben  unb  in  freubiger  Eingabe  an  ®otte§ 
l^eiligen  SBiden  3U  ergiel^en  f at.  5Die  jfraft  be§ 
®IaubenS  unb  be§  d^riftlid^en  SebenS  aber  liegt 
in  ber  ®nabe  beö  l^iligen  ®cifte§,  tt)ie  fie  öer« 
mittelt  tt)irb  burd^  bie  göttlid^  gegebene  ©naben» 
mittelorbnung.  ®eren  tounbcrbare  ©cl^eimniffe 
gel^ören  jum  Dbjecte  ber  ©ogmatif.  ®ie  jtocite 
^auptföd^Iid^e  Aufgabe  ber  @eelf orge  ift  e§ ,  bie 
Seelen  5U  ben  OueHen  beS  ^cileS  ^u  fül^ren 
unb  bie  ®nabenmittel,  @aaamente  unb  @acra> 
mentalien  ju  fpenben.  5Die  ^aftoraltl^cologie  be« 
l^anbelt  bal^er  aud^  bie  bem  ^eifpiele  unb  SBorte 
g^rifti,  ben  ®efefeen  ber  ftird^e  unb  ber  $raji§ 
ilfirer  Säter  unb  ^eiligen  entfpred^enbe  9lrt  unb 
SBeife,  tt)ie  bie  ®Iäubigen  fegen§rei(|  gu  ben  gött« 
Ud^en  ©nabcnmitteln  |ingefü]^rt  unb  il^ncn  bie« 
felben  gefpenbet  loerben.  3um  iHrd^enrcd^te  ftel^t 
bie  ^ftoraltl^eologie  in  ber  engftcn  Sejiel^ung. 
®a§  fiird^enredSit  l^at  ja  ffieftanb,  ®Iieberung, 


Uebertragung,  Sted^te  unb  $flid^ten  bed  bretfol^, 
bie  @eeIforge  conftituirenben  %mted  barsupeUo. 
S)er  fßaftoraltl^eologie  tnin  fommt  e8  gu,  {u  ci- 
Hören,  loie  biefe  canoniflifd^en  93e{limimiii|ai 
gum  §eile  ber  Seelen  unb  bed  @eelen]^trtenbini(« 
Suf ül^ren  ftnb.  93on  ber  Jhrd^engef d^i(^te  miib  9ß 
\)mM  t)or  Slugen  gehalten,  mit  meld^er  SBetS^ 
unb  Siebe  bie  JNrd^e  ftetS  unb  afitttocatö  bei  i)ni 
£]^ötig!eit,  bie  ©laubigen  burdji  ipanbl^bungi^ 
®efe|e  gu  er^iel^en,  ben  nac^  3^t  unb  Ort  M> 
fd^iebenen  Serböltniffen  unb  93ebärfniffen  bct 
dSiriftlid^en  ®efeUfd^aft  Sted^nung  trug,  aber  imait 
fo,  ba^  bie  unmanbelbaren  ®tunbfa|e  gdttiid^ 
Offenbarung  unb  gBttlid^en  SRed^teS  auS  i^ 
$ra^S  in  immer  gleid^  ungetrübter  fllar^  ^ 
oorleud^teten.  ^uS  ben  erflörten  93egie]^ungen  ber 
^aftoraltl^eologie  gu  ben  übrigen  tl^Iogif^ 
SBiffenfdSiaften  folgt,  ba^  bie  Ie|teren  biin^  jjav 
erft  il^re  boSe  gfrud^tbmrleit  für  bie  Stvcd)t  ge« 
loinnen.  S)enn  bie  ^ftoraltl^eologie  jeig^  \Sm 
%f)toloQm,  \Dxt  bie  Stefultate  aller  übrigen  ffiijjmp 
fd^aften  für  bie  mannigfad^en  iBebürfnif^  te 
®Iöubigen  in  ben  t)erf4|iebenen  SSerl^öItniffen,  it 
loeld^en  fie  i^r  ^eil  niitfen  foOen,  gu  bemet^ei 
ftnb.  Ütid^tSbeftomeniger  ift  bie  ^ftoraU^eobgk 
eine  felbftönbige,  ben  anberen  ebenbürtige  SBijfn- 
f^aft. 

in.  O  u  e  n  e  n  ber  ^afioraltl^eologie  finb  p 
nädSift  bie  OueQen  ber  göttlid^en  Offenbarung  nhi* 
l^aupt,  bie  l^eilige  S^rift  unb  bie  2:rcd>ition,  ia 
toeld^en  bad  unenblidSie  äbeal  oller  Seelforge,  ha 
menfd^gett)orbene  So^n  ®otte§  felbft,  als  ^o^ 
priefter,  SBal^rbeit  unb  Seigrer  ber  SBal^rbeit,  ^« 
ligfcit  unb  gü^rcr  jur  ^eiligfcit  burd^  ©eifpid, 
^irtentptigfeit  unb  Srsiel^ung  feiner  ^poitelbar* 
geftettt  ift.  3)ie  Sriefe  ber  ^eiligen  ?lpofteI  inä- 
befonbere  ftnb  %u§brud(  ber  burd^  ^riftu§  m 
beiligen  @eifte  gegebenen  unabönberlid^en  Stör* 
men,  nad^  toeld^en  bie  ^poftel  felbft  bie  Seelen  |i 
leiten  batten,  unb  tmd^  benen  bie  gefammte  6fv^ 
fatl^oUjd^e  ^aftoration  ftets  geregelt  rocctm  nn^ 
S)iefelben  offenbaren  in  bö($fter  $)oQenbung  W 
SBege  ®otte§  gum  legten  ßiele,  tueld^e  anfängful 
fd^on  hinbgegeben  finb  in  ben  gfü^rungen  bri 
au§cm)ä]^lten  $ol!e§ ,  in  ben  propl^etif^en  usb 
ben  bibaftifd^cn  Sudlern  be§  ^Iten  3:eftamentt& 
—  3cugen  ber  Srabition  finb  bie  l^eiligen  Säte. 
93efoubcr§  feien  genannt  bie  ^eiligen:  SgnatiiÄ 
Don  Sntiod^ien,  SIemenSStomanuS,  ^olpfarpiodi 
ß^prian  (in  il^rcn  ©riefen),  gpl^räm  unb  6^ 
foftomuS  (De  ßacerdotio),  K^riltuS  Don  3««" 
folem  (ffated^efcn) ,  ^mbroftuS  (De  o£ficüs), 
^ieron^muS  (Epp.  ad  Nepotianum,  Heliodo- 
nun,  Rustictim ;  Comment.  in  ep.  ad  TimotL 
et  Tit.),  5luguftinu§  (De  doctrina  cbrist;  De 
catechizandis  rudibus;  Enchiridionetc.),@B' 
gor  b.  ®r.  (Regula  pastoralis),  Seml^atb  (De 
coDsider. ;  Sermo  de  conversione  ad  clffi- 
cos  etc.).  —  ®ie  näd^fte  unb  unmittelbare  $0» 
ftoralrcgel  auf  ®runb  göttlid)cr  Offenbarung  luii 
®efejgcbung  bietet  bie  ftird^e,  loelt^er  allein  d 


1589 


^afioraltl^eologie. 


1590 


tnlommt  unter  Seitimg  beS  l^etligen  ®etfte§  gu 
MfKmmen,  tooS  bem  äBUIen  unb  (Seifte  beS  oberften 
||5ttlici^^irteneiitf|nic(|t.  S)ierid^tigen$aftoraI- 
gntnbfö|e  muffen  ballet  ben  SanoneS  ber  oS« 
goneinen  Concüien  (für  bie  ©egenioart  befon- 
oeif  ben  tribentinifd^en  Stef ormbecreten) ,  ben 
pätplfäid)m  Conftitutionen,  ben  Sntf (Reibungen  ber 
cfotifd^  (Kongregationen,  bem  Gaiechismas 
rommiias  ad  parochos  unb  ben  Hturgifd^en 
Sfld^m  ber  Stixi^t  entnommen  n)erben.  ^ro* 
^ial-  unb  3)iöcefanfQnoben  (in  neuerer  3^tt  gu 
Sirn^  ftöln,  $aberbom,  ^Baltimore  u.  f.  m.)  be- 
ilKden  bie  Surc^ifül^rung  berfelben  in  ben  ein« 
idncn  $rot)in^en  unb  S)iöcefen  unter  93erüdftd^ti- 
011110  Don  beredSitigten  Obferoangen  unb  ®etoo|n* 
ItcttciL  9lu8  ben  Sammlungen  ber  @t)nobaIbecrete 
Iv^m  mtümter  Sif  c(|df e  OoUftönbige  Instructiones 
iMUBtorales  rebigiren,  meldte  mit  berfelben  93er- 
Mnbliii^teit  für  ben  2)i5cefanderu8  publicirt  n)ur* 
ben  iDie  bie  @QnobaIftatuten  felbft.  Sine  ber  ge- 
Uegenften  ift  bie  bun^  ^ürftbifd^of  Sta^munb  ^n« 
ton  (1768)  für  ben  Flenid  ber  3)i5cefe  (Sid^ftött 
iNtblirirte  unb  Oon  Sifd^of  ®eorg  (1854)  nad^ 
«ner  Stebaction  abermatö  al§  5Diöcefangefe|  er* 
flStte  Instructio  pastoralis  Eistettensis.  Of« 
fiddlm  (S^rafter  ^ben  aud^  bie  IBerorbnungS« 
Wtter  ber  einzelnen  S)i5cefen  unb  ber  amtUd^e 
X^  ber  2)iöcefan-^ftoraIbIätter.  Xiefen  Sin« 
bßd  in  bie  bem  ®efe^e  unb  ®ei[te  ber  ff ird^e  ent* 
teced^be  ©eelenfül^rung  gemäj^ren  bie  aut^enti« 
Y^  Siooropl^ieit  ber  l^eiligen  SSif  d^öfe,  SRifftonare 
«nb  €eeIforger  unb  bereu  Sriefe  unb  Sd^riften. 
IV.  @efdS|id^te  unb  Siteratur  ber  ^a- 
total t^eologie.  SBaS  Don  ber  @ef d^id^te  ber 
Btoroltl^logie  (f.  b.  ^rt.  Vni,  1894  ff.)  bis 
)itr  neuen  3^it  SU  jagen  ift,  gilt  aud^  Don  ber 
^ofioraltl^eologie.  2)a§  ^Mittelalter  fannte  nod^ 
Betae  fpecieUe  miffenfdSiaftlidSie  Sel^nblung  ber  auf 
bie  ^ftoration  be^üglid^en  fragen ;  biefe  mürben 
nelniel^rt  in  bie  moraltl^eologifd^en  Duöftionen  ber 
t^Iogifd^en  ©ummcn  miteinbegriffen.  3n  l^er» 
lorragenber  SBeife  b^ben  aber  paftoraltbeologi« 
|d^  Sborafter  einige  0))uScu(a  be§  ffi,  Xl^omaS 
[Opp.  17—20)  unb  beS  f)l  SSonaDcntura  (j.  93. 
De  regimine  animae ;  Confessionale ;  De  sex 
ilis  Seraphim)  unb  ba§  jmeite  unb  britte  fQnä) 
Der  @umme  beS  1^1.  9lntonin.  Ueberbie^  finb  Don 
^l^er  Sebeutung  für  biefe  SBiffenfd^aft  bie  ber 
pnätifd^  IRid^ttmg  jugemenbeten  3D?^[ti!er  beS 
SRUtelalterS.  Sie  SBirrfale  im  SeitaÜer  ber 
[og.  Deformation  mad^ten  eingel^enbe  unb  grünb- 
[i4c  t^oftoraltbeologif  d^e  ^l^anblungen,  meldte  baS 
gonje  iSebiet  ber  @eeIforge  ober  einzelne  l^eile 
Bnifalten,  )um  unabmeiSbaren  93ebürfniffe^  unb 
ril  finben  ftd^  fold^e  im  16.— 18.  Sa^rl^unbert  in 
BCD^er  Qd^t  @ebr  Diele  berielben  l^aben  nod^  für 
Me  (Skgenttxtrt  Sebeutung.  @S  feien  nur  ermähnt 
He  SBerfe  bed  3o^.  Don  ^Dila,  SubmigS  Don  ®ra- 
Boba,  $etru§'  be  @oto,  glaube  le  Sa^'S  S.  J., 
Bonners  8.  J.  (Institutiones  practicae) ,  9{eu- 
BUU^  8.  J.  (Vir  apostolicus) ,  3}^ard^antiuS^ 


$offeDind  8.  J.  (Praxis  corae  pastoralis),  $aul 
Segnen'«  8.  J.,  «bell^'S,  Dlierä,  «nton  Wo- 
lina'g,  Sfr.  SoIetuS'  8.  J.  (De  instr.  sacerdotum 
et  de  pecc.  mortal.),  3ob.  ^alomeque'd  (De 
cleric.  instit.  etc.,  ^ßapft  $aul  V.  getoibmet), 
bed  Sarbinal  (SAittaa,  beS  1^1.  j?arl  SorromüuS 
(Acta  Eccl.  Mediol.,  Instnict.  pastorum)^  beS 
i)L  Sfrans  Don  @ale§,  Stobrigues'  8.  J.,  Scara- 
meHi'g  (Direct.  ascet.,  Direct.  mysticum), 
©cupoli'«  u.  f.  m.  —  3n  ber  gmeiten  ^ölfte  beS 
18.  äabrl^unDertS  leud^teten  al§  Seitfteme  auf 
paftoraltl^eologifd^em  ®ebiete  für  alle  fünftigen 
Seiten  ^aj)ft  ©enebict  XIV.  (De  synodo  dioec. ; 
Notificazioni,  Editti  ed  Istruzioni)  unb  ber  bei- 
lige  ff ird^enlel^rer  SlfonS  Don  Siguori  (bef.  Homo 
apostolicus  unb  Praxis  confessarii).  3m  S^it* 
alter  ber  SteDoIution  unb  rationaliftif^en  Sluf« 
flörung  manbte  man  [td^  auf  allen  ®ebieten  immer 
meiter  Don  ber  poftttDen  göttlid^en  Offenbarung 
unb  ürd^Iid^en  Seigre  unb  $ra^§  ab.  Stationa- 
Uftifd^e  ^nf  d^ungen  beeinflußten  aud^  ben  (SIeruS, 
unb  als  gfolge  boDon  Derlor  fid^  ba3  Semußtfein 
bed  übematürlid^en  (Sl^arafterS  bed  ^irtenamted. 
@o  !am  ed,  baß  an  bie  Stelle  ber  biSl^erigen 
9lormen  unb  S^iftructionen  für  ben  ©eelforge» 
6ileru§,  meldte  im  göttUd^en  OffenbarungSinl^Ite 
unb  in  ber  göttlidji  gefegten  ®nabenmittelorbnung 
murmelten,  Anleitungen  traten  öbnlid^  benen  beS 
$roteftantiSmu§,  meld^er  gemöß  feiner  9{atur  unb 
feiner  ^rincipien  eine  $aftoraltbeologie  nid^t 
^aben  fann.  @ie  be^medften  Sr^ie^ung  ^u  einem 
rein  Demünftig  fittli(|«religiöfcn  Seben  unter  3w« 
bilfenal^me  ber  religiöfen  (Sultl^anblungen  unb 
®ebröud^e  unb  maren  nur  ber  pbi^of o))]^if d^en  Stl^ü 
unb  natürlid^en  filugbeit  unb  Srfabrung  ent* 
nommen ;  bie  f^dlx^t  ©d^nft  würbe  glcid^  einem 
93ud^e  Don  befonbercr  3luctoritöt  nebenbei  benuj^t, 
um  biefe  fflugl^eitdregeln  3U  beftötigen.  (Einige 
menige  ^uctoren  machten  mol^l  ^erfud^e,  ber  ))o« 
fttiD  fird^lid^en  Siid^tung  mieber  bie  Sßege  3U 
bal^nen,  mie  ©d^enfl  unb  3oi8.  Slber  erft  ©ailer 
rang  mit  bem  Aufgebot  aUer  jhäfte  bem  anti» 
fird^lid^en  unb  antid^riftlid^n  ®eifte  nennend* 
toertbe  Srfolge  ab.  Sin  einigermaßen  braud^bareS 
fiel^rbud^  ber  ^ftoraltl^ologie  f(|rieb  ©oUomi^ 
(Sanbdbut  1803,  2  93be.).  SBiebemann  gab  ed  in 
neuer  Bearbeitung  l^eraud  (Stegendb.  1825. 1830. 
1836).  ®er  SRebemtorift  P.  SogI  untergog  bie- 
felbc  (1845)  einer  neuen  Ueberorbeitung  unb 
fpäter  (1855)  in  SSerbinbung  mit  feinem  Orbend» 
genoffen  P.  §aringer  einer  großentbeild  gönglic^en 
Umarbeitung.  Sber  Dor^üglid^  anregenb  fiir  bie 
paftoraltbeologifd^e  SBtffenf^af  t  mürbe  Slmbergerd 
^aftoraltbeologie,  Stegendburg  1850  ff.,  3  9be., 
meldte  mel^rere  Auflagen  erlebte,  ^mberger  l^at 
ber  ^ftoraltl^eologie  ben  Kl^arafter  einer  SBiffen- 
fd^aft  Dinbicirt,  mogu  fd^on  ®raf  (ffritifd^e  Sknc» 
fteQung  bed  gegenmörtigen  3uftanbed  ber  picit» 
tifd^en  Sbeotogie,  Sübingen  1841)  bie  Anregung 
gegeben  l^atte.  @ein  SBer!  ift  Don  öd^t  ürd^Ud^em 
@eifte  getragen  unb  geugt  Don  außororbentlid^er 


1591 


^afiorelleiu 


1592 


Srubition  in  bet  patrifttfd^en  unb  aScetifd^en  Site« 
rotur,  tooburd^  eö  jld^i  jc^r  sur  geiftlid^en  Scfung 
füt  ben  SIeruS  eignet.  6S  bietet  ober  aud^  in  au§« 
rcid^enbem  SWa^e  bie  9lormen  beS  göttlid^cn  unb 
fir^Iid^cn  Sed&teS  für  bo§  jcelforgli^e  Seben  unb 
Öonbeln  in  feinen  monnigfad^en  SSe^iel^ungen. 
®leid^  ttert^öott  ift  P.  93enger8  (C.  SS.  R.)  ^- 
ftoraltl^cologie,  SRegenSb.  1861—1863,  3  »be., 
Don  tt)eld^cr  er  au^  ein  6!om))enbium  in  Sinem 
SSonbe  l^erauSgab  (1868).  eine  jweite  Auflage 
beforgte  fein  DrbenSgenoffe  P.  flflarmann.  Siegend- 
bürg  1889—1890.  SOBä^nb  Ämberger  mcl&r  bie 
a8cetifd^«m9[tifd^e  SKet^obe  öertritt,  befolgt  SSenger 
bie  f d^olaftijd^ « t)ra!tif d^e.  ®urd^  bcibe  ift  ober 
fotool^I  ber  übematürUd^e  unb  pofttio  fird^Iid^e 
Sl^arafter  ber  ^oftoration  5ur  ©eltung  gefommen, 
als  ben  9lnforberungen  ber  SBiffenft^oft  ®enüge 
geleiftet.  ^l^nen  folgten  nun  in  gleid^em  ©eifte  biele 
paftoroltbeologifd^e  SBerfe  unb  ^onogropl^ien, 
wie  ^0%  ^ftoroltbeologic  ober  SBifJenfd^aft  Don 
ber  gottmenfd^Iid^en  il^ätigfeit  ber  ffird^e,  ^ber« 
bom  1862 ;  P.  ©d^üd^  0.  S.  B.,  ^anbbud^  ber 
^^aftoroltl^eologie,  meld^eS  in  8  Sluflagen  loeite 
Verbreitung  gefunben  l^at  (neuefte  5luflage  3nn§- 
brud  1889);  graffmetti,  ^romjd^e  Anleitung  für 
angel&enbe  ©eelf orger,  Sujern  1874;  ©afencr, 
^ftoral,  Salzburg  1881 ;  Senninger,  ^ftoral- 
t^eologie,  l^erauSg.  oon  ©opfert,  greiburg  1893, 
u.  f.  tt).  Um  Sntereffe  für  olle  ^ftoralfragen  im 
SleruS  immer  mel^r  anzuregen,  foioie  bie  ffenntni^ 
ber  fird^üd^en  @rlaffe  unb  Sntfd^eibungen  gu  Der« 
breiten  unb  in  ibr  SSerftänbni^  einzuführen,  finb 
jc^r  bienlid^  bie  ©ommlungen  Don  Sonferenj« 
arbeiten  ber  @eeIforg§priefter  einjjelner  ©iöcefen, 
j.  93.  Acta  comitiomm  cleri  Gallicani,  Les  Con- 
ferences d' Angers,  Acta  parochorum  Pari- 
siensium,  ^rd^iD  für  bie  ^aftoralconferenjen  im 
gSiötbume  ^ug§burg  (begonnen  Don  9Wer!(e), 
1848  ff.,  unb  bie  Dielen  gebiegcnen  tl^eologijd^« 
praftifd^en  Seitfd^riften  neuerer  unb  neuefter  3fit, 
tt)ie  bie  (Sinjer)  k^eol.-praft.  Duartalfd^rift  (feit 
1804)  unb  bie  monatUd^  erfd^cinenben  3citf Triften 
für  praftifd^e  3:beoIogie  in  Augsburg  (1858), 
Bamberg  (1858),  5Wünd^en  (1860),  SJlünfter 
(1863),  ftöln  (1867),  grmelanb  (1869),  SRottcn- 
burg  (1882),  3:rier  (Pastor  bonus,  feit  1889), 
^berbom  (®er  fatl^ol.  ©eelf orger,  feit  1889), 
$affau  (3:f|eoIogif^«pra!tijd^e  aWonatSfd^rift,  feit 
1891)  u.  a.  [grüner.] 

^afloxtSen  (Pastoreis,  Pastoureaux)  nannte 
mon  im  13.  unb  14.  3öb^^unbert  bctoaffnete 
93anben  Don  §irten.  Säuern  unb  anberen  geroöl^n- 
lid^en  Seilten,  toeld^e  angeblid^  alä  ffreujfa^rer  in 
Derfd^iebenen  ©egenben  granfreic^S  il^r  Unwefen 
trieben.  ^18  Urheber  ber  SSewegung  toirb  ein  ge« 
wiffer  Söcob  genannt,  ein  öu^erft  geraubter 
SWenfc^,  ireld^er  ber  latcinifd^en ,  beutfd^en  unb 
fron^öfifd^en  @prad^e  mäd^tig  mar  unb  burd^  fa» 
natifd^e  SReben  bie  gemeinen  Seute  ju  begeiftem 
Derftanb.  SBal^rfd^einlid^  ftammte  er  au§  Ungarn, 
menigftenS  nannte  er  fid^  felbft  §erm  Don  Ungarn; 


er  mirb  femer  gefd^ilbert  oIS  Q))oflafirtei  (Sj^ 
cienfer,  ber  jum  ^l^ammebaniSmud  übetgctieln 
fei,  bie  gel^eimen  SBiffenfd^ften,  ZeufdSbeft^ 
rung  u.  f.  xo.  gefannt  l^abe  u.  bgl.  m.,  o^  h^ 
e9  möglid^  ift,  gu  entfd^eiben,  toit  Did  Don  jol^n 
Sr^ö^Iungen  aI9  fpötere  Srbid^tung  }u  betnu^ 
ift.  S)ie  3bee,  totlä^t  er  unter  baS  SoH  morf,  snk 
eine  Befreiung  bed  l^eiligen  Sanbe§  bur^  bie  ge* 
iDöl^nli^en  fieute,  ba  ©ott  bie  ^ilfe  ber  Sür^ 
unb  ^^äd^tigen  ju  biefem  Stoede  Derfd^mä^.  9^ 
gebUd^e  Offenbarungen  ©otted  unb  eine  foil> 
bauernbe  Serbinbung  ^mifc^en  il^m  unb  ber  ff» 
ligen  9Rutter  ©otteS  fomie  ben  Sngeln  bübdn 
bie  OueHe  feiner  ^norbnungen.  ©eine  Snl^öngs 
tl^eilte  Sacob  in  Stegimenter  unb  Unterabt^eihnigB 
mit  Sfal^nen,  auf  benen  Snaria  unb  bie  Sn^  Aß 
gebilbet  maren;  bie  ^auptfa^ne  geigte  boS  Sam 
©otted  mit  bem  jheuge.  —  %l^  grd^re  @d^ 
erfd^ienen  bie  ^aftoretten  guerft  im  %  1251  n 
gflanbem,  möbrenb  Submig  ber  ^eilige  in  ba 
©efangenfd^ft  ber  @aracenen  fd^mad^tete.  i^ß 
gu  befreien  begeifterten  fid^  bie  frieblic^  £o^ 
bemol^ner,  befonberS  bie  ^irten,  unb  begoma 
unter  Jacobs  Seitung  einen  Uteuggug,  ber  SnfongS 
burd^auS  ben  Sb<n:after  einer  frommen  $iIgar|Q^ 
an  fid^  trug.  S)ie  jf önigin  Bianca  glaubte  fogn 
eine  3citlang  92u^en  für  j?önig  Submig  mtS  licr 
Semegung  boffen  gu  burfen ;  be^l^olb  gab  jie  9e> 
el^I ,  bie  ^aftorefien  auf  il^rem  3uge  ntd^  |n 
tören.  SJlit  bem  Einzutreten  anberer  &mak 
jebod^  geigte  fid^  balb  ber  toaf)xt  Sl^orafter  SoisH. 
Sagabunben  ieber  ©attung  f  c^loffen  ftd^  ben  $a^ 
reUcn  an  unb  befa^cn  ba§  befonbere  Vertrauen  bö 
^nf ü^rer§ ;  Don  ba  ab  begannen  auc^  bie  Boitm 
bie  ^auptroüe  5U  fpielen  unb  ber  ^a^  gegen  bk 
§crren  unb  bcfonber§  gegen  bie  ®eiftli(§!eit  fftf 
Dorjutrcten.  ®ie  geiubfeligfeit  gegen  bie  bepe^ 
firdfjlid^e  Orbnung  ging  balb  f o  »eit,  ba^  bie  ^|ki^ 
reuen  fid^  eigene  $rebiger  beftimmten,  unb  bfi$ 
Sacob  bie  5Rotte  eine§  ObcrpriefterS  gu  fpielen  hf 
gann.  Verfolgung  unb  grmorbung  Don  ^rieprai 
unb  ÜJlönd^cn  gingen  bamit  ^anb  in  |)anb;  ca^ 
bie  Suben  ttaren,  mie  meift  bei  fold^en  Solft- 
bcmegungcn,  befonbere^  3icl  beS  ^affc§.  Shmine^r 
fd^ritten  bie  Königin ,  bie  ©ifd^öfe  unb  bie  ie- 
bro^ten  @täbte  gegen  bie  ^aftoreOen  ein.  Sie 
gro^e  3^^!  ber  Subänger  l^atte  3ocob  Deranla|t 
feine  @d^aaren  ^u  tbeilen.  Söngere  3ett  toor  bie 
^icarbie  il^r  Aufenthaltsort  gemefen ;  nun  ^Dtcn 
fie  fid^,  angeblid^  um  fid^  nad^  bem  l^eiligen  Banbe 
einsufd^iffcn,  auf  Derfd^iebene  @tabte  Dert^pnlen. 
6ine  93anbe  rid^tete  auf  bem  3uge  gu  Crbaal 
am  11.  3uni  ein  großes  ©lutbab  an,  ttwnbteW 
bann  nad^  VourgeS  unb  tourbe  in  ber  Ütä^  bei 
@tabt  nad^  neuen  ©emalttl^aten  Demi^tet.  3aa)i 
l^iclt  fid^  möl^renb  beffen  in  $an3  auf  imb  nmxbe 
bort  mit  einem  Seile  mitten  in  einer  fetner  Seba 
crfd^Iagen  (nad^  anberer  9iad^ri(^t  »öre  er  unter 
ben  au  SourgeS  grfd^Iagencn  gemcfen).  ©egen  \k 
nod^  übrigen  @d^aaren,  toeld^e  t^eilS  nad^  SRax" 
feitte,  tl^eilS  nad^  5liguc§«5Wortc3  gie)^  »olüeii 


■ 

1 


1693 


ipafloren. 


15M 


Efl4  blt  ÜBoCtelmil!^;  fle  niutbtn  cnttocbn 
Epdöbtet  ob«  gtfongnt  unb  ^tngmi^td. 
^oftonlltn  jttftrtuten  ^id);  einige  i^ttr 
ll^fi^  fu^^  xtaä)  (Snglanb  jii  ratEommm. 
DcmU  fyütt  int  Sentguna  für  btegmal  if|r  Snbe 
mti^t-  —  3u8  ö^nli^ra  llrfa^m  aber  unb  too^l 
rpu^  butij^  bie  Srinnerung  on  bie  ^^aftoTfÜtn 
mb  etna  70  3a||n  fpStn  ein<  neue  iSenegung. 
3ä  3rit,  uIS  .^apft  3D^ann  XXII.  mit  Äönia 
jj^ipp  T.  con  S^ianhtid)  übei  dnen  neuen  iheug- 
IBQ  tw^^bclte  (1320),  fdiaaden  nteberum  ^ir- 
ttn  unb  ESaucm  unter  gü^ning  eines  abgelegten 
^ßiitßtra  unb  eines  enlloitfenen  3näncC)e8  fid)  ju- 
fonunat  unb  jogen  erft  bettelnb,  bann  raubenb 
btnnn.  2)u  SKtii^ipmer  bcr  3uben  fc^ienen  ein 
MfmibecS  lodenbeS  S^ü,  unb  eine  gro^e  3a^l  Bon 
SwMn  nwib,  angeblich  neil  |le  fic^  niii^l  taufen 
In^  iDctIltnt,  ermorbet.  ^13  bit  IBanben  aber 
Imiii  Sfiignon  bebrofiten,  um  ben  ^kpft  unb  bie 
VÖtbinäle  mi^uplünbem,  bot  ber  @enef^a!l  uon 
SaccaifDnnt  eui  ^tti  auf,  burd)  toel^eS  bit  ^uf- 
li^ter  t^fi  nUbtigt^autn  tlieits  gefangen  tour- 
fea.  (Eine  grogt  SÜcnge  t»utbt  hingerietet,  bie 
Vnbaen  gtr^rtuten  fi^.  (ißgl.  Cr.  de  Nangie, 
CStron.  ad  a.  1251,  unb  Continuat.  chron.  ad 
•.  1820;  Mor^ri,  Dict.  a.  tt.  Jacob  u.  Pastou- 
rMnx ;  NoQT.  fiiogr.  gän.  XXVI,  167  ss.  [b.  v. 
J««*].)  [a.efjer.] 

ycjbTCM,  titoteßantif^e,  ()ei|tn  gemSfin- 
I^ibie @tifUi4en,  meli^  al3))ioteftantif^e@etI' 
fonn  funginn.  3)er  91ame  bedt  jir^  alfo  ni^t 
MUg  mit  bem  Segriffe  btS  Tat^olif^en  ^oftorS 
oba  ^anerl ;  eS  tonnen  an  Siner  Stirbt  gleid)' 
|Älg  mebrere  proteftantifdie  ©eiftüe^e  alS  .^■ 
fbncn'  fungirm,  inbem  fie  entmeber  bte  ©eelforge 
coltflialtfi^  taa^mebmen  ober  je  einen  einjeinen 
^Mig  berfelben  übeniebmen.  Statt  beS  3:itclS 
vltoßoi"  tft  ntondierortS  btr  SJame  „Pfarrer" 
SUw),  unb  Dem  Stange  nai^  ijtiim  bie  jufantmen- 
Hiiteüben  ©eiftlidien  on  einigen  Orten  Pastor 
pnmariuB,  ^i^tbiacon,  3liaconunb@ubbiacon. 
Ibi4  ber  %nne  ^rebigti  (^äbicant)  toiib  mit 
^oflor  fqnAnqm  gebrnud)!.  3n  Sübbeutfi^Ianb 
mä)  hn  St^Dtij  ift  nai^  aOgtmeiner  Sitte  bei 
9xam  »Pfarrer"  für  ben  tal^olifii^en,  „5poftor" 
Hc  ben  proteftanfifc^en  Seelfotger  refertiirt.  S)i( 
Snttienbung  ange^enber  ©etftlti^er  ali  „SSicore" 
tft  in  numi^  Siinbem  in  neutrer  3tit  gefe^ic^ 
atottout  tootben;  audti  ge^t  boS  SBeftreben  ba^in, 
lial  änfütut  btr  ESicare  jur  Utbung  in  ber  praf' 
ttf^cn  Setlforge  allgemeiner  jtu  matten.  —  ^er 
ycDteßontifdie  ^aftor  ^at  gemäß  bem  IßrtncLp  com 
dotmetnen  ^nefttrtbum  im  @runbe  genommen 
mfyi  Voraus  Dor  jebem  anbtm  Wttglteb  feiner 
Qcmnnbt.  3e  me^r  bie|ee  $rinctp  in  ben  ein* 
idnm  Sonftffiontn  betont  mirb,  um  fo  me^t  bei- 
Bot  bit  SteOung  beS  ^florS  an  iSebeutung,  unb 
IM  CS  confequtnt  burt^gefütirt  »irb,  fmft  fein 
Vatt  auf  bit  ©tufe  ber  (Scmeinbebienerit^af  l  berab. 
9St  ajttfu^t,  bie  ©tedung  beS  SpaflorS  met)r  aus 
ber  Otmeinbe  ^erauäju^eben,  müjftn  über^upt 


f  c^tittm,  mil  btmfelbtn  nur  mtnf  c^Ii^  ^udorUSt 
unb  nur  bei  Stn|![u|  ftinei  |}eifon  unb  fdntr  St- 
rtbjamtdt  oIS  SüicI^It  biintii.  "Sxaan  lä^  ^ 
niqte  änbem  burt!^  bit  €r^ö^ng  b«  Stbtutung 
ber  Drbinalion;  benn  bie  pratepantif^t  ©oft- 
matil  bemirft  bit  Se^re  Don  dntr  iibtmatürlli^ 
ESSirFung  ber  Sßei^t,  unb  SttminiSctnjen  on  ben 
character  indelebilia,  neld)t  fid)  melirfai^  er- 
halten ^aben  (Ogl.  Sti^ttc,  St^rbud)  beS  (atb-  u. 
proteft.  flii^tntet^tB,  7.  aujl..  ütipj.  1874,  608, 
anm.  13,  u.  723),  ftnb  3nconltqutnjtn.  lltbtr- 
^aupt  ift  bit  2e5re  oom  aSeJen  ber  Orbination 
feine  feftfte^enbt  (ogl.  dner|eit3  flliefot^,  Situig. 
abtianbl. I.  ©d&iiierin.3tofto«  1854, 341  ff.;  an- 
bertrfette  Räuber  in  ber  dttal-encpriDp.  für  prot. 
'  S^tologie X,  1. Sup.  681  ff.;  beibe %t)tonm  fu^ 
con  Stjfc^mtta  in  ber  SttoI-encqFlDp.  XI,  2.  Üufl. 
76  ff.,  in  „einer  tiö^em  (Sin^eit  «uSjuiB^nen'). 
Unttrfc^tibet  man,  nie  eS  geroäbnlii^  gefi^ie^t,  bit 
Orbination  bon  ber  SSocntion  (b.  (|.  btm  innent 
Serufe  jum  geiftti^en  9Imt,  oerbunben  mit  einer 
äu|em  ^eru^ng)  unb  oon  ber  Sntrobudion  (b.  1t- 
ber  Kinniei|ung  in  baS  9imt  an  riner  beftimmttn 
Jhrc^t),  fo  mu^  man  fie  alS  bie  feierliche,  mit 
liturgifc^n  ifundionen  umgebene  Srflärung  btr 
.ffird^e"  bttio^ten,  burc^  neli^e  bit  Oübigltit 
unb  SBärbigfeit  brS  Orbinanben  bejeugt  unb  i^nt 
®oHeS  ©egen  ju  feiner  amisfüfirung  Dcriieben 
mirb.  ©ie  erfi^nl  oIS  nBtfiig  jur  SBomabme  gdft- 
lit^er  Sundionen,  infofem  bie  firi^Iii^e  Orbnung 
eine  f  rierlidie  Seurhinbung  ber  aUocation  Derlangt ; 
bof^  mu^  man  coniequenlemirife  jugeben,  bofi  miät 
ein  91id)torbinider  menigftenS  valide  fungiren 
(Bnne.  (lieber  rinen  bie|b(jügli^en  ©trtit,  bcr  fld^ 
an  bie  ^erfon  beä  So^.  JJrebeniS  tnüpfle,  i,  [IDIol)- 
nite,]  ®(S  3oti.  ärebenis  Seben  ic,  ©tralfunb 
1837—1840.)  SurSSomaömt  ber  Orbination 
finb  bie  ©uperintenbenf  tn  {|.  b.  ^rt.)  comprient,  unb 
biefelbt  foUte  dgentli^  ber  ^ntrobuction  unmittel- 
bar borangebtn  ober  WenigftenS  nur  in  Sejug  auf 
ein  beftimmttS  Slmt  Dorgtnommen  Toeiben.  ^oä) 
finbtn  mä)  Orbinationen  am  ©t^  beS  ISonfifto* 
numS  unb  juntiftn  (belonberS  für  bie  !ERiffu>ntn) 
abjolut,  b.  b-  o^iK  SBejie^ung  auf  rin  beftimmteS 
9lmf  ftatt.  £Bd  dner  Seförberung  ober  S8erie|unfl 
eintS  ©eifllicfeen  loirb  bie  Orbination  nid&t  loiebet- 
dolt,  mo^l  aber,  ffitnn  berfttfie  (einer  ©letlt  jur 
©Itafe  enlfegt  unb  jpäter  »itbtr  angenommen 
wirb.  5Duri^  bie  Orbination  finbd,  t^eorttifc^ 
'  menigftenS,  gugiridi  rine  Eßerpftic^tung  auf  boB 
S9t(enntnt6  ber  betreffenben  6onfe(fion  flolt;  bod) 
ift  biefe  betannfliifi  dn  »unber  SJJunfl,  btr  in  Ie|ter 
3eit  ju  heftigen  @r5rterungen  IQnla^  gegeben  ^1 
{ügf.  aud)  bit  Ber^anbl.  unb  aäefi^Iülfe  btr  ®tnf 
ralfqnobt  )u  Striin  1894).  X)er  SRituS  bcr  Orbi- 
nation ift  in  ben  btrfi^itbtntn  SanbeStir^en  Dtr- 
f^ieben  unb  in  bie  geltenbe  Sgenbt  aufgenommen; 
all  genStinlidie  Se^anblbtile  erfi^dncK  eine  Sr- 
mafinung  an  btn  Simbibaten  netift  beffen  3ufagt 
unb  bie  ^Hmbauflegung ;  eint  SluSgtftddung  bei 
^nblungnirb  bdtpieiend{e  bon3tj|d)nit(  a.a.O. 


1595 


Ißatora  —  Ißatcne. 


1596 


XI,  85  f.  terfud^t.  Site  grforbemtffc  gnr  grlongung 
ber  Drbinatton  gelten  ein  bcfttmmteö  3lltct  (na^ 
Sönbem  ter jd^iebcn) ,  förperlid^e  unb  gciftUd^e 
SaugUd^fcil  unb  Unbefc^oltenl^eit,  foioie  baS  Se- 
ftel^en  ber  Dorgefd^tebenen  Prüfungen,  ©emöl^n« 
itd^  tt)irb  ein  boppelteS  Spornen  üorgenommen, 
bod  erfte  pro  candidatura  ober  pro  licentia 
concionandi,  ba§  )U)eite  pro  ministerio  ober  pro 
munere.  S)er  SlnftettungSmobuS  ber  ^oftoren  ift 
oerjd^icben;  eS  gibt  ^atronatöftetten,  ©teilen  freier 
lanbeSl^errlid^er  SoUation  unb  ©teilen,  für  meldte 
ber  ©emeinbe  baS  SBal^Ired^t  duftebt  (f.  ©enauereS 
bei  SRid^ter  a.  a.  O.  594  ff.).  ®ie  griebigung 
einer  ©teile  erfolgt  burd^  SBer^id^tleiftung  auf  baS 
geiftlid^e  Slmt,  burd^  ^enfwnirung  (oud^  ftrafiocife 
gmeritirung)  unb  burd^  SJerfe^ung.  3>ie  SRed^te 
unb  ^fiid^ten  ber  ^aftoren  finb  benen  ber  tot^o« 
lifd^en  Pfarrer  analog,  mit  ben  SSefd^ränhingen, 
bie  in  ber  9Jatur  ber  ^aä^t  liegen.  68  treten  aber 
aud^  abmeid^enb  Dom  fatl^olifd^en  JhrdJienred^t  bie 
©emeinben  me^rfad^  als  mitt^ätig  beim  JKrd^en« 
regimente  ein  (bcfonberS  in  ben  ^reSb^tcrien  [f. 
b.  Slrt]  ber  reformirten  ftird^c),  loorin  unter  Um- 
ftönben  eine  ^efd^rönfung  für  bie  Sl^ötigleit  be§ 
^aftorS  liegt.  Sm  ginjcinen  fe^en  bie  geltenben 
ftird^enorbnungcn  (f.  b.  Slrt.)  in  ber  SBejiel^ung 
©enauereS  feft.  [%  gjfer.] 

^aiaxa  (tä  üotTapa),  im  51.  3:.  eine  bebeu- 
tenbe  ©eeftabt  an  ber  fübmeftlid^en  JKfte  Don  Sq» 
den,  ber  C)afen^Ia^  ber  16  km  Ianbeintt)ärtd  ge» 
legenen  ©tabt  Xantl^uS  (%p%,  21,1).    [ftaulen.] 

^ataxia  (^ettlerool!)  mar  ber  Deröd^tlid^e 
9lame,  momit  im  1 1.  Sal^rl^unbcrt  ju  SIKailanb  üon 
bem  öcrfommenen  6(eru§  unb  bcm  bicfen  fd^üjcn* 
ben  SIbel  bie  Drbnung§j)artei  bejcid^net  mürbe 
(f.  b.  Slrt.  TOailanb  VIII,  499).  fiefetere  legte  ftd^ 
bicfen  9iamcn  ate  gl^rcnbejcid^nung  bei,  feitbcm 
fte  fid^  unter  ber  Sübrung  beS  $riefter§  äinfelm 
Don  fiucca  (f.  b.  Slrt.),  ber  ©iaconen  SIrialb  unb 
Sanbulf  Kotta,  fomie  fpöter  be§  SRitterS  §erlem« 
balb  ju  einem  Sunbe  bereinigt  l^atte,  meld^er 
5ur  Slbjd^affung  bc§  ^ricfterconcubinotS  unb 
ber  ©imonie  cnergifd^e  ©d^ritte  tl^at.  93on  ben 
$ät)iten  untcrflü^,  oermod^te  bie  ^ataria  atte 
©utgcfinnten  in  SWailonb  ju  öercinigcn  unb  bie 
Segeiftcrung  für  ürd^Iid^eS  fieben  unb  fittlid^e  SRe» 
formen  beim  ffiolf  mad^  ju  erbalten.  3m  3. 1057 
fonnte  bie  ^otaria  bie  ©eiftlid^cn  jur  Unterjeid^« 
nung  eine§  S3oI!§befd^Iuffe8  nöt^igen,  moburd^ 
auf  ftrenge  Seobad^tung  beö  ßölibatä  gebrungen 
mürbe,  unb  cbenfo  bcmirfcn,  ba^  bie  ©laubigen 
oon  ücrl^cirateten  ^rieftern  feine  ©acramente  melfir 
ciiH)fingen.  Mein  bie  ffaifer  ftefltcn  ftd^  auf  bie 
©eite  ber  üerbrcd^crifd)cn  ßlerifer,  bie  ftäbtifd^en 
Dbrigfeiten  nal^menbicjelbcn  in  offenbaren  ©d^uj, 
bie  ?fübrcr  bcö  93unbc§  mürben  burd^  ©emalttbat 
unb  9Keud^eImorb  bcfcitigt,  unb  fo  erlog  enblid^ 
bie  ^ataria  im  Slnfang  bc§  12.  3abrfunbert§. 
®ie  3bce  jebod^,  Don  ber  fte  erfüllt  mor,  ging  mit 
il^r  nid^t  unter,  unb  als  bie  Srud^t  i^rcr  Seftre» 
bungen  ift  e§  anjufel^en,  ba|  fpöter  ber  ^l  93em» 


l^b  baS  ungludlid^  SRoilonb  }um  (B^ocfn 
gegen  ben  red^tma^gen  ^ßa)>fl  unb  )u  einem  fo^ 
liefen  fieben  jurüdfül^ren  tonnte.  (SgL  AA.  88. 
Boll.  Jun.  y ,  279  sqq. ;  Arnnlphi  Medud. 
Historiogr.  Rerum  sui.temp.  T^t^  V;  Luh 
dulphi  Sen.  Mediolan.  Hist.  LL.  IV  [befte 
bei  Muratori,  Rerum  Ital.  Scriptt  IV,  1  a^.]; 
^ergenrötl^er,  ^anbbud^  ber  allgem.  ^.-@.  Ö, 
113. 403.)  [Ämilen.] 

^nfittiitef,  ^ataxtntt^  guerfi  92ame  für  Mc 
gur  JBataria  ©el^öngen  (f.  b.  Dor.  9lrt),  »ar  \fäR 
bie  Söegeid^nung,  momit  ftd^  in  Oberitalten  bte  m 
gfranfreid^  l^er  Derfül^rten  f)aretiftr  bcd  11.  SMF" 
bunbertS  ju  bedien  fud^ten.  fie^tere  tDoxtn,  nie  ang 
ben  gleid^^eitigen  92a(|rid^ten  ^etoorgel^t,  offo^ 
ÜRanid^öer  unb  mürben  oon  bet  St\x(^  tme  im 
ber  meltlid^en  ©emalt  ouf  S  @tteng|h  Dofblgt 
S)ie  ©Qnobe  au  9teimd  1049  f^ra$  uBcr  W^ 
^öretiler,  mie  über  alle,  meldte  xxäi  il^inen  Deifti^ 
ten,  bie  S^communicotion  au§,  unb  ftaifer  6eäi- 
rid^  in.  lie^  eine  ^njol^I  berf elben  ol^ne  SBcHoä 
an  ben  ©algen  langen.  @eit  bem  ßnbe  hü 
11.  Sa^tl^unbertS  Derfd^minben  fte  mtfi  berfic- 
fd^id^te.  (IBgL  Landulphi  sen.  Hist.  MedioL  2, 


27,  bri  Muratori,  ßer.  ItaL  Scriptt  IV, 
lefele,  Konriliengefd^.  IV,  731;  ^ergoniKta, 
lanbb.  ber  allgem.  ft.-®.  n,  178.)      [Uralm.] 
^otene  (patena),  ein  Itturgifd^eS  ©em^,  ip 
ein  fleiner  SeHer  ober  eine  flad^e  @d^  oiiS  Mb 
ober  oergolbetem  SDtetoS.  S>er  9lame  toiib  nt 
pateo  in  3uf ammenl^g  gebrad^t  unb  yba  patau 
gebeutet.  5Die  $atene  ift  ein  3u6e^dr  beS  S^Oß 
unb  l^at  l^inftd^tlid^  ber  ÜJ^e^boftte  biefelbe  Sc- 
ftimmung,  meldte  ber  ffeld^  bejüglid^  hk  OHr* 
meinet  l^at;  fte  mirb  bal^er  aud^  8^9^^^  ^^  ^ 
jf eld^e  burd^  ben  SSifd^of  confeairt  in  administn- 
tionem  Eucharistiae  Jesu  Christi,  ad  confins- 
gendum  in  ea  Corpus  Domini  nostri  Jeio 
Christi  unb  ^ugleid^  mit  bem  j^eld^e  begeii^ 
ate  Corporis  et  Sanguinis  Jesu  Christi  nomm 
septilcrum.  3Iuf  il^r  mirb  bie  §oftie  §um  Wim 
gebrad^t  unb  off erirt ;  nad^  ber  Cblation  mirb  bs 
^atene  befeitigt,  inbem  fie  imter  ba§  Soxtwuk 
gcfd^oben  unb  mit  bem  ^uriftcatortum  DetböR 
ober  in  ber  feierlid^en  SOtejfe  Dom  ©ubbiocon  fin 
ben  Slltarfttifen  bi§  gur  93red^ung  ber  Seifigen 
§oftie  Dermal^rt  mirb ;  auf  tl^r  rul^t  foborai  bi«  ge- 
brod^ene  ^oftie  unb  über  il^r  tovtt  btefe  DomSde- 
branten  ate  Kommunion  gettoffen.  3n  (SrnmafF 
lung  eines  ©))eife!eId^eS  bient  fte  gleid^foiS  yß 
©penbung  ber  l^eiligen  Siommunton  anbie^Qo' 
bigen.  2Bo  ba§  l^eilige  ©acrament  ju  JhanfiEnni^t 
mol^I  in  einem  ©J)eifefeld^e  (pyxis,  ciboriim) 
übertragen  mcrben  !ann^  gef^iel^t  bic|  oidfot 
Dermittcte  einer  $atene,  meldte  mit  einer  fleiBcn 
Siap]tl  Derfel^cn  ift,  ber  fog.  ftronfenpotene.  3» 
^Itertl^um  maren,  bembamaligenOblationS-mb 
ßommunionSrituSentfprcd^enb,  grö^uiü)  tiefen 
$atenen  in  ©ebraud^,  bie  patenae  minif^keriales, 
p.  commtmicales,  bie  bis  30  Ißfunb  tmb  baiüte 
mögen,  möl^renb  bie  $atene  feit  bem  StittelaKir 


1597 


Pater  —  Paternität 


1598 


cinm  2)urc^inef|er  Don  einer  fletnen  Spanne  l^t, 
fb  ba|  fie  l^quem  auf  bie  ituppt  bed  ffeld^eS  auf' 
gdegt  tmb  getragen  n)erben  fann.  S)ie  patena 
chriHinaliB  ber  iSitn  üixä^t  biente  jur  Seilte  beS 
Quants,  lote  naä^  bem  ^ontiftcale  bei  ber  Od« 
iDci]^  aud^  ie|t  nod^  bie  erfte  äSemtifd^ung  be§ 
So^md  mit  bem  Oele  „auf  einer  $atene  ober  in 
einem  Ileinen  ©eföle"  gefd^iel^t.  2)er  dtoxoc  ober 
Xoica«  ber  ®rie<j^en  ifi  größer  aT3  bie  ^atene  beS 
Sbenblonbed,  ebenfo  bie  ber  ffopten,  „fo  ba^  ber 
SMä)  unb  bie  Oblaten  sugleid^  barauf  ^(a^  fin« 
hm"  (Renaudot,  Lii  Orient.  I,  Paris  1716, 
195).  SBöJ^renb  bie  $atene  im  ^Itertl^um  oft- 
mals mit  Silbmerl  unb  Sbelfteinen  reidji  gefd^müdt 
iDor,  tt)irb  fie  in  ben  legten  Sal^rl^unberten  fd^Iid^t 
wb  Q^ott  geleiten,  bamit  bie  Heinen  SrudSiftüde 
ber  l^igen  ^oftie  leidet  unb  ftd^er  aufgenommen 
ttecben  fdnnen.  (93gl.  Otte,  ^anbb.  ber  fird^Iid^en 
lhtnß-«rd^öoIogie  I,  5.  ^ufl.,  Seipsig  1883, 231. 
480 ;  SWtob,  ®ie  ihmft  im  ffiienfte  ber  ftird^e, 
4.  9up.,  fianbSl^ut  1885;  JhauS,  »eal-SncpH. 
n,  695.)  [ft.  ©d^rob.] 

Pftter  (SSater)  ift  tl^eUd  ol^ne,  tl^eilS  mit  nöl^- 
tcm  3ttfa|  in  ber  JKrd^enfprad^e  pietöt))one  93e> 
leid^ung  ober  Snrebe  an  eine  l^öl^erftel^enbe  geift« 
lU^  $erfon.  @o  l^ei^en  bie  unmittelbaren  @^ü(er 
ber  9fpofteI  als  l^eroorragenbfte  Saugen  ber  apo- 
bltfc^  Se^re  unb  äBir!fam!eit  „^poftolifd^e 
iBäiet'  (f.  b.  9ri) ;  ebenfo  tragen  gemif je  au§- 
gqeid^ete  Sd^riftfteller  ber  d^riftlid^en  Sor^eit 
ben  »amen  „ftird^ater"  (f.  b.  ^rt.).  3118  Xitel 
«phb  bod  9Bort  befonberS  gebraud^t  bei  ber  3In> 
nbe  bcS  ^ßapfted  (sanetissime  pater),  aud^  bem 
Sifd^fe  ^ater  reyerendissime)  unb  ^riefter 
otgenüber  (pater  [reverende]),  n)enigften§  bei  ben 
uturgifd^  i$unctionen  (SRe^e,  @ünbenbe!ennt« 
Kt|  u.  f.  U).).  2tm  gen)d^nUd^en  93er!el^r  ift  bie 
«nrebe  ber  ©eiftlid^en,  befonber§  bed  ^ifd^ofS, 
jnit  „SSater"  nur  nod^  ftellenmeife  üblidb,  mäl^renb 
vrfprünglidSi  bie  Sifd^öfe  allgemein  m.it  bem  $ra» 
btcat  Pater  ober  bem  gleid^bebeutenben  Papa  be- 
artd^net  tt)urben;  Ie|terer  92ame  fiel  fpöter  bem 
jfiap\i  (f.  b.  3lrt.)  auein  al8  bem  Später  im  emi- 
nenten  Sinne  ju.  —  6ine  bcfonbere  Sebeutung 
erlangte  ba8  SBort  Pater  in  ben  97lönd^§regeln, 
inbem  ed  bei  ber  fd^örfem  3(u§bt(bung  berfelben 
|ttr  fpecieUen  Se^eid^nung  eines  97lönd^e§  mürbe, 
mdä^  bie  ^rieftermeil^e  em))fangen  l^atte.  3m 
Segenfa^  bagu  l^ie^en  bann  bie  £aienmönd^e 
Fratres  (93rüber).  3n  ber  erftcn  3eit,  atö  meiftenS 
niMl^  fommtlid^e  SRönd^e  eine§  JllofterS  Saienbriiber 
toarcn,  meldte  burd^  Sinen  $riefter  ))aftorirt  n)ur> 
boi,  gab  e§  nur  £inen  Pater  im  ßlofter,  ben  man 
aber  meift  mit  bem  gleid^bebeutenben  9{amen  Abba 
(«W,  f.  b.  3lrt.)  anrebcte.  9Jlit  ber  3lufna^me 
Mn  SIerifem  in  bie  ff(öftcr  mürbe,  befonberS  feit 
bie  $riefter  bie  SRcl^rsal^I  ber  Orben§brüber  hiU 
beten,  eine  Unterfd^eibung  in  ber  ^ejetd^nung  ein- 
o^üfyct,  menn  aud^  bie  (Saien»)  „trüber''  in  ber 
Kegel  ebenfalls  $rofe^  ablegten.  3(I§  9u§brud 
befonberer  S)emut]^  mu^  e§  gelten,  menn  einige 


fpäter  gefiiftete  Orben,  j.  33.  bie  granciScaner, 
bie  SBegeid^nung  Pater  aud^  für  bie  ^rteftermdnd^ 
nid^t  annal^men,  fonbem  alle  OrbenSmitglieber 
Fratres  titulirten.     [(^(Jermaneber)  %  Cffer.] 

'^af  emiaiter,  SRitglieber  einer  @ecte,  ]^ie|en 
fo  nad^  tl^rem  Urheber,  einem  gemiffen  ^temuS ; 
megen  il^rer  3lu3fd^meifungen  mürben  fte  aud^ 
SJenuflianer  genonnt.  Ueber  bie  3cit  be«  erften 
Auftretens  unb  ber  Verbreitung  ber  ©ecte  ift 
menig  befannt;  fte  mag  mol^I  mit  bem  SDlani* 
d^öiSmud  (f.  b.  3lrt.  ÜRani)  in  Sufammenl^ng 
geftanben  l^aben.  3IIS  ^auptirrtl^m  ber  ^temi- 
aner  gibt  3(uguftinud  (De  haeres.  c.  85)  bie  fiel^re 
an,  ba|  ber  £eufel  Url^eber  ber  menfd^lid^  ®e> 
fd^Ied^tStl^eile  fei,  morauS  fie  bie  Srlaubtl^eit  aller 
möglid^en  ©d^änblid^f  eiten  l^erleiteten.  (5JgI.  Grotti, 
Veritas  religionis  christ.  11,  Venetiis  1750, 
276  sq.)  [A.  gffer.] 

^aUtnUit^  93aterfd^aft,  be^eid^net  bad  burd^ 
bie  gefd^Ied^tlid^  3^gung  entftanbene  93er]^öltni| 
bed  SSaterS  ^u  feinem  JHnbe.  AIS  93ater  eineS  in 
red^tSbeftönbiger  Sl^e  geborenen  ftinbeS  mirb  ber 
Sl^egatte  ber  SJhitter  angefel^en  nad^  bem  Sted^tS* 
grunbfa^e:  Pater  est,  quem  nuptiae  demon- 
strant  (£r.  5,  Dig.  De  in  jus  voc.  2,  4),  fo 
lange  nid^t  baS  ©egentl^eil  ftreng  ermiefen,  b.  J^. 
oottftönbig  bargetl^an  ift,  ba^  ber  Sl^egatte  mä^renb 
ber  3^it  in  meldte  nad^  ben  ®efeken  bie  Son» 
ce))tion  beS  filnbeS  faSen  mu^te,  oen  el^elid^en 
Seifd^Iaf  nid^t  l^abe  ooQgiel^en  fdnnen.  3ener  3^it* 
räum  löuft  nad^  römifd^em  IRed^te  oom  ftebenten 
SJlonat  nad^  ber  Sl^efd^Iie^ung  (£r.  12,  Dig.  De 
stat.  hom.  1,  5),  genauer  Dom  182.  Xage  an 
(£r.  3,  §  12,  Dig.  De  suis  et  leg.  hered.  88,  16) 
bis  3um  OoUenbeten  gel^nten  SRonat  nad^  ber  Sl^e* 
trennung  (fr.  3,  §  11,  Dig.  eod.  38, 16).  gfallen 
nun  biefe  Sriftbeftimmungen  in  bie  3cit  ber  be- 
ftel^enben  &)t,  f  o  l^at  ber  Sfemann  ftetS  ben  ©egen« 
bemeiS  ber  ällegitimität  beS  ffinbeS  (probatio  de 
partu  supposito)  p  fül^ren,  felbft  bann,  menn  bie 
grau  beS  ei^ebrud^S  geftönbig  möre  (fr.  29,  §  1, 
Dig.  De  probat.  22,  3).  ®ie  einmol  oon  bem 
Sl^emann  erfolgte  auSbrüdHid^  Anerfennung  beS 
ffinbeS  gibt  festerem  oollen  SemeiS  gegen  beffen 
etmaige  ftjätere  Abläugnung  (c.  10,  X  2,  19) 
unb  legt  jebem  dritten,  ber  bie  Segitimitöt  beS 
ftinbeS  anfid^t,  bie  SemeiSIaft  mtf  (Arg.  c.  3,  X 
4,  17).  —  Aufeerel^clid^  geborene  ftinber  l^aben 
iuriftifd^  betrad^tet  feinen  Sater  (sunt  sine  patre 
liberi) ;  fte  nel^men  bal^er  9tamen  unb  @tanb  ber 
SD^utter  an.  Sine  fflage  auf  Anerfennung  ber 
SSaterfd^aft  (^temitötSflage ;  actio  de  partu 
agnoscendo)  lö^t  baS  römifd^  9ted^t  gegen  ben 
angeblid^en  iBater  nid^t  ju.  Äud^  ber  franjöftfd^e 
Ck)de  civil  (art.  340)  gibt  ber  9Rutter  fein  ftlage- 
red^t  gegen  ben  au^erel^eUd^en  SSater  il^reS  JFinbeS, 
ausgenommen  ben  gfaU  ber  Sntfül^rung.  SDie 
beutfd^en  ©efeje  ftnb  ber  9Jhitter  im  Allgemeinen 
günftiger  unb  gcftatten  eine  ftlage  auf  gntfd^bi- 
gung  unb  Alimentation  beS  fiinbeS  bis  5U  einem 
gemtffen  Alter;  bod^  meiden  bie  in  oerfd^iebenen 


1599                                     Pater  noster  —  ^atl^en.  1600 

beutfd^  ©taoten  geltenben  IBejümmungen  Don  menen^otl^mfd^ajlnKirbie^flid^tffirbiefiOBiar 

einonber  ob  (f.  3.  99.  Oeftene^ifd^ed  öligem.  Srsiel^ungbedXöuflmgdjuforgenCtigLCPseiido-] 

bürgerliches  ®e{e|bu(|  §  163 ff.;  ^Qgem.  fßreu^.  Aug.  Serm.  158  [al  163  De  temp.],  3).  3)e^ 

Sanbred^t  ü,  %xt  1,  §  1015  ff.).  3lud^  too  eine  l^olb  tooxtn  gett)iffe  ^erfonen  ton  ber  $at|enf4a|l 

^atemitötSflage  ni^tsulöfftg  ift  ober  nid^ton»  auSgefd^loffen,  totü  il^nen  bie  Srfulung  btejcr 

geftefit  wirb ,  bleibt  ber  Serfül^rer  natürlid^  im  W¥  nid^t  gut  möglid^  ttxir  (f.  c.  102  et  103^ 

@ett)iffen  Derpflid^tet,  nad^  ben  Siegeln  ber  ®e*  Dist.  IV  De  consecr.).  2>ie  ^luffaffung  bcS  Sc» 

red^tigfeit  (ögl.  Lehmkubl,  Theol.  mor.  I,  7.  ed.,  l^öItniffeS  ber  ^Potl^enfd^aft  afö  einer  geijUi^a 

Friburg.  1893,  620)  für  ba§  JFinb  @orge  ju  Serioanbtfd^aft  finbet  ftd^  guerfl  Ckid.  Jastia. 

tragen. — Sntereffonte  ßrörterungen  über  bie  grage  c.  26  De  nupt.  5, 4  auSgef  prod^cn. — SBemerfa* 

nad^  ber  Paternität  f.  in  ben  Analecta  eccles.  I,  loertl^  ift  nod^,  ba^  im  ÜOtitteloIter  man<^ 

Bomae  1893,  365  sqq.           [^ermaneber.]  neben  ben  Sauf potl^en  nod^  ein  fogen.ltot^ 

Pater  noster,  f.  SSaterunfer  u.  Stofenfrang.  muSpatl^e  erfd^eint    9Ran  begeid^nete  bamit  bt 

*Sf af 9^,  Dom  lat.  patrinus,  ift  ber  gebröud^-  $erfon ,  tt)eld^e  bei  ben  Serunonien ,  9bf(^ 

lid^e  9{ame  für  bie  $erf onen,  tt)eld^e  bei  ber  Saufe  rungen  u.  f.  tt).  gugegen  toor,  bie  bem  Zai^ 

unb  gfirmung  bem  Täufling  be^to.  gfirmling  olS  vorangingen.  2)er  j?ated^i8mu§t)at]^  trat  nid^  ii 

Seiftänbe  gegeben  merben  unb  5U  il^m  in  ba§  93er«  bie  geiftlid^e  93er)oanbtfd^aft  tntt  ben  Xöufßogai 

l^öttnife  einer  geiftlid^en  Sotcrfd^aft  treten.  S)er  ein  (ügl.  SBinterim  1, 1, 195  f.). 

^uSbrudf  patrini  unb  matrinae  für  biefe  $er«  5Da§  geltenbe  Siedet  begüglid^  bec  ^ßot^ 

fönen  finbet  ftd^  )tt)ar  erft  feit  bem  8.  Sal^rl^unbert,  fd^aft  l^at  bie  alten  Seftimmungen  genauer  ^ 

allein  baS  Snftitut  ber  ^tl^en  ift  Diel  älter,  gfrül^ere  unb  in  Sinjell^eiten  mobificirt.  Sunod^ft  iß  tk 

SSe^eid^nungen  tt)aren  bei  ben  ®ried^en  dvaSoxoi,  3^^^^  ber£auf))at]^en  Dom  Soncil  Don  Xriod 

bei  ben  fiateinem  fidel  jussoües  ober  sponsores  (Sess.  XXlV,  c.  2  De  ref.  matr.)  auf  einen  ober 

(n)eil  bie  ^atl^en  Sürgfd^aft  leifteten  für  bie  l^dd^ftenS^mei,  bann  aber  Derfcl^id)enen®efd^Mi^ 

gute  Slbftd^t  il^reS  ^atl^enfinbeS) ,  offerentes,  bef(|rön!t  morben.  S)aS  Sted^t,  bie  ^ßatl^  ja  hf 

Busceptores ,  patres  spirituales  u.  a.  Sei  ber  ftimmen,  fielet  ben  SItem,  fubftbiör  htm  @ei|b 

urfprünglid^en  Serbinbimg  Don  Saufe  unb  gfir*  lid^en  5U.  SRel^r  aI8  jmei  ^l^en  gu  befignirai, 

mung  mürbe  iebenfaüS  für  beibe @acramente  ber-  ift  unerlaubt;  bod^  treten  alle  2)eftQntrten,  auf 

felbe  ^atl^e  genommen,  fo  bag  ein  Unterfd^ieb  loennil^rermel^rfnü),  inbaSlBerl^Itni^lobdEfii^ 

gmifd^en  £auf«  unb  9irm))at]^e  ftd^  erft  fpäter  ent-  ^atl^enfd^aft  ein,  fofem  fie  bie  Sbftd^t  bo§n  1^^ 

tDxdtln  lonnte.  SDtiS  erfte  fd^riftlid^e  3^gni^  für  unb  beim  Sauf  acte  ben  Xöuflingp^^^fd^betffl^ 

bie  Su^iel^ung  Don  ^atl^en  ift  bie  ©teile  bei  Ter-  92id^t  2)eftgnirte  nierben  aber  ni^t  ^1^,  aa§ß 

tull.  De  bapt.  c.  18;  bod^  h)erben  biefelben  nid^t  genommen,  n)enn  überl^aupt  feiner  als  !ßat^  (e- 

alS  ettoaS  9leue§,  f onbem  tote  etn)a3  Sefannteg  ftimmt  toäxt ;  in  biefem  ^aUe  n^ürben  aUe,  toe^r 

ertoäl^nt,  fo  bafe  i^xt  Sujiel^ung  ^ur  Saufe  tool^I  mit  ber  nötl^igcn  ^bfid^t  ben  Säufling  berü^wn 

in  bie  ältefte  Seit  ber  ffird^e  l^inaufreid^t.  ®e«  ^atl^enfd^aftübcmcl^men.  Setrefföberginnpotjai 

legentttd^e  (Srmöl^nungen  ber  ^atl^en  unb  il^rer  gilt  au^  je^t  nod^  baS  alte  tÜtii^t,  gema^  meld^ 

Sl^ätigfeit  finben  fid^  öfter,  3.  S.  in  ben  a)krtt)r-  jur  gültigen  ^tl^cnfd^aft  nur  ber  beabfid^ 

acten  be§  1^1.  Sßictor  (Ruinart,  Acta  Mart.,  ed.  pl^^fijd^e  ßontact  mit  bem  girmling  tool^renb  ber 

Ratisb.  1859,  338);  anbere  ©teilen  f.  bei  Sin«  gfirmung  nöt^ig  ift.  3laä)  bem  Pontif.  Eom.1, 

terim,  ©enfmürbigfciten  I,  1,  188  ff.  2lu§  ber  De  confirmandis  foKen  bie  Sinn})atVn  w» 

©teile  Aug.  Ep.  98  (ad  Bonif.),  6  fd^eint  l^er»  gleid^em  ©cfd^led^t  mit  bem  gimtling  fein,  aa^ 

Dorjugel^cn,  ba§  Dielfad^  bie  6ltem  fclbft  ^JJat^cn«  mo  möglid^  nur  einen  ober  jmci  gfirmlinge  jar 

ftette  bei  il^rcn  iKnbem  einnal^mcn;  bei  drmad^«  f^irmung  bringen.  6§  ift  juläffig,  ba^  ber^Me 

jenen  tt)urbe  mcift  ber  bienfttl^ucnbe  ®iacon  ober  fid^  bei  bem  facramentalen  ^cte  burd^  einen  Snbeoi 

bie  ©iaconi jfin  juglcid^  ^atl^e  (Dgl.  Const.  Apost.  Dertreten  lä^t ;  er  mu^  aber  felbftDcrftonblit^  Ulf 

3, 16).  ©pöter  tourbe  e§  aud^  üblid^,  6incm  Sauf«  l^er  ffcnntni^  Don  feiner  S)efignation  ginn  ^ct^en 

ling  mel^rcre  ^atl^cn  ju  geben,  fo  ba^  fd^on  eine  unb  bie^lbftd^t  l^aben,  ^tl^e  gu  Serben;  anbern- 

©9nobe  ju  TOe^  im  3. 888  fi(^  ju  einem  Verbote  fall§  toürbe  leine  geiftlid^c  93ertoanbtfd^ft  (f.  u.) 

Deronlo^t  fa)^  (c.  6,  bei  Mansi  XVin,  79 ;  Dgl.  gu  ©tanbe  fommen.  —  SDßegen  ber  SBi^tigW 

aud^  c.  101,  Dist.  IV  De  consecr.).  aufgebe  bc8  ^atl^enamteS  fd^liefet  bie  ffird^e  ge»i^?o* 

ber  ^atl^en  toar  c§,  \l)X  $atl)cn!inb  jum  ©acra-  fönen  Don  ber  Ucbemal^me  beSfelben  auS,  t^eiß 

mente  ju  f ül^ren  unb  für  ba§fclbc  Sürgfd^aft  ju  weil  fie  nid^t  tool^l  geeignet  crfd^eincn,  bie  ^fd^ 

leiften,  bcjtt).  bei  Unmünbigcn  ba§  Saufgclübbe  pflid^t  ju  erfüttcn,  tl^cilS  tt)eil  fie  eineS  fol^ 

abzulegen;  bann  bem  ^ricfter  bei  bem  facramen«  ©l^rcnamtcS  unioürbig erfd^einen.  9lu8  bemerk 

talen^cte  jur  ^anb  ju  gelten  burd^  gntflciben  ®runbe  werben  alS^atl^ennid^tjugelaffen  (f.  Bit 

beS  SäuflingS,  beim  ©teigcn  in  ben  Saufbrunnen  Rom.  1,  2,  1,  n.  25  et  26)  infideles,  haeretid, 

u.  f.  tt). ;  in§befonbere  ben  ©etauf ten  ou8  bem  Sauf«  qui  sana  mente  non  sunt,  qui  Ignorant  mdi- 

brunnen  gu  lieben  (levare)  unb  mit  bem  ttjcijsen  menta  fidei ,  cnblid^  OrbenSperfonen  beibdfl 

ftleibe  ju  befleiben,  be^tt).  il^m  bei  ber  girmung  ®cfdf)led^t^.  SBcgen  Untt)ürbig!eit  toerben  junk^ 

bie  Sl^rifambinbe  an}ulegen.  t$olge  ber  übemom»  gett^iefeu  publice  excommunicati ,  interdicti^ 


1601 


^atrnu«  —  ipattiard^. 


1602 


publice  criminosi  aut  infames.  6tn  Unter« 
|<^eb  befte^t  ober  infomeit,  ald  bie  mit  einer  öffent- 
I^en  Senfur  IBel^fteten  unter  Umftönben  als 
ißot^  }ugelQffen  totthm  fönnen ;  toenn  e3  nöm- 
lid^  ttid^  mögli^  i{l,  jie  mit  ber  JKr^e  ouS^uf  öl^nen, 
ans  ber^ttrüdmeifung  aber  größeres  Uebetbrol^t, 
ip  foU  ber  IBifd^of  befonberd  mit  Stüdfid^t  auf 
o.  Alpbons.  TheoL  mor.  6,  1 ,  c.  2,  n.  54 
fiitf d^eiben ,  quid  magis  expedire  judicaverit 
(S.  Poenit.  10.  Deo.  1860).  ©teilt  ftd^bagegen 
fin  haereticas  ald  ^1^  ein,  fo  fann  biefe  $e« 
ftinummg  feine  ^nnienbung  finben,  fonbem  e3 
^n  bann  fogar  lieber  ol^ne  ^tl^en  getauft  merben 
(8.  Born,  et  nniv.  Inquis.  3.  Mai.  1893) ;  bod^ 
ttebü  ed  nid^t  un^ulafftg,  ben  Watl^olif en  aI8  f og. 
Xaiif}eugen  )ugulaffen,  niofem  er  ftd^  bamit  be« 
jmfigen  mi&,  unb  ein  Ruberer  mirflid^er^l^e  toirb. 
!Dq|  i^at]^oIifen  bei  l^oretifd^en  %au'\tn  feine 
tBo^enfd^aft  übemel^men  bürfen,  ifi  Don  ber  C.  S. 
Offic  10.Mai.l770  au8brüdHid^erfIärt(f.Lehm- 
kahl,  Theoi.  mor.  II,  7.  ed.,  Priburg.  1898, 
55).  Semerft  }u  loerben  berbient  nod^,  ba^  aud^ 
iHmi  beutfd^  iDeltlid^en  Siedete  bem  ®  eiftUd^en  ba§ 
3tcd^t  gugeftonben  tt)irb,  einen  fird^enred^tlid^  Un- 
tt&rbigen  bon  ber  ^l^enfd^aft  gurüdCsumeifen, 
^)fem  bie^  nid^t  in  befd^im))f enber  SBeif e  gef d^iel^t. 
—  3)ie  ^t^  übemel^men  bic  [trenge  Serpfli^* 
taanq,  für  baS  geiftUd^e  9Bol^I  il^reS  $at]^enfinbe§ 
p  forgen,  infotoeit  anbere  Dor  i^nen  ^er^fiid^tete, 
iefimberS  bie  £Item,  il^er  $flid^t  nid^t  nac^fommen 
IBmien  ober  tt)oSen  @ie  ftel^en  femer  ^u  bem 
Ißat^enlinbe  unb  ju  beff  en  Sltem  im  Serl^ältnig  ber 
geiplid^  SBermanbtfc^aft  (Trid.  Sess.  XXIV, 
e.  2  De  ref.  matr.),  meldte  ein  trennenbeS  ßl^e- 
^inbemil  bilbet.  S)iefe  geiftlid^e  S^ermanbtfd^aft 
ttriri)  als  oerfd^ieben  betrautet,  Je  nad^bem  fie  au§ 
ber  Zoufe  ober  auS  ber  gfirmung  l^erDorgel^t.  SDa- 
1^  tonn  fte  eine  boppelte  fein,  toenn  nömlid^  ber 
Zaiif))atl^  eines  ftinbeS  jugleid^  Sfirm))at]^e  be§* 

ober  bei  einem  oon  beffen  ©efd^miftem  ift; 
i>erbo))))eU  ftd^  aber  nid^t  ben  Sltem  beS  ^atl^en- 

gegenüber,  menn  ber  ?JJat^c  mcl^rcrc  ifinber 
bcrfelben  SItem  ^u  einem  ber  beiben  8aaamente 
Wrt  (S.  C.  Inquis.  29.  April.  1894).  (Sgl.  beS 
Bettem  ben  9lrtifel  SSenoanbtfd^aft,  geiftltd^e,  too 
on^  bie  canoniftifd^e  fiiteratur  über  ba§  ^at^en- 
cmt  8u  geben  ift.)  [31.  ßffer.] 

Yofmts,  im  9«.  2. 3nfel  be§  ägäifd^en  9}icereS, 
m  ben  @))oraben  gel^örig,  liegt  fübmeftlid^  t)on 
6amod  in  ber  fogen.  icarifd^en  @ee  unb  ift  je^t, 
nie  eS  bon  ie^  toar,  ein  baumlofeS  gfelfengebilbe 
Mit  41  qkm  ober  0,75  D.-TO.  ©rö^e.  ®urd^ 
einen  tiefen  2Keere§einfd^nitt  ift  e§  in  eine  nörb» 
D^e  unb  eine  füblid^e  t^ölfte  getl^eilt,  tDdd)t  nur 
bucdf  einen  fd^malen  3ft]^mu§  5ufammenl^angen. 
Wä  ber  (I.  ^ßouIuS  oon  <Samo§  nad^  go3  reiste 
(B)^  20, 16;  21, 1),  mu6  c§  redf)t§  fid^tbar  ge- 
Mtben  fein ;  inbefe  toirb  e§  in  ber  1^1.  ©d^rift  l^ier 
■u!^  emm^nt,  fonbem  h)irb  einzig  Cffb.  1,  9 
ttt  ber  Ort  genannt,  an  tDdd)tm  ber  %  Sol^anneS 
fciiie  Offenbamngm  erl^ielt.  SBie  nömlid^  $atmud 

IHr^enlexifoB.  IX.  2.  Stuft 


unter  ben  rBmifd^en  j?aifem  aOgemein  atö  93er- 
bannungSort  gebrandet  niurbe,  f  o  niarb  aud^  in  ber 
le^tm  3^it  3)omitianS  ber  Spoftel  jur  ^nfteblung 
bafelbft  bemrtl^eilt  (Eus.  H.  E.  3,  18,  1).  «uf 
ber  fübUd^enC^öIfte  ber  3nfel  mirb  in  l^lber  ^b^t 
eines  [teilen  gfelSbergeS  bie  ^ö^le  gezeigt,  in  meld^er 
Sol^anneS  feine  Offmbamng  gefd^riebeu  ^be. 
S)en  ©ipfel  frönt  baS  berühmte  jflofter  ^So^onneS' 
beS  ^xop^tttn\  xoüä^tS  1080  bbm  %  S^rifto- 
buIoS  an  ber  Stelle  eines  alten  SrtemiStempelS 
gebaut  mürbe,  unb  ringS  l^emm  liegt  bie  fleine 
Don  ©riedSim  bemol^nte  @tabt,  meldte  bie  einzige 
ainfiebelung  auf  ber  3nf«I  hilbtt      [ftaulen.] 

^afriati^  (Tza'zpidpyr^^),  L  in  ber  l^eiligen 
©^r ift  ber  oon  benLXX  eingefül^rte  3luSbrudt 
für  bie  @tammeS]^öu))ter  in  SSrael,  meldte  nad^ 
es.  18,  25.  Kum.  11,  16.  ®eut.  16,  18  eine 
obrigfeitlidSie  @emalt  ^u  üben  l^atten,  bal^er  in 
mand^m  ^anbfd^riften  aud^  burc^  ap^ovrec  täv 
iraxpitov  «fe^t  (1  gjar.  24,  31 ;  27,  22.  2  «ßor. 
28,  20 ;  26, 12  LXX).  S)a8  9leue  Seftammt 
l^at  biefe  Se^eid^nung  für  bie  @tammodter  beS 
iübifd^en  SSoReS  gemöl^It,  fo  für  Slbral^am  (^ebr. 
7, 4),  für  bie  jmölf  ©ölftne  SacobS  (?Jpg.  7, 8  ff.) 
unb  für  ffiaoib  (5lpg.  2,  29).  ®ie  nämli^c  ©e- 
beutung  bel^ölt  bie  opocrQpl^e  Siteratin:  bei;  fo 
l^ei^en  ^bral^am,  3faac  unb  ^acob  ^atriard^en 
(4  9Kad^.  7, 19),  unb  ein  befannteS  Slpocrt^pl^on 
fül^rt  bm  Slamm  ^3:cftament  ber  gmölf  $a- 
triord^en''.  3n  ber  d^riftlid^en  Siteratur  l^at  baS 
SBort  fe^r  balb  eine  meitere  Sebeutung  erl^altm, 
iiü)em  nad^  Söm.  4, 11. 16  bie  gciftigen  ©tomm- 
böter  fomo^I  ber  ^Rmfd^l^eit  alS  beS  $JoReS  3S- 
rael,  b.  l^.  bic  Xräger  ber  Offmbamng  unb  lieber» 
mittler  beS  ©laubmS,  $atriard^engmannt  »erben, 
©eit  2KofeS  ftnb  eS  bie  $rot)]^etcn,  meldte  für  bm 
©tauben  alS  ^üter  ber  geoffmbartm  Sßal^rl^eit 
auftretm ;  ^um  Unterfd^teb  oon  il^nen  l^ei^en  bal^er 
bie  ©laubmS^eugen  bor  ^RofeS  ^atriard^en.  9{id^t 
ju  il^nm  fönnm  ftain  unb  bcffm  ®m.  4, 17 — 24 
gmannte  Ütad^fommen  gered^net  mcrben.  2)ie 
^eil^e  ber  ^triard^m  beginnt  oielmel^r  mit  ^am 
unb  erftredft  fid^  über  Slbel  unb  ©et](|  auf  bm  W)' 
ftamm  be§  le^tem,  ber  ®m.  5, 1—31  gmannt 
ift.  5Die  ©in^ut  unterbrid^t  bie  Seilte,  unb  feit- 
bem  ift  biefe  auf  ©em  unb  beffen  yiaäflommm 
befd^ränft,  toie  fie  ®en.  11, 10— 32  unb  in  bm 
f oigmben  ffapiteln  aufgequirlt  mirb ;  nur  fmb  l^ier 
3§mael  unb  beffen  Wadfifommen  (1  ^ar.  1,  28 
bis  31),  femer  ^bral^amS  ^bftamm  oon  Setura 
(1  ?JJar.  1,  32.  33)  unb  gfau  mit  ben  gbomitem 
(®en.  36,  1  ff.)  auSsufc^eibm.  Jlad^  firc^Iid^er 
Uebung,  b.  1^.  bei  ber  95cre](|mng,  mel^e  ben  ^- 
triard^m  in  ber  ftird^e  gu  Sl^eil  mirb,  mcrben 
megm  ©leid^l^eit  il^reS  SemfeS  aud^  ber  1^1.  3o« 
l^onneS  ber  Stäufer  unb  ber  %i.  ^o]^p^,  ber  ^peg» 
oater  3efu,  ju  ben  ^atriard^en  gerechnet ;  ja  in 
ber  Sltterl^eiligen'Sitanei  erfc^einm  biefe  99eiben 
als  bie  ein5igm  Vertreter  beS  ^atriard^enftanbeS. 
9{euerbingS  mirb  aud^  ber  1^1.  Soad^im  alS  $a< 
triard^  bercl^rt. 

51 


1603  $atriar4  1604 

fßon  ben  betben  Steilen  ber  ^attiard^en,  bei  lid^  fmb  biefelben  gered^tfertigt  burd^  dM,  tooA 

t)orfintputIid^cii  wie  ber  nad^fintputUd^en,  l^ot  bie  wir  über  bie  Suftänbe  öor  ber  lejten  gflut  er* 

l^etlige  @d^rtft  nid^tS  ^nbereS  aufbemol^rt  olS  bie  {daliegen  lönnen.  Mt  urtDeltlicI^en  Stejie  geugm 

Saläre  il^reS  SebenS  unb  ba§  Filter  bei  ©eburt  oon  rieftger  ffraft  wnb  (gnüoidlungSfä^iglnt; 

bed  iebeSmoIigen  erften  ©ol^ned.  SluSnal^mSioeife  Stlima,  SBitterung  unb  alle  anberen  Seben§bebtn> 

[teilen  furje  loid^tige  ^Jotijen  bei  §enod^  (®en.  gungen  ttoren  in  ber  Urzeit  günftiaer  al§  M; 

5,  22.  24)  unb  Samed^  (®en.  5,  29).  Sei  aUen  boS  2tbm  berfio^  t)iel  einfad^er  mb  tonnte  bie 

biefen  Angaben  überrojd^t  bie  gon^  ou^erorbent-  Un^al^I  ber  Störungen  nid^t,  toeld^e  bie  Sntnml' 

H(^c  Sal^I  oon  SebenSiol^ren,  mlä)t  fonft  in  ge-  lung  fpäterer  Seiten  mit  fid^  gebrad^t  ^;  (n4 

fd^id^tlid^er  S^it  nie  erreid^t  Sorben  ift,  foroie  baS  bie  SSoIßommenl^eit  beS  Urftanbed  tonn  nic^t  fo- 

borgefd^rittene  Filter  bei  (Sr^eugung  be§  erften  gleid^  ber  jpätern  menfd^Iic^en  ^rmfeligteit  $14 

@o^ne§.  2Rit  ber  einzigen  ^uSnal^me  t)on  ^enod^,  gemod^t  l^ben.    92Qd^  ber  emtgen  Snorbmmg 

für  bellen  ^ufent^alt  ouf  Srben  (nid^t  Sebenggeit)  @otte§  dber  mu^te  ein  folc^ed  langed  SebenMa 

nur  365  Saläre  ge^ö^It  loerben,  liegen  bie  £ebenS-  bagubienen,  einerfeit§bie^u§be]^mtngber9)M4' 

iol^re  ber  oorfintfiutüd^en  fßatriorc^en  ^mifd^en  l^eit  gu  beförbem  (genuitfilios  et  filias;  Scn. 

777  (fiamed^)  unb  969  (9Jlot]^u|aIa) ,  bie  ber  5,  4.  7  u.  ö.) ,  anbererfeitS  bie  grfinbung  unb 

nod^ftntflutnd^en  gmifd^en  205  (^l^are)  unb  600  SSerDoIUommnung  ber  ^afeinSbebingungen  }& 

(©em).   9U8  l^öd^fter  3citpunlt  für  bie  ®eburt  unterftüfecn,  »al^renb  für  bie  Skrerbung  unge- 

cineS  Sol^neS  erfd^eint  Dor  ber  Sintflut  500  (92oe),  trübter  £)ffenbarungSh}a]^r^eit  baburd^  bie  ivohx' 

nad^  ber  ©intflut  100  (©em),  a(8  niebrigfter  bort  läjfigfte  ffiürgfdSiaft  entftanb,  bo|  brei  9WenjdJen» 

65  (Snalalecl),  l^ier  29  (92ad^or).  Sei  aQen  biefen  alter  ^mi  Sa^rtaufenbe  umfaßten,    ^u^  tie 

eingaben  berfäl^rt  bie  l^eilige  @d^rift  ebenfo  !(ar  anjurufenben  pofttiDen  S^ugniffe  beftotigen  bk 

unb  beftimmt  toxt  bei  il^ren  übrigen  SJlittl^eilungen,  Ueber}eugung,  ba|  \dxx  in  ben  92ad^nd^ten  üto 

{o  ba^  bie  Sbftd^t  beS  93erfaf[er§,  gejd^id^tUd^e  bie  $atriar^en  gefd^id^tlic^e  SQßal^r^eit  oor  wA 

Säten  gu  liefern,  ntd^t  begtoeifelt  iDerben  fann.  l^oben.  @S  ift  ^rabition  ber  SKenfd^l^eit,  bat  ber 

©(eid^tool^I  l^at  bie  SBiffeufd^aft,  tl^eilS  au3  un-  SRenfd^  in  ber  Urgeit  ein  {e^r  bo^  SebenSaUs 

glaubiger  Oppofition  tl^eilS  au§  feiger  SRüdfftdSit,  enei^te  (Jos.  Arch.  1,  3,  9,  aud^  bei  Eoseb. 

SWittel  gejuckt,  bie  buc^ftäblid^e  ^nna^me  biefer  Praep.  evang.  9,  13;  Plin.  H.  N.  7,  48  [49}. 

Angaben  gu  oemteiben.    ^I§  ein  foId^eS  Snittcl  SDie  ma^Iofen  Uebertreibungen,  teeld^e  l^ierbei  bie 

erfc^ien  ber  ^u§n)eg,  bie  9{amen  ber  ^atriard^en  l^eibnifd^en  Sd^riftftellerftd^  erlauben,  laffentoegm 

al3  Segeid^nung  oon  ©tömmen  ober  f^amilien  SRangelS  an  Uebereinftimmung  auf  bie  SntfteOuag 

auf jufoffen,  bereu  gefammtcr  SSeftanb  in  ber  ®e«  eine§  loirflid^en  gfactumS  f d^Iicfeen.  ffier  ^Potriani 

fc^id^te  al§  2cbcn§bauer  auf  gincn  TOann  über«  3acob  f dalägt  feine  130  ScbcnSjabre  gering  an  im 

trogen  fei  (Crawford,  The  Patriarchal  Dyna-  SSergleid^  gu  ben  3Q^rcn  feiner  33orfa^ren.  Su(i 

Blies  from  Adam  to  Abraham,  shown  to  cover  bariu  bleibt  bie  l^eilige  ©d^rift  il^ren  Angaben 

10  500  years,  and  the  highest  human  life  getreu,  ba^  mä)  il^ren  iDeiteren  9){ittl^eüungoi 

only  187,  Richmond  1877).  gin  anbercS  SDüttcl  ba§  fiebenSalter  ber  SWcnfc^l^cit  nad&  ber  ©intflut 

toar  bie  ^Inna^mc,  ba§  l^cbräifd^e  SEBort  n;r  be-  burd^ouS  ftetig  abgenommen  l^at.  ©em  loirb  nocj 

beute  l^icr  ni^t  3a^r,  fonbcni  SKonbumlauf,  600  So^re  olt,  fein  ©ol^n  ^2lr^]^ad&fab  438,  bejfni 

tt)orau§  fld^,  abgcfeben  Don  ber  fprad^Iid)en  Un*  Urenfel  ^l^olcg  239,  beffcn  öierter  Slad^fornme 

bcrociSborfcit,  bie  Ungercimtl^cit  ergab,  ba^  bie  Sisare  205  So^te;  ^bral^am  erreid^t  175, 3fla* 

^atriard)cn  fd^on  im  ad^ten  (6no§)  ober  gar  im  147,  SKofeS  120,  3ofuc  110  Sa^re,  unb  feitben 

fed)Sten  (aJhlaleel),  $f)aleg  gar  fc^on  im  brittcn  bewegt  fid^  bie  fiebcnöbauer  be§  SRenfdfKn  ümcr* 

2cbcn§iai^r  ©öl^ne  gel^abt  |ättcn.    Unter  Se-  l^alb  ber  je^t  getoöl^nlid^en  3a^l  t)on  Salären.  loB 

rufung  auf  ben  ^l.  5luguftinu§  (Civ.  Dei  15, 12;  bie  9lad&!ommen  ©etl^S  fold^e  lange  3friften  ni# 

Dgl.  Theod.  Gazaeus  bei  Migne,  PP.  gr.  XIX,  blofe  jur  SSerooHfornrnnung  ber  äußeren  IBebens« 

1187)  warb  ba3  weitere  3)iittel  erfonnen,  ba§  öerl^ältniffe,  fonbem  aud^  3ur  Heiligung  beS  inncra 

^af)x  oor  ^brabam  ju  brei,  öor  3ofep^  ju  ad^t,  SWenfd^en  bcnu^t  ^aben,  borf  auS  bem  oben  jc^on 

uac^  3ofep]^  erft  5U  ^toölf  SQ^onaten  )u  red^nen  l^erDorgel^obenen  auffäHigen  Umftanbe  gefolgert 

(§en§Icr§  Scmcrfungen  über  ©teilen  i.  b.  ^falmen  werben,  bafe  fte  erft  in  f o  fpätem  ^Iter  einen  &fß 

unbi.b.®enefi3,  Hamburg  1791,  287  ff.).  Mt  erhielten,  hierbei  ift  aweierici  mögli^  gntJotbcr 

biefe  9iotpe]^elfe  tragen  ju  beutlic^  ben  ©tempel  bewal^rten  fie  eine  @nt^altfamfcit ,  beren  %!§• 

erfunbener  aSiÜfür,  aI3  ba^  fie  ernfter  Scrücf-  bel^nung  in  jenem  3citalter  nid^t  genug  bewunbert 

ftc^tigung  wert^  wären;  e§  ift  aud^  nid^t  einju«  Werbentann,  ober  fie  würben bon@ott wie tibro- 

feigen ,  wie  eine  folc^e  Serfd^iebung  ober  @nt«  l^am  get)rüf t,  unb  bann  mu^  il^r  ®Iaube  imb  i^t 

ftcüung  wirflid^er  Sl^atfac^en  fid)  Don  fabell^aftcr  ^offrnmg  norf)  me^r  bewunbert  werben. 
ober  tenbentiöfer  SJarftcIlung  feitenS  beä  l^eiligen       Sür  eine  Seilte  weiterer  ^fragen,  welc^  an  bie 

©c^riftftellerg  unterfd^eiben  Würbe.  2)er  ®Iaube  biblifd^en  3<i^Iangaben  begügli^  ber  ^atriotd^ 

an  bie  Sffial^r^eit  ber  l^eiligen  ©c^rift  fd^Iic^t  aud^  gefnüpft  werben,  f.  b.  ^rt.  Kbronologie  HL 

bie  gorberung  in  ftd^,  bie  3a^Iangaben  bei  ben  313  ff.,  fowie  Pannier,  Genealogiae  biblicae, 

Patriarchen  für  l^iftorifdfie  5Data  ju  Ifjalten.  3uner»  Insulis  (Lille)  1886.  [Äaulen.] 


L605 


Ißatrtard^. 


1606 


n.  $atriar(i^,  in  lird^Hd^em  @))ra(j^- 
lebraudSi,  ifl  bie  erfte  beiienigen  l^ierord^ifd^m 
Stufen ,  meldte  ftd^  in  Setreff  ber  SuriSbiction 
ntft  bem  Orbo  beS  S))ifco))atS  l^etauSgebilbet  \ßi 
[f.  b.  «rt.  ^ierard^ie  V,  2011).  3n  bem  fpa- 
triar^ate  liegt  bie  l^Bd^fte  9Retro))oIitangen)aIt; 
[o  iDie  biefe  äber]^au))t  als  ein  ^uSflug  ber  päpfi« 
[td^  ^rimotiolred^te,  bie  fid^  einzelnen  SStfd^öfen 
nitgetl^eilt  l^aben^  on^ufel^en  ift,  fo  fnüpft  ft(|  bie 
(Kitriorci^ifd^e  ©emolt  unmittelbar  (m.  bie  ^erfon 
M  Spoftelffirften  an  (Dgl.  Leo  I,  Epist.  14  ad 
Anaatafl.  Thessalon.  c.  1).  ,,!Bon  alters  l^er 
pi^L  Gonc.  Nicaen.  I,  can.  6)  erhielten  bal^er  nur 
[ene  gr5|eren  @töbte  bie  ^atriard^almürbe,  beren 
IKrdden  ber  1^1.  $etrud  felbft  gegrünbet  l^atte  (näm« 
(U^  3iom  unb  ^ntiod^ien,  fomie  ^le^anbrien, 
loeld^  jfird^  Don  ^trud  burti^  SnarcuS  gegrünbet 
umrbe),  unb  ben  ^triard^en  lag  gleid^  nad^  il^rer 
Sol^I  nidSitS  mel^r  am  ^ergen,  al3  SeftötigungS» 
fd^iben  t)om  ©tul^Ie  be§  |l.  $etruS  gu  erl^alten, 
baut  fte  iDu^ten,  ba^  nad^  ber  SSerl^eigung  bed 
berm  bie  9Bürbe  aQer  ^riefter  burd^  il^n  be- 
ejKgt  toerbe  unb  t)on  il^m  bie  ^atriard^altoürbe 
dbft  ^erfliefee"  (Pius  IX,  Constit.  Rever- 
lorus  12.  Jul.  1867  [Acta  s.  Sed.  lU,  Rom. 
1867,  386  sqq.]).  3u  ben  brei  erften  ^atri- 
wfyxi  Don  IRom  für  ben  Ocdbent,  Don  ^le» 
Caiü>ncn  für  9fri!a  unb  Don  ^ntiod[|ien  für  ben 
Orient  tarnen  im  Saufe  ber  3(it  S^^i  anbere  l^ingu, 
ba  Don  eonjiantinopel  (].  b.  «rt.  lU,  995  f.) 
nnb  ber  Don  3erufalem  (f.  b.  «rt.  VI,  1347  f.). 
S>tefen  $atriard^en  ftanb  baS  IRed^t  %Vi,  bie  Snetro- 
lioliten  i^red  $atriard^atd  %vl  confecriren  unb  il^nen 
boS  ^aSium  gu  ert^eilen;  aud^  l^atten  fte  ben 
8orfi|  auf  ben  Soncilien  il^red  @))rengel§,  in 
iDdld^m  fte  bie  Oberaufftd^t  fül^rten  unb  ein  über 
ben  üßetropoliten  ftel^enbeS  rid^terlid^eS  Tribunal 
Wlbeten  (f.  b.  «rt.  aRetrot)oIiticum  VIII,  1446  f.). 
5dsnnttlid^e  $atriard^ate  be§  Orients  gingen 
[ebod^  für  bie  ftird^e  Derloren ;  ^le^anbrien,  Sn- 
iod^ien  tmb  ätrufalem  im  7. 3a]^r|unbert  an  bie 
brober,  Sonftantinopel  aber  im  11.  Sal^rl^unbert 
nm!^  baS  gried^ifd^e  Sd^iSma.  3nf olge  ber  jfreu)» 
ifigc  tmb  nad^bem  (ateinifd^e  ffatfer  ben  Xl^ron 
M)n  939§an)  beftiegen  l^atten,  D[)urben  jebod^  bie 
lUtn  orientalifd^en  $atriard^ate,  U)enn  aud^  nid^t 
n  bem  frül^  Umfange,  mieberl^ergefteUt,  freilid^ 
ntx  für  fiurje  S^t.  dagegen  ernennt  ber  ^pft 
uk^  immer  Sifd^iöfe  für  bie  Derloren  gegangenen 
ßoMard^e;  biefe  reftbiren  aber  gu  9lom  bei  il^ren 
Kireffeitben  ^atriard^alhrd^en,  nömlid^  ber  Situ« 
arpotriord^  Don  Sonftantinopel  bei  St.  $eter, 
Kc  Don  9Iesanbrien  bei  St.  $aul  unb  ber  Don 
Inüod^ien  bei  @.  SOtaria  SJ^aggiore.  S)er  Don 
Scnifolem  reftbirte  früf)er  bei  ber  jfird^e  S.  So- 
xii}0  inStom;  feit  aber  biefeS^atriard^at  lieber» 
IcigefieEt  umrbe  (1847),  l^at  er  feine  Stefibeng  in 
Scrufalem  felbfi  (f.  b.  9lrt.  VI,  1353  f.). 

8on  ben  l^öretifd^en  ober  fd^iSmatifd^en  !ßa« 
riard^en  ftel^  bie  alten  ^atriard^ate  Don  an* 
iod^  unb  3erufalem  l^eute  mit  bem  Don  Son- 


fiantinopel  in  einiger  SJerbinbung,  unb  an  bie 
Stelle'  beS  alejanbrinifd^en  trat  baS  fd^iSma- 
tifd^e  ^triard^at  ber  äg^ptifd^en  Gopten,  ffiie 
Don  biefem  fid^  ein  ^triard^at  Don  Slbefftnien 
(oSlBSte,  fo  Don  bem  Don  Sonftantinopel  fd^on 
1351  ein  ^atriard^at  Serbien  mit  bem  Si|  in 
3pe!  (bis  1765),  1589  baS  ^atriard^at  sJu^- 
lanb  unb  neueftenS  (1848)  ba§  $atriard^at 
ber  (Sried^ifdSi » Orientalen  ferbifd^er  Jlotion  in 
Oefierreid^  5u  ftarIoiDi|  (f.  b.  3lrt.  Defterreid^ 
rx,  758).  aus  ber  «uflöfung  ber  alten  orien- 
talifd^en  ^atriard^ate  gingen  überl^aupt  nod^  mel^ 
rere  ^äretifd^e  ober  fd^iSmatifd^e  öerDor,  bie  fid^ 
tl^cilmeife  toieber  mit  SRom  unirten.  ®a8  ältefte 
i[t  baS  neftorianifd^e  ^atriard^at  Sbalböa  (f.  b. 
9lrt.  gjcftorianer  IX,  171  u.  173  ff.);  boneben 
entftanb  ein  eut^d^ianifd^eS,  nad^  bem  f^rifd^ien 
^lönd^e  Sacob  ^araböuS  ^atriard^at  ber  3aco- 
biten  genannt,  mit  bem  SiJ  in  Slntiod^ien,  fpöter 
in  Slmiba  (f.  b.  3lrt.  S^rer).  9lud^  bie  eut^d^ia- 
nifd^en  9lrmenier,  bei  »cld^en  bie  §örefie  ju  immer 
»eiteren  Spaltungen  fül^rte,  errid^teten  ein  eigenes 
^atriard^at,  baS  auS  bem  angegebenen  ©runbe 
fid^  bis  l^eute  nod^  in  bie  fünf  ^atriard^ate  Don 
Stf d^miab^in ,  SiS,  ^gtl^amar;  Sonftantinopel 
unb  Sctufalem  tl^^ilt.  ©agegen  »urbe  ber  SSifd^of 
ber  mit  SRom  toieber  unirten  9lrmenier  als  ^« 
triard^  Don  Silicien  mit  bem  Si|  in  ^leppo  Don 
Senebict  XIV.  anerfannt  (f.  b.  Srt.  9lrmenien  I, 
1340  ff.).  Sbenfo  l^aben  bie  Don  iel^er  red^tgläu« 
bigen  SDlaronUen  (f.  b.  Srt.  VUI,  891  ff.)  einen 
^triard^en  Don  ^ntiod^ien,  unb  bem  ^atriard^^en 
ber  ©röcomeld^iten  Don  ^ntiod^ien  (f.  b.  9(rt. 
ajleld^iten  Vm,  1216  ff.)  ^at  erft  neueftenS 
Seo  XIII.  bie  2luriSbiction  über  aEe  ©löubigen 
beSfelben  StituS,  bie  innerhalb  beS  tür!if($en 
Steid^eS  ftd^  aufl^alten  merben,  übertragen  ((üon- 
sidt.  Orientalium  dignitas  eccl.  27.  Nov.  1894, 
n.  XIU).  äBeiter  gibt  eS  einen  fatl^olifd^en  $a- 
triard^en  ber  Sprer  Don  Sntiod^ien  unb  einen  ber 
S^ro-ei^alböer  Don  Sab^Ion  (f.  b.  Slrt.  Sl^alböif  4|e 
©Triften  lU,  41  f.). 

S)ie!ßatriard^enbeS%benbIanbeS,mit9luSna]^mc 
beS  Sifd^ofS  Don  9tom,  D[)erben  getoöl^nlid^  Patari- 
archae  minores  genannt.  3uerft  nal^m  ber  93i- 
d^of  Don  9lquilej[a  bei  ©elegettj^eit  beS  S)reifa))itel' 
treiteS  ben  ^atriard^entitel  für  ftd^  in  Slnfprud^i; 
i^m  gegenüber  erl^ielt  aud^  ber  red^tglöubige  ^ifd^of 
Don  ©rabo  biefen  Sitel,  ein  IBer^öItni^,  D[)eId^eS 
aud^  bann  beftej^en  blieb,  nad^bem  ber  Sijd^of  Don 
^quilejia  }ur  JFird^e  gurüdfgelel^rt  U)ar  (f.  b.  Srt. 
SquUeia  1, 1184  f.).  3)aS  ^atriard^at  ^quileja 
tt)urbe  Don  SBenebid  XIV.  aufgel^oben,  wogegen 
baS  Don  ©rabo  fd^on  1451  mi:^  SSenebig  Derlegt 
Sorben  toar,  beffen  SBifd^of  l^eute  tu)d^  ben  Sitel 
^triard^  fü^rt.  Vu^l  bie  Sifd^öfe  Don  93ourgeS 
(f.  b.  «rt.  n,  1165)  nal^men  jeitioeUig  ben  £üel 
^atriard^  an.  3)urd^  ^apfi  |(kiul  lU.  erhielt 
bann  ber  ©ro^aplan  beS  ffönigS  Don  Spanien 
ben  Sitel  ^atriard^  Don  SBeftinbien,  unb  gu  An- 
fang beS  Dorigen  Sal^r^unbertS  enoirfte  oud^  ber 

öl* 


1607 


S^üitxaiä)tn,  lejlament  ber  jtoölf  —  ^atriciat. 


160S 


jföntg  t)on  Portugal  für  feinen  ©ro^foplon  bie 
SBürbe  eines  ^atriord^en  mit  bem  ©ij  in  Siffabon 
Q.  b.  «rt.  Vn,  2094  f.).  ßbenfo  »urbe  in  legtet 
Seit  burd^  baS  goncorbat  öom  ^af)xt  1886,  totU 
d^eS  bie  portuöiefifd^en  ißatronatSred^te  in  3nbien 
regelte,  bem  ßrjbifd^of  öon  ®oa  ber  (Sl^rentitel 
eine§  Patriarchen  öon  Dftinbien  ertl^eitt  (f.  b.  9lrt. 
®oa  V,  780).  Ueber  ba8  fd^iSmatifd^e  ^roject, 
für  bie  fatl^olifd^e  ftird^e  ffieutfd^IanbS  einen  ^• 
triard^en  aufjuftellen  (1817),  »ie  e§  aud^  Napo- 
leon I.  für  gfranfreid^  beabftd^tigt  l^atte,  ögl.  bie  bei 
ÜRütter,  2es.  b.  ftird^enred^tS  IV,  2.  aufl.,  SBürab. 
1839,  274  f.  angegebene  Siteratur.     [Keller.] 

'^aMatd^eUj  Xeftament  ber  jmölf,  f. 
9lt)0crt)pl^cn-2iteratur  I,  1058. 

'^aMdanetj  f.  @t)mmad^ianer. 

^aixidatj  römifc^eS,  l^ie^  imfrül^enüKittel» 
alter  ein  9lmt  unb  eine  SBürbe,  »eld^e  juerft  oon 
ben  d&ripiid^en  römifd^en  ffaifem,  fpöter  öon  ben 
Rupften  öerliel^cn  würben.  3)er  „^atriciuS  ber 
SRömer"  follte  junäd^ft  ber  ©tettöertreter  beS  ffai» 
ferS  fein;  in  biefem  ©inne  würben  ü)Mnner  tt)ie 
5letiu8,  5l§pariuS,  Dboafer,  aud^  ber  granfen» 
fönig  S]^Iobtt)ig  Dom  Jtaifer  mit  bem  ^atriciat 
befleibet.  ©päter  erl^ielt  ba§  SBort  ^tririuS 
nod^  eine  anbere  Sebentung,  unb  ^toat  mit  SRüdf» 
ftd^t  auf  bie  ftird^e.  2)iefe  betrad^tete  bie  d^riftlid^ 
geworbenen  ßaifer  als  il^re  öon  ®ott  beftimm» 
ten  SBcfd^üJer.  ^18  jebod^  baS  weftrömifd^e  Sleid^ 
bem  ^nbrang  ber  Sarbaren  erlag  unb  ba§  oft» 
römifd^e  mel^r  unb  mel^r  bem  ©d^iSma  unb  ber 
^ärefie  f id&  juneigte,  öerloren  bie  ^äpfte  nid^t  nur 
il^re  Sefd^ü^er,  fonbcm  pe  mußten  nod^  baju  bie 
©orgc  für  ba§  üon  ben  fiangobarben  bcbrol^te 
römifd^e  ©cmeinwefcn  auf  Sitten  ber  Römer  auf 
\id)  ncl^men.  3)e^]^alb  rid^teten  fie  il^rc  klugen  auf 
bie  Sel^errfd^cr  be§  mäd^tigen  fjranfenftamme§, 
benen  il^rerfeitS  jur  §cbung  i^rer  5Dkd^t  unb  il^reS 
5tnje]^en§  im  ^benblanbe  ni^t§  erwünfd^ter  fam 
al§  ba§  C^ilfcgefud^  be§  ^opfteS  unb  ber  Sömer. 
SQBie  fd^on  ©regor  m.  (f.  b.  ^rt.)  an  ffarl  9Kartett, 
fo  wanbte  fid^  mit  mel^r  grfolg  ©tepl^an  n.  an 
ben  injwifd^en  jum  ffönig  ber  §ran!cn  erl^obcnen 
^ipin,  ernannte  i^n  am  28. 3uli  754  im  ßlofter 
bc§  %  ®iont)fiu§  ju  $ari§  jum  ,,^atriciuS  ber 
Sömcr"  unb  erl^ob  guglcid^  bcffen  äWci  ©öf)ne 
Äarl  unb  ifarlmann  ju  bcrjelbcn  SBürbe  (Annal. 
Mettens.,  in  ben  Mon.  Germ.  hist.  Scriptt.  I, 
332).  $ipin  gelobte  bagegcn,  bie  ftird^e  mit  il^rem 
Dberl^aupt  unb  ebenfo  bie  tfttä)it  unb  baS  S3cfi^« 
tl^um  ber  Körner  (causam  beati  Petri  et  rei- 
publicae  Romanae)  ju  fd^ü^en  unb  ju  fd)irmen 
(Vit.  Stephan.  II.,  im  Liber  pontif.,  ed.  Du- 
chesne  1, 448).  8oÜte  biefe  juerft  nur  inftellocr« 
tretenbcr  SSßeife  für  ben  ffaifcr  gejd^e^cn,  fo  war 
bie  SBürbc  bod^  immerl^in  eine  5lrt  ©tappe  auf 
bem  SBege  jur  felbftnnbigcn  ©d^ufe»  unb  ©d^irm« 
]^enfd;oft,  b.  1^.  jum  erneuerten  abenblänbifd^en 
ffaifert^ume.  ßorl  b.  ©r.  legte  benn  aud^  bei  jci» 
ncr  Ä'aifertrönung,  bei  ber  er  feicrlid^  gelobte,  ber 
.särd}e  unb  bem  ^apfte  ein  treuer  Sefd^ü^er  ju 


fein,  benittel  „^ßatriduS  ber  Slömer*,  ben  erte 
bal^in  gleid^  feinem  93ater  mit  Vorliebe  getragen 
l^atte,  au§brüdHid^  ob  (Mon.  Germ.  Lei,  259. 
563);  als  Itaifer  übemal^m  er  bie  feitJ^gen 
^otriciatspflid^ten,  aber  aud^  ebenfo  bie  9te(^, 
bie,  obgefel^en  t)on  gewiffen  Sl^renDot}ugen  (Vit 
Hadrian.  I.,  im  Liber  pontif.  1, 497),  tl^  po- 
litif  d^er  Statur  waren  unb  eineSrt  Ober^](feit  (id^ 
©out)eranitöt)  über  9tom  umfaßten,  Ü^i  fin^ 
lid^e  Sebeutung  l^atten  unb  borin  gipfelten,  b4 
in  ber  Siegel  bem  $atriciu3  be^to.  bem  Stä\n 
oon  bem  ^efultate  ber  ooKsogenen  ^ßapfhoo)! 
officieQ  3laä)nä)t  gegeben  unb  bie  Sonfecrotion 
beS  ^fte§  in  ©egenwart  be§  ftoifecö  ober  ber 
faiferlid^en  ©efanbten  t)orgenommen  tmirbe.  — 
Sei  bem  ^infd^winben  unb  gön^Iid^  Suf^ören 
ber  abenblönbifd^en  Itaiferwürbe  unter  flarl§  fpä* 
teren  fd^wad^en  9{ad^foIgem  etablirten  in  Sbm 
Sllberid^  unb  Sre§centiu8  einen  neuen  ^ßatridat 
ber  Stömer ;  fte  ufurpirten  aber  unter  biefem  Xüd 
berartige  Siedete,  ba^  barunter  bie  ftrd^Iid^,  po> 
litifd^e  unb  communale  gfreil^ett  bed  ^ßopjM  unb 
ber  9tömer  ^u  erftiden  bro^te.  ftetn  SBunber, 
ba^  man  in  9tom  wieber  ein  ^tndat^)ei:i^filtm| 
l^erbeifel^nte,  wie  eS  unter  ^ipin  unb  ftorl  b.  9l 
fegenSreid^  beftanben  l^tte.  infolge  beffen  tmabe 
bie  abenblönbifd^e  Jtaiferwürbe  burd^  Otto  L  er> 
neuert,  wobei  burd^  Vertrag  baS  Tla^  ber  ^i^ten 
unb  Siedete  für  ben  neuen  faiferlid^en  @d^u^^ 
ber  ftird^e  unb  SRomS  f  eftgefteUt  würbe  (Mon.  Genn. 
hist.  Legg.  U,  1, 29 ;  2, 159—166).  Mein  bie 
SreScentier  waren  nid^t  gewiEt,  t^re  9Df{ad^  aH 
„^atricii  ber  SRömer"  aufzugeben ;  nad^  Gräften 
orbcitetcn  fie  ber  ©eltenbmad^ung  ber  faiferlid^ 
Dberl^ol^eit  in  Som  entgegen  unb  fud^ten  oor  Wte 
ben  ginflu^  beS  ftaifcrS  auf  bie  5|Japflwo^I  jii 
fd^wöd^cn.  ^af)tx  bie  langwierigen  erbitterten 
ffömpfe  in  SRom  jwifd^en  bem  Äaifert^um  ter 
beutf d^cn  ffönige  unb  bem  ^atririat  ber  römijd^i 
©ro^en ;  bal^er  bie  oielen  ©egenpöpfte  jener  dpod^, 
ba  jeber  jener  beiben  JRioalen  eine  i^m  ergeba» 
^erfönlid^feit  auf  ben  päpftlid^en  ©tul^l  ju  erijebeii 
trad^tete.  gS  l^alf  nid^tS,  ha%  Otto  III.  no^ 
gried^ifd^er  ©taatgmanier  in  SRom  einen  ^potricm» 
ernannte ;  oielmel^r  würben  oon  bem  angemfl|tra 
^atriciat  ber  tu§culanifd^cn  ©rafen  ha^  römif(ie 
© emeinwefeu,  bie  ftird^e,  ber  $apft  unb  bie  ^p* 
wol^I  mel^r  al§  je  oergewaltigt.  liefern  3^1^"^ 
würbe  erft  baburd^  ein  6nbc  gemad^t,  baj  bie 
Sömcr  bem  bereits  jum  ftaifer  gefrönten  beutf^ 
Äönig  ptinüd)  in.  auSbrüdflid^  bie  ^tririatS- 
würbe  übertrugen,  ^einrid^  III.  felbft  fejte  ^ 
ha^  Snfignc  beS  „$atriciu§  ber  Sömer" ,  ben 
golbenen  JReif,  auf  t>a^  §aupt  unb  na^m  für  ^ 
unb  bie  folgcnben  beutfd()en  ftönige  ben  ^tririat 
an  (futurorum  regum  Patriciatum  sanciTit, 
confirmavitetpo8uit;Mon.  Germ.  hist.  Scriptt 
V,  469).  ^I§  wid|tigfte§  5Rc^t  würbe  bem  neuen 
^$atriciu§  jugeftanben,  bafe  §eiurid^  HI.  bie  ^on 
beffen  bejeid^nete,  ber  ben  pöpftlic^en  ©tu^l  be» 
fteigcn  foHtc,  jebod^  nid^t  ein  für  allemal,  jotibem 


1609 


$atrtctu8,  ber  H 


1610 


intr  öon  gfott  )u  gfafl,  iDcnn  bic  SRömcr  bcn  ßoifcr« 
^atriciuS  barum  angingen  (t)gl.  b.  Sri.  ^ap\U 
IDOJ^O*  ®^^  füi^  bic  Sfrci^eit  ber  ffird^e  unter 
Untfiönben  immerl^in  gefäl^rlid^e  $ra|:i8  mürbe 
bcffttigt  burd^  baS  !ßa))ftn)a^Igefe^  9ticolQur  U„ 
totlä^  einerf eitd  ben  Slntl^eU  beS  röntif d^en  3lbel3 
imb  SoßeS  an  ber  ^apftmai^I  befd^rönfte,  anber« 
ftttS  »ittfürltd^en  gingriffen  beS  ^atriciuS  ber 
Römer  oorbeugte.  ®er  gegen  frül&er  öiel  geringere 
(ünflul  beS  ^atriciuS  bei  ber  gkipftmal^I  l^aftete 
pä>tm  nid^t  mel^r  an  ber  jhone  ober  bem  ^atriciuS« 
reife  als  f old^em,  fonbem  nur  an  ber  ^erf on  beffen, 
Ux  jenes  Siedet  t)om  at)oftoIifd^en  Stul^Ie  auSbrüdf* 
lid^  erlangt  l^atte  (qui  ab  hac  apostolica  sede 
personaliter  hoc  jus  impetraverint,  ad  con- 
senaum  novae  electionis  [seil,  papae]  ac- 
eedant;  Mon.  Germ.  bist.  Legg.  11,  2,  178). 
9tun  eilten  ^Ibgejanbte  bed  mit  ber  neuen  ^apft- 
iDQ^Iorbnung  un^ufriebenen  römifd^en  ^bel3  an 
ben  aus  gleid^em  ©runbe  mi^üergnügten  beutfd^cn 
^of ;  fle  erüärten  auf  ber  93a8Ier  ©^nobe  (October 
1061)  in  SSerbinbung  mit  ftmoniftifd^  gefinnten 
lombarbifd^en  unb  ben  bie  biSl^crigen  ^orrec^te 
beS  beutfd^en  |)ofe8  eiferfüd^tig  wal^rcnben  beut- 
fd^  Sifd^öfen,  ber  junge  Äönig  §einrid^  IV.  fei 
M  Srbe  ber  beutfd^en  jhrone  and)  @rbe  beS  $a> 
triciateS  nebft  aUen  Siedeten,  mie  fie  ^einrid^  UI. 
iefeffen,  unb  befleibeten  ^einrid^  IV.  fof ort  mit  bem 
3nftgne  ber  ^patriciatSnjürbe  (Bemoldi  Chron., 
in  Mon,  Germ.  bist.  Scriptt.  V,  428).  ^uf 
biefrn  feinen  ^atriciat  unb  bie  borauS  öermcint« 
tid^  i^m  juflie|enbcn  "Si^äiit  berief  fid)  ^einrid^  IV. 
in  bem  großen  Äampfe  mit  ®regor  VII.,  nament« 
K(^  als  er  fid^  auf  ber  ©^nobe  öon  SGBormS  im 
3. 1076  gegenüber  bem  ^apfle  ju  bem  ^uSfpru^ 
Dermal :  Omne  tibi  papatus  jus,  quod  babere 
Visus  es,  abrenuntio,  atque  ut  a  sede  Urbis, 
cujus  mibi  patriciatus  Deo  tribuente  et  jurato 
Bomanorum  assensu  debetur,  ut  descendas, 
edlco  (Bruno  de  Belle  Saxonico,  in  Mon.  Germ. 
bist  Scriptt.  V,  352).  Sie  rüdtfid^tälofe  unb 
getDaltfome  @c(tenbmad^ung  ber  Dermeintlid^en 
IjotriciotSrec^te  feitenS  §einri(^§  IV.  l^atte  jur 
§oIge,  bafe  bem  römifd^en  ^atriciuS,  bem  öon  ber 
[rui|er  innegel^bten  Ober^ol^eit  über  9{om  bereits 
toum  nod^  ein  Sd^atten  geblieben  mar,  nunmel^r 
md^  nod^  ieber  bisher  t)on  ben  köpften  freimiUig 
lugeftanbene  @influ^  auf  bie  ^apftmal^I  Derloren 
ging.  ®er  litel  „^atriciuS  ber  Sömer"  erl^ielt 
p(^  no(^  eine3eitlang;  allein  meber  ber^atriciat 
SBogerS  öon  ©icilicn,  ber  öon  ^Inaclet  JI.,  bem 
(Begenijapfte  Snnocenj'  11.,  jum  ^^atronuS  ber 
rdmif(i^en  Äirrfje  unb  jum  „^atriciuS  ber  SRömer" 
Ernannt  tt)urbe,  noc^  ber  beS  SorbaneS,  ben  im 
3.  1144  bie  SRömer  unter  Uebcrtragung  ber  ge« 
^mmten  rid^terlid^en  unb  e^ecutiocn  @malt  ^u 
Derfelben  SSBürbe  erl^obcn  (Otto  Frising.  Obren. 
7,  31),  ^tte  größere  93ebeutung.  ^u(|  ber  lejte 
Berfux^  gur  ^erfteüung  beS  ^atriciateS,  mie  i^n 
$d»em  ^inrid^  III.  befeffen,  fc^citerte.  fjriebrid^ 
Borboroffa  nömlid^  erfd^ien,  nac^bem  er  fid^  Don 


feinem  ^Qp\it  $afd^alis  UI.  l^atte  }um  Itaifer 
frönen  Iaf[en,  im  3. 1176  mit  bem  Seife  beS  ^a- 
triciuS  ber  3tömer  gefd^müdCt  i^ffentlid^  in  Stom. 
Unter  ber  Segibe  beS  !ßatriciuS  nal^m  ber  laifer« 
(id^e  ^ßa))ft  oon  ber  ^eterSfird^e  93ef^,  @enat  unb 
93oIf  erfannten  ben  t)on  gfriebrid^  I.  ernannten 
^a))ft  an,  gelobten  bem  ^aifer«^atriciuS  £reue 
unb  befd^moren  bie  Slufred^tl^altung  ber  Ober« 
l^ol^eitSred^te  gfriebrid^S  innerl^alb  unb  au^erl^alb 
ber  ©tabt.  Snbeffen  fonnte  fd^on  fjriebri^  feine 
^atriciatSred^te  nid^t  auf  bie  ^auer  jur  @eltung 
bringen ;  mit  il^m  oerfd^minbet  überl^aupt  ber  Xitel 
„^atriduSberSRömer"  auS  ber  ©efd^id^te.  (95gl. 
©raSl^of,  S)er  ^atriciat  ber  beutfd^en  ffaifer,  in 
[SSering,]  9lrc^it)  für  latl^oIifd^eS  ftird^enred^t 
XLI[1879],  193 ff.;  XLII  [1879],  209 ff.  u. 
305  ff.)  [SraSl^of.] 

^aMdus,  b  e  r  1^  I.  (©t.  $atridt),  ^poftel  öon 
Srianb,  ift  bejüglid^  aller  5lbf^nitte  feiner  ßebenS» 
gefd^id^te  unb  fd^Iie|lid^  fogar  feiner  S|iften}  ber 
©egenftanb  üou  mand^erlei  ©treitigfeiten  gemor« 
ben,  mäl^renb  bod^  feine  eigenen  ©d^riften  über  bie 
meiftcn  beftrittenen  ^ßuntte  eine  l^iftorifd^e  ©emife- 
l^eit  geben.  @S  gibt  nämlic^  oon  il^m  eine  Sluto« 
biograpl^ie,  meldte  er  Oonfessio  nennt,  unb  eine 
Epistola  ad  Ooroticum,  beibe  abgebrudft  oon  ben 
Sottanbiften  Mart.  U,  533  sqq.  S^at  ift  oud^  bie 
9led^t]^eit  biefer  ©d^riften  tt)ieber||oTt  geläugnet,  je^t 
aber  oon  englifd^en  Qforfc^em  über  otten  S^cif^l 
fid^ergeftellt  »orben.  3lad)  biefen  Duetten,  fomie 
nad^  einer  Weilte  oon  wenig  jüngeren  SSeri^ten, 
nal^m  ber  ^eilige  htn  SRamen  ^atriciuS  erft  bei 
feiner  IBifc^ofSmeil^e  an  (Analecta  BoUand.  I, 
549;  n,  35),  nac^bem  er  juerft  ©uccat,  bann 
Kot^raig^e,  fpäter  3KagonuS  ober  SWunn  gel^eifeen 
l^atte.  (Seboren  mar  er  tixoa  372  oon  d^rifUid^en 
gltem,  iebenfattS  nid^t,  mie  oft  bel^auptet  mirb,  in 
ber  ^icarbie,  fonbem  in  ©d^ottlanb,  unb  jtear 
in  iKIpatridt  bei  ©umbarton  (Banavem  Taber- 
niae ;  Oonf.  1.  c.  533),  mo  fein  33ater  römifd^er 
©ecurio  mar.  3m  Sllter  oon  16  Sagten  marb 
er  bei  einem  ber  bamalS  gemöl^nlid^en  Slaubfriegc 
gefangen  unb  a(S  ©flaOe  in  ben  92orboften  t)on 
ärlanb  ^u  SDtild^o,  bem  Slan  oon  S)alarabia,  ge» 
brad^t.  $ei  bem  l^eutigen  Slntrim  in  ber  gleic^« 
namigen  ©raffd^aft  mufete  er  unter  bem  9lamen 
ßiotl^raibge  ©d^afe  lauten  unb  benu^te  bie  Sin» 
famteit,  morein  il^n  biefe  Sefd^öftigung  oerfejte, 
jur  Hebung  befonberS  beS  münblid^en  ©ebeteS. 
hierbei  empfanb  er  ein  foId^eS  ®Iüdf,  bafe  er  bei 
^ad^t  mie  bei  Sage  für  feine  l^eiligen  Hebungen 
fein  gnbe  pnben  fonnte.  ©o  »ergingen  i|m 
rafd^  fteben  Saläre,  mäl^renb  bereu  il^m  eine 
bartc  Sebanblung  oon  ©eiten  feiner  l^eibnifd^en 
§enfd^aft  ©elegenl^eit  gab,  bie  Hebung  ber 
©elbfloerlöugnung  mit  ber  beS  ®ebetS  ju  0er» 
binben  unb  fo  ju  einem  öeiligen  l^eranjureifen. 
©d^mer  laftete  in  biefer  Seit  bei  attem  innem 
®Iüdt  bie  unglüdtlid^e  fiage  feines  neuen  SSater» 
lanbeS  auf  il^m.  SBol^I  gab  eS  im  SBeften  d^rift« 
lid^e  anfiebler  unb  im  ^v^tn  einige  ein^eimifd^e 


1611                                              SßatiiciuS,  btr  l(|t  1612 

SÖriftm,  aHein  toeitoiiS  ber  grBfele  %i)til  btr  grü-  Uljttr,  unb  tS  gelang  i^m,  ^itr  iinfltfäSibd  bit 

nen  änjel  mar  hvxä)  ben  Sinf(ii|  ber  Sltuiben  in  engt  ©tra|e,  aä(i)t  in  ben  ^Jirerbufnt  StnmfltDtli 

un^rilDolIem^eibenttnitn feftgelbonnt.  ®aö«tDUd6S  Soufllfi fü^rt,  jupaffiren.  99ei bem ^nitigtn Somn- 

immer  me^i  ba3  ^etWgm  in  il)m,  btn  ^ilönbem  fatrid  lanbete  et  unb  fanb  bei  ben  SBflno^ncm 

äefum  S^riftum  gu  sedünben,  unb  getieimni^'  fieunblii^e  ^ufnal^me.  IBalb  gelang  ei  t^,  bec 

DoUe  Stimmen  Hangen  i^m  in'3  O^i,  meiere  i^n  ^äu(>tIinQ  ber  @egenb  9ianien§  'Siidpi  für  bol 

auffoiberlen,  biefem  ÜSerlangen  ju  folgen.    So  (lliriftentfium  ju  geminnen,  unb  fo  lotnde  er  (ier 

mtlief  er  enblidi  ber  aufgebrungenen  ©(louerti  bei  bem  jtjigen  Soul  bie  erfte  (!^ripli(!()c  Äin^  in 

unb  begab  fii^,  ungelDife  auf  n)el(5em  aBege,  nad^  3rlanb  erbauen.  Dlun  aber  309  e§  il|n  nothmflitt 

@allien,  um  bort  bem  ÜRangel  an  geifliger  Sil-  in  bie  @raf|d|afi  Stntrira,  tno  er  eine  fie&enjälirigi 

bung,  bellen  Et  jii^  als  eine9§inb£mifjeä  bei  [einem  !8or6eteitung§jeit  Derlebf  l^attt,  unb  Wo  er  i^t 

SSorl&oben  mo^I  bma^l  mar,  objuticlfen.  6r  faitb  feinen  ehemaligen  §erm  Wili^o  unter  boä  3oi 

guerft  für  einige  ^a^t  im  SfCaftet  beS  ^I.  ÜJtat-  beS  JheujeS  ju  beugen  ^offte.   ISein  »on  feüitn 

tinu9  ju  anatmoutiet  bei  2our6  Blufna^me  unb  33ruiben  uor  bem  etiemaligcn  ©tlüDen  gettoml, 

gelangte  ecn  bort  ouf  „bie  glüdfeltge  3nfel"  ßetin.  Betbtcnnte  bet  ^eibnif^e  Häuptling  ^i)  ftibp  mä 

älac^bem  et  fti^  [|iet  jur  ^erfünbigung  be§ Soon-  allem,  roaS  fein  mar.   SÜin  beft^to^  ^patrinui, 

gelium@  [|inreid)enb  Dorge6ilbet  gu  t|aüen  glaubte,  baS  feltijc^e  neibent^um  an  feinem  OÜlitItIptDdt 

begab  er  fii^  na^  Siom,  um  bem  a]}ofto1ifi^en  anzugreifen.  Sr  fx^ab  fic^  be^negen  fübtnötS  in 

Stutil  bie  unglücflidde  2age  feines  jDeiten  Spater*  bie  @raffd^aft  ^taÖ).  mo  bomalS  ber  irif<!^  flintg 

lanbeS  ^ilanb  gu  [diitbecn,  (onnte  aber  bei  ber  ba-  Saog^aire  bie  |)äutitlinge  unb  bie  ^ßnejlet  brt 

maligen  t]ontif(^en  £oge  leine  SSorfe^rungtn  gu  SonbeS  ju  einem  ^eibnif^cn  ^e^  Derfatmnelt 

einet  ÜDIiffionSi^ätigfeit  unlet  ben  3ren  erroirfen;  ^atte,    Slngeftctitä  biefec  Sierfammlung  befi^loS 

batiet  ging  et  wieber  nac^  ©ollien  juriitf  unb  ^Jalriif,  mit  ber  gröltengftietlii^feü  biäOfierfe^ 

W>i  f*"^  f"8^  °^  *"n  &'■  ®ermanuS  gu  ^lujerre  ju  begeben,  unb  lie|  be^loegm  auf  einem  ^oftm, 

an,  um  oon  biefem  in  üfliffenfc^aft  unb  ©ottfelig-  tteit  fic^tbaren  Serge  ba§  Ofletfeuet  angnnlWL 

feil  gugletiiö  untermiefen  ju  loerhen.  5ßiet  äa^te  33ie6  mar  ein  Singriff  in  bie  ^tümifc^  Siüt 

blieb  et  in  feiner  unmittelbaren  ^ä^e,  allein  biS  Deli^e  bei  bem  gerobe  gefeierten  ^fte  ftinanberd 

gum3:obebeei)eiligenS9ifcE)0f9(448)nnterftelIteet  geuet  alS  ba3  Dom  ffönig  angegünbttt  ttlai^ 

ftc^  beffen  geiftli^er  Seitung,  fo  baf;  bie  älteften  kalter  narb  ^iatriciuS  bon  Saogl^te'S  @enN 

SBiograptien  feinen  ^ufent^alt  in  @allien  auf  lingen  ergriffen  unb  in  bit  Serfonmilung  9^ 

30  ober  40  3a!ire  auSbe^nen.    ^ebenfalls  Der*  btai^l,  um  fid^  bort  gu  Deranttnorten.  9IUetit  bie 

brai^te  er  einen  S^eil  biefet  3e"'  aviä)  anberäino.  gewaltige  Srfi^einung  bcS  ^eiligen  9Jlannel  modili 

911S  ©etmanuä  im  3,  429  »on  ^o^ft  Uöleftin  auf  bie  SSerfammelten  einen  fold^en  ftinbrai,  bat 

na^  ißrilonnien  gur  5Befämpfung  ber  pelogiani-  niemanb  magle,  i^n  gut  SRec^enfii^aft  ju  jie^; 

ftfien  Striezte  gefanbt  »utbe,  na^m  er  ^fJütriciiiS  et  warb  al§  ©oft  auf  bie  ÄönigSburg  ju  im 

als  fflegieilet  mit  boti^in.   Jiai^  bet  Jftiiiflett  er-  geleilet  unb  bort  mit  ben  böi^flen  l£^ren  belwnlidL 

tbeilte  er  i^m  bie  5ßrieftenoeibe  unb  befiärtte  i^n  ©0  tonnte  er  fc&on  am  nät^ften  Sage  anfangni, 

in  bem  ©ebanten,  er  fei  ton  @ott  berufen,  ben  bie  ^rifilidöen  S!Sül)rbeiten  gu  Oerfünbigen  unb  iii 

Srlönbem  ba§  Sic^t  beS  ß^riflent^umä  gu  bringen.  Simibcn,  welche  i^m  entgegenjutreten  Berfuditni, 

^Qtriciu§'  großes  Verlangen  fiiema^  raorb  nur  gu  ItffdjQinca,   Son  [einer  iibergeugenben  SBerrtc 

gcfleigert  butc^  ben  IDiifierfDlg,  wclcEientiirg  Borget  inmtcit  tjingmjfen,  liefen  aUe  bie  Derfararndta 

bieSenbung  beSSBifc^ofS  5pal[übtu5  nai^  3rlaiib  ©reiben,  ben  Jfönig  an  bet  ©pitje,  nebp  einer 

erlitten  tiatte  (f.  b.  9lrt.  3rlanb  VI,  876).   5Dat]er  'Jlngo^l  iiBrnelimer  grauen  fic^  taufen.  Swi  ein 

begab  er  fi^,  Dom  1)1.  ©ermonuS  ermutt)igt,  Bon  lioi^angclctiencr  Xituibe ,   2)ubtai^  mit  Slam, 

aieuem  m^  ÜKom,  um  bem  ^apfle  Eöleftin  feinen  ii'nrb  (j  Ijrift  unb  ftettte  bie  gro^  biditerifi^  Sc 

©ebanten  au^gufpreclien  unb  fic^  Don  il)m  bie  gabung,  meli^e  et  befag,  fortan  in  ben  SHenpbn 

apoMifc^eSenbung  füt3rlanb  guetbitten.  ^uf  matten  ^Religion,  ^n  ^atte  ^kitticiuS  eia  fcjtt4 

bie  6mpf e^lung  eineS  ißticfteri  ©egetiuS,  mel{l)en  Sunbament  gelegt,  auf  toel^em  et  meitetkUBi 

©ermanuS  i^m  gu  biefem  3"'«'  mitgegeben,  er-  tonnte.  ®a§  5lnben[en  an  biefe  etfte  SBirtfiiiii' 

t^eilte  i^m  ber  $Qpft  bie  opcftolifti^e  @Dl!mai$t,  teit  beS  tieiligen  SltioftelS  lebt  biS  ^e  in  bti 

unb  mit  biefer  au^gerüftet  fegelte  ^atriciu§  nad^  gangen  ©raffttiaft,  unb  noäf  fte^t  bit  fKrt^t  tioi 

3rlanb.  UnlEnoegS  trl)itlt  tr  bie  9!a(^ri4t  Don  ®onagl)})atric[  in  ben  nämli^en  ©rBlsmoetpi' 

bem  ingmififten  erfolgten  Sobc  beä  iSif^ofS  Sßal-  niffen,  in  tneliien  bet  ^eilige  nad^  angabt  bn 

labiuS  unb  matb  nun  üon  einem  gaüifi^en  Sift^of  gleic^jeitigen  ©efd^it^tfdjteiber  fie  etrid(|tttt.  So' 

91matores  al§  etfier  Sifc^of  Bon  Srlanb  confecrirt.  §ier  begab  fii^  ^atriciu§  nacb  Eonnouglit,  um  bti 

©D  mit  ntutt  3uBtrfi^l  erfüllt,  Berfu^te  er  guerft  SBefltüfle  gu  erteid|tn,  überaÜ  prebigtnb,  tmiftnb. 

im  ©üboften  oon  3rlönb  beiSSirflom  gu  lanben;  Sßunbct  roittenb  unb  ffirc^cn  grünbtnb,  Otto 

oDein  ein  ^agel  bon  ©teinen  belehrte  i^n,  bafe  et  bis  Ijeute  ilittn  Seftanb  Bon  i^m  ^leittn.  Sun 

biet  bei  ben  l)eibnif(^tn  Scwobnetn  auf  feinen  burfte  er  tubner  auftreten ;  in  ber  fftaft  Qattd 

gtfolg  re<l)nen  bürfe.  3)at)er  manbte  et  fi^  oiebet  begab  et  fii^  nad^  Sintrim,  roo  ftc^  tin  dtbttü^ 

norbtoärtS  biä  gut  JKifte  bei  ©raffcEiaft  Sioton  in  ^eiligtl^um  beS  ®ö^  Srom-Gtuoi^,  btä  irififtn 


1618 


$atrtclu8,  ber  1^1 


1614 


SRoIod^,  befonb,  jerftörte  ba§  ©ö|enbt(b  t)or  ben 
ttugen  ber  t)erfteinerten  SJlenge  uno  mad^te  fo  ben 
iMnberopfem  ein  6nbe.  gfreiltd^  t)erUef  biefe  tt)te 
febie  f))fttere  9Btr!fomfeit  nid^t  o^ne  mand^e  ^rä« 
fimg  für  feine  ©tonbl^aftigfeit.  Oft  bereiteten  il^m 
ttrte  feinen  5Keuöetcmften  bie  ffiruiben  gro^e  ®e» 
^il^ren,  benen  er  mie  burd^  SBimber  entging,  unb 
Die  d^ftlid^n  Stiftungen  l^atten  fel^r  t)iel  t)on  ben 
(Einfällen  ber  räuberifd^en  93riten  ju  leiben,  ob- 
Qleid^  biefe  felbft  fd^on  ba3  €l^riftent]^um  an- 
fitnommen  l^atten.  Sin  2)enfmal  f)itü>on  ijt  bie 
oim  genannte  Epistola  ad  Coroticum.  2)er 
fottifd^e  Surft  biefeS  Spaniens  roax  in  SDhinfter 
gelonbet,  l^tte  einen  Xl^eil  ber  Sl^riften  bafelbft 
trmorben,  einen  anbem  an  bie  Rieten  unb  @coten 
als  SHaüen  öerfaufen  laffen;  umfonft  öerfud^te 
ber  ^eilige  burd^  fein  ebenfo  emfte§  als  ]^er}Iid^eS 
€d^reiben,  ben  Sftöuber  jur  $u^e  unb  ^ur  Veraus- 
gabe beS  fremben  ®uteS  ansu^alten.  Sieben  Saläre 
lang  blieb  ißatriciuS  im  9lorbtoeftcn  3rIanbS,  ben 
er  bem  Sl^rijtentl^um  bauemb  gemann,  inbem  er 
aOentl^alben  für  bie  t)on  il^m  geftifteten  ®otte§- 
^fer  ^rießer  unb  Säifd^öfe  meil^te.  2)ann  fe^te 
er  feinen  fegenSreid^en  @roberung§5ug  fort  unb 
tarn  juerft  mieber  nad^  Ulfter;  l^ier  grünbete  er 
bie  SKetropoIitanürd^e  öon  3(rmag]^  im  %  445. 
9hm  toanbte  er  ftd^  fübtuörtS  bur$  Seinfter  nad^ 
Sfhmfter,  uberaS  feinen  SBeg  mit  93efe]^rungen  ber 
Reiben,  Stiftungen  öon  Äirc^en  unb  ©rünbungen 
^rifUi^er  (Semeinben  bcjcid^nenb  (f.  b.  ?lrt.  3r« 
lonb  VI,  877).  3n  ÜKunfter  wirfte  ^atriciuS 
abermals  fteben  3a^re  in  unermüblid^er  S^ätig- 
teit  3e|t  roQx  gan^  Srianb  für  baS  6]^riftent]^um 
\ttDonnm,  unb  baS  gcfammte  SSoIf  öerel^rte  ben 
►eiligen  alS  feinen  3l))oftcI  unb  SSater.  ^uf  biefe 
[uctoritdt  geftü^t,  badete  er  nun  aud^  baran,  bie 
duneren  Scrl^ältnijfe  ber  3ren  fo  ju  regeln,  ba| 
bie  d^ftlid^e  Weligion  in  il^rem  Seftanb  gefid^crt 
bliebe,  unb  geftaltete  bie  feltifd^e  (Sefe^gebung  beS 
fionbeS  in  einer  SBeifc,  ttJeld^c  ben  gorberungen 
ber  JKrd^e  suglei^  mit  htn  l^ergebrad^ten  Sin« 
ric^tungen  SRec^nung  trug.  ®cr  §ciligc  ftarb  493 
in  einem  ^Iter  t)on  120  Salären  ju  Saul  in  ber 
9lä§e  öon  ©trangforb  Sougl^,  njo  er  bie  erfte  ftird^e 
ouf  trifd^em  $oben  gegrüiü)et  l^atte. 

S)a8  fieben  biefeS  großen  ÜKanneS,  in  weld^em 
ftd^  feltif d^e  ^al^igteit  mit  munberbarer  @IaubenS« 
tiefe  gepaart  latte,  ift  reid^  an  wunberbarcn  3ügen, 
beren  gefd^id^tlid^er  Sl^araf ter  nid^t  geläugnet  toer« 
ben  fann.  9tod^  tounberbarer  l^at  bie  3)anfbar!eit 
f päterer  3eit  bie  ScbcnSgefd^id^te  be§  l^eiligen  3Kan« 
neS  geftaltet,  inbem  fie  feine  ^erfon  mit  einem 
ihron^  öon  Segenben  umgeben  l^at  voxt  wenige  anbere 
^ilige.  93efannt  ift  bie  tt)cit  öerbreitete  Eingabe, 
er  fym  aUe  Sd^Iangen  unb  fd^öblid^en  3:i^iere  au§ 
3rlanb  öerbonnt  unb  in'§  TOeer  gewiefen.  SCBie 
e8  fid^  aud^  mit  ber  eigentpmli^en  Xl^atfad^e 
t>er^en  mag,  ba^  bis  l^eute  toeber  Sd^Iange 
ito4  9RauItt)urf  unb  gfelbmauS  in  Srlanb  öor- 
fommt  unb  bie  getoöl^nlid^ften  Smpl^ibien  ^u  ben 
€dten]^eiten  bafelbft  gehören,  fo  ift  Jene  Segenbe 


bod^  rooijii  nur  eine  SinHeibung  für  bie  2:]^atfad^e, 
ba^  ^atriciuS  burd^  baS  S^riftentl^um  aud^  bie 
Siätur  beS  SanbeS  umgeftdtete  unb  bamit  bie 
SluSrottung  ber  fd^öblid^en  Xl^iere  bemirfte.  Sine 
anbere  in  Srianb  nod^  l^eute  geglaubte  Segenbe 
fnü))ft  ftd^  on  eine  eigentpmlid^  jerflüftete  ^ö^Ie 
auf  einer  Snfel  in  Sougl^  3)erg  bei  ^ettigo,  GJraf « 
fd^aft  ffionegal.  2)ort  foE  ber  1^1.  ^atriciuS,  alS 
er  einft  öor  einer  ungläubigen  äJlenge  öon  bem 
Seben  unb  ben  Strafen  nad^  bem  ^be  prebigte, 
einen  Cingong  in  bie  Unterwelt  erfd^Ioffen  l^aben, 
fo  ba^  iebcr  feiner  3u]^örcr,  ber  fid^  l^ineinwagen 
tt)oQte,  bie  !ßeinen  beS  gf^Of^uerS  unb  nad^  einer 
Eingabe  aud^  bie  Oualen  ber  ^btk  burd^  eigenen 
9lnblidf  fennen  lernen  fonnte.  S)iefe  Crjäl^Iung 
ift  öiel  geglaubt  unb  aud^  in  bie  Sreöiere  einzelner 
jhrd^en  aufgenommen  iDorben;  bie  fraglid^e  ^öl^Ie 
ijt  unter  bem  9lamcn  „St.  ^atridt'S  fjegfeuer" 
baS  3icl  l^öufiger  SßaQfal^rten  geworben  unb  bis 
l^eute  geblieben,  ni^t  ol^ne  ha^  3)lanä^t  in  ben 
bunfeln  unb  niebrigen  SBinbungen  ber  ^öl^Ie  craff  e 
^^antafiegcbilbe  für  SBirüid^feit  angcfel^en  l^aben. 
allein  bie  fird^Iid^e  auctoritöt  ift  gegen  bieje  aber« 
glöubifd^e  ^nna^me  immer  eingefd^ritten.  2)ie 
^ö^le  felbft  warb  fd^on  1497  auf  5lnfte^en  ^le- 
janberS  VI.  gefd^Ioffen,  unb  baS33cnebigerS3reöier 
öon  1522,  weid^eS  bie  Sage  in  bie  Sectionen  auf« 
genommen  l^atte,  mu^te  auf  pöpftlid^en  SSefel^I 
f^on  1524  ol^ne  biefelben  neu  gebrudft  Werben 
(Ferraris  s.  v.  Purgatorium  24).  Qfemer  Würbe 
feit  unbenHid^er  3eit  „St.  ^tridPS  Stab"  gu 
3lrmag]&  aufbewal^rt ;  eS  foflte  biefe  ein  Stab  fein, 
ben  einft  ber  ^eilanb  getragen,  unb  ben  ber  ^eilige 
auf  übernatürlid^e  S33eife  öom  |)erm  felbft  gum 
©efd^en!  erl^alten  l^ötte;  mit  biefem  Stabe  babe 
er  bie  fd^äblid^en  3:]^iere  in  baS  SKcer  getrieben. 
2)iefe  alS  T^ationall^eUigtl^um  öerel^rte  äteliquie 
warb  beim  SinfaKe  ber  Sf^ormannen  1185  in  bie 
Christ  Church  gu  ®ublin  gebrad^t  unb  bort  1538 
öon  bem  abtrünnigen  Srgbifd^of  93rown  öemid^tet. 
92od^  fnüpft  \\ä)  an  ben  9{amen  beS  1^1.  ^atriciuS 
ber  @ebraud^  beS  JfleeblattS  alS  eines  StnhbilbeS 
für  Srianb ;  er  foll  bem  ftönig  Saogl^aire  an  einem 
fold^en  baS  ©cl^eimnife  ber  l^eiligcn  S)reifaltigfeit 
erläutert  l^aben,  Wöl^renb  aud^  f^on  bie  2)rutben 
baS  jf leeblatt  gu  aberglöubifd^en  S^tim  öerwen« 
beten. 

Duellen  für  bie  SebcnSgefd^id^te  bcS  1^1.  ^a« 
triciuS  bietet  öor  9lBem  ein  im  Trinity  College 
5U  2)ublin  aufbewal^rter  Sammelbanb,  gewöl^n« 
lid^  The  book  of  .Axmagh  genannt,  beffen  l^ier« 
l^er  gel^örige  Säeftanbtl^eile  in  ben  Anfang  beS 
7.  Sö^rl^unbertS  ^inaufreid^en.  ^luSfül^rlid^  be« 
rid^tet  barüber  P.  Öogan  in  ben  Analecta  Bol- 
landiana  I  [1882],  532  sqq.  SBid^tig  fmb  alte 
ürd^Iid^e  ^Qmnen  in  Todd's  Book  of  Hymns 
of  the  ^cient  Church  of  Ireland,  Dublin 
1855—1 869, 2  vols.  Se^r  alte  S3iogra|)]^ien  ftel^en 
beiColgan,  Trias  Thaumaturga,  Lovanii  1647. 
2luS  ber  faum  überfel^baren  Siteratur  ift  l^eröor- 
ju^eben  Usserii  (Ussher)  Britannicanim  eccle- 


1615 


Patrimonium  Petri  —  ^atrologie. 


1616 


siarum  antiquitates,  ed.  sec.  Londini  1687; 
Lanigan,  Ecclesiastical  History  of  Ireland, 
2.  ed.,  Dublin  1829;  Todd,  St.  Patrick,  apostle 
ofireland,  Dublin  1864;  ©rcitl^,  ®efd^.  ber 
altirifd^cn  Hit^t,  Srciburg  1867,  95 ff.;  Smith 
and  Wace,  A  Dictionary  of  Christ.  Biogr. 
IV,  Lond.  1887,  200;  fBtUtSf^tm,  ®cfd^.  ber 
lotl^oajd^en  ifird^c  in  Srlonb  I,  ü)kinj  1890, 
1—68.  [Raulen.] 

Patrimonium  Petri,  f.  JKrd^enftaat. 

'^aixipattiauetj  f.  Sfittitrinitaner. 

Cotrim,  f.  ^Qtrologic. 

'^afri}i,  gratis  Xaöcr,  S.  J.  (Patritiuß), 
berühmter  SBibcIforfd^cr,  ttjurbc  olS  alteftcr  ©ol^n 
ber  in  Wom  angcfcl^cncn  ©rafcnfamilic  ^atriji 
bcn  19.  3uni  1797  geboren.  6r  xoax  einer  ber 
erften  9lot)iäen  in  bem  nad^  ber  Weflauration  beS 
DrbenS  (1814)  eröffneten  5Rot)iciate.  3laä)  Se- 
enbigung  feiner  @tubien  jum  $riefter  getueil^t 
(1824),  tourbe  ^atriji  balb  ^rofeffor  ber  l^eiligen 
@d^rif t  unb  ber  l^ebröifd^en  ©prod^e  am  r5mif(|en 
goBeg.  3m  SReöoIuHon§iaI)r  1848  fiüd^tete  er  fid^ 
nad)  ßnglanb  unb  untcnid^tete  erft  bort,  fpäter 
5U  fiötoen  bie  jüngeren  OrbenScIerifer  in  ben  ge» 
nannten  ®i§ciplinen.  9lad^bem  bie  Drbnung  ju 
9lom  njieberl^ergefteBt  »ar,  feierte  er  bal^in  jurüdC, 
um  feine  ^rofefjur  toiebcr  ju  übemel^men,  bis  er 
1870  öon  9leuem  auS  bem  römifd^en  ßotteg  öer» 
trieben  tourbe  unb  im  beutfd^'ungarift^en  EoIIeg 
eine  Suflud^tSftätte  fanb.  ^ier  enbigte  er  am 
23.  ^ril  1881  jcin  frommes  2thtn  burd^  einen 
crbaulid^en  lob.  ^atriji  ftanb  fomo^I  tocgen  feineS 
mufterl^af  ten  DrbenSIebcnS  als  ftegen  feiner  ®  elel^r« 
famfeit  bei  feinen  9Diitbrübern  im  ^öd^ftcu  ^nfcl^cn. 
3Kit  ber  ängftlid^ftcn  ©eftifjenl^aftigfeit  öerjal^  er 
bis  in  jcin  ^iJc^fteS  mtcr  bie  ^rofeffur.  grl^inter- 
lie^  mehrere  SBerfe,  ttjeld^e  für  baS  Sibclfad^  blei» 
benben  SOSertl^  l^aben.  SBcreitS  im  3. 1844  öer- 
(3ffentlirf)te  er  ju  Som  eine  ^ermcneutit  unter  bem 
%ikf  De  interpretatione  Scripturarum  sacra- 
rum  libri  II,  bereu  erftcS  53u(^  bie  aßgemeinen 
^rincipien  ber  ©d^rifterflörung  entf)ält  (neu  auf- 
gelegt unb  überarbeitet  1862,  3.  ed.  Rom.  1876; 
in  compendium  redactus,  Hatisb.  1860) ;  baS 
Stoeite  Sud^  ^eigt  bie  ^nttjcnbung  berfelben  in 
ber  6r!Iärung  ausgewählter  fd^ftieriger  ©teilen. 
9f?od^  öiel  bebeutenber  finb  feine  De  evangeliis 
libri  III,  Frib.  Brisg.  1852-1853,  2  tom., 
in  meldten  eine  großartige  ßrubition  nieber« 
gelegt  ift.  ^ußerbem  feien  nod^  genannt  De 
consensu  utriusque  libri  Machabaeormn,  Ro- 
mae  1856;  In  Joannem  commentarium,  ib. 
1857;  In  Marcum  commentarium,  ib.  1862; 
In  Actus  Apostolorum,  ib.  1867 ;  Cento  salmi 
tradotti  letteralmente  dal  teste  ebraico  e  com- 
mentati,  ib.  1875  (nid^t  ftreng  n)i)fenfd)aftlic^, 
fonbem  mel^r  populärer  unb  paränetifd^er  9Jatur). 
S)a3U  fommen  Heinere  ^Ibl^anblungen,  toie  Com- 
mentationes  tres  de  Scripturis  divinis,  de 
peccati  originalis  propagatione  a  Paulo  de- 
scripta,  de  Christo  pane  vitae,  ib.  1851 ;  De 


interpretatione  oraculonim  adChiistumper- 
tinentium  prolegomenon,  deque  Christo  Zi- 
chariae  et  Malachiae  vatidnüs  praenmiciato^ 
commentationes  duae,  ib.  1853 ;  De  immaeii- 
lata  Mariae  origine  a  Deo  praedicta  disqui- 
sitio,  cum  appendice  de  feminini  generis 
enallage  in  linguis  semiticis  usitata,  ib. 
1854.  %x^  l^interliel  $atrigi  mel^rere  aScrtiMe 
Säüd^er.  ©ein  befonbereS  ißerbtenft  ift  eS,  bie  h- 
t^olifd^e  biblif(^e  f^ermeneuti!  unb  Ssegtfe  foiDO^ 
in  ber  Xl^eorie  alS  aud^  in  ptaftif d^er  SuSfü^nmg 
bor  ber  Smancipation  t)on  bem  ftrd^Iid^  Sel^ 
begriffe  unb  ber  lebenbigen  Srabition  getoontt  ga 
l^aben.  fieiber  ftnb  feine  geleierten  tmb  grünbli^en 
SBerle  in  einem  fd^meren,  fel^r  gebrdngten  @tik 
gefd^rieben  unb,  eben  meti  er  fid^  einer  gor  ju  ge- 
fud^ten  claffifd^en  Satinitöt  befliffen  1^,  xd^ 
leidet  5U  lefen.  @S  bebarf  aEer  ^ufmerffamfeit, 
um  aus  ben  larg  jugemeffenen  SBorten  bm  retten 
Snl^alt,  ben  fte  in  jid^  bergen,  l^erauSjuf dualen.  (SJ^L 
„ßatl^olif"  1881,  n.  267-272.)    [^urtcrS.J.l 

Patrocinimn  ift  in  ber  Siturgie  Xitel  gtoeier 
Sefte,  beS  t)on  $iuS  IX.  am  10.  September  1847 
für  baS  gan^e  ^benblanb  oorgef d^riebenen  6(1^- 
fefteS  beS  l^eiligen  ^täl^rüaterS  3efu,  Patrocimam 
S.  Josephi,  baS  alS  duple^L  2.  claasis  bem  brittoi 
Sonntage  nad^  Oftem  ^ugetuiefen  ift,  unb  M 
Patrocinimn  B.  Mariae  Virginia ,  baS  1679 
^unäd^ft  für  bie  Sauber  ber  fpanifd^en  jhrone  be- 
toiUigt  unb  bann  Don  Dielen  3)iocefen  alS  $ar* 
ticularfeft  aufgenommen  tt)orben  ift ;  eS  urirb  an 
einem  Sonntage  beS  9tot)ember  als  duplex  majus 
gefeiert  (f.  b.  ?lrt.  Warienfefte  ob.  Vni,  824).  - 
Patrocinium  l^ei^t  ttjeiterl^in  bei  beutfd|en  fiitin» 
güem,  nic^t  aber  in  ber  fird^Iid^en  ©prad^e,  bie 
geftfeier  ju  g^ren  beS  ffird^en*,  DrtS«  obe: 
SanbeSpatronS  (ügl.  b.  ^rt.  Patronus).  Sei  ben 
©d^riftftenem  beS  SmtttelalterS  »erben  bie  »c» 
liquien  öon  ^eiligen  beS  Deftcrn  patrocinia 
Sanctorum  genannt  (f.  Ducange,  Glossarium 
8.  V.).  [fi.  Sd^rob.] 

^afrofogie,  „SBiffenfd^aft  Don  ben  Rid^n* 
üätern",  ]^ei|t  feit  bem  17.  Sal^rl^unbert  bie  @c» 
fd^id^te  ber  fir^Iid^en  Siteratur  beS  ^(Itert^umS. 
8o  iung  ber  9iame,  f o  alt  ift  bie  3bec  ber  ^ßatro» 
logie.  3^r  SSatcr  ift  ^icron^muS,  beffen  ©djrijt 
De  viris  illustribus,  392  ju  ©etl&Iel^em  Der|Q|t^ 
bcn  erften  3Serfud^  einer  d^riftUd^-tl^eoIogijt^m 
2iteraturgefd^id)tcbarftcÜt.  3)en3:itel  feiner  Sd^rijt 
l^atte  ^ieron^muS  ber  römifd^en  2ilcraturgef(%i4tt 
bcS  K.  ©uetouiuS  XranquilluS  (geft.  um  160)  ent» 
lel^nt.  Seine ^bfid^t  aberging  auf  eine Iiterarif{^e 
SQBürbigung  fämmtlid^er  d^rifttid^ « tl^eologificn 
Sd^riftftellcr  Dom  ^obe  beS  §erm  bis  jum  3a^ 
392.  gr  beginnt  mit  bcn  SSerfaffcru  ber  Seiften 
beS  bleuen  ScftamentS  unb  f ül^rt  im  5Scrlaufe  auA 
l^ärctifd^e  ^uctoren  auf,  ein  Umftanb,  meld^ 
?luguftinuS  (Ep.  40,  9)  beanftanben  ju  foto 
glaubte,  (lieber  bie  ausgaben  ber  Schrift  De 
viris  illustribus  f.b.^rt.  ^ieron^muSV,  2029; 
eine  umfaffenbc  unb  grünblid^e  queßenfrüifc^ 


1617 


^ottologie. 


1618 


ttiüerfud^una  ber  @(j^  lieferte  {üngft  @t.  D. 
St^oiDdti  in  ben  ftird^gef^id^tlid^en  Stubien, 
l^cnnidg.  oon  lhi5))fler,  Sd^rörS,  ©bralef,  f&h.  II, 
^ft  2,  aRünfter  1894.)  ®te  weniöen  Siteror- 
^iftortfcr  ber  nöd^ften  ^olge^eit  führen  ftc^  felbft 
ouSbrücflid^  als  ^ortfe|er  M  SBerfed  bed  1^1  ^ie- 
nm^imtd  ein,  fnüpfen  ba  an,  wo  ^ieron^mud 
b^.  ber  iebeSmoIige  SJorgänger  obgeBrod^en  |atte, 
tnü)  be^beln  bie  fpäteren  t^eologifd^en  @4nft> 
{teuer  oud^  loefentlid^  in  ber  Don  $ieront)mu3  ein« 
^l^ltenen  Sri  unb  SBetfe.  @o  @ennabiu§  Don 
titofeUIe,  äftbor  Don  ©eDiUo,  3Ibefon3  Don  Xo« 
lebo  (f.  b.  betr.  «rtt.).  3m  11.— 15.  Sal^r^unbcrt 
^ben  @igebert  Don  ©emblou^,  ^onoriuS  Don 
Sugujlobunum,  ber  fogen.  SlUIfer  ^nonQmu§, 
^eitbo*£)einrid^  Don  ®ent,  3ol^anne§  Xritl^emiuS 
u.  9L  ft^  um  bie  t^eologifd^e  Siteraturgefc^id^te 
ocrbient  gemad^t.  Sie  bel^onbeln  aud^  bie  @d^rift> 
PeDer  ber  erflen  Sol^rl^unbcrte,  fd^öpfen  aber  il^r 
Me|be}ügHd^e8  SBiffen  faft  QU§|d^Ite|Iid^  au3  $ie» 
roni^mud ;  ber  Sßert^  il^rer  @d^riften  beruht  jebeS- 
mal  auf  ben  SJlittl^cüungen  über  @d^riftfteQer  ber 
tungflen  SSergangenl^eit  (f.  b.  betr.  Slrtt.).  ©eit 
bem  15.  3<i^t]^unbert  fd^mang  fid)  bad  @tubium 
ber  fird^Iid^en  fiiteratur  beS  ^Itertl^umS,  burd^  bie 
Seftrebungen  ber  f)umQniften  möd^tig  angeregt 
unb  burd^  bie  Sl^efen  ber  fogen.  Sleformatoren 
nad^brüdflid^  ]^erau§geforbert,  ju  neuer  IBlüte  auf. 
Sefonbere  Snoöl^nung  Derbienen  bie  ficiftungen 
ber  Potl^olifen  ©upin,  Se  9lourrt),  ßciUier  u.  %, 
ber  Reformirten  6aDe,  Dubin  u.  %  (f.  b.  betr. 
Srtt ;  über  anbere  ^Bearbeitungen  ber  tl^eologifd^en 
Siteraturgefd^id^te  f.  Th.  Ittig,  Schediasma  de 
autoribus  qui  de  scriptoribus  ecclesiasticis 
egerunt,  Lipsiae  1711;  Walch-Danz,  Biblio- 
theca  Patristica,  Jenael834).  Sie  genannten 
Geleierten  ftrebten  faft  aUe  eine  bis  in  bie  neuere 
3eü  l^inabreid^enbe  ©efd^idite  ber  tl^eologifd^en 
Siteratur  an,  mibmeten  jeboc^  meift  ben  fird^Iid^en 
Sd^riftftellem  be§  ^Itertl^umä  eine  erl^öl^te  9luf» 
merffomfeit.  ®ie  bem  17.  Sa^rl^unbert  angepren» 
ben  fiutl^eraner  30)^.  ©erwarb,  ^ülfemann,  3. 
@ottfr.  OleariuS  maren  e§,  meldte  ben  auf  ba§ 
SQtertl^um  entfaUenben  S^l^eil  i^rcr  literargefd^id^t* 
lid^  Sßerfe  Patrologia  benannten  unb  bamit 
bem  SBorte  ^trologie  im  @inne  einer  (Sefd^id^te 
ber  fird^Iid^en  fiiteratur  bc§  ^lltertl^umS  ßingang 
vatb  SSerbreitung  Derfc^afften.  „93äter"  ober  „ftir- 
cdenDöter"  loar  fd^on  löngft  ber  auSfc^Iie^lid^e 
S^renname  berjenigen  tl^cologifd^cn  ©d^riftftefler 
ber  SSorjeit  getoorben,  toeld^e  aU  3cugen  unb  SSer» 
treter  beS  (SlaubenS  ber  JKrd^e  ftd^  eine§  befonbem 
Snfel^S  erfreuten.  3)ie  ffatl^olifen  unterfd^ieben 
jtoijd&en  ffird^enDätem,  ffirdöeufd^riftficllem  unb 
Äird^enlel^em  (f.  l^ierübcr  ben  ^rt.  ftird^enöater, 
^  toeld^em  j[cbo(^  nad^^utragen  ift,  ba^  fieo  XIII. 
mid^  S^rilluS  Don  3erufalem  unb  Sol^anndB  Don 
DamoScuS  5um  Stange  Don  jf  ird^enlel^rem  erl^obeu 
^).  eeit  ber  atoeiten  ^älfte  beS  18.  S^^^rl^un- 
berk  marb  eS  mel^r  unb  mel^r  üblid^,  bie  JKrt^en- 
l^ftfteller  beS  ^Itertl^umS,  gefonbert  Don  ben» 


ienigen  ber  fpotem  Seit,  gum  ©egenftonbe  literor- 
liftorifd^er  3)arftenung5U  mad^en.  2)ie9lbgrengung 
be§  aitertl^umS  blieb  f^loanfenb.  3n  neuefter  3eit 
l)flegte  man  bei  ben  ^ried^en  bis  auf  3o^ne8 
Don  ®amaScu8  (gefi.  um  754),  bei  ben  fiateinem 
bis  auf  ^apft  ©regor  ben  ©ro^en  (geft.  604) 
l^inabgugelen.  ©eit  bem  16.  3a^t]eunbert  be- 
fd^rönfte  man  fid^  nid^t  mel^r  auf  bie  SBefpred^ung 
beS  SebenSgangeS  unb  ber  literarifd^en  SD^ötigfeit 
ber  ffird^eufd^riftfietter,  fonbem  gog  in  ber  Siegel 
aud^  bie  fiel^ranfd^auungen  berfelben  in  93etra^t. 
Sinlö^Iid^er  aber  al§  in  ben  ^Bearbeitungen  ber 
^trologic  marb  bie  Sel^e  ber  ffird^eufd^riftfiener 
in  mand^en  2)arfte&ungen  ber  bogmatifd^en  i^tO' 
logie  erörtert;  inSbefonbere  warb  im  17.  unb 
18.  3Q^r^unbert  in  proteftantifd^en  fie^rbüd^em 
ber  ®ogmatif  Dielfad^  ber  ®octrin  ber  SJater  al8 
theologia  patristica,  im  ©egcnfa^  gu  theologia 
biblica  unb  theologia  sjmbolica,  ein  eigener 
^Ibfd^nitt  gugcwiefen.  ^u3  ber  ^luffd^rift  Theo- 
logia patristica  tmvLä)!^  ba§  SBort  ^atriftif, 
bef Jen  GJebraud^  inbeffen  ftctem  ©d^wanfen  unter- 
lag. Salb  ift  ba§felbe,  im  Unterfd^iebe  Don  ^atro» 
logie,  gur  Sejeid^nung  Don  SluSfül^rungen  über 
bie  fiel^re  ber  33äter  gebrandet  toorben  (fo  nod^  in 
ben  alsbalb  ju  nennenben  SBerfen  Don  5lirfd^I 
unb  Slegbäntiat)) ;  balb  l^at  man  il^m  bie  ^ebeu« 
tung  Don  ^atrologie  gegeben  (fo  namentlid^  aud^ 
Chr.  Fr.  D.  Erdmann,  Prolegomena  in  patri- 
sticen.  I.  De  patristices  notione  et  finibus 
[Progr.],  Regiomonti  1857 ;  gr.  SRijjfd^,  ©e- 
fd^id^tlid^eS  unb  SDtetl^oboIogifd^eS  gur  ^atriftif: 
3a]^rbb.  für  beutfd^e  Sl^eologie  X,  ©otl^a  1865, 
37—63).  ^uS  bem  19.  3aj&r]&unbert  feien  fol» 
genbe  ^atrologien  Don  fatl^olijd^er  ^anb  genannt : 
3.  %  aJlö^IerS  ^atrologie  ober  c^riftlid^e  fiitcrär- 
gefd^id^te.  ^u§  beffcn  l^interlajfenen  ^anbfd^riften 
mit  grgängungen  l^crauSg.  Don  gf.  3E.  Weitl^ma^r. 
8b.  I:  ®ie  erften  brei  Sal^r^unberte,  5Regen§burg 
1840  (mel^r  ift  nid^t  erfd^iencn);  J.  Fessler, 
Institutiones  Patrologiae,  quas  ad  frequen- 
tiorem,  utiliorem  et  faciliorem  SS.  Patrum 
lectionem  promovendam  concinnavit  J.  F., 
Oeniponte  1850—1851,  2  tomi.  Denuo  re- 
censuit,  auxit,  edidit  B.  Jungmann,  tom.  I 
1890,  tom.  II,  pars  1  1892;  3-  3ll3og,  ©runb- 
rife  ber  ^atrologic  ober  ber  öltem  d^riftlid^en 
Siterärgefc^ic^te,  fjreiburg  1866,  4.  »up.  1888; 
3. 5Rirfd)I,  Sel^rbu^  ber  ^atrologie  u.  ^atriftü, 
SDlainj  1881—1885,  3  Sbe. ;  D.  Sarbenl^ettjer, 
^atrologie,  greib.  1894;  J.  Rezbänyay,  Com- 
pendium  patrologiae  et  patristicae,  Quinque- 
ecclesiis  1894.  25on  in^altlid^  DerttJanbten  pro« 
tcftantifd^en  SBerfen  feien  ermäl^nt:  A  Dictionary 
of  Christian  Biography,  Literature,  Sects 
and  Doctrines,  during  the  first  eight  cen- 
turies,  edited  by  W.  Smith  and  H.  Wace, 
Lond.  1877—1887, 4  vols. ;  ^.  §amadf,  ©efd^. 
ber  altd^riftl.  Siteratur  bi§  eufcbiu§,  %\  1 :  ®ie 
Uebcriieferung  unb  ber  SBeftqnb,  ii\piXQ  1893; 
©.  ffrüger,  ©ef^id^te  ber  altd^riftl.  fiiteratur  in 


1619 


^atron  —  $attonat§rcd^t. 


1620 


bcn  erftcn  bret  Sa^rl^unbcrtcn,  grciburö  1895. 
(©onftige  patrolog.  ©d^riftcn  öcrjcid^nct  6.  6. 
ätid^orbfon  in  bem  ©upplementbanbe  ber  ameri» 
fanifd^cn  Ausgabe  beS  Ücberfc^ung^ttjerfcS  The 
Ante-Nicene  Fathers,  Buffalo  1887,  Biblio- 
graphical  Synopsis,  Appendix.)  @§  fmb  bog« 
mattf(^e  be^U).  bogmengefc^id^tlid^e  @rünbe,  burd^ 
iDcId^c  bic  cmäl^ntcn  jprotcftantifd^en  9luctorcn 
öcranla^t  töcrbcn,  bic  ^patrologie  mit  einer  „®e» 
f c^id^te  ber  altd^rifllid^en  Siteratur"  ju  öerlaujd^en. 
aßerbingS  l^atten  aud^  fd^on  ÜKöl^Ier^SReitl^nia^r 
unb  ^lljog  in  bem  Xitel  ber  angefül^rten  SBerfe 
bie  ^atrologie  ber  ,,  (altem)  d^riftlid^en  fiiterär« 
gefd^ic^te"  gteid^gefe^t.  ©ie  woßten  inbefjen  bod^ 
nur  eine  ©efd^id^te  ber  fird^Iid^en  Siteratur  geben, 
b.  ^,  ber  tl^eologifd^en  Siteratur,  meldte  auf  bem 
©oben  ber  fird^Iid^en  Seigre  ftel^t.  @inc  fotd^e  ®e« 
fd^id^te  ber  fird^Iid^en  fiitcratur  fann,  wenn  fie 
il^rer  5lufgabe  geredet  »erben  toiß,  einer  •fteten 
SBerürffid^tigung  ber  unfird^Iid^en  ober  l^äretifd^en 
Siteratur  fi^  fd^on  be^l^alb  nid^t  entjicl^en,  »eil  bie 
6nttt)idHung  ber  fird^Ii^en  Siteratur  fel^r  »efentlid^ 
bebingt  unb  getragen  ift  t)on  bem  Äampfe  gegen 
bic  l^ärctifd^c  Siteratur.  ®ie  Sejcid^nung  ber 
^atrologie  alS  ber  „(ättcm)  d^riftlid^en  Siterär» 
gefd^id^tc"  aber  mu^  freilid^  Scbenfen  erregen.  3n 
bcn  Screid^  ber  ^atrologie  faßt  bod^  nur  ba§  tl^eo« 
logifd^e  ©^rifttl^um,  unb  ttjcnn  au§  bcn  brei  erftcn 
Sal^rl^unberten  feine  ©d^riften  d^riftlid^er  ^erfunft 
t)orIiegen,  tueld^c  nid^t  ^uglcid^  aud^  t^eologifd^cn 
Sl^araftcrS  roättn,  fo  fann  biefcr  sufößige  Um» 
tanb  bie  ^u^erad^tlaffung  be§  Unterfd^iebc§  jmi« 
d^en  d^riftli^er  unb  tl^cologifd^er  Sitcrotur  aud^ 
ür  ben  genannten  Seitroum  nod^  nic^t  red^tf er« 
igen,  ganj  abgcf cl^en  baoon,  ba^  in  ben  folgenben 
Sal^rl^unbertcn  ber  d^riftlid^-tl^eologifd^en  Siteratur 
eine  5ßrofanIiteratur  d^riftlic^en  93e!enntniffe§  jur 
©cite  gel^t.  ©agegen  fu^t  eine  ®efd[)id^te  ber 
fird^Iid^en  Siteratur  auf  ber  SorauSfekung,  bafj 
bie  Seigre  ber  ffird^c  bei  aßer  äußern  gntfoltung 
ftetS  »efentlid^  biefelbe  gett)cfen  unb  geblieben  ift, 
unb  ba^  fie  bc^l^alb  einen  feften  unb  fidlem  9)ia^» 
ftab  jur  Seurtl^cihmg  be§  Snl^alteS  t^eologifd^er 
Siteraturerjeugniffe  barbictet.  S)iefe9Sorau§fc^ung 
iebod^  fönnen  »eite  Greife  ber  neueren  proteftanti« 
fd^en  %i)tolo^m  au6)  für  bie  frül^efte  Sugenbjeit 
ber  ifir^e  md)i  mel^r  jugeftel^en.  9kd^  il^rer  ^n= 
fd^auung  ift  baS  urfprünglid^e  ßöangelium  in  ben 
erften  Sal^rl^unbcrten  fort  unb  fort  umgeprägt,  üer« 
fälfd^t  ober  paganiftrt  »orben,  ber  Sn^alt  ber  S5e= 
griffe  „fird^lid^"  unb  „l^äretif^"  l^at  atfo  fort  unb 
fort,  nad^  3^it  unb  Ort  gemed^felt.  ©d^ftane  l)at 
bie  bogmengefd^id^tUd^e  Xl^eoric  ^amad§  al§  „ben 
©arminiSmuS  in  ber  2:]^eoIogic"  bejeid^net,  unb 
^amadf  fetbft  l^at  biefe  ©ejeicinung  al§  jutreffcnb 
anertannt  (3.  ©d^njone,  3)ogmengefd^id^te  ber  öor= 
nicänifd^en  Seit,  2.  ^ufl.,  greiburg  1892,  18; 
%  §amadf  in  ber  Xl^eolog.  Sitcraturjtg.,  Sal^rg, 
1892,  ©p.  469).  %n  bie  ©teße  ber  fird^Ii^en 
Siteratur  mu^  bcmrtad^  folgcrid^tig  bie  tl^eologifd^c 
Siteratur  treten,  unb  in  ber  ©efd^ic^tc  biefcr  tl^co« 


logifd^en  Siteratur  l^at  !Dlarcion  auf  baSfetbeüRo^ 
oon  Sead^tung  9lnfprud^  mie  3upinu§  9Rart^, 
unb  ift  ißalcntinuS  ebenfo  ft^  unb  fttmmbcre^tigt 
mie  3tenäu8.  6§  liegt  inbeffen  nal^e,  nodj  einni 
©d^ritt  meiter  ju  gelten  unb  bic  fragli^c  Siteratur« 
gefd^id^tc  tt)enigften§  für  bie  brei  erften  3a]^r5unberte 
aud^  be§  S]^ara!ter§  einer  ti^cologifd^cn  S^iScipIin 
ju  cntfleiben.  9Kit  ber  neuen  9luff affung  unb  Um« 
gren^ung  beS  @egenftanbe§  empficl^It  ftdji  bom 
aber  f of ort  aud^  eine  neue  Sel^onblungSmcife.  Sie 
©efd^id^tc  einer  fad^miffenfd^aftlid&en  Siteratur  tmib 
naturgemäß  il^r  ^auptaugenmer!  auf  ben  3n^ 
ber  5U  bel^anbclnben  ©d^riften  rid^ten,  loie  ja  mu( 
ber  3n]^alt  c§  ift,  nad^  »cld^em  fte  il^t  ®ebiet  ab- 
grenzt unb  il^rcn  ©egenftonb  bcftimmt  ®ie  all= 
gemeine  Siteraturgefd^id^te  l^ingegen  betrad(ftet  unb 
toürbigt  bie  ©d^riften  unter  rein  literorift^  (B^ 
fid^tSpunften  unb  rüdft  inSbefonbere  bie  gorm  in 
ben  SSorbergrunb  beS  3nteref|c§.  gs  ergibt  fidj, 
baß  ienc  ©efd^id^tc  ber  altd^riftlid^en  Siteratur, 
toie  aud^  ber  neuefte  Bearbeiter  berf elben  auSbrüt!» 
lid^  ]^ert)orl^ebt,  innerlid^  t)erfd^ieben  ift  „t^oit  ber 
^atrologie,  bie  mit  bem  ber  2)ogmati!  entnom« 
mencn  Segriff  be§  »ftird^enöaterS*  arbeitet  imb 
nad^  ^uSmal^l  unb  iBcl^anblung  be§  ©toffeS  füt 
al§  eine  S)i§ciplin  ber  fatl^olifd^cn  S^ologte  ba^ 
fteßt"  (ffrüger  a.  a.  D.  1).        [SSorbenieiöer.] 

'^aiton  (patronus),  1.  im  liturgif d^  giraie 
f.  patronus;  2.  im  canoniftifd^en  SBortfunie 
toirb  berienige  genannt,  ber  enttt)ä)er  eine  Jrin^ 
nebft  bem  gu  berfclben  gel^örigcn  ?lmte  üoll« 
ftänbig-  funbirt  unb  auSgeftattet  (patronus  ec- 
clesiae)  ober  »enigftenS  ein  neue§  Äir(^eiuunt 
geftiftet  l^at  (patronus  beneficü)  unb  l^ierfür  ^ur 
banf baren  ^nerfcnnung  fetne§95erbienfte§  m  Ie|« 
tercm  JJaße  ba§  SRed^t  ber  grnennung  be§  iebc*« 
maligen  Seneficiatcn,  im  erftem  Qfaße  überbicß 
nod^  ocrfd^icbcnc  anbertoeitige  SRcd^te  unb  %ih 
jeid^nungen  crl^ält.  ®er  9Zame  „^atron"  foramt 
icbod^  crft  im  9.  3a]^r]^unbert  t)or,  obfd^on  eine 
^Jirt  ^atronatsöcrl^ältniß  fein  2)afein  »enigften^ 
um  brei  3al^r]^unberte  weiter  jurüdfü^rt.  grü^ 
finbct  fid^  in  berfelben  93ebeutung  nic^t  feiten  ber 
5Kame  Senior  (3.  SB.  Capit.  Aquisgran.  a.  817. 
c.  10,  in  ben  Mon.  Germ.  List.  Legg.  I,  207) 
ober  Senior  saecularis  (Hincmari  Cap.  Syn. 
I,  c.  17,  bei  Migne,  PP.  lat.  CXXV,  778). 
Seibe  ?lu§brüde  beuten  barauf  l^in,  ba^  ba§  in 
5Rebe  ftc^enbe  Sed^t  feine  ©Icmente  auS  bem  Se^enS« 
mefen  gefd^öpft  l^at.  S)ie  S)ccretalen  gebrauten 
advocatus  imb  patronus  fijnon^m  (§.  8. 6. 7. 
24.  25,  X  De  jure  patron.  3,  38) ,  obtoo^I  bie 
^ogtei  ftd^  Dom  ^atronate  baburd^  iDefentli^ 
unterfd^eibet,  ba^  fie  fein  ^räfcntationSrei^t  be« 
grünbet  (f.  b.  ^rt.  ftird^enbogt),  aßerbingS  aber 
3ur  ©ntftel^ung  oieler  ^tronate  über  ^fanfir^ 
Seranlaffung  gegeben  bat.  [?ßermaneber.] 

^atxonaisxe^i  (jus  patronatus)  ^^  ber 
Snbegriff  berienigen  Sed^te,  meldte  eine  pfy^i^W 
ober  moralif  d^e  $erf  on  hmä)  ©tiftung  einer  Jhnt« 
nebft  ftird^enamt  ober  be§  le^teren  aBein  er- 


1621                                                SpatronatSret^t  1622 

lBoc6cn^<rt.  I.  (Betd&i^tebtfl^attDnatl-  ^pottDnolStHl&teS  onfKnberetag  borin,  bafe  wtlt- 

tei^tt«.   1.  3m  ingtmeinen.   ®ie  33anl-  li^e  gürpen  iinb  (ogor  iBi|(^ö[e,  üon  beit  Um- 

iaifrit  ber  ffir<f|t  «tannte  Bon  jt^et  bemjenigen,  ftonben  gebrängt,  fiäupg  einjetne  ßin^eit  ol§  Sefien 

her  eine  ffiic^  erbaut,  ein  ftii^mamt  botiit  ober  an  fiaien  ^ingaW  (C&roli  M.  Capit.  a.  813, 

fonfttolc  burd)  befonbert  ^ot)lt^aten  ]iä)  um  |ie  c.  1,  in  ben  Mon.  Genn.  bist.  Legg.  I,  192), 

Bttbient  flematf)!  fintte,  ßetntpe  auSjei^nungen,  mel^e  tofort  wie  beten  Sigenl^ümer  \\ä)  bf 

nomtiitli^  ble  ^itoä'Einung  |etneS  ÜRamenS  beim  tta^tcten,  bie  ginfünfte  bei  Svcäjt  tnülfürlid^  an 

0^ffrber^filigen*Dlejte,äu(8.ChryaoBt,InÄctt.  Jlt^  normen  uirti  fic^  oft  nii^t  einmal  melir  mit 

ApoBtt.  Homil.  18,  4).  SJqS  etfte  5Bei[ptel  aber,  btmSRe^te,  bie  ®fifflid)en  bem  SBifi^of  jut  cano- 

bop  btt  Stiftet  einet  flirre  bai  Stift  tiijltü,  oucfi  ni|d)m  Snpitution  ju  prö(entirfn,  begnügten,  Jon- 

bm  @etfllic^cn  für  biejelbe  ju  ernennen,  finbet  bem bief elben  D^ne  SßtitereS  felbfl  in  ba8  geifllii^e 

fU!^  im  5.  3Q^r^unbett  in  @aQien;  e@  mar  jebod^  Slmt  einfetten  (Caroli  M.  Edict.  pro  epiacopis 

bifffS  3ttiit  bort  boterfi  nut  einem  Sif^of  juge-  a.  800,  in  ben  Mon.  Genn.  1.  c.  I,  81 ;  Ejuad. 

\pniitn,  bet  in  einer  frtmben  S)i5ctfe  eine  ifitd^e  Capit.  a.  813,  c.  2,  in  ben  Yon.  Genn.  1.  c.  I, 

eegrünbel  (attt  (Cosc.  Araus.  a.  441,  c.  10,  in  lS9).9Iieaber«tbIi(!^bieAird|eimll.3a^tC|unbert 

c  1,  C.XVI,  q.7).  Saien  bagegen  erfreuten  fitt)  flc^  ber  butc^  bie  ttieItIi^en3Mfl(^tl)a6er  geübten  3n' 

bdfen  ni(^t,  fonbem  bem  compelenten  SSif^of  Der-  Deftitut  bet  Sifc^üfe  unb  Siebte  ju  ettnttittn  ange- 

Ktefi  ba§  freie  nnb  ungef^mälerte  SHec^t  bet  6in-  fangen  ^atte  (|.  b.  ISrt.  SnDtftiturftreit),  begann  fie 

fctungberanben  neuerrii^teten  Jhtt^enbenätt)ig-  gleic^jeitig  ben  ifampf  gegen  biefe  »iberreifitti^e 

ten ©erifer  (c. 26,  C.XVI,  q.7).  gfur  jut  ffier-  9lu3beSnungbee5ßatronQl3re^teSanfbiEi8efe6unfl 

tDoItung  befl  SBetmÖgenS  beioon  Saien  geftifteten  betniebetenSp|riinben(c.4.23,XDejur.patron. 

ober  botirlen  ftit^en  wutben  bie  ©tifter,  ffienig-  3,  38)  unb  führte  baffelbe  toiebet  auf  bai  alte 

fltnS  im  Orient,  btigejugen  (1.  15,  Cod.  De  sb.  Stecht  bet  Mußen  ^täfentation,  unb  gmat  aI8  eine 

eccles.  1,  2),  biS  but^  SuftinionS  @(fetfgebiing  9}ergün[tigung,jutüd(Conc.Lat«r.in.a.ll79, 

oOgttnein  au8gef))to^en  Rjutbe,  bafi  ber  Stifter  c.  17,  in  c.  3,  X  eod.  8,  38).    ^äufig  Durben 

einet  Riiäjt  befugt  fei,  bem  SBifd^of  einen  ©eifl-  im  fpätem  ÜKitteloIter  ani)  üon  Stiftern,  Iflbteien 

lic^  jur  SInftetlung  an  berfelben  ju  präfentiten  unb  fftöftem  auf  il)rem  eigenen  ®ninb  unb  39oben 

(Nov.  57,  c.  2 ;  Not.  123,  c.  18).  Um  biefeTbe  Äirt^en  enit^tet  unb  baburc^  boä  Sflottonat  mif 

Seit  CKitte  be9  6.  3o£|rf|unbtrtS)  ober  balb  ^er-  biefeetniotben;  unb  nic^t  feiten  gingen  auii&Saien- 

naH)  mutbt  audi  im  atbenblonb  Caienpatronen  ein  patronate  butcft  ©c^enhingen  unb  SBetmäd&tniJle 

qitafentationSrei!)!  eingeräumt  (c.  31,  C.  XVI,  ober  fonftmie  in  ben  töeflg  geiftlii^er  anftnlten 

q.  1 ;  c.  4,  C.  XVIII,  q.  2),  üuSbriidlirf)  abet  jebef  unb  Korporationen  über,  ober  e§  mutbt  butc&  3n- 

^gml^umärt^t  an  ber  ffttdtie  unb  bem  ©tiftungS-  corporation  oon  Pfarreien  ein  !Öefe|ung§red|t  auf 

gute  berfelben  abgefptoc^en  (c.  26.  27,  C.  XVI,  leitete  Bon  ©eiten  Ws  ©tifteS  ober  Äloftet?,  bem 

q.  7).  ^ui^  nar  jene^  $atronat3re^t  cum  jure  fie  einBetieibt  motben  moren,  begrünbet  (o.  1,  X 

praesentandi  Anfang!  nur  ein  ptifünlic^eS  iKe(f)t  De  capell.  monach.  S,  37)  unb  itinen  biSOKilen 

6cS  ©tiftetä  (Conc.  Tolet.  IX.  a.  655,  c.  2),  unb  burd&  befonbere  Snbutte  ober  unter  geffliffen  58e- 

nur  baa  Se^t  bet  ÜSermSgenSuemialtung  an  bet  fc^rüntungen  fogar  baS  DoIle  SJerlei^iungtoi^t  ju- 

^ttonatStirdie  toutbe  als  eine  uererbbare  (Befug-  geflanben  (c  18,  X  De  praescr.  2,  26),— 

ni^  onerlonnt  (c.  31,  C.  XVI,  q.  7).  3u  einem  2.  S)a8  [anbeSl)errli(^e  $alronat8te(!6t 

nbli^en Steinte  geftaltete fi<^ baS oolle ^atronati-  inibefonbere.  Sliefe  !8er^ä!tniffe  blieben  6i8 

rec^t  junS(^ft  im  g^tanfenreii^e,  namentli^  buri$  in  bitjüngfteScit  im  SSefentli^en  biefelben.  ^> 

itDei  Umftanbe.  Sie  eine  9)eranIaffungbajU  gaben  gegen  1)at  in  neuerer  3cii  baS  lonbelticrrlic^e 

Sit  ^tiBatotalorien,  meCf^e  ®utSbe|igei  auf  ibren  $afronat  in  ber  angemaßten  SrToeiterung  ber  fo- 

großem  @ütem  anlegten  unb  mie  BoQeS  ^igen-  genannten  ÜHaieftatSre^te  in  [ir^Ii^en  angelegen' 

t()um  befianbeltcn  (Pgl.  Caroli  M.  Gap.  a.  794,  Reiten  (f.  b.9lrt.  Jus  circa  sacra)  eine  ungemefjene 

o.  54;  c.  1,  X  De  jurepatron.  3, 38),   |)ictauS  Sluäbe^nung  erhalten,  bie  mit  bem  canonifii^en 

iDurbe  für  ben  @igent^ümer  aut^  ba§  Kei^t  abge-  9iecf|te  in  offenbarem  39ibcrfpru^e  fielet.  3n  ber 

bittt, mit EBorbe^alt ber bif^üfli^oi ©ene^migung  "Itjnl   twiicii  nämlit^  bie  ehemaligen  beutfc^en 

bm@ei|lli^enanjufteI[en.loa3biefränFifc^en(lapi-  Sindj^ur^teii  burct)  gunbation  unb  Dotation  oon 

tularien  au§bhid[id|  beftättgten  {Caroli  M.  Capit.  jHtd;eji  uiib  JFirdienämtem,  buri$  9elet)nung  mit 

gen.  a.  802,  c.  13;  Conc.  Mogunt.  I,  a.  813,  fitrrficngiitcni,  butd&  BogteiBer^ältniffe ,  bur^i 

e.  29;  Conc.  Cabil.  a.  813,  c.  42;  n.  B.  ö.).  t)(ii)fllid)e  3tibutte  unb  oerf^iebene  anbere  SRe^lä- 

So  Bererbten  jte  benn  ouc^  biefeä  iKe(it  gugleii^  titcl  äum  SBeft^e  Bieler  5|Jatronate  gelangt;  mit 

mit  bem  ÖJrunbbeiite  auf  i^re  9iQ(^foIger.  ^uä)  nomentli^  (um  nur  6in  Bcifpiel  anjufüt)ren)  baS 

nai^berUmwanblungfoIi^erDrütorienunbSurg-  ^auä  Bagern  in  feinen  Sonben  nic^t  nur  auf  olle 

topeüen  in  Ißforrfiti^en  blieb  biefes  SJer^ältnife  im  $ropfteien  unb  3>ecanate  ber  ßapittl,  fonbem  auc^ 

SBtfenÜui6Bn  unoeränbert,  ba  nunmehr  nachher  nut^  einet  Dom  opoftolifc^en  Stuhle  1563  beftätig- 

iuffaffung  beS  bfn1<i)e'iben  ^eubalfqftemS  ber  ten  @eiüo§nf|cit  auf  alte  übrigen  Sßfrünben  in  ben 

®iunb^trr  bcinj^tigl  nar,  ben  ipfantt  ju  belehnen,  päpftli^en  iUonaten  ().  b.  91rt.  Menaea  papalea) 

Ctnt  Atibere  ajttonlaffung  jut  Uebcrtrogung  be8  ju  präfentiren  ^atte.  ©o  mdt  alfo  roaren  bieSle- 


1623 


^attonatdted^t. 


1624 


gcntcn  in  tl^rcm  guten  Siedete.  Sfflcin  mit  bcr 
citraoaganten  gntwidlung  bcr  lanbcSl^crrlid^en 
Sftcd^tc  in  ffird^cnfad^en,  wie  fic  bie  9le^^eit  l^erbei» 
gcfül^rt,  fe^te  \\ä)  bie  irrige  ^nfid^t  feft,  alS  feien 
jene  ^atronate  nid^t  bur^  fpecicfle  Sed^tStitcI  er- 
worben unb  fortgeteitet  worben,  fonbem  atö  in» 
l^ärirten  pe  ben  Regenten  in  ber  ßigenjd^aft  lonbeS« 
^ol^citiid^er  Wetzte.  3loä)  einen  bebeutenben  3u« 
toaä)^  aber  erl^ielten  bieje  ^atronate  burd^  bie 
^uftiebung  öon  üielen  Stiftern  unb  Älöftem  juerft 
in  Dcfterreid^,  wo  bie  Äird^enämter,  ^faneien 
unb  Seneficien,  weld^e  frül^er  bem  ^räfentationS« 
redete  biefer  Korporation  unterftanben,  ber  Ianbe§« 
fürftlid^en  Kollation  unterworfen  unb  bie  Sifd^öfe 
babei  nur  auf  einen  Sefe^ungSoorfd^Iag  befd^ränjft 
würben  (f.  ®r.  o.  93art§»93art^en]^cim,  Defterr. 
geiftl.  ?lngelegen]&.,  SBien  1838, 48  ff.) ;  bann  aud^ 
im  übrigen  3)eutfd&Ianb  burd^  bie  ju  tinfang  beS 
gegenwärtigen  3a]^r]^unbert§  eingetretene  ©äcula- 
rifation,  infolge  berer  bie  betreff  enben  SanbeSl^erren 
ol^ne  SBeitere§  bie  ^atronatSred^te  ber  fäcularifirten 
Stifter,  Abteien  unb  ftlöfter,  [a  fogar  bie  bifd^öf • 
lid^en  KoHationSrcd^te  in  ^nfprud^  nal^men.  3ur 
Sefd^önigung  biefeS  ejcebenten  Serfa^renS,  für 
weld^cS  man  in  bem  3lcid^§beputation§«§aui)t* 
fd^Iufe  oon  1803,  §  36,  eine  gefe^Iid^e  SeftäHgung 
finben  wollte,  würbe  ooflenbS  bie  plaufible  Xl^eorie 
üon  einem  fog.  allgemeinen  lanbeöl^errlid^en  ^atro« 
natSred^te  erfunben  (3. 93.  ©regel,  ®a81anbe§]^enl. 
^atronatred^t,  SBürjb.  u.  Bamberg  1805),  aber  in 
il^rer  ganzen  ©runblofigfcit  nad^gewicfcn  ([Sugcn 
?Dlontag,]  ^Ibl^anbH.  über  ba§  alte  u.  neu«Ianbc§» 
Iierrl.  ^atronatred^t,  93ambcrg  u.  SQSürjburg  1810) 
unb  öom  päpftlid^enStul^Ie  mit  bem  entfd^iebcnften 
SBiberfprud^e  belegt  (Esposizione  dei  sentimenti 
di  SuaSantitä  etc.  bei  ^JJlünd^,  Koncorb.«©ammI. 
n,  403  f.).  ÜJ^on  Überfall,  ba^  jene  ^atronate, 
wenn  fie  aud^  jum  5:t)ei(  urfprünglid^  weltlirf)c 
^atronatc  waren,  todj  boburd^,  ba^  fie  wie  immer 
öon  ieucu  ©tiften  unb  filöftcm  erworben  worben 
finb,  bie  red^tlid^e  iRatur  unb  ßigenfd^aft  geiftlid^er 
^atronate  ongenommen  l^atten,  unb  ba|  bicfe  ^^a» 
tronate  an  bie  morolifd^e  ^crfon  ber  Korporation, 
an  bie  betreffenbcn  Kapitel  unb  Konöente,  nid)t 
aber  gleid^  binglic^en  Saienpatronatcn  an  bcren 
®üter  getnüpft  waren;  ber  fianbeSfürft  fonnte  aber 
jure  dominii  offenbar  nur  in  ben  ©runbbcfi^, 
bie  ifopitalien,  JRenten  unb  nu^boreu  9icd)te  2c., 
überhaupt  in  alle  9Sermögcn§=  unb  nadf)  ©clbwertb 
tajirbaren  Kcd^te,  nic^t  aud)  in  bie  geiftlid^en  ©tan» 
be§=  unb  ^mtSrec^te  ber  aufgelösten  Korporatio» 
ncn  fuccebiren.  3ene  Stifter,  Abteien  unb  fflöfter 
al§  fold^e  finb  mit  bereu  ^ufl^ebung  erIofc{;en,  imb 
ibr  $räfcntation§rec^t  ift  an  ben  orbentlic^en 
Kollator,  ben  93ijd^of  ber  ©iöcefe,  jurüdfgefallen 
(Gering,  Se^rbuc^  bc§  ftir^enred)t§ ,  3.  ^ufl., 
greiburg  1893, 478).  ^Ibgefc^en  aber  Don  biefem 
an  fid^  unbeftreitbaren  ©nmbfaje  be§  canonifc^en 
5Red)te§,  ift  bod^  fo  oiel  augenfällig,  ba^  bie  ganjc 
grage  burd^  ein  allgemeines  ^rincip,  wenn  nid^t 
jum  Sortbeil  ber  93ifd}öfe,  fo  nod^  weit  weniger 


5U  ©unften  ber  SonbeSl^eiren  entfd^ieben  toetbeu 
fonnte,  fonbem  ba^  immerl^in  eine  genaue  @4<i' 
bung  ber  Derfd^iebenen  Sled^tStitel,  auf  benen  im 
ißatronate  bentl^ten,  Dorgenommen  merben  nn^. 
SnSbefonbere  aber  ift  bie  93el^aii))tuna,  ba(  bk 
Dormatigengürfibifd^öfe  aSe  ober  bod^  Die  metfbn 
KoUationSred^te,  weld^e  fieauSgeübt,  inil^Sigai« 
f d^aft  als  fianbeSl^erren  bef effen  l^ötten,  eine  bind^ 
aus  unftid^l^altige,  ba  iebenfaUS  bem  9tf(!^f  Vk 
in  ben  ©runbprincipien  beS  canonifd^en  9led^ 
funbirte  Sermutl^ung  für  baS  freie  SSerlei^ui^ 
red^t  jur  ©eite  fielet,  wogegen  jene  SintDoibung 
für  ieben  K^ceptionSfaS  ftreng  betoiefen  toetben 
mü^te.  3nbem  alfo  bie  Xegenten  jene  ^ßotronate 
allgemein  unb  ol^ne  9ßeitere§  an  ftd^  naiven, 
würbe  unlöugbar  baS  Sted^t  ber  jmd^e  tnäfaäi 
oerle^t.  SRan  l^at  ba^er  aud^  in  ber  fifolge  bnr^ 
SSereinbarung  ober  freiWiSige  €oncefftonen  boä 
frühere  Unre^t  wenigftenS  t^eilweife  }u  Dergäten 
gefud^t.  3n  93at|em  namentlid^  finb  biefe  Ser(fc3t- 
niffe  burd^  baS  Koncorbat  t>on  1817  geregelt 
^ierburd^  ftnb  bem  ff  önige  nid^t  niur  bie  edoetSli^ 
oon  feinem  SSorfal^ren,  ben  t^er^ögen  unb  ihu> 
fürften  oon  SSa^ern,  auS  roali  immer  für  canoni« 
fd^en  Sted^tSttteln  erworbenen  ^ßatronate,  \üvbm 
aud^  biejenigen,  weld^e  bie  aufgehobenen  getfOül^ 
Korporationen  ausgeübt  baoen,  fowie  |inim^ 
ben  93ifd^öfen  alle  t)on  il^ren  SSorfaldren  ouSgeüto 
freien  KoUationSred^te  feierli^  beftatigt  (Concori 
Bav.  art.  11).  %ber  aud^  bie  meiften  übrigen 
©taatSregierungen  beS  beutfd^en  93unbeS  j^obrn 
wenigftenS  in  praxi  j[enen  burd^auS  Derwerflt^ 
@runbfa^  eineS  auSfd^Iie^Iid^  auf  baS  weltfi^e 
2:erritoriaI»  ober  SKaieftätSred^t  bafirten  oBge* 
meinen  lanbeSfürftlid^en  ^atronatS  aSgemad^  auf« 
gegeben  unb  ben  Sif(!)öfen  in  öerfd^iebenem9Jto^ 
^Intbcil  an  freien  KoBattonSpfrünben  gugeftanben 
(f.  $bifiip§,  ffird^enred^t  VII,  691  f.). 

IL  Sec^tSgrunbfäJe,  1.  l^infid^tlid^  ber 
Krwerbuug  beS  ^atronatSred^tcS.  %m 
unterfd^eibet  junäd^ft  bie  primitioc  Srwcrbung 
beSfelben  burd^  ben  ©tifter,  bann  ben  Uebergong 
eines  fd^on  beftel^enben  ^atronatS  auf  avkn 
fortan  93ered)tigte  unb  bie  auS  biefen  SJerbaltnijfen 
id^  ergebenbe  Kintbeilung.  a.  Kin  nod^  nid^t  b^ 
tebenbeS  ooHeS  ^atronatSred^t  Wirb  burd^  bie  mit 
Bewilligung  beS  Sifd^ofS  oorgenommene  ooll« 
ftänbige  ©tiftung  einer  ffird^e,  unb  gwar  ipso 
facto ,  erworben  (c.  25,  X  De  jur.  patron.  3, 
38).  3ur  ooflftänbigen  ©tiftung  einer  ffir^e 
aber  gehört  bie  ^nweifung  bon  (Srunb  unb  Soben 
ober  beS  ©aupIa^eS  (fundatio),  bie  Wirflid^e  93au« 
übnmg  (exstructio  s.  aedificatio)  unb  bie  ^ul« 
tottung  (dotatio),  nad^  ber  befannten  ®Io||e: 
^i^atronum  faciunt  dos,  aedificatio,  fundus 
(Gloss.  ad  c.  26,  C.  XVI,  q.  7).  Ob  au^  bun^ 
jcben  einjcinen  biefer  brei  ^ctc  allein  fd^on  ba§ 
^atronatSred^t  begrünbct  wirb,  ift  controoerS  (f. 
^^f)iUipS,  fiird^enred^t  Vn,  721  ff. ;  9Sering  480). 
SBcnn  aber  Ü)^ebrere  gemeinfd^aftlid^  bie  brei  in  bcr 
ooüftänbigen  ©tiftung  einer  ftird^e  entbaltenen 


<|iatTonat3ted|t. 


igm  Oomtl^mtn,  fo  trirerbtit  fie  aüd)  nur 
mUfaDimai  ein  etn^ett1i(^c§  Dolle»  1)iatroiial3reii^t 
auf  bitftOw.  ffiirb  baS  *(lQtronalHrecl)t  angejoc^tm, 
fo  ^beiStlftrr  blc^  bcn  sPemciä  ber  üoüflaiibigen 
Stiftung  |u  führen,  lojige gen  ber  9liibere  beroeijtn 
mÜBtt,  bo|  btiSiuibator  auf  fein  D)td)t  Cerjit^td 
^obt(Arg.  c.  41,  XDe  testib.  2,  20).  »Jtur 
brim  SBiebtroufbera  einer  Derjallenen  ober  bei  ber 
SBicbeTfluapattutifl  einer  \i>an  befte^enben  aber 
tMnaniteniflrd^bebatf  eS  eines  au§btü(tlid;en  Knb 
Bom  Siff^ofe  gme^migten  SorbefialleS,  menn  ba- 
bttn^  baS  9[JatninQö.  unb  tejp.  3[JräSenlalion9rei)t 
btgrünbrt  irerbm  foD  (Conc.  Trid.  Sess.  XI\', 
e.  12  unb  86BB.  XXV,  c.  9  De  ref.).  Sefealeii^cn 
nfongt  ber  Stifter  eintr  SoUcgtatfird^e  ober  tineS 
PlofterB  au^  bei  bottflänbiger  ©rünbung  nur  bie 
fibriQm  ^tronatSrei^te  nu|er  bem  DiominationS« 
tt^te,  Bel^eä  Itjtere  erft  biirrf)  (»ülifllirfieä  3nbult 
mnorben  toirb  |(c.  25,  X  De  jiir.  patr.  3,  38; 
Innoe.  VIIL  Consi  .Cum  ab  apoat.  sede' 
B.  3.  1485).  UnBorbenriidjer  qjefij  beS  *pfltro- 
notSm^  begrünbet  bie  ^ermul^ung  iß  tei^t- 
maiigni  gnoecM  besfelben  (c.  1  in  VI  De 
pnMscr.  2,  13).  33er  äSetntiS  beS  unborbenl- 
li^  93efl|eS  fotl  abei  nuä  inetirfa(^en  über  ÜKen- 
Vfymtit'baaai  ^inauBtfid)enben  unb  oline  Sffiibet- 
pnu^  Oon  onbeier  @(ite  [)fi  gef(t)el|enen  !ßrä{en' 
tatioam  geführt  werben  (Conc.  Trid.  Seaa.  XXV, 
«.  9  De  ref).  5Da  baä  Sribcnlinum  Jelbft  t«iiic 
3a^  ftW'S'-  fo  ""^w  bit  $rap§  gemeinhin  brei 
$iäfnilatiDnm  an,  nwS  jeboi^  bem  Seifte  uitb 
Su^pflbcn  beS  ®cfe|eS  nur  bann  geniigm  wirb, 
Kran  innei^alb  biefti  brei  ^träientattonen  auc^ 
BrttBii^  ntel)t  ofS  40  So^re  DerpDffen  finb,  3n§- 
btfonbtre  aber  foHen  iiat^  jener  cimonijdien  Se. 
pttnmung  Surften,  gommuiien,  SlanbeS-  unö 
ISutsbnren  mtl  ©eridjtSbarreit,  Weil  Pon  i^nen 
biii^ter  eine  Ufurijotion  beä  *l!atronot§  oermulbet 
tonbcn  fönne,  burii^  Urtunbenbeineia  berjuilellen 
^brn,  bog  ]\t  minbtflenS  50  Sa^rc  lang  un^ 
nnteibiodien  baS  fraglii^e  33efetiung§red)t  ang- 
geübt fyAta.  h.  I£in  bereits  befle^cnbeS  ^talro* 
notSrt^t  Itinn,  »enn  tä  ni^t  on^brüdüi^  nur 
an  bie  Sperjon  beS  ©tifteiS  gefnülifi  ift,  oui)  anf 
9nbeit  übertragen  ffletbtn,  iinb  jlBar  burdj  ©(tien- 
hmg,  nobei  jebDt^  bi*  St^enfung  eineä  (Jerjön- 
fid^  SPotronotS  an  einen  Soien  not^menbig  bie 
bif^öflic^e  ®cnefimtgung  erfotbetf,  aiifierbetn  aber 
nur  ben  Sebtngungen  einer  gülligen  SBeräu&e* 
timg  ßbetbaupt  unterliegt  (c.  8,  X  Dejur.  patr. 
8,38;  c.  un.  in  VI  eod.  3,19;  c.  un.  Extr. 
comm.  De  reb.  eccl.  non  alien.  IIT,  4) ;  bur<i^ 
Cibf^nft,  unb  jnor  in  ber  Siegel  auf  alle  tefta- 
nuntonf^cn  unb  ^nteftaierben  (Gloss.  ad  c.  31. 
85,  C.  XVI,  q.  7),  menu  nid^t  ber  Stifter  aulbrüd» 
li^  bffl  Sibgong  bIo|  auf  feine  t^amilie  befdjränrt 
^ ;  bui^  Xouf^,  ab«  niiit  gegen  IveltÜe^eS  @ut; 
bnn^  Amif,  menn  e§  nidjl  ein  perjonliitjeS  ift, 
fmü)mi  bingli^  bem  getauften  ^aufttobjecte  in< 
(Siiit,  unb  ber  ffnufpreis  nii^t  bcg^alb  ertiübt 
VmAttt  ip  (c.  6.  13,  X  De  jur.  patron.  3,  38); 


übetbaut)t  buti^  alle  über  baS  ^ufitgut  ohne  ftmo- 
nipi[(^en  ÜlebeuBertrag  abgef^Ioftenen  ®efd)äfte. 
Sßirb  boS  ®ut,  moran  bal  ißatronatSre^t  baftet, 
al6  Ceben  bingegebtu  ober  in  Qxtpaä)t  auSgetfion, 
fo  gebt  baS  ^tronatSre^t  in  ber  Siegel  auf  bm 
ajafatten  ober  enqibgteulen  über  (c.  7. 13,  X  eod,). 
©nblic^  wirb  basfelbe  bon  einem  ©ritten  auc^  bnr^ 
SBerjä^rung  aequirirl,  wellte  cum  titulo  gegen  ben 
Soienpatron  in  10  ober,  [aus  er  abWefenb  ift,  in  20, 
gegen  ben  gtiftli^en  Spatron  in  40  3a^ren,  otine 
na(^mei3li^en  geregten  Xitel  aber  gegen  erfletn  in 
30,  gegen  Ie|teTn  nur  buicb  3mmemonalpiü' 
(criiitbn  Bottenbet  ift  (f.  b.  Stt.  aSerfdlltrung).  S)er 
Üntetfd&ieb  ber  t^rifflidden  Sonfejfionen  in  ?ln- 
fe^ung  ber  Sßetfon  b(3  ffirtoetberS  wirb  in  3>eutf^- 
lanb  niilit  immer  beatiilef.  ©iefer  confeffwnelle 
Snbifferentilmul  fuii^t  feinen  politifdien  ©tü|- 
punlt  im  Weftfälijdien  SriebenSfi^luffe  (I.  P.  O. 
art.  5,  g  31),  obf^on  gcn)i|  ber  Sefife  eine§  fit^- 
lii^en  iRecEiteS  in  ben  §änben  eineS  bet  flinken- 
gemeinf^aft  nictit  Slngebörigen  bem  ©eifte  ber 
ffiicfienoetfaffung  triber|prid)t ;  botier  bot  aud)  ber 
apoftolifi^c  ©tu^l  ftc^  unummunben  bogegen  et- 
flärt  (Sarbinal  SonjalDt  [Esposizione  dei  send- 
menti  di  8ua  SantiUt  etc.J  gegen  bie  ^ranlfurtet 
3)*claration  ber  proteftant.  gürften  0. 10.  fluguft 
1819,  n.  15).  Üit^ttbriften  fmb  jebenfallS  un- 
fäbig.  ein  ^atronat  ju  ertoerben  unb  üu3juüben, 
mi  aai)  bie  beutfc^en  @taat3gefe|gebungen  no^ 
in  neuerer  3'it  anedannt  unb  |ie  unb  ba  auS' 
brütflii^  ertlärt  ftabm  (f.  Sering  479,  Inm.  2). 
—  Stuf  ben  Unterft^iieb  ber  gnüetbititel  unb  beS 
Umfangi  ber  ^atronate  grünben  fi^ 

2.  bie  berf(|iebenen  ßintbeilungen  beS 
$atronatBrei$te3.  ^an unterf^eibet juDi^* 
berfteingeipiiii^e9,einRieltIicöe5unbeinaemifd6te«. 
@eift[i<^  (jus  patronatus  eccleaiaaticum]  ift 
unb  ijti^t  baS  ^Ironat,  wenn  e§  jur  3fit  einer 
IKrc^e  ober  einer  liri^lidben  SInflalt  jufte^t  ober 
mit  einem  i^irdienomte  Derbunben  ift  unb,  abgelesen 
Don  bei  Sßerfon,  meiere  baSjelbe  in  concreto  aus- 
übt, eben  im  Ütomen  ber  brtreffenben  ffir^e  ober 
geifllii^en  earpcrotinn  ejercirt  wirb;  babei  ifl 
gleid^gütlig,  ob  eS  fc^on  urfprüngtii^  ein  geifttic^eS 
Sßotronat  geWefen  ober  etwa  erft  Don  einem  Saien 
an  bie  jHrc^e  abgetnten  Werben  ift.  @emif(^t 
!^ei|t  ba§  Ißationat  (j.  p.  mixtum).  Wenn  baS 
@ine  $rafentation3»d)t  jWei  Üäerei^tigten,  einem 
©eiftltd^en  aI3  fol^em  unb  einem  üaien  gugleii!() 
}ufte^t.  3ebe3  anbere  $attonat  ift  ein  weltliches 
(j.  p.  laicale) ,  au^  Wenn  e§  einem  gtiftlid^en 
3nbiDibuum,  ober  nit^t  utrmöge  feines  geiftlid&en 
ImteS,  fonbem  ou3  priootrc^tlid^em  Sitel  jur 
fommt,  ja  fogor  wenn  bet  ®eiftlici)e  bc§felbe  burtb 
©liftung  einet  ffir(^e  obet  eines  Äin^enamleBauS 
grübrigungen  feines  Söencficial'ßinfommenS  er- 
worben 5at.  —  ÜJlon  unterji^eibet  femer  ein  bing- 
licbeS  unb  ein  perfDnIid)e3  ^tronatSnd)t.  3cne€ 
(j.  p.  reale)  ift  mit  einem  ^mte,  einem  @ut8' 
befihe  IC.  fo  beifnüpft  bog  eS  ouf  ben  febeSmoIigen 
~    |et  bei  lejtem  übergebt;  biefeS  ober  (j.  p. 


1627 


^attonatSred^t. 


1628 


personale)  [tel^t  icmanbem  ol^nc  SRüdfid^t  auf  eine 
©Q^e  ate  felbflänbigeS  3ttä)t  au  unb  l^eifet,  toenn 
eS  etngig  unb  aBein  auf  bic  $crfon  beS  Stifters 
befd^ronft  ift,  ein  pd^ftpcrfönlid^eS  ^atronatred^t 
(personalissimum).  6in  auf  9lnbere  fortleit« 
bare§  (perf önlid^cS  ober  binglid^eS)  ^atronat  l^eifet 
ßrbpatronat  (hereditarium  j.  p.),  Wenn  e§  auf 
lebtoeld^cn  ßrbcn  übergel^t,  gamilienpatronat  aber 
(gentilitium),  toenn  nur  auf  fold^e,  ttjcld^e  nad^ 
ber  befonberen  ©ucceffionSorbnung  erbföl^ig  finb. 
Stellt  baS  ^atronat  nur  ßiner  (p^tififd^en  ober 
moralifd^en)  ^erfon  für  fi^  attein  3U,  ol^nc  ba^ 
nod^  ein  Ruberer  als  mitbercd^tigt  erfd^cint ,  f 0 
nennt  man  eS  ein  alleiniges  ober  auSfd^Iie^Iid^eS 
(singulare);  SWitpatronat  l^ei^t  eS  (compatro- 
natus),  toenn  gtoei  ober  mel^rere  mit  gleid^em 
SRed^te  an  ber  Ausübung  bcSfelben  tl^eilncl^men. 
Snblid^  unterfd^eibet  man  nod^  ein  ooUeS  unb  ein 
befd^ränfteS  ^atronat;  baS  t)oQe  (j.  p.  plenum) 
öerleil^t  feinem  93efijer  alle  burd^  ®efcfe  unb  |)er- 
fommen  an  baS  ^atronatSred^t  gefniipften  93efug« 
niffe,  baS  befd^rönfte  aber  (j.  p.  minus  plenum) 
räumt  il^m  nur  einige  berfelben  ein. 

3.  ©ieSRed^te  unbSSerbinblid^Ieiten 
beS^atronS  entl^ölt  im  2Bef  entlid^en  bie  ®Iof[e 
gu  c.  25,  X  De  jur.  patron.  3, 38  in  ben  SSerfen : 
Patrone  debetur  honos,  onus,  utilitasquey 
Praesentet,  praesit,  defendat,  alatur  egenus. 
a.  Unter  ben  Siedeten  beSfelben  fielet  obenan  baS 
Sed^t  ber  ^räfentation  (f.  b.  3[rt.).  Ueberbiefe  aber 
fprid^t  il^m  baS  gemeine  canonifd^e  Siedet  bie 
Scfugni^  5U,  bei  SSeränberungen,  bie  mit  bem 
Äird^enamte  ober  ber  ^frünbe  fcineS  ^atronatS 
öorgenommen  merben  foUen,  bejonberS  bei  Serei- 
nigung ober  Sl^eilung  berfelben ,  fomie  bei  Ver- 
äußerungen beS  ftird^cnöermögenS,  gel^ört  ju  »er- 
ben (ögl.  Conc.  Trid.  Sess.  XXI,  c.  7  De  ref.), 
an  ber  Sermaltung  bcS  ff  ird^enguteS  tl^ciljunel^men 
ober  6infid^t  in  biefelbc  gu  öerlangen  (Conc.  Tolet. 
IX.  a.  655,  c.  1,  in  c.  31,  C.  XVI,  q.  7).  ©elbft- 
eigene  ober  auSfd^Iiepd^e  Serttjaltung  aber,  ober 
gar  ein  SRed^t  auf  baS  Vermögen  unb  bie  6in« 
fünfte  ber  ffird^e  gu  ^riöatatoedfen  barf  er  fid^ 
burc^auS  nid^t  anmaßen  (c.  4.  23,  X  De  jure 
patr.  3, 38 ;  Conc.  Trid.  Sess.  XXIV,  c.  3  unb 
Sess.  XXV,  c.  9  De  ref.).  ©agegen  l^at  er  im 
galle  unoerfd^ulbeter  Verarmung  ^nfprud^  auf 
eine  feinen  perfönlid^en  Vertiältniffen  unb  ben 
bifponibeln  Sentenüberfd^üffen  ber  ffird^e  ent» 
fpred^enbe  Alimentation  (c.  30,  C.  XVI,  q.  7 ; 
c.  25,  X  De  jur.  patr.).  9lud^  genickt  er  geftiffe 
gl^renrcd^tc  unb  Auszeichnungen,  namentlid^  einen 
befonbem  ^la J  in  ber  ffird^e  unb  bie  ßrtoäl^nung 
feines  9lamcnS  in  Snfd^riften  unb  ffird^engebeten 
(ögl.  Sidon.  Apollin.  Epist.  1. 2,  n.  10 ;  1. 4,  n.  18 ; 
S.  Paulin.  Nolan.  Epist.  32),  bann  ben  Vortritt 
bei  ^roceffioncn  (c.  25,  X  De  jur.  patr.) ,  ben 
gmpfang  beS  SSßeil^toafferS  oor  ben  übrigen  ^aro« 
(planen,  baS  Vegräbni|  in  ber  ffirc^e,  unb  »aS 
tttoa  fonft  nod^  baS  ^rooinsiall^ertommen  il^m  ju» 
geftanbenl^at.  S)ie  Siedete  beS  $atronS  ftnb  oielfad^ 


in  ben  Vereide  ber  ftaotlid^en  ®efe^ebung  gejogpi 
morben.  3n  Oefteneid^  finb  bemfelben  bie  £^* 
nal^me  an  ber  VermögenSDenooItung,  ber9nf|m4 
auf  Unterftu^ung  im  yiot^^oSU,  f ott)ie  oUe  S^tenF 
redete,  mit  Ausnahme  beSSegröbniffeS  in  ber  ftunj^, 
nod^fortmäbrenb  belaffen  (D.93art]^«93art^en]^ 
Defterr.  geiftl.  91ngelegcn|eiten  §§  116—118). 
ebenfo  in  ^reu^en  (nad^  bem  Mg.  a-9L  it 
2:it.  11,  §§  585  ff.),  too  ber  !ßatron  nad^  hoR 
®efe|e  Dom  20.  3uni  1875  aRitglteb  beS  fio- 
d^enöorftanbeS  ift,  fofem  il^m  eine  fold^  SRügfieb- 
fd^aft  ober  baS  Siedet  gur  VefteÜung  be^ts.  $10^ 
fentation  Don  ffird^enDorftel^rm  früher  auf  ®runb 
beS  ißatronateS  ^uftonb.  3n  Sägern  finb  nur 
ben  @tanbeS>  unb  ©utSl^en  alle  ^atronotS-  unb 
bamit  Derbunbenen  Sl^renred^te,  tt)o  unb  toie  fol^ 
berfömmlid^  fmb,  beftättgt,  namentlid^  au^  bd 
SobeSfäQen  in  ber  gfamilie  beS  ^tronS  baS  vb' 
lid^e  Xrauergeläute,  toeId)eS  ftd^  iebod^  auf  jtDeifä 
brei  SBod^en  5U  befd^ränfen  l^at  OBa^r.  Serf.-UiL 
Seil.  IV,  §  4,  u.  Seil.  VI,  §24).  S^aS  SBegröbnii 
aber  in  ber  ^atronatSpfarrfird^e  ift  unbebingt  onf^ 
gel^oben  (Verorbn.  D.  10.  gebr.  1803).  gerwr  Jot 
ber  patron  als  fold^er  feinen  ^nt^etl  an  ber  9b- 
miniftration  beS  ffird^euDermdgenS,  ba  in  Soijai 
bafür  eigene  ffird^enDermaltungSbel^örben  Bejh^ 
%uä)  in  Vaben  l^at  ber  patron,  toenn  i^  miß 
ftanbeS«  ober  gutSl^errlid^e  Sered^ttgungen  jsr 
Seite  ftel^en,  feine  befonberen  Sl^renrec^te  in  ber 
ffird^e.  2)er  ^nfprud^  auf  Alimente  auS  bem  Se^ 
mögen  ber  ^atronatSpfrünbe  ift  gefe^td^ob^^l^aiil 
(Verorbn.  D.  24.  SBlärs  1808 ;  JRcfcr.  b.  fgL  M^ 
ftird&enfcction  D.  3.  SRoD.  1837).  b.  S)ie  Ser* 
binbUd^feiten  beS  ^atronS  befc^ränfen  pdj  auf 
gcmiffen^aftc  Obforge  für  reblid^e  Vcrtoalümgbö 
ffird^enDermögenS  (c.  31,  C.  XVI,  q.  7),  foiorit 
il^m  bie  ®efe^e  l^icran  eine  Setl^eiligung  §ua> 
fennen,  unb  auf  bie  i^m  burd^  ®efe^  ober  ^on^ 
mcn  auferlegte  Vauconcurrcn^  (f.  b.  ^rt  Virnloji). 
4.  VcrluftbeS^atronatSred^teS.  Stf 
^atronatSred^t  ge^t  Dcrioren  burd^  ben  ^b  bd 
^atronS,  menn  fein  Sed^t  nur  ein  Iiöd^ftperjön» 
lid^eS  loar ;  ober  burd^  baS  ^uSfterben  ber  gomilk, 
tt)enn  eS  ein  §amiIienpatronat  gcttjef  en ;  burd^  Sup» 
preffion  beS  fiirc^enamteS,  auf  mcId^eS  eS  fi^  Ik* 
jie^t ;  burc^  ben  Untergang  ber  Rir^e^  an  roiä^ 
eS  befielet,  menn  biefelbe  toeber  auS  eigenen  9Rüteh 
nod^  burc^  bie  Sonainen^  ber  cuSl^ilfStDeife  So» 
ppiid^teten  toieberl^ergeftellt  toerbcn  fann  ((Jone 
Trid.  Sess.  XXI,  c.  7  De  ref.);  burd^  fretoiüiflt 
^ufgebung  mittels  Verweigerung  ber  X^eibi^ 
an  ber  ftird^enboulajt,  menn  nic^t  ®efej  ober  C*» 
f  crDanj  il^n  birect  $ur  Sl^eilnal&me  berppici^tcn  (»gL 
^crmaneber,  ®ie  fird^l.Vaulaft,  2. 3lufL,  Wciiß 
1856,  §  17) ;  burd^  Union  ber  ftirc^e  ober  beS  be- 
treff enben  ff  irc(|cnamteS,  toenn  ber  ^Patron  bajucm- 
gen)illigt  unb  fid^  nid^t  auSbrüdEIid^  feine  $atrD- 
natSrc^te  refcrDirt  l^at  (c.  7,  X  De  donat  3, 24); 
burd^  ^ufl^ebung  ber  Signitöt  ober  ä^rt>orati0Br 
meldte  biSl^er  baS  ^atronat  bef effen,  toobur^  boS 
freie  bifd^öflid^e  SoQationSred^t  auf  bie  betreffcnbc 


1629 


Patronus  —  ^atujgi. 


1630 


Sfrunbe  toieber  eintritt;  burd^  ftiUfd^tDeigenbe 
^erjtd^tletftung,  iDenn  ba§  ^otronat^beneftcium 
mit  SBiffm  unb  o^ne  SBiberfprud^  bed  ^atronS 
in  eine  anbete  baS  ^atronat  Qu§fd^Ue^enbe  Slrt 
ber  ^ßfritnben,  }.  93.  in  ein  SBal^Iantt,  üerönbert 
tDorben  i{};  ferner  menn  ba§  ®ut,  moran  baS 
^tronot  gedtupft  ift,  in  baS  Sigentl^um  etne§ 
IRiddtd^riften  übergel^t,  in  toeld^em  SfaHc  baS  freie 
(SoDotiondred^t  be§  93ifd^ofS  tuieber  ermad^t ;  enb» 
lid^  in  gemiff  en  SföOen  ^ur  @traf  e,  namentlid^  nienn 
bcr  ^tron  fein  ^tä^i  uncanonif  d^  Derau^ert  (Conc. 
Trid.  Sess.  XXV,  c.  9  De  ref.),  xotm  er  in 
baS  JKrc^ent)ennögen  eingreift  (Sess.  XXII,  c.  11 
Deref.)Lober  ben93eneficiatent]^ätlid^  mi|!)anbelt 
(c  12,  X  De  poenis  5,  37).  S)urd^  ben  bloßen 
SKd^tgebraud^  be§  ^atronotSred^teS  bet)oIt)irt  ba§ 
^ßröfentotionSred^t  nur  für  jeben  einzelnen  g^U 
Quf  ben  juftänbigen  ftird^enobem,  unbefd^abet  ber 
tibrigen  ^ßatronatSred^te.  SBenn  ober  ber  Sifd^of 
bem  ongeblid^en  $ra{entation§red^te  be3  ^otronS 
miberfprid^t  unb  biefer  ftd^  babei  berul^igt,  fo  er> 
Kf^t  bc^felbe  nad^  30  bejm.  40  Salären  gang  unb 
nmd^t  bem  freien  SoQationSred^te  miebcr  !ß(a|. 
3nbe|  gelten  aud^  in  biefem  gfaUe  bie  übrigen 
^ßotronatSred^tenii^tnotl^menbig  Derloren,  toeil  ba§ 
$alronot  aud^  ol^ne  ^öfentation§red^t  beftel^en 
fonn.  Xotaler  SBerluft  beS  ^atronatSred^teS  tritt 
mir  ein,  »enn  e§  ein  dritter  in  ber  gcfejlid^en 
3eü  erfitt  (f.  ob.  II,  1,  b).  (Sgl.  l^iergu  b.  ^rtt. 
Sompotronat,  Sonfen§  III,  956,  ffird^enamt  unb 
iKrd({tnt)enn5gen.  3<^^^^(i4(fiiteraturangabenüber 
baS  SotronatSred^t  f.  bei  $pi))§,  Jlird^enrcd^t  YII, 
611  ff.  unb  bei  Sering  a.  a.  0. 472  ff.  Ueber  bie 
eingelnen  !ßunfte,  befonberS  aud^  in  [taatSred^t- 
li^Jer  99«sie^ung,  ogl.  ba§  ^Ird^io  f.  fatl^.  ffird^en- 
TtdA,  1.  IL  2.  SRegijterbanb  s.  v.)  [^ermaneber.] 
Fatronus,  @d^u^]^eiliger,  im  litur» 
Qifd^en@inne,  j^ei^t  1.  bcr  ^eilige,  in  beffen 
oefonbem  ©d^uj  Sänbergcbiete  ober  Drtfd^aften 
geftelU  finb :  Patronus  loci  proprie  is  est,  quem 
eerta  civitas,  dioecesis,  provincia,  regnum 
(sc  Status,  ducatus,  patria,  quocumque  no- 
mine appellatur)  sibi  delegit  velut  singula- 
rem  ad  Deum  patronum,  servatis . . .  statutis 
(S.  E.  Congr.  9.  Maji  1857).  Ob  ein  C)ciliger 
ofö  ^tron  5U  üerel^ren  fei,  ift  für  bie  ältere  3^it 
M  1630  nad^  bem  ^erfommen  ju  beurtl^eilen; 
feit  ber  Seftimmung  ber  SRitcncongregatton  Dom 
28.  SRära  1630  ift  ber  Patron  öon  ben  einloo^- 
ncm  eines  lerritoriumS  ober  einer  Drtfd^af t  unter 
^tftimmung  be3  93ifd6of§  unb  bc§  SlcruS  au3  ber 
Soijli  ber  canoniftrten  ^eiligen  förmlid^  gu  möl^Ien; 
Me  äBal^I  bebatf  au  i^rer  ©ültigfeit  bcr  $cftöti- 
gmig  feitenS  ber  (Kongregation  ber  SRttcn.  '^cr 
gSUig  gemöl^Ite  Patron  fann  ol^ne  3ufttmmung 
bc6  apoflolifd^en  @tu]^M  nid^t  gemed^fclt  n)erben; 
bmrd^nad^olgenbe  ))oUtifd^e  Umgcftaltungen  toirb 
bie  ndftiify  @teUung  beS  $atron§  nic^t  bcrül^rt 
Sen  ^arreien,  fflöftem,  rcligiöfcn  Orben  unb 
OtbenfiproDinsen  fte^t  an  ftd^  ein  Patron  nid^t 
PL  ^dfjfef}  beS  $atron3  ift  an  feinem  ffalenber- 


tage  als  gebotener  Sfeiertag  mit  bem  Stange  eines 
duplex  1.  classis  unb  einer  Octok)  }u  bcgel^en. 
SSicIcrortS,  g.  S3.  im  93ereid^e  ber  altpreu^ifd^en 
Qfeftorbnung,  ift  bem  ^atronSfefie  ber  näd^ft- 
folgenbe  Sonntag  al§  dies  propria  gugemiefen. 
—  9leben  bem  ^atron  im  ftrengem  Sinne  fennt 
bie  Siturgie  aud^  2.  einen  ftird^enpatron:  «Titulus 
sive  patronus  ecclesiae  is  dicitur,  sub  cujus 
nomine  seu  titulo  ecclesia  fundata  est  et  a 
quo  appellatur'^  (S.  B.  Congr.  9.  Maji  1857). 
®icfer  toirb  bei  ber  grrid^tung  beS  ftird^engeböubeS 
ober  öom  Sif d^of  bei  ber  S5Bei|e  ber  ffird^e  beftimmt 
unb  in  ben  Sßeil^egebeten  namentlid^  angerufen. 
S)erfelbe  bleibt  Sitel  ober  $atron,  fo  lange  bie 
ffird^e  alS  fold^e  befte|^t,  unb  fann,  toie  ber  OriS* 
Patron,  nur  mit  ))ä|i|tlid^er  ®  enel^migung  getoed^f elt 
»erben.  3ft  eine  ffird^e  ber  l^eiligcn  S)reifaltigfeit, 
einer  ber  göttlid^en  ^erfonen,  einem  ©el^cimniffe 
ober  einem  fieibenSiocrIseuge  getoeil^t,  fo  trifft  nur 
bie  SSeseid^nung  titulus  gu.  S)aS  Xitular*  ober 
$atron§fcft  einer  jürc^e  ift  gleid^faUS  als  duplex 
1.  classis  mit  einer  Octat),  j[ebod^  nid^t  a(S  ge- 
botener iJ^eiertag,  an  feinem  ffalenbertag,  unb  gmar 
öon  bem  ber  ftird^e  abfcribirtcn  ßleruS,  ju  begel^en. 
®er  ffird^enpatron  txfßi  im  canonifd^cn  Officium 
eine  ßommemoration  in  ben  ©uffragicn;  bei  ber 
l^eiligen  SWeffe  mirb  fein  5Rame  in  ber  Dration 
A  cunctis  einaefd^altet.  2)aSfeIbe  gilt  oom  OrtS- 
patron,  fofcm  oie  ©emol^nl^eit  befte|t,  i^n  ju  com- 
memoriren,  unb  bejüglid^  ber  Oration  A  cunctis 
für  Oratorien,  bie  feinen  ^atron  l^ben.  —  ®ie 
!ird|Iid^e  geier  beS  Sd^u^-  toie  beS  2:itularbeiligen 
tt)irb  allgemein  ^atronSfeft,  in  2)cutfd^lanb  aud^ 
^atrocinium  genannt ;  bie  fic^  baran  anfd^Ue^enbe 
»eltlid^e  freier  l^eiftt  im  SBoIfSmunb,  aUerbingS 
nic^t  gutreffenb,  ßirmcS,  ftird^meffc  ober  Äir^- 
meil^feft.  [Ä.  ©d^rob.] 

^^inuU  Sol^anneS  SincentiuS,  0.  Pr., 
naml^after  tl^cologifd^cr  ©d^riftfteßer,  mürbe  ge- 
boren 3U  33erona  am  19. 3uU  1700.  3lm  2.  De- 
tober  1717  trat  er  in  ben  S)ominicanerorben  unb 
oollenbete  fein  92ot)tciat  ju  Sonegliano.  Sa  er 
ftd^  burd^  ]^ert)orragenbe  Salente  auSjeid^nete, 
tourbe  er  nad^  93oIienbung  feiner  Stubien  guerft 
mit  ber  ^rofeffur  ber  ^l^ilofopl^ie,  fpäter  mit  ber 
^rofeffur  ber  2:i^eo(ogie  an  bem  SonDente  jum 
l^eiligen  Siofenfrang  }u  93enebig  betraut  unb  be- 
fleibete  biefeS  9Imt  bis  gu  feinem  Sobe.  6r  ftarb 
am  26. 9Rai  1 769  gu  SSicenga,  tool^in  er  fid^  feiner 
angegriffenen  ©efunbl^eit  tocgen  auf  einige  3rit  ju« 
riidfge^ogen  l^atte.  Unter  feinen  jal^Ireid^en  Sd^rif- 
ten  befinben  pd^  einige  apologetifd^en  Snl^IteS : 
De  futuro  impiorum  statu  LL.  III,  ubi  adver- 
sus  Deistas,  nuperos  Origenistas,  Sociuianos 
aliosque  novatoresEccl.  Cath.  doctrina  de  poe- 
narum  infemi  veritate,  qualitate  et  aetemi- 
tate  asseritur  et  illustratur,  Yeronae  1748, 
Yenet.  1764;  De  sede  infemi  in  terris  quae- 
renda  dissertatio  in  complementum  operis 
de  futuro  impiorum  statu,  tributa  in  partes 
tres,  Venet.  1763.  3)ie  meiften  feiner  Sdjiriften 


1631 


$auca})alea  —  ^out  L— V. 


1632 


jebod^  bel^anbeln  moroltl^eologifd^e  fragen.  @r  iDor 
einer  bcr  l^cftigjlen  (Segnet  bc«  ^robabüiSnmS  unb 
fennjcid^nct  feinen  eigenen  ©tanbpunft,  »enn  er 
f d^reibt,  bafe  man  ber  ber  gfreil^eit  günftigen  9Ket» 
nung  nur  folgen  bürfe,  si  momenta,  quae  legis 
obligationem  negant,  tarn  valida  deprehen- 
derint,  ut,  prudenti  falsiiatis  metu  sublato, 
moralem  veritatis  certitudinem  afferant,  eam 
scilicet . . .  quae  cum  opinione  probabilissima 
aut  longe  probabiliore  coincidit  (Eth.  Christ. 
Tr.  n,  Diss.  2,  cap.  9,  n.  4).  ©eine  l^eröonagenb- 
ften  ©d^riften  auf  biefem  ©ebtete  finb  folgenbe: 
Lettere  teologico-morali  di  Eusebio  Eraniste 
all'  autore  della  raccolta  delle  molte  proposi- 
zioni  etc.  in  difesa  deir  Istoria  del  Probabilis- 
mo  del  P.  Daniello  Concina,  In  Trento  (Venez.) 
1751 — 1754,  6  t.;  Osservazione  sopra  varj 
punti  d'  Istoria  Letteraria,  esposte  in  alcune 
lettere  da  Eusebio  Eraniste,  dirette  al  M.  B. 
P.  Francesco  Antonio  Zaccaria,  Venez.  1756, 
2  t. ;  Trattato  della  regola  prossima  delle 
azioni  umane  nella  scelta  delle  opinioni,  in 
cui  si  demonstra  la  falsitä,  improbabiliiä  e 
assurdita  del  sistema  probabilistico ,  e  il 
grave  periculo  di  chi  in  pratica  lo  segue, 
Venez.  1758,  2 1.;  in'§  fiateinifd^e  überf.  Venet. 
1761,  2  t.;  Breve  istruzione  sopra  la  regola 
prossima  delle  azioni  umane  nella  scelta  delle 
opinioni,  necessaria  a  tutte  quelle  anime,  che 
bramano  di  camminare  la  via  sicura  della 
salute,  Venez.  1759,  Napoli  1761 ;  Lettere  ad 
un  Ministro  di  State  sopra  le  morali  dottrine 
de'  modemi  Casisti,  e  i  gravissimi  danni  che 
ne  risultano  al  pubblico  bene,  alla  societä 
civile,  e  a  i  diritti,  autoritä  e  sicurezza  de' 
sovrani,  Venez.  1761,  2  t.  Sefannter  fmb  bie 
©treitfd^riften  ^atujji'S  gegen  ben  1^1.  ^UfonS 
üon  Siguori :  La  causa  del  Probabilismo  ri- 
chiamata  all'  esame  da  Monsignor  D.  Alfonso 
de  Liguori  e  convinta  novellamente  di  fal- 
sitä da  Adelfo  Dositeo ;  ovvero  risposta  alle 
breve  dissertazione  dell'  uso  moderato  dell' 
opinione  probabile,  Ferrara  (Venezia)  1764, 
Napoli  1764;  Osservazioni  teologiche  sopra 
l'Apologia  deir  illustrissimo  e  reverendis- 
simo  Monsignor  D.  Alfonso  de  Liguori  contra 
il  libro  intitolato:  La  causa  del  Probabilismo 
ec,  nelle  quali  si  espongono  con  maggior  lume 
la  falsitä  e  insussistenza  del  nuovo  sistema 
probabilistico,  da  Monsignore  proposito  e  di- 
feso,  Ferrara  (Venez.)  1 765.  3)em  erftem  SBerfe 
l^atte  bcr  1^1.  9lIfon§  feine  Apologia  (1765)  ent« 
gegengefe^t ;  auf  ba§  jiüeite  anttoortete  er  im  näm« 
Ii(i^en3a]^rbur(i^feinc3)iffertationDeirusumode- 
rato  deir  opinione  probabile.  S)ie  legten  Saläre' 
fcine§  ßeben§  bcnu^te  ^atu.^ji  jur  Aufarbeitung 
feiner  großen  5Rora(tl)eoIogie ;  biefe  erfd^ien  iebo(| 
erft  nad^  feinem  Xobe  unter  bcm  %\k\  Ethica 
christiana  sive  Theologia  morali s  ex  puriori- 
bus  S.  Scripturae  divinaeque  Traditionis  fonti- 
bus  derivata  et  S.  Thomae  Aquinatis  doctrina 


continenter  illustrata,  Bassani  1770,  16  t 
®ie  2)rudt(egung  beforgte  fein  OrbenSgeno^^- 
tini.  (95gl.  Elogium  P.  J.  V.  Patuzri  0.  Pr. 
P.  Sidenio  Veronensi  auctore,  in  ben  EtL 
Christ.  I,  p.  XLni  sqq. ;  Hurter ,  NomencL 
m,  168.)  [TO.  Urban^  C.  88.  B.] 

ifancapatta  (^ocapaglia),  ber  Secfaffcr  bcr 
fogen.  Paleae  im  Decretum  Gratiani  (f.b.M 
lU,  1454),  n)ar  ein  @d^iller®rattanfi.  @eine^> 
ftens  tft  burd^  alte  3eugniffe  g^P^JM  (f •  SDlafljjjea, 
^auca!palea,  in  ben  ©i^ungSberid^ten  ber  foilfed. 
Mfab.  b.  ffiiffenfd^.  su  SBien.  ^]^..]^ifi  «L  XXXI 
[1859],  449  ff.),  obf^on  über  feine  pv^MiäfOL 
SSerl^öItniffe  miitt  faft  nid^tS  belannt  tfL  Snig 
ift  bie  Angabe,  ba^  er  Sarbinol  getoefen  fei  unb 
ba§  SBer!  ©rahanS  al3  fein  eigenes  bem  $a|rp 
l^abe  übergeben  motten  (f.  SWaoffcn  479).  %^ 
ben  Paleae  Derfagte  ^uca))aIeo  ©loffen  pm 
3)ecrete  unb  eine  Summa  gu  bemfelben  (fffmäß 
gegeben  öon  3.  Qfr.  ö.  ©d^ulte,  (Sieben  1890; 
ögl.  bie  Slecenftonen  im  Sit.  öonbloeifer  1891, 
382  ff.  unb  im  ^rd&iö  f.  fatl^.  Ährc^red^  LXVI 
[1891],  460  ff.).  9lud^  rül^rt  öon  ij^mWefti- 
t^eilung  beS  etften  unb  britten  X^eS  beS  Se* 
creteS  (nid^t  bie  abfaffung  ber  3lu6rilen)  fyx.  (8gL 
nod^  t).  @d^ulte,  @ef(^.  b.  Ouetten  u.  Sit  b.  conoB. 
Sed^teS  I,  ©tuttg.  1875, 109  ff.)     [3L  «ff«.] 

^attt  I.— V.,  ^äl)fte.  —  ^QuI  L  (757 
hi%  767)  folgte  feinem  ©ruber  ©tepl^  IL,  üirf- 
leidet  t)on  biefem  beftgnirt  (^olber,  2)te2)eftgimtin 
ber  9iad^folger  bur^  bie  köpfte,  fjreib.  i  eS/ik 
1892, 44  f.),  gegen  bie  Semül^ungen  einer  $öiH 
meldte  ben  ^rd^ibtacon  ^l^eopl^Qlact  jum  iß(i|)pt 
^aben  toottte.  ©d)on  öorl^er  »er  er  q\%  Süioa» 
an  ber  6urie  tl^ätig  gewefen ;  f o  ^attc  er  756  mä 
bem  £ongobarben!önig  3)efxberiu§  »egen  fyxas^ 
gäbe  be§  ganjen  g^ard^at^  öerl^anbelt  uÄ  \m 
Qud)  sugefagt  erl^alten.  ^I§  ^apft  trat  $aul  ii 
bie  fju^ftapf en  f eine§  Sruber§  unb  fd^Iofe  fidj  og 
an  ben  granfentönig  ^ipin  an,  beffen  er  fosw^l 
gegen  bie  fiangobarben  al3  gegen  bie  griet^ifijci: 
Äaifer  beburfte.  S)enn  S)eftberiu§  badete  rm^ 
baran,  bie  gemodelten  3wfic^erungen  auSgufü^t«. 
unb  trat  feinbfelig  gegen  ben  $ap[t  auf.  Scr 
b^jantinifd^e  ff atfer  l^atte  ebenfalls  feine  Änfpinite 
auf  ta^  S^ord^at  unb  bie  $entapoli§  nü^  oBJ' 
gegeben  unb  fud[)te  bicfelben  burd^  cHerlei  3&A 
fotool^I  am  pöpftlid^en  ^ofe  al§  aud^  am  fränfifd^o 
ftönig§bofe  geltenb  ju  mad^en.  ^ipin  l^ießjdwi 
treu  an  ben  6tepl)an  II.  gegebenen  5Jerfpn(^mip 
feft  unb  trat  für  ben  ^apft  ein,  fo  ba^  btefer  fidjol» 
mälig  eines  jiemlid^  rul^igen  55cft Je§  bcr  fir^mo 
(Sebiete  erfreuen  fonnte  (Sd^nürer,  @ntfte^gW 
ffirc^enftaatc»,  fföln  1894  [®örre§-«®ef.],  64  ff.). 
gmftlid[}e  ©orgen  bagegen  öerurfad^ten  ^foull 
bie  religiöfen  2Birren  in  Gonftantinopel  (f.b.8rt 
©ilberftreit) ;  ben  griedbifd^en  a)iönd&en,  todäft^ 
ben  SBefc^Iüffen  ber  ^fterf^nobe  ju  &)nfhmtiiwj«I 
im  3. 754  ttjibcrfc^ten,  gemalerte  er  ^lufnaj^« 
9lom  unb  gefiattete  il^nen  bie  Seibe^Itmig  iN 
Situs  (Baronius  ad  a.  761,  n.  15).  «uf  riaet 


1688 


^aul  n. 


1684 


rSmifd^  @mtobe  761  beftötigte  er  ben  Don  il^m 
gcgrönbetenlhöftem  il^re  äntmunttöten  unb  ^nt)t« 
legten  (Mansi  XII,  660;  §efe(e,  &)nc.«@efd^. 
lUy  602).  %\xä^  ttf^ob  er  t)iele  @ebetne  ber  |)ei- 
Hgen  aus  ben  Jlatalomben  unb  übertrug  fie  in  bie 
Stirdfni  ber  @tabt,  um  fte  t)or  !ßrofanation  ^u 
^ijm.  (St  ftorb  ont  28.  Sunt  767.  ۤ  folgte 

Sa  nad^  ber  Stoifd^enregterung  beS  9lfter))a))fte§ 
nftantin  (f.  b.  ^rt  III,  969)  al§  red^tmä^iger 
IBapft  ©tep]^  m.  (IV.).  (93gl.  ^ergenröt^er, 
Ätti^engefd^.  1, 8.  «ufl.,  71 7 ;  OelSner,  So^rbü^er 
beS  frönfij^en  Stetd^eS  unter  i^\pp\n  31 9  ff . ;  Jaffe, 
Begesta  Born.  Pontif.  I,  2.  ed.,  Lipsiae  1885, 
277  aqq.)  [SEßurni.] 

^aul  n.  (1464—1471),  frül^  $ietro  93arbo 
mimmt,  uxtr  1417  gu  SBenebig  geboren.  Seine 
SRutter  ttxnr  eine  ©d^toefter  gugenS  IV.,  unb 
biefem  $a))fle  Derbonfte  ber  urfprünglid^  ^um 
AlaitfmaiuiSftanbe  beftimmte,  aber  fel^r  religiös 
cqogene  Sängltng  feine  ^uSbilbung  tt)ie  fein 
(gmpotfommen  in  ber  geiftlic^en  fiaufbal^n.  3m 
3-  1440  tt)urbe  er  in  ha%  SorbinalScoQeg  be» 
titfen:  l^ier  nal^m  er  unter  feinem  Ol^eim  eine 
emf[u|ret(^e  ©teUung  ein  unb  xon^tt  biefelbe 
aaä^  unter  92icolQu3  V.  unb  ^ili^tuS  UL  ju  be- 
l(au))ten.  92td^t  fo  günftig  geftaltete  ftd^  fein  93er> 
(filtnil  5U  SiuS  IL  ©eine  SOSal^I  ^um  ^fte 
am  SO.^uguft  1464  erfolgte  ^umX^eil  au3  ®egen- 
{a|  gu  bem  ©qftem  beS  genannten  ^apfteS:  fie 
ging  au§  t)on  ben  fogen.  alten  Sarbinölen,  b.  1^. 
benientgen,  bie  bereits  Dor  $iu§  U.  gum  l^eiligen 
CoOegium  gel^ört  l^atten  unb  bie  ber  ^nftd^t  moren, 
ber  nerfbrbene  $Qpft  l^abe  bie  Sarbinöle  ^u  menig 
geeiert  ©old^  Smögungen  toar  aud^  bie  SBal^I» 
copitulotion  entfprungen,  ttield^e  $ietro  Sarbo  ju 
Qeginn  beS  gonclaüe  unterjeid^net  l^atte.  ^l§, 
^ßapft  l^ob  er  aber  bie  6!a))ituIation  auf,  meil  fte 
i^m  berort  bie  ^önbe  banb,  ba^  er  faft  nid^t§ 
x>]^  3u[timmung  ber  Sarbinöle  tt)un  fonnte.  S)a' 
tmrd^  gog  fid^  ^ul  U.  gmar  t)iele  Angriffe  gu ; 
er  tDOt  tnbeffen  )u  biefem  ©d^ritt  bere(|tigt  unb 
f ogor  oerpfiid^tet,  tt)eil  eine  berartige  6tnf  ^rönhtng 
brr  monord^ifd^en  (Semalt  beS  Jfird^enober]^au))te§ 
merlaubt  unb  bal^er  ber  gur  Seobac^ttmg  ber  äBal^I* 
catiüulation  Derpfiid^tenbe  gib  ungültig  mar.  9tad^ 
ber  Sel^  ber  fatl^oüfd^en  jhrd^e  erl^ölt  jeber  ^apft 
Ue  SoSgettmlt  unmittelbar  t)on  @ott  fo,  mie  fte 
Mm  göttlichen  ©tifter  ber  jhrd^e  eingelegt  morben 
i^  Sinfd^önlenbe  Bestimmungen  einer  äBal^I« 
catrituktlion  fönnen  be^l^alb  für  ben  neuen  ^{ktpft 
ntr  Slotl^fd^Iöge,  aber  nid^t  binbenbe  Ser))flid^> 
hmgen  fein,  ßbenfo  unbegrünb.et  ift  ber  gegen 
Smü  II.  erl^obene  SJormurf  be3  ©eigeg.  9Q3ie  al§ 
Mrbinal,  fo  jeid^nete  er  ftd^  aud^  aI3  $apft  burd^ 

Cfiit  SRilbtl^ätigfeit  au§.  3n  9iom  organiftrte  $aul 
Srmenppege  unb  fd^nfte  überl^aupt  ben  3ln« 
jrifgenl^eiten  feiner  SReftbeng  gro^e  ^uf  merffamfeit. 
Üt  XeDijton  ber  ©tatttten  $om§  unb  bie  präd^« 
igt  %uSftattung  beS  eamet)al§  gelten  auf  il^n 
ptfidt.  3)er  ftrieg  gegen  bie  2:ür!en  befd^äftigte 
ttd^  ^ßaul  n.  möl^renb  feiner  ganzen  Stegierung, 

IKcd^cBbstton.  IX.  2. 8ttf[. 


allein  bie  3Ht^^öItntffe  geftalteten  ftd^  fo  un» 
günftig,  ba^  ©urd^greifenbeS  nid^t  geleiftet  toer* 
benifonnte.  ^emmenbmirlte  neben  ber  aUgemetnen 
fiöfftgfeit  ber  €l^riften]^eit  gegenüber  ber  ©efal^r  im 
Oftengunöd^ftber@taat8abfoluti8mu8ber93enetia- 
ner  unb  fiubmigS  XI.  t)on  gfranfreid^,  bem  $aul  IL 
entgegentreten  mu^te.  2)a}u  !amen  ber  Rovnp] 
gegen  ben  l^ufttifd^  geftnnten  SBö^menlönig  ©eorg 
^obiebrab,  Unrul^enim  ffird^enftaate,  tt)o  ^ul  IL 
baS  Siaubrittergefd^Ied^t  ber  ^nguiUora  t)emid^tete, 
enblid^  bie  t)ie(fa^en  3cttt)ürfniffe  be§  ^to)fte8 
mit  bem  treulofen  ßönige  genante  öon  vltopü. 
3:ro|bem  l^at  $aul  n.  ben  ©d^u|  ber  S^ften- 
l^eit  gegen  bie  Ungläubigen  nid^t  t)emad^Iäfftgt, 
menn  er  oud^  biefe  ^ngelegenl^eit  ntd^t  berort  jtun 
3J2itteI))unfte  feines  ^ontiftcateS  mad^te  tt)ie  fein 
Vorgänger  ^iu§  n.  (f.  b.  3lrt.).  Sie  Ungarn  er- 
l^ielten  betrö(|t(td^e^iIfSge(ber,  oud^  ber^XIbanefen- 
l^elb  ©canberbeg  (ber  1466  ]^ilfefu(|enb  nad^  Stom 
fam)  toarb  unterftüjt.  9lad^  bem  Q^B  öon  Jlegro- 
ponte  Iie|  e§  ber  ^{sopft  an  Sifer  ^ur  Sbmel^r  beS 
gemeinfamen  geinbeS  nid^t  fel^Ien,  aber  bie  äJlad^te 
t)erfagten  il^re  Unterftü^ung.  3luf  fird^Iid^em  ®e» 
biete  l^t  $aul  eine  umfaffenbe  Sll^ötigfeit  entfaltet. 
ÜJlit  großem  6ifer  »alerte  er  bie  pöpftlid^en  95or- 
red^te  aud^  gegenüber  geiftlid^en  ©emalten;  boS 
©treben  be§  $apfte§  nad^  Srl^öl^ung  beS  öu^em 
(SIanje§  beS  l^eiligen  ©tul^IeS  überfd^ritt  atterbingS 
oielfad^  bie  rid^tigen  ©renken.  S)ie  Sleinl^eit  ber 
ftird^enlel^re  toal^rte  $aul  burd^  SBeftrafung  ber 
graticetten  im  ftird^enftaat,  aud^  gegen  Snlel^rer 
in  ®etitfd^Ianb  unb  granfreid^  fd^ritt  er  ein.  6in 
SSerfud^,  Shifelanb  mit  ber  ftird^e  gu  einigen, 
fd^eiterte.  3ni  3.  1470  beftimmte  ^aul,  ba^ 
fortan  ba8  Subilöum  alle  25  3a^te  gefeiert  Ser- 
ben foQe.  ©egenSreid^  xoat  anä)  baS  auftreten 
be§  !ßa))fte§  gegen  bie  ^uStoüd^fe  ber  falfd^en  Ste« 
naiffance.  3)ie  ^uf ^cbung  ber  römif d^en  ?ifabemie, 
bie  ju  einer  clafftfd^en  Freimaurerloge  ju  loerben 
brol^t^  toar  eine  bered^tigte  SKa^regel,  ebenfo  bie 
SBerl^aftung  unb  SBeftrafung  ber  l^eibnifd^  geftnnten 
unb  unfittlid^  lebenben  fiiteraten.  ßiner  berfelben, 
SBartl^.  ^latina  (f.  b.  ^rt.),  ^at  fpöter  in  feinen  toeit- 
öerbreiteten  Vitae  pontificum  (über  bie  Original- 
l^anbf  d^r.  bief  eS  SGBerf  eS  u.  bie  Slenberungen  im  fieben 
$aul§  II.  f.  ^\iox  in  Duibbe'S  Seitfd^r.  für  (Se- 
fd^id^tSioiffenjcfi.  IV  [1 890],  354  ff.)  ^aä)t  genom- 
men,  inbem  er  ^ul  n.  aI8  ein  Ungel^euer  oon 
®raufamfeit  unb  ald  einen  gegen  aUe  SBiffenfd^aft 
erbitterten  Sarbaren  l^infteHte.  ®iefe  biograpl^ifc^e 
Saricatur  fyit  bann  S^l^tl^unberte  lang  bie  ge« 
fd^id^tlid^e  ^nfd^auung  bel^errfd^t,  bi§  enbli(^  hit 
fritifc^-ard^iöalifd^en  gorfd^tmgen  fflarl^eit  ge» 
fc^affen  l^aben.  Ungloeifel^aft  ift,  ba^  $aul  meber 
graufam  nod^  principieU  ber  gangen  ^enaiffance 
f  einblid^,  aud^  fein  SBiffenf  d^aft§^af[er  »ar.  ^aul  IL 
förbcrte  Uniöerfitäten,  ©elel^rte  aller  9lrt  unb  aud^ 
bie  bamald  in  SRom  emporbltil^enbe  IBud^brudter- 
fünft.  SBie  toenig  er  einer  f^ftcmatifd^en  geinb« 
feltgfeit  gegen  bag  ^Itertl^um  befd^ulbigt  merben 
barf,  geigen  bie  burd^  9Rün|  (Les  arte  ä  la  cour 

52 


1685 


^aul  m. 


im 


des  papes  II,  Paris  1882)  erfd^Iojfenen  Sied^- 
nungSbüd^er  feiner  Weöierung ;  pe  füllten  ju  bem 
Stefultat,  bo|  ber  angcblid^c  Sorbar  w)d^  mit 
größerer  Sorgfalt  über  bie  ßr^altung  ber  antifen 
SRonumente  tuad^te  olS  ber  daffifd^  gebilbete 
^iu8  n.  ®ro^Qrtig  iDor  bie  Don  ^aul  angelegte 
ftunft»  unb  ^ntif enfammlung.  ^\xq  {on[t  f örberte 
Sßaul  II.  Äunft  unb  ffünjtler ;  er  reftaurirte  öiele 
ftird^en,  nal^m  ben  Sleubau  öon  ©t.  ^eter  auf 
unb  erbaute  ben  großartigen  ^ala^jo  bi  @.  äJlarco 
Qe Jt  bi  SSenejia).  Unl^altbar  unb  erfunben  tt)ie  bie 
$nf  d^ulbigungen  ^atina^S  ftnb  aud^  biejenigen  beS 
®regor  öon  öeimburg  (f.  b.  ^rt.),  loeld^er  ^oul  II. 
ber  Unftttli(|feit  bef^ulbigt.  ^ud^  mand^e  Sin« 
fd^uIbigungenbeSSarbinaldSlmmanatifinbjurüdC- 
jutoeifen.  ©onft  entl^alten  bie  ©riefe  beSfelben 
t)iel  3J2ateriaI  gur  ©efd^id^te  $aulS  II.  ^tnipU 
quellen  finb  inbeffen:  Mich.  Canensius,  Vita 
Pauli  II.  (befte  Mu§g.  öon  Duirini,  Rom.  1740), 
unb  6asp.  Yeronensis,  De  gestis  Pauli  II. 
(gebr.  bei  Muratori,  Rer.  Ital.  Scriptt.  III,  2, 
Modiol.  1734,  1025  sqq.,  u.  bei  Marini,  Degli 
Archiatri  Pontifici  U,  Rom.  1784,  178  sgg.). 
3a]^Ireid^e  «riefe  beS  ^apfte§  f.  bei  Raynald  ad 
a.  1464—1471  unb  bei^tor,  ®efd^.  b.  ^öpfle 
n,  2.3lup.,  Qfreib.  1894,  279.  696;  in  le^terem 
SQSerfe  aud^  f  onftige  arc^iüalifd^e  SOtittl^eilungen  au8 
bem  pöpftl.  @e](ieimard^it)  unb  au3  anberen  ital.  %r- 
d^iöen,  fotoie  eine  öoUftänbige  Ueberfid^t  ber  toeit 
jerftreuten  neuem  ©pecialliteratur.  [^aflor.] 
!P  a  u  I III.  toar  ber  SRad^f olger  KlemenS'  VII. 
(1534—1549).  grl^ieß  oor^er  «lejanber  gar« 
nefe  unb  roai  1468  geboren.  9^ad^bem  er  ^u  Som 
burd^  ^omponiu§  2ätu§  feine  93ilbung  empfangen 
l^atte,  !am  er  nad^  Sloreng  unb  trat  jum  §aufe 
ber  9Kebici  in  naivere  SBejiel^ungcn.  ^lejanber  VI. 
ernannte  il^n  jum  ©d)ajmeifter  ber  päpftlid^en 
ifammer  unb  erl^ob  il^n  am  21.  ©eptember  1493, 
ba  er  erft  25  Saläre  alt  toar,  jum  ßarbinal  öon 
©.  ßosmaS  unb  S)amian ;  fpäter  njurbe  er  93ifd^of 
öon  Oftio  unb  ®ecan  be§  l^eiligen  Kollegiums. 
6r  mar  ein  fiicbl^ober  öon  SQBiffenf d^aft  unb  ifunft ; 
in  Som  begann  er  ben  93au  bc§  famefifd^en  ^a» 
lafteS,  in  Soifcna  baute  er  fid^  eine  präd()tige  SSiHa, 
bie  aud^  öon  Sco  X.  einige  3KaIe  befud^t  mürbe. 
5Iu§  frül^erer  Seit  l^atte  er  einen  ©ol^n  unb  eine 
2:od^ter,  meldte  berfelbe  ^apft  legitimirte.  „SBie 
immer  aud^  ^lleffanbro  gamefe  öon  ber  [bamali» 
gen]  lajenSRoralangeftedttmorben  fein  mag, . . .  fo 
l^at  er  burd^  ©eift,  2:arent,  SBiffen,  ©taatSflugl^eit, 
burc^  öometime  Haltung  unb  öerftänbige  fiibe« 
ralität  bie  i|m  gcmorbene  ^luSjeid^nung  gerecht» 
fertigt"  (5Rcumont474).  Snlateinifd^erunbitalie» 
nifd^er  ©prad^e  öerftanb  fid^  g^ntefe  claffifd^  au§« 
3Uorüdfen.  5Rid^t  minber  mar  er  auSgejeid^net  burd^ 
©efd^öftögemanbtl^eit  unb  burd^bringenbe  fflug« 
l^eit,  bie  er  in  mel^reren  fiegotionen  bemäl^rte.  3m 
3. 1528  mürbe  er  fiegatin  Som  unb  mieber  1533, 
aU  KlemenS  VII.  nad^  granfreid^  reiste,  ©el^r 
eiferte  er  für  bie  Berufung  eine§  allgemeinen  SoncilS 
unb  gel^örte  aud^  ju  ber  ßommif  fion,  meiere  KlemenS 


jur  Erörterung  bafüt  etnfe|te.  Sd^ontnbenSmt- 
claöen  ^obrionS  VI.  unb  befonberd  (Simia&'YlL 
l^atte  er  SuSftd^t,  bie  Xiara  gu  erl^en;  t)0ttle|te- 
rem  foS  er  gefagt  l^aben,  er  fyxht  tl^n  um  10  Sh^n 
^ontiftcat  gebrad^t.  SIemenS  VIL  begeid^neie  ^ 
mieberl^olt  als  benienigen,  bem  er  bad  $apfit^, 
faQS  er  eS  öererben  IBnnte,  übertrogen  ttmrbc,  unb 
empfal^I  öor  feinem  Xobe  beffen  Skil^l  bringenb. 
%m  12.  October  1584,  fd^on  mn  a»etten  lagt 
beS  SondaöeS,  marb  er  in  feltener  Stmnät^igfnt 
gemäl^lt  unb  am  3. 9loöember  gefrönt  2)ie3Bat( 
erregte  allgemeine  greube.    SQBod  et  als  (Eatbinil 
öerfprod^en ,  l^at  er  als  ^[kipft  im  @ro|en  mb 
©cmjen  gel^alten.    2)od^  more  feine  Stegienng 
eine  beffere  gemorben  ol^ne  ben  9lepottSnraS,  bem 
er  aOerbingS  nid^t  in  bem  9Ra|e  DerfoÜen  i^  loie 
g.  93.  aiesanber  VL;  oud^  fyxt  gknti  m.  über  ber 
©orge  für  feine  gamilie  nid^t  bie  Siücwjl«  ber 
JKrc^e  öergeffen.    @d^on  wenige  Stonate  nnl 
feinem  StegierungSontritt  ernannte  er  gtoei  fems 
Snfel  }u  Sarbinölen,  öon  benen  olleibingS  ber 
eine,  ^lesanber  Sfamef  e,  ber  JKrd^e  mand^  S)ia# 
geleiftet  l^at ;  feinem  gnfelOttoöio,  ber  mitParT«  V. 
Zod^ter  SRargaretl^a  öermol^It  mar,  fibettmg  er 
1 540  Samerino,  feinem  ©ol^ne  Sßtetro  Suigi  15i5 
$arma  unb  $iacenga.    Slbgefel^en  j^iecöon  ip 
$aul  III.  als  Pird^enoberl^oupt  grog  gemefen  mb 
l^at  eine  l^ol^e  Sluffaffung  öon  feiner  SteDimgnib 
Aufgabe  bemiefen.  9Rit  regem  Sifer  ging  er  ob 
baS  äBerf  ber  JKrd^enreform.    @(^on  in  fenn 
erften  Sonfiftorium  legte  er  ben  Sarbinälcn  feim 
beftimmten  gntfd^Iufe  bar,  ein  aflgemeineS  fond 
ju  berufen,  unb  eS  ift  il^m  mit  burd^greifenbet 
©efferung  ber  SKi^ftänbe  in  ber  ftird^e  unb  mit 
ber  ©meuerung  alter  Äird^engud^t  öoEer  fenf  ge« 
mefen.    5Rod^  im  5loöember  1534  fejte  er  eiif 
Eommiffion  ein  jur  Seratl^ung  ber  JReform.  to 
meiften  geigte  er  feinen  guten  SBittcn  baburd^,  boi 
er  fd^on  balb  trefflid^e  unb  auSgegeid^ete  9Rämer, 
einjig  mit  SRüdffid^t  auf  Slüd^ttgfeit  unb  SSerbieap, 
ju  ßarbinölen  er^ob:  ©ontarini,  ©obolet,  fr 
raffa,  ben  fpötem  ^aul  IV.,  ^ole  u.  «.  Sb*! 
feiten  l^at  baS  l^eilige  SioHegium  eine  fold^  9^ 
fird^Iid^  bebeutenber  3J2änner  gegöl^It  mie  bamali 
„SBaS  für  ein  ^Kann  er  ift,"  fd^rieb  ©oftuS  m 
7.^rU  1537  an  ben  Karbinal  ^ole,  ^forai  w» 
am  beften  an  benjenigen  erfel^cn,  bie  er  ^u  fraw 
Siatl^gebem  ernannt  l^at."     3)ie  öier  gebiul^ 
(Sarbinäle  erlangten  in  ber  9leform«Somtiripi 
großen  ginflu^.  3m  SSerein  mit  einigen  anbow 
^rälaten  übereid^ten  fte  1537  bo§  trepc^Con- 
silium  delectorum  Cardinalium  et  alionnD 
praelatorum  de  emendanda  ecclesia,  Dd* 
d^eS  mit  großem  greimut]^  eine  Keil^  öon  SKiJ* 
ftönben   aufbedtte.    S)aSfeIbe  ift   im  foIgeiAai 
3a^re  ju  Som  gebrudft ;  3ol^.  ©türm  in  Stro^ 
bürg  unb  fiut^er  gaben  eS  mit  l^öl^nifc^  &• 
merfungen  l^erauS,  meldte  ^uSgabe  ^ßaul  IV. 
auf  ben  3nbej  fejte  (3)ittrid^,  SRegcften  u,  Sri« 
beS  garbinals  ®.  ßontarini,  SrounSberg  1881 
279—288).  Sier  »eitere  (Sommifftonen  «m*« 


1687 


$aul  m. 


1688 


1540  eingefelt  gut  Serbefkruna  ber  (4)oftoIi« 
Men  Stommn,  ber  Sioto,  oer  ffanglet  unb  ber 
^^tentiorie.  2)a|  $aul  m.,  toit  Üaxl  Y.  i|^n 
md^ulbtgt,  bte  Sentfung  eined  aUgemetnen  SoncilS 
nttt  fd^önen  SEBorten  in  bte  fiönge  gegogen  l^abe, 
toibcrftirid^t  burd^QuS  ben  Zl^atfad^en;  bie  Sn» 
fil^itlbigung  erllört  jtd^  gur  (Senüge  auS  ber  Stim- 
mung i^orlS  gegen  il^n.  SSielmel^r  l^ot  er  in  un- 
ouSgefefctem  Stfer  für  baS  SoncU  gearbeitet  unb 
cS  on  SrmatomgSbriefen  unb  Sudfenbung  Don 
Scgoten  an  Die  d^riftlid^en  Sfürften,  um  ]^e  gu 
bSftiger  Unterftü^ung  aufguforbem,  nid^t  f eitlen 
faiffen.  2)ie  @d^,  ba|  baS  Soncil  etft  \o  fpät  )u 
6tanbe  gef ommen  x%  liegt  ]^au))tf öd^Iid^  on  gfroiu  L 
mm  ^ronfreid^,  )um  2:|eil  aud^  an  Statt  feloft. 
Sunt  erften  9RaIe  fd^rieb  $aul  m.  am  2.  Suni 
1586  ein  allgemeine^  Soncil  auf  ben  SRai  bed 
folgenben  3a|re8  nad^  SRonttta  au8;  bie  pxO' 
teftottifd^en  f^ffirften  2)eutfd^Ianb8  Vereitelten  baS« 
felbe.  %am  berief  er  eS  auf  ben  1.  SRai  1538 
nad^  ÜMcengo,  mu^te  ed  aber  infolge  ber  Streitig- 
leiten gmif^en  Statt  unb  f^frang  lieber  Vertagen. 
3um  britten  SRoIe  berief  er  ed  1542  im  Sinver* 
ftftnbnil  mit  bem  Stax\tt  nad^  Orient  unb  l^atte 
oüä^  bie  gfreube,  eS  am  81. 2)ecember  1545  burd^ 
fcfaie  Segaten  eröffnen  ju  laffen  (f.  b.  Slrt.).  — 
SRit  ber  9(uffaffung  feiner  @telung  l^öngt  ed 
and^  jufammen,  ba|  ?ßaul  lU.  in  ben  Kriegen 
floifd^  bem  (faifer  unb  t$fran!reid^  ftd^  neutral 
ffiüi]  er  fud^te  im  3ntereffe  ber  fird^Iid^en  Sn« 
gdegenl^iten  pifd^en  beiben  gu  Vermitteln.  2)a« 

Sen  unterfinge  er  (farld  Untemel^men  gegen 
niS  (1585);  aud^  gelang  ed  il^m,  einen  ^unb 
nttt  ftarl  Y.  unb  ben  iBenetianem  gegen  bie  dürfen 

5t  @tanbe  gu  bringen,  ^uf  ber  StüdHel^r  von 
unid  fam  Siatl  auä)  nad^  9iom  (5.  ^ril  1586) 
«nb  red^tfertigte  fid^  am  Oftermontag  (17.  Spril) 
ftn:  bem  ^ßa)){te  gegen  bie  von  t^ranj  I.  vorge« 
tcod^ten  ^nfd^ulbigungen.  Spater  verl^anbelte 
fßoul  nod^  breimal  perf önlid^  mit  bem  ff aifer  megen 
oer  ftrd^Ud^n  Slngelegenl^eiten  unb  bed  tjfriebend 
mtt  flfronfreid^,  im  3uni  1588  gu  ^i^a,  tt)o  aud^ 
ber  frongdftfd^e  Jl5nig  ftd^  einfanb,  im  September 

1541  gu  fiucca  unb  im  3uni  1548  gu  iJSuffeto. 
SB  ftorl  im  %  1545  gegen  ben  fd^malfalbifd^en 
Srnib  mit  ben  SBaffen  vorgel^en  mottte,  erbo  fid^ 
ber  ^ßapft  gur  ^ilfeleiftung,  unb  im  Suni  beS  fol- 
goiben  3a]^ed  fam  gioifd^en  beiben  ein  Sünbni^ 
«tf  fed^  9Ronate  gu  Stanbe ;  ber  ^ft  verfpra^ 
ünterfmiung  an  ®elb  unb  12  000  SJiann  gfu^- 
mH  tmb  belviSigte  Unterftü^ung  von  ben  ffird^en» 
cSdxm  in  Spanten;  bagegen  foUte  ffarl  ol^ne 
Cdaubni^  bed  ^apfted  feinen  bem  @Iauben  unb 
ber  ftird^e  nad^tl^eiligen  t^frieben  ober  iBertrag  ein* 
gelten.  2)er  ffatfer  verlebte  ben  iBertrag  fofort 
Sord^  bie  Serfpred^ungen,  föeld^e  er  in  Sad^en  ber 
Sdigion  einigen  dürften  mad^te,  um  fte  von  ben 
Gd^ntoÜalbenem  abgugte^en.  2)ie  t^ül^rung  ber 
pälplfüxä^  Gruppen  übemal^m  $auI3  Snfel, 
OÖtmio  Sfamefe,  ben  fein  99ruber,  ber  Sarbtnal 
Vesonber,  al§  Segat  begleitete.  92ad^  Ablauf  ber 


fed^  aotonote  meigerte  fid^  ber  ^ft  tvegen  ver- 
fd^ebener  klagen  gegen  fforl  (f.  »ergenr5t]|ier  m, 
106 ;  3anjfen  m ,  622),  baS  93ünbni|  ^u  er- 
neuem, moDurd^  eS  gu  einem  luftigen  Sertvärfni^ 
gttifd^en  beiben  lam.  2)iefe8  ftieg  nod^,  als  infolge 
einer  von  bem  SRaildnber  Statt^ter  (Son^aga 
mit  SSortoifjen  beS  ffaif  erS  vorbereiteten  93edd^tt)5- 
rung  ber  laiferfeinblid^e  Sofftt  gkmlS,  $ietro 
Suigi,  in  paceuja  ermorbet  tmtrbe  (10.  Sept. 
1547)  unb  (Son^ogo  bie  Stabt  fofort  im  9tamen 
beS  ffaiferS  befe|te.  2)a}u  fom,  ba|  ffarl  im 
3anuar  1548  in  Bologna  unb  Stom  feierlid^  gegen 
bie  SSerleaung  bed  SoncilS  tmd^  ^Bologna  pro- 
teftirte  unb  im  SWai  baS  3ntenm  (f.  b.  «rL)  Ver- 
fünbete.  S)er  ^ßapft  fud^te  fogar  ^nnöl^erung  an 
tjfrat^eid^.  S)od^  tmtrben  fomobl  tt)egen  pacenga 
afö  aud^  biegen  bed  SoncilS  loieber  Unterl^anb« 
lungen  angefnfipft  Se^tereS  fudpenbirte  ber  Sapft 
im  September  1549.  um  ^iacenja  für  biemrd^e 
mieber  gu  erl^alten,  foUte  fein  Sn!el  Ottavio  baS» 
felbe  mit  Sameritu)  vertaufd^en^  aQein  berfelbe 
weigerte  ftd^  im  ginverftänbni^  mtt  feinem  ©ruber, 
)u  gel^ord^en,  unb  beibe  traten  fogar  mit  ®on)oga 
inißerbinbung.  2)ieffuttbe]^ierVonbrad^  bem  alten 
^ßapfte  bad  ^erj ;  er  ftarb  nad^  furger  ftranfl^eit 
am  10.  9h)Vember  1549,  von  bem  römifd^en 
S3oße  fel^r  betrauert.  ®egen  §einrid^  YIII.  von 
Snglanb  ging  !ßaul  XIL,  entgegen  feinem  93or- 
gönger,  fd^arf  vor ;  er  f  d^eb  on  verf  d^iebene  t^fürften 
unb  fprad^  am  80.  Sluguft  1585  ßscommunication 
unb  SSerluft  beS  SleiqeS  über  il^n  aud ;  bie  Sufie 
tmtrbe  ober  erft  brei  ^a^tt  fpäter  veröffentlid^t. 
S)en  Von^einrid^  einge!er!ertenSifd^of  So^  fjfifi^ 
von  Stod^efter  emantüe  er  )um  Sorbinal.  @egen 
ben  ^roteftantiSmug  in  Italien  fd^ritt  !ßoul  UI. 
entfd^ieben  ein  (f.  b.  3lrt.  Dd^ino).  3lud^  errid^tete 
er  1542  bie  3nqutfition  in  neuer  (Seftalt,  fül^e 
1548  eine  fd^arfe  Süd^ercenfur  ein  uttb  lie|  ein 
iBer^eid^nil  ber  Verbotenen  93üd^er  anfertigen.  S)ie 
Stiftungen  bed  1^1. 3gnatiu3,  beS  1^1.  ^ieron^muS 
3lemiliani,  ber  ^l.  Angela  SWerici  erl^ielten  von 
il^m  il^re  Seftätigung.  3n  9lmerifa  errid^tete  er 
mel^rere  SiStl^ümer  unb  trat  1587  in  mel^reren 
93ullen  für  bie  gfreil^eit  ber  Sttbianer  ein :  alle, 
meldte  f old^e  )u  Stlaven  mad^en  mürben ,  belegte 
er  mit  bem  Sonne.  Slud^  old  |papft  mar  !ßaul  ni. 
ein  eifriger  uttb  bebeutenber  Gönner  von  SBi^en« 
f d^oft  utü)  ffunft ;  bef onberS  auf  bem  ®ebiete  ber 
lejftem  l^errfd^te  imter  feiner  Regierung  in  Stom 
rege  Sl^ötigfeit  6r  begann  bie  S9ef eftigung  SRomS, 
baute  ^alöfte  auf  bem  Ouirinol  unb  gopitol,  im 
SSattcon  bie  Sala  regia.  SSomel^mlid^  bä)iente  er 
fid^  SJlid^el  ^ngelo'8,  ben  er  1585  )um  oberften 
aird^iteften  beS  SoticonS  unb  1547  ber  ^eterS- 
fird^e  emanttte;  berfelbe  malte  unter  il^m  bod  9Belt« 
gerid^t  in  ber  ftjtinifd^en,  !ßetri  iheugtrogung  unb 
^ottli  IBefel^rung  in  ber  poulinifd^en  ffopelle. 
(93gl.  Imago  optimi  Pontificis  expressa  in 
gesüs  Paiüi  UI.,  Brix.  1745;  Raynald,  An- 
naleseccl.  1584— 1549;  ^aOaVicini  ®efd^.beS 
gondlS  V.  Srient,  überf .  V.  ftlitfd^,  «ugSb.  1885, 

52* 


1639 


^anl  IV. 


1640 


f8ud)  3— 11 ;  «anfe,  3)tc  röm.  ppftc I,  156 ff.; 
Sanffen,  ®cfd^.  be«  bcutfc^cn  SSoIfcS  UI ;  ^cfclc- 
^crgcnröt^er,  goncUicn-Ocfc^.  IX,  865—950 ; 
Scumont,  ®ef(^.  bcr  ©tabt  SRom  in,  2,  471  bis 
502.  716  ff.  Sgl.  oud^  bic  Sücratur  in  ben  ^rtt. 
ftarl  V.  unb  bic  beutfd^en  ^rotcftantcn  unb  ßoncil 
öon  Sricnt.)  [aSumt.] 

gjaul  IV.  (1555—1559),  ber  5Rad^foIgcr 
SKarccttuS^  II.,  ]^ic|  öorl^cr  Sol^ann  ^ßctcr  dia» 
raffa ;  er  toar  1476  geboren  unb  1494  an  ben 
pctpftlid^en  ^of  gefommen.  3m  %  1507  tourbe 
er  Sifd^of  öon  gl^ieti  (f.  b.  3lrt.)  unb  ber  Re- 
formator feines  ©iStl^umS ;  fpäter  erl^ielt  er  nod^ 
ba§  ersbiStl^um  Srinbift  (f.  b.  3Irt.).  fieo  X.  fanbte 
il^n  als  9tuntiu3  nad^  @panien  unb  Snglanb,  um 
ein  93ünbni^  gegen  bie  Surfen  gu  ©tanbe  ju 
bringen.  Saraffa  unterftü^e  aud^  feinen  greunb 
^a\ü  Suftiniani  in  ber  Reform  ber  Kamalbu» 
lenfer.  93ei  §abrian  VI.  unb  KlemenS  Vn.  ftanb 
er  in  l^ol^em  ^nfel^en  unb  tt)urbe  Don  beiben  mit 
mel^rfad^en  3lufträgen,  aud^  mit  ber  Reform  beS 
römifd^en  6Ieru§  betraut.  Unjufrieben  mit  ben 
SSerl^ältniffen  am  päpfttid^en  ^ofe,  legte  er  1524 
feine  SQßürben  nieber,  toaS  ber  ^opft  erft  nad^ 
Dielen  Sitten  genel^migte,  unb  ftiftete  mit  bem  1^1. 
Kajetan  ben  3:|eatinerorben  (f.  b.  ärt.).  $aul  in. 
ernannte  il^n  1536  ^um  SORitglieb  ber  Reform« 
commiffion,  bie  bad  ConsiHum  delectonun  Car- 
dinalium  etc.  ausarbeitete,  unb  erl^ob  il^n  in  bem« 
felben  ^ai)xt  am  22. 2)ecember  ^um  Sarbinal  Dom 
Xitel  beS  1^1.  !ßancratiu§ ;  aud^  erl^ielt  @xiraffa  baS 
grjbiStl^um  Reopel,  in  beffen  93eft^  il^n  jcbod^ 
anfänglidö  ftarl  V.  nid^t  !ommen  lic^ ;  julc^t  ttjar 
er  93ijd|of  öon  Dftia.  Karaffa  ttjar  claffifd^  ge« 
bilbct,  beS  ®ried)ijd^cn  unb  be§  §cbräifd^en  funbig, 
ein  tüd^tiger  Sll^eologe,  bcfonber§  ein  ffenner  beS 
\)l  Xl^omoS  öon  ^quin.  @r  fd^rieb  u.  91.  De  justi- 
ficatione;  DeecclesiaeVaticiniis  etejussacer- 
dotum  principatu ;  Notae  in  Aristotelis  ethi- 
cam.  f)aiiptjäd|Iid^  auf  fein  betreiben  erfolgte 
1542  bie  Reuorganifation  ber  römifdien  3nqui« 
fttion,  beren  tptigftcS  TOitglicb  er  ttjurbe.  S)er 
®rud  eine§  Index  librorum  prohibitonim  burd^ 
3o]^ann  be  la  6afa  ju  95cncbig  im  3-  1548  ge« 
\6)a^  nid^t  ol^ne  fein  Sutl^un.  ©d^on  bei  ben 
aOSal^Ien  3uliu§'  III.  unb  SKarcettuS'  II.  i^aüt 
garaffa  9lu§fi^t,  gewählt  ^u  »erben ;  er  gcl^örte 
gu  ben  franjöfifd^en  Kanbibaten,  tt)urbe  aber  öon 
©eiten  be§  ftatfer§  öeüoorfen,  ba  feine  9lbncigung 
gegen  bie  §ab§burgcr  bcfannt  tt)ar.  ®ie  Urfad)e 
für  biefe  ^Ibneigung  bilbctc  bie  fpanifd^c  §crrfd^aft 
in  3talicn ;  jubem  bcfd^ulbigte  Saraffa  ftarl  V., 
au§  fiänbergier  bem  äuffommen  be§  ^roteftan« 
ti§mu§  nid^t  genug  entgegengetreten  gu  fein.  9II8 
bie  Karbinäle  nad^  bem  Xobe  3Karcettu§^  II.  baS 
Kondaöe  belogen,  erflörte  il^m  bcr  ßarbinal  TOen» 
boja,  er  fotte  atte  |)offnung  auf  ba§  $a))ftt]^um 
fal^ren  laffen,  ber  Äaifcr  ttJoUe  il^n  ni(|t.  ©eine 
9Iu§fid^ten  ttjaren  in  bcr  %i)at  fel^r  gering.  Xro^« 
bem  tt)urbe  er  am  23.  SKai  gettJöl^It,  tt)ie  eine  @e« 
Jd^id^tc  ber  Konclaöen  fagt,   ,,bamit  man  bie 


SBunber  ber  S^onclaöen  f el^e,  unb  ime  ®ott  idq^ 
l^aftig  berjenige  ift,  totlä)tt  ben  $apfl  ntad^'  (ifi. 
©ögmüUer,  S)ie  $a))ftma]^Ien  unb  bie  ©tootni 
Don  1447—1555,  Xübingen  1890,  217).  Jte 
ftrengfte  unter  atten  garbindlen  beftieg  in  ^  bn 
pöpftlid^en  Zitron  oI§  ^I IV.  9Ran  liegte  gto^ 
Srtoartungen  öon  bem  neuen  $ap{ie ;  erttar ic> 
feclt  Don  gifer  für  bie  Reform  ber  ftird^,  Vit 
SBicberl^erftcIIung  be§  fot^olifd^en  ©laubenS  mü) 
bie  Re(|te  be§  pöpftlid^en  ©tul^IeS ;  tro|  feinet 
79  Saläre  befafe  er  baS  geuer  ber  SJugenb.  Äet 
er  rannte  feine  Rüdftd^tnal^tne,  unb  e§  fe^e  i^n 
politifd^efflugl^eit.  iBer]^ei|enb  genug  begann  febie 
Regierung.  j,S3ir  Derfpre^en  unb  ft^toören,"  o- 
flärtc  er  in  feiner  erficn  SuIIe,  ^tool^rl^  boför  pt 
forgen,  ba|  bie  Reform  ber  aOgemeinen  ffic^ 
unb  bed  römifdien  ^ofed  bemeitftdiigt  toecbe.' 
©ogleid^  fe^e  er  eine  gro^e  Reformcommifpon 
ein  unb  erlief  am  7.  Suguft  1555  eine  ftxöige 
IBuIle  gegen  bie  ^ärefie.  Selber  ober  fom  ^ßouIIV., 
toaS  man  nid^t  l^ötte  enoarten  f  oQen,  auf  bie  9tiß 
bed  RepotiSmuS.    ©d^on  om  7.  3uni  er^  er 
feinen  Reffen  Jlarl  Saraffo,  einen  burd^  m 
tt)ürbigen  SRenfd^en,  gum  Sorbtnal  unb  gum  Sc 
gaten  Don  ^Bologna  unb  überlief  il^  boO)  bie 
gange  Seitung  ber  ©efd^afte.  Stoti  cmbere  %|fai 
ftattete  er  mit  ©ütem  fpanifd^  geftnnter  9bdH|n 
aud.  Qn  biefen  nepotiftifd^en  Slcnbengen  Be&wgei 
il^n  ]^au))tfäd^Iid^  politifd^e  Rüdftd^ten,  befonbexl 
feine  gro^e  Sibneigung  gegen  bie  f^abdburgec.  fx 
tt)urbe  ni^t  mübe,  in  &)n^ftorien,  9(ubiengen  ink 
^Priöatgefpröd^cn  Äarl  V.  unb  ^l^ilip»)  IL  jjn 
tabeln,  unb  in  feinem  Reffen  Jlarl,  ttcl^  ^ 
öon  ftarl  V.  pcrf önlid^  belcibigt  glaubte,  meinte  o 
ein  geeignetes  SQSerfjeug  gur  SuSfül^rung  feiot 
$Iäne  gu  finben,  bie  auf  nid^tS  9lnbere§  alS  Sfc 
feitigung  oer  fpanifd^en  ^crrfd^aft   in  9^ 
l^inauSlicfcn.    ©d^on  am  15.  S)ecember  1555 
fd^Io^  er  ein  93ünbni^  mit  gronfreid^,  twriUJeB 
nad^  ^bjug  einiger  ©cbictc  für  bie  gomilie  fe» 
raffa  Reapel  unb  ebenfo  Wailanb  jufaüen  folto. 
unb  am  RcuJal^rStagc  ernannte  er  feinen  Sleflen, 
ben  ®rafen  Don  ^ontorio,  ^um  grelbl^auptman 
ber  ßird^e.  SlIS  gtanfrcid^  am  3.  gebruor  1556 
mit  ©panien  ben  SQSaffcnftillftonb  Don  SSoucelW 
fd^Io^,  reisten  bie  garbinöle  Rebibo  unb  Sorafla 
an  bie  beiben  |)öfe,  um  über  einen  befimttoen 
gfrieben  unb  SEßieberberufung  be§  6oncil8  m 
Orient  nad^  Rom  gu  Dcrl^anbeln.   goraffo  jebo^ 
ttjufete  bei  §cinrid^  n.  baS  SSerf  pred^cn  gur  SSieber« 
aufnal^mc  ber  gciubfeligf eiten  unb  jur  ^ilfdeiiiiag 
on  ben  $apft  gu  ertoirfen.  kleinere  SSertmdhmga 
ergaben  ftd^  bei  biefcm  ©tanbe  ber  3)inge  boD)  wi 
felbft ;  unb  als  man  bei  einem  fpanifd^n  Stfuria 
ein  ©d^reiben  beS  fpanifd^cn  Agenten  in  3bm  « 
ben  95ice!önig  in  Reapel,  ben  f)ergog  Don  3Üba, 
Dorfanb,  ba§  biefen  jum  Singriff  auf  benflirÄff« 
flaat  aufforberte,  lie^  ber  ^opft  am  27. 3uli  1556 
im  öffentlid^cn  Sonfiftorium  gegen  fforl  V.  loö 
^l^ilipp  n.  ben  ^roge^  tt)egen  SScrlc^g  Iw 
SeldenStreuc  eröffnen.  ®arauf  begann  SUbo  tm 


1641 


«Paul  IV. 


1642 


Arieg  unb  filierte  il^n  jUKir  flegteid^ ,  aber  mit 
gCD|er  Sutfldl^Itung,  tDäl^reno  bie  SRimfter  $]^i- 
Ii)))>8  in  @))(mien  gegen  bie  JKrd^e  9leprenaUen 
aitttbten«  3m  gfrül^Iing  1557  fam  fronaöftfc^e 
IIiiterfiü|ung,  enong  aber  !eine  Stf olge  unb  ttorb 
nod^  ber  9liä>erlage  ber  t^fronsofen  bei  @t.  Ouentin 
(10.  «uguft  1557)  toieber  abberufen.  3ttba  rüdte 
Snbe  Sugujl  bis  t)or  Stom,  50g  aber  balb  lieber 
06,  o)^  bie  @tabt  anntgreifen.  2)urd^  iBermitt- 

aoon  Sfloren)  unb  SSenebig  mürbe  am  9.  @e))« 
r  gu  EaDe  bei  ^aleftrina  grieben  gef d^Ioffen. 
%n  ^ßapft  na^m  $l^ili))p  U.  al§  gel^orfamen 
So^  on  unb  t)er{))rad^,  Don  bem  !Bütü)ni^  mit 
^nmlreid^  jurüdf gutreten  unb  neutral  %\x  bleiben ; 
bosegen  mürben  i|^m  aUe  Don  ben  Spaniern  be» 
f4^  ®ebiete  gurüdgegeben,  unb  SIba  fam  felbft 
m^  Stom,  um  Slbfolution  p  erbitten.  9la(i^  bem 
^eben  nal^m  baß)  ber  Sinffu^  ber  pöpftüd^en 
mpotm  ob.  ^13  ber  Srnbinal  Saraffa  Don  einer 
Seife  nad^  Srüfjel,  mo  er  in  perfönlid^er  Unter- 
bonobing  mit  Ißl^ili))))  ü.  ®elb  unb  Sanb  für 
^iite  Sf^nnilie  gu  erlangen  gel^offt  l^atte,  nur  W\%* 
ecfolae  mitbrad^te,  fan!  bie  SDleinung  bed  ^fte§ 
iMm  feiner  ©efc^icflid^feit.  6§  gelang  feinen  S^eg» 
netn^  ®e]^dr  beim  ^pfte  )u  finben,  unb  als  biefer 
Rd^  ))er{5nlid^  Don  ber  Jlid^tsmürbigf eit  ber  anberen 
oeibm  Steffen  überzeugt  l^atte,  Derbannte  er  jie  am 
27. 3onuor  1557  gang  Dom  §ofe ;  nur  fein  (Öro^- 
nfffe  Slfond  Saraffa,  ben  er,  nod^  nid^t  18  Saläre 
dtt,  am  2.  ^l))ril  1557  jum  Sarbinal  ernannt 
l^foiat,  übrigens  ein  eifriger  unb  frommer  3Kann, 
bitifte  bei  i|m  bleiben;  ben  brei  erften  mürbe  Don 
^|Hud  rv.  ber  gSroge^  gemad^t  (Dgl.  ben  Slri.  9le- 
potlSmuS  ob.  184).  —  S)en  britten  §ab§burger, 
ben  beutfd^en  ff önig  f^erbinanb,  entfrembete  fid^ 
^ßaul  IV.  gleid^  baburd^,  ba|  er  il^n  megen  beS 
fbtgSburger  9leiigion§friebenS  l^eftig  tabelte  unb 
lejftem  für  ungültig  erflorte.  5W8  ftarl  V.  bie 
Amfermürbe  nieberlegte,  imb  bie  ffurfürften  am 
24.  TOörj  1558  gerbinanb  mäl^tten,  erflärie  ber 
Sfl^if}  SeibeS  für  ungültig,  ba  ein  SSergid^t  auf  bie 
mtferfrone  nur  in  bie  ^önbe  beS  ^apfteS  ge* 
fd^e^  !5nne;  ben  ©efanbten  tJr^binanbS  na$m 
cc  irid^t  an.  —  93ei  meitem  fd^Iimmer  erging  eö 
mit  Snglanb.  Sm  3uni  1555  maren  ©efanbte 
aus  Snglanb  gefommen,  meldte  bie  Untermerfung 
McM  SanbeS  unter  ben  ^ßapft  anjeigten.  ^aul  IV. 
fmerte  aber  bie  Siüdfgabe  ber  geiftlid^en  @üter, 
'  meld^  3uliu8  in.  im  Sntereffe  ber  SRürf- 
ig  beS  £anbeS  gum  ffatl^oIiciSmuS  Der^id^tet 
\,  nol&m  bem  Karbinal  $oIe  (f.  b.  3lri.),  bcffen 
il^m  Derböd^tig  fd^ien  unb  ben  er  fd^on 
WS^/a  l^etifd^er  ^nfid^ten  befd^ulbigt  l^atte,  bie 
iBegotenmürbe  unb  rief  i^n  nad^  S^om,  um  i^n  Dor 
Me  3nquifttion  %yx  ftetten.  ^IS  Slifabctl^  bem 
ftopfte  il^  3:^onbefteigung  anzeigte,  antmortete 
er  ii^,  fte  fei  iUegitim  unb  l^abe  fein  ä^ed^t  auf  ben 
Z^on.  —  9lud^  mit  $oIen  Dcrfeinbcte  er  fid^.  ®ie 
Bttten  @igmunbS  II.  Don  $oIen  um  ©enel^mi- 

ßg  eines  9lationaIcondlS,  ber  fiiturgie  in  ber 
bedfprac^e,  ber  SluStl^eilung  ber  gommunion 


unter  beiben  ©eftalten,  ber  Ißriefterel^e  mieS  er 
)urüd(  imb  fanbte  einen  9luntiuS  nad^  $oIen. 

9tad^  ber  iBertreibung  ber  92epoten  manbte  fid^ 
$aul  faft  auSfd^Ue^Iic^  geiftU^en  S)ingen  ^u. 
t$ür  bie  älngelegenl^eiten  beS  ftird^enftaateS  fe^e 
er  bie  ^Kongregation  del  buono  govemo  ein;  er 
felbft  befaßte  fid^  eifrig  mit  ber  SReform  unb  erlief 
eine  gro^e  Snjal^I  Don  S)ecreten  gur  ^bftettung 
Don  ^i^bröud^en,  fo  ba^  er  ftd^  rül^men  fonnte, 
eS  Dergel^e  fein  Sag  ol^ne  einen  6rla^  ^ur  9leform 
ber  ilird^e,  unb  ba^  er  auf  einer  SKebaille  bar» 
geftcttt  mürbe  als  Sl^riftuS,  mie  er  mit  ber  ®ei|el 
ben  Sempel  fäubert.  SSiele  feiner  Slnorbnungen 
pnb  nad^l^er  in  bie  ffiecrete  beS  KondlS  Don  Orient, 
für  beffen  9teuberufung  nad^  9lom  er  ftd^  aud^  1559 
mieber  bemül^te,  übergegangen;  mel^rere  mu|te 
allerbingS  fein  92ad^foIger  IßiuS  lY.  aufgeben 
ober  milbem.  $aul  felbft  gab  burd^  fein  fieben 
ein  l^erDorragenbeS  99eifpiel,  baS  nid^t  ol^ne  Sin« 
flu^  auf  ben  §of  blieb,  ©en  ©otteSbienft  lie^ 
er  mit  großer  ^rad^t  feiern.  3lm  meiften  aber  ift 
^aulS  IV.  Sfätigfrit  ber  Snquijition  ju  gute 
gcfommen.  3)en  ©ijungen  berfeloen  mol^nte  er 
mit  ^intanfe^ung  anberer  ©efd^öfte  regelmäßig 
bei,  ermeiterte  il^re  93efugniffe  unb  ließ  1557  einen 
Index  librorum  prohibitorum  brudfen,  ber  aber 
Dor  ber  IBeröffentlid^ung  nod^  ^urüdge^ogen  mürbe 
(Dgl.  b.  airt.  3nbej  VI,  650).  ©elbft  ben  Earbinal 
aWorone  (f.  b.  9lrt.)  lie^  er  megen  SSerbad^t  ber 
§ärefte  Dor  bie  3nquifition  bringen  unb  gefangen 
fejen.  Sud^  fonft  mar  er  gegen  bie  ßarbinöle  oft 
rürfftd^tSIoS,  nid^t  minber  gegen  bie  fürftlic^en 
©efanbten.  Ueber  bie  $a^)ftmalöl  erlief  er  gmei 
SuEen:  am  16.  ©ecember  1558  bie  SuHe  Cum 
secundum,  burd^  meldte  Unterl^anblungen  über 
eine  fünftige  SBal^I  nod^  ju  Sebjeiten  beS  ^apfteS 
Derboten  mürben ;  am  15.  Qfebruar  1559  bie  SuHe 
Cum  ex  apostolatus  officio,  burd^  meldte  ben 
ber  §ärefxe  unb  beS  ©d^iSmaS  fd^ulbigen  Sarbi» 
nölen  baS  actioe  unb  pafftDe  SQSal^Ired^t  entzogen 
mürbe ;  bie  le^tere  93eftimmung  bel^nte  ^aul  burd^ 
®ecret  Dom  6.  SKär^  aud^  auf  bie  bloß  in  Unter- 
fud^ung  befinblid^en  Karbinäle  aus.  ^aul  IV. 
errid^tete  femer  bie  §ierard^ie  in  ^Belgien  unb 
3nbien  (f.  b.  Slrtt.).  gr  ftarb  am  18.  Sluguft 
1559.  Seine  Regierung  mar  feine  glüdtlid^e;  ben 
grmartungen,  meldte  man  auf  il^n  fejen  burfte, 
l^at  er  menig  entfprod^en.  93eim  römifd^en  SSoIfe 
mar  er  infolge  ber  ÄriegSbrangfalc,  ju  benen  am 
27.  (September  1557  nod^  eine  große  Siberüber- 
fd^memmung  fam,  fo  Derl^aßt  gemorben,  baß  nod^ 
Dor  feinem  Sobe  in  ber  ©tabt  große  Unrul^cn 
auSbrad^en,  bei  benen  aud^  bie  ©tatue,  meld)e  mau 
il^m  im  9lnfang  feines  iJJontificateS  gefegt  l^atte, 
jerftöri  mürbe.  §eimlid^  mußte  mon  feine  fieid^e 
am  ^benb  beS  19.  «uguft  beife^en.  (95gl.  Ca- 
raccioK,  De  vita  Pauli  IV.  etc.,  Colon.  1612; 
Bromato,  Storia  di  Paolo  IV.,  Ravenna  1748 
sino  1753,  2  toU.  ;  Pallavicino,  Istoria  del 
Conc.  di  Trento,  lib.  13  e  14;  Raynald,  An- 
nales ad  a.  1555  sqq. ;  9tanfe,  S)ie  römifd^en 


1643 


«Poul  V.  —  ^aula,  bie  f^l 


im 


köpfte,  ®cfammcIteS5Bcr!cXXXVn,  183—205 ; 
Duruy,  Le  Card.  Carlo  Caraffia,  Paris  1882; 

tcrgcnrötl^er,  Äird^engefd^.  m,  3.  auK.,  245  ff.; 
•ägmüHcr,  ®ic  ^opfttoal^Ien  u.  f.  to.  [f.  o.],  14  ff. 
210  ff. ;  S)crf.,  ©ie  ^ftttaPuDen,  Sübütflen 

1892  36 42.) 

ipoul  V.  (1605—1621)  tourbc  am  16.  SWai 
1605  als  92ad^foIger  Seo'8  XI.  gettäl^It.  Sr  l^te^ 
Dorl^er  SamiQo  99org]^efe,  iDor  1550  in  Siom  ge« 
boren,  l^atte  in  !ßerugia  unb  ^ßabua  ^uridprubeng 
ftubirt  unb  ftd^  bann  ber  SbDocotur  gettibmet. 
2)arauf  mar  er  Sicelegot  in  ^Bologna  gemef  en  unb 
1596  )um  Srnbinal  erlauben  toorben;  gule^t  be- 
fleibete  er  bie  @telle  eined  pa))ftli(i^en  IBicarS  in 
9fa)m  unb  geno^  gro^ed  ^nfel^en.  3u  Anfang 
feines  ^ontificatS  lie^  Ißaul  V.  fofort  bie  unter» 
brod^enen  SSerl^anblungen  über  bie  SBirffomfeit 
ber  @nabe  lieber  aufnel^men  unb  fd^Io|  biefelben 
am  28.  «uguft  1607  (f.  b.  9lrt.  Congregatio  de 
auxilüs  m,  913  ff.).  Strenge  l^ielt  er  atö  ^ft 
an  ben  Siedeten  bed  pöpftlid^en  ©tul^Ied  feft.  2)ie^ 
brad^te  il^n  balb  mit  Senebig  in  l^eftigen  Sonpitt, 
bei  meld^em  e§  ftd^  in  le^ter  fiinie  um  bie  gegen« 
feitigen  Sted^te  t>on  @taat  unb  Jhrd^e  l^onbelte. 
2)ie  Senetianer  gogen  ben  Sel^nten  Don  ben  Jhrd^en» 
gutem  ein,  beftraften  entgegen  bem  Privilegium 
fori  ©eiftlid^e,  bie  fld^  gegen  bie  ®efe|e  ber  Sfte« 
publif  öerfel^It,  unb  erneuerten  mel^rere  fird^en» 
feinblid^e  ^efe^e,  burd^  meldte  ber  Jhrd^e  bie  Sr« 
toerbung  öon  ©runbftüdten  unterfagt  unb  bie 
Srrid^tung  Don  Jhrd^en  Don  ber  ©enel^migung 
ber  toeltli^en  Sel^örbe  abl^öngig  gemad^t  tt)urbe. 
®er  $apft  öerlangte  bie  Surücfnal^mc  btcfer  @e» 
fc^e  unb  bie  £o§Iaf|ung  jtocier  öer^afteten  ®eift« 
li^en,  unb  al§  bie^  Demcigert  tt)urbe,  berl^öngte 
er  am  17.  ^ril  1606  Sann  unb  unterbiet  über 
SJenebig.  ®er  ©eroit  ©orpi  (f.  b.  5lrt.)  öertbci« 
bigte  bie  SRepubUf  unb  ermunterte  jum  SQßiber» 
ftonb.  ®er  6Ieru§  trat  auf  bie  ©eitc  ber  9le})ublif 
unb  beobaditetc  bie  })äpftlid|en  ®ecrete  nid^t;  nur 
bie  Sefuitcn,  Sl^eatiner  unb  ffopujiner  l^ielten 
jum  ^apfte  unb  mußten  bc^l^alb  ba§  öcnetianifd^e 
(Scbiet  Derlaf Jen.  6§  toäxt  gum  Äriegc  gefommen, 
wenn  nid^t  §cinrid^  IV.  öon  gwnfreid^  unb 
^^Jljilipp  in.  öon  Spanien  einen  toenigftenS  äu^er- 
lid^en  grieben  oermittelt  l^ätten.  ®ic  SSenetianer 
fuSpcnbirten  bie  oben  ertoäl^nten  ©cfe^c,  ber  $apft 
i}ob  am  22.  SKärj  1607  bie  ßenfuren  auf;  nur 
bie  Scfuiten  ttjurben  öorläufig  nid^t  ttjieber  ju« 
gelaffen  (ögl.  aud^  b.  ^rt.  33eUarmin).  —  ®er 
SnttoidCIung  ber  Singe  in  ®eutfd^Ianb  ttjanbte 
^aul  V.  rege  ^ufmcrffamfeit  ju.  gr  fud^te  ben 
3tt)ift  im  öftcrreid^ifd^cn  §aufe  jtoifd^cn  ben  beiben 
Srübem  JRuboIf  II.  unb  TOattl^ioS  beizulegen,  er» 
mal^nte  ftaif er  SRuboIf  unb  bie  fatl^oUfd^en  Surften, 
ben  9lnfd^lägen  ber  ^rotcftanten  entgegenzutreten 
unb  gemäfe  ben  (Sntfd^eibungcn  beö  ftammer» 
gcrid^te§  bie  Südfgabe  ber  ffird^engüter  burdi« 
5ufe^en.  dagegen  magte  er,  burd^  ©rol^ungen 
fjran!rcid^§  cingefd|üd|tcrt,  nid|t  in  bie  jülid^= 
cleoefd^e  ^ngelegenl^eit  einzugreifen  unb  bie  fatl^o» 


lif d^e  Siga  tl^atfröftig  )u  mtterßü|en,  f onbem  fie| 
ftd^  nur  )u  bem  fßt^pxtä^  ^ixbA,  monoül^ 
8000  @ulben  an  bie  93unbe3fafTe  gu  gol^Ien.  ecine 
Semfil^ungen  im  beginn  beS  ^afpc^  1618,  eim 
allgemeinen  99unb  ber  Sl^riftenl^eit  gegen  bie  tMoi 
)u  @tanbe  gu  bringen,  fd^Iugen  fel^L  9IS  bann  ber 
SOjöl^rige  Jhieg  auSbrod^,  fud^te  er  Sconbeid) 
zum  Eintreten  für  baS  ^ouS  fyiiSbm^  ^  ge- 
winnen, bemül^te  ftd^  für  bte  SSküjli  gferbtnanbS  E, 
Zal^Ite  i^m  monatlid^  10  000  (Sulben  ^ilfd^bei 
tmb  gab  feine  Suftimmung  )u  ber  am  28.  Sbd 
1620  oon  gferbinonb  erlaffenen  Stefolution,  gemol 
Weld^er  ber  ffaifer  bie  ber  %ugdburger  iSxn^^lfm 
Zugetl^anen  @tünbe  in  ber  Uebung  berfeTben  b^ 
laffen  mollte,  mie  er  fte  beim  Sobe  feines  Sop 
göngerSöorgefunben.  3)ieSeifiungbe8oon3acoiL 
oon  Snglanb  ben  (fatl^olifen  feines  SonbeS  obMp 
langten  Sibed  öerbot  $aul  Y.  unter  Strafe  ber 
(Sicommunication  (ögl.  93ette81^eim,  iKrd^engef(^ 
ö.  ©d^ottlanb  H,  SKaina  1883,  239). 

®ro^  unb  erfolgreid^  mar  !ßaul§  Y.  gkmtifkot 
auf  geiftlid^em  ©ebiet  burd^  bie  gföitmiig  ber 
nm  entftanbenen  ©enoffenf duften:  ber  Smigre» 
gation  bed  Oratoriums  3efu  (1611  gefüftetimi 
^eter  »erulle  [f.  b.  Slrt.]),  ber  ref ormirten  (SPn* 
cienfer,  ber  @alefmnerinnen,  beS  öon  Sufom  ge- 
ftifteten  SercinS  zur  grtl^eilung  ber  d^ftü^a 
Seigre,  ber  Snnunciaten,  ber  ^iariften.  Haä^  für 
bie  SJhffionen  in  Oftinbien  unb  S^tna  trat  er 
tl^ötig.  ®ie  SSerbinbung  ber  ÜRaroniten  imb  bet 
unirten  ätutl^enen  mit  bem  at)oftolif(l^  @tn|l( 
tonnte  er  burd^  geeignete  Sugeftönbniffe  gu  be^ 
feftigen;  aud^  ber  neftorionif^e  aiatriard^  ßlioSE 
legte  ba§  fotl^olifd^e  ©lauben^oefenntni^  ab.  — 
®ie  ffunft  fonb  in  $aul  V.  einen  »armen  ^ 
berer.  ©uibo  Seni  ttjar  fein  Siebling ;  ^ßaul  V. 
öoQenbete  ben  Ouirinal  unb  bie  ^eterStird^  in 
il^rer  ie^igen  ©eftalt  burd^  93au  beS  fiongl^feStnib 
ber  tjaf jobe;  aud^  öcrbonft  i^m  bie  ©tabt  bie  SBo« 
berl^crftettung  ber  augiiftifd^^trajanifd^en  SBojjer- 
leitung  al§  3Icqua  ^aola.  gr  ftarb  am  18. 3fl" 
nuar  1621;  fein  9lad^f olger  toor  ©regor  XT. 
(SSgl.  5Ran!c,  ®ie  römifd^en  ^ä|)fte  II,  (^.SBerie 
XXXVm,  210  ff. ;  t)crgenröt]^er,  ffird^oj^ 
m,  3.  3Iufl.,  270  f. ;  ftlopl),  ®er  SOjäl^r.  Ätieg 
I,  $abcrbom  1891,  pass.)  fSBurm.] 

"^ant,  SSinccnz  be,  f.  95incentiu§  öon^onL 
'^aitto,  bie  1^  I. ,  bie  be!annte  ©c^üIeriÄ  be! 
1^1.  ^ieron^muS  (f.  b.  2lrt.) ,  ftammte  au§  ollm 
römifd^en  ©efd^Ied^te  unb  tourbc  mit  bem  reiben 
unb  öomel^men  SRömer  XojotiuS  öermol^It,  ben 
fie  öier  Söd^ter  unb  einen  ©ol^n  gebar :  SIepo, 
^aulina,  guftod^ium,  Shifina  unb  SojotiuS.  Wi 
Sungfrau  unb  ©attin  burd^  SReligiofüät  lab 
ff eufdjl^cit  ausgezeichnet,  zog  fie  nad^  bemSobei^ 
©cma]^I§  il^r^erz  öonaüenirbifd^en  Singen  ob  uri) 
trod^tete  einzig  banad),  ftd^  burd^  SBerfe  ber  Sufe^ 
grömniigfeit  unb  Siebe  für  ben  §immel  reif  p 
mad)cn.  ®ie  Firmen  l^atten  an  i^r  bie  mol^Itl^ötigPe 
TOutter ;  fie  fud^te  bie  ffranfen  auf,  fie  gu  tri^ 
unb  zuuntcrftü^en;  armen  SBerftorbenenfanbttjie 


$aula,  SftQtij  Don  —  ^auHcianer. 


1646 


naeloftnber ;  [a  fte  überfd^ritt,  toxt  ^ieron^- 
tßoÜ  fogt  in  fiiebiedgaben  bad  Ne  quid  nimis, 

ober  bofür  @runbe  an,  tueld^  il^rem  ^ergen 
mod^n.  3m  3.  382  fyiiit  fte  bie  gfreube, 
[.  £))i))^Qntu8,  ber  mit  anbem  Sifd^öfen  in 
d^  Slngelegen^eiten  nad^  Stom  gu  ^ßopfi 
ifuS  L  gefommen  tDor,  in  i^rem  ^aufe  }u  be- 
rgen unb  ben  l^eiligen  93if d^of  $ouIinud  t)on 
d^ien  öfter  befud^en  gu  bürfen.  9118  &ie- 
tuS  Stom  Derloffen  l^tte,  um  ben  Söfter- 
n  3U  entgelten,  folgte  il^m  aud^  ^ßoula  mit 
£od^ter  ßuftoc^ium  in  boS  l^eilige  Sonb  nad^, 
(m  ^  Dorl^er  ben  größten  %i^  il^red  93er« 
td  an  \fyct  übrigen  jlinber  abgetreten  l^tte. 
gon^e  ^eife  ttxn:  eine  fromme  ^ßilgerfa)^; 
glid^  S^  ätnifalem  unb  gu  ^tüfit^tm  bezeugte 

ollen  l^eiligen  @tätten  bie  imtigfte  Snbod^t. 
l^eüige  Seben  ber  Sin{tebler  in  ^tffipim, 
i  fte  Don  ^oftina  au8  eine  (ur}e  Steife 

^  8<>9  fi^  f^  f^^^  <^i  ^^  nur  bie  Se^nfud^t, 
ben  im  ©ebbten  Sonbe  pjubringen,  fte  l^in« 
onnte,  fid^  ben  ^eiligen  in  äleg^ptenS  äBüften 
d^Ue^en.  92ad^  ^iSetl^lel^em  }uräd(gef el^rt,  lebte 
it  Suftod^ium  brei  3o^te  in  einem  Reinen 
I  unb  ftiftete  ein  9JUnd^§>  unb  brei  Stonnen* 
'.  ©ie  felbft  fül^rte  über  bie  5RonnenHöfter 
(orftanbfd^aft  unb  erl^ielt  burd^  eine  tt)eife 
tg  eine  trefflid^e  3ud^t.  S)er  ^falmengefang 
n  ber  grül^e,  jur  %tt^,  ©ejt,  9Jon  unb  SKitter» 
ftatt,  nee  licebat  cuiquam  sororum  igno- 
psalmos  et  non  de  scripturis  sanctis 
die  aliquid  discere.  S)ie  fiefung  ber  l^eiligen 
ft  pflegte  fte  mit  bem  größten  gleile ;  ber 
eron^muS  mu^te  il^r  bog  Sllte  unb  bod  92eue 
ment  erflören,  unb  fte  lernte  mit  Suftod^ium 
bie  bebröifd^e  Spxaä^t,  ita  ut  psalmos  he- 
e  caneret  et  sennonem  absque  ulla  la- 
linguae  proprietate  personaret.  Snjeber 
biente  il^  bal^er  oud^  bie  ff enntni^  ber  ^tx* 
@d^rift  jur  Sendete  unb  @törfung  il^red 
S,  unb  mit  @d^riftftellen  bemoffnet  ertrug 
>iilbig  il^re  @egtier  ober  mied  ^e  mit  paffen» 
inttoorten  ab.  3m  allgemeinen  fagt  §iero» 
dOoni^renSugenben:  Si  cuncta  corporis 
nembra  verterentnr  in  b'nguas  et  omnes 
humana  Toce  resonarent,  nihil  dignum 
AB  ac  venerabilis  Paulae  virtutibus  di- 
1 ;  im  ©injelnen  l^ebt  er  befonberS  il^re  ®e« 
il^ren  93u|geift,  il^re  ffeufd^l^cit,  ©ebulb, 
)^fügfeit,  aSol^Itl^ötigreit  ^eroor.  ^aula 
im  3. 404.  SSci  i^rem  lobe  maren  Sifd^öfe, 
[Jriefter  tmb  3Kön^e  ontocf enb,  unb  bie  erften 
ife  ^Iäftina'8  trugen  il^rc  Seid^e  gur  Shil^e 
ffird^e,  meldte  über  ber  ®eburt§ftätte  g^nfti 
:  toorben  mar.  —  Ueber  ^ßauIa^S  3:öd^ter 
[a  unb  euftod^ium  f.  b.  2lrtt.  Sie  britte 
n,  ^ulina,  mar  an  ben  römifd^en  Senator 
iwd^iuS  (f.  b.  9lrt.)  öerl^ctrotet,  ber  nad&  il^rem 
bie  loga  beö  Senator^  mit  bem  ÜJlönd^S- 
tbe  Oertaufd^te.  ^ula'3  @o]^n  2:osotiug 
tnt  oon  ^ieron^muS  gefeierte  Sota  gur  ®e« 


mal^Iin  unb  erl^ielt  bon  il^r  eine  Xod^ter,  Ißoulo 
junior,  für  beren  Srjiel^ung  ^ieron^muS  ben  93rief 
(Ep.  107)  an  Sdto  über  d^ftlid^e  (Sraiel^ung  f  d^rieb. 
(iBgl.  Hier.  Ep.  [108]  ad  Eustochium;  AA. 
SS.  BoU.  Jan.  H,  711  sqq.)         [©d^röbl.] 

^aulüf  Sfron)  oon,  f.  gfrong  t)on  jßoula. 

^antaneXf  1.  SRinimen,  f.  gftonj  oon  $aula; 
2.  93amabUen,  f.  b.  9rt ;  3.  Sinftebler  beS  l^ei- 
ligen  gkmIuS,  f.  b.  %:t.  ein{iebler,  n.  37. 

^anßatiifteii,  f.  $aulu8  oon  Somofota. 

^anRdann  l^ei^t  eine  im  7.  3Ql^r]^unbert 
]^en)orgetretene  l^äretifd^eSecte  in  ber  morgenlönbi« 
fd^en  Jhrd^e,  meldte  bei  ben  Wotl^olifen  bed  Sbenb« 
tanbeS  ein  gro^ed,  gon}  ungered^tfertigted  3nter« 
effe  l^orgerufen  1^.  39tan  lonnte  il^rem  9lamen 
lange  Seit  ^inburd^  mamtigfod^  S^mpotl^ien  ent- 
gegenbringen, meil  man  fid^  oon  i|rer  @efd^id^te 
nur  ein  unbeutlid^ed93ilb  gu  enttoerfen  t)ermod^te. 
2)ie|  ift  j[e|t  onberS  gemorben,  nad^bem  burd^  bie 
oerbienftooue  @d^rift  beS  Sbfd^mio^iner  9(rd^i- 
bioconuS  ffarapet  Zer-aßfrttfd^ian :  ^2)ie  IßouU- 
fioner  im  b^gontinif  d^en  ffoiferreid^e  unb  t)ermanbte 
fe|erifd^e  ßrfd^einungen  in  Armenien,  Spg.  1893", 
}unäd^ft  über  bie  OueUen  gur  ©efd^id^te  ber  @ecte 
neued  Sid^t  verbreitet  morben  ift.  Stomentlid^  bürfte 
bemiefen  fein,  ba^  ber  öltefte  unter  ben  befonnten 
gried^ifd^en  OueSen-Sd^rtftftellem  ^etrud  ^egu« 
menud  ift  (cäi  Appendiix  ad  Petnim  Siciuumy 
ed.  Gieseler,  Gotting.  1849),  ber  l^öd^ft  mal^r« 
fd^einlid^  in  ber  erften  ^fte  beS  9. 3<i^4unberi8 
fd^rieb,  unb  nidbt,  toie  mon  bis  bal^in  meinte,  ber 
9)l5nd^  ®eorg  t^amartoIuS  (f.  b.  Sri. ;  ein  9lad^- 
brudC  ber  Ausgabe  Don  9)hn:alt  fielet  bei  Migne, 
PP.  gr.  OX,  41  sqq.),  ba|  Unterer  öielmel^r  feiner 
(S^ronif  bie  @d^ft  bed  ^egumenen  giemlid^  möri« 
lid^  rimierleibt  l^ot;  ba|  femer  ber  SBerid^t  beS 
^l^otiud  über  bie  ^aulidaner  (LL.  4  c.  Manich., 
bei  Migne,  PP.  gr.  CII,  15  sqq.),  toie  er  un§  oor- 
liegt  nur  jum  Sl^eil  oon  bem  gelel^rien  ^triard^en 
l^errül^ri,  ba^  biefer  Xl^eü  ber  @d^rif  t  nur  SBeniged 
ben  92ad^rid^ten  bed  ^egumenen  l^insufügt,  unb  ba| 
enblid^  ^etrud  @iculu8,  ber  3eitgenoffe  beS  ^ßl^o« 
tiu8,  ni^t  ber  S3erfaffer  ber  unter  feinem  5Ramen 
gel^enben  @d^rift  Historia  Manichaeorum  (ed. 
Gieseler,  Gotting.  1846,  tmb  bei  Migne,  PP.  gr. 
Orv,  1246  sqq.)  ift,  biefe  öielmel^r  ben  ertoeiterien 
!ß]^otiu8  }ur  @nutblage  fyit  %m  bie  ©efd^id^te 
ber  ^ulicioner  fommen  femer  in  Setra^t  %fyto* 
pboited  Sonfe^r  mit  feiner  }toifd^m  810  unb  815 
gefd^riebenm  Xpovo7pa<p(a  (neue  frii  SluSg.  oon 
Stall  be  SSoor,  2ei|)j.  1883—1885,  2  93be.)  unb 
beren  Sfortfe|ung  in  6  93üd^em  (SluSgabe  Sefferd 
im  Sonner  Corpus  [1838],  bei  Migne,  PP.  gr. 
CIX,  19  sqq.),  bie3eit  öon  813—961  bel^nbelnb. 
S)ief e  gfortf e^g  bmu|t  olS  OueOe  bie  4  SBüd^er 
ff  önigdgefd^id^tm  t)on  ©eneftuS  (jmifd^m  945  unb 
959),  ber  oxiS  einer  bomel^men  ormenifd^m  gfo« 
milie  ftammte  unb  iebmfall§  oon  feinem  S3ater^ 
einem  l^ol^  ^Beamten  am  ^ofe  SJUd^elS  HL, 
borgugStoeife  bie  ffemttni^  ber  Don  il^m  erjöl^tten 
Segebenl^eitm  l^e.   92immt  man  nod^  ]^iti)a 


1647 


^ßaulicianer. 


1648 


Joannis  Ozniensis  Oratio  c.  Paulic.  (nad^  718; 
ed.  Aucher,  Venet.  1884),  bie  Ponnula  recep- 
tionis  (bei  Tollius,  Insignia  itinerarii  ital., 
Traj.  ad  Rh.  1696, 126  sqq.),  Euthymii  Zigab. 
Panoplia  dogm.  tit.  24. 25  (bei  Migne,  PP.  gr. 
OXXX,  1189  sqq.)  unb  Anna  (Jomnena'S  'AXe^tac 
(DoHcnbet  1148),  bie  Seit  öon  1069—1118  um- 
faffenb  (bei  Migne,  PP.  gr.  CXXXI,  91  sqq. ; 
neue  Aufgabe  Don  3t.  Sfteifferfd^eib,  2t\p^,  1884), 
jo  l^abcn  toir  baS,  waS  an  Duettenmaterial  Se» 
beuhmg  "^at,  öenannt.  Mein  bie  Unterfud^ungen 
fforctpetg  l^aben  mond^eS,  tt)o8  feit  ben  älrbeiten 
t)on  gngel^arbt  (in  SBiner  u.  (Sngell^arbt,  5Reue8 
ftitif^eö  3oumaI  1827),  Don  ®ie{eler  (in  ben 
Sl^eologifd^en  ©tubien  unb  ftritifen  1829)  unb 
t)on  SBinbifd^mann  (in  ber  [Süb.]  S^eologifd^en 
Quartalfd^rift  1835)  oI8  geftd^crteS  «efultat  ber 
l^iftorifd^en  ^orfd^ung  angefel^en  tt)urbe,  loieber 
unftd^er  gemod^t  unb  ber  Soniectur  ein  loeited  t^elb 
eröpet.  Staxopti  felbft  l^at  eine  gon^e  Steil^e  Don 
Sermutl^ungen  unb  Kombinationen  aufgeftettt, 
auf  beren  fritifd^e  !ßrfifung  jebod^  l^ier  t)er}id^tet 
merben  mu^. 

2)er  3lamt  $aulirianer  foU  nad^  $]^otiu§  Don 
ben  beiben  @5]^nen  ber  39tani(bäerin  ffaDinife, 
!ßaulu§  unb  So^anneS  (IlaüXowüavvoi),  l^errül^ren, 
meldte  aI3  bie  erften  Stifter  ber  @ecte  erfd^einen. 
anein  toal^rfd^einlid^  ftnb  biefe  beiben  ©ruber 
m^tl^ijd^e  ^erfbnlid^feitcn,  tt)ie  eS  iejt  aud^  fcft- 
fte^t,  ba^  bie  ^auticianer  nid^t  eine  neue  %ct 
t)on  SWanid^äem  bilben,  fonbem  mit  ben  SWar» 
cioniten  )ufammen]^angen.  @runblage  il^rer  Seigre 
ift  ber  S)uaU3mu§.  ®em  guten  @ott,  bem  §erm 
be§  §immel3  unb  ©d^öpfer  ber  ®eiftertt)elt,  ber 
Don  ben  ^aulicianem  (ben  einzig  toal^ren  Kl^riften, 
ber  fatl^olifd^en  ßtrd^e)  angebetet  tt)irb,  fielet  ber 
böfe  ©Ott,  ber  ©emiurg,  ber  @d^ö})fer  unb  §err 
ber  ©inncntt)clt  unb  beS  materiellen  fieibeö,  ber 
öon  ben  Somäem  (ben  ßat]^oUfen)*angebetet  wirb, 
abfolut  gefd^ieben  gegenüber.  ®amit  l^ängt  bie 
S3erad^tung  ber  TOaterie  gufammen.  ®em  ©ünben« 
falle  fd^rieben  bie  ^aulicianer  ttjol^lt^ätige  folgen 
ju,  ttjol^l  bie,  ba^  burd^  benfelben  ber  l^öd^fte  (Sott 
\\ä)  gu  offenbaren  unb  ber  SKenfd^  gegen  ben 
böfcn  ®ott  fid^  ju  erl^cben  bewogen  würbe.  6ine 
eigentlid^e  TOenf d^werbung  ßl^rifti  läugneten  fie ; 
nid^t  SWaria,  fonbem  ba§  obere  3erufalem  ift  bie 
SJlutter  ßl^rifti.  3lu3  biefem  hxa6)k  er  ben  fertigen 
Seib  in  bie  SOBelt  unb  ging  burd^  SWaria  nur  wie 
burd^  einen  ftanal  l^inburd^.  ®amit  fiel  il^nen  Don 
felbft  aud^  bie  3wngfräuUd^!eit  2Kariä.  ©ie  oer- 
Warfen  femer  allen  äu^em  guItuS,  namentlid^ 
Saufe  unb  Slbenbmal^I,  fowie  bie  SSercl^rung  ber 
^eiligen  unb  be§  ffreujeS.  ®abei  follen  fie  bod^ 
]^infic|tUd^  be§  ffreuje^  einem  3lbcrglauDen  ge- 
l^ulbigt  l^aben,  üieHeid^t  in  ber  SBeife,  ba^  fte  bei 
Äranf^eitm  burd^  3luflegung  eine§  ffreujc§  glaub» 
ten,  bicfelben  auf  baS  ^ol^  be§  gflud^eS  übertragen 
§u  fönnm.  SBaS  ben  ßanon  ber  ^auliciancr  bc» 
trifft,  fo  ift  ftd^er,  ba|  berfelbe  nur  93üdf)er  be§ 
Sleuen  XeftamenteS  entl^iclt.  SBcIdie  neuteftament« 


lid^m  @d^riften  fie  ober  onnal^men,  ifl  ntd^  goni 
auSgemad^t;  jebenfattd  Verwarfen  fie  mit  ber$a^ 
fon  beS  3i|)oftetö  $etm3  (mäf  beffen  Sriefe,  toA 
berfelbe,  wie  ^l^otiuS  wmigftenS  angibt,  bei 
^erm  Derlöugnet  l^abe.  2)a  ^ur  Segeid^mmg  ber 
canonifd^m  @d^riften  ber  ^ulicioner  f^ig  bie 
SQSenbung  tö  eda77eXiov  xal  6  dic^oroXoc  bor« 
fommt,  fo  erfd^eint  ed  old  ]^5d^{l  üxil^rfd^ül^, 
ba^  fte  eigentiid^  nur  ba§  SucaMSdangetimn  mb 
bie  paulinifd^en  ^Briefe  olS  cononifc^  betrad^tetn, 
womit  bie  anberweitigm  3lad^xxdfitn  aber  neutejla* 
mmtlid^e  @d^rif  ten,  weld^  bei  il^nen  in  cononif^em 
^nfel^m  ftonben,  DieDeid^t  fo  gu  ütreinigen  jmb, 
ba^  fie  nebm  il^rem  officieQen  Sonon  in  i^ 
$oIemif  gegen  bie  ffatl^oHfen  oud^  bie  übr^ 
@d^riften  be3  92eum  Sleftamentd  mit  %i§mäßt 
ber  petrinifd^m  Sriefe  gebrandet  l^oben,  —  ®ie 
SJioral  ber  ^aulicianer  War  na^  ben  über  fie  ie« 
rid^tenben  @d^riftftettem  eine  ^bä^\t  üerwerflü^ 
3m  3ntereffe  ber  @ecte  war  SSerfteUtmg,  ^eu^ei, 
felbft  iBerlöugnung  bed  @Iaubend  unb  Xl^eiliu4int 
am  fatl^olifd^m  @ottedbienft  erlaubt.  2)ie  abfd^' 
ßd^fim  SuSfd^weifungen,  fogor  bei  ben  gottel« 
bimftlid^m  SSerfammlungen,  merben  il^nen  ^nr 
Saft  gelegt.  SS  mag  in  biefen  Sd^Ubenmgea 
39tand^ed  übertriebm  fein,  allein  Don  olbn  Ste* 
würfen  fönnen  fte  unmöglid^  gereinigt  weÄen, 
Wie  bmn  über]^au))t  bie  ©efd^id^te  geigt,  ba|  W 
bualiftifd^e  ©mnbanfd^auung  in  ber  Siegel  orge 
@ittmIoftg!eit  im  ©efolge  l^t  Sine  ^ieian^ 
erfanntm  fte  nid^t  an.  Sn  il^rer  ®p\^  flanba 
anfangs  bie  Srfinber  unb  Verbreiter  ber  ganp 
3rrle]^re,  weld^e  öon  il^nm  als  ^op^eten  inib 
Slpoftel  öerel^rt  würben;  fpätcr  würben  bie  eim 
jeinen  ©emeinben  öon  aüvexÖTjixot  mit  coEegio« 
lifd^er  Seratl^ung  geleitet.  S)en  le^term  tDorm 
voTdtpiot  jur  Scforgung  beS  ©otteSbien^cS  mib 
gur  SSerbreitung  ber  Sßibel  beigegeben.  9Die  S8et* 
fammlungSl^öufer  l^ie^en  nid^t  ixxXTjcrCat,  fonbem 

irpoffeuvat. 

3n  Die  ©efd^id^te  tretm  bie  ^aulidaner  pit 
bem  7.  3öWwiibert  ein.  @egen  bie  SRitte  biq'Ä 
3a]^r]^unbert§  erfd^cint  als  SBorfte)^  ber  6edt 
ein  gcwiffcr  ßonftantin  mit  bem  paiiliniid^  ^ 
men  ©ilöanuS,  ber  bie  ©emcinbe  gu  ftibofja  im 
©ebiete  oon  ßolonia  im  erften  Slrmenim  grunbete 
ober  rmoöirte.  Sr  wirb  öon  ben  ^auliciancm 
als  ber  eigentlid^e  ©tifter  il^rer  ©cmeinfd^  wr* 
cl^rt.  36m  folgten  nad|  bem  §egumenen  berSeiie 
nad^  fec^S  SSorftel^er,  bie  aEc  bei  ber  ©ecte  ein 
l^ol^eS  ?lnfe]^en  genoffen:  ©^mcon  ober  lituS; S<- 
nefiuS,  ein  Armenier,  ober  Slimotl^euS ;  3o{^S, 
genannt  gpapl^robituS ;  3ac^aria8 ;  SBaaneS,  jm- 
gcnannt  6  f  ü7:ap<5c,  unb  ©ergiuS  mit  bem  SBei» 
namen  S^icuS.  5}on  biefen  SSorftel^em  xomtm 
fed^S  ©emeinben  mit  Vaulinifd^n  Flamen  ge« 
grünbet.  ®ieS03ol^nft^eber  ^aulicianer  erftredten 
fid^  wol^I  t)on  $]^anar5a  an  über  SqcuS  bis  So> 
lonia  })\n  unb  oon  bort  in  baS  Supl^ratgebiet  bi§ 
©amofata,  bann  ^urüdt  bis  SKopfueftia  (ftaropet 
105).  ®er  einfädle  SSerid^t  beS  §egumenen  übfr 


1649 


^Qultcianer. 


1650 


bie  gnumitten  fieben  Sorfte^  ifl  in  ber  fpötem 
Steboction  bed  ^l^otiuS  unb  bei  ^etruS  @tculu3 
Meutenb,  aber  fd^tDertid^  ^uDerlöfftg  ertoeitert. 
9iad^  biefen  fpöteren  3laä)nifitn  toititt  Sonftantin 
27  ^atyct,  bid  ber  Ifaifer  Sonftontin  ^ogonatuS 
einen  Beamten  @9meon  gegen  il^n  entfanbte,  ber 
i^  auf  ben  SSerrotb  feines  giflegefol^neS  3uftu3 
]^  fieinigen  lie^.  2)er{elbe  @9meon  ging  aber 
{tt  ber  @eäe  über,  fe^rte  brei  Sa^re  fpöter  nad^ 
fhbofla  5urüd,  übemal^m  ba§  9}orfteberamt,  marb 
luk^  Drei  heiteren  ^c^xtn  infolge  eined  @treite8 
mit  ättftuS  Don  biefem  an  Suftinian  11.  Derratl^en 
imb  mit  Dielen  Slnl^ängem  jum  Qfeucrtobe  öer» 
nrtl^t  2)iefelben  Duetten  laffen  auf  @Qmeon 
einen  ^ßouluS,  meldten  ber  ^egumene  nid^t  fennt, 
folgen^  unb  nad^  beffen  %oh  feine  beiben  Söl^ne 
(Bntefiud  unb  Zl^eobor  um  ba§  IBorfteberamt 
fteeiten,  obfd^on  ber  erftere  Dom  SSater  ju  feinem 
Jtod^folger  beftimmt  toar.  ©iefcr  fotttc  nun  in 
Conftantinopel  auf  Sefel^l  Seo'd  m.  Dom  $atri- 
axtd^  ber  |)örefie  überfül^rt  werben,  marb  aber 
auf  @runb  ^iner  ^loeibeutigen  antworten  für  un- 
fd^ig  erflart  unb  entfam  mit  einem  faiferlid^en 
Qideitdbriefe  nad^  SRananalid.  913  @ieger  über 
feinen  trüber  leitete  er  bie  @ecte  80  äa^re.  92ad^ 
OenefiuS^  Sobe  entftanb  mieber  eine  Spaltung 
\Wi\fyn  feinem  ©ol^ne  3o^ciria3  unb  feinem 

[egefol^ne  3ofep^,  öon  benen  ber  le^tere  baS 
behauptete  (geft.  775).    ®eS  erftem  9ln- 

jer  ttmroen  grö^tentl^eilS  Don  ben  ©araccncn 
ttlebergemad^t,  mäl^renb  er  felbft  entfam.  —  ßön- 
iKn  bis  ®ene^u§  bie  3laiS)xxä)im  be3  ^l^oHuS  unb 
SicuIuS  allenfalls  nod^  mit  benen  bed  ^egumenen 
bereinigt  merben,  fo  ift  bad  mit  ber  meitem  Sr- 
|8^1nng  faum  me^r  ber  %ati,  ba  bei  bem  ^egu> 
wtnm  Sofep]^  unb  ßaä)ana^  im  iBorftel^eramte 
als  ooEfommen  gleid^bered^tigt  einanber  folgen. 
—  Ueber  bie  beiben  l^ten  SJorftel^cr  erfal^rcn  wir 
ans  ben  fpöteren  Oueuen  nod^,  ba|  IBaaneS  burd^ 
feine  fc^amloS  auSfd^weifenbe  ScbenStoeife,  bie 
idDcnfoUd  aud^  burd^  ben  i^m  Dom  |)egumenen 
oegebenen  ^Beinamen  6  ^uirap^c  angebeutet  werben 
fo(  bie  @ecte  in  Serruf  unb  bem  Untergange 
na^  gebrad^t  l^abe,  ba^  nad^  feinem  Xobe  (801) 
abor  ber  !raftDotte  unb  für  feine  @ad^e  begeifterte 
€ergiud,  weld^er  ber  wirflid^  wiebererf^ienene 
Spofteliünger  S^d^icuS  fein  moDte,  al3  i^r  9ie- 
fornuitor  unb  ^weiter  Stifter  aufgetreten  fei.  SSon 
nun  an  fd^ieben  ftd^  bie  ^aulictaner  in  ^aantten 
unb  ©ergioten.  —  gür  bie  ©cfd^td^te  ber  ^auli- 
doner  imter  @ergtuS  unb  weiter  fommen  l^ter 
itfod^lid^  nod^  in  Setrad^t  %^topf)am^  unb 
gortfejung,  fowie  ®enefiu§.  ®er  flaifcr 
}fymx%  (802—811)  War  i^nen  geneigt  unb 
feeiiu|te  fte  su  politifd^en  3tDed(en.  @ie  erf^einen 
fd^n  bomals  als  eine  giemlid^  felbftönbige  poli« 
t^  SRad^t  ntit  weld^er  bie  ^enfd^er  beS  Sieid^eS 

treten  l^atten.  3)er  ffaifer  ^id^ael  I.  (811 
813)  wollte  anfangs  mit  SobeSftrafe  gegen 
fic  t^orgel^en,  begnügte  ftd^  aber,  anberem  ^atl^e 
fidgenb^  mit  %if erlegung  einer  $u^e  unb  lie^  baS 


3:obeSurt]^eil  nur  an  wenigen  befonberS  ^alS> 
ftarrigen  DoHjiel^en.  SSon  einer  SSerfolgung  unter 
2eo  V.  (813—820),  wie  fie  «pi^otiuS  unb  ©iculuS 
er^öblen,  wei|  ©eorgiuS  |)amartoluS,  ein  Seit» 
genoffe  Seo^S,  nid^tS,  woourd^  biefelbe  fraglid^ 
wirb.  ©ergiuS  foll  835  erfd^lagen  worben  fein. 
9lad^  ber  gortfe^ung  beS  %i)topf)ant§i  entfanbte 
bie  ftaiferin  2|eobora  (842—856)  eine  SJefel^- 
rungScommiffion  an  bie  ©ectircr,  bie  eine  gro^e 
SWenge  SKcnfd^en  (eS  l^ci^t  SK^riaben)  l^inrid^ten 
lie^,  unter  Slnberen  aud^  ben  IBater  eines  gewiffen 
ffarbeaS.  2)iefer  flol^  auf  jaracenifd^  ©ebiet 
gum  Smir  Don  SRelitene,  grünbete  Sepbrüe  unb 
älmara  unb  warb  baS  ^aupt  ber  ©ecte,  unter 
bem  ftd^  bie  bis  babin  getrennten  ^Parteien  wieber 
Dereinigten.  Son  ben  genannten  feften  fünften, 
wo  er  ftd^  bur^  allerlei  Slemente  Derftörfte,  mad^te 
er  wieberl^olt  Der^eerenbe  Einfälle  in  baS  b^jan» 
tinifd^e  Seid^.  ©ein  5Rad^folger  in  ber  ^errfd^aft 
über  bie  ißaulicianer  war  fein  ©d^wiegerfol^n 
(Sf^Tt)\oä)z\x,  ber  burd^  feine  ©treifgüge  bem  Steige 
nod^  gef öl^rlid^er  würbe.  @egen  ibn  unb  feine  gfefte 
Sepbrife  aog  SoftliuS  I.  (867—886),  weld^er  nad^ 
Derfd^iebenen  äBed^felföUen  baS  ^eer  (lf)tt)\od)m^ 
befxcgte ;  ber  gül^rer  felbft  würbe  erf dalagen.  —  SSon 
ba  an  fd^weigt  bie  ®efc^id^te  über  bie  $aulicianer 
bis  in  bie  Seit  ber  ftaiferStod^ter  Slnna  Kom- 
nena.  SQSie  nad^  Sl^eopl^aneS  fd^on  früher  Son» 
ftantin  V.  ßopron^muS  ^aulicianer  Don  Sl^eo» 
boftopoliS  unb  SRelitene  auS  nad^  3:bracien  Der* 
pflanjt  l^atte,  fo  berid^tct  3(nna  (Alex.  14,  8  ed. 
Reiffersch.)  Domftaifer3obanneS3:aimiSceS  (969 
bis  976),  ba|  er  bie  ^aulicianer  ir.h  twv  XaXoßajv 
xal  Tcov  ApfjLeviaxwv  t^ttcov  in  baSfelbe  fianb  als 
©d^u^wel^r  gegen  bie  ©laDen  Derfe^t  l^abe.  ^^x 
|)ou))tft^  würbe  ^b^^U'P^po^i^ ;  f^^tig  wud^S  il^r 
^nbang,  unb  pe  bcbrüdftcn  in  SSerbinbung  mit 
ben  bort  wobncnben  Armeniern  unb  Sacobiten 
ibre  nid^tpaulicianifd^e  Umgebung,  ßnblid^  fc^ritt 
ftaifer  ^lejiuS  gomnenuS  gegen  fie  ein.  SQSäbrenb 
eines  langem  ^ufentl^alteS  in  $]^ili))po)}oliS  be> 
mül^te  er  ftd^  emftlid^,  fie  jur  ßir(§e  gurüdfsufü^ren. 
SQSirflid^  gelang  il^m  bie  SSefebrung  eines  großen 
Sl^eileS,  9lnbere  wibcrftonben  böttnödCig  feinen 
SSerfud^en,  bcfonberS  bie  brei  SSorftel^er  ftuleon, 
JhtfmuS  unb  ^l^oluS,  weld^e  fe^r  gewanbt  bie  l^ei« 
lige  ©c^rift  ju  il^rer  SSert^eibigung  ju  benu^en 
wußten.  S)iefe  brei  würben  in  Sonftantinopel  im 
faiferlid^en  ^aloftc  in  feften  ©ewal^rfam  gebrod^t, 
unb  nunmel^r  gewonn  ber  ßaifer  aUe  §äretifer. 
9lud^  ßulcon  bcfej^rte  fld^  nad^  feiner  Slüdffebr  in 
bie  ^auptftabt ;  bie  beiben  anberen  ^äapkx  mu^« 
tcn  als  balöftarrige  ße^er  in  IcbenSlänglid^er  ®c» 
fongenfd^aft  bleiben,  hiermit  oerfd^winben  bie 
^aulicioner  auS  ber  ©cfd^id^te.  ®er  ginflu^,  ben 
fie  auf  bie  mittelalterlid^e  ©ectcnbilbung  im  ^benb« 
lanbe  ausgeübt  l^aben,  ift  ftd^er  ftar!  überfd^ö^t 
worben.  SJon  weit  größerer  93ebeutung  waren 
in  biefer  §infid^t  bie  Sogomilen  (f.  b.  ^rt.).  — 
Duellen  unb  Siteratur  fmb  bereits  oben  angegeben. 
SrWäl^t  werben  mögen  nod^  H.  Schmidt,  Hist. 


1651     ^aulinus  D.  Sntiod^ien  —  !ßauItnuS,  ber  H/  Sifö^of  t).  Sloto.    1652 


Paulicianorum,  Hafn.  1826  [Diss.],  u.  ^crgcn» 
rotier,  «ß^otiuS  I,  SRegenSb.  1 867,  passim ;  Smith 
and  Wace,  Dictionarj  of  Christian  Biography 
IV,  London  1887,  219.  3u  bcn  ßcnonnten  b^- 
Sant.  ©d^riftftcHcrn  ögl.  ^ergcnrötl^cr,  !ß]^otiu8 
ni,  143 ff.;  g.  §irf4  S^sontinifd^c  ©tubien, 
Seipg.  1876;  Ä.  äxnmhaä)tt,  ®cfd^.  bcr  b^ont. 
Siteratur,  SDlünd^cn  1891.  [Sfcd^tnH).] 

^auRuM  Don  ^ntiod^ien,  f.  SReletiuS 
Vm,  1230  ff. 

^aitCiittis,  ber  1^1.,  !ßatriard^  t)on  Squi- 
Iej[a,  gel^örte  gu  ben  SJiönnem,  meldte  bei  Äorl 
bem  ®ro|en  toegen  i^reS  SiferS  unb  il^rer  @tltJ)f 
[amfeit  in  Slnfel^en  ftanben  unb  gut  Seilegimg 
ber  bomoligen  SteligtonSftreitigfeiten  benu^t  mür- 
ben. ^ulinuS  flammte  nac!^  ber  einen  ^ngobe  au8 
tSfriouI,  nad^  ber  anbem  ou8  3luftrafien.  6r  toar 
um  726  geboren,  gog  oI8  Seigrer  burd^  feinen  Shif 
bie  ^ufmerffamfeit  jforfö  auf  ftd^  unb  tourbe  776 
^ßatriord^  Don  ^quilejo.  9(3  fold^er  tool^nte  er 
Derfd^iebenen  ©pnoben  bei,  loeld^e  gegen  Sfelig 
Don  Urgel  unb  6Iil)anbu3  Q.  b.  3lrt.  ^boptianer) 
obgel^olten  tourben;  auf  einigen  ©Qnoben  l^tte 
er  ben  SSorftü,  aud^  foll  er  im  October  802  aI8 
ßegat  Seo'S  III.  gu  Stadien  geloefen  fein.  9luf 
einem  ärrtl^um  berul^t  bagegen  bie  Sngobe,  ba^ 
er  felbft  gu  SQtino  ein  SoncU  abgel^alten  l^obe 
(f.  t^efelc,  6:onciaengefd^.  in,  741).  SBie  für  bie 
Steinerl^altung  beS  @Iauben3,  fo  toor  ^ulinuS 
aud^  für  beffen  Ausbreitung,  nomentlid^inffönttl^en 
unb  ©teiermarf,  beforgt.  9Hcuin,  mit  bem  er  in 
teunbfd^aftlid^er  S3erbinbung  ftanb,  mag  i^n  be« 
onbcr§  baju  öeranlafet  baben.  ®er  gro^e  $a- 
riard^  ftarb  am  11.  Sonuar  802.  SSon  ^auIlnuS' 
erbaltcnen  ©d^riftcn  mu^  an  crfter  ©teile  ber 
Sacro-Syllabus,  eine  SQSiberIcgung  be§  Aboptia« 
niSmuS  au§  ber  l^eiligen  ©d^rift,  genannt  ttjerbcn. 
^aulinu§  öerfofete  i^n  auf  ber  S^nobe  gu  granf« 
fürt  (794)  im  9luftrage  ÄarlS  b.  @r.  aU  Ant- 
wort auf  ein  ©d^reiben  be§  glipanbuS  (f.  §cfele 
in,  680  ff.) ;  er  erfd^ien  im  ®rudf  guerft  s.  1. 
1549;  TOigne  (PP.  lat.  XCIX,  151  sqq.)  bietet 
il^n  nad^  TOabrifiuS  (f.  u.).  Anbere  ©d^riften  beS 
^auIinuS  ftnb  bie  Libri  tres  contra  Felicem 
(Migne  1.  c.  349) ;  Liber  exhortationis,  seu 
de  salutaribus  documentis  (an  ^ergog  ^einrtc^ 
öon  griaul;  Migne  1.  c.  197;  ba§  SBerf  ttjurbe 
früber  öiclfadi  bem  ^\.  Auguftinu§  gugefd^riebcn) ; 
§9mncn  unb  ©ebid^te,  befonbcrS  bie  Regula  fidei 
in  ^ejametem ;  enblid^  eine  Anjal^I  öon  ©riefen. 
Cfine  ®efammtau§gabe  btcfer  Sffierfe,  bie  gucrft 
gerftreut  in  öerf  d^iebenen  ©ammeltoerfen  erfd^ienen, 
beforgte  ber  Dratorianer  TOobrifiuS  (Sßenebtg 
1737).  (gSgl  AA.  SS.  BoU.  Jan.  I,  713  sqq. ; 
Histoire  litt,  de  la  France  IV,  Paris  1738, 
284  SS. ;  Ceillier,  Histoire  gen.  des  auteurs 
sacresXn,  2«  ed.,  Paris  1862, 157ss.;  gbcrt, 
AUgemetne  ©efd^id^te  ber  fiiteratur  be§  TOittel- 
alters  im  Abenblanbe  II,  Seip^ig  1880,  89  ff. 
©onftige  fiiteraturangabcn  bei  Chevalier,  Rep. 
unb  Suppl.  8.  V.)  [%  effer.] 


?atiCism$DonaKaiIanb,  lQtetn.©d^- 
fteOer  bed  5.  Sabrl^.,  ift  ber  !Berfaffer  einer  SdenS- 
befd^reibung  beS  ij)l  StmbrofiuS,  toeU^  oft  um 
bem  f)l  ^ßouIinuS  Don  3lola  beigelegt  tooAm  $ 
(abgebr.  in  f  ömmtl.  AuSg.  bed  ^L  Xmbrofhtfi,  caxS^ 
Migne,  PP.  lat.  XIV,  27).  3ur  «bfaffmifl  b«^ 
f elben  toor  er  tool^l  beföl^igt,  toeil  er  längere  3ät 
ald  2)iacon  unb  notarius  in  ber  9101^  beS  ^tgm 
gelebt  tmb  i^m  beim  ^infd^eiben  beigefianba 
batte ;  babei  bet^euert  er  f o  fe^r,  nur  bie  Sd^ 
beit  im  Sluge  gebalten  gu  l^ben,  ha%  an  ber  ^ 
Derlöffigfeit  feiner  2)ar{tenung  ntd^t  gu  }ioepi 
ift.   9tad^  Slmbro^S'  Xobe  begab  er  fU^  no^ 
Sfrifa  unb  l^atte  bier  ©elegenl^eit,  feinen  beifigm 
^reunb  unb  SReifter  energif d^  gegen  ben  Sn^ 
eined  Sifd^ofS  ÜRuronuS  Don  SoUüa  gu  Dei^ 
bigen.  ^ierburd^  ttmrbe  er  mit  bem  fjjL  Sugi^inml 
befannt  unb  DermutbUd^  aud^  gut  ^foffungfras 
SBiograpbieDeranlalt.  SnbemSoncilguear^, 
tt)el($e3  411  gegen  SöIeftiuS  gebalten  towän,  mtn 
er  l^erDorragenben  Intl^eil  (Aug.  De  pecc  oiig. 
38qq.;C.ep.Pelag.2,4,6).  SldfünfSabrefpäcr 
^ft  Softmug  baS  @Iauben§befenntniB  beS  $^ 
lagiuS  an  bie  (^anif d^en  IBifd^öfe  fanbte,  um  ^ 
9)ieinung  baräber  gu  Demebmen,  f d^idtoi  fie  i^ 
eine  Don  ^^aulin  Derf a|te  Scbrift  gunid,  tt^orixUe 
^auptanfiagen  gegen  ben  ^rrlebrer  gufammai" 
geftettt  toaren  (Prosp.  Aquit.  C.  ColL  8).  3f 
folge  beffen  berief  ber  $apft  ^ßoitlinuS  nad^  9t^; 
bod^  glaubte  biefer  ft^  entfd^ulbigen  |u  foSa^ 
toeil  ber  ©treit  bofelbfi  bereits  beenbigt  mn. 
SBeitere  9iad^rid^ten  gibt  eS  nid^t  mebr  aber  $a» 
ftnuS;  nur  ift  ein  Srief  Don  ibm  erbalten,  iDorin 
er  SofimuS  für  bie  gegen  Sölefttuä  auSgefprof^oc 
©enten^  feinen  S)anf  au3f))rid^t  (Baronius  ad 
a.  418,  n.  11).  ^u|er  bem  LibeUus  adTorsos 
Coelestium,  Zosimo  Papae  oblatos  (bei  Migne, 
PP.  lat.  XX,  711)  toirb  biefem  ^ßouIinuS  ant 
ein  LibeUus  de  benedictionibus  Patriareha- 
rum  (ib.  715)  jugef daneben ,  ben  ginige  ttm 
^auIinuS  Don  ^quileja  (f.  b.  Dor.  2lrt.)  f^c^itm. 
(95gl.  Cave,  H.  L.,  Genev.  1720, 257 ;  Schoene 
mann,  Bibl.  hisi-lit.  Patr.  lat.  II,  Lipsiie 
1794,  597  sqq.;  Smith  and  Wace,  Biet  of 
Christ.  Biogr.  IV,  233;  ©arbenbetoer,  ^M»^ 
greib.  1894,  485.)  [ftautau] 

^aittinns,  ber  b^w  Sif(bof  Don  Kola 
(409 — 431),  mit  feinem  DoHen  5Ramen  ^ontiitf 
9}Zerojpiu§  ^niciuS  ^ulinud,  mürbe  353  )b 
Surbigala  (SBorbeauj)  al3  @prö|Iing  einer  jdjr 
angefebenen  imb  au^erorbentlid^  reid^en  SÖu* 
torenfamilie  geboren,  gr  erl^ielt  eine  Dortrep^e 
SuSbilbung  unb  geno^  inSbefonbere  längere  3ni 
binburd^  ben  Unteni^t  beS  befonnten  äl^etotS 
^ufoniu§  (f.  b.  2lrt.) ,  mit  tocld^em  i^n  cii4 
für  bie  Qfolge  ein  innige^  ^ietätS»  unb  gnunb- 
fcboftöüerbältni^  Derbanb.  3)urd^  bie  ®unfl  Wf 
i?ai|cr§  (Sratian ,  beffen  Se^rer  er  getoefen ,  ge* 
langte  ^lufoniuS  }u  bob^n  poUtif(ben  SBurbfli 
unb  auf  feinen  mäd^tigen  6inpu|  »irb  eS  }«■ 
rürfjufübren  fein,  toenn  ^ulinuS  f (^on  oIS  jm^ 


\ 


!ßaulinu8,  ber  l^L,  Sifd^o.f  Don  Stola. 


1654 


tn^  Dor  htm  Saläre  879,  fogar  ba3  Son- 
bcQeiben  burfie.  SlufoniuS,  meldtet  felbft 
^79  jttm  SonfuI  erl^oben  tourbe,  {^retbt  an 
n  @dp[tc:  Quamquam  et  fastorum  titulo 
rettoaBomae  |  praecessitnostrumsella 
ilis  ebur  (Ep.  20,  v.  3—4).  SBal^rfd^ein- 
ift  ^ouKnuS  nod^  bem  Xobe  beS  JfaiferS 
nS  (9.  aug.  378)  für  ben  Sieft  bed  Sal^reS 
dd  fubrogirtet  SonfuI  eingetreten.  Sber 
febr  balb  mu^  er  bem  politifd^en  Seben  ent* 
uno  5U  einer  mit  geleiertem  Dilettantismus 
efuEten  ÜJhtle  ftd^  gurüdge^ogen  l^oben.  Sr 
^Itt  ftd^  mit  ber  ebenfo  frommen  toie  reid^en 
ttierin  Sll^afta  unb  lebte  ]^u))tfö(ieiide  auf 
1  99efi^ngen  in  ber  Stolpe  t)on  93orbeaus. 
Ter  gfriebe  marb  il^m  inbeffen  erft  als  er,  bem 
ber  @nabe  folgetd),  gu  möglid^ft  DoUftönbiger 
u^enmg  oon  allem  Srbif^en  fid^  aufraffte, 
unb  nad^  gebiel^  fein  Sntf d^Iu^  ^ur  Steife ; 
te  ^eimfud^ungen  litten  benfelben  genöl^rt 
gefqtigt;  bie  Sitten  unb  SSortoürfe  feines 
!rS  SufoniuS  Dermod^ten  il^n  nid^t  }u  er- 
tcm.  3m  3.  889  erbat  ^linuS  fi$  öon 
lof  2)eI))]einuS  Don  93orbeaus  bie  lange  Der« 
ene  Saufe  —  feine  filtern  bekannten  fi^  jum 
itentl^ume  — ,  oerfaufte  einen  großen  Sl^eil 
l  faft  unerme^Hd^en  ©runbbeft^  }um  heften 
Innen,  meilte  bann  einige  ^oif^u  auf  feinen 
xn  in  @)}anien,  lie^  ftd^  aud^  nad^  längerem 
rrftreben  898  gu  ^Barcelona  burd^  Sifd^of 
3iuS  )um  ^riefter  toeil^en,  ftebelte  jebo^  894 
9loIa  in  dampanien  über.  2)aS  3itl  f^^ 
tfud^t  toar  baS  }U  92oIa  befinblid^e  @rab  beS 
kfennerS  gelij  (f.  b.  2lrt.  gelij  öon  5RoIa), 
en  ^(kmlinuS  ftd^  fd^on  als  3üngling  ^um 
i|patron  erforen  ^atte,  unb  melc^em  er  aud^ 
tettung  Don  ber  Auflage  beS  SrubermorbeS 
rbanfen  glaubte.  3n  9^oIa  fül^rte  ^ßauUnuS, 
ifam  als  SBöd^ter  am  @rabe  bcS  ^I.  tS^lvg, 
[einer  ®attin  Sl^erafia  —  baS  cinsige,  lang 
nte  Jhnb  tt)ar  für)  nad^  ber  ©eburt  geftorben 
in  geben  beS  ©ebeteS  unb  ber  9lSccje  in  felbft» 
l^Iter  9Irmut.  gS  ift  begreiflid^,  bo^  ber  ©d^ritt 
•ormaligen  KonfulS  in  ben  meiteften  Äreifen 
jS  Süffelten  erregte.  SJlartin  Don  SourS  prieS 
Ja^rl^unbert  glürfftd^  ,,ob  bem  grtoeife  fold^en 
ibcnS  unb  fold^er  Slugenb,  ba  bem  SBorte  beS 
ti  entfpred^enb  ein  SKann  Don  Steid^tl^um  unb 
rm  93efije  9IEeS  Derfaufte  unb  eS  ben  9Irmen 
inb  baS,  n)aS  unmöglid^  mar,  burd^  fein  Sei« 
möglid^  mad^te"  (Sulp.  Sev.  Vita  S.  Mart. 
j).  SuS  ber  abgefd^iebenl^cit  beS  ginfxeblerS 
3la  liegen  leau^tfäd^Iid^  S^ad^rid^ten  über  eine 
jrenjte,  bort  geübte  SBol^Itieätigfeit  Dor.  SOlud^ 
te  ^BouIinuS  enge  Sejiel^ungen  ^u  ben  l^er- 
genbften  literarifd^en  Vertretern  bcS  K^riftcn« 
S  (9luguftinuS,  ^ieron^muS,  SRufinuS)  an. 
|.  409  ttKurb  er  bei  eingetretener  ©ebiSDacanj 
Sifd^of  Don  9loIa  ertoäl^It,  unb  in  biefer 
img  toirfte  er  bis  ju  feinem  gnbe  im  3. 431 
Igemein  bemunberteS  Sorbilb  auf opferungS« 


DoHer  Siebe  unb Jelbfilofer  Eingebung  fan  2)ien{}e 
beS  Dtäd^ften.  3iQä)  einer  befannten  Sriol^Iung 
®regorS  b.  ®r.  (Dial.  8,  1)  fott  gkmIinuS  bei 
einem  SinfaH  ber  Sanbalen  in  Campanien,  als 
alle  SRittel  )ur  SoSfaufung  ber  @efangenen  er- 
f d^öpft  maren ,  für  ben  ©ol^n  einer  SBittme  ftdydbf t 
in  ©efangenfd^aft  begeben  l^en  unb  nad^  Slfrifa 
abgefül^rt  unb  gum  @örtner  beftefit,  fpöter  aber  er« 
fannt  unb  mit  ben  übrigen  @efcmgenen  auS  9toIa  in 
gfreibeit  gefegt  toorben  fein.  S)ief e  Sriöl^Iung  lonn 
auf  ©efd^i^tlid^f eit  feinen  Snfprud^  erleben,  mirft 
aber  ein  fe^r  begeid^nenbeS  Sid^t  auf  baS  in  ber 
Erinnerung  ber  nöd^ften  Sfolgegeit  f ortlebenbe  Silb 
beS  ^iligen. 

!ßauIinuS  Derf  a^te  gal^Ireid^  @dbrtften  in  ^ofa 
unb  in  Serfen.  IBiele  berfelben  ftnb  )u  ®runbe 
gegangen,  inSbefonbere  größere  ^ofaf  Triften,  tt)ie 
ein  ^neg^ricuS  auf  Aaifer  Sl^eobofiuS  Super 
Tictoria  tyrannorum,  eo  maxime  quod  fide  et 
oratione  plus  quam  armisTicerit,  unb  einLiber 
de  poenitentia  et  de  laude  generali  omnium 
mart3nram  (Oennadius,  De  vir.  ill.  c.  49).  f^ür 
uns  ift  infolge  beffen  bie  ^ofa  ^pkmlinS  nur 
nod^  burd^  99riefe  Dertreten.  @efammtauSgaben 
ber  erl^altenen  Sd^riften  Deranftalteten  bie  3efuiten 
t^ronton  bu  S)uc  unb  Heribert  StoSme^be  (9nt- 
merpen  1622),  fobann  3.  93.  le  93run  beS  aRa- 
retteS  (^ßariS  1685),  2.  31.  SRuratori  (SSerona 
1736)  unb  enblid^  ffi.  D.  Partei  (SDßien  1894, 
Corpus  Script,  eccles.  lat.  XXIX  —  XXX). 
SJhiratori  bereid^erte  bie  Sammlung  ber  ®ebid^te 
^ulinS  um  Dier  neuentbedfte  @tüd(e  (meldte  er 
aud^  fd^on  1697  guStailanb  l^erauSgegeben  l^atte), 
begnügte  ftd^  jebod^  im  Uebrigen  mit  einem  %i» 
brudte  ber  3luSgabe  le  SBrunS.  Sei  SKigne  (PP. 
lat.  LXI)  ift  aJhtratori'S  3luSgabe  abgebrudt  mor- 
ben,  möl^renb  bie  fpöteren  Sbitionen  einzelner 
©ebid^te  Don  3-  «.  SKingareBi  (5»om  1756)  unb 
31.  aWai  (5Rom  1827)  aud^  nid^t  bie  geringfte  SSe- 
rüdfftd^tigung  gefunben  l^ben.  Seinen  literari« 
fd^en  Shtl^m  Derbanft  !ßauIinuS  feinen  @ebid^ten. 
fieid^t,  rul^ig  unb  gmangloS  fliegen  feine  regelred^t 
gebauten  SSerfe  ba|in.  S)er  3luSbrudf  ift  Derl^ält- 
ni^mö^ig  einfad^,  aber  jierlid^  unb  geJ^madtDoQ, 
überall  Don  einem  reid^  auSgebilbeten  Sd^önl^eitS« 
fmne  }eugenb.  2)er  3n]^It  fpiegelt  ein  gau)  unb 
gar  l^immelmdrts  gerid^teteS,  babei  milbeS  unb 
partes,  afler  Seibenfd^aft  abl^oIbeS  @emütl^.  3(uS 
ber  frül^em  SebenSperiobe  beS  S)id^terS,  ber  Seit 
Dor  feiner  SBefel^rung,  ftnb  nur  fe|r  mentge  unb 
inl^altUd^  unbebeutenbe  SffaiS  überliefert,  ein 
fleineS  t^ragment  eines  Derftftdrten  3luS5ugeS  auS 
@uetonS  brei  Sudlern  De  regibus,  gmei  fd^ergl^afte 
poetifd^e3ufd^nftenaneinen8reunb@eftibiuS,aud^ 
ein  3Jlorgengebet  in  19  ^cjametem.  SBeit  größeres 
3ntereffe  getoäl^rt  ber  poetifd^eSriefmed^fel  smijd^en 
^ulinuS  unb  3lufoniuS  ouS  ben  3^^ren  389 
bis  393.  3lufoniuS  Witt  mit  3lufbietung  feiner 
ganjen  Serebf amf eit  ben  Sntf d^lu|  beS  el^oligen 
Sd^üIerS,  mit  ber  inl^tsleeren  Sergangenfieit 
gu  bred^en,  in'S  SSBanfen  bringen.   3luf  ©eiten 


1655  «PauIlnuS,  ber  1^1.,  »tfd^of  öon  31oI<l  1656 

gtoußnS  ringt  bie  9ln]^änglid^fcit  an  ben  greifen  burd^auS  befricbigenber  SBeife  We  SSerfafcftWt 

ßel^rer  unb  gfrcunb  in  l^artem  ftampfe  mit  ber  ^auIinS  nod^mieS.    9leue  SluSgoben  biefcS  (8e- 

unDemteibUd^en  gntfrembung ;  e«  »ar  gugleid^  bid^teS  besorgten  Qfr.  Oel^Ier  in  ©erSborfS  BibL 

ein  ftampf  »lüifd^en  leidstem  SBeltfinn  unb  tief-  Patr.  eccl.  lat.  sei.  XIH,  Lips.  1847,  121  ad 


lini  Nolani  Ausoniique   epistularum   com-  tt)o]^In)te  Deisler  er!ennenba3®ebi(^tbem  1^1.^ 

mercio  et  communibus  studiis,  Paris.  1887  (inuS  ^u  (f)itmaä)  ift  ber  Srtifel  Antonius,  c^ri^ 

[Thesis]).    Unter  ben  ©ebid^ten  auS  flwterer  Siebter  I,  989  gu  rectificiren).  3Jiax  (SS.  Epi- 

3eit  ftel^t  bem  Umfange,  tl^eilmeife  aber  aud^  bem  scoporumNicetae  et  Paulini  Scripta  ex  Vatic. 

Snl^alte  nad^  ein  Kt)!hiä  panegijrifd^er  ®efänge  codd.  edita,  Romae  1827,  61 — 72)  t^Itc  im 

auf  ben  1^1.  gelij  im  SSorbergrunbe.  SWinbeftenS  nod^  unbefannte  ©ebid^te  unter  bem  Flamen  bcS 

14  3a^re  lang,  feit  394,  l^at  ^aulinud  btefem  1^1.  ^auIinuS  mit.  Ad  Deum  post  conyersioiieB 

feinem  Sd^u^atrone  gu  feinem  t^fefttage ,  bem  et  baptismum  suum  unb  Ad  Denm  de  dorne- 

14.  Januar,  mit  einer  3)id^tung  in  ^e^ametem  sticis  suis  calamitatibus  (mieber  abgebnuftia 

ge^ulbigt.  2eS3runfannte  bereits  jel^nfoId^erCar-  SKai^S  Classici  Auetores  V,   Bomae  1883, 

mina  natalitia  in  S.  Felicem  unb  ein  Srud^ftüdt  369—381).    2)od^  ift  bie  Sled^tl^eit  beS  erpn 

eines  elften;  9Kuratori  l^at  nod^  brei  weitere  an'8  biefer  ©ebid^te  (120  ffiiftid^en)  minbepenS  |e^ 

fiid^t  gebogen,  unb  SJtingareUi  (Anecdotorum  ^loeifell^aft,  unb  baS  jmeite  ift  entfd^ieben  mi/t 

fasciculus,  Romae  1756,  1 — 56)  l^at  biefe  brei  Don  ^auIinuS,  fonbem  Don  ^ouIuS  Siacomil 

nad^  einer  anbem  §anbf d^rif t  üon  Dlcuem  l^erauS-  (im  8.  Sal^rl^.).  gin  jur  ©rflärung  öon  8iß>" 

gegeben.   (6ine  3n]^aItSangabe  atter  14  ©ebid^te  werfen  beftimmteS  poI^metrifd^eS  ©ebic^t  vaäa 

auf  ben  1^1.  gelij  f.  bei  SK.  SKanitiuS,  @efd^.  ber  bem  Sitel  Obitus  Baebiani  (130  SSerfe)  ijlfdjoa 

d^nftWat.  $oefie,  Stuttgart  1891,  272-287.)  im  16.  Sal^rl^unbert  gebrurft,    aber  erfl  wm 

^uS  ber  t)er^ättnigmö^ig  geringen  !iaf)l  ber  I^ri«  SB.  SranbeS,  unb  itoax,  toit  eS  fd^eint,  mitüolkm 

fd^en  ©ebid^te  mögen  bie  brei  $falmen*$ara»  ^t6)i,  für  ^auIinuS  oon  Slola  in  SCnfpnu^  ge» 

pl^rafen  genannt  fein,  über  !Pf.  1. 2. 136  (9SuIg.),  nommen  toorben  (f.  SBiener  ©tubien.  3^tt|(^ 

bie  erfte  in  iambifd^ien  Srimetem,  bie  aioei  anberen  f.  claff.  ^l^üologie  XU  [1890],  280—297).  - 

in  §ejametem.  S)iefeI6en  finb  infofem  öon  literär»  5Rid^t  fo  anjiel^enb  tt)ie  bie  ©ebid^te  finb  bie  Sriefe 

gef^id^tlid^er  Sebeutung,  alS  fte  bie  erften  anfange  ^auIinS,  bie  meift  in  einem  ettt)aS  gefu(^tm  unb 

einer  befonbem  ©attimg  d^riftlid^er  ^oefte  bar-  fd^wülftigen  ©tilc  gefd^rieben  unb  mit  WMift^ 

ftetten,  welche  im  SWittelalter  wie  in  ber  neuem  Eitatcn  unb  9lnfpiclungen  ganj  überlaben  fmb. 

Seit  in  üerfd^icbenen  fiiteraturen  eifrige  Pflege  ^ud^  anSRcinl^eit  beS^luSbrudtSfönnen  bielBricfe 

fanb.    fi^rifd^en  Sl^arafterS  ift  aud^  baS  fd(|öne  mit  ben  ®ebidf)ten  nid^t  wetteifern,  wie  benn  über« 

Sieb,  weld)e§  ^auIinuS  bem  Sifd^of  5^icetaS  auS  l^aupt  bie  @prad)e  ber  $rofa  rafd^er  bem  Setfaü 

©acien  wibmete,  alS  berfefbe  oon  einem  Sefud^e  entgegengegangen  ift  als  bie  ©prad^e  ber  $oejit 

9io(a'S  in  feine  §eimat  jurüdtfel^rte  (ügl.  b.  %ci.  6S  finb  etwa  50  Sriefc  ^^auIinS  auf  unl  gc* 

DiicetaS  öon  SRomatiana).  93on  culturl^iftorifd^em  fommcn.   13  finb  an  ben  ölteften  unb  innigftei 

Sntereffe  ift  baS  Epithalamium  Juliani  et  Jae  grcunb  beS  SerfaffcrS,  ©ulpiciuS  ©eöeruS,  g^ 

jur  Sermäl^Iung  cincS  greunbeS  in  120  ®ifti»  rid^tct,  6  an  ben  um  feine  Sefel^rung,  wie  er  fei^jt 

^m,    6S  ift  ein  d^riftlic^eS  ©eitenftüdf  ju  ben  fagt,befonberSt)erbienten$re§b9ter^manbu5üon 

bamalS  fel^r  beliebten  l^cibnifd^en  ^od^jeitSaebid^«  Sorbeauj,  5  an  ben  fd^on  genannten  Sift^of  biete 

ten  unb  üeranfd^aulid^t  rcd}t  greifbar  ben  ©egen»  ©tabt,  fficI^inuS,  4  on  SluguftinuS,  an  b« 

fa^  jWifd^cn  diriflüd^er  unb  l^eibnifdjer  ßcbcnS»  meiften  anbcren  ^breffaten  nur  einer,  ginenneum 

anfd^auung.     ©Icid^jcitig   mit  ben  üorl^in  er»  ©rief,  welcher  fid^  als  eine  Qfortfejung  beS  SSriffö 

Wäl^nten  brei  Carmina  natalitia  in  S.  Felicem  ^r.  25  erweiSt  unb  wie  biefer  einen  l^o^en  3RiIilflr, 

öeröffentlic^te  SOluratori  ein  Carmen   ad  An-  SrifpinionuS,  Don  ber  militia  Caesaris  §u  bd 

tonium,  nad^  feinem  ^Iq^c  in  9)kratori^S  ^uS«  militia  Christi  ^inübersujiel^cn  fud^t,  I)er5ffrnt- 

gäbe  aud^  Poema  ultimum  genannt,  Weld^cS  fid^  lid)ten  D.  IBarbenl^ewer  im  ßotl^oli!  1877,  I, 

in  254  ^ejametem  gegen  bie  %f)Oxf^t\i  beS  lieibni-  493—510  unb  nad^  berfelben  ^nbfd^rift  6.  ?. 

fd^en  ©öttcrcuItuS  wenbet  unb  einige  neue  58ei«  Safpari  in  ber  Theologisk  TidsskriA;  for  d«i 

träge  jur  ffcnntni^  ber  alten  SWtjtl^ologie  liefert,  evangelisk-lutherske  Kirke  i  Norge.    Ny 

S)iefeS  Carmen  ad  Antonium  erfc^eint  bei  Gal-  Raekke  X,  Christiania  1885,  225 — 230;  eint 

landi,  BibL  vet. Patr.III,  653—661, unb  ebenfo  neue  ^uSgabe,  mit  ©enujung  einer  gweiten fkmb* 

bei  Migne ,  PF.  lat.  V,  261—282,  unter  ber  fd^rift,  lieferte  E.  ffie^man  im  C^iftorifc^en  3a^ 

'«uffdirift  Antonii  Carmen  adversus  gentes.  bud^XVI,  1895,92—99.  (Sgl.  über  ^iraS 

3n  bem  erften  35crfe  (Discussi,  fateor,  sectas,  im  9lttgemeincn  ^b.  S3ufe,  ^aulin,  SBift^of  wm 

Antonius,  omnes)  Wollte  (SaUanbi  einen  Antonius  9iola,  unb  feine  Seit  [350—450],  KegenSb.  1856, 

als  Serfaffer  genannt  finben,  wäl^renb  TOuratori  2  93bc.  j  G.  Fabre,  Etüde  sur  Paulin  de  Noie, 

baS  aöort  Antonius  alS  ^nrebe  na^m  unb  in  Strasb.  1862  [Thöse] ;  F.  Lagrange,  Histoire 


les?     ^aulittus  öon  ^ello  —  ^ouIinuS,  ber  l^L,  »ifd^of  öon  Srter.     1658 


deStPaulindeNole,  ParislS?? ;  2*  ed.  1882, 
2  vola.  [m  beutfd^er  Ucbcrfcjung  SJiainj  1882] ; 
M.  Lafon,  Paulin  de  Nole.  358—431.  Essai 
Bur  sa  Tie  et  sa  pensöe,  Montauban  1885 
[Thöse] ;  O.  Boissier,  La  fin  du  paganisme 
Paris  1891, 11,  57—121.  Vorarbeiten  au  einer 
neuen  ®efammtau8ga(e  ber  @ci^riften  ^ouIinS 
lieferten  3. 3e<i^meifter,  ßritifd^e  Seiträge  ju  $au- 
littufi  Don  9loIa,  in  SBiener  ©tubien  I  [1879], 
98—146.  314;  U  [1880],  113—134.  306  biS 
312 ;  E.  Chatelain,  Notice  sur  les  manuscrits 
des  po^ies  de  St.  Paulin  de  Nole,  suivie 
d'observations  sur  le  texte,  Paris  1880; 
M.  Ihm,  Observationes  in  PaulinumNolanum, 
im  »l^ein.  HKufcum  f.  $^iIol  5R.  f?.  XLIV  [1 889], 
525 — 529.)  [93arben^eloer.] 

'^aitfitiits  Don  ^ßella,  d^riftlid^-Ioteinifd^er 
Z)i$ter,  tourbe  fel^r  loa^rfd^einlid^  376  ju  ^eUa 
in  9Rocebonien  geboren,  tarn  ittoä)  {d^on  in  feinem 
tmtten  Sebendiol^re  nad^  Sorbeouj;  in  boS  bor« 
nel^me  ^auS  feined  @ro|k)ater§,  bed  Sil^etord 
SufoniuS  (f.  b.  ärt.),  unb  öerblieb  nun  fein  ganjeS 
^mnerfüOteS  unb  tt)e<i^felreic^e3  Seben  l^inburd^  in 
©übgauien,  3tn  84.  ßebenSjal^re  (459)  »erfaßte 
er  eine  Sutobiogropl^ie  in  t^form  eined  3)Qn!gebeted 
an  ben  ^öd^ften  (Eucharisticos  Deo  sub  ephe- 
meridis  meae  textu)  in  616  ^e^ametem.  3i^tn» 
(i^  forgloS  unb  nod^Iöffig  in  ^rofobie  unb  9Retrü, 
1^  buS  ®ebid^t  in  feinem  Spalte  t)\tl  ^n^iel^enbeS 
unb  ^ff^Inbed.  @3  ift  ber  ungejtoungene  Srgu^ 
ctned  Dielgeprüften,  aber  in  feinem  ©ottDertrauen 
ntomer  umnfenben  ünblidi  frommen  ^erjend. 
2)te  erfte  Sludgabe  be§  @ebid^te§  lieferte  m.  be  la 
»igne  (^riS  1579).  3n  SWigne'S  ^atrologie 
"fyA  boSfelbe  auffoQenbenoeife  feinen  $la|  gefim« 
ben.  5Reue  Cbitionen  öerbanfen  toir  S.  Seipjiger 
(»reSlau  1858)  unb  833.  93ranbe§  (Poetae  chri- 
stiani  minores  I,  Yindob.  1888  [Corpus  script. 
eccies.  lat.  XVI],  263—334).  (Sgl.  J.  Eoca- 
fort.  De  Paulini  Pellaei  vita  et  carmine, 
Bordeaux  1890  [Thäse].)     [Sarbenl^etoer.] 

^aMnus  oon  gjetricorbia  (^rigueuj 
im  S)c}).  ©orbogne),  (^riftüd^»lateinif(^er  ©id^ter 
beS  5.  Sal^rl^unbertS,  über  beffen  fiebenSfouf  fonft 
nid^tö  befannt  ift,  Derfa^te  ein  um  470  DoEenbeted 
ftpoS  über  ben  1^1.  SQRortin  öon  SourS  (De  vita 
8.  Martini  episc.  libri  VI).  S)ie  brei  erften 
Sudler  fmb  ni(^t§  ^nbered  qI3  eine  loeitfd^meifige 
Searbeitung  ber  Vita  S.  Martini  Don  @ulpiciu8 
©eOeruS  (f.  b.  3lrt.) ;  baS  Dierte  unb  baS  fünfte 
93ud^  entnel^men  i^ren  ©toff  ben  jmei  (in  ben 
3>nu!en  brei)  ©iaiogcn,  loelc^e  ©eDeruS  ber  Vita 
8.  Martini  al3  ^Jod^tröge  nod^  folgen  lie^ ;  ba§ 
fei^iSte  enblid^  fu^t  auf  einem  Derloren  gegangenen 
»erid^te  beö  93ifc|of§  ^erpetuu§  Don  XourS  (458 
US  488)  über  bie  äBunber  be3  1^1.  SRarHn  nad^ 
feinem  Sobe.  ^rpetuuS  |^atte  bie  Anregung  ^u 
bem  SBerfe  gegeben,  unb  il^m  ift  baSfelbc  getoib« 
met  Stoei  Heinere,  jüngere  ©cbid^tc  fmb  gleid^« 
falte  bem  greife  bed  großen  @otte§manne§  Don 
%üux%  getoeil^t ;  baS  eine  enthält  bie  @d^ilberung 


ber  ttmnberbaren  (burc^  Auflegung  ber  erloäl^nten 
©d^rift  be«  »ifd^ofS  ^petuuS  bemirften)  Teilung 
eines  (Snfete  bed  S)id^ter§  (Versus  Paulini  de 
yisitatione  nepotuli  sui,  80  ^e^ameter),  ba3 
anbere  ift  eine  Snfd^nft  für  bie  Don  ^rpetuuS 
bem  1^1.  aWartin  erbaute  Safilila  (Versus  Pau- 
lini de  orantibus,  25  ^e^ameter).  S)ie  ©ebic^te 
tourben  auerft  Don  gr.  SuretuS  (^ris  1589) 
l^erauSgegeben,  unb  biefe  editio  princeps  ift  bei 
aWigne  (PP.  lat.  LXI,  1009-1076)  abgebrudt. 
®ic  neueften  3lu§gaben  lieferten  g.  g.  ß^orpet 
(^PariS  1852)  unb  SW.  ^etfd^enig  in  ben  Poetae 
christiani  minores  I,  Yindob.  1888-  (Corpus 
Script,  eccies.  lat.  XVI),  1—190.  (Sgl.  SDt 
9Wanitiu§,  ®efd^.  ber  d^riftl..lat.  gJoefie  biß  aur 
gjKtte  be§  8.  Sal^rl^unbertS ,  Stuttgart  1891, 
226  ff.)  [©arbenl^etoer.] 

'^anßnns,  ber  1^1.,  99ifd^of  Don  Stier 
(349—358),  toar  gleid^  feinem  SBorgönger,  bem 
1^1.  aWojiminuS  (f.  b.  «rt.  Vm,  1091  ff.),  einer 
eblen  Qfamüie  in  ^quitanien  entfproffen.  ffiem 
genannten  j^eiligen  folgte  er  nad^  Srier,  um  mit 
il^m  in  ber  ©d^ule  beS  gefeierten  JBift^ofS  9lgriciu8 
ben  tl^eologifd^en  ©tubien  obzuliegen.  ^IS  9Jlaji- 
minuS  382  ^griciu§^  92ad^foIger  tourbe,  marb 
$aulinu3  Don  i|m  jum  ^riefter  getoeil^t.  Sr  l^atte 
baS  ®Iüdt,  mit  bem  großen  Äird^enlel^rer  %Ü)a» 
nafiuS  bei  beffen  Slufentl^alt  in  Srier  mieberl^ott 
in  SSerbinbung  ju  treten  unb  Don  il^m  jum  l^elben- 
mütl^igen  jf öm|)fer  für  bie  Steinl^eit  beS  ©laubend 
l^erangebilbet  gu  toerben.  5Rad^bem  er  juerft  mit 
feinen  SWitfd^uIem,  ben  Jß,  ßaftor,  SubentiuS 
unb  OuiriacuS,  an  ber  Sefel^rung  be3  SanbDoIfed 
in  bem  großen  ffird^enfprengel  gearbeitet  l^atte, 
würbe  er  (349)  al§  ber  würbigftc  Don  Wim  jum 
IRad^foIger  feineö  in  ^quitanien  geftorbenen  Däter» 
Ud^en  grcunbeS  auf  ben  bifd^öflid^en  ©tul^I  Don 
Srier  erl^oben.  ©ofort  nad^  feiner  grl^ebung  fie^ 
Sßaulinuä  burd^  eine  ©efanbtfd^af  t,  an  beren  ©pijie 
ber  ]^I.  SubentiuS  ftanb,  bie  Seid^e  fcineö  SSor» 
göngerg  au§  ^quitanien  nad^  Syrier  überbringen 
unb  fejte  fie  feierlid^  in  ber  93afilifa  beS  1^1.  3o» 
]^anne§  (Don  ba  on  ©t.  TOaximin  genannt)  neben 
ben  ©ebeinen  beö  1^1.  SlgriciuS  bei.  93alb  nad^ 
biefem  frieblid^en  ^cte  erl^oben  ftd^  burd^  bie  ©iege 
(352  bei  9Jhirfa  unb  353  bei  fi^on)  beS  ariani- 
fd^en  ftaiferS  KonftantiuS  über  ben  Ufurpator 
SRagnentiuS  getoaltige  ©türme,  in  toeld^en  ^u« 
finuS  feine  Sreue  gegen  bie  ftird^e  ouf^S  ®Iän» 
jenbfte  beDiöl^ren  foUte.  ©d^on  351  l^atte  ber 
ffaifer  auf  ber  Don  il^m  berufenen  ©^nobe  Don 
©irmium,  loeld^e  fafl  nur  Don  eufebianifd^en  93i» 
fd&öfen  beS  Orients  befud^t  toar,  jtüar  ben  ^ria» 
niSmuS  anatl^ematifiren  unb  ben  ber  fabettianif d^en 
unb  famofatenifd^en  Srrlel^re  bef d^ulbigten  93if d^of 
^l^otin  Don  ©irmium  Derurtl^eiien,  anbererfeitS 
aber  aud^  ein  @Iauben§befenntni|,  bie  fog.  erfte 
fumifd^e  gformel,  aufftellen  laffen,  in  locld^er  baS 
6|xooüJtoc  unb  bie  [trenge  Raffung  beS  5Ricänum8 
forgföltig  Dermieben  mar.  2)ie  iBerl^anblungen 
ber  ©Qnobe,  Derbunben  mit  einem  ^natl^  gegen 


1659 


IßauIinuS,  bet  1^1.,  a3if(^of  Don  Xrier. 


1660 


atl^nafluS,  ttmrbcn  nun  bem  angcfcl^enften  Si- 
jd^of  ©oEicnS,  ^auIinuS  öon  Srier,  mit  bcm  6r« 
jud^cn  jugcftcBt,  feine  Swi^mmung  ju  benfelben 
audsujpte^en.  S)arauf  foU  er  nacü)  @ulpiciu8 
@et)erud  (Eist.  sacr.  2,  37)  geantn)ortet  l^aben, 
bie  SBerurtl^eitung  beS  Ißl^otin  unb  beS  3SlaX' 
cettuS  l^ei^e  er  gut,  ber  beS  3ltbanafiuS  Wnne  er 
nid^t  juftimmcn.  S)ief cn  Klanen  SBiberfprud^  wiber 
fein  ^ad^tgebot  lie^  Sonftantiud  für  bie|mol  un» 
geal^nbet.  %(S  er  aber  ^err  beS  ^enblonbed  ge» 
loorben  toat  unb  ^ßapft  SiberiuS  il^n  erfud^te,  gur 
^erfteHung  beS  fird^Iid^en  QfriebenS  eine  S^nobe 
gu  berufen,  beftimmte  er  353  feine  bamolige  Slefi» 
ben^  ^rle§  aI8  iBerfammlungSort  unb  trof  mit 
feinen  orianifd^en^ofbifd^öfen  alle  Vorbereitungen, 
um  burd^  @d^mei^eleien  unb  S)ro]^ungen,  burd^ 
2ift  unb  ©eioalt  bie  SSerurtl^eilung  beS  1^1.  atl^a- 
naftuS  unb  bie  oQgemeine  ^nno^me  beS  ariani« 
fc^en93efenntniffe§  gu  ertt)irfen.  ®ie  red^tgläubigen 
Sifd^öfe  ftrcngten  fid^  öergeMid^  an,  öorerft  baS 
nicönifd^e  @t)mbotum  )ur  @ettung  ^u  bringen 
unb  bamad^  bie  ©iScuffion  über  bie  ^Perfonen» 
fragen  folgen  ju  laffen.  S)er  ftaifer  fe^te  feinen 
SQSillcn  burd^,  unb  felbft  bie  beiben  pä})ftUd^en 
fiegaten  IBincentiuS  Don  Sa))ua,  ber  fc^on  mit 
§ofiu§  ben  95orfiJ  ju  $Ricäa  gefül^rt  l^atte,  unb 
^arceUu^  au§  &im|)ania  loaren  fd^toad^  genug, 
mit  ber  SWel^rl^eit  ber  gattifd^en  ©ifdböfe  bie  üom 
jlaif  er  i^nen  vorgelegte  ^erurtl^eilung  bed  1^1.  ^tl^a« 
nafiu3  „um  be§  grlebenS  loiBen"  gu  unterjeic^» 
neu.  ^auIinuS  allein  blieb  ftanbl^aft  unb  Der« 
weigerte  bie  Unterfd^rift.  ®afür  tourbe  er,  wie  ber 
^l  |)Uariu§  (Pragm.  1,  6)  fd^reibt,  „öon  ben 
Sil(|öfcn  für  untoürbig  feiner  ftird^e  unb  üon 
bem  Äaifer  für  toürbig  ber  Verbannung  erflärt". 
SBol^in  er  junüd^ft  üerbannt  würbe,  wei^  man 
nid^t;  fcft  fielet  nur,  ba^  er  nad^  fünfiä|rigem 
l^artcn  6jU  in  ^l^r^gien  fein  ®ulbcrieben  ge= 
fd^Ioffen  l^at.  SSon  feinen  ßciben  berid^tet  ber 
ijil.  §ilariu§  in  ber  ©d^rift  Contra  Constan- 
tium.  ®en  erl^cbenben  feinbrudf,  weld^cn  ^au« 
linu§  unb  feine  TOitbifd^öfe  Sucifer,  6ufebiu§ 
unb  ®iont)fiu§  auf  bie  Sßewol^ner  jener  ©egcn« 
ben  mad^tcn,  fd)ilbert  ber  1^1.  ^tl^anafiuS  (Hist. 
Arianor.  ad  Monachos  n.  33  et  34)  in  be« 
rebten  SBorten.  ^uf  biefe  ©d^ilberung  beS  |l.  ^Itl^a» 
nafiuS  ^at  man  \\ä)  neuerbingS  DorjugStoeife 
geftüfet,  um  barjutl^un,  ba^  $aulinu§  aud^  auf 
ber  ©^nobe  ju  SKailanb  (355)  gctocfcn  unb 
nad^  einem  gletd^  l^elbenmütl^igen  S3e!enntniffe 
mit  ben  angejül^rten  9Kitbifd^öfen,  toeld^e  an  bie« 
fer  ©i^nobe,  nid^t  aber  an  ber  Don  ^rlc§  tl^cil- 
gcnommen,  jum  ^weiten  Wal  öerbannt  worbcn 
fei.  gür  biefen  gatt  mü^te  angenommen  werben, 
ber  f^Iaue  ßaifer  fiaU  erwartet,  ben  burd^  bie 
Seiben  ber  jweijäl^rigen  Verbannung  fd^wer  ge- 
prüften Vefenner,  wenn  er  il^n  gurüdfriefc,  folg« 
famer  gegen  feinen  be§potifd^cn  SffiiUcn  gu  finben, 
]ei  aber  Durd^  ben  TOtfeerfofg  balb  eines  Scffem 
belel^rt  worben.  ®egen  biefe  ^nnal^me  fprid^t  aber 
ber  Umftanb,  ba^  aller  SBal^rfd^einlid^feit  nad^ 


Sltl^anafiuS  bie  S^ilirten  betber  S^noben  )]ifam* 
menfa^t,  we^l^alb  benn  oud^  bie  SRouriner,  bk 
SSouanbiften,  VoroniuS  unb  ^ele  bie  %ittefcii- 
^eit  bed  1^1.  ^ulinuS  in  SRoilonb  Uugnen.  — 
Sine  gweite  SontroDerfe  über  ben  l^L  ^ßauIinnS 
bepl^t  fid^  auf  bie  XobeSort  bedfelben.  fEMSfcrA 
^ieron^mud  (Chron.  [ed.  Migne]  ad  a.  862) 
fd^reibt:  „«pouIinuS,  SSifd^of  von  Iricr,  flürtt  in 
^br^aien  in  ber  Verbannung",  mCb  bie  ditefia 
Jtalenbarien  Don  Sbo,  UfuorbuS,  SBonbelbeit  i^ 
nur  als  l^eUigen  Vefenner  begeid^nen,  nennen  i$i 
bie  Gesta  Trevir.  JKart^rer  unb  jagen:  ^tt8 
er  ben  Reiben  ben  @Iauben  prebigte,  gertd^ 
biefe  gegen  i^n  in  SBut)^  unb  töbtden  ii^' 
eine  öon  Vifd^of  «mall^ariuS  (809—814)  an- 
gefertigte ©robfd^rift  gibt  genauer  an,  er  fei  ent- 
hauptet worben.  ^egen  biefe  %tnal^  {jnri($t 
aber  gans  entfd^ieben  bie  in  ben  ^ofjfcm  1402 
unb  1883  t)orgenommene  f orgfaltige  Vksfid^tignng 
ber  Reliquien  beS  ©eiligen. 

@o  lebenbig  Quq  bad  Slnbenlen  an  ben  gbti 
reid^en  Vefenner  unb  bie  Sel^nfud^  nad^  i^  in 
feinem  ftird^enfprengel  geblieben  war,  gdimg  c§ 
bod^  erft  nad^  30  Sauren  feinem  britten  Wir 
folger,  bem  l^eiligen  Vifd^of  gelij  (386—898), 
feine  Seid^e  auS  bem  Orient  in  feine  Vifd^fSpoht 
3U  übertragen.  S)o  t^felis  löngere  3eit  bem  SriS* 
ciUianiSmuS  sugetl^an  war  unb  §ule|t  bu|^ 
fein  3lmt  niebergelegt  l^atte,  fo  erf^eint  bie^  Ict 
ber  !ßietöt  gegen  feinen  ftetS  glaubenstreuen  9ot' 
ganger  guglei^  aI3  eine  großartige  Su^e  jdsa 
eigenen  Verfd^ulbung,  unb  Meß  um  fo  md^r,  ba 
er  über  ber  ffrtipta  ber  trierif d^en  SKart^rer,  bena 
er  ben  2eib  beS  b^-  $aulinu§  jugefellte,  eine  btn* 
Ud^c  Vafilifa  erbaute,  weld^c  ben  5Ramen  biejeS 
großen  VefennerS  erhielt.  S)ic  Veifejung  fonb 
am  13.  SOlai  ftatt,  unb  biefer  ZaQ  würbe  in  bem 
©t.  $aulinu§-©tift  aniäl^rlidb  l^öd^ft  feftlic^  k- 
gangen,  gigcntbümlid^  war  bie  SIBeifc  ber  8ii|» 
bewabrung  ber  foftbaren  Reliquien,  inbem  num 
bie  fiabe  öon  6t|pref  jenl^olj  nid^t  ben  ©argen  ber 
TOart^rer  jugefellte,  fonbem  an  ber  SDrfe  ba 
©ruft  mittete  öier  ßetten  l^erabl^angen  ließ.  5(4 
ber  Trierer  Srabition,  Wcld^e  bei  ber  jüngilea 
Unterfud^ung  glänjenb  beftätigt  würbe,  Widb  ber 
©arg  in  ber  urfprünglid^en  Sage  bis  ju  ban  898 
erfolgten  gweiten  ginbrud^  ber  5Rormannen,  xodift 
bie  Äetten  jerfd^Iugen.  S)arauf  njurbe  bie  Sobc 
in  einem  fteinemen  ©arge  niebergelegt,  »^ 
nod^  b^u^^  ^^it  foftbaren  ©d^a^  umfd^Iießt.  Se- 
öffnet  würbe  berfcfte  bis  Je^t  nur  §weimal,  in  bm 
3abren  1402  unb  1883.  3n  bem  erpem  ^ 
gab  baju  ^nlaß  bie  irrige  ©ieinimg,  baß  ber 
bl.  ^auIinuS  in  ber  Verbannung  entlb^^^^  ^^' 
ben  fei,  unb  ber  3tt)eifel,  ob  man  etwa  bei  Ut 
Translation  baS  b^tlige  §aupt  in  ^^r^gien  p 
rüdtgelaffcn  b^be.  ®er  ^ropft  beS  gkmßnnS- 
©tifteS,  griebrid^  ©d^aöarb,  trug  beßbalb  frin 
Vebcnfctt,  bie  Sumba  unb  bie  in  il^  ruboibeSibf 
auf3ufd[}Iießcn.  Ucber  ben  Sefunb  gibt  er  %^» 
fd^Iuß  in  feiner  ©d^rift  CoUatio  super  nrbis 


^QuUnud  t)on  ^or!  —  ißattluS,  ber  H 


1^2 


mendatione,  s.  Paulini  apertione  atque 
iae  ipsius  religione,  Meer.  1402.  Sr 
ie  Sabe  gon)  tntt  feibenen  @toffen  umumn- 
m  fUbemen  Sönbem  umgeben  unb  mit  foft» 
SBeil^gefd^enfen  bebedt  im  3nnem  aber^ 
(8  in  feibene  iüd^tt  gel^üHt,  „ben  gongen 
ol^e  SSerfe^rung  ber  ©lieber",  ©dgaöarb 
in  bemfelben  baS  l^eilige  ^attpt  „mit  l^ol^ 
beä  ^erjcnS,  um  eS  immer  ju  öerel^ren". 
xgiebiger  oIS  biefe  erfte  Unterfud^ung  beS 
\  unfered  großen  ^eiligen  ttxn:  bie  snmte, 
SSifd^of  aJHc^ael  gelis  öon  Srier  1883 
Sujiel^ung  bebeutenber  Slrd^dologen  unb 
logen  t)eranftQltete.  2)iefe  conftatirten,  ba^ 
mba,  tteld^e  ouS  einem  SRonoIit^  gel^ouen 
^  einer  tt)o|l  im  Dorigen  So^tl^unbert  t)or« 
neuen  SorodouSftattung,  im  3nnem  bie 
niftifd^en  ftenn^eid^en  römifd^er  @teinförge 
\  in'8  {rül^e  9JlitteIaIter  f  ortmirfcnber  §anb« 
bung  trägt.  6S  ift  alfo  ol^ne  3torifef  jener 
orfopl^ag,  in  meld^em  bie  9leltquien  nod^ 
Bieberauffinbung  1072  ober  nad^  ber  SSer« 
g  ber  ftird^e  burd^  bie  9lormannen  893 
ttet  toorben  toaren.  3)ie  l^öljeme  Sabe, 
fid^  tl^eilmeife  fel^r  öerlejt  geigte,  erfd^ien 
toffopifd^er  Unterfud^ung  au8  einer  6oni« 
gefertigt,  meldte  unjerer  ©egenb  t)5Qig  fremb 
•je  Xl^atfod^e  fteHt  in  SSerbinbung  mit  ben 
mbenen  Seigaben  e§  au^er  3toeif el^  ba^  ed 
prünglid^e  @arg  ift,  in  föeld^em  bie  Seid^e 
n  Orient  nad^  Xrier  übertragen  toorben  ift. 
igaben  beftel^en  gunäd^ft  infoftbarenSeiben« 
in  totld^t  nid^t  blo^  bie  ©lieber  be3  ^ei' 
fonbem  aud^  bie  Sabe  felbft  eingefd^Iagen 
jtoffc  öon  ber  l^öd^ften  ffoftbarfeit  unb  tJein» 
>ie  fie  nur  im  Often  beS  römifd^en  Sieid^eS 
en.  SDBciterl^iu  fd^müdtten  jal^Ireid^e  ©ilber» 
mit  3nfd^riften  unb  ©ilbtoer!  fotool^I  ben 
toie  bie  ©eitentoänbe  ber  Sabe.  ®ie  bereits 
iiggefprod^ene  ^nftd^t,  ba§  ^auIinuS  in 
:en  nid^t  entl^auptet  toorben,  fonbem  ben 
ber  SSerbannung  erlegen  fei,  l^at  ftd^  burd^ 
tlid^e  Unterfud^ung  feiner  ©ebeine  abermals 
|t,  benn  „eS  fanben  fid^  fömmtlid^e  ffnod^en 
^t,  toaS  fpecteQ  bejüglid^  ber  SQSirbel  beS 
auSbrüdli^  l^eroor^ul^eben  ift,  ba  l^ierburd^ 
enbe  toiberlegt  toirb,  ba^  ber  1^1.  ^ulinuS 
nrttjrtob  burdi  gntl^auptung  geftorben  fei". 
iiä)  fei  nod&  befonberS  ber  jtoei  gifen- 
m  gebadet,  toelc^e  unter  bem  Soben  ber 
;efen.  3l^rc  öier  auf  bie  Sangfeiten  über» 
)en  Sl^eile  cnbigten  in  Defcn,  in  toeld^en 
>enfo  oicic  ©ronjeringe  l^ingen.  Stetere 
barauf  l^in,  bafe  ber  ©arg,  bebor  er  in  ben 
•l^ag  gebettet  tourbe,  ,,frei  aufgel^ängt  toar", 
ae  glänjenbe  Seftädgung  biefer  uralten 
Srabition.  (9?gl.  aufeer  ben  angegebenen 
OueKcn  bie  AA.  SS.  Bell.  August.  VI, 
q. ;  §efele,  6onc.-®ejd^.  1, 2.  ^ufl.,  653  ff. ; 
^mitt,  ®ie  Äird^e  beS  ^I.  $auIinuS,  Srier 
^1^.  2^iel,  ®er  1^1.  TOa^iminuS  unb  ber 


l^I.  $ouIinu8,  Sifd^öfe  in  Srier,  Irler  1875; 
8fr.  @(^neiber,  2)ie  Jh9))to  oon  @t.  $aulin  }u 
Srier,  in  ben  SJal^rbüd^  beS  SereinS  oon  Sllter- 
tl^umSfreunben  im  SRl^einlanbe  LXXVIII,  ©onn 
1884, 167.)  [bc  Sorenal] 

^anRims  öon  ?)or!,  f.  gnglonb  IV,  543  f. 

^anCi^eii,  f.  Stebemtoriften. 

^attfns,  ber  1^1,  ber  ^eibena))o{teI  unb 
SSöIferlel^rer  unb  SSerfaffer  öon  14  canonifd^en 
^Briefen.  I.  Seine  SebenSumftönbe.  ^ßou- 
luS  toar  ein  3ube  auS  (fleinaflen,  ber  Qofjin  eines 
$]^ariföer8  auS  bem  Stamme  ^Benjamin  (9i5m. 
1 1, 1.  $]^il  8, 5),  unb  toar  )u  ZarfuS,  ber  fynipt» 
ftabt  ber  rdmifd^en  ^roDing  Luiden,  geboren 
(«pg.  9, 11 ;  21,  39;  22,  3).  3n  ber  «poftel- 
gefd^id^te  l^ei^t  er  bis  13, 9  @auIuS,  bann  $auIuS, 
toie  er  Rd^  aud^  felbft  in  feinen  ©riefen  nennt. 
Septem  in  3:arfuS  aud^  f onft  gebräu(^Iid^en  Ütomen 
^t  er  toal^rfd^einlid^  als  freier  römifd^er  ^Bürger 
(^g.  22,  28)  neben  bem  jübifd^en  92amen  oon 
Anfang  an  getragen  (ogl.  gelten,  ^poftelgefd^id^te, 
gfreiburg  1892, 254  f.  319  f. ;  Fouard,  St  Paul 
[f.  u.],  19),  aber  erft  feit  bem  SSeginn  feiner  %J)a» 
tigfeit  unter  ben  ^ioen  auSfd^Iie^lidg  gebrandet, 
um  leidster  bei  il^nen  Eingang  gu  finben.  2)a  er 
bei  ber  Steinigung  beS  Stepl^anuS  nod^  ein  j[unger 
SRonn  toar  (^g.  7, 58),  ftd^  aber  in  bem  um  baS 
äal^r  63  gefd^riebenen  SBrief  an  ^ß^ilemon  (S.  9) 
,,alt"  nennt,  ift  er  ettoo  um  baS  ^ofyc  2  n.  Sl^r. 
geboren.  Sr  fam  fd^on  frül^  (Ipg.  26,  4)  nad^ 
Serufalem,  um  ^um  9labbi  erlogen  gu  toerben, 
l^atte  ©amaliel  }um  Seigrer  (^g.  22,  3)  unb 
tourbe  ein  l^bd^ft  eifriger  Slnl^önger  beS  ^l^föiS- 
muS  (©al.  1, 14.  ^]^il.  3, 6).  3n  feinem  fpätem 
Seben  jeigte  er  fldb  mit  l^eBenif^er  Silbung  oer« 
traut  (ögl.  u.  %  «SiirtiuS,  «ßauIuS  in  atl^en,  in 
ben  @i|ungSber.  b.  !gl.  preu^.  Slfab.  b.  SBiffenf d^. 
au  Serlin  1893,  925  ff.) ;  er  fü^rt  ©teflen  beS 
«ratoS  («pg.  17,  28),  beS  SWenanber  (1  Kor. 
15, 33)  unb  beS  «pimenibeS  (Sit.  1, 12)  an,  üon 
benen  toenigftenS  bie  erfte  SteUe  ouS  unmittelbarer 
ff enntni^  gefd^bpft  fein  mu^.  SQSann  er  ftd^  biefe 
©Übung  angeeignet  ^at,  ift  unbelannt.  @id^  aber 
^t  er  f^on  in  jeiner  Sugenb  ber  9lnfd^auung  unb 
©itte  jübifd^er  ^elel^en  entfpred^enb  (f.  6.  ©d^ü- 
rer,  ©efd^.  b.  iüb.  SoHeS  im  3eitalter  3cfu  gl^ifti 
n,  Seipgig  1886,  259)  ein  ^anbtoer!  erlernt, 
unb  jtoar  bie  in  EiKcien  neben  ber  SXnfertigung 
t)on  3i^gm^oartud^  in  ©lüte  ftel^enbe  3eltmad^erei 
(%|)g.  18,  3).  ©ei  ber  erften  ©erül^rung  mit  bem 
Sl^riftentl^um  trat  ^(kmluS  als  ©erfolger  auf,  in- 
bem  er  glaubte,  bo|  er  ^»gegen  ben  9lamen  3efu 
beS  5RajarenerS  Oiel  fJfeinblid^eS  tlfiun  müfje"  (3lpg. 
26,  9).  ©et  ber  Steinigung  beS  ^L  ©tepl^nuS 
üertoal^rte  er  bie  ffleiber  berer,  bie  Jenen  töbteten, 
unb  ftimmte  ber  6rmorbung  ju  (ebb.  7,  58.  60). 
3n  ber  fid^  l^ieran  anfnüpfenben  ß^nft^n^^^ölgung 
brang  er  felbft  in  bie  §äujer  ein  (ebb.  8,  3),  tte| 
ÜJlonner  unb  Qfrauen  in'S  ®ef ängni^  toerfen  (ebb. 
22,  4  f. ;  26, 10)  unb  in  ben  Synagogen  jüd^- 
ttgen  (ebb.  22,  19;  26,  11).    ®a  nun  oiele 


1663 


$aulu8,  ber  H 


1664 


Kl^ripen  3cru?aTem  öerlafjcn  l^atten  (ebb.  8, 1), 
imtcmal^m  ^auIuS  eine  Weife  mä)  ©omaScuS, 
um  mit  tBoKmad^t  beS  ^ol^enpriefterS,  befjen  3luc« 
torität  in  religiöjen  ©ingen  aud^  bie  jübifd^en 
©emeinben  in  ber  ©iafpora  anerfannten,  bie  bor« 
tigen  gl^riften  gefangen  m^  3erufalem  su  bringen, 
auf  bem  SBcge  nad^  ®ama8cu§  toarb  er  burd^  bie 
grfc^einung  beö  öerflärten  ^eilanbe§  tounberbar 
befel^rt  unb  bann  öon  2lnania§  in  ®ama§cu§  gc« 
tauft  (ebb.  9, 3—19 ;  22,  6—16 ;  26,  12—18). 
©te  «efe^rung  föHt  in  baS  3a]^r  37  (ögL  b.  8(rt. 
gl^ronologie  III,  342  f.).  Diefelbe  ift  nad^  bem 
3eugniffe  beö  SlpoftelS  felbft  (ogl.  «pg.  22,  6  ff. ; 
26, 12  ff.  ®al.  1, 13—16)  nid^t  tixoa  baS  Keful- 
tat  öorl&erge^enben  ©d^wanfcnS  jwifd^en  ®Iauben 
unb  Unglauben  ober  anberer  äußerer  ®rünbe, 
fonbem  blo^  SOßirfung  ber  grfd^einung  ^f)n\ü, 
ben  SßauIuS  toirflid^  gefeiten  l^at  (1  Kor.  9, 1 ; 
15,  8).  ®ei  feiner  Sefe^rung  erl^ielt  gJauluS  aud^ 
fd^on  feine  ^Berufung  jum  SIpoftoIate  ober  mit 
anberen  SQSorten  feine  apoftoUfd^e  SQSürbe  unb  bie 
befonbere  93eftimmung  für  bie  Reiben  (ögl.  9lpg. 
9,  15;  26,  17  f.),  toie  aud^  bie  Offenbarungen, 
woburd^  er  gu  biefem  SBcrfe  befäl^igt  tt)urbe  (ögl. 
®al.  1,  12. 16.  1  gor.  15,  3.  gp^.  3,  2  f.). 
©aju  famcn  fpäter  anbere  grfd^einungen  unb 
Offenbarungen  be§  ^erm  (2  Kor.  12, 1  ff.). 

®Ieid^  naä)  feiner  Sefel^rung  ging  ^ulu3  nad^ 
Slrabien,  b.  ^.  bem  peträifd^en  tobien  unb  nod^ 
genauer  ber  fmaitifd^en  ^albinfel  (ogl.  ®al.  1,17 
mit  ®al.  4, 25),  nid|t  um  bort  ju  prebigen,  benn 
bagegen  fpridit  ^g.  26,  20,  fonbem  um  bort 
tt)ie  5Jlofe§  unb  ®IiaS  eine  3fitlang  mit  ®ott 
allein  ^u  öerfel^rcn  unb  fid&  fo  ouf  fein  9(mt  Dor= 
Jubereiten,  ^la^  I)ama§cu9  ijurüdtgefel^rt,  pre« 
üigte  er  ben  3uben,  entfam  aber  fc^liefelid^  il^ren 
5Rad^fteflungen  nur  burd^  bie  glud^t  (^pg.  9,  25. 
2  6or.  11,  32).  ®r  ging  nun  nad^  Senifalem, 
tt)ie  er  fctbft  fagt  (®al.  1,  18),  „um  «petru§  gu 
feigen";  ein  Sett)ci8,  bafe  er  e§  für  nöt^ig  l^iclt, 
mit  ^ctru§  unb  burd^  il^n  mit  ben  übrigen  ^poftcln 
ber  Stix6)t  in  Sßerbinbung  ju  flcl^en.  S)a  man  aber 
in  Scrnfalem  il^n  nid^t  al§  Sünger  fannte  unb 
fid^  üon  i^m  fem  l^iclt,  f ül^rte  il^n  3}arnaba§  (f.  b. 
^kt.)  bei  ^etm§  unb  3acobu§,  bie  lool^I  bamalS 
allein  öon  ben  ^pofteln  anwefenb  toaxm,  ein,  unb 
er  ücrfel^rte  nun  15  Xage  mit  iljnen  (^pg.  9, 26  ff. 
®al.  1,18  f.).  3^u  brängte  eS,  bort,  wo  ©tepl^a« 
nu§  mit  ben  §eUeniften  geftritten  unb  ben  Xob 
gcfunbm  l^atte,  ba§  Söerf  be§  erften  Slutjeugen 
fortjufc^cn.  ^ber  burd^  feinen  6ifer  geriet)^  je^ 
fein  eigenes  fieben  in  ®efaf)r,  fo  bafe  er  Sei^ufalem 
öerlaffcn  mufete  (^pg.  9,  29  f. ;  22,  18  ff.).  ®ie 
Kl^riften  geleiteten  i|n  nad^  Käfarea,  öon  tt)o  er 
nad^  XarfuS  ging.  ®ort  bürfte  um  biefe  Seit 
$aulu§  mit  ber  gried|ifd^en  fiiteratur  genauer  be« 
fannt  geworben  fein,  benn  ber  Ort,  beffen  Sin» 
geborene  fid^  nad^  bem  3eugniffe  be§  ©trabo  (14, 5, 
13)  faft  alle  mit  geleierten  ©tubien,  namentlid^  ber 
$l)ilo)op^ie  abqaUn,  mu^te  ben  ^poftel,  ber  gc» 
wi^  in  iarfu§  ©eelen  für  Sl^riftum  ju  gewinnm 


fud^te,  faft  baju  gwingen^  mit  ^ilofop^  p 
bisputiren.  3n  bie  bamalige  3^  fö&t  on^  Ue 
®rünbung  ber  ®emeinben  in  ^S^rieii  unb  Ci> 
licien''  (®al.  1,  21  ff.),  bie  ^ßauIuS  fpöttr  (Spg. 
15, 41)  beftörfte  (ögl.  gelten  a.  a.  O.  201).  ^ 
gwifd^en  war  in  ^ntioc^ien,  ber  ^)ouptfiabt  M 
©Qrien,  eine  gro^e  So^^  t)Dn  ^iben  tu  bie  Air^e 
aufgenommen  worbm,  unter  benen  aud^  beim 
bm  apofteln  bortl^in  mtfanbte  93amaba8  uridt 
gr  brad^te  ben  red^tm  SRonn  an  bie  rechte  @tdb, 
inbem  er  $aulu8  oud  XorfuS  l^olte.  Seibetmiltai 
nun  gu  Slntiod^im  ein  gongeS  Sal^r  mit  fol^oi 
Srfolge,  ba|  bie  ®Iaubigen  aud^  Don  bot  Reiben 
nid^t  mel^r  aI3  eine  iübifd^e  @ecte  betrod^tet  ii»> 
bm  fonntm  unb  „gj^riftm"  genoitnt  unubfii 
(^g.  11,  19  ff.).  %ug  «nla|  einer  oon  %qfM 
geweiSf agtm  ^ungerStwtl^  tuurben  93omabafi  unb 
^ulu3  mit  Dem  Srtrage  einer  Sammlimg  ^ 
bie  ®emeinben  in  3ubäa  bortl^in  gefanbt  (db. 

11,  27  ff.)  unb  brad^ten  Don  bort  Somoto' 
iBetter  maxca%  (f.  b.  %±)  mü  nad^  ^ntiod^ien  (ebb. 

12,  25).  Stad^bem  bie  beiben  ^oftel  bie  ^mib^ 
auflegung,  b.  1^.  nad^  ber  anetnung  beS  l^L  ll^ 
foftomuS,  bed  1^1.  Seo  u.  D.  3(.  bie  IBif^of^Ki^e 
erl^alten  l^atten  unb  nad^  SBeifung  bed  l^eüigpi 
®eifte§  für  il^re  erfte  farmlid^e  aßif fionfireije  onS- 
gefonbert  worbm  waren  (ebb.  13,  1 — 3),  fegeüa 
fte,  Don  SnarmS  begleitet,  gunöi^ft  nad^  Svpeni, 
ber  ^eimat  bed  93amaba3,  tuib  burd^querten  \k 
3nfel  Don  Oftm  angefongm  bid  nac^  $ap^ 
^ter  gewann  $aulu8  ben  römifd^m  ^roomfil 
Verging  $aulu8  für  bad  gl^riftent^um.  Sonbotl 
reisten  fie  ju  brcim  nad^  ftleinafim;  oEein  fd^ 
ju  iJJerge  in  ^ampl^^Iien  Derliefe  SWarcuS  bie  6e» 
fahrten,  unb  ^auluS  unb  SBamabaS  gogen  mn 
allein  nad^  Slntiod^ien  in  ^ifibietu  ^ier  prebigta 
fie  gunäc^ft,  wie  fle  e§  aud^  fonp  ouf  i^rer  Seife 
getl^an  Ratten,  bm  3ubm,  ttjurbm  aber  bimb 
beren  SBiberfpmd^  gcjwungm,  fid^  an  bie  ^)eü)a! 
5u  wenben.  S)ie^  gefd^a^  in  ber  ganjm  @egenb 
(ebb.  13, 49)  mit  foldiem  grfolge,  bafe  bie  bcmnrf 
eiferfüd^tigen  3uben  eine  Scrfolgung  gegen  bu 
^poftel  errcgtm  unb  fie  Dcrtrieben.  S)iefetta 
prebigten  nun  mit  gleid^em  Srfolge  unter  ben 
3ubeu  unb  Reiben  ju  3conium  unb  toanbtcn  füi 
Don  bort  ju  bm  ©täbtm  S^caonimS.  3u  &jfrw 
Würbe  $aulu8  auf  93etreibm  ber  3ubm  Don  8n» 
tiod^ia  unb  3conium  gepeinigt ;  er  erl^olte  fid^  dbn 
wieber  unb  ging  nun  mit  ©amobaS  no^  Sertt, 
um  aud^  bort  gu  Wirfen.  3n  S)erbe  waren  fie 
fd^on  ber  ©rmje  SilicimS,  ber  ^matproDüij  be« 
^l.  $aulu§,  nal^e  gefommm  unb  litten  nunnie^ 
ba8  ganje  füböftlid^e  ftleinaftcn  berei&t.  ^ 
^alb  feierten  fie  ie^t  ouf  bemfelben  SBege,  ben 
fie  gefommen  waren,  jurüdf  unb  trugm  in  ben 
Don  i^nen  gegrünbeten  ©emcinbm  burt^  bie  fti» 
fteflung  üon  ^reSb^tem  für  bie  ßr^Itung  beS 
©loubenS  Sorge,  ffion  Slttolio  in  ^Jamp^urim 
fel^rtm  fie  nad^  9lntiod^ien  in  ©tjrien  jurüd  irnb 
blieben  bofelbft  nun  längere  3eit  (Dgl.9lpg.  13,4 
bis  14,  27). 


1665                                             Paulus,  ber  H  166ß 

9M  rui&iae  SBirlen  ber  «poflcl  gu  «ntiod^ien  2  ^ktr.  3, 15 ;  üfli.  SKöl^Ier,  ®ef.  ©d^riften  I,  »e« 

iDittbe  bur($  Die  Sniunft  einiger  3ubend^riften  oud  gendburg  1889, 1  ff. ;  ^genrötl^er,  ^rd^engefd^. 

Subda  tmterbrod^,  meldte  bie  ^Snot^menbig-  I,  3.  Slufl.,  100  f.). 

hit  ber  Sefd^neibung  be^au))teten.    2)iefer  9n«  93on  9(ntiod^ien  qu8  1^  $ouIu8  (urg  nad^  bem 

Matnmg  gemd^,  toeld^e  in  Serufolem  bon  einigen  ^oftelconcil  (^g.  15, 86)  feine  ^eite  9)liffu)n3- 

frül^cttn  Slnl^gem  ber  $l^rifaer  bertreten  tDurbe  reife  angetreten.  Sr  l^tte  SSomabag  auf gef orbert, 

(f[|ig.l5,5),  ]^enbie^eibenerft3ubentt)erben  il^n  gu  begleiten,  meigerte  ftd^  aber,  aud^  beffen 

Bluffen,  um  baS  ^I  )u  erlangen.  @omit  märe  S3em)anbten  9)larcud,  ber  fte  frül^er  in  ^ge  ber- 

ni^t  ber  (Staubt  unb  bie  @nabe,  fonbem  bie  laffen  l^tte,  mitjunel^men.  2)a  fte  fid^ni^t  einigen 

At|ere  Sugel^brigfeit  jum  {ubif d^n  Soße  unb  bie  fonnten,  ging  ^rnabaS  mit  SRarcuS  nad^  Sq- 

Scobad^g  beS  ®efe^  baS  amttel  jum  ^eile  pem,  UKil^renb  $auIuS  ftd^  @ila8,  einen  ber  m- 

Moefen.    SS  ging  btefe  Snf d^auung  au3  bem  gefanbten,  meldte  ein  @d^eiben  bed  SlpoftelconcilS 

QHouben  l^or,  ba^  in  nationoler  Se^iel^ung  bie  nad^  Sntiod^ien  gebrad^t  l^atten  (ebb.  15, 22. 32), 

Snben  in  ber  Jhrd^e  ben  SSonang  l^en,  unb  ba^  ^um  ^Begleiter  möl^Ite.  UebrigenS  beftanb  toegen 

te  rdigibfer  ^inf^j^t  baS  ®efe|  nad^  nne  bor  biefer@ad^  feine  ))rinci))ie0eSntfrembung)tt)if(|en 

Ue  unobönberud^  9corm  beS  fittlid^en  ^KmbelnS  ^maboS  unb  $aulu8;  fd^on  bdlb  nad^l^er  (1  &»:. 

M.    $aulu3  erfannte  bie  Stotl^menbigfeit,  in  9, 6)  ermäl^nt  lekterer  ben  erftem  aI3  gfreutü)  unb 

Ucfer  fo  mid^tigen  f^frage  eine  prindpieUe  Snt-  ®eftnnung8genoffen.  9hmlu3  unb  @ila§  befud^ten 

fd^dbung  ber  Imd^e  ^erbei^ufül^ren  (@al.  2,  2),  i^rerfeitd  gunöd^ft  bie  bereits  befel^rten  ©emeinben 

unb  ging  mitSamabaS  unbanberentlbgefanbten  in  Serien  unb  Silirien  tt)ie  in  ^leinafien  (^g. 

bcc  ®emeinbe  bon  Slntiod^ien  nad^  3mtfalem  15,  41 ;  16, 1  ff.).  Sn  fitiftra  na|^m  $aulug  ben 

(tEpQ.  15,  2).    lieber  baS  bort  gel^altene  fogen.  bon  i^m  auf  ber  erften  SJiifftonSreife  fd^on  befel^r* 

Spoftelconcil  l^aben  mir  jmei  burd^oud  überein-  ten(l  Sor.4, 17)2tüngling2:imot]^8  )u  feinem 

fifanmenbe  Serid^te,  einen  in  ber  ^oftelgefdbid^te  ftönbigen  ^Begleiter  unb  gemann  baburd^  ben  lieb» 

(16,  6  ff.)  imb  einen  anbern  im  ®aIateroriefe  ften,  treueften  unb  felbfüofeften  Qfreunb  unb  ®c« 

(2, 2 ff.),  erftererl^bt öorgüglid^ bie anerfennung  laufen  (ögl.  ^f)\i.  2,  20.  22).   ©er  «^joftel  liefe 

bcc  ^ibend^riftlid^en  @emeinben  unb  bie  gu  il^  il^  als  ben  @o^  eined  l^eibnifd^en  SküerS  unb 

Ounflen  gefällte  Sntf d^eibung  über  bie  gfteil^eit  einer  iübifd^en  SIhttter  befd^eiben,  um  nic^t  burd^ 

bcc  C^f}en  bon  @efe|  unb  99efd^neibimg,  Ie|terer  bie  ©efeUfc^ft  eines  Unbefd^nittenen  bei  ben  in 

iefonberS  bie  Slnerfennung  $aulu3'  als  ^ofteld  {euer  @egenb  gal^Ireid^en  ^üben  ^ftofe  gu  geben 

fetimS  ber  übrigen  ^oftel  l^eroor.  93eibe  ftimmen  (^g.  16, 8).  IIS  nun  $aulu8  bis  nod^  aintio^ien 

IL  9.  aud^  barin  überein,  bafe  gar  !ein  ®egenfa|  gefommen,  moSte  er  meiter  nad^  SBeften  gu  ber 

ilDtfd^  ^ßauIuS  unb  ben  ^ofteln  in  Smtfalem,  ffüftenlanbfd^aft,  beren  $au))tftabt  Spl^efuS  mar, 

f onoern  nur  gmif d^n  il^m  unb  ben  f alfd^en  Srübem  jiel^n.  Slber  unter  bem  Sinffufe  beS  J^eiligen  ©eifteS 

(<BaI.  2,  4)  beftanb.  S)aS  Soncil  felbft  fanb  im  manbte  er  ftd^  nbrblid^  unb  !am  fo  nac^  ^l^r^gien 

3.  51  ftatt  (bgl.  b.  «rt.  3erufalem  VI,  1357  f.);  unb  ©alattcn  (?ll)g.  16,  6;  ügl.  18,  23  u.  @al. 

auf  bemfelben  öerabrebetcn  bie  %po\itl  aud^,  für  3,  1;  4,  13—15)  unb  meiterl^in  nad^  SroaS  am 

bie  bamalige  S^t  mo  ^etruS,  S^cobuS  unb  So»  noi^bmeftlid^ften  fünfte  bon  Aleinafien  (Stpg.  16, 

l^mmeS  in  $aläftina  mirftcn ,  für  ^uIuS  aber  7—8).  ©ort  mürbe  eS  offenbar,  mcfel^alb  tl^n  ber 

em  SBirfen  bafelbft  nid^t  möglid^  mar  (f.  3lpg.  SßiHe  ber  iBorfel^ung  fo  meit  getrieben.  2)enn  in 

9^  29),  bie  9lrbeit  fo  ju  tl^eilcn,  bafe  jene  öorjüg-  ber  5Rad^t  erfd^ien  ^uIuS  ein  SWacebonier,  ber 

ßd^  unter  ben  3uben  in  $alä[tina,  ißauIuS  unb  hat:  „ftomm  l^inüber  unbl^ilf  unS!"  ^uIuS  er- 

SomobaS  aber  befonberS  unter  ben  ^iben  baS  fannte,  bafe  ®ott  il^n  nad^  (S^nxopa  rief,  unb  mar 

(Eoangelium  berfünben  fottten  {@al  2,  9 ;  bgl.  alSbalb  entfd^Ioffen,  gu  folgen.  Sl^m  fd^Iofe  ftd^  in 

€ontel9  }.  b.  @t.).  Salb  nad^  bem  ^oftelconcU  XroaS  fiucaS  (f.  b.  Srt.)  als  meiterer  ®efä|rte 

(Dd.  @kil.  2, 11  ff.)  fam  !ßetruS  nad^  ^ntiod^ten  an.  3n  duxopa  lanbete  $auIuS  gu  92ea))oIiS  am 

imo  afe  guerft  feinen  auf  bem  Soncil  auSgefpro*  ftr^monifd^en  9Reerbufen,  einer  ^fenftabt,  meldte 

<l(icnen  @runbfä|en  gemöfe  (9l))g.  15,  7  ff.)  mit  bamalS  gu  Xl^rarien  gel^örte.  ©efe^alb  begann  er 

tm  f)eiben,  gog  fld^  aber  bann  bon  il^nen  gurüd,  feine  SQSirffamfeit  ni^t  l^ier,  fonbem  in  ber  nur 

um  einigen  na^  Sntiod^ien  gefommenen  ^uben-  burd^  einen  ^ö^gug  bon  9leapoIiS  getrennten 

i^ten  fein  Äergemife  ju  geben.    ®ie  übrigen  erften  ©tobt  aRacebonienS,  ^l^ilippi  (f.  b.  ^rt). 

3ttbend^riften  folgten  feinem  ^eif})ieIe(@oI.  2, 13),  §ier  befel^rte  er  bie  ^urpurl^änblerin  S^bia, 

unb  fo  mürben  bie  ^eiben^riften  moralif^  ge«  in  beren  ^auS  bann  bie  ^oftel  SBol^nung  nal^- 

|timngen,^d^  jenen  an)uj^Iiefeen,menn  fte  bie  6in>  men,  unb  gemann  eine  nic^t  unbebeutenbe,  bor- 

1^  mit  il^nen  aufrecht  erlitten  mottten.    S^at«  güglid^  l^eibend^ftlid^e  ©emeinbe.  3)ie  Teilung 

fAd^lid^  gefäl^rbete  fomit  ^truS'  iBerl^alten  ben  einer  befeffenenSBia^rfagerin  mürbe  SSeranlaffung, 

<Bnmbfa|  ber  ^reil^eit  ber  |)eibend^riften.  3)efe-  bafe  ^uIuS  mit  @iIaS  gegeißelt  unb  in'S  ©eföng- 

1^  tabelte  il^n  ^uIuS  bff entlid^ ;  eS  mar  ber  nife  gemorfen  mürbe.  Stoox  mufete  ber  SRagiftrot, 

Zabd  eines  ^KtbruberS,  meld^er  bie  gmifd^en  ben  ber  il^re  Siedete  als  römifd^  Bürger  ntc^t  gead^tet 

Mben  Kpofteln  beftel^enbe  gintrac^t  nid^t  ftbrte  ]^iatte,i]^nengleid^  am  folgenben  Zage  abbitte  tbun, 

(DgJL  @al.  2,  6.  9.  1  6or.  9,  5;  15,  5.  7  ff.  aber  il^rer  SBirffamfeit  gu  «ßl^üipbi  »urbe  bod^ 

JHr^KnlcritoiL  IX.   2.  «ufl.  53 


UM\7 


$auIuS,  bet  1^1. 


1668 


burd)  blcfcn  ;'lwl|rf)ciifrtll  ein  CFubc  flcmncl)t  (ebb. 
h;,  n  -10.  Wl  1,  1  ff.),  ^ud)  in  I^effQ- 
loniil),  U)ol)in  fldl}  ^Vkui1it<}  mm  ivnnbtc  (1  %f^t\l 
Ü.  Ü).  (iriinbctc  er  eine  tuefentlid)  ]beibend)riftltcf|c 
Wcmeinbf  (l  'Ibeff.  l,  9;  2,  14),  mufetc  ober 
bie  «»labt  \w\\t\\  ber  Jteinbfd)aft  ber  i^whtn  Dcr- 
Irtflen  (i[\^\\,  17,  1  ff.).  2>e6l)alb  brad)te  ibn  bic 
iMfiufinbc  nad)  *iVriWi,  luo  er  unter  Jiuben  unb 
jpeiben  mit  \\xo\m\  ^x]o\C(C  mirfte.  "911$  baS  bie 
;^ubcn  iu'IlKf|nIonid)biSrten.  nernnlafUen  fiellu« 
nibcn  unter  bem  ^^UUkI  ^w  4^eröa.  fo  bafe  bie  ber- 
ti^un  (Mniftcn  ben  'Jlpojtel  nad)  'jltben  in  eidter- 
beil  brrtd)tcn  {%\\.  17,  10—15).  Javier  Iwt  ber 
^)>o{lcI  eine  ^^eithnui  Allein,  obne  ]t\nt  im^tx 
iKweilt  ^ebb,  17.  11  ffV  «il*i*  ift  nrtd)»ei$lid) 
in  'i^'vou  l>ei  *t'rtnln<f  iKU^eien  ^eb^.  17.  10)  unb 
ift  im$  lKllce^onien  \\\  \\m\  nod)  i>orintb  c^efom- 
men  ^ebN  IS.  5 ;  in^l.  1  Jben,  1.1^.  9?ermniblid) 
bat  ev  ben  %h>}U\  Jn  ^iben  befudit  {X>(^1  %^ci.  17. 
\h  t.>  unb  in  iH>n  ibm  (ileid)  nad)  i^bilip^i  ober 
'i^eroa  t)c^mM  )uorbcn.  Simotben$  ift  futer  nadi 
*)ltVen  ;n  'IsmUi*  itefornmen.  aber  bann  von  biefem 
n.ii^  ibei^^iUMiid)  »leütidt  »orben  v^i^l.  ^ra.  17. 
1,N  *.  1  jbf»».  S  'l  «O.  rcr  'Äroiiel  ielbu  be» 
*;«::.;: e  i;.^  a>er  in  '?liben  niAi  ^a^;il .  in  ber 
ovMM.;;\v  ;v.  rre>:i;fn.  ii>nbem  rebeie  aiiA  uiit 
>c:n  ^)*.;;!:f  Kiah*"b  ben  *wri3>e  'Änireünben  rcn 
;Jf»;i*  l:r.^  ber  ^^«^rrub::::»:,  l?r  Jc.;:f  ir^ar 
»v.i*  N'v.;  'Ä'.w^i^M  r;r  er:!«:re:v^e:i  nr.^  nri^ivr. 

|V>  «"v*     *S        ^..■«»•s»««»«     «V^»>   N^^    •••«»  O«^^**«  *A    ♦*•»    \ri 

i\i' •••V"  .'^X»N*    1?     l'H--'>4'      "t^"  V'-O^'V"  K— 

\      ««.«■«Hu    ^«4««B.     im         l^  v^^  ^**    %««    ^*«%««       «•* 

k      ■  •  X  ^    ••■%««««l<-*«       «•*       X       %■■■««*••■■•  %'«         •■«■ta«««tt      ««^        *«  ^  • 

«  *  «  « 

««-     t%l%  ■•%  ttift.l       ^^* « « «  ••*•?       ■  «■•  %^       «••  >•••■«■%      *>■     •«■■« 

■  ■  ■        (^  ■•■       %*■■    Ä^*       |\     •■    •••■^  x%^    %  • .  •      ■■■    «V**«^      ^  »        m  •»«     %  ^  *  *  '  *  ' 

■  •  ■  *  •   %  ■  •    ^     i«>«a      \     %«t     «■«  ^«»a      «••«       -«•      %«       «■>    ^  "«M««     ■ 

<^    .      ••  *        •    *^    V.*...«    1%%*^-    *^     r^     •- ^    %r"**    %•<— »^    Tir*  ■ 

*•»■  4«  %      •    m         «^  ■        «        V^%         «•  «•  •**  «■■■        ^      •  «    •         «  '*   • 

«  ■ 

N   *^  .■  •  C     ••  • «        « ^     X  .  -  ,  .       ^m^  •     « ««•,    ^  -«^    M  ^  r 


bis  gum  Solare  54  gebmiert  (Dgl.  Selten,  SpofieU 
9ef*.  44  ff.). 

9lad^bem  $aulu3  fic^  einige  3eit  inSntiot^im 
aufgel^alten  l^atte,  unternahm  er  gegen  6nbc  b^ 
3Ql)re3  54  feine  britte  3)ttjfion§reif e.  Sie  ging  ^ 
nöc^ft  nad^  ®a(atien  unb  $^iQgien,  um  bie  bo> 
tigen  Sünger  gu  ftörfen  (^pg.  18, 23).  Gr  vm^ 
aber,  mte  fid)  ani  bem  balb  ^icmad^  O.vl)  get^ilx* 
nen  Salaterbriefe  (4, 1 6 ;  5, 21)  ergibt^  in  Solana: 
bei  biefem  jmeiten  IBefud^e  nic^t  fo  bcnlid)  rz 
baS  erfte  ^lal  aufgenommen.    ^vt±  $bnac 
50g  er  bann,  o6ne  bie  Stöbte  Sclrfiä.  oiers^^ls 
unb  Sacbicea  im  Sbole  bc#  £'paxs  vi  bcxtka 
(f.  @ol.  2,  1),  nad)  @p6efu§,  um  ^rä  cc  fissc 
^"^auptmitteliiiunft  be§  tleinafianidbn:  rcbess  o^ 
gere  ^eit  ju  wirfen.  Är.fange  zic&zi  c  zLst^ 
ftrengnngen  in  ber  SDnccjogc.  m  M£  Jstos 
gewinnen.  'Allein  nai  brci  ^Icrsiuz  ^r^  r:  na 
burd)  bie  ?lnfeinbungcn  ber  ^^^^^c:^  ar^TsmEi. 
bie  ©emeinbe  Pcn  ber  2rn::zrze  sr  nnariL  ia* 
lebne  rrn  nun  an  xä^lirb  :n  rmoz  somdaz 
&ale.   Jn  bieicr  S^iz  cr.nriidrr  er  ram  c:p> 
f  rbentlid>en  t^influs.  >{t  ni  t:-*±:  iürt.  af  fojng 
bffdjränJre.  S'e nn  r tr  brrm   3b»z.  2  s*  Zt    ki 
?on  neb  un^  vm  Ju^f^  :z:r  ori!a:  %i  m 
!an:cn.  bc?  er  riclr  :r-.^  prria  SE3l^ir  bjä 

fuiben.  ^'c^me  ^:  Ivi-rr.  zr=  J^rn^  icr  SuTtf 
rrr>:£;:f .  bcrlrrr.  '.r-aT  ^'--t.r  rni  hriMiümcr  .fiaü» 
bii^r  ^^^^^.:rJr:fr.  c^C,  1  v-  1  —  I  ?■ .  Bi  tama 
ni«  >n:r.  $cu.::#*  wj^.tt't  txzszsz  SamB^ 

v»--^.—    \ —  - — •  v^  "^"—  *"-■  — —  —  *— ^, 


.1: 


Nt-- 


>;   .M- 


•  ■  • 

\*  t      •     •*  ■     •      «S   "^  '•■        -  •  r*^"— ^     •  - .  •*     X.  .^ 

..-.  ■•I^^<^x-*«    •-■«"*)-•       ^»•■•r*"'l2  ••       ■        1  ^"^7  -T^  -*  -  ^  *    «w 

•  ■  * 

I,».  .  '.        I.     .«.   . ,      .1.       V      '.     .....«,■«■.     '.  .  .  ..t    .1.. 

■^  .  s  ,.     X    ■••*     V  •      ^-.  «...^».^ ...... ..;.  »f..     ^  -  r.»..^ 

•  «*;       .«•■      ^1«.       •....     • .»»  ■•       \i«>>.«>«   ■  i^  ^*    •■       «^t    •. 

•  -.    ■      •      ■  .    •         •■*•  ^V .  . .    •      ..        V  *..^  ■»        *..  - 

..-■•        .»     V,i>    •      "fcJ^  ■«.•.•  •"      «        ^«^      ••■••.    •-...-«  •   —    .»_ 
.'      '  ««-■•      .....1.  .*.       *i.      «....     ....     .«■" 

•  .    •  1.       V    •  ^  ••         "■  *.-  ■  •  X  -S  ••  ^"^  •      *     «-•■-        %',    — .   . 


1  ■  X      «"i  ■ 


.v\- 


_...••>•    «.^  »• 


.     .  '.     •      >«  .  IIa    ..  ,     ■      -    a        I 


•'S 


■  •  ••.•• 


•    •—        ••••  ■>'^ 


a        «       •        .  1.1      >     I*  .^mmm^^m  a«  «ta  «l      *\  ** 

■  ■■        ff  .  k.      a*a.  «    a*"  *^«   aa 


"...  a»,       •        *'■*■««•  ■nf^;*'**«         •»^•r-      •»■•■•        ^   ->V>w 


,T*    z'j.z    Xm   ^_r»rr.     iic    l^  *r> 

^^*n  V'T.rr  ittt'.i'*'  r  "."irr   i"**"^  ■"'Hu-  ^zc 

1  {",';  "    " "".   1- .    3.1i"~  ITT  .*"!  ,\!r  s^ 

^t?4   "*  :^T:".'rr^'J-t  ITT-  r^T  ■*■-  'ITT!    -i-^  '^ 

irr-    :t.  r>.T  !Lii£-r~."".T:rr.r  r-h  r,.:.j! 

•  «    •   ■•      ^-  -  ^   -  «*«.X  .^         ^.  a     ^w.  .         »  ^m      ^ 

^•^   **-  ^   ^"  •~.-«-^—     1....^....-     ■.■  -»^   rv  ^  ^» 

^  ••«.■*' 

■».^— ■—      »1—^  -a       .-•—      -a^f^  ^      -     -  »  .      2t  —       ••■ 

•  a.t     .a.       aW...  ..      .    ^^.•^.        »a  m^—   ^       -  a* 

.«    a,..    .^  .a       .         a.».^       .  -        ..^    >.  -^  ..  _  _      _     |^ 

.«..-^•^1»    ...     ....&  a.M.^  ^    ^. «^  a^^  ^ 


-»^  U 


J' 


n,  . 


:ir-:i 


■«..K. 


.      —    ••■  «  I 

■-:::  j 

^  ■;r> 

.  ••  '..1  « 

. — r   V* 


Paulus,  ber  l^L  1670 

tter  naä^  9)kcebonien  unb  traf  XituS  in  obtoofjli  ber  ^ol^eprtejter  felbf!  mx  anflage  noc^ 
i  (2  gor.  7,  5  f. ;  Dgl.  ebb.  8, 16  f.).  SSon  ßäforca  flcfommen  roax,  fein  Urtl^cil  öcgcn  ben 
Tl^iclt  er  gute  Slod^rid^ten  über  (Eorintl^  9ll)DfteI,  gab  i^  ober,  tl^S  ouS  gfurd^t  Dor  ben 
7—16)  unb  öiptirte  nun  bie  beftel^enben  3uben,  tfeilS  in  ber  ^offnuna,  ®elb  für  feine 
:)en  (apg.  20, 2),  üeranftoltcte  bic  goüede  Befreiung  gu  erlangen,  nid^t  nrel  unb  liefe  \S)n 
nrmen  ©ruber  in  3«bäa  (2  6or.  8, 1  ff.)  fogar  bei  feiner  Abberufung  in  unterfud^ungSl^aft. 
bigte  bamnIS  ou^  im  toepd^en  3:i^cile  So  blieb  ^uIuS  gtoei  Saläre,  öon  58—60,  in 
itienS  bis  an  bie  ©renjen  öon  Sn^ricn  gäfarca  (ebb.  24, 1—27;  ögl.  ©d^firerl,  1890, 
5, 19-28).  3ett  fonnte  er  nad^  gorintl^  482  f.,  unb  gelten,  9H)ofleIgefd^i(i^e  38  ff.), 
nb  feinem  frül^em  SSerfpred^en  (1  (Eor.  Unter geIii'9?a^foIger,bemfianb})Peger8feftu8, 
gemäfe  bort  fibertointem  {Wß^.  20,  8).  erneuerten  bie  3uben  il^re  Snüagen  unb  faiü)en 
rr  aus  tl^eilte  er  ben  Sömem  feine  fefte  geftuS  geneigt,  ^pauIuS  in  Serufdem  öom  l^ol^en 
nit,  über  3erufalem  gu  i^nen  gu  fommen  Statine  rid^ten  gu  laffen.  S)er  Spoftel  mad^te  bal^, 
n  nad^  Spanien  gu  geben  (Söm.  1 5, 24  ff.),  um  fld^  ben  9lad^fteilungen  ber  3tiben  ju  entjieben, 
9{ad^ftcÜungen  ber  3uben  gu  entge|^en,  Don  bem  il^m  old  römifd^  ^Bürger  gt^tel^en 
,  ftatt  birect  nad^  Serien  gu  fegein,  über  Siedete,  an  ben  jfaifer  gu  appiSlmn,  ^ebraud^ 
dien  unb  nal^m  in  $]^ili})|)i  SucaS  mit  (Slpg.  25, 1 — 11),  unb  tJfeftuS  nal^m  bie  WßptU 
)aS,  n)0  il^n  bereits  SSertreter  ber  JKrd^en,  lation  an  (ebb.  25, 12).  3n  einem  fold^en  ^o&t 
m  bie  goUecte  für  3^ntfalem  üeranftaltet  mufete  aber  mit  bem  Angeflagten  ein  SBerid^t  beS 
mar,  erwarteten  (9ll)g.  20,  3 — 6).  Dort  SRi(|ter8  über  benfelben  nad^  Som  gefd^dft  »erben, 
nen  ffnaben,  92amenS  (Sut^d^uS,  in'S  Seben  SfeftuS  mar  megen  ber  Wbfafhtng  beSf elben  in  nid^t 
;bb.  20,  7—12).  3n  SKilet  öerabfd^iebete  geringer  SSerlegenl^eit,  bo  $auIuS  feiner  «ngd^t 
m  ben  bort^in  berufenen  $reSb^tem  t)on  nad^  nid^tS  XobeSmürbigeS  getrau  l^atte,  unb  pflog 
unb  ber  Umgegenb  unb  fe^rte  über  X^ruS  befeb<ilb  mit  bem  gerabe  in  Söfarea  anmefenben 
area  nad^  3erufalem  gurüd  (ebb.  20,  13  Äönig^erobe89lgrippan.(f.b.9lrt.)9latb.  9lad^ 
16).  ®iefe  britte  SRifjionSreife  botte  ge-  «nl^örung  beS  3lpopeI8  urtbeilte  biefer,  ^Iu8 
om  3.  54—58  (ogl.  Selten,  apoftelgefd^.  fönne,  toenn  er  nid^t  appellirt  l^e,  fofort  in  grei- 
2  ff.).  l^eit  gefegt  merben  (ebb.  25, 13  bis  26, 32).  ffiiefeS 

niifalem  mürbe  $auluS  üon  3Qcobu8  unb  Urtbeil  tft  fidler  üon  QfepuS  in  feinem  SBeri^t  er- 
eSbQtem  freubig  begrübt.  @ie  rietben  il^m  mäl^nt  morben ;  befeb<ilb  mufete  aud^  baS  9lefultat 
§  SKifetrauen  ber  gefeJeSeifrigen  3uben»  ber  ^Berufung  an  ben  jfaifer  bie  99efreiung  beS 
unter  benen  bie  SReinung  Verbreitet  mar,  er  ^oftelSfein.  Somarbnun^uIuSinbergmeiten 
3uben  in  ber  3^tteuung  Don  ber  ^e-  ^äIftebeS3ab^^  60  nad^Slomgefanbt  unb  langte 
tgunbberSeobad^tungbermofaifd^en®e"  nad^  einer  fe^r  ftürmifd^en  Ueberfa^rt,  nad^bem  er 
gurüdf,  baburd^  gu  lieben,  bafe  er  fid^  an  bei  97lalta  @d^iffbrud^  erlitten  unb  brei  SRonate 
iröatSgelübbe  einiger  frommen  3uben  be»  auf  ÜRalta  f)(Att  gubringen  muffen,  gegen  9(nfang 
$auIuS,  ber  überl^aupt  blofe  bie  ^eilS«  SRörg  61  gu  ^teoli  im  Sufen  Don  92ea))el  an 
bigfeit  biefer  2)inge  Gemeinte  unb  ben  (ebb.  27, 1  bis  28, 13;  ogl.  James  Smith,  The 
in  3ube  mar  (f.  Sflöm.  15, 1  ff.  1  gor.  7,  Voyage  and  Shipwreck  of  St.  Paul,  4.  ed., 
,20;t)gI.9U)g.l8,18),battebiernid^tmie  Lond.  1880;  «. SBreufmg,  3)ie 9lautif  ber 9llten, 
n  ^eibend^riften  eine  SKifebeutung  gu  be-  Bremen  1886, 142 — 205).  SSon  f^xtt  reiste  er 
unbbefoIgtebenSat]^(9lpg.21, 17—26).  nad^  furgem  Slufentl^alt  über  gforumappii  unb 
iber  nod^  bie  nöt^igen  ^förmlid^feiten  er-  SreS  Xabemö,  in  beiben  Orten  oon  römifd^en 
tte,  enegten  aflatifd^e  Suben  unter  bem  ßb^ften  begrü|t,  nad^  Rom.  3n  Äom  mar  feine 
be,  er  fyxU  ben  ^ibend^ften  SropbimuS  ^ft  nid^t  ftreng.  Sr  mar  gmar  mit  ber  feanb  an 
)efuS,  mit  bem  er  in  ber  @tabt  gefeben  einen  ii^n  bemad^ben  @oIbaten  ber  fatferHd^en 
toor,  in  ben  2:em|)el  gefübrt  unb  biefen  ®arbe  gefejfelt,  burfte  fi^  aber  frei  bemegen  unb 
entmeibt,  einen  SoIfSauflauf  gegen  ii^n.  fogar  eine  IBriDatmol^nung  begiel^  (9pg.  28, 
e  getöbtet  morben,  menn  ibn  nid^t  bie  16.30).  3coer  l^atte  freien  3wtritt  gu  il^m,  unb 
Sefa^ung  auf  ber  Surg  Antonio  ge«  er  fonnte  fid^  ungel^nbert  ber  ^ebigt  beS  SDan- 
nb  ibn,  nad^bem  er  oergebenS  oerfud^t  geliumS  mibmen  (ebb.28, 17.  23.31).  3unöd^ft 
iS  Solf  gu  befd^mid^tigen,  auf  bie  Surg  fud^te  er  bie  3uben  bafür  gu  gemimten  (ebb.  28, 
bötte  (ebb.  21,  27  biS  22,  29).  gine  17  ff.),  aber  öergebenS.  Um  fo  erfolgreid^er  mar 
ung  oor  ben  b^^b^  Statb  fübrte  feine  feine  ^ebigt  bei  ben  Reiben.  S)urd^  bie  il^n  ab« 
)ung  b^rbei,  ba  berfelbe  in  3^^fP<tIt  med^felnb  bemad^enben^ätorianer  verbreitete  fid^ 
ebb.  22,  80  btS  23, 10).  ^  aber  ber  bie  ffunbe  oon  iJ^m  in  ber  gangen  Äafeme  ($bö- 
«ber  ber  93efo^ung  borte,  bafe  SSerfc^mörer  1, 12f.) ;  er  gewann  felbfl  im  faiferlid^en  ^S- 
n  bätten,  $auIuS  bei  ber  nöd^ften  SSor-  l^te  9n]^ger  (ebb.  4,  22),  unb  fein  SBirfen  er- 
gu  ermorben,  lie^  er  ibn  b^imlid^  nad^  mutl^igte  9tü)ere  gur  SSerfünbigimg  beS  Smm« 
bringen  unb  bem  Sanbppeger  gelij  über-  geliumS  ($]^ü.  1, 14).  SQSeld^en  regen  SJerfel^  er 
ebb.  23,  12—35).   ©iefer  föDte  g»ar,  mit  feinen  Sängern  KmotlJeuS,  2ucaS  u.  9.  unb 

63  • 


1671 


$aulu9,  ber  l^L 


1672 


mit  ben  ©emeinben  im  SRorgetdonbe  unterl^ielt, 
ergibt  {id^  ouS  ben  mäl^renb  biefer  ®efangenfd^aft 
flef  d^riebenen  ©riefen  an  bie  Spl^fer,  bie  ^5ilii)per, 
bie  Soloffer  unb  an  ^l^ilemon  (f.  u.). 

3)er  auSbrud  ber  apoftelöef d^td^te  (28, 80) :  ,,er 
blieb  jtoei  öotte  Sal^e  in  feiner  SRieti^tool^mmg", 
toirb  allgemein  ba^in  erflärt,  ba^  mä)  Ablauf 
biefer  Seit  eine  entfpred^enbe  SQSenbung  in  bem 
©d^idfal  beS  2lpDftcI8  eingetreten  ift.  SDiefe  !ann 
nad^  bem  gangen  Swfflmincnl&ang  ber  9lt)ofteI» 
gefd^id^te  (ügl.  23,  29 ;  25, 18  f.  25  f. ;  26, 31  f.) 
nur  in  feiner  ^Befreiung  beftanben  l^aben.  ®ie 
l^offnimg  l^ierauf  fprid^t  aud^  ^ouIuS  felbft  im 
^]^üi})j)erbriefe  mit  Suöerfid^t  au§  ($^ü.  1,  25 ; 
2,  24),  unb  baS,  tro^em  er  »erlangt,  bei  Kl^riftuö 
ju  fein  (ebb.  1, 21. 23).  3m  Sriefe  an  ^pemon 
(22)  ift  er  aber  bereits  feiner  balbigen  ^Befreiung 
fo  getoi^,  ba^  er  um  Verberge  bittet.  ®er  ^ebräer- 
brief,  ber  nid^t  t)or  bem  Saläre  62,  bem  lobeS- 
jial^re  beS  1^1.  SocobuS,  gef daneben  fein  !ann,  geigt 
fd^on,  ba^  !ßaulud  bei  ber  ^bfa^ung  beSfelben 
frei  in  3talien  mar  (^ebr.  13,  22-24).  9lud^ 
ergibt  fid^  feine  Befreiung  au§  biefer  römifd^en 
©efangenfd^aft  gang  flar  aus  ben  erft  nad^  ber- 
felben  gefd^riebenen  $aftoraIbriefen  beS  ^oftelS 
(f.  ben  SetoeiS  imten  gu  ben  betreffenben  ^Briefen). 

9?ad^  feiner  ^Befreiung  ift  ber  Slpoftel  feiner 
friil^em  mfic^t  gemö^  (Slöm.  1 5, 24. 28)  aud^  nad^ 
Spanien  gefommen.  S)ie^  folgt  aus  bem  auSbrüdf» 
lid^en  S^ugni^  beS  1^1.  SlemenS  t)on  9tom  in  beffen 
(erftem)  ©riefe  an  bie  Sorint^er,  föonad^  ^ßauIuS 
bis  gum  äu^erften  SQBeften  gefommen  ift  (c.  5 : 
ItcI  t^  Tepp-a  t^c  öuaeoic  iXOwv),  ttjaS  im  SJtunbe 
eines  SömerS  nur  den  ©panien  üerftanben  toerben 
fann.  S)agu  fommt  baS  ebenfaUS  aus  9tom  ftam» 
menbe  S^ugni^  beS  muratorifd^en  QfragmentS  Don 
ber  profectio  Pauli  ab  urbe  ad  Spaniam.  S)ie> 
fetbe  SBal^rl^eit  begeugen  unter  ben  apocr^pl^en 
5lpofteIgefd^id^ten  befonberS  bie  Actus  Petri  cum 
Simone  c.  1 — 3  (ügl.  bagu  bie  trefflid^en  9luS= 
fül^rungen  öon  ©pitta,  3ur  ®efd^.  u.  Sit.  beS  Ur- 
d^riftent^umS  I,  ©öttingen  1893,  64  ff.),  fowie 
unter  ben  Späteren  K]^ri)foftomuS  (g.  55.  gu  2  3:tm. 
4,  20  [Hom.  10,  3,  ed.  Montfaucon  XI,  724]; 
Praef.  in  Ep.  ad  Hebr.  [1.  c.  XII,  2]),  6l)riU  don 
Serufalem  (Catech.  ill.  17, 26),  ^t^anafiuS  (Ep. 
ad  Dracont.  c.  4),  gpipl^oniuS  (Haer.  27,6),  §ie« 
roni)muS  (gu  3f.  2,  10  [Migne,  PP.  lat.  XXIV, 
151])  u.  91.  (93gl.©pitta  a.  a.  D.  1-108:  S)ie 
gmeimalige  römifd^e  ©efangenfd^aft  beS  ?ßauIuS.) 
3)a  ber  ^poftel  frül^cr  beabfid^tigt  l^otte,  üon  SRom 
aus  boril^in  gu  gelten  (Söm.  15,  24.  28),  unb  eS 
fd^on  an  fid^  wa^rfc^einlid^er  ift,  ba^  er  bie  SReife 
öon  Stalten  unb  nid^t  üon  einem  entferntem 
fianbe  aus  untemal^m,  l^at  er  mol^I  bie  9teife  gleid^ 
nad^  feiner  ^Befreiung  unb  nid^t  erft  fpäter  an» 
getreten,  ^gefel^en  don  einer  DJotig  in  bem  bem 
Simon  9Ketaj)]^rofteS  gugcfd^riebcnen  üi:6p.vT^[xa, 
Weld^eS  üieHeid^t  auf  alten  Duetten  berul^t  (f.  Si})fiuS, 
^pocr.^oftelgefd^.n,  l,93raunfd^tt).  1887, 117ff. 
227)unbbie93efe]^rung  don  dier  ^erfonen  ertdöl^nt. 


tt)if{en  toir  nid^tS  ®enauereS  über  bie  Henmi^ 
nur  lurge  Sßirffamleit  beS  Spofteld  in  @|Mimn 
(über  bie  fpäteren  Srabitionen  f.  (&amS,  ftird^- 
gefd^id^tedonStKmienl,  StegenSb.  1862, 50—75). 
gfilr  bie  IBeftimmung  ber  fibrigen  Steifen  cnN 
Italien  bie  $aftoraIbriefe  Derfd^tä)eiie  Snl^oUd- 
punfte.  Üta^  il^nen  befud^te  gkuduS  (Sp^lß 
(1  2:im.  3, 14 ;  Dgl.  ebb.  1,  3)  unb  SRocebonkn 
(1 2:im.  1,  3 ;  dgl.  $]^il.  2, 24),  2:roaS  unb  SKIet 
(2  %xm.  4, 13.  20),  mad^te  eine  SRetfe  nad^foüi 
unb  tDottte  in  9{icopoIiS  äberiDintem  (Xit.  1, 5; 
3,  12).  Q^rpfoftomuS  ift  ber  Slnfu^,  $auInS 
ei  don  Spanien  nad^  Suböa  gereist  unb  fjfk 
0  bie  ^ebr.  13,  23  mtSgefprod^ene  9lbfid^  etfält 
£S  fel^lt  aber  jeber  SBeUieiS  für  bie  an  fU^  tnegen 
ber  politifd^en  SnttDidRung  ber  SHnge  bafdbft  un- 
mal^rfd^einlid^^nfid^t.  SebenfaDSbefud^eriiricba: 
3Racebonien,  dermutl^Iid^  birect  Don  ©ponien  wA, 
unb  befal^l  beim  eintritt  ber  Steife  bortl^  ben 
1^1.  2:imot]^euS,  gu  Spj^fuS,  mol^in  biefa  oOein 
ober  mdglid^ermeife  mit  ^{kotluS  gereist  oor,  aß 
SBifd^of  gu  bleiben  (1  2:im.  1,  3).  S)ann  ging  a 
feinem  IBor^ben  gemö^  (ebb.  3,  14)  über 
ZroaS  (2  2:im.  4, 13)  nad^  ep1^]v&.  Son  ^ 
aus  befud^te  er  6!reta,  mo  er  XituS  jurüdRieft,  uä) 
feierte  felbft  naä)  Sp^fuS  gurüd.  S)ort  ei^fd^ 
er  fid^,  ben  SBinter  gu  9hcopoIiS  in  Spina  giu 
gubringen  (Sit.  3 ,  12),  unb  reiste  fe(ber  ste 
3Jlüet  unb  gorint)^  (2  2:im.  4,  20)  bortl^in.  So» 
mutl^Iid^  traf  il^n  bori  2:ituS,  ben  er  bann  na^ 
S)almatien  fanbte  (ebb.  4,  10).  Sr  fdbfl  tooA 
als  xjfü^er  ber  Sl^riften  ergriffen  unb  nad^  9toa 
gebrad^t,  mo  er  ber  Serurt^eilung  unb  bem  Sobe 
cntgegenfa^  (ebb.  4, 16 —18).  3n  feiner  traurigen 
Sage  berief  er  ben  SimotbeuS  gu  ftd^  (ebb.  4, 21), 
benn  don  feinen  Süngem  toar  nur  SucaS  bei  i^ni 
(ebb.  4,  11).  es  ift  tool^I  bie  ^Inftd^t  geauBßt 
tt)orben,  ^etruS  unb^auIuS  feien  gitfammennaj 
ytom  gefommen,  unb  ^(kmluS  fei  erft  bori  in  @^ 
fangenfd^oft  geratl^en.  gür  leJtereS  fpred^  tk 
bem  2.  ^Q^r^unberi  ange^5rigen  ^ßouIuSacten  bei 
SipfiuS  a.  a.  D.  U,  1, 104  ff.  279  f.  (t>gl.  gpitta 
66  f.).  ^ttein  mit  Unred^t  beruft  man  fi^  fsr 
biefe  9luffaffung  ouf  ben  Sifd^of  S)ion#i8  rm 
Korint)^ ;  benn  biefer  fagt  blofe  (bri  £us.  H.E.2. 
25,  8),  bie  beiben  9lpofteI  l^ätten  gleidftmatig,  m 
in  gorint^,  fo  aud^  in  Stalten  an  bemfelbenCne 
getoirft  unb  toären  gur  nämlid^en  3rit  gemartert 
morben.  ^uIuS  tt)urbe  mit  bem  ©d^mertc  ntt« 
l^auptet  (Tert.  De  praescr.  36),  unb  gnnu:  oo^ 
l^alb  ber  %i)Ou  9tomS  auf  bem  äBege  md^  Cjtüi 
(f.  SajuS  don  SRom  Ux  Eus.  H.  E.  2, 25,  6  sq.). 
9US  SobeSjal^r  tt)irb  don  SaSiefeler  u.  ?l.  baS  3Ä 
64,  don  Sittemont,  goggini  u.  a.  baS  3a^  66, 
rid^tiger  aber  don  IBaroniuS,  ^tabiuS  unb  über* 
l^aupt  gctoöl^nlid^  baS  Sal^r  67  angenommen  (»gL 
t^ergenrötl^cr,  ffird^engefd^.I,110f.;  ®omS,3)aS 
Sal^r  bcS  aWortprertobeS  ber  9lpofteI  ^truS  unb 
^IkmluS,  SRegenSb.  1867 ;  Dom.  Bartolini,  Sopn 
r  anno  67  dell'  era  volgare,  se  fosse  quel  del 
martirio  de'  gloriosi  apostoli,  Roma  1868). 


1673 


^aulud,  ber  H 


1674 


2)a|  er  an  bemfelben  Sage  ftarb  mte  ber  f^l  ^" 
tntS,  fagt  feieron^mud  (De  virr.  ill.  c.  5)  unb 
mit  aUer  Seftimmt^t  baS  2)ecret  bed  ^opfteS  @e- 
bfiitd  L  9118  Xag  beS  aRart^riumS  toirb  in  ben 
Acta  Petri  et  Pauli  (bei  Tischendorf,  Acta 
«post.  «pocr.,  Lips.  1851, 89)  ber  29. 3uni  an> 
gegeben.  SnbertBerfoIgung  unter  ^lerian  mürben 
Me  Selber  beiber  «poftelfibrften  am  29.  »uni  258 
in  bie  ffatalomben  on  ber  appifd^en  Strafe  über- 
tnigen  (Dgl.  Srbe§,  S)a8  %Iter  ber  @raber  unb 
Stitifym  bei  Saulud  u.  $etru8  in  9lom,  in  SBriegerd 
3eitjci^r.f.Ätr<i^enge|d&.  Vn,  1885,  28).  S)arau8 
folgt  nid^t  ba|  ber  29.  3uni  urf prünglid^  blo^ 
Der  Xag  ber  Uebertragung  ber  Sieliquien  toar,  ba 
man  gerabe  fo  gut  fd^lie^en  !ann,  man  l^abe  für 
bie  Uebertragung  abjid^tlic^  ben  XobeStag  gemöl^It. 
Su8  ben  i^atafomben  finb  bie  @ebeine  fpäter,  ald 
Sonftantin  b.  ®r.  bie  oftienflfc^e  Safilifa  erbaut 
^atte,  bort^in  übertragen  loorben,  nad^  bem  f^if 
toni^mianifd^en  SRart^roIogium  am  25.  Januar. 
Zro|  aSer  Sd^idfale  biefer  Sapfa  ift  baS  @rab 
er^ften,  unb  auf  i^m  rul^t  nod^  immer  bie  ur» 
f^nrünglid^eSedpIatte  (t)gl.  H.  Grisar,  Le  tombe 
apostoliche  di  Roma,  Roma  1892)  mit  ber 
alten  Snfc^rif t :  Paulo  apostolo  Mart 

3urS]^aftenftifbed9poftel3fei]^ert)orge]^Dben, 
hafi  er  bei  aüMeinen  9Rü]^en  für  bie  $rebigt  beS 
(EtmngeliumS  ftd^  felbft  mit  fd^merer  Arbeit  gur 
Srioerbung  feined  Seben§unter|aIteS  abmül^te,  um 
Vnberen  nid^t  jur  Saft  ju  faflen  (ögl.  ^Jpg.  18,  3; 
20, 83  f.  1  (Eor.  9, 3  ff.  1  S^eff .  2, 7—9.  2  I^ff. 
3, 8  f.).  gr  toar  nie  öerl^eiratet  (ögl.  1  gor.  7, 8). 
92Qd^  alten  93ilbem  (Dg(.  Eus.  H.  E.  7, 18,  4; 
Oarrucci,  Yetri  omati  di  figure  in  oro  trovati 
nei  cimiteri  deiCristiani  primitivi,  Rom.  1858, 
tow.  lOsgg.;  »raus,  Seal«(5nc^n.  II,  600), 
auf  »eld^e  bie  Sefd^reibung  beS  92icej)]^oru3  (H.  E. 
2,  37)  gurüdtgcl^t,  mar  er  Hein,  ein  menig  gebüdft 
unb  }iemli(^  fal^Iföpfig,  l^atte  einen  langen  grauen 
99art,  fleine  lebl^afte  ^ugen  unb  jcigte  einen  ent» 
fd^Io^enen,  fingen  @eftd^t§au§brudt.  3Sl\t  @td^er» 
1^  lö^t  ^d^  aber  nur  fagen,  ba^  er  tt)enigften§ 
ben  (Eorint^em  unanjebnlic^  unb  fd^möc^Iid^  er» 
fd^ien  (2  gor.  10,  10 ;  ögl.  1  gor.  2,  3.  ^pg. 
14, 11).  STOand^e  erflären  bie  ©tettc  2  gor.  12, 7 
t>on  einem  förperlid^en  Seiben,  meld^eS  il^m  mie 
ein  @tod^e(,  ber  ftetS  in'§  Ofleifc^  eingebrücft  mirb, 
fortmdl^renbe  @c^mer)en  bereitet  l^abe,  möl^renb 
Snbere  barin  eine  l^arte  93erfud)ung  erbiiden  (t)gl. 
Sfelten,  «l)ofteIgefd()id^te  194  ff.). 

gin  3ube  oon  ®eburt  unb  in  ber  jübifd^en  @e« 
le^amfeit  mol^I  erfol^ren,  babei  ein  römifd^er 
Sürger  unb  ber  @o^n  einer  burc^  il^re  pl^ilo- 
fop^ifd^en  Stubien  berül^mten  @tabt  ffleinafienS, 
ttxir  er  t)on  ®ott  berufen,  befonberS  ber  grie> 
(^fd^«römifd^en  Sßelt  ba§  gdangeUum  gu  t)er> 
tänben,  unb  l^at  al§  „ein  @efö^  ber  %u§er- 
md^Iung"  (9pg.  9,  15)  aUe  feine  @eifte§gaben 
mif  biefe  n)e(tumf affenbe  Aufgabe  t)ern)enbet.  IBon 
9tatur  mor  er  Don  d^olerifd^er  @emüt^3art,  fü^n, 
)ur  Strenge  geneigt  unb  befel^alb  Dor  feiner  99e- 


fej^rung  einer  ber  eifrigflen  ^l^arifäer.  S)urd^ 
feine  SBefel^rung  mürben  oiefe  natürlid^en  Einlagen 
nid^t  Derönbert  ober  unterbrüdtt,  fonbem  üÄr- 
naturlid^  gel^oben  unb  gereinigt,  ^ud^  ie|t  mar 
er  feurig  unb  eifrig,  aber  nid^t  mel^r  für  bie  mofai» 
fd^en  unb  pl^arifäif d^en  ©ajungen,  fonbem  in  ber 
brennenbftcn  Siebe  für  gl^riftuS,  fein  Sleid^  unb 
bie  Seelen,  ^ud^  jefet  war  er  feft,  millenSftarl 
(Pil.  4,  13)  unb  ftrengc  gegen  fid&  felbft,  aber 
nid^tf  anatifd^  ober  ftolj  unb  pnfter,  fonbem  toie 
ein  SRann,  ber  bie  menfd^lid^e  Sd^mad^l^eit  unb 
bie  jhraf t  ber  ®nabe  an  ftd^  felbft  erfal^ren  l^atte, 
bemütl^ig,  milbe,  nad^fid^tig  unb  Dotier  Sd^onung 
für  bie  Sd^möd^en  unb  UnDollfommmbeitm  9ln- 
berer  (2  gor.  1 1, 29).  gr  mürbe  «Um  alle«,  um 
^Qe  für  g^riftud  gu  geminnen.  ^ud^  jefat  blieb 
fein  ©eift  auf  f^obeS  gerid^tet,  aber  fein  S^tl  mar 
nid^t  mel^r  bie  ^efe|eSDolIfommen^eit  unb  bie 
Sludrottung  ber  ©egner  bed  ^ubentbumS,  fonbem 
bie  jhrone  beS  emigen  Sebend,  bie  Semal^mng  beS 
©laubenS  unb  ber  tröfüid^en  Hoffnung,  bie  Sorge 
für  aUe  Stxtä)m  unb  bie  Sefeligung  ber  gangm 
Sßelt.  Sein  SBort  mar  mie  eine  gfadtel  (gccli. 
48, 1),  unb  il^n  brängte  bie  Siebe  gl^rifti  (2  gor. 
5, 14),  bie  unter  aOm  |)inbemiffen  unb  Sd^mergen 
(DgL  1  gor.  15,  31.  2  gor.  4,  10)  nur  immer 
gemaltiger  mürbe.  Sd^onalder  bengmeitmäSrief 
an  bie  gorintl^cr  fd^rieb,  mar  er  fünfmal  gegeißelt, 
breimal  mit  ähttl^m  gepeitfd^t  unb  einmal  ge« 
fteinigt  morbm  utü)  l^atte  breimal  Sc^iffbmd^  er> 
littm  (2  gor.  11, 24  f.).  SRid^t  Weniger  als  fiebm- 
mal  marb  er  in  93anbe  gelegt  (Clem.  Rom.  Ep. 
[I]  ad  Cor.  c.  5).  %ber  gerabe  in  feinem  Seibm 
geigte  ftd^  bie  @r5^e  ber  ti^m  gemorbenm  ®nabe 
(2  gor.  12, 10).  SeineSOSege leitete  ber ]^eilige@eift 
(f.  apg.  13,  4;  16,  6  f.  9:  20,  23  2C.),  unb  Sic^t 
unb  grleuc^tung  don  oben  fel^lte  nid^t  (ebb.  1 8, 1 0 ; 
22,  17;  23, 11;  27,  23  2C.)  bem  C^eiligm,  ber 
fogar  in  ber  SBergüdfung  entrücft  mürbe  bis  gum 
britten  ^immel  unb  in  baS  $arabie§,  unb  gel^eim« 
ni^boHe  SBorte  l^örte,  bie  ein  SRenfd^  nid^t  auS« 
fagen  barf  (2  gor.  12, 1—4).  gr  felbft  mar  fo 
innig  mit  @ott  Dereint,  ba^  (mie  SDöUinger, 
g^riftent^um  unb  ffirc^e,  Stegengb.  1860,  89 
f^gt)  »fein  l^abitueUer  3ttftanb  ber  einer  fort- 
möbrenbm  grl^ebung  unb  mit  anbem  SRmfd^en 
üergli(^en  ber  einer  gfftafe  mar".  Sd^on  au8 
ber  Dorl^ergel^enben  S^ilberung  feined  SebenS  er* 
gibt  fid^,  ba|  er  meber  perfönlic^  nod^  fac^lid^  in 
einem  ®egenfa|e  gu  ben  übrigm  9[))ofteln  ftel^en 
fonnte.  9uc^  bte  neuteftamentlid^m  Sd^riftm  gei- 
gen, ba^  feine  bogmatifd^  Se^re  nid^t  Don  ber  ber 
übrigm  %po\U\  Derfd^iebm  ift.  MerbingS  mu^te 
ber  &eibmat)oftel  befonberd  bie  UniDerfäität  bed 
gbriftmt^umS  al§  ber  ginm  ^iSanftalt  für  alle 
SMmfc^m  betonen  (j.  95.  SWm.  3,  21.  22.  @al. 
3,  27  —  29  :c.).  «Hein  biefe  Seigre  entfpric^t 
burc^auS  bem  93efe]^le  gl^fti  an  bie  «poftel,  aUe 
aSölfer  au  le^rm  (TOatt)^.  28, 19.  9)larc.  16, 15), 
mie  benn  aud^  ^tmS  ben  ^eibm  gomeliuS 
in  bie  ffird^e  aufnahm  («pg.  10, 1  bis  11, 18) 


1675 


$aulu8,  bet  l^L 


1676 


tmb  unter  Sufttmtnung  bed  SpoftelconcUS  ben 
(SIouBen  olS  ben  (Sinen  2Beg  jum  ^eile  fär  3uben 
unb  ^iben  betonte  (ebb.  15,  7  ff.),  ^r^  öon 
ber  Sled^tf erttgung  unb  ^ligung  l^at  ^tru§  (9pg. 
15 ,  11.  1  ^etr.  1 ,  3  ff.)  baSfelbe  geleiert  toie 
^ulus  (SRöm.  3,  28 ;  4,  1  ff.  2c).  ßr  leierte, 
bol  menn  iemanb  a&en  ®Iauben,  ober  nid^t  bie 
Siebe  l^ötte,  er  gar  nid^td,  alfo  aud^  nid^t  geredet 
öor  ©Ott  frt  (1  gor.  13,  2).  ®ie  Siebe  mu^ 
jum  ©lauben  l^injutreten,  bomit  ber  SMenfd^  ge- 
red^tfertigt  unb  ein  „neues  ©efd^öpf"  toerbe  (»gl. 
@al.  5, 6 ;  6, 15).  5Rid^t8  anbere«  lel^rt  3acobu8, 
tDenn  er  ben  ©lauben  ol^ne  bie  merftl^ätige  Siebe 
einen  tobten  ©lauben  nennt  (3ac.  2, 17)  unb  fagt, 
ba^  ber  SRenf  d^  auS  äBerfen,  nid^t  auS  bem  ©tauben 
allein  gered^tfertigt  merbe  (ebb.  2, 24).  (@.  @imar, 
®ie  Sl^otogie  beS  1^1.  «ßauIuS,  2.  %ifl,,  greib. 
1883, 216  ff. ;  Dgl  @d^ang,  äacobuS  unb  $aulug, 
Süb.  Duartalfd^r.  1880,  1—46  u.  247—286; 
grana  ©.  3:renne ,  Der  SBrief  beS  l&I.  SacobuS, 
grnb.  1894,  33—47.) 

IBon  SJlonograplgien  über  ben  1^1.  ^oulug  feien 
ertt)ä]^ntt)on  jfatl^olifen:  Yidal,  St.  Paul,  sa  yie 
et  868  Oeuvres,  Paris  1863, 2  vols. ;  C.  Fouard, 
St.  Paul.  Ses  Missions,  Paris  1892 ;  ®.  $atii 
$aulu§  in  feinen  at)DftoUfd^en2:ugenbenbargefteIIt, 
SRegenSb.  1881.  Unter  ben  Sobreben  auf  ben 
9^oftel  ragen  ^ert)or  bie  7  ^omilien  beS  1^1.  Sl^r^« 
foftomud  de  laudibus  S.  Pauli  apostoli.  ^gl. 
auc^Bossuet,  PanegyriquedeStPaul,  in  J.Le- 
barq,  Oeuvres  oratoires  de  Bossuet  II,  Lille 
1891,  293—318;  9lett)man,  Vorträge  unb  Se« 
ben,  überfe^t  öon  ©d^ünbelen,  ftöln  1860,  88  ff. 
103  ff.  —  SSortreffIi(|e  ßl^orafteriftifcn  bc§  9H)0- 
ftel§  pnben  fid^  in  §ug,  ginicitung  II,  4.  3lup., 
©tuttgart-Sübingen  1847,  283,  unb  ©öHinger 
a.  a.  D.  86—93.  —  SBon  afot^olifd^cn  SSBerfen 
bgl.  Conybeare  and  Howson,  The  Life  and 
Epistles  of  St.  Paul,  London  1850—1852, 
2  vols.,  u.  ö. ;  Thom.  Lewin,  The  Life  and 
Epistles  of  St.  Paul,  3.  ed.  Lond.  1875, 2  vols.; 
Farrar,  The  Life  and  Work  of  St.  Paul,  Lond. 
1879,  2  vols.  Scl^rrcid^  ift  aud^  bie  ^bl^anblung 
don  Lightfoot,  St.  Paul  and  the  Three  (über 
ba§  Ser^ältnife  beS  $aulu§  ju  $etni§,  3o]^anne§ 
unb  3öC0bu8),  in  St.  Paul's  Ep.  to  the  Ga- 
latians,  London  1880,  292—374.  3luf  rotio- 
naliftifd^em  ©tanbfunfte  ftel^en  unter  9liü)eren 
©aur,  $aulu§  ber  Wpo\itl  3efu  g^rifti,  2.  «ufl., 
Seipjig  1866—1867;  f)au8rat^,  S)cr  3l|)ofteI 
^auIuS,  2.  ^up.,  §eibclbcrg  1872;  Renan,  St. 
Paul,  Paris  1869.  ©egen  ben  SSerfud^  öon  $flei- 
bcrcr  (®cr  $aulini§mu§,  2.  «up.,  Seipjig  1890) 
u.  ^.,  bie  Ouellcn  nod^juttjeifen,  au§  benen  ^u« 
Iu8  ben  Sn^alt  feiner  ©ebonfen  entnommen  l^abe, 
f.  ©obct,  ginleitung  in  ba§  91.  2. 1,  ^annoöcr 
1894,  71  ff. 

II.  S)ie  Briefe  be§  ^I.  ^auIuS.  S)ie 
14  canonifd^cn  SBriefe  be§  1^1.  ^aulu^  finb  tl^eilS 
an  ©ne  ober  mel^rere  ©emcinben,  tbei(§  an  be« 
ftimmte  ^erfonen  (Simot^cuS,  2itu§,  ^l^ilemon) 


gerid^tet  @ie  fiel^en  in  bm  gried^fd^  ^onb* 
fc^riften  getoöl^nlid^  in  berfelbeti  Stei^enfolge  tok 
in  ber  Sulgato.  S)ie  Orbmtng  iß  ober  fdae 
d^ronologifd^e,  fonbem  ifl  (abgefd^  »on  bem 
^bräerbrtef e ,  f.  u.)  burd^  ben  Stang  ber  (Sc 
meinben  unb  ^ßerfonen  beftimmt,  aax  mel(^  bie 
Briefe  gerid^tet  ftnb.  9u^  ben  im  goI^pEnben 
bel^anbelten  14  canonifd^en  Srief  en  1^  ber  ifa^ 
fid^  nod^  einen  1  Sor.  5,  9  enodl^nten,  mm  ta» 
torenen  SBrief  an  bie  Sorintl^er  gef daneben;  unter 
bem  @^I.  4, 16  ermöl^nten  93rief  oti  bie  Soobicoer 
ift  baS  Shtnbfd^reiben  gemeint,  meld^  ie|t  «.anbtf 
Spl^efer''  l^eigt.  lieber  bie  apodtfpf^  Sriefe, 
meldte  bem  1^1.  ^ßouIuS  }ugefd^rieben  merben,  f.  b. 
art.  «pocr^ipl^en-Siteratur  I,  1081  f.  —  ^onbti 
pflegte  feine  99rief e  gu  bictiren  unb  i^nen  ein  eigen- 
l^öt^igeS  @d^ru|tDort  bei§ufügen  (»gL  1  Sot 
16,  21.  ®al.  6, 11.  gol.  4,  18.  2  SM- «.  17. 
$]^U.  19).  2)er  @d^reiber  ift  »öm.  16,  22  auS' 
brüdtlid^  genannt.  3n  ber  3(breff e  tnerben  biStneilen 
neben  bem  ^Ipoftel  anbere  ^ßerfonen,  m\d^  bo* 
burd^  geeiert  toerben  foQen,  ald  9]litbrieffd(freiber 
genannt  (ögl  1  u.  2  elor.,  ®aL,  ^^il.,  6oL,  1  u. 
2  2:]^ef{.).  —  3m  SÜIgemeinen  fann  man  in  ben 
canonifd^en  ^Briefen  bk  9l))ofteI§  bei  aller  Ser* 
fd^iebenl^eit,  bie  fie  an  Umfang  unb  3n]^  toie 
in  formeller  Segiel^img  seigen,  brei  Sbf^nitte 
unterfd^eiben:  ben  auS  ber  3ufd^nft  unb  einer 
2)anlfagung  beftel^enben  (Eingang;  ben  ^anpt« 
f^eil,  ber  meifi  in  einen  bele|renben  unb  einen 
praftif d^en  %^t\l  }erfallt ;  ben  @d^lu|  mit  perfön> 
lid^en  SRittl^eiltmgen.  ^nl^oltlid^  bel^onbeln  bieje 
93ricfe  faft  bie  ganje  Sl^eologie  (ogl.  Thomas, 
Prol.  conun.  in  Ep.  Paul).  6§  ift  oft  nid^t  leidrt, 
bem  l^ol^en  ©eifte^puge  be§  ^t}>oftets  }u  feigen 
unb  bie  ganje  gütte  be§  in  ben  ^Briefen  nieber» 
gelegten  ©ebanlenreid^tl^umd  ^u  erlennen  (ogL 
2  $etr.  3,  16).  S)er  ©runb  If^ierfür  liegt  nii^t 
blo|  in  ben  bel^anbelten  gel^eimni^DoUen  Se^rcn 
felbft,  fonbem  bcfonberS  aud^  barin,  ba^  oft  bo^ 
aiteSeftamcntimm^ftifd^enSinnebertoert^etttirb 
(ögl.  j.  93.  ©al.  4,  12  ff.),  ber  ^poftel  fid^  in 
bialeftifd^er  ^^orm  belegt  unb  babei  ©ebanfen 
überfpringt,  ^orberfö^e  o^ne  92ad^f d^  bilbet  unD 
bei  feiner  SetoeiSfül^rung  gelegentUd^  auftauc^be 
grogen  in  ^arcntl^efe  furj  bel^onbelt.  SrejfcnO 
l^at  ben  lebenbigen,  übrigen^  ftetd  bem  @egen< 
ftanbc  ongcmeffenen  unb  i|n  oft  mit  einem  SBortt 
bli^artig  beleud^tenben  @til  be§  l^L  ^ulu§  ^iero> 
nt)mu§  (Ep.  [48, 13]  adPammach.)  in  ben  ffior- 
ten  gefennjeid^net:  Quotiescumque  lego  Paulum 
apostolum,  videor  mihi  non  verba  audire,  sed 
tonitrua. . .  Quocumque  respexeris,  fulmina 
sunt.  3ebcr  einzelne  SÖrief  geigt  eine  gülle  öon 
^apa^Iegometm  unb  l^öufig  k)erfd^iebene  Su^brüde 
pir  bi^felbe  ^aä^t.  Slud^  ift  bei  einem  fo  lebhaften 
unb  geifte§gen)altigen  SJlann  n)ie  bem  bl-  ^ßoulul 
nid^t  )u  erwarten,  ba|  berfelbe,  namentlid^  beim 
©ictiren,  mit  großer  ©ebulb  bie  SSßorte  ouSgemäili 
unb  bonn  immer  mieber  jum  ^u3brud(  berfelben 
Sbeen  gcbraud^t  l^abe.  S)e|]^alb  ift  e8  aud^  gan3 


1677 


$aulud,  bet  ]^L 


1678 


Hcdd^,  aus  eintelnen  SuSimiden  einzelner  Stief  e 
ofigm  bie  Sed^t^  Anbeter  einen  ^emetö  1^ 
mm  )tt  tooEen  (t)gl.  jfaulen,  Sinlettung  §  540; 
Steui  «kf<i^^tebei]Eia.@(i^ntten9l.2:.'8.,6.9lufl., 
»taimfd^ag  1887,  §§  73.  75.  76). 

2)ie  »oi^ügIid^f!en  SommentotDren,  meldte  aSe 
ober  iDenigftenS  meistere  93riefe  beS  ^I.  ^ßouIuS 
kl^anbelt  |aBen,  fitd)  folgenbe.  IBon  ben  @om- 
mentoren  bk  OrigeneS  ^u  ben  poulinifc^en  93riefen 
^  nur  ber  mm  9tdmerbriefe  t)otI[tönbig  in  ber 
uderfelung  oed  9tufin,  ber  il^n  aber  »ielfad^  t)er» 
«sibcrt  1^,  erlitten  (Migne,  PP.  gr.  XIV, 
833  sqq.).  IBon  StpHS  t)on  ^e^anbrien  finb  nur 
Sfragmente  giun  9lömer«,  1.  unb  2.  Sorintl^er»  unb 
fum  ^bröerbrief  übrig  (Migne,  PP.  gr.  LXXIV, 
773  sqq.).  Unter  oUen  olten  Srnörem  ragt  ber 
begeifterte  Serel^  bed  1^1.  ißaulud,  ber  1^1.  Sl^- 
foftonmS,  !^ert)or,  beffen  befte  e^egetifd^e  Sßerfe 
bie  ^omilien  ju  aUen  txuüinifd^en  ^Briefen  ftnb 
(Migne  L  c.  LX— LXni).  S)arunter  l^aben  bie 
|um  Stdmerbrief  ben  größten,  bie  gum  ^bröer- 
orief  ben  geringften  äBertl^.  Zl^eoboret  l^at  in  fei- 
sten Commentarii  in  Pauli  Epp.  (Migne  1.  c. 
LXXXIU)  oft  bb^  bie  erflörungen  be§  ^l.  S^rp- 
foftomuS  jufammenge^ogen.  ^ud^  OecumeniuS 
(Migne  L  c.  CXYUI)  unb  i^topWad  (Migne 
L  c.  CXXIV)  IJiaben  unter  ben  ©ried^en  üoll- 
pönbige,  aber  toenig  felbftönbige  Srflörungen  ber 
|)aulinif(^  Briefe  l^interlaffen.  S)e§  Sut^^miuS 
3igabenud  Commentarius  in  XIY  Epp.  8.  Pauli 
et  Yllcaiholicaslftjum  erften  Wall^erauSgegeben 
Don  9hce))^orud  eabgerad,  Sitten  1887,  2  SBbe. 
S)cr  armenif  d^e  Xei^t  ber  (Kommentare  bed  l^eiligen 
€p]^räm  erfd^ien  SScnebig  1836.  3ejt  ^aben  loir 
üucl^  S.  Ephraem  S3rri  Commentarii  in  Episto- 
las  S.  Pauli,  nunc  primum  ex  Armenio  in 
Latinum  sermonem  a  patribus  Mekitharistis 
translati,yenet.  1893.  S)er  1^1. J)ieron9mu§  l^at 
nur  bie  Sriefe  an  bie  ©alater,  gpl^efcr  unb  bie 
an  Situs  unb  ^l^ilemon  erflärt  (Migne,  PP.  lafc. 
XXVI).  3n  ber  3lu§gabe  feiner  SSBcrfe  burd^  SBal- 
larft  tom.  XI  (Migne  XXX)  finben  ftd^  bie  Ex- 
pcfiitiones  in  XIIT  epp.  Pauli  t)on  ^lagiud 
obex  menigftenS  einem  ^elagianer,  bie  nur  mit 
aSorftd^t  gebrandet  Serben  fönnen.  92id^t  intl^umS» 
frei  i[t  aud^  Ambrosiaster  (f.  b.  9lrt.),  Comm. 
in  Xm  Epp.  PauU  (Migne  XVH,  89  sqq.). 
Unter  ben  Srflörungen  au§  bem  ^Mittelalter  fii^ 
megen  il^rer  tl^eologifd^en  Siefe  unb  jflarl^eit  am 
meiften  bie  Comment.  in  Pauli  Epp.  bed  1^1.  %f)0' 
mad  t)on  9(quin  ju  rül^men.  SDiefelben  ftnb  übri- 
gens mit  %uSna]^me  ber  Srnörungen  t)om  Slömer-, 
1.  ßorint^er«  uiü)  ^ebräerbrief  au§  ben  ^iufgeid^» 
nungen  )ufammengefe|t,  rotl^t  ftd^  bie  @(^üler  be§ 

teiligen  bei  beffen  SSorlefungen  gemad^t  l^atten. 
on  XbomaS  l^öngt  9hcolau§  SpranuS  in  ben  Pos- 
dllae  in  Epp.  S.  Pauli  ab.  —  5lu8  ber  neuem  Seit 
empfiehlt  fi(§  befonberS  burd^  @d^arfftnn,  jflarl^eit 
unb  @rünblid^feit  ber  Commentarius  in  omnes 
d.  Pauli  et  septem  catholicas  Ap.  Epistolas 
be8  Homiften  ®uU.  (5ftiu§  (2  voll.,  Duaci  1614 


ad  1615  u.  ö.).  eine  anbere  tOd^tige  fieifhmg 
ift  äufUnionfS  S.  J.  In  onrnes  b.  Pauli  Episto- 
las explanationes,  Lugd.  1612,  2  volL  2)ie 
Srflörung  ber  )>aulinifd^  ^Briefe  »on  Someliud 
a  Sapibe  (Antwerp.  1614  unb  neuerbingS  Paris. 
1861)  gebort  gu  ben  beften  SBerfen  biefeS  ®e- 
lel^rten.  Sin  noc^  immer,  namentlid^  für  ben 
@eelf orgSderuS  mi|Iid^,  bei  aOer  Stncippf^^ü  in» 
l^altreid^er  unb  bur^ud  empfel^Iendmertber  Som« 
mentar  ift  bie  Triplex  expositio  epistolarum 
d.  Pauli  bed  Rap\^\ntt§i  iBemarbinuS  a  ^iconio 
(Paris.  1703  u.  öfter,  j.  83.  Paris.  1872, 3  voll), 
3n  neuefter  3eit  ftnb  neben  ben  lurjen  Kommen- 
taren t)on  Mioli,  Steif  d^I  unb  Sßeini^art  in  il^ren 
Sibelmerf en  gu  nennen :  93id))ing,  Sieget,  fktnbb. 
8.  b.  »riefen  be«  b^.  ^uIuS,  STOünfter,  tbeiltoeife 
3. 9(ufl. ;  Drach,  Les  öpitres  de  St.  Paul,  Paris 
1 871 ;  yan  Steenkiste,  S.  Pauli  Epist  breviter 
explicatae,  3.  ed.,  Brugis  1876, 2 1. ;  Mc  Evilly 
(Srgbif  d^of  Don  Suam  in  3rlanb),  An  exposition 
of  the  Epistles  of  St.  Paul  and  of  the  Catholic 
Epistles,  4.  ed.,  Dublin  1892,  2  vols.  lieber 
bie  Sinleitungdfragen  l^anbeln  audfübrlic^  jfaulen, 
giniatung,  3.  Slufl.,  greiburg  1893,  n.  518  bis 
618 ;  Comely,  Introd.  spec.  in  singulos  N.  T. 
libros,  Paris.  1886,  349—587.  —  SSon  pro- 
teftantifd^n  Kommentaren  feien  ermöl^nt  %  äB. 
SKe^er,  Ärit-ejeget.  Kommentar  ober  baS  91.  %. 
Sb.  IV— xm,  toeld^e  in  neuer  Bearbeitung  1886 
bis  1894  erfd^tenen  ftnb ;  barin  ift  bie  gange  t>rO' 
teftantifd^e  Siteratur  berüdCfid^tigt.  S)ag  neuefte 
Sammeimer!  ift  Don  ber  fogen.  fritifd^en  @d^ule 
ausgegangen.  &  ift  ber  &anbcommentar  gum 
%  %.  oon  ^ol^mann^  fii))^ud  u.  %,  x$^eiburg 
1889  ff. ;  t)gl.  aud^  The  Speaker's  Conunen- 
tary,  N.  T.,  vol.  HI  and  IV.  —  S)ie  proteftanti- 
fd^cn  SKeinungcn  unb  5luffteHungcn,  toeld^c  bie  auf 
bie  93rief  e  begüglid^en  KinIcitungSfragen  berül^ren, 
fmb  fel^r  überft^tüd^  t)on  ^olkmann  (Sinl.  in  baS 
91.3:.,  greiburg  1886)  bargefteOt;  ügl.  aber  aud^ 
®obet,  Einleitung  I. 

1.  ©er  ©rief  an  bie  9iömer  oerbtent  fo- 
mol^I  föegen  feinet  namentlid^  in  bogmatifd^er  unb 
reHgion§pbi^<>f<'P^if^^  ^inRd^t  l^od^bebeutfamen 
SnbalteS  als  au^  toegen  bed  9$orrange§  ber  @tabt, 
an  meldte  er  gerid^tet  toax,  ben  erften  $Ia|  unter 
ben  paulintfd^en  ^Briefen.  &  werben  in  bemfelben 
bie  Segiebungen  ber  Sttben  unb  fyXbm  gu  ®ott 
in  Bergangenbeit  unb  ©egenmart  erflört  unb  aud^ 
bie  3u^nft  berfelben  ßargelcgt.  —  3n  9lom  gab 
e§  gur  3^it  Kbtifti  gal^Ireid^  Suben,  toelc^e  ftd^ 
burc^  3ugug  tiermel^rteU;  unb  benen  \iä)  Diele  $ro8- 
elQten,  namentlid^  unter  ben  gfrauen,  anfd^loffen 
(Jos.  Antt  18, 3, 5 ;  t)gl.  Juven.  Sat.  14, 96  sqq.). 
©ie  ftanben  mit  ben  3uben  in  $aläftina  in  Ser« 
binbung  unb  fanbten  iöbrlid^  bebeutenbe  Summen 
nad^  3  wuf  alem  ( Jos.l.  c. ;  Philo,  Legat,  ad  Cajum 
ed.  Mang.]  H,  568;  Cicero,  Pro  Flacco  28 
;67] ;  Tacit.  Hist.  5,  9).  ©(^on  auf  bem  erften 
$fingftf efte  waren  gremblinge  oon  Äom  gugegen, 
unb  gmar  fomobl  3uben  mie  ^ofel^ten  au§  bem 


1679 


$QUIuS,  ber  1^1. 


1B80 


^elbentl^um  (a^Jß.  2, 10),  bie  nun  %erfett8  bie 
etften  Rtimt  be§  Sl^rifienÜ^umS  mä^  Stom  txaä^ 
tm.  3m  3.  42  tft  oud^  ber  1^1.  ^etruS  bortl&m 
gefommcn  (3felten,  9H)oftel9cfd^.  240  ff.)  unb  1^ 
bem  ^nfd^eine  nod^  gunöc^ft  bid  }ut  SSertreibung 
ber  3uben  nnb  bamit  ber  3ubcnd^pen  nnter 
(ElaubiuS  im  3.49/50  (Suetoii.Vit.Claud.  c.25) 
in  Som  gcwirft.  ?U8  KloubiuS  im  3.  54  flarb, 
feierten  mand^e  3uben  toie  3uben(i^riften,  Don  benen 
mel^rere  in  ber  SSerbonnung  in  ®ried^en{anb  unb 
^leinofien  mit  ^ouIuS  ober  ben  bortigen  d^rift* 
lid^en  ©emeinben  befonnt  geworben  maren  (t)gl. 
«pg.  18,  2.  3),  nad^  Som  gurüd  (SRöm.  16,  3), 
o^ne  aber  toeiterl^in  mit  ben  3uben  bafelbft  in 
Oemeinfd^oft  ju  treten  («pg.  28,  22).  Ob  jur 
Seit  ber  9lbfaffung  beS  SRömerbriefeS  bie  3uben 
ober  bie  ^eibend^riften  in  ber  römif  d^en  ©emeinbe 
äbertt)ogen,  ift  eine  üielbebottirte  Sfrage  (t)gl.  bar« 
über  u.  %,  SKangoIb,  ®er  Sömerbrief  unb  feine 
gefd^id^tlidben  SorauSfe^ungen,  Warburg  1884, 
166  ff. ;  t>oftmann,  ®er  SeferfreiS  beS  SRömer- 
briefeS,  3a^tb.  für  frot.  Sl^eol.  1886,  107  ff.). 
Se^tereS  ift  fomol^l  megen  ber  ©efd^id^te  ber  ®t' 
meinbe  toal^rfd^inlid^er  al§  oud^  tocgen  be§93riefe§ 
felbft.  2)enn  ^aulus  fd^reibt  oIS  £)eibenQt)ofteI 
(1,  5  f.  13  f.;  15,  14  ff.)  unb  fteUt  feine  Sefer 
(11,  13.  28  ff.)  in  ®egenfa|  gu  ben  3uben. 
3lu§brüdte  roxt  7, 1  unb  7,  3—6  beweifen  nid^tS 
für  ben  angebli^  iubend^riftlid^en  Sl^orafter  ber 
fiefer,  ba  ^el^nUc^eS  auc^  in  fidler  an  ^eibend^rift- 
Hd^e  @emeinben  gerid^teten  Sriefen  (t)gl.  ®aL  4, 
4—9.  6oI.  2, 14)  öorfommi  3ebenfall8  tl^eifte 
bie  römifd^e  ©emeinbe  ben  ©louben  unb  bie  reli- 
giiJfe  ^uffaffung  beS  1^1.  g5aulu§,  ber  fie  be^l^alb 
aud^  nur  im  ®Iauben  unb  im  Scben  nad^  bem» 
felben  befeftigen  ttjifl  (Söm.  1,  11 ;  15,  14  f.). 
ißon  bem  ®Iauben  ber  Sömer  wirb  überaü  rübm» 
lic^  gefprod^en,  alfo  bod^  aud^  Don  feiner  ginl^eit, 
gfeftigteit  unb  praftifc^en  93elDäbrung  (1,  8 ;  ögl. 
6, 17).  ®ie  SSeranlaffung  gum  99nefe  war  ber 
langjöl^rtge  äBunfd^  be§  $aulu§,  fid^  aud^  bei  ben 
Stömem  als  |)eibena))ofteI  einjufül^ren  unb  fte  auf 
fein  perfönlid§e8  @rfd^einen  unb  Sßirfen  öorjube» 
reiten  (15,  23.  28  f.).  g§  finb  über  ^nla^  unb 
Stoedf  be§  Sömcrbriefe§  öerfd^iebene  5Dleimmgen 
auf geftcttt  toorben ;  bie  ^nfid^t,  bo^  3>oi[tig!eiten 
unter  Subcn»  unb  §eibend^riftcn  (fo  §ier.,  9lug., 
gftiuS,  §ug  u.  a.)  ben  ^oftel  jum  ©(^reiben 
bewogen,  ift  ic^t  attgemein  aufgegeben  (Dgl.  Äaulen, 
ginleit.  n.  543 ;  Comely,  Introd.  spec.  460  sq.). 
®er  don  dielen  ^roteftanten  gctl^eilten  ®our^fd^en 
§9pot]^efc,  ba^  iubaifirenbe  Senbengen  ber  römi« 
fd^en  ®emcinbe  ben  ®rief  öeranla^t  l^ötten,  liegt 
bie  unbewiefene  unb  unbeweisbare  ^nnal^me  ju 
®runbe,  ba^  bie  ®cmeinbe  öorwiegenb  juben- 
(^riftlic^  gewefen  fei.  ®er  neuerbingS  au^  üon 
^inberen  angenommenen  Slnfid^t  ffieijfädferS,  ber 
93rief  polemifire  gegen  einen  erften  iubaifirenben 
^^Ingriff  auf  biefe  ©emeinbe  l^eibend^riftlid^en  Ur« 
IprungS,  ftebt  entgegen,  bap  nod^  feine  ©pur 
einer  aggrcffxöen  jubaiftifd^en  Agitation  l^at  nad^» 


gewiefen  totämi  tonnen  (Dgl.  über  biefe  indb  an» 
bere  Snfid^en  neueftenS  ®obet,  Siideü  I,  280 
bis  240).  9Beil  ^ßoulud  bie  tömifd^  (Semeinbe 
nid^t  feCbf!  gegrünbet  l^e,  il^r  obn  tm  gio^ 
SBebeutung  für  bie  ftird^e  unb  bie  SBelt  }uecfamai 
mu^te,  1^  er  in  bem  SBriefe  don  bm  (Snmb* 
wol^rl^ten  ber  Steligion  gerebet,  f o  ba|  ber 
größte  Xl^eil  beSfelben  me^r  einet  Sbl^onbling 
als  einem  ^Briefe  gleid^t.  S)er  Vpoftd  fUlt  is 
1, 16. 17  bie  £^ep  auf:  2)ie  £e^re  beS  etMn- 
geliumd  ifi  für  einen  jeben,  ber  baran  gUmbt,  eiit 
jhraft  ®otteS.  2)enn  ber  @Iaube  bettiirft  niei^ 
natürlid^e  @ered^igleü.  S)tef e  3:^  mirb  1, 19 
bis  4, 25  bewiefen,  inbem  ge^gt  »id),  ba|iDd)er 
ben  Reiben  baS  9laturgefeä  nod^  ben  3ubm  bal 
mofaif d^e  @efe|  nu^,  aber  oaS  Stiangelium  VKfyß 
baft  red^tfertigt;  in  5, 1  bis  8,  39  mirb  fie  bann 
burd^  bie  S)arlegung  ber  unS  burd^  bie  ®nabe  bd( 
SdangeliumS  erwiefenen  SBol^Itl^en  n^eiler  ent« 
widelt  unb  erHört,  unb  enbltd^  in  9, 1  bis  11,86 
gegen  bie  Don  ber  SSerwerfung  ber  Suben  unb  ber 
Berufung  ber  Reiben  l^ergenommenen  Simoen^ 
bungen  Dert^eibigi  (S)iefe  Sintl^eilttng  i|i  tom 
ffi  Sl^omaS  angegeben  unb  ttirb  au<^  Don  9tet^ 
mat)r  [f.  u.]  28  %  unb  Somelp  [L  c.  468  sq.] 
befolgt  Ueber  anbere  Sintbeilungen  DgL  Corndy 
1.  c.)  2)er  gweüe  ^au))ttbeil  beS  SnefeS  12, 1 
bis  15, 13  gibt  in  feiner  Se^re  Don  ben  c^riß* 
Hd^en  Zugenben  bie  )>ra!tifd^e  Snwenbung  ber 
fiebre  Don  ber  Sted^tfertigung  auS  bem  ©bmbcn. 
S)er  epUog  15, 14  bis  16,  27  iß  {»erfdnli^ei 
^rt.  2)ie  «ed^tbeit  beS  StömerbriefeS,  tot^n  \i^ 
Don  Siemens  SlomanuS  (c.  30.  35.  88.  46)  k- 
nu^t,  Don  3uftin  (Dial.  23)  alS  f^  tP*?^  mib 
Don  3renäuS  (Adv.  haer.  3,  16,  3.  9),  Sie» 
mens  Don  ^(ejanbrien  (Strom.  3,  11),  Sertul- 
lian  (Scorp.  13)  unb  ben  ©pöteren  als  SJrief 
beS  ^auluS  an  bie  Slömer  angefiil^rt  wirb,  iji  un> 
beftritten.  2)tefe(be  würbe  nur  gai^  Dereinjeit 
Don  ginigen,  5.  S.  bem  ©eiften  gDanfon  1792, 
SBruno  93auer  im  %  1852,  3hib.  ©tedf  (S^er 
®alaterbrief  nebft  frit.  Semerfungen  ju  ben  pau» 
lin.  §auptbriefen,  Serlin  1888)  unb  SJöÜer  (3* 
Kompoption  ber  paulin.  §au^)tbriefe  I,  Tübingen 
1890),  angegriffen  (Dgl.  §efebamm,  ®er  Körner» 
brief  beurtbeilt  unb  gcDiertbeilt,  (griangen  u.  2^^- 
1891).  5Rur  bie  Sled^tbeit  ber  legten  aweiÄöpitel, 
Weld^e  SRarcion,  ber  ^d^  überbau})t  ben  nei^a- 
mentlid^en  lejt  für  feine  böretifd^en  Swede  wißfir» 
lid^  aured^tlegte  (f.  Tert.  Adv.  Marc.  5, 13),  in  jei- 
nem  Se^e  auslief  (Orig.  in  Ep.  ad  Rom.,  Migne, 
PP.  gr.  XIV,  1290),  ift  Don  »aur,  ©d^wegler, 
3eHer  u.  91.  geläugnet  worben.  9lnbere,  g.  8. 
©emier,  ßid^b^tn  u.  %  (neuerbingS  aud^  ©päta 
a.  a.  D.  16  ff.),  erfannten  jwor  ben  pauKnifd^ 
Urfprung  biefer  jwei  RapM  an,  tooüten  ober 
biefelben  nid^t  als  )u  unferem  ^Briefe  gti^örig  an» 
feben.  hiergegen  fprcd^en  iebodft  fd(|on  bie  Stato, 
bie  ^f(|ittbo  unb  bie  älteften  gried^ifd^en  ^onb» 
fd^riften.  6S  finb  atterbingS  mel^rere  ^©^Iu|« 
formeln"  Dor^anben,  nämlid^  15,33;  16,20. 


lesi 


$auluS,  ber  1^1. 


1682 


24. 25—27.  Sbet  9e]^nlid^ed  gilt  aud^  Dom  erfien 
Cotint^  iisib  t)om  $]^ilt))t)erbrief ,  unb  man 
tarn  ^iM^ßcnd  barauS  entnel^men,  bo|  ißauIuS, 
bcr  aiqjtti\dftM\^  auf  bie  Sudarbeihmg  biefed 
Sriefed  iefonbere  Sorgfalt  üertoonbte,  benfelben 
nettere  SRoIe  in  bie  ^nb  genommen  unb  etnxiS 
l^iQueefugt  l^at.  m  ^ulud  ben  SBrief  fd^rieb, 
l^atte  er  feine  arbeiten  im  Orient  beenbigt  (15, 
19  ff.)  unb  flanb  im  Segriffe,  nad^  ^erufalem 
jtt  reifen  uiü)  bortl^in  ben  ßrtrag  ber  Sotlecte 
ans  Stacebonien  unb  %d^aia  gu  bringen  (15, 
25  f.).  S)a  nun  ber  93rief  in  ßorint)^  gefi^rieben 
feilt  mu|  (ogl.  16, 1  u.  3  mit  1  Sor.  1, 14.  ^g. 
19,  22.  2  Jim.  4,  20),  fo  folgt,  ba^  bie  3lb- 
foffung  bedfelben  an^S  Snbe  bed  corintl^ifc^en  9(uf' 
cn^^üIteS,  alfo  in  bie  erften  SRonate  beS  ^al^reS 
58  föOt.  Spedalcommentare  §um  Stömerbrtefe 
Mm  Itat^olilen  finb  u.  a. :  Joa.  Coletus,  Enar- 
rstio  in  Ep.  S.  Pauli  ad  Romanos,  ed.  J.  H. 
Lupton,  Lond.  1873  (t)gl.  auc^  Joa.  Coleti 
Opnscula  quaedam  theologica,  Lond.  1876); 
bctf  namentlid^  in  bogmatifci^  Se^iel^ung  be- 
tfl^mie  SBert  Comment.  et  annotationes  in 
£p.  ad  Rom.  Don  gfr.  boletus  (Lugd.  1603) ; 
illce,  SUmerbrief,  aRain§  1830;  Steit^ma^r, 
(Kommentar  gum  ^Briefe  an  bie  9tömer,  Siegend 
bürg  1845 ;  %.  SRaier,  Sommentar  §um  Slömer- 
btUft,  gfreiburg  1847;  Beelen,  Comment.  in 
£p.  b.  Pauli  ad  Rom.,  Lovanii  1854 ;  Agus, 
'Bp,  b.  Pauli  ad  Romanos,  Ratisbonae  1888; 
m.  ed^fer,  2)er  »rief  ^uli  an  bie  Stömer, 
«ünfter  1891.  Sgl.  aud^  Sal.  SOSeber,  Jhit.  ®e- 

fdSfid^e  ber  Ssegefe  bed  9.  Rop be§  9tdmerbr. 

W  caü  Sl^foftomud  u.  9uguftinud  einfd^Iie^id^, 
SBürgburg  1889.  —  93on  froteftantifd^erfcitS  er- 
fd^tenenen  Kommentaren  (Dgl.  9teu|  a.  a.  O.  99) 
enoöl^en  toir  ®obet,  Somm.  §.  93riefe  $auli  an 
bie  »ömer,  2.  Stuft.,  beutfd^  bearbeitet  Don  S.  9t. 
u.  St.  SBunberlid^,  f^annoDer  1892,  unb  bie  ^u- 
meifl  auf  bem  SRe^erfc^en  Kommentar  beru]^etü>e, 
ben  €tanbpuiA  ber  englifd^en  ^od^fird^e  Der- 
tretenbe  Explanatory  Analysis  of  St.  Paul's 
Epistle  to  tlie  Romans,  by  H.  P.  Liddon,  Lon- 
don 1893. 

2.  2)er  erfteSrief  an  biegorint^er  ift 
an  eine  Don  ^ßouIuS  gegrünbete  ©emeinbe  gerid^tet. 
(orintl^,  bamafö  bie  ^auptftabt  ber  ^roDin^ 
Hd^a  unb  ein  !DHttel))un!t  be§  Sßeltl^anbelS,  t^at 
|id^  ebenfo  burc^  Steid^tl^um  unb  gried^ifd^e  fßiU 
nmg  mie  burd^  @ittenIoftg!eit  l^erDor.  ^uIuS 
oor  in  ber  gmeiten  C^ölfte  be§  Sol^reS  52  bort^in 
icfommen  imb  l^tte  bis  jtun  Anfang  beS  Sal^red 
S4  bafelbf}  gemirft.  Zro^m  er  Don  ^anf- 
)int  unb  öu|eren  ®d^tt)ierig!etten  gebrüdft  mar 
itnb  in  einfad^er  SSkife  prebigte  (Dgl.  1  gor.  2, 
L — 5),  bamit  bie  9)lad^t  bed  Jheujed  fid^  um  fo 
inrffamer  jeige  (1  6or.  1, 17  f.),  ^ottc  er,  nament» 
[id^  unter  ben  geringeren  fieuten  unb  ben  @naDen, 
Ptosen  C^Ig;  bie  meiften  SonDertiten  mareh 
tü^  Reiben  gemefen  (1  6or.  1,  26  ff. ;  7,  21 ; 
12,  2. 13).    !BaIb  nad^  feinem  Sßeggange  ent- 


flanben  aber  allerlei  Spaltungen  über  bie  befte 
Srt,  bie  d^ri{Uid^  SBal^rl^eiten  gu  leieren  unb  ^u 
üben.  3unöd^ft  mar  nad^  ^ßauIuS  ein  berebter 
unb  in  ber  Sd^rift  bemanberter  SRann,  %|)oIlo  au8 
Slesanbrien,  ber  befonbere  ©emanbtl^it  in  ben 
(SontroDerfen  mit  ben  guben  geigte,  nac^  Sorintl^ 
gefommen  (f.  «pg.  18,  24—28)  unb  ^atte  bort 
großen  Sinftui  erlangt.  SBalb  barauf  famen 
„Sünger  beS  ^etruS",  (Soften  Don  Serufalem, 
meiere  baS  ^nfel^en  beS  1^1.  $aulud  ^erabfe^ten 
unb  aud^  Sbil^önger  fanben  (DgL  1  Sor.  1,  12. 
2  6or.  11, 12).  ©0  entftanben  in  (Jorint)^  brei 
Parteien,  Don  benen  bie  eine  fid^  nad^  $aulud,  bie 
anbere  nad^  Apollo,  bie  britte  nad^  ^trud  nannte. 
Obgleid^  Slnbere  ftd^  nac^  ^riftuS  nannten  (1  Sor. 
1, 12),  fo  bilbeten  fie  feine  Dierte  ^rtei;  benn 
Siemens  Don  Stom  (c.  47),  ber  boA  als  3^' 
genoffe  gelten  fann,  fennt  bereu  Mop  brei.  £)ie 
fie^tgenannten  l^atten  Dielmel^r  bie  rid^tige,  aud^ 
Don  $aulu8  (1  (Sor.  1,  13)  unb  ^poOj)  (ebb. 
16,  12)  Dertretene  Snfid^t  (Dgl.  über  bie  Der- 
fd^iebenen  Srflärungen  ber  ^rteien  in  Sorintl^ 
Comely,  Comment.  [f.  u.]  4.  31).  Die  S8er- 
anlaffung  gu  biefem  Briefe  mar  folgenbe.  9Bie 
1  (Sor.  5,  9  ermäl^nt  ift,  ^atte  $aulu8  ben  (So- 
rintl^em  einen  ©rief  mit  ber  SKal^nung  gefd^eben, 
ben  IBerfel^r  mit  benjenigen  @]^riften,  meldte  bie 
alten  Unguc^tSfünben  mit  bem  d^riftlid^  99e!ennt- 
ni|  Derbinben  moQten,  abgubred^en.  S)er  93rief  ift 
Derloren  unb  mar  fd^on  ben  fßiSdttn  bed  2.  gal^r« 
l^unbertS  unbefannt  (Dgl.  Setter,  2)er  apocr^p^e 
3.  gorint^erbrief,  Sübingenl894[^rogr.]).  3n 
il^rer  ^ntmort  auf  btefen  SBrief  l^atten  bie  go« 
rint^er  u.  91.  bem  2lpoftel  Derfd^iebene  gragen 
über  Sl^e,  S^eloftgfeit  zc.  Dorgelegt.  2)rei  ^- 
fonen,  Stepl^naS,  gfortunatuSunb^ld^aicuS,  too^I 
bie  Ueberbringer  biefer  Äntmort,  l^atten  aufeerbem 
ben  Slpoftel  münblid^  über  bie  3tiftönbe  in  gorintl^ 
unterrid^tet  (1 6or.  16, 17  f.).  5lnbere  9lad^rid^ten 
l^tte  er  Don  ben  9lngel^örigen  einer  gemiff en  S^loe 
erl^alten  (ebb.  1,  11).  ^ulud  fd^rieb  nun  ben 
in  SRebe  fte^enben  93rtef,  um  bie  d^riftlid^e  Orb« 
nung  in  Sorintl^  mieberl^ergufteOen  unb  bie  il^m 
Dorgelegten  fragen  )u  beantmorten.  3n  bem 
^ef e  ftnb  bef onberS  gmei  Steile  gu  unterf d^eiben. 
S)er  erfte,  meld^  bie  fed^d  erfien  SiopM  umfaf^, 
tabelt  bie  in  Q^orint)^  ]^errfd(|enben  9Ri^öu(^, 
nömlic^  bie  ^rteiungen  (1, 10  bid  4,  21),  bie 
S)ulbung  eines  Sltitfd^önberd  (Aap.  5),  bieSted^tS- 
^änbel  Dor  ^eibnif(^cn  SRid^tem  (6,  1 — 8)  unb 
bie  friDolen  Sntfd^ulbigungen  ber  Unfeufd^l^eit 
(6, 9—20) ;  ber  jmeüe  S^eü  gibt  in  «app.  7—15 
bie  9lntmort  auf  Derfc^iebene  ^ta^tn  (7, 1 ;  8,  1 ; 
12, 1)  unb  ©d^mierigfeiten  unb  l^anbeU  Don  Qf^ 
unb  Sl^elofigleit  (jfap.  7),  Don  ber  Sl^eilnal^me 
an  ben  l^eibnifc^en  Opfermal^lgeiten  unb  bem  Sffen 
beS  Opf erfleifd^  überl^upt  (Äapp.  8—10),  Don 
ber  Orbnung  bei  religiöfcn  3ufammenfihiften, 
namentlid^  bet  ber  gfeier  bed  l^eiligen  ^Ibenbmal^led 
{Rop.  11),  Don  ben  ®eiftedgaben  unb  il^rem  @f 
fnmä)  {Stopp.  12—14),  enblid^  Don  ber  9uf- 


1688 


$aulu8,  ber  1^1 


1684 


erftcl^ung  ber  Jobtcn  {Rop,  15).  S)er  ©d^Iu| 
Berührt  unter  Slnberem  bie  ßottectc  für  bie  Slrmen 
gu  Serufalem  unb  ^Iu8'  unb  Simotl^euS'  be- 
öorftel^enben  Sefu(^  ju  Eorint]^.  ®ie  3lc(|t^cit  beS 
SBricfeS,  tocld^e  erft  in  ncuefter  3eit  SR.  @ted 
0.  0.  O.  unb  S3.  ßoman  (09!.  bagegen  ®obet 
[f.  u.]  184  ff.)  öelöuönet  l^ben,  ift  fo  eüibent 
unb  fo  ftar!  bejeugt  (DöI.  Charteris,  Canoni- 
ciiy,  London  1880,  222—229),  ba^  cS  ge- 
nügt, ouf  Siemens  t)on  Stom  unb  $oI^far))  gu 
t)em)eifen.  Srfterer  ermähnt  i^n  oudbrüdlid^  in 
feinem  eigenen  93rief  an  bie  Eorintl^er  (c.  47) 
M  SBrtef  be§  feiigen  SlpoftelS  $quIu§  ;  le^terer 
beruft  P  (Ad  PhiL  11)  auf  1  6or.  6,  2  qI8 
SaSorte  ^auli.  3)er  ©rief  ift  ju  gpl^efuS  ge» 
fc^rieben  (ebb.  16,  8),  nad^bem  graftuS  unb 
Simotl^euS  t)on  bort  nad^  Wacebonien  abgereist 
toaren  (^g.  19,  21  f.  1  gor.  4, 17;  16,  10  f.), 
unb  gn)ar  am  Snbe  beS  ^ufentl^alteS  $auli  gu 
epl^efuS  im  3. 57  öor  ^fingften  (1  gor.  16,  8), 
toal^rfd^einlid^  um  Dftem  (ebb.  5,  6—8)  57. 
®iefcr  Srief  ift  befonberS  tt)id^tig  für  bie  Äennt» 
ni|  beS  SebenS  unb  ber  2)i3ci|)Iin  ber  Urgemeinben. 
Sr  fd^ilbert  ba§  c^riftlici^e  fieben  im  äamp^  mit 
l^eibnijd^er  ©efejlofigfeit,  ©fepticiSmuS,  Subiffe- 
rentiSmuS  unb  meltlid^er  SBeiSl^eit  unb  legt  im 
®egenfa^e  bagu  bie  @runbfö^e  d^riftlid^er  3u(^t 
bar,  um  gule^t  mit  ber  n)i(i^tigen  bogmatifd^en 
grage  öon  ber  9luf  erftel^ung  beS  SeibeS  gu  f  d^Iiefeen. 
—  ©f  eciaI«®ommentare  fmb  u.  a.  Joa.  Coletus, 
Enarratio  in  primam  Ep.  S.  Pauli  ad  Cor.,  ed. 
by  J.  H.  Lupton,  Lond.  1874;  W),  5ölaier, 
Komm,  über  ben  1.  Sorintl^crbrief,  §reib.  1857; 
%.  ÜKe^mer,  grflärung  be§  1.  ßorint^erbriefeS, 
3nn§br.  1862 ;  R.  Cornely,  Comm.  in  S.  Pauli 
priorem  Ep.  ad  Cor.,  Paris.  1890.  SBon  ^Ifatl^o» 
liten:  §einrici,  ®a§  erfte  ©enbjd^reiben  b.  ^oftels 
^auIuS  an  bie  ßorint^ier,  Serlin  1880 ;  ®obet, 
Komm,  gu  bem  1.  ©riefe  an  bie  ßorintl^er,  bcutf^ 
t)on  $.  unb  ft.  SSBunberlid^,  ^annoder  1886  u. 
1888,  2  I^eile. 

3.  ®er  g  tt)  ei  te  Sri  ef  on  bie  gor  intimer 
ift  eine  ttjcgen  ber  ffraft  unb  SBörme  ber  ©prad^e, 
ber  ^Inorbnung  ber  ©ebanfen  unb  ber  gntmidf» 
lung  ber  93ett)cife  diel  bewunbcrte,  meifterl^afte 
5lpologie  be§  9Serfafjer§,  beffcn  SluSfül^rungen  fid^  | 
namentlich  im  erften  Steile  (ben  erften  7  ffapp.) 
öfter  gu  einer  SBert^eibigung  beS  apoftolijd^en 
5lmte§  übcrl^oupt  erweitem.  S)er  gioeite  il^cil 
(ffapp.  8—9)  l^anbelt  öon  ber  gottecte  in  Sern- 
falem,  wäl^renb  ber  le^tc  Xl^eil  (ffapp.  10—13) 
\\d}  tt)ieber  in  einer,  bie^mal  gegen  bie  falfd^en  ^po« 
ftel  polemiftrenben  SQäeiJe  mit  ber  SSertl&eibigung 
ber  ^uctorität  be§  1^1.  ^ouIuS  unb  ber  grl^abenl^eit 
feines  apoftolifc^cn  ^ImteS  befd^äftigt.  SBeranla^ 
tt)urbe  ^auIuS  gu  biejem  Srief  e  bef  onberS  burd^  bie 
oon  ümotl^cuS  unb  XituS  eingelaufenen  93eric^te. 
grfterer,  ber  al§  9)litabfenbcr  beS  SriefeS  genannt 
ift,  l^atte  biefe  ©tabt  einmal  ttJäl^renb  ber  ^rcbigt 
beS  apoftelS  gu  gorint^  (1  S^eff.  3,  6.  ^pg. 
18,  5)  unb  bann  don  5Reucm  im  ^luftrage  ^uli 


befud^t  (1  gor.  4,  17  unb  16,  10;  t)gL  Spg. 
19,  22).  Se^terer  toar  aber  entmeber,  toeilXinoi 
tl^euS  gu  lange  ausblieb,  ober  xoäfy^dj^vSjia, 
toeil  er  undollpnbige  ober  tmbefriebigenbe  9tad^ 
rid^ten  don  gorintl^  mitgebrad^t  l^otte,  Don  (fy^ 
fuS  bortl^in  gefanbt  toorben  (f.  0.)  unb  traf  ben 
«poftel  gu  «ß^üippi  (2  gor.  7,  5  f.).  9M  |ei«B 
Wittl^eilungen  l^atte  ber  erfte  Srief  an  bie  gonat^er 
nur  t^eilmeifen  grfolg  %tf)Qbt  2)enn  uierai  os4 
ber  SBIutfd^onber  93u|e  ^dfym  fyük  (ebb.  2, 
5  ff.)  unb  bie  meiften  ©laubigen  bem  9po^  ge* 
l^ord^ten  (ebb.  7,  7  ff.),  fo  bemül^ten  ^  bod) 
falfd^e  jiubaiftrenbe  Se^er  }u  gorint^  um  fo  ne^. 
Dem  ^oftel  bie  ®emätl^  bed  fßofttS  obmenbig 
m  mad^en.  Unter  bief en  Umftänben  f d^idtte  f^oM 
ourd^  Situs,  ber  auc^  bie  gollede  für  3erujalai 
betreiben  follte  (ebb.  8,  6—9),  biefen  »riet 
nac^  gorintl^  (8, 16),  um  baburd^  aQe  U^Ipdnbe 
nad^  jhröften  gu  ^eben ;  fpöter  moUte  er  feCbjt  bott» 
^in  folgen  (^g.  20,  2  ff.),  man  fyd  gemeint, 
gmifc^en  ben  erften  unb  gmeiten  93rief  falle  ein 
anberer  fd^merglid^er  SBefu^  bed  ^oftefö  unbux^ 
ein  anberer  ie^t  derlorener  93rief  an  bie  (Semeinbe 
(fo  g.  93.  iBIeef,  gmalb,  SBeigfödter,  peibeier, 
®obet,  93elfer,  in  ber  %üi.  Ouortolfd^  18H 
Steifen  $auU  nad^  gorintl^  15  g.)  ober  umiigpaä 
bod^  ein  fd^arfer^ef  ^uIi(fo9leanber,  SRongoIb, 
^ilgenf elb,  @d^miebeO.  Sfür  biefe  annähme  ^ 
man  ftd^  dorgüglid^  auf  @teSen  bed  gioeiten  ü' 
rintl^erbriefeS,  g.  93.  2, 1  unb  12,  21,  tt)eld^  an> 
geblid^  don  einer  neuen  großen  unb  f^mergUd^ 
burd^  nid^tS  im  erften  93riefe  gnt^alteneS  begrün* 
beten  ©orge  be§  SlpoftelS  geugen,  allein  gur  fe» 
flörung  ber  @orge  be§  ^oftelS  genügt  f^on  bos 
1  gor.  4—6  (Sefagte.  3n  2  gor.  2,  1  unb  13,2 
n)irb  ber  beabfid^tigte  Sefud^  au§brü^id^  ber  gtoeite 
genannt.  SEße^l^alb  follte  4^ulu3  aud^  fagen,  ec 
werbe  bei  feiner ^nfunftnid^tfd^onen  (2  gor.13,2), 
wenn  felbft  Jeine  perfönlid^e  Slnmefenl^eit,  toie  bal 
bod^  don  biefem  angeblid^en  3^if^cnbefud^  ge> 
glaubt  Wirb,  nid^tS  nubte?  S)ie  ^ed&t^eit  be§  iBri^ 
fe§,  bie  übrigens,  abgefel^en  don  93runo  IBauer  unD 
^e]^nIid^en,niegeIäugnctworbenift,ergibtfi(l6untft 
Slnberem  au8  ber  Slnfiil^ng  be§f  elben  qI%  be§  gnw« 
ten  SBricf e§  an  bie  gorintl^er  feitcnS  beS  1^1. 3renflUs 
(Adv.  haer.  3,  7,  1 ;  ib.  4,  28,  3),  be§  glemen^ 
don  ^lejanbrien  (Strom.  4,  16)  unb  3:ertuIIian§ 
(De  pudic.  c.  13).  ^au§rat^  (Ser  SSierfapitel* 
brief  beS  ^aulu§  an  bie  gorint^er,  ^bclb.  1870) 
Witt  bie  dier  legten  jfapitel,  welche  bod^  ba§  @e* 
fammtderl^altnip  bc§  5lpoftel8  gur  ©emeinbe  bc« 
l^anbeln,  wäl^renb  bie  erften  neun  fta))itel  bejonbcn 
gfölle  befpre(|en,  al§  ben  §aupttbeil  be§  Sriefts 
angejel^en  wifjen,  ben  ^ulu§  dor  bem  gtoeit« 
gorintl^erbrief  (Äapp.  1—9)  burdft  Situs  naäi 
gorintl^  gefanbt  l^abe.  9JgI.  gegen  biefe  übrigens 
nur  don  wenigen  ^roteftanten  günftig  ot^gc' 
nommene  ^^pot^efe  @obet  (ginl.  I,  199  f.  unb 
206).  gbenfo  WiEfürIi(^  ift  bie  ^nna^me  m 
ilgenfelb  unb  @abatier,  bie  bod^  gang  in  ben 
ufammenl^g  paffenbe  ©teile  6,  14  bi§  7,  l 


1685 


$aultts,  ber  1^1. 


1686 


(tigL  Gomely,  Comm.  194)  fei  qu§  einem  anbem 
Vnefe  ^ßauli  (xuxi)  (SxooXb  ttnb  9tenan  gel^ört  fte 
iU\m  ü&erl^QUpt  nici^t  on)  in  ben  unfrigen  ge« 
nit^  SBie  tonnte  oud^  ein  SBrief,  ber  in  ben 
UAmbenf ammlungen  ber  JKrd^e  aufbenml^rt  tmtrbe 
tmb  fjä^  in  ollen  gried^ifc^  ^nbfd^riften  unb 
alten  lleberfctoigen  finbet,  f o  toUlfürlid^  be^nbelt 
IDorben  fein?  S)er  SBrief  ift  nac^  9,  2  in  a)}ace- 
bonien  gefd^eben,  tiieUeid^t  ju  ^l^Uippi,  mie  bie 
tbiterfd^ft  in  einigen  gried^ifd^  ^anbfd^riften 
imb  ber  ^efd^ttl^o  fogt.  äBegen  f eined  engen  3u- 
fotnmenl^gS  mit  bem  erften  Sorintl^erbriefe  mu^ 
er  für)  nod^  biefem  gefd^rieben  fein.  9Ran  menbet 
ein,  in  2  Sor.  9,  2  ^eige  ed,  bie  SoHecte,  meldte 
crß  1  (£or.  16, 1  ff.  angeorbnet  morben,  fei  f(^on 
ein  3^  im  ®ange.  &  toirb  aber  an  festerer 
Stelle  nur  eine  9(nfrage  über  ben  SRobuS  ber  HoU 
Icde  beonttDortet,  meldte,  mie  ftd^  au8  ber  anfrage 
eraibt,  fd^on  begonnen  l^e.  Sie  mar  tt)o|l 
infolge  ber  inneren  @(^tt)ierigleiten  unterbrod^en 
unb  auf  1  gor.  16, 1  ff.  l^in  mieber  aufgenommen 
IDorben.  «u8  2  gor.  9,  2  (ogl.  8, 10)  lernen  wir, 
bo|  bie  nac^  2  Sor.  9,  4  nod^  nid^t  t)onenbete 
CoOecte  gum  2:^eil  fd^on  feit  einem  Sal^r  ^ur  ^b- 
fenbung  bereit  ttwr  (t)gl.  Comely,  Comm.  239 ; 
f.  aud^  SBei^,  Se^rbud^  ber  (Sinl.  in  baS  91.  £., 
2.  «ufL,  »erlin  1889, 224,  «nm.  1).  S)a  nun  ber 
crjle  Srief  an  bie  gorintber  furj  üor  ber  ^breife 
^ßauli  »on  gpl^efud  gefd^rieben  ift,  ber  jmeite  aber 
nad^  ber  Begegnung  mit  2:itud  in  3Racebonien, 
toeld^  einige  SO^onate  fpöter  ftattfanb,  fo  mu^  bie 
Sbfaffung  biefeS  SBriefeS  noc^  in  ben  Sommer 
ober  ^erbft  be«  ^al^red  57  fallen  (ogl.  auc^ 
ilaulen,  (Sinl.  n.  558).  2)er  Erfolg  be§  Sriefed 
nni^  ein  burd^fd^lagenber  getoefen  fein;  benn 
^ßauluS  brachte  ben  äBinter  in  gorint^  gu  (^g. 
20,  3)  unb  fd^rieb  oon  bort  in  aller  ©eifteSrul^e 
ben  Srief  an  bie  9Umer.  lieber  ben  Erfolg  ber 
CoQecte  »gl  W(>%.  24, 17.  —  @))ecialcommentare 
ftnb:  %  TOaier,  6omm.  über  ben  2.  Sricf  an  bie 
«orint^fer,  greib.  1865 ;  Comely,  S.  PauK  Ep. 
ad  Corinthios  altera,  Paris.  1892.  93on  $ro> 
teilten  @.  ^einrici,  S)a§  gleite  @enbfd^reiben 
beö  %)).  ^lu§  an  bie  gorint^er,  Serl.  1887; 
©iegfr.  ®öbel,  S)ie  gorint^erbricfe,  ®ot^  1887. 
4.  S)er  SBrief  an  bie  ®alater  ift  nad^ 
ber  getoö^nlid^en  ^nnal^me  an  bie  @emeinben  ber 
Sanbfd^ft,  nid^t  ber  römifd^en  ^roüinj  ®alatien 
gerichtet.  Srftere,  im  mittlem  ftleinafien  gelegen, 
ffi^e  il^ren  92amen  t)on  ben  (Balattm,  einem 
SoDeleltifd^enllrfprungS,  melc^ed  feit  bem  d.^a^v 
l^imbert  bafelbft  anfö^ig  tt>ar.  3nt  3*  24  t).  S|r. 
Derloren  fte  il^e  |)oliti]d^e  @elbftönbigfeit,  inbem 
bie  Sonbfd^ft  ®alatien  ^ur  römifd^en  ^ot)in) 
gletd^ed  9{amen3  gefd^lagen  mürbe.  äBenn  nun 
oud^  ein  amtlid^er  @prad^gebraud^  e^ftirt  l^t, 
iDonad^  ber  93egnff  ®alatia  aud^  bie  fianbfd^ften 
^ßifibten  unb  Spfaonien  ober  bod^  fooiel,  al§  baoon 
{ettmeilig  unter  einem  Stattl^alter  vereinigt  mar, 
nmfa|te  (f.  Ptolem.  5,  4;  Plin.  5,  146  sq.,  unb 
tfjL  Bamsay,  The  Church  in  the  BomanEmpire 


before  A.  D.  170,  London  1893,  13  sqq.; 
e.  ©d^ürer,  Sl^eol.  Siteraturatg.  1893,  507),  fo 
ift  bod^  ber  9{ame  ®alatien  im  9ieuen  Zeftament 
immer  auf  bad  ©tammlanb  befd^ränft  (ogl.  b.  9rt. 
®alater),  mie  barin  über^upt  bie  geogra))]^if(^ 
9lamen  nad^  bem  Dolfdtl^ümlid^en,  nid^t  bem  amt- 
Udben  Sprachgebrauch  angemanbt  finb.  @o  fprid^t 
).  S.  aud^  ^ulud  @al.  1,  21  tion  Serien  in  rein 
geograpl^ifd^em  @inne  unb  unterfd^ibet  e§  be^« 
$alb  oon  3ubäa,  momit  ed  politifd^  sufammen« 
geborte.  S)a^  ber  SBrief  an  bie  ®alater  im  engem, 
nid^t  im  meitem  @inne  bed  2Borte§  unb  fomit 
nid^t  aud^  an  bie  ffird^m  tion  Sntiod^ia,  3conium, 
fi^ftra  unb  Derbe  gerid^tet  ift,  ergibt  fidb  aud^  au8 
bem  ®al.  4, 13  ermöl^ntm  %nla|  gur  ^rünbung 
ber  galatifd^m  ®emeinbm.  2)iefer  mar  ein  )u- 
fölliger,nömlic^bieJhanfl^eitbe§^oftelS,mä]^renb 
bie  SReife  nac^  ben  ebm  ermäl^nten  Ortm  mit  93ar> 
nabaS  in  ber  bemühten  Slbfic^t,  bort  ®emeinben 
gu  grünbm,  gefd^b-  %ttd^  fptid^t  ®aL  4,  13 
$aulud  blo|  oon  ftd^,  nid^t  auc^  oon  SBarnabad 
als  ®rünber  ber  galatifc^en  ®emeinbm  (t)gl.  ba» 
gegm  1  unb  2  %m.  1, 1.  2  gor.  1, 1).  Mer- 
bing§  ermöbnt  er  @al.  2,  1.  9.  13  SBamabad. 
Slber  ba§  t^ut  er  aud^  1  gor.  9,  6,  obmobl  93ar« 
nabad  in  Sjorint)^  nid^t  gemefm  mar  (t)gl.  u.  %. 
0. 3ö(Iler,  aOSo  lag  baS  biblif^e  ®alatim  ?  %J)tO' 
logifi^  ©tubim  unb  ftritilm  1895,  51—102. 
3la(ii  bem  Vorgänge  oon  3RQnfter,  Itleine  £beo- 
log.  ©c^riften,  Äopenbagm  1825,  51  ff.,  b^bm 
neuerbingS  Comely,  Introd.  Sp.  417  utü)  im 
Comm.  [f.  u.]  360  sq. ;  Sßeigföcf er,  2)aS  apoflo- 
lifd^e  3eitalter,  2.  ^ufl.,  Qfreiburg  1892,  227  ff. ; 
Ramsay  1.  c.  u.  ^.  bie  9(nftd^t  Vertreten,  ba| 
unfer  Srief  an  bie  römifd^e  $roDing  ®alatien  ge« 
rid^tet  fei).  ^ulu§  f^attt  baS  eigentlid^e  ®alatim 
auf  feiner  jmeitm  unb  brittm  SMiffionSreife  be« 
fud^t  (apg.  16,  6 ;  18,  23)  unb  bort  ®emeinbm 
gegrünbet  (®al.  1, 11 ;  4,  13—15).  S)iemeiftm 
feiner  gonoertiten  maren  au§  bem  ^ibent^um 
(ebb.  4,  8.  12;  5,  2;  6,  13),  menngleid^  eS 
auc^  Submd^riftm  in  ®alatim  gab  (ebb.  3, 13  f. 
24  f.;  4,  3.  9;  Dgl.  Jos.  Antt.  16,  6,  2  über 
bie  3ubm  in  @alatien).  92ad^bem  nun  $aulu8 
ba§  fianb  oerlaff m  batte  unb  nac^  Spl^efud  gereist 
mar,  b^ttm  ittbaiftrenbe  fie^rer  bie  galatifd^en 
®emeinbm  burd^  bie  fiebre  öon  ber  Slotbmenbig« 
feit  ber  Sefc^neibung  gur  Erlangung  größerer 
Sonfommenbeit  (Dgl.  3,  3 ff.;  4,  21  ff.;  5, 13; 
6, 12  f.)  unb  burd^  «ngriffe  aufSJauluS  felbjt, 
ber  fein  magrer  Wpo\Ul  fei,  in  feermirrung  ge- 
brad^t.  @ie  battm  f old^m  Srfolg,  ba^  bie  ®alater 
bereits  anfingm,  bie  beiligm  Seiten  be§  9)bfai§' 
mu8  ju  beobad^tm  (4, 10).  3118  ber  3l|)oftel  bier» 
oon,  iebenfaUS  burd|  einm£reugebliebmen,  9lad^« 
rid^t  erl^iclt,  f d^rieb  er  alSbalb  bicf m  93rief .  ®arin 
banbelt  er  im  erftm  apologetifd^en  %i)t\it  (ftap)). 
1  u.  2)  Don  feiner  at)oftolifd^en  31uctorität  unb 
Sßürbe,  bemeidt  im  gmeiten  bogmatifd^en  Zb^e 
(Stopp,  3  u.  4),  ba^  ber  ÜRenfd^  burd^  ben  @Iaubm 
an  e^riftud  gered^tfertigt  mirb,  unb  giel^t  l^ierauS 


1687 


$Qu(u8,  bet  ]^L 


1688 


im  britten  l)aräncttf(i^en  Il^cüe  (5,  1  biä  6, 10) 
bei  onberd  bie  )>rafti{^e  x^olgerung,  ba^  bie  (Salater 
in  ber  d^riftlid^en  grcilftcit  üom  @efe|e  fcjtftel^en, 
aber  biefelbe  nid^t  mit  ber  Sügellojigfeit  bed 
gleijd^eS  i)ertt)c(i^fcln  bürfen.  SmepilogG,  11—18 
mitb  baS  SBeftreben  ber  j[ubai^enben  Selber  mit 
bem  beS  $QuIug  Derglic^en.  äBie  ed  fd^eint,  1^ 
ber  Srief  feinen  S^ed  erreid^t,  ba  öon  ber  be- 
rül^rten  ®ad^  in  ben  meiteren  an  fleina^atifd^e 
©emeinben  gerichteten  ©riefen  nid^t  mel^t  bie  Siebe 
ift  S)ie  ae^tl^eit  beg  99rief eS  tüirb  burd^  baS  f el^r 
eiüf(!^iebene  nnb  einftimmige  3eugni|  bed  9Üer« 
t^mS  beftötigt.  @o  ).  93.  fül^rt  fd^on  ^ol^carp 
(PhiL  c.  5)  ®al.  6,  7  an  unb  l^at  audj  3ufHn 
ben  SÖrief  fi^er  benujt  (Dgl.  Dial.  c.  IVjrph. 
c.  95.  96;  ApoL  I,  58  mü  ®oI.  8,  10.  13; 
4,  27 ;  Orafc.  ad  Graec.  c.  5  mit  ®al.  4,  12). 
S)a9  muratorif d^e  gftagment,  SrenäuS,  ZertuSian 
unb  Siemens  t)on  ^le^anbrien  reben  t)on  il^m  als 
einem  Srief e  $auli.  %\i^  SertuUion  (Adv.  Marc. 
5, 2 — 4;  De  praescr.  88 ;  ögl.  Iren.  Adv.  haer. 
1,  8)  fte^t  au^  feft,  ba^  ber  ©rief  fid^  im  ganün 
bed  SRarcion  unb  beS  Valentin  fanb.  3n  ber 
iüngften  3ett  ift  bie  «ed^tl^it  beS  Briefes  t)on 
einigen  l^oDänbifd^en  ©elel^rten  fomie  in  SDeutfd^« 
lanb  t)on  @tedt,  IBöIter  (f.  beren  oben  angefül^rte 
SBerf  e)  unb  griebrid^  (Unöd^t^eü  b.  ©alaterbriefeS, 
§aüe  1891)  au8  fogen.  inneren  ©rünben  ge- 
läugnet  morben.  ©o  fiagt  man,  eS  fei  unmöglid^, 
ba^  ber  iubend^riftlid^e  ©egenfa^  )u  ber  9uf> 
na^me  unbefd^nittener  Reiben  in  bie  JKrd^e  fid^ 
fo  fd^neU  auSgebilbet  l^abe.  Sber  bie  gfrage,  ob 
bie  befel^rtcn  Reiben  öor  il^rer  ^ufnal^me  befd^nitten 
mcrben  müßten  ober  nid^t,  mu^te  fd^on  mit  bem 
Eintritt  beS  SüangeliumS  in  bie  ^eibentoelt  ent« 
ftel^en  unb  entftanb  bamalS  toirntd^  (f.  ®obet, 
ginl.  1, 141  ff.).  ®a  $aulu8  erft  ouf  feiner  jmeiten 
2Rif  fionSreife  in  ba§  eigentliche  ©alatien  gefommen 
mar,  biefer  ©rief  aber  balb  nad^  bem  gtoetten  Se> 
fud^  beS  Wpo\U\^  bafelbft  gefd^rieben  ift  (@a(. 
1,  6;  4, 13;  dgl.  aud^  4,  18;  5,  7),  fällt  feine 
Slbfaffung  in  bie  Seit  ber  britten  SRiffionSreife. 
Sr  mürbe  gef  daneben,  nad^bem  $aulu3  in  @alatien 
eine  gottecte  öeranftaltct  ^ottc  (®al.  2, 10;  6, 10). 
S)ie^  mar  aber  Dom  Slpoftcl  auf  feiner  Seife  burd^ 
®alatien  nad^  ^l^r^gien  im  Sabre  54  gefd^el^en 
(1  gor.  16, 1);  bcmnad^  ift  ber  99rief  mal^rfd^einlid^ 
gegen  6nbe  beS  Sa^wS  55  ^u  gpb^f^ä  entftanben. 
^uf  ®runb  ber  in  mel^reren  §onbfd^nften  am 
©d^Iu^  biefeS  93riefe8  fid^  finbcnben  ®cmerfung 
l7pa<pT)  iir.b  Twjjlt)?  l^aben  Sl^coborct,  §ieroni)» 
mu8,  gftiu§  u.  %  bie  «bfoffung  in  bie  Seit  ber 
erften  römifd^en  ®efangenfd^aft  ocriegen  mollen, 
unb  man  l^at  fid^  aud^  auf  ®oI.  6, 1 7  bafür  be- 
rufen. 2lßein  bie  ermäl^nte  Untcrfd^rift  fe^It  in 
ben  beften  ^anbfd^riften,  unb  3:i^eo|)]^9lact  u.  % 
lafen  in  ben  il^rigen  iTpatpr)  änb  'E<p£aoü.  Die 
©teHe  ®al.  6, 17  bejiel^t  fid^  auf  bie  Seiben  unb 
gntbebrungen  beS  apoftelS  überbauet.  SBIeef, 
be  aaSette,  gon^beare-^omfon,  gfarrar,  ßigbtfoot 
l^aben  bie  5lbfaffung  in  baS  3abr  57  ober  58  »er- 


legen moOen,  a&ein  bie^  ifi  fd^on  uiegen  bcS  .fo 
balb"  in  @al  1,  6  unrndglid^.  3>er  (Sabttdruf 
bilbet  mit  feiner  Se^rt  Don  ber  SM^tfertigmig  oal 
bem  ®Iauben  eine  (Ergdnjung  bed  älömerbn^el 
SBöl^enb  aber  ber  (e^ere  in  aller  9ht^  für  Sotfe, 
meldte  mebr  ein  oOgemeined  Sntereffe  an  ber  %tagt 
m^  bem  93er]^dltni|  beS  @ef  e|ee  )um  Cbongdiaa 
naj^men,  obJectiD  gef d^eben  ift,  toor  ber  (Balte 
brief  unter  bem  (EinbrudC  beS  SugenbliA  in  gn^a 
@emät]^8bemegung  für  ein  l^alb  barbarifd^fclSoO^ 
meld^  mie  ein  Shtth  geirrt  1^,  befttmmi  Sc^ 
l^alb  ifi  er  )>oIemifd^,  in  fel^  marmer  Bfnä^ 
aber  in  einfad^  @tile  gef daneben.  Ifaul^  Me  9t» 
brandeten  SBemeife  ^nb  einfad^er.  2)er®egei^ 
beiber  Briefe  ift  ober  im  legten  ®ntnbe  fmi  ge« 
ringerer  als  bie  gfrage  nad^  bem  fßttl^SMk  m 
Ütatur  unb  ®nabeunb  1^  be^j^fb  für  olle  Reiten 
bad  grö^e  Sntereffe.  -~  Specialcommentine  oon 
ftotl^olilen  fbib  u.  a. :  gfr.  SOBinbif  d^nn,  (EtB.  bei 
^ef es  an  bie  ®alater,  aRoing  1 843 ;  %.  VU^, 
er«,  bed  Briefes  an  bie  ®oIattr,  93ri;en  1862; 
gfr.  aieitl^ma^r,  ßomm.  gum  Srief  an  bie  9oI^ 
SRünc^en  1865 ;  Dom.  Palmieri,  Gomm.  inEpi 
ad  Gal.,  Galopiae  1 886 ;  %.  @d^afer,  S)ie  Sfi^a 
bed  92. 2:.  erO.  L  »rief e  ghmli  an  bie  Zbeff.  ml 
an  bie  ®al.,  9Rimfter  1890;  Eud.  d^DxHj, 
Comm.  in  s.  Pauli  Epp.  ad  Gor.  IL  et  ad  Gal, 
Paris.  1892.  SSon  ^rotefianten:  J.  B.  liglitr 
foot,  St.  Paul's  EpisÜe  to  the  Gralatians, 
10.  ed.,  London  1892. 

5.  S)er  Srief  an  bie  Sp^efer  tragt  feinn 
92amen  t)on  ber  gu  !ßauIuS'  3^t  ^od^bcrü^mia 
@tabt  epb^fuS  (f-  b.  9rt.),  in  xodä^  $aulud  fid^ 
auf  ber  gmeiten  9Jlifftondreife  nur  furge,  auf  ba 
britten  aber  lange  3eit  aufgebalten  unb  bideSubot 
unb  Reiben  bcfe^rt  battc  («pg.  18, 19—21 ;  19,1 
bis  20,  1;  ogl.  auc^  ebb.  20,  17—38).  &  fcljü 
aber  in  bem  Briefe  jieber  ^inmeiS  auf  perfönlid^ 
Segiel^ungcn  beS  SlpoftclS  gu  feinen  Sefem,  [a  bet« 
artige  Sejiel^ungen  merben  burd^  Sp]^.  3,  2  (DgL 
aud^  ebb.  4,  21)  gang  auSgefd^Ioffcn.  Ueberbiel 
merben  in  ber  ftnaitif^en  utü)  oaticanifd^  ^Kmb* 
fd^rift  bie  ßefcr  in  ber  3ufd^rift  nur  „bie  ^eüigoi* 
obne  ben  in  ben  meiften  ^anbfd^riften  unb  aQen 
Ueberfe^ungen  fid^  ftnbenben3ufa|  „guSpbefuS' 
genannt,  unb  aud^  OrigeneS  bat  bie  Ie|teren  S9$otte 
nid^t  gelcfcn  (f.  Gramer,  Gatenae  gr.  PP.  VI, 
Oxon.  1844, 102).  SBafiliuS  erf (ort  (G.  Eunom. 
2,  19),  ba^  er  fie  in  ben  ölteften  ^anbfc^ften 
nid^t  gefunben  unb  feine  SSorgönger  fte  oud^  id^t 
gelefen  l^ötten.  Snblid^  gab  3Rarcion  biefem  Sriefe 
ben  9lamcn  „an  bie  Saobiceer"  (f.  Tertoll.  Adv. 
Marc.  5, 17).  ffiiefer  Sbötbeftonb  wirb  am  bepen 
(mit  Jac.  Usher,  Annales  V.  et  N.  T.  ad  a.  64 
[II,  London  1654,  686],  unb  ben  meiften  «fee- 
geten  ber  92eu§eit)  ba^in  erflört,  ba^  ber  Srief 
ein  Umlauffd^reiben  ift,  toeld^ed  für  mebrere  Sc* 
meinben  beftimmt  mar  unb  oon  ber  beboitenbßen 
berfelben,  t)on  meld^er  ed  aud^  in  Sbfd^riften  toeiter 
oerbrcitet  morben  ift,  ben  9lamen  erl^ielt.  SS  ip 
nid^t  unmal^rfc^einlid^,  ba^  bie  ^breffe  in  blaneo 


1689 


$aulu8,  ber  H 


1690 


föffelt  tomtbe,  um  iebeSmd  in  entfpred^enber 
|e  ausgefüllt  gu  merben  (Dgl.  |^oI|mann,  @inL 
286).  S)er  »rief,  toüä^m  {i$  bie  ßoloffer  mä^ 
fUL  4, 16  aus  fioobicea  t)erf(i^affen  foUten,  mirb 
iNm  SRoni!^  (fo  g.  S.  Lightfoot,  Golossiaiis 
281;  ilaulen,  einl.  n.  565;  m^tt'&ö^mM, 
IMt"CSfg.  fkuibb.  über  ben  SBrief  an  bie  Spider, 
•fttringen  1886, 17 ;  ®obet,  (Sinl.!,  284 ;  bagegen 
«.  «.  aOBei^,  einl.  264,  unb  ^e  [f.  u.]  8  f.)  als 
ftcntif^  mit  unferem  ßpl^eferbrief e  angefel^en,  tion 
ban  3:9^^8,  ber  Ueberbringer  oeS  (&pf^tt»  unb 
CoIofferbriefeS  {(ip\  6, 21.  SoL  4, 7),  ein  gmeiteS 
(EpmpUxt  in  fiaobicea  abgab.  S)ie  erften  Sefer 
mfeccS  SrlefeS  toaren,  tDentgftenS  gumeift,  l^eiben» 
^faid^Uxfprunged  (f.2,  llf.  19;  8, 1;  4, 17). 
Seu^  Slad^d^ten  über  ben  bamaligen  3uftaiü> 
ber  (Bemeinben  im  SSkften  iHeinaftenS,  über  mel- 
den $aulu8  burd^  ßpapl^S  au8  Sobffä  (60I. 
4, 12)  unterrichtet  toorben  fein  bnnte,  fel^Ien.  S)er 
2hi)Ni  be8  »riefeS  finbet  feine  toUt  (SrlldrunQ  in 
bct  ^irtenforge  beS  Spoftefö.  Sr  l^at  ben  Um- 
flanb,  ba|  Z^d^cuS  unb  OneftmuS  im  99egriffe 
ponben,  nad^  ^leinafien,  ]ptAtJi  mä)  (Soloffä, 
iu  reifen  (SoI.  4,  7  ff.  $]^üem.  93.  12) ,  benu|t, 
um  anberen  benad^barten  ©emeinben  einen  93nef 
|H  fenben.  3n  bemfelben  toitt  er  feine  Sefer  im 
Olauben  unb  d^riftlid^en  Seben  ftörfen.  S)e^]^ 
fliricl^  er  im  erften  bogmatifd^en  X^e  1,  3  bis 
8,  21  nad^  einer  langem  Einleitung  (1,  3  bis 
2, 10),  tt)orin  er  (Sott  für  bie  il^en  enuiefenen 
SBol^tl^en  banft,  tion  ber  ®rd^e  ber  ben  Sefem 
edviefenen  SBo^tl^ten  unb  geigt  im  gleiten  pral- 
iifd^  %fftüt  (4, 1  bis  6,  20),  gu  meld^er  ^öl^ 
ber  fgMx^üt  fie  fid^  alS  ©lieber  beS  fieibeS  e|nfti 
(4,  1—16)  in  il^rem  «Priöat-  (4,  17  bis  5,  20) 
lud)  SfamiUenleben  (5, 21  bis  6, 9)  unb  überl^aupt 
im  ffampfe  gegen  bie  gfeinbe  beS  ^ileS  (6, 10 
bis  20)  erleben  muffen.  3m  @d^Iu^  (6, 21—24) 
t^ectDeiSt  er  jte  für  perfönlic^e  92ad^nd^ten  an 
Z^d^icuS.  S)te  in  neuerer  3^t  t)on  Ufteri  (Snt- 
imdbmg  beS  paulinifd^  fiel^rbegriffeS,  3ürid^ 
1824),  be  SBette,  f)oI^mann,  äBeigfüder  u.  % 
(mgeQ^ffene  Sled^tl^it  beS  SriefeS  ift  in  ber  fird^> 
lullen  Ueberlieferung  ftar!  genug  begeugt.  Sr  ift 
fd^n  benu|t  Don  ben  apoftolif^en  Kötern  (t)gl. 
).  S.  Ignat.  Ad  Polyc.  c.  5.  6  mit  (Sp^.  5, 25 ; 
6, 18. 17;  Polyc.  Ad  Phü.  c.  1.  12  mit  Qpf). 
2,  8 f.;  4, 26),  Don  3uftinu8  (ögl.  Dial.  89.  87. 
120  mit  epb.  4, 8  begm.  1, 21)  unb  ^rmaS  (ogl. 
Mand.  3, 4mit  epl^. 4, 30)  u. «.,  unb  bie paulinif d^e 
Sbfaffung  mirb  auSbrücf  Itd^  begeugt  burd^  SrenöuS 
(Adv.  haer.  5,  2,  3),  baS  muratorifd^e  3frag> 
ment  unb  bie  alten  Ueberfe^ungen.  9lud^  3Rarcion 
ofonnte  il^n  olS  paulinifdp  an  (f.  Tertull.  Adv. 
Ifarc.  5, 17),  ebenfo  bie  @d^u(e  beS  SafUibeS  unb 
bcS  aSoIentin  (Philos.  7,  25.  26 ;  6 ,  34).  S)ie 
6d^ttrierigfeiten,  meldte  ber  Srief  ber  Srflörung 
Bietet  unb  bie  nur  gum  Zl^eil  in  bem  üenuidfelten 
^ßeriobenbau  unb  @til  begrünbet  fmb,  l^aben  f d^on 
S^ofiomuS  (In  Eph.  Argum.)  unb  ^ieron^muS 
,PP.lat.XXVI,441.513)^ert)orge]^oben. 


2)er  raul^  @ti(  unb  bie  l^fige  S)unler^eit  ber  ®e- 
banlenorbnung  toeifen  barauf  1^,  ba^  ^auIuS  in 
Stte  gef d^eben  l^t  S)ie  Angriffe  gegen  bie  %ed^t« 
^eit  beS  Briefes  finb  bef  onberS  auS  feiner  9le]^nlid^« 
feit  mit  bem  Solofferbrief ,  ben  er  nad^geal^mt  ober 
enoeitert  l^ben  foQ,  l^genommen.  Sorneit  biefe 
Sel^id^feit  t)or]^iü>en  ift,  erflört  fie  fid^  auS  ber 
Sntftel^ung  beiber  Sriefe  an  faft  bemfelben  Xage 
unb  htt  natürlid^  Serül^rung  ber  in  beiben  be* 
l^anbelten  @egenftänbe.  3m  ßpl^erbrief  rebet 
ißauIuS  t)on  ber  @r5|e  ber  unS  burd^  ®^ftuS 
ermiefenen  ffiol^Itl^en,  im  Solofferbrief  tion  ber 
SBürbe  @]^rifti.  3n  legerem  polemifurt  er,  in 
erfterem  nid^t.  SSielmel^lr  fonn  man  (mit  ^olif 
mann)  fagen,  ba|  in  biefem  SBriefe  ^ßauIuS  baS 
Siedet  ber  f^eiben  in  ber  JKrd^e  nid^t  erörtere,  f on- 
bem  f(^on  be^au))te  unb  »erl^errlid^e.  2)a|  bie^ 
aber  nid^t  für  bie  3tit  beS  ißauIuS  jpaffen  foSte, 
ift  fd^on  befil^Ib  unrid^tig,  meil  gur  3tit  ber  Slb- 
faffung  bereits  10  Sa^re  feit  bem  biefeS  9led^  t)tf 
fünbenben  9[))ofteIconcU  t>erfIoffeu  unb  namentlid^ 
in  ber  ®egenb  t)on  ßpb^fuS  »iele  blü^enbe  Reiben* 
d^riftlid^e  ®emeinben  (DgL  g.  93.  ^g.  19, 1  ff. ; 
20, 28)  entftanben  maren  (ogl.  aud^  ^enle  12  ff.)- 
%uS  einem  Sergleid^  tion  Spl^.  6,  21  mit  &)L 
4,  7  f.  unb  $pem.  93. 12  ergibt  ftd^,  ba|  biefe 
brei  Sriefe  um  biefelbe  3^  ^tnb  an  bemfelben 
Orte  gefd^rieben  unb  bie  beiben  erften  t)on  Z^d^i« 
cuS,  iit  le^tere  Don  beffen  Sleifegeföl^rten  OnefbnuS 
überbrad^t  toorben  fmb.  2)a  ^auIuS  nad^^^ilem. 
93.  22  feiner  Befreiung  auS  ber  ®efangenfd^aft 
fid^  ift,  mu^  bie  9bfaffung  an  baS  Snbe  ber 
erften  römif d^  (Sefangenfd^aft,  alfo  in'S  3al^  63 
tuxä)  atom  Derlegt  toerben.  Sßenn  @d^!el,  9teu|, 
SRe^r  u.  %.  bie  SBriefe  in  Süfarea  entftanben  fein 
laff en,  toeil  ber  bem  $^iIemon  entlaufene  OneftmuS 
leidster  nad^  Söfarea  alS  nad^  SRom  bötte  ftieben 
fönnen,  fo  überfeben  fte,  ba^  man  Don  Sp^fuS 
ober  9RiIet  ebenfo  leidet  gu  Schiffe  nac^  9lom  als 
nad^  Söfarea  reifen,  unb  ba^  One^muS  nirgenbtoo 
fo  fidler  als  in  9tom  fein  tonnte.  SS  ift  natür- 
lid^,  angunebmen,  ba^  ber  Spl^eferbrief  nad^  bem 
Solofferbrief  als  Dor  bemfelben  gefd^ben  ift, 
tt>eil  le^terer  burc^  ein  beftimmteS  Sebürfnig  l^r« 
Dorgerufen  loar,  erfterer  aber  einer  Sorge  gu  Der» 
bauten  ift,  n)eld^  eben  burd^  bie  ^bfaffung  beS 
Solofferbrief eS  Don  9teuem  ttmd^gerufen  mürbe.  — 
93on  fatbolifd^en  Spedalcommentoren  ift  gu  nen- 
nen: Sfwng  Snton  fyxdt,  Der  ßpb^fi^brief  beS 
b(.  ^oftelS  ^uIuS,  Augsburg  1890;  Don  ptc 
teftantifc^en :  ® .  (Sf^x.  %h.  ^Ie| ,  Somm.  über 
ben  93rief  ^ßauli  an  bie  epbcfer,  2.  «ufl.,  Stutt- 
gart 1858 ;  Ellicott,  St.  Panl's  Ep.  to  the  Ephe- 
sianSy  4.  ed.,  London  1868. 

6.  3)er99rief  an  bie  ^biJil>P«'f  ift  oxt 
eine  (Semeinbe  9RacebonienS  gerid^tet,  totlä^  Pau- 
lus auf  feiner  gmeiten  9Ri^ionSreife  gegrünbet 
(«pg.  16,  11—40)  unb  auf  ber  britten  »eife 
mieberbolt  befud^t  batte  (ebb.  20, 1. 6 ;  DgL  2  gor. 
8, 1  ff.).  SBie  fel^r  er  fie  fd^Jte  unb  pe  i^m  an- 
fing, ergibt  ftd^  barauS,  ba^  er  Don  il^  mieber- 


1691 


$QuIuS/ber  ]^t 


16M 


l^olt  Untcrftü^ung  onnal^m  (Pil.  4, 15  f.  2  gor. 
11,  9).  ginc  fold^c  l^Qttcn  ftc  il^m  oud^  auf  btc 
ffunbc  Don  feiner  ®efQn9enfd6Qft  burd^  gpo- 
p^obituS  (f.  b.  ^rt.)  öefanbt  (^^il.  2,  25  ff.; 
4, 10  ff.).  S)iefer  toax  aber  in  Som  erfranft,  tt)e|- 
l^alB  il^n  ^auIuS,  f obalb  eS  anging,  toieber  gu  ben 
^]^ili})pem  entließ  gür  bie  ®abe  toottte  bcr  apo- 
ftel  il^ncn  feinen  S)an!  auSfpred^en  unb  bei  ber  ©e» 
legen^cit  ginigeS  über  ben  Suftanb  ber  ©emeinbe, 
toie  il^m  berfclbe  üon  gpapl^robituS  gefd^ilbert 
toar,  fagen.  S)er  ©rief  ift  in  einem  burdpauS  l^erg- 
lid^en  Sone  üäterlid^er  Suneigung  gefd^rieben.  3u 
einem  oHgemeinen  %M  toox  fein  3lnla^.  gr 
warnt  allerbingS  öor  jubaiprenben  Srrlel^rem, 


iprid^t  aber  bat)on  al§  t)on  Seuten,  bie  nod^  ferne 
Inb  unb  t)or  bercn  Slnnäl^erung  man  ftd^  pten 
mu^  (3,  2).  9lad^  ber  l^erjlid^en,  bie  ^^ipper 
tDegen  il^rer  tl^ötigen  X^eilnal^me  an  ber  ^rebigt 
beS  güangeliumS  lobenben  ginleitung  (1, 1 — 11) 
werben  in  bem  ^aupttl^eile  bc§  99riefe8  (1, 12  bis 
4,  9)  9lad^rid^ten  mit  grmal^nungen  gcmifd^t,  fo 
bafe  ber  93rief  mit  SRe^t  ,,ber  briefartigfte  unter 
ben  Sriefen''  beS  ^u(u8  genannt  werben  fann. 
3ln  bie  aJMttl^eilungen  über  bie  Sage  be§  3l})ofteI§ 
in  feiner  ©efangenfd^aft  (1, 12—26)  fd^Uefeen  fid^ 
nämlic^  grmal^nungen  ^ur  gintra^t  (1,  27  bi§ 
2, 11)  unb  aum  9lu8|alten  im  @uten(2, 12—18), 
benen  wieber  Slad^d^ten  über  bie  beobjid^tigte 
@enbung  bed  Zimotl^eug  unb  bie  Stüdtfenbung 
beS  gpaj)]&robitu§  (2,  19—30)  folgen.  S)ann 
fommt  eine  SRal^nung  gum  gortf d^ritt  im  @uten 
unter  SDBomung  öor  ben  fiel^ren  unb  bem  ©eifpiel 
ber  3ubaifirenben,  benen  baS  ben  $]^ilij)pem  jur 
9lad^a]^mung  emffol^lene  93eifpiel  beS  Slüoftetö 
gegenübergcftettt  wirb  (3,  1  bi§  4,  1).  §ieran 
fd^Iie^en  fid^  einzelne  grmal^nungen,  namcntlid^ 
an  bie  grauen  göobia  unb  ©ijntpd^e,  gur  gin- 
trad^t  (4,  2 — 9),  fowic  enblic^  ber  bei  biefcm 
Briefe  befonberS  be^werftc  ®an!  be§  ^pofteI§  für 
bie  il^m  überfanbte  ®aU  (4, 1 0—20).  S)er  ® d^Iu^ 
(4,  21—23)  enthält  ©rü^e  unb  ben  ©cgenS» 
wunfd^.  S)ie  «ed^tl^eit  be§  93riefe§  ergibt  pd^  ou8 
ber  fird^Ud^en  Ueberlieferung.  ^olQcarp  (Ad  Phil, 
c.  3;  ögl.  ib.  c.  11)  bezeugt,  bo^  bie  ^l^iliffer 
ju  feiner  3«tt  einen  canonifd^en  99ricf  ^ouli 
befa|en,  ber  il^m  befannt  wor.  S)a^  berfelbe 
fd^on  im  2.  Sa^rl^unbert  atö  Duelle  ber  Offen- 
barung golt,  ergibt  M  au8  ber  ^Berufung  auf 
^l^il.  2,  6  im  93riefe  be§  gleru§  öon  SSienne  unb 
S^on  (bei  Eus.  H.  E.  5,  2,  2).  ®o8  muroto- 
rifd^e  grogment,  3rcnäu§  (Adv.  haer.  4,  8,  3) 
unb  bie  @})äteren  fül^ren  il^n  a(8  93rief  ^auli  an 
bie  $]^ilipj)er  an.  3lud^  SKardon  l^atte  il^n  in 
feinem  ganon  (f.  Tert.  Adv.  Marc.  5, 20 ;  Epiph. 
Haer.  42,  9. 12).  SQBegen  be§  UebergangeS  in 
3, 1 :  „im  Uebrigen"  2C.,  einer  9Serbinbung§Wei|e, 
weld^e  bei  $aulug  !eine§wegg  ungewöl^nßd^  tft 
(f.  2  gor.  13, 11.  (&p%  6,  10.  1  %f)t%  4,  1. 
2  S^eff.  3, 1),  l^aben  $aulu8,  §ou§rat^  u.  «. 
unfern  Srief  in  jWei  ©riefe  gericgen  wollen,  WODon 
einer  (Rap.  1  u.  2  nebfl  4,  21—23)  an  bie  @e- 


meinbe,  ber  anbere  (3, 1  Md  4,  20)  an  grambe 
ober  ©eamte  ber  (Semeinbe  gerid^tet  fein  fofl.  (B 
ifi  bie^  fc^on  be^l^Ib  unmögltd^,  tt^  $auIuS  bn 
$]^ili))pem  in  ben  erften  Jtapitkn  für  bie  Qito 
ftü^ung,  worauf  er  1,  5  unb  2,  30  anf)>teft,  no^ 
nidpt  gebanft  l^at.  2)ie  ginwenbungm  ttm  fdm 
u.  %,  wonad^  ber  IBrief  DoQ  gnoftifd^  3bem 
wäre,  finb  felbft  Don  einem  fo  eifrigen  Sertidor 
ber  Sübinger  @d^ule  wie  Reiften  aufgegeben  (tgL 
3a]^rb.  für  l)roteft.  S^eol.  1875,  425 ff.;  1876, 
58  ff.  282  ff.  ©egen  bie  barin  entl^Itenen  Snf- 
fteSungen  ^olftenS  über  bie  stoifd^  biefemSncfe 
imb  ben  übrigen  paulinif d^en  Briefen  angeHi^  h- 
tel^enben  d^ftoIogifd^enunbfotenoIogtfc^enUnta- 
d^iebe  unb  feine  fprad^Iid^en  93ebenfen  DgL  @obet, 
ginl.  1, 31 5  ff.,  unb  ^ol^monn,  (KnL  308  f.).  S5er 
»rief  ift  in  ber  ®efangenf d^aft  beS  SpojlelS  (f.  1, 
7. 13)  tmb  gwar  gu  %om  gefd^eben;  bem  auf 
9iom  unb  ni(|t  auf  göfarea,  woran  über^att))tinn 
einige  92euere  gebadet  l^ben,  toeist.  Wenn  imtt 
fidler  1, 13,  fo  bod^  1,  25,  2,  24  unb  4,  22  ^ii 
(ögl.  I^ierju  »elfer  in  2üb.  Ouartolfd^rift  1894, 
45).  2)iefe  ®efangenfd^aft  mu^  aber  bie  erße  il* 
mif d^e  fein,  WeÜ  bie  freie  Sßirffamfeit  ^(Janli  (tNjL 
P«.  1, 12—24  u.  «pg.  28, 30. 31)  in  bie  fpte 
ni^t  pafit  S)a  berSpojlel  nad^  2,  17  feiner  9e- 
freiung,  weld^e  er  im  93rief e  an  ^b^emon  (8. 22) 
beftimmt  erwartet,  nod^  nid^t  fid^  ifl,  mi  ha 
^i)\l\ppttbm^  Dor  ben  SBriefm  an  bie  (Spfj/i^, 
goloffer  unb  ^l^ilemon  abgefaßt  fein.  Unbere^ 
feitg  ifann  aber  ber  3^tfd^enraum  ^mifd^  i^m 
nic^t  febr  gro^  fein,  ba  ^ßauIuS'  Serid^  üBcr 
ben  grfolg  feines  SQBirfen§  in  5Rom  ein  long«? 
Sßerweilen  bafclbft  öorauSfe^t.  9lu8  biefen  @rän» 
ben  mu^  ber  93rief  gegen  gnbe  be§  äa^rcS  62 
gefd^rieben  fein.  —  ©pecialcommentare  flnb:  tm 
einem  ffatbolifcn  Beelen,  Comm.  in  Ep.  S.  Pauli 
ad  Philipp.,  Lovanii  1852;  öon  einem  ^ 
teftanten  Lightfoot,  Ep.  to  the  Philippians. 
6.  ed.,  London  1881;  »gl.  aud^  §enle,  ^üi|xpi 
unb  bie  ^]öili})pergcmcinbe,  in  b.  2:üb.  OufflAü« 
fc^rift  1893,  67.  105. 

7.  S)cr99rief  an  bie  goloffer  ifl  on bie 
©emeinbe  einer  Keinen  @tabt  in  ^l^rt^gien  genc^iit 
(f.  b.  ^Irt.  golop).  ?Rad^  2,  1  war  ^lüuS  fettji 
nie  bort  gewefen,  obwohl  er  zweimal  burd^$^ 
gien  gebogen  war  (f.  ?lpg.  16,  6;  18,  23).  ft* 
bem  «riefe  ergibt  fid^  (1,  7;  4,  12. 13),  bot 
ftd^  Qpopf)ta^  (f.  b.  ^rt.)  um  bie  ^uSbreitimg  M 
gt)angelium§  in  goloffö  unb  ben  9tad^barpärtti 
^iera^o(i§  unb  Saobicea  befonberd  bemüht  ^ 
S)ie  @emeinbe  beftanb  oor^ügltd^  auS  Reiben« 
d^riftcn  (1,  13.  21—27;  2,  13;  3,  6.  7)  «nk 
War  im  paulinifd^en  Oeifte  imterrid^et  (1,6—7; 
2,  5—7).  gpapbtaS  botte  bem  ^})ofteI  Ste^ 
rid^ten  über  ben  3uftanb  ber  ©emeinbe  gebraut 
unb  blieb  aud^  nod^  nad^  biefem  93riefe  bei  fl^a 
(gol.  4, 12;  ogl.  $b«em.  SB.  28).  SBenn  (o4 
bie  Semeinbe  einen  gefunben  Htm  l^atte  (1, 4—8; 
2,  5),  fo  brol^ten  il^r  bod^  ®efa|ren  üon  3n* 
lebrem,  weld^e  tbeilS  iubaiftrten  unb  auf  Bp^ 


1698 


$aulu8,  ber  l^L 


1694 


Sfefle,  9leuinonbe,  Sabbate  unb  auä)  auf 
Ue  %efd^neibunQ  einen  SBertl^  legten  (2,  11. 
16.  21),  tfftüi  falfd^e  Seigren  t)on  unerfd^affenen, 
(E^fhtS  gießen  Sngeln  vortrugen  (2,  8. 18  f.). 
$aulu8  tDoUte  bie  Soloffer  burc^  btefen  Stief  tior 
ocn  Snlel^rem  toamen  unb  ju  einem  d^riftlid^ 
frommen  Seben  ermuntern.  2)ie{en  S^^^  tierfolgt 
er  über  toeniger  burd^  eine  birecte  SBiberlegung 
ber  Snlel^rer  old  tiielmel^r  burd^  ^Darlegung  ber 
pcrf önlid^  SBürbe  unb  bed  9Ber!e§  Sl^rifti.  3n« 
l^lid^  famt  man  nömlid^  in  unf erem  ^Briefe  einen 
bogmotifd^-polemifd^en  (1, 18  bid  3, 4)  unb  einen 
ermal^enben  XI^I  (8,  5  bis  4,  6)  unterfc^eiben. 
3m  erftem  legt  $aulud  bie  Med  überfteigenbe 
SBürbe  ber  $erfon  unb  bed  %mted  (S^rifti,  ber  ben 
^immel  mü  ber  (Erbe  Derf  öl^nt,  bar  (1,18  bid  2, 3), 
}ctgt,  mie  mir  in  Sl^riftuS  atte  ©üter  em))fangen 
l^ben  (2, 4—15),  unb  giel^t  baraud  bie  Sfolgerung, 
bo^  nun  bie  gefe^id^en  @peife-  unb  Sfeiertage 
(bIo|e  %\^m)  abgetl^n  ftnb,  bie  gobffer  ni^t 
bcm  S)ienfte  ber  Sngel,  b.  1^.  untergeorbneter  @eifter 
fiatt  bem  bed  fyxüpM,  anl^ongen  unb  auc^  nid^t 
Die  falfd^e  9(dcefe  (bie  Sntl^Itungen)  jener  3n- 
Id^rer  befolgen  bürfen  {2, 16  bid  8, 4).  3m  gmeiten 
SD^eüe  mirb  bärget)^,  mie  bad  neue  Sebendprinci)) 
ben  gangen  9Renfd^en  in  aUen  feinen  Segiel^ungen 
btnccl^bringen  mu|.  2)ie  genaue  ^rt  ber  Srrlel^er, 
loe^e  ^aulud  in  Soloffö  ju  befömpfen  batte,  mirb 
in  btt  »erfd^iebenften  Sßeife  befinirt.  92ad^  ben 
(Einen  maren  fie  3uben  (fo  ).  S.  aud^  Slberle, 
€inL  in  b.  51.  %.,  greib.  1877, 225),  nad^  ben  «n- 
beren  SRagier  ober  Sl^alböer,  b.  b-  ^nbön^er  einer 
orientolifc^en  $]^iIofo))bie  (^ug,  (SinL  U,  361  ff.). 
^eitt}utage  mirb  oon  ben  Steiften  gugegeben, 
ba|  ed  Subend^riften  maren  (ogl.  2, 19  u.  2, 11), 
bie  gugleid^  eine  gnoftifd^e  Sienbeng  f)atim  (t)gl. 
2,  8  fl.).  SRan  ftreitet  aber  barüber,  ob  pe 
d^rtfüanifirte  offener  (fo  bie  Sommentare  t)on 
Ste^er-gfranfe,  Sigbtfoot  unb  ftlöpper)  ober  ^n- 
l^ger  ber  ale^anbrinifd^en  9teIigiondpbiIofo))bie 
(fo  u.  9.  auc^  beule  [f.  u.]  90)  maren.  3n  ber  %fyd 
)eigte  bie  cobffifd^e  Snle^re  fomol^l  mit  bem  SHe- 
mdmud  ald  aud^  mit  ber  genannten  ^l^ilofopbic 
Oertoanbte  3üge.  ^inftd^tlid^  ber  meitem  Sfrage, 
meld^  beflimmte  gnoftifd^e  @^ftem  oon  ben  3n- 
le^iern  )u  Soloffö  oertreten  mürbe,  ift  gu  bemerf en, 
ba|  ber  93rief  und  überbau))t  erft  mit  ben  Slnf  öngen 
bed  im  2.  Sqb^b^nbert  Verbreiteten  ©noftiridmud 
BAmnt  mad^t.  (9}gl.  Steug,  @efd^.  bed  92.  X.  72: 
^2)er  Umftanb,  ba|  ber  ©nofticidmud,  ber  in  ber 
nad^f olgenben  @eneration  f o  reid^  geblül^t  l^at,  Don 
feinem  beftimmten  Ort  ober  92amen  l^ergeleitet 
loerben  !ann,  ifi  ber  99emeid,  ba^  er  ni^t  bie 
&f^bp\nn%  eined  Singeinen,  einer  ^ooing,  auc^ 
ni^t  eined  befonbem  S^itpunfted,  fonbem  bie 
S^d^t  einer  langfamen  unb  not^toenbigen  Snt- 
toidlung  bed  3ettgeifted  ift.^)  S)ie  «ed^tbeit  bed 
Sriefed,  meldten  aud^  9Jlarcion  in  feinem  Sanon 
l^otte  (TertuU.  Adv.  Marc.  5, 19;  Epiph.  Haer. 
42,  9),  unb  meldten  Suftinud  unb  2:b^op^iIud 
(»gL  Dial.  188  u.  Ad  Autol.  2, 22  mit  SoI.  1, 15) 


u.  9L  ftd^er  benu|t  l^en,  ift  bired  bezeugt  burd^ 
bad  muratorifc^e  gfragment,  Srenöud  (Adv.  haer. 
8, 14,  1;  5, 14,4),  ZertuIIian  (De  praescr.  7; 
De  resurr,  camis  28)  u.  91.  @eitbem  SJla^erbof 
(S)er  »rief  an  bie  goloffer,  93erlin  1888)  jum 
erften  2RaI  bie  ^ed^tl^eit  bed  ßolofferbriefed  ange« 
griffen  bat,  boben  SBaur,  Sd^megler  (meiere  beibe 
ben  »rief  in  einem  gnoftif^en  ftreife  bed  2.  ^al^r« 
^unbertd  entfteben  liefen),  ^Ugenfelb,  Meiberer^ 
SBei^föcfer  il^n  ald  unäd^t  oermorfen.  oingegen 
mitt  ^ol^mann  (jhriti!  ber  Spl^ef er-  unb  Sobffer« 
briefe,  geipsig  1872,  u.  ginleit.  291  ff.)  in  unfe- 
rem  SBrief e  einen  öd^t  pauUnifd^en  Rtm,  ben  feine 
Urfprünglid^feit  fennjeic^ne,  oon  einer  großen 
3abl  t)on  Stellen  unterfc^eiben,  in  benen  ©puren 
ber  92ad^a]^mung  bed  Spb^ferbriefed  beutlid^  f)tt' 
Dorträten.  3n  ber  ^{ac^prüfung  ber  ^oI|mann« 
fd^en  ^ufftellungen  bur^  D.  @oben  Oabrb.  fär 
prot.  Sbeol.  1885,  320  ff.  497  ff.  672  ff.)  bleibt 
ald  ibm  «nflö|iged  nur  nocb  1, 15—20;  2, 10. 
15;  2, 18  b  äbrig,  b.  b-  «inige  ffiorte  über  bie 
@]^riftoIogie  unb  bie  Sngellebre.  ^infid^tlid^  ber 
über  biefe  gmei  ^nfte  in  bem  SBnefe  geöu^erten 
@eban!en  fagt  aber  felbft  älenan  (St.  Paul  [f.  o.] 
275) :  „2)ie  tomterge^enben  Sudfprüd^,  bie  mir 
im  Solofferbriefe  fittben,  ftnb  im  Iteime  fd^on  in 
ben  älteften  Sriefen  entl^alten."  (Sgl.  iiber  bie 
%e^nUd^!eit  bed  Sriefed  mit  bem  @pbeferbriefe  bad 
oben  ®efagte,  unb  über  bie  Sinmenbtmgen  gegen 
bie  Sled^tbeit  Äaulen,  ginleit.  n.  579 ;  Comely, 
Introd.  Spec.  518  sq. ;  ®obet,  Sinl.  1, 268  ff.  unb 
«löpper  [f.  u.]  1 7  ff.)  9lod^  im  4. 3abrbunbert  be- 
ftanben,  mie  ftd^  aud  ben  ganoned  29.  85—88 
bed  Soncild  oon  Saobicea  oom  3abre  868  ergibt, 
in  jenen  ®egenben  ^^r^giend  biefe^ken  l^etifd^ 
Senbengen,  meldte  ber  ^pofiel  im  Solofferbriefe 
getabelt  batte  (ogl.  aud^  2;beoboret  ^u  Sol.  2, 18, 
in  Migne,  PP.  gr.  LXXXII,  614 ;  Lightfoofc, 
[f.  u.]  68  f.).  Ueber  bie  «bfaflungdgeit  bed  »riefed 
f.  0.  )um  6pbe)erbrief.  ißon  Specialcommen- 
tarenjeien  genannt:  fatl^olifd^erfeitd  91.  3Re^- 
mer,  ®er  feolofferbrief,  SSrijen  1868  (bie  gin- 
leitungdfragen  bat  neuerbingd  bebanbelt:  S^ang 
Slnton  f)enle,  Solop  unb  ber  ^ef  bed  ^l  9pofteId 
$aulud  an  bie  Soloffer,  SRünd^  1887) ;  pro- 
teftantifd^eitd  Älöpper,  ®er  93rief  an  bie  goloffer, 
93er(.  1882 ;  Lightfoot,  St.  Paul's  Epp.  to  the 
Colossians  and  to  Phüemon,  8.  ed.,  London 
1886;  H.  Oltramare,  Commentaire  sur  les 
öpitres  de  St.  Paul  aux  Colossiens,  aux  Eph^- 
siens  et  ä  Philemon,  Paris  1891  — 1892, 
8  Tols. 

8.  ®er  erfte  SBrief  an  bie  Sbeffö* 
lonid^er  nimmt  in  ber  d^ronologifd^en  Orbnung 
ber  paulinifc^en  Briefe  ben  erften  $lafe  ein.  3ur 
3eit  bed  Slpofteld  mar  Xbc{f<il<)ni^/  ^ad  l^eutige 
@aIonifi  am  ögöifd^  ÜReere,  ber  @i^  bed  römi- 
f d^en  $rätord  Don  SRacebonien  unb  eine  ber  mid^- 
tigften  ^Hifen-  unb  ^nbeldftöbte.  3n  ber  @tabt, 
beren  93emobner  au^  b^te  nod^  über  bie  £)ölfte 
ädraeliten  ^nb,  mol^nten  Diele  3uben.    unter 


169&                                           SßauInS,  bei  H  1896 

bitjoi  unb  öoriüfllii^  untre  btn  SßrDfelqtra  ^tte  99riffin(rinnnfiaium(TerttiILAdv.M«rc.4,5). 

$aülue,  al§  n  auf  {(inet  gweitni  QniJlionSmft  SHan  tann  ouc^  nUbt  bü  Sed^t^  mit  San  l  1. 

mit  Xtmotl^ue  unb  €Ua8  bort^tn  lam,  Dielt  ffii  au3  innnm  ßrünbm  bcfitrettm.   $aiiIuS  tDindt 

bäe  €f)nftent^um  gemonnen,  t)atit  abn  balb  a't'<icn  auc^  f^on  im  3.  53  »on  ben  Xl^cffdnni^ 

bn  anfeinbunßen  ber  3uben  bie  Stabt  tcilnjicn  (agen,  fit  fritn  oKtn  @Iäiititgtn  in  fLfy^a  imk 

müütn  (SIpfl.  17, 1— 10.  1  S^j],  1,9;  2,14).  aKactbonitn  rin  Sßorbilb  (1  I^itR.  1,  7),  bi 

Um  nun  bit  j;ungt  dkmtinbt,  roüi)t  a  \t\b\i  tiid)t  ei  feI6ft  unb  SilaS  mit  tnaoOftüi  fu  bort  aU 

U]uii)tn  temtt  (1  Stltf).  2, 18),  in  ber  gegen  fie  ioI(^8  (jinpiUttn.   ^JouluS  1^  aiu^  fcinrtmel 

tntftonbmena3erlolgun9feitm8b(r3ubeii(2, 14)  1  S^fj.  4, 14  ff.  eflt&rt,  bafe  «  fäbfl  M  bet 

)u  fläiftn,  l^ttt  btr  VipD^Ul  i^i  Don  Stt^tn  au3  jmeiten  St^nfl  ß^fti  noi^  am  Stboi  fein  unkt 

Simot^ituB  fltionbt  {apg.  17, 15.   1  S^ff.  S,  1  Sla^  bem  ^itjammmMB  (»fli-  1  ^M-  5,  W) 

bis  5).  2)itier  l^eiltc  bann  bei  fetntr  Stiiifftl)!,  abstia^rt  n  oiümt^t  ganj  bon  bn  3tit  nnb  |i|t 

wie  fld)  aue  Dtm  SBriife  ftibft  ttgibl,  bem  Stpoptl  bie  bei  itnem  grtigniHe  no^  leboibm  OOiAip 

mit,ba|bie3uben(2,14ff.)Jtinptr|5nIi(i|(Sa)er-  ben  bann  SßerftorDtnen  nügratn  (ogl.  1  Sot.  6, 

^Itm  angegriffen,  ba|  bit  @«neinbe  fclbft  Stoif-  14;  15, 51).  ätmli^  toie  bae  ®iaubaiSbttaatä!i 

matff  unb  in  i^rem  iJ^riftli^en  Seben  nur  geringe  t§  t^ui  in  ben  äBorten :  judicare  tItm  et  mo^ 

gt^lei  jeige.  mani^e  aber  in  grioaitung  ber  baU  tuoe.  —  Utbct  bie  Sammentart   f.  unter  tcn 

bigm  jBjeiten  ?[nfunft  6^tifli  baS  8oo8  tinigtc  2.  Iti'ff''''>i>''^brief. 

bertitS  geflorbenen  (S^ripen  betrauerten,  als  o6  9.  S)tr  jneitt  ©rief  an  bit  Xbeffi* 

biefe  nie^t  btr  ^reuben  jene^  XagtS  unb  btr  Sr*  1  d  n  i  d^  e  r  i^  baburd^  Denmlaftt  tooiten,  bit^  bb 

f^inung  bei  ^erm  t[)(ilt)aftig  nüriien.    Unter  Slfieffaliiniditr  t^eilS  infolge  dner  migbofUbi^ 

\ol^m  umftänbtn  fc^rieb  $auIuS  biefen  93ritf.  liii^tn  luffaffung  Ui  trfttn  iBritfeS,  namodli^ 

3n  btmfelben  ift  gegen  ba§  fünft  in  btn  paulini-  Bon  1  ideff.  4, 15—17  unb  5,  2— 4,  t^t* 

fc^  Sriefen  htoia^ittt  SBerfa^ren  bie  S)anf-  fDlgtongtblid^CiftnbarungenunbfoIfc^Se^ 

jagung  mit  bem  ^auptgtgenftanbe  enge  Ctrbunben  Slnbtrer  unb  enbli^  eineS  falf(^  Stitfil  ffimfi 

unbjie[)t  fic^  Don  1,2  bt8  3um@c^lu|beSbritttn  (2  %^t%  2.  2)  glaubttn,  bai  oOgntitint  sBdl' 

ffopitelfi  bur^.  S)tefer  trfte  ^iftorifc^e  £1^1  (1, 2  geriet  ftef|e  na^  btoot,  unb  bel^oOi  iwllerll» 

fiiS3,13)i)anbeItSonbenperfonIid}en15tjie^ngen  rut|e  toattn,  jum  2:(til  fogot  i^re  aODi^nfi^» 

btS  StpofttlS  gur  @emeinbe.    3)er  jneite  S^eil  SIrbeiten  cemac^Iäffigten.  S)ti  SBrief  i^  mit  bs 

(4, 1  bis  5, 24)  gibt  auger  einigen  6miat)nungtn  bongt  aut^  oon  @i[a3  unb  Simot^euS  mttitri> 

jur  2:ugtnbübung  (4, 1—12)  unb  aufiet  üßei-  gefleDt  (2  3:^ff.  1,  1).  ^lad^bcm  ^uIuS  in  bs 

fungtn  btgüglit^  btS  @emtinbtlt6tn8  {5, 12—22)  ginleitung  (Rap.  1)  bie  ©tanb^rtfllnt  btr  9h 

befonber§  eint  Sötleferung  übet  bit  glorreich  Stuf,  mtinbt  in  i^ter  3)rangfal  gelobt  ^wt,  ntmeint  er 

erftetiung  ber  5obten  unb  bit  jmetle  infunft  im  erftcn  bogmatif^en  lljeüe  (ffap.  2)  bit  Söje 

I5i)rifli  (4, 13  bis  5, 11).  ®er  §err  lomme  p\o^  ber  jnjeitcn  Snlunft  g^rifii,  toril  betfttbtn  bei 

lirf)  unb  unemwrtet ;  beg^alb  fei  eS  niSt^ig,  fi^  Abfall  unb  baä9luftiEtenbe«9]IIenf^en  ber  Sönbe 

btrtit  jn  galten;  ber  Brief  lann  ni^t,  mienadf)  {beS ^nticbrifttn)  ücr^ergebtn  muffe.  ®tr  ätDeite, 

bet  Untttft^rif)  einiger  griei^ift^cn  ^anbft^rifttn  ermaftnenbe  Sbeil  (ffop.  3)  mamt  bcfonbert  w» 

Slitoboret  u.  91.  Qnnetjmen,  ju  aibtn  gef^drie«  einem  unrul)igen  unb  müßigen  geben,  3)er©(61iiS 

ben  fein.    3)enn  5ßQuIuä  fanbte   erft  Bon  bort  (3,16— 17)enttKiIt  btneigen^änbifltnSniSmA 

Simot^tuS  nai$  X^effalonii^  unb  blieb  felbft  nur  ben  ©egenltounf^  bef  SlpoftelS.  Str  jtorite  IbeJM' 

Turje  3til  boit  (f.  o.).  SJielme^r  ift  ber  Srief  ju  Ionid)trt)rief  berüdfic^tigt  augenfct)tinli(^eintaei> 

6orinlf)  gefc^rieben,  mo  auc^  bie  in  1  S!)e|{.  1, 1  tere  (SnttDidlung  btr  3uftänbe  in  ber  &ttntiiibt 

aie^iitau§ftener  genannten  @i[aS  unb  Ximot^euS  als  ber  trfte,  mit  bem  tr  übtigtnS  intugemS** 

mit  bem  9lpoftcI  getnittt  ^aben  {f,  Mpg.  18, 1.  5.  fammen^ng  ftefet,  unb  auf  ben  fittj  2  S^ff.  2, 15 

1  ab'fl.  3,  2.  6).    3)Drt  ift  SpauluS  anbertbaft  bittet  bejiel)t.  Sie  Verfolgungen  ber  jungen  ©c 

^a1}rt,  bis  jURi  3a^  54,  t^atig  gemefcn.  S)aabtt  mtinbe  merben  ^ier  nid|t  me^r  (mit  1  2^ff.l,6; 

ber^rief  in  feinem  bcrjlic^en  £one,  bem^inmeiS  2, 14;  3,3f.)alSettiiaSlllIeutS,  fonbtmalBttMl 

auf  bie  Seiben  ber  SBerfolgung  unb  bie  ©el)n|ucbt  ©elbfloerftänbliitteS  bejubelt  (2  3:^ieff.  1,4).  ®(r 

beS  apoftelS  nad)  ben  S^tffalonirfjcm  (f.  2, 1  ff.;  Säbel  unnüßer  ©rübeleien  (f.  1  S^eff.  5, 1-Sl 

3, 6  ff.  ic),  ein  erft  Dor  ffurjem  entftanbeneS  unb  Wirb  auSfüfirlii^  unb  beftimmt  wieber^olt,  »eil 

unterbroi^encS  uätetlic^eä  SSerl&allTiiB  beäfelben  ju  bie  S^efjalonid^et  in  ibten  falfd^en  gimorttmam 

btr  ©emeinbe  DotouSfeJt,  mufi  bie  91bfaffung  in'S  Don  anbetet  ©eitt  bepärtt  unb  bit  ajtfünbtinigoi 

3a^t  53  Derlegt  werben.  ®et  ißrief,  ben  f^on  Dor  ber  Mfy  bet  jmeiten  SInfunft  Gbrifti  iwS 

btt  bl-  39naHuS  (»gl.  bcffeii  Ep.  ad  Eph.  10,  1  bur*  1  %^t%  4,  14  ff.  unb  5,  2  ff.  öerautn 

mit  1  S^cfi-  5,  17)  benu^l  feal,  ift  als  ©(^reiben  motben  rooitn.  aßö^renb  im  elften  »rieft  (4. 11 

beS  91po|leI3  ^uluS  auSbtiidlitid  bejeugt  Don  bis  12)nurfi^und^e^nieic^tn  eineSmügigenmb 

3renäu3  (Ädv.  haer.  5,  6, 1 ;  5, 30,  2),  SlemenS  unorb entließen  SebenS  »orl^aiüien  finb,  ^ben  j^t 

Don  Slle^anbrien  (Paedag.  1,  5;  Strom.  1,  11),  jogar  33iele  bie  gemö^nlic^en  arbeiten  Denui^ 

5ertullian  (De  reaurr.  camis  24),  bem  Stag-  läffigt  (2  3t|cff.  3,  6—15).    ©omit  ifl  ouflei- 

ment  SJEutatori'S  u.  ^.  9lu(^  ÜOlatcion  ^ttt  ben  fd)einli(^bit%nfi4tDon@rDtiu8,€maIb,Smtc(A 


1697 


$aulu8,  ber  1^1. 


1698 


Sbnaii  u.  V.,  ba^  unfet  jtoeiter  Srief  an  bie 
X^effolmri^er  Dor  bem  erfien  gefd^tieben  fei,  un- 
ri4Kg.  SBegen  feines  engen  Sufontmenl^nged  mit 
bem  Intern  mu^  er  ober  bolb  nad^  bemfelben, 
df  &mSi  unb  £imot]^eu8  nod^  )u  Sorintl^  bei 
9miltt8  toeilten,  alfo  gegen  Snbe  beS  Sal^red  53 
ober  ju  Unfona  beS  Sal^  54,  gefd^rieben  fein. 
S>ic  tted^tl^  biefed  Sriefed,  toeld^er  u.  %  Don 
^Ipcor))  (Dgl.  Ep.  ad  Phü.  11  mit  2  Xl^eff.  3, 15) 
unb  3ufHn  (t>^.  Dial.  c.  110  mit  2  Xl^ff.  2, 8) 
6emi|t  ift,  tt)irb  birect  bezeugt  burd^  SrenöuS 
(Adv.  haer.  8,  7,  2),  SIemenS  Don  Slesonbtien 
(Strom.  5,«  3),  ZertuQian  (De  resurr.  carnis 
o.  24),  ba«  grogment  9Kuratori%  TOorcion  (f.  Ter- 
tun.  Adv.  Marc.  5, 16)  u.  %  S)ie  Sed^tbeit  ifi 
tm  (Sf^.  ed^ibt  ((Sinl.  in'S  91.  X.  U,  ®ie^ 
1805, 256  f.)  unb  bonn  Don  99our,  Sip^uS  u.  9. 
griSugnet  toorben.  ^oI|mann  (SinJL  240)  meint : 
^9kt  9rief  ifl  gefd^eben,  um  bie  a))ocal9))tifd^e 
(Hd^logte  in  bie  (mulinifd^e  ®ebon!entt)eIt  }u 
fibcrttogen  (2, 1—12)  unb  gemiffeSRanifefiationen 
ber  opocal^ptifd^en  Stimmung,  »eld^e  in  ber 
^fxasüi  nti^iebig  bemerft  tourben,  ^urüdf^ubrän- 
gm*  (3,  6—10).  SBei  einer  fold^en  «nna^me 
ttrixb  fd^on  bie  TOöglid^feit  Derlamtt,  ba^  fotool^I 
ber  3ii^  beS  Sriefed  toit  bie  ^ocol^pfe  ouS 
einer  gemeinfamen  Duelle,  ber  Offenbarung,  ge« 
fd^At^  l^oben,  unb  bo^  gerobe  93arf olgungen  einer 
eben  erfi  gegnbibeten  @emeinbe  geeignet  »oren, 
in  berfelben  falfd^  SSorfteEungen  über  bie  il^nen 
getrrdrfgte  Sel^  Don  ber  SBieberfel^r  Sl^rifti  ^u 
inedhn  (Dgl.  aud^  ftaulen,  Sinleit.  n.  587).  ®ie 
«nnol^e  epitta'd  (f.  o.)  1, 124  ff.,  Ximotl^eud 
fei  ber  (Smdpittd  unfered  »riefe«,  ifl  iDiUfürlid^ 
nnb  gegen  2S:Wf-  3, 17.  —  Sgl.  nod^  3.  ©rinrai, 
%rt  xaxix<aiy  bed  2.  Xl^ffoIonid^erbriefeS,  Stobt- 
om^f  1861  [$rogr.].  —  Spedalcommentore 
tMm  flttt^olifen  finb :  Stöl^m,  2)er  erfte  IBrief  an 
Me  Xl^effolonid^,  giaffau  1885 ;  Pänek,  Com- 
ment.  in  duas  Epist.  b.  Pauli  ap.  ad  Thessal., 
Batisb.  1886;  %  ©d^öfer,  Srnörung  ber  )lDei 
9riefe  ^ßauli  an  bie  Xl^fjalonid^er  u.  f.  \d„  9)hln- 
fhr  1890  (f.  0.  n.  4).  —  S)er  neuefie  <)roteftan- 
tifi^  (Kommentar,  ein  Xl^eil  ber  TOe^er'fd^en  Kom- 
mentare, ifiDonSomemann:  2)ie  Xl^effalonid^er' 
briefe  DöDig  neu  bearbeitet,  (Söttingen  1894. 

10.  Sie^aftoralbriefe  ober  bie  ^to ei 
Briefe  an  ^imotl^eud  unb  ber  Srief 
an  Zitud  fül^ren  erftem  Flamen,  toeil  fie  an 
^irten  ber  ftird^e  gerid^tet  ftnb  imb  Dom  ^irten- 
amte  l^anbeln.  3n  bem  erften  IBriefe  an  ^imo- 
t^enS  erfd^eint  »motl^uS  (ogl.  b.  Slrt.)  al8  93i- 
f^f  unb  eteÜDertreter  ^uli  (8,  Iff.  8.  12; 
2,  Iff. ;  5, 19) ,  unb  jtoor  au  gpl^efuS,  too  er 
imf  Sitten  beS  ^Ipofiefö  geblieben  mar,  als  biefer 
na4  9Racebonien  reiste  (1,  3).  (ix  toox  nod^ 
[tmg  (4, 12),  l^tte  aber  in  ßpl^efuS  befonberd 
trie  fd^toierige  Aufgabe,  ^rrle^rem  entgegengu- 
tceten  (1,  3  ff. ;  6, 12).  Unter  biefen  Umftonben 
fanbte  i^m  $ouIu§,  ber  fürd^tete,  langer  als  er 
beobfid^tigte,  iDegbleiben  }u  mäf|en  (3, 14  f.),  biefe 

tfv^tcnlcsifoB.  IX.  2.  Sufl. 


Anleitung  jur  IBerumltung  bed  bif d^bflid^  Smted. 
Obgleid^  ber  »rief  birect  nur  an  gine  $erfon, 
Simotl^euS,  gerid^tet  würbe,  ifl  er  feinem  3n^lt 
nad^  (Dgl.  anS)  1, 1,  too  $auIuS  feine  a))ofloIif(i^e 
SBärbe  l^or^ebt)  für  einen  toeitemlheiS,  gunöd^t 
aud^  für  bie  Ximotl^S  fird^Iid^  Unterftel^ben 
bejHmmt.  3n  bem  »riefe  lann  ein  bibaftifd^ 
unb  ein  ermal^nenber  Xl^I  unterfd^eben  toeroen. 
3m  erfiem  (1,  3  bis  3, 16)  l^anbelt  $auIuS  im 
®egenfa^  )u  bem  Don  Strlel^rem  Derfünbeten 
iubaiftrenben  @noftiriSmuS  Don  bem  3^^  ber 
$rebigt  ber  d^riflUd^en  Seigre,  ber  ni^t  SBort« 
gejänr,  fonbem  lebenbiger  ®Iaube  fei  (1, 3—20). 
Sementfpred^enb  befd^mbrt  er  Zimotl^S,  inS« 
befonbere  }u  forgen,  ba^  für  aQe  SRenfd^,  na« 
mentlid^  für  bie  93orgef e|ten,  gebetet  toerbe,  unb  gibt 
babei  SSorfd^riften  über  baS  Sterbalten  ber  ÜRdnner 
unb  gftouen  beim  ®ebet  unb  beim  ®otteSbienft 
(fta)).  2).  S)ann  gebt  er  ^um  fird^Iid^en  Smte, 
b.  b*  iur  S)arlegung  ber  C^aenfd^en  Don  Si« 
fd^bfen  unb  2)iaconen  über  (Rap.  3).  2)er  jmeite, 
ermabnenbe  tfyü  ^eigt,  toie  XimotbeuS  bie  gnofti* 
ffeenben  Snle^ren  befämpfen  (4, 1— 16)  imb  fidj 
gegen  bie  Derfd^iebenen  ftlaf|en  Don  ^erfonen  üi 
ber  ®emeinbe  benehmen  fott  (5, 1  bis  6,  2).  Sr 
mu^  fid^  Don  ben  3rrlebrem  bef onberS  burd^  feine 
Uneigennüjigfeit  unterfd^eiben  (6,  3—19).  ®er 
^ef  fd^Iie^t  mit  einer  mannen  SRabnung  )ur 
SBemabrung  ber  at)ofloIifd^  Se^re  unb  bem  ^gen 
(6,  20-21).  S)er  »rief  fejt  eine  «eife  beS 
bl.  $auIuS  nad^  9Racebonien  DorauS  (1  Xim.  1, 3). 
2)iefelbe  ifl  nid^t  (rnie  Xbeoboret,  ^feubo-StbO' 
na^S'  @9nopftS,  SutbaliuS,  SfliuS,  9berle  u.  9. 
meinen)  mit  Der  am  @d^Iu|  beS  löngem  Sufent« 
balteS  in  Spb^fu^  ^on  bort  auS  nad^  SRacebonien 
unternommenen  Steife  ibentifd^.  S)enn  bamalS 
moDte  ber  Slpoftel  Don  ÜRaceoonien  nad^  Sld^a 
unb  bann  bireä  nad^  3trufalem  unb  J^atU  Ximo« 
tbeuS  DorauSgefd^idtt  (^g.  19,  21—22).  3e|t 
aber  b<^  er  ibn  in  Spb^^^  gelaffen  unb  toiE  felbfl 
bortbin  jurüdfebren  (1  Xim.  1, 3 ;  8, 14).  9lnbere 
meinen,  eS  banbte  fld^  um  eine  möbrenb  beS  langem 
e))befmifd^en  Suf entbalteS  unternommene  Steife  (fo 
SSBtefeler,  Steitbma^r  u.  %).  2>ie  «nnabme  ifl 
fd^on  megen^pg.  19,  9 f.;  20,  18  menigflenS 
febr  ^meifelbaft.  Untemabm  aber  ^ßauIuS  bomalS 
eine  Steife  nad^  Sorintb,  toie  Sinige  mo&en  (f.  o.), 
fo  mu|  biefelbe  Don  fo  furjer  ^uer  gemefen 
fein,  ba^  ber  ®runb  }ur  Sbfaffung  beS  SBriefeS 
unerfl&rlid^  ijL  2)erfelbe  fann  aber  aud^  rnegen 

Seiner  engen,  tm  @tü  unb  ben  ®ebanfen  Dorbon- 
»enen  !Bem)anbtf^ft  mit  ben  anberen  ^ftoral- 
briefen  nid^t  fafl  10  3abre  Dor  biefen  gefd^eben 
fein.  &  bleibt  f omit  nid^tS  Ruberes  übrig,  alS  feine 
9bf affung  in  bie  Seit  stoif d^  ber  erften  unb  ameiten 
römifd^en  ®efangenf^ft  beS  ^oftelS  )u  Derlegen. 
SBabrfd^inlid^  ifl  er  in  SRacebonien  entftanben 
(f.  1,  3),  Dermutblid^  um  baS  3abr  65  (f.  o.).  S)er 
Sobe;  ^esanbrinuS  mie  bie  $efd^ittbo  unb  bie 
atbiopifd^  Ueberfe^ng  laffen  ibn  «Don  Saobicea 
aus''  gefd^eben  fein.   Sßie  foUte  ober  $auIuS 

64 


1699 


$QUIu8,  bet  l^L 


1700 


auf  ber  SRetfe  m^  SKoccbonien  (1,  3)  bortl^in  ge- 
fommen  fein?  (»gl.  3, 14  f.)  Uebcr  bie  «ed^t^eü 
imb  bie  Sommentote  f.  u. 

11.  2)er  atoeite  IBrief  an  Ximotl^eud  ift  burd^ 
ben  aSunjd^  giauli,  ber  äünget  möge  balb  au  il§m 
fommen  (1,  4 ;  4, 8. 21),  üetanla|t.  ©er  «popel 
6enu|t  aber  bie  (Selegenl^eit,  um  il^n  im  erflen 
Sl^ile  beö  »riefe«  (1,  6  WS  2, 13)  jur  eifrigen 
unb  mutl^igen  grffillung  feiner  ^irtenjjflid^ten  troj 
afier  ben  $rebiger  bed  SoangeliumS  ermartenben 
Seiben  ju  ermal^nen  unb  il^m  im  atoeiten  Zl^eile 
(2, 14  bis  4,  8)  bie  $flid^ten,  toel^e  er  in  feiner 
anülid^en  ©tettung  ben  Strlel^rem  gegenüber  fyd, 
boraulegen.  3m  ßpilog  (4, 9—22)  fommt  er  bann 
auf  feine  eigene  ))erfönli4e  Sage  au  \pxtAm.  Sa 
ber  Sd^Iu^munfd^  (4,  22)  an  bie  ganae  @emeinbe 
gerid^tet  ift,  folgt,  ba|  ber  »rief  il^r  öorgelefen 
iDerben  foQte.  Qfi  ifl  ein  ^f d^iebSbrief  DoS  tieffter 
Smpfinoung,  ein  Zeftament,  iDorin  ber  9Reifter 
bem  3ünger  baS  depositum  fidei  empftel^It  Sief  eS 
foS  Don  l^onb  au  panb  überliefert  werben  (2,  2) 
unb  über  alle  Sontrot)er{e  erbaben  bleiben;  benn 
feine  SOBal^l^eit  ift  verbürgt  burd^  bie  Kudoritöt 
3efu  gl&riftt  felbjt  (1, 12  f. ;  3, 14).  ©er  »rief 
ift  aus  9lom  gefd^rieben  (1, 17 ;  Dgl.  4,  21),  mo 
giaulus  tDie  ein  Uebeltl^äter  in  »anben  ift  (2,  9) 
unb  nid^t  mel^r  toxt  in  ben  (Sefangenfd^ftSbriefen 
($]^il.  1, 26 ;  2, 24.  Ißl^Uem.  22)  feine  gfreilaffung 
erl^offt,  fonbem  nur  nod^  bie  Srrettung  in  baS 
bimmlifd^e  Steid^  entartet.  Sr  ift  bereits  t)or  bem 
iai|erlid^en  (Serid^tSl^of  gemefen,  aber  nod^  nid^t 
Derurtl&eöt  (4, 16—18).  S)afe  ber  »rief  nid^t  in 
Söfarea  (mie  a-  ».  »öttger  unb  Sl^ierfd^  fagen) 
gefd^rieben  ift,  folgt  {d^on  auS  1,  17.  Sßie  l^ötte 
aud^  in  bem  SfaQe  $auIuS  fagen  fönnen,  er  f^abt 
Iropl^imuS,  ber  il^n  (nad^  Wß%.  20,  4;  21,  29) 
nad^  Serujalem  begleitet  botte,  franf  in  SJhlet  au« 
rüdfgelaffen  (4,  20)?  @r  ift  aber  bie^mal  auf 
einem  gana  anbem  SBege  alS  baS  erfte  Tlcü  (^g. 
27,  1  bis  28,  16)  nad^  Stom  gefommen,  ba  er 
au|er  SRilet  aud^  XroaS,  too  er  {einen  SRantel 
aurüdHiefe  (2  2im.  4, 13),  unb  64)nnt]^,  tt)o  graftuS 
blieb  (ebb.  4,  20),  bcfud^t  bat.  ©S  ift  nid^t 
mdglid^,  ba^  ^ulus  blo^  auf  ben  biefen  Orten 
ttäbrenb  feiner  brittcn  SMtffionSreife  abgeftattcten 
»efud^  anjpielt  unb  ber  »rief  am  ^be  ber  erften 
römifd^en  ©cfangenfd^aft  gcfd^ricben  ift  (jo  »a« 
roniuS  a.  3.  59,  n.  13;  C^ug,  ginl.  H,  355 ff.; 
SRof cnmüHcr ,  SBicfeler  u.  21.).  ffienn  abgcfc^en 
baDon,  ba^  bamalS  SropbimuS  ben  2l^ofteI  na(^ 
3erufalcm  begleitete,  erflären  fid^  überhaupt  bie 
erioal^nten  »emerfungen  ungeaioungen  nur  bei  ber 
2lnnabme,  ba^  ^uIuS  Don  einer  neuen,  fura  k)or 
ber  atociten  ©cfangenfd^aft  unternommenen  SReife 
in  ben  Orient  fprid^t  Ucbcrbic^  mar  Simot^cuS 
felbft  fomobi  auf  jener  SRcife  als  aud^  mäbrenb  ber 
erften  römifd^en  ^cfangenfd^aft  bei  SauIuS  (SIpg. 
20, 4.  ^^l  1, 1.  gol.  1,1.  Wim, ».  1 ;  ügl.  aud^ 
§ebr.  13,  23).  gbcnfo  menig  fann  ber  »rief  am 
Anfang  ber  erften  römifd^en  ©efangenfd^aft  öor 
ben  »riefen  an  bie  ^b^^ipi^«/  Koloffer  unb  (Sp^t\tx 


gefd^rieben  unb  bie  in  biefen  Briefen  bqeugte&^ 
mef  enl^  beS  %  Ximotl^euS  in  Stom  bie  Intont 
auf  bie  2  tim.  4,  11  audgdnrüdte  Sinktei| 
$auli  fein.  2)enn  S)emaS  UHir  bei  ber  Sbfaffnig 
iener  »riefe  bei  $auIuS  ((SoL  4,  14.  pta. 
».  24),  bat  il^n  aber  na4  2  Xim.  4, 9  aus  SBd^ 
liebe  Derlaffen  unb  ifl  nad^  Z^eflolfmul^  geganp. 
lieber  bie  Ked^ti^  beS  SriefeS  unb  bie  So» 
mentare  f.  u. 

12. 2)er  »rief  an  ZituS  ifi  on  einen  aAcn 
3ünger  beS  ^IpoftelS  (f.  b.  9rt.  ZüuS)  geri^td, 
ben  ^ßauIuS  au  Sreta  als  »ifd^of  |uni40da|{ai 
bat,  um  fein  SBerf  fortjufe^  unb  in  bm  Dffi 
fd^iebenen@töbten  ^eSbQter  onsufteOcn  (ZiL  1,5). 
Sreta,  baS  beutige  gonbia  (t>gL  b.  9rt  Cnte), 
ftanb  bamalS  megen  ber  Sügenl^aftigfctt  mib  M 
ÜRü^iggangeS  feiner  »etoobner  in  fd^Ied^  9bf 
(Zu  1 ,  12).  2>aS  ei^flentl^um  toor  ai^  bn 
3nf el  fd^on  t)or  ber  gemeinfomen  SBirffdmfnt  bei 
bl.  ^uIuS  unb  beS  ^l  XüuS  Mannt  getointap 
ba  3uben  auS  Sreta  (DgL  Jos.  BelL  Jud.  2, 7, 1) 
auf  bem  erften  Ißftngftf efle  gemefen  nxnen  (9M.  SL 
11).  Ueberbie|gabeSanii^bafel6Ji^6reften(iiL 
3, 10 f.),  bie  bod^  nid^t  in  ber  ntrjen  3nt  ^ 
$auU  äBirffamfeit  entftonben  fein  tduncn.  Ob 
XituS  erjt  mit  $aulus  nad^  Sreto  gebmna, 
ober  fd^on  Dor  ber  Knhmft  beS  Ie|tem  bafdb| 
gemirft  unb  bann  t)on  gkmiud  alS  »ifc^f  jimU' 
gelaffen  mürbe,  ift  unbefonnt.  SBir  miffen  mir, 
ba|  er  früber  ben  9t)ofteI  gum  Spoftetcondl  bi> 
gleitd  («pg.  15,  2.  @aL  2, 1)  unb  i^m  auf  bor 
britten  TOifftonSreife  mid^tige  2)ienfie  gdeifiet^ 
(2  6or.  2,  12  f. ;  8,  16  ff.;  12,  18).  3eb» 
faUS  bielt  $auIuS,  alS  er  XituS  nad^  9lico|N)tt 
einlub  (Xit.  3,  12),  eS  für  angebra^t,  ba  bn 
burd^  ben  S^atafter  ber  Sretenfer  unb  bie  So" 
breitung  k)on  ^öreften  auf  Sreta  beftebenben  bi> 
fonberen  @d^mierigfeiten  feinem  Sünger  bie  berati 
münblid^  gegebenen  »erbaltungSma^regeln  nod^ 
einmal  einaufd^örfen.  S)er  »rief,  toüfyx  ha 
übrigens  gana  felbft&nbiger  3)arftelbmg  befonbot 
»ermanbtfd^aft  mit  bem  erften  ^Briefe  an  Xwd' 
tbeuS  aeigt,  gibt  im  erften  Xf^tüt  (1,  5—16)  ai, 
meldte  Q^igenfd^aften  bie  Don  XituS  anjufidlenbcR 
^reSbqter  baben  muffen,  unb  ernärt  bann  (2, 1 
bis  15),  au  meldten  ^flid^ten  ZituS  bie  eiiqdna 
ftlaffen  ber  Sänften  ermabnen  f oK,  bomit  j^  ba 
Sbfid^ten  ber  »orfebung  unb  ber  ®nabe  ScfD 
Sbttfti  entfpred^en  unb  ^cb  auf  beffen  atoeite  9i- 
funft  öorbereitcn.  6r  foD  fte  meiter^in  (3, 1—11) 
befonberS  an  bie  9lotbn)enbig!eit  beS  ®eborfoal, 
ber  Sanftmut^  unb  ber  t^ätigen  Siebe  ube^^ 
erinnern,  moburd^  man  am  befien  feine  S)ari6iB^ 
feit  gegen  bie  göttlid^e  @nabe  unb  »armberaigÜt 
beaeigen  fönne.  S)agegen  mamt  er  oor  ben  3n* 
lebrem  unb  beren  tböricbten  Streitfragen.  9ff 
@d^Iu^  entbölt  u.  %  aud^  ben  9luf  trag  an  iM. 
au  ^uIuS  nad^  ^RicopoIiS  gu  fommen,  loofAP 
biefer  au  übermintem  befd^Ioffen  batte.  (Senriitf 
ift  5ßico<)oIi8  in  e»)iruS  (f.  b.  «rt.  Kicopo»). 
2)ie  in  unferem  »riefe  DorouSgefe^  9ie^  M 


1701 


$aulu8,  ber  l^L 


1702 


Spofictt  nod^  CretQ  lonn  nid^t  ettoa  ein  99efud^ 
fcbi,  beit  $aulu8  t)or  ber  britten  aRiffUmSreife 
iiDitten  feUter  Kbretfe  Don  Sotintl^  unb  feiner 
Ibinmft  in  epl^S  (9pQ.  18, 18—19)  ober  ju 
Snfong  berfdben  (fo  Srebner,  fyx^  Sberle  u.  9.) 
bott  gonod^t  l^t.  2)enn  erft  tonad^  ift  il^m  ber 
Zit  8,  18  enodl^nte  at)oao  belannt  geworben 
(fl[ps.  18,  23  ff.)-  9Bö^renb  beS  langem  9uf- 
mäjaüa  iu  epi^fi  auf  biefer  britten  SRiffionS- 
xri^  i{t  ober  ^ßonluS  oud^  nid^t  nad^  Kreta  ge« 
gangen  (SRattl^ied,  SBiefeler,  Sleitl^ma^r  u.  9.); 
bog^  f)md^  Sf  B- 1^/ 1^  ff- ;  20,  81.  (gbenfo 
HNnig  ftmn  ed  ff db  um  einen  bei  ber  Steife  in  bie 
crfle  röntifd^  @efQngenfd^ft  gemad^ten  Sefud^ 
(fo  GrotiuB,  Annotat  in  Ep.  ad  Tii)  l^onbeln. 
UetbingS  fyd  bei  biefer  (gelegen)^  boS  Sd^iff, 
nrnrauf  ^ouIuS  toor,  an  ber  fiföfte  Q^reto'S  9lnfer 
getDomn  (^g.  27,  8  ff.  21).  «Eein  bie  9pofttU 
gefdbiqte  beutet  burd^  nid^tS  an,  ba^  ^pkntluS  ettoa 
gu  SimeneS  ftali  auf  iSxtia  («pg.  27,  8)  lanbete 
unb  (Elften  antraf.  Ueberbie|  mu^  ber  Sipofiel, 
aI8  rr  Stitud  auf  Sreta  juräddief ,  um  baS  gfel^Ienbe 
tu  berid^tigen  (Sit.  1,  5),  gerä)e  fo  frei  gemefen 
fein  toie  i^t,  ba  er  in  9lico))oU8  )u  übermintem 
qentt.  Huc^  fonft  ift  oor  ber  erfien  ®efangenfd^aft 
Hebt  Saum  für  eine  fold^e  Seife  (ogl  Cornely 
508).  Somit  ergibt  fid^,  bog  foiool^I  bie  Seife 
1104  <Ereta  mie  bie  Sbfaffung  biefeS  Briefes  in  bie 
SiM  {Urifd^  ber  erften  unb  ber  ^meiten  römifd^en 
Oefongenfd^  3U  Derlegen  ift.  dt  mu|  aber  nad^ 
bcm  mit  iJ^m  f onfl  in  @tU  unb  Snl^t  Dem^anbten 
ccßen  Briefe  an  Ximotl^S  gefd^rieben  fein.  2)enn 
ttS^renb  ^ßouIuS  im  XituSbrief  Sreta  unidngft  Oer- 
Id^  fyd  unb  in  Sicopolid  übertointem  »ill,  be- 
abfid^gte  er  nad^  1  Xim.  3,  14  balb  loieber  in 
^^d  3U  fein  unb  ift  tl^atföd^Iid^  )totfd^en  bem 
erpcn  unb  ^toeiten  Ximotl^euSbriefe,  loie  ftd^  au8 
2  Zim.  4,  20  ergibt,  in  9miet  unb  SroaS  ge« 
M^  SBöre  aber  ber  erfte  Ximotl^euSbrief  nad^ 
bcm  Briefe  an  XituS  gefd^neben,  f o  Idnnte  ^ßouIuS, 
ba  er  ben  SBinter  in  bem  oon  Spl^fuS  fernen 
SicopoIiS  jubringen  toollte  (Xit.  3, 12),  nid^t  ge« 
^  ^ben  (1  Zim.  8, 14),  balb  loieber  in  Q^pb^fuS 
tn  fein.  9Bo  htt  99rief  gefd^rieben  loorben,  ift  un- 
bcfannt;  bermutl^Iid^  i^  er  in  SRacebonien  ober 
tU^a  entftanben.  2)ie  Unterf d^riften  in  mand^en 
^anbfd^en  (Dgl.  TlBchendorf,  N.  T.  U,  ed.  8, 
&5)  loie  aud^  Zb^oboret  (Interpr.  Ep.  ad  Tit), 
^ieronl^muS  (ProL  in  Ep.  ad  Tit.)  u.  %  nennen  in 
intl^mlidber  SrQörung  k)on  Zit.  8, 12  Sico))oUS 
Mbft  als  Ott  ber  «bfaffung.  —  2)ie  «ed^tl^eit  ber 
$apoToIbriefe  ift  bis  in  bie  neuefte  3rit  allgemein 
onäbmntgeiDefen.  Sur  fehlten  fie  im  Sanon  beS 
SRorrion  (ogl.  Tertull.  Adv.  Marc.  5,  21)  unb 
m^)cn  Don  SaftlibeS  oermorfen,  toöbrenb  Zatian 
ntr  ben  SSrief  an  ZituS  annal^m  (ogl.  Hier.  Pro- 
log, ad  Tit).  m  fyii  aber  fd^on  glemend  oon 
UcKonbrien  (Strom.  2,  11)  bemerft,  ba^  bie 
Zimotl^Sbriefe  nur  be|balb  k)on  ben  änlelrem 
DOlDorfen  toürben,  toeü  fie  burd^  biefelben  bed 
Sn^fnmS  überfübri  feien,  ©o  fprad^  gegen  9Rar« 


rion  2  Zim.  8,  15  f.,  gegen  Saftlibed  1  Zim. 
6,  10.  Zit  8, 10,  gegen  Zatian  1  Zim.  4,  8; 
5,  28,  »&b^enb  im  Zitudbrief  feine  bem  festem 
anft5|ige  Stellen  oorfamen.  3n  biefem  Sabr« 
bunberi  boben  nad^  bem  Vorgänge  Don  Sd^Ieier« 
madber,  ber  im  3. 1807  ben  erften  ZimotbeuS* 
brief  als  baS  SBer!  einefi  plfd^erS  bejeid^ete, 
eid^bom,  be  SOßette,  Srntr,  Sd^toegler,  f^ilgenfelb, 
Solfmar,  ^oI|mann,  aSeijfdder,  ^fleiberer  u.  % 
alle  brei  ^Briefe  als  unöd^t  oermorfen,  toäbrenb 
Ufteri,  Sleel,  Seanber,  Sitfd^I  u.  9.  bIo|  bie 
Hed^tbeit  bed  erfien  ZimotbeuSbriefed  leugneten, 
unb  toieber  9lnbere,  }.  9.  Srebner  unb  ^uSratb, 
binfid^tlid^  bed  ^toeiten  ZimotbeuSbriefed  eine  ge- 
mifd^te,  O^M^  apofblifd^  tbrilS  nid^t  apoftolifd^e 
^Ibfaffung  amtabmen.  Sie  $aftoraIbriefe  finb  be- 
reits benu^  k)on  SIemenS  oon  Som  (bgl.  c.  29 
mtt  1  Zim.  2,  8;  c.  2  mit  Zit  3,  1),  im  SSar- 
nabaSbriefe  (bgl.  14,  6  mit  Zit  2,  14;  5,  6 
mü  2  Zim.  1, 10;  4,  6  mü  2  Zim.  8,  6;  5,  6 
unb  6,  7. 9  mit  1  Zim.  8, 16)  unb  k)om  bl.  $01^- 
car^,  toeld^er  (Ep.  ad  PhiL  c.  4)  bie  SteSe 
1  Zim.  6, 10  unb  7  tt)örilid^  loiebergibt  Zbeo- 
^bttuS  (Ad  Autol.  8, 14)  fübri  1  Zim.  2,  2  mtt 
ben  SBorien  an:  ^2)aS  göttlid^e  SBori  befieblt 
uns."  ®egen  baS  Snbe  beS  2.  SobrbunbertS 
toaren  überbaupt  bie  $aftoraIbriefe  unter  bem 
Flamen  beS  bL  $auIuS  bei  oSltn  ftird^en  im  @e- 
braud^.  2)ie|  bezeugt  für  bie  r5mif(be  ffird^  baS 
muratorifd^e  gf^agment,  für  bie  afrilanifd^  Zer« 
tuUian  (De  praescr.  25 ;  Adv.  Marc.  5, 21 ;  De 
pndic.  18  etc.),  für  bie  gaUicanifd^e  SrenduS 
(ogl.  Adv.  haer.  1, 16,  8;  8,  3,  3),  meld^er  fein 
SEBerf  Adversus  haereses  mit  1  Zim.  1,  4  be« 
gfamt  unb  bie  Stelle  als  SBorte  beS  ^poftelS  an- 
fübri ;  für  bie  antiod^enifd^e  ZbeopbüuS  (f.  o.), 
für  bie  ale^anbrinifd^e  Jemens  oon  IKesanbrien 
(S. ».  Strom.  2, 11 ;  1.  1. 14),  für  bie  &m^W 
tmb  bie  f Qrifd^e  Rixä^t  bie  !o))tif  (^e  Ueberfe^ung  um) 
bie  ^fd^ittbo.  Sa^  ber  für  alle  brei  ^ftoralbrief e 
d^arafteriftifd^e  @HI  (ogt  ®obet,  (Sinl.  I,  844), 
beffen  fiatiniSmen  ffd^  auS  bem  langen  Sufentbalte 
beS  ^oftelS  )u  Som  erflören,  eine  oerbältni^ 
mö|ig  geringere  Sebenbigfett  unb  rinen  rubigem 
Zon  jeigen  als  bie  anberen  ^aulinifcben  99nefe, 
böngt  mtt  ibrem  Snbalte  unb  bem  SIter  beS 
9[poftelS  jufammen.  Slbgebrod^ene  @ö^  ().  S. 
1  Zun.  1,  3  f.)  unb  ftarf  tmulütifd^  ^luSbrüde 
(ogtj.  9.  Zit  2, 13  f. ;  3, 15)  gibt  eS  aud^  biet. 
S)er93erfaffer  bat  aud^  feineSmegSSuftönbe,  toeld^e 
erft  im  2.  Sob^b^bert  esiftirien,  Oor  ^ugen. 
S)enn  bie  in  bim  ^ftoralbriefen  t)orauSgefe|te 
fird^Iid^e  Organifation  befianb  fd^on  gu  Sebgeiten 
^Pauli  («pg.  6,  1  ff.;  20, 17 f.  $b«.  1/ 1  u. a.). 
^S  tritt  aber  bier  nocb  nid^t  fo  Hör  toie  in  ben 
^Briefen  beS  fjH.  SgnatiuS  ber  Unterfd^ieb  gtoifd^ 
IBifd^bfen  unb  Ißrieftem  foioobC  im  Samen  als  in 
ber  SBürbe  btrbor.  SBären  aber  bie  93riefe  erft 
im  2.  Sabrbunberi  etttftanben,  fo  mürbe  man  er- 
marten,  ba|  aud^  f^itt  mie  bei  3gnatiuS  nid^ 
blo^  bie  Sigenfd^ften  unb  ^flid^ten,  f onbem  oud^ 

Ö4* 


1703 


^aulus,  ber  H 


1704 


bie  9ted^te  unb  baS  Slnf  el^en  berf  elben  ]^ert)orge]^oben 
ttmrben.  SBie  man  oud^  loeiterl^in  bo8  1  Xinu  5,  9 
t)on  ber  SBal^I  einer  SSBitttDe  ©efagte  erflaren  mag, 
ed  ift  auf  feinen  f^  gegen  bie  %xma^mt,  bo| 
ber  aSrief  in  ber  apoftolifd^en  3eit  öon  einem 
at)ofteI  gefd^rieben  ift.  S)ie  in  ben  ^Briefen  ge« 
fenn^eid^neteSrrlel&re  ift,  wie  3h:cnäu8  (Praef.  1), 
lertuKian  (De  praescr.  7.  16.  33  etc.)  unb 
e^i))]^aniuS(Haer.33, 8)]^ert)or]^eben,  ber®nofti- 
cidmud,  iDeld^er  aber  l^ier  n)ie  im  Solofferbrief 
erft  in  feinen  Anfängen  fielet  SBiffen  toir  bod^, 
ba^  fd^on  bie  Seigren  bed  @imon  SDlagud  DoU 
gnoftifd^er  Sbeen  »aren  (ögl.  Iren.  Adv.  haer. 
1,  23;  Epiphan.  Haer.  21),  imb  ift  ed  gen)i^ 
nid^t  )u  Dem^unbem,  ba^  bie  Suben,  meldte  gerabe 
tt)ie  $]^iIo  eine  l^öl^ere  äBeiSl^eit  angeftrebt  l^atten, 
nad^  il^rer  Sefel^rung  bem  SDongelium  eine  ^öl^ere 
®noft§  ein))flan)en  tooUten.  Slud^  &tgeft))))  fagt 
(bei  Eu8.  H.  E.  3,  32,  2)  beutlid^,  baf  fd^on  bei 
Seb^eiten  ber  Slpoftel  ber  ®noftici8mu§  ftd^  geltenb 
ma^te  (Dgl.  Comely  557  sq.).  ®egen  bie  99e* 
l^auptungen  k)on  ^oI|mann,  ^fleiberer  u.  %, 
iDonad^  in  ben  ^ftoralbriefen  nur  nod^  ein  Der- 
bla^ter  ^uliniSmuS  Dorl^anben  fei,  ber  ftd^  bem 
äubend^riftentl^um  genöl^ert,  brandet  man  nur 
auf  ©tetten  ttne  1  lim.  3, 16.  2  2im.  1,  8—9. 
Xit.  3, 4  ff.  l^in^uioeifen.  (Segen  ben  am  meiften 
angegriffenen  erften  Ximotl^euSbrief  loirb  nod^  ein- 
geioenbet,  ba^  berfelbe  feine  Spur  ber  engen 
^mifd^en  ^(kmlu§  unb  Ximotl^eud  beftel^enben 
gfreunbfd^aft  jeige  (f.  Sleef-SDlangoIb,  ©nl., 
4.  aufl.,  640  f.).  Mein  ^ulu8  gel^t  5,  23  fo 
loeit,  il^m  anjuratl^en,  roegen  feinet  ^agen§  etmag 
SBcin  ju  trinfcn.  Rubere  fagen,  eS  fei  unmal^r- 
fd^einlid^,  ba^  ^ouIuS,  ber  fid^  eben  erft  t)onXimo- 
t]^eu§  unb  Xitud  getrennt  l^abe,  il^uen  nid^t  ba§ 
in  biefen  ^Briefen  ©ntl^altenc  münblid^  gefagt  l^abe. 
Meinn)irtt)ifjcngarnid^t,ob^auIu§feinen3ünger 
Ximotl^euS  äberl^aupt  nad^  gpl^efud  geleitet  l^atte 
(f.  0.),  unb  erft  rcd^t  nid^t,  feit  tote  lange  er  il^n 
bei  ber  ^Ibfaffung  bicfcS  93ricfc§  nid^t  mcl^r  gefeiten 
l^atte.  Sbenfo  menig  miffen  h)ir,  toit  lange  $aulu§ 
bei  XituS  ju  Kreta  gcrocfen  ift.  UeberbicS  follten 
bicfe  SBriefe,  ganj  fidler  toenigftenö  ber  jmeite 
©rief  an  Ximot^euö  (4,  22)  unb  ber  «rief  an 
Situs  (3, 15),  aud^  ben  ©laubigen  öorgelefcn  unb 
erflärt  merbcn.  gnblid^  fprid^t  ber  SScrfaffer  beS 
erften  Ximotl^euSbriefeS  feine§tt)eg8  (wie  SBIcef- 
SRangoIb  689  fagt)  fo,  al§  ob  trofe  apg.  20, 17 
bie  tird^lid^en  3lemter  ber  93if  d^öf  e,  ®iaconen  u.  f.  lo. 
nod^  nid^t  in  ber  epl^efinifd^cn  ftird^e  eingefül^rt 
gemefcn  (ögl.  1  Xim.  5, 17  ff. ;  3, 1.  —  Sgl.  aur 
^^led^tl^eit  ber  ^aftoralbriefe  bie  ginicitungen  Don 
Äaulen  n.  591  f.  596  ff.  603  f. ;  Comely  1.  c. 
55l8qq.;  ®obet,einI.  1,345 ff.  SSgl.aud^E. Ber- 
trand, Essai  critique  sur  rauthenticite  des 
epitres  pastorales,  Paris  1888).  Unter  ben 
©pccialcommcutarenftammtöoneinemffat^olifen: 
TOart.  3of.  3}lad,  gomm.  über  bie  ^aftoralbriefc 
be8  apoftclS  $aulu§,  2.  ^up.,  Tübingen  1841 ; 
üon  einem  ^roteftanten :  3.  S.  Scrf,  grflärung 


ber  atoei  Sriefe  Souli  on  Ximotl^,  (BnM- 
lol^  1879. 

13.  2)er9rief  an^J^ilemontfteinCB- 
pf  el^IungSbrief ,  toeld^er  5U  @unflen  eines  ^(ileaoK 
entlaufenen  @flat>en  9tamen8  OnefimuS  gcf^»' 
ben  ift  unb  fotoo^I  ffir  ^l^ilemon,  oß  fifa:  bifjiB 
Slngei^brige  unb  bie  in  feinem  ^aufe  fti^  M^ 
ommebiben  @löubigen  beftinnnt  UHir.  9Bä^ 
riner  ©efangenfd^  (1.  9.  13.  22)  1^  ba 
9[))ofteI  One^mud  femten  gelenti  Zrojl  oDa 
S^ü^t  ift  ber  Srief,  beffen  Sn^aU  gerixigfugie  » 
fd^einen  fönnte,  mit  berf elben  Sorgfalt  bd^anbdt 
mie  bie  großen  paulinifd^  ^Briefe.  9ia4  ba 
9[breffe  (1—3)  unb  ber  3)cmffagimg  für  bie  601» 
l^ergige  Siebe  bed  ^l^ilemon,  mot>on  ^ßauIitS  fotti 
tDä|renb]^5rt(4— 7),  folgtber  ^au))tt]^dI(8-21X 
bie  IBitte  au  @unften  bed  Oneftmud.  S)iefcik 
toirb  (8—16)  eingeleitet  burd^  eine  2)ade8mi| 
beS  Serl^öltnined,  in  loeld^em  OnefimuS  aß  cficipi 
lid^er  SJUtbruber  nunmel^r  5U  ^ßaulud  unb  ^fi^^ktm 
Mt  Saran  rei^t  ftd^  bonn  (17—21)  bie  Wk, 
il^n  fo  oufaunel^men,  toie  er  ^ßoulud  felbfi  oifi 
nebmen  tefirbe.  2)er  9U)ofteI  ift  ober  (21)  fi^o, 
ba|  ^l^üemon  no^  mel^  tl^un,  b.  1^.  ba|  er  O» 
fimuS  freüaffen  mirb  (t)gL  oud^  9).  16).  3i 
@d^Iu^  (22—25)  Derfprid^t  er  bolbigen  9eM 
unb  f^Iie|t  mit  ben  ©ritten  t>on  (SpopffctA  nb 
ben  übrigen  @enoffen  unb  bem  Segen.  Onefiaoil 
ftammte  nad^  (SM,  4,  9  ouS  Soloffä ;  htfi^  iji 
ed  febr  maj^rfd^inlid^,  ba^  aud^  ^ffiümn  nä 
feiner  gfamilie  bort  mol^nte.  ^l^ilemon  toat  m 
^Iu§  befebrt  Sorben  (19),  t>ennutl^ri4  «f 
einer  Sieife  beS  erftem  au  Sp^efug ;  benn  in  So- 
loffö  felbft  loar  ^ulu§  nie  gemefen  (goL  2, 1). 
SSon  allen  @riten  mirb  anedannt,  ba^  biejs 
SSrief  rin  ORriftertoerf  ber  »rieffd^rribefunft  ^ 
^ulu§,  ber  Sfreunb  beiber,  mu^te  ben  beleüiiglai 
^l^ilemon  mit  Oneftmug  berf dienen,  ol^  bk 
@d^ulb  be§  le^tem  au  berfleinem,  unb  mu^  «hh 
geftd^tS  ber  l^errfd^enben  <Sflca>tttx  bie  @leiilil^ 
beiber  Sl^riften  t)ertreten.  93eibe3  ift  mit  unito 
trefflid^em  Xade  gefd^e^en.  ^(kmlug  1^  ou^  bat> 
auf  oeraid^tet,  £)nefimu§'  gfreilaffung  olä  fiie 
befonbcre  ®unft  au  erbeten,  um  ^l^ilemon  fiie 
©elegenl^eit  au  rinem  Scte  freitoiaiger  @ä^  ji 
geben.  @d^on  ber  I^L  ^ieron^muS  (ProL  k 
Philem.)  unb  ber  ffi.  3o|.  Kl^r^foftomuS  (Ar^ 
in  Phil.)  menben  fid^  gegen  bie,  n)eld^e  et»a  b^ 
l^alb  biefen  IBrief  nid^t  al§  canonifd^  unb  infpixitt 
anfeilen,  weil  er  öon  geringfügiger  ©ad^e  «be  ob 
für  eine  ^riöatperfon  gefd^riebcn  fei  3)er  9wf 
^anble  nömlid^  t)on  nid^t§  (Geringerem  old  rxm 
Soo§  ber  ©flauen  nad^  ben  @runbfö^  äjiüßSß 
Siebe.  $aulu§  erfennt  ben  bcftel^enben  3uiM' 
monad^  bie  ©flaüerei  mit  ben  bamaligen  gefcfr 
fd^ftlid^en  ginrid^tungen  auf  ö  Snnigpe  öerbimb« 
mar,  al§  au  ^Red^t  beftel&enb  an.  3u  gleitber  3* 
legt  er  aber  bie  d^riftlid)cn  ©runbfä^  bar,  tod* 
t^atfäd^Iid^  für  bie  ©flaöerci  töbtlid^  tooren,  !• 
bafe  bei  einem  ©iege  beS  ebnftentl^untf  bä 
@(|idfal  ber  ©flaDerei  nur  eine  ^roge  ber  ^ 


1705                                           $aulue,  bfi  ^l  1706 

mn.    ^  %4%it  bei  SritfeS,  bei  natürlich  cfgnin:  «tifdMung  (9,  9— 18.. 25;  10,  Iff.). 

M  fritum  ntiiun  Umfana  nii^t  oft  angcfi^iit  ISJti  Sßnfafltr  ff^t  in  (tintr  ^acltgung  oi^  bit 

kDomn  iß,  toiib  üqntgt  bur(^  XettuKuin  (Adv.  grunblcgcnbc  @cft|£e6une  99lDjcfi'  junid  luib 

Mufl.  6,  21),  bai  muiatoiijAt  gtragment,  bie  jttst,  bog  bieft  in  S^riftuS  tr^lt  ift  S)abuT^ 

atalaiinbbit^tfd^o.  ^vuitmaiciotifyittt  ifyt  nRäxt  t6  fi^,  bog  n  fo  ^äufie  Dom  SBunbeeuU 

in  feinem  Kanon  (T«rtalL  L  c. ;  E^iphau.  Ha«r.  ftaü  uotn  ^itinptl  ftlbfl  (j.  99. 9, 2  ff.)  nbet.  SM 

42, 9).  S)a  einjifle  emfüiifte  angriff  öeßtn  biefen  SSrief  btBriflt,  ba^  baS  feeil  ni^t  uom  @eft|  unb 

Odef  iß  Oon  EBoui  ouSotgangen,  ber  borin  ben  bem  jübif^m  Opferbienft,  fonbon  Dom  @läutitn 

dnraQDeineS^riftli^enSlDmanSentbedenmoatt.  an  eiiriftuS  }u  eiuorien  iß.  XMrrfte.bogmotiJi^ 

—  Son  €tKtiatcommentaren  eimä^nen  wir  Sig^>  X^  (1 , 4  tiiS  10, 1 8)  jtigt  gunäti^ft,  bai  <S^n|tu8 

foot  (f.  ob.  n.  7).  als  Wittitr  bcS  5teuen  iBunbefi  bie  aJtÜtlei  be6 

14.  3)ct  SBiitf  anbit^ebiäei^t,  n>it  9Uen,nämIld^bieengeIunbnRoftg,übtnnet,unb 

bei  CTpc  Sol^anntSbrief,  feint  abnffe,  fü^  aber  ba|  man  beg^olb  itim  anhängen  müfjt,  um  in  bit 

btnXittl  ,an  bit^bräer"  in  btn  dlttficn  ^nb-  tK^i|tenc3hi^®ottt8einsujitl^{l,4biS4,13). 

fi^ciftin  (mABC)  unb  Ut6trfe|ungen  unb  nirb  Waa  mufft  i^m  ober  oui^  oli  ^o^eprit^  im 

»en  eitmenS  bon  Vbsanbrint,  bei  ^  bafür  auf  @Iauben  anljiangtn  (4, 14  bis  6,  20).  3)«in  als 

hat  ^tesbifttr  ($anlämiB)  bqie^t,  „SBritf  an  bie  ^o^t)>rit;iti  unb  jutittr  9]tel(|ifebt^  übtrragt 

AAtder'  genannt  ^i  Eub.  H.  £.  6,  14,  4).  er  baS  ^^())rit^^um  SaronS  unb  Ui  Wim 

9uK^  btm  l^ier  mo^gtbenbtn  neutt^amentliditn  ESunbeS  fotoo^I  in  feiner  ^erfon  (7, 1 — 28)  als 

Cpn^^naui^  finb  unter  ben  ^bräem  im  @c  a\id)  in  feinen  firitftnli^tn  Functionen  (8, 1  bis 

gtnM|  lu  bm  ^eKtniftifc^en  ^ubtn  uraniäijt^  9,  14),  nanienilic^  aber  in  feinem  tinmal^en 

nWRM  Silben  bcjto.  3ubtnc^riften  ju  otrfle^en  lilutigen  Ofifer,  noburc^  btr  gan^e  nur  oorbÜb« 

apt-  6, 1 ;  9-  29;  Bgr.  flaultn,  etnl,  n.  611).  li^e  Opferciiituü  beS  5Uten  SeftamenlS  erfüllt  fei 

IbÄbtm  3n^Ite,  namcntli^  ouS  bem  häufigen  <9, 15bi:§10, 18).  S^er  jroeite,  ermd^ntnbt  Xi^tl 

Wmaiät  ber  jraeiten  $erfon  (3, 12  f. ;  10.  25.  (10,  19  bis  12,  29)  forbert  befonbtrS  jui  9e- 

86:  12,  3  ff.  8.  12  ff.  22.  25;  13,  3.  7.  9.  ^artlic^rdt  im  ©tauben  ouf.  5)er  gpilog  (13, 

16  ff.)  erflibt  fl^,  ba|  ber  SBrief  an  tinen  gonj  1—25)  ift  perföulic^  «rt  unb  enthält  fpecitllt 

IcPtmmttn  StfirfieiS  gerid|tet  ift.  SS  ftl^It  jeber  ermat|inin[;ra  unb  ®rugt. 

^bUDctt  auf  ^tiben^ften  unb  baS  EQtr^ält-  S)ei  Stoett  beS  Briefes,  ben  bet  Serfafjer  felbfl 

mfttt'tSuben  gubenfetben,  fo  bog  mir  an  eine  13,  22  ein  Xrofl-  obtr  SrmalinungSfc^rnben 

tat  ifiittnifyä^vSit  @emeinbt  gu  btnfen  ^ben  nennt,  ift,  bie  Stfer  gegen  bie  Seifut^ungtn  gmn 

rau4).9. 13, 13).  an  allt  Stubenc^ften  abfaU  }u  ftärfen.  giiir  bie  tuiaftinenftft^en  3uben- 

S^üegler  u,  Ä.)   fann   ber  SBrief   fc^on  duften,  bie  noc^  ber  Spcftelgefd^^te  bei  Seob« 

mtm  13, 23,  Donoi!^  ber  SSerfafIrr  balb  gu  ben  oi^tung  btfi  ISejetfeS  fel^r  ergeben  moren  unb  in 

■l^tnbtten  fonimen  niU,  ni^t  genügtet  frin.  3eiufoItmbit$ni(f|tbeSmofaifdE|en@otleSbienfteS 

0aifo  mtnig  mar  er  jundtMt  für  bie  römif^  ^cte  cor  Slugtn  Ratten,  lag  bie  @efa^i  eines  9tud> 

0W^beflimmt(fi)aBetfttin,!amr,9)tnan,  ^oli-  faOeS  in'S  ^ubeni^um  o^netiin  nabe.   Siefelbe 


a.  %),  Iwil  bitfe  au^  ^eibtnii^riFten  unb  nnitbS,  aI8  tfl  im  Saufe  bet  3rit  immer  flarer 

'      i6|erei  3a^l  aI8  3uben^ftcn  btfai  mürbe,  bag  baS  Subnwoll  ^fum  ni^t  olS  btn 

nn^  btm  Send  btS  daubiuB  (f.  o.  3)ttffiaS  onnebmen  toiirbe,  unb  alS  tmbererfeitS 

pat  '%ömtrbiitf).  Su^  an  bit  alejanbnnifi^  bie  toail^fenbe  B^^l  ^n  ^tibembnften  in  bn 

aabcn^fien(bcrfürSrebner,iBoRraar,$fleibtrtr,  ffirc^t  bie  geinbftligleit  Mr  3uben  Derme^. 

»Ugtnfelb ,  Steug  u.  %.)  (onn  nic^t  gebatikt  mer'  S)ieferbe  mu|le  i^ren  ^ö^punft  in  $aläftina 

D«,  Vxil  bie  ale^onbrinifi^en  Sßäter,  »tlc^e  ftcg  errric^en ,  alB  g^  bort  Furj  Doi  btm  auSbru4 

prißunb  am  tingtlienbften  mitbieftmSSdefebf  beS  jübifd^en  ffritgtS  immtr  mtfir  tin  aggrtf- 

ndftigl  ^dbtn,  Don  rintr  folt^tn  iSeftimoiung  fiDtr  ^Nationalismus  auSbrtitttt  unb  ber  aui^ 

m^  »iffen.  SQirime^  finb  bie  erflen  Sefcr  beS  unter  ben  3ubtn  angefebene  SBift^of  Don  3eru- 

BtitfeS  in  jßolä^ina  unb  befonbtrS  in  Serufolem  folem,  ber  ^I.  3acobua,  im  21.  62  trmoibet  uor- 

|B  fuqen.  X>er  EBerfaffer  fpric^t  nämlii^  ju  folgen,  ben  toar.  3e|t  entftanbtn  überbie^  innere  8<l)mie> 

■tl^c  f^^ länger Sbriften  finb  (5, 12f.),  uelcfie  rigleittn  in  ber  @<nietnb«,  inbtm  XbebuttS,  baS 

BUcS  föt  ben  Ollauben  eibulbet  (10,  82  f.)  mb  ^oupt  ber  ^gtn®efe^|erer,anfbia,  bit JFii^e 

tncn  fcfil^  Stübrer  fogor  ben  iDiort^rertob  gf  tu  Demirrtn  imbM  oon  btrftiben  trennte,  otö 

Sttm  ^abcn  (13,  7),  otmi  @Iaubc  aber  infolge  feine  Hoffnung,  ftlbfl  !Bif(^  juntriiin,  bur^bie 

Mm  Dnmgfaltn  folt  gemoi^en  ift  (2,  3 ;  10,  35 ;  (£miä|lung  SimeonS  urtitelt  tourbe  (^gqip)i 

IS,  1  ff.),  fo  ba|  fit  m  @efa^  fte^en,  ab}ufallen  bei  Ena.  4, 22, 5).  £>ie  Siämei  bebrüdten  notürlif^ 

Sl.  8;  3,  6. 12ff.;  4,  1.  3. 11;  6,  6;  10,  3ubenwu3ubeni^riftenin5ßalQfHnnglei^möfeia. 

.  89.  89)  unb  nun  beS  SiferS  nnb  ber  Sebulb  Unter  bitftn  Umftänben  mar  eS  nöt^ig,  bie  flilft 

lAfliftn(4,14;  6,  llf.;  10,23.36;  12,  1.  ju  betonen,  weU^e bU aJlenfc^en  in  i^rtn  t^ä^ 

al2ff.).  Sie  baben  eine  grofee  Siebe  jumStfet  lid^  ©d^inieri^ittn  fwbtn.  3e  me^r  man  bie 

allem,  moS  bamit  jufammetl^ängt  (8, 4 ;  9, 6 ;  @rSf|t  C^rifti  in  ftintr  ^Mnlic^teit,  feiner  @^^ 

10,  1)  witt  fcnnen  btn  jübifi^  @otteSbienfl  aus  entäufjnung  unb  feinem  Selb^pfer  erfaßte,  um 


1707                                                $aulu§,  btr  ^t.  1706 

{d  tne^  inufltt  ft^  oud^  baS  @tfü^I  ^eismi,  b<i|  Siatn.  5, 14.  1  gor.  9, 9  ff.  2  Cor.  3,  IS  f.  6tL 

fein  Xob  imb  ftint  anmaltfc^  tm  {Digm  ^o^*  4,  21  ff.),  flnbd  f^  aha  fonß  in  bot  nentr^ 

]ihrflnt^um  bu  Stdit  allti  oQcn  Opfer  unb  mtntlii|en  SBrüfen  mn  1  $(tt.  3,  21.  Sdüßin 

InitpcTli^en  S^uncHonni  tnt^t  alä  miSfUIItf.  @o  mond^  eigtntqatnlU^  Sufibtüdm,  unc ).  8. 

tmiibe  boe  ^angt  Hßt  2:eflament  im  Si^tc  brS  Don  in  Uitofd^ung  bct  SläuMgm  in  ffiahs 

Soongtliume  gu  einer  geuoltigen  SBttSfagung  (bgL  unb  EBoIUonmunt,  Oon  bei  3RUd^  fät  bie  l^jägn 

Westcott  [f.  u.]  p.  LIU  ff.).    53er  ©rief  ifl  unb  bet  feiern  ©prift  für  bie  aSoitBtff^tiltaM« 

infprünglti^  in  gtiediif^er,  nl(^t  cttDo  in  aiamöt-  Slouben  (b^  ^ctn.  5,  13  f.  mit  1  tun.  3, 1  f.; 

f(^r  Sprache  abgefaßt.  Sf^ax  fagt  ßlemtnS  Don  14, 20),  betu^  M  unfei  «li^  mit  bnt  ^inillii' 

9Ut£anbnen  (bei  Bus.  H.  E.  6, 14, 2),  ber  Sritf  fei  f^tn  Sd^ften.  3u  $aulua  pa%t  mi^  wk^  Ue 

Don  $auluS  an  bU  Hebräer  in  ^cbiaifi^  Spione  nattt  Stgit^ung  bt9  !Berfaffei9  gu  Xtmot^  (13, 

gtfi^rieben  unb  con  SutaS  für  bit  ^rQtnen  über-  23),  Die  bie  Xfyäfaäft,  bia$  er  ju  ba  ^chbm 

fetit  werben.    Mein  bie^  Ift  nut  eint  auB  bet  aI§a9[übem(3,l)unb(BeIieIiten(6,9},abertn# 

Qngebli^gwijd^  unterem  SBritft  unb  btr  SlpDftel"  aI8  |u  feinen  ftinbem  fprit^.  Stoi^nli^  je^  bu 

gefctii^te   befte!)enben   Stilü^nlicgfeit   gtfcC|5)>fte  gtief  obetaumi^e  il|n  oon  ben  paulinif gen  Btifa 

Diffenfc^aflltc^e  ^nnultiung.  SBeil  f»  burdi  leine  unterfii^enbe  Sigentpmlid^feUen.  &  f^  nt 

Ueberlief  erung  begrünbet  mar,  ift  fle  f^on  Oon  Ort*  Stbieffe,  unb  bei  »ame  b«3  ^o^S  fl^  läd^  a 

geneS  (bei  £ua.H.£.  6, 25, 11)  aufgegeben  tDOT'  berSpi^  Sxd  gmqe  €<]^bcn  letgt  eim  dt 

en.  €ufebius  (ibid.  3,  88,  2)  unb  ^ieronqmug  gerunbcten  Saf/baa.   S)it  2)aipdlttng  t^  ib» 

(De  Tirr.illuetr.c.  5)  miebetl^olengmot  Siemens'  b»upt  ni^ig  wu  metfiobtf^,  m^eineSD^niN 

ÜReinung  oon  ber  aramdifi^en  ^faffung,  nben  lung  als  ein  %tief.  Stibli^  toeibm  bie  oÖe^ 

aber  an  anberen  ©teilen  (£ub.  Conunent.  in  Fb.  metülid^  SBibelfteOen  (übn  ben  (Bdmm^  M 

2,  7 ;  Hier.  Praefat.  ad  Dam.)ju  ©unften  ber  9C  %.  in  blefem  SBriefe  BgL  Weotoott  469  Vi 

gried^tft^en  9ibfa||img.  i|ür  biefeloe  fpiec^tn  ou^  495)  nai^  bem  Septuaeintate^  ft^fl  bott,  M 

innere  @rünbe,  »ie  g.  !8.  ber  &tiaaxä)  ber  LXX,  biefer  ni^t  mit  bem  ^rftifi^en  übeietnfihnt, 

felbft  an  ©teilen,  m  fie  üom  ^ebröijd^en  Xejt  ab-  angeführt,  ißur  brei  ©tetten  (f^ebr.  6, 13  f. ;  3,  i. 

Deicht  (bgL  2,  7 ;  10,  38 ;  12,  5  f.),  bie  gneti^i-  5.  6 ;  10,  30)  Weisen  foDo^I  oon  ber  Sät» 

f^en  £Bortf)iieIe  (5,  8;  IS,  14  u.  a.)  unb  ber  ginta  nie  twm  ßebrüifd^  ab,  uS^nnb  ^Al  ' 

aSortfc^.  @o  lonnten  j.  S.  glei(^  bie  anfangs-  12,20mirben€innbciangQi>geneBSBDdiBitL 

uortt  ouic^  feine  aromät|(^e  $^afe  bem  lieber-  EBefragt  man  bie  öltejte  Uebeilicferung  btt  mtf 

fe^  na^e  gelegt  merben.  2)e|^alb  ift  bie  aui!^  bie  gum  4.  ^a^r^iunbcit  über  ben  Se^offer  bei 

Bon  gomeliuS  a  Sopibe,  9t(itbmaqr  unb  unter  ©riefet,  fo  finbet  man,  ba|  beifelbe  bei  bat  an- 

ben  iproteftanten  neuerbingS  non  aäiefenl^al  (5)aB  genlänbifi^  ftirc^en  als  paulinift^  galt   8« 

3:roftfd)reiben  b.  91poftelS  ^pauIuS  an  bie  ^ebröer,  ben  Uejanbrinem  citiren  itm  unter  bem  %aim 

fieipjig  1878)  Dertntene  Slnfic^t  eineS  ^ebräifi^en  5ßüuli  glemenS  öon  ^Ue^onbrien  (g.  93.  Strom. 

Originals  gu  öertperfen.  Slie  abjoffung  beS  ©riefeS  6, 8)  unb  Origenefl  (g-  S-  Hom.  3  in  Nnm.),  bit 

unter  ben  genannten  Umflänben  entfpri^t  gan}  au^  beibe  fid^  auf  bie  üUerc  Ueberlieferung,  ■»• 

bem  ß^oratler  beS  1)1  ?ßaulu§,  ber  felbft  für  bie  nod^  ber  ©rief  Bon  5|)aulua  l&erxil^e,  berufm  (W 

ungläubigen  Siuben  „^Inat^ema"  tnerben  luoEte  Eua.  H.  E.  6, 14,  2  u.  25,  11;  gu  SlemenS  sm 

(Stom.  9,  3),  unb  bem  Sn^alte  felbjl    ^SauIuS  ^ejanbtien  OgL  %  3laufc^,  ^kt  neutc^  St^nift- 

berftanb  eä,  bie  befonberen  Sd^tsiertgleiten  ber  canonunbSIemenätion91^anbnen,Smb.läM, 

paläflinenjtft^en  3ubfnd)ri|"ieii  ju  loürbigcn.  ®e&>  20  ff.).  S)ie  fpäteren  ülesonbriner  gäi^Ien  ijn  bB 

balb  ging  er  oom  ^Itcn  ^eftaincnle  unb  feinen  öi^tc  Sd^rift  ^ßouli  gu  ben  14  Srufen  beSftQoi 

änftitutionen  au§  unb  belcieS  burc^  bie  Süarlegung  (g.  S.  Äthan.  Serm.  c.  Aiian.  2,  1.  6.  7  etc.: 

ber  33ebeutung  bcrjelben  fowo^l,  bafe  ber  ©loube  »gL  Comely  523  sq.) ;  ebenfo  bie  ^polnfftmivt 

an  @i^riftu9,  beti  @Dtte§{i)^n  unb  ^o^enpricftd,  <uinll  Bon  ^emfalem  (Cat.  4,  36),  epip^anni 

bai  gjlittel  gum  ^dk  jei  unb  fomit  boS  g^rifleu'  (Haer.  76  n.  42)  unb  gufebiuä  (H.  E.  6, 25,  II; 

tt)um  einen  untnerfalen  S^araRer  ^abe,  all  aaä),  Bgt.  bogu  Weatcott  p.  LXIX  f.) ;  bie  i^oppobonn 

bai  baS  Sffiert  3efu  Sbrifti  felbp  ein  Sü^nopfer  a3afiliuSb.®r.(AdT.Eunom.l,14;4,2),6n80t 

fei.  6nbli(^  erflörte  er  in  tieffter  ©rffiffuiig  be9  Don  !ßaätang(Cann,  de  ver.  Script  libr.[y.3i)i 

SBer^ättnip  beä  alten  jum*Reutn3:ePamentbfn  unb  ©regor  BonDlqffa  (In  Chriati  reBun.2); 

in  ber  ©eft^ii^te  SSraeie  entfallenen  $lan  ®ottc§.  bie  Slntto^ener  g^i^foftomuS  (Prael  in  Comm.). 

(lieber  baä  ißerbültnife  be9  ^Briefes  gum  SRömer-  S^eobor  Don  gjiopfueftia  (ogl.  Xiipi,  lb"bor  (. 

unb  ®alaterbrief  Bgl.  flauten  n.  614;  über  fein  iDiDpfueft.  61  ff.)  unbSl^oboret  (Ä^um.inEp. 

SBer^ältniBguinSn^anneS-gDüngeliumWeatcott  adHebr.),  loS^renb  fi^on  baSSoncil  Bonami»' 

p.  LX  f.;  ©^äfer  [f.  u,]  15  f.;  über  bie  bogma«  i^ien Born 3abre 264 ben SSriefalSpaultmfi^ci&t 

lift^e  Sebeutung  beS  »riefea  überbaupt  Dgl.  3iD  (ManBi,Co]l.conc.I,1038);baSietbegiltDonb(ii 

[f.  u.]  ©.  XXXVIII  ff.)   ®a§  ganje  Sfite  Sefto-  Sgrem  IHptiraateS  unb  fip^räm  (f.  Sied,  Com 

ment  erf^eint  liier  alB  Xppuä  für  6briftu8  unb  jum  SBriefe  an  bie  giebr.  I,  §  39),  nie  au4  bie^e- 

feine  @nabenanftalt.  @ine  fold^  tqpif^e  Se^meife  ft^itt^o  ben  ©rief  an  14.  ©teile  unter  ben  poiilbii' 

ift  iebod&  bei  SßauIuS  fe^r  gemötinlidS  (ogL  j.  S.  fd6enent(iäit(0gI.WeHtCQtt,OntlieC(u«)nofÜw 


1709                                           $QuIttd,  ber  H  1710 

New  Test,  6.  ed.  1881,851— 896).  3m9benb-  Wesanbrien  unb  (EufebtuS,  SucoS  ober  bm  r5mi- 

lanbc  ifi  bec  ^bc&etbrief  in  ber  römtf^en  StvO^  \d^  (HemenS  (Ena.  H.  E.  8, 88, 2)  oK  Ueberfe|er 

fd^  fM  JDon  (Slemend  k)on  Stom  J6enu|t  (bgl.  bed  nad^  i^  ÜReinung  urfprünglid^  l^brätf^  ge* 

CSiarteris  272  sqq.),  toöl^renb  bo8  murotorif^e  fd^rubenenSrtefedonfel^^fonbernaud^OngeneS. 

lent,  ^tp^ol^tud  (f.  Photius,  Cod.  121  2)ieferfQgt(b€iEu8.H.E.6,25,13):  ^SOßemtid^ 

le,  PP.  gr.  cm,  403])  unb  SaiuS  (beiEus.  meine  eigene  SReimmg  auSbrüden  fott,  fo  to&At 

K6,20,8;t)glb<quftaulenn.617)i^nnid^t  id^  fagen,  ba^  bie  Sebonfen  Don  ^pkmluS  1^- 

|tt  bcn  poulinif (^  ^efen  ^dl^Ien.  %xi)  SRardon  rill^,  bie  Sprod^e  unb  Ausarbeitung  aber  Don 

Qotiei^ni^t  in  feinem  Sanon(t)gI.  Hier.  Prolog,  iemonben,  ber  auS  bem  (Bebäd^tni^  jd^J^ffte  unb 

in  Ep.  ad  Tit).  3n  ber  gaüicanifd^en  ilird^e  l^t  gleid^fam  @d^oIien  )U  bem  Dom  9Reifter  (Sefagten 

nod^  dufebiuS  (H.  E.  5,  26)  Srenäud  ben  Srief  mad^te."  SBerbieferaRUarbettergemefen  fei,  toiffe 

oii(^fül^,  toie  ed  f d^eint,  ol^ne  il^  mit  ^Iu8  in  nur  (Sott  %ad^  (Einigen  fei  edSlemend  Don  9tom; 

Setbinbmta  )u  bringen  (Dgl  Westcott,  Comm.  nad^KnberenSucaSgeioefen.  3tt  neuerer  3eit]^aien 

p.  LXY).  3n  ber  a^anif (^  ftird^e  fannte  jtoar  Sinjelne  bie  9Ibfaffung  bed  Sriefed  ^oQo  (fo  nad^ 

ZectuSian  ben  ^ef  (f.  De  pudic.  20),  fd^eibt  bem  Vorgang  Don  Sutl^,  Sleel,  Sunfen  u.  9.) 

Vfa  ober  SamabaS  ^u ,  toä^renb  (S^prian  (De  ober  @iIaS  (SR^nfier,  SRiel^  u.  9.)  jugefd^ben, 

ahori  mart  11)  i^  überl^aupt  nid^t  gefamtt  ju  ol^  aber  eine  @))ur  Don  SetoeiS  l^ierfür  )u  geben. 

boben  fd^eini   93om  4.  Sal^rl^unbert  an  ift  ber  ftein  einziger  alter  Sd^ftfteller  ertoäl^  il^  9la- 

9ricf  aiid^  im  W6eiä>Ianbe  allgemein  al8  ^aulinifd^  men  in  biefer  Saä^t,  unb  eS  ifi  aud^  unbelannt, 

oncclamit  morben.  2)ie^  ergibt  fld^  auS  ben  3^9-  ba^  biefe  aRönner  überl^upt  ettoaS  Sd^riftlid^ 

ninen  ber  ffiLbxkoAvA,  KmbrofiuS,  ^ieron^muS  l^interlaffen  l^en.  XertuUian  l^t  SamabaS  oi& 

IL  f.  \D.  (Dgl.  Westcott,  Comm.  p.  LXXm  f.).  Serfaffer  bejeid^net  (De  pudic.  20 ;  Dgl  Hier.  Ad 

S^ffariuS  fprid^t  aOerbingS  Haer.  88  nur  Don  Dard.  [Ep.  129] ;  De  virr.  ill.  c.  5).  9.  9Raier 

18  {xntlinifd^  ^Briefen,  nemtt  aber  Haer.  89  (Sinl.  885  %  unb  Somm.  18  ff.)  toill  menigfienS 

boiienigen  einen  ^retiler,  meld^  löugne,  ba|  bie  Ausarbeitung  auf  il^  fixc&S{&fjittn,  toö^renb 

ber  ^bröerbrief  Don  $aulu§  l^errül^re.  Kud^  baS  ^tejlanten  mie  SBiiefeler,  Stitjd^I  u.  9.  il^  aB^ 

brittc  Concil  Don  Sartl^go  Dom  Raffet  893  unb  ^erfaffer  fd^Ied^tl^  anfel^  fteined  Don  beiben 

bad  Dom  ^ffct  419  fül^ren  x^n  als  |>au>  fannrid^tigfein,  tt)eilber@til  unbbie2)arflellung 

auf.  Sbenfa&S  begeugen  bie  öltefien  ^onb-  beS  SamabaS-SriefeS  Don  ber  beS  ^bräerbriefeS 

ften  («ABC)  feinen  paulinifc^  Urf))rung,  fel^  Derfd^ieben  ift  (Dgl  u.  %.  Westcott,  Comm. 

mfleil^enhoeber^mifd^enbieXl^alonid^er-  p.  LXXXff.).  gür  SucaS  alS  ^(uSarbeiter  beS 

mib  bie  Saftoralbriefe  ober  mie  bie  Daticanifd^  93riefe8  l^ben  M  Don  neueren  iKitl^oUfen  u.  % 

£MmbMriftimifd^enben®aIater-unbben(E))]^efer'  eftiud,  ^g,  SDöQinger,  SiS,  fürSIemenS  Don 

onef  fetet  Srjkre  Stettung  l^t  er  getodl^id^  ^m  Sangen,  Sberle,  SBiSping,  Paulen,  ComelQ 

oitd^  in  Den  ^anofd^ften  ber  mempl^itifd^  Ueber»  auSgef))rod^  ^üx  SIemend  Don  9tom,  ben  Wt^ 

fe^g  (Dgl  Scrivener,  Introd.,  3.  ed.,  Cam-  arbeiter  beS  1^1  $aulud  )U  Slom  ($1^.  4, 3),  f))rid^t 

bridge  1888, 886  £.  890).  @omit  l^d^t  feit  bem  feine  genaue  9efanntf($aft  mit  bem  ^bräerbriefe 

4.9a^]^unbertDoQeUebereinftimmung}tt)ifd^ber  unb,tDie(SufebiuS(H.E.8,88,3)  unb  ^ieron^muS 

mocaen«  unb  ber  abenbldnbifd^  ffird^  über  ben  (De  yirr.  ill.  15}  meinen,  bie  jtoHc^  bem  (Eltß 

{Nndtnifd^  Ihfprung  unb  Den  canonifc^  Sl^-  mens«  unb  bem  ^bröerbriefe  fUb  ftnbenbe  innere 

tcAer  biefeS  SriefeS,  unb  bie  im  Abenblanbe  ent-  Skrttxmbtfd^ft  beS  3nl^IteS  unb  ber  guSbrudtS* 

ffantbenen  3D>eif d  erRören  fid^  tl^S  auS  ben  fd^on  toeife  (f.  bagegen  u.  9.  Westcott  p.  LXXYII  f.). 

«namiieu  Sigentl^flmlid^feiten,  tl^S  auS  bem  lieber  bie  (nroteftantifd^  Anflehten  Dgl  ^ol^numn, 

iRi^braud^,  melden  einjelne  Secten  mit  einlebten  Sinl.  318  ff.  2>a^  ^ßauIuS  feinen  Flamen  nid^t 

€iwen  beS  SriefeS  (fo  3.  93.  bie  9loDatianer  mit  nemtt,  erflären  ^ßontänuS  unb  SIemenS  Don  Sie« 

^bt.  6, 4  ff . ;  Dgl  Philastrius,  Haer.  89)  trieben,  sanbrien  (bei  Eus.  H.  E.  6, 14, 4)  alS  einen  SetoeiS 

S)c^a  bat  aud^  baS  SoncU  Don  Xrient  il^  mit  feiner  Sefd^ibenl^  unb  ^fioralOugl^.  (Segen 

9te^  )tt  Den  ^14  Briefen  beS  ^oftelS  SauIuS"  ben  ^xmlinifc^Urftmmg  famt  manfid^  nid^t  auf 

qqfiSß.  UebrigenS  ifi  toobl  )u  Uaä^itn,  oa^  auS  6ebr.  2, 1. 3  berufen,  als  ob  fid^  $auIuS  bort  im 

bcn  3eugmffen  berer,  meldte  ben  ))aulinifd^en  Ur«  Segenfa^  }u  @al  1, 12  q&  einen  Don  benen 

f prung  beS  Srief eS  I&ugneten  ober  be^meif elten,  be^eid^,  meld^  baS  (B^ftentl^  nid^t  birect  Don 

fl^bicSmegS folgt,  oa^ biefelben  au(j|feinen  canoni«  S$riftuS,  f onbem  Don  ben ^ofiebi  gelernt  boben. 

Men  d^arafter  nid^t  anerfannten.  Wan  lie^  toegen  9ber  „felbft  in  bem  gfalk,  ba^  $atibtS  unter  ben 

foU^  3D)eifeI  ben  IBrief  lieber  unbenu^,  o^ne  ^{leic  (l  c.)  mitbegriffen  möre,  lönnte  gegen  il^ 

iAer  boburd^  benfelben  gu  Dettoerfen.  ämmerl^  nid^t  argumentirt  h}erben.  ®enn  er  fonnte  in  ber 

fbdi  bie  Sigentl^mlid^Ieiten  ber  Sd^reibart  u.  a.  %fiai  Don  fid^  nid^t  behaupten,  ba^  er  in  bem 

f 0  ffa>i,  ha^  man  fd^on  Don  WterS  ber  geglaubt  @inne  mie  Die  flbrigen  ^ofiel  ein  Obren}euge  ber 

9at,  biefelben  nur  burd^  bie  ^nna^me  erflören  }U  Dom  &erm  Der(fltü)eten  ^töle^re  getoefen  fei" 

ttnnen,  ^ßauIuS  fyiU  bei  ber  Sbfaffung  einen  9Rit«  (SiS  66).  SSgl  )u  ben  Sintoenbungen  iXbeäfcoipt 

ütbeittr  ae^abt.    S)iefer  Uebergeugung  bulbigen  Gomely  535  sqq.  S)er  Srief  mu^  Dor  ber  3^ 

ntd^  blo|  bieienigen,  meldte,  toie  SIemenS  Don  fiörung  3entfaIemS,  [a  Dor  bem  9(uSbrud^  beS 


1711  $aulu8,  gongrcgatiott  be8  1^1.  —  ^auluö  öon  Sernricb. 


m2 


iübifd^en  ffricgeS  im  3.  67  gcfd^ricben  fein  (jo 
oOe  !at]^oIif(i^en  g|cgcten,  foioie  SIee!,  (SxoOb, 
©d^urer,  ÖUgenfcß),  9lcu|  u.  31.;  bagcgen  Sc¥, 
fyxcnad,  öolj^monn  u.  9L).  S>enn  aM,  waS  öotn 
iübiWcn  Kultus  gejagt  toirb,  fefct  ben  Seftanb  beS 
%mptl^  Doraug,  unb  ed  tt)irb  mit  feinem  SBorte 
auf  ben  Ärieg  ober  bie  glud^t  ber  ®^[ten  auS 
3eru|alem  angef<)ielt  Solange  SacobuS  lebte,  »or 
fott^  an  »rief  uberflüffig.  ©efel^lb  mufe  feine  3»- 
foffung  nad^  oeffen  lob,  alfo  nad^  62  (Jos.  Antt 
20,  9, 1)  fallen.  2lu8  13,  23  ergibt  fid^,  bo|  ber 
SSerfaffer  toenigftenS  bei  ber  Slbfenoung  beS  SBriefeS 
auf  freiem  9fu|  tt)ar.  Somit  föEt  bie  3lbfaffung 
jtoifd^en  63—66.  ©er  «rief  ift  in  Stalien  ge- 
fd^rteben,  ba  nad^  13, 24  „bie  »ruber  au8  Statten" 
®rü^e  überfenben.  2)aS  lann  nid^t  tixoa  l^i^en 
^bie  aus  Statten  ftammenben  »ruber" ;  benn  toie 
fönte  ^ßauIuS,  totnn  er  bamalS  nid^t  in  Statten 
geioefen  loäre,  blo^  öon  ben  an  feinem  3lufent« 
QaltSort  }uföEig  amoefenben  Stattenem,  nid^t  aber 
aud^  Don  ben  einl^eimif d^en  Sl^riften  ®rü^e  befteOt 
l^n?  SSBar  aber  ^uIuS  bei  ber  3(bfeiü)ung  in 
Statten,  fo  ift  am  naturttd^ften  an  9lom  ju  beiden, 
^fär  f)n:ed^en  aud^  bie  Unterfd^rift  in  Codex  A: 
„(Sefd^rieben  öon  SRom"  (Tischendorf,  N.  Test., 
ed^  8.  maj.,  ü,  839)  unb  bie  gried^ijd^en  Srflörer. 
Somit  mu|  ber  »rief  fur^  na^  ber  ^Befreiung  beS 
^oftelS  aus  ber  erften  römifd^en  ©efangenf^aft, 
alfo  ju  Snbe  beS  Sct^eS  63  ober  }u  3(nfang  beS 
Sal^reS 64 gefdbriebenfein.  S^^ Il^Iogie beS»rie« 
feS  t)gl.  X^alQofer,  S)ie  Op^ttl^xt  beS  ^ebröer- 
briefeS,  ©ittngen  1855  [^rogr.];  ®aS  Opfer 
beS  3llten  unb  beS  bleuen  »unbeS,  StegenSb.  1870. 
Spedalcommentare  Don  ffatl^olifen  fmb :  Franc, 
de  Ribera,  Comm.  in  Ep.  ad  Hebr.,  Salamanc. 
1598;  ^.  ftlee,  3luSlcgung  beS  »riefeS  an  bie 
Hebräer,  ORaina  1833 ;  91.  SKaier,  6omm.  über 
ben  »rief  an  bie  §ebr.,  Qfreiburg  1861 ;  ßeonl^. 
3in,  ®er  »rief  an  bie  Hebräer,  SKaing  1879: 
Joa.  Pänek,  Comm.  in  Ep.  b.  Pauli  ap.  ad 
Hebr.,  Oenip.  1882 ;  311.  Sd^äfer,  ®er  ^ebröer- 
brief,  gjJünfter  1893.  »on  9Hat^ott!en:  gfr.  »lee!, 
®er  »rief  an  bie  Hebräer,  »erttn  1828—1840, 
3  »be. :  gfr.  ®ctttfd^,  Komm,  jum  »rief  an  bie 
^ebr.,  ßcipaig  1857 ;  S.  ?).  ffurj.  ®er  »rief  an 
bie  Hebräer  erfläri,  SDWtau  1869;  fteil,  64)mm. 
über  ben  »rief  an  bie  Hebräer,  Seipjig  1885; 
Westcott,  The  EpisÜe  to  the  Hebrews,  Lond. 
1889.  [3.  Qfelten.] 

^mUts^  Kongregation  beS  1^1,  f.  »ar- 
nabiten. 

9aiiEit$  Don  3lrbefd^ir,  f.  $auIuS  ber 
^er. 

Lantus  Don»affora  (je^t  »aSra,  ^an- 
belSftabt  am  ©d^at-el-3lrab),  im  ftatalog  beS  6beb« 
iefu^auluS5iifibenuS  genannt,  mad^te  feine 
Stubien  unter  SMar  3IbaS  in  ber  ncftorianifd^en 
Sd^ule  au  SRifibiS,  toirfte  bafelbft  als  Sc^rer  unb 
Sd^riftftctter  unb  tourbe  553  2Ketropottt  biefer 
Stabt  (Assem.  Bibl.  Orient,  ü,  412;  III,  1, 
87).  er  Dcrfa^te  in  f^rifd^er  Sprad^e  bie  ^SMe- 


tl^obifd^e  einlettung"  in  bie  l^igen  @c^r$m 
beiber  Sleftamente,  meld^  SunUtuS  SfriaunS, 
ateid^lonjler  unb  erfter  (Sel^eimrat^  beS  fldte 
Suftinian,  im  3-  551  auS  bem  i^  Dorüegemi 
gried^ifd^en  Xeste  in  bie  loteinifd^  Spraye  iüa^ 
fe^e.  2)aS  SOßerl  ift  unS  etl^olten  unb  fS^ka 
Xitel  Instituta  regnlaria  diTinae  legis.  B 
bietet  balb  mel^r  boüib  weniger  old  eine  biüifte 
Einleitung  in  unf erem  Sinne ;  man  tonn  eS  ds 
enc^flo^&ie  ber  bibttfd^  X^eologie  l^aüfm. 
2)er  fqrifd^  Sest  ift  btS  auf  ben  %M  Huchel- 
monuthö  d'surühö  (Assem.  1.  c.  III,  1,  87), 
ber  gried^ifd^e  Dottftönbig  verloren  (f.  b.  IrL  3tt> 
nittuS  3lfricanuS).  3n  ber  »orrebe  ^  bem  fBkA' 
d^en,  n)eld^  fid|  burd^  logifd^e  3lnlage  unb  ticf- 
bur^bad^ten  Sn^alt  auSgetd^et,  nennt  Smnfiiä 
ben  »erfaffer  einen  »^ßerfer"  (Persam  genere), 
iDaS  ungenau  ift  unb  nur  befdgen  foQ,  ba^  ^faabA 
3lnge]^5riger  beS  faffanibifd^  Steid^eS  gdoefn, 
als  er  bem  SuniliuS  als  Seigrer  ber  SQoijliäfak  fi 
92iftbiS  im  ®  ebiete  beS  ^erreid^eS  befonnt  mäiL 
(»gl.  Assem.  BibL  orient.  HI,  1,  485.  632; 
m,  2,  928 ;  JKK  3:]^b.  t>on  ÜRotifueßia  nib 
SunittuS  3l|ricanu8,  Sreib.  1880,  258-275, 
mit  einer  Iritifd^en  XestouSgabe  ber  lostitotar^. 
diyinae  legis.)  IttüSß.] 

|fimtii$  k)on  »ernrieb,  0.  S.  Aug.,  ein 
eifriger  SIeriler  beS  12.  Sal^l^unbertS  unb  &aito 
gegen  bie  fird^Kd^en  9Ri|ftönbe  (Simonie,  $riepe^ 
el^e),  iß  nur  auS  feinen  Sd^r^ten  befcmnL  gär 
fdne  SebenSumjlönbe  ergibt  ftd^  auS  benfeUcn  wa 
SßenigeS ;  baS  genaue  SeburtS-  unb  Xobefibaton 
fmb  nid^t  feft^ufieHen.  ^ßaul  erfd^nt  um  1102 
als  SIertfer  (ßianonifer?)  ßu  SRegenSburg,  m  er 
\\ä)  aber  alS  »orföm))fer  für  Sftef orm  ber  @eifili4> 
feit  im  Sinne  ®regorS  VII.  bolb  fo  berl^^  \ai^, 
ba|  er  bie  Stabt  erft  jeitmeilig,  fpäter  (um  1120) 
bauemb  Dertte^.  2)amaIS  trat  er  in  boS  @^ 
l^errenfüft  »emrieb  ein  unb  mad^te  1 122  in  So^tn 
beS  Stiftes  eine  Sieife  nad^  9tom,  n)o  er  t)on  $apjt 
Sali^  n.  ein  $rit)ii[eg  für  »emrieb  edoirfte.  3n 
%om  t)erfd^affte  er  ftd^  9lad^rtd^ten  unb  OueDen 
}u  einer  »iograpl^ie  ©regorS  YIL  (f.  u.),  fnütrftt 
bann  auf  ber  SiüdCreife  }u!IRaiIanb  imitlojieibeS 
^l  3tmbroftuS  »erbinbimg  mit  bem  nad^mattga 
^ropft  SRartin  an  unb  forfd^te  auf  beffen  Sittoi 
\pätn  mä)  Sd^riften  beS  1^1. 3lmbrofiuS,  um  bieje 
nad^  SRailatü)  }U  fenben ;  fo  btteb  er  mit  SRor* 
tin  in  längerem  »rieftoed^feL  Seine  mi^ti^P^ 
Sd^rift  ift  bie  fiebenSbefd^reibung  ®regorS  YIL, 
meldte  er  1128  üerfa^te;  biefelbe  ift  öfter  (enuS' 
gegeben,  guerft  Don  ©reifer  (Sngolftabt  1610,  bann 
in  Opp.  VI,  ßatisb.  1735,  119  sqq.),  ferner  bei 
Migne,  PP.  lat.  CXL Vm,  39  sqq. ;  Watterich, 
Pont.  Bom.  vitae  I,  Lipsiae  1862,  474  sqq. 
@ine  5U)eite  erl^attene  S^rift  ^ßaulS  t)on  Sem« 
rieb  ift  bie  Vita  B.  Herlucae  (AA.  SS.  BoD. 
April,  n,  552  sqq. ;  ber  auf  bie  Translatio  S. 
Wicierpi  bejägttd^e  Xl^eil  aud^  in  ben  Mon. 
Germ.  hist.  Scriptt  IV,  427).  S)iefe  ^erfufli 
l^atte  ^ßaul  in  Spf ad^  am  8ed^  lennen  gelernt,  unb 


$aulu8  Don  93urgod  —  $aulud  2)iQconu8. 


1714 


nr  Uxfod^  getoefen,  ba^  er  US  1120  ßets 
t  nad)  SegenSmtrg  jurüdfel^cte  unb  ben 
f  fott^(|te.  &pöUx  mu^e  oud^  ^luca,  bie 
gteS  frommen  9BanbeI8  Don  bem  SanbooQe 
gt  nmrbe,  in  93emrieb  eine  3^ud^t  fud^, 
( bann  6^  }U  ^rem  Xobe  iMnoeüte.  (%uS- 
d^  über  bie  fei.  C^erluca  f.  in  StoblerS  ^- 
esifon  n,  664  ff.)  S)te  SebenSbefd^reibung 
eligen  begann  $aul  nod^  9Ra9  (f.  u.)  1144, 
bete  fte  cwer  anid^nenb  nid^t,  tooraud  man 
)Iie^en  moUen,  oa^  ber  Xob  i^n  bei  ber  Se« 
itng  äbenaf d^te.  Mein  bief er  @d^Iu^  ift  un- 
Kgt,  meil  bie  UnDoIIftönbigleit  ber  SebenS- 
ribung  ^Iuca'8  nur  eine  fd^nbore  ift  (f. 
ng  [f.  u.]  1,  9nm.  3),  unb  loeil  bie  ©elige, 
ermumn  (f.u.)  573  gqeigt  f)(d,  fd^on  1127 
Sie  ^bfatfung  il^rer  SBiogropl^ie  mirb  bdber 
1130  ongufe^  fein;  bie  erfte  SluSgabe  be- 
@retfer  (Opp.  VI,  1648qq.).  2)aS  Xobed- 
kntlS  ift  ungeioi^,  liegt  aber  oor  1 156.  (SSgl. 
bendbefd^reäung  ^uIS  oon  SBemrieb  k)on 
99109,  im  92euen  Slrd^it)  ber  (SefeQfd^aft  fär 
beutfd^e  @efd^.  Xn  [1887],  335  ff. :  t)err- 
,  $aul  unb  ®eb^b  k)on  Semrieo,  ebb. 
[1889],  567  ff. ;  3.  ©reöing,  ^18  üon 
ieb  Vita  Gregorii  YII  papae,  SRilnjIer 
[ftird^gcfd^.  @tubien,  l^rSg.  Don  ftnöpfler, 
rd  u.  @bralel,  H,  1].  2)ie  altere  fiiteratur 
ud^  Chevalier,  £ep.  s.  y.^  [%  gffer.] 
mCttS  Don  SBurgod  (ober  aud^,  obgleid^ 
T,  oon  Sartl^agena),  befannter  Sieget, 
ü^  feiner  eigenen  Angabe  urffmlnglid^  3ube 
rm  Stamme  Seol  Sr  tourbe  1350  )u  SurgoS 
ri(^  ßltem  geboren  unb  loibmete  ftd^  oon 
tuf  toiffenfd^aftlid^enStubien.  2)urd9  eifrige 
orurtl^eüSlofe,  Don  fortmöi^renbem  @ebet  be- 
e  Sefd^ftigung  mit  bem  Stten  Xeftament 
tit  ber  @umma  bed  1^1.  Sl^omaS  gelangte  er 
efel^rung  unb  marb  1390  in  bie  inrd^  auf> 
imen.  ^mald  toat  er  t)er]^eiratet  unb  SSater 
inf  flinbent  93ei  feiner  Xaufe  erl^ielt  er  ftatt 
amenS  Solomon  äeoi,  ben  er  oorl^er  geführt 
ben  92amen  ^ßaulud  a  fanda  SRoria.  Wi 
mdfytt  feine  @$attin  ftarb,  loibmete  er  Jtd^ 
eiftiid^en  Staube  unb  marb  bei  bem  großen 
en,  baS  er  feiner  (Selel^rfamfeit  unb  feiner 
ib  toegen  befa|,  balb  beförbert.  Um  bad 
1400  marb  er  ^(rd^ibiacon  oon  Zreoino, 
105  Sifd^of  oon  Sartl^agena,  1415  Sifd^of 
Surgod  unb  balb  barauf  Srd^icanceltoiud 
iciller  major)  Don  Saftttien.  Sfö  fold^ 
ber  getaufte  3ube,  tt)a8  in  Spanien  aI8  un- 
galt,  mit  bem  Unterrid^t  be§  1405  geborenen 
irbqen,  fpätem  ftdnigS  ^uan  IL,  betraut 
).  1414  fanbte  il^n  bie  Stegentin  Sonna 
ina  }um  Soncil  oon  ftonftan^.  Sie  Siebe 
Oigen  Sd^rift  bel^ielt  ^ul  fein  ganjeS  fieben 
r  fhtbirte  biefelbe  ]^au))tfö(^Iid^  nad^  ber  oon 
fß  fy>d^  gef  d^|ten  Postilla  beS  9licoIauS  Don 
f.  b.Srt.)  imb  mad^te  ^u  berfelben  in  feinem 
ilor  am  Staube  ^nmerfungen,  toeU^  er 


Additiones  nannte.  3)iefe8  gloffirte,  1429  DoE- 
enbete  (tsnxoflax  fanbte  er  feinem  Sol^e  SlfonS, 
toeld^er  2)octor  ber  Siedete,  $riefter  unb  2)e€an  gu 
Compoftela  toar  (bo|  9Ifon§  oud^  2)e€an  }u 
Segooia  gemefen  fei,  ifl  enttoeber  unrid^tig,  ober 
er  l^e  gmei  Senefiden  }u  gleid^  3eit).  ^fonS 
mar  nod^  ein  ffinb,  att  fein  Sater  )um  (Sofien« 

2 um  übertrat,  unb  empfing  gleid^  feinen 
onfalouS  unb  Sdoorud  (Storfia  sugbid^  mit  bem 
93ater  bie  l^eilige  Xaufe.  918  Aenner  beS  ^brfti« 
jd^en  ift  ^ul  bebeutenber  al§  9hcoIau8  oon  S^ra, 
tm  tl^Iogifd^en  SBiffen  il^m  minbeftenS  gleid^. 
3nbe|  ift  bie  Xl^eone  ^uld  Ober  ben  Siteral« 
finn  ber  Sibel  ni^t  gan}  rid^tig,  ba  er  biefen  auf 
oen  sensus  proprius  einfd^ränft  Ueber  ben 
SBiberftanb,  meldten  bie  Additiones  bei  ben  Or« 
benSgenoflen  beS  9HcoIau8  l^orriefen,  f.  b.  9rt 
9KcoIaud  oon  S^ra,  ob.  325  f.  ^ul  ffairb  1435, 
ben  29.  (nad^  Ruberen  ben  25.)  Sluguft.  Sein 
9lad^f olger  auf  bem  bifd^öflid^en  Stul^I  t)on  8ur« 
go8  mürbe  fein  jmeiter  Sol^n  9Ifon8  (f.  b.  Srt.  I, 
535  f.).  2)er  öltefte  Sol^n  ^uld,  @onfaIt)0,  ttxn: 
ebenfalld  ^efier  unb  umrbe  SiJ^of  erft  bon 
Pafenria,  bamt  oon  Siguenjo.  2)te  beiben  an« 
bereu  Söl^ne,  ^bro  unb  SUooro,  blieben  Saien. 
—  Su^er  ben  Additiones  (aber  bie  HuSgaben 
f.  oben  326  f.)  fd^rieb  ^mOuS  nod^:  .1.  Dia- 
logus  qni  Yocatur  Scmtminm  Scriptnramin 
libris  duobus  (contra  perfidiam  Jadaeomm), 
DoOenbet  im  3. 1434,  öfters  gebrudtt  in  fol.,  jum 
erfien  Wale  ca.  1470 ;  mel^rere  ausgaben  efifKren 
s.  1.  et  a.  SSon  batirten  ausgaben  finb  4  be« 
fannt:  Mantuae  1475;  Mogunt.  1478  (f.  Hain 
nr.  10762—10766);  Paris.  1520  (?),  l^erauS- 
gegeben  unb  mit  SRarginalnoten  üerfe^  t)on 
Stobert  (SouOet;  Bnrgos  1591 ;  biefe  Ie|tere  aus- 
gäbe rul^rt  oon  bem  Suguftiner  (S^fto))]^  Sanc« 
toriuS  l^er  imb  entl^ölt  eine  Sebendbefd$reibung 
Ißauld.  —  2.  De  nomine  divino  quaestiones 
duodecim  (ex  addit  in  caput  3.  Exodi),  ge« 
brudft  mit  ben  Sd^olien  oon  ^.  S)ruftu8  in  Decas 
exercitationum  Philologicaram  de  vera  pro- 
nunüatione  Nominis  Jeho  va,  cum  praefatione 
Hadriani  Belandi,  Trajecti  ad  Bhenum  1707, 
121—150.  ajloroni  ermähnt  (LXXXI,  247) 
aud^  eine  (Srflärung  ber  Spocal^pf e  oon  il^m.  (93gl. 
Nie.  Antonio,  Bibl.  hisp.  vetus  11,  Matriü 
1788, 237  sqq. ;  J.  Mariana,  Historia  genenJ 
de  Espafia  19,  8  [ed.  de  Barcelona  1839, 
lY,  324] ;  35dM  Mgemeinefi  (Belel^rtenlesibn 
s.  Y.  unb  bie  gfottfejptng  unb  (Ergänjungen  oon 
Siotermunb  Y,  Bremen  1816,  1731  f.;  Bemer, 
S)er  ]^I.  Xl^maS  oon  9quin  I,  Slegendb.  1858, 
662  f.)  [©oberg.] 

TfmdM  ftffe^M,  f.  (Sortef e,  ^ßmd. 

f^Mibis  pfauttms  i{t  ber  9bune  mel^rerer 
Sd^nftßeOer  beS  fräßen  SRittelalter«.  Skr  be- 
bnmtefte  unter  i^nen  ifi  1.  $aulu8  2)iaconud, 
SBarnef riebd  Sol^n,  ber  Umgobcn^ifd^  (Be- 
fd^id^tfd^ber.  Sr  mürbe  um  720  jugfrioul  geboren 
unb  flammte  ox&  einem  eblen  ®efd^Ied^te,  meld^ 


1716 


$aulu8  SiaconuS. 


1716 


iDQl^rfd^etnli^  unter  9(Kom  nad^  Stolien  einge« 
tDonbert  toor.  Strogen  lourbe  ^ul  om  ^ofe  bed 
langobatbif  ^en  ftönigS  SRad^iS,  loeld^er  eine  eigene 
^offd^ule  errid^tet  l^otte,  nad^bem  baS  Sateinifd^ 
bereits  ^of{))rad^e  getoorben.  S)ort  erl^telt  $aul 
feine  Silbung  burd^  ben  ©rontmatiler  ^ctüiaxtxS, 
ber  il^n  toie  im  Sateinifd^en  fo  oud^  im  ®ried^ifd^ 
unterrid^tete.  S)urd^  ^auIS  l^erborragenbe  Zalente 
tDurbe  ber  ftönig  auf  il^n  oufmerffam  unb  fd^ä^te 
i^n  fel^r  f^oä^ ;  aud^  bei  ben  nöd^ften  9lad^f olgem 
bed  Stod^iS,  beS  großen  @önner8  k)on  SRonte  taf- 
flno ,  bei  %ftulf  unb  befonberS  bei  S)efiberiu8, 
fionb  er  in  ®eltung  unb  ^nfel^,  t)ieQeid^t  aud^ 
in  l^ol^en  Sßürben.  ftönig  S)efiberiu8  vertraute 
i^m  fogar  ben  Unterrid^t  feiner  Xod^ter  Sbelperga 
an,  bie  $aul  oud^  f))Qter  nod^  in  il^  @tubien 
leitete.  S)enn  als  ^belperga  mit  ^rid^id,  bem 
^erjog  bon  Solemo  unb  IBeneüent,  Dermäl^It  Sor- 
ben, tom  x^x  Seigrer  an  biefen  l^erjoglid^en  ^of. 
Safelbft  fd^rieb  er  für  feine  Sd^ülerin  bie  Historia 
romana,  loeld^e  biS  auf  Suftintan  gel^t  (abge* 
brudCt  in  ben  Mon.  Germ.  hist.  Auct  anti- 
quiss.  n,  4  sqq.) ;  fie  ift  eine  Q:om))iIation  au3 
üerfd^iebenen  ®ef  d^id^tSmerfen,  nomentlid^  eine  Sr- 
&)eiterung  unb  tlifortfe|ung  bed  Sutro))iu8.  9ud^ 
bid^tete  ^ul  für  ^rid^iS  bie  Snfd^riften,  mit 
benen  berfelbe  feine  glangenben  Sauten  in  @aIemo 
fd^müd(te.  @d^mer}erfäflt  über  ben  @tur5  beS 
ftönigd  S)efiberiu8  unb  baS  UnglüdC  f eined  SSoIfeS, 
trat  er  bolb  bamad^,  bereits  }um  2)iacon  gemeil^t, 
in  baS  «lofter  STOonte  gafffaio  (f.  b.  art.  VUI, 
1842  ff.),  ffaum  eingetreten,  begab  er  fid^  auf  ben 
SBunfd^  fforlS  beS  ©rofeen  an  bcffcn  t)of  (782), 
tt)o  er  im  ßrcifc  ber  auS  öerjd^icbcnen  ßänbcm 
berufenen  ©elel^rten  al3  ein  @tem  erfter  ®rö^e 
glönjite  unb  M  burd^  feine  Semül^ungen  um 
|)ebung  ber  n)iff  enfd^aftlid^en  ©tubien  im  granfen- 
reid^e  gro|e  IBerbtenfte  ertoarb.  ftarl  ber  ©ro^e 
DeüDenbete  il^n  unter  Slnberem  )ur  Slbfaffung 
einer  ^omilienfammlung  (f.  b.  3lrt.  ^omiliarium). 
Sbenfo  Ite^  ffarl  burd^  il^n  befonberS  biejenigen 
©eiftlid^en,  loeld^e  feine  Xod^ter  Stotrub  na^  Son- 
ftantinopcl  begleiten  fotttcn,  in  ber  bamalS  im 
Sranfcnreid^e  nur  feiten  befanntcn  gried^ifd^en 
©prad^e  unterrid^ten.  Sog  fo  ffarl  ber  ®ro^e 
allerlei  5ßu^en  au8  ^uIuS'  öicifeitigcn  Äennt» 
nifjcn,  fo  bcnu^te  au^  bicfer  feine  Stellung  jum 
ftaifer  unb  em)ir!te  Dielen  fiangobarben,  loeld^e 
als  ©efangene  nad^  gfranfreid^  gefd^Ie))))t  loorben 
waren,  bie  Sfrcil^eit ;  unter  i^nen  bcfanb  ftd^  auc^ 
Paulus'  «ruber.  ?luf  »Uten  beS  Sifd^ofS  9lngil- 
ram  öon  SMcJ  öcrfa^te  ^aul  meiterl^in  bie  Gesta 
Episcopormn  Mettensium  (am  beften  gebrudtt 
Mon.  Germ.  hist.  Scriptt.  ü,  260—270).  Sie 
(Spannung  ^toifd^en  ffarl  bem  ®ro|en  unb  bem 
öerjog  öon  Seneöcnt,  »cld^e  pd^  786  bis  jur 
ff  ricgSbebrol^ung  flctgcrtc,  öcricibete  il^m,  als  einem 
Srcunbc  bcS  j^crjoglid^en  ^aufeS,  ben  ^ufcnt^alt 
am  fränfifd^cn  ^ofc.  3m  3.  787  feierte  er  »iebcr 
nad^  ajionte  Kaffino  jurüd,  mol^in  eS  il^n  mäl^renb 
feines  Sufentl^lteS  im  grantenreid^e  ftetS  mä^tig 


gqogen  l^tte.  2)ort  lebte  et  bei  feinen  fnnna 
äJätbrübem  nad^  feiner  getool^nten  SBeife  fKI  nd 
befd^eiben,  geliebt  Don  il^nen  unb  feinen  Sißka, 
als  OrbenSnumn,  Seigrer  unb  Sd^riftfieBer  ^ 
ffarl  ber  @roBe  mad^te  il^m  nod^  im  Sa^ie  fravS 
äßeggangeS  einen  Sefud^  in  SRonte  Cof^.  3» 
bie  leäte  3eit  Don  $ouId  Seben  ge^rt  ferne  fd^ 
ed^rift,  in  meld^er  er  bie  Stegel  befi  ^L  9cnAkt 
erflörte.  S^gleid^  begann  er  fein  früheres  8h 
fd^id^tStoerl  }u  einer  ®efd^d^te  feines  SoOdlnt 
Serüdtfid^tigung  ber  grie^fd^  unb  ftMSjfifm 
®efd^id^te  bis  )um  ^tur^e  ber  ®oten(cn|4flß 
for^ufe^  be^n).  umzuarbeiten  uiüer  bon  JäM 
Histona  Langobardorom  (guerfl  gdHcndt  ^jkni 
1514,  3ule|t  in  ben  Mon.  Oerm.  hist  Sm^ä. 
Lang.  45 sqq.;  eine  SeparatauSgoBe  erfd^pi 
^annoDer  1878,  beutfd^e  Ueberfe|ung  tma  Otts 
Sbel,  99erlin  1849,  eine  neue  SUtSgoie  ba 
Ueberfelpg  Don  3acobi,  ebb.  1878).  Siefe  ein- 
fad^,  rein  unb  anmutl^ig  gefd^riebene  Sefd^ 
me^e  bis  bt'S  15.  Sai^ri^unbeit  ^mein  S^ 
bud^  beS  gamen  Wbenblmibed  UHir  unb  Doaki 
®efd^id^tfdbreiDem  Dielfad^  ^^^  tmiäe,  |ng| 
jtoar  als  ©efd^id^tsmer!  numd^e  m&nqid,  \^  da 
burd^  Srl^Ittmg  beS  reid^  @d^a^  Don  9iatto«li 
fagen  unb  münblid^en  Ueberlief  enutgen  btf  loagD- 
barbifd^en  Solf eS  au|erDä)entIid^  toertl^DdL  ^ 
fyxtU  bie^  fein  lekteS  unb  gugbid^  bebeitobprt 
SSBerf  bis  jum  3abre  744  fertig  gefMt,  o»  ^ 
angeblid^  am  13.  %px\i  797,  ber  Xob  fibeno|4te. 
^u^erbem  l^aben  tt)ir  Don  il^m  nod^  einige  ^taltifd|- 
tl^eologifd^e  SBerfe,  baS  Seben  mel^rerer  ^eiGgn, 
eine  ^n^oü^I  Don  ©ebid^ten  unb  ^^nuien  (j6  ba 
^qmnuS  üt  queant  laxis  auf  baS  gfeft  bcS 
1^1  Sol^anneS  Sapt),  fotoie  Sriefe;  aad^  giB 
^auIuS  2)taconuS  als  ber  SSerfaffer  eineS  9tf- 
^ugeS  aus  bem  SBerfe  beS  ©rammotüeiS  gfejte 
De  verborum  significatione  (DgL  E.  N^,  De 
Paulo  Diac.  Festi  epitomatore,  Erlang.  1891 
[Diss.]).  (Sgl.  Tosti,  Storia  della  badia  di 
Monte  Cassino  I,  Napoli  1842,  31  egg.;  2)0^ 
Sangobarb.  ©tubien.  I:  gkml  ©iac,  Seiw.  1876; 
9teueS  Srd^iD  ber  @efeafd^ft  fär  altere  beutHt 
©efd^idtitSfunbe  I  [1876],  300  ff.;  3öcobi,  3» 
OueQen  ber  langobarb.  ®efd^.  beS  ^ßoul  S)iaL, 
^aUe  1877;  Potthast,  Bibl.  hist  medieri 
Berol.  1862,  484;  SBattenbad^,  2)eutf(lN^ 
®efd^id^tSquetten  I,  6.  «ufl.,  ©erlin  1893, 165  |f. 
[mit  reid^en  Siteraturangaben].) 

2.  ^auIuS  S)iaconuS  SmeritenfiS 
l^ei^t  ber  angebltd^e,  fonft  imbefannte  SBerfofferto 
Vitae  patrum  Emeritensium  (3JlenbatnS{»' 
nien).  92ad^  ®amS  (jKrd^engefd^.  Spaniens  H 
2,  SRegenSburg  1874, 116)  »are  ber  Sterne  nnr 
fingirt.  S)aS  amifd^en  ben  Salären  632—640  w* 
falte  SBerf  felber  mar  f d^on  im  üßittelalter  nu|t 
unbefannt,  mie  g.  93.  ein  99rief  beS  ffönigS  V* 
fonS  m.  Don  2con  (866—910)  be^nSt,  ber  906 
an  ben  SIeruS  unb  baS  93olf  Don  SlourS  fdM- 
„SBir  befi|en  baS  Seben,  bie  lugenben  unb  te 
SBunber  Dieler  ]^erDorragetü)en  SD&ner,  wie  te 


1717 


$aulu8  ber  einfiebler  —  $quIuS  ^eliä. 


1718 


tum  SmerUa,  in  guter  unb  Oorer  äBeife  gef^rieben, 
IDcU^  in  euren  Srd^iüen  fU^  nid^t  befinben,  unb 
mU^  mit,  fo  eS  ewi^  bienen  loirb,  gerne  an  eu^ 
fenbcn  merben''  (bei  Marrier,  Biblioih.  duniac, 
Liitet.-Pari8. 1614,  not  A.  Quercetani  p.  50). 
SMrfeS  SBerf,  toeld^  befonberS  boS  Seben  mebrerer 
6t}mN^fe  t)on  emerito  Don  530—562  befd^reibt 
itifi.  ®am8  n,  2, 113  ff.)  unb  ein  loid^tiger  Bei- 
trag |ur  Suffldrung  ber  f)umif d^en  ftird^engefd^id^te 
iß,  forn  }ur  3tU  ber  älcauren  k)on  Smerita  in  bie 
nOiblici^  ^Dingen  unb  ümt  ha  bei  ber  fort- 
fd^tritenben  SEBiebereroberung  @;>onien8  lieber 
Md^  bem  Säben :  afö  fein  Serf  äff  er  mirb  aber  erft 
feit  bem  17.  3a9rl^noert  ein  $aulud  S^iaconud 
gnuimit  3n  feiner  ie^igen  gfotm  nmrbe  eS  juerft 
um  Somabad  SRoreno  be  93arga8  unter  bem  Zitel 
Paulus  DiaconuB,  De  vita  et  miraculis  Patrum 
EmeritenBium,  Matrit  1633,  l^erauSgegeben, 
borni  nad^  Dier  olten  unb  t)ier  neuen  SiobiceS  cum 
notia  txm  Xl^.  Xamaio  be  SBorgad  i%ntimxpm 
1638),  aud^  fpäter  nod^  öfter  gebrudK  unb  felbft 
^etbDeife  in  baS  f^ifdfie  SDlartqrologium  auf- 
genommen, amgne  (PF.  lat.  LXXX,  115  sqq.) 

ben  Xest  nad^  ber  Sntmetpener  KuSgabe. 

nod^  Florez,  Espafia  sagr.  XTTT,  Madrid 
1782,  826  Bgs.;  XIX  [1792],  346  sgs.;  J.  L. 
Villanueva,  Viage  literario  UI,  Madrid  1804, 
208  Bg. ;  fonftige  Siteraturangaben  bei  Chevalier, 

B^.  8.  Y.) 

8.  (Sin  britter,  toeiter  nid^t  befannter  $aulud 
S>ia€onu8  )U  Steobel  (im  8.  Sal^l^unbert)  mirb 
feoii  @igebert  Don  (Semblou^  (De  scriptt.  eccl. 
c.  69,  bei  Migne,  PP.  lat.  CLX,  562)  al§  Ueber- 
fr|er  ber  griet^if d^en  SebenSbef  d^eibung  ber  1^1.  SDla- 
tia  Don  ^leg^pten  (f.  b.  Sltt.)  genannt.  2)iefe 
Uderfefcimg  finbet  fid^  bei  SuriuS  (Yitae  Sanc- 
iomm  U,  Goloniae  1618, 15  sqq.),  mit  einem 
SinleitungSfd^reiben  beS  ^ßaul  S)iaconu8  an  „Stb» 
nig  ffarl",  toorunter  nad^  ben  Sinen  ftarl  ber 
®n)B«,  nad^  Slnberen  Staxl  ber  ff al^Ie  Derftanben  ift 
(f.  Henschenius  in  ben  AA.  SS.  Bell.  Febr.  I, 
482).  3n  bU  AA.  SS.  BoU.  April.  I,  76  sqq. 
^  Sßo^brod^  eine  k)on  ber  Ueberfe^ung  beS  giau- 
ba  ^conuS  Derfd^iebene  Serfton  aufgenommen. 
(Siteioturangaben  f.  bei  Chevalier,  Rep.  s.  y. 
Paul  diacre  ä  Naples.)  [92e]^.] 

9m&i$  ber  einfiebler,  f.  $aulu§  Don 
X^en. 

9^mEK»  ^tRi  (Don  bleueren  aud^  $aulu8 
Slifi,  $0DeI  eiiefen  ober  $0DeI  C)elgefen 
genannt),  ber  93orfam))f er  gegen  bie  fog.  Sieforma- 
tion in  Sböxitmad,  mar  um  1480  geboren  unb  trat 
fel^iunginbenSarmeIitenorbenein.Srmurbel519 
^ßrior  beö  SormeßtencoSegtumd  in  Hoptnha^m 
tnib  2äfctt  ber  Xl^ologie  an  ber  bortigen  t^od^- 
Mule,  enblidd  um'S  äal^r  1522  ^roDin^ial  ber 
Dftnifd^  SarmeliterproDin) ,  meldte  11  Olb\kt, 
banuiter  eines  in  @d(imeben  (su  örebro),  jä^Ite. 
9n  feinen  Sd^ülem,  bie  il^  anfänglich  fy>ä^  el^en, 
cxleote  er  menig  gf^eube,  ba  Diele  Don  il^nen,  unb 
Itoax  fogar  mel^rere  Sarmeliten,  gum  Sutl^r^me 


abfielen.  Son  mal^l^ft  reformatorifd^  (Seifte 
befeett,  ]^tte  er  fd(|on  1517  eine  Siebe  Aber  baS 
fimoniftifd^  Unmefen  Derdffentßd^t  unb  trat  gegen 
mand^  oud^  Don  Sutl^  getabelten  aRi^bräu^  in 
ber  itvcä^t  auf,  mäl^b  er  mtbererfeitS  nid^t  nur 
ein  entf d^iebener  @egner  afier  lutl^f  (^  ärrlel^ 
tDor,  fonbem  biefelben  aK  einzig  nemtenSmertl^ 
93orföm))fer  ber  Iat](|oIifd^  ftir$e  in  2)önemar(, 
tl^S  aufgeforbert  tl^  unaufgeforbert,  bis  an'S 
ßnbe  feiner  Saufbal^  in  SBort  unb  Sd^rift  be- 
lömpfte.  2)em  graufamen  unb  gefürd^teten  (Effn' 
ftian  IL  magte  er  in  ber  bänifc^  Ueberfe^ung 
Don  SraSmuS'  Institutio  Principis  Ghristiam 
einen  Xugenbfpiegel  Dor  Sugen  )u  JteSen  unb  in 
einer  ghrebigt  Dor  bem  f^ofe  auf  fein  eqebred^erif d^ 
SSeriptni^  )u  <S>\)t>ttt  ongufptelen,  mugte  aber 
baraufl^n  Dor  bem  ergümten  ^errfd^er  nad^  3üt- 
lanb  flüd^ten  (1522).  (Srft  nad^  SbriftianS  gflud^t 
(18.  9t)ril  1528)  fonnte  er  toieber  Ropmfyxitti 
betreten.  Unter  Sriebrid^  I,  (1523—1533),  mel- 
d^er  tro|  feines  SSerf^red^S,  baS  Sutl^l^um  Don 
SXbtemarl  fem  ju  ^ten,  ber  Steuerung  aUen  93or- 
fd^ub  leiftete,  fd^eb  giaulud  ^liö  jed^  längere 
ober  lürjere  nod^  Dorl^anbene  Streitfd^riften  in 
bönifd^er  &ptad^.  2)ie  erfte  unb  fd^örffte  ift  ^(Sine 
furge  antmort  auf  baS  fe^fd^  Sd^reiben  äo^^uun 
amd^elfenS*  (gebrurft  1527):  i^  folgten  1528 
bie  «^ntmorten  auf  @uftaD  äBafa'S  gf^agen",  eine 
fel^  auSfül^Iid^  unb  gebiegeneSd^rift;  1530  bie 
trefffid^e  @d^  «®egen  baS  SRalmöbud^'' ;  1531 
^C^in  furger  Unterrid^t  Aber  benSReBcanon";  1532 
«ermal^ng  an  bie  Stitter,  Sieid^rätl^  unb  ben 
gangenabel" ;  1533  ^9ied^tgIöubige@egenantmort 
ber  Sifd^öfe  unb  ^ölaten  2)anemarf8  auf  bie  lu- 
tl&erifc^en  artifel"  (bie  brei  erften  ©duften  fammt 
ber  ^urgirten  Ueberfe|ung  Don  Sutl^  (Sebetbud^, 
einer  Üeinen  @d^ft  itber  baS  ^rmenmefen  unb 
einer  Ueberfekung  ber  Heinen  @d^rift  beS  1^1  Stl^- 
nafmS  über  Die  $falmen  ftnb  1855  neu  gebrudft  in 
Povel  Eliesens  danske  Skrifter . . .  ved  C.  E. 
Secher  [1855]).  UebrigenS  ^tte  ^eliö  fd^on 
Dor  ben  genannten  SSBerfen  1526  ^Sine  d^riftlid^e 
Untertoeifungüber  SutJ^Sreiben"  Derfa|t,tt)eld^ 
man  nur  auS  OlaDud  ^ßetri'S  (Segenfd^rift  lennt 
Ston  anbere  Derlorene  Sd^riften  maren  betitelt : 
^Srflörung  beS  d^riftlid^en  @IaubenSbe!enntniffe8 
ber  Prälaten"  unb  „Stwcitt  Unterrid^t  über  bie 
l^eilige  DReffe . . .  gegen  einige  TOe|mbrber*,  1530 
ober  1531  Derfaf^,  mo}u  nod^  bie  gleid^faUS  Der- 
lorene Ueberfe|ung  einer  iuriftifc^  @d^ft  über 
bie  ^riefterel^  fommt.  ^eliä'S  intereffantefteS 
aSBer!  ift  aber  bie  tateinifd^  fog.  ^©fibpfd^  (B^- 
nü^  in  meld^  bie  ftttlidj-religiöfen  Serl^Itniffe 
ber  Seit  gefd^ilbert  merben.  Sie  jeitgenöfftfc^ 
bönif  d^  Iftef  ormatoren  l^en  ben  Sarmelitm  eines 
boD))eUen  SbfaUS  Dom  ^SDangelium''  gegte)^ 
unb  il^m  ben  SBeinomen  ^SOBenbelieU''  (Vende- 
kaabe)  gegeben,  allein  auS  il^ren  SSBioerfprüd^en, 
aus  feiner  ©elbftDertl^igung ,  auS  feinen  unb 
anberer  Seitgenoffen  ©ddriften  gel^t,  mie  bie  neuere 
bänifd^  ®efd^d^tSforfd^ung  bargetl^n  1^,  mit 


1719 


$aulu8  t)om  ftteu},  bet  1^1. 


1720 


Stnbenj  l^or,  ba|  ^efiö  niemald  lutl^fd^  ge» 
jUmt  war,  ba^  er  öiclmcl^,  obgleid^  in  einigen 
Donwtö  nod^  nid^t  befinirten  (StoubenSlel^en  un- 
Hor,  bod^  oI8  gel^orfamer  ©ol^  ber  ftird^c  gelebt, 
bie  ]^ö(j^fte  ge|rauctorüät  unb  UnfeParfeit  ber 
ftird^enöerfammlungen  f  otoic  beS  ^fteS  onerfonnt 
nnb  gelel^  unb  fogor  oEe  in  feiner  „griebenSöer- 
mitttung"  qtmaä^im,  bie  ftirdgenjuc^t  betreffenben 
iBorfd^Iäge  ftetS  an  bie  Sebtngung  ge!nü{)ft  fyii, 
ba^  bie  ftird^e  ftd^  bamit  eint)erftanben  erflöre. 
Ueber  3eU  unb  Ort  feineS  lobeS  ift  nid^tö  be- 
fonnt ;  Snbe  1534  üerfd^tDinbet  er  boUftönbig  au8 
ber  ©ef^id^te.  (Sgl.  2.  ©d^mitt  S.  J.,  Ser  Kar- 
meliter ^ulud  §eUä  [60.  grgön^ungSl^ft  }u  ben 
©timmen  au3  SRaria»Saad^,  1893],  worin  oud^ 
bie  bänifd^e  Literatur  ber^eid^net  ift.  ^erDorgel^oben 
ju  »erben  öerbtent  befonberS  Dr.  C.  T.  l^gels- 
toft),  Paulus  Eliae,  in  Nyt  historisk  Tidsskrift 
n,  1848, 1—174.415—554.)  [g.©d^mitt  S.  J.] 
"^anbts  t)om  ftreuj,  berl^L,  ©tifter  ber 
^^ffbniften"  ober  „Unbefd^ul^ten  ©erifer  öom 
l^igen  flteug  unb  Seiben  unfereS  ^erm",  l^ie^ 
mit  feinem  Familiennamen  ^ulud  SfranciScuS 
S)anei.  (£r  mürbe  1694  gu  Ot)aba  in  b^  el^mali* 
gen  9fte))ublif  @enua  geboren  unb  erfreute  fid^  Don 
Sugenb  auf  be§  befonbem  ©d^u^  oer  ^immels- 
ifönigin,  )u  meld^er  er  fein  ganjeS  Seben  l^inburd^ 
eine  ^arte  %nbad^t  bemal^rte.  3n  Unfd^ulb,  unter 
ftrenger  9u|e  unb  Setrad^tung  beS  bittem  fieibenS 
mud^S  er  l^eran  unb  brannte  t)on  Sifer,  für  ben 
(Blauben  }u  leiben  unb  ju  ftreiten.  Srft  toollte  er 
gegen  bie  Surfen  mit  ju  t$felbe  ^iif^m,  allein  balb 
erfannte  er,  ba|  @otted  SQBiQe  il^n  ^um  l^immlifd^en 
ffriegSbienfte  beftimmt  l^atte.  SDlit  einigen  ©enoffen 
begab  er  fid^  halber  in  bie  ginfamfeit  auf  ben 
aWonte  Sirgentaro  (Drbitello),  mo  ®ott  tl^m  in 
einem  ©efi^te  eine  Segel  für  eine  neue  Drbenö- 
ftiftung  mittl^ilte  unb  baS  OrbenSfleib  geigte. 
9iad^  forgfältigcr  Prüfung  befleibete  ber  Sifd^of 
öon  Sllcffanbria  ben  6inficblcr  imit  bem  il^m  ge- 
offenbarten @emanbe,  unb  ^aul  begann  nod^  al§ 
Saie  ^^e  )u  prebigen,  geiftlid^e  Uebungen  ab'^ 
gul^alten  unb  ftranfc  ju  <)f(cgen.  3m  3.  1727 
mürbe  er  bann  jum  ^rieftcr  gemeil^t,  morauf  er 
mit  großem  grf olge  feine  Su^prebigten  fortfe^te. 
SBunbcr,  fotoie  bie  ®abcn  ber  3Q3ei§fagung  unb 
ber  @<)rad^en  unterftü^ten  fein  SBirfen,  f o  ba|  öicie 
üerftodtte  ©ünber,  ^ärctifer  unb  Serbred^cr  jur 
Sufee  betoegt  mürben.  3m  3- 1737  marb  bie  erfte 
fefte  Sliebcrlaffung  ber  „^afftoniften"  auf  bem 
UKonte  ^rgentaro  gegrünbet ;  feit  biefer  3eit  nannte 
ber  feeütge  fid^  ^aul  üom  ßreuje.  Senebict  XIV. 
ertl^etlte  1741  ber  SWiffionSgefcafd^aft  unb  i^rer 
aus  40  SapMn  bcftcl^en  Segel  bie  erfte  päp^U 
lid^e  9H)t)robation.  Sic  le^te  enbgültige  SSeftäti- 
gung  gab  gIcmenS  XIV.  (1769),  nad^bem  bie 
Segel  in  öielen  fünften  bebeutenb  gemilbert  toor- 
ben  mar.  Serfelbe  ^apft  übcrmieS  1773  ben 
^ffioniften  ju  Som  ftird^e  unb  fflofter  ber 
IjU,  3o]^Qnne§  unb  ^ulu§  am  ^b^ange  be§ 
KöIiuS,  mo  bis  jur  ©tunbe  SRutterl^uS  unb  ©ij 


bed  Orbendgeneraß  ifL  3m  9.  17S8  tctogs 
bie©5]^  bed  fjjL  ^ßauIbaSCM)f|ngaitf  bemgtoik 
Sotio ;  fpäter  mürbe  oud^  bie  @cala  fanfto  fj^n 
^ufftd^t  übergeben.  S)er  1^  gknti  nom  iheqc^ 
lebte  felbft  nod^  ben  1^^  Suffdftimmg  \aai 
OrbenS  unb  ftorb  l^d^betagt  am  18.0ctobecl775. 
©ein  Seib  rul^t  in  ber  genannten  Studft  88.  Joi. 
et  Pauli  Sie  Sanonifation  $auI8  oom  finqr 
nal^m  ^ßiug  DL  im  3. 1867  t>or;  boS  Har^ 
logium  Bomanum  el^  fein  Snbetddi  am  16.  %• 
Dember.  (93gl.  AA.  S.  Sedis  n  [18661 112  a«. 
242 ;  IV  [1868],  387  sqq. ;  AnaL  juris  Pte- 
tif.  IX  s^.  [1867],  511.) 

S)ie  3ünger  beS  1^  ^ßouloom  Jheuje,  p  besä 
aud^  ein  meiblid^er,  nad^  Don  bem  ^eißgm  jM 
gu  Someto  geftifteter  S^omq  gel^  (erfle  w 
ftel^rin  mar  SRaria  &ociftffa  bi  (6f^),  l» 
i){iid^ten  fid^  neben  ben  brei  gemöl^i^  6e> 
lübben  nod^  burd^  ein  t)ierte§  ®elübbe  jur  k» 
ftönbigen  SBetrad^tung  bed  bittem  SeibenS  Jc^ 
©^fti ;  bal^r  tragen  jie  il^ren  ^mbipaüäfm  So- 
men  ^^ffu)niften^  39teäu|ereX^ötigfcitbep4t 
in  ber  Uebemal^me  k)on  SRifjnonen  imb  in  bec 
Sefebrung  ber  ©ünber  burd^  99ugprebigteii  fis 
baS  Seiben  @^riftl  S)ad  OrbendOeib  ijt  ^mq; 
auf  ber  linfen ©eite  ber  iBruft  tragen  bteOtboS" 
mitgtieber  ein  Heined,  l^f drmigeS  SUb  ber  S» 
benSmerf}eugebed^^erm.  t[nber@|n^berpqBi 
Kongregation  fielet  ber  OrbenSg^nteral  ^)» 
positus),  ber  k)om  ©enerokopitel  auf  fed^  3o^ 
gemöl^It  mirb;  ber  ^roDin^ioI  leber  OtbenStnoiifaq 
mirb  auf  brei  ^aqtt  t)om  ^ßrotiingiaka^  ge* 
möl^It.  Sie  einzelnen  Käufer  l^aben  Stedonn, 
meldte  ebenf aU§  brei  3a]^re  im  ^mte  bleiben,  im 
©eneralobem  ftel^en  ber  ©eneralprocurotor  unb 
^mei  @eneralröt]^,  be§gleid^en  iebem  $rotmijkiI 
gmei  Satire  jur  ©eite ;  bief elben  merben  ebenfalls 
auf  fed^  bejto.  brei  3al^e  gemäl^Ii  3ur  Seit  Be- 
fielet ber  Orben,  ber  fu^  immer  mel^r  ausbreitet, 
au3  ad^t  ^roüin^en  unb  gmei  auSto&tigen  SRif- 
ftonen  in  ber  SBalad^i  unb  in  Bulgarien.  3^ 
biefen  beiben  fiönbem  minrbe  ben  ^ßof fioniften  \fyn 
fteben  3al^re  nad^  bem  Xobe  i^red  ©t^terfi  bk 
3Riffu)n  übertragen  unb  erreid^te  bef onberS  in  bn 
^aixtn  1782—1834  eine  l^ol^  93Iute,  miefieatti 
je^t  nod^  ba3  C^au))tfelb  iJ^  2:]^ötigfeit  ffM 
IBon  ben  ad^t  OrbenSprobinjen  ftnb  kiier  in  3ia« 
lien,  eine  in  ^merüa,  eine  in  Snglanb  mib  ^ 
lanb,  eine  in  Sfranfreid^  unb  Belgien  unb  eine  in 
©panien.  %u|erbemejciftirennod^ein)ebieiHoPa 
in  Slrgentinien,  9)2e|ico  unb  ^uftrolien.  Sn  9eaä- 
ficationSpro^e^  befinbet  fid^  gur  Seit  ber  tfftm^ 
^affmniftenbifd^of  SSincenhuS  aßoria  ©tmmbi 
(j.  b.  Slrt.).  (Sgl.  2)a§  Seben  beg  el^.  3)kneä 
@otte§,  ^aul  t).  Jheuae  u.  f.  m.  fluS  bem  3toL 
überfe^t  t)on  Oifd^inger,  Stegendburg  1846;  £aS 
Seben  beS  fei.  ^I  D.  Ihceuge  u.  f .  m.  %iS  ben 
3tal.  überfe^t  öon  ORitterri^ner,  SnnSbrud  1860; 
Analecta  Bolland.  XIII  [1894X  416;  Hefyo^ 
Migne,  Dict.  des  ordres  religieux  IV  [SuppLl 
Paris  1859,  1044  ss.)     [^Inüing  0.  S.  B.] 


L721 


$QttIu8  be  @.  9RQcia  —  $aulu8  Don  Samofata. 


1722 


ymbtf  be  @.  Slaria,  f.  ^oulud  t)on 

YmCm  Don  SRibbelburg,  Sifd^of  Don 
ftDfjbmbrone ,  m  ouSge^^neter  ^ftronom  unb 
9tci£^einatiler  (omnium  sui  temporis  mathema- 
tieoniin,  ex  nationiB  praerogativa,  facile  prin- 
oeps;  Jnl.  Caesar  Scaliger,  Exoteric,  exer- 
eiAationum  L  XY  de  subtilitate  ad  Gardan. 
n.  266  [HanoY.  1634, 763])  unb  (Siferer  für  bie 
Shform  ber  ßr^Iu^  ftoletibened^ung,  toor  )u 
SRibbelburg  ouf  @eeIonb  1445  ober  1455  ge- 
temt  9ia^m  er  )u  Sömen  ftubirt  fyüU,  erl^ielt 
et  in  feiner  SSaterftobt  ein  (Sononicot  iinb  leierte 
bamalS  neben  ber  ^l^fo)))^  unb  Sl^Iogie  owi^ 
aRdncin  unb  !Dla£^matiI.  aOein  ftott  «nßong 
pfinben,  gog  er  ft^imlSegentl^UtHt^unbSSer- 
hlg^ngfeitenSleu^  er  mogil^men 
1^  (Sleid^gulttgleit  gegen  Sie  SBiffenfd^ft  unb 
i^  Safter  (ebrietas  sola  ut  yiiius  summa 
iMubtar ,  f d^rieb  er  gelegentlid^  mit  Säegug  auf 
feine  ^eimat)  gu  fd^  Dorgett)orfen  l^ben.  @o 
flmlte  er  @edanb  oerlafFen ;  fein  Stgentl^m  mürbe 
fogar  eingegogen.  ^ßaulginggunäqftna(i^S5tt)en, 
toiobe  aber  balb  (ettoa  1480)  als  ^ofeffor  ber 
Stotl^ematil  unb  Slfhonomie  nad^  ^ua  berufen. 
SkNJ^  blieb  er  bort  nur  furge  3eit  unb  50g  bann 
bitf^  ätnßen,  loo  er  afientl^en  burd^  feine  @e- 
kl^cfamleit  nie  burd^  fein  guted  Satein  Sluff el^ 
cciegte.  Sd^Iie^id^  ernannte  il^n  ^ßa))ft  9Ie- 
lonber  YL  auf  Q^m^e^Iungen  beS  ^rgogS  oon 
lUUno  unb  beS  f)>ötern  ftatferS  SRajimilian  gum 
Sifd^f  Don  gfoffombrone.  Sein  Sif d^ofSamt  Der- 
U  er  auf's  Xreuefte;  aud^  morb  er  Don  ben  ^^' 
fni  mit  anberen  Obliegenden  betraut  9luf  einer 
ontlid^  Steife  ftarb  er  gu  Stom  ant  15. 2)ecember 
1534  unb  iDurbe  in  ber  jhrd^  bed  Collegio  teu- 
ionico  dell'  Anima' begraben.  —  3n  einigen 
fdner  früheren  @d^ften  fd^nt  ^ßaul  Don  SRibbel- 
targ  ben  aftrologif d^  9leigtmgen  feiner  Seit  nad^- 
jugäen,  befonberS  im  Prognosticum  ad  Maxi- 
mflianum  Austriacum  (fpöter  neu  gebrudft  alS 
hmotica  de  pravis  constellationibuB,  ürbin. 
1484);  übrigens  bot  er  f))äter  olS  ^fd^of  bie  be- 
tBeffeid)en  Sd^riften  felbft  gu  unterbrüdfen  gefud^t, 
(Olaf  (goffombrone  1523)  ein  SBerfd^  gegen  bie 
auf  bad  3abr  1524  lautenbe  93orberfagung  einer 
gtDJsen  SBafferjIut  Derfa^t.  gfür  baS  ftolenber- 
»efm  un^g  tft  bie  @^rift  Paulina  de  recta 
Paschae  celebratione  et  de  die  Passionis 
Dom.  noBtri  J.  Chr.,  Forosempronii  1513; 
er  legte  fk  bem  fünften  Sateranconcil  Dor  unb  bielt 
bamit  bie  jfalenberreform  toenigftenS  in  gflu^ 
(SJgL  befonberS  Nouv.  Biogr.  gen.  XXXV, 
446  88.  unb  Mgenu  beutfd^e  S)iogr.  XXY,  298; 
an  erfterer  @teUe  ift  bie  altere,  an  le^terer  bie 
neuere  Sit  über  ^ßaul  angegeben.)    [%  @ffer.] 

JfimtM  ber  „Werfer"'  (ober  Don  Slrbe- 
fd^ir),  IßbUofo^b  lutb  neftorianifd^  Xb^ologe, 
UMir  nid^  blo^  als  Untertl^n  beS  faffanibifdben 
Steul^,  mie  Sanb  (f.  u.)  meinte,  f onbem  Don  ^- 
iurt  ein  $erfer  unb  ftammte  auS  ber  Stobt  Slrbe« 


fd^,  b.  i.  StaDarbefd^,  loo  ber  9Retro^oIit  ber 
^Ding  ^ßerfis  reftbirte  (Stifpx,  Xb^bor  Don 
aRopfuefiia,  Sreiburg  1880, 255—258).  ßr  er- 
hielt feine  Dbilofopbif^  unb  tbeologifd^  SUid- 
bilbung  gu  9tiftbiS,  tt)o  er  aud^  oi&  Sif^xtx  tbätig 
ttar.  Um  baS  3abr  570  Derfa|te  er  ein  Som« 
|)etd)ium  ber  ariftotelifd^  Sogi!,  baS  er  bem  Werfer« 
tönige  SboSroeS  I.  toibmete.  S)a  feine  %bfid^, 
SRetropolit  Don  fßerfien  gu  loerben,  ftd^  nid^  er- 
füllte, fiel  er  ab  imb  „mad^e  mit  ben  Magiern  ge« 
meinfame  @ad^''  (Assem.  Bibl.  er.  XU,  1, 439). 
lieber  baS  SSBibmungSfd^reiben  an  SboSroeS  fym» 
belt  Stenan  im  Joum.  Asiatique,  4®  s^rie,  XIX 
[1852],  311—319.  S)aS  gange  eom))enbium  ber 
Sogü  ebirte  Sanb  (Anecdota  syr.  IV,  Lugd. 
Bat.  1875).  [ftibn.] 

9ttttbi$  DonSamofata,  fo  genannt  Don 
feinem  Geburtsort  @amofata  am  (iviptycai,  feit 
ettoa  bem  Sa^re  260  Sifd^of  Don  Sntiod^ien  imb 
gugleid^  Stattbalter  ber  Königin  3enobia  Don 
^alm^ra,  gu  bereu  9teid^  bamalS  Serien  gehörte, 
ift  in  ber  Rird^engef d^d^te  betannt  als  ätrlebrer 
in  99egug  auf  bie  ^[krfon  Sbrifti.  $aul  erregte 
fd^on  balb  nad^  antritt  feines  SlmteS  Snfto^  megen 
fold^  Sebren,  unb  eS  lam  barob  gur  Sbbaltung 
Don  brei  S^noben  in  Slntiod^ien.  2)ie  erfte  S^nobe 
fanb  im  3. 264  ober  265  fiatt  unb  mar  Don  ga^I- 
reid^en  unb  angefebenen  SBifd^öfen  beS  Orients 
befud^t,  namentlidb  Don  gfkmilian  Don  Söfarea 
in  6a|)))abocien,  ®regoriuS  Xb^^maturguS  unb 
feinem  99ruber  %b^^<'^^*  ^^  2)ionQfiuS 
Der  @ro^  Don  SUe^anbrien  mürbe  eingelaben;  er 
lonnte  gmar  toegen  alters  unb  jhönflid^feit  nid^t 
erfdfteinen,  mie  er  benn  aud^  balb  barauf  ftarb,  gab 
aber  feinem  Urtbeil  in  ber  Streitfrage  brieflid^ 
«uSbrudt.  9lad^  gufebiuS  (H.  E.  7,  30, 3)  begm. 
nad^  bem  @d^eiben  ber  britten  S^nobe  Don  9n- 
tiod^ien  mar  bie  Srflörung  beS  ^ion^fiuS  an  bie 
®emeinbe  Don  Sntiod^ien  gerid^tet,  unb  ^ßaul 
mürbe  barin  nid^t  einmal  eines  @ru|eS  gemüroigt. 
ytaä^  3:b»>boret  (Haer.  fab.  2,  8)  mürbe  $(ml 
in  bem  @d^reiben  ^gu  bem  ermabnt,  maS  fid^  fd^de, 
bie  Derfammelten  ^ifd^bfe  aber  gum  Sifer  für  bie 
Sled^tglöubigfeit  angefeuert''.  2)urd^  XurrianuS 
mürbe  ein  @d^reiben  beS  Sion^fiuS  an  $aul,  gebn 
gfragen  unb  ^ntmorten  entbaltenb,  aufgefunben 
unb  burd^  SDlonfi  (Concil.  Collect.  1, 1039  sqq.) 
mieber  abgebrudtt.  2>aSf elbe  ift  aber  f (^merlid^  äd^t. 
%i\  ber  erften  @^be  nun  gab  eS  Diele  SSerbaiü)- 
lungen.  2)ie  Sifd^bfe  fud^ten  ben  ärrt^um  beS 
SlngeÜagten  an'S  Sid^t  gu  gieben ;  bief er  bemübje 
^d^,  ibn  gu  DerbüIIen,  unb  Derftd^erte,  ba|  er  bie 
ibm  gur  Saft  gelegte  Sebre  nie  Dertreten  b^be.  Diel« 
mebr  ber  a))o^oIifd^en  Sebre  folge.  SRan  glaubte 
feinen  SBorten,  unb  bie  Sifd^bfe  gingen  auS 
einanber.  Salb  aber  mußten  fte,  ba  ber  Slnfio^ 
fid^  erneuerte,  gum  gn>eitenaRaIe  gufammenfommen, 
unb  nun  mürbe  bie  Sebre  ^uIS  auSbrüd(Iid^  Der- 
morfen.  S)a  berfelbe  inbeffen  Dcrfprad^,  Don  bem 
3rrtbnm  abgufteben,  mürbe  eine  meitere  SRa^regel 
nid^t  ergriffen.  SRanDertmuteibm,  unb  aud^  bann 


1728 


^auIuS  Don  Samofato. 


1724 


ttodb,  als  bie  ßoffnimg  wicbet  gctäufd^t  nmrbe, 
»outen  bie  Sifd^öfe  nld^t  fofort  gegen  il^n  ein- 
fd^eiten,  fonbem  öerfud^ten  junäd^fl,  toie  au8 
3^oboret  (Haer.  fab.  2, 8)  l^orge^t,  burd^  ein 
Sd^reibcn  i)^  öon  bem  Sntl^um  objubringen.  S)a8 
64reiben  ift  in  bem  gleid^faQd  burd^  Zurrianud 
auerft  öeröff  entli(i^ten  SBrief ,  ber  öon  f  ed^S  Sifd^öf en 
an  ^I  gerid^tet  i[t,  öieüeid^t  nod^  erl^alten ;  bod^ 
ift  bie  @od^e  nid^t  ^d^er.  2)a  bie  Semül^ungen  er- 
folglos ttxnren,  louroe  gegen  6nbe  bed  Sal^red  269 
eine  britteS^nobeoeronftaltet.  2)er  ^ßreSb^ter  9M- 
d^ion  k)on  ^(ntiod^ien  nmrb  beauftragt,  mit  ^ul 
gubiSputiren,  unb  bieSerl^anblungen  umrbenburd^ 
9lotare  auf ge^eid^net.  2)ie  bieten  »aren  im  6.  Sol^r- 
l^imbert  no^  Dorl^'anben ;  ie|t  liegen  nur  nod^  einige 
gfragmente  t)or.  Sbenjo  ift  aud^  baS  S^nobal- 
fd^iben  nid^t  gan^,  aber  immerhin  in  einem  be- 
träd^tUc^  Xl^eil  erl^alten.  3n  bemfelben  toirb 
nad^  einem  furgen  99ertd^t  über  bie  frül^eren  Ser« 
l^anblungen  bemerft :  Son  ^au8  auS  bettelarm,  fei 

taul  nid^t  burd^  SluSübung  einer  ftunft  ober  eined 
etoerbeS,  fonbem  burd^  Srpreffungen,  Betrüge- 
reien unb  bergleid^en  9RitteI  gu  einem  f el^r  großen 
Keid^tl^um  gefommen;  er  l^abe  »eltUd^e  Remter 
beüeibet,  ftd^  lieber  ®ucenariu8  afö  Sifd^of  nennen 
l^ören,  in  feinem  auftreten  großen  ^nf  entfaltet 
unb  burd^  feinen  Stolg  ben  S^riften  Diele  üble 
9lad^rebe  sugegogen;  |elbfi  in  ber  ftird^e  l^abe  er 
ber  Sitelfeit  gefröl^nt^  er  l^abe  ftd^  einen  l^ol^en 
Xl^ronmad^en  laffen,  tn  feinen  Ißrebigten  tl^eatra- 
lifd^  agirt  unb  fid^  burd^  SIaqueurS  beflatfd^en 
laffen,  bie  rul^igen  unb  anböd^ttgen  Sul^^ter  ge- 
fd^olten;  Don  ben  Derftorbenen  Se|rem  ber  ftird^c 
l^abe  er  nad^tl^eilig,  Don  ftd^  ru^mrebtg  gefprod^en; 
bie  ^falmen  ju  gieren  g^rifti  ^aht  er  abgefd^afft, 
weil  fic  neuem  UrfpiungS  feim,  bagcgm  am  Öfter- 
fefte  einige  SBeiber  )U  feinm  eigenm  S^rm  fingm 
unb  ä!)nlid^  Don  ben  benad^bartm  ©eiftlid^m  in 
ben  ^rebigten  ftd^  loben  laffm;  ba^  ber@ol^ 
@otteS  Dom  ^immel  gefommm  fei,  l^be  er  ge« 
löugnet,  bagegm  geftattet,  ba^  man  il^n  felbft  einm 
Dom  ^immel  gef  ommmen  Q^ngel  unb  Seigrer  nannte ; 
er  l^abe  mit  ©qnciSactm  gelebt,  baSf elbe  bei  feinem 
@!Iem§  gebulbet,  unb  h)enn  man  aud^  gegeben 
fönnte,  ba^  er  nid^tS  @d^Iimme3  begangm  l^e, 
fo  enege  eine  fold^e  fiebm§n)eife  immerl^in  Sterbad^t 
unb  bilbe  ein  ^inbemi^,  lomn  etioa  gegm  3lnbere 
megen  berfelbm  einguf^reitm  fei;  menn  all'  bie^ 
eth)a  an  ftd^  nod^  ertragm  merbm  fdnnte,  fo  fei 
bod^  ein  ^ann,  ber  jur  ^ärefte  bc§  ^rtemon  ftd^ 
betenne,  gur  äted^enfd^aft  ju  forbem,  unb  ba  ber- 
felbe  nid^t  naci^gegebm  l^be,  l^ötten  fie  il^n  aug  ber 
(Semeinfd^aft  auggefd^Ioffm  unb  S)omnuS,  ben 
©ol^n  beS  feligcn  Sifd^ofS  ©emctrian,  \iatt  feiner 
eingcfc  Jt,  bem  ba^er  ein  ©cmcinfd^aftSbricf  gefd^idtt 
Werben  möge.  —  ®a8  ©d^reiben  loar  an  ©ion^ftuS 
Don  5Rom,  SKajimuS  Don  Sllejanbrien,  alle  Sift^öfe 
unb  bie  gefammte  fatl^olifd^e  JHrd)e  gerid^tet.  (&% 
traf  aber  ^pft  ©ionipfiuS  ni(^t  mc^r  am  Scben. 
3)ic  ScantlDortung  fiel  bal^er  feinem  5iad^foIger 
S^lil  ju;  Don  bem  ©d^eiben,  toeld^eS  berfelbe  in 


ber  ^Ingelegenl^  an  ben  9tfd^of  t>on  ShsoArin 
f  d^idfte,  nmrbe  burd^  (StpaSL  ein  Snid^d  c^dla 
(Dgl  JbS6,  BegeBta  Pont  Born.  I,  2  ed.,  lipi. 
1885,  n.  140).  S)a8  Urtl^  ber  @^be  trat » 
beffm  nid^t  fofort  in  DoUe  ihaft.  SBie  SufeMrt, 
beffen  Serid^t  (H.  E.  7,  27—80)  bie  ^^(Of^fiapsOt 
für  biefe  ®efd^id^te  bilbet,  betfügt,  ie^imptile 
fid^  giaul  im  9efi|e  ber  JKrd^e  gu  eamojada,  M 
ftaifer  Surelian  nad^  Uebemmibung  ber  gbpi 
3enobia  unb  Eroberung  ber  @tabt  %itiod^  onf 
^nmfung  ber  @emeinbe  beS  Sifd^fft  SonnnS 
bie  Sntfd^eibung  gab,  bie  ffird^e  folle  bemienign 
übergebm  merben,  bem  bie  Stfd^^  dtafieiii  unb 
ber  IBifd^of  Don  Slom  fd^reiben.  «8  geft^  buS 
im  3.  272. 

^ßoul  mirb  in  bem  ©Qnobalfd^reiben  ein  1» 
l^ger  ber  £>örefte  bed  Srtemon  (f.  b.  9rt.)  genomL 
9[u($  tt)irb  bemeirft,  ba^  er  läugne,  ber  @o^  6otM 
fei  Dom  ^immell^bgef ommen.  C^fh^ifli^ 
mie  barauS  l^orgel^  unb  loie  Don  ben  fti&taa 
SSötem  mieberl^olt  audbrüdHid^  l^orgel^ben  loixk, 
bem  9Befen  nad^  bloßer  SRenfd^.  2)o8  Sein  bd* 
felben  beginnt  l^iemad^  erft  mit  fetner  iibi|ita 
@eburt.  S)iefe  felbft  ift  inbeffennt^mte  bie  nri 
gemöl^id^  SRenfd^en.  3n  einem  ber  auf  nl 
gefommenen  Fragmente  befeitnt  $aul  bie  (Bdnt 
aus  ber  Sungfrau  unb  bem  l^igen  (Seifte.  Oak 
mie  bem  SrI5fer  bamit  eine  einzigartige  @ftdbii|| 
jtterfannt  mürbe,  fo  nmrbe  er  au($  fonft  tuN^iht 
bie  SRenfd^n  fo  meit  erleben,  aß  bte^  bei  ba 
®mnblage  ber  Seigre  möglid^  mar.  3)er  Sogol 
ober  bie  fEMS,f^  ®otted  foO  in  t^  {toar  oif 
biefelbe  Sßeife  gemol^nt  l^ben  mie  in  ben  $Ep« 
pl^tm,  anbererfeitS  aber  mel^  al§  in  biefm,  ii 
einem  l^öl^em  ®rabe  unb  großem  9Ra^  oIS  in 
irgmb  einem  anbem  SRenf c^etL  Se^Iid^  ^  er 
aUe  burd^  feine  fittlid^e  SoDenbung  überragt  3n 
ben  iJfragmentm  au§  ben  Sieben  an  SobümS,  Ue 
gmar  no^  nid^t  naiver  geprüft  ftnb,  gegen  berai 
Sed^tl^eitaber  aud^  feine  fd^merttriegenben  (Srinbc 
fpred^en,  h)irb  Don  ^ßoul  bel^uptet,  er  fyAt  ge- 
lel^ :  burd^  bie  Unmanbelbarfeit  feiner  ©e^nmmg 
fei  Sl^riftuS  ®ott  öl^Ud^  gemorben  imb  )u  einer 
ungertrennlid^en  ^Bereinigung  mit  il^  geIcDigt;er 
fei  nid^t  blo^  felbft  ol^e  @änbe  geblieben,  fonto 
l^be  aud^  bie  @ünben  unf ereS  StammDateiS  jiBe^ 
tounbm ;  baburd^  fei  er  ber  Sriöf er  beö  SRenf^cf 
gefd^Ied^teS  gemorben,  unb  burd^  feine  innige  So* 
binbung  mit  ®ott  l^be  er  ftd^  einen  {Rarnen  nBer 
aSe  9lamm  ermorben.  913  9Renf(^fol(in  tdfiäi 
er,  mie  mirmeiter  erfal^ren,  Don  ®ott  bad@eri4l 
3laä^  Stl^anaftuS  (Contra  Apoll.  2,  3)  lunmtt 
^ul  ben  grlöfer  aud^  ®ott,  Oeov  Ix  t^c  wp- 
devou,  %th  ix  NaCapix  dfpbiwa,  imb  er  \ftai\ 
Don  einer  etoigm  ßsifteng  beSfelben  Dermöge  gött* 
lid^er  IBorl^beftimmung,  inbem  er  i^  befoimte 

als  T(j>  7rpoopiqi.cj>  i:p6  a^cuvcov  ^vra.  SCber  toeittl 

mollte  er  nid(|t  gel^  918  ®ott  im  eigentfuJ^ 
ober  pl^^ftfd^en  @inn  erfonnte  er  Sbnftud  nW 
an,  ba  er  fonft  gmei  ®ötter  annel^mm  ju  mäT)en 
unb  bie  ßinl^  ®otte8  nid^t  me^  aufred(^t  er^oUen 


1725 


^aulttd,  ber  l^L,  Don  Zf^titn, 


1726 


|tt  Oniicn  meinte.  S)er  SogoS  ift  il^  ni^t  eine 
$et|on,  fonbem  nur  eine  göttßd^e  Sigen« 
bbec  etne  ihoft  (Sotted,  unb  et  tool^e  in 
nur  ttrte  in  einem  %tmptl,  ni^t  o^otcu- 

|imua<av,  mie  e8  in  gfragmenten  bei  SeontiuS 
Mm99ym}(f.b.flrt.)lM|it.  S)a]^  befielet  atoifd^en 
Cl^fiuS  unb  Dem  fiogod  ober  ber  Bopffia  caxä)  feine 
liolUober))erf5nIi(i^Sin]^.  SS  »erben  Don  Soul 
bk  €fi|e  berid^td:  SKko^  ^dfp  ionv  'It)(7ouc  Apt- 
orJCv  xal  2XXoc  6  X^oc,  unb:  oXXo  (ilv  ^  vo^ta, 
fiülo  d^  'lT)ootk  XptoTÖc.  3m  orionifd^en  Streit 
nmrbe  mtf  ber  Si^nobe  oon  Inc^ra  358  oon  il^m 
oad^  Ufyaupiti,  er  l^be  Q^l^ftiä  6(ioou<noc  xcp 
«am  genannt,  be}iD.  oon  ber  @9nobe  oon  Sn- 
lioqien,  jie  l^be  biefen  @a|  oermorfen.  SBie 
aba  bide  Sel^uptung  gemeint  mar,  ift  nid^t  mel^r 
«t  eicqerl^t  fettguftellen.  2)ie  erOärungen  ber 
Sdtcr,  bie  Don  ber  &ad^  berid^ten,  ftnb  Derfd^ieben. 
Stod^  Stl^onaftud  (De  synodis  c.  45)  unb  93a> 
fHiufi  b.  et.  (Ep.  52,  c.  1)  monte  bie  S^nobe 
ber  Argumentation  ^ßould  begegnen:  3ft  Sl^tuS 
iri^^mefmtlid^äRenfd^,  jo  ifter  6(ioou(nocT<(>  icaxpC, 
boim  ergeben  fld^  brei  oo<na^  unb  ba  bie  beS  SSaterS 
mb  beS  Qofjinia  im  ®egenfa|  )u  ber  ®otte§  ab* 
gddtet  jinb,  fo  lann  ber  93ater,  toxt  eS  bod^  fein 
mil,  md^  afö  ber  UrqueS  ber  ©ottl^eit  U^aupitt 
ttccben.  Stad^  ^ilariuS  (De  synodis  c.  81.  86) 
muAt  ba:  @a|  oetmorfen,  metl  Saul  @ott  unb 
bcn  unperfdnli^en  Sogod  für  6p.oou<noc,  ejusdem 
▼el  unias  substaniiae  erflörte,  eine  Q^rflörung, 
bie  burd^  bie  Sarftettung  ber  Sebre  ^ufö  bei 
dri)»]^niu8  (Haer.  65, 1)  em|)fo9len  mirb  (ogL 
[Xfibinger]  £1^1.  Ouartalfd^rift  1850,  3—28). 
9Rü  ber  9E6fe^ng  $aufö  toax  feine  Seigre  nod^ 
nid^  bejeitiat.  Anhänger  berfelben  etfd^en  nod^ 
After  unter  Dem  92amen  ^ulianiften  ober  ^l^oti- 
niancr.  3laä^  bem  Sd^iben  bed  Sifd^ofd  Slle« 
sanbtr  Don  Wqcanbrien  über  ben  ludbrud^  ber 
acianifc^  Semegung  (f.  Theodoreti  H.  E.  1,  4) 
iu4m  ber  $re§bQter  Sucian  Don  Slntiod^ien  bie 
fti^ten  $auld  an  unb  l^ielt  ftd^  burd^  brei  $onti> 
fiakt  l^urd^  au^erl^Ib  ber  ftird^e.  2)ie  @qnobe 
non  9Kc&a  (can.  19)  Derorbnete,  ba^  bie  jur  ftird^e 
iitriiiHel^renben  ^ßoulianiften  mieber  getauft  merben 
foSten.  S>a8felbe  Derorbnete  in  ^Betreff  ber  „$]^o- 
tfaiiamr  ober  ^ßaulianiften''  bie  gmeite  @^nobe  Don 
tbdcS  443  (452),  can.  16.  Surdd  Ximotl^S 
mm  Sonftantino^I  totthm  bie  ^uUaniften  in  ber 
€d^ft  De  receptione  haereticorum  nod^  am 
Snfang  beS  7.  ^a^rl^unbertS  unter  ben  ^retifem 
eaa^Qt^li,  beren  Xaufe  ungültig  fei  Snbeffen 
ifl  eS  fraglid^,  ob  bie  Secte  bamafö  nod^  be- 
fianb.  Sonft  l^ört  man  in  ber  @efd^id^te  nid^td 
nciter  Don  berfelben.  (Sgl.  Bouth,  Beliquiae 
sacrae  m,  2.  ed.,  285—367,  loo  bie  auf 
^ßoul  bejüglid^  gf^gmente  gefammelt  unb  er- 
lUrt  ftnb ;  ^efele,  ConciUengefd^id^te  I,  2.  Sufl., 
135—143;  Sd^mane,  S)ogmengefd^id^te  ber  Dor- 
idcönifd^  3eit,  2.  «ufl.,  Sreiburg  1892,  147 
MS  150.)  [Sfun!.] 


VimAts,  berl^L,  DonS:]^eben(6ei;ßT)&tv), 
ber  erfie  in  ber  flfir^  betannte  Sinfiebler,  mirb 
Dom  1^1  ^ieron^muS  toegen  ber  3&af)l  bief er  Sebenfi- 
meife  anctor  yitae  monasticae  (Ep.  22, 36  [ad 
Eustoch.])  unb  princeps  yitae  monasticae 
(Vita  S.  P.  proL)  genannt  Sr  tomr  )u  Zl^eben  in 
Oberag^pten  Don  Dermögenben  (Sitem  geboren, 
marb  im  d^ftlic^  (Stauben  ergogen  unb  erhielt 
eineforgfääigemijfenfd^ftlid^SluSbilbung.  Sei  ber 
Verfolgung  unter  S)eciu8  Derbarg  er  fid^  unb  je|te 
in  ber  StäOie  feine  Stubien  fort  2)a  florben  feine 
SItem,  aK  er  15  ^fjxt  alt  mar,  unb  eS  fiel  il^ 
ein  reid^eS  (Erbt)^  }u ;  um  bie^  beft|en  gu  lönnen, 
Derrietl^  fein  Sd^mager  feinen  Sufent^alt,  unb  nun 
blieb  il^m  nur  bie  gflud^t  übrig,  merni  er  bad  nadtte 
fieben  retten  moOte.  Sr  floQ  meftmdrtS  in  baS 
müfte  ©ebirge  unb  f anb  bafelbfi  eine  Stelle,  meldte 
il^m  }um  bleiben  geeignet  fd^ien:  eine  ^b^U,  berm 
Singang  burd^  einen  boDorliegenben  ^föblod  Der> 
bedtt  mar,  ndbft  einer  DueOe,  an  meld^er  ebie 
S>attel|xilme  ttmd^.  6ier  fd^Iug  $aulud  feinen 
lufentl^alt  auf  unb  Derfenite  fid^,  Don  ieber  anbem 
@eifte8na]^rung  entblößt,  in  bie  93etrad^tung  ber 
übematürlid^  SBal^rl^eiten.  S)iefe  lBefd(|äftigung 
getoal^rte  i^m  balb  foDiel  Xroft,  ba^  er  ftd^  Don 
ben  @ü|ig(eiten  bed  befd^ouli^en  Sebend  nid^t 
mel^r  lodrei^en  mollte  unb  fein  ganjeS  fieben  an 
bem  einmal  gemöl^Iten  Sufentl^alt  ^ugubringen  be- 
fd^Io|.  9lad^  ög^ptifd^  93erpttntnen  beburfte  er 
nid^t  Diel  gur  Sr^ottung  be§  äußern  äebenS :  ^ßalm- 
früd^te  gaben  il^m  bie  Kal^rung,  unb  atö  feine 
ftleü)er  Dor  9Qter  jerfielen,  lieferten  il^m  bie  $alm- 
blätter  ben  Stoff  $u  einem  ®efled^te,  momit  er  pd^ 
bebeden  fonnte.  @o  führte  er  40  ^oifyct  lang  ein 
fieben  beS  ®ebete§  unb  ber  ^btöbtung  unb  mad^te 
im  Ramp]  mit  bem  Sfleijd^  unb  bem  Xeufel  bie 
Srfal^rungen,  an  meldte  für  aOe  3eit  baS  aScetifd^e 
fieben  in  ber  ftird^e  anfnüpfen  foDte.  Ser  fiol^n  für 
feine  Xreue  unb  luSbauer  mar  eine  übematürlid^ 
Xugenb  unb  eine  ©ebetSguDerftd^t,  burd^  meld^  bie 
munberbaren  Sterldei^ungen  3efu  bei  9Rarc.  16, 17 
an  il^m  in  Erfüllung  gingen.  Wi  er  55  Saläre  alt 
gemorben,  ^ngen  bie  ^Imfrüd^te  an  gu  mangeln; 
feitbem  brachte  il^m,  mie  bem  Sro))|eten  CäiaS, 
ein  Stabe  tagUd^  ein  l^albed  Sroo  gur  Srl^altung 
feinet  fiebenS,  unb  auf  biefe  9ßeife  lebte  er  meitere 
60  Saläre  einjig  im  Umgange  mit  @ott  unb  ben 
Sngeln,  ol^ne  einen  äRenfd^  }u  erbliden.  Sr 
mürbe  ungefonnt  aud  bem  fieben  gefd^ieben  fein 
unb  ben  SReid^tl^um  feiner  innem  Srfal^rung  mit 
fid^  in  bie  Smigfeit  genommen  l^aben,  menn  nid^t 
@ott  ber  &err  biefe  geiftigen  @d^|e  für  bie  jKrd^e 
l^ättem^oormad^enmollen.  Sod  geeignete  93er!" 
geug  l^iergu  mar  ber  1^1  Antonius,  ber  ein  SRenf d^« 
alter  mä^  $aulud  ^d^  ebenfaUd  Don  ber  SSBelt  gu- 
tüdtgegogen  l^atte  unb  aI8  $atriard^  eine  @d^ 
gleid^efumter  Sl^eten  bie  SBege  ber  SSoIIfommen" 
^  lehrte.  9luf  göttlid^  antrieb  mad^te  ^ntoniud 
^d^  mtf,  um  ben  ^ligen,  Don  bem  er  nod^  feine 
ftunbe  qt'fyäA,  gu  fud^,  unb  fanb  nad^  l^erber 
unb  befd^merlid^  SBanberung  feinen  ^(ufentl^It, 


1727       $QuTuS,  SBornefriebS  @ol^n  —  $aulu8,  ^einr.  Sberl^.  Gottlob.      1728 


Mein  $auIuS  tooHte  erft  fid^  i^m  ntd^t  jeigen.  Stft 
nad^  toieberl^Item  Stufen  unb  Sitten  unb  mä^  ber 
^ofjm^,  er  tDerbe  m3  }u  feinem  Xobe  bleiben 
nnb  il^m  feinen  fieib  ju  begraben  überloffen,  her- 
lieft ^PouIuSfeiniBerftecf;  biebeibenl^eiligenüRänner 
fielen  einanber  in  bie  Slrme  unb  nannten  fld^  mü 
vlomvx,  ol^ne  baft  frül^er  Siner  ben  Slnbem  ie  ge- 
feit l^atte.  S)af  fie  nad^  ®otted  SßiOen  ftd^  ge- 
pmben  l^en,  geigte  ftd^  bolb,  inbem  ber  ttaU 
oieftmal  mit  einem  ganzen  ftott  einem  l^alben 
99robe  erf d^,  um  für  Seibe  bie  auSreid^enbe  Sr- 
quldhtng  ju  bringen.  Slac^bem  fie  gegeffen  unb 
aus  ber  OueQe  getrunf en  litten,  bereinigten  fte  fid^ 
erft  gum  @ebet  imb  bann  gu  einem  ©efpräd^  ton 
göttlid^en  3)ingen,  toeld^  fid^  über  bie  9lad^t  bid 
3um  foIgetä>en  Sage  l^injog,  tmb  bei  toeld^m 
^ßauIuS  @)elegen]^eit  fanb,  bem  g^reunbe  bie  @d^ö^ 
feiner  inneren  Srfal^rungenunb  Srleud^tungen  ^um 
^le  iBieler  mit^uttieilen.  ©d^Iieftlid^,  ald  ber  Xag 
oa  toar,  vertraute  $aulu§  il^m  aud^  an,  baft  er 
burd^  @otted  Offenbarung  fd^on  lange  ton  il^m 
getouftt  unb  il^n  oor  feinem  Xobe  gu  fpred^  ge- 
hofft l^be ;  ie^t  fönne  er  rul^ig  fterben,  nad^bem 
er  oie  le^te  91ufgabe  auf  Srben  erfüllt  l^abe.  9lfö 
tllntoniuS  l^ierüber  in  grofteS  fieib  auSbrad^  tmb 
il^n  nid^t  laffen  tooUte,  um  mit  il^m  ^u  fterben,  bat 
fßauIuS  il^n,  au8  feiner  3^0^  i^ni  ben  SJlantel  ^u 
Idolen,  toeld^en  il^m  ber  1^1.  Sifd^of  Stl^anafmd  ge- 
fd^enft.  Srftaunt,  baft  ber  ^eilige  barum  nmftte, 
nal^m  9tntoniu8  oon  i|m  9tbfd^ieb  unb  mad^te  fui^ 

iofort  auf  ben  Sßeg.  Seinen  Süngem  touftte  er 
»oti^eim  nid^tS  SlnbereS  }u  fagen,  aI3  boft  er  ie^t 
erft  gelernt  l^obe,  ttwS  ein  2Rönd|  fei,  na^bem  er 
fo  lange  mit  Unrcd^t  geglaubt  l^abe,  einer  ju  fein ; 
bann  nal^m  er  ben  SKantcl  unb  eilte  fo  fd^neD,  als 
il^m  feine  90  3o^re  erloubten,  ttjiebcr  fort ,  um 
^ßauluS  nod^  oor  beffen  ^fd^ieb  auS  bem  fieben 
ju  errcid^en.  5lllcin  f d^on  am  jmeiten  Stage  um- 
leud^tete  il^n  |)lö^lid^  ein  l^eller  Gllanj,  unb  er  fal^, 
mie  bie  ©eele  be§  ^eiligen  oon  ben  ßngeln  gen 
Fimmel  gefül^rt  ttjurbc.  Um  f o  mc^r  beeilte  er  fid^ 
jc^t,  bie  §ö§lc  be§  Seligen  ju  erreid^en,  unb  als 
er  in  biefelbc  eintrat,  ]Qf)  er  ^auluS  in  fnicenbcr 
©teHung  mit  ausgebreiteten  ^rmcn,  ganj  als  menn 
er  lebte,  fo  baft  er  erft  fid^  fd^eute,  tl^n  ju  ftören, 
unb  leife  mit  i^m  betete.  6rft  aflmälig  fam  er  ju 
ber  ©eiüiftl^eit,  baft  er  einen  ©cftorbenen  t)or  fid^ 
l^abc,  unb  nun  trug  er  ilin  cl^rerbietig  in'S  Qfreic 
unb  legte  il^n  nicbcr,  um  bie  Ic^tc  ^flid^t  an  i^m 
ju  crfüflen.  6r  50g  bem  l^eiligen  fieib  baS  l^arte 
^Imblättcrflcib  db  unb  ptttc  il^n  in  ben  mit- 
gebrad^tcn  SKantel ;  nun  aber  ftanb  er  ratl^loS  ba, 
meil  er  nid^t  im  ©tonbe  ttjar,  il^m  ein  ®rab  gu 
bereiten.  ®a  famen  fd^neflcn  fiaufcS  gioci  fiömen 
mit  piegenbcn  3Rä^mn  aus  ber  SEBüfte  unb  jingen 
beim  5lnblirf  ber  fieid^  erft  mie  bei  bem  Serluft 
einer  geliebten  ^crfon  tt)cl(imütl^ig  ju  brüDcn  an. 
SSalb  aber  begannen  fic  mit  il^rcn  mäd^tigen  Sa^n 
bie  grbe  aufjumü^len  unb  fteDten  in  furjer  Seit 
ein  ®rab  l^er,  baS  jur  aufnähme  beS  l^eiligen  ficid^- 
nomÄ  l^inreid^te.  5Rad^bem  bieft  gefd^e^en,  entlieft 


ber  IjjL  9tntoniuS  fie  mit  feinem  Segen  toiAci  k 
bie  äSBüfte  unb  bejtattete  bte  Seid^  nod^  d^i^K^ 
Sßeife.  S)aS  ^mblötterOeib  ober  nOfm  er  orit 
fid^  unb  trug  eS  für  ben  Steft  f etneS  Sebeid  nn 
Oftem  unb  ^ßfingften,  eine  j^ertfid^  ^,  tok 
ber  1^1  ^ieron^muS  fagt,  aä  ben  ^ßurtmr  eines 
jtönigS.  —  S)er  1^1.  Slntoniud  loar  eS  oxtäi,  ha 
baS  $lnben!en  an  einen  fold^  ^eiligen  ber  ftii^e 
beioal^rte.  S)aS  römifd^  SreDier  feiert  i^  cm 
15.  Sanuar.  (S.  Hier.  Vita  S.  PauU  beilOgne. 
PP.  lat.  XXIII,  17  sqq.;  Gase.  CoIL  18,  6; 
AA.  SS.  BolL  Jan.  I,  602 ;  93one,  9it4  bec 
Slltoöter,  ^berb.  1863,  40.)  [Raulen.] 

'3faiibi$,9ßarnefrieb8  ©oJ^n^f.^ßoiM 
3)iaconuS,  n.  1. 

Lantus,  £|einrid^  Sberl^arb  @ottIü(, 
ber  „benfgläubige"  ^rofeffor  in  ^Neibelbecg,  fei 
fannter  |)au))toertreter  beS  öltem  StotionifiSinS, 
toarb  }u  fieonberg  bei  Stuttgart  am  1.  StJ/tiakt 
1761  geboren.  @ein  SSater  toot  S>taamid  in 
fieonberg,  tourbe  aber  1771  feineS  SrntiS  cnl^ 
l^oben,  toett  er  fid^  ber  ©eifterfel^evei  l^ingegta 
l^atte.  IBei  il^m  hxtr  bieft  bie  Steaction  gegadhr 
oielen  3tt)eifeln,  bie  er  frül^er  gegen  ben  imp^ 
glauben  unb  befonberS  gegen  bie  unfierbfid^ba 
Seele  gel^egt  l^atte ;  bei  feinem  Sol^rne  mag  «» 
geleiert  baS  pl^antaftifd^  Xreiben  beS  SotoS,  ii 
toeld^eS  er  oon  biefem  frül^^eitig  l^inetngqogn 
tourbe,  SJliturfad^  }u  fetner  f))cto:n  SbneHpng 
gegen  atteS  Uebernatürlid^  getoorben  fein.  6en 
erfte  SBilbung  erl^ielt  ber  junge  ^ßauIuS  an  bot 
jtlofterfd^en  }u  SBlaubeuren  unb  ju  !Beben]^ait|di; 
bonn  bejog  er  bie  iübinger  Unioerfttöt  (bis  1784). 
hierauf  mirfte  er  furge  3eit  alS  SJicor  on  ber  &ifBk 
5U  Sd^omborf,  nad^bem  er  bie  ©teße  eines  Seoe- 
törS  bei  ber  «Scetifc^en  ©efeUfd^oft  in  iBofel  osb- 
gef dalagen,  ba  er  für  biefelbe  nid^  me^  gßuMg 
genug  ju  fein  glaubte.  6ine  literarifd^  9Wfe,  )u 
meld^er  ber  gfreil^err  oon  ^Im  i^m  bie  WOA 
gemährte,  führte  i^n  in  ben  Salären  1787  nab 
1788  burd^  S)eutfd^lanb,  ^oUanb,  Snglonbioib 
tJranfrcid^.  5Rod^  feiner  Slürffel^r  ttmrbe  er  Se- 
Petent  in  Mbingen,  toarb  aber  fd^on  1789  oS 
^rofeff  or  ber  orientalif  d^n  S})rad^n  nad^  3«ö  ^ 
rufen.  5Rad^  S)öberleinS  Sobe  (1792)  »uibe  « 
olS  beffen  9lad^f olger  ^feffor  ber  Si^logie:  er 
las  über  g^egefe  beS  bleuen  ZeftamentS,  Wm 
Xl^eologie,  ©ogmengefd^id^te,  ©ognurtif  unbiftja 
Seine  fiel^ren  t)eranloftten  aber  balb  feitenS  bä 
©enerolfu^erintenbenten  Sd^eiber  bie  2)annid8" 
tion  gegen  il^n,  er  motte  baS  S^riftent^  bin4 
^$ant|eiSmuS  unb  Sltl^eiSmuS  üerbröngen  unb  ia 
herein  mit  anbcren  $rofefforcn  ju  Sena  bie  3f 
religiofitöt  oerbreiten.  SDer  ^njeige  toarb  )imö# 
feine  |)raftifd^e  Qfolge  gegeben.  fdaU>  aber  erfolg 
bU  entloffung  Sfid^te'S  (f.  b.  9Irt.  IV,  1476),  uA 
ber  ©ebonfe,  baft  bie  unbefd^ränfte  fieJ^rfüitÄ 
aud^  il^m  in  3u!unft  einmal  genommen  UKtba 
lönne,  mog  ^uluS  um  fo  me^r  belogen  l^obo, 
einem  SRufe  nad^  SBürjburg  golge  }u  leiflen,  aS 
er  l^iermit  aud^  feine  finangiette  Stettmtg  mi^ 


1729 


Pauperes  LugdunenBes  —  ^Qtoia. 


1730 


iefferfe.  3n  Bürgburg  foHte  er  nod^  ber  W>^äfi 
bc8  amni^ecdüRontgelad  afö  9ufnärer  gle^  ben 
eknfaOd  bol^  berufenen  ^felonb  unb  ©d^eUhtg 
toirfen  ttnb  mä)  bie  fat^ohfd^  @emtnariften  mit 
{einer  SBi{Tenfd^Qft  beglüden.  S)te  Sal^I  feiner  3u- 
^öret  na^m  ober  beroxt  al,  bo|  ^uIuS  fid^  1807 
Ott  iheiS"  unb  ©d^ulrot^  nad^  99amberg,  bann 
(1808)  mä^  Stümberg  unb  (1810)  naä)  SlnSbod^ 
nerfelen  lie^.  3nbeffen  jagte  il^m  biefer  SOBirfungd- 
tieiS  fel^  menig  }u,  unb  er  fonnte  feine  ^Berufung 
auf  eine  fßrofejfur  gu  f^elberg  (1810)  afö  eine 
(Erlöfung  aud  unangenel^men  Sierl^öltniffen  be- 
grfi^  3n  ^eibelberg  entmidfelte  er  eine  um- 
Mfenbe  Xl^gleit  fomol^I  burd^  feine  iBorlef ungen 
me  burd^  feine  @d^riften ;  er  ntu^te  ed  aber  in 
fcinem  SIter  erleben,  ba|  er,  ber  an  ber  &pV^  ber 
wittonolijten  )u  ftel^  prötenbirte,  Don  9nberen, 
IDie  @trau|,  fiberl^ott  unb  nne  ein  3urüdf  gebliebener 
kabelt  nmrbe.  Sine  gereigte  Stimmung  erfüllte 
i^  befonberS  in  feinen  Itj/tm  SebenSja]^;  er 
imtxbe  fogar  in  einen  9^roge|  niegen  unbefugter 
Verausgabe  ton  @d^euingd  SBorlefungen  über 
CffenborungSpl^ofopl^ie  Denoidfelt.  9}ad^bem  er 
mul^  thtpnliä)  gebred^ltd^  unb  leibenb  gemorben, 
flatb  er  om  10.  Suguft  1851,  im  Xobe  toie  im 
Seben  on  feinen  rationalißifd^en  ^rincipien  feft- 
(cittenb.  —  S)er  ^StationoßdmuS''  beS  ^rofefforS 
SauIuS  berul^t  auf  bem  ^rind)),  ba|  nur  baS 
Segteiflid^e ,  bad  ermeiSbare,  nid^t  aber  baS 
Unglaublid^,  baS  Unem^eiSbare  in  bem  ®otte8- 
glouben  unb  ber  ©ottanbod^  baS  flMfct  fein 
»rnie.  2)e^^alb  gUt  i^m  alles  in  ber  l^L  Sd^rift, 
ttofi  il^m  nac^  feinen  pl^Iofopl^ifd^  Slnfid^ten  un- 
icgrtifKd^  erfd^eint,  bem  äBortlaute  nad^  für  un- 
(ifiorif d^ ;  eS  mu^  erft  auf  eine  begreifiid^e  Sßeife 
gä>eutet  merben.  @o  fom  ^ulud  gu  feiner  ebenfo 
inSU^qlttn  toie  löd^erlid^en  Srflörung  ber  SBunber, 
ba|  i  9.  äefuS  nur  fd^intobt  gemefen,  ba^  er 
(SDtoft^.  14, 25)  nid^  über  baS  3Reer,  fonbem  am 
tReere entlang gegangenfei, unb bcrgleid^en.  SDBenn 
er  aber  glaubte,  ben  SBortlaut  ber  S3ibel  fo  in 
<Rn!Iang  mit  ber  SSemunft  gu  bringen,  fo  fonnte 
et  freili^  toeber  ben  SBeifaH  ber  ©laubigen  nod^ 
ben  ber  ^fritifd^"  Sl^eologen  gu  pnben  erwarten. 
(Einen  CH^u))tgegner,  ber  il^m  in  jeber  IBegiel^ung 
üBerlegen  toar ,  fanb  er  an  §ug  (f.  b.  9trt.).  — 
S>ie  jo^Ireid^  ©d^riften  oon  ^ßouIuS,  befonberS 
4tu8  ber  Seit  feines  3BirfenS  in  ^eibelberg,  fü^rt 
Stei^Iin-TOelbegg  (f.  u.)  II,  465  ff.  auf.  m  för 
feine  Stid^tung  begeid^nenb  mögen  l^ier  ermöl^nt 
iDerben  fein  „fieben  3efu  atö  ©runblage  einer 
teinen  @efd^id^  beS  Urd^riftent^umS",  ^eibelberg 
1828,  2  Sbe.,  unb  baS  .^Ssegetifd^  |)anbbu($ 
üBer  bie  brei  erften  Soangelien'',  ebb.  1831  bis 
1833, 8  Sbe.  (neue  SluSgobe  1841—1842).  Ser- 
Mtebene  SRale  fud^te  er  Sal^reSfd^riften  in  feinem 
fBeijlein'S  Seben  gu  rufen,  fo  ben  „©opl&ronigon" 
<wn  1819-1881,  18  ©be.);  „®er  ©enfglöu- 
Uge',  eine  attgcmein  t^icologifd^e  Sa^rcSfd^rift,  er- 
faßten t)on  1825—1829 ;  ber  „"Htm  ©opldronigon" 
«nnbe  fogar  in  $auIuS'  80.  SebenSjal^re  begrünbet, 

ttMlt€nUx\torL  ^  IX.  2.  Vufl. 


brad^e  eS  aber  nur  auf  3  SBbe.  (1841—1843). 
^ie  ©efinnungen  beS  fßrofefforS  !BauIuS  gegen 
bie  fatl^olifd^  ftird^  traten  ](jert)or  m  ber  Sd^rift 
^2)er  toieber  laut  gemorbene  $rinci))ienfam))f 
gmif  d^en  rbmif  d^  ^ierard^ie  unb  beutfd^er  Staats« 
red^tlid^feit\  ^ibelberg  1838 ;  im  folgenben  Sa)^ 
folgte  nod^  eine  „StoAit  fhtngere  ©eleud^tung" 
biefeS  !ßrtnci|>ienfam{)feS.  Snblid^  fonnte  er  eS  in 
feinem  85.  SebenSial^re  nid^  unterlaffen,  aud^  eine 
Sänge  für  bie  2)eut(d^fat]^oIifen  eingulegen  (3ut 
Sled^tfertigung  ber  S)eutfd^fatl^olifen,  ftarlSrul^e 
1846).  —  91S  biograpl^ifd^  OueOe  über  !ßauIuS 
bienen  bie  bon  il^m  fetter  bei  feinem  3ubilöum 
oerfa^ten  „@figgen  auS  meiner  SBilbungS«  unb 
SebenSgefd^id^",  ^eibelberg  u.  Seipgig  1839:  baS 
fyixOpiXDta  über  i^n  ift  St.  %  oon  9leid^Kn-!DleI- 
begg.  Sq.  S.  ®.  $auIuS  unb  feine  Seit,  @tuttg. 
1853, 2  SBbe.  [21.  gffer.] 

Panperes  Lagdunenses,  f.  SBalbenfer. 

"^Mfttlsmns,  f.  Sociale  g^rage. 

'S^ama,  @tabt  unb  SBiStl^um  in  Ober« 
italien.  I.  ®ie  ©tabt  «ßaöia,  am  Jefflno 
(Xicino)  unioeit  oon  beffen  SRünbung  in  ben  $o 
unb  4  zuteilen  bon  SRaUanb  gelegen,  h)urbe  unter 
bem  3lamtn  Ticinum  oon  ffelten,  ben  fieoi  unb 
SRarid,  furge  Seit  nad^  ÜRailanb  erbaut.  S)iefe 
tourben  Don  ben  Stömem  t)erj[agt,  unb  ber  SSater 
beS  ^ßompeiuS  rid^ete  bie  @tabt  als  römifd^ 
SRunicipium  ein.  3ur  3eit  ber  Sößenoanberung 
litt  ^ia  Diel  Oboafer  gerftörte  bie  ©tabt  (476), 
gefiattete  aber  ben  Sintooj^em  gum  Sßieberaufbau 
fünf  Saläre  ^(bgabenfreil^t.  Xl^eoborid^  ber  @ro^ 
befeftigte  fßat)ia  unb  baute  bafelbft  aud^  einen  ißa« 
laft.  3nt  3. 568  bemöd^tigte  fid^  ber  fiangobarben« 
fönig  ^Ilboin  ^ßaoia^S  nad^  breijöl^riger  99elagerung 
unb  möl^Ite  eS  gur  9tefibeng  unb  ^u))tftabt  feines 
Sleid^eS.  S)ie^  blieb  bie  ©tabt  bis  auf  i)efiberiuS, 
ber  774  oon  ffarl  bem  @ro^en  in  bem  ^ßarfe 
oon  Sertofa  gefangen  genommen  tourbe.  %tx 
©ol^n  ffarlS  beS  ®ro^en,  ^in,  nal^m  nun  feine 
Stefibeng  gu  ^t)ia,  unb  ffarl  felbft  1^  in  ^- 
oia  als  ber  nunmel^rigen  $mu))tftabt  beS  frönfif^ 
Italiens  meiere  JReid^tage.  3nt  3.  924  tourbe 
bie  ©tabt  burd^  Serengar  Don  gfnoul  mit  ^ilfe  ber 
Ungarn  eingenommen  unb  gnjtört  (ogl.  S)am« 
berger,  ©pnd^ron.  ®efd^.  IV,  SRegenSburg  1852, 
480  f.).  Unerme^Iid^  ©d^ö^  gingen  Derloren ; 
48  ffird^  fanfen  in  ©d^utt;  ber  SBifd^of  ber 
©tabt,  ben  man  nur  ben  guten  Sol^otmeS  gu 
nennen  pflegte,  unb  ber  oon  Sercelli,  toeld^r  fid^ 
eben  bei  i^m  befanb,  oerloren  mit  Dielen  Xaufenben 
ber  Sinmol^er  baS  Seben  in  gfeuer  unb  Slaud^ 
(Flodoard,  Annales  ad  a.  924 ;  Mon.  Germ, 
hißt.  Scriptt.  ni,  373) :  nur  Xl^eoborid^  ^aft 
blieb  ftel^.  ©d^ett  erholte  fxd^  bie  ©tobt,  unb 
in  il^r  tourben  aud^  bie  ferneren  Äönige  StoIienS 
mit  ber  eifemen  ftrone  gefrönt;  fo  951  Otto  ber 
!®ro^e,  nad^bem  er  ^ia  auSgepIünbert.  Um 
1004  tourbe  ^Dia  abermoIS  burd^  IBronb  gerftört. 
iBon  ba  an  "täxnpfU  eS  mit  toed^felnbem  ®Iücf  gegen 
baS  aufftrebenbe  iDlailanb,  Dor  bem  eS  gule|t  gurüdf  • 


1731 


$at)iQ. 


1732 


treten  mufete.  ^aä)  bcm  Sobc  ffaifer  fteinrici^  n. 
(1024)  empörte  \\ä)  ^QOia  gegen  bie  beutfd^e  §err- 
jd^Qft,  mu^te  fi4  aber  nad^  mel^rjäl^riöer  Selofle- 
tung  ftonrob  II.  ergeben,  ber  fxä)  in  5KaiIonb 
frönen  lie^.  3n  bem  langen  Stampft  ber  ©l^ibel- 
Unen  unb  ©uelfen  toox  ^oöia  cntfd^ieben  g^ibel- 
linifd^  (laijerlid^),  im  ©egenfa^  gegen  boS  guelfifci^e 
5moüanb.  S)ie  SRiöoIität  ber  beiben  ©täbte  öer- 
ftetfte  ftd^  l^inter  biefe  großen  ^ßarteinamen.  3n 
ben  läufigen  großen  unb  fleinen  ffriegen  mit  SKat- 
lanb  f d^eint  ^oöia  in  ber  SRegel  unterlegen  ju  fein, 
ftaifer  Sot^or  II.  eroberte  baSfelbe  1137.  gfriebrid^ 
©arbarofja  erl^ielt  bojelbft  1154  StolienS  ftrone; 
in  ^Qt)ia  gog  er  oud^  naä)  feinen  Siegen  trium- 
pl^irenb  ein  unb  fonb  in  il^r  ©ÄuJ  nad^  feinen 
Jlieberlagen.  5Rod^  öerttjidelten  ftuperen  unb  inne- 
ren ftämpfcn  fiel  ^oöia  1315  in  bie  ©etoalt  ber 
aSiSconti,  Der  ^enen  öon  SKoilonb,  unb  nai^  oer- 
geblid^cn  SSefreiungSöerfud^en  nol^m  eS  bie  S3i3- 
conti  1343  unter  gemiffen  Sebingungen  atö  feine 
Ferren  an.  Um  biefe  ^txt  ^atte  ?ßaöia  in  ber 
^erfon  be§  geiftlid^en  Demagogen  3acopo  SBuffo- 
lari,  eines  jungen  Siuguftinermönd^eS  unb  beliebten 
^rebigerS,  feinen  6ola  bi  SRiengo  ober  feinen  ©a- 
t)onarola,  ber  eS  gegen  3Jlailanb  unb  gegen  ben 
5lbcl  anführte  (ögl  ©amberger  XV  [1863],  259). 
3m  Sfriebcn  mit  bem  9Karf grofen  Oon  SKontfenat 
(1364)  mürbe  e§  5Kailanb  öertragSmö^ig  juge- 
fprod^en,  unb  SJ^ailonbS  @efd^id^te  ift  üon  nun 
an  aud^  bie  @efd^i(i^te  üon  ^üia:  mit  ÜRailonbS 
june^menber  SSlüte  l^ielt  ^aöia'S  aSerfatt  gleici^en 
©d^ritt.  ai§  aWoilanb  1895  in  ein  ^erjogt^um 
öcrmonbelt  mürbe,  mu^te  fid^  ^aöia  ben  Xitel 
einer  ©raffd^aft  gefoDcn  loffen  unb  mürbe  öon  mm 
an  jutocilcn  öon  ben  jüngeren  ©öl^nen  ber  moi- 
länbijd^en  ^erjogc  öermaltct.  —  35aöia,  boS  cinft 
über  80  000  ginmol^ncr  ^öl^lte,  ^ot  ^cute  bereu 
foum  mcl^r  30  000.  Unter  ben  19  ßird^en  ragt  ber 
S)om  l^eröor,  1488  burd^  ßarbinal  ^Sconio  ©f  orja, 
aSif  d^of  öon  ^aöia,  an  ber  ©tcDe  jmcicr  ölten  lango- 
barbif^en  Safilifen  gegrünbct.  S)er  95au  blieb 
jebod^  unöoDenbet  unb  mürbe  erft  1609  eingemeil^t. 
3n  einer  ftapelle  be§  ®omc§  mirb  bie  prad^töoDe 
^Ärca  bi  ©.  ^goftino  mit  bem  l^eiligen  2eib  biefcS 
fiird^enlel^rerä  bemal^rt.  S)ie  4  m  lol^e  5lrca  mit 
beino^e  300  funftreid^en  Siguren  ftanb  frül^er  in 
ber  ^uguftincrfird^c,  öon  mo  biefelbe  1799  nad^ 
^ufl^ebung  be§  fflofterS  in  ben  S)om  übertragen 
mürbe.  93ebcutcnbe  ^Reliquien  famen  baöon  burd^ 
ben  erften  Sifd^of  öon  Algier,  ©upud^,  nad^  5lfrifa 
^urüdC.  Unter  ber  3Kenfa  be§  §od^altür§  im  S)ome 
rul^en  oud^  bie  (Scbeine  bcS  berül^mten  römifd^en 
^^ilofopl^en  93oet^iu§  (f.  b.  ^rt.),  meld)er  in  ^a- 
öia  auf  ®runb  uralter  Srabition  al§  Wartprcr 
öerel^rt  mirb ;  in  ber  Rxt^pta  fiub  bie  Reliquien  be§ 
f)l  ©9ru8,  be§  ^atronS  ber  ©tabt  unb  be§  99t§- 
t^umS.  ®ie  alte  93afilifa  ©.  5DZid^ele,  ein  inter- 
effanter  lombarbifd^er  Sau,  im  12. 3a]^r]^unbert  auf 
älteren  Qfunbamenten  errid^tct,  mar  bie  ihönungS« 
ftätte  ber  ff  önige  SSerengar  öon  3ötea,  ^balbcrt  unb 
äfrbuin,  ber  Sll^n^^etren  btS  §aufe§  ©aöot)en,  me^- 


l^lb  fte  1868  }ur  Basilica  reale  erBSrt  Bnnbt 
3)ie  gro^e  )n:öd^tige  ftird^  &ia,  Vhtria  bd  Sai^ 
mine,  erbaut  1878,  ifi  im  3mimt  einer  bad^ 
Siftercienferfird^  öom  Snbe  beS  12.  Sol^ci^unbedfi 
fe)^  öl^nlid^.  3n  eblem  @tUe  ift  aud^  bie  ffit^e 
©ta.  SRoria  &)ronata  erbaut,  ein  ad^tedig^,  on 
@emalben  reid^er  StupptibcaL    9[n  Untaüi^ 
anftalten  befielet  neben  Derfd^iebenen  fie^rinfUhttn 
unb  ©d^ulen  eine  el^alS  Berül^te  UntDetjität 
©ie  mirb  als  eine  ber  älteften  in  (Suxopa  ange^ 
unb  mürbe  angeblid^  Don  ftarl  bem  Qxo^  ge- 
ftiftet ;  il^re  Drganif atbn  rül^rt  bon  flötf er  Ptttl  R 
f^  (1861)  unb  mürbe  1770  ton  3Ram  %f 
refxa,  1817  öongranjL  erneuert.  ©eii^rfW 
13  SoQegien,  öon  benen  boS  borromöifd^  unb 
baS  beS  $a))fte§  $iuS  Y.  bie  fd^ön^  fmb.  In 
ber  Uniöerfitöt  glaubten  gro^  ©elel^rte  ouf  bco 
®ebiete  ber  äie^tsmiffenfd^  mie  ber  doS^^ 
©tubien,  unb  ^ur  Sdi  il^reS  gtö^tm  @logqeS 
sohlte  fie  12  000  ©tubenten.  ^eute  ^  fie  übet 
1200  pbxtt.  %n  SBol^Itl^gfeiföanftatten  i^  bv 
©tabt  |eute  nod^  reid^.  Sieben  jmei  SBatfa^^änfoB 
befielet  eine  Stnftolt  für  öeima^IoSte  icinbec  mib 
imglüdflid^  öerl^ratete  gfrouen  auS  bem  2N4R 
1601,  femer  eine  befonbere  Snflolt  fib:  öenDoti^ 
lo§te  jnnber,  bomt  eine  ^iftolt  für  unl^eUbaie 
ffranfe  unb  eine  onbere  für  arme  Seute.  Soft  h- 
rül^mte  gro^e  ©pital  öer))f[egt  im  S)ur4f4Bztt 
iöl^rlid^  5000  Jhanle.  S)a8  3nftitut  «ber  ViKp 
jhone"  unterftü^t  iol^lid^  8174  ihanb.  Snbeit 
anftalten  unterftü^  ^rme  übtti^aupt,  mieber  on- 
bere geben  armen  gamilien  bie  SJlittel  gur  grjieiung 
il^rer  ftinber.  IRel^rere  anftalten  geben  an  hm 
ajläbd^en  ^uSfteuer.  ®em  »ettel  mirft  ein  «rbeifr 
l^au§  entgegen.  9Bie  in  Stßlien  über^au|rt  ^oufig. 
befielet  anä)  in  ^ia  ein  fel^r  ftarf  hem^  ftt^- 
^au3  (monte  di  pietü)  unb  eine  ©fximffe  (DgL 
Gay.  Magenta,  Ricerche  sulle  pie  fondazioni 
e  suU'  uffizio  loro  a  sollievo  dei  poveri  conim 
appendice  sui  pubblici  stabilimenti  di  bene- 
ficenza  della  cittä  di  Pavia,  Pavia  1838).  — 
3mei  ©tunben  nörblid^  öon  ^üia  liegt  bie  nxö* 
berühmte  ßertofa  (ffartl^äuferftofter),  im  3. 1396 
öon  3o]^.  @alea5}0  aSi^onti,  bem  erften  ^^erjogMo 
ajlailanb  unb  §erm  öon  ^(Jat)ia,  gegrunbet  od 
jmei  3a]^re  fpäter  öon  ben  erften  25  SRöw^en  fc» 
jogcn.  S)er  ©tifter  mieS  bem  neuen  ffltofler  eine 
fel^r  reid^e  2)otation  au3  feinen  Seft^l^ment  ob, 
legte  aber  bemfelben  in  bem  ^ototion^d  md 
fpöter  nod^mal§  in  feinem  2:eftament  (1402)  b» 
ißerpflid^tung  auf,  iöl^rlid^  eine  befKmmte  Sram 
auf  bie  Sfottfe^ung  bed  aSmted  unb  nad^  befjea 
aSolIenbung  jur  Unterftü^ung  ber  Firmen  jn  wi" 
menben.  2)ie  le^tgenannte  aSermenbung  fonnie  vit 
bem  3ol&re  1 542  begonnen  inerben.  S)a  jd»*  bi« 
ginfünfte  unterbeffen  immer  jugenommen,  fo  loort 
e§  ber  ©enoffenfd^  ennöglid^t,  b^  (enlitt 
®otte§]^au§  nod^  ftetS  mit  neuen  ffmtftfd^ö^  ^ 
bereid^em.    ®a§  fflofter,  boS  iäl^li^  lOOOÖO 
Silier  ginfiinfte  l^atte,  mürbe  1782  öonflöfi» 
3ofep]^  n.  aufgel^oben.  ftaifer  Swbimmb  fieite 


$at)io. 


1734 


trd^  ©ecret  Dom  17.  3um  1843  toieber  l^r, 
am  21.  3)ecemier  beSjelben  ^al^ed  fel^rteti 
lortl^ufer  unter  ben  Qöd^ften  gfeierl^Ieiten 
a  jurui  (t)9l.  99.  SQBcbcr,  Kl^aftcrbUber, 
Ifurt  a.  TO.  1853,  389].).  S)ic  itoBcnifd^ 
mmg  ^o6  boS  jtlofter  abermofö  auf  (1866), 
fyvit  ifl  ed  nur  Don  wenigen  SJlönd^  al3 
m  be§  jRonumentS  (emol^nt. 
.  S)ag  SSiStl^um  ^aDto.  S)ie  ©rünbung 
(ifd^öflid^  @i^  in  ^ia  mirb  auf  ben 
S^rud  ober  S^rud  }urü(fgefül^rt,  ber  Dom 
)ermagoraS,  nod^  Sinigen  Dom  1^1  $etru8 
atö  99ifd^of  entf enbet  tourbe.  Sr  unterl^elt  eine 
bige  (SlauBenS-  unb  fiiebeSoemeinfd^aft  mit 
teu  gegrfinbeten  umltegenben  icird^en,  nament- 
)er  5U  SRailanb :  {ogar  bis  nod^  fiord^  {oE  fid^ 
SBBirffomfeit  erftredt  ^ben  (SRettberg,  ff.-®. 
[fd^L  I,  ©öttingen  1846, 156).  ®ie  l^H.  gl^rtj- 
lud  unb  gfortunotuS  foQ  er  }u  ^rieftem  unb 
92Qd^foIger  im  bifd^öflid^en  ^mte,  ^om|)ejiu§ 
-100)  unb  (foentiuS  ober  3uDentiu8  (100 
L30),  }u  S)iaconen  gemeil^  l^ben.  @Qru8 
fkirb  etma  um  bad  ^afyc  96  ober  einige 
t  frü^r.  3ti  ber  langen  SRcil^enfolge  ber 
|öfe  glönjten  nod^  Diele  burd^  l^eiligen  Sebend- 
)elunb  l^o^SeifteSgaben  l^onagenbe  5Kön- 
Um  230  erfd^eint  ^rofuturuS,  332  Obebia- 
imb  877  (foentiuS  (3uDentiu§)  II.  S)em  Dom 
mbrofmd  397  geh)eil^ten  UrficinuS  folgten  bie 
)en  Sif d^öfe  (SriSpinuS  (432)  unb  (466)  Spi- 
iuS  (f.  b.  «rt  IV,  711  ff.)  unb  auf  2»aji- 
(496)  ber  l^L  SDobiuS  ober  gnnobiud  (f.  b. 
I.  S)urd^  fold^  Oberl^irten  na^  bie  SBebeu- 
^ia'3  }u ;  aber  ber  ginflu^  beg  IBidtl^md 
d  aud^  burd^  bie  politifd^e  IBebeutung  ber 
)t.  ®er  1^1.  SlnaftapuS  (668—680),  Dorl^ 
ner  unb  Don  ben  ^rianem  }um  iBifd^of  Don 
\a  orbinirt  ju  eben  ber  3^/  «18  ber  red^t- 
E»ige  aJ^agnuS  (feit  633)  ber  fatl^olifd^en  ffird^ 
bfl  Dorftanb,  lourbc,  nad^bem  er  freimiHig  Dom 
nidmud  jurüdfgetreten,  ^um  Säifd^of  ber  ffatl^o- 
gemöl^It  911g  ^eiliger  loirb  aud^  Derel^ 
lian  99i8cofPö  (680  —  708):  feine  ©d^rift 
r  bie  5IWonotl^Ietcn  ttjurbe  auf  bem  Koncil  ju 
iiantinopel  (681)  Dorgelcfen.  5luf  ®regoriu8 
708)  folgte  ber  il  ^IrmentariuS  (711—726). 
r  il^  tourben  bie  ^Reliquien  bed  1^1.  ffird^- 
rd  ^uguftinuS  au8  @arbinien,  mol^n  fie  burd^ 
•on  ben  arionifd^  Sonbalen  Derbannten  afri- 
d^  99ifd^5fe  gebrad^  toorben  loaren,  burd^ 
Songoborbenlönig  fiuit))ranb  au§  ^urd^t  Dor 
@aracenen  nad^  ^Dia  übertragen.  99ifd^of 
iri)  ober  Suitpranb  (830—864)  erl^ielt  Don 
ffaifem  Submig  unb  fiotl^  mel^rere  $riDi- 
n  unb  mürbe  mit  bem  £ite(  eines  @rafen  ge- 
[idt.  Sol&anneS  H.  (874—879)  erhielt  aud^ 
^ßopfte  3o]^ne§  vm.  mid^tige  ^ilegien 
fetbft  bad  ißaEium.  $etruS  III.  SanefKmoDa 
978)  mürbe  im  3-  983  ^apft  atö  3o- 
K«  XIV.  3n  bie  ^rteifämpfe  bc8  11.  unb 
Jol^l^unbertS  nmrben  aud^  bie  93ifd^5fe  Don 


$aDia  Derflod^ten.  ^er  XoScani  0.  Gist.  (feit 
1148)  tourbe  1162  Dom  Jtofte  «aejanber  III. 
abgefe^,  meil  er  bei  ber  mi^i  beS  Don  ftaijer 
griebric^  I.  aufgeftellten  ©egen^fteS  SJictor  mit- 
gemirft  ^atte;  im  3-1171  »urbe  er  iebod^  Don 
bemfelben  ?ßat)fte  miebcr  in  feine  SDBürbe  eingefe^. 
©ein  5RadMoIger  £anfrancu8  99eccari  (feit  1180) 
ftarb  atö  ^eiliger  1194  (AA.  SS.  BoU.,  Jun.  IV, 
619  sqq.).  fe  ift  nid^t,  mie  öfter  gefd^el^en,  mit 
bem  feligen  fianfranf  Don  Kanterbur^  (f.  b.  Art.) 
}u  Dertoed^feln,  ber  aud^  in  ^ßaoia  geboren  mar, 
aber  100  3al^re  frül^er  lebte.  S)er  %  guIcuS  ©cotti 
mürbe  1216  Don  bem  SBiStl^  feiner  iBaterftabt 
^acenja  nad^  !ßaDia  tranSferirt,  mo  er  1229  retd^ 
an  aUen  Xugenben  fiarb.  gfrans  ©uri))a  ober 
©ottoriDa  (1364—1886)  mürbe  alS  ber  erfte 
ffanjier  ber  UniDerfitöt  $aDia  burd^  ffaifer  ffarl  IV. 
eingefe^t.  ©ein  Ütad^f olger  Sßill^Im  gientuaria  Don 
Sremona,  ein  gefeierter  Sinologe  atS  bem  Orben 
ber  aJUnoriten  imb  Sifd^of  Don  $iacen}a,  fam 
1386  auf  ben  ©tul^I  Don  ^ia  unb  ftarb  1402. 
Unter  il^  tturbe  baS  ftlofter  (Eertofa  (f.  o.  I.)  ge- 
grünbet.  granj  pccopafjio  (1427—1433)  tourbe 
auf  ben  ^etropolitanftul^l  ^ailanb  promoDirt; 
ebenfo  fein  Ütad^folger  ^einrid^  Stammt  (1433 
bis  1443),  ben  6ugen  IV.  jur  SBürbe  eineS  6arbi- 
nate  erl^oben  (geft.  1450).  3öcob  SorromöuS,  ge- 
lel^er  S)octor  ber  UniDerfitöt  ^ßaDia,  regierte  Don 
1446—1453.  ^ofymn  gaftigfione,  1453  Don 
goutanceS  tranSferirt,  ging  als  pdpftlid^er  Segat 
nad^  3)eutfd^lanb  unter  ffaifer  griebrid^  III.,  nmrbe 
1456  burd^  @ali£t  HE.  Sarbinal,  bann  unter 
!piuS  n.  Segat  ber  SJ^arf  Slncona  unb  ftarb  1460 
)u  SRacerata.  3ctcob  Slmmanati  Don  Succa,  Diel- 
fad^  Dertoenbet  an  unb  Don  bem  römifd^  ^ofe, 
tourbe  1460  99ifd^of  Don  ^aoia,  ein  Sol&r  fpöter 
(Sarbinal.  Sr  toor  gugleid^  SBifd^of  Don  Succa  tmb 
Segat  Don  Perugia;  in  aSen  biefen  Remtern  jeigte 
er  Diel  fflug^it  unb  S)emut^  tmb  ftarb  mit  bem 
Stulpe  eines  ber  mürbigften  ^rälaten  feiner  3«t 
(1479).  «nton  SWaria  bei  5IRonte,  auS  SJlonte 
©.  ©aDino  im  Slretinifd^en,  burd^  ^pft  3tüiuS  n. 
Karbinal  unb  99ifd^of  Don  JSaDia  (1511),  reftgnirte 
1520  ju  ©unften  feineS  Steffen  3oWneS  SJlaria 
bei  SWonte,  beS  fpötem  ^Qp\i^  3uIiuS  ÜI.  9ln- 
ton  Tloxxa  tourbe  mit  mel^reren  Segationen  betraut, 
bie  er  atte  mit  Srfolg  DoUgog.  Sr  ftarb  ju  9lom 
als  Sarbinalbifd^of  Don  ^orto  (1 533).  ©ein  9}eff e 
3o^atmeS  ÜRaria  reftgnirte  feinerfeitS  gu  ©unften 
3o]^neS'  ßieron^muS  be  SRubetS  (SRoffi).  «IS 
biejer  1 544  ourd^  $aul  m.  abgefegt  toorben,  über- 
nahm 3o^nneS  SD^aria  Sarbinal  bei  SJ^onte  bie 
ffird^e  Don  ^ia  abermals,  bis  er  1550  ^pft 
tourbe.  aiS  Karbinal  toar  er  einer  ber  Dier  päpft- 
lid^en  ßegaten  für  baS  Soncil  Don  3:rient  getoefen. 
«IS  er  !ßa))ft  getoorben,  fe^te  er  be  ShtbeiS  toieber 
als  Sif d|of  Don  ^ia  ein ;  biefer  tourbe  \pättx 
©ouDemeur  Don  9tom.  9{ad^  bem  3:obe  beS  ^{kq3fteS 
(1555)  gog  er  ftd^  nad^  Streng  }uräd(,  toibmete 
fidb  ben  ©tubien  unb  gab  Wel^rereS  l^erouS.  (Sx 
erbat  ftd^  Don  $iuS  IV.  feinen  Steffen  ^UilioM 


1735 


$at)tQ. 


17M 


als  Soabiutor  unb  ftotb  1564.  Öippolpt  bc  SlubciS 
tl^  ber  ffird^  in  ^üia  t)iel  öutcS.  6r  lool^nte 
awä^  bem  Koncil  öon  Srient  bei,  grünbetc  boS  tri- 
bentinifd^e  Seminar,  tourbe  1585  garbinal  burd^ 
©IjtuS  V.  unb  ftarb  gu  SRom  1591.  ©ein  9lad^- 
folger,  ber  SSamabit  aiejanber  ©auli  (1591  bis 
1592 ;  y  b.  9lrt.),  t)on  Slleria  tronSferirt,  ttmrbe 
am  23.  «pril  1742  felig  g^fprod^.  Unter  im» 
rentiuS Srotti  (1672—1700)  mürben  am  l.Oc- 
tober  1695  bie  ©ebeine  bcS  1^1  ^luguftinuS  mieber 
aufgefunben.  S)er  100.  Sifd^of,  ^uguftinuS  6u- 
fano,  litularerjbifd^of  t)on  mmafta,  päljftlid^er 
2egat  bei  ber  SRcpublü  Sencbig  unb  naäfytx  bei 
bem  ftofe  »on  Qfranfreid^,  mürbe  1711  Sifd^of  t)on 
^ia,  1712  ßarbinal  unb  1714  Segat  öonSBo- 
logno.  ©eit  feiner  Seit  fyiben  bie  Sifd^öfe  üon 
$at)ia  baS  Privilegium  be§  ^HiumS  unb  ben 
%M  „Sifd^of-grsbifd^of".  Unter  grans  *crtu- 
Jatt  (1724—1750)  mürbe  baS  ^i^Ü)VLm  gtaöia, 
baS  ftetS  ©uffroganat  oon  TOailanb  gemefen  mar, 
unmittelbar  bem  l^ciligen  ©tul^Ie  unterfteflt ;  burd^ 
baS  fogen.  italienifd^e  Soncorbat  üom  Saläre  1803 
aber  fam  eS  mieber  unter  Wailanb,  bem  eS  l^ute 
nod^  untermorfen  ift.  "Jlaä)  bem  lobe  beS  Sifd^ofS 
aojep]^  »ertieri  (feit  1792)  blieb  baS  93i§tl^um 
mehrere  ^af^xt  öermaiSt;  Sertieri'S  Jlad^folger 
^JJauI  Sambert  be  5lIIegre  beftieg  ben  Sifd^ofSftul^l 
erft  am  18.  ©eptember  1807.  gr  mar  1811  bei 
bem  Slationalconcil  §u  ?pari§  unb  fd^nt  9lai)o- 
leon  I.  feinen  ®runb  ^u  Jllagen  über  i!)n  gegeben 
gu  l^aben ;  menigftenS  mar  er  unter  ben  t)on  i^ 
auSgemöl^Iten  Sijd^öfen,  meldte  ben  ?papft  in  ©a- 
t)ona  bccinfluffcn  folltcn  (©ept.  1811).  ©pätcr  bc- 
fanb  er  fid^  in  gontoinc^cau  (San.  1813),  mo  er 
l)elfen  fottte,  ben  ^opft  für  ba§  berüd^tigte  6on« 
corbat  5u  ftimmen ;  nad^ljer  meiltc  er  mieber  in 
^at)ia,  mo  er  6.  Octobcr  1821  al§  Sifd^of  ftarb. 
5lm  2.8februar  1822  folgte  if)m  miSSofi  (geft. 
1845),  biefem  5lngclu8  SRamajaotti  (feit  1850), 
ber  1858  ^trtard^  t)on  93cnebig  mürbe;  bann 
^truS  9Karia  Sene  (1859—1867)  unb  £uci- 
bu8  ^arocd^i  (1871—1876).  S)er  gcgenmärtige 
111.  «ifd^of  ift  ^uguftinuS  SRiboIbi  (geb.  1839), 
pröconifirt  21.  SJ^ärj  1877.  ©ein  Ginfommen 
beträgt  !|eute  nur  3238  ©cubi.  5)a8  Kapitel  an 
ber  ©atl^cbrale  ©.  K^ri  et  ©.  ©tep^iani  jap 
5  S)ignitätcn,  8  ganonifcr,  11  ftapläne,  4  9[!Mn- 
fionarii  unb  6  KIcrifcr.  3n  80  ?ßfarrcien  (13  Vic. 
for.)  finbcn  fid^  nid^t  ganj  100  000  ©iöccfanen. 
Qfrül^er  moren  c8 154  Pfarreien,  2  Kottegiatfircf^en, 
21 5Kann8-  unb  4  grauenflöfter,  ol^ne  bie  25  refp. 
13  ftlöfter  in  ber  ©tabt  fclbft. 

III.  ©i)noben.  1.  ® ie  erfte Synodus Regia- 
ticina,  b.  i.  in  ber  ürbs  regia  Ticinum  (=  5Ba» 
Dia)  im  3. 850  abgel^altcne  ©i)uobc,  erlief  25  Sa- 
noneS  überffird^cnjud^t,  mciftSBicberl^oIung  älterer 
ffierorbnungen.  3n  ben  Goncilienfammlungcn  ift 
ein  gleidbjcitig  crlaffene§  faifcrlid^eS  ®ccret  in  fünf 
dummem  ange!|ängt.  —  2. 95ei  bem  855  öon  2ub- 
mig  IL  ju  ^aöia  üerfammeltcn  Koncil  öcrlongte 
bieferÄai)cn)oubcnobet\taUem\d|eu5Ji^d[)öfcuWit- 


tl^eilung  über  bie  Snängel  im  iSkaj&,  foime  Shr 
boS  Säenel^men  unb  bie  SlmtSfül^nmg  ber  Comitee 
(®rafen)  unb  il^  ©el^iHeit  mib  (nibficitte  bom 
Derf  d^iebene  borauf  be}ügrid9e  (Sbicte.  —  8.  S)ie  an- 
geblid^  866  Don  betnfelboi  ff atfer  t^erfoirandie  Sip- 
obe  ift  }tt)eifel]^  —  4.  9uf  ber  gco^  @i|ii^ 
ber  geiftlid^en  tmb  mettüd^^errenObentanenSiB 
3. 876  mürbe  ffarl  ber  ffol^Ie  afö  ihiifer  onedomitj 
überbie^  mürben  15  capitula  cntfgeftdit — 5. 0 
bie  für  S)ecember  878  Don  !(k^)ft  ^ol^cnincSYnL 
geplante  ©^nobe,  meU^  il^m  tool^I  aud^  §ur  SBiebe^ 
lerfteSung  feiner  polttifd^  ffMfit  bel^ilffi^  fem 
f oUte,  }u  ©tonbe  fam,  i{l  nad^  ^ek  ((Emtc-Oefi^ 
IV,  2.  «ufl.,  538)  ungetoi^.  —  6.  «itf  b« 
großen  ©^nobalreid^tag  889/890  tourbe  Qhnho 
üon  ©poleto,  ber  bem  Serengar  t>on  gfriaul  b» 
ffrone  entriffen,  afö  ffönig  Don  Stalten  onedomt 
—  7.  @regor  Y.,  burd^  SreScentiuS  (oa  Stom  m* 
trieben,  l^ielt  997  in  ^ßoDia  eine  Spnobe,  meip  in 
©ad^en  bed  abgefekten  SRetropoIiten  Smulf  tum 
SleimS.  —  8.  3m  3.  998  t>erfammelte  e^mfdH 
@erbert  ton  Staüenna  gu  $oDia  eine  ©qiöke, 
meldte  aud^  bie  Slnma^ung  bed  Srgbifd^^  m 
SOtailanb,  fid^  «papa*  ju  nennen,  jurüdiDicS,  vat 
bei  meld^  fiaifer  Otto  IIL  ein  2)it)Iom  }ur  @i4(^ 
rung  beS  IKrd^gt^  ausfertigen  Iie|.  —  9.  Sk 
©Qnobe  t)om  Solare  1018  (aL  1012,  irrig  1020) 
nimmt  eine  mid^ge  ©teile  in  ber  JKaJ^amefbeffe" 
rung  bed  11.  3a]^rl^unbert8  ein.  $ap{i  Scü^ 
biet  Vin.,  ber  fie  berufen,  fffl^rte  |)erjönßdj  bcB 
93orft|,  namenÜid^  um  ein  ^ottt^ebred^  ha 
3eit,  Die  Unentl^tfamleit  bed  SIerud,  mi^  oii> 
zugreifen  unb  mit  fefter  ^anb  gu  befämpfen.  - 
10.  S)ie  1046  oon  ^^einrid^  III.  öeranftaltete  S^n- 
obe,  meldbe  aud^  üon  Dielen  beutfd^  SiWfn 
aud  bem  @efolge  beS  ff önigd  befud^t  mar,  üet^- 
belte  über  üerfd^iebene  fir^lid^e  ^ngelegen^eüo, 
mal^rfd^einlid^  (f.  C>efele,  gonc-Öefd^.  IV,  2.«nfL, 
709)  jumeift  über  bie  in  Stalten  l^errfd^  gt- 
morbene  ©imonic.  —  11.  ®ic  JRefonnfpnobe  im 
3.  1049  l^atte  Seo  IX.  berufen.  —  12. 3m  3- 
1076  fanb  auf  ^Betreiben  beS  Srgbifd^o^  SBitat 
üon  SRaüenna  eine  ©Qnobe  gu  !ßaüia  ftatt,  auf 
meld^er  bie  lombarbifd^  Sif^öfe  unb  iuW  ba 
SBann  über  ©regor  VII.  auSförad^  —  18.  Inf 
berKeid^StagSfpnobe  1081  liefe  ftönig^^einriAIV. 
SBibert  abermals  afö  ©egenpopft  (glemenS  iOL) 
anerfennen.  —  14.  S)ie  grofee  ©^nobe  üom  ^dß 
1114  üerliel^  allen  einen  äblafe,  meld^  jurfo» 
rid^tung  eineS  Xenobod^iumS  Seiträge  gegeben. - 
15.  3m  3. 1128  berief  ^ft  ^onoriuS  IL  bie 
Sifd^öfc  ber  5DZailänber  ftird^nproüing  ju  einet 
©i)nobe  nad^  ^kmia,  um  über  ben  Sr^bifd^of  Den 
SO^aüanb  gu  rid^ten,  meld^  ben  (SegenfönigAomab 
üon  ^ol^cnftaufen  gefrönt  l^e,  — 16. 3)ieSfta> 
f^nobe  be§  3ö^re§  1160  berief  ftaifer  5riri)ri(^  I 
gegen  $apft  5lle|anber  in.  —  17.  ®ie  ©jnobt 
üom  3a^re  1423  tourbe  balb  nad^  ©iewi  (f.  b. 
^rt.)  üerlegt.  (ißgl.  nod^  A.  M.  Spelt«,  Stom 
delle  yite  di  tutti  i  Vescovi  che  dall'  anno  45 
sino  all'  anno  1597  ressero  la  chiesa  diP** 


1787 


^QDillon  —  $ä)män9. 


1788 


Pavia  1597  [t>9L  Brunei,  Manuel  VI, 
Paria  1865,  U21,  n.  25267];  F.  Marroni, 
De  eeclesia  et  episcopis  Papiensibus  com- 
mantar.,  Born.  1757;  Siro  Severino  Capsoni, 
Memor.  stör,  della  cittä  di  Pavia  e  buo  terri- 
torio,  Pav.  1782—1788,  8  voll.;  Moroni, Diz. 
Ln,  16—28 ;  Cappelletü,  Le  chiese  d'  Italia 
Zn,  Venezia  1857,  395—518 ;  Garns,  Ser. 
Epp.  800  sqq.)  [92e^.] 

9«9Ub1^  9}tcoIau8,  iBifd^ot  Don  Sllet  (in 
bm  ^Qtenöen),  gel^ört  ju  ben  SBif^öfen,  lueld^ 
td  ben  ionfenifttfd^  Srdrterungen  ftd^  meigerten, 
boS  Sfonnulor  D.  3. 1665  (f.  b.  3lrt.  3anfmtusyi, 
1227)  }u  unttrfd^teiben.  Sr  tt>ar  im  %  1597  su 
^ßoriS  geboten  unb  trat  frül^settig  mit  bem  l^L  S3in- 
coi)  bon  $aul  (f.  b.  9lrt)  in  SSerbinbung,  ber  il^ 
toegen  feines  ßifetd  l^od^fd^äkte  unb  mel^tfad^  ter- 
ttenbäe.  9luf  beffen  Sm))fe9lung  nmrbe  ^JoDiEon 
bann  aud^  bon  9Hd^Iieu  gum  ^ifd^of  üon  Sllet 
befümmt  (1637).  S)ort  fonb  ber  neue  Oberl^irt 
traurige  SSerl^altoiffe  unter  SIerud  unb  93oR,  be- 
kmberd  infolge  beS  unerboiulid^en  fiebenSttxmbefö 
feines  legten  93orgdnget8.  Sr  griff  aber  mit  im- 
Mbroffenem  Sifer  ein,  forgte  für  ^elel^rung  unb 
ber  @eiftlid^  toit  ber  ©laubigen,  be- 
aud^  ber  2(ugenb ;  bod^  ftreifte  fein  ßifer 
unb  ba  ftar!  an  janfeniftifd^  StigoriSmud, 
nnb  ^ßatnOon  lie|  fid^namentlid^  burd^  feine  gfreunb- 
Mdt  mit  %mmtlb  mel^r  unb  mel^  in  bie  IBe- 
jlrmmgen  üon  ^rt-SRo^al  (f.  b.  %rt)  l^inein- 
dcl^  SSergebend  toamte  il^  ber  1^1  SStnceu}; 
l^ßmnllon  ging  fd^Iie^lid^  fo  toeit,  feinem  SIerud  bie 
Snnol^e  beS  oben  enoäl^en  gformutard  unter 
€ttafe  ber  (Sicommunication  gu  üerbieten.  Sein 
Qtüc^  toie  aud^  baS  ettt)a8  fpöter  k)erfa^te  Rituel 
4  l'uaage  du  dioc^se  d'Alet  (Paris  1667 ;  gmei- 
mol  neu  gebrwft)  lam  auf  ben  3nbe|.  99ei  fiub- 
lirig  XIV.  lourbe  ^iUon  burd^  feine  ^anblungS- 
tDciJe  mi|liebig,  unb  bie  fönigltd^e  Ungnabe  mürbe 
luxq  baburd^  gefteigert,  bo^  er  im  SRegalienftreit 
(f.  b.  9rt.)  fid^  auf  Seiten  be§  ^fted  fteOte.  3)od^ 
fom  eS  ntd^  gu  feiner  Slbfekung;  er  ftarb  gu  ^Het, 
todd^  er  al§  IBifd^of  öu^exft  feiten  Derlaffen  l^e, 
am  8.  Secember  1677.  Sine  Siograpl^ie  ^üiSonS 
erfd^ien  burd^  Slntoine  be  lo  gl^aigne  imb  Sefäore 
bc  @t.  SDlarc  (Vie  de  H.  Nie.  Pavillon,  övdque 
d'Alet,  Saint-Miel  [Chartres]  1738,  3  vols., 
mib  Utrecht  1749, 3  vols.).  (S3gl.  FeUer,  Dici 
8.  y.;  Nouvelle  Biographie  generale  XXXIX, 
423,  unb  bie  Sit  im  3lrt.  ^ort-SRopal,  fomie  bei 
Oettinger,  Bibliographie  biographique  uni- 
Torselle  11,  BmxeUes  1854,  1386;  Sleufd^, 
3nb€j  n,  455.  560.)  [31.  gffer.] 

Pmx  tecum,  f.  gfriebenSfu^  IV,  2020. 

Pmx  TObis,  f.  Dominus  vobiscum  III,  1952. 

Jf$if9a  b'Jtsbrabo,  f.  Slnbraba,  2)ibacu8. 

Tfiimiwf,  $  e  t  e  r ,  Sarbinol-ergbifd^of  unb 
^ßrimoS  bon  Ungarn,  mürbe  am  4.  October  1570 

ft0to^rbein  aud  einer  alten  begüterten  SlbelS- 
[tilie  geboren.  Seine  SItem  gel^örten,  mie  ba- 
moÜSi  ber  gi^^te  £1^  beS  ungarif^n  9bel8,  bem 


calbinijtifd^  99efenntniffe  an  unb  erjogen  aud^ 
il^en  Sol^  in  bemfelben.  918  bie  SRutter  ftorb, 
bermöl^Ite  fid^  ber  iBater  mit  einer  jtatl^olifin.  S)urd^ 
ben  Sinflu^  biefer  trepd^  Sfrau,  fomie  bed 
äefuitenjxitetd  S^äntö,  ber  in  (Sro^marbein  ald 
Seelforger  ber  fleinen  fatl^Iifd^  @emeinbe  tl^g 
mar,  mürbe  ber  l^d^begabte  ffnabe  für  ben  fatl^Ii- 
fd^  Glauben  gemonnen  unb  trat  1582  ^ur  IHrd^ 
über.  3nt  folgenben  ^al^re  fd^cften  il^  bie  ßltem 
in  baS  äefuitencoOeg  nad^  ftlaufenburg ;  bort  blieb 
er  etma  4  ^afjitt  unb  lernte  mäJ^retw  biefer  3^ 
ben  Orben  ber  ©efeUfd^ft  3efu  fo  fd^|en,  ba^  er 
afö  Süngling  üon  17  Salären  ben  Sßunfd^  aud- 
fprad^,  in  biefen  Orben  einsutreten.  S)ad  Amei- 
oi^ge  9}obicuit  beftanb  er  in  Jhalau;  aldoann 
tubirte  er  im  äefuitencoQeg  ju  Sßien  3  ^afjin 
^inburd^  ^l^fopl^e  unb  mürbe  für  baS  tl^o- 
logifd^e  Stubium  nad^  Slom  gefd^idt,  mo  bie  6e- 
rül^mten  3:i(|eoIogen  Seilarmin  unb  SaSqueg  feine 
Seigrer  mtnrben.  3laä)  Smpfang  ber  ^rieftermeil^ 
übemal^m  er  auf  ®el^ei^  ber  OrbenSoberen  eine 
^rof effur  ber  ^l^ilofopl^ie  an  ber  UniDerfitöt  ®ra} 
(1598).  Seine  Sel^rtl^gleit  mürbe  babioni^  unter- 
brod^,  ba^  feine  Oberen  il^  für  lungere  Snt 
(1601— 1603)  als  ünifftonarnad^  Ungarn  jonbten. 
SDort  mibmete  er  fld^,  namentlid^  al3  Se^ilfe  bed 
feeleneifrigen  SBifd^ofd  gforgäcS,  bem  SBerfe,  baS 
ftKtter  bie  l^au))tauf gäbe  feines  SebenS  mürbe,  nöm- 
iid^  ber  SBieberl^teUung  ber  latl^lijd^en  Steligion. 
3n  biefer  3^t  gab  er  feine  erfte  Sd^rift  l^erouS, 
bie  Slbf ertigung  ber  Sd^mäl^f  d^rift  eined  lutl^f d^en 
^bigerS,  meldte  gugleid^  bie  erfte  fatl^olifd^  Streit« 
f^rift  in  ungarifd^er  Sprad^e  bilbete  (Sd^mider 
[f.  u.]  28).  %n  bie  Uniöerfität  ©raj  jurüdtberufen, 
mirtte  P.  ^äjmänQ  bort  nod^  mehrere  3^1^  olS 
$rofeffor  ber  fd^olafttfd^  3:i^ologie.  SBöl^renb 
biefer  S^^  Derga^  er  aber  nid^t  bie  bebröngten 
@IaubenSgenoffen  in  feinem  SSaterlanbe.  2)ort 
l^en  bie  ^roteftanten,  unterp^Don  bem  fi^en* 
bürgifd^en  dürften  SocSla^,  bie  äBaffen  gegen  ben 
jtaifer  tmb  ffönig  Sftubolf  ergriffen,  angeblid^  um 
fid^  bie  Steligiondfrei^it  )u  erringen,  in  SBirflid^ 
feit  aber,  mie  bie  SSerfoIgimg  ber  jtatl^olilen  be- 
mieS,  um  in  Ungarn  bie  Meinl^errfd^  }u  er- 
langen. 2)enaud^Uterarifd^  grimmig  angef einbeten 
jtatl^olifen  fom  ^äjmänQ  burd^  }met  SSertl^bi- 
gungSfd^riften  }u  ^ilfe.  S)iefelben  maren  um  fo 
mirffamer,  meil  ber  !ßoIemtter  [eine  SRutterfimidpe 
mit  mal^  SReifterfd^ft  l^nol^bte.  9h)d^  üiel 
mel^  9ht^  ftiftete  er  burd^  feine  ungarif d^  Ueber- 
fe^ung  beS  Xl^omaS  bon  Sttmpm  unb  burd^  ein 
üon  il^m  Derfa^ted  ungarifd^  ©ebetbud^,  gmei 
Sd^riften,  bie  aud^  l^eutgutage  nod^  fel^  beliebt  finb. 
3n}mifd^  mar  Sifd^of  gforgäcS  oon  itaifer  unb 
ff önig  Stubolf  sum  Srjbtfd^of  Don  ®ran  unb  gfürft- 
pxxmoli  Don  Ungarn  ernannt  morben.  Sr  erbat 
fid^  nun  ben  P.  ^ägmän^,  ber  il^m  frü)^  fo  treff • 
lid^e  3)ienfte  geleiftet  l^e,  oon  ben  OrbenSoberen 
als  Statl^geber.  Siefe  entfprad^  bem  SBunjd^ 
bed  ff ird^fürften,  unb  f o  f e^  SägmiinQ  in  fehl 
^erlaub  jurfidt  (1607).  3m  ^Igenben  3al^ 


1739 


$ä)män9. 


1740 


erf  d^ien  er  als  SSertretet  ber  Schulten  auf  bcm  ßonb- 
taß  ju  ^6^9.  Sie  »nrotcjtantifd^  TOel^rl^ü 
toottte  bamoIS  btc  (SefeDfciWit  3efu  ^m  ou8  Un- 
gam  üermicfen  imb  iebenfalfö  für  UTrfö|iö  erflört 
toiffen,  im  Sonbe  StnmoBüien  ju  bcpteit  S)em 
geöenüber  trat  ^äamän^  in  einer  ©eniffd^rift  ener- 
gifd^  für  ben  Drben  ein  (ogl.  fDlaUÜ^  [f.  u.]  IV, 
250  f.).  Sro^bem  SRuboIf  11.  fd^on  im  SQBiener 
gfriebenSöertrog  t)on  1606,  ber  bem  SocSfo^'fd^n 
aufftonb  ein  6nbe  mad^te,  biefe  gorberungen  ber 
©roteftanten  nid^t  genehmigt  l^e ,  ht\äfio^  ben- 
no^  bie  aWel^^ü  beS  SanbtagS  ein  «erbot  betreffs 
beS  S3ep^  Don  Smmobüien.  3n  ben  oben  er- 
wälzten  ©trettfd^ften  l^tte  ^äjmän^  oft  in 
braftifd^  SDBcife  feine  proteftantifd^  (Segner  ab- 
gefertigt —  entfpred^enb  ber  ©epftogenl^eit  ber 
bamoligen  Seit  unb  fpeciett  ber  Äainj)fe8n)eife  ber 
^^roteftonten ;  bagegen  alS  ^olitiler  geigte  er  fid^ 
befonnen  unb  ma|t)oQ.  3u  einem  ®utad|ten,  baS 
ber  ffatfer  t)on  i^m  erbeten  l^atte,  fpra^  er  fid^ 
für  ben  gfortbeftanb  ber  ben  ^roteftanten  getoöl^rten 
freien  SReligionSübung  auS,  ba  Slnmenbung  Don 
©emalt  baSSanb  t)on  steuern  in  bie  größten  Sßirren 
ftürjen  »erbe.  3n  ben  folgcnben  Salären  mirfte 
er  burd^  feine  ^rebigten  unb  @d^riften  Diel  jur 
SSerbefferung  ber  Sage  ber  jtatl^olilen:  feine  ®Iau- 
benSgenoffen  gemannen  ttjiebcr  3Rut9 ,  unb  Diele 
Srrglöubige  fül^rte  er  ^ur  latl^olifd^en  ftird^  }urüd(. 
Unter  biefen  SonDertiten  befonben  jid^  über  30  ber 
angejel^enften  gamUien  beS  fianbeS,  Die  er  ouf  feinen 
SRiffionSreifen  perfönlid^  befud^t  unb  für  oie  alte 
Äird^e  mieber  gewonnen  l^tte.  ^matö  Derfo^te 
er  aud^  fein  ^auftwerf,  ben  „SBegiücifcr  jur  gött- 
lidf^en  SQBal^rl^cit"  (Isteni  igazsägra  vezerlö  Ka- 
lauz,  Pozsony  1613),  eine  glänjenb  gcfd^riebene 
Slpologie  be§  fatl^olifd^cn  ©laubcnS  (Dgl.  bo§  an- 
erfcnnenbc  Urtl^il  bcS  ^rotcftanten  SRibin^i  bei 
aWailät^  IV,  anm.  @.  45).  ^l§  Sorbilb  für  biefeS 
SEßer!  litten  il^m  bie  Disputationes  de  contro- 
versus  christianae  fidel  feineS  fiel^rcrS  SBeDarmin 
gebient.  ®er  „SQBegttJeifer"  (Kalauz)  mad^tc  aud^ 
im  protcftantifd^en  fiager  großen  ßinbrurf  unb  Der- 
mod^tc  93iclc  jur  ^nna^me  ber  fotl^olifd^SReligion. 
Unter  ben  proteftantifd^en  Sl^eologen  Ungarns  gab 
CS  feinen,  ber  ein  öl^nlid^eS  gro^rtigeS  SBerf  alS 
®cgcnfd^rift  Derfaffen  fonnte.  ©ol^er  ttjanbtcn  fid^ 
bie  fiutl^crancr  in  Ungarn,  tt)ie  fd^on  frül^r  ein- 
mal bei  einer  anbcm  ©d^rift  ^äjmän^'S,  mit 
einem  §ilfegefud^  nad^  ©eutfd^Ianb,  bie^mal  an 
bie  t^ologifd^e  gfacultät  ber  Unioerfität  SBitten- 
berg.  ®ie  galDiniften  bagegen  begnügten  fid^  ba- 
mit,  burd^  ben  ^rebiger  ^.  ^llDincji  in  Äafd^u 
unb  anbere  Sl^eologen  einzelne  ^Ibfd^nitte  bcS 
Kalauz  bcfämpfen  5U  laffcn.  3m  Dctobcr  1615 
ftarb  ber  ^rimaS  gorgäcS.  3m  ßinuemel^men 
mit  bem  ^apfte  ^aul  V.  ernannte  ff aifcr  5!Kattt)iaS 
am  28.  ©eptembcr  1616  ben  treuen  grcunb  unb 
©el^ilfen  beS  Serftorbenen,  ^^etcr  ^päjmäui),  jum 
grgbifd^of  Don  ®ran.  Sei  ^äjmänii'S  ^IrntS- 
antritt  mar  bie  Sage  ber  !atf)oIifd^en  ffird)c  Un- 
garns immer  nod^  eine  fel^r  bebrängtc.  gaft  ein 


3)rittel  beS  SonbeS  befanb  ftd^  in  ben  ^bba 
ber  Xürlen:  türltfd^  ttxir  aaa^  bie  @tobt  Sran; 
be^]^  refibirte  ber  ^ßrimaS  in  X^mou.  3n  hm 
übrigen  Ungarn  mar  bie  ^Rel^i^l^I  ber  (Bmoo^ 
protefiontijd^.  3nfoIge  ber  SBirren  bed  16.3qI||{^ 
bunbertS  qatit  bie  3^1  ber  fßriefler  in  lägua 
oebeutenb  obgenommen,  unb  tooS  fc^fimmer  unr, 
bie  ber  3^^!  nad^  bei  meitetn  nid^  auSreii^en- 
ben  fatl^olifd^n  ^{Uid^  genügten  i^  9S> 
bung  unb  il^  Sitten  nad^  no$  triel  memgo. 
2)ie  JKrdben  moren  Derarmt  unb  jum  Xl^  tm» 
faSen.  S)aS  fönigli^  9erar  l^otte  unter  ala* 
^anb  SSormönben  bie  JKrd^güter  getoaltig  ge* 
plünbert.  SBegen  beS  gro^  ^[hieflernumgels  ft^n 
fid^  bie  99if ^öfe  genötl^,  Saiten  }u  einjdbien  geijl« 
lid^en  Functionen  jubeDoIIm&d^ltigen.  ^ejeSdt- 
lid^en  nannte  man  Sicentiaten;  fie  lafen ber Se- 
meinbe  auS  Süd^  geeignete  ^[hrebigten  in  ber 
IKrd^e  Dor,  fie  tauften,  legolifirten  burd^  i^  Se- 
genmart  bie  iSf^  unb  geleiteten  bie  Serfiorbeiiai 
}um  ®rabe.  Unter  f old^  Umftänben  erfd^  ei« 
burd^greifenbe  Slefonn  oÜS  erfle  Aufgabe  beS  Sq- 
bifd^ofS.  Slllein  Dorerß  umrbe  Sßä^nuuip  bun( 
bie  poUtifd^  SSerl^tniffe  in  fetner  Xl^&ttgfrit  \äf 
gel^inbert :  nomentlid^  bereitete  il^  bie  brol^ 
Ikiltung  beS  {nroteftantifd^  gürpen  Don  6idat> 
bürgen,  ®abriel  Setl^Ien,  emfte  Sd^mterigtritn. 
2)0$  felbjt  in  biefer  Seit  förberte  Säjmanv  eifrig 
bie  @d^ulen  unb  bie  aiitifjiondtl^gleit  ber  Sefmk 
S)iefe  befa^en  feit  1616  in  X^mou  ein  Soleginm, 
baS  eine  gro|e  SBirIfamleit  entfaltete.  3m  3. 1619 
grünbete  ^ßä^män^  auS  eigenen  SRitteln  in  berjdtai 
@tabt  ein  SonDict  für  bie  @ö^ne  armer  Sbeüeute, 
meld^eS  na^  menigen  3<4ren  gegen  1000  8(pa: 
gäl^lte.  9luf  bcm  ungarif d^Sanbtag  im 3. 1618 «■ 
f d^ien  bie  fatl^olifd^e  ^ßartei  bebeutenb  Derftoift  Se« 
reitS  über  50  ÜJlagnatenfamUien  l^e  ißäjminq  jur 
9tüdt!e]^r  in  bie  fatl^olif d^e  jhrd^e  Dermod^t  (SMat^ 
IV,  253).  ®er  Sanbtag  mar  einberufen  jurÄönigS- 
unb  ^latinSmal^I.  S)ie  fatl^olifd^  @tanbe  unier 
gül^rung  ^äjmän^'S  fehlten  biird^,  ba^&  ber  615- 
^er^og  ^^erbinanb  jum  ff önig  gemöl^It  mürbe.  2)ie 
^rotcftantcn  l^en  Derlangt,  in  ben  ftröramgScib 
oUe  bie  Seftimmung  aufgenommen  tottbai,  boB, 
aUS  in  einem  Orte  bie  Untertl^nen  )>roteflantü(b 
gemorben  feien,  fte  bie  fotl^olif^  ^3fa^^4^  ^ 
Seji^  ncl^men  bürften,  aud^  meitn  ber  ®runb^ 
ffatl^olil  fei.  S)iefe  bem  Sted^t  miberft^red^^ 
tl^orberung  mürbe  Don  ben  fatl^oUfd^  @taiü)ai 
abgelel^nt.  9lud^  baburd^  fom  bie  Derönberte  Sage 
)um  ^uSbrudf,  ba^  bem  Derftorbenen  (nrotejtonti- 
fd^en  SRcid^palatin  ein  fatl^olifd^  Slad^folger  ge- 
geben mürbe.  5111c  biefe  ©rrungenfd^en  ©urben 
icbod^  burd^  ben^uSbrud^  beS  30j[ö^ngenffriege§ 
bebrol^t,  ber  aud^  nad^  Ungarn  linübemndk 
®abricl  SBctl^Ien  brang  mit  feinem  ^leere  in  boS 
föniglid^e  Ungarn  ein;  ^al^Ireid^  Un^ufriebe« 
fd)lofien  fid^  il|m  an.  3u  ffafd^u  ermorbeten  bie 
Webellen  jmei  Sefuiten  imb  einen  ©oml^rnu  ^y 
män^  Derlic^  bal^r  S^nmu  unb  begab  ftd^  na^ 
99}ien.  3ebt  begann  in  Ungarn  bie  99ebrücfung 


1741 


^äsmätiQ. 


1742 


bct  Patl^nfen.  9ber  bie  Siege  ber  fotl^olif d^  Sigo 
in  S)euM^I(mb  htaäfim  au$  ben  tmganf(|en  jta- 
tl^Iilen  gtettung.  ©obriel  fdttijUtn  mu^te  \iä)  jum 
^neben  oerPe](jen,  unb  bie  !atl^olif(i^e  jfirdbe  in 
Ungont  erl^ielt  bie  il^r  entriffenen  Siebte  unb  ®üter 
3iufi(L  3n  ber  gfolge  ging  baS  IBemfi^n  ^j- 
min^'S  bal^in,  Setl^Ien  unb  beffen  92ad^foIger 
Stälöcji  (feit  1630)  in  einem  friebUd^en  Ser^It- 
itil  }um  ftoifer  su  erl^ßen.  £ie^  gelang  il^m 
nomentlid^  }ur  3^tt,  ba  S)eut{d^lQnb  burd^  bie 
@iege  beS  ©d^mebenföniad  bebrol^t  toat.  Sll^bolb 
nad^  bem  SfriebenSfd^Iul  mit  SBetl^Ien  fanb  ^u 
Oebenburg  unter  bem  ISorft^  beS  ^rimoS  eine 
SSerfommlung  ber  tmgorifd^en  IBifd^öfe  ftatt,  in 
ber  über  Sbftellung  ber  SRi^ftänbe  unb  ^ebung 
beS  linj^lid^n  Sebend  beraten  hmrbe  (1622). 
SDgemein  tDurbe  eine  beffere  SluSbilbung  beS 
CleruS  ald  ein  ^au^tmittel  ber  9leform  be^eid^net 
2)eB^  grunbete  ^äsmän^  fc^on  im  folgenben 
äo^re  3u  Sßien  ein  ^riefterfeminor  fiir  Ungarn, 
baS  ^ä^mäneum,  mel^  l^ute  nod^  blül^t.  SBien 
nmrbe  be^l^Ib  gemöl^It,  tDeU  bie  tl^Iogifd^e  gfacul- 
tftt  on  ber  bortigen  UniDerfttöt  ben  @tubirenben 
eine  tild^e  tDijfenfd^ftlid^e  9(udbilbung  }u  t)er- 
bSrgen  fd^ien ;  tnele  angel^cnbe  Xl^ologen  nmrben 
inbe^  nad^  9lom  in  bo3  Collegium  Germanicum 
Hnngaricmn  gefd^idft.  2)a  eS  läufig  torfom, 
ba^  fonft  fel^  fällige  Sonbiboten  bort  bie  für  bie 
|päen  StüdRel^  nötl^ige  @umme  }u  beponiren  nid^t 
tm  Staube  toaxtn,  fo  mad^te  ^ägmän^  ^u  fünften 
f oU^  armen  Säuglinge  eine  Stiftung,  bereu  gfonb 
jdu)^  im  3. 1781  Don  ffaifer  Sofepl^  n.  bem  Kol- 
legium entriffen  h)urbe  (^irbinol  Steinl^uber,  @e- 
fd$td^  bed  Collegium  Germanicum  Hungari- 
cum  I,  greiburg  1895,  366).  9lud^  jum  9leubau 
bcd  SoKegiumS  fteuerte  ^äsmänQ  eine  bebeutenbe 
€tnnme  bei ;  überl^ttpt  mar  er  ein  eifriger  gfreunb 
unb  93efd^ü^  ber  für  S)etttfd^Ionb  tmb  Ungarn 
fo  üboraud  mid^tigen  Slnftolt.  IBe^eid^nenb  ift,  ba^ 
trie  brei  unmittelbaren  92ad^f olger  ^ä^man^'S  in  ber 
^ßrinuttialmürbe  fömmtlid^  ©ermaniler  nxiren  tmb 
ganj  im  ®eifte  il^ed  unfterblid^en  iBorgöngerd 
nrirnen  (Steinl^ber  II,  118).  Sßenn  eS  ftd^  um 
gfdrberung  be§  Unterrid^tsmefend  l^anbelte,  fargte 
^ßijmän^  nid^.  3n  feiner  Srjbidcefe  mürbe  eine 
goi^eSReil^fiel^ranftalten  entmeber  burd^  il^n  ober 
mit  [einer  Unterftüjkung  gegrünbet.  2)iefe  Sd^ulen 
tmtroen  ton  ben  3e[uiten  trefflid^  geleitet.  9lud^ 
forgte  ber  grjbifd^of  Dafür,  ba^  bie  Pfarrer,  bereu 
Sitdounnen  oft  überaus  gering  mar,  ftnon^ieH 
bejf  er  gcftettt  mürben,  imb  trug  au§  eigenen  TOittcIn 
erlQeblic^  bagu  bei.  S)urd^  feinen  Sinfiu^  beim 
Paifer  ermirfte  er  im  Cinöemel^men  mit  feinen 
Vmtdbrübem  unb  ben  2)omcapiteIn,  ba^  ba§  Xeftir- 
red^t  ber  Sifd^öfe  unb  SDoml^rren  in  fird^(i(|iem 
<Seiftegeregeltmurbe(1625).  2)aburd^gemannman 
erl^blid^  ©elbmittel  für  Sd^ulen  unb  ^faneten. 
93td^  l^tte  ber  ^i§cu§  ba§  5teftirred^t  ber  l^ol^ 
(Seiftlic^feit  ungebül^rltd^  befd^ranft,  unb  bie  fönig- 
lid^  ^offammer  fe^te  aud^  bem  Siorl^ben  bed 
^ßrtmod  ben  l^gften  aSibcrftanb  entgegen.  9tber 


er  mu|te  il^  ju  flberloinben.  ®anj  im  ®eifle 
beS  XribentinumS  fteDte  er  aud^  bie  S^noben  in 
ben  SDienft  einer  öd^t  lird^Iid^  9leform.  Seit 
1629  berief  $äsmän9  anjöl^ad^  eine  S)iöcefan- 
f^nobe.  3mei  Slationalfpnoben  (1630  u.  1633) 
mürben  unter  feinem  SorfxJ  geleiten.  ®ie  erfte 
fü^e  baS  römifd^  SRiffale  unb  93ret)ier  für  alle 
SiStl^ümer  beS  SanbeS  ein.  Snsmifd^en  mar  ber 
gi^bifd^of  in  Änerlennung  feiner  SJerbienfte  um 
bie  jtird^e,  baS  SSaterlanb  unb  ba3  ^errf  d^l^ug  auf 
Sitten  beS  ffaiferä  gerbinanb  U.  öon  Urban  VIII. 
gum  Sarbinal  ernannt  morben  (19.  3lot).  1629). 
^I§  in  ben  folgenben  ^afjittn  bie  Saae  beS  jtaiferS 
unb  ber  beutf d^en  ff atl^olilen  infolge  beS  ftegreid^ 
SSorbringenS  beS  Sd^mebenfönigS  eine  fel^r  bebenl- 
lid^  mürbe,  begab  fid^  ^ä^mäuQ  atö  faiferlid^r 
(Sefonbter  nad^  SRom.  Sr  fud^te  Dom  ^{k4)ft  }u  er» 
langen,  ba^  biefer  baS  fatl^olifd^e  |$franlreid^  be- 
ftimme,  ben  Sunb  mitSd^meben,  bem  gfeinbe 
beS  fatl^olifd^en  Glaubend,  auf}ugeben:  ba^  er  bie 
latl^olifd^en  9nö^te  }u  einem  gemeinjamen,  ber 
latl^olifd^en  Sad^e  förberlid^en  Rubeln  Dereinige 
unb  ben  ffaifer  burd^  @eft>fubt)entionen  unterftü^. 
Sßie  bei  bem  übermöd^tigen  Sinfiu^,  ben  Sarbinal 
SKd^elieu  in  9lom  gemonnen  l^tte,  toraudjufel^ 
mar,  l^tte  Siäjm^'d  SDtiffmn  menig  Srfolg,  fo 
ba^  ber  ffird^enfürft  fid^  bitter  über  bie  fur^rultige 
^olitil  Urband  imb  feiner  Slatl^geber  au^fprad^. 
Seinen  SSerbienften  um  baS  Unterrid^tsmefen  fete 
^ä^män^  baburd^  bie  jhone  auf,  ba^  er  im  Sa^re 
1635  bie  UniDerfttöt  Don  XQrnau  grünbete.  9luS 
feinen  aiHtteln  gab  er  100  000  ®ulben  al3  Stif- 
tungSfumme  1^.  Sie  Seitung  ber  ^od^fd^ule  Der- 
traute  ber  Sarbinal  ben  3efuiten  an.  SDie  Uni- 
oerfttöt  mürbe  im  vorigen  Sal^l^bert  nad^  ber 
^u))tftabt  beS  SanbeS  Derlegt,  mo  fie  nod^  l^jente, 
atterbingd  mit  Derönbertem  Sl^rofter,  befielet.  3m 
%  1636  erfd^ien  ^ädmän^'S  le^teS  literarif^ 
aSerf,  bie  „Sonn-  unb  3feiertag§|nrebigten"  (Pre- 
dikäcziök,  Pozsony  1636  u.  ö. ;  in^3  Sateinifd^e 
übertragen  Don  bem  Sefuiten  3-  9labafi:  in'8 
©eutfd^  Don  %  ffii  MegenSburg  1874,  2  93be.). 
SDiefelben  jeic^nen  fid^  burd^  bemunbemSmert]^ 
jhaft  unb  Sd^önl^it  ber  S^rad^  auS  unb  red^t- 
fertigen  ben  el^reuDoDen  ^tuamen  „ber  ungarifd^e 
(Sicero",  ben  bie  latl^olifd^en  Ungarn  il^rem  S3er« 
faffer  beüegten.  «m  19.  ^R&q  1637  erlag  ber 
Sarbinal  einem  ®id^tleiben.  Sr  ftarb  im  67.  Se- 
ben^ial^,  menige  Sßod^n  nad^  Dem  ^infd^eiben 
feines  faiferlid^en  greunbeS,  gerbinanbö  IL  ^äj- 
män^'S  unDergänglid^  Serbienft  ijt  eS,  burd^ 
feine  geiftige  Ueberleaenl^  unb  burd^  feine  XfyA» 
fraft  bie  fotl^olifd^  ftird^  in  Ungarn  mieber  auf- 
gerid^tet  ju  l^ben.  Seine  beften  ©el^ilfcn  babei 
maren  OrbenSleute.  ©al^er  mar  er  aud^  ein  eifriger 
gförberer  ber  Drben,  uamentKd^  ber  Sefuiten,  aber 
aud^  ber  granciScaner,  bereu  3ö1^I  er  binnen 
16  ^afyctti  Derbojjpelte  (Slealcnc^flopäbie  für  })rot. 
Il^Iogie  XI,  2.  «ufl.,  403).  9H^t  burd^  ©e- 
maltmittel,  fonbem  burd^  $rebiat,  literarifd^ 
Zl^dtigleit  unb  namentßd^  burd^  Srünbung  Don. 


1748 


$Qjji  —  ^corfon. 


1744 


@d^ulm  fär  XVoIodiefhtbirenbe  unb  SSkltlid^ 
l^t  er  bie  «ufgabe,  bte  er  fid^  ß^ftettt,  gelöst, 
©ein  Seifpiel  ermunterte  oud^  anbere  SiW^öfe  Aur 
Üla^eif erung.  ®ie  iKrd^e  in  Ungarn  touroe  toieoer 
eine  impDfonte  geiftigc  TOad^t,  unb  burd^  bie  Slüd- 
lel^r  öieler  reid^  Kognaten  suni  fatl^olifd^en 
@Iau(en  foh)ie  burd^  bie  Slüdermerbung  üon 
Äir^engütem  erl^iclt  fie  aud^  bie  öufteren  SKittel, 
11^  Stcttung  ju  bel^oupten.  S)em  §aufe  ^bS- 
Burg  innig  ergeben,  ttjar  ^äjuiän^  juglei^  ein 
toormer  ungorijd^er  ^atriot  ber  bie  Medbte  feines 
93aterIanbeS  gegen  bie  UnificirungSgelüfte  öfter- 
reid^ifd^crStaatSmönner  fid^erguftetten  fud^te.  ©eine 
©(^riften  finb  t^ilS  in  lateinif  d^er  tl^itö  in  ungari- 
fd^  ©prod^  öerfa^t.  Mgemein  mirb  er  atö  einer 
ber  ©(^öpfer  ber  ungarifd^en  ^rofa  onerfannt 
6ine  ©efammtauSgobe  feiner  ©Triften  ift  foeben 
t)on  ber  UniDerfitüt  iBubopeft  begonnen  h)orben, 
unb  bereits  ift  ber  erfte  99anb  erfd^ienen.  (Sgl. 
Eggs,  Purp,  docta,  Monach.  1714,  lib.  6; 
Eazy,  Hist.  regnlHuDg.I  [passim],  Tymaviae 
1737;  II,  ibid.  1741, 1  sqq.;  Katona,  Hist.  crit 
regum  Hung.  in  bcn  93bn.  XXIX  LVacii  1793], 
XXX  u.  XXXI  [Budae  1794]  pass. ;  aKaüätl^, 
©efd^id^te  ber  aWag^aren  IV,  SBicn  1831, 249  ff.; 
de  Backer,  Biblioth.,  n.  ^d.  par  C.  Sommervogel 
VI,  Bnix.  1895,  404  88.;  Fraknöi,  Päzmäny 
Pöter  ÖS  kora  [^eter  ^äjmän^  unb  feine  3eit], 
Pest  1868—1872,  3  vols.;  Id.,  Päzmäny 
Peter,1570— 1637,Budape8tl886;©d^tt)irfer, 
^eter  ^ägmän^  unb  feine  Seit,  fföln  1888  [SJer- 
einSfd^rift  b.  ^öncSgcf.] ;  Hurter,  Nomenclat. 
lit.  I,  edit.  alt.,  Oenip.  1892, 309 sq.;  P.  Card. 
Päzmäny  .  .  .  Opera  omnia  edita  per  Sena- 
tum Academicum  Regiae  Scientiarum  Uni- 
yersitatis  Budapestinensis  recensionem  ac- 
curante  Coliegio  professorum  Theologiae  in 
eadem  universitate.  Series  latina.  Tom.  I, 
Dialectica,  Budapestini  1894  [mit  einer  SebenS- 
ffiaac  beS  6arbiual§]).  [ßedt.] 

^a))i,  f.  TOarta  5KagbQlena  be  ^o^ji. 

^tacoA  (^  e  c  0  df),  St  e  i  n  q  I  b  (Beginaldus 
Pavo),  englifd^er  SSifd^of,  ttjar  um  1390  im 
gürftentl^um  SBalcS  geboren.  6r  ftubirte  ju  Dj- 
forb  unb  erwarb  fi(|  bafelbft  bcn  tl^eologifd^en 
©octorgrob.  S)urd^  feine  ©elel^rfomfeit  unb  feine 
©ittcnftrenge  50g  er  bie  ^ufmcrffamfeit  beS  ^rJogS 
Ipumpl^reb  öon  ©loucefter  auf  fid^,  beffcn  ®unft 
il^n  juerft  als  ©irector  an  bie  oon  SQJl^ittington  ge- 
fttftete  ©d^ule,  1444  alS  Sifd^of  auf  bcn  ©tul^I 
Don  ©t.  ^fart  unb  1450  auf  baS  SiStl^m  gl^i- 
d^efier  brad^te.  6r  bemü]^te  fid^  ben  größten  3:]^U 
feines  SebenS  l^inburd^,  bie  SBicIifiten  burd^  gütlid^e 
Ucberseugung  jur  ftird^e  gurüdtsufül^rcn ,  fd^ricb 
}u  biefem  ^rotd  eine  SRei^e  tl^cilS  lateinifd^er  t^eilS 
englifd^er  ^üd^er  unb  ttjiberfcfete  \\ä)  bcn  ftrcngen 
3Ka^rcgcln,  wcld^c  gegen  bie  ff  efeer  in  Slnttjcnbung 

fwad^t  tourbcn.    S^abci  überfd^ritt  er  aber  in 
rtcm  @ifer  für  Deformation  ber  Sitten  baS  redete 
a^,  läugnete  bie  Unfcl^Ibarfcit  ber  ßird^e  unb 
ber  goncilien  unb  wollte  bie  ^ilige  ©d^rift  alS 


einjige  ©loubenSregel  cmgefel^  unffen,  {0  boft 
fid^  bolb  eine  gro^  Sntrüftung  gegen  ii^  hnb- 
gab.  3tn  3. 1457  30g  il^  ber  9]tetro))oItt  imi 
SonterburQ,  Zl^maS  Sourd^ier,  auf  ber  ©qnobe 
t)on  Sambetl^  sur  SSerantmortung,  unb  $eaco(! 
mu^te  am  4.  S)ecember  in  @t  ^ßaul  gu  Sonbon 
feine  ^rrtpmer  wiberrufen.  €r  forberte  babci 
dffentlid^  bie  99efi^r  feiner  fßüä^  auf,  fie  nü^ 
mel^r  su  lefen,  fonbem  an  ben  Srgbifd^f  uro 
SanterburQ  ab^uliefem,  unb  erfldrte  fi^  bomit 
einDerftanben,  ba^  fie  berbronnt  mürben;  ban 
würbe  er  feiner  bif (|dflid^  ©teOung  entfejft  imb  in 
ein  jtlofter  gefd^idt.  93on  l^er  ouS  Dermeilcte  er 
iebod^  feine  ©d^rtften  unb  feine  f e|enf(^  Snji^ta 
Don  9leuem,  fo  ba^  $iuS  EL  bem  Srgbifc^  dok 
SanterburQ  IBefel^I  gab,  eine  abermalige  Unta» 
fud^ung  gegen  il^  eimuletten  imb  i^,  foDS  er 
fd^ulbig  befunben  wiirbe,  rmd^  9b)m  §u  fenben 
Me ,  weld^e  Slbfd^riften  Don  feinen  fbuäjtm  k 
^dnben  l^dtten,  feien  unter  ©träfe  ber  (S£comiinim- 
cation  gellten,  fte  abzuliefern,  batnit  fie  öf[aitü4 
Derbrannt  würben.  ^ßeacodS  weitere  @ef(^i4te  ijl 
unbefannt ;  er  fd^eint  um  1460  geftorben  ju  fen. 
Ueber  feine  ©d^riften  l^belt  Oudin,  Scriptl 
eccl.  III,  2592.  ^erauSgegeben  Würbe  Donben^ 
felben  1688  }u  Sonbon  burd^  SB^rton  A  Trei- 
tise  proving  Scriptnre  to  be  the  mle  of  fiüili 
unb  ebb.  1860  burd^  Sobington  ^ßeacodSf^oqil- 
Wer!  The  Repressor  of  over  much  blaming 
of  ihe  clergy,  2  vols.  (S3gL  John  Lewis, 
Life  of  R.  Peacock,  London  1744.  Oxford 
1820 ;  Cave,  Scriptt.  eccles.  Hist  liter.,  ei 
Genevae  1720,  Append.  102;  Sleufd^,  änbe; 
1, 36.)  [Äaulcn.] 

'Sf earfon  (Pierson,  Peirson) ,  3  0  ^  a n nel 
englifd^er  ^^olog,  war  1612  ju  Sreafe  in  ba 
@raffd^aft  9{orfol!  geboren,  gelangte  1631  in  hoi 
SoQegium  jugambribge,  würbe  bafeßftüRag^cr 
ber  ^^ilofopl^ie,  l^emad^  jFoplan  bei  Sorb  Sisrig 
Don  @oring  p  Steter,  ^röbenbariuS  i\x  €QliS> 
burl}  unb  ^rebiger  an  ber  @t.  SlemenSfird^  |b 
Sonbon.  2)a  er  eS  mit  ben  if  öniglid^en  l^ielt,  i> 
tarn  er  ial^relang  lein  eintröglid^eS  Smt,  bis  Pari  E 
1660  jur  SRcgierung  fam,  worauf  er  u.  a.  ^ 
benbar  ju  6I9,  Slrd^ibiacon  ju  ©urrei),  bann  ^ 
c\pa\  beS  SefuScoDegiumS  ju  Sambribge,  orbent» 
lid^er  ffaplan  beS  ftönigS  unb  enbli(|  SSorfiosb 
beS  SrinttötScoQegiumS  ^u  @^mbribge  würbe.  3i 
3. 1673  erl^ielt  er  baS  »istl^um  gl^fter  unb  ^ 
aWitte  3uli  1686.  ^Jearfon  ift  einer  ber  gdeidi- 
ften  ßpifcopalen,  in  ben  ©prad^n  wie  in  bet 
fird^lid^en  ^rd^öologie  unb  in  ber  ®ef(^id^  im- 
gemein  bewanbert.  @r  arbeitete  mit  an  htt  gn|ai 
©ammlung,  weld^e  imter  bem  Slitel  Critici  sacri 
(London.  1660—1661,  10  voU.;  beffere  ab- 
gäbe Amstelod.  1698,  8  tom.  in  9  vol.)  gebmB 
würbe.  9lm  berül^mteften  aber  i[t  feine  SÄanog 
beS  apoftolifd^en  ©t)mbolumS  (Exposition  onthe 
Creed,  London  1659  u.  ö.),  eine  fpftematflfc 
2:]^coIogie  im  ^nfd^lufe  an  baS  Srebo.  SBete 
SBerf  e  finb  bie  Yindiciae  epistolarum  S.  Ignatii 


1745 


Peccatam  originale  —  ^edl^om. 


1746 


(09L  bogu  b.  «rt,  3gnatiuS  VI,  587),  Prole- 
gomena  in  Hierodem,  Annales  Cjprianici, 
bie  ftd^  bei  ber  Oicforber  Slud^abe  bed  (S^prion 
(1682)  finben.  SRel^rere  SBerfe  !ßearfond  !amen 
nad)  bem  Zobe  bed  $erfaf[erd  1688  au  Sonbon 
VnniS  unter  bem  Xitel  Opera  posthuma,  loorin 
bie  Annales  Paulini,  Lectiones  in  Acta  aposto- 
lonun,  Dissertationes  U  de  successione  pri- 
morom  Bomae  episcoporum  bed  SSerfofferd  ouf- 

iienommen  ftnb.  —  Sem  ©ruber  91  id^arb  ^r- 
on,  toeld^  mit  tl^m  an  ben  Critici  arbeitete,  !am 
1646  in  bod  SoHegium  5U  Sambribge,  leierte  in 
bem  (Sredl^m'fd^en  SoUegium  baS  gbilred^t  ^" 
l^elt  bie  Sufftd^t  über  bie  föniglid^e  99ibIiotl^  ^u 
€t  3ame8  unb  ftarb  1670,  tt)ie  man  glaubt,  tn 
bem  Sd^ole  ber  tatl^olifd^n  itird^e.  (93gl.  Srfd^  u. 
dniber,  Mgem.  gnc^H.  s.  v.)  [(Sberl] 

Peccatum  originale,  \.  Srbfünbe. 

Peccatam  phiTosophicam,  f.  ^JlatS,  9He« 
lonber,  unb  @ünbe. 

^eA^ailt  (Pechamus,  Peccanus),  3o- 
^anned,  ber  el^rmürbige,  0.  S.  Fr.,  loar 
um  büd  2).  1240  3U  gl^id^efter  in  ber  englifd^ 
Oraffd^ft  @u{fes  aud  nieberem  Staube  geboren, 
jcid^ete  ftd^  aber  fräl^jeitig  burd^  gro^e  @eifte8- 
m^,  fo  ba|  feine  SItem  tro(  il^rer  be- 
tten 9Jlittel  fid^  etüfc^Ioff en,  il^  auf  ber  ^rif er 

iDerfttät  ftubiren  ju  laffen.  ^ier  mad^te  er  in 
octi  9Biffen)(^aften  übenafd^enbe  gfortfd^ritte,  fa^te 
aber  einen  folc^en  SßibermiUen  an  bem  Zreiben 
ber  Stubenten,  ba|  er  noc^  su  ^riS  in  ben 
(Dtben  ber  SftonciScaner  eintrat.  9ll§  "Jloni^t  unb 
OrbenSmonn  ^eid^nete  er  fid^  burd^  ben  ®ei{t  beS 
Sel^orfamS  unb  ber  ^Ibtöbtung  ebenfo  aud  toie 
burd^  Xalent  unb  U)i[fenfd)aftltc^e  ©Übung,  imb 
er  toarb  ber  l^onagenbfte  @^üler  bed  großen 
1^  Sonaüentura  (f.  b.  9(rt.).  "Jlaä)  Snglanb  5U- 
ifid gefc^idt,  erlangte  er  gu  O^orb  bie  t^eolagifd^e 
SDoctommrbe  unb  sugleic^  bie  üomel^mfte  üjco» 
logifd^  fiel^anael.  Später  marb  er  toieber  nad^ 
fiortd  gefanbt  unb  l^ielt  baf elbft  unter  großem  3u- 
laitf  ©orlefungen  über  ben  Magister  sententia- 
nniL  Seine  ftenntniffe  unb  feine  gfrömmigfeit 
derfd^fften  i^  ju  ^arid  in  aUen  Greifen  bi§  ju 
ber  föniglid^  ^familie  l^inauf  ba§  größte  Slnfel^ 
vmb  einen  meitgebenben  Sinflu^,  Don  bem  er  jum 
Ml  ber  Seelen  Qithxarxä)  mad^te.  ^Qein  aud^  ber 
Orben  tooEte  ft^  feine  reid^en  ®ei)teSgaben  5U 
9hi|en  mad^en,  unb  fo  marb  er  pm  ^roüinsial 
fOr  Snglanb  beftimmt.  3)iefe§  ^(mted  mattete  er 
mit  ebenfo  großem  Sifer  mie  ber  Stubien.  Sr  §og 
itt  9^^  Don  einem  fitofter  in'3  anbere,  um  93ifi- 
taüon  ju  leiten,  unb  ma^rte  überaE  ben  @eift 
ber  Xegularitöt  noc^  me^r  burd^  fein  iBeifpiel  a(§ 
bnni^  feine  ^(norbnungeu.  Um  biefe  3(it  U)arb  ba3 
Qkneralcapitel  ju  $abua  gehalten ;  ber  bemütl^ige 
DibcnSmann  legte  ben  ganzen  2Beg  auS  Snglanb 
nad^  Stalien  ^u  ^\x^  unb  unbefc^ul^t  §untdf. 

ttxir  i^  l^rt,  ba|  er  auf  bem  Seneralcapitel 
Iriek  ^uSjeid^nung  erful^r,  unb  noc^  l^rter,  ba^ 
er  beim  S(^Iu|  bedfelben  nad^  9iom  als  Lector 


S.  Palaüi  berufen  mürbe.  2)ort  erregte  er  burd^ 
bie  Xiefe  feines  SBiffenS  unb  bie  ^eUigfett  feined 
SebenS  aUf eitige  99ett)unberung ;  aber  au$  ber  9}eib 
lüftete  fid^  an  feine  Sßirffamfeit,  unb  er  ttxirb  oIS 
SSerbreiter  irrgläubiger  unb  lojer  Snfid^ten  bei 
jeinem  @eneral,  bem  l^L  SBonaoentura,  t)erllagt. 
SSon  bem  Sd^merj  unb  ber  Srgebtmg,  momit  er 
biefe  Prüfung  erbulbete,  gibt  eine  Snfd^rift  im 
itlofter  Ära  coeli  ffunbe,  meldte  SSßabbing  (An- 
nales ad  a.  1278,  n.  80)  aufbemal^rt  l^t.  S)ie 
Unterfud^ung  aber  fteBte  bie  Sleinl^it  feiner  Sel^e 
unb  feines  SßanbelS,  im  @egenfa^  )ur  Slnflage, 
fo  glänunb  ^uS,  ba^  ^pft  ÜticoIauS  UL,  ber 
baDon  mnbe  erl^alten  l^tte,  il^n  sum  Srgbifd^of 
Don  SanterburQ  ernannte  (f.  b.  9lrt.  SanterburQ 
II,  1874)  unb  bamit  i^njum  ^rimaS  feines 
^oterlanbeS  erl^ob.  2)iefe  ^eftimmung  Derfe^e 
ben  bemütl^igen  OrbenSmann  in  folc^en  Sd^edfen, 
ba^  er  mit  edlen  nur  erbenflic^en  uRitteln  i^re  3u- 
rücfnal^me  5U  ertoirfen  fud^te,  unb  eS  beburfte  eineS 
energifd^  SppeUS  an  ben  Don  il^m  gelobten  @e- 
l^orfam,  e^  er  fid^  entfd^Io^,  bie  bifd^öflid^e  Sßeil^ 
SU  em))fangen  unb  baS  neue  Slmt  5U  itbemel^men. 
9{ad^  feiner  Sonfecration  blieb  er  nod^  mel^rere 
SRonate  in  9lom,  ol^e  irgenb  etmaS  in  feinem 
befd^enen  Sßefen  guänbem,  imb  fe^e  aua^  feine 
Sodefungen  fort ;  aOerbingS  mu^en  bie  Sarbi- 
näle  unter  feinen  3u]^örem,  meld^ Jrül^er  bei  feinem 
Eintritt  auS  Sl^r^t  Dor  feiner  @elel^rfamfeit  fid^ 
erl^oben  l^otten,  nunmel^r  ber  fird^lid^en  Slangorb- 
nung  loegen  ft^  bleiben.  9tlS  Srjbifd^of  lieferte 
^dtl^m  einen  neuen  99emeiS  für  bie  SBal^rl^t, 
ba^  bie  S)emutl^  eS  ift,  bie  bem  Sl^after  eines 
SRanneS  Sntfd^benl^eit  unb  gfeftigleit  Derleil^t.  Sr 
fanb  in  feinem  eigenen  Sprengel,  »ie  im  Segirf 
feiner  er^bifd^öflid^en  ©erid^tSbarfeit,  Diele  Uebel 
Dor  unb  erfiil^r  Don  mand^en  Seiten  gro^  SEBiber- 
{ianb;  aber  aUeS,  toaS  ^  il^m  entgegenftellte, 
übermanb  er  burd^  bie  milbe  Stulpe  unb  bie  Snt- 
fd^iebenl^it,  momit  er  unerfd^ütterlic^  ben  SanoneS 
ber  Äird^e  ©cltung  Derfd^afftc.  3mmer  bereit, 
frembe  Sted^te  anjuerlennen  unb,  mo  eS  fdrberlid^ 
erfc^ien,  ^riDilegien  m  ertl^ilen,  mid^erbod^  nid^ 
ein  ^ar  breit  Don  ben  unDeräu^erlid^en  Siedeten 
ab,  meldte  bie  fird^lid^e  ®efe^ebung  mit  feiner 
Steflung  Derbunben  l^tte.  S)te  %thtt,  meldte  ftd^ 
feiner  ^rimatialgemalt  entgiel^n  moEten,  mie  bie 
Suffraganbifd^dfe,  loeld^angeblid^  Deqäl^e  Siedete 
geltenb  mad^ten,  ^mang  er  unter  Slnmenbung  ber 
ftrd^lid^en  Strafmittel,  fid^  ben  ßononeS  gu  fügen. 
Oft  genug  a))))eEirten  bie  ^Betroffenen  nad^  9tom; 
aEein  9{icolauS  III.  mie  be^en  92ad^f olger  mußten 
bie  Slcd^tmä^igfeit  feiner  gorberungen  unb  feines 
SSerfal^renSanerfennen.  Sud^bem  jtönigeSbuarbl., 
für  oeffen  Vnfel^  er  überoE  baS  gange  ®emid^t 
(einer  ^teEung  einfe^e,  trat  er  unerfd^rodten  ent- 
gegen, als  berfelbe  bie  fird^Iid^  Immunität  an- 
taftete,  unb  not^igte  il^n,  feine  be^faEfigen  Slnorb- 
nungen  gurüdgunel^men.  99ei  fold^en  93eflrebungen 
leitete  il^  bie  boppelte  ^ibftd^t,  einerfeitS  ber  IKrd^ 
bie  gfrei^eit  gu  ma|iren,  meiere  fie  jur  Uebermad^ung 


1747 


^ectorale  —  Peculium  clerL 


1748 


unb  SScreblung  be8  6Icru8  beburftc,  onbtrcrfeitS 
il^r  eine  ausgebeizte  d^ritattoe  SDBirffamleit  s« 
Rd^ ,  jtoei  SBeftrebungen,  in  bencn  er  bie  «uf- 
gobe  ber  bamaligen  3eit  erblidte.  ßr  felbft  ging 
in  iebweber  §inp^t  mit  leud^tcnbem  Scifpiel  ooran. 
UnermübUd^  toar  er  in  ber  Sifitation  ber  Pfarren 
toie  ber  ftlöfter  feine§  ©prengelS  unb  bulbete  nid^tö, 
tt)Q§  ben  firdf)Iid^en  KanoncS  ober  ben  flöfterlit^en 
Kegeln  juwiberlief.  3ur  ^eranbilbung  beS  SleruS 
grünbete  er  ein  gollegium  für  arme  ©tubirenbe, 
meld^eS  er  mit  reid^en  SWitteln  auSftottete.    3n 
feinem  eigenen  priefterlid^en  SBanbel  war  er,  toie 
Der  ^poftel  oerlangt,  „ein  Sorbilb  ber  ^erbe  ge- 
worben öon  fersen" ;  täglid^  erfd^ien  er,  toenn  er 
nid^t  auf  SifitationSreifen  war,  beim  Ofpcium  im 
dl&or,  prcbigte  felbft  bei  jeber  pajfcnben  ©elegen- 
Ijieit  unb  f orgte  eigenl^änbig  für  bic  Sleinfid^feit  unb 
ben  ©d^murf  feineS  Slltarä.  5Iuf  feinem  lifd^  mu^te 
täglid^  ein  5Ka]^l  angerid^tet  werben,  wie  eS  für 
ben  ^rimaS  oon  Snglanb  ftanbeSgemö^  war; 
attein  ben  ganjen  3n^It  be§felben  erl^ielten  bie 
Äranfen,  Jlotl^Ieibenben  unb  grembcn,  unb  er  felbft 
begnügte  fid^  mit  ben  mogeni  ttaftcnfpeifen,  weld^e 
ben  größten  Sl^il  feineS  SebenS  l^inburd^  feine 
einzige  5Ba^rung  bilbeten.  S)ie  großen  ßinfiinfte, 
weld^e  gu  feiner  l^ol^en  ©tcDung  gehörten,  Pof}en 
faft  ungcfd^mälert  in  bie  ^änbe  ber  Firmen  ober  in 
Dürftige  ßird^cnfabrifcn.  ^\\x  Seit  einer  §unger§- 
not9  legte  er  allen  Senepriaten  feines  ©prengelS 
eine  ©teuer  5um  SBeften  ber  9{otl^leibenben  auf. 
Sie  reid^en  fiorbs,  weld^e  jum  ©d^ben  ber  armen 
Sanbleute  gro^e  Kübel  SBilb  liegten,  nötl^igte  er 
burd)  Scrl^öngung  Don  ftird^enftrafcn,  il^rer  3ogb- 
luft  ©^raufen  ju  fe^cn.  ©o  gel^örcn  bic  13  Solare 
feiner  Kegicnuig  ju  ben  glorrcid^ften  Seiten,  Wcld^e 
baS  CrjbiStl^um  erlebte,  unb  er  wor  im  öoUen 
©iune  als  Sater  feiner  S)iöccjancn  geliebt  unb 
Dcrel^rt.  3:icfbctraucrt  ftarb  ber  gro^c  Äird^cnfürft 
1292  olS  anncr  DrbcnSmann,  oI)ne  irgenb  etwaS 
gu  ^interloficu.  ®er  mcrftoürbigc  ID^onn  \^\it  in 
allen  ben  öcrfd^iebcncn  ©tellungcn,  wcld)c  er  ein- 
genommen, nod)  3cit  gefimbcu,  fid^  litcrarifd^  ju 
bejd^ä|tigen,  unb  l)interlic{j  eine  SDZcngc  ©d^riften 
erbaulid^cu,  t]^eologifd)cn  unb  noturwifjcufd^oft- 
Iid)en  SnbaltcS,  bereu  iitel  bei  Fabricius-Mansi, 
Biblioth.  lat.  IV,  Florent.  1858, 398,  öcrjcid^net 
[teilen.   iPcfouberS  befannt  ift  barunter  baS  Col- 
lectarium  Divinarum  scntentiarum  librorum 
Biblicorum,  eine  ^ilrt  öon  Kealconcorbonj,  weld^e 
1513  ju  ^ijJariS  unb  1541  5U  fföln  erfd^ien.  6ine 
Prospectiva  communis  öon  ^4.^edl^m  erjc^ien  ju 
TOailanb  (um  1480)  u.  ö.  Sludf)  baS  Officium 
Ss.  Trinitatis,  Wcldt)eS  im  römijd)cn  Sreöicr  5luf- 
nal^me  gefunben,  rüt)rt  t^on  3ol)anneS  ^^cdbam 
]^r ;  eS  warb  mit  einem  Kommentar  öon  ^r.  Mittel- 
mann  1530  5U  ^Intioerpen  bejonbcrS  b^rouS- 
jcgcben.  2*ic  öon  ^^Jecfljam  erlaffenen  ©nnobal» 
tütutcn  unb  ftlofterorbnungen  ftcl)cn  bei  Wilkins, 
Oonc.  Brit.  II.  Lond.  17*37,  33  sqq.   (rin  Ee- 
gistrum  epist.  fr.  Joa.  Peckham  erjc^ien  ^u  Bon- 
bon 1882— 1885, 3  »be.  (Rer.  Brit.  niedii  aevi 


Scriptt.).  ^  bem  Don  ben  PP.  Smnritommi 
1888  }u  Duaracd^i  l^erauSgegebenen  XiodotDe 
humanae  cognitionis  ratione  fU^  Prolegg. 

15—18  9}ad^d^ten  übtr  ^{kd^5  £eben  nnb 
©d^riften,  fowie  p.  179—182  eine  Qnaestio 
disputata  Don  i^.  3m  Slfipenbii  gu  S.  Bou- 
venturae  Opp.  Vli,  Qaaracchi  1895,  ift  bte 
Expositio  llirenorum  mit  ben  StnfongStDoda 
Tempus  plangendi,  weld^  fünft  bem  I^L  Som^ 
Dentura  ^ugefc^rieben  wirb,  alS  9Bet!  ^etSbonä 
nad^gewiefen  unb  abgebrudt.  (IBgL  Wadding, 
Ann.  ad  a.  1278,  n.  29;  a.  1279,  n.  U-27; 
Id.,  Scriptt.  Ord.  Min.,  Bomae  1650,  217; 
Sbaralea,  Sapplem.  ad  Scriptt.  O.  Min.  447. 
729;  Cornejo,  Chronica  Seraphica  11,  en 
Madrid  1684,  652  sq. ;  Zigliara,  De  mente 
Conc.  Yiennensb,  fiomae  1878,  196;  ®fäi, 
im  ^rd^iD  für  Siter.-  unb  jhrd^gefd^.  beS  9L>1 
V  [1889],  603—635.)  [«mden.] 

F'erfotab,  f.  ftreus  vn,  1081. 
eculiam  cleri  l^i^en  bie  geiftlid^  Guter 
ober  ßinlünfte,  über  beren  ®ebraud^  nic^  ber 
IBefi^r  gu  verfügen  1^,  f onbem  boS  Ked^  t)(r> 
fügt  ]^  2)aS  Sßort  peculium  (deminutio  nm 
pecu  ober  pecunia)  bebeutet  im  ungemeinen 
ein  fleineS  Serm5gen,  nimmt  aber  in  femer  9e> 
giel^ung  auf  ben  possessor  clericus  feine  iuriftiic^ 
33ebeutung  auS  bem  römifd^  Siedete,  auS  wddiien 
es  in  ben  25.  Xitel  beS  britten  IBud^  ber  go- 
gorianifd^en  Secretalenfammhing  (De  peculio 
clericorum)  l^bergenommen  \\t  9iad^  filteren 
römifd^en  Sterte  fonnte  ein  filius  famüias  fein 
eigenes  Vermögen  l^ben,  f  onbem  alleS,  waS  er  e^ 
warb,  gel^örte  bem  SJoter ;  biefer  aber  übergab  bem 
©ol^n  gemeiniglid^  einen  Xt^txi  feineS  äJermögmi 
jur  ©elbftDerwaltung  unb  Siu^niepung,  jebcA 
ol^ne  gigentl^umSred^t;  biefeS  ©onbergut  bie^  pe- 
culium (k)gl.  Inst.  §  1,  Per  quas  person.  2, 9). 
genauer  peculium  profectitium,  weil  Dom  SWr 
^rftammenb  unb  il^m  gehörig,  daneben  ober 
fonnte  ber  ^uSfol^n  nac^  fpöterem  9tedbte  auä 
eigenes  Vermögen  erwerben  xmb  bef^en,  ttjelcfeej 
im  Sßefentlid^en  (ol^ne  ba^  l^ier  out  bie  nöbcit 
S)i)tinction  3Wijd^en  peculium  castrense,  quasi- 
castrense  unb  adventitium  ein5ugeben  i^)  X^ 
baburd^  Don  bem  urjprünglid^  peculium  unter« 
fc^ieb,  bag  ber  ©0^  barüber  fowol^l  bei  Seb^eüen 
als  mtd^  le|itwiQig  frei  Derfügen  fonnte.  ^n  ana- 
loger Söeije  l^ieB  im  canonifd^  ©pracbgebnuidie 
peculium  clerici  baS  S^ermogen  eineS  Seinlicben 
als  fold^en  im  Mgemeinen,  jebod^  mit  ber  ipätem 
Unterfd^eibung  jwijdben  peculium  beneficiale  s. 
ecclesiasticum ,  peculium  patrimoniale  unb 
quasipatrinioniale.  Unter  erfterem,  Dem  (:a. 
fird)lid)en  ßinfommen  ober  ^^frünbewnnöaen'. 
begreift  man  benjenigen  '^Imbeil  beS  ber  ^iztfie 
'  eigcntbümlicb  jugebörigenÜ^ermögenS.  weüberben 
'  Jicnenciaten  alS  ftönbigeS  tÄmtSetnfommen  uinilo 
beneticii)  jur  ^Dhifniefeung  überlaiien,  fowie  Ml* 
jenige,  waS  Don  ibm  mittels  geiftlidKr  ÄmtsKi" 
ridjtimgen  (titulo  clericali)  erworben  in,  tocwn: 


1749  Pedum  —  ^eloflla,  bie  H  1750 


itnier  Matrimonial-  unb  biefem  9lei(ib}uad^ten-  (ib.  24^29) ;  Comm.  in  Ambrosii  de  Yignate 
ben  »Sonbergute''  aOe  Sinfünfte  Derfte^t,  toeld^e  Tractai  de  haeresi,  Romae  1581 ;  Notae  in 
ber  SIeriler  gleid^  iebem  anbem  Staatsbürger,  fei  Bemardi  Comensis  O.Dom.  Lucernam  inqui- 
CS  on  elterli^em  Vermögen  (titulo  patrimonii)  sitorum,  Rom.  1584.  3m  3. 1578  ebirte  $^a 
ober  burd^  Srbfd^ft,  burd^  Kterarifd^  Slrbeit,  ober  in  9iom  bad  Directorium  inquisitorum  Nicolai 
fonfHge  ^riöatredjtstitcl  (titulo  civili)  fid^  er-  Eymerici  mit  einem  auSfül^rlid^en  Kommentar 
ntngen  1^  Äein  ^frünbebefi^r  fann  über  ba8,  (»ieberl^olt  aufgelegt  1585. 1587,  Ven.  1607). 
tDofi  er  an  feinem  ^frünbeertrag  ober  burd^  gfunc-  2)ie  Slbl^anblung  De  regno  Christi  (Bomae 
tiimen  feines  geifÜid^  ÄmteS  erübrigte,  toillfür-  1611)  fte^t  anä^  in  Rocaberti,  Bibl.  pontif. 
Itc^  Derfugen  (c.  7.  9. 12,  X  De  testam.  3,  26).  maxima  XII  (Rom.  1698).  (Sgl.  Nie.  Antonio, 
9lur  mö^ige  @efd^fe  bei  Sebgeiten  eleemosy-  Bibliotheca  Hispana  nova  I,  Matriti  1783, 
nae  intuitu  (c.  8,  X  eod.)  an  mal^rl^ft  bürftige  457  sqq.;  t).  ©d^ulte,  ©efd^id^te  b. Duetten u.  Sit 
SetttHmbte  unb  an  feine  ©lenerfd^aft  (c.  12,  X  beS  canon.  Wed^teS  HI,  1,  ©tuttg.  1880,  734; 
eod.)  finb  il^  geftattet.  Sbenfo  mentg  lann  er  Hurter,  Nomencl.  lit.  I,  2.  ed.,  Oenip.  1892, 
Ober  ben  aus  IBeneficialeinfünften  erffnirten  Md'  228.)  [9t.  t).  @4^r.] 
Ia|  teftamentarifd^  t)erfügen.  SBoS  er  nid^t  für  ben  Tfttaaia^  bie  l^L,  lateinifd^  aud^  3Rama  ge- 
eigenen  Unterl^  bebarf ,  ift  ber  ftird^e,  an  ber  er  nannt,  ift  eine  t)on  ben  gro^  SBü^erinnen,  toeld^ 
fcpfrünbet  »or,  unb  ben  ^rmen  bcftimmt.  S)a-  in  bie  gu^ftapfen  ber  |L  SRaria  9Kogbalena  ge- 
geben (onn  ein  bepfrünbeter  Klerifer  über  baS,  treten  pnb.  3^re  SebenSgefd^id^tc  Derbanfen  mir 
liKid  er  burd^  Sd^enfung  ober  Srbred^t  ermorben,  3acobuS,  einem  3)iacon  ber  ftird^e  }u  Slntiod^ien, 
inter  yivos  unb  mortis  causa  unbefd^rönft  Der-  ber  ftd^  felbft  alS  ^ugenjeugen  ber  mid^tigften  9e- 
fügoi  (Conc.  Carth.  HI,  a.  397,  c.  49,  in  c.  1,  gebcnl^it  in  ll^rem  Seben  begeid^et.  §icmad^  mar 
G.  Xn,  q.  3),  unb  nur  menn  er  feine  erbfäl^igen  ^elagia  in  ber  ^meiten  ^ölfte  beS  5. 3Q^rl^unbert§ 
Setmonbten  1^,  f ättt  feinSnteftatnod^ta^  berlKrc^e  eine  gefeierte  Sd^fpielerin  unb  Sattettönserin  }u 

Si  Q.  34  [al.  33],  Cod.  De  episc.  et  der.  1,  3;  Slntiod^ien  unb  ermarb  ftd^  burd^  ein  ^ügeUofeS 

DT.  131 ,  c.  13).  9lod^  genauer  mürben  biefe  9}er-  fieben  einen  fold^  Steid^tl^um,  ba|  man  fie  9Rar- 

mdgenSred^  ber  SIerifer  bejüglid^  il^reS  ^frönbe-  garita  megen  ber  SEflenge  il^reS  ^rlenfd^mudteS 

oenuffeS  bei  Seb^eiten  unb  inSbef onbere  l^infid^tlid^  nannte.  ^IS  nun  su  Slntiod^ien  eine  ©Quobe  t)on  ac^ 

i^ter  ieftirbefugniffe  feit  bem  14. 3o]^rl^unbert  ge-  Sifd^öfen  gelitten  mürbe  unb  ber  l^iligc  SBifd^of 

regelt  (f.  b.airttBeneficiumecelesiasticum  unb  92onnuS  Oon  Sbeffa,  ein  @d^üler  beS  1^1.  ^d^o- 

leftirfreil^it  ber  ©eiftlid^cn).     [^ermaneber.]  miuS,  einmal  bie  anberen  Sifd^öfe  in  feiner  SBol^- 

Pedum,  f.  ^irtenftab.  nung  terfammelt  J^atte,  ging  ^lagia  in  auffattenb- 

^tgnai^^a),  tJfran^,  Sanonift,  mar  in  ber  ftem^njuge  vorüber.  2)ie  übrigen Sifd^öj^  fd^lu- 

Kfi^  t)on  @aragoff a  in  SittaroQa  be  loS  ^inareS  gen  oott  l^eiliger  @d^m  bie  Slugen  nieber.  9tonnud 

um  1540  geboren  unb  mibmete  ftd^  in  SBalenda  bagegen  \a^  x^x  um)ermanbt  nad^  unb  entnal^m 

bem  Stubium  ber  Siedete,  ff önig  $^ili))))  II.  pro-  auS  biefem  Slnblidt  nur  Urfad^e,  ftd^  felbft  ^u  tabeln, 

fentirte  i^n  als  auditor  Rotae  romanae,  beren  ba^  er  frine  @eele  fo  menig  für  ^ott  gefd^müdt 

{Decan  er  fd^lie^id^  mürbe.  ^IS  fold^er  trat  er  in  l^be,  möl^renb  eine  fold^  $erfon  um  fünbl^fter 

bei  &)ntrot)erfe  megen  beS  9)blintSmuS  als  fd^rfer  9Renfd^  mitten  fo  Diel  auf  ben  @d^mu(f  il^reS 

<Skgner  ber  3(fuiten  auf  (f.  b.  %vt,  Congregatio  SeibeS  termenbe.  2)ie  Slufmerlfamfeit  beS  l^iligen 

de  auxiliis  HI,  905).  9Rit  Vorliebe  betl^eiligte  Sifd^ofS  auf  bie  @ünberm  fottte  berfelben  burd^ 

er  fUi^  bei  joj^lreid^en  &monifationS))ro}ef|en  fomie  beffen  gfürbitte  gum  ^il  merben.  SBolb  nad^l^er 

an  ber  of^dellen  Ausgabe  beS  Corpus  juris  ca-  inrebigte  SlonnuS  in  ber  Satl^ebrallir^e,  unb  ^ 

nonici,  meldte  imter  ben  ^ufpidcn  ©regorS  xni.  lagia  ging  auS  9leugier  l^in,  ben  berü|mten  ^S- 

in  Slom  1582  crfd^ien;  t)on  $egna  rubren  mal^r-  ceten  }u  b^ren.  S)a  brangen  feine  emften  SBorte 

fd^einlid^  bie  furzen  Slnmerfungen  gu  ben  SDeae-  über  bie  ^ermerflid^feit  utü)  bie  fünftigen  Strafen 

tolen  ^.  S)a^  ^egna  bie  ^rieftermei^  erl^ielt,  ber  Sünbe  f o  tief  in  il^  ©eele,  ba^  fie  in  bitterer 

färni  l^d^ftenS  barauS  gefolgert  merben,  bo^  er  äieue  ftd^  t)or  bem  l^ligen  SJlanne  niebermarf  unb 

nid^  nur  als  3)octor  beü)er  ^ed^te  unb  ber  freien  mit  l^i^en  Xl^rönen  um  bie  Xaufe  gur  ^mafd^ung 

Punfte,  fonbem  aud^  olS  Soctor  ber  X^eologie  auf  il^rer  @ünben  bat.  SDaS  l^ilige  ©aaament  marb 

%üda  feiner  Sudler  genannt  erfd^eint.  ^od^betagt  ber  öffentlid^  @ünberin  freilid^  nid^t  jogleid^  ge- 

\Uxä>  er  }u  9lom  1612.  ^u^er  ©utad^ten  in  ein-  fpenbet,  allein  ba  fte  in  il^er  9leue  unb  il^rem  93er- 

gelnen  $ro}effen  lenngeid^nen   feine   literarifd^e  langen  ftanb^aft  blieb,  fo  marb  bie  Sürgfd^ft, 

X(|ötigleit  galjlreid^e  auf  bie  3nquifition  begüglid^e  meld^  bie  öltefte  S)iaconiffin  Slomana  für  fte  an- 

Sd^ften,  meldte  er  tbeilS  felbft  oerfa^te,  t^eilS  bot,  angenommen,  unb  nad^  ber  notl^menbigm 

ratr  ebirte;  fo  Instructio  seu  Praxis  Inquisito-  Vorbereitung  marb  ^lagia  getauft,  mobei  SRo- 

nun.  Cremen.  1655;  De  officio  s.Inquisitionis,  mana  ^l^inftette  Dertrat.  $elagia  bemühte  ftd^ 

Cremen.  1655;  De  forma  procedendi  contra  nun,  ebenfo  eifrig  ®ott  ^n  bienen,  mie  fte  frül^r 

de  haeresi  inquisitos  (Tract.  illustr.  juriscon-  ber  SBelt  gu  gefatten  gefud^t  l^tte ;  allein  fte  mu^te 

sult  XI,  2,  Venet.  1584, 41 2 — 421) ;  Comm.  in  balb  einfeben,meldben  inneren  unb  öu^erenÄömpfen 

Pauli  Gbirlandi  de  haereticis  et  eorum  poenis  fte  bei  fernerem  SSermeilen  in  il^rer  ^eimat  auS- 


1751 


^elagiuS,  her  1^1.  —  ^elagiu«  L— IL,  ^äpfle. 


1752 


aefe^  BUeB.  ^ofyx  öerlicfe  pe  antiod^icn  unb 
pebelte  fid^  cinfam  ju  3erufalcm  am  gufee  bc§ 
DclBergcS  an.  ©ctoöl^lid^  ^i^t  c3,  jic  l^Be  ba- 
felBft  in  aKonnSflcibem  geleBt,  oBtoo^I  il^re  2c6en8- 

Scfd^id^te  nur  öon  flöftcrlid^  Srad^t  fprid^t.  pxtt 
xaä)it  fie  il^  2eBen  unter  fo  au^rorbcntlid^ 
SBufüBungen  ju,  ba^  pe  infolge  berfcIBen  fd^on 
na^  brei  ?iofyxn  einen  frül^en  Sob  fanb.  Äurj 
t)or]^  l^atte  ber  fd^on  genannte  S)iacon  S^coBuS 
fxe  aufgefud^t  unb  fie  als  3nclufe  (f.  b.  ^rt.)  ein- 
gemauert gefunben.  3)^  geft  toarb  Don  jel^r  am 
8.  DctoBer  aI8  il^rem  2obe§tag  Begangen,  unb  fie 
genol  im  SlBenblanbe  ttjie  im  SMorgenlanbe  eine 
ungewöl^id^e  SSerel^rung.  S)iefe  marb  Urfad^, 
ba^  il^  Segenbe  in  ber  Qfolge  mit  fel^r  Dielen 
faBeD^often  unb  »unberBaren  3ögen  Bereid^rt 
tourbe.  S)ie  aSerwed^Iung  mit  jttjei  Eiligen  9Kar- 
t^rinnen  il^reS  5Ramen8  fam  l^inju,  um  3toeifel  an 
htm  über  fie  grjäl^Iten  l^orjurufen,  unb  eS  Be- 
burfte  einer  f o  forgfältigen  Unterfud^ung ,  toie  bie 
Sottanbipen  pe  angepeDt  ^aUn  (A  A.  SS.  Oct.  IV, 
248  sqq.)/  um  baS  mirflid^  @e|d^id^tUd^e  über  pe, 
baS  oben  angegeBen  ift,  pd^uPeüen.  S)iefeIBe 
\jfcA  inbe^  bie  ^eilige  nid^t  üor  ber  ^^perfriti!  ber 
neuepen  Seit  fd^ü^n  fönnen.  3n  emer  1879  er- 
jd^ienenenSd^rip  „Cegenben  ber  1^1.  Sßelagia"  fud^t 
Ufener  toal^rfd^einlic^  ju  mad^n,  ba^bieBetreffen- 
ben  Slcten  d^ripiid^e  Umgepaltung  ber  Ttt)ti^  Don 
ber  femitifd^  Slpl^robite  ober  ^Iftarte  barpeilten, 
tteld^e  aud^  einmal  auf  einer  3nfd^np  Pelagia 
(offenbar  =  SDleerentfprungene)  genannt  »erbe. 
9Rit  Siedet  ip  bagegen  fd^on  Don  protepantifd^ 
©eite  Bemerft  worben,  ba^  jur  Serförpenmg  ber 
d^ripiid^cn  Sbeen  pd^  in  ber  ftird^e  wirflid^e  ^cr- 
fönlid^feiten  genug  Dorfanben,  um  Don  femitifd^cn 
9Kt)tl^en  abjufel^en,  unb  ba^,  rnenn  ber  9lame  cnt- 
fd^eibenb  fein  bürfte,  eine  ganje  SRci^e  ber  Bcp- 
BeglouBigten  ^erfonen  pc^  in  ^cibnifd^e  (Sottl^eitcn 
auflöfcn  mü^te.  ®ie  genonnte  ©d^rift  gibt  ©.  29 
eine  Ueberp^t  üBer  bie  §anbfd^riften  ber  lateini- 
fd^en,  gricd^ifd^en  unb  fprifd^en  bieten  ber  1^1.  pe- 
lagia ;  bie  f^rifd^cn  l^at  aud^  ©ilbemeiper  in  einem 
^^rogramm  ber  99onner  UniDerfität  1879  l^erauS- 
gegeben.  ®er  S8erid[)t  be§  ffiiaconS  3qcoBu§  pcl^t 
in  ©tol3'  Scgcnbe  IV,  1872,  36.  (SSgl.  Wright, 
Catal.  of  Syr.  Msc,  in  Britieh  Mus.  n.  948 ; 
Tillemont,  Memoires  XII,  664,  note  sur 
Ste.  Peiagie.)  [ffaulen.] 

^efadittd,  ber  1^1. ,  Sifd^of  Don  Saobicea,  l^otte 
pd^  aB  Süngling  Dermäl^It,  aber  mit  feiner  ©e- 
mal^Iin  DöDige  gntl^altfamfcit  gcIoBt.  S)iefe  unb 
anbere  2:ugenbcn  empfol^Icn  il^n  für  baS  9lmt  eines 
S3ifd^ofe§,  unb  er  iDurbe  jum  93i)d^of  Don  Saobicea 
geiDeil^t.  5118  fold^er  mar  er  cinc§  ber  §öupter  ber 
Drtl^obojen  gegen  bie  Slriancr.  3m  3-  363,  jur 
3eit  be§  ftaifcrä  3oDian,  iDol^ntc  er  ber  ©i)nobe 
Don  Slntiod^icn  Bei,  in  »cld^cr  bie  ^cacianer  (f.  b. 
9lrt.  acaciuS,  n.  4)  baS  ®IauBen§Befcnntni§  Don 
9licäa  annal^mcn;  eBenfo  mar  er  im  3.  365  auf 
ber  ©9nobe  Don  Si)ana.  ftaifer  SalenS  DertricB 
il^n  im  3.  370  Don  feinem  ©i^  unb  DerBannte 


il^nad^^iraBien.  ^^stoeitenaDgemeinenftinl^ 
Derfammlung  Don  881  mo^nte  ^lagind  etcnfil 
an ;  ftaifer  Xl^bopuS  Bef al^I  in  bem  SluSft^iriiei 
an  ben  ^roconful  SusoniuS  bon  9pen,  bo^  bk 
als  red^tgläuBig  gu  erad^  feien,  XDüSjit  ^  im 
Orient  an  ben  ®Iauben  bed  ^lagiuS  anfd^uBn 
mürben.  (Sgl.  Socr.  H.  E.  3, 25;  5, 8 ;  Sozon. 
H.  E.  6,  4.  12;  7,  9;  Theodoret  H.  E4,12; 
5,  8;  PhüoBt  H.  E.  5, 1 ;  AA.  SS.  BoE,  Marl 
m,  556.)  [®am3  0.S.B.] 

if€taiimsl.—11.^^äp\it.  $eIagin4L 
(555—560,  nad^  S)ud^ne  Dom  16.  9pü[  556 
Bis  4.  SJlaq  561)  ftammte  auä  einer  fe^  tn» 
nel^men  römif  d^en  gfantilie  unb  mar  ber  @o^  eioS 
l^o^n  faiferlid^en  Beamten.  9IS  S)iacon  fj0t  n 
im  3.  586  !ßa))p  ^^aptt  I.  (f.  b.  %xt)  no^  9j» 
ftontinopel  Begleitet.  iBon  %%Qpttö  smeitrm  Soi^ 
folger  Sigiliug  mürbe  er  sum  %l))ocripQr  m 
jtaiferl^ofe  ernannt  unb  gesamt  gro^  Cinjb^ 
Bei  jtaifer  3uftinian  unb  beffen  ©emal^Iin  X^ 
bora,  fo  ba|  er  oud^  }um  ißorfi^enben  ber  Com- 
mifpon  emonnt  mürbe,  mel^e  über  ben  ^[kitritmteB 
$aul  Don  Sleianbrien  auf  ber  €Qnobe  gu  Sayi 
(541  ober  542)  ju  @erid^t  fa^.  SSenig  gur  (Ets 
gereid^t  i^m  bie  gfeinbfeligfeit,  bie  er  gegen  bot 
geftfir^ten  red^tma|igen  ißapp  ©ilDeriud  (f.  b.  9±l 
ben  9iad^fo(ger  ^igopetS,  Bemied.  SSteHeid^  wa  a 
jebod^,  ba  er  feit  586  in  SonPantinopel  »cäk, 
über  bie  römif(|en  Serj^öltniffe  nid^t  genau  unter* 
rid^tet  unb  l^ielt  ©ilDeriuS  fär  einen  Sinbringfing» 
ber  mit  SRed^t  BefeiHgt  fei.  3n  ^läpina  winbe 
bamalS  bie  Stulpe  ber  jflöper  nod^  immer  bui4 
©trcitigfeiten  über  bie  2el^re  beS  Drigene§  ge« 
pört  (Dgl.  b.  %rt.  Origenipenftreit,  ob.  1076  f.). 
S)af)er  manbten  pd^  bie  antiorigeniftifc^Slöiu^ 
an  ben  päpftlid^en  ^pocripar,  al§  biefer  Don  Sajo 
nad^  Sonpantinopel  jurücfreiste,  unb  Bden  i^, 
il^re  ®adi)t  Beim  jtaifer  ^u  Befürtnorten.  ^\a^ 
Derftänbigte  pd^  bemjufolge  mit  bem  $ciri- 
ard^en  SJlennaS  Don  @:onftantino)>el ,  unb  beibe 
lenften  bie  ^2lufmerffamfcit  SuftinianS  auf  bie  Se» 
fahren  be§  Drigeni§mu§.  ®ie  golge  mar  bell« 
ißerurtl^eilung  auf  bem  SoncU  Don  Sonftontinopd 
im  3-  543.  SDurd^  bie  Sntriguen  beS  Bei  ©oft 
fel^r  angcfel^enen  Drigenipen  Il^eobor  9ISW)fl§ 
mürbe  bie  Sermcrfung  ber  origenifHfd^  SrrieSto 
ber  Slnlo^  be§  pir  bie  ftird^  fo  un^ilDoUen  iftri- 
fapiteipreite§  (f.  b.  5lrt.),  ber  fpeciett  über  ^tagiaS 
Diele  Seiben  unb  2)emüt]^igungen  Brad^te.  $(4 
Stom  jurüdfBerufen,  mürbe  er  bafelBp  ber  ©teil« 
Dertreter  bc^  ^ppe§,  als  SSigiliud ,  fei  eS  pfi- 
miüig,  fei  e§  gejmungen,  bie  ©tabt  Derlapen  lim. 
SBSäl^renb  biefer  ^tit  mürbe  5Rom  Don  bem  @oten- 
fönige  3:otiIa8  Belagert  (546).  SMmalS,  mittm 
in  ben  ©d^reden  einer  ^unger§notl^ ,  offenbaitt 
$elagiu§  gro^e  Xl^atfraft  unb  OpfermiHigfeit  unb 
Dermanbte  fein  großes  Vermögen  )ur  Sinbenmg 
be§  6Ienb§.  ©ein  Serfud^,  bie  ®oten  gu  einem 
ffiaPenftillpanb  ju  Bemegen,  mißlang.  ?(I8  aber 
2:otilaö  Som  eroBcrt  l^atte,  ermirfte  ^lagiuS,  baS 
baS  SeBen  ber  SBürger  gefd^ont  tourbe.  3m  3a^ 


1753                                                  ^elogiuS  I.  1754 

551  trfd^nt  ^elagiuS  in  ß^onftontinopel  in  ber  99ifd^5fe  36qS  unb  Xl^obortt.  SRod^te  bie(e  St- 

Umgefotng  beS  ^ßopfteS  SSigtUud.  ßr  Dertrat  bei  tlätung  fd^on  einen  gttten  Sinbrud,  fo  üerftummte 

iffOi  mergifd^  bie  abenblönbifd^en  Snfd^mumQen  in  in  Stom  bie  Oppofition  gonj ,  nad^bem  er  bei 

bor  S>retfa))itelfrage.    SIS  SSigüiuS  infolge  ber  @elegenl^tt  einer  ^roceHton  in  ber  ^terSfird^ 

OekDoItmo^regeln  beS  jtaiferd  nad^  Sl^Icebon  in  einen  SReinigungSeib  geleiftet  l^tte.  Xl^örid^termeife 

trie  Su))l^midird^  flol^ ,  folgte  il^m  ^elagiud,  tourbe  il^m  nömlid^  aud^  }ur  Saft  gelegt,  ba^  er  an 

iDurbe  aber  au3  bem  Sf^I  l^eraudgeriffen  unb  ton  ber  l^en  IBel^janblung,  totify  iBigiliud  in  Son- 

feinem  ^erm  getrennt.   S)er  ^apft  feierte,  nad^-  ftantinopel  erlitten,  Sd^ulb  fei.    9lud^  über  bie 

oem  man  il^  ©enugtl^uung  geleiftet,  nac^  Son-  Oppofttionimnörblid^enXuScienmurbeerSieger. 

jiimtinopel  jurädt.  $elagiuS  mar  toieber  an  feiner  2)ort  moHten  bie  99ifd^fe  feinen  ^tarnen  nid^t  in 

€ette  unb  l^e  l^orragenben  Sntl^eil  an  ber  bie  SiptQd^en  eintragen ;  um  il^nen  bie  Snerlen- 

Vbfoffung  beS  Conftitutum  Dom  ^afjitt  553  (ogl.  nung  feiner  Sted^ö^igfeit  su  erleid^tem,  fd^idtte  er 

b.  «rt  ®retla)ntelftreü  m,  2032  f.).  «18  »igi-  i^nen  fein  ©UmbenSbefenntnife  unb  lub  fie,  toenn 

fiud  bem  ftaifer  unb  bem  goncil  nd^  fügte.  Der-  fte  meitere  Körungen  münf^ten,  ein,  ))erf5nlid^ 

l^atrte  fein  S)iacon  in  ber  Oppofition,  uti^  ber  nad^  9iom  ju  lommen.  2)agegen  lam  eS  in  Ober- 

^ßa))fi  brol^e,  il^n  be^l^  gu  oerurtl^eilen.  3ur  itaUen}u  einem  @d^idma:  bie  (Srgbifd^öfe  Don  9)lai- 

Ste^tfertigung  feines  @tanb))unfte§  Derfa^te  $e-  lanb  unb  ^Iquileja  trennten  fl^  Don  ber  römifd^en 

logiuS  mel^rere  @d^riften  gegen  ben  ^ßopft  unb  IKrd^e,  unb  bie  Anrufung  be§toelt(id^9rmd  gegen 

bcä  Soncil;  eine  berfelben  ift  erbolten  in  einem  biefe  h)iberjpänftigen  SJletropoliten  blieb  erfolglos. 

SRanufcri|)t  ber  SBibliotl^I  Don  Cjrleong  (Revue  «ud^  fronlifd^  ^ifd^öfe  mißtrauten  bem  neuen 

des   questions  historiques  XXXVI,  425).  ^(k4)fte.  Sluf  il^re  Seranlaffung  erbat  jtönig  Sl^ilbe- 

SKefe  @d^en  bereiteten  il^m  fpöter,  ba  fie  Don  bert  L  Don  i^  bie  Srflörung,  baß  er  in  feinem 

fönen  (Segnem  gegen  il^n  ausgebeutet  tourben,  fünfte  Don  ber  Se)^  beS  1^1.  Seo  c^meid^e.  ^la- 

Iriefe  Unonnel^mlid^Feiten.    SllS  9}igiliuS  auf  ber  giu§  entfprad^  biefem  Verlangen  (11.  S)ec.  556). 

Slüdreife  nad^  SRom  ju  ©QracuS  am  7. 3uni  555  3ugleid^  fyxät  ber  j?önig  il^  erfud^t,  bem  SBifd^of 

einem  alten  fd^merglid^en  Uebel  erlag,  fal^  fid^  ber  Don  SlrleS  loie  üblid^  bc&  ^aSium  unb  ben  Zitel 

fiaifer  genöt](|igt,  bem  Siacon  ^elagiuS,  ber  in  ber  eineS  ))dpftlid^en  Ricard  in  @allien  }u  Derlei)^ 

Xmfopitelfrage  fein  entfd^iebener,  aber  bod^  ftetS  ^lagiuS  mar  ba}u  bereit;  tmr  Derlangte  er,  baß 

loi^aler  ®egner  getoefen  mar,  bie  $a))ftmürbe  an-  Sifd^of  @a})aubu8  burd^  einen  eigenen  ©efanbten 

lubieten.  Suftinian  mußte  nömlid^  fel^r  mol^l,  baß  bie  99itte  fteHe.  2)ieß  %t]ä^}),  unb  barauf  mürbe 

bin  Snberer  ber  fd^mierigen  @ituation  im  ^benb-  @a))aubuS  burd^  @d^reiben  Dom  3.  gfebruar  557 

fambe  gemad^fen  mar.  ^elagiuS  miOigte  in  bie  Sr-  }um  ))d{)ftlid^  SSicar  ernannt  unb  i|m  baS  $al- 

nenmtngtmbbrad^teberneuenSBürbefeinebiSl^erige  lium  gefanbt.  ®a  cm^  nad^  Jener  Srflärung  im 

tbtp^t  }um  Opfer,  inbem  er  ber  SSerurtl^lung  ber  t^ranlenreid^e  bie  @lat^Streue  beS  ^ßapfteS  Der- 

btei  Papitel  guftimmte.  @ein  bogmatifd^  @tanb-  böd^tigt  mürbe,  fo  ließ  biefer  fid^  l^bei,  bem  ftönig 

üvadi  mürbe  baburd^  fein  anberer;  aber  nid^t  gu  auf  beffen  Sßunfd^  ein  auSfül^lid^  ®laubenS- 

bcftreiten  ift,  baß  er  auS  Sl^rgeig  feine  Uebergeugung  befenntniß  gu  fd^idfen.  9lud^  fpöter  nod^  mußte  er 

fai  9(ßtreff  ber  Opportunität  ber  Serurtl^eilung  ge-  in  einem  @d^reiben  an  @apauDud  unb  anbere  gal- 

Snbertl^.  gfür  biefe  @d^mäd^  mußte  er  mol^irenb  lifd^eSifd^öfe  bie  Umtriebe  feiner  ©egnerbefömpfen, 

MneS  ^ontificateS  bitter  büßen,  benn  alle  Srfolge,  bie  feine  frül^eren  @d^riften  für  bie  brei  ftopitel 

mt  er  gum  IBeften  ber  jhrd^e  enang,  erfömpfte  er  Derbreiteten  unb  ben  S)iacon  ^elagiuS  bem  ^ßopfte 

bmd^  eigene  2)emüt]^igungen.  Sine  gemaltige  Zra-  ^lagiuS  entgegenfteUten.  3n  bemfelben  @d^reiben 

gif  liegt  in  bem  fiebert  biefeS  ^od^begabten  9Ran-  rügt  ^logiuS  STtißbröud^,  bie  ftd^  in  bie  frönfifd^ 

neS;  in  feinem  unb  feines  SorgöngerS  @d^id(fal  jhrd^  eingefd^lid^  l^en,  namentlid^  baß  Saien 

letgt  fid^  baS  SBalten  ber  göttlid^en  ^orfel^ung  läufig  an  einem  Sage  bie  nieberen  unb  löl^eren 

Imtbgreiflid^.    3n  Italien  tmb  fpecieH  in  9iom  9ßei](|en  einfd^ließlid^  ber  iBifd^ofSmeil^  empfingen. 

lourbe  ber  Sanbibat  beS  ffaiferS  übel  empfangen.  Sbenfo  trat  er  bem  ftönig  Sl^ilbebert  I.  energifd^ 

^Die  SRel^al^l  ber  9i5mer  beobad^tete  eine  feinb-  entgegen,  afö  berfelbe  in  einer  Sied^tSfad^  beS  @a- 

fdige  SunldT^altung ;  nur  Sßenige  nal^men  an  paubuS  eine  ben  fird^lid^  @a^ungen  }umiber- 

bcr  ^ßopftmal^l  il^ciL   3ur  gonfecration  fanben  laufenbe  Stnorbnung  getroffen  l^e.  ©o  übte  er 

fuä^  nur  bie  99ifd^öfe  Don  ^Jerufia  unb  g^en-  tro^  ber  Ungunft  ber  ßeit  aud^  im  granfenreid^e 

tinum  ein;  an  bie  ©teile  beS  burd^  bie  Sa-  bie  pdpftlid^  Sluctoritöt  auS  unb  fud^te  bie  ©elb- 

lumeS  geforberten  britten  93ifd^ofS  mußte  ein  $rie-  ftönbigfeit  ber  ftird^e  nad^  ftraften  gu  mal^.  3Bie 

ftar  treten.  93ei  ber  geicr  DerlaS  ^elagiuS  eine  als  Diacon,  fo  ermieS  er  fid^  aud^  als  ^pft  fel^r 

(^(^idt  abgefaßte  Srflörung ,   morin   er  feine  milbtl^ätig.  gfür  bie  9lenten,  meldbe  bie  römifd^ 

heue  Snl^glid^feit  an  bie  Dier  Soncilicn ,  inS-  IKrd^  auS  il^  Seft^ungen  in  ®allien  be}og,  ließ 

befonberebaS  Don  S]^lcebon,bet]^erte;  alles,  maS  er  bort  itleibungSftudfe  Ikmfen,  um  fie  unter  bie 

ber  ]^  fieo  unb  beffen  9tad^folger  bis  auf  «gapet  burd^  bie  Ihiege  fd^redlid^  Derarmte  SeDölferung 

t^ffct  l^ötten,  leiere  aud^  er ;  alle,  meldte  Don  biefen  su  Dertl^ilen.  ^lagiuS  I.  ftarb  am  3.  SRörg  560 

Ott xed^tglöubig angefeilten morben feien, fel^ andrer  (nad^  S)ud^eSne  am  4.  SRörg  561).   ($gl.  bie 

oB  led^^löubig  an ,  befonberS  bie  el^rmürbigen  Sriefe  ^lagiuS'  I.  bei  Migne,  PP.  lai.  LXIX, 


SpelogiuS  H.  —  5!tIaBiu!,  ^Ötetilet. 


893  sqq. ;  erganjungen  b^u  aul  ber  btitijii^ 
©ommlimg  finbeti  \iä)  im  „DJtiitn  %iäfio  b«  ®t- 

noB«  1880,  533  ff, ;  beSgltid^cn  6ti  Loewenfold, 
Epietolae  PontiS.  Rom.  ineditae,  Lipe.  1885, 
12 — 21;  Ducheane,  LeLiberPontif.  I,  Paria 
1886,  CCLIVBq.  et  299  sqq.;  Jaffe,  Hegeäta 
Pontiff.  Rom.  I,  2.  ed.,  Lipaiae  1885. 124 sqq.; 
Procopii  De  hello  Gothico  [ed.  Dindorf  ]  3, 16. 
17. 20. 21 ;  Baroniua,  Ann.  ecol.  ad  a.  555  Bqq. ; 
Ballerini,  De  vi  ac  ratione  primat.  Born,  pon- 
tiff. c.  15,  §  10  [Migne,  Theol.  cutb.  complet. 
in,Pari8.1860, 1218. 1226];  ^ele.gonctlttn- 
gtl^.II,  954;  Jungmann,  DiBBertt  Bei,  inhiat 
ecclee.  n,  Ratisbonae  1881,  381 ;  DucheBne, 
Vigile  etPelage,  in  ber  Revue  des  qaeethiat. 
XXXVI  [1884],  369  se. ;  Chomard  0.  S.  B., 
Les  papea  du  VI*  Biäcle  [gegen  S)u^e€ne], 
ibid.  XXXVn  [1885],  558  88,,  577».;  ©u- 
(fieäne'3  firroteberung  ibid.  587  b.«.  591  b.  ;  ©rijar, 
ERom  unb  bie  fcänfiid^e  Si\xä)t,  in  3cit{(i)T.  f.  toS). 
S^dL  XIV,  3nn86r.  1890, 475  fl.) 

ipetogiuS  IL  (578[579]-590)  irar  ju  SHom 
geboren,  flammte  aber,  tait  aui  btm  9tatnen  fei- 
ne« töatert  Unigilb  tjnODrge^t,  anS  einer  goüli^n 
Ofatntlte.  Seine  Walfl  jnm  ^))ftt  erfolgte,  niä^' 
renb  Stom  bon  ben  Sangobarben  belagert  mürbe, 
jo  ba|  bie  SSeftötignng  bei  ÄaijerS  öor  ber  Hon- 
fefration  ni^t  eingeholt  toeiben  tonnte,  ©obalb 
Die  SBer^ültniffe  eä  erlaubten,  (iliiiite  ber  neue 
^p[t  ben  Dincon  ®regorin3  alS  fflpocriftot  naä) 
ßonftontinopel,  mo  bamota  SiberiuB  II.  regierte. 
i)er  @c(aiible  |otlte  nanienllic^  bnrauj  ^inmirlen, 
bafi  eine  [tarfe  §eeteamoc^t  nöc^  3talien  flfjc^irft 
merbe,  um  ba§  unglüdlid)e  Sanb  auä  ben  ^nnbcn 
ber  rollen  Sangoborben  ju  befreien;  üermut^Iic^ 
foKte  @regoriul  jiiglet^  Slnfflürung  über  bie 
o^ne  Taiferlicfie  Seftatigung  erfolgte  ^pftiDu^l 

Sieben.  SEßegen  beS  bomnlS  lo6enbeu  51Jerfcr(riegeS 
onnte  SiberiuB  ben  i^m  ouSgcfproii&eneu  5Eunfd) 
nit^t  erfüllen:  bie  Unterftüjinng,  meli^e  er  fanbte, 
nHtr  ganj  nnjulön9lic&.  3)a!)er  fii^int  ber  ^ap^t 
feine  yoffnunaen  auf  bie  JJranfen  gefegt  jn  ^6en. 
3n  einem  ©i^retben  an  hcn  33ifc6of  'älunac^oriuä 
Cälunariuä)  Bon  Stnjcrre,  ber  eine  innige  9?ere^rung 
für  ben  ^eiligen  ©tnfit  beiuief,  fprac^  ißelQgiuä 
580  bie  ^Infit^t  onB.  bie  SPorfe^nng  ^aBe  bie 
fronten  bepftoib  ju  ©liebem  ber  lat^üfd^fn  ßird)e 
gemadjt,  bamit  fie  für  Kom  nnb  ganj  Stallen  bie 
Sejtfiüjet  gegen  bie  roilbcn  SangoSarben  würben. 
3m  ©inne  beä  ^lapfteS  fd^lofe  benn  ber  Üiac&folger 
be§  Siberiuä,  fiaifer  TOaiiritiuS,  ein  S8iinbni&  mit 
g&iihebert  II.,  ftönig  Bon  ?luftrafien,  jut  Ißer- 
treibung  her  Sangobarben  auS  Ötolien.  Seiber  er- 
miefen  ^ä^  bie  fronten  al8  fe^r  nnjuDerläfrige ; 
Sitnbe§genoffen;  für  eine  ©elbfumme,  meld&e  i^nen  I 
bie  ?angobatben  jaulten,  treimten  fie  fic^  Bon  ben 
ffaijerlit^  (584),  unb  bie  iöehrängnife  ber  ffot^o- 1 
liten  in  ätalien  bauert«  fort.  S>er  «papft  fdiilberte 
unterm  4.Cctobtr  584  in  einem  Si^reiben  an  feinen 
apocrifiac  ©regor  tufS  ginbringli(^fie  bas  dlenb  i 


17» 

beS  SBolIeS  unb  litt  ben  Poifn  um  m{^  ^ 
bitten,  ba  ber  Ssan^  SongitniS  RllibA  ^, « 
Iiiiiiie  nii^t  V!<i^ ;  it>^  eituiutl  StuMmui  Baniigt 
tr  jH  iijii^m.  819  bann  noil^  ber  ffmfer  bJeSo* 
ridjt  eitiidt,  bug  bie  Sangobaibm,  bie  )e^  3<i^ 
Kiilcr  ^crjCLicn  geftonben,  uiiebre  einnt  ffStrig  jp 
ml}\t  Ratten  unb  bobur^  ju  grßgtrei  Sin^  g^ 
longt  feien,  cnffd^lo^  er  flct|  jur  ^(entfung  W 
imfüEiiitcn  ü'ongimi«  unb  f^tdte  als  S^an^ta 
tliQtfrä'jtigen  SmoragbuS  na^  StiUenna.  Cttfai 
tiil;tle  bni  ^i;g  enetgtf<i| ;  toegen  •unjuIJbiglidiR 
3.ruppennio(^t  mu^e  et  ^d^  tn^l  xa^  im  3.  S8S 
boju  Deifte^,  mit  bm  ebmfoll«  nt^  antict^ait 
gerufen  Songoborbenfötiia  ^utl^riS  mm  tN^ 
iä^gen  aBaffenftiQftonb  iuijuf^ic|en.  £ie  3rit 
ber  aßaffenruV  benu^e  ber  ^Japft  au  dntm  So- 
fuc^,  bie  ©(^iamctiler  in  3flrien,  tod^  olliiiim^ 
tiartnädig  in  ber  Trennung  twr^oirten,  )ui  9» 
^it  ber  «ir^  juruiljufiil)ren.  er  fanbte  p  Iicii 
3mede  nad|  einanber  brei  Schreiben  an  Bin»,  bei 
f$i3matifd(ien  Srjbifc^f  non  Squileja-fin^ 
ffiiejelben  toaren  Bon  ©regoriuS  Oetfafit,  ben  te 
^ßopfl  injnif^enbon  Sonftantinopel  lurücftonfn 
unb  JU  feinem  Secrdär  ernannt  ^e.  »fönte* 
wichtig  ifl  ba8  brüte  ©d)reiben,  fflorin  bie  Set- 
url^ilung  ber  biei  ffapitel  etfi^pfenb  bc^oiädt 
ift.  an  bem  ©tnrtfinn  ber  ©c^ismatifer  fi^nteaa 
aber  alle  griebenflcerfur^.  3"  einem  neuen  3»? 
führte  im  3. 588  ber  f^Qttt  be«  S[J(rtrior^  bm 
ffonfiantinDpel,  SDtwnneS' be8  Sojlera.  3n  ba 
I  SBer^nblungen  eine!  Uoncili,  roe^e  $c[agiiit 
!  mitgei^eill  mürben,  war  ber  ^liatriar^  ^ufig  .an- 
gemeiner  SSifi^of"  genannt.  ®er  ^papft  erJoS  bn- 
gegen  ginfpruii^,  unb  olS  Sotjanneä  auf  ben  pnmf- 
itoßen  3;itel  nidit  »erjic^ten  moHte,  oerbot  ^eloginl 
feinem  9lpDcrifiar,  am  ©otttSbienpe  beS  ■äpatraf 
ä)m  ttteiljunelimen.  grfreulittier  mar  für  iftn,  toi 
unter  feiner  SRegierung  bie  aBeftgoten  in  Spanim 
fii^  BDm  9lrianiSmu8  jum  (at^olifdten  älantei 
belehrten  (589).  ^uä)  ber  juieite  ^logiiil  mi 
I  nii^t  weniger  milbt^tig  alg  bei  trfte j  na^bem  n 
^pft  gemoibcn,  roanbelte  er  fein  ytmS  in  eine 
3uf[uct|t^ftätte  für  arme  ©reife  um.  3m9loMinte 
589  trat  ju  SHom  eine  gro|e  Siberiiberft^meinmiing 
,  ein  unb  l^lte  bie  Speft  im  (Befolge.  93on  i^roirte 
i  5l!elagiuS  II.  om  7.  gebruar  590  ^ngerafft.  3« 
ber  ^kipfttoürbe  folgte  i^m  fein  treuer  Äratta 
®iegoriu8.  (SBgL  bie  ©riefe  ^tagiuS'  IL  hi 
Migne,  PP.  lat.  LXXH,  703  sqq.;  Duchew 
Le  Liber  Pontif.  I,  p.  CCLV  et  309  sqq.: 
Jaffe  I,  137  sqq.;  Baroniua,  ÄnnaL  eccLii 
a.  578  aqq. ;  ÜBeife,  Stallen  unb  bie  SangobaAeif 
berrft^er,  ^lalle  1887, 46  ff.  123  f. ;  SBolfignite, 
©regot  b.  ®r.,  ©aulgon  1890, 43  ff.  137.)  [3«t] 
■Jeraginfi,  ber  Stifter  ber  na^  ii|m  bennman 
^Srefie,  flammte  ouä  iBritonnien  unb  trug  foBoljl 
^gbalb  aia  au<^  jum  Untrrfi^ieb  Bon  einem  ^p 
lagiuS  aui  %aimt  (Aug.  Ep.  186  adPanlin.) 
ben  ^Beinamen  Brito.  6r  nennt  fic^  felbfi  in 
ißriefe  an  bie  Jungfrau  StmetriaS  (f.  Miene. 
PP.  lat  XXXm,  1099)  eilten  .überfeeif*»* 


$elagiu6,  ^äretifer. 


1758 


tfh&tr  unb  beuid^et  bomit  ntd^  unbeuilid^ 
3aterlanb;  b<r|  er  aber  ein  3re  ober  ein 
ie  gemefen,  Iö|t  ftd^  l^iftorifd^  nid^t  fefifteSen. 
tu8  toax  ein  mol^lunterricl^eter  ^Slbnd^,  rebete 
ifmh  lateinifd^  unb  gried^ifd^  unb  l^e  ftd^ 
n  ber  Sinologie  nid^t  geringe  ffenntniffe  er- 
tu  UcbrigenS  war  er  fein  Slerifer;  DrofiuS 
.  4,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXXI,  1177) 
ßopft  3<)pntu8  nennen  il^  gerobe^u  einen 
(Ep.  ad  afric.  episc.  de  caus.  Pelag.  8, 
gne,  PP.  lat.  XLV,  1721).  ^lagiuS  tarn 
tont  mal^d^nlid^  nod^  k)or  bem  Sobe  bed 
t§  ®amafu8  (geft.  384).  ®enn  toenn  §ie- 
lug  Don  feiner  el^emaligen  t$freunbfd^ft  mit 
ÜKanne  \px\ä)i,  ber  f^Kiter  ein  ^fel^r  ftolger" 
!er  getoorben  fei  (Praef.  in  4.  IIb.  Comm. 
rem.,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXIV,  795), 
er  bantit  o|ine  3^^if^I  ^elagiuS  gemeint, 
t^mud  l^tte  aber  furj  nad^  bem  £obe 
kipfteS  2)amafu§  9lom  Derlaffen  unb  bie 
in  ben  Orient  angetreten  unb  feitbem 
»elegenl^eit  gefunben,  mit  ^elagiuS  engere 
lungen  an)ufnü))fen.  S)a^  fold^e  möl^renb 
tlufentl^alted  in  Stom  gepßegt  mürben,  ift 
el^r  an}une]^men,  al§  ^elagiud  nad^  tlugu- 
De  pecc.  orig.  24)  in  biefer  @tabt  „fel^r 
oermeüte.  83i8  gum  9lu§brud^  feiner  ^äre- 
ib  ^lagiuS  im  Stufe  eined  fittenreinen  unb 
len  Cannes  (Aug.  De  pecc.  mer.  2,  25 ; 
De  gest.  Pelag.  46;  Ep.  140,  83  ad 
rat.)  unb  rül)mte  fid^  ber  greunbfd^  l^ei- 
Stönner  (Aug.  De  gest.  Pelag.  53),  mit 
er  briefli(|  öetlefjrte.  Später  gebroud^te  er 
orrefponbengju  feiner  9[}ert]^eibigung(ib.  50). 
nu§  oon  92oIa  nannte  il^n  einen  „2)iener 
\"  (Aug.  Ep.  186,  1).  9tod^  ©ennabiuS 
sriptt.  eccl.  43,  bei  Migne,  PP.  lat.  LVIII, 
oerfolte  $elagiu§,  el^e  er  §äretifcr  mürbe, 
iüd^cr  oon  ber  Srinität,  bie  gur  Sectürc  für 
renbe  fe^r  geeignet  erfd^icncn;  femer  eine  9lrt 
lel^e  unter  bem  Site!  Eulogiarum  über, 
ter  Sluguftin  balb  Capitulorum  (De  gest 
.  7.  54),  balb  Testimoniorum  liber  (C. 
ep.  Pelag.  4,  21)  nennt.  Sediere  SBejeid^- 
imtrbe  baburci^  oeranla^t,  ba|  ^lagiuS  Sq- 
(Sd^rift  an  Ouirin  na^l^men  tooQte,  bie 
lOS  bie  Ueberfd^rift  Testimoniorum  libri 
SBie  ©ennabiuS  bejeugt,  ftanb  ^lagiuS 
»er  Slbfaffung  biefer  Sd^rift  nod^  nid^t  im 
i)it  eines  ^äretiferS ;  inbe|  mar  er  fd^on  oon 
rd^el^re  abgemid^en  unb  mu|te  ftd^  über 
t  au3  bem  genannten  93ud^  gezogene  @ä|e 
t  @qnobe  gu  S)io3poIi§  oerantmorten  (Aug. 
st  Pelag.  2. 5  sq.).  S)od^  !am  e§,  fo  lange 
itd  fid^  in  9tom  aujl^ielt,  nid^t  gum  eigent- 
Btreit.  9Jid^t  afö  ob  er  mit  feiner  l^retifd^en 
mg  gurücfge^alten ;  benn  er  ^ielt,  mie  9(ugu- 
3e  pecc.  orig.  24)  fd^reibt ,  „ftreitfüd^ttge 
»iber  bie  ®nabe"  unb  ärgerte  pd^  fcl^,  alS 
n  Sifd^of  aus  ^uguftinS  SBefenntniffen  (Con- 
0, 37)  bie  SBorte :  Da  quod  jubes,  et  jube 


quod  vis,  dttren  l^drte ;  ^lagiuS  miberfprad^  luftig 
unb  lie^  es  foft  )u  einem  SBortftreit  lommen  (Aug. 
Dedonoper8ey.53).  (Knen  eifrigen  ©efmnungS- 
genoffen  ]$atte  ^lagiuS  in  Som  an  SöIefHuS  ge- 
monnen.  SRan  mei|  nid^t,  meld^eS  beffen  SSater- 
lanb  mar.  9{ad^  einer  Angabe  beS  ÜRariuS  SJler- 
cator  (Praef.  lib.  subnot.  4,  bei  Migne,  PP.  lat. 
XLVm,  112)  mar  er  Don  ebler  «bhmft  unb  fei- 
nes StanbeS  ein  ^(boocttt  (auditorialis  scholasti* 
cus).  92ad^]^  mürbe  er  gleid^faHS  9R5nd^  unb 
trat  fd^on  im  Jünglingsalter  unb  nod^  el^  er  ^la- 
gianer  mar,  alS  Sd^riftfteHer  auf,  inbem  er  an 
^e  SItem  in  gform  oon  ^bl^blungen  brei 
iBriefe  über  baS  QRönd^l^  rid^tete,  mel^e  allen 
nad^  iBoEfommenl^it  ftrebenben  @eelen  Mft  nük- 
lic^  fein  fonnten  (Gennad.  1.  c.  45).  ^atte  ign 
bie  Statur  aud^  förperlid^  etmaS  oemad^Iä^igt  (er 
mar  Sunud^  oon  ©eburt;  Mar.  Merc.  Comm. 
c.  1,  bei  Migne  1.  c.  67),  fo  befa^  er  befto  glüdt- 
lid^re  ©eifieSanlagen,  mit  benen  er,  mie  ftuguftin 
(C.  duas  ep.  2,  5)  bemerft,  ber  ^rd^e  oiel  ge- 
nügt l^aben  mürbe,  menn  er  biefelben  gum  ©uten 
üermenbet  l^ätte.  3»if^tt  bem  Seigrer  unb  bem 
Sd^üler  gie)^  ^uouftin  (De  pecc.  orig.  13)  fol- 
gende $araSeIe:  Quid  inter  istum  et  (Joelestium 
in  hac  quaestione  distabit,  m'si  quod  ille  (S5- 
leftiuS)  apertior,  iste  occultior  fuit;  ille  per- 
tinacior,  iste  mendacior ;  vel  certe  ille  Übe« 
rior,  hie  astntior  ?  SBäl^renb  ^lagiuS  jeme  Sel^ 
mel^  im  ©el^eimen  unb  auf  prätifd^em  SBege  gel- 
tenb  gu  mad^en  fuc^te,  fielet  man  bei  SöIeftiuS  baS 
SBeftreben,  biefelbe  miffenfd^ftlid^  gu  erfaffen  unb 
;,mit  unglaublid^  ©efd^m&^igleit"  an  ben  Wann 
,u  bringen,  gfrei  mit  offen  trat  er  auf  unb  mad^ 
el^r  IBiele  gu  Snl^gem  feines  Srrt^umS  (Mar. 
Merc.  Praef.  lib.  subnot).  92ad^rid^ten  Oon  biefen 
Umtrieben  ftnb  ol^ne  Stfrifel  aud^  nad^  au^en  pin 
gebrungen,  gumal  ^lagiuS  nod^  in  9fa)m,  htrg  oor 
ber  (Eroberung  biefer  ©tobt  burc^  9Kari(^  (f.  Mar. 
Merc.  Comm.  2),  feinen  Sommentar  gu  ben  Sriefen 
beS  9))ofteIS  ^ßauIuS  l^erauSgab,  ber  nomentlid^ 
feine  folfd^  Seigre  über  bie  Srbfünbe  gum  ftuSbnuf 
brad^te.  Um  aber  meniger  9(uffe]^  gu  erregen, 
gebraud^te  er  bie  Sift,  botnit  nic^t  fo  fe^r  feine  als 
oielmel^  bie  ^nfid^  9(nberer  funbgugeben  (Aug. 
De  pecc.  merii.  3,  5). 

^ßelagiuS  unb  SöIeftiuS  gingen  um  baS  Sal^r 
411  nad^  ^frifa  l^inüber  unb  lanbeten  in  $)i|)tK) 
StegiuS,  mo  SuguftinuS  SBifd^of  mar.  2)iefer,  ba- 
malS  mit  ben  bonatiftifd^  @treitigfeiten  ooUauf 
befd^ftigt,  mar  abmefenb,  fal^  aber  fpäter  $e« 
lagiuS  in  Sartl^go  baS  eine  ober  anbere  ^Rol, 
ol^e  mit  il^m  näl^  befannt  gu  merben  (Aug.  De 
gest.  Pelag.  46).  ihnrg  barauf  reiste  $eIagiuS 
nad^  ^aläfüna  ab,  mäl^nb  göIeftiuS  in  Sfrila 
gurüdfblieb  unb  gu  Sari^go  in'S  ^ßreSb^terium 
aufgenommen  merben  moQte.  SS  fd^int,  ba^  6ö- 
leftiuS  ftd^  siemlid^  frei  unb  unoerl^ol^Ien  ouSge- 
fprod^en  unb  ba^  feine  ^eu^erungen  ©egenftanb 
genauer  Beobachtung  maren.  Semt  flott  il^  gu 
miHfal^,  oeranftaltete  oielmel^  CSrgbifd^f  %nt- 


} 


1759 


^elagiud,  ^ärettfet. 


1760 


liuS  eine  ©^nobe,  t)or  toeld^er  KbleftiuS  erfd^ci- 
nen  mufete.  9luf  ber  ©^nobe  überreid^te  ber  tnai- 
länbifd^  2)iacon  $auKnu8  bem  ergbtjc^of  eine 
©enffd^rift  über  bie  Srrt^ümer  beS  gblefttuS, 
toclc^  ÜMariuS  ÜMercator  nod^  gut  ^onb  l^c, 
unb  toorin,  toie  er  faßt,  folgenbe  ]tiß  fympi» 
trrtl^ümer  aufgefül^  Xüotm :  1.  ^bam  toäre  ge- 
ftorben,  toenn  er  aud^  nid^t  gefünbiöt  J^ötte.  2.  ®ie 
Sünbe  ^bamS  fd^bete  nur  il^m,  nid^t  ober  bem 
ajlenj^enßefd^led^te.  3.  Sleugeborene  iKnber  beftn- 
ben  fi4  in  bemfclben  3uftanbe,  in  toeld^em  9lbam 
t)or  bem  fjfdle  toar.  4.  SBegen  beS  XobcS  unb  ber 
©ünbe  ?lbam8  ftirbt  baS  gange  SDleufd^geiid^led^t 
ebenfo  toeniß,  al8  toegen  ber  Sluferftel^ung  fel^rifti 
bie  gange  aKenfd^l^eit  auferftel^t.  5.  S)a8  ©ejej 
fü^rt  ebenfo  in  ben  ^immel  tt)ie  baS  Süangelium. 
6.  9lud^  fd^on  öor  be§  §erm  3lnfunft  gab  c§  9Ken- 
.  fd^en,  bie  ol^e  alle  (Bünbe  toaxtn  (Mar.  Merc. 
Comm.  1 ;  Dgl.  Lib.  subnot.,  bei  Migne  L  c. 
115;  Aug.  De  gest.  Pelag.  23;  ^efele,  Sonc- 
®efd^.  n,  2.  «ujl.,  105,  «um.  2).  2)ie|e  fed^S 
@ö^  enthalten  bie  Ouinteffeng  ber  pelagionifd^en 
3nle]^re.  Sl^r  gufolge  l^tte  ber  Ürguftanb  beS 
9Äenfd^en  im  ^raDiefe  öor  bem  3uftanbe,  in  ttjel« 
d^em  er  je^t  geboren  tt)irb,  feinen  SSorgug.  S)er 
5Wen|d^  toax  fterblid^  (Aug.  Op.  imp.  c.  Jul.  6, 
25),  mit  ber  böfen  ©egierlid^feit  bellet  (Aug. 
1.  c.  3, 212),  ol^ne  l^öl^ere  ©nabe,  aber  babet  boc^ 
im  @tanbe,  burd^  feine  eigenen  natürlid^en  Jhöfte 
fünbenloS  gu  leben  unb  ben  ^immel  gu  Derbienen. 
Sie  Sünbe  ^bamS  l^atte  barum  für  feine  ^aä)» 
lommen  feine  öerberblid^en  xiol^tn.  68  gibt  feine 
grbfünbc.  „SOBie  ol^ne  Xugcnb/'  fd^rcibt  ßöIcfhuS 
(bei  Aug.  De  pecc.  orig.  14),  „fo  »erben  mir 
aud^  ol^nc  ©ünbl^oftigfcit  geboren ;  öor  bem  §an- 
bcln  be§  freien  SßiÜcnS  ift  nur  baS  im  9Kcnfd^en, 
tt)a§  ©Ott  erfd)affcn  1^."  SIbam  l^at  burd^  feine 
©ünbc  nur  infofem  ben  9?ad^fommen  gcfd^abet, 
al§  er  ben  SBcg  ber  ©ünbe  eröffnet  imb  ba§  crftc 
böfe  Scifpicl  gegeben,  bem  ?Inberc  folgten  unb  fo 
bie  3)laä}i  be§  Söfcn  ermciterten  (Ep.  ad  De- 
metriad.  8,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXXIU,  1104). 
3Ber  aber  miü,  ber  fann  ol^ne  l^öl^cre  ^ilfclciftung 
©ünbenlofigfcit  im  l^öd^ften  ®rabe  erlangen  (Aug. 
De  pecc.  mer.  et  rem.  2,  6 ;  De  nat.  et  grat. 
42).  ®cr  SQBillc  ift  in  jebcm  Momente  mie  für 
ba§  93öfc,  f 0  für  ba§  ®ute  gleid^mä^ig  bi§|)onirt ; 
er  gleid()t  einer  SBagc,  bcrcn  ©df)alen  fid^  genau 
baS  ®lcid^gctt)id^t  l^altcn  (Aug.  Op.  imp.  c.  Jul. 
3, 1 17 ;  5, 48).  2)ie  ®nabc  nad^  d^riftlid^cr  Sluf- 
faffung  fonnte  in  biefem  ©t)ftcm  feine  ©tcBc  mel^r 
finben,  ebenfo  menig  bie  Tiotl^mcnbigfeit  ber  2:aufc 
„gur  Vergebung  berSünben".  Slber  bennod^  Der- 
t^eibigten  bie  $clagiancr  fomol^I  ba§  gine  mie  ba§ 
^2(nberc  (Aug.  C.  duas  ep.  Pelag.  1,  40.  41). 
Sie  erf(ärten  bie  ftinbcrtaufc  für  not{)tt)cnbig,  non 
propter  remissionem  peccatorum,  sed  tan- 
tummodo  propter  regnum  coelorum,  inbem  fic 
meinten,  o|nc  5:aufc  fönne  man  mol^I  ba§  emige 
geben  (vita  aeterna),  aber  nid^t  ba§  ^immelrcid^ 
(regnum  coelorum)  erlangen.  S)a§  SRed^t  l^ierauf 


gebe  ben  unmunbtgen  iKnbem  nur  bie  tauft 
^mä)  äl^nlid^  9ludf[üd^te  f ud^  bie  ^ßdaauns 
in  il^rem  Softem  ouid^  ben  93egriff  Don  ber  9sX^ 
menbigfett  ber  ®nabe  gu  retten,  äl^en  tfi  UhS, 
bal^  9Hd^t8  ®nabe.  ©nobe  nannten  fie  fd^  ba 
freien  SBiUen  felbft  ober  boS  ßönnen  (posse)  bA 
@uten,  tDogegen  baS  SßoHen  unb  S)oIlbringa 
eingig  @ad^e  bed  SRenfd^  fei  (Ang.  Da  grtt 
Chr.  5).  3Ud  @nabe  begeid^neten  fie  ferner  bot 
®efe|,  bie  Seigre  unb  bad  Seiffiiel  €1^^  (Ep.aa 
Demetr.  1.  c. ;  Aug.  Op.  imp.  c  JuL  1, 94). 
S)abei  tocab  aber  ber  3uflanb  bed  Vtenfd^  m 
mam  bid  auf  ÜRofeS  fomie  ber  bed  @e|r|(S  m 
SRofed  bis  auf  (S^riftuS  bem  burd^  S^nftnd  ge- 
f d^ff enen  gong  gkid^geftellt^  inbem  bie  ^eüSurizbmg 
in  febem  biefer  3uft(inbe  ol^ne  Stüdf^  auf  bofi 
93Iut  @]^rifti  möglid^  toar  (Aug.  G.  duas  q». 
Pelag.  1, 89).  ^rnnad^  ift  oud^  )tDif(^  natin^ 
lid^er  ober  l^bnifd^r  unb  ubernotürlid^  tka 
d^riftlid^er  ©ittlid^feit  fein  fpecififd^  Unteifd^; 
ber  Sriöfung  unb  bem  Sl^riftentl^m  ift  bamtt  dk 
mefentlid^  Sebeutung  genommen.  SDen  eigent» 
lid^en  ^Begriff  ber  d^riftlid^  ®nabe  fe^  Vk 
^elagianer  lebiglid^  in  baS  SSeifpiel  S^ßi  f  Aug. 
De  grat.  Chr.  45) ;  bie^  aber  ift  bIo|  eine  äii|(R, 
feine  innere  ®nabe.  Sßenn  fte  mitunter  ein  ge* 
ringfügigeS  SJta^  innerer  @nabe  gugaben,  fb  toor 
bie  Si3ebeutung  biefer  nid^t  bie,  bem  ÜRenfd^  bie 
ßrreid^ung  feined  übematürlid^en  3i<I^  nifi  mdg- 
lid^  gu  mad^en,  fonbem  fte  f oQ  il^m  biefeS  nm  et- 
leid^tem  (Aug.  De  grat.  Chr.  27).  fltaj,  bet 
ajlenfd^  red^tfertigt  fid^  felbfl;  nid^  ®ott  ift  e8,  ber 
il^n  rc(|tfcrtigt  (Aug.  ib.  45).  2)amit  ^gt  ber 
toeitere  ärrt^uni  gufammen,  ba^  oHeS,  n«§  bie 
^elagianer  ®nabe  nannten,  secundum  merita 
ertl^eilt  mürbe  (Aug.  De  gest.  Pelag.  42). 

lieber  biefe  ^trlel^re,  mic  fic  in  ben  f ed^  öon  $an» 
linuS  l^erauSgel^obenen  Sö^n  entl^Iten  mar,  mu^ 
fid^  KöIeftiuS  öor  ber  öon  ^ureliuS  berufenen  Stjn- 
obe  Derantmorten.  ®enaitere§  über  bie  Spttobd« 
öerl^anblungen  ift  nid^t  befannt,  bod^  finben  fi^ 
barübcr  nod^  gmei  gragmente  bei  Sluguftin  (De 
pecc.  orig.  2.  3.  4).  ^iemad^  erfJärte  6ölefiiu§, 
e§  fei  gmeifell^aft,  ob  cS  eine  SJercrbung  ber  ©ünbe 
(tradux  peccati)  gebe,  imb  er  l^be  borüber  Don 
ben  ^rieftem  ber  ftird^e  fd^on  öerfd^iebene  tn* 
fid^tcn  gel^ört;  eS  fei  bie^  ein  ©cgenftanb  freier 
Üntedu^ung.  9II3  $aulinu3  il^n  aufforberte, 
bie  9camcn  biefer  ^eftcr  angugeben,  nannte 
KöIcftiuS  einen  gemiffen  SRufinuS.  TOariuS  Sier- 
cator  ergängt  bicfcn  Sendet  bal^in ,  ba|  bie  in 
gragc  ftel^cnbe  Snlel^re  oon  Sl^cobor  t)on  aßopfu- 
eftia  l^rrül^re ;  fie  fei  burd^  ben  ©^rer  SRufmuS 
guerft  unter  ^ßapft  ^naftafiu§  nad^  SKom  gebroi^ 
morben,  mofelbft  fie  ^elagiuS  fennen  gelernt  ^; 
biefer  l^be  fie  alSbann,  ba  Jener  gu  menig  Wäi 
fjierfür  befa^,  toeiter  üerbreitet  (Mar.  Merc.  Lib. 
subnot.  1. 2,  bei  Migne  1.  c.  1 10).  i^eobor  \m 
9)lo|)fue[tia  möre  l^iemad^  toxt  ber  SJoter  bc§  Kefb« 
riani§mu§  fo  aud^  ber  Url^eber  be§  ^lagionidmiä 
(t)gl.  Photius,  Cod.  177).  93eibe  ^repen  treffen 


1761 


^elogiuS,  ^ätetifet. 


1762 


in  bcr  Zf^,  menn  aud^  t)on  Derf  d^tebenen  ©efid^td- 

C&en  ouSgel^b,  bod^  in  il^rtn  Snbgtelen  }u- 
men,  nömiid^  in  ber  SenDerfung  ber  ®öttlid^" 
Wäßtit  ber  gierfon  (S^fii.  3laä)  ÜRortud  SDlep- 
catot  tmrlangten  bie  ^u  Sortl^go  t)er{ammeltm 
SK^fe  t)on  eaiefauS  äBiberruf ,  unb  ba  er  biefen 
tcilDeigerte,  fptad^  fte  bie  (Sicommunicotion  über 
^11  mtS.  @egen  biefen  @prud^  proteftirte  Sö- 
Icfkiiid  unb  erhärte ,  er  merbe  an  ben  r5mi|d^en 
Sifci^of  QppäLixttL  Sie^  tl^  er  iebod^  nid^t,  fon- 
bcrn  begab  fid^  nad^  Spl^fuS,  toofelbfi  eS  il^m  ge- 
lfing, bie  getDünfd^te  ^eftermürbe  ^u  erfd^Ieid^ 
(Mar.  Merc.  Comm.  2).  Sie  Jhmbe  Don  ber 
Sentrtl^ung  be3  SöIeftiuS  im  ^tCbenblonbe  mu^te 
ond^  balb  in  ben  Orient  bringen  unb  ^lagtuS, 
bec  nod^  ^oläftina  gegangen  mar,  in  feiner  Stul^ 
Wten.  Snjmifd^  9atte  Sugufiin  juerft  burd^ 
sieben  mtb  ^{iriDatgef pröd^e ,  bann  aud;  burd^ 
gi5|ere  SBerle  bie  ^lagianer  ntöd^tig  befömpft, 
0^  ober  Dorlöufig  beren  ^upter  naml^ft  ^u 
nuid^en,  in  ber  $)offnung,  biefe  befto  leidster  für  bie 
SBo^]^  unebergitgetoinnen  (Dgl.  Aug.  Beiract. 
2,83).  er  erl^eltaudißalöfiinaüon^lagiud  einen 
c^rfurd^oQen  Srief ,  ben  Stuguftin  ebenf  o  freunb- 
lid^  enmeberte  (Ep.  146).  Sugleid^  fd^icfte  er  fn- 
nen  €d^er,  ben  f)Kmifd^en  ^riefter  ÖrofiuS,  nad^ 
^ßtäfit^m ,  um  ^ieronpmud  u.  %,  auf  baS  ®e- 
K^id^le  bed  ^lagianiSmuS  aufmerffam  }u  mad^. 
^icroT^muS  UKir  bereits  gegen  ^lagiud  einge- 
nommen, nml  biefer  ^d^  tabelnb  über  feinen  Kom- 
mentar )um  Spl^ferbnef  auSgef  prod^en  l^atte  (Hier. 
Prolog,  in  1.  1  et  3  in  Jerem.,  bei  Migne,  PP. 
lal  XXIV,  680  et  758).  Saju  lam  nod^ ,  ba^ 
^ieron^mud,  freUid^  mit  Unred^t,  meinte,  ber  in 
ber  (Sefd^id^  biefer  ^ärefte  genannte  ShifinuS  fei 
ber  il^m  frül^r  befreunbete,  fpöter  aber  Derl^^te 
ShifliiuS,  ^b^ter  t)on  aquileja  (f.  b.  Art.).  2)e^- 
fKiIb  l^ielt  er  aud^  ben  ^lagianiSmuS  für  einen 
SuSldufer  beS  OrigeniSmuS  (Hier.  Ep.  183,  3 
ad  Giesiph.).  2)a3  aOeS  maren  ®rünbe  genug, 
ben  ©treit  )u  beginnen.  SBäl^renb  ^ieron^mud 
fclbfl  einen  literarifd^en  Äampf  eröffnete  (f.  Ep. 
183  unb  Dialog,  adv.  Pelagianos),  flagte  Oro- 
ftud  ben  ^lagtuS  bei  bem  Sifd^of  So^nned  ^u 
3entfalem  ber  ^)arefie  an.  2)ie  golge  nxir,  ba| 
im  3uni  415  tmter  bem  Sorft^  bed  Sol^ned 
eine  Sidcefanf^nobe  in  Serufalem  jufammentrat, 
über  totläjt  nod^  ein  JReferat  t)on  OrofiuS  er- 
l^oÜen  Ifl  (f.  Oro8.  Lib.  apol.  3—6,  bei  Migne, 
PP.  lat.  XXXI,  1176).  ®Ieid^  bei  gröffnung 
ber  @9nobe  erftattete  OroftuS  93erid^t  über  baS, 
WA  in  «frila  in  Setreff  bed  SbleftiuS  gefd^^ 
mar.  £)ierauf  mufite  ^lagiuS  felbft  t)or  ber  @Qn- 
obe  etfd^inen.  93i[d^of  äol^nneä  Derlangte,  ba| 
bie  Plagen  gegen  oenfelben  Dorgebrad^  mürben. 
OroftuS  erllarte:  „^elagiuS  1^  mir  gegenüber 
bel^uptet,  ber  SRenfd^  fönne  ol^ne  €ünbe  bleiben, 
oerni  er  nur  teoEe."  ^IS  ^lagiuS  bie^  jugab, 
fu^  Orofiud  fort :  „©erabe  biefe  fie]^re  ift  Don 
bem  (£oncU  )u  Sartl^go,  Don  ^uguftin  unb  Don 
f^kton^muS  oertoorfen  toorben.''  Siuf  meitere  93e- 

ftir^cnlcrflon.  IX.  Z  SufU 


[ragung  burd^  Sol^neS  erllörte  M  ^agiuS 
ool^in,  er  bel^upte  gtoor  nid^t,  ba|  ber  9Renfd^ 
feiner  92atur  nad^  ol^  aUe  @ünbe  fein  fönne,  aber 
bod^  erlitte  jeber,  ber  bamad^  ftrebe,  t)on  ®ott  bie 
ftraft  5U  DöUiger  @ünbenIofighit.  Ol^e  bie  gött- 
lid^e  ^ilfe  fei  eS  nid^  möglid^,  fünbenloS  )u  fein. 
SaSfelbe  bel^auptete  aud^  Orofiud ;  ba  jebod^  Ie|- 
terer  nur  lateinifd^,  Sifd^of  So^anneS  nur  gried^ifd^ 
fprad^,  fo  lonnten  fte  einanber  nur  mittels  eined 
^olmetfd^erd  Derflel^,  meld^SRand^eö  irrig  über* 

!e^e.  i>t^fyiß)  unb  meil  er  ben  fd^Iec^ten  SBiUen 
)ti  SBifd^ofS  Solennes  bemerfte,  »erlangte  Oro- 
ftuS, ba  ^lagiud  fotool^I  ald  feine  ®egner  Sateiner 
Seien,  fo  muffe  man  baS  Urt)^  über  biefe  ^refte 
)en  Sateinem  überlaffen.  SRan  !am  überein,  bo^ 
bie  @ad^  bem  $apft  S(nnocen)  )ur  Sntfd^ibung, 
ber  ^(^  Me  untermerfen  foQten,  vorgelegt  mürbe. 
93iS  babin  follten  betbe  %f^\t  fd^meigen  (Oros. 
L  c).  2)od^  fd^on  im  S)ecember  415  mu|te  fic^ 
^ßelagiud  auf  einer  S^nobe  t)on  14  Sifd^öfen  ju 
2)iodpoIi3  ober  fi^bba  k)eranth)orten.  SSeranlaffung 
b<^u  gaben  gmei  gattifd^  Sifd^öfe,  ^eroS  Don 
9(rle§  unb  fia^aruS  Don  9i|,  meld^,  Don  il^ 
@tü]^Ien  Dertneben,  nad^  ^öftitia  gefommen 
toaren  unb  bem  SBifd^of  SuIogiuS  Don  £äfarea 
eine  Plagefd^rift  gegen  ^lagiuS  unb  S5IeftiuS 
überreid^en.  Seibe  tonnten  l&o^  am  feftgefe^en 
Sage  totQtn  Pran!^  nid^  erfd^einen  (Aug.  De 
gest.  Pelag.  2),  unb  ^ubem  loar  OrofiuS,  Don 
^fd^of  Sobatmed  gefd^möl^t  unb  Derfolgt  (Apol. 
7  sq.,  bei  Migne  1.  c.  1178),  bereits  abgereist 
fo  ba^  ^{ielagiuS,  ber  ftd^  bei  ber  Spnobe  red^t- 
jeitig  einfanb,  feinem  ^au))tanflöger  ^erfönlid^ 
gegenüber  ftatü).  @eine  Sage  toat  dfo  fel^  Dor- 
tl^ilboft.  Um  ftd^  bie  SSerfammlung  möglic^ft 
günftig  5U  ftimmen,  DerlaS  er  mel^rere  an  il^n  ge- 
rid^tete  freunblid^e  ©d^reibcn  angefel^er  Sifd^öfe, 
aud^  eines  Don  Stuguftin  (Ep.  146),  in  toeld^em 
biefer  ben  (Smpfang  eines  Briefes  Don  ^lagiuS 
angeigte.  Sagegen  nmrbe  bie  JHagefd^rift  Don 
^eroS  unb  SagaruS  nid^t  ganj  Derlefen,  fonbem, 
ba  bie  Derfammelten  93ifd^öfe  nid^t  lateinifc^  Der- 
ftanben,  bie  einzelnen  ftlagepunfte  nur  bur^  einen 
2)oImetfd^  auSgel^oben.  S)abei  l^otte  ^elagiuS 
ben  gro^n  Sortbetl,  ba^  er  felbfi  gut  grted^ifd^ 
Derftanb  unb  in  biefer  @prad^  mit  ben  @QnobaI- 
mitgliebem  )u  Derf ebren  unb  il^re  Sebenfen  )u  be- 
feitigen  im  @tanbe  toar.  2)a  überbie^  ^lagiuS 
nod^  mel^rere  Seigren  beS  SöleftiuS,  n)el(|e  nid^t  bie 
feinigen  feien,  Dermarf  tmb  aSen  benen,  bie  ben 
Sebren  ber  l^eiligen  fatbolif  d^en  Jhrd^e  miberftrebten, 
^natl^m  ]ptad),  erflörte  il^  bie  S^nobe  fc^Iieglid^ 
ber  ftird^ngemeinfd^  timrbig  (Aug.  De  gest. 
Pelag.  43.  44).  ^ieron^muS  nannte  biefe  @qn- 
obe  in  einem  ^Briefe  an  Sluguftin  miserabilis. 
©emfelben  Srief  ji^olgc  fyA  bcr  3)iacon  %nnia- 
nuS  aus  (Seleba  }u  bem  enoöl^ten  SRefuItate  Diel 
beigetragen,  tool^I  inbem  er  gJelagiuS  Dertl^- 
bigte  (f.  Aug.  Ep.  202, 2).  Unmittelbar  nad^  ber 
genannten  @Qnobe  umrben  Don  ben  Snl^ngem 
ber  ))elagianifd^  ^refte  SRorb,  Staub,  Sronb 

66 


1763 


^elagtud,  ^dretifer. 


1764 


unb  anbere  SnfuBe  an  gfmmbcn  be8  ^icronpmuS 
öcrüW  (Aug.  De  gest.  Pelag.  66).  Ob  iebod^ 
biefc  ©reuel  mit  bet  ©^nobc  in  einem  mtäd^- 
li^  Sufommenl^Ö  ftanben,  ift  ungetoil.  SSon 
bem  ^luSgang  ber  ©miobe  fe^en  öcroS  unb  Sogo- 
ru8  burd^  DropuS'  »ermittlung  bie  93tf(^öfe  be8 
^rroconfulorifd^en  Sfrila  in  ffenntni^,  atö  biefe 
eben  im  ^ofyct  416  m  einer  @9nobe  in  Sot- 
tl^go  unter  ^ureliuS'  ^orft^e  t)erfammelt  moren. 
3)ie  67  SKfd&öfe  beftotigten  auf  8  SReue  bie  fünf 
3a]^  guoor  (im  3. 411)  gegen  6öleftiu8  gefaxten 
^fd^lüffe  unb  baten  in  einem  nod^  erl^enen 
@9nobaI{d^iben  ben  $a))ft  ^nnoceng  I.,  er  möge 
„mit  il^  gSefd^Iüffen  baS  9Jnfe]^  be§  apofto- 
lifd^en  ©tul^IeS  öerbinben"  (f.  Aug.  Ep.  175). 
SömmtUd^e  67  ^fd^öfe  gel^örten  bem  (rroconfu- 
larifd^  Slfrifa  an,  unb  be^l^lb  befanb  ftd^  Sugu- 
ftin  nic^  unter  i^nen,  inbem  ^i|)))o  9tegiu8  ber 
numibifd^Jhr(i^en{)rot)in}  einverleibt  mar.  Slugu- 
ftin  lie^  ftd^  aber  burd^  Sifd^of  Sol^nneS  Don 
^erufalem  bie  Slcten  ber  biodpolitanifd^  @9nobe 
gufenben  (Ep.  179  ad  Joann.  Jeros.);  in  einer 
ftriti!  berfelben  (De  gesüs  Pelag.,  SlnfangS  417 
t)erfa|t)  geigte  er,  ba|  bie  S^nobe  gmar  ben  3rr- 
t^m  ald  fold^en  Dermorfen  unb  bie  Steinig  beS 
©laubend  gemal^,  aber  nid^t  ben  ^öretifer  ^ 
lagiuS  Derurtl^Ut  l^be,  inbem  aud  ben  Serl^nb- 
lungen  erl^,  ba^  bie  99i{d^öfe  getaufc^t  mor- 
ben  feien,  ^u^bem  litten  bie  numibifd^  93i" 
fc^öfe  aiui^  eine  @9nobe  (gu  9RiIet)e)  im  ^al^ 
416,  ber  59  Sifd^öfe,  barunter  Suguftin,  an- 
melden, unb  t)ermarfen  bie  Shnrlel^re  ber  ^- 
lagianer.  ©ie  menbeten  ftd^  ebenfoBS  um  Scftäti« 
gung  ifirer  ©efd^lüffc  an  Snnoccng  I.  unb  fprad^en 
il^r  Vertrauen  au3,  er  merbe  bad  Uebel  ausrotten 
(f.  Aug.  Ep.  176,  ad  Innoc).  günf  »ifd^öfe, 
unter  il^en  Stuguftin,  legten  nod^  in  einem  be- 
fonbem  ©d^reiben  an  Snnoceng  it|re  ©rünbe  gegen 
bie  neue  fiel^re  bar  imb  fd^Ioffen  mit  ben  SBorten : 
„3Bir  fül^  unfer  Säd^Iein  (ber  flel^re)  ju  beiner 
reid^en  OueBe  nid^t  gurüdt,  al§  mollten  mir  le^tere 
öermefjren,  fonbem  mir  münfd^en  in  bicfer  fd^mcren 
SSerfuc^ung  bein  Urtl^cil  gu  öemefjmen,  ob  unfer 
93ad^  mit  beincn  überfd^mäuglid^cn  SBajfcm  bie« 
felbc  OueBe  ^abc"  (Aug.  Ep.  177).  2)er  $o|)ft 
antwortete  im  tÄnfong  bc§  Sol^reS  417  fomol^I  ben 
gu  (Sart^go  alä  ben  ju  ^Kileöe  öcrfammelt  ge- 
mefenen  SSifd^öfen  unb  ebenfo  ben  pnfen,  bie  pd& 
nodf)  befonberS  an  i^n  gcmanbt,  in  brei  nod^  er- 
haltenen ©d&reiben  (f.  Aug.  Epp.  181. 182. 183). 
Cr  lobte  bie  ?lfri!aner,  ba|  fie  bem  Sraud^e  ber  SJor- 
fal^ren  treu  geblieben  feien  unb  al§  aBgemein  gül- 
tige nur  foI(|e  ©cfd^Iüffe  angcfeben  l^ätten,  meldte 
fi$  auf  bie  Sluctoritöt  beS  apoftolifd^en  ©tul^IcS 
ftü^ten.  gr  gcbenft  ber  alten  unb  überaB,  aud^  t)on 
il^nen  Jc^t  tl^tfäd^Iid^  befolgten  Segel,  bafe  namcnt- 
lid^  über  ©laubenSfragen  ba§  Urt^cil  bcö  ©tul^Icä 
^tri  unb  bamit  be§  ©rünbcrS  biefeS  ©tuble§ 
eingul^olen  ift,  bamit  au§  reiner  OueBe  reineS 
aSaffer  über  ben  grbfreiä  öerbreitct  merbe.  S)ann 
fe^t  er  bie  fatl^olifd^e ,  t)on  $elagiu8  gcfd^mäl^te 


iäjßct  aud  einonbec  unb  fd^Iie^t  bieientgen,  iMft 
Re  löugnen  ober  ber  Strlel^  bed  $daginS  ;»• 
ftimmen,  t)on  ber  fttid^engemeinfc^  exA.  JAfß 
ftntmorten  beS  ^apfted  gotttn  in  9fnbi  ob  vm 
enbgültige  iBerurtl^ung  ber  pt\affcad\äjßn  3n^ 
kl^re.  9uguftin,  ber  nad^  ben  beiben  ^ßroimiiiali 
concUien,  aber  bedor  3mu>ceng  geantwortet,  bie 
t)on  ben  Sifd^öfen  t)erurt]^eitte  Sel^  bed  $diqinS 
nod^  nid^t  förmlid^  Don  ber  JKrd^  Mtmorjen  et- 
flörte  (Ep.  178  ad  Hüar.),  trug,  fobalb  bte  flst- 
morten  aud  Siom  eingelaufen,  fein  fßAaka,  ia 
einer  Dor  bem  SSoQ  im  3.  417  gel^altenen  SUe 
in  erflören :  „@d^on  l^ben  gioei  &mdlien  i^ 
SBefd^lüffe  über  biefe  @ad^  an  ben  apofiofiHn 
@tul^l  gefanbt,  unb  Don  ba  ftnb  aud^  Stücffd^icita 
gelommen.  2)ie  @ad^  ift  beenbigt ;  möge  on^ 
einmal  ber  3rrtl^  ein  (Enbe  neigen"  (ScfB. 
131,  10,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXXVm,  784). 
SinberSmo  fagt  er  einfad^b^n,  burd^  ba8  BäfsäboL 
beS  $a))fte8  3nnocen}  fei  aller  3toetfeI  über  bie 
@ad^  gel^oben  (0.  duas  ep.  Pelag.  2,  5). 

Ueber  bie  @ad^  mar  mm  freili$  oller  3>K3eI 
gel^oben,  aber  nid^  über  bie  ^ßerfonen,  »d^t 
bie  3nk]^  Derurfad^  bitten.  2)ierai  ou^  bie 
iBäter  Don  Sartbogo  felbft  Rotten  aber  $dagnr 
imb  SdleftiuS'  ^ßerfonen  ntd^t  abfolut  w^olcs 
motten,  fonbem  auSbrüdflid^  bemerft,  fie  moBto, 
memtgleid^  ^lagiud  unb  S5Ie{tiu8  gebeffett  fnt 
(etdamai  correcti  sunt)  ober  htffocapttim,  v» 
matö  bergleid^  gelel^  }u  l^aben,  lene  @a||e  bo^ 
überbautet  (generaliter  tarnen)  DerurtbeUen  (j. 
Aug.  Ep.  175, 6).  3ugleid^  f^t  ^ßopft  Stmonq 
in  feinen  ^Intmortfd^reiben  ben  SBeg  angezeigt,  OEf 
meld^em  ^lagiud  unb  Söleftiud  für  i^re  $ajona 
ein  milbered  Urtbeil  erfahren  fönnteuj  er  ifOüt 
förmlid^  bemerft,  ba^  fte,  toenn  fie  in  )id^  gmp 
ober  il^re  ©eftnntmg  ^u  red^tfertigen  DennS«^, 
freigefprod^en  unb  in  bie  ßird^  lieber  aufgnunn' 
men  mürben  (Nam  ut  durum  arbitror  coxuii- 
ventiam  praebere  peccantibus,  ita  impimn 
judico  manum  negare  conversis;  f.  Aug.  Ep. 
182, 1).  ^elagiuS  möge  niu:  fommen :  non  deerit 
cura,  si  medicinae  praebeat  ille  materiam  (i 
Aug.  Ep.  183,  4).  ^ie  Don  S^nnoceu)  über  bie 
beiben  ^äretüer  Derböngte  @£communicatum  Ifiät 
alfo  nur  ben  6^b<ira^^  ^^^^  censora  medidnalis, 
nur  fo  lange  bauemb,  donec  se  purgarini  5n 
ber  2:bat  manbte  ftd^  ^lagiuS  an  ben  ^ßofift  unl) 
d^idte  ein  ®lauben§befenntniß  nebft  SVgleit* 
d^rciben  ein  (f.  biefelben  bei  Migne,  PP.  lit 
XLV,  1716).  Seibe  gelangten  ober  nid^  metr 
an  Snnocenj,  ber  injmifd^  geftorben  mor,  Jon- 
bem  an  feinen  5Wad^folger  3ofimuS.  ffiiefe  ©»• 
gäbe,  bie  Don  Dielen  Singm,  ober  nic^  Don  ben 
eigentlid^m  fflagepunftm  rebete  unb  felbft  bog 
äBenige  barüber  nod^  ^meibeutig  bcnrßeBte,  f(bl0| 
bod^  mit  ber  Srflömng :  ma§  in  feinem  nunmebrigoi 
®lauben§be!enntni^  etma  ungenau  fei,  m5ge  Don 
bem  Derbeffert  merben,  „ber  beS  ^ßetruS  ©Imiboi 
unb  Stu^l  befi^e" ;  mürbe  ober  ber  $apjt  irix 
®lauben§be!enntni^  biBigen,  fo  möre  beqeingei 


1765 


$elagiud,  ^ätetiler. 


1766 


bor  ii^  nod^  angreife,  lein  ifatl^oli!  mel^r.  S^omit 
^otte  ^ßeloghtd  befonnt,  ba^  er  bad  Urt^  beS 
^ftüp^  9mu)cen3  L  ald  Ie|te  änftonj  betrod^te. 
9bul^  Söleftiud,  ber  t)on  et)MuS  na^  Sonfton- 
tfanopel  gegöngen,  Don  bort  aber  mteber  t)ertrieben 
»orben  toar,  überreid^  (»erfönUd^  in  Stom  fein 
Ofambenfibefenntni^,  t)on  totlä^  nod^  gfragmente 
lUen  ffaib  (bei  Migne  L  c.  1718).  SblefHud 
>,  er  »erbe  fid^  bem  Urt)^  beS  $a))fied 
014  in  benienigen  SeJ^r^nrnften  unterwerfen,  bie, 
Brie  er  meinte,  nod^  nid^t  auSgemad^te  (SloubenS« 
lool^l^titen  feien  (Aug.  De  pecc.  orig.  26),  unb 
Mcfprod^  iin  Serl^Sr  twr  SofimuS,  aUeS  )u  t>er- 
IDcrfen,  »od  nad^  bem  Urtj^  beS  ^fied  ^nno- 
cnu  t^ermorfen  merben  muffe  (Aug.  0.  duas  ep. 
PeUg.  2,  6).  %ad^  biefen  iBorlagen  lä^t  fU^ 
bec  Don  Sa)){l  3of^niud  in  ber  )>eIagiQnifd^ 
VngelegenQett  eingenommene  Stonbpunft  fel^r 
fcid^  erOären  unb  red^^ertigen.  Obgleid^  begüglic^ 
ber  &aiSft  mit  feinem  SSorgänger  unb  ben  oftxfa- 
nifAen  Sifd^fen  einoerftcmben,  glaubte  er  ie|t 
xfldfld^id^  ber  ^ßerfonen,  b.  1^.  über  \fyct  nun- 
«el^e  ®eftnnung,  milber  urtl^en  }u  bürfen.  3n 
md  »efcri^  (bei  Migne,  PP.  lat.  XLV,  1719) 
nnnid^  fid^  3oflmu8  )u  fünften  bed  SöIeftiuS  unb 
bei  ^giud  aus.  S)ie  @(^rift  beS  (EöIeftiuS  loarb 
eU  mtl^Iifd^  begeid^,  notürlidb  nid^t  besüglid^ 
aBer  in  il^  entl^ltenen  @d^,  Don  Denen  bie  irrigen 
vnb  mitDerftdnblid^  nur  als  ^nfte,  über  bie  er 
Mel^  »erben  moOe,  angegeben  »oren,  fonbem 
»cgen  ber  barin  auSgefprod^enen  fotl^olifd^en  ®e- 
jhmung  unb  ber  SereitmiEigfeit,  ftd^  bem  ^ßopfte 
Stmocen}  )u  unterwerfen  (Dgl.  Jungmann,  Diss. 
«elect  in  hist.  eccl.  11,  Ratifib.  1881,  215; 
t^enröt)^,  IKrdMgefd^-  Ii  3.  ^ufl.,  424  f., 
9iim.  1).  3oftmuS  biSigte,  mie  91uguftin  (C.  duas 
ep.  Pekg.  2,  5)  fagt ,  „ben  Sorfa^  ber  Seffc- 
xitng,  nid^  bie  Srrigfeit  ber  fiel^einung''.  ^an 
tatm  aud^  nid^t  fagen,  3<)funuS  ^be  ftd^  Don  ben 
beiben  f)öretüem  überliften  laffen  unb  i^en  in 
Md^ertiger  SBeife  ©louben  gefd^It.  S)enn  er 
^t  ja  bie  über  ^lagiuS  unb  SöIefKud  ergangene 
(gfcommunication  nid^  auf,  bid  bie  ^(frifaner  xf)n 
Vtg^mente  Dorgebrod^  l^en,  idoju  i^en  eine 
9rift  t)on  5tt)ei  Monaten  eingeräumt  würbe.  3n- 

eDifd^  blieb  WitS  in  ber  Sd^mebe.  SaS  fd^orfe 
itl^U  beS  $a^fted  über  bie  beiben  Sifd^öfe  $)ero8 
unb  Sajarud,  bie  ^Hmptanfläger  beS  ^logiuS  unb 
C5Ieftiu8,  foQte  ^r  bie  Stfrtifaner  eine  Sßamung 
febi,  bei  i^  neuen  Unterfud^g  93orfic^  ju  ge- 
koud^  unb  fid^  burd^  beren  „letc^nnige  C()ren- 
HAfereien"  nid^  über  @ebü]^r  beeinftuffen  )u  loffen. 
Sei  biefer  Sßenbung  ber  ^inge  fül)lten  bie  ^fri- 
ftaner  bie  fd^mere,  DerantwortungSDoUe  $fli(^t,  bie 
i^nen  oblag,  mü)  Derföumten  nid^t,  fie  treu  unb 
iri^lid^  }u  erfütten.  ^uf  bie  ^Briefe  beS  $a)>fted 
^,  beren  gmeiter  im  September  417  gef^rieben 
isor,  Der^mmelten  fid^  bie  afrifanifc^  99ifd^öfe 
im  SpStl^bft  417  ut  aUer  Sile  ^u  einer  S^nobe 
in  Gcnrt^go  unb  erflörten  bem  ^(kipfl  in  einem 
G^nobolfddreiben,  er  möge  fo  lange  bei  ber  Don 


$a))fl  3nnocen)  gegen  gklagiuS  unb  S5IeftiuS 
auSgefprod^en  Senteng  bleiben,  bid  beibe  gern) 
beutlid^  beferaten  würben,  ba^  ber  SRenfd^  bei 
allen  eingelnen  guten  fkmblungen  Don  ber  @nabe 
@otted  burd^  3efud  (El^riflud,  unfern  f^erm,  unter- 
ftü^  werben  muffe,  unb  gwar  nid^t  blo^  um  bie 
(Scred^tigfeit  gu  erfennen,  fonbem  aud^  um  fie  coiS^ 
juüben,  fo  bo^  wir  ol^  fie  nid^td  wal^l^aft  |)ei- 
ligeS  unb  gfrommed  l^cüben,  beulen,  reben  unb  tl^n 
fönnen  (f.  Prosper,  Contra  collat  c.  5,  bei 
Migne,  PP.  lat.  LI,  227).  hierauf  erfolgte  ein 
@d^ben  bed  ^apfled  3ojimud  Dom  21.  3R^ 
418,  in  totld^  er  gwar  bel^auptet,  bie  ))elagia- 
nifd^  @Qd^  bidl^  fd^on  ganj  reif  erwogen  )U 
l^aben,  aber  bod^  beifugt,  er  1^  ben  Sfr^mem, 
bie  als  «nHäger  gölten,  alle  ftdenftüdfe  müget^, 
um  gemeinf^aftlid^  Serotl^g  )u  Deranlaffen; 
feit  feinen  erjlen  39riefen  fei  Don  il^m  in  biefer 
@ad^  nid^  weiter  gefd^el^,  alfo  leine  befinitiDe 
Sentenj  erfolgt  (f.  Migne,  PP.  lat  XLV,  1725). 
amttlerweUe  l^e  Stuguftin,  l^d^jt  wal^d^id^ 
burd^  iBermittlung  eineö  gewiffen  SalerimtuS,  ber 
comes  war,  bie  laiferlid^  Tla^  angerufen  (Aug. 
Op.  imperf.  2,  14,  bei  Migne,  PP.  lat  XLV, 
1147),  unb  fd^n  am  80.  9Q)rU  418  erfd^ien  Don 
StaDenna  auS  ein  foiferlid^  Sbict,  burd^  weld^ 
bie  ^lagianer  auS  Siom  Derbannt  unb  profcribirt 
würben  (bei  Migne  L  0.  1726).  (Segen  (Enbe 
9l|ml  war  aud^  ber  eben  erwftl^te  SBrief  beS  $ap- 
fteö  in  bie  ^)dnbe  ber  ^frilaner  gelangt,  unb  biefe 
eröffneten  nun  am  1.  3Rai  beS^Iben  ?iafyctS  eine 
(Senerolf^nobe,  an  ber  nic^t  weniger  atö  200  Si- 
fd^öfe  tl^nal^en.  @ie  erlie|en  8  (ober  9)  (Sa- 
noned  gegen  ben  ^elagianiSmuS,  weld^e  im  Cod. 
can.  eccl.  afric.  nr.  109 — 116,  bei  Hardninl, 
926  unb  Don  IBaUerini  in  ben  Opp.  S.  Leon.  M. 
(f.  Migne,  PP.  lat  LVI,  486)  mttgetl^  Wer- 
ben. 5^r  Sn^It  ift  furg  folgenber :  1.  %ham  ift 
nid^t  fo  erfd^ffen  werben,  ba^  er  bitrd^  Statur- 
notl^wenbigfeit  geftorben  wäre.  2.  SHe  neugebore- 
nen jhnber  muffen  gur  93ergebung  ber  @ünben 
getauft  werben.  3.  S)te  ol^e  Saufe  Derftorbenen 
JKnber  fönnen  nid^  in  baS  ^immelreid^,  b.  i  in 
baS  ewige  fieben,  eingel^.  4.  3)ie  red^tfertigenbe 
©nabe  @otted  wirft  nid^t  nur  bie  93ergebung  ber 
bereits  begangenen  @ünben,  fonbem  l^ft  aud^,  bie 
©ünben  in  3M^«ft  ju  Dermeiben.  5.  9?ebft  ber 
beffem  Sinfid^t  in  bie  göttlid^  ®ebote  gibt  und 
bie  ®nabe  aud^  bie  ffraft,  bad  ald  gut  Srfannte 
gern  )u  tl^  unb  )u  DoQgiel^.  6.  Ol^ne  bie 
@nabe  @otted  förnien  wir  nid^  @uted  t^. 
7.  ailit  ben  SBorten  bed  SlfiofielS :  „SBemt  wir 
^gen,  ba^  wir  ol^e  @ünbe  fmb,  fo  betrügen  wir 
uns  fclbft,  unb  bie  SDBol^l^it  ifl  nid^  in  unö",  be- 
fennen  wir  unS  nic^  nur  au3  S^emutl^  ald  ۟n- 
ber,  fonbem  fagm  bamit  aud^,  ba^  wir  eS  wirfiid^ 
flnb.  8.  ®ie  Öeiligm  fpred^  bie  SBorte  beS 
SJaterunf erS :  ^SSergib  unS  unfere  Sd^ulbm",  aud^ 
für  fld^  aus,  ni^t  blofe  für  «nbere.  9.  ®ie  |)ei- 
ligen  fpred^  bie  äBorte:  „Sergib  und  unfere 
Sd^Iben",  nid^t  nur  auä  S)emutl^,  fonbem  im 


$eIoeiu3,  igifiretirti. 


1767 

rigndfii^  ©inn ,  im  ©mii%tiem  iV«  'Süiüs- 
^fttßfett.  —  Snjolge  biejer  Stritte  bcr  afrilaner 
lODttfe  Sßopft  Sffmwi  bm  6illtflra§,  um  beffen 
nunmtl^riQe  ©cfinnung  gonj  Rai  unb  bEutli^  ju 
trforfi^,  nocl)  einmal in'§  sßer^är  nehmen;  bitjer 
aber  „maJ^te  jiii^  boDon",  nie  ^ugu[tin  berietet, 
imb  „entiog  ]iä)  ber  l^riifung"  (C.  duaa  op. 
Pelag.  2,  5).  9Iim  perurt^eille  ou^  3ofiniii8  bie 
^lefie  in  bei  fogen.  Epietola  tractatoria  (uo* 
Don  gragmtntt  bei  Aug.  Ep.  190, 23  ad  Optat.; 
Coeleatin.  Ep.  ad  ep.  Galliar.  c.  8  [Migue, 
PP.  lat  L,  533] ;  Prosp.  Aq.,  Cont  coU.  o.  5 
[Migne,  PP.  lat.  LI,  228]),  ttel^t  an  fämmt- 
li^e  ^\äi^t  btf  aitDrgm-  unb  9I6(nb!Qnbt6  jut 
Untetjeic^nung  gtj^iA  mürbe  (Mar.  Merc.  Gotnm. 
c.  3).  SnnDctnj  t»tte ,  (d  jttiKibt  <|jTDfper  Oon 
^quitanien,  „ben  Srrtiium  mit  bem  ofioftolif^ 
©t^roerte  getrofjen,  unb  Sojimaä  beiDoffntte  jur 
Sßemi^tung  beSJelben  faieSRet^te  ütlei  58ifc&Sft  mil 
btm  S^merte  Sßetri"  (C.  coUat.  o.  21  [Migne 
L  c.  271]).  Ser  bic  Epistola  tractatoria  niii^t 
unterfc^rieb,  tcaib  feineS  SImteS  utduftig  unb  au§ 
btm  ^nä)t  Dcitoicfen.  ^Solb  erfolgte  ein  itDnteS, 
mif  fö^ärfeiefi  (aiferri^e«  gbict  (9.  3um  419 ; 
f.  boSielbe  Migne,  PP.  lat.  XLV,  1731)  an  ben 
(Srgbif^of  Slunliue  Don  Sart^go,  morau|  biefer 
ft(^  an  bit  Sifc^üfe  in  ber  b^jactnifc^en  unb  (n}u> 
gitonifc^  SproBinj,  beren  Unlerfd^riften  mtf)  fel)l- 
ten,  mit  bem  €rfu^n  nonbtt,  folc^  ofme  ißerjug 
tinjufenben.  —  Unter  ben  mtnigtn  !8i(ii|ß[en  3to- 
lieni,  bie  ber  pelagianif(f)en  ^ürepe  treu  geblieben, 
fyA  fl^  Ddi  allen  ^uliatiiti  Don  Solanum,  einei 
el)emaligen  ©tabt  in  Simulien,  bemerfbar  gemai^t 
3nit  91uguftinuB,  bem  ^auptt  ber  Slnti^jelagianer, 
liefe  er  fic&  in  eine  literarij^e  tJetibe  ein.  ^ieerftt, 
aus  4  Suchern  befle^nbe  ©i^rift  ip  gegen  bas 
er[ie  SSuc^  De  nupttia  et  concupiecentia  ge- 
(c^rieben,  morauj  iuguftinu§  in  ben  6  Süt^em 
Contra  Juli anum  Pelagianum  an ttDo riete ;  bie 
jmeite,  qu§  8  SBüdjem  befte^enb  unb  in  Eilicien 
oerfafet ,  manbte  fid)  gegen  ba3  jiDtile  Sud)  De 
nuptiis  etc.,  tDorauj  Siiguftinu§  in  ebeiifo  Dielen 
SBiii^em  antiDorten  moBte,  aber  nur  mil  6  ju  6nbe 
fam,  bo'^er  ber  Sitel  ber  ©d^rift :  Opus  imper- 
fectum.  3ulian9  ©i^rifteii  jinb  Cerloren;  beben« 
tenbe  Qlu§jüge  quS  i^nen  finben  ]\ä)  aber  in  ifluau* 
ftini  ffiiberlegung§((^riften.  ^u§  3talien  Perbannt, 
ging  3"Iitni  na^  ßcnftontinopel ,  non  ba  nad^ 
ßilicien  ju  3:f|eobDr,  ffiifi^of  Don  iüoplueftia,  bei 
lrield)em  er  al§  einem  ©eifleäoernianbten  aiujnalime 
faiih  ;  nad^  feiner  ?lbret je  aberfprQ(ftS£]eobor,  Kiie 
aKariuä  5Ditrcator  berii^tet,  auf  einer  ^roDinjial- 
(piiobe  baS  9liiat^em  über  iljn  au§  (Praef.  Symb. 
Theod.  Mops.,  bei  Migne,  PP.  lat.  XLVIII, 
216),  3m  3. 429  erfc&ienen  3ulian  unb  noi%  einige 
onbere  ejiliite  ^äupter  ber  5pelagianer  in  Sonflan« 
finopel,  wo  9iefloriu§  fic^  für  fie  mie  beim  ^üifer 
fo  aud^  bei  5)Japft  Eoleftin  oernienbete  (Nest.  Ep.  2 
ad  Coelest.  Pap.,  bei  Migne,  PP.  lat.  XLVin, 
178).  ®ei  abenblatibtid^e  Saie  iütariuä  SKercator 
abn,  ber  fid^  bamal^  in  Sonftantinopel  auft)ielt. 


17«8 

fe|te  burd^  feine  noi^  Doi^benc  Slenlfc^  (Co» 
monitorium)  ben  f^nffI  baiü6ti  in  fttmti^ 
ba|  bie  $ebigiann  fd^on  Dom  Wenblanbe  itf 
urteilt  Uorben  feien,  unb  X^bofinS  bcfay  i^Mi, 
toie  au8  bem  3:itel  befi  Commonitorinm  täfät, 
bie  ^ouptßabt  uiebcr  ju  Dnbiffen.  SBel^  9» 
bauem  9Ieftorii^  mit  i^üen  ^atte,  jciflt  fein  9nf 
an  ^lefüuS  (bei  Migne,  PP.  lat  XLVm, 
182),  in  me%m  et  i^nen  bie  l^A^jbn  e^rmäd 
beilegt  unb  fie  mit  So'^anneS  iBoptifia,  $etiri 
unb  ^ulu§  in  ^Betreff  ungne^^  Safolfpai 
bergleic^.  Ütoc^  Sßnfper  (Chronic,  ad  il  438 
[Migne,  PP.  lat  LI,  598])  (oK  3ußmi  nn  4S9 
9teue  ge^eud^  ^aben,  um  tniebra  in  ftin  VM 
eingefe^t  ni  merbcn,  aber  Hif^tuS  fy£bt  t^  uf  tat 
!Ratl^bedS)iacDniSeobiefeabgef{t|lagRL  9Ia4l8ai> 
nabiuä  (De  acript.  eccL  45)  ftmA  a  unter  SbI» 
tinianin.,  beibon  425 — 155  leginte.  —  Utk 
^1Magiu9'  fpätere  S^dffule  liegen  teine  Mittn 
^Rad^ii^ten  Dor;  ud^tfc^einlic^  floib  er  in  ^lafr 
ftina.  aSaSefllefthiS  betrifft,  fo  ging  cmad^  fei» 
!9)eturit|eUung  Don  ßp^S  noti^  lfeonflantiiio)K(, 
baa  er  ober  auf  Sttreäien  beS  botttgen  Wfififi 
ItticuilnieberDerlaffenmulte.  UmbffiS3<4(^l 
f^eint  ei  fii^  tDieber  ju  Stom  obei  in  beffen  Ha- 
gegenb  aufgellen  ju  tnbcn,  benn  ein  bifeifi^ 
Sbid  au8  biefer  Seit  Derbot  i^  ben  Sb^ent^ 
bafelbfl  (bei  Migne,  PP. lat.  XLV,  1750);  obtP 
mal9  tDurbe  er  Derbonnt,  al8  et  lun'B  3<qr  42} 
bei  ^ßapft  Solenn  um  eine  %ubicn)  na#i4k 
(ProBp.  0.  CoUat.  21  [Migne,  PP.  UL  U, 
271]).  aSeitete  giad^rid^en  fehlen  Aber  i^  Hi 
jene  3"'  raaren  ma^rff^einlicf)  mel^rtre  §iSu)*t 
ber  pelagianifd^  ^Jartei  in  @allien  mä  Sri- 
lannien  l^ätig.  ginige  ^lo^rit^ten  finb  in  Sdnjf 
eines  großen  gaQif^en  Soncil8  auj  un8  gdonnnn. 
loeld^eS  im  3-  ^29  toegen  be§  Sßelagionünnil 
mal)rfd!)einli4  gu  Siro^eS  ftatlfanb  unb  bie  Sif^ 
@ermanuS  Don^u;erreunb&upu§  DonXrDpeSii 
biefer  ^ngelegen^t  na^  ißritonnien  fi^iifle.  ©!((( 
Deionflalteten  aui$  bort  eine  ©qnnbe,  tDo^rfi^ 
lid)  ju  ©t.  9llbanS,  auf  iDel(^et  ^lagiu§  unb  fdi 
Schüler  ^gricola  mit  bem  ^not^m  belegt  nmiiai 
unb  bie  ipelagianer  fit^  für  übetUunben  erBörim 
(ProBp.  Chron.  ad  a.  429  [Higne,  PP.  lat 
LI,  594] ;  Beda  Yenerab.,  Hist.  ecol.  1,  21 
[Migne,  PP.  lat.  XCV,  50];  Dgt  ^efete.ftoBC- 
®efc&.  II,  2.  91up.,  140  u.  309).  ©eitbtm  bd 
päpftlid)e  Urttieil  über  bie  ^logianer  oud)  auf  to 
allgemeinen  Sqnobe  ju  (Sp^fuä  im  3. 431  g^Üligt 
tDorben  toar,  oerft^lDonb  biepelagianifil^Sc^iB 
Orient  immer  metji;  im  Ibenblanbe  ober  ol- 
jünbcte  M  an  ber  ^rSbeftinationSt^eone  M 
\\.  ^lugufHnuä  ein  neuer  ©treit  (f.  b.  arl.  Sem- 
pelagionismus).  Son  (Saffion  (De  incam.  1,  *, 
bei  Migne,  PP.  lat.  L,  23)  unb  ©ennobiui  (D« 
Bcript.  eccl,  59,  bei  Migne,  PP.  lat  LVIII, 
1092)  toirb  aud^  SeporiuS  al8  ipelagionK  bejeiit' 
net.  5BerfeIbe  toar  TOBnc^  in  TOoffilin  unb  tonde 
iiiegen  feiner  pclagianifd^en  3rrt^ümrt  auä  ©flUio 
Dertiieben ;  inSlfrila  buri^  ^uitliuS  unbUngußinil 


1769 


$elagiu8  9(It)atuS  —  ^eldtng. 


1770 


Me^,  legte  er  um'd  Sol^  426  ber  @Qnobe  Don 
Catl^go  eine  Sefenntni^fd^  mit  SBiberruf  fei- 
ner US^gen  Srrtl^mer  Dor.  2)ie  @Qnobe  fd^icfte 
Mcfelbe  fonimt  einem  SBegleitungSfd^reiben  an  bie 
Sifd^fe  t)on@aaien(Hardiiin  1, 1261  sqq.).  9BaS 
ofeer  £e)ioriu8  atö  feinen  frül^  3rrt]^um  angibt 
itnb  tüiberruft,  ift  nid^  )ielagianifd^,  fonbem  im 
Oeifle  beS  Zl^obor  Don  SRopfueftia;  aud^  in  bem 
OloubenSbefenntniffe,  meld^  fiepotiuS  bamalS  ab- 

Sit,  finbet  ftd^  leine  ©pur  über  bie  ®nabenle]^re. 
an  brandet  be^l^Ib  bie  Eingabe  Safftond  unb 
Qknnabiud'  nid^t  )u  bejmeifeln,  fonbem  mu^  on- 
m^men,  ba^  SeporiuS,  mie  2:]^obor  t)on  SDlop« 
fit^Ka,  t)on  feinen  c^hftologifd^en  Shnrlel^ren  folge- 
ricl^g  )u  ben  ant]^pologif(|en  unb  f  oteriologtfd^ 
geffi]^  tt)urbe.  (93gl.  I^aef.  in  tom.  X  Opp.  S. 
Aog.  [Migne,  PP.  lat  XLIV] ;  Gamerii  Dias. 
Yli  de  ort  et  increm.  haer.  Pelag.  in  ber 
OKgne'fd^  «uSgabe  bed  aRariuS  SRercator  [PP. 
lat  XLVni,  680];  SBörter,  2)er  ^Iagianidmu§ 
tuc^  feinem  Urfprung  unb  feiner  Seigre,  gfreiburg 
1866;  Sd^nmne,  S)ogmengefd^.  n,  2. 9(ufl.,  S^reib. 
1895,  512  ff.;  ftlafen,  2)ie  innere  Sntmtdtelung 
bc«  ^lagianiSmuS,  Sr^eiburg  1882.)     [^erS.] 

9efagiii$  Jltoants,  f.  SlloaruS  ^lagiuS. 

Jfttatinsi^ioxä)),  «mbroftuS,  0.  Pr., 
ein  iDadterer  Sorfömpfer  bed  Jfatl^oIici§mu§  )ur 
3A  ber  fogen.  Deformation,  toax  gu  92tbba  in 
^)effen  um  1493  geboren.  Sr  marb  Dominicaner 
au  gfranffurt,  too  S)ietenberger  (f.  b.  9trt.)  fein 
^rior  mar,  ging  bann  nad^  ^eibelberg  auf  bie  ^od^- 
Uule  (1519)  unb  !am  fpöter  nad^  SSkifeL  3n 
om  Streite  über  bie  l^ige  ÜReffe,  ben  Cecolam- 
(NibhiS  (f.  b.  Strt.)  anregte,  unter^eid^nete  $elargu§ 
Me  ®egenfd^rift  beS  SBeil^btfd^ofg  aRariud,  Der- 
fa|te  ober  aud^  felber  nod^  eine  fold^e,  ^uerfl  Idei« 
tiifd^  (Apologia  sacrificii  Encharistiae,  Basil. 
1528  [(md^  fflien  1528]),  bann,  meil  bie  erftere 
gurfidCgemiefen  mürbe,  beutfd^  (®runb,  Urfad^  unb 
Sntmort,  bo^  Sl^riftuS  mal^rl^ig  in  ber  l^Uigen 
9R^  für  fiebenbige  unb  2:obte  aufgeo))fert  merbe, 
Safel  1528).  Sa^  baS  ©efud^  ber  9^euerer  um 
«bfd^ffung  ber  Weffe  Dom  Statl^  ju  iBafel  nid^t 
Döütg  bemtOigt  mürbe,  mar  ^um  großen  2)^1  ber 
&dfn^  beS  ^largud  ^u^ufd^iben.  3)eg]^b  griff 
OecoIamixibiuS  t|n  l^g  an  (Bepulsio  Apo- 
logiae  etc.,  Basil.  1528);  ber  Dominicaner  ant- 
toortete  mit  bem  Hyperaspismus ,  sive  Pro- 
pngnatio  Apologiae  etc.,  Basil.  1529,  in  berber, 
aber  fad^Iid^  Dortrepd^  SBeife.  ^e  92euerer 
maä/tm  9)erfud^,  bie  @d^rift  burd^  ben  9tatl^  imter- 
Indden  )u  loffen,  l^en  aber  bamit  feinen  redeten 
Stfolg.  Sleiqmol^i  fanb  ^largud  e§  für  geratt^n, 
9ctfel  gu  Derlaffen ;  menige  Sage  Dor  bem  ^ufrul^ 
ber  Sürger  gegen  ben  Statl^  (Februar  1529)  ging 
er  nod^  ^i^^i^iurg  in  iBaben  unb  blieb  bort  bis  )um 
Sommer  1533.  3n  biefe  3^it  faQen  Derfd^iebene 
lleinere  @treitfd^riften,  xotl^t  1534  )u  ü'öln  gu- 
fammen  gebrudt  mürben ;  furj  Dor  feinem  SBeg- 
oonge  ermarb  er  mid^  bie  tl^logifd^  Doctoimürbe. 
tscin  Serfel^  mit  SroSmuS,  ber  gleid^  il^  t)on 


SBafel  nad^  greiburg  gegangen  mar,  blieb,  einige 
Serftimmungen  abgered^net,  ein  freunbfd^ftlid^ 
bis  gu  ^elarguS'  äBeggang.  iBom  3.  1534  an 
entfaltete  ^elargud  eine  reid^  gefegnete  Sl^tigleit 
ju  Srier.  gr  mürbe  Sc^  an  ber  Uniöerfttät  ba- 
felbft  unb  gugleid^  ©omprebiger,  mar  aber  mc^ir- 
fac^  im  auftrage  feines  Srgbtfd^ofeS  auSmörtS 
tl^ötig,  fo  1540  beim  SteligionSgefpröd^  )u  SBormS, 
1546  als  ^rocurator  unb  1551  alS  93egleiter  beS 
(Srgbifd^ofeS  auf  bem  Soncil  Don  Srient,  1547  bis 
1548  auf  bem  IReid^tage  )u  SugSburg.  3ule^ 
erfd^eint  er  1561  guXrier,  mo  er  bie  Sefuiten  atö 
Unit)erfüätSIe^rer  einfül^.  !Rid^t  t)iel  fpöter  mag 
fein  Zob  erfolgt  fein.  Son  feinen  @d^riften  mu| 
nod^  bie  lateinifd^e  Ueberfe^ung  ber  fiiturgie  beS 
^l  ei^r^foftomuS  (SBormS  1541)  ermäl^nt  merben. 
(98gl.  91.  «ßauIuS,  in  ben  4)ift.-<)oI.  »lättem  CX 
[1892],  1  ff.  u.  81  ff.)  [%.  gffer.] 

'gfebtflttS,  9licoIauS,  f.  @tor4 
9eUlin«,  Sol^anneS,  0.  S.  Fr.,  SBeil^ 
bif^of  Don  ^aberbom,  mar  1574  gu  SRünfter 
geboren  unb  trat  bafelbft  frül^geitig  bei  ben  Son- 
t)entualen  ein.  9{od^  nid^t  30  ^al^re  alt,  mürbe  er 
©uarbian  beS  iHofterS  gu  S)ortmunb,  mo  er  eine 
&au))tftü^  beS  ftatl^oIiciSmuS  mar.  ®a  er  baS 
iBerbot  beS  StatbeS  an  bie  ffidfier,  9lok)i}en  auf- 
junel^en  unb  @eeIforge  auszuüben,  nid^t  beob« 
ad^tete,  aud^  offen  gegen  bie  lutl^fd^  ^rebiger 
auftrat,  mürbe  er  am  12.  t^ebruor  1604  mit  Se- 
malt aus  ber  @tabt  gebrad^t.  SIS  ffaifer  9tu- 
bolf  n.  bem  Statbe  befallt,  ^eldCing  mieber  aufju- 
nel^men,  fam  biefer  ffoax  in  bie  @tabt  gurüdt, 
mu|te  aber  t)or  ber  iJfeinbfeligfett  beS  iBoIfeS  bon 
neuem  meid^en.  3meimal  mürbe  er  i{irot)in}iaI  ber 
ffölner  OrbenSproDing,  ftanb  bei  bem  St^ifd^of 
Smft  in  l^obem  Slnfe^  unb  nal^  im  Auftrag 
beS  Srgbifd^ofS  t^erbinanb  eine  ftird^enttifttation 
in  bem  untern  (Irjftifte  t)or.  tJerbinanb,  oer  ju» 
gleid^  99ifd^of  t)on  ^aberbom  mar,  ernannte  il^ 
bann  )u  feinem  SBeil^bifd^of  bafelbft  unb  gtmt 
©eneroitoicar  für  ^berbom  unb  ^ilbeS]()eint; 
1620  empfing  ^elding  bie  SSkibe  als  Zitular- 
bifc^of  Don  Sarbica.  3n  ^berbom  betrad^tete  er 
eS  als  feine  Aufgabe,  bie  Don  Sl^bor  Don  gfürften- 
berg  (f.  b.  9(rt.)  begonnene  Steftitution  ber  fatboH« 
fd^en  9leIigion  ber  SoQenbung  entgegengufiil^ren. 
S)aS  SiStfum  1^  il^  in  biefer  Segiebung  Diel  }u 
Derbanfen ;  in  ber  Steige  ber  ^aberbomer  3Beib- 
bifd^öfe  ift  er  ber  bebeutenbfte,  unb  er  mar,  menn 
aud^  nid^t  bem  92amen  nad^,  tbatföd^Iid^  ber  eigent- 
lid^  Oberbirt.  gferbitumb  Don  gürftenberg  (f.  b. 
Strt)  fd^reibt  in  feinem  33erid^t  über  bie  ^ibcefe 
Dom  Saläre  1666  ne'ben  2:l^eobor  Don  iJfürftenberg 
befonberS  ^IdKng  bie  SBieberl^eQung  beS  fatl^o- 
lifd^en  @IaubenS  unb  fiebenS  in  $aberbom  )t^ 
$eI(fingS  SBirffamfeit  erftredte  fid^  jebod^  meiter, 
gunöd^ft  auf  baS  benad^barte  Cllerjogt^um  SBeft- 
falen,  baS  }u  Äöln  geborte.  SefonberS  bebiente 
pd^  feiner  fjranj  a3Bil]()eIw  öon  SBartenberg  (f.  b. 
«rt.  OSnabrüd,  ob.  1116),  bem  er  1633  aud^  bie 
beiben  erften  böseren  SBei^  ertl^Ite.  Xf^  in 


1771 


^cllicanuS  —  ^elHccia. 


1772 


bcffen  «uftrag,  tl^ite  aß  fein  93f öicitcc  bereiste  er 
bie  83iätl^ümcr  Dänabrüd ,  Serben  unb  SRinben 
imb  nal^m  tl^eil  an  ben  Don  gfran^  abgel^Itenen 
®iöcefünf9noben  gu  DSnabrüd  (28.  SKära  1628), 
»erben  (8.  SKai  1630)  unb  aWinben  (15.  Oct. 
1632).  93ei  ber  ginnal^me  !|JaberbomS  burd^  bie 
Reffen  am  24.  Dctober  1631  »urbe  ^eltfing  ge- 
fangen genommen  unb  nad^  Saffel  abgefül^rt,  tDO 
er  über  ad^t  »ionate  in  fyi'it  blieb.  «18  gfranj 
öon  SBartenberg  im  Auftrage  beS  grjbifd^ofö  Qfer» 
binanb  aud^  in  ^ilbeSl^im  ben  f  atl^oUfd^en  ©otted- 
bienft  mtebcr  einfül^rte  (f.  b.  ?lrt.  ^ilbeö^im  V, 
2084),  begleitete  ij^n  ^^elding  mieberum  unb  nal^ 
an  ?lUem  ben  t^iätigften  9lntl)cil;  bei  ber  3)iöcefan- 
fpnobe  3U  ^ilbed^eim  am  25.  Januar  1633  l^ielt 
er  bie  ^^Jrebigt.  JJür  DSnabrüd  ernannte  il^n 
SBartenberg  balb  barauf  )u  feinem  fteÜDertretenben 
(Sommiffar.  ^klrfing  ftarb  gu  ^aberbom  am 
28.  Secember  1642  unb  mürbe  im  borttgen  S)ome 
begraben,  (l^gl.  ©olbfc^mibt,  Sebenögefd^id^te  beS 
C^.arbinal-^^riefterS  tVranj  SBill&elm  t)on  SBarten- 
berg, O^nabrüd  1 866 ;  göelt,  Sie  SBei^bif  djiöfeöon 
^^aberbom,  ^^aberb.  1869, 68—102.)  [3Burm.] 
'^eSioiitits  f fiürf d)ner),  S  o  n  r  a  b ,  geleierter 
^ebraift,  apoftaftrter  ^rancidcaner,  ffreunb  unb 
Anhänger  3n)ingU*#,  mürbe  1478  gu  Kuffod^  im 
eifüfe  geboren  unb  ftubirte  1491—1492  in  ^eibel- 
berg  bei  feinem  O^etm  ^obocud  ®aUu^.  tillS  biefer 
uac^  Speier  überfiebelte,  mu^te  ^elltcan  in  feine 
^imat  gurüdfel^ren.  Cl^ne  CFsiftenjmittel  unb 
ol^ne  ^Au^fic^ten  für  bie  ;'iu!unft,  entfd)lo^  er  ftc^ 
nun,  in  ben  SJ^inoritenorbeu  ^u  treten,  nield)er  in 
Äuffüd^  ein  ftloftcr  bcfajj.  'Jiad)  obgelegter  "il^rofefe 
fam  er  ^ur  Jtortic(iuug  feiner  etubien  nac^  I  übingen, 
too  "ikiul  3criptori«  Öuarbian  mar.  liefen  be- 
gleitete er  ÜHÜer  auf  Xciicn,  bei  meld)er  @elegen- 
beit  er  mit  bem  lUinoriten  ^4.^üuI  ^4>feberebeimer 
(iohünnc4  ^ipauli)  guiammentraf.  ^ipellican  er- 
gäblte  bemklben,  er  babe  al§  ftnabe  gebort,  baB 
ein  Soctor  ber  Rheologie  iton  einem  ^uben  bei 
einem  (>)efprädK  über  ben  dbriftlic^en  Glauben  fo 
in  bie  (?nge  getrieben  werben  fei.  baß  er  nic^t4 
mebr  babe  anhoorten  fbnnen.  9.^on  ba  an  babe  er 
fclbft  fid)  geiebnU  bie  bebriiifdie  3prac6e  fenuen  gu 
icnien,  unb  bieje*  9?erlangen  fei  beim  Stubium 
ber  heiligen  Sd)rift  gefteigert  morben.  IMeber*- 
beimer  gab  ibm  einen  tiebrätidjen  l>ober.  meldier  ben 
2ert  ber  5wclf  fleineu  1*ropbeten  iotoie  C^faia*'  unb  ; 
ir^edjiel^  enibielt.  l^on  5ummeiibart  befam  "l^elii-  { 
can  bie  :>tella  Mossiae  n'.  ^.  *?lrt.  *Jiiger,  ob.  391)  '• 
mit  bebrüifdjem  ^ert  unb  barübergebrudtcr  beut- ! 
fdier  Ueberiefcung.  i^iit  ^ieien  >mei  iöilfimineln  i 
unb  einiger' "Einleitung  burd)  ^){eud]Iin  erlcnue' 
er  bie  bebräi!d)e  vSrradje  unb  verlegte  )\d^  nun; 
mit  5?orliebc  auf  ba*  3tubium  benelben.  (rx 
fiCUie  aud)  eine  bebraiid^e  ö^rammatif  ^uümmen. 
bie  en"te  in  bcutid:er  3i>rad)e.  3ic  n:iir?e  1504 
gebrudi  r^ienle  gab  fie  rcn:::neI4  *lib.nogra?bie- 
br»:d  in  unrrünolid)«  ö>e»":i:lt  neu  bcrauä[Iü- 
b:n.;cK  ISTTli.  'Om  5-  15''2  irur^e  'IH-Uican 
i.i\ii«r  ^er  5bc."'li'»g:e  in  Safcl.  :r:  ^er  3?udj- 


bnider  ftmerbad^   feine  !DKt^e   gitr  ^ennift- 
gabe  ber  ©d^riften  be§  %  Sugaftin  benu|ic.  tsf 
SBunfd^  bed  il^  geneigten  Sifc^ofd  Don  9«^ 
fd^rieb  ^ttican  einen  „2^Begrtff  ber  dffnjtti^a 
Seigre'',  meld^  bereits  mond^  Snt^mer  ent^ 
unb  be|]^(b  t)on  ber  (Seiftlid^Ieit  beanftanbct  tmnbt 
3m  3.  1511  mürbe  er  ©uorbian  in  $foq^ 
9uf  einer  2)urd^ife  befuc^te  i^  äBoIfgong  gointo 
(f.  b.  Slrt.),  bem  gegenüber  er  Sebenfen  begügli^hs 
3:ranSfubftantiatü)n  geäußert  l^en  f oU.  @pätir 
mürbe  er  @ecretar  beS  ^roütngiold  unb  mo^  in 
biefer  6igenfd(|aft  einem  @enerQlca|>iteI  bed  CdM 
in  SRom  bei,  tDO  er  aber  mel^r  äntereffe  für  daSff 
fd^eS  ^lltertbum  als  für  bie  d^rifüid^n  Senhnölcr 
unb  ]()eil^^  Statten  funbgab.  3n  ber  gfolge  minbe 
er  @uarbian  gu  Sluffad^  unb  1519  gu  SafeL  Soit 
f  örberte  er  bei  ben  9)iönd^n  baS  Sef  en  ber  Sd^ftn 
SutberS  unb  billigte  bie  (SlaubenSneuenuig.  ^ 
balb  mürbe  er  1523  als  ©uarbton  abge^;  tkr 
aiatl^  aber  ernannte  ibn  im  folgenben  ^cS^  )b> 
gleid)  mit  CecolampabiuS  (f.  b.  ^}lrt)  gum  ^ 
feffor  ber  S^logie  an  ber  ^od)]d)idt,  Sei  eiatr 
SiSputation  Don  1524  erflärte  er  ftd^  für  bx 
^:)$ne)terebe.  «uf  Seranlaffung  Stfingli'S  tonde 
er  1526  alS  fiebrer  ber  ^bröifc^en  Sinad^  noä 
3üri(b  berufen,  legte  nun  bos  CrbenSfieib  (A  mi 
Derl^iratete  fu^.  im%  1528  »obnte  er  berXü* 
putation  in  Sem  bei  unb  batte  1536  toefentli^B 
tllntbeil  an  ber  tyeftfteUung  ber  erften  „ieeU>etif4a 
eonfeffion".    «Fr  ftarb  ben^6.  9lprÜ  1556.- 
^^^Uican  binterlieB  eine  ^elbftbtogropbie  ote 
„Pbronüon"  ibfrauSgegeben  Don  S.  Shggenlut, 
Sa  fei  1877).  '^Uifeer  ber  l^cbräiidjen  (ärammtil 
ließ  er  befonbers  no(^  (Fommeutare  gur  beüign 
Sdjrift  bniden  (^üridj  1 532 — 1  bS9K  3abl««k 
llJünufcripte  Don  ihm  befinben  nd)  in  ber  SiaJt» 
bibliotbef  gu  3"ncb.    &in  ^^er^cicfiniB  beriefl« 
finbet  fid)  bei  öoninger,  '^Ute^ff  uii^  "Dieue^  aus  be 
gelebrteu  !©elt  I,  3üricb  1717,  52.   6ine  IflDs- 
Ulf  cbe  Siogrophie  Derfafete  2.  i'oDater  ( 3üri4  loSä-, 
(Sgl  nod)  l'eu, ^^loet.  ^^ericrn  XIV,  3üri4 1755 
423  ff.;  3ürid)er  iaidjenbud)  1S5S.  137ft.:  fta» 
iübrsMatt  Der  StaDtbibl.,  3üricb  1871,  iff.  [« 
%'orträt]i.  [ÖJ.  fflaper.] 

^eOicrio^'^Ileriu^  ''^lureliue,  bebeuteär 
5lr*aolpge,  murDe  1744  ^u  *?ifarel  geboren,  (fr 
mad)te  glanj;cu^e  3niDien  in  »e'rer  SaierüiÄiBü 
roibniete  fiA.  nad^em  er  ^:e  öuniunbra  ßblji» 
Dirt,  ber  Ibeolcgte.  (rr:  23  Jcire  alr.  überiep 
er  liUemcntj  Vcbcn  ^c4  (rrlö'ers  in  ü*ine  liRsttO' 
fprad)e  unb  renab  c4  r.::  celctnen  "Jioien.  ^ 
C^ahre  barauf  hielt  er  in  l?cr  Vjcnfcrerija  miis* 
diem  irrfclae  Scrle'ur.{:eri  üb«  i'irurgif,  NAC 
fdion  mit  27  oabren  c:r.er.  c^enüicten  Heim 
ber  Vrtb-.f  unt»  Nr  'ÄrdK:»'^;: ^::e  an 


1773 


$eI)iHn. 


1774 


iSbu  neue  SuSaabe  biefeS  SBerfed  befotgte  Stitter 
(ftöln  1829) ;  Die  Sugoben  unb  2)i{|ertQtionen, 
todd^  auä^  einen  99anb  füllen,  ebtrte  Staun  (Stbln 
1838).  aSKe  fd^on  auS  bem  Xitel  beS  Sud^  er- 
fftHX,  befd^önfte  $eUicda  feine  Unterfud^ung  ntd^t 
auf  ben  S^Unntm  ber  gried^fd^^ömifdgen  iBitt)ung, 
fonbem  be^  f^e  über  bcA  gon^  SRittelalter  utü) 
tdbß  über  bie  neuere  3tit  auS.  2)e^]^atb  mieb  er 
ond^  bie  fftdMndxö^  93egetd^nung  Antiquitates 
unb  gab  feinem  Sßerle  bie  Ueberfd^ift  Politia. 
9Eknn  biefe  Steuerung  oud^  feine  Stod^mung 
fonb,  Jo  ift  bod^  nid^t  gu  läugnen,  ba^  baS  SSBerf 
uor  früheren  Sd^ften  über  d^riftlid^  ^Itertpmer 
mand^  SSoqüge  l^t;  inSbefonbere  berücfftd^gt 
c9  aud^  bie  nligiöfe  Stnnft  unb  bringt  }uei^ 
eine  S)arftenung  ber  ifotolomben  )u  9tea))eL  Sie 
PoliÜA  $eniccia'8  mar  befanntlid^  bie  ©runblage 
j^  SinterimS  (f.  b.  «rt.)  „3)enhDÜrbi^etten\ 
SBetter^in  bef c^äftigte  fic^  ^dliccia  mit  ber  ^}>ecial« 
ff^äfidfU  bed  j{5nigrei(^  92ea))el  unb  Deröffent- 
li^te  feine  barauf  bejüglid^  @tubien  in  ber  Bac- 
eolta  di  yarie  oroniche,  diarii . . .  del  regno 
diNapoU(Napolil780— 1782,  5yoll.).  3)iefe 
€<^rift  tieronla^  il^n  }u  einem  eingel^enbem  ©tu- 
bium  ber  S)i|)tomati{,  fo  ba^  er  l^terüber  unter 
SRuDOt  SSorlefungen  j^Iten  unb  fpöter  baS  SSBerl 
Istitazioni  della  scienza  diplomatica  (Napoli 
1813)  Der5ffentlid^en  fonnte.  Stuc^  befaßte  ftd^ 
^ße&iccia  mitfird^lid^-polttifd^^gfragen;  erfc^rieb 
II.  0.  ttalienifd^  eine  2)if jertation  über  ben  fte^- 
tai  ®ebraud^  unb  bie  $flid^t,  beim  öffentlid^en 
<Bottedbienft  fotDol^I  loie  pritKitim  für  bie  Surften 
|u  beten.  S)te  jtaiferin  SRoria  Serefia  Ue^  bie 
@d^rift  in'd  2)eutf d^  überfe^ ;  für  bie  ungorifc^e 
9tfliion  übertrug  ^Iliccia  f elbft  fte  in'd  fiateinif c^e. 
Unter  Sßurat  Derfa^  ^niccia  baS  %mt  eined  @e« 
neialDicard  unb  mürbe  1820  gum  SRitglieb  ber 
amftitutioneUen  ifammer  gemö^lt  Sr  ftarb  )u 
9teat>el  im  %  1822.  Liters.] 

9^n^  el^emalige  Siftercienferobtei  im  %rd^- 

biocimat  ^mereUen,  5  lü^eilen  füblid^  Don  2)(m- 

\\q,  an  ber  gferfe,  einem  IRebenflu^  ber  SBeid^fel, 

SRorftfleden  mit  2500  Stnmo^nem,  gel^örte 

gur  Sidcefe  SeSlau  (Wloclawek,  Yladis- 

kTia)  in  $oIen.    2)urd^  bie  SuIle  De  salute 

uimanim  Dom  Saläre  1821  mürbe  mit  bem  Strd^i- 

^-   Uoconat$omereUenaud^^I|)Iinber2)iöcefeeuIm 

'-'    einverleibt  unb  gum  @i^  bed  93i{d^ofd  Don  ßulm 

.^  bcfUmmt.  S)ie  XronSIotton  bed  S)omcapitefö  Don 

-^;  Culmfeena^^elplin  erfolgte  am  8.  Stuguft  1824. 

^'  S)ie  bort  refibirenben  Sif^öfe  Don  6ulm  maren 

^  ««.  SBotl^p,  geblag,  D.  b.  aJlarmit  (f.  b.  «rt.  Kulm), 

'.<  mcj^  beffen  lobe  im  3. 1886  ber  {cjige  »ifd^of 

^:  ^f  *ö  JRebner  bie  Sermaltung  ber  ffiiöcefe  über- 

"^  *v»i-    Unter  bem  erften  marb  auc^  baS  t^eoretifc^e 

^-  "^iaS  j>raftifd^e  ßlericalfeminor  nad^  $elplin  Der- 

'  W  unter  «ifd^of  Seblag  ein  ftnabenfeminar  (Col- 

'■'  2f"**  Marianum)  bafelbft  errid^tet.  I.  qjelplin 

^ftS  *J    ^^^  ^errfd^aft  ber  pomerellifc^en 

;  £y?  «  »x  3m  3. 1258  Derliel^  ber  C)crjog  ©ambor 

'  ^*^"l>t4au(in  ber9lä]^DonS)irfc^au),  berrine 


medKenburgif d^  ^ngeffbi  )ur  (Semal^Iin  l^tte  (dqI. 
ftlempin,  ^{iommerfd^  Urfunbenbud^  I,  ©tettui 
1868,  864  f.),  bem  ftlofler  2)oberan  in  aRedden- 
burg  baS  2)orf  ^ogutten  (an  ber  gferfe,  füblid^ 
Don  Sd^önedt)  mit  bem  angrengenben  @ebiet 
(600  ^u^),  bad  nod^  burd^  onbertoeitige  @d^- 
fungen  einen  3umad^  erl^ielt,  gur  ©rünbung 
eines  Stlo\itt%  (f.  $erlbad^,  ^omereüifd^  Ur- 
(unbenbud^,  S)angig  1882,  143  ff.;  Scriptt. 
rer.  pnissic.  I,  £eit)gig  1861,  809  ff.).  3)aS 
iflofter  in  i{iogut!en,  meld^eö  nad^  ber  |>ertunft 
ber  9Rdnd^e  9teu-®oberan,  nad^  feinem  Stifter 
Samburia  (@amburd^)  ober  nad^  ber  befon- 
bem  Patronin  Mona  Mariae  (SJtarienberg)  ge« 
nannt  mürbe,  b<^e  StnfangS  nur  5  ^efter* 
mönd^  unb  4  Saienbrüber  unb  erl^ielt  burd^ 
aSermittelung  beS  99ifd^of8  Don  SeSlau,  ber  bem« 
felben  aud^  ben  Sifd^ofdgel^nten  überlief,  erft  im 
3. 1267  einen  DoUgäl^Iigen  SonDent  (Don  gmölf 
9Rdnd^en).  ®er  pomereUifd^  ^ergog  ©manto- 
poü  (geft.  1266)  beftätigte  bie  ©Hftung  feines 
SruberS  im  3- 1260.  2)en  Stönd^en  in  ^{iogutfen 
gefiel  aber  bie  Sage  bed  neuen  filofterS  nid^t  propter 
loci  inhabilitatem,  afiris  inaalubritatem  et 
agronun  Bterilitatem  (Chron.  I»  14).  3b^ni 
SBunfd^e  nad^  einem  anbem  geeigneten  Orte  foUte 
balb  entfprod^en  merben.  3nt  3- 1274  fd^nlte  ber 
ßergog  SReftmin,  ber  @ol^n  @manto)ioIfS  unb 
9ceffe  SamborS,  burd^  Urfunbe  d.  d.  2.  ^anmx 
@d^me^  (^Ibad^  a.  o.  O.  211)  gur  ©rünbung 
einer  9btei,  meiere  ber  SRutter  ©otted,  ben  (Q.  93e- 
nebid  unb  Sernl^rb  unb  bem  (I.  @tanidlaud 
(SBifd^f  unb  SRart^rer)  gemeil^t  fein  foUte,  im  ®e- 
biete  Sl^mau  einen  etma  2  0.-9Jt.  umfaffenben. 
gmifd^  ber  gferfe  unb  i^ren  9tebenf!ü)jen  3onIa 
unb  SBangermu^  gelegenen  frud(|tbaren  Sanbftrid^ 
mit  bem  Orte  ^elplin,  frei  Don  allen  Saften  unb 
mit  ber  DoUen  Seric^tSbarfeit  beS  SlbteS  über  feine 
Unterf  äffen ;  bief  en  fianbftrid^  l^tte  ber  reid^begüterte 
ißalatin  SSk^gel  bem  ^i^og  für  ben  ongegebenen 
3me(I  abgetreten.  2)ie  Ueboftebelung  beS  gangen 
SonoenteS  Don  ^ogutfen  nad^  $el]pltn  erfolgte 
am  28.  October  1276.  2)em  ftlofter  Derblieb  aiui^ 
^ier  ber  9tame  9{eU'2)oberan,  meli^er  erft  allmalig 
burd^  ben  Ortsnamen ^Iplin  (urfunblid^Polplyn, 
Polpün,  Polpeljn,  Poelplyn,  Poelplin  genannt) 
Derbrängt  mürbe ;  bie  frühen  ^geid^ungen  Sam- 
buria unb  Mona  Mariae  Derf^manben  gugleid^ 
mit  ber  urfprünglid^  Stiftung.  S)ie  (Eiftercienfer- 
abtei  ^elplin  ftammte  nad^  Eingabe  ber  ^elpUner 
Sb^onif  1, 1  mittelbar  Don  SRorimunb  in  folgenber 
»eil^enfolge  ah:  SRorimunb  (gegr.  1115),  aiten- 
campen  bei  (Selbem  (gegr.  1122),  SlmelungS- 
bom  unmeit  SorDe^  (gegr.  1180),  2)oberan  in 
STOetflenburg  (gegr.  1170),  beffm  ?lbt  mieber- 
l^lt  $elplin  Difitirte;  nad^  ber  Stuf^bung  Don 
2)oberan  im  3.  1552  ftebelte  ber  le^te  «bt 
^{ieperlom  nad^  $el))lin  über.  SRefImin,  ber  nad^ 
bem  3abre  1276  bem  ftlofter  nod^  bie  S)5rfer 
®ar|,  Safreme,  ©emli^,  @d^ome  unb  ben  @ee 
@d^Uing  gefd^mft  l^te,  ftarb  finberiod  1294. 


1775 


$el)ilin. 


1776 


5Kad&  feinem  lobe  lata  ^omereflen  für  furae  Seit 
unter  polnifd^e  Ober^enjc^aft  (1295—1309); 
toöl^renb  biejer  Seit  öerQrö^erte  fid^  ber  Sefi^tanb 
bed  Sont)ent§  burd^  eine  Sd^enhtng  bed  ftbnigS 
ipraem^SlouS.  pr  bie  Ueberlaffunö  be8  Sel&nten 
im  ^IpUner  ®  ebiet  mu|te  ba§  «lofter  bem  SBijd^of 
im  3. 1301  meistere  ©örfer  abtreten. 

n.  ^elplin  unter  ber  §errfd^aft  be« 
beutf^en  Drben«  (1309—1466).  ©d^on 
burd^  ben  Dom  t)ä|)ftli(l^en  Segoten  ^i)}lipp  t)on 
germo  »ermittelten  unb  aföbann  öom  ^fte 
SDlartin  IV.  beftätigten  ©ertrag  öon  mmä)  (in 
©ij^lefien)  am  18. 9)iai  1282,  toonac^  ber  öerjog 
SDleftmin  baS  SKetoer  fionb  bem  beutfd^en  ürben 
abtreten  mu|te,  l^atte  lejterer  eine  »id^tige  $ofition 
teepd^  Don  ber  SBeic^fel  in  ^omerellen  gett)onnen 
($erlba^  a.  a.  D.  291.  302.  307.  311).  «ud^ 
bad  ftlofter  ^elplin  mu|te,  fotoeit  e§  im  SReioer 
©ebiet  begütert  toax,  bie  Oberl^ol^eit  bed  OrbenS 
onerfennen.  3Rii  feinem  gefammten  93eft|t]^um 
lam  ed  erft  im  3. 1309  ebenfo  toie  ^omereSen 
unter  bie  ^errfd^oft  beö  OrbenS.  Obgleid^  bie 
beutfd^n  SRitter,  bie  felbft  ein  lanbbeft^enber  unb 
lanbermerbenber  Orben  maren,  bem  ftlofter  nid^t 
mel^r  toie  bie  pomereUifc^en  gfürfien  größere  fionb- 
fd^enlungen  gumenbeten,  fo  loar  boc^  boS  SSer- 
^dltni^  beS  beutfc^en  OrbenS  jum  fflofier  $elplin 
im  ©anjen  ein  tool^Itoonenbed.  3m  Liber  mor- 
taonim  unb  in  ber  Sl^roni!  tt)erben  mieberl^olt 
Somture  unb  ^od^meifier  ald  benefactores  unb 
fautores  be3  jf lofterS  em)a]^nt.  Unter  jhtd^meifier 
erl^ielt  ber  beutfc^e  Orben  im  3*  1418  auf  ben 
Antrag  bed  ^elpliner  W>M  beim  ©eneralcopitel 
in  Siteauj  bie  Konfratemität  be§  (Jiftercienfer- 
orbenS,  b.  1^.  bie  2:]^etlna]^me  an  allen  geiftigen 
©ütem  be§fe(ben.  Unier  bem  @d^u^  be§  beutf(|en 
OrbenS  entfaltete  ba§  fflofter  eine  reid^e  Sl^ötig» 
feit.  ®a8  14.  unb  15.  3a]^rl^unbert  fmb  al§  bie 
SSIütejeit  beöfelben  angufel^en.  SSortrefflid^e  ®i§» 
ciplin  im  jflofter  unter  frei  gemöl^Iten  tüd^tigen 
acbten  (Chron.  I,  75. 119),  mufier^afte  ©ettjirt)^. 
fd^aftung  be§  Sanbe§,  eine  großartige  iBautl^atig- 
feit,  tooDon  ber  l^errlid^e  2)om  ba3  glöngenbfte 
3eugni|  ablegt,  bilbcn  bie  Signatur  biefer  $eriobe. 
2)er  auSgebel^nte  @runbbeft|  tourbe  tl^eilS  Don  ben 
SDWnd^en  fclbft  auf  il^ren  feöfen  unb  SSortoerfen 
betoirt^fd^aftet,  tl^cilS  an  Koloniften,  bie  Dielfad^ 
beutfd^er  D^ationalität  toaren,  für  einen  mäßigen 
3inS,  9laturanicfenmgen  unb  gettjiffe  Cciftungen 
nad^  culmif  d^em  SRcd^t  auSacgeben  (Jus  Culmense, 
ffianjig  1745;  Soigt,  @t\ä^\ä)it  «ßreußenS  VI, 
ÄönigSberg  1834,  587  ff.).  S)urd^  bie  elocatio 
jure  culmensi  Derliel^  baS  fflofter  ben  Unterfaffen 
baS  Sted^t  be§  ßigent^umS,  baS  Sted^t  ber  @elbft- 
Dermaltung  burd^  ben  Sd^uljen  mit  ben  ©d^öffen 
unb  bie  Sreii^eit  Don  ben  Caflen  beS  polnifd^cn 
SRcd^tö.  S)ie  l^ö^ere  ©erid^tsbarfeit  ju  „§alS 
unb  §anb"  loar  bem  ?lbt  Dorbel^alten.  Unter  ber 
polnifd^en  ^errfd^aft  trat  feit  bem  17.  Sal^rl^unbert, 
tt)ie  toir  aud  ben  rrivilegia  perpetua  ex  parte 
conventus  PoelplinensiB  crfcl^en,  an  ©teile  beS 


jus  culmense  baS  jus  plebiscitnm  obei'Wil* 
köhr  (3eit))ad^t  auf  12—20  ^icifyct,  oerbunbennt 
größeren  Saften).  S)a8  fflofter  tmtri^e  im  Arie|e 
jtDifd^  $oIen  unb  bem  beutfd^  Oiben  ia  3. 
1410,  burdb  bie  ^uftten  im  3.  1433  (Chrcm.  I, 
107. 119 ;  aSoigt,  ©efd^.  ^ßreujM  VII,  600 1), 
in  bem  12j[a]^rigen  ftriege  }tDifd!|en  ^Icn  unb  hm 
preußifd^en  99unb  tinerfettS  unb  bem  bcutfi^ 
Orben  onbererfeitS  (1454 — 1466)  fd^toer  1^ 
gefud^t.  Surd^  ben  Stromer  gfneben  Dom  19.  Ge- 
tober 1466  !am  baS  eulmerlanb,  Srmkmb,  !|^ 
ktinat  Snanet^urg,  ^omerelten  unb  mit  $oik> 
reUen  oud^  baS  ftlojter  $elplin  an  $oIen. 

ni.  ^{ielplin  unter  |)oInifd^er  ^er^ 
fd^aft  (1466-1772).  3)er  Stbn\%  (Ecqunir, 
toeld^er  bereits  1464  bie  ^Dilegien  beS  fflopaS 
beftätigt  l^atte,  !am  bem  &>nDent  mit  1000  Stef 
(etma  3600  SRarf  unferer  SBo^rung)  )u  Ml 
S)er  Umftd^t  unb  bem  SertDaltungStoIent  ber  lete 
gelang  eö,  nod^  Dor  bem  Snbe  bed  15.  So^r^unbofi 
bie  burd^  ben  furchtbaren  12iö]^Qen  ftrieg  fotpie 
burd^  bie  $efl  Dom  ^cifyct  1474  gef^jagaa 
SBunben  )u  l^eilen.  3n  bet  erften  ^fte  bcS 
16.  3al^]^unbertd  l^c^te  im  Softer  nod^  ^ 
unb  Crbnung.  Unter  ben  Dom  ftönige  ©igtanb 
Sugufi,  ber  mit  ber  ^refte  lieböugelte,  nomintita 
gang  toeltlid^  gefmnten  unb  umoürbigen  9eUa 
3eIi3latD3fi  (1557—1562,  oldbonn  Sifd^of  Mi 
(Eulm;  gefL  1571)  unb  »embotoSft  L  (1563  IrI 
1590)  riß  in  bem  mel^r  unb  mel^  entDöUtttn 
SonDente  DoUfiönbige  ^nard^ie  ein:  Eomiseri' 
arum  Ulis  temporibus  Monasterium  hoc  de- 
venit,  ut  videretur  non  amplius  domicilinm 
Religiosonim,  sed  asyluin  et  tutissimum  re- 
fugium  Apostatanun  et  profügomm  omniam 
Ordinum,  qui  per  omnia  vitam  Sarabaitis  de- 
teriorem  duxerunt  (Chron.  I,  235).  3in  3. 
1579  toaxh  burd^  ben  Sifd^of  Don  £e§Iau,  fian« 
fotoSfi,  als  tßifttator  im  auftrage  be§  a))ojtoIiK^ 
5Runtiu8,  foirie  1580  unb  1590  burd^  bie  öon 
6^iteau£  entf anbten  CrbenSDifitatorcn  Sbmunb  Dom 
Äreuje  unb  glaubiuS  (f.  b.  »rt.  OliDa,  ob.  SlSj 
eine  Stef ormoiion  angebal^nt ;  aEein  erft  auf  energi> 
fd^e§  ^Betreiben  bed  feeleneifrigen  2)iocefanbifd^fs 
9to)ra5ett)§!i ,  ber  baS  iflofter  im  auftrage  be§ 
$apftc8  1593,  1596  unb  1597  Difitirte,  ürnnte 
unter  bem  tüd^tigen  ^bt  SticoIauS  jfofüa  (1592 
bi§  1610)  bie  fflofierjud^t  mieberl^ergeftelU  loer- 
ben.  ®a8  SReformroerf  beö  «bte«,  ber  im  3-  159Ö 
aud^  bie  S^eilung  ber  IHoftergüter  gmifd^en  bem 
Slbt  unb  ben  9}^önd^en  im  3ntereffe  ber  le^tmn 
DoUgog,  hmrbe  mcfentlid^  Don  ben  ^rioren  &dfin» 
bed  (1593—1596),  «bler  (1596—1597,  auf 
ein  3ckl^r  Don  CliDo  beurlaubt)  imb  gfulgrotv 
(1598— 1646)  geförbert.  ®ie  entfrembeteniHoitcr- 
guter  teurben  tt)iebergeiDonnen ,  bie  lixi^aifi  ber 
ÜJUnd^e  ftieg  Don  4  auf  30,  ftloftergud^t  fe^ 
toieber.  t$ür  bie  SBetoal^rung  bed  flöfterli^en 
©eifteS  trugen  aud^  bie  nac^f  olgenben  ^ebte  €orge, 
unter  benen  befonberd  StembotoSfi  II.  (1618  biS 
1649)  als  ein  Dorgüglid^er  OrbenSmann  unD 


1777 


$eltanii§. 


1778 


(Eiferer  ffir  bie  jno{!trbtSci))Iin  SrtDöl^nung  t)er- 
Mcnt  2)ie  9lud6tlbung  brr  jitingen  9)lön($e  ge- 
fd^  tl^tlS  in  ^Iplin,  tl^ifö  bei  ben  Sefutten  in 
SroimSberg  unb  im  18.  Sol^rl^unbert  im  Sifter- 
denferfloftet  aRogih  bei  Stxafaw.  ^elplin,  baS 
frfl^  gu  ber  notbbeutjd^en  Otbendproüins  gel^örte, 
ttntrbe  1580  ber  polntfd^  OrbcnSproDin)  einDer- 
(eibt  (f.  b.  %rt.  OliDa,  ob.  810).  Sie  aiUnd^e  ttxnren 
bis  }um  16.  Sol^l^unbert,  menn  nid^t  auSfd^Iie^- 
li^,  fo  bod^  )um  größten  Zl^eU  beutfc^er  92Qtio- 
tioIUftt ;  erft  feit  bem  gnbe  bed  16.  Sal^r^unbertö 
finb  bie  9te(igio|en  gemif d^ter  StationaUtöt  (beutfd^ 
unb  poInifc^X  obgleid^  im  17.  ^o^rl^unbert  boS 
beutfd^  SIement  (befonberd  Srmlänber)  nod^  ftor! 
Dor^errfd^te.  Sie  9tebte  moren  feit  1557  bis  }ur 
flufbebimg  beS  iHofterS  im  3.  1823  fömmtltc^ 
iwlnifd^  ^Rationalität  mit  ^uSnal^me  be§  Som- 
menbatarabted  ftarl  Don  ^o^ensoQem  (1779  bis 
1795).  «n  eteUe  ber  freien  ^Ibtihml^I  trat  im 
3.  1557  bad  ufurpirte  92ominationSred^t  beS 
MnigS,  über  beffen  nöl^ere  Seftimmung  unb  fpätere 
Suf^ebung  burd^  bie  Pacta  conventa  ber  %rt. 
DliXKi,  ob.  811  5U  Dergleid^en  ift.  S)a§  Siedet,  bie 
SnfuI  )U  trogen,  mürbe  ben  ^elpliner  bebten  t)om 
$apfte  im  3. 1617  Derlieben.  ^aä)  StuSmeiS  ber 
(^bronif  beftanb  menigftenS  im  17.  Sal^rl^unbert 
bafelbfi  eine  @d^ule  für  obelige  ftnaben.  ßS  fei 
lUK^  ermäl^nt,  bo^  bad  $el))liner  Stift  in  ben 
e<i^toeben!riegen  1626—1629  (@uftat)  Slbolf  mor 
1626  in  ^Iplin)  unb  befonberS  1655—1660  fel^r 
fd^er  l^imgefu^t  mürbe.  9u(^  maren  bie  Saften, 
toeld^  unter  ber  polnifd^en  ^errfd^ft  bem  fflofier 
in  Sfriebendgeiten  aHmöIig  auferlegt  mürben,  nid^t 
gering  (Sccife,  Kontribution,  subsidium  chari- 
tatiTuin  u.  f.  m.). 

IV.  ^elplinunter  preu^ifd^er ^err» 
fd^aft  feit  1772.  Sei  ber  erften  Sbeilung 
holend  fam  ^Iplin  gugleid^  mit  gang  ^ome« 
retten  (SDanjig  ausgenommen)  an  ^reu^en.  9(n 
ber  ^ulbigung  gu  9Rarienburg  am  27.  Sep- 
tember 1772  nal^m  aud^  ber  %ht  @otartott)S!i 
tbetL  Sfriebnd^  IL  lie^  bie  jfloftergüter  in  9tb- 
minifiraKon  nel^men  unb  beftimmte  alS  Sompetenj 
(50  Vo  beS  bamalS  ermittelten  ^Reinertrags)  für 
ben  abt  2920  Sl^Ir.  8  @r.  10  V»  $fv  für  bie 
SonDentualen  (bamalS  46)  8397  Xl^Ir.  2  ®r. 
11  Vi  ^.  (Cel^mann,  ^reufeen  unb  bie  fatl^.  ftird^c 
IV,  fieipg.  1883,  562).  ®efud^e  um  mcitere  3u. 
loenbungen,  mie  im  3. 1781  um  Ueberlaffung  ber 
(Einfänfte  beS  SormerfS  9ieu]^of  für  bie  Stepara- 
hiren  ber  großen  ffird^e,  mürben  runbmeg  abgelel^nt 
(Seemann  V,  562.  573).  2)aau  famen  aUerlei 
9ef d^rdnfungen  bejüglid^  ber  Serbinbung  mit  ber 
|H)Inifd^  OrbenSproDin^ ,  ber  (Sntfemung  auS 
bem  fllofier  unb  begügli^  ber  ftufnabme  Don 
Blotrtjen  (Seemann  IV,  466.  467.  541  ff. ;  V, 
274).  S)agegen  mu^te  ftd^  gfriebrid^  II.  baS  9to- 
minotionSrec^t  begüglid^  ber  9ebte  Don  ^Iplin 
unb  OliDo  %u  ermirfen  (f.  b.  91rt.  Olioa,  ob.  815). 
Sie  unter  oer  preu^if^en  ^errfd^aft  nominirten 
Commoibotoräbte  Don  ^Iplin  finb :  gürft  Stoxl 


Don  ^oJ^oDem  unb  StpbgqASfi,  beibe  St- 
f(^5fe  Don  ^ulm;  nad^  beS  le^tem  Sobe  (geß. 
1814)  blieb  bie^btSmürbe  Dacant.  2)urd^  2)ecret 
Dom  80.  October  1810,  moburd^  bie  ftlofter- 
güter  bel^ufS  Sejal^Iung  ber  ffriegScontribution 
föculanftrt  unb  bie  meitere  ^ufna^me  Don  9lO" 
Dijen  Derboten  mürbe,  marb  baS  iflofier  )um 
ftuSfterben  Derurt^eilt;  befinitiD  mürbe  eS  burd^ 
SabinetSorbre  Dom  14.  SRärs  1823  aufgel^oben. 
2)ie  16  ÜRönd^e  erhielten  Shil^egebölter.  S)ie 
mel^rf ad^  Derönberten  ff loftenöumlid^feiten  l^ben 
ie^t  baS  Slerical«  imb  ftnabenfeminar  inne.  S)ie 
ftlofierfird^e  ift  Sat](KbraIe  ber  feit  1821  neu 
circumfcribirten  Sulmer  S)idcefe.  Sie  jtird^e,  ein 
gotifd^er  Sadfteinbau  mtS  bem  14.  Sal^rl^unbert, 
befielet  auS  einem  red^tedtigen  breifd^iffigen  fyiMpU 
räume  Don  11  ^od^en,  melc^er  Don  einem  gmei- 
fd^iffigen  Ouer^ouf e  burd^fd^nitten  mirb ;  auf  ber 
aRitte  beS  (SebäubeS  ift  ein  ^od^reiter.  S)aS  Sang- 
l^auS  ift  mit  @temgemölben,  baS  Ouerl^auS  im 
nörblid^en  gflügel  mit  3cQ^g(tDöIben,  im  f  üblid^en 
mit  flad^en  9le^emöI6en  überbedt.  Son  ben 
20  Elitären  auS  bem  17.  unb  18.  Sa^unbert 
finb  als  fd^öne  Stenaiffancemerfe  ber  SRanenaltar 
(1619)  mit  einem  fel^r  mertl^DoQen  Silbe  („l^ige 
9lad^t'')  in  ber  ^tthtüa  unb  ber  ^od^altar  (1623 
an  Stelle  beS  frül^em  erbaut  mit  bem  gro^ 
Silbe  „Krönung  aRariä")  gu  ermäl^nen.  9tu^er- 
bem  fei  nod^,  abgefel^en  Don  einigen  ^aramenten 
unb  ffeld^en  auS  älterer  3(it,  bingemiefen  auf  bie 
Sborftül^le  (gotif^e  auS  bem  Snbc  beS  16. 3al^r- 
bunbertS,  JRenaiffance  auS  bem  3abre  1622),  bie 
ffreuggönge  mit  einem  SBanbbilb  al  tempera 
(„Äreujigung  beS  ^erm",  unten  ^fJu^tDafd^ung") 
aus  bem  1 4.  ^abrl^unbert  unb  reid^er  SBanbtöf  elung 
(1609)  im  n^rbli^engflugel,  fomie  ga^Ireic^enOel« 
bilbem,  baS  Sommerrefectorium  (je^t  ©eminar- 
biMiotbermit600&anbfd^riftenunbl70002)rutf. 
bönben),  ber  gapitelSfaal,  nod^  auS  bem  13. 3abr- 
bunbert  Qe^t  üaptUt  beS  ffnabenfeminarS),  baS 
portal  im  IRorbfreugflugel  (f.  Sau-  unb  Jhtnft- 
benrmölerber^Din)SBeft))reu^en,S)an5ig  1885, 
191  ff.),  ©egenmörtig  ift  eine  umfaffenbe  Steftau- 
ration  beS  S)omeS  in  Eingriff  genommen.  (Sgl. 
aSinter,  Siftercienfer  beS  norb5ftIid^en  S)eutfd^- 
lanbS,  ®otba  1868—1871,  3  Sbe.;  20  «rtiW 
im  SBcftpreufe.  SoIfSbl,  ©anjig  1874  u.  1875, 
über  bie  „Sb^malige  (Eiftercienferabtei  ^elplin", 
Donbemllnter^eid^neten;  Eujot,  OpactwoPelp- 
liftskie,  Pelpl.  1875;  gfr^br^d^omic) ,  gübrer 
burd^  gklplin,  X^om  1 895 ;  %rd^iDalia  in  ^elplin : 
Chiron,  (bis  }um  ^a^re  1688),  2  yoll.,  Copia- 
rium,  Liber  mortuonim,  Privilegionim,  Epi- 
stolarum  etc.;  Strel^lfe,  2)oberan  unb  9teu* 
Soberan,  in  Sal^rbb.  für  medtlenburgifc^e  ®e- 
fd^cbte,  Sd^merin  1869;  Monumonta  histor. 
polen.  rV,  Lemberg  1884 ;  Slownik  Geogra- 
ficzny,  Warschau  1886.)         [SRofentreter.] 

^tttanns^  Xf^tohox  9lnton,  gelehrter 
Sefuit,  mar  geboren  }u  $elte  (bo^er  fein  92ame) 
in  ber  (Segenb  Don  Süttid^,  lehrte  an  ber  UniDer« 


1779 


^^enn. 


l.^.• 


fitöt  ju  3n^ol|tabt  erfl  ©ried^ifc^  unb  öebräifi, 
bann  aud^  i^eologie,  unb  ftarb  3U  Slug^burg  ben 
2.  3Rai  1584.  $eltanu§  übenej^e  unb  Dtröffent- 
licftte  »icle  Sd^riften  gricd^ifcfter  Rinfienoäter,  er- 
laubte fid^  jebocb  moncbe  t^reibeü  bei  ber  Uebei- 
fe^ng,  wa«  i^m  38.  Simon  (Histoire  critique 
des  principaux  commentateurs  du  ^.  Testa- 
ment c.  30  [ed.  Rotterdam  1693,  428])  ju 
großem  i^oitouTf  macbt ;  inbeg  bat  ^^^^Itonud  in 
ben  betreffenben  SBorreben  ben  Seiet  fdbon  bar» 
auf  aufmcrfjam  gemac^,  ba^  er  ben  Sinn  ber 
Sd^riTtjteller  nic^t  önbem,  fonbcm  nur  beutlid^ 
unb  bünbiger  geben  moUe.  Qx  binterlieB  ouc^ 
einige  6ontroDer§jc6riften,  unter  bieien  Doctrina 
catholica  de  purgatorio,  de  animarum  sedi- 
bus,  de  Tita  functorum  suffragiis,  de  chri- 
stianorum  sepulturis.  exsequiis  et  anniver- 
sariis,  Ingolstad.  1568;  De  librorum  cano- 
nicorum  numero,  auctoritate  et  legitima 
interpretatione,  ib.  1572;  De  originis  pec- 
cato  disceptatio  in  tr.  18  distributa;  item 
de  Christi  satisfactione  et  majestate,  ib. 
1576 ;  De  tribus  bonorum  operum  generibus 
eleemosyna,  jejunio  et  oratione  LL.  3,  ib. 
1580.  (i^gl.  Mederer,  Annales  Ingolstad. 
academiae  ad  a.  1572;  de  Backer,  Biblio- 
theque,  n.ed.  parSommcr%*ogel  VI.  Bnixelles 
1895, 45Sss.;  Hurter,  Nomencl.  litter.  1. 2.  ed., 
Oeniponte  1892,  64.)  [Ourter  S.  J.] 

?eitit,  SlMlliam,  eine§  ber  bebeutenbften 
9)litglicber  ber  Cuäfer  (i.  b.  3lrt.)  unb  ©riinber 
ber  Kolonie  ^^^enniploanien,  mar  al^  Sobn  SSJ^iU 
liam  'i^eiins,  iMceabmirols  ber  englüAen  {ylinte, 
1644  \\i  ilonbon  geboren.  Ü3iit  15  äal^ren  be5pg 
er  bic  Uniücrfiiät  Cncrb  unb  trarb  ül5  junger 
©ciüleman  in  5  l5lm)t<ilnird)*(?DUcg  aufijcnoni- 
luen.  Sort  enracbte  in  tbm  bie  'Jieigung  511  ben 
l'clircn  unb  (Mcbräucbcn  ber  Cuäfer.  Irine  'i^re- 
bigt  bc5  Cuäfer»  Ibomas  xloe  I)üttc  id)on  früher 
großen  (rinbrucf  auf  tbn  gemad)t ;  nun  glaubte  er 
folbfr  bic  Stimme  bes  Öeifies  innerlidi  ^u  per- 
nehmen.  (?r  tbeilte  fid)  ©leidigeitimmteii  mit  unb 
begann  mit  ihnen  gotte4bienfilid)c  IVrfammlungen 
5U  halten,  bei  beuen  bic  ftreunbe  iid)  gegenieitig 
prebigtcn.  darüber  lam  er  in  Unteriuäung  unb 
irurbc,  Uli  3>erTOaniungcn  nid)t3  fnid)tcicn.  üon 
ber  UniDcrfität  ausgeicblcnen.  '^lud)  fein  9?ater 
temnes  ihn  halb  au»  bem  ^auje,  tueil  er  gegen 
ben  feften  Sinn  be^  Scbne^  nid)t*  ausridnen 
tonnte.  SSiUiam  ging  ol)ne  Ü))hirren,  unb  als  fpäter 
fein  l^ater  i^m  befabL  nad)  ^^.^aris  5U  gehen,  um 
fid)  bort  \\i  seriireuen,  folgte  er  willig.  \)ll5  er 
nad^  ^au»e  5urücfgcfel)rt  tcar,  rourbc  er  uon  bem 
IWer,  ber  ixi^  i^inbenuB  feiner  3?eförbening  ge« 
hoben  glauhte,  bei  >>ofc  DorgefteUt,  fo  baß  er 
Pon  t>a  an  bei  Un  *3offcficn  enrf)ien.  ?lber  halb 
erroadite  bie  alte  l'iebe  5U  ben  Örunbiäftcn  ber 
„tvrcunbe"  non  neuem.  3"  6or!  in  Urlaub, 
wohin  ihn  fein  initer  5ur  2?cicrgung  uon  [va= 
r.iiliengefdwtien  geianbt.  hörte  er  5um  5njeitcn  i 
^)lai  Zijoma^  Voc.  wcldjcr  gcrabe  über  ben  Sa^ .  11 


prebigte,  e§  gebe  einen  ©louben  in  bem  Tta-: 
ber  bie  9?elt  übeminbe,  unb  einen  ©louber.  :<: 
Don  ber  93elt  übemunben  tDo^be:  bie  krn^ 
äBorte,  bie  er  ^ier  Demabm,  bnubten  %scz  %z 
ßntfcbeibung.  &r  lam  je^  rfiers  in  bie  @chL' 
f^ft  ber  greunbe,  würbe  aber  einmal  bei  i:l^ 
Selegenl^  aufgehoben  unb  in  «  @efän^tni^  «> 
Würfen.  SJad^  feiner  trreilaffung.  bie  er  r?rtl  er 
bem  Slnfeben  feines  S?aters  WTöonfre,  ^uI^c  c 
in*§  Döterlidbe  ^)au§  jurüdberufen.  Sa  fcscbl  ^- 
fprüdK  als  Sro^ungen  Dergeblic^  waren.  7:e£  'cr. 
fein  9.Viter  )um  5Weiten  3Rai,  unb  )wcr  rbrj  Li 
Unterftü|iung ,  auS  bem  ^uie.    $enn .  ^c^.  rz 
wirflic^  tief  religiöfer  3ug  bei  feinem  Öar.>el2:  be* 
ftimmte,  ging  imb  würbe  ein  eimger  ilVrtÜB^-Jf: 
feiner  ^ebre.  dierburcb  fam  er  in  isonfiia  wxt  ic 
Staat»fir(be/bie  er  befonberä  in  feiner  S&rr 
„2er  erfcbütterte  Sonbgrunb"  (The  sandy  foii&- 
dation  shaken)  befämpfte,  unb  würbe  besba>  = 
ben  2;ower  gefebt.  S^ort  firieb  er,  uz:  ri  z:: 
bie  Seinigen,  bte  Diel  5U  leiben  bacen,  ^u  zz?ncL 
bie  Schrift  „Cbne  Äreuj  teine  firone  (>"o  cpoes. 
no  crown)".  ^n  einer  langem  unb  ;war  ^4* 
mal  jiemliÄ  ^rten  @efangenfdKin  muBte  er  1671 
fd^macbten.  Siefe  berben  Scbidfole  ertrug  i^exzzr 
aller  @elaffenbeit,  lieB  aber  liiic&ts  unrerru^.  c= 
fein  unb  feiner  @lauben»genrfien  iiüc^  \it  vsü^az. 
^efonberS  war  eS  ber  @runbfa^  ber  i^i^ae* 
freibeit  unb  allgemeinen  Sulbung  ber  $^e!ciz:> 
niffe.  beffen  eifriger  l^orf echter  eruMi^.  Sibr^nc: 
@efängnifie  batte  er  ibn  feinen  ähcbtem  gecieixhr 
mit  allem  t^retmutt)  geltenb  gemacb!  unb  bcnercr 
mm  an  bis  an  fein  ilebenäcnbe  nid)i  auf.  fj:  ^^« 
felben  .5U  wirfen  unb  ju  fireiien.  —  *l*en:s  iVrr: 
war  unterbciien  aeftorben.   nad)^f^:   er  ^r.ziz 
Sohne,  bciicn  &niü  unb  iRebli*!eä  ii?s:  *.cnr.: 
abgewonnen,  DoUfommen  rcrsieben  u^.^  \:r,  ^iz 
^^crjiog  Don  '^orf,  ieinem  beionbem  ©cn-i:  :=• 
pfolilen  hatte.  (?r  hinterließ  feinem  S^tne  1!  •. 
"äj-^funb  Sterling  jäbrlidje  Äente  un^  ei:if  ft:::<' 
nmg  Don  15000  *l»fimb  Sterling  an  ?er.  9:ir 
für  Dorgcid)offene  iiriegsfcnen.  "SSill'uir.  i^ni 
nerheiraiete  fid).  öerfaBie  ^cr^d3:c^cne  Sin^rez  'r 
3ntereffe  ber  Cuäfer  unb  iiiaAic  ma  (rc:  lt- 
Äobert  3?arclap  (f.  b.  *Än. » eine  Äcüe  nai  tvll^- 
unb  Seutfdilanb,  wo  er  Öemeinben  ^u  ^r^c. 
hoffte  (1677).   'i)lllein  mehr  al»  frruiC'ic^;:t< 
S^e^iehungen  5U  hod)gefteUien'^*ePcnen  ent:i:::: 
nidii.  5iad)  feiner  iRucffehr  aus  Seiirct^r^-  i^-- 
fd)üftigte  ibn  hauptfädilid)  bie  iSnin^u^;  re:  ^»:* 
lonie  'ij^emifnlpanien.    Um  ben  J.*.nccÜ7:cr.  fe« 
folgungen  feiner  Ölaubensgender.  Vir.  '^r^  r- 
madien,  ftellte  er  1680  ben  "Jliirrag  an  r:e  Sf* 
gierung ,  ihm  fiir  feine  Sd)ulbfi.nbenu:^  er.  ö*«* 
biet  in  3iorbamerifa  5U5utbeüen,  unb  bur±  ic' 
tent  Dom  Jahre  1681  erhielt  er  für  ficb  ur.^  *er; 
(yrben  einen  ilanbftridj  am  weülid)en  U*::  !« 
Delaware  Dom  40. — i3.*^  n.  5?reite  u:::  »c'":  ui' 
umid)ränfien  ipobcitlredJten.  'üluf  ^en  3i»-jr.'i  :ä 
Äjönig-j  erhielt  bieier  Vanb^rrid)  ben  Oianier.  *fcr.' 
fnloanicn,  ,.'4.\'nn5  aSolbrcoier'.    [tur  ^-.f'i  \F:« 


^cfiaftel  —  $entQteu4                                      1782 

cnttDOtf  $emi  mt  (SbnfHtutum  in  24  9r*  \tifi  U^m  3a^  feines  SebenS  mar  er  unaud« 

vkUft  fpöter  bem  Serfiffungdentourf  ber  ge^  fnmf,  (nO)  feine  ®ei^fiaft  litt  unb  erlo^ 

iii^  Staaten  gu  ®ntnbe  gdi^t  nntrben.  $uj[e|t  gonj.    (Enblid^  flar6  er  1718  in  feinem 

:  bie  änbioner  ald  bie  red^tma^en  Sigen-  14.  3ü|te.  —  $enn8  Sd^riften,  faft  oOe  apolo» 

X  anfo^,  tte^  er  auil^  mit  biefen  Untertan«  gttifd^  Snl^altS,  ftnb  gefammelt  erfd^ienen  ju 

unb  ifrnen  ben  ^aupttl^  beS  i^m  ge-  Sonbonl726,miteinerSebenfibef(i^reibung$enn8; 

ien  Sanbftriil^  abtaufen.  ^S>cS)m  jpgen  nun  neu  gebnuft  )u  Sonbon  1782  in  5  Sönben.  93. 

dfien  twn  ollen  SSefenntniffen,  benn  $enn  $enn8  Beben  \^fynA  fion^fif4  StorfUIac  (^ßariS 

in  bie  (Eonftitution  als  @runbartilel  oufge-  1791,  beutfd^  Strasburg  179SX  englifd^  eUnIfon 

len,  eS  förnie  iebermann,  loeld^  (glaubend  er  (Sonbon  181S),  3anne9  (S.  SufL,  ^l^Uobelpljiia 

ei,  Särger  bed  @taated  $ennfQtoamen  fein,  1856),3)ipn(neue9tujl.,fionbonl856),6toug]^ 

n  er  nur  ®ott  unb  3e{um  (^riftum  ni^^  ton  (ebb.  1882).  (SgL  SB.  $enn  ober  3)ie  ^- 

unb  gegen  bie  guten  ©itten  nid^  tierfto^  fiönbe  dnglanbd  1644 — 1756,  auS  bem  Sng« 

:l\ä)  maren  eS  Diele  Dualer,  bie  bort  ein  9^1  lifd^  twn  (^  Sunfen,  £et))}ig  1854;  Apletons 

1.    3m  3.  1682  reiste  $enn  felbfi  nod^  Cyclopaedia  of  American  Biogr.  IV ,  New 

[^Immien  unb  berief  fömmtlid^  (Eoloniften  York  1888,  712  ff. ;  fotoie  bie  Sitemtur  im  9rt 

er  @eneralDerfdmmhtna,  auf  toel^  er  bie  Oudfer.)                                      [fterfer.] 

ttution  fanctioniren  lie|.  Slad^bem  er  1683  'SfdIitM  %(fonSbe,  f.  9trauj[o. 

tabt  $^ilabel|)^  gegänbet  ^e,  le^  er  ^eftufttle,  f.  Sbiimunb  oon  $^aforte. 

nod^  C^glanb  gumd  Seine  StüiSe^  traf  ^^i^fUm  im  fird^enred^tlid^  @inne  (peiurio 

rm  StegierungSmed^fel  gufommen.  ^M.  Itdnig  ecciesimatica)  be^eid^  im  Mgemeinen  oen  ouS 

I  n.  galt  SBiUiam  $enn  fd^n  toegen  feines  irgenb  einem  SRed^titel  abgeleiteten  ^id^  ober 

3  fe^  tnel:  nod^  mtfyc  geilen  bem  jtdnig  ft&ibigen  Segug  einer  fisen  3aiM^tente,  meld^ 

Srunbfa|e  oer  Xolenm),  meld^  er  im  3n-  entmeber  auS  bemftinl^- ober  i^frunbetiermdgen 

ber  Jtat^oliIen)ut)etioert^gebad^e.  Mein  an  einen  Stritten  begq^lt,  ober  tu)n  einem  Oi^- 

unfi  beS  ltdnigS  )og  $eim  oon  Seiten  ber  nonben  atö  Surgfd^  eineS  ftönbi^  SeboiS- 

trc^ler  Diele  Verfolgungen  $u,  befonberS  als  unterl^atteS  ffir  ben  gÜK  feiner  S)iet$unföl^igjkit 

nnem  Sinflu^  )ugefd$riebene  Xoleran^ict  nad^gemiefen  tt)erben  mu|.  Sie  erfd^eint  bol^  im 

bie  SJi^tconformi^  erfd^ienen  mar.  9Ran  erfiem  gfctDe  als  eine  S})ecieS  ber  Selaftung  beS 

Ibigte  il^,  obgleid^  er  fid^  bod^  felbfi  einmal  iKrd^-  ober  $fntnbeDermdgenS;  im  jioeitenSaBe 

oerleiten  laffen,  eine  Senoamung  gegen  bie  als  einer  ber  fogen.  OrbinationStitel.  —  1.  Unter 

ien  5u  fd^reiben,  er  fei  ein  Derlap^ter  3tfuit,  ^ßenfion  als  Selafiung,  namentlid^  beS  $frimbe« 

nStOmer  ftubirtunbsuStombieSBet^  etnfommenS,  oerße^  mir  1^  nid^Jo  faft  eine 

ngen;  er  fyäft  S)iS))enS  ersten,  in  ber  d^  fold^  $enfton,  meld^  bie  ^äpfte  im  äRtttelalter 

riben,  ge^  tögltd^  nad^  St.  SameS,  bort  biSmeilen  Stiftern  unb  ftlöftern  auferlegten,  ober 

gu  lefen  u.  bgL  m.  $enn  mürbe  fogar  Der-  bie  meltlid^  v^rrfd^  Don  benfelben  binrd^  Unter- 

t,  fid^  fd^riftlii^  gu  Dert^ibigen.  Sr  t^  bie^,  l^tSanmeifungen  gu  (Sunften  il^  ^ofbienerfd^ft 

iene  Angaben  als  löd^lid^e  SRord^  nac^,  mü)  anberer  3nbiDibuen  beanfprud(^  (f.  b.  9rt. 

ibigte  aber  aud^  ben  Jlönig,  ben  er  ftetS  als  ^ßanisbride),  ober  meld^  bem  ^ßdron  im  gdSe 

aufrid^tigen  %Ttmib  ber  (SemiffenSfrei^  unDerfd^uloeter  Srmut  auS  ben  Stentenfiberfd^ffen 

nrlDegeni^religiöfenSnfui^SSerfolgten  ber  ^[kitronatSfird^  Derabreid^  tDitrbe  (f.  b.  9rt. 

«n  ](|abe.  tlud^  nod^  3<2CobS  II.  Snttj^onung  ^atmiatSred^)  k.,  jonbem  }unäd^  eine  3obteS- 

;  er  oftmals  beunrul^tgt  unb  fogar  einige  9Me  rente,  rneld^  einem  ^eiftlid^,  ber  megen  SUterS« 

lerfc^örer  inquirirt    Srjanb  eS  yt^  für  fd^od^  ober  ftränflid^  bienftunfö^  gemorben 

ien,  ftd^  einige  3^it  in  bie  95erborgen|eit  gu-  unb  fem  ftird^enamt  niebergelegt  1^,  auS  feinem 

giel^,  IDO  er  fd^riftftellerifc^  für  feine  ^ßartei  biS^imgen  $frünbeertcag  als  Stul^^  ange« 

mar.  9lad^bem  er  enblid^  DdUig  freigef|n»-  miefen  mirb.  lieber  bie  naiveren  SRobalitüten  fol« 

Mir,  trat  er  mieber  in  bie  Oeffentlid^feit  unb  d^  ^ßenfionen  ober  ^Sbfente"  f.  b.  Sri  Sieftgna- 

L699  nad^  ^ennfplDonien,  mol^l  in  ber  9b-  tion.  &tfjit  auSfü^id^  l^anbelt  Don  ben  Der^d^ 

bort  gu  bleiben.  9ber  Serleumbungen  unb  benen  %rten  ber  fird^id^  $ei^[tonen  unb  beren 

)uen,  bie  man  mä^renb  feiner  9bmefen^it  re^tlid^  Sefd^enl^  FerraiiB,  Prompta  bi- 

i^  angef|>onnen,  mad^ten  balb  feine  äiüci-  blioüi.  s.  v.  Penaio,  Pensionarius.  —  2.  lieber 

ot^menbig  (1701).  $am  lebte  aud^  toeüer-  bie  $enfion  als  OrbinationStitel  f.  b.  9trt  Ti- 

ong  ber  Sorge  für  feine  Kolonie  unb  für  tulua.                                   [^ßemumeber.] 

BloubenSgenoffen.  ®a  er  aber  burd^  grei-  yftnUUu^  (^vtaTeuyoc)  ift  bie  feit  ben  ölte« 

eit  unb  gu  gro^  Vertrauen  auf  einen  feiner  ften  3^^  ber  d^rifllid^'Xl^logie  üblid^  )u- 

en  in  ftnangieUe  Sd^mierigfeiten  geriet^,  bot  fammenfaffenbe  Segeid^ung  für  bie  erften  fünf 

t  Sigent^iunSred^t  an  ^nfplDonien  ber  9üd^  beS  altteflameiülid^  SononS  (f.  b.  9rt). 

on.    2)aS  @efd^ft  !am  iebod^  ni^t  m  2)iefer  auS  bem  @ried^i^i^  ftammenbe  9lame 

K;  fd^lie^id^  gog  ftd^  ^n  auf  fein  Sono-  (riyr(,fünf,u.Teuyoc,  Volumen,  9ud^)]^  eine  alte 

tnScombe  in  Vudingl^f ^ire  gurüdt.   2)ie  Snalogte  in  bem  ^rte  ^xraTcu^oc  (Eus.  Praep. 


1783 


^entateud^. 


1784 


ey.  1, 10, 52  [al.  42])  unb  toirb  bei  ben  gricAifd^en 
©d^riftftcOcm  meift  afö  fjcmminum  (sc.  ßtpXoc), 
feltener  aI8  aWaScuUnum  (^ippol^t),  bri  ben  Sotei- 
nem  bagcgen  gctoöl^lid^  als  SKaScuIinum  (penta- 
teuchus),  feltener  als  9leutrum  (pentateuchum) 
oebraud^t.  3m  rabbimjd^  unb  talmubifd^ 
©d^fttl^um  entf^jrid^t  il^m  genau  »«im,  boS  ®e- 
fünftelte,  günftl^eiltge,  aud^  ber  ^lural  v»»"^,  bie 

Pnftl^Ie,  ober  ÖoBer  nninn  -^v^n  nartn,  bie 

fünf  pnftel  beS  ©efe^cS.  ®ie  «hrd^e  unb  bie 
©^nagoge  brüden  alfo  mit  bem  Flamen  ebenfo  bie 
©etl^ciltfeit  toie  bie  ginl^eit  bcS  fo  benannten 
©d^riftwerfeS  auS.  Rubere  parallel  laufenbe  3la- 
men  beS  ^entateud^S  finb :  1.  begüglid^  beS  ^aupt- 
inl^alteS:  ""jiri  ober  "n^irin,  v^jxoc  ober  6  vo^xoc, 
in  ber  ©pralle  berSargumim  «n"?"?*!«,  bie  „Seigre", 
„Untertoeifung".  S)cr3lu§brud6egcid^net,  toiebie 
ßiegefe  nad^xotx^t,  nid^t  blo^  eine  einzelne  gött> 
U^e  SBeifung,  aud^  nid^t  blo^  ben  Inbegriff  ber 
münblid^  überlieferten  ©otteSioeifungen  an  fein 
SBoIf,  fonbem  bie  fd^riftlid^  fijirte,  burd^  SKofcS 
öcrmittelte  ®otteSoffenbarung,  „baS  ®efe|"  ober 
bie  „©efe^bipcation",  tt)clc|e  baS  rcligiöfe,  poK- 
tif  d^  uno  Dürgerlid^e  Seben  beS  gottertt)ö]^ItenSoI!eS 
regelte  unb  orbncte.  3n  ber  $]^rafe  nninn  -jed  i[t 
biefe  „fd^riftlid^e"  ^ufgeid^nung  nod^  beutUd^er  be» 
geugt  als  baS  „99ud^  oeS  @efe^eS''  ober  „SBud^  ber 
©otteSlel^re''  (ögl.  S)cut.  28,  61 ;  31,  26.  3of. 
1, 8;  8,  34.  2  gsbr.  8, 1).  —  2.  mit  SBegug  auf 
ben  göttlid^en  Urfprung:  "in-»  nn*ip,  @cfe|  3c* 
l^oöa%  ober  o''n^g(';)  nn«in,  ®cfe|  ®ottcS,  ober 
njn7  nn'in  -)B0,  SÖud^  ber  Sel^  3c^ot)a'S,  n  o 
ta^n*;»,  Sud^  ber  ©otteSlcl&re  (ögl.  g.  ©.  1  ßSbr. 
7,  1Ö;  1  $ar.  16, 40.  2  gSbr.  8, 8. 18.  2  $ar. 
17, 9;  34, 14.  3of.  24, 26),  fd^lie^id^  unter  ©ei- 
fügung  beS  göttlid^en  Doppelnamens  nnin  ibo 
cn^K  nin-:,  Sud^  ber  fiel^re  3el^ot)a-6lo]^imS 
(2  glbr.  9, 3).  —  3.  mü  »ürffid^t  auf  ben  menfd^- 
lid^en  SSerfaffcr:  nö»  n^-^in,  @cfc^  SHofcS'  (3of. 
8,32.  lifön.2,3.  2ftön.23,25.  S)an.9,ll. 

1  gSbr.  3,  2 ;  7,  6.  2  $ar.  23, 18),  nn^n  ->cö 
nrtt,  SBud^  beS  ®efetcS  aWofeS^  ßof.  8, 31 ;  23, 6. 

2  ifön.  14, 6.  2  esbr.  8, 1),  unb  fürjer  nw»  -ido, 
S3ud^  5mofeS'  (1  gSbr.  6, 18.  2  esbr.  13, 1.'  2  ^r. 
25,  4;  35, 12).  —  3m  5Wcuen  3:cftamcnt  »irb 
biefe  ©ejeid^nung  nad^  bcm  mcnfd^lid^en  SSerfaffcr 
ebenfaßS  läufig  angemcnbet:  ii  pißXoc  Mtüujewc 
(SKarc.  12, 26);  6  v6[xoc  Mtüodetoc  (Suc.  24, 44), 
aud^  Mofe  MüiüOTJc  (Suc.  24,  27.  5lpg.  15,  21). 
3n  ber  fgrifd^cn  ©ibclüberfc^ung  »irb  ber  ^enta- 
teud^  burd^  bie  Ueberfd^rift  „S)ie  ®cfe^büd^cr  bcS 
^ropl^eten  TOofeS"  eigenS  öon  ben  übrigen  l^ciligcn 
©d^riften  untcrfd^ieben.  3n  ber  lateinifd^enfiird^e 
ift  namentlid^  burd^  SRufinuS  unb  ^ieror^muS  bie 
^Benennung  quinque  libri  Moysi  üblid^  getoor- 
ben.  —  9lcbcn  ber  ®cfammttegcid^nung  „^cnta- 
tcud^"  fommen  für  bie  einjclnen  il^eile  beSfelbcn 
nod^  bcfonbere  Sejeid^nungen  öor.  3)ie  3uben  be- 
nennen bie  einzelnen  S3ü(|cr,  tt)ic  fc^on  CrigeneS 
bezeugt,  mit  ben  SlnfangSttJortcn;  bod^  ift  in  ber 
3Jlifd^na  aud^  eine  S3ejci^nung  nad^  bem  3n^lte 


in  feUenerem  ®ebraud^,  nomenflid^  für  bie  bni 
legten  Sl^e  beS  ^entoteud^  bie  9lamm  .$iie- 
fterbud^\  o-bna  nn-.p ;  ^gfiUift^  ber  fhifk- 
tungen",  b-^^^b  ^»h  (bei  Drigcncö 'Ap-fuc^ex^ 
8e(ji);  „SBieberl^oIuhg  beSSefe^",  m'inn  r»a. 
©eptuaginta,  Sulgata,  ^fd^^,  f^ffto  f^ieim 
flc^  ber  Ie|tem  99e)eid^mmgStt)ttfe  an.  —  Son  bm 
beutfd^en  ueberfe^ngen  ber  IBibel  jagen  bie  pnc 
teftantifd^  r/^rfteS,  stoeiteS  u.  f.  xo.  wHi^  VU^\ 
bie  tat^olifc^en  braud^en  bie  93egeid^maigen  ber 
aSulgata  (SeneftS,  S^obuS  u.  f.  m.). 

I.  3n]^alt  beS  $entateud^3.  2)er  rei^^ol- 
tige  unb  uralte  ^vfyilt  beS  ^entoteud^  madj^  ben* 

ieCben  gu  einem  ©^rifttoerfe  Don  aOgemeincc  Sk> 
leutung  im  t)olIen  ©inne  be§  SBorteS,  inbem  er  fui 
bie  üerfd^iebenften  ®ebiete  tnenfd^Iid^  Sfoijd^ 
anregenbe  3been  liefert  fjfür  bie  Offenbuningä- 
religion  ift  er  ein  OueHentoerf  erften  9lttii0  jo« 
tt)o]^l  begüglid^  ber  gefd^d^id^  2)arf!eOinig  oer 
göttlid^  Offenbarung  al§  l^inftd^tlid^  beS  f^f&oa- 
tifd^en  Aufbaues  ber  ®laubenS«  unb  ©tttenlel^ 
2)er  ©treit  um  ben  ^entateud^  ifl  b^fffüb  tffaSjk^ 
lid^  ein  ©treit  um  ©ein  ober  9{id^tfein  hn  ubo' 
natürlid^en  SBeltorbnitng.  S)ie  glöubige  Siffen* 
fd^ft  in  ber  ftirc^e  tt)te  in  ber  ^nagoge  1^  bm 
^entateud^  ftetS  als  ein  göttlid^  inf  pirirteS  ©omn^« 
toerf  gefc^id^tlid^  unb  gefe^id^en  3nlMe8  be- 
trad^tet,  meld^eS  bie  ®rünbung  uid)  9brmtnmgbc3 
®otteSreid^eS  auf  Srben,  gunöcl^  in  3Srad,  o* 
göl^lt  unb  bie  alttefiamentlid^  O^enbonmgS- 
gefd^id^te  t)on  ber  Srfd^ffung  ber  3Belt  bis  gum 
Sobe  anofeS'  lüdenloS  fortp^.  ©o  benimmt 
fd^on  3of epl^uS  gflaöiuS  für  feine  3«t  beg».  für  bo§ 
Seitaltcr  K^rifti  unb  ber  Slpoftel  ben  3n^  unb 
Umfang  beS  ^entateud^  in  ben  befannten  SSBotten 
(C.  Ap.  1,  8):  Kai  tootcov  nevre  (sc.  ßt?Xia) 

(X8V    ItTI  Mü)U(78U)Ct    fi    TOUC   TS    V^^O'JC  TX^ttj/tl 

xal  T^v  dii:  dvdpcoiro^ovCac  Trapadoviv  flippt  tt,; 

aÖTOü  TsXeuT^c.  ^xi  ben  Serlauf  ber  Ci^^bn^ 
finb  Sieber,  propl^etifd^e  (Srmal^ungen  imb  mei* 
ianifd^e  SOßeiSfagungen  (f.  b.  Slrt  SSJeffwS)  emge» 
lod^tcn.  S)en  ©d^ttjerpunft  ber  iJarftellung  enl» 
galten  bie  mittelpentateud^ifd^en  IBüc^,  melc^bie 
^erfünbigung  beS  ®efe|^  fotoie  bie  unmittelbai 
bamit  gufammenl^öngenBen  Sl^ad^en  beru^ 
SS  ift  ein  am  ©inai  gmifd^en  ®ott  unb  bemSoüe 
3Sracl  gefd^loffcner  Sunb  (ögl.  boS  fog.  93unb«§« 
bud^  ej.  19—24),  ein  „®efe^bunb'',  ben  9Kofe§ 
vermittelt,  ber  im  ®lattbenSbunbe  3lbra^|amS  jeme 
SSorbereitung  unb  im  ®nabenbuiü)e  3^u  S^ 
feine  abfd^lte|enbe  Erfüllung  1^.  S)er  $enta> 
teud^  l^at  fomit  gefd^id^tlid^en  mt  pxopf^\öfni, 
natürltd^en  mie  übematürlid^n  3n9alt,  porticn« 
lariftifd^e  ©d^ranfen,  uniDerfoliftifd^  Smerfe  unb 
Siele.  —  3m  gingclnen  öertl^eilt  f\ä)  biefer  3n« 
l^lt  folgenberma^cn:  S)aS  erfte  93ud^  beri^ 
in  50  Kapiteln  bie  Sorgefd^id^te  beS  Don  ®ott 
ermäl^lten  SolfcS  3Srael  in  feinen  ©tamuU)äteni 
9lbra]^m,  3faac,  3ocob,  »obei  gurüdtgegriffm 
toirb  bis  auf  bie  Slnfönge  ber  SRenfd^^eit  intb 
ber  SBelt  über^upt.    2)urd^  bie  forgf^  an« 


$entateud^. 


1786 


ien  Seneologien  (brei  ^auptlutien,  abam, 
Vbtafym,  unb  {\e6en  Stebenltnien)  mirb 
dd  $Ia|  in  ber  935I!emeIt  unb  feine  )nro- 
tielle  Aufgabe  Qelenn)ei(]^t.  WtWnafym, 
Stomnuxüer  bed  igroelitifd^  93oIIed,  bent 
ti  bed  ©loubend,  tritt  bie  göttlid^  99unbed- 
te|ung  in  bie  äBelt,  unb  ein  OueU  neuer  g5tt- 
Sfül^runQ  gel^t.Don  il^m  au3,  bie  baS  ^il  ber 
n  SSßelt  5um  3iele  ]^  S)er  ©eneftS  Itegt  ein 
txä^  unb  fod^gemä^er  ^lon  ju  ®runbe,  ber, 
Mgemeinen  }um  Sefonbem  fortfd^reitenb, 
mblid^  auf  ben  @c^ut)Ia|  unb  in  bie  iBer- 
iffe  fül^rt,  unter  benen  bie  eigentlid^  SoIK« 
d^te  unb  bie  unmittelbare  ©runblegung  beS 
edreid^eö  beginnt  Eingeleitet  tt)irb  baS  93ud^ 
eineüberfid9tIi(i^3)arfleQungber@d^ö))fung8- 
<^e(l,lbi8  2,3).  «uf  fle  folgt  in  je^  «b- 
im,  ungleid^  in  Sänge  unb  ^beutfomleit, 
fel^  d^afterifirt  burd^  boS  ©tid^toort  nV« 
n  (=  Seugungen,  ©ef^id^tc),  ber  übrige  @e« 
tSinl^t  (t)gl.  2,  4;  5,  1;  6,  9;  10, 1;  11, 
17;  25, 12.  19;  86, 1;  37,  2).  ®ie  erften 
ilbfc^nitte  (2, 4  bis  11, 26)  entl^Iten  bie  ®e- 
te  ber  gonjen  un^ertl^ilten  SRenfd^l^,  bie 
efd^id^te  beraRenfd^j^it'':  bie  leMen  fünf  9b- 
te  entl^ten  bie  fpecieUe  ^orgefdpid^e  äSraefö, 
patriord^gefd&id^te"  (11, 27  bis  50, 25).  — 
jtDeite  SBud^  beS  $entateud^S  geigt  unS  ba§ 
en  $atriard^  l^auSgemad^jene  fßoVt  StSrael 
ner  Irrten  @d^ung  burc^  bie  9egQ))ter,  feine 
iung  aus  ber  ftned^tfd^  burd^  ben  ®otteS- 
i  SRofeS,  bie  feierlid^  SunbeSfd^Iie^ung  am 
i,  tDobiurd^  äSrael  im  eminenten  Sinne  ein 
l  ®ottcS\  baS  „eigentl^SöoBSotteS"  unb 
JegenfaJ  gur  übrigen  SöÜertoelt  „ber  erft- 
tne  ©ol^"  Sel^oba'S  (gj.  4,  22)  unb  ein 
fterlid^  Äönigtl^um  unb  ein  l^üigeS  Soß" 
e.  S)aran  fd^Ue^t  fid^  noc^  bie  Srgöl^Iung 
rer  gefei^id^  Orbnungen  unb  gefd^td^tlid^er 
lente,  bis  ber  ©erid^t  öon  ber  ferid^tung  beS 
)eS5elteS  unb  ber  SBol^ng  @otteS  inmitten 
\  iBoIIeS  boS  ®ange  frönt.  ®aS  99ud^  g^obuS 
}t  ftd^  enge  an  bie  nad^folgenben  93üd^  an, 
id^  burd^  bie  iBetradl^tung  beS  großen  ®efe|- 
lejeS  gj.  19, 3  bis  ?lum.  10, 10  ergibt  ßS 
rit  entfernt,  eine  eigene  ©elbftänbigfcit  ju  be- 
ten, fonbern  forbert  bie  folgenben  Sücler  gu 
n  €om})lemente  (ögl.  gr.  §.  SRanfc,  Unter- 
ng  über  ben  $entateud^  auS  bem  ®d3iete  ber 
n  »ritif  I,  erlangen  1834, 99).  «n  fid^  unb 
lefd^id^tlid^en  ®  ange  ber  greigni^e  nad^  gerföDt 
gmriergä^IungSgru))))en:  bie  errigniffe  t)om 
uge  aus  9leg9))ten  bis  gur  ^nlunft  am  @inai 
L,  1  bis  18, 27)  unb  bie  SSorgönge  am  @inat 
imbeSfd^Iie|tmg,9unbeSbrud^,99unbeSemeue- 
^tettung  beS  SunbeSgelteS  (gj.  19, 1  bis 
6).  —  3m  brüten  ©ud^e  beS  ^ßentateud^, 
üeoiticuS,  erfd^einen  faft  nur  ®efe^ ;  ber  ge- 
lid^  @toff  tritt  gurücf.  3Slan  fann  biefelben 
m  oIS  grunblegenbe  (Sobiftcation  ber  geift- 
SebenSorbnungen  beS  SJoHeS  SSrael  feinem 


®ott!ömg  gegenüber  unb  alS  ^bfd^Iu^  ber  ®otteS- 
offenbarungen  am  @inai  2)er  @d|au{)la^  ift  nod^ 
ber  ©inai ;  bie  3eit  ifl  ber  erfte  SKonat  beS  gtoeittn 
äal^reS  feit  bem  SuSguge.  SSknn  aud^  bei  bem 
einen  ober  onbem  ttapM  baS  $Ianmö^ige  ber 
ginorbnung  nid^t  fogkid^  l(|en)ortritt(t)glPa)).24 
bie  Slmoeifungen  l^fid^tli^  beS  l^igen  Seu^terS 
unb  ber  ©d^aubrobe  u.  9.),  fo  geigt  fid^  tro^bem 
eine  ftare,  nad^  fad^Iid^  ®eftd^tS))mAen  burd^e- 
fül^rte  «tdage :  bie  Opf ergefe^  unb  bie  SBeil^  beS 
^Uigt)^  unb  ber  «ßriefter  (Seö.  1—10):  bie 
9teinigteitSgefe|e  unb  bie  Orbnung  für  ben  sBer- 
föl^ungStag  (Set).  11—16);  boS  C^eUigfeitSgefe^ 
(benannt  nad^  ber  biefe  StopM  d^aralteriRrenben 
gformel:  ^©eib  l^ig,  toeil  id^  l^ilig  bin,  »el^oDa, 
euer  ©ott";  ögl  19,  2  u.  ö.),  baS  üorfd^iebene 
guItuS,  ©itte  unb  9ted^  in  3SraeI  betreffenbe  Ser- 
orbnungen  in  einer  ©onbergru))))e  gufammenfa|t. 
3Bie  ein  Snl^g  nimmt  ftd^  Stop,  27  auS,  ber,  inner- 
lid^  mit  bem  öorl^gel^ben  ^bfd^itt  Derbunben, 
fd^on  nad^  bem  vierten  Xl^ile  beS  ijßentateud^  ouS- 
blidt  —  S)a8  öierte  »ud^,  9lumeri  öon  ben 
gmei  barin  berid^teten  SSoHSgol^Iungen  genannt, 
bringt  mit  Untermifd^ung  gelegentlid^er  ®efe^  bie 
®ef($id^te  beS  SBüftengugeS  dom  Sufbrud^  beS 
SSoßeS  am  ©inai  im  anfange  beS  gtoeiten  9RonatS 
beS  gleiten  Sal^reS  bis  gur  9nhmft  auf  ben  @e- 
filben  9RoabS  an  ganaanS  ®renge  am  (Sxfbt  beS 
40.  Stal^.  S)er  religidfe  ®efd^id^tS))ragmatiSmuS 
tritt  l^ier  ebenfo  mie  in  ber  ®eneftS  unb  im  gpbuS 
uns  entgegen,  menn  bie  38  3a]^re  ber  nun  b(tt)or- 
ftel^enben  tBüftentoanberung  mit  mentgen  StapMn 
(9lum.  15, 1  bis  19,  22)  abgetl^  »erben  unb 
ttop.  20  uns  plöllid^  in  ben  erften  SRonat  beS 
40.  Sal^  Derfe^t,  unb  gmar  nad^  ftabeS,  too  bie 
SSraeliten  fd^on  einmal  t)or  38  ^ffttn  tooxta. 
SBenn  im  SeoiticuS  bie  liturgifd^  @efe|e  in  ben 
Sorbergrunb  treten,  fo  tragen  im  99ud^  9lumeri 
bie  meiften  @efeke  ^olitifd^  gl^ralter,  finb  or- 
ganifd^  in  bie  (Sefd^id^tSbarftdlung  eingeglieberi 
unb  bilben  mit  il^  ein  einl^tlid^eS  ®ange.  S)er 
gefd^id^tlid^en  Abfolge  nad^  fd^eiben  fid^  don  ein« 
anber  fünf  ^fd^nitte :  bie  le^  99eftimmungen 
unb  greigniffe  am  ©inai  (9lum.  1, 1  bis  10, 10); 
ber  3ug  t)om  ©inai  bis  ftabeS  unb  bie  SJeruri)^- 
lung  beS  SSoßeS  gu  40j[ä^ger  Srrfal^rt  (Ütum. 
10, 11  bis  14,  45);  bie  38i^rige  SBanberung 
unb  gleite  ^nhmft  in  StobtS  (9hnn.  15, 1  bis 
19,  22);  ber  3ug  Don  ifabeS  bis  in  bie  ®efilbe 
anoabS  (9{um.  20, 1  bis  22, 1) ;  le^e  Segeben- 
l^en  unb  Skrorbnungen  uml^renb  Der  Sagerung 
in  9Roab,  namentlid^  bie  gpifobe  Don  SSalaam  unb 
feinen  ©egnungen  (9htm.  22,  2  bis  36, 13).  3u 
bead^ten  ift,  ba|  im  le^en  Sl^ile  beS  »ud^eS  ftd^ 
fc^on  MeS  auf  bie  beDorfiel^enbe  99efi|na]^me  ga« 
noanS  begiel^  SRofeS  bctt  feine  gottgegebene  Auf- 
gabe erfüüt,  Sofue  ift  bereits  an  befen  ©tatt  be- 
rufen (bgl.  9him.  27, 12  ff.).  —  SBaS  nun  SJlofeS 
als  9bf(|ieb  unb  Sermö^tni^  feinem  Soße  nod^ 
bem  SiSl^gen  für  bie  neue  gpod^e  nod^  mitgu- 
geben  1^,  berid^tet  baS  fünfte  ^uä)  beS  ^[ktiia- 


1787 


^entateud^. 


1788 


teud^.  ®tcjc8  88ud^,  baS  feinen  Flamen  ©eulero- 
nonttum  au3  ber  gried^tfd^n  Ueberfe^ung  Don 

®eut.  17,  18  (tö  ÄeoTepovöfJLtov  toüto)  l^Ieitct, 

cntl^ölt  9Mal^-  unb  Scl^eben,  totlä^  öon  Sleuem 
boS  SDßejen  unb  ben  Sfnl^It  ber  SBunbcSforbenmgen 
3e]&oöa^8  barlegen,  inbem  pe  bem  Solfe  bie  frül^- 
ren  ®efe^  an^S  §erj  legen,  fie  tl^eilwetfe  »teber- 
^olen,  tl^eilwetfe  ergänzen  unb  für  bie  beöorftel^- 
ben  neuen  Serl^Itmffe  mobificiren.  SDaS  93uc^  üer- 
fe^  ben  fiefer  in  bie  erften  Sage  beS  11.  SKonotS 
beS  40.  Sal^reö.  SRofeS  tritt  im  ©egenfa^  jur 
biSl^crigen  ©rjäl^lungSweife  burd^göngig  m  erfter 
^erfon  rebenb  auf  als  ber  nad^  ®ottc8  SBiBen  be- 
rufene ©efe^geber  unb  SBunbeSmittler.  ©eine  Sebe 
oerbinbet  mtt  bem  tl^cofratifd^en  Elemente  |)ro|)]^eti" 
f^en  ßl^rafter  unb  öerbicnt,  rpeü  fie  an  baS  gonje 
SSoÜ  \\ä)  rid^tet,  im  ©cgenfa^  jum  fieöiticuS,  ber 
„Il^ora  ber^riefter",  bie  ^€l^ora  ber  fiaien"  ge- 
nannt ju  »erben.  9lad^  Seenbigung  biefer  ^■ 
Je^reben  beginnt  mit  Stop.  31  toieber  ber  gaben 
ber grjäl^lung.  ÜJlofcS legt feinSlmtnieberunbüber- 
gibt  bie  öon  il^m  gcfc^riebene  Sl^ora  ben  leöitifd^en 
^rieftem  mit  bem  auftrage,  biefelbe  alle  ^ibat' 
jlal^re  am  fiaubl^üttenfefte  bem  Solle  Dorjulefen. 
5Rad^bem  bie  5:|ora  bereits  üottenbet  ift,  fprid^t 
ÜJlofeS  nod^  baS  propj^etifd^e  Sieb  unb  nad^  bem 
legten  göttlid^  befinitiöen  ©d^eibebcfel^I  (®eut. 
32,  45 — 52)  einen  ©egen  über  baS  SSoÜ;  bann 
gellt  er  l^inauf  auf  ben  S3erg  5Rebo  (f-  b.  Strt.), 
fd^aut  baS  fianb  ber  9Ser]^ei|img  unb  ftirbt  auf  baS 
®e]^ei|  beS  §erm.  ®a§  ©euteronomium  ftcl|t,  fo- 
mol^I  ^ronologifd^  als  aud^  pfqd^ologtfd^  betrad^tet, 
am  reiften  ^Ia|c.  3)cr  Anlage  nad^  fönncn  fol- 
genbc  3:]^eilc  unterjd^icbcnmerbcn:  bie  cinicitcnocn 
Kcben  mit  einem  fleincn  ^n!)ang  über  bie  9lfi)I- 
ftöbtc  (S)cut.  1,  1  bis  4,  43);  bie  amcit^eilige 
^auptrcbe  ober  ©efe^eSerflärung  (S)cut.  4, 44  bis 
26,  19),  nömlid^  bie  §auj)t-  unb  ©runbforbc- 
rungcn  ober  SunbeSgrunblagen  (3)eut.  4,  44  bis 
11,  32)  unb  bie  fpecieüe  Darlegung  einzelner 
©efefec (®cut.  12, 1  bis  26, 19);  ©d^Iufeeraälilung 
mit  ©d^Iufercben  (S)eut.  27, 1  bis  31,13);  ÜJiofeS' 
SebenSauSgang  (fiicb,  ©egen,  3:ob;  ®eut.  31, 14 
bis  34,  12). 

n.  S^ti  unb  $Ian  bcS  ^entateud^.  ®er 
foeben  ffi^jirte  Sn^alt  unb  bie  Anlage  ber  einzel- 
nen %f)t\k  beS  ^entatcud^S  laffcn  einen  beftimm- 
ten,  loo!)lburd^gcfü]^rten  3tüedf  unb  ^lan  erfcnnen. 
3)icfeS  „®cfcpud^  umral^mt  öon  ©efd^id^tSerjäl^- 
lung"  fotttc  bem  nod^  rollen,  erft  ju  bilbcnben, 
ftetS  aber  manfelmütl^igen  SSoIfc  feine  grttjäl^Iung 
jum  tl^cofratifd^en  „gigcntl^umSöoI!"  öor  Slugen 
feieren  unb  bie  93cbingungen  einfd^ärfen,  imter 
Denen  eS  ju  einer  fold^en  6!)re  gefommen  fei  unb 
berfclben  mürbig  bleibe.  3laä)  bem  ganjen  ßl^a- 
rafter  beS  ^entateud^S  ift  eS  unöerfcnnbar,  ba|  er 
baS  fd^on  bei  ber  Segriinbung  beS  ©ottcSftaateS 
burd^  SWofeS  gegebene  Sbeal  jeid^nen  ttJitt,  mit 
beffcn  S3crtt)irfUd^ung  bie  iSraelitifd^cn  ©tämme 
nod^  tt)ä^rcnb  beS  SBüftcnaufcntl^alteS  beginnen 
foHten,  unb  auf  ttield^em  and)  nadj  ber  Sefi^nal^me 


SanaanS  olleS  religiBfe,  ))oMfd^  unb  butgnffi^ 
£eben  mie  auf  einem  göttlid^  bereiteten  gfunbomestt 
rul^n  f oOte.  S)aburd^  ifl  aud^  ber  fot^ige  Ji^ott 
beS  ^ßentateud^  unb  bie  ^vStDoSfi  beS  Q^ryU^bn^ 
ftoffeS  bebingt.  „Su^er  bem  SOBottlaut  beS  Se- 
fe^  finbet  ^d^  barin  nur  boSienige  t)er}eu^, 
ttHiS  bie  3uben  in  il^  ©onberfldliing  }u  ben 
übrigen  Sölfem,  in  ^rer  9ivlßxi%lx(^itsä  m  boS 
Sanb  Ißalöftina,  in  ber  (Sfjft^vxM  gegen  i^ 
SuItuS  unb  in  il^  mefftontfd^en  Hoffnungen  fr- 
isten foHte"  (ffoulen,  feinleit.,  8.  «ufL,  189). 
S)er  ^entateud^  foQte  alfo  bem  großen  Si^iel^imgS- 
)Iane  ber  göttlid^en  Sorfel^g  bienen,  unb  jUHir 
d^on  bei  ben  erften  Slnföngen  ebenfo  mie  bei  bem 
patent  SBeiterbou  ber  Xl^eofrotie  im  Sonbe  fo* 
naan  biefe  iBejtimmung  erfüllen.  5Da|  bami  ^ 
mannigfaltige  imb  oft  fo  auSfü^ßd^  @efe^ 
beftimmungen  fofort  }u  einer  fd^ri^td^  8^i|mni9 
füllen,  i^,  felbft  menn  eS  nid^t  fo  oft  au^(fli(^ 
gefagt  mürbe,  auS  ber  9latur  ber  @ad^  unb  <aA 
ber  Slnalogie  in  ber  ®efd^id^te  unmittelbar  eni> 
leud^tenb. 

m.  einl^eit  unb  ©elbjtönbigfettbeS 
^entateud^.  2)er  Jßentateud^  bilbet  ein  (SonjeS, 
eine  ßinl^eit.  Sie  ^eneftS  erfd^tnt  alS  bie  1^ 
lid^e  l^orl^He  }u  bem  Xtmptl  ber  Xl^frotie,  ben 
bie  mittelpentateud^ifd^en  93ud^  (C^obuS,  Sotti' 
cuS,  9iumeri)  errid^ten  unb  boS  Seuterononrinm 
mürbig  unb  tiefemft  ausbaut.  Snnerlid^  ftnb  jelae 
Xl^le  ^ufammengel^lten  burd^  bie  fortloit^ 
Sl^ronologie,  bie  forgfältige  ©lieberungbeSStöfjeS, 
bie  innige  SSerfettung  ber  l^iftorifc^en  unb  legi§- 
latiöcn  Seftanbtl^eile ,  burc^  ben  bie  ©efoimnl« 
barftcüung  bel^errfdienben  ®eban!en,  „bie  grunb« 
legenbe  mofaifd^e  SunbeSoffenbarung"  ^eÄoi^« 
lieben  unb  barjulegcn.  3)iefer  ®eban!e  inSbefonben 
ift  eS  aud^,  ber  bie  literarifd^e  Sufammenge^rigbit 
ber  erften  fünf  93üd^cr  beS  SononS  ftüjt  unb  ^ 
öon  bem  SBud^e  abfd^Iie|t,  meld^  ben  Flamen 
3ofue^S  trägt.  Qfreili^  mad^t  mand^mal  bie  %i» 
einanbeneil^ung  l^iftorifd^er  ©oomiente  ober  bie 
©inöerleibung  biejeS  ober  jeneS  ®efe|eS  ben  (Sn» 
brudf,  als  entlüfte  ber  ^entateud^  innerlich  unju» 
fammenl^öngenbc  Partien.  ?lber  bei  genauerem 
3uf el^en  entberft  man,  ba§  ber  9luctor  feinen  Stoff 
tUn  nid^t  immer  nad^  einem  fi)ftematifd^  ^low 
orbnet,  fonbem  gar  oft  blofe  nad^  ber  sufSÄigai 
^Ibfolgc  ber  Segebenl^eiten,  ober  toeil  eine  fd^icflüfte 
©eiegenl^eit  pd^  bietet,  eine  5Roöefle  §u  einem  fd^on 
frül^cr  erlaffenen  ®efek  ju  geben  u.  f.  xd,  (ugL  $.  9. 
baS  5Rad^|)aSd^a  ber  unreinen  9lum.  9,  6—14). 
SOBie  fel^r  übrigens  bie  93üd^er  beS  ^pentateud^S  nittt 
blofe  einen  einl^eitlid^cn  $lan,  fonbem  aud^  in  ben 
einzelnen  ©tüdfen  eine  einl^itlid^e  ^Ibfaffung  geigen, 
ftel^t  man  beifpieismeife  an  9lum.  14  mit  ^§in« 
meifungen  auf  bie  mid^tigften  SDoten  ber  Dorigoi 
Sudler,  mit  ber  fpeciellen  Setommg,  baßbaSSofl 
nun  fd^on  gel^nmal  feinen  ®ott  öerfud^t  l^abe,  mit 
ber  Erinnerung  an  bie  ben  (grjbätem  gemad^ 
©d^müre.  ©iefeS  ffapitel  umfd^Iie|t  fojufagen  bie 
gan^e  oorl^ergel^enbe  S)arfteüung,  unb  buni^  hit 


«ßentattu^.  1790 

ig,  twi  ba8  EßoH  tm  Straft  fnitriUn-  histoire  et  röhtation  des  objections  des  in- 

S  40  3a^  in  bn  Wä^t  mo^nni  IDnbt,  oreduleB  contre  lee  Saintes  Eonturee,  PariB 

innfi^ic|t  baSjeÖc  lfa)ntcl  au^  ollta  golaenbe  1886  bs.,  5  vols.) 

(miata.lL  O.  I,  121;  tijl.  icmci:  über  „Vit  IV.  Stellung   btS  ^cntattui^e   im 

etn^  btt  Sbfofjung"  Raulen  a.  a.  O.  188,  !ot^oltf(^cn  (SlaufitnBfqfttm.    Sxt  Sßento- 

tunntntlii^  191   btt  ^ifliining  Don  S)eut.  28,  fnu^  ge^it  )u  benienigm  Sü^tm,  müäjt  bie 

61).  aRU91«!tit  fagt  \>ai>n  b'it  jübifc^e  uitb  d)ri|t-  Ial!^oltf<^t  JHi^  cum  omnibuB  Buis  partibiu 

It4K  Xiabition  uon  je^er  Vit  erflen  fünf  iBüi^ei  ■ .  ■  pro  aacriB  et  canonicis  ^t,  quod  Spiritu 

M  Sononfi  oIS  ein  ftlbftänbtgee,  a&gtfqlonentl  sancto  inspirante  conscripti  Deum  habent 

0aiuc  auf.    ^   ttiDbemt  ^ibeifritit  ^ingcgni  auctoFem.atqueuttaleBipBiEoctesiaetTaditi 

fk^mt^^entattiu^tinenSDrfo.bnnuTburi^^in-  sunt  (Gonc.  Vat  Const. de fide cadi.  o. 2).  gt 

inöa^mc  bcS  iSu^eS  Sofuc  trgänjt  fficrbni  länne,  ift  aljo  eint  Don  @f>tt  fclbft  ouSgißtUtc  llrtunbt  bn 

mät  ttbd,  iDtU  bttbe  boS  Sruugnt^  tintS  unb  bt&  in  btt  SEStlt  btiuirflii^tm  Offnibarung ;  n  ift 

fc[EicnIittnirtfd^$tojtf(tefettn,ntitS)ortitteBon  foimdl  Don  glti^  SSürbc  idu  bic  fdüojtt  bt9 

Km  ,$tsattu4".  Sofern  babiurc^  bit  llifiinlnQ-  Sieutn  StftamtnteS  unb  eine  bcftänhigt  ofletmeine 

li^^rtt  tmb  iiteranf<be  SonbntEifttnj  bn  X^ra  Outllt  tfieiilogtj^R  ffenntnig,  ein  ^xcav^c  njc 

vaät  btfl  iSud^tS  Sofut  gtlöugnet  miib,  fd)eittrt  SsoXoYt'ac,  mit  i^  mit  91«^  3;^boret  nennt, 

btfft  SufoiiunntfiRxnS  0«  bn  obtn  Qtjei^neten  SStnn  au4  bn  Sßtntattui^  in  feinn  gtetnuätti- 

3lwAe^mun6  otS  $entot(uc^  mit  an  btm  gtn  @tftalt  Utigcnaut^tittn  tntl^,  »tU^  bun^ 

cin^titli^ini  $l<üi  btSftlbtn,  tdoju  baS  f^iradilicbe,  eint  fiitifd)t  gcrfteQung  beä  XtfttB  flt^oficn  Dn- 

btn^ßenlateud^ontinetgtnt^mliii^tSiilDiiltommt.  btn  mü|ien,  fo  gUt  boc^  Con  feinn  erften  gönn, 

SMnnbn^}ciitateu4Mtttt,fon)icnt)DrIitQt,gtnug  mit  fte  Dom  ^doffer  ^enü^,  ba§  fic  frei  dmi 

mamnudUolifäte  unb  lt^(tlt|c^(i  SÜatniol  pm  Don  motetieUen  ätit^ümein.    Ko  immei  bieft 

iBtneife,  ba^  Die  %1)oai  äiln  ift  als  bie  übrigen  gönn  ju  Sage  tritt,  fti  ti  im  mofortt^ifc^tn  Sejtt 

ÜHstn  SBüc^,  imb  \ptdt1l,  bog  fie  Doi.bcm  EBii^e  obn  in  btn  olttn  Utberfe|inietn,  ba  tritt  btr  lat^o- 

Sofuc  Dcrfofit  tooibtn  (Dgl.  Graffin,  Etüde  but  lifti|>gläutiieni  SBiffcnf<^ft  auf  ®nmb  bcS  a|io- 

«MtainB  arohalsmea  du  Pentateuque,  Paria  ftoItfd|tn  X)e|)ofitumS  eint  DM^^  Bffetülic^,  gf 

1888).  S)ie  lui  @tüt)e  bet  ^tjateuditkeorit  an-  tt||^ti^  nta^gebenbe,  fÜT  oQe  ftinbn  bn  ftii^  ddI* 

oriS^itcit  SBiberf^inii^  aber  (f. }.  ^.  ^oljingn,  gültig  beftt^tnbt  unb  mirffam  gtittnb  gu  nud^enbt 

CiitIntunginb.ot;attu(^,@reuiurgl893,15n.),  Urfunbe  entgegen,  mag  fit  bit  |)tn^tui!^if(^t  ®f 

Wüfy  fiq  ongeotif^  in  oOtn  Stitilen  bn  X^ora  fcdiddtSei^luna  mit  i^ren  (nrop^f^en  ^Beßonb« 

Vit  btS  ^iui)ä  3ofut  finben,  oerfi^iiiinben  bei  ge-  tt|tilen  bieten,  obn  bie  @ef e^,  bun^  atläjt  äimtl 

lMniete|tflefe(Dgl.  beifpietöttieift  übn@en- 1,  1  feine  tlieo'wrtif'ib' 5Jerfafftmg  nl^itlt,  3m  lol^oli- 

bis  2, 4*  unb  2, 4t>  biS25  Beitfc^r. für  (ot^. X^ol.  fd|en  Bi)ftm  ift  bn  ^tntatcuc^  eint  mit  güttiii^ 

IX  [1886],  596  ff.).   Süait}  QRännn,  Utl^tbcn  «udorilät  b^eibete  Uihinbe,  mtlt^e  boS  un- 

mobnntnlntif^tn^iibcitenfonftmc^tab^olbfinb,  erfi^ätttilii^e  gunbamtni  bn  ^jofitiDm  g&tttidien 

|efiel)cn,  ,bafi  in  Dieltn  fällen  bet  bc^autitelt  Ontnbanmg  bUbtt,  unb  mit  Didi^tT  ^top^etit 

iSibaftiiu^  got  nit^t  Doi|üiiBcn  ift  (f.  j.  ig.  ju  in»  ßDongtlium  in  unlÜSItd^em  ^ufammtn^ge 

9tinn.l4,14);(mbtttoäitSgiltba€Sort'.Jluguftinä  ftt^en.    !Sor  oUtr  $tntaleui^fritif   unb  unotM 

Distingue  t«mpara  et  concordabjt  Bcriptura,  tiängig  Don  itbem  fritif^en  ^funbe  ift  unb  bleibt 

unb  on  no(^  aribtren  ©teOni  ift  bei  ünftofi  eift  ba^  bn  $entattu(^  eint  reitet,   onfc^auli^, 

but^  Stoffen  fpätem  Sefn  herbeigeführt  (j.  S9.  outtientifi^e  Sturfunbung ,  ©orfttttung  unb  6nt» 

ghun.  16,  24. 27. 32)"  (Stracf,  ^^ie  ^üAftt  ©e-  midlung  btr  grunbltgtnben  Cffenbaning  ©otttä 

ne^,  <£^buB,  fieDiticuS  unb  ^iumeri,  Vliini^en  Dom  anfangt  btr  Effielt  biS   jum  Sinjugt  bn 

1894,  ©.  XVU).  —  S)n  biS^  bt^oujjltten  38ratliten  in  ^jSaläftina.    Sion  biefem  Seftt^t«- 

Oibnung,  £inl)eitli(^tcit  unb  ^ilannlä|tgteit  btS  (nmfte  auS  ngibt  \\ä)  eint  pitncifiitllt  SJttfi^it' 

^cntattiu^  t^  tS  ober  unter  bti  SBorouSfe^ng,  bent|tit  ber  SStbeutung  unb  Stellung  beS  ißenta' 

bd|i  ÜRoftS  Sluctor  unb  SRebactor  in  Smn  ^er-  iniiß  in  bn  fat^Iifc^m  unb  in  bn  lotionalifti- 

fon  atttwf"!  fei'  Wnen  ßinttag,  toenn  man  an-  fd^en  ©ibtlforfd^ung,  unb  biefe  mu&  naturgemäß 

irionnt,  baß  ^eut.  31,  14  (nadi  Snbnen  25)  euien  loefentli^tn  Sinflu|   auf  bie  3eii|>iung 

bis  34,  12  ein  3ufa|  »on  fitmbn  ^nb,  Dti-  befi  ©cfdii^tSbilbtS  3Sracl3  unb  ^ubaS  Enbtn. 

nnit^li^  Don  3ofue  fti,  bn  aber  gltic^o^l  in  ^it  fat^oIifAt  Ain^e  läßt  bn  Xe^tlrttü  unb  bn 

bcm  Siebe  Seut.  32  unb  in  btm  @egenSfl>nuti«  Uterarif^en  Kritil  im  $entatcu<4  DoUe  i^rti^it, 

!Deut  33   äi^te  ^DlofeSnorte  beifügt.    Ob  im  fomo^I  bti  gtforft^g  btS  tobten  tBu^ftabtnS 

Soitatni^  Heuiete  erflärenbe  ^u}ait  oon  fpätem  wie  bti  Sluffpünmg  beS  Itbenbigtn  ^nlSfc^Iagti  in 

^otü>,  fogen.  @loffen,  angenommen  unbtn  bnrtligiöfen&itiDitflungbeeiSiatlitifc^enEßolIeS; 

ntüfftn,  tont  ft^nnlii^  ju  tntfdfeibtn  fein.  Si^n  fit  felb^  bleibt  abn  nat^  bem  Iatt)olifd|en  Stfirift* 

ifi  tti^  baiin,  baS  ntc^t  Don  ^o|tS  fein  tönntt.  ^lincip  bit  @arantie  für  bit  bogmotifc^e  3ntegrität 

(Sei  aSieltt,  9iad^mof.  im  ^ientat.,  greib.  1841,  bte  $ent(itcud)e.  3(|r  Urteil  übn  btn  $tntateu$ 

162  ff. ,  tmb  befoi^erS  nod)  Fr.  Tigonreux,  lann  ttin  onbntS  fein  als  bo^ienigt,  totlifite  bti 

Les  Idvrea  Sainte  et  la  critique  rationaUste,  ^ilonb  felbft  übn  ben  ^enlateud)  unb  boS  ®ef^ 


1791 


^ßentateu^. 


1792 


abgcöcben  l^at ,  inbem  er  bertn  l^ctlSgcjd^ic^tlui^c 
unb  offcnbanmgSgcJd^ic^tlid^c  Sebcutunß  l^röor- 
l^eW.  ©tcUcn  tote  Sol^.  5,  45—47;  19,  36. 
fiuc.  24,  44  ff.  laflen  über  bie  tl^ologtfd^e  SBe- 
beutung  be8  ^entateud^S  für  bie  ftird^  gl^rifti 
fernen  Stoeifel  übrig,  «ud^  ber  «})ofteI  ^uIuS, 
ber  bie  SluSeinonberJe^ung  beS  ßl^riftentl^umS  mit 
bem  3ubent^m  am  fd^ärfften  öorgenommen  fyii 
(ügl  ®al.  3,  11;  4,  9—10),  meife,  ba^  boS 
®efe|  geiftig  ift  unb  l^eilig  unb  geredet  unb  gut 
(Köm.  7, 12. 14),  unb  totfjfti  iebe  SSerunglimpfung 
besfclben  ob  (3Mm.  7,  7.  13  u.  ö.).  ^uf  biefem 
glöubigen  ©tanbpunfte  mufe  bem  SibelfriticiS- 
muS  unferer  3:age  fogar  bie  Kid^tigfeit  ber  Sfwge« 
ftellung  in  SSejug  auf  ben  ^entateud^  beftritten 
werben. 

V.  SllterbeSipentateud^S.  9Bie ungenügenb 
oud^  für  genauere  ^röciftrung  be§  ^uSgugSial^ 
ber  Israeliten  au§  9egt)i)ten  bei  ben  Sl^ronologen 
bie  «nfö^  fmb  (ögl.  b.  «rt.  ßl^ronologie  HI, 
324),  fo  gel^ören  bo^  bie  gefd^id^tlid^en  uiü>  le^iS- 
Iatit)en  SSeftanbtl^ile  be§  $entateud^§  )u  ben  öftesten 
d^riftlid^en  S)enlmölem,  toeld^  un§  aufbettal^rt 
Inb.  ffiie  ßinleitimg8tt)iffenf(^a|t  beweist  näm- 
id^  aus  inneren  unb  öu|eren  ®rünben  bie  £l&efe, 
ba|  ^ber  ^^entateud^  »erfaßt  ift  in  berjenigen  3«it, 
»eld^e  gtoifd^en  ber  IBerlünbigung  beS  ®efe^  auf 
@inai  unb  jmifc^en  ber  Sefi^nal^me  ^löftina^S 
burd^  bie  SSraeliten  lieat"  (Raulen,  ginl.  191).  — 
1.3u  ben  inneren  ©rünben  gel^ört  an  erfter 
©teile  baS  ©elbftgeugnil  beS  ^entateud^.  S)enn 
baS  bröngt  pd^  jebem  ^entatcud^forfd^er  ol^e 
Unterfd^icb  ber  tl^ologifd^en  SRid^tung  auf,  ba^  bie 
©efe^e  beS  ^entateud|S  alle  auf  bie  Offenbarung 
©otteS  an  SWofcS  jurücfgefül^rt  Werben,  unb  ba| 
eS  gett)i|  baS  9Jatürlid^fte  unb  3unäd)ftliegcnbe  ift, 
anjunclimen,  ber  ^^entateud)  meine  in  ber  3:^tunb 
Wolle  im  £efer  biefe  9}^einung  !)ert)omifen,  SKofeS 
l^be  alle  bicfc  (Sefe^e  nid^t  nur  öon  ®  ott  empfangen, 
fonbem  aud^  nad)  münblid^er  ÜJiittl^eilung  an  baS 
S3oIf  nicbergcf daneben  (ögl.  §ol3ingcr  14).  Sc- 
trad^tet  man  bie  ©teüen  ©j.  1 7, 14 ;  24, 4 ;  34, 27. 
5Wum.  33 ,  2 ,  fo  mu^  man  auS  bem  fpccicUen 
göltUd^en  Sefcl^l  wie  aud)  auS  ber  9Jatur  ber 
(Badjt  fd)Itejjen,  ba^  TOofeS  Sud^  gefül^rt  !)at  über 
alle  ©ro^tl^ten  ®ottcS  an  SSrael  jur  (Erinnerung 
unb  suglcid)  jum  3eugni6  für  biefcS  9Jol(.  9)tofeS 
mu^  alfo  eine  Iitcrari|d)e  i!)ätigfcit  entfaltet  ^ben, 
weld^c  gefd)id)tlid)en  unb  gefc^lid^en  Stoff  jur  9}cr- 
Wenbimg  nal^m,  ber  bem  in  unferem  ^kntatcud^ 
öorliegenbcn  glcid^fam. — 9lad)  einer  anncl^mbaren 
erflärung  ber  ©teile  ®cut.  28,  60—61  werben 
„fämmtlid)c  ^Magen  5legi)pten§",  öon  bcnen  im 
©jobuS  bie  SRcbe  ift,  inbirect  bc3eid)net  alS  „ge- 
fc^rieben  in  biefem  ®efe^bud)" ;  fomit  erfd^cint 
baS  S)euteronomium  jufammcngenommcn  mit  ben 
frül^eren  Süd^cm  als  ein  ®an3cS,  alS  ein  ©d^rift- 
werf  ber  mofaifdjen  Seit  (ögl.  ft'aulen  191).  gbcnfo 
folgt  flar  auS  S^eut.  31,  9.  24  bie  mofaijd^c  W>' 
faffungbe§®cutcronomiimiS  unb  wegen  ber  inneren 
3ujammcnge!)örigfeit  ber  übrigen  öicr  SBüd^er  mit 


bem  S)euteronomtum  aud^  bie  mofaifd^  Wfa(- 
fung  beS  gangen  $entateud^.  —  %eben  bcB 
birecten  ©elbftjeugniffe  |^  nameittlid^  bie  na» 
unb  neuefte  g^orf(|ung  in  ben  £anbem,  bie  im 
Ißentateu^  üorfommen,  Dtel  beigetragen,  um  bie 
gange  ^l^fiognomie  beS  ^entoteud^  be{{er  feraia 
ju  leieren  unb  barauS  Ort  unb  3^  f  räier  SW 
faffung  )u  erfd^Iie^  ^e  Sleg^ptologie  1^  bü^ 
^er  bie  fd^5nften  SUufhr^^^^  Ju  ben  Seri^ 
beS  Ißentateud^  geliefert,  3.  93.  sur  @efd^  ber 
$atriard^  in  ber  ®eneftS ;  ^u  ben  3n)angSaiMtm 
ber  SSraeliten  «j.  1, 8—14 ;  5, 6—19 ;  jurSBo)! 
berSRarfd^outeSs.  13,17— 20;  }uraQ3ei^lai9rt 
unb  feiner  ©öl^ne  Set).  8,  12;  juc  VuSertDi^bag 
eines  ganjen  ©tammeS  gum  clericalen93eru|e;» 
%uf5a|lung  ber  SBeil^efd^enfe  ber  @tammeSfifl|n 
9ium.  7,2.  ^bernid^tblogbergrgöl^Ier  l^aeaiiiiB 
nodb  gang  frifc^  l^inter  fid^,  fonbem  atid^  bei  beno. 
für  Die  er  f d^reibt,  f e^  er  bie  jtenntni|  Don  itfflußoi 
t)orauS  (Dgl.  SberS,  Sleg^ptenunb  bte93ud^9äf(8, 
fieipjig  1868;  ^.  Srugfd^,  @teininfd^rift  ntl 
Sibelwort,93erlinl891).  SS  gibt  in  biefem  ä||9^ 
tifd^  Solorit  beS  ^ßentoteud^  (Sinseqlrttai,  ik 
für  iebe  fpötere  3eU  als  bie  3ett  ber  SßüjbnM» 
oerung  unbegreiflid^  waren,  ^agu  fommt,  bojitie 
®efd^id^tfd^reibung  unb  ©efe^gebung  beS  $akh 
teud^S  baS  9J{erfmaI  ber  ^bfaffung  in  ber  SBüße« 
fid^  trögt.  S)er  pentateud^ifd^  Serid^t  Derrät^  dB 
fold^e  IBefanntfd^ft  mit  ber  futaitifd^  ^oWifd 
unb  ftimmt  in  feinen  Singelangaben  fo  eiad  ait 
ber  Sßirflid^feit  überein,  ba|  bie  englifd^en  %OJ^t 
weld^ebiefelbeinbengal^ren  1868unb  1869mi|jai 
fd^aftUd^  unterfud^ten,  barüber  in  ba3  ]^ö(^fte  Sr> 
ftauneit  gcrictl^n  (öglaud^ffaulen,  6inl.205f.).- 
gür  bie  Slbfajfung  gur  Seit  ber  SSüftenwanbenmj 
fpred^en  bann  femer  eine  gonge  Steil^  xion  Sc 
merfungen  über  eingelne  ^l^ile   SanaonS,  \ßt 
offenbar  barauf  bere^iut  pnb,  ben  fiefer  über  riß 
nod^  unbefanuteS  fianb  gu  orientircn  (g.  99.  Öen. 
23,  2.  19;  33, 18;  35,  6),  ober  ben  fünftig» 
Scwol^em  Sntercfje  für  baS  Sanb,  wo  iljire  ^ 
öätcr  geweilt  litten,  einguflöfeen  (j.  93.  ©en.  12,8; 
13, 18;  22, 14;  23, 19).  ßurg,  im  gongen  ^JJenlD- 
teud^  erfd^eint  Sonaan  alS  £anb  ber  Srw<ntmq. 
ber  Sufunft,  in  baS  SStael  erft  f ommen  foL  Sft 
®cfe^  felbft,  bie  gegeben  werben,  l^ben  i^rer  &• 
leitung,  Anlage  unb  ^uSbrudSn^eife  na^  bie  »■ 
fünftige  95eft^na!)me  beS  SonbcS  im  äuge  (j.1 
gj.12,25;  13,  5;  23,23.  2cö.  14,34;  18,3: 
19, 23).  pr  feinen  Ort,  für  feine  Soge  unb  3« 
l^abcn  biefe  ©ejelje  in  f  old^em  3uf  ammen^g  ein» 
©inn,  als  für  3§tael  wöl^renb  feiner  SSSüfla' 
wanberung.  92amentlid^  wäre  f  onft  anä^  bie  Seottof 
gefe^gcbung,  wie  ©rcbenfomp  (®efe|  unb  $» 
pl)eten,  grlangcn  1881, 186)  bcmerft,  eine  ^ 
wunberlid^e  tytction.  S^enn  für  biefe  werben  lue 
©ienftlciftungcn  nur  wäl^renb  ber  SBüftemwnibf" 
rung  georbnet,  für  i!)re  SJerrid^timgen  nod^  ^ 
^nficbelung  im  l^ciligen  ICanbc  wirb  birect  miß 
öorgefd^ricben.    Sie  Vcoitcngcfejigebung  ^ötfl& 
nur  ©inn,    wenn   fie  niebergcjc^ricben  nra* 


s. 


fogciL  i'r.f •:::  - : ::    ::  -r :    ."-•   :-: 

[um.  «7  .1    :-t  "  -r.  :j:    ii.  - 
nätrc    :\-r.  .  *    .  ^      r::n=: 

'  -'      *'m*«*«*      «»«•  *        ^    « •   M  ^w  M  •  mmmmm^tm^  ^  •  •■••■ 

^t*«««     ••»-»         .    •»    •  *•       ^^        .*»  ••  ••       -••         «  •■ 

'Hin**  **"  —* •;■  ••—  .*•    •:    r<— "••"-"  •  •  " 

#>r*^*  •" •"*    *  "•.  -  " 
ii*r*    h.- -*—••  —    --■ 

•  •  • 

m,^»-*f~-      •  .-- —    — - 

>Ci.ui    .1.        -  - :  - 

n  (•"'•■     V*--'  — •  —  —  - 

^I   ^^aW»  ••      •«■-••         •■ 

B^V  ■•.-  '  V    '  •• " 

&44*^te    *»*      «^    *  •  .  »IM.  • 

irietir.  s-  z::: 
itnercr.  r^nT-* 

ciid)ä    !:r:r.r. 

rciöiii«"?   :■:     : 

xaticiur.  ^.:-:Tr' 
ib€  cn:-:rc   :.z 


inb  fclccr^-:.  &.  ;  ^  .r  -r^- 
üirflid)^  rc5  ::t.  .?  .t  .rr  ^ 
gegebene  5»::nir.:n-  zr  --rr 
iie  Cniftcui    -z    rz  ~r 
flar  in  liz  -:T»r  «.^r 
Lcftnmems  urj  r  :•=:  s 

Jöciüci«  in  ir.  r-r  H^  ^ 
au^  ben  C'-^r-.siiar  r    =Lr— 
cn  iöüd)cn: :-!«  r^r- 
DtiB  man  r.:±:  r  .t 
flen  abfi(f::.:n 
:i  lüili.  5'ir 
nicltamenr  r-: 
it  '4>cntatrr  ??:ii 
hnc  Untcr*:-L   zz 
iibcMclbr.  Lrz: 
:i?Q  bior  itT  ■      «g^ij  g.,5 


I. 

•II 

vi 

!I. 


JLXgiW/'J 


«  •      talJaw. 


;  un:  izrz 


^ 


1., 
'I- 

cn 
-:.  er 

.  er 
: —  iirb 

un« 

:u  fo 

:iicnt- 

luclc^c 

aurea 

ift.  Sic 

äcf)cn  gc» 

'pertorium 

.un  ?hiflagen, 

anter  i^ncn  be* 

:  hmn  1479  ge- 

.inbert  folgten  noc^ 

.  Sennones  de  tem- 

;d}en  mijjcr  ben  Cfnon» 

.  beS  ßird^cnial)re«j  crtlärt 

.  .HC  $Jerbreitnng  unb  erlebten 

;ueld}cn  aber  niebrere  irrtl}üin'> 

.icImnS  9tocrnu5  als  l^erfaifcr 

.xpositio  protessioni.s.  quae  est 

Uenedicti.  i|t  ebenfalls  mel)nnal^ 

;ie  Sludgabe  Paris  s.  a.  (bei  Hain 

"•  baS  aSBerf  mit  bem  3:itel  Tra- 

Monachorum.  SerLiber 

'1  SerclbuS  mürbe 

bem  S)rud 

Q  fünften 

^en 


1795 


^entateu^. 


1796 


Vn.®ic  jogcnonntc  ^cntatcud^frttü. 
®ic  gnmbicgenbc  Scbeutunj  beS  ^entateud^  für 
bie  gcoflenbartc  SRcIigton  ift  aud^  öon  ben  93c- 
ftrcitem  bc§  gl^riftcntl^mS  rid^tig  geluürbtgt  tt)or- 
Den.  ©d^on  ©j)tno5a  leitete  in  feinem  1670  er- 
fd^ienenen  Tractatus  theologico-politicus  ben 
^entQtcuc^  Don  einem  öiele  3a^^berte  nad^ 
5Wofe§  lebenben  ©d^riftfteHer  l^cr.  fieibcr  griff  ber 
Dratorianer  5R.  ©imon  (f.  b.  9lrt.)  atö  erfteS  93ei. 
fpiel  einer  neuerbingS  luieber  üblid^  geworbenen 
©eferem  gegen  bie  unglöubige  SBiffenjc^oft  ©pi- 
noja'S  ©ebanfen  auf  imb  glaubte  benfelben  in  fei» 
ner  Histoire  critlque  du  Vieux  Testament 
(juerft  1678)  in  red^tgläubigem  ©innc  öermertl^en 
ju  fönnen.  6ine  baburd^  ^eröorgerufcne  Segen» 
fd^rift  beS  reformirten  Sl^eologen  ße  giere  ober 
@Iericu§  (Sentimens  de  quelques  theologiens 
de  Hollande  sur  rhistoire  critique  du  Vieux 
Testament  compos^e  par  le  P.  Bichard  Simon 
de  rOratoire  (Amsterdam  1685),  ber  bie  Don 
Simon  l^eröorgel^obenen  93ebenfen  auf  anbere  SBeife 
löfen  »ollte  unb  bie  tixa^t  nad^  bem  Urf})rung  beS 
^ntateud)§  al§  eine  rein  literarl^iftorif^e  Unter- 
fud^ung  erflärte,  bilbete  ben  Anfang  ju  einer  immer 
mel^r  anfd^mellcnben  Q-lut  öon  ©d^riftcn,  »elc^e 
über  ben  gl^arafter  unb  ben  Urfprung  beS  $enta- 
teud^  Sid^t  öerbrciten  foHten.  Um  ben  l^ierbei 
auftaud^enben  unb  aufgefud^ten  S^J^ifeln  unb  ßin» 
ttjenbungen  bie  ©pi^e  abjubred^en,  ftellte  ber  ge- 
Ic!)rte  ai^t  5Iftruc  (f.  b.  Slrt.)  in  einer  tpoä}f 
mad^enben  ©d^rift,  toeld^e  1 753  ju  99rüffel  erfd^ien, 
bie  Sc^auptung  auf,  9Wofe§  l^be  bei  ^bfaffung 
ber  ©cnefis  fid}  üerfd^icbcner  fd^on  öorl^anbcnen 
DucHen  bebicnt,  »eld^c  an  bem  ©ebraud^e  ber 
beiben  ©ottcSnamcn  61o!)im  unb  Sel^oöa  ju  er- 
fenncn  feien.  3)iefe  jum  BäjM^  ber  mofaifd^en 
^bfaffung  erfonnene  Sl^eoric  bcmirftc  ba§  gcrabe 
®egcnt!)eil  öon  bem,  tt)a§  i!)r  frommer  Url^ebcrgc» 
mofit  l^attc;  benn  fic  fül^rte  innerl^alb  ber  proteftan« 
tifd^cn  ©elel^rteniDelt  lauptfäd^lic^  ®eutfd^Ianb§, 
aber  aud^  granfreid^S,  §oIIanb§  unb  6nglanb§ 
3U  einer  mit  Seibenfd^a^  betriebenen  „Duellen« 
ft^eibung"  beim  ^entatcud^,  treidle  in  ben  betref- 
fenbcn  iheifcn  aUmälig  iebc§  anbere  biblifd^e 
3ntcre|fe  jurüdfbrängte  unb  bi§  l^eute  im  S3orber- 
gnmbe  ber  altteftamentlid^cn  ©tubien  ftel^t.  S)a§ 
immer  mel^r  l^cröortretenbe  Siel  biefer  SSeftrebungen 
toar,  ben  ©laubcn  nid^t  blofe  an  ben  mofaifc^en 
Urfpnmg,  fonbem  awä)  an  ben  einl^eitlid^en  unb 
ben  übernatürlichen  gl^arafter  be§  ^entateud^§  ju 
gerftörcn ;  l^ierin  toarcn  unb  finb  alle  betreff enben 
®clel^rten  einig ,  fo  meit  auq  fonft  bie  über  bie 
gntftcl^ung  bc§  $entatcud^§  oorgebrad^ten  5:]^eo- 
rien  auSeinanbergel^cn.  SSegeid^nenb  unb  ber  ge- 
übten SBillfür  entfpred^cnb  ift,  ba^  feine  ber  öor- 
gebrad^ten  Sl^eorien  in  ben  betreffenben  ftreifen 
allgemeine  ober  aud^  nur  öonoicgcnbe  ^nerfennung 
gefunben  l^at,  bi§  in  ber  legten  Seit  gerabe  bie 
rabicalfte  aller  ^üffteüungen,  tocld^e  eine  förm- 
lid^c  Umfturgtl^eorie  genannt  merbcn  mu^,  in  bem 
jerfaljrenen  unb  innerlich  gefj)altcnen  ^rotcftantiS« 


mu3  überaus  biete  ^nl^ger  gehmben  fy±  Stt 
^Qpotl^fe,  beren  ^ßrioritötSxtd^t  ber  fianjöfifl^ 
mitfycit  Sieu^  für  ftd^  in  Snfprudg  genoimna 
1^,  n)eld^e  aber  erft  burc^  beffen  Sd^Iec  @raf 
befannt  gemad^,  bann  üon  bem  SRotburger  $nh 
feffor  SBeE^fen  in  feiner  SBeife  au^ül^ 
nad^gemiefen  unb  nad^  biefem  ledern  96dpim 
aud^  a  potiori  benannt  Sorben  ift,  betadct 
eine  DoIIftönbige  9leugeftaltung  beS  fnSS^  wA 
bem  Eilten  ^eftament  l^erouSgelefenen  Sef^id^ 
bilbeS.  S)er  @Iaube  an  ^el^oüa  foQ  bd  boi  itTi 
fprünglid^  )>o]^t]^eiftifd^n  Hebräern  erft  bunl^  bie 
$ro))l^en  auSgebilbet  loorben  fein;  ouS  ben 
3eit  foQen  aud^  bie  tmoerftonbenen  ober  etbidj^ 
©tammeSfagen  unb  „juribifd^en  ^m^ffjm'  ^ 
rül^ren,  mel^e  ben  ^vfyät  beS  ^ßentoteu^  bttbo^ 
unb  fo  fei  „baS  ©efe^"  ober  bie  nationale  Ste^jtot 
ber  J)ebräer  entftanben.  ^uf  ©runb  bonnian^ 
lei  S^eberfc^riften  foE  bann  ber  |e|tge  ^ßentotnii 
ober  üielme^r  ber  aud^  Sofue  umfaffenbe  ^t&iini^ 
't)on  SSbraS  ober  einem  nod^  &pQinn  cmfüM 
unb  bem  ©tammeSl^oS  jugefd^eben  iDorbenfeiiL 
S)iefe  gange  S)ebuction  fufit  auf  ben  fM^mp' 
timgen:  1.  ba|  feine  Steligion  auf  6i^  {Ü( 
anberS  alS  aHmöIig  unb  au3  unDoUfommenenli* 
föngen  gebilbet  fyiU]  2.  ba^  ein  @d^riftpefler  tmi 
bem,  mag  er  nid^t  fage,  oud^  feine  jtenntntl  ffck] 
3.  ba|  ©efe^  in  einem  3^tabfd^nitt,  roSifMA 
beffen  fte  nid|t  befolgt  morben  feien,  aud^  iri^t 
epftirt  litten.  Sie  ÜRetl^obe  ber  »emeisfü^ 
ift  bamit  d^arafteriftrt,  ba^  Jeber  Spöitct  bie  nill' 
fürlid^en  ^nnal^men  feines  SSorgongetS  cü^  »gt- 
monnene  ßrfenntniffe"  befymbelt.  daneben  beiwgt 
fie  fid^  in  einem  fortmöl^renben  circulus  vitiosns: 
benn  um  bie  fpöte  Sntftel^ung  beS  ©efe^  barju* 
tl^un,  mu§  bie  fititif  in  ben  bibltfd^en  SBü^ 
erft  eine  SKenge  oon  einzelnen  ©teHen  auSmer^, 
merjt  fte  aber  auS,  mcil  fte  mcgen  ber  fpätenfnt* 
ftel^ung  beS  ©efe^eS  alS  tenbentioS  eingefcboben 
erfd^einen.  3ft  mm  l^iermit  fd^on  bie  fog.  $ento- 
teuc^fritif  gerid^tet,  fo  erfd^int  fie  enbgültig  nc 
wciljtxli  burd^  baS  löngft  erfennbare,  iekt  aber  im» 
öerl^üttt  als  @nbrefultat  prociamirte  3ief ber  ganjm 
93emü]^ung:   nömlid^  ba|  3efuS  (^rifhiS  ein 
bloßer  9}tenfd^,  unb  ba|  fein  auftreten  im3ube»- 
lanbe  ber  natürlid^e  ^bfd^Iu^  ber  gangen  wn  beo 
„ftritifem"  conftruirten®efd^id^tSenttt)irfelungge- 
mefen  fei.  —  3nbem  alfo  an  biefer  ©teüe  ^ 
gegeben  mirb,  ba|  3KofeS  bei  ber  ?lbfaffung  beS 
^entateud^S  aud^  ältere  ©d^riftftüdfe,  g.  9}.  6en. 
1, 1  bis  2, 3  ober  bie  ©efd^Ied^tSregiftcr,  I^oÄer» 
genommen,  ba|  ein  ©^>äterer  ben  ©d^luj  be§ 
3)euteronomiumS  l^ingugefd^rieben,  unb  bofe  ber 
^entateud^  aQe  ©d^idfale  eines  l^onbfd^riftTtd^  fott' 
ge))f!angten  unb  mit  bem  SSoIfSIeben  DeüDa^fenai 
Sud^eS  erfal^ren  l^at,  fann  fotool^l  öon  einer  na^em 
^Darlegung  als  öon  einer  SOBiberlegung  biefer  b^ 
ftructiöen  ftritif  abgefe^en  unb  bafür  auf  bie  fol« 
genben  ©d^en  öermiefcn  merben.  a.  Äat^oIif(^: 
SBelte,  9lad^mofaifd^eS  im  Skntateuc^,  ftnUmrg 
1841 ;  9ieteler,  ©tubien  über  bie  «e^t^  beS 


^c|)ono  —  $cralbu8. 


1798 


aieiui^,  Wm^tt  1867 ;  W.  Smith,  The  Book 
[oses  or  the  Pentateuch  in  its  author- 
,  credibility,  and  civilisation,  yol.  I  (only) 
Ion  1868;  Cornely,  Histor.etcrit.Introd. 
f.  T.  LL.  sacros  II,  1,  Parisüs  1887, 
154 ;  Vigouroux,  f.  ob.  1789  f. ;  van  Hoon- 
r,  Le  lieu  du  culte  dans  la  lögidation 
Ue  des  Hebreux,  Gand  et  Leipsic  1894 ; 
Pf  er,  ®ef4  be«  %  %.,  2.  9lup.,  Srijen 
>,  213—251.  b.  ©laubig -proteftantifd^c: 
).  Stanfe,  Unterftui^ungen  über  ben  ^enta- 
.  2  95be.,  erlangen  1834—1840;  §engften« 
,  2)ie  »utl^entie  beS  gkntateud^,  2  93be., 
n  1886—1839;  Äeü,  Sel^b.  ber  ^ift.-frit. 
,  8.  «uff.,  granffurt  1873,  72  tf. ;  ©d^u- 
i,  Sie  äBell^aufen^fd^e  ^entateuc^tl^eorie  bar- 
[t  unb  geprüft,  j^orlgrul^  1892.  (S)ie  nego- 
Slrbeiten  ber  fog.  $entoteu(^fritü  ftnb  ber- 
iet bei  C^ol^inger,  Sinl.  in  ben  lpe;ateud^, 
mrg  1893;  ©trarf,  ginl.  in  bo§  21.  %., 
iifl.,  aJöind^en  1895,  27.  204.) 
LH.  Auslegung  beg  ^entateud^S. 
c  bie  einfd^Iögtge  e^egetifd^e  fiiteratur  bei  ben 
iien  verbreitet  pd^  ouSfül^rKd^  P.  gomel^'S 
kL  bist,  crit  n,  1,  161—169.  93e- 
id^ertteife  ift  bie  ®enefi8  !|öufiger  unb  ein- 
iber  als  bie  übrigen  Sudler  commentirt  tt)or- 
9lu8  ber  t>atriftifd^en  3tit  ift  aber  faum  ein 
:er  Sommoüar  üoOftöti^ig  auf  unS  gefotnmen 
er  beS  ^I.  Splint,  Opp.  syr.,  ed.  Bomae 
I,  I,  1 — 291 ;  baju  S.  Jo.  Chrysost.  Hom. 
>rm.  in  Gen.,  bei  Migne,  PP.  gr.  LIII.  LIV. 
einzelnen  erflorungen  ber  l^eiligen  SSöter  finb 
tmelt  in  ben  Kommentaren  Don  SRabonuS 
luS  (sur  ©eneftS  Migne,  PP.  lat.  CVH, 
sqq.,  lu  ben  iibrigcn  Sßüd^em  ib.  CVIII, 
|.),  in  ber  Glossa  ordinaria  be§  SBalafrib 
bo  (ib.  CXUI,  67  sqq.)  unb  in  bcm  Kommen» 
ur  ®«nefi8  öon  »ngelomuS  (CXV,  107  sqq.). 
bem  Mittelalter  ftnb  neben  ber  Ueber^oj^I 
mriftrenber  SrHörer  gu  nennen  bie  Expositio 
Bntateuchum  t)on  S9runo  t)on  Slfti  (CLXIV, 
sq.)  unb  bie  Kommentare  ätupertS  t)on  S)eu^ 
KTm,  199  sq.).  S)ie  neuere  Seit  eröpen 
ro^  Kommentare  t)on  93onfr^re,  bem  ditem 
ernud,  $ereriud  unb  fiorin  (f.  b.  %ttt.).  SBei- 
iennod^  getumnt  Don  fatl^oIifd^enSuSIegungS- 
ten:  Lamy,  Comment.  in  L.  Geneseos, 
hl.  1883 ;  Fülion,  Le  Pentateuque,  Paris 
l ;  iopptf^om,  Krfl.  ber  ©eneftS,  ^berbom 
^;  Hnmmelauer  S.  J.,  Comment  in  Ge- 
OB,  Paris.  1 895 ;  Don  glöubig-proteftantifd^en : 
mgarten,  Xl^eol  Komm,  ^um  ^tateud^, 
1848;  S)eli|fd^,  ®ie  (SeneftS  aufgelegt, 
,10  1852,  4.  «ufl.  1872  (mtt  jeber  Auflage 
totionalifüfd^  geförbt) ;  @d^|,  S)aS  S)eu- 
omimn  erfldrt,  Berlin  1859;  ffeil,  99ibl. 
n.  über  bie  8989. 3Rofe^8,  2  89be.,  suerft  2t\p' 
861,  8.  «ufl.  1878.  ©ie  S9ibeltt)er!e,  »eld^e 
bm  Seittateud^  umfaffen,  ftnb  l^ierbei  über- 
üL  [Sflunf  S.  J.] 


"gtpMiO  ($e|>anuS),  ®  emetriu«,  geleierter 
Kontrooerfift  gegen  Kotoin  unb  gegen  bie  f($i8mati- 
fd^en  ©ried^en,  loar  auf  ber  3nfel  Kl^ioS  um  1620 
geboren.  3m  3- 1637  »urbe  er  nad^  ätom  gefd^idtt, 
oottenbete  l^ier  unter  fieitung  ber  Sefuiten  feine 
Stubien  uiü>  mar  bann  als  Gelder  beS  @ried^ifd^ 
t^g.  3lad^  einem  Slufentl^It  su  Sflorena  (1643) 
feierte  er  1649  in  fein  SSaterlanb  jurüdL  ©eine 
le^en  Sd^idfale  unb  bie  3eit  feined  Zobed  fmb 
unbefannt ;  DteQeid^t  lam  er  bei  einem  S^iprud^e 
um.  SSon  feinen  geleierten  KontrooerSfderiften  »ur- 
ben  eine  9lnja!|I  burd^  ben  englifd^en  KonfuI  ©tettio 
9tafaeQi  auf  ber  3nfel  &jiio^  gefunben  unb  burd^ 
Vermittlung  beS  KarbinalS  fyvxt)  ©tuart  ebirt 
(Bom.  1781,  2  voll,  mit  lat.  Uebcrfejung  unb 
9{oten  Don  83em.  ©tepl^^mopolos  unb  93orrebe 
Don  Slmabujji).  (S8gl.  ©öttingifd^e  Slnjcigen  Don 
geleie^en  ©ad^en  1782,  929;  Nouv.  Biogr.  gen. 
Xin,  554  u.  XXXIX,  535  s. ;  Harter,  Nomencl. 
Ht  1, 2.  ed.,  Oenip.  1892, 428.)     [».  gffer.] 

"^tvniiüuet,  f.  aRontani§mu§  vm,  1840. 

^ero,  f.  93urfa  2. 

?er2a,  f.  ^alöfHna,  ob.  1290. 

?erii(bii$  (^aralbug),  äBill^elnt,  0.  Praed., 
mar  ein  ^rDorragenber  ©elel^^er  unb  ©d^rift- 
fteSer  aud  ber  erften  83Iütegeit  beS  S)ominicaner- 
orbenS.  83on  feinem  £eben  mei^  man  nur  mettig. 
Kr  mar  )u  $erault  (Petraita),  füblid^  Don  fiQon, 
geboren,  trat  erft  in  reiferem  SUter  in  ben  Drben 
imb  gelehrte  ^um  Konoente  Don  fiQon,  me^Ib  er 
l^äuftg  mit  bem  83ettunnen  Lugdimensis  be^d^- 
net  mirb.  S)ie  meitDerbreitete  9Reinung,  ba|  er 
SSifd^of  biefer  ©tabt  gemefen  fei,  ift,  mie  K(^b 
nademeist,  unbegrünbet.  ^ein  StobeSiaJe^  ift  tm- 
befannt,  föOt  aber  iebenfaQg  Dor  1270.  Um  fo 
befatmter  ftnb  feine  mertl^DoQen  ©d^riften,  noment- 
Itd^  feine  Summa  de  yitiis  et  virtutibus,  meldte 
mit  9ted^t  ben  el^renDoOen  Xitel  Summa  anrea 
erlitten  l^t  unb  nod^  je^t  fe^r  braud^bar  ift.  ©ie 
ift  in  Dielen  ^anbf(|rifien  unb  ^^Ireid^en  ge- 
brucften  Auflagen  Derbreitet,  ^n  (Bepertorimn 
n.  12383—12392)  befd^reibt  neun  Auflagen, 
mel^e  Dor  1500  erfc^ienen  ftnb;  unter  il^tten  be- 
finbet  ftd^  eine  Don  Ouentel  ^u  Rbln  1479  ge- 
brucfte;  bi§  in'd  17.  3a^Wnbert  folgten  nod^ 
Diele  anbere.  %id)  ^eralbuS^  Sermones  de  tem- 
pore et  sanctis,  in  meldten  au^r  ben  KDan- 
gelien  aud^  bie  Kpifteln  bed  Jhrd^enjal^red  erflärt 
merben,  l^en  eine  gro^e  83erbreitung  unb  erlebten 
Diele  Auflagen,  Don  meldten  aber  mel^rere  irrt^m- 
Ii(^  ben  Fr.  @uillelmu§  SrDemuS  al§  93erfaffer 
bejeid^nen.  S)ie  Expositio  professionis,  qoae  est 
in  regola  B.  Benedicti,  ift  ebenfaüg  mel^alS 
gebrucft;  eine  SluSgabe  Paris  s.  a.  (bei  Hain 
n.  12394)  gibt  baS  SBerf  mit  bem  Sitel  Tra- 
ctatns  de  professione  Monachomm.  ^^  Liber 
de  eruditione  Beligiosomm  be§  ^eralbud  mtnbe 
1512  in  $an§  Don  gfranciScanem  bem  S)rud 
übergeben,  aber  irrtpmlid^^umbertuS,  bem  fünften 
©eneral  ber  Dominicaner,  beigelegt;  bie  teoteren 
ausgaben  $u  Sötoen  (1575),  gu  S^on  (1585)  unb 

57* 


1799 


$crolbu8,  SRaimunb  —  geraubt. 


1800 


onbere  totcbcrl^olten  bicfcftc  falf d^e  Eingabe.  6nb- 
lid^  geirrt  ^emlbug  oud^  ba3  SBer!  De  eraditione 
principum  cm,  iDeld^ed  t)on  ben  ^erau§gebem  ber 
1570  ju  SRom  ücröffcntUd^ten  Opera  omnia  S. 
Thomae  alS  eine  Arbeit  biefeS  §eütöen  öeröffent- 
lid^t  unb  fonft  nod^  (aud^  mit  bem  Xitel  De  re- 
gimine  principum)  gebrudt  toorben  (ogl.  b.  Wct. 
pbagogif,ob.  1262).  SBic  bicfe  äd^  ©d^riften 
beS  ^emlbuS  anbercn  SSerfaffcm  beigelegt  »erben, 
fo  pnb  il^  umgefel^rt  frembe  arbeiten  jugefd^rie- 
ben  toorben,  ^ieroon  imb  oon  ^eroIbuS  über« 
l^upt  l^nbelt  am  beften  Echard,  Scriptores 
Ord.  Pr.  I,  Paris.  1719,  131—136;  über  bo8 
gule^t  enoöl^nte  99ud^  ogl.  aud^'  Bemardus  de 
Bubeis,  Dissertationes  de  gestis  et  scrip- 
tis . . .  S.  Thom.  Aquin.,  Yenet.  1750,  diss.  22, 
c.  4.  [3gn.  3eüer  0.  S.  Fr.] 

IfemCbttS,  Sloimunb,  f.  ^eroubi. 

?emf ett  (^erotifer),  f.  Dpl^iten,  ob.  929  f. 

"S^eroitbi  (^eroulb,  ^eroub,  ^e^roubi),  Stat- 
munb,  0.  S.  Aug.,  SBifd^of  üon  ®urf  (1491 
bis  1505),  Karbind  unb  i)apftlid^er  ßegat,  lourbe 
1435  lu  @urgäreS  im  93i§t^m  @ainteS  (gfron!- 
reid^)  geboren,  trat  frül^jeitig  in  baS  bortige  3lu- 
auftinerilofter  jum  !|I.  SegibiuS  ein,  be^og  bann  jur 
UJoÜenbung  feiner  ©tubien  bie  Unioerfttät  ^PoriS 
unb  erlangte  bafelbft  baS  S)octorat  ber  Xl^Iogie. 
3n  fein  5DlutterÖoftcr  jurürfgefe)^,  lourbe  er  balb 
gum  $rior  enoöl^It  unb  ging  al§  fold^,  toal^r- 
fd^einlid^  im  Sntereffe  feines  ftlofterS,  nad^  Som, 
m  man  auf  il^  aufmerffam  towcht  unb  il^  fefi- 
l^ielt.  ©d^on  unter  ^aul  II.  fott  er  eine  angefe^ene 
Stellung  am  })äpftIi(^en§ofe  eingenommen  l^aben; 
nad^meislid^  fticg  fein  ^nfe^cn  unter  ©ijtuS  IV., 
meld^er  il^n  um  1477  nad^  ©ainteS  fd^idftc,  um  ba« 
fdbft  ben  für  bic  bortige  ©atl^cbrale  oerlicl^cncn  9lb- 
la^  3U  oerfünbigcn.  ^eraubi,  meld^er  um  biefc  3cit 
aus  bem  ^uguftinerorbcn  ausgetreten  toar,  erl^ielt 
nad^  Erfüllung  feincS  SluftrageS  baS  Slrd^ibiaconat 
^müS  in  ber  S)iöcefc  ©ainteS,  me^l^alb  er  fid^  in 
fpötcrcn  Ablaßbriefen  unb  ßonfcffionalien  Archi- 
diaconus  Xantensis  nennt,  ©alb  ernannte  il^n 
ber  ßönig  jum  Eleemosynarius  regius,  unb  alS 
fold^er  begleitete  ^craubi  eine  ©cfanbtfd^aft  beS 
ftönigS  m(i)  SRom,  um  bem  ^apfte  300  000  ®u- 
caten  ^ürfenfteuer  ju  überbringen.  5Rad^  fiub- 
ttJigS  XI.  ^obe  begab  fid^  ^eraubi  mieber  nad^ 
9tom ,  tt)urbc  oon  Snnocenj  VIII.  jum  Proto- 
notarius  unb  Beferendarius  domesticus  er- 
nannt unb  als  J)äpftlid^er  Üegat  nad^  3)eiUfd^Ianb 
gefanbt,  um  ben  ffaifer  günftig  ju  ftimmen  unb 
bie  aSerfünbigung  beS  AMaffeS  jum  9k^cn  beS 
3:ürfenfricgeS  ju  crmöglid^cn.  93eibeS  gelang  fei- 
nem gefd^irften  Auftreten  in  furjcr  3eit ;  bereits 
1488  gemattete  ber  ffaifer  bie  SSerfünbigung  beS 
AblaffeS,  »eld^er  ftd^  geraubt  mit  ganzer  Äraft 
ttjibmete.  9Jon  nun  ai)  bis  jum  fiebcnSenbe  ttjar  er 
für  bie  §erftellung  beS  Q-riebenS  unter  ben  djrift- 
lid^en  dürften  unb  bie  Ausführung  beS  Äreuj- 
äugcS  gegen  bie  Surfen  auSfd^licßlid^  tl^tig.  Auf 
bem  9lei^Stage  ju  S^ümberg  im  3uli  1489  oer- 


mittelte  er  ben  ^rieben  jttifd^eit  3Ra|iimfian  vasib 
ffarl  Vni.  oon  Sfranfreii^ :  1490errttc^eretiun 
SBaffenfHÜftonb  }tt)ifd^en  bem  Jtaifer  unb  9Rat- 
tl^iaS  oon  Ungarn ;  bimn  begab  er  fiil^  im  Xuftioge 
beS  ^ßo))fted  nad^  Sfranfretd|[,  um  hcS  gfn^)cnä> 
bünbni^  S^ifd^en  bem  römifd^  Könige  9tap- 
milian  utü)  fforl  VIII.  }u  fefti^en  unb  ju  ^äfox. 
Am  21.  A)ml  1491  legte  er  auf  bem  9leid^ 
»1  9lümberg  ben  ffurfürfien  ben  Xüifen^  on^ 
^j  unb  bot  tun  ^ilfe  fär  ÜRosimUian  in  ber 
ungorif d^  unb  fran^ftf d^  Slngelegenl^  Sdm 
biefer  )>oIitifd^en  Xl^gfeit  toibmete  ^  ^ßennbi 
unauSgefe^  ber  SSertönbigung  beS  9%la^.  Snbe 
gfebruar  1488  erfd^int  er  in  SBür^burg,  Cnbe 
ÜJlörg  in  Srfurt,  ßnbe  April  in  ^ilbeSl^,  ^ 
barauf  in  Sraunfd^toeig  unb  bem  SBiStl^  C^m« 
brüdt.  3m  %  1490  ))rebigte  er  ben  A61d|  in 
9Jtagbeburg,  ^Bamberg,  9tiimberg,  $affau,  Sd^ 
burg  unb  anberen  Orten.  ÜRit  bem  Snbe  feioff 
fiegation  mürbe  geraubt  jum  93tfd^f  oon  ®iitf 
ernannt  (A))rU  1491),  im  folgenben  äo^re  «^ 
er  nod^  bie  Abminiftration  oeS  IBiStl^umS  ©ainiel. 
92ad^  Stom  jurüdge&l^ ,  morb  er  oIS  flönbigtr 
foiferlid^  ©efanbter  am  ^füid^  @tii^  be* 
glaubigt  tmb  am  20.  ©eptember  1493  inbie3# 
ber  Sarbinöle  aufgenommen.  Sreri^benXiM 
S.  Mariae  in  Cosmedin,  mirb  aber  twn  feimn 
93ifd^ofSft^  gembl^id^  Gardiiudis  Omtsenm 
genannt.  ^Otit  Alejonber  VI.  ftonb  ber  neue  ta> 
binal  auf  gef)Kmntem  fjfu^  unb  f d^Io^  fui^  bei  ba 
)>oIitifd^en  SBirren,  meiere  }n)ifd^  bem  $otr|k 
tmb  Äarl  VIII.  auSbrad^en,  au  le^tem  an.  3n 
bcfjcn  ©efolge  30g  er  1494  in  Dlom  ein  unbfolglr 
bem  franjöfif^en  §eere  auf  bem  3uge  gegen 
5fleopel.  5ür  furje  S^\i  faub  otterbingS  eine  !Ste" 
föl^nung  5n)ifd^en  bem  ^ßopft  unb  ^oubi  ftatt; 
ie^terer  entflol^  mit  Ale^onber  oor  ben  onjie^enba 
gran^ofen  nad^  Oroieto  imb  Perugia.  3um  io\fat 
für  biefe  Xreue  oerliel^  ber  $apft  il^m  bie  fiegatüm 
ju  fjoligno.  Bereits  1496  erfolgte  aber  miebenim 
ein  aärud^  5tt)i)d^en  bem  ^ßapft  imb  ^ßeroubi,  ber 
nun  meift  ferne  oon  SRom  lebte  unb  mand^  l^ttm 
SBort  gegen  Alejanber  auSf|)ra(^.  3m  3. 1493 
mar  ^eraubi  mieber  in  3fran!rei(^,  berru^itete  bk 
gjequien  für  ftarl  VIII,  unb  begleitete  beSen 
l^eid^e  mä^  $ariS.  AIS  ftd^  im  Saitfe  beSfelben 
Sal^reS  eine  ©d^menfung  in  ber  pöpftlid^en  $olüit 
oottjog,  feierte  er  Anfangs  1499  nad^  Stom  jurüd; 
eS  erfolgte  eine  abermalige  Scrföl^ung.  S)er  $apft 
trat  am  15.  April  ber  jmifd^cn  granfreit^  unb 
Sencbig  gefd^loffenen  Siga  bei,  unb  ^iwaubi  erhielt 
ben  ßarbinalStitel  S.  Mariae  novae  fotoie  bie 
Segationcn  oon  Perugia,  5:ubertum  unb  goltgno. 
Alejanber  moHtc  je^  ben  5:ürfengug  ernftlü  tirS 
SSßerf  fc^  unb  baS  3ubelialör  1500  baju  be- 
nu^n,  um  mit  §ilfe  ber  Abla^almofen  baS  nott- 
ttjenbige  ®elb  äufammen^ubriugen.  S)eß]^  ft^dte 
er  Legaten  in  alle  Sönber  jur  SJerfünbigung  be3 
Subelablaff eS  unb  ©ammlung  ber  ®elber.  "^axä 
ging  nad^  S)eutfd&lanb,  S)änemarf ,  ©d&meben  imb 
^45reu^en.  SJereitS  am  26.Dctober  1500  reiste  ei 


1801 


$erb09te. 


1802 


Don  Stimi  ob,  mu^e  iebo^  an  ber  ®renge  Italiens, 
}u  9b)lierebo,  (^  mad^tn,  ba  man  in  S)eutfd^ 
kmb  bie  Serfünbigung  beS  ^blaffeS  nid^t  julaffen 
mtXÜt,  S)te{e  fnne  unfreitDtQige  3Ku^e  benu^  er, 
um  Xag  uno  vlaä^t  an  oEe  beutfd^en,  fd^loebtfd^en 
unb  bftnifd^  Surften  unb  ^räloten  ^u  f treiben 
tmb  fie  )um  ^rieben  unter  ^  unb  gum  Ratnp\t 
gegen  bie  Unglöubigen  gu  emtal^nen.  Snblid^  er- 
langte er  feinen  Sitüa^  in  S)eutf(I^Ianb,  unb  nad^ 
bem  am  11.  September  1501  bie  Sebingtmgen 
auf  bem  Sieid^Stage  ju  9{ümberg  feftgefe^  maren, 
bmnte  ber  Segat  mit  ber  93erfünbigung  beS  ^b- 
IdffcA  beginnen.  3m  gonuar  1502  Derfünbigte  er 
bcnkiben  in  ff  onftan),  bann  toor  er  ber  SReil^  nod^ 
in  fyäi,  @tra|burg,  Sprier  (2.  SRör)),  SRoina 
(19.  TOftrj),  Irier,  fföln,  93onn  (5.  SKoi),  granf- 
fnrt  (14.aRai),  Ulm,  Strasburg  abermals  (16. 3(u- 
ouft),  &tlvS^tn,  (Erfurt  (29.  October),  SltseOe, 
lRei|en  (Anfang  Sanuar  1503),  Seipaig  (2.  bis 
10.  äonuar),  Sßittenberg  (23.  gfebruar),  ^mrn- 
bitrg,  SRagbeburg,  äBolfetti^ättel,  93raunfd^loeig, 
£fiiiäurg  (2.  ^rU),  Sübedt  (12.  ^xü),  fyim' 
httXi,  €tabe  (21.  SRai)  unb  ^Bremen,  SRaina, 
aOBui^rg,  gfranifurt  unb  fföln  (28.  October  bis 
10. 9tok)emberX9ranIfurt,anain),SBormS,<S))eier, 
etraffotrg  Oonuar  bis  ^rü  1504),  Safel,  Sr- 
ticn ;  Snbe  ^uguft  1504  ging  er  über  ben  ®ott" 
^bpa^  gurüd  nad^  Kom,  mo  er  im  Sonfiftorium 
»om  15.  3anuar  1505  Serid^t  erftattete.  ^ad) 
intgendffifd^  Slufgeid^ungen  fouen  bie  mate> 
ridlen  Cprfolge  ^aubi'S  bei  ber  erften  fiegationS- 
leife  bebeutetU),  bei  ber  jmeiten  geringer  gemefen 
fein.  3)agegen  tt)irb  unS  ber  religibfe  9luff(|tt)ung, 
bm  ^ßeraubi'S  SRifftonSreifen  brad^ten,  als  ein 
großartiger  gefd^ilbert;  feine  &fd^ung  unb  9tebe 
(otten  mdd^tige  SBirfung.  @eine3eitgenoffenfinb 
beS  SobcS  für  il^  ooO;  befonberS  anerfennenS« 
toertl^  fprid^  Zritl^iuS  Don  ü^.  %uä)  als  tl^- 
logtfd^  Sd^riftfteSer  mar  ^eraubi  tl^tig;  befon- 
hocd  \A  l^orgel^oben  {eine  @d^rift  De  dignitaie 
mcerdotali  super  onmes  reges  terrae.  3um 
Soifnt  für  feine  S)ienfte  ernannte  SuIiuS  n.  ii^n 
f/am  Card.  SS.  Joannis  et  Pauli ,  tit.  Pam- 
machii,  unb  betraute  i!|n  mit  ber  legatio  patri- 
monii.  Sebod^  ftarb  $eraubi  bereits  am  5.  Sep« 
icmber  1505  }u  IBiterbo  unb  fanb  in  ber  bortigen 
9itgufUnerfir(|e  feine  Kui^ftötte.  (93gl.  gol^neS 
ed^netber,  SHe  fird^I.  u.  polit.  SBirtfamfeit  beS  Se- 
gaten  Shtimunb  ^eraubi,  IpaOe  1882.)  [@rube.] 
ycrf^yrr,  3o]^.®obrieI,  ber  fei,  CM., 
SRort^rer  m  ben  d^ine^fd^en  9Ri$fu)nen,  mürbe  am 
6.  Sonuar  1802,  gu  ^ued^,  ^fanri  SRontgeft^ 
m  ber  SHdcefe  Sal^orS,  geboren.  Seine  SItem 
nnntn  einfad^  SauerSlettte.  ^erbo^re  jeigte  t)on 
äugenb  an  einen  über  jein  ^iter  l^inauSge^enben 
Crnfl  unb  eine  befonbere  IBorliebe  für  religibfe 
2>inge,  unb  auS  innerftem  iBerufe  trat  er  fd^on 
frul^  in  baS  ffnabenpenjbnat  gu  SRontauban 
ein,  um  Ad^  cmf  ben  geiftüd^en  @tanb  tooi^u- 
territen.  9iad^bem  er  ju  ^ntauban  feine  @tu- 
bicn  in  brei  3a^ren  üollenbet  unb  }ule|t  fogar 


eine  3«ittong  einen  ßel^  üertreten  l^atte,  trat  er 
im  2)ecember  1818  in  bie  Kongregation  berSRif- 
gon  (Sanften;  f.  ob.  VII,  1562  ff.)  ein.  5Had^ 
iBeenbigung  feines  9lot)iciateS  mürbe  er  @tubien 
l^ber  nad^  $ariS  gefd^idt,  mo  er  1823  )um  @ub- 
biacon  gemeil^  mürbe ;  enblid^,  nad^  einer  mej^r- 
iöl^gen  Zl^tigfeit  im  SoIIeg  ^u  üßontbibier, 
empfmg  er  im  September  1825  bie  ^riefter« 
meil^.  SHe  näd^ften  ^mei  ^äf^tt  mar  er  als  Selber 
im  ^riefterfeminar  ^u  @t-Slour  tl^g,  bann  alS 
geifüid^  Seiter  berfelben  Snftatt  unb  feit  1832 
als  ffiirector  beS  „3miern  ©eminarS"  (9loüi- 
ciateS)  für  bie  jungen  SRiffmnare  feines  OrbenS. 
Snblid^,  nad&bem  feine  fd^mad^e  ®efunbl^  lange 
ein  ^inbemil  gebilbet,  erl^ielt  er  bie  Je^füd^ttg 
erbetene  Srlaubni^,  in  bie  d^ineftfc^e  SJlifflon  p 
ge)^.  %m  21.  SRörg  1835  erfolgte  bie  ^Ibreife 
Don  ^aore  auS,  am  29.  Suguft  langte  er  in  SRacao 
an  unb  blieb  ^unöd^ft  in  biefer  @tabt,  um  M  mit 
ber  @prad^  unb  ben  ®ebröud^en  beS  SanoeS  be- 
fannt  gu  mad^  gm  3uli  1836  traf  er  in  ^o- 
3lcai,  bem  il^  gugemiefenen  SRiffmnSgebiete,  ein 
unb  begann  bort  ein  mül^feligeS,  nod^  burd^  frei« 
miQige  Su^übungen  erfd^merteS  fieben.  Slad^oem 
er  faji  gmei  ^afyct  mit  reid^em  (Erfolge  gemidt, 
mürbe  er  na^  ^u-^e  gefanbt  unb  fu^  bort  mit 
gleid^em  Sifer  gu  mirfen  fori  93alb  aber  foUte 
feine  SBir^amfeit  burd^  bie  SRart^rerfrone  belol^ 
merben.  Sine  innere  Xroftlofigleit  t)on  mel^reren 
aßonaten,  bie  aud^  feine  @efunbl^t  auf^S  @d^merfte 
^ntgriff,  ging  feinem  ftreugmeg  t)oran;  bann  er- 
folgte eine  munberbare  Xröfhutg  oon  Seiten  beS 
ge^ugigten  ^eilanbeS,  bie  aQe  jhaftloftgfeit  t)on 
^erbo^re  l^nmegnal^.  9lm  15.  September  1839 
mürbe  er  mit  brei  anberen  HRifftonaren  oon  d^ine- 
ftfc^en  Solbaten  überfaEen;  feine  @efö]^rten  ent« 
flol^en,  unb  aud^  er  fanb  ein  Serfted  im  Sßalbe. 
Mein  ein  SubaS  unter  feinen  Schülern  k)errietl^ 
il^  ^erboQre  mürbe  ongetlagt  auf  ®runb  eines 
®efe^  t)om  3al^  1794,  meld^eS  ber  ffaifer  toon 
Sl^ina  1839  l^atte  erneuern  laffen;  allen  S^riften, 
meld^  Suropöer  mören,  mar  barin  bie  £obeS- 
ftrafe  angebrol^t.  ^m  17.  September  mm*be  ^» 
bo^re  nad^  ber  Stabt  iht-Xfd^ing4{ien  gebrad^ 
unb  bann  unter  fortmöl^enben  ^i|]^nblungen 
oon  einem  Stid^terftul^Ie  ^m  anbem  gefd^Ieppt. 
Snblid^  fd^idte  man  il^  nod^  U-£fc^ang-3fu,  ber 
^uptftobt  ber  $rot)ing  ^-$e,  mo  er  bä  Snb- 
urtl^ü  empfangen  foSte.  Sßieberum  mu^te  er 
längere  3eit  unter  fd^redKid^en  Dualen  im  @eföng- 
ni|  fd^mad^ten,  bis  er  im  Januar  1840  t)or  ben 
burd^  feine  @raufamfeit  berüd^tigten  IBicelönig 
gefül^rt  mürbe.  9{ad^  grä|Iic^en  IDtartem,  über 
meld^  fid^  felbft  Reiben  entfetten,  mürbe  er  fd^tie|- 
lid^  )um  Xobe  burd^  grbroffelung  Derurtl^ilt. 
aflein  erftam  11.  September  1840  traf  bieSSeftäti- 
gung  beS  Urtl^S  auS  $eüng  ein,  morauf  nod^ 
am  felben  Zage  bie  ^inrid^tung  erfolgte.  S)er  Seid^- 
nam  trug  munberbarermeife  lein  3^d^«»  ^  «- 
littcnen  SobeSart,  fonbem  bie  ®efidj[tsfarbe  mar 
frifd^  unb  rofig,  unb  an  ben  gefc^meibigen  @Iie« 


1803 


^eregrinuS  Proteus. 


1804 


bem  jctgte  fid^  feine  ©pur  tnel^r  t)on  ben  er« 
ftttcnen  TOartcm.  S)iefe§  SBimber  unb  ein  ftrol^ 
(enbeS  ftreuj  über  [einem  ©robe  bett)irften  bie  S5e« 
fel^ng  öieler  Reiben,  ©c^on  am  9.  3uft  1843 
rourbe  ber  ©cligfpreci^unöSproje^  iperbo^re'S  be- 
gonnen; na<^  längerer,  burd^  bie  ungünftigen  S^it« 
öerl^Itnifle  l^rbeigefül^rter  Unterbred^ung  tourbe 
berfelbe  1880  toieber  aufgenommen  unb  ^erbo^re 
enblid^  am  1 1 .  9lot)ember  1 889  öon  ^ft  Seo  XUI. 
feierlid^  feiig  gejprod^en.  3tnfoIge  neuer  feitbem 
gefd^el^ener  SBBunber  unb  ber  junel^menben  SSer« 
el^rung  ift  aud^  ber  ganonifationSprojel  bereits 
eingeleitet.  S)er  Seib  beS  Seligen  rul^t  feit  1860 
im  aRutter^auS  ber  ÜJHffwn  gu  ^ri8.  (Sgl. 
Acta  S.  Sedis  XXH  [1889—1890],  405  sqq. ; 
[Stottenmerf ,]  fieben  u.  TOartertob  beS  fei.  3.  ®. 
^erbopre,  »egenSburg  1889,  2.  Slufl.  1890; 
[ßinjer]  Sl^eoL-praft.  Duartalfd^r.  1891,  321  ff. 
u,  594  ff.)  [91.  3oj  C.  M.] 

?eregtiittt$  ]^of etts,  c^nift^er  ^l^ilo- 
f  0  p  1^ ,  mar  öiellei^t  eine  Seitlang  gl^rift.  9iö]^ere8 
über  il^  ift  nur  befannt  burd^  bie  ©d^rift  fiucianS 
öon  ©amofata  De  morte  Peregrini,  in  ber  über 
{fjm  g^olgenbe§  berid^tet  mirb.  9lu3  Marion  am 
^OeSpont  ftammenb,  l^e  biefeS  „^rad^tgebilbe 
ber  5Ratur",  nad^bem  eS  bie  SKanneSjal^re  erreid^t, 
in  9lrmenien  einen  Sl^ebrud^  begangen,  bann  einen 
ftnaben  öerfül^  unb  nad^  einiger  Seit,  um  fein 
Vermögen  ju  erl^ten,  feinen  SSater  erbroffelt.  9118 
bie  Untaten  ruchbar  gemorben,  l^be  $roteu§  ftd^ 
f elbft  jur  Verbannung  üerurtl^eilt  unb  fei  in  öerf d^ie- 
oenen  Säubern  uml^ergefd^meift.  3n  ^alöftina  l^abe 
er  93e!anntfd^aft  mit  ben  S!)riften  gemad(|t ;  er  fei 
ju  il^nen  übergetreten  unb  ein  angefcl^encr  ßcl^rer 
unter  il^nen  gemorben.  9ll§  er  bc^l^alb  in'§  ®e- 
fängni^  gefommen  fei,  !)ätten  bie  S!)riftcn  9Ulc3 
aufgeboten,  um  il^m  bie  greil^cit  mieber  ju  oer« 
fd^affen,  unb  ba  bic^  öergeblid^  gemefcn,  litten  fie 
nid^t  bloß  reid^Iid^  für  feinen  Untcrl^alt  geforgt, 
fonbern  il^m  aud^  öiel  ©elb  gegeben,  ©elbft  au§ 
ben  ©tobten  9lfien8  feien  9lbgeorbncte  öon  ben 
©cmcinben  gefommen,  um  il^m  ju  l^elfen  unb  il^n 
gu  tröften.  ^l§  er  bann  burd)  ben  ©tattl^Itcr  öon 
©prien,  einen  greunb  ber  ^l^ilofopl^ie,  entlaffen 
morben,  fei  er  in  bie  §eimat  jurücfgefel^rt,  unb 
ba  fein  SSerbred^en  nod^  unöergeffen  gemcfen,  l^abe 
er,  um  bie  gegen  il^n  erregte  ©timmung  ju  be- 
fd^mid^tigcn,  fein  Vermögen  (15  3:alente)  feiner 
featerftabt  öermad^t.  ®ann  aber  fei  er,  unb  jmar 
in  Vart  unb  %xad)i  cine§  c^nifd^en  ^l^ilofopl^en, 
bie  er  öor  einiger  Seit  angelegt,  jum  jmeiten  SWale 
ausgesogen.  S)ie  gl^riften  |ätten  i^n  aud^  je^t 
nod^  unterftü^t.  9113  er  aber  einmal  eine  bei  il^nen 
öcrbotene  ©peife  genoffen,  l^abe  er  eS  mit  il^nen 
öcrborben,  unb  bie  Diot)^,  in  meldte  er  nun  ge« 
ratl^en  fei,  l^abe  xfyx  öeranlafjt,  eine  ©d^rift  bei  bem 
ßaifcr  einjureid^en,  um  feine  ©d)enfung  öon  feiner 
Saterftabt  mieber  jurürfguerl^alten.  ®a  il^m  oiefeS 
ntd^t  gelungen,  fei  er  nad^  9legt)pten  gereist,  um 
ftd^  gum  9lScetcn  auSjubilben,  unb  bann  mciter 
nad^  3talien  gegangen.  SBBegen  feiner  ©d^mäl^ungen 


auf  ben  ftaifer  ouS  ber  ^auptfktbt  oudgcuncim, 
1^  er  jftd^  nad^  @ried^enkmb  getoenbd  unb  bott 
feine  Söfterreben  fortgefe^.  2)a  fein  %ife^  dba 
aSmälig  gefd^munben,  l^abe  er,  um  fid^  mieber  6e> 
rül^t  )u  mod^en,  befd^loffen,  fU^  felbft  ben  Sob 
ju  geben,  unb  1^,  nad^bem  er  fein  Sor^oben  M 
ben  ol9m))ifd^en  ©fielen  für  bie  nad^fbe  gleter  an- 
gefünbigt,  bei  biefer  mirflid^  ben  ©d^eto^oufni 
beftiegen.  —  So  berid^tet  Sudan,  bar  ber  Im« 
göbie  felbft  ongemol^t  l^aben  miO.  3)er  S&ml  be$ 
^eregrinuS  Proteus  nmrbe  erretd^.  ©ein  iob, 
ber  nad^  ber  Sl^onU  beS  SufebiuS  im  3. 165 
erfolgte,  erregte  baS  grö^e  9luffe]^  3)ie  Srte» 
ftabt  eierte  ben  berül^mten  Snttbürger  mit  eim 
Vilbfäule,  unb  biefe  ©tatue  galt,  mie  Stl^enogomg 
(Legat,  c.  26)  mittl^ilt,  al3  orotelfpottoib.  2^ 
auffaUenbe  Xob  beS  ^eregrinu^  fyü  au^  ben  a&> 
geful^en  3^9^  nod^  vettere ,  nomentlid^  ier* 
tuEian  (Ad  mart.  c.  4),  tmb  fo  ift  an  biefer  S^Qt* 
äd^e  nid^t  ^u  ^meifeln,  nod^  nieniger  an  ber  ^* 
im^  beS  SRanneS,  beff en  aud^  Nation  (Orat  adr. 
jrraec.  c.  25)  bereits  gebet^.  S)agegen  ip  e§ 
fraglid^,  inmiemeit  bie  übrigen  Slättl^etlimgen  äi«  j 
cianS  auf  äBal^rl^eit  Utuf^m,  3)aS  Süb,  loel^el  ' 
berfelbe  entmirft,  ift  fid^tlid^,  toenn  eS  au^ene 
l^iftorifd^e  Unterlage  1^^  eine  &xricatur,  nnb  boi  i 
öon  il^  nid^t  menig  in  9lb}ug  ju  bringen  ift,  ti> 
l^eUt  bei  aufmerffamer  93etra(i^tinig  nid^  bh>|  m 
ber  Sr^äl^lung  felbft,  fonbern  eS  g^  au^l  au§  ba 
Urtl^il  beS  %uluS  (MiuS  l^or,  ber  (Noetts 
Atticae  12,  11)  fßeregrinud  tiatn  em^  unb 
d^arafterfeften  9Kann  nennt.  S)ie  ©d^rtft  fticiaiB 
htxixfyct  fxc^  mel^rfad^  mit  ben  93riefen  beS  ^L  Sp^* 
tiuS  (ögl.  Funk ,  Patres  apost.  I ,  p.  I  sq.). 
Unter  biefen  Umftänben  mag  man  inSbefonbcre 
fragen,  ob  baS  gl^riftentl^um  beS  ^eregriraiS,  m 
bem  fonft  niemanb  berid^tct,  unb  namentli^  bit 
angefel^ene  ©tellung  bei  ben  ©Triften  nid^t  mii 
eine  Sutl^at  beS  fpötHfd^en  SR^torS  ifL  greüid) 
mirb  man  anbcrerfeitS  über  ben  3ö>eifei  ititfet 
l^inauSfommen.  3^benfattS  ift  über  baS  6|rijicn« 
tl^um  beS  ^MnneS  nid^tS  meiter  befamtt,  ol§  tctt§ 
Sucian  barüber  melbet.  SJölter  meinte  jnxir  ip« 
erft  in  ber  Theologisch  Tijdschrift  1887,  272 
tot  320,  bann  in  ber  ©d^rift  3)ie  SgnatiamfAra 
©riefe  auf  i^ren  Urfprung  unterfud^t,  iübingoi 
1892)  bie  SgnatiuSfrage  burdft  bie  ^^pot^^  low 
JU  fönnen,  bafe  bie  fed^S  fleinafuxtifc^  Säriefe  be 
|l.  3gnatiuS  urfprünglid^  ^eregrinuS  angel^örtoi; 
berfelbe  l^be  pe  gcfd^rieben,  al§  er  in  ber  freüid» 
öcrgeblid^en  §opung,  bort  baS  ÜRartprumi  ju 
erlangen,  nad^  9lom  gebogen  fei,  unb  ba  fte  luidi 
feiner  9luSfto^ung  auS  ber  ftird^e  irnb  feinem  Uebn» 
tritt  jum  ß^ni^muS  il^re  9lngie]^uugSfraft,  ifttcR 
S5ßert|  unb  il^re  ©eltung  öerlorcn  l^&en,  fo  ^e 
ein  Unbefannter  bie  ©riefe,  um  fie  mieber  31111 
ßeben  ju  ermecfen,  in  ben  ftebenjiger  Sauren  bes 
2. 3a]^rl^unberiS  unter  bem  9iamen  bcS  bcrübmten 
^art^rerS  öon  9lntiod^ien  in  Umlauf  gefegt  unb 
als  eine  9lrt  l^iftorifd^er  Anleitung  in  bie  «rirf« 
fammlung  feinerfeits  ben  SRömerbrief  bdgegdwL 


1805 


$ereira. 


1806 


atid^tig  \%  ba|  Sudan,  tt)ie  bereite  bemerlt  tpitrbe, 
ftamtni^  ber  2lgnatiu§(nefe  \)tttää^,  unb  ebenfo 
erfS^  man  burd^  ij^n  (L  c.  c.  11) ,  ba^  ^e« 
mimiS  in  Jetner  cj^riftlt^en  ^ßeriobe  bie  (d^rift« 
liifyxi)  Süqer  erläutert  unb  oud^  felbft  t)tele  ^üd^er 
m^lt  1^.  äBie  aber  auf  @nmb  biefer  ÜRo- 
mente  iene  93rie|e  ^egrinuS  foUten  ^uerlannt 
toerben  fönnen,  tft  ntd^t  ein^ufel^  2)te  ^9po- 
t!^  leibd  an  fo  üielen  ®ebred^en,  ba^  l^ier  t)on 
einer  SBiberlegung  ob^ufel^  tft  (t)gl.  ben  %± 
SgnotfaiS  VI,  588  f.).  (SSgl  nod^  3.  fSttmß, 
£ucion  unb  bie  S^nüer.  SOltt  einer  Ueberfe|ung 
ber  Sd^rift  Sudans  über  bag  SebenSenbe  bed  $ere« 
grmuS,  SSerlin  1879;  J.  M.  Cotterill,  Pere- 
srinuB  Proteus,  Edinburgh  1879  Qftugnet  bie 
ie^t^dt  ber  @d^ft  Sudand  in  ^Qperfntifd^er 
SBdfe].)  [t).  5unf.] 

JfnAtabt^x%utxxtho,  Slntonio,  ein 
f)iAter  apoftaftrter  Oratorianer  unb  gefügiger  $of- 
caitonift  unter  ^ombalS  SJUniftenum,  mar  am 
14.  gfebruar  1725  ^u  ^Rai^ao  im  Gebiete  Don 
Z^omar  geboren  unb  mad^te  feine  erften  Stubien 
im  SefuitencoIIeg  gu  IBiUa  SSi^ofa.  S)a  er  in  ber 
SRuftI  fld^  befonbere  gf^d^dt  ermorben  l^tte, 
erhielt  er  im  ftlofter  jum  l^eUigen  ftreuj  in  &oim- 
bra  bie  ©teile  eines  Organiften,  gab  bief  elbe  j[ebod^ 
Idb  auf,  um  ftd^  ^u  Siffabon  int  Oratorium 
fom  l^igen  ®dft  bem  Orbendftanbe  ^u  mibmen. 
@d^on  im  93erlaufe  fdner  ))]^Uofo))]^ifd^-t!|eoIogi- 
f Aen  Stubien  t)eröffentUd^te  er  mel^rere  arbeiten 
wer  bie  ÜRetl^obe,  Satdn  ^u  lernen,  imb  über 
l^ottugieftf^e  Siteratur.  %l%  ^ombal  gur  l^err« 
fc^aft  gelangte,  trat  $ereira,  ber  injn)ifd^en  nad^ 
etnanber  @rammatif ,  Stl^etonf  unb  Xl^eologie  Dor* 
^tragen  l^tte,  nad^  furger  S^it  in  bie  S)ienfte  beS 
SRmifterd  al8  IBorfömpfer  gegen  bie  Sefuiten  unb 
olfi  gefd^meibiger  ^oftl^eologe  in  ben  fdt  1760 
}imfd^  ber  ihone  uttb  bem  apoftolifd^en  @tu]^Ie 
oudgebrod^enen  SBirren.  ^nfonglid^  ftanb  er  aller- 
bingS  nod^  auf  @dten  be§  ^fteS,  balb  aber  t)er- 
tl^igte  er  bie  fd^idmatifd^en  Xenben^en  $ombaI§, 
lämltd^  bie  unbebingte  Oberl^ol^eit  ber  loeltlid^en 
SRac^t  über  fird^lid^e  ^erfonen  unb  ®üter  (ügl. 
b.  Art  ?ßombaI).  ®er  portugieftfd^e  §of  ernannte 
^ßereira  1 768  )um  9)litglieb  ber  neu  ernd^teten 
oberflen  löniglid^en  Senfurbel^örbe  (Real  Mesa 
Ceoisoria)  unb  im  folgenben  Saläre  fogar  ^um 
Slat^  beS  auSmörtigen  SlmteS  unb  bed  ffnegS- 
minifleriumS.  3n  biefer  ©tcttung  l^ielt  fid^  $e» 
reira  toon  feinen  OrbenSpflid^ten  für  entbimben  unb 
Uqltt  1769  bad  OrbenSfleib  ab ;  1772  loar  er  im 
9tbti{terium  für  öffentlid^en  Unternd^t  tl^ötig  unb 
tDuxbe  fürs  barauf  SJUtglieb  ber  ))ortugtefifd^en  Wa- 
bemie  ber  SBiffenf duften,  1792  fogar  S)ecan  biefer 
ft&rt)erfd^aft.  ^n  ferDilen  @d^mdd^eleien  gegen 
ben  ftönig  unb  beff en  9Jhnifter  Hc|  eS  ber  Cjora- 
torioner  nid^t  fehlen.  Unter  Ruberem  oerglid^  er 
in  einer  befonbem  ©d^nft  „Sofepl^,  ben  gro|- 
nütl^gen  ffönig  t)on  Portugal",  mit  bem  ffaifer 
SuQuftuS,  unb  1775  Derfa^te  er  „9Bünfd^eunb 
<Bcoete  ber  )>ortugieftf d^en  Station  }um  ©d^u^gel 


beS  SRarquiS  IßombaC.  9lad^  bem  ©turje  bed 
aSmäd^tigen  ÜRinifterd  fiel  ^rdra,  ber  fid^  nun- 
mehr S^igueirebo  nannte,  ber  Skrgeffenl^t  an^dm. 
Sr  ftarb  infolge  dned  @d(|lagfluffe§  am  14.  Siu- 
guft  1797,  nad^bem  er  einige  Xage  ^uoor  auf  fein 
auSbrüdlid^ed  SBerlangen  l^in  baS  OrbenSfleib  ber 
Oratorianer  loieber  empfangen  l^tte.  —  ^ereira 
gel^brt  ju  ben  frud^tbarften  ©d^nftfteOem  Portu- 
gals. Sbie  ©efammtgal^  feiner  ©^nften  belöuft 
fid^  auf  169  äBerle,  t)on  toeld^en  68  gebrudtt, 
t)iele  mieberl^It  erf d^ienen  unb  in  frembe  ©prad^en 
überfe^t  finb  (f.  Franc,  da  Silva,  Diccionario 
bibliographico  portuguez,  Lisboa  1858  egg., 
8.  T.  Pereira).  Slbgefe)^  t)on  ben  mufifali« 
fd^en,  ard^öologifd^en,  pl^ilologifc^en  unb  ^ifto- 
nfd^en  Slrbdten  fiiü)  mel^rere  feiner  ©d^riften  für 
bie  ^rd^engefd^d^te  jener  3dt  Don  93ebeutung. 
S)aS  befanntefte  Sßer!  ^ereira'S  ift  bie  Ten- 
tatiya  theologica  (Lisboa  1766  tt.  öfter),  in 
portugiefifd^er  ©prad^e  abgefaßt,  in  meld^er  ber 
SetodS  üerfud^t  toirb,  ba^  im  ^a&t  ber  Un> 
möglid^feü  eineS  SlecurfeS  nad^  SRom  bie  dn^el- 
rm  Sifc^öfe  baS  9ted^t  l^ötten,  t)on  aUen  bffent- 
lid^en  Sl^e^inbeminen  gu  biSpenfiren  fotoie  oon 
allenpöpftlic^en9tefert)atfönen  loSjufpred^en.  S)em 
$apft  geftebt  ^dra  nur  einen  S^renpnmat, 
eine  sollicitudo  super  ecclesias,  ein  Ober- 
auffid^tSred^t  über  bie  Sin^dürd^en  ju;  bie  jhrdj^e 
felbft  ift  ii^m  tmr  eine  anftotratifd^e  Stepublü, 
in  toeld^er  ber  l(ktpft  ber  orfte  ^röfibent  ber 
iBifc^öfe  ift.  S)iefe  l^ingegen  l^ben  einzeln  für 
ftd^,  o^ne  ju  einem  &)ncU  fid^  t)erdnigt  ^u  baben, 
in  ©ad^en  beS  ®laubenS  unb  ber  S)iS€ipIin  ent- 
fc^eü)enbe  ©timme,  femer  bie  Sefugni^,  püpft- 
lid^e  erlaffe  ju  prüfen  unb,  menn  fte  ben  gefe|- 
mäßigen  mtDofyxf^\itn,  [Redeten  unb  f$frd$eiten 
i^rer  ©prengel  gutoiberlaufen,  auger  ftrajt  }u 
fe^  S)a  baS  93ud^  auf  $ombalS  ®zf^ii  ge- 
fdgirieben  loar,  barf  eS  nid^t  SBunber  nehmen,  ba^ 
bie  Kreaturen  beS  SRinifterS  ber  IBerbreitung  beS- 
felben  ftd^  annal^men,  mie  benn  felbft  Oualifi- 
catoren  beS  l^iligen  OffidumS  im  ©inne  unb 
©eifte  IßombalS  biefeS  fd^iSmatifd^e  äBer!  em- 
pfa!|Ien  (Dgl.  Pelayo,  Historia  de  los  Hetero- 
doxos  espanoles  III,  Madrid  1881,  117). 
3loä)  im  3. 1766  erfd^ien  eine  ftarfe  jnmte  Aus- 
gabe, unb  ba§  SBerf  nmrbe  in  faft  alle  ©prad^en 
beS  gebilbeten  Suropa^S  überfe^i  S)ie  portugie* 
ftfd^en  Sifd^öfe  gaben  tl^tföd^Iid^  jial^relang  ol^ne 
SRecurS  na^  SRom  propria  auctoritate  Sb^biS- 
penfen  Dom  jtodten  unb  britten  ®rabe  ber  93IutS- 
oertoanbtfd^c^.  Sßiberfpruc^  fanb  ^ereira'S  Xb^<>* 
de  in  ©panien  burd^  ben  SRinoriten  ©alinbo,  in 
Italien  burd^  ben  3efuiten  3^ccana  unb  ben 
£^eatiner  Sortl^.  Sarrara.  —  pereira  DoIIenbete 
fein  rabicaleS  Spifcopalf^ftem  burd^  bie  Demon- 
8tra9aö  theologica,  canonica  e  historica  do 
direito  dos  Metropolitanos  de  Portugal  para 
confirmarem,  e  mandarem  sagrar  os  Bispos 
suffi*aganeos  nomeados  por  sua  Magestade 
etc.,  Lisboa  1769.  2)amad^  langen  bie©uffra- 


1807 


^ercmtorif^e  (Einreben  —  $ercj. 


1806 


Qcmbifd^Bfe  nur  t)on  bem  ÜJletropoIiten  ab,  ber  fte 
mä^  altem  [Redete  ju  bejlötigen  l^t.  S)er  ÜRetro- 
)>oIit  felbft  tpirb  t)on  ber  ^roüinaialf^nobe  ein* 
gefe|t.  2)a3  SRed^t  nner  Seftötigung  Rotten  M 
bie  ^iäpfte  burd^  bie  neuen  [Regeln  ber  )>ö))ftU4en 
ff  anglet  angemaßt,  allein  nur  burd^  bie  Zoleranj  ber 
Stfd^öf  e  unb  bie  !Rad^ftd^t  ber  ftönige  fei  biefe  $ra- 
^§  5ur  (Seltung  gefommen ;  bal^  fönnten  ffönig 
unb  Sifd^öfe  im  ^Ue  t)on  Un}utrögltc^f eiten  lie- 
ber auf  bie  urfprünglic^e  S)i8ci))Itn  ^urudge)^. 
S)urd^  baS  gan^e  9ud^  prebigt  $ereira  bie  ab« 
folute  Oberl^ol^t  be§  @taated  über  geifllid^e  $er« 
fönen  unb  fird^lid^e  ®äter.  %ai  SmennungSred^t 
ber  SBifd^öfe  ift  i^m  mit  ber  ffrone  ^ortugalS  un- 
gertrcnnlid^  öerfnüpft.  —  ^ereira  lieferte  aud^  bie 
erfte  )>ortugieftfc^e  Ueberfe^ung  ber  gangen  l^i« 
ligen  ©d^rift  (f.  b.  «rt.  SBibelüberfeJungen  n, 
744  f.).  ©ie  ift  nad^  bem  SRufier  ber  janfenifti- 
fd^en  Sibelüberfe^ung  t)on  SDtonS  gearbeitet  unb 
mit  Einleitungen  unb  Slnmerfungen  auSgeftattet. 
(Sgl.  b.  Sit.  im  «ri  ipombal.)     [@.  gett  S.  J.] 

Iferetiiforifd^^  fimrefefit,  f.  dinreben.  $e* 
remtorifd^e  gtiften,  f.  öfripen,  $erem- 
torifc^e  Sabung,  f.  ^roge^üerfal^ren,  cano* 
nifd^cg. 

^ntüus  (ipere^ra),  SBenebict,  S.  J.,  ein 
üielfeitiger,  befonberg  ol§  Sieget  gefd^ö^ter  Xl^eo- 
loge,  ftammte  auS  IBalencia,  lebte  abermeiftenSgu 
Stom  unb  ftarb  bafelbjt  im  Sllter  t)on  75  gal^ren  am 
6.  SRörg  1610.  9)on  feinen  SOBerfen  (f.  de  Backer, 
BiblioiJi^que,  n.  ^d.  par  Sommervogel,  VI, 
499  88.)  finb  mand^e,  befonberS  ))]^ilofo)>]^ifd^e 
unb  bogmatifd^e,  9Konufcn})t  geblieben;  al8  gc« 
brucftc  ejegetifd^e  ©d^riften  feien  ermäl^nt  Com- 
mentariorum  in  Danielem  prophetam  LL. 
XVI,  Rom.  1587  u.  fonft  öfter;  Commentario- 
rum  et  disputationum  in  Genesim  tom.  IV, 
Rom.  1591—1599,  u.  fonft;  Selectarum  dis- 
putationum in  Sacram  Scripturam  tom.  I — II, 
Ingolstadii  1601—1603;  tom.  I— V,  Lugd. 
1602  sqq.  u.  fonft.  3u  tobein  ift  an  einzelnen 
biefcr  SÖßcrfc  nur,  ba^  ncbenl^er  öiele  bogmotifd^e 
unb  moralifd^e  fragen  erörtert  werben,  bie  mit 
ber  ßjegefe  nid)t  in  Swfommenl^ang  ftel^en.  — 
5flid&t  gu  öertoed^feln  ift  mit  il^m  fein  SSerwanbter 
Senebict  $ercrtu8  S.  J.  auS  ^ortugol,  ber 
gu  göora  unb  Siffobon  leierte  unb  1681  ftarb.  Cr 
»erfaßte  mcl^rere  SBerfe  morolifd^en  unb  fird^en- 
red^tlid^en  Snl^altcS.  (Sgl.  Hurter,  Nomencl. 
lit.  I,  2.  ed.,  Oenip.  1892,  182  sq. ;  II  [1893], 
588  sq.)  [^.  gffer.] 

Iferefii,  9lame  einer  DormolS  angefel^enen, 
fpäter  aber  öerarmtcn  Q-amilie,  toeld^e  burd^  Q-elice 
^eretti,  ber  al§  ©ijtu§  V.  (f.  b.  3lrt.)  ben  pöpft- 
Itd^en  ©tul^l  beftieg,  gu  neuem  Anfeilen  gelangte, 
©einen  Sfamiliennamen  öerliel^  ©ijtuS  V.  ben 
ö^nfeln  feiner  ©d^wefter  6amtl(a,  öon  tt)eld^en  ber 
eine,  ^llcjanber  ^eretti  SJamaSceni, 
fd)on  im  5lltcr  öon  14  ober  15  Salären  ßarbinal 
unb  tt)ie  frül^er  fein  ©rofeonfel  garbinal  bi  SWon- 
talto  genannt  tourbe.  ®er  $apft  gemattete  il^m 


befonbem  Sntl^  an  ber  Itrci^Hd^  SkdDobng 
unb  üerlie^  il^m  1589  baS  9int  beS  Sicebn§laS 
ber  l^eiligen  JKrd^e  foioie  reid^e  Senepden,  ^ 
iebo(|  unn)ürbigem  9}e))ottdmufi  ju  tm!\am. 
^Ue^anber  mad^e  äbrigenS  t>on  feiner  ©tdlnig 
ben  beften  @ebraud^ ;  neben  feiner  tiefen  %ü» 
migfeit  loirb  il^m  befonberS  eine  imeci^JS^ki^ 
SRilbtl^ötigfeitnad^erül^mt,  tton  toeU^  rül^iibe 
99eif)>iele  ergdl^lt  »erben.  @o  foimte  fein  froher 
Xob  in  allen*j{laffen  ber  Setölferung,  fogar  bei 
ben  äuben,  gro^  £rauer  ^erDorrufen.  (h  ^ 
nömlid^  fd^on  1623,  ettt>a  58  dolore  oü,  an  eiaer 
Shcaitfjdt,  bie  man  als  gf^lge  beS  öfteni  mom» 
ftd^tigen  ®enuffe§  eiSfalter  Bpti\m  unb  Qetxäide 
anfal^.  jhtrj  Dorl^er  mar  er  gum  99ijd^  rm 
%VbQm  ernannt  n)orben.  @eine  Sei^  nmrbe  nf 
bem  S8quilinu8  in  ber  Stoptät  S\ibJ&'  V.  k> 
graben,  nad^bem  il^m  in  ixrfd^iebenen  Aii^en 
Seid^enreben  gelten  werben  maren.  (SSgL  Eggi, 
Purpura  doctal.  5,  Monachii  1714,  106  sqq.; 
Moroni,  Diz.  LH,  90  sgg.)  [9L  gffer.] 

? ere}  ift  ein  in  @)xmien  meit  k>erbreüeter  Sbnne, 
als  beffen  ertt^äl^nenSmert]^  3:niger  9H€olaiiS  In- 
toniuS  in  feiner  Bibliotheca  hispana  doyb,  bie 
nur  einen  3^aum  toon  184  Sol^fren  umfaßt,  no^ 
loenigerald88auf^lt.  gfolgenbeberfelben  mögen 
l^ier  nami^  gemad^  merben. 

1.  $ere},  Slnton,  0.  S.  B.,  $nife§  ber 
Kongregation  ber  Senebictiner  in  ©fxmien,  tmr 
Sifd^of  juerft  t)on  Urgel,  bann  Don  Seriba,  unb 
ftarb  als  Si^bifd^of  t>on  Slarrogona  am  1. 9Nm 
1637.  er  Derfa^e  aur  SSert^ibigung  beS  fat^- 
fd^en  ©loubenS  mel^rere  red^t  grünblic^e  SBerfe,  loie 
Authentica  fides  quatuor  evangelistammcon- 
troversiis  catholicis  discussa  et  agitata  ad- 
yersus  omnes  haereticos,  ethnicos,  pbüo- 
sophos ,  Lugdun.  1626 ;  Authentica  fides 
Matthaei  etc.,  Barcinone  1632 ;  Authentica 
fides  apostolorum  et  epistolae  ad  Romanos. 
Lugd.  1626;  Authentica  fides  Pauli  super 
1.  et  2.  ep.  ad  Corinthios  etc.,  Barcmone 
1632 ;  Pentateuchus  fidel  U.  5 :  de  Ecclesia, 
de  Concilüs,  de  Scriptura  s. ;  de  Traditionibos 
sacris,  de  Romano  pontifice,  Matriti  1620 ; 
Laurea  Salmantina  sive  certamina  scholl- 
stica  (10)  et  totidem  interjecta  expositivi, 
ac  relecäo  de  cruce  Christi  pro  acquirenda 
laurea  salmantinae  academiae  sive  magisterii 
gradu  etpileo  ejusinsigni,  Salmanticae  1604^ 
2  tom.  —  SSerf^ieben  Don  il^m  i^ 

2.  ^eres,  ^IntoniuS,  S.  J,,  geb.  1599 
ju  $uente  be  la  S^e^na  in  ber  S)i5cefe  ^ampelona, 
^rofeffor  ber  Xl^ologie  ^u  @alanumca  wü)  äfom, 
ben  ber  befonnte  garbinol  ^ßoUoDicino  )u  brn 
fubtilften  Sl^eologen  fetner  3«it  red^net.  3Raaäft 
nannten  il^n  aud^  theologiun  mirabilem;  no^ 
©d^eben  (^nbb.  ber  fatl^.  3)ogmatif  I,  greiburg 
1873,  452)  war  er  „toegen  feiner  erpnberiW« 
unb  iebenfaUS  überfd^mönglid^en  ©ubtilitot  Be- 
rühmt", gr  ftarb  ben  27.  gebruar  1649.  SN 
il^m  l^en  toir  De  Deo  trino  et  uno,  Rom.  1648. 


1809 


iperfcctionijlcn. 


1810 


Km^  feinem  Xobe  erf^^en :  Inl.p.d.Thomae 
trmotatus  quinque,  ib.  1656;  De  jusiitia  et 
iore,  de  restdtatione  et  poenitentia,  ib.  1669 ; 
In  2.  et  8.  p.  tractatus  sex,  Lugdun.  1669 
(nömlicl^  über  bte  @ünbe,  bie  Sted^tfertigung,  bte 
odueDe  ®nabe,  bte  tl^Iogift^  Xugenben,  bie 
SDleiifd^toetbung  unb  aber  bte  Ißor^äge  e!|rtfti). 

3.  ^erej,  ©ominicuS,  0.  Praed.,  jierte 
in  ber  erften  Ipdlfte  bed  18.  Sa^r^nbertd  15  Solare 
l^tnbitrd^  bie  erfte  tl^Iogifd^  fiel^rbm^el  ju  Sdcolo. 
£r  \dfc\tb  De  scientia  Dei  tum  necessaria  tum 
libera  juxta  d.  Thomae  mentem ,  Matriti  1 747 ; 
De  fide,  ib.  1744 ;  De  ineffabili  incarnatioms 
mysterio,  ib.  1732. 

4.  $ere},  ^teron^muS,  0.  B.  Mariae 
V.  de  Mero.y  loirb  alS  fubtUer  SluSIeger  beS 
^L  Zl^maS  gerul^ntt,  tDie  ba3  oud^  feine  Com- 
mentaria  in  1.  et  1, 2.  p.  Summae  S.  Thomae, 
Matriti  1548,  2  tom.,  bezeugen. 

5.  $erej  be^9alQ,9RQrtin,(ebeutettber 
ZMoQe  Spaniens  um  bie  SRitte  be§  16.  gol^r- 
l^unbcctd,  mürbe  geboren  1504  ^u  Riefte  in  ber 
S)iötefe  Sortagena.  3u  Xolebo  leierte  er  ^l^ilo- 
\opffit,  }u  @ranaba  Xl^eologie.  Sr  mo^nte  bem 
SBormfer  Kolloquium  unb  bretmol  bem  tribentini- 
Men  Soncil  bei.  Rad  V.  ernannte  il^n  1548  gum 
SKfd^f  t)on  ©uobijr,  1560  }um  99ifd^of  t)on  @e« 
0ODia  unb  1564  jum  St^bifd^of  t)on  93alencia, 
hod^  ftarb  er  fd^on  nad^  2  gal^  (5. 3(ug.  1566). 
(Er  bel^onbelte  ein  bi§  bol^in  meniger  brarbeiteteS 
Zl^ema :  De  divinis,  apostolicis  atque  ecclesi- 
astiois  traditionibuB ,  de  auctoritate  ac  vi 
eamm  sacrosancta  assertiones  seu  LL.  X, 
Cfolon.  1549.  Seine  übrigen  @d^riften  ftnb  tl^ild 
^fopbifd^en  tl^üS  !ated^tif(^  Sn^eS.  — 
9on  il^  ift  ju  unterfd^iben 

6.  ^erej  be  Unanoa,  SKartin,  S.  J., 
Scl^  ber  ^l^Iofopl^ie  unb  X^Iogie  )u  iBoIencia 
unb  Barcelona.  Sr  ftarb  am  4.  aRörg  1660 
unb  l^interliel  De  Deo  ut  trino  seu  de  mira- 
bili  Ss.  Triados  mysterio  opus  theologicmn 
20  disp.  di Visum,  Lugdun.  1639 ;  De  mirabili 
divini  Verbi  incamatione  opus  theologicmn 
40  disp.  divisimi,  ib.  1642 ;  De  s.  matrimonii 
sacramento  opus  morale  theologicimi  60  disp. 
divisum,  ib.  1646 ;  De  virtute  et  sacramento 
poenitentiae  opus  theologicmn,  scholasticmn 
et  morale  57  disp.  divisum,  ib.  1654. 

7.  ^ereg,  @ebaftian,  Sifc^of  t)on  Odma 
(1583--1593),fd^riebDesen8ibuss.Scripturae, 
Bnrgis  1587;  De  sacramentis  in  genere,  de 
baptismo,  confirmatione,  eucharistiae  sacra- 
mento et  sacrificio,  canonis  missae  expli- 
catione  commentaria  et  disputationes  ana- 
lyticae  in  qq.  3.  p.  S.  Thomae  a  60 — 73,  ib. 
1 588.  (93gl.  Nie.  Antonius,  Bibliothecahispana 
nova  letll,  Matriti  1783—1788;  Hurter, 
Nonienclator  lit.  I  et  II,  2.  ed.,  Oenip.  1892 
et  1893,  8.  V.  Perez.)  [t^urter  S.  J.] 

Jfttftiü^nifltn  mar  urfprünglid^  ber  3lamt 
einer  freireligiöfen  ©ecte  jur  S^\  ber  englifd^ 


9ie)mblü ,  meld^  bie  ßrreid^rfeit  eined  Sufhinbe« 
fünbelofer  ISoOIommenl^t  für  bie  (Slöubigen  be- 
IM^ete  unb,  ba  „für  bie  ^igen  fein  ®efe|\ 
antinomiftifd^  @nmbfa^  ben  2Beg  erntete 
(Thomas  Edwards,  Gangraena  Haeresium, 
London  1646).  SBermanbte  Slnfd^auungen  lebten 
mieber  auf  burd^  3ol^  ^mp^t^  9lo9eS  (geb.  am 
6.  @e))t.  1811  }u  99rattIeborDug^  [SBermont]),  ber 
anfangs  Surift,  bann  Xl^Ioge  }u  Slnboüer  unb 
^ale  mar,  1833  )um  $rebiger  orbinirt  mürbe 
unb  ftd^  t)er]^eh:atete.  infolge  einer  „}meiten  93e- 
lel^g"  (1834)  befannte  er  fid^  gum  „^erfectio- 
niSmud",  beffen  ^nfd^uungen  er  in  periobifd^en 
blättern  unb  ^al^Ireid^  fel^ftönbigen  äBerlen  p 
verbreiten  fuc^te.  Sr  fammelte  aud^  einen  9lnl^ng 
tmter  bem  9lamen  „^erfectioniften'\  me^l^Ib  bie 
Sriaubnil  ^lun  ^rebigen  il^  ent^gen  mürbe. 
99eeinflu|t  burd^  bie  in  SBroo!  ^xm  bereits  pxaU 
tifd^  bunlgefül^rten  gbeen  gfourierS,  Derfod^t  er  auf 
®runb  htt  S3ibel  ben  tmeingefd^ränften  Som- 
mtmi§mu8  unb  grünbete  mit  feinem  Slnl^ang  1846 
in  feinem  bidl^gen  SBol^rt  ^utnam  (9)ermont) 
eine  &)lonie  na^  biefen  ©runbfäj^ ;  er  mürbe 
ebod^  balb  megen  ber  9lnfto|  erre^mben  3u- 
tönbe  t)on  bort  t)ertrieben.  3n  ber  &)unt9  9Rabi- 
on  (9lem  ^orQ  l^e  er  eben  mit  ber  @rünbung 
einer  ßolonie  begonnen ;  aud^  rief  er  feit  1847  mel^ 
rere  anbere  (Semeinben  in^S  Seben,  in  meld^  ber 
SommunidmuS  auf  S  SSoOftönbi^te  burd^gefü)^ 
mürbe  bis  auf  ^aud  unb  Xifd^,  Sßeiber  unb  ffinber. 
S§  l^nbelte  ftd^  babei  ni(^t  um  92ad^l^mung  ber 
Sl^ftelgemeinbe  (9(t)g.  2,  44),  fonbem  um  ^- 
beifiil^rung  eineS  „(Kirabieftft^  3uftanbeS''  f^on 
für  biefeS  Seben.  9lad^  Sto^eS  ift  iebod^  ein  fold^ 
SommimidmuS  nur  bann  burd^fül^rbar,  menn, 
mie  bei  feinen  Slnl^gem,  bie  übermiegenbe  SJlel^r- 
^it  ber  @emeinbegUeber  burd^  ©ottDertrautl^  ju 
jenem  ®rab  Don  Religion  fortgefd^ritten  fei,  meld^er 
bie  @elbftfud^t  ertöbtet  unb  bie  @ünbe  im  SJlen- 
fd^  tilgt.  Unter  „©elbftfud^t"  aber  t)erftanb  er 
baS  ^Bedangen  nad^  audfd^Iie|Iid^em  93eft^  unb 
auSfd^Iie^Iid^r  Siebe.  2^  @ott  nal^  er  ein  )mei- 
fad^eS  ^rinci))  an,  ein  männlid^  tmb  ein  meib- 
lid^eS ,  ba  ber  ÜRenfc^  „nac^  ®otteS  gbenbilb  er- 
fd^ffen".  S)em  Xeufel  mürbe  gro^r  Sinflu^  )u- 
geftonben.  (SonntagSgottedbienft  tmb  @acramente 
gab  eS  in  biefen  ©emeinben  nid^,  bod^  mürbe  bie 
töglid^  Arbeit  mit^nbad^tSübungen  begonnen  unb 
befd^Ioffen.  3n  Sßejug  auf  [ociale  unb  gefd^ftlid^ 
@tdlung  iDuren  SBeiber  uno  SRönner  gleid^geftelU. 
Um  StomtgSma^regeln  t)on  Seiten  ber  ^Regierung 
5m)orsu!ommen,  mürbe  1879  eine  9lrt  t)on  (&^ 
eingeführt,  bod^  l^t  Sto^eS  feine  entgegengefe^en 
®runbfci|e  in  ber  Sl^orie  aufredet  bid  )u  feinem 
am  13.  mpnl  1886  }u  9liagara  ^U  (Ontario, 
(Sanaba)  erfolgten  Zobe.  S)er  @runbbeft|  ber 
^aut)tnieberlaffung  attein  belief  ftd^  um  1874  auf 
meit  über  600  SlcreS ;  ba§  IBermögen  mürbe  auf 
500  000  S)oaar8  gef^U.  S)ie  @emeinbe  Oneiba 
gö^Ite  bamatö  238,  äBaUingforb  ((Sonn.)  45  9Rit- 
glieber.    @ie  befa|en  gmei  t)5nig  mtdgerüftete 


1811 


^ctöomum  —  ^crlon. 


1812 


©ruderetcn  mit  eigener  Seitung  (Oneida  Circu- 
lar),  eine  ©eibenfakü,  eifengie|erei  u.  f.  ».  unb 
bef  ^öfttgten  (mä^  öiele  Slid^tmitglieber  al§  «tbeüer. 
Sine  !Rei^  t)on  !Berfud^  ju  neuen  ®emeinbe- 
grünbungen  finb  mifeglücft,  bod^  1^  jld^  bie  eine 
ober  anbere  golonie,  wie  Sennoj,  länger  erl^en. 
S)ie  bebeutenbfte  unb  befonntefte  t)on  allen  toar 
baS  injtoifd^  aufgelöste  Dneiba  {].  b.  Sri,  m 
baS  ^Dotum  ber  ©rünbung  auf  1848  ju  berid^tigen 
ift),  tt)e|]^alb  läufig  bie  „^erfectioniften"  wie 
überl^upt  bie  „Sibelcommuniften"  fd^Ied^tl^in  olS 
„Oneiba-®cnieinbc"  bejeid^  werben.  68  gibt 
iebod^  Sibelcommuniften,  toeld^  nid^t  ju  ben  „$er- 
fertioniften"  gehören  (s.  89.  bie  ©^er§  unb  bie 
»apj)iten),  unb  ^^erfectioniftcn" ,  »eld^e  nid^ 
(Slieber  ber  ©emehtbe  Oneiba  maren.  (!Bgl  Hum- 
phrey  Noyes,  History  of  American  Socialism, 
Phüadelphia  1870,  614 ff.;  The  American 
Cyclopaedia ,  ed.  by  G.  Pipley  and  Ch.  A, 
Dana,  XII,  Lond.  1875,  528 f.;  Appleton's 
Cyclopaedia  of  American  Biogr.  IV,  New 
York  1888, 543 ;  [«ugSburger]  9UIgem.  Seitung 
1886, 5Rr.  147,  2158.)        [O.  ^Pf  S.  J.] 

'^ergmimiti  (ülp^afjLov),  im  9leuen  Xeftament 
eine  ©tabt  in  ber  Üeinafiotif ^en  Sonbfd^aft  SK^fien, 
am  (SaicuS,  nid^t  meit  t)on  beffen  SJUinbung  gelegen. 
S)er  9lame  be^eid^nete  urfjprünglid^  nur  einen  legel- 
förmigen  ^ügel,  ber  an  oiefer  ©teile  liegt  unb  t)on 
%[terg  l^r  ald  l^ilige  ©tötte  betrad^tet  »urbe. 
S^fimad^uS,  einer  t)on  ^le^anberd  S)iabod^,  legte 
bort  bie  grofee  ©umme  öon  9000  3:alenten  nieber 
unb  übertrug  bie  §ut  bcrfelben  einem  gunud^en 
SlamenS  ^l^iletäruS.  2)er  §üter  rechtfertigte  in- 
be|  ba§  auf  i!|n  gefegte  SSertraucn  nid^t,  fonbem 
befielt  bie  ©umme  fiir  fid^  unb  überlief  fie  20  3al^re 
fpäter  feinem  5Reffen  @umene§,  einem  fleinen  ®c- 
walt^ber  in  ber  5Rad^barfd^aft.  6umene§  öererbte 
ben  Steid^tl^um  auf  feinen  Dleffen  9lttalu3,  unb  biefer 
toaxh  mit  öilfe  beSfelben  ber  ©tifter  eine§  perga- 
menifd^en  Äönigreid^e^.  6r  na!)m  feinen  8Sort|ei( 
tt)a!|r,  inbem  er  fid^  mit  ben  SRömem  öerbünbete, 
unb  legte  fo  ben  ®runb  ju  ber  fünftigen  ©rö^e  be§ 
attalijd^en  §aufe^.  ©ein  ?lad^foIger  6umene§  11. 
erl^ielt  öon  ben  3tömem  gum  2)an!  für  geleifteten 
Seiftanb  ba§  gon^c  3:erritorium,  weld^eS  ^ntiod^uS 
ber  ©ro^e  nSrblid^  Dom  Sauruö  befeffen  l^otte. 
®ie  attolifd^e  ©^naftie  enbete  133  ö.  ßl^r.  mit 
tttttaluS  in. ,  ber  bie  SRömer  burd^  2:eftoment  ju 
6rben  feine§  SReid^e^  einfette.  Unter  ben  prad^t« 
liebcnbcn  Äönigen  biefe§  ipaufeS  war  ^ergamum 
JU  einer  ber  l^crrlid^ften  ©täbte  in  ^fien  aus- 
gebaut »orben.  ^u^er  einer  föniglid^cn  äteftbenj 
toax  eS  oud^  eine  UniöerfitötSftobt  unb  ba§  Kentrum 
bc§  flcinofiatifd^en  ^eibentl^umS  geworben  unb 
umfd^Io^  eine  iRenge  oon  3:em})eln,  in  meldten  un» 
jüd^tiger  ©ötterbienft  getrieben  würbe.  5Rad^bem 
eS  aufgel^ört  l^tte,  ffönigftabt  ju  fein,  trat  feine 
göfeenbienftlid^e  53ebeutung  um  fo  mel^r  l^erDor, 
unb  fo  erflärt  fid^  ber  ^u§brudt  beS  1^1.  Sol^anneS, 
bafe  bafelbft  ber  5:]^on  be§  ©atan§  fei  (Op.  2, 
13);  bo8  unjüd^tige  ßlemcnt,  meld&eS  in  ftlein- 


aften  üonoiegenb  ben  ®5tteäri<tifl  begleitde,  inslle 
in  einer  foldpen  Susudftobt  tote  ^ßergamum  h^ 
bere  9la]^rung  ftnbm,  unb  f o  toixb  auä^  boS  bf» 
treten  ber  9lico(aiten  bofelbfi  begreifli^  (Offb.  2, 
15).  S>a|  ber  in  ber  Spocal^tife  (2, 13)  gemonk 
SRartqrer  SIntitKiS  Sifd^of  Don  ^ßecgamum  gr^ 
tt)efen ,  fd^eint  auf  blo^  93etmutl^ung  )tt  hh 
ru^en.  [Amilen.] 

? erge  (n£pp)),  im  9teuen  Xeflomeiit  am  a&e 
unb  bebeutenbe  ©tabt  in  ^ßomp^lvai,  am  gls^ 
SeftiuS  gelegen  unb  im  Sltertl^um  loegen  bcS  ft^ 
temiStem|)el§  berül^t,  ber  in  ber  mfft  ber  €(obt 
auf  einem  ^ügel  erbaut  nnur.  $auliid  becu^ 
$erge  auf  feiner  erflen  äJUffbnSreife  {ttetoud 
(^g.  13, 13;  14,  24).  93ä)eiüenbe  Stuinen  ber 
^iaht  finben  fid^  nod|  ie^t  einige  SReilen  um 
Slbalia.  [ffoulen.] 

"^ttl^citttsuni  (perhorrescenüa  s.  recusatio 
judicis)  bejeid^net  im  ©treitoerfol^ren  bie  U> 
lel^ung  eined  üerbad^gen  Sitd^terS  (f.  b.  Sil 
^roje^öerfal^ren). 

^mcapt  (irepixotn^,  ^bfd^ttt)  begeuj^  M 
ben  beutfd^en  Sinologen  einen  Don  ber  fin^fi^n 
Sluctoritöt  audgetoöl^Iten  abgegrenzten  Sbfd^ 
ber  l^eiligen  ©d^rift,  ber  bei  bem  öffentlid^  wM' 
bienfte  üorjutragen  ift  ^S  SBort  iß  in  Mr 
fird^Iid^  imb  fpecieQ  in  bie  liturgifd^  @ftaift 
nid^t  übergegangen;  biefe  fennt  nurbieSqei^" 
nungenlectio,  epistola,  evangeliom,  prophetii. 
S)ie  grölen  biblifd^en  Sefeftude,  me^e  bes 
canonifd^en  (SebetSofficium  ongel^dren,  merbenin 
ber  9tegel  einfad^l^infiectionen  genannt;  im  (Segoi' 
fa^e  gu  biefen  oerfte^t  man  unter  ^ßericopen  Dor» 
jug^meife  biejenigen  fiefungen,  tnelc^e  in  bie  gein 
ber  l^eiligen  Ifteffe,  in  einige  mit  biefer  oerbwäeiu 
ober  i^r  nad^gebilbcte  liturgifd^e  gfunctionen,  fr« 
mie  in  einzelne  ©egnungen  eingegliebert  ftnb.  Sie 
fod^Iid^e  grörterung  f.  in  bem  3lrt.  fiectwnen  1 
unb  2  (oben  Vll,  1593  ff.) ;  über  ben  Comes 
f.  b.^rt.  fiectionarium.  —  ^ericopenfpftem 
bejetd^net  bie  ©efammtl^eit  biefer  £ectionen,  ix 
engem  ©inne  biejenigen,  toeld^e  ben  ©onntogni 
unb  i^erien  bed  jhrd^enjal^red  gugetniefen  1m^ 
im  Proprium  de  tempore  bed  9Riffal3  ent^' 
ten  finb ;  biefe  bilben  ein  obgefd^IoffeneS  (San^t. 
»äl^renb  bie  fiefungen  ber  ^eüigenfefte  unter  jte 
unb  mit  bem  ^ir^enjal^re  nid^t  Derbunben  fmd. 
S)ic  Serpflid^tung,  bie  l^erfömmlid^e  Orbnung  Iw 
liturgifd^en  fiefungen  bei  bem  (Sottc^bienfte  unw« 
önbert bei^ubel^alten,  ber fog. ^ericopenjtoang, 
mürbe  unter  ben  Protestanten  feit  bem  oorigec 
So^rl^unberte  öielfod^  befäm|)ft.    [Ä.  ©d^rob.] 

Periodeutae,  f.  Circuitores. 

"^erioii,  Soad^im,  0.  S.  B.,  geleierter ^uma- 
nift,  ^rofefforberil^eologie  unb  ber  alten  ©prad)en 
an  ber  ^arifer  Uniöerfität,  geb.  1499,  geft.  1559 
ober  1561,  mar  unermüblid^  t^tig,  ben  @ebrau4 
cloffifd^en  Satein§  al3  ®ele]ertenf))radee  ^u  förbrni 
gr  überfefete  gu  biefem  S^td  eine  ^n^l  Pfl- 
triftifd^er  ©d^riften  au8  bem  ©ried^ifd^  in  dato« 
nionif  d^e^  fiatein  unb  t)erf a^te  aud^  ein  t^ologift^ 


1818 


^crmaneber  —  iperrone. 


1814 


^anbfeu^  unter  bem  Stiel  Topicorum  theologi- 
eomm  11.  ü,  Paris.  1549,  nur  ju  bem  3^^/ 
anbere  in  ungenielborem  Sotein  gefd^riebene  Sel^r« 
hää^  )u  üerbröngen.  3n  feinen  fpöteren  ^al^ren 
befestigte  er  ^ä)  mü  oScetifd^er,  l^tföd^Iid^ 
^(^logifd^  Sd^rtftfteUerei.  (!BgI.  Ziegelbauer, 
HJBt.  rei  litt  III,  848 ;  Nouv.  Biogr.  genör. 
XXXIX,  613,  unb  bie  an  le^terer  ©teSe  ongefül^rte 
Eltttotur.)  (P.  ambr.  «ienle  0.  S.  B.) 

Tfenumt^j  gfranjüRid^ael,  l^orragen- 
ber  htl^Iif d^  JHrd^enred^tdlel^rer,  mar  ju  Xraun- 
ftein  im  9uguftl794  geboren  imbftubirteguSanb^ 
I^X^^gteunb^urii^pruben}.  3m3. 1818  UKnrb 
er  in  SteoenSburg  ^um  ^riefter  gemeil^  unb  fanb 

Cid^  Setmenbtmg  al§  Sel^  an  Derfd^iebenen 
anifüft^  Slnftalten;  1834  xowcht  er  $ro- 
feffor  ber  jhrd^gefd^ic^te  unb  be§  ^rd^enre^teS 
am  fiQceum  in  Sfreifhig;  1847  mürbe  er  für  bie« 
felben  t^d^er  an  bie  tl^Iogifd^e  ^cultöt  in  9Jlün- 
d^  berufen.  Sr  ftorb  auf  ber  ^imreife  Don  ffarlS- 
bab  am  10.  October  1862  ju  9tegen§burg.  @ein 
^ou)rtU>erI  ift  boS  ^^anbbuc^  be§  gemeingültigen 
btl^Iifd^  ^rd^enred^tS  mU  fieter  Shidtfid^t  auf 
S>eutfd^Ianb^  £anb§]^ut  1846,  4.%ufl.,  l^uSg. 
DonSilbemagl,  1865.  C^efin^enred^tlid^SRono* 
gropl^e  au3  feiner  gfeber  ift  „S)ie  fird^Ud^e  ^n» 
lafl",  2.  «ufl.,  SRünc^en  1856.  3lud^  »ar  er 
fleißiger  ÜJlitarbeiter  an  ber  erften  Sluflage  be§ 
ffträ^Ie^onS.  @onftigc  (Schriften  t)on  il^m  finb : 
Bibliothecapatristica,  Landish.  1841 — 1842, 
2  ToU.  (unüollftönbig)  unb  ^i^^^^ung  ber  An- 
nales  almae  literarum  universitatis  Ingol- 
Btadii,  Monach.  1859.  (IBgl.  t).  Sd^ultc,  @e> 
fd^id^  b.  OueOen  u.  Sit.  be§  canon.  Ste^td  III,  1, 
©tuttg.  1880,  356  f.)  [3ed(.] 

'^ttpefuOj  bie  1^1.,  f.  ^lidtaS  unb  ^rpetua. 

^etxünti,  9licoIau§,  ianfeniftifd^er  Zl^ologe 

Si  ^ßoriS,  gel^örte  ^u  ben  S)octoren,  meiere  mit 
maulb  (f.  b.  «rt.  1, 1406)  im  3. 1656  öon  ber 
@orbonne  auggefdbloffen  mürben.  Sr  mar  geboren 
um  1611  unb  parb  1661  ju  $ari8.  9ln  bem  janfe- 
niftifd^  Streite  bctl^tligte  er  fid^  burd^  mcl^rere 
aSrie'fe  gegen  bie  Unterzeichnung  bcS  öon  9lle- 
sanber  VÜ.  Dorgefd^riebenen  gormuIarS;  gegen 
Sie  Sefuiten  rid^ete  fid^  feine  @d^ft  La  morale 
des  Jö(9mteB,extraitefidMement  deleurslivres 
imprimes  ayec  Tapprobation  et  permission 
des  supörieurs  de  leur  Compagnie,  Mona 
1667  et  1669,  3  vols.  (»gl.  Nouv.  Biogr. 
generale  XXXIX,  626.)  [«.  Effer.] 

?errettoi  be  ©ranöcUa,  %nton,  f.  ©ran- 
tieOa. 

^ertöne,  Sol^anneS,  S.  J.,  berül^mterffiog- 
motifer,  mürbe  1794  )u  Sl^ieri  in  $iemont  ge- 
boren. 9lad^bem  er  bie  @tubten  DoÜenbet  unb 
bie  tl^Iogifd^e  Sodormürbe  an  ber  Uniüer« 
ptät  gu  Sinin  erlangt  l^tte,  mar  er  einer  ber 
Srften,  bie  ftd^  im  3.  1815  gum  Eintritt  in 
bie  öon  ^iu§  VII.  mieberl^ergeftetttc  ©efellfd^ 
3efu  melbeten.  98alb  mürbe  er  ^rofeffor  ber 
S)i)gmatif  in  Oröieto  unb  marb  t)on  bort  nad^ 


9tom  an  baS  römifd^  SoOeg  berufen.  3(n  btefem 
mir!te  er  big  in8  3a^r  1848,  baS  t^  ^ur  f$^ud^t 
nötl^igte ;  er  begab  ftd^  nad^  C^nglanb,  fel^e  aber 
JU  feiner  ^rofeffur  in  Som  gurüdt,  fobalb  bie 
Orbnung  mieber^ergefteUt  mar,  unb  blieb  bei  biefer 
liebgemonnenen  Sefd^dftigung,  t)on  brei  Rupften 
fel^  gefd^^,  big  in  fein  l^ol^  ^Iter.  $errone  mar 
Zoologe  öerfd^iebener  römifd^  Kongregationen 
md)  l^e  einen  bebeutenben  Slntl^il  bei  ber  93er- 
urtl^ung  bed  ^»ermefumiSmuS  (fein  99erid^t  über 
benfelben  finbet  fid^  in  Annali  delle  Scienze 
religiöse,  fy^  19. 27  u.  47,  aud^  tl^Umeife  über- 
fe^,  9tegen3b.  1839)  unb  bei  ber  S)ogmatifirung 
ber  unbefiedten  6m})fängni^  SKarienS.  3«  feinem 
öu^em  Sluftreten  mar  ^ßenone  fel^r  einfad^,  f d^Iid^t 
unb  liebenSmürbig;  man  öermutl^  nid^t  bag 
gro|e  SBiffen,  bad  er  befa^.  SBenn  er  aud^  nid^t 
fo  genial  mar  mie  feine  f))äteren  SoQegen  ^affaglia 
tmb  gfranjelin,  fo  jeid^nete  er  fid^  befonberd  ouS 
burd^  einen  ftd^em  Xact  in  ber  Srlenntni|  ber 
fatl^olifc^en  Seigre  unb  be§  bamit  ftreitenben  3n- 
tl^umS.  Sr  ftarb  im  ^Iter  t)on  82  Sal^n  ben 
28.  auguft  1876.  —  Unter  feinen  SDBerfen  l^ben 
namentlid^  bie  Praelectiones  theologicae,  quas 
in  collegio  romano  S.  J.  habebat  (Born.  1 885  bid 
1842,  9  t.)  il^n  meltberül^mt  gemacht  unb  befi^ 
tro|  einzelner  !IRöngeI  nod^  l^eute  bleibenben  SBertl^, 
namentlid^  aud^  ber  Siteraturangaben  megen.  ^üx 
praltifd^e  3toedfe  Deranftaltete  ^(krrone  felbft  einen 
9(u§jug  au§  benfelben  ()u  9tom  1845  in  5  99bn., 
Surin  1888  bereUS  in  42.  ^ufl.  in  2  Sbn.).  3ur 
Srgönjung  fügte  er  in  fpöteren  Salären  l^inju: 
Thesis  dogmatica  de  immaculata  B.  Y.  Mariae 
conceptione,  Born.  1855;  Praelectiones  theo- 
logicae de  virtutibus  fidei,  spei  et  charitatis, 
Batisbonae  1865 ;  De  virtute  religionis  de- 
que  vitiis  oppositis,  nominatim  vero  de  mes- 
merismi,  somnambulismi  ac  spiritismi  super- 
stitione,  Paris.  1866;  Historiae  theologiae 
cum  philosophia  comparatae  Synopsis,  Born. 
1845.  Sead^timg  üerbienen  nod^  folgenbeSBerfe: 
De  immaculato  B.  V.  Mariae  conceptu,  an 
dogmatico  decreto  definiri  possit,  disquisitio 
theologica,  Bom.  1847  (ooi^üglid^  @d^rift,  um 
ftd^  über  bie  Streitfrage  Dor  ber  S)efinition  beS 
S)ogma3  gu  orientiren);  D  protestantesimo  e 
la  regola  di  fede,  Borna  1853,  3  toU.,  oud^  in 
anbere  @prad^en  überfe^;  De  matrimonio  chri- 
stiano  Ubri  3,  Bom.  1858,  3  voU.;  S.  Pietro 
in  Borna,  ossia  la  yeritÄ  storica  del  yiaggio 
di  S.  Pietro  a  Borna,  Boma  1861;  L'idea 
cristiana  deUa  Ghiesa  awerata  nel  Cattoli- 
cismo  unb  L'  idea  cristiana  della  Chiesa  di- 
strutta  nel  protestantesimo,  Genova  1862; 
L'apostolato  cattolico  ed  il  proselitismo  pro- 
testante,  ossia  V  Opera  di  Dio  e  V  Opera  deU' 
üomo,  ib.  1862,  2  voD.;  De  D.  N.  Jesu 
Christi  divinitate  adversus  hujus  aetatis  in- 
credulos,  rationalistas  et  mythicos  libri  3, 
Aug.  Taurinorum  1870,  3  voll.;  De  ro- 
mani  pontificis  infallibilitate ,  seu  yaticana 


1815 


$crfc8  —  ipcrfietu 


1816 


definitio  contra  novos  haereticos  asserta 
et  vindicata,  ib.  1874.  S)aju  fommcn  fel^ 
t)ielc  »iffcnfd^aftttc^e  abl^nblungcn  unb  Steferole 
über  »id^tißc  ouSlänbifc^e  SDBerfe  in  bcn  An- 
nali delle  scienze  religiöse.  (SSgl.  de  Backer, 
Biblioth^que,  n.  ed.  par  Sommervogel,  VI, 
558  88.)  [gurtet  S.  J.] 

'^ftffS  (Hspaeuc),  im  %  %.  ein  ffönig  t)on 
SKaccbonien,  ber  ©ol^n  ^l^üippuS'  III. ;  er  toorb 
t)on  ben  Stömem  unter  äemiliuS  $aulu§  in  ber 
@d^lQd^t  bei  ^^bna  168  D.  iSf^x.  gef dalagen  unb 
florb  fünf  Saläre  fpötcr  in  römif c^er  ©efangenf d^oft 
(1  aRa&.  8, 5).  [»aulen.] 

'^etpett,  im  Sonbe  felbft  3hran  genannt  uralte 
oftatifd^e  9Ronard^te,  begeid^net  I.  im  %  %,  Sanb 
unb  Soll  (im  l^br.  Sejt  als  o-jb  jufammengeja|t) 
norböftlid^  Dom  })erfifc§en  9Keerbufcn,  ber  ÜKtttel« 
|nmft  ber  Don  S^ruS  gegrünbeten  perflfd^en  SBelt- 
monard^ie  (2  ^ar.  36, 22.  S)an.  11,2).  3n  wei- 
terem Sinne  bebeutet  ^erfien  a.  bog  ))art|if  d^e  9teid^ 
(1  aRod^.  14, 2) ;  b.  bie  Sönber  jenfeitS  beS  (S^ipircat 
überl^upt  (2  SRad^.  1,19).  [ftaulen.] 

U.  ^erfien  in  fird^engefd^id^tlid^er  ^in- 
jid^t  tl^te  ba3  @d^id(fal  ber  meiften  orientali- 
fd^en  Jhrd^en,  inbem  nad^  einer  furjen  3^it  ber 
iBIüte  baS  S]^ftent!)um  befonberd  burd^  bie  3n- 
lel^ren  feiner  fiebenSfraft  beroubt  tourbe.  1.  6in- 
fül^rung  unb  größte  %Iüte  bed  Sl^ri« 
pentl^umSin  ^erfien,  3ur 3«it  ber  ®eburt 
Sl^rifti  loaren  bie  iBBIter  ^erfienS  ben  ^rtl^em 
bienftbor  gett)orben.  ffiie  bamalS  l^crrfd^enbe 
S)9naftie  ber  ^rfaciben  öerad^tete  bie  Seigre  3o" 
roaftcrS,  bie  alte  Keligion  ber  ^erfcr,  unb  bul- 
bete  bc^wegen  in  ber  golge  ba§  Kl^riftent^um. 
Sei  bem  crften  ^fingftfcfte  ju  Serufalem  toaren 
oud}  ^Jartl^er  unb  ^elamiten  (f.  b.  kü,  5le(am) 
5U  Scntfalcm  (5l})g.  2,  9).  2)iefc  trugen  ben 
©amen  beS  ß^riftentl^umS  in  il^re  §eimat.  Of)nc 
3tt)eifel  fomen  aud^  ®(ouben§boten  üon  ©prien, 
tt)o  ba§  Stjangelium  fd^on  fel^r  frü^e  ge))rebigt 
rpurbe ,  nad^  ^erfien.  3lad)  gufebiuS  (H.  E.  3, 
1,  1)  öerfünbetc  ber  l^ciligc  ^Ipoftel  Xl^omoS  in 

^erfien  ben  ©loubcn  (wc  tj  Trapaöojic  Trepieyei, 

rfjv  riapdiav  eÖTf/ev).  3!)a8  römifd^e  Sreöier  er- 
mähnt au^er  bem'^I.  5:i^oma§  nod^  biel^eiligen 
5lpofteI  ©imon  unb  3ubo8  (28.  Dct.)  atö  SSer- 
breiter  be§  göangeliumS  in  ^erfien.  S)ic  Slnfid^t  be§ 
1^1.  ^uguftinuS  (Quaest.  Evangel.  2,  39 ;  Migne, 
PP.  lat.  XXXV,  1353;  ögl.  ib.  1977),  bafe  ber 
^I.  Sol^anncS  in  ^Jerfien  gewefen  fei  unb  feinen 
erften  SBricf  ad  Parthos  für- bie  ^crfer  gejd^rieben, 
ift  nid^t  ertoicfen.  Diac^  bem  1^1. 3lmbrofiu8  (Enarr. 
in  Ps.  45 ;  Migne ,  PP.  lat.  XIV,  1143)  fott 
oud^  ber  1^1.  TOott^äuS  in  ^erfien  ben  ©laubcn 
Derfünbet  l^aben  unb  bofclbft  begraben  fein  (Pau- 
linusNol.,  Poem.  30,  33;  Migne,  PP.  lat. 
LXI,  672).  gs  !ann  !aum  bepcifelt  toerben, 
bap  ba§  (5|riftent^um  in  ^ortl^ien  apoftolifd^en 
UrfprungS  ift(Ul^Imann,  S)ic  e^riftcnDcrfoIgungen 
in  ^erfien  ...  im  4.  unb  5.  3al^rl^unbert,  in  ber 
3eitfd^rift  für  bie  ^iftor.  Sl^eologie  1861,  14) 


unb  nid^t  erft  fpöter  bort  iSm%an%  fonb  (Bobobl 
H.E.2,8).  S)a8  ei^ftentl^um  breitete  {14  toH 
aus  OBuB.  Vit.  Conat.  4, 13) ;  f^on  im  2.  3at^ 
l^unbert  iWßz  man  gegen  360  Ptzd^  (Aaie- 
mani,  Bibl.  or.  III,  1,  611);  diele  3im^fioiia 
mei!|ten  fid^  ®ott;  baS  änftttut  ber  aRdml^  fmk 
auc^  bie  ))erfifd^  ftird^e  (Assemam,  AetaSS. 
MM.  or.  et  oec, Praef.  gen.  LXVII).  9m&k 
beS  3.  unb  am  Anfang  bed  4.  Sa^r^unbectS  poob 
bie  jhrd^e  $erftend  in  l^o^  93Iäte  (DgL  Sonm. 
L  c.  6,  33);  aud^  im ißalafte  unb  in  ben  ffiäfftn 
93eamten!reifen  getoann  boS  Sl^riftentluin  tbi" 
jünger  (Bozom.  1.  c.  2,  9.  11).  3m  3.  325  c^ 
fd^int  ein  )>erftfd^er  Sifd^of  So^onneS  auf  bem 
Soncil  toon  üticöa.  2)ie  SRettopoIe  ber  rafd^  cnt- 
ftanbenen  SäiStl^mer  ^ßerftenS  loat  &imoF 
SHt\\pf^on  (Assemani,  Acta  SS.  MM.  or.  et  oee., 
Praef.  gen.  LXVI). 

2.  3erftörung  beS  (Sl^rijlentl^ttml 
burd^  SSerfolgungen  unb  ^rrle^ren 
a.  SSerfoIgungen  (828—450).  3m  3. 226  ^ 
bete  Srbef d^ir  L  (^rtaser^ed)  nad^  93efieguiig  ber 
$artl|er  bie  2)9naftie  ber  Soffoniben,  tx>dS^  {i 
ben  alten  Xrabitionen  beS  Sanbed  guriidKe^,  it 
)>erfifd^e  ^Religion  bed  Sonnen-  unb  geueäncnfiet 
tt)ieber  einfül^rte  unb  ben  ÜRogiem  gu  bem  frn^ 
Snf cl^en  tatt^al],  ^eu|ere  ^ege  unb  innere  ^ 
ftigfeiten  ber  SRagier  mit  SOtaned  unb  unter  einanbcr 
maren  bie  Urfad^e,  ba|  ba§  Si^riftent^um  fid^  is 
ber  erften  3ctt  ber  @affaniben-9era  toeiter  onfi- 
breiten  f onnte.  (Srft  Sapot  (@d^a)mr)  IL  b.  0t 
(309—380)  trat  alS  befonberer  eifeta  för  bit 
alten  reUgiöfen  ^rabitionen  auf.  3uben  unb 
Magier  Derböd^tigten  bie  S^riften  bei  bem  fidnige 
iDegen  angeblicher  @9m|)atl^ie  mit  bem  römijditii 
SReid^ ,  beffen  ßaifer  bie  d^ftlid^e  SReligion  §ui 
Staat^religion  erl^oben  ^atte.  S^Kir  fd^eb  Son* 
ftantin  an  Sopor  unb  empfal^l  iJ^m  bie  (^ftcn 
(Euseb.  Vit.  Const.  4,  13).  S)ennocl^  bra^  im 
3.  328  juerft  eine  Verfolgung  gegen  bie  (E^jtei 
aM§f,  totldjt  iebod^,  n)o!)I  mit  Stücfftd^t  auf  Son- 
ftatüin  (Ul^lmann  a.  a.  0. 11),  fd^on  nad^  einem 
äal^re  n)ieber  aufl^örtc.  S)ie  sioeite^  40ia^nge, 
fel^r  graufame  SBerfoIgung  begann  348,  nad^SHo« 
rut^aS  bei  Slffemani  340/41  (U^Imann  a.  a.  0.8). 
9ll§  erfteS  Opfer  fiel  ber  greife  ©rjbifd^of  Don 
©eleucia-fftefip^on,  ©imeon  93arfaboe  (344);  mit 
il^m  iDurben  no^  anbere  ©eiftlid^e,  SSifd^öfe  unb 
^rieftcr  mcgen  öermeigcrter  ©onnenanbetung  ent» 
l^auptet.  ^aSfelbe  fioo§  traf  aud^  einen  1^^ 
^alaftbcamten,  ben  ßunud^en  Uft^gabeö.  Siele 
gl^riftcn,  nad^  ©oaomenoS  (H.  E.  2,  14)  16000, 
ftarbcn  in  biefer  Verfolgung  ben  ÜJtet^reitob. 
ÜJiit  bem  Sobe  ©aporS  (380)  trat  eine  40iä^ 
Shil^e  ein,  unb  bie  3a^I  ber  ©l^riften  mehrte  jäj 
mieber.  Unter  S8ararane§  V.  (421 — 441)  begann 
auf^S  5Reue  bie  Verfolgung  (421 — 450),  oenm- 
(a^t  burd^  ben  unflugen  gifer  beS  SBifd^ofSSbbog 
Don  ©Ufa,  ber  einen  geuertem^wl  jerftört  1^. 
Unter  S8ararane§^  5Ra(§folger  3§begerb  IL  (441 
bi§  458)  mürbe  biefelbe  mit  großer  ®raufamfät 


1817 


^erjlen. 


1818 


finctgcMt(f.b.9rt.eH^teta)eTfoIgunQenIII,  219). 
---b.3rcl(^(45()— 1300).  92Q(]^bem9Ram(f.b. 
Stt)  242  in  Werften  ol^e  Srfolg  aufgetreten  mar, 
iMcmd^  bcr  9leftoriani8mu§  (f.  b.  %rt.,  ob.  170) 
hU  tiom  SRort^rerblut  befrud^tete  JKrd^e  ^rftenS 
M  gönslid^.  $erften  nmrbe  ber  ^auptft^  biefer 
Snid^,  bie  ^d^  Don  l^ier  aud  nad^  (Sf^vm  unb 
3id)ien  ausbreitete.  SBa8ber9teftoriani8mu8nüi^t 
IRftMe,  t)ertiriiftete  ber  äSIam  (f.  b.  Srt.).  ®erabe 
Ott  feit  Srbef d^  IIL  burd^  Stnard^ie  unb  SBürger- 
Mtgt  bie  legten  ftröfte  bed  perftfc^n  9lei^  auf- 
gerieben mürben,  begannen  bie  Angriffe  ber  Araber 
auf  bafi  fionb,  tmb  bie  Sd^Iad^ten  bei  ftabefm  636 
ttnb  92e]^at)enb  642  matten  bem  Saffanibenreid^e 
cta  Snbe.  Samit  erlag  aud^  bie  [Religion  3oro- 
aßerS  bem  Stol^ammeboniSmuS. 

3.  SBiebereinfül^rung  beS  fatl^olifd^en 
Sl^riftentl^umS.  9ieue  ißerfolgungen 
(1300—1894).  a.  fßoSU  700  2^]^re  gab  ed  in 
$erften  feine  anberen  Sl^riften  als  Üteftorianer. 
5&ie{dben  befa^  eine  DoEftänbig  organiftrte 
^ierard^ie  Don  7  Sr^biStl^üniem  mit  mel^r  ald 
20  @u^[roganfird^en  imb  oerbreiteten  il^re  Seigre 
btt  nad^  d^na  unb  3nbien  bin.  Srft  im  an- 
fange beS  14.  Sal^bunbertS  begab  ftd^  ber  Do- 
minicaner gfronco  aus  ^ßerugia  nad^  bem  Orient 
imb  fonb  bei  Armeniern,  Xataren  unb  $erfem 
für  feine  begeifterten  ^rebigten  miUigeS  ®e]^ör. 
SDcr  Srfolg  feiner  SBirffamleit  mar  berart ,  ba^ 
^ßopft  äobonn  XXU.  i^n  1318  aum  9RetropoIiten 
ber  bomaligen  ^auptftabt  ^ßerfienS,  Sultaniel^  in 
ber  ^rooing  2[ra!  Slbfd^emi,  ernannte.  3n  unb 
mn  Sultanie)^  aoblte  man  balb  gegen  26  fatl^olifd^e 
ftird^  2)0(^  fd^on  balb,  ald  bie  türfifd^tatarifd^e 
SJijnaftie  ber  3I!^ane  in  $erfien  unterging,  be- 
gonnen für  baS  eb^^f^^^^u^  fd^Iimme  S^tn. 
Unter  ber  ^errfd^t  ber  limuriben  (1387—1405) 
mib  ber  einl^etmifd^en  @aft8,  mit  beren  Slbron- 
bcfleigung  ba§  neuperftfc^e  9teid^  begrünbet  mürbe, 
ging  baS  fatl^oUfd^e  S^briftentbum  in  Werften  su 
wunbe,  unb  abermals  gab  eS  nur  neftorianifd^e 
duften  bafelbfi  —  b.  300  3abte  nad^  granco'8 
^^igt  iebod^,  im  Anfang  beS  17.  Sabr^unbertS, 
mogten  ^  bie  ^irmeliten  oon  ber  SRef orm  ber 
^.  Xerefia  nad^  Werften,  f anben  bei  @d^ab  %hba%  L 
(1586—1628)  moblmoEenbe^ufnal^me  unb  grün- 
beten mit  feiner  Srlaubni^  in  2i8paban  ein  ff lofter ; 
ringsum  bübeten  ftd^  bolb  d^riftlid^e  ©emeinben, 
md)  baS  Sl^riftentbum  fd^ien  einer  neuen  SBIütegeit 
entgegenjugeben.  Sn^Spaban  marb  ein  Sifd^ofSft^ 
errid^tet,  unb  in  ben  größten  @täbten  beS  fianbed 
er^ben  fid^  ftinben.  2)en  garmeliten  folgten 
Sefuiten,  Dominicaner,  |$franciScaner  unb  Sugu« 
ftmer  unb  metteif erten  in  ber  Sefebnmg  !ßerftend, 
fo  ba|  balb  bie  SBefenner  be§  magren  ©laubend 
m»^  Xoufenben  göl^Iten.  Sud^  btefe  neue  SBIütejeit 
foOte  nur  100  3abre  bauem ;  benn  mit  ber  Xb^on- 
befietgung  bed  9labir  @d^b  (^786)  begann  aber- 
mold  eine  blutige  Sl^riftenDerfoIgung,  meldte  ber 
bcS  &Qpüx  an  ©raufamfeit  öbnli(|  mar,  unb 
meU^  aud^  nod^  nad^  ber  Srmorbung  beS  Xt^rannen 


(1747)  öiele  £)p\tt  forberte.  3m  3.  Sobrjebnt 
unfered  Sübtl^nbertd  (1827)  fanbte  bann  Stom 
$riefter  bed  armenif  d^-unirten  SRituS  nad^  Werften. 
9lad^  ^meijäbrigen  ÜRül^en  gelang  ed,  ftird^m  unb 
^)ctufer  ber  SRiffion  ju  SSpaban  mieber  }u  er- 
langen. 3m  3.  1834  erlief;  Sfetb-^Ii  @d^  eine 
für  bie  (Ebriften  febr  günftige  ^erorbnung  unb 
gemalerte  ibnen  ungebüiberte  SluSübung  ber  9le- 
ligion  im  gangen  %eid^e.  Sennod^  bereiteten  bie 
fanatifd^en  SRoSIemin  ben  (Ebtiften  aEe  mdglid^en 
^ladtcxeien  unb  3}erfoIgungen.  3nt  3-  1840 
mürbe  bie  9Riffu)n  in  $erfien  ben  Sagarifien 
übertragen.  Seit  50  ^Jjitm  arbeiten  biefelben 
an  ber  99e!ebrung  ber  @(bidmati!er;  ibre  Srfolge 
ftnb  jmar  Hein,  aber  ftetig.  ^arte  Q^ttn  brad^te 
bie  ^ungerSnotb  Don  1872,  beJonberS  meil  bie 
um  1850  in'd  fianb  gefommenen  )n:oteftantifd^en 
Wiffu)nare  mit  ibren  reid^en  9Ritteln  bie  armen 
ffatbolüen  gu  geminnen  fud^ten.  Mein  tnele  ber- 
felben  moUten  lieber  ^ungerS  fterben,  ald  il^ren 
(Slouben  Derlöugnen.  3nt  3- 1874  mürbe  bie  erfte 
a|)oftoIifd^e  2)elegatur  in  $erfien  errid^tet  utü> 
9Rf gr.  (^lujel  jum  a))oflolif d^en  S)elegaten  bafelbfi 
ernannt  @ein  Sifer  fül^e  Diele  !Reftorianer  jur 
SBabrbeit  gurüd.  S)er  gegenmörtige  @d^ab  9lafr 
eb-3)in  (@d^ab  feit  1848)  unterbölt  nebft  feinen 
brei  Söbnen,  meldte  bie  gröfiten  ^Dingen  beS 
fianbed  Dermalten,  bie  beften  Segiel^ngen  mit  Stom 
unb  bem  S^\U  (O'SReitt^,  Seo  Xin.,  beutfd^e 
«uög.,  ftöln  1887, 279  f.).  3m  3- 1883  erbielten 
smei  ^ringen  bad  ©rofifreug  beS  !ßiu§orbend,  unb 
1891  überbrad^te  ber  neue  Delegat  SRontöt^  in 
feierlid^  Subieng  bem  @d^b  ^in  (Sefd^en!  bed 
$a))fted.  Die  3abl  ber  ftatl^olüen  möd^St  unb  be- 
trögt ca.  12  000 ;  fie  finb  befonberd  in  ben  meft- 
lid^en  ^roDingen  unb  ©tobten.  Sagariften  unb 
barml^ergige  @d^meftem  mtrfen  in  Urmia,  mo  aud^ 
ber  apoftolifcbe  Delegat  rcfibirt,  Sl^odroma,  3^ 
tmban  (93if(bof3ft|),  Slel^eran,  @alma8  (Sifd^ofS- 
ft|),  Saurid  unb  atü>eren  @tabten  beb  9teid^e§ 
(SBcmer,  aRiffbuSotlaS,  2.  «up.,  greiburg  1885, 
19).  ©ie  leiten  ^riefterfeminarien,  SBaifenl^äufer, 
!ßenfu)nate  unb  SSoßSfd^uIen.  3m  3nnem  be§ 
fianbeS  ftnb  Dorgüglid^  armenifd^-unirte  ^efter 
tbätig.  3m  3*  1894  erlangten  bie  S^b^^if^  mieber 
einigeffird^ensurüd.  93iele@d^mierigfeiten  bereiten 
ben  fatl^olifd^en  9Riffionaren  bie  SBemübungen  ber 
^roteftanten,  SRetl^obiften,  9Robammebaner  unb 
f ^idmatif d^en  Armenier.  —  fiiteratur:  Steph. 
Evod.  Assemani,  Acta  SS.  MM.  er.  et  occ, 
Bonn.  1 748 ;  Jos.  Simon  Assemani,  Bibl.  or.  HI, 
2, 1—66;  Jos.  Aloys.  Assemani,  Commentar. 
de  caiholicis  seu  patriarchis  etc.,  Rom.  1775 ; 
Sid^ter,  ^ift-frit.  SSerfud^  über  bie  irfaciben-  unb 
Saffaniben-D^naftie,  Seipa.  1804;  ffrauS,  SReal- 
(Snc^fL  I,  255—258;  SRobrbad^erS  UniD.-®efd^. 
ber  !atl^.  ftird^e  VI,  3Rünfter  1873,  298—319; 
Die  ffatboL  SKiffionen,  greiburg  1888, 1  ff. ;  Ge- 
rarchia  Cattolica,  Roma  1895,  41.  195.  252. 
275;  S8rüd,  ftird^engefd^.,  6.  ^ufl.,  ÜRaing  1898, 
790  f.  [P.  Seanber  ^Imling  0.  8.  B.] 


1819 


^crfifd^e  JBibelüberfeJungen  —  Perugia. 


1820 


^etfifd^c  9{6e(öBetfe|ititgeit,  f.  Si6elu6er- 
{e^gen  11,  731  (ögl.  ?p.  be  Sagarbe,  ^erfifd^e 
©tubien,  ©ötttngen  1884). 

'^etfoit  im  pl^ilofopl^tfci^en  unb  bogtna- 
tifd^cn  ©innc,  f.  Srinität  unb  ßl^ftuS  HI, 
265  ff. 

^etfoit,  lird^Iid^e  (persona  ecclesiastica), 
l^fet  iebcS  in  bie  (Semeinfd^aft  ber  ffird^e  aufge- 
nommene unb  nid^t  wieber  ouSgefd^loffene  SDffit- 
glieb,  weld^eS  infolge  biefcr  ^ngel^brigfeit  fird^Iid^er 
Ked^te  ll^eül^g  ift  unb  ^flid^ten  gegen  bie  ftird^e 
gu  erfütten  f|at.  3m  engem  ©inne  be^eid^net  ber 
äuSbrud  ein  burd^  fird^Ud^e  ^udjeid^nung  au§  ber 
ÜRenge  oDer  übrigen  SKitglieber  unterfd^iebene§ 
®Iieb  ber  ffird^.  S)ie  betreffenbe  ^uS^eid^nung 
ift  entttjeber  ber  Klericolftanb  ober  ber  DrbenS» 
ftanb  ober  ein  ifird^enamt ;  bal^er  bie  fpecififd^en 
^Benennungen  persona  ecclesiastica  clericaUs, 
regularis,  hierarchica.  [^ermoneber.] 

^etfoita,  ©obeünuS,  f.  ©obelinuS. 

Personae  miserabiles  l^ei^en  in  fird^en« 
red^tlid^em  ©inne  oHe  biejenigen  ^erfonen,  toeld^e 
bturd^  irgenb  einen  üßangel  ober  ein  ©ebred^en 
nid^t  im  ©tanbe  fmb,  in  eigener  ^erfon  Sed^tS» 
gefd^äfte  ju  betreiben,  unb  be^ttjegen  auf  frembe 
Uied^t§]^üfc  angettJicfen  finb,  alf  o  ^nue  unb  ftranfe, 
SSßitttoen  unb  äBaifen.  ^laä^  bem  S)eaetalred^t 
gel^örten  aUe  IRed^tSfad^en  berfelben  ^u  ben  res 
spiritualibus  annexae  unb  tourben  befitoegen 
baS  gan^e  SJlittelaUer  l^inburd^  Dor  bem  Kr^Ii^en 
©erid^t  öerl^anbelt.  [ffaulen.] 

^ttfonat  l^ei^t  feit  ^lejcanber  HE.  iebe  fird^- 
lid^e  Stellung,  toeld^e  blo^  einen  ©l^renöorjug  be- 
bingt,  aber  Weber  5Imt  nod^  3uri§biction  öerleil^t 
(praecedentia  sine  jurisdictione).  ©old^er  ^rt 
finb  bie  ©teHungen  ber  6()rcnbom]^erren  an  ben 
ßatl^ebralfird^cn  ober  ber  gl^renfämmerer  au^er« 
l^alb  WomS.  ^erfonatc  ober  perfönlid^e  Seneficien 
l^et^cn  aud^  fold^e  Stiftungen,  toeld^e  mit  bifd^öf- 
lid^er  grlaubni^  erft  einer  beftimmten  ^erfon  auf 
2eben§jeit  juflie^en  muffen,  el^e  fie  ju  il^rem  eigent= 
lid^en  S^td  öerioenbct  werben  fönnen.    [If aulen.] 

^ttfons  ($arfon8),  JRobert,  S.  J.,  geiftiger 
S3or!ämi)fer  ber  fatl^olifd^cn  ftird^e  in  gnglanb, 
war  im  3.  1546  ju  5^etl^cr»©towci)  in©omerfet* 
fl^ire  öon  proteftantifd^en  @Item  geboren.  6r  Der- 
rietl^  frü^  ein  au^erorbentlid^eö  Talent,  fo  ba|  er 
Dom  S3icar  feiner  §eimat  ju  ben  ©tubien  an« 
geleitet  würbe  unb  jcitig  bie  Uniöerfität  Djforb 
bcjiel^en  fonnte.  3tn  3. 1574  begab  er  fid^,  feinem 
2Biffen§brang  folgcnb,  nad^  Söwen,  fpätcr  nad^ 
^abua  unb  jule^t  nad^  SRom.  ®ie  biftbei  em« 
pfangenen  ßinbrüdfe  wirken  fo  mäd^tig  auf  il^n, 
bog  er  3U  9iom  baS  fatl^olifd^e  ®Iauben§be!enntni^ 
ablegte  unb  nod^  1575  in  bie  ©efeüfd^aft  Sefu 
eintrat,  obwohl  bamal§  jebem  S^fuiten  baS  93e= 
treten  englifd^en  SobcnS  unter  2:obe§Prafe  Der« 
boten  war.  SßoHer  SBegeifterung  für  bie  2Bieber= 
l^erfteüung  be§  fatl^olifd^en  ®Iauben§  in  feinem 
SJaterlanbe,  erlangte  er  öom  (Sencral  ^quaöiöa 
bie  grlaubni^,  nac^  gnglanb  jurürfjufel^ren,  um 


ben  bebrängten  ftatl^olüen  eine  @tüte  fein  in 
lönnen  unb  nad^  ÜRöglid^f eit  für  bie  Scuifi^  ha 
SlbgefaSenen  )u  mitten.  Sein  Sonbfimaim  nd) 
OrbenSgenoffe,  ber  feL  Sbmunb  (£am))üm  (Sank 
pian^  f.  b.  Slrt.),  nebft  einigen  treuen  ®e^^ 
begleiteten  il^n,  unb  ed  gelang  $erfonS,  mda 
taufenb  SBerÜeibungen  unb  bitteren  Sntbe^nmgn, 
ben  Jtatl^olüen  in  Snglonb  ]^etmIid[|ertDfi{e  Me 
l^eilige  äßeffe  ^u  lefen  unb  bie  ©acramente  |ii 
fpenben,  bie  fotl^oUfd^en  Sßeltpriefter,  todift  {i^ 
tierftedtt  leiten  mufiten,  gu  ftärfen  unb  )u  ermnü^ 
gen  unb  Dor  Mem  eine  Steige  grunblid^  nb 
wirffamer,  Don  il^m  Derfa^ter  SontroDetSfc^nfta 
im  Sanbe  ^u  Derbreiten.  @o  fonnte  er  in  Si^iaib 
mel^rere  3Ql^te  l^inburd^  eine  mal^r^oft  apo^ßf^ 
SBirffamfeit  entölten  unb  ungegöl^Ite  Serinte  ber 
fatl^olifd^en  jhrd^e  wieber  ^ufui^en.  S)ie  S» 
l^aftung  unb  grmtfame  ^inrid^tung  beS  P.  So» 
pion  swang  il^,  biefer  Zl^ötigfeit  ein  3*^^ 
fe^n,  unb  er  reiste  1587  nad^  SRom  guruil,  m 
Don  bort  aus  für  fein  armeS  93aterlanb  toeiter  pi 
wirfen.  3um  Stector  beS  englifd^en  SoOegS  » 
nannt,  trat  er  mit  ^l^ilipp  n.  oon  ©ponien  ii 
SSerbinbung  unb  grünbete  mit  beffen  ^ilfe  foioott 
in  ©panien  alS  in  S)eutfd^Ianb  ©eminanot  fst 
^uSbilbung  englifd^er  ^efter  cid  fütrftiger  SRij- 
fionore  für  ba§  englifd^e  ftönigreid^.  S)<äei  fc|k 
er  feine  titerarifd^e  Xl^ötigfeit  burd^  ^bfoffungengi 
lifd^  gefd^riebener  unb  fel^  gefd^icft  dbgfic^ 
S^ontroDerSfd^riften  unb  SrbouungSbud^  vaa^ 
müblid^  fort  unb  wirfte  bamit  nid^t  wenig  jß 
Srl^altung  bed  fatl^olifd^en  ©loubend  in  ferner 
^eimat.  ^ie  gro^e  9ieii^e  ber  Don  i^m  l^erru^ren« 
ben  unb  weitverbreiteten  ©d^riften  f.  bei  deBack«, 
Bibliothäque,  n.  ed.  par  Sommervogel,  VI 
(1895),  292  SS.  ^lipp  n.  toollte  i^  ©e- 
menS  VIII.  jum  Sarbinal  borfd^Iagen,  rnib  nur 
bie  %i^xänm  be§  bemütl^igen  OrbenSmonne«  fonm 
ten  ben  ffönig  Don  biefem  Sorl^oben  abbringo. 
^erfonS  ftarb  ju  Kom  am  15.  5lprü  1610  unb 
würbe  im  englifd^enSotteg  feierlid^  beigefe^t  (SgL 
Hurter,  Nomencl.  lit.  I,  2.  ed.,  176;  bofeW 
unb  bei  de  Backer  1.  c.  VI,  316  toeitcre  fiitcratai* 
angaben.)  [Äaulen.] 

^entgio,  SrjbiStl^um  im  j¥ird^enjlaat 
S)a§  ftattlid^e,  gan^  altert|ämlid^e  Perugia,  ^as^' 
ftabt  ber  Dormaligen  pöpftlid^en  SDelegotbn  glei* 
d^eS  9lamen§  in  Umbrien,  liegt  18  a)leilen  nSib- 
lid^  Don  iRom,  brei  ©tunben  öftlid^  Dom  2:raftinfnff 
©ee  unb  l^at  l^eute  ca.  18000,  mit  ben  weitlmtfiga 
SSorftöbten  ca.  50000  Sinwol^ner.  Sie  gdi^ebnde 
©an  fiorenjo  entl^ält  fel^r  fel^en^niertl^e  SRaleteia 
unb  ©culpturen;  in  einem  foftbaren  Stelitpnefi' 
fd^rein  bewal^rt  man  aud^  ben  SUng  ber  ofla> 
feligften  3utigfrau.  ^uf  ber  oor  bem  Dome  gf 
legenen  $10350  bei  ^apa  ift  bie  IBrongeftotue  bei 
^apfteS  3uIiuS  III.,  weld||e  bie  ^eruginer  5111 
S)anle  für  bie  il^nen  gewäl^rte  ©eIbftDertDaUin§ 
errid^teten.  3ni  ®ome  felbft  rul^cn  brei  au^emgii 
Derftorbene  $äpfte :  ber  grofec  Snnocenj  HI.  (gjp. 
1216),  Urban  IV.  (geft.  1264)  unb  üRartinlV. 


l 


Perugia. 


1822 


.  1285).  «ud^  ber  fei.  SBencbict  XL  [tarb 
!b{t  1304  unb  nmrbe  in  ber  ftird^e  ber  3)0- 
iconer  beigefefet,  berm  Orben  er  ongel^ört 
^  S)oS  barauf  im  bifd^öflid^en  ^lafte  }u  ^- 
s  Derfommelte  SoncIoDe  bauerte  foft  ein  ^affc, 
tuf  ber  Srongofe  SBertronb  be  ®ot  atö  Sle- 
%  V.  (f.  b.  «rt)  ben  pöpftlici^en  ©tul^l  befKea, 
\xä^  ahtt  5u  S^on  frönen  lie^  unb  feine  JRe^- 
nod^  ^Dignon  verlegte.  93on  ben  45  ^arr« 
en  fei  nur  genannt  @an  Sngelo  aud  altd^rift- 
c  St\t,  ober  mit  mittelalterlid^en  Svdficdm, 
rt  ben  el^oligen  22  9R(mn§-  unb  1 9  gfrouen- 
nm  ragt  l^or  bie  SBenebictinerabtei  @on 
ro  fuori  le  3Jbixa,  baS  gröfite  Älofter  im 
^ftoQt,  mit  fd^öner  ftird^e  aud  bem  1 1.  Sal^r- 
)ert.  Sie  Unioerfität,  1290  (al.  1307  ober 
0)  geftiftet  unb  1824  erneuert,  mit  reid^en 
^fifd^en  @ommIungen,  l^atte  }u  Anfang  bed 
red  1894  nur  207  @tubenten.  9ieben  anbe- 
Sd^ulen  befleiß  oud^  ein  SoQegio  $io  (nad^ 
8  Vn.  benannt)  für  60  3ögKnge. 
Perugia,  baS  olte  Perusa  ober  Perusia,  Pe- 
um,  eine  ber  jtoölf  etruSfifd^en  ätepublüen. 
De  310  0.  ®^r.  öon  ben  SRömem  erobert  unb 
römifd^e  Kolonie  balb  eine  ber  bebeutenbften 
We  gtrurienS.  ®er  ®oten!önig  lotila  be- 
tte bie  @tabt  fteben  Saläre  lang  unb  jerftdrte 
ide^ ;  9larfe§  aber,  ber  il^n  öertriebcn,  baute 
lieber  auf.  Später  mürben  bie  Sangobarben 
tu  berfelben,  bis  ffarl  ber  ®ro^  il^rer  fyxf 
t  ein  Snbe  mad^te.  fiubioig  ber  gfromme 
ifte  Perugia  nebft  anberen  @täbten  Struriend 
ff^\U.  @d^on  möl^enb  ber  Sangobarben- 
le  ftanb  bie  ©tabt,  bie  frül^e  communate  Qfrei- 
ermorben,  ouf  ©citen  ber  ^Qp\it,  benen  fie 
fpäter  loieberl^oU  alö  3wPud^töort  biente. 
Äampfe  ^mifd^en  @l^ibeUinen  unb  ®uelfen 
Brugia  öiel.  fiange  ©treitigfeiten  jmifd^en 
[  unb  Sürgerf^aft  unb  enbUd^  ein  9luf- 
)  bed  niebem  iBoHed  gegen  le^tere  Derank^e 
n  Snbe  bed  14.  3Q$r|unbert§  bie  Sinüer- 
mg  ber  ©tobt  in  ben  ffird^enftaat.  3m  3. 
6  bemöd^tigte  fid^  ^nbread  IBraccio  bi  ÜRon- 
ber  ^crrfd^ft  bicfer  feiner  SSaterftabt,  regierte 
e  unb  milb  unb  mürbe  aud^  1420  oon  ^ar- 
7.  anerfannt ;  allein  al§  er  1424  im  j?am|)fe 
n  3ltaptl  gefallen  mar,  !am  Perugia  mieber 
«n  ^ßopft.  9iad^bem  bie  ©tabt  il^re  politifd^e 
eutung  oerloren,  erlangte  fie  im  folgenben 
rl^unbert  großen  Shil^m  als  ^aupt^^  ber 
rifd^  SRderf  d^ule,  beren  l^erDorragenbfte  SBer- 
r  ^ietro  ißannucci,  genannt  !ßerugino  (geb. 
6),  unb  99emarbino  bi  93etto,  genannt  ^intu- 
io  (geb.  1454),  maren ;  erfterer  l^e  ben  grbf;- 
itter  SWaler,  Safael  ©anjio,  ^um  ©d^üler.  — 
bifd^pid^  ©i^  )u  Perugia  mürbe  fd^on  in 
erften  d^tlid^en  3^ten,  ol^e  3o>^l  t)on 
1  au§,  gegrünbet.  9Bie  ber  erfte  SSipof  ge- 
rn, ift  unibelannt ;  ber  ^meite,  ber  ^l  Conftan- 
,  mürbe  unter  ÜRarcud  SureliuS  im  3«  165 
ngen  gefegt  unb  ent]^au))tet  (Mariyrol.  Born. 


29.  Jan.).  2)er  l^L  S)ecentiud  leitete  biefe  ffird^e 
etma  um  250  unb  ber  1^1.  ^trculanudl.  (gfeft  am 
1. 3uli)  etma  290—310.  §iad^  einem  angeblid^en 
Sifd^of  3ulianu8  folgten  ber  1^1.  aßapmianuS  ober 
SKajiminianuS  (495 — 504)  unb  ber  ^I.  I^ercu- 
(anuS  IL,  ber  jmifd^en  ben  3<^ten  547—549  oon 
bem  ®oten!5nig  Slotila  gemartert  mürbe.  2)iefer 
^culanud  ift  mit  bem  l^L  .SonftantiuS  $atron 
bed  SiStl^umd,  unb  ii^m  )u  Sl^ren  mürbe  in  Pe- 
rugia eine  ftird^e  erbaut  (ogl.  AA.  SS.  Bell. 
Mart.  I,  47;  Jun.  VII,  657;  JuL  I,  33  sqq.; 
on  le^terer  ©tette  mirb  bie  oon  IBaroniuS  im 
Martyrol.  Rom.  vertretene  Snftd^t  oon  einem  ein- 
zigen l^ligen  99ifd^of  biefed  9lamenS  Oertl^igt). 
«uf  3o^e8  (549—565),  ber  mit  Sifd^of  93ono 
oon  gferentinum  ben  $a))ft  ^lagiud  L  (f.  b.  9rt.) 
confecrirte,  folgte  ^obentiuS  ^ur  3^t  ®regorS 
be§  ®ro^en,  morauf  ber  ©i|  lange  oermaiSt  blieb. 
^oneftuS  (965—967)  confecrirte  bie  alte  gatbe- 
brale  San  Sorenjo.  Unter  3ol^ne8  V.  (1288 
bis  1290)  entftanb  bie  Unit)erfttät,  unb  fein  !ßad^- 
folger  SuIgaranuS  ünontemilini  (1290—1312) 
reftaurirte  bie  Satl^ebrale.  SnbreaS  99ontempi  ober 
Sontemd  (1352—1390),  au8  einer  ebeln  gamüie 
^rugia'S,  mar  ber  erfte  (Sxirbinal  (feit  1378)  auf 
biefem  ©tul^Ie ;  Urban  VL  ernannte  il^  jum  ®ou- 
oemeur  ber  SJlarf  Sncona.  Snbread  3ol^ne§ 
SBaglioni  (Baleoneus),  auS  einer  ber  oome^mfien 
äpmüien  $erugia'§,  mar  1435—1449  Sifd^f 
feiner  SSaterftabt  Sr  übergab  bie  Sbtei  ©i  $eter 
ben  93enebictinem  aud  bem  ftlofter  @.  3uftina 
m  ^ßobua,  unb  baS  S^oUegium  ©.  gflorentiuS, 
oaS  bie  ßiftercienfer  oerlaffen,  ben  ©eroiten.  3o- 
l^neö  Sopn  (1492—1498),  ein  ©Jumier  unb 
feit  1495  garbinal,  mürbe  oon  ^eianber  VL 
bod^  gead^tet  unb  nad^matö  gr^bifd^of  oon  Sa)>ua. 
Sro^IusgSaglioni  (1501— 1506),  eine  friegerifd| 
angelegte  9iatur,  möre  megen  feiner  grofien  ^- 
bienfte  Don  3uliu§  IL  ^ur  93üri>e  eined  SarbinoIS 
erl^oben  morben,  l^ötte  il^n  ber  Zob  nid^t  ofl^u 
frü)^,  nur  42  3al^e  alt,  l^inmeggerafft.  3n  gleid^ 
®unft  ftanb  bei  3uliu§  IL  fein  9lad^folger  Slnton 
Qferreri  (1506—1508).  ®er  ^jt  l^e  il^m 
nad^  einanber  bie  Sidtl^mer  9loIi,  ®ubbio  unb 
^Perugia  oerlieben  unb  il^n  1505  fogar  ^ur  SBürbe 
eined  SarbinalS  unb  fiegaten  oon  93oIogna  er- 
l^oben.  t^erreri  geigte  fid^  aber  fo  tneler  ®unfi  febr 
unmürbig;  ^ule^t  gefangen  gefe^,  Jtarb  er  au8 
®ram.  g^uIoiuS  Someo  ober  beüa  Somia  (1550 
bis  1553)  mürbe  burd^  3ufiu8  m.,  beffen  ^- 
manbter  er  mar,  1551  Carbinal  tmb  nad^mafö 
Srgbifd^of  oon  ©poleto ;  er  errid^tete  au|er  einem 
3efuitencoIIegium  in  Perugia  aud^  ba§  tribenti- 
nifd|e©eminarunbfiarbl58d.  gfrang Sofft (1574 
bis  1579)  l^elt  im  %  1575  eine  S)iöcefanf9nobe. 
«nton  aRaria  ®aBi  (1586—1591),  «arbinal, 
confecrirte  1585  bie  gatl^ebrale  auf§  9teue  )u 
Sl^ren  bed  1^1  SaurentiuS  unb  bed  1^1.  ^ercuIonuS. 
©ein  9lad^oIger  ^apoUon  (EomitoK  (1591  bis 
1624)  gab  Ordinationes  synodales  ^eraufi ;  boS- 
felbe  tl^  aud^  SofimuS  be  Xorred  (1624—1634), 


1823 


n8<Jx^<xtov  —  ^efd^ittljo. 


18M 


ber  fd^on  1622  earbutal  getoorben  uxtr.  S)ie 
legten  ISifd^öfe  toaren :  Sllesanber  3Slam  Oboarbt 
(1776—1805),  6omiHu8  gamponem  (1805  bis 
1818),  garolus  gfücfluögittabim  (1818-1845) 
imb  Soad^tm  $ccci  (1846— 1878).  Se^erer  ttmrbe 
toegen  feiner  l^ol^en  SBerbienfte  1853  Sorbinal  unb 
beftieg  nad^  bem  Zobe  $iud'  IX.  ben  pö))ftHd^en 
Stul^I  aI8  Seo  XIIL  (f.  b.  3lrt).  ®a8  SBiStl^um  Pe- 
rugia bel^ielt  er  nod|  einige  Saläre  bei  unb  Iie|  ed  nur 
burd^  einen  apoftolifdlen  ^bminiftrotor,  ^tol^onn 
»a))tift  ^oolucci,  feit  15.  3uli  1878  Situteerj- 
bifd^of  Don  ^rionopel,  t)ertt)Qlten.  9lad^bem  aber 
^lucci  am  27.  gebruar  1880  ©ifd^of  öon 
iBiterbo  unb  ZodconeHa  geworben,  pröconifirte 
Seo  XIII.  fl^berico  ^ietro  goSd^i  (geb.  ju  Perugia 
1834)  )um  SSifd^of  Don  Perugia  unb  ))romok)irte 
benfelben,  alS  er  biefeS  Sidtl^um  ^ur  SBürbe  eined 
grsbiSt^umS  erl^ob  (27.  ÜRära  1882),  aum  erften 
ßrsbifd^of  öon  ^Perugia,  ©ein  ©})rengel,  ber,  loie 
t)on  Slnfang  an,  fo  aud^  l^eute  nod|,  unmittelbar 
bem  l^eiligen  ©tul^Ie  unterworfen  ift,  jöl^It  in  199 
Pfarreien  (14  ©ecanoten)  etwa  101 000  Seelen. 
(93gl.  befonberd  F.  Ciatti,  Delle  memorie  di 
Perugia,  Perugia  1638  [vol.  II,  parte  4  l^onbelt 
fpccicÜ  öon  Perugia  pontificia] ;  ferner  Ughelli, 
Italia  Sacra  I,  Venet.  1717,  1153—1174; 
Morom,  Diz.  LII,  132—180;  Cappelletti,  Le 
Chiese  d' Italia  IV,  Venez.  1846,  447—504; 
Garns,  Ser.  Epp.  714  sq.)  [9lel^er.] 

ne(jvVi(jiov,  f.  ©ried^ifd^e  ffkd^e  V,  1248. 

^efJ^f^Q  (ober  nad^  oftfQrifd^er  ^ugf))rad^e 
^efd^ittl^a,  «nts-'WB  seil,  «npec)  ift  ber  9lame  fiir 
bie  älteftc  ftjrifd^e  Ucberfckung  ber  l^eiligen  ©d^rift 
beiber  3:eftamente.  1.  3Da§  Slöort  ^efd^itt^o 
ift  abzuleiten  öon  bem  SScrbum  tsrs  (=  aus- 
breiten, auöbe^nen)  al§  stat.  emph.  fem.  sing. 
be§  ^articip§  Peil.  ®iefe§  ^articipium  erl^ält 
auc^  bie  ©cbeutung  cineö  ^bjcctiöumS  (=  offen, 
flar,  einfach,  fc^Ud^t);  bal^er  ift  bie  SrHärung 
be§  5^amen§  ^efd^itt^o  eine  öcrfd^iebcne,  je  nad^« 
bem  man  bie  eine  ober  bie  anbere  ber  angege- 
benen ©ebeutungen  be§  95erbum8  bejtt).  be8  ^b- 
jectiöumS  al§  ma^gebenb  betrad^tet.  Sarl^cbräuS 
ift  ber  grftc,  »el^er  nad^tt)ei§bar  eine  grflärung 
be§  5u  feiner  S^i^  ]^on  unbefanntcn  SQSorteS 
^e)(t)itt]^o  oer]ud)t.  ®r  gibt  eS  im  ^rabifd^en  lie- 
ber burd)  ba§  ^Ibjectiöum  basite  (seil,  nus  khe) 
=  einfad)e§  93ibclejcmplar ;  fo  l^eifee  bie  f^rifc^e 
Sibel,  toeil  ftc  ber  •(5einl}ett  ber  Ueberfe^ung  ent» 
beirre  (Historia  compcndiosa  Dyiiastiarum, 
ed.  Pococke,  Oxoniae  1663,  100).  ^iemad^ 
Mxt  alfo  ^cfd^itt^o  fo  oiel  ttie  versio  simplex. 
^Inbcre,  im  Söefcntlici^cn  öon  ber  grflärung  be§ 
93ar]^ebräu§  nid^t  abmcid^cnbe  ©cutungcn  beä 
2öorte§  ^efd^ittl^o  fafjcn  e§  a(§  „flar,  ttortgetreu". 
SDa^  in  bem  SBorte  ein  ©egenfa^  ju  ber  lieber» 
fe|ungßtüeife  ber  5:argumim  außgebrüdt  fein  fott, 
ift  ni^t  anjuncl^mcn,  ba  bie  ^cfd^itt^o  mitunter 
jener  Ueberfe^ungÄart  nid^t  fem  ftebt.  6ine  mefent- 
lid^  anbere  Sntcrprctation  läfet  ben  öerbalcn  ©inn 
l^eröortreten  unb  beutet  ^ef^ittl^o  al§  bie  „öer- 


breitete"  Ueberfefung,  alfo  gleid^  xocvj,  vulgata. 
Sluf  eine  fidlere  ^rflörung  mu|  öodäufig  öecsid^ 
toerben.  Süte  fold^e  fonn  erft  bann  erfM  iiki> 
ben,  toenn  man  meift,  tDoxm  bie  fB^ääfmn^ 
$efd^itt]^o  auffom.  @ie  finbct  ftd^  }uni  tcjimVkd 
bei  SRofeS  Sor-ee))]^  (geft  913),  unb  gsoor,  irie 
bei  Sarl^ebröud,  nur  oIS  93egeid^imngfär  bodSle 
Xeftament;  fie  ftonnnt  aber  offet^bor  au8  xiä 
rüi^ererSeit  Ueber  tid^tige  Su3f)ito(l^e  unbSnni- 
cri^Hon  beS  Sßorted  ^f  d^tü^o  ogL  noc^  91#. 
tn  Der  3eitfd^  ber  beutfd^en  3RorgenI.  @efel> 
fd^aft  1893,  157  ff.,  gegen  Stbrnq,  CStnleitung  in 
baS  a.  S.,  gSonn  1893,  119  f. 

2.  Sie  ^efd^ittl^o  beiber  Xeftamente  {(^ie|t  ^ 
im  ©an^en  treu  unb  gemiff  enl^aft  bem  Originale  an, 
ol^ne  fflaöifd^  toörtlid^  ^u  totthm ;  fieUemoetfeijül^ 
Ueberfe^ungSart  ber  bed  S^mmod^uS  ö^nlu^  S^ 
loeiterungen  unb  ^fürgungen  be§  Originals  fi^ 
in  il^r  ebenfo  toenig,  tote  in  allen  anberen  Ucte^ 
fe^ungen;  eine  gon^  beftimmte  Suffaffung  beS 
Ze^eS  blidtt  an  einzelnen  ©tetten  burc^,  fo  b4 
au^  fte  ndd^  9lrt  einer  j[eben  guten  Stoffios  dn 
pfSmiüel  für  bie  Ssegef e  ti)irb.  —  S)ie  $efipto 
bed  alten  XeftomentS  ift  hti  ben  jnrotocononif^a 
Sudlern  (mit  ^uSnal^me  ber  ^aroltpomena)  as§ 
bem  f)ebröifd^en  gefloffen,  toit  fd^on  Spl^rom  (Ad 
Jos.  15,  28  [Ephraemi  Syri  Opera  omnia  I, 
Bomae  1737,  305])  beilöu^g  bemerft.  (B^eign 
fid^  in  il^r  aber  aud^  ©puren,  ba|  fte  ben  Siaguann 
unb  öor  allem  aud^  ber  alesmtbrintfd^  lUba* 
f e^ung  folgt,  bef onberS  in  ben  $f olmen  unb  in  ben 
©))rid^tDörtem.  S)ie$araIi))omenaftnbgan)iuut 
einem  Xargum  bearbeitet;  aud^  ba§  ^d^  9hi^  ^ 
mel^r  eine  $ara|)]^rafe  alS  eine  Ueberfekimg.  3)i« 
l^ebröifd^e  Vorlage  ber  $efd^itt^o  toar  ni(|t  punftiit; 
barauS  erftären  fid^  mand^e  Si^engen  bem  nurfo> 
retl^ifd^en  Sejte  gegenüber.  2)iefelben  finb  tum 
befonberer  SBid^tigfeit  ^}.  21,  17  unb  109,  3, 
mo  bie  $efd^itt]^o  bie  ri^tige  fiedort  benxt^rt  ^ 
3)ie  tejtfritifd^egorm  ber  je^igen  altteftamentlii^en 
^efd^ittl^o  ftammt  im  äBefentUd^en  (m%  bem  5.  mib 
6.  Sal^r^unbert  n.  &)x.  3)ic  ^Sefd^ittl^o  be§  %m 
3:eftament8  ift  birect  au§  bem  (Sriec^if  d^en  gefloffen. 
3n  tejtfritifd^er  Sejiel^ung  l^atte  fic  uxfprünglüi 
eine  mel^r  abenblänbifd^e  Äeccnfton§form,  rotW 
fpäter  ber  antiod^enifd(|en  mid^. 

3.  lieber  bie  Sntftel^unggjeit  ber  ^(^ 
gibt  e9  feine  birecten  Dlad^rid^ten.  2)ie  angoben 
ber  ©prer  felbft  fmb  legenben^aft ;  fie  laffcn  ge» 
möl^nlid^  bie  $ef d^ittl^o  be§  aiten  3;eftamentS  ent« 
ftcl^en  in  ber  3cit  ©alomonö  imb  f)iramS,  ober 
(urje  Seit  nad^  bem  ©eginnc  be§  aff^rifd^en  (feüS, 
unb  jmar  burd^  ben  $nefter,  ben  äfar^bon 
nad&  ©amaria  f^idte  (4  «ön.  17,  24—28).  %ub 
einer  britten  änfid^t  märe  bie  ^efd^itt^o  beiber 
3:eftamente  in  ber  Seit  „be§  apoftciS  abbouS  unb 
abgar§,  be§  ßönig§  öon  gbeffa",  entftanben.  2ie 
fi^rifd^e  Srabition  fc^reibt  alfo  auf  alle  golle  Ut 
Sibclübcrfej^ung  ein  bol^eö  aiter  ju.  —  3nbinö 
iQ^t  fid^  bie  gntftel^ungSjeit  ber  ^efd^itt^o  be- 
ftimmen  au§  folgenben  SKomenten :  a.  3«  3«* 


1825 


^efd^ittl^o. 


1826 


Cl^rfimS  (gefL  geoen  879)  toot  {te  bei  ben  bie 
fprifd^  Sprach  tebenben  Sl^rtflm  fe^  meit  bet" 
kettet,  unb  {tDor  f^on  feit  langer  3^t  S)ie^  geigt 
m  inSbefonbere  borin,  boB  bem  S^rifd^en  bed 
MDbfftdxäftn  Bebend  bereits  einzelne  ^udbrüde  ber 
Ipefd^ittl^  fremb  tooren;  bontit  l^armonirt  bie 
Zl^ad^,  ba|  ^ejiptmS  um  bie  SRitte  bed 
2.  äo^l^unbertS  »entgftenS  bie  StKmgelien  in 
fprif (^  &ptaä^  tonnte,  unb  ba^  Xatian  (geft.  um 
170;  f.  b.  %rt.)  baS  <S)iQtef|aron  ou8  f^rifd^ 
<foangeßen  jrafammenfiettte.  <bie  in  neuerer  Sni 
mifge^te  93e]^mt))tung,  ben  Syrern  feien  bie 
StMotgelien  }uerfl  burd^  baS  S)iateffaron  befonnt 
grkoorben,  unb  bie  (Srünbung  ber  f^rifd^en  jhrd^e 
yA  gegen  baS  äal^r  180  gefd^el^en,  ijt  burd^S 
nid^  betDeidbor.  S)ie  Ssiften}  Don  f^ripen  SDon» 
[ien  im  2.  So^^^unbert,  unb  guxir  in  ber  erften 
beSfelben,  ifl  bemnod^  nid^  }u  beftreiten. 
( mm  hn  ^praä^  imb  Ueberfe^ngSd^after 
ber  übrigen  neuteftamentlic^en  SBiid^er  bem  ber 
Cixmgelien  gleid^  ifl,  fo  fd^lie^t  man  mit  9ied^ 
onf  einen  einjigen  Ur^ber  oer  gongen  Ueberfe^ung 
beS  9teuen  5te|^ament8  in  il^rem  urfprüngltd^en 
Umfange.  —  b.  2)ie  f^rifd^  Ueberfe^g  beS  SIten 
ZepomentS  ift  ölter  aI8  bie  bed  92euen  XefiamentS; 
besui  bie  ßitate  beS  Wien  ZeftamentS,  meld^  im 
9tetten  Zeftament  Dorfommen,  {inb  ber  alttefta- 
ventlid^  ^efd^ittl^o  entnommen.  S)a  nun  bie 
Ueberfe|ung  bed  9leuen  ZefiomentS  in  ber  erfien 
^fte  oefi  2.  Sal^rl^bertS  Dorl^ben  mar ,  f o 
inirp  bie  beS  Sdten  SeftamentS  f))öteftend  im  erfien 
d^fSid^  3a]^]^unbert  entftonben  fein.  S)iefed 
fül^  mtt  großer  SSBal^rfd^inlid^feit  auf  fübifd^ 
ihflnnmg.  S)enn  eS  ifi  nid^t  amtel^bar,  ba^ 
duften  bie  Ueberfe^ng  bed  SIten  Seftamentd 
e^  ange^rtigt  ^en  alS  bie  beS  92euen  Zefta- 
mentS.  2)ie  gro^e  SBerfd^iebenl^eit  in  ber  lieber« 
MungSmdl^obe  bei  einzelnen  IBöd^  fteHt  bie 
Vufytfidt  \fycn  Url^eber  au^er  aOen  3toeifeI. 

4.  <S)ie  ^d^ittl^o  beS  Wten  Xe^amentS  um- 
fo^  urf pränglid^  nur  bie  ))rotO€anonif  d^  93äd^. 
DiefeS  erflört  fid^  au8  bem  jubifd^  Glauben  il^rer 
llri^ber.  3)ie  beuterocanonif d^  fBüfyx  beS  Sllten 
i^ftomentS  ftnb  balb  l^ingugefügt  unb  gmar  aud 
EMI  (Sriec^ifd^  überfejt.  9lad^  fBidtO,  u.  «.  ift 
[Aoä)  baS  93ud^  (Ecciefuifiicud  au8  bem  ^bröi- 
fd^  übertrogen  (Seitfd^  für  iatf^,  I^ot.  VI 
;i882X  330).  3ur  3eit  be«  Ifi.  Spl^rom  ftonben 
>ie  beuterocononifd^en  93äd^er  an  Slnfel^en  ben 
irotocononifd^en  gleid^.  —  93on  bem  9leuen  Xefto- 
mnt  l^ben  in  ber  $efd^ittl^o  urfprünglid^  gefel^It 
)«  2.  »rief  ^[Jetri,  ber  2.  unb  8.  »rief  3obanne8^ 
)er  !Brief  3ubö ,  bie  «{locol^pfe.  3ur  3(it  bed 
)I.  (Spfjftöm  ober  e^^ftirte  Don  biefen  ©duften  be« 
.TÜfi  eine  f^rif  d^  Ueberf  e^g.  2)enn  bief  er  Äird^n- 
Mier  beruft  fn^  öfter  auf  biefe  fünf  Sd^ften;  ed 
mt^  i^  olfo,  bo  er  ber  ghed^ifd^en  Sprod^e  un- 
!nsibig  ttxir,  eine  Ueberfe|ung  in  feiner  £anbed- 
imid^  vorgelegen  l^ben. 

5.  2>er  fritifd^e  3uftanb  ber  $efd^itt^o  ift 
!iii)iemIid^t)erttKi]^rIo8ter.  3)ielhitif  imSingelnen 

tttt^etUtffmu  IX.  2.  KnfL 


1^  l^ier  nod^  biel  )u  leiflen,  obfd^on  bie  3o]^l  ber 
Sd^ften  testfriHfdber  «rt  über  bie  ^efd^ittl^o  be- 
reüd  fel^r  bebeutenb  ifi.  »on  SBid^tigfeÜ  ift  e8^ 
boS  »erl^ältni^  ber  ^efd^ittl^  )u  ben  Xorgumim 
unb  )u  ber  olesonbrinifd^  Ueberfej^ung  feftju- 
fteOen  unb  bei  friHfd^  «rbeüen  ftetd  SUldfid^t 
ju  nel^men  auf  bie  Xl^tfod^e,  bo^  bie  ^nb« 
fd^riften  ber  ^fd^ittl^o  in  gmei  ®tuppm,  eine  öfl- 
lid^  unb  eine  meftli^e,  ierfoQen.  ^ür  bie  St)an« 
gelten  1^  bie  Ihitif  b«n  oon  Cureton  1858  ebirten 
lejt  (j.  b.  «rt.  ©ibelüberfetungen  H,  723)  in 
äSetrad^t  )u  jiel^en,  meld^er  ölter  ift  otd  ber  in  ber 
gebrud^  ^d|ittl^o,  fomie  bie  orabifd^e  unb  bie 
loteinifd^e  Ueberfe^ung  Don  Xotiond  2)iatef|aron. 
S)a5u  fommt  neueftenS  ber  1892  auf  bem  Sinai 
oufgefunbene  ^olimpfeft  mü  fprifd^  Zeit  ber 
SDongelien,  über  meldten  bie  Unterfud^gen  )itr 
3eit  nod^  nid^t  obgefd^Ioffen  finb.  2)o^  fielet 
mol^I  foDiel  fd^on  fefl,  ba|  er  f ein  3)u|)Iicat  beS 
ßureton'fd^en  ZeiteS  ift,  t)ielmel^  einen  obmei- 
d^enben  gded^ifd^en  Xe|t  DorouSsufe^  fd^nt 
9Ritunter  ift  ober  onf^nenb  einer  ber  beiben 
Xeite  nod^  bem  onbem  reDibirt,  mobei  ber  neu« 
gefunbene  ber  öltere  fein  mirb.  S)er  Xtj^t  ift 
ebirt  unter  bem  Zitel  The  fear  GospeLs  in 
Syriac  transscribed  from  the  Sinait.  PaUmps. 
by  Bensly  and  by  Harris  and  by  Crawford 
Barkitt,  Cambridge  1894.  (9}gl  9leftle  in  ber 
Zl^Iogifd^en  Siteroturgeitung  Dom  8.  2)ecember 
1894;  Saip\  im  3:]^eoIogifd|en  Siteroturblott  Dom 
4.,  11.  unb  18.  Sonuor  1895;  99arben]^emer 
in  ber  2tt.  SRunbfd^  Dom  1.  3uH  1895.)  — 
S)ie  3)rudaudgaben  ber  ^efd^ittl^o  finb  auf aejäl^It 
bei  9ieftle^  St^rifd^e  (Srommati!,  2.  «ufl.,  »erlin 
1 888,  unter  Litteratura  Syriaca  1 7—28.  ffiogu 
fommt:  Biblia  sacra  juxta  verdonem  sim- 
plicem  quae  dicitur  Pscbitta  T.  III.  Mausili 
typis  fratnun  Praedicatomm.  1887  sq.  Sin 
DoUftönbiged  SBergeid^iB  ber  testfritifd^en  Slr- 
fxnivx  über  bie  $efd(|ittl^o  f.  in  i^ttpqi  Steol* 
gnc^fL  für  proteftont.  I^eol.  XV,  2.  «ufl.,  198 
bis  200  (Don  Üteftle) ;  Steny,  De  Syriaca  libri 
Jobi  interpretatione,  quae  Peschlta  vocatur, 
pars  I,  Helsingforsiae  1887,  18—21.  2)en 
bei  StenQ  genannten  Srbeüen  finb  l^ingujufügen: 
@ebö!,  2)ie  f^rijd^  Ueberfe^g  ber  }U)öIf  fleinen 
^ropl^en  \xtü>  ifyc  iBerl^Itnift  )U  bem  moforetl^- 
f  d^  Ze^te  unb  ben  alteren  Ueberf  e|ungen,  Stedlau 
1887 ;  Oppenl^m,  <S)ie  fQrifd^  Ueberfe^ung  beS 
fünften  ©uc^cS  ber  ^folmen  (^Jf.  107—150)  unb 
i^  Serl^tni^  5U  ...  ben  ölteften  Ueberfe^ungen^ 
Sei)>gig  1891 ;  aRonbl,  SHe  ^d^itt^  au  ^iob, 
Sei|)aig-a3uba))eft  1892;  Sto^IfS,  Seitroge  jur 
Zejrtfritif  ber  ^efd^tto  (3ei^d^rift  für  bie  olttefto- 
mentlid^e  ffiiffenfd^t  IX  [1889],  161—210); 
$infu6.  2)ie  f^rifd^  Ueberfe^g  ber  $roDerbien 
(ebb.  XIV  [18941  65—141.  161—222).  — 
Cureton,  B^emains  of  a  Tery  ancient  recen- 
sion  of  the  four  Gospels  in  Syriac,  London 
1858,  Derme^rt  burd^  Köbiger,  aßonotSberid^ 
ber  93erliner  9[fdbemie  Dom  2Ni  1872;  Aug. 


1827 


^cfftmiSmuS  —  ^efialojal 


1828 


Giasca,  Tatiani  Eyangeliorum  harmoniae 
arabice,  Bomae  1888  (Dgl.  P.  @.  SB&utner, 
Sit.  ^anbtt).  1889,  9lr.  5  u.  6;  Salftn,  (Sefd^td^te 
beS  neuteftom.  Sonond  ü,  Srlongen  imb  Sei|)sig 
1888  ff.,  580—556).  SDBcitcre  «uSfül^öen 
Bieten  Die  ^avbiüä^tx  ber  ginleitungdtDiffenfd^oft 
in  bic  l^eihge  ©d^rift.  (Sgl.  Cornely,  Histo- 
rica  et  critica  introductio  in  V.  T.  libros 
sacros  I,  Paris  1885,  408 — 414,  unb  öor 
allem  Ifaulen,  ginleit.,  3.  %ufl.,  greibutg  1890, 
118—126.)  [C)oberg.] 

'^enmismnSf  f.  £)))timi§tmtS. 

^epatotti,  äol^onn  ^einrtd^,  @ociQlt)oti' 
tiler  unb  ^öbagog,  tourbe  am  12.  Sonuar  1 746  ^u 
3ürid^  geboren  qI§  @o]^n  eineS  9ßunb>  unb  Augen- 
arztes, ber  {d^on  1751  ftorb  unb  feine  SBitttoe  mit 
brei  ffinbem  in  jiemlid^  befd^eibenen  9}erm5gen8« 
umftänben  gurüdlief;.  ®le  ftinber  erhielten  öon 
ber  STOutter  eine  {el^r  l^äuSIidie  fürforglid^e  ßr« 
}ie]^ung,  entbel^rten  aber  berDötertid^enSud^tunb 
Seitung.  S)er  öltefte  Sol^n  ging  nad^  Slmerüa 
unb  üerfd^oU;  ber  gtteite  @o]^n,  Sol^onn  ^ein- 
rid^,  toar  gutmütl^igen  unb  l^artnlofen  (S^arafterS, 
}eigte  tiefet  ©emütl^  imb  rege  !ß]^nta{te,  aber 
feine  befonberen  Anlagen  }um  Semen,  toox  Diet- 
mel^r  jerftreut,  linfifd^,  unreinlid^  unb  Don  fel^r 
]^ö|Ud^er  ®e{id^t§bilbung,  fo  baf;  il^m  feine  ÜRit- 
fd^üler  einen  ©})ottnamen  beilegten  unb  ein  Seigrer 
il^m  bad  ißrognofticon  ftettte,  e§  merbe  tool^I  nie 
ettt)ad  Sted^teS  auS  il^m  toerben.  2)a  eS  ber  SBunfd| 
feiner  Angel^örigen  toar,  baf;  er  ^rebiger  merbe, 
fo  mad^te  er  baS  l^umaniftifd^e  SoÜegium  feiner 
ißaterftabt  burd^,  an  »cld^em  Sobmer  unb  93rei« 
tinger  bic  bebeutenbften  Seigrer  waren.  AI§  er  e§ 
im  3.  1766  öerliel,  tourbe  er  aber  nid^t  $re- 
biger,  fonbcm  »anbte  fid^,  öon  Äouffcau'fc^cn 
grcil^ettSibeen  angefleht,  bem  Äed^tSflubium  ju. 
gr  fam  aber  barin  ni^t  toeit,  wtil  er  fid^  an 
ben  politifd^cn  Umtrieben  in  feiner  §eimat  be- 
tl^eiligte  unb  oon  ber  l^cnfd^enben  gartet  feine 
AnfteUung  ertoartcn  burfte.  9lun  ttiibmete  erftd^ 
ber  Sanbtttrt^fd^aft.  5Rad^bem  er  biefelbe  10  SKo» 
nate  in  ftirdiberg  (Ifanton  Sem)  praftifd^  er« 
lemt  l^atte,  glaubte  er  fd^on  SKeifter  barin  ju 
fein  unb  fcbrte  ^erbft  1768  al8  ein  „lanbtoirt|» 
fd^aftlid^er  3:röumcr",  »ie  er  felbft  fagt,  nad^ 
3ürid^  jurüdf.  S)ort  l^atte  er  fid^  bereits  öor« 
l^er  mit  Anna  ©d^ultl^e^,  ber  Sod^ter  einer 
reid^en  Sürid^cr  Ifauf mannSfamilie,  öerlobt.  5Die- 
jelbe  loar  jtoar  6  So^re  alter  al§  er,  aber  an« 
jel^nlid^  unb  gcbilbet  unb  l^atte  mel^r  ßrfal^rung 
unb  praftifd^e  fflugl^ett  al§  er  felbft.  Dbteol^l 
bie  Cltem  Anfangt  gegen  bie  Scrbinbung  waren, 
fam  bie  (Sf)t  bod^  im  Dctober  1769  ju  ©taube, 
^cflalojji  l^atte  nämlid^  Weiter  ba8  ©lud  gel^abt, 
ba^  ber  SSanquicr  ©d^uUl^c^  in  3ürid^  pc^  mit 
il^m  affociirte,  um  ben  Anbau  öon  Stvopp,  ben 
^eftalojji  gang  bcfonberS  gut  ju  oerfle^en  glaubte, 
im  ©roßcn  ju  betreiben.  ©(|utt]^e^  ftreäte  baS 
nötl^ige  (Selb  öor,  unb  ^ftalojji  taufte  fid^  bei 
S3irr  an.    6r  baute  ftd^  bort  öorerft  ein  grofe« 


artiges  SBol^nl^S  unb  nannte  boS  ®ut  %n)of. 
Mein  baS  angefoufte  Sonb  ttüAt^  fuS^  al§  jn  ge- 
ring für  bie  Rtoppcvitux,  ber  ^auSbou  loar 
SU  foftf))ieIig  geworben,  unb  bie  gonge  @;mcs* 
lation  mi^glüdte.  $eftaIoggiberto)ojä)eUeiiimfriB 
®ut  !ßeu|of  in  eine  (ErgieJ^ungSanftoIt  für  tn* 
wal^rloSte  Jlinber  unb  ton%it  ftd^  ffir  bafi  Untoy 
nel^mm,  weld^eS  fetneStoegS  eine  SBop^ätighüS- 
onftalt,  fonbem  eine  blo^  @)>ecuJdtton  tm, 
Unterftä^gm  unb  IBeilgilfe  gu  i>erfd^affen.  Sie 
ffinber  mußten  im  ©ommer  ^ßeßoIoggi'S  &d) 
bebaum,  im  SBinter  SaummoOe  fpimtcn,  n^ 
Seftolosgi  fud^te  bie  Srobucie  gu  öenoo^ 
2)ie  ©ad^e  ging  eine  3ettlang,  ober  $e{biIo|i 
mu^e  ftdl  in  ^anbefögefd^afte  einlaffen,  wm 
er.  nod|  wmiger  öerftonb  als  bom  Sdeito, 
unb  fam  baburd^  in  gro^e  finongidDe  Scbtibg- 
nif;.  Au^erbem  waren  oud^  bie  Angel^drigen  ber 
aufgmommmm  ftinber  nid^t  mit  ber  Sd^o^ 
lung  unb  ißerwenbung  berfeCben  gufrieben,  nb 
fo  mufite  ^ftaloggi  biefe  Anftalt  1780  f<^ie^ 
9}or  ö5ttigem  Stuin  bewalden  i^n  in  biefa  9W^ 
bie  9}erwanbtm  feiner  gfrou,  iiü)em  fie  boS  Sit 
9leul^of  anfauften  unb  eS  i^m  gur  SBo^nmig 
unb  SBenu^ung  überlief.  Xro^bem  bnu^ 
il^m  bie  f  olgenben  ^al^re  l^ummer  unb  (SM^ 
mngm  in  gfülle.  Sr  felbfi  war  SnfangS  goq 
mutl^loS  unb  wie  gebrod^en.  9lber  bie  SJorf^og 
fül^rte  il^m  um  ime  ßt\i  eine  überaus  {Iei|ige, 
gefd^idEte  unb  tl^otfröftige  IDlagb  )u  !RamenS  (S^ 
betl^  !ßaf  auS  Stopptl  S)iefe  bßeb  40  3a^  in 
feinem  S)imfi,  oud^  nod^  als  fte  Derl^eirdd  tooi, 
unb  l^at  ^eftalosji  bei  Sd^ilberung  ber  ®er» 
tmb,  bie  in  feinen  ©d^riften  eine  fo  gro^e  9bIIe 
fpiclt,  öorgefd^webt  (3Jtorf  [f.  u.]  I,  146  ff.).  6» 
f orgte  ^unöd^ft  bafür,  ba^  baS  öorl^nbene  (Sorten* 
lanb,  bef|en  SBefteHung  fogor  unterblieben  tm, 
Wieber  bebaut  würbe,  fo  bo|  bie  gomilie  toemg» 
ftmS  öor  junger  gefd^ü^t  war.  92ad^  unb  nc^ 
würbe  ^eftaloggi  gefafiter  imb  gewann  wieber 
SebenSmutl^.  Sr  fing  nun  an,  ftd^  auf  bie  ©(^' 
fteUerei  gu  öerlegen.  Au^er  fleinen  Serfm!^  in 
feiner  3ugenbseit  l^atte  er  in  ben  ^gp^eriben*, 
Weld^e  fein  ®önner,  ber  SSafeler  Sftatl^fc^reibfr 
3felin  (geft.  1782),  l^auSgab,  einen  «nfjoj 
^  Abenbftunben  eines  ßinfteblerS"  unb  anbere  Bn» 
Artifel  öeröff entlid^t.  S)ann  begruiü>ete  er  in  3»* 
rid^  auf  Anratl^m  SfelinS  baS  „@d^wetger9Bo4^ 
blatt",  weld^eS  öorwiegmb  Auffa|e  fociol*poriti' 
f  d^er  5Ratur  brad^te  (abgebrudtt  bei  Se^ffort^  [f.  n] 
Sb.  VII).  gs  erf(|im  baöon  aber  nur  ber  ei« 
3a]^rgang  1782.  ©afe  ^eftalogsi  fid^  ganj  anf 
biefeS  (Sebiet  warf,  ba^u  gab  il^m  ber  9Ralergü|li 
bie  Anregung.  S)iefer  befam  sufoHig  bei  feim 
SSmber,  bem  Sürid^er  SBud^^nbler,  einen  jotiri» 
f d^m  Artifel  $eftalo5)i'S  über  bie  neu  unifonniita 
3ürid^er  ©tabtfolbatm  gu  (Seftd^t  unb  erfonsir 
beffen  publiciftifd^cS  Salent  3n  ber  2^  tw» 
ftanb  ^eftalojsi,  anfd^oulid^  ju  fc^Ubem,  fejjdBb 
5U  er^öl^len,  baS  ©emütl^  angufprn^  unb  ba 
3)ialog  }u  l^anbl^abm,  fo  ba^  er  bei  frinent 


1829 


^eflologgl 


1880 


eUbtmg  ein  ertröglid^et  Stomanfd^riftftener  l^ötte 
IDeri>m  fönnen.  2)q8  Urtl^eil  gfü^Ii'S  mod^te  il^m 
SRutl^,  unb  er  begann  nad^  bem  Sotbilbe  Don 
9RannonteI8  Contes  moraux  eine  focialpoli- 
tifci^  S)orfgef(i^i(]^te  ^fiienl^b  unb  ©ertrub" 
itt  öerfajfen,  mld^  1781  erfd^ien  unb  aufier« 
oxbentlid^en  SeifoU  fonb.  2)ur^  ben  grfolg  er- 
mittliigt,  lie^  er  1782  ein  äl^nlid^ed  IBud^  ^gl^ri- 
^pi  unb  ßlfe"  erfd^einen.  3)o  biefed  aber  feinen 
Snnong  fonb,  feierte  er  }u  bem  itüfyxn  Stoffe 
iitrfid  unb  fpann  ben  gfaben  ber  Srsöl^Iung  toeiter, 
fo  bo^  baS  SBerf  bid  1787  Dier  gfortfe^ungen  er- 
hielt (Dgl.  @e9ffartl^  Vn,  249).  Sebod^  marb 
mit  ber  Sauge  ber  SBertl^  geringer,  unb  ba§  Snter» 
cf(e  nal^  ab. 

Obmol^I  $efiaIo))i  Don  feinen  @d^riften  mate« 
TieOen  5M^n  l^atte  unb  Don  3eit  }u  3eit  aud^ 
nod^  ®efd^afte  beforgte,  fo  blieb  feine  Sage,  toeil 
bk  3infen  feiner  oerpad^teten  Sänbereien  fd^Ied^t 

aingen,  nodd  immer  eine  bebröngte,  unb  er 
(te  fud^,  biefelbe  }u  t)erbeffem.  2)er  @ro^- 
(ccsog  Seopolb  Don  ZoScana  l^atte  il^  berufen 
tDoOen,  aber  ber  ^lan  toar  gefd^eüert;  1792 
mod^te  ^talosji  eine  Steife  nad^  Seipjig,  too 
feine  Sd^ioefter  Derl^eiratet  toar,  unb  befud^te 
ben  $]^iIofop]^en  gfid^te,  ben  er  Don  beffen  »au8- 
lel^erfteUe  in  3ürid^  l^er  fannte.  SEßie  er  ftd^  frül^er 
mit  bem  ©ebanfen  getragen  l^atte,  nad^  Oefterreid^ 
m  gelten,  fo  liegte  er  1793  fogar  bie  emftlid^e  9ib« 
pc^t,  na(^  t^ranfreid^  auSgutoanbem,  nad^bem  il^m 
ein  ^a^t  Dorl^er  bie  Ernennung  }um  Sl^renbürger 
ber  frangöftfd^en  9te))ublif  gleid^geitig  mit  @d^iUer 
md)  Snberen  gu  Xl^eil  getoorben  toar.  Snblid^ 
biad^te  baS  Einbringen  ber  IReDoIution  in  bie 
&dftot\^  eine  93efferung  feiner  öu^em  Sage.  3m 
^afpct  1798  nömlid^  rüdte  baS  frangöftf^e  ^eer 
in  bieSd^toeig  ein;  ®enf  mürbe  gu  f^ranfreid^ 
gef dalagen  unb  bie  biSl^erige  ißerf äff ung  ber  ©d^toeig 
mu^  frongöftfd^em  ÜRufter  umgeftaltet,  ber  @e(b- 
ftfti^igfeit  ber  einzelnen  ffantone  ein  Snbe  ge- 
mod^,  bie  StegierungSgetoalt  centraliftrt  unb  in 
bie  ^anbe  eined  au8  fünf  Snitgliebem  beftel^enben 
fogen.  S)irectonum8  gelegt.  SlUein  bie  ßinfül^- 
nmg  ber  neuen  SSerfaffung  ging  nid^t  fiberoD 
Don  Statten.  S)er  ffanton  93em  tt)iberfe^te 
gab  aber  balb  nad^;  bagegen  ergriffen  bie 
(iDol^er  ber  Urfantone  bie  SBaffen  unb  leifteten 
ben  gfrongofen  emftlid^  SBiberftanb.  SS  !am  gu 
einer  blutigen  Sd^Iad^t  in  ber  Ställe  Don  Stand 
(8.  September  1798),  toorin  bie  Sd^toeiger  eine 
Mtoere  9lieberlage  erlitten.  S)er  gange  jlanton 
UntemKilben  lourbe  l^ierbet  mit  SHorb  unb  Sranb 
auYfi  @raufamfte  Dcrl^eert  unb  namentlid^  in  Stand 
om  f olgenben  Xage  ein  fd^euf;IidE)ed  Slutbab  unter 
ben  ttMl^lofen  Sinn)o^nem  angerid^tet  (SJlorf  I, 
164).  ^ftaloggi,  ber  ^nl^önger  SRouffeau'd  unb 
e^emolige  SEuminat,  (atte  immer  mit  ber  IReDO" 
Intion  fQmpatl^iftrt  unb  gel^örte  gu  benen,  toeld^e 
bie  Umtoolgung  mit  gfreuben  begrüßten.  Sr  bot 
fd^on  am  21.  9Rai  1798  bem  neuen  93ürger> 
miniftenum  feine  Sienfte  an  unb  fanbte  il^m  einen 


„3uruf  an  bie  93eU)o]^ner  ber  DormalS  bemofrati- 
fd^en  ftantone'',  tt)eld^er  ben  3tDed  l^tte,  fte  }um 
zinnern  9lnfd^(u|  an  bad  neue  ^elDetien"  )u  be« 
ftimmen.  S)a8  S)inctorium  Iie|  ben  3uruf  auf 
Staatdfoften  bruden  unb  im  Sanbe  Derbreiten; 
bann  grünbete  ed,  um  auf  bie  Stimmung  ber 
SeDöIferung  eingumirfen,  bad  „^elDetifd^e  SBoIfö- 
blatt"  unb  übertrug  bie  Stebaction  Seftaloggi, 
»eld^er  fie  brei  ÜRonate  long  fül^rte.  ®ad  IBlatt 
erfd^ien  Dom  8.  September  1798  an  bei  @e|ner 
in  3ürid^  möd^entlid^  einmal,  brad^te  eS  aber  nur 
auf  19  giummem  (SKorf  I,  52—58).  ©a  er- 
öffnete ftd^  für  ^eftaloggi  bie  9u8fid^t  auf  einen 
SBirhtngdfreid,  ber  i^m  beffer  gufagte.  Sie  grau« 
f ame  ffriegdfül^rung  ber  grangof en  l^e  im  Statt' 
ton  Untermalben  ein  fo  großes  C^b  unter  ber 
SeDöIferung  l^erDorgerufen,  ba^  Sd^aren  Ob- 
bad^Iofer  auf  ben  Sanbftra^n  umherirrten  imb  baS 
2)irectonum  fid^  genötl^igt  fal^,  ettt)a§  gur  Sbl^ilfe 
gu  tl^un.  Um  loenigftenS  bie  l^Uflofen  ober  eltern- 
los gelDorbenen  ffinber  bem  Untergang  gu  ent- 
reißen, mied  eS  bie  Summe  Don  6000  ^roncd  an 
unb  rid^tete  im  ehemaligen  Urfulinenflofter  gu 
Stand  ein  9lf9l  für  fte  du.  ^ftaloggi,  ber  bie 
Sninifier  Stapfer  unb  Segranb  gu  perfdnlid^en 
(Sönnem  l^atte,  mürbe  gum  SBorftel^  beS  Slf^IS 
ernannt  unb  trat  im  Januar  1799  feine  SteUe 
an.  Seine  9(ufgabe  mar  eine  fd^mierige,  unb  er 
gab  ftd^  9Rü]^e,  fte  gemiffenl^aft  gu  erfüEen.  2)ie 
3a]^I  ber  gum  Sl^eil  franfen  ftinber  belief  fid^  auf 
50—80,  unb  ^eftaloggi  fud^te  fte  gu  beteöftigen 
unb  gu  unterri^ten,  mobei  er  fd^on  bie  uRet^obe, 
ftinber  burd^  jrinber  unterrid^ten  gu  laffen,  in 
Snmenbung  hxaäfit.  Sr  erntete  für  feine  93e- 
mül^ungen  jebod^  menig  2)anf.  Sie  grö^e  ^g- 
Ud^feit  fanb  er  ^r  fein  3Ber(,  mte  er  felbft  fagt, 
bei  ben  ftapuginem  unb  ftlofterfrauen;  bei  ber 
93eDöI!erung  bagegen  mar  er  megen  feined  miß- 
trauifd^en  unb  ungefe&igen  SBefenS  tmbeliebt  tud> 
nid^t  gead^tet.  lu(^  ^prügelte  er  bie  ftinber  gu 
DteP,  mie  ber  ^faner  SBuftnger  in  einem  amt- 
lid^en  Sd^reiben  an  ben  9Rinifter  bertd^tet.  S)a8 
9lf 9I  mürbe  infolge  ber  ffriegSereigniffe  am  8. 3uni 
1799  plö^Iid^  aufgelödt,  jebod^  fd^on  im  Sep- 
tember beSfelben  Sol^red  mieber  eröffnet  unb  be- 
ftanb  bi§  1802.  ^ber  ^taloggi  erl^ielt  Don  bem 
SRinifter  Stengger  tro^  ber  gfürfprad^e  feitenS  beffen 
SoUegen  Stapfer  ben  Soften  eined  SBorfiel^erS 
nid^t  mieber  (SOtorf  1, 199  Slnm.  u.  203),  ein  93e- 
meid,  baß  er  aud^  l^ier  nid^t  an  feinem  !ßla|e  ge- 
mefen  mar.  S)er  53id^ge  SRann  entf^Ioß  fid^ 
nun,  Slementarlel^rer  gu  merben,  unb  nad|bem 
feine  ©efunbl^eit,  bie,  mie  er  berid^tet,  burd^  bie 
übergroßen  ^nftrengungen  in  Stand  fel^r  gelitten 
l^tte,  burd^  einen  langem  Slufentl^alt  im  Semer 
Oberlanb  mieberl^ergefteUt  mar,  fül^rte  er  feine 
Sbfid^t  oud.  (Sx  erl^ielt  auf  Smpfel^Iung  ber  Ste- 
giemng  bie  3ulaffung  ald  (Sel^ilfe  ober  Unter- 
lel^rer  an  ber  9lebenfd^ule,  ber  fogen.  ^uem- 
fd^ule,  bed  gfledfmd  SBurgborf  im  ftanton  IBem. 
^ter  beforgte  ein  el^rfamer  Sc^ufter  bad  Sd^- 


1831  ^tflol 

Bottmfficbttftnaimnaij^btcaltntüSrift.  S)itfn] 
btmetRe  bolb,  baft  ^ftalDjji  ni^ts  auB  btmSpIoIter 
unb  bem  „^tibelbcrgei"  auStombig  lemtn  lic^, 
unb  benultf  ba§,  um  bic  inlneffirten  eitern  ^tgen 
t^n  riiijune^mm,  fo  bofe  pe  etliärlen,  i^wÄinbei 
)u  $tftalDjji'S  <^tcmtenten  nid^t  ^ngtbm  ju 
tDoEm.  St  mugte  bobtr  noc^  ho^tr  3nl  nci^n, 
burftf  ü6er  auf  gfirfpradie  jeüier  @6nner  fritw 
Stdut^t  an  bn  jtoeiten  Anawnfdiule  b«e  ^fledenS 
felbft  fortfe^m.  3m  DKärj  1800  na^  bie  eiftul- 
commiHion  fine  SReDifion  bd  i^m  üot  unb  janb,  bofe 
feine  ©t^iilet  bai  flefen  unb  ©qtlabittn  in  fc^r 
(urjet  3"*  tzlmü  ij&ütn,  unb  bafe  et  itinm  ?iift 
an  bet  Srbbeft^reiiung,  ^aturfunbe,  @c|<f)ic^le 
imb  ^f^nf)  betäubringen  Derfte^.  auf  biejeS 
Seugnife  nmrbe  er  al8  Sel)rtr  an  bet  genannten 
€c^Ie  Ofletn  1800  füimlti^  angejlelU.    Mein 

En  @tteben  ging  ^Ö^tt.  $t|teIojjt  ^otte  fd^on 
91eubDf  mit  feinem  eimigen  ©ötint^m  fld^ 
«igelegentli^  bef^äftigt  unb  i^  bie  anfangs- 
grünbe  be9  SBiffenB  beigebtai^t,  bann  überl^au))! 
aber  SBoHSbUbuno  Diel  nac^gebai^t  unb  glaubte 
eine  neue,  unbebingt  etfolgtei^e  UntetriditS- 
met:^obe  gefunben  gu  ^aben.  SoS  ©i^toeijet 
€if|UltDefen  lag  bcmals  nod)  DoQftänbig  im  ^r- 
fltn,  befonbetfi  be^me^en,  weil  eS  in  bn  ganjen 
))tote|'tanti{<]^€(^nei}  noif)  tetne  Se^terbilbungi- 
anftalt  gab,  Uä^ienb  lat^otifd^etfeili  im  Aloftn 
St.  Urban,  flanton  fiujem,  längft  eine  folc^e 
btponb  (5Dtor[  IV,  146).  SÜe  neue  SReoieturtB, 
ntli^e  an  ftcE)  unb  aui^  au8  pDlttt|i^en  @rünber 
bie  aupiäning  beS  SoIfeS  anflrebte,  rnoHte  ben 
JBoItaunterri^t  ^eben  unb  Bor  auiem  ein  Ce^rer- 
feminat  grünbrn,  Derfügte  aber  nii^t  über  aus- 
rei^enbe  ©etbmittel.  3>et  ÜKiniftcr  ©tapfci 
^atte  )u  biefem  S^otit  betcitS  einen  getnifler 
Oi|(^er,  einen  @d)ulti  ©algmannS  in  Sd^ncpfni' 
t^l,  auetrfe^en,  bot^  flatb  bicfei  im  ©ommei 
1800.  5Die|[  fam  ^pefiolDjji  ju  [lallen,  unb  ei 
trat  gemifletmafien  an  gii^erS  Sictle.  5ßie  SRe- 
gierung  geftattete  i^m  nun,  neben  feiner  ©(^uli 
no(^  eine  eigene  9tnftalt  nac^  feinem  ©inn  ju 
grönben,  meldte  gltit^jeitig  Wufterfc^ule,  SSaifen- 
(iQuS  unb  Se^ierfeminar  fein  füllte,  ©te  räumte 
ä|m  bafür  baS  Säurgborfer  ©c^1d|  ein,  melc^eS 
früher  bem  Amtmann  be§  ffanton§  iöcm  olS  SBd^- 
nung  unb  ^Imtägeboube  gebient  tiatte,  bamalS  ober 
Ieetftanb,beroilligteibmeine8tö6etc©ummcfürbie 
innert  Sinri*tunB,ba8SBrenn5oIj  unb  4005roncS 
lÖ^rlic^eS  @e|alt.  ©o  tonnte  bie  Snftalt  bereits  im 
Ottober  1800  eröffnet  »erben  unb  na^m  einen  Biet- 
oetfprec^enben  ainfang.  3lu(^  liefe  bie  SRegierung 
üleic^jeitig  ^ßeftalojji'l  Slementarbüc^et  bruden. 
«in  glüillic^ea  Sufammentreffen  mar  eS  weiter, 
baft  au^  aui  entfernteren  ©egenben  ber  ©ifiweij, 
Wet^e  unter  ben  ffriegimtrren  je^r  gelitten  ^atte, 
fKnbet  in  Surgborf  auf  Äoften  beS  ©toaleS  unter- 
gebrorfit  würben,  fo  ein  ganjer  SranSport  ©c&ul- 
Knber  ouä  appenjeü  unter  gü^tung  eineS  ftrcb- 
famen  unb  fähigen  jungen  Se^wrS  ÜfamenS  ffriifi. 
Siefer  unb  einet  ber  mitgebtactiten  Änaben  91a- 


menl  Stomfouet  imidKn  rifrigt  Si^nlit  irt 
ft]äter@e^iIfen^taIojji'«.  anXnblaiiiAQ^ 
gewann  er  tDettete  §Uf8Ie^.  'S»  tecäl  äl 
©dEinftßeller  in  iDettm  ftreifcn  bdannle  )pi|l» 
ID jji  jog  mm  in  httjer  ^tt  oui^  btn^  [eine  ^ 
gogif^en  ©duften  bie  Sufmetffamtcit  ort  gaqn 
gebilbeten  SSelt  auf  f1^  inib  ctfu^bitC^  ■■ 
Smtglteb  einet  Sxjmtotion,  tocli^  in  q^  Ob 
eint  neue  SBetfo^ng  bet  ©d^etj  bcnd^  faSk; 
gewäblt  JU  Werben.  3m  Octobet  1802  gjng  u 
naä)  i^ax\%  unb  fut^e  uül^ienb  ftincS  mt^nu»* 
lid^en  Aufenthalte  bafelbfl  fono^I  fdnt  fscU* 
poülifdien  ^becn  geltenb  ju  ma^cn  oUoiqtii 
feine  pabagogifffieii  Snfi^ten  gu  niileB,  MM 
oEine  Erfolg,  ^ie  lebeten  betttffenb  tiSilik  to 
ctfte  gonfui  Sonaporte,  et  Ifinnt  fii^  in  bol  !^ 
TFii  bc§  ^'^'Ü  mä)l  mif<i^  Sie  Set^ni^ 
frage  betteffenb  feuerte  betSonfuI  fütfi4aifk 
ÜRonardiic  }u  unb  fud^tc  belfnilD  int  (oiifwaa» 
Elemente  gu  flärfen  unb  ^enmjugic^  &1m 
ee,  bafe  aucb  in  ber  @<^ioei|  bie  oS  oot  fi^ 
3a^ten  Bon  ber  SReDoIution  gegebene  Setfaffn% 
bie  niemals  pofnilöi  gtWorom  unt,  (Agtfi^ 
im  ^til  1803  baB  Sliiectoriinn  bcfeiHgt  sri 
burc^  eine  Slogfa^ung  etfe|t  nnirtw.  $At  So» 
Btränitäl  ber  eingtintn  ffantDm  Rnitbc  nidic^ 
geftent.  ^iefe  SBtnbung  ber  S>inge  mit  fii 
^eftolojji  Ber^öngnifeDoH  St  UuiIm  mm  Vm» 
gebenet  ber  kernet  jTontonSregtetung  unb  ma^ 
eB  balb  empfinben,  ba|  biefe  il^  nü^gäa^ 
flefinnt  wot.  ©ie  et&ffnete  t^m  jofott,  bo^  etM 
Surgborfer  ©d^lofi  räumen  muffe,  ba  fie  elp[ 
itiren  Slmtmonn  toiebet  n51t)ig  bobc  Sufiedni 
tonnte  unb  molUe  fie  bie  jfoften  bet  für  bie  gm^ 
©rfjwcij  beftimmten  Wnftalt  ?&eflaIoä)i'8  ni4t 
attein  tragen.  3um  ®Iüd  füt  i^n  rnnt  fein  Hn- 
fe^en  unb  SRuf  injmifc^en  fi^on  fo  E|0(^  {  "' 
ba^  man  nidit  wagte,  t^n  gänglii^  gu  bi 
Sie  Stegitmng  bot  i^m  alS  erfa|  boB  d, 
SobanniterbauB  im  nal)en  3nün<^enbui^f  " 
aber,  maS  it)n  fetir  tetbiog,  immer  nur  auf  Sit 
3a^r  unb  auf  SBibemif.  Snbeffen  ba  et  ni^l 
anberS  lonnte ,  Derlegle  er  im  3uli  1804  feiB 
Inftalt  bort^in, 

©ein  Üufentbalt  in  ÜRünd^enbud^ee  not  um 
ein  Uebergangeftabium  unb  tein  glüdlid^  S"" 
bauerte  ber  SRuf,  ben  bie  ^nflalt  erlangt  fyiüi, 
fort,  unb  ber  Sefu<!^  etlitt  feinen  Stüdgong.  9p 
fu($et  uiü)  ©[büler  toaren  faft  aui  allnt  fiönbeni 
guropo'B  nad^  Surgborf  getoollfa^rtet ,  um  bi« 
pöbagogiftbe  lÖhifteranflalt  tennen  ju  lönen  inili 
bie  neue  SCReibobe  gu  ftiibirtn.  Sogar  eine  Stelle 
an  ber  UniDerfitiit  ®orpat  mar  intern  geiter  m- 
getrogen  morben.  Ülllein  bie  Arbeit  war  füt  ^ep* 
I  toägi  fe^on  JU  Biel  geworben;  bieSBtfucfytiunblrie 
Bconomif^e  Seitung,  ju  ber  er  megen  feine!  an' 
I  prattifdien  üöefeni  obnefiin  nit^t  taugte,  Iv^ 
'  ibm  nii|t  3eit  für  llnlertit^t  unb  ©(Jb^iftfleflem- 
Sia^er  glaubten  feine  ^ilfSIe^rXoblerunbO.Üfti' 
ralt  ibn  entlaften  ju  follen,  unb  eB  bot  fi^  Ix^ 
eine  anfi^einenb  fe^t  paffenbe  @dtgtni)tit,  tnbni 


1888 


^efialojji 


1884 


Ud^  Bei  Wtnä)n(buä)\tt  ^ert  D.  gfeSenBerg,  ber 
^nlU^  93e{trebungen  oei^otgte  mie  $eftQlo}5i, 
cfai  @ut  it\a^,  auf  lue^em  er  ebenfalls  eine 
Cqiel^ungdanftQlt  eingerid^tet  l^atte,  aber  ntel^r 
bm  {miftifd^n  Qtotd  IanbtDirt|fd^aftIid^er  9u8- 
UQmna  Derfotgte.  Seibe  SOtönner  fd^ienen  ftd^ 
twftrefjiidl  m  ergangen,  unb  !ßeftaIog^i  lie^  ftd^ 
(ePimmen,  Die  beiben  ^nftalten  mit  emanber  )u 
iKcfd^elgen  ttnb  bie  5fonomifd^e  fieitung  gfeUen* 
feerg  gu  überladen.  Wim  biefer  mar  l^errjdpd^tig 
nnb  trot  balb  al§  aUeiniger  ^err  auf,  unb  %efta- 
bqgi  fa&  fid^  bei  @eite  gefd^oben.  S)ief;  unb  ber 
nmfkmo,  ba^  bie  SBemer  [Regierung  il^m  feinerlei 
SnMöffe  geioöl^e,  bemog  ^eftaloaai,  ben  9n- 
ctUehtngen  nöl^er  ju  treten,  toeld^e  i|m  bie  maabt« 
UtibifdlKn  Stöbte  !R^on,  gkiQeme  unb  Offerten 
gemod^t  litten.  2)a§ienige  Don  Offerten,  loo  er 
008  die  Sd^Iof;,  (Sel^alt  unb  fonftige  9ht^ungen 
Mornmen  foHte.  fd^ien  il^m  ba§  Dortl^eill^aftefte  su 
froL  ^tdojsi  ging  alfo  bereits  im  9böember 
1804  oortl^in,  um  bie  nötl^igen  SSorbereitungen  gu 
treffen,  blieb  aber  mit  SMnd^ettibud^fee  nod^  in 
Suiel^gen.  änstoifd^en  veruneinigten  ftd^  feine 
bofelbft  {itrüdgebliebenen  Seigrer  ebenfalls  mit 
D.  gfeuenoerg,  unb  nad^  (öngeren  Streitigleiten 
tmnbe  baS  SBerl^öItni^  }u  il^m  gang  gelöst  ^efta« 
bgsi  eröffnete  1805  fein  Snflttut  in  Sfferten  mit 
bon  Xl^otogen  9lieberer,  jhüfi,  Stamfauer,  bem 
SRotl^atifer  @d^mib  au§  ^u  in  SSorarlberg  imb 
flnberen  afö  fiel^rem.  "^aä^  Uebenoinbung  ber 
onfänglid^en  Sd^mierigfeiten  blül^te  baSfelbe  rafd^ 
empor  unb  brai^te  ed  bolb  auf  165  @^üler  unb 
15  Seigrer  ol^ne  ba§  meitere  S)ienft))erfonaI.  !ßefta- 
bjsi  ertoeiterte  nun  feine  ^nftalt  nad^  Derfd^iebe« 
nen  Stid^timgen,  oerbanb  bamit  ein  ÜRöbd^en- 
pcnflonat,  fing  eine  IBud^l^anblung  an  unb  er- 
rid^tete  fogar  eine  eigene  S)ruderei,  meldte  oon 
1808—1812  eine  ^ffiod^enfd^rift  für  aRenfd^en- 
bUbung'',  öon  Jliebercr  rebigirt,  l^erPettte.  ^ber 
bie  Slüte  ber  Snftalt  mürbe  il^r  Unglüd,  unb  bie 
Ucbelftönbe,  meldte  ftd|  tl^eilmeife  fd^on  in  SBurg» 
botf  gezeigt  l^en,  traten  l^ier  in  oerft&rftem 
SRa^e  ]^ert)or.  3nbem  aud^  ^ßenftonöre  au8  l^öl^e* 
ren  @tönben  unb  @d^üler,  meldte  Satein  lernen 
{oOten,  aufgenommen  mürben,  ging  bie  innere 
öerloren,  unb  bie  überl^anbnel^mcnben 
[ud^e  Don  auSmörtS  Derleiteten  ba^u,  bem  blofien 
Sdpein  nad^)uj[agen.  Sd  Derbretteten  ftd^  ba^er 
in  ber  Umgegenb  nad^tl^eilige  ©erüd^te,  unb  in 
ben  3^itungen  nmrben  Angriffe  gegen  ^ßeftalo^ji 
unb  feine  9lnftalt  gerid^tet.  S)e^]^alb  beantragte  er 
fcOrfi  1809  eine  SteDifion  burd^  bie  SBel^örbe,  unb  bie 
fd^ei^erifd^e  Xagfa^ung  fd^idüe  im  StoDember  eine 
oud  brei  @ad^Derftanbigen  beftel^enbe  Sommif^on, 
loeld^e  eine  fünftägige  IReDifion  Domabm  (SRorf 
IV,  196  ff.).  S)a8  grgebnif;  mar  ungünfKg,  unb 
al9  ber  Serid^t  nac^  längerer  3^it  erfd^ien,  er« 
öffnete  Jßeftalogsi  eine  $oIemif  bagegen,  meldte 
feiner  %tftalt  iebenfaQS  leinen  Ütu^en  hxQ6)k. 
SDogu  !am,  baf;  unter  ben  Seigrem,  befonberS 
imifd^  9lieberer  unb  Sd^mib,  arge  ÜRi^l^eUig- 


leiten  beflanben,  meldte  }ur  gfolge  litten,  ba^ 
@d^mib  1810  bie  Inflalt  Derlief.  9Rü  beffen 
9lu8tritt  aber  nal^  bie  Unorbnung  in  ben  t^inan« 
Sen  überl^anb.  ^ftalo^i  geriet)^  immer  tiefer  in 
Sd^ulben,  unb  beim  Xobe  feiner  grau  (1815) 
fd^ien  bie  Suflöfung  ber  9lnftalt  unabmenbbar. 
2)a  nur  @d^mib  im  @tanbe  fd^ien,  Orbnung 
in  bad  S^aoS  )u  bringen,  fo  rief  ^{ialos^i  il^n 
Surfid  unb  marf  ftd^  il^m  gan}  in  bie  Slrme.  2)ie^ 
l^tte  sur  gfolge,  ba^  9lteberer,  Jhüfi  unb  Stam- 
fauer  auSfd^ieben,  moburd^  bie  übrigen  Seigrer  mit 
Slrbehen  überbürbet  mürben.  SKii^relang  bauembe 
$ro)effe  jmifd^en  !ßefiaIos)i  unb  feinen  frül^eren 
Seigrem  entftanben.  ^ftdo^si  mar  ber  SJerjmeif« 
lung  na^e  unb  Derfud^te  in  feiner  Statl^Ioftgleit 
fogar  eine  Sinigung  mit  ^enberg,  meldte  jebod^ 
ni^t  )u  @tanbe  !am.  Iber  Sd^mib  mu|te  ®elb 
gu  fd^affen,  inbem  er  ^Peftalojsi'S  ©d^riften  fam- 
melte  unb  ftnan^ieQ  Dermert^ete.  Sr  fd^lo^  mit 
ber  Sotta'f  d^en  Sud^l^anblung  einen  Dortl^eill^en 
Sontract  für  ißeranftaltung  einer  ®efammtau8« 
gäbe,  meldte  1819  ff.  erfd^ien,  unb  }u  meld^er  bie 
@ouDeröne  Don  9tu|lanb,  ^reu^en  unb  93aQem 
anfel^nlid^e  Summen  beifteuerten.  !ßeftaIo}}i  lebte 
mieber  auf  unb  grünbete  nod^  1818  eine  ^rmen- 
anftalt  in  SIenbQ,  meldte  fpöter  mit  bem  2inftitut 
SU  Offerten  Dereinigt  mürbe.  SnbUd^  nötl^igten 
il^n  l^ol^ed  ^(ter  unb  bie  nod^  fortbauemben  $rO" 
jeffe  mit  feinen  frül^eren  iUlitarbeitem,  fomie  bie 
junel^menbe  SSeröbung  feiner  änftatt  (3Worf  IV, 
541),  biefelbe  im  Sfrül^ial^r  1825  )u  fd^Iiefien. 
Sr  30g  fid^  nad^  Üteul^of  )u  feinem  Snlel  }urüd. 
^ort  Derf a|te  er  ^ur  SBertl^eibigung  feiner  (Srunb- 
fö^e  unb  ^v^^ungSmeife  eine  @e(bftbiogra|)]^ie, 
feinen  „Sd^manengefang" ,  unb  l^ielt  nod^  für) 
Dor  feinem  3:obe  in  Srugg  einen  ißortrag  über 
SDtenfd^enbilbung.  Srbef^IoM^bemegtedfieben 
am  17.  gfebruar  1827  5U  S9rugg,  mol^in  er  jid^ 
Don  Steul^of  begeben  l^atte,  um  örjtlid^e  ^tlfe 
gegen  fein  Steinleiben  su  fud^en. 

2)er  äußere  SebenSlauf  bed  merfmürbigen  TUm» 
neS  löfit  Don  bem  „reinen  äbeaßSmuS",  ben  man 
Dielfad^  an  il^m  rül^mt,  nid^td  entbeden:  biefer 
ftnbet  ftd^  bei  il^m  eben  nur  auf  bem  $a|)iere, 
b.  1^.  in  feinen  ©d^riften.  S)ie  Dor  Äui^em  Der- 
öffentlid^ten  93riefe  $eftaIogsi'^  auS  bem  3iofftt 
1767  laffen  i)^  Dielmel^r  al§  ödsten  Slealipen  er- 
fd^einen,  beffen  ganjed  ©innen  wib  Xrad^ten  lebig- 
lid^  barauf  gerid^tet  mar,  fd^neQ  5U  2Bo|lftanb  }U 
gelangen  unb  feine  Sraut  ^m^ufüi^ren  CiRorf, 
^eftalojji'saSerufSma]^!,  Siegn^l895,  ©.  13. 22. 
27).  S)ieibeale9itd^tungentmidtelteftd^beii]^erfl 
f))ater ;  in  bem  9Ra|e,  als  feine  realen  ©peculatio- 
nenmi^angen,rid^teteftd^fein@innme]^runbme]^r 
auf  baS  äbeale.  ©eine  fd^riftftellerifd^e  Z^dtigf eit 
t^ilt  ftd^  beutlid^  in  jmei  fafi  gleid^  C^ölften,  als 
bereu  Sdtqxmit  man  baS  ^a^t  1800  anfefeen 
fann.  3n  ber  erften  ©älfte  IJerrfd^t  bie  »ejd^äfti- 
gung  mit  focialen  Problemen  unb  ber  ^ßubliciftil 
Dor,  bie  jmeite  ifi  gang  ber  !ßdbagogi!  gemibmet 
S)a^  er  ftd^  anfangs  ber  erftem  gumenbcte,  lag  in 


1835                                                   ^eftalogil  1836 

feiner  ©eifteSnd^tung,  in  ben  allgemeinen  Qtxt'  Ii(^e®Iit(IfitrbQd^ettiige§ttnbamentcdIeriDa^ 

Derl^ältniffen  unb  in  ben  fd^Ied^ten  grfal^nmgen,  ÜRenfd^enbübung"  erttörte. 

bie  er  felbft  auf  bem  Gebiete  bed  SrtoerbSIebend  2Bie  mit  Dielen  onberen  Sinrid^tungen,  fo  mir 

mad^te.    ^bgefel^en  Don  ben  bereits  ern)ä^nten  ^eftQlos3i(md^mitbem3uftanbebed@4uliD(faiS 

SBod^enfd^riften  gel^ört  biefem  S^cig^  berSitera»  in  feiner ^eimat  öu^rfiunaufrieben.  3n99etie{fbel 

tur  eine  ^bl^anblung  über  ,,®efe|gebung  unb  ©d^uImefenS  feiner  Sug^d^t  fogt  er  u.  o.:  ,ba 

ftinbermorb"  (1783  erfd^ienen)  an,  in  toeld^er  er  l^öl^ere  Unterrid^t  fei  l^ie  imb  bo  gu  einer  SoIBob* 

bie  SBel^anblung,  meldte  bie  unglüdKid^en  Cp^tx  menl^eit  gebrod^t  gemefen,  beren  @Ian)  feine  Vta^ 

ber  SBerfül^rung  nod^  bamoliger  ©efe^gebung  ^u  tt)iffen]^eitgeb(enbet]^bejfelbf)benmittiemltnlii> 

erleiben  l^otten,  menn  fte  il^re  unel^elicQ  geborenen  rid^t  fanb  er  nod^  tt)eit  über  feine  Spfßxt  er^aiot' 

JKnber  töbteten,  olS  au  l^ort  l^infteUt.  SBef onberg  (3Bie  ®ertrub  il^  Jhnber  lel^rt^  99nef  4),  aber  bk 

gel^öri  l^ierl^er  aber  ^eftalo^^i^S  ^auptmer!  „Sien«  SJoIfSbilbung  l^abe  DoDftonbig  bamiebergd^en. 

$arb  unb  ©ertrub",  xooxm  \qon  bie  @runb-  2)iefeitbembe!anntgemorbenen  amtlich  Senate 

gebanfen  feiner  ,,SIementarbiIbung"entl^aItenftnb.  geben  il^m  in  Ie|terem  ©tüd  ooUft^ig  xxifL 

ä^oUftönbig  unb  überfid^tlid^  l^at  er  feine  focialen  3uiJtanton3üri(|  unb  fonft  mürbe  bamoß  6(1^ 

Sleformibeen  in  einer  S)en!f d^rift  }ufammengefa^t,  lel^rer,  xott  ftd^  bagu  anbot,  gleid^gültig  ob  SBebcr, 

toeld^e  er  anld^Iid^  feiner  ^arifer  (Sefanbtfd^ft  @d^ufter,  !DkureroberlBauemhied^t,  »enncrimi 

ausarbeitete  (bei  SKorf  H,  122—165).  g§  trat  lefen,  notl^bürfüg  fd^reiben  unb  ben  ßeibelberfler 

in  ber  ©dornet}  naturgemäß  frül^er  als  im  S^ad^-  ftated^iSmuS  l^erjagen  fonntt.   Sine  9}orbiIbnii(| 

(anb  ber  3^t))untt  ein,  mo  ber  Slderbau  bie  ftetS  tourbe  nid^t  geforbert,  unb  bie  £el^rer  bdj^telten,  ba 

aunel^menbeSeDöDerungnid^tmel^remöl^renfann.  auf  bem  Sanbe  meiftenS  nur  im  SBinterS^nle 

SteiSIaufen  unb  JhiegSbienfte  in  fremben  fiänbem  gel^alten  tourbe,  il^re  biSl^erigen  Sefd^ftigunip 

einerfeitS(toaSabermitberfran5öftfd^en9let)oIution  burd^fd^nittlid^  bei  @d^uJ]^aufer  gab  cS  mir  ia 

aufl^örte),  Snbuftrie  unb  gfabrifen  anbererfeitS  ben  @töbten,  auf  bem  Sanbe  l^ielt  berSe^ia 

l^atten  bie  »eiteren  SJMttel  ^ur  ißoÜSemöl^rung  ge«  feiner  SBol^nftube  @d^ule.  2)er  @d^ulbefu^  tm 

toäl^ren  müfjen.    ®aS  gabriftocfen  bringt  stoar  nid^t  geregelt.  ÜRand^e  gltem  fd^idtten  4— 5ja4« 

®elb  unter  bie  Seute,  aber  eS  n)trb  baburd^  ber  rige  Jnnber  jur  @d^ule,  onbere  lie^  fte  xridäOer 

jlaufmann  unb  ber  Snbuftdelle  $en  im  Sanbe,  merben.  S)ie  Sefolbung  ber  Seigrer  mar  äu^ 

unb  baS  93oII  felbft  Derfommt  leiblid^  unb  geiftig  gering.  S)ie  SRefuItate,  meiere  babei  ergielt  nmrben, 

in  ben S^abrif en,  aud^  gereid^t ber  Dermel^rte ^aar>  beftanben  barin,  ba|  bie  ftnaben  notdürftig 

Derbienft  il^m  nid^t  immer  jum @egen.  Sßie  ift  ba  lefen  unb  fd^reiben  lernten;  bei  ben  SRöbd^  ber* 

}U  l^elfen?  ^ßeftaloaai  meinte,  bur^  beffere  9}oI!S«  langte  man  aud^  bief;  nid^t  einmal;  gdemt  mAt 

bübung  unb  Unterrid^t,  aud^  müfje  bem  95ol!e  nur  ber  Ifated^iSmuS,  ber  ^folter  unb  einige  ife» 

©innfür§äuSlidf)(eitbeigcbrad^ttt)crben.  3)icnad^  d^cnlieber.  SJon  einer  Se^rmetl^obe  mar,  ba  b« 

feinem  ©inn  cingerid^tete  SJoIfSfd^ule  biete  boS  Seigrer  feine  Anleitung  baju  erl^alten  l^atten,  feine 

Heilmittel,    ©ie  b^rauftcHen  muffe  baS  Seftreben  9lcbe,  unb  bie  meiften  oon  il^nen  tonnten  feftjt 

aüer  ©tänbc,  bcfonberS  ber  ©eiftlid^cn  unb  SRe-  ntd^t  ort]^09ro|)]^ifd^  fdireiben  (ÜJtorf  I,  18—36). 

gcnten  fein,  ^cftalojji  l^atte,  baS  ift  an^ucrf ennen,  SQßenn  ^eftalojji  nun  in  feinen  alten  iagen,  Don 

ein  offenes  ^uge  unb  ein  t^eilncl^menbeS  ^erj  ber  3loti^  gebrängt,  ben  Sel^rerberuf  ergriff,  fo 

für  bie  Seiben  beS  SoIfeS  unb  fud^te  überall  nad^  brad^te  er  eine  auSreidienbe,  berl^ältni^mäpig^oie 

Mitteln,  il^m  ju  l^elf en.   ©al^cr  finb  auc^  oiele  SSorbilbung  mit ,  obtoobl  aud^  er  in  ber  Cnjo« 

anbere  Probleme,  toeld^e  nod^  l^eugutage  bie  ©o»  gra^)]^ie  nid^t  fidler  unb  über  bie  Siegeln  beS  beul« 

cial^jolitifer  befd)äftigen,  fc^on  für  i^n  ©cgcnftanb  fd^en  ©tilS  nid^t  im  Seinen  mar,  unb  eS  ifi  bei 

beS  9lad^benfenS  gcmorben:  9leform  ber  ®cfan-  folc^en  3uftänben  erflärlid^,  baß  er  baran  benfen 

gencnanftalten,  SerftüdE^Iung  beS  ©runbbeft^cS,  fonnte,  alS  Reformator  aufzutreten,   gr  toarba« 

2J^iUtori§muS,  geredete  SScrtl^cilung  ber  Steuern,  malS  aud^  nid^t  ber  Sinjige,  ber  biefeS  3irf  ^^ 

^bfd^affung  beS  S^l^ttten,  Serl^ütung  c})ibemifc^er  ^ugen  l^atte,  mie  bie  gntftel^ung  ber  fd^meijerifc^ 

ffranftieiten ,   Korruption  unb  SKißbraud^  ber  ®efellfd)aft  für  SSolfSeraiel^ung  (ÜKorf  HI,  358) 

S)ienftboten  unb  ^Irbciter  burd^  bie  SRcid^cn  unb  betoeist.    9lud^  ber  ^ppcnjeEer  Pfarrer  Stein« 

SSomel^men,  Unterbringung  ber  armen  ftinber  in  müHer  betrieb  gleid^jeitig  mit  ^eftaloj^i  bie  fe» 

grjiel^ungSWufem  u.  f.  m.  ©eine  3been  flnb  jmor  rid^tung  einer  Sel^rerbilbungSanftalt   in  ©oü 

mand^mal  einfcitig,  feine  Slat^fd^Iäge  oft  öerfcl^lt,  ^eftalojji  nun  toarf  fid^  mit  feiner  ganzen  feiergie 

übertrieben  ober  unjulönglid^,  feine  9leußerungen  unb  mit  um  fo  größerer  ftül^n^eit  unb  3uöetfi4* 

über  bie  SReid^cn  unb  Sornel^men  l^erb  unb  tl^cil»  auf  bie  Keform  ber  SSolfSfd^ule,  meil  er  alSSiuto» 

meife  ungered)t,  unb  bie  Seetüre  feiner  ©d^riftcn  ift  bibact  t)on  ben  ©d^mierigfeiten  beS  Unterrid^ten« 

ntd^t  gerabe  geeignet,  bie  rid^tigen  ©efic^tSpunfte  feine  SorftcHung  l^otte.    6r  felbft  beqtonb  gor 

in  bicfcn  ©ad^cn  ju  eröffnen,    allein  il^n  für  bie  nid^t  ju  unterri(f)ten  unb  b^t  eS  aud^  nie  gelernt, 

©ociolbcmofratie  in  ^nfprud}  ju  nel^mcn,  toie  baS  fomie  er  aud(|  in  ber  ftlaffe  S)iSciplin  ju  l^atten 

jüngft  gcfd^el^en  ift,  bafür  finb  bod^  auSrei^enbe  nid}t  im  ©tanbe  mar  (SDlorf  I,  225 ;  IV,  245. 

®rünbe  nid^t  oorbanben,  ba  er  gl^e,  fjfamilie  unb  351 ;  SRaumer  [f.  u.]  II,  334  ff.).    S)ennod^  ^ 

l;äuSlid^eS  ®Iüd  ftetS  l^od^l^ielt  unb  baS  l^äuS»  er  ^ur  ^ebung  beS  SSolfSfd^ulmefenS  ungeniein 


1887 


^eftalojjl 


1888 


«rid  Beigetragen,  fa  eS  eigenilid^  erft  )u  bem  ge« 
ma^t,  umS  eS  ie^tifi,  ha  er  etfannte,  mel* 
d^  bie  bem  jKnbeSalter  allein  entfpred^enbe  9Re- 
t^obe  beS  Unterrid^tS  ift,  unb  auf  biefer  rid^tigen 
<Er!enntni^  baS  gan^e  Softem  bed  Unterrid^tö 
aufbaute.  SBir  f agen  @9ftem  bed  Unterrid^,  nid^t 
ber  Srjiel^ung,  benn  ein  eigened  Srsiel^ungdJQftem 
](K>tte  ^ftaloagi  nid^t ;  bafür  mar  er  ^u  menig  ^l^ilo- 
fop]^.  ^ftalojgi  l^tte  ben  SnttoidKungSprosel  ber 
menfd^Iid^  @)eifteS!röfte  genau  beobad^tet  tmb 
gefunben,  ba|  bie  @d^rtft  erft  bie  fld^tbare  Sform 
ter  ©pra^e  ifi,  alfo  naturgemö^  ber  Unterrid^t 
im  Sd^reiben  bem  Untern^t  im  @))red^en  erft 
nod^folgen  muf;.  9Ran  bürfe  alfo  baS  ftinb  nid^t 
bie  Sud^paben  leieren,  beDor  eS  rid^tig  fpred^en 
fann.  anfangs  ift  ber  linblid^e  ®eift  befonnt« 
ttd^  nur  in  ber  SBeife  tl^ötig,  baf;  er  ftnnlid^e 
SBoi^mel^mungen  mad^t,  alfo  ^nfd^ungen  bil« 
bei,  unb  erft  auf  @runb  biefer  enttoideln  ftd^  bie 
^dlgeren  ©eifledtl^aagfetten.  Sud^  in  ben  l^öl^en 
©tabien  ber  Sntmidtlung  !ann  ber  (Seift  bie  ^n- 
fd^mmgen  nid^t  gang  entbel^ren;  numd^e  SEßiffen- 
fd^en,  j.  99.  SRoumlel^n,  ^  ol^ne  Snfd^auung 
überl^iipt  nid^t  benfbar.  ^al^er  mu^  Der  ßle> 
mentorunterrid^t  burd^auS  auf  bem  ^ncip  ber 
^[nfd^aintng  baftren,  unb  ben  JKnbem  muffen 
erft  Snfd^uungSbüd^er  borgelegt  toerben,  beDor 
fte  Sel^rbüd^  in  bie  ^nbe  befommen.  2)a8  %n- 
fd^auungSDermögen  mu^  DoÜftönbig  auSaebilbet 
toerben.  @o  getoinnt  ^eftaloggi  feine  brei  Srunb« 
formen  bed  Unterrid^td :  Soi%  ^oxm  unb  ©d^aQ 
ober  9lame,  bie  fogen.  ^eftalos^ifd^e  3:ria8.  Sine 
nare  Snfd^auung  fül^rt  gur  leidsten  Slufnal^me  einer 
ganzen  Stetige  Don  Slnfd^auungen,  unb  ed  !ann  auf 
biefe  Sßeif  e  Dom  Sinf  ad^en  gum  3ufammengefe^ten 

iortgefd^ritten  merben.  Sd  folgt  aud  bief en  ®runb> 
ä|en,  baf;  ber  erfte  Untcrrid^t  ber  ftinber  fld^  nur 
auf  ®egenftönbe  begiel^en  barf,  meldte  innerl^alB 
bed  JheifeS  ber  finblid^en  9lnf  d^auungStoeife  liegen, 
unb  baf;  ed  Derfel^rt  ift,  i^nen  Singe  Dorgutragen, 
iDooon  fte  gar  feine  Slnfd^ouung  l^aben  unb  meldte 
einer  tl^nen  gang  fremben  äBelt  angel^ören.  S)er 
Seigrer  mu^  fld^  geiftig  gang  )u  il^nen  l^erablaffen 
uid)  ftd^  in  i^ren  Slnf^auungSfreid  Derfe^en,  maS 
freilid(|  nur  möglid^  ift,  toenn  er  Siebe  )u  i|nen  l^at. 
'Ülux  ein  ffinberfreunb  Dermag  in  biefer  2Beife  gu 
leieren;  fte  ift  bieäBeife,  in  meld^er bie 9Ihttter  i|r 
jhnb  belel^rt.  ^eftaloggi  nannte  ba§  ben  Unter» 
rid^t  „pf^ologiftren"  unb  fd^reibt  feiner  SKetl^obe 
folgenbe  fünf  d(iara!teriftifd^e  Sigenfd^aften  gu: 
1.  ^e  Dermag  bie  ffröfte  be^  ©eifted  intenfU)  gu  er« 
^dl^en  unb  nid^t  blo^  e^tenftD  mit  ißorfteQungen  gu 
bertid^m ;  2.  fte  fnüpft  bie  Säelel^rungen  gang  an  bie 
@)>rad^e  an ;  3.  fie  f ud^t  gu  allen  O))erationen  bed 
@eifted  entmeber  ^ata  ober  Stubrif en  ober  leitenbe 
3been  gu  liefern  —-  unter  ^ta  Derftel^t  ^eftaloggi 
9teIationen,  unter  Shtbrifen  ßint^eilungdgrünbe, 
imter  (eitenben  2ibeen  gemeinfame  99egie|ungen 
einer  Sngal^I  Don  3)ingen ;  4.  fte  toiK  ben  SDted^aniS- 
mud  be§  Sebren§  unb  SemcnS  Dereinf  ad^en ;  5.  jte  miS 
bie  SBiffenfd^aften  ))opuIariftren  (2Bie  ®ertrub  2c., 


Sriefl).  3ur  ßrreid^g  ber  le^genannten  3iele 
bebiente  er  fid^  mit  Srfolg  Derfd^iebener  ^raftifd^en 
^anbgriffe,  burd^  beren  allgemeine  Sinfüi^rung 
htt  ßlementarunterrid^t  mefentlid^  geförbert  toor- 
ben  ift  Um  bie  Einberiefen  gu  leieren.  Der* 
fertigte  er  auf  ^^pt  auf gegogene  SBud^ftaben  unb 
Slpl^abete,  bie  IBudMiabirtabeOen.  Sr  geigte  ben 
JKnbem  bie  Su^ftaben,  fprad^  fte  gleid£|eitig  aud 
unb  He^  ben  Saut  nad^fpred^en ;  bann  f e^te  er  bie 
SSud^ftaben  gu  Silben  unb  SBörtem  gufammen. 
Sr  mad^te  oen  ®ebraud^  ber  Sd^iefertafeln  unb 
(Sriffel  in  ben  @d^ulen  allgemein,  lie^  bie  JKnber 
im  Sil^or  fpred^en,  bie  Heineren  ftinber  ab  unb  gu 
burc^  gröpere  unterrid^ten,  ol^ne  einf eitig  ber  93eu» 
Sancafter^fd^en  ÜJletl^obe  gu  folgen.  S)ie  Slbtl^ei- 
lung,  meldte  nid^t  an  ber  Stetige  mar,  unterrid^tet 
gu  merben,  befd^äftigte  er  bur(|  üßalen  Don  @tri- 
d^en,  IBogen  unb  Figuren  auf  bie  £afeln.  ^S>nti) 
biefe  jhtnftgriffe  erleid^terte  ^eftaloggi  ben  Se^rem 
bie  Arbeit  unb  l^at  ed  eigentlid^  erft  ermöglid^t, 
ber  breiten  SRaffe  beS  SBoIfeS  Sd^ulbilbung  bei« 
gubringen.  S)ie  alte,  in  ber  Sd^toeig  bis  bal^in 
i^errfd^etd)e  ÜRetl^obe  beftanb  nömlid^  barin,  bo^ 
ber  Seigrer  Don  einem  JKnbe  gum  anbem  ging, 
il^m  in  bem  IBud^e,  baS  eS  guföQig  befa^,  einige 
Sud^ftaben  geigte  unb  benannte,  bann  toeiterging, 
unb  metm  er  aOe  in  biefer  SBeife  Dorgenommen 
l^atte,  gum  erften  gurüdHel^rte,  um  ed  gu  „bel^ören", 
mo  eS  bann  meiftenS  nid^tS  mel^r  Don  bem  ®e« 
l^örten  mu^te.  ^ftaloggi  erfannte  bie  Slotl^« 
toenbiofeit,  ba^  aud^  beim  Slementarunterrid^t 
aQen  innbem  baSfelbe  Sel^rbud^  in  bie  C^<ini>  g^ 
geben  merbe,  unb  arbeitete  paffenbe,  feiner  Söce« 
tl^obe  entfpred^enbe  SBüd^er  aud.  9Rit  Sinfüi^rung 
berfelben  mar  freilid^  bie  ©efal^r  Derbunben,  me> 
d^nifd^  gu  merben  unb  ftd^  gang  aUein  auf  bie 
SDtetl^obe  gu  Derlafjen.  IBebeutenbe  unb  bleibenbe 
S^örberung  erful^r  enblid^  burd^  ^ftaloggi'3  9Jle- 
tl^obe  ber  Sled^unterrid^t. 

^l^ilofopbifd^  toar  !ßeftaIoggi'8  Slnfd^auungS« 
f^ftem  infofem  mangelhaft,  ald  er  feiner  Xriad 
nod^  bie  Oualitöt  bätte  l^ingufügen  muffen,  ba  ia 
g.  93.  bie  gfarbe  iebenfaUS  aud^  ein  SIement  ber 
Slnfd^auung  ift.  Slud^  Überfall  er,  ba^  bie  9ln- 
fd^uung  eben  nur  bie  elementarfte  t$orm  ber  IBe* 
tl^ötigung  beS  ©eifteS  ift,  balb  aber  bie  l^öl^eren 
fjfunctionen,  SSerftanb  unb  ©eböd^tni^,  in  il^r 
3Red^t  treten.  Snbem  er  MeS  auf  ^nfd^auung 
grünben  moUte,  mürbe  feine  üßetl^obe  einfeitig, 
unb  inbem  er  ba3  9}erfal^ren  gu  lange  fortfe^te, 
langmeUig  tmb  geifttöbtenb.  Siner  feiner  @d^uler 
fagt  Don  i|m :  ,,$eftaIoggi  felbft  ift  nid^t  im  @tanbe, 
mit  feiner  eigenen  SDtetl^obe  aud^  nur  in  einem 
3toeige  eigentlid^  Unterrid^t  gu  geben,  gfür  baS 
eingelne  ift  er  gang  tmbraud^bar;  aber  bad  ©ange 
trögt  er  in  fid^  unb  mei^  ed  mit  einer  ftraft  unb 
jllarl^eit  mitgutl^eilen,  bie  jeben  ftnnigen  S^enfd^ea 
medEt  unb  ifn  föbig  mac^t,  in  feinem  @inne  gu 
mirfen"  (9Rorf  IV,  42  5lnm.).  ®arin  beru|^te 
feine  ÜJlad^t,  unb  in  Sßirflid^feit  l^ben  erft  feine 
iRac^foIger  unb  Sd^üler  fein  @9ftem  broud^bar 


1889 


^ejlalojjl. 


1840 


Semad^t  ivbtm  fie  eS  feiner  SRöngel  enifletbeten. 
Jon  il^m  felbft  anaemenbet  mürbe  fein  äkrfal^ren 
mt  Saricatur  beS  Unterrid^td.  Slud^  brang  er  in 
ber  Xl^eorie  ftetS  auf  Iiebet)oIle  SBel^anblung  ber 
@(i^lj[ugenb  unb  eiferte  gegen  Sntoenbung  Don 
3ü(^tigungen,  er  felber  aber  tl^eiüe  beim  Unter» 
ri^t  fleißig  Ol^rfeigen  auS  (Sflaumer  a.  a.  O.  ü, 
385).  Snblid^  l^at  er  in  feinen  3(nftatten  aud^  fd^on 
fieibeSübungen  Domel^men  laffen  unb  ben  Slnfang 
mit  Xumunterric^t  gemad^t. 

!ßeftal033i  l^at  bie  für  baS  erfte  Jhnbe^Iter 
aUein  paffenbe  Sel^rart  ben  äJIättem  abgeloufd^t 
unb  in  ber  S3oIföjd^uIe  be^tt).  ber  Unterüaffe  jur 
l^fd^enben  gemad^t.  S)aS  ift  fein  S3erbienft,  aber 
eS  mar  nid^ts  abfolut  9teued,  mie  benn  überl^aupt 
eine  neue  fiel^r«  unb  ßrgiel^ungSmetl^obe  felbft 
im  päbagogif(|en  Sal^rl^unbert  nid^t  mel^r  gefun« 
ben  mcrben  fonnte;  ^eftalosji  ift  aud^  nic^t  ber 
Sd^öpfer  ober  SSater  ber  SSoltSfd^uIe.  @eine  Sel^r» 
art  fanb  tl^eilS  bittem  Xabel,  fo  befonberS  t)on 
Seiten  ber  ^ßl^ilantl^ropiniften,  obmol^I  ^ßeftalojgi 
il^nen  im  ^rincip  nol^e  fte^t,  t^eilS  fd^märmertfd^e 
unb  übertriebene  JBemunberung.  ^m  toeiteften  Der» 
ftieg  fidft  in  lefetercr  Cjinfid^t  ber  ^^«ofopl^  gid^te, 
menn  er  fie  als  baS  Heilmittel  für  bie  f ranle  SJlenf d^- 
I^eit  erflärtc  unb  bie  SBicbergeburt  ber  beutfd^en 
9{ation  uon  il^r  ermartete.  Solche  überjd^möng» 
lidl)e  l^obeScrl^ebungen  veranlagten  Jt.  D.  iRaumer, 
eigens  md}  Offerten  }u  gelten,  um  ^eftalos^i'S 
9)tct]^obe  fenncn  )u  lernen.  Sr  mürbe  freilid^  arg 
enttöufd^t.  %ber  gerabe  in  S)eutfd^Ianb  fanb 
$eftato)5i*d  9)let]^obe  bie  redete  unb  mafiDoUe  93er" 
mertl)ung,  fo  namcntlid^  in  ^reu^en,  bann  aud^ 
in  Sad){cn,  Obenburg  unb  granffurt  a.  3W.  3n 
bicfcn  l^äubeni  eutftanben  frül^  nad^  ^eftalojji'ö 
5DI[ctI)obe  eingcrid[)tcte3nftitute,  unb  geeignete  junge 
l^cutc  mürben  il)m  ^ur  ^uSbilbung  ge{d)idt.  ^m 
menic\iten  Spmpatl^ie  fanb  er  in  feiner  ^eimat  unb 
feiner  nädbften  Umgebung,  mo  man  feine  menig  an- 
geuebmcn  fcrf5nlid^cn  (JigenfdEjaften  fomie  feine 
4)M6crfoIge  unmittelbaröor  ^Jlugen  l^atte,  bie  mit  ber 
®ro{ijpred[)erci  jeiner  ©d^riften  arg  contraftirten. 

4^on  jeinen  ^£d[)riften,  meldte  Unterrid^t  unb  Cr» 
jiebung  jum  (Segcnftanb  l^aben,  pnb  au^er  ben 
(^1cmentarfd)ulbüct)ent  alS  ^auptfd^rift  ju  nennen: 
S»ie  (SJertrub  ibreffinber  lebrt  (1801  erfdbienen). 
3)er  {onberbare  tlitel  foü  on  Sienbarb  unb  (Sertrub 
anfnüpfen ;  in  Jtonu  öon  14  ©riefen  an  feinen 
l^reunb  iMefmer  in  ^üridft  legt  er  borin  feine  9Ke» 
tbobe  bar.  £ie  ift  mebrmal^  feparat  l^erauSgegeben, 
für  ftatboUfen  üon  ^ill.  *edf  (i^berbom  1S87).  tftuf 
jie  folgte  1803  „STü«  ©ud)  ber  Mütter",  morin 
er  bie  l^^ütter  anleiten  miU,  ibre  ff tnber  nadb  feiner 
Vtetbobe  5U  lebren.  ?e^tere  ift  gauji  oerfeblt,  meil 
er  barin  öon  ber  'Jlnnabme  ausgebt,  ber  erfte 
©egenftanb.  ber  ben  (Seift  be3  ÄinbcS  befd)üftige, 
fei  ieiu  eigener  fförper. 

SlViiJ  %U)tal055i'4  religirfen  Stanbpunft  an« 
gebt,  io  mar  er  im  ^aloini^mu^  erlogen  unb  fein 
iJ^rofeiHUcr  fogar  ref ormirter  'ipfarrer.  aber  er  iclbu 
ftanb   üufeerbalb   be^   pontioen  (Fbriüentbum^. 


In  einen  perfönlid^  &ott  unb  bad  SBoIten  bet 
SBorf el^ung  l^t  er  geglaubt  oud^  ftnben  fi4  bei  i^ 
@teuen^  toelt^e  ben  (Stauben  an  bie  t^fünbe  imb 
bie  emige  iBergeltung  be}eugen  (Seqff artl^  m,  306; 
Vm,  285).  gr  befragt  bie  ^ftolge  felenditniia', 
meldte  bem  SBoI!  ben  (Slouben  raubt  unb  il^m  .Da- 
gegen nid^td  gibt  aI8  fieid^tftnn  unb  Unru^  unb 
einen  »ersten  ©inn*  (VHI,  189).  Vba  feine 
Snfu^tenüber  Srl5funguitb  @nabe  finbDerfd^tDonu 
men,  unb  menn  er  ouc^  fietd  mit  Sd^tung  oon 
S^rifhtS  fpnd^t,  fo  erlebt  er  ftd^  bod^  nid^  jnm 
Raren  SSefenntniffe  feiner  ©ottl^ett  2)o(^  ^ 
^eftalosai  t)iel  religiöfed  ©efü^I,  toeld^ed  bie  Untere 
läge  unb  notl^menbige  93oraudfe|fung  ber  Sleligioft- 
tot  ift,  unb  in  Surgborf  pflegte  er  feine  S^g^ing^ 
5um  ®ebet  anjul^Iten  unb  Deronflaltete  9Rorgen> 
unb  Slbenbonbad^ten;  in  Offerten  bagegen,  mo  er 
nad^  ber  Stimmung  ber  Ortl^obosen  ntd^t  mc^ 
gu  fragen  l^e,  toemad^Iöffigte  er  beibeS.  2)a^ 
tl^etlen  fid^  benn  aud^  feine  tSni^önger  in  jtKt 
©deuten:  eine  rationaUftifd^e,  an  beren  6pi)e 
S)ieftermeg  (f.  b.  9iri)  fielet,  unb  eine  d^ftlid^, 
meldte  nur  feiner  Unterrid^tSmetl^obe  folgt  o^ 
feinen  religiöfen  ©tanbpunft  gu  tl^eiltn. 

2)ie  „©taatSei^iel^ung'',  meld^  Diele  %i^&nger 
^fialoaai^d  baS  3Bort  reben,  fonn  ft($  ni^t  cnf 
$eftaIo)ai  berufen.  S)iefer  1^  1815  ben  (8mnb- 
fa^:  ^S)aS  jKnb  gel^ört  bem  Staat  unb  ni(^  ben 
eitern",  auf 8  ©d^ärffte  üerurt^.  (Sr  fd^: 
„S)iefe8  2Bort  fagt  nid^tS  meniger  alS :  S^er  9M4 
mu^  feine  Snbioibualitöt  unb  i^  ^igeS  ^M/t 
ber  coUectitien  S^ifteng  unfereS  ©efd^lec^tcS  auf- 
opfern, menn  unb  mo  unb  toit  biefe  e€  bege^: 
er  gcl^ört  ber  3BeIt,  er  gel^ört  nid^t  mel^r  @ott  unb 
nic^t  mcl^r  ftd^  felbft,  er  gehört  j[ebem  (^knxtltlit^t 
ber  Se^örben.  S)a8  ift  juDiel,  ba3  ift  juuid' 
(©c^ffartl^  Xn,  151). 

^Iu3  ber  fel^r  umfangreid^  Sitcrotur  beben 
mir  l^eröor  bie  ®efammtau#gabe  feiner  SSerft: 
^eftalojjt'S  fämmtlid^e  Schriften,  etuttcjan  unb 
Tübingen  1819—1826,  in  15  9?bn.  3ie  &l 
an  äSoUftänbigfeit  unb  ©enmiigfeit  febr  ^u  cün* 
fd^en  übrig.  Sraud^bar  ift  nin:  bie  'Autgobe  neu 
S.  SB.  ©epffartb,  ^eftaIo^5t'§  fdmnülidK  SSerft. 
93ranbenburg  1869—1873,  in  IS  5?^n^  ätl^^* 
fann  aud^  biefe  je^t  nid^t  mel^r  al4t?rllnäniig  geüen; 
benn  eS  ftnb  nadb  ^bid^lu^  berfclben  ^ixrä  tai 
3ürid(>er?^eftaIoj3i«9?ereinnocb  löireitert  gdrrif» 
ten  ^eftalosji'S  (m-%  £i(f)t  gelegen  rcrMi.  ^3» 
unter  ein  „Memoire  über  bie"  9?erbir.^unc  5er 
SBerufsbilbung  mit  ber  9?olf§i±ulc"  zcz  ITä' 
unb  „ungemeine  9?egriffe  ocn  Der  ©et^ü'icn  5c 
püuminaten'*.  9?on  fi4  unö  ^tir^c:  «^.ei-zÄi 
fpric^t  ^ftal05ji  in  frinen  B<tziKz:i  :h  sü 
oiel,  aber  nid)t  in  einer  ^n,  ic|  r«r  Shrcrrb 
mit  feinen  "angaben  fub  begr^cen  !im.  Jean 
biefelben  finb  meinen*  ten>«n5:c4.  'jt^  »cI^^  >i. 
mo  er  neb  tabelt,  ftebt  geirctniti  ^«r  «^e^cnä  n 
^intergrunbe,  bie  3±ulb  kticz  ^Iz^crzip  css 
bie  Umftönbe  ober  onDertn  ikr  jzer.  ;r5:=cl;a 
unb  fein  i^erMtcn  ju  be'icr.icsiL  Cb-crr  r^Zz 


1841 


$etQt)iu8. 


1842 


fem  Seben  borguitjtfer  in  ber  Mgem.  beutfd^en 
»iogrot)]iie  XXV,  432—461.  ®a8  aRotcrial 
SU  einer  ouSfäl^rUd^  93iograpl^ie  liefert  ^.  SDlorf 
(Sem.»S)irector  in  SBintertl^ur),  3ur  Siograpl^ie 
$cfiaIosai%  SBintertj^ur  1868—1889,  4  93be. 
(Singell^tten  geben  bie  @d|riften  feiner  Schüler 
St.  ü.  Slaumer,  ©efd^id^te  ber  pbogogil  IV, 
5.  «ufl.,  @üter8Iol^  1882,  328,  unb  neueftenS 
nod^  £.  SB.  @e9ff am^,  ^ftolosji  in  $reu|en, 
Siegnil  1894,  unb  ^.  9Rorf,  ^eftoIo^gi'S  SerufS- 
toal^l  unb  93eruf8Ie^re,  Siegni^  1895.  gfür  @e- 
mincn^glinge  unb  fiel^  tourbe  Sienl^orb  unb 
(Bertrub  eingerichtet  Don  gr.  9BiI^.  IBürgel,  ^ber- 
bom  1892,  2.  «ufl.     .  [^.  ftcHner.] 

9efoirtit$,  S)  ion9  f  iu8  (S)eni3  !ßetau),  S.  J., 
S)ogmQtifer,  Sl^ronologe  unb  ^^ilologe,  timrbe 
am  21.  Suguft  1588  ^u  Orleond  geboren  unb 
Derrietl^  frül^jeitig  ein  ungetoö^nlid^ed  Talent.  S)er 
Sater  unterrüi^tete  il^n  felbft  mit  fold^em  Srfolg, 
bo^  ber  lunge  ^iotv^i  fd^on  im  10.  ^a^xt  mit 
Seid^gfeit  lateinifd^e  ißerfe  mod^te  unb  eine  Stei- 
gung für  bie  daffifd^en  @tubien  gen)Qnn,  meldte 
il^  fein  gonjed  Seben  nid^t  mel^  oerliel.  S)q8 
(Bried^fd^e  l^onbl^abte  er  mit  gleid^er  t^ertigfeit 
\oit  baSfiateinifc^e;  ^um  93ef d^Iuf;  ber  pl^ilofopl^i* 
U^  ©tubien  ^ielt  er  im  17.  So^re  bie  üblid^e 
S)iSputotion  in  gried^ifd^er  ®pxad)t,  (Seine  t)itU 
betounberten  (Sebid^te  fertigte  er,  toie  er  felbß  fagt 
(Epist  3,  81),  nur  )ur  Srl^olung  beim  @tf^m 
über  bie  Strafe,  beim  S^en  u.  bgl.  92Qd^bem 
ber  ©(landen  einer  ))l5|Ii(^m  XobeSgefol^r  eine 
frttmeigtmg  }um  CalDiniSmuS  in  feinem  SBater 
nrftidtt  l^tte,  tourbe  biefer  ein  eifriger  jfatl^olif  unb 
nrmunterte  feinen  talentDoQen  @o]^n  aud^  befiuegen 
ptr  tJortfefeung  feiner  ©tubien,  bamit,  wie  er  fc&ft 
Migte,  bie  Kotl^olüen  oud^  in  ben  ))rofanen  SBiffen» 
[duften  Don  ben  (Saloinem  nid^t  übertroffen  toär« 
^en ;  ber  erfte  bamalige  ^l^ilologe  Scaliger  toar 
betemtlid^  3U  ben  ^ugenotten  obgefollen.  SBeld^ 
cdigidf er  ßrnft  f onft  in  ber  Qfomilie  berrfd^te,  er» 

gbt  fid^  baraud,  ba^  Don  ben  od^t  jfinbem  fünf 
öl^ne  unb  eine  ©d^toefter  ben  ^riefter»  ober  Dr- 
ticnSftanb  erwöl^Iten.  SJlit  17  Solaren  erlangte  S)iO" 
n^d  }u  $arid  bie  ))]^iIofop]^ifd^e  S)octortt)ürbe  unb 
iDtbmete  ftd^  bann  ^mei  Saläre  ber  Sl^eologie.  Qm 
ISrl^olung  bef d^öftigte  er  ftd^  nebenbei  mit  ben  Slaf « 
[iltr^anbfd^riften  ber  föniglid^en  93ibIiot]^ef.  (Sx 
dibtxmäfm  bann  1602  eine  ^rofe^r  ber  $]^il0' 
[op^e  in  IBourgeS  unb  erl^ielt  ein  Sanonicat  in 
Orleans.  Salb  Derjid^tete  er  inbe^  auf  Stellung 
tmb  SBurbe  unb  trat  am  15. 3uni  1605  nad^  einer 
9ef|)red^g  mit  gronton  le  S)uc  in  bie  ©efeU« 
^ft  3efu  ein.  ^^ad)  gtoeijöl^ngem  9loDiciat  su 
jbmcQ  unb  jtoei  Salären  tl^eologifd^er  Stubien 
pt  $ont-ä-9Rouffon  mürbe  er  $rofeffor  ber  SRl^e- 
toril  guerfi  in  SReimd,  bann  1612  im  SoQegium 
Ba  glÄd&e,  enblid^  (1618—1621)  am  fog.  ßler- 
monter  (Eotteg  in  ^S.  3m  October  1621  er- 
^idt  er  an  ber  nömlid^en  ^nftalt  bie  $rofeffur  ber 
pofttiMt  Zl^eologie,  b.  1^.  jenes  Xl^eileS  ber  l^ei- 
[t^  SBiffenfd^aft,  welker  \xä)  mit  ben  Offen- 


borungSqueUen  unb  Sfeji^ellung  ber  S)ogmen  au8 
benfelben  befa|i  ^^Uipp  IV.  Don  Bpanxm 
mfinfd^te  1629  ^etoDiuS  in  SDlabrib  gu  l^ben. 
Urban  Vm.  moOte  il^n  1638  unb  1639  na^ 
atom  berufen,  too  er  mol^d^einlid^  (Sarbinal  teer» 
ben  fottte.  S)er  ^inioeiS  auf  feine  fd^Wad^e  ®e- 
funbl^eit  unb  auf  Die  Unmöglid^feit,  fem  Don  ben 
^arijer  Sibliotl^efen  feine  SBerfe  gu  DoUenben, 
erl^ielten  il^n  feiner  fie^rt^ätigfeit,  bis  er  1644  feine 
^rofeffur  nieberlegte,  um  jTid^  auSfd^Iie^Iid^  ber 
SBonimbung  feiner  S)ogmatif  gu  tt)U)men.  3m 
Wai  1651  befiel  il^n  gönglid^  Sntfröftung;  nad^ 
furgem  unb  Dergeblid^em  Sr^oIungSaufent^alt  in 
Orleans  ftarb  er  $a  ^{iariS  am  11. 2)ecember  1652. 
9ln  ^taDiuS  alS  OrbenSmann  rübmte  man 
feine  Siebe  gum  religiöfen  Seben,  baS  er  l^öl^er 
1d^ö|te  als  (Sele^rfamf eit,  unb  feine  Strenge  gegen 
fid^  felbft.  ^IS  ©elebrter  geid^nete  er  fid^  auS  burd^ 
ben  Umfang,  bie  Sielfeitigfeit  unb  bie  ©rünblid^- 
!eit  feines  SJiffenS ;  au^erbem  befa^  er  gro^  ®e- 
manbtl^eit  in  ber  fprad^tid^en  3)arfteUung.  Seine 
SBerfe  finb :  1.  tlluSgaben  Don  gried^if(|en  Slaf- 
filern  unb  jKrd^enfd^riftfteUem,  alle  mit  lieber» 
fe|ung  unb  9}oten :  für  9}lorelS  3(uSgabe  beS  S)io 
S^^rQfoflomuS  bie  Sobrebe  beS  S^nefiuS  auf  biefen 
St^etor  1604;  S^neftuS  1612  (neueSluSg.  1631. 
1633.  1640),  S^emifttuS  1613  (1618.  1684), 
brei  »eben  beS  ff  aiferS  Sulian  1614,  beffen  fämmt- 
lid^e  SBerfe  1630  (1696),  9lice})^oruS  1616  (1648. 
1729),  gpip^aniuS  1622  (1682).  —  2.  SBerfe 
über  Sl^ronologie.  2)iefe  SBiffenfd^aft  txHxt  burd^ 
Scaliger  begrünbet  morben.  ^etaDiuS,  ber  nad^ 
SbelerS  Urtl^eil  (^anbbud^  ber  (S^ronologie  U, 
Berlin  1826,  604)  Scaltger  an  (Selel^rfamfeü 
unb  Sd^arffmn  gleid^,  an  rul^igem  $rüfungS- 
geift  unb  aftronomifd^en  ffenntniffen  überlegen 
war,  ))rüft  in  feinem  SBerfe  De  doctrina  tem- 
porum  (11.  13,  Paris.  1627,  Veron.  1734  sq., 
Venetiis  1737)  ScaligerS  Slufftettungen  unb  fe|t 
IBeffereS  an  bereu  Stelle.  SaS  SBerf  mürbe  eine 
„gfunbgrube"  für  fpötere  Sl^ronologen  (Sbeler 
a.  a.  O.).  ^etaDiuS  arbeitete  an  bemfelben  feit 
1612  (Ep.  3, 56)  unb  fül^rte  eineauSgebel^nte  Sor- 
refponbens,  um  antife  d^ronologifd^e  SJerfe  (Ep.  3, 
12. 14.  45)  ober  auS  ben  SRifftonen  Stad^rid^ten 
über  orientalijd^eS^itrec^nungen  gu  erl^ten  ^. 
3,  66).  Sin  iRad^trag  }u  biefem  ^anpitotd,  baS 
üranologium  (Paris.  1630),  bietet  mel^rere  d^o« 
nologifd^e  Sd^riften  beS  Slltertl^umS  unb  d^rono- 
logifd^e  SDiffertationen.  S)aS  Bationarium  tem- 
porum  entplt  eine  furge  Sntmidßung  ber  d^rono» 
logifc^en  ®runbfö^e  unb  einen  Ueberblid  über  bie 
SBeltgefd^id^te  bis  1632.  SDie  erfte  Sluflage  Don 
1500  S{emplaren  (Paris.  1633)  mar  nod^  in 
bemfelben  Saläre  erfc^öpft  (Ep.  3,  75),  ^etoDiuS 
erlebte  nod^  bie  7.  3luflage  G^Jter  ®rud  Venet. 
1849).  —  3.  «petaDiuS'  ^ouptmerf  ift  baS  un- 
DoUenbete  Opus  de  theologicis  dogmaübus 
(ausgaben  Paris.  1644  [in  SBirmd^feU  1643] 
ad  1650,  4  voll.;  Antwerp.  1700,  6  voll..  Der« 
anftaltet  Don  bem  Socinianer  3*  Se  &ttc  unter  bem 


1848 


$eter  ber  ®ro^e. 


1844 


Ütamm  ti^top^lM  Slletl^inuS;  Venet.  1721  ad 
1724.  1745.  1757  [öon  Saä^ana];  Rom.  1857 
[öon  6.  ^affaglia  imb  KI.  ©d^rabcr,  nur  1  vol.  er« 
fd^ienen] :  Barri  Ducis  1864 ;  Paris.  1866  ad 
1868).  gr  bcabfid^tigte  in  biejcm  feit  langer  Seit 
vorbereiteten  SBerle  eine  DoUftönbige  S)ogmQtit  )u 
liefern,  tteld^e  bie  S)ogmen  mel^r  auS  ben  eigent« 
K4  tl^eologifd^en ,  ^ofttiDen  SBen)eidqneIIen  be« 
l^onbeln,  fte  gegen  bie  ^etifer  üertl^eibigen  unb 
in  gefd^madDoOer  Spxad^t  borfteüen  follte.  SBaS 
bis  auf  il^n  Don  ben  fd^olaftifd^en,  ))ofttit)en  unb 
))olentif(i^en  Sll^eologen  getrennt  bel^onbelt  teurbe, 
follte  ju  einem  ©anjen  vereint  werben;  Don  ben 
fd^olaftifd^en  gragen  inbcfe  tooHte  er  nur  bie- 
jenigen  bcl^anbeln,  toeld^e  fd^on  in  ber  SJäterseit 
befprod^en  würben  unb  nid^t  auS  rein  })]^iIofopl^i- 
fd^en  SBemeiSqueüen  entfd^ieben  werben  müßten 
(Prolegomena  9,  9;  Ep.  3,  54).  Unter  ben 
ftörctifem  »erben  bie  Soufcniften  Diel  berüdC« 
pd^ttgt.  ©aS  SBerf  fanb  «nfangS  nid^t  Diel  2ln- 
flang,  würbe  inbef;  baß)  als  gunbgrube  für  bie 
))ofttit)en  93en)eife  beS  S)ogmaS  anerlannt.  ^n« 
griffe  erfuhr  befonberS  beS  $etat)iu§  SarfteSung 
ber  SrinitätSlel^re  ber  antenicänifd^en  SJätcr  (ögl. 
Bossuet,  6^®  ayertissement  sur  les  lettres 
de  M.  Jurieu,  n.  100  ss.  [Oeuvres  XXU,  Ver- 
sailles 1816,  145  SS.];  fful^n  in  ber  [lübinger] 
Il^eol.  Ouartalfd^rift  1850,  429  ff.;  R^gnon, 
Etudes  de  th^ol.  positive  sur  la  sie.  Tnnit^, 
Paris  1892,  p.  IX  s.).  —  4.  ©treitfdtjriften,  in 
tocld^en  er  entmeber  felbft  angriff  (fo  ©almaftuS, 
(SrotiuS)  ober  gegen  Singriffe  auf  feine  SBerfe  M 
tocrtl^cibigtc.  ©egcn  bie  §äreti!er  bcbicntc  er  fic^ 
babci  eines  fel^r  l^cftigen  SoneS.  ^m  »id^tigftcn 
flnb  einige  ©d^riften  gegen  bie  3anf eniftcn,  f  o  gegen 
^maulbs  93ud^  öon  ber  öftem  Kommunion.  — 
©aju  fommen  5.  Sammlungen  feiner  Sieben,  @c- 
bidf)te,  Sricfc.  —  SDie  beftc  neuere  93iogra<)]^ie  $c« 
taöiuS'  ift:  g.  ©tanonit,  ®iont)fiuS  ^etaöiuS.  gin 
Seitrag  jur  (Selel^rtengef^id^te  beS  17.  Sal^r^un« 
bert§,  @ra^  1876.  SBeniger  gutiftChatellain,  Le 
pöre  D.  Petau,  Paris  1884.  ®ie  ^auptqueEe 
für  fein  Seben  bilbet  neben  feinen  ©riefen  bie 
Seid^cnrcbe  auf  il^n  Don  95alefiu8  (bei  ChateUain 
1.  c.  524  s.)  unb  bie  Siograpl^ie  oon  f^r.  Dubin 
S.  J.  bei  Niceron ,  Memoires  XXXVH,  81  k 
234.  [ftnetter  S.  J.] 

^etet  hex  0to^e  (geb.  1672,  geft.  1725),  ber 
fidd  t)om  ©ro^fürftcn  ber  SDloSfotoiter  jum  Äaifer 
oon  SHu^anb  emjjorgefd^teungen,  eröffnete  eine 
tt)id^tige  &poä}t  ber  nijfifd^enftird^en«  tt)ie  profan- 
gefd}i(§te.  3ur  SebenSaufgabe  botte  er  fid^  bie 
©ioiüfation  feines  95oI!eS  gefteHt.  ®a  er  befon« 
berS  bei  feinen  SReifen  in'S  SluSlanb  (1697—1698 
unb  1716—1717)  bie  cioilifatorifd^en  eiementc 
ber  fatl^olifd^cn  flird^e  fennen  gelernt,  geigte  er 
lange  3cit  nid^t  blo|  SBol^ltooIIen  unb  5ld^tung 
für  biefclbe,  fonbem  fd^eint  felbft  eine  ^Bereinigung 
ber  rujfifd^en  ffird^e  mit  il^r  getoüufd}t  ju  baben 
(Ogl.  C'^efele,  ^Beiträge  3.  Äird^engefd^.  I,  3:übiugen 
1864,  375).    m  et  lebodj  bie  i^m  gemad^ten 


S3orfd^löge  ju  einer  Union  fetner  ®eifQid^(eit  dot- 
legte,  oerftonb  biefe  burd^  9lu8flud^te  UleS  {s 
bintertreiben  (ogl  ^ergenr5tl^^  ftird^engefd^ 
ni,  3.  9ufi.,  566).  3n  ben  legten  3a^  jetner 
^Regierung  fd^eint  übrigens  $eter  toeniger  frörnb- 
lid^  gegen  bie  fotl^olifd^  JKrd^e  geftnnt  getoefen  in 
fein  (ogl.  ©tra^l,  Seitr&ge  )ur  rufflf d^  ffird^> 
gefd^id^te,  ^Ue  1824,  240  f.).  Ob  bie^jfinmg 
einer  Union  aud^  ber  ®Twib  gemefen,  tDomm 
$eter  nad^  bem  am  16. 9looember  1700  erfolg 
Xobe  beS  legten  rufftfd^en  ^atriard^  ^abnos 
ooQe  20  Saläre  mit  ber  Sef  e^ung  beS  !ßotriatd^ 
zögerte  unb  baSfelbe  5ule£t  gang  aufbob  (Dgl. 
%  XS^tintt,  9ieuefle  Suftönbe  ber  tätboUf^n 
ftird^e  beiber  9iituS  in  $oIen  unb  9bt|Ianb, 
9lugSburg  1841),  mag  boi^ingefteOt  bleiben.  2)er 
^au))tgrunb  n)ar  fui^er,  ba^  ^ter,  DoD  Don  bcS> 
potifd^en  Steformentloürfen,  befonberS  oud^  ba^ 
ftrebte,  ben  müd^tigen  €influg  ber  ftird^e  in  feine 
^önbe  gu  bringen.  Surd^  ben  ^ar  geoborL 
ätoanomica  l^atte  bie  rufftfd^e  iKrd^  (f.  b.  9it 
Stuffen)  ein  eigeiteS  ^triard^  in  SRoSfau  c^ 
leiten.  Ueber  allen  IBifd^öfen  unb  SRetropontn 
ftel^enb,  l^atten  aber  bie  $atriard^en  in  loeltli^a 
S)ingen  feinen  Sinflu^  unb  feine  grd^  fm^ 
lid^e  ©elbftönbigfeit,  fo  baf;  b)ö]^renb  i^  llOjä^ 
rigen  $enobe  ber  Safaro))a^i§muS  ber  &aien 
bebeutenbe  |$fortfd^ritte  mad^te.  3nbeg  bßeo  ber 
^atriard^  bod^  eine  bem  Sgoren  beitml^e  eben- 
bürtige SOlad^t;  benn  bie  JKrd^e  toat  nod^  mub- 
l^öngig  uvb  bamalS  nod^  bie  SSertreterin  ber  Solß- 
xt6)it  gegen  Sgarentl^um  unb  Soiaren,  fo  ba^  btc 
©egenöorftelüingen  ber  ^atriar^en  einem  SScto 
gleid^famen.  ^a,  toxt  ^eter  ber  @ro|e  felbjt  gc« 
ftanb,  fab  baS  SSolf  me^r  auf  ben  Dberbirten  dS 
auf  ben  Dber^errfd^er,  unb  fo  mufete  ber  ^Jotrion^ 
einem  beSpotifd^en  ^Ilcinberrfd^er  ein  SDom  im 
^ugc  fein.  6in  $eter  mar  nid^t  ber  ÜRann,  um 
nad^  bem  Seifpiele  feiner  Sorgängcr  bei  feieriü^ 
^roceffion  am  ^almfonntoge  ben  @fel,  auf  bem 
ber  ^atriard^  ritt,  am  S^ume  ju  fübren  unb  bem 
^atriard^en  ben  ©teigbügel  gu  l^alten.  3lm  92eu« 
iabrStage  ))flegten  ftd^  Sgar  unb  ^triard^  öjfent* 
lid^  JU  füffen  unb  gu  umarmen;  ^eter  l^ob  f(^ 
1699  bicfen  ®ebraud^  auf.  IRod^  toeniger  XBOÜit 
fid^  $eter  irgenb  eine  ©inrcbc  unb  SBorfteflungbeS 
$atriard^en  in  toeltlid^en  Sngelegenbeiten  gefaflen 
laffen.  ^IS  halber  ber  Ic^te  ^atriar^  im  3- 16^ 
bei  ber  §inrid^tung  Oon  |)unbertcn  t)on  ©trelijen 
burd^  ben  Kjar  cS  magte,  in  ^roceffion  mit  bem 
9Jlarienbilbe  üonSBlabimir  t)or  il^n  gu  treten  unl) 
il^n  um  ©d^onung  anguficben,  toieS  ibn  ^Petermit 
ben  aSSorten  ab :  „SBaS  foE  biefe  IBilb?  ©teilt  eS 
an  feinen  Ort.  (Sott  unb  feine  ajhitter  Oen^ii^ 
üieüeid^t  mel^r  alS  bu,  aber  baS  bcfte  3«dN  '"«'^ 
Qfrömmigfeit  ift  bie  ^ftid^terfüHung  gegen  mein 
Solf  unb  bie  öffentliche  ©eftrafung  ber  gu  feinem 
Serberben  ausgeübten  SScrbred^cn."  @o  fa^ 
^eter,  ber  feine  Sugenbgeit  in  ®efettfd^aft  be§ 
jungen  ®enfcr  Saloiniften  Sefort  gugebrad^t  nnb 
bur^  ben  ^uf  entl^alt  in  ^oQanb  t)on  coJoütijüj^A 


1845 


$eter  ber  ®ro^e. 


1846 


f 0  Mäfitt  ben  feinem  SDedpotiSmud  entfpre<$enben 
Sntfd^Iu^,  burd^  Suf^ebung  beS  ^ßatriord^atö  bie 
IKxd^  fi^  DoUftöttbig  bienftbor  )u  machen,  je 
Uftiger  il^m  anä^  ber  SBiberftonb  ber  ©eiftUd^feit 
«gen  feine  Steformplane  fiel.  SBegen  ber  großen 
mn^gli^Ieit  beS  SBoIfed  an  baS  ^triard^jot  ging 
er  j[ebo$  l^dd^ft  Dorftd^tig  an  bie  IRealifirung  f eined 
^loneS.  Sorerft  fd^ob  er  unter  ben  Derf^ieben« 
artigften  SuSflüd^ten  bie  fSkiffi  eines  neuen  $a« 
triord^l^inaud  imb  fteOte  nur  einen  9(bminiftrator 
ouf  mit  bem  Xitel  ^Ssord^"  unb  mit  ber  93e- 
fd^nfung^  bQ|  er  {i(^  in  ollen  mid^tigen  S)ingen 
mit  ben  )u  biefem  Snbe  ouf  SBefel^I  beS  ftoiferS 
lDctl(lfeItt)eife  in  ber  ^u])tftQbt  ftd^  oufl^altenben 
!Bif d^öf en  berotl^n  unb  bie  gefaxten  SBefd^Iüffe  bem 
€dbft]^errfd^er  )ur  (Senel^migung  Dorlegen  foQe. 
S>ie^  ^IJeüige  goncU"  beftonb  20  Solare  fort, 
unb  unterbeffen  fül^rte  $eter  burd^  Ufafe  ba§  toiU* 
Cfizfid^fie  ftird^enregiment.  (Sx  befteuerte  bie  @üter 
beclBifd^öfe  unbftlöfter,  fd^offte  Derfd^iebene Xitel 
tnd)  SBürben  ber  bidl^er  l^od^geod^teten  ^röloten 
ob,  ref  ormirte  bie  meiftenS  tief  gefunfenen  ^önd^S- 
utd)  Stonnenllöfter  u.  f.  tt).  SBoren  olle  feine  ^e- 
crete  aud^  tt)ol^Igemeint  unb  tl^eilmeife  mirflid^  ge« 
eignet,  eine  beffere  Orbnung  unter  bem  SBelt-  unb 
OitenScIerud  }u  fd()affen,  fo  gingen  fie  bod^  meit 
fiber  bie  99efugnt^e  eined  toeltUd^en  [Regenten 
^tnaud.  9tQd^bem  er  fo  aÜmöUg  ^UeS  an  eine  im- 
bebingte  Eingabe  on  feinen  gen)Qltigen  SBiUen 
getDö^t  l^e  —  burfte  er  ja,  als  bie  ®eiftlid^!eU 
um  SBiebereinfe^ung  eines  Patriarchen  bat,  ber« 
felben,  unn)UIig  mit  ber  |)anb  an  bie  Sruft  fd^Ia- 
jKnb,  baS  SBort  entgegenfd^Ieubem:  „%a  ift  euer 
tkitriard^  V  (^errmann,  ®cfd^.  beS  ruff.  ©taateS 
IV,  ^mburg  1849, 350)  — ,  glaubte  ^eter  enb- 
lid^  mit  feinem  "^iant  einer  neuen  rufftfd^en  ffir> 
d^cnDerfaffung  l^erauSrüden  ^u  bürfen.  Um  ja 
red^  ftd^er  ^u  gelten,  brol^te  er  ben  $if doofen  mit  bem 
9nf4^Iu^  an  IRom,  foUS  fte  feine  Jnrd^enreformen 
nid^t  biUigen  mürben.  SineS  feiner  ^aupttotd' 
jeuge  l^ierbei  mar  Xl^eopl^aneS  ^rocopomiq,  ber 
erfte  bebeutenbere  Xb^i^^oge  dlu^IanbS.  S)erfe(be, 
geb.  gu  ftie»  im  %  1681,  öcrf^affte  fid^  in  3ta- 
tien  eine  l^öl^re  SBilbung,  mürbe  1705  SJlönd^, 
bonn  $rofeffor  unb  berühmter  Slcbner,  julefet 
©ifd^of  Don  5|iffoto  (^eSforn)  unb  9laröa  (feit 
1718).  Xb^opl^aned  entmarf  bag  @tatut  für  bie 
neue  ftird^enüerfaffung,  ba§  $cter  felbft  reüibirte 
unb  ^Derbefferte"  (Statutum  can.  Petri  M.  vulgo 
Begulamentum  in  s.  ortbodoxa  Russorum 
ecclesia  praescriptom  et  auctum,  ex  nissica 
lingna  in  latinam  translatum  auspiciis  G.  A. 
Pofcemkini,  Petrop.  1785).  5Kad^  biefem  ©tatut 
ttot  nunmel^r  an  bie  ©tette  bed  ^atriard^cn  bie 
Jiennanente  ^l^eilige  gefejgebenbe  ©ijnobe".  TOerf- 
uriirbig  finb  bie  SDRotiDe,  meldte  ^eter  l^ierfür  axi' 
\üfßt.  Sr  erflörte,  baf;  ein  ^triard^  meber  )ur 
Kegierung  ber  ffird^e  notbig  nod()  bem  ©taate 
nu|Iid^  fei  S)arum  babe  er  ^d^  cntfd()Ioffen,  eine 
anbere  gform  bed  ftird^enregiments  ein§ufül^ren. 


meldte  bie  SDtitte  l^te  gmifd^en  ber  Stegierung  ßiner 
^|}erfon  unb  ber  burd^  aUgemeine  SoncUien:  benn 
beibeS  fei  megen  bed  großen  Umfanged  beS  Sieid^eS 
un))ajfenb:  baS  erftere  fül^re  }um  S)edt)otiSmuS 
(bed  $atriard^en),  ba3  anbere  fei  )u  foftfpielig, 
langfam  unb  unbequem.  S8  foQe  be|l^  eine 
Heine,  auSgefud^te,  beftänbige  ©t^nobe  errid^tet 
merben,  meld^er  bie  93eforgung  ber  geiftlid^en  ^n- 
gelegenbeiten  obliege,  bereu  ©efd^äftSgang  nid^t 
geftört  merbe  burd^  3:ob  unb  ftranl^eit,  IBefted^ung 
unb  Seibenfd^aftlid^feit,  unb  bie  gugleid^  eine  böigere 
93ilbung3fd^ule  für  ben  @:ieruS  fei.  ®an}  naio 
Hingt  ed  au§  $eter8  ÜRunb,  menn  er  bel^uptet, 
ba  bie  ©^nobe  Don  bem  ÜRonanben  gefe^  fei  unb 
unter  feiner  9lufftd^t  berfabre,  fo  l^abe  man  gemi^ 
leine  ^arteilid^feit  ober  irgenb  einen  ^Betrug  }u 
fürd^ten,  inbem  ber  SJlonard^  nid^t  boS  $rit)at> 
intereffe,  fonbem  baS  öffentlid^e  SBobl  im  9luge 
babe.  3m  3onuar  1721  würbe  biefe  iKrt^enoer« 
faffung  Don  95  ©ro^en  fomobi  geiftlid^en  al8 
meltlid^en  ©tanbeS  im  ©enate  unter^eid^net  unb 
im  legten  ruffifd^en  &)ncil  gu  ÜRoSfau  promul« 
girt  unb  angenommen.  S)ie  ©^nobe,  meldte  ben 
14./25.  gfebruar  1721  in  ber  2)reifaragfeitSfird^ 
5u  ^terSburg  feierlich,  eröffnet  mürbe,  mobei 
X^topfymt^  $roco))om'ic}  mit  9Ri^braud^  ber 
SBibel  (3o]^.  15, 16)  eine  Sobrebe  auf  ben  Sparen 
^ielt,  beftanb  auS  11  (fpäter  14,  bann  13)  ÜKü- 
gliebem,  einem  ^präfibenten,  2  SSicepräfibenten,  je 
4  SRat^en  unb  Slffefforen,  meldte  aQe  ber  ftaif er  ouS 
ben  l^öberen  ©eiftlid^en  Derfd^iebener  ®rabe  er- 
nannte (Ufas  Dom  18. 3onuar  1721).  ein  ÜRit- 
glieb  bef anb  fid^  )u  9Ro§!au  unb  leitete  unter  Slffi- 
ftens  Don  2  ^rd^imanbriten  bie  borttge  ©^nobol- 
tanslei,  meldte  übrigens  meift  nur  bie  !Dto§fauer 
ffircbenangelegenbeiten  )u  bejorgen  l^atte.  SDiefe 
©Qnobalfanjiei  am  alten  ^triard^alft^  ber  rufft- 
f d^en  ffirc^e  belief;  ^ter  in  ber  Ueberjeugung,  oa^ 
jebeS  energijd^e  imb  rafd^e  Sinfül^ren  beS  92euen 
an  bem  9)FitteIpun!t  beS  alten  unb  ödsten  IRuffen- 
tbumS  unmöglid^  fei  (D.  ^a^b^^^f^^/  ©tubien  iiber 
bie  inneren  3uftönbe . . .  SRufilanbd  I,  ^nnoDer 
1847,  47).  grfter  ^röfibent  mürbe  ber  g|ard^ 
©tep^n  3<itDorS!i;  %f)topfyint^  ^ocopomic^ 
mu^te  fid^  mit  ber  gmeiten  SSicepröftbentenfteUe 
begnügen.  %\)iOp^ant§i  mar  feit  1720  Snbifd^f, 
Dert^eibtgte  1 722  in  einer  ©d^rift  bie  neuefiird^en- 
Derfaffung  unb  mürbe  nad^  bem  3:obe  ©tepl^anS 
jmeiter  ^räfibent  ber  ©t^nobe  (geft.  1736).  S)ie 
Beamten  ber  ©Quobe  gejjförten  bem  meltlid^en 
©tanbe  an  unb  ftanben  im  Stange  ben  Staats- 
beamten gletc^.  Oberfter  ^Beamter  mar,  öbnlid^ 
bem  fiogotl^eten  ber  b^santinifd^en  ffird^e,  ber 
Dberprocurator,  ein  ^öl^er  Offijier,  ber  ben 
ganzen  SSerfel^r  ber  ©^nobe  mit  bem  Sparen  Der- 
mittelte  (Snftruction  Dom  13.3uli  1723).  Unter 
feiner  Sluffid^t  bingirte  bie  fifan^Iei  ber  Ober« 
fcaetär  (^errmann  IV,  381).  Um  übrigens  feiner 
©^nobe  aud^  eine  canonifd^e  ©anction  su  geben, 
manbte  ftd^  ^ter  an  ben  ^riard^  3ctemiaS  lU. 
Don  Sonftantinopel  mit  ber  Sitte,  biefelbe  anju« 


1847 


$eierfen,  ®erlad^. 


1848 


erfennen,  mit  il^r  in  fird^lid^e  Kommunion  gu 
treten  unb  mä)  il^re  9nerf ennung  burd^  bie  übrigen 
^atnard^en  be§  Oriente  gu  bemirlen.  S)ie^  ge- 
\ä)a^  ouä)  bvLxä)  @d^reiben  be§  ^atriord^en  t)om 
23.  September  1728.  Offenbar  »ottte  $eter 
baburd^  bie  Omni))oten3  beS  gijarS  über  jebe  Sin- 
fprod^e  nid^t  nur  erl^aben  [teilen,  fonbem  oud^  ben 
SBiberftanb  bred^en,  ber  gu  oUererft  unb  am  er- 
folgreid^ften  öon  fird^lid^er  ©eite  l^er  feinen  gegen 
baS  altrufftfd^e  SBefen  gerid^teten  reformatorifc^en 
SKa^nal^men  entgegentreten  fonnte.  ®ie  ©^nobe, 
al3  bie  l^öd^fte  geiftlid^e  Sel^örbe  in  ber  rufftfd^n 
JKrd^e,  »ar  unmittelbar  bem  ftaifer  untergeoronet, 
erl^ielt  nur  t)on  il^m  Sef el^Ie  unb  mad^te  i|m  SSor* 
läge  über  jebe  SSeränberung,  bie  fte  in  fird^Iid^en 
SDingen  für  notl^menbig  bielt  (S)onab  Dom 
12.  april  1722).  3n  geiftlid^en  ©ingen  foKte  fie 
biefelbe  ©emolt  l^aben  mie  ber  ©enat  in  melt- 
lid^en,  unb  bie  t)on  i^r  erlaffenen  SSerorbnungen 
litten  biejclbe  Äraft  »ie  bie  ©taatäbefel^le  (®o!Iab 
t)om  12.  Wßxü  1722  unb  16.  ©ecember  1723). 
®ie  eigentlid^e  Dienftinftruction  ber  ©^nobe,  ju- 
gleid^  eine  ^rt  ^aftoralantoeifung,  mar  in  bem 
oben  genannten  Begulamentum  gegeben,  ba§  bis 
l^eute  einen  integrirenben  Seftanbt|eil  ber  ruffi« 
fd^en  ftird^enred^tSqueUen  bitbet.  9iad^  bemfelben 
nimmt  bie  ©^nobe  in  ber  ruffifd^en  JHrd^e  un* 
gefäl^r  bie  ©teUung  ein  mie  bie  9Hten«@iongrega- 
tion  in  ber  latl^olifd^en  Jhrd^e.  @ie  l^at  gugleid^ 
bie  9^)})robation  aller  religiöfen  ©d^riften  ju  er« 
tl^eilen  unb  bie  ^uriftcation  ber  Segenben  ber 
^eiligen  gu  übermad^en.  SDann  gäl^It  ba3  Regula- 
mentum  aud^  bie  ^flid^tcn  ber  Sifd^öfe  auf,  be- 
fonberS  ba^  fte  jtoeimal  im  Saläre  über  bcnSuftanb 
il^rer  6})ard)ien  an  bie  ©pnobe  ju  berid^tcn  l^abcn. 
2Ba§  l^ier  über  bie  Sermaltung  be§  Su^facra» 
mcnte§  öorgefd}rieben  toirb,  ift  ju  toid^tig,  al8  ba^ 
tütr  eS  übergciien  tonnten.  S)a  l^ei^t  e§ :  SDie  ^rie- 
fter  foHen  ntd^tS  entbedten,  tt)a8  fie  nur  au§  ber 
Seid^t  miffcn,  nod^  i^rcn  Seit^tfinbern  il^re  ©ün- 
ben  öorl^altcn,  jonft  merben  fie  am  fieibe  gcftraft. 
^luSgenommen  mirb  jcbod^  förmlid^  ber  gau,  ba^ 
jemanb  baS  95erbrcd^en  bc8  ^od^öerratl^S  beid^tet. 
SSßill  ein  fold^cr  nidf)t  ablajfcn,  fo  mu^  ber  Seid^t- 
Datcr  fogieid^  abreifen,  ftdj)  pcrfönltd^  öor  ber 
mit  ber  Untcrfud^ung  biefeS  93erbredf)en§  beauf- 
tragten SBel^örbe  (ber  preobrafd^cn§fijdj)en  ftan^Iei) 
ftellcn  unb  anzeigen,  maS  er  baöon  mei^  (§en» 
mann  IV,  352).  3)a8  9lämlidf)e  gilt,  menn  bem 
Seid^töatcr  in  ber  S3eid)t  befannt  mirb,  ba^ 
iemanb  ein  erbid^tetcö  SBunber  für  ein  mal^reö 
ausgegeben,  ^ud^  I|ier  ift  ^njeige  notl^mcnbig 
mcgen  be§  ju  befürd^tcnbcn  ^ergerniffeS  (!).  3Ran 
fie!|t  l^ierauS,  mie  meit  bereits  unter  $eter  bem 
®ro^en  bie  filied^tung  ber  i?irdj)c  öorangefd^ritten 
mar.  9^ad)bem  bie  Sifd^öfe  ben  legten  SReft  ber 
fird^Iic^en  ©clbftänbigfeit  o^ne  SBiberrebe  ge» 
opfert,  benahm  fid^  ^eter  alS  oberfter  93ifd^of  ber 
ruffifd^ien  ftird^e,  fertigte  ben  ^rälatcn  ^aftoral» 
inftructionen  ju  unb  beftimmte  bie  jur  ilBeil^e 
nütl^igen  ßigenf d^a^teti ,  \a  \ett^t  bie  Sal^I  ber 


®eifUid^en  für  iebe<^ird^e.  «ud^  ^berbieimt 
gemiff en  ©tül^Ien  Derbunbenen  SBürbm  ber  SMo* 
politen  unb  Sr}bifd^öfe  ouf.  Me  lBtfd^5fe  vom 
ben  gleid^efteEt,  imb  ^er  bd^ielt  eS  jÜ^  Mr, 
fold^e,  meldte  burd^  SSerbienfle  fld^  auSjeid^ndn, 
mit  bem  erlofd^en  Xitel  eines  SRetroporüeB 
ober  grgbifdftofS  gu  fd^müdCen,  xoa%  l^euie  sm^ 
in  Uebimg  ift  SBeiter  ttmxben  bie  ^d^dfe,  um 
fte  gu  gefügigen  SBeri^eugen  }u  |^aben,  ben  ^|ai 
militorifd^en  9hmg!Iaf|en  gug^eilt  unb  mit  Otbcn 
gefd^müdtt,  maS  bei  Den  auS  ben  unterfien  ©tfin* 
ben  ]^ert)orgegangenen  SRönnem  jel^r  oerfü^recif^ 
mirfte  unb  t)iel  bagu  beitrug,  ba^  da  bä^eutenbcr 
äBiberftanb  gegen  bie  Umänbenmg  ber  Rvc^ 
t)erfaf|ung  ni^t  gum  iBorfd^ein  !am.  Unftd^  i^ 
fd^manfenb  gemorben,  meU  il^red  ^oupted  benm^ 
Dermod^te  bie  ®eiftUd^Ieit  ober  oeren  Dorgeic|te 
SBel^örbe  eS  nid^t  mel^r,  bie  drgfien  unb  häiaUf 
lid^ften  SRa^egeln  Don  ber  Jmd^e  ab§uttMnd>en. 
©0  lonnte  fd^on  ftatl^arina  n.  baS  gefcunnk 
reid^e  ftird^engut  eingießen  (1764),  cmgebltc^  um 
bem  SIeruS  bie  Saft  ber  iBertDaltung  abgun^nun 
(Dolgoroukow,  La  vöritö  sur  la  Bussie,  Fm 
1860,  344),  unb  bie  ®eiftlid^!eit  fammt  ben  9i- 
fd^i3fenauf!aiferIid^en©taat3foIbfe|en.  SBiegm} 
anberS  l^atte  ftd^  einem  öl^id^  Sittentot  gegm* 
über  einige  Sal^rl^unberte  frül^er  (um  1500)  bit 
®eiftlid^!eit,  mit  bem  SRetropoIiten  ©irnon  tNm 
9lomgorob  an  ber  ©pi^,  gefteSt!  ©eit  Sra- 
ftantin  bem  ®ro^en,  entgegnete  fte  bem  Cionn 
Stoon  I.  3BafftIiemitfd^,  ^be  bie  StbO^ma 
befeffen,  bie  rufftfd^en  ©rofefürfien  litten  fie  in 
ben  erfteit  Seiten  gleid^  bamit  befc^enft,  unb  ber 
^l  iBIabimir  f  omie  ber  ®ro^f  ürft  SaroSla»  fßtm 
bie  ungered^ten  Sep|ergreifer  gerabcgu  Derflud^ 
SDe^megen  fönnten  bie  Derfammeltcn  Sifd^öft  im« 
möglid^  ben  @elüften  beS  Agaren  entgegenkommen, 
^ötte  aud^  unter  jfatl^arina  IL  ein  ^ieranl^  an 
ber  ©pi^e  ber  ©eiftlid^Ieit  geftanben,  ^äftoidvi^ 
möre  baS  ftird^engut  fo  lautloS  betn  Unber»i^ttgten 
überliefert  morben.  Sei  alletn  fonftigen  ©d^toontai 
6ef eftigten  ftd^  mel^r  unb  mel^r  bie  neuen  f^Iid^ 
@inri$tungen  $eterS  beS  ®ro^en  uitter  ben  ^I- 
gcnbcu  Regierungen.  (S3gl.  au|er  ben  angefül^rten 
SBerfen  nod^  §alem,  Seben  ^ßeterS  b.  ®r.,  SÄün« 
fter  u.  Seipaig  1803—1804,  3  ©be.;  Sergnumn, 
^eter  b.  ®r.  als  SWenfd^  u.  SRegent,  »iga  1823 
bis  1826;  TOitau  1829--1830,  6»be.;  Segnr, 
Hist.  de  Bussie  et  de  Pierre-le-Grand,  Paris 
1829;  Sinbcr,  «Peter  b.  ®r.  unb  feine  3ett,  Acut« 
lingen  1844;  ©abier,  S)ie  geifttge  ^intertafjcn« 
f c^aft  ^cterS  I.  alS  ®runblage  für  bejfcn  Sen^ 
tl^cüung  als  §errfc^er  unb  SKenfd^,  Seipgig  1862; 
Gallitzin,  La  Bussie  au  XYIII»  si^e,  2®  ed.. 
Paris  1863 ;  üstrjalow,  Isioria  zarstwowan- 
niaPetra  Welikawo,  Petersburg  1858— 1863, 
6  5)be. ;  Barrow,  Life  of  P.  the  Great,  n.  ed., 
Lond.  1883 ;  Schuyler,  Life  of  P.  the  Gr., 
Lond.  1884,  2  vols.)  pie^HJrJ 

'^efrtfett,  ®erlad^,  gen)ö]^nlid^  als  Oerlacos 
Petri  befannt,  aScctifd^er  ©d^rif^tefler,  geb.  p 


1849 


^eterfen,  3ol§ann  SBill^elm  —  $etit-3)tbier. 


1850 


^)f»€nkt  1877,  geji.  1411,  trat  1403  in  baS 
IRbfter  ber  regulirten  Sl^orl^erren  gu  SBmbedl^eim 
ein  unb  lebte  bort  bis  gu  feinem  Xobe  als  boS 
9btfter  eines  tioIUommenenOrbenSmanneS,  l^od^« 
t>er4Tt  t>on  feinen  SSrübem,  bie  felbft  an  Xreue 
vmb  (Eifer  bamolS  feiner  ®  eno  jf  enf  d^ft  nad^ftanben. 
ObtDol^I  man  il^n  gu  ben  mid^tigften  Stellungen 
in  feinem  JHofter  ouSerfel^en  l^e,  nal^m  er  bod^ 
qM  Siebe  }um  befd^aulid^en  Seben  fein  anbereS 
Vmt  on  als  baS  beS  SacrifianS.  Sr  l^interlie^ 
eine  lurge  9lntDeifung  gum  innerli(i^en  Seben,  teeld^e 
erfi  Umge  nad^  feinem  Xobe  Deröffentlid^t  nmrbe 
mb  in  bem  beigegebenen  Xitel  baS  Urteil  ber 
bamaligen  3^t  auSfprid^t:  Alter  Thomas  de 
Kompie,  dae  Ignitmn  cum  Deo  soliloquium 
B.  D.  Gerlaci  Petri  Dauentriensis,  Canonici 
B^:nlaris,  coaetanei  quondam  Thomae  de 
Kempis  etiam  Canonici  Begularis,  solidas  et 
dflncidas  docens  semitas  totius  vitae  spiri- 
toalis,  Coloniae  Agrippinae  M  •  DC  •  XY I.  Sin 
SHmtd  biefer  SUtSgabe  unb  eine  beutfd^e  Ueber- 
MmiQ  beS  XesteS  (2.  Ausgabe,  Don  Soffeber)  er- 
fdSienen  1849  gu  ftöln  unb  Sonn  als  Xl^eile  ber 
^aR9^f<!^unbaS€etifd^enSibIiot]^ef\  (SSglPa- 
qnoi,  M^m.  IQ,  Louvain  1 770, 565.)  [ftaulen.] 
TfitttfeUj  Sol^ann  SGßill^elm,  lutl^fd^er 
X^ologe  unb  SR^ftifer,  am  1.  3uni  1649  gu 
OSnabrud  geboren,  proteftantifd^er  $rebiger  gu 
&mnot>er,  feit  1688  Superintenbent  in  Süne> 
mnpg,  (Raubte  befonberer  Offenbarungen  oon  ®ott 
gelDÜrbigt  gu  fein  unb  leierte  fo  eine  neue  Auflage 
MI  olten  e^ttiaSmuS  (f.  b.  ^rt.).  SEßenn  einmal 
baS  d^rifienti^,  meinte  er,  in  ber  gangen  SBelt 
Qe)irebigt  fei,  bann  beginne  baS  taufenbiöl^ge 
itetd^  in  boppelter  ©eftalt :  baS  obere  im  ^tmmel, 
boA  untere  auf  ber  Srbe.  S)aS  irbtfd^e  neue  3eru- 
fakm  fei  für  bie  3uben  beftimmt,  teeld^e  bann  alle 
befel^  unb  in  baS  Sanb  ber  SSerl^ei^ng  gurüdt- 
gef^rt  mürben ;  bort  f oUten  fte  mieber  il^r  ftönig- 
teU^  erl^en.  SDaS  obere  Steid^  bagegen  fei  für 
bie  ^igen  SRart^rer  unb  alle,  meldte  mit  Sl^riftuS 
btttd^  ben  ffreugeStob  gegangen  feien,  beftimmt. 
S>amit  tierbonb  ^eterfen  bie  origeniftifd^e  Seigre 
bon  ber  SBieberl^erfteEuna  aller  2)inge,  bie  er  be« 
fonberS  in  feinem  99ud^e  Mucm^ptov  dicoxaxaord^- 
OMK  icavTov,  b.  i.  ®e]^eimni|  ber  SBieberbringung 
«Herginge,  SJfranffurt  a.  SK.  1 700—1 710,  SSbe., 
cntiDidfelte.  SBegen  biefer  Seigren  mürbe  er  nad^ 
bem  ®utod^ten  ber  Sfacultat  C)elmftabt  im  3. 1692 
tum  feiner  SteOe  entlaf|en  unb  lebte  nun  auf  fei- 
nem ®ut  9tieberbobeleben  bei  SRagbeburg,  fpäter 
SVfißitm  unmeit  3erbft,  mit  ^ausgäbe  mpfti- 
«r  6d^en  befd&äfHgt :  er  ftarb  im  3-  1727. 
€eine  9nfid^ten  tl^eilte  mib  dertl^eibigte  aud^  feine 
<Benui]^Iin3obannaSleonore,  gebome  oonSRerlau. 
^Mol^nS  Seben,  t)on  il^m  felbft  bef  d^eben,  erf  d^ien 
a.L  1717;  ebenfo  baS  Seben  feiner  grau,  bon  i^fr 
fettjl  befd^ben,  1718.  ©eine  fämmtlid&en  ©d^rif- 
ten  flnb  Dergeid^et  in  Söd^erS  ©elel^enlejifon, 
fortgef.  t>.  Stotermunb,  V,  1993  ff.  (Sgl.  ©d^ödfb, 
Aird^engefd^  feit  ber  {Reformation  Vm,  Sei|)gig 


1808,  302 ff.;  grfd^  u.  ©ruber,  Mg.  (gnc^flop., 
@erie  HI,  s.  t.;  &.  ©d^mib,  ®efd^.  b.  ^ieHSmuS, 
giörblingen  1863, 186  ff.)  [o.  foefele.] 

'^eferfbn,  Soreng  unb  Olaf,  f.  ©darneben. 

'^efftsyfenni^,  f.  abgaben  I,  77. 

^€Üi^  f.  Solennes  ^piarüuS;  Sol^amteS  t)on 
©aliSburp ;  $art>i,  SBUl^elm. 

^efif-^bier,  SBlattl^äuS,  0. 8.  B.,  $räfeS 
ber  99enebictiner'&)ngregation  Don  @t«!BanneS, 
S3orfäm))fer  gegen  bie  (Sdlicaner  unb  ^ouf^iften 
feiner  3eit,  nun:  1659  gu  ©t»9McoIaS  in  Sotl^ringen 
geboren  unb  erl^telt  1675  in  ber  Senebictinerabtei 
@t«9Ri]^ieI  baS  OrbenSgemanb.  3n  ben  ©tubien 
geid^ete  er  ftd^  fo  auS,  ba^  er  nod^  als  ©ubbiacon 
oom  ®eneralca))itel  feiner  &)ngregation  gum  Seigrer 
ber  $]^iIof  opbic  unb  Xl^eologie  im  Orben  beftimmt 
mürbe,  ©pöter  mürbe  er  an  bie  ©pi^e  einer  fleinen 
flöfterlid^en  ^fabemie  gefteUt,  in  meld^er  man  bie 
ftird^ent)öter  laS ;  alS  gfrud^t  ber  l^iermit  Derbun- 
benenl^ätigfeit  erfc^ienen  gu  ^riS  1691—1696 
3  Sonbe  Remarques  sur  la  Biblioth^ue  des 
auteurs  ecclesiastiques  de  M.  Dupin,  meldte 
mit  S3eifaQ  aufgenommen  mürben  (ogl.  hierüber 
Ceillier  I,  Prof.  p.  2).  3m  3- 1699  mürbe  er 
gum  9lbt  Don  SBegonDiOe  gemöblt,  fonnte  aber  feine 
Slbtei  nid^t  erlangen,  ba  ber  6ergog  oon  Sotl^ringen 
fte  feinem  eigenen  SSruber  §rang  gur  Sommenbe 
gegeben  fyiät,  ^el^nlid^  ging  eS,  ba  er  1715  gum 
^t  Don ©enoneS gemdl^lt  morben  mar:  bod^  fam 
er  bort  nad^  einigen  3cti^ren  gu  feinem  Sted^te.  3>n 
3.  1724,  gur  3tit,  ba  faft  gang  gfranfreid^  Don 
einem  feinbfeligen  ®eifte  gegen  SRom  erfüllt  mar, 
lie^  $^«S)tbier  gu  Su^emburg  fein  mid^tigfteS 
2Berf  Traite  sur  l'aatorit^  et  l'infaiUibilit^  du 
Pape  bru(f en  (Tat  bei  Migne,  Cursus  theol.  lY, 
1141).  SDaSfelbe  mad^te  ^uffel^en,  mürbe  Dom 
9Re^  unb  ^knifer  Ißarlament  derurtl^eilt,  in 
gang  gfranfreid^  unb  Sotl^iringen  Derboten  unb 
öffentlid^  burd^  ^enferSl^nb  Derbrannt.  S)er  ißa))ft 
Senebid  XIU.  jeboc^  belobte  ben  IBerfaffer  in 
einem  SreDe  unb  belohnte  il^n,  als  er  1725  nad^ 
Stom  fam,  inbem  er  il^n  gum  |)ö)){Uid^en  Xl^on- 
afftftenten  unb  Sif d^of  Don  aWaaa  i.  p.  i  ernannte 
unb  il^m  eine  foftbare  9Ritra  fd()enfte  mit  ben 
el^renben  SBorten:  Quia  intinxisti  calaroum 
tuum  pro  hac  sancta  Sede,  ipsa  sancta  Sedes 
te  remunerat.  9ud^  lie^  er  bie  ©d^rift  $etit- 
S)ibierS  in'S  3talienif d^e  i^e^  unb  in  3talien 
Derbreiten.  3n  SDeutfc^Ianb  beforgte  Sartier  eine 
lateinifd^e  Ausgabe.  9lad^  ber  Slüdfel^r  Don  SRom 
lebte  ^etit-S)ibier  nod^  gmei  3a5re  unb  ftarb  1728 
in  feiner  3lbtel  9Son  feinen  meiteren  ©d^riften 
finb  gu  nennen  (34)  Dissertationes  historicae 
. . .  in  Vet.  Test.,  TuUi  Leuc.  1699,  eine  Dia- 
sertation  historique  (Su|emburg  1724)  über  bie 
^nfid^ten  ber  SSöter  unb  3:i(ieoIogen  beS  ftonftanger 
&)ncilS  begüglid^  ber  9Rad^  unb  ber  Unf e^lbarf eit 
beS  ^fteS,  in  meld^  er  annimmt,  biefelben  l^en 
eine  ©u))eriorttöt  beS  SoncilS  über  ben  ^ft  nur 
für  bie  S)auer  eines  ©d^iSmaS  gelel^ ;  enblic^  eine 
Justification  de  la  morale  et  de  la  discipline 


1851 


iPetlt-^ieb  —  ^ctrarcct 


1852 


de  Borne  (1727)  ^ur  SSertl^ibigung  bet  ^ejuiten 
unb  bet  Sionftitution  ünigenitus.  2im  Diction- 
naire  öon  SKoreri  tt)trb  $etit-®ibter  bejctd^net 
„oI8  tüd^tigcr  Sl^eologe,  ftrammet  Sogifcr,  bcr, 
emft,  fticng,  arbcitfam,  ben  ^fKd^ten  feines 
Stanbeö  getreu  nad^fam".  —  ®a8  ©leid^e  toirb 
gerül^mt  on  feinem  ©ruber  3ofep]^  S.  J.  (geft. 
1756),  ber  SSorftanb  beS  ©trapBurger  ©eminar§, 
ifanaler  ber  Uniöerfität  ^ont-ä«3Wouffon,  Jd^rift- 
fteUerifd^  tl^ätig  unb  ein  bebeutenber  ®egner  ber 
3anfeniften  mar.  (93gl.  Galmet,  BiblioÜi.  Lor- 
raine, Nancy  1751, 724  ss. ;  Ziegelbauer,  Hist 
lit.  U,  154 ;  m,  455 ;  Hurter,  Nomencl.  liter. 
n,  ed.  2, 1067  sq.)    [^mbr.  JKenle  0.  S.  B.] 

'^efif -'^eb,  5R  i  c  0  ( 0  u  3 ,  Janf eniftif d^er  Il^eo- 
löge  ju  fpariS,  toor  ber  5Rcffe  eineS  altem  9licoIau8 
$ctit-$ieb  (1627—1705),  ber  aisganonift  unb 
SSerfaffer  eineS  Trait^  du  droit  et  des  preroga- 
tives  des  ecclesiastiques  dans  Tadministra- 
tion  de  la  justice  seculi^re  (Paris  1705)  ftd^ 
SRuf  erworben  l^atte.  ®er  jüngere  $etit-$ieb  »ar 
ju  ?Pari8  1665  geboren,  »urbe  ©octor  ber  Sor- 
bonne unb  erl^ielt  1701  einen  fiel^rftul^I.  ©ann 
fd^Io^  er  fid^  ben  ©octoren  an,  »eld^e  ben  berüd^- 
ttgten  „®ctt)tnen§faU"  (f.  b.  9lrt.  SanfeniuS  VI, 
1230  f.)  unterfd^rieben ;  er  mürbe  be^l^alb  nad^ 
Seaune  t)ertt)ie|en^  ging  aber  gu  CueSnel  (f.  b. 
art.)  nad^  ^oOanb.  3m  3. 1718  feierte  er  jurücf 
unb  rid^tete  ju  ^Sni^reS,  gang  nal^e  bei  $ari3, 
einen  ©otteSbienft  nad^  l^oUönbifc^-jianfeniftifd^em 
3Rufter  ein.  Die  ^arifer  ftrömten  l^inju,  o^ne 
ba^  ber  grjbijd^of  (öon  9loaüIe«)  eingejd^ritten 
tt)ärc.  SBalb  nad^^er  (3uni  1719)  fe^te  bie  Sor- 
bonne il^n  fogar  micbcr  in  aUc  SRed^te  ein,  bie  il^m 
1703  entjogen  morbcn  ttjaren ;  allein  bie  ttjeltlid^c 
Sel^örbe  annuUirte  ben  Sejd^Iufe  unb  ocrbannte 
^etit-^ieb  any^  9leue.  Sro^bem  mäl^Ite  il^n  ber 
Sifd^of  Don  ^Q\)mi  ju  feinem  2;]^cologcn.  Später 
(1728)  ging  ^etit-^ieb  wiebcr  nad^  |)oHanb,  er- 
hielt 1734  bie  grlaubni^  jur  SRücffe^r  nod^  ^ari§ 
unb  ftarb  bafelbft  1747.  —  3)ie  Schriften  ^etit- 
^icb§,  bercn  SKoröri  81  ertoäl^nt,  jino  meiftcnS 
Streitjd^riftcn  in  bitterem  unb  ge^äjfigem  Jone; 
eine  grofee  ^n^al^I  befaßt  fid^  mit  ber  Sefämpfung 
ber  ^uUe  ünigenitus  (5.  S3.  Examen  thöo- 
logique  de  Tinstruction  pastorale  approuvee 
dans  Tasseniblee  du  clerge  de  France  etc., 
Paris  1713,  3  vols.).  (SSgl  de  Feller,  Dict. 
hist.  s.  V.;  Nouv.  Biogr.  gen.  XXXIX,  719  s.; 
Querard,  La  F{*ance  fitteraire  VII,  Paris 
1835,  93.)  [%  gffct.] 

^efra,  im  %  %.  ber  in  gried^ijd^er  3cit  oflge- 
mein  geworbene  9iame  für  eine  Stabt,  ttjeld^e  früher 
Sela  (yVp)  ]^tc^  (SRid^t.  1, 36).  Sie  toax  öon  ben 
gbomitem  in  einem  gelfentfjal  amgu^e  beSSergeS 
^or  fo  erbaut,  ba^  bie  ilBol^nungcn  jum  2:^eil  in 
bie  5cl§tt)änbe  eingcl^auen  ttjaren,  unb  bilbete 
megen  il^rer  fdjiwer  jugänglid^en  unb  leidet  ju  öer- 
tl^eibigenben  lOagc  bie  ^auptftü^c  ber  ebomitifd^en 
"iDla^t.  ßönig  ^mafiaS  öon  3uba  eroberte  fie 
jebod^  (4  Äön.  14,  7)  unb  jerftörte  fie  fo  öott- 


ftönbig,  ba|  t)on  ba  an  Softra  qI§  ebomttil^ 
^au))tftabt  erfd^etnt  unb  Sela  nid§t  m^  in  ber 
feiligen  Sd^rift  genannt  toirb.  3nt^  IM 
^etra  megen  feiner  Soge  an  ber  @tra|e  ihub 
rotl^en  9Jteer  nod^  9iorben  immer  ein  totd^gcr 
^anbelsplal  unb  tearb  um  800 1>.  (S^.  bie  ^on^ 
ftabt  ber  9labatöer  (f.  b.  3lrt.).  9la^bem  bteje  m 
ben  Seleuciben  mieberl^oU  tiergeblid^  belagert  toof 
ben ,  erlag  fte  105  n.  (SSyc,  ber  vömifd^  Vtaäft 
unb  marb  mm  mit  großartiger  ^ßrad^t  }tt  einer 
i^elfenftabt  umgefd^a^en,  ba  au8  bem 
f^elfen  %tmptl  unb  ^aläfte  in  fpötrdmifd^em 
fd^mad  ]^au§ge]§auen  mürben.  &tit  ^fong  bc3 
5. 3Q^t]^unbertS  mar  ißetra  ein  d^rifUid^er  9Mo> 
politanfil  unter  bem  $atriard^  tu>n  3entfdaL 
9lad^  ber  mol^ammebonifd^en  Eroberung  Ddtor  cS 
feine  Sebeutung  unb  balb  auc^  feine  SetDo^ 
3e^t  geben  nur  nod^  bie  faft  un^rftörbonen  geß- 
anfagen,  meldte  erft  1812  mieber  oufgefimbn 
mürben,  jhmbe  Don  ber  einmaligen  SSebeutung  ba 
Stabt,  meldte  aud^  bem  fogen.  petröifc^en  SiaMm 
feinen  9lamen  gegeben  l^t.  [StavkxL] 

^tttaxca^  gfranceSco,  ber  beldmite  €0- 
nettcnbid^ter,  gel^ört  l^ierl^  nid^t  olä  ber  giö^ 
S^rifer  3talien§  ober  als  ber  93orI&i^  bc§ 
\pattm  §umani§mu8  (f.  b.  Slrtt.  ^umanifim  VI, 
400  unb  3talienifd^e  Siteratur  VI,  1116),  fmk 
bem  als  ein  SJtamt,  meld^er  on  ben  fnd^ru^ai 
3uftönben  feiner  3^  tegen  Slnt)^  nol^m  unb 
beffemb  in  biefelben  einzugreifen  fud^te.  Sr  nur 
ber  Sol^n  eines  fiorentinifc^en  92otard,  5lismA 
^etracco,  meld^er  mit  S)ante  gleid^e  politifd^ 
^nfd^auungen  liegte  unb  mit  il^m  unb  ^Inbeni 
1302  in  bie  Verbannung  gelten  mußte.  So  tan 
er  nad^  ^Irejjo,  unb  |icr  mürbe  ber  fimftige 
S)id^ter  im  3uti  1304  geboren.  3)er  urfpiüng« 
lid^e  92ame  be§  le^tem  toax  gfranceSco  bi  $etn)ca) 
unb  marb  erft  fpäter  in  ben  je^t  gctoöbnli^um» 
gcänbcrt.  91I§  er  8  3ö^te  alt  ttmr ,  fiebelte  fdn 
^ater  nad^  ^Dignon  über,  mo  ftd^  bamalS  ber 
pö^ftlid^e  ^of  befanb,  fd^idte  aber  feine  gfiunilie 
nad^  bem  naiven  SarpentroS.  ^ier  Derld^e  gnm> 
ceSco  4  glüdlid^e  3a^te  bei  bem  Stubüun  ber 
©rammatif,  Sl^etorif  unb  ffiialeftif.  ®egen  ieine 
Steigung  mibmete  er  fid^  bann,  bem  SBunfd^e  fcimS 
SSatcrS  folgenb,  7  3Q^te  lang  gu  SDiontpeflitr 
unb  Sologna  bem  Stubium  ber  9ted^te.  %ify 
bem  i^m  1326  beibe  @Item  geftorben  maren,  Uffctt 
er  na^  ^Dignon  ^urüd  unb  tl^eilte  bort  feine  3^ 
jmifd^en  ben  mannigfad^en  SScrgnügungen,  jfi 
meldten  bie  })äpftlid^e  öofl^altung  unb  ber  Ä*' 
fammenflu^  öieler  grcmbcn  5lnla|  bot,  mib  bem 
Stubium  ber  lateinifd^en  Slaffifer,  ba  er  bomoB 
beS  ®ried^ifdf)en  nod^  nid^t  mäd^tig  mar.  Sein 
geiftreid^cS  SBefen  unb  feine  ©emanb^eit  oer» 
f d^afften  il^m  oicie  fjreunbe,  namentlich  unter  ben 
©liebem  ber  auSgemanberten  reid^en  gornüie 
Kolonna.  3"  ^öignon  ereignete  ftd^  mid^  ber- 
ienige  Sorfatt ,  meld^er  für  feine  Uterarifd^  9f 
rül^mtl^eit  entft^eibenb  mürbe:  er  fal^  am  6.  S^ 
1327  in  ber  ^rd^e  üon  St.  Slara  bie  bunl^  i^ 


18S8  $etreiu§  —  $etri  ftettenfeiec.  1854 

imflerBHd^  getoorbene  Smtra,  für  bie  er  fettbem  f^öftigt,  tl^eilS  Bei  poIiKfd^en  ober  fird^Ud^en 

eine  unouSIöfd^Itd^e  9ieigung  betoal^rte.  2)ie  S)ame  sBermidRungen  alS  (Sefd^&ftSträger  ober  SJertrouter 

UNtr  bamoIS  19  Solare  alt  unb  feü  2  Sauren  Der-  tl^öKa.   3m  3.  1362  {d^enfte  er  ber  SRepublif 

IbeiTotrt,  an  Xugenb  ebenfo  l^onagenb  lote  an  Senebtg  feine  iBüd^er  uno  legte  bamit  ben  @runb 

&ifirifidt  3e^n  äo^te  lebte  Petrarca  ju  9t)tgnon  gu  ber  ambrofianifd^en  Sibltotl^ef.  3m  3.  1870 

in  il^er  3lSä)t  unb  fal^  fte  öfter ;  aOein  möl^renb  er  gog  er  ftd^  in  ein  fleined  S)orf  9rqu&  ntrud  unb 

Pe  in  Sonetten  üerl^errlid^te,  welche  bie  ©etounbe-  fü$rte  l^ier  ein  innerlid^  gefammelteS  Seben,  bis 

Tung  aOer  3eitgenofien  l^rDorrief en,  mu^te  fie  il^n  am  18.  3uli  1374  ben  über  einen  Folianten 

immer  in  gemefjener  Sntfemung  gu  leiten,  unb  l^ingebeugten  ®rei§  ein  Sd^Iagfiu^  traf.    S9io- 

Kei  ber  einzigen  ©elegenl^eit,  ba  er  ))erfönlid^  il^r  grapl(|ien  $etrarca^8  fd^rieben  Boccaccio  (l^erouS- 

|eine  Siebe  gu  gefiel^en  loagte,  marb  er  ftrenge  t)on  gegeben  Don  Stoffetti,  Srieft  1828)  unb  Diele  ^n> 

tl^  }urüclgett)iefen.  Unter  fold^  Umftönben  fud^te  bere.  (93gl.  SBIanc,  in  Srf d^  u.  ©ruberS  Snc^Üo- 

er  burd^  geleierte  @tubien  unb  SReifen,  oft  genug  pSbit  s.  v. ;  Körting,  ^etrorca^d  Seben  u.  äBerfe, 

aber  oud^  burd^  leid^tftnnige  Vergnügungen  über  Sei|)}ig  1878.)                             [jfaulen.] 

feine  5leigung  §err  gu  werben,  gr  trat  aud^  in  ^ttteias  (^eeter§),  Il^eobor,  0.  Carih., 

Den  geiftlid^en  @tanb,  em))fing  aber  nur  bie  Dier  iBerfaf|er  einer  ^mal^I  Don  tl^eologif^en  ©d^riften 

nid)eren  SGßeil^en.    3nt  3*  1335  rtd^tete  er  an  befonberd  poIemifdQen  Cl^rafterd,  tear  gu  Stampm 

^fi  Senebict  Xn.  eine  lateinifd^e  epiftel,  worin  (Ober-?)f|eI)  im  3. 1567  geboren.  SRad^bem  er 

er  i^  gur  Stüdfel^r  nad^  9iom  ermal^nte,  unb  er*  gu  ffdin  ben  9Ragiftergrab  erlangt  l^atte,  trat  er 

^lelt  gum  fiol^n  bafür  feine  erfte  geiftlid^e  ^frünbe,  ebenbafelbft   in  ben   Äartl^äuferorben   (1586), 

ein  (fimonicat  in  Somb68.  3tn  folgenben  3a^re,  würbe  geitwcilig  ißrior  ber  ff artl^aufe  gu  ffiülmen 

ba  er  ftd^  gu  Som  befanb,  legte  er  Don  bort  aus  unb  ftarb  gu  ftöln  im  3.  1640.    JBon  feinen 

bem  ^ßopft  bie  9lüdffe^r  nad^  ber  alten  SReftbeng  Sd^riften  (f.  Hartzheim,  Bibliotheca  Colon., 

in  einem  gmeiten  (Sebid^t  bringenb  an'S  ^erg.  Colon.  Aug.  Agrippin.  1747,  305  sq.)  fei  ^ier 

Ungeist  Don  feiner  fiiebeSfranfi^eit,  aber  oo$  ertoäl^nt  bie  Confessio  Gregoriana,   Colon. 

g'outert  in  feiner  9ieigung,  gog  er  ft^  1838  Don  1596  et  1605,  ber  er  in  gleid^er  SBeife  Confes- 

ignon  na^  bem  naiven  %^a\  ber  @orgue  gurüdC,  siones  S^prianS  unb  ^ertuQianS  (^ariS  1603), 

laufte  ftd^  ein  fleineS  |)auS  bei  ber  Quelle  Don  beS  1^1.  Seml^arb  (fföln  1607),  beS  |l.  Seo  b.  ®r. 

Souclufe  unb  brad^te  |ier  einige  3a^te  nur  mit  (ffdin  1604)  folgen  Iie|.  @ein  Catalogus  hae- 

gelegen  unb  bid^terifd^en  arbeiten  gu.  3nfoIge  reticorum  (Colon.  1628  et  1629)  ift  ein  giem- 

bet  Ie|teren  warb  i^m  1341  ber  S)id^terIorbeer  lid^  felteneS,  aber  nid^t  immer  guDerlöfftgeS  Sßerf. 

IiUglei^  Don  ber  ^arijer  UniDerfttät  unb  bem  römi»  Dem  3ntereff e  feines  DrbenS  biente  feine  Biblio- 
d^n  Senat  angeboten;  er  entfd^ieb  ftd^,  ben  ffrang  theca  Cartusiana,  Colon.  1609,  unb  PetriDor- 
Don  feinen  £anbSIeuten  angunel^men,  unb  Iie|  ben*  landi  Chronic.  Cartusiense  (mit  ^nmerfungen), 
felben  bann  am  %Itar  Don  @t.  $eter  aufl^öngen.  ib.  1608;  aud^  gab  er  (ff()In  1611  unb  1640)  bie 
Kad^bem  er  1342  nad^  ^Dignon  gurütfgefel^rt  War,  (äd^ten  unb  unäd^ten)  SSerfe  Sruno'S  beS  ftar- 
rid^e  er  an  ben  ^opft  ein  britteS  Sebid^t  mit  tl^öuferS  l^rauS.  (Sgl.  aud^  Nout.  Biogr.  gön. 
ber  Slufforberung  gur  SRüdfel^r  unb  erl^ielt  bafür  XXXIX,  7528.;  Hurter,NomencLlit.  1,2.  ed., 
eine  neue  «Pfrünbe  in  ber  3)iöcefe  $ifa.  3m  ^nh\i  Oeniponte  1892,  296  sq.)  [«.  gffer.] 
ia43  l^tte  er,  t^eüS  gu  «Dignon  tl^eilS  gu  Sau-  "^efri  ^ettenfeier  l^ei^  ein  geft,  weld^eS  in 
dufe  wol^nenb,  eines  feiner  bebeutenbften  SGßerfe  ber  abenblönbifd^en  Rixi^t  am  1.  Suguft,  jebod^ 
DoDenbet,  baS  gewöl^nlid^  De  contemtu  mundi  nur  in  choro  (f.  b.  9rt.  f^^fte  ob.  IV,  1394),  ge- 
LL.  III  betitelt  wirb,  Don  il^m  felbft  aber  Secre-  feiert  Wirb.  S)er  @egenftanb  biefeS  gf^fteS  ift  bie 
tinn  Bumn  aenannt  würbe.  S)amalS  lernte  er  aud^  ißerel^rung  ber  ftette,  in  weld^r  ber  l^eilige  ^oftel- 
burd^  ben  @ried^en  ^Sarlaam  bie  ^nfangSgrünbe  fürft  $etruS  gu  3erufalem  auf  Sefe^I  beS  ^erobeS 
beS  ®ried^ifd^en  fennen.  3nt  September  1343  gefangen  lag  mib  auS  ber  er  bur^  einen  Sngel 
unternahm  er  im  ^ufhrage  beS  ißapfteS  eine  SReife  wunberbar  errettet  würbe  (^pg.  12,  1—17). 
nod^  3ltQpü.  gfür  biefe  QRiffton  foUte  er  burd^  S)iefe  ftette  Würbe  aber  erft  um  437  Don  ber 
ein  SiStl^um  belol^nt  werben ;  er  f d^Iug  baSf e(be  ff aiferin  Subo^ia,  ©emal^Iin  beS  iüngem  X^eo- 
aber  ouS,  weil  er  «.genug  mit  ber  Sorge  um  feine  bofluS,  Don  3erufalem  nad^  Sonftantinopel  ge- 
eigene €eele  gtt  tl^un  l^abe",  unb  erl^ielt  ein  Sa«  brad^t.  S)ie  ^ölfte  biefeS  f oftbaren  @d^a^eS  gab 
nonicat  gu  ?Parma.  3n  bieje3«t  pel  ber  3luf-  bieSWutterßubojiail^rerlod^tergleid^eSSlamenS, 
fianb  beS  Sola  bi  Sliengi  gu  9tom,  für  ben  er  ftd^  weld^e  ben  ffaifer  iBalentinian  LEI.  in  9lom  l^i- 
in  poetifd^er  Ueberfd^wänglid^feit  eine  3«it  lang  ratete.  3"  SRom  Würbe  aud^  bie  Äette,  in  weld^e 
iegeifierte ;  aUein  baS  9ni^faÜen  feiner  abeligen  ber  I^L  ^etruS  Don  9lero  gefd^Iagen  worben  fein 
gfreunbe  fül^rte  il^n  gu  befferer  grfenntni^  gurüd.  fott,  mit  großer  SSerel^rung  aufbewahrt,  unb  bie 
Stad^bem  1348  Saura  geftorben  war,  Derlie^  er  Segenbe  ergäl^lt,  ba|,  alS  man  oaS  Don3trufaIem 
1853  SlDignon  für  immer  unb  lebte  feitbem  gu  l^erbeigebrad^te  ffettenftüdt  an  biefe  Stttit  Ijiielt,  pe 
^ßarmo,  9Rantua,  SSerona,  SSenebig,  SRom  im  Um-  fo  gujammen  ))a|ten,  als  ob  fte  Don  Anfang  an 
oonge  mit  ben  @ro|en  feiner  3eit,  t^eilS  mit  clafft«  nur  Sine  ftette  gewefen  wären.  SDie  SJerel^rung 
yäftn  Stubien  unb  lateinifd^en  SDid^tungen  be-  biefer  ^Reliquien  war  gu  Sonftantino))eI  unb  9tom 


1855 


ipctri  ©tul^Ifcier  —  ißetruccL 


1856 


[o  gro^,  ba^  fomol^I  l^ter  al§  bort  ^u  S^ren 
oerjelbcn  Äir^cn  erbaut  ttjurbcn  unb  eine  tJeft- 
feicr  unter  bem  Sitel  „ftettenfeicr  ^etri"  (Fest. 
S.  Petri  ad  vincula)  nid^t  mel^r  lange  auf  ftd^ 
»arten  lie^.  68  ift  jel^r  wal^rfd^einlid^,  ba|  eine 
berartige  geier,  nad^bcm  bie  jüngere  gubojia  bie 
JKrd^e  ad  vincula  Petri  erbaut,  balb  gu  9iom 
eingefül^rt  tourbe  unb  fid^  in  ber  fatl^oUJd^en  ftird^e 
raf §  öerbreitete.  3lu8  ben  ©riefen  ^apft  ©regorS 
beS  ©ro^en  gel^t  l^eröor,  ba|  gu  feiner  Seit  bie 
SSere^rung  ber  jfetten  $etri  eine  fe^r  auSgebel^nte 
toar :  95eba  bem  gl^rwürbigen  toirb  eine  ^rebigt 
mit  Dem  anfange  Solemnem  observantiam  gu- 
gef daneben,  bie  ba§  in  SRebe  flel^enbe  Qfeft  jum 
©egenftanbe  f^at,  menn  fte  oud^  mand^eS  Uner- 
n)iefene  unb  Unl^altbore  in  dlädftd^t  auf  bie  @nt- 
ftcl^ung  unb  ben  ©egenftanb  biefeS  gefteS  ent- 
hält. ©aSfcIbe  wirb  j[e|t  nur  nod^  in  SRom  feier- 
lid^  begangen  in  ber  ffird^e/ meldte  ben  litel 
Ad  vincula  Petri  fül^rt,  auf  meldten  Sitel  aud^ 
ein  ßarbinalpricfter  ernannt  »irb.  3n  ben  2)le» 
näen  ber  ©ried^en  ift  ba§  Qfeft  unterm  16. 3önuar 
Dergeid^net.  ®a§  gried^if^e  t^feftofücium  entl^ölt 
Stellen,  iDeld^ebeutUd^  bezeugen,  ba^  Dem  1^1.  $etru§ 
Dom  §erm  ber  ^Primat  über  bie  ganje  ffird^e  über- 
tragen iDorben  ift.  (Sgl.  Baron.  Annal.  ad  ann. 
439,  n.  4  sqq. ;  Id.,  Martyrologium  ad  diem 
I.  Aug. ;  Sutler,  Seben  ber  ffiäter,  bearbeitet  öon 
SRä^  unb  SBeiS,  X,  202  ff. ;  Nilles,  Kai.  man.  I, 
Oeniponte  1879,  71  sq.)  [Senbel.] 

Wäxi  $fit^ffeier,  f.  (Jatl^ebra  II,  2060  ff. 

^tttoitnfianet^  f.  ^etruS  öon  Sru^S. 

^eUoninf^^  b  e  r  1^  I. ,  f.  Sologna  II,  994. 

"g^efrttcd,  ^ietro  SWatteo,  Dratorianer, 
einer  ber  l^eröorragcnbftcn  ^Inl^änger  be§  Duic- 
ttftcn  mä),  5moIino8,  mx  im  3.  1636  ju  3efi 
im  cl^emaligen  ^crjogtl^um  Urbino  geboren,  ^n 
ber  Uniöerfität  5D^acerata  ertoarb  er  fic^  bie  3)octor- 
würbe  beiber  SRedj)te,  geriet)^  jebod^  auf  fittlid^e  9lb» 
ttjege  unb  gab  man(|e8  ^ergemi^,  bis  il^n  ber 
©ifd^of  fcine§  ®eburt§orte§  unb  fpötere  Karbinal 
^21Iberano  Sibo  im  3-1661  mit  Siebe  unb  Strenge 
ujiebcr  auf  ben  $fab  ber  Jugcnb  jurüdbrad^tc. 
^etrucci  ern)ä]^Ite  ben  gciftlid^en  ©tanb  iinb  lebte 
fortan  nur  mel^r  ben  Uebungen  ber  95u^e  unb  ber 
SEBiffeufd^oft  ber  ^eiligen,  ^it  25  3^^^^^  mürbe 
er  ÜJ^itglieb  unb  fpäter  (1679)  aud^  SSorftel^cr  ber 
Kongregation  be§  Oratorium^  in  3efi.  ®amaI8 
öerbrcitete  ber  ©panier  TOid^.  SWoIinoS  (f.  b.  ^rt.) 
in  3toIien  unb  namentlich  in  SRom  feine  in  allen 
©efeüfd^oftöfreifcn  gern  gel^örten  quictiftifdf)en  3n:- 
tpmcr.  ^ud^  ber  fromme  ^etrucci  liefe  fid^  über 
bie  5Ratur  unb  ba§  Ski  bicfcr  religiöfen  Semegung 
täufd^en  unb  trat  mit  i^rem  Url^cber  unb  fieiter  in 
fo  enge  95erbinbung,  bafe  man  il^n  fd^erjmcife  ben 
„limotl^cuS  beS  30lolino§"  nannte,  gr  l^attc 
fclbft  fd^on  öor  längerer  3«it  mel^rerc  auf  bie  6r= 
neucrimg  unbgörberungbeS  contemplatiöcn  Scben§ 
gcrid^tete  5lbbanblungcn  öeröffcntlid^t:  Lettere  e 
trattati  spirituali  e  mistici,  Jesi  1676,  1678 
unb  toieberum  Veneria  1681 ;  La  Vergine  as- 


sunta,  novena  spirituale,  Jesi  1675,  3.  ediz. 
Genova  1681 ,  oud^  Macerata  1687 ;  Medi- 
tazioni  ed  esercitü  prattici  di  varie  virtü, 
ed  estirpazione  de'vitii  per  la  novena  del 
8.  Natale  di  Gesü  N.  S.  etc.,  Jesi  1679,  Bona 
1682;  Poesie  sacre  e  spirituali,  Yenez.  1680; 
I  mistici  enigmi  disvelatd.  Dichiaraaooe 
compendiosa  d'  un  sonato  mistico,  Jesi  1680, 
Venez.  1682.  9118  nun  ber  Sfefuit P. ©cgneriin 
ber  @d^rift  Concordia  tra  la  fatica  e  la  qmete 
nell' oratione ,  Firenze  1680,  bie  ofiotifi^ 
©runbfö^  beS  ^Rolinod  unb  ^ßetrucci  asgrift 
übemal^m  le^terer  il^re  SSertl^bigtmg  in  ber  (B^ 
fd^rift  La  contemplazione  mistica  acqnisUti, 
in  cui  si  sciogliono  Topposizioni  contro  a 
questa  orazione,  Jesi  1681.  2)ie  @d^  ip 
bem  SorbinalfiaatSfecretär  SUberono  Site,  fle> 
trucci^g  ©önner,  gemibmet  unb  n)urbe  im  ^äfa 
1682  3U  ©enua  nod^  einmal  mit  einem  peUaa^ 
apoIogetifd^mSlnl^ge  (Aggiunta)  gebrudH.  Sri 
gat^e  Streben  ^etruccf  d  gel^t  ba^in,  bie  qv» 
tiftifd^e  SD^ftü  mit  ber  Sel^rüberlieferwig,  ba 
SiScipIin  unb  bem  Sultleben  ber  StwS^  in  (g8> 
Hang  ^u  bringen,  unb  ba)^  du^ert  er  {^  fc^ 
fd^arf  gegen  bie  um)erftönbi9en  tLuSfd^reütngn 
einiger  V^erm^ftifer,  mie  bie  &ntf  emimg  ba  fbaoF 
fi^e  unb  C^eiligenbilber  ouS  ben  SBol^nungeii  nb 
bie  grunbfö^Ii^e  Unterlaf|ung  unb  ®mngf<(fi]fim| 
bed  münblid^en  ©ebeteS  (Agg.  §§  4.  5.  8).  Itn- 
ablöfftg  betont  er  feine  red^tglöiäiige  ©eßnmng 
unb  t)erma]^rt  ftd^  gegen  ben  93onmtrf  beS  Ouieäl- 
muS  0.  c.  §  7).  gr  überlädt  bie  «ntfd&eibungber 
unfehlbaren  ffirdf)e  0.  c.  p.  X  sg.).  P.  Segnen 
crmiebcrte  ^etrucci  in  ber  Lettera  di  risposta  al 
Sig.  Ign.  Bartalini  sopra  1'  eccettioni  che  da 
un  difensore  de'  modemi  quietisti  a  chi  ha 
impugnato  leloro  leggi  in  orare,  Venez.  1681. 
®ie  römifd^e  Snquifition  unterfud^te  bie  beiber* 
fettigen  ©d^riftcn,  beanftanbete  jebod^  nid^biebeS 
5WoIino§  unb  ^etrucci,  fonbem  bie  be§  P.  ©egneri: 
erft  11  Solare  fpäter  erfd^icn  feine  Concord&ain 
Som  toicber  in  neuer,  nad^  ber  SBeifung  ber  Sß* 
quifition  öerbeffertcn  Ausgabe  (ögl.  SJcufdJ,  3)er 
Snbes  11,  613).  ^etrucci  tourbe  fogar  twn 
garbinal  Slberano  Kibo  als  Wad^folger  jnw§ 
SBruber§  (1671—1681)  auf  bem  bifc^öflic^ 
©tul^Ie  ju  3efi  bem  ^ap\tt  Snnocenj  XL  em» 
pfol^Ien  unb  aud^  am  14.  ^ril  1681,  bolb  M 
bem  ßrfd^einen  feiner  Apologie,  wirflid^  jum  9^ 
fd^ofe  ernannt,  ©eine  frül^eren  ©d^riften  nmtben 
miebcr  abgcbrudtt  unb  neue  in  bemfelben  ©eijie 
Derfa^te  famen  l^in^u,  fo  II  Nulla  delle  creataie 
ed  il  Tutto  di  Dio,  trattati  due,  Jesi  1682; 
ferner  Lettere  brevi  spirituali  e  sacre  c^n 
alcuni  atti  giaculatorii  di  diverse  virtü,  alia 
perfettione  molto  gioyevoli ,  Jesi  e  VeneL 
1682 ,  micberum  Jesi  1684  (üon  einem  pO' 
teftantifd^en  TOpftifcr  aud^  in'§  5Dcutfd^e  überfejt: 
ffur|c  geiftlid^e  Srieffe  be§  Korb.  $.  2JL  ^petnicri, 
mit  SSoncbe  ®.  5lmoIb§  [bcS  bekannten  ©e|wro' 
tiften^aui)te8  au  Dueblinburg] ,  §Notte  1705); 


1857 


$etru§,  ber  ^l,  ber  9)io{ieIfur{i. 


1858 


cnblid^  La  scuola  dell'  orazione  aperta  alle 
«nime  devote  nell'  esposizione  d'  iina  sacra 
eanzonetta  di  S.  Teresa,  Bologna  1686.  9IS 
bie  reliai^fe  SeiDegung,  burd^  bte{e  Itterarifd^en  @r- 
jeugnitle  genäl^rt,  tmmet  loetteie  Jhreife  30g,  leitete 
cnblid^  bie  römifd^e  3nquifition  im  3. 1685  einen 
ttnnlid^  $roge^  gegen  9RoIino8  ein,  ber  mit  ber 
Serurtl^eUung  bedfelben  enbigte.  IRun  loutbe  mtd^ 
^ßetrucct,  ber  unterbeffen  fogor  Sorbinal  geworben 
UKtr,  not  baS  Sforum  ber  Snquifttion  gelaben ;  bie 
Unterführung  »arb  iebod^  in  SRüdfftc^t  ouf  feine 
]^]^  m(^Iid()e  SBürbe  auf  99ef el^t  bed  $apfted  t)on 
einer  befonbem,  ouS  t)ier  Sorbinälen  beftel^enben 
Commiffion  gefül^rt,  »el^e  burd^  beeret  t)om 
5.  gefoitor  1688  ad^t  feiner  Sd^riften  für  t)er- 
IDerflid^  erHärte.  ®etreu  feinem  iBerf^red^en,  unter- 
«Ntrf  fU^  ber  fromme  Sorbinol  fof ort  bem  Urtl^eile 
berftniriidren^uctontat.  Sie^öfd^iDörung,  loeld^e 
UeSnquifUion  gleid^foÜS  für  nötl^ig  erad^tete,  nal^m 
ber  ^ßopft  felbft  entgegen  ol^ne  bie  bei  ber  3nqui- 
flHon  üblid^en,  für  einen  Sorbinal  aüerbingd  be* 
mutl^igenben  Sformolitöten  (Michaud,  Louis  XIV. 
«t  Innocent  XL  lY,  Par.  1883,  467).  ^etrucd 
hfjßclt  l^ierouf  in  feine  S)iöcefe  ^urüdt,  hmrbe  aber 
fpdier  »ieber  nad^  SRom  gerufen  unb  unter  9uf* 
{U^t  bafelbft  jurüdfbel^Iten,  bis  il^n  3nnocen}  XIL 
1694  iDieber  freigab.  Stoei^^^^tenad^  feiner  aber- 
maligen Stüdfel^r  nad^  3cfl  I^gte  er  freiwillig  bie 
Senxxiltung  btefeS  SiStl^umd  nieber.  S)er  ^fi 
wM  il^m  ein  äal^reSgel^U  t)on  2000  @cubi  an, 
erlaubte  il^m  aber  ni^t  bie  Siefignation  auf  baS 
Carbinalat,  fonbem  ernannte  ii|n  ^um  apoftoli- 
\ä^  Sifitator  t>erf  d^iebener  römif  d^  Sonfratemi- 
tSten,  fomie  ber  2)i5cefe  @.  @et)erino,  100  er  für 
bie  Xeform  bed  6:ieru8  unb  iBoRed  eifrigft  iDirfte. 
^etnicci  befd^Iog  fein  toed^fetooUeS,  tl^ötiged  unb 
etbauIid^eS  Seben  ^u  9RontefaIco  am  5. 3uli  1701. 
(Sgl.  Three  Letters,  conceming  the  present 
atate  of  Italy,  written  in  the  year  1687. 
L  Belating  to  the  affair  of  Molinos  and  the 
Qmetists.  Being  a  Supplement  to  Dr.  Bumet's 
(onQlicanifd()en9ifdrofd)  Letters,  London  1688; 
Moroni,  Diz.  LU,  250  sg.;  Ghaillot,  Principes 
deih^logiemystique,  Par.  1866;  ^ftoralcor- 
refponben)  für  böigere  Seelenleitung  in  auSerlef enen 
Sriefen  bed  SarbinalS  unb  93ifd^of8  t)on  geft, 
$.  91.  $etrucci,  nebft  einer  furjgefa^ten  itiml^ 
cefci(»id^te  beSfelben,  StegenSb.  1887  [überf.  unb 
perouSg.  t)on  ®.  @d^tt)ab];  ^tppt,  ©efd^id^te  ber 
quietiflifd^en  SD^ftü  in  ber  fatl^.  Rvcä^t,  Serlin 
1875,  135—144.  282  [mÜ  ^uSgügen  au8  ^e- 
trucci'3  @d^rift  La  contemplazione] ;  Sleufd^, 
IDer  3nbej  n,  611—619.)  tSD^orgott.] 

^ettus,  ber  ^I.,  ber  apoftelfürft,  ^ie| 
itrfinrünglid^  ©imon  (SiV^v,  ^0%  1,  41  f.;  21, 
15. 16. 1 7 ;  Süftecüv,  5lpg.  15, 14  unb  bie  meiften 
^Nombfd^en  t)on  2  $etr.  1, 1 ;  bie  iBuIgata  l^at 
jmd  Simon).  Sie  Slenberung  feines  9{amen§ 
tfi^  t)on  Sl^fiuS  felbft  l^r ;  fte  marb  angefünbigt 
bei  ber  erften  ©egegnung  (j|rifti  mit  bem  fpätem 
*9pofteI  (Sol^.  1 ,  42)  unb  tl^atfäd^Iid^  t)oEsogen 

fiin^enleiiroti.  IX.  2.  KufL 


bei  ber  SluSmal^I  ber  gioölf  Spoflel  (SRarc.  3, 16. 
8uc.  6, 14 ;  t)gl.  aWattl^.  10,  2) ;  i^r  probiben- 
tieOer  3tt)edt  ttunr,  entfpred^enb  ben  9lamen§t)eranbe- 
rungen  im  aiten  leftament  (j.  S.  @en.  17, 5. 15 ; 
32,  28 ;  ä5, 10),  bie  ©^araftereigenfd^en  unb 
bie  Sebeutung  bed  erften  ber  ^oftel  auSgubrüden 
(SWattl^.  16, 18) ;  benn  ^etruS,  ir^xpoc,  ift  Ueber- 
fejung  öon  q-'s,  Stat.  emph.  «t-'D,  Qfefö.  Die 
9lamen@imonunb$etru8fommenaud^t)ereintt)or 
(j.  S.  30]^.  21, 15;  als  anticipatton  3o]^.  1, 40). 
L  S)aS  Seben  $etrl  A.2)arftenung  beS 
SebenS  nac^  Sibel  unb  Xrabition.  1.  ^aä) 
benSt)angeIien  iDar^etruS  ber  jüngere  Sruber 
beS  apoftelS  ^nbreaS  (SKattb.  4, 18.  aWarc.  1, 16. 
3ob.  1/  40)  unb  gebürtig  aus  Setbfaiba  am  See 
©enefaret]^  Qdf).  1,  44).  Sein  SSater  trug  ben 
9iamen  3onaS  (ober  3o]^neS;  beibe  9lamen 
ftnb  ibenrtfdf) ;  bgt.  4  Äön.  25,  23.  2uc  3,  24. 
maüf).  16, 17.  3o]^.  1,  42;  21,  15  ff.).  SRit 
feinem  Sruber  ^nbreaS  betrieb  ^etruS  auf  bem 
gaIiIäifd^enSDfleerbaSgfifd^rgeloerbe(aKattb.4,18. 
SRarc.  1, 16);  er  too^nte  in  (Sapl^amaum  unb 
»ar  berbeiratet  (aWattb.  8,  14  f.  SIRarc.  1,  29 
bis  31.  Suc.  4,  38  f.).  ^etruS  gel^örte  neben 
feinem  Sruber  %tbreaS  unb  neben  3ol^anneS, 
^l^üippuS  unb  9latbanael  gu  ben  erften  Snl^öngem 
3efu  Qdf).  1, 40—51).  6r  »urbe  fpoter  mÜ 
^nbreaS  unb  ben  gmei  Srübem  3acobuS  unb  3o- 
banneS  t)om  ^erm  gur  fdrmlid^n  3üngerf(^ 
(SWattl^.  4, 18—22.  aWarc.  1, 16—20),  bann  jur 
ununterbrod^enen  9lad^f olge  berufen  (Suc  5, 5  bis 
11);  baber  gab  er  feine  gemöbnlid^e  IBefd^öftigung 
auf  unb  Derlie^  feine  gfamilie  (972attb.  19, 27.  Suc. 
18, 28) ;  fd^Iieflid^  iDurbe  er  unter  bie  gteölf  «poßel 
aufgenommen  (3Rarc.  3, 13—19.  Suc.  6, 12  bis 
16).  3n  ben  Dier  ^ofteIt)ergeid^nif|en  beS  Steuen 
SeftamentS  nimmt  er  ftetS  ben  erften  $la|  ein 
(SWattb.  10,  2.  aJlarc  3, 16.  Suc.  6, 14.  «pg. 
1, 13).  2)ie  (£t)angelien  ermöl^nen  il^n  öfter  alS 
{eben  ber  übrigen  Spoftel,  fo  ba|  feine  pf9d()ifd^ 
eigenfd^aften  unb  feine  SteUung  im  ^oftel« 
coQegium  flar  j^erDortreten.  Sigentl(|ümlid^  ttniren 
ibm  ftarfe  ©efüble,  bie  ficb  oft  in  ben  „rüftigen 
«ffeden"  mü  ibren  gfolgen  äußerten  (SKattb.  14, 
28—31;  16,  22.  5DRarc.  8,  32.  3o^.  13,  6 
biS9,  36.  37.  5DRattb.  26,  33— 35.  SWarc  14, 
29.  Suc.  22,  33.  3ob.  18, 10).  «ud^  bie  3Jer- 
löugnung  $etri  unb  bie  tiefe  SReue  barüber  fin- 
ben  in  biefer  feeltfd^en  Anlage  if^xt  pftid^ologifd^e 
Srflärung.  SiaSfelbe  gilt  t)on  bem  Sefenntni^, 
iDeld^eS  $etruS  über  bie  $erfon  Sl(|rifti  ablegte 
unb  iDeld^eS  ftcb  iDefentlid^  t)on  ben  gett)dbnltd()en 
aWefftaSboffnungen  unterfd^ieb  (3o^.  6,  69—70. 
aWattb.  16, 16.  aRarc.  8,  29.  Suc.  9, 20).  9Bit 
3acobuS  bem  Geltem  unb  beffen  ©ruber  3obanneS 
gel^örte  $etruS  gu  ben  SSertrauten  beS  ^erm ;  biefe 
brei  toaren  3^9«^  öon  bem  ilBunber  ber  9luf» 
ermedtung  ber  Sod^ter  beS  3ötnt8  (9)^arc.  5,  37. 
Suc.  8, 51),  ber  Serflärung  6bnfti  (a)kttb.  17, 1. 
aWarc.  9,  1.  Suc  9, 28)  unb  öon  ber  JobcSangft 
(J^riftt  im  ©arten  ©ctbfemani  (matü^.  26,  37. 

&9 


1859 


$etru§,  ber  1^1.,  ber  9|)0{lelfärj^. 


1860 


SWorc.  14,  33).  308  erftcr  bcm  SRong  mä^  cr- 
fd^etnt  $etru8  boburd^,  ba|  Sl^riftug  il^m  bie 
l^öd^fte  @tmii  fiber  feine  C^eerbe  derl^ie^  (SRatt]^. 
16, 17—19)  unb  il^m  biefelbe  nad^  feiner  «uf- 
erftel^ung  übertrug  (Sol^.  21, 15— 18).  ©aSfelbe 
leieren  berfd^iebene  anbcre  greigniffe  im  Seben 
3efu.  (Sgl  jum  ginjelnen  b.  Srt.  ^Qpjl,  oben 
1887  ff.) 

2.  2)ie  3l)iofteIgefd^id^te  fteOt  im  erfien 
Xl^eil  ben  1^1.  ^etrud  in  ben  SSorbergrunb  (Rap. 
1 — 12),  ol^ne  Jebod^  atte  ©reigniffe ,  »eld^e  il^n 
betrafen,  ^u  berid^ten.  $etru§  gibt  bie  nöd^fte 
ajeranlaffung  jur  SBal^I  bed  ^o\m  aRottl^iad 
(1,  15—26),  |ält  nad^  ber  ©enbung  beS  l^eiligen 
©eifted  bie  Siebe  an  baS  t>erfammelte  fBoU  (2, 14 
bis  36)  unb  belel^rt  bie  Sul^^^rer,  auf  »eld^e  feine 
9iebe  Sinbrud  gemad^t  l^atte,  in  teeld^er  SBeife 
fie  ftd^  au  g^riftuS  befel^ren  müf|en  (2,  37—40). 
(Sx  l^eilt  in  Segleitung  beS  SlpoftelS  Sol^anneS 
burc^  ein  äBunber  ben  Sal^mgeborenen  unb  be« 
(el^rt  im  3lnfd^Iu|  baran  in  ber  ^aOe  @aIomonS 
ba§  Soll  über  bie  ^flid^t,  an  (Sf)xx\tü^  gu  glauben 
(3, 1  ff.).  ®ann  »irb  er  mit  feinem  SBegleiter 
Sol^anneS  auf  SSeranlaffung  beö  ©^nebriumS  ge- 
fänglid^  eingebogen  unb  erft  freigelaffen,  nad^bem 
beiben  bie  beftimmte  SBeifung  ert^eilt  morben, 
nid^t  mebr  über  gIfiriftuS  gu  |)rebigen  (4, 1  ff.). 
31IS  ^abfud^t  unb  religiöfe  Unioal^rleit  unter  ber 
jungen  gil^riftengemeinbe  ftd^  Derbreiten  loollen, 
ift  es  $etru§,  meld^er  afö  Seftrafer  bed  3naniag 
unb  ber  ©apl^ira  auftritt  (5, 1—11).  ®ie  @ait, 
äBunber  gu  mirfen,  ift  il^m  in  befonberem  ®rabe 
eigen  (5,  15).  Sor  bem  ©^nebrium  erfd^cint 
«Petrus  al§  SBortfül^rcr  fürJeineaKUapoftel  (5, 29). 
äfö  in  ©amoria  ft^  eine  ©emehtbe  gebilbet  \^aik, 
toirb  er  bortl^in  gcfanbt  mit  SobönneS,  um  ba§ 
©acrament  ber  Sfirmimg  gu  fpenben  (8, 14  f.); 
auf  biefer  Seife  fd^Iie^t  er  ben  §ärctifer  ©imon 
oon  ber  ftird^e  au8  (8, 18—24).  SSon  ber  Seife 
fd^eint  $etru§  balb  nad^  Serufalem  gurüdgefe^rt 
5U  fein ;  benn  im  3. 39  (40)  befinbet  er  fld^  bort, 
als  ber  belehrte  $auIuS  feine  erfte  Seife  nad^ 
Serufalcm  mad^te,  „um  ^etruS  gu  fcben"  (®aL 
1, 18 ;  ögl.  ^Ipg.  9, 26—29).  SOBeitere  5Kiffion8- 
reifen  führten  ^etruS  nad^  S^bba,  »o  er  einen 
5Kann  Samens  SleneaS  feilte  (9,  32—34),  unb 
nad^  äoppe,  mo  er  bie  Sabit^a  gum  Seben  em^edte 
(9,  36—43).  ©ort  batte  er  bie  Sifion,  burd^ 
toeld^e  in  f^mbolifd^er  SBeife  bie  ^lufna^me  ber 
Reiben  in  bie  ifird^e  befohlen  tourbe ;  er  mürbe 
nad^  Söfarea  berufen  unb  taufte  ben  b^ibnifd^en 
^aripixtioxm  KomeliuS  (10, 1  ff.).  Ucber  bie  3luf« 
nabme  öon  Reiben  in  bie  Äir^e  (Si)n\tx  mufete  er 
fid^  bann  in  Serufalem  red^tfertigen,  maS  er  in 
glängenber  SBeife  t^at  (11,  1—18).  §erobeS 
ägrippa  I.  lie^  unmittefbar  nad^  ber  §inrid^tung 
SacobuS'  bcS  Weitem  (Dftem  42)  ^etruS  ge- 
fangen nehmen;  biefer  aber  mürbe  auf  munber- 
bare  SBeife  befreit  (12,  1—16)  unb  „begab  pd^ 
an  einen  anbem  Ort"  (iTcopeuÖT)  e?c  frepov 
T({7rov,  12, 17). 


3.  S3on  ba  ab  merbeit  bie  92ad^d^ten  übet  bcs 
3q)ofteIfärften  fporlid^.  2)a3  3ltm  Xefiamait  e^ 
möbnt  nur  nod^  bie  Sl^eilnal^tne  ^ßetri  om  V|>o|^ 
concil  (3l))g.  15, 1  ff.)  unb  ftine  Seife  nad^  Sb> 
Hod^en  (®al.  2, 11— 14) ;  cmd&  ouS  ber  Xxobitioo 
lä^  ftd^  ein  genatteS  Silb  Don  ber  SBirlfcmfrit 
$etri  nid^t  geic^en;  immerl^tn  aber  laffen  ^  \k 
Umrif[e  beSfelben  mit  ©id^l^t  angeben.  SBeiber 
folgenben  SWfteEung  foS  j[ebod^  nur  Südfid^  g^ 
nommen  merben  auf  jene  trabittondlen  Sod^ni^iai, 
als  beren  ©d^Iu^unlt  bie  3eU  beS  ffi.  f)tetoit- 
muS  erfd^eint,  mit  ^uSnal^me  ber  l>erf(^idxia 
^Bearbeitungen  beS  Chronicon  Don  SufebntS  n^ 
beS  Liberpontificalis.  2)enn  bie  f))öteren9ia4" 
jid^ten  finb  für  bie  t^i^inuig  ber  Sll^atfoc^  oü 
bem  Seben  beS  Ifi.  $etruS  ol^e  Selong.  (B  lapn 
ftd()bemgema^foIgenbe@a|eauff!eaen:  a.  $etnii 
bat  in  ber  ©tobt  Som  als  Spoflel  geioirft 
unb  ift  ber  erfte  IBifd^of  biefer  ©tabtgci 
mefen  (ogl.  b.  ^rt.  f^%  ob.  1395  ff.).  MI 
ergibt  fid^  auS  Ignat.  Ad  Born.  4,  3;  CleiiMK 
Alex.,  bei  Eus.  H.  £.  2,  15,  2 ;  6,  14,  5 ;  Hie- 
ron. De  vir.  illustr.  1.  8;  Gajus  et  DionjL 
Gorinth.,  bei  Eus.  H.  E.  2, 25,  7  sq.;  IreuM», 
Adv.  haeres.  3,  1,  1 ;  TerfcolL  De  praescr. 
haer.  32. 36;  Eos.  H.  E.  2, 14,  6;  Ena.  Ofara^ 
ed.  Schoene,  vers.  arm.  IE,  150.  156;  giif^ 
^e^  n,  152;  Interpret.  Hieron.  II,  153;  H^ 
Epit.  Syr.  ib.  n,  211  et  I.  Append.  IV,  68; 
Lib.  pontific,  ed.  Duchesne  1, 51 ;  ügL  Gatilog. 
Liber.  ib.  3;  Hieron.  In  Galat.  2,  ll-ia 
%ud^  ber  erfte  SSrief  ^tri  meist  ouf  ben  «nfa^ 
balt  feines  S3erfaf|erS  in  Som  l^in ;  benn  mbr 
ber  1  $etr.  5, 13  genannten  ©tabt  ^93abt>Ion*  ip 
Som  3U  öerfteben  (f.  b.  9lrt.  SSab^Ion  1, 1822  jf.). 
%n  mehreren  ber  genannten  @teUen  erfd^  fc 
truS  als  ber®rünber  ber  römifd^  S^nrip» 
gemeinbe,  unb  gmar  meiftenS  in  SSerbinbimg  wi 
bem  bl.  $auIuS,  aber  aud^  o^ne  ba^  biefer  ttaSIft 
mirb.  2)emgemö|  fennt  bie  d^riftlid^  ZxtMoM 
leinen  anbem  ©tifter  ber  jhrd^e  ^u  Som  aß  ba 
bl.  ^etruS.  aiter  unb  ginftimmigfeit  bUfer  2» 
bition  fmb  nur  baburd^  edidrbar,  ba^  in  i^lv 
ftd^ere  ^b<^tbeftanb  entbalten  ift.  S)iefertmtboBt 
babiurd^  nid^t  auf  gehoben,   ba^  DitiDleicbt  ^ 
römifd^e  ^ilger,  bie  Saugen  öon  bem  ^finfl' 
wunber  maren  (^pg.  2, 10),  bie  erfte  Ämie  w 
Sbnftentbum  nad^  Som  brad^ten.  ^ßouIuS  tp  o* 
bcblid^  fpäter  nad^  Som  gelommen  als  $etrul,iDb 
bie  bortige  ©emeinbe  ift  ol^ne  fein  3i#>n  ^ 
ftanben  (Söm.  15, 20—24) ;  oÜerbingS  ©iib  j» 
Same  megen  ber  fo  großen  SSerbienfle,  bie  er 
[td^  um  bie  SBeiterentmidlung  beS  Sbrißenl^ 
tn  Som  burd^  fein  ©enbf d)reiben  an  bie  9Qi», 
burd^  fein  ))erfönUd^eS  Singreifen  mäbrenb  jei»r 
erften  unb  smeiten  ©efangenfd^aft  gu  Som  fli^ 
burd^  feinen  IKarttircrtob  baf clbft  ertootb,  IwSrrt 
mit  bem  beS  ffl  ^etruS  bei  ber  ^rjUttmiste 
d^riftUd^cn  römif d^en  Urgcit  öcrbunbcn.  SSejefc 
f^auung  mar  fd^on  frübjeitig  f o  fcft,  ba|  ^  trp- 
fritifd^e  geiler  in  ©anbf Triften  öerurfad^toB» 


1861 


$etru8,  ber  IJl,  ber  9H)ofteIfflrjl 


1862 


(Lren.  AdT.  haeres.  8, 1  =  Eos.  H.  E.  5, 8, 2 ; 
ööl.«üulm,  einleit.,  3. 3lufl.,  greib.  1890, 473, 
imb  Aber  bie  Stifttmg  ber  römifd^  ®emeinbe 
bitnl^  ^etrud  nod^  SDöUinger,  Sl^riftent^um  unb 
JKrdie,  »egenSburg  1860,  95).  —  Sic  3eit,  in 
iDd^  ^ßftruS  3um  erften  9Ra(e  nod^  Stom  gefom« 
men  ift,  fann  in  f olgenber  SBeife  befUmmt  iDerben. 
S>te  Wpa.  Stopp.  1—12  eqöl^lten  X^atfad^en  laffm 
tdntn  Sfoum  für  tine  Sßirffamfeit  $etri  in  bem 
fernen  Stom ;  eine  f old^e  ift  erft  benfbor  na6)  ber  in 
«pg.  12, 17  eüDö^en  ^brei{e  $etri  ouS  3eru- 
faiem.  3)iefe  aber  tonnte  frül^eftenS  nacb  Oftem  beS 
Sol^red  42  gefd^e^en,  ba  ^erobed  ^grippa  I.  erft 
mm  doubiuS,  ber  am  25.  ganuar  bed  3al(|red  41 
|ux  ategierung  fam,  über  3uböa  gefegt  nmrbe. 
JUa^  Euseb.  H.  E.  2, 9  föOt  bie  nmnberbare  Be- 
freiung $etri  aus  ber  ©efangenfd^aft  in  bie  3cit 
befi  ftaiferd  gloubiud,  unb  na^  H.  E.  2, 14, 6  fam 
$ctruS  balb  nad^  bem  SRegienmgdantritt  biefed 
ffttifeifi  nad^  Stom.  S)amit  b^rmoniren  bie  An- 
gaben bed  SufebiuS  im  Chronicon  (Interpret. 
Hieron.  11, 153)  unb  Hieron.  De  vir.  illustr.  1, 
nad^  toetd^en  $etru8  im  jiDeiten  Sa^re  bed  Slau- 
Uufi  (42/43)  nad^  9lom  gefommen  ift  (t)gl. 
D.  €ni^o^^/  ^ieron^muS  als  Sitterarbiftoriler, 
anfing  1894,  @.  76  [JKrd^engefd().  @tubien  U]). 
9Rit  biefem  Saläre  ftimmt  uberein  bie  armenif^e 
Ueber{e|ung  bed  Chron.,  nad^  loeld^er  (L.  c.  U, 
152)  (^obiud  im  felben  Sa^re  Sifc^of  Don  9n- 
tiodl^ien  unb  als  fold^er  9lad^foIger  beS  1^1.  $etruS 
oettorben  ift  (f.  u.).  ®a  iebod^  naä)  ber  lateini- 
ffyn  Ueberfe^ung  bed  Chronicon  (1.  c.  H,  153) 
<gKiobiu8  im  vierten  Sa^re  bed  SlaubiuS  Sifd^of 
Hon  Sntiod^ien  geioorben  i^,  fo  mu|  auf  eine 
Scnu|ung  biefer  Angabe  über  bie  äBei^e  beS 
<Eliobiu8  Derjid^tet  loerben.  S)iearmenifd^e  lieber« 
fe^g  beS  Chronicon  (L  c.  H,  150)  oerlegt  bie 
ftahmft  $etri  nad^  Stom  fd^on  in  bag  Safr  39 
n.  C^r.;  bte^  mu|  aber  aI3  unrid^tig  betrad^tet 
toerben.  9lad^  bem  SSorftebenben  ift  jebenfaUS  bie 
antoefen^eit  $etri  au  SRom  im  ^0)1  42  ober  43 
nad^  (S^fhtS  ]^inlönglid()  geftd^ert.  SDamad^  ift  baS 
JBitQ^i^tn"  beS  ^truS  ;,on  einen  anbcm  Ort" 
(Spg.  12, 17)  auf  feine  Steife  nad^  Stom  au  be- 
gieß S)er  Serfaffer  ber  Slpoftelgefd^id^te  l^atte 
letnen  (Srunb,  biefe  Steife  nö^er  su  bejeid^inen,  ba 
fie  bem  Stömer  Xb^opbiluS  befannt  mar.  Sine 
loefentlid^  SegrünbunQ  t)on  biefer  Srflärung  bed 
»SBeggebenS''  liefert  bte  auf  alten  @ar!opb<^gen 
)u  Stom  oft  mieberfebrenbe  S)arfteUung  $etri 
als  eines  (gefangenen  beS  |)erobe3  ^grippa ;  benn 
ber  ®runb,  ba^  gerabe  biefe  @cene  aug  bem  Seben 
bed  l^L  $etrug  f o  beliebt  mar,  fann  nur  ber  fein, 
ba|  man  bie  (d)efangennebmung  burd^  grobes 
t[gn))))a  unb  bie  barauf  folgenbe  ^Befreiung  al§ 
bie  unmittelbare  SSeranloffung  sur  Steife  nad^  Stom 
bctrad^tete.  Srmäbnung  Derbient  noc^  folgenber 
Vnl^Spunft :  3l))oaoniuS  (um  200)  berid^tet  (bei 
Eos.  H.  E.  5,  18,  14),  SbriftuS  f^aU  feinen 

Xpofieln  befohlen,  ivX  dcudexa  Ireji  \L^  ycüpi- 
a&^vai  TTjc  'lepouffoXiJp.,  unb  biefelbe  9ta^rid^t 


finbet  ftd^  bei  Clemens  Alex.,  Strom.  6,  5 
(Migne,  PP.  gr.  IX,  264  et  not.  32).  SDBirb 
nun  (f.  b.  airt.  (Sbtonoloaie  Hl,  341)  baS  Sal^r  30 
als  bad  SobeSjalr  Sl^rifti  angenommen,  fo  fällt 
aud^  bi^ntad^  ber  93eginn  einer  bauemben  %b- 
mefenl^eit  ber^oftel  oonSerufalem  inbaS3a]^r42. 
3nbe^  ift  btefeS  SJtoment  meniger  bemeisfröftig, 
ba  ba§  XobeSia^r  £l(|rifti  ftd()  nid^t  mit  untrflg- 
lid^r  ©emt^^eit  bered^nen  lögt 

b.  betrug  ifi  in  Stom  als  SRart^rer  ge- 
ftorben.  S)ie|  gebt  gunöd^ft  l^erDor  auS  Clem. 
Rom.  Ep.  (I)  ad  Cor.,  c.  5  et  6.  3^^  tt)trb 
bort  nid^t  mit  auSbrüdlid^  SBorten  gefagt,  ba| 
$etru§  gu  Stom  gemartert  morben  fei;  aber  na^ 
bem  3nfammenbang  ift  eS  nid()t  gmeifell^aft,  ba| 
(Element  auf  baS  SJtart^rium  ^etri  gu  Stom  bin« 
meist.  Senn  gleid^  barauf  ermähnt  er  bad  9Jtar- 
turtum  beS  ^l  ^uIuS,  mieberum  o^ne  ben  Ort 
bedfelben  anzugeben;  ba  $aulu§  aber  gu  Stom 
ftarb,  fo  ergibt  ficb  bie  böd^ft  mabrfd^einiid^e  gfol- 
gerung,  ba]|  (Siemens  aud^  für  $etru§  Stom  aI8 
bie  Statte  bed  SRart^riumS  annimmt.  3n  bem 
f  olgenben  StopM  beS  Sriefed  bünbelt  SIemenS  Don 
ber  bur^  Stero  über  Stom  Derböngten  gib^ften- 
Derfolgung,  unb  ba  biefed  ftapitel  mit  bem  oorl^er- 
gel^ben  auf  baS  3nntgfte  gufammenl^öngt,  fo  er- 
gibt fid^  bi^<ni§  als  gai^  ^d^ere  Folgerung,  ba| 
Clemens  Stom  als  Ort  beS  ^Rart^riumS  $etri  be« 
geid^net  (OgL  Funk,  Op.  patr.  apost  I,  Tubing. 
1878, 66. 67).  3lad)  SDion^fluS  t)on  Sorintb  (um 
170)  bei  Eu8.  H.  E.  2, 25, 8  mürben  $etruS  unb 
^utuS  gu  berfetben  3^it  gn  Stom  gemartert.  9lud^ 
maS  ber  römifd^  ^reSb^ter  (SaiuS  (Euseb.  ib.  7) 
über  bie  gu  Stom  unb  in  ber  Umgebung  gu  Clären 
ber  Spoftel  $etruS  unb  ^uIuS  errid^teten  rp^aia 
f^reibt,  meist  auf  baS  SJtarti^rium  biefer  beiben 
9U)ofteI  gu  Stom  bin  unb  mirb  in  biefem  Sinne 
aud^  Don  SufebiuS  (1.  c.)  Derftanben.  OrigeneS  fagt 
bei  EuB.  H.  E.  3, 1,  2:  ^^etruS  mürbe  gu  Stom 
gefreugigt,  ben  ffopf  nad^  unten  gefeiert.''  2)aS- 
fefbe  ergöblen  bie  Acta  Petri  et  Pauli  (Tischen- 
dorf.  Acta  apostol.  apocrypha,  Lips.  1851, 35) 
unb  Chryeost.,  In  Joan.  hom.  76  [al.  75],  1). 
Xertuüian  fprid^t  oon  bem  SJtartprium  ber  ^oftel- 
fürften  gu  SRom  olS  einer  allgemein  befannten  @ad^ 
(Adv.  Marc.  4, 5);  baS  beS  bl*  $etruS  begeid^net 
er  als  bie  jheugigung  (De  praescr.  haeret  36; 
Scorp.  15),  baS  beS  bl.  $auIuS  alS  bie  ^innd()tung 
mit  bem  ®^mert.  Son  einem  gleicbgeitigen  9Jtar- 
t^rium  fprid^t  er  nid^t,  fe|t  aber  mo|l  biefe  %t)(d' 
fad^e  bei  feinen  Sefem  alS  befannt  oorauS.  3n 
ber  Sb^onif  beS  Suf  ebiuS  merben  $etruS  unb  ^u- 
luS  gufammen  als  SDtart^rer  ermö^nt  (vers.  arm. 
1.  c.  n,  156 ;  interpr.  Hieron.  ib.  157 ;  Epitom. 
Syr.  ib.  H,  212;  Dgl.  ibid.  Append.  I,  Eos. 
Suppl.  226).  S)ion9f.  lelmab.  (Euseb.  Ca- 
nonum  Epitome  ex  Dionys.  Telmah.  chron. 
petita,  ...  ed.  Siegfried  et  Geizer,  Lipsiae 
1884)  ermd^t  baS  eine  aital  baS  ORart^rium 
oon  ^etruS  unb  $auluS  gang  allgemein  (p.  54), 
baS  anbere  9Jtal  befd^reibt  er  eS  genau  als  iheugi- 


1863 


^ctruS,  ber  f)l,  bcr  a})o|ieIffirfL 


1864 


gung  mit  bcm  Rop^t  md)  unten,  be^to.  otö  (Snl- 
|au})tung  (p.  49) ;  an  ber  erften  ©teile  ober  tolrb 
als  Seit  baS  3a|r  2083  bcr  «era  3lbra]^m  (67 
n.  (S^r.),  an  ber  jtoeltcn  bog  ^a^x  2084  berfelben 
?lera  (68  n.  ®]^r.)  angegeben.  3n  ben  Excerpta 
latina  barbari  (Eus.  Chron.,  ed.  Schoene,  I, 
232)  ift  ebenfaEd  baS  aßart^rium  genau  ange- 
geben iDte  bei  S)ion9ftu3  unb  auf  ben  29.  Sunt 
beS  britten  3a^re§  ber  Slegierung  be§  9lero  öer- 
legt.  ^ieron^ntuS  (De  vir.  illustr.  c,  1  et  5) 
bejeid^net  ebenfalls  genau  bie  ^rt  beS  SD^art^riumS 
beiber  9l))ofteI  alS  jheu^igung  mit  bem  Stoppt  nad^ 
unten  unb  als  Sntl^auptung.  S)a|  baS  9Rar- 
t^rium  Ißetri  bie  Jhreu}igung  mar,  lö^t  fic^  fd^on 
daliegen  auS  Sol^.  21,  22.  S)a  nun  bie  @d(|hft- 
teUer,  XDtlä)t  bie  SobeSart  über]^au))t  erteöl^nen, 
einftimmig  bie  ffreugigung  als  fold^e  angeben, 
einige  aber,  ebenfalls  einftimmig,  biefelbe  alS  bie 
ffreujigung  mit  bem  jtopfe  nad^  unten,  fo  !ann 
aud^  l(|infi^tlid^  le^terer  faum  ein  3^^if^I  ^^ 
ftel^en.  —  «uf  bie  ©leid^geitigfeit  beS  SDRor- 
t^riumS  ber  glDei  ^poftelfürfien  finben  fid^  an 
ben  citirten  ©teilen  bebeutfame  ^inmeife.  ©e- 
menS  üon  SRom  bringt  bie  beiben  SKari^rien  in 
enge  SSerbinbung:  baSfclbe  tl^un  (JajuS,  Dri- 
geneS  (1.  c.)  unb  dufebiuS  (H.  E.  3,  2),  lertul» 
lian,  SufebiuS  im  Chron.  2)ion9ftuS  fagt  fogor 

ÖOn  ^etruS'unb  ipauIuS:  lfxapTüpT)<jav  xard  TÖv 

aüTÖv  xatp6v,  unb  ^ieron^muS  (De  vir.  illustr.  5) 
t)on  ißauIuS:  eodem  die  quo  Petrus  Bomae 
pro  Christo  capite  truncatur.  &S  fielet  bal^er 
feft,  ba|  baS  9}{art^rium  beiber  ^poftel  geitlid^ 
nid^t  fel^r  getrennt  fein  !ann ;  ja  cS  ift  ®runb  öor« 
l^anben,  anjunel^men,  ba^  ^icron^muS  an  ber 
foeben  angegebenen  ©teile  baS  SRic^tige  berid^tet. 
Slud^  bie  römifd^e  fiocalüberlief  crung  öerbinbct  fel^r 
oft,  ja  meiflcnS,  ben  5;ob  bcr  jttjci  ^poftcl.  ®abei 
bleibt  ieboc^  bcftel^en,  bafe  l^infid^tlid^  bcS  le^tcm 
fünftes  bereits  im  ^Itertl^um  eine  anbcre  5Wcinung 
öorl^anben  mar.  9lad^  ^uguftinuS  (Serm.  295, 
c.  7;  Serm.  381)  Ratten  ^ctruS  unb  IßauIuS 
benfelbcn  3:obcStag,  aber  nid^t  basfclbe  JobeS- 
jal^r;  nad^  ^rubentiuS  (Peristeph.  12  [Migne, 
PP.  lat.  LX,  556  sq.  et  560])  ftarb  ^ouIuS 
ein  3ö^t  fpätcr  als  $etruS  (anbcre  3«wgftt  f.  bei 
ffcnner,  im  „ffat!)oIif"  1887,  I,  18  ff.).  — 
S)ic  Seit,  in  meldte  baS  SOIart^rium  ^ctri  fällt, 
ift  bie  ncronijd^e  ßl^riftcnöcrf olgung.  ®icfc  begann 
!ur§  nad^  bcm  Sranbe  SRomS,  bcr  am  19. 3uli  64 
ftattfanb,  unb  enbcte  mit  ober  furj  naä)  bcm  3:obe 
9lero'S  (9.  3uni  68).  gufcbiuS  öcricgt  (Chron., 
interpr.  Hieron.  II,  157)  baS  9Kartt)rium  beiber 
^llpoftelfürften  in  baS  14.  ^a^x  bcr  SRcgierung 
9lcro^S.  fic^tercS  begann  am  13.  Dct.  67.  hiermit 
ftimmt  übcrcin  Hieron.  De  vir.  illustr.  c.  1  et  5. 
3Ran  tonn  barauS  aber  nid^t  beftimmcn,  ob  ber 
3:obcStag  nod^  in  baS  3a]^r  67  ober  in  baS  3a^r 
68  fäUt.  gS  ift  bic^  auc^  bann  nic^t  möglid^, 
mcnn  man  bcad^tct,  ba^  6u  jcbiuS  (Chron.,  interpr. 
Hieron.  1.  c.  II,  153)  unb  ^icron^muS  (1.  c.  c.l) 
baS  jlPcitc  Sal^r  ber  9icftierung  bcS  KlaubiuS  als 


baS  ^a^x  begeid^en,  in  todfym  $etruS  nad^  So« 
gefommen  ift,  unb  in  Setra^t  jie^,  ba^  fi^  nal 
thm  btefen  gmei  ©teilen  tote  aud^  nad^  bem  Itk- 
rianifd^en  ^apfUatoIog  unb  bem  Liber  pontifi- 
calis  ber  römifd^e  Sptfcopot  beS  |MniS  auf 
25  3a]^re  beziffert.  2)enn  ba  SloubtuS  am  25. 9^ 
nuar  41  ^ur  ^Regierung  !am,  fo  ift  boS  jtDeite  2^ 
feiner  Stegierung  auS  einem  Xl^eile  beS  3^nS42 
unb  aus  einem  Xl^eile  beS  Sal^reS  43  gufmunai' 
gefe^.  SBirb  baS  Sal^r  42  bem  snmten  9icgie> 
rungSjal^re  beS  SlaubiuS  gleid^gefe^,  fo  iß  ber 
Xob  beS  l^L  $etruS  in  baS  ^afpc  67  (Dioi^ 
Telmah.  p.  54) ,  im  anbem  $alle  oBet  in  bc6 
3a]^r  68  (ib.  p.  49)  gu  f e^n.  3)ie  amtenifd^  Ude^ 
fe|ung  beS  Chron.  (l,  c.  U,  156)  fe^  ben  Xob  bcr 
\)t  $etruS  unb  ^uIuS  in  bau  13.  ^oSfc  ber  Jb> 
gierung  9lero'S ;  eS  ift  aber  lein  ®nmb  t>or^anbn, 
biefer  Angabe  ben  SSorjug  )u  geben ;  Epiph.  Hae- 
res.  27, 6  gibt  f  ogar  baS  gmölfte  3a]^  beS  3Uto  ol 
9Ran  fyxt  loeiterl^in  bie  ^nnal^me  genuid^,  f^ 
n^muS  l^be  bie  9tegierungdj[a]^e  9ltxD'^  fo  gc}^ 
mie  !Rero  felbft;  3ltxo  ahn  jdl^Ite  Don  bem  1.^ 
nuar  60  an  fein  fiebenteS  tribuntfd^eS  ftat^ria|r 
(tribunina  potestas ;  f.  ültommf  en,  9löm.  ©tooll* 
red^t  n,  3.  ^Äuff.,  Seipgig  1887,  798);  bamlb^ 
gann  fein  14.  3a^  otn  1.  Sanuar  67.  S)te  S» 
menbung  biefer  ^ed^nung  fd^ert  )ebo(^  m 
äBortlaut  ber  ©teQe  Hier.  De  vir.  iU.  1,  no^ 
meld^er  baS  14.  3a]^r  baS  le^e  Xegienmgl^ 
9lero'S  ift;  biefeS  begann  erft  om  13.  October67. 
es  Iö|t  fid^  alfo  ni^t  auSmad^en,  ob  boS  3q|c 
67  ober  68  baS  XobeSjabr  beS  Slpofield  $eiruS  i^ 
gür  jicbctBered^nung  mu|  aber  ma^gebeiü)  bleuen, 
ba^  fid^  in  feiner  SBcife  ein  93ett)eiS  bofür  e^ 
bringen  lö^t,  cS  fei  bie  bereits  im  2. 3<il^tffunbert 
bcftc|enbe  Meinung,  $ctruS  l^abe  ben  bifd^öfß^a 
©tubl  25  3ö]^tc  lang  innegcbabt,  irrig.  —  gur 
bie  93ered^nung  beS  XobeSjal^reS  beS  %l  $etaiS 
lönncn  n)eiter|in  bie  Angaben  über  bie  ätegic 
rungS^eit  feines  9iad^foIgerS  fiinuS  nid^t  bom^ 
merben,  ba  biefclbcn  Dariiren;  nad^  SufdnuS 
(H.  E.  3, 13)  regierte  fiinuS  12  Sabre,  nad^  beo 
Chron.,  grie(|.  3:cjt  0.  c.  II,  156),  aber  ISSaJrt, 
nad^  ber  interpr.  Hier.  (ib.  157)  11  3a^, 
nad^  ber  vers.  armen,  (ib.  156)  14  ^a\^xt,  in^ 
bem  Itberiani{d^en  $a))ftfataIog  (ed.  Dachesne 
I,  3)  12  3abte  4  5monate  12  %aqt,  nac^  ben 
Liber  pontif.  (ed.  Duchesne  I,  53)  11  3«^ 
3  Snonate  12  3:age.  S)od^  läf^  ft^  ouS  biefn 
Angaben  erfc^en,  t>afi  baS  ^beSjal^r  $etri  nid^ 
fclir  ttjcit  t)on  bcm  3a5tc  70  entfernt  liegen  lam. 
—  3ft  bie  ©Icid^äcitigfeit  beS  aRart^rium«  m 
$etruS  unb  $auIuS  unfid^cr  (ogl.  mid^  be  SSW 
bei  ßrauS,  5Rcal»enc^|fI.  II,  614),  ferner  boS 
3:obeSia]^r  felbft  nid^t  gang  genau  beftimmbar,  fo 
mu|  aud^  xooi)!  barauf  Dergid^tet  tnerben,  ctoa 
93elDeiS  für  ben  29. 3uni  als  3j)beStag  ^^  ua^ 
$auli  gu  führen ;  bod^  lö^t  fid^  biefe  ^nna^ 
meldte  fd^on  im  liberianijd^cn  Jtatalog  unb  m  bot 
Excerpta  latina  barbari  (Eus.  Chron.  L  c 
I.  Append.  232)  torfommt,  nic^t  alS  falfdj  «r» 


1865 


^elruS,  ber  1^1.,  bcr  «popdfürp. 


1866 


toeifett  (t)9l.  b.  9rt.  $aulu8,  ob.  1678).  —  Sin 
itU^  )u  unterfd^&tenbed  3^oni^  für  ben  Spi- 
kopQt  unb  baS  QRortQrium  $etri  p  Stom  bieten 
We  ^(Hementinen-'  ({.  b.  «Hrt.) ,  j.  «.  ber  »rief 
be9  CetnenS  an  SacobuS  (Clementina ,  I^quS- 
gcgeben  Don  be  Sagarbe,  Seip§.  1865,  6).  2)enn 
iDcnn  $etru8  nid^t  in  Storn  ^ifd^of  geioefen  unb 
bort  nid^t  gemartert  loorben  loäre,  fo  mürben  bie 
l^dtetifd^  SSerfaffer  pd^er  nid^t  auf  bie  fSfidton  ge- 
bntmen  fein,  il^  bort  unrf en  unb  fterben  }u  lapen, 
ba  )u  einer  fold^en  tjfiction  fein  ®runb  oorl^anben 
mar,  fonbem  Diel  el^er  gum  @egent^eil. 

9U8  befonberer  SemeiS  für  benSufent« 
^t  unb  bös  9)tartQnum  $etri  unb  ^uli  gu  9tom 
unb  für  ben  rdmifd^en  dpifcopat  $etri  müfjen 
locole  Ueberlieferungen  oerf d^i^bener  ^rt  angeführt 
ttcrben:  bie  sella  gestatoria  beS  ^I.  $etru3  im 
Satican;  bie  cathedra  Petri  in  ber  Sr^pta  beS 
eoemeterium  Ostrianum ;  bie  cathedra  Petri 
tu  bcr  »ebeutung  Don  $etri  Stul^Ifeier  (f.  b.  9rt. 
Cathedra  II,  2057  ff.) :  bie  SSegröbnigpötte  ober 
bie  confessio  beS  1^1.  qietruS  im  SSoticon  (f.  b. 
Sri  Confessio  m,  863  ff.) ;  bie  Slic^tftätte  bed 
1^  $etruS  )u  SRom;  ber  momertinifd^e  j^erfer 
(earcer  Mamertinus  ober  Tullianum),  in  loel* 
^Ifyan  nad^  ber  alten  Xrabition  nur  ^ßetruS,  nad^  ber 
Jungem,  ober  unbiporif  d^en,  anä)  ^piauIuS  gefangen 

Bl^iolten  nmrbe  (be  SBaal,  bei  Jhraud,  Steal-enc^fl. 
!,  618) ;  bie  ftirc^e  @.  ^ubengiana,  an  beren 
etdle,  tt)ie  bie  Xrabition  fagt,  ba§  6au3  bed  römt« 
fd^  Senators  $uben8  panb,  ber  ben  l^t.  $etru8 
goftfreunbltd^  in  fein  ^au8  aufnahm  unb  pd^  Don 
i^  mit  feiner  gfamilie  taufen  Iie|  (ber  l^dlgeme 
Zifd^,  auf  mlä^m,  ber  1^1.  gktrud  bei  $ubend  boS 
[ige  SRe^pfer  gefeiert  l^ben  foE,  ip  noc^  Dor* 
ein  Xl^eil  in  ber  in  6.  ^ubengiana  be- 
ilid^en  ^ftapeüe  beS  ^I.  $etru§",  ber  anbere  in 
ben  ^od^altar  bed  Sateran  eingefd^Io^en) ;  bie  alte 
Tia  Appia  mit  brei  ftird^en,  meiere  fömmtlid() 
Srimterungen  an  betrug,  begto.  an  Ißeihrug  unb 
SouIuS  }ugleid^  entl^Iten;  93rud^püd!e  gematter 
Öldfer,  bie  in  ben  jfatafomben  gablreid^  gefunben 
»erben,  mit  gfiguren  in  ®olb,  meld^  fel^r  op  baS 
Vpopelpaar  $etru8  unb  $aulu3  borfteUen;  d^ft- 
lid^  @arf opl^ge  mit  bilblid^en  S)arftenungen  auS 
bem  Seben  bed  1^1.  $etru3  (f.  «uSfü^Iic^ed  bei 
aBill^.  effer,  3)e8 1^1.  IßetruS  ^ufentl^t,  Spipopat 
itnb  lob  SU  Stom,  Sreälou  1889, 99—122).  SRur 
9lom  unb  feine  9Ronumente  Dom  2.  bis  ^um  4.  tmb 
5.  3obrl(|unbert  l^en  bie  ^ortraitd  ber  ^popel 
^ßetruS  unb  ^ßauIuS  aufbema^rt  (Stdm.  Cuartal- 
fd^  n  [1888],  136;  JhauS,  »eoI-Snc^n.  U, 
601. 607  f. ;  Dgl.  aud^  b.  %rt.  ^auIuS,  ob.  1678). 
Vuf  ftatafombenbilbem  erfd^eint  QRofeS  Derfd()ie- 
bentltd^  fo  borgefteUt,  mie  $etruS  abgebilbet  ip. 
SBeld^  3bee  biefer  SiarfteUung  gu  ®runbe  liegt, 
fielet  man  leidet  (JhrauS,  Steal-encqfl.  II,  609; 
fem.  Ouartalfd^.  IV  [1890],  266  f.).  (93g(.  über 
tM  Stotertal  auf  ard^üologifd^m  ©ebiete  ftrauS, 
Stcol-Snc^n.,  indbef  onbere  b.  9rtt.  ^uIuS,  $etru§, 
^ßetaruS  unb  ^luS  Don  be  SBaoI ;  bie  @tatipif 


ber  altd^riplid^en  S)arPenungen  bie(er  gtoei  Slpopel 
Don  JhrauS  [nac^  @orrucci],  ebenb.  U,  614; 
femer  b.  ^rtt.  jtafafomben  unb  (Sl^riplid^e  Ar- 
chäologie, IDO  ber  [ly  1250]  genannten  Siteratur 
l^injujupigen  ip  Dor  Mem  bie  feit  1887  erfd^ei« 
nenbe  ^Slömifd^e  OuartaI{d^np" ;  bann  de  Rossi, 
Bullettino  di  Archeologia  cristiana,  Ser.  IV 
[feit  1882],  unb  bogu  bie  Indici  generali  per 
gli  anni  1882—1889  Don  be  SRofp  [Roma 
1891].) 

c.  Obf  d^on  betrug  im  %  42  ober  48  nad^  9tom 
gefommenift,  fo  l^at  er  hod^  nid^t  ununter« 
brod^en  bort  gemeilt.  S)enn  er  loar  auf  bem 
fogen.  ^oftelconcil  )u  Serufalem  im  3. 51  (^g. 
15)  antt)efmb,  unb  furge  3^  nad^^  befanb  er 
jid^  in  Antiod^ien  (@al.  2,  1 1  p.).  S)a  eine  !ßartei 
in  ^rintl^  (1  Sor.  1, 12)  pd^  nad^  il^m  benannte, 
fo  barf  man  annel^men,  ba^  er  atul^  in  biefer  @tabt 
geprebigt  bot.  2)ion9pud  Don  Sorintl^  (bei  Euseb. 
H.  E.  2, 25, 8)  behauptet  bie^  obne  Sinfd^rönfung. 
SBören  aber  biefe  poptiDen  Angoben  aud()  nid^t 
Dorl^anben,  fo  mürbe  bie  SSertreibung  ber  3uben 
au§  9tom  unter  (ElaubiuS  im  3.  52  (f.  b.  Art 
eiaubiuS  III,  438)  eine  geitmeüige  Abmefenl^eU 
Don  ber  SBeltbauptpabt  bemeifen.  93ielleid(|t  ent> 
balten  bie  in  1  $etr.  1, 1  genannten  fünf  apati« 
fd^en  £b^P^9^^nben  einen  ^inmeiS  barauf, 
ba|  $etru3  in  il^nen  geprebigt  l^at.  An  mehreren 
ber  fd^on  öfter  citirten  Stellen  (Euseb.  Chron., 
ed.  Schöne,  vers.  arm.  II,  150;  gried^.  Xej^ 
ib.  152;  Interpret.  Hieron.,  ib.  153;  femer 
Hieron.  De  vir.  illustr.  c.  1  et  c.  16;  Id. 
In  6al.  2, 11 — 13;  au^erbem  im  Lib.  pontif., 
ed.  Duchesne  I,  51,  unb  bei  Chrysost  Hom. 
in  S.  Ignat  [Migne,  PP.  gr.  L,  591])  loirb 
bem  ffi.  ^ßetrud  bie  ®rünbung  ber  ftirc^e  Don 
Antiod^ien  gugefd^rieben  (Dgl.  b.  Art.  Antiod()ien 

I,  941  f.) ;  er  mirb  aI8  erfter  ©ifd^of  biefer  ©tobt 
genannt,  unb  gtoar  foE  er  nac^  Dem  Lib.  pontif. 
(L  c.)  7  3abre  lang  ben  ^irtenftab  bort  gepi^rt . 
baben.  S)iefe  Xrabition  ip  megen  if^xtt  Cinftim* 
migfeit  unanfed^tbar;  fie  Iä|t  pc^  fe|r  gut  in  ben 
Stammen  ber  Apopelgefc^id^te  etnfügen.  Senn  bie 
®rünbimg  ber  ftird^e  Don  Antiod^ien  ip  nad^  ber 
Apoftelgefc^id^te  (11, 19;  Dgl.  8,  4)  unmittelbar 
nad^  ber  Steinigung  bed  I^L  @tep]^uS  gefd^el^ 
Anfänglich  beftanb  bie  ^riftlic^e  (Bemeinbe  gu 
Antio^ien  nur  auS  el^emaligen  Suben ;  fpoter  aber 
manbten  pd^  aud^  Diele  ^iben  gu  Antiod^ien  bem 
C^riftentl^um  gu,  fo  ba^  bie  ^eibend^ripen  gu 
Antiod^ien  bie  SRel^rbeU  bübeten  (Apg.  11^  20 
bis  26).  SiefeS  gefc^a^  Dor  bem  Sa^re  42,  mal^r- 
fd^einlid^  noc^  Dor  bem  Stegierungdantritt  bed 
JtaiferS  SlanbiuS,  alfo  Dor  41  (Apg.  11,  28). 
9hm  ip  gtt)ar  in  ber  ApoPelgefc^id^te  nid^t  SRebe 
boDon,  ba|  $etrud  in  biefer  ß^it  in  Antiod^ien 
gemefen;  dlein  bie  @tabt  Antiod^ien  erfreute  pd^ 
loegen  i^er  großen  Sebeutung  einer  befonbem 
IBead^tung  feitenS  ber  ^ftird^e  in  Serufalem"  (Apg. 

II,  22);  baber  lann  man  mit  fkti^i  annehmen, 
ba^  bie  Steifen  ^^M  (Apg.  9,  32  bis  11,  2) 


$ctru8,  btr  ^I.,  bti  9tiDpe(ffltfL 


1867 

UKitfr  gingen  ati  nat^  Sqbba,  3ot>Ptr  Sparta 
(öfll.  in§b(f.  9£p8. 9, 32  Bwi  luaivttuv).  1l\id)  btr  tiefe 
ginbrud,  ben  ba8  SBene^ff"  beS  p.  *petruä  auf 
bte  <£t|ri(ten  ju  Slntioc^icn  bei  ber  ^nlrefm^eit  in 
bttitt  iStabt  nad^  bem  ^o|teIconcU  ma^te  (@al. 
2, 12—13),  Idfet  Betmut^en,  bafe  Spettuä  ju  Sn- 
tiod^im  längft  betannt  mar.  Siemnac^  mu^  ble 
ftftt  aBirtjamlelt  beS  ^I,  «ßdrui  ju  ^Intioc^ien  bor 
bie  3^'  \tmti  erfttn  Steife  ratS)  Sloin  foKm. 

B.  gontTDOeiftn  übti  ba9  Stben  btS 
H  ^Petrus.  1. 5Die  rütbolijd^en  ©tlt^tten  finb 
über  bte  Slnwefentieit  unb  oai  2Jtarlqriiim  bei 
tfi.  ^tnie  in  JRDm  einig ;  eint  SiiFfmng  be^e^t 
nur  ]^infid(itlic^  btr  (^ronotogie.  SS  ift  einju- 
räumen,  ba|  dnt  Über  allen  unb  jeben  3>»nfel 
etbabene  S^onologie  bei  a^o|lolif[^en  3eit  im 
nÖgemeinen  unb  bei  IBebenS  ^Jetri  inSbe[oiibert 
ni^  gegeben  Uecben  fann.  €S  if)  anbemfeitS 
fitzet,  bag  gegen  bie  Angaben  Don  ^ieroniimuS 
unb  euftbiuB,  SpettuS  jei  im  jloeiten  Sa^re, 
begn.  im  anfange  ber  diegierung  btS  (SlaubiuS 
no4  SRom  getommen,  emftlic^e  Sebentot  ni^t  er- 
boben  »erben  bürfen;  inSbeJonbere  ift  ju  bemerfen, 
bo^  bie  ormenifc^e  UebetfeB"nß  be3  eufebiani- 
fd|)en  Sb'^c"''^'"'^  '!>  leiner  ÜBeife  ben  ^Bnrjug 
Dor  bei  be€  ^l.  ^ieron^muS  berbient,  unb  baß 
baS  im  (iberianif^en  !Pa)]flIataIoge  ongegebene 
XobeSfa:^  be§  ^1.  !ßetrue  (55  n.  (£§i.)  unbebingt 
(QtW  ift. 

2.  Ifat^Dlif^erfeitS  nirb  meiflenS  bie  SBirt- 
famfeit  unb  ba§  Snartqrium  befi  1)1  $etru8  in 
JRom  onerfannl  (ogl.  j.  39.  Wäller  Jriid)engef^id)te 
I,  gieiburg  i.  99. 1 889,  79. 83  j  ©ieffert,  in  ^er- 
J0fl9  SReQl.Snc?«.  XI,  2.  Slufl.,  524  ff. ;  Light- 
foot,  The  ÄpoBtoIic  FatLerB  I,  1,  London 
1890,  73  ff.),  ©eläugnet  miitbe  bie  IHntDejen- 
beit  $etri  in  Mom  Bon  ben  aSalbenjem,  ton  ÜJIar- 
iuiufl  oon  5|äabua  (|.  b.  91rf.)  unb  befonberS  feit 
bem  16.  Satir^unbett  häufiger  uon  nic&tfotfioli- 
fc^en  ©i^riftflftlem,  benen  jeboc^  fat^DtijdierfEitS 
fiäftig  entgegengetreten  mürbe.  3)ie  9Iufjä!)lung 
biefei  bie  rat^olifi^e  ^uffaffung  befäm^fenben 
@cbn|ten  ^at  beutjutage  ni^t  einmal  metir  ein 
biflDriirfieS  Sntereffe ;  e9  fei  üernjitjen  ouf  bie  hirje, 
aber  gute  IS^atalterifining  bei  Lecler,  De  ro- 
mano  sancti  Petri  episcopatu  (Biss.),  Lovanii 
1888,  7—11. 

3. 3n  ein  neue3  ©lobium  trat  bie  ontifatboltf^e 
Sforfdiung  buri^baS^luf  treten  ber  eon  gerb,  ßbrift. 
©mit  (j,  b.  91rt.)  begrünbelen  neuen  lübingtt 
€d|ule,  mit  bercn  Sßrincipien  ein  aufentt)Qlt  SPeIri 
}u3]om  notüiUif)  uncertiäglidd  ift.  9113  ißertreter 
biefet  JRic&tung  fmb  ju  nennen  Bor  Mem  Sllbert 
©cbwegler  (S5a§  nacfiapoffol.  Sfitolttt,  Tübingen 
1846,  2  ißbe.),  ebuarb  3(n«  (®ie  äpofttlgei^ 
nod£|  i^rem  Sn^all  unb  Urfpmng  (ritif  ^  unterjurf)t, 
©tuHgort  1854;  ffletfelbe,  in  ^ilgenfelbS  3eit- 
Wrift  f.  miffenf^nfil.  IbfolDfl«  1876,  31—56), 
iWii^rb  ?lbalbert  SipfiuS  ((äbronologie  ber  römi- 
f^en  SSilc^öfe  bis  gur  ÜKitte  bei  4.  SabrbunbertS, 
fliel  1869;  Sttt.,  ^vt  OueUen  ber  tömife^ 


1868 


^etniS-Soge,  britif^  unterfu^,  ftid  187S;  ^x^ 
3)ie  apocnpljm  a^ofttlgefc^i^ttn  wib  StPoht 
legenben,  Snninf^BteiB  1883—1887,  2»t; 
baju  ergänjungS^,  ebb.  1890).  3ttbi|  fnb 
biefe  Sü^tung  btr  neuen  Xübinger  S^nli  wgiei 
im  eigenen  Saget;  als  !8art(ieibiger  bei  Sufiit' 
balteS  $etri  in  Slom  muffen  ^lerOoige^bcniDtitei 
SbDif  öUgenfelb  (^iftorif^-Mtifi^  Stnltibaii 
inbaB9t.3:.,  Seipjig  1875,  620ff.;  SeitfW 
für  mifienf(]6aftlid6e  X'iftoloQW  1872,  349—872; 
1876,57— 80;  1877, 486— 508).3riÄt.6liilta 
(^er  gmeite  SScief  htS  ^PttruS  unb  ber  Srief  tie( 
3uba8,  ^Oe  1885).  ^uä)  3of.  Smigoi  ((geffe 
ber  ibmift^enffin^e  biS  gum  ^onttficate  Sto'lL, 
SBonn  1881.  40—46)  tritt  pir  ba8  aBiifai  ?(tri 
in  SRom  ein. 

4.  2)ie  oon  Aot^olilen  oetfogten  @4r^  fiin 
biefe  g^rage  finb  ungemnn  jo^Ireit^.  6tt^  an 
Bon  bem  fet|r  ft^OtenetDetti^n  anaterialtob,  Dd^iS 
in  bei  neucften  ^it  bun^  bie  ar^äologif^tn  g» 
fd^ungen  entbedt,  unb  bae  fflT3)eutIii^Ioidi  yiffittf 
Mäf  gemai^t  iß  befonberS  bur^  g.  X.  StanS,  Bon 
Sotterranea,  2.  Sufl.,  Stetburg  1 879,  unb  bm^ 
bie  ateol'encqriiipäbie  ber  i^rt|U.  Slttrtbünei, 
ebb.  1882—1886,  299be.,  (d  liefert  Wneg^ 
ein  im  SBef entlid)en  anbereS  Stefultat,  als  ^  bn4 
eine  einfache  Setta^tung  b«  OueÜnt  tWB  feÜß 
ergibt  ^ie  ältere  lat^otifc^  Sitecatui  ift  «o* 
geic&net  bei  Leeler  L  c.  9 — 10,  bie  neuere  ibil 
14—16.  SDie  neuefte  Sptcialfd&rift  ifl  oufierlai 
fd^on  genannten  Oon  £ecler  unb  äQtl^m  Sfftt 
befonberS  3ob.  ©d)mib,  ?ßetni8  tn  iRom,  obit 
NovaevlndiciaePetrinae.  ißeueliterarbiflorifiSt 
Untcr|u(f)ung  biefei  „Siofls*«  uii^t  „©age",  ßujtra 
1892.  ^uferbem  be|(^a|tigen  fi^  gelegentlii^  mit 
bem  Seben  beS  ^I.  $etru8  bie  Sommcntmie  )U 
feinen  Sörtcfen  (befonberS  auägiebig  Sub.  M 
i^iutibl|Qu|en ,  5Daä  erfle  ^ontifitolf {^reiben  brt 
aipDflEljürflen  *petru8,  aJIninj  1873,  1—44)  unb 
jur  Slpüftelgefdiic^te  (f.  g.  B.  bie  forgfÜItige  Unter- 
|ud)ung  bei  gelten,  SJie  3t)>ofteIgefd|id)tt,  ^teitruig 
1892,  240—244). 

ILSlecanDnift^tnStiefe^etii.  Im 
tarnen  $etTi  tragen  im  91euen  S:eftament  pa 
SBiicfe  an  bei  ©pi^.  1.  ®ei  ttfte  Siitf, 
mefi^ei  fünf  ffapitel  entf|ält,  erfttieinf  gutuetten 
unter  bem  Wimen  Epietola  ad  Ponticos  ^ertnU. 
Scorp.  adv.  Gnost.  12;  Cypr.  Testun.  adr. 
JudaeoB  3,  36.  37),  meil  Don  ben  fünf  $»• 
Diiqen  fileinofienS,  an  beten  g^riften  bn  ißrief 
geritbtet  ifl,  bie  Don  fpontuS  an  erfler  ©teile  gc 
nannt  ift.  3)er  Srief  ift  nicEtt  nm  an  bie  3nbeii« 
t^rifien,  fonbem  an  cße  gb^iften  ber  genonnln 
^CroDinjen  geritfitet,  in  toeldien  nac^  flaren  *!■ 
beutungen  (1,  14.  18;  2,  9 f.;  S,  6;4,  3)D«if 
gugSmeife  UM)rit  Reiben  lebten. 

a.  Sie  9)eianlaf  fung  gu  bem  elften Sritft 
SPetti  tsar  bie  mi^Itdbe  Sage  ber  S^ri^  in  jcm 
$roDingen.  ^urc^  bie  ^nna^me  beS  Stinftcn- 
tbumS  mar  eine  ©d^etbemanb  gtDijdien  t^nen  ndi 
ibren  beibnifd^n  SanbSIeuten  nxid^teL    &|lat 


1869                             $ttiuS,  bet  H.  bei  9t)of)eIfÜTfL                             1870 

tmtlfaiibm  bttft  Xtnmiing  bitter  unb  nahmen  Stl^riftßtllct  (Amtcn  übneanoen  uwriMn,  ia  Ue 

oram  i^  d^ri|t[i4en  JDHtoriibfr  tint  ftinbfcligt  ooiftt^enbett  genfigen.    ^  ißef^itt^  unb  bie 

CttOuns  ein ,  UKl^t  ^^  in  SQtileumbungen  lutb  SItda  ^abcn  uon  Anfang  an  ben  ctflen  Sclef 

SafDlgungen  öu^trtt  (1,  6;  2,  12.  19.  20:  S,  Sßttri  enthalten.  Su^  im  Canon  Uuratori&nns 

14. 161t.;  4,  4.  12.  14;  5,  8.  9).  Sifje  Ser-  on  bei  Did  flcbeuteten,  t»il  cotrumptrten  @ttllc 

(SQirtfK  Rotten  für  bie  9Ieu&ete]^rten  eine  bopptüt  3eile  71  f.  Don  bem  tt^en  iBriefe  $etri  aie  einem 

(Befolg,  nfimli4  bie  aRSglid^feit,  fi^  eeWoUfam  cononif^  bie  Stebe  ift,  tann  monmitSte^tuntet 

gegen  üju  teinblic^e  Umncfning  außule^nen,  obct  Su^ilfena^me  einer  Besrünbeten  Sonlectur  an- 

Btqagi  )uu»ri>en.  3}iel(|teTe@niwt]^S^mmune  nel^men  (f.  3a^n,  @ef^.  bcS  neuttfl  SanonS  H, 

ober  tonnte  leitet  ffli  mannen  ben Snfang  }um  1,  eiIanQenu.fitip)i(|  1890, 110).  ^nCanon 

VbfoS  com  S^flent^um  bUben.    Stn  a))op}lt-  UommBenianna  (miS  bet  gtuetten  ^älftt  befl 

fd^  Stnbf^^ieiben  an  C^riflen  in  biefer  Sage  4.3a^r^unbetie),  brt  Catalogus  Claromontanus 

m^  bd^  notureemäl  einen  erma^nenbtn  unb  (btm  3.  ober  bem  3In{onge  bei  4.  ^a^rtjunbeitS 

Mt^rtnben  S^^rafter  ^ben,  bur^  mläjtn  ber  angc^5ienb),  bet  eonon  bei  SufibiuS  (H.  E.  3, 

3aied beSfelben oon norrt&erein btftimml ip.  5)ie-  25, 2)  enttiülten  (flmmtluft  ben  erften  SBrief  5petrt; 

fm  gibt  ber  ^oftelfürji  miü)  mit  tiarcn  SBoiten  SufttiiuS  ndinet  if|n  ju  ben  6riioXo-[oü[uva  (u^. 

6,  12  an :  'E^pa^lI,  napaxaXSv  xa\  Imfia^pmt  3a^,  ®^i)i^lt  U.  f.  W.  I,  1,  302  ft.),   ^Ür  blc 

Ta&njv  «tvai  diijft^  ^räptv  -toü  fteoü,  tk  JJv  ot^t*.  äed^t$eit  be«  ©tiefeS  jeugl  al|D  boS  ganje  firij- 

3)ementH)rt^enb  entölt  ber  aSrief  eine  Mei^  bon  lid^e  SUtert^um,  nie  jogor  bt  SBJette  jugejielit  (fie^f 

Cnna^nungen  unb  5)ei^ltung8magregtln,  aelc^  bu^  bei  t|iftor.'fritif^en  Einleitung  II,  6.  tSufL, 

hkt  Sage  bcttefftn,  in  ber  fid)  bie  g^iiften  ben  EBeilin  1860,  386).  —  ^vä)  innete  @iflnbe 

fwiben  gegeniueT  befinben;  bann  eierteiungen.  fprc^cn  tüi  ben  ^I.  betrug  ali  Sluctor  bee  i^m 

«BS  bentn  ^oige^,  ba|  baS  C^ftent^um  tio^  jug;{d)nct)enen  er[ten  Siiefeg.    ünit  btm  SUbt, 

ben  mit  i^m  Deihilpften  ßeibtn  unb  äBeifoIgungen  meines  bie  enongelien  Don  ber  Sßtrfönlii^teit  bei 

Uc  Uw^n  ®nabe  @Dttei  ift;  biefe  Sigenfcffaft  befi  3l;ioftcl^  geben,  ftimmt  Doüftänbig  JencS  überein, 

0^{lcnt^UDä  ma^e  tS  allen  feinen  SInI)£ingem  mlijes  ber  33ricf,  an  unb  für  fiA  betnu^let,  oon 

tann^Ib  ber  oerft^tebenen  StSnbe  jui  Mic^t,  feinem  ^luctoi  gibt   Siiefelben  Serien  unb  Sin» 

ebmi  bet  Cr^abenfieit  bee  SbnflentbumB  müibigen  )i)auun  gen,  mcl^e  noiJ^  ben  in  bei  9[f>o{ieIgef  t^ic^te 

Sdienfinunbel  j)u  Mren.  S)un!^  biefe  jmei  in  bem  oufbeioQ^rten  iReben  bem  apoftelfürften  timt- 

3kKtIc  liegcnben  ©ebanfenieitien  mirb  jebD^  eine  tf)üiiilid()  Waren,  finben  fidEi  tmii)  tjiei  (f.  boä  Sei- 

OuBCR  Smteilung  beS  Sriefeg  nic^t  btbingt  jcic^iü^  btr  etuf^lägtgen  @teQen  bei  ftaulen,  Sin- 

b.  Sie  9ei!^t^eit  beS  Sriefeg  Wirb  burd^  leitung  657).    9m  @c^lufft  (5,  IS)  nennt  bei 

au% eit  3 eugniffeaugerBmeifel  gebeut.  S)a6  ^^eijajiei  einen  3}iarai  ÜiamenB  !Dtonue  feinen 

(lUe^  ip  2  $etT.  8,  1 ;  i^m  leiten  fid)  an  $a|)iaa,  .@o^'.  @e  fmin  niii^t  btjtDeifelt  merben,  ba$ 

»oeI<^  na^  ©ufebiuS  (H.  E.  3, 39, 17)  ben  ,etften  biefe«  ber  bdannle  eBongelift  aJinrcuS  (f.  b.  Krt.) 

Srief  $ttrt  in  ä^nlic^cr  Sßetfc  benu|t  mte  ben  ift;  ba|  $etiug  i^n  fi^on  fnt^jeitig  fannte,  jet^ 

«Pen  »rief  beaSapoftelägodannefl";  beibL^oIq-  bie  Ipoftelgeji^i^te  12, 12. 

cintntB,  t«I^  Ep.  ad  PhiL  unfern  »rief  a^tmal  Slad^bem  MiettS  @anler  btc  birecte  Sbfaffung 

fafi  uBrtlt^  citiit  unb  augerbem  no^  jmeimal  bui^  Sßttrue  gcläugnet  ^e,  lebrte  SlubiuS 

9lüilfi(^t  auf  i^  nimmt  (f.  bitSteQen  bei  Funk,  (Uronfi^en  bcB  i^briftent^umS,  Stltona  1808) 

Oper»  patnimapostoliconmiI,Tiibing.  1878,  bie  Una^t^fett  be8  ©riefeS.  gi^m  folgten  Säur, 

574).  S)iefeHrtberSenu|ung^eWfi^oneufebiu8  be  SßJetle,  SditDegler  u.  SL  3nbe|  »uiben  biefe 

(HL  £.  4, 14,  9)  fe^r  ^eiboi.  S^\a%  unb  ißolti-  Angriffe  felb^  auf  proteftantift^er  Seite  entftbie- 

ontma  ftnb  aI3  äußere  3eugen  für  hie  Slec^l^ett  ben  nibeilegt,  j.  £9.  uon  ^ugufti,  OlSboujen, 

in  biefem  ^Ke  bon  um  fo  grSfierei  iSebeutung,  grtbner,  93Ionf,  £^ieif(i^,  Songe.    Slie  1)avpt- 

tseil  jle  )u  ben  Reinafiatiff^en  Ötemcinben  gehörten,  fätfiü^flen  gegen  bie  ^td^l^t  btrongegogenen 

an  bieber%riefgeiicE)tetift.  Snbeie  üupete  3eug-  @ninbe  finb  folgenbe  (ugt  ^olgmann,  ^nL, 

nifje  mi8  ben  oetfc&iebenpen  Xitnlm  ber  Äiri^ie  3.  SlufL,  ^reiburg  1892.  315—818):  a.  *petruB 

fitui  Clem.  Alex.  Paed.  1,  6;  3,  11 ;  Strom,  erfd^ine  5,  1  in  ben  SBotten  V-övvit  tSv  toC 

4,7;  aufierbem  ift  in  ben  ^gpolqpofen  beS  €te-  Xpurroü  jra&ijfiärojv  fc^on  al8  SRarlqtrr  unb 

mens  eine  Auslegung  btef ee  Briefes  entölen,  fönne  bemnad^  nic^t  ber  S}eifaffei  be8  Briefes  fein, 

^ragmenle  einer  lateinift^en  Uebeifetiung  f.  bei  Sine  rid|tige  Sjegefe  befeitigt  biefen  Sintmirf, 

3a1)a,  gorfdiungen  )ur  ©efd^i^te  beS  neute^a-  benn  bie  3Borte  befogen,  bafi  ^truS  bie  Seiboi 

ntrntlic^en  ISonone  IH,  Erlangen  1884, 79—83;  (Sffn]ti  mit  eigenen  Sugen  gefe^en  unb  bi^clben 

Origenes,  De  princ.  2,5,3;  Comm.  in  Matth.  na^  biefer  feiner  eigenen  Snfdiauung  oerßtnbet 

19,30;C!onim.iiiJoaiin.l,26Bqq.;Iren.AdT.  (ogl. ^^unbl^fen l  D.  @t.).    ß.  S)ei  etfle  SBrief 

haer.  4,  9,  2,  et4, 16, 5;  in  btm  Stnbf^itiben  $etri  fle^  na^suflbrud  unb  Snbült  in  einem 

ber  Rvcijt  ju  üüienne  unb  ju  fiqon  bei  Euseb.  fol^  Sbbfingi^eißserbältntffe  uon  ben  Briefen 

JH.  E.  5,  26  (1  Sßetr.  5,  6) ;  TertnU.  Scorp.  12  5ßauli,  baf  Don  einer  ©elbflänbigfeü  unb  infolge 

unb  De  orat.  20;  Crpr.  De  bono  paident.  9  beffen  Don  bei  Setlgtl^ft  gai  feine  Siebe  fein lanne 

unb  Teetim.  adv.  Jud.  3,   36.  87.    ^tnben  (SJeijei^niffe  bei  ^aiaUelfieOen  bei  ^oltmmin 


1871 


g^etruS,  ber  l^L,  ber  9|)o{ieIfflrfL 


1872 


314  f.;  bc  fflette  U,  382-384).  ®ieje  «cl^n- 
lid^Iett  etflört  ftd^  iebod^  einerfeüS  borouS,  ba| 
IßetruS  nad^  feinem  gtoeiten  Briefe  3, 15  f.  tl^at» 
fäd^Itd^  Sriefe  beS  l^t.  $aulu3  tonnte;  anberer- 
feitd  ou3  ber  X]^atfa(|e,  ba^  jebet  Wpo\M  biefelben 
d^rifüid^en  ^eil§tt)at)r|etten  t)erfünbete.  7.  S)ie 
SJorfteHung,  ipetruS  fei  ber  ffierfoffer  be«  Srie- 
fe§,  fott  ein  SDßiberfprud^  fein  mit  ber  bereits 
bei  $QpiQ3  (Euseb.  H.  E.  3,  39,  15)  beginnen- 
ben  Xrobition^  meldte  bem  $etru§  in  bem  9Rar« 
cuS  einen  ipp.T)veuTiJc  gebe ;  burd^  biefe  Stellung 
beS  SRorcuS  teerbe  eine  fd^riftfteUerif^e  Xl^ätig» 
feit  feines  ^erm  unonnel^mbar  gemod^t.  SDiefe 
gfolgerung  ift  j[ebod^  burd^auS  irrig.  SDenn  nac^ 
ber  be^eid^neten  @teUe  fd^rieb  9RarcuS  auf  Sitten 
ber  römifd^en  S^l^^rer  beS  1^1.  $etruS  oQe  Sieben 
unb  XI^Qten  Sl^rifti  nieber,  »el^e  {euer  ertt)ä]^nt 
l^otte;  borauS  folgt  aber  nid^t,  oag  $etrud  nid^t 
aud^  felbft  fd^rififtcHerifd^  tl^tig  fein  tonnte.  ®ie 
9ü(^tig!eit  beS  in  SRebe  ftel^enben  SinteurfeS  tritt 
nodb  mel^r  l^erDor,  menn  in  @m)ögung  gebogen 
toirb,  ba^  ber  Sel^rd^arafter  unfereS  SriefeS  mit 
ben  in  ber  9l))ofteIgefd^id^te  entl^altenen  ^rebigten 
$etri  in  doUer  Uebereinftimmung  fielet. 

c.  ®er  erfte  ©rief  $etri  ift  nad^  5, 13  in  93a. 
b^Ion,  b.  1^.  in  S  0  m  gcfd^riebcn  (f.  b.  9lrt.  Sa- 
b^Ion  1, 1822).  pr  bie  ^bfaffung§s  eit  laffen  fw^ 
folgenbe  ©renken  beftimmen:  ®er  ©rief  fe^t  eine 
gro^e  93erbreitung  beS  g^l^riftentl^umS  in  jfleinofien 
t>orauS,  iDeld^e  erftnod^  ber  SBirffamfeitbeS  1^1.  Pau- 
lus au  e))]^efuS  auf  ber  britten  SRiffbuSreife  (54 
bis  58)  möglid^  fein  tonnte.  S)ie  in  bem  ©riefe 
bel^anbeltcn  forialen  Scrl^ältniffe  fejcn  einen  Iän= 
gern  Seftanb  beS  Kl^riftentl^umS  in  jenen  ßänbem 
t)orau8,  fo  ba^  l^icmad^  bie  SbfaffungSjeit  mel^« 
rere  Sö^re  na^  ber  ^breife  ^auli  öon  ©pb^fuS 
anjufejcn  ift.  S)iefelbe  barf  aber  nid^t  über  baS 
Sal^r  64  ^inauSgcfd^obcn  werben,  benn  in  bicfem 
begann  bie  neronifd^e  ß^riftenöerf olgung ;  öon 
einer  fold^en  blutigen  Verfolgung  rebct  ber  SBrief 
aber  nid^t.  Sflad^  5, 13  »ar  5Warcu§  in  SRom,  als 
ber  SBrief  gcfd^riebcn  würbe,  ©erfelbe  9luf cnttjaltS« 
ort  beS  aWarcuS  ift  aus  60I.  4, 10  unb  ^üem. 
24  erfid^tlid^.  fie^tcre  bcibcn  SBriefe  ftnb  aber 
tt)äbrenb  ber  crften  römifd^en  ©cfangcnfd^aft  $auli 
(61 — 63),  unb  5tt)ar  gegen  6nbe  berfclben,  ge- 
fd^riebcn.  ®a  nun  äJlarcuS  ertoäl^nt  wirb,  ^uIuS 
aber  nid^t,  fo  fann  man  fd^Iie^cn,  ba|  $auIuS 
5ur  Seit  ber  ^bfafjung  beS  SricfeS  md)t  in  SRom 
war.  ®enn  eS  lä^t  fid^  öermut^en,  ba^  ^ctruS 
bei  biefer  ßrwäbnung  beS  äJlarcuS  ben  ^auIuS 
im  tJaUe  feiner  ^nwefenl^cit  in  SRom  nid^t  über- 
gangen bätte,  gumal  (e^terer  in  fileinafien  fe^r 
befannt  war.  @tne  ^bwefenbeit  $auli  Don  9lom 
trat  ein  nad^  93eenbtgung  ber  erften  römifd^en 
©efangenfd^aft  im  3.  63.  ®emnad^  ift  ber  Srief 
nod^  im  3.  63  ober  im  5lnfange  beS  Sa^reS  64, 
aber  öor  Scginn  ber  neronifd^cn  Verfolgung  ge» 
fd^riebcn. 

2.  ©er  jWeite  Srief ,  weld^cr  brci  ftapitel 
umfaßt,  ift  nad^  3,  1  an  biefelben  Sefer  gcrid^tet 


Wie  ber  erfte  ©rief  $etrL  (Er  ift  eine  ^arftncje; 
gunöd^fl  ermahnt  ber  9))ofieI  jum  (Sifer  in  bea 
d^riftlid^en  Xugenben^  womt  bann  etnbrtn^ 
tor  ärrlebrem,  weld^e  als  Verbreiter  unb  Snl^äger 
beS  9ntinomiSmuS  (f.  b.  Slrt.)  bef daneben  we^ 
unb  befd^wört  feine  Sefer,  ftd^  burd^  beigen  9BaBbd 
auf  bie  fidler,  aber  um)ermut]^et  eintretenbe  fiock 
^nfunft  gibnfti  t)or3ubereiten.  S)er  zweite  Sricf 
$etri  b^  mit  bem  erften  numd^  SSerfibnmgS« 
pnrdit,  fowo^I  in  Ve^ug  auf  ben  StuSbrud  (ligL 
g.  S.  1  $etr.  1, 1  f.  mü  2  ^tr.  1, 1  f.  1  ?etL 
1, 15.  18;  2, 12;  3,  1.  2.  16  mit  2  ^tr.  2, 7; 
3, 11.  1  ^etr.  3,  21  mit  2  ^etr.  1, 14)  dSonf 
ben  3nbalt  (DgL  }.  V.  1  $etr.  3,  20  mü  2  $ä{. 
2,  5  unb  3,  6).  ^uSbrudfltd^  legt  2  ^  3, 1 
ber  9Serfaf[er  ftd^  aud^  ben  erften  ©rief  bei 

a.  2)er  befonbere  Stotd  beS  }n)eiten  9riefe§ 
ift  iebod^,  wie  aud^  fd^on  bie  fune  änboItSongobe 
geigt,  ein  anberer  als  ber  beS  erften  ^Briefes,  beim 
Der  erfte  Vrief  f^cA  gor  feine  Segiel^ung  auf  (mt^ 
nomiftifd^eärrlebren,  wä^renb  beren  9e!ain)}fuiig 
ben  auSf  (btiepd^en  3^^dt  beS  ^weiten  SriefeS  oni« 
mad^t.  SDiefeS  ge^t  auS  bem  SSortlaute  felbp  ^ 
Dor,  befonberS  aus  Rop.  2,  bon^  ouS  ber  9e|nK4" 
feU  mit  bem  Vriefe  beS  bl.  SubaS  (f.  b.  «rt).  Sem 

g)ifd^en  bief en  beiben  Vriefen  befielt  ebie  enge 
erwanbtfd^aft,  weld^e  auf  öbnitdbe  Veranlaf|img 
unb  auf  äbnlid^en  3tt'edt  binweist.  2)ie  Vqi^m* 
gen  gwifd^en  i^nen  ftnb  fo  innige,  ba|  fie  wr 
aus  einem  gegenfeitigen  9bböngig!eitft)erböltm|ir 
ertlärt  werben  tonnen.  Sie  Srage,  welcbem  Srufe 
bie  Ißrioritöt  gebühre,  ift  ba^in  gu  ottfd^eibB^ 
ba^  $etruS  ben  Vrief  beS  b^-  SuboS  benu|t  \fL 
S)cnn  im  jweiten  Vriefe  $etri  tc\!A  ein  fori« 
gefd^rittenereS  @tabium  ber  ^örefte  unS  entgegen 
als  im  ©riefe  3ubä  (ögl.  g.  93.  2  gjetr.  2, 1  mit 
3ub.  4).  ^ud^  eine  faü^Ii(|e  unb  fprad^Iid^  Ser> 
gleid^ung  ber  ^araUelftelten  beiber  ©riefe  im  (Sm 
gelnen  fprid^t  für  bie  Priorität  beS  VriefeS^ubö. 

b.  3)ie%ed^tbeit  beS  VriefeS  folgt  auS  ben 
©elbftseugnife  (ögl.  3,  1  mit  1,  1).  ^iennit 
ftimmen  anbere  ßigenf d^aften  beS  ©d^reiberS  über« 
ein;  ber  Verfafjcr  ift  ä^wge  gemefen  öon  berSSer» 
flörung  3efu  (1,  18)  utü>  nennt  ^oi^S  feinen 
„Srubcr"  (3, 15).  S)ann  finb  ein  3^gni6  ^ 
bie  ^ed^tbeit  bie  mannigfad^en  ©erübrungSpunIte, 
weld^e  biefer  ©rief  mit  bem  erften  ©riefe  ^ 
bat.  —  91IS  äußere  3cugen  für  bie  ?led&tbeit  imb 
gugleid^  für  ben  canonifd^en  Sb^rdter  finb  ju 
nennen:  SlemenS  ton ^le^anbrien,  ber  ibninbm 
$9))ott)))ofen  commentiri  bctt  (biefer  &)mmentßi 
ift  tertoren  gegangen) ;  ^b^opbi^uS  Don  ^lüüxl^ien 
(Ad  Autol.  2, 9. 13,  abbängig  ton  2  ^tr.  1, 19. 
21) ;  girmilian  Don  Söfarea  in  Sap)>abocien,  bei 
in  feinem  ©riefe  an  6it)))rian  nur  ben  gweitm 
©rief  ^ctri  im  ^uge  gebabt  boben  fann  (Finn, 
ad  Cypr.  6,  bei  Migne,  PP.  lat  m,  1159). 
DrigencS  fennt  gwar  üereinjelt  auftaud^enbe3M^ 
an  bem  canonifd^en  Sb^^H^  beS  ©riefeS  ().  S. 
Euseb.  H.  E.  6,  25,  8),  tbeüt  aber  felbfl  birje 
3weifel  nid^t  im  ©eringften  (f.  j.  ©.  CommenL 


1873 


^etru«,  ber  1^1.,  ber  a»)opeIfürjl 


1874 


in  Ep.  ad  Bont  8 ;  Hom.  in  LeTit.  4, 4 ;  Hom. 
in  Nüm.  13,  8).  SRetl^obtug  t)onOl9mpu3  (f.b. 
Vrt.)  cütrt  2  ^.  3, 8  (f.  Pitra,  Analecta  sacra 
in,  610  sqq.).  ®em  SJcrfaffer  ber  „SDioIogc 
bc«  IbomontiuS''  (f.  S^H  ©ejd^id^te  bed  neuteft. 
SonotiS  I,  1,  314)  ift  ber  atoeite  S3nef  ^etri  ca- 
lumifd^.  3m  Canon  Muratorianus  ift  nad^  einer 
edoubten  ^niectur  t)on  2  $etr.  bie  9lebe  oIS  t)on 
einem  Sriefe,  ben  ber  Serfaffer  be§  gfrogmentd 
für  canonifd^  fßt,  ber  aber  t)on  Ruberen  nic^t  on- 
erfaimt  tmrb  (3al^n  ebb.  11, 1, 110).  —  2)er  fog. 
Codex  Mommsenianus  entl^ölt  betbelBriefe  ^etri 
(Sa^n  n,  1, 153).  S)iefer  ganon  ift  in  «frifa  in 
ber  gmeiten  t^ölfte  beS  4.  Sal^rl^unbertS  entftanben 
(Safpx  II,  1, 155) ;  ebenfo  ber  Catalogus  Claro- 
montanos  (3o^n  11, 1, 159).  Sin  weiterer  3cuge 
ifl  e^riflu«  t)on  Serujalem  (Cat.  4,  36;  f.  3a^n 
n,  1, 179).  ^ieron^muS  toei^  yoax,  ba|  3w«fct 
aber  ben  canonifd^en  Sl^arafter  unfered  Briefes 
esiftiren  (De  vir.  ill.  1),  t^ilt  biefelben  aber  nid^t 
(f.  }.  9.  Ep.  53  [ad  Paulin.],  8 ;  Dgl.  Ep.  120 
[adHedib.],  11;  In  Is.  51,  6).  SDurc^  biefe 
3eugnifie  ift  l^tfbrifd^  bie  Sed^tl^eit  unb  ber  cano- 
nifd^  (SfyitQhn  beS  Srief ed  bemiefen.  S)iefer  99e« 
meid  erleibet  boburd^  leinen  ^bbrud^,  ba^  iDäl^renb 
ber  t>ter  erfien  3a]^r|unberte  t)erein}elte  3tD^f(I 
in  biefer  ^inftd^t  laut  tDurben.  @o  red^net  SufebiuS 
iSpx  witer  bie  dlvtiXe^ofteva.  fßon  SufebiuS  ift 
obl^ngig  SDib^muS  9R. ,  »eld^er  il^n  dg  nid^t 
cononifd^  be^eid^net  (f.  Migne,  PP.  gr.  XXXIX, 
1774;  bie  3le(^tl^eit  biefer  ©teile  ift  aber  jmeifel- 
baft).  3n  ber  Schrift  De  trinitate  iebod^  fteOt 
2)ib9mu9  unfern  tBrief  ben  übrigen  neuteftament« 
lid^en  99üd^m  gteid^  (g.  S.  1, 15,  bei  Migne  1.  c. 
803).  SBenn  bie  $ef d^ittl^o  anfönglid^  ben  ^weiten 
Srief  $etri  nid^t  umfaßt  f^ai,  fo  betoeidt  biefed 
nur,  ba^  biefer  SBrief  eine  langfamere  SSerbreitung 
aefunben  l^at  aI3  bie  übrigen  neuteftamentlid^en 
Sc^nften.  3)ie  ®rünbe  l^ierfür  liegen  einerfeitS  im 
SBriefe  felbp,  »eil  berfelbe  ftd^  mit  ^ilngelegenbeiten 
befo^t,  tt)el^  nur  bie  fleinaftatifd^en  ®emeinben 
berül^,  anbererf eitS  in  ben  3citumftänben,  unter 
benen  er  entftonb ;  benn  bie  neronif d^e  SSerf olgung, 
in  iDeld^er  er  gef^rieben  mürbe,  mar  einer  fofor* 
tigen  oSgemeinen  SSerbreitung  bcSfelben  nid^t  fe^r 
günfKg;  ebenfo  menig  bie  anbem  feit  bem  äal^re  81 
in  fu^en  3^if^cnraumen  ftd^  mieber^olenben 
Mmpfe  gegen  bie  gl^riften.  S8ei  ber  fpätem  all- 
Qcmeinen  !Berbreitung  tonnten  begreiflid^erma^en 
leid&t  3tt>«frt  entftefen.    SBenn  nun  ber  ©rief 

I.  9.  in  bie  (Qrijc^e  Ueberfe^ung  nid^t  oon  Dom* 
erein  Singang  fanb,  fo  mar  bei  ber  Sorgfalt, 
mit  toeld^er  man  über  baS  gef d^riebene  SBort  ®ot- 
teS  mod^te,  nid^t  gu  ermarten,  ba|  feine  ^in^u« 
fugung  balb  nad^l^er  gefd^al^.  2)iefe  trat  erft  bann 
ein,  dS  aQe  etmaigen  3^^f^I  über  ben  cano« 
nif(^  e^after  bed  Stiefel  DoUftänbig  befeitigt 
tooren :  ^d^er  mar  er  bereits  jur  ßeit  bed  b^*  Spb^^äm 
ber  $e|di)ittbo  eingegliebert.  S)ief e3  ©c^idtfal  t^eüte 
ber  Srtef  mit  mel^reren  anberen@d^nften  bed9ieuen 
ZepmnentS,  bem  Sriefe  an  bie  ^ebröer,  bem  ©riefe 


Sacobi^  bem  2.  unb  3.  ©riefe  SobomtiS,  bem 
©riefe  3ubä,  ber  «pocal^pfe  (ögl.  3abn,  ®e- 
fd^id^te  u.  f.  m.  I,  2,  959—962).  gnbgülttg 
mürben  aQe  3^^iM  ^^^4  Sntfd^eibungen  Don 
^articularf^noben  gegen  Snbe  beS  4.  Sctbi^b^^" 
bertS  (au  Sflom  374,  ^\ppo  393,  Sartbago  397) 
befeitigt. 

SDieUeberjeugung  t)on  berSled^tbeit  t)on  2  $etr. 
mar  auf  a!at|olifd^er  Seite  bereite  bei  ben  Stefor- 
matoren  bed  16.  Sabr^unbertS  erfd^üttert;  (SAloin 
botte  3tt)eifel  an  ber  birecten  Slbfaffung  burd^ 
$etruS;  ^ugo  @rotiu§  nabm  oIS  ©crfajfer  @i' 
meon,  ben  9{ad^f  olger  beS  bl-  Sacobud  beS  Jüngern 
auf  ben  ©ifd^o^ftubl  t)on  3erufalem,  an  unb  fteEte 
au^erbem  bie  ^nfi^t  auf,  ber  ©rief  fei  au3  jmei 
©c|reiben  jufammengcfügt  (ftap.  1 — 2  unb  3). 
@emler  trat  ent{d^ieben  für  bie  Unäd^tbeit  ein,  unb 
ibm  folgt  eine  gro|e  ^n^abl  t)on  proteftantifd^en 
Xb^ologen,  mäbrenb  eine  nid^t  geringere  %xiaf)l 
bie  Sed^tbeit  Dertbeibigt  S)ie  ®rünbe,  meldte  t)on 
ben  ®cgnem  ber  ^ed|tbeit  Dorgebrad^t  merben, 
fmb  breierlei  3lrt:  a.  S)er  Unterfd^ieb  jmifd^en 
1  $etr.  unb  2  $etr.  fei  fo  bebeutenb,  ba^  betbe 
©riefe  unmöglid^benfelben©erfa{f  er  babenfönnten. 
SDiefer  Unterfd^ieb  mirb  gefunben  im  Snbctlt  unb 
^uSbrud  bejm.  im  @til.  Sine  SDifferen^  bed  3n- 
balteS  aber  ift  leidet  erflörbar,  fte  ift  fogar  notb* 
menbig,  meil  eine  anbere  ©eranlaffung  unb  ein 
anberer  Qto^i  vorliegt,  ^ierburd^  ift  aud^  eine 
^bmeid^ung  in  fprad^lid^er  ©egiebung  innerbalb 
gemiffer  ©renken  notbmenbtg  gemotzt.  W)tx  nid^td> 
beftomeniger  b<^ben  nacb  Snbalt  unb  SuSbrudf, 
mie  öorbin  bemerft,  beibe  ©tiefe  foöiel  ©emein* 
fameS,  ba|  eine  genaue  Prüfung  über  biefe  jmet 
fünfte  bie  ^nftd^t  Don  ber  Sbentität  bed  ©erf afferS 
red^tfertigt  (f.  ftaulen,  ©nl.  662  ff.,  unb  t)unb- 
baufen,  S)a3  gmeite  ^ontiftcalfd^reiben  u.  f.  m., 
aWains  1878, 80—90).  ©elbft  «eufe,  melcber  bie 
^ed^tbeit  bed  gmeiten  ©riefet  $etri  Dermirft,  legt 
ben  SDifferenjen  für  bie  tjfrage  ber  ^ed^tbeit  un{ered 
©riefet  fein  gro|ed  ©emicbt  bei  (f.  9teu^,  ®efd(). 
ber  Sd^riften  beö  9?euen  leftamentS,  6.  3lufl., 
©raunfibmeig  1887,  §  270).  —  p.  S)ann  foll  bie 
Sbbängtgfeit  bed  gmeiten  ©riefeS  ^etri  Dom  ©riefe 
Subö  gegen  bie  ^ed^tbeit  beS  erftem  fpred^en,  ba 
e§  ftd^  für  einen  %pofteI  nid^t  gejieme,  bie  S^rift 
eines  Zubern  gu  benu^en.  @$on  bie  ^ngabl  ber 
Slnbänger,  meldte  bie  „©enu^ungSb^potbefe"  bei 
ben  SDangelien  gefunben  bctt,  bemeiSt,  ba^  biefer 
Sinmurf  feine  ©ebeutimg  bot  Slu^erbem  ift  bie 
^bböngigfeit  nid^t  fo  gro|,  ba^  auf  Seiten  bed 
bl.  ^etruS  bie  Selbftönbigfeit  feblt.  @d^on  räum- 
üä)  betrad()tet  ift  biefed  Hör,  benn  bie  ^bböngig« 
feit  erftredt  fub  foft  nur  auf  Rap.  2  unb  itap.  3, 
1—2;  in  Hop,  2  finb  unter  22  ©er{en  nur  12 
Don  bem  ©riefe  3ubö  abböngig.  2)iefeS  aber  er« 
flört  fid^  genugfam  bunb  bie  ^nnabme,  ba|  für 
$etru8  neben  onberen  9lad^ri(bten  aud()  ber  ©rief 
3ubö  eine  CueOe  für  feine  ftenntni^  Don  ber 
Verbreitung  ber  3rrlebren  mar.  S)er  bierber  ge« 
börenbe  Sinmanb,  im  ©riefe  3ubä  feien  Spo- 


1875 


^etruS,  ber  1^1.,  bcr  a})ofleIfflrfL 


1876 


cr^ji]&en  citirt,  im  iBriefe  ipctri  aber  feien  biefe 
Sitate  übergangen,  unb  biejer  Umftanb  toeife  für 
bie  Sntftel^ung  t)on  2  ißetr.  auf  bie  nad^a))ofto> 
lifd^e  3^t  l^in,  ba  erft  biefe  ^iDifd^en  canoni» 
fd(ien  unb  apocr^pl^en  Schriften  unterfd^ieben 
l^be,  ift  belanglog,  »eil  im  Sriefe  3ubä  fein 
^ocü)pf^on  l^erange^ogen  ifi  2)a8  t^l^ten  bie- 
fer  ©teilen  aber  in  2  $etr.  ^eigt  mieberum  bie 
@elbftänbig!eit  feines  9uctor3  (f.  ^uSfül^rltd^ed 
bei  ^unb^oufen  a.  a.  0. 52 — 62).  —  7.  ©d^Iie|- 
lid^  f oU  ber  SBrief ,  für  ftd^  allein  betrad^tet,  beut* 
lid^e  Spuren  feinet  ni(i^ta))oftoIifc^en  UrfprungeS 
öerratl^cn.  ©c^on  bie  ©elbftbejeid^nung  beS  9Ser» 
fafferd  1,  1  fei  Derböd^tig.  ^Uein  aud^  in  an- 
beren  ^Briefen,  beren  ^ed^tl^eit  felbft  Don  fold^en 
anerfannt  ift,  teeld^e  biej[entge  unfere§  SBriefed 
öertoerfen,  j.  S.  9Um.  1,  1.  ®al.  1,  1,  ift 
bie  ©elbftbejeid^nung  beS  !Berfaffer§  im  Segtnne 
be«  ©riefe«  äl^nlid^  toie  2  $etr.  1, 1.  —  Sticht 
minber  Derbäd^tig  fei  ber  iBerfuc^  be§  SSerfafferd, 
fld^  8, 15  als  ^^mtSgenoffen''  beS  l^L  ^uIuS  unb 
1, 17. 18  als  3fU9«t  ber  Serflärung  barguftellen. 
Mein  an  ber  erften  SteUe  (3, 15)  ift  bie  ©teUung 
beS  f)l.  $etntS  gu  $auIuS  genau  gejetd^net  tote 
baS  gegenfeitige  SJerl^öItnil  ber  3l))ofteI  überl^aupt, 
unb  baS  Don  ben  jioei  ^poftelfürften  im  engem 
©inne  an  anberen  ©teilen,  g.  S.  ^pg.  9,  27 ; 
15, 12.  ®al.  1, 18.  ^nber  anbem  ©teile  1, 17. 18 
U)irb  bie  ^utopfte  ber  SSerflärung  6:^fti  Don  bem 
SSerfafjer  im  ©nflange  mit  bem  l^iftorifd^en  Se- 
ndete ber  eöangelien  (9Ratt]^.  17, 1—9.  SWarc. 
9,  1—8.  8uc.  9,  28—36)  furj  angegeben  unb 
bie  grjäl^Iung  bcr  göangeliflen  al8  befannt  Dor« 
ausgefegt.  ®cmä^  beS  SinbrudcS,  ben  ber  über- 
natürlid^e  SSorgang  ber  SSerflärung  ßl^rifti  auf 
^etruS  gemacht  l^at,  toirb  1, 18  ber  Ort  berfclben 
„l^etliger  S3erg"  genannt.  —  ®anj  bcftimmt  fott 
aber  3,  16  auf  eine  fpäte  Sdt  l^inmcifen,  ba  bie 
Srief e  beS  1^1.  ^uIuS  alS  gefammelt  DorauSgefe^t 
würben.  ©iefeS  folgt  Jcbod^  au8  biefem  Serfe 
burd^auS  nid^t,  benn  ^etruS  l^at  nur  jene  ©riefe 
beS  ^I.  $auIuS  im  ^uge,  meldte  eSd^atoIogifd^en 
©cl^alteS  finb.  ?Iud^  blc  ©leid^ftettung  ton  ,,pro» 
pl^ctifd^en  unb  apoftolifd^en  9luctoritäten"  in  bem 
befagten  ©erfe  Derrötl^  nid^t  ben  nad^apoftolijd^en 
Urfprung  be§  SriefeS.  2)enn  biefe  ©el^auptung 
öcrf  ennt  toüftänbig  bie  SOIeinung,  toeld^e  bie  ^oftcl 
als  SSerfünbigcr  ber  ficl^re  gl^rifti  öon  ftd^  felbft 
l^aben  mußten,  ©ie  betrad^teten  fid^  als  bie  Don 
®ott  gefanbtcn  SoHcnber  ber  im  eilten  Seftament 
entl^altenen  Offenbarung ;  bie  ©leid^fteUung  Don 
„propl^etifd^en  unb  a))oftoIijd^en  9luctoritätcn"  ift 
bal^cr  eine  logifd^e  Sonfcqucnj,  bie  ber  1^1.  ^etruS 
I,  1, 10-— 12  beutlid^  auSeinanberje^t. 

c.  Seit  unb  Ort  bcr  9l6faffung  »erben 
burd^  §intt)eife  in  bem  ©riefe  (1, 13 — 15)  flar 
angebeutet:  ^etruS  ift  feineS  balbigen  iobeS 
gett)i^,  unb  ba  biefer  ber  eineS  SKart^rerS  ttjar, 
unb  itoax  ju  Sftom,  fo  ift  ber  ©rief  in  ber 
legten  3eit  ber  ®cfangcnfd^aft  $etri  §u  SRom  ge- 
[daneben. 


Sine  erfd^ö|)fenbe  3>arfleIIun9  fämmtliil^bitt« 
fd^en  unb  e^egetifd^  fragen  über  bie  gtoei  Briefe 
beS  f)l  $etruS  f.  bei  ^unbl^ufen  a.  a.  O.  Sm 
ben  Sel^rbüd^  ber  SinleitungSttnffeitfd^  fmb 
3U  nennen  Cornelj,  Historica  et  mtiea  intio- 
ductio  in  U.  T.  libros  sacros  III,  616—649, 
unb  Raulen,  Stnleit.  in  bie  1^1.  ©d^ft,  3.  ft^L, 
greib.  1890,  650—668.  —  Ueber  bie  »«oteftoii- 
tifd^e  tiforfd^ung  orientiren:  f^einr.  SN-  ^0^ 
mann  a.  a.  0. 87—89  u,  309 — 827,  unb  fmgpi, 
®ef d^id^te  ber  neuteftamentl.  Offenb.  n,  SRün^n 
1893, 45—47.  [©obcrg.] 

m.  9pocr9))]^en  unter  bem  9tames 
beS  1^1.  $etruS  toaren  in  ber  alten  JKxd^me^ 
f ad^  entftanben.  Sie  mid^tigften  berfelben  fi^  in 
9rt.  apocr^pl^en-Siteratur  I,  1070  ff.  aufgefü^ 
Unterbeff en  ift  in  ben  Idjita  Sauren  über  ^vm  bo^ 
felben  burd^  ^ufftnbung  alter  (fragmeittorifd^) 
2:e£te  mel^  fiid^t  Derbrettet  »orben.  Sm  SBiniir 
1886—1887  fanb  nämlid^  ber  SPnmaofe  ©ourioit 
in  einem  SRönd^Sgrab  gu  Sfl^mim,  bem  olla 
^nopolis  in  Oberög^pten,  eine  bem  8.  tba 
9.  3a]^r^nbert  angel^örige  ^onbfd^ft,  toidift 
38  ^ergamentblötter  umfaßt  unb  ein  gfragmat 
beS  ^etruS'SDangeliumS  unb  ber  ^[ktruS-StMKii- 
iQpfe  fomie  ein  ©tüd(  beS  f^enod^bud^  entp. 
Ser  gfunb  mürbe  Don  ©ouriont  in  ben  Mdmoir« 
publies  par  les  membres  de  la  mission  areh^ 
logique  fran9ai8e  au  Caire  IX,  1  [1892]  dec* 
öffentlid^t.  Sine  Ausgabe  in  f^ocftmile,  ^^ 
graDüre,  ttmrbe  im  britten  ^eft  bedfelben  ©anbei 
Deranftaltet.  ©ei  ber  ©ebeutung  beS  gfunbci 
folgten  fofort  meitere  ^blicationen,  namentTi^ 
ber  beiben  ^etruSfd^riften.  SS  feien  ermo^  bie 
ausgaben  Don  %  t^amadt  (in  %tiU  unb  Unter« 
fud^ungen  ^ur  @efd)id^te  ber  altc^riftlid^  2tt^ 
ratur  IX,  2,  Seipaig  1893),  a.  2obS  (Evangeln 
Becundum  Petärum  et  Petri  Appcalypseos 
quae  supersunt,  Paris.  1892 ;  L'ETan^e  et 
rApocalypse  de  Pierre,  Paris  1893),  %vxd 
(in  ber  [3:übinger]  3:](>eoI.  Duartalfd&rift  1893, 
255—288),  D.  D.  ®eb]&arbt  (S)aS  gDangeliun 
unb  bie  apocalQpfe  beS  $etruS.  3)ie  neuentbetfien 
©rud^ftüde  na^  einer  $]^otogro|)]^ie  ber  ^(mb> 
fd^rift  5U  ®x^ti)  in  fitd^tbrudf  l^erauSgegeben,  Sei)»' 
5ig  1893)  unb  ©emeria  (in  b.  Beyue  bibliqne 
1894,  522—560). 

1.  SDaS  ^etruS'SDangelium  mirb  oon 
ben  alten  ffird^enfd^riftfteHem  mel^tfad^  eitDO^, 
fo  Don  OrigeneS,  SufebiuS  unb  ^ieron^muS  ({. 
oben  1, 1070),  benen  nod^  Sll^eoboret  ^aeret 
fab.  2, 2)  beizufügen  ifi.  SufcbiuS  (H.  E.  6, 12,2) 
berid^tet  Don  einem  ©treit,  ^n  bem  bie  ©d^  ub 
200  ju  JR^offuS  in  güicien  9tnla]&  gab.  S)a  ber 
®ebraud^  in  ber  bortigen  ©emeinbe  ^nftofe  e^ 
regte,  mürbe  ber  ©ifd^of  ©erapion  Don  ^ntio^ia 
um  fein  Urtl^eil  angegangen,  unb  berf elbe  geftattetc 
^uerft  bie  fiefung,  ba  er  bie  ©d^rift  felbft  nod^  in# 
tonnte.  ^IS  er  aber  Don  il^r  €infid^t  gu  nel^ 
©clegenl^eit  erl^ielt,  fanb  er,  ^ba^  baS  9Reij!e  iÄ 
jenem  Soangelium  gmar  ber  redeten  Seigre  unferei 


1877 


$ettu8,  ber  1^1.,  ber  Spofielfärfl. 


1878 


<Ed5fet«  entfpted^,  einige«  a6er  ]^in}ugefägt  fei" 
unb,  loie  axA  bem  DotauSgel^enben  Xl^il  beS  ISrud^- 
{lüde€  l^orgel^t  baS  und  SufebtuS  oud  feiner 
€<l^ft  aber  bo8  SDongelium  mittl^etlt,  ben  ^of e- 
tiSmud  begünftigte.  —  2)q8  neu  aufgefunbene 
Stagment  ttdS^äU  bie  SeibenS-  unb  9uf  erftel^ngd- 
C^d^iil^te  bed  ^>erm.  Sd  beginnt  mit  ber  93er- 
urtl^ung,  unb  nod^  ber  Sr^al^Iung  ber  9uf- 
crflel^ung  bemerlt  e8  om  @(l^Iu|,  ba^  bie  S^^^m^ 
ttefaüen  unb  ieber  traurig  megen  beS  @e{c^el^nen 
in  fein  ^ouS  ging,  Simon  $etru8  unb  SlnbreaS 
Ue  9ie|fe  nal^men  unb  an  baS  9)teer  gingen,  ba^ 
mit  il^en  toox  „itsoi,  ber  Sol^n  bed  ^Ipl^öud,  ben 
ber  flerr  . . ."  Unter  ben  eigentl^ümlid^en  3ügen 
mögen  folgenbe  bett>orge]^oben  Serben.  9lid^t 
Pilatus,  fonbem  ^robed  fprid^t  bad  Urtl^eil  über 
ScfuS  (SB.  2).  S)er  fyxt  fd^toeigt  bei  ber  jheugi- 
gung  ^aI8  einer,  ber  nid^td  Don  SOtül^fal  (^in) 
l^"  (3).  10).  SBor  frinem  @d^iben  aber  fprid^t 
3cfu8 :  „ÜReine  ftraft,  meine  ftraft,  bu  fyx\i  mid^ 
Herloffen'',  unb  l^emad^  gibt  er  nid^t  feinen  ®eift 
onf ,  loie  bie  canonifd^en  emmgelien  fagen,  fonbem 
»er  tmurbe  aufgenommen''  (S.  19).  2)ie  Suben 
fingen,  als  fie  il^re  Uebeltl^t  erfannten,  an  „^n 

Sen  unb  ju  fagen:  SEßel^e  unferen  Sünben;  ge- 
et  1^  fid^  baS  ®erid^t  unb  baS  Snbe  Sern« 
foIemS"  OB.  25).  3n  ber  9lad^t  t>om  SamStag 
floif  ben  Sonntag  fommen  itoti  9nönner  t>om  Fim- 
mel l^erab  unb  treten  in  baS  ®rab.  äBal^renb  bie 
m^^l^tenben  @oIbaten  beftür^t  über  bie  Sr- 
fd^eimmg  fpred^en,  feigen  fte  brei  3Rönner  aud  bem 
Qhmbc  l^erouStreten  unb  ein  Sfxtuß  il^nen  folgen; 
IJDei  ber  9Rönner  reid^en  mit  bem  ^upte  bis  jum 
iptmmelj  ber  britte,  ber  oon  ben  jtoei  anberenge- 
füljfrt  totrb,  überragt  ben  ^immel.  93on  bort 
l^ören  bie  €oIbaten  bie  Stimme:  „2)u  l^ft  ben 
(gntfd^Iafenen  geprebigt'',  unb  t>om  jheuge  erfolgt 
ble«ntn)ort :  ,3a"  (».  85—42).  —  ©ie  ©d^rift 
fionb  eine  oerf d^iebene  SBürbigung.  fyxmad  glaubt, 
006  loir  in  il^r  ein  Stüdf  altd^riftlid^er  Ueber- 
lic^nmgen  au8  bem  9(nf ang  beS  2.  S^l^fj^unbertS 
bellen,  bie  felbftdnbig  unb  unabl^öngig  neben 
ben  ödsten  Cbangelien  l^ergel^en,  benen  jtoar 
te  tenben^idfer  SEßeife  bofetifd^e  unb  miralel|afte 
;Silge  angefügt,  bie  aber  nid^t  gans  gegenüber  ben 
cononifd^en  SBerid^ten  gu  oenoerfen  feien.  ^Ugen- 
fdb  (Seüfd^rift  für  miffenfd^I.  Zl^eologie  1893, 
I,  489—454;  H,  220-267)  erblidft  in  i^r 
eine  Srbeit  aud  ber  S^it^  in  ber  bie  SDangelien- 
biOnmg  nod^  in  frifd^em  gflu^  getoefen  fei,  unb 
finbct  fie  uml^d^inlid^  f^on  im  SBamabadbrief 
(nm  97),  iebenfaSS  Don  Suftin  benu^.  Snbeffen 
fd^  bie  @4^ft,  tt)ie  bie  $ar(dlelen  geigen  unb  3al^ 
(io8  Srnrngelium  bed  ^etrud,  erlangen-Seipgig 
1898  [@e)>aratabbrudf  aud  ber  !Reuen  fird^ßd^ 
Seit^rift  1893])  unb  ^.  t>.  @d^ubert  (2)ie  gom- 
(wfUton  bed  pfeubopetrinifdden  Soangelienfrag- 
mmtS,  Serlin  1893)  nöl^er  barget^n  l^aben,  ni^t 
ctoa  nur  baS  eine  ober  anbere  ber  canonifd^en 
ClNingelien,  fonbem  aUe  oier  oorauS.  2)ie  Zm- 
ben)  gel^t  ebmfaUS  weiter,  als  man  anfönglid^l 


glaubte.  @ie  ifl,  toxt  fd^on  auS  ben  angefül^rtm 
@tellm  erl^eUt,  nammtlid^  bogmatifd^  unb  natio- 
naler 9xL  SS  mirb  bem  S)o(etiSmuS  baS  äßort 
gerebet ;  bie  Stolle,  tt)eld^e  baS  ftreua  fpielt,  tt)eiSt 
beutlid^  auf  bm  gnoftifd^m®ebanfen!reiS  l^in;  bie 
3ubm  tt)erbm  begügUd^  beS  SobeS  3efu  ebenfo 
belaftet  als  bie  SRömer  entlaftet  3)ie  @d^rift  ift 
fomit  fd^merlid^  lange  t)or,  DieHeid^t  erft  nadg  ber 
amtte  beS  2.  Sal^r^unbertS  entftanbm,  unb  mit 
ber  3^  pnft  fte  aud^  im  SBert^  l^erab.  3uftin 
bat  ApoL  1,  35  eine  auffaQmbe  ^oraOele  mit 
SB.  6—7.  3)a  er  aber  [elbft  fofort  auf  bie 
$ilatuSactm  t)em)eiSt  unb  Die  unS  erbaltene  $i- 
latuSIiteratur  me^rfad^e  Sermanbtfd^ft  mit  bem 
$etmS-CoangeIium  ^eigt,  fo  n)irb  er  el^  auS 
imen  gefd^öpft  l^abm.  Unter  biefm  Umftänbm 
ftnb  aud^  bie  Dialog,  c.  106  emmbutm  'Aico- 
|jLVT)(jLoveu|jLaTa  nid^t  tDol^I  oon  jenem  &)angeUum 
5U  oerftel^en.  S)od^  befielet  barüber  toenigftenS  feine 
®en)i|btit  ^nbererfeitS  laffen  ftd^  ben  angefül^rtm 
nod^  ein  paar  toeitere  ^BaraOelen  anreii^m,  unb 
tomn  biefelbm  aud^  an  ftd^  nod^  mmiger  befagm 
als  iene,  fo  fd^einm  bie  ©tettm  immerl^in  ju- 
famm'm  eine  getoiffe  SBebeutung  gu  fyxhm,  !Dle|r- 
fad^  toirb  baber  bem  IKrd^oater  eine  Ihnntni^ 
beS  $etmS-SoangeIiumS  jugefd^rieben.  @id^ere 
Spurm  ber  SBenu|ung  beSf  elben  oenötb  bie  S)iboS- 
falia  ber  ^oftel. 

2.  S)ie  $etruS-9pocal9pfe  ttirb  eben- 
falls t)on  bm  SSotem  me^rf ad^  enoöbnt  (f.  ob.  I, 
1082),  unb  einige  gragmmte  umrm  fd^on  lange 
befannt,  jo  ba^  ein  Urtl^eil  über  il^rm  Urfpmng 
unb  ibre  Verbreitung  bereits  früher  möglid^  toox, 
2)aS  neu  mtbedte  gragmmt  lö^t  ftd^  auf  etma 
130  @tid^en  bered^nm,  unb  ba  bie  S^^^  ber 
Stid^m  ber  $etmS«^ocalQpfe  im  Codex  Claro- 
montanus  auf  270,  oon  IRicepl^omS  auf  300  an- 
gegebm  toxtb,  fo  umfaßt  eS  ein  ftarfeS  SDrittel  ber 
S^rift  ober  nod^  ettoaS  barüber.  SS  beginnt  in 
einer  Siebe  beS  ^erm  über  bie  le^m  2)inge,  bie 
falfd^m  ^topf^ttm  unb  baS  Sfommm  ®otteS  jum 
©erid^t,  unb  baran  fd^Iie^m  fid^  ^loei  Sifionen. 
3nbem  ber  ^err  mit  bm  3üngem  auf  einm  SBerg 
gebt/  seigt  er  biefm  auf  i^re  SBitte  ^unäd^ft  bm 
Ort  ber  ©ered^tm  (S.  5—20).  ^emad^  fd^aum 
bie  Sünger  bejto.  ^etmS,  ber  in  biefem  ^bfd^nitt 
(!B.  21—84)  in  ber  Sinaal^I  fprid^t,  bm  Ort  ber 
Strafe,  ber  jmem  gegenüberliegt,  unbbie€trafm 
ber  Derfd^iebmm  ^ünber:  Sbebred^,  SlUrber, 
ber  un^üd^tigm  uiü)  bie  SeibeSfmd^t  abtreibenbm 
Sfraum,  Söfterer,  falfd^m  3^gm,  l^rtl^erjigm 
%eid^m,  SBud^erer,  @obomiter,  ®5|enbimer,9(po- 
ftaten.  2)ie  @d^ilberung  berül^rt  fid^,  toxt  %  2)ie- 
terid^  (Slel^ia,  SBeitröge  jur  Srflamng  ber  nm 
entbedttm  ^etmS-Spocal^pfe  [jugleid^  mit  bem 
Zeste  ber  fjfragmente],  Seipaig  1893 ;  ogl.  %^tol 
Ouartalfd^rift  1894, 326 ;  %fytol  Siteraturjeitung 
1894,  560—565)  nad^toeiSt,  me^rfad^  mit  ber 
orpbifd^-pQtbagoreifd^m  StrabUion.  Slber  auf  ber 
anbem  Seite  entbölt  fie  fo  DieleS,  nniS  nur  bem 
iübifdH^rifUid^  @eban!m!reiS  ongel^ört,  ba|  an 


1879 


$ctru8  unb  ^auluö,  gfefl  —  ^etru§  tion  Slcantara. 


1880 


eine  Mrecte  Slbl^öngigfeit  t>on  einem  orpl^ifd^en 
Sandte  nid^t  ju  benlen  ift.  Stod^  Weniger  l^oltbor 
ift  S)ieterid^  Snnal^me,  bog  in  bem  Srud^ftüd 
t)on  Slfl^mim  nid^t  eine  felbftänbige  ^pocalqpfe, 
fonbem  ein  @tüdt  bed  $etru3'St>angelium3  t>or- 
iiege,  baS  nid^t  gor  tueit  t)on  ber  fieibenS«  unb 
3lufaiie]^ungagef(|id^te  feine  ©teße  in  biefem  ge- 
f^ahi  ^ahtn  toerbe  unb  auS  bem  ftd^  bann  erjt  bie 
felbftönbige  $etru3-^pocaIq))fe  l^erauSenttoidfelt 
l^obe.  —  ®ie  ipetruS-äpocQltipfe  ift  meiftenS  ju- 
fammen  mit  bem  $etru§-6t)QngeIium  bel^anbelt, 
me^l^Qlb  be^ügltd^  ber  neuem  fitterotur  auf  bie 
oben  in,  1.  citirten  SBerfe  unb  3«tfd^nft«i  t)er» 
toiefen  fei.  [ö.  gfunf.] 

"^ettus  unb  "^attlit^,  %t\i  ber  1^ II.,  toirb 
in  ber  ffird^e  feit  ben  älteften  3«iten  feierlid^  be- 
gangen ;  benn  toie  bie  SJtart^rer  SgnatiuS,  ^olq- 
carp  unb  anbere  üom  %a%t  il^red  !0lartertobe§  an 
t>on  ben  ©laubigen  l^ot^  t>ere]^rt  tourben,  fo  ftan« 
ben  jtoeifetöol^ne  bie  Slpoftelfürften  nad^  il^rer 
glönjenben  Saufbal^n  unb  il^rem  glorreichen  Sobe 
in  nid^t  minber  großer  Sl^re.  9^ad^tDei8lid^  er- 
fd^eint  ber  29. 3uni  alS  ®ebäd^tnt^tag  ber  l^eiligen 
^oftel  $etru§  unb  $aulu8  unb  alS  gfeft  üon 
l^ol^em  Stange  t>on  ber  ÜJlitte  bed  3. 3a^r|unbertd 
an,  fo  hai  nur  bie  l^öd^ften  ^t\U  bed  ^erm  ein 
l&ö^ereS  Slltertl^um  auftoeifen  fönnen.  9U8  pofttiüe 
3eugniffe  l^ierf ür  gelten  unttJiberfpred^Iid^  bie  §o» 
milien  ber  p.  ©regor  t>on  ^Ra^ian^,  @regor  t>on 
5Rt|ffa,  SKajimuö  t)on  Surin,  SlmbroftuS,  2eo  beS 
©ro^en  unb  Slnberer,  Weld^e  auf  baS  geft  ber 
^poftelfürften  gel^alten  toorben  fmb.  ®er  Sorrang 
bc§  ^oftete  betrug  unter  aUen  Slpofteln  cinerfeit§ 
unb  bie  ttjunberbar  gcfcgnete  SBirffamfeit  bcS 
SlpoftelS  ^Paulus  anbererfeits  geben  ®runb  genug, 
baS  ©cbäd^tni^  biefer  ^poftel  öor  bem  ber  übri« 
gen  mit  befonberer  Scierlid[)feit  gu  begel^en.  ®ie 
?}erbinbung  bcibcr  ^poftcl  ju  ginem  gcfttage  ift 
fo  alt  aI3  baS  geft  felbft  unb  l^at  il^rcn  natürltd^en 
®runb  barin,  ba^  beibe  ^poftel  nad^  ber  älteften 
2:rabition  toie  nad^  ben  älteften  3fugniffen  an 
bem  nämlid^en  3:age  mit  einanber  ju  SRom  ben 
SWartcrtob  erlitten  l^aben.  IBet  ben  büblid^en 
®arftcllungcn  in  ber  alten  ftird^e  finbet  man  fie 
bcfel^alb  meift  jufammengeftcüt,  mie  aud^  oon  jel^er 
oiele  ffird^en  immer  ju  gieren  beiber  ^poftel  ju» 
gleid^  erbaut  mürben,  ^efet  ift  ber  gefttag  üielfad^ 
in  gemiffem  ©inne  ein  goUectiofeft  für  aüe  SIpoftel 
gemorben ;  in  ben  ©iöcefen  nämlid^,  mo  bie  an- 
deren ^pofteltage  nid^t  mcl^r  fcicrlit^  in  foro  be- 
gangen merben,  tritt  bafür  als  ®rfa^  eine  com- 
memoratio  omnium  SS.  Apostolorum  am  gefte 
ipetri  unb  ^auli  ein  (ögl.  über  bie  SRubrif  ^u 
biefer  Sommemoration  Schober,  Explan.  crit. 
Brev.Rom.,  Ratisb.  1891,  311. 289).  —  ©aS 
9fcft  ber  ^poftclfürften  l^at  ben  SRttuS  eineS  duplex 
1.  classis  unb  gel^t  bem  Stange  nad^  fogar  bem 
iPatronSfefte  einer  ffird^e  öor;  e3  mirb  mit  Sßigil 
unb  Dctab  gefeiert.  3n  ben  älteren  Seiten  pflegte 
ber  ^ap[t  an  biefem  Xage  jmei  2Keffen  ju  lefen, 
bie  eine  in  ber  9[Jcter8»,  bie  anbere  in  ber  $autö- 


ürd^e  (Baron.  Not.  adMartyroL  diem  30.  Jmm). 
S)iefer  @ebraud^  Derlor  fä^  iebod^  \ifim  idb, 
iebenfaQd  t)or  bem  12.  Sol^rl^uiibcrt,  unb  boS  nr» 
fprünglid^  an  Sinem  Zage  gefeierte  Soppe^ 
giel^t  ^d^  ie^t  im  rdmifd^en  9tiütS  tmid^  |tDei  Zage 
linburd^.  ^merfienXoge,betn6auptfette,mnnt 
ber  SlituS  im  Officium  unb  in  Ber  aßeffe,  bcjoRi 
berd  SDongelium  unb  Spiflel,  üorjugdkoetfe  af 
ben  1^1.  ^etruS  Se^ug,  obgleid^  ba§  f^  in  glei^s 
SSkife  aud^  bem  1^1.  $aulud  gilt;  biefem  bogegn 
ift  baS  Officium  imb  bie  SReff e  am  anbem  2^ 
als  Commemoratio  8.  Pauli  gemibmet  2)qM| 
f  oU  iebod^  toeber  bie  Sinl^eit  bed  gefled  am  29.  Sun 
aufgel^oben,  nod^  ein  ^poflel  t)or  bem  anbem  ii 
Se^ug  auf  bie  fefUid^e  ^egel^g  feineS  @d>Qitt> 
niffeS  beDorgugt  merben.  —  Süperbem  ba|  a 
biefem  Zage  bie  beiben  größten  Slpoftel  twabec 
banfbaren  ffird^e  feierlid^  gee)^  n^erben  foKen,  |at 
biefed  gfeft  au(|  no<^  bie  Sebeutimg  eines  ^epd 
ber  ^ierard^ie  in  ber  fatl^olifd^en  Smä^,  toe|^ 
ed  in  9tom,  als  bem  SJättelpunfte  beS  ftvSJß^ 
l^ierard^ifd^en  SebenS^  mit  befonberer  %twA\djtä 
begangen  mirb.  2)ie  SBerbinbung  beS  |L  $aiibl 
mit  bem  l^L  $etruS  fielet  biefer  93ebeutttng  wOf 
im  SBege,  ba  ^auIuS  als  ber  gro^  6eibcna|wK 
ber  in  f o  t>ielen  Stöbten  Sifd^öf e  aufgeßelll  §atk; 
in  gemiffer  SEßeife  ben  ganzen  Spifcopat  txn^An 
lann.  (Sgl.  SBinterim,  S)eitoärbigleiten  V,  1, 
382  ff. ;  Nilles,  Eal.  mannale  ntriusque  eceL  I, 
Oeniponte  1879, 192  sqq. ;  $robft,  S)teätt(Pn 
rdmifd^en  @acramentarien  unb  OrbineS,  WaifB 
1892,  102.  272.  359.)  [SSenbd.] 

^ttms  iix^fpütU  f.  ^truS  Don  «Spelt 

^ehns  b'JtilTv,  f.  ^lill^. 

'g^efntsöon^Icantara,  ber  ^L,  O.S.Pr^ 
großer  Reformator  feines  DrbenS,  ragt  unter  ben 
jal^Ireid^enunb  großen  f^eiligen,  n)elc^eim  16.3ot^ 
lunbert  bie  Jf ird^e  Spaniens  fdfimüdftcn,  in  eige» 
tpmlid^er  SQBeife  l^erüor  burd^  bie  ®abe  „tmmbet> 
barer  IBu^e  unb  erl^abenfter  Kontemplation',  m 
bie  j^ird^e  in  bem  ®tUU  an  feinem  gfefte  ftd^aoS* 
brüdft.  3n  biefer  boppeltcn  ^infuf^t  gel^  frä 
fieben  über  baS  gemöl^nlid^e  3Jla%  ber  Xugei^ 
fo  meit  l^inauS,  ba^  man  eS  nur  burd^  eineanin* 
gemöl^nlid^e  ßinmirfung  beS  l^igen  @eT|ieS  o* 
flären  lann.  Ißand^e  3üge  feines  SebenS  erinnen 
an  ben  unoergleid^Iid^en  Sü^r  ©imeon  BüßA, 
beffen  grfd^einung  feiner  Seit  für  baS  gonje  cftriß« 
lid^e  ÜRorgenlanb  ein  erf ^üttember  Sfhif  gmS^ 
mar.  2)er  1^1.  ^etruS  mürbe  ^u  ^cantora,  eiaa 
in  Sftremabura  nal^e  an  ber  @ren§e  ^rti^ 
liegenben  @tabt,  im  3.  1499  geboren.  Sein 
Sater,  $etruS  ®arat)ito,  t)on  angefel^enem  W, 
mar  ©ouDemeur  ber  @tabt ;  feine  Butter  ^ 
SJtaria  SSiUela  be  @enabria  unb  entftammte  etaem 
l^od^abligen  ®efd^Ied^te ;  beibe  maren  fe^r  hormt 
gl^riften.  Sl^r  ©obn  geigte  fd^on  im  ihwoend» 
fo  frül^reifeXugenb  unb  au^ergemöl^nlid^  @nd)eB* 
gaben,  ba^  man  il^n  baS  ^eilige  ftinb  ju  nmm 
pf[egte.  ^ud^  mad^te  er  in  ben  norbereitenba 
aajiffenfd^aften  fold^e  gortfd^ritte,  ba^  er  ft^on  m 


1881 


IßetruS  t)on  ^Icantato. 


1882 


Stter  tion  14  gal^ren  auf  bie  Unbtrfttät  t)on 
Solonuinca  gefc^idtt  iDurbe.  6rft  16  Saläre  alt, 
nafj^  er  (1515)  bad  Otbendfleib  bet  burc^  gro^ 
Strenge  auSgeseiddneten  2)i8calceaten  in  bem  ein- 
famen  JHöfterc^en  ju  9)taniareted,  meld^eS  ju  ber 
Cttfiobie  bed  l^eiligen  €t)angeliumd  gel^örte,  bie 
CÜDOS  fpöter  (1519)  au  einer  t>oaftönbigen  $ro- 
trin)  mit  bent  9lamen  @t.  ©abriel  erl^oben  mürbe. 
3n  iener  (Skgenb  umr  nömlid^  feit  bem  Snbe  be8 
15.  So^tl^utwertS  eine  Steform  bed  OrbenS  mit 
äu^t  ftrenger  Ob{ert)ana  entftanben,  beren  Sfül^rer 
guerft  ber  oud  bem  ®efd^Ied^te  ber  ®rafen  Selal- 
ca}ar  flammenbe  Fr.  Sol^onneS  be  $uebla  (@oto- 
maiorX  bann  Fr.  Sol^anned  t>on  ®uabalupe  mit 
fcimm  €d^üler  $etru8  3ReIgar  ttxnen.  3lai^  t>ielen 
e^Mierigfeiten  unb  SBed^jelföHen  l^tte  bie  SRe- 
form  ft^^  \o  tot\X  ouSgebel^nt,  ba^  bei  bem  Eintritt 
bc8  1^  $etru8  au^  ber  genannten  Suftobie  in 
Spanien  nod^  eine  gmeite  in  Portugal  mit  bem 
Kamen  S.  Maria  pietatis  beftanb,  beibe  unter 
bcc  birecten  SuriSbiction  bed  OrbendgeneralS. 
S)en  Kamen  SiScaIceaten  befamen  biefe  trüber, 
iDcU  jte  bamalS  feine  Sanbalen  gebraud^ten.  — 
€<l6on  im  9h)t>iciate  begann  ^etruS  ein  Seben  er- 
(abenfker  SBefd^uung  unb  unnad^l^mlid^er  93u^- 
fbrcnQe;  er  fe^te  eS  in  junel^menbem  3Rage  bis 
jum  Xobe  fort.  Kad^bem  er  foum  6  Saläre  bem 
Orben  einoerleibt  toax,  beftimmte  il^n  ber  (Sel^or- 
fam  )ur  ©rünbung  unb  fieitung  eined  neuen 
iHofierS  bei  SBabajog.  2)iefen  Sluftrag  fül^rte  er 
nod^  ben  (Srunbfä^  ber  ftrengften  9rmut,  gang 
im  (Seifte  bed  ^l  granciScud  au§.  ^Id  er  1524 

em  ^^fter  gemeint  toax,  begann  er  bem  Solfe 
erf ^üttember  SBeife  bie  Sufe  gu  prebigen ;  ben 
Sag  tt)ibmete  er  ben  apoftoU{(i^en  arbeiten,  bei- 
nol^  bie  gange  Kad^t  bem  ®ebete.  3n  t)erf^iebe- 
nen  HUftem  n)urbe  er  nad^  einanber  gum  ®uar« 
Man,  bann  (1538)  gum  ^roüingial  feiner  $rot)in} 
&t  ®abriel  enoöl^It.  3n  ber  SSermaltung  biefer 
Vrmter  mad^te  er  burd^  feine  munberbarenXugenben 
imb  burd^  l^äuftge  SQSunber  einen  f  o  erl^ebenben  Sin- 
bntd  auf  feine  Untergebenen,  bag  fein  t>on  Oben 
fbmimenber  SBeruf  gur  Erneuerung  bed  er^benen 
Ocifted  beS  1^1.  3r<nict§cud  unDerfennbar  toax, 
Ctool^I  bie  C)bfen)an3  biefer  $rot>in5  fd^on  fel^r 
genau  unb  erbaulid^  toax,  fü^te  ber  C^eilige  eine 
tiod^  fhengere  ein,  für  mld^t  er  neue  &)nftitutio> 
mn  entttmrf,  bie  auf  bem  Kapitel  gu  ^lafencia 
1540  bereitmiUig  angenommen  unb  audgefü^rt 
imtrben.  hierauf  gog  er  ftd^  in  ein  einfamed  ßlo- 
fter  gurüdt  mit  bem  SBunfc^e,  fid^  gang  ber  6on- 
tonplation  gu  mibmen.  ^oc^  balb  barauf  folgte 
er  einer  Sinlabung  nad^  Portugal,  too  il^m  @e- 
bgen^  geboten  lourbe,  bie  begonnene  Steform 
toeiter  auSgubel^nen.  3n  ben  fd^roffen  ©ebirgen 
tion  Srabiba  lebte  mit  Sriaubntg  be§  OrbenS« 

Senerald  als  Sinfiebler  ber  groge  Fr.  a)2artinu8 
e  @ta.  Ißaria^  ein  naiver  9$erh)anbter  bed  mit 
bem  föniglid^en  ^aufe  oon  Portugal  k>ertoanbten 
^^ogS  t)on  ^loeira.  Se^terer  bat  unfern  ^ei« 
Iigen,  ftd^  mit  bem  Fr.  SJiartinuS  }u  t>ereinigen. 


mt  SrlaubniB  feined  ^roDingialS  lam  $etrue 
1542  nad^  ^rabiba,  unb  ba  ni^t  toenige  Sd^üler 
ftd^  il^m  anfd^loffen,  grünbete  er  mel^rere  fieine 
jllöfter  unb  bilbete  bie  Kot>iaen  in  bem  ftlofter  gu 
$allald  aU  ©uarbian  unb  9lot)i3enmeifter  gu  fol- 
^er  ^eiligfeit  l^eran,  ba^  er  bie  mtdgejeid^nete 
Suftobie  oon  ^rabiba  grünben  tonnte,  totlä^t 

1560  gu  ber  gleid^namigen  $rot>in}  erhoben  mürbe. 
Um  iene  Seit  htü))fte  ber  ^of  gu  Siffabon  nä)^ 
SBegiel^ungen  gu  bem  ^eiligen  an.  ^etruS  erfd^ien 
einigemal  auf  furge  3eit  am  $ofe  unb  ftiftete  ba- 
fetbft  au^erorbentlid^  t>iel  ®ute8.  Siele  ^ofleute, 
aud^  ber  SBruber  unb  eine  Sd^toefter  be8  jf  önigS, 
begannen  unter  feiner  fieitung  ein  fel^  DoUfom- 
mened  Seben,  fonnten  il^n  aber  burd^ouS  nid^t  be- 
toegen,  in  i^rer  Kö^e  m  bleiben.  3n  einer  öl^n- 
lid^en  fegendreid^en  SSerbinbung  ftanb  ^etruS  aud^ 
mit  bem  ^ofe  Don  3Rabrib.  3laäi  gtoei  Salären 
tourbe  er  in  feine  $rot>ing  gurüdfberufen  unb  gum 
2)efinitor  getoö^It ;  ald  Slbgeorbneter  feiner  $ro- 
t>in9  tool^nte  er  1553  bem  Seneralcapitel  bed  Or- 
benS  gu  @alamanca  bei..  2)arauf  befam  er  bie 
C&Iaubnt^,  in  einem  einfamen  JHofter  ftd^  gang 
ber  (Sontem))Iation  gu  n)ibmen.  IBei  biefem  in 
(Sott  verborgenen  Seben  fül^Ite  er  einen  untoiber- 
ftel^Iid^en  2)rang  in  ftd^,  eine  nod^  ftrengere  Sebend- 
art  ald  bie  biSl^erige  in  feine  JHöfter  eingufül^ren, 
um  bie  unermeglid^en  Uebel,  n)eld^e  bie  iKrd^e 
@otte§  in  Suropa  bamals  bebröngten,  in  etma 
gu  fül^nen  unb  für  f o  gro^e  SSerlufte  berfelben  (Sx' 
hi  9^  getoinnen.  (Segen  biefed  Untemel^men  er- 
hoben fid^  gro^  SBiberfprüd^e ,  unb  nur  feine 
lelbenmul^ige  iugenb  unb  bie  (Sottedfraft  in  il^m 
lonnten  bie  entgegenftel^enben  @d^tt)ierigfeiten 
übertoinben.  3nf olge  einer  göttlid^en  Offenbarung 
pilgerte  er  1555  barfuß  nad^  Stom  unb  legte  bem 
Ißapfte  äuliud  lU.  fdnen  $Ian  t>or.  anfangs 
f anb  er  mu:  (Selegenl^eit,  feine  ®ebulb  unb  @tanb- 
^aftigfeit  gu  betoöl^ren;  bann  aber  gemann  er  bei 
einer  gtoeiten  Slubien}  ben  $a))ft  gang  für  feine 
Sbeen  unb  erl^ielt  bie  (Erlaubnis,  neue  JMöfter 
unter  ber  SuriSbiction  beS  ©eneralg  ber  (Sonoen« 
tualen  gu  grünben.  IRad^  l^arten  Prüfungen  baute 
er  ein  jflöfterd^en  Don  faum  glaublid^er  Slrmut 
unb  SBefd^rönftl^eit  gu  $ebrofa  bei  $Iafencia.  2)ie 
bort  eingef  ül^rte  äu|erfte  Slrmut,  93u^e  unb  Son« 
templation  bered^tigt,  biefed  Seben  ein  longfamed, 
nur  burd^  ben  Slidt  auf  bad  SJ^fterium  bed  ffreugeS 
Derftönblid^eS  unb  möglid^  SRart^rium  gu  nennen. 
mid^tSbeftomeniger  fanb  btefe  [Reform  Derl^ölt- 
ni^mö^ig  rafd^  ^nflong«  fo  bqg  balb  (1556) 
mel^rere  ipöufer  berfelben  gu  Hner  (Suftobie  unb 

1561  gu  einer  t>oUftänbigen  $rot>ing  mit  bem 
Zitel  bed  f^i.  3ofep]^  Dereinigt  n)erben  fonnten,  in 
meieren  bie  neuen,  Don  bem  ^eiligen  entworfenen 
(Sonftitutionen ,  bie  an  Strenge  aQe  big]^  im 
Orben  approbirten  übertrafen,  beobad^tet  n)urben. 
(iitoali  fpöter  gefettten  ftd^  gu  biefer  ^roDing  aud^ 
bie  $roDing  bei  1^1.  (Sabriel  unb  bie  in  Portugal 
befie^enben  gmei  Sufiobien  ber  SiScaIceaten.  ^ie 
fo  gebilbete  fieine  gamilie  ber  SiScalceaten  ober 


1883 


^etruS  üon  Sliejanbricn,  ber  1^1. 


1884 


5lIcontariner  öeretnigte  pd^  1562  toiebcrum  unter 
ber  SuriSbiction  bc8  gemcinfamcn  (Seneralmini- 

ScrS  mit  bem  (Sefommtförper  ber  Obfcrtjot^.  — 
tad^  bem  Sobe  bed  ^eiligen  t>erbrett6te  Jtd^  feine 
Sleform  loeitl^tn  unb  glön^te  burd^  gro^e  ^etligfeit 
öieler  SKitglieber,  öon  tocld^en  Weimer  22  bie  fird^- 
Hd^e  Selig-  ober  ^etUgfpred^ung  erl^alten  l^oben. 
3ur  3cit  il^rcr  Slütc  l^atten  bie  ^Icantariner 
20  ißroDin^en,  nömlid^  mel^rere  in  Spanien  unb 
Portugal,  jttiei  in  3talien,  mel^rere  in  ©üb» 
omerifo,  femer  eine  f el^r  frud^tbare  auf  ben  ^l^ilip» 
pinen,  au8  meld^er  aud^  bie  belannten  SRort^rer 
t>on  Sapan  l^erüorgegangen  finb  (ügl.  b.  9(rt. 
3apan  VI,  1245  f.).  ©rofe  ftnb  bie  SSerbienfte, 
mlä^t  biefelben  als  SRiffionare  in  9meri!a  unb 
auf  ben  ^l^ilippinen  fid^  erttjorben  l^aben.  —  9lod^ 
eine  anbere  toid^tige  SRiffton  toax  bem  1^1.  ^etruS 
für  feine  legten  fiebenSjal^e  t>orbe]^aIten,  nömlid^ 
ber  :^I.  Serefta  fott)o](|I  bei  ber  SSeröottfommnung 
il^red  eigenen  innem  SebenS  ald  bei  ber  Don  il^r 
unternommenen  OrbenSreform  l^elfenb  jur  Seite 
ju  ftel^en.  Söngere  Seit  tourbe  bie  il  Serefla  (f.  b. 
9lrt.)  tDcgen  il^rer  Dielen  SSiponen  für  eine  ®e» 
täufd^te  gehalten,  ^ud^  fel^r  tüd^ttge  unb  il^r  tool^I- 
tDouenbe  SWönner  tl^eilten  biefe  Slnfid^t;  toenigftenS 
be^nieifelte  man,  ba^  il^re  au^ergetoöl^nlid^n  3u" 
ftänbe  Don  ®ott  feien.  S)er  1^1.  $etruS  erfannte 
in  il^r  flar  bie  fül^renbe  ^anb  ®otte3  unb  ent» 
toaffnete  burd^  fein  l^ol^eS  Anfeilen  Serefla'S  (Seg- 
ner; ebenfo  gelang  e§  il^m,  bie  anfd^etnenb  un> 
überminbUd^en,  gegen  bie  enoöl^nte  Steform  ber 
ßarmeliterinnen  bcfle^enben  Sd^toierigfeiten  ju 
lieben.  S)ie  1^1.  Xercfia  tl^eilt  in  il^rer  SebenS« 
gefd^id^te  hierüber  merfttJÜrbigc,  fogar  l^öd^ft  tt)un» 
bcrbore  Sfiatfad^cn  mit.  ScfonbcrS  in  ber  @nt« 
fd^eibung  über  bie  gragc,  ob  biefe  Käufer  in  Dott- 
fommener  ^rmut,  nämlid^  ol^ne  fefleS  ginfommcn, 
befleißen  foHten,  fonb  bie  Stifterin  fo  aflgcmeinen 
SBiberfprud^,  ba^  nur  baS  entfd^icbene  ©intreten  beS 
großen  93erfcd^ter8  ber  cDongcIifd^en  ^rmut  il^rcn 
9J^ut]^  aufredet  l^altcn  fonntc.  3]^r  le^teS  Sd^toanfen 
iDurbe  burd^  einen  ]^öd()ft  merftt)ürbigen  ©rief,  ben 
^etru3  am  14.  ^pril  1562  !urj  Dor  feinem  2:obe 
on  fie  fdfiricb,  enbgültig  befcitigt,  fo  bafe  fte  bie 
Stiftung  il^re§  erften  fflofterS  Dom  1^1.  3ofep]^  ju 
^Dtla  am  24.  ^uguft  1562  Domel^men  fonnte.  — 
S)ie  legten  Saläre  be8  1^1.  $etru8  Don  ^Icantara 
mürben  ju  einem  mel^r  l^immltfd^en  aI3  irbifd^en 
fieben  Derflärt,  ba  langbauembe  gfflafen,  bie  oft 
mit  grl^cbung  be3  fförpcrS  in  bie  §ö]^e  Derbunben 
maren,  unb  Jffiunber  aücr  ^rt  fid^  l^äuften.  ?lad^- 
bem  er  mit  cngelgletd^er  ^nbad^t  bie  l^eiligen 
Stcrbefaaamente  empfangen  l^atte,  entfd^Iief  er  im 
grieben  be§  §erm  am  18.  Dctober  1562  im 
Älofter  p  Irenas.  S)ie  1^1.  Serefta,  obmol^I  räum« 
Itd^  mett  entfernt,  fal^  jur  felben  Stunbe  feine 
Seele  mit  großem  ©lanje  jum  ^immel  empor* 
fteigen.  Sie  berid^tet  aud^,  er  fei  il^r  nad^l^er  nod^ 
mel^rmalä  erfd^ienen  imb  l^abe  il^r  unter  Slnberem 
bie  bcfannten  SQÖorte  gefagt :  ,,0  gejegnete  Su^e, 
meldte  mir  eine  fo  groje  ®Iorie  Derbient  l^at!" 


3m  27.  jfapitel  il^reS  Sebend  tl^t  fie  übet  fdae 
Su^fhenge  unb  feine  innerm  Xugenben  etfknn- 
lid^e  Sin^eH^eiten  mit.  3lxä)t  bbg  Don  t^,  {mu 
bem  oud^  Don  bm  bebeutenbftm  9R&niieni  €)»- 
nimd,  unter  Ruberen  Don  Submtg  Don  (Snmaba, 
3o]^anned  Don  SlDila,  bem  1^.  grrai^  Don  Soigia, 
mürbe  $etmS  fd^on  möbrenb  fetned  SebenSoISäB 
^eiliger  Derel^rt.  Sead^tenSmertl^  ifi,  bajj  er  cinjo 
milbe  gegm  Rubere  dS  ffarenge  gegen  fid^  fdlf 
mar,  unb  ba^  er  gang  entfd^ieben  Don  ber  92ad^ 
al^mung  feiner  Su^ftrenge  obgurotl^en  pflegte.  - 
^u^er  ben  ermöl^tm  SonfUtutionen  Deifa|fc 
^etrnS  in  fpanifd^er  S)>rad^e  ben  befannlni,  toi 
ber  1^1.  Zerefia  unb  Don  Submig  Don  (Stonuba 
fel^r  empf ol^Imm  2:radat  über  baS  ®ebä,  ber  is 
faft  alle  europöifd^m  Sptaä^m  überfe^t  unb  ni 
gal^Ireid^en  9(uf lagm  Derbreitet  ifi ;  femer  eine  fldK 
Sd^rift  mit  bem  lateintfd^en  Xitel  Doeamenti 
spirituum  discernentia.  ^ßopfl  (Bregor  IT. 
nal^m  ^etmS  unter  bie  So^l  ber  €eligeii,  Cfa» 
mm§  IX.  1669  unter  bie  ber  ^Tigm  cmf.  Sa 
Sebm  ift  guerft  Don  bem  SDcantoriner  SoJ^ansf 
a  Sta.  aRaria  (geft.  1622),  bann  Don  bem  0» 
torianer  gfranc.  Sl^ard^efto  (9lom  1667  unb  fnf 
in  mel^rerm  9uflagm  unb  Ueberfe^ungeB)  1^ 
fd^rieben  morben.  ®rd|tmtl^eiIS  imd^  le^m 
Sud^e  ift  ba§  laieinifd^e  aOSerf  beS  P.  2asaaM 
a  2)iDo  $auIo  Min.  Obs. :  Portentom  poeoh 
tentiae,  sive  vita  S.  Petri  de  Alcantara  eie, 
Romae  1669,  bearbeitet.  Sinen  XuSgug  miB  ba 
gule^t  ermäl^ntm  Sud^  gibt  ber  Sfort|ej|cr  M 
Wadding,  Annales  ad  a.  1662.  JHeinete9^ 
rid^te  über  bm  ^eiligm  finben  fid^  jablreuJ^is 
aHm  Sprad^m  SuropaS.  (SSgl.  bef.  AA.  SS.B0IL 
Oct.  VUI,  623  sqq.)    [3gn.  Seiler  0.  S.  Fr.] 

'^efntSDon^Iejanbrien,  berj^L,!^« 
bif^of  unb  aWart^rer,  UKir  ju  9nesanbrien,  xom 
nid^t  geboren,  f 0  bod^  l^erangebilbet,  orbintzt  ab 
im  ffird^enbimft  Dertoenbet  njorbcn.  9n§  fq« 
bifd^of  %f)tom^  ftarb,  mürbe  ^tmS  im  3. 800 
beffm  9lad^folger  (Eus.  H.  E.  7, 82,  31).  6dj« 
brei  3o^re  fpöter  nmrbe  er  burd^  bie  biodetianij^e 
Verfolgung  gejmungen ,  ein  pd^ereS  SSerfied  |b 
fud^m  unb  Don  bort  au3  feiner  ®emeinbe  fo  fi 
als  möglid^  Dorguftel^en.  SBöl^enb  feiner  ^bnefea* 
l^eit  Demrfad^te  SKeletiuS  (f.  b.  %±)  in  Slleianbna 
eine  Spaltung;  ^etmS  Derfdumte  nid^t  btm^  eil 
(lateinifd^  erl^alteneS)  Sd^reibm  feine  Semcinbe 
au  mamen  (f.  Migne,  PF.  gr.  XVin,  510).  »^ 
Seitm  ber  SJteletianer  [teilte  ftc^  anfangs  084 
^riug,  Derlieg  fte  aber  unb  xonxht  Don  ^etruSfinB 
2)iacon  gemeil^t.  ^tö  er  ]pötn  bie  ^ei  ber 
aWeletianer  abermals  ergriff,  fd^Iofe  il^  $etai* 
au§  ber  ffird^engemeinf^aft  aus  (Soz.  H.  E.  1, 
15).  IRad^  bm  falfd^en  Acta  b.  Petri  (beilfigne 
I.  c.  458)  möre  $etmS  Don  @J^riftuS  in  etorr 
Sifton  auSbrüdtlid^  Dor  SlriuS  gemamt  morbcn.  D 
^etrnS  nod^  einmal  nad^  ^le^onbrien  gurüdS^ 
burfte,  ift  jmeifell^aft ;  jebmf aUS  warb  er  julep 
entbedft  unb  ftarb  als  aJlart^rer,  inbem  im  3. 811 
(ober  312  nad^  Aug.  Ant.  Georgias,  De  mir*- 


1885 


$ettu8  aifonfuS  —  $etru3  be  9It)etnia. 


1886 


eulis  B.  Coluihi,  Rom.  1 798,  p.  CLXXXIU  sqq.) 
Itci\tt  9Ra£imin  i(n  pU^id^  ergreifen  unb  l^xxf 
rieten  lieg  (Eus.  H.  E.  9, 6, 2).  $etru3  gilt  als 
boS  le^te  Opfer  ber  grofien  biocletiamfd^en  Verfol- 
gung. S)ie  ®ried^  nennen  il^n  ba^er  „baS  Siegel 
bn  aRort^rer".  S)te  lateinifd^e  ffird^e  begel^t  fein 
(Bebäd^tnig  am  26.  9tot)ember.  93on  feinen  sal^I- 
tdd^  6d^riften  finb  meiftenS  nur  gfragmente 
crl^ten.  3m  3. 806  gab  er  15  ober  t)ielme|r  nur 
14  $önitentiaIcanoned  l^auS,  in  benen  yt  nad^ 
bn  ®rdge  ber  Sd^Ib,  bie  beim  SbfaQe  ber  Sin- 
gclnen  ju  Zage  trat,  aud^  bie  93u^eit  oergeid^net 
mf^t  (f.  bie  SanoneS  fammt  ben  Kommentaren  Don 
Solfomon  unb  3onarad  bei  Migne  1.  c.  467  sq. ; 
bie  Offte  Sluggabe  mit  eigenen  Kommentaren  t>on 
Sloutl^  in  ben  Rdiquiae  sacrae  III,  Oxon.  1815, 
821  sq.).  2)er  15.  Kanon  gel^ört  nic^t  in  bie 
Steil^,  fonbem  ifi  einer  Sd^rift  bed  ^eiligen  über 
bad  $a8d^a  (f.  u.)  entnommen.  9u|erbem  fd^rieb 
$ctnid  ein  SBud^  über  bie  ©otti^eit  (Hepl  de^xoc), 
Otts  meld^m  ba§  britte  attgemeine  KoncU  ^u  ßpl^e- 

K(431)  Stellen  onfül^rt.  3n  benfelben  n)irb 
Sel^  t>on  ber  maleren  (Sottl^eit  bed  @o]^ne8 
unb  feiner  (Sleid^l^t  mit  bem  SSater  flar  auS« 
gefpnx^  92od^  beutlid^er  bringt  ein  Sf^agment 
aus  $etru8'  ^omUie  über  bie  ^nfunft  K^ri^  bie 
iloei  Staturen  in  Kl^riftud  ^um  SluSbrudt.  Sin 
Scagment  au3  ber  Sd^rift  über  bie  Seele  unb  ben 
Scib  fprid^t  ftd^  gegen  bie  ^räe^ftenj  ber  erftem 
ouS.  S)er  iBerfaffer  bed  Ghronicon  paschale 
^dlt  an  bie  Spi^e  feined  2Berfe8  ein  groged,  an- 
gebßd^  auS  einem  Sriefe  bed  tjii,  $etrud  an  Sri- 
Rtttiud  genommenes  Fragment  über  baS  $aSd^, 
IPcU^ed  mel^rfad^e  93ebenfen  erregte  (f.  baSfelbe  bei 
Migne,  PP.  gr.  XCH,  70  sq.).  «ttein  ^efele 
^  fd^on  in  ber  erften  ^udgabe  bed  ffird^enlesicond 
gegeigt,  ba^  ber  Zej^  bed  $1.  $etrud  t>on  ^(esan- 
brten  fd^on  mit  ben  SBorten  irap'  'Eßpaioic  (jo(po( 
Mlie^t,  tDorauf  bann  nid^t  $etrud,  fonbem  ber 
8erf affer  bed  K^ronicond  felbft  f ortf öl^rt.  3n  biefer 
Sititt)e]^nung  entl^ält  bad  Fragment  nid^td,  umd 
itid^t  ber  3eit  bed  Kr^bifd^ofd  $etrud  entf^räd^e. 
Ski  jubem  biefer  Kr^bifd^of  toirflid^  ein  SBud^  über 
bod  zßadd^a  gefd^ricben  f^ai,  tooraud  ber  15.  Kanon 
entnommen  ift  (f.  o.),  überbie^  aud^  in  bem  Frag- 
mente gerabe  auf  bie  ^eg^pter  Stüdfftd^t  genommen 
»trb  0-  c.  78),  fo  liegt  fein  ®runb  Dor,  bie  9led^t- 
j^  ber  Dom  Chronicon  paschale  mitget^eüten 
Stelle  5U  beanftanben.  —  S)ie  unöd^ten  Acta 
8.  Petri,  toeld^e  Suriud  unb  Kombeftd  nur  un- 
DoÜftonbig  mittl^eilten,  gab  ^ngelo  3Rai  (Spici- 
legium  Bomanum  lU,  673 — 698)  in  ber  (atei- 
nifd^  Ueberfe^ung  Don  Slnaftafiud  Sibliotl^eca- 
rhid  ebenf  alld  unüonftanbig  beraud  (aud^  abgebr.  bei 
Migne,  PP.  gr.  XVIII,  458  sq.).    [^eterd.] 

^febcns  Jitfon^,  fird^Iid^er  Sd^riftfteller  bed 
12.  S^b^b^nbertd,  mar  ein  befc^rter  3ube  unb  bie^ 
Dorber  aRofed  Sepborbl  3m  3. 1106  lieg  er  ft(b 
ju  ^uedca  am  §efte  $etri  unb  $auli  taufen,  mo> 
bei  lllfond  I.  Don  Sragonien  ^aufpat^e  mürbe. 
Züuftag  unb  $atbe  befttmmten  i^n,  ftd^  feitbem 


$etrud  Sllfonfud  gu  nennen.  SBeiterbtn  biente  er 
bem  genannten  jfönige  aldSlrjt;  er  foU  um  1140 
geftorben  fein.  S)a  fein  Uebertritt  Don  ben  Suben 
Derfd^iebentlid^  mi^eutet  tourbe,  legte  er  in  ben 
Dialogi  XII  cum  Moyse  Judaeo  (Colon.  1586, 
bann  öfterd  nad^gebrudtt ;  bei  Migne,  PP.  lat. 
CLVn,  535  sqq.  nad^  ber  Biblioth.  PP.  Lug- 
dun. XXI,  172  sqq.)  bie  Semeggrünbe  feiner 
Selebrung  bar.  Cin  gmeited  SBerf  Don  i^m.  De 
disciplina  clericali,  ijt  b<nibfd^riftlid^  mebrfad^ 
Dorbanben  unb  bamad^  Don  Sabouberie  ($arid 
1824)  unb  Don  Sd^mibt  (Berlin  1827,  mit  ge- 
lebrten  92oten)  ](|eraudgegeben;  Sabouberie  fügte 
feiner  9udgabe  eine  alte  franjöftfd^e  Ueberfe|ung 
binau.  9JKgne  gibt  bie  Sd^rift  1.  c.  671  sqq. 
(Sgl.  Brunei,  Manuel  1, 198  s. ;  Ceilüer,  Hist. 
gen.  des  auteurs  sacröis  XIV,  nouv.  öd.  Paris 
1863, 170  SS. ;  femer  bie  !Roten  bed  92ic.  Slntonio 
unb  fiabouberie'd  bei  Migne  1.  c.  527  sqq.  unb 
bie  meitere  bei  Chevalier,  Böp.  u.  Suppl.  s.  v. 
Alphonse,  Pierre,  angegebene  Siter.)  [91.  Kffer.] 

'Sfetnu^ab^Hiaco^f.  ^ia^. 

"g^efntif  be  aiDernia  (9lrDernia),  ©d^üler 
bed  bL  ^b<>tn<>d  ^^^  Slquin  unb  berübmter  fiebrer 
ber  Ißarifer  9l!abemie,  mar  Kanonicud  an  ber 
Katbebrale  5u  $arid.  Kr  geborte  meber  bem  2)o- 
minicaner-  nocb  bem  gfrancidcanerorben  an  (Dgl. 
Quetif-Echard,  Scriptt  0.  Pr.  I,  489,  bejm. 
Sbaralea,  SuppL  ad  Scriptt.  0.  S.  Fr.,  Born. 
1805,  582),  mie  bfterd  bebmtptet  mürbe,  fd^eint 
aber  in  ber  3:b<^t,  mad  lange  jmeifelbaft  \dqx, 
fpäter  IBifd^of  Don  Klermont  gemorben  unb  ald 
fold^er  geftorben  5U  fein.  Kine  SuQe  Sonifa^'  VIII. 
Dom  Sabre  1296  mad^t  ed  nömlid^  b^^f^  toabr« 
fd^einlid^,  ba^  $etrud  Don  Kroc  (Krod),  ber  feit 
1801  Sifd^of  Don  Klermont  mar ,  mit  $etrud 
be  ^iDemia  ibentifd^  ift  (f.  Mölanges  d'Archöo- 
logie  et  d'Histoire  U,  Paris -Borne  1882, 
117  SS.).  2)amit  ftimmt  überein,  ba^  $etrud 
be  ^iDemia  nad^meidbar  nod^  im  3.  1301  ju 
$arid  mar,  feitbem  aber  bort  nid^t  mebr  genannt 
mtrb.  93efonberd  ermöbnendmertb  ift  no^,  ba^ 
er  im  3-  1275,  nad^bem  mebrere  3abre  megen 
ber  SBabI  bed  SRectord  ber  UniDerfttöt  Stoiftig- 
feiten  beftanben  b<^ten,  Dom  Karbinal  Simon 
jum  Stector  beftimmt  mürbe  (f.  b.  Slctenftüdf  bei 
Denifle-Chatelain,  Chart  univ.  Paris.  I,  Paris. 
1889,  521  sqq.).  —  ®ie  meift  nur  banbfd^riftlitb 
Dorbanbenen  Sd^riften  bed  ^trud  be  ^iDemia  finb 
grö^tentbeUd  Kommentare  }u  Sd^riften  bed  ^ri- 
ftoteled.  ^ier  mögen  ermöbnt  fein  bie  Kommentare 
3um  britten  unb  Dierten  93ud^  De  coelo  et  mundo, 
bie  Quaestiones  super  totam  Logicam  yeterem 
unb  In  12  11.  Metaphys.  Aristotelis,  fomie  bie 
(6)  Quaest.  quodlibeticae;  bie  anberen  Sd^riften 
f.  bei  Quetif-Echard  1.  c.  unb  in  ber  Hist  lit  de 
la  France  XXV  [1869],  101  ss.  Sud^  bad  Sup- 
plementum  gur  Summa  theoL  bed  tj/i.  %f)omQ& 
Don  ^quin  mirb  $etrud  be  ^iDemia  jugefd^ben, 
bod^  ift  er  mabrfd^einlid^  nid^t  ber  Serfaffer  bed- 
felben  (Dgl.  b.  ^rt.  Sl^omad  D.  %tin).   [%  Kffer.] 


1887 


$ettuS  t>on  Erntend. 


1888 


'^tttns  t)on  9(mtend,  auä^  ber  Sremtt 
genannt,  berül^mter  ftreujjugSprcbiger,  flammte, 
menn  ntd^t  au§  ^mienS  felbft,  fo  bod^  iebenfaUS 
aus  ber  2)töceje  9lmien§.  ®a8  Sal^r  feiner  (Seburt 
tft  unbefannt.  S)er  3uname  Eremita,  ben  il^m 
feine  3eitgenoffen,  namentlid^  fold^e,  bie  il^n  felbft 
gefeiten  l^atten,  gaben  (ögl.  Guib.  Abb.  de  Novig. 
Gesta  Dei  per  Francos  2,  4,  bei  Migne,  PP. 
lat.  CLVI,  704),  bejeid^net  etnfad^  feinen  ©tanb 
imb  SebenSberuf .  2)ie  IRad^rid^t,  ba|  ^etruS,  e](|e 
er  Sinftebler  umrbe,  ben  Solbotenftanb  ermöl^It 
l^abe,  unb  bie  eingaben  über  feine  §eirat  unb  feine 
3iad^fommen  pnb  fingirt.  95or  feiner  ßreujjugS- 
prebigt  l^atte  er  eine  $ilgerretfe  nad^  bem  SRorgen» 
lanbe  unternommen,  aber  nad^  bem  Serid^te  ber 
^nna  Somnena  bie  l^eilige  @tabt  nid^t  einmal 
betreten.  Sagenl^aft  ^nb  bal^er  aud^  bie  Serid^te 
über  eine  SBifton,  toeld^e  er  in  Setufalem  gelabt, 
unb  einen  il^m  t>om  $atriard^en  ertl^eilten  ^uf» 
trag  an  ben  $apft.  S)ie  urfprünglid^en  Duellen 
betoeifen ,  ba^  nid^t  $etru8 ,  f onbem  ber  $apft 
in  Stanfretd^  ben  9lnfto|  ^um  jheu^juge  gegeben 
l^at  (ögl.  b.  «rt.  ftreuaaüge  Vn,  1143  ff.).  Srft 
nad^  ber  SBerfammlung  ju  SIermont  (f.  b.  ^rt.)  er- 
fd^eint  $etru8  al§  ßreu^jugSprebiger.  Sarfu^, 
mit  grober  SWönd^Sfutte  bebedt,  einen  bidten  ©trid 
um  bie  Senben,  burd^^og  er  auf  einem  (Sfel 
reitenb  baS  ndrblid^e  unb  mittlere  granfreid^  unb 
regte  al§  gemanbter  SSoÜSrebner  bie  SJtaffen  ^um 
Jheu35uge  an.  @etn  (Srfolg  mar  nid^t  gering. 
®uibert  t>on  Stogent  belennt,  er  fönne  ft^  nid^t 
erinnern,  ba^  er  ie  einen  SKenfd^en  gefeiten  l^be, 
bem  größere  feiere  ju  Xl^eil  gemorben  fei ;  überall 
l^abe  ^etru§  ©treitigfeiten  gefd^Iid^tet ,  gneben 
geftiftet,  gefoHene  ÜKäbd^en  auSgeftattet  unb  burd^ 
eine  el^rbare  &)t  gerettet,  fei  mit  (Sefd^enfen  über» 
l^äuft  unb  für  einen  ^eiligen  gel^alten  morben, 
beffen  SBorte  für  9lu§fprüd^e  beS  §immel§  galten 
(1.  c.  705).  Safd^  meierte  fid^  bie  ©d^aar,  meldte 
fid^  unter  5petru§'  gül^rung  ftellte,  unb  bei  feinem 
^Inl^ange  maren  bie  3urüftungen  jur  ^breife  nad^ 
bem  Sülorgenlanbe  am  frül^eften  öoHenbet.  ^aä) 
Orberid^  (H.  E.  3,  9,  4 ,  bei  Migne ,  PP.  lat. 
CLXXXVUI,  657)  mar  ^etruS  bereits  am  Öfter- 
famStag,  ben  12. 5JpriI  1096,  mit  15000  S^ann 
nad^  ftöln  gefommen,  mo  er  fid^  ad)i  %aQt  auf« 
l^ielt.  S)ort  fd^Ioffen  fid^  15  000  S)cutfd^e  feinem 
3uge  an.  dagegen  mar  ein  Xl^eil  beä  §eerc§  burd^ 
2)eutfd^Ianb  unb  Ungarn  öorauögegangen,  erlitt 
aber  megen  ^lünberungen  mel^rere  9iieberlagen 
bor  ©elgrab ;  ber  SReft  bereinigte  fid^  fpäter  unter 
ben  9Jlauem  bon  ©onftantinopel  mit  bem  nad^» 
rüdfenben  §eere.  SDiefe§  mar  ben  SRl^ein  l^erauf, 
bann  ben  92edtar  entlang  nad^  Ulm  gebogen  unb 
l^atte  fid^  imtermegS  bon  Xag  ju  Xag  gemeiert.  Sul^ig 
unb  unangefod^ten  famen  bie  Slöallfal^rer  unter  bem 
@remiten  burd^  Ungarn  bi§  ©emiin.  Sfalfd^e  ®e« 
rüd^te  brängten  jur  ©roberung  ber  ©tabt,  mobei 
ein  furd^tbareS  ©lutbab  angerid^tet  morb,  mäl^renb 
ba§  §eer  beS  ^etruS  nur  100  TOonn  bcrlor.  93eim 
3uge  burd^  Bulgarien  benal^m  fid^  ber  gürjt 


9^id^ita  anfangs  freunbßd^.  Mein  Su^^&^figpat 
unb  Stoubfud^t  Sinjelner  tierurfad^,  als  bti 
^auptl^  bereits  eine  Xagretf  e  wntergcgogen  toor, 
einen  emftlid^en  ftampf  bor  9{tfd^  urä»  eine  8c^ 
folgung  ber  legten  {ßilgerfd^aaren,  loobei  bie  int> 
gefül^rten  SebenSmittel  in  bie  ^onbe  ber  9u%irai 
fielen.  Sin  nid^t  unbetröd^tlidper  X^  b^  |«n§ 
marb  aufgerieben,  ber  übrige  jerfprengt  3iibe^ 
fammelten  Jtd^  mieber  üiele  ber  3cTfbceitten  Bei 
$etruS.  Slber  nun  gebrad^  eS  an  SebenSmittdB, 
unb  ßaifer  Sllej^uS  ri|  bie  Jheugfal^rer  anfi  bs 
9lot]^  nur  unter  ber  9Ö>ingung,  ba|  fie  toäfixA 
il^reS  3ugeS  burd^  fein  Steid^  bis  (Sonflantinofd 
ftd^  nirgenbS  lönger  als  brei  Xaqt  aufhalten  b&flo. 
^m  30. 3uli  1096  langte  gktruS  in  Conftotii»- 
pel  an.  ^IS  berftaifer  nur  ungeorbneteSd^oom 
bor  fid^  fal^,  bie  feine  fhrieg^ud^t  famiten,  n5^ 
er  fie  jur  fd^neSen  Ueberfcü^  auf  boS  fen^tige 
Ufer  beS  93oSporuS  (5.  «ug.  1096).  @Ietd^  ^09« 
bie  ^ilger  bann  meiter  über  9{icomebien,  boA  ba* 
mals  jerftört  unb  unbemol^t  toor,  nad^  ^dtao)wfiS 
(Sibitot),  mo  $etruS  fein  Sager  ouffc^Iug.  Soct- 
l^in  famen  aud^  ©efanbte  beS  ftaiferS  9kEaA, 
meldte  bem  Sinftebler  rietl^,  nid^t  loeiter  unb  mS/t 
el^r  gegen  92icäa  borjurüdten,  bis  bie  SRenge  ber 
^üger  burd^  bie  nad^f olgenben  f$fürften  imb  bem 
^eer  berftörft  möre.  Ol^ne  Smeif el  unterru|  $etnB 
nid^t,  biefen  meifen  fRaif^  mit  IRod^bnuI  §tt  t(|n> 
morten,  attein  bergeblid^.  3)ie  ^ger  bcgomn 
fleinere  Seute^üge  in  bie  Umgegenb ;  eine  Ib^ei- 
lung  bon  3000  Tlann  nol^m  fogor  baS  Sa^M 
Xerigorbon,  bier  Sagereifen  bon  Wicäa,  in  Scpt» 
mürbe  aber  bort  überfaDen  unb  niebergema^t 
SBöl^renb  beffen  mar  ^etruS  auS  UeberbruB  vba 
bie  3ud^tIoftg!eit  ber  ©einigen  nad^  SonfiantinülKt 
gegangen,  um  mit  bem  ftaifer  fRaf!)  3U  pflegen, 
maS  3U  tl^un  fei.  3n  @onftantino))el  traf  ii^  bie 
9lad^rid^t  bon  ber  9heberlage  ber  ©einigen  am 
©rafoflufe;  nur  ein  Xl^eil  berfelben  mar  ert« 
fommen.  @inige  ber  ©erettcten  feierten  in  bie 
ptimat  ^urüd,  anbere  em>arteten  mit  ^ßetruS  bQ§ 
§auj)t]^eer  ber  ffreujfal^rer.  ^etruS  red^tfertigte 
fid^  bor  bem  ffaifer,  ba|  nid^t  er  fd^ulb  am  Un> 
glüdte  gemefen  fei,  fonbem  bie,  meld^  ilp  mit 
gel^ord^t  unb  nad^  il^rer  SBillfür  unb  iJ^rem  (Eigen* 
bünfel  gefjanbelt  l^ötten.  —  95on  ba  an  befWbett 
^etruS  feine  ©efe^lSJ^aberfteHe  mel^r,  Midböber 
in  ^nf el^en  tro^  ber  ©d^mad^l^eit ,  bie  er  1098 
bei  ber  Belagerung  bon  ^ntio^ien  jeigte.  Sott 
ergriff  er  nämlid^  mit  SBtD^elm  garpentariuS  ^« 
lid^  bie  Qlud^t,  mürbe  aber  bon  Sjancreb  einge^ 
unb  mu^te  ^urüdtfefjren.  ©lei^mo^l  mürbe  er 
alSbalb  5um  ©efanbten  an  ßerbuga,  ftdnig  Mn 
SJlofuI,  ermöl^It  unb  boQjog  biefen  fd^mietigen 
^luftrag  mit  großem  3Rut^.  5lad^  bem  ©iege  ber 
ffreujfal^rcr  über  fterbuga  (28.  3uni  1098)  ©er 
$etruS  mol^I  ein  ^auptagitator  für  ben  g^rtgong 
beS  Untemel^menS,  baS  im  SBinter  1098/99  f^ 
in'S  ©todteu  gerat^en  mar.  9lamentlid^  mar  er 
ben  eigennü^igen  SBeftrebungcn  ber  gürj^  gegen» 
über  ein  ©ad^malter  ber  Ernten,  mofür  i^  rm 


1889 


$etru8  be  ^nä^axano  —  $etru8  ton  Squita. 


1890 


bief e  Seit  bie  Stellung  eined  iBem>aIterg  ber  ^rmen- 
laffc  juerfannt  »urbe.  9lad^  ber  ^nfunft  öor  3e- 
rufalem  (7.  3uni  1099)  l^ielt  ^ctntS  bei  einer 
^rocefflon  um  bie  ©tobt  am  8.  3uli  auf  bem 
Oelberg  eine  SRebc  an  bie  ^ilger.  2112  nod^  6r» 
oberung  ber  l^eiligen  etabt  (15.  3uli  1099)  bie 
Jheugfal^er  gegen  bie  SegQpter  bei  9l§caIon  gogen, 
totütt  $etru8  in  Sentfalem,  wo  bie  Sfamp\' 
imfä^igen  fomie  bie  ^Iten  unb  Sd^mad^en  {einer 
Sorge  anDertrout  blieben.  3uglei(|  beforgte  er, 
ha  ber  ^atriard^  Arnulf  unb  t>icle  anbere  Slerifer 
mit  in  ben  ftampf  gebogen  toattn,  toä^xtnh  biefer 
3tit  ben  ®ottedbienft.  92ad^  ber  S3e{tegung  ber 
Veg^pter  bei  ^Scalon  leierte  4^tru§  n)Q]^f{d^einIici^ 
mit  ben  erften  pilgern  in  bie  ^eimat  ^urücf .  Sr 
umrbe  bann  SJlönd^  unb  $rior  5u  IReufmouftter 
bei  ^U9  im  IBidt^um  Süttid^,  n)o  er  am  8.  3uU 
1115  ftorb. 

3u  einer  rid^tigen  SBeurtl^etlung  biefed  SRanned 
mu|  t)or  ^Qem  bad  @agen]^afte  t)on  feiner  $erf on 
obgeftreift  n)erben.  %iä)  bem  Silbe,  h)eld|ed  fid^ 
ouft  ben  urfprünglid^en  OueQen  ^eid^nen  lo^t, 
bleibt  ber  ßinftebler  nod^  immerfort  eine  gro^e 
l^iftorifd^e  ^Pkrf önlid^feit.  Sr  mar  ber  erfte,  meld^er 
bie  auf  bem  SIermonter  Soncil  auSgefprod^ene  3bee 
bc6  $apfted  mit  Segeifterung  ergriff;  er  hxad)U 
fU  om  mirffamften  5um  ^uSbnidf  unb  förberte 
bomit  baS  gro^rtige  Untemel^mcn  nid^t  menig. 
2)o|  $etrud  bie  k)on  i^m  angemorbenc  3:ruppe 
onfül^rte  unb  nad^  Sonftontinopel,  bem  t>om  pöpft« 
lid^fiegaten  beftimmten  Sammelort  ber  einzelnen 
Gruppen,  leitete,  Derftanb  ftd^  eigentU^  Don  felbft 
gretlid^  brad^  er  ^u  frü^e  auf,  e$e  bie  (dürften  mit 
i^ren  Lüftungen  fertig  nxnen.  Mein  man  barf 
au  feiner  Sntfd^ulbigung  mol^I  annel^men,  ba^  er 
Dem  S)rangen  feiner  Sä^aaxm  nad^geben  mu|te: 
toenn  nid^t  er,  fo  bötte  ein  Ruberer  an  beren 
€pt|e  treten  muffen,  xo\t  \a  aud^  fc^on  t>or  il^m 
eine  Sd^aar  aufgebrod^en  mar,  benen  ber  ad^t« 
Ifigige  Slufentbalt  in  ftöln  fdf|on  §u  lang  fein  mod^te. 
gut  bie  SöbigfeU  bed  (SinficblerS  aI8  $i(ger- 
anfübrerS  fprad^en  bie  glan)enben  groben,  bie  er 
in  Ofi^onfreic^  unb  am  ^^ein  abgelegt  b^tte.  S!)er 
<l^oIg,  ben  er  auf  ber  2Beiterreife  b^^tte,  ift  ein 
SBenieid  für  feinen  Seruf  gu  bem  erbabenen  Sßerf e. 
^aä)  unb  nad^  nm^  fein  ^eer  bis  ^u  menigftrnS 
200  000  9)tann,  unb  e§  gelang  i^m,  biefe  grö^ten- 
t^eild  ungeorbnete  !D}af)e  im  Gemmen  glüdUd^  bi§ 
^nflantmopel  ju  bringen,  gür  bie  folgenben 
UngludSföDe  trifft  bie  Sd^ulb  ben  ftaifer  ^(eriuS, 
ber  aur  Ueberfal^rt  jmang,  unb  bie  Un6otmäBig- 
feit  Der  $Uger  felbft.  SebenfaSd  ftanb  $etru3 
Dot  ben  abenblanbifd^en  Surften  entfc^ulbigt  ba, 
beim  er  blieb  immerfort  in  Slnfeben,  obgleid^  man 
einen  ftrengen  972aBftab  an  ibn  anlegte.  9lad^ 
feinem  gluc^tDerfucb  bei  ^utioc^ien  jmeifeUen  frei- 
lid^  Sintge  an  ber  Seblid^feit  feiner  Slbfubten  unb 
nannten  ibn  einen  ^tud^ltx  fEkkehard,  Chron. 
ad  a.  1096,  bei  Migne,  PP.  lat.  CLIV,  058).  j 
Sflein  biefe  @<bmad^e,  mcnn  man  fein  Sene^men 
fo  nennen  (orni,  finbet  in  ben  tbatfö(bli(ben  3$er«  • 

Ittv^eilcxara.  IX.  2.  Vu<I. 


böltniffeu  eine  auSreid^enbe  Srflärung  (ügl.  b. 
3lrt.  ßreiujüge  VII,  1149)  unb  fann  bie  anber- 
meitigen  Ißerbienfte  bed  SinfieblerS  nid^t  fd^mölenu 
($gl.  ^.  0.  SQbel,  ®efd^id^te  beS  erften  ßreug- 
augeS,  2.  ^ufl.,  Seipjig  1881 ;  £)agenmeqer,  $eter 
ber  gremit,  fieip^ig  1879  [bafelbft  ©.  8  ff.  bie 
^auptquellen ,  meldie  grögtentbeilS  fd^ou  1611 
Don  3ac.  SongarftuS  unter  bem  Zitel  Gcsta  Dei 
per  FrancoB  etc.  b^^c^uSgegeben ,  bann  Don 
^45.  b'OuItrcman  in  feiner  Vie  du  Venerable 
Pierre  THermite  [1632]  fritifloS  mit  anberen 
f  pöteren  Angaben  t>erf  d^moljen  mürben] ;  ^.  Sfi^t^nj, 
^etcr  oon  ^mienS,  Hofgeismar  1891  [Programm 
beS  Stealg^mnaftumS].)  p^ieterS.] 

'^(txus  be^nd^arano,  Sanonift  unb SBer« 
f  äff  er  mcbrerer  ßommentore  ju  Xbeilen  bcS  Coi^us 


juns  can. , 
^auf  ed  xSaxnt 


tammte  au3  einer  92ebenlinie  be8 
e,  meldte  t>on  einem  @d^Io^  in  %o^ 
cana  ibren  92amen  trug.  ^etntS  mar  erft  @df|äler 
bcg  9ied^t3(ebrer8  SalbuS,  ging  bann  nad^  ^Bologna, 
mo  er  unter  93artb.  be  Saüceto  lernte  unb  bann 
^ufammen  mit  3obareUa  unb  9lnton.  be  IButrio 
(f.  b.  9lrtt.)  lebrte.  ?Wodf|  einem  ^lufentbolt  in 
^enebig  unb  Siena  fe^rte  er  mieber  aI3  Sebrer 
nad^  Bologna  jurüdf,  ging  barauf  nad^  fferrara 
unb  befd()Io|  enblid^  fein  i'cben  in  ^Bologna  (1416). 
Wit  9InfpieUmg  auf  feinen  Familiennamen  b^tte 
man  i^n  Anchora  juris  genannt.  SefonberS  b^' 
vorgetreten  mar  er  auf  bem  Soncil  }u  $ifa  (f.  b. 
%rt.),  mo  er  für  bie  §erfteUung  ber  fircblid^en 
Sinbeit  aI3  ^bgefanbter  ber  UniDerfitöt  93oIogim 
tbötig  mar ;  er  trat  in  ber  fiebenten  (Si^ung  gegen 
bie  ginmenbungen  beS  ftönigS  9l{upert  auf,  t>er« 
fa^te  eine  ©d^rif t  gegen  bie  Sln^önger  ®regor8  XIL 
unb  t)erfd|iebene  ®utadf|ten.  %n  bem  Soncil  oon 
ftonftanä  nabm  er  nur  gan^  im  anfange  als  ad- 
YocatuB  Concilii  tbeiL  ^on  feinen  erbaltenen 
SBerfen  fmb  bie  Kommentare  gu  ben  ^ecreta(en, 
)um  Liber  sextus  unb  gu  ben  (£(ementinen  mebr« 
fad&  gebrudft  (Ctjon  1535-1543,  5  ®be.  Tsu- 
fammm  mit  anberen  Sd^riften];  9o(ogna  1581), 
ebenf  0  bie  Consilia  sive  juris  responsa  (S^enebig 
1568  u.  ö.) ;  bie  Selectae  quaest.  omnium  prae- 
stant.  jurisconsult.  erfcbienen  gu  gftanffurt  158L 
93on  ben  ibm  ^ugebörigen  Conun.  super  Digestum 
noTum  unb  super  Codicem  fyit  Spangenberg 
(f.  grfd^  u.  ©ruber,  aUgem.  ßnc^fl.  s.  v.  9ln» 
(barano)  DergebenS  eine  Sopie  aufgufinben  gefud^t. 
(SBgl.  Don  ber  bei  Chevalier,  Bep.  unb  Suppl. 
s.  y.  angegebenen  Siteratur  befonberä  t>.  Sd^ulte, 
®ef(b.  ber  CueOen  unb  Sit.  bed  can.  Stecbied  II, 
Stuttgart  1877, 278  ff. ;  aufeerbem  ^efele,  ßonc- 
®ef(b.  VI,  2.  aufl.,  1013  ff.)  [2Mari.] 

'^efnts  oon  ^nblo,  f.  9nbIo. 

^etxustion^qvixia (Aquilanus,  fo  genannt 
t)on  feinem  Geburtsort  in  Italien) ,  0.  8.  Fr., 
bebeutenberScotift  unbburd^  benSb^^^^^^^  doctor 
sufficiens  au8ge)ei(bnet,  befleibete  um  baS  3abr 
1344  bad  ^mt  eineS  änquintorH  gu  Hfloren).  3m 
3. 1347  mürbe  er  gum  99i{Cbof  ^on  S.  ^ngelo 
be'  Somborbt  im  92eapoIitanif(ben  ernannt,  abec 


1891 


$etru8  Don  Stagon  —  $etrud  be  9rBiteS,  bet  l^L 


1892 


fd^on  im  folgenben  Saläre  auf  ben  SBifc^ofSftul^l 
Don  Srtocnto  öcrfe^t.  ©ein  lobeSjol^r  ift  un« 
befonnt  bod^  fc^eint  er  bis  1370  gelebt  in  fyAm. 
Sr  t>etf a^te  einen  Sommentar  in  4 11.  sententda- 
nim,  ber  ^uerft  in  @peier  1480  erfc^ien,  bann  ^u 
aSenebig  1501,  1584  (leitete  ^uSgobe  besorgte 
beS  $etru§  DtbenSgcno^e,  ber  berül^mte  gorbinal 
SonftontiuS  Sorri  SuccafocuS,  na^  feinem  ®e- 
burtSort  atid^  SamanuS  genannt  [geft.  1595], 
unter  bem  ^itel  Quaestiones  in  4  U.  sententia- 
rum),  $arig  1585;  dule|t  iBenebig  1600.  SBeil 

tetruS  in  biefem  SBerfe  bie  fcotiftifd^e  fiel^re  jur 
eltung  bringt,  niurbe  ed  Scotellus  genannt, 
iDeld^er  9lame  bann  Don  bem  IBud^e  auf  ben  ^uctor 
überging.  (ÜSgl.  Sbaralea,  Supplementum  et 
castig.  ad  scriptores  trium  ord.  S.  Francisci 
a  Waddingo  aliisve  descriptos,  Born.  1806, 
583 ;  fonftige  Siteratur  bei  Chevalier,  Rep.  s.  v. 
Pierre  d'Aquila.)  [§urter  S.  J.] 

^ettns  Don  Aragon,  f.  Slragon. 

^titus  be  9lrbue8,  ber  1^1.,  nad^  fetner ®e- 
burtSftabt  (Spila  im  ftönigretd^  ^ragonien  unb  alS 
SRagifter  ber  ^l^eologte aud^ SJlaeftro  (Spila  ge- 
nannt, toar  um  1442  auS  eblem  unb  frommem 
®ef d^Ied^te  geboren.  %tn  mit  l^ol^en  ®eifte§gaben 
ausgestatteten  Süngling  fanbten  bie  SItem  auf 
bieUniöerfität  §ue8ca  (Osca)  inber  S)ii5cefe©ara» 
goffa.  ®urd^  feinen  raftlofen  gifer  in  Aneignung 
ber  SOßiffenfd^af  tcn,  Derbunbcn  mit  tiefer  unb  loal^rer 
Sfrömmigfeit,  ermarb  er  fid^  balb  bie  SQBürbe  bed 
S)octoratd  ber  ^l^ilofo^l^ie  unb  bed  SRagifterS  in 
ben  aäßiffenfd&aften.  3m  3. 1468  tourbe  er  jum 
SWitglieo  ber  Kommiffion  jurSßcrbefferung  ber  Uni« 
oerfitötsftatiiten  öon  §ue3ca  crioäl^It.  3m  folgen- 
ben Saläre  toarb  ^etru3  Dom  grjbifd^of  in  ba§ 
öon  ßarbinal  ^egibiuS  ^Ibomoj  1363  gegrünbete 
unb  für  abelige  ©panier  beftimmte  CoUegio  mag- 
giore  di  S.  demente  in  ©ologna  gefd^icf t.  3)ort 
loanbte  er  fid^  mit  befonberer  2kU  bem  ©tubium 
ber  l^eiligm  ©dfirift  gu.  9iad&  jmei  Salären  begann 
er  3U  IBologna  SJJoralpl^ilofopl^ie  ju  leieren,  unb 
1473  erlangte  er  bie  tl^eologif  d^e  ®octortt)ürbe.  3m 
ffreife  ber  ^rofefforcn  unb  ©c^üIer  loar  er  gefd^äfet 
unb  geliebt  unb  öon  ben  ©etoo^nem  ©ologna's 
l^od^geadfitet,  fo  bafe  biefe  ©tabt  öon  nun  an  aUcn 
Konöictorcn  be§  Kollegium«  ba8  gl^renbürgerrcd^t 
ertl^eilte.  "iSlaä)  ©aragoffa  jurüdgefcfirt,  tourbe 
^etruS  ^luguftiner-gl^orl^err  bc§  (1604  fäculari- 
firten)  ßapitelS  unb  legte  1476  bie  ©elübbe  db, 
S3on  ben  erften  Xagen  feineS  flöfterlid^en  SebenS 
an  mar  er  ftetS  ein  9Jlufter  ber  regulären  Ob« 
feröang  unb  ftrenger  flöfterlid^er  ^flid^terfüHung. 
6in  ßiebl^aber  ber  l^eiligen  Slrmut,  liebte  er  a\vS^ 
bie  ^rmen  gl^rijH  unb  entäußerte  fid^  aller  S9e- 
quemlic^feit,  um  ben  SIrmcn  ju  l^elfen.  3)em  feier« 
lid^en  ßl^orgebet  mol^nte  er  obne  5Ju§nabme  Sag 
unb  $Rac^t  mit  großer  ©ammlung  unb  gl^rfurd^t 
bei.  3m  35.  SebenSjal^re  empfing  er  bie  ^priefter- 
meil^e  unb  begann  fogleid^  bie  ©eelforge  ju  nUn, 
©eine  glänjcnbe  SBerebfamfeit,  fein  öon  Siebe  ju 
©Ott  glül^enber  Sifer  ^ür  bie  SluSbreitung  unb 


Steinerl^altung  bed  fotl^oltfd^  @lQubenS,  fein  top* 
lofeS  SBirlen  im  Sad^tfhtl^Ie  fül^  Siele  ^u  (Sott 
gurüdf  unb  geleiteten  ebenf o  Siele  ftd^  unb  fc^ 
auf  ber  9a|n  ber  Xugenb.  9(fon8  öon  9n^ 
gonien,  feit  1478  Srjbif^of  Hon  ©aragoffa,  üboß 
trug  il^m  jufammen  mit  9)tarttn  ®aTcia  unb  ivm 
Sebrian  bie  Verausgabe  eineS  neuen  9RiffaIe.  %n 
4.  aRai  1484  ttmrbe  !ßetru§  SlrbueS  mit  bem  Do- 
minicaner ftaSpar  3nglar  burd^  Xf^orxua  Zorqne* 
maba  (f.  b.  9rt)  für  ^ragonien  gum  änquifttor 
ber  öon  gerbinanb  unb  3fabe0a  neu  gegnhibäm 
fog.  fpanifd^en©taatdinquifttton  feefümmt  Dtefe 
Ernennung  trat  iebod^  erft  am  19.  ©eptemBet 
1484  in  SBirffamfeit  (ögL  b.  «rt.  Snquifition  VI. 
774  ff.).  9U3  Snquifitor  demad^läffigte  $etiiiS 
leineStöegS  feine  frül^eren  ^flid^ten ;  fein  (Eifer  im 
®ebet  erlal^mte  nid^t.  S>a3  neue  9mt  öetioaltde 
er  mit  Älugl^eit,  SSorfid^t,  SRilbe  unb  emfler  6c 
miffenl^aftigfeit.  ©einunbefied^Iid^Sl^araftenmb 
feine  treue  ^flid^terfülbmg  ermedten  i^m  \Aoäi 
balb  ^dtiht  unb  öeranla^ten  eine  Serfd^ihnnig 
ber  „neuen  ©Triften",  mel^e  bie  SBegraumung  ber 
3nquifttoren  jum  3iel  l^tte.  !Bon  ^reunben  auf« 
merffam  gemad^t  unb  gebeten,  fein  Xmt  mebetjU' 
legen,  fag^e  ^truS :  „®tm  toxVL  id^  ben  Xob  cf 
leiben  au3  biefer  Urfad^e.''  Stn  feiner  Semnlt 
münf d^te  er,  aud  einem  f d^Ied^en  ^efter  ein  Vtat* 
t^rer  ^u  merben.  9lad^  öielen  DergeMid^en  So* 
fud^en  gelang  eS  ben  gebungenen  3R5rbem,  $ctnfl 
in  ber  9lad^t  öom  14.  auf  ben  15.  September  1485 
^mif  d^en  6!^or  unb  f^od^altar  tdbtlid^  gu  öemmnboL 
3m  dl^ore  mürben  gerabe  bie  SQBorte  gefungen: 
Quadraginta  annis  proximus  fiii  generatiom 
huic.  5Dlit  ben  SBorten:  „©e^jriefen  fei  6^|rijhl§, 
benn  id^  fterbe  für  feinen  l^eiligen  ©lauben",  fairf 
er  ju  IBobcn.  3lad)  gmei  5:agen  (17.  ©ept.  1485) 
erhielt  er  öon  ®ott  ben  Sol^n  feiner  arbeiten  unb 
Seiben  unb  marb  fd^on  balb  burd^  3Q3unber  tO' 
l}mlxd)t  $apft  ^lexanber  VII.  fpra^  ^petru§  im 
3. 1664  fclig,  unb  ^iuS  IX.  na^  öni  29. 3«ni 
1867  il^n  in  bie  3«^^  ber  ^eiligen  auf.  9ln  biefer 
@^anonifation  nai^men  bie  ffat|olüen  feinen  tn« 
ftofe,  mol&I  aber  mar  ber  $Rame  „3nquifitor*  für 
bie  bamalS  jum  ffampf  gegen  bie  ftird|e  bereit 
ftel^enben  Elemente  ein  mUIfommener  Snlafe  jnr 
©(^mäl^ung.  S)er  bis  §ur  ^eifigfijrec^ung  in 
3)eutf d^Ianb  menig  bef annte  ^etruS  ^rbueS  öurbe 
plöfeli^  als  ftttlid^eS  Ungel^eucr  l^ingefleflt,  al8  ein 
„gntöölferer  beS  SanbeS,  ber  fein  «nbenfen  nrit 
IBlut  in  bie  ^nnalen  ber  3nquifition  gefd^eben'; 
„ein  SKann,  ber  ju  ben  blutbürfHgften  3nqmp^ 
toren  gehört"  zc.  (ögl.  „?lug8b.  «ttg.  Stg."  1867, 
9ir.  126  u.  155,  unb  bagegen  ^ergenröt^er,  flafj. 
ifird^eu.d^riftl.©taat,gfreib.l872,599f.),unbber 
bef  annte  SWaler  ftaulbad^  mißbrauchte  fein  Talent 
ju  einer  ©arfteüung,  meldte  ben  nämlid^en  ©n- 
brudt  l^cröorrufen  follte.  3)ic  (Sefd^id^te  ©ei|  ton 
allem  bem,  maS  bem  l^eiligen  SKanne  in  2«Ht)(^ 
lanb  nad^gefagt  morben,  nid^tS.  SBJa^rbeit  ip,  boj 
^etruS  SlrbueS  aI8  3nquifitor  burdj  feine  Wilbc, 
Wbulb  unb  9läd^flenliebe  öiele  gnegeleitete  anf 


1898 


ißettuS  ton  aepelt  —  $etru8  SernarbinuS. 


1894 


ben  SBeg  ber  SBol^l^eU  gurüdfül^rte.  S)ie  „2000 
€<i^Iad^topfer  in  ^ragonten'',  meldte  burd^  i1^  ge- 
fallen {ein  foQen,  ftnb  ebenfo  mie  ber  blutbürftige 
„®xtx^''  in  ftaulbad^S  tenbengiöfem  ©emölbe 
6Io^  ^l^ontoftegebilbe,  aud)  xotxm  il^te  Url^ebet 
fid^  ouf  $orQmo  berufen,  tiefer  gibt  über]^au))t 
feine  S^^^  oxi  (ogl.  aud^  Civiltä  catt.  Ser.  VI, 
▼oL  XI  [1867],  282);  ed  ftnbet  ftd^  ober  aud^ 
feine  @ilbe  bei  t^m  borüber,  bo^  Srbued  aud^  nur 
einen  ein}igen  6äreii!er  binrid^ten  lie^.  Me  gegen 
i^  erhobenen  Sonoürfe  fönnen  ful^  baber  nid^t 
auf  feine  ^p«rf on  rid^ten,  fonbem  nur  auf  ba§  t>iel- 
Dcrleumbete  3nftitut  ber  Snquifttion  (f.  b.  %rt.) 
felbft.  (Sgl.  Qu^  ber  im  ^rt.  ^nquifttion  ange- 
gebenen Siteratur  nod^  AA.  8S.  Boll.  Sept.  V, 
728  sqq.;  Analecta  jur.  Pontif.,  VUP  ser. 
[1866],  1168. 1176 sq.  1182. 1337;  ^ift.-polit. 
»lätter  LX  [1867],  854  ff.;  ®am8,  IKrcben- 
gefd^id^te  t)on  @))amen  m,  2,  9tegen§burg  1879, 
25  ff.;  fonfüge  Siteratur  f.  bei  Chevalier,  H^p. 
B.  ▼.)  [^elmling  0.  S.  B.] 

Tftitui^  t)on  ^Spelt  (^ic^fpalt),  berübmter 
Sqbifd^of  t>on  3Ratng,  fiammte  mabrfd^einlid^  auS 
bcm  Oledten  ^Spelt  bei  Su^emburg  unb  nmr  ^mi- 
fd^  1240  unb  1250  geboren.  ^uSbilbung  unb 
elfte  SSertoenbung  fanb  er  in  ber  Srierer  2)iöcefe ; 
f)>äter  fom  er  mit  Shibolf  Don  ^absburg  (ald 
Seibargt?)  in  Serbinbung.  92ad^bem  feine  ^e- 
mu^ngen  um  eine  Trierer  ^ropftei  oergeblid^ 
getoefen,  ba  er  nid^t  Don  abeüger  ^erfunft  toar, 
trat  er  in  bie  bö^mifd^e  jfanjiei  al3  ^rotonotar; 
1296  uurbe  er  fogar  jf analer  unb  erbielt  gu  fei- 
nen oielen  ^frünben  no(|  bie  ^ropfteifteOe  gu 
99)9ffe^rab.  Seine  guten  2)ienfte  tourben  fpöter 
mit  bem  Sidtbum  99afel  belohnt.  ^Id  ftanaler 
Ibotte  $etru3  baS  böbmifd^e  toie  baS  b<^bSburgifd^e 
Sntenffe  in  gleid^er  SBeifeberüdtftd^tigtunb^Ibred^t 
Don  Oefteneic^  gegen  ^bolf  oon  Dlaffau  begün- 
ftigt.  918  ed  aber,  tro^  feiner  93emübungen,  sh)i- 
f d||en  Sßensel  oon  ^b^men  unb  ^Ibred^t  gum  lBrudf|e 
fam  (1301),  n)urbe  er  ^Ibred^tS  größter  ®egncr. 
2)0(1^  fanb  feine  Xb^^^d'^it  in  iBbbmen  mit  bem 
Zobe  SEBenjelS  II.  (1305)  i^r  ßnbe.  ^etruS  )og 
M^  na^  Safel  gurüdt,  mürbe  aber  fd^on  1306  Dom 
$a))fte  }um  Srjbijd^of  t)on  Ißatn)  ernannt.  6r 
trat  olft  fold^er  mit  mnig  ^Ibred^t  in  gefc^öf  tlicben, 
bod^  nid^  freunbfd^aftlidien  Serfebr ;  mit  Unred^t 
^  man  ibm  aber  SJtitfd^ulb  an  ber  Srmorbung 
SOred^tS  (1308)  gugef daneben.  SSon  ba  an  ftanb 
bor  Srgbifd^of  auf  Seiten  ^einrid^  Don  Su^m« 
bürg,  unb  nad^  beffenZobe  (1313)  begünftigte  er 
SubtDig  ton  Saqem  gegen  ^riebrid^  Don  Oefter- 
rrld^.  (St  frönte  fiubmig  gu  ^ac^en  unb  ftredte 
^m  ®elb  5ur  t^übning  bed  ßriegeS  oor;  aud^ 
reigte  er  bie  äBalbftötte  gegen  baS  ^auS  ^absburg 
auf.  (Sf^  bie  SEßirren,  bie  er  mitDerurfad^t,  i^r 
Snbe  erreid^t,  ftarb  er  am  4.  Sunt  1820  unb  fanb 
fein  ®rab  im  2)ome  gu  3Ram^.  —  SBenn  ^etruS 
rnm  SSpelt  als  ^olitüer  DieQeicbt  nid^t  immer 
toMIoS  erfd^eint,  fo  mar  er  aI3  93tfd^of  bod^  eifrigft 
bemül^^t,  fein  ^mt  auf^§  Sefte  gu  Dermalten.  S)urd^ 


SSifitationen  unb  S^ben  fud^te  er  bie  ftird^en« 
gud^t  mieberbergufteUen,  unb  er  Oerfolgte  biefeS 
3ie(  mit  berfefben  SluSbauer  mie  bie  politifd^en 
$(öne.  Sinen  &meiS  für  feinen  geredeten,  aud^ 
bem  ißapfte  gegenüber  unabbängigen  Sinn  lieferte 
er  burd^  bad  auf  ber  SQnobe  oom  Sabre  1310 
über  bie  Xem))Ier  geföUte  Urtl^eil ;  bem  Sonci(  Don 
Sienne  (1311)  blieb  er  mü  pöpftlicber  grlaubnil 
fem.  (93gl.  bef.  ^eibemann,  $ßeter  Don  9l8pclt  ic, 
SerKn  1875.)  [3. 91.  Srifd^ar.] 

'Sfefnid  Jtttteofns,  f.  %ureoIi. 

^etxus  Don  SBeneDent,  f.  CompilaiioneB 
decretalium  III,  766. 

^^etttts^ftergoiiteiifb  (Almadaranus)  O.Pr., 
befannt  a(d  S^erfaffer  eined  3nbe$  5ur  Summa  bed 
bl.  ^bomaS,  ftammte  au§  S3ergamo  in  ber  Som- 
barbei  unb  trat  bafelbft  in  ben  ^ominicanerorben. 
(Sx  mar  in  Derfcbiebenen  Stellungen,  namentlid^ 
5U  Bologna,  miffenfd^ftlid^  tbötig  unb  fonnte 
Sülänner  feine  Schüler  nennen,  meldte  fpöter  be- 
rübmte  2:beologen  mürben.  Sein  Sob  erfolgte  gu 
^iacenga  am  15.  October  1482.  2Bie  er  im  Seben 
ald  auSgejeid^neter  fiebrer  unb  frommer  Orbend- 
mann befannt  mar,  fo  geno^  er  aucb  nacb  bem 
Xobe  faft  baS  ^nfeben  eined  ^eiligen;  fein  ®rab 
mürbe  Dom  SBoIfe  in  (St^xtn  gebalten  unb  feine 
@ebeine  fpöter  feierlid^  übertragen.  —  2)aS  oben 
ermöbnte  2Berf  mürbe  5U  9)oIogna  1473, 1475, 
«öln  1473  unb  fonft  öfter  gebrucft  mit  Derfcbie- 
benem  Xitel;  feit  ber  %f^oma^»%vi^aht  ^u  9tom 
1570  mirb  edgemöbnlicb  ben  Sbitionen  ber  Summa 
theologica  dS  Tabula  aurea  beigefügt.  (SSgl. 
Quetif-Echard,  Scriptt.  0.  Pr.  I,  Paris.  1719, 
863  sq.)  [%.  effer.] 

'^ettns  "^entatbinn^  ($ietro  Semarbino), 
ein  iBorlöufer  ber  (SlaubenSf^altung,  mar  ein  Flo- 
rentiner Don  nieberer  ^erfunft,  ber  fid^  früb  an 
SaDonaroto  (f.  b.  5lrt.)  anfd^Ioft.  Cr  ermarb  fid^ 
ungemöbnlid^e  jlenntniffe  in  ber  l^eiligen  Sd^rift, 
nabm  aber  in  ber  grflörung  berfelben  gan}  bie 
fiebren  feineg  9){eifter§  an.  Sei  SaDonaroIa'S  ®e- 
fangennebmung  begab  erftcbauf  bieglud^t,  febrte 
aber  um  1500  unter  ben  SBinen  bed  ftrieged  nad^ 
i^Ioreng  gurüdf.  9lun  begann  er  mit  benen,  bie  fid^ 
um  ibn  fd^aarten,  eine  „Erneuerung"  ber  ftird^e 
in  feinem  ©cifte ;  ftatt  beS  IßopfteS,  ber  nur  melt- 
lid^en  ©efcböften  gugetban  )ei,  mürbe  ein  neued, 
gciftiged  ^aupt  ber  Ärd^e  in  ber  IJJerfon  ^ietro'S 
felber  gemöbit.  9)ian  Deranftaltete  l^eimlicbe  93er- 
fammlungen  nacb  bem  9titud  beS  ^Iten  ^nbeS, 
in  benen  ^trud  auf  feine  Slnbönger  burd^  feine 
$rebigten  einen  unbebingten  Sinfiu^  ausübte. 
3cbe  ^b^i^no^in^  ^^  ^cn  Sacramenten  Derbot  er, 
ba  bie  Salbung  mit  bem  Oele  bed  b^i^iG^  ®eiftee, 
mie  er  fie  fpenbe,  genüge ;  babei  f orberte  er  gcmein- 
famed  Seben,  ^uSbarren  im  ©ebcte  unb  örmlid^c 
jflcibung.  Sein  @runbfa|  mar,  mit  bem  3;obe 
SoDonaroIa^S  b^^be  aQe  Sered}ttgfeit  aufgebort, 
bie  Äird^e  muffe  burd&  ba§  Stbioert  erneuert  mer- 
ben;  barum  fab  er  überaQ  ^^(ngeid^en  balbiger  ge- 
maltfamer  SBerönberungen.  —  Sltö  bie  l^eimltd^en 


1895 


$ettu8  Setttanb  —  $etru8  ton  Stut^fi. 


1896 


Sufammenfünfte  rud^bar  nmrben^  fd^ritt  auf  bie 
5lufforbcrung  bc8  grgbijd&ofs  unb  ber  3nqutfitü)n 
ber  Stotld  ber  ^d^te  ein.  ^ietro  entföi^  nad^  930- 
logno^  bann  gum  (Srofen  tjfrancedco  $ico  oon 
aWironboIa,  ber  bie  ^©efalbten"  oufnal^m.  5118 
ber  ®rQf  ober  felbft  ge^toungen  xoai  gu  fliel^en, 
fiel  $ietro  in  bie  ^önbe  feiner  Verfolger.  Sr 
enbete  auf  bem  ©d^eiterl^ouf en ;  feine  ^nl^önger 
traf  jum  Xl^eil  baSfelbe  Sood,  ^um  %^til  bie  93er« 
bannung.  [o.  ^5fler.] 

'^eini^  IgSetfrattb,  f.  SBertronb. 

^ttms  ^Wiotl^tcaxius  9  f.  $etru§  S)ia- 
conug. 

'Sfetm^  Oon  SloiS  (Blesensis),  ein  ebenfo 
eifriger  St^eologe  als  gemanbter  Staatsmann,  toox 
p  SloiS  um  baS  3a^  1130  geboren.  Srft  ftu- 
birte  er  bie  meltlid^en  SBiffenfc^aften,  bann  unter 
äol^anned  oon  @aItSburQ  mit  ßifer  bie  Xl^eologie. 
Um  baS  ^af^x  1167  mar  er  in  @icüten  als  Seigrer 
unb  @eaetär  bed  ftönigS  SBiU^elm  11. ;  bod^  mu^te 
er  1169  bie  3nfcl  megcn  beS  ^affeS  ber  ©icilianer 
gegen  bie  tjfranfen  oerlaffen.  Son  ^einrid^  11.  oon 
Snglanb  erl^ielt  er  balb  nad^l^er  baS  ^rd^ibiaconat 

SU  ^ai^,  mürbe  ftan^Ier  bed  ff  önigS,  bann  ftangler 
lee  Snbifd^ofS  Oon  Santerbur^  unb  enbHd^  für 
einige  3^  @ecretar  ber  Königin  SIeonore.  ®eme 
möre  er  tro^  aller  e](|rent)olIen  Stellungen  nad^ 
gfranlreid^  ^urüdf  gefeiert,  allein  ed  gelang  ii^m  nid^t 
ein  Sene^cium  in  feiner  deimat  gu  erl^olten;  fo 
mu^te  er  bis  gu  feinem  Slooe  in  (Snglanb  bleiben. 
(£r  ftorb  als  $ecan  au  SEBoberl^ampton  um  1200. 
9IS  ftan^Ier  ftanb  ^etruS  oon  SloiS  in  l^ol^m 
Slnfel^cn  mcgen  feiner  ©cmanbtl^eit  unb  feiner  jal^I« 
reid^en  SScrbinbungcn  mit  auSIänbifdfien  unb  eng« 
lifd^en  ©ro^en ;  oud^  feine  jal^Ircid^en  93riefe  (f.  u.) 
übten  gro|en  ginflufe  auS  unb  pnb  für  bie  (Se- 

d^id^te  feiner  Seit  Duette  für  biele  ginjcl^eiten. 

IS  ßlerifer  mar  ^etruS  ebenfo  bcfd^eiben  mie 
eifrig  unb  gemiffenl^oft;  bie  $rieftermci|e  em})fing 
er  erft  im  ^Iter,  bie  95ifd()ofSmürbe  l^ottc  er  jmei» 
mal  auSgcfd^Iagen.  3&o  eS  fid^  um  SBal^rung  ber 
fftrd^enbiScipUn  unb  93eobad^tung  ber  SanoneS 
l^anbelte,  trat  er  unerf c^rocf  cn  gfürftcn  mie  IBif  d^öf  en 
gegenüber  auf,  befonberS  in  feinen  ©riefen.  Sine 
Sammlung  Ic^terer  öeronftaltetc  er  fclbft  auf  ben 
SBunfd^  ftönig  §einrid^S  (183  berfelben  in  ber 
Bibl.  max.  PP.  Lugd.  XXIV,  911  sqq.;  baneben 
nod^  60  onbcre  nac^  ®tIeS  [f.  u.]  bei  Migne,  PP. 
lat  CCVn,  1  sqq.).  ^u^erbem  ocrfafete  er  65  Ser- 
mones  auf  ocrfd^icbene  gcftc  unb  ^eilige  beS  ffir« 
d^enjabreS  (f.  Migne  1.  c.  559  sqq.)  unb  eine  9ln« 
jal^lXroctate  (f.  bicfclben  hti  Migne  1.  c.  777  sqq.), 
oon  benen  l^ier  nur  bie  ©d^ilberung  fd^Ied^ter  §ir» 
ten  (Quales  sunt  [sc.  Pastores])  unb  bie  Oiel« 
leidet  nid^t  t)on  il^m  l^errül^renbe  Instructio  fidei 
Christ,  an  ben  Sulton  oon  ^conium  ermäl^nt 
feien.  —  Sammlungen  ber  SBerfe  beS  ^ctruS  oon 
95loiS  erfd^icncn  me|rfad^,  fo  bie  Epistolae  aUetn 
s.  1.  et  a.  (Bruxell.  c.  1480;  f.  Brunet,  Manuel 
s.  V.),  bann  bie  Opera  omnia,  bon  äKortin  cbtrt, 
5ßari§  1519 ;  oon  iBuföuS,  SKainj  1600.    ®ie 


g 


SluSgabe  oon  ©ouffainoiUe,  ^ßattS  1667,  ftnbctf^ 
aud^  in  ber  BibL  max.  PP. Lugd.  (Lc.)  unbißoii^ 
augleid^  mit  ber  oon  ®ileS  (Oxon.  1846—1847, 
4  vols.)  oeranftalteten  bei  Migne  L  c  bemi^— 
®leid^eitig  mit  $etruS  oon  SloiS  lebte  no4  ein 
anberer  Xl^eologe  beSfelben  SlomenS,  ber  um  1176 
ftan^ler  ba:iKrd^e  ju  Sl^artred  toat  tmb  ein  Bn- 
culum  iuris  canonici  Oerf o^te  (ebirt  Oon  9or> 
maruS  [Petri  Bles.  Oposc.  de  distinet  etc, 
Berol.  1837]).  (SSgl.  über  bie  beiben  $etni§  be{. 
Hist.  litt,  de  la  France  XV,  Paris  1820, 341 88. 
be^m.  415  88.;  anbere  reid^l^oltige  Siterotur  W 
Cheyalier,  Böp.  imb  Svnppl.  s.  ▼.  3um  le^ 
nannten  aud^  o.  @d^te,  ®  ef d^.  bet  Oue&en  u.  & 
beScan.9ted^teSl,@tuttg.l875,207f.)  [3Dtai{.] 

'^titus  be  Sonageta,  f.  Sonageto. 

^ttms  OonSruQS,  ©tifter  einer  ^chretifi^ 
@ecte  im  12.  ^a^b^nbert,  beren  Snl^&iger  mSf 
il^m  ^etrobruf inner  l^ie^en,  mar  einobgefe^ 
^riefter  in  @übfranfreid^,  nui^d^einlid^  üi  ftn- 
gueboc.  Seine  f^erifd^en  Seigren,  über  meld^  eine 
gegen  ibn  unb  feine  ^nl^önger  geriil^tete  9b(anb" 
lung  beS  $etruS  SSeneroBüid  Q.  b.  Srt.  (Bm 
m,  559  f.)  ^uffd^lu^  gibt,  umfaßten  befonbol 
folgenbe  fünfte.  @r  oermorf  bie  ftinbertaufe  unb 
iMtS  ane^pfer  unb  Oerlad^te  alle  Opfer,  @e6dt, 
^mofen  unb  anbere  guten  SBerfe  gum  9h4m  ber 
SSerftorbenen ,  meil  eS  feinen  SHeinigungSoit  im 
SenfeitS  gebe.  jKrd^en  fo&ten  nid^t  erbaut,  M' 
mäjit  bie  oorl^anbenen  niebergeriffen  merben,  hxil 
ber  Sl^ft  an  iebem  Orte  gu  @ott  beten  ftae. 
3nSbefonbere  erf d^ien  il^m  ood  ftreug  nic^t  alS  ein 
©egenftanb  ber  SSerel^rung ;  man  muffe  eS  oielme^ 
als  SCßerfjeug  beS  graufamen  2i)beS  3efu  auf  afle 
SBeif e  oerunel^ren  unb  Oerbrennen.  SBie  emfl  e§  i^ 
mit  le^terer  ^el^auptung  mar,  geigte  er  an  einem 
6!b<i^^itag  3U  @t*®iIleS  in  Songueboc,  mo  er  ai^ 
6!ruciftsen  einen  großen  C^olgfto^  errid^tete,  i^ 
angünbete,  t^fleifd^  baran  fod^te  unb  baSS^oIfgum 
TOitejf en  einlub.  (Ebenfo  mar  ^etruS  ein  gfeinb  bet 
ftrd^ltd^en  ©efönge ;  nur  an  frommen  Smpftnbun^ 
gen  ber  SReufd^en  l^abe  ®ott  iffiol^lgefaUen.  m 
ber  iBebauptung  beS  ^etruS  be  3Raxca,  loona^ 
93ru^S  auf  Serl^eiratung  ber  Elerif  er  brang,  ftimmt 
bie  9tad^nd^t  beS  ^bteS  oon  ©[ugn^  gut  gufmmnen, 
ba|  bie  ^riefter  Oon  ben  ^etrobruftonem  gepiü« 
gelt  unb  bie  ^Dtönd^e  in'S  ©efongni^  getooifen, 
aud^  f  onft  burd^  S)robungen  unb  SRartem  gur  SJet» 
e^elid^unggejmungenmorben  feien,  3tt)an§ig3ü%R 
lang  Oerbreitete  ^etruS  oon  Sru^S  feine  ätid^^ 
in  ber  ®egenb  ber  ^^renöen,  in  ber  ^oena, 
©aScogne  unb  Sangueboc,  bis  er  fc^lie^Iid^  oon 
einem  empörten  SSolfSbaufen  ^u  St-®ille8?)  et* 
griffen  unb  gum  ©d^eiterbauf en  gefül^rt  marb  (um 
1124).  !Rad^  feinem  ^be  ttlo]d)  bie  @ecte  nix^ 
nid^t  gleid^,  inbem  ^einrid^  Oon  2aufanne  (f.  b. 
5lrt.)  an  ^etruS'  ©teile  trat.  —  (Sin  bem  $etni3 
oon  IBruQS  gumeilen  gugefd^riebeneS  SBerf  über  ben 
^ntid^rift  (f.  baSfelbe  u.  a.  bei  Monastier,  Hisi 
de  l'eglise  Vaudoise  U,  Gen^ve  1847, 32468.) 
ift  oiel  fpätem  (malbenfifd^en)  UrfprungS.  (S9I. 


1897 


$etru8  (SaniftuS  —  $ettu8  Sl^r^foIoguS,  ber  H 


1898 


Petri  Yen.  Ep.  ad  AreL,  Ebred.  Archiep.  etc., 
in  ber  Bibl.  max.  PP.  Lugd.  XXII,  1033  sqq., 
imb  bei  Migne,  PP.  lat.  CLXXXIX,  719  sqq. ; 
S^efele,  gonc-Oejd^.  V,  2.  ?lufl.,  346.)     [8ri§.] 

^ttms  iiantox  tft  ber  übltd9e  9tame  eines  tl^eo- 
logifd^en  @^rift{leller8  auS  betn  12.  ^al^rl^unbert, 
ber  Qu<^  als  ^etruS  Don  SeauDoiS  unb  $etru3  t>on 
^oitierS  be^eid^net  mirb.  @ein  ©eburtSort  fielet 
itid^t  fejt;  er  erfd^eint  aI8  Seigrer  an  ber  ^orifer 
UnÜKrfttöt  unb  Sontor  an  ber  Satl^ebrale  bafelbft. 
3tt>eimQl  ttmrb  er  auf  einen  Sifd^ofSftul^l  berufen, 
1191  nad^  ^ournoi  unb  1196  nad^  $ari8;  beibe 
JRoIe  ttmrbe  bie  aSJol^I  burd^freuat.  3m  3. 1196 
tDöSjliit  baS  iSxOßM  ju  SteimS  il^n  gum  S)ecan,  bod^ 
ifl  ed  atoeifeH^aft,  ob  ^etruS  bie  2Ba^I  onnal^m. 
3m  f  olgenben  3a^w  jog  er  fid^  in  bie  Ciflcrrienfcr« 
obtei  fiongpont  ^urüä  unb  ftarb  bofelbft  n)Q]^renb 
bed  ^obejiQl^red  am  22.  September  1197.  gr 
imrb  Qud^  als  Seliger  am  19.  ^lai  oerel^rt.  93on 
bcn  ja^Ireid^en  @d^riften  beS  ^etruS  Kontor  ift 
nur  eine  Hit  Summa  ber  ^Sloxal  unter  bem  Xitel 
Yerbum  abbreviatum  (f o  genannt  nad^  ben  %x» 
f angdn)orten)  gebrudtt  (ebirt  burd^  (Solopin,  SRonS 
1639,  unb  bomad^  bei  Migne,  PP.  lat.  CCV, 
21  sqq.).  ®ie  ungebrudften  ©d^riften  f.  Sei  Ceil- 
lier,  Hist.  gön.  des  auteurs  sacres  XIY ,  nouv. 
ed.,  Paris  1863,  574.  (95gl.  bie  Sfiottjen  bei 
Migne  1.  c.  9  sqq.  unb  bie  bei  Chevalier,  Bep. 
angegebene  Sit.)  [%  effer.] 

^ttms  be  Safid,  f.  SaftS. 

^ttms  ^afbtmfls,  f.  $etru3  2)iQConu§  n.  4. 

^ttms  Don  Caftelnau  (Sl^ateouneuf),  f. 
Caftelnau. 

^titus  $€irnifl$  (Don  Sa  SeSe)  0.  S.  B., 
»tfd^of  öon  ei^artreS,  tj^eologifd^er  ©d^riftfieller, 
btad^te  feine  3ugenb3cit  im  ftloftcr  ju  ©t-ÜJlartin- 
bed-Sl^ampS  bei  $ari3  ^u.  Um  1150  tourbe  er 
%6t  t>on  Sa  geSe  (2)iöcefe  ZroqeS),  tt)ot)on  er 
feinen  ®einamcn  erl^ielt,  obfd^on  er  fpater  (1162) 
9bt  t)on  St.  Stemigiud  ^u  SleimS  tourbe.  @d^on 
jiemlid^  alt,  morb  er  um  1181  aU  9tad^foIger 
feinet  gteunbeS  3o)^anne§  t)on  SaliSbur^  (f.  b. 
Art.)  auf  ben  bifd^öflic^en  ©tul^I  oon  ßl^artreS  er- 
lauben. S)ortflarberll83(1187?).  «PetruSrogte  in 
gleid^  SBeife  burd^  SBiffenfd^aft  toit  burd^  g^öm- 
migfeit  unter  feinen  3citgenof[en  l^erüor.  Sei  ben 
^poppen  Sllejanber  in.  unb  feugen  HL  ftanb  er 
in  bo^em  ^nfel^en ;  feinen  Sinn  für  gemeinnüMge 
SSerfe  bemieS  er  unter  Ruberem  our^  SBieberber- 
fteHung  ber  9nauem  unb  be§  ^flafterS  feiner 
93ifd^of3ftabt.  Unter  feinen  Sd^riften  oerbienen 
bie  Sriefe  an  ^erfonen  auS  aOen  Stäuben  ^uerft 
ertoöbnt  ju  loerben;  au^erbem  Oerf a^te  er  8er- 
mones  de  tempore  et  de  sanctorum  festivi- 
tatibus  unb  anbere  Sd^riften,  in  benen  er  befon- 
hni  }u  m^ftifc^en  Deutungen  hinneigt.  ^etruS 
SdlenfiS  ift  einer  ber  erftcn  Sd^riftftetter,  bei  totU 
(fytm  fid^  ber  term.  techn.  XranSfubftantiation 
(f.  b.  «rt)  finbet.  ©emerfcnStoertb  ift  nod^,  ba^ 
er  in  ber  Streitfrage  über  bie  unbefledtte  ßmpf öng- 


ni^  ÜRariö  ftd^  bem  1^1.  Seml^orb  onfd^Io^  (f.  b 
?lrt.  gttH)fängni|,  unbefledtte  IV,  468  f.).  —  S)ie 
Sd^rif ten  bed  $etru8  geQenfid  erfd^ienen,  ebirt  oon 
3anoier,  ^riS  1671  (abgcbrudtt  bei  Migne,  PP. 
lat.  CCII,  397  sqq.) ;  bie  »riefe  allein  l^atte  fd^on 
Sirmonb  ($ari§  1613)  b^auggegeben  (bamad^ 
fpöter  mebrfad^  abgebrudtt).  (Sgl.  Ceillier,  Hist. 
gen.  des  auteurs  sacrös  XIV,  nouv.  öd.,  Paris 
1863,  680  SS.;  Hist.  litt,  de  la  France  XIV, 
Paris  1817, 236 ss.;  Gillet,  DePetro Cellensi, 
abbate  S.  Remigii  Remensis  et  Camotensi 
episcopo,  Paris.  1881  [Diss.] ;  fonftige  Sit.  bei 
Chevalier,  Böp.  et  Suppl.  s.  v.)    [S^röbl.] 

9efni$  ÜlixufotoinSj  ber  1^1.,  JKrd^enlebter, 
fübrt  feinen  93einamen  oon  feiner  großen  SBereb- 
famleit.  2)ie  9lad^rid^ten  über  feinen  Seben^gang 
meifen  oiele  Südten  auf  unb  laffen  mand^en  S^^f^I 
übrig.  Sein  ®iogro|)b  ^gneltuS  (Liber  pontifi- 
calis  eccL  Ray.,  in  ben  Mon.  Germ.  hist.  Scriptt 
Rer.  Langob.  310—815)  lebte  um  400  3a^te 
fpöter  unb  oerbient  nur  feljr  befd^rm^eS  Vertrauen 
(ogl.  b.  3lrt.  Slgneßuä).  5ßad^  ber  getoöbnlid^en 
annähme  marb  $etru8  um  406  juSonim  (Eomelii, 
bem  l^tigen  3ntoIa,  in  ^emilien  geboren.  3« 
bem  bortigen  ©iW^of  SomeliuS  fanb  er,  loie  er 
felbft  fagt,  einen  SSater,  inf ofem  berfelbe  i^n  nid^t 
blo^  taufte,  fonbem  aud^  unterrid^tete  unb  erjog, 
in  ben  SIeruS  aufnahm  unb  gum  2)iacon  totU^it 
(S.  Petr.  Chrys.  Sermo  165,  bei  Migne,  PP. 
lat.  LU,  633).  Um  433,  toit  man  (im  ^nfd^Iu| 
an  ^gndlud)  glaubt,  nnirb  ^etruS  gum  ^irten  ber 
ff ird^e  ^u  Staoenna  erhoben.  SlgneQuS  er^öbtt,  alS 
93ifd^of  3ol^anne3  Slngelopted  oon  Staoenna  ge- 
torben  xdqx  unb  SleruS  unb  SBoQ  einen  3laä^ 
biger  gemöbtt  l^atten,  l^abe  fid^  eine  ®efanbtfd^aft, 
toeld^er  fid^  au(b  SBifd^of  SomeliuS  Oon  gorum 
gomelii  anfd^Io^,  nad^  9iom  begeben  unb  um  bie 
Seftdtigung  bed  @eh)öblten  nad^gefud^t.  lßa))fi 
SijtuS  m.  (432—440)  fyiU  jebod^  bie  Seftäti- 
gung  abgelehnt  unb  ben  in  ber  ^Begleitung  bed 
Sifd^ofS  Someliue  beftnblid^en  2)iacon  $etru8 
}um  Sifd^of  orbinirt.  Sßieberbolt  feien  nömlid^ 
bem  ^apfte  im  Xraume  ber  Spoftelfürfi  ^etruS 
unb  ber  erfte  Sift^of  oon  Staoenna,  ^oQinariS, 
erfd^ienen  unb  ](|ätten  einen  SJtann  in  il^rer  9Ritte 
gefül^rt,  meldten  ^e  jum  Sifd^of  }u  loeil^en  be« 
fallen.  3n  bem  S)iacon  $etru3  l^abe  Si|tu3  bief en 
^ann  miebererfannt,  unb  nad^  SRittl^eüung  beS 
Zraumgepd^ted  f^aht  bie  ®efanbtfd^aft  in  bie  Snt- 
fd^eibungbed^ßapfteSfreubig  eingewilligt.  Staoenna 
marfeitetn)a404bie9teftben5ftabtbedtt)eftr5mifd^en 
ff  aiferd.  2)en  SRang  eined  Snetropolitanft^  b^t  bie 
Stabt  aud^  xocl^l  nid^t  erf}  unter  ißetruS  erbalten, 
fonbem  fc^on  unter  feinem  Vorgänger  befeffen. 
$etru§  unbmete  fid^  ben  ^flid^ten  feinet  neuen 
?lmte8  mit  jugenblid^er  ®egeiflerung  unb  %fyxU 
fraft  unb  ttmrbe  baS  3beal  eineS  93ifd^of3.  91(8 
ff anjelrebner  erntete  er  ungcmeffenen  SBeifatt.  SSer» 
mutblid^  ift  er  fd^on  oon  feinen  3citgcnoffen  mit 
bem  ei^rennamen  (S^r^fologud  gefd^müdtt  n^orben. 
9gneIIu8  bejeugt  ben  ©ebraud^  bief  eS  92amen3  mit 


1899 


IßettuS  dlattx,  ber  H 


1900 


ben  SBorten:  Pro  suis  eum  eloquiis  Chryso- 
logum  ecclesia  vocavit,  id  est  aureus  sermo- 
cinator.  Sin  ber  frommen  ftalferin  QioM  $Ia- 
cibiQ  l^atte  betrug  eine  fröfttge  @tü^.  3n\i  ^ft 
Seo  bem  ©rofeen  flanb  er  in  Dertroutem  SScrfel^r. 
m  Sut^d^ed,  ber  Sater  bed  anono))]^Qp§mue, 
burd^  bie  S^nobe  }u  Sonftantinopel  t)om  ^f^te 
448  Derurtl^eilt  tooxhtn  toox  unb  nun  bie  öffent- 
lid^e  Ißeinung  für  {id^  gu  getoinneh  fud^te,  nianbte 
er  fid^  aud^  an  ^etruS.  Siefer  inbeffen  onttoortete, 
guipd^eS  möge  ben  SBeifungen  bed  ^p\tt&  gfolge 
leiften  (Quoniam  beatus  Petrus,  qui  in  propria 
sede  et  vivit  et  praesidet,  praestat  quaeren- 
tibus  fidei  veritatem.  Nos  enim  pro  studio 
pacis  et  fidei  extra  consensum  Romanae  civi- 
tatis episcopi  causas  fidei  audire  non  pos- 
»umus ;  Ep.  25  unter  ben  93riefen  Seo'd  b.  ®r., 
Migne,  PP.  lat.  LIV,  739—744).  SBoIb  nad^- 
l^er,  um  450,  fd^eint  ^etruS  §u  gorum  ßomelii 
fein  fieben  bcft^Io^en  gu  I^Qben.  9lu|er  Jenem  Sriefe 
an  SutQd^eS  liegen  unter  bem  92Qmen  be§  1^1.  ^etruS 
176  ^rebigten  öor,  meldte  ®ifd^of  gelij  öonSRa- 
öenna  (707 — 717)  gu  einer  ©ammfung  öereinigt 
fyit  S)Q^  ^tlii  Qud^  unöd^te  ^tüdt  aufgenommen, 
ift  faft  angemein  anerfannt ;  auf  ber  anbem  @eite 
erf4)etnt  bie  Snnal^me  begrünbet,  ba^  aud^  au^er 
biefer  Sammlung  unter  fremben  Flamen  nod^  $re» 
bigten  bed  1^1.  ^ßetruS  überliefert  ftnb.  2)te  erfte 
Ausgabe  ber  $rebigten  Oeranftaltete  ^gapituS  SSi- 
centinuS,  Bologna  1534.  Unter  ben  fpöteren  6bi- 
tionen  ragen  biejenigen  oon  2).  Sßita,  93ologna 
1643,  unb  oon  ©.  $auli,  SSenebig  1750,  l^eroor. 
aKigne  (PP.  lat.  LII)  Iic&  ^auU'§  9lu§gabe  un- 
öeränbcrt  abbrudfen.  gr.  Siberani  (Spicilegium 
Liberianum,  Florent.  1863,  125—203)  tl^eilte 
Varianten  ju  fd^on  gcbrudttcn  SReben  au8  italieni» 
fc^en  §anbfd^riften  mit  unb  öcröffentlid^te  juglcid^ 
neun  neue  SReben.  3.  fiooSl^om  (®er  1^1.  ^etruS 
gl^rpfologu^  unb  feine  ©d^riften,  in  ber  3citfd)r. 
f.  fat^ol.  %^toloQit  m  [18791,  238—265)  l&at 
me^jrcre  nod^  nid()t  öermertl^ete  5Rünc^ener  §anb- 
fc^riftcn  einer  Untcrfud^ung  unterzogen.  ®ie9lot5« 
toenbigfcit  einer  neuen  SluSgabe  auf  möglid^ft 
breiter  ]()anbfd^riftlid^er  ©runblage  ift  bereits  feit 
bem  öorigcn  Sa^tj^uubert  fojufagen  unabläffig 
betont  toorben.  2)ie  als  äd^t  beglaubigten  ^re- 
bigtcn  ftnb  im  SlUgemeinen  f ej^r  geringen  Umf ange§  ; 
bie  größere  §älfte  l^anbelt  über  SBibeltejte.  9ia^« 
bem  ber  SRebner  ben  ßiteralftnn  enttoidtelt,  l)Pegt 
er  einem  l^öj^em  ©inne  nac^juf orf^en  (quia  histo- 
rica  relatio  ad  altiorem  semper  est  intelli- 
gentiam  sublimanda;  Sermo  36,  bei  Migne 
1.  c.  302).  S)ogmatifd^e  Seben  im  engem  ©inne 
beS  SQBorteS  bilben  SluSnal^men ;  fie  betreffen  öor« 
nel^mlic^  baS  ©el^eimni^  ber  ÜHeufd^toerbung  bc§ 
®otte§|o^ne§  unb  befämpfen  bie  9lrianer  unb  bie 
guti^diianer.  Serm.  56—62  finb  ber  erttärung 
be§  Qpoftolifd^en  ©tjmboIumS  gctt)ibmet.  6ine 
SReil^e  bon  SReben  üer^errlid^t  bie  aflcrfeligfte  3ung» 
fron,  eine  anbere  S^ci^e  So^onneS  ben  Säufer. 
^^^lUc  of)ne  ^uSnal^me  finb  öon  ää)t  fird^Iid^em 


©eifte  burd^toel^t  S)er  ShtSbrudf  t{!  ungleid^,  nei^ 
iebod^  furj  unb  gd)rungen,  f d^ungDou  unb  hoft* 
t>oa  (ogl.  baS  Oiel  cUirte  9Bort  Sermo  1 55  [Migne 
I.  c.  611]:  Qui  jocari  voluerit  cum  diabolo, 
non  poterit  gaudere  cum  Christo),  ^ßrobcn  in 
beutf d^  Ueberfe^ung  gibt  3JL  $eQ>,  «uSgettiS^ 
Sieben  beS  l^L  $etruS  Cl^t^fol.,  Rtmptm  1874 
OBibL  ber  ffird^ent)ftter).  (Sgl.  f>.  S)a)»))er,  Scr 
%  $etru8  ei^fol.,  ber  erfte  Sr^f^of  Don  Sto' 
Denna,  Stbln  u.  gteug  1867 ;  gfL  n.  ©tabtofifi, 
2)er  l^eilige  iKrd^enDoter  ^ßetruS  Don  9aMxm 
ebr^foL,  nad^  ben  neueften  OueOen  barge^, 
$ofen  1871.)  [Sorben)^.] 

'SfettM^Ctoet,  beriet,  8.  J.,  a^oftelber 
!Reger  unb  beS  tnbtfd^  (Ecurtagena,  nxn:  1580 
aus  einer  abeligen  ^milie  in  ber  flumifd^  ^ 
oiu}  Katalonien  geboren.  3)er  liebenStDüitige 
unb  begabte  jhmbe  geno^  feine  erfle  tDiffenj^d^ 
Ud^e  9udbilbung  bei  feinem  Ol^im,  3)om^ 
oon  ©olfona,  utü>  ooQenbete  biefelbe  im  3efmta> 
coOeg  au  Barcelona.  9(m  7.  Suguft  1602  trat  et 
^u  €arragona  in  boS  9loDiciat  ber  @e[d[f4oft 
äefu.  jhtrg  nad^  9blegung  feiner  erffen 
tt)urbe  er  in  bad  neugegrünbete  SoDeg  )u  SRojoRO 
gefd^idtt,  um  bem  ©tubium  ber  ^l^üofop^ie  o^ 
liegen.  '  S)ort  lebte  ber  l^ige  SBruber  9^ 
Stobngue}  (f.  b.  3lrt).  gfär  eiober  nmrbe  ber 
fd^Iid^te  Soienbruber  ber  Sel^eifler  im  geiflTi^cn 
Seben  unb  jugleid^  ber  SBermittler  beS  ^ttfid^ 
SBiUenS,  inbem  er  $etru8  auf  jenen  befoiü)en 
Seruf  l^inlenfte,  )u  tteld^em  bie  SBorfel^ung  i^ 
erf  oren  l^te.  (Sx  tt)ieS  il^n  l^in  auf  bie  bielen  Xon> 
f enb  ©eelen,  Weld^e  er  in  SBeftinbien  retten  föime, 
unb  forberte  il^n  auf,  bie  Oberen  ju  beftünnen, 
ba|  fie  il^m  biefeS  gelb  ber  S^ötigpfeit  aniwifen 
möd^ten.  2)ie  2Borte  ^IfonS'  brad^ten  ben  ftiOni 
SBunfd^  SladerS,  ben  Reiben  unb  namentlid^  ben 
Derlaffenen  !Regem  baS  Soangelium  ju  oerfunbcn, 
jur  ööüigen  SRcife.  Jlac^bem  er  am  6nbe  feines 
breiiöbrigen  ©tubiumS  in  ^Dtajorca  fömmtli^e 
fiel^rfök  ber  $]^iIofo))](|ie  in  einem  feierli(^ 
©(|luf acte  oertl^eibigt,  mu^te  er  bon  9Ifon§  f^« 
ben  unb  nad^  93arceIona  jurüdßel^ren,  um  bafdbji 
feine  tl^eologifd^en  ©tubien  gu  beginnen.  IBerrüä 
imi  DoQe  Saläre  \)attt  er  biefem  ©tubiiun  geoib« 
met,  aB  ber  OrbenSgeneral  Sloubiu^  ^quosioa 
ben  ©efej^I  ertl^eilte,  ba|  Jebe  fpanift^  ^omnj 
einen  IRiffionar  Don  erprobter  2:ugenb  in  bie  im 
neuen  ffönigreid^e  (Sranaba  in  ©übamenfa  eben 
enid^tete  OrbenSproDins  abf enben  foQe.  2)er  $n)- 
Din^ial  ber  aragoneftfd^en  OrbenSprouing  tDäfjbt 
bem^ufolge  $etru§  SiaDer,  unb  fo  reiste  er  bolb 
nad^  ©eoiUa,  um  mit  einigen  feiner  SJhtbräber 
fid^  einjufd^ijfen.  3m  ^Ipril  1610  ging  man  unter 
©egel  unb  gelangte  glüdlid^  nad^  einer  monote« 
langen  ©eefal^rt  in  ben  ^afen  uon  Sartageno. 
9^0^  ^mi  DoUe  ^a^xt  mugte  (SlaDer  im  Soleg 
t>om  l^eiligen  @lauben  (©anta  ^  be  ^ogoti) 
feine  t|eoIogif(^en  ©tubien  fortfejfen ;  1616  ©urbe 
er  jum  ^riefter  getoei^t  unb  trot  nun  fein  er* 
l^abeneS  %mt  al%  9{egera))of}eI  an.    Sartagena 


1901 


$etru3  eiQt>er,  bet  H 


1902 


(bc  lad  3nbia8),  in  beffen  fyi\m  Sd^iffe  oQer 
Stationen  tot  %xdn  lagen,  toox  ein  ^eltmarft 
für  ben  SfloDenl^anbel.  ^u3  ber  ^eimat  entfül^rt, 
t^d  geraubt,  t^Ud  für  einen  Spottpreis  gefauft, 
iDurben  bie  3lt%tx  fd^arenn)ei{e  }ufammen  auf 
@d^iffe  gepadt;  iöl^Iid^  tourben  gegen  10  000 
biefer  Unglüdltdden  in  Sartagena  an'd  Sanb  ge« 
fekt,  t)on  jföufem  toie  SEßaaren  bel^anbelt,  in  ben 
ioergtoerfen  ober  auf  bem  fianbe  ^u  ben  ^örteften 
arbeiten  t>ertt)enbet  Slaüer,  ber  ba§  Unglüd  ber 
berlaffenen  9leger  t>or  Slugen  fal^,  betrad^tete  eS 
olft  feine  Sebenteuf gäbe,  bie  IReger  gu  g^riften  }u 
madpen  unb  il^r  SooS  }u  linbem.  9^it  Srlaubni^ 
feiner  Oberen  macl^te  er  baS  befonbere  ©elübbe, 
fein  gomeS  Seben  bem  S)ienfte  ber  ©flaoen  }u 
toei^  S)ie  @ro^mut]^  nxib  SluSbauer,  mit  toeld^ 
er  fid^  faft  40  ^al^re  lang  biefem  fd^toeren  ^Berufe 
o)>f erte,  ift  nur  ^u  t>ergletd^en  mit  bem  gro^rtigen 
C^olg,  ber  feine  ^benarbeit  frönte,  ^enn  er 
flOein  taufte  unb  bef eierte  mel^r  oIS  300  000  IReger. 
®ro|e  |)inbemiffe  fteUten  fld^  natürlid^  bem  eifri- 
gen ^iffionar  entgegen.  (Sanj  abgefel^en  t>on  ber 
Stol^  unb  93er!ommen|^eit  ber  Sd^mar^en,  mad^te 
beren  ^ai  unb  baS  Ißi^trauen  gegen  bie  SBei^en 
cS  iebem  duropöer  faft  gur  Unmöglid^feit,  an  il^em 
@eelen]^ile  ^u  arbeiten.  2)a}u  fam  nod^  bie  Un« 
fointnil  il^rer  @prad^e.  2)a3  eine  ober  anbere 
Sbiom  fonnte  SIat>er  ftd^  mo^I  aneignen ;  aOein  eS 
%db  beren  ju  t>iele  unb  }u  oerfd^iebene.  SlaDer 
ttKit  gubem  fd^tDöd^Iid^  uno  Don  jartem  jlörperbau. 
2)od^  aOe  biefe  ^inbemiffe  fonnten  baS  ©ottoer- 
trmten  bed  ^eiligen  nid^t  erfd^üttem.  3unöd^ft 
Ibilbete  er  für  bie  t>erfd^iebenen  Sbiome  ber  9{eger 
Solmetfd^er  l^eran,  bie  ftetS  bereit  fein  foUten,  i^n 
beim  Unterrid^t  ber  einzelnen  9legeaaffen  ju  unter- 
ftü^en.  S)ann  fud^te  er  auf  aSe  SBeife  bie  &- 
l^rben  ber  ^Regierung  unb  ber  @tabt  für  feinen 

§Ian  5U  getoinnen;  inSbefonbere  foUte  feinem 
f(at>enbej^|er  erlaubt  toerben,  bie  neu  angefom- 
tnenen  IReger  mit  fid^  }u  fül^ren,  el^  fte  in  ber 
d^riftlid^en  Steligion  genugfam  untenoiefen  feien. 
Sief  ein  Dlegerf^iff  im  ^fen  ein,  fo  erfd^ien  aI8- 
balb  P.  SlaDer  mit  feinen  erbettelten  Crfrifd^ungen 
unb  mit  feinen  2)oImetfd^em,  lun  feine  „geliebten 
flinber''  }u  begrüben  unb  ben  auSgel^ungerten 
Negern  mit  jartltd^er  f^reunblic^feit  9^a]^rung  ju 
reic^  S)ann  eilte  er  ](|inab  in  bie  unteren  @d^iffd- 
raume,  tt)o  bie  oon  Vinxai^  unb  @d^mu|  bebedtten 
franfen  9leger  jufammengepferd^t  lagen.  Sr  um- 
armte, reinigte,  ftärfte  unb  tröftete  fie,  forgte  für 
flüftung,  9labrung,  Slrgncimittel,  trug  fie  aufS 
SSerbedt  unb  Ue^  fte  auf  SBagen  in'3  ßranf en^ud 
ber  Srüber  t>om  ^l  2(o]^anned  t>on  ®ott  bringen, 
l&ort  begann  feine  fiiebkarbeit  auf^S  92eue.  93om 
&piiQU  eilte  er  h)ieber  in  bie  SEßol^nungen  ber 
fibifigen  Sieger,  fud^te  auf  jebe  SBBeife  i^r  f^oxt^ 
fiood  gu  erleid^tem  unb  fie  für  ben  d^riftlid^en 
Uiüerrid^t  }u  gewinnen.  (£3  mar  nid^tg  Seid^teS, 
ber  fd^oad^en  tJroffungSfraft  ber  9leger  bie  SBal^r« 
](^eiten  ber  d^riftlid^en  ^Religion  begretflid^  gu  mod(|en. 
S)arum  fann  er  auf  gemiffe  natürlid^e  Hilfsmittel. 


dx  lie^  gro^  SBilber  anfertigen,  auf  benen  bie 
Hauptn)a|rbeiten  in  braftifd^en  3ügen  bargefteUt 
ttmren,  utd)  ru](|te  nid^t,  bid  alle  9leger  bie  notld« 
Uienbigen  Stüdte  l^inlänglid^  begriffen  unb  bie 
notl^toenbigften  ®ebete  unb  Sugenbacte  erlernt 
itten.  S!)ann  führte  er  fte  in  mdglid^ft  feierlid^r 
eife  gum  Smpfang  ber  l^eiligen  £aufe.  9lad^ 
berfelben  begann  für  Slat>er  erft  eine  red^t  l^e 
Slrbeit,  inbem  er  feine  Täuflinge  nun  aud^  bauemb 
bem  ^ieilanb  }ufü^ren  unb  biefelben  gu  folgfamen 
Arbeitern  unb  guten  Sbriften  beranbilben  moOte. 
@o  lange  fte  in  Sartagena  blieoen,  t>erfammelte  er 
fte  töglid^  um  ftd^  unb  unterridbtete  fte  ftunben- 
lang,  um  fie  bie  borgüglid^ften  ©ebete  }u  lehren, 
an  ein  religiöfeS  Seben  gu  getoöl^nen  unb  für  bie 
fommenben  Setben  be§  SflaoenlebenS  gu  ftöl^len. 
ftam  bann  bie  3^it,  ba  fte  bie  @tabt  oerläffen 
mußten,  fo  mar  ber  ^bfd^ieb  SlaDerS  oon  feinen 
„geliebten  ffinbem"  l^erggerrei^enb.  ©d^lud^enb 
unb  meinenb  beftiegen  bie  IReger  baS  @(^iff/  t)er« 
fprad^en  tu)c^mal§  Sreue  unb  empfingen  fnieenb 
ben  ©egen  x\)xt%  „SSaterS".  ®amit  fie  um  fo 
leidster  i^ren  d^riftlid^en  SSorfö^en  treu  bleiben 
fonnten,  bc^tte  Slaoer  bie  gfäl^igeren  unter  i^nen 
befonberS  untertoiefen  unb  fie  angeleitet,  mit  ben 
Uebrigen  bie  mid^tigften  Se^ren  unb  Uebungen  ber 
Sieligion  gu  toieber](|olen  unb  namentlid^  ben  @ter- 
benben  beijuftel^en.  ©iejcnigen  Jleger,  meldte  fld^ 
ftönbig  in  ber  @tabt  unb  Umgebung  befanben, 
t)erfammelte  er  regelmäßig  gum  SotteSbienft  in  ber 
Sefuitenfird^e,  unb  tro^  aller  ©dimierigfciten, 
mod^ten  fu  oon  aEßeißen  ober  Sd^marjen  b^' 
rül^ren,  b^rrte  er  ftanbbaft  im  begonnenen  SEßerfe 
ber  5Regerfeelforge  auS.  S5alb  be^nte  er  feine 
SBirffamfeit  oon  ber  @tabt  aud^  auf'3  Sanb  au8 
unb  nabm  ftd^  berjenigen  Sieger  an,  toeld^e  in  ben 
Sergmerfen  unb  auf  ben  ^flattgungen  92eu*@ra- 
nabo^S  arbeiteten.  SBelaben  mit  aUem,  maS  mr 
geier  beS  b^^^d^  Opferg  unb  }tur  @penbung  Der 
beiligen  Saaamente  notl^toenbig  ift,  manberte  er, 
in  Sußfleiber  gefüllt,  als  9)iiffu>nar  unermüblid^ 
über  Serg  unb  Xl^al,  burcb  Söd^  unb  @ütnpfe, 
burd^  @d^lud^ten  unb  S)tdfid^t  tro^  beS  oujhretben- 
ben  Klimas  gu  feinen  oerlaff enen  Siegern.  SBunber« 
bare  ®nabenertoeife  begleiteten  baS  eifrige  SBirfen 
beS  ^eiligen,  hieben  ber  9iegerfeelforge  erübrigte 
aber  ©(aoer  nod^  3^t,  um  fid^  bem  @eelenbeil  ber 
Semobner  Don  Sartagena  ju  meil^en  unb  beffen 
@pitöler  unb  ©eföngniffe,  ffafemen  unb  @d^ulen, 
bie  Hütten  ber  ^rmen  unb  bie  ^alofte  ber  SReid^en 
}um  Sd^auplafc  feineS  apoftolifd^en  SiferS  gu 
mad^en;  eS  gefcpald  bieß  mit  einem  Srfolg,  meld^er 
ibm  ben  Siamen  eines  „SlpoftelS  t>on  Sartagena" 
eintrug.  —  Sie  Duette  ber  großartigen  grfolge 
unb  beS  außerorbentlid^  SEßirfenS  ©iaoerS  i^, 
abgefeben  Don  ber  ®nabe  @otteS,  in  ben  l^eroifd^ 
Zugenben  beS  Heiligen  gu  fud^en.  „ftel^rte  er 
«benbS  fpöt",  fagt  puS  IX.  im  ©eligfpred^ungS- 
breoe,  „ganj  erfd^öpft  nad^  ^aufe  jurüdt,  fo  toib« 
mete  er  bie  nod^  übrigen  Stunben  ber  Siod^t  eifri- 
gem @ebete  gu  @ott,  nur  ben  geringfien  Z^eil 


1903 


IßetruS  t)on  SIugnQ  —  $etru3  Samiani,  ber  $L 


1904 


berfelben  (3  ©tunben)  ber  notl^tDcnbigPcn  SRulJc. 
93on  Siebe  ^u  ®ott  mar  er  fo  entflammt,  ba^  er 
bei  allem,  toaS  er  tl^at,  gan^  unb  gar  in  ®ott  oer- 
fenft  5U  fein  fd^ien.  @o  milbe  unb  UebeboII  er 
gegen  feine  ÜKitmenfd^cn  toar,  fo  ftreng  unb  l^art 
be|anbelte  er  fid^  felbft.  S)urd^  folc^e  3:ugeiü)en 
unb  3umal  burd^  fold^e  SBerfe  ber  2xtbt  auSge» 
geid^net,  ftarb  ber  cl^ttDÜrbige  Wiener  ©otteS  am 
8.  ©cptember  1654  eineS  SobeS,  ber  einem  fo 
IJeiligen  geben  entfprad^/  —  9lm  16.  3utt  1850 
öcrfe^te  ^iu§  IX.  ben  el^rttJürbigcn  S)iener  ©otteS 
unter  bie  3a^I  ber  Seligen,  Seo  XIII.  aber  er» 
fannte  am  15.  Januar  1888  il^m  bie  Sl^ren  ber 
^eiligen  ^u.  S)a3  Seben  SlaOerS  l^aben  folgenbe 
Sefuiten  bcfd^rieben:  Sllf.  be  5lnbrabe,  ^truS 
©omingueg,  §ier.  ©uarej,  3of.  be  fiara,  begli 
Dbbi,  3of.  gemanbej,  ®Qb,  gleuriau,  g^b. 
^ööer  (f.  über  bie  einjefnen  Seben  Sommervogel, 
Bibl.  de  la  Comp,  de  J^bus,  Bmxelles-Paris 
1890  SS.).  3)eutfd^e  ©iograpl^ien  lieferten  3)o« 
minicuS  ©d^eUIe  (SlugSb.  1833,  9.  Slufl.  SRegenS- 
bürg  1873  [Uebcrfefeung  be§  SDBcrfcS  öon  gleu« 
riau]),  aSBafer  (^aberbom  1852),  C)olatt)art]^ 
(Tübingen  1855),  ^ööer  (3)ülmen  1888).  gine 
trefflid^e  ßl^arafteriftif  be§  ^eiligen  gab  ^ug.  Sel^m« 
!u]()I  S.  J.  in  b.  ©Hmmen  au8  ÜJl.^Saad^  XXXIV 
(1888),  380  ff.  [®.  gfett  S.  J.] 

"^eftttö  öon  Slugn^,  anbcrer  9iame  1.  für 
«Petrus  öon  ^oitier§  (f.  b.  ^rt.),  2.  für 
^etru8  93enerabiHS(f.b.«rt.  glugn^m, 
559  f.). 

^ätns  ^omtftoXj  0.  8.  Aug.,  tl^eologifd^er 
©d^riftfteHer  bc§  12.  Sal^rl^unbertg,  l^at  nad^  ber 
getoöl^nlid^en  SDeutung  feinen  ©einamen  »egen 
ber  SWenge  öon  95ürf)em,  bie  er  burcfigelefen,  gleid^« 
fam  öerfddlungen  l^otte  (eine  anbete  Deutung  bei 
Trithemius»  Catalog.  scriptt.  eccl.,  Col.  1531, 
fol.  74^).  6r  toor  juerft  S)ecan  an  ber  ffirdf|e 
©t.  ^cter  3u  Xro^eS;  nad^  1164  tourbe  er 
if analer  ber  ßatl^cbrole  ju  ^ori§  unb  bi§  1169 
aud^  ^rofeffor  ber  X^eologie  bafelbft.  ©päter 
legte  er  olle  ^lemter  nieber  unb  trat  in  ba3  ^ugu» 
ftincrflofter  ©t.  95ictor  ju  ^ari§  (ögl.  Denifle- 
Chatelain,  Chart,  univ.  Paris.  I,  8,  not.  1). 
®ort  ftarb  er  im  Saläre  1179  (na(^  Ruberen 
1198);  ein  gpitapl^ium  in  öier  ^ejomctem  (oft 
abgebrudft,  g.  33.  bei  Fabricius-Mansi,  Biblio- 
theca  lat.  med.  aev.  I,  Florent.  1858,  374) 
betro^rte  fein  ^Inbenfeu  unb  feinen  Seinamen. 
Slu^er  einer  Slnjal^I  Sermones,  bie  ^uerft  unter 
bem  5Jamcn  be§  $etru§  öon  93Ioi§  (f.  b.  ^rt.) 
gebrurft  tourbcn  (obgcbnidt  bei  Migne,  PF.  lat. 
CXCVIII,  1721  sqq.),  öcrfafete  ^etru§  (Somcftor 
befonberä  bie  Historia  scholastica.  Sr  bel^an« 
beltc  barin  bie  ®ejd[)id^te  be§  ^Iten  unb  9?cuen 
XeftamenteS  bis  jum  jtreiten  Saläre  beS  ^ufent» 
l^altcS  ^ouli  in  SRom.  Sabei  benu^te  er  bie  l^ei» 
lige  ©d^rift  l^äufig  mit  Berufung  auf  ben  l^ebräi« 
fd^en  Urtejt  unb  bie  alten  Serfionen,  fügte  eine 
balb  bud()ftäblid}e,  balb  allegorijc^e  grflärung  bei 
unb  mifd)te  unter  feine  grflärungen  p^ilofop^if^e '' 


unb  tl^eologifd^e  Erörterungen  mit  l^lDeifet9^ 
nu^ung  öon  ^rofanfd^riftfteHem.  9bc&  SBerf  er- 
freute fid^  lange  großer  Serül^mtl^ett  unb  UKir  g(eii^ 
ben  ©entenjenbüd^em  in  ber  ^anb  iebed  @d^ufo§; 
aud^  bie  ßitirformel  ,dicit  magister  in  histo- 
riis'^  beimittelalterlid^enSd^riftfteOtmfd^etntfi^ 
meift  barauf  }u  begiel^en.  Sine  erfte  2>rutfauSg(Ae 
erfd^ien  gu  Utred^t  1473,  eine  anbere  öoEflanbigere 
3U  Augsburg  im  felben  Saläre  (nad^  Bnuiet,  Mi- 
nuel  U  [1861],  182 ;  Ceillier,  Hist.  gen.  des 
auteurs  sacres  XIV,  nouv.  öd.  Paris  1863, 
744,  nennt  einen  Drud  öon  ^Reutlingen  1471), 
fpöter  folgten  nod^  gal^Ireid^e  anbere  (Hain,  Be- 
pert.  bibl.  U,  Stut^art.  1828,  n.  5529  sqq.). 
SJtigne  (1.  c.  1049  sqq.)  gibt  ben  ^le^t  nad^  eimr 
9Rabriber  9u§gabe  öon  1690.  93on  ben  Uc6a> 
fe^ungen  ift  bie  berül^mtefie  bie  öon  ©u^ortSeS* 
moulinS  beforgte  (f.  b.  Slrtt.  Sibelüberfeipuigm 
n,  745,  unb  ^iftorienbibcO ;  i^re  »eliebt^eit  be- 
^eugt  9iidf|arb  ©imon  (Hist.  crit.  des  versioDs 
du  Nouv.  Test.,  ed.  Botterd.  1690, 820).  Ue6et 
anbere  bem  ^etruS  Someftor  gugefd^riebeneSBoie 
f.  Ceillier  L  c.  746  unb  SJhc^aubd  Biogr.  univ. 
Vni,  679.  (Sgl.  no(^  Hist  Htt.  de  la  France 
XIV,  Paris  1817, 12ss.unbbieanberebeiCheTi- 
lier,  Rep.  unb  SuppL  angegebene  Sit.)  [%  Cfier.] 
'^etnt$  pamiatti,  ber  ^L,  Sarbinal  unb 
jf irc^enlel^rer,  xomht  gegen  Snbe  beS  3a^re9 1006 
ober  im  anfange  beS  Sal^red  1007  gu  älaöemia 
geboren.  ^u8  Sfurd^t,  bog  burd^  ben  großen  ftin> 
berfegen  baS  elterliche  IBermögen  ju  fe^r  ger« 
fplittert  mürbe,  fe^te  il^n  bie  !Dhttter  auS,  na^ 
il^n  aber  balb  wieber  jurüdf.  9?o(^  bem  3:obe  ber 
gltern  fam  er  ju  einem  altem  93ruber,  toelc^i^n 
fcl^r  l^art  unb  fdE|impfIid^  bel^aubelte.  ^I§  er  un» 
gefä^r  10  3a^re  alt  gemorben,  befferte  ftd^  fein 
Soo§.  ©ein  Sruber  3)amianu§,  toeld^er  in  ber 
Saterftabt  bie  ©teHe  eineS  ^rd^i4)re§bQter§  öerfa^, 
nal^m  il^n  in  fein  §au§  auf,  lie^  i^n  in  bra 
SQBiffenfd^aften  untcrrid^ten  unb  forgte  für  ij^nmit 
ber  Siebe  eine§  95ater§.  ^u§  ©anfbarfeit  na^m 
$etru§  fpöter  ben  3""ömen  S)amiani  an.  ^afy 
bem  er  bann  ben  Unterricht  fetneS  93ruber§  unb 
eines  anbcrn  ^riefterS  (SWainfreb)  genoffen,  U^h 
er  ftd^  5u  feiner  weitem  ^uSbilbung  nad^  gfaenja 
unb  ^arma.  SBal^rfd^einlid^  trat  er  in  lefterer 
©tobt  aud^  juerft  al§  Seigrer  auf ;  fpäter  lehrte  er 
in  SRaöcnna.  Unterbeffen  aber  ging  in  feiner  Seele 
eine  ffianblung  öor.  gttoa  28  ober  29  Starre  alt, 
tt)urbe  er  TOönd^  in  gfontc  ^lüeüana,  einer  ®n» 
fiebelei  im  i?ird^enfprengel  öon  gaenja.  5Mit  freu« 
bigem  ©el^orfam  unb  glül^enbem  Streben  mw^ 
Sollfommenl^eit  gab  er  fi^  öon  ber  ©tunbe  feinet 
gtnttitteS  an  bi§  gu  [einem  3:obe  ben  gröBten 
IBu^übungen  unb  SIbtöbtungen  ^in.  Qfontc  3IoeI» 
lana  lourbe  il^m  in  ber  Qfolge  eine  fo  liebe  §ei« 
mat,  ba^  er  fpäter  bur^  ^nbro^ung  ber  %oin« 
munication  gezwungen  »erben  mu^te,  ben  i^m 
öerliel^enenen  $urpur  anjunel^men.  ^Ja^bem  er 
bort  1 V.  3ö^r  ben  anönd)cn  Vorträge  über  bie 
l^eilige  ©d^rift  gel^alten,  Würbe  er  nad^  bem  2Rö' 


1905 


ißetrud  Samiani^  bet  ^t 


1906 


rienRoficr  )u  $om))ofQ  gerufen,  mo  er  bis  ettoa 
1041  Dermetite.  93on  ^ompofa  feierte  er  nad^ 
gonte  ^Dettono  ^wcnä,  blieb  itboä)  bajelbft  nur 
furge  3eit,  toeil  er  in  bie  3lbtei  ©t.  ajincenj  ge» 
fanbt  tturbe,  für  bie  äSelebung  öd^t  flöfterlid^en 
(SeifteS  t^tig  }u  fein.  2)Qrauf  mürbe  er  mieber 
nod^  §onte  ^bettano  ^urüdfgerufen,  um  bem  er- 
honften  $rior  }ur  Seite  }u  [teilen,  unb  mu|te 
nad^  beffen  Zobe  bad  ^ßriorat  übemel^men.  3n 
biefer  Stellung  ftiftete  er  ftlöfter  unb  (Sinftebeleien 
unb  Ite^  fid^  t)or  Mem  bie  Öörberung  aScetifd^en 
(Skifted  in  benfelben  angelegen  fein.  3n  faft  allen 
[einen  Sd^riften  bringt  er  auf  gförberung  unb 
Hebung  bed  ÄlofterlebenS;  befonberS  bienen  biefem 
tteedt  feine  fiebenSbefd^reibungen  ber  ffi.  Obtio, 
Xomualb,  S)ominicu3  Soricatud  unb  Shtbolf  Don 
CSugubtum,  meldte  ben  3R5nd^en  an  biefen  Ißuftem 
d^riftlid^er  S^oUfommenl^eit  bie  rechte  ^rt  flöfter- 
lid^  gebend  Dor  ^ugen  fteQen  foUten.  ^nbeffen 
ttxinbte  ftd^  fein  93Iidf  fd^on  frül^  aud^  auf  bie  ba- 
tnalS  fo  überaus  traurigen  3uftönbe  ber  allge- 
meinen ftird^e.  ®er  pöpftlid^e  Stnffi  toar  t>ielf ad^ 
baS  3iel  el^rget^iger  ^eftrebungen  gemorben  unb 
Ibefanb  fid^  in  einer  %xi  ^bl^ängigfeit  Don  bem 
beutfd^en  ftaiferl^aufe.  993ie  mit  bem  l^eiligen 
Stul^Ie,  fo  ftanb  e3  in  Sttalien,  g^anlreid^  unb 
Seutfd^Ianb  um  bie  lBifd()of8ft^e  unb  bie  l^dl^eren 
fird^Iid^en  SBürben.  Unter  ber  SSergeioaltigung 
feilend  ber  Sfürften  unb  ®ro^en  mürben  fie  Diel- 
fad^  um  ®elb  Derl^anbelt  ober  miUenlofen  Krea- 
turen übergeben.  Sin  großer  Xf^til  bed  SIerud 
l^tte  feine  99eftimmung  Dergeffen  unb  lag  mie  be- 
graben im  Safter  ber  Simonie  unb  be§  Sticolai- 
tiftmuS,  bag  SSoII  l^atte  feine  Sfül^rer,  unb  barum 
fiel  e8  immer  mel^r  einer  tief  betrübenben  @ott- 
entfrembung  anl^eim.  2)iefen  Uebelftönben  ftettte 

Sd^  2)amiani  mit  ber  ganzen  ©emalt  feined  ftarfen 
Bittend  unb  mit  bem  ©emic^te  entgegen,  bad  il^m 
feine  für  bie  bamalige  3eit  betounbemdtoert^e 
©elel^rfamfeit  gob.  Sd^on  im  3.  1045  fd^rieb  er 
on  ^^ft  ®regor  VI.  unb  ein  3o^t  fpätcr  an 
beffen  9lad^fo(ger  (^lernend  II.  megen  Entfernung 
einiger  fc^Ied^ten  93tfd^öfe  Don  il^ren  Si^en.  Ißit 
Jfatfer  ^einrid^  III.  ftanb  er  um  biefe  ^üi  eben- 

giOd  in  Sriefmed^fel  unb  perfönlid^em  SSerfel^r. 
nter  2eo  IX.  gel^örte  er  ju  ber  Soi}^  iencr  trcff« 
lid^en,  für  bad  ^ol^I  ber  jlird^e  begeifterten  3Rön« 
ner,  mit  meldten  biefer  ^apft  ftd^  umgab,  um  mit 
benfelben,  toenn  bie  Jlotl^toenbigfeit  ed  crl^eifd^te, 
auf  bem  ftampfpla^  3U  erfd^einen.  SBte  Sle- 
mend  II.  mit  einem  2)eaet  gegen  bie  Simonie 
fdn  ^ontificot  eröffnete,  fo  ging  aud^  fieo  mit 
einem  fold^en  S)eaet  gegen  bie  Simoniften  Dor. 
S)od^  n)urben  bie  SQSeiben  berfelben  nid^t  für  un- 
gültig erflört,  fonbem  beftimmt,  ba^  biefenigen, 
meldte  miffentlid^  Don  einem  Simoniften  gemeil^t 
morben,  in  il^rem  ^mte  nur  Derbletben  foUten, 
nad^bem  fie  40  Zage  lBu|e  getrau  l^ätten.  3u  ben 
^»au))tDerfed^tem  ber  milbern  Slic^tung  in  biefer 
§rage  ge^dde  aud^  2)amiani ;  über  feinen  Sntl^eil 
boran  unterrid^tet  bie  Don  il^m  menige  Saläre  fpöter 


Derfa^te  Sd^rift  Liber  gratissimus.  Sin  anbered 
ebenf 0  bebeutfamed  Süd^Iein,  loeld^ed  er  bem  lßa))fte 
n)ibmen  burfte,  ift  ber  Liber  Gomorrhianus. 
3u  ber  Wfaffung  bedfelben  l^atte  er  ftd^  Don  ber 
^bftd^t  beftimmen  laffen,  bem  topfte  in  emfter 
unb  ungefd^minfter  SBeife  bad  unjüd^tige  treiben 
Dieler  (^eriter  Dor  Sugen  }u  fül^ren  unb  i^n  ba« 
burd^  5U  einem  entfd^tebenen  ^anbeln  gegen  bie- 
felben  ju  betoegen.  S)abei  Der^el^Ite  er  ed  fid^ 
nid^t,  ba^  er  fid^  mit  biefem  Sd^ritt  eine  fd^mierige 
Aufgabe  gefiettt  l^atte.  @r  fa)^  Doraud,  ba^  bie 
Sinen  feine  Sd^ri^  loegen  ber  rüdtftc^tdlofen  Sd^il- 
berung  unb  Sntl^üllung  bed  Safterd  für  einen 
©egenftanb  bed  aergemiffed,  bie  Slnberen  il^ren 
3n|alt  für  fiüge  unb  Serleumbung  ^Iten  n)ürben; 
be^^alb  Dermal^rte  er  ftd^  am  Sd^Iuffe  bedfelben  in 
einer  fel^r  energifd^en  Sprad^e  gegen  fold^e  9n- 
jd^ulbigungen.  S)ennod^  gelang  ed  feinen  @egnem, 
tl^n  megen  biefer  Sd^rift  bei  Seo  IX.  5U  Derböd^- 
tigen;  allein  biefer  überzeugte  fid^  balb  eined  Zu- 
bern unb  n)anbte  il^m  nun  für  bad  erlittene  Unred^t 
feine  ®unft  in  erl^öl^tem  9Jca|e  gu.  ®ad  ^nfel^en, 
n)eld^ed  S)amiani  fid^  fo  tl^eild  burd^  fein  fieben 
tl^eild  burd^  feine  Sd^riften  enoorben  l^atte,  mar 
Urfad^e,  ba^  il^n  ^opft  Stepl^an  IX.  (X.)  im 
^erbft  1057  gegen  feinen  SBiQen  ^um  Sarbinal* 
bifd^of  Don  Oftia  ernannte,  moburd^  er  sugleid^ 
2)ecan  bed  l^eiligen  SoQegtumd  mürbe.'  %Id  nad^ 
bem  Zobe  Stepl^and  ber  Sifd^of  Sol^anned  Don 
SSefletri  unter  bem  9lamen  »enebict  X.  (f.  b.  «rt.) 
ald  Ißapft  aufgefteSt  mürbe,  lie^  S)amiani  ed 
ftd^  befonberd  angelegen  fein,  ba^  auf  SBetrei« 
ben  feined  gfreunbed  ^ilbebranb  ber  Sifd^of  ®er- 
l^arb  Don  Sflorenj  im  2)ecember  1058  ald  $apft 
gjicolaud  IL  (f.  b.  ^rt.)  gemö^It  mürbe.  Äaum 
aber  maren  bie  Xage  ber  $apft!rönung  Dorüber, 
fo  entftanb  in  ber  Sombarbei  unb  befonberd  in 
SJtailanb  bei  ber  bemeibten  unb  ftmoniftifd^en 
©eiftlic^feit  eine  gemaltige  Aufregung,  ^uf  bem 
ergbifd^öflid^en  Stülpte  fa|  ®uioo  Don  SSelate,  ber 
in  feiner  SBeife  bad  SSertrouen  red^tfertigte,  bad 
ftaifer  ^einrid^  lU.  in  il^n  gefegt  gatte.  Unter 
ber  ^nfül^rung  eined  gemiffen  ^rialbud  unb  bed 
fianbulf  Don  Sotta,  bereu  ^nl^änger  ^atariner 
(f.  b.  9lrt.  ^ataria)  genannt  mürben,  nal^m  bie 
Srbittenmg  gegen  ben  ßr^bifd^of  unb  ben  Slerud 
einen  fold^en  ®rab  an ,  ba|  ber  ^ßapft  fid^  ge- 
ndtl^igt  fa^,  ^ur  Beilegung  ber  Streitigfeiten  ^n- 
felm  Don  Succa  (ben  fpötem  ißapft  Sle^anber  U.) 
unb  Samiani  bortl^in  ju  fd^idten.  S!)ie  Aufgabe 
mar  eine  fo  fd^mierige  unb  geföl^rlid^e,  bog  2)a- 
miani  babei  fogar  in  Sebendgefal^r  fam;  aUein  er 
erreid^te  feinen  3tt>edt,  inbemfomol^Iber  Crjbifd^of 
ald  aud^  ber  SIerud  in  feine  ^änbe  iBefferung  ge- 
lobten. Um  bad  ^rieftertl^um  aud  feiner  tiefen 
Smiebrigung  }u  ergeben,  gab  ber  ^opft  unferem 
^eiligen  ben  Auftrag,  ftd^  bieferl^alo  mit  ben  SBi« 
fd^öfen  perfönlid^  )u  benel^men ;  benn  menn  biefe 
gemonnen,  badete  er,  mürbe  ber  niebere  SIerud 
leidster  bal^in  ^u  bringen  fein,  feiner  l^ol^en  SDBürbe 
gemög  }u  leben.  Snbeffen  blieben  bie  ^emü](|ungen 


1907 


$etrud  2)iQConu8. 


1908 


bed  ^eiligen  erfolglod,  tote  baS  aud  feiner  @d^nft 
De  coelibatu  clericorum  an  ^opft  9iia)Iaud 
l^erDorgel^t.  Ol^ne  3toetf el  ift  e§  aber  l^auptföd^Iid^ 
feinem  Sifer  5U  üerbanlen,  ba^  auf  ber  römifd^en 
©Qnobe  t)on  1059  boS  2)ectet  erlaffen  tourbe, 
„niemonb  bürfe  ber  SKejfe  eines  ^riefterS  bei» 
tool^nen,  niemonb  ba§  Stiangetium  t)on  einem 
©iacon,  niemonb  bie  gpiftel  üon  einem  ©ub- 
biacon  anl^ören,  t)on  bem  er  miffe,  ba^  er  in  ver- 
botenem Umgänge  lebe''.  9lid^t  tpeniger  als  baS 
3uftanbe!ommen  biefeS  2)ecreteS  lie^  SDamioni 
ftd^  aud^  bie  SSerbreitung  beSfelben  angelegen  fein. 
2)iefer  gro^e  unb  fegenSreid^  Stfer  mar  aud^  ber 
®runb,  me|l^alb  ber  ^pft  t)on  einer  9tteberlegung 
ber  ungern  iibemommenen  &n:binaISn)ürbe  nid^tS 
miffen  mollte.  Stoax  manbte  ftd^  2)amiani  fd^rtft- 
Kd^  unb  münblid^  an  9ltcoIauS  tmb  ^ilbebranb 
mit  biefem  SBunfd^e,  allein  aQe  feine  99itten 
blieben  erfolglos.  SDie  fjfolge  leierte,  mie  gut  bie^ 
für  bie  JKrd^e  getoefen  mar.  ^tnn  als  nad^  bem 
lobe  SlicoIauS'  H.  im  3uU  1061  bie  faifer- 
lid^e  ^rtei  bem  red^tmö|ig  gemöl^Iten  Zapfte 
ailejanber  H.  (f.  b.  ^rt.)  in  ©ifd^of  gabalouS 
oon  $arma  (f.  b.  Slrt.)  einen  ©egenpapft  unter 
bem  9lamen  ^onoriuS  II.  auffteUte ,  beburf te  eS 
S)amiani'S  energifd^er  Il^ätigfeit  mel^r  benn  je. 
Um  KabalouS  fein  gottlofeS  beginnen  öorju^alten, 
rid^tete  er  in  furjer  Seit  jmei  ©d^reiben  an  il^n. 
S)er  faiferlid^en  ^rtei  aber  geigte  er  in  feiner 
@d^rift  Disceptatio  synodalis,  ba^  bie  SBal^I 
SllesanberS  aud^  ol^ne  faiferlid^e  ©enel^migung 
ooUgogen  merben  tonnte,  unb  mal^nte  ben  C^ergog 
©ottfricb  t)on  SuSden,  ber  ftd^  nod^  md)t  gonj 
t)on  ©abalouS  loSgefagt  'f)aiit,  an  feine  g-ürften» 
pflid^t.  ©ein  ©^reiben  an  ©ottfrieb  encid^tc 
feinen  3tt)edt,  benn  im  Januar  1063  fül^rte  biefcr 
Silcjanber  mieber  nod^  Äom  jurüd.  3in  ^prü 
1063  erfd)cint  ©amiani  auf  ber  ©t)nobe  gu  SRom, 
mo  il^m  ber  ?luftrag  mürbe,  als  päpftlid^cr  Scgat  an 
Ort  unb  ©teile  SunSbictionSftrcitigfeitcn  jmifd^cn 
bem  W)i  6ugo  oon  Klugn^  (f.  b.  $lrt.)  unb  bem 
93ifd^ofc  S)rogo  üon  SWacon  beijulcgcn.  ^Uein 
aud)  auf  biefcr  SRcife  üergol  er  bie  allgemeinen 
anliegen  ber  ßird^e  nid)t,  benn  fobalb  er  ücr« 
nommcn  l^atte,  ba|  ßabalouS  fid^  mieber  erlauben 
unb  fid^  fogar  ber  ©tabt  9lom  bemäd^tigt  f)aU, 
bat  er  ben  grjbifd^of  ^nno  als  ben  SReid()Soer« 
mefcr,  hoä)  biefem  troftlofen  Suftanbe  ein  @nbe 
gu  mad^en  unb  S^abalouS  gu  befeitigen,  maS  benn 
aud^  auf  ber  ©tjnobe  ju  SJlantua  1064  gefd^al^. 
3mei  Saläre  fpäter  mo|ntc  ^etruS  ©amiani  ber 
©runbfteinlcgung  ber  neuen  SBafilifa  ju  TOonte 
Saffino  bei  unb  bcfud^te  bann  im  nämlid^en  ^af)xt 
im  auftrage  beS  ^apfteS  S^orenj,  um  bort  einen 
jmifd^en  bem  93ifci)ofe  unb  ben  ÜKönd()en  auS« 
gebrod)enen  ©treit  beizulegen.  Um  biefe  3dt  ging 
aud^  fein  SBunfd^  in  Erfüllung,  ber  ßarbinalS» 
mürbe  enthoben  ju  merben.  S)od^  foütc  er  nid^t 
lange  bie  SHu^e  genießen.  3m  Filter  Don  67  Salä- 
ren erfd^icn  er  um  1070  alS  päpftüd^er  fiegat  auf 
bem  Stcid^Stag  ju  granffurt,  mo  er  ffatfer  §cin- 


rid^  lY.,  unter  l^inmeiS  auf  bie  ©träfe  ber  S;« 
communication  imb  bie  2)rol^ung,  ba|  er  nienalg 
5um  ffaifer  gefrönt  mürbe,  t)eranla|te,  Don  bet 
beabftd^tigten  Sl^efd^eibung  ab^ujte)^  imb  feine 
®emal^Iin  fdttifyi  mieber  gu  \iä)  gu  nel^men.  9hm 
gebadete  2)amiam  ben  Steft  feiner  SUige  ru^g  in 
Sfonte  SloeEana  5U  Derieben ;  QOein  er  mu^  gün^- 
mol^I  nod^  einmal  feine  geliebte  ©tätte  tietioffaL 
3n  Statenna  mar  ber  Sr^bifd^of  au^eri^  bei 
ftrd^Iid^  ®emeinf d^  geftorben ;  gleid^  i^  fÜ 
SIeruS  unb  93oIf  in  l^eftiger  Oppofttion  gegn 
9tom.  Um  biefe  ©tabt  mieber  mit  bem  apoftoli- 
fd^en  ©tul^Ie  gu  t)erf5]^en,  tmtrbe  S)amiam  bott« 
l^in  gefanbt.  9tad^bem  er  feine  Aufgabe  glüdü^ 
gelöst,  ftarb  er  auf  ber  ^eimreife  gu  fjfooqa  tun 
1072.  —  S)er  1^1.  ^etruS  2)amiant  gel^ört  )tt  bm 
au^erorbentlid^ften  97tömtem  aSer  3^ten.  %ibaB 
®ele]^rten  bemunbert  man  bie  reid^  ffenntniff^ 
an  bem  SSerfünber  beS  göttlid^  SBorteS  beno|io* 
tolifd^en  ^xmmff),  an  bem  aRönd^  bie  Süten» 
trenge  unb  Slbtöbtung.  an  bem  ^riefter  bie  gion> 
migfeit  unb  ben  ©eeleneifer  unb  an  bem  Srnbind 
bie  treue  Srgebenl^it  gegen  ben  l^eiligen  Stu^ 
unb  feine  aufopferungSOoUe  93egeifterungunb^ 
gäbe  für  baS  äBol^l  ber  ßir^.  3)ie  JKrd^  ^ 
xfyi  barum  unter  bie  f>eiligen.  2)urd^  S^rd  bä 
^fteS  Seo  XIL  oom  1.  October  1828  timrbe 
er  gur  äBürbe  eines  JHrd^enlel^rerS  erl^oben.  @m 
@ef  ammtauSgabe  feiner  SSerfe  in  4  SJ^ilen  t)emii^ 
ftaltete  guerft  Sonftantin  Sajetan  (9toml606ff.). 
Rubere  SluSgaben   erfd^ienen    ^u  S^on  1623, 

3  ^^le. ;  $ariS  1642  u.  1663,  4  X^Ie. ;  $aiiS 
unb  aSenebig  1743,  4  3:6Ie.;  »affano  1783, 

4  2I)le. ;  m%m  gibt  fie  PP.  lat.  CXLIV'  et 
CXLV.  S)ie  erfte  SebenSbefd^reibung  beS  ^ei- 
ligen  rül^rt  üon  feinem  ©d^üler  Sol^onncS  oonSoöi 
(f.  b.  ^rt.)  I^er.  3n  eingel^enber  unb  fritif d^cr  SBeife 
unterfud}te  fein  fieben  ber  3ffuit  ^enfc^eniuS  (AA. 
SS.  BoU.  Febr.  UI,  406  sqq.).  (gine  Seben*« 
gefd}id^te  beSfelben  in  3  Sänben  crfd^ien  ju  3tom 
1702  oon  bem  Dratorianer  Saberc^io  unb  1862 
ju  Qflorenj  in  2  Sänben  oon  bem  Dratorianer 
ßapecelatro.  SSon  beutfd^en  ©d^riften  ögl.  2Bom» 
bera,  ®er  1^1.  ^etruS  ffiamiani,  W>t  öom  ßlojtet 
beS  ^eiligen  ffreugcS  oon  gontc  ^öeKona  unb  6ar« 
binalbift^of  öon  Dftia,  fein  Seben  unb  SSBirfen, 
1.  %f)U  SreSlau  1875 ;  5Reufird^,  S>aS  Seben  brf 
^etruS  S)amiani  nebft  einem  ^nl^angc :  ©amianf § 
©d^riften,  1.  %^l  bis  sur  Slfterfpnobe  1059, 
©öttingen  1875;  ffleinermannS,  S)cr  I^L  $ettu5 
^amiani,  5Dlönd^,  Sifd^of,  ©orbinol,  Äird^» 
Iel)rer,  ©te^I  1882;  ferner  bie  ^Ibl^onblungcn  über 
benfclben  üon  gel^r  in  ber  Defterrcid^.  Duortd« 
fd^rift  1868 ;  5Rot^,  in  ben  ©tubien  unb  ^Kitt^eiL 
aus  bem  giftercienfer«  unb  ©enebictinerorben  1886 
u.  1887.  [ftleinermonnS.] 

^cttns  ^iaconns  l^ei^en  mel^rere  fin^« 
ober  literorljiftorifd^  befannte  IDMnner,  Don  bena 
bier  folgcnbe  genannt  fein  foüen.  1.  ^etrnS 
S)iaconuS  auS  5lfien,  mar  unter  ben  fc^tji« 
fd^cn  aJlönd^en,  bie  nad^  5Rom  gefd^idt  »urben. 


^etru«  öon  ffireSben  —  $etru8  Courier,  ber  fei. 


1910 


ber  t^eo^Ktfd^itifd^en  Streitfrage  bei  ^\t 
iSbaS  (f.  b.  «rt.  VI,  286  f.  u.  b.  art.  Jl^o- 
ten)  Dorfte&ig  5U  toerben.  Ueber  biefe  Sftage 
ugleid^  gegen  bie  ben  fc^tl^ifc^  äßdnd^en 
erS  miffäUige  ©nabetüel^re  bed  gfpuftud 
eji  (f.  b.  9rt.)  f d^rieb  er  baS  SBerf  De  incar- 
16  et  gratia  Dom.  nostri  J.  Chr.  an  f$ul« 
8  t)on  StuSpe  (f.  b.  Srt.)  unb  bie  numibi- 
Bt((i^5fe,  toeld^  mit  il^m  auf  ©arbinien  in 
nrbannung  lebten.  3U3  9nttt)ort  erfolgte  bie 
7  beS  gfuIgenttuS  (f.  Migne,  PP.  lat.  LXV, 
iq .).  2)a3  2Berf  be§  $etru8  ift  öfter  gebrudt, 
\q  aud^  unter  ben  SSerfen  SuguftinS  unb 
itiuS';  bei  aWigne  fielet  ed  PP.  lat.  LXH, 

1- 

$etruS  S)iaconu8,   ber  fei.,   ber 

tx  unb  tJfreunb  bed  1^1.  ®regor  be§  ®ro^, 
iU  9lom  um  605.  @r  üeranla^te  burd^  feine 
it  ben  ]^l.  ®regor  ^ur  Slbfaffung  ber  @(i^ft 
gormn  libri  IV  unb  ift  ber  ®ett)äl^r§mann 
i  grjäl^Iung,  ba^  ber  l^eilige  ®eift  öfterd  in 
t  einer  ^aitbe  über  bem  gro^  ^apfte  ge« 
t  ^be.  (SJgl.  AA.  SS.  BoU.  Mart.  U,  211.) 
ßelru§Siaconu§  t)on  SJlonteSaf- 
öf ter  als  $etru8  @ubbiaconu3  be§  1^1.  Sa- 
id 3u  9tea))el  bejeid^net,  lebte  im  10.  ^al^r- 
rt  unb  t)erfa|te  mel^rere  ^eiligenlegenben. 
ügte  er  gu  ben  Gesta  epp.  Neap.  (f.  Mon. 
.  kist.  Scriptt.  Lang.  398  sqq.)  ein  Qeined 
Idin^u  G-  c.  436)  unb  ift  nad^  ber  ^nnal^me 
T  ber  Serfaffer  ber  Vita  et  translatio 
lasii  ep.  Neap.  (Mon.  Germ.l.  c.  439  sqq.). 
$etrud  barf  ntd^t  üertDed^felt  merben  mit 
anbem  ^trud  @ubbiaa)nu8  5U  3ltQptl, 
1  1100  ^eiligenlegenben  au3  bem  ©ried^i* 
überfe^e  (ogl.  SQßattenbad^ ,  S)eut)d^Ianb8 
d&tSquetten  I,  6.  «ttufl.,  Berlin  1893,  308, 
5).  SJlel^rfad^  ift  er  aud^  nid^t  genug  unter- 
n  morben  üon 

Sßetrug  2)iaconu8  ju  9Jtonte  Saf- 

ber  fonft  aud^  99ibIiot]^ecariu8  gu- 

it  tt)irb.  S)iefer  flammte  aud  bem  @efd^Ie^te 

tafen  t)on  ^uScuIum  unb  mar  im  3*  1115 

tabe  ben  99enebictinem  }u  Sllonte-Saffmo 

hrgiel^ung  übergeben  morben.    Um  1127 

er  aber,  toie  e8  fd^eint  ald  Slnl^önger  beS 

DberifiuS,  gezwungen,  bie  3lbtei  ju  Der- 

imb  burfte  erft  um  1137  mieber  gurüdt- 

;  bamalg  mar  er  ^auptDertl^ibiger  beS  neu« 

(ten  ^bteS  SReinalb  unb  ber  3JUnd^e  t)on 

I  Kaffmo  bei  ffaifer  Sotl^r  II.  gegen  ben 

3nnocena  H.  (f.  b.  9lrt.  VI,  724).  2ot^ 

i^n  gu  feinem  Jtaplan  unb  mä)  einer  2)i3> 

)n  be§  $etru3  mit  einem  ©ried^en  gu  feinem 

ör.  @r  mürbe  il^n  mol^I  für  immer  in  feinen 

en  gel^alten  l^ben,  menn  nid^t  ber  Slbt  SBi» 

on  SRonte  Saffmo  ben  ^etrud  aU  für  bie 

idtl^ig  jurüdtgemünf  d^t  l^tte.  3n  SRonte  Saf- 

urbe  il^m  ba§  %xä)io  übertragen,  um  meld^ed 

burd^  Anfertigung  eineS  SRegifterS  üerbient 

.  Sein  Zobegjal^r  ift  nid^t  fidler  befannt;  er 


mürbe  fpöter,  mie  man  annimmt,  Don  ^ßa))ft  9Ie- 
lanber  m.  ^um  9bt  t)on  SSenofa  ernannt,  mü^te 
alfo  bis  nad^  1159  gelebt  l^ben.  —  tiefer 
betrug  SDiaconuS  ift  ber  ^rtfe^  ber  Sl^ronü 
bed  Seo  WarftcanuS  (f.  b.  Art.  Ostiensis);  au^er- 
bem  Derfa^te  er  bie  SBerf e  De  viris  illustribus 
Casinensibus  unb  De  ortu  et  obitu  justorum 
Casinensium,  ein  93ud^  De  locis  sanctis,  f omie 
üerfd^iebene  anbere  @d^riften,  t)on  meld^  etma 
nod^  ber  SRI^^tl^mud  De  novissimis  ermöl^nt  wer- 
ben mag.  ASe  biefe  @d^riften  finben  ftd^  bei 
Migne,  PP.  lat  CLXXTTI,  439  sqq.,  tt)0  bie 
früheren  Ausgaben  angefäl(|rt  ftnb.  Aud^  mirb 
^truS  als  SSerfaffer  t)on  Anastasii  Chronicon 
Casinense  (bei  Muratori ,  Rer.  ItaL  Scriptt 
n,  MedioL  1728,  851  sqq.)  angefe](|en  (t)gl. 
SBattenbad^,  2)eutfd^lanb3  @efd^id^t3quellen  U, 
6.  Aup.,  Berlin  1894,  236).  3m  ©anjen  fielen 
feine  @d^riften  nad^  SBattenbad^d  Urtl^eil  benen 
bed  Seo  SRarftcanud  an  SBertl^  bebeutenb  nad^. 
(93gl  bie  Siteratur  bei  Potthast,  Bibl.  bist 
medii  aevi,  Berol.  1862,  490,  unb  gum  gangen 
Art.  Chevalier,  Bep.  s.  y.  Pierre  Diacre  imb 
Pierre  du  Mont-Cassin.)  [A.  Sffer.] 

'^eints  0  0  n  3)  r  e  8  b  e  n ,  f.  ©ufiten  VI,  477. 

^ettM  ber  (Sinfiebler,  f.  $etru8  oon 
AmienS. 

"gfeints  S^ofter,  f.  gfaber,  $etru3. 

?efnt5  oon  gfarfa,  f.  Qfarfa  IV,  1237. 

^ettus  ^ouxitt  (goreriuS),  ber  fei., 
Stifter  ber  gongregation  U.  S.  fjr.  unb  SRefor- 
mator  ber  reguIirtenSl^orl^erren,  mürbe  am  80. 9lo* 
oember  1 565  5U  SRirecourt  im  SSogefenbepartement 
al3  baS  öltefte  oon  fünf  JKnbem  geboren  unb  Don 
feinen  gotteSfürd^gen  SItem  auf  baS  Zrefflid^fte 
erlogen.  Seit  bem  ^af^xt  1578  fhtbirte  er  gu 
$ont>ä-9J{ou{fon  unb  geid^nete  [td^  ebenfo  fe|r 
burd^  miffenfd^aftlid^en  @ifer  mie  ourd^  eine  mun- 
berooDe  ^ergenSreinigfeit  au8.  @d^on  bamafö 
nannte  mani^n  ben  ^^eiligen".  Sm  3. 1585  feierte 
er  nad^  C^auf e  }urüdt  unb  trat  gegen  Snbe  bedfelben 
3a]^re§  in  bie  Abtei  ber  regulirten  Sl^orl^en  oon 
Sl^amouf  e^  (S^if  d^  9)}irecourt  unb  Spinal).  9tad^ 
Smpfang  ber  ^rieftermeil^e  ()u  Xrier)  unb  nad^ 
feiner  5U  S^oufeQ  (24.  3uni  1589)  gel^altenen 
^rimig  mürbe  er  nad^  ^ont>ä-3Rouff on  gur  meitem 
AuSbilbtmg  in  ber  Sl^eologie  gefd^idtt  unb  beftanb 
alle  Prüfungen,  mit  Sinfd^Iu|  bed  2)octorate8, 
auf  baS  ©löngenbfte.  3m  Auguft  1595  lel^e 
er  in  bie  Abtei  jurüd  luü)  mül^Ite  unter  ben  il^m 
angebotenen  Pfarreien  bie  örmfte  unb  befd^mer* 
lid^fte,  bie  oon  Wattaincourt,  ungeföl^r  eine  l^albe 
©tunbe  Oberleib  SDWrecourt.  ^m  3uni  1597 
marb  er  inftaEirt  @d^on  ber  Xitel  einer  fui^ 
nad^  feinem  Xobe  erfc^ienenen  Siograpl^ie:  Idea 
boni  parochi  et  perfecti  Beligiosi,  sive  vita 
Rev.  P.  PetriForerii,  Aug.  Vindel.  1668,  be- 
meiSt,  mie  fel^r  er  baS  3beal  eines  Pfarrers  unb 
eined  Steligiofen  ^ugleid^  gum  AuSbrud  brac^. 
3n  feiner  Pfarrei  maren  bie  ©itten  anwerft  zer- 
rüttet unb  ber  ®Iaube  trielfad^   abl^anben  ge* 


■■■ 


1911 


ißetruS  SfuIIo. 


1912 


fommen.  TOon  nannte  bc^l^orb  aWattoincourt  „baS 
Heine  @enf".  9la(i^bcm  aber  ^etruS  nur  furje 
Seit  bort  öetoirft  l^atte,  war  bie  Pfarrei  üott» 
pänbig  umgeftaltet  unb  biente  anberen  al8  SSor- 
biß).  $etruS  gouricr  ging  ben  fd^toerftcn,  j^art- 
närfigften  ©ünbem  na^,  unb  toenn  feine  ©itten, 
©clel^'^ngen  unb  ffirmal^nunflen  nid^tS  l^alfen, 
braud^te  er  um  fo  eifriger  bie  SBaffe  be§  ©ebcteS. 
©eine  Siebe  ju  ben  Slrmen  Iie|  i^n  aui)  bie 
focialen  ©ebürfnifje  feiner  Pfarrei  erfennen  unb 
auf  beren  SBefferung  benfen.  6r  ftiftete  bie  Bourse 
de  St-Evre,  eine  Seil^anftalt,  tooburd^  Keine 
^anbelSleute  fid^  leidet  t)or  bem  Sluin  fd^ü^en 
fonnten;  ebenfo  übte  er  alSchef  de  justice  (etma 
fJriebenSrid^ter)  auf  feine  ^farrangel^örigen  einen 
$cilfamen  ßinflufe  au§.  9Rit  93ebauem  fal^  er 
aud^,  wie  bie  ^rojeffe  \xä)  oft  in  bie  Sänge  ^ogen 
unb  gange  gamilicn  um  ^ab  unb  ®ut  brad^ten. 
2)ie  ^uSfül^rung  eineS  bagegen  ouSgefonnenen 
3J2itteI3  l^inberte  ber  ^u^brud^  eined  jhieged.  Sine 
befonbere  Qfrud^t  feiner  ©eelforge  ift  bie  Kon» 
gregation  U.  S.  Qfr.,  meldte  au2  ber  freien  SSer« 
einigung  einiger  Jungfrauen  in  feiner  Pfarrei 
]^ert)orging.  günf  ^oflulantinnen,  3llij  le  giere 
on  ber  @pi|e,  l^atten  \iä)  gum  iungfröulid^en 
2thtn  in  flöfterlid^er  ©emeinfd^aft  entfd^Ioffen, 
unb  il^r  Pfarrer  erlaubte  il^nen,  nad^bem  er  i^ren 
99eruf  geprüft  unb  bie  geftigfeit  il^reS  gntfd^IuffeS 
erprobt  l^atte,  ein  fd^warjeS  ftleib  mit  bem  ©d^Ieier 
als  §obit  jum  Seid^en  il^rer  9Jbfonberung  üon 
ber  SS^elt.  vlaä)  Uebertoinbung  üieler  ©d^toierig» 
feiten  fanb  ju  2lnfang  3uli  1598  bie  gröpung 
ber  erftcu  unentgcltlid)cn  ©d^ule  für  SDMbd^en  in 
TOattaincourt  ftatt.  Sefen,  @d()reiben,  Sed^nen, 
geiüöljulid^e  §anbarbciten,  baju  religiöfeS  Scbcn, 
marcn  baS  Programm.  ®ie  SSermeljrung  ber 
Sal^I  ber  ©d)tt)eftem  befriebigte  ben  SBunfd^  nad^ 
gleid^en  ©d)ulen  an  anberen  Orten.  Slnfang  1610 
fd^idtte  ber  93ifd^of  üon  Xoul  bie  auf  bie  Kon» 
gregation  bcäüglid^en  Slctenftüdfc  ncbft  Smpfc)^» 
lungSfd^rciben  an  bie  römifd}en  ffiel^örben.  S)ie 
®urd}je^ung  ber  ©enel^migung  toai  nid^t  leidet, 
mii  man  in  SRom  bie  grjiel^ung  öon  Kjterncn 
unb  bie  flöfterlid^e  Klaufur  für  unDerträgIi(|  l^ielt. 
Suerft  er^ob  ^aul  V.  am  1.  Qfebruar  1615  bie 
9iieberlaffung  in  9Jan3ig  ju  einem  red^tmä^igcn 
fflofter  mit  Slaufur,  aber  öon  ber  Srjicl^ung  ber 
TOäbd^cn  mar  nid^t§  gefagt.  ^m  6.  Dctober  1616 
gemattete  ber  ^apft  lebiglid^  bem  ffloftcr  in  9ianjig, 
„Kjtemate  mie  aud^  Sntemate  ju  crrid^ten".  3u» 
Ie|t  erfd^ien  am  8. 5luguft  1628  eine  SuHe,  meldte 
aue  nad^  bem  3Kuftcr  üon  Slanjig  crrid^teten  Dr« 
bcnSl^äufcr  a(§  gefc|mä5ig  erflärte.  ÜKit  biefer 
©cncl^migung  ber  ÜKäbd^energiel^ung  burd^  ©d^ioe« 
ftem  mit  ftrenger  Klaufur  l^at  ber  fei.  ^etruS 
Sourier  eine  bebeutungSDoHe  Steuerung  in  ben 
bicpc3üglid)en  fird()Iid()en  5:rabittonen  bur^gcfe^t. 
©eitbem  nal^m  feine  Kongregation  ben  fdt)önftcn 
^uffd)tt)ung  unb  üerbreitete  fid^  rafd^  über  granf» 
reid^,  S^eutfd)Ianb  unb  Selgien.  93eim  ^UiSbrud^ 
ber  franjöftfd^en  SReooIution  gäl^Ite  fie  90  DrbenS- 


l^öufer  mit  nal^eju  4000  ©d^toeftem.  SegemDoitig 
bat  fie  nod^  etioa  30  OrbenSl^ufer  mit  ungefi^ 
1200  ©d^toeftem.  Me  9lieberlaffungen  bcfolgn 
bie  t)on  gfourier  felbft  t)erfagten  unb  am  31. 3a> 
nuar  1733  t)on  KlemenS  XTT.  in  fonna  8p«d- 
fica,  b.  1^.  ^rtifel  für  ^rtifel  genehmigten  gio|ai 
Konftitutionen.  —  ©leid^jeitig  betrieb  fjouricr  in 
Auftrag  be§  Sifd^ofS  Don  %oul  oud^  eine  Sefom 
ber  regulirten  Kl^orl^erren.  &  tt)urbe  eine  noK 
Kongregation  gegrünbet,  in  toeld^er  au(^  WIf 
glieber  be§  alten  OrbenS  Sufnal^me  f anben,  idcbb 
^e  ftd^  nad^  einem  ^robejal^t  ^u  einer  Smeuemsg 
il^rer  $rofe^  t)er[t(hiben.  2)a3  Sontpenbium,  in 
meld^em  gfourier  in  58  Krtifeln  bie  Konftitutionen 
ber  regulirten  Kl^orl^erren  gufammenfa|te,  fü^ 
ben  Xitel  Summarium  constitutioniim  canoni- 
corum  regularium  Congregaüoms  SalTaton 
Nostri.  Sieber  mar  e§  bie  S^ie^ung  ber  3ngeiik, 
auf  meldte  fjoinrier  baS  ^ouptgemi^t  legte,  mb 
meldte  er  mit  gan}  befonberer  Segeifterung  feion 
9{ot)iaen  empfal^I.  3lm  25.  3Rac^  1624  eifolgk 
bie  @elübbeablegung  ber  erften  !ßoDi§en;  ber 
$nor  ber  alten  Kl^orl^erren  Don  Suneüifle  luäß 
bie  f^feier  t)or.  Urban  viii.  genel^migte  an 
2.  9loDember  1628  bie  neue  Konftitution  ber  n» 
giilirten  Kl^orl^enen,  beren  2)et)tfe  lautet:  Nooim 
obesse ,  omnibus  prodesse.  3lai^  bem  Zobe 
beS  t)erbienftt)oIIen  P.  ®uinet  lomtte  Sfourier  in 
äal^re  li632  ftd^  ber  fl&a^l  gum  ©enerol  bei » 
formirten  Kongregation  nid^t  mt'fyc  ent^ie^,  uab 
er  blieb  eS  bis  gu  feinem  3U)be.  SiefeS  9nt 
bxaä^tt  xf)n  aber  balb  in  eine  fd^tt)ierige  Sage.  Seit 
Dctober  1634  forbcrte  bie  frangöfif^e  Segienmg 
üon  aUtn  meltlid^en  unb  geiftlid^en  ©pi|en  in 
SotI)ringen  ben  Xreueib  gegen  Submig  XTTT,  $o« 
triotiSmuS  unb  ^nl^öngüd^feit  an  baS  lot^giji^ 
tSfürftenl^auS  üerboten  bem  ©eligen  bie  Seijhmg 
eines  fold^en  KibeS.  S)a]^er  l^ielt  er  ftd^  Derborgoi 
unb  flob/  als  fiotl^ringen  i^m  feine  ©id^eriril 
mebr  barbot,  nad^  ®xq\)  in  ber  8frand^e»Komta 
^ud^  bort  mar  er  unermüblid^  tl^ötig  bis  ju  fernem 
am  9.  ©ecember  1640  erfolgten 34)be.  Krtouibc 
in  SKattaincourt  begraben,  ^m  16. 3anuarl780 
mürbe  ^etruS  feiig  gefprod^en ;  gegenmörtig  nritb 
ber  ^rojefe  feiner  §eiligfprcd^ung  mit  Kifer  be» 
trieben.  (Sgl.  Bedel,  La  vie  du  Rev.  P.  P.  Foo- 
rier,  Paris  1645  u.  5.;  Chapia,  Hist.  da  BienL 
P.  Pourier,  Paris  1850,  2  vols.;  Eogie,  Hist 
du  Bienh.  P.  Pourier,  Verdun  1887,  3  vok; 
Sager,  S)er  fei.  ^ctcr  gourier,  SRegenSlnirg 
1884;  §elb,  Seben  beS  fei.  ^.  g-ourier,  Suicm* 
bürg  1892.)  [^eleil] 

^dtns  ^ITo,  3Jlonop]^Qftt  unb  $atrM 
t)on  2lntiod§ien,  tritt  als  9Jlönd^  beS  afoimcto* 
flofterS  in  Konftantinopcl  in  bie  ©efd^id^le  em. 
Kr  üerbanft  feinen  93einamen  bem  Don  i^^m  fc» 
triebcnen  §anbmerfe  eines  ®crberS  (Tva^fifc, 
fullo).  SBcgcn  feiner  ^arteinal^me  für  ben  gut?' 
d^ianiSmuS  auS  bem  ftlofter  Derjagt,  mürbe  ci 
^reSb^ter  an  ber  ftird^e  ber  ^I.  SSaffa  inK^ceto 
Son  bort  gleid^faÜS  Vertrieben,  begab  er  fi* 


1918 


Petrus  ®alQtinuS  —  ^etrttd  ©ambacorta. 


1914 


toiAer  nod^  Sonflontinopet.  9{un  gemonn  er  bie 
(Bunft  beS  gkitriduS  3eno,  beS  @(|n)tegerfo]^ned 
tK)n  Aaifer  Seo,  imb  fo  folgte  er  btefetn,  qI§  ber- 
kOa  nad^  ^intiod^ien  abging,  um  ben  Oberbefel^I 
aber  bie  Xruppen  beS  Orients  gu  übemel^men. 
Sofelbjt  enegte  er  miebennn  Unrul^en,  inbem  er 
ben  ^Qtriord^en  Skrt^riuS  beS  9teftoriamSmu3 
befd^igte  ttnb  bem  Strtdagion  ben  3ufa|  bei- 

gigte:  ^ber  für  imS  ift  gefreujigt  worben".  S)te 
mtriebe  üeronla^ten  ^ule^t  SiRart^rtud  um  470, 
feine  Stette  nieberjulegen ,  morauf  $etru§  felbft 
beffen  Qtüffi  beftieg.  ^oä)  l^otte  er  il^n  nid^t  lange 
inne.  %3  Seo  burd^  ben  ^atriard^en  ®ennabiu§ 
mm  Sonftantinopel  t)on  ben  Sorgöngen  ffenntni^ 
erbielt,  orbnete  er  eine  ©^nobe  in  ^ntiod^ien  an. 
S>iefelbe  üerurtl^eilte  $etru§ ;  ber  ffaif er  üermieS 
i^  überbie^  nad^  OaftS  in  ^eg^pten.  2)en  93i- 
f^ffifhil^I  erl^ielt  2tuUanu8.  Sßä^renb  ber  Stegie- 
rungbeöUfurpatorSSariliScuS  (476—477)  fc^rte 
$eint9  jebod^  au8  bem  @|U  surüdt,  unb  ol8  3u- 
lianitS  ftarb,  erl^ielt  er  ben  Sifd^ofSftul^I  t)on  9ln- 
tiod^en  5um  ^toeiten  SD^ale.  6r  bel^auptete  il^n 
aber  toieberum  nid^t  lange.  S)a  nämlid^  ber  ^red- 
b^tet  äo^nned,  ber  t)on  il^m  5um  Sijd^of  t)on 
Xpomea  gemeil^t  tt)orben  mar,  t)on  ber  bortigen 
Oemeinbe  nid^t  angenommen  mürbe,  begab  ber* 
fdbe  fid^  nad^  Sntiod^ien  gurüdt  unb  Derbrängte 
^jktrud  bafelbft.  ^etruS  mürbe  burd^  eine  S^nobe 
in  Q^onflantinopel  im  3-  478  befonberS  megen 
frined  3ufa^  gum  XriSagion  mit  bem  Snatl^em 
belegt  SDadfelbe  gef d^al^  ungefäl^r  gleid^jeitig  burd^ 
eine  rbmtfd^e  S^nobe.  2)er  Jtaifer  oerl^ängte  baS 
flSsU  über  il^n.  S)ie  @d^menfung  aber,  meldte  3^no 
mit  bem  ^enotifon  (f.  b.  Srt.)  482  mad^te, 
brad^te  ben  SRann  no(|  einmal  gu  Sl^ren.  ^13 
Stepl^anug,  ber  bamalige  ^atrtard^  oon  ^ntio* 
d^ten,  burd^  bie  ÜRonopl^^fiten  im  Saptifterium 
bed  l^t  99arlaam  getöbtct  mürbe,  marb  gunöd^ft 
Calenbion  erl^oben ;  berfelbe  mürbe  inbefjen  nad^ 
fnrger  3«t  mieber  abgefegt.  9lun  erl^ielt  5ßetru8  ben 
@hi]^I  oon  ^ntiod^ien  (484)  ^um  britten  9JtaIe  unb 
behielt  il^n  bi§  su  feinem  Xobe  (488).  (Sgl.  SBald^, 
fciflorie  b.  ffe^eien  VI,  fieipa- 1773, 689—856; 
^ele,  (Eonc.-®cfd^.  II,  2.  ^ufl.,  566—610,  mo 
aud^bieOueUennad^meife  gegebenfinb.)  [o.gfunf.] 
^ettus  #arafinn$,  0.  S.  Fr.,  geleierter 
Zl^Ioge  unb  ff enner  ber  orientalifd^  @prad^, 
ber  ftd^  befonberS  am  Steud^Iin^fd^en  Streit  über 
ben  SDBertl^  ber  Subenbüd^er  betl^eiUgte,  tragt  feinen 
9rtnamen  na^  mittelalterlid^m  ©ebraud^  oon 
feiner.  Saterftabt  Saja^^o  in  ^Ipulien  im  ffönig- 
teid^  9teapel ;  fein  t^milienname  mar  oermutJ^lid^ 
SoUmna.  Um  1480  gel^örte  er  bereite  bem  SJtino» 
ritenorben  an,  in  ben  er  jung  eingetreten  mar. 
SomoIS  erlebte  er  ^u  Ctranto  bie  99elagerung 
btefer  @tabt  burd^  bie  3:ürfen,  lam  bann  na(| 
9tom,  um  fid^  in  ben  @prad^  au§5ubilben,  unb 
ourbe  einige  3^tt  Sector  im  SonDent  Ära  Coeli. 
^id^bem  er  meiterl^in  ba§  ^mt  eines  S)efinttord 
in  »ber  ^rooinj  93ari  Oerfe^,  berief  il^  ?eo  X. 
naäf  9iom  }uru(f  utü)  ernannte  il^n  ^um  pöpftlid^en 


$önitentiar.  Stad^meidlid^  lebte  er  nod^  im  3. 1539 
als  l^od^betagter  ®rei3 ;  fein  Xob  mirb  nid^t  lange 
nad^l^r  erfolgt  fein.  Son  ben  Serfen  beS  $etru8 
©alatinuS  ifl  gebrudt  baS  Opus  de  arcanis 
cath.  fidei.  S)aSfelbe  be^medft,  Steud^IinS  (f.  b. 
Slrt.)  Slnfid^ten  oon  bem  SBertl^  ber  rabbinifd^en 
Sinologie  für  baS  gl^ftentl^um  (ögl.  b.  5lrt. 
ffabbalä  VII,  16)  gegen  bie  Eingriffe  SacobS  oon 
^oogftraet  (f.  b.  Slrt.)  in  ©d^u^  ju  nel^men.  ®ala- 
tinuS  gab  feinem  Sßerle  bie  t^orm  eines  2)ialoged 
(in  12  SBüd^em)  jmifd^  il^m  felbft,  gapnio 
(Steud^lin)  unbjpoogftraet  unb  Derfud^t  ben^^ad^« 
meid,  ba^  bie  ©laubenSmal^rl^iten  ber  ffird^e  in 
ben  talmubifd^  ©d^riften  mel^r  ober  meniger  flar 
entl^lten  feien;  bcfel^alb  fönne  nur  ^a^  unb  Ser- 
blenbung  bie  Slabbinen  oon  ber  ßrfenntni^  ber 
SBal^rl^t  ablöten.  2)ie  Sbftd^t  bed  ®alatinu3 
bei  ber  ^bfaffung  feinet  Opus  mar  jebenfaUS  eine 
gute,  mag  man  fonft  feinen  ^nfid^ten  aud^  ablel^- 
nenb  gegenüberftel^en;  menigftenS  liegt  fein  ®runb 
oor,  eine  ge^ffige  3;enbenj  beS  SranciScanerS 
gegen  ben  Dominicaner  Sacob  öon  §oogftraet 
anjunel^en.  9lnbererfeitS  aber  fann  ber  Sormurf 
be§  Plagiats  bem  ©alatinuS  nid^t  erfpart  bleiben. 
6r  benujte  Oor  Willem  ftarf  ben  Pugio  fidei  beS 
Saimunb  SWartini  (f.  b.  ^rt.),  o]^<  lejtem  über- 
l^aupt  5U  nennen  (eine  Sngabe  ber  benu^ten  ©teilen 
f.  in  b.  Ausgabe  bed  Pugio  fidei  oon  Sarpjoo 
[Seipäig  1687]  691  ff.),  gfreüid^  brad^e  er  bo8 
©anje  tl^ilmeife  in  anbere  unb  beffere  Orbnung, 
aud^  mad^te  er  felbftönbige  3ufä^,  bei  benen  il^m 
ber  3ube  gliaS  Seoita  (f.  b.  ^rt.)  bel^ilflid^  ge- 
mefen  fein  mag.  Ob  il^m  meiterl^in  aud^  eine  ^uS* 
nu^ung  oon  ^ord^etti  ©aloaggio'S  Victoria  adv. 
impioB  Hebraeos  ^ur  Saft  gelegt  merben  barf, 
mie  oft  bcl^auptet  morben  ift,  erfd^eint  fraglid^,  ba 
^ord^etti'8  SQßerf  erft  nad^  bem  Opus  beS  ®ala- 
tinuS  im  S)rudt  l^rauSfam.  2)ie  oielen  lieber- 
einftimmungen  gmifd^en  beiben  fönnen  oon  ber 
93enu|ung  ber  gemeinfamen  OueEe,  be§  Pugio 
fidei  u^aimunbS,  l^rrül^ren,  ben  $ord^,  barin 
ebler  als  @alatinu3,  auSbrüdflid^  ald  ©emö^rd- 
mann  nennt.  —  ®a8  S33erf  beS  ©alatinuS  erfd^en 
juerft  5u  Drtona  1518  (fd^on  1516  im  S)rudte 
fertiggeftcllt) ;  aufeer  biefer  fel^r  feltenen  SluSgabe 
gibt  e§  anbere  oon  93afel  1550  (mit  Sleud^lind 
De  arte  cabbalistica)  unb  fonft ,  bie  Slöment 
(Biblioth.  curieuse  IX,  Leipsic  1760,  26  ss.) 
aup]^.  5lnbere  ©d^riften  be§  ®alatinu8  befinben 
fid^  ^nbfd^ftlid^  gu  Wom,  jejt  im  Satican  (ogL 
Sbaralea,  Suppl.  ad  Waddingi  Scriptt.  0. 
Min.,  Rom.  1806,  594  sqq.),  auS  benen  3Bab- 
bing  3J2e^rereS  l^rauSjugeben  Dorl^tte,  freilid^  in 
ber  Srmartung,  ba^  non  omnibus  omnia  place- 
bunt  (f.  Scriptt.  0.  Min.,  Rom.  1806, 191  sqq.). 
(Sgl.  nod^  Fabricius-Mansi ,  Bibl.  lat.  med. 
aevi  III,  Florent.  1 858, 6  sqq. ;  Biogr.  univers. 
XV,  384 ;  meitere  giteraturangaben  befonberS  bei 
glement  [f.  o.].)  [91.  ejfer.] 

^efni5  ^mtacotta,  f.  ^ieron^miten  V, 
2016. 


1915 


ißetruS  ®on}Qle}  —  $etruS  Sombarbud. 


1916 


^efms  ^ottsare},  f.  S(mo. 

^rixns  S^ispanns^  Sd^riftfteEemame  be§ 
^fteS  3o^nnc8  XXI.  (f.  b.  «rt.). 

"gfeintd  3^gnett$  OgnituS)  0.  Vall.  Umbros., 
mand^mal  auä)  naä)  feinem  gfamiliennamen  ^Ibo* 
bronbini  genannt  l^at  feinen  Slamen  „ber  3fcucr« 
pcter"  üon  einer  glürfUd^  beflonbenen  Feuerprobe 
gegen  ben  Sifd^of  ton  Sfloreng,  $etru8  t)on  $at)ia. 
3n  ber  liBoIfdbemegung  nömlid^ ,  toelci^e  ftd^  um 
bie  aWitte  bcS  11.  3a|r]&unbert8  in  Dberitalien 
gegen  bic  fimoniftifd^en  (SIerifcr  erl^ob  (ügl.  b.  ^rt. 
$otaria),  mürbe  au^  ber  ermäl^nte  99ij(i^of  ^etrud 
ber  Simonie  begid^tigt.  S)a  aber  bie  SSomel^en 
auf  feiner  @eite  ftanben  unb  er  feine  @d^ulb  laug« 
nete,  forbcrte  baSSäoIf  bieSoHumbrofoner-SKönd^e, 
meldte  burd^  il^re  ^rebigten  l^ouptföd^Iid^  bie  SSe* 
megung  gegen  ben  ©if^of  gcförbert  l^atten,  ^ur 
99eftel^ung  eineS  @ottedurt^eiI3  auf.  Sbt  Sol^anned 
(SualbertuS  (f.  b.  9rt.  SaEumbrofaner)  befummle 
ben  3Rönä)  ^ctruS  für  bie  geuerprobe,  bie  ber- 
felbe  aud)  glücfüd^  beftanb  (1063).  3n  ber^olge 
mürbe  $etru§  3gneuS  5lbt  unb  (1074)  garbinal- 
bifd^of  t)on  ^Ibano.  ©regor  VIL  öcrmenbete  il^n 
mel^rfad)  alS  Segaten  in  Italien,  S)eutfd^Ianb  unb 
f$ran!reid^.  Sr  ftarb  nad^  ber  einen  Eingabe  am 
9.  3anuar  (Sebruar?)  1087;  bod^  fd^eint  biefe§ 
®atum  unri^tig  ^u  fein,  ba  er  nod^  im  3- 1089 
ein  ©ocument  betreffs  ber  ffird^e  gu  Dftia  mit- 
unterjeid^ncte  (f.  Garns,  Series  epp.,  p.  XXII). 
3u  glorenj  mirb  er  aI8  ©eligcr  oerel^rt.  (SSgl. 
Moreri,  Dict.  s.  w.  Pierre  Ignee  et  Pierre 
de  Pavie ;  Eggs,  Purpura  docta  I,  Monach. 
1714,  45  sqq.  [mo  aud^  einige  l^anbfd^riftlid^  er» 
baltcne  SBerfe  oon  ifem  angefül^rt  merben] ;  Che- 
valier, Rep.  s.  V.  Pierre  l'Ignee.)       [^.  6ffer.] 

^etxns  a  b  3  ti  f  u  I  a  (Insulensis)  0.  S.  Fr., 
ein  belgifd;er  ©d^olaftifcr,  fü^rt  ben  Xitel  doctor 
notabüis.  6r  lebte  gegen  6nbc  be§  14.  3al)r- 
l^unbcrtS  unb  fd^rieb  Sermones,  fomie  einen  6om- 
mcntar  ju  ben  Sentenzen  bc§  fiombarben  unb 
5um  ^falterium ;  ©baraglea  (Suppl.  ad  Wad- 
ding. Scriptt.  0.  Min.,  Rom.  1806,  595)  ift 
geneigt,  il^m  aud^  bie  ©d}rift  Principium  Bibliae 
fratris  Petri  biblici  Paris,  jugufd^rciben.  (93gl. 
nod)  Possevin,  Apparatus  sacerll,  Col.  Agripp. 
1608,  257.)  [3gn.  Seiler  0.  S.  Fr.] 

^efnt$  ^of^anniSy  f.  Olioi. 

^ettns  Don  j?aifer§lautern  (Lutrensis 
ober  de  Lutra),  0.  Praem.  (bal^er  aud^  Petrus 
Praemonstratensis  genannt),  berül^mter  Xl^eo- 
logc,  ^^ilofop^  unb  SRedjtSlel^rcr,  lebte  um  1330 
ju  fi^aifcrSlautem  in  ber  ®iöcefc  SBormS.  3lai) 
2t  ^>aige  (Bibl.  Praemonstr.,  Paris.  1633, 307) 
mar  er  ingenio  subtilis  et  eloquio  scholasticus. 
6r  fd^rieb  einen  Kommentar  ju  ben  ©entcnjen 
bc§  ^etru§  2ombarbu§ ,  einen  ©ommentar  jum 
3ol)anne§eDangeIium ,  femer  De  praerogativis 
eccl.  Trevirensis  (an  grjbifd^of  93albuin  öon 
Xrier);  Adversus  Michaelem  Caesenatem  unb 
^nbcreä.  (Scnauere  biograpl^ifd^e  9kd)rid^tcn  über 
5)Jetni§  Don  ifaiferSIautem  finb  nid^t  Dorl^anben. 


(Sgl.  nod^  Le  Long,  Bibl.  sacra  11 ,  Paris. 
1723,  888.  901;  Fabricius-Mansi,  BibL  laL 
med.  aevi  V,  Florent  1858,  251.)     [gtödL] 

Citrus  t)on  Sa  (Seile,  f.  ^ßetniS  gdlenps. 

^ettus  Jitonis,  SatbinalSname  beS  (Begn> 
papfteö  «naclet  IL  (f.  b.  «it.). 

?efrtts  fS^mtaxhuSj  magister  sei- 
tentiarum,  einer  ber  einflufereld^ltai  &i^ 
loftifer,  mar  geboren  gegen  C^e  bed  11. 3a|c* 
l^unbertS,  mal^d^einlid^  gu  SumeQo,  einem  6t^ 
d^en  in  ber  Sombarbei  @eine  Dorsü^^td^en  Snlogm 
gemamten  i^m  einen  3&of)ltf)aitx,  ber  il^  fm 
erften  @tubien  }u  99oIogna  ermöglid^te.  Sonhoit 
begab  ^etruS  fid^  mit  einem  Smpf e^hinggfc^mBea 
bed  Sifd^ofg  Don  Succa  gum  ffi.  Sen^orb  no^ 
f^fratttreid^.  2)tefer  fd^idte  i)^  an  bie  Uä^enbe 
@d^ule  Don  9teim3,  mo  ißetruS  unter  Seitung  fdmS 
fianbSmanned,  be§  SloDorefen  SotuIL  feine  Stidün 
erfolgreid^  fortfe|te.  9ber  oud^  i^ngogberShj 
berül^mter  Seigrer,  mie  ^olorbS,  SSill^ind  ti«i 
Sl^mpeaus  imb  ber  93ictoriner,  na^  ^ßociS. 
Sluf  gmpfeblung  beS  1^1.  Seml^rb  (Episi  160, 
beiMigne,  PP.  lat. CLXXXll,  618 sq.) onba 
3lbt  ©ilbuin  fanb  $etru§  gaftlid^e  Sufno^ii 
bem  furg  guDor  gegrünbeten  (&)nDente  ber  ngn* 
lirten  Sborberren  Don@t-93ictor  (Hugonin,  Eun 
sur  la  fondation  de  l'ecole  de  St-Vieftor  de 
Paris,  Par.  1854).  S)ort  gefiel  ed  il^m  fo  gnt, 
ba^  er  ftd^  gegen  feine  urf))rüngltd^e  9bfid(^  enti 
fd^Iol,  in  ^ßoriS  ju  bleiben  unb  ftd^  bem  Sel^denfe 
^u  mibmen.  93alb  erl^ielt  er  cuid^  einen  Se^rßatl 
ber  Xl^eologie  an  ber  ^omfd^ttle  Don  9h)tre"3)oi«, 
ber  berül)mteften  unb  befud^teften  Don  gon)  $an! 
unb  ber  SBiege  ber  nad^moligen  UniDerfitat  (Se- 
nifle,  ®ie  UniDerfitöten  beS  2)MtteIaIter§  1, 674  ff.). 
3)ie  oft  mieberl^olte  Angabe,  ber  Somborbe  feioÖ4 
Sanonicug  Don  Sl^artreg  gett)efen,  beruht  auf  einer 
3ermed^§Iung  (Dgl.  Du  Gange,  Gloss.  med.  et 
inf.  latin.  s.  v.  Archiater) ,  ebenfo  bie  anbete, 
er  l^abe  an  ber  @d^ule  Don  @te»®enet)ieDe  gelc^ 
(Dgl.  ®enifle  a.  a.  D.  657,  n.  16,  u,  679,  n.  83). 
3m  3. 1159  beftteg^etru§  ben  bifd^öfIi(^StnM 
Don  $ari§,  legte  jebod^.biefe  Stürbe  fd^on  w4 
3a]^re§friftmiebcrum  nieber  (benn  3Ron|  D.  Snlb) 
mirb  im  3-1160  al^  fein  9kd^f olger  begeid^). 
gr  ftarb  am  20.  3uU  1164  (nid^t  1160).  3« 
ber  gloUegiatfird^e  be§  %  SRorceUud  in  ber  9U^ 
Don  ^ari§  fanb  er  fein  ®rab.  ©ein  (Jin^up  «mf 
bie  X^eologie  bauerte  3oi^r]^unberte  fort.  Slitbem 
93eginn  be§  12. 3abt^unbert3  mar  in  ben  6^"^ 
beS  t$fran!enreid^e§  ba§  @tttbium  ber  arifbtdtf^en 
® iale!tif  ju  großem  9luff d^mungc  gelangt  unb  ^ 
auf  p^ilofopbiWem  ©ebiete  ju  ben  ftämpfen  joi» 
fd^en  9}ominali§mu3  unb  9leali3mu§,  auf  t^eobgt« 
fd^cm  JU  ben  ^ärcfien  bc§  SRoSccUn  (Sritl^eiSiraÄ) 
unb  ^bälarb  (©abcttianiSmuS)  geführt  Swnitttn 
bicfer  gciftigcn  ®ö^rung  begann  ber  2ombarbe 
fein  fie^ramt.  ©eine  Aufgabe  mar,  nid|t  blofe  bie 
ftird^cnle^re  ju  erflären  unb  ju  begrünboi,  foiüwn 
fie  aud^  gegen  bic  Scitirrt^ümer  ju  Dert^bigen. 
®  ie  Srabittonen  Don  ©t-Sictor  (SBül^elm  o.  6^- 


1917 


$etruS  SombarbuS. 


1918 


ptang  fyittt  biefe  ©d^ule  gegrünbet)  l^ätten  t^n  gu 
einem  ^rtetgönger  bed  SReoIiStnuS  mad^en  follen ; 
allein  er  l^telt  ftd^  über  ben  ^arteten  unb  ferne 
bon  ben  bialcfttfd^en  ffönt))fen  unb  gab  feinen 
&dßUxn  eine  flare,  grünblic^e  unb  metl^obtfc^e 
SuSeinanberfe^ung  bed  S)ogma  auf  ®runb  ber 
^igen  @d^rift  unb  ber  93äter.  @eine  tl^eologi- 
ffj^  SSorträge  l^atten  großen  Srfolg,  unb  feine 
@4üler  brängten  il^n,  fte  5u  t)eröffentlid)en  (Dg(. 
Frol.  in  LL.  Sent.).  2)arauf]^in  fd^rieb  er  ^mi» 
fd^n  1145—1150  (ögl.  3)enipc,  «rd^iü  f.  2it.  u. 
«ird&engefc^.  I  [1885],  611 ;  n\d)t  erft  1152,  wie 
ffiuSBoutai)  [Hist.  Univ.  Par.  II,  Paris.  1665, 
256]  angibt)  baS  berül^mte  ©entenjentoerf,  ba§ 
i6n  bid  über  baS  äRittelalter  l^inauS  gum  (eitenben 
@(^ul]^au))te  mad^te.  3n  bemfelben  fud^te  er  bie 
DortDiegenb  pbi^fopl^ifd^e ,  bialeftifd^e  Sebanb« 
lung  ber  Xf^tolo^it  feiner  3tit,  namentUd^  feines 
Se^rerS  ^bälorb,  burd^  bie  pofitiüe  bogmatifcbe  gu 
ergönjen,  bejm.  ju  rectificiren,  inbem  er  bie  firdd* 
lid^n  ®(auben§Iel^ren  a(d  unantaftbare  $rinci))ien 
)u  (Srunbe  legte,  au8  ben  ij^nen  eigentümlichen 
CueUen,  @d^rift  unb  Xrabition«  nac^micS,  fobann 
bie  fd^einboren  SBiberfprüd^e  unb  ®egenfä|e  biefer 
Sluctoritäten  burd^  ^ntt)enbung  ber  ^ialefti!  lödte 
unb  audglid^  unb  bamit  ba§  ^nfeben  beiber  be> 
fefligte.  3)ie  oier  ©entenjenbüd^er  be§  Sombarben, 
bie  aud^  als  Summa  magistri  Lombardi  be- 
)cid^net  mürben  (Denifle  et  Chatelain,  Chart 
univ.  Paris.  I,  Paris.  1889, 645),  finb  eine  com- 
lienbidfe  fpftematifdje  ©efammtbarfteUung  ber 
Zoologie  auS  ben^uSfprüd^en  berl^eiligenSd^rift, 
ber  ^eiligen  SSätcr  unb  ber  ßoncilien  (brevi  vo- 
Inmine  complicans  Patrum  sententias,  appo- 
sitis  eorum  testimoniis ,  ut  non  sit  necesse 
quaerenti  librorum  numerositatem  evolvere ; 
Frol.  in  LL.  Sent.).  SEBaS  im  8.  Sa^r^unbert 
3o^Qnn  t)on  S)ama§cu3  in  feinem  2Ber!e  De  fide 
orthodoxa  in  99e5ug  auf  bie  gried^ifd^en  Söter 
gdeiftet,  baS  erftrebte  ber  Sombarbe  in  feinen 
Sentenzen  begüglid^  ber  gefammten  ^atriftif :  eine 
futge,  f^ftematifd^  georbnete  3ufammenfaffung  ber 
gangen  il^m  üorauSgebenben  tl^eoIogifd)en  £ebr« 
cnttoidflung.  6r  ift  bemnad^  fein  origineller  Senf  er, 
(ein  fd^öpferifd)er  @eift,  ber,  mie  g.  ^.  fein  jüngerer 
Seitgenofie  Stic^arb  ton  @t'SSictor,  burd^  feine 
6d^rif ten  ben  tl^eologifd^en  SbeenfreiS  ermeiterte ; 
fein  SSerbienft  unb  feine  93ebeutung  liegt  barin, 
ba|  er  mit  erftaunltd^em  t^Ieige  (in  labore  multo 
ae  Budore  hoc  volumen  compegimus,  fagt  er 
fdbft  in  ber  SSorrebe)  unb  mit  nic^t  geringem 
€4larffmn  baä  il^m  gugönglid^e  patriftifd^e  S2a- 
terial  gefammelt,  geftd)tet,  oerglid^en  unb  verarbeitet 
^t  8lber  felbft  in  biefem  com|}iIatorifd^  fpfte- 
mottftrenbenSeftreben  ftanb  er  nid)t  al§  berSrfte 
ba;  er  folgte  l^ierin  nur  einem  d^arafteriftifd^en 
Suge  feiner  Seit.  ®a8  12.  3a^r()unbert  ift  bie 
^riobe  ber  „©entengen".  SSor  il^m  fd^on  ver- 
fallen folc^e  Senten^enbüd^er  9(nfelm  von  Saon, 
bie  beiben  SBill^elm  von  Sl^ampeaui;  unb  Sl^alonS, 
bie  Xl^ologen  (m§i  bem  Slbölarb'fd^en  Sbeenireife, 


wie  bie  3)?agifter  SRoIanb  unb  Dmnebene,  femer 
Sarbinal  ^uQe^n,  ®anbulf  unb  ^ugo  von 
©t"9Sictor;  nad^  il^m  fd^rieben  ©entengen  fein 
©d^üler  ^ter  Von  ^oitierd  unb  fein  Sompen- 
biator  Sanbin  (über  bad  Serl^ältni^  feiner  ©en- 
tengen gu  bem  SQ3erfe  be§  Sombarben  Vgl.  Rett- 
berg, Comparationem  inter  Mag.  Bandini 
libellum  et  Petri  Lomb.  sent.  libros  IV  in- 
stituit,  Goett.  1834;  2)enifle,  Slrd&iv  I,  438), 
Stöbert  von  9JteIun  (Hist.  litt,  de  la  France 
XIII,  873 ;  Haureau,  Hist.  de  la  philos.  scoL 
I,  490  s.),  ^räpofitivuS,  ©tepl^an  von  Sangton 
u.  %  (über  bie  ©entenjenliteratur  beS  frübem 
^Mittelalters  vgl.  fiiter.  par(bto.  1892,  81—90). 
S)er  fiombarbe  felbft  fd^öpfte  aud  bem  Solognefer 
Zl^eologen  ©anbulf,  au3  ^uQe^n  unb  bem  iBicto- 
riner  (®enifle,  ^rd^iv  I,  623) ,  unb  gmar  au8 
festerem  fo  auSgiebig,  ba|  man  il^n  entmeber  al§ 
Plagiator  ober  a(3  SBerfaffcr  aud^  ber  ^ugo^fd^en 
©entengen  begeid^nen  gu  muffen  glaubte  (vgl. 
%  3Jtignon  in  ber  Revue  des  sciences  eccies. 
1890,  II,  524  BS.).  SBie  meit  aber  aud^  bie  ^b- 
l&ängtgfcit  von  feinen  Vorgängern  ftd^  erftredfen 
mag,  er  übertraf  fie  alle  an  Keid^boltigfcit,  ©t)fte- 
matif,  Sorrectl^eit  unb  9lüd^tembeit  ber  tl^eologi- 
f^en  ?lnfd^auungen.  ©ein  Sffierf  mirfte,  mie  baS 
einige  Saläre  vor  i^m  erfc^ienene  @ratianS  für  bafi 
JHrd^enred^t,  tro^  mand^er  fad^Iic^en  unb  formeKen 
3JtöngeI  gerabegu  epod^emad^enb ;  fein  ba§  trabi- 
tioneUe  bogmatifd^  -  tl^eologifd^e  99emu^tfein  ber 
Äird^e  repräfentirenber  Snl^alt  mürbe  ber  Sejt 
für  bie  fpeculativen  Slrbeiten  ber  Sb^^^^^d^n  einer 
langen  Sfolgegeit,  bis  am  Snbe  bed  16.  Sal^r- 
^unbertS  bie  ©umma  beS  f^i,  Xl^omaS  feine  ©teile 
als  tl^eologif^eS  fie^rbud^  einnal^m.  (6ine  ge- 
nauere Eingabe  ber  @rünbe,  marum  baS  SBerf 
beS  Sombarben  \\ä)  f o  l^ol^e  Geltung  verfd^affte,  bei 
3Bemer,  2)er  1^1.  Ib^maS  von  ^quino  I,  SlegenS- 
burg  1858,  312  f.,  unb  Protois  [f.  u.]  157  s.) 
@S  mar  bal^er  ein  fd^mereS  Unredf)t  unb  ein 
3etc^en  tl^eologifd^er  ffurgfid^tigfeit,  menn  nad^- 
mal§  SBaltber  von  ©t«18ictor  (Contra  novas  hae- 
reses,  bei  Migne  GXCIX,  1128)  ben  Sombarben 
unb  feinen  ©d^üler  $cter  von  $oitierS  mit  %bölarb 
unb  Gilbert  bc  la  ^orree  in  eine  Sinie  fteKte  unb 
fie  als  bie  „vier  Sabprint^egranfreidiS"  begeid^nete, 
meldte  burd^  ibre  biale!tifdf)c  Sletbobe  ^IleS  in  ber 
äteligion  fd^manfenb  mad^ten.  ^etruS  SombarbuS 
bat  vielmel^r  mit  @t.  33ern]^arb  unb  ^ugo  von 
@t-$ictor  bie  93al^n  für  baS  öd^t  fird)lid)e  unb 
grünblid^e  ©tubium  \yrc  Sl^eologie  geöffnet,  auf 
ber  fortfcbnitenb  fte  ein  Sal^rbunbert  fpöter  gu 
folcber  Sid^tböl^e  gelangt  ift.  $etruS  tl^eilte  fein 
©entengenmerf  in  vier  Sudler,  unb  bie  barin  er- 
örterten ©laubenSmd^rl^eiten  im  ^nfcbluffe  an 
eine  befannte  Unterf  d^eibung  SluguftinS  (De  doctr. 
ehr.  1,  3),  beffen  Sebre  ben  ©runbftodC  bilbet,  in 
Sebren  von  ©ad^en  unb  ßeid^en.  3)ie  Sej^re  von 
ben  ©ad^en  be^anbeln  bie  brei  erften,  bie  Se^e 
von  ben  3^^^/  b.  i.  von  ben  ©acramenten,  baS 
vierte  9u^  (eine  einge^enbere  ^nal^fe  beS  3n]^aIiP 


1919 


$etru3  SomborbuS. 


1920 


ber  einzelnen  Sudler  f.  in  ber  Eist.  litt,  de  la 
France  XH,  589—601 ;  bei  Sflüßöc  Serfuc^ 
einer  (Sefd^.  bei?  t^eol.  aOßifjcnfd^aften  ÜI,  ^aUc 
1798, 443—465;  Mitter,  ©efd^.  ber  ^l^ilof.  VU, 
^amh.  1844, 480—499;  ©töÄ,  ®efd).  b.  ^I^üof. 
beS  aKitteloIterS  I,  aRainj  1864,  393—411; 
ftul^n,  ©Oötnotir  1, 1,  2.9lup.,  Tübingen  1859, 
450  ff. ;  aSJemcr  a.  a.  D.  1, 307—312 ;  ©d^eeben, 
©cmbbud^  ber  tai\).  ©ogmatif  I,  greiburg  1873, 
426  ff. ;  am  auSfül&rlid^ftcn  Protois  57—98  unb 
Ceillier,  Eist.  gen.  des  auteurs  sacres  XIV, 
n.  ed.  Paris  1863,  550—567).  Snbefe  blieb 
ba§  aOßer!  beS  fiombarben  nid^t  unangefod^ten. 
Sd^on  baS  gal^Ireid^  befud^te,  t)on  $apft  SHe- 
lanber  in.  pröfibirte  ©oncil  öon  lourS  (1163) 
|at  ben  @a^  be§  fiombarben  unb  feiner  @d^ule 
(Sent.  1.  3,  d.  6.  7.  10):  ,,e^riftnS  atö  TOenjd^ 
fei  nid^t  gtmaS,  unb  baS  göttUd^e  SBort  l^abe  ftd^ 
mit  bem  2eib  unb  ber  ©eele  nod^  9lrt  be§  Seft^nS 
(secundum  habitum)  tiereinigt,  nid^t  anberS  qI3 
ob  e§  mit  einem  ffletbe  angetl^an  gewefen  fei"  (ögl 
Pet.  Pictav.  Sent.  4,  10),  in  eingel^enbe  Unter» 
fud^ung  gebogen,  ol^ne  jebod^  eine  entfd^etbenbe 
©entenj  ^u föUen  (Mansi,  Conc.  XXI,  1184 sq.; 
^efele«ftnöpfler,  6onc.-®cfc^.  V,  616  f.).  fflUt 
btefer  Seigre,  tt)eld)e  mon  qI3  9{tl^üi§mu8  be^eid^net 
l^at,  würbe  nid^t  bie  SRealität  ber  SWenf  d^l^eit  gl^rifti 
gelöugnet,  fonbem  nur  bel^auptet,  ba^  biefelbe 
@)l^rifto  ntd^t  mefentlid^  ^ufomme,  nid^t  t)on  il^m 
iv  T(p  t(  ioTi  (in  eo  quod  quid  est)  ouSgefagt 
werbe.  SBie  feine  ®egner,  bie  ütagifter  3o]^onn 
Don  ßomttjall  (Comubiensis)  unb  SOBaltl^er  üon 
©t»93tctor,  angeben,  l^at  ^cter  biefe  TOeinung  au§ 
ber  Theologia  feincS  fiel^rerS  ^Ibälarb  gcfd^öpft, 
unb  in  ber  %^ai  ift  biefelbe  ber  ?lbölarb'f(f)en 
©d^ule,  toie  il^re  gleid^jeitigcn  ©entenjcnbüd^cr 
bartt)un,  nid)t  fremb  (ögl.  ©icti,  ®ie  ©entengen 
5RoIanb§,  greiburg  1891,  175  ff.,  9lnm.  13). 
$etni§  trug  aber  biefe  ßel^re  nid^t  al§  „feine  93e- 
I)auptung",  fonbem  als  „TOeinung"  öor  unb  er» 
flärte  öffentlid^,  bafe  er  „feine  SBc^auptimg  auf» 
ftcBen  tt)oIIe,  ttjcld^c  nid)t  fatl)oItfd^er  ©laube  fei" 
(Joann.  Comub.  im  Eulogium  [f.  u.]).  S)a]^er 
gcl^t  ber  l^cftigc  2BaItl}er  öon  ©t-S3ictor  offen» 
bar  ju  tt)cit,  ttjcnu  er  ben  ßomborben  einen  §ä» 
retifer  nennt  (über  bie  ^olemif  SBaltl^erS  gegen 
ben  fiombarben  Ogl.  d'Argentre,  Coli.  jud.  I, 
Paris.  1755,  112  sqq.  116).  S)a  aber  biefe 
9Keinung  unter  ben  jaljlreidien  ©d)ülem  be§  £om» 
barben  immer  mel^r  ftd^  befeftigte,  fo  ttjenbete  fid^ 
einer  berfelben,  ber  genannte  ÜKagtfter  Sol^ann 
oon  6omtt)all,  el^ebem  felbft  ein  eifriger  SJnl^änger 
be§  9HI)iIi§mu§,  in  einer  fd^arf finnigen  SBiber» 
legungSfd^rift  (Eulogium  genannt,  bei  Martene 
et  Durand,  Thes.  V,  Paris.  1717,  1655  sqq. 
imb  Migne,  PP.  lat.  CXCIX,  1043  sqq.)  an  ben 
^apft,  bei  bem  er  ttjegen  feiner  ©elel^rfamfeit  l^od^ 
in  gieren  ftanb,  mit  ber  ©itte,  er  möge  burd^  ein 
allgemeines  S)ecret  für  immer  biefe  ßontroOerfe 
beenben  unb  ginl^eit  unb  ©id^erl^eit  ber  ßel^re  unter 
t)en  äl^eologen  l^erbeifül^ren.  ^Uejanber  III.,  ber 


einft  als  Sltagifter  Stolonb  in  feinen  ^©entoijm' 
fad^Iid^  biefelbe  Seigre  Vorgetragen  l^tte  loie  ber 
fiombarbe  (ogl.  ®  ieä  176),  beauftragte  }uerft  mmib' 
lid^,  fobonn  in  gtoei  Derfd^iebenen  ©d^reiben  ben 
at)oftoIifd^en  fiegaten  (Srjbif  d^of  SBil^m  Don  Seti 
unb  fpöter  (1176)  Don  SteimS,  feine  ©uffrogone 
}ur  äbfd^affung  ber  „Derfel^rten  Seigre  beS  e^ 
maligen  ^arifer  Sifd^ofS  ^eter,  ba|  ^n|hi§  oIS 
9)}enfd^  nid^t  Stn)aS  fei,  gu  befHmmen,  unb  bie 
^rofefjoren  ber  ^ßarifer  unb  anberer  ©d^ulenfraft 
apoftoUfd^er  ^uctoritöt  unter  bem  Slncft^  an* 
gul^alten,  ba^  fte  leierten,  Sl^ftuS  fei  ein  boO- 
fommener  uiü)  molarer,  quS  fieib  unb  ©ede  be- 
ftel^enber  SReufd^"  (baS  erfte  @d^reiben  d.  d. 
28.  aJlai  1170,  bei  Migne,  PP.  lat.  CC,  685; 
baS  att)eite  d.  d.  18.  Srebr.  1177,  bei  ä'AigßiM 
1, 112;beibebeiMansiXXI,  1081;XXn,119, 
fon)ie  beiDenifle-Chatelain,  Chart.  1, 4, 8, 0.3.9 
mit  ber  rid^tigen  2)atirung ;  Dgl.  Qud^  C^^e,  (onc* 
®efd^.  V,  2.  «up.,  719).  gtoei  Sal&re  boiouf 
lie^  f obann  ^le^anber  m.  auf  bem  britten  SataaB* 
concil  (1179)  feinem  ßntfd^eibe  aud^  nod^  biefpuD- 
bale  ©anction  geben  (Mansi  XXII,  247  sq.; 
ogl.  über  biefe  Sontrooerfe  Sad^,  3)ogmengeji^ 
II,  SBien  1875,  180  ff.  201  ff.  226  ff.  386  f. 
729  f. ;  )ur  ©ad^e  felbft  Ogl.  8.  Thom.  Srnnmi 
theol.  P.  3,  q.  2,  a.  6;  ©d^eeben  II,  847 f., 
n.  366 ;  ^ergenröti^er,  ffird^engefd^.  ü,  3.  Äit 
517  f.).  2)er  9lbt  Soad^im  oon  giore  (gfonS; 
f.  b.  ^rt.)  I^tte  in  ber  ^bl^anblung  De  miitate 
seu  essentia  Trinitatis  ben  Sombarben  eim 
haereticus  et  insanos  genannt,  totil  er  tt^foxü^ 
(1.  Sent.  d.  5):  „ißater,  ©ol^n  unb  l^eiliger  Seifl 
feien  quaedam  summa  res,  unb  biefe  fei  ineba 
jeugcnb  nod^  gejeugt"  u.  f.  m.  SDaburd^  ttobe, 
meinte  Soad^im,  eine  Duatemität  in  (Sott  ein« 
getragen,  nämlid^  bie  brei  ^erfonen  unb  je« 
summa  res,  bie  gemeinfome  SBefen^eit.  Sa 
fromme  2Rann  glaubte  nämlid^,  mie  S^^omoS  be» 
merft,  .non  bene  capiens  verba  Magistri,  nt- 
pote  in  subtilibus  fidei  dogmatibus  rudis*,  ber 
Sombarbe  faffe  ben  Unterfdjieb  jmif^en  ^m 
unb  äBefeni)eit  alS  einen  realen,  ben  er  bo^  ^ 
rabeju  läugnet.  ®a8  Oierte  fiateronconcU  wü« 
Snnocena  HI.  (1215)  mieS  biefe  «nft^ufinpii 
^urüdt  unb  trat  ber  ßel&re  be§  Somborben  bei,  bit 
beS  Soad^im  aber  Oerurtl^eüte  fte  al8  l^aretij^. 
Dbgleid)  baS  ^Infel^en  beS  Sombarben  biml^  bieie 
lel^ramtlid^e  Snt(d^eibung  nod^  er^öl^t  nntrbe,  |d 
roax  baSfelbe  bod^  fein  uneingefd^rön^teS  unb  W 
^b^ängigfeit  feiner  Kommentatoren  öon  i^  tm 
fftoifd^e.  ©c^on  um  bie  5Kitte  beS  13.  3* 
i)unbert§  finben  mir  (bei  Bonaventura,  In  2.  Sent 
Praeloc.  [Opp.  II,  Quaracchi  1885,  2]  unb  In 
2.  Sent.  d.  44,  dub.  3  [ib.  1016])  ein  Serjei^rij 
Oon  a(!i)i  ©ö^en,  „in  quibus  magis  commnmtff 
non  sustinetur  (sc.  Magister  Petrus),  imme 
communis  opinio  tenet  contrarium*.  Späs 
mürbe  burd^  Uebereinfommcn  (nid^t  burc^  einfön»- 
lid^eS  SBerbammungSbecret)  ber  ^rifer  ®octoi« 
bie  Sal^I  bief  er  anftb^igen  ©ä^e  bebeutenb  üennejrt 


1921 


$etrud  SombarbuS. 


1922 


S)er  2)ommicQiter  ß^meric  f d^rteb  eine  eigene  96- 
l^blung  über  22  fold^er  ^rttfel  (Cod.  Bibl 
Colbert.  Par.  n.  2847,  f.  127);  b'^lrgentre 
(ColL  jud.  I,  118  sq.)  fü^rt  beten  26  auf  (»gl 
j^ier^u  Denifle-Chatelain,  Chart.  1, 220,  n.  194). 
Zrolbem  bel^ielt  bet  ©entengenmetfter  bie  fSfül^rer* 
tolle  in  ber  Xl^eologie,  fo  gmar,  hai,  xoit  gleid^- 
jeitig  Stoger  föacon  in  einem  @d^reiben  an  Sie« 
mens  IV.  flogt  (Denifle  •  Chatelain,  Chart.  I, 
473  sq.,  n.  419),  ber  Srnörung  be§  @entengen- 
bud^ed  mand^mal  ber  SSorjug  gegeben  tourbe  t)or 
b«  6sege|e  ber  ^eiligen  ©c^ript.  9(n  ber  Uni- 
nerjitöt  Don  ^ris  mie  aud^  anbem)ärt3  mu^te 
bis  l^erob  in'8  16.  Sal^rl^unbert  jeber  93accQlareu§ 
in  ber  Sl^eologie  feine  $robe  für  bo8  2)octo- 
tat  (Licentia)  burd^  Srflörung  ber  @enten}en 
mad^  (ogl.  Thurot,  De  rorganisation  de  Ten- 
seignement  dans  runiversite  de  Paris  au 
moyen-ftge,  bei  Protois  159  ss.;  ^rontl,  ©efd^. 
ber  Unioerf.  3ngoIftabt  u.  f.  to.  I,  aJlünd^cn  1872, 
45).  @o  tarn  e§,  ba^  bie  Kommentare  ^u  bem 
^tteiten  leitenben  tl^eologtfd^en  ©runbbud^e  (bog 
erftemor  bieSibel;  ogl.  2)enif(e  in  Revue  thomiste 
1894,  157.  160)  in'8  Unaöl^Iige  fid^  meierten. 
Aein  fionb,  feine  tl^eologifd^e  ©d^ule  mod^t  l^ierin 
eine  9u8na]^me;  jebe  tl^eologifd^e  f^focultöt  l^te 
i^  ySententiorier".  ^itS  (De  illust.  Angliae 
flcriptt,  Par.  1619)  söl^It  nic^t  weniger  oIS 
160  Kommentatoren  unter  ben  Sl^eotogen  Sng- 
totbS,  S^onfreid^  l^tberen  nod^  mel^r  auf}utt)eifen; 
baju  lommen  bann  bie  Kommentare  ber  Xl^eo- 
logen  oon  Spanitn,  gtaUen  unb  2)eutfd^Ianb. 
«Ed^rb  (Scriptt.  0.  Pr.,  Paris.  1719—1721, 
2  voll.)  fü|^rt  152  ©omtniconer-Sl^eoIogen  auf, 
toeld^e  Krhörungen  gu  ben  @entengen  oeröffent* 
la^ittL  2)iefe  Kommentatoren  aUe  auf^al^Ien  unb 
narbigen,. l^ie^e  eine  ©efd^id^te  ber  Xl^eologie  bed 
9RitteIaIter9  fd^reiben.  Kine,  xotnn  aud^  unDoQ- 
ftfinbige  3ufammenftellung  berjelben  (Eienchus 
aliquot  scholasticorum ,  qui  scripserunt  in 
Magistrum  Sententianun),  246  tl^eologifd^e 
ed^ftftetter,  lieferte  ber  3efuit  «nt.  ^offeöin  in 
ber  Bibliotheca  selecta  de  ratione  studiorum, 
L  3,  c.  15,  ed.  Bomae  1593,  I,  276,  fotoie 
Protois  (f.  u.)  161— 179.  Kine  fel^r  braud^bare 
Ueberfid^t  über  bie  Stellen,  mo  bie  eingelnen  beim 
Somborben  berfil^rten  f^fragen  oon  feinen  (meift 
nod^fd^oIafKfd^en)  Kommentatoren  bel^onbelt  wer- 
ben, gab  Solenn  äJlartineg  be  Slipalba  in  ber  ^u- 
crf}  1635  gu  @alamanca,  bann  öfter  )u  Sibln, 
2i9on,  IBenebig,  neueftenS  (1892)  bei  95toö8  in 
^pknrifi  fplenbib  gebrudtten  @d^rift  Expositio 
breris  Magistri  Sentent.  cum  quaestionibus, 
^piae  circa  ipsam  moveri  possunt  et  auctori- 
bna,  qui  de  Ulis  disserunt.  —  3(3  tl^eologifd^ed 
€d^ulbud^  nmrben  benn  aud^  bie  Sentenzen  fc^on 
fcu|e  unb  bis  in'S  17.  Sabtl^unbert  an  Derfd^ie» 
Denen  Orten,  namentlid^  ju  SSenebig  (fd^on  1477), 
»afel  (feit  1486),  Slümberg.  »ötn,  Sömen,  ^Jari§ 
VL  f.  n).,  unjäl^Iige  3RqU  gebrudtt,  gemöl^nlid^  mit 
ber  Sifte  ber  allgemein  oon  ben  ^Ideologen  oer* 

atc^enlesiron.  IX.  2.  Sufl. 


toorfenen  @ö^,  ober  aud^  mit  irgenb  einem  Kom- 
mentare, toie  g.  93.  bie  SSenebiger  ^udgabe  oon 
1480  mit  ber  erflärung  bed  fJrandScanerS  9lic. 
be  Orbefiid  (f.  b.  9rt.),  bie  99a8Ier  oon  1487  mit 
ben  Koncluftonen  beS  ^einrid^  oon  ®orfum  (f.  b. 
Sri.),  bie  ffölner  oon  1513  mit  bem  Kommentare 
beS  ^egibiuS  be  Kolonna  (f.  b.  3rt.)  unb  ben  3u- 
fä^  bed  ^inrid^  oon  äBeimar  (de  Vrimaria, 
um  1334);  bie  fpäteren  ausgaben  meift  mit  ben 
Kommentaren  bed  1^1.  Xl^omaS  ober  33onak)entura 
u.  51.  —  Um  SSerbefferung  beS  Jq^teS  ber  ©en- 
tenjen  bcmül&ten  fid^  bie  ©orbonniften  5lnt.  3)e» 
mod^ared,  Sol^.  99auge  unb  ^oi).  Slleaume  (um 
1542),  beffen  ätecenfwn  ben  meiften  fpäteren  3lu8- 
gaben,  aud^  ber  oon  SDligne  (PP.  lat.  CXCn, 
519  sqq.),  gu  ®runbe  liegt;  in  neuefter  3^ 
P.  SibeliS  a  fjfanna  mit  ben  mttm  be§  Kol- 
legiums gu  Ouaracd^i,  toeld^e  für  ben  ©entengen- 
commentar  be§  1^1.  IBonaoentura  burd^SSergleid^ung 
oon  ^anbfd^riften  unb  SDrudfmerfen  einen  cor- 
rectem  lejt  beS  Somborben  l^erjuftetten  fud^ten 
(tjgl.  Opp.  S.  Bonav.  I,  Proleg.  c.  3,  p.  LXXXII). 
2)ie  OrtginaI^anb)d^rift  ber  ©entengen  toaxh  2tal^- 
l^unberte  lang  in  ber  Ka))itelSbibIiotl^ef  oon  Sflotre- 
2)ame  aufbemal^rt,  bis  fie  im  3. 1756  oon  ben 
Kanonifem  bem  Äönige  Submig  XV.  überlaffen 
mürbe  (Denifle-Chatelain,  Chart.1,494,  n.437 ; 
II,  72,  n.  598). 

Ungleid^  meniger  Krfolg  litten  bie  übrigen 
©d^riften  bcS  fiombarben.  ©ein  ^falmencom- 
mentar  (Commentarius  in  Psalmos  Davidicos 
sive  Glossa  Magistralis  [=  Major  Glossatura] 
ex  selectis  et  orthodoxis  auctoribus,  Norimb. 
1478 ;  bann  ju  ©afcl  1486  unb  ^ariS  1533, 
1537  unb  1541 ;  ein  9lad^brud  biefer  oon  bem 
geleierten  gtanciScaner  SRid^arb  oon  9JtanS  be- 
jorgten  SluSgaben  bei  Migne,  PP.  lat.  CXCI, 
31—1296)  ift  in  ber  fjorm  ber  mittelalterlid^en 
Katenen  auS  SöterfteUen  unb  ^udfprüd^en  t)on 
^l^eologen  gufammengetooben  unb  oorgugdmeife, 
oldne  gerabe  ben  Siteralftnn  auSgufd^Uelen,  aUe- 
gorifd^  unb  m^ftifd^.  —  ®er  Kommentar  gu  ben 
»riefen  be«  1^1.  ?ßaulu8  entbält,  mie  fein  Jitel 
Collectanea  in  omnes  D.  Pauli  Ap.  epi- 
stolas  fd^on  anbeutet,  gro^entl^eild  mit  Umftd^t 
gemöl^Ite  ^uSgüge  au8  ©(|riften  be§  1^1  9lm- 
brofmS,  ^ilariuS,  ^ieronpmuS,  5luguftin,  Kaf- 
fu)bor,  SlemigiuS  t)on  Silibene  u.  91.  Kr  mürbe 
oon  1535—1555  in  ^ri§  ad^tmal  gebrudtt;  ein 
neuer  ^bbrud  l^ieroon  bei  Migne  1.  c.  CXCI  et 
CXCII.  —  ^ie  bem  fiombarben  gugefd^riebenen 
ungebrudtten  Glossae  in  Jobum  unb  eine  in  gtoei 
ausgaben  (1483  u.  1561)  erfd^ienene  Koangelien- 
barmonie  (Concordia  evangelica)  fmb  mabr- 
f^einlid^  unöd^t.  S)a  bie  mijfenfd^ftlid^e  Krflö- 
rung  ber  beiligen  ©^rift  ben  S^tU  unb  ^ö^epunft 
bed  tieeoIogi{d)en  ©tubiumS  im  ÜRittelalter  bilbete 
unb  ben  eigentlid^en  fie^rem  (magistri)  ber  Jl&eo- 
logie  oorbel^alten  mar  (ogl.  SDentfie  in  ber  Bevne 
thom.  1894,  149  sqq.),  fo  finb  bie  esegetifdben 
©d^riften  bed  ^truS  fiomborbufi  ol^neig^ ' 


nad^'(Sonftcmttno))ä  imb  fd^Iug  bds  ^enottfon 
(f.  b.  9xt)  bei  ScQciuS  t)or,  ber  auf  bt^en  $Ian 
einging  unb  ben  Aaifer  günftig  bafür  ftimmte. 
@o  erfd^ien  baS  ^enotilon:  Xalaja  toorb  Don 
^e^anbrien  vertrieben  unb  biefe  ^auptfird^e  ben 
unmürbigen  ^önben  bed  $etru3  ^nguS  anDer* 
traut,  ber  natürlid^  ^ad  ^enotüon  onnal^m,  aber 

Sogleid^  aud^  toeit  barüber  l^inauSgtng,  inbem  er 
lie  ääefd^Iüffe  ber  S^nobe  Don  Sl^alcebon  (f.  b. 
Sri.)  Derbammte  unb  bie  ©ebeine  ber  latl^olifci^en 
alesonbrinifd^  ^triard^en  ^oteriuS  unb  Solo* 
p]^afioIu§  entn)ei|en  lie^.  3lad^  biefen  unb  öl^n» 
lid^en  f$ret)eln  mürbe  er  ^u  mieberl^olten  SRalen 
Dom  römifd^en  @tu^I  anatl^entatifirt.  jhtr^  beDor 
er  ftarb,  fonbte  er  einen  Srief  an  ben  neuen  ^a» 
triard^en  f$raDita8  t)on  Sonftanttnopel  ab,  morin 
er  abermals  baS  Soncil  t)on  S^alcebon  Derbammte. 
er  befd^Iofe  fein  fd^uIbbePedfteS  Seben  im  3.  490. 
—  Sriefe,  mlä)t  $etru3  äRonguS  unb  ScaciuS 
angeblid^  mit  einanber  mä)]tltm,  finb  in  loptif d^er 
Sprad^e  erl^alten  unb, Don  ^mölineau  (Mon.  pour 
servir  k  l'hist.  d'Egypte  ehret,  aux  4*  et 
5®  siecles,  Paris  1888,  196  ss. ;  Möm. ...  de 
la  misBion  archöol.  Fran9.  au  Caire  lY)  foptijd^ 
unb  franjöfifd^,  Don  SRöDillout  in  ber  Bevue  des 
questions  bist.  XXTT  [1877],  103  ss.  in  fran- 
5öftfd^er  Ueberfe^ung  Deröffentlid^t.  Smölineau  er« 
Hart  bie  Sriefe  für  unäd^t;  il^m  ftimmt  ©arben- 
l^ewer,  gjatrologie,  greiburg  1894, 503,  ju.  (Sgl. 
bie  im  9lrt.  aKonopl^^fUen  angeg.  Sit.)  [©d^röbl.] 

^rixns  be  9{atalig,  f.  9lataU. 

^efni5  "Seiger,  f.  SRiger. 

^etms  "fßiotasms^  ber  1^1.,  Stifter  bed 
aJlercebarierorbenS  jum  SoSfauf  ber  ©efangenen, 
mar  mal^rfd^einlid^  um  1182  ^u  £e  9Ra3»@ainte3- 
$uelle8  (Recaudum)  bei  ßaftelnaubart)  in  ©üb« 


il^m  bie  allerfeligftc  Sungfrau  unb  1 
fioSfauf  ber  @efangenen  einen  Orl 
ffiiefelbe  Sifion  l^atten  ju  glcid^ 
3acob  unb  !Rat)munb  Don  ^ennaj 
biefe  Sifion  BenedictXIV.,  De  c 
c.  9,  n.  6).  ^üc  brci  famcn  m 
Don  ^Barcelona,  ffierengar  be  la  3kxl 
übercin,  am  10.  ^uguft  ben  (&ti 
neuen  SBerfe  ju  legen.  Segen  ba« 
cenj'  ni.,  neue  Drbcn  ju  grünbei 
burd^  ^riDilegien  ber  oragonifd^ 
gefd^ü^t  betrad^tet  "f^öbtti.  S^ieUeii 
®runo  ju  finben,  toarum  ber  ji 
aWitftifter  bcS  OrbenS  fo  flarf  i 
grunb  treten  mu^te.  2)er  ®eba 
Kl^riften  ju  befreien,  »or  übrigens 
TOattl^.  25,  36).  aScrbönbe  unb 
5um  fioSfauf  ber  (befangenen  beft( 
fiangem.  @o  l^atten  qu$  im  2^.  : 
in  ^Barcelona  einen  93erein  ju  b 
gegrünbet,  unb  biefe  Sruberfd^aft  n)i 
läge  für  ben  neuen  Orben  beS  1^1.  $i 
^m  10.  Suguft  erl^ielt  $etruS  bad 
aus  ber  bavh  be§  $tf d^ofS  (nad^  9 
bed  1^1.  SRoQmunb)  unb  na|m  ba 
fogleid^  13  ©enoffen  in  ben  Ot 
äa^r  ber  ©rünbung  ift  nid^t  fid^ei 
d^ronüen  begeid^nen  aI3  foIi^eS  12 
biften  1223.  ©regor  IX.  befic 
Stiftung  am  17.  3anuar  1235. 
befd^äftigte  \\ä)  junäd^ft  eifrig  mit 
ganifation  beS  DrbenS.  3m  3.  1 
erfte  @eneralcapttel  abgel^alten,  o 
Siegel  beS  1^1.  ^uguftin  feierlid^  c 
angenommen  tt)urbc.  S)er  Drbcn  ' 
Sruberfdöaft ,  au§  ber  er  Tidö  e 


1925 


$ettu8  be  3Raxca  —  $etru9  SRonguS. 


1926 


9e6rM  be  ^axca,  f.  ^RarcQ. 

^tbms  9tart9t,  ber  I^I.,  aud^  nad^  feinem 
Geburtsort  Petrus  Veronensis  genannt,  0.  Pr., 
eifriger  ffQm))fer  gegen  bie  Srrlel^ren  ber  ffotl^er 
unb  Slutjeuge  für  ben  ©louben,  toar  felbft  baS 
ftinb  l^ördif^er  eitern,  gr  toor  1205  ober  1206 

goren,  ftubtrte  gu  Bologna  unb  trat  im  Sobed* 
r  beS  1^1.  S)ominicu§  (1221)  in  ben  2)omim- 
canerorben.  @eit  1223  erfd^eint  er  al8  eifriger 
Srebiger  gegen  bie  3rrle](|rer,  befonberS  in  ber 
&)mbarbei,  ber  Warf  oon  Sncona  unb  in  Xod* 
cana.  3u  Sflorenj  mar  ber  Srf olg  feines  SBirfend 
ber  9rt,  ba|  bie  93ürger  fofort  aue  ffe^er  auS  ber 
€tabt  Vertrieben.  3nt  %  1234  unb  nod^malS  im 
3. 1251  mar  $etruS  ©laubenSinquifitor  ju  Wa> 
Umb ;  baSfelbe  ^mt  Derfal^  er  gu  t^Iorenj,  in  Somo 
unb  ber  gangen  Sombarbei.  SBäl^renb  er  fid^  in 
ber  Sfofiengeit  1252  gu  Somo  oufl^ielt,  nal^men 
bie  ^retiler  in  SRailanb  gmei  SRörber  in  il^en 
S)ienft,  bie  $etruS  bei  feiner  SRudfel^r  nad^  3RaU 
lanb  ermorben  follten.  2)ie  99Iuttl^at  mürbe  mir!« 
lid^  am  6.  ^pril  auSgefül^rt ;  fterbenb  fprad^  ^etruS 
nod^  baS  ®IaubenSbefenntni^  axiQ,  meld^eS  er  fd^on 
mit  7  doloren  gegen  feinen  ](|öretifd^en  Ol^eim  oer- 
tl^eibigt  l^tte.  SSereitS  im  3. 1253  nal^m  ißapft  3n- 
noceng  IV.  il^n  unter  bie  ^eiligen  auf.  (Sgl.  AA.  SS. 
Boll.  April.  III,  678  sqq. ;  [Visiani  J  Vita  emar- 
tirio  del  S.  Pietro  Martire,  Verona  1862;  Che- 
Tftlier,  Rep.  u.  Suppl.  s.  v.)  [®am8  0.  S.  B.] 
yfiims'^aTbfX  b^^ngl^iera  (Anglerius), 
berühmter  ®  elel^rier  unb  @d^riftfteQer  beS  1 5. 3al^r- 
(imbertS,  l^äufig  blo^  ^etruS  SJtart^r  genannt, 
toar  }u  Sirona  am  Sago  9Jtaggiore  mal^rfd^einlid^ 
im  3. 1457  geboren.  Um  1477  l&ieft  er  fid|  gu 
Som  auf,  mo  befonberS  ber  garbinal  SScanio 
Sloria  Sforza  fein  ®5nner  unb  naml^afte  ^uma» 
itiften  feine  greunbe  maren.  S)a  fid^  il^m  aber  in 
3toIien  feine  feinem  (S^]^rgeig  entfpred^enbe  Stellung 
barbot,  oerfud^te  er  fein  ®Iüd  in  Spanten  (1487). 
S«r  fpanifd^e  ©efanbte  am  pöpfüic^en  ^of e  fül^rte 
ibn  bei  ffönig  f^erbinanb  ein,  bei  meld^em  ^truS 
Wärter  feitbem  in  ®unft  blieb,  gine  furge  3rit 
l^lt  er  )u  @alamanca  äSortröge  über  SuoenalS 
gtoeite  Satire,  bann  betl^eiligte  er  fid^,  übrigens 
o^ne  fid^  auSgugeid^nen,  an  bem  jhiege  gegen  bie 
SRauren.  5Rad^  bem  gfattc  ©ranaba'S  (1492)  blieb 
er  bei  bem  neuen  Srgbif d^of  bief er  Stabt ,  ^er- 
mmbo  be  Zaiatera,  unb  erl^ielt  nad^  eigener  An- 
gabe bafelbft  eine  Soml^ermftelle.  SnSbefonbere 
ober  marb  il^m  bie  Aufgabe  gu  Xl^eil,  bie  99ilbung 
ber  dofpagen  m  leiten ;  er  erlangte  baburd^  großen 
Cfainu^  auf  ben  ^bel  oon  Saftüien,  ber  i^m 
0ri(|tentbeiIS  feine  99ilbung  oerbanfte,  unb  ein- 
gil^aibe  ffenntni^  aller  ^ofangelegenl^eiten.  2)e|' 
häb  mürbe  er  aud^  im  3. 1501  gu  einer  @efanbt« 
jäjfO^  an  ben  Sultan  oon  SIeatipten  auSerfel^en, 
anaeblid^  um  beim  Sultan  gu  ©unften  oon  oeffen 
d^piid^en  Untertl^anen  gu  interüeniren,  benen 
^Mjfy  Sebanblung  angebrobt  mar,  mie  fte  bie 
Vtol^mebaner  in  Spanien  gefunben  l^ötten ;  über 
bm  Joäffttn  S^^^  ber  ®efanbtfd^aft  beftel^en  Der- 


fd^iebene  S3ermutbungcn  (ogl.  SemaiiS  [f.  u.]  16, 
9lnm.).  3la(f^  feiner  SRüdttel^r  übcmal^m  ^truS 
mieberum  baS  SImt,  nun  aud^  mit  bem  Xitel  als 
fiel^rer  ber  ^ofpagen :  ber  ^apft  oerlie^  il^m  meiter- 
bin  ben  Xitel  eines  Protonotarius  apostolicus. 
^ferner  nmrbe  i^m  bie  SteEe  beS  ^riorS  an  ber 
Satbebrale  gu  ©ranaba  gu  Xl^il,  unb  er  entfd^Io^ 
fid^  bamalS  (1504)  aud^,  bie  \)'6^ttm  äBeil^en  gu 
empfangen.  UebrigenS  bi«It  er  fid^  bie  mdfte  Seit 
am  teniglid^en  ^ofe  auf,  mürbe  aud^  nod^  me^r- 
fad^  in  SSertrauenSftellungen  bermeiü)et.  Spöter 
erlangte  er  nod|  anbere  ^frünben  unb  Xitel ;  1523 
ernannte  i^n  ffarl  V.  gum  ^falggrafen  unb  1524 
gum  SRitglieb  beS  inbif c^en  ^at^eS.  Sule^t  mürbe 
er  nod^  gu  feiner  befonbem  fjreube  ^bt  öon  3ö- 
maica,  ffarb  aber  balb  nad^l^er,  @nbe  beS  S^^^teS 
1526.  —  95on  ben  Sd^riften  beS  ^etruS  mirb  am 
mdften  fein  Opus  epistolarum  genannt,  meld^eS 
oiele  intereffante  gefd^id^tlid^e  Singelbeiten  bietet 
unb  lange  als  biftorifd^e  Duette  benu^t  mürbe. 
Steuere  fjorfd^er  "f^ahtn  aber  bie  (Slaubmürbigfeit 
beS  aOßerfeS  me^r  ober  minbcr  beanftanbct  (®e» 
nauereS  f.  bei  Sema^S  42  ff.).  ®ie  erfte  (fcl^r 
feltene)  3)rud(auSgabe  beS  Opus  epist.  ift  bie  oon 
Sllcalä  be  ^enareS  (1530);  bequemer,  aber  nid^t 
fehlerlos,  ift  ber  Slgeoir^fd^e  9lad^brud,  ^mfterbam 
1670.  ein  meitcreS  SBer!  beS  ^etruS  TOari^r 
befd^reibt  unter  bem  Xitel  Legatio  Babylonica 
in  brei  Sudlern  feine  ®efanbtfd^aftSreife  mä^ 
SlegQpten,  unb  gmar  in  glaubhafter  SBeife,  mie 
fid^  burd^  IBergleid^ung  mit  anbermeitigen  3lad^ 
rieten  ermeifen  läfet.  9Rod^  intereffanter  fmb  feine 
Decades  de  orbe  novo,  meldte  er  1493  begann 
unb  als  eine  ®ef d^id^te  ber  ßnibedtungen  in  ^merifa 
in  ad^t  S)ecaben  bis  gum  Sa^re  1525  meiterfü^rte. 
Sine  oottftönbige  Ausgabe  ber  S)ecaben  erfd^ien 
gu  ^riS  1530;  mebr  im  ®ebraud^  ift  bie  oon 
$ariS  1587;  eingelne  X^eile  beS  aSBcrfeS  maren 
fd^on  oorber  gebrudtt  begm.  überfe^t  morbrn  (ogl. 
Brunei,  Manuel  unb  Suppl.  s.  v.  Anglerius; 
SSema^S  211  ff.),  ©nige  fleinere  Sd^riftcn  beS 
SßetruS  fmb  in  ber  SluSgabe  feiner  SSJerfe  gu  Se» 
öifla  1511  (nid^tl500)  gebrudCt.  (Sgl.  bef onberS 
Sema^S,  ^truS  SKartiir  9lngleriuS  unb  fein 
Opus  £pistolarum,  Strasburg  1891,  mo 
S.  XI  ff.  bie  frül^  reid^l^altige  Siteratur  an* 
gegeben  ift.)  [91.  ßffer]. 

9efnt5  'gtaxbn  Tftvmit^  f-  SSermigli 

^ttmii  9tatf9te$9  f*  L^ber  sepümus. 

Citrus  9togifo$,  f.  SRogilaS. 

^etms  ^^BiWfus  (b,  1^.  ber  Stammler  ober 
ber  Reifere),  eines  ber  ^äiipter  ber  monopl^^fiti» 
fd^en  Partei  gu  Siesanbrien.  Sd^on  unter  feinem 
Ißorgänger  im  ale^anbrinifd^en  ^triard^ate,  bem 
rafenben  XimotbeuS  SleluruS  (gcft.  477),  nabm 
$etruS  als  Slrd^ibiacon  biefeS  Ungeheuers  an  allen 
SBerbred^en  beSfelben  gegen  bie  ffatbolifen  gro^ 
^ntbeil.  9{ad^  SleluruS^  Xobe  möi^lte  bie  mono« 
pl^Qfttifd^e  gkirtei  in  Slle^anbrien  il^n  m  beffen 
9ta(^f olger;  biefeS  betrad^tete  ffaifer  3^no  als 
eine  Smpbrung  unb  fprad^  baber  baS  XobeS* 


1927 


ißetruS  be  ^ßataltS  —  $etru8  91oIq§cu8,  bet  1^1. 


1928 


urtl^eil  über  betrug  qu8,  bem  ftd^  btefer  burd^ 
bie  Sflud^t  entgOQ.  S)a  inbeft  ber  fatl^oUfd^e  ^- 
triord^  t)on  Slesonbrien,  Simotl^euS  @oIop]^Q- 
lioIuS,  balb  [tarb,  toöl^Ite  imax  bie  fatl^olifd^e 
!ßartei  Sol^onneS  %ala\a  ^u  feinem  9{ad^foIger, 
(diein  bief em  {e|te  bie  bei  toeitem  gol^Ireid^ere  ^ßartei 
ber  SRonopl^^ftten  toieber  $etru8  SRongud  ent- 
gegen, anfangs  mar  ber  jfaifer  entfd^Ioffen,  nur 
bie  SBal^I  Xaloja^d  ^u  genel^migen;  allein  ber  $a» 
triard^  ^caciuS  t)on  Sonftantinopel,  bei  bem  ed 
Xalaja  üerföumt  l^atte,  ftd^  gebül^renb  }u  em- 
l)fe]^Ien,  tou^tt  ben  ffaifer  gegen  il^  einjuncl^men 
unb  für  SRonguS  ^u  fttmmen,  unb  biefe  Umftönbe 
benu^te  nun  äRonguS  auf  baS  93efte.  Sr  ging 
nad^  Sonftantinopel  unb  fd^Iug  baS  ^enotüon 
(f.  b.  9lrt.)  bei  5lcociu8  Dor,  ber  auf  biefen  ^lan 
einging  unb  ben  Aaifer  günftig  bafür  ftimmte. 
@o  erfd^ien  baS  ^enotilon:  Salaja  tooxb  Don 
^le^anbrien  vertrieben  unb  biefe  ^uptfird^e  ben 
unn)ürbigen  ^önben  be8  betrug  ^onguS  anDer* 
traut,  ber  natürlid^  ba8  ^enotüon  annal^m,  ober 

Sogleidl  aud^  meit  barüber  l^inauSging,  inbem  er 
lie  99efd§lüffe  ber  ©^nobe  t)on  S^alcebon  (f.  b. 
9rt.)  üerbammte  unb  bie  @ebeine  ber  fatl^olifd^en 
alesanbrinifd^en  $atriard|en  ^roteriuS  unb  Salo* 
pl^afiolug  enttt)ei|en  Iie|.  3la^  biefen  unb  öl^n» 
lid^en  gfreüeln  mürbe  er  gu  toieberl^olten  SJlalen 
t)om  römifd^en  @tu^I  anatl^ematiftrt.  jhtrg  bevor 
er  ftarb,  fanbte  er  einen  93rief  on  ben  neuen  ^• 
triard^en  f$rat)ita8  oon  Sonftantinopel  ab,  toorin 
er  abermals  baS  @^onciI  von  Sl^alcebon  verbammte. 
er  befd[)Iofe  fein  fd^uIbbeftedtteS  Scben  im  3.  490. 
—  ©riefe,  njcld^e  $ctru§  9Kongu§  unb  ^caciu§ 
angeblid^  mit  einanber  ttjcd^felten,  finb  in  !optifd()er 
©prad^c  crl^alten  unb  von  ^melineau  (Mon.  pour 
8ervir  k  l'hist.  d'Egypte  ehret,  aux  4*  et 
5®  siecles,  Paris  1888,  196  ss. ;  Möm.  ...  de 
la  mission  archeol.  Pran9.  ^^  Caire  IV)  foptifd^ 
unb  franjöfijd^,  von  SReöiUout  in  ber  Revue  des 
questions  bist.  XXTT  [1877],  103  ss.  in  fran- 
jöfif^er  Ucbcrfe^ung  Veröffentlid^t.  9lmö(ineau  er» 
iflört  bie  ©riefe  für  unäd^t ;  il^m  ftimmt  Sarben« 
l^cmcr,  ^atrologic,  grciburg  1894, 503,  ju.  (SSgl. 
bie  im  ^rt.  TOonop]^t)fiten  angeg.  Sit.)  [©d^röbl.] 
"^eintfi  be  9?ataH§,  f.  5RataIi. 

^dtus  W^i^j  f-  9it9^- 

^ettus  '^otasm^n  ber  l^I.,  ©tifter  be§ 
TOerccbaricrorbenS  jum  SoSfauf  ber  ©efangencn, 
mar  mal^rfd^cinlid^  um  1182  ju  2e  9!Ka8«©ainte§« 
Queues  (Recaudum)  bei  Kaftclnaubar^  in  ©üb= 
franfreid^  geboren.  S3on  feinem  Sater,  einem 
Stittcr§mann,  in  allen  ritterlid^cn  Uebungen,  von 
ben  ßiftercienfcm  in  ber  SQBiffenfd)aft  unterrid^tet, 
fül^rte  er  fd^on  in  feiner  Sugftib  ein  l^eiligmäfeigeS 
Seben.  Wad^bem  er,  15  Sa^te  alt,  feinen  Sßater 
Verloren  l^atte,  fd)Io|  er  ftd^  ben  ftreujfal^rem 
an,  tt)eld)e  unter  ^nfül^rung  beS  ®rafen  ©imon 
Von  aWontfort  bie  ^Ibigenfcr  befriegten.  Slad^ 
fpäterer  Angabe  märe  ^etruS  fd^on  um  biefe 
Seit  in  Se^ieljung  ju  bem  bamaligen  ^ringen, 
f|)ätem  Äönig  von  ^Iragonien,  3tacob  I.,  getreten. 


S)iefer  (geb.  1208)  mar  nömltd^  von  feinem  Sater 
$ebro  n.  ber  Obl^ut  bed  @tafen  @imim  Von 
SDtontfort  übergeben  morben,  unb  tofi^tenb  biefer 
3eit  foU  betrug  SblaScud  fein  erjte^  geiocfm 
fein.  918  fpöter  2tacob  I.  ftönig  ^toorben  toar, 
erfd^eint  $etru8  an  feinem  ^ofe  in  Sorcelona, 
mo  er  mit  bem  1^1.  äta^muiü)  Don  ^ßeraiafoite 
^ufommentraf.  3uber3^it  nmrben  inSponia 
befanntlid^  beftönbige  ffriege  gegen  bie  @ara- 
cenen  gefiij^rt  S)a8  Soo8  ber  gefangenen  S^pnfto 
mar  ein  überaus  ^rte8.   SDaburd^  getü^,  be* 
fd^Iol  $etru8,  $erfon  unb  Sermdgen  i^  Be- 
freiung 5U  mibmen.   Siftonen  befiärften  i^  in 
biefem  Sor^aben.  9m  1.  Suguft  1218  eif(^ 
il^m  bie  allerfeligfte  Jungfrau  unb  befal^I  i^,  jnB 
fio8!auf  ber  befangenen  einen  Orben  gu  grib&n. 
S)iefelbe  Sifion  l^atten  gu  gleid^er  3^  A^ 
3acob  unb  StaQmunb  vonJßennQforte  (vgl  nkr 
biefe  Sifbn  Benedict.  XrV.y  De  canoiLL4,P.2, 
c.  9,  n.  6).    Wit  bret  famen  mit  bem  Sijiiof 
Von  Sarcelona,  Serengar  be  la  ^lou  (gefL  1241), 
überein,  am  10.  9uguft  ben  ©runbftein  jubei 
neuen  SQBerfe  }u  legen.  ®egen  ba8  Serbot  3««^ 
cenj'  ni.,  neue  Orben  gu  grünben,  foD  man  ^ 
burd^  Privilegien  ber  aragonif^ien  ftönigt  cdl 
gefd^ü^  betrautet  l^aben.  Stellfid^t  ift  borm  bs 
©runo  gu  finben,  marum  ber  junge  ftSnig  tä 
amtftifter  be8  £)rben8  fo  flor!  in  ben  Sotbc^ 
grunb  treten  mu|te.    3)er  ®ebanfe,  gefingtae 
Sl^riften  gu  befreien,  mor  übrigens  nid^t  neu  (o^ 
9Jtatt]^.  25,  36).  Serb&nbe  unb  9ntberf<l^ 
9um  fioSfauf  ber  befangenen  beftonben  f(^  jeh 
fiangem.  ©o  l^atten  au$  im  2^.  1192  ebeileule 
in  Sarcelona  einen  Sercin  gu  bcfagtem  3w«fc 
gegrünbet,  unb  biefe Sruberfd^aft  mürbe  bie@runb- 
lage  für  ben  neuen  Orben  beS  1^1.  ^etru8  9?oIa§afi. 
^m  10.  ^uguft  erl^ielt  $etru8  ha^  OrbenSgenMnd) 
au8  ber  ^anb  be8  Sif d^ofS  (nad^  Ruberen  au§  ber 
be8  1^1.  SRa^munb)  unb  na^m  bann  al8  Obern 
foglcid^  13  ©enoffcn  in  ben  Orben  auf.  3)flfi 
3al§r  ber  ©rünbung  ift  nid^t  ftd^er ;  bie  DtbaS» 
d^ronifen  be^eid^nen  al8  foIc^eS  1218,  bieSoflof 
biften  1223.    (Sregor  IX.   beftätigte  bie  neue 
©tiftung  am  17.  3anuar  1235.   Ser  l^L  ^ßetai* 
befd^äftigte  ftd§  junäd^ft  eifrig  mit  ber  iraiemOi* 
ganifation  beS  DrbcnS.  3m  3.  1237  mürbe  brf 
erfte  ©eneralcapitel  abgel^alten,  auf  meld^  bie 
SRegel  be8  ffi.  ^uguftin  feierlid^  aI8  OrbenStegd 
angenommen  mürbe.  ®er  Orben  beftanb,  nne  bie 
Sruberfd^aft ,  au8  ber  er  fic§  entmidCelte,  aal 
?ßricf}em  unb  Gittern,  unb  ^etruS  traf  babei  bk 
Seftimmung,  ba^  immer  mel^r  ^riefter  atö  Satt 
fein  foUten.  3m  %  1238  begann  Sacobl.  feiam 
©iegeSjug  gegen  bie  TOmiren,  unb  gunad^jt  nnnbe 
Salencia  belagert.    $etru8  begleitete  boS  ^ 
vor  bie  ©tabt.  6ine  ßrfd^einung,  bie  il^  P 
%1)t\l  mürbe,  erl&öl^te  ben  ystüi^  ber  ©treuer.  In 
vier  ©amStagen,  ergäblt  bie  Segenbe,  fc^  er  jkbe« 
©tcme  immer  auf  bief  elbc  ©teüe  nieberfteigcn.  Ä 
man  bort  nad^grub,  fanb  man  imter  einer  ©fcdt 
geborgen  baS  fpöter  viel  verel^rte  Silb  U.  2.  gö» 


1929 


betrug  9lolQ8cud,  ber  f^l 


1980 


bd  ^d^.  3m  September  fiel  Salenda,  unb 
Socob  L  fd^enfte  ben  Ort,  too  man  ba§  9ilb  ge- 
fitnben ,  ber  ©eno jfenfd^ft  gu  einem  Älofter.  — 
9EBie  ^etruS  ^d^  juerft  in  bie  mourifi^en  fiönber 
Spaniens  getoogt  unb  gleid^  t)on  ber  erften  Steife 
4(K)  erlödte  befangene  mitgebrad^t  l^atte,  fo  mar 
er  aud^  ber  erfte  feined  OrbenS,  meld^er  gu  biefem 
S^OHdt  nad^  ^frifa  überfe^te.  2)abei  trafen  il^n 
tide  Seiben  unb  SJtül^fale.  3Ran  »arf  il^n  megen 
ber  Sflud^t  einiger  ®efangenen  in  ff etten  unb  fe^te 
i^  bann  in  einem  ffol^ne  ol^ne  @egel  unb  @teuer 
mif  l^o^cm  SReere  auS.  Sber  baS  @d^ifflein  fanb 
tnr|bem  feinen  SBeg  nad^  Valencia  gurüdt.  2tm 
3. 1249  bat  $etru3,  i^n  ber  Saft  beS  ©eneralated 
)u  cittl^eben.  S)en  Steft  feines  SebenS  mibmete  ber 
cl^ürbige  ®rei8  gang  ben  Uebungen  ber  fjröm- 
nrigfeü  3m  3-  1248  foO  er  ben  99efu^  beg 
iL  Submig  Don  f^ranfreid^  erl^alten  l^aben  imb 

tbcm  mit  il^m  in  briefli^em  SSerfel^r  geblieben 
;  bie  uns  erlittenen  93riefe  ftnb  v&t^  Don 
ypeifeB^after  Sed^tl^eit  (Hist.  liti  de  la  France 
SIX,  5).  3n  ber  S^rifinad^t  1256  ftorb  ber 
^eilige  tmb  mürbe  auf  bem  gemöl^nlid^en  99egröb- 
m|pla|  feiner  SDlitbrüber  begraben.  3tn  ^cä)xt 
1836  fott  ber  Seid^am  auf  ^eranlaffung  $apft 
SenebictS  XIL  an  einen  eJ^renooQem  ^la^  über- 
tragen morben  fein ;  inbe^  ift  ber  Ort  biefeS  neuen 
SBeßröbniffefi  bis  l^eute  unbefannt.  Urban  Vin. 
Q^ftottete  1628  für  ben  Orben  SReffe  unb  Officium 
gu  iSfjiWX  beS  ^Uigen.  Unter  Slle^anber  VII. 
(1657)  fanb  fein  9lame  gingang  in'S  römifd^e 
3Re|bud^  unb  SBreöier,  ein  ^al^x  fpäter  in'S  rö- 
xai^d^t  SRort^roIogium;  SIemenS  X.  erl^öl^te  ben 
StttuS  feines  SfefteS.  S)er  SDtercebarierorben  nennt 
ilfyn  im  Sonfiteor  unb  in  ber  Merl^eiligenlitanei 
(^.  Analecta  jur.  pont.  XX  [1881],  1184). 

SIS  erfte  OueDe  für  bie  fiebenSbef d^reibung  beS 
&L  $etruS  SloIaScuS  mu^  ber  Serid^t  über  fein 
£cbmunb  feine  Xugenben  gelten,  ben  Sifd^of  ^r- 
noIbuS  oon  Barcelona  gum  3^^d(e  ber  ^eilig- 
^red^g  anfertigen  lie^  unb  angeblid^  1260  nad^ 
Xom  an  ^ßapft  Sllesanber  IV.  fanbte.  Sine  (Sopic 
bation  blieb  im  OrbenSard^it)  oon  Sarcelona^ 
lDitri)e  1626  nad^  9tom  eingefanbt,  1646  üer- 
Affenflid^  unb  1721  oom  Sifd^of  t)on  Barcelona 
oü  äd^t  anerfannt.  SRa^nalb  l^at  baS  SDocument 
liKil^dJldnlid^  gelaunt,  er  benu^t  ein  MS  vetus 
archiTi  Barchin.  (f.  Annales  ad  ann.  1218, 
n.  72).  2)aS  1291  approbirte  Seben  beS  1^1.  ^etruS 
um  3o]^.  be  la  SS  lag  ben  fpöteren  SoUanbiften 
Dor  (AA.  SS.  Boll.  Sept.  VH,  167).  3um 
29.  Sonuar  l^anbelten  fie  oon  il^m  nur  parce  et 
Boecincte  ob  penuriam  documentomm ,  in» 
bem  ^  baS  fieben  oon  3umel  (geft.  um  1607) 
mtt  einigen  nod^  fpöteren  Ergänzungen  abbrud^en 
(L  c.  Jan.  m).  S)ie  Sude,  meldte  bie  93o(- 
Idnbiflen  gelaffen,  iji  burd^  bie  99iograp]^ien  oon 
OHgnano  (Tleapel  1668),  Solombo  (SRabrib 
1674),  SBaiOet,  ^elqot,  9töB  unb  SBeiS,  $etü- 
Stobel  (Hist  Utt  de  la  France  XIX,  5—9)  nid^t 
oitSipfiUU.  lieber  bie  ®rünbung  beS  OrbenS  be- 


rid^ten  ©jooiuS  (ad  a.  1223,  n.  10—12),  SRa^- 
nalb  (L  c).  2)ie  Histoire  gönörale  de  Langne- 
doc  m,  Paris  1737,  568,  gibt  frittfd^e  ©emer- 
fungen  gu  einzelnen  fünften  ber  fiebenSfügge  bei 
^el^ot.  Äönig  Sacob  I.  in  feiner  ^lutobiograpl^ie 
(SSatencia  1557;  engl.  Ueberfcjung  öon  gorfter, 
fionbon  1888)  ermäl^nt  meber  ben  $1.  $etruS  9lo- 
laScuS  nod^  feinen  Orben ;  bod^  bejeid^net  er  fid^ 
als  beffen  (Srünber  in  einem  9lctenftüdt,  batirt 
©aragoffa,  30.  September  1255  (S.  Raymundi 
de  Pennaforti  Summa,  Veronae  1 744,  p.  Icxxl 
[ebenba  p.  LVI  ein  ©rief  bcS  ^I.  Sa^munb  an 
ben  ffi.  Petrus  SloIaScuS]).  Ueber  bie  WAiU 
bung  beS  ^eiligen  Ogl.  Cahier,  Caract^ristiques 
des  Saints  II,  Paris  1867,  849,  table  s.  y. 
Pierre  N. 

S)er  Orben  beS  1^1.  $etruS  9loIaScuS 
tl^eilte  fid^  in  öerfd^iebene  3tt>eige.  S)en  urfprüng- 
lid^enbilben  l.bie  befc^uJ^tenSWercebarier. 
®ie  eigentlid^e  ©tifterin  ift  bie  attcrfeligfte  3ung- 
frau  felbft,  bie  aud^  alS  fold^e  befonberS  im  Orben 
oerel^rt  mirb.  S^ür  gemol^nlid^  aber  gelten  als 
©tifter  bie  brei:  Äönig  3acob  L,  ber  93ej(^üjer  beS 
OrbenS ;  ber  1^1.  SRa^munb  oon  ^ennaf  orte,  ber  Or- 
ganif ator  beS  OrbenS,  unb  ber  ^I.  $etruS  9loIaScuS, 
baS  erfte  SRitglieb  unb  ber  erfte  Obere  beSf  elben.  S)er 
9?ame  beS  OrbenS  lautet  gemö^nlid^  TOercebarier, 
feltener  5loIaSfer,  officicE  Fratres  ordinis  B. 
Mariae  de  Mercede  redemtionis  captivorum 
(Merces  =  misericordia;  t)gl.  bieSanonifationS* 
bufle  beS  W.  SRa^munb  [29.  Slprü  1601]  Ordo 
B.  M.  de  Misericordia  seu  de  Mercede;  merces 
mirb  in  bie(er  93ebeutung  f d^on  oon  ©regor  b.  ®r. 
gebrandet,  f.  Du  Gange  s.  v.).  S)aS  OrbenSgemanb 
ber  SRitter  war  ein  meines  ©capulier  über  ber  ge- 
möl^nlid^en  SRitterfleibung,  baS  ber  ^riefter  ein 
meiner  Stalar,  ein  meines  ©capuUer  unb  eine  wei^ 
fapugenförmige  ffopfbebedung.  dritter  unb  ^riefter 
l^atten  auf  bem  OrbenSgemanbe  baS  SBappen  beS 
OrbenS,  oter  oerticale  rot^e  ^föl^le  in  golbenem 
gelb  mit  beigefügtem  meinen  Äreug  in  rotl^em 
gelb.  ®ie  (Sonftitutionen  beS  OrbenS  erl^ielten 
il^re  93eftätigung  oon  (Sregor  IX. ;  1688  reoibirt, 
mürben  fie  oon  $apft  3nnoccn3  xn.  1691  be» 
ftötigt  (BuU.  Rom.,  ed.  Taur.  XX,  232  ad 
405).  —  gür  Smedt  unb  fflirffamfeit  beS  Or- 
benS ift  baS  oierte  ®elübbe  bejeid^nenb:  Et  in 
Saracenormn  potestate  in  pignus,  si  necesse 
fuerit,  ad  redemtionem  Christi  fidelium  de- 
tentus  manebo  (Bull.  Rom.  XX,  292).  S)ie 
Sal^I  ber  burd^  ben  Orben  befreiten  ©efangenen 
mirb  auf  64  705  angegeben  (Moroni,  Dizionario 
XLIV,  225).  —  ®ie  «ßrioilegien ,  meldte  bem 
Orben  üonjtönigen  unb  köpften  oerlie^en  mürben, 
waren  ^a^Ireid^  unb  gro|.  ©o  fielen  u.  31.  aUe 
)u  einem  guten  3toedfe  Oermad^ten  fiegate  ben 
SKercebariem  anl^eim;  ftarb  jemanb,  o^^ne  ein 
leftament  ju  l^interlaffen,  fo  cr^^ielt  ber  Orben  ein 
fünftel  ber  grbfd^aft  u.  f.  w.  ®er  OrbenSgeneral 
war  §err  mehrerer  93aronien  unb  ©raube  erfter 
IKaffe  oon  ©panien.  £eo  X.  )}erliel^  1516  ben 


1931 


$etru8  9iolQScuS,  ber  H 


1982 


aHcrcebortcm  oHc  Soncd^te  ber  Scttelmönd^e, 
m%  SBencbict  XIIL  (1725)  bcftöHgte.  9lud^  olle 
föntgltd^en  ^nüilegten  mürben  t)on  ben  $ö))ften 
beflättgt,  j.  99.  no(i^  öon  SlemenS  Xn.  im  3. 1738 
(Anal.  jur.  pont.  XIV  [1875],  825  s.).  9ltö 
Urban  Vm.  1628  fämmtltd^e  ^riöUcgien  beS 
OrbenS  bcftätiöte,  jä]i|Ite  er  30  feiner  SSorgönger 
auf,  meldte  foI($e  üerliel^en  l^atten. 

«US  ber  ® efd^id^te  be§  OrbenS  ift  baS  erfte 
Sal^rl^unbert  öon  befonberem  Snterefje,  toeil  ber 
Orben  in  il^m  eine  gro|e  Umgeftoltung  erfui^r. 
SBiD^elm  Se  99a8,  ber  5Rad&foIger  beS  1^1.  ^etruS, 
gab  bem  @eneral  einen  93eirat]^  t)on  ^toei  ^rieftem 
unb  3tt)ei  gUttem  gur  ©eite.  ^eter  b'^^mer^  (1272 
bis  1301)  trennte  bie  Regierung  ber  ^riefter  üott» 
ftönbig  öon  ber  ber  Mitter.  S)ie  golge  baöon  war, 
ba^  nad^  feinem  Slobe  fotool^I  ^riefter  old  SRitter 
einen  eigenen  ®eneral  möl^lten  unb  fo  ber  Orben 
gefpalten  toar.  Serfd^tebene  ^opfte  bemül^ten  ftd^ 
um  SBieberl^erftellung  ber  Orbnung,  bis  enbli^ 
Sol&anneS  XXTT.  1317  beftimmte,  ba^  in  Sufunft 
nur  ein  ^riefter  gum  ®eneral  getoäp  werben 
bürfe.  Snfolge  beffen  trat  ber  größere  3:^|eil  ber 
SRitter  in  ben  Orben  öon  9Kontefa  (f.  b.  2lrt.) 
über,  unb  ber  SKercebarierorben  toax  fomit  feines 
urfprünglid^en  ßl&arafterS  als  Stitterorben  ent- 
Keibet.  3tn  folgenben  ^al^rl^unbert  genofe  ber 
Orben  einen  ungeftörten  grieben  unb  fonnte  fid^ 
rul^ig  feiner  Il^ätigfeit  toibmen,  an  weld^e  nament- 
lid^  afrifa  grofee  9lnforberungen  ftettte.  SKit  ber 
(Eroberung  amerifa'S  eröffnete  fu^  für  bie  SKerce» 
baricr  ein  neueS  gelb.  3n  3Kejico  würben  öon 
il^nen  bie  erften  OrbcnSl^äufer  gegrünbet,  unb  bie 
ÜKcrcebarier  l^aben  neben  ben  granciScanem,  ®o» 
minicancm  unb  Sefuiten  baS  SReiftc  für  bie  9Kif« 
fionen  öon  SKittel»  unb  ©übameriifa  getl^an.  S)ie 
neue  SQBelt  gab  il&nen  neue  SKart^rer  (Sol^anneS  be 
©alajar  1552,  g^riftopl^  ^Ibaran  1554  in  ^eru, 
3ol)anneS  be  SSargaS  1556  in  Manama,  Sol^anneS 
Muij  1559  in  ^aragua^).  ^ber  aud^  in  @uropa 
fielen  öielc  SKercebarier  ben  Hugenotten  jum  Opfer ; 
315  OrbenSangcl^örige  würben  in  ben  Älöftem 
öon  Sangucboc  l^ingefd^Iad^tet.  —  S)aS  attgemeine 
Sßerberbni^,  loeld^cS  im  16.  ^al^rl^unbert  in  fo 
mand^en  Orben  eingebrungen  war,  l^atte  bie 
SKercebarier  nid^t  unberül^rt  gelaffcn.  $iuS  V. 
unb  feine  9Jad^foIger  griffen  beffemb  ein.  5lad^ 
bem  lobe  beS  ©encralS  ^apiol  (1568)  öerbot 
^iuS  V.  bie  aSal^I  eineS  neuen  ©cneralS  unb  er« 
nannte  jwei  ®omtnicaner  als  SSifitatorcn.  ^uf 
ben  ©enerakapiteln  öon  ©uabalajara  (unter  ®re» 
gor  Xin.),  Salata^ub  (1593),  SaBaboIib  (1599) 
warb  eine  Sieform  burc^beratl^en  unb  u.  21.  burd^ 
©ijtuS  V.  beftöttgt.  ®er  ©eneral  foüte  in  3u- 
fünft  nur  mel^r  auf  6  So^re  gewählt,  bie  ®eneral- 
capitel  follten  regelmäßig  abgel^alten  werben  u.  % 
2luc^  im  Orben  felbft  l^atte  fid^  baS  93cbürfntfe 
nad^  Slcform  geltenb  gemad^  unb  ^wc  ©rünbung 
ber  unbcfd^ul^ten  aWercebarier  (f.  u.  2)  gefül^rt. 
3m  öorigen  3a]&r]&unbert  jöl^Ite  ber  Orben  4  $ro- 
öin  jen  in  ©pauieti,  2  iu  Staxvfteld^ ,  eine  in  3taUen^ 


8  in  Smerüo.  2)ie  gro^  KeDoIutton  am  Snbe 
beS  18.  3a]^]^nbertS,  bie  jf lofteraufl^ungm  in 
19.  3<^^t]^uiü>ert  öemid^teten  feine  C^en^  in 
öielen  fiänbem  faft  öoSflänbig.  ^eute  1^  er  fi^ 
wieber  etwaS  erl^olt;  er  ^äffii  ettoa  500  fflit* 
glieber  in  3  $roöingen  unb  einer  Siceproimq 
in  Suropa,  unb  4  ^roöingen  unb  2  SStcepromiqeB 
in  Smerifa.  2)a  bie  93eftinimung,  ©efongene  39 
erlöfen ,  gegenftanbSIoS  Qett)orben ,  arbeik  ber 
Orben  im  S)ienfle  ber  oSgemetnen  d^nftO^es 
9läd^ftenßebe.  (S3gl  bie  OrbenSd^ronUen:  AL  Se- 
mon,  Hist.  general  de  la  Orden  de  N.  S.  deh 
Merced,  Madrid  1618. 1633, 2  volL;  B.deVir 
gas,  Chronica  etc.,  Panor.  1619. 1622,  2toIL; 
Histoire  de  l'Ordre  de  N.  D.  de  la  Mercj, 
Amiens  1685;  Gasp.  de  Tomes,  La  fundadon 
Mercenaria ,  Salamanca  1565 ;  Guimenn, 
Breve  historia,  Valencia  1591 ;  M.  Salmeron, 
Becuerdos  historicos  7  politicos,  Valencia 
1646 ;  M.  Ribera,  Milicia  Mercenaria,  Bjv* 
celona  1726;  Ant.  Bemal  de  Gorral,  Gata- 
logus  magistrorum  gen.,  cum  martjrum,  re- 
demptionum  etc.  memoria  [^n^g  ^um  Sat 
larium  öon  SinäS,  Barcelona  1696];  Gari  j 
Siumell,  Bibliotheca  Mercedaria,  Barcelona 
1875  [93ibIiograt)]^te];  ©melin,  3)teSiterotitr|sr 
®efd^id^te  ber  Orben  Ss.  Trinitatis  unb  B.Ma- 
riae  deMercede  [9laumann3  (SerapeumXXH 
1870 ,  129  ff.] ;  H.  de  Grammont,  Etades 
algöriennes.  La  course,  Tesclavage  et  la  re- 
demption  k  Alger  [Revue  historique  XXV  a 
XXVII,  Paris  1884—1885].) 

2.  S)ie  unbefd^ul^ten  SKercebarier 
jmcigten  M  im  Anfang  beS  17.  Sol^tl^unberß 
öon  bem  ^QU})torben  ab.  ©egrünber  ber  Sefwm 
ift  P.  3o]^.  Sopt.  ©onjale^.  ®iefem  j^eiligma^igen 
5Ölanne  gelang  eS  nad^  ötelen  2Ri|erf olgen,  unter* 
ftü^t  öon  ber  ®räfln  93eatrice  SRamireg  be  HJlen« 
boja,  jmei  fflöfter  ^u  grünben,  eines  )u  SSifo  bei 
@eöUIa  unb  eineS  ju  ^Imora^na  nid^t  meit  tKm 
©ibraltar.  P.  ©onjales,  mit  flioftemamen  3t>" 
Joannes  93aptift  öom  j^eiligen  ©acromente,  legte  qk 
§immelf  al^rtStagc  mit  5  ©enoffen  ben  ^bit  berSe« 
form  an.  9Jod^  ju  feinen  Sebjeiten  fticg  bieSa^Ibc 
ref  ormirten  if  löfter  auf  12,  öon  benen  einige  in  6i« 
eilten  lagen.  9iad^  feinem  Xobe  (1618)  befa^bie  S^ 
form  bort  eine  eigene  ^roöinj,  Spanien  l^bft« 
jmei.  ^aul  V.  beftätigte  bie  SReform  burdj  böS 
93rcöe  Inter  omnes  öom  21.  ^lu^uft  1606.  Sü^ 
öon  aßen  SKitgliebem  beS  DrbenS  tturbe  bie  Sc» 
form  freubig  begrübt.  S)ie  Xrennrmg,  ju  ber  M 
P.  ©onjale^  nie  l^atte  öcrftel^en  motten,  vo^ 
fd^Ue^Ud^  bod^  burd^gefül^rt  merben ;  1621  ftnnai 
beibe  Obferöanjcn  überein,  ftd^  öon  einanber  |u 
trennen  (Bull.  Rom.  Xin,  565).  S)ie  KecoIItctfli 
erl^ielten  einen  im  Uebrigen  unabl^ängigen  ©enerol« 
öicar,  ber  nur  inncrl&alb  3  SKonaten  nad^  feto 
SQBal^I  bie  Seftötigung  öom  ®  eneral  erbitten  mift, 
bie  btcfer  ^u  ertl^eilen  gel&alten  mar.  S)er  fioSM 
ber  befangenen  fottte  bagegen  @ad^e  ber  altrn 
Obferöanj  fein,  bie  SftecoHecten  blieben  boDonaß- 


1938 


$etrttS  OliDi  —  ißetruS  Don  $oitter8. 


1934 


gd^loffen.  UrbanVIIl.  beftötigte  bte(e  unb  anbete 
ftimmungen  am  8. 3uli  1627.  Später  ttf^xtlitn 
bie  unbefd^ui^ten  SRercebaher  aOe  ^ßrU)Uegien  ber 
öltemObferDong,  namentUd^  oud^  baSSRe^t,  ®e* 
fangene  Iod§u!oufen,  jebod^  fo,  ba^  fte  barin  bem 
iSkntxal  bed  OrbenS  unterftonben.  2)ie  betben 
toanifd^en  OrbenSproütn^en  ((SaftiUen  mit  12, 
^nboluften  mit  20  Sonoenten)  mürben  1835  ouf- 
odödt;  biefflöfter  in@icilient)erfd^manbenl866. 
€eit  1888  beft^  bie  unbe{(i^ubten  SRercebarier 
tDieber  ein  ^u§  in  Xoro  in  ber  ^oüin^  3<itnora. 
(SSgl.  Pedro  de  8.  Gecilia,  Annales  del  Orden 
de  Descalzos  de  Nuestra  Senora  de  la  Mer- 
ced, redempcion  de  cauidvos,  Barcelona 
1669,  2  voU.) 

3.  ©inOrbcn  öon  SWercebarierinnen 
tourbe  im  16.  gal^rl^unbert  burd^  ÜRoria  Scfp^ta, 
Seatris  be  lad  9toeIa3  unb  fjroncidca  9JtarteI, 
%eiii^tfinber  be§  SRercebarierpaterd  3lnt.  SSelaSco, 
gefttftet  ^iuS  V.  bcftätigte  xf^n  1568.  S)iefer 
toeiblid^e  Stfeig  bed  OrbenS  ^öl^It  ^mei  @elige, 
Vnna  Dom  jhreuje  unb  Variation  ber  ^uferftel^ung. 
9ud^  eine  Kongregation  oon  unbef d^u^ten  äJlerce* 
botierinnen  entftanb,  inbem  SIementia  Don  ber 
^igen  S)reieinig!eit  in  fiorca  ein  fflofter  grün» 
bete,  Don  mo  ftd^  bie  SKeform  nod^  metter  Derbreitete. 
3)o8  Dierte  @elübbe  lautet  für  bie  grauen :  „^d) 
Derfpred^e,  foDiel  mir  mein  @tanb  erlaubt,  an  bem 
)U  arbeiten,  maS  ben  SoSfauf  ber  befangenen  be- 
trifft, unb  mein  Beben  für  fte  l^injugeben,  menn  e§ 
tioti^ig  iji." 

4.  6iibIid^e|iftirtnod^berfog.  britte  Drben 
ber  SKercebarier,  bem  ©enebict  Xin.  aEe 
^riDilegien  bed  britten  OrbenS  be§  1^1.  gfranciScud 
bemiUigte.  Sine  gfrauencongregation  bief e§  britten 
OrbenS  entfiaub  fd^on  im  13.  Sal^rl^unbert  burd^ 
bie  fei  ÜRaria  be  (SerDeUione,  fanb  inbe|  feine 
gro^eSSerbreitung  (Dgt.  AA.  SS.BoU.  Sept.  VU, 
166).  Sluct  bei  ben  unbefd^ul^tenSJtercebarierinnen 
gob  eS  fold^e  Sertiarinnen.  3^te  ®ränberin  ift 
SRaria  «nna  a  3efu  (geft.  17.  ^prü  1624),  bie  am 
13. 9Kai  1 783  felig  gejprod^en  tourbe  (Bull.  Rom. 
Contin.  VI,  Prati  1848, 1210).  Sie  ift  nid^t  ju 
Denoed^feln  mit  ber  fog.  Silie  Don  Quito,  SDtaria 
»mabe3efu^rebe8(geft.l645).    [flneUerS.J.] 

Jfettus  ^RvU  f.  OliDl 

Jfettus^axixnt^  Don  O§ma(0xomen- 
sie,  üxamensis),  1.  ein  fonft  unbefannter  ^ro- 
feffor  ber  £l^eoIogie  ju  @alamanca,  ber  gmifd^en 
1476  imb  1479  irrige  Seigren  über  bie  ledi- 
gen Saaamente,  befonberS  über  baS  ääu^facra- 
mtnt,  münblid^  unb  fd)riftlid^  Dorgetragen  l^atte 
<f.  biefelben  bei  Gotti,  Veritas  rel.  Christ.  11, 
Venet.  1750,  410).  S)a  er  bie  l^eilige  ©d^rift 
gegen  bie  Xrabition  ber  SSäter  unb  ber  ilird^e  er- 
llärte,  gab  er  Diel  Sergemi^  unb  mürbe  Slnla^  ^u 
tielfad^m  Streit  unb  SSermirrung.  SefonberS  in 
feiner  ©d^ft  über  bie  ©upe  (De  confessione) 
iel^  er,  ba^  ba§  fpecielle  93e!enntni^  ber  @ünben 
nid^t  eine  göttlid^,  fonbem  eine  menfd^Iid^e  9(n- 
orbnung  fei  Ueber]^au))t  fei  baS  Sacroment  ber 


99u^e  gmar  ein  @aaament  bed  9teuen  SunbeS, 
aber  nur  ber  ßinfe^ung,  bem  SKtuS  unb  ber  Sßir- 
!ung  ber  Sleconciliation  nad^  gel^öre  ed  ^u  ber 
ffir^e  unb  il^ren  @acramenten ;  maS  bagegen  bie 
SSermittlung  ber  ®nabe  burd^  baSfelbe  betreffe,  fo 
fei  e3  ein  sacramentum  naturae,  non  alicujus 
institutionis  Y.  yel  N.  Testamenti.  (Segen  bie 
93el^au))tungen  ober  bie  Soncluftonen  au8  9Rar- 
tinej'  Seigren  mürbe  Don  ben  2)octoren  ber  Xl^eo> 
logie  in  mel^reren  Konferenzen  Derl^anbelt  unb  bie* 
felben,  j.  99.  Don  ben  26  gu  ©aragoffa  am  17.  S)e- 
cember  1478  Derfammelten  SDodoren,  gänslid^ 
Dermorfen.  3nt  nämlid^en  Saläre  nutzte  auf  9e* 
f e^I  ^Qp\i  ©iituS'  IV.  ber  erjbifd^of  9Kf onS  ga- 
riUo  Don  Xolebo  gegen  ^truS  einfc^reiten.  Unter 
bem  93orft^e  biefeS  ^gbifd^ofS  fanb  eine  93er- 
fammlung  Don  etma  50  S)octoren  gu  Sllcala  ftatt; 
bie  meiften  berfelben  ftimmten  bafür,  baS  93ud^  beS 
^truS  fei  5U  Derbrennen.  2)ie^  gefd^al^  mirflid^ 
am  24.  ißlax  1479  Dor  ben  Xl^oren  Der  Süx^t  ju 
SUcala.  betrug  Sßartineg  felbft,  ber  mieber  in  baS 
2)unfel  5urüdtrat,  aud  meid^em  er  für  einige  3eit 
aufgetaud^t  mar,  erl^ielt  als  99u|e  ben  33efel^I, 
nad^bem  er  feinen  Srrtpmem  abgefd^moren,  ftd^ 
ein  äal^r  lang  in  ber  ©tabt  ©alamanca  unb  beren 
Umfreig  nid^t  blidten  gu  laffen;  bann  folle  er  mie« 
ber  in  feine  frül^eren  SBürben  unb  Remter  ein« 
gefejt  merben.  ©ijtuS  IV.  beftätigte  in  einer 
9)une,  unter  großen  Sobfprüd^en  auf  ben  Srg- 
bif d^of  Dott  Slolebo,  alled,  toad  in  biefer  Sngelegen- 
l^eit  gefd^el^en.  (93gl.  Aguirre-Catalano,  Coli. 
Conc.  Hisp.  V,  Rom.  1755,  351  sqq.;  Fa- 
bricius-Mansi,  Bibl.  lat.  med.  aevi  V,  Florent. 
1858,  271  sq.;  ®amd,  ffird^engefd^id^te  Don 
©ponien  HI,  1,  »egenSburg  1876,  434  ff.)  — 
2.  ^ e trug,  93if(^of DonOSma, f.  ©obo^.  [Sieger.] 

^eitns  "^atuoannSj  f.  ^alubanuS. 

^ttxns  Don  $iUd^8borf,  ein  beutfd^er 
Sl^eologe  gu  SBien  (nid^t  gu  Rbin,  mie  ^öd^er  an* 
gibt)  unb  SontroDeiftft  gegen  bie  SBalbenfer  tun 
1400,  ift  ber  SSerfaffer  ber  Obviationes  S.  Scrip- 
ttirae  contra  errores  Waldensium  uttb  eiiter 
©d^rift  Gontra  Pauperes  de  Lugdtmo.  99eibe 
SBerfe,  ba3  erfte  gang,  baS  gmeite  fragmentarifd^, 
entzog  3.  ®retfer  ber  93ergef{enl(|eit  burd^  eine 
ßbition  )u3ngoIftabt  1613,  gugleid^  mit  anberen 
©d^riften  gegen  bie  SIbigenfer  utü)  SBalbenfer. 
©ie  ftnben  ftd^  bamad^  aud^  in  Gretseri  Opp. 
Xn,  2,  Batisbon.  1738,  50  sqq.,  ttnb  in  ber 
Bibl.  Patr.  Lugd.  XXV,  277  sqq.  (95gL  Cave, 
Scriptt.  eccl.  bist  lii,  ed.  Oenev.  1720,  Ap- 
pend.  104;  Fabricius-Mansi,  BibL  lai  med. 
aevi  V,  Flor.  1858, 258  sq.;  Mg.  beutfd^e 93io. 
grapl^ie  XXV,  475.)  [51.  gf|er.] 

Citrus  Don  ^ifa,  ber  fei.,  f.  ^ieron^* 
miten  V,  2016. 

"^etrus  Don  ^oitierS  (Pictaviensis)  l^ie^ 
brei  ^iemlid^  gleid^jeitig  lebenbe  Sl^eologen  bed 
12.3a]^r]^unbert8.  l.^etruS  Don  ^oitierS, 
0.  Clun.,  aud^  ^{ktruS  be  ©.  3oanne  genannt, 
gilt  als  einer  ber  beften  f))ötlateinifd^en  Sid^ter. 


1935 


$ettu9  SlamuS  —  $etruS  StaDennoS. 


1986 


(Sx  tDor  in  Squitanien  in  ben  Orben  getreten, 
bann  mit  $etru§  SSenerobiliS  (f.  b.  ^rt.  Slugt^ 
ni,  559)  nad^  Slugnq  gefommen  unb  biente  {ei> 
nem  Sbte  als  @eaetär  unb  Segleiter.  Später 
mürbe  er  ®ro^riür  ber  Sluniacenfer;  er  ftarb 
um  1160.  S3on  feinen  ®ebid^ten  l^anbelt  eined 
Don  bem  @iege,  toeld^en  $etru8  ber  Sl^rtDÜrbige 
im  @treite  mit  $ontiu§  für  Slugnq  enang  <f.  ob. 
ni,  559 ;  bie  SIegie  nad^  ber  Biblioth.  Clun. 
bei  Migne,  PP.  lat.  CLXXXIX,  52  sqq.) ;  ein  an» 
bereg  ersäl^It  bie  Keife  beS  3lbte8  nad^  ber  3nf el  ^in ; 
brei  berfelben  fmb  gerid^tet  adversus  barbarum 
(f.  biefelben  bei  Migne  1.  c.  56  sqq.).  6in  er» 
l^oltener  ©rief  beS  ^truS  an  feinen  9lbt  (f.  Migne 
1.  c.  661 ;  ogl.  ib.  649)  betoeiSt,  bafe  er  bei  einem 
Sufentl^alt  in  Spanien  für  bie  oon  ^etruS  SSene- 
rabilig  angeregte  Ueberfe^ung  bed  ^oran  (f.  b. 
art.  Vn,  1017)  tl^ötig  loar.  Cnblid^  ejiftirt 
nod^  oon  ij^m  ein  Sbril  ber  biblifd^en  ®efd^id^te, 
ben  ^ulbrid^  3tt>ingli  (ein  6nfel  beS  „SReforma- 
torS")  5U  3ürid^  1591  aI3  Einleitung  }u  feinem 
d^ronologifd^en  2Berfe  brudten  lie|.  (Ißgl.  befon» 
berS  Hist.  litt,  de  la  France  XU,  Paris  1763, 
349  SS. ;  fonftige  Sit.  bei  ChevaKer,  R^p.  s.  v.) 

2.  betrug  oon  ißoitierS,  berSd^üIer  be§ 
^etruS  SombarbuS  (f.  b.  9lrt.),  wirb  öon  SSJaltl^er 
Don  @t.  SSidor  mit  Unred^t  al3  eineS  ber  ^oier 
Sab^rintl^e  granfreid^S"  aufgegäl^a  (f.  ob.  1918), 
menn  er  au^  in  feinen  SEBerfen  ber  S)iale!tif  oiel» 
leidet  nod^  mel^r  Spielraum  lö^t  al8  fein  Seigrer. 
Um  1169  mar  ^etrud  al3  92ad^fotger  bed  $etru8 
ßomeftor  (f.  b.  9lrt.)  Seigrer  ber  3;]&eoIogie  ^u 
^ari§,  mürbe  aud^  bcjfen  jmeiter  9iad^f olger  in  ber 
Äangicrmürbe  (nad^  1191;  ogl.Denifle-Chatelain, 
Chart,  univ.  Paris.  I,  Paris.  1889,  8. 61).  9118 
fein  XobeSjal^r  mirb  1205  angegeben.  S)ie  oft 
miebcrl^oltc  Sel^auptung,  er  fei  feit  1201  93ifd^of 
oon  6mbrun  gcmefen,  fd^cint  irrig  ju  fein  imb 
berul^t  oicHeidit  auf  einer  5Bermcd^§Iung  mit  feinem 
5Wad()foIgcr  im  Äanjieramte,  ^röpofitinuS ,  ber 
als  Episc.  Ebredunensis  ftarb  (ügl.  Denifle- 
Ghatelain  1, 66,  not.  1 ;  Ceilüer,  Hist.  gen.  des 
auteurs  sacres  XIV,  n.  ed.  Paris  1863,  569 
[mo  goreuj  flatt  gmbrun  fielet]).  SSon  ben  ffierfen 
be§  $etru§  ^ictaoienfiS  fmb  feine  fünf  ©entenjen» 
büd^er  ju  ^riS  1655  gebrudtt  unb  bamad^  bei 
ajligne  (PP.  lat.  CCXI,  789  sqq.);  bie  ©ä^c 
barauS,  meldte  bie  ^arifer  ©d^ule  nid^t  annal^m 
(f.  biefelben  bei  Migne  L  c.  785  sqq.),  finb  meift 
ibcntifd^  mit  ben  abgelehnten  Seigren  be§  Som» 
barben  (f.  ob.  1920).  Slujerbcm  »erfaßte  $etni§ 
ben  erften  Kommentar  ^u  ben  ©entcnjen  feinet 
Sel^rerS  unb  öerfd^iebene  anbcre  ©d^riftcn,  bie  x\o6) 
ungebrudtt  finb.  (Sgl.  bie  ^iotijen  axi^  Dubin 
bei  Migne  1.  c.  779  sqq.  unb  bie  bei  Chevalier, 
Rep.  8.  V.  angegebene  !?it.) 

3.  ^etruS  öon  ^oitierS  l^ei^t  mand^mal 
aud^  ^ctru§  Kantor  (f.  b.  Slrt.).      [%  gffer.] 

'^dxns  '^amnSj  f.  SRamuS. 
^ettus  "^avtnnaSj  1.  anbercr  5Rame  für 
5ßetru8  e^r9fologu8(f.b.9lrt.).  —  2.  Pe- 


trus 9tat)ennad,  aud^  $etruS  Xl^oinai  ober 
Zl^omafmS  ^trud  groncidcud  genannt,  ein  ttiegai 
[eined  ftounenSmert^en  Seböd^tniffeS  tnelbäDioiF 
oerter  Seigrer  bed  römif  d^en  unb  cononif  d^en  Se^M, 
galt  Sutl^er  (f.  ^landF,  ®efd^.  .  . .  imfecd  po- 
teftantifd^en  Sel^rbegriffS  I,  2.  «ufL,  2eips.  1791, 
125)  mit  Unred^t  als  da  3ntg(  fut  bu  f)m» 
gelifc^e  Sßal^l^it,  ber  Don  ben  (Segnem  vastoß 
brüdtt  morben  fei  3)enn  fein  @treü  mit  bm 
A5lner  Xl^eologen  (f.  u.)  brel^te  fid^  nid^t  umt|co- 
logifd^e  ^rincipienfragen,  fonbem  toor  bie  golge 
t)on  abfonberlid^en  SSei^ouptungen  unb  Vnpdjjta 
bed  $etru§  9tak)enna3,  ber  übrigen^  betreff  ber 
pöpfUid^en  ®emalt  niemals  irrige  Seigren  t»oitnig 
(ogl.  @.  ^ugo,  Sel^rbud^  eineS  ciDüifKfd^  SmjsS 
VI,  2.  «ufL,  ©erltn  1818, 159).  —  ©einen  Sei- 
namen  SRatennaS  fül^rte  $etru§  Don  feiner  S(rfa» 
ftabt,  ber  gfamiliemtame  ift  unbefonnt.  £r  loar 
um  1448  geboren  unb  mibmete  ftd^  fd^onfrü^nit 
f old^em  @if er  bem  ©tubium  ber  Sted^tsmiffenfd^ 
ba^  er  1468  ^u  $abua  beliebige  ©teilen  au§  bem 
Corpus  juris  augmenbig  l^erfagen  unb  eriläni 
tonnte,  ©eitbem  trat  er  öfter  in  Italien  auf,  ob 
feine  faft  munberbare  ©eböd^tni^froft  anftaunm 
ju  [offen  (ogl.  Tiraboschi,  Storia  della  Uü, 
ital.  VI,  2,  4,  n.  27  [ed.  Venezia  1823,  Xm, 
730  sgg.]).  9{ad^bem  er  gu  ^iabuo,  Sologso, 
$aoia  unb  fonft,  befonberS  ober  gu^fa  unb  loi^ 
ber  5U  ^ßabua  juriftif  (^e  SSortröge  gel^^cn,  ^Igteer 
1498  einem  Stufe  beS  ^ornmeml^ersogg  SogiS- 
lam  X.  nad^  ®reif§malbe.  ©eine  Steife  nqd^  Som- 
mern unb  bie  ibm  auf  bem  SBege  gu  2:beü  gtiDoibc 
neu  g^ren  l^at  Drtmin  OratiuS  (f.  b.  5lrt.)  in  feiner 
Ad  Petrum  Havennatem  suae  peregrinationis 
criticomastix  (1508)  gefd^ilbert  3n  0rei{«* 
malbe  leierte  ^etruS  StaDenna^,  xoit  aud^  fein  So^ 
95inccntiu§,  beibe  Med^te,  fertigte  auf  SBunfd^  6ut* 
ad^ten  in  juriftifd^en  fragen  an  unb  öerfafeten^- 
bei  aud^  lateinifd^e  ®ebid^te.  ©ein  ?lnfe^  toor 
ein  allgemeine^  unb  fein  SJer^tni^  gu  feinm 
Kollegen  mie  ^u  ben  Statinen  bed  ^er^ogS  im  @<m)ai 
ein  frcunbfd^aftlid^eS.  ©Icid^mol&l  trieb  e§  i^ 
nad^bem  er  ju  ©reifsmalbe  mehrere  gfamilim« 
angel^örige  burd^  Jhanll^eiten  t)erloren,  na^  bem 
©üben  jurüdf.  3m  3- 1503  öerlicp  er^pommeni, 
l^ielt  ftd^  einige  'Saf^xt  in  SDBittcnberg  auf,  m  a 
aud^  iuriftifd^e  Sortrage  öeranftaltete,  ^g  bann 
burd^  2)eutfd)lanb  meiter  unb  fam  1506  voi^ 
Äöln.  ©ein  erfteS  ?luftreten  entfprad^  bem  3hijr, 
ber  il^m  voranging ;  allein  bolb  geigte  ^^  ein  Segen' 
faj  jmifc^en  i^m  unb  ben  ßölner  S^eoloöen, 
namentlich  3QCob  oon  ^oogftraet  (f.  b.  ^xt  VI, 
1159).  S)aran,  ba^  ber  entftonbene  ©treitmiö 
in  ben  ©rensen  einer  miffcnfc^ftlid^  $oUmif 
blieb,  trug  ^etruS  ftd^er  bie  ^xmptfc^ulb;  bejon» 
ber§  bejei^nenb  ift,  bap  fein  anfänglicher  gwrab 
unb  ftampfgcnoffe  (SratiuS  fpäter  auf  geüm 
Qoogftraet^  ftanb.  ffiiep  Iä|t  ol^nen,  mie  ber  bc 
rül^mte  Sted^taie^rer  e§  öerftanb,  burd^  fein  im» 
treten  feine  greunbc  unb  ®önner  fic^  ju  emiron» 
ben ,  unb  fo  mirb  begreif lid^ ,  ba|  er  i^n  m 


1987 


$etru8  bon  Slofenl^eim  —  $etru8  bon  UrfeoIuS,  ber  1^1. 


1938 


Spril  1508,  votnn  auä)  ungern,  St'6ln  ^u  t)er- 
(affen  fid^  bemogen  fül^Ite.  $etruS  ging  nad^ 
9Rattq,  n)o  il^m  ein  marmer  Smpfang  ^u  Sl^eil 
tmtrb€ ;  er  fd^eint  aber  balb  nad^l^er,  nad^  einem 
Sriefe  9leu(^IinS  Dom  ^al^re  1518,  ,prae  mae- 
rore*  geftorben  gu  fein.  —  93on  ben  ©d^riften 
bcd  ^truS  %at)enna8  mögen  ermö^nt  fein  baS 
Compendium  juris  can.  (5uerftiIBittenbergl504) 
itnb  baS  Alpliabetuin  aureum  juris  utriusque 
(guerft  1508).  S)ie  Aurea  opuscula  (Lipsiae 
1502)  bereinigen  mehrere  fletncre  @d^riften.  3Rit 
htt  (Seböd^tni^funft  befaßt  ftd^  ber  Libellus  de 
aiüficiosa  memoria,  aud^  Phoenix  genannt 
(Venet  1491;  Erford.  1500;  Colon.  1508). 
SgL  nod^  SSartl^olb,  @efd)td^te  bon  9iügen  unb 
^mmem  IV,  2,  ^omburg  1845,  7 ff.  51  ff.; 
Shit^er,  ^ud  bem  Uniberfttätd-  u.  ©ele^rtenleben 
im  S^talter  ber  9ieformation,  Sriangen  1866, 
496,  unb  bie  anbere  in  ber  öligem,  beutfd^en 
Sbgr.  XXV,  589  unb  bei  Chevalier,  Rep.  u. 
Soppl.  8.  V.  aufgefül&rte  Sit.)  [^Ä.  gffer.] 
Jfittus  bon  Stofenl^eim,  0.  S.  B.,  9le- 

formator  bieler  99enebictinerflöfter  in  Sägern, 
lontmte  aus  Stofen^eim  am  3nn  unb  xoax  in  ben 
legten  Sol^rgel^nten  bed  14.  Sa^rl^unbertS  geboren. 
dt  fd^int  in  @ubiaco  in  ben  ^enebictinerorben 
eingetreten  gu  fein.  3m  %  1416  fam  er  nad^ 
2)eutfd^Ianb  gurüd  unb  mürbe  gu  flonftan)  1418 
Dom  ^pft  !0{arttn  V.  mit  ber  Reform  ber  93ene- 
Mctinerflöfter  beauftragt.  93alb  nad^l^er  erfd^eint 
er  old  $rior  ^u  3Jltit ;  er  befud^te  bann  eine  9ieil^e 
bon  jflöftem,  um  bie  OxbenSregel  mieberl^erjU' 
fteOen.  @ein  ^nfel^en  xoax  fo  gro^,  ba^  man  i^ 
auf  bem  Soncil  in  Safel  1482  mit  einer  Senbung 
im  bie  l^ufitifd^en  Sö^men  betraute.  ^13  Xobe^ 
iaSfc  bed  !ßetru8  ift  mo^I  1440  ober  1441  anjU' 
[e^ ;  bagfelbe  ftel^t  iebod^  nid^t  böHig  feft.  SBon 
inen  ©d^riften  fmb  nur  menige  gebrudt;  am  be- 
teften  ift  bad  Roseum  memoriale  divinorum 
eloquiomm.  2)a3fel6e  gibt  ben  Sn^alt  ber  l^ei* 
ligen  @d^rift,  unb  itoax  iebeS  jfapitel  in  einem 
SHftid^on,  mieber.  SDaS  SEßerf  erlebte  ^al^Ireid^e 
SuS^oben  (Bonon.  1489,  Norimb.  1498  etc.). 
Ueber  bie  onberen  ©c^riften  beS  ^ßetruS  bon  Sftofen- 
(eim  f.  Kropff,  Bibl.  Mellicensis,  Vindob. 
1747,  206  sqq.  (93gl.  nod^  jfobolt,  93aterifd^e8 
©elel^rten-Sei.,  2anb§]^ut  1795,  508  ff.  unb  bie 
«Qd^träge,  ebb.  1824,  226.  390;  ffeiblinger, 
@efd^id^te  be§  93enebtcttncrftifte3  mit  I,  SBien 
1851,  489 ff.;  fonftige  iSiteratur  bei  Chevalier, 
B^p.  s.  V.)  [^l.  gffer.] 

ffefms  bon  ©ampfone.  Seigrer  beS  cano* 
nifc^en  Ked^ted  ^u  ^Bologna,  ift  l^uptföc^Iic^  be« 
tonnt  dg  ber  Seigrer  be§  al§  Abbas  antiquus 
citirten  Sanoniften,  ber  i^n  in  feinen  SBerfen  öfter 
alft  ®en)ö^r§mann  neimt.  93on  $etru§^  $erfon 
ift  nur  aSeniged  unb  aud^  biefed  5um  %t)til  nur 
oermutl^ungdmeife  ju  fagen.  @r  ftammte  bieUeid^t 
oon  bem  ©d^Ioffe  ©ampfon  bei  SoQeufe  in  9}iba- 
roiS,  ftubirte  ^u  ^Bologna  unter  Sacob  bon  9(1- 
bengo  (f.  b.  ^rt.)  unb  mürbe  cbenbafelbft  $ro- 


feffor.  ©pöter  (»ol^I  nid^t  lange  bor  1472)  feierte 
er  nad^  gfranfreid^  gurudf,  er  erfd^eint  menigftenS 
um  biefe  3^it  afö  SononicuS  ^u  Starbonne.  ©ein 
Xobe§ia]^r  ift  unbefannt.  93on  feinen  Sßerfen  ift 
ein  Liber  synodalis  ber  3)iöcefe  9{imed  gebrudCt. 
Slu^erbem  citirt  fein  ©d^üler  bon  i^m  eine  Glossa 
unb  Distinctiones,  tt)omit  mol^l  ber  l^anbfd^rift- 
lid^  mel^rfad^  erlittene  Sommentar  gu  ben  fünf 
3)ecretalenbüd^em  gemeint  ift.  3)iefer  fd^on  oben 
ertt)ö]^nte  ©d^üler  mirb  Abbas  antiquus  genannt 
im  ®egenfa^  gu  bem  Abbas  modernus,  b.  1^. 
5RicoIauS  bon  SubcSd^iS  (f.  b.  3lrt.).  ®er  tt)ir!- 
lid^e  9{ame  beSfelben  ift  unbefannt,  ebenfo  tt)o  er 
W)t  gemefen ;  bieEeid^t  toax  er  bie^  im  Senebicti- 
nerflofter  SRont-majour-Ie^-^rled  (f.  Hist.  lit. 
de  la  France  XXI  [1847],  288).  3lu8  feinen 
©d^riften  l^t  man  aud^  bermut^et,  ba^  er  längere 
3eit  3U  Slbignon  lebte.  Um  1270  toax  er  fiefrer 
bed  canonifc^en  %ed^teS  ^u  Bologna.  3)er  Abbas 
antiquus  berfagte  einen  Apparatus  ^u  ben  S)ecre- 
talen  @regor§  IX.,  eine  Lectura  ^u  ben  neuen 
gonftitutionen  Snnocenj*  IV.  unb  ©iftinctionen 
5U  einzelnen  SDecretalen.  @r  mar  in  ber  bamaligen 
canoniftifd^en  Siteratur  tt)o^(  bezaubert,  berbanb 
aber  mit  feiner  Selefenl^eit  aud^  ©elbftönbigfeit 
ber  9lnftd^t.  (93gl.  Hist  lit.  de  la  France  1.  c. 
281  SS.;  b.  ©d^iüte,  in  ben  ©i^unadber.  b.  faiferl. 
SHab.  ber  SOSiffenfc^.,  p^iL-^ift.  ftlaffe  LXVm 
[1871],  90  ff. ;  ®erf.,  ®efd&.  ber  Duellen  unb  ber 
ISiteratur  beS  can.  Sed^teS  11,  ©tuttgort  1877, 
108  ff.)  [31.  effer.] 

^Htus  ^icnrns,  f.  ^aulicianer,  ob.  1646. 

^efms  a  ©oto,  f.  ©oto. 

^etxus  bon  £arantafia,  1.  ber  1^1., 
0.  S.  Bern.,  fyit  feinen  Seinamen  bon  ber  ©tabt 
Xarentaife,  beren  Srjbifd^of  er  bon  1141— 1174 
mar.  6r  ftammte  au§  ber  3)aup]^ine  unb  mar 
mit  20  Söl&ren  in  baS  giftercienferflofter  ju  Sette- 
bau£  (Bella  vallis)  eingetreten,  ©pöter  l^atte  er 
baS  filofter  ^u  2:amie§  gu  leiten.  9tur  ber  @e* 
^orfam  bemog  il^n,  bieSifd^ofSmürbe  an^unel^men. 
3n  feinem  3lmte  aber  mar  er  bebad^t  auf  bie  Seffe» 
rung  ber  ©itten,  befonberd  be§  &Ieru8;  aud^  ma(j^te 
er  ©tiftungen  )ur  Unterftü^ung  bon  Sergreifenben 
u.  f.  m.  fflicl^rfad^  gelang  eS  il^m,  geinbe  gu  ber- 
föl^nen,  fo  befonberS  1170  bie  ffönige  bon  Sng- 
lanb  unb  gfranfreid^.  3m  ©treit  s^bifd^en  jfaifer 
griebrid^  SBarbaroffa  unb  bem  $apfte  Slleian« 
ber  m.  ftanb  er  treu  auf  ©eiten  beS  ^fteS. 
©ein  2ob  erfolgte  ju  »ettebauj  im  3.  1174; 
fd^on  1191  mürbe  er  canonifirt.  (Sgl.  AA.  SS. 
Boll.  Maj.  II,  820  sqq. ;  Moroni,  Diz.  LIU, 
25  sg. ;  Burgener,  Helvetia  sancta  II,  £in- 
sidl.  1860,  157  sqq.;  Brultey,  St.  Pierre  de 
Tarentaise,  ses  miracles,  ses  reliques,  son 
culte,  Besannen  1875.)  —  2.  ^etruS  bon  Saran- 
tafia  l^iefe  aud^  ber  fpätere  ^ft  Snnocea^  V. 
(f.  b.  9lrt.).  [91.  effer.] 

Citrus  ^xftotM  (Orfeo(o),  ber  1^1.,  erft 
3)oge  bon  Senebig,  bann  93enebictinermönd^  unb 
©dualer  bed  1^.  9iomuaIb  (f.  b.  ^rt.),  mar  um 


1939               $etiu8  Oon  ESaus  bt  Sctna^  —  SßctiuS  bt  3}into.  IMft 

bo8 aal^ir 928 ouS  btr üomel&mm  unb  ft^t  wi^eit  1202  (f.  b.  «rt  ÄreuHÜfle  Vn,  1159it.)inib 
SrQDiilie  bre  Ur|coli  ju  SKDoalto  (Sßroüinj  Ubine)  (bmio  am  fftiege  gegen  bie  Sirbißmftr  ((.  b.lit) 
im  Bnwtionif^en  ©ebiete  geboren.  3m  3.  976  tfieüna^m.  ©o  tonnte  ecoISStugenjcugteineSt» 
folgte  SßetiuS  als  S)oge  in  ber  SJcnoaltung  bet  j^ic^te  ber  ^Ibigenjerlämpfe  Mrfaffni,  nd^t  M 
aepufelif  9Jenebig  ou(  *peter  ßanbianuS  IV.,  bet  jum  3:obe  Simons  Don  iSionffort  (1218)  rtii^t; 
uegcn  SSecflo^ung  leinet  rec^tmägigen  ©ema^Iin  et  toibmete  fie  bem  SßcMifte  ^nnocenj  IIL  SiA 
unb  Sßerbtnbung  mit  einer  Snielin  ^erengaiS,  SBerlfü^dbenXilelHist.  Albigensiameteicri 
fottrie  wegen  feint!  tieifäilnenbenld^en  ^oflebenS  in  belli  in  eoe  anno  1209  suscepti  etc.  SSttnäi 
einer  SQoIflempörung  ermcibet  morben  mar  (Gali-  jucrft  gebrudt  ju  SirovcS  1615,  batm  Iii4ifi4 
berfi,Ei8tdei&räpubi.deVemBe,FarielS54,  in  ©ammelnetfe  aufgenommnt;  SJiigne  ^  d 
39).  ^aif  bet  erjäblung  beä  ^1.  ^trus  Slamiani  PP.  Ut.  CCXm,  543  sqq.  noc^  ber  auSgatt 
(Vita  8.  Eomualdi  c.  5,  bei  Migne,  PP.  lat.  Don  ffiuii^ne  in  ben  Hist  Franc.  Besriptt  T, 
CXLIY,d60)^ätte$(tTu8(inbteIeriBerf(!^lDÖning  Paris.  1649,  554 sqq.  Sie  Mon.  Germ,  faitt. 
t^Kttgenommen.  Snmienieit  bie(fS  geft^e^en,  fagl  Scriptt.XXVI,S97eqq.geben%uäjügeaiilba 
ber  gelefiite  ßarbinal  nic^t;  auS  ber  ge[ammten  Sßierft.  Uebetfe^ungen  be3[elbm  in'8  gro^^^ 
2)ar[teUung  be€  ÜebenS  Qt^i  ^erDor,  bag  ^SelruS  tourbm  f(!^Dn  cor  bem  tot.  %t^t  gebrudt  (].Bn- 
nic^t»Dnieber@c^uIb|reijuf)}re<!^enift,inb(merbie  net,  Uanuel  IV,  579  b.).  (!ßgL  mii  bn  Id 
iOoItSuerfi^iDärung  nic^t  ju  ^inbem  fiK^tcunbbie  Chevalier,  Eep.  b.  t.  angegebnen  Sit  bcfoidMti 
SBerfammlung  ber  Säberatiü^rer  in  fernem  ^Qlofte  Hiat  lit.  de  la  France  XVn,  Paiia  1832, 
(mtffentl^  1)  geftattete.  SBä^tenb  feiner  jroei'  246Bs.unbCeillier,  Histgen.  desant  sktk 
jÖSrigen  meifen  Megierung  fud)le  er  Bor  allem  bie  XIV,  n.  ed.  Parie  1863,  904  ss.)  [«.  eflerj 
3nter(ffen  ber  Steligion  naä)  thä^tn  ju  ffirbem  ^etnis  "^tnaoAUis,  f.  eiugiU)  m,  ^9]. 
unb  öertDonbte  feinen  grofien  SReif^t^um  jur  SBie«  ^ttns  y^amenfis,  f.  Sßettug  3RarÖ)r. 
berlierftelliing  ber  in  ber  letiten  3teDclution  burt^  ^dnts  ^aOntfi,  f.  SBalbenfet, 
geuer  jerftSrten  6t.  3)I(ircuetirc^e  unb  beS  ^ogen'  '^rtnts  bt  ^ivtü  (be  iSineiS,  beÜo  Sipt), 
tioIaftcS.  Seinen  fifetilcr  nnebtr  gutjumac^en.  Der'  ber  Dertrautefte  Stal^geber  ffaifer  griebrid^  II, 
lieg  er  auf  ben  Slat^  bei  3bte9  OuarinuS  Don  »urbc  um  baS^afir  1190  guSapua  geboren,« 
&)Sana(l£uEa)iniRoiiffi[lonunbmit3uftinimung  fein  !Qatei  (SlngcluS)  3!otat  unb  Ku^  ton. 
feiner  grau  äiateilanb  itnb  gamilie  unb  begab  fi^  !(ktTU3  ftubirte  ju  ESoIogna  unb  tourbe  bon 
inbaSiflofterjum^l.  <inic^aeltn6o;ana.  €inige  %)tai  bei  griebni^  II.  6tft  feit  1230  crfi^ 
3ttt  barauf  unterfteUte  er  fid)  ber  geiftlic^en  £et-  er  d\S  ber  becorjugte  @ünftling  bc§  ffaifeii ;  iu4 
tung  beS  bomoIS  bofelbp  lebenben  l|l.  JRomnalb.  ber  Uebetgeugung  ber  Setfgenojitn  beftorite  er  fä- 
9Iai6  einem  ®DtltDD|lgefä[ligen,bufiferfiaen2eben  nen  §erm  in  bcffen  Qbjolutiftifd&en  unb  Urt^- 
Horberitn3-987(nic^l997).  ga^lmunbcuoiinjcn  ffiiiblicfjen  *ß!iinen.  Süßie  mett  tbatföc^lid)  jtin 
2eben§gang  beS  ^I.  3[Setni§  in'S  aug(,  fp  bürfte  antbcil  on  ber 'JluSarbeitungbeS  1231  publiriiMi 
eS  in  etn^Q  erfldrlti^  fein,  wenn  ber  im  14.  ^ciift'  @e|cßbud|cS  für  baS  JJÜnigreidi  beiber  eidlin 
Ifiunbcrt  Icbenbe  SlnbreaS  l3anboIo  (bei  Muratori,  gebt,  ifl  fircitig ;  griebrirf)  II.  felBft  fogl  bonibn: 
Ber.  itai.  Scnptt.  XII,  Mediol.  1728,  212)  $e>  (Constitution es  ietas)  per  magifitrani  PetiDffl 
tiuS  fdiilbeit  alä  einen  ÜÖtaiin  fide  et  moribuB  cir-  de  Vineis  Capuanutn,  magnae  curiae  noeine 
cumspectum  . . .,  qui  a  puerüi  aetate  nil  aliucl,  judJcem  et  fideiem  nostrum  ,  mandaTinu« 
quam  placere  Deo  etudens,  ad  tantae  digni-  compilari.  3n  ber  golge  üerwenbete  ib«  te 
tatiaprovectumacanderecontemnebat,timens  fiaifer  Diet  ju  Sßertionblungen  in  ben  Streitighttni 
ne  secularifi  ambitione  honoris  propositum  mit  ben  5ßäpften  ©regor  IX.  unb  3niU)cenj  IT. 
amitteret  sanctitatia,  unb  menn  @aliberti  (L  c.  DDa^  geniüf)<ilii$er  annähme  get)örte  et  ou^  i» 
39  8.)  Don  t^tn  fügt:  non  moins  recomman-  ben  ©efünbtcn  gricbridiS  auf  bem  adgemetBn 
dable  par  ses  grandea  richesaea,  quo  par  aes  Sorttil  ju  Sgon  (1245).  Snbtp  war  bort  Iw 
ffloeursdouceaetpieuaea.  $apfl  SlemenS  XII.  ißert^eibtger  be€  ßaifer§  S^abbäuS  Don  Snef^l 
fprad)  i^n  l)eilig  unb  fegte  fein  geft  auf  ben  SpcttuS  tritt  bei  ben  Debatten  gar  nii^t  ^tiwrt, 
14.  Sannor-  S)a8  Martyrologium  Romanum  unb  eS  ift  jTOeifeI!)aft,  ob  er  übcr^au|rt  juged« 
ermähnt  if|n  am  10. 3anuar.  (9)gl.  bie  bei  Cheva-  mar,  3ni  ©eplember  1245  mürbe  er  jU  Mmig 
lier,  Eep.  unb  Suppl.  a.  v.  Pierre  Oraeolo  an-  bem  ^eiligen  gefc^idt,  um  biefen  af§  SecmiUkt 
gegebene  Sileratur  unb  bie  DtDlijeii  bei  de  Mas  ju  geminnen.  Sie  iöemü^ungen  be§  frotijfifii^c 
Latrie,  TreBor  de  Chronologie,  Paris  1889,  JTöntgl  filetierten  jebo^  infolgt  ber  geloaUt^älija 
801.)  [^elmling  0.  S.  B,]  ffllaferegeln be§ flaiferS.  ©eit  1246erfd)einl!|)emä 
'^dtns  Don  18qu£  be  ßerna^  (Vallia  all  ^rotonotar  be§  jfaifer§  unb  ^ogotEfetbelfli- 
Cemaji  ober  Samaji),  0.  Cist.,  SJcrjaffer  einer  ntgreic^S  ©icilien,  9Stnigc  3a^re  flwtti,  M 
Sllbigtnfergefdiicbte,  mar  ein  3ieffe  beS  SlbteS  ©up  gcbruar  1249,  TOutbt  er  be§  SBtrrat^  ongeflagL 
JU  aSauj  be  Sernag,  ber  al§  iöifc^of  Don  ßar-  in'9  @efängni&  genjorfcn  unb  geblenbtL  2« 
cüffonnt  1223  florb.  ©eburlS-  unb  äobtSja^r  ffaifer,  ben  et  ütrg&ttert,  ben  er  falaip^emifii  üB 
finb  unbetannt.  SDian  raeig  nur,  bafe  $etruä  in  „ben  jtoeiten  fettigen  bet  ^üigen"  gepriein 
Segleitung  fetneS  OnltlS  am  ßttujjug  Dom  Starrt  ^tte,  erfann  i()m  noä)  eine  btfonbtr^  ein|ifiiiMii( 


1941 


«Pcttau  —  ^ße^röre. 


1942 


Zobcfiort:  er  befallt  ben  el^ematigen  Sfteunb  ben 
$ifanem,  feinen  £obfemben,  }ur  ^inrid^tung  ^u 
überliefern.  9118  $etru8  bie^  Qörte,  aerfd^metterte 
er  fid^  ben  jf o))f  an  einer  @öule.  Sßod  ben  flaifer 
3U  fo  raf ftnirter  (Sraufamf eit  Deranla^te,  ift  fd^mer 
)u  fogen.  9}ad^  bem  menig  ^uoertäfftgen  ÜRattl^öuS 
^ßoriö  (Hist.  Anglorom,  ed.  by  Madden  lU, 
Lond.  1869,  48)  toöre  !ßetrug  bei  einem  Ser- 
fud^^  ben  jfaifer  ^u  vergiften,  ttiappi  teorben. 
3nbe|  ift  eS  ma^rfd^einlic^er,  ba^  ein  Somplot 
fetner  Dielen  9teiber  am  ^of e  il^n  ^u  gfaQ  gebrad^t 
1^  (»gl.  3)ante,  i^m  13,  55  ff.),  ©einer  fjfi- 
nmi^bemHiItung  fd^eint  ber  jfaifer  fd^on  fräl^er 
miltraut  ^u  l^ben;  in  berZl^at  batte^etruS  fein 
Amt  aud^  baju  benu^^  ftd^  unb  feine  Sermanbten 
ouf  unreblid^e  lIBeife  gu  beretd^em.  93on  ben 
@d^riften  bed  $etruS  be  IBinea  fmb  gefd^id^tlid^ 
am  tt)id^tigften  feine  ^Briefe.  3)ie  33  erften  ber- 
felben  mürben  ^u  ^genau  1529  gebntdt  unter 
bem  Sitel  Querimonia  Friderici  II.,  qua  se  a 
Bomano  Pontifice  et  cardinalibus  immerito 

Sarsecutum  .  .  .  esse  ostendit.  IBoUftönbige 
uSgoben  erfd^ienen  burd^  @d^arbiu§  (Basil. 
1566,  9}eubrud(  mit  ®Ioffar  Amberg.  1609) 
unb  burd^  Sfeliud  (BasU.  1740,  2  voll.);  beibe 
laffen  )u  münfd^en  übrig,  lieber  bie  ^nbfd^riften 
t>^.  $er(,  ^rd^it)  für  beutfd^e  ©efd^i^te,  nament- 
Iid&  «b.  VII,  ^annoöer  1839,  890  ff.  ^lu^er 
bm  ^Briefen  oerfa^te  $etru§  nod^  ben  Apologe- 
ticns  de  potestate  imperiali.  %iä)  tt)ar  er, 
Brie  fein  faiferlid^er  6en,  3)idbter;  ein  (Sonett 
üon  il^m  tl^eilt  gfr.  t).  Utaumer,  ®efd^.  ber  ^o^en- 
flaufen  VI,  406  f.,  mit.  (93gl.  Fabricius-Mansi, 
Bibl.  lat.  V,  Florent.  1858,  269 sq.;  t).  Stau- 
mer  a.  a.  O.,  namentlid^  IV,  Seii)§ig  1824, 
506  ff.  [^Beilage  über  $cter  üon  IBinea] ;  t).  @a- 
Dignp,  @ef(^i($te  be§  röm.  SRed^td  V,  2.  SluSg., 
feeibelberg  1850,  218  ff.;  Hoillard-Breholles, 
Vie  et  corresp.  de  Pierre  de  la  Vigne,  Paris 
1864 ;  Capasso  e  Janelli,  Pietro  della  Vigna, 
Caserta  1882.)  [3ecf.] 

9^^ut,  f.  SBictorinuS. 

9ettcer,  f.  ffrpptocalöiniften  Vn,  1236. 

^entinitt^  jf  o  n  r  a  b ,  ^umanift  unb  @tabt- 
fd^reiber  )u  Augsburg,  gehört  ^u  ben  gelehrten 
Stännem,  meldte  ba§  auftreten  Sutber§  ^2lnfang§ 
nid^  ungern  fa^en,  aber  bocb  t)or  bem  93ru(^  mit 
ber  fhrd^e  gurüdfd^euten.  $euttnger  toax  1465  ^u 
9lugdburg  geboren ;  er  ftubirte  an  mehreren  beut« 
fi!^  Unioerfttöten,  befonberS  aber  in  Stolicn  ^u 
?pQbua  (1482),  ©ologna,  glorenj  unb  SKom.  3m 
So^re  1488  xoax  er  mieber  in  S)eutf c^Ianb ;  er 
tourbe  1490  öon  Augsburg  al8  „©tabt-Eiener" 
unb  1497  ald  lebenSlänglid^er  „Stabtfd^reiber" 
ongefteDt.  3n  feinem  ^mte  entmidfelte  er  eine 
Irielf eitige  unb  anerfonnte  Xl^ätigfeit.  jtaif er  ÜRa^i- 
müian  L  xoox  i^m  gemogen  megen  mancherlei 
2)ienfte,  meiere  $euttnger  ibm  ermiefen  l^tte. 
Sbenfo  fd^ö^te  Staxl  V.  i^n  imb  erl^ob  i^n  am 
1.  2)e€ember  1547  fogar  in  ben  erblid^en  9lbel' 
ftanb.    SBenige  SBod^en  \pättx  ftarb  ^ßeutinger. 


ber  ftd^  feit  ber  !RieberIegung  feine§  ftöbtifd^en 
SlmteS  (1534)  nur  nod^  »iffenfd^oftlid^en  gor- 
fd^ngen  gemibmet  f^cAU  (ogL  barüber  Mgem. 
beutfd^e  gjiogr.  XXV,  564  ff.),  ©eine  «oüe  ben 
9{ef ormatoren  gegenüber  brad^te  il^m  ben  SSormurf 
ein,  ba^  er  Derönberlid^er  fei  alS  ein  Sb^^möleon : 
1518  nabm  er  Sutl^er  ^u  Sluggburg  freunblidQ 
auf,  1521  bemül^te  er  ftd^  ^u  S^ormS,  ibn  ^um 
9{ad^geben  ju  bemegen  (Dgl.  Sanffen,  @efd^.  beS 
beutfd^g3olfc«II[1880],165f.),1530protcftirte 
er  im  9{amen  feiner  Skterftabt  gegen  ben  %eid^ 
tagSabfd^ieb  t)on  @peier,  fpöter  aber  t)em)ied  er 
in  einer  ©enffd^rift  bie  SeformationSluftigen  in 
Augsburg  an  ein  aUgemeined  Soncil.  Ol^ne 
3toeifeI  roax  bie  ))erfdnnd^e  Ueberjeugung  $eu- 
tingerd  fd^föanfenb,  aEein  er  moUte  nad^  feiner 
audbrüdfltd^en  ^uSfage  in  nid^tS  t)on  ber  magren 
jf ird^enlel^re  abmeicben.  Slud^  feine  ffinber  blieben 
ber  fatbolifd^en  Religion]  treu.  (SBgl.  bef.  Hist 
vitae  atque  meritonim  C.  Peutingeri.  Post 
Jo.  Ge.  Lotterum  ed.  Fr.  A.  Veith . . .,  Aug. 
Vindel.  1783;  ©öüingcr,  ®ie  Deformation  I, 
2.  «uff.,  SRegenSburg  1848,  571  ff.;  C^^^berger, 
St.  ^tinger  in  feinem  Serl^öttniffe  )um  flaifer 
ajiajimilian  L,  ^ugSb.  1848.  IBeitere  2ü.  in  b. 
angem.  beutfd^en  «iogr.  XXV,  568.)  [©d^öbl.] 
ifetfxhxt,  Sfaac  be  la,  anfange  ßalDiner, 
fpöter  Sont)ertit,  l^at  feinen  9}amen  befonnt  ge« 
mad^t  burd^  bie  fonberbare  Seigre  bon  ben  $rä« 
abamiten.  9(u3  !mi^t)erftönbni|  ber  ©teile  SKöm. 
5, 12 — 14  glaubte  er  nämlid^,  ba^  t)or  ^bam 
f(|on  ÜT^enfd^en  gelebt  l^ötten  (^röabamiten;  f.  b. 
^rt.).  S)er  @runbirrtbum  ^e^röre^S  lag  barin, 
bafe  er  ben  3luSbrud  ^©efe^"  im  Sömerbriefe  oon 
bem  @ebote  @otte8  an  ^bam  oerftanb ;  menn  eS 
alfo  t)or  bem  ®efe^,  b.  1^.  t)or  ^bam,  eine  ©ünbe 
gab,  fo  mu^te  e§  aud^  SDtenfd^en  geben,  totläit 
fünbigten.  ^bamS  ©ünbe  fei  aber  im  @egenfa| 
ju  bem  peccatum  naturale  ber  ^röabamiten  ein 
peccatum  legale,  iDelc^eS  burd^  Smputation  (ügl. 
b.  3lrt.  erbfünbe  IV,  759)  auf  bie  anberen  9Wen- 
fd^en  übergebe.  2)aburd^  erbielten  Xob  unb  aUeS 
natürlid^e  SIenb  nun  aud^  nod^  ben  Sl^arafter 
einer  befonbem  ©träfe.  —  9lud&  fonft  trug  ^e^- 
r^re  mebrfad^  eigentl^ümlid^e  ©(^rifterflörungen 
oor  (g.  93. 8u  3of.  10,  12 f.;  4  Pön.  20,  9 ff.), 
bie  ftd^  als  IBerfud^e  )u  natürlid^er  ßrflärung 
übematürüd^er  SBorgänge  d^arafterijiren,  imb  mar 
einer  ber  erften,  föeld^  bie  mofaifd^  Slbfaffung 
be3  $entateud^8  in  3^^f^I  jogen.  Ueberl^aupt 
mangelte  il^m  baS  tiefere  tl^eologifd^e  SOßtHen.  ©ein 
(anonym  erfd^ieneneS)  93ud^  Praeadamitae,  sive 
exercitatio  super  versibus  12, 13  et  14  cap.  V 
Ep.  D.  Pauli  ad  Bom.  etc.,  [Paris.]  1655, 
unb  ba§  Systema  theolog.  ex  Praeadamit. 
hypothesi,  s.  L  1655,  brad^ten  ibn  balb  in  Un« 
gclegenl^eit.  6r  mürbe  auf  ^Betreiben  ber  erj- 
bifd^bflid^en  93ebörbe  t)on  ÜRed^eln  arretirt,  ober 
auf  t^ürfprad^e  bed  ^rin^en  t)on  Sonbe,  bem  er 
ftd^  fd^on  frül^er  ange)d^Ioffen  l^atte,  freigeloffen. 
S)ann  ging  er  nad^  %om,  mo  er  conDertirte,  unb 


1943 


^ea  -  ^foferS. 


1944 


fd^ricb  bei  bicfer  ©cicöcnl&cit  J.  Peyrerii  Epist. 
adPhilotimum,  quae  exponitrationes,  propter 
quas  ejuraverit  sectam  Galvini,  quam  pro- 
fitebatur,  et  librum  de  Praeadamitis,  quem 
ediderat.  Rom.  1657.  ®ic  legten  Saläre  brad^te 
er  im  ©eminar  öon  Notre  Dame  des  yertus 
au  unb  flarb  1676  im  mttx  ton  82  Sauren.  S3on 
ber  Srrigfeit  feiner  ^Präabamiten-S^eorie  jud^te 
%  @imon  (f.  Lettres  choisies  de  M.  Simon 
n,  Amsterd.  1730,  lettre  1)  il^n  öergebenS  ju 
überjeugen.  Rubere  ©d^riften  ^e^re'S  jinb:  Du 
Rappel  des  Juifs,  Paris  1643;  Relation  du 
Groenland,  Paris  1647 ;  Relation  de  Tlslande, 
Paris  1663.  (fß^l  Niceron,  Mem.  XII,  65  ss. ; 
XX,  42  SS. ;  Nouv.  Biogr,  gen^XXIX,  520  ss. ; 
m^,  gonöertiten  Vn,  113;  Seuf^,  3nbej  II, 
131.)  [Äerfer.] 

^ej,  1.  aSernl^arb,  0.  S.  B.,  Sibliot^efar 
be§  «lofterS  5IReIf  (f.  b.  ^rt.),  toax  1683  ju  3pÖ 
in  5Rieberöfleneid^  geboren  unb  trat  mit  16  Sauren 
in  ben  Drben.  SSäl^renb  feineS  5RoöiciateS  l^atte 
er  mit  mannigfachen  @(i^tt)ierigleiten  ^u  !äm))fen, 
fo  ba|  er  faft  entlaffcn  toorben  tt)äre.  6r  red^t» 
fertigte  aber  balb  auf  baS  ©län^enbfte  ba§  3u- 
trauen  be§  9lot)icenmeifter8,  ber  fic^  für  fein  blei- 
ben bemühte,  fomol^I  burd^  feine  CrbenStugenben 
toie  burd^  feine  ©elel^rfamfeit.  3n  5IReI!  ftubirte 
er  ^l^ilofop^ie,  in  2Bien  Sl^eologie.  ©eine  9iei* 
gung  toieS  i^n  aber  bef onberS  auf  fritifd^e  Slrbeiten 
$in,  unb  fein  3beal  tt)ar,  eine  fritifd^  gel^altene 
Bibliotheca  Benedictina  5U  t)erfaf)en.  3u  bem 
3tt)edf  trat  er  mit  ben  anberen  Senebictinerflöftem 
in  SSerbinbung,  burd^fud^te  bie  93i6liotl^efen  üicier 
pcrfönlid^  unb  mad^te  axidj  eine  Seife  nad^  S^ran!« 
reid^.  ^n  ber  SSoHenbung  ber  gelefjrten  tHrbeit 
l^inberte  i^n  aber  fein  frül^er  Xoh  im  3.  1735. 
^I§  Vorarbeiten  l^atte  er  fc^on  mel^rere  SBerfe 
|)u6Iicirt,  mä^rcnb  ^(nbere§  nod^  ]^anbid;riftli^  im 
Älofter  Wilüt  nif)t.  §ier  mögen  öor  ^lücrn  genannt 
mcrben  fein  oft  citirter  Thesaurus  anecdot.  no- 
vissimus,  Aug.  Vindel.  1721—1729,  7  voll, 
(feiten  üottftänbig  üorl^anben),  unb  bie  I3iblioth. 
ascetica  antiquo-nova,  Ratisb.  1723 — 1740, 
12  voll.  Rubere  ©d}riften  f.  bei  Kroplf,  Biblioth. 
Mellicensis,  Vindob.  1747, 602  sqq.,  imb  Hur- 
ter,  Nomencl.  lit.  II,  2.  ed.,  Oeniponte  1893, 
1100  sqq.;  über  ^cj'  ©riefmed^fel  f.  ffatfd^tl^aler, 
Ueber  93.  ^ej  unb  bcffen  93rieftt)ed)fel,  ^Mt  1889 
[$rogr.]  (ögl.  baju  C)ift.-poI.  ©lätter  CIX  [1892], 
255  ff.).  (SBeilere  Sit.  f.  bei  Hurter  1.  c.  unb  bei 
aBurjbad^,  Siogr.  Sej.  be§  ftaifertl)um§  Defterreid) 
XXII  [1870].  145  ff.  93gl.  aud^  Mgem.  beutfc^e 
©iograpl^ie  XXV,  569  ff.) 

2.  §ieronQmu§,  0.  S.  B.,  ©ruber  be§ 
33orgenanntcn,  toor  tl^eilS  ®ef)ilfc  feine§  ©ruberS 
bei  beffen  Qforfd^ungen  unb  Seifen,  tl^eilS  aud^ 
fefbftänbig  tl^ätig  für  bie  ßrforfd^ung  ber  ®e« 
\d)xä)k  unb  ^ütertl^umSfunbe  Oefterrcid^§.  6r 
mar  1685  geboren  unb  legte  1703  im  fffofter 
mtlt  $rofe6  ah,  3m  3.  1735  mürbe  er  «iblio- 
tl^cfar  be§  Ä(ofter§  als  Sad^f olger  feine«  SruberS; 


er  ftarb  nad^  raftlofer  tt)tf[enfd^id^  VfilA^ 
im  3. 1762.  m^  fein  ^Kiuptmer!  über  bie  tKüo^ 
lönbifd^e  ©efd^td^te  erfd^enen  bie  Scriptt  reram 
Austriacarum  veteres  ac  genuini  I  et  n, 
Lips.  1721—1725;  IH,  ßatisb.  1745.  (Sj 
Kropif  1.  c.  677  sqq. ;  SBurabad^  a  a.  0. 149  fi.; 
Mg.  beutf d^e  95iograp]^ie  XXV,  573  jf.;  Hmter 

I.  c.  II,  1477  sqq.)  [8floH 
9fdfer$  (Fabaria),  el^emaligeS  Senebio- 

tinerf  lofter  im  ftanton  ©t.®QQen,  tmubetN« 
1^1.  ^irmin  (f.  b.  ^ri)  gegrünbet  todd^tt  ntu^  ba 
gemöl^nlid^en  ^nnol^me  um  ba§  ^afyc  731  m 
bem  t)on  il^m  gegrünbeten  SReid^enau  gtt)dlf  SXdiuJ^ 
nad^  ^ßfäferS  berief,  gfriebrid^  (JKrd^gef$d^ 
3)eutfd^IanbS  U,  Bamberg  1869,  640)  mmt 
jebod^  an,  ba^  bie  Stiftung  Don  ^föferS  ba  \m 
Steid^enau  vorausgegangen  unb  le^tereS  filoto 
Don  SRBnd^en  auS  erfterem  befe^  tDoxbm  fei  Ski 
f oQ  3uerft  Derfud^t  l^aben,  boS  JMofter  in  9taif4- 
tinS  (®raubünben)  ^n  erbauen,,  eine  %aabt  fjiit 
aber  ben  Ort  angezeigt,  ido  eS  errid^tä  toetben 
foOte.  2)er  erfte  W>i  ^balbert  toax  jugleid^  Sif^oj 
Don  S^ur.  SSal^rfd^einltd^  f orgte  er  burd^  Uikf 
tapung  bifd^öflic^er  Sinfünfte  unb  @üter  im  ia> 
minat|ale  für  bie  3luSftattung  ber  neuen  ©tifhmg. 
9tod^  im  nömlid^en  Sal^rl^tmberte  ftoiben  bm 
fflofter  bie  feiigen  (Sberl^arb  unb  SBeml^er  oBSdtt 
Dor.  Jtarl  ber  ©ro^e  nol^m  c§  in  feinen  @(^ 
unb  Submig  ber  ^^omme  befreite  eS  Don  ben 
Steuern  unb  S)ienftleiftungen  on  bie  fönigR^a 
93eamten.  3m  10.  Sal^rl^unbert  Heg  ftd^  Salonum, 
Sifd^of  Don  «onftans,  baS  „?lbteüein*  ?fafert 
Derleil^en  unb  mollte  e§  bann  unter  gemijfen  9«« 
bingungen  bem  ©tifte  (St.  ©allen  einDerleibm. 
©ie^  rief  lange  ©treitigfeiten  l^erDor,  aber  fd^lief« 
lid^  erf)ielt  ^fäferS  mieber  feine  Qfreil&eit  unb  einen 
eigenen  W)t  S)a§  fflofter  tourbe  Don  Dielen  $0;^ 
flen  mit  grcil^eiten  unb  ^riDilegien  bcbad^t  un& 
Don  ffaifer  ^^einrid^  VI.  (1196)  gefürftet  3in 

II.  Sal^rl^unbert  fd^Io^  fid^  ^fäfcrS  ber  ntn 
§irf c^au  (f.  b.  ^rt.)  auSgcl^enben  Äeform  an  wo 
ftanb  auf  ©eiten  (SregorS  VII.  ^ud^  |m  3^!t 
Sriebric^S  U.  l^ielt  e«  jum  ^o^jftc.  3m  13. 3#« 
l^unbert  i)aüt  eS  burd^  bie  eigenen  93ögte  imbSienf:« 
leute  93iele§  ju  leiben.  So  übcrrebcte  ber  TOrier 
3U  SRagaj  ben  ^bt,  bie  SBurg  SQBartenftein  in  ber 
3ldt)t  beS  ÄlofterS  ju  erbauen,  unb  alS  bieje«  ge» 
fd^e^en  mar,  fe^te  er  fid^  fclbft  in  bie  SSefte  imbbc- 
brüdfte  baS  ßlofter  fd^mer.  ®er  Sogt  «Ibret^twn 
Saj  Dertrieb  il^n  jmar,  nal^m  aber  bieSurgjeßijl 
in  Sefi^  unb  liefe  fid&  ebcnfoÜS  Ungcred^tigfeitcii 

I  gegen  baS  Stift  ju  Sd^ulben  fommen,  Spöier 
fam  ber  gfranciScaner  Scrtl^olb  Don  SegenSburg 
(f.  b.  ^rt.)  in  bie  ©egenb  unb  prebigte  über  Un« 
red^t  unb  Ungered^tigfeit.  ®ie|  Dermod^te  bei 
So^n  unb  9lad|foIger  aibred^tS,  ftd^  mitbemfilo- 
fter  auSjuföl^nen.  3m  14.  Sabr^nberte  brai^ten 
geloben,  ber  fd^marje  %oh  unb  bie  geuer§brunft 
Don  1362  baS  Stift  an  ben  SRanb  beS  Unter» 
gangeS.  ^uc^  ber  Sürid^frieg  im  f olgenben  3fl^' 
lunbert  Derurfad^te  il^m  Diel  ©droben.  UÖ  jobonn 


1945 


!ßfaff  -  !ßfal8. 


1946 


bie  Sibgenoffen  i^tnm  beö  @arganferlanbed  mür- 
ben, traten  fte  ald  Sögte  beS  JHofterd  auf  unb 
6ef^lDertm  baSfelbe  oielfad^.  S)te  jf lofter^ud^t  mar 
(Snbe  bed  15.  ^ol^rl^nbertS  gefunfen;  ber  Slbt 
t9o^nte  in  SBartenftein,  bie  SonDentualen  in  eige- 
nen ^ufenu'  W)t  ^ofyvm  3acob  Shiffmger  (1517 
bis  1549)  toar  ein  Sfteunb  3tt)ingli'3,  ging  ^um 
^oteftontiSmuS  aber  unb  Derleitete  au^  eingelne 
im  ^tronate  beS  @tifte3  ftel^enbe  !ßfaneien  )um 
«bfoUe.  ^ad)  ber  ©d^Iad^t  t)on  Stoppzl  (1531) 
flud^tete  er  ftd^  nad)  @^ur:  er  mürbe  1532  bem 
€d^ine  nad^  mieber  fatl^otifd^  unb  mu^te  ed  burd^- 
jufe^,  ba|  er  nod^malS  in  ben  Seft^  ber  9btei 
tarn.  993ie  er,  fo  regierten  aud^  feine  nö^ften  3laä)» 
folger  unrül^mlid^.  Crft  W>t  ^oif)ama  IV.  ^eiber 
(1586—1600),  frül^  gonöcntual  öon  ginftebeln, 
ein  frommer,  red^tf(|affener  unb  geleierter  ÜRann, 
Mreinigte  bie  Stönd^e  mieber  gu  gemeinfamem 
Beben  unb  Jiellte  Orbnung  unb  flöfterlid^e  S)id- 
ripHn  l^er.  i>a  nid^t  aUe  iRad^f olger  in  feine  f$fu^- 
flopfen  eintraten,  mu^te  bie  fd^meigerifd^e  $ene- 
Uctinercongregation,  meld^er  ba§  jf lofter  feit  1602 
ongej^örte,  öfter  einfd^reiten  unb  Slbminiftratoren 
cba  9ebte  aus  Sinfiebeln,  9Ruri  unb  @t.  ©allen 
€infej^  3m  3. 1665  mürbe  ba§  filoftergeböube 
toiiittv  grö^tentl^eilS  burd^  SSranb  gerftört.  IBiele 
Xebte  mad^ten  ft(|  namentlid^umbie  Srrid^tungunb 
oOmöIige  iBerbefferung  ber  SSabeanftalten  an  ben 
ienad(|barten  f)eiIqueEen  oon  $föf  erS  l^od^Derbient. 
SQein  biefe  ^nftalten  brad^ten  einen  aEgu  l^* 
figen  flkdtfjit  mit  ben  Sabegäften  unb  trugen  ba- 
oncc^  mefentlid^  gur  Dottftänbigen  Untergrabung 
ber  3)t8€i))Iin  bei.  3ur  3eit  ber  9icDoIution  oon 
1798  jerftreute  ftd^  ber  eont)ent;  bag  Stift  fam 
unter  ben  jf anton  fiintl^  unb  mürbe  ber  9lationaI* 
tiermaltung  übergeben.  Später  Dereinigten  ftd^  bie 
ConDentualen  mieber,  allein  bie  inneren  unb  oute- 
ten SSerl^ältniffe  mürben  immer  trauriger.  Unter 
bem  olter^fd^mad^en  ^bte  Sofe))]^  ^molb  (1805 
btft  1819)  unb  beffen  energielofem  92ad(jfotger 
PacibuS  ^fter  (1819—1838)  fanf  baS  ©tift  fo 
tief,  ba^  bie  übermiegenbe  ÜT^el^rl^eit  bed  Son- 
tientd  felbft  bie  ^ufbebung  verlangte,  meldte  aud^ 
1888  t)on  ben  @taat§be|drben  be§  flantong  @t. 
dkdlen  ooQgogen  mürbe.  3e^t  ift  ba§  ®eböube 
eine  3rrenanftalt.  (IBgl.  Eichhorn,  Epiecopatus 
Gariensis,  S.  Blas.  1797,  266 sqq.;  SBegelin, 
Xegeften  ber  93enebictinerabtei  ^ßföüerS,  gl^ur 
1850;  ÜT^üIinen,  Helvetia  sacra  1,  99em 
1858, 110 ff.;  S)a§  fliofter  ^föoerS,  @t.  ©allen 
1888.)  [®.  aWa^er.] 

'Sffaf,  (S.^xi\top^  Slattl^äud,  einflug- 
teiil^  :proteftanti{deer  Zl^eologe  beS  18.  3abr- 
l^nbertS,  mar  als  Sol^n  eine§  Xübinger  ^- 
fefforfi  ber  Sinologie  im  %  1686  geboren.  Sr 
ttmrbe  1705  9iepetent  gu  Tübingen  unb  nad^  mel^r* 
iffl^rigen  SReifen  1717  «Profeffor  bafelbfl.  Später 
nmrben  i^m  bie  lIBärben  oeS  ifanglerd  ber  Uni* 
Mrfitöt  unb  W)M  gu  fiord^  unb  ber  Xitel  eines 
eomes  palatinus  gu  Zl^eil.  Sei  aHem  Snfel^en 
UMt  er  inbeffen  ^u  Tübingen  perfönlid^  nid^t  be- 


liebt; er  galt  als  ein  genu^füd^tiger,  eitler  unb 
l^eftiger  fiebemann.  Sd^lieflid^  mürbe  i^m  ber 
9ufentbalt  in  Tübingen  berart  verleibet,  ba|  er 
fid^  nad^  einem  anbem  SßirfungSfreife  umfal^.  S)ie 
jf anjIerjteUe  ^u  ©öttingen  entging  il^m ;  bagegen 
berief  man  il^n  in  gleid^er  Sigenfd^aft  nad^  (Sieben. 
2)ort  mürbe  er  auc^  (Seneralfuperintenbent  unb 
ftarb  bafelbp  1760.  —  ^faff  mar  ein  SJiann  öon 
umfaffenber@ele]^rfamfeit;  er  Derbanb  bamit  einen 
präd^tigen  münbtid^en  ißortrag.  ^IS  Xl^Ioge 
fud^te  er  irenifd^  ^u  mirfen  unb  bie  t)erf(^iebenen 
proteftantif  d^en  Stid^tungen  ^u  einigen  (Alloquium 
irenicum  ad  Protestantes,  Ratisb.  1720  [aud^ 
mel^rfad^  beutfd^  erfd^ienen]) ;  feine  Semü^ungen 
fanben  aber  ebenfo  Diel  Sßiberfprud^  alS  9ner* 
ifennung.  S)ogmatifd^  ftanb  er  nid^t  auf  bem 
@tanbpunlt  ber  Ortl^obo^e,  neigte  Dielmel^r  bem 
$ietiSmuS  (f.  b.  9rt.)  ^u,  fo  ba^  er  mol^I  als 
Vertreter  beS  ^^meltförmigen  ^ßietiSmuS"  be^eid^net 
mirb.  JNr(^enred^tIid^  ift  er  Don  Sebeutung  als 
erfter  Vertreter  beS  ßottegialf^ftemS  (f.  b.  «rt). 
(93gl.  angem.  beutfd^e  «iogr.  XXV,  587  ff.,  mo 
aud^  bie  meitere  Sit.  angegeben  ift.)     [D.  ^efele.] 

9faf e,  nad^  bem  ie^igen  @prad^gebrau^e  Der- 
äd^tlid^e  SSe^eic^nung  eineS  @eiftlid^en,  l^t  feine 
Jlebenbebeutung  erft  feit  ber  fogen.  Deformation 
erbalten.  @d^on  bei  Sut^er  l^at  eS  ben  {ewigen 
@inn,  unb  in  ber  ba^rifd^en  Sl^ronif  beS  ^Den- 
tinuS  mirb  eS  gerabe^u  als  imel^rlid^e  ^Benennung 
be^eid^net.  Urfprünglid^  ift  eS  nid^tS  SlnbereS  oIS 
bie  Serbeutfd^ung  beS  ÜBorteS  papa  (SSater),  mel- 
d^eS  in  ber  erften  3cit  ber  Äird^e  ieben  ^(Wefter 
be^eid^ete.  SBeil  im  SRittelalter  ]^auptfäd^Ud(|  bie 
©eiftlid^en  bie  Sßiffenfd^aft  pflegten,  nannte  man 
meiterbin  aud^  mo^I  ieben,  ber  bie  lIBiffenfd^aft 
betrieb,  einen  ^^faffen",  fo  ba^  }.©.  loulcr  ben 
$Iato  einen  „großen  Pfaffen"  nennen  fonnte. 
Sntfpred^enb  bie^  bann  bie  angebenben  @tu' 
beuten  ber  UniDerfttäten  mand^mal  ^^albpfaffen". 
—  ®ie  2)eutung  beS  ÜBorteS  ^^aff"  alS  pastor 
f idelis  animarum  f  idelium  ift  feine  ^leitung, 
fonbem  eine  Spielerei  mit  ben  Sud^ftaben  beS 
IBorteS.  [SSenbeL] 

'Sffa^  Sll^einpf  als,  mar  feit  ber  golbenen 
SuEe  (1356)  ein  ffurfürftentbum.  SKitber^Pfalg 
am  m)tm  (^auptftabt  ^eibelberg)  mar  bis  1620 
bie  Oberpfal^  am  Söl^mermaß)  (^auptftabt  Slm- 
berg)  Derbunben.  3n  fird^Iid^  Se^iebung  geborte 
bie  SRbnnpf  al5  ^u  ben  SSiStl^ümem  SRainj,  SßormS 
unb  ©peier  (f.  b.  3lrtt.).  ©ebr  begeid^nenb  finb 
bie  IBorgänge  bei  Sinfübrung  beS  ^roteftantiSmuS 
in  ber  ^falj.  Sei  Sutl^erS  auftreten  regierte 
SubmigV.  (1508—1544),  ber  bie  neue  Seigre 
meber  binberte  nod^  förberte.  3)iefelbe  fanb  Jebod^ 
mebr  unb  mel^r  Eingang ;  fo  fam  eS  5.  93.,  ba^ 
^Slnno  1523  montagS  Dor  2)reifdnigen  ein  $faff 
gu  9ieuftabt  eine  Jungfrau  ^ur  ftird^  gefübrt  1^, 
maS  in  biefen  fianben  ein  unerl^ört  S)ing  mar" 
(Chron.  Lutrense,  bei  Sylburg,  Catalog.  codi- 
cum  . . .,  Francofiirti  1701, 267).  2)ie  9Mor- 
motion  junöd^fl  im  rl^etnifd^  9^ 


1947 


5Pf"Ij. 


134S 


Sonbe  gtlangtc  ju  htm  tiefonbmi  Stu^^me,  ba^ 
b^en  9ct)BUming  innei^alti  40  3aE)mt  uitrmal 
bie  ijonfef jion  mec()|tln  mu|tE,  ein  traurig«  Stieg 
ju  bent  Saje  Cujus  regio,  üliua  et  religio,  ffier 
rv.  SBonb  Bon  3anfienä  ©(j^ii^te  beS  bmtft^en 
^dOti  [^Uberi  im  Ittgemrinen  ben  Song  ber 
tetotmatDrildöen  SBnoeflung  in  btr  ^falj;  SRem-i 
linfl  {3)afl  JRtfomiQtionSiDerf  in  b«  [3i^(in-]  Sßfalg,  I 
anonn^tim  1846)  unb  SDittmann  (@efci)id|tt  bcr ; 
StformatiDn  in  ber  Oberpfalj,  augStiiirg  1847) ! 
be^anbeln  i^r  Sitiema  \pmt)l.  ^tS  ^ciDortreltnbe 
Sptrjontn  unb  ©retgnifTe  lönnm  folgenbt  gelten; 
Otto  §einri[!6  (1556—1559)  n1}ob  bit  Setjre 
Sut^tri  jnt  aßdn^ertff^mben  Mriigion  buic6  Sbicl 
nom  ültäta  1556,  infolge  bejjen  „alte  })Qi)iftif£^( 
3Ibg5tterei"  ütigel!)an  mar.  3^in  (olftte  in  coloi- 
ni(ttl(^et  SRiifilung  g^riebrii^  in.,  ber  fromme 
»ufitnonnt  (1557[1559]— 1576),  ber  fanadf^fte 
gürft  beä  3tefiinnation9jeitaltei§.  SBit  man  unter 
^nberem  gegen  bie  Q^rauenfliifler  Oorging,  erhellt 
au«  groK,  58iiber  nuS  ber  furpfäläitc^en  ffleforma- 
tion3periobe,iin  „floifiorif' 1876,1, 50— 75.  ?lu^ 
in  ben  $fanbfc^aften  fuc^te  er  bie  Se^te  &ilDin§ 
burc^jufii^ren,  raie  in  Oppenheim  (Salt,  ^ifto- 
riff^eSSa^rbut^  ber  ©iJrreSgejeaic^ft  1889,  47), 
ebenso  mit  in  ben  ®emein[i|aften  (Sonbominien) 
unb  in  bcr  Corbem  ©rafji^aft  Sfon^eim,  meldje 
er  gemeinfam  mit  Saben  befaß  (JJaH.  3Bie  Äur« 
füift  3^riebri(^  IH.  Don  bei  $falj  in  ber  borbem 
@lTaf|(^ft  @iponE|eim  ben  SalDiniSmue  einfütiren 
wollte,  nnc&  unebtrlm  Sktcn,  in  §iifl.  3a^tb.  1891, 
37  %  492  ff.,  anbongSioeife  [498]  bie  ©eTOalt- 
t^ätigfeiten  im  Sliiguftincrfloftcr  ju  ?pfoffcn= 
©liiroaben^eim  bei  KreujnQi^).  Sm  3-  1563  er= 
ft^ien  au  ^eihelberg,  befjen  ^lodjjdjiile  bis  .^ur 
5Kitte  be§  Sa^r^unbertS  bem  Singang  bcr  9ic|or= 
mation  liiibcrftanben  l)ütte  (2^.  ilSalatinuä,  §iei' 
belberg  unb  feine UniOerfität,  gc(iburQl886,  26; 
f.  b.  «rt.  §eibtlberg  V,  1597),  bot  „^Eibelberger 
ffofed)i§niu§",  ein  SJer!  ber  cnlbiniflt)cf(en  gülirer 
ftaSpor  DleDtan  unb  3fl^QtiQ§  UrfinuS  (f.  b. 
9Irtt,),  beren  t^eologifdieS  ©utarfiten  ben  SInii- 
trinitariet  30I1.  SolDon  (f.  b.  9Irt.)  jum  Sobe 
bun^'ä  Sd^roert  unb  ben  ^rebigcr  91bam  Steujer 
(j.  b.  %xt.)  jur  giud^t  in  bie  Sürtei  unb  jum 
asiam  braute  (1570).  ^titMi)  (eieft  unter- 
\ä)t\tb  ba§  SobeSurt^eil  ©^loonS  ttnk  beffen 
SBibetnif  (3QnfienV|;i886],444),  gta($  grieb. 
ri(5§  Sobe  1576  führte  fein  ©ofin  Subroig  VI. 
bo3  Sut^ertlnim  mieber  ein,  bei  meld)er  $to> 
tebur  bie  (eit^erigen  ^ßrabicanlen ,  8c|rer  unb 
Beamten  abgefegt  unb  bei  Sanbe§  uerwiefen  niur< 
ben.  Subtoig  ftarb  fd^on  1583,  worauf  fein  grü- 
bet 3oliann  Safimir  roieber  bem  6alüiniSmu§ 
jum  Uebergeluid^te  Der^olf.  ^er  ^ag  jmifc^en 
Cut^ranem  unb  Saldiniften  flieg  bamit  auf  ben 
&ö^epunlt  nnb  fül)rte  ju  5Bortonimni(fen  bar- 
Mrifi^et  91ri.  ^aif  feines  S3ormunb§  Eafimir 
Sobe  fülirte  btr  ISjäbrige  Sticbrid^  IV.  bie  Vtf 
gierung  Weiter;  ben  6aIl)imSmu9  bet)ielt  er  bei, 
iebo(^  o^ne  SQerfolgung  bet  Sut^cranet.  €tär[er 


f  örberle  i^n  bet  ffiintcrfBnifl  gfriebri^  V.,  ne^n 
jeboc^  nact)  SBecIuft  ber  &ö^if(t)tn  P&ntgSh» 
;ufet)en  mugte,  nie  fhirfürft  änostmilion  L  m 
SBaqem  einen  31^eil  ber  ))fäl}i[(^  Stntbe  ber  «Ifai 
Se^re  gutü^rte.  (9}gL  @.  S.  €liusetiS  Sii!ptd 
!Seri4t  Don  ber  $fäl|if(^en  jnic^>^ißirrie,  ii 
fi^  faffenb  bie  Derf^ebenrn  !ReIigwite>S((iiiAp 
lungen  unb  ben  Airt^en'@taat  in  brr  S^^fgQ 
unb  onbem  pfäl^  Sanbm  Don  ^Beginn  berSbl» 
mation  bis  auf  gegenreätfige  3eito  mitoHeaSp 
ligionS-Srodamina,  Meceffe  unb  9Icla,  grorifiiit 
1721;  SSemling  be^belt  überbieß  [191f|.]l« 
Steformotion  unb  baS  neuere  fiirc^ianiKJeii  im 
3iDtibTÜdi{(^tn ,  £autere(tifd^ ,  fitiiriBgijiK 
galtenfteinifd^en  unb  ©idingifc^en.)  Sine  nn> 
bung  trat  ein,  als  bet  lat^olifd^e  ^eijog  $^i)if 
ÜSil^lm  Don  Tttubutg,  @o^  bti  1614  td^ 
gemorbenenbetjogS  SEBoIfgang  Iföil^elmunbbtjJB 
lat^olifc^er  @cmaPn  IRagbalena  Doit  9a^ 
bie  Stegierung  ber  ^alj  antrat  (1685—1691). 
antt  i^m  h^rte  baB  tat^olifc^e  ^lenntniß  ink 
$fal}  gurüd,  DaB  iebo^  o^ne  ffränhing  füih 
$roteftanlen  Dor  \\ä)  ging.  S)ie  3efuitcn  Iuh 
na^  geibtibetg  unb  gemannen  bafelb^  ftfot 
gtofitn  ein^u^ ;  (ot^olif^er  @otteSbitn^  nobt 
junäc^ft  in  ben  fleineten  <Stäbten  uiütbonni^ 
bem  Sanbe  eingeführt,  xoobti  S^Iolgefdnbe,  ata 
IBurgen  unb  SKatbbSuf  et  gutn  ©ebrau^eberflüii^ 
Wen  Dom  flurfürflen  angemiefen  touibtn.  ^M 
3)erorbnung  Dom  11.  3ult  1687  nm^  in 
flatfiolifen  unb  Cullteranem  in  ber  5ßfalj  ba!6c 
laute  in  ben  tefarmirten  fiird&en  inib  bie  ffiii' 
bcnujfung  ber  ^rieb^ofe  berfelben  gegen  eint  1& 
gäbe  eingeräumt ;  aui^  Öffenlliifte  ©itlgängebinfini 
miebcr  ftattfinben.  3m  3.  1688  jogen  bie  fiflf«- 
jiner  in  §eibelberg  ein;  ebenfo  erhielten  jie,  mi 
bie  Sranciecaner,  bie  neugegrünbeten  ?pfantini 
JU  SDionn^eim,  ailjei),  Oppenheim,  Saifarai 
u.  |.  ro.  9I1S  in  ben  3a5ren  1688  unb  1689  ia 
i)tleanS'fc6tn  Äritgt  bie  granjofen  bie  $falj  tc 
fejjttn,  übemitfen  fte  ben  Äat^olifen  t^  Ut 
üoDenlöefif  tbeilS  ben  SJütbeftg  einer  anjoftl  pB- 
teftanttfii)er  fiirii^en.  S:ur(^  ben  am  30.  CdAt 
1697  amtieren  granfreit^  unb  bem  beutfitai 
9ieid)e  erfolgten  Stpiroijler  Sfricben  lonwn  ii 
Ptöliifdöcn  Eänber,  auf  »eli^e  granfreic^  ^mväif 
erboben  ()atte,  an  bie  ^ifalj  guriirf,  jeboi^  B«ligiae 
cath.  romana  in  locis  sie  restitutis  in  «titl, 
quo  nunc  est,  reraanente  (türt.  4  beS  gniti'ii^ 
S3er  franjbfijt^e  Söeöollmäd^tigte  S^miq  äto- 
reifste  jU  SHegenebutg  bie  Stfte  berjenigen  pp^ 
{dien  Orte,  toelt^e  na$  feineä  ftÖnigS  SSeimig 
in  biefer  Elaufel  begriffen  feien  (Semling  WOl 
2)iefe  neuen  SSer^ältnifle  unb  bie  einfo*naä 
be§  iSimuItaneumS  in  allen  Jhrc^  em^Mn 
;  bie  airat^oliten  als  ^rud  unb  wonbten  ^  a 
i^reufeen.  SliejeS  bro^ite  mit  JReprtffalien ,  al 
fo  roarb  bie  Ihirpfolg  gur  MetigionSbedamtiti 
i  (DÖHtge  SReligionSfrei^it  bet  btri  djrifllif^  *■ 
lenntniffe)  unb  ju  bem  Olebenrecefle  Dom  21.  Sc 
Dember  1705  oeronla^   (Sünig,  ^  tntft' 


Id49 


^fanb^äufer  —  Pfarrei. 


1950 


Keid^Sord^to  V,  1,  8cip3.  1713,  754 ff.;  9leueftc 
®ej(^i(^te  ber  reformirten  fitrd^e  in  ber  untcm 
^fdj,  ffieffau  1791).  'Jlu^  erfolgte  ber  grja^ 
be8  @imiiItaneumS  burd^  bte  fogenannte  Jttrd^en- 
t^ung  1706  (C^öuffer,  ©ejc^tc^te  ber  r^inifc^en 
^ola  n,  ^eibelberg  1845,  825;  S)ecIaraaon, 
^ebciirece^  unb  ftird^ent^eilungStobeHe  finben  fid^ 
aud^  abgebrudt  in  3o)ep]^  ffu|n,  S)ie  SRec^tSDer- 
^tniffe  in  99etreff  2^urm  unb  ©lodfen  ber  @t. 
Stemigiusfird^e  }u  "Jheber'SngeH^eim,  3)}atn5 1 893, 
im  Sn^nge).  (Sro^e  SSerönberungen,  oud^  in  fird^« 
lid^  ^jiel^ng,  brad^te  bie  3(it  ber  franjöfijc^en 
SieDoIution.  2)ie  IBiStpnter  SBormS  unb  @peier, 
ju  benen  bie  $fal}  üornel^mli^  gel)örte,  mürben 
oemid^tet.  ^(13  nod^  bem  SBiener  Songre^  burd^ 
Concorbate  eine  neue  fird^lic^e  Orgonifation  in 
Seutfd^Ianb  gefc^affen  mürbe,  (ebte  bad  SiSt^um 
€))eier  mieber  auf.  @emä^  bem  Soncorbot  üom 
5.  3uni  1817  (f.  b.  ^rt.  goncorbate  III,  830) 
umfaßt  ed  ben  bai^rifd^en  StcgienmgSbejir!  Sll^ein- 
pfölj.  3m  3.  1885  jä^Ite  biefer  unter  700000 
eintDol^em  300  000  ffatl^olifen.  äßaS  frül^er 
auf  bem  regten  SR^einufer  jum  ffurfürftent^um 
ber  $fat3  gel^ört  l^tte,  fam  burc^  bie  SuUe  Pro- 
Tida  soUersque  t)om  16.  ^uguft  1821  (f.  lU, 
883)  an  bog  (SrabiSt^um  gfreiburg.       [gfalf.] 

Tfftmhl^infct^  f.  Sei^nftalten. 

^arramf,  f.  Pfarrei,  Pfarrer. 

^atxH^ex^  f.  fiird^enbüc^er. 

^axxconcnxSf  f.  goncurS. 

'^orrrf  ($fane,  ßird6f|)iel)  ift  ein  geograpl^ifd^ 
Beftimmt  obgegrenjted  ®ebiet,  bejfen  SJemo^ner 
unter  bifd^öflic^r  ^Jtuctoritöt  einer  beftimmten 
iKrd^  5uget^ilt  finb,  fo  ha%  fie  Don  bem  an  biefer 
IHrc^e  bleibenb  angeftellten,  bem  Sifd^ofe  unter» 
georbneten  ^ßriefter  bie  Seelforge  empfangen  (Pa- 
rochia  est  certus  territorii  districtus  per 
papam  vel  episcopum  determinatus,  habens 
unum  rectorem  stabilem  cum  potestate  po- 
pulum  ibidem  existentem  regendi  etjudicandi 
eique  sacramenta  aliaque  divina  admini- 
strandi  [Ferraris,  Prompta  Biblioth.  s.  v.  pa- 
ro<dbia  n.  3]).  Sie  ßint^ilung  ber  Xiöcefen  in 
eingelne  ^faneien  fyii  bie  bequemere  Ausübung  ber 
€eeIforge  jum  3n)ecfe.  Senn  biefe  fann  nur  bann 
geregelt  unb  nac^^ltig  geübt  merben,  menn  jebem 
^riefier  eine  genau  bestimmte  ^n^a^I  Don  OIöu- 
bigen  juget^ilt  mirb,  auf  meldte  er  augjd^IieBlid^ 
feine  X^tigteit  )u  richten  ^t,  unb  für  meldte  er 
Derantmortlic^  ift,  mä^renb  bie  i^m  anvertrauten 
in  allen  religiösen  ^ngelegen^iten  mieberum  au§* 
fc^lie^lic^  an  il^  gemiefen  iinb.  Siefer  in  ber 
Statur  ber  BaAt  liegenbe  ^med  ber  ^^amien  ift 
fc^on  c.  unic.  C.  XIII,  q.  1  geie^lic^  ausgeipro- 
dim,  unb  ba§  5ribfntinum  <Sess.  XXIV.  c.  13 
Pe  ref.)  fagt :  Mandat  S.  Synodus  episcopis, 
pro  tutiori  animarum  eis  commibhanim  sa- 
fnte,  ut,  distincto  popolo  in  certas  proprias- 
que  parochias,  unicuique  suum  pcrpetuum 
pecoliaremque  parochum  assisnent.  qui  cas 
cognoscere  valeat  et  a  quo  bolo  licite  sacra- 


menta Buscipiani  —  3um  DoUen  ^Begriff  einer 
Pfarrei  merben  rec^tlid^  folgeube  SRequifite  er* 
forbert.  1.  3cbe  Pfarrei  mu6  ein  beftimmt  ah' 
gegrenjted  Zerritorium  umfaffen.  9Bie  bie  ^JNlb- 
gren^ung  ber  3)iöcefen  ein  9}orred^t  bed  ^^^pfled 
ift,  fo  liegt  bie  Slbgrenjung  ber  einzelnen  ^^Sfarr- 
fprengel  lebigli^  in  ber  ^^mtdgemalt  bed  betreffen- 
ben  S^iöcefanbifd^ofd  unb  fann  ol^ne  i^n  rechts- 
gültig nic^t  vorgenommen  h)erben,  fei  ed,  ba^  bei 
Srrid^tung  einer  ^^Sfarrel  ganj  neue  ©renjen  ge- 
fd^affen  ober  bei  einer  fd^on  beftel^nben  $fanei  bie 
bereits  Dorl^nbenen  nur  Deränbcrt  merben  muffen 
(Trid.  SesB.  XXI,  c.  4 ;  XXIV,  c.  13  De  ref.). 
@inb  bie  ®renj\en  ber  Pfarrei  nac^meigbar  burd^ 
bie  bifd^5fli(^e  ^luctorität  feftgefe^t  morben,  fo  fmb 
fie  juris  publici  unb  fönnen  burc^  SJerjöl^rung 
nic^t  Derönbert  merben,  b.  1^.  menn  ein  benad^barter 
Pfarrer  aud^  noc^  fo  lange  unb  in  gutem  (Stauben 
über  bie  ©renken  feines  eigenen  SejirfeS  l^inauS 
in  einzelnen  Xi^eilen  einer  fremben  !|ifarrei  amt* 
lid^e  tfunctionen  Domtmmt,  fo  fönnen  baburd^  bie 
betreffenben  3:l^eile  ber  le^tem  niemals  93eftanb* 
tl^eile  ieneS  ^faneibifiricteS  merben  (c.  4,  X  3, 29). 
3|t  bagegen  bie  ©ren^e  ber  $fanei  nid^t  burd^  bie 
competente  93e]^5rbe,  fonbem  ctma  burc^  bie  (Sit* 
meinbe  ober  ben  $faner  ober  bie  meltlid^e  Obrig- 
feit  ol^ne  3u}iel^ung  beS  SSifd^ofS  beftimmt  mor- 
ben,  ober  lö^t  ftd^  bie  urfprünglid^  Dom  Sifd^of 
feftgefe^te  ®ren^e  nid^t  mel^r  ermitteln,  fo  tritt 
aUcrbingS  burd^  30j[ä^rigen  93eft^  eine  SSeriö^rung 
ber  ©rengen  ein ;  benn  in  ber  angefül^rten  ^ecre« 
trale  ift  bie  UnDeriöl^rbarfeit  nur  unter  ber  9e- 
bingung  auSgefprod^en :  si  fines  legitima  pro- 
batione  yel  alias  indubitata  fide  constitit 
ecclesiastica  ordinatione  constitutos.  Sei 
©renjftreitigfeiten  finb  jum  93emeife  ber  urfprüng- 
lid^en  bifd^öflic^en  gfeftfe^ung  berfelben  alle  im 
6iDilproce|  gcmöl^nlid^en  SemeiSmittel  suläffig. 
"^IS  bie  beften  berfelben  muffen  bicjenigen  Urfunben 
unb  3nftrumente  angefel^  merben,  meldte  bei  ber 
urfprüngli(^en  Sfeftftellung  ber  betreffenben  ©ren* 
Jen  fpeciell  Dom  Sifd^of  ausgefertigt  mürben;  fer« 
ner  gelten  als  IBemeiSmittel  alte  3)ü(^er  unb  (i^ro- 
nifen,  menn  nur  beren  Serfaffer  einigen  ©lauben 
Derbienen  (baS  Se^tere  mirb  angenommen,  menn 
nad)gemiefen  merben  fann,  ba^  i^n  Don  ben  Sor- 
fa^ren  unb  il^ren  3^td^off^  ©tauben  beigemeffen 
morben  ift) ;  enblic^  fann  ber  SemeiS  aud^  burc^ 
3eugen  gefü^  merben,  bie  ftc^  ber  urfprünglid^en 
^farreigren^en  nod^  auS  eigener  SBa^me^mung 
erinnern  ober  bod^  Dom  ^örenfagen  über  bie  lBe> 
fd^affeni^eit  berfelben  juDerlöfftge  ^enntni^  erlangt 
^aben.  l'ä^t  ficb  ein  genügenber  SemeiS,  ber  auf 
bie  ri(^terli(f^e  (^ntfd^ibung  irgenbmie  beftimmenb 
einmirfen  tönrttt ,  tiberbaupt  nid^t  beibringen ,  fo 
iollen  bie  um  ibre  ^^faneigren^en  ftreitenben 
Ci^emeinben  ftc^  gütlich  Dergleichen,  unb  ift  bieg 
ni(^t  mi)gli(f^,  fo  foU  baS  ©otteSurtbeil  entfc^eiben 
(c.  54,  C.  XVI,  q.  1).  —  «n  fu^  finb  bie  ©renken 
ber  Pfarreien  Don  ber  politiicb^  Sint^eilung  beS 
l'onbeS  in  ©emeinben  2C  bun^S  unab^ngig« 


1951  Sßfairtinfänftc.  19S! 

tote  aiuSt  btt  Segiengune  txr  3)tact(en  imb  ^td-  t^itm  anfäligen  Oamilien  fee^^ett;  (Sknumka 
Dinjni  an  bic  (iDlittf^e  gint^eilung  btr  Staaten  mit  nmignr  al3  jc^  Sncmcipim  folm  mit  ov 
ni^t  gttuntbenift  (c.  10,C.]l[,q.6;  DgL^tfelt,  ti(na(^baden Sßfand  bereinigt  metJmi.  ffinm^ 
l£Dnc.'@ef^.  I,  2.  ^ufl.,  382  f.);  oKtin  bo  bie  mä)  etri^tung  einer  felbCtÖnbigen  $fanri  t« 
Pfarrer  in  i^ren  amtlicöen  3[!er£iQllnif|cn  in  bie  ©tmeirtbe  j,  SB,  but^  anftedenbe  ifnml^ritB^ 
oerfc^iebtnartigften  Sejie^ungen  ju  ben  betreften-  ffciegSBertieenmgen  ic.  in  ber  Sßrif«  Mimbbdl, 
ben  tDelllic^en  Se^örben  ttelnt,  (o  ift  cä  im  Snttt-  ba^  \it  bie  cononif rf)e  Stn^a^I  öon  giamilim  ni^t 
tffe  einer  georbneten  unb  einfallen  ®t|d)ä(t8-  me^r  jä^lt,  fo  oerliett  fle  i^itn  ^fOTTRunblti^ 
fü^ning  nünjc^eniniert^ ,  ba^  bie  Qiienjen  ber  miteinerbena^borttn  Jfirc^e  tieictnigt;  oKniitiie^ 
politifdien  unb  lirc^lidien  ©emeinben  Idd  möglid)  ift  nur  eine  Dorübeige^nbe  Wa^ttQti,  unb  i^ 
ingenauer Itefiereinftimtnunglte^tn.  S)iefer®runb'  ^axoä)ielaä)te  ge^n  baburt^  nii^t  eerlottn,  tid- 
[aj  ift  in  neueren  3«'«"  loBo^l  bti  ben  Iiiöcefen  me^  treten  bieje  wieber  in  önUt  ftroft  nab  tiit 
all  Spfarreien  [aft  in  alten  Sünbetn  anerfannt,  aßfarrei  ntufe  mieber^ergefleHt  tnnben,  [obalb  üt 
OMä)  iit  bie  @laat8bel)BTbe  tiei  ^bgrenjung  ber  erforberlui^t  Slnja^I  ^milien  Bor^onbcn  ip  (tj^ 
^P^arreien  meiftenS  mitltiältg.  (lieber  bie  fogen.  J.  H.  Boehmer  1,  c.  §  17),  SSemte^  ^  » 
äuSpfarrungu.bad@rI5fc^tnber!ßfanetenf.n.2.)  gegen  bie@tnieinbe  fofetit,  ba&berJß^iirafeiiun 
—  2Se  nad^  ber  Sef^affenl^ett  beS  ben  Pfarreien  Obltegentieiten  ntdfit  me^  oDfrittg  na^biiBa 
)iigetoic[enen  Territoriums  nerben  biefelben  ein*  fann,  fo  füllen  ibm  ein  ober  mehrere  @e^ilfmlfh 
gttbeilt  in  Sanb' unb  Stabtpfarreien  (parochiae  gegeben  ninben;  ift  bieg  urri^unlit^  ober  lxrBi| 
rusticae  et  urbanae).  Slietrftertn  befteben  ent-  bte  utfprünßUf^  5ijfarrfir(§e  bie  ®emrii^  w^ 
Weber  aus  einem  einjelnen  in  fitti  abgefc^loffenen  mdn  ju  fajfen  unb  (ann  eint  neue  betn  9An^ 
großem  5)orfe  (Spfatrborf)  ober  auB  einem  (tom-  nific  emjprec^tnbe  St\rä)t  nt(^t  ^lergefldlt  Mäa, 
pleje  mehrerer  tietneren  Dörfer,  51öeiler,  ®eböfte,  jo  feil  tine  ?IuSpfarmng  flatt^ben,  b.  ^  n 
fei  eS  nun,  ba|  bie  einjelnen  Heineren  Ortft^afteit  'Ziftü  ber  @tnieinbe  einer  bena^baiten  ftin^f )» 
t^te  eigene  ttirift  (jjilialfirc^e)  ^btn,  in  »etiler  geiüicfcn  ober  gu  einer  feCbflänbigni  Sß^nnti  l^ 
ber  ^farrer  be§  ^ouptorteS  an  beftimmtrn  Sagen  i)ohen  »erben  (Trid.  8«S8.  XXI,  c.  4  De  nL). 
ben  @i)tteSbienft}u  galten  Dcr))Pii^tet  ifl  (f.  b.9Irt.  (^.ine  folc^e  Senberung  ber  ^fnrrgrenjcn  bn 
Filiale),  ober  bag  fte  eine  eigene  ffirü^e  nic^t  natürlii^  nur  non  ber  comtietenten  btji^ipS^o 
^aben  unb  alfo  bei  ber  gemeinfamen  ffiri^e  form*  SSe^ürbe  »argenommen  werben ;  ba  aber  oi^  Mi 
Ii4  einge)]farrt  finb.  Site  ©tobipfoneien  umf off en  Sfiei^te  ber  belbeiligten  Pfarrei  ober  me^rern^!|n> 
bei  fleintren  Stäbten  fämmtlictie  ginroo^ner,  bei  nien  baburd^  betroffen  merben,  fo  mu^bcrttil> 
©täbfen  Bon  grüSerem  Umfange  finben  fi^  ober  ffarrung  eine  orbnungimäfeige  9n^5ruiig  te 
je  nadi)  bem  93ebürfniffe  niclirtre  ^farttien,  beren  1 93et^etligtcn  unb  ilreer  Einfprac^en  vonmgiiai 
Scrtilorium  nodb  ben  ©lablt^eilen  genau  ob-j  —  3;ie  Scrbinbung  befi  Spfarrerä  mit  feinet  S^ 
gcgrenjt  ift.  Sine  ber  älteflen  Stabtpfarrein'-  j  meinbe  inirb  überall  Don  ben  iKri^engef^  uOb 
t^ilungeu  in  S^eutft^lanb  bürjte  bie  ber  ©lobt  I  bem  SBegriff  ber  g^i*  ouf gefaxt ;  fi^on  miS  biefei 
aJJormS  fein,  unter  ©ift^of  Surlarh  (geft.  1025)  (Sninbt  [ann  eine  jur  ^ßfarrei  erl^obene  ©etneiaii 
(Bgl.  gair,  im  SJrt^io  für  fotf).  flir^enre^t  1892,  |  nur  einen  Spjarrer  ^oben  (c.  4,  C.  XXI,  q.  3). 
262).  lieber  bie  O^rage,  ob  bie  oufeerf)ol6  ber, rote  anbtrerfeiia  6in  Spfaner  nic^t  mehrere  Si' 
JRingmauer  gelegenen  ©trogen  unb  ^öufer  jurl  mtinben  unter  feiner  3uri8bictiDn  Bereinigen  bof 


©tabtpfarrei  gel)Dren  ober  ni(f)t,  ift  gefefeltt^  ni^te 
beflimmt,  e§  entfii^eibet  babci  junöi^ft  bie  CrtS- 
geno^nbeit;  Iä|t  fidb  eine  foli^e  niifil  nac^wetfen, 
fo  fpri<^t  bie  Analogie  beS  SiBilrecbtS,  nat^  niel^ 
t^em  bie  üßorftübte  jur  politifdien  ©labtgemeinbe 
gerei^net  werben,  bafiit,  ba^  biefe  aurf)  in  lircb- 
lii^er  ißejieliung  ber  Sait  ift,  Uorau3gejet)t  jeboc^, 
ba|  bie  ^Öorflabt  erwiefenermoften  nicbt  fd^on  für 
fi(^  al9  felbftänbige  Sßfarrei  uom  Sift^ofe  ton- 
ftiluirt  niorben  ift  (ögl.  J.  H.  Boehmer,  Jus 
Paroch.  [f.  u.]  3,  3,  §  6). 

2.  3ebe  Spforret  mufj  eine  (Semeinbe  fpleba, 
populue  parochiae  aseignatus)  f)i^ben,  b.  %  cS 
mufi  (ic^  in  bem  geograptiijt^  abgegrenjlen  ©i- 
ftricte  eine  ian)a^l  don  ©laubigen  bcfinben,  bie 
ber  geiftliii^en  3uri8biclion  bc§  ^Pfarrers  unter- 
worfen fmb  unb  auf  welche  fii$  bie  SlmtSt^ätigleit 
bcfjelben  auSjä)Iie^li^  bcjiebt.  ^ad)  bem  ßirdjen- 
rec^t  (c.  3,  C.  X,  q.  3)  foll  jebe  felbftänbige 
^farrgemeinbe  aus  Wenigflenä  jetm  TOoncipien, 
b.  i).  aus  {et)n  abgefonberten  unb  mit  (Srunbeigen' 


(c.3,  X  3, 4;  Trid.  XXIV,  C.17  Deref.).-&> 
üä)  ge^brt  —  3.  ju  jeber  5)Jfarrei  eine  ^fonft* 
(f.b.Slrt.).  (S8gt.  FerrariB,  PromptaBibLir. 
Parocliia,  u.  bie  Sit.  in  b.  folg.  Slrlt.)  [d.  Rtia.] 
■yfarreinßniift*  l)eifeen  geloiffe  giriWit, 
Wel(^e  jum  Unter^It  bcS  ^arrerS  bicnen  Joi 
auf  bcren  tpetceptian  er  fofort  nad^  Snna^  te 
bifctiäflicden  SaEaHon  ein  SRet^t  ^i  2oS  *# 
beä  Pfarrers  ifl  notürlid^  lein  eigcnt^UfflM" 
auf  baS  ätermSgen  ber  ^frünbe,  unb  er  Immn 
über  bie  jälirlii^fn  Siitfünfte  frei  biSponinn,  ?«■ 
träge  fi^liefeen  u.  f.  m.  (ugl.  c.  2,  X  3,  24).  - 
2)te  5Cf arreintünfte  finb  no^  Sänbem  uiib  6(9» 
ben  fe^r  »erfi^ieben ;  im  SlUgemeinen  laffen  pi 
biefelben  eintbeilen  in  orbentlic^e  (ftönbigt)  lot 
in  aufiercrbentltt^e  (unftäiÄige).  3)ie  eifieia 
lönnen  befielen  auS  ©runbftuden,  Sehnten,  8» 
pitaljinfen,  iRciiliungai  auS  ber  ©taat^offe  ite 
aus  fiocalftiftungen  u.  bgl.  SßaS  bie  jur  $fiioa 
gebürigen  ©runbftüde  betrifft,  fo  ^at  bei  Spfaiw 
baS  Sted^t  ber  auSgebe^nteften  <Rutpie^  Ü 


1958 


Pfarrer. 


1954 


nur  burd^  bie  lBer))fIid^tung,  nid^t  )u  beterioriren, 
bcfö^rfinft  ift  (»gl.  Slrd^w  f.  fat^.  St\xä^mxtd)i  XX 
£18681  79  ff.) ;  tritt  eine  ©eterioratton  loirfl^ 
ein,  Jo  i|i  er  ober  fein  Srbe  )um  Sd^abenerfa^ 
iKtpftid^tet.  S)ie  ©runbpde  fonn  er  entweber 
feQrß  bebauen  ober  fie  auf  fördere  ober  löngere 
3rit  Derpad^ten;  ein  f old^er  ^ßad^toertrag  fann  ftd^ 
ober,  toit  eS  in  ber  92atur  ber  Sad^e  liegt,  nur 
<ntf  bie  SmtSbauer  bed  ^ßfarrerS  erftredfen,  bal^er 
ifi  fein  9lad^fotger  an  benfelben  nid^t  gebunben, 
itnb  ebenfo  tt)enig  finb  bie  Srben  red^tlid^  t)er- 
fiflid^tet,  bem  $öd^tcr  irgenbmeld^en  @d^benerfa^ 
jtt  reid^,  falls  bie  $ad^t  oom  9}ad^f olger  auf- 
od^ben  XxAxh  (Trid.  Sess.  XXY,  c.  11  Deref.). 
S)u  $f arrtool^nung,  bie  gleid^f oOS  unter  ben  Se* 
ber  Sinfünfte  föOt,  benu|t  ber  Pfarrer  toit 
Sigentl^umer.  Sr  fann  bc^er  nad^  gemeinem 
)te  einen  Xl^eil  berfelben  an  britte  ^erfonen 
termietl^en,  umS  aber  ^rticulargefe^  l^äufig  t)er- 
Ueten;  bie  Heineren  9ie))araturen,  SSerfd^önerungen 
foiDie  SuSbefferung  abfic^tlid^er  93efd^öbigungen 
1^  er  felbft  gu  tragen :  bei  gönjtid^er  SSemad^töffi' 
fiung  beS  ®ebäube8  ift  er  gum  @d^abenerfa^  t)er- 
|»{Itc$tet.  —  3u  ben  au^rorbentlid^en  Sinfünften, 
bte  für  beftimmte  ))farrlid^e  f$functionen  entrid^tet 
iDerben,  gel^ören  1.  bie  Stotgebul^ren  (f.  b.  9rt), 
ouf  beren  Sierabreid^ung  ber  S^aner  ein  gforbe* 
titngS«  unb  jf lagered^t  l^t ;  2.  bie  Zo^en  für  ^u8« 
^ung  ber  2:auf",  XrauungS«  unb  ©terbe^eug- 
iilfie  2C. ;  8.  bie  Oblationen  (f.  b.  fflrt.)  ober  fflitar- 
Opfer,  xottm  le^tere  nid^t  auSbrüdflid^  für  anbere 
Stoedfe  beftimmt  finb.  3n  ein}elnen  $faneien 
(efieben  bismeilen  nod^  beftimmte  Sammlungen 
<m  <^Ib  ober  Sictualien,  bie  unter  ben  ^rod^ianen 
d&gel^Iten  xotthtn ;  biefe  Serl^Itniffe  berul^en  auf 
goit)  fpecietten  Ortdgett)o]^nbeiten  unb  muffen 
Sitr^aud  nad^  benfelben  beurtl^iltloerben.  —  2)a 
Ue  au9  bem  Seneficium  belogenen  Sinfünfte  ein 
Cigentl^um  be§  $fanerd  loerben,  fo  fann  er  über 
Uefelben  inter  vivos  frei  verfügen,  unb  faHS  er 
ticrfd^ulbet  ift,  fönnen  mit  il^nen  bie  ©laubiger 
binrd^  Ssecution  befricbigt  tt)erben  (c.  2,  X  3, 22). 
9K(l^t8bef)ott)enigermad^tbiefird^nd^e®efe^ebung, 
in  Srmögung,  ba|  ber  ^arrer  nur  feinen  notb- 
ombigen  SebenSunterbalt  }u  t)erlangen  bered^tigt 
ffl  tinb  bie  @üter  ber  ffird^e  ßigent^um  ber  ^rmen 
finb,  an  il^n  bie  f$forberung,  ftd^  auf  baS  92otb- 
oenbige  }u  befd^dnfen  unb  ben  Ueberfd^^  tt)ö^- 
Tcnb  feinet  SebenS  ben  9rmen  juflie^en  ju  laffen 
<e.  6.  7.  8,  G.  I,  q.  2).  9u§  biefem  ®runbfa^ 
gingen  bann  tt)eiter  bie  Seftimmungen  "fyMox, 
Wd^  bie  Xefürfreibeit  ber  (Seiftlid^  ab. 9rt.) 

ririffen  Sefd^rönfungen  untenoorfen.  ^d.  aud^ 
Srtt  Beneficium  ecclesiasticuni  u.  ffird^n* 
OcmUygen.)  [d.  jfober.] 

'^orrer  unrb  berjenige  ©eiftlid^  genannt, 
WM^  über  bie  ©laubigen  eined  beftimmten  Se- 
flifed  unter  ber  9lufftd(|t  unb  mit  SSeDoOmüd^ti« 
mmg  bed  93ifd^ofS  bie  felbftönbige  @eeIforge  auS« 
tat  et^mologifd^  ift  ber  92ame  ^^faner"  au§ 
bem  loteinifd^en  parochos  entftanben  (Stubolf 

ftisdMIcsiton.  DL  2.  UufL 


t).  9taumer,  3)ie  (Sintt)irfung  beS  SbriftentbumS 
auf  bie  altbod^beutfd^e  @prad^e ,  Stuttg.  1845, 
299) :  über  Ableitung  unb  93ebeutung  bed  Ie|tem 
aber  finb  bie  Snftd^ten  ber  ganoniften  get|eUt 
Sinige  bebau|)ten,  baS  Stammwort  fei  baS  grie« 
d^ifd^e  irapoixoc,  incola,  accola,  tt)eld^e8  fd^on  in 
ben  ^nbecten  (Fr.  289,  §  2  De  yerb.  signific. 
50, 16)  Dorfommt ;  ber  betreffenbe  ©eiftlid^e  »erbe 
parochus  genannt,  tt)eil  er,  obtt)obI  niä^i  im 
eigentlid^en  @inne  bed  SBorted  93ürger  ber  @e« 
meinbe,  bod^  tt)egen  ber  Seelforge  bleioenb  in  ber« 
felben  tt)o^ne  unb  f o  eine  9rt  3nfa|,  Seifiger  (lat. 
inquilinos)  fei.  9nbere  leiten  eS  mit  me^r  SBabr» 
fd^etnlid^f eit  Don  bem  SSerbum  iraplyeiv,  boneid^en, 
fpenben,  ah:  tt)ie  jene  römifd^en  Beamten,  beren 
Aufgabe  gemef en,  ben  f$fremben  unb  befonberS  ben 
römifd^en  ©efanbten  auf  i^ren  SReifen  ©al^  unb 
^olg  unb  bie  nötl^igften  Sebengbebürfniffe  bargu» 
reid^en,  parochi  genannt  tt)orben  feien  (Horat. 
Saür.  1,  5,  46),  fo  füllen  auc^  jene  d^riftUd^cn 
^riefter,  beren  auSfd^tieglid^e  $fli(^t  ed  fei,  ben 
©laubigen  als  f^fremblingen  auf  biefer  ßrbe  bie 
9tabrung  be§  emigen  fiebenS  }u  reid^en,  ben  9tamen 

Sarochi  2)te  SSe^eid^nung  parochus  ift  neuem 
rfprungS  unb  ^nbet  ftd^  im  Corpus  juris  can. 
nod^  nid^t  (C>infd^iu8,  ßird^enred^t  II,  291  f.). 
Slnbere,  in  ben  Ouetten  be§  canonifd^en  9ted^te8 
Dorlommenbe  SSegeid^nungen  ber  $f  aner  ftnb  pres- 
b3rter  parochianus  (c.  8,  Dist  XCI V)  ober  aud^ 
presbyter  fc^Ied^tl^in  (c.  4. 5,  C.  IX,  q.  2),  rector 
ecclesiae  ober  einfad^  rector  (c.  38,  X 1 , 6 ;  c.  25, 
X  1, 29),  plebanus  (c.  3,  X 1, 81),  parochialis 
ecclesiae  curatus  (c.  2,  Clem.  8,  7),  persona 
(c.  8,  X 1, 28),  sacerdos  in  paroeciali  ecclesia 
praelationis  oMcio  fungens  (c.  4,  X  8, 6).  — 
I.  C^iftorifd^e  Sntftebuna  beS  SnftitutS 
ber  Pfarrer.  Urfprünglid^  gab  eS  in  ber  bifd^öf- 
tid^en  @tabt  nur  Sine  Jnrd^e;  il^r  Sorfteber  xoox 
ber  Sifd^of,  ber  aud^  atte  gotteSbienftlid^en  ^nb- 
(ungen  in  ibr  {)erfdnlid^  t)omabm;  fie  ttnir  ber 
gemeinfame  SeijammlungSort  dier  Sbriften  ber 
@tabt,  unb  bie  tt>enigen  ^ftlid^en  fianbbett)obner 
befugten  gleid^faUS  ben  ®otte§bienft  ber  bif(|5f- 
lid^en  JKrd^e.  3)ie  an  biefer  angefleOten  ^reSb^ter 
maren  lebiglid^  bie  (SebUfen  beS  93ifd^ofS,  o^ne 
beffen  f  pecieQen  Sluf  trag  fte  feine  fird^Iid^e  Function 
bomebmen  buiften;  eS  galt  ber®runbfa^:  Pres- 
bjteri  diaconique  injussu  (episcopi)  nihil  rei 
agere  debent;  episcopo  Domini  populus  com* 
missus  est  (Thomassin,  Vet.  et  Koy.  eccles. 
disciplina  P.  I,  2,  c.  21,  n.  4).  3113  aber  att- 
mölig  bie  S^^b^  ber  (Sloubigen  in  bem  9Ra^e  }u> 
nabm,  ba|  bie  bifd^öflid^e  JNrd^  fie  nid^t  mebr  gu 
faffen  Dermod^te  unb  ber  Sifd^of  aud^  bei  ber  grbl* 
ten  9nftrengung  aOe  f$functionen  allein  nid^t  me^r 
oomebmen  fonnte,  entftanben  in  ben  größeren 
@tabten  toit  aud^  auf  bem  fianbe  neben  ber  ^Ü)f 
hxok  als  ber  eigentlid^  SRutterfird^e  nod^  anbere 
Heinere  ftird^en  (titoli),  m\ä)m  je  ein  beftimmter 
%f)t\l  bon  ©töubigen  gugemiefen  umrbe.  S)er  93i« 
f d^f  fanbte  in  biefelben  $redbQter  ber  (Satbebral- 

62 


1955  !ßfarrer.  1956 

fird^e^  bie  in  feinem  92amen  unb  auftrage  ben  Alexandriae  catholicae  communionis  ecde- 

@otte3bienft  beforgten,  bie  Sacromente  fpenbeten^  siae  sunt,  uni  Archiepiscopo  subjectae,  sudb 

überl^aupt  alle  {ene  ^onblungen  Domal^men,  ^u  cuique  praepositus  est  presbyter,  qni  ecde- 

loeld^en  fie  ber  ^i|(i^of  j[e  nod)  bcn  SSerl^öItniffen  siastica  munera  üs  administret ,  unb  über 

auctoriftrte.  Rotten  fte  il^ren  Auftrag  Doü^ogen,  Sanbürd^en  in  ber  3lapt  ber  ©tobt  fogt  9t^ 

So  feierten  fte  ^ur  Satl^ebrole  lieber  gurüd;  nur  in  noftuS  (Apolog.  c.  Arianos  c.  85):  Mareotes 

len  entfernteren  JKrc^en  bed  fianbeS  f (feinen  gleid^  regio  est  Alexandriae,  quo  in  loco  episoopns 

anfänglid^  bleibenbe  !ßoften  für  fo^e  ^riefter  be»  numquam  fuit;  inuno  ne  chorepiscopus  qni- 

ftanben  ^u  l^aben.   3n  biefen  lebiglic^  burd^  bie  dem ,  sed  universae  ejus  loci  ecclesiae  epi- 

öu^ere  S^otl^menbtgfeit  ]^ert)orgerufenen  Serl^ält»  scopo  Alexandrino   subjacent,  ita  tarnen, 

niffen  liegen  bie  erften  ffeime  ber  ^aroc^iotoer'  ut  singuli  pagos  suos  preabyteri  habeant 

faffung.  Ueber  bie  3cit,  in  meld^er  bie  ^arod^ial«  (ogl.  Thomassin  L  c.  c.  22,  n.  1.  3);  bog 

eintl^eüimg  ^uerft  l^eroorgetreten,  ftnb  bie  Slnfid^ten  SoncU  Don  S^olcebon  rebet  (e.  17)  oon  bau 

ber  ß^ononiften  fel^r  getl^eilt :  Sinige  betrad^ten  ben  Snftitut  ber  fianbpfarreien  toxt  t)on  einer  beietts 

$apft  Gnadet  (am  Snbe  be§  1.  Sa^rl).)  atö  ben  allgemein  burd^gefu^rten  Sinrid(^tung  (ogL  c  1, 

Urheber  ber  Pfarreien,  inbem  fie  fid^  auf  c.  3,  C.  XVI,  q.  3).  S)ie  fd^neOe  3una]^me  ber  $f(tt« 

Dist.  LXXX,  unb  c.  1,  Dist.  XOIX  berufen,  n)o  reien  in  ben  S^üm  nad)  Sonftontin  1^  i^ 

aHerbingS  üon  einzelnen  fleineren  Jitrd)en,  meldten  ®runb  einerfeit^  in  ben  ^al^Ireid^en  UebotiitteB 

!Pre§bi)ter  üorftel^en,  bie  Diebe  ift ;  allein  bie  be«  jur  Äird^e,  anbererfeitS  in  ber  ^ietot  ber  (jtip» 

treffenben  Stellen  futbentfc^iebenunöc^t  unb  l^aben  lid^en  ffaifer,  bie  felbft  Diele  Xempel  erbauten,  ^ 

ben  genannten  $apft  feineSmegS  ^um  Serfafjer,  ba|  ftd^  in  einer  unb  berfelben  ©tabt  oft  mel^ 

mie  fd^on  %  ^.  Söl^mer  bemerft  l^at.  Rubere,  tt)ie  fel^r  anfel^nlid^e  jf ird^en  befonben ;  f obann  in  b« 

Silefac  (De  paroecia  [f.  u.]  c.  9),  fe^en  bie  Snt«  umftanbe,  ba^  Diele  ber  Dorl^nbenen  l^ieibnifc^ 

ftel^ung  ber  ^^farreien  in  ben  Anfang  be§  2.  Sal^r«  Zempel  in  d^riftlic^eftird^en  umgett)anbdt  umtbo, 

^unbertS,  unter  ba3  ^onttficat  beö  SDariftuS,  auf  bem  Sanbe  aber  l^auptföc^Iid^  inbem^npi' 

gleid^fafls  ol^ne  l^inreid^enbe  Setoeife.  ®ie  5IReiften  tute  ber  fog.  Oratorien.   3)iefe  toaren  urfpriisg- 

fd^reiben  il^re  erfte  Srrid^tung  bem  !($apfte  3)i0'  lid^  blo^e  ffapeEen  ober  93et]^öufer  auf  bcn  9r> 

n^fiuS  (feit  259)  ^n,  ber  c.  unic,  C.  XIII,  q.  1  fi^ungen  toeltlid^er  ®ro&en  ober  abgelegener  fllil- 

fagt :  „^k  einzelnen  ffird^en  ^aben  mir  einzelnen  fter,  fie  l^atten  eigene  ^ßriefter^  burften  aber  blos 

^re^bQtem  übertragen,  bie  Pfarreien  unb  i^ird^«  ^urf^feierbe^l^eiligenüTleßopferS  gebraust  ooiMi 

l^öfe  l^aben  tt)ir  il^nen  ^ugetl^eilt  unb  feftgefe^t,  ba|  (c.  35,  Dist.  I  De  consecr.)  unb  tt)aren  bak* 

jeber  fein  eigenes  Ked^t  l^abe,  fo  jmar,  ba^  feiner  nad^barten  ^fanfird^e  unterttjorfen ;  al§  aber  all« 

bie  ©renken  ber  Pfarrei  überjd^reite  imb  in  ba§  mälig  auf  biefen  Sefi^ungen  Üeine  Sörfer  inö 

5Red)t  be§  anbem  einbringe"  2C.;  allein  aud^  biefe  ^iäW  \xä)  bilbeten,  tourben  bie  urfprungfiijoi 

©teile  ift  ol^ne  Stt^cifcl  unäd}t  unb  öon  ^feubo»  Oratorien  g(eid)fall§  ju  felbftänbigen  ^iomim 

Sfibor  bem  genannten  ^^opfte  blo^  unterfc^oben  ert)oben.  SBa§  bie  red^tlid^e  ©teüung  ber  $|flmr 

(van  Espen,  Dissert.I:  De  collect.  Isidorivulgo  in  ben  Seiten  naä^  4onftantin  betrifft,  jo  jnü^ 

Mercatoris  §  5  [Jus  eccles.  univ.  III,  Colon.  I^ierüber  nur  fe^r  fpärlid^c  D^ac^rid^ten  oufunlgt« 

1777,  491]).  5lm  ttjal)rjd)einlic^ften  bleibt  bc^«  fommen;  im  Mgemeincn  lä&t  fid^  btoB fagen,  boj 

l^alb  bie  ^(nnabmc,  bo^  ^forreien  überl^aupt  nid)t  fie  in  allen  il^ren  Sed^tcn  unb  ^flic^ten  oon  bai 

überall  jur  fclben  3fit  fid^  bilbeten,  alfo  aud^  il)re  Sifd^öf en  burd^au§  abf)ängig  toaren.  ^''^oox  Joltt 

giurid^tung  nid^t  an  einen  beftimmten  Flamen  ge=  fid^  bereits  bie  Somal^me   einzelner  fir^liite 

fnü})ftiüerbcnfann.©iecntftanbcnnid^tfott)o]^lauS  Functionen  mit  bem  ^forramte  bleibenb  oerhai« 

bem  iBefd)luffe  eineS  Äird)enDbem,  als  Diclmel^r  ben,  3.  ©.  bie33er!ünbigungbe§göttU^en3Soitei 

au§  ber  9iotl)tt)enbigfeit  unb  S^^edmä^igfcit.  ©0  bie  ^bminiftration  ber  ©acramente,  bejonbet«  to 

mögen  ftellenttjeifc  in  ben  erften  brei  Sal^r^unberten  Su^e,  imb  bie  S3omal;me  getoiffcr  Senebictum«, 

fc^on  Pfarreien  beftanben  l)oben,  menn  fie  aud&  fo  aber  ber  Umfang  biefer  Söefugniffe  l^ing  ün«r 

unfd)einbar  gemefcn  fein  ttjerben,  ba^  fie  ben  Di'a»  Don  ber  Konceffion  beS  Sifd^ofS  ah,  ber  jte  mkJ 

men  ^forreien  faum  Derbienen.    Srft  al§  unter  ^erfonen  unb  SJerbältniffeit  bolb  bef^ronfte  bolb 

(Sonflantin  bem  ®ropen  bie  Äird^e  il^re  politijd)e  erweiterte;  mar  ber  93ifd)of  in  einer  ^fonfiric 

grcil)eit  fid)  crfämpft  l)Otte,  enttuidelten  fid)  aud^  felbft  anmefenb,  fo  ftanb  bie  SSomal^me  aller  fiifr 

biejeinil^rcmSdjofeeDcrborgenenficimejufdjneller  lid^en  Functionen  nur  il^m  5U  (Thomassin  L  c. 

93lüte  unb  jeigtcn  fid)  in  furjer  3fit  tt)cil  je^t  c.21,n.8).  —  Sinfränfifd^euSReid^efinbeniiiife 

nod()  me^r  als  frül^er  burd)  bie  SScrl^ältniiJe  ge«  bereits  ge|d)ilberten  SSerbältniffe  toieber,  nur  w^ 

boten,  gleid^mä^ig  in  faft  allen  jtljeilen  beS  römi=  auSgebilbet  unb  burd^  fird^Iid^e  tt)ic  loeltliifte  ft* 

fd)en  JReid&eS  (fiöning,  ©efd^.  beS  bentjd}en  fiird)cn=  fe^e  nä^er  beftimmt.  Me  Pfarrer  ^tten  {14  J.?- 

red^tS  I,  Strasburg  1878,  163  ff.;  II,  346  ff.),  jö^rlit^  in  ber  Duabragefima  uni  ben  »ij^F 

®ol)er  ftammen  aud)  bie  erften  beftimmten  9ia(^«  oerfammeln  unb  il^m  SRec^enfc^aft  abjulegen  iüiff 

rid^ten  über  bie  Pfarreien  erft  auS  biejer  $criobe;  il^rc  ^ImtSfül^vung  (Capit.  Karlomanni  742,  e.S 

in  ^Betreff  ber  ©tobt  ^Uejonbricn  berid;tct  gpi«  [Mon.  Germ.  bist.  Leges  I,  17]);  fie  nwrenffli 

|)l^aniuS  (Haerea.  69,  1):  Etenim  quotquot  benSejirf  i^rer  ^^farreienftrengebef(^ran!t,feaff 


1957 


^forrer. 


1958 


burfte  in  einem  fremben  2)ifiricte  irgenbiDeld^e 
{Function  Dome^men  ol^ne  bie  auSbrüdlic^e  @r- 
laubni^  bc^  parochus  proprius;  bie  $Qrocf)tQnen 
aber  maren  ebenfo  ftrcnge  an  il^re  eigenen  Aird^en 
gen)ie|en;  nur  auf  ber  9ieije  ober  ntit  Genehmigung 
beö  eigenen  ^fonerS  fonnlcn  fie  einem  fremben 
(SotteSbienfte  onmo^nen.  Sin  @!oncil  Don  SionteS 
bcftimmt  auSbrücflid),  bo^  bie  ^faner  an  Sonn» 
unb  Safttagen,  beüor  pe  bie  SDiefje  beginnen,  an 
bie  SSerjammelten  bie  §rage  [teilen  foQten,  ob  nic^t 
ein  frcmber  ^arod^inne,  qui  proprio  contemto 
presby  tero  i  bi  miseani  au  dir  e  velit ,  ann)e  jenb  fei ; 
pnbe  fic^  ein  folc^er,  jo  foUe  er  an^  ber  ßird^e  ent» 
femt  unb  gcnötl^igt  werben,  in  feine  Pfarrei  jurüdC» 
jufeliren  (Thomassin  1.  c.  c.  25,  n.  1).  —  gine 
Q)e|entli(^e  ^^erönberung  in  biejen  fid)  genau  aus 
ben  urfprunglid^en  @runblagen  ber  ^^arodjialDer* 
faffung  l^erüorbilbenbcn  9Jerl)äIlnifjen  bett)irften  in 
ber  lYoIge  bie  fog.  Sucorporationen  ber  ^'iforreien 
(f.  b.  9lrt.  fiirdfecnamt  VII,  519  f.).  3)ie  l'ieran- 
loffungeu  biefer  ßinrid^tinig  ftnb  fel^r  oerfc^icben 
unb  in  ben  Serl^ältniijcn  ber  bamaligen  ^fit  be- 
grünbet.  3)ie  Sncorporationen  mürben  ttorgcnom» 
men,  g.  ^.  um  ber  ^rmut  eines  AloftcrS  ober 
anbem  !ird^Iid;en  ^nftitutS  ab5ul^elfcn  unb  cd 
Don  bem  oöQigen  Untergang  ^u  retten,  ober  eS 
fanben  fid^  jd^on  botirte  ^farrfirc^en  auf  ben 
@)runbftüdcn,  bie  Don  ben  gunbatorcn  ben  Rio' 
[lern  :c.  jugc^icfcn  lourbcn  unb  mit  biefen  in  bereu 
3)eft(  übergingen ;  nid^t  feiten  !am  e§  auc^  Dor, 
ba|  meltlic^e  @ro|c,  bie  in  ben  $efi^  Don  $farr« 
firmen  gefommcn  maren  unb  il^r  unrechtmäßiges 
(£igcnil)um  rcftituircn  moUtcu,  biefe  Jiird^en  mit 
t^rem  S^ermögcn,  ftatt  fte  bem  lBifd)ofe  jur  2)i§- 
pofttion  SU  ftellen,  an  j^Iöfter  unb  Stifte  Der* 
fc^enften  (Dgl.  Thomassin  P.  I,  3,  c.  22;  II,  1, 
c.  36;  III,  2,  c.  21).  2)ie  gor^iorationcn,  meldte 
in  biefer  SBcifc  in  ben  Söefi^  Don  ^farrfird^en  ge« 
f  ommen  maren,  bctrad^tcten  fid^  loirf  lid)  al§  ^joner 
berfclben  unb  l^ie^cn  parochi  primitivi  sive  ha- 
bituales;  aber  eigentlid^e  ^aroc^ialrec^te  ftanben 
if^mn  feinc3tt)eg§  ju;  fie  |atten  au^cr  gemifjen 
(S^mired^ten  an  biefen  ^ir(^en  blo^  auf  baS  gin* 
tommen  berfelben  red^tlic^en  ^nfprud^,  unb  aud^ 
hierbei  nmren  bie  Stolgebül^ren,  ^^efjftipenbicn  2c. 
ouSgejd^Ioffen.  S)ie  eigentlid^e,  mit  biefen  Jiird^cn 
oerbunbene  cura  animarum  mugte  einem  Dom 
filofter  2C.  bem  IBijd^ofe  pröjentirten  unb  Don  le^te» 
rem  f örmlid^  beftötigten  vicarius  übertragen  mer« 
ben ;  biefer  mar  ber  eigentliche  ^faner  imb  l^ic^ 
parochus  secundarius  sive  actualis,  er  ftanb 
tn  allen  bie  Seelforge  betrefjenben  ^Ingelegenl^eiten 
in  feinem  9(b^öngigfeit3Der]^äItni|  5um  parochus 
primitivus,  fonbem  mar  nur  bem  %i)c^ofe  Der« 
ontmortlid^  (c.  6,  C.  XVI,  q.  2;  c.  1,  X  3.  37). 
2)ie  jflöfter  f^atim  bem  parochus  secundarius 
ben  nötl|igen  SebenSunterbalt  ^u  reid^en  unb  tonn» 
ten  i(n  beliebig  mieber  entlafjen.  2)ie|er  Umftanb 
führte  aber  in  ber  golge  ^u  großen  ^(if^brötid)en ; 
bie  SBicarien  erhielten  ni^t  immer  bie  bei  il)rer 
iln|iellung  auSbebungene  Summe  unb  fallen  fid^ ! 


Dielfad^  in  bie  größte  ©ürftigfeit  unb  bamit  in 
bie  92ot^menbigfeit  Derfe^t,  i^ren  Unterl^alt  burd^ 
allerlei  fd&mu^igcn  grmerb  fid^  ju  fidlem ;  fanb 
ftd^  ein  äJJiet^ling,  ber  mit  SBenigerem  fid^  ju  be- 
gnügen Derfprac^i  unb  fid^  bei  feinen  fünftigen 
^krod^ianen  gu  entfc^äbigen  gebac^te,  fo  tourbe 
ber  biä^ge  Snlftober  ber  ffird^e  entlaffen  unb 
jener  an  feine  Stelle  gefe^.  Sin  unauf^örlid^er 
^iPerfonentt)ed)feI  Dereitelte  eine  fegenSreid^e  See!« 
Jorge,  untoiffenbe  unb  unfähige  $riefter  nal^men 
nid)t  feiten  bie  einflu^reic^ften  Stellen  ein,  bie 
S3i|d^öfe  fa^n  fid^  aufeer  Staube,  ben  5Bli6bräud^cn 
mit  6rfoIg  entgegenjutreten,  unb  einzelne  liejjen 
fic^  fogar  berbei,  fie  ^u  bcgünftigen  (Dgl.  c.  4,  C.  I, 
q.  3).  3tDar  Derorbncten  bie  |l^äpfte,  bie  parochi 
secundarii  bürften  o^ne  bie  ^uftimmung  bcg 
3)iöcefaubi|d^of§  meber  angcftettt  noc^  entlafjen 
toerben,  eö  fei  i^nen  Dom  $}tjc^ofe,  unb  jmar  Dor 
ibrer  Seftätiguug,  bie  ©röfee  ber  gongrua  (f.  b. 
«rt.)  ju  beftimmen  (c.  12,  X  3, 5),  unb  baS  ßlo- 
fter  fönne  an  berfelben  nid^tS  önbem  (c.  3,  X  1, 
28).  2)aS  Dierte  Saterancoucil  i^at  awä)  biefe  $e« 
fümnntngen  feierlich  mieberl^olt  unb  namentlich 
barauf  ^iac^brud  gelegt,  ba^  nur  vicarii  per- 
pctui  angcfteHt  merben  bürfen  (c.  30,  X  3,  5). 
^)lUein  alle  biefe  SRagregeln,  fo  natürlich  unb  notl^i* 
menbig  fie  auc^  maren,  mürben  nie  praftifd^  (c. 
unic,  in  VI  3,  18);  erft  baS  Iribentinum  Der« 
mod^te  eine  burd^greifenbe  SIenberung  ^u  bemirfen, 
inbem  e§  (Sess.  VII,  c.  7  De  ref.)  Derorbnete, 
ba^  bie  incorporirten  ^^^farrfirc^en  iä^rlic^  Dom 
Sifc^of  Difitirt  toerben  follen,  mobei  er  genou  bar- 
auf 5u  ad^tenl^abe,  ba^ftönbige  unb  f obige  Sicare 
angeftellt  feien  unb  bie  Don  i^m  befummle,  unge» 
fäbr  ein  2)ritt^eil  fömmtlicber  ßinfünfte  ber  Rixd^t 
umfaffenbe  gongrua  bejie^en;  nur  menn  e§  fpeciett 
ba§  Söol^I  ber  ftird}e  Derlange,  fönne  mit  feiner 
93cmiUtgung  ein  vicarius  temporalis  jugelaffen 
merben.  ^ilüe  biefen33cftimmungen  ^utoibwlaufcnbe 
^riDilegien,  CFjemtionen  :c.  mürben  für  auf gel^oben 
erflart.  —  Sie  im  SiS^erigen  befproc^eue  an- 
Corporation  be^og  ftdb  blo^  auf  bie  Semporalien 
ber  betrcffenbcn  ^farrfirc^e  —  incorporatio  jure 
minus  pleno  — ;  neben  il^r  gab  edaberaud^  eine 
incorporatio  jure  pleno  sive  utroque  jure, 
meiere  bie  Semporalien  unb  Spiritualien  umfaßte. 
3n  biefem  galle  mar  bie  (Korporation  beS  beredt- 
tigtcn  ßlofterS  2C.  ober  ber  Sorfte^er  berfelben  ber 
mirfli^e  Pfarrer  unb  bem  Sifd^ofe  für  bie  Aus- 
übung ber  Seelforge  Derantmortlid^ ;  gemö^nlic^ 
mürbe  ba3  !($farramt  einem  ßloftermitgliebe  über- 
tragen, meines  5mar  ^unäc^ft  unter  ber  Aufftd^t 
be3  Abtc§  ftanb,  aber  gleid^fattS  Dom  Sifd^ofe  ge- 
prüft unb  beftötigt  fein  mu^te  unb  in  Willem  feiner 
SuriSbiction  unterlag;  auc^  ^ier  Derlangen  bie 
(Sefe^e  eine  ftänbige  «nfteUung  (Trid.  Sess.XXV, 
c.  11  De  regul.).  Mt  biefe  SSer^ältniffe  fmb 
burd^  bie  Söcularifation  l|inmeggefallen,  meld^ 
mit  bem  IBermögen  ber  jflöfter  unb  Stifte  aud^ 
bad  ber  incorporirten  ^farreien  einsog.  2>ie  be» 
treffenben  ^foneien  ftnb  bobuni^  il^  ittf|ii0' 

02» 


1959 


!ßforter. 


i960 


Ild^en  SejHmmung  öemäfe  loleber  gu  felbpönbigen, 
uiwbl^änöiaen  93cneficien  öcioorben. 

n.gSer|äItni|ber  Pfarrer  aumSBlfd^of. 
9lad^  bem  angegebenen  Urfprung  imb  ber  ßnttöid- 
lung  ber  gJorod^iatoerl^ältnifle  muffen  bie  gartet 
ald  (Sel^üfen  unb  @teIU)ertreter  bed  Sifd^ofg  onge- 
fel^en  xottom,  bie  il^m  in  allem,  umS  biefe  @eel- 
[orge  betrifft,  untergeorbnet  unb  verantwortlich 
IBie  urfprünglid^  innerl^alb  ber  ffiiöcefe  ber 
«fd^of  in  aOBirni^fnt  ber  aüeinige  ©eelforger 
unb  bie  ^ßredb^ter  l^ierbei  nur  feine  @el^ilf en  waren, 
fo  ift  ber  erftere  auä)  gegenwärtig  ber  Ordina- 
rius, b.  ]^.  ber  aEeinige  mit  unbef^rönlter  93oU- 
mad^t  auSgerüftete  ^irte  unb  ©cclforger  feiner 
S)iöcefe.  Sie  ^aner  üben  bie  cura  animarum 
nur  in  feinem  92amen  unb  auftrage  unb  nur  in 
bem  Umfange  auS,  als  ber  Sifd^of  il^nen  bie^  ge- 
ftattet;  fie  [mb  bie  alten  ^reSb^ter  ber  Satl^ebral- 
ftrd^e,  unbberllnterfd^ieb  swifd^en  beiben  ift  bto^ 
ber,  ba^  jene  ^u  bem  j[ebedmatigen  ®otte§bienfte 
an  ben  entftanbenen  Heineren  JKr^en  t)om  Sifd^ofe 
mit  gang  beftimmten  auftrügen  gefd^idt  würben 
unb  nad^  SoQgug  il^reS  Sluftraged  an  bie  Sat](K' 
bralfird^e  gurüdfel^rten,  bie  Pfarrer  ber  fpöteren 
Seiten  aber  an  einer  beftimmten  ffird^e  eine  blei« 
benbe  SnfteUung  erl^ietten,  mit  ber  ftd^  im  SSerlauf  e 
ber  ®ef  d^id^te  eine  Sleilde  beftimmter  %ed^te  bleibenb 
t)erbanb.  Slllein  jene  bleibenbe  SlnfteUung  imb 
biefe  mit  bem  $fanamte  bteibenb  Derbunbenen 
Siedete  finb  in  le^ter  Snftang  bod^  nur  ^udfüiffe 
ber  bifd^öflid^en  Surigbiction.  SDal^er  fann  bte 
öiclbcfprod^enc  Qfrage,  ob  bie  Pfarrer  göttUd^er 
Ctnf c^ung  feien  ober  nid^t,  nur  bal^in  beantwortet 
Werben,  ba^  il^nen  bicfc,  infofcm  fie  ^reöb^ter 
jlnb,  .in  feiner  SBeife  abgefprod^en  werben  barf. 
Denn  bie  fVäl^igfeit,  bie  mit  bem  ^farramte  Der- 
bunbenen  Functionen  unb  3ii(i)it  auSguüben,  fliegt 
unmittelbar  auS  bem  Orbo  bc§  ^rcSb^tcratS,  ber 
Wie  alle  ^rd^engewalt  oon  ®ott  fommt;  aber  bie 
93efugni^,  öon  biefer  gfäl^igfcit  and)  wirflid^  ®e» 
braud^  gu  mod^en,  unb  gwar  inncrl^alb  eineä  feft 
beftimmten  ®iftricteS  unb  in  einem  gefc^Iid^  nor» 
mirten  Umfange,  alfo  gerobe  baS  Kl^arafteriftift^e 
beS  ^farromteS,  ift  ein  3lu§fluB  ber  bijd^öflid^en 
SuriSbiction.  Stt^ör  wirb  ber  einzelne  Sifd^of  bie 
einmal  mit  bem  ^farramte  gefe^lid^  öerbunbencn 
SSefugniffe  willfürlid^  nid^t  änbem  bürfcn,  aber 
baS  Mcd^t,  fte,  fobolb  e§  baS  SBo^I  ber  ffird&e 
wirflid^  erforbert,  auSgubebnen  ober  jubefd^ränfen, 
fann  nid^t  in  tabrebe  gefleüt  werben.  —  6ine 
anbere,  baS  SSerl^öItni^  ber  ^fancr  gum  Sifd^ofe 
nal^e  bcrül^renbegroge  ift  bie  nad^  ber  tooöibili» 
tat  ober  Suamoöibilität  ber  erftercn.  Serftel^t  mon 
unter  ^moüibilität  baS  SRed^t  beS  Sifd^ofS,  einen 
^Pfarrer  wiUfürlid^  unb  nod^  Selicben,  o^nc  Ein- 
gabe irgenb  eines  ©runbeS  üon  feiner  ©teile  auf 
eine  anbere  gu  öerfe^en  ober  il^n  aud^  gang  gu  mU 
fernen,  f o  mu^  eine  f old^e  ©efiigni^  entfd^icben  in 
Slbrebe  geftellt  werben;  fo  lange  e§  ein  JRe^t  in  ber 
ffird^e  gab,  beftanb  eine  ^moDibilität  in  biefem 
@inne  beS  SSBorteS  niemals,  oon  Slnfang  an  er- 


Q&rten  fld^  bie  ®efe|e  einmfitl^  unb  in  bmie- 
ftimmteflen  9udbrüden  gegen  id)e  SBilDär  bei 
Sifd^ofö  unb  geftatteten  aud^  bem  niebrigfien  (Se- 
rif er.  Der  Unrectit  erlitten  gu  l^oben  glaubte,  \k 
SppeOation  an  bie  l^ierard^tfd^  !Borgefe|ten  bei 
93ifd^of8,  bie  angewiefen  ftnb,  bie  €acl^e  p  uto 
fud^en  unb,  faOd  baS  Serfal^ren  beS  Sifd^of^  un- 
gered^t  ift,  baSf elbe  gu  annuOiren  (bie  Scweife  bei 
Thomassin,  P.  11,  1,  c.  15  sqq.;  OgL  AIK- 
gnol  [fr^res],  De  l'etat  actael  du  derge  €n 
France,  Paris  1839,  beutfd^  Seipsig  1846,  loft 
b.  9rt.  S)effert)ant8).  2)amit  iDoUen  aber  bie  Se* 
fe|e  feinedwegd  eine  abfolute  Um)erfe|barfeit  ber 
Pfarrer  auSfpred^en:  t)erbinbet  man  Dielme^  mit 
bem  9u§brud(e  9motnbiIitat  ben  @inn,  ba|  ber 
aSifd^of  befugt  fei ,  in  beftimmten  göllen  imb 
aus  l^inreid^enben  ©rfinben  einen  ^arrer,  imb 
gwar  gegen  feinen  SSBiüen,  gu  t>erfe^,  fo  tarn 
biefeS  Siedet  nid^t  bezweifelt  toerben ;  eS  iß  fo 
alt  als  bie  jhrd^  unb  folgt  notl^wenbig  auS  ben 
Sßefen  i^  Serfaffung.  ^[uSbrädnid^  fagt  bctf 
gemeine  Siedet  c.  5,  X  3,  19:  Si  autem  epi- 
scopus  causam  inspexerit  necessariam,  fidto 
potent  de  uno  loco  ad  aliiim  transferre  per 
sonas,  ut,  quae  uni  loco  minus  sunt  utiles, 
alibi  se  videant  utilius  exercere,  unb  baS  Xri* 
bentinum  (ßess.  XXI,  c.  6  De  ref.)  iKrorbnet: 
Eos  vero  (parochos),  qui  turpiter  et  scandt- 
lose  vivunt,  postquam  praemoniti  fderint, 
coerceant  (episcopi)  ac  castigent;  et,  si  ad- 
huc  incorrigibiles  in  sna  nequitia  perseTe- 
rent,  eos  beneficiis,  juxta  sacronim  canonrnn 
constitutiones ,  exemtione  et  appeUatione 
quacumque  remota,  privandi  facultatem  ha- 
beant.  ^Ifo  ftnb  bie  ^ifd^öfe  bered^tigt  unb  rxt» 
|)flid^tet,  unwürbige  ober  für  il^re  ©tetten  untoug« 
lid^e  Pfarrer  ^u  amoüiren ;  ober  aud^  l^ierbei  tjl 
ber  3ufa^  beS  ZribentinumS :  juxta  sacromm 
canonum  constitutiones  iDol^l  ju  bead^ten;  bie 
ßntfd^eibung,  ob  eine  gegrünbete  Urfad^e  ber  ge- 
jeblid^  juläffigen  Emotion  vorliegt,  ift  ni(^t  bem 
inoiDibueüen  grmeffen  beS  Sifd^ofS  überlafjm, 
fonbem  fie  fejyt  eine  gerid^tlid^e  Unterfud^ung  U(n> 
aus,  nur  auf  biefe  l^in  fann  fie  erfolgen,  Sit 
gäüc,  in  Weld^cn  bie  ßntfemung  eintreten  fann 
ober  mu^,  fmb  gleid^faÜS  red^tli(|  beftimmt,  aber 
aud^  bem  in  bur^uS  gef e|lid^er  SBeife  SBerurt^' 
ten  fte^t  immer  nod^  bie  Appellation  an  ben  9RetrD> 
politen  ober  ben  ^ßapft  offen.  3)ie  öielfa^  beon» 
fpruc^te  3namoDibilitöt  ift  alfo  nad^  ben  SanoneS 
feine  Unabfe^barfeit,  fonbem  nur  ein  ^Inret^t  auf 
ein  geWiffeS  proaeffualifd^eS  SSerfol^ren,  werai  ber 
Sifd^of  fic^  üeranla^t  feigen  fottte,  eine  SSerfeJimg 
ober  ^bf efeung  eintreten  gu  loff cn.  ginen  bie^bqüg- 
lid^en  SRe^tSfaU  f.  beifpielsweife  im  «rd^iD  f.  fot^. 
ffird^enr.III(1858),408ff.UebrigenS  würben  öon 
mehreren  Seiten  beim  Daticonifd^en  ßoncil  gettifte 
SKobipcationen  beS  SSerfal^renS  bel^ufS  leit^tertr 
Entfernung  untauglid^er  ^forrer  ouS  i^rem  Slmte 
beantragt  (Dgl.  Acta  et  Decret.  8.  Conc.  recent 
Coli.  Lac.  Vn  [1890],  1878  s.  v.  Parochi). 


1961 


^Pfarrer. 


1962 


m.  Serl^aitnil  beS  Pfarrers  ju  feiner 
®emeinbe.  A.  Ked^te  bedfelben.  S)er  Pfarrer 
fyA  baS  QuSfddne^id^e  Siedet,  innerl^alb  feiner 
^ßorod^e  bie  ))riefierUd^en  Functionen  Dorjunel^' 
men;  ol^e  feine  auSbrüAid^e  Srloubni^  lann  ein 
onberer  (Steriler  in  feiner  (Semeinbe  meber  {)rebigen 
nod^  bie  9Reffe  leffen,  nod^  flberl^aupt  irgenb  eine 
anbere  gotte§bienftIi(^e  ^onblung  Derrid^ten  (c.  6, 
DiBt.  LXXI;  Trid.  Sess.  XXIV,  c.  4  De  ref.). 
(Einem  fremben,  il^m  unbefannten  ©eifilid^en  barf 
er  iebodp  bie  betreffenbe  Srlaubni^  nid^t  ertl^eilen, 
toenn  btefer  ftd^  nid^t  burd^  ^Briefe  feines  ^ifd^ofg 
(literae  commendatitiae)  ober  burd^  gloubmür* 
bige  S^^zn  über  ben  Smpfong  ber  Orbination 
f onie  barüber  auSmeif en  f onn,  ba^  er  feiner  fird^« 
Kd^  Kenfur  unterliege  (c.  1—3,  X 1, 22;  Trid. 
Sess.  XXTTT,  c.  16  De  ref.).  (£ntf))red^enb  bem 
ongefäl^en  9ted^te  bed  ^arrerS  ift  eS  ben  $arO' 
c^ionen  gefe^Iid^  unterfagt,  gur  Somol^me  ber 

Sorrlid^en  Functionen  eigenmäd^tig  utü)  ol^ne 
onoiffen  beS  erftem  einen  anbem  ©eiftlid^en 
ongugel^  (o.  2,  X  8,  29 ;  c.  2,  Extr.  comm.  1, 
9);  iebod^  foU  er  l^ierbei  biUigen  unb  befc^eibenen 
SCBunfd^en  feiner  ^forrfinber  nid^t  entgegentreten, 
imb  in  benienigen  Sollen,  in  teeld^cn  ))erfön- 
lid^  Se^iel^ungen  eine  fegenSreid^e  unb  gebeil^- 
lid^  9u8übung  einer  lird^Iid^en  gfunction  unmög- 
(id^  mod^en,  ift  er  fogor  oer^flid^tet,  einen  anbem 
®eifllid^en  felbft  bei^ujiel^en.  3ft  aber  mit  ben 
Don  bem  le^tem  oorgenommenen  ^anblungen  ber 
Sejug  l^ergebrad^ter  (Bebül^renocrbunben,  f  o  muffen 
biefe  nad^  bem  ftrengen  Siedete  an  ben  parochus 
|at>prius  entrid^tet  »erben.  —  ©er  ^arrer  ifl 
allein  bered^tigt,  innerl^alb  feiner  ©emeinbe  baS 
ftrd^Iid^e  fiel^ramt  auszuüben,  unb  ixoax  \dxdo^I 
indoatim  olS  aud^  5ffentlid^  oor  oerfammelter  @e- 
metnbe,  oor  ben  JNnbem  (flated^efe)  mie  oor  ben 
(gnoad^fenen  (^rcbigt).  9iad^  Trid.  Sess.  V,  c.  2 
De  ret  fyxi  er  in  eigener  $erfon  ober,  menn  er 
gefe|Iid^  gel^inbert  ift,  burd^  einen  fälligen  @teU- 
Dertreter  menigftenS  oOe  @onn*  unb  l^ö^eren  geft* 
läge  einen  ber  gfaffungSfraft  feiner  $farr!inber 
angemeffenen  Sel^rDortrag  in  ber  ftird^e  }u  l^ten : 
|ur  3eit  bed  %oent8  unb  ber  gaften  foOte  bie| 
f Door  töglid^  ober  tt)enigften§  breimal  in  ber  SBod^e 
gej^el^  (Trid.  Sess.  XXIV,  c.  4  De  ref.) ;  be|- 
^d^en  foQ  aOe  @onn-  unb  f^fefttage  in  ieber 
fßfaniirdde  für  bie^ugenb  eine  ^ated^ef e  gel^alten 
loerben  (Trid.  ib.).  SBenn  ber  Pfarrer  biefen 
SSerorbnungen  nid^t  nac^fommt,  fo  foQ  er  oom 
Stjd^of  ermal^  merben,  unb  faOS  bie^  erfolglos 
feletbt,  fo  foU  il^m  ein  Zl^eil  feined  SinlommenS 
otogen  unb  einem  anbem  SIerifer  ^ugetoenbet 
loerben,  ber  für  il^n  ba§  $rebigtamt  ^u  übemel^* 
men  fyit  (Trid.  Sess.  V,  c.  2  De  ref.) ;  lö^t  er 
fid^  OAUl^  l^ierburdd  )ur  ^ffid^terfüUung  nid^t  be* 
toegm^  fo  lonn  er  mit  gönsUd^er  SKemotion  beftraft 
loerben.  2)em  auSfd^Iie^Uc^m  Siedete  be3  Pfarrers 
<mf  boS  ^bigtamt  in  feiner  ©emeinbe  entfprid^t 
Me  giflid^t  ber  ^farrfinber,  ber  $rebigt  in  ber 
^ßfanfird^  onguiool^m  (Moneatque  episcopiis 


populmn  diligenter,  teneri  unomquemque 
parochiae  suae  Interesse,  ubi  commode  id 
fieri  potest,  ad  audiendum  verbum  Dei ;  Trid. 
Sess.  XXIV,  c.  4  De  ref.).  ©egen  bie  IBeröd^ter 
bed  göttlid^m  l!Borte§  fielet  bem  $|aner  ein  jus  co- 
gendi  ju,  baS  biS  }ur  Sscommuntcation  auffteigm 
fonn  (ogL  j[ebod^  u.  @.  1965).  SlQgemein  anerfannt 
ift  femer  baS  Sted^t  beS  $faner§,  bie  notorifd^en 
@änber  feiner  ©emeinbe  na^  oorauSgegon^enen 
fmd^tlofm  Srmal^nungm  öffentlich  ^ured^tgutoeifm 
(elenchus  personalis),  f  otoie  bie  Weitere  93efugni^, 
ber  ©loubmglel^rm  anberer  Sonfeffionm  Srtt)ftl^« 
nung  gu  tl^un  unb  baS  fatl^otifc^e  2)ogma  gegm 
fie  }u  Oert|eibigm  (elenchus  doctrinalis) ;  ciäer 
ebenfo  allgemein  anerfannt  ift  aud^,  ba^  er  oon 
biefem  3itä)it  nur  feltm  ©ebraud^  mac^m,  unb 
toenn  ed  gef d^iel^t,  mit  ber  größten  Sßürbe,  jf lugl^eit 
unb  fieibenf^aftslofigfeit  oerfal^rm  fott.  —  5)er 
Pfarrer  ift  ber  orbentIid^e9lbmintftrator  ber  ©ocra« 
mente  für  feine  ^ßarod^ianm  (Trid.  Sess.  XXIV, 
c.  13  De  ref.);  Don  einem  anbem  ^riefter  lönnm 
fie  nur  mit  feiner  ou^brüdflid^en  fiicm}  ober  im 
gfaUe  ber  9iot]^  in  erlaubter  lIBeife  gef))enbet  merbm. 
SDie  Somal^me  ber  Saufe,  bie  urf))rüngUd^  bem 
Sifd^ofe  üorbel^altm  tt)ar,  ift  feit  ber  feftem  6nt- 
midCiung  ber  ^ßarod^ialoerl^öltniffe  ein  auSfd^Iie^* 
Iid^e§  %ed^t  be3  $fanerd  (Legitimus  baptismi 
minister  est  parochus,  vel  alius  sacerdos  a 
parocho,  yel  ab  ordinario  delegatus ;  Bit.  Born. 
2, 1, 12);  bamm  fmb  aud^  nur  bie  ^farrfird^m 
berechtigt,  einm  Xaufftein  5u  l^aben,  bm  JtapeUm, 
Oratorim  ober  jflofterürd^en  ift  bie^  burd^auS 
unterfagt,  unb  toenn  fid^  ein  Xaufftein  in  il^nm 
finbm  f oOte,  fo  ift  er  gu  entfemm  (c.  7,  C.  XVm, 
q.  2).  —  S)cr  ^forrer  ift  oHein  befugt,  baS  l^ei- 
lige  3Re|opf er  in  feiner  jfird^e  bargubringen,  unb 
bie  ^od^ionm  nntren  lutd^  bem  frül^em  %ed^te 
oerppid^tet,  ber  eigenm  $farrmef|e  an  ©onn-  unb 
gefttagm  angutool^nm.  S)te  farbicenftfd^e  unb 
tndlanifd^e  @9tu)be  l^aben  bie^  auSbrüdCiid^  oer* 
langt  unb  bie  Uebertreter  mit  ber  ßscommunica« 
tion  bebrol^t;  bie  gteid^Iautenben  Seftimmungm 
eined  SoncUS  Don  ^anted  c.  1.  2  ftnb  burd^  i|re 
^ufna^me  in^S  Corpus  jur.  can.  (c.  4, 5,  C.  IX, 
q.  2;  t)gl.  c.  2,  X  3,  29)  al§  allgemeine  JKrd^en- 
gefe|^  gu  betrad^tm.  S)urd^  bad  gange  !D^itteI> 
atter  xontbt  ftrenge  an  biefem  ©ebote  feftgel^altm, 
unb  als  gegen  baS  Snbe  bed  15.  Sal^rl^r^ertS  in 
2)eutfd^(anb  gn)ifd^m  bm  Snenbicantmorbm  unb 
bm  ^farrem  über  ben93efud(|  ber  $farrmeffe  l^ef- 
tige  ©treitigfeiten  cntftanbm,  entfd^ieb  SistuS  IV. 
gang  im  Sinne  ber  altm  SanoneS :  Jure  cautum 
est,  diebus  festivis  et  dominicis  parochianos 
teneri  audire  missam  in  eorum  parochiali 
ecclesia,  nisi  forsan  ex  honesta  causa  ab 
ipsa  ecclesia  se  absentarent  (c.  2,  £xtr. 
comm.  1, 9).  S)od^  l^at  ftd^  in  neuerm  3(itm  bie 
milbere  Slnftd^t  ©eltung  t)erfd^afft,  ba^  ber  93efud^ 
ber  eigmm  ^farrmeffe  gmar  f el^r  tt)ünfd^§tt)ert]^ 
ift  unb  bie  ^rod^ianm  l^ierouf  öfters  aufmerffom 
gemad^t  toerbm  foUrn,  ba^  aber  burd^  eine  oSge« 


1963 


Pfarrer. 


1964 


meine  fird^tU^e  ©emol^nl^eU  ben  frül^eren  ®e{e^en 
berogirt  loorbcn  i[t  unb  tnitl^in  eine  ^flid^t  bcS 

^ro^ianen  genügen  ie^t  bem  fird^Ud^cn  ®cBote 
l^inlönglid^,  tt)cnn  fie  an  Sonn-  unb  gciertagen 
überl^upt  einer  SHcffe  in  öffentlid^er  ffird^c  an» 
tt)oI|nen.  S)iefe  gegenwärtig  in  ber  Il^eorie  xoit 
in  ber  ^rojiS  allgemein  anerfannte  Slnpd^t  flü^t 
fid^  auf  beftimmte  tau§f|)rüdfee  ber  ^äpfte  2eo  X., 
<lJiu8  V.  unb  eiemenS  VIII.,  Jotoie  auf  gr- 
flärungen  ber  Gongregatio  Concüii  (ogl.  Bene- 
dict. XIV.,  De  synodo  dioeces.  1.  11,  c.  14, 
n.  7  8qq.).  —  ®er  ^Pfarrer  ip  ber  orbentlid^e 
9lu8fpenber  ber  (Sud)ariftie,  unb  gur  öfterlid^en 
3eit  fmb  fömmtlid^e  ^arod^ianen  üerpflid^tet,  bie 
l^eitige  Sommunion  in  ber  ^farrfird^e  ^u  em- 
})fangen  (f.  c.  12,  X  5,  38);  mUm  fie  biefer 
$j!i(|t  in  einer  anbem  alS  ber  ^farrfird^e  ge- 
nügen, fo  fann  bie^  nur  mit  au§brüdtlid^er  @r* 
laubni^  il^reS  ^f  anerS  gef  d^eljen  (Benedict.  XIV. 
Instit.  18).  S)er  ^farrcr  l^at  baS  ffled^t,  g^com« 
municirte,  Suterbidrte  unb  notorijd^e  ©ünber  öon 
ber  Kommunion  3urüdf5Utt)eif en ;  bei  gel^eimen 
©ünbcm  ift  btc^  aber  nur  bonn  julöffig,  menn  fic 
gel^eime  @t)enbung  be3  @acramented  verlangen 
ober  ttjenn  bie  3wrüdftt)cifung  Don  ber  öffentlichen 
Sommunion  ol^neScanbal  gefd^el^en  !ann  (Bene- 
dict. XIV.,  De  synodo  dioec.  1. 7,  c.  1 1 ,  n.  4  sq.). 
ftranfen  unb  ©ebred^Iid^en  reid^t  ber  Pfarrer  baS 
l^eilige  ^benbmal^I  in  il^rer  Sffiol^nung  unb  ju  jeber 
Seit,  barum  follen  immer  confecrirte  §oftien  im 
©acrarium  ber  ^farrfird^c  aufbeiüal^rt  »erben,  unb 
§tt)ar  on  einem  anftänbigen,  reinlidjen,  »ol^ber« 
fd^Iie^baren  Orte,  beffcn  @((;IüfjeI  nid^t  auf  bem 
Elitäre  ober  in  ber  ffirrf)e  bleiben,  fonbem  Dom 
^faneröerwal^rtttjerbenfon;  ttjcnn  infolge  feiner 
nod)Iäjfigcn  Serttjal^rung  bie  l^eiligeSud^oriftie  ent- 
ttjeii)t  ober  gor  ju  t)erbrcd)erifd^cn  3töcdfen  mi^= 
braud^t  »erben  follte,  fo  unterliegt  er  brcimonat» 
lid^er  ©uSpenfion  Dom  Amte  unb  nod^  Umftänben 
noc^  {(^merereu  ©trofen  (c.  1 ,  X  3,  44).  6r  l^at 
bofür  ju  f  orgen,  ba^  öor  bem  3:abemafel  ein  en)ige§ 
Sid^t  firf}  befinbet,  bef Jen  Unterl^altung  bemjenigen 
obliegt,  ber  überl^aupt  jur  Unterl^oltung  ber  ßird^e 
öerpfli^tet  ift.  —  2öa§  ba§  ©acrameut  ber  aSu^e 
betrifft,  fo  mar  urjprünglit^  beffen  orbentlid^er 
9)iinifter  nur  ber  SBijd^of  unb  bie  ©|)enbung  be§« 
felben  ein  ^ct  feiner  3uri§biction.  S)iejcr  ®runb- 
fa^  gilt  nod^  l)tntt,  fo  bo^  ber  blo^e  ©mpfang  ber 
^riefterttjeil^e  jur  Sermaltung  be§  ©acramente« 
nod^  ntrf)t  bered;tigt ;  oielmel^r  mu^  bie  (Semalt, 
3U  binben  unb  ju  löfen  (jurisdictio  interna),  bem 
Orbinirten  oom  S8ijd)ofe  fpeciell  übertragen  mer» 
ben.  ®iefc§  gefd)iel)t  bei  bem  ^forrer  burd^  bie 
SSerlciljung  feine§  93eneficium§,  mit  beffen  SJerluft 
bie  betreffenbe  Sefugni^  folgerid;tig  ipso  jure 
axiä)  mieber  erlifd^t,  mäbrcnb  bei  onberen  ^^Jrieftem 
eine  befonbere  bifd^öflid^e  ^^)probation  (f.  b.  ^rt.) 
notl^menbig  ift,  bie  eine  eigene  Prüfung  OorauS» 
fe^t  (Trid.  Sess.  XXIII,  c.  15  De  ref.).  S)a^ 
ber  Sifd^of  nad^  feinem  grmeffen  ber  grtl^eilung 


einer  fold^en  9ptnro6atton  getDiffe  Sefd^ronfungen 
nad^  Ort,  S^\i  ober  $erfonen  beifügen  ober  biefdbe 
mieber  gan}  jurüdnel^men  fann,  unterliegt  febiem 
3n)eif et,  aber  in  93e}ie^ng  auf  ben  ^arrer  fuib 
fold^e  Säefd^rönhtngen  bejuglid^  feiner  ^orrfinber 
unftatt^aft,  meil  er  mit  feinem  93enefidum  boS 
Sted^t  ber  ungefd^mälerten  SuSf  penbung  be§  Sn|- 
facramenteS  em))fangen  1^.  9tur  bonm  tfi  n 
red^tlid^  gcl^inbert,  in  feiner  Pfarrei  einen  anbem, 
ni(|t  oom  Sif  c^ofe  a))t)robirten  ^eftet  §um  S&mfe 
beS  Säeid^tl^örenS  5U}uIaf|en ;  ebenfa  bebarf  er  na* 
türlid^,  um  nad^  ber  l^ttgen  ^ro^d  für  bie  goiqe 
S)iöcefe  )um  Seid^tl^ören  bet)onmQd^tigt  gu  fein, 
mie  jeber  anbere  ^efter  ber  ^pxoba^n  tmb 
3uri§biction.  ©d^on  fel^r  frü^e,  namentßd^  im 
fränfif (^en  Steid^e,  galt  eS  als  ftrenge  SSeipfli^tung 
für  bie  ^rod^ianen,  menigfienS  einmal  im  ^o^ 
bem  eigenen  ^efter  }U  beid^ten ;  allein  fo  fe^ 
aud^  biefe  ^oi^berung  im  Stttereffe  einer  gebei^ 
lid^en  ©eelforge  unb  einer  geotbneten  iard^> 
biScipIin  lag,  fo  ftieg  il^re  unbefd^rönfte  2)un^ 
fül^rung  in  ber  ^ra^iS  hod)  auf  bie  monnigfoltig* 
ften  ©d^mierigfeiten.  3n  U)cifer  Snnögung  brr 
aSerl^öItniffe  l^at  bal^er  baS  oierte  Sateranconcü  bie 
allgemeine  93er))fli(|tung,  menigftenS  einmal  im 
Saläre  bem  eigenen  ^riefter  gu  beid^ten,  gtoor  de* 
ftötigt,  aber  berfelben  bie  IBefd^rönfung  beigefugt: 
Si  quis  autem  alieno  sacerdoti  voluerit  jnsta 
de  cauBa  sua  confiteri  peccata,  licentiam 
prius  postulet  et  obtineat  a  proprio  6ace^ 
dote,  cum  aliter  ipso  iUum  non  poseit  ab* 
solvere  vel  ligare  (c.  12,  X  5,  38).  ®a  ober 
nid)t  in  ^brcbe  gefteflt  merbcn  fann,  ba^  biejebe?« 
malige  ®in^olung  ber  pfarrlid^cn  grlaubnife  inücr 
Angabe  einer  justa  causa  intmer^in  nod^  mit 
öielen  Snconoenicnjen  oerbunben  ift  unb  mit  ber 
üötligen  grcibeit,  bie  bem  ©ufeinftitute  gebü^ 
uid)t  mol^l  in  Sinflang  gebrad)t  mcrben  fami,  fo 
tourbe  e§  aHmälig,  unb  jmar  öielfad^  auf  Anregung 
ber  ^fancr  felbft,  allgemeine  (Semol^nl^eit,  bie  freie 
SQßal^l  be§  ©cid^toaterS  unbebingt  gu  geftatten  unb 
nur  bie  noc^f olgcnbe  Slnjeigc  an  ben  Pfarrer,  bofe 
man  gebeid^tct  f^aU,  ober  ein  f  d^rif  tlic^eS  3m9n$ 
barüber  ju  üerlangen,  morauS  ber  ®ebraud^  ber 
Seid^tacttcl  (f.  b.  5lrt.)  entftanben  ift.  —  S)ie  »- 
miniftration  ber  lejyten  Oelung  gel^ört  nad^  ber 
übereinftimmenben  llnftd^t  ber  Sanoniften  gleiti^ 
fatt§  lu  ben  augfd^Iie^Iid^en  Siedeten  be§  $farretd; 
biefeS  mar  feit  ber  gntftel^ung  ber  ^arreien  com 
tante  $raji§  ber  ßird^e;  baS  erfte  fiaterancowü 
jat  (c.  18)  bie  ©penbung  ber  legten  Oelung  ben 
Regulären  f d^led)tl^in  Derboten ;  ®emen8  V.  be» 
ftimmte,  ba^  fie  biefeS  ©ocrament  nur  mit  fpe« 
cicller  (Jrlaubni^  be§  Pfarrers  abminiftriren  bii^ 
fen,  toibrigcnfaÖS  fie  ber  ©jcomtnunication  ipso 
jure  oerf allen  feien  (c.  1 ,  Clem.  5.  7).  S)iefe  ^ 
communication  mürbe  burd^  bie  SuQe  ApoetoL 
Sedis  (1869)  erneuert.  Der  Catech.  Rom.  jagt 
(2, 6, 13)  abft^lie^enb :  Neque  tarnen  ex  sanctae 
ecclesiae  decreto  cuivis  sacerdoti,  sed  pro- 
prio pastori,  qui  jurisdictionem  habeat, . . . 


1965 


^Pfarrer. 


1966 


hoc  sacramentum  administrare  licet ;  ein  an- 
bcrer  ^rieftet  !ann  nur  bonn  bie  le^te  Oelung 
licite  fpenben,  menn  er  bie  (Srlanbni^  beS  Pfarrers 
crl^alten  l^t  ober  menn  ©efal^r  im  SSerjuge  ift. 
—  Uebcr  bie  Sed^te  bc8  $faner8  in  Setreff  beS 
©ocramentcd  ber  &^t  f.  b.  ^rtt.  ^lufgebot,  93raut- 
c^amen,  ©feeeinfegnung  nnb  6ftcfd(|lie|ung.  — 
kleben  ber  ^bminiftration  ber  @acramente  fielet 
bent  Pfarrer  ba§  $eerbigung§red)t  aEer  ^er- 
itnigen  gu,  bie  feiner  ^^arod^ie  im  Seben  onge- 
flörten  unb  in  ber  IßfQrrfird^e  bie  (Sacromente  em» 
pfingen  (ogl.  b.  ^rt.  «egräbnife  II,  202  f.).  9lad^ 
bem  ftrengen  SRed^te  ift  eS  aber  bem  Pfarrer 
unterfagt,  für  ba§  Siegröbni^  etn)Q8  gu  Verlangen 
(o.  12—15,  C.  Xm,  q.  2;  c.  13,  X  3,  28 ;  c.  8. 
9,  X  5,  3),  nur  bie  freiwillig  borgebotenen  ®aben 
lann  er  annel^men,  unb  bieje  finb  ollmälig  burd^ 
&ett)0]^nl^eit  allgemein  üblid^  geworben  (c.  42,  X 
5,  3).  Slud^  bie  SBerwcigerung  bed  !ird^Ud)en  ^e- 
gröbniffeS  aud  ben  canoniftifd^  f eftftel^enben  @rün- 
btn  gel^ört  ^ur  Sompeten^  bed  $farrer§,  ber  nur 
in  sioeifeD^aften  ttäUen  an  ben  93ifd^of  ^u  re* 
curriren  1^.  —  ffin  weitere«  SRe(^t  be§  ^forrerS 
erftredtt  fid^  auf  bie  SSomal^me  aOer  berjiettigen 
Senebictionen  inncriialb  feiner  ^arod^ie,  bie  nid^t 
bem  SBifdjofe  rcferDirt  finb.  —  S)er  Pfarrer  ift 
ferner  befugt,  bie  S)i3ciplin  in  feiner  ®emeinbe  mit 
üUen  il^m  §u  ©ebote  fle^enben  fird^Iid^en  9RitteIn 
^u  ^nbl^abeit;  gegen  9Biberjpönftige  ftanb  il|m 
fräl^er  eine  @traf gemalt  ju,  bie  Don  ber  ^bmonition 
bid  gur  (S^communication  auffteigen  fonnte.  2)a| 
CT  bie  (entere  ^u  oerl^ängen  ein  SKed^t  l^atte,  !ann 
liiert  wo^l  be5h)eifelt  werben;  einzelne  Spuren 
bat)on  finben  fic^  aud^  im  Corpus  juris  (g.  S. 
c.  3,  X  1,  31  unb  c.  11,  X  1,  33);  aber  ebenfo 
getoil  ift,  ba^  il^m  biefe  93efugni^  wicber  entjogen 
tDurbe,  fo  ba|  nad^  gegenwärtiger  ^^^ra^iS  bie  (ii' 
communication  Dom  Pfarrer  5War  beantragt,  aber 
nur  Dom  93if(^of  Der()ängt  werben  fann  (Dgl.  über 
biefe  SSerl^ältniife  Thomassin ,  P.  I,  2,  c.  26, 
n.  6;  ffober,  S;er  ff ird^enbann,  2.  ^ufl.,  Tübingen 
1863, 16  f.).  —  3)er  5luffid^t  beS  ^farrerg  unter- 
liegen atte  in  ber  Pfarrei  befinblid^en  ffird^en  unb 
SlaptVim,  fowie  bie  bei  benfelben  angefteUten  ®ei]t« 
lid^en,  ebenfo  überwacht  er  bie  Übl^altung  beS 
4Sottedbienfte§;  inSbefonbere  fönnen  ^ilfSpriefter, 
looS  Ort,  Seit  unb  ^form  beS  ^JlfangotteSbienfteS 
betrifft,  ol^ne  fein  93orwif|en  feine  ^Ibänbcnmgen 
treffen.  —  ßnbUd^  l^at  ber  ^^farrer  fraft  feines 
^mteS  bie  Sauf»,  SrauungS«  unb  ©tcrberegifter 
gu  fii|6ren  (Trid.  Sess.  XXIV,  c.  1.  2  De  ref. 
matnm.),  Weld)e  Dor  ben  fircblid^en  unb  für  bie 
frühere  3eit  aud^  Dor  ben  Weltlid)en  Sel^örben  ben 
(S^orafter  öffentlid^er  Urfunben  b^ben;  fie  be« 
grünben  über  bie  burd(|  fie  beglaubigten  Sl)atfad^en 
einen  DoUen  gerid^tlic^en  IBeweiS,  ber  nur  burd^ 
ben  @egenbewei§  ber  gäl  jd^ung  ober  ber  nic^t  Dor- 
^nbenen  äbentität  ber  in  t^rage  ftebenben  ^erfon 
aufgel^oben  werben  fann(Dgl.b.^)lrt.ff  irc^enbüc^er).  | 
B.  ^flid^ten  be§  ^^ifarrerS.  ^kbenbenj 
digemeineu  ^flid^ten,  bie  infolge  ber  Orbination  I 


fämmtlid^en  SIerifem  obliegen,  l^ben  bie  $fanet 
nod^  f  olgenbe  fpecieüe :  1 .  S)er  $f  aner  ift  Derppid^tet, 
ber  i^m  anDertrauten  ©emeinbe  in  ieber  IBegiel^ung 
mit  einem  guten  93eifpiele  Doran^uleud^ten  unb 
unabläffig  für  i^r  geiftigeS  unb  leiblid^ed  flSo^l 
ju  beten ;  er  ift  ber  Sebrer,  ^riefter,  ber  tl^eil- 
nel^menbe  greunb  aller  Untergebenen,  ber  natür» 
lid^e  Pfleger  aUed  ®uten  unb  inSbefonbere  ber 
S3ater  unb  gürfpred^er  ber  Firmen  unb  9lotl^» 
leibenben  (Dgl.  Trid.  Sess.  XXIII,  c.  1  De  ref.). 
„6r  ift  ber  2Jiann,  ber  feine  göniilie  l^at,  aber 
jeber  gamilie  ange]^i)rt,  ben  man  aI8  Sengen, 
SRotl^  ober  Xl^eilne^mer  gu  aUen  feierlid^en  ^anb* 
lungen  beS  SebenS  gie^t,  ol^ne  ben  man  Weber  ge« 
boren  werben  nod^  fterben  fann ;  ber  9Rann,  ben 
bie  ff  inber  ^u  lieben,  ju  Derel^ren  unb  gu  fürchten 
gewohnt  fmb,  ben  felbft  Unbefannte  i^ren  iBater 
nennen :  bem  bie  gl^riften  ii^re  innerften  ©eftönb» 
niffe,  ipre  gel^eimften  S^ränen  gu  ^ü^en  legen; 
ber  9)knn,  weld^er  ber  berufene  Sröfter  in  allem 
@lenb  ber  Seele  unb  beS  fieibeS,  ber  Derpflid^tete 
Vermittler  be§  SReid^tl^umS  unb  ber  ^rmut  ift. 
Welcher  ben  ^rmen  unb  ben  SReid^en  abWed^SlungS- 
Weife  an  feine  Sl^üre  flopfen  fielet:  ben  Steid^en, 
um  fein  gel^eimeS  ^mofen  bar^ubringen ,  ben 
^rmen,  um  eS  ol^ne  Srrötl^en  ^u  empfangen; 
weld^er,  ol^ne  einen  beftimmten  9tang  in  ber  ®e« 
fellfc^aft  einjunel^men,  allen  fflaffen  auf  gleid^ 
SBeife  angel^ört:  ben  unteren  fflaffen  burd^  feine 
einfädle  {lebenSWeife  unb  nid^t  feiten  burd^  bie 
Jliebrigfeit  feiner  ^^erfunft,  ben  Isolieren  fflaffen 
burd^  feine  Sr^iel^ung,  Sßiffenfd^ft  unb  ben  Slbel 
feiner  ®efinnungcn  —  mit  Sinem  Söorte:  er  ift 
ber  SDknn,  ber  ^UeS  wei|,  ber  ^lUeS  fagen  barf, 
unb  beffen  SBort  mit  bem  @ewic^t  einer  göttlid^en 
@enbung  unb  ber  ©ewalt  eine§  DoQenbetcn  @lau- 
benS  gu  bem  SSerftanb  unb  ^er^en  ber  SRenfc^en 
fprid^t"  (Samartine).  —  2.  ®er  Pfarrer  ift  Dermöge 
götttid^en  ©eboteS  Der|)flid^tet,  Steftben^  gu  l^ten, 
b.  1^.  ununterbrod^en  an  feiner  ff  ird^e  anwefenb  ^u 
fein  unb  bie  mit  berf elben  Derbunbene  ® eelforge  ptx* 
fönlic^  auSjuüben  (Trid.  Sess.  XXIII,  c.  1  De 
ref.).  S)iefe  in  ber  Jlatur  ber  ©ad^e  begrünbete 
tJforberung  ber  ffird^e  ift  fo  alt  als  baS  Snftitut 
ber  !($arod^ien.  SBenn  aber  baS  @efe^  eine  un- 
unterbrod^ene  Slnwefenl^eit  beS  ^PfanerS  Derlangt, 
fo  ift  bie^  bodd  nid^t  fo  ^u  Derftel^en,  alS  ob  er  ftd^ 
fd^led^terbingS  nid^t  auS  feiner  $fanei  entfernen 
bürfte,  Dielmel^r  fann  er.  Wenn  ein  Dentünftiger 
@runb  Dorliegt,  feine  ^nwefenl^eit  nid^t  unum- 
gänglid^  not^Wenbig  ift  unb  für  etwaigeSiotl^f  äUe  ein 
©tellDertreter  Dorl)cr  befteüt  Würbe,  mehrere  Sage, 
unb  üWar  o\^m  &rlaubni|  beS  Sifd^ofS,  abwefenb 
fein  (Trid.  1.  c).  SBBie  Diele  Sage  er  in  biefer  SSeife 
abwefenb  fein  bürfe.  Wirb  Don  ben  Sanoniften 
Derfd^ieben  beantwortet;  inbeffen  gebt  nad^  einer 
Don  Sf^ignani  (Ck)inment.  ad  c.  4,  X  De  cleric. 
non  resid.)  angefül^rten  SDeclaration  ber  Congreg. 
Goncilii  bie  wa^rfd^einlid^ere  Snftd^t  baltiin,  bo^ 
bie  3lbwefen]^eit  bis  auf  fed^  Sage  fid^  erftreden 
fann.  Obwohl  l^ierju  (dne  (folouKttifi 


1967 


^farrgemeinbe  —  ^farrünber. 


1968 


notl^tocnbifl  ift,  jo  fielet  bcm  Icjtem  bod^  bic 
Scfugnife  au,  gegen  bieienigen  ^ferner,  bie  ftd^ 
eine«  TOfebrou^S  beS  in  grage  ftel^enben  SRed^teö 
fd^ulbig  mod^en,  ftrafenb  cinaujd^reiten  unb  il^nen 
gu  öerbieten,  länger  atö  jtoei  Sage  ol^ne  feine 
Sicenj  §u  öerreifen  (Declarat.  Congreg.  Conc, 
Bei  Reiffenstuel,  J.  C.  lU,  4,  §  3,  n.  84).  ©ott 
bagegen  bie  Slbwefenl^eit  über  fed^S  Soge  wäl^ren, 
fo  ift  ieberjcit  bie  bifd^öflid^e  grloubnife  einju« 
^olen,  unb  toitt  ber  ^foner  über  jtoei  2Ronate 
Don  feiner  Ifird^e  fid^  entfernen,  fo  ^ai  er  bie 
(Srünbe  l^ierfür  bem  Sifd^ofe  öorjulegen,  biefer 
fle  ju  prüfen  unb  bie  Sicenj  fd^riftlid^  ju  ertl^etten 
(Trid.  1.  c).  ®rünbe,  weld^e  nod^  bem  Sriben» 
tinum  5U  biefer  langem  3l6tt)efen]^eit  bered^tigen. 
finb  bie  folgenben:  a.  Christiana  charitas.  2)ie 
Eanoniften  red^nen  l^ierl^er  bie  gätte,  in  weld^en 
ber  Pfarrer  bei  bem  ®otte§bienfie  einer  fremben 
ftird^e  3lu§]^ilfe  leiften,  3«ttt)ürfniffe  in  gamiUen 
ober  (Semeinben  beilegen,  Sßerbred^en  oer^ten, 
Srrenbe  jur  ffird^e  jurürffül^ren  toitt  u.  bgl.  b.  ür- 
gens  necessitas,  5.  S.  menn  il^n  eine  jfranfl^eit 
nötl^igt  feine  Ihrd^e  5U  berlaffen,  um  au§h)örtg 
ärgtli^e  §il[e  ju  fu^en,  ober  wenn  feinblid^e 
Ueberfätte  unb  Verfolgungen  il^n  bebrol^en;  jebod^ 
muffen  biefe  ganj  fpeciett  auf  feine  ^erfon  gerid^tet 
fein ;  gelten  Pe  Dagegen  ber  Ifird^e  ober  ber  ®e» 
meinbe  über^aupt^  fo  be^eid^net  baS  Siedet  feine 
Slud^t  atö  geig^eit  unb  ©ünbe  (c.  48,  C.  VII, 
q.  1) ;  ebenfowenig  barf  er  jur  Seit  einer  art' 
Pedfenbenffranfl^eit  feine  ©emeinbeöerlaffen  (Süb. 
ai^eoLDuartalfd^r.  1882, 3ff.  245 ff.).  c.Debita 
obedientia,  3.  S.  ttjenn  er  öon  feinen  red^tmä^igen 
SSorgefe^ten  mit  irgenb  einer  Sßenid^tung  au^er» 
l^alb  feiner  ^fonei,  bie  längere  ^bmefenl^eit  er» 
forbert,  beouftragt  mirb.  d.  Evidens  ecclesiae 
vel  reipublicae  utilitas,  loenn  er  auf  $roöin jiol» 
ober®iöccfonft)noben  berufen  tt)irb,  einen  bießird^e 
betreffenben  9led^t§flreit  ju  fül^ren  l^at  u.  f.  tt).  — 
®te  ßrloubni^  beS  Sifd)of§  mu^,  loie  bemerft, 
fd^riftlid^  ertl^eilt  merben.  SBenn  iebod^  ber  ®runb 
Der  ^breife  fo  plö^lid^  eintritt,  unb  biefe  fo  un* 
auffd)iebbar  ift,  ba|  bie  gefe^Iid^e  fiicenj  ntd^t  mel^r 
eingeljolt  loerbcn  fonn,  fo  genügt  eS,  unter  Sor» 
löge  beS  ®nmbc8  um  @rloubni|  ju  bitten,  biefe 

Selbft  ober  nid^t  mel^r  objuioarten ;  nod^l^er  ift  aber 
lie  gefe^Ud)e  Urfad;e  ber  SReife  ntd^tsbeftoioeniger 
§u  bettjcifen,  unb  im  Sfalle  biefe  Dom  Sifd^ofe  für 
unbegrünbet  befunben  toirb,  tritt  bie  ©träfe  ein, 
womit  bie  S'lid^trefibirenben  bebrol^t  finb  (Bar- 
bosa,  De  offic.  paroch.  I,  c.  8,  n.  65. 66),  S)iefe 
©trofe  beftel^t  (nad)  Trid.  1.  c.)  barin,  ba^  bem 
5iid^trefibirenbcn  pro  rata  temporis  absentiae 
bie  ginfünfte  be§  Seneficium§  ipso  jure  Derloren 
gelten ;  fie  foHen  Don  il^m  ober  Dom  93ifd^of  für 
bie  ßirdgenfabrif  ober  bie  DrtSarmen  Derioenbet 
Werben.  ®ibt  ber  ol^ne  grlaubni^  TOtoefenbe  ber 
bifd^öflid^en  ^ufforberung,  an  feine  ßird^e  jurüd! ■ 
jufel^rcn,  feine  golge,  fo  fott  er  mit  ben  firdf)lid^en 
©enfuren  belegt  unb  im  §afle  einer  bel^arrlid^en 
JReniten^  mit  förmlid^er  ^bfejung  beftraft  Werben. 


—  ®enienigen  ^arrer,  ber  ffoat  |>erf5nri^  in 
feiner  ®emeinbe  anwefenb  ift,  aber  bie$oma|ine 
ber  amtlid^en  SSerrid^tungen,  f ei  ed  ouS  Sequem^ 
lid^feit  ober  aBiberfpönftigfeü,  öertoeigert,  treffen 
biefelben  ©trafbeftimmungen ,  benn  eine  fo((^ 
amtlid^e  Untl^ötigfeit  wirb  ber  ^wefenl^  ttifip 
lid^  gleid^gea^tet. — 3.  S)er  ^arrer  ift  Derpfli^, 
Don  ben  il^m  guftel^enben  SRed^ten  bk  Sel^ramtel, 
ber  ^bminiftration  ber  ©acromente,  ber  fionb- 
l^abung  ber  j^ird^enjud^t  in  ber  Don  ber  ffti^ 
Dorgef^riebenen  SBeife  aud^  mirflid^  ®ebrand^  §n 
mad^en,  namentlid^  ieoen  Sugenblid  bereit  }u  fem, 
feine  feelforglid^e  Sl^ötigfeit,  tDO  unb  fobalb  fie 
beanfprud^t  wirb,  gebent  ol^e  Unterfd^ieb  jt^u» 
wenben  (Trid.  Sess.  xxm,  c.  1  De  rel).  — 
4.  S)er  ^faner  ift  Dermöge  göttlid^en  3ttäß  t)c^ 
pflid^tet,  an  ©onn»  unb  t^iertagen  bie  ^ge 
^effe  für  feine  ®emeinbe  §u  appliciren,  unb  bie| 
felbft  bann,  wenn  fein  Seneficium  bie  (S4)ngma 
nid^t  abwirft.  2)iefelbe  Serpfltd^tung  gilt  a&(^ 
für  bie  fogen.  abgefegten  Feiertage,  tt)ie  j[e|t  bun^ 
bie  gnct)flifa  puS'  IX.  Dom  3.  SKoi  1858  all« 
gemein  feftftel^t  (f.  bie  ßnc^ö.  bei  Walter,  Fontes 
jur.  eccl.,  Bonnae  1862,  569  sqq.).  (^.no(^ 
Filesacus,  De  paroecia  et  de  paroeciamm  et 
paroecorum  origine,  Par.  1608;  Aug.  Ba^ 
bosa,  De  officio  et  potestate  paroclu,  Liigd. 
1640.  Colon.  1712;  Lud.  Engel,  Manuale 
parochorum,  Salisb.  1661  u.  ö.;  Marangoni, 
Thesaurus  parochorum,  Romae  1726—1730, 
2  voll. ;  J.  H.  Boehmer,  Jus  parochiale,  Halte 
1730  u.  fonft;  Lupi,  De  parochis  ante  a. 
Christi  mülesimum,  Bergom.  1788 ;  Ferraris, 
Prompta  Biblioth.  s.  v.  Parochus;  geifert, 
93on  ben  SRed^ten  unb  ^flid^ten  ...  ber  ^faner, 
$rag  1832;  Salbauf,  ®a8  ^farr»  unb3)ec(mat- 
^mt  in  feinen  SRed^ten  unb  ^ftid^ten,  2.  W, 
®räfe  1836;  ©eij,  SRed^t  be§  ^farromteS  berfa- 
t|ol.  ffird^e,  SRegenSburg  1840—1854,  5  X^Ie.; 
0.  ©d^erer,  feanbbud^  beS  ftird^enred^t§  I,  ©wj 
1886,  627  ff.)  [D.Äober.] 

'^atraeitteltibe,  f.  Pfarrei. 

^anioitanten,  f.  Saulaft  n,  59. 

'g^arrRlttbet  (^fangenoffen,  ^fanlinge,  $ü« 
rod)ianen)  werben  bie  einzelnen  ©lieoer  ber  $forr» 
gemeinbe  genannt.  3u  ibnen  gel^ören  alfo  cße 
biejenigen,  bie  ber  SuriSbiction  beS  ^arrerS  unter« 
ttjorfen  fmb,  Don  il^m  bie  ©ocramente  empfangen 
unb  ben  (SotteSbienft  ber  ^f arrfird^e  befud^en  (ber 
fogen.  ^fanjtoang;  ögl.  b.  ^rt.  ^farrer),  juglei^ 
aber  aud^  befugt  finb,  bie  Ausübung  ber  pfarr« 
lid^en  §imctionen  alS  ein  SRed^t  in  ^nfpnu^  ju 
nel^men.  Ueber  bie  Qfrage,  tt)er  int  conaeten  giÄe 
ju  ben  $arod^ianen  §u  red^nen  ift,  entfd^et 
baS  ®omicil  nad^  bem  begriffe  beS  gemeinen 
Ked^tS  (f.  b.  3lrtt.  ®omicU  u.  heimatlos).  3S8er 
innerl^alb  ber  ^farreigrenjen  feinen  bleibenben 
ober  bod^  längere  Seit  anbauembeu  SBol^nfiJ^, 
ift  $arod^iane  biefer  ^farrei,  nad^  ber  dlgemeinen 
SRegel :  Quidquid  est  in  parochia,  est  etiam  de 
parochia ;  toer  alfo  in  ber  Pfarrei  too^,  aber 


1969 


^farrürd^e. 


1970 


Don  ber  pfanlid^en  3uri8biction  befreit  fein  will, 
1^  ben  fpeciellen  iBetoeiS  su  fül^ren,  ba^  er  esemt 
tft.  —  Sud^  bie  Stibiöibuen  anberer  ßonfefflonen 
unterliegen  nad^  ben  üerfd^iebenen  fionbeSgefe^en 
mand^ntQl  bem  ^forr^monge,  fo  bag  fie  nur  mit 
Srloubnil  bed  ^fonerS  unb  gegen  Erlegung  6e« 
tlimmter  Sajen  einen  ©eiftlid^en  i^rer  gonfeffton 
pgiel^en  bürfen.  SReiftenS  fmb  fie  j[ebod^  burd^ 
biejog.$farrpurificationt)onbem$Qrod^iaI« 
t>erDQnbe  gön^Iid^  losgelöst  unb  einer  benachbarten 
^fünei  ifrer  Konfeffion  cinöerleibt.  [ö.  Äober.] 
Iffatr&irif e  (ecclesia  parochialis,  aud^  ec- 
clesia  baptismalis,  mater  fidelium)  ift  biejenige 
iKrd^e  inner^lb  beS  $farrfprengel3,  in  meld^er 
ber  $faner  bie  gfunctionen  feined  ^mted  unb 
nomentlid^  bie  ^önitentialgerid^tsbarf eit  au§  jd^Ue^« 
lid^  auszuüben  l^at,  unb  an  rotl^t  bie  ^rod^ianen 
sunt  Sefud^e  beS  @otte§bienfte§  unb  jum  Smpfange 
ber  Sacramente  gemiefen  fmb.  ®iefe  jwei  ajlerf- 
male,  toeld^e  ben  93egriff  ber  ^arod^iaUtöt  aud- 
mad^,  gehören  gum  SBefen  einer  ^farrfird^e: 
bol^  fann  ber  ^mti^,  ba^  eine  IKrd^e  tt)irnid9 
eine  ^farrfird^e  fei,  erft  bann  alU  boüftönbig  axf 
gefe^en  toerben,  menn  bad  SSorl^anbenfein  biefer 
betben  SRomente  nad^geh)iefen  morben  ift.  ^u^er» 
bem  merben  üon  ben  Sanoniften  nod^  t)er[d^iebene 
anbere  Sed^te  aufgefül^rt,  bie  ben  Segriff  ber  $a- 
rod^iülitöt  conftituiren  foQenunb  bieaud^  mirfUd^ 
in  ber  Segel  mit  ben  ^farrfird^en  Derbunben, 
aber  barum  nod^  feineSmegS  abfolut  notl^menbig 
unb  nid^t  f  o  mefentlid^  ftnb,  ba^  il^r  SSorl^anbenfein 
fd^on  für  ftd^  ben  iBeh)ei3  ber  ^arod^ialität  be< 
grflnben  ober  il^r  etmaiger  äJlangel  ben  Segri^ 
ber  ^farrfird^e  aufl^eben  fönnte;  fte  finb  blo 
occefforifd^er  unb  fecunbörer  92atur.  S)a]^in  %t 
]^rt:  1.  2)a|  ber  S^orftel^er  ber  IKrd^e  fein  9mt 
proprio  jure,  in  eigenem  9lamen,  nid^tblo^ 
als  SJicar  öerwalte;  afieinbie  commenbirten  ^fan- 
fird^  (f.  b.  9rt.  Sommenbe),  meldte  bon  bem 
fffibuciariud  nur  vicario  modo  unb  interimiftifd^ 
tierfel^en  merben,  l^ören  barum  nid^t  auf,  mirflid^e 
^farrfird^en  ju  fein.  —  2.  S)a|  ber  rector  eccle- 
siae  eine  einzelne  pl^^ftfd^e  $erf on  fei  unb  nid^t  aud 
einer  ^Otel^rl^eit  bon  ^erfonen  beftel^e;  aber  aud^ 
biefeS  ift  {ein  mefentUd^eS  äJlerfmal  ber  ^arod^i« 
olitöt,  benn  incorporirte  $f arrfird^en  bel^alten  il^re 
^rod^iolred^te,  obh)o]^I  il^r  ^faner  eine  Sor« 
{»oration ,  g.  S.  baS  (Sapitel  eined  Jl(ofter9  ober 
Stifte«  ip.  —  3.  ®afe  bieffird^e  ein  eigenes  93apti- 
fierium  ober  einen  Xaufftein  unb  einen  eigenen 
IMrd^l^of  l^abe;  beibefinb  freilid^  in  ber  Siegel  mit 
ieber  ^farrfird^e  berbunben,  aber  ed  fommen  aud^ 
^arrfird^en  bor,  bie  ba§  Siedet  gu  taufen  üerloren 
l^aben,  unb  jlird^en  ol^ne  $arod^iaIred^te,  bie  eigene 
itird^b^fe  bejt^en  (c.  6,  X  3,  28).  S)a§felbe  gut 
tum  ber  Se^auptung,  ber  Seft|  bon  @lodfen  fei 
ebi  ouSfc^Iie^id^eS  9J{erfma(  oer  ^forrfird^en ; 
benn  obmol^I  urfprünglid^  aUerbingS  nur  biefe  baS 
Siedet  l^atten,  mit  ®(odten  au  (öuten  (c.  10,  X  5, 
83),  fo  ift  baSfelbe  bod^  allmölig  aud^  auf  bie 
meiften  ftibfter  ic.  übergegangen  (J.  H.  Boehmer, 


In  Corp.  rar.  can.  ad  c.  10,  X  cit.).  —  4.  ®er 
iBeft|  bed  3el^ntred^ted  innerl^alb  ber  ^fongrengen 
ift  toeber  ein  SRerfmal  ber  ^rod^ialitöt,  nod^  ba8 
SWd^tDorl^anbenfein  beSfelben  ein  95ett)ei8  für  ba« 
(Segentl^eil ;  benn  baS  S^^ntred^t  ber  ^arrfird^e 
fann  burd^  Vertrag,  Äauf,  Seriäl^rung  in  anbere 
^änbe  gefommen  ober  frembeS  3el&ntred^t  in  ben 
Sefifeber  betreffenben  ßird^c  übergegangen  fein. 
—  mit  biefe  gigenfd^aften  unb  SRe^te  fönnen, 
tt)ie  gefagt,  an  ftd^  Weber  für  nod^  gegen  bie  Sßa- 
rod^ialitöt  einer  jHrd^e  bemeifen,  fonbem  l^öd^ftenS 
eine  balb  ftörlere  balb  f d^möd^ere  SSermutl^ung  für 
ober  gegen  biefelbe  begrünben. 

3ur  ßrrid^tung  einer  ^farrfird^e  gel^ören  fol« 
genbe  SRequifite:  1.  3)ie  (Srlaubni^  unb  3u- 
ftimmung  beS  S)iöcefanbifd^ofS  (c.  9,  Dist.  I 
De  consecr. ;  c.  3,  X  3,  48 ;  Trid.  Sess.  XXI, 
c.  4;  Sess.  XXIV,  c.  13  De  ref.).  ®iefe 
3uftimmung  foU  in  ber  Siegel  nod^  üor  bem 
beginne  bed  SBaueS  burd^  ein  förmlid^ed  2)ecret 
bed  93ifd^of3  erfolgen,  bo^  l^at  bie  nad^tröglid^e 
©enel^migung  oed  bereits  begonnenen  ober  f d^on 
DoQenbeten  Saued  biefelbe  SBirfung  (c.  11,  X  3, 
38  Arg.).  2)en  glonfenS  beS  (Sa))iteld  brandet 
ber  93ifd^of  jur  ©ene^migung  bed  Saued  nid^t 
ein^u^olen ;  sede  vacante  ert|eilt  baS  (Sxipitel  bie 
Srlai^ni^.  —  2.  Sine  genaue  Unterfud^ung  ber 
@ad^e  (causae  cognitio).    2)iefe  l^at  fid^  auf 

SIgenbe ^^agenju  erftredten:  a.  Ob  eine  genügenbe 
rfad^e  (justa  causa)  gur  Srrid^tung  einer  $farr« 
fird^e  borliegt.  S)ie  Sntfd^eibung  bierüber  ift  na- 
türlid^  Don  ben  iemeiligen  SJerbäftninen  abhängig 
unb  baber  im  ungemeinen  bem  ßrmeffen  bed 
iBifd^ofd  anl^eimgefteUt ;  baS  @efe^  nennt  nur  bei« 
fpielsmeife  einige  fold^er  Urfad^en,}.  93.  bie  DöIIige 
3erftörung  ber  alten  ßird^e,  bie  «rrid^tung  einer 
neuen  $fanei,  gro^e  3una]^me  ber  ©emeinbe,  fo 
ba|  bie  urfprüngli(|e  ^farrfird^e  bie  ^ßarod^ianen 
ni^t  mebr  gu  Jaffen  Dermag  u.  bgl.  3ft  eine  ge- 
grünbete Urfadpe  nid^t  borbanben,  fo  barf  ber  Si« 
fd^of  feine  ©enel^migung  nid^t  ert^eilen;  bie|  ^at 
namentlid^  bann  gu  gefd^e^en,  menn  bie  Srlattbni^ 
in  geminnfüd^tiger  ^bfid^t,  tttoa  um  bie  fünftigen 
Oblationen  biefer  IKrd^e  an  \xä)  gu  gießen  (c.  10, 
Dist.  I  De  consecr.)  ober  aud  aberglöubifd^en 
äJlotioen  (c  26,  Dist.  I  De  consecr.)  nad^- 
gefud^t  mirb.  Siegt  bagegen  eine  justa  causa 
mirflid^  t)or,  fo  fann  ber  Sifd^of  bie  @ene]^migung 
nid^t  bermeigem,  unb  rotnn  bie^  bennod^  gefd^iebt/ 
fo  ftebt  ben  betreffenben  Petenten  ber  SlecurfuS  an 
ben  SKetropoIiten  unb  nötbigenf  aHS  an  bie  Congre- 
gatio  Concilü  offen  (Barbosa,  De  o£fic.  et  po- 
test.  Episcop.  2, 26, 1).  b.  Ob  alle  Sntereffenten 
ibte  3uftimmung  gegeben  boben;  benn  burd^  ben 
93au  einer  fiird^e  b&fen  bie  Stetste  eined  2)ritten 
ni^t  berieft  toerben  (c.  1,  X  5,  32).  3Ber  fid^ 
baber  irgenbmie  burd^  ben  Sau  einer  ^farrfird^e 
in  feinen  Siedeten  beeintröd^tigt  glaubt,  famt  Don 
bem  remedium  novi  operis  nunciationis  Qif 
braud^  mad^en,  b.  b*  tx  fann  ^roteft  erl^eben,  ber 
bie  äBirfung  ^at,  ha^  ber  iBau  fo  lange  fiftirt 


1971 


$farrl)frünbe  —  ^farrred^te. 


1972 


loetbcn  mvi%  BIS  bcr  SRid^tcr  über  bic  Sad^e  cnt- 
fci^iebcn  l^ot  (Tit  X  5,  32).  3n8bcfonbcre  muffen 
ber  ettoatge  ^atron  ber  alten  ^farrfird^e  unb  noci^ 
neuerer  ^ewol^nl^eit  meift  aud^  ber  SonbeSl^err 
ouSbrüdlid^  il^ren  KonfenS  ertl^eilt  l^aben.  SBaS 
bie  ^arod^ianen  betrifft,  fo  fotten  oxiä)  fle  gel^ört 
werben ,  aber  bie  aSerweiöerung  i^reS  KonfenfeS 
fann  ben  93ifd^of  nid^t  gtoingcn,  Don  bem  einmal 
als  notl^toenbig  erfannten  93aue  abjuftel^en;  baS« 
felbe  gilt  öon  bem  etwaigen  SQBibcrfprud^  beä  SJor« 
ftel^er^  ber  alten  ^forrfird^e  (Trid.  Sess.  XXI, 

c.  4  De  ref.).  c  Ob  bie  ju  errid^tenbe  ^farr» 
fird^e  gel^örig  funbirt,  b.  1^.  ob  ein  öon  aßen  Saften 
freies  unb  bem  Swedfe  angemcffeneS  (Srunbflüdf 
(fundus)  für  ben  Sau  ber  jhrd^e  angetoiefen  ift. 
®er  ®runb  biefcr  Seftimmung  liegt  in  bem  Um» 
ftanbe,  ba|  bem  ßigentpmer  cineS  ®runbftüd(e8, 
auf  toeld^em  wiber  fein  SBiffen  unb  SBillen  eine 
jhrd^e  erbaut  würbe,  bienovioperisnunciatio  ju« 
fielet,  mitl^in  ber  bereits  begonnene  ober  fd^on  öoH« 
enbete  93au  burd^  baS  rid^terlid^c  Srfcnntnife  mög- 
lid^erweife  ganj  verboten  werben  unb  alfo  aEer 
biSl^erige  Äoftenaufwanb  unnüj  fein  fönnte.  3ft 
bagegen  bie  in  biefer  SQeife  erbaute  ffird^e  bereits 
confecrirt,  fo  l^at  baburd^  ber  Sigentl^ümer  beS 
®runb  unb  SobenS  feine  Slnfprü^e  unb  bamit 
baS  Älagered^t  öerloren  (c.  8 ,  C.  Xn ,  q.  2). 
Steigert  fid^  ber  Seft^er  eineS  jum  Saue  geeigneten 
©runbfiüdCeS  ober  eineS  bemfelben  im  SOßege  ftel^en» 
ben  ©eböubeS,  baSfelbe  gegen  eine  billige  6nt« 
fd^äbigung  abzutreten,  f o  tonn  er  in  grmangelung 
eines  anbem  geeigneten  Saupla^,  iebod^  gegen 
öottflänbige  6ntf ^äbigung ,  jur  Abtretung  beS= 
felben  genötfjigt  werben  (Ferraris,  Prompta 
Biblioth.  8.  V.  Ecclesia,  art.  3,  n.  53 — 62). 

d.  Ob  bie  $fonfird^c  gel^örig  botirt  ifl,  b.  1^.  ob 
il^r,  wo  möglid^  an  liegenben  Gütern,  fo  oiele  ®in« 
fünfte  bleibenb  jugewiefen  fmb,  als  jur  Scflreitung 
ber  KultuSbebürfnific  unb  jum  Untcrl^olt  ber  an 
il^r  onjuftellenbcn  6(en!cr  notl^wenbig  fmb.  3ft 
ber  ffird}e  eine  dos  (f.  b.  ^Irt.  2)otoIgut)  nod^  md)t 
jugewiefcn,  fo  borf  ber  93ifd)of  bie  ©rbouung  nid^t 
genel^migen,  nod)  öicl  weniger  fic  confccriren  (c.  26, 
C.  XVI,  q.  7 ;  c.  9,  Dist.  I  De  consecr.) ;  l^ot 
ber  SifcI}of  bie  ßonfecrotion  md)tSbeftoWeniger 
tjorgcnommcn,  fo  ift  er  red^tlid^  öerpflid^tct,  bic 
ßird^e  fclbft  ju  botiren  (Glossa  in  c.  9,  Dist.  I 
De  consecr.;  J.  H.  Boehmer,  Jus  paroch,  5, 
1,  15).  SRegelmä^ig  l^at  ber  grbauer  ber  i?ird|e 
aud^  bie  ©otation  ju  leiftcn  (c.  8 ,  X  3 ,  40) ; 
weigert  er  fid^,  bicfclbe  §u  geben,  fo  fann  er  unb 
im  §olIe  feines  2:obcS  fein  grbe  red^tlic^  baju  an« 
gel^alten  werben  (Nov.  131,  c.  7).  ®ie  Sroge, 
wie  gro^  bie  jeweilige  dos  fein  muffe,  wirb  tjom 
©efe^c  gor  nid^t  unb  tjon  ben  ßononiftcnunbeftimmt 
bal^in  beontwortet,  bo^  bic  dos  ecclesiae  congrua 
sive  sufficiens  esse  debet ;  bo  ober  bic  Congrua 
(f.  b.  ^rt.)  nod^  Sitten  unb  Scrfiältitiffen  fel^r 
öerfd^icben  fein  fann,  fo  ift  im  concreten  Ofolle  bie 
geftfe^ung  bericlbcn  bcr  DrtSgeWol}n]^cit  unb  in 
Ermangelung  einer  foId;en  bem  ©rmefjen  bcS  ©i= 


fd^ofS  SU  überlüffen.  —  3.  S^  bie  ongefleOtellito 
ftui^ng  ergeben ,  ba|  bie  Srbauung  ber  Aii^e 
feinem  ^nftanbe  unterliegt,  fo  f^U  ber  Sifd^f  ent« 
Weber  felbft  (c.  9,  Dist.  I  De  consecr.)  oberbnn^ 
einen  ©tellDertreter  an  bem  Orte,  wol^in  ber  üutf- 
tige  Slttar  gu  ftel^en  lommt,  ein  Jheuj  errid^  nüi 
ben  ©runbftein  ber  itixä)t  legen,  eine  feietü(^ 
^oceffion  beranftalten  unb  in  einer  |xtf{enbci 
änrebe  ben  ^rod^ianen  ben  ®runb  ber  f^eiecft^- 
feit  unb  bie  93eftimmung  be§  OrteS  auSeuumbe^ 
fe^en  (f.  Pontif.  Born.,  ed.  typ.,  Batisb.  1888, 
n,  1  sqq.).  3u93etreff  ber  ou^ent  ^tma  ber  itin^ 
foU  ber  93ifd^of  bafiu:  forgen,  ba|  bie  alten  (Se- 
wol^^iten  beobod^tet  werben;  namentlid^  foS  ber 
Eingang  gegen  ^benb,  mttl^in  ber  ^aufftolior 
gegen  Aufgang  gerid^tet  fein  (bie  @ränbe  bcfür  j. 
bei  Ferraris  1.  c.  n.  76 — 79)  unb  bie  Äini^  We 
gform  eines  J^reujeS  l^aben;  j[ebo(i^  ift  bie  Seob- 
ad^tung  biefer  @ewo]^](^iten  nid^t  abfohtt  ta/fy 
wenbig.  SBenn  ber  ^au  ber  Rix^  DoQenbd  ip, 
f 0  muf  fte,  el^e  in  il^r  ©otteSbienft  gel^alten  weiben 
fann,  öom  Sifd^ofe  feierlid^  confecrirt  werben  (f.b. 
3lrt.  ßird^weiW-  3nfolge  ber  gonfecration  fiiA 
bie  ^arrfird^en  aEem  weltlid^en  Serf  e^re  ent^gm, 
l^eilig  unb  unDerleMid^.  S)a]^er  Derorbnen  hu  9t» 
f e^  ber  jfird^e :  a.  ba|  in  benfelben  feine  tDüHRäjß 
@erid^tSft^ungen  gel^alten  n)erben  foUen;  noment' 
lid^  ftnb  alle  &iminaI))rogeffe,  in  weld^  efi  ^ 
um  SebenS«  ober  SeibeSftrafe  l^nbelt,  femju^tt«; 
bie  bei  fold^en  SJerl^blungen  in  einer  ftii^  g^ 
f öQten  @rfenntniffe  ftnb  nuQ  unb  nid^tig  unb  \k 
Sftid^ter  ber  (Sjcommunication  öerfaHen  (c.  5,  X 
3,  49).  b.  ^tte  Sufümmenfünfte  p  wcltlic^ 
Swcrfen ,  ofle  SSerfommlungcn  wcUIid^er  SJercine 
unb  ©cfeUfd^oftcn,  olle  öffcntlid^cn  IBeraHmigen, 
cS  fei  benn,  fic  betreffen  firdf)Iid^e  ^ngclegcnbeitra, 
finb  bon  ben  $farrfird^en  auSgefd^Ioffen  (c.  2,  in 
VI  3,  23).  c.  ^Hc  §anbel§»  unb  3)krft9ei(^ 
finb  öon  ber  ffird^e  unb  il^rcr  unmittelboiai 
Umgebung  ju  entfernen  (c.  2,  in  VI  1.  c).  6nb« 
lid^  d.  finb  aüe  geräufdpoUen  Auftritte,  pro« 
fönen  geftlid^feiten,  ©d^maufcreicn,  3:^caterfpick 
u.  bgl  ftrengc  »erboten  (c.  12,  X  3,  1).  — 
Ueber  bie  boulid^e  Unterl^oltung  ber  ^^farr« 
fird^en  f.  b.  Slrt.  Souloft;  über  baS  %lrf(tt 
f.  b.  ^rt.  ^riöilegien  ber  ßird^cn.  (SSgl.  €fij, 
SRed^t  beS  $forromteS  u.  f.  w.  I,  KcgenSb.  1840, 
^bfd)n.  2 ;  Ferraris  1.  c,  s.  v.  Ecclesia,  art 
m.  IV.)      ^  [0.  «ober.] 

"^anyfruttbe,  f.  Beneficium  ecclesiasti- 
cum,  ftirc^enomt  ujib  Pfarrer. 

^axtpnti^caüon^  f.  ^^forrünbcr. 

'^arrrei^te  (^ro^iolred^te,  jura  parochia- 
lia,  pastoralia)  ^eifeen  bie  5Rcd^tc,  weld^e  bem 
^forrer  inncrl^olb  feiner  Pfarrei  unb  aEcn  ^aa* 
genof Jen  gegenüber  üermögc  feines  9lmtcS  auftc^ 
(f.  b.  ^rt.  «Pf oner,  ob.  196 1  ff.).  3n  anbcrem  giime 
wirb  ber  ^uSbrudf  jus  parochiale  5UWeilen  öon  ber 
93efugni|  gebroud^t,  für  eine  erlebigtc  fiirdjenüelle 
einen  glerifer  au  ernennen  (ögl.  b.  2lrt.  %^ 
liotSred^t).  {p,  ffober.l 


1978 


^farrrector  —  ^fingftfefL 


1974 


9fatrredor  toirb  qtrob^vlxä)  berientge  @eift« 
Hd^  genannt,  bem  an  einer  ^farrfird^e,  bie  ent* 
toä>tt  feinen  eigentlid^en  ^faner  ^ai  ober  beten 
iDtrnid^  ^anet  eine  geiftlici^e  Sorporation  ober 
ein  fin^Iid^r  2)ignitariu§  ift,  bie  ^norbnung  unb 
tkbertoad^ung  bed  ®ottedbienfted  fomie  bie  mit 
biefer  fttrd^  Derbunbene  @eeIforge  übertuiefen  ift 
S)ie  an  ber  betreff enben  Ihrd^e  angefteUten  Slerifer 
fbab  bem  ^farrrector  in  allem,  föaS  ben  ®otted- 
bien{l  unb  bie  ©eelforge  betrifft ,  untergeorbnet. 
Heber  feine  red^tUd^e  Stellung  (äffen  fici^  feine  aK- 
gemein  gültigen  ®runbfä|e  aufftellen ;  fte  rid^tet 
\v^  je  nad^  ben  f))ecieQen  Serl^Itniffen  ber  jlird^e 
ober  (Semeinbe.  [t).  ^ober.] 

^fametofionen,  f.  iBerid^te  n,  411. 

^axtf^^utetL,  f.  SSolfdfd^uIen. 

"g^arwrrwatter,  gJfarrDicar,  f.  ^ilfS- 
Inriefter. 

"SPf^nrnioaitf,  f.  ^faner  unb  ^farrfinber. 

^^MftXj  3o]^ann  ©ebaftian,  ^ofprebiger 
bei  3Ro$imiIian  II.,  toar  ^u  jlonftan^  im  3. 1520 
Geboren.  2)urd^  em))f  el^Iung  beS  93if  d^of  §  t)on  £rient 
lam  er  aI3  $rebiger  an  ben  ^of  Jtönig  t^erbi« 
nonbS  I.  ObtDol^I  er  ftd^  tinm  römifd^-fat^olifd^en 
^ßriefier  nannte,  mar  er  in  SBirflid^feit  ein  ent« 
f^iebener  Snl^önger  ber  neuen  Sifyct.  @r  griff  ben 
a)>oftplifd^en@tu^l  in  feinen  ^ebigten  l^eftia  an; 
Qud^  oerel^Iid^te  er  fid^  in  SQSien.  ^l^r  mu|te  er 
auf  Sefe^I  gferbinanb§  bie  §au})tftabt  üerlajfen, 
)um  großen  fieibmefen  be§  grj^ersogS  3)la$imiltan, 
ouf  toel^en  er  bebcutenben  @tnflu^  übte.  ä3a(b 
borauf  (um  1554  ober  1555)  ertoiifte  il^m  30'iaii« 
mütan  bie  grlaubni^  jur  dlücffel^r  unb  nal^m  i|n 
in  feine  eigenen  2)ienfte.  ®a  ^faufer  je^t  feinen 
€tfer,  Sna^imilian  Don  bem  alten  ®Iauben  ooIIenb§ 
abjumenben,  Derftörfteunb  e3  mirflid^  f  o  meit  brad^te, 
bo|  fein  fo(g[amer  @d^üler  meliere  äal^^re  lang, 
locil  man  i^m  ben  Jteld^  nid^t  jugeftanb,  t)om  Xifd^e 
beS  ^erm  megblieb,  fo  mu^te  SD^a^imilian  auf 
JBefeÖ  feines  Skiterä  ^faufer  entlaffen.  S)ie6  be» 
toirfte  oorgügUd^  ber  fpanifd^e  Sefuit  Sl^riftop^ 
Stoberid^,  meldten  3o^<inna,  Sd^mefter  3Rarien3, 
ber  @ema]^Iin  SRa^milianS,  nad^  SBien  gefd^idtt 
beute,  um  il^ren  @(^toager  Dom  Sutl^ertl^um  Qb^w* 
Dtmgen.  63  gelang  bie^  jebod^  meber  Stoberid^ 
Tiod^  bem  berühmten  ©ifd^of  §ofiu§  Don  ßrmlanb 
(f.  b.  5lrt.),  meld^er  bamoIS  Dom  $opfte  gu  bem 
^d^en3tDcde  abgefenbet  morben  mar.  92a(|  feiner 
€ntlaffung  au8  ÜKojimilianS  ©ienften  im  3. 1560 
begob  fid^  ^faujer  nad^  fiauingen,  mo  er  1569 
atö  ^ftor  unb  ©u;)erintenbent  ftarb.  ÜKajimilian 
blieb  mit  il^m  nod^  längere  3^it  im  IBriefmed^fel 
imb  Derfid^rte  il^n  fd^riftlid^,  ba^  i^n  fein  9)tenfd^ 
licrfül^ren  fotte. .  (Sgl.  ©trobel,  i8ct)träge  jur  Sitte- 
tolur  I,  9lümberg  1785,  255—346;  Sut^^oljj, 
4Befd^id^te  ber  Stegierung  f^erbinanbS  I,^  Vni, 
SBicn  1888,  208;  Sanfjen,  ®efd^.  be§  beutfd^n 
»oHeS  IV  [1885],  196  f.)  [gd^röbl] 

^effnkoxUj  Sol^anneS,  ber  Dieloerlcumbete 
®egner  SReud^linS,  mürbe  1469  au§  einer  jübifd^en 
^milie,  meld^  DieUeid^t  in  92ümberg  anfäffig  toar. 


geboren.  9lad^  langem  Sßanberleben  trat  er  1505 
5U  jlöln  mit  gfrau  unb  ffinbentjum  S^riftentl^um 
über.  3n  Äöln,  baS  nun  feine  Oeimat  mürbe,  er- 
[d^eint  er  fpäter  ate  ©pitalmeifter :  er  ftarb  Dor 
Dem  Saläre  1524.  Sdlgemeiner  befannt  mürbe 
?JJfefferfom  burd^  feinen  ]^eftigen6treit  mit  Seud^lin 
unb  bie  baran  ftd^  fnit))fenben  @d^ma]^ungen, 
meldte  in  ben  Epistolae  obBcuronim  virorum 
(f.  b.  9lrt.)  gegen  ^fefferfom  unb  feine  grau  ge« 
rid^tet  mürben.  2)er  Streit  mürbe  Deranla^t  burd^ 
baS  raftlofe  ©emül^en  beS  DJeubefel^rten,  bie  tal- 
ptubifd^en  93üd^er,  bie  er  megen  il^reS  C^affed  gegen 
baS  S^^riftentl^um  ald  ein  ^aitptl^inbemi^  ber  Se- 
fel^rung  feiner  frül^eren  ©laubenSgenoffen  anfab, 
ju  Demid^ten.  3n  feiner  erften  ©d^rift  „S)er 
Subenfpiegel"  (ftöln  1507)  forberte  er  au|er- 
bem,  bie  3uben  fottten  ben  SQ3u(|er  aufgeben,  burd^ 
ej^rlid^e  9lrbeit  il^r  IBrob  geminnen  unb  in  bie  d^rift- 
lid^e  ^rebigt  ge|en.  2)agegen  Derurti^eilte  er  aber 
aud^  Unterbrüäung  unb  Beraubung  ber  Suben  afö 
ber  Sefe^rung  l^inberlid^  unb  na^m  bie  3uben  be« 
fonberS  gegen  bie  oft  mieberl^olte  93e]^au))tung  in 
@d^u(,  ba^  fie  g^riftenblut  ju  ritueUen  3tDed(en 
gebraud^ten.  SSon-mel^reren  ^ominicanerflöftem 
mürbe  ^f  eff  erf  om  ber  ©d^mefter  beS  Äaif  erS  SKaji- 
milian  enipfol^len,  utü)  fo  erl^ielt  er  1509  Dom 
jfaifer  bie  SSolImad^t,  bie  gegen  ben  d^riftlid^en 
@lauben  gerid^teten  ^üd^er  ber  Suben  ^u  con- 
fiSciren.  3nbe|  übertrug  2Rajimilian  fd^on  balb 
bie  Seititng  ber  ganzen  ^ngelegenl^eit  bem  ßr^« 
bifd^of  Don  SDiain)  unb  Deranla^te  biefen,  ®ut' 
a^im  über  bie  religii^fen  iBüd^er  ber  3uben  ein* 
5u^olen.  ^ud^  Don  9^eud^Hn  mürbe  ein  ©utad^ten 
eingeforbert.  S)a  ber  berül^mte  §umanift  Pfeffer» 
fornS  ^nfid^ten  beföm|)fte  unb  i|n  perfönlid^  Der- 
unglimpfte,  begann  jmifd^en  bciben  eine  erbitterte 
ge^be  (f.  b.  3lrt.  JReuc^lin).  3118  bann  jüngere 
^umaniften  ben  Streit  jur  Sefömpfung  ber  fird^- 
Itd^en  Sluctorität  ausbeuteten  unb  bie  Epistolae 
obscurorum  virorum  Deröff  entlid^ten,  liefe  ^effer- 
fom  5mei  ©egenfd^riften  erfd^einen  (f.  b.  ^lift.  Epi- 
stolae obscurorum  virorum  IV,  727).  ©eine 
lekte  ©d^iift  in  ber  ©ad^e :  „@in  mitle^blid^e  ctaeg" 
etjd^ien  in  Äöln  1521.  ®er  l^ierin  f<)öttifd^  „Se« 
flagte''  mar  SReud^lin,  gegen  ben  in  bem  3uben- 
ftreit  1520  bie  enbgültige  pa))ftlid^e  (Entfd^eibung 
ergongen  mar.  —  ^fefferfom  mar  ein  e^rlid^er 
ß^arafter,  aber  burd^  feinen  antifemitifd^en  Ueber« 
eifer  liefe  er  \\ä)  5U  mand^en  Derfe^lten  ©(^ritten 
binreifeen.  (SBgl.  S.  ®eiger,  3ob.  ^fefferfom,  in 
[3lbr.  ®eiger8]  3üb.  Scitf  (^r.  Yil  [1 869],  293  ff. ; 
®erfelbe,  3ol&.  SReu^lin,  £ei}}5ig  1871,  pass.; 
3anffcn,  ®cfd^.  beS  beutfd^.  SSolfeS  H,  greiburg 
1880,  40  ff.)  [3ed.] 

^ttg^JFeS  ift  baS  britte  C^ouptfeft  beS  j^ird^en- 
ial^reS,  bie  ®eoöd^tnifefeier  ber  ^erabfunft  bc§ 
bciligen  ®eifte8  über  bie  Slpoftel,  ber  Sollenbung 
ber  Aird^e  unb  be§  ^Beginnes  il^rer  SQSirffamfeit. 
2)a  ber  beilige  ®eift  ber  ffird^e  am  jäbifd^en  Smte- 
banffefte,  7  SBod^en  ober  am  50.  Sage  nac^ 
Oftem  gegeben  mürbe,  f  0  ift  ber  Sag,  an  meld^ 


1975 


^fingftfeft  bcr  3uben  —  ^flid^i 


1976 


baS  gefl  eintritt,  burd^  baS  Dftcrf cft  bcfHmmt :  ber 
7.  ©onntag  mä)  Dftcm,  bcffen  Äalenberbotum 
fld^  gwifd^en  bcm  10.  9Kai  unb  3.  3uni  bclocgt 
®a8  ^pnaftfcft  ber  3uben  tourbe  in  ber  a})ofto- 
lijd^en  3eit  (äpg.  2, 1)  mie  Bereits  in  ben  bcutero- 
canonifd^en  Süd^cm  (Sob.  [gried^.]  2, 1.  2  SUla^. 
12,  32)  unb  bei  gl.  Sojepl^uS  (Antt.  3,  10,  6) 
nad^  jeinem  jeitUd^en^lbftanbe  oonDftem  TcevTT)- 
xo<rnQ  (sc.  T)p.epa)  genannt;  baS  ^riftlid^e  geft 
be^iielt  in  ber  fird^lid^en  ©prad^e  beS  SKorgen« 
unb  beS  ^enblonbeS  biefen  9iamen,  ber  bonn  um« 
gebilbet  in  ^al^treid^e  S^olfSfprad^en  überging ;  fo 
tt)urbe  ^ftngften  (^luralform,  al^b.  fimfchustim, 
ml^b.  pWngesten)  oud^  ber  bcutfd^e  §efttitel  3m 
SKiffoIe  l^eifet  baS  Qfcft  Dominica  Pentecostes, 
im  ärcöicr  Festum  Pentecostes.  31I§  §aiH)tfeft 
beonfprud^t  e8  für  feine  geier  eine  gonje  gefttood^e, 
beren  Xage  als  feriae  postPentecosten  gejöl^It 
toerben.  Siturgifd^  fd^Iie^t  baS  Qfeft  mit  feiner 
SBod^e  bie  öfterlid^e  3cit  ab.  3m  2lltert]^um  lourbe 
wol^I  aud^  bie  ganje  S^it  tjon  Dftem  bis  ^pngften 
Pentecoste  (Tertull.  De  idolol.  14),  Quinqua- 
gesima  (Cassian.  Collat.  21,  11.  19)  unb  im 
©egenfaje  gu  ber  gleid^namigen  3cit  öor  Dftem 
Quinquagesima  paschalis  genannt,  toobei  bann 
in  ber  Segel  ber  freubige  ßl^arafter  biefer  Seit  be- 
tont tourbe,  in  ber  bie  93u|übungen  beS  ffnieenS 
bei  bem  ®ebete  unb  beS  §aftenS  nid^t  ftattfanben 
(Tertull.  De  corona  3 ;  De  jejun.  14).  Ser» 
tullian  bejetd^net  übrigens  mit  Pentecoste  aud^ 
baS  eigentlid^e  ^fingftfeft  (De  bapt.  19).  3u 
feiner  3cit  toar,  wie  feine  3cugniffe  bartl^un, 
^ftjtgften  ein  l^erfömmlid^cS  geft,  befjcn  Urfprung 
bemnad^  ber  apoftolifd)en  3eit  angeprt. 

S)ie  liturgifd^c  geier  beS  ^fingftfeftcS  entfprid^t 
oottftänbig  ber  geier  bcS  DftcrfefleS.  SJßie  in  ber 
Dftemarf)t,  fo  fanb  aud^  in  ber  5Kod^tt)or  $fingften 
im  ^Itertl^um  bie  fcierlid^e  3:aufc  ftott;  nur  lourben 
jur  Vorbereitung  ber  ffated^umenen  meniger  $ro= 
pl^etien  gelefcn,  in  5Rom  fcd^S  in  Ioteinifrf)er  unb 
gried^ifd^er  ©prad^e ;  in  anbeten  ftird^en  loor  bie 
3a]^I  öerfrf)ieben  (f.  Martine,  De  antiqua  Eccl. 
disciplina,  Lugduni  1706,  540).  33on  ber  alt= 
dferiftlid^en  Uebung  l^oben  fid^  bicfe  Sefungen  (im 
römifd^en  mi^ak  bie  3.,  4.,  11.,  8.,  6.  unb  7.  ^pro- 
Pl^etie  beS  6()Qrfam§tagS  mit  je  einer  Drotion  unb 
bier  SractuS),  bie  Söcil^e  beS  XauftoofferS,  bie 
fiitonci,  an  locld^e  fid^  bie  ^auptmeffe  ol^ne  3n» 
troituS  unmittelbor  onfdjlic^t,  unb  bie  ©ebete  für 
bie  Täuflinge  in  ber  9)leffe  loäl^renb  ber  geftiood^e, 
fottJie  bie  furje  SO^otutin  (eine  9ioctum  tjon  brei 
Sßfalmen  mit  brciSectionen)  erl^oltcn.  3n  einzelnen 
itird^en  fanb  gIeid)folI§  bie  SGßeil^e  einer  JJerjc  mit 
bem  öfterlid^en  Exsultet,  aber  eigener  ^räfotion 
ftatt  (f.  Martine  1.  c.  538).  Sie  Soufe  unb  bie 
Kommunion  ber  3:äuflinge  forberten  boS  gaften, 
baS  bei  geänberter  ©iScipIin  mit  ber  nöd^tlid^en 
Qfeier  ouf  ben  borl^ergel^enben  Xag  rüdtte  unb  bicfcn 
3ur  SSigil  geftaltete.  grft  mit  ber  5Ron  tritt  bie 
Siturgie  ber  Sigil  ein  unb  fd^Ue^t  öon  ba  on 
jebeS  §eiligenfcft  auS ;  boS  Officium  bcr  SSigil  ift 


bis  )ur  !Ron  nod^  IRad^feier  bet  Odao  mm  S^ 
^immelfol^rt  ®tefe  Sorfeier  feringt  eS,  bet  gew 
beS  DfterfefteS  cntf|n:ed^cnb ,  mit  ftdj,  bo|  bie 
Octaü  beS  S^eS  nid^t  friS  jum  folgenben  @omi* 
tage  ftd^  er^dtt,  f onbem  mit  ber  !ßon  beS  @oniS« 
tags  abfd^Iie^i  %xd^  btefe  OctoO  ifl  »ie  bie  oon 
Dftem  ))rit)ilegirt,  fo  ba^  fie  bie  Seier  eines  ein* 
f aUenben  S^efteS  ouSfd^ltef t ;  gfefte  Don  geringcnm 
Stange  toerben  Dom  9Ritttt)0^  an  nur  commemoriiL 
SBie  am  Ofterfonntage,  fo  fönt  oud^  am  ^fingP" 
fbnntage  bie  ©egnung  beS  SBttl^tDafferS  fort;  |iff 
^fperfton  Dor  ber  ^uptmeffe  bient  boS  an  ber 
ißigü  getoeil^te  2:aufttxiffer.  2)a^  ber  btjßnaa 
Veni  Creator  an  bie  Stelle  be§  töglid^en  ^tjitmß 
jur  %tq  tritt,  erinnert  f eierlid^  an  bie  hora  totia, 
in  ber  baS  ^^ngfhounber  fid^  DoOgogen  1^.  3d» 
2:ag  ber  OctaD  l^at  eine  eigene  Sleffe  mit  ber 
@equen}  Veni  sancte  Spiritus.  3n  aßet  ^ 
tourben  oielfad^  aQe  Sage  ber  !ßftngftnH)d^  bim^ 
Sntl^altung  Don  fned^tlid^en  ^arbeiten  gefeiert; 
möl^renb  baS  aRainger  SoncU  Dom  3oi^  813 
(c.  36)  bie^  nod^  Dorfd^reibt,  befd^rönft  bie  S^nobe 
Don  ffonftang  1094  bie  ^feftfeier  auf  brei  Soge; 
gegenwärtig  toirb  in  mand^en  Sönbem,  loie  ia 
^ereid^e  ber  altpreu^ifd^en  gfeftorbmtng,  ber  Tim 
tag  nod^  als  Sfeiertag  begangen ;  beffen  gfeier  i|i 
iebod^  in  ganjen  Territorien  aufgel^oben.  3n  ber 
^ftngfttood^e  treten  bie  Ouotembertage  beS  Som- 
mers ein;  in  Urfunben  »erben  fie  jejuniom  aesti- 
Yum,  angaria  Pentecostes,  ^^gftquorid, 
ber  Dierte  l^eilige  ^pngfttag,  ber  gute  Wttooäi, 
aud^  Pentecoste  media  unb  ber  Sonntag  feDr^ 
nod^  bem  3ntroituS  ber  SWeffe  Dominica  Spiri- 
tus Domini  genonnt.  Sei  ben  ©ngtänbem  ^^ 
er  2öei|er  ©onntog.  ©eine  9iamen  Pascha  ro- 
sarum,  Pascha  rosatum,  SWoienfeft,  SSlumen« 
feft  rül^ren  lool^l  öon  bem  mand^erortS  üblit^en 
(Sebraud^e  l^er,  bie  Äird^en  unb  Käufer  mit  95Iinnen 
ju  fd^müdcn  unb  baS  ^fingftmunber  burd^  Stojen 
unb  anbere  SBIumen  ju  f^mboliftren,  toeld^  t)on 
ber  S)edfe  beS  ftird^enfd^iffeS  l^erabgeftreut  tovcAm. 
3ur  93eranfd^auli(|ung  beS  gfeftgc^eimniffeS  bien* 
ten  aud^  brennenbe  SQBergfloäen,  eine  2:aube  ober 
Saubenfigur,  meldte  in  bie  ftird^e  l^erabgelafjen 
lüurben,  unb  ?p§faimenfd^oE  3ur  ©equeng  (ftgL 
Durandus,  Bationale  div.  offic.  6,  107,  11; 
Martine  1.  c.  542);  anbere  SJoIfSbröud^e  an 
^fingften  f.  in  bem  ^rt.  gefte  H,  n.  9  (ob.  IV, 
1417).  [St,  ©d^b.] 

W^mftfefi  bet  S^itbett,  f.  g?efte  bei  ben  3uben 
IV,  1439  f. 

'^itgSfeqtteit),  f.  ©equenjcn. 

^^^f,  ein  terminuB  technicus  ber  &iß 
unb  9KoroI,  bejeid^net  bie  burd^  ein  et^ifd^  (Se- 
fct  begrünbete  SJerbinbUd^feit  einer  ^[Serfon  }« 
einer  §anblung  ober  Unterlaffung.  ®em  S3egtiffe 
ber  ^pid^t  correlat  ift  ber  begriff  beS  »e(^tel 
Unter  Wed^t  Derftel^t  man  nämlid^  bie  bur^  ein 
etl^ifd^eS  ®efe^  begrünbete  99efugni|  einer  ^cn 
JU  einer  beftimmten  ^anblungSttjeife.  3P  JW" 
3.  S.  iemanb  befugt,  eine  ^aä)t  Don  etnem  änbem 


^flid^t. 


1978 


nrlongen,  fo  ergibt  fid^  für  ben  Settern  bie 
f^\,  bie  @Qd^  bem  93efugten  }u  geben.  —  3n 
obigen  Speditionen  Don  Siedet  unb  ^flid^t 
n  ftd^  bie  SBorte  „etl^ifd^  ®e[e|''  unb  ^^r- 
.  Siefe  geben  fd^on  genügenb  }u  erlennen, 
Don  Stecht  unb  ^flid^t  nur  bei  SBefen  Siebe 
fann,  rotlä^t  ber  et^ifd^en  Orbnung  unter* 
i.oIfobeiöemünftig-freienSOBefen.  ®q8  Silier 
tt)ie  feine  Sflid^ten,  fo  aud^  leine  Siedete,  unb 
)Iid^  bed  93er]^öltnif{ed  }tt)ifd^en  SRenfd^  unb 
r  fann  num  (im  ftrengen  @inne  bed  Sßorted) 
[ogen,  ba^  ber  SRenfd^  ^flid^ten  betreffe  bed 
red  l^at,  leinedmegS  ^flid^ten  gegen  baS  Xl^ier. 
vernünftig  freie  &ef en,  }u  tteld^en  ber  Stenfd^ 
ttlid^e  Segiel^ung  treten  lonn,  erfd^einen  im 
einen  (Sott,  bie  9JHtmenfd^en  unb  bie  eigene 
on.  S)aran  fnüpft  fid^  bann  aud^  bie  alte  unb 
ttfame  Sintl^eilung  ber  Jßflid^ten  bed  3Renfd^en 
flid^ten  gegen  (Sott,  ^d^ten  gegen  ben  SRit* 
d^en  unb  $j!id^ten  gegen  ^d^  f elbft.  3u  ^öd^ft 
t  bie  Sjüd^ten  bed  SRenfd^en  gegen  ®ott,  j[a 
fann  fagen,  ba|  alle  ^fii(|ten  thttt  ^jlid^ten 
t  (Sott  ^,  fofem  biefer  bem  SD^enfd^en  aQe 
^ten  als  Don  (Sott  ouSgel^enbe  unb  auf  il^n 
iiltig  l^injielenbe  auferlegt  l^at.  Senn  (Sotted 
e  ift  ber  eigcntlid^e  €u3gang8punft  aQer 
l^ten,  unb  bie  Erfüllung  biefeS  SBiSenS  baS 
:e  unb  le^te  3ic^  ötter  $jlid^terfüflung.  3n- 
t  fmb  nid^t  alle  ^flid^ten  gleid^  unmittelbar 
9ott  gerid^tet,  unb  be^^lb  f d^eibet  man  unter 
t  eine  Sleil^e  als  birecte  ^flid^ten  gegen  (Sott 
neben  benen  bann  bie  ^flii^ten  gegen  bie 
nenfd^en  unb  gegen  bie  eigene  ^ßerfon  ald  be« 
rre  Slrten  erfd^cinen.  ®ie  birecten  ^flid^ten 
t  @ott  jtnb  bie  S^orberungcn,  toeld^e  bie  fog. 
18  religionis,  b.  1^.  bie  €ugenb  ber  ®otted« 
irung,  an  ben  SReufd^en  ft^.  2)ie  Uebung 
rirtus  religionis  fd^lie^t  in  fid^  baS  (Sebet 
dt  bem  öffentlid^en  unb  gemeinfamen  ®otted« 
t,  bie  Sfeier  ber  ©onn»  unb  Sfefttage,  fotoie 
>eilig]^altung  bed  (^beS  unb  bed  (Selübbed. 
er  d^riftlid^en  ÜRoral,  tt)eld^e  primör  baS  über« 
rlid^e  fieben  bed  SRenfd^en  in  Setrad^t  giel^t, 
en  aber  Dor  ber  ermöl^nten  virtus  religionis 

bie  brei  göttlid^en  Sugenben  eingel^mb  be« 
elt,  meil  fte  tmS  gang  unmittelbar  mit  (Sott 
bem  Url^eber  ber  übematürlid^en  Orbnung 
nben.  SBeil  aber  gerabe  bie  IBerbinbung  mit 

als  bem  Url^eber  ber  übematürlid^en  Orb« 
I  baS  Srftgetoollte  auf  @eiten  ®otted  ift,  bem 
anbere  ifyxn  beS  Snenfd^en  nur  als  SRittel 
Stotd  5U  bienen  l^t,  fo  ergibt  fld^,  ba^  bie  brei 
id^2:ugenbenbie  ]()öd^ften  ^flid^ten  beSäJlen- 
inöoloiren,  —  Sejüglid^  ber  ^fßd^ten  gegen 
Ritmenf d^en  gilt  ber  ©afe:  ®u  f ottft  ben 5Räd^- 
[ieben  mie  bid^  felbft.  ^mit  mirb  aber  nur 
Befd^affenl^eit  ber  92öd^ftenliebe,  nid^t  bereu 
nfität  beftimmt.  S)a  nömlid^  alle  aRenfd^ 
!be  Seftimmung  l^aben,  fo  mu|  j[eber  bem 
m  boSfelAe  ®ute  mollen  ttie  fic^  felber ;  ba 
ber  eine  mit  bem  anbem  nid^t  ibentifd^,  fon« 


bem  nur  il^m  öl^nlid^  ift,  fo  brandet  feiner  bem 
anbem  bie  (Süter  mit  berfelben  3ntmfttät  }u 
ttoOm  unb  SU  Derjd^ffm  toie  fid^  felber.  S)ie  9rt 
ber  Siebe  unb  ber  SiebeStl^ätigf eit  bem  SOtitmmfd^m 
gegenüber  toirb  burd^  bie  ob^ectiDe  Sefd^affml^eit 
beS  SRitmmfd^,  bturd^  feine  SebmSlage,  burd^ 
feine  foriale  Stellung  u.  f.  tt.  nöl^er  beftimmt :  il^ 
@törie  bagegm  l^öngt  Don  ber  innigem  ober  lofem 
IBerbinbung  gwifd^m  bm  betreffenbm  SRmfd^m 
ab.  —  Sexüglid^  ber  ^id^ten,  meldte  ber  SRenfd^ 
gegm  fi(^  felbft  ^at,  fönnte  man  geltenb  mad^m, 
ba|  lebe  ^flid^t  ftd^  auf  eine  anbere  ^rfon  be- 
gießen müfle,  tteld^e  Siedete  gegen  unS  l^t,  ba| 
alfo  ber  SRmfd^  ^flid^tm  gegm  fid^  felbft  nid^t 
l^abm  förnie.  S>aran  ift  in  ber  %f)at  baS  SBal^re, 
ba|  bie  ^id^ten  beS  SJimfd^m  gegm  fid^  felbft 
eigentlid^  eine  befonbere  Sirt  Don  ^flid^tm  gegm 
(Sott  finb ;  fte  gel^m  nömlid^  l^erDor  auS  bem  SSer« 
^öltniffe  beS  eingelnm  SRmfd^m  gu  (Sott  als  bem 
abfolutm  ^erm  über  baS  fiebm  beS  SRmfd^m  unb 
aQeS  baS,  ttmS  baS  Sebm  in  fid^  birgt.  (Sott  ift 
be^l^alb  befugt,  Dom  SRmfd^m  }u  Derlangm,  ba| 
er  jein  Sebm  erl^alte,  SRö^igfeit  übe  u.  f.  f.  So 
laffen  fid^  aOe  eingelnm  ^ßid^tm  beS  SRmfd^m 
gegm  jid^  felbft  auf  ^jlid^tm  gegm  (Sott  gurüdt- 
füfren.  93on  ^flid^tm  beS  3!ltn]fyn  gegen  fid^ 
felbft  fann  man  aber  aud^  fpred^,  inbem  man  Don 
oer  Srmögung  auSgel^t,  ba^  im  (Seifte  (SotteS  ein 
3bealbilb  iebeS  eingelnm  SRmfd^m  eiiftirt,  meld^eS 
bm  eingelnm  SOtmfd^m  in  ber  gerabe  il^m  Don 
®ott  gugebad^tm  IBoIlfommenl^eit  barftdlt  unb 
gerabe  in  il^m  reolifirt  fein  milL  Sie  Slealiflrung 
beS  äbealbilbeS  erfd^eint  bann  als  Inbegriff  ber 
^jlid^tm  beS  anmfd^en  gegm  P  felbfi  (Snblid^ 
aber  fann  ber  SRmfd^  noq  auf  ®mnD  ber  93iel« 
fettigfeit  feines  SBefmS  fid^  mit  einem  £]^eile  feines 
SBefenS  einem  anbem  SCl^eile  beSjelbm  gegm« 
überfteQm;  ber  eine  Zl^il  fann  auf  ®mab  ber 
Orbnung,  bie  im  SRenfc^m  l^errfd^m  mu^,  gett)if[e 
bered^tigte  Snfprüd^e  gegm  bm  anbem  Sl^etl 
erl^ebm  tmb  geltenb  machen.  Saburd^  mtftel^^ 
bann  gemiffe  IBerbinblid^feitm  beS  einm  Sb^eilS 
gegm  bm  anbem,  meldte  man  als  ^flid^tm  beS 
ajimfd^m  gegm  fid^  felbft  bejeid^ei 

^u^er  ber  gmanntm  mid^tigftm  (Sintl^eilung 
merbm  bie  ^ftid^tm  nod^  eingetl^ilt  1.  in  natür« 
lid^e  unb  pofi^t  ^flid^tm  (officia  naturalia  unb 
poBÜdya).  Sie  erftm  ftnb  bie  auS  bem  92aturgefe^, 
bie  le^m  bie  auS  bem  pofttiDen  (Sefe^  (f.  b.  9rt. 
®efe^)  mtfpringmbm  ${Iid^tm.  Sie  natürlid^m 
^flid^ten  rotthtn  mieber  etngetl^lt  in  negatioe  unb 
affirmatiDeMid^tm,ienad^bemfie}urUnterlafTung 
ober  gur  IBou^iel^ung  einer  ^anblung  Derbitioli($ 
mad^m  5DUt  ber  (Eintl^eilung  in  negatiDe  unb  af- 
firmatiDe  ^flid^tm  fallt  faft  DoSftönbig  gufammm 
bie  (Eintl^eilung  in  abfolute  unb  l^Qpotl^etifd^e 
$flid^tm :  benn  bie  negatioen  ^jlid^tm,  Don  bmm 
gilt,  ba^  fte  semper  et  pro  semper  DerpHid^tm, 
erfd^einm  gerabe  ^ierburd^  als  abfolute  ^flid^tm ; 
bie  affirmatiDm  $flid^tm  ober,  Don  bmm  gilt, 
ba^fie  semper,  sednon  pro  semper  Det)>fli^tm 


1979 


^fli^l,  c^elid^e  —  ^flug. 


IdSO 


(b.  1^.  bafe  bcr  aWenfc^  amor  immer  an  fic  gcbunbcn 
bleibt,  fic  o*cr  nid^t  in  jebcr  Seben§Iagc,  fonbem 
nur  bei  gintritt  getoificr  Sebinöungen  ju  erfüllen 
^at),  erfd^einen  gerabe  ]^ierburc|  qI8  l^tipotl^etifd^e 
^Pid^ten.  —  2.  Urjprünglid^e  unb  abgeleitete 
^flic^ten  (officia  originaria  sive  connata  unb 
officia  derivata  sive  adventitia).  ®ie  erften 
grünben  fo  unmittelbar  in  ber  menfd^Iid^en  5iatur 
unb  beren  wcfentlid^en  Sejiel^ungen,  ba^  in  il^rem 
©id}geltenbmad^en  einzig  unb  attein  baS  mirflid^e 
S^afein  beS  SWenfd^en  nötl^ig  ift.  ®ic  lejteren  ent- 
fielen auf  ®runb  öon  Sejiel^ungen ,  bie  nid^t 
gleid^  mit  ber  menld^Iid&en  5Ratur  al§  fold^er  ge- 
geben finb,  oielme^r  al§  tixoa^  Kontingente^  ge- 
rabe  an  biefen  ober  jenen  Wenfd^en  l^erangetreten 
finb.  ©0  bilben  fic^  5.  93.  burc^  gontracte  you 
jcften  oielen  ÜKenfd^en  Sejiel^ungen,  »eld^e  atö 
feine§tt)cgS  jur  menjd^lid^en  Diatur  im  3lttgemeinen 
gel^örig  erj^einen ;  ber  eine  SKenjd^  l^at  fold^e  93e- 
jie^ungen,  bcr  anbere  nid)t.  S)ie  auS  fold^en  IBe- 
^iel^ungen  ]^ert}orge]^enben  93erbinblid^!eiten  nennt 
mon  officia  derivata  sive  adventitia.  —  3. 6r- 
3tt)ingbarc  unb  nici^t  erjwingbare  ^flid^ten  (officia 
obnoxia  unb  officia  non  obnpxia).  93ei  ben 
erfteren  fann  ju  il^rer  Erfüllung  red^tmäfeigertteife 
Sttong  angettjenbet  »erben,  wäl^renb  biefeS  bei 
ben  Unteren  nid^t  ber  xSoHi  ift.  S)ie  erfteren  werben 
QXiä)  n)0^l  officia  juridica  sive  justitiae,  bie 
(enteren  officia  mere  ethica  genannt.  ^i\\6)  nennt 
man  bie  eqteren  officia  perfecta,  locil  bie  6r- 
^mingbarfeit  al§  eine  SSoUfommen^eit  be3  ^fiid^t- 
öerl^ältniffcS  erfd^eint;  bie  legieren  l^cifeen  bonn 
officia  imperfecta.  —  Ueber  bie  jog.  $flid)tcn- 
coUifion  f.  b.  5(rt.  SBiberfprud)  ber  ©efc^e  unb 
^5flid}ten.  (9}gl.  au^cr  ben  größeren  fat^oIi)d)cn 
^JD^oralmcrfcn  älterer  unb  neuerer  S^xi  nod)  ®ut= 
beriet,  etl)if  unb  9ioturred^t,  3)Mnfler  1883; 
Sommer,  (5t)ftem  ber  5}l)iIo].,  4.  ^Ibtl^.,  fünfter 
unb  ^^abcrb.  1886;  Theod.  Meyer  S.  J.,  In- 
stitutiones  juris  naturalis,  Friburgi  Brisg. 
1885.)  [I?irjd)famp.] 

^ftm,  el^elid^e,  f.  g^e  IV,  151  f. 

^fti^tmtet^xe,  f.  gtl^if  unb  5KoraIt]^eoIogie. 

"g^jflTitg  ($fI"0O/  3u(iu§  ö.,  lejter  fotl)0- 
lifd^er  33ifd)ot  öon  Dkumburg-Sei^  (f.  b.  5lrt.), 
mor  1499  ju  g^tfira  bei  ißeipjig  oI§  ©ol^n  be§ 
(5;ä)or  ö.  $pug,  meldjer  1519  oI§  l^erjoglidier 
gommiffar  ber  Seipäiger  ®i§putotion  beimobntc, 
geboren.  Sr  mad)te  jeine  l^umoniftifd^en  (gtubicn 
unter  $eter  TOofellonuS  in  Seipjig,  mo  er  a(§  elf- 
jäl^riger  ffnabc  immatriculirt  lourbe,  bann  tjon 
1517  an  in  ©ologno  unb  ^abua.  ^(§  Doctor 
juris  im  3.  1521  au§  ^tolien  jurürfgefel^rt,  er» 
t)ielt  er  ju  feinen  bisherigen  ^frünben  an  ben 
2)omen  ju  TOoinj,  TOerfcburg  unb  5Wei^en  im 
3. 1532  aud)  bie  ^ropftei  ju  Seife.  3n  ber  3:^eo- 
logie  mor  er  meift  ^utobiboft ;  bal^er  jetgte  er  bei 
aufrichtig  fatl^oUfd^er  ©efmnung  eine  gro^e  bog- 
matif(|e  Unfid}er]^eit.  (Sein  öielfeitigeS  SBiffen, 
fein  milber,  liebenömürbiger  g^arafter  unb  feine 
biplomatifd^e  ®emanbtE)eit  liefen  il^n  in  ben  klugen 


RaxU  V.  befonbcrd  geeignet  erf deinen,  bei  bes 
Derfd^iebenen  ^u8gleid^§))erfud^en  itDi\ä^  ben 
ff  atl^olifen  unb  ^oteftonten  oerfdl^nenb  ja  ttrirlm. 
®a^er  t)ertrat  er  mit  (&d  unb  ® ropper  (f.  b.  Sttt) 
bie  fatl^olifc^e  @ad^e  auf  bem  9teIiQion§ge{j)rö4  pi 
SlegenSburg  (Wai  1541),  aOerbingS  im  Simteber 
l^alblut^erifd^en  SRed^tfertigungSIel^e  @ro|)pcr§  ^. 
b.  3lrt.  V,  1290).  ©ünfttger  Urtivit  ^ietöber 
9{.  $aulud,  Snid^ael  ^elbing^  ein  ^rebiger  imb 
93if(^of  be«  le.^a^xf).,  im  ^^ftat^olif-'  1894,11, 
41 7  f.  S^aS  aiefultat  be§  9leIigion§gef)irä(^  M, 
ba  @df  öfters  franf  unb  bur$  ©ropper  unb  ba 
Don  biefem  geiftig  gan}  abl^dngtgen  ^flug  üiei^ 
gel^emmt  mar,  baS  „%egen3burger  Snterim'  (f.b. 
3lrt.  VI,  826),  ber  SReid^StagSabf  d^ieb  öom  29,3um 
1541.  3um®lüdfurbicffat]^oIifenle^nten2iil|(r 
unb  ber  ffurförft  3o)^ann  (^riebrid^  Don  So^K 
meldten  bie  bort  gemad^ten  n)eitge]^nben  S^ 
ftönbniffe  nod^  ni^t  genügten^  oSUS  9ta(^gto 
il^rerfeitS  ah.  gdC  proteftirte  gegen  ben  Steid^Slogg- 
abfd^ieb,  ©ropper  unb  $flug  fud^ten  fl4  hi  einer 
gemeinfamen  ©d^rift  ^u  red^tfertigen  (f.  b.  Sit 
@ropper).  Jhirj  Dorl^  Oon.  1541)  loar^fliig 
t)om  Somcapitel  ju  9iaumburg  einfttmmig  al§ 
Sifd^of  gemöldlt  morben;  aber  ber  Jhtrfürjt,  rodifa 
ba§  t^od)ftift  ein^iel^en  mollte,  lie^  tro^  barSitter* 
ceffion  beSftaiferS  (am  20. 3an.  1542)  benSöo« 
Iau§  ^mSborf  (f.  b.  ^rt.)  burd^  £utl^er  al§  IBW 
einfül^ren.  grft  nad^  bem  @ieg  be§  JfoijerS  ki 
3Kül)lberg  (24.  «pril  1547)  fam  $fiug  in  bm 
bauemben  Seftfe  feineS  Si§tl^unt§,  nkidffSi  oto 
injttJifd^en  ganj  proteftantifd^  geworben  loar.  Mf 
S5erfud)e,  baSfelbe  jur  ßirc^e  gurüdf^ufütaii, 
fd^eiterten.  9?ur  im  3)ome  ju  ^Jiaumburg  unb  in 
ber  ©tiftSfird}e  ju  S^ife  mürbe  bcr  fat^olijcbe 
®ottc§bienft  mieber  eingeführt.  Sic  ßlöfier  Mi^ 
benaufgel^oben,  unb  il^re  ®üter  würben  jumÄoBi» 
mergut  gefd)(agen.  ©d)on  im  Saläre  guöor(1546i 
ttor  $flug  mieber  auf geforbert  morbcn,  einem  pti* 
ten  Weligionsgefpräc^  in5Regen§burg  ju  pröfibiren. 
Sr  lel^nte  ob  mit  ber  priüatim  gegebenen  3Äoti« 
üirung :  SBürben  bie  ffatl^olüen  einen  Sergleii^ 
eingel^en,  fo  fönnte  ein  folc^er  nur  mit  unbilligai, 
ber  fatl^olifd^en  Religion  jutniberlaufenben  &* 
bingungen  gefd^loffen  toerben;  mürben  fie  i^n  niifct 
eingelien,  f  0  fei  ®  ef  a^r,  bap  c§  ju  ben  9Baff  en  fonunt 
(^oftor  [f.  u.]  306  f.).  S)ie  mopgcbenben  pio« 
teftantifd^en  dürften  unb  il^cologen  Rotten  aber 
im  98orou§  ben  SBiUen,  e§  nid^t  gu  einem  Ser= 
gleid^  fommen  5U  laffen ;  unb  f 0  Iö§te  fi(§  fcit 
gonferenj  ol^ne  Sefultat  auf.  %ud)  ^u  bem^lug^ 
burger  JReid^Stag  (6ept.  1547)  mürbe  ^flug  doc 
ftaifer  berufen.  %üx  biefen  arbeitete  er  eüi  cra^ 
fü^rlid^e§  ^romemoria  ou§  (Raufen  [f.  u.]  X,  2, 
68  ff.),  erfd^ien  aber  auf  bemfclben  erft,  nod^ 
er  bereits  geroume  Seit  im  ©ange  mar.  S)a§bDrt 
formulirte  ,,3ntenm"  (f.  b.  «rt.  VI,  828),  wd' 
d^eS  am  15.  a)Joi  1548  ben  bafelbft  öerfammdt© 
SReid^Sftänben  publicirt  mürbe ,  erfüllte  wie  ollt 
^olben  5DZoferegcIn  feinen  Sxüzd  nic^t,  fonbem  rief 
nur  neue  ©treitigfeiten  l|crt)or.  ^ug  anttoorldt 


1981 


^frünbc  —  ^^acce. 


1982 


Quf  eine  Don  ben  {öd^ftfd^en  ))rotcftQnti}(^cn  2:^co- 
logen  gegen  baS  Sntertm  gerid^tete  Sd^tift  mit 
einer  ^Darlegung  ber  fatl^olifd^en  Se^re  Don  ber 
Sted^tfertigung,  Don  ber  Siebenja^I  ber  Sacra» 
mente,  ber  l^eiligen  SReffe,  ber  ^eiligenDerel^nmg 
IL  f. ».  Oanfen  X,  2, 88  f.).  S)afür  mürbe  er  mit 
bcm  ftaifer  in  einem  proteftantijd^en  ^ampl^Iet 
angegriffen : 

äuliud  $f[ug,  ber  lofe  Sop^ift, 

3ft  Ud  unb  flola  auf  feinem  aUifi  ($apor  896). 

Um  bem  jlaifer  feinen  Dorgeblid^  guten  SBiUen  gu 
geigen  unb  bod^  anbererfeitd  bie  Unmögü^feit  ber 
S)urd^fü]^rung  beS  Interims  gu  bemeifen,  berief 
fturfürft  99{ori^  Don  Sad)ien  IBifd^of  ^^{lug  unb 
ben  Sifd^of  Don  ^Reißen  gu  ißer^anblnngen  nad^ 
^egou  (23.  a«guft  1548).  ®ie  erflärung  ber 
betben  $ralaten,  ba^  für  bie  im  9ug§burgcr  3n- 
terim  enthaltene  2)ulbung  ber  ^^^ricfterel^e  unb  beS 
Saienlelc^eS  bie  ©enc^migung  be§  ^ßopfteg  notl^' 
toenbig  fei,  mar  bem  fd^Iauen  ffurfürften  gang  er« 
munfd^t.  ^ad)  ben  Dergeb(id)en  ißerfud^en,  eine 
(Einigung  gu  erzielen,  mibmcte  ^^flug  fid)  faft  aii^ 
f4lie|lic^  ber  @orge  für  fein  SiSt^um.  %l^  er 
1549  aUe  feine  Pfarrer  nad^  3(i(  fommen  Iic|, 
um  ftd^  über  il^re  Oualiftcation  gu  informircn, 
fanb  er^  toie  er  an  ^4.^apft  SnliuS  III.  berichtete, 
QÜt  bid  ouf  einen  Der^eiratet  unb  entfdjloffen,  lieber 
mtf  i^r  ^mt  alg  auf  i^re  grauen  gu  Dergic^tcn. 
9te  er  fat^olifd^e  $riefter  gu  geminnen  fud^te  unb 
Rd^  be^l^atb  an  feine  t^reunbe  Soc^löud,  SBi^el, 
^Ibing,  @rop))er  manbte,  fonnten  il^m  bicfe  bei 
bem  allgemeinen  ^^rieftermangel  nur  Dier  Der- 
fc^ffen.  Unter  bem  ßinbrudt  bicfer  troftlofcn  9?er« 
^(tniffe  Dertoenbete  er  fid^  burd^  feinen  Sicar  3o» 
l^n  SBeibemann  bei  ben  Sarbinöten  S3urgenft§ 
unb  $o(u3  für  bie  ©eftattung  ber  $rieftere^e,  ob- 
f4on  er  unbebingt  ber  ß^elofigfeit  ben  SSorgug  gab 
(3önfen  X,  2, 123),  mic  er  auc^  fd^on  frül^er  bie 
Snfic^t  au§gefprod^en  l^atte,  ba^  burc^  bie  ©emö^» 
rung  ber  Q^ommunion  unter  beiben  ©eftalten  Diete 
Sd^monfenbe  bei  ber  jtird^e  erbaltcn  merbcn  fönn« 
tcn  (Saufen  X,  1,  69).  ©ein  Sßerfud^,  eine  tl^eo- 
logifd^e  fiel^ranftalt  gu  grünben,  moUte  nic^t  red^t 
gebeiben ;  bagcgen  unterftü^te  er  Stubenten  feiner 
S)i5cefe,  meldte  anfatl^olifc^en^nftaltenftubirten, 
tro|  feined  geringen  Sinfommend  burd^  @ttpen- 
bien.  ^m  20. 9bDember  1551  erfd^ien  er  auf  bem 
Goncil  Don  Orient,  ret§te  aber,  förpcrHd^  leibenb, 
ba(b  mieber  ah,  3n  fein  93i§t^um  gurüdtgefebrt, 
mugte  er  bie  jfrönfung  erleben,  ba|  ber  jfurfürft 
Suguft  Don  Sac^fen  tro^  feinet  S9tberfprud^§ 
1553  in  3«ii/  ber  bifd^öfUd^cn  Siefibeng,  ein  pro» 
teftantifd^e^  donftftorium  einfette  unb  bie  Sat^e« 
brale  gu  92aumburg  bem  Simultangebraud^  gu- 
toieö.  aiS  ^iuSlV.  ibm  (1555)  feine  Cr^ebung 
auf  ben  pö))|tlic^cn  Stul^l  angeigte,  nannte  er  be- 
geid^nenb  genug  feine  2)iöce|e  reliquiae  ecclesiae 
Nnmburgensis.  9Im  4.  gcbniar  biefeS  3ol^re§ 
^ielt  er  in  ber  ©tiftäfird^e  gu  Seife  ein  ©cncral« 
copitel,  in  tteld^em  er  eingebenbe  unb  gmedmößige 
Serorbnungen  für  feinen  Stift§cleru3  gab.  Um 


biefe  3(it  ftanb  er  mit  SanifiuS  unb  StaniSIaud 
^oftud  in  brief lid^em  ißerfe^r,  meldte  großes  SJer* 
trauen  auf  feine  genaue  jlenntnig  ber  fdjmierigen 
SSerbältniffe  festen.  3m  3- 1559  battc  ^flug  ben 
äBunfd^  auSgejprod^en,  einen  coadjutor  cum  jure 
successionis  gu  erbalten,  um  bei  feinem  2U)be  bad 
Stift  nid^t  in  proteftantifd^e  ^önbe  faQen  gu  laffen. 
3m  3. 1561  moUte  er  gu  ©unften  feinet  bei  ben 
^at^olif  en  beliebten  unb  angef  eigenen  ^ombed^anten 
$eter  Don  9}aumar!  refigniren ;  eine  SRef olution 
erhielt  er  nid^t.  6r  ftarb  in  3(ife  om  3.  September 
1564  im  61.  fieben§ia^re  unb  fanb  in  ber  Stifte« 
fird^e  fein  ©rab.  Selbft  feine  ©egner  fd^öfeten  ibn 
mcgen  feines  lautent  (J^araftcrS,  feineä  untabel» 
lauften  fiebend  unb  feiner  aufrichtigen  Uebergeu- 
gungStreue.  ©egen  feine  Untertbanen  mar  er  tro| 
4irer  SBiberfpänftigfeit  in  religiöfen  Singen  ein 
milber,  geredeter  unb  treu  beforgter  £anbe§fürft 
gemefen.  9loc^  in  feinem  2:citament  gibt  er  feiner 
iinbönglid^feit  an  bie  jtird^e  ^luSbrudf,  inbem  er 
auf  bie  geboffte  Keftauratiou  einiger  filöfter  9tüd> 
ftd^t  nimmt  unb  für  Sanbibaten  ber  Sl^eologie, 
meldte  bei  ben  3efuiten  in  ftöln  i^re  ©tubien 
macbcn  follen,  Stipenbien  au§mirft.  6r  ](|intcr» 
lie^  eine  Steige  Don  lateinifc^en  unb  beutfd^cn 
Sdjriften  liturgifd^cn,  bogmatifd^en,  parönetijcben 
unb  firc^enpolittfd^cn  3nbalt3.  3^re  2:itel  bei 
grfd^  unb  ©ruber,  3.©ect.XXI,  251  f.,  9lnm.  10 
256,  mo  246ff.  einelBiogra))]^ieau§!at]^olifd^erunb 
252  ff.  eine  au§  proteftantifd^cr  Qfeber.  S)ann  fmb 
Dorl^anben  ca.  115  Sriefc  an  ü^n  unb  Don  il^m, 
meiftenS  in  ber  ©ammlung  Epistolae  Petri  Mo- 
sellani  ...  ad  Julium  Piiugium,  ed.  Müller, 
Lips.  1802.  —  aßeitere  Literatur:  ber  9lrtifel 
in  3lfd^bad^8  Äird^enlejifon  IV,  a)laing  1850, 
530-533;  51.  3anfen,  SuIiuS  ^ug.  gin  Sei- 
trag  gur  ©efd^id^te  ber  ^irc^e  unb  |)!ioliti!  2)eutfd^« 
Ianb§  im  16.  3(i^r]^.,  in  9^eue  äJlitt^eilungen  au8 
bem  ©ebiet  l^iftorifc^-antiquarifd^ier  gforf^ungen 
X,  1,  ^a\it  1864,  1—110;  2,  1—212;  Se- 
rid^t  über  bie  SBal^l  unb  ginfül^rung  %mdborf§  in 
9laumburg,  ebb.  II  (1835),  156—228;  «paftor, 
2)ie  ürd^Iid^cn  KeunionSbeftrebungen  mö^renb  ber 
Regierung  Äarte  V.,  J^reib.  1879.  93gl.  aud^  bie 
Literatur  über  bie  Dcrfd&iebenen  3nterimc.  [SBeber.] 

'^frftttbe,  f.  Beneficium  ecclesiasticum. 

^ixünbevetmi%en^  f.  JlircbenDermcgcn  unb 
Peculium  cleri. 

'^I}acee(fpr.  ^^afec)  ober  ^  e  f  a  1^  (^n?.,  <I>axee), 
im  %,  %,  ber  ©ol^n  StomeliaS',  Dfficicr  in  ber 
l'eibmad^e  bed  iSraelitifc^en  jifbnigd  ^l^aceja.  Der« 
fd^mor  fic^  mit  f  ünf  gig  feiner  Sanbeleute  au§  ©alaab 
gegen  baS  fieben  be§  fcönigS,  töbtete  biefen  in  feinem 
^alaft  gu  ©amaria  unb  ri^  felbft  bie  fiönig§* 
mürbe  an  ft^  (4  ßbn,  15,  25).  2)en  ufurpirten 
Sl^ron  mu^te  er  29  3al&te  gu  behaupten  (4  Äön.  1 5, 
27—31 ;  16,  1);  bie  Eingabe,  ba|  er  20  3al^e 
regiert  f)aht  (4  ftön.  15,  27 ;  Dgl.  Sß.  30),  ift  al8 
©c^reibfel^Ier  aufgufaffen.  S)o  eS  aber  an  miber» 
ftrebenben  glementen  in  feinem  SReid^e  nic^t  fel^Ite, 
fo  \\xd^U  er  biefe  auf  boppelte  SBeife  unfc^blid^  gu 


1983 


^l^aceja  —  ^l^olanfterioner. 


1984 


mad^en ;  er  öcrbünbcte  pd^  mit  SRofm  öon  ©omaS- 
cu8,  um  einen  mäd^tigen  Jlad^bor  als  IBefd^ü^ 
}u  l^ben,  unb  untemal^m  mit  biejem  SRaubfriege 
gegen  3uba,  um  fid^  populär  ju  mad^en  (4  Äön. 
15,  87).  gmftli(^e  Angriffe  auf  3uba^8  ©eft- 
ftönbigfeit  öerl^inberte  öorerft  nod^  bie  ftarfe  unb 
gielbettju^te  SRcgierung  Soatl^omS,  öon  »eld^er 
2  ^.  27  eraö^lt ;  atö  aber  biefer  geftorben  unb 
fein  fd^toad^er  ©o)^  ^Id^aj  auf  bcn  Sl^ron  ge« 
langt  »ar,  l^ielten  bie  SJerbünbcten  bie  Seit  für 
gefommen,  um  ber  babibifd^en  S)9na[tie  ein  @nbe 
ju  mad^en,  unb  fielen  mit  üereinten  ©treithröf ten  in 
baS  ßanb  3uba  ein  (4  ftön.  16, 5  ff.  3f.  7, 1  ff.). 
Std^aj^  feeer  fonnte  fie  nid^t  aufhalten;  na^  fteg- 
reid^en  &efed^ten  erfd^ienen  bie  Sßerbünbeten  öor 
Serufalem  unb  belagerten  e§,  um  nad^  ginnal^me 
ber  ©tabt  einen  neuen  ffönig,  ben©o]&n  be«  labael, 
auf  SDat)ib§  Xl^ron  ju  fe^en.  Obmol^l  ^ä)ai  gur 
SSertl^eibigung  ber  ©tabt  öortrefflid^  9lnftalten 
getroffen  |atte,  befd^lo^  er  bod^,  nunmel^r  ^ff^rien 
um  ^ilfe  anjurufen.  ®em  ^Iff^rer  tt)ar  bie  ®e« 
legenl^eit,  in  bie  meftaftatifd^en  ^ngelegenl^eiten 
einzugreifen,  toittfommen;  er  rüdtte  alfobalb  l^eran, 
unb  fo  fallen  SRafm  unb  ^l&acee,  im  JRüdtcn  ge« 
föl^rbet,  ftd^  genötl^igt,  bie  ^Belagerung  auf^u» 
^eben.  3um  (lrfa|  fud^ten  fie  ^d^aj  unb  feinem 
93ol!  möglid^ft  gu  paben.  2)ie  ^eere  StafmS  unb 
^l^acee^S  gogen  plünbemb  unb  morbenb  burd^'ö 
Sanb  unb  brangen  bis  3lila  (f.  b.  3lrt.)  öor,  eroberten 
bie  feafenftabt  unb  gaben  fte  ben  3bumöem  jurüdf. 
®iefe  benujten  bie  ©elegenl^eit,  il^rer  alten  Staub- 
luft  nad^guge^en,  unb  ergoffen  fid^  plünbemb  über 
baS  jübifd^e  Sanb  j  baS  9lämlid^e  tl^aten  im  SBeften 
bie  ^l^ilifter  unb  eroberten  ben  il^nen  junä^ft  ge- 
legenen Sanbftrid^.  ®ie^  ttjor  möglid^,  meil  ber 
afjt)rifd^e  (Sro^fönig  Dorerft  anberttjcitigc  Erobe- 
rungen unternommen  l^atte.  3m  3-  734  erfd^ien 
er  jebod^  tt)ieber  in  ^alaftino,  bie^mol  mit  ber 
nid^t  unbcutlid^en  ^bfid^t,  3Srael  fommt  3uba 
ein  6nbe  ju  mod^en.  Soß  ©c^redfen  fonbte  Sld^aj 
il^m  bie  ftoftbarfeiten,  »ocld^c  fid^  im  Sempelfd^o^ 
f ottJic  in  feinem  eigenen  ?paloft  t)orf onben ,  unb 
erfaufte  fidf)  bamit  feine  Qfrcunbfd^aft.  S)er  ^fjt)rer 
50g  nun  öermüftenb  burd^  boS  Dftiorbanlonb  unb 
bie  S^orbl^älfte  oon  3§rael  unb  oereinigte  beibe 
^roöinjen  mit  feinem  SReid^e,  inbem  er  il^nen 
afft)rifd^c  ©tatt^olter  gob.  ©omaria  bagegen  griff 
er  für  bicfemol  nid^t  on,  meil  bie  Sßorgängc  in 
3Srael  feine  ©oattJtfd^enfunft  unnötl^ig  matten. 
®er  SSerluft  ber  beiben  tt)idf)ttgen  Sonbfd^often 
l^otte  bie  ^l^acee  obgeneigten  Elemente  in  3Srael 
gum  aiufftonb  getrieben,  unb  im  ginöerftänbni^ 
mit  liglat  $iIefor  fanb  fid^  ein  TOörber  Ofee, 
ber  ©obn  gla'S,  ber  on  ^l^occe  tl^at,  mie  biefer  an 
^l^acejo  gel^anbelt  l^atte  (4ffön.  15,30).  3)er 
^Iff^rcr  begnügte  fid^  bamit,  auf  bem  Xl^ron  öon 
3Srael  eine  il^m  gefügige  Kreatur  ju  ttJtffen,  unb 
tiftete  bem  SReid^e  3§racl  ein  fümmerlid^cS  3)a- 
ein,  nid^t  ol^nc  auf  feinen  uuS  cr^oltencn  3n- 
d^riften  ben  3:^rontt)erf)fel  bofelbft  olS  fein  ffierf 
unb  olS  einen  Erfolg  feines  ffriegSjugeS  barju- 


ftellen  (©d^raber,  fleüinfd^r.  unb  «.  S.  260; 
Sßindtler,  ®efd^.  Sab^lonienS  unb  «ffl^S,  &ip- 
}tg  1892,  228).  [(Taulen.] 

'^IJaceia(fpr.$]^feio)ober^efa^ia]^(n:r^i), 
im  %  Z.  ber  ©ol^n  J^önigS  SRana^em  Don  3«- 
rael,  folgte  feinem  SJatcr  auf  bem  Iljron  (760), 
UHnrb  aber  im  gmeiten  Saläre  feiner  gottlofen  9te> 
gierung  Don  $^acee  um  2:|ron  unb  Seben  gebro^t 
(4  ftön.  15,  23—26).  [ffaulen.] 

"^I^abtitßeriaiter  leiten  bie  in  ber  ex^ 
^ölfte  biefeS  3a]^r]^unbertS  in  tjfronfreid^  ^elüo^ 
tretenben  änl^önger  beS  gourier^fd^n  f ocialen  69- 
ftemS,  meld^eS  bie  ^erfteüung  ber  „angemeina 
Harmonie''  mittels  etner  l^erord^ifd^  ©liebentng 
beS  gangen  9Renfd^engefd^leci^teS  in  ^^l^angen' 
plante.  Sejtere  follten  auS  ie  1600—1800  ^ 
fönen  {eben  SilterS  unb  Sl^c^erS  gufammen- 
gefegt  fein,  j[ebe  $^lange  eine  Dottftänbige  focidc 
unb  inbuftrieSe  ^örperfd^aft  borfteUen  unb  einen 
großen  ©efellfd^ftSpalaft,  ^fßl^alanfterium'  (ogL 
Oh.  Fourier,  Oeuvres  compl. ,  Paris  1841 
k  1848,  IV,  437  ss.;  VI,  110  ss.)  heaniffm. 
El^.  gourier  (1772— 1837),  öon  feinen  «lüjän- 
gem  als  ber  „El^riftopl^  SolumbuS  ber  fociolen 
SBelt"  (Ferraz,  Histoire  de  la  philosopMe  eo 
France  au  XIX«  siöcle  I,  3«  ed.,  Paris  1882, 
142)  gepriefen,  fafete  1799  ben  erften  8e- 
banfen  jur  Errid^tung  feiner  „focietörcn",  auf  i» 
„leibeufd^aftlid^Sln^ieJ^ung"  berul^enbenOrgom» 
fation  (Oeuvres  I,  p.  V).  3)ie  erfie  S)arleguw| 
feines  ©pftemS,  meldte  er  tnbe|  fpöter  felbß  oB 
einer  gön^lid^en  Umarbeitung  bebärftig  bejeid^ 
(I,  p.  Vni),  gab  er  in  feinem  SBerfe  Theoriedes 
quatre  mouvements  (1808).  3)ie  d^rafterijü» 
fd^en  TOerfmale  ber  focialiftifd^cn  Sl^coricn  ber 
JJcujeit:  rabicale  ffritif  an  ben  biSl^erigen  An« 
fd^auungen  unb  Suftänben,  rüdfid^tSlofe,  ja  bis- 
meilen  fd^amlofe  Emancipation  Don  allen  gelten» 
ben  morolifd^en  unb  red^tlid^en  Segriffen,  wr* 
blüffenbe  Suöerfid^t  in  ber  Darlegung  ber  eigenen 
unreifen  3been  unb  utopifd^en  SufunftStrmnne, 
mad^en  fid^  on  §ourier  in  befonberS  ftarfcm  Srobe 
bemerflid^.  ®ie  ^ouptgebonfen,  bie  er  ausfüitt, 
finb :  ®ie  bisherige  (Sefettfd^af  tSorbnung  ber  ciöifi* 
firten  Sönber  ift  bie  ,,Derfe|rte  SBelt"  (VI,  219). 
©ie  fielet  oielfad^  nod^  unter  bem  Swftanbe  bet 
ffißilb^eit.  ESfel^ltebiSl^erbiemal^  „©efcEj^aftS« 
tl^eorie"  unb  bie  malere  „Slffociation",  ol^etoek^ 
bie  TOcnfd^en  im  gefeHfc^aftlid^en  3ufammenlebai 
ein  „©d^longengejüd^t"  bilben  (HI,  146. 170; 
III,  Suppl.  39).  3)ie  400000  »änbe  ^üo- 
fop^ie,  tt)cld^e  bie  Sßorjeit  in  unferen  Sibliot^ 
angel^öuft  l^at,  fmb  nur  „eine  berbcmütl^tgenbe 
9^ieberlage  üon  ffiiberfprüc^en  unb  Srrtpmem' 
(HI,  Suppl.  23.  27.  68.  256  etc.).  S)ie  ttKi^n 
2lffociation,  meldte  fid^  gegenüber  ben  „ungetoijfen* 
früheren  TOetl^oben  „matl^ematifd^*  unb  „geo* 
metrifd^"  (III,  341;  I,  11  s.;  m,  Suppl  24) 
borlegen  lä^t,  ift  bie  burd^  baS  freie  ©piel  ber 
Seibenfd^aften,  meldte  in  bem  gefeHigen  Sufojnmen» 
leben  fld^  gegenf eitig  f elbft  auf  8  SBefte  regeln  (III, 


1985 


$]^QlanfteriQner. 


1986 


Supp].  71),  gefnüpfte  unb  in  ^Betrieb  erl^oltene. 
S)ie  »leibenf^ftlid^e  (burd^  bie  Seibenf^|ten  6e- 
buigte)  Sn^iel^ng"  bilbet  gletci^fatn  ben  ;3Quber- 
ring,  burd^  meld^  (Sott  bie  2BeIt  regiert  unb  bie 
moroltfd^  unb  feciale  Orbnung  aufredet  erl^ält 
(ib.  et  m,  246.  248.  292).  2)ie  gur  Silbung 
eined  einfachen  fodolen  Körpers,  einer  „l^udlid^en 
Harmonie"  erforberlici^e  %^a\)l  k)er[(i^iä)ener  @^a- 
lofttre  betrögt  810.  2)iefe  3al^l  mu^,  ha  ungefäl^r 
Me^Ifte  ber  Wenfd^l^eit  enttoeber  seitn)eilig  ober 
fiir  immer  untauglid^  ift,  bie  DoUe  feciale  Xl^ätig» 
frit  )u  enttoideln,  ))roftifd^  auf 8  2)oppeIte  erl^öi^t 
toerben,  fo  ba^  gu  einer  Douftönbigen  ^l^alan; 
dum  1620  ^onen  gel^ören  (IV,  440  bs.).  2)ad 
ffit  baS  ©etriebe  einer  ^l^alan^  gutröglid^e  (gebiet 
letr&gt  ettoa  eine  fran)öftfd^e  Ouabratmeile  (IV, 
425  88.).  2)ie  Ihtnft  ber  focialen  Orgonifation 
befielet  in  ber  erften  ^uSmal^I  unb  3u|ammenorb' 
snmg  bed  geeigneten,  bie  nötl^igen  Serfd^ieben- 
beiten  in  9(nlagen,  j{enntnif|en  unb  Sl^arafter  bar« 
^enben  ^ßerfonafö.  @inb  Die  ^l^alangen  einmal 
gebUbet  unb  im  3uge,  fo  beforgt  bie  „äJled^anif 
ber  fieibenfd^aften",  toofem  man  biefelbe  nur  frei 
»irfen  lägt,  aEeS  Uebrige  auf^S  iBefte.  gS  toerben 
^  fär  bie  oerfd^iebenen  3toeige  aQer  menfd^Iid^ 
Skfhebungen  Serien  tmb  ®ru))pen  bilben,  an 
beren  ^@i|ungen''  bejm.  arbeiten  bie  (Einzelnen 
nad^  9ieigung  unb  Anlage  bauemb  ober  Dorüber« 
gel^enb  fid^  betl^eiligen.  2)er  SOtotor,  tt)ie  beim 
gangen,  notl^menbigermeife  immer  l^ormonifd^er 
fiiify  geftaltenben  ©etriebe  ber  $]^alanj;,  fo  aud^ 
bei  ber  Srbeit  unb  Snbuftrie,  ift  baS  „SSergnfigen" 
(TV,  432 ;  VI,  209).  ®ie  §au<)ttriebfraft  bei 
ber  vtnbuftrieHen  Sttraction''  ift  bie  „(Säumen« 
lup",  tteld^e  bemgemö^  „im  focietören  @Qftem  bie 
Oitdle  berSBeiSl^eit,  berginftd^t  unb  ber  focialen 
Uebereinftimmung  ift"  (VI,  102.  253).  3ln  bie 
Stelle  bed  mibernatürlid^en  3^<^nged,  toeld^er 
in  ber  „gioilifation"  ber  „fd^önften  Seibenfd^aft", 
ber  ber  Siebe,  in  ber  S^e  unb  fonft,  auferlegt  ift 
unb  ber  fo  Oiele  Uebel  ftiftet  (VI,  242  s.),  mufe 
^freie  Siebe''  treten  (IV,  106  ss.;  V,  561  ss.). 
%ud^  bie  ßi^iel^ungSfunft  beftel^t  barin,  ba^  man 
bie  fieibenfd^ften,  anftatt  fte  gu  unterbrüdf en,  nu^» 
bar  mad^t  (VI,  213).  2)ie  fiinber  »erben  je  nad^ 
i^rer  SJeigung  unb  Stniage  in  „fleine  Sorben", 
gu  gmei  2)ritteln  auS  jhtaben  unb  gu  einem  ^ttel 
üa&  Vlabd^cn  mit  jhtabend^arafter  beftel^enb,  unb 
in  „Heine  95anben",  gu  gwei  dritteln  au8  ajlöb- 
c^  tmb  }u  einem  S)rittel  auS  jhtaben  mit  SRöb- 
d^end^after  beftebenb,  eingereil^t  (VI,  207). 
<irftere  beforgen  if^xtt  92eigung  entfpred^enb  bie 
bo^  Sol^  eintragenben  fd^mu^igen  arbeiten  in 
ber  ^l^Iani;  le^tere,  n)o8  auf  ^udgierung  ber 
^b^Ians  Säegug  pat ;  fie  beforgen  aud^  ba§  9mt 
ber  Acadömie  fran^aise  l^inftd^tlid^  ber  Stein« 
eiri^Itung  ber  ©prad^e  (VI,  215).  3)ie  §au})t- 
btß)ung8flättcn  ber  jHnber  fmb  neben  ben  SirbeitS« 
fidtten,  mo  ber  Xaftftnn  gebilbet  mirb,  bie  Rüd^t, 
totlä^  @erud^>  unb  ©efd^madtftnn,  unb  bie  Oper, 
loeld^  ©eftd^tS-  unb  @e]^5rfmn  entmidtelt  (VI, 

ftinbcnlexiron.  IX.    2.  9Iua. 


222).  S)ad  (Sebot  be§  ©e^orfamS  ift  überfUifTtg; 
bie  ftinber  ergießen  fid^  felbfl  gegenfeitig.  ®ie 
9JlitteIfiuf  e  gmif  d(|en  ben  fiinbem  unb  grtoad^f  enen 
bilbet  bad  ber  IHnberRaffe  treu  bleibenbe  !euf^ 
„Seftalat''  tmb  bad  bereits  fiiebedumgang  pfle« 
genbe  „ffiemoifeBat"  (VI,  226).  öon  ber  brei- 
glieberigen  ®eDife  ber  frangöfifd^en  Sleoolution 
bel^ält  gourier  nur  „greiJ^eit"  bei.  gr  oertoirft 
„©lei^^eit"  unb  „IBrüberlid^feit"  (m,  159). 
Seine  Harmonie  l^t  bie  Ungleid^l^eit  in  IBermögen, 
Siang  unb  Sl^arafter  gur  unentbel^rlid^en  ^BorauS« 
fe^ung.  2)iefer  Ungleid^l^eit  foQ  aber  baburc^,  ba^ 
Die  oollfte  ^ntereffengemeinfd^aft  gum  SuSbrudf 
fommt  unb  aud^  ben  Sermften  ein  il^re  ^nfprüd^e 
befriebigenbeS  9Rinimum  bed  Su£u§  unb  SebenS« 
genuffed  getoäl^rleiftet  mirb,  aller  @tad^el  benom- 
men merben.  @o  foU  im  (8egenfa|  gu  ber  ie|t 
oorl^errfd^enben  9(u§beutung  ber  Sdglmad^en  burq 
bie  Starten  Men  ol^ne  ÜuSna^me  bie  ttml^re 
Qfreil^eit  unb  bie  3lu§übung  ber  fleben  5Ratune(|te 
(@ammeln  oon  gfrüd^ten  unb  ®emüfen,  äBeibe, 
gfifd^fang,  3agb,  3lffociation8frei^eit  innerl^alb  ber 
$^Ians,  @orgIoftgfeit ,  2)iebfta]^I  nad^  9tu|en, 
b.  1^.  baö  SRed^t,  auf  Äoften  berjenigen,  „bie  nid^t 
mit  il^m  in  leibenfd^aftlid^m  iBunbedoerbanbe 
[teilen",  fld^  ©egenftönbe  angueignen)  gefid^ert  toer- 
ben (m,  164  88. 171 88.).  SBie  aHe  Serien  unb 
(Sruppen  l^ben  bie  ^l^Iangen,  beren  3o^I  S^ou- 
rier  für  ben  Snbguftanb  auf  2985984  Deran- 
fd^Iagt,  il^re  ^öupter,  bie  „Unard^en"  ober  „Ma- 
rone", meldte  mieber  gu  je  oieren  unter  „©uarc^en" , 
biefe  gu  je  breien  unter  „Sriarc^en"  [teilen,  unb  fo 
tteiter  bis  gur  gtoölften  l^ierard^ifd^en  @tufe  ber 
oier  „S/OUgeardien"  unb  be§  Wit  überragenben 
„Dmniard^en"  (in,  376),  beS  SBeltregenten.  S)ie 
|)errlid^!eiten  unb  SSortl^eUe  biefer  Orgonifation 
finb  nad^  gfourier  gang  unbered^enbar.  Sei  ge- 
ringer 9nä|e  tmb  Sefd^merbe  ber  Singeinen,  j[a 
genau  gefprod^en  unter  „l^öd^ftmöglid^em  IBer- 
gnügen  Mer'',  ba  nur  mit  Suft  gearbeitet  ttirb 
unb  ber  reid^e  SBed^fel  in  ben  „@i^ungen''  ben 
3fleig  ber  felbftgewäl^Iten  Arbeit  er^ö|t,  wirb  ber 
Steid^tl^um  minbeftend  Oert)ierfad^t;  bie  Seid^tigfeit 
aber,  aUe  ®enüffe  ftd(|  gu  oerf d^affen,  unb  bie  ®e- 
nüff e  felbft  werben  unermepd^  gefteigert.  ®eftmb- 
l^eit  unb  SebenSbauer  mirb  in  ber  f)armonie  be- 
träd^tlid^  Dermel^rt.  S)er  ^petit  mirb  in  bem 
3Jla^t  berbeff  ert  werben,  ba^  man  ol^e  iBef  d^merbe, 
j[a  mit  ®enu^  fünf  reii^Iid^e  SDtabIgeiten  im  2:age 
einnel^men  fann  u.  f.  m.  (IV,  513.  548  ss.;  VI, 
15).  3)ie  (Srbe  loirb  minbeftenS  6  TOiEiarben 
»emol^ner  emäl^ren  fönnen  (TV,  575).  S)ie  ßinber 
werben  ftd^  oom  frül^eften  SUter  an  beftönbig  gum 
@uten  angetrieben  füllten,  unb  „fogar  bie^t^ften 
werben  . . .  ftd^  freubig  wieber  religiöfen  @efin- 
nungen  guwenben".  „S)ie  ®efe^  ber  ßioilifation 
werben  als  baS  erfd^einen,  wad  fte  wirflid^  ftnb, 
als  baö  SDßerf  beS  eöüengeifteS"  (VI,  44).  Cou- 
rier lel^rt  bie  Unperblid^feit  mit  @eelenwanbe» 
rungen,  oon  benen  nad^  il^  je  eine  auf  ein  ^oXjßc 
l^unbert  lonrait  (in,  319).  3118  bie  geeignetjle 

68 


1987 


$]^aleg  —  ^pi^alefiuS. 


1986 


©cctc,  jcln  jociaIcS  ©Aftern  ju  ücriDirflid^cn,  be» 
jeid^nct  Sfouricr  bie  Freimaurerei  (I,  195  ss.). 
er  legte  e§  oud^  oerfd^iebenen  Steid^en  unb  gfürften 
nol^,  fid^  bie  S^re  unb  ben  SJortl^eil  nid^t  entgelten 
gu  laffen,  bie  Segrünber  ber  erften  ^pi^Ianj  ju 
toerben,  bereu  6iurid^tung§foften  er  im  ©onjen 
auf  15  5!RiIlionen  fJrcS.  öeroufd^Iogte  (VI,  116; 
1, 324  88.).  S)ieg  ^nlQgeca))itQl  tDÜrbe,  fo  meinte 
er,  fd^on  balb  ofiein  burd^  baS  in  jtDei  Salären 
44  2Rittionen  grcS.  betrogenbe  grgebnife  ber  Soje 
retd^Iid^  gebedtt  werben,  rocld^e  er  öon  ben  „9leu- 
gierigen"  §u  erl^eben  beabfid^tigte,  bie  maffenl^aft 
lerbeiftrömcn  würben,  um  baS  fieben  unb  treiben 
in  bem  juerft  errid^teten  ^l^Qlanjierium  ju  beob- 
Qd&tcn(VI,  116).  er  öerpjüd^tet  fid^,  eineStunbe, 
9Kittag§  bis  1  U^,  täglit^  3U  ^aufe  ju  bleiben, 
um  bie  be^üglid^en  (Selbantröge  beS  „fünftigen 
Omniard^en"  entgegenjunel^men.  9IS  nod^  langem 
üergeblid^en  Sparten  enblid^  ber  Sa^italift  Soubet» 
®ular9  bie  nötl^igen  SSorfd^üffe  leiftete,  grünbete 
tJourier  in  ber  9iä]&e  Don  6onb6-fur«98eögre8  bie 
erfte  ^l^alan;.  S)iefelbe  mu^te  {id^  {ebod^  haü>, 
nod^  beDor  baS  ^l^lanjterium  unter  S>ad^  toar, 
toegen  ber  eingcrifjenen  jd^redflid^en  3lnard^ie  mieber 
ouflöfen.  ein  jioeiter,  mit  Unteritü^ung  eineö 
fourieriftifd^en  englönberS  5Ramen8  ?)oung  bei  Si« 
teauj  unternommener  Sßerjud^  l^attc  baSfelbe  SooS. 
SHefe  SIKifeerf olgc  untergruben  bie  ©efunbl^eit  beS 
„SoIumbuS  ber  focialenOrbnung".  S)cr{elbeftarb 
balb  barauf.  ©eine  ©d^üler,  unter  welken  balb 
SJictor  ßonfiberant  (1805  —  1893)  ber  bebeu- 
tenbftc  ttjurbe,  jd^rieben  jebod^  ba§  Qfe^Ijd^lagen 
ber  Serfud^e  bem  9Jid^tt)or|onbenfein  ber  günftigen 
Sßorbebingungcn  ju  unb  ful^ren  fort,  für  bie  Sbeen 
i^rc§  5!J?cifter§  in  obgcmilberter  §orm  (inbcm  fic 
ba§  pl^olanfterianif  rf)e  ©Aftern  mel^r  unb  mel^r  unter 
3lnnäf>erung  on  bie  ©aint»©tmoniften  [f.  b.  ^rt.] 
auf  eine  cinfod^c  inbuftrießc  ^ffociotion  bon 
Sopitol,  Arbeit  unb  Xolent  rebucirten)  burd^ 
©d^riften,  5Reben  unb  S^itfc^nftcn  ^ropagonba 
ju  mod^en  (ögl.  M.  Ferraz  1.  c.  141  ss.  u.  J.  J. 
Thonissen,  Le  socialisme  depuis  Tantiquite 
jusqu'ä  la  Constitution  fran9aise  dul4janv. 
1852  II,  Louvain  1852,  79  ss.).  Seitfc^riften, 
n)cld)e  p^alanftcrianifd)e  Sbcen  verbreiteten,  finb 
Le  Phalanstere  ou  la  Reforme  industrielle, 
1832—1834;  LaPhalange,  1836—1846;  La 
Democratie  pacifique,  Don  1840  an;  LaPha- 
lange, revue  de  la  science  sociale,  öon  1840 
bis  1843  u.  1845-1849,  unb  La  Renovation 
(erfd^eint  nod^  je^t).  ®ie  bebeutenbften  ©d^riften 
ber  Bibliotheque  phalansterienne  pnb  nebft 
gourierS  SBerfen  Vict.  Considerant,  Destinee 
sociale,  Paris  1834—1845, 3  vols. ;  J.  Muiron, 
Aper9us  sur  les  procedes  industriels,  3®  ed., 
Besannen  1846 ;  Toussenel,  L'esprit  desbßtes. 
Venerie  fran9aise  et  Zoologie  passionnelle, 
4«  ed.,  Paris  1864;  C.  Pellarin,  Fourier,  sa 
vie  et  sa  theorie,  5«  ed.,  Paris  1872;  bon  1843 
hi^  1852  erfd^ienen  au(|  Almanachs  phalan- 
steriens.    SSictor  gonftberant  ^ielt  nic^t  blo| 


in  tJranfreid^,  fonbem  aud^  in  ber  ©djioeij,  in 
Selgien  unb  in  2>eutfd^(anb  SSoitröge,  bä^> 
ligte  \\ä)  1848  an  ber  Keoolutixm,  tDuä»e  fStf 
treter  beS  ©etne«S)epartementS  in  ber  Kationd« 
berfammlung,  mu^te  1849  tt>egen  Untei^ett^ramg 
Don  5tt)ei  aufrül^rerifd^en  ^ctenfiüdfen  ^üiifim, 
vorauf  er  in  contumaciam  gur  IdbenSlai^« 
liefen  2)e))ortation  üerurtl^etlt  mürbe,  et  tDan- 
berte  l^ierauf  nad^  %tica%  au^  unb  grnüxie 
l^ier  bei  ©.  9(ntonio  bie  &)Ionte  La  Beunion, 
1869  feierte  er,  ba  biefe  ©rimbung  nid^  ))to- 
fperirte,  nad^  gfranfreid^  surüdf.  9laS^  1850  Mt« 
fan!  ber  f^ourieriSmuS,  ber  auf  9Ri^emnmg  ber 
menfd^Iid^en  9{atur  unb  ber  toirflid^  Ser|ä&« 
niffe  berul^t  unb  neben  mand^en  gutreffenben  9t* 
obad^tungen  unbSäemerhmgen  grobe  )>]^iIofop(i^ 
unb  morolifd^eärrtl^ümer  entl^alt,  melrunbme^ 
in  SRi^d^tung.  9^od^  nad^gutragen  t^,  ba(  ax^ 
e.  ©ue  in  feinen  berüd^ttgten  fieben  Stomonm 
Sept  pöchös  capitaux  (1847—1849),  in  lod- 
d^en  er  bie  fteben  imter  biefem  9lamen  befomites 
Safter  ber  d^riftlid^en  ©ittenlel^  gegenüber  in 
©d^u^  nimmt,  fid^  in  me^r  al§  einem  ^[hmfie  oh 
gourierS  ©^ftem  anfd^Iicfet  (M.  Ferraz  148). 
9leuerbing§  ^at  ber  befonnte  ©odalbemocnt  l 
SSebel  (g^rled  gfourier.  ©ein  fieben  unb  fei» 
Xl^eorien,  ©tuttgart  1890)  bem  ©Aftern  gfounaS 
eine  im  ©anjen  f 9m))at]^tf d^  Sefpreddung  §u  Z^ 
toerbcn  laffen.  9lud^  ber  SRebner  amiable,  33  ,\ 
auf  ber  ,,aUgemeinen  gfreimauretoerfamiidimg' 
t)om  16.  ©eptember  1893  empfal^I  gefieigeib 
$f[ege  cottectiöer  focialer  Sj^atigfeit  unter  ,Sn» 
nä^enmg  an  bo8  ^l^alanfterium  fj-ourierfi*  (Bul- 
letin ma9onnique  1893,  321).  Dienere  ©d^njtcn 
öon  tJourieriften  fmb :  A.  Alhaiza,  Historique 
de  Tecole  societaire  fondee  par  Ch.  Fourier, 
Paris  1894,  unb  E.  de  Pompery,  Le  demier 
mot  du  socialisme  rationnel,  Paris  1894. 
3.  3.  3:f|oniffen  G-  c.  81)  bemcrft,  ba^  ungeföit 
atte  §aui)tpun(te  beS  gourier^d^en  ©9ftem§  fi^ 
fd^on  bei  frül^crn  ©ocialutopifem  öorfinben.  Ser 
einzige  gourier  eigentl^ümlid^e  ^unft  fcine§  S?» 
ftem§  ift  feine  öerfcl^Ite  eintl^eüung  unb  ?lnorb» 
nung  ber  Seibenf d^aften.       [§.  ©ruber  S.  J.] 

^I^afeg  (äV.b),  im  %.  %.  einer  ber  öon  6eB 
abftammcnben  ^atriord^en  (®en.  10, 25;  11,16). 
er  trug  feinen  9iamen  eo  quod  in  diebus  ejus 
divisa  sit  terra,  worunter  iebenfatt§  bie  ©prtu^ 
tl^eilung  unb  98ölfcrtrennung  (®en.  11,  1—^) 
ju  oerfte^en  ift.  [Äoulen.] 

^f^attfinSj  Hubertus,  O.  S.  B.,  t^togi- 
fd^er  ©d^riftftetter,  mar  geboren  ju  »rüffeL  3« 
Saläre  1605  trat  er  in  ba§  ©encbictinerflofte 
^Iffligl^em,  ttjurbe  nad^  einanber  ©ubprior  roa 
^fPigl^em,  ^arrer  öon  ©aorlingen  bei  ©er^bS« 
bergen  (©rammont),  ^rior  unb  ^arrer  dw 
Soml^em  unb  ftarb  1638  als  ©nbprior  twm 
täffligl^em  im  ©erud^e  ber  §ciligfeit.  ^^lefui* 
fc^rieb  eine  Sl^ronü  ber  Slbtei  3lff[ig]^em,  v^ 
hx^  jum  3a]^re  1637  rei(^t ;  fein  Äiupttöerf  ip 
eine  neue  Ausgabe  ber  biblifd^en  IBerSalconcorboo} 


1989 


^l^anucl  —  ^l^arifäer. 


1990 


bed  Sucad  SrugenftS,  toeld^e  abtt  erft  nad^  {einem 
Zobe  (^nttotxpm  1642)  erfd^ien  unb  tnel^rfad^ 
neu  gebrucft  tourbe ;  {!e  ift  je^t  nod^  in  Belgien 
unb  gronheici^  t)iel  Derbreitet  in  ber  ^uSgobe  üon 
fiffle  1837.  [^gl  0.  S.  B.] 

"Sf faultet  (Vk»3b,  ^K-^aB),  in  ber  l^eiligen  Sd^rift 
1.  Ortsname  a(3  Benennung  beS  OrteS  am  ^aboc, 
bei  meld^m  Sacob  ben  jlampf  mit  bem  ©ottengel 
bepanb  (®en.  32,  80  f.).  ®er  Ort  erfd^eint  nod^ 
)ttieimoI  in  ber  l^eiligen  ©ejd^id^te,  ba  feine  Se« 
tool^ner  gegen  ©cbeon  gro|e  ^artl^ergigfeit  übten 
unb  bafür  gejüd^tigt  würben  (Kic^t.  8,  8.  17), 
unb  bo  er  t)on  Seroboam  befeftigt  mürbe  (3  Sbn. 
12, 25).  (Sgl.  Palest.  Explor.  Fund  1878, 81.) 
—  2.  ^erfonenname :  a.  ein  ©tammeSfürjl  t)on 
3uba  gur  SRid^terjeit  (1  ^r.  4, 4) ;  b.  ein  @tam« 
meSfürft  Don  Benjamin  §u  gerufalem  (1  $ar. 
8,  25) ;  c.  ber  SSater  ber  $ro})]^etin  5(nna,  au§ 
bem  Stamme  9lfer  (2uc.  2,  36).  [ftaulen.] 
"ffiaran  Oo»^/  im  91.  %.  9lamc  beS  oben 
c^Ianbel,  meld^eS  ben  9iorben  ber  jtnaitifd^en 
Ibinfel  auSfüOt.  6g  ftürgt  im  @üben  mit  ben 
tlen  tjfeistoänben  bed  ©ebirgeS  et-Sil^  in  bie 
bmitifd^e  äBüfte  ai,  reid^t  im  9{orben  aber  mit 
m  ffuppenbilbung  ber  ^Ijagimat]^  an  baS  palö« 
Pinenfijd^e  Sanb.  Sffield^er  Don  biefen  beiben  §ö^en- 
^en  unter  bem  92amen  mons  Pharan  (Seut. 
88, 2.  ^ab.  8,  3)  gu  Derfte^en  ift,  lägt  ftc^  faum 
mtSmad^en.  S)a  bie  SBüfte  $^aran  \xä)  oftmörtS 
tüS  jum  rotl^  SKeere  erftredtt,  fo  mu|  unter  V-^k 
yy^^  (®en.  14,  6),  baS  bie  Sßulgoto  mit  cam- 
pestria  Pharan  überfe^t,  bie  @tabt  ^ila  (f.  b. 
9bt.)  Derftanben  fein.  S)ie  SBüfte  $b(^i^<in  mar 
bie  ^mat,  meldte  ftd^  3§mae(  mö^Ite  (®en. 
21, 21);  fpäter  mar  fte  @d^aupla^  ber  Empörung, 
loelc^e  bei  ber  SBieberfunft  ber  abgefanbten  ffunb- 
fdWter  auSbrad^  (5ium.  1 3, 1  f. ;  14, 2) ;  no(^  fpäter 
nnilte  2)aDib  mtf  ber  t$Iud^t  Dor  @aul  barin  feinen 
Su^](|dt  nel^men,  unb  gur  S^it  SalomonS  fam- 
meÜen  ftd^  bafelbft  bie  mit  beffen  Stegienmg  un« 
ittfrtebenen  Elemente  (3  ffön.  11, 18).  [jfaulen.] 
99«rao  (-inB),  im  %  %.  ber  Sitel  für  ben 
JciDeUigen  ffönig  Don  ^eg^pten.  S)a3  9Bort  fd^eint 
Ott  Sigenname  betrad^tet  }u  fein,  ba  ed  nie  ben 
fbtilel  bei  ftd^  ]^t;  mal^rfd^einlid^er  aber  liegt 
bcAei  bie  rid^tige  Srfenntni|  ju  (Srunbe,  ba|  in 
fUaroo  fd^on  ber  (ögtiptifd^e)  ^rtifel  entl^alten  ift. 
Sie  Seg^pter  nömlid^,  meldte  il^re  ^errfd^er  ben 
05ttem  gleid^ftellten,  Dermieben  au§]^eiUger  @d^eu, 
ben  9lamen  ii^red  JlöniaS  auSjufpred^en ,  unb 
brandeten  für  benfelben  umfd^reibunaen,  unter 
todfyn  ber  ^uSbrudt  „ber  ^of '^  (per  o)  analog 
mit  bem  türfifd^en  „l^ol^  Pforte"  ber  gemöl^nlid^fte 
UNir.  S)iefen  9tudbrud(  i)at  bie  l^eilige  @d6rift  ftir 
loenigftenS  jel^n  ögQptifd^e  jlönige  aboptirt  (®en. 
12,  15;  41, 1.  ej.  1,  11 ;  3, 10.  3Äön.  3,  1 ; 
11, 19.  4  ftön.  23,  29.  3er.  25, 19.  gj.  17, 
17;  29,  2),  Don  benen  Dier  auc^  mit  !Ramen  ge- 
nannt merben,  nömlid^  @o  ober  @ua  (k'id;  4  Hbn. 
17,  4),  It^irl^fa  ober  I^raca  ("P^nnp ;  4  Äön. 
19,  9),  9led^o  ober  9led|ao  (na?,  *i53;  4flön. 


23,  29),  ißoJp^xa  ober  gp)^  (nnch;  3er. 
44,  30).  ®ie  übrigen  ftnb  auf  bem  l^tigen 
Staube  ber  äg^ptifd^en  ©efd^id^tSfenntni^  nod^ 
nid^t  5U  ibentificiren.  (9?gl.  ßrman,  Sleg^pten 
unb  dg^ptifd^ed  Seben  im  Altertum  I,  Tübingen 
ß.  a.  [1885],  92.)  [Äaulen.] 

Tf^axtSj  in  ber  l^iligen  ©d^rift  1.  gigcnname 
Don  ^erfonen :  a.  (r?^.)  ein  ©ol^  beS  ^atriard^en 
3uba  Don  ber  Il^amar  (®en.  46,  12.  ajlattl^. 
1,3),  StammDater  beS  ^l^refitergefd^Iec^teä 
(9lum.  26,  20),  meld&e«  in  nad^ejUifd^er  Seit  gu 
Serufalem  mo^nte  (2  gsbr.  11,  4);  b.  (wib)  ein 
©0^  beS  ajlanaffiten  aRad^ir  unb  feiner  ©attin 
ajlaad^a  (1  ^r.  7, 16).  —  2.  ein  in  bie  ©cptua- 
ginta  unb  bie  ißulgata  (2)an.  5,  25)  übergegan- 
genes d^alböifd^eö  SBort  (ona),  beffen  angcmanbte 
^J3ebeutung  5, 28  erflört  mirb,  o^ne  bag  bamit  bie 
bunfle  Orunbbebeutung  beSfelben  beftimmt  märe, 
(ißgl.  SIermont-@onneau  im  Joum.  asiatique 
VIU«  ser.  Vm  [1886],  36  ss. ;  5»ölbe!e,  in  ber 
3eitfd^r.  f.  9Iff9rioIogie  I  [1 886],  414.)  [ftaulen.] 

^^^rifder  (<Daptaaioi)  l^eifet  im  91.  S.  unb 
bei  3ofepl^§  eine  fflaffe  ber  bamaligen  3uben, 
meldte  nur  uneigentlid^  aI3  ©ecte  bejeid^net  mirb 
(3lpg.  26,  5;  Jos.  Antt.  13,  5,  9).  ®enn  mäl^ 
renb  ©ecte  fonft  eine  ©emeinfd^aft  Don  fold^en  be- 
beutet, mel^e  fid^  ju  aKgemein  befolgten  Ueber- 
jeugtmgen  unb  ©runbfö^en  in  ®egenfa|  fteSen, 
moUten  bie  ^l^riföer  nid^tS  SlnbcreS,  als  im 
@Iauben  unb  im  Seben  ber  jübifd^en  Sted^tgtöubig- 
!eit,  fo  mie  fie  fu^  nac^  bem  €^l  auSgebilbet  batte, 
ben  DoQfommenften  ^uSbrudf  geben.  Sofepl^uS 
gibt  freiließ  beftimmte  ©laubenSmeinungen  an, 
meldte  Don  ben  ^bönfäcm  feftgc^alten  mürben; 
allein  er  miU  bamit  nur  fte  Don  ben  ©abbucöem 
unterfd^eiben,  meiere  abmeid^enbe  9lnfid^t  bemal^r- 
ten ;  in  SBo^rbeit  fmb  biefe  2Reinungen  bie  9luf- 
faffung  beS  gefammten  Subentl^umS  (lipg.  23,  8; 
Jos.  Antt.  18,  1,  3).  ©eitbem  bie  3uben  il^re 
politifd^e  ©elbftänbigfeit  Derloren  bitten,  fu(|te 
ein  großer  Sl^eil  berfelben  bafür  (Erfa^  in  ber 
Pflege  i^rer  religiöfen  %u3fd^Iie|Iid^feit,  unb  eS 
bilbete  fid^  ber  ©tanb  ber  ©opberim  ober  ©d^rift- 
gelebrten  l^erauS,  meldte  baS  ©tubium  unb  bie 
Uebung  bei  ©efe^  als  jübifd^  ^rörogatiD  unb 
als  SluSjeid^nung  aQen  anberen  92ationalitöten 
gegenüber  erflärten.  ®ie  hierauf  gerid^teten  93e- 
ftrebungen  erbieltcn  möd^tige  gförberung  burd^  ben 
^nbrang  beS  ^eUeniSmuS,  ber  unter  ben  f^rifd^en 
©emaltberrfd^em  barauf  ausging,  mit  ber  politi- 
fd^en  aud^  bie  religiöfe  ©elbftönbtgfeit  ber  3uben 
5U  Demi(^ten.  95ei  ben  baburd^  l^erDorgerufenen 
jtämpfen  erfc^einen  juerft  bie  für  baS  ®efc^  be- 
geifterten  3uben  als  eine  befonbere  fliaffe  unter 
bem  nml^rfd^einlid^  felbft  gemäbtten  Dramen  ?lffi- 
bäer  (f.  b.  Slrt.),  „bie  frommen" ;  biefclben  be- 
tbeiligten  fid^  an  bem  9Rad^aböeraufftanb  fo  lange, 
als  es  ftd^  um  ben  ©d^u^  ber  Steßgion  unb  ni(|t, 
mie  fpöter,  um  ®rünbung  einer  nationalen  ^en- 
fd^erbtjnaftie  b<nibeUe.  Snfofem  iebod^  bie  oe- 
bod^ten  Seftrebungen  nur  einer  öu|em  unb  itbi* 


ao  9 


1991 


^l^Qtifaer. 


1992 


f d^cn  Scranlaffung  cntfprungcn  toaren,  fül^rtcn  fic 
nid^t  5U  einer  ©efe^erfüUung  nad^  bem  ®etft 
unb  in  htxfSkif)x^tit,  fonbem  5U  einer  rein  äuger« 
lid^en  unb  formellen  fiegolität,  meldte  bie  l^ö^fte 
ißollfommenl^eit  in  SrfüQung  be§  gefd^riebenen 
Sud^ftabenS  erblidte.  Sine  fold^e  SSoUrommenl^ 
f onnte  naturgemäß  nur  in  cofuipif d^er  2lnmenbung 
beS  mofaifd^en  ®efe^  auf  aQe  benlboren  ^of 
tommniffe  beS  2ebcn8  Befleißen.  S)a  nun  bie  ®e« 
fe^edmorte  fetbft  nur  allgemeine  unb  überftd^tUd^ 
gelittene  92ormen  geben,  fo  mußte  man  fid^  nad^ 
einer  OueOe  umfel^en,  au8  toeld^er  eine  t)ertiefte 
tmb  t)ert)on!ommnete  tluSIegung  unb  ^nmenbung 
beS  ®efe|e§  5U  gewinnen  fei.  $13  fotd^e  marb  in 
ben  legten  öord^riftlid^en  Sal^rl^unberten,  bem  na» 
tionalen  ©elbftgefül^l  entfpred^enb ,  bie  „Ueber- 
lieferung  ber  Säter"  ober  „ber  SJorfa^ren"  ftatuirt 
(SKatt^.  15,  2.  TOarc.  7,  3),  unb  eö  toarb  bie 
Seigre  aufgeftellt,  5U  SKofeS^  Seit  feien  neben  bem 
gefd^riebenen  ®efe^  aud^  ungefd^riebene  @rläute« 
rungen  unb  Ausbeutungen  be§f elben  gegeben  mor» 
ben,  mld^t  ftd^  münblid^  bis  auf  bie  fpätefte  3(it 
fortge})fIan8t  l^ätten  (Pirkö  Aböth  1,  1  ff.  [ed. 
Strack  7fr.l;  Jos.  Antt.  13,  10,  6).  Salier 
mad^te  nun  für  Sal^rl^unberte  bie  (Sammlung  unb 
Orbnung  ber  öon  ben  frül^cren  ©efejfunbigen 
gegebenen  Auslegungen  be§  mofaifd^en  ®efe]^eS 
ben  ©cgenftanb  aller  religiöfen  ©tubien  bei  ben 
Suben  aus,  unb  für  biefelben  »arb  eine  unge- 
meffene  Sßerel^rung  inAnfprud^  genommen.  31. 6lie- 
fer  aus  SJtobein  fagte:  „SBer  . . .  Deutungen  beS 
©efe^eS  öorträgt,  toeld^e  nid^t  ber  Ueberlieferung 
gemäß  fmb  . .  .,  l^at  feinen  Antl^eil  am  emigen 
Scben"  (Pirke  Aböth  3, 11  [1.  c.  29].  3o,  ,eS 
ift  ftrafborer,  gegen  bie  SScrorbnungen  ber  ©d^rift» 
geleierten  ju  leieren,  als  gegen  baS  ®efej  felbfl" 
(Sanhedrin  11,  3,  bei  Saurer  [f.  u.]  II,  323). 
9Son  ber  Sefd^offcnl^eit  bief er  ertt)eitertcn  ^Pflid^» 
tenlel^re  fönnen  mir  unS  eine  red^t  gute  Sorftettung 
mad^en,  rodl  biefelbc  in  ber  TOijc^na  (f.  b.  Art. 
3:oImub)  Vorliegt.  ®ie  unüberfcl^bare  SJlenge  ber 
barin  für  otte  Sorfommniffe  gegebenen  unb  bis 
in'S  ffleinfte  bereinjelten  SSorfd^riften  red^tfertigt 
ben  98ortt)urf  3efu,  baß  bie  Url^eber  einer  fold^en 
©cfeJeSauSbeutungil^renÖIoubenSgenoflenfdettjere 
unb  unerträglirfie  Saften  auflegten  (TOattl^.  23, 4). 
JRatürlid^  fträubte  fid^  ber  gefunbe  ©inn  beS  SßoIfeS 
bogegen,  ouf  jebem  ©d^ritt  unb  Xritt,  ja  foft  bei 
icbem  Atl^em^uge  in  fold^er  rein  äußerli^en  SBeife 
gebunben  unb  beöormunbet  ju  fein,  unb  eS  tonnte 
nur  eine  fleine  Söl^I  öon  fold^en  \i^  finben,  meldte 
bie  SSonfommenl^cit  beS  religiöfen  SebenS  in  ber 
Unterwerfung  unter  boS  Iegaliftifrf)e  Sod^  anftreb» 
ten ;  aofepl^uS  fd^ä^t  i^re  Saffi  au  feiner  Seit  auf 
6000  (Antt.  17,  2,  4).  ®iefe  „grommen"  ober 
Affibäer,  meldte  p  ber  großen  2Renge  beS  SSoIfeS 
in  auSge}jrägten  ©egenfoj  traten,  nonnte  baS  SSoI! 
felbft  nun  f|)öttifd^  c-^w^-ib  ober  in  ber  oramöifc^en 
SanbeSfprad^e  d^-^-ib,  „Abgefonberte"  ober  „AuS« 
erttJäl^Ite",  unb  mie  gemöbnlid^  bei  ^arteinomen 
gefd^iel^t,  legten  bie  bamit  ^Benannten  haü>  fi^ 


feM  biefen  9kmen  afö  SluS^eid^nung  bei  Sie| 
ift  Der  Urfprung  ber  Sejeid^mmg  ^^l^arlfäec', 
unb  eS  ift  l^iemad^  leidet  5U  erfel^,  ba|  bie  $^ 
rifäer  beS  9leuen  mit  ben  Slfftböem  beS  Sten 
SeftomenteS  ibentifd^  erfd^einen  muifen.  2N^ 
aber  bie  ©opl^erim  ed  tnaren,  berrn  Ü^arn^ 
Erörterungen  oon  ben  ^l^orif öem  auf ^S  Seben  qii> 
gett)enbet  mürben,  beftanb  gtoif  d^  beiben  ©tönba 
ein  enger  3ufammen](|ang,  loie  il^n  baS  9leueZf^* 
ment  bur^  bie  ngelmäßige  Serbinbung  Sciibae 
et  Pharisaei  anbeutet  (Wattig.  23,  2  u.  d.),  imb 
eS  gab  toclffl,  gur  ß^it  Sl^fti  feinen  @4# 
gelehrten,  meld^er  nii^t  ^^ariföer  getoefen  uüs. 
©d^on  l^ierauS  ergibt  ftd^,  bo^  bie  ^l^anfaeretna 
rein  religiöfen  3toed  ol^ne  lebe  Seimifd^ung  m 
politifd^en  iBeftrebungen  verfolgten:  fie  toollin 
nur  baS  @efe|  in  feiner  SSoÜfommenl^t  erfüllm 
unb  bamit  ftc^  baS  göttlid^  SOßol^IgefoUen  uiAbo! 
emige  fieben  ermerben.  3nfofem  aber  bie  l^ieAd 
geübte  formeSe  Segolitöt  eine  itmere  Serri)ÜQg 
nid^t  bemirfen  fonnte,  ift  leidet  begreifßd^,  b<^nt 
ber  med^anif d^  5U  erlongenben  SolUommen^  jU) 
baß)  bie  ©elbfigefoEigfeit  Dereinigen  unb  m 
pl^rifäifd^en  ©eift  baS  ®eptäg,t  bed  ^o^pat)! 
aUen  anberen  ftlaffen  gegenüber  verteilten  im#- 
3n  biefer  ©efinnung  erfanben  bie  ^l^foer  fir 
aOe,  meldte  nid^t  gu  il^nen  gel^örten,  bie  9e§eid^ 
n«'7  0?,  meiere  ebenfotool^I  „unüjiffenb"  berttfr 
giöfen  Äenntniß  nad^,  als  „plebeiifc^''  bet  (ge> 
fmnung  unb  bem  ^mnbeln  nad^  )u  überf^m  ift 
(Selt^fd^,  ein  lag  tn  Äapemaum,  3.  Aufl.,  Seip- 
Sig  1886,  73. 107 ;  t)gl.  Suc.  18, 11).  ©idj  }tM 
aber  nannten  bie  ^l^arifäer  unter  einanber  c":-=j, 
„©enofjen"  ober  „5Räd^fte"  unb  gaben  bamit  ßt 
Ueberjeugung  AuSbrud!,  baß  nur  fte  bie  aa§« 
erwäl^ltc  ©cmeinbc  3§raelS  bilbeten,  alle  Anbcra 
aber  ju  bem  profanum  vulgus  gehörten,  bol  im 
Sonbe  bloß  gebulbet  fei.  ©0  erflärt  fi^,  bog  Suc 
10,  29  ber  ^^orifäer  feine  erfte  grage  mü  ba 
anbem:  ,,a5Jer  ift  mein  SRäd^fter?"  itd^tfertigcn 
mifl.  6S  lag  nun  nal^e,  baß  hit  ^l^orifaer  ben 
großen  Abftonb,  in  meld^em  fie  über  ber  geroöjtt» 
Iid)en  Stenge  ftanben,  oud^  öußerlit^  gu  ecfenna 
geben  moUten  unb  über  fold^en  Aeußedid^friten 
bie  mid^tigeren  ^flid^ten  be§  ®efe|eS  (9{a4 
23,  23)  tjergoßen,  fo  baß  fic  nad^  bem  beforatta 
SBorte  beS  §eiIanbeS  (maüf),  23,  24)  SKüto 
feilten  unb  ßameeleöcrfd^ludtten.  S)emnad^  tnigpi 
fie  in  il^rer  ßleibung  gemiffc  religiöfe  Abjfi^cn, 
meldte  aus  mißüerftanbener  fflatiif^  AntDenbnng 
Don  6s.  13,  9  gebräud^Iid^  njarcn,  befonberS  mrf« 
fällig  3ur  ©d^au  unb  hielten  mit  gefpreijter  6«* 
mifjenl^üftigfeit  befonberS  biejenigen  ®efe|ea)OP 
fdiriften,  beren  ^Befolgung  Ruberen  in  bie  ^ugoi 
fatten  mußte :  bie  ©abbatrul^e,  ben  3e^en  wib 
bie  SReinl^citSgefc^e.  SDBaS  bie  erfte  pii^t  betrift, 
fo  ftnb  bie  et)angelien  DoQ  Don  93eifpielen  fotDo(I 
ber  fnaüifd^«läd)erlid^en  Art,  toomit  bie  ^^orifer 
biefelbe  auffaßten  (ÜJJattl^.  12, 2. 5!Karc  3, 2.  Suc 
13,  14.  30^.  5,  10),  als  ber  erfyibenen  SSewn*' 
fül^rung,  tt)omit  ber  ^eilonb  bie  ^offO^  i^ 


1993 


^l^arifäer. 


1994 


beBfoOftgm  ^nfd^Quung  oufbecfte  (9Ratt(.  12, 5  ff. 
STOorc.  %  27.  Suc.  6,  9  ff.  3o]^.  7,  23).  SOBic 
loett  fie  bte  S^^ntpjüd^t  ouSbel^nten,  geigen  bie 
€teDen  aRott^.  23,  23.  Suc.  11,  42.  ®ie  SRein- 
^töflefe|e  aber  (oten  eine  h)infommene  ^anbl^be, 
um  bie  Sd^eibung  ber  „^uSertuöl^Iten''  t)on  ber 
plebeiifd^en  SRenge  ouSjubel^en  unb  aufredet  gu 
^Ben,  unb  tDurben  be^toegen  mit  (ef  onberd  löd^er« 
lullen  Sformolitöten  ongemenbet  (t)gl.  aRorc.  7, 2  ff. ; 
€d^urer  U,  333).  Snbeffen  fonnte  ed  nid^t  aus- 
bleiben, ba|  eine  fold^e  Saft  t)on  Singetoorfd^riften 
Qud^  il^  Url^ebern  fetbft  afö  ein  gar  gu  brüdten« 
bed  3od^  erfd^ien ;  biefer  Unbequemlid^feit  fud^ten 
bie  Sd^riftgelel^rtcn  unb  ^l^ariföer  gu  entgel^, 
falbem  fte  in  berfelben  med^anifd^en  SBeife,  tt)omit 
^  ben  Sud^ftaben  be§  @efe|e3  erweitert  l^atten. 

St  i^rer  Sequcmlid^feit  i^n  aud^  mieber  befd^ränften. 
a(|bem  fie  bie  SabbatDorfd^rif t  fo  ausgelegt,  ba| 
eS  Uerboten  fei,  irgenb  ettoaS  über  einen  beftimm> 
ten  iBeretd^  l^inauSgutragen ,  erfannen  fte  nun 
9RitteI,  ben  „Sereid^"  mögli^ft  auSgube^nen;  ein 
SDrabt,  ber  gmifd^cn  gmci  IBereid^e  gcfpannt  tt)ar, 
fil^ffte  einen  neuen  meitem  Sereic^,  natürlid^  nad^» 
bem  Sefd()affen]^eit  unb  2)idfe  beS  ^al^teS  genau 
eroogen  unb  feftgefe^t  »ar  (ogl.  ©d^ürer  11, 393). 
Seifpiele  Don  fold^er  ]^aarf))a(tenben  Auslegung 
bietet  aud^  bie  Straf  rebe  beS  ^erm  SRattl^.  23,16  ff., 
unb  bad  gange  Serfal^ren  beftotigt  ben  Sormurf 
3efu  SRattl^.  23,  4,  ba^  bie  ^l^ariföer  bie  Saften, 
toeld^  fte  Ruberen  auflegen,  felbft  mit  feinem 
gftnger  anrül^ren  mögen.  $ier  mar  aber  bie  @renge, 
bei  toeld^er  bie  |)]^artföifd^e  ©efe^eSübung  einen 
MrtDerfltd^en  g^aratter  annabm.  2)ie  Sef  d^ränfung 
auf  eine  blo^  bem  Sud^ftaben  folgenbe  ©efe^Iid^« 
fett,  tDeld^e  auf  öugere  ^nerfennung  bered^net  mar, 
mu^te  bie  innere  Ummanblung,  toeld^e  baS  etgent« 
Itd^  'Sv\  ber  ©efe^gebung  mar,  in  ben  ^inter- 
gnmb  brängen  unb  ffil^rte  mit  SRotbmenbigfeit  gu 
ber  ^(^elei,  meldte  in  ben  Süangelicn  als  bie 
d^raheriftifd^e  Sigenfd^aft  ber  ^l^ariföer  begeid^- 
net  mirb.  „Me  i^re  Sad^en  tl^un  fte,  bamit  fte 
Hon  benSWenfd^en  gcfe^en  merben"  (5!Ratt]^.  23, 5); 
ber  einguemtenbe  Siul^m  toar  aud^  ber  Semeg- 
gcunb,  um  beffentmiUen  fte  bte  l^albe  SBelt  bur(§- 

S)gen,  um  einen  ^roSelpten  gu  geminnen  (9Rattb. 
8^  15).  2)ie  @ucbt  aber,  gu  glöngen  unb  al§ 
91u8ermä]^Ite  betrad^tet  gu  merben,  mu|te  mit 

SQd^oIogifd^er  92dt]^menbigfeit  balb  aud^  anberen 
eftrebungen  $Iafc  mad^en.  3Baren  e§  erft  nur 
SbtenDorgüge,  na^  benen  bie  ^l^ariföer  trad^teten 
(Statte.  23,  6.  7),  fo  geigte  ^d^  balb,  ba^  baS 
o^onnene  %[nfe|en  ftd^  |um  eigenen  ißortl^eil 
(28, 14)  unb  gum  SinfluB  auf  bie  fo  tief  unter 
ttnen  ftel^enbe  2Renge  tjermertl^en  liep.  6eit  ber 
Sctt  S^fu  ß^rifti  bebeutet  ber  ^J^ariföiSmuS  bal^er 
ou4  bad  Seftreben,  bte  tonangebenbe  unb  fül^ 
tenbe  ^rtei  bei  allen  religiöfen  g^^^B^n  V^  f^in, 
unb  ba  nad^  ber  Sefd^affen^eit  beS  mofaifd^en 
®efe|ed  faum  Sine  grage  im  Seben  be§  Staates, 
ber  ®emeinbe  unb  ber  gamilie  auftoud^en  fonnte, 
Oeld^  ntd^t  aud^  religiöfer  92atur  gemefen  märe. 


fo  l^atte  fid^  aümöltg  ber  ginj!u^  ber  ^oriföer 
auf  allen  ©ebieten  beS  jübifd^en  ißoIfSlebenS  gel« 
tenb  gemad^t.  „Sie  befijen  beim  SJoIf  einen  fol- 
d^en  einj!u|,  ba|  fämmttid^e  gotteSbienftlid^e  IBer» 
rid^tungen,  Opfer  unb  @ebete  nur  nad^  il^rem 
©utbiinfen  bargebrad^t  merben"  (Jos.  Antt.  18, 
1>  3):  „fie  fte^en  beim  SJoIf  in  fold^em  Slnfe^en, 
ba|  fte  fogteidl  @Iauben  finben,  menn  fie  aud^ 
gegen  ftönig  ober  ^ol^enpriefter  etmaS  fagen" 
(ib.  13,  10,  5).  S)iefeS  ginflup  mürben  bie 
^^ariföer  fid^  fogleid^  bemüht,  als  eine  anbere 
^ad^t  fid^  anfd^icfte,  baS  ißolf  nac^  il^ren  eigenen 
3med!en  unb  äinftd^ten  gu  leiten.  %vt%  maren  bie 
^ad^aböer,  meldte,  nad^bem  fte  bie  religiöfe  grei- 
l^eit  erfämpft  l^attcn,  il^r  Streben  auf  bie  93egrün« 
bung  einer  nationalen  ffönigSb^naftie  rid^teten. 
Unter  Sol^anneS  ^^rcanuS  fam  eS  gu  offenem 
18rud^  gmifc^en  ber  StegierungSgemalt  unb  ben 
^boriföem  (Jos.  Antt.  13, 10,  5).  Se^tere  be- 
feinbeten  9lriftobuI  I.  im  Stitten ;  biefeS  t)ergalt 
ibnen  ber  milbe  ^le^anber  ^anttäuS  burd^  blutige 
Verfolgung.  3ube|  fam  er  l^ierbei  felbft  gur 
Uebergeugung,  ba^  bie  SRad^t  ber  $b<^fä^  W 
feine  S)9naftie  eine  emftlid^e  (Sefal^r  bleibe,  unb 
riet]^  befemegen  auf  bem  iobcSbette  feiner  ®e» 
mal^lin  ^le^anbra,  fid^  biefelben  um  iebcn  ^retS 
geneigt  gu  erl^alten.  2)ie  fd^mad^e  grau  lief  fid^ 
nun  möbrenb  il^rer  ^Regierung  t)ollftänbig  oon  ben 
$b<>nföem  leiten,  unb  biefe  nu^ten  bie  ©elegen- 
l^eit  aus,  um  il^re  Hegemonie  im  ißolfe  gu  enb« 
gültiger  ^nerfennung  gu  bringen.  So  lag  balb 
aller  geiftige  ginj!u|  in  ibrcn  §änben.  S)abei 
blieb  eS,  bis  mieber  eine  neue  SJ^ad^t  in  SSrael 
erftanb,  meldte  baS  SBefen  beS  ^botiföiSmuS  in 
feinen  SBurgeln  angriff  unb  befäm^jfte.  3efuS 
Sl^riftuS  trat  auf,  um  eine  ©efe^lid^feit  gu  leieren, 
meldte  nic^t  auf  engl^ergigcn  IBud^ftabenbienft, 
fonbem  auf  baS  S3erftanbni|  nad^  bem  @eift  unb 
ber  SOBabrl^cit  gcgrünbet  mar,  uni)  hierfür  berief 
er  ftd^  ni^t  auf  baS,  „maS  ben  Slten  (bon  ben 
9?ätem)  gejagt  morben",  fonbem  auf  bie  i|m  felbft 
innemo^nenbe  Sluctorität.  3ti  berfelben  9Rad^t 
magte  er  gu  fagen,  ba^  bie  oon  ben  Sd^riftgelel^rten 
unb  $^ariföem  gelehrte  reltgiöfe  ißoafommenl^eit 
nid^t  ^inreid^enb  fei,  baS  oom  ®efe^  gemoUte  3iel 
gu  errcid^en  (SKattl^.  5,  20).  SBenn  fd^on  ieber 
Eingriff  auf  eine  beftel^enbe  SRad^t  grftaunen  er- 
regt, fo  mu^te  baS  Sluffe^en,  melAeS  3efu  SSor- 
ge|en  bett)orrief,  burd^  bie  ftttlid^e  Ool^it  unb  bie 
einleud^tenbe  Sogif,  momit  er  feine  Seigren  begrün» 
bete,  aufs  Ööc^fte  gefteigert  merben.  Unmiber» 
ftel^lid^  jriff  Die  Uebergeugung  um  fid^,  ba^  ^xt 
etmaS  ^foÜfommenereS  geboten  fei,  als  maS  bie 
^ariföer  üortrugen  (JRattl^.  7,  28).  ®ic  Ueber- 
geugung  mud^S,  als  ber  gemaltige  Seigrer,  ber  aud^ 
burd^  SBunber  feine  göttlid^e  Senbung  bet^dtiate, 
fd^onungSloS  bie  ^ol^l^eit  ber  pl^fäifd^en  ®e- 
fe^eSerflarung  unb  bie  bamit  im  3ufammenl^ang 
ftel^enbe  ^d^elei  i^er  Url^ber  unb  Vertreter 
aujbecfte  (SRattl^.  23,  1  ff.).  Salb  fianbcn  W» 
$9arifäer  einer  oollenbeten  Zl^atfad^  om 


1995  $^afc  —  V^UabcIftl^ta.  1996 

üft  Utbetgewic^t  mar  flrttoc^eii,  i^r  Ce6iii;i*fcm  1874iSffiebtr,S9fttmbnQltfl)na90flQ(enpoIäp«. 

l)Otte  feinen  einfiiife  netlotm,  unb  bie  Süuiriiimfjc,  Si^oloßit,  Ceipjig  1880,  ©.IX.  lOjf.  44{[.; 

toeldje  fii^  t^nni  {on[t  t^rfurditätioll  q,tbnn],t  Iiattc,  S^ünr,  @cf^.  bri  jüb.  SSoHeS  im  ^titaltn^ifn 

^ing  ie^t  ootl  SÖelDunbmmg  bem  grr&cn  2cl)ttr  g^rifti  H,  Stipjifl  1886,  314  ff.,  unb  bit  b(tft(b| 

an,  ben  fie  »erflebeiiB  ju  biSciebititen  [udilcii  (üdIi.  angejüfirte  Citeratut,  gu  ber  noc^  @(!^üiert  litiU 

12, 19.  2uc.  11,  15.  3o6.  8,  48).    3c^t  jeifile  in  SRieWä  ^nbwMtrtut^  beS  bibU  aitn^n« 

f!(^,  mie  inenig  ber  $:^arifäi3imi3  auf  bie  ißcT'  II,  11S7  gehört ;  ffrüger,  Stiträge  gur  Staatai 

«betung  beS  inntm  ÜJlenfi^en  ^tte  witlen  tonnen,  ber  Sß&arifäer  unb  ©ffenet,  in  ber  [Xüb.]  X^ 

^Ib  Dar  es  bei  ben  ^^rifäem  befd)Ioffene  @ad^e,  Ouartolf^rift  1894,  431  ff.)  [flaulciL] 

ben@efä^rber  i^reS^nfetienSunbi^reeein^uffei       79afle,  in  ber SOiileata  bee9I.2.brr91aiiKfit 

did  bem  SBege  gu  räumen,  unb  ba  in  ber  Um-  baS  ^bröii^e  ne«  (f.  b.  %[t  ^^e  bei  ben  3tÄa 

gebung  3e|u  felbfl  fic^  ber  aSenät^er  fonb,  »eitler  TV,  1437).  [Ämilen.] 

i^nen  t)iifreid)e  ^onb  bot,  fo  fdfeuten  fie  jur  Sr-       "^^as^a  (nur  mif  bem  3lrWeI  rtioiJ^),  m  ba 

Haltung  i^reS  Uebcrgetoii^teä  über  bie  IßoIfSmafie  »©.  D)um.,  ©eut.  unb  3of-  berjenige  a^eil  btl 

aüi^  oor  bem  3leu^ien  nid^t  juriid.  3nbem  fie  ©ebirges  Hiarim,  metc^  Don  Cflen  ^ler  gigti 

gauj  nad&  if)rer  pbarijäifi^en  Söeife  Sleugerungen  baS  Slorbenbe  bei  tobten  SReereS  dbföIU;  ja  'ijB 

Bea  gelfiafeten  £ef|rer9  fo  raie  fonft  ©ef^eSraorle  gegärte  ber  SBerg  Sßeox  ober  ^^oßor,  oon  uOipi 

ausbeuteten,  gelang  i^nen  ber  Suftijmorb  an  3efu,  auS  Salaam  baS  Saget  ber  S^raeliten  e^idlt 

unb  fie  glaubten  ilire  Hegemonie  mieber  ^ergeftellt.  (9Ium.  23,  28 ;  24, 1  f.),  unb  ber  SBerfl  Väo  fl. 

atttein  fie  fal)en  6alb  eine  nod^  größere  ©efal^r  für  b.  Urt.).  (SßgL  Dhim.  21,  20.  SJnü.  3, 17.  3* 

biefe(be  edtindifen,  alä  bie  3üngei  beS  ©elieujigten  12,  3.)  [ftoiilcn.] 

benfelben  nie^t  blog  im  Subenlanbe,  fonbem  toeit      ^Qof^tw,  ^^aiittt»  (°'~<n^).  im  1. 1 

über   beffen  @ren}e   ^innuä   jur  ?tnerfennung  Dlame  für  Dberägppten  (3er.  44,  1. 15.  Cj.29, 

brauten  (9H)9.  2,  9J.).   3 n  ohnmächtiger  3öutl)  14:30,14),  beffen©enn)^raß^trufim(c-ir>ni) 

fuc^ten  fle  nun  bie  SBirEfamfeit  bei  ^oftel  burt^  ^ie|en  (äg^ptifi^  pa-ta-res,  ba§  Süblonb)  (So. 

bnitaleGSfliialt  jut)er]^inbemC3Ipg.4,18;5,40;  10,14.   1  pir.  1, 12).   (Sßl- CbtrS,  «q«*" 

7,  54  ff.);  oHein  bie  «Ola^t  bejfen,  ben  fle  ge-  unb  bie  93©.  »Diofe'a,  Eeipjig  1868,  115 fj.; 

fteujigt  Ratten,  emiee  fi^  grBBei,  unb  als  aus  EßSiebemonn,  @ef$.  Don  äUt-tlegQptrn,  SalM  mü 

ber  Mitte  ber  *ß^arifä«  felbfl  ein  gtjriftuSgeuge  ©tutlgarl  1891,  34.)  [flanlen.] 

Vorging,  ber,  3ube  Don  Stbftammung,  @riei§e       IfgeW^i,  ■^^eW^det,  f.  Eetet^L 
mi^  ©pra^e  unb  Ißilbung,  tRftmer  Don  ©ebutt,       ^^rtejÄet  0*^«),  im  51.  %.  einer  ber  8«* 

mit  einbringli^tr  lleberjeugung  bie  ^luferftE^ng  flamme,  fflelii^e  Oor  ben  3§raeliten  im  ^nE?" 

3efu  bei  3uben,  ©riechen  unb  Stümem  jur  Sin-  Sanbe  mo^nten,  gtni5f|nlid)  al3  ber  aderboutm' 

ertennung  bcat^te,  ba  mar  für  bie  ii^atijäifi^cn  benbe  X^eil  ber  danoaniter  Herftanben  (Öen.  lä, 

©piSfinbigtdlcn  unb  ©efeteSflügeleien  (ein  em-  20.  6^.3,8.  3of.3,10.  3ffön.9,20).  [flauln.] 
pfänglit^er  !8oben  me^r  in  ben  SBolKmoffen  gu       '79etras,im91.X.anbei@tene3f-ll,niid- 

finbeii.  tiefer  ^l^atfadje  gegenüber  ergab  fii$  ein  felbe  toie  ftinfl  $i|at^ureS  (f.  b.  9[rt.).     [fiaulcn.]    ' 
a^eil  ber  ^^Jbartfätr  ju  ftummer  IRefignation ;  ein       ^^ifabe^Qia  (0A<z6i>.<fei^),  im  %%.m    ; 

anberer  aber  bilbete  fii^  gu  einer  sparte*  ouä,  rael^t  ^enenifti((^e  ©tobt ,  rotläjc  auf  ber  (Srenge  Mt 

fid6  felbfi  giferer  cber  Selolen  nannte  unb  in  lang-  fipbien  unb  SlJljr^gia  gataiefouniene  lag.  Sie  um 

jamem  anfrf|üren  gur  SReunlution  gegen  bie  SRämcr  um  150  d.  6I)r.  Don  bem  peiflamenifd(itn  Jtniif 

ein  ^mittel  gur  (fr^altung  i^reg  ginfluffee  fanb.  SlltaluS  II.  ^i^ilabetp^oS  in  einer  DuUoinjiia 

9Ia(^bem  biefe  $leftrebungen  ein  fo  tragifd)e§  Snbe  unb  fe^r  burd)  Srbbeben  '^eimgefuc^ten  @e^ 

I)erbeigefü!)Tl  Ratten,  blieb  ben  $!)arifäem  gur  gegrünbet  unb  fül|cte na^  i^m  i^ren ^tarnen.  Ci> 

eigenen  ©elbflDet^crrlid^ung  fein  anbereS  QJiittel  luo^I  bieStabtbur^^nbel  ui^@enierbeblii^, 

mel)r  übrig  als  bie  gobificiiung  itjrer  Serien  in  fn  jät)lte  fie  bD(f)  toegen  ber  ßftem  ^imfni^ 

ber  ÜJiifc^na.    2)uri$  biefe  Itcib  ber  angeftrebte  burdjgrbbeben  unb  wegen  ber  brüdenboiSteooB. 

SlotÜ  infofem  trrei(^l,  alS  fie  baS  gange  nac^=  meldte  bie  foftbare  Unterhaltung  bcc  unfi^oo 

4riftlid)e  Subent^um  in  bie  tJcffeln  be§  ißliari'  Stahtmauem  fotberte,  Diele  Sinne.  3u  lejtan 

fäiSmuS  gefc^Iagen  ^at,  auä  bentn  bie  SBelenner  geborten  bie  meiften  3)HtgIifbet  ber  (ftriftoia 

be§felben  fic&  nur  burct)  SJerfaUen  in  boS  entgegen«  ©emeinbe,  roel^e  fc^on  im  erften  Sabr^iunbert  1» 

gefejte  ejtrem  gu  reiten  fut^en.  Sür  unS  bleibt  felbf!  beftanb  unb  fit^  unter  Ratten  Serfolpiän 

bal)er  bieiBIift^nQ  bie  Öauptquetle  jur firrenntni^  DonSeilenbeS3ubent5um3bemä^rte(Oifb.l,ll; 

beffen,  maS  bie  Sp^arifaer  gemoUl  unb  geübt  baben,  3,  7  ff.).   91ac^  ber  Irabition  foQ  ber  Cf^  3, 1 

unb  jugleid^  eine  fletS  neue  Sefiiiligung  be:  aBo^r-  angerebete  IBiWof  Don  ^^ilabelpttta  ber  nörafi* 

Ifteit,  bal  „ber  Seift  eSift,  ber  Iebenhigmai^t,mä6'  £uciu8  jein,  ben  $aulu§  SRöm.  16,  21  nonl; 

renb  ber ©u(](iftabe  täblet".  (3.tg(.  Ugolini,  Thea.  anberSroo  mirb  all  erfter  5Bif<!^Df  ein  SMmttiiii 

antiq.Baer.XXII,p.IVsqq.;Munk,Paleatine,  ©djüler   be§  ^I.  3o^niteä ,    genannt  (ugL  I* 

Paris  1845,  512  8.;  SDaniel,  in  grfd)§  u.  ©ru-  Quien,  Oriena  christ.  I,  Paria  1740,  66S,i. 

berä  encpfloji.,  3.  ©ect.  XXII,  17;  SBeK^aufen,  9ln  bie  6t)riften  oon  ip^üauelp^ia  i^  rai*  o 

Sie  Iß^rifäer  unb  bie  Sabbucöer,  (SreifSmalb  Särief  beS  ^1.  SgnatiuS  gnid^tet    3m  2. 3^ 


1997 


$]^tlabel))]^tfd^e  ©efellfd^oft  -  Ißl^ili))))  II. 


1998 


l^unbert  nennt  ber  9tpoIoget  9RiIttabe8  (f.  b.  9(rt.) 
eine  !|irot)^etin  ^mmio  ju  ^l^ilabelpl^ia  (Eus. 
H.  £.  5, 17, 3).  2)ie  Stobt  blieb  unter  ben  Spson- 
tinem  d^ftlic!^  bis  tn'3  14.  ^al^rl^unbert  unb  fiel 
erft  1390  in  bie  @emalt  ber  OSmonen ;  feitbem 
l^igt  üe  aiOol^-fc^^r.  [Raulen.] 

^iUabOfW^t  ^tftttf^ft,  f.  Seobe  unb 
^rbage. 

99itdflti]i$  ober  ^l^ilofter,  ber  1^1., 
gegen  6nbe  beS  4.  Sol^rl^unbertS  Sifd^of  Don 
Srifia,  bem  l^eutigen  93re§cia  in  ber  fiombarbei, 
toirb  in  einer  ©ebad^tnigrebe  feined  ^tad^foIgerS 
mtf  bem  Sifd^ofSftu^Ie,  bed  1^1.  ©aubentiuS  (f.  b. 
9rt.),  als  ein  „apo|toIifd^r  ^lam"  gefd^ilbert, 
toel^er  nod^  bem  SSeifpiele  be§  äBeltopoftelS  faft 
btiS  ganje  Stömeneid^  burd^jogen  l^be,  um  boS 
SBort  bed  ^erm  ju  Derfünbigen  unb  Reiben  unb 
3tU>en  unb  £)öreti!er,  inSbefonbere  bie  Slrioner, 
mit  aQem  Dlo^brud  ju  befömpfen  (S.  Gaudentius, 
Benno  de  vita  et  obitu  B.  Philastrii;  bei 
Migne,  PP.  lat.  XX,  997—1002).  Slnbere 
OueUen  über  baS  Seben  unb  3Birfen  beS  ^eiligen 
liegen  nid^t  Dor,  unb  bie  3^tt  feiner  Srl^bung  jum 
aSifc^ofe  foteie  bie  3eit  feined  2:obed  ent^ie^t  fic^ 
einer  genauem  93eftimmung.  ©etoöl^nlid^  toirb 
fein  Sob  in  baS  3a^  387  gefejt.  3118  Sifc^of 
fd^rieb  ^l^ilaftriuS  eine  Sl^rcüfterifti!  unb  3Bür- 
bigung  fammtlid^r  ^reften  unter  bem  Xitel  De 
IiaeresibuB.  2)q8  SBud^  ift  l^iftorifd^  angelegt  unb 
^l^It  im  ©anjen  156  ^öreften  auf,  Don  nield^en 
jebod^  28  auf  bie  Dord^riftlicl^e  3ett  entfallen,  inbem 
011^  iübifd^e  €^:cten  unb  SteligionSparteien  ju  ben 
£^ften  gered^net  merben.  S)a8  inl^altlid^  auf  baS 
Sngfte  Dermonbte,  meift  Haereses  benannte  3Ber! 
bed  1^1.  Spipl^iuS  Don  ©olamid  (f.  b.  Strt.)  fd^eint 
^^iloftriuS  nod^  nid^t  befannt  getoefen  ^u  fein.  S)ie 
gn)|e  Sel^nlid^feit  unb  Uebereinftimmung  beiber 
aSBerfe  bürfte  l^uptföd^lid^  in  ber  beiberfeitigen  93e- 
mg  berfelben  OueQe,  ber  Derlorcn  gegangenen 

)nft  bed  1^1.  ^i))))ol9tu§  toiber  32  ^örefien,  il^ren 
®ntnb  l^en.  @d^on  ^uguftinuS  l^t  fel^r  treffenb 
l^etDorgel^oben,  man  Dermifje  bei  Spipl^aniuS  f  otool^l 
toie  bei  ^l^ilaftriuS  eine  flare  SBegriffSbeftimmung 
ber  6are^e,  an  iReid^t^m  bed  äBifjenS  aber  l^abe 
ber  Sried^e  ben  Sateiner  bei  SBeitem  übertroffen 
(8.  Aug.£p.  222,  ad  Quodvultdeuin,  c.  2;  bei 
Migne,  PP.  lat.  XXXUI,  999).  3)ie  befte  Aus- 
gabe bed  93ud^  bed  1^1.  $l^ilaftriuS  ift  biejenige 
Hon  $.  @alearbu8  (Sredcia  1738),  »eld^e  iebod^ 
i^rrrfeitd  ber  Ausgabe  Don  3. 91.  gfabriciuS  (^m- 
fanrg  1721)  fel^r  Derpfiid^tet  ift.  ®ie?lu§gabe  Don 
®afoarbu8  ift  abgebrudtt  bei  A.  Gallandi,  Bibl. 
vet  Patr.  Vn,  Venet.  1770,  475-521 ;  bei 
Migne,  PP.  lat  XII,  1049—1310;  bei  Fr. 
Oehler,  Corpus  haereseologicum  I,  Berol. 
1856,  1—185.  ginige  «al^itel  beS  Sucres  (40. 
88.  89)  fyit  %f^.  Sa^n  (©efd^id^te  beS  neutefta- 
mentlid^  (SanonS  II,  1,  Srlangen  unb  fieip^ig 
1890,  233—239)  in  neuer  XefteSrecenfwn  Dor- 
gelegt.  3ur  Oueßenfritif  be§  93ud&e§  f.  SR.  %  fiip- 
juid,  3w:  DueUenfritif  beä  ßpipl^nioS,  SBien 


1865,  4  ff.;  ®erf.,  ®ie  Duellen  ber  älteftcn 
ffe^rgefd^id^te  neu  unterfu^t,  Seipjig  1875, 
91  ff.  [95arben^ett)er.] 

'Sfßibas,  ber  1^1.,  Sifd^of  Don  S^uiS  in 
UnterägQpten  um  bie  äBenbe  bed  3.  Sabr^unbertd, 
»ar  na(|  SujebiuS  (Bist.  eccl.  8,  9,  7;  10,  1) 
Domebmem  ^fd^le^te  entfproffen,  ftanb  tocgen 
feiner  ausgebreiteten  ffenntniffe  in  ben  $rofan- 
miffenfd^ften  in  l^o^em  ^nfeben  unb  befleibete  in 
feiner  SSoterftabt  (2:]^mui3)  bie  b^rDorragenbften 
Remter  unb  SBürben.  3n  ber  SSerfolgung  unter 
SRa^iminuS  errang  er  balb  nad^  306  ^u  ^^leson« 
brien  ^ugleid^  mit  bem  römifd^n  Offisler  $bila« 
romuS  (D9l-  ^us.  Hist.  eccl.  8,  9,  7)  bie 
ajlartprerfrone.  ®ie  Acta  SS.  Phileae  et  Philo- 
romi  in  i^rer  urfprünglid^en  S^ffung  finben  ftd^  bei 
Th.  Ruinart,  Acta  primonim  martyrum,  ed.  2, 
Amstelod.  1718,  493—496;  in  ertoeiterter  ®e- 
ftalt  in  ben  Acta  SS.  BoU.  Febr.  I,  459  ad 
465 ;  in  einer  fpötem  gried^ifd^en  3)earbeitimg  bei 
Fr.  Gombefis,  Illustrium  Christi  martyrum 
lecti  triumphi,  Paris.  1660,  145—188.  ^98or 
bem  Snburtbeile,  ba  er  nod^  im  ®eföngniffe  teilte", 
rid^tete  $]^ilea3  laut  SufebiuS  (Hist.  eccl.  8, 
10,  11)  ein  ©d^reibcn  „an  bie  ©ruber  feiner  ®e» 
meinbe,  um  i^nen  über  feine  Sage  SJlittbeilung  ^u 
mad^en  unb  fte  ^ugleid^  m  ermal^nen,  aud^  nad^ 
feinem  beDorftel^nben  2:oDe  an  ber  d^riftlid^en  9te- 
ligion  unablöffig  feft^ul^lten".  SufebiuS  (Hist 
eccl.  8,  10,  2—10)  tbeilt  ein  löngereS  93rud^- 
ftüd  aus  biefem  ©riefe  mit.  ^ieron^muS  (De  vir. 
ill.  c.  78)  nennt  benf  elben  elegantissimum  librum 
de  martyrum  laude.  @cipio  SRaffei  Deröffent« 
lid^te  1738  eine  lateinifd^e  Ueberfe^ung  eine§  gleid^- 
fallS  im  ©eföngniffe  gefd^riebenen  SriefeS  ber  Dier 
ög^ptifd^en  2Bif^()fe  ^efpd^iuS,  ißad^omiuS,  Z'fytO' 
boruS  unb  $bil^a3  (Dgl.  Eus.  Hist  eccL  8, 
13,  7)  an  ©ifd^of  aWeletiuS  Don  SpcopoliS.  2e^ 
terer  l^tte  im  SBiberfprud^  mit  ben  tird^lid^en 
@a^ungen  in  fremben  Sprengein  geiftlid^e  S93ci^ 
Dorgenommen  unb  baburd^  ben  Dier  9Jlitbifd^()fen 
ju  emften  SJorfteEungcn  %nla%  gegeben  (f.  o.  ^Irt 
^MeletiuS).  ®icfcÖ  Dermutbli(^  Don  $büea8  Der- 
a^it  ©d^reiben  in  SBerbinbung  mit  bem  Srud^- 
tüdte  be§  SJriefeS  an  bie  3:bniuiten  f.  bei  A.  Gal- 
landi, Bibl.  vet  Patr.  IV,  Venet  1768,  65 
ad  68;  bei  Migne,  PP.  gr.  X,  1561—1568; 
mit  reid^en  ^nmerfungen  bei  M.  J.  Routh,  Reli- 
quiae  sacrae  IV,  ed.  2,  Oxonii  1846,  88 
ad  111.  [Sarbenl^toer.] 

MUe]ttOl^  f.  ^ulug,  ob.  1704. 

^9iR|^n.,J{önig  Don  Spanien,  @o]^n 
ffaifer  ftarlS  V.  (f.  b.  ^rt.),  geb.  21.  9Hai  1527 
5U  SBallabolib,  folgte  feinem  SBater  1556  in  ber 
Regierung  unb  führte  biefelbe  bis  5U  feinem  Sobe 
1598.  S^iejenigen  Seiten  feiner  Sbätigleit,  tocld^e 
für  bie  ftird^engef(^id^te  SBid^tigfeit  baben,  fmb 
bereits  gelegentlich  in  einer  SRei^e  Don  9lrtifeln  be- 
l^nbelt  morben.  6S  erübrigt  bier,  eine  ^ufammen- 
faffenbe  ßbarafteriftif  feiner  ^jjerfon  unb  SäJirf- 
amfeit  au  geben,    gaft  aDe  jfömpfe  ^\ß\p}^ 


199d  iß^tli))))  n.  2O0O 

bioütn  gintm  gtofeen  3wlt,  ba  ©efeftiflung  ber  3HritatiDn  b«  Kaplftl  bur^  bie  Bifi^ßfe  f(|ttEi 

fQt6oIiid(|En  SRtliBion.  3nbtni  bcglnnenben  Um-  enblii^  burt^  troj  oDeS  gBiberftonbrt ;  et  t«^ 

purje  alter  SBor^tniHe  fea*  «  ein  ^albe§  Sa^-  anlofeU  aui^  »ieber  bie  aböaltung  Bon  Spitw^iiÄ' 

^unbertlongalä  .tat&olijd^et  Äönig"  feine  91u|'  iinb  SiBcefaitiqnoben.   3)en  ©ijungen  ber  Jh- 

gäbe  erfaßt,  „mit  laiffrEic^er  aJlad^tfteHung  bie  puifition  unb  ben^IutoSmo^te  et  jutDtilmfdip 

taitcrliiifie  *lJoIitiI"  ju  Dertretfli.  ©ponicnttarbaS  bei  (8.  Ort.  1559,  25. 5V«bt.  1560).  9lppd[otioii 

tinjißeSanbin6uroiJci,inmeIt^e§ber*prott(taiiti8-  naä)  SRom  ober  „gimnijc&ung  btr  Curie  unbba 

inu8niii)leinbringentonitle,boeeinjigebaberauc^,  Sifc^ö|e"  lit%  et  nic^l  ju  unb  Iwfi^äidte  IM 

meines  Stiebe  unb  6id^erVit  im  3nnem  bot.  Kei^t  ber  aSer^afhing  Bon  S3cri)äd|hgen  (W^ 

Stets  fuchtelt  bie  goloiniften  eine  6oaIition  beS  3Eimene§,  2.  Slup.,  %üb.  1851,  188. 326).  tm 

gefammten  ^roteflantiSinuä  gu  bilben;  ^J^üiplJ  Bon  ber  ^ntruifltbn  ttetouSgege^en  Index  llbn»- 

trennte  {ie  Bon  einonber  unb  rettete  bcn  jFotl^oIi'  i-iiiiiprohibitonimgabeil558@e[e|eärafL^ 

ciemiiS  in  Belgien,  fn^ette  feine  €rfialtung  in  ^ierongtnitniniurbenburi^feine@otgeti>td)crBt< 

Sranlreif!^,  ]äpi^tt  unb  erbielt  it|n  in  3)eutj4Ianb ;  einigt.  S^ieOrbenänieberlaffungennm^lfen  mö^i«! 

lein  ffampf  gegen  bie  lürfen  rettete  Sientbig,  buri^  (eine  SSrberung,  SeuigjDgnrgroBtSnm' 

atafien,  bie  S^tiftubett.  SßJo  immer  ber  lot^olifc^e  mcn  (1  —2  iDHUionen  Sucaten  iä^t!u^)  mä  i^ 

@laube  bcbrD^t  festen,  bot  et  feine  ^ilfe  unb  bemiUigten  fird^Iid^en  iSteuem,  abet  troj  olci 

Ber[ngte  fie,  baium  gebeten,  niemals.  Sein  3i't  @elbBerItgenbetttoagtteibod|nie,  noc^btmSbitte 

mar  ftetS  bie  SSereinigung  ber  IatI|Dli[i$cn  ^ißdc^te  ^lba'3  unb  ber  €orte8  bie  geiftli^m  Stifttmgn 

gegen  bie  9)ereinigung  bei  ^iroteftanten  unb  bie  ielbflonjugrcifenoberbie^InfammlimgbcSffir^n- 

Surfen.  „ÜKan  tielra^tefe  i(m  al9  bcnbe[ttn  unb  Bcimögenä  ju  bejt^rätrfen.  ©einSBerf  iflboSEiiIleg 

fofl  einjigcn  SRetter  ber  Bon  cßen  ©eiten  ange-  Dan  ©aua?  (ür  bie  aHiffton  in  ^nglonb.  Sri^ 

griffenen  unb  unterminirten  j^ril^e.''   ®o  mo^te  botirte  er  bie  uon  Ximene^  gegritnbete  t&t^^paaß- 

eS  iommen,  ba^  $^ili))p  I^tne  ^eirf(!^a[t  mit  bem  onftalt  für  Wäbil^cn  in  Nicola.    S)te  gro|e  %)• 

iNit^oltciSmuS  gleit^fam  ibentificiTtc.  3)it  gaE)!-  nicr;)cner  $D!t)glDtte  Bon  1569  lieft  et  auf  ^ 

teie^en  tveitge^nben  liri^lic^en  ^o^eitSre^te  bet  jto|ten^crau@gebcn.  SiBnanIa|ttcau^Oni|i(iW 

ßtone  S^wnienS  fuciite  er  miji  bIo|  felbft  gegen  ^anoiiiiu^  gu  ber  trfttn  @tgmfi^ft  gegen  in 

bie€onciISbefi%tüffeunhbte5D!a^nungenber)){it)ft-  3]Iagbtbucger  Eenturien  (anbete  €dDeift  friail 

lid)en  Segottn  unb  be§  SßopfleS  ju  be^nutiten,  Jon-  frommen  ©inue§  j.  bei  Mariana,  Hiat  deret 

betn  au($  auf  bie  Ülebenlänbet  auigubel^nen.  Sie  HispaD.,  Mogunt.  1605,  L4,  c.  12;  L6,cl4; 

3nquipon,  baS  emennungSred&t  ber  Sifii)Bfe,  1. 20,  c.  14  etc.).  SnbetlRegitninQfetneSSiÄI 

baS  regium  Exequatur  für  SuQen  unb  SBreoen,  ertDiei  fic^  $^ilipb  "^^  -^  Süttge"  unb  .äBtTJe', 

bie  SiertDaltung  ber  ^ofpitäler  unb  Bieler  geift-  alS  meieren  i^n  baS  fpanifd^e  ^off  noi^  imma 

li^en  ©liftungen  galten  i^m  qIS  nnanloftbor.  mit  begeifterter  Sln^änglidjfeit  oere^rt.  33ie  po- 

SJüS  Eoncil  lie%  er  1565  mit  einer  Glaufcl  publi-  litijc&e  Srcibcit  toar  unter  i(im  in  ©panien  gtöBer, 

citen,  »elt^e  feine  3ied|le  unb  ^ßritilegien  roabrte;  ber  SRe^t^äuflanb  befjer  al3  irgenböto  in  Sutopi 

bieft  Bnitbe  aui^  »om  Sjkpfte  anertannt,    gine  3)ߧ  Spaniens  5Berfall  unter  unb  burc^  ^^ip» 

@£c[ufiBe  bei  ber  fßapftma^l  üble  et  1559  unb  begonnen  1)ait,   enoeiSt  fic^   immer  me^i  oH 

1590  (jmeimal),  ja  feine  DJominirung  Bon  ficbcn  eine  biftDrifc^e  jjiction  (ugl.  §äfiler  in  ber^iüci. 

personae  gratae  (latle  erfolg  (1590).    ^oä)  Seitfc^rift   LX   [1888],   56  ff.).     ?UIju  toenig 

füblte  et  fit^  im  ©troiffen  über  biefe  Oerealtt^ätig-  fonnte  unb  fiea^tcte  5pbilipp,  mie  eS  bomalS  al- 

ieit,  über  bie  ©tenjen  jeincS  „SRcditeS"  beunruhigt  gemein  ber  0att  loor,  bie  loitt^fc^ftlif^e  unb  p- 

(ögl.®ranberat^,5)itffiegierungenunbbieSliQpft''  lic^e  Seite  beä  93ol(S[ebenä,  empfahl  ober,  oBir 

wa\)\,  in  ben  Stimmen  Qu3  9Ji.'£QacbIX[1875],  fpüler  bie  entfle^enbcn  Schaben  ettannle.  unifo 

124).  9lnmand)En9JIi|^ellig[eitenmitbenipäpflen,  metir  feinem  Sotine  bie  SSeod^tung  berfetben.  Krß 

iDelt^e  fo  entftanbcn,  trugen  jebDiii  ber  !Riit^  Bon  aI8  baS  fpanifi^e  Bolt  nad)  ^^ilipps  iobe  nic^ 

ßaftilien  unb  beS  flBntgS  iJtatbgebcr  bie  meifle  metir  bei  gewaltigen  äußeren  Aufgaben  fidj  if 

©d)ulb.  3m  ©rofeen  roie  im  Äleinen  lag  $b'li^l>  tflätigle,  trat  her  9iü(Ifd)rQg  ein.  ®a«  ©elbflgtfü^ 

bie  0örberung  ber  fiirii^e  am  §ergen.  ®et  9Jer-  Berlor  feinen  innem  ®runb,  bet  fitd^Iidbe  Bm 

lauf  beS  Uonciie  entfprot^  feinen  Slnfi^ten,  für  murbemcbräu6erIti^;bienQtiDnalen5^bI«'^>'mtt 

feine  ^ortfe^ung  t^at  er  9IDe§.  5JIün^t  SBerorb-  ber  Staat  aUein,  bet  bie  ffitc^e  in  feinen  Smea 

nungen,  rocl^e  ben  [ircf)lii$en  ginflu^  in  Spanien  Bot  Sieblofungen  etbriidte,  nii^t  befeitigen.  $Iii- 

befi^rünften,  ^ob  er  auf  (Pallavicino, Storia del  lipp8inmge,tie(emfle3:römmi8(eit,feine@enKmW- 

concilio  di  Trento  1.  14,  c.  12;  5Befjenifr9,  ^ritunbSorgfamteit.ieineaUfeitigetaftloieJ^g' 

®ie  gtofeen  ffiri^enBerfammlungen  III,  flonftauj  (eit  in  ben  fflegiening^geft^äffen,  feint  greigebigfeit, 

1840,352.888ff.461ff.u.f.m.)- 3fl«,-orbent-  Wilbe,  (Serec^tigteit  türmen  oue^  feine  ©egim 

li^e  Sri  Bon  ®unft"  foDtcn  bie  Jhonbeamlf n  ben  (Gachard ,  Kelationa  des  ambasBadenrs  ve- 

Orben  ber  ^ranciScaner,  3)ominicaner,  5IHerce-  netiens,  Brux.  1856,  p.LXX.  160.  184.  231; 

barier,  Sefuiten  angcbeiben  laffen.  SJer  5Bicetönig  ^elfferit^,  in  SRaumerS  ^ifl.  Safiienbui^,  3. 3#. 

BDn?ßerufDfltemögIirf)ffiniebemOtlecinOrben8'  10.  3Q(|rg.  [1859],  29).   3}ut  betrflilitele  et  Im 

I|au8  ettic^len  laffen.  3)ie  Bom  goncil  gefotberte  5}er^ärimffealIejuneinBom?Irbeit§ti(i%eüu8.ai4 


2001                                               V^ilipp  U.  2002 

Sd^obden  bie  Songfamltit  feiner  Sntjd^lieBuneen,  bnt  ^amp^leten  eegtn  i^n  tittrad^td.  ,%it  fxo- 
rint  SBfrfd&lDnen^t,  fein  ^fliifiliaufn,  feine  (äe-  t(flaniil(^e  Uaricatut  $()ilipp8  II.  ift  fleflof|en 
^tcimni^^uerei  feiner  ^olitiE  fe^i  Diel  uiib  murftn  aui  btr  leibenfd^aflliii^en  Apologie  de  Guülaume 
ein  folfd^  Sti^t  auf  feinen  €^aiaEtei.  3nbe^  Dtr*  prioce  d'Orange*  oon  1581  (Wourenbted^er). 
Borg  bnr  „©c^eitet^mifenlönig",  ber  „SiämonbeS  ^bei  immet  mt^r  ergibt  fii^,  bag  $t|tlt))p  ein 
SübniS"  Ijintei  einem  fd^einboi  falten  1)Ieu|(m  ganjer  3Rann,  ein  gtf^Iofftnei  confequenter  (Ufa- 
Vitt  fyxi  unb  @cfü^l.  Sänge  bemtefi  ei  eine  übel  laftei  nnt,  bermoI|l  in  ben  IDlitteln  fehlen  tonnte, 
ongitiia^tt  SRilbe  in  ben  Ühebeilnnben.  ^ie  @e>  obet  fein  gioleS,  einjig  rechtes  3iel  tlai  ertonnCe 
Ut  gegen  bie  Snotiren  linbeite  er  buri^  töniglii^e  unb  mit  oÜer  Oeftigleit  burc^jufäbnn  beftrebt  tnoi. 
aSerorbniingen.  SBei  bei  beiüfimten  3ufammen«  Sterbenb  mahnte  er  feine  %Dä)ttr  Sugenia,  bie 
fünft  feiner  Öemofilin  unb  311bQ#  mit  flotborina  !ßer!o6tebe9grjberjogS911breil^t,b(rerbie9iieber« 
uon  <!Dlebici  in  Saqonne  1566  mürbe,  {ebenfalls  lonbe  abgetreten  Ijatte,  MeS  für  bie  91ufre(^t' 
auf  feinen  Sßunft^,  befc^loffen,  ber  ©oltlofigfeit  ein  Haltung  ber  fQlbpIift&en  Kcligion  in  jenen  £anben 
Sitbc  juniad^en,c^eto^ne@emaltma^regE[n,  „Don  ju  t^un  unb  bem  Sit^erjog  biefe  feine  39itte  mit- 
S<ill  gu  Soll,  Uorfid^tig  unb  mürbig"  (öiQiger,  jut^cilen,  deinem  @o^ne  ^^ilipf  m*  em^ifa^f 
feip.  tafc^enbui^,  6.  JJoIge,  11.  3abrg-  [1892],  er,  fid)  (legen  bie  immer  mel^ir  tDot^fenbe  IDtat^t 
242  ff.).  Seine  @tmal|[in  ÜJlaiia  bie  Katbolifi^e  i£nglünb§  unb  granfreiibS  mif  fein  treues  ^olt 
fa^e  getabe  er  möglicbft  ron  §ätte  abiu^nllen.  ju  flüiien,  im  3nnem  Öewerbflei^  unb  arbeit- 
<E^ri[Uiii^en  ©larfmutb  ju  bemü^ren,  bot  i^m  feine  famteit  ju  ijtben  unb  ftetS  in  bet  engften  Serbin- 
lange,  oiel  bemegte  Megierung  reid)tii!)  ©eiegen-  biinci  mit  ben  Sßäpften  ju  bleiben,  für  bie  Seligion 
^rit.  Stic  übermüEbig  int  (Slüde,  erfi^eint  er  nie  unb  ©tauben  unb  QteTe^tigldt  fo  gu  leben,  bal 
«tB^  als  im  Unglüde:  bei  ber  ^ta^ric^t  Don  er  rut)ig  ftecben  fänne.  lIDlit  bicfem  iBermä[f|t> 
Den  {^toeten  fßeiluften  ber  airmaba  bantt  er  @Dtt,  ni^  ftarb  $fiilipp  int  ^tnbUd  auf  baS  Jheuj, 
bog  ei  i^m  bie  Wac^t  Urrlie^en,  eine  gmeite  auf-  baS  fein  groiei  9!alet  fterbenb  in  ber  ^nb  ge- 
^pdlen,  unb  f^eibt  ni^ig  —  Sßerorbnungen,  baS  b'^lten,  unb  bie  Jhone,  bie  auf  einem  Sobten- 
fiooS  ber  Hinterbliebenen  unb  ber  iSemannung  ber  fc^öbel  jur  Seite  beS  SetteS  ftanb,  im  €e- 
glotte  JU  erlei^tem.  SBemunbetnSnierttt  eifd^eint  curial  13.  Sejjtember  1598.  „3)ie  ffirt^e  unb 
ei  in  (einer  langen  gräf!lic|en  ftranffieit.  ©ein  ber  ^eilige  Stu^I",  tlagte  5[iai)ft  (ElemenSVIII. 
fieih  trug  et  für  ficfe,  unb  bieSt^u,  her  5Belt  bie  (^Htocution  öom  9.  Dd.  1598),  „Ratten  einen 
©eipesrtanfbeit  (eines  ©o^neS  5Don  ßarloS  ju  fi^neren,  ja  ben  fiä^Berften  SJerlufl  erlitten.*  — 
offenbaren,  |at  nefentlid)  gur  @ntftef)ung  beS  Ouellen:  Coleccion  de  documentos  ineditoB 
giuijen  @i!^ueTromanS  über  S)on  SarloS  bei-  paralahist.  de  Espana,  befonberS  voll.  III  sgs. 
getragen.  „3)ie  Unlerfuc^ung  über  baS  aSer^ält»  S)ei  neue  Herausgeber,  9)Iarquia  be  la  Suenjanta 
ni^  (»if^en  SBater  unb  So^n  geftaltet  fit^  |u  bei  Süatle,  will  bie  gefommte  ßomfpanbenj  Sß^ii- 
einer  DoIHommenra  Spologie  Spfjilippa,  ber  als  lipps  mit  feinen  SBotfi^aftem  ^ier  uerfiffentlii^en; 
Safer  ni^t  anbtra  ^anbeln  fonnfe,  als  cS  gc-  5  SBÖnbe  finb  abgef(t)Ioffen,  ber  erfle  für  bie  beut- 
f^^en."  Sias  SBilb  beS  SDoterS,  ber  i)M,  bafe  ft^en^Ingelegenbeiten  umfo|t  bie  3a^re  1558  bi« 
fein ©obntrot oller ÜKitlel ber aeralefterbenmufe,  1563.  Gachard,  Correspondance  de  Phi- 
MT  m  gegen  i^r  äierbol,  als  ber  @o^n  einmal  lippell.  aurlee  aJTaires  deaFsyB-Bas,  Bmz. 
Irife  (c^Iummert,  in'S  Sinun«  fi^Ieii^t,  ibn  füfet  1848 — 1879,  5  voIb.,  unb  Corresp,  de  Max- 
uiu>  ptt  9Ibfc5ieb  non  if|m  nimmt,  biefeS  Silb  ift  guerite  d'Autriche  avec  Philippe  IL,  Brox. 
noil^  fd|)Bner  aI8  baS  ffirama  unb  ber  SRoman.  1867—1881,  3  vols.;  Poullet,  Corresp.  da 
(Gachard,  Don  Carlos  et  Philippe  II..  Paris  Card,  de  Granvelle,  Brux.  1877  ss.;  Balth. 
1863,  2  vols.,  gibt  bie  bieten;  Sanfe,  35on  Kar-  Poreflo,  Dichos  y  hechoB  del  Key  DonPe- 
Io9  [a5Siener3obt6ü[^er  1829],  in  ©ammtlid^e  lipe  II.  el  prudente,  Sevilla  1639;  Relacion 
fflerte  XLI,  493 ff. ;  Sfiaumer,  iSriefe  miS  ^fJariS  deIvi8JeliechoporFelipeII.,enl585e8crita 
jur  ©efcft.  beS  16.  u.  17.  Sa^i^.  I,  fieipjig  1831,  por  Henrique  Cook  (SJerfaffer  ift  Ülieberlänber, 
118 ff.;  Helfferit^  o.  a.  O.  1—105;  'Blauten-  begeiftert  füt  ^^ilipp),  Madrid  1876.  S)at- 
6te<^er,  ®on  SorloS,  in  SBin^om-Hol^borffl  fiellungen:  Adriani,  Istoria  de'  suoi  tempi, 
6ainmlung  toiffenft^aftlic&et  iöorttäge,  2.  Sufi.,  Firenze  1583;  Cabrera,  Felipe  segondo,  Ma- 
1876,unli@renjbDlenl874,IV,241ff.;^tlilipti-  dridl619[untioafianbig;  neue  ooaftönbige 9Iue- 
jon,  Wecenfton  baju,  in  feift.  Seitftftr.  XXXVIU,  gäbe  Madrid  1876  s.,  4  voll.] ;  G.  Leti,  Vita 

149—160;  ©erfelbe,  iffiefleuropa SBetlin  del  rö  FiUppo  n.,  Coligni  (Genfeve)  1679, 

1882, 168  ff.;t8übinger,5:ongarIoa'Hafl  unb  2  voll.,  nnb  franjöfift^,  Paris  1734,  6toI1.; 

loh,  SQJien  1891  [Bgl.  ^iftor.  3eitfc()r.  LXIX,  LobkowitE,   Philippus  prudens,   Antwer^. 

124ff.]i©timmenauS5m.-£aa(f)XLVII[1894],  1639;  Watson,  History  of  the  reign  of  Phi- 

1S6  ff.  544  ff.)  lippe  II..  London  1777,  2  vols. ;  W.  H.  Pre- 

9R(m((atQliä«l(nigeunbaI[jueinfeitig5PbiIipp,  ecott,  History  of  the  reign  of  Philippe  IL, 

ofya  bie  richtige  Oegenre^nung  JU  mad^en,  nur  Boston  1855,  Leips.l856ff.,3vol8.;SR.fflaum" 

infetnemSBer^ältniffejubenaupnbifdöenÜtieber-  ftarf,  Sßbilipp  H-,  Äönig  d.  Spanien,  gteibutg 

lonben  nnb  na^  bot  }al|nDfen  Don  bort  ausgeben-  1875 ;  Eorneron ,  Hiatoire  de  Philippe  IL, 


2003 


^pi^ilij)»)  üon  Reffen  —  gJl^ilippuS. 


2004 


Paris  1881  SS.,  4  vols. ;  gJ]^i(i|)J)fon,  gin  ajlini- 
fterium  unter  $]^ilt))))  U.  earbtnal  ©rotiDeOa  am 
fpan.  öofc,  93erlin  1895.  [SB.  gelten.] 

WttiW  öon  C)ef f  en,  f.  §e||en  V,  1941  ff. 

'Sf (ißtv  ber  $4dtte,  f.  IBonifoa  Vin.  ob.  n, 
1040  ff. 

TfliiRrpet,  Srief  on  bie,  f.  ^ulud,  ob. 
1690  ff. 

'Sf fUiV^i  (o^  <P(Xt7ncot) ,  im  91.  %.  eine  rö- 
mif^e,  Don  OctoDionuS  ^uguftuS  an  ber  @übfüfte 
t)on  SJtacebonien  gegrünbete  Kolonie,  meldte  bie 
©teUe  einer  altem,  öon  ^l&ili^)!)  öon  SKacebonien 
erbauten  ©tabt  einnal&m  (Slpg.  16, 12).  ©iefen 
l^atten  nal^egelegene,  überaus  ergiebige  ©olbberg- 
totdt  üeranlaftt,  eine  oon  ben  Sl^ftem  auf  bem 
99oben  öon  Il^racien  angelegte  ©tabt  KpT]v{öec 
fammt  ber  ganzen  baju  gel^örigen  fianbfd^aft  mit 
feinem  Steid^  gu  Dereinigen,  nad^bem  fd^on  bie 
^l^önicier  ben  ©olbreid^tl^um  ber  ©egenb  auf> 
gefd&roffen  unb  in  ber  9?ä]^e  eine  ©tabt  9lamen8 
S)atum  (AaTov)  angelegt  l^atten  (Strabo  7  [331], 
fragm.  33. 34;  Appian. B.C. 4, 105).  S)ie  ®o!b- 
bergmerfe  maren  eS,  meldte  bem  macebonifc^en  toic 
bem  römifd^en$]^ili))t)i  eine  blübenbeSnttoidEIung 
ftd^erten.  S)ie  grl^ebung  ^ur  Kolonie  üerbanfte 
$^ili))))i  öieQeid^t  bem  ©iege,  meld^er  l^ier  für 
Octaöian  unb  feine  93erbünbeten  gegen  3)rutu§ 
unb  Safftu§  entfd^ieben  l^atte  (Dio  Cass.  51, 4, 6) ; 
auf  SWünjcn  unb  Snfd^riften  fül^rt  fie  ben  9lamen 
Colon.  Augusta  Julia  Philippensis.  ©ie  lag 
tttoa  12  km  üon  ber  Jhtfte  entfernt  am  ®ebirge 
$angöu§,  fo  ba^  fte  jiebem  9teifenben,  meld^er  in 
5Wea^)oU§  lanbete  unb  SKaccbonien  befud^te,  nad^ 
Ueberftcigung  eineS  ftcilcn  ^afjcg  juerft  in  bie 
9lugcn  fiel.  3n  biefem  ©innc  ^cifjt  fie  ^pg.  16, 12 
bie  erfte  ©tabt  ber  betr.  macebonif d}cn  fianbfd^aft. 
S)er  größte  SRul^m  ^l^iliwi'ä  bcfte^t  barin,  ba^ 
l^ier  juerft  in  ßuropa  ba§  ßbnflent^um  öcrfünbigt 
ttjurbe.  ®ic  d^riftlidje  ©cmeinbe  baf elbft  erful^r  au^ 
5uerft  bie  SJcrfolgungen,  »eld^e  ben  9ln{)ängcni 
3efu  öorausgefagt  ttjorcn  (^pg.  16, 19);  allein  fic 
toanftc  nie  im  ©tauben,  lie^  feine  iubaifircnbcn 
SBcftrebungcn  ju  SBorte  fommcn  unb  fa^  e§  fort» 
ttJä^renb  aI8  gl^renfad^e  an,  für  bie  Sebürfniffe 
il^reS  ©tifterS  ju  forgen  unb  ii^n  mit  ®elb  ju 
unterflü^cn  (2  gor.  11,  9.  ^il  4,  15.  16). 
^auIuS  bcfud^te  $^ili})})i  auf  feiner  britten  SRcife 
nod^  jttjeimal  (^^)g.  20,  1 — 6)  unb  rid^tete  öon 
SRom  au§  ein  ©cf)rciben  an  bie  bortigen  Sänften 
(f.  b.  ^rt.  ^aulu§,  ob.  1690  ff.).  —  51n  ber  ©teUe 
beS  alten  $^ili^)^)i  finben  \xd)  je^t  auSgebel^nte 
Irümmer  oon  nur  römifd^cm  Urf^)rung,  unb  in  ber 
'Släljt  liegt  ein  SDörfd^cn  9iamen§  gfilibuj[if.  (Sgl. 
gelten,  ®ie  9li)ofte(gefd)id&te ,  greiburg  1892, 
311  f.)  [Raulen.] 

mUippium,  f.  3nbien  VI,  691  ff. 

miRppxnex,  f.  ^^ilipi)u§  9ieri. 

^t^itivvinexinnen  (ital.  Filippine),  Oblaten 
Dom  ^I.  ^^Uipt)u§  9leri  (f.  b.  ^:!lrt.),  l^cijst  eine 
Kongregation  öon  DrbcnSfrauen,  ttjeld^e  ein  reid)er 
Kaufmann  au§  ©iena  grünbete.  3)erfclbe  mol^nte 


in  Stom  unb  mar  SBeid^tfinb  beS  l^L  ^]^it)|nil 
92erl  ^uS  SSerel^rung  ^u  bemfelben  errid^tete  unb 
botirte  er  1620  bie  ®enoffenf^aft  ber  $^ili{)|raif 
rinnen  5ur  Srjiel^ung  ormer  SRobd^en.  2)iej^ 
blieb  ftetS  auf  Slom  felbft  befd^ronft,  too  fte  nur 
(Sin  ^au3  l^e  (^eute  liegt  ba§felbe  mit  flin^ 
unb©d^Ie  in  ber9tö]^et)on©tQ.9)toria9}laggi0n). 
an  anberen  italienifd^en  ©tobten  leben  y^ 
mand^e  Oblaten  nad^  ber  Siegel  biefeS  filofioS. 
2)ie  Siegel  ift  bie  Dom  1^1.  SuguftinuS,  tteld^  fäi 
bie  ^]^ili|)l)inerinnen  1744  öon  »enebict  XIV. 
beftötigt  mürbe,  ©elübbe  l^aben  biefe  OrbenS- 
frauen  nid^t;  nad^  einjiöl^rigem  9lot)tdat  legen  fk 
nur  baS  93erfpred^en  ber  jteufd^^it  unb  be§  8c* 
l^orfamS  nad^  il^rer  Siegel  ab.  S)te  Oberin  tnixb 
jebeSmal  auf  brei  ^a^xz  Don  ben  Oblaten  fdbß 
gemäl^It.  %IS  eigentl^ümlid^  Orben^Heib  tnga 
fie  au|er  bem  ©d^Ieier  eine  9rt  toei^  (ä^tljpalb 
mit  ^eu9  auf  ber  93ruft.  ©einem  3tnede  blieb  boS 
jf lofter  immer  treu,  bod^  folgen  ftd^  bie  ©(^tDepon 
unter  bem  SrudEe  ber  italienifd^en  ätegienmg  beS 
eigenen  Unterj^alteS  megen  in  ben  legten  ä^W 
genötl^igt,  SRöbd^en  au8  befferen  gamilien  üi  i^ 
©d^ule  aufjunel^men.  —  ^^ilippinerinnen  totia 
jumeilen  aud^  bie  ©eröitinnen  be§  ^l.  ißl^it)^ 
99enitiud  (f.  b.  Strt.)  genannt,  beten  erfte  Obenn 
bie  1^1.  Suliana  öon  galconieri  (f.  b.  ärL)  wo. 
%u|erbem  befielet  in  Stalien,  befonberS  in  Son 
mit  f ec^S  Rufern  ober  ©d^ulen,  eine  @enojfenf(Mt 
unter  bem  9tamen  Maestre  pie  Filippini,  ttd^c 
am  Snbe  beS  16.  Sal^rl^unbertS  Don  Sucia  gi^ 
pini  aus  Someto  ^ur  Si^iel^ung  ber  armen  rotä>' 
(id^en  Sugcnb  auf  SBunfdö  be§  6arbinal§  Sto 
barigo,  5)ifd^of§  öon  Ü)iontefio§cone,  gcgrünbet 
mürbe.  ®cr  Sifd^of  beftimmte  felbft  bie  Drbcnä« 
trad^t  unb  fc^rieb  für  bie  Kongregation  Äegefa, 
mcl(|c  1760  öon  6lemen§  XlII.  gutgeheißen  örai' 
ben.  Wit  ©d&meflem  ftel^en  unter  einer  ©enetol« 
Oberin  unb  mad^en  l^eut^utage  ba§  Dom  ©toote 
für  Se^rerinnen  geforberte  ©jamen.  ®er  ^om 
ber  ©tifterin  unb  ber  ©enoffenfd^aft  gab  öftet§ 
5lnla^,  fie  mit  ben  eigentlid^en  ^^ilippinerinittn 
(Filippine)  ju  öcrmed^feln.  (95gl.  ©eft^id^te  unb 
Kegeln  ber  ^l^ilippincrinnen  ju  Äom,  9iom  1744; 
Moroni,  Diz.  XXIV,  276  sgg.  XLI,  120  sgg.; 
Morichini,  Degli' istituti  di  publica  Caritaetc 
n,  Borna  1842,  124.)  [^i^gerS  S.  J.] 

^iiRppxfien^  f.  ftrpptocaloiniften. 

^mtipponen^  f.  9ta§folni!en. 

#9inj>j>tii5  (O0.i7n:oc),  ein  in  berfpätem3«t 
beS  ®ric(^cntbum§  l^äufiger  3tamt,  bejeid^nct  in 
ber  l^eiligen  ©d)rift  1.  ben  maccbonif^n  Sönig 
^l^ilipp  II.,  ben  SJater  ^UejonbcrS  be§  6ro^ 
(1 5Dk^.  1, 1 ;  6, 2).  —  2.  ben  ftönig  ^^üippUL 
öon  SKaccbonien ,  ©ol^n  ®emetriu§'  IL,  wm 
ben  Kömem  197  bei  Ät)no§fep]^aIä  untctttoifcc 
(1  mad).  8,  5).  —  3.  einen  ^l^rpgier,  ber  ben 
ii)rifd^en  Äönig  ^lntiod^u§  gpipl^eS  (als  «>■ 
Tpo^oc,  2  SDiad^.  9, 29)  na^e  ftonb  unb  öon  \i\t\m 
jum  öormunb  feines  ©ol^neS  9lntio(^u§  gupotor 
unb  5um  SReid^göermefer  beftimmt  würbe,  W 


ober  feI6{l  auf  btn  Xfiron  ft^tuang  itnb  btgUKgm  unl)tw[)mm<ffianif^c$DffmtnQcnt^iltt:t)cini^m 
lKm9ntiai(|iifißu)Kitoi^instnc^t(tn)uibt(13na(!^.  mirb  n  aaiS)  gltii^  $etni8  bit  n^  91a4rid&t  Don 
6, 14.  2  aMQil(|.  5,  22  ff.)-  —  4-  «ntn  t:rtrar-  bti  erfüHung  bief«  ©offnuiigen  tr^lten  l^bra, 
^  obttSittfütpen,  Sol^in  ^trobeS'  btä  (Srolim  fo  b(i|  tr  feine  ©d^wierigfeit  ^nb,  bem  SBtifpieh 
bon  btflen  legtet  ©cma^lin  jMeopatia.  S)tT-  bee|eltitn  gu  folgen.  $t|ili)]()ue  ift  ber  ciftc  unter 
ftlbe  nun  in  btm  britlen  unb  U^tta,  Don  Sa\\n  allen  ^popein,  an  mtldjtn.  ber  auSjeic^nenbt  Kuf 
%U0uftu3  IbeflätiQlen  2,eftnmeitt  fcinri  ißattiä  jum  etging :  „^olat  mir  naä"  (3o^.  1, 43) ;  baif  man 
ERegenten  Don  $atanäa,  Xrac^onitia,  ^uranitiS,  baS  invenit  3. 43  mit  bem  invenit  93. 45  Qleii^* 
(BoulonitiS,  ^JontaB  unb  3turöa  ernannt  roor-  (teilen,  fo  mar  e9  3tfuS,  ber  $^ilippua  gu  biefem 
ben  unb  bilbetc  untei  ollen  @S^nen  unb  (£nfeln  Smede  aufgefud)t  ^tte.  flaum  ba|  n  gum  $lpD- 
jbtrobcfi' bed  @ro^en  eine  SluSna^me,  inbemnur  ftcl  berufen  toor,  fo  tntfprai^  er  feinem  neuen 
Xü^mlit^ei  Don  itim  tierii^tet  toirb.  @eine  Ste*  ^mte  auä)  baburii^,  ba^  er  !Ilat^nael  gur  X^cU> 
ginung  toar  gütig,  gerecht  unb  fritblid).  Sei-  na^me  an  ben  geifligen  @ütem,  neli^e  i^m  er» 
ncm  Skiler  a^mte  er  nur  barin  nod^,  bcfi  er  feinen  f^iolfen  naren,  berief  (1,  45.  46).  SBei  ben 
Siu^m  in  gro^rtigcn  Sauten  fudjte.  ^S  alte  91t>oftelDerjeid^nt|fen  in  ben  fqnoptifdien  ßDnn» 
^neuS  an  ber  SoibanSqueße  baute  er  proc^tDoU  gelien  ^e^t  ^^ilippuB  ebenfo  umoanbel&ar  an  ber 
au8  unb  gab  i^m  ben  ^tarnen  g^forea ;  gum  Unter'  Sfii{^  be§  jtoeiten  Drittels,  mie  $etrue  )u  %n- 
f^iebe  Don  ber  am  SDteere  getegenen  ©tobt  (eäfa-  fang  be8  erften  (3Jlatt^.  10, 8.  aJlarc.  3, 18.  ßuc. 
tta  StrotoniS)  ^iefi  eS  nun  Säforca  ^^ilippi,  6,  14);  benn  er  gehörte  ju  bem  erften  fleinen 
Wtfelbe  ©tobt,  meldie  burc^  ba8  SBefenntnife  b«6  ftreife,  ber  [\ä)  um  3efuä  bereits  Derfammelt  ^tte, 
1^  Sßetrug  unoergeftl«^  geworben  ifi  (IRütt^.  al8  er  öffentlich  auftrat  unb  fein  erfteS  SBunbet 
16,  13.  ÜJIarc.  8,  27).  SBei  ©elegen^eit  Don  »irfie.  ai«  3oianneS  ber  löufer  in'S  ©eföngnifi 
S^tlitipuS' ^obc  bemerft  Sofef^uS :  „Sr  führte  gefegt  Itxnr  unb  baS  ^eranna!^  be§  ^immeIrei(!||S 
cntt  gufriebene  unb  rubtgc9)egierung.  Sein  ganjeS  bur^  anbere  3eugen  Cerlünbigt  werben  nnifib, 
ficbenbrad^te  er  in  feinem  eigenen  £anbcjU.  9Benn  ft^eint  aiu^  ^^ilippuS  bie  neue  l^erufung  |um 
er  aueging,  nafim  er  nur  menige  Dertroute  ^reunbe  9l))oftelamt  mi)  ben  Söhnen  bei  ^onaS  unb  bei 
ntit  ficti  unb  lief;  \\i)  ben  ©effel,  auf  bem  er  Ste^t  SebebäuS  get^eilt  gu  boben  (^otl^.  4, 18—22), 
biTai^,  auf  allen  SBegen  nachtragen,  ©obatb  t^m  meil  er  bei  ber  fpecieUen  SuSfenbung  ber  apoflei 
irmaiüi  begegnete,  ber  ^ilf e  unb  Seiftanb  begehrte,  immer  naä)  hiejen  junflc&p  genannt  wirb,  int 
mufite  b«  Seffel  auf  ber  ©leUe  niebergejejjt  ujet-  fpuDplifc^en  Söangelien  ermäbnen  ^^ilippuS  nii^t 
ben,  unb  nun  biflt  er  Unterfui^ung,  beftrafte  bie  loeiter;  nur  Savanne«  ^at,  Dermutblii^  auS  per« 
€4iulbigen  unb  entliefi  bie  fülft^lit^  angeflogten."  fönlii^em  3nttreffe  an  bem  3ugenbfreunbe,  einige 
6t  tDOt  mit  ©alome,  ber  Xot^ter  ber  foetobiaö,  djarclteriftifd^e  ajlittl^eilungen  aufgenommen  {6, 
Wtmäyt,  ^inierliefe  biefelbe  a6er  oK  finberrofe  5— 7;  12,  21—22;  14,  8),  toelc^e  auf  eine  be- 
SSitttoe,  fo  ba§  fein  Sonb  an  bie  SRämer  fiel  unb  JDuteie  Qtertraulii^fcit  jtDifi^en  3cfue  unb  $I|i- 
uon  Wefenerftjur^lirDDing  Serien  gejogcii,  fpäter  lippuS  f^Üefien  Icffen.  ^aäj  feinen  »«iel^ungen 
ober  9(grippa,  bem  Snfcl  bei  ^erobefi.  gefdjcnFt  ju  ben  3o^-  21,  2  genannten  3üngem  Darf  man 
muite.  (9)gl.  Jos.  Antt.  17,  1,  3  ad  18,  5,  4;  $l)iltppii^  als  einen  ber  bort  o^ne  tRamen  auf- 
6<f|ürer,  ®t]ci).  bei  jiib.  9)oI(e8 1,  2.  Slufl.,  Ceipj.  geführten  jmei  3ünger  anfebtn.  Seit  3efu  §im- 
1890,  352  ff.)  —  5.  einen  onbem  Sofin  i^t-  mc!fnl)rt  gtbBrteaui^Sp^ilippuSgubemffTeife  bei 
robeS'  beS  ®ro|;en  Don  beffen  britter  l^icmc^lin  SlpDftcl,  luett^e  fid)  in  bem  Saale  ju  3erufalem 
OToriomne  batb  Simon,  bei  jum  Unterft^ieb  Don  Derfammelten  (9lpg.  1, 13).  ^ie  DKÜeren  91a(^ 
bem  Dorfte^enb  genannten  ^Ibbruber  §erobeS  riii)ten  über  i^n  finb  jum  Sl^eit  fagen^ft.  B» 
¥5ilippu6  f)ief!.  SJiefen  Unterfdiieb  beachtet  So-  fi^er  ift  bie  Angabe  ju  betrai^len,  bafe  biefem 
(ep^a,  inbem  er  tt)n  ^robe«  nennt  (Antt.  17,  apoftel  5|J&ri)gien  gut  apofloiifc^n  S^tigfeü  gu» 
1,  2),  iDd^renb  ber  eoangelift  ffllarcuS  au(^  ibn  fiel,  unb  bafi  er  borl  gu  ^ierapolis  feinen  Xob 
Sß^ilippuS  nennt  unb  fo  manchen  ^nla§  geboten  fanb.  (Sincr  ülai^rii^l  jufolge,  meli^e  SlemenS 
^t,  i^  mitbemSJorigenguDermei^feln.  ^erobeS  Don  Stlejanbrien,  ol^ne  i^r  gu  miberfprei^en,  an- 
^^ilippuS  mar  ber  erfte  @enta^l  ber  ^crobias,  fü^rt,  märe  ^biÜPPuS  eine«  natürlid^en  XoM 
hkIc^  i^m  fpäter  Don  ^obeS  ?lnlipa§  abmcnbig  geftorben;  nalif  anberen  ÜBeric^ten  narb  er  an'fi 
gemad^t  liiurbe,  unb  bemnac^  ber  Sater  ber  %äa-  ffreujgtfi^lagenunbanbtmfelbenburdibieStein- 
Itrin  Salome  unb  ber  ©c^miegerDater  be8  Cor-  tDÜrfeetneSmüt^ben^öbelSgel&blel.  ^icffir^e 
genannten  3ib>lipt>"8  (Wok.  6, 17).  Dcrelirt  i^n  alS  IDtartqrer.  ^S3a{)r  feinef  3:obt« 
6. 9ßbiIipP"8,  einen  apofttl  SefuE&rifti,  ift  ungeroifi  unb  (onn  nur  gwif^  54  luib  90 
über  ukIi^  bie  Soangelien  nur  fpärlii^e  tiaif  gefut^t  werben.  $ltiilippu8  toar  Der^iratet  ge- 
rillten geben.  Gr  war  mie  ^nbreaä  unb  ^tru9  au8  mefen  unb  ^tte  brei  Softer,  Don  benen  gwei 
SBcIMaiba  am  galiläifi^n  9)tefre  gebürtig  (3ofl- 1,  jungfröulii^  lebten  unb  bie  SBunbagabe  befo|en ; 
44)  unb  war  offenbar  einer  Don  benjenißen,  roelt^e  biefelben  ftanben  nod^  lange  not^  i^rem  Sjjbe  in 
SobonneS  bem  3:äufer  guftrömlen.  ^aä)  bem,  tDa§  f)oi)m  Bnfel^en,  unb  ber  !8ifil)of  SßolQhatee  »an 
30^.1,40— 44  erjä^lt  wirb,  borf  man  onne^men,  (Sp§efu8  begei^net  fie  im  2.  Sol^rbimbert  qI9 
.  ba|  er  mit  anbreaS  fi^on  Dörfer  befrrunbet  toat  ©iöulen  ber  Oeinafiotifil^n  ftiri^e  (Ena.  H.  E. 


2007 


gJ^ilippuS  öon  «quin  —  gJl^iltppuS  «rabS. 


2008 


8,  81,  3;  39,  9).  ®ic  Mcliquien  bc§  ^eüiöen 
aLpoftcIS  »urbcn  lange  on  feinet  ©raBftätte  ju 
>ierQl)oIiS  öerel^rt;  fpäter  famen  fie  md)  Eon- 
[antinot)el  unb  t)on  ia  nod^  3tom,  xoo  fte  in  ber 
ftirc^e  ber  l^eiügen  «poftel  beigefe^t  fmb.  ©ein 
gfeft  lüirb  im  SlbenMonbe  am  1. 9Wai  jugleid^  mit 
bem  beS  iüngem  1^1.  3acobu§,  bei  ben  ©riechen 
am  14. 9loöemBer  gefeiert.  (Ueber  bie  öorgebüd^en 
erlebniffe  unb  SBunber  beS  l^eiligen  Slpoftetö  f.  b. 
Srt.  Slpocr^pl^en-Siteratur,  ob.  I,  1079;  unge» 
brudte  Srgönsungen  ba^u  Anal.  Bolland.  IX 
[1890],  205  sqq.  Ueber  eine  angeblid^e  Schrift 
beS  %  ^i)\l\ppu§i  ob.  1, 1078.) 

7.  $]^ilii)pu§,  einen  ber  fieben  ©iaconen, 
toeld^e  bie  Slpoftel  nad^  «pg.  6,  5  jur  SBeforgung 
ber  Slrmen|)f[ege  ertoäl^Iten.  6r  mar  f päter  l^aupt» 
fdd^Iid^  als  93erfünbiger  beS  St)angelium§  tl^dtig, 
fo  ba^  er  ben  Seinamen  ^.ber  ©jangelift"  erl^ieU 
(9lpg.  21,  8),  unb  mar  burd^  reid^e  SDBunbergabe 
ouSgejeid^net  (ebb.  8, 6. 7).  ^a6)  ber  Steinigung 
beS  1^1.  <Ste))]^anu3  begab  er  fid^  nad^  @amaria 
unb  prebigte  bafelbft  mit  großem  Srfolg,  fo  ba^ 
felbft  Simon  ber  Sauberer  \\d)  Don  il^m  taufen 
liefe  (ebb.  8, 12).  «uf  tounberbare  SBeife  marb 
er  bann  berufen,  ben  Äömmerer  ber  Äönigin 
ganbace  (f.  b.  9lrt.)  ju  taufen  unb  f o  baS  ®^riften» 
tl^um  in  einen  neuen  äBelttl^eil  ju  Der^^ftan^en 
(ebb.  8,  29  ff.).  Bpäitx  tool^nte  er  in  gäfarea 
unb  l^atte  bort  ein  eigenes  §auS,  fo  bafe  ber  3lpo- 
[tel  ipouIuS  bei  il^m  einfel^ren  fonnte  (ebb.  21, 8). 
ffiiefeS  §au8  betool^nten  mit  iljim  öier  ermad^fene 
löd^ter,  meldte  ®ott  il^re  Sungfräulid^feit  gelobt 
l^atten  unb  ben  (Seift  ber  SBeiSfagung  befafeen 
(ebb.  21,  9);  il^r  Scifpiel  foll  anbcrc  Sungfrauen 
bemogcn  l^aben,  fic^  il^nen  in  gottgcmeil^tcm  !?eben 
anjufd^Uefeen.  Um  ber  l^ier  geübten  5:ugenben 
mitten  marb  biefeS  §au§,  gleid^fam  baS  erfte  fiöftcr» 
lid^e  Snftitut,  in  ber  ifird^e  i)od)  öerei^rt,  unb  nod^ 
bie  ^.  $aula  mattfal^rtete  ju  bcmfelben ;  fclbft  jur 
Seit  ber  ftreu^jüge  marb  biefc  «nbad^tSftätte  nod^ 
gejeigt  (ögl.  Sepp,  Serufalem  unb  ba§  ^I.  J?anb, 
SRegenSb.  1876,  578).  Ueber  ba§  Enbe  be§  §ei« 
ligen  gelten  bie  Sendete  au§  cinanber.  ^aä)  abenb» 
Iänbifd)cn  eingaben  ftarb  er  in  feinem  §aufe  ju 
ßäfarea ;  nad^  morgenlänbifd^en  9lad^rid^ten  mar 
er  ber  erfte  Sifd^of  ju  SratteS  in  Äleinaften  unb 
ftarb  al§  fold^er  gegen  baS  6nbe  be§  crften  Sal^r« 
^unbertS,  mie  ginige  motten,  nad)bem  er  nad^ 
göfarca  aurürfgefcl^rt  mar.  (S3gl.  AA.  SS.  Boll. 
Jun.  I,  618  sqq.;  ©tabler,  ^ciligen^Sej.  LH, 
SlugSburg  1875,  899  f.)  [ffaulen.] 

'SfQitit^l^s  öon  ^Äquin,  ein  getaufter  3ube, 
frül^er  9J^arbod^äu§  au§  ßarpentraS  genannt,  mar 
in  ^quin  jum  fel^riftentl^um  übergetreten  unb  Uhk 
bi§  awr  Smittc  be§  17.  Sa^rl^unbertS  ju  $ari§  al§ 
Seigrer  be§  §ebräifd^en.  S)er  Karbinal  93erutte  (f. 
b.  9lrt.),  ber  fein  (Sönner  mar ,  l^atte  i^m  eine 
^ßenfion  au§  txxä)M)m  aWitteln  öcrfctjafft  •  ffönig 
Öubmig  XIII.  ernannte  i^n  gum  ^rofeffor  am 
gottege  be  grancc.  Ueber  ^l^ilippS  miffenfd^aft« 
lid^e  ©eföl^igung  gelten  bie  Urtl^eile  jmeicr  feiner 


Scitgenoffen  auS  eimmbcr.  ©•  bc  aJluiS  (f.  b.  ftl) 
nennt  il^  (Coinin.inPs.34[35],14)rarae0tex- 
quisitissimae  in  Hebr.  lit.  doctrinae,  et  quem 
numquam  ^stra  consnias ;  tagegen  tabcÜ  S.  be 
S^aoignQ  ben  Don  ^l^ilipp  beforgten  l^rdi^ 
Se^  ber  ißarifer  ^ol^glotte  t)on  1629  qI§  totac 
tantis  conspurcatom  maculis  .  .  .  obstetri- 
cantibus  impurissimis  manibus  Phüippi  Aqm- 
natis  .  .  .,  ut  a  planta  pedis  usque  ad  Ter- 
ticem  non  sit  in  eo  sanitas  (f.  ColomesiaB, 
Gallia  Orient.  [Opp.  theologici . . .  argnmenti, 
curante  J.  A.  Fabricio,  Hamburg.  1709]  256). 
93on  $]^ili)))}§  Sd^ften  mögen  ertoö^nt  rotAm 
ba§  Dictionarium  hebraeo-chaldaeo-talmo- 
dico-rabbinicum,  Paris.  1629,  boäfe^fdte 
Sd^riftd^en  Badices  breves  linguae  sanctae, 
Paris.  1620,  unb  Vetemm  rabbinormn  in  6X- 
ponendo  Pentateucho  U.  18,  Paris.  1620. 
Sinige  anbere  ©d^riften  l^anbeln  öon  ber  6tift8- 
l^ütte,  ben  mofaifd^en  Opfern  u.  bgL  —  €in  Soja 
^l^ilippS,  fi  u  b  m  i  g  t)on  ^quin,  tnor  in  SÜjßolvfyx 
SBeife  mie  ber  Soter  burd^  Ueberfe^ng  tob> 
binifd^er  Kommentare  tl^ätig.  (SBgl.  Bajle,  Diet 
s.  V.  Aquin;  Nouv.  Biogr.  gen.  11,  946; 
Hurter,  Nomencl.  lit.  I,  2.  ed.,  Oeniponte 
1892,  439.)  [a.  gffer.] 

^l^iRppns  airabS,  rdmifc^er  ftoifer  244 N§ 
249,  auf  SRünjen  unb  ^nfd^riften  M.  Joliu 
Philippus  genannt,  ftammte  au§  Sofira  in  ba 
Srad^onitiS  oI§  @o]^n  eineS  nobilissimns  latro- 
num  ductor  (Aur.  Vict.  Epit.  28),  fd^mang  fi^ 
unter  ®orbian  III.  )um  ^röfecten  ber  SeibtDod^ 
auf  unb  gelangte  burd^  bie  grmorbung  be§  regi^ 
renben  §errfc^cr§  auf  ben  ffaifertl^ron.  6r  nxir 
glüdflid^  im  ffampfe  gegen  bie  ^erfer,  aber  un« 
glüdflid^  gegen  bie  fiegionen,  meldte  im  9brben 
bc§  SReid^eS  fid^  empörten,  unb  oerlor  in  einer 
B6fiaä)i  gegen  feinen  Qfelbl^erm  ©n.  SWefftuS  Iro« 
ianu§  S)ectu§  bei  Serona  il^ron  unb  Seben.  £(ö 
mid^tigfte  greigni^  mäl^renb  feiner  Regierung  ßwi 
bie  tJeier  be§  taufenbjäl^rigen  S3cftanbc§  ber  Stobt 
SRom.  6r  fud^te  burd^  Verfolgung  imnatürlt(^ 
Safter  bie  ©ittUd^feit  in  9tom  ju  lieben  unb  betoieS 
fid^  ben  ßl^riften  gegenüber  tool^Imottenb,  fo  bcj 
bie  aWeinung  entftanb,  er  fei  felbft  ßl^ft  getoejen. 
®er  1^1.  §ieront)mu§,  bem  DrofiuS  (Hist.  7, 20) 
folgt,  nennt  il^n  ben  erften  d^riftlid^en  93e^'(6er 
ber  SRömer  (De  vir.  iU.  54),  unb  ouf  feine  Suc- 
torität  l^in  mar  biefe  5J^einung  ba§  gonje  5KitteI» 
alter  l^inburd^  verbreitet.  SSermutl^li^  flammt  bie 
Angabe  au§  gufebiuS,  ber  als  unöerbürgte  9Äa^ 
rid^t  mittl^eilt,  ^l^ilipp  l^abe  irgenbmo  mit  ber 
d^riftlid^en  ©emeinbe  Öftem  feiern  motten,  feiabo 
t)om  Sifd^of  feiner  93!utfc^iaben  tt)cgen  juriuf- 
gemiefen  unb  jur  Su|e  ermahnt  morben.  2eontiu§ 
üon  ^ntiod^ien  ergänzt  biefe  grjäl^Iung  burtb 
bie  Slngabe,  ber  fraglid^e  »ifd^of  fei  ber  ^L  S9ü« 
bt)Ia§  JU  ?lntiod^ien  gemefen  (Chron.  Pasch. 
Olymp.  257,  bei  Migne,  PP.  gr.  XCH,  mj- 
Snbeffen  fpred^en  gemid^ttge  ©rünbe  bafür,  H 
^]&ilip})u§  ^rab§  immer  §eibe  geblieben  ift.  Ärin 


2009     $]^tli))))u8  SenitiuS  —  $^irit)))uS  t)on  ber  1^1.  3)teifQltigfe{t.      2010 


l^bnifd^  @d6riftfteller  tx)ei|  ettoaS  Don  ^\)\i\pp^ 
angeb(i(^m  S^riftentl^um;  n>o^I  aber  berid^ten 
feine  (Sefd^id^tfd^reiber  t)on  S)orIeßungen  feiner 
l^bntfd^ien  ©eftnnung.  Sr  beging  bie  @äcularfeier 
burd^  l^tbnifd^  Opfer  unb  ©ebröud^,  Derfe^te 
feinen  Vorgänger  unter  bie  ©ötter  unb  ttHirb  Don 
{einem  92a(|f olger  ebenfalls  unter  bie  ®ötter  auf- 
genommen. SEBöre  er  ein  S^rift  getoefen,  fo  l^tte 
unter  feiner  Regierung  nid^t  bie  blutige  Sl^riften- 
K'crfolgung  ^u  ^lesanbria  gemogt  tt)erben  Surfen, 
Don  toeld^  SufebiuS  (H.  E.  6, 41)  ergöl^It.  SSer- 
mutl^Iid^  l^t  ^ißxpp  ald  SRorgenlänber  \\ä^  einem 
imfloren  ScIecticiSmuS  l^ingegeben  mü>  nad^  Dagen 
SorfieUungen  Don  @ünbenDergebimg  ober  Suftra- 
tion  )u  Slntiod^ien,  tt)o  er  fid^  244  nad^  @orbian§ 
Zob  auf  ber  Steife  nac^  9iom  befanb,  ftd^  ber  dj^rift- 
lid^  S^ier  onfd^üe^en  motten.  (SSgl.  Aur.  Vict. 
De  Caes.  28 ;  Zosimus,  Hist.  1, 18—22 ;  Clin- 
ton, Fasti  Bom.  U,  Oxford  1850,  51 ;  Aube, 
Les  ohrötiens  dans  Tempire  rom.,  Paris  1881, 
461  BS.)  [JTauIen.] 

^l^iRnus'^kniüns,  ber  1^1.,  0.  Senr.  B. 
M.  V.,  ©efejgeber  unb  SluSbreiter  be§  ©erDiten» 
orbenS,  mürbe  ^u  f^Ioren^  im  %  123B  am  gfefte 
ber  ^immelfal^rt  SRariö,  burd^  beren  t^ürfprad^e 
feine  Sltem  il^n  erflel^t,  geboren.  9lad^  SBottenbung 
feiner  pl^ilofopl^ifd^ien  unb  mebicinifc^en  @tubien 
ju  ^rid  unb  ißabua  Derfud^te  er  mit  großem 
Sif er  }mif d^en  ben  @uelfen  unb  ©l^ibettinen  feiner 
ißaterftabt  gerieben  }u  ftiften  unb  bem  Unglauben 
imb  ber  @ittenIoftg!eit  ju  fteuem,  bod^  ol^e  be« 
fonbem  ßrfolg.  3m  3. 1252  bat  er  ju  &imaritia 
(£o))]^gio)  um  baS  ffleib  ber  fiaienbrüber  ber 
SHener  SRarienS  unb  trat  bamit  in  ben  Orben  ber 
SerDiten.  3)rei  Sal^e  lang  fül^rte  er  auf  bem  oben 
mtb  fteilen  9Ronte  @enario  bei  f^Ioren^  ein  Sin- 
jieblerleben,  bi§  il^  ber  SBitte  ber  Oberen  ^um 
StoDigenmeifter  be§  fflofterS  gu  @iena  beftimmte. 
SOd  fold^r  legte  er  bem  @eneralcapitel  eine  @d^rift 
Dor,  meldte  bie  ©runbfö^  für  bie  ^uSbilbung  unb 
(Sqiel^ng  ber  SloDigen  feined  OrbenS  entl^ielt. 
S)^e  @^ft  blieb  ba§  ^anbbud^  atter  SioDigen- 
meifter  beS  OrbenS  unb  bilbete  bie  ©runblage  ber 
toöter  auSfü^rlid^  bearbeiteten  OrbenSregel.  3m 
tSel^orfam  ^riefter  gemorben,  mibmete  er  fid^  mit 
gro|em  Srfolge  ber  ^rebigt,  Derhxxitete  fegenSDoQ 
berfd^iebene  9lemter  feines  OrbenS  unb  marb  im 
3a]^  1267  gum  @eneraIobem  erl^oben.  SBöl^renb 
feines  18jö]^ngen  SBorftel^amted  fannte  er  feine 
Sr5^  Sorge  alg  bie  für  93erfünbigung  beS  SDan- 
oeliumS  unb  für  äußere  IBerbreitung  unb  innere 
Srfiarhmg  feines  OrbenS.  6r  lie^  feine  geiftlid^en 
€51^  in  Derfd^iebenen  Sprad^  unterrid^ten  unb 
fonbte  fie  gu  ben  Reiben  nad^  Elften.  SlemenS  IV . 
ernannte  ^l^ipp  toegen  feines  l^Uigen,  feelen- 
eifrigen  SebenS  unb  feines  grünblid^en  tl^eologifd^en 
SBiffenS  jum  „apoftoUfd^en  gjrebiger" ;  fraft  biefeS 
XitelS  tonnte  er  in  atten  £önbem  ber  Srbe  mit 
liäpftlid^  ^Infel^  baS  SBort  @otteS  Derfünben. 
3ur  Segrünbung  unb  Slufred^tl^altung  einer  guten 
SHScipIin  l^elt  ber  ^>eilige  eifrige  IBifitationen  in 


ben  jflöftem  unb  gab  bem  gangen  Orben  ein  fefteS 
^unbament  burc^  baS  Don  il^m  Derfa|te  Stegelbud^, 
melc^eS  in  brei  Seilen  Dom  @otteSbienft,  Don  ben 
@tubien  unb  bem  innem  Seben  unb  Don  ber  äkr- 
maltung  ber  jf loftergüter  l^nbeft.  Seinen  Orben 
auszubreiten,  bie  fflöfter  )u  Difttiren  unb  @ünber 
SU  ®ott  gu  Meieren,  ounimanberte  er  grantreid^, 
S)eutfd^Ianb,  grieSIanb  unb  Ungarn.  3n  ®eutfd^« 
lanb  traf  er  mit  bem  nadbmaligen  ff  aif  er  Slubolf  Don 
§absbura  jufammen.  Der  nebft  feiner  ©emal^Iin 
baS  ff  (eio  beS  brüten  OrbenS  ber  @erDiten  an- 
nal^m  (AA.  SS.  BoU.  Aug.  IV,  688).  ^Jl^ilipp 
tourbe  Don  biefer  Seit  an  ber  Äatl^geber  Slu- 
bo!fS  in  aUen  »id^tigen  Slngelegenl^iten,  fo  be- 
fonberS  im  3- 1278,  mo  feine  Semü^ungen  be- 
mirften,  ba|  ^affixtiä^t  Surften,  SRitter  unb  ©täbte, 
meldte  Ottofar  Don  SBöl^men  gegen  SRuboIf  auf- 
gerufen f^t,  bie  SDBaffen  nieberlegten,  bem  ffaifer 
^reue  fd^muren  unb  ffönig  Ottofar  auf  bem 
SWard^felbe  am  26.  «uguft  1278  befiegen  ^Ifen. 
©einen  feurigen,  gottbegeiftertcn  SReben  midien 
bie  burd^  bie  ^ol^ftaufen  l^beigefül^rten  fal- 
fd^en  fir^Iid^  flnjd^auungen,  fomie  baS  ©d^iSma 
unb  bie  ffe^rei  ber  ffatl^rer.  9uf  bem  Soncil 
Don  fipon  (1274),  mol^n  ber  1^1.  ?ß^ip|)  ^p\i 
©regor  X.  begleitete,  glängte  er  burd^  bie  ®abe 
ber  ©t^rad^en.  Slad^bem  er  gu  ^Bologna  burd^ 
bie  aRac^t  feines  SBorteS  bie  Sflagettanten  (f.  b. 
3lrt.)  belel^rt  unb  befel^  l^e,  ftiftete  er  in  feiner 
SBaterftabt  t^Ioreng  unb  gu  ^iftoja,  beren  SBe- 
Döfferung  bei  bem  ©treit  ber  ®uelfen  unb  ber 
©l^ibeOinen  in  religiöfer,  ftttlid^er  unb  focialer 
^inftd^t  fel^r  Derfommen  mar,  t$rieben  imb  6in- 
trad^t.  S)ie  ©l^ibettinen  tl^aten  aufrid^tig  93u^e; 
^l^iliDp  grünbete  fürfiebie©erDitengenoffenfcl^ft 
^ber  ©eitler" .  S)aS  bußfertige  »eifpiel  ber  TOänner 
al^mten  bie  thronen  unb  3ungfrauen  $iftoj[a'S  als 
©enoffenfd^ft  ber  nod^  beftc^lenben  „aHantettaten" 
nad^.  9(1S  ber  ^Uige  in  gforli  gegen  bie  Safter  ber 
Sinmol^nerfd^ft  prebigte,  marb  er  Don  einigen 
Uebelgefmnten  berari  gefd^Iagen  unb  mißl^nbelt, 
baß  er  mie  tobt  auf  bem  gelbe  liegen  blieb.  Sr  aber 
betete  für  feine  Qfeinbe ;  fein  öouptDerfoIger  be» 
feierte  fid^,  tl^t  SBuße,  trat  in  Den  ©erDitenorben 
unb  mürbe  ein  großer  C^eiliger,  ber  1^1.  ^eregrinuS. 
Um  ber  3Bürbe  eineS  ^ifc^ofS  Don  t^^reng  fomie 
ber  il^m  in^uSfid^t  ftel^ben  £iara  gu  entgelten,  flol^ 
ißl^ilippuS  für  ben  SReft  feineS  SebenS  in  feine  ge« 
liebte  einöbe  unb  ftarb  gu  Xobi  am  22.  ^ug.  1285, 
am  OctaDtage  ber  ^immelfal^  aHarienS.  99alb 
Derl^Iid^te  @ott  fein  @rab  burd^  SBunber.  Seo  X. 
fprad^  il^n  feiig,  SlemenS  X.  (1671)  l^Uig,  unb 
SBenebict  XUI.  beftötigte  1724  burd^  eine  Sutte 
biefe  Sanonifation.  2)aS  Martyrologium  Bo- 
manum  el^  fein  Slnbenfen  am  23.  Sugufi. 
(SBgl.  AA.  SS.  BoU.  Aug.  IV,  655-719; 
Xouffaint,  Seben  beS  1^1.  ^l^iUippuS  ^BenitiuS, 
® Ulmen  1886.  Weitere  Sit.  f.  bei  Chevalier, 
Bep.  u.  Suppl.  s.  V.)    [©.  aRoIitor  0.  S.  B.] 

tf^Uin^^  ^on  ^^^  l^eiligfien  SDrei« 
faltigteit  (Philippus  a  SS.  Trinitate),  0. 


2011 


!ß]^ilt))))u8  t)on  ®amaä)t9  —  ^ßl^ilippuS  Don  ^att>engt. 


2012 


Oarm.,  ein  l^rüorraöcnbcr  Sl^eologc  unb  tl^eo- 
loßtfd^er  ©d^riftfteller  auS  bcm  17.  So^r^bert, 
iDurbc  im  3. 1603  in  gfronfrcid^  öcborcn  unb  trat 
im  Sllter  öon  17  Salären  in  ben  Drben  ber  un- 
bcfd^l^ten  Sarmelitcn  ein.  9?ad^  Slbfolöining  ber 
©tubicn  öing  er  olS  SJlifllonar  nad^  ^ßerften  unb 
3nbien  unb  mibmete  pd^  bort  burd^  jel^n  3a]^e 
ben  arbeiten  beS  9lpoftoIüte§.  9?ad^  ßuropa  ju» 
rfldfgefel^rt,  tDirfte  er  nad^  einonber  in  Derfd^iebenen 
^rdloturen  feined  OrbenS  unb  befleibete  aud^  bie 
äßürbe  eined  praepositus  generalis  bed  le^tem. 
er  ftarb  im  Saläre  1671  ju  9iea^el  im  SRufe  ber 
^eüigfeit.  93ei  aller  feiner  öielfeitigen  SBiriffam- 
feit  mar  $pi))))u3  bod^  [tetd  guglei($  im  fiel^romte 
tl^tig  unb  entfaltete  aud^  eine  mnfaffenbe  fd^rift- 
ftetterifd^e  Sl^ätigfeit.  (Sx  fd^rieb  fc^on  mäl^renb 
feines  ^ufentl^alted  in  Snbien  su  ®oa  eine  Summa 
philosophiae  (ed.  Lugd.  1648),  unb  p)ax  nad^ 
oerfelben  SJletl^obe,  bcren  ber  1^1.  il^omaS  in  feiner 
Summa  theologiae  fid^  bebient  l^atte.  2)iefed  9ud^ 
erlangte  ein  berartigeS  3lnfe]{|en,  ba|  bie  congre- 
gatio  generalis  be§  Oratorium^  auf  einer  Ser- 
fammlung  in  ^rt§  (1675)  eö  ben  Seigrem  be§  Ora- 
toriums als  ©runblage  für  il^re  fiel^rüortrage  oor* 
fd^rieB.  9lid^  minber  berül^mt  mürbe  ein  jmeiteS 
feiner  Sßerfe:  Disputationes  theologicae  in 
tres  partes  Summae  theologiae  S.  Thomae, 
8.  Summa  theologiae  Thomisticae,  Lugd. 
1653,  5  voll.,  in  meld}em  er  in  einem  großartigen 
(Sntmurfe  baS  @Qftem  ber  fd^olaftifd^en  ^l^ologie 
im  ^nfc^Iuß  an  bie  ©runbfö^e  unb  Seigren  beS 
]^I.  %f)oma^  baricgt.  S)aS  öorjüglid^fte  unb  be- 
rül^mtcftc  SBerf,  baS  auS  feiner  Qf^bcr  gefloffen,  ifl 
aber  bie  Summa  theologiae  mysticae  (neu  !^er- 
auSgegcben  u.  a.  grciburg  1874,  3  voll.),  in 
meld^cr  er  in  brci  Süd^cm  bie  ©c^eimniffe  beS 
m^ftifd^en  ScbcnS,  mic  eS  fid^  im  (Seifte  beS  ßl^ri« 
ftentl^umS  entfalten  fann  unb  foll,  fomic  bie  ®runb- 
fäje,  auf  meldten  eS  berul^t,  unS  öor  klugen  fül^rt. 
^lußerbcm  fd^rieb  er  nod^  ein  Itinerariimi  Orien- 
tale, Lugd.  1649,  unb  eine  Historiae  Carmelit. 
compend.,  Lugd.  1656,  ncbft  einigen  minber  be» 
beutenbcn  ©d^riften. 

$l)ili})p  gcl^örte  ju  Jenen  d^riftlid^en  ©clel^rtcn, 
mcl^e  im  ßaufc  be§  17. 3a^rl^wnbcrtS  an  ber  $Rc» 
gcneration  ber  ©d^olaftif  arbeiteten,  inbem  fie,  öon 
ben  unfrud^tbaren  Sd^ulftreitigfciten  ber  nac^tl^o- 
miftifd^cn  ©d^olaftif  abfel^enb,  bie  ©d^olaftif  mie- 
ber  mit  bem  ©eifte  unb  mit  ben  (Srunbfäjen  bc§ 
^l.  3:i^oma§  5U  burd^bringen  fud^tcn.  ©rö^er  jcbod^ 
ift  fein  SSerbienft  um  bie  mt)ftifd^c  2:bcologic,  beren 
Üebcrlieferungen  er  auS  ben  älteren  Duetten,  öon 
ffiion^fiuS  bem  ^reopagiten  angefanaen,  meiterju» 
leiten  unb  ju  einem  ft)ftematifd^en  ^anjen  ju  gc- 
ftaltcn  fud^te.  (Biblioth.  Carmel. H,  Aurel.  1 752, 
651 ;  Nouv.  Biogr.  gen.  XXXI,  993.)   [©tödfl.] 

^f^iRppns  t)on®amad^eS,  f  d^olaftif  d^cr 
Sl^eologc,  aber  Qfreunb  beS  ©atticaniSmuS,  mar 
1568  geboren,  ffönig  ^einrid^  IV.  üerliel^  il^m 
einen  neu  crrid^teten  Sel^i^tul^l  ber  pofitiücn  Xl^co- 
logie  an  ber  ©orbonne.  3n  biefer  ©tettung  com- 


mentirte  er  25  3^^  l^inburd^  ben  I^L  Xl^nol 
Sßie  groß  fein  ^nfel^en  als  Xl^eobge  mar,  g^^ 
barauS  l^erDor,  baß  SRid^elieu  tl^  beaufhmgte,  in 
UJerein  mit  anberen  ©elel^rten  Ätd^crS  (f.  b.  %.tL) 
fuböerfme  ©d^rift  De  ecclesiastica  et  poHtia 
potestate  einer  Prüfung  su  untei^ie^en.  ^^tfp 
bittigte  baS  3Ber!  in  ber  ^uptfod^e,  nur  einige 
attju  fü^ne  S3e]^au))tungen  beanfUmbete  er;  ittd^ 
erflörte  er  bie  ©d^rift  für  ino))i)ortun.  Sr  fkiA 
3U  ißariS  1625.  ©el^  gefc^ä^t  mar  fein  Sommes- 
tar  gur  ©umma  beS  1^1.  Sl^omaS  (Paris.  1634, 
2  voll.).  (93gl.  Nouv.  Biogr.  gen.  XIX,  380;  Hin- 
ter, Nomencl.  litl,  2.  ed.,  Oenip.  1892,255; 
in  beiben  meitere  Siteroturangaben.)      [3ed.] 

^^itt^j^S.  SBifd^of  Don  ©ort^na  auf  gnta 
in  ber  jmeiten  Qölfte  be§  2.  ^al^tl^unbertS,  ip  rm 
aus  einer  brehnaligen  Srtt)ö]^ung  bei  Sujdiil 
(Hist  eccl.  4,  21 ;  23,  5 ;  25)  befornü.  itoA 
ber  ^meiten  ©tette  l^at  SDionpftuS  Don  forint^  (^ 
b.  ^rt.)  in  einem  SSriefe  an  bie  @emeinbe  iji 
©ort^na  unb  bie  übrigen  @emeinben  auf  Sida 
ben  SBifd^of  $]^ili))t)u§  gerül^t,  „metl  femer  fKnte 
baS  3(ugni^  größter  ©tanbl^aftigleit  ed^ 
merbe'' ;  laut  ber  britten  ©teile  fyit  $PnmS 
„eine  fe^r  tüd^tige  ©d^rift  gegen  ÜRorcion  d» 
fa^t''.  SDie  9lotis  aber  $^ilit)pu§  bei  ^ieroiqnnS 
(De  vir.  ill.  c.  30)  ift  auS  ben  Slngabm  bei  SoJE" 
biuS  Aufammengeftettt.  [93arben^iDet.] 

'Sf^Uifims  Don  ^arDengt,  O.  PraoL, 
aud^  Philippus  Bonae  spei  genannt,  Deibifld 
Srmöbnung  megen  feiner  e^egetifd^  unb  akf 
tifd^cn  ©d^riften  unb  megen  eines  ©treiteS  mitb« 
1^1.  Scml^arb.  gr  mar  ^u  Anfang  be§  12.  Soir» 
]^unbert§  ju  |)arDcngt  bei  3D^on§  geboren.  Sei» 
miffcnfd^aftliqe  9lu§bilbung  erl^ielt  er  in  einet  bi- 
fd^öflid^en  ©(^ulc,  mürbe  bann  ^römonftrotei^ 
in  ber  '^hiti  Bonae  spei  (S8onne-6§peranct  in 
§ennegau)  unb  nid^t  lange  nac^l^er  S}5rior  bafeli^ 
lilS  nun  ber  bl.  Scmbarb  einen  ^^rämonflrotcnjet 
au8  biefer  5lbtei  in  glairDau^  aufnahm,  ri^ 
$]^ilil)p  ein  fd^arfcS  ©d^reiben  an  ben  berü^rato 
DrbenSftifter.  ®iefer  beflagte  fid^  bei  bem  «bte, 
unb  ba  aud^  neibifd^e  DrbcnSbrüber  gegen  $5ifi|| 
intriguirten,  mürbe  Icjterer  feiner  SSürbe  entict* 
unb  in  ein  anbere§  Älofter  gefd^irft.  ©eine  3M|t" 
fertigung§öerfud)e  maren  Dergeblid^.  3nbe6  iw^ 
fd^le^terten  fid^  mäl^rcnb  feiner  ^btoefenl^  I» 
SSerl^ältniffe  in  ber  ^Ibtei  fo  fel^r,  ba^  er  juräd« 
berufen  unb  in  feine  SBürbe  mieber  eingefe^  mäx 
(1152).  ginige  Saläre  nad^l^er  ttjurbe  et  jbb 
^bte  gemä^lt.  gr  mar  ben  Orbenöleuten  ein  nril- 
ber  unb  meifer  SSorgefc^tcr,  ber  auc^  bie  oiifai- 
fd^aftlid^en  ©tubien  im  ftlofter  förberte.  ^ü^i» 
ftarb  am  11.  ^pnl  1183.  ©eine  ©c^riftcn  1k| 
einer  feiner  5nad)folger,  ^bt  dlxc.  Q,^amQxi,f 
S)ouai  1621  bruden.  ®iefe  3lu§gabe,  meiere  oiat 
mand^e  unäd^te  <Btixdt  entplt,  f  at  ÜÄigne  (PP. 
lat.  CCIII)  erneuert.  SSon  ben  ©d^riften  ^iff* 
üerbienen  grmäl^nung  fein  Commentariusznjsd- 
cus  in  Cantica  Oanticorum,  De  salute  piioQ 
hominis.  De  damnatione  Salomonis.  9u(t  btf 


2018 


ipi^ililJpuS  9leri,  bcr  1^1. 


2014 


er  meljrtre  ^riligenlcben  t)crfa^t.  ®ic  meiflen  ®e» 
hiäftt,  tDtld^  unter  feine  ilBerfe  aufgenommen  fmb, 
fMb  unäc^t.  @eine  ^Briefe  l^oben  ein  gro^e^  ^eit« 
gefd^d^tlid^eS  3ntere{f e ;  mir  erfel^en  oud  benfelben, 
oa|  er  oud^  mit  Statnalb  Don  Toffel,  em)Qi)Item 
Sqbifd^of  t)on  jf öln,  in  gorrefponbenj  ftanb.  (93gl. 
Hist.  litt,  de  la  France  XIV,  268  ss.;  Fabri- 
diiB-Mansi,  Biblioth.  lat.  V,  Florent.  1858, 
277;  Ceillier,  Hist.  gen.  des  auteurs  sacres 
XrV,  n.  ed.,  Paris  1868,  683  ss.;  Revue 
Bte^ict.  IX  [Abbaye  de  Maredsous  1892], 
24  88. ;  Wattenbach,  Sur  les  poesies  attribuees 
a  Philippe  de  Harvengt,  in  Melanges  Julien 
Havet,  Paris  1895,  291.)  [3edC.] 

99{fi9|m$  ^ex\^  b  e  r  H  /  Stifter  bed  Ora- 
toriumd,  toarb  am  21.  3uU  1515  ju  t^oren)  oI3 
@ol^  üomel^er  SItem  geboren.  @(^on  feine 
linblid^  Sugenben  trugen  il^m  ben  2:itel  Pippo 
bnono  ein ;  aud^  in  ben  @tubien  jeici^nete  er  fid^ 
üor  feinen  SlüerSgenoffen  au8.  S)ie  SBermögenS- 
Dcrl^tniffe  ber  Sltem  maren  nic^t  glän^enb. 
<Beme  gingen  fte  be^l^alb  auf  ben  äBunfcl^  eines 
no^cnSertoanbten  öon  öäterlid^er  Seite  ein,  $]^i« 
lipp  ofö  gfortfe^  feined  ©efd^öfteS  unb  al§  Srben 
feines  großen  Vermögens  )u  l^aben.  @o  !am 
Der  Jüngling  mit  18  ^}yctn  nad^  @an  ®er- 
vumo  bei  !D{onte  Saffmo,  mo  Stomolo  9leri  ein 
bebeutenbeS  ^anbelSgefd^ft  betrieb.  Sieber  al§  bie 
(Befd^ftSfhil^  mar  il^m  aber  ein  ffird^Iein  ber 
l^igften  Sreifaltigfeit,  bad  in  ftiUer  @infam!eit 
ouf  einem  gelfen  smifd^en  jmei  Sergfpifecn  in  ber 
fläf^t  Don  @aäta  am  SJlittelmeer  erbaut  mar. 
»alb  ftanb  ^^lip^  Sntfd^Iu^  feft,  aUe  irbifd^en 
Seftrebungen  aufzugeben,  um  fid^  gang  bem  S)ienfte 
(Botted  )u  mibmen.  SBie  er  frül^r  in  Sfloreu)  ftd^ 
üon  ben  S)ominicanem  in  San  SWarco  l^tte  leiten 
laffen,  fo  l^oUe  er  fid^  Je^t  SRatl^  bei  ben  SRönd^en 
Don  SRonte  Saffmo,  unb  ol^ne  auf  bie  SBünfd^e  ber 
©tem  unb  bie  Sitten  beS  reid^en  Cl^eimS  ju  boren, 
fcgab  er  ftd^  nad^  SRom.  S)ort  fanb  er  ^lufnabme  im 
f^ntfe  eines  reiben  f^IorentinerS  ©aleotto  gaccia, 
ber  in  ber  mU  ber  ffird^e  beS  1^1.  Suftad^iuS 
IDol^  unb  ibn  gimt  Srjieber  feiner  beiben  @öbne 
tofi^Ite.  ©(einseitig  ftubirte  "i^^iiipp  an  ber  @a- 
Dienga  unb  bei  ben  Sluguftinem  mit  großem  6rf  olge 
^Iofot)]^ie  unb  3:]^oIogie  (1534—1537).  ©eine 
Iffio^inung  unb  9la]^rung  mar  i)ier  mie  fein  gangeS 
f|)fitereS  £eben  l^bur^  öu^erft  örmlid^.  Srfa^ 
fcmb  er  in  ber  f^ülle  l^immlif^en  ^rofteS,  oon  bem 
er  bei  Sag  unb  bei  9lad^t  in  feinen  Setrad^tungen 
fiberftrömte.  SuS  Siebe  }u  @ott  gab  er  f ogar  feine 
@tubien  auf,  t)er!aufte  feine  Süd^  gum  Seften 
bet  Slrmen  unb  t)erlegte  fld^  b<m))tföd^Ud^  auf  bie 
Serie  d^fUid^er  92ö^fienliebe.  SBie  großartig 
unb  erfolgreid^  fein  äBirfen  auf  biefem  ©ebiete 
toax,  baDon  geugt  l^e  nod^  bie  SBruberfd^  Don 
ber  oBerl^igften  ®reifaltig!eit  (f.  b.  «rt.  ffirei- 
faWgfeitn.  3),  bie  er  im  3.  1548  mit  feinem 
frommen  Seid^ttKtter  $erftano  9lofa  oon  ^ale- 
fhchio  jur  SSerforgung  ber  jal^nofen  Sompilger 
itnb  ber  genefenben  jhanlen  in'S  fieben  rief.  3m 


3ubUäumSiabre  1625  mürben  in  bem  ^ofpitale 
ber  ©ruberfd^ft  gegen  600  000  unb  beim  3ubi- 
läum  1 825  nocb  über  250  000  $ilger  öerpflegt  (ögL 
Morichini,IstitutidipubblicaGarit&  1, 7  [Rom. 
1870]).  2iefpe  OueUe  biefer  raftlofen  9iäd^ften- 
liebe  $]^Ui))))S  mie  über]^u))t  all  feiner  Sugenben 
unb  feines  gangen  SBiifenS  mar  bie  il^m  eigen- 
tl^mlid^,  glübenbe  ©otteSIiebe.  SBö^nb  er  am 
2:age  mit  ©eftnnungSgenoffen  bie  not^Ieibenbe 
QRenfd^b^it  auffud^te,  burd^mad^te  er  gange  9löd^te 
in  ben  SJorl^üen  ber  ff irc^eu  ober  in  ben  ffata- 
fomben,  bie  fd^on  (öngft  fein  fiieblingSaufentl^alt 
gemorben.  2)ort  mar  eS  aud^,  bei  ber  Saftlifa  beS 
$1.  ©ebaftian,  mo  er  in  ben  Xagen  unmittelbar 
Dor  bem  $fingftfefte  1544  Don  fol^er  fiiebeSglut 
entbrannte,  ba^  ftd^  fein  leiblid^eS  ^erg  ermeiterte 
unb  gmei  iRxpptn  auS  il^  natürlid^en  Sage  mit 
®emalt  emporbog.  ^iefe  Srfd^einung  blieb  fem 
Seben  ^inburd^  öu^erlid^  fid^tbar  utü)  mar  mit 
au^erorbentlid^  ftarfem  mgflopfen  Derbunben. 
S)a|  ißbili))t>  nad^  biefem  ßreigniffe  nod^  50  3a^te 
lebte,  lie^  fid^  nad^  bem  Urt^eile  ber  lergte  auf 
feine  natürlid^  SBeife  erflören.  (93gl.  SörreS, 
g^ftlid^e  SW^ifti!  II,  6  ff.)  —  Obfd^on  ^\)xlipp 
rwä)  Saie  mar,  mirfte  er  fd^on  bamalS  in  apofto> 
lifd^er  SBeife  nid^t  blo^  bwd^  fein  aSeifpiel,  fon- 
bem  aud^  burd^  fromme  @efpräd^e  unb  burd^ 
$rebigten.  3n  feiner  2)emut!^  backte  er  nid^t 
baran,  $riefter  gu  merben;  nö^er  trat  il^m  Diel- 
me^  ber  ®eban!e,  fid^  in  bie  Sinfamfeit  gu  l^ei- 
liger  93etrad^tung  gurüdtgugiel^  92ad^bem  il^ 
iebod^  ber  SBeid^ater  ben  Statl^,  unb  bann,  alS  fid^ 
feine  S)emutb  nod^  meigerte,  ben  SBefel^I  gegeben. 
Die  l^eiligen  Seil^  gu  empfangen,  lie^  er  fid^  am 
23.  aWai  1551  gum  $riefter  meil^en.  9?un  öer- 
lie^  er  baS  ^KmS  beS  Saccia  unb  gog  in  baS  bei 
ber  ffird^e  beS  ^l  ^ieronpmuS  (@.  Sirolamo  beUa 
Saritä,  na)^  beim  $a(aggo  t$<imefe)  gelegene 
ißriefterl^S,  mo  $erftano  SRofa  mit  menigen  an- 
beren  ^rieftem  mol^te.  S)iefen  fd^lofe  er  fid^  an 
unb  begann  oon  feinem  bürftigen  3intmer  auS  ein 
feeleneifrigeS  SQSirfen  im  ©tiüen  burd^  ©penbung 
beS  Su^facramenteS,  fromme  Unterrebungen  unb 
fd^Ud^e,  einfädle  $rebigten;  baneben  fe^te  er  bie 
d^riftlid^en  SiebeSmerfe  unöerbrof|en  fort  unb  leitete 
Spriefter  unb  Saien  bagu  an.  Um  biefe  Seit  famen 
nad^  9iom  bie  92ad^rid^ten  Don  bem  munberbaren 
SBirfen  unb  bem  l^ligen  Sobe  beS  1^1.  ^roxi^ 
Xader  (f.  b.  »rt.).  ^an  tarn  eS  fid&  leidet  oor» 
fteQen,  ba|  aud^  ^l^lipp  ftd^  für  bie  Sefebrung 
ber  SRillionen  armer  ^iben  entflammte  unb  fi(9 
bamad^  feilte,  in  3nbien  fein  93Iut  für  ben  ®lau- 
ben  gu  oergie|en.  Sein  SBeifpiel  begeifterte  9(n> 
bere,  unb  fd^on  l^e  er  eine  tlnga^I  oon  20  ®e« 
fäl^rten  gefunben,  bie  x^  bortl^in  folgen  mottten. 
Sod^  ber  Stati)  gotterleud^teter  SRönner  mad^te  eS 
^l)ilxpp  flar,  ba|  9iom  unb  Kom  aüein  baS  gfelb 
feiner  opoftolifd^en  ^l^tigfeit  fein  foQe.  3n  SRom 
l^tte  atterbingS  fd^on  längft  eine  mal^  Smeuerung 
beS  ürd^Iid^  SebenS  ibren  Stnfang  genommen. 
Zro^bem  fd^ien  gerabe  ^l^ilippuS  SReri  t)on  ber 


2015  $^iti))t>uS  Vtzi,  btr  H  S«16 

abttMttn  SJoife^ung  ODt  oitlen  oitbeim  fltD|tn  eint  ^tebigt  an  bie  SWenge  gcrid^tet  Bmtt  9e> 

unb  ^iltgtn  SRänntm,  btt  in  Stom  Itbten  unb  fonberS  gmeimal  im  So^n  Mnm|taltett  ei  b^t 

midien,  beiu{en,   bie  enige  Stobt  burd)  ein  ^ilgerfatiit:  am  [ogen.  „fetten  SoimaKog',« 

50j[ä^eS  9M>ortolQt  im  beftcn  @inne  be3  aüOTte§  bie  Wmgt  bon  ben  fünbEraftcn  ^luftismiga  bec 

ju  lefoimiien.  SlaS  hkit  feine  ^cbcnSaufgabt,  bie  ßanteualStagc  obau^Iten  unb  bafüi  einen  Spul 

er  ganj  erfaßte  unb  glücflit^  }u  Snbe  fü^e.   S3  gu  bieten,  unb  in  bei  0\itTWoif)t.  'Sxti)  blieb  iü 

bilbete  fu^  balb  um  i^  ein  Aiei§  Don  Si^ülem  Sßirfen  ntc^t  o^  @egnei.    S^unf)  ben  gn^ 

unb  ©utgefmnten,  bie  et  erft  in  Jeinem  Simnier,  ^Intiang  unb  baS  9lnfe^,  »eli^  er,  o^  e$  p 

[päter ,  atö  bie  ScIH  wuii^ ,  in  einem  gröfsern  iu(I)en,  oBmöIig  getuann,  wurb«  et  Snbaxn  Dcp 

Ciabrium  gu  frommen,  geiftlic^en  Uebungen  um  ^|t  unb  Uon  oenfelben  angeOagt.   3)er  bamofigt 

ftc^  [ammelte.  2:ie^  nai  bcr  un|(t|einbaTe  Anfang  Sarbinatoicar^uISIV.,  no^^erberunbßaigR 

oeS  Omtoriume  für  bie  Saien  unb  bei  (Songnga'  a(3  bei  9J<ipft  felbft ,  Dei&ot  baiau^tn  ^PEff 

tion  ht§  OiatoriumS  füi  $rieftci.    3u  lehnen  baB  iBei^ttiüien  auf  einige  SBo^ien,  fonrit  ^ 

elften  €d)ülem  geborten  Säfoi  S9aioniuS  (f.  b.  rtligigfe  llebung  o!)ne  bejanbere  €ilaiibin|,  ■• 

2rL)  unb  gronccSco  3)1aria  Xaiugi,  ein  91effe  gle^  mit  bei3)rot|ung,  iqnBor  @cni^  jupam. 

3uliu§'  m.  unb  aJtarceBuS'  H.,  bei  fpäter  in  ber  ^t|Üi|)}i  gel^otil&te,  bo^  bolb  nxttb  er  gered^tfntigl, 

gonaiegation  ju  Mom  unb  gieopel  luie  in  ber  unb  ^pirnl  IV.  bejeugte  it|m  fem  3Bo|(t[ioQen,  w 

Ritäft  übttfyiupt  als  ßrjbifd^of  uon  SlCignon,  bem  er  bebauerte,  ba^  man  ^^if])  fo  ungm^l 

legatus  a  latere  in  granheic^  unb  (Sarbtnal  eine  bet)anbelt  fyiU.    O^  ^^  ßtQtn  föne  Wii» 

bebeutenbe  Stolle  fpielte.    Siarugi  toar  aud^  ber  fairer  begonn  ^^ipp  mtt  nntnn  Stfer  fFiiia|»> 

fiieblingäf^lcr  beS  ^eiligen,  bei  i^  tnegen  feiner  ftoUfi^,  refonnotorif^  SBnrfcn,  ooä  fi^  tu 

^ligen  33treb{amleit  dux  verbi  nannte.  2)a  bie  auf  alle  fflaffen  btr  9)cDüIIeruna  %mi  erftrab 

»nja^I  bei  SBefut^er  beS  Oratoriums  upii  Üng  lu  unb  Don  SRom  auf  tDtite  iheife  JcEtlug.  3n  Sn 

Sog  junal^m,  bebiente  fid|  Spi^ilipp  ju  ben  gcifl"  Burbe  er  in  ber  XfyA  Wim  Wtt§,  mm  Sofpi 

litten  Eonferenjen  nun  nuiii  feiner  btflen  Scljüitr,  angelangtu  KS  «i  ben  ffinbem  ouf  btm  ©t''* 

bie,  iDenn  au(^  no^  Saien,  mit  i^m  unb  neben  it)m  pla^.  %on  ben  $ä))ften,  unter  btrcn  Xegientiigt 

not!)  feiner  SBeifung  einfadbe,  ungetunftelte  ^^tre-  jeil   ^tbili))^  uirtte ,    norm    ei  t>tfoiüiee  «r 

btgten  über  baä  Seben  ber  peiligtn  unb  prattijc^e  ifl.  *lJiiiS  V.,  Oregcr  XHI.,  ©iftuS  V.,  fl» 

©itttnle^ren  ober  Siortrüge  über  einen  Slpff  auä  ^or  XTV.  unb  Elemenä  VUL,  bie  i^  nrie  ein 

beiÄirc^tngefi^ii^le  b'ril"!-  S)amal§  fdjon  mürbe  a'ater  üenl^rten,  ibm  jum  3ei<^  bei  Siebe  ml 

SäaroniuS  Don  ^tiili))^  bie  JHrd^engefdt|ii!(|le  gu*  ^od^c^ng  ftÄft  bie  oonb  fügten  ober  iI)D  n» 

geteilt,  bie  er  30  ^ai)Tt  lang  ununterbrot^en  in  armten  unb  ilpi  in  mi^ttgen  %ngelegenbetten  n 

@Qn  ©irolamo  beQa  6arilä,  in  @an  @ioDanni  3tal^  fragten.  €r  abet  Derläiignete  aud)  ben$ä> 

bei  ^iorentini  unb  fdilie^li^  in  Santa  Wana  in  ften  gegenüber  neber  feinen  o^roflolifc^  ^retontt, 

SJotticella  in  feinen  ^rebigfen  Portrug.   Sieben«  no^  om^  bie  i^m  eigent^ümlit^  ^eittrbit,  Üt, 

mal  liefe  i^n  ^biül'f  immer  Don  Steuern  bn§  ganje  bei  aller  SBelt  belannt  unb  beliebt,  notf)  i)tait  a 

©ebiet  burcfe arbeiten  unb  in  feinen  SBortragen  hf  jablreii^en  'Jlnetboten  meiterlebt.   ©§  tonnte  au^ 

bonbeln.  Obneeä  felbft  juabnen,  rearbSaroninS  iii^t  ausbleiben,  bafi  bie  Sßäpfle  boion  boi^ilni 

fo  ju  bem  berüffmlen  ffird^enjitiriflfl eller  Ijeron-  einem  iDianne  wie  Sßlitlipp  ben  ?purpur  ju  oer- 

gebilbet,  bi§  et  enblit^  »om  bl.  ^Pbtlippus  gieri  ben  leiben,    ajtebrere  OTale  unter  ®tegor  XIV.  uA 

auSbrütllic^en  Säefe^l  erhielt ,  feine  ännolen  ju  6Iemen§  VIII.  mar  i^m  bei  Garbinal§bul  f^T 

ft^reiben.  —  ffiie  täglirfjen  Uebungen,  benen  9Jiün-  bac^t.   Sßbi'if P  ober  meigerte  fic^  fyirtnadig,  UHU 

ner  unb  Jünglinge  in  ben  9?a({)mittag@=  unb  feiner  S^tmutb  gelong  e§,  ber  bo^en^ürbejuent' 

SIbenbftunben  im  Oratorium  unter  ^^fjüippS  Sei-  geben,  ©regor  XIV.  fanbte  itim  förmlich  boS  irf)( 

tung  oblagen,  maren  ®ebet,  geiftli(be  Unter-  ^iret  in  bieSBaDiceOa  (1590);  f(^etjenb  fanba 

rebungen  unb  iprebigten,  5Daju  famcn  noi^  einige  er  eS  bem  5|)apfie  äuiüd.  —  3Jon  ben  Dielen  grof» 

SRüIe  in  ber  SBodie  (ßrperlii^e  Su^toerfe   unb  Uaibinälen  beä  16.  Sa^r^unbettä  geborten  bie 

fpäter  geiftlidfefSefänge  befonberS  für  ©onn*  unb  meiflen  unb  beften  ju  ^p^ilipps  grtunbtn  nnl 

geftloge,  bie  üon  ^IJ^tlipp  in  bit  fflufif  eingcfütirten  ©^ülem,  bie  bei  i^m  ein  unb  au§  gingen,  biefi^ 

fogen.  Oratorien.    Sine   befonbere  fromme  bei  ibniiRaibSer^olten,  berenSeelenfübrererBBL 

Uebung,  nieli^e  ^^ilipp  mit  grofeem  grfolg  em-  91ud)  ju  münifien  ber  oome'bmflen  ^bellfamiliei 

pfabl,  toar  hie  flir^enfabrt,  ber  SBefuifi  ber  fieben  SRomS  l»tte  üßbilipp  nicEjt  blo§  nal^  Sejie^nnon. 

^aiiptfirc^en  34om@.  meldte  er  felbft  fd^on  in  fnil)e-  fonbem  mar  auc^  für  biefe  flteife  ein  geft^tct 

itn  Sabcfu  mit  SQoiliebe  gemai^l  tiatte.    51un  SBeiitittiafer.    Ueber^aupt  tnar  ber  SricIiqtiiW  i« 

mo^le  er  jie  al§  Q^ii&rer  großer  ^iroceffionen,  benen  feinem  3immer  uiefieic()t  ber  Ott,  Bon  bd  et  oa 

fi(^  liiert  bloß  bie  Sefucljer  bcä  Oratoriums,  fon-  fegenSreic^ften  mirfJe;   »erftanb  er  eS  boc^,  1« 

bem  aufeer  einer  großen  SBoITSnicnge  auct)  Diele  Seelen  oft  iDunherbarenneife  ju  bur<!bi<^auoi  loll 

5(Jriefler  unb  Orbenäleute,  befonberä  Dominicaner  ju  leiten.  So  mar  e8  benn  au^  fein  füpeftei  ia/f. 

unb  Äapujiner,  anfc^loffen.   Unter  ©ebften  unb  unermüblicfi  ftunben-  unb  tagelang  im  ©ei^tlW 

©efängcn  jog  ber  §eilige  mit  bieten  §unberten  au^ju^anen.  5luf  bemföebietebeilir^ltt^JW 

bon  Jhn^e  ju  ftin^e,  wobei  in  fiinfen  bcrfelben  unb  SBiffenfd^ft  mar  fein  ^influfi  niifit  miols    j 


2017                                      «Pl^ilippus  9leri,  ber  l^L  2018 

bon  flro^  IBebeutung  sum  »eften  bcr  ftird^e.  unb  SReinl^it  $u  fd^müien,  ju  f inblid^cr  SSerel^runß 

SBie  fd^on  ertoäl^,  bcrbanfen  bic  annalen  bc«  bcr  öon  i^m  fclb[t  fo  iitniö  geliebten  ©otteömutter 

SäaroniuS  il^m  il^re  ßntftel^ö;  aufeerbem  gab  aWaria  ^u  begeiftem  öerftanb.    ©em  eigentfidb 

er  ben  «nfbft  jur  ©rforfd^ung  ber  Äatatom-  t)oIitifd^en  Seben  ftanb  ber  ^eilige  fem.  2)od^  ^ 

bcn ,  unb  l^orrogenbe  »iffenfd^aftlid^  SDäerfe  be!annt,  toie  er  am  ßnbe  feine«  SebenS  unter  ®Ie- 

üBcr  biefelben  »urben  öon  ©d^ülem  beS  ^eiligen  menS  VIII.  jur  SluSföldnung  unb  greifpred^ung 

balb  mä^  beffen  Sobe  l^erauSgegeben.  ®ie  ganae  ^einrid^  IV.  burd^  SoroniuS  (f.  b.  Sri)  toefent- 

bomolige  gjrebigtweife,  bie  im  3(rgen  log,  refor-  lid^  beitrug.  Um  fo  naiver  ftanb  ^l^ilipp  ben  6ei- 

mirtc  er  burd^  fein  unb  feiner  Sd^üler  Seifpiel.  ligen,  »eld^  SRom  im  16.  Sal^rl^nbert  innerhalb 

©ioDonni  ^erluigi  ^eftrina  (f.  b.  »rt.)  ttunr  feiner  SWauem  fal^.  ®er  1^1. 3patiu8  öon  So^ola, 

^^UipJ)«  Seid^tfinb  unb  gfreunb  unb  ftarb  in  ber  1^1.  ffarl  SBorromäuS,  ber  $(.  gfelii  öon  Santa« 

een  armen.  Ueberl^t  toaren  bie  erften  Wu-  Udo,  mit  bem  er  nad^  ber  befannten  ßrjäl^lung 

:  Slom«  für  ^^ü\pp  unb  bcfonberS  für  feine  auf  offener  Strafe  um  bie  ^Ime  in  ber  S3er- 

Kiftlid^  ffiramen,  bie  Oratorien,  tl^ätig.    ©ie  bemüt^igung  ftritt,  ber  1^1.  gamittu«  öon  MiS, 

outen  ein  ©egengift  gegen  baS  bamaüge  Sl^eater  aud^  bie  1^1.  Äatl^rina  öon  SRicci,  bie  el^rto.  Ur- 

eitt  unb  erreid^ten  oud^  il^n  Smedf.    $^ilil)p  fula  Senincafa  unb  felbft  ber  1^1.  granj  öon  ©ale«, 

ettjpt  befafe  ein  reid^e«  pl^Uofopl^ifd^  unb  t^eo»  oüe  öercl^rten  unb  befud^en  ^^lipp  als  gfreunb 

logKd^  SDBiffen,  unb  »enn  er  im  erften  gfeuereifer  unb  SBerotl^er  ober  als  il^ren  ©eelenfül^rer  unb 

fettft  feine  ©üd^r  öerfauft  l^tte,  fo  na)^  er  als  fieiter,  aEe  fallen  ju  i^m  auf  »ie  ju  einem  l^eE- 

^[Jrleper  baS  ©tubium  mieber  auf ;  baöon  jeugt  leud^tenben  Seifpiel  ber  Sottfommenl^t.  ®eina]^e 

fomol^I  feine  ^riöatbibliotl^ef,  mld^  l^ute  no^  33  Saläre  toirfte  fo  ber^eilige  bei  ©an  ©irolamo 

einen  Reinen  S^eil  ber  öon  il^m  gegrünbeten  beOa  garitä.    UnterbeHen  öermirflid^te  ftd^  bie 

Vallicellana  auSmad^t,  alS  aud^  baS  Urtl^I  ge-  ^)ttui)tftiftung  bcSfcIben,  in  ber  fein  ®eift  unb  fein 

lel^rter  garbinäle,  loeld^e  il^n  in  »iffenfd^ftlid^en  SBirfen  fortleben  fottte,  faft  gegen  feinen  SDäiEen. 

gfragen  }u  Statine  gogen  unb  über  bie  3:iefe  unb  3m  3.  1564  nümUd^  n)urbe  $]^ili))))  öon  feinen 

©tünblid^feit  feiner  Silbung  ftaunten.   SEßaS  er  SanbSleuten,  ben  Florentinern  in  SRom,  erfud^t, 

on  eigenen  fd^riftfteHerifd&eu  arbeiten  befa^,  l^at  er  bie  Seitung  il^rer  bortigen  Äird^e  (Ban  ©ioöanni 

in  feiner  S)emutb  am  gnbe  feines  SebenS  oer-  in  ber  3täf^t  ber  gngelSbrüdfe  ju  übemel^men.  ®a 

btonnt   5Rad^  feinen  93iogral)b€n  fd^rieb  er  mit  er  ftd^  weigerte,  nötl^igte  il^  ^apft  3JiuS  IV.  baju, 

giD^  Seid^tigfeit  SBerfe  in  (ateinifd^er  unb  italie-  SDäol^ung  unb  Oratorium  jebod^  Durfte  ^fßipp 

itifd^er  ©))rad^e,  bie  öon  italienifd^en  gfad^mönnem  felbft  in  ©an  ©irolamo  bel^lten.  S)arum  lie^  er 

fel^  gelobt  mürben.  Srl^alten  finb  nur  nod^  brei  einige  feiner  ©d(|üler,  mie  SSaroniuS  uiü)  ^arugi, 

Sonette  auS  feiner  Sugenbjeit,  bie  aüerbingS  nid^t  )u  $rieftem  meinen  unb  gab  biefen  ben  Auftrag, 

tHm  gro^m  poetif d^en  SBertl^  ftnb,  imb  au^erbem  bie  ff ird^e  ©an  ©ioöanni  bei  giorentini  nad^  feinen 

eine  ©ammlung  feiner  SSriefe,  meldte  1751  ^u  SBeifungen  ^u  öermalten.  SDiefen  fd^Ioffen  ftd^  nun 

^bua  erfd^ien,  iebenfallS  aber  nid^t  öoUftönbig  ift.  einige  atibere  Sünger  beS  ^eiligen  an,  fo  ba|  in 

SBenn  ber  ^trliqit  fo  geleiert  mit  ben  ©elebrten  ber  ^1^  fd^on  bei  ©an  ©ioöanni  eine  Heine  ®e- 

toor^  mar  er  nod^  öiel  mel^r  unb  öiel  lieber  flein  noffenfd^jrt  unter  ^l^IippS  fieitung  ein  gemein* 

mit  ben  ffleinen.   äBaS  er  für  bie  armen  unb  fameS  Scben  fül^rte  mü)  feeleneifrig  mirfte.  äöglid^ 

ihanfen  tl^at,  ift  fd^on  ermöl^nt.  (Sx  tl^t  il^en  famen  biefe  ©d^üler  ^l^ilippS  nad^  ©an  ©iro« 

äbn  nid^t  bIo|  felbft  ©uteS,  fonbem  leitete  aud^  lamo  ju  ben  gemo^nten  Uebungen,  bis  ^tfjin  ^ofyct 

feine  ©d^üler  unb  greunbe,  bie  SSomel^ften  nid^t  fpäter  (1574)  bie  ^florentiner  bei  i^r  ftird^e  baS 

ausgenommen,  an,  eigen^önbig  in  ben  jhanfen-  Oratorium  errid^teten ,  morin  je^t  bie  geiftlid^ 

^önfem  unb  überall,  mo  bie  3loff^  eS  erl^ifd^te,  Uebungen  öorgenommen  mürben,  ^l^ipp  ftröidMe 

SBerfe  d^ftlid^er  Siebe  ^u  üben.  Sie  JHnber  aber  ftd^  nod^  immer  bagegen,  felbft  eine  Kongregation 

ttKtren  feine  Sieblinge.  ©ie  fül^Iten  ftd^  unmiU«  ^u  ftiften,  mürbe  aber  balb  burd^  bie  SSerl^tniffe 

(bttd^  öon  bem  liebeöoEen  SSaterl^er^en  $l^Ui)))>S  bei  ©an  ©ioöanni  unb  bie  SRüdfftd^t  auf  feine 

onge}ogen,  unb  feiner  ber  ^auSgenoffen  magte,  fie  ©d^üler  bagu  gejmungen.  3m  %  1575  ermarb  er 

Don  il^m  )u  trennen,  mod^ten  fte  aud^  öor  ben  be^l^Ib  bie  fftrd^  ©.  SRaria  in  iBaUiceOa,  lie^ 

Zieren  ber  ^ßatreS  nod^  fo  großen  Sörm  öoU-  bie  alte  ftird^  nieberrei^en  unb  in  grogartigem 

S^ren.  SBaS  il^n  babei  leitete,  fagte  er  felbft  mit  SRagftabe  eine  neue  aufbauen,  meldte  ^eute  nod^ 

m  Sßorte:  „@eme  mürbe  id^  il^nen  geftatten,  unter  bem  !Ramen  Ghiesa  nuova  (neue  ffird^) 

f^ol)  auf  meinem  SRüdEen  su  fpalten,  bamit  fte  baftel^.  2)aS  Oratorium  öon  ©an  ©ioöanni  mürbe 

ntd^tS  SofeS  tl^un."   auf  ber  ©trage  ftrömten  fte  öerlaffen,  unb  bie  ©d^üler  |ßpi))ps  fiebelten  nad^ 

i^m  in  ©d^oaren  ^u,  unb  an  fd^()nen  t$rüblingS-  ©.  9}tana  in  SSaEiceÜa  in  einen  möd^tigen  9leubau 

togen  fül^rte  er  bann  bie  Sugenb  l^inauS  in  ben  über,  in  bem  aud^  balb  eine  gebiegene  IBibliotl^f, 

®aiten  öon  ©an  Onofrio  unter  bie  berül^mte  bie  Vallicellana,  öon  $l^ili))t)  tingerid^tet  mürbe, 

loffo-eid&e,  marb  bort  ftinb  mit  ben  ftinbem,  frol^  ®urd^  SuIIe  ©regorS  XIII.  oom  15.  3uli  1575 

mit  ben  t^frobm  unb  nal^m  felbft  an  il^ren  finb-  ba}u  ermöd^gt,  errid^tete  ber  ^ilige  botm  enblid^ 

lid^  ©))ielen  freubig  ant^eil.  ©o  gemann  ber  bafelbft  feine  Kongregation  für  Sßeltpriefter  unter 

^lige  baS  ^ei^  ber  3ugenb,  baS  er  mit  3:ugenb  bem  ^itel  Kongregation  beS  Oratoriums  (f.  u.). 

ftirc^enlalfon.  IX.  2.  HufL  64 


2019 


$]^i{Tt)))u8  9teri,  ber  H 


2020 


\fpl\pp  fclbji  öerBUeb  aud^  jejt  in  feiner  armen 
äette  bei  ©an  ©irolamo;  er  tooute  nic^t  als 
feaupt  unb  Stifter  ber  neuen  Kongregation  er- 
fd&einen,  bis  er  fd^Refelid^  auf  SBefel^I  beS  S^\it§i 
am  22.  9lot>ember  1583  in  ber  neuen  SRefibcnj 
feine  SBol^ng  nal^.  ®ort  tmäffiitn  i^n  atte 
SKitglieber  troj  feineS  ©träubenS  gum  ©cneral- 
obem  auf  ficben§äeit.  SWit  ööterlid^r  STOIbe  unb 
^eiliger  fflugl^nt  leitete  nun  $l^iUp|)  nod^  beina)^ 

Sl^n  3a^re  bie  junge  Kongregation  nac^  ben 
ege!n,  bie  in  ©on  ©ioöanni  unb  tl^ilweife  fd&on 
in  ©an  ® irolamo  im  ©ebraud^e  gett)ef  en,  jum  Seften 
unb  jur  tJteube  feiner  ©öl^ne  unb  ganj  9tom§. 
1593  legte  er  fein  ^mt  niebcr,  unb  bie  Kongre- 

Sation  ertüäl^Ite  95aroniu§  ju  feinem  9lad^foIger. 
Do^  big  gu  feinem  Sobe  galt  er  ald  bie  ©eele 
unb  ber  93ater  ber  gangen  Kongregation.  —  S)a8 
8ebcn  be§  1^1.  $]^ili|)puS  9leri  ift  reid^  an  toun» 
berbaren,  übematürlidien  SBegcbenl^iten,  reid^  an 
aSBunbem  unb  aOBciöfagungen,  bie  Don  aKännem 
mie  ^roniuS  eiblid^  begeugt  flnb.  ^u|er  bem 
fd^n  oben  ßrtoäl^ntcn  fei  l^ier  nod^  ber  lobten» 
enoedfung  bed  14j[öl^rigen  Surften  ^ßoolo  SJlafftmo 
(1583)  gebadet,  bereu  ©ebenftag  l^ute  nod^  att- 
iöl^rltd^  am  16.  SRörg  fogar  mit  einer  eigenen 
TOefie  in  ber  ^uSfapcDe  beS  Surften  SWaffimo 
gefeiert  mirb.  Sfftatifd^e  Suftänbe  befonberS  bei 
ber  tJfeier  ber  l^eiligen  SWefJe  meierten  fid^  im 
Seben  be§  ^eiligen,  ie  mel^r  ftd^  baSfelbe  bem 
6nbe  näl^erte.  ©tunben!ang  öerl^arrte  er  bann 
in  93er|üdfung  Dor  ber  l^eiligen  Kommunion.  Um 
babei  Den  SlidCen  Ruberer  gu  entgelten,  l^atte 
er  fid^  bie  Krlaubni^  erbeten,  in  feinem  3i^^nier 
bie  l^eilige  5D^cffc  Icfcn  gu  bürfen,  unb  fclbft  ben 
Sruber,  ber  il^m  gur  5)?cffc  biente,  entliefe  er  geit- 
tücilig,  bamit  biefcr  nic^t,  lote  er  fagte,  burd^  feine 
,,Dkrr^eitcn"  in  ber  5lrbeit  geftört  mcrbe.  ©eine 
©otteeliebc  erftratjltc  nad&  aufecn  in  bem  füfeen 
fiäd^cln  beS  e^rmürbigcn  ©reifet,  in  ber  Qfreubig« 
feit  unb  Si^öf)Iid^feit,  mit  ber  ^^iIi^)pu8  3lcri  felbft 
feinem  ©ott  biente  unb  allen  ^Inbcren  ben  S)ienft 
©otteS  fo  ongencl^m  unb  leidet  gu  mad^cn  öcrftanb. 
3um  fd^önftcn  ^Iccorbe  aber  öereinigten  fidft  bicfe 
beiben  ©runbtöne  feinet  l^eben§ :  §ergenSfreubig« 
feit  unb  SiebeSghit  an  bem  5:age,  ben  er  fd&on 
längft  bcftimmt  al§  feinen  legten  öorouSgefagt.  %m 
f5rol)nleid)nam§fefte  1595  la§  er  bie  f)ctlige  Wcffe 
in  feiner  ^riüatfapeUe.  3)od^  anftatt  ba§  Gloria 
ftiue  gu  beten,  brad^  fein  ^ergcnöiubel  burd^,  unb 
er  fang  laut  ben  ©cfang  ber  IHebe  unb  ber  ^teube 
öon  ^2lnfang  bi§  gu  (f nbe.  3)en  gangen  3:ag  fafe 
er  nodf)  im  55eid[}tftuf)Ic :  ein  guter  ^irtc.  Salb 
nad^  Wittemad^t  ftarb  er,  am  26. 9Wai,  80  Saläre 
alt.  ©d^on  1615  marb  er  fclig  unb  1622  üon 
©regor  XV.  I^eilig  gefprod^en.  $Rom  ^ai  il^m  bie 
©anfbarfeit  immerfort  treu  gemalert.  Äeiner  öon 
ben  üicien  ^eiligen  KomS  ift  bort  l^eute  nod^  na_d^ 
bem  1^1.  ^ctruö  unb  neben  bem  \}l  ^lot)ftu§  fo 
öolfStbümlid^  mie  ber  bl.  ^^^ilipp  5«eri.  £er 
26.  gjiai  gilt  alö  ein  5?olf§feft,  an  bem  mt  unb 
3nng,  ©roj?  unb  fflein  bie  Reliquien  unb  bie 


3immer  beS  ^eiligen  in  unb  bei  ber  K^iefa  9hioMt 
ouffud^t.  93enebict  Xni.  mad^  feinen  Xobc^ 
gum  gebotenen  Sfefttag  für  Stom,  unb  feit  1726 
bis  gur  Kinna^me  StomS  (1870)  erfd^ienen  bk 
$äpfte  aUjä^Iid^  mit  intern  ^ofjtoate  an  biefen 
2:age  in  ber  fogen.  Kamilcata  gur  gfeier  ber  (ei- 
ligen ©el^eimniffe  unb  ^ur  Skr^enlid^ung  bcS 
1^1.  $]^i(ippud  9leri  an  feinem  (Srabe.  Wt  »et^ 
trägt  er,  felbft  t)or  ben  anberen  großen  SRonneni 
unb  ^iligen  9iom§  im  16.  S^^t^bert,  va^ 
bem  Urtl^eil  ber  ©efd^id^te  rote  im  Shmbe  bei 
SSoIfed  ben  Seinamen  beS  ^po^itU  Don  Stom.  - 
S)a§  fieben  be«  ^L  $]^ilit}))ud  9Ien  ttmibe  6e- 
fd^rieben  Don  P.  Antonio  (SaUonio,  ^riefter  lieS 
Oratoriums,  ©d^üler  beS  ^eiligen  wib  SerfBJter 
mel^rerer  SBiograpl^ien  t>on  heiligen  (ed  eiHim 
1600  gu  9iom);  t)on  P.  Sirolamo  Saniahd. 
Oberen  beS  Oratoriums  gu  9iom  (biefe  Mboi 
Siograpl^ien  tourben,  mit  9b)ten  ber  SoÜanbi^ 
Derfel^en,  DoQftönbig  aufgenommen  in  AA.  8S. 
BoU.  Mail  VI,  460  sqq.) ;  t)on  P.  $ietro  ekf 
como  ^cci,  !ßriefter  ber  Kongregation  beS  On- 
toriumS  (9lom  1622);  in  neuerer  3ett  Don  dof 
binal  Kapecelatro  (beutfd^e  Bearbeitung  Don  iaap, 
gfreiburg  1886).  ^ußerbem  ogL  mx^  Cui 
Wiseman,  Panegyric  of  St.  PhiBpp  Neri,  Lon- 
don 1856;  Moroni,  Diz.  XXIV,  296 «gg.; 
SReumont,  ©efd&id&te  ber  ©tabt  Sftom  III,  2, 498| 
"üHad)  bem  1^1.  $]^ili))))ud  dltn  merben  gtoeiSoü' 
gregationen  benannt^  Don  benen  iebod^  nur  \k 
eine  Don  il^m  felbft  gegrünbet  tnurbe.  K3  i{i  bk| 
bie  fd^on  oben  enoäl^nte  Kongregation  ber  ^rieftet 
be§  Oratoriums,  aud^  cinfadö  Oratorianer 
ober  ^Jß  1^  i  l  i  p  p  i  n  e  r  genannt.  9kc^bem  biejttte 
1583  unter  ©regor  Xin.  errichtet  nnir,  erhielt  jk 
erft  1 7  Saläre  nad^  bem  2:obe  bcö  ©tifterg  iit 
gefd&riebenen  Konflitutionen ,  ba  ber  ^lige  in 
feiner  SJemutl^  ftd^  ftetS  geweigert  ^atte.  )iMt 
nicber  juf  d^reiben.  Unter  bem  9?ad^f  olger  be§  1^1.  VÄ' 
lipp,  95aroniu§,  »urben  bie  JRcgclu,  mie  jic  p 
fieb^citen  bc§  ^eiligen  fd^on  längft  im  ©ebrowli 
gemefen,  mit  großer  ^ietät  feftgeftcttt  unb  botani 
öon  iVipft  ^ul  V.  im  3al^rc  1612  beftotigt.  Jic 
Kongregation  l^atte  ben  Sß^edf,  ba§  SOBiifen  bei 
l^eiligen  ©tifterö  in  feinem  ©eifte  nad^  Äiöfttn 
fortjufej^en.  Sie  eigentlid^en  3Qfiitglieber  wann 
SBcltpriefter,  bod^  pnben  Saien  al§  bienenbe  8rü« 
ber  aud^  Slufnal^me.  Kin  &au|)tmittel  jur  fr» 
reid^ung  be§  3tt>cdf§  mar  ba§  Oratorium  fiu  CoiflL 
mie  e§  nad^  ber  Kinrid^tung  be§  1^1.  ^l^ipp  inftw 
oud^  bis  1870,  mo  bie  italienifd^e  SRegienmgto 
Kongregation  il^r  Kigentl^um  toegnal^,  be^. 
®ie  ffleibimg  mar  anfänglid^  bie  ber  bamaligoi 
römifd^en  SBeltpriefter  unb  befielet  fo  l^eute  ro4 
al§  eigentl^ümlid^e  Orbenötradjt  ber  ^^ippino. 
©ie  ganje  SSerfaffung  trögt  einen  freien,  repufti« 
fanifd)en  Kl^rafter.  $l^ili|)pu§  9ieri  mollte  te 
neuen  Öanbe  anlegen,  ber  ©eift  ber  Siebe  joEb 
l^errfd^n,  baS  Seben  ber  erftcn  6.l^riften  fo  irid  (ä 
möglid^  in  ber  Kongregation  erneuert  »etbn. 
3ebe§  ^au8  beftel^t  unabl^ngig  Don  allen  ani«» 


2021 


$]^ili))))u8  SibeteS. 


2022 


gr  fid^  unb  iDöl^tt  ftd^  feKf}  feinen  Obern  auf  brei 
bI^.  Stnen  @eneraIobem  gibt  eS  nic^t,  nur  mit 
9^i))p  ^otte  man  bie  SuSna|me  gemocht  unb  il^n 
cnif  £ebenS|eit  bo^u  eüoöl^It.  Sie  einzelnen  9Rit- 
Blieber  mengen  meber  burd^  ©elübbe  noc^  Sib  an 
bie  Kongregation  gebunben  unb  fönnen  austreten, 
iDonn  fie  loollen.  Stud^  ein  ©elübbe  ber  ^rmut 
(rßel(ft  nid^t  9lÜe  ÜRitglieber  fteuem  junt  gentein- 
fomen  Unterl^It  nac^  jhöften  unb  bem  grmef|en 
bed  Obern  bei.  -  Sßie  ber  ^I.  $pi))))Ud  9leri  fu^ 
famge  ber  @rünbung  einer  Kongregation  miberfe^t 
^e,  fo  moQte  er  aud^  nid^t,  obgleid^  man  i^n 
Iridfad^  barum  bat,  9lieberlaffungen  in  anberen 
Stäbten  errid^ten.  S)od^  aud^  l^ier^u  toarb  er  ge- 
ndt^igt  @o  göl^Ite  bie  Kongregation  bei  feinem 
Zobe  fieben  ^öufer;  au^  9iom,  Üteapel,  bad 
unter  Zorugi  fe^r  blühte,  ^n  ©eoerino,  fiucca, 
Sfcrmo,  Palermo  unb  Kamerino.  92ad^  bem  Sobe 
^l^ippS  mud^  fte  rafd^  im  Saufe  bed  17.  unb 
18.  Sal^l^unbertd.  3n  Italien  unb  Sicilien  aQein 
ttmrben  iiber  100  ^ufer  errid^tet;  Spanien  l^atte 
21,  Portugal  6,  granfreid^  8.  S)ie  Stiftung  bed 
Carbtnold  SeniUe  (f.  b.  ^Irt.)  barf  jebod^  nid^t  als 
So>ti%  ber  Kongregation  beS  1^(.  ^l^ilipp  angefe^en 
locrben.  Stu^erbem  gab  eS  einzelne  ^öufer  in 
Oefterreid^,  Sirol,  Sägern  unb  in  ben  toeft«  unb 
oftinbifd^en  Stifftonen,  befonberS  auf  ber  Snfel 
Ceylon,  ^^e  jebod^  i{t  bie  Kongregation  burd^ 
bie  Ungunft  ber  Seiten,  maS  bie  ^Ingal^I  ber  ^öufer 
unb  3)Htglieber  angelet,  fel^r  gurüdfgegangen.  KS 
ffaiben  fi^  l^auptföd^Hdl  nod^  9lieberlaffungen  in 
mehreren  @täbten  StalienS  imb  in  einigen  @))a- 
ntenS.  S)a^  aber  ber  @eift  unb  bie  Stegel  beS 
^t  ^ffiiipp  aud^  in  unferen  Sagen  nod^  lebenS« 
bftftig,  boDon  jeugt  baS  frifd^e  KeiS,  toeld^eS  bie 
Kongregation  um  bie  9Ritte  biefeS  Sa^l^unbertS 

SB48)  in  ßnglanb  trieb  unb  baS  l^eute  nod^  in 
nbon  unb  Sirmingl^am  blül^t.  SRönner  mie 
Corbinal  9len)man,  ber  bie  Kongregation  nac^ 
Snglonb  Derpflanjte,  nad^bem  er  fid^  in  Stom  felbft 
mit  bem  fieben  unb  ben  Kegeln  ber  Oratorianer 
Mannt  gemad^t,  unb  äBiS.  gaber,  berfil^mt  burd^ 
^ne  aScetifd^ien  Sd^riften,  bie  Dom  @eifte  beS 
%t  ^%ü\pp  SReri  bun^me^t  fd^inen,  gierten  bofelbft 
bie  iunge  $flan}ung.  Ueberl^aupt  l^ot  bie  Kon- 
gregation fffx  ieber  3^it  burd^  SBiffenfd^aft  ober 
gfrömmigfettl^erDorragenbeSRännergu  ben  Siegen 

^''I^It.  Siele  t)on  ii^nen  mürben  gu  ben  l^öd^ften 
lid^  Sßürben  erhoben  unb  nid^t  menige  gdben 
bobei  rä^renbe  Seifpiele  ber  3)emut]^  nad^  bem 
Sorbilbe  beS  l^L  pUtp)),  fo  bafjie  nur,  mie }.  S. 
99anmiud,  unter  Stnbrol^ung  ber  Kicommunication 

Sr  Snna^me  beS  ^urpurS  gu  betoegen  maren. 
ie  beiben  erflen  Karbinöle  auS  ber  Kongregation 
UKiren  gfronceSco  9Raria  Sarugi  oon  9Ronte))uI« 
dano  rnib  Kefare  Saronio  oon  ®ora;  beibe  er- 
nannte Kiemen«  VIII.  (1596).  Snnoceng  X. 
mad^  1645  gum  Karbinal:  Oragio  ©iuftiniani, 
ber  feit  1632  KuftoS  ber  DaHcanifd^en  Sibliotl^f 
gemefen  unb  bie  (^c^id^te  beS  KoncilS  t)on  t^Ioreng 
gefd^rieben.  3)iefer  Sediere  mar  eS  aud^,  meld^ 


bem  1^1.  ^l^ilipp  bie  erfie  Jlird^e  gu  Korbognono 
erbaute.  S)er  t^ürft  Seanbro  KoUorebo  marb  Kar« 
binal  unter  3nnoceng  XL;  Suigi  SBelluga  SBifd^f 
unb  Karbinal  unter  KlemenS  XI. ;  t^ilippo  Ka- 
racciolo  Karbinal  unter  ©regor  XVI.  tmb  gule^t 
unter  Seo  XIII.  9lemman  unb  Kapecelatro.  9[u|er- 
bem  gab  bie  Kongregation  ber  ffird^e  üerfd^iebene 
tüd^tige  SBifd^öfe  bis  in  bie  neueften  Seiten.  5Dleb- 
rere  5fiamen  üon  ©ekl^en  fmb  oben  fd^on  auf- 
gegöl^U;  mir  fügen  nod^  l^ingu:  gfranceSco  unb 
2:ommafo  Sogio,  Oborico  Stinalbi  unb  @iacomo 
fiaberd^i,  bie  beiben  gfortfe^  ber  ^nnalen  beS 
SaroniuS,  ®  iooanni  Seoerano  unb  ißaolo  ^ring^i, 
bie  beiben  Herausgeber  ber  Roma  sotterranea 
oon  9Intonio  SBojio,  unb  auS  neuerer  3<it  9ugu- 
ftin  Steiner.  —  ueber  bie  Kongregation  ber  $]^i- 
üppinerinnen  f.  b.  3lrt.  (5Jg!.  Giovanni  Mar- 
ciano,  Memorie  istoriche  della  Congrega- 
zione  deU'  Oratorio,  Napoli  1693—1702, 
5  voll.;  Villarosa,  Scrittori  Filippini,  Na- 
poli 1837—1842,  2  voll.;  Moroni,  Uiz.  XXIV, 
279  sgg.)  l3of.  ^ilgerS  S.  J.] 

Tfl^itiv9ns  $ibef e$,  b.  i.  aus  @ibe  in  ^m- 
pl^Iien,  ^reSb^ter,  in  ber  erften  §älfte  beS  5.  Sol^r- 
l^nbertS,  l^interlie^  eine  SBiberlegung  ber  @treit- 
[d^rift  beS  ffaiferS  Julian  beS  abtrünnigen  gegen 
oaS  Kl^ftentl^m  unb  eine  ^^Kl^ftlid^e  ©efd^id^e" 
(XpiTTtavix^)  {(TTopia).  ®ie  lejtere  mar  nad^  @o- 
crateS  (H.  E.  7,  26—27)  ein  fe^  umfangreid^, 
in  36  SBüd^er  abgetl^IteS  SBer!,  meld^  t)or- 
nel^mlid^  bie  @efd^d^te  ber  d^riftltd^en  ffird^e  bar« 
fte&en  moUte,  aber  j^uftg  auf  „geometrifd^,  aftro- 
nomifd^e,  aritbmetifd^,  mufifalifd^"  unb  anbere 
©egenftönbe  abfd^metjteunb  in  feinen  gefd^id^tUd^ 
SuSfüldrungen  bie  dgronologifd^e  Orbnung  fel^ 
Dermiffen  lie^.  Ueber  bie  formelle  @eite  beS  SBer- 
!eS  urtl^lte  ^l^tiuS  (Cod.  35 ;  Migne,  PP.  gr. 
cm,  68),  baSfelbe  fei  au^erorbentlid^  mortreid^, 
befunbe  iebod^  mcnig  Silbung  unb  ®efd^madC  unb 
fei  geeignet,  Ueberbru^,  ja  äBibermiUen  gu  enegen. 
iBeU)e  Sßerfe  beS  @ibeten  finb  gu  ©runbe  gegangen. 
Kin  Kscerpt  auS  ber  Kl^riftlid^cn  @efd^id^te,  melc^ 
über  bie  SJorfiel^  ber  ale^anbrinifd^  ff ated^eten- 
fd^ule  l^anbelt,  beröffentlid^e  ib.  S)obmeIluS  (Dis- 
sertationes  in  Irenaeum,  Oxon.  1689,  488; 
ogl.  b.  3lrt.  aiejanbrinifd^e  Sd^ule  1, 526);  »eitere 
K^cerpte  auS  bemfelben  SQBerfe,  me(d^  t^ragmente 
Don  ^apiaS,  Don  ^geftppuS  unb  t)on  ^ieriuS  in 

Sif  bergen,  gog  K.  be  93oor  an'S  fiid^t  (Sej^e  unb 
nterfud^ngen  gur  @efd^.  ber  altd^ftL  Siteratur, 
l^erauSgeg.  oon  0.  ©ebl^rbt  u.  ^omadt  V,  ^eft  2, 
fiei^)gig  1889,  165—184).  ffiie  ©obmettuS,  fo 
fd^öpfte  aud^  be  IBoor  auS  einer  ^nbfc^rift  ber 
iBoble^ona  gu  Oiforb  (cod.  Baroccianus  142, 
8aec.  XIV/XV),  toeld^  eine  in  baS  7.  ober 
8.  Sal^rl^unbert  gurüdtreid^enbe  Sammlung  oon 
anonymen  ^uSgügen  ouS  gried^ifd^n  iKrd^en- 
^ftorüement^ölt(einlö|li(^befd^riebenoon  beSBoor 
in  ©riegers  Seitfd^rift  für  ffird^gefc^id^e  VI, 
1884,  478—494).  Kin  Fragment  beS  SejteS 
ber  Kl^ftlid^  ®ef(^(^te  felbft  ^  K.  3.  9leu- 

64» 


2023 


«pi^tHppuS  ©olitariu«  —  ipi^ilifler. 


2024 


tnonn  (Scriptorum  graecorum  qui  christia- 
nam  unpugnaverunt  religionem  quae  super- 
sunt,  Fase,  m,  Lips.  1880,  34)  ouS  einer 
^nbfd^rift  ber  fotferlic^en  SSiblbtl^e!  ju  3Bten 
9erau§jugeben  öcrfprod^en.       [Sarbcnl^ettjcr.] 

Tf^itivfus  ^oütaüns  (6  |xov(5tpoitoc),  SSer» 
foffer  jtoeier  öielöelefenen  SKoroIgebid^te,  ein  b^» 
Sontinifd^er  SWönd^ ,  lebte  jur  3eit  be8  ffaiferS 
5l(ejiu8eomnenu§  (1081— 1118).  SBeitere  5Rac^- 
rid^ten  über  fein  Seben  finb  ntd^t  erl^alten.  3)ie  jwei 
l^interlajjenen  SWoralgebid^te  finb  im  politifd^en 
Qfünfjel^nfilbenma^  gefd^rieben.  S)a§  erfte  ift  At- 
oTTcpa  (ettoo  Sugenbmeffer  ober  3:ugenbreöel)  be» 
titelt  unb  an  einenaWönd^  eoÜinicuS  (1096— 1097) 
gerid^tet.  @§  mürbe  Don  %  ^ontanuS  ol^e  StüdE- 
fid^t  auf  baS  5Ketrum  in  lateinifd^er  Ueberfe^ung 
unb  als  4  S3üd^er  umfajfcnb  l^erouSgcgeben  (Di- 
optrae  U.  4  sive  Amussis  rei  christianae  ad 
Callinicuin  monachum,  Ingolstad.  1604 ;  ah' 
gebrucft  beiMigne,  PP.gr.  CXXVH,  701—878). 
3laä)  beut  3^öwifl^  beö  93erfaffer8  beftanb  eS  au§ 
5  Sudlern  imb  ift  l^anbfdiriftU^  öoUftänbig  über- 
liefert. S)ie  ©ioptra  ift  ein  4)iaIog  gtt)ifd^en  ©eele 
tmb  Rbxptx,  in  nield^em  bie  @eele  eigentpmlid^er- 
toeife  al§  ©d^ülerin  auftritt,  unb  gel^ört  gu  ben 
intereRonteften  ^Bearbeitungen  be§  antifcn  %f)tma^ 
Dom  ©treite  gmifd^en  ©ecle  unb  fförper.  SWorali» 
flrenben  ^vfyili^  ift  nur  ba§  1.  begtt).  2.  93ud^, 
baS  fid^  über  bie  Siebe,  bie  9?otl^tt)enbig!eit  ber 
guten  SBerfe,  ben  SBert)^  ber  Serfud^ung,  bie 
Seid^te  u.  f.  tt).  öerbreitet.  S)ie  brei  übrigen  be- 
l^anbeln  bie  grfd^affung  ber  ©cclc,  il^re  Scrbin- 
bung  mit  bem  ^öxptx,  bie  SScrcbelung  ber  mcnfd^- 
Ud^en  5Ratur  burd^  bie  9J^enfd^tt)erbung  bc§  ßogo§ 
unb  anbcre  ant]^ropoIogtfd)c  unb  c§d)atoIogtfd^c 
tSfragcn,  einige  baöon  in  cigentpmlid^er  gaffung. 
S)a§  jttjcite  ©ebid^t  fü{)rtc  tt)al)rfd^einlid^  ben  2:itcl 
K).auHfjLoi  unb  würbe  im  Urtejt  l)crau§gegcben 
Don  @.  ^uDra^  (Bibliothäque  de  Tecole  des 
hautes  etudes,  fasc.  22,  Paris  1875)  mit  einem 
93erid)t  über  bie  §anbfd}riften  unb  einem  au§- 
gcbel^ntcn  ßommentor  unb  neuerbing§  öon  6.  ©. 
©l^urfburgl^  (The  Soul  and  the  Body,  Cam- 
bridge 1894).  S)er  Snbalt  ift  im  SBcfentlid^cn 
berfelbe  mic  ber  bc§  erften.  5ßt)ili})pu§  ftüjt  fid^ 
in  feinen  p^iIofo^)!)ifd^en  ^luSfü^rungcn  auf  ^lato, 
^riftotcIcS,  Biotin  u.  %.,  in  ben  t^eologifd^en  auf 
bie  großen  ffird^cnöötcr  be§  4.  unb  5.  Sal^rl^un- 
bertS,  bie  in  ber  fpätem  bQjantinifd^en  2:]^coIogie 
immer  mieberfel^ren,  unb  auf  jüngere  Xl^eologcn 
mie  ^f)eobor  öon  ©tubium,  3:]()eo})!)Qlaft  unb 
^x^ad  ^fcIIuS.  ®ie  gal^lrcid^en  ^anbfd^riftcn 
imb  bie  ruffijd^en  Uebcrfe^ungen  bcmeifcn,  ba^  bie 
beiben  ©ebid^tc  eifrig  gclcfen  mürben.  6§  finb 
aud^  ©d^olicn  baju  gefct)riebcn  morbcn,  unb  im 
13.  Sa^rl^unbcrt  gab  ein  gemiffer  ^l^ialite^  auf 
SJeranlaffung  be§  ßrgbifd^of^  ßuaoiluö  öon  SJ^it^» 
lene  eine  Umarbeitung  ber  beiben  ©ebic^te.  S)ie 
Umarbeitung  ber  KXaudfjLoi  l^at  S.  ^uöra^  feiner 
9lu§gabe  cinbcrleibt.  ©allanbi  legte  bcmfelben 
^t|ili|)|)U§  einen  Tractatus  de  rebus  Armeniae  I 


bei  (f.  Migne  I.  c.  879—902),  ber  aber 
größten  Sl^eil  bei  Sfaa!,  bem  Jtotl^oIifoS  Don%iiK- 
nien  (f.  b.  ^rt.),  mortmörtlid^  mieber!e](p:t  (Ifigne, 
PP.  gr.  CXXXn,  1237  sqq.)  unb  l6(mbfd^tijtiM| 
aud^  SemetriuS  Don  S^gicuS  gugefd^rteben  \b\A 
SS  ift  nur  ein  Xl^eU  au3  einer  löngem  ^^anb> 
lung  über  Slrmenier,  Sacobiten,  ei^aM^orier  unb 
Sateiner,  bieineinigen^onbfd^ftenauf  buS)io|rtm 
folgt.  ÜJlit  biefer  (teilen  anä)  gemöl^id^  einSnef 
an  ben  $re§bQter  SonftantimiS  über  bie  ^igo* 
Derel^rung  unb  eine  Heine  ^l^cmblung  über  baS 
le^te  Slbenbmal^I  in  Serbinbung ,  bie  el^  auf 
^ed^tl^eit  ^nfprud^  erl^dben  fönnen,  aber  no^  im> 
ebirt  ftnb.  (SBgl.  Oudin,  Gommentar.desGript 
eccl.  n,  Lipsiae  1722,  851  sqq.;  CeiPier, 
Histoire  gän.  des  auteurs  sacres  Xl\,  n.ei, 
Paris  1863,  82  ss.;  €1^.  @rau£^  in  berReTw 
de  Philologie  1880,  87;  Lambecias-KoUar^ 
Commentar.  de  Bibl.  Caesarea  V,  Yindob. 
1778,  76  sqq.;  St.  ihumbad^er,  ®efd^  ber 
bQsantinifd^en  Sitteratur,  SRünd^en  1891,  356; 
%  (SonnQ,  2)a8  Sobe^io^r  be§  ^eUoS  unb  bk 
^IbfaffungSjeit  ber  ©ioptro,  SB^aont.  Seitfd^  ffl 
[1894],  602  f.  ®ie  rufpfd^en  »earbeüungen  bo 
2)io))tra  bel^anbelt  9)1.  SSe^obro^oD  im  Zomvd 
beS  aJlinifteriumg  ber  SoIfgaufQänmg  OCXG 
[1893],  5»0Dember]^eft,  27—47  [Dgl.  9}%.  3dt. 
fd^rift  IV,  1895,  172  f.].)  {%.  &p!kaA.] 

^I^xtiflet  (c^pwVb,  c-»ntD^.s,  T.YY  älX&^fxi, 
Sulg.  Philisthüm,  Philisihaei,  Philisthini, 
Palaestini  [f.  b.  3lrt.  ^olafttner]),  eine  im  SOia 
Seftament  oft  genannte  SSöfferfd^ ,  toel^  bm 
3§racliten  ja^rbunbcrtelong  ben  93eft^  be«  SB(^- 
jorbanlanbeS  unb  bie  nationale  ©elbftänbigfct 
ftreitig  mad^te.  S)er  ©t^mologie  nac!^  maren  b« 
^l^ilifter  bie  ©emol^ner  beä  nur  bei  ben  Si^taH 
be§  eilten  3:eftamente§  genannten  2<mbe§  ^lejc^ 
(n«Vs),  be§  fi)ätcni  ^aläftina,  b.  1^.  be§  ©üboiS 
unb  SBeftenS  Don  ganaan.  9Jad^  il^rem  Urfpnn^ 
aber  mareu  bie  ^l^iliftcr  eine  d^amitifd^e  3?öllerj(^ 
(®en.  10, 14),  meldte  fid^  Don  ben  (Jl^öluün  obgr» 
jmeigt  l^atte  (@en.  a.  a.  O.)  unb  juerft  bei  ben  6a|j^ 
torim  (f.  b.  5lrt.)  öftlid^  Dom  ög^ptif  d^en  Selto  ffioi- 
nung  gefunben  l)atte  (^m.  9,  7).  3ur  3eü  Hbm« 
tiamS  §atten  fic  fid^  meiter  norböftli^  gebogen,  Rot- 
ten bie  femitifd^e  Sanbc§fprad^e  angenommen  unb 
in  ®erara  eine  ^errfd^aft  gegrünbet,  »eld^  i^ 
Uebergang  au§  ber  nomabifc^en  jur  feß^often  2<« 
benSmeifc  bcjcid^nete.  ßu  Ic^tcrer  lub  fie  bie  übci* 
au§  gro|c  grud^tbarfeit  bc§  8anbe§  ein  (DgL  ©ol 
26,  12).  «ei  Sunal^me  ber  SeDöIferung  nwrai 
fie  gcnötl^igt,  \\d)  nod^  mcitcr  au^jubel^ncn,  unb  fo- 
lüo^I  i^r  Urf^)rung  in  ber  SRecre^niebcnmg  S 
bie  ertragSfäl^igfcit  be§  ffioben§  DeranlaBten  jif, 
bie  norbmefllid^  am  SWeere  fid^  l^ingicl^e  ©cnc. 
bie  fogen.  Sep^ela,  ju  bcfiebeln.  S)ort  fonben  p 
al§  ältere  ©cmol^ner  ben  ©tamm  ber  ^DDün  (='^ 
®eut.  2,23  in  ber  SSuIgata  tnit  ben  c^-n  oberöe- 
Däcm  Dermcd^felt),  einen  Oteft  ber  f  emitifd^en  SHfföi' 
beDölfcrung,  mcl^e  fid&  juerft  in  ^läflina  nieber» 
gelaffcn  l^atte.  ®iefen  mad^ten  bie  ^^ilifler  ha 


aSefi^  btS  Sonbe«  ßreitig  unb  rDttcttn  fu  auS 
(Ind.  2,  23),  Bit^t  o^e  ba|i  btr  ntinm  S^ 
berftlbm  in  b*r  p^iliftäij^en  Slntion  aufging  unb 
i^  fpflltr  hit  SRtcten  litjertt,  Riel^  oIB  SBoifämpfer 
für  fw  auftiQim  (1  ©dtn.  J7,  4.  2  ©am.  21, 
16—19).  @o  narb  au^  bag  aDt)iti|t^t  @aja  (f.  b. 
nit)  tini  p^liftäild^  @tabt  unb  bilbde  balb  btn 
SRitttlpunlt  cincä  fclbflänbignt  ©ttneiniucfme, 
iielKn  bem  flii&  Pier  dKittrt  ©läbtt  mit  [tmiiift^en 
Siomni,  ascclon,  ^Ijohi^,  ®ttt)  unh  Slccoron,  qIB 
StilttItJunfle  äi^ü^n  Mnn  Staatm  ei^odtn. 
Dieft  (ün(  ©cmeinrotien  ftonben  in  tngem  SBre- 
hmä)t,  fo  bo^  bie  $t)ilifter  nac^  ou^en  t|in  immci 
nur  a\$  trat  tinjige  Station  erji^tinoi.  Sine  joit^t 
SuSEiilbung  unb  SJerJoffung  DoHsog  fi(i)  toä^renb 
btr  3eil,  ba  bit  SSraelÜen  in  aegtjpttn  ebenfalls 
)u  einer  Station  trmuä))tn.  3m  @egen[aj)  ju  bic|en 
aber  mann  bit  $!)i{tfiet:  burdi  Sagt  unb  ^([dEiaf' 
fen^t  i^rcB  Bo^nfi^  nie  bur^  ba§  iSeifpicl  btr 
9Dt>im  t)tranla|t,  bie  f^on  in  @erara  betretene 
Saltm  gu  t>erfoIgen  unb  ben  Scferbau  mit  oKen  in 
fttnem  befolgt  ftt^tnben  iBeft^äftigungtn  ju  pflegen 
(9Hd)t.l5,5.  lSüm.13,20).  So  mürben  fie  ju 
rintm  blü^ben  unb  mä^gen  Sialte,  bem  bie  no- 
mobifi^  33i^atltlen,  als  fit  au6  91egt))ilen  famen, 
bei  ftinbli^m  Anprall  ntd^t  gemactifen  gemefen 
toSien  unb  be^twlb  ou3  bem  SIBtge  gt^tn  mu|ten 
(Cj.  1 S,  1 7).  Söei  ber  großen  grtrog§jäl)igItit  befl 
SobcnS  blieb  boS  ptiiliftäif^  £anb  eint  flonf 
Eatntner  für  bie  bena^barttn  Staaten  (4  ffän.  8, 
2),  unb  baa  „«(Jbiliftennttr"  (ISe.  23,  31)  lub 
jäm  €(biffbau  unb  jum  ^anbtl  tin;  ®aga  unb 
lUcdon  btfafien  eigene  ^en ;  auf  boi  SBilbmtrf en 
bot  Meg^ptet  erfii)eintn  bie  Spbilifltt  ol9  Seinbt, 
ntl^  gu  ®ä)\\\  angreifen,  unb  noii^  bet  alejon- 
brinif^  Uebtrfe^  Bon  3[.  11, 14  ^t  ba§  Sin- 
bctthn  an  bie  ^'^rjeugt  oer  Sß^Uifter  btmatirl. 
ttm  1200  t).  SEir.  fiil)rten  fie  tinen  erfotgrtid^tn 
ftiicg  mit  ben  <£ibonitm  (Jost.  18,  3);  ouS 
dtDoS  frii^erti  3(it  flammt  bie  eiftt  Sta(^nc^t  unb 
SbbUbung  einer  Stcfc^laitit  jmifi^tn  ätameneS  HL 
Mn  atgqpten  unb  ben  „^ulofto"  (Souti  9lu3 
«tflgptenB  SBoijeit,  EBerlin  1881,  361;  SÜJiebe- 
monn,  ®^ä)\äik  öon  91lt'9Itg5ptm,  galto  1891, 
144).  5)enn  fcbon  frül)  ^Iten  bie  ^bü'f*"  neben 
ben  Äünften  bei  SriehenS  audr  eine  hiegtrifc^e  9lu§' 
UDning  mg  Sugt  gtfagt,  ju  meld)er  bit  Sbene, 
wmitntlii^  iDegtn  ber  Damaligen  ÜSermenbung  Don 
Ärifflaoaaen  (iKii^t.  1,  19),  befonbtm  Sorft^ub 
:  WfWt.  Sie  »eft^reibung  1  ©am.  17,  5—7 
•  Itiflt,  bafi  bie  $b''if''>^  ^^  <^>^  friegerifc^en  %u%- 
f  lAfhing  feinem  SJolfe  bamaligtr  ^t\t  na(|ftanbni. 
^  Sii4  bie  Organifation  btr  ffneg§mad|t  martDoIjl 
;  fUititegt.  Siie  militärif[f)e  @tmalt  ru^c  nic^t  in 
^  ben  (länben  onbertoeitig  Dor^anbtnec  Scfiorben, 
'■■  fonbem  Idot  eigentn  !Btfet|lSf|abcm  anbtrtraul, 
y  YKliSft  ben  Sitel  o-no  (Mirfit.  16,  8,  SBulg.  aa- 
^  tnpM,  3of.  13, 3  reguli)  führten  unb  nur  Jiaä) 
^  oOflemeineT  EBeicie^ung  a\iä)  c-^s,  principea 
bei|en(j.S9.1©om.l8,30).  Im i^  ftelä  fiinf 
"  '    n  (3of.  13,  3.  DKd&t.  3,  3.  1  Sam.  5,  8), 


ifiet.  2026 

fo  ift  nnjimel&men ,  ba^  jfbe  ber  srofien  ©täbte 
einen  berfelbeti  (teilte.  SDiefelben  ^bellen  ge- 
meinft^afllitb  (3ii^t.  16,  8.  1  ©am.  5,  8);  nir- 
genbmo  mirb  ein  tin^iger  f^üfiret  ober  tin  Ober» 
5<iupt  fämmllicljfr  ^UjUifl«  cimai^nt.  S)ie  Sßürbe 
eines  flünigB  fdjciiit  fidi  ^Icii^mD^I,  ber  ©itte  , 
btB  9tllert6ums  entjprtdjeiib,  in  einjetnen  Stäbten 
auSgebÜbet  ju  liaben ;  (^ifrnra  ^tte  flönige  mit 
bem  ftebmbtn  •Jfamcii  Slbimcled)  (@tn.  20,  2; 
26, 1).  3ur  Seit  5)aoibB  gab  rt  in  ©et^  nebtn 
btn  c-i-iD  einen  ßünig  S^iS  (1  ©am.  27,  2; 
Bgl.  29, 2),  unb  jur  3eit  ber  ?[Jerfer^rrft^ft  roitb 
@aja  angebro^t,  eS  foDe  o^ne  flbnig  bleiben  (3aii). 
9,  5).  lieber  bot  roeitem  gultuijuponb  ber  Spbi" 
lifter  finb  icir  roenig  unterrid^tet.  3^rt  SRtligion 
mar  bem  caiiaanäifi^en  9iaturbienft  Bemanbt.  ©ie 
nenbrlen  benXiagon,  ber  inSgotuB  einen  Stmptl 
Iiattt;  ba§  iBilb  bcBfelbtn  fyitit  ein  menf^Ud^tB 
t)aupt  unb  jroei  öönoe  (1  ©om.  5, 4),  jeigfe  abtt 
jtbenfall§,  btr  iBebtntung  beS  [ßamenB  gemä§, 
einen  g^ifclileib.  ^aBfelbe  tnirb  Don  ber  ^erfeto 
gellen,  toeld^t  nad)  SSiobor  (2, 4)  in  perfifc^er  3nt 
JU  ^IBcalon  Derc^rt  unb  oIS  @attin  bt3  S^agon  an- 
geftfien  iDurbe.  SSieUeii^t  ift  bieg  bie  nämli^e 
©Dltin,  roeltbe  bie  lnüizt  ©d&rift  ouB  ©aul8  Seit 
als  Slftarolb  (ennt  unb  meiere  einen  eigenen  Stem- 
pel ^te  (1  ©am.  31,  10).  SBd  bieftr  Semptl 
mar,  mirb  unS  ni^t  gejagt;  ba  in  btmfelben  bit 
3ßaffen  ©ouIS  aufge^ngt  mürben,  barf  fit  Diel- 
lei^t  qIB  bie  'Afpo&iTr,  Oüpavt-rj  betrachtet  merben, 
beren  Sempet  Öerobot  in  SlScoIon  als  uraltes 
^eüigt^um  gefefen  ^atte  (1, 105),  unb  bieß  mürbe 
bie  Borgebrai^te  5Bermutbunc  bepätigen.  Sufeerbem 
Dere^iten  bie  $t|ilifter  gltiq  ben  ganaonitem  un- 
tergeorbnete  @Dtt^eitcn,  meli^e  bie  ^ilige  ©^rift 
als  cV.^  jufammcnf a|t ;  ju  i^nen  gehörte  bei 
='aTsja{iBeeliebub,ZEÜea7ri(jiui'Jc),btrin9lcca" 
ron'  aufgefii^t  mürbe  (4  fliJn.  1,  2).  Suc^  bteft 
tourben  mie  bie  ^auptgottbeiten  bilblid^  baige- 
PeOt ;  bie  Silber  \wi>  bie  =-33_;  ober  idola,  aeli^ 
bit  ^ilige  ©d&rift  mü  SJeroi^ng  nennt  (1  ©am. 
31,  9). 

3n  Serü^ng  mit  ben  Israeliten  mußten  bie 
Sßbilii'n'  ioglfi^  6ti  beien  5lntunft  in  Hialäftino 
gerate,  rneÜ  baS  pl^üipäifcbe  äerrtlDrium  in  bem 
i^ncn  gelobten  Sanbe  einbegriffen  unb  fpecitE  bem 
©tamme  3"ba  übetmieftn  mar  (3of.  15,  4,  11. 
45—47).  Mein  jur3"t  Sofuf'S  »ar  bit  6r- 
obtning  biefeS  Sanbftric^  noi^  niii^t  gelungen 
(3of.  13,  2.  3),  unb  in  ber  iRid^teräeit  gelang  fit 
nur  t^eilmeife  (SRtc^i.  1,  18.  19)  unb  Dorübcr- 
ge^enb  (3of.  13,  2.  SRid^t.  3,  3).  I)ni  neuen  9In« 
lommlingen  gegenüfitr  füllten  bie  ^^iliPw  fiiJ^ 
fet)t  balb  ftarf  genug,  um  gum  Angriff  übtriu- 
gel)en,  unb  btganntn  bomit,  buic^  rauberifd^e  Ein- 
fälle baS  SBtftlonb  SSraelB  unfu^er  ju  machen 
(Mid^t.  5,  6).  3twir  lonnte  ©amgar  buo^  ein 
lü^eS^lufgebDtberfianbbeDDltenmg  bit  ^^tliptr 
in  ilir  Sanb  jurüdfroeifen  (Sidbl.  3,  31) ;  oUtin  \o 
ßfl  3§ratl  anbtrmeitig  bebröngt  mar,  erfi^ienen  bie 
^^Uifter  oon  9leuem,  um  gu  rauben  unb  gu  pliln> 


2027  q^l^ilifler.  2028 

bcm  (SRid^.  10,  7),  unb  Bolb  foratten  fte  fid^  Sribut  (2  »ar.  17, 11),  KS  unter  bai  «ngrijfni 

totWt  Sanbftreden  botmö^tg  mad^en  (Stid^t.  15,  beS@Qrerd|mjaeIbe{fm  tmiete@d^nKU^3uZiage 

11).  2)er  Jtleütmutl^  ber  3§raeliten,  tueld^e  fic^  ben  ttat.  QkS^  ttmtbe  unter  ?ioQ§  Don  &a§ael  ecobeit 

friegStüd^tigen  92ad^bam  nid^t  getDod^fen  glaubten,  (4  ffön.  12, 17),  lata  ober  isnter  beffen  ^lod^Iger 

toarb  3h)ar  eine  Seitlong  burd^  bie  ^elbenfroft  ^enabob  iDieber  an  äSrael  jurüd  (4  ftön.  13, 

@amfon8ge]^oben;aIletn er fonntenur  anfangen,  25):  balb  iDU^te  ed  ftd^  tnieber  felbjUhibig  fi 

2tdrael  Don  ben  ^l^iftem  su  befreien  (SHd^t.  13,  ntod^en,  bis  OaiaS  mit  ftorfer  fyxvb  bie  Uübt« 

5),  infofem  e§  ben  SSraeliten,  unt  beren  3od|  ab-  ntä^igleit  ber  ^l^ifter  brod^,  bie  ÜRauetn  Mm 

jufd^ütteln,  Dorerft  nod^  an  @otte§  @nabe  \Dxt  an  ©etl^  unb  anberen  ^l^iftaifd^en  @tabttn  mäxt* 

eigener  Xüd^tigfeit  gebrad^.  92ad^  @antfon§  Sobe  reiben  lie|  unb  bie  weitere  fieiftimg  Don  XzärA 

bel^nten  bie  $|Uifter,  DieOeid^  toeil  il^  Sanb  für  er^toang.  Meinfd^on  unter  %c^a3  gingen  bie^^« 

bie  toaäfimht  iBoIfömenge  nid^t  ntel^  auSreidgte,  lifter  toieber  }um  Singriff  über  tmb  nal^men  loetir 

il^e  pöne  m\itt  au§  unb  fielen  mit  ^eereSmad^t  Sanbftrid^  Don  3uba  in  9efi|  (2  $or.  28, 18), 

in  ba§  ©ebiet  be§  Stammet  3uba  ein,  um  ftd^  h)ie  e§  fd^on  burd^  ^](nc&  angebrol^  tooibm  Qf. 

bagfelbe  gu  untenoerfen.  2)ie  ftegreid^  @d^Iad^  9, 11. 12).  9113  bonnS^c^iad,  um  Don  berimi^ 

bei  9l|)]^c  mad^te  Jie  ^u  Ferren  bieftö  SanbeS,  unb  fenben  @ro|mad^t  Slff^rienS  nid^t  erbrüdt  ju  &«* 

h)enn  aud^  ber  @5ott  SSraelS  fld^  burd^  9Bunber  ben,  fid^  an  Sleg^pten  onfd^Io^,  mai^  ba§  jfSß» 

unter  ben  ^l^iliftem  Derl^Iid^,  fo  blieb  bod^  baS  ftäifd^  Sanb  ber  3cnt!a))fel  unb  gugleid^  ber  Ancgl- 

@übn)eftlanb  il^en  5ing))f(id^tig  (1  @am.  4,  1  fd^aut)Ia^  für  bie  beiben  genomtten  SRöd^.  Väa 

bis  7,  2).  @rft  als  @amuel  bie  SSraeliten  iDieber  @argonS  gfelbl^erm  %fyxttfym  gogen  bie  9f/fm 

3ttr  99u|e  unb  gttr  @efe^eStreue  }urüdEgefü]^rt  l^e,  gegen  ^t^pim  unb  erobert  sunöd^  flicM  oß 

gelang  eS  il^nen,  unter  feiner  gfül^ng  ftd^  ber  ben  Sd^Iüffel  für  il^  tt>eiteren  Operationen  (3j. 

übermütl^igenStad^bamunb^BebrüdEer^uertoel^ren,  20,  1.4.5).  SargonS  IRad^Iger  Sennad^ 

unb  foIangeSamuellebte,  mußten  bie  ^l^lifterftd^  30g  nad^  eigener  Eingabe  auf  feinen  3nfd^xifta 

innerl^alb  ber  @rensen  il^reg  fianbeS  l^en  (f.  @am.  (@d^raber,  ßeilinfd^.  u.  31.  %.  291)  ebenfalls  K 

7,  3 — 14).  SBöl^renb  ber  SRegierung  @auIS  er-  in  boS^l^ifterlanb  unb  legte  aff^nfd^Sefojpmgn 

neuerten  bie  ^l^ifter  mit  loed^felnbem  ®IüdE  il^re  in  beffen  fefte  @töbte.  ^uä^  Slfar^c^bon  bd^ 

SinföUe  in  baS  iSraelitifd^e  Sanb  auf  ber  ganjen  tele  ben  93e{t|  an  ber  SßeereSfufte,  unh  fo  bü 

n)eiten  ©ren^Iinie  bis  norbmörtS  jur  Sbene  Sejrael  Slgot  aff^rifd^,  bis  eS  nad^  29j[ö]^ger  99elagfnni|) 

(f.  b.  9lrt.)  f^  unb  brangen  norbbftlid^  bis  jum  ®e-  Don  ^fammetid^  erobert  lourbe  (Herod.  2, 157). 

birge  Oelboe  Dor  (1  ©am.  31, 1  ff.).  @aulS9lie-  3n  biefer  Seit  ttmrbe  oud^  baS  »l^tpedoiÄ  wn 

berlage  unb  %oh  erl^öl^te  il^re  ©iegeSjuDerfid^t,  fo  ben  ©c^tl^n  übcrfd^toemmt^  toie^crobot  (1,105) 

ba^  fie  il^re  ^eereSl^aufen  bis  in  bie  9iä]^c  Don  3e-  erjöl^It,  unb  loie  bie  ^rop^eten  bcS  ^Iten  Xejio- 

rufalcm  Dorj^obcn,  um  fid^  ber  $erfon  beS  neuen  mcntcS  fd^on  angcbro|t  l^otten  (Sopl^.  2,  4  % 

ffönigS  S)aDib  ju  bcmäd^rtgen  (2  ©am.  5,  17. 18.  3er.  1, 14 ;  3, 18 ;  6,  22).   ®amit  ging  9legö|>» 

1  ^ar.  14, 13).  ®aDib  fam  i^nen  juDor,  griff  fie  tenS  ©ouDeränitöt  über  bie  ^^iliftcr  miebcröfi* 

jtocimal  im  %i)ai  Sofl^aim,  fübwcftUd^  Don  3eru-  loren;  benn  92ed^ao  loar  genötl^igt,  ©aja,  b(ß6e* 

falcm,  an  unb  errang  gro^c  6rf olge  über  fie ;  beim  robot  ftab^tiS  nennt,  auf  feiner  9Hi(öe^  au§  «r 

erften  3)lal  fielen  il^re  ©ö^enbilber  in  feine  §änbe,  ©d^lad^t  M  SKcgibbo  ju  belagern  imb  ju  erobern, 

beim  jioeiten  mal  fd^Iug  er  fie  bis  in  il^r  Sanb  5Rad^  bem  2:obe  biefeS  ftönigS  blieb  ^l^üiftoa  1IK^ 

jurürf  (2  ©am.  5, 17—25.  1  $ar.  14,  8—16).  ber  ©treitobjcct  jttifd^en  Sleg^ptcn  unb  bem  wn 

Son  nun  an  erfrf)eincn  bie  3Sracliten  ben  ^pi^ili«  ben  gl^albäem  bel^errfd^ten  SSob^lonien.    £aS 

flcm  gegenüber  alS  ber  angreifenbe  %l)til ;  fieben  ©d^idtfal  beS  jübifd^en  Steid^S  unter  Slobu^obc« 

3al}re  fpäler  befriegte  S)aDib  fie  in  il^rem  eigenen  nofor  gab  ben  ^l^tUftem  ©elegcnl^cit,  i^m  oltn 

Sanbe,  eroberte  @el^  mit  beffen  ganzem  ©ebiete  §afe  gegen  bie  Subcn  DoEen  Sauf  gu  kffen ;  ha« 

(1  ^ar.  18, 1)  unb  benal^m  fo  ben  ^l^iliftem  bie  pir  »urben  fie  Don3lobud^obonoforge5üc^,al5 

2Köglid^feit,  loieber  SluSföIle  in  baS  iSraelitifd^c  biefer  Don  3:9ruS  auS  nad^  ^leg^ptcn  50g  (gj.  25, 

Sanb  ju  ttagen  (2  ©am.  8, 1).  3u  ©alomonS  15  ff.  3er.  47,  1—7).   ®leidjl)eit  beS  Un#ß 

Slcid^  gel^örte  baS  gefammte  Sanb  ber  ^l^ilifter  fd^eint  biefen  §afe  gemilbcrt  ju  l)<ien;  beraijur 

(3  ffön.  4,  21) ;  ber  ffönig  Don  ©ell^  war  i^m  Seit  ©SbroS'  waren  cS  aud^  pl^iliftäif^  gtaum. 

tributpflid^tig(3ffön.4,21.  2$ar.9,  26).  S)ie  Don  benen  bie3ubcnfid^  fd^eiben  mu^(2eh. 

Xl^ilung  beS  SRcid^eS  nad^  ©alomonS  2:ob  fiel  13,  23  ff.).  93ei  biefer  Oelegcnl^it  erfa^tra:, 

aum  aSortl^eil  ber  ^^l^ilifter  auS.    SRoboam  ^toax  ba^  bie  ^l^ilifter  in  ^jot  nic^  me^r  bie  ^ebräkte 

befafe  fo  Diel  ftaatSmännifd^e  ftlug|^eit,  ba^  er  SanbeSfprad^e  rebeten;  Dcrmutl^Udi  ^ebergfl* 

®et^  als  SSormauer  gegen  bie  unfid^em  Unter-  Denl^anbel ,  ben  3oel  3 ,  4  ff . ;  ?(moS  1 ,  6— ^ 

tränen  befefligte  (2  ^ar.  11,  8);  oUein  im  nörb-  i^nen  Dortoerfen,  fd^on  bem  ©ricd&ifd^  wr^ßr» 

lid^cn  Sleid^  Demad^läffigte  man  eine  fold^e  SSor-  f^enben  ©influ^  bereitet.   3ur  3eit  aioKnäo* 

fid^t,  fo  bafe  bie  ^^ilifter  baS  ju  ®an  gel^örige  b.  ®r.  toar  &aia  ju  einer  Dolfreid^en  unb  iktsaä 

(Sebbet^on  »egnel^men  unb  fid^  barin  befeftigen  feften  ©tobt  l^erongewad^fen,  fo  ba|  fie  bem  &* 

fonnten  (3  ffön.  15,  27;  16,  15).  S)aS  fübUd^e  oberer,  alS  er  na|  ber  erftürmung  Don  Xifn^ 

JÄeid^  l^ielt  bie  5[Jl|ilifter  nieber  unb  jioang  fie  5U  feinen  ©iegeSjug  nad^  9leg9ptcn  ri^e,  auBc» 


2029                                                     ^l^illipS.  2030 

orbentfid^  ©d^tDurlgfeiten  bereitete.  3tt3ei  9)ionate  war."  9lm  14. 3Jlai  1828  legte  er  mit  feiner  ®e- 

bauerte  bie  SBerennung,  bei  toeld^er  aiejonbcr  felbft  mapn  in  ber  §ebtt)igSfird^e  ju  SScrlin  boS  triben- 

ttrieber^olt  in  gro^  SebenSgefol^r  geriet^.  S)er  enb-  tinifd^e  ®Iauben§befenntnt|  ab.  ®icfe  fonnte  bei 

Ixäft  gaU  ber  ©tabt  foftete  nic^t  bbfe  10000  ber  ben  bamals  l^errfd^enben  anjd^auungen  il^m  feine 

aSertl&eibiger  baS  fieben,  fonbem  mad^te  aud^  bem  günftigen  9lu§pd[)ten  für  eine  amtUd^  £aufba!|n  in 

SReft  ber  l)]^Uiftäijd^en  gultur  ein  gnbe,  infofem  ^reufeen  eröffnen,  obwol^l  er  burdji  feine  grünb- 

j^  ber  ^DeniömuS  in  bem  ganjen  ffüftenlanbe  lid^  unb  aud^  formell  boBenbeten  Vorträge  }u 

fernen  6inäug  l^ielt.  ©eitbem  ift  bie  GJefd^id^te  Serlin  einen  ungettJöl^nlid^  gol^Ireid^  Sul^örer- 

^l^ifläoS  in  bie  SBirren  ber  ©iabod^enl^rrfd^  freiS  um  fid^  berfammelt  l^tte  unb  al8  ^Berliner 

öerflod^    5Rod^  einmol  ttjerben  bie  $]^ilifter  UniöerfitätSlel^rer  aud^  weitere  onerfonnt  tüd^tige 

1  9Kad^.  3,  24  genannt;  ob  bieft  nur  eine  ge-  SBerfe  öeröffentlid^te.    gr  tourbe  bon  bem  aOW- 

fd^id^tlid^  SReminiScen^  ift,  ober  ob  bamit  nod^  bie  nifter  öon  9lltenftein  confequent  ignorirt.    ®a« 

Settflänbigfeit  ber  WftPet  atö  einer  Sofferfd^ft  l^er  folgte  er  1833  einem  Kufe  oI§  3lQifi  im 

öorauSgefeji  wirb,  lö^t  fid^  nid^t  entfd^eiben.  ©pä-  9Kinifterium  be§  3nnem  nad^  SMünd^,  too  er 

ter  fmb  jie  ouS  ber  ©efd^id^te  öerfd^tounben,  ba  ber  1834  jum  orbentlid^en  ^feffor  ber  Siedete  an 

9luSbrudi!llaXat(rcivoibei  ben  gried^ifd^en  ©d[)rift-  ber  Unioerfität  ernannt  tourbe.  3n  ber  ba^rifd^ 

fteUent  Dielbeutigen  ©inn  1^.  (SSgl.  ©tarf,  Qiayi  ^u))tftabt  trat  $|^iHip§  in  enge  ^ejiel^ungen  gu 

unb  bie  |)]^iliftaifd^e  jlüfte,  3ena  1852 ;  S.  9}Ut)er,  bem  jheife  au§ge5etd^ueter  Jtat(|olifen,  meld^em  bie 

©efd^id^te  beS  aiterti^umS  I,  ©tuttgart  1884,  beiben  ©örre«,  9}fö]^Ier,  SöDinger,  SRingSeig  u. «. 

639 ;  ©d^maO^,  3)ie  IRaffe  ber  ^^^iUfter,  in  ^iU  angel^örten.    9II3  baS  93orge]^en  ber  ))reu|ifd^ 

genfelb«  3ritfd^r.  für  toiffenfd^ftl.  %f^tol  XXXIV  Regierung  gegen  ben  Sr^bifd^of  6(emen8  auguft 

[18911, 103  ff.  255.)                     fßaulen.]  bon  fföln  unter  ben  fiattjolifen  Seutfd^Ianbö  eine 

If fuRps,  ®eorge,  SonDertit  unb  berühmter  gemaltige  9)en)egung  l^eroorrief,  grünbete  $]^illi))3 

SleddtSlel^,  marb  am  6.  Januar  1804  in  JtönigS-  mit®uibo  @örre3bie  „^iftorifd^-politifd^lBlötter 

6erg  geboren,  tt)o  ftd^  fein  SSater,  ein  ßnglönber,  für  bad  fatl^olifd^  3)eutjd^Ianb'',  bie  balb  großen 

als  Kaufmann  niebergelaffen  l^atte.  3n  religiöfer  SinfXufe  gewannen.  ®ie  ÜRitarbeit  an  biefer  3cit" 

Sejiel^ung  nnir  ber  93ater  ^od^fird^Ier,  bie  3Rutter  fd^rift  l^inberte  il^n  nid^t,  aud^  in  ben  f olgenben 

(icedbQterianifd^ ;  bie  gkimilie  mar  reid^  unb  l^d^-  3<4ten  l^orragenbe  miffenfd^Iid^  SBerfe  §u 

ongefel^.  9Rit  18  Salären  bejog  @eorge  $(|illipd  Xage  gu  förbem.  ^roorjul^eben  ftnb  namentlid^ 

bie  Unioerfitöt  SBerlin  unb  ftubirte  Ked^tSioiffen-  biebeiben  erften  93änbe  feineS  „ffird^red^tS",  bo8 

fd^ ;  ber  i^m  liebfte  Seigrer  mar  D.  ©abign^.  ^o]tpf)  oon  ®örre§  gemibmet  ift.  ©einer  SSJirt- 

9)on  93erlin  begab  er  ftd^  nad^  ©öttingen,  mo  bie  famfeit  in  älhind^en  mürbe  1847  burd^  befannte 

SSortröge  Sid^l^omS  il^n  für  ba3  ©tubium  beS  Sorgönge  ein  iä^e§  Snbe  bereitet,  unb  in  ben 

germanifd^  iRtäß  begeifterten.  ^ier  ermarb  er  @tur§  ^bel§   mürbe   aud^  ^^iUi^^d   mit  fed^ 

aud^  bie  iuriftifd^  3)octormürbe.  3m  3.  1825  anberen  fatl^olifd^n  ^rofejforen  üermtdfelt  SBie 

trat  er  juerp  fd^rMtellerifd^  l^or  mit  bem  „95er-  jum  po^m  bot  man  il^m  eine  SRegierung§rat^8- 

fud^  einer  ^rfteuung  be§  angelföd^ftfd^  Sted^td''  fteUe  in  fianb§!|ut  an,  me(d^  er  natürlich  able!|nte. 

(Oöttingen  1825),  ber  in  gac^freifen  fe^r  günftig  3n  ben  3al&ren  1848  unb  1849  mar  ^pi}« 

aufgenommen  mürbe.  Um  bie  @ejd^id^te  be§  eng-  SDUtglieb  ber  gfranffurter  9tationa(DerfammIung 

lifd^  3ltdß  nod^  genauer  ju  ftubiren,  mad^te  er  unb  gel^örte  ber  gro^beutfd^  Partei  an.  3tn  3* 

eine  Steife  nad^  Snglanb.  ®Ieid^  nad^  ber  9lüdE-  1850  nal^m  er  einen  9hif  an  bie  Unioerfttöt3nn3- 

fel^  l^obüitirte  er  ftc^  1826  für  beutfd^  Stecht  an  brudf  an,  mürbe  aber  fd^on  im  f olgenben  3al^ 

Der  Unit)erfität  ju  SSerlin  unb  mürbe  fd^on  im  f ol-  für  beutfd^eS  Sed^t  an  bie  SBiener  Uniöerfttöt  be- 

genben  ^afjtn  jum  aufeerorbentlid^en  $rofeffor  er-  rufen.  iBalb  barauf  erhielt  er  bie  f.  f.  ^ofratl^- 

nannt  3m  %  1827  erfd^ien  alS  f^rud^t  fetner  mürbe.  93on  SBien  au§  bet^eUigte  ^\ä)  $pi))8 

©tubienreife  nad^  Snglanb  ber  erfte  Sanb  ber  mieberl^olt  an  ben  ©eneraloeifammlungen  ber  ffa- 

^ßnglifd^  Sleid^-  unb  Ked^tdgefd^id^te  feit  ^n-  tl^olüen  3)eutf(^Ianbd.    ^ud^  mar  er  ^röftbent 

(unft  ber  9lormannen''  (53erlin  1827 ;  II.  93b.  beS  ßentralcomiteS  jur  ©rünbung  einer  freien 

ebenb.  1828).  Um  biefe  Seit  lernte  er  ben  6rimi-  fat^olifc^n  §od^f(^ule  in  ®eutfd^lanb.    9ln  ber 

noliflen  3örd!e,  einen  Konöertiten,  fennen.  ®ie-  SBiener  Uniöerfität  bocirte  er  bis  ^um  6nbe  be« 

fer  mürbe,  mie  ^^^tUip§  felbft  fagt  (gSermifd^te  ©ommerfemefterä  1872.    gr  ftarb  am  6.  ©e})- 

Sd&riften  H,  SOBien  1856,  606),  baS  SBertjeug,  tember  1872  auf  feiner  93iUa  am  Sligener  ^rfe 

beffen  (Sott  fid^  bebiente,  um  i(|n  gur  fat^olifd^en  bei  ©alsburg.    9ud^  $pi|)§  fd^rfi'te  @egner 

JKrd^  ju  führen.   „3arrfe'8  geifl-  unb  glauben«-  müjfen  eingeftel^,  bafe  er  ein  üRann  üon  Ueber- 

öolle  aSBorte  über  bie  SBal^r^eit  ber  fatl^olifd^  geugung§treue,  ein  fel^  l^onagenber  ©ele^rter 

INrd^e  moren  nid^t  an  mid^,  fonbem  an  eine  anbere  unb  ein  überaus  anregenber  afabemifd^  Sel^ 

^ßerfon  gerid^tet,  aber  fte  mürben  burd^  ben  fymä)  mar.  ®urd^  feine  firddenred^tUd^  Arbeiten  trug 

ber  göttlich  @nabe  in  mein  iQtri  (^^^^  ^^  mel^  j  er  mefentlid^  ba^u  bei ,  ba^  in  immer  meiteren 

Seburftigen)  geme^t,  mö^renb  )UDor  hwcä)  ©tu-  fatl^olifc^en  ftreifen  in  S^eutfd^Ianb  bie  ftreng  fird^ 

btum  ber  ©efd^u^e  unb  beS  ffirt:^nred^t3  mein  lid^  Sted^tSgrunbfö^  gur  Geltung  gelangten. 

93erftanb  für  iene  SBa^rl^t  empfönglid^  gemad^ :  äBeld^e  93ead^tung  iene  arbeiten  aud^  im  SuSlonb 


foiibtn,  trfwlit  man  au§  Coli.  Laeensis  VH, 
Frib.  1690, 1285.  aJithur* Gomd^t«  in  «n 
%iriiKil>ien.  jtiium  )\t  n^  Qu6  bur*  grünblit^t 
larficUuiig  in  hinpiiidim  gntiuidlung  btr  (itdj- 
liAtii  3t«biäini"iiiuic  aii*;  bagtgcn  tommt  mit- 
umtr  ta#  gclHn^c  3t(4i  in  btr  loifiellung  rtwaä 
lu  tun-  9*en  itintn  auwrarbtiUliA  jablnitötn 
eÄTihen  Tint  tit  ipütigiim:  Tturcbt  ©«iAiiftte 
mii  l^i.-ir.Ni{T  SüÄndii  oui  Ädiijicn,  Sfdit  unb 
5iaili«n-«'-.:T-.2.  Sfiiin  1S32  ii.  1S34,  2  »bt.; 
Äirica^xi:.  ÄtatnJt-rii  1S45— 1872,  7  SSbt, 
tr.-r.  =:itTrcn  Serien  nnit auflagwi).  öortgeft^t 
I^-•'^«  r«  i.V:I  rm  9?ciinii  (8.  »b.,  1.  -Hbtt).. 
Sf-r-i'-^-l^^V":  2cji>"<iic  Ä(i<fe-  unbSw^ta. 
'^ji;i„    iv-"±0  l!45,  S.  «Up.  1856;  5)ie 

fj.r*^^--i;ä  s.  a-jü.  ibtnulgEgcbcn  Bon  SRou« 
tjr  ^Ef-rihÄ  1*^?!.  Uine  lolfiniff^e  Uebef 
^ji^-'sfi  ti^ri=i**  gab  J^tring  ^rouä  (Com- 
~l^i'-^  i^-i],.  JtMiib.  1875).  'WiiBerbem  uielt 
r-^'r^i^-"-i*  *^^''  ""  ^"  „^iflorifc^-pDliti' 
ij^'^;^'  :2;?  für  bie  frftt  IHuflage  ht§  grci- 

^jr-  3  N::  Sipungäbcri^tcii  btr  (niferlitfttn 
j.!'.^Z-j['nt  Siiwnif^fttn  ju  SBim,  btrenSJtit- 
t;''r''RK:.  ^mS^til  erld&ienm  biejdbtn  ge- 
GrW-  -*  ,^nnii(^te  Sc^ripen  ddh  ©eorge 
S-.il-4'  -■:  3  *änhoi,  SBim  1850  unb  1860. 
■fo""-  «lurjbud),  Siogr.  CeK.  bc§  Äaiiert^umi 
C/';n7f:i XXII.  aSitn  1870,  211  (f.;  9io[en- 
-ji:.''v."SwniKnbilbcr  1, 1, 2. 9lufl.,  ©iftafftiaiiftn 
•<-  4:;!«.;  s.'it.  :öonbwcifn  1872,  399;  Mg. 
N^-vÄ  i'iogr.  XXVI,  80  ff.)  [Scd.] 

^if*.  nullt  UitleT]d)ti;be  Don  anbeitn  bebeutcn» 
V.lwr.!wnibicic*9iamniS0iibäuä  jubniaimt, 
:'-;  :v:  ^.■'iiupriittltder  bet  grtcc^iirfciübiji^cn  Sicli- 
;:.--jr^ilPii'l'lli«.  iDtlrfie  eine  l^erfc^mfl^ung  bct 
irj-V:!  iJ&ilüiDp^ie,  ini-licioiibciE  he^  ^'IdtDniä- 
--.-*  mit  bfr  jübiic^eii  3ieligiort  onflrcbte.  Sie 
ic-M  ilircH  ^ouptiij)  ju  'JUejnnbriü  in  9ltgi)ptcu. 
S^lcbiitflä  reiften  bie  cqtcn  'Jln|iinge  berartiger 
¥f:ii[d)c  DirQeidit  bi§  in€  biitte  uort^iftlit^e  Sa^i' 
;::nP(rt  surürt ;  jic  jinb  iiibcft  mit  £icl)crl)eit  jii- 
tö\  bei  bcm  nleianbiinijdjen  onbeii  Slriftrbulul  {}. 
i.  Slrt.)  lim  160  D.  (5l)r.  iiatljmeisbar.  ^'titlo  ^at 
iiutt.  attc  DOTotigegangeiieit  '■l*cjlTcbiingeii  jiijatti* 
iiitnfiinc'ib,  olä  (ejter  unb  bcbtntcnbfter  9?ertretet 
biejer  £djiilc  ein  iiad)  jebet  Siidiliiag  l)iii  ouSgc 
jl(fiil)tle^  äljftcni  aufgc(teUt,  mcld)c5  Borroiegenb 
einen  tl)eofiipI)ii4cn  y^omlter  (rftgt  unb  inel)t 
ober  njeniget  S'iirlQufer  ber  tE)eoio}il)ii(^en  Sijflcnie 
bet  9Jeiii)ijlt)nflciteet  iinb  be§  ^Jicnvlitont^mnä  (j. 
b.  9lrt.)  gerooiben,  ober  aai)  itidjt  p^nt  ffitifluß 
auf  bie  altd)Tiftlid}e  €peculattpn  geblieben  ift. 

1.  lieber  ÜLlt)i(D'§Seben  miffen  mir  mcnigunb 
füp  nur,  n)o4  nnS  feinen  eigenen  Wittöci Jungen 
gelegentlit^  ^rOorgebt.  "Hiad)  Jofcy&u^  (Antt. 
18,  8.  1),  eufebiug  (H.  E.  2,  4,  2.  3)  unb  §ie- 
ronyinni  {Do  vir.  ill.  11)  war  et  jii  Slleron- 
btjn  geboren  unb  flammte  «uä  einer  ber  reicbften 
mib  angefe^etiften  gamilien  beä£anbe#,  bie  fogar 


^ilo.  2032 

bem  $ricftergcj(^(t#te  angehörte,  ©rin  SnilKrl= 
fo^  (ni^t  fein  Stubet ;  ogl.  ßioolb,  ©eitb.  m 
toolteS  3ätael3  VI,  3.  Ku§g.,  ©ötlingen  l&j-, 
259  f.)  tcat  9tlabat(]^,  b.  ^.  SBoifle^  ber  altian> 
bnmft^en  Subenfe^ft.  Sein  @cE)UTl^jo^  i^  uc 
bttannt.  ^a  $^ilo  fcboc^  im  gingemge  jeiiui 
£diriit  De  legatione  ad  Cajum,  bie  um  4'i 
n.  (Hir.  gcfd)rie6tn  fein  muß,  fti^  felbft  etnm  Snis 
(vdfiL..)  nennt,  fo  börfK  et  jiniit^en  20-3iJ 
o.titr.  geboren  fein ;  er  »at  foniit  ein  öltetei  Seit- 
gciiDtfe  (S^fli.  9tu(i  über  ^^ilo'S  ©übung^gmig 
ift  iiiditl  betannl.  ^  isirb  fic^  in  feiner  ^'ata- 
itail  jene  retcbe  unb  oUfeitige  ^ilbung  foDobl  in 
her  iiii)ij<t)en  ais  audi  in  bei  griec^ifdien  3äifin> 
fd;iiit  cnootben  ^ben.  toel^e  mit  Steigt  an  i^ 
immer  beiDunbert  tnoiben  ift.  äebenfoUä  na&m 
er  unter  feinen  ©toubenSgenoiien  eine  örraoi' 
togenbe  Stellung  ein;  et  wotb  jum  Sü^nt  unb 
©pre(^er  jener  ©efonbtft^ajt  erloten,  wtläjt  w. 
%  39  ober  40  n.  6t|t.  non  ttr  äg^ptiii^  ja* 
benfi^aft  nini^  9tam  an  ben  flaifet  Saju§  Soligiila 
gefc^idt  natb,  um  Don  biefem  Aaifei  Sibtiilje  gegen 
Sie  nngercd)tcn  S^ejotionen  feitenä  beä  römifitcn 
Statt^terä  unb  gegen  bie  blutigen  3ubenbt»E 
feitenä  bc§  ^eibnif(|en  ^bbete  ju  eifJe^ien.  Ti« 
@efiinblfd;aft  mar  refultotloi,  inbem  bet  bamiill 
beni  SBatmfinn  beteit§  na^e  fiaifet  ^bilo  unb 
feine  35egleiter  l|3d}ft  ungnöbig  rntlieg-  %ilb  nadi 
ber  ^eimtet)r  auä  Slom  mii^  l^itiilo  geftortien  fein. 
iod)  ift  fein  SlobeSja^r  nic^t  jU  tnnitleln.  Sil 
ÜJIittfjeilung  be#  gufebius  (H.  E.  2,  17,  1 ;  tgL 
Hier.  Db  vir.  ill.  II),  !l)^ilo  fei  nodi  ein  ;DKtii 
Wal,  unb  jlDät  unter  Äaifei  t£laubiu3.  na<4  SL"« 
gclommen,  fyibc  bei  biefer  @elcgcnf)eit  ben  Spoial 
|tetni^  perfönlid)  teitnen  gelernt  unb  mit  i^ 
8reitnbfd)üft  gefi^loifen  (fo  bap  er  olfo  Dieüeiit 
ßbrift  gerootben  wäre),  ift  nidjt  enoeiäbat.  — 
^t^ilo  ift  einet  ber  merhoürbigflen  unb  ciniluG- 
reid)fien  Mannet  feinet  3eit  u>ib,  wenn  man  n>n 
beiti  (ipoftolifdien  Greife  abfic!)t.  jebatialls  ^ 
geiftig  |)erOocragenb)te  Wann,  ben  bie  3uben  üUi' 
^upt  bamalä  befoHeit:  ein  leid)  begablet,  bi:nli 
umfaffeiibe  £tubien  nnb  eine  Dcrtraute  S^etoiiif 
fdjüft  mit  ben  Sdiäticn  bet  griei^ifrfien  Sitemtin 
niie  mit  ben  beiligen  ¥üd|etn  feines  3.1olIe3  gcb*..' 
beler  Öcift,  oon  emfler  g'^i' mm i gleit  unb  fei'teri 
Stauben,  feinet  Spanne  nnb  ganjen  ^Silbung  irnt- 
@ried)C  nnb  ein  l^o^er  3)eroiinberet  bet  mUiCen 
!^^iIo|Dpt)ie,  babeiglcit^moblein  teertet  unbädde; 
^ube,  glaubig  unb  boUei  ^egeifiening  füt  ieine  iHf 
Itgton  unb  jein  9.^olf,  je  bei  grögte  '^Ipologei  U: 
göttlif^cit  Ctfenbarungunb  feineä  ^lolteä  gegenüber 
ber  ^ibennielt  feinet  jjeit,  3ii  feinen  9lugen  finb 
bie  Silben  Don  Önit  gleitftfom  ju  ^rieflem  «t^ 
^rrp^etcn  beftimmt  fut  alle  SPülfer.  3^ie  gcttli* 
inipiritlen  £d)tiften  fmb  il)m  ber  SnbegriÄ  '^ 
aßiffen^,  bie  einzige  Cuetlc,  fo  irrt^nm»lD9,  büB 
nii^t  ein  einjigeä  JBoit  barin  o^ne  llbftdit  imS 
SJebentuiig  i^\  ja  bie  Snipiration  erfrterfl  fut  ii:' 
gar  auf  bie  Ueberfe^ung  ber  Septuaginta.  ^Uei:: 
obroo^l  feinem  innerften  S:enten  nad|  gonj  3-'* 


2038 


^Yüo. 


2034 


unb  bem  {hengften  SuctoritötdglouBen  ergeben,  un- 
tofd^eibet  fld^  ^l^Uo  t)on  feinen  iBoIfögenoffen  bod^ 
iDieber  burd^  eine  rüdl^UIofe,  bei  einem  3uben 
Mt  unerüärlid^e  SBemunberung  l^eSenifd^er  ^l^tlo- 
ppf)\t  unb  Silbung.  (Sx  rebet  Don  ^lato  al§  bem 
®ro^  unb  ^eiligen,  ]ptiä)t  bemunoemb  Don  ber 

[igen  ©emetnfqoft  ber  ^^tl^goreer  unb  gefiel^ 
gu,  bafe  e§  fxd^  aI8  SBiege  Der  SDBiffenfd^en 
itnb  einer  U)af rl^aft  menfd^lici^en  Silbung  Dor  oJDlen 
Säubern  ber  Wtli  auSgeid^ne.  SBenn  er  aud^  bei 
feinem  @Qftem  gur  @runblage  bie  iübifd^e  2)og- 
matif  nimmt,  fo  ift  il^  bie  gried^ifd^e  $^tIofo))]^ie 
bod^  ein  unentbel^rlid^eS  ^ilfSmittel,  unb  er  mad^t 
einen  ausgebeizten  @ebraud^  Don  ben  Selben 
oSer  |)]^Uofo))]^ifd^en  S^fteme,  namentlid^  $Iato^d 
imb  ber  @toa ;  [a  er  ift  loeitl^ergig  genug,  nod^  bem 
SSorgonge  ber  ©totfer  felbft  in  ben  WeligionS- 
m9t$en  bed  ^olQtl^eiSmuS  nod^  einen  tiefem  93a]^r> 
lieitSgel^It  gu  entbedEen.  Sr  Derbietet  bedl^olb,  bie 
l^bnifc^en  ®ötter  gu  fd^mal^,  »enngleid^  bie 
Serirrungen  beS  ^etbentl^umS  bitter  gu  beüagen 
feien.  3)iefe  gange  gegen  baS  fonft  fo  ejclufioe  3u- 
oentl^um  fd^  abfted^enbe  S)enhmggart  ^l^ib^S 
foibet  nun  freüid^  |um  guten  ^l^eil  baburd^  il^re 
SrÜörung,  oa^  er  oer  DoQen  Uebergeugung  ift, 
oQe  bie  Dielen  SBal^rl^itSelemente  in  ben  3Rt)t]^en 
iDie  in  ben  t)Pofo|)]^ifd^en  ©t)ftemen  ber  ©ried^en 
flammten  urfprünglid^  Don  ben  Suben  l^er;  aUe 
gried^fd^  SBeiSl^eit  fei  im  @runbe  genommen 
nur  ein  SluS^u^  ber  göttlid^en  Offenbarung  an  bie 
3uben;  bie  jübifd^en  ©efeje  feien  gu  ^ettencn  unb 
Sarbaren,  ja  gu  aEen  iBößern  gefommen ;  OrDj^euS 
fei  mit  90lofe§,  ^^tl^agoraS  mit  S^remiaS'  @d^» 
lern  in  ^eg9))ten  betannt  geworben;  bie  grte« 
d^ifd^en  ©efe^eber  unb  $]^tIofo))]^en  litten  ben 
^ßentateud^  gefannt.  Um  bie|  alleS  gu  bemeifen  unb 
jugleid^  ben  gebilbeten  Reiben  feiner  3^t  bie  il^nen 
frembartigen  „barbarifd^en"  SnftitutionenunbSSe» 
griffe  ber  Suben  munbgered^t  gu  mad^en,  bagu 
mu|  $]^Uo  eine  auSgebel^nte,  beinal^e  fd^ranlenlofe 
oHegorifd^e  SluSIegung  ber  l^etligen  Sd^riften,  gu- 
mal  ber  ®cnefi3,  bienen.  SBenngleid^  er  ben  SBort- 
finn  fcine§tt)eg§  überaE  Dertoirft,  fo  ift  il^m  bod^ 
ber  aOegortf^e  Sinn  ftetd  bie  »auptfad^e,  unb 
feine  Stelle  ber  l^etligen  Sd^rift  ift  nad^  il^  gu- 
gleid^  ol^ne  einen  l^öl^em  @inn. 

2.  «18  ©d^riftfteUer  ift  5ß]^üo  öufeerft frud^t- 
bar  gemefen.  2)ie  befte  biSl^rige  @efammtauSgabe 
feiner  9Ber!e  bef  orgte  2:]^oma8  5Kange9  (gried^if  d^en 
lejt  mit  lateinifd^er  Ueberfejung  nebft  auSfu^r- 
lidl^en  unb  Dortrefflid^en  $ro(egomenen  über  bie 
^nbfd^riften  unb  frül^ren  SluSgaben),  fionbon 
1742,  2  93be.  S)aran  fd^Iie^en  fid^  bie  2lu§gaben 
üon  ^Pfeiffer  (ßrlangen  1785  ff.;  unDoUftönbig), 
»id^ter  (Seipgig  1828  ff.)  unb  bie  2aud^niJ'fd^e 
©tereot^lxmSgabe  (Sei^gig  1851  ff.,  8  93be.),  fo- 
toie  Xifc^enborfS  Philonea  inedita  (Seipg.  1868, 
mit  einer  Dortrefflid^enpraefatio).  S'ieuegfragmente 
ebirte  SBenblanb  (Berlin  1891),  ber  ^uglcid^  eine 
neue  $]^Uo-«u3gabe  in  «ugftd^t  fteEte.  3)ie  (latei- 
nifd^)  Xitel  ber  ]^u))tföd^Iid^ften  @d^riften  ftnb 


nad^  SJlange^'S  «uSgabe  folgenbe:  De  mundi 
opificio  (SrHörung  bed  Sed^tagemerteS  im  aEe« 
gorifd^  @inne);  Legis  allegoriarum  LL.  III 
(über  ^rabieS  unb  ©ünbenfoB) ;  De  Cherubim 
(@en.  2,  24) ;  De  sacrificio  Caini  et  Abeli  ; 
De  posteritate  Caini  (®en.  4,  2  ff.);  De 
gigantibuB  (@en.  6);  De  agricultura;  De 
plantatione;  De  ebrietate;  Resipult  Noe  (bie 
Dier  le^tgenannten  l^beln  über  Die  ©ef^id^te 
3lot'§);  De  linguarom  confusione  (®en.  11); 
fed^  ^l^anblungen  über  «bral^m  (®en.  15 
bis  17);  De  somniis  (®en.  28.  37.  41);  De 
Josephe;  De  vita  Mosis  LL.  IIE;  femer  eine 
3ttiljt  Don  Slbl^blungen  etbifd^en  gn^t^  aber 
ben  3)ecaIog,  beffen  eingelne  ®ebote,  über  Stitual« 
gefe^,  ^rieftertl^um  uiü)  0})fer  fowie  über  ein- 
gelne Sugenben  (De  caritate;  De  poenitentia; 
De  forütudine).  iBormiegenb|)biIofo|)]^ifd^en3n« 
l^alteS  fbib  bie  @d^riften:  Quod  omnis  probus 
Über  sit;  De  vita  contemplativa  (über  bie 
%f)txQptuitxi),  beffen  Sd^tl^eit  Don  9Rand^en,  iebod^ 
aus  nid^t  gang  ftid^l^altigen  @rünben,  begmeifelt 
tDirb) ;  De  nobilitate ;  Quod  mundus  sit  incor- 
ruptibilis.  Snblid^  l^iftorifd^en  2N^aIte§  fitü): 
In  Flaccum  unb  De  legatione  ad  Cajum,  beibe 
baS  3.  unb  4.  95ud^  ber  im  Uebrigen  Derlorcnen, 
5  SBüd^er  umfaffenben  ©d^rift  „3)ie  ©d^idffaleber 
Suben  unter  6aiu8"  (DgL  Eus.  H.  E.  2,  5,  1). 
3.  S)ad  Sel^rf^ftem  ^l^üo'S  rul^t  auf  ber 
©runblage  eines  ftrengen  2)uali§mud  Don  ®eift 
unb  aWaterie,  Don  @ott  unb  SDBelt.  —  3)ie  ®otte§- 
lel^re  ift  eine  SSerfd^melgung  bed  iübifd^en  SRono- 
tl^eiSmuS  mit  bem  ^latontdmud,  mobei  aud^  Ele- 
mente ber  ftoif d^en  $]^iIofo))]^ie  aufgenommen  ftnb. 
3nbe|  meidet  "^f^üo,  tolt  fpöter  ber  9leu))!atonid- 
mu8,  Don  $Iato  fd^on  barin  ab,  ba|  er  bie  gött- 
liche XranScenbeng  über  bie  9BeIt  fd^ranfenlod  em- 
t)orf d^raubt ;  er  l^ebt  @ott  felbft  über  ben  vooc  unb 
„bie  3bee  be«  ®uten"  l^inauS  unb  erHört  baS 
SBefen  @otteS  für  eigenfd^S«  unb  namenlod,  für 
unbcfinirbar  urüb  unerlennbar.  SBirerfennen  nad^ 
$^iIo,  ba|@ottift;  tt)a3  er  iebod^  ift,  bleibt 
und  Derborgen.  93on  aEen  9{amen  @otteS  ift  nur 
ber  3e]^oDa-9tame  |)ofttiD,  aEe  anberen  93eftim- 
mungen  bagegen  negatü).  SDBeld^  Attribute  man 
©Ott  aud^  beilegen  miE,  fei  eS  SBeiSl^eit,  Xugenb, 
®üte,  Sinbeü  ober  @d^ön^,  fo  ift  ®ott  mel^ 
als  aEeS  bie^  meifer  als  bie  äBeiS)^,  beffer  als 
baS  @ute,  f^öner  als  bie  @d^ön]^it,  einfad^er  als 
bie  etnbeit  unb  feßger  als  bie  @eligfeii  SS  m 
uns  gIeid^h)o]^I  nid^t  Dermel^,  nad^  unferer  9Beije 
Don  ©Ott  gu  reben  unb  il^  bie  Smigfeit,  Mmad^t 
unb  @üte,  überl^u))t  bie  gfüEe  aEer  SSoEfommen- 
^eit  beigulcgen.  ©d^arf  betont  ^l^Io  bie  (Sxnf^ 
unb  Sinfad^b^  ©otteS.  ^Daneben  nennt  er  i^  im 
anfd^Iu^  an  bie  l^Iige  ©d^rift  unb  bie  $]p)fot)]^ie 
gern  baS  „Urlid^t\  ®a|  ^l^üo'S  ©Ott  ber  DoE- 
fommenfte  ©eift  unb  eine  lebenbige  $erfönlid^feit 
ift,  Derftel^t  ftd^  Don  felbft;  jKuübeiftifd^  SJorftel- 
lungen  irgenbmeld^  9lrt  liegen  il^  burd^auS  fem, 
bafür  toar  er  als  Sube  gu  tebenbig  Don  feinem 


2035 


q^^iio. 


2096 


©toiben  burd^bnmöen.  —  ®ott  ift  bic  le^tc  Ur« 

Sad^e  oUeS  @etnS  ou^er  tl^m,  ber  ftd^tboren  roxt 
)n  imfid^tbaten,  ber  ftnnlid^-materiellen  toie  ber 
mtcmgibeln  2BeB.  «uf  bie  9Rod^t  unb  ©üte 
©otteS  (jtoet  attritute,  bie  $]^iIo  am  tnciftcn  1^- 
Dorl^ebt)  iDirb  bie  Srfd^ffung  ber  SBelt  namenilid^ 
Surüdgefu)^.  SSor  Mm  ift  @otte§  neibbfe  @üte 
Ibei  ^filo,  toie  bei  pato,  ber  @runb  ber  SBeü- 
f(^öt)fung ;  fte  ift  bie  ffiurael  oHeS  @uten  in  ber 
öefd^affenen  9BcIt  unb  ber  Duett  otter  ©nobe,  bie 
©Ott  fclbft  bcn  ©ünbem  ertoeist,  benen  er  unouf- 
f)bxliä)  bie  rettenbe  ^cmb  barbietet.  @ott  ift  an 
feinem  Orte  feinem  SBefen  mä),  hoä)  ottüberoD 
mit  feiner  baS  SBeltott  burd^bringenben  ffroft.  5)ie 
SBelt  ift  nid^t  bon  ©ttjigfeit,  toirb  aber  burd^ 
@otted  @üte  eh)ig  bauem.  €§  gibt  eine  Me§  er- 
l^Itenbe,  orbncnbc  unb  Icnfenbe  göttlid^c  SBcIt- 
regierung  unb  SSorfel^ung.  S)a3  Uebel  unb  bad 
«öfe  in  ber  SBeÖ  ift  nid^t  öon  ®ott,  bie  beftel^nbe 
SBcIt  ijt  bie  cinjig  möglid^e  unb  aud^  bie  befte.  — 
«uf  bie  Sfrage,  tt)ie  @ott  bie  fid^tbore  SBelt 
fd^uf,  antwortet  $]^iIo :  3)urd^  feine  ^ttmad^t  aud 
ber  toejenlofen  })röejiftircnben  3Katerie  (ix  [t.^ 
ffvTwv),  iebod^  nid^t  felbft  unb  unmittelbar,  fon- 
bem  burd^  Vermittlung  be§  S  o  g oS ,  ber  im  pf^i' 
lonifd^en  ©t)ftem  eine  ^aupttoUt  fi)ieU  (ögl.  b. 
«rt.  SogoS  Vni,  99  ff.).  —  9lud^  inber  9lnt]&ro})o- 
logie  mad^t  ftd^  ber  ba§  ganse  @Qftem  bel^errfd^enbe 
©ualiSmuS  geltenb :  ber  TOeufd^  ift  ©otteS  2Ber!, 
bod^  ift  bon  bem  irbifd^en  2Kenfd^en  ber  })räeji« 
ftirenbe  Sbeol-  ober  Urmenfd^  ju  unterft^eiben. 
©iefer  „l^immlifd^c"  9)lenfd^,  bom  SogoS  attein 
juerft  erjd^affen,  ift  toal^rlaft  ©otteS  ©benbilb, 
fünbeloS,  unftcrblid^  unb  ge)d^Ied^t§lo§,  »ogegen 
Der  em}3irijd^e,  irbifd^c  3Kenfd^  öom  2ogo§  im 
fficrcin  mit  ben  niebem  Sngeln  gcbilbet  »arb  unb 
nur  feine  l^öl^ere  ©cclc  (voüc)  burd^  ®ottc§  6in- 
l^ud^cn  empfangen  l^at.  3lad}  ficbcniäl^rigem  Söiuf ■ 
entl)alt  im  ^rabicfc  fiel  er  (infolge  ber  gefd^Ied^t« 
Itd^en  S)iff  crenjiirung)  in  ©ünbe,  burd^  bic©d^Iangc 
üerfü!)rt,  tt)cld^e  bie  SBottuft  bebeutet ;  unter  bem 
aCßelb  öerftel^t  ^l^ilo  bie  ©innltd^feit.  @o  mirb 
ber  ©ünbenfatt  im  ^arabiefe  attegorifd^  gebeutet, 
gleid^mol^l  an  anberen  ©tctten  ber  l^iftorifd^e  Kl^a» 
rafter  ber  ßrjäl^lung  ber  ®enefi§  ni^t  gelöugnet. 
S)ie  ©ünbe  ^bam§  l^at  unfcrem  gefammten  ®e« 
fd^Ie^te  gefd^abet;  bie  folgen  berfelben  finb  tl^eilS 
pix)\\\ä)tx  ii^tm  tif)x\d}tx  5Ratur.  S)ie  TOenfd^en 
werben  in  jcber  Öinfid^t  fortmäl^renb  fd^led)ter. 
®od^  ift  ®otte§  goenbilb  im  gefattenen  TOenfc^en 
p)ax  entftellt,  aber  nid^t  jerftört,  benn  er  befi^t 
nod^  bie  Semunfterfenntni^  unb  bie  §reil^eit  beS 
2BiUen§  unb  fielet  burd^  ben  £ogo§,  ben  gürbitter 
unb  3)iittler  ber  SKenfd^en,  mit  @ott  in  fteter  9)er- 
binbung.  —  SBottuft  ift  ber  ©i^  ber  ©ünbe,  fie 
ift  an  fid^  fd^on  böfe.  ©ie  entmidfelt  ftc^  im  2Ken= 
fd^en,  ber  eine  förperlid)»geiftige  9iatur  l^at,  glcid^« 
fam  naturgemäß  bon  felber,  fo  baß  bie  ©ünbe 
aßen  3Wenfc^en  angeboren  ift.  3ft)ar  ht^it{)i  bie 
5mögUd)feit,  baß  ein  „göttlid^er  TOann"  m  jum 
S:obe  fünbeloS  bliebe;  in  ber  Il^at  aber  bleibt  nie- 


manb  bon©ünben  frei,  fo  lange  erinbi^em^ 
lid^en  Äerler  ber  ©eele,  hn  fterilid^  fiette,  lek 
—  3)ie  ©eelenlel^c  ^^ilo'S  ift  nid^  o^  ^^ 
®ebanfen,  aber  aud^  nid^  ol^  9Biberf|ä^ 
bisweilen  fd^Iießt  er  in  ber  SluSbruddoetje  fi^ 
gan^  an  $Iato  an  unb  rebet  Don  ber  ^M<£itN 
ber  ©eelen,  inbem  er  Sngel,  SDmnonen,  IRenfd^ 
feelen  unb  bie  ©eelen  ber  ©eftimc  — -  aud^  hiefe 
m  W^  tbie  bie  meiften  ber  alten  $^Uofo))^ 
für  befeclt  —  für  ®eiftertbefen  berfelben  ftategorie 
erHört.  —  3n  ber  düfil  f d^Iie^  ^^ilo  jid^  ioib 
an  $Iato  unb  bie  ©toüer  an,  bolb  ftm  er  ft^ 
tbieber  olS  gläubiger  3ube  auf  ben  ©tonb^mA 
ber  Offenbarung.  ^öd^fieS  3iel  beS  aRenfd^  ijl, 
SU  ®ott  SU  gelangen.  3)er  SBeg  bal^  tfi  bieXu« 
genb.  ®urd^  bie  bier  Sorbinoltugenben  foH  bet 
SRenJd^  ^unäd^ft  feine  ftnnlid^  ÜRatur  mit  i^ 
trieben  unb  Effecten  läutern,  befd^änfcn,  jo  iw 
möglid^  unterbrüdEen.  3)oc^  bie  l^d^fte  aller  ixf 
genben  ift  bie  gfrömmigfeit ;  in  ii^r  ftnb  @Mc 
unb  Siebe  eingefd^Ioffen.  SHe  Srömmigfttt  be^ 
barin,  StteS  um  ®otte§  mitten  gu  ^un.  Sa 
®laube  ift  bie  tocä)xt  SBeiSl^t.  3nbeß  gift  eS 
feine  Xugenb  ol^ne  bie  ®nabe  ®otte§.  Siefe  i^ 
bei  ber  Ol^mac^t  be§  ÜRenfd^en  binx^ouS  not^ 
loenbig  unb  loirb  burd^  ®otte§  @üte  befionbig 
jebem  bargeboten,  felbft  ben  ©ünbem.  9lur  bm^ 
eigene  ©(|ulb  gel^t  ber  ©ünber  öerloren.  3)ie 
l^öddfte  ©tufe  ber  grfenntnil  ttt  bie  ©ftofe,  bie 
burdt)  ein  f ortgefe^ed  Xugenbleben  erreid^  toetben 
fann.  3n  biefcm  Suftanbe  toirb  ber  SKotf^,  ber, 
einem  ^pxaäf  unb  bemußtlofen  ihnbe  gletd^,  fld^ 
ganj  ®ott  überläßt,  gleid^fam  bon  bem  ^göttlid|en 
äöa|npnn"  ergriffen,  über  allcö  ©innlid^e,  ja 
felbft  über  ben  2ogo§  unb  bie  Sbeemoelt  binou« 
erl^oben  unb  bon  ®otte§  ®Iorie  umftrömt;  er 
f d)aut  ba§  göttlid^e  SBefen  auf  eine  unau§ft)red^Ii(ie 
SBeife,  unb  ba§  ift  feine  l^öd^fte  ®lüdfertg!eit. 
®ieß  ift  ein  aKt)fterium,  bem  großen  Raufen  öcr- 
borgen,  bem  malirl^aft  SBeifen,  bem  gingemei^ 
berftänblid^.  —  äBa§  enblid^  bie  a)^effia§^ffmmgen 
^l^ilo'S  angelet,  fo  fmb  fie  ^mor  geläuterter  al§  bei 
ben  meiften  feiner  5JoI!§-  unb  3eitgenoRen,  allein 
nid^t  frei  bon  fteifd^Iid^^nationalen  S^orftettungen, 
2)ie  mefftanifd^c  3cit  wirb  bie  3uben  in  einen 
3uftanb  nationaler  gfftafe  erl^eben;  fie  werben  ba§ 
bomel^mfte,  weltbel^errfd^enbe  SJoIf  @otte§  pn, 
unb  burd^  fie  wirb  |)eil  unb  (Slütf  attcn  Sölbrn 
ber  Seit  suftrömen.  ^l^ilo  ergel^t  \iä)  gern  in  ber 
©d^ilberung  ber  d^iliaftifd^en  3uftönbe,  bie  ber  &:- 
fd^einung  be§  3Keffia§reid^e§  folgen  werben.  Ko^ 
finnlid^e  Sorftettungen  liegen  il^m  fem. 

S)a§  ©t)ftem  $^iIo'§  ift  reid^  an  Snl^It,  aber 
baburd^,  baß  bie  berfd^iebenftcn  Sbeen  barin  ju 
einem  ©an^en  berfd^moljen  finb,  nid^t  frei  bon 
bielen  SBiberfprüd^m.  5Wit  SRed^t  1^  man  U' 
l^auptet,  baß  in  ^l^ilo  gleid^fam  ^wei  ©eelen,  eine 
jübifd^c  unb  eine  l^ettenifd^c,  ftnb,  bie  nid^t  feiten 
mit  einanber  in  ßonflict  gerat)^ ;  er  bewegt  fnt 
in  j)Iatonifd^en  unb  ftoifd^m  Sbeen,  aber  fein 
^ebräifd^eS  ©cwiffen  reagirt,  imb  fo  entfielt  ein 


2087 


$]^ilo  Don  itQr))afiQ  —  Philopatris. 


2038 


@(l^tt)anltn  unb  eine  Unftd^erl^eit,  mlä^t  fid^  gerabe 
bei  ben  tDid^tigften  gfragen  fel^r  fü!|Ibar  ntod^t 
(S)ö&inger,  ^eibentl^  unb  äubentl^um,  9tegen§- 
butg  1857,  846).  2)aS  $roton))feuboS  fetned 
S^ßemS  ift  ber  ftrenge  2)UQltdmud,  auf  bem  eS 
fitnbamentirt  i{L  ämmerl^in  ift  biefed  fiel^rgeböube 
teid^  an  großen  ©^onfen  unb  neuen  Sbeen,  unb 
ed  tft  nid^t  )u  Denounbem,  h)enn  ^l^ilo  in  ber 
gfolge^  auf  bie@pecuIation  einen  tt>eitgreifenben 
Sinfiu^  getDonn.  2)ie  bei  il^m  Dorliegenben  SBal^r« 
l^eitömomente  ftnb  nad^  ben  Derfd^iebenften  Seiten 
l^in  DeüDertl^  h)orben,  nid^t  bIo|  Dom  92eu))Iato« 
niSmuS  unb  ben  Derfd^iebenen  ^reften  ber  erften 
d^füid^en  Sol^rl^berte,  fonbem  aud^  Don  ben 
Äird^enDätem  (Dgl.  ©iegfrieb,  ^l^ilo  Don  9llejon- 
brien  aI8  SluSleger  beS  9lUen  ScftamentS,  3ena 
1875,  198  ff.),  toennglcid^  meift  in  entgegen« 
gefegter  Stid^tung.  3)ie  öu|erft  geföQige  gform  ber 
S)ixrftenung  unb  baS  unlöugbar  ©eiftreid^  mand^er 
feiner  Megorien  übten  alle  3^it  Quf  bie  ®eifter 
eine  mad^tige  Sn^iel^ung  au3.  9i3  ^u  einem  ge> 
n)iffen  ®rabe  fann  man  fagen,  ba^,  xoit  äol^nned 
ber  läufer  mit  feiner  5ßrebigt  bei  ben  Suben,  fo 
Mfiio  mit  feiner  $]^iIofot)]^ie  bei  ben  gebilbeten 

»ben  unb  Suben  feiner  3(it  Dielfad^  ein  SBeg> 

(iter  be§  SDangeliumS  toox.  Wim  tottm  Sruno 
Souer  imb  anbere  Stationaliften  altem  unb  iüngem 
2>atumS  $]^iIo'3  @pftem  mit  bem  Urd^riftentfum 
in  SJerbinbung  bringen  unb  namentlid^  feine 
SogoSlel^re  jur  ©runblage  ber  d^riftlid^en  mad^en 
moQen,  fo  finb  biefe  93el^u))tungen  meber  |)]^ilo* 
fo^l^fc^  nod^  l^ifbrifd^  begrünbet. 

Ißon  ber  umfangreid^en  Siteratur  über  ^l^ilo 
mögen  aufter  ben  oben  VIII,  103  genqnnten 
©d^en  erwäl^nt  werben :  Sftitter,  $]^iIo  unb  bie 
^alad^,  fiei))3ig  1879;  Drummond,  Philo- Ju- 
daeuB,  London  1888,  2  yols.;  foh)ie  ^aulQ, 
9teaI-^c9!(o))öbiebercIaffifd^en9lItertl^mdn)iffen- 
f  d^  8.  y.  ^^\lo,  unb  3itaU(inqtiopähxt  f.  proteft. 
Sl^eologie  XI,  2.  Slufl.,  686  ff.       [ftlcffner.] 

^I^Üo  Don  ffarpafia  (jtalpafta;  irrtpmlid^ 
Aarpotl^S),  ber  ]^  I. ,  99ifd^of  auf  ^^^ptm,  toax  ein 
3titgenoffe  unb  gfreutü)  be§  1^1.  Spipl^iuS  Don 
Salamis  (f.  b.  ^rt.),  ber  il^n  aud^  ^um  Sifd^of 
xotiiftt  unb  an  ben  ©renken  feiner  eigenen  S)iöcde 
mel^rfad^  pontiftcale  ^anblungen  DoE^iel^en  lie^. 
lieber  feine  ^ßerfon  ift  fonft  fo  gut  »ie  nid^tS  be- 
fanni  Unter  bem  Xitel  eines  ^eiligen  h)irb  er  am 
24.  äanuar  genannt  (f.  AA.  SS.  Boll.  Jan.  II, 
598).  9lod^  erlitten  ift  ein  il^m  jugefd^riebener 
fommentar  ^tmi  ^ol^n  Siebe,  n)eld^r  in  latei- 
nifd^er  Ueberfe^ung  lange  al§  SBer!  beS  1^1.  S))i* 
pl^K^iud  gegolten  l^at.  $en  gried^if d^en  Se^  ebirte 
auerp  ©iacomeBi  (»om  1772);  einen  ^IbbrudC 
gaben  Gallandi,  Biblioih.  vet.  PF.  IX,  Venet. 
1773,  718  sqq.  unb  Migne,  PP.  gr.  XL, 
27  sqq.  ©aHonbi  (}.  c.  VUI,  256  sqq.)  bietet 
oud^  eine  Sammlung  Don  Derfd^iebenen  Frag- 
menten au3  @d^riften,  bie  Dermutl^Iid^  bem  $!|Uo 
Don  ftarpafta  jugel^rten.  Sinen  93rief  $^iIo^3 
oScetifd^  änl^ItS  f.  in  ben  'AvoXexta  Ispoao- 


XüjiiTtx^c  oTaxüoXoY(ac  I,  893  sqq.  (©t.  ^erS» 
bürg  1891).  (SSgl.  Leo  AUatius,  Diatribe 
de  Philonibus,  bei  Migne  1.  c.  XL,  9  sqq. ; 
Ceillier,  Hist.  gön.  des  auteurs  sacr^s  VI, 
n.  öd.,  Paris  1860,  287  s.;  Sarbenl^toer, 
^ßatrologie,  greiburg  1894, 298  f.  ©onftige  fiite- 
raturangaben  finben  ftd^  bei  Chevalier,  Rep. 
s.  V.  [a.  e^er.] 

Philopatris  (<I>(X6iraTptc  i)  At5aax6(Jievoc)  ift 

ber  Xitel  eines  merfioürbigen  anonymen  2)iaIoged, 
ber  mit  ©id^erl^it  aI3  eine  9lad^]^mung  ber  Sia« 
löge  Sudans  erfannt  ift,  über  befjen  SlbfaffungS« 
^eit  imb  eigentlid^en  3^^^  <^  nod^  immer  bie 
Derfd^iebenften  ^Qpotl^fen  aufgefteSt  föerben.  ^r 
2)ta]^g  verfällt  in  2  Sl^ile,  jmifd^en  benen  fein 
burd^ftd^tiger  3ufammen]^g  befiel^.  2)ererfteift 
im  Sßefentlid^en  eine  $oIemif  5tt)ifd^  2:rie))]^on 
unb  JhttiaS  über  bie  gried^ifd^e  ©ötterm^tl^ologie 
unb  baS  gl^riftentl^um,  bereu  Sioedf  fo  unflar  ift, 
ba^  man  barin  foh)ol^I  eine  Derftedte  iBerl^öl^ung 
beS  Sl^riftentl^umS  alS  eine  9l))ologie  beSfelben  |^ 
erbliden  fönnen.  S)er  jioeite  il^ü  ift  ein  ©erid^ 
beS  Vertreters  beS  ^eibentl^umS,  JhttiaS,  über  eine 
näd^tlid^e  SSerfammlung  Don  93erfd^n)orenen,  ber 
er  suföUig  beigetoo)^  ^ctbe.  S)ie  Sr^öi^Iung  tovti 
unterbrochen  burd^  einenS)ritten,9tamenSitIeoIaoS, 
ber  freubige  9tad^d^ten  Don  einem  @iege  über  bie 
^Jerfer  bringt,  unb  in  beffen  Subel  bie  beiben 
Ruberen  einftimmen.  Slud^  in  biefem  jtoeitenil^e 
ift  baS  Sin^elne  fo  bunlel,  bie  S^l^rafteriftif  ber 
^erfd^moreneuDerfammlimg  fo  unbeftimmt,  ba|  bie 
ßinen  fie  für  eine  3ufammenfunft  Don  ÜRitgliebem 
beS  g^IeruS  Don  6^onftantino))eI,  mld)t  Don  JhitiaS 
))arobirt  Werbe,  bie  Ruberen  für  bie  eines  l^bnif  d^en 
©el^imbunbeS  erflären  fonnten.  S)er  le^e,  tmi- 
faffenbfte  SSerfud^,  bie  Senben^  beS  S)iaIogeS  nad^ 
ber  einen,  antid^riftli(^en  unb  antifir^Iid^en  Slter« 
natiDc  näl^r  ju  beftimmen,  liegt  Dor  in  einer  3lb« 
l^anblung  Don  ft.  3.  Slninger  (SlbfaffungSjeit  unb 
Qtotd  beS  pfeuboludanifd^en  2)iaIogS  $$Uo))atriS, 
im  C)iftor.  Sal^rbud^  XH  [1891],  463  ff.,  703  ff.), 
mlä)t  in  SBeiterfül^rung  ber  Slnfid^t  sB.  ®.  94ie- 
bul^rS  unb  ^.  SBe^gS,  l^u))tföd^Ii(i^  auf  ben  @e- 
fd^id^d^reiber  Seo  2)iaconuS  geftü^,  ju  bem  SRe- 
ft^t  fommt,  ba|  ber  2)ialog  im  3. 974  unter  ber 
Stegierung  beS  itaiferS  S^imiSceS  Derfa^t  »orben 
unb  ein  ^m|)]^Iet  gegen  ben  ^ßatriard^en  SSafiTtuS 
fei.  SHefer  ftanb  in  bem  Serbad^te,  l^od^Derrätl^» 
rifd^e  $Iäne  gegen  ben  jtaifer  ^u  fd^mieben,  unb 
marb  aud^  tl^tfüc^Iid^  nad^  ber  SUidRel^  beS  ff aiferS 
Don  feinem  fiegrcid^cn  Qfelbjug  gegen  bie  ^Jkrfer 
abgefe^  3)iefe  Snfid^t  fanb  bie  ßwftitnmung  Don 
St.  Jhumbad^er  (®efd^.  ber  b^^antinifd^en  Siteratin:, 
ajlünd^en  1891, 188  f.),  ber  barin  eine  Sleufeerung 
ber  antid^riftlid^  ©trömung  in  ßonftantinopd 
erblidft,  Don  ber  ftd^  audd  in  ben  apologetifd^ 
©ebid^ten  Seo'S  beS  ^l^ibfopl^  ©jmren  fmbim. 
S)ie  entgegengcfejte  Slnftd^t,  loonad^  ber  Serfaffer 
ein  ortl^obojcer  9)Q3antiner  unb  bie  93erfd^n)orenen 
^nl^ger  beS  $eU)ent]^umS  n)ären,  l^t  in  jüngfier 
3eit  einen  SSertreter  in  Stob.  Srampe  gefmü>en 


2039 


^]^iIo»)onu8  —  ^f)xlo\opf^\t. 


2040 


(^l^üopotriS.  ein  ]^ibmfd^e§  gonüentifcl  bc§ 
7.  3a]^r]^unbert8  ju  gon[tantino})cI,  §attc  1894), 
ber,  auf  bic  aKcinung  Sllfr.  ö.  ®utjd^mib§  jurürf- 
grcifenb,  ju  bctüeifcn  fud^t,  ba^  bcr  S)xaIo9  im  3- 
623  cntftcmb  unb  bcn  ftaifer  f)erQcUu§  gegen  einen 
l^eibnijd^en  ©el^eintbunb  feiner  §au})tflQbt  ju  reijen 
bejtteite.  —  ®er  SSerfaffer  be§  ©iaIogcS  l^t  jeben- 
fatts  obfid^tlid^  ftd^  unb  feine  9Iu§Iaffungen  in  ein 
tieje§  ©unfel  gel^üEt;  biefe  feaupttenbem  öertrögt 
fld9  ober  beffer  mit  einer  ontinrd^iid^en  Slbfid^t ;  bie 
Seit-  unb  Sttedbeftimmimg  öon  Slninger  unb 
Ärumbod^er  ift  bol^er  öon  biefem  ©eftd^tspunfte 
QX&  bie  toal^rfd^einlid^ere.  S)od^  bleibt  ber  ©treit 
nod^  unentf(|ieben,  ba  ^xampt'li  5[nfid^t  onberer- 
feitS  bie  Eingriffe  auf  bie  alten  ©ötter  in  einen  ein- 
ieud^tenbem  Sufammenl^ang  mit  bem  ^auptt)^ 
beS  5)iaIogc§  ju  bringen  öermag.  —  S)er  S)iaIog 
ip  nur  burd^  eine  einjige  ^anbfd^rift  (Cod.  Vatic. 
gr.  88)  überliefert;  gebrult  ift  er  meiftenS  mit  ben 
ödsten  ©d^riften  £ucian§,  jule^t  in  ber  Ausgabe 
bon  g.  3acobi^,  Seip^ig  1876,  HI,  411—425. 
6r  ftel^t  aud^  im  SSonner  Corpus  histor.  Byzant. 
mit  See  S)iaconug  (ed.  B.  Hase,  Bonn.  1828). 
S)ie  frül^ere  Siteratur  f.  bei  ^ningcr,  ffrumbad^er 
unb  (Ixampt.  [%  gl^rl^arb.] 

^ÄitoponnSj  f.  Sol^ned  $^Uo))onu§. 

^piMopt^it  ift  ber  SDBortbcbcutung  nad^  Siebe 
jur  SDBeiSpeit,  ©treben  nad^  SDBeiSl^eit.  ©erjenige 
tft  ^l^ilofo})]^,  tDtlä)tt  toeife  ju  »erben  jud^t  unb 
jur  Crreid^ung  biefe§  3icl^  f^ne  ganje  *fraft  ein» 
fe^.  ®er5name  „^l&üofopl^ie"  f oE  nad^  ^eraflibeS 
bem  $ontifer,  einem  ©d^üler  $Iato'8,  juerft  öon 
^^^tl^ogoroS  gebrandet  ttorbcn  fein.  5118  (Srunb 
tt)irb  angegeben,  ^t)tl^agora§  l^abe  nid^t  <jo<p6;  ge- 
nannt mcrbcn  ttollen,  »eil  blofe  ®ott  tüeife  (aocp^c) 
fei,  fonbcm  nur  cpi/.oaocpo;,  b.  f).  greunb,  Siebl^aber 
ber  35ßei8t)ctt,  tüeil  ber  SDtcnjd^  immer  nur  im 
©treben  nad^  SffieiSl^eit  begriffen  fei. 

I.  2Jlit  bicfcr  9lominaIernärung  bc8  S3Bortc8 
„^l^ilofopl^ic"  ift  nun  freilid^  nod^  nid^t  bie  fad^« 
iic^e  grflörung  ober  bie  SRealbefinition  bc§  Sc« 
griffet  ber  ^l^iIofop!)ic  gegeben,  ^bcr  bie  crfterc 
fann  unb  mu^  ju  Ic^tcrer  fül^ren.  3u  biefem 
Srotdt  fommt  e3  öor  Mcm  barauf  an,  ju  be- 
stimmen, n)a§  unter  ber  „35ßci§]^eit",  beren  ®r- 
'trebung  Aufgabe  ber  ^]^ilofo})I)ie  ift,  ju  öerftcl^en 
ei,  unb  ba  bie  35ßci§]^cit  lüicbcrum  burd^  ba§ 
:JBiffen  bebingt  ift,  fo  mu^,  um  bie  Scalbefinition 
ber  ^l^ilofop^ie  ju  ermitteln,  in  erfter  Sinie  aus- 
gegangen tüerbcn  öon  bem  Segriffe  be§  35ßiffen§, 
ber  SQBiffcnfdjaft. 

1.  ©er  Segriff  ber  SQBiffcnfd^aft  !ann  in  einem 
boppciten  ©innc  genommen  toerben:  nämlic^  im 
©inne  öon  tüiffenfd^aftUd^er  grfenntni^  über- 
l^aupt  unb  im  ©inne  öon  Wiffenjd^aftlid^er  S!)i§- 
cipUn.  Stimmt  man  ben  Segriff  oer  SDBiffen- 
fd^aft  junöd^ft  im  erftgenannten  ©inne,  im  ©inne 
öon  tüiffcnjd^aftlid^cr  grfcnntnife  überljau^jt,  bann 
bietet  fie  ttiebenim  eine  bo})})eItc  ©ette  bar,  eine  ob- 
iectiöe  unb  eine  fubjcctiöe.  a.  3laä)  il^rer  objec- 
tiöen  ©eite  öerftcl^t  man  unter  »iffenfc^ftlic^er 


Srfenntni^  (SBiffen)  im  @egenfa|e  ^um  blo|a 
einfod^en  ^uffoff en  öon  Singen  ober  Q^d^eimmgoi 
bie  Srfenntnil  ber  2)inge  ober  erfd^einungen  in 
il^em  ©runbe  ober  in  il^  Urfad^e,  türoxä^M, 
bo|  biefe  Srfemttnil  auf  Sotbeng  berul^  unb  ^ix 
unb  geh)i|  ift  —  cogniido  certa  et  evidens 
rerum  per  causas.  S)ann  erft  nSmlid^,  toemi 
ettoaS  nid^t  mel^  einfad^  tmferer  Ccfeuului^  ncf 
fd^mebt,  fonbem  tottm  nur  erfennen,  toontm  e§  ^ 
fei  unb  fo  fein  muffe,  unb  rotim  biefe  Sdemttm^ 
eöibent  unb  gemi^  ift,  fönnen  mir  fagen,  ba|  toii 
eine  h)if[enf^aftlid^e  Srfenntni^  Don  ber  &afy 
l^ben  (Scire  est  rerum  cognoscere  causas). 
Sir  muffen  ha^  „SBorum'',  ba§  „SOBie"  unb  bie 
®efe^  einer  Srfd^einung  fennen,  menn  über^Qii;rt 
öon  einer  h)i|enfd^aftlid^en  (Srfenntni^  bie  Siebe 
fein  foS.  ©o  ift  3.  fö.  ber  gfaS  ber  ftörper,  boten 
il^re  ©tü|e  genommen  ift,  eine  öon  Men  idc^ 
genommene  (Srfd^einung.  Sine  miffenfd^oftlid^  fe> 
fenntni^  öon  biefer  Srfd^eimmg  l^oben  toir  cba 
erft  bann,  menn  mir  bereu  ®ninb  (bie  ?ÜtractimiS- 
fraft  ber  6rbe),  baS  „SBie"  berfeften,  b.  i  bie 
fucccffiö  ft(^  fteigembe  ©efd^toinbigfeit  be§  gfafleS, 
unb  boS  S^d^f^^  (3nna]^me  ber  gdlraume  im 
Serpitnil  ber  Oimbrate  ber  SfoHgetten)  erfennen 
unb  öerfte)^.  b.  ^Hmbelt  e3  fid^  bagegen  um  bie 
fubjectiöc  ©eite  ber  »iffenfd^laftlid^ griennt« 
ni^,  fo  fann  le^tere  nur  gemonnen  tnei^  auf  bem 
äBege  be§  bi§curfU)en  S)en!en§,  toie  fe£be§  ftd^  Be- 
wegt in  ber  SemeiSfül^rung ;  benn  bie  StoeiS- 
fül^rung  1^  ia,  gau)  (digemein  genommen,  bod^ 
nur  ben  3tt)erf ,  cttoaS,  hcS  in  einem  ®inge  et» 
fannt  unb  öon  il^m  auSgefagt  tt)irb,  auf  feinen 
(Srunb  jurürfjufül^ren,  e§  au§  biefem  l^erauS  ju 
öerftcl)en  unb  ber  SBal^rl^eit  be§felben  fi^  5U  öer- 
fid^cm.  ®ie  SemeiSfül^rung  bemirft  alfo  bie  miffen- 
fd^aftlid^e  ©rfenntnife;  biefe  ift  beren  9iefultat,  ttie 
fie  beren  3icl  ift  (Scientia  est  effectus  demon- 
strationis.  S.  Thom.).  ®a§  nun  ift  bie  fubjcc« 
tioe  ©eite  an  bem  Segriffe  ber  »iffenfd^ftliÄen 
grfenntni^.  Son  biefem  ©efid^tSpui^e  ou§  ift  fic 
bal^er  ju  befiniren  al§  cognitio  per  demonstra- 
tionem  acquisita ;  ober,  menn  man  bie  töijfen» 
fd^aftlid^e  grfenntni^  nid^t  al§  eine  actuefle,  fonbem 
als  eine  l^abitueUe  benft,  al§  habitus  cognoscendi 
per  demonstrationem  acquisitus.  Um  öorloufig 
bei  biefer  Definition  ber  SÖBiffenfd^aft  im  ©inne  oon 
ttiffenfd^aftlid^er  6rfenntni|  überl^aupt  ftel^  ju 
bleiben,  fo  ergeben  ftd^  barauS  öon  felbft  folgende 
mcitere  Seftimmungen  m  Sejug  auf  bie  SBiffen- 
fd^aft:  a.  ®ie  ttiffenfd^aftUd^e  grfenntni^  ge^ 
blo^  auf  baSjenige,  tt)a§  in  ben  ®ingcn  aflgemein, 
not^toenbig  unb  unöeränberlid^  ift ;  benn  nur  l^ct 
fann  öon  einer  cognitio  per  causas  bie  Siebe 
fein,  nur  in  biefem  ©ebiete  fann  bie  SemciSfül^rmig 
mit  if)ren  ©d^lu&folgerungen  fid^  belegen.  Son 
bem,  toaS  bcr  blofee  3ufaE  bringt,  gibt  e§  feine 
SQBiffeufd^aft.  Scientia  est  de  rebus  univer- 
salibus  et  necessariis,  non  de  fortuitis.  ß.  Sie 
Srfcnntni^  ber  unmittelbar  eöibentcn  Semunft« 
))rincipien,  ber  principia  per  se  nota,  forai  man 


2041 


^^tlofopl^ic. 


2042 


nid^t  hn  ftrengen  @iime  alS  eine  lot^enfd^aftlid^e 
Srfenntnil  begeid^en.  Sine  tDtffenfqajtltd^  Sr- 
Imntnil  im  ftrengen  Sinne  be§  Sorten  ift  ntn:  ha 
gegeben,  too  toix  in  eine  SBal^rl^it  eine  vermittelte 
Sernunfteinfid^t  l^oben,  vermittelt  nämlid^  hwcA 
bieSeioeiSfül^ng.  2)ien)if[enfd^aftIid^eSrfenntni^ 
teioegt  fid^  alfo  onf  ber  3^ifd^^Iinie  ^ifd^en  ber 
tnuntttelbaren  Srfol^ng  unb  ben  immittelbar  evi« 
benten  SSemunftprincipien.  7.  S)ie  toiffenf d&aftlid^ 
Srfenntnil  ift  enblid^  n)efentlid^  Derjd^ieben  Don  ber 
<8Iauben3eidfenntm^.  2)er  ®Iaube  ift  bie  fidlere 
<Er!enntni|  einer  aSkil^]^  auf  eine  für  bief e  SBal^- 
Vtt99ürgfd^aftIeiftenbe9uctorität]^in.  S)adSBif{en 
bagegen  bent^t  auf  ber  SBeioeiSfül^rung,  burd^  meld^ 
bie  &q]^]^  eines  @a|eS  jur  St)U)ens  gebrod^t 
imb  baburd^  für  unfere  Srlenntni|  geftd^  tt)irb. 
—  3)er  ^Begriff  ber  SBiffenfd^  fann  aber,  tote 
oben  gejagt,  oud^  im  @inne  Don  loiff enf d^aft« 
lid^er  2)iSci|)Iin  genommen  toerben.  3n  biefem 
Sinne  öerftel^t  man  unter  einer  »^SBiffeufd^aft"  bie 
®efammt]^eit  aEer  auf  einen  befümmten  jheiS  Don 
(Srienntni^biectenbejüglid^enSel^ä^,  fofembiefe 
begrünbet  unb  juglei^  in  einer  il^rem  ^nlpalte  ent« 
f)ired^enben  Orbnung  an  einanber  gereil^t,  f omit  ^u 
einem  einl^itltd^en ,  in  ftd^  geglieberten  Sanken 
Dcrbunben  toerben.  ßinjelne  auf  beftimmte  Ob- 
jecte  bejüglid^  fiel^rfö^  geben  alfo,  aud^  toenn  fie 
in  il^rer  SBal^l^it  ertoicfen  toerben,  nod^  feine 
,^aBtffenfd^aft"  in  biefem  ©inne ;  lejtere  entfielet 
erft  bann,  toenn  aSe  auf  einen  jhet§  Don  S)ingen 
ober  Srfd^ungen  bejüglid^en  fie]^ö|e  fammt 
il^r  93egrünbung  in  einer  il^rem  SnVite  ent- 
f)ntd^ben  Orbnung  an  einanber  gereil^t  unb  mit 
einanber  Derbunben  toerben.  3n  fold^  @eftalt 
fann  eine  Sßiffenfd^aft  ©egenftanb  be§  Unterrid^teS 
fein;  bal^er  „toiffenfd^aftlid^e  ffiiäciplin". 

2.  ©0  Diel  über  bie  SEBiffeufd^  im  Mgemeinen. 
9lun  gibt  eS  aber  Dide  unb  Derfd^iebene  SBifJen- 
fd^ften,  bie  alS  „Specialtoiffcnfd^c^en"  bejeid^net 
werben,  ©ie  d^afteriflren  ft(!^  jömmtlid^  burd^ 
jtoei  3)inge.  gür'S  6rfte  l^aben  fie  tmmcr  nur  einen 
obgefd^Ioffenen  StxtxH  Don  S)ingen  ober  @rfd^i« 
nungen  jum  ©egenftonbe  unb  gelten  über  biefcn 
nid^t  l^inauS.  tS^f^  3tt)eite  bleiben  fte  bei  ben 
nö(^ften  ©rünben  ober  Urfad^en  jener  3)inge  ober 
Srfd^inungen  ftel^  unb  fud^  le^tere  auS  biefen 
gu  erflören,  ol^e  toeitere  Unterfud^ungcn  über  jene 
anjufteUcn.  ©0  ift  3.  8.  bie  9laturtoiffenf^aft 
eine  ©pecialtoiffenfd^aft,  toeil  fie  für'S  grfte  nur 
bie  5Ratur  unb  bie  ?laturerf(^einungen  jum  ®egen» 
ftanbe  l^ot  unb  über  biefen  jfreid  nic^t  l^inauSgel^, 
unb  toeil  fie  für'S  Stoeite  bie  ®rünbe  ober  Urfad^cn 
biefer  9laturbingc  unb  Katurerfd^einungen  nur  in» 
fotoeit  3u  erforf(|en  fud^t,  afö  fold^ed  auf  bem  SSßege 
ber  SSeobad^tung,  ber  Snbudion  imb  ber  93ered^» 
nung  gefi^e)^  fann.  —  ®er  menfd^Iid^e  ®eift 
bleibt  aber  bei  biefen  ©pecialtoiffenfd^aften  nid^t 
ftel^.  6r  fud^t  eine  SBBiffenfd^ft,  toeld^e  über  bie 
©^ecialtoiffenfd^aften  ftd^  erlebt  unb  einerfeitd 
aüe§,  toag  in  ben  Seretd^  ber  Srfenntni|  fäHt, 
umf^nt,  anbererfeitS   biefeS   aUeS   in  feinen 


legten  unb  l^d^ften  ®rünben  ^u  erforfd^en  fud^t. 
(£rft  bann,  toenn  ber  9Renfd^  mit  feinem  ®enfen 
ju  biefem  3ide  gelangt  ift,  fann  man  fagen,  bafe 
er  toeif e  fei.  3)er  SSegriff  ber  SBeiSl^eü  fd^Iiefet  alfo 
aüerbingS  ben  SSegriff  oer  SBiffenfd^ft  ober  ber 
toiffenfd^afüid^en  @rfenntni|  in  ^ ;  aber  SBeiS- 
l^it  ift  mel^  als  toiffenfd^ftlid^e  Srfenntni|  über- 
fynipt  unb  im  Mgemeinen.  S)ie  SBifTeufd^oft 
fublimirt  ftd^  nömlid^  erft  bann  jur  aßeiSl^it, 
toenn  fie  fo  toeit  fortfci^reitet,  ba|  aUe  3)inge  unb 
Srfd^einungen  in  il^ren  le^en  mü>  l^öd^ften  @rfin- 
ben  erfannt  toerben.  9lun  ift  ^|iIofo|)]^ie  ber 
SBortbebeutung  nad^  Siebe  ^wc  äBeiSl^,  ©treben 
nad^  9Bei§]^ ;  folglid^  ift  fie,  fubjectiD  genommen, 
nid^tg  SnbereS  afö  baS  ©treben,  gur  Srfenntni| 
ber  legten  unb  l^öd^ften  ©rünbe  aEeS  grfennbaren 
burd^^ubringen.  |)iermit  ift  bie  SRealbefinition  ber 
$]^iIofo))]^ie  gegeben.  ©ad^Iid^  mu^  fie  nümlid^ 
bem  Gejagten  ^ufolge  in  folgenber  Sßeife  beftnirt 
toerben:  ®ie  $^iIofo})]^ie  ift  biejenige  SBiffen» 
fd^,  toeld^e  aSeS  unferer  (Srfenntni|  3ugönglid^e 
in  feinen  legten  unb  l^öd^ften  ©rünben  ju  er» 
forfd^en  unb  au8  benfelben  ju  erflören  fud^t  — 
cognitio  omnium  rerum  per  nltimas  et  altis- 
simas  causas. 

3.  3n  bem  ©ebiete,  in  toeld^em  fie  fid^  be- 
toegt,  trifft  bie  ^l^ilofo))]^  mit  ber  Sinologie  )u» 
fammen,  toeil  aud^  biefe  bie  legten  unb  l^öd^^en 
@rünbe  aUeS  Srfennbaren  bel^belt.  Sd  mu|  olfo 
ber  SSegriff  ber  $]^fo})]^ie  aud^  nod^  ber  Sino- 
logie gegenüber  abgegrenzt  toerben.  3)er  Unter- 
fd^icb  jtoifd^en  beiben  SBiflenfd^aften  nun  ift  Dor- 
5ug§toeife  begrünbet  in  brei  SRomenten :  a.  gfür'd 
Srfte  befd^öftigt  ftd^  bie  ^]^iIofo))!|ie  blo^  mit 
bem,  toaS  imferer  natürlid^en  Srfenntni|  gu- 
gänglid^  unb  fo  toeit  eS  biefer  jugönglid^  ift.  2)ie 
Sinologie  bagegen  1^  }um  ©egenftanbe  baS, 
toaS  auf  übematürlid^em  Skge  Don  @ott  geoffen- 
bart unb  infofem  eS  Don  il^m  geoffenbart  ift. 

b.  6ben  be^l^  entnimmt  für'g  3tDeite  bie  $]^iIo- 
]opijiit  il^re  Setoeife  einjig  au§  ber  SSemunft,  b.  1^. 
i^re  SBetoeife  [tüjen  ft^  blofe  auf  bie  SSemunft- 
principien  imo  gel^  nid^t  toeiter,  als  bie  Srag- 
toeite  ber  le^tem  reid^t.  3)ie  Xl^eologie  bagegen 
entnimmt  ipre  IBetoeife  in  erfter  Sinie  auS  ben 
OffenbarungSqueQen  (l^ige  ©d^rift  imb  Sra- 
bition),  unb  erft  in  jtoeiter  Sinie  fd^reitet  fie,  fo  toeit 
cS  gefd^el^n  fann,   ju  Semunftbetoeifen  fort. 

c.  pr'S  3)ritte  enbli($  befd^ränft  fid^  bie  pilo- 
f opl^e,  toaS  il^  änl^It  betrifft,  auf  fold^e  SQial^r- 
^eiten,  toeld^e  burd^  bie  SSemunft  allein  auf  bem 
SBege  beS  biScurftoen  3)enfenS  ermittelt  toerben 
fönncn  —  SSemunfttoal^riniten.  ®ie  i^bgie 
bagegen  1^,  toenn  aud^  nid^t  auSfd^Iie^Iid^,  fo  bod^ 
Dor^ugStoeife  foId^eäBal^l^iten  ^um  Snl^alte,  toelc^e 
bie  natürlid^e  grfenntni|fraft  ber  Semunft  über- 
fteigen  unb  bal^  als  „ajl^fterien"  fu^  d^araf- 
terifiren.  Sringt  man  nun  biefe  Unterfd^id^e  in 
anfd^Iag,  bann  mufe  ber  Segriff  ber  ^l^ilofo})]^ 
enbgültig  in  folgenber  SBcife  beftimmt  toerben: 
®ie  ^]^Iofo|)]^ie  ift  biejenige  SBiffenfd^,  toeld^ 


2043                                                 $]^{Iofo|)]^ie.  2044 

oHtö  unferer  natürlid^en  Sr!enntni|  Sugönglid^e  folgltd^  fönnen  bie  Specialmiffenfii^aftm  nie  bm 

in  feinen  legten  unb  ]^5d^[ten  ©rünben  ^u  er«  ^nfprud^  mod^en,  über  bie  legten  unb  ifiißm 

forfd^en  unb  barouS  ^u  eidflören  fud^t,  infofem  ®rünbe  ber  Srfd^einungen  gu  ei^d^eiben;  f)^ 

fold^  auf  ber  @runblage  ber  Semunftprincipien  fo))]^ifd^e  ^fragen  gel^ören  nid^t  in  i^cen  ^Berei4 

attetn  burd^  ba§  bi§curfu)e  2)enfen  gefd^el^en  fonn  9Benn  fte  »eiter  gel^,  ald  iSpc  9i^angS|nniIt 

—  cognitio  omnium  rerum  per  causas  ulti-  imbil^eSJletl^obeil^enüorfd^reibt^ttiennfiep^ 
mas  et  altissimas  naturali  lumine  comparata.  fopl^ifd^e  ^fragen  in  tl^ren  IBeretd^  Stel^,  fo  ^  b(S 

—  2)entnod^  ift  bie  ^l^üofopl^ie  beculotiöe  SSer-  ein  unbered^tigter  Uebergriff  in  ein  i^nen  ftönbeS 
nunftniiffenfd^aft  unb  betcegt  fld^  infofem  auS»  (gebiet  unb  !ann  nur  }ur  fjfolge  l^aben,  ba^  fie, 
fd^Iie^Iid^  im  ©ebiete  be§  Ueberfinnlid^n,  al3  bie  um  einen  braftifd^en  9u§brud  ju  gebroud^en,  tnie 
^öd^ften  imb  legten  @rünbe  aUeS  Srfennbaren  SlinbeüonberSfarbefpred^en  unb  inbiemamdg« 
nid^t  unter  bie  Srfal^rung  faQen  unb  nid^t  toa^»  foltigften  3rrtl^ümerfid^  Derftrtden.  c.  äftbogegm 
genommen  tcerben  fönnen,  fonbem  Dielmel^r  über  bie  ^l^ilofopl^ie  in  ber  angegebenen  SBeife  einnal 
ade  Srfal^rung  l^inauS  liegen  unb  überfmniidber,  a)nftmirt,  bann  Qnnen  bie  S^al^ri^eiten,  tt>el(^  ber 
ibealer  9^atur  ftnb.  3nt  ®egenfa^  gu  ben  menfd^Iid^eiBeiftburd^biepl^üofo^l^fd^Sfotfd^ 
@))eciaItDiffenfd^aften  ift  bie  $]^iIofop^ie  Unioer-  eneid^t  l^t,  rüdtmörtS  loieber  attf  bie  Spctia^ 
faUoiffenfd^aft,  meil  fte  eben  aEe  jheife  be§  @r!enn-  miffenfd^aften  angeuenbet,  b.  1^.  bie  Se^ö^e  ber 
baren  in  il^ren  99ereid^  ^iel^t  unb  gu  ben  le^en  Ie|teren  mit  Jenen  l^öl^eren  ))l^fopl^fd^  SSa^ 
unb  l^öd^ten  @rünben  dleS  ertenil^ren  Dor^u«  l^eiten  in  3uf<nnmen]^ng  gebracht  tvoten,  imb 
bringen  fud^t.  boburd^  lö^t  Rd^  bann  eine  l^öl^ere,  p^iIofo|)^'((e 

4.  2)tefe  S)efimtion  ber  $]^iIofo))]^e  DorauS-  9(uffaffungbeffen,h)a§inben@^edalttriffenf(^ten 

gefe^,  lä^t  ftd^  aud^  bie  ^rage  beantn)orten,  geleiert  mirb,  enielen.  können  alfo  bie  @|iieaat* 

in  »eld^em  SSerl^Itniffe  bie  $]^iIofo))l^ie  ju  ben  loiffenfd^aften  auerbing§  nur  auf  em|)tnfd^  e£actem 

@peäaItDiffenfd^aften  fte)^.  hierüber  ift  $oIgenbe§  SEßege  il^re  Stefultate  gett)innen,  unb  ftnb  fte  htSj/a 

feft^ufteUen :  a.  S)ie  $]^iIofo))]^ie  ftel^t  ju  ben  auf  biefe  Wetl^be  loefentlid^  angemtefen,  fo  ei* 

6))ecialtt)iffenjd^ften  »eber  im  @egenfa^,  nod^  ift  leiten  fte  bod^  baburd^,  ba|  fte  nad^ägltd^  nnt 

fte  Don  benfelben  in  ber  Seife  getrennt,  ba^  gar  ben  l^öl^eren  SBal^rl^eiten  ber  $l^t(ofo)il^ie  in  ^ 

feine  Serül^rung  ^mifd^en  betben  ftattfötibe.  93iel-  fammenl^g  gebrad^t  »erben,  ein  neueS,  1^^ 

mel^r  fe^t  bie  ^^ibfopl^ie  bie  @))ecialtt)iffenfd^aften  Sid^t,  moburc^  nid^t  blo^  beren  tiefered  ^Saßönb« 

DorauS  unb  baut  ftd^  auf  biefcn  auf.  Sie  gel^t  näm»  nife  geförbert,  fonbem  aud^  ber  innere  Sufdmmen- 

Iid|  t)on  bm  fidleren  Stefultatm  ber  @))ecia(-  l^ng  ber  tiefer  ftel^m  ®ebiete  loiffenfd^* 

tt)iffcnfd^aftm  aus ;  biefe  SRcfuItate  geltmil^r  in  ge-  lid^er  grfenntnife  mit  ben  f^b^m  in'S  Ate 

tüiffer  aScifc  aI8  ^ramiffm,  oon  meldten  au§  fie  gcftcllt  tüirb.  —  §ält  man  biefe  ®epd^t§pmifte 

auf  ber  ©runblage  ber  SSemunftprincipim  ttjciter  feft,  fo  fann  mit  Jted^t  bie  Sß]^iIofop||ie  oI§  bie 

fd^Iic^t,  um  burd^  biefe  fortfd^reitenbe  ©d^Iu^-  SEBiffenfd^aftberSBiffmfc^aftm  —  scientia  scien- 

folgerung  cnblid^  ju  ben  Ic^tm  unb  ]^öd)ften  ®rün-  tiarum  —  bc^eid^net  tücrbm.  ®mn  einerfeit§  gibt 

ben  alles  grfennbarenemporpfteigen.  ®ie©pecial»  fie  ben  ©pecialmiffenfdiaften  il^re  l^d^fte  93egrim« 

loiffcnfd^dtcn  bleiben,  toic  fd^on  gefagt,  bei  ben  bung,  inbem  fie  beren  ^rincipicn  auf  bie  l^(^jicn 

näd^ften  (©rünbcn  ober  Urjad^en  ber  in  iljren  93c«  ^rinci^jien  jurürffül^rt,  tittb  atibererfeitS  jie^t  fit 

reid^  fallenbcn  ®inge  ober  grfd^einungcn  ftcl^eu;  bie  ©pecialmiffenfd^aftm  ju  fid|  em^or,  inbem  jie 

bie  $f)iIofop]^ic  bagegen  fü!)rt  jme  tüieber  auf  il^re  baS  Sid^t  ber  l^öd^ftm  ^rincipien  über  Re  au§» 

l^ö^erm  ©rünbe  ober  Urfad^en  jurürf  unb  föl^rt  gie^t  unb  il^nen  babur^  ein  l(|ö]^re§  wpröge 

fo  fort,  bis  fte  felbe  in  \i)xm  l^öd^ftm  unb  legten  Derleiljt. 

(Srünbcn  ober  Urfad^m  erfaßt  l^at.    3n  biejem  5.  2)ie  5luffaffung  ber  ^l^ilofop^ie,  weld^  im 

©inne  ftü^t  fid^  bie  $!)ilofop]^ie  auf  bie  ©pectal«  93t§j^erigmbargelcgttt3orbm,iftbicaU]^gebracile. 

tt)iffenfd^aften  ober  öielmc^r  auf  beren  fidlere  SRe«  g§  ift  feineSmegS  mal^r,  ba^,  wie  ni^t  feiten  be-- 

fultale  unb  furf)t  Don  bicfen  auS  ju  jmem  3telc  l^miptct  ttirb ,  ber  Segriff  t)on  ^l^ilofop^ie  bi§ 

3u  gelangen,  baS  fie  il^rem  Segriffe  nad^  anftrcbt.  gur  ©tunbe  nod&  nid)t  flar  intb  ^d^er  fepgejitEt 

b.SiefiöfungberÖfrageumbiele^tmunbl^öd^ftcn  unb  eS  nod^  nid^t  enbgültig  entfd(>iebm  fn,  idö§ 

©rünbe  oHeS  grfennbaren  mu^  aber  bie  ^l^ilo-  man  unter  ^l^ilojop^ic  eigentliti^  t)erftebe ,  twil 

fopl&ie  aud^  auSfd^Ue^lid^  für  fid^  in  5lnfpmd^  fie  ju  leiften  l&aoe,  unb  auf  melrf^e  ^rt  unb 

nehmen.  2)ie  ©pecialtüiffenfd^aftcn  alS  folc^e  ge«  aSBeife  fte  il^re  Aufgabe  löfen  muffe,   ©c^on  bei 

nommen  fönnen  jur  Sel^onblung  biefer  gragc  nic^t  ^lato  unb  ^riftotcleS  finbet  ftd^  ber  ®ebanfe  cai^ 

fortfdjreitcn,  oI)ne  in  bie  ^l^iIoio})l^ie  überjugreifcn,  gefprod^en,  ba^  bie  9Kenfd^en  auS  SSermunbcrung 

unb  boju  ftnb  fie  toeber  fällig  nod^  bered^tigt.  über  bie  grfd^einungcn,  bie  il^nen  in  ber  3BeIt  ent* 

®enn  bie  9JietI)obe,  ttield^e  fie  il^rer  5Ratur  nad^  gegentraten,  beren  Urfad^en  fie  aber  ni(^t  fannten, 

befolgen  unb  befolgen  muffen,  ift  bie  SJietl^obe  ber  ju  pljilofopl^irm  angefangen  l^ötten,  »omit  bos 

Seobad^tung,  beS  gjperimmtcS,  ber  3nbuction  3iel  ber  ^Pofo})l^ie,aubm®rünben  ober  Urjüien 

unb  ber  Serec^nung.  5luf  biefem  35ßege  aber  fonn  ber  gebadeten  grfd^einungm  hi^  ju  ben  ^öd^ften 

nie  ju  ben  legten  unb  l^öd^ften  ©rünben  ober  unb  legten  l^inauf  öorjubringen,  flar  angebeuttt 

Urfaä)m ber grfd^einungenemporgeftiegen  »erben:  ift.   S)ie  d^riftlid)e  $]^iIofop|ie  mar  über  biejen 


2046 


iß]^{lofo|)]^ie. 


2046 


Segrijf  {tetd  im  Keinen.  Naturaliter,  fagt  ber 
1^1.  ZpomoS  (Contra  gent  3,  25),  inest  homi- 
nibus  deBiderium  cognoscendi  causas  eomm, 
quae  videntur :  unde  propter  admirationem 
eorum,  quae  videbantur,  quorum  causae  late- 
bant,  primo  philosophari  coeperunt.  SDBenn 
eS  in  neuerer  Seit  bal^in  gefommen  ift,  ba^ 
man  nic^t  mel^r  toti%  ttmS  eigentlid^  unter  ^l^ilo- 
fo))l^ie  }u  Derftel^  ijt,  fo  fann  ba3  feinen  Srunb 
nur  l^ben  in  bem  SBirrmarr  ber  ))]^iIofo|)]^tfd^ 
9Dleinungen  imb  Soctrinen,  xotlä^  in  ben  |)]^iIo- 
fi)))]^f(^en  @9ftemen  ber  neuem  3^it  äberl^ou))!  ^u 
Zage  tritt.  S)iefer  9Birrtt)arr  l^t  ftd^  ^ule^  fogar 
auf  ben  iBe griff  ber  $]^iIofo))]^ie  l^inüberDer- 
fflanjt,  fo  bQ^  biefer  93egriff  fettft  in'8  S)unfel 
gel^ulu  tnurbe. 

IL  ^d)  gfeftpeflung  bc8  SBcgriffeS  ber  $]^Uo- 
fo))^  l^belt  eS  fid^  »etter  barunt,  ben  @tanb> 
))un!t,  tDtli^  bie  ))]^Uofo))]^i)(i^e  gforfd^ung  ein- 
junel^men  f^ai,  nöl^  §u  d^orafterifiren.  ^ier  tont- 
men  brei  Strogen  in  Setrad^t:  bie  gfrage  um 
ben  SuSgangdpunft  unb  bie  ÜRetl^obe  ber  ^l^ilo« 
^opffit,  bie  Srage  um  bie  Stellung,  ml6)t  bie 
$^ttofo))]^ie  ber  göttlid^en  Offenbarung  gegenüber 
eingunel^men  f^at,  unb  bie  gfrage  um  b(ä  SJer- 
l^tni^  ber  ^l^ilofopl^ie  ^ur  Xl^eologie. 

1.  SRon  l^t  bel^auptet,  ba^  berjenige,  ber  gu 
))I^Uofop]^iren  anfange,  auf  ben  @tanbpimft  ber 
abfoluten  SJorauSfefeungSbftgfeit  ftd^  fteüen  muffe. 
9Ran  müj|e  Don  allem  @egebenen,  Don  aSem,  toa^ 
auf  bem  etanbpunfte  beS  natürli^en  Semu^tfeind 
als  toa^t  l^ngenommen  unb  anerfonnt  h)irb,  ab§- 
tral^iren  unb  au§  einem  l^öd^ften  ^rincip  alte 
SBa^rl^it  erft  pl^ilofopl^fd^  )u  flnben  unb  }u  con- 
ftruiren  fud^  3)ie  ^l^fopl^e  muffe  rein  a 
priori  conftruirt  toerben.  —  Mein  biefe  Slnftd^t 
Iö|t  ftd^  nid^t  aufredet  erl^alten.  @ie  mÜyerftreitet 
für'd  Srfte  bem  natürlid^en  Sortgange  imferer 
(Erfenntni^,  bie  immer  ^unöd^ft  t)on  Unten  nad^ 
Oben  gel^t  unb  Don  ber  äBirfung  auf  bie  Urfad^ 
f^Iie^.  3Ber  für'd  Smeite  gar  nid^t§  ©egebeneg 
DorauSfe^,  fonbem  abfoUtt  DorauSfe^gSIod  gu 
SBerfe  gelten  miU,  ber  l^t  gar  feine  fidlere  $römif[e 
mel^r,  auf  totl6^  er  in  feinen  @d^Iu|foIgerungen 
ftfl^  ftü^en  fönnte.  ^t  er  aber  eine  fol^e  nid^, 
fo  ift  i|m  aud^  iebe  ftd^  @d^Iu|foIgerung  un« 
mdglid^;  benn  eine  fold^  mu|  not^tt)enbig  Don 
ettoad  @emiffem  ober  @id^erem  auSgel^en,  »enn 
bad,  rxKA  fte  erfd^Iie|t,  c^eid^faQS  ftd^  ober  geu)i| 
fein  foQ.  gfüfS  S)ritte  ift  eine  rein  aprioriftifd^ 
Srfenntnil  tIo|  (Sott  eigen.  2)er  reine  %prio- 
ridmuS  treibt  bal^er  bie  ^l^ibfopl^ie  ober  ben 
^l^ilofo))^,  ber  benfelben  prociamirt,  }ur  ®elbft- 
Dergöttenmg.  2)iefe  ©elbflDergötterung  ift  in  ber 
3^  bie  (^afterifHfd^e  Signatur  oller  fogen. 
tH)raudfe^img§Iofen  pl^Iofopl^ifd^  @9fteme.  @ie 
fommen  aUe  barin  überein,  ba|  fte  bad  menfd^lid^e 
^Cenlen  }um  abfoluten  teufen  l^inauffd^raiiben; 
man  benf e  nur  an  bie  @d^eUing'fd^e  unb  ^egeFfd^ 
$]^fop]^ie.  @erabe  ber  reine  ^prioriSmuS  ift  ed, 
meld^  bie  neuere  beutfd^  ^^ilofopl^ie  in  ben  31b- 


grunb  gefül^rt  1^,  über  meld^em  bie  materia- 
liftifd^e  SBeltanfd^uung  fid^  er!|ob.  —  3)ie  ^l^Üo- 
fopl^ie  mu|  Dielmel^r  Don  ettt)a3  @egebenem 
au§ge(|en  unb  Don  biefem  aud  ^u  ben  l^öd^ften 
©rünben  aSed  begebenen  emporfteigen.  3)iefed 
@egebene  aber  mu|  für  bad  menfd^lid^e  S)en!en 
pd^r  ober  getoife  fein,  meil  eS  fonp  für  le^ereS  feine 
fefte  (Brunblage  feiner  @d^Iu|foIgerungen  bilben 
fönnte.  @o  forbert  eS  ber  mefentlid^e  S^rafter 
unferer  natürlid^  grfenntnife,  bie  ia  nid^t  eine 
abfolute,  fonbem  nur  eine  relatiDe  if£  2)aS  apo- 
fterioriftifd^e  SKoment  ift  baS  erfte.  ferft  tomn  bie 
^^ilofopl^e  auf  biefem  apofterioriftifd^  SBege 
i^r  3isl  erreid^t  1^ ,  fann  fle  lieber  ben  Sflüd- 
n)eg  einfd^Iagm  ia  ben  gegebenen  S)ingen  unb 
@rfd^einungm  unb  fann  aud  bem,  h)ad  fte  ald  ben 
^öd^ftm  @runb  ber  le^term  erfannt  l^at,  biefe 
^inge  unb  Srfd^inungen  f o  meit  möglid^  a  priori 
§u  c Aärm  unb  bamit  ein  tieferes  93erftänbni6  ber 
lederen  an  ftd^  fomol^I  al3  aud^  in  ibrem  innem 
3ufammen]^ange  mit  einanber  ^u  erzielen  fud^. 
Secundtim  viam  inventionis,  fagtber  1^1.  Sl^omaS 
(Stim.  TheoL  1,  79, 9),  per  res  temporales  in 
Cognitionen!  devenimus  aetemortim  secun- 
dtim illud  Apostoli  ad  Rom.  1 :  ^Invisibilia 
Dei  per  ea,  quae  facta  sunt,  intellecta  con- 
spicitmtur.^  In  via  vero  judicii  per  aetema 
jam  cognita  de  temporalibus  judicamus,  et 
sectindum  rationes  aetemorum  temporalia 
disponimus. 

2.  9Ru|  nun  aber  bie  ^^l^ilofopl^ie  Don  ettoaS 
begebenem,  Don  tttoa^  an  ftd^  @eu)iffem  aud« 
gel^,  fo  entfielet  bie  »eitere  Sfrage,  tooS  biefeS 
an  ftd^  ®eh)iffe,  biefeS  (begebene  fei.  hierbei 
1^  ber  Segrünber  ber  neuem  ^l^ibfopl^ie,  Sar- 
tefiuS,  ben  @a|  aufgefteEt,  baS  an  ftd^  ®eU)ine, 
moDon  bie  ^^ilofopbie  au8}ugel^m  l^abe,  fei 
bIo|  bie  burd^  bad  @elbftbeh)u|tfein  geDTÖl^Ieiftete 
Stiften)  be§  eigmen  3d^:  Cogito,  ergo  sum. 
Mer  anbertoeitige  ^nf^aU  be§  natürlid^  93eh)u^t- 
feinS  muffe  ald  imgemi^  beifeite  gelegt  tterbni; 
bie  ^l^üofopl^ie  fönne  ft(|  l^ierauf  nid^t  ftüjen.  — 
Mein  aud^  biefe  Slnftd^t  ift  ^urüdC^umeifen.  S)mn 
tt)mn  mir  alled  älnbere  be^meifeln  au^er  bem  3^d' 
niffe,  baS  imS  unfer  ©elbftbemufetfein  Don  unferer 
eigenen  Stiften}  gibt,  fo  fdnnm  U)ir  jule^t  aud^ 
unferem  Selbftbemultfein  nid^  mel^r  trauen. 
®iirfm  mir  j.  93.  ben  äußeren  ©innen,  infofem 
fte  und  bie  Siifteu}  ber  %u|mn>elt  bezeugen,  ni(^t 
trauen,  fo  ift  gar  fein  @mnb  mel^r  Dorl^nben, 
marum  mir  nod^  bem  ©elbftbettm^tfein  träum 
foQen,  ba  bie  natürlid^e  ®eh)i|]^eit  für  und  beiber- 
feitd  biefelbe  ift.  ^^u  fommt  nod|,  ba^  mir  in 
ber  gebadeten  93orau3fe|ung  aud  ber  reinm  @ub- 
jectiDitöt  gar  nid^t  mel^r  l^erauSfommen;  bmn  ba3 
©elbftbettm^tfein  bezeugt  un8  immer  nur  fubjectioe 
ai^tigfeitm  unb  3uflänbe.  Ob  biefm  aud^  etwas 
in  ber  ObjectiDitot  mtfpret^c,  f önnm  mir  in  ihaft 
beS  ©effiftbemufetfeinS  aUein  unmöglid^  miffm. 
^ben  mir  alfo  nur  bad  ©elbftbenm|tf ein ,  an 
meld^  mir  und  l^Itm  f önnm,  fo  fommm  mir  nie 


2047 


$]^ilofo))]^ie. 


2048 


)U  einer  o^iectben  SSßol^Tl^eit.  SBit  muffen  ballet 
ben  Rxt\&  beS  an  ftd^  @elx)i[{en,  tt)ot)on  bie  $Po- 
\opfiit  ouSsuflel^  l^cd,  tteitcr  ouSbcl^ncn.  68  pnb 
bor  Mem:  a.  ®ie  unmittelbar  eöibcnten  $rtn- 
dpien  ber  SSemunft  (principia  per  se  nota), 
tot\ä)t  loir  als  bie  an  \\ä)  gemiffe  ©runblage  ber 
5ß]^üofot)]^ie  betrad^ten  müjfen.  ®enn  bicjc  liegen 
dier  ))]^ibfo))!|i{d^en  @d^lu|f  olgerung  unb  Verneig» 
fül^rung  ju  ©runbe.  2Ber  fie  in  Smeifel  ftellt, 
!ann  in  ein  biScurjtoeS  3)enfen,  in  eine  })]^ilo» 
fot)]^i(d^e SScmeiSfül^rung  garnid^t  eintreten;  er  ift 
einfod^  au|er  ©tanbe,  ju  pl^üof ot)]^iren ;  er  !ann 
bal^er  aud^  fein  p]^iIofo))]^ifd^e8  SRefuItat  erzielen. 
b.  5)ie  Sl^atjad^en  ber  innem  imb  ber  öu^em  6r» 
fal^ng.  SSßaS  burd^  bad  @elbftben)u^tfein  unb 
ourd^  bie  äußere  ßrfal^rung  getoäl^rleiftet  ift,  baS 
borf  t)on  ber  $]^Uojo})]^ie  nid^t  in  3tt)eifel  gcjogen 
iDerben ;  e§  mu|  einf a^  atö  ftd^er  unb  geh)i|  ]^in> 
genommen  »erben,  fonft  fann  ba§  t)l^iIofot)]^ifd^e 
S)enfen  nid^t  ®runb  faffen,  unb  e§  ift  gleid^» 
faUS  eine  ))]^iIofop]^ifd^e  S)enI6eh)egung  unmöglich. 
SDie  SBemunftprincipien  allein  toürben  imS  nid^tS 
nujen,  toenn  unS  nid^t  eine  in  ber  ßrfal^rung  ge- 
gebene imb  burd^  fie  gemöl^rlciftete  SBBirflid^feit 
öorlöge,  meldte  wir  auf  ber  ©runbßge  jener  ^rin« 
c4)ien  ju  erforfd^en,  unb  auS  weld^cr  tt)ir,  gleid^- 
fdlS  auf  ber  ©runblage  ber  gebadeten  ^rincipien, 
auf  ein  anbereS,  jenfeitS  unb  über  ber  grfal^rung 
liegenbeS  SBirflid^e  unfere  ©d^lüffe  ju  mad^en  im 
(Staube  finb.  Slud^  bie  il^tfad^en  ber  innem  unb 
äußern  Srfal^rung  mu^  olfo  bie  ^l^ilofopl^ie  alg 
an  fid^  gen)i|  l^innel^men  unb  t)on  il^nen  in  il^ren 
Sforfd^ungen  auSgel^en.  —  ©o  ftettt  bie  ^l^ilo« 
fopI)ie  an  ben  SJlcnfd^cn  nit^t  bie  ^nforberung, 
ba§icnigc,  tüoS  il^m  auf  bcm  ©tanbpunfte  be§ 
natürliddcn  SetüufetfcinS  ju  bejtüeifeln  unmög« 
lid^  ift,  bod^  in  S^ücifel  ju  jicl^en;  ba§  wäre 
tt)ibematürlt(^  unb  tt)ibert)emünftig ,  unb  feine 
SEßiffenfd^aft,  aud^  bie  ^]^ilofo})l)ic  nid^t,  fann  bem 
SDIenfd^en  wibcmatürlid^e  unb  ttiberücmünftigc 
3umutf)ungen  mad^en.  3m  ©cgcntl^cil,  bie  ^l^ilo- 
fopl)ie  tt)ärc  felbft  nid^t  möglid^,  wenn  ber  5[Renfd^ 
ben  gonb  feiner  natürlid^en  ©etüife^eit  nid^t  un- 
üerbrüd^Iid^  betüafircn  unb  öon  il^m  in  feinen  })I)ilo- 
fo})I)if(^cn  3orfd}ungcn  nic^t  au§gel)en  würbe. 

3.  aSJoS  nun  weiter  bie  ©tcHung  betrifft,  weld^e 
bie  ^l^ilojopI)ie  ber  pofitiöen  göttlid^cn  Offen- 
barung gegenüber  einjunel^men  l^at,  fo  mu^  l^icr 
bor  ^Ucm  ber  ©a^  feftgel^olten  werben,  ba^  Ver- 
nunft imb  Offenbarung  ober  btelmeljr  SSemunft- 
unb  OffenbamngSwal^rl^eiten  mit  einanbcr  nid^t 
im  SEßibcrfpmd^  fteljen  fönncn,  weil  beibe  au§ 
einer  Ouelle,  nämlid^  ou§  ®ott  alS  ber  abfoluten 
2Ba]&rl[)cit  unb  SBal^i^Iiaftigfcit,  ftammen.  6ö  fann 
alfo  nid^t  etwaS  pl^ilofopl^ifd^  wal^r  fein,  toa^  mi) 
bem  ©lauben  faljd^  ift,  unb  umgefel^rt,  eine  SBal^r- 
l^eit  fann  ber  anbem  nid^t  wibcrfpred^en.  2)er 
SBiberfpmd^  würbe  ja  3ule|;t  auf  ®ott  fatten,  weil 
eben  alle  2öal)rl)eit  in  (Sott  grünbct.  S)ie  einen 
SQBal^rficiten  offenbart  un§  ®ott  burd^  bie  ©d^ö- 
pfung  unb  burd^  ba§  natürlid^e  Sid^t  unfcrcr  95er- 


nunft,  bie  anberm  burd^  |)oftttee  SRittl^eilmig  auf 
übernatürlid^em  SBege;  barum  fann  nid^  bcS- 
imige,  xoali  in  bem  einm  ©ebtete  xoofyc  ift,  inboi 
anbem  falfd^  fein,  unb  umgefel^rt. 

2)agegm  nimmt  ober  bie  pofttibe  Offenbarung, 
weil  auf  göttlid^er  Suctorttät  berul^b,  unbe* 
bingte  SQßal^rl^it  für  fid^  in  ^fprud^,  wo^ 
bie  menfd^lid^e  SSemunft,  weil  befd^rönfteSSenamft, 
irrtl^umSf  öl^ig  ift,  weil  fte  <md)  falfd^  ©d^hi^i 
folgemngm  mac^m  fann.  2)arau§  folgt,  ba(,  tme 
bie  anberm  Sßiffmf d^aftm,  f o  aud^  bie  ^^fop^ 
als  SSemunftwiffmfd^ft  bie  gbttlid^  Offenbonmg 
als  leitenbeS  $rincii)  ü^rer  f^forf  d^ungm  anerfennm 
mu^.  ©ie  fyd  nid^t  bm  OffenbarungSinl^  aß 
fold^m  5um  ®egmftanbe,  aber  biefer  mu^  i^r  aß 
leitmbeS  ^ßrincif)  in  il^rm  t^orfd^ngen  gelten,  unb 
}War  in  folgenbem  ©inne.  ftommt  bie  ^^ilofop^ 
in  i^rm  iJforfd^ungen  auf  ein  9lefultat,  weU^  mit 
bem  DffenbarungSinl^lt  in  SBiberf^mtdJ  fW^,  fei 
eS,  bafe  biefer  SBiberfpmd^  offm  baliegt,  ober  ba6 
bie  fird^lid^e  ^uctorität  erflort,  eS  fei  b^  bejügfi^e 
Kefultat  mit  bem  OffenborungSinl^alte  nid^  Det- 
einbar,  fo  l^t  bie  ^^ilofopl^ie  biefeS  S^efuUot 
als  falfd^  5U  berlaffm  unb  ben  4iroce|  ber  ©d^lug- 
folgerung  ju  rebährm,  um  ben  Segler  ju  ent- 
bedfen,  bm  \^t  gang  gewi|  im  ^rinci)),  bon  weld^ 
fte  in  ber  ©d^lu^folgemng  auSgegangm  ift,  ober 
in  biefer  felbft  gemalt  l^at.  ®ur$  biefe  inerten- 
nung  ber  Offenbarung  als  beS  leitenbm  ^rincipS 
il^rer  gorfd^ungm  Wirb  bie  gnergie  ber  pifio* 
]opf}x]^tn  Sorfd^ung  feineSwegS  beeintrad(|tigt, 
fonbem  fogar  erl^öl^t,  weil  bie  Vernunft,  an  bQ§ 
leitenbe  ^Jrinci})  fid^  ba^enb,  in  i^ren  g^orfc^gen 
biel  encrgifd^cr  unb  fidlerer  ju  SBcrfe  gelten  tomi, 
als  wenn  fie  beSfclbm  entbel^rt.  SRan  benfe  mir 
an  bie  Unfid^erl^eit,  mit  weld^er  bie  antife  "tp^üo« 
fopI)ie,  weil  j[eneS  leitenben  ^rinci})S  ermangelnb, 
gerabc  in  Sejug  auf  bie  l^öd^ftm  SBa^rl^citen  l^enun» 
taftetc,  unb  an  bie  mannigfaltigen  unb  fc^wcren 
Srrtl^ümcr,  in  weld^e  fie  nad^  ber  gebad^tm  i^ 
jicl^ung  berfiel.  3n  ber  neuem  ^l^ilofopl^ie,  wdtöe 
jenes  leitenbe  ^rinci^)  gerabeju  berwarf,  tritt  biep 
nod^  weit  greller  ju  iage. 

3)ie  Aufgabe  aber,  weld^e  bie  ipi^ilofopl^ie  m  Se« 
jug  auf  bie  Off mbamng  ju  löfen  l^t,  beftel^  barin, 
ba|  fie  ben  mmfd^lid^en  ©eiftbcr  (^riftlid^m93ki^ 
l^eit  wiffcnfd^aftlid^  3ufü^rt.  ©ie  foU  nomlid^  bie 
innere  Ucbercinftimmung  beffen,  waS  bie  SSemunft 
lel)rt,  mit  ben  Sel^rm  ber  Offenbarung  nad^wctfen 
unb  baburd^  bm  mmfd^lid^m  ®eift  ba^in  führen, 
ba^  er  bie  @rfmntni&  ber  d^riftlid^en  3BaW^ 
als  bie  l^ödöfte  SoUenbung  feiner  grfmntniB  er- 
faffe  unb  l^od^od^te.  6S  ift  bal^cr  ber  größte  2KiB- 
braud^,  ber  mit  ber  ^l^ilofopl^ie  getriebm  wcrböi 
fann,  wenn  man  unter  bem  SDedßnantel  berfelben 
barauf  auSgcl^t,  bie  d^riftlid^e  Söafir^eit  ju  unter» 
graben  unb  bie  SDicnfrf)cn  babon  abjufül^rm. 

4.  9Jod^  bleibt  baS  9Ser]^ältni|  ^wifd^  ^ip^ilo« 
optjit  unb  3;I)eologie  gu  imtcrfud^en.  ^^ilo* 
opi}k  unb  3:I)eologie  ftel^  fid^  ctnanber  als  felb« 
tänbige  SQBiffenfd^aften  gegenüber,  fo  jwar,  hai^ 


2049  tßfltlofDtil^ie.  2060 

leine  in  bet  anbetn  ouffle^olben  werben  barf .  Iitnn  brinflen  unb  eine  freculotioe  grfennhiil  bet  <i(irlft- 
iebe  betjetten  ^  i^t  eifleneä  grfennhii6|)rincij) ;  K^  SJt^ptrien  geminnen  —  fptcutati»«  I^o- 
bit  %tftDh%it  bie  0|fenbütunö,  bie  SßöÜofßp^  loß'«-  Stw«  mirb  bufl  menj^tid^  Iwilen  nie  boju 
bie  SVmiinjt  unb  bie  SBentunttprinci)nen ;  jebe  flelonflen.  ben  fleboi^  3u|oininen^8  im^ä^ 
berjelben  Ifot  Üfcvx  eigraot  SBa^^UfiheiS :  bie  ben  IDl^ficTien  unb  ben  9)emun|lnK^^en  boll- 
Xl^Iogie  bie  geoffenborten,  bie  $^lo{D))^ie  bte  fomtnen  gu  bun^^cn  imb  etfteie  gui  innem 
fßemunftDa^^ten ;  jebt  berfelbtn  fyü  enblic^  i^  Soibeng  gu  bringen ;  bieft  Düiben  In  eben  babur^ 
eigene  üllet^be:  bieXtKDlrgiemnmitiliTc'-J^eiDtiie  auf!|Sim,  enpra  radonem  }U  fein.  StierbtS  gu 
mä  ben  OffenbanmeSqueScit,  bie  $l)ilu)Dt){|ic  anä  einem  geniljen  ffinbe  (onn  baS  Senfen  bocf)  gu 
her  SBennm^.  9ItttTbin(^  ßteifen  3iJbiIciopl)ie  imb  einer  ^eoüatiuen  ertennhii|  ber  ÜJl^flerien  fi^ 
S;^olo8teinfDfemtnetnanb«,ül9bieOflenbaTun9  er^ben.  Siie  SBemeiSfübrungen,  mit  benen  e«  ju 
mi^fol(^5ßo(irl6tilenini^rem3nbotteeini(^lie&t,  biefem  3»ede  Dperirt,  (inb  aUerbinflS  nic^t  ftrin- 
ukU^  an  unb  für  jii^  gencnnmen  UJcniunftina^  genl ;  aber  jte  ^b  boq  fnijtige  ätnalogtebeiDeife. 
Viten  (inb,  nonaq  biefe  %n[)it)eiten  foroobl  in  Um  aber  bitfe  SBewtife  fübrni  unb  bamit  eine 
ber  X^lsyQK  alS  oui^  in  bfr  ^i^bilofop^ie  bc^n-  Denn  au^  ni^t  OaUloinntene  ftMcuIottt»  6r- 
b«U  ninben  muffen.  Äbermeim  joli^rä  ftattfinbrt,  (ennlni^  ber  ÜRpfteritn  geuinnm  ju  rönnen, 
fo  Derben  p«  in  ber  I^lociie  immer  olS  fleoffcn-  mu^  bie  5|J^iIofo;)bie  bet  Sbeotogie  in  ben  SJer- 
borte  Sotirl^cUen  bc^belt  unb  nie  joldjc  üu§  ben  nunftioa^^tilen ,  bie  fie  jur  euibenten  ßrtennt- 
OffenboTungSqueKen  eruiefen;  inbcr^^ilDfop^  nig  gebn»^  b<d,  bie  @runblage  unterbreiten, 
bagegen  nmKn  fu  bel^onbelt  ol3  SSemunftnia^  auf  Ueli^  fie  mit  t^ren  Snalogieboneifen  off 
Viten  imb  als  folc^  au8  ber  Semunft  bemiefen.  liren  (onn.  9u4  in  bicfem  Sinne  btent  bie 
S)ie  Sß^ilofo}»^  tft  ferner  bem  SRange  noc^  ber  Sp^Uofcp^ie  ber  ibeologie.  Slit^  ifi  bet  ©inn 
S^logie  nii^t  coorbinirt,  fonbem  (uborbinirt  beS  befonnten  SßJorteS :  Philosophia  eat  ancilla 
ICenn  bte  llieDlogie  fyü  etnerfeitS  ein  iiitil  böbertS  Theologiae,  StriftoteleS  1joi  mit  biefer  goimel  baS 
erfennfnifijmnci))  als  bie  Splfeüofob^ie ,  nümli^  SJer^ältni^  ber  enc9tlo})äbi(ii^  2Bi||enfi^aften  gur 
bie  übtmatürli^e  gittiid^^  Of|enbaiimg|  onberei-  „erften  ^^foti^ic"  auSgebrüttt ;  bie  (^ri^ic^ 
fcitS  1)ai  fie  einen  ^ä^em  Sn^olt  aI3  bte  leitete,  ^e^rten  ^ben  f|kiter  bie  QÖxiifit  tyurmel  auf 
Deil  unb  infof cm  fie  bie  d^^ic^  ÜRqfterien  gum  baS  Sierf)äant|  ber  ^^fofi^ie  gur  3:i^oIogic 
Otegenftonbe  b<it,  an  melii^  bie  9)emunft  für  fi$  übertragen.  !DIan  fielet  hieraus  lei^t,  Im|  biete 
oSein  ni^t  ^inanniii^.  Siie  d()riftlid^  Sli^fterien  fformel  für  bie  $btlofot)^ie  burd^ouS  mäfi.  Die 
gellten  nämli^,  Deil  fie  supra  rationem  finb,  man  in  neuerer  3^^  fo  Diel[ad^  angenommen  fyst, 
ni^  in  bie  ^bib>iopilie ;  bie  ^ßbilntD^bie  aI8  etroaS  Cntttürbigenbtfi  in  fic^  trögt.  S)ie  Eß^ilo- 
eigene,  [elbflonbige  aBif(tn|((ia(t  Ifot  in  biefeS  @e-  fobbif  bient  oUerbingS  in  ber  own  bejetii^eten 
biet  fid^  nic^l  einjumifdfen ;  fie  ^  bie  djriffli^itn  jDtifa^en  9äc^tung  bei  X^logie;  aber  ei  Vft 
^fierien  gu  rcfptctircn,  ober  fte  fyü  mift  »on  boc^  gcaig  leine  4EntDürbiE^g  bei  ^^UofD))^, 
benfeCben  gu  b^nbeln.  £ct|tere3  ift  Sa^e  ber  toenn  fie  für  bie  Si^tät  einer  l^tiein  £Bif[en- 
X^ologie;  eben  belbol^  ci^bt  ftc^.  Die  [d^n  ge-  fc^ft  t>einiert^  mtiben  tonn  unb  ueiDerttKt 
fagt,  ouc^  Donbiefem@efiii^t3punfteauSbie3^eo'  lotrb.  ginbet  ja  baS  @leti!^  aud^  bei  onberen 
bgie  über  bie  5p^Uo(opbie-  S>»  pUofop^ie  fte^  SaSiffenid^ften  pott-  S3it  Mefullate  ber  Biotur-, 
«iblidiguribeoIogieineinemgeDiffenSJienpoer'  bet  Sjratd&miffenf^ft  u.  f.  ».  lönnen  au4  für 
^ältniffe,  unb  gmor  in  gmetfad^SBeife.  gür'fl  bie  S^eDltigic  utmetlbel  Dertiea  5itemanb  aber 
6ipe  breitet  bie  ^i^ilofop^ie,  infofetn  fie  Cogif  unb  luiib  Ijierin  eine  IJniiebtigung  ober  ©nlroürbi- 
SRet^obil  in  fu^  entbäU,  ber  Sl^colDgie  bie  Diffen>  gimg  biejer  3Öi|'|enfd)aften  eibliden.  ^ur  Der  bie 
fc^aftlic^  S^onn  unter;  oline  bie  SlnDenbung  bei  göltiii^e  Offenbarung  übeibaupt  läugnet  tmb  bafi 
logifd^  imb  met^obif^  @ef(fa(  auf  ben  Ciffen»  p^ilofopbifd^  S)enfen  gum  abfolutcn  ^^enIen  ^■ 
bcmmgein^lt  Ifinnte  ja  bie  Slbeologie  in  tbmn  auffi})raubt,  lonn  in  biefem  SienftDnt)ältnif|e  bet 
Gebiete  feine  tegelted(|tc  ^IBetDeiSfii^iung  unb  feine  $^ilofopbiegur3:beclDgie  etmaSerbliifen.  DoSbie 
f5fttmali|(^  Sufammenorbnung  ber  Bon  t^  gu  be«  'j^liilofopb"  i"^  jf""  §p5^  l)"abjtebcn  unb  fie 
l^anbelnben  iWattrien  ergielen.  Q^üi'ä  3f*it»  bietet  folglii^  „entioiitbigtn"  miifelt. 
bie  SßbilDiop^i'  bei  abtoloßie  in  ben  fpeculütioen  in.  9iun  jui  eint lieilung  bet  iHbilofotillie. 
jlefultaten,  Deld^e  fie  auf  bem  SBege  bei  Setnunft-  Sie  ^^fopfiie  i^  eine  SBiffäif^ft  unb  f omit 
forfc^inig  eqieß,  bie  ©runblagen  bar,  auf  niel»  ein  im  fid^  fleoibneteB  unb  abgejAIoffeneS  ©ornjeS, 
Äen  fufinib  biefe  fi^,  |o  Deit  eS  bem  men[df|lid^  ba§  als  folibeS  in  Mtfd^iebene  äiei^eigungen  fu^ 
@eiftt  überhaupt  mflgt«l&  ift,  gu  einer  fpecula-  gliebem  mu|.  S>te  (Sint^ung  ift  eS,  Dtl^e  tum 
tioen  gtfeimtnil  bet  d&riftlit^ aKpptrien  gu  et-  einem beftimmtenStfii^tSpunBe ober gintljeUungS- 
^benöeimag.  gs  ift  fc&on  g^eigt  Dotben,  ba|  giunbe  auS  biefe  ©Iteberung  gu  betoeripeUigen  $iit. 
bie  X^cologie  in  gDeiter  Sinie  ou^  mitSeinunft>  €9  fmb  nun  fd^on  »erfc^bene  ßint^ungen  ber 
gcünben  in  ber  SBeiwiafübrung  für  bie  c^riiftlid^  ^^lofop^ie  gu  Sage  gefäibert  ttorben.  ^m  foU 
?Rt)|terien  operiien  tonn.  SJabur^  will  fte  in  ben  gunödift  biejenige  boMefütitt  Derben,  weld^  na^ 
3ufommen^g  b«r  Snq^eiten  mit  ben  iBemunft-  bem  gegenDättigen  Stonbe  btr  pbiloJop^tfd||ttt 
ux^^eiten  bis  gu  einem  geDtffen  @iabe  ein-  (EntDii&ung  bie  nüii^tliegcnbe  gu  fein  fe^einL 

ltlT«ciiltiiIsn.  IX.   a.  BulL  65 


2051 


$]^iIofo))]^te. 


2052 


1.  ®cr  ßintl^cUuitgSgnmb  fatm  füglid^  l^erge- 
Tiotntncn  tocrben  öonbcmObiccte,  auf  »eld^eS  bic 
$]^iIof o))l^te  gel^t.  2)enn  eS  tnu^  oud^  auf  fie  ber  @a^ 
)Ut  ^nlDenbuttg  fomtnen:  Scientiae  specifican- 
tnr  et  diversificantur  per  objecta.  Clb\td  ber 
$]^iIofot)]&ic  ift  aber,  toie  gefagt,  aDeS  ©etenbe, 
(dle§,  tt)a§  unferer  natürlt^en  Srtenntni^  über- 
"fycivopi  ^ugöttglid^  ift.  f^fragen  h)ir  nun,  mag  benn 
überl^upt  unferer  natürlidden  grfenntnife  sugäng- 
Itd^  fei,  fo  löfet  fid^  biefe  in  brei  ffreife  auSeinanber- 
fd^eiben.  Unferer  natiirlid^en  grfenntnife  jugäng- 
l\ä)  finb  für'S  ßrfte  unfere  eigene  3)enf-  unb  Cr- 
fenntnifetl^ötigfett,  fur'S  3to«tc  bie  realen  SBefen, 
»eld^e  in  ber  Dbiectiöität  unferer  grfenntnife  gegen- 
übertreten, unb  für'S  ©ritte  bie  Orbnung,  in  toel- 
d^er  tsir  ftel^en,  in  meldte  tDir  eingegliebert  finb  unb 
an  beren  @efe^  tovc  und  in  unferem  ^1^  unb 
fiaffen  ju  leiten  l^ben.  Sfolglid^  1^  bie  ^l^ilo- 
[opi^xt  fid^  5u  befd^öftigen  für'S  6rfte  mit  un- 
ferer eigenen  ®enN  unb  ßrfenntni^tl^tigfeit, 
für'S  3ft>ctte  mit  bem  real  ©eienben  unb  mit 
ben  realen  SBefen,  ttield^e  als  tixoa^  objectiö  ®e- 
gebene§  unS  gegenübertreten,  unb  füi^S  ©ritte 
enblid^  mit  ber  objectü)  gegebenen  Orbnung,  in 
tt)eld^er  ber  97^enfd^  fielet  unb  nad^  beren  @efe^ 
er  in  feinem  Sl^un  unb  fiaffen  ftd^  rid^ten  mu^. 
hiermit  ift  bie  §au|)teint]^eilung  ber  ^l^lo- 
]opl}it  t)on  felbft  gegeben,  ©ie  ^aupttl^Ie  ber 
ipi|ilofop]^ie  nömlid^,  meldte  als  beren  toefent- 
lid^eSl^eile  betrad^tet  »erben  muffen,  fmb  fol- 
genbe  brei:  a.©ieSogif  unb  Srfenntni^lel^re. 
®iefe  l^aben  jum  ©egcnftanbe  unfere  eigene 
S)cnf-  unb  Sr!enntni^tI)Qtigfcit,  p)Qx  nid^t  nad^ 
i^rer  5Ratur,  aber  nad^  \i)xm  ©cfe^en  unb  nad^ 
il^rcm  Scrl^Qltnife  jum  ©ein  alS  ju  il^rcm  Ob« 
iectc.  Sic  fiogif  l^at  bie  ®efe^e  unb  Sebingungen 
ju  ermitteln,  auf  ttield^cn  bie  SBal^r^eit  unfcrcS 
SenfcnS  berul^t,  bie  grfenntni^Ic^re  bagcgen  baS 
Serl^ältniö,  in  meld^em  baS  grfennen  jum  ©ein 
tel^t.  b.  ®ic2Keta})]^^fif.  S)iefe  l^at  jum  ©egen- 
tanb  baS  real  ©cicnbe  im  allgemeinen  fotüol^l  a(S 
aud^  bie  bcfonbcren  realen  SBefen,  roeld^e  in  ber  Ob» 
jectiDitöt  gegeben  fmb  unb  unferer  (ärfcnntnife 
gegenübertreten :  SBelt,  SKenfd^,  @ott.  3n  SSejug 
auf  bicfe  legieren  l^at  fie,  fomeit  eS  auf  bem  Söege 
ber  Semunftforfd^ung  aDein  übcrl)aupt  gefd^e^en 
!ann,  ^uf  jd)lu^  p  geben  über  beren  5Ratur  unb 
€igen[d^aften  unb  über  beren  »ed^felfeitigeS  93er» 
l^ältnip.  c.  S)ic  gtl^if,  ©ocial-  unb  SRed^tS» 
pl}xlo[op^\^.  2)iefe  ^at  jum  ©egenftanbe 
bie  fittlid^c,  feciale  unb  SRed^tS^Orbnung,  fomie 
bie  (Sefc^e,  meldte  in  biefer  breifad^en  Orbnung 
ma^gebenb  finb.  ©ie  bßnbclt  bol^er  öon  ©itte, 
©ocietät  unb  SRed^t  unb  tjat  jur  Aufgabe,  bie 
^rincipien  ju  ermitteln,  auf  meldten  ©itte,  ©o- 
dtiät  unb  SRcrfit  berul^en,  unb  borauS  bie  ®efeje 
abjuleitcn,  an  toeld^e  bie  5Renfd^en  gemä^  biefer 
breifac^cn  Orbnung  in  il^rem  3:i^un  unb  fiaffen 
fid^  5u  l)olten  l^aben.  ®abei  ift  nod^  ju  bemerfen, 
ba6  Stl^if,  ©ociol-  unb  3ted^t§p^ilofo})]öie  aud^ 
unter  bem  begriffe  „praftifd^e  ^l^ilofopl^ie"  jufam- 


i 


mengefo^t  mAm,  toogegen  bann  bie  bdbcn  an- 
beren  ^oupttl^le  ber  $^iIofo^]^ie  bie  ^t^eontifii^ 
ißl^ilofop^ie''  büben. 

2.  SBaS  aber  boS  IBerl^oitni^  ber  biei  um- 
fentlid^  £^eile  ber  !ß]^ilof o^l^ie  m  etnonber  Be- 
trifft, fo  ift  eS  aUerbingS  tDol^r,  ba^  unfere  fe 
f enntnil,  n)enn  man  beren  tuäürlid^  S^^ctgan 
im  9uge  l^at,  nid^  mit  ber  Xeflesion  auf  pdf 
felbft  beginnt ;  mir  erfennen  ivaiääjl^  bie  Objcck, 
melÄe  fid^  alS  Don  und  Derf d^eben  unferer  (Erfamt- 
ni|  Darbieten,  unb  bann  erft  reflecttren  urir  auf 
unfere  ©en!-  unb  Srlenntni^tl^ätigfeit  felbfl  Son 
biefem  @eftd^tS)mnIte  ouS  mu|te  alfo  eigenfli^ 
bie  9Reta))]^Qfif  on  erfter  @teQe  ftel^  unb  &^ 
unb  Srfenntni^lel^re  biefer  erft  nad^folgen.  wi 
ift  aber  nod^  ein  anberer  ©eftd^tSfunlt  in'S  Snge 
SU  f äffen.  9)or  Mem  ift  eine  fid^  metopl^Qfif^ 
Srrenntni^  nur  unter  ber  SSotmiSfe^g  gu  ge> 
minnen ,  ba|  mir  rtd^g  bettifen,  b.  ^.  b($  toir 
unfere  Urtl^etfe  unb  ©d^lu|folgerungen  o^  logi^ 
d^en  gfel^ler  DoÜ^iel^en.  9hm  ift  eS  ober  ©od^  ber 
ogif,  bie  ®efe^  ^u  ermitteln  unb  fef^ufldlen, 
an  meldte  mir  in  unferem  2)en!en  unS  fjßüm 
muffen,  um  rid^tig  }u  benfen.  gfolglid^  i^  hA 
©tubium  ber  fiogU  }u  einer  fidlem  mdctpffijl^^ 
Srfenntnig  DorauSgefe^t,  unb  ed  mu^  bai^  tKm 
biefem  ©eftd^tSpunfte  auS  bie  Sogü  ber  Stdn- 
pl^QfU  DorauSgel^en.  ©al^er  be^eid^net  oud^  Xrifto- 
teleS  bie  Sogü  als  baS  Organon  ber  ^^ilofop^ 
SlnalogeS  gilt  Don  ber  Srfenntni^Ie]^  S>iefe^, 
mie  fd^on  gefagt,  baS  Ißerl^tni^  gu  ermitteln,  ttd- 
d^  gmifd^en  unferem  Srfennen  unb  bem  Sein 
ftattfinbet.  6S  unterliegt  ober  feinem  3toeifel,  bei 
juerft  eine  pl^ilofopl^if^e  ©infid^t  in  bicfeS  SSer- 
löltni^  gemonnen  fein  mu|,  beöor  man  jur  &> 
forfd^ung  beS  real  ©eienben  felbft,  alfo  jur  9Reta- 
pl^^fif,  fortfd^reiten  fann.  S5enn  ift  baS  gebaute 
Serl^öltni^  nid^t  rid^ttg  beftimmt^  1^  l^ier  eine 
irrtümliche  ^Infd^auung  fid^  feftgefejt,  fo  mufe 
baburd^  bie  gefommte  mctapl^^ftfd^e  gorfd^ung  auf 
faljd^e  Söege  geleitet  merben.  6S  mu^  alfo  füglid^ 
auc^  bie  Srfenntni^lel^re  ber  3Retap]^t^fi!  oonm« 
gelten,  ©ann  alfo  erft  folgt  bie  SWetopl^^ri!.  ©ieje 
bilbct  ben  SWittel-  unb  f)ö]^epun!t  ber  gefammtra 
pl^ilofopl^ifc^en  SBiffenf^aft.  S)cnn  ber  ^Hmpt« 
gegenftanb  menfd^lid^en  gorfd^enS  ift  unb  bleürt 
bod^  immer  baS  real  ©eienbe,  unb  au§ert)em  ijl 
eS  gerabe  bie  ÜRetapl^^fif,  meldte  p  ben  l^ö^len 
©rünben  unb  Urfad^en  olleS  Srfennboren  empor* 
fteigt  unb  bamit  allen  anberen  Siergmeigimgen  ber 
^l(|ilofop]&ie  i^re  l^öd^fte  SSegrünbung  öerlei^ 
S)ie  ^etapl^Qfif  be^eid^net  bal^er  in  ber  2:1^  boS 
l^öd^fte  unb  oomel^mfte  ®ebiet,  in  toeld^  bie 
p^ilofopl^ifd^e  SBiffenfd^aft  fi(^  ju  bemegen  f^L 
Sule^t  enblid^  folgen  bic  gt^ü,  bic  Social«  mib 
SRed^tSpbilofop^ie.  ®iefe  ©iSciplinen  fönnen  erp 
nad^  ber  2Retop]^t)ftf  bel^onbelt  »erben,  mdl  fte  ju 
il^rer  grmöglit^ung  bie  SRetopl^^fi!  mefentlidfi  öor» 
ausfegen.  ®enn  bie  ^rincipicn,  toeld^  ber  jitt= 
lid^en,  focialen  unb  Sled^tSorbnung  ^u  @nmbe 
liegen,  fomie  bie  in  biefe  Orbnungen  einfdpägigm 


laffnt  fi^  erft  ennitbln  auS  itntn  Sßrin* 

iwld^  in  bra  3RrtaifMH  ütm  boS  9Bt[ai 
I  unb  btS  Vtenfii^,  um  boS  tvt^ftllntigt 
ttni|  gioift^  btibni,  fotoie  vibn  baS  tvn^ftl' 
aStrWlhilS  ber  TOrnft^en  ftftft  ju  rinonbnr 
dit  tooibtn  Pnb.  eidil,  Social- unb  Xt^- 
>p1)it  tnüfjm  olfo  als  bn  Ic|tc  ^jouptt^cil 
l^olo^i^te  in  bit[c  einßtglitbcrt  tntrben. 
lifo  ift  bie  ^uptQlicbmmQ  bei  ^^ilofop^ic, 
qS  !Bnt|ältni|,  in  tDelc^tm  bit  ^utitgilcbcr 
iern  ju  emanbei  pe^tn, 
tun  glifbcm  fi(^  abet  btefe  biri  ^uptt^tilc 
i^Uofop^it  toititt  ftuftntDei|e  in  tnt^Teie 
[lieber  ab  unb  er^eifc&en  joniit  meüf«  Unter- 
lunßtn.  ©orauf  lann  nii^t  Itieit«  rin- 
len  tDetbm,  weil  ^iet  nur  boS  StUgnneine 
lonbtln  ift.    gine  Sluina^me  barf  nur  in 

auf  bic  $ltctat)bQfit  im  Stfonbim  gemalt 
L  3)tc[t  ift  na^  bnn  Obigen  bie  Bcientia 
TeaMs,  bie  SBijftnfi^aft  ton  btm  nai  ©eim- 
S  fotd^em,  mag  nun  biefeS  real  Seimbe  in 
jet  €rj(i)cinung  unfern  @rfenntni|  afsm* 
im  ober  aier  tnmfcenbent  fein.  $)iefe9 
eienbe  ^at  fie  bann  ju  be^iinibeln  fonoEiI  im 
leinen  aI8  qu<^  im  SBefonbem.  SJemnad^ 
t  fie  '[^ä)  mieberum  in  jiDti  Steile  ouS 
er,  in  einen  allgemeinen  unb  in  einen  \pf 
ffiie  allgemeine  tDIetop^^ftt,  ober  aie  fte 
cnannt  niib,  bie  Cntologie,  bt^anbelt  ba§ 
»  im  Kllflemrincn,  o^ne  no^  bie  befonberen 

in  if)reT  SSejonber^eit  in'S  Äuge  ju  faffen, 
»irb  baber  befinid  olS  Bcientia  ends  in 
e.  £)ie  f pecieQe  ÜRetap^^fif  bagegtn  gtfft  gu 
bnberen  aSSejcn  üier,  um  ouf  btr  ®Tunblage 
bei  Ontologie  gewonnenen  allgemeinen  Se» 
jene  pbilofopbiii^en  giagen  ju  löfen,  meiere 
,ug  auf  [elbe  ^äf  ergeben,  unb  miib  bem- 

befinirt  als  BcientiaentiBin  Bpecie.  "Sia 
lei  in  ber  Objectitiitöt  ein  brcifaä|e€  ©eienbe 
tgegenfritt,  bie  Sfflelt,  bei  ÜHenf^  unb  @otl, 
fäDt   bie   f))ccielle  <D?e)a))b9^I   nriebmim 

©lieber,  in  bie  metap^^fifc^  AoSmoIogit 
laturp^ibfop^ie,  mel^e  Don  bem  unä  um- 
tn  materiftlen  Uninerfum,  in  bie  metop^fl- 
InttiiopolDgie  ober  in  bie  ^jqt^Dlogie,  melt^e 
m  ÜJienfdien  nai^  ber  geiftigen  ©eile  feines 
i,  unb  in  bie  natürlt^e  S^ologie,  meiere 
Ott  ^anbelt,  foUeit  btefer  bin^  bie  notürlic^e 
nft  allein  auf  bem  SBege  be8  biScurfioen 
ts  erlennbar  ift. 

3m  ^Itert^um  muibe  bit  $!|iIofo])I)ie  Qf 
\iä)  in  fiogiC,  ^il^pfil  (im  Sinne  Don  Sttol' 
ip^ie)  unb  Slqil  cinget^eilL  ©d^on  bei 
iß  biefe  Sint^eüung  ongebeutet ;  aaäf  bei 
des  finb  Sogif,  $b4fÜ  unb  (St^it  ouB 
er  geft^ieben.  @r  ^t  ober  boS  @igent^üm- 
Oafi  er  über  biefe  brei  Xiftüt  ber  S^Uo- 

bie  fogen.  philoBophia  prima  im  Sinne 
hiloaophia  principalis  binfteUl  unb  biefer 
ber  bie  übrigen  Steile  ber  ^^ilofopl^rte  alS 
jit>äbifc^  äSiffenft^aften"  btgeii^net,  bie  bei 


!ß^itofop^ie.  2054 

erflcm  btenen  muffen.  SQon  btm  Sa|e  au3gel|enb, 
ba|,  ba  bie  übrigen  SBiffenf^aften  fteie  nur  einen 
beflimmten  ffreiS  be€  Seienben  jum  (Stgenftonbt 
^abtn,  ti  au($  eine  ffiiffenfc^ft  geben  muffe,  toel^ 
baS  Seienbe  überliaupt  unb  an  fi(^  betrautet  utü) 
bamit  bie  ^Biibften  ^rincipien  am  ©eienben  er- 
mittelt, btjei^net  er  biefe  aSiifenf^  alB  bie 
PhiloBophia  prima  unb  fteUt  fie  über  bie  übrigen 
Sfieile  ber  ^ßbUifcp^te  E|in  alS  bie  ^errin  inib 
Sürftin  allet  afliffenft^ften,  ber  feine  gu  miber» 
tpret^en  befugt  fei.  6r  bebanbelt  in  berfelben 
alte  0ragen,  irelcbe  nai^  unferer  ftint^eüung  in 
ber  OntolDflie  gu  be^beln  finb,  imb  bie  %fito* 
logie,  ipiiljreiib  er  bie  ^lifijctolDgic  in  bie  ^IJ^pfit, 
meiere  jid)  mit  ber  fidjlbann  SBcIt  befifiäitigl,  ein- 
reibt. S^ic  ©dtiriil,  in  meld^er  et  bie  philaeophia 
prinia  bel)onbell,  tourbc  Uon  ben  fpdleren  ©amm- 
lern  unb  Drbnem  ber  orifioteliicbeii  ©{^riften 
hinter  bie,  meli^e  oon  ber  Hifipfi'  bonbeln,  gefeft 
unb  erhielt  Don  i^ntn  bie  3Iuf|(l)rifl  Ti  jiSTä  tö; 
fU4tx3.  ©0  fam  e§,  ba^  bie  philosophia  prima 
beS  91riftotel(S  fpätet  alg  .!nietop()i)fiI"  btjei^net 
nmrbc.  iiainad)  |{bieb  bie  peripatctiidje  ©c^ule  unb 
mit  ifn  bie  (^riflli^c  ©cfioinftir  ino^l  glei^foBS  brei 
6auplll)cile  ber  !pf|ilofDpbie  ouS:  bie  fiogif  ober 
5)iclcflif,  bie  Wealp^ilofop^ie  unbbieet^il.  9(ber 
bie  3!(alpt)ilDfop1)ie  bejeid)tiete  jie  nic^i  eiitfQ(^al6 
.ÜJIetapii^ri'",  fonbern  ii.:  S^ieo  in  berfdben  mit- 
beium  brei  i|eue  auä:  'dil-  $1)?!''  ™  ©inne  Bon 
S^atmp^ilofop^ie  unb  ^pfgcbologie,  bie  fie  beibe 
mit  einonbei  Derbanb ;  bie  5Dlatbemali(,  meld^  fie, 
ncU  auf  9lbStraction  beni^b,  gleic^foUe  in  bie 
$^iIofDpi)ie  bin'injog,  unb  enblid^  bie  äReta- 
pb^fir.  S)ie  a)letapb#  bef^ieibt  alfo  bier  einen 
engem  StrtiS,  alS  ei  i||r  nad)  unfeier  Sintbcilung 
ju^emiefen  i^,  ba  fie  fiä)  mit  Der  phiJoflophia 
pnma  beS  Slriflotelcfi  bcift  unb  ba^t  nur  Onto' 
logie  unb  Sfi'Dlogif  iP-  Sßrincipiell  ifi  biefe  Sin« 
tbeilung  felbfluttfiünblidi  oottlommen  berechtigt; 
aber  feitbem  eineifett§  bie  UDottiematif  oon  ber 
jß^ilofopbie  \iä)  losgetrennt  unb  al3  eigene  äSinen- 
fi^ft  fii^  conftituiit  bat,  unb  feitbem  onbertrfeitS 
bie  entpiiifd^-ejacte  ^latudDiffenfdbaft,  tnfofrm  fie 
bie  @efe|c  bei  9IaturerM)einungen  gu  ermitteln 
fuddt,  ben  Flamen  .^^qftt'  für  ft^  in  Snfpru^ 
genommen  bot,  ift  man  infofem  oon  bn  gebeulten 
Sintbeilung  abgelommtn,  idS  man  ben  Flamen 
„Snetapb^fiC"  auf  bie  gefammte  Siealpbilofopbie 
ontoenbet  unb  biefe  ba^er  nic^t  mebi  in  $^9^, 
ÜRatbematil  unb  wetap^Q^  abgliebert,  fonbern 
in  altgemeine  unb  fpcdeüe  anetopbqftl,  mobei  bte 
lefftne  uieberum  in  Aofimologie,  ^f^i^ologie  unb 
Xbtologie  lerfäQt,  toie  foIdreS  oben  auSeinanbn- 
gefe|t  morben  Ift.  3n  bn  tfyä  ift  bn  <name 
.wtopbQiit"  firr  bie  fBegeidEmung  ber  gefammttn 
ätealp^fopbie  gang  geeignet;  Denn  bie  SScol* 
p^fop^ie  bleibt  in  i^rem  gangen  Umfange  nii^ 
bei  bn  (grfcbeinung  fleb"i-  fonbern  fui^t  baS^ige, 
was  gleiilqfam  bintn  ber  p^qfifd(iCTi  erfd^eitumg 
(luTÄ  ni  fuaixi)  ftebt,  alfo  boS  äBkfen  ber  erfdjei- 
nenben  Sintge  unb  boS  rein  Xtanfeenbente,  ju  er- 


2055 


^^iU\opf^U. 


2056 


forfd^en.  ®ic^  gilt  fogar  bon  ber 9laturl)]^üofo|)]^e; 
Denn  toäl^renb  bie  «ni)trlfd^  ejade  KatunDiffen- 
f^ft  bie  WQtur  nur  infotocit  crforfd^t  aI8  bie  ur- 
|o^  unb  ®efe^  ber  Statur  auf  bem  SSßege  ber 
Seobad^tunö,  ber  Snbuction  unb  ber  motl^mati- 
Jd^n  93ered^nung  ermittelt  toerben  fönnen,  jud^ 
Die  9lttturt)]^üofop]^ie  Dorjubrtngen  ju  ben  fjöd^ten 
unb  legten  ©rünben  ber  9loturtDeJen  unb  SRotur- 
erfd^einungen,  bie  ofö  fold^  aber  aOe  Srfal^rung 
imb  iBered^nung  l^inouS  liegen,  um  boburd^  eine 
(Mörung  be§  gefammten  UniDerfumd  oud  biefen 
oberflen  ©rünben  unb  Urfad^  gu  gewinnen. 

5.  3m  Dorigen  2K^W^bert  ift  innerl^Ib  bed 
JheifeS  ber  SBoIff fc^en  ^l^ilofopl^ie  eine  neue 
tDiffenfd^ftlid^  ^i8ci))lin  entftanben,  nömlid^ 
bie  aeftl^etif  ober  bie  9Biffenf^ft  beS  @d^dnen 
in  9totur  unb  ffunft.  2)iefe  S)id€i))Iin  l^at  man 
gleid^foES  in  bie  ^l^ilofopl^ie  in  ber  Sßeife  l^inein- 
gesogen,  ba^  man  He  atö  einen  »efentlid^en  Xf^ü 
ber  ®efammt))]^i(o{o))]^ie  begeid^nete.  tltlein  eS 
bürfte  bod^  angegeigt  fein,  bie  Seftl^etil  als  eigene 
tDifjenfd^aftlid^e  2)i8ci))Iin  für  fid^  beftel^en  gu 
laffen  imb  fte  ni^t  aI8  Xl^eilglieb  in  ba§  |)]^iIo- 
fopl^ifd^  @Qftem  l^ineingugiel^en.  S)enn  abgefel^ 
m)on,  bo|  baS  Mgemeine,  nämlid^  ber  begriff 
unb  bie  @Iieberung  bed  @d^önen,  fd^on  in  ber 
Ontotogie  gur  ^pva6^  fommen  mu|  unb  bal^ 
in  einem  anbem  tt)efentlid^en  Xl^eile  ber  ^l^ilo- 
fopl^ie  —  ber  9leftl^f  —  nid^t  füglid^  ju  toieber» 
^olen  ift  lann,  tt)ad  fpedeU  bie  fd^öne  ^unft  be« 
trifft,  biefe,  toenigftenSfotoeitfted^riftlid^eftunft 
ift,  nur  im  Sufammenl^ong  mit  ben  d^riftlid^en  SWp« 
fterien  rid^tig  beurtl^eilt  »erben.  ®icfe  d^riftUd^en 
2Kt)ftcricn  gel)örcn  ober  nid^t  in  bie  ^l^ilofopl^ie. 
2)a^  aud^  bie  ))!|tIofo))l^ifd^en  ^rincipien  mit  gur 
rid^tigen  Seurtl^eilung  ber  fd^önen  ihmft  im  M- 
gemeinen  foiool^I  al§  aud^  in  specie  ber  d^riftlid^en 
ffunft  erforberlid^  feien,  wirb  bamit  nid^t  in  ^b« 
rebe  geftettt,  ober  jie  reid^en  baju  nid^t  aus ;  bie 
d^riftlic^en  2)it)fterien  flnb  unumgänglid^  notl^- 
tt)enbig  für  eine  fod^gemäfec  unb  rid^tige  2luffoffung 
ber  d^riftUd^en  Äunft.  Son  biefcm  ©cfid^tSpunfte 
au§  mu^  bie  Sleftl^etif  ol8  eine  eigene,  für  fid^ 
bcftel^enbe  wiffenfd^Iid^e  ffiiScipIin  betrad^tet  wer« 
ben,  weld^e  ixoax  mit  ber  ^l^ilofopl^ie  im  3ufom- 
menl^ange  fielet,  ober  oIS  fein  wefentlid^eS  Sl^etl- 
glieb  ber  ^l^ilofopl^ie  ju  betrod^ten  ift. 

6.  3«  neuerer  3«t  ftnb  ollerbingS  infolge  ber 
3erfal^rent)eit,  in  treidle  bie  pl^ilofopl^ifd^e  gnt» 
tt)idlung  l^ineingcratl^  ift,  öiele  anbermeitige 
6int]^eüung§tt)ctfen  ber  ©efammtpl^ilofop^ie  ju 
3:age  getreten.  3cber  ^l^ilofopl^  conftruirt  für 
fid^  eine  eigene  ©lieberung  ber  ^l^tlofopl^ie  je  nad^ 
bem  ©tanbpunfte,  ben  er  in  berfelben  einnimmt, 
unb  ie  nad^  ben  ^rincipien,  tteld^c  er  feiner  pl^ilo- 
fopl^ifd^en  SBeltanfd^auung  ju  ©runbe  legt,  ©o 
benft  beifpielStüeife  §egel  ®ott  ol9  ben  fogifd^en 
Segriff,  ber  juerft  an  fid^  fei,  bann  pd^  in  bie 
5Ratur  entäufeere  unb  enbU(|  im  menf  d^Ud^en  ®eifte 
5um  ©elbftbetüu^tfein  gelange,  unb  tl^eilt  bem- 
gcmä^  bie  ^l^ilofopl^ie  ein  in  Sogif  —  SBiffen- 


fd^  Don  (Sott  ol8  bem  logifd^en  Segriff  in  fem 
«n-ftd^-fein;  in  92aiur))]^tIofo|)]^  —  SifMWt 
Don  ®ott  otS  bem  logifd^  Segnff  in  fdn 
9uBer^-f ein ,  unb  etä)Iid^  in  $]^fo|)^  bd 
©eifteS  —  aSBiffenfd^ft  Don  @ott  als  bem  logiHoi 
Segriff  in  feinem  3n-fi(!^-fetn,  mie  er  n&nfiil^  in 
menfd^Iid^n  @eifte  }um  Selbftbctou^tfein  ^  ttp 
l^ebt.  ^erbart  bogegen  lel^rt,  bie  ^^ilofo^ie  ja 
blo^  ^Bearbeitung  ber  Segriffe ;  bief e  Seoibdinig 
fei  aber  eine  breifad^e:  ti&mlid^ ffir'S Scße  eotjo^e 
SrOärung  unb  Seä>eutltd^ung  —  Sogil;  fnr'i 
3toeite  Serönberung  burd^  &gdn)unQ,  entfinc^nb 
ber  SBirOid^feit,  in  ber  |id^  bie  Segreffe  mobiftiit 
Dorfinben  —  SRetopl^ft! ;  fur'd  <S)ritte  enbTH^  9e- 
giel^g  ber  Segriffe  auf  unf er  ®efü^  (S^mpa^ 
unb  Sntipat^ie)  —  SefU^etü.  3)emnad^  ^bed 
C^erbart  bie  ^l^Uof  opl^  in  Sogil,  aRdop^  n* 
«eft^etü,  toeld^  le^tere  aber  nid^t  blo^  W^am 
beS  @d^5nen  ift,  fonbem  oQe  ^rottifd^  Siid- 
plinen,  &fß,  $olitif  u.  f.  m.  in  fid^  ^.  6o 
tiefen  fid^  nod^  Diele  anbere  moberne  Sied- 
lungen Der  $]^Iofop]^ie  auffü^n.  SRonfk^flfo 
leidet,  ba|  fold^  Sintl^eUungen  feinen  aOgenciMs 
SBer^  unb  feine  allgemeine  Sebeutung  ^abm,  {m- 
bem  nur  bem  befonbem  pl^ilof op^ifi^en  &ifim, 
für  tDÜä^  fte  audgebad^t  touiben,  angepaßt  jUb 
unb  bal^  aud^  nid^  meiter  berudffid^tigt  }n  tm» 
ben  braud^en.  —  äBie  für  bie  Sßiffenfd^iolten  jQo» 
l^aupt,  fo  ift  aud^  für  bie  ^^ilofop^e  bie  IBb> 
tl^ilung  Don  l^öd^fler  SEBid^gf eit.  S)enn  eiß  bunt 
bief e  fommt  fflar^it  unb  Orfommg  in  baS  6e- 
fammtgebiet  ber  ^l^ilofopl^ie.  SDßürben  bie  beton« 
beren  Materien  ber  ©efatnmtpl^ilofopl^ie  ni(!^(m§> 
gef  d^ieben  unb  organif  d^  gegen  einanber  abgegliebnl 
werben,  fo  würbe  bie  ^^Üofopl^ie  ^u  einem  (^ 
tifd^en  SBirrfal,  in  beffcn  SBerftonbnife  man  ^ 
entWeber  gar  nid^t  ober  hoä)  nur  au|erft  ]äpan 
l^ineinfinben  fönnte. 

rv.  ©efonbert  Don  bem  ©Aftern  ber  ^^• 
fopl^ie  ftel^t  bie  ©efd^id^te  ber  le^tem  ba.  ^ 
®efd^id^te  einer  wiffenfd^ftlid^  SMlciplin  ifi  fein 
®lieb  ber  le^tem,  weil  fte  eben  nur  beren  ^xfya 
S^ortgang  unb  ^eitlid^e  @ntn)id!Iung  Dor  Sogoi 
fü!|rt.  S)teg  gilt  aud^  Don  ber  ®efd(|i^te  ber  $^ 
fopl^ie,  unb  e§  ift  gan^  imbered^tigt,  wenn  ()egd 
bie  ©efd^id^te  ber  ^^üofop^ie  in  fein  pl^ilofopji« 
fd^eS  ©Qftem  aufnimmt. 

1.  SBir  Derftel^  unter  ©efd^d^te  ber  ^üo* 
fopl^ie,  f  of  em  fte  atö  eine  wiffenf  d^lic^  S)iScipfm 
betrad^tet  wirb,  bie  ©arfteHung  ber  befonbmn 
pl^Uofop^iJd^en  ©^fteme,  tocld^  fucceffiD  im  Sauje 
ber  Sö^rl^ttnberte  aufgetreten  ftnb,  nad^  ifirtm 
3n{)alte  fowol^I  afö  aud^  tmd^  bem  iratetn  3"' 
fammcnl^ge,  in  weld^em  jie  ju  einanber  fte^ 
68  finb  nämlid^  im  Soufc  ber  Seit  eine  «enge 
Don  pl^ilofopl^ifd^en  ©Qftenten  ju  3:age  getreten, 
weld^e  Dielfad^  Don  einanber  gon^  Derfd^ieben  finb. 
©iejentgen,  weld^e  fie  begrmibeten,  l^ben,  our 
Derfd^iebenem  ©tmtbptmfte  fte^enb  luü)  Don  dci* 
fd^iebenen  $rincipien  ouSgel^enb,  aiu!^  Der(^iebeiK 
pl^ilofopl^ifd^  Slefultate  getoonnen,  weM/e  fte  in 


2057 


gSl^ilofopl^ie. 


2058 


i^ren  @d^ften  niebergelegt  unb  ju  (egrunben  %t» 
\aäft  fyifmt.  S)abei  ift  bet  SBal^rl^eitSgel^oIt  in  ben 
einen  Qrö|et,  in  ben  onberen  geringet;  bie  einen 
nm^  mon  in  biefet  Se^iel^ng  aI8  mel^r  ober 
miid^  gelungen,  bie  onberen  oI8  völlig  mißlungen 
bctxad^en,  unb  oud^  in  folci^en  @Qftemen,  »eld^e  oIS 
gelungen  )u  erad^ten  ftnb,  ftnben  ftd^  im  Sin^Inen 
loieber  9n{id^,  »eld^e  t)on  einonber  obueici^en, 
itnb  in  »eld^  fie  bol^er  in  ©egenfo^  5u  einonber 
treten.  Ungeod^et  biefer  SSerfd^iebenl^eit  finbet  ober 
hod^  ein  gemijfer  innerer  3ufommenl^ong  ^uifd^en 
ben  eingelnen  pl^ilofopl^ifc^n  @9ftemen,  »ie  fte  in 
ber  3^  ouf  einonber  folgen,  ftott.  2)ie  9ie{uItote 
nfimlid^,  toeld^  bie  oorou^el^ienben  ^l^ilofopl^en 
gemonnen  l^otten,  gingen  für  bie  nod^folgenben 
nid^  k>erioren;  oielmel^r  nol^nten  fie  biefelBen,  loenn 
fie  fie  fär  l^nreid^nb  begrünbet  l^ielten,  in  il^re 
eigenen  @9ftenie  auf  unb  oermenbeten  fte  )um 
fbtfbou  ber  le^enn,  ober  fie  fud^en  biefelben, 
falte  fie  il^en  otö  nic^t  l^inreid^enb  begrünbet  ober 
flütt  unrid^g  erfd^tenen,  )u  loiberlegen  unb  fteOten 
bann  im  @egenfo^e  )u  benfelben  onbere  Sel^ö^e 
anf,  bie  i^nen  oIS  beffer  begrünbet  erfd^ienen.  @o 
gfftoUet  fid^  ein  innerer  3ufommenl^ong  }tt)ifd^ 
ben  einoniber  f olgenben  @Qftemen ;  boS  eine  Softem 
tDeifit  ouf  boS  onbere  jurüdt,  unb  eS  Iö|t  fid^  bod 
eine  nur  immer  im  3ufommen]^onge  mit  ben 
(nU>eren,  mit  benen  eS  ^unöd^ft  in  SBe^iel^g  fielet, 
wOlommen  txrftel^en  unb  nod^  feiner  ooHen  93e- 
beiüung  toürbigen.  —  SSerl^dlt  eS  fid^  ober  olfo, 
bmtn  ift  bie  Slufgobe,  meldte  ber  ®efd^id^te  ber 
l^ifojopl^ie  obliegt,  eine  boppelte,  mie  in  obiger 
Inition  angebeutet  ift.  a.  2)ie  ©efd^id^te  ber 
^l^ibfopl^ie  l^ot  oor  SUlem  ben  Sni^olt  ber  pl^ilo- 
fo))]^fd^  @9fteme,  mie  fte  in  ber  3eit  ftd^  folgen, 
mit  mdgltc^fter  Xreue  unb  ftlorl^eit  t)or3ufü]^ren. 
Sbtt  ®efd^d^tfd^retber  borf  nid^tS  t)on  bem  Sei- 
mgen in  bog  bejügltd^e  pl^tlofopl^ifd^  @9ftem 
](rineintragen ;  er  mu^  eS  t)ielme9r  borfteflen  gan§ 
üi  bem  Sinne  feines  Url^eberg,  unb  )iDar  in  ber 
SBeife,  bo^  ber  Snl^olt  fotoie  beffen  SBegrfinbung 
für  Me  t)erftQnbItd^  loirb.  b.  gfür'd  3»)eite  1^ 
brnin  bie  ©efd^id^te  ber  ^l^Uofopl^ie  ben  innem 

tufommenl^ong  )u  unterfitd^en,  in  meld^em  iebed 
l^ftem  )u  ben  t)orouSge]^enben  ftel^t ;  er  mu^  ju 
erf^d^  fud^en,  meld^  Elemente  ettoo  ouS  biefen 
in  jenes  übergegongen  finb,  ober  loorin  ber  ®egen- 
fo|  beftel^,  in  loeld^en  le^tereS  )u  ben  erfteren  ftd^ 
geftlt  l^t,  fomte  ben  gfortfd^ritt  ober  SRüdfd^ritt 
befi  p^ibfopbtfd^  ©ebonfenS  ottfsujeigen,  loeld^er 
borin  gegenüber  ben  oorouSgel^enben  @Qftemen  ^d^ 
bocumentirt. 

2.  ^iemod^  ift  oud^  bie  gftoge  lu  beontmorten, 
toeld^  SR  e  1 1^  0  b  e  in  ber  ® orfteflung  ber  ®ef d^td^te 
bet  $]^iIofo))]^ie  ein^ul^alten  fei.  3ur  ^pxaäjt 
tommt  eine  o^rioriftifd^  unb  eine  opofteriori- 
füfd^e  aRet^obe.  2)ie  o|)rioriftifd^e  9Ret]^obe  rniS 
eoA  einem  ))rftconci))irten  $rinci|),  bod  fie  ber 
gongen  (Sefd^id^te  ber  ^l^Uofopl^te  ^u  (Srunbe  legt, 
ade  @9f[eme,  mie  fte  tn  ber  3eitfoIge  oufgetreten 
finb,  foiDO^I  nod^  i^rem  Snl^lte  old  oud^  nod^ 


il^rer  Sufeinonberfolge  aI8  notl^menbtge  Stefultote 
ber  Snttt>tdtlung  jenes  $rinci))S  obleiten  unb  er- 
tiören.  @o  1^  ^egel  in  [einer  ®efd^id^te  ber 
^l^Uofopl^ie  gon)  a  priori  bie  Snftd^t  burd^ju* 
fül^ren  gefud^t,  bo|  oue  pl^ilofopl^ifd^en  @9fteme, 
toie  fie  im  fioufe  ber  3eit  ouftroten,  ntd^tS  oiibereS 
gemefen  feien  olS  t)erein)elt  unb  einfeitig  l^er« 
oorgetretene  SRomente  ber  obfoluten  $^iIo|op|it, 
loel^e  eben  bie  C^^fleHd^e  felbft  ift.  ffiiefe  fuc- 
cefftoe,  einfeitige  SSertDirflid^ng  ber  bejonberen 
SRomente  in  ber  obfoluten  ^l^ilofopl^ie  fei  nöm« 
Itd^  notl^menbig  geioefen,  bomit  enblid^  burd^ 
oümältge  Uebertoinbung  tmb  SSereinigimg  ber 
®egenfä^  bie  t)onfommene  ^ßl^ilofopl^ie  erftel^en, 
b.  i.  ®ott  im  SJlenfd^engetfte  jum  t)oniommenen 
93etDu|tfein  fetner  felbft  gelongen  (onnte.  Sber 
eine  fold^e  oprioriftifd^e  ©efd^td^tSconftruction  mu|  ^ 
olS  eine  entfd^ieben  unbered^tigte  unb  oerfel^Ite  gu«  ^ 
rüdfgemiefen  merben.  2)enn  für^d  Srfte  lotrb  bo« 
burd^  nie  eine  genoue  ftemttntl  beS  Snl^UeS  ber 
oerfdiitebenen  @Qfteme  im  @tnne  berjienigen,  bie  fie 
begründet,  erhielt,  toenn  mon  nur  immer  feine  eigene 
pl^ilofopl^ifd^e  Snftd^  on  bie  Sntmidlung  ber  ein« 
gelnen  @Qfteme  l^onbringt  ttnb  fte  im  Sid^te  ber« 
felben  betrod^tet.  2)enn  bo  toerben  bie  einzelnen 
@Qfteme  nur  immer  nod^  bem  9Ro|ftobe  unb  nod^ 
ben  gforberungen  beS  eigenen  @QftemS  jugerid^tet, 
unb  mon  befommt  infolge  beffen  nie  ein  treues 
93Ub  oon  bem,  looS  ber  Url^eber  beS  @QftemS  felbft 
gebadet  unb  intenbirt  1^.  gfür'S  3toeite  ftitb  bie 
pl^ilofopl^tjd^en  @Qfteme,  tote  fte  bo  liegen,  felbft 
gefd^td^tlidge  Xl^tfod^en  ttnb  olS  fold^e  nid^t  notl^ 
menbig,  fonbem  sufoUig.  SBoS  ober  on  ftd^  ^u« 
fällig  ift,  boS  lö^  ftd^  nie  olS  notl^menbig  enoeifen. 
2)te  aßetl^obe,  loeld^  ber  @efd^td^te  ber  ^l^ilofopl^ie 
i^rem  Segriffe  nod^  ongemeffen  ift,  fonn  olfo  nur 
bie  a|)ofterioriftifd^  fein.  2)ie  einzelnen  p^Io« 
fopl^ifd^  @Qfteme  muffen  juerft  olS  Xl^od^, 
b.  1^.  nod^  il^rem  tl^öd^ltd^en  3n^te,  erfonnt  fein, 
beoor  mon  boron  gel^fen  fonn,  ben  ®rünben  bufeS 
t^öd^ltd^  änl^IteS  nod^guforfd^ ,  b.  1^.  )u 
unterfud^en,  mie  fie  getoorben  finb,  in  toeld^ 
genetifd^en  3ufammenl^ge  fie  mit  onberen  p^o- 
fopl^tfd^  @Qftemen  ftel^,  unb  loeld^er  gortf^ritt 
ober  atüdf^ritt  beS  p^tlofopl^ifd^en  ®ebon!enS  in 
benfelben  )u  Xoge  tritt.  9lur  fo  fonn  mon  eine  in 
ieber  SBegiel^ung  treue  unb  obiectio  begrünbete  &f 
fd^id^te  ber  ?ß^Iofopl^ie  erzielen.  —  ffiie  Duellen 
ber  ®efd^id^te  ber  ^l^Iofopl^ie  finb  in  erfter  £inie 
bie  Sd^riften  ber  einzelnen  ^l^Uofopl^fen  felbft,  fo- 
fem  fold^  ouf  unS  gelommen  finb,  unb  boron  ^d^ 
onfd^Ue^enb  oie  gfrogmente,  toenn  fo(d^  unS  er- 
l^lten  finb.  @inb  unS  bogegen  pl^ilofopl^ifd^ 
@Qfieme  nid^  in  ber  eigenen  SorfteHung  il^rer 
Url^ber  ^ugönglid^,  fo  muffen  mir  unS  mit  ben 
93erid^en  Ruberer  botüber  begnügen,  ^ier  finb 
bonn  ober  fold^  99erid^te  bie  juoerlöfftgften,  meld^ 
unmittelbor  oitf  bie  @d^rifteti  ber  ^J^ilofopl^  ftd^ 
grünben,  unb  bemnäc^ft  bie  Sendete  tmmittel« 
borer  ittib  mittelborer  @d^üler.  3ft  bie  Xenben} 
beS  Sd^riftfteflerS,  beffen  Sngoben  unS  oIS  OueSen 


2059 


g$]^iIofot)]^{e. 


2060 


bienen,  nl^t  ble  l^iftorifd^e  ber  Serid^terftattunö, 
fonbcm  bic  pl^Uofortifd^e  bet  ?ßrütimfl,  fo  ifk  bie 
forgjame  ermittlung  beö  eigenen  ©ebonlenganöeS 
bei  Dem  Urheber  biefet  Selben  unb  bie  ^rütimg 
bet  einjelnen  aeufeerungen  in  biefem  3ufammen« 
^onge  eine  unerKi|lid^e  SBebingung  für  bie  l^ifta- 
rifd^e  SSermertl^ung  ber  Angaben. 

8.  SDBaS  enbft^  bie  glntl^eilung  ber  ®e- 
f<3^d^te  ber  ^^üofopl^ie  betrifft,  fo  muffen  tpir 
lekere  in  erfter  Stnie  in  jwei  gro^e  ^erioben 
fd^eiben,  nämttd^  in  bie  ©efd^id^te  ber  öord^rift» 
lid^en  (antuen)  unb  in  bie  ®efd^id^e  ber  nod^d^rift* 
ü^en  ^ßl^ilofopl^ie.  gl^riftuS  x^  ber  ÜRittelpunIt 
oEer  ®efd^id^te ;  fein  Srfc^einen  in  ber  SQBelt  toirb 
t)on  bem  ^oftel  oIS  bie  „^Mt  ber  Seit"  (pleni- 
tudo  temporis)  be^eic^t,  inbem  bie  oord^riftlid^ 
Seit  in  (ll^fto  il^  3ic4>wtift  unb  il^ren  9lb- 
fd^Iu^  fanb,  bie  nod^d^riftlid^e  S^ri  aber  t)on  il^m 
auSgel^  unb  ^ISed  in  berfelben  burd^  il^  bie 
Sßeil^e  ber  Sriöfung  erl^ölt.  SDBie  bal^er  bie  ge- 
fammte  @ef^id^e  auf  d^ftlicl^m  Stanbpunfte  in 
bie  jioei  genannten  großen  Serioben  serföHt,  fo 
gilt  bad  ®(eid^e  aud^  oon  ber  ^efd^id^te  ber  $1^- 
fopl^ie.  3n  ber  %fyxi  ift  sioifd^  ber  antuen  unb 
ber  d^riftlid^en  ^l^Uofopl^ie  ein  fo  burd^greifenber 
Unterfd^ieb,  toie  ein  fotd^er  nirgenbS  mel^  toie- 
berfel^rt,  mögen  toir  maS  immer  für  Unterperioben 
in'S  ^uge  faffen.  Sinen  fo  gemaltigen  Umfd^mung 
in  ber  ganzen  ffieitftoeife,  eine  fo  großartige  88er- 
tiefung  imb  Snoeiterung  ber  Srfenntniß,  mie  ber 
eintritt  beS  gl^ftentl^mS  in  bie  SQBelt  mit  fid^ 
brad^te,  l^t  bie  SBelt  nie  gefel^.  92irgenbS  toer- 
ben  mir  alfo  naturgemäßer  ben  ©tü^unft  für  bie 
^aupteintl^eilung  ber  ^cfd^id^tc  ber  ^]^iIofo))]^ic 
^nben  f önncn  alS  in  bem  (&x\6)tmn  be§  ©l^riftcn» 
tl^umS.  a.  ®ic  tjord^riftlid^e  ^l^ilofopl^ie  fud^tc 
auf  bem  SQBcgc  ber  SSemunftforf^ung  ober  beö 
bi§curftt)cn  ®enfcn§  eine  reinere  grfenntniß'  ber 
S3Ba!)r!)cit  ju  gcminnen,  ba  bic  tief  gcfunfenen  l^cib« 
nifd^cn  SRcIigioncn  bem  SBal^rl^citSbcbürfniffc  be§ 
menfd^Iid^cn  ©eifteS  nid^t  mel^r  genügten.  S)icfeö 
Streben  be§  ))]^iIofop]^ifd^en  ®eifte§  mar  aUer- 
bingS  in  ticlfad^er  Sepl^ung  mit  ßrfolg  gefrönt; 
benn  gemife  l^ben  bie  gro|en  ^^ilofopl^  be§ 
Slltcrtl^umS  tJiele  SQBal^rl^citen  erfannt.  ^ber  bie 
ganje  SQBal^rl^eit  l^aben  fie  auf  bem  SBege,  ben  fte 
cinfd^Iugcn,  mic  fd^on  bie  Äird^enööter  ftd^  auS- 
brüdttcn,  nid^t  erreid^t,  unb  bie  größten  S)cn!er 
beS  9lltertl^um§  maren  fid^  beffen  aud^  mol^I  be- 
mußt. 3wbem  fel^It  eS  bei  il^en  aud^  nid|t  an 
tjielfad^en  unb  gemaltigen  3rrt^ümem,  namentlid^ 
im  ®ebiete  ber  l^öd^ften  ^al^rl^citen,  bie,  inbem 
fte  in  il^re  ©^fteme  einbrangen,  felbe  fd^äbigten 
unb  beren  SSoHlommenl^eit  bceinträd^tigten.  ©cß- 
l^Ib  fonnte  fid^  aud^  bie  antue  $]^iIofo))]^ie  ni^t 
auf  ber  §ö]^c  ber  l^eröorragcnbften  ©^ftcme, 
meldte  fte  gcfdf)affen,  l^alten,  fonbcm  fan!  mieber 
l^crab  in  50iateriaIiSmu§  unb  ©!e))ttciömu8.  3m 
§inbIidC  barauf  fann  man  mit  Siedet  bie  öor- 
(|riftlid^c  ^]^iIofo))]^ic  atö  eine  95orbereitung  beS 
mcnfd^lid^cn  ®cifte§  für  ba§  gl^riftentl^um ,  mie 


felbeS  „tnberSffiKe  ber  Seit"  in  bie  äBett  eistiot, 
betrad^ten,  ein  ®eban!e,  toeU^  f d^on  bie  ftinl^ 
t)öter  au§gef)nn)d^  l^obeiu  a.  3nbem  für^  (Eifie 
bie  großen  ^^ilof o))]^  beS  Kftertl^iimS  auf  ben 
SBege  ber  SSermmftforfd^ung  )ur  gileiuitmß  tridet 
unb  großer  äBol^rl^eiten  gelangten,  aber  bod^  v^ 
bie  ganje  unb  üoOe  SBol^r^  erreiii^ten,  triebu^ 
bie  $Pof op^ie  ^ule^t  immer  toieber  im  &i3füaSf 
mu8  erftarb,  murt)e  im  menfd^Itc^  @ei^  boS 
Semußtfein  t)on  ber  9lotl^menbtgIett  einer  ffiinim 
^ilfe,  einer  göttlid^  Offenbarung  rege  gano^t, 
menn  bie  SOtenfd^l^eit  gut  üoDen  Citomüüß  ber 
aSal^J^t  gelangen  foIUe.  Unb  biefeS  Säutf- 
niß  einer  göttli^  $>ilfe  rief  bamt  twn  fel&ß 
bad  SSerlangen  unb  bie  @e]^fud^  nod^  einer  ^- 
d^  l^tDor.  SSrfamttiid^  1^  ^Utto  biefem  Se* 
mußtfein  ergreifenben  SuSbrud  gegd6en.  @^ 
in  fold^er  SBeife  bereitete  bal^  bie  antue  $^ 
fopl^e  auf  bog  ei^rifientl^um  not.  ß.  3nbem  fo» 
ner  bie  antile  S^Uofopl^e  einerfeUS  bie  fomuila 
unb  metl^obifd^  ®efe|e  bed  miffenfd^lfiil^ 
2)eiden8  unb  ber  fpflemotifcl^  SonfinKtion  c^ 
mittelte  unb  eingel^enb  entmüf efte  unb  onbeierfeüS 
burd^  baS  f ))eculatit)e  2)enlen  jur  Srf emttniß  trickr 
äßal^l^eiten  ber  natürlid^  Od^mmg  gdm^, 
arbeitete  fie  il^rerfeitS  ber  d^riftlid^  Speadotin, 
ber  d^rifQid^  ^j^ilofo))^  not.  2)ie  d^rifffi^ 
S)en!er  lomtten  biefe  SSorotbeiten  für  ben  Softoi 
ber  d^ftlid^  Speculotion  toermert^,  ba  fie  \Sfui 
fertig  ba  lagen,  imb  l^aben  felbe  mtd^  in  onfi- 
gebel^nteftem  9Raße  bem^  Slud^  in  btefec  Si^ 
tung  alfo  oerl^  fid^  bie  ontüe  ^l^fo^l^  m» 
bereitenb  für  bad  Sl^ftentl^um  begm.  für  bie 
d^riftlid^e  ferferattniß.  —  b.  SBaS  bagegen  bie 
nad^d^riftlid^e  $]^iIofo^]^ie  betrifft,  fo  äfccä' 
terifirt  ftd^  biejelbe  im  allgemeinen  bun^  ein 
energifd^ed  SKngen  beS  menfd^Iid^  @eifte§  ru^ 
immer  tieferem  SSerftänbniß  imb  nad^  immer  t»» 
ferer  93egrünbung  ber  äBal^l^it.  Ster  ^oben 
bie  Url^eber  ber  nad^d^ftlid^  S^fteme  in  biekr 
Shd^tung  einen  boppelten  SBeg  eingefd^en: 
a.  Sntmeber  fügten  fie  ftd^  in  bie  redete,  oon  @ott 
gefegte  Orbnung,  b.  1^.  fie  imterttKtrfen  ^  ber 
göttlid^en  Offenbarung  imb  fud^ten  auf  bte$er 
®runblage,  inbem  fie  biefelbe  al§  leitenbeS  ^' 
tip  il^rer  gorfd^ungen  anerfannten,  immer  tiefer 
in  bie  SQBal^rl^eit  eingubringen  unb  fie  iiraner 
fcfter  miffenfd^tlid^  gu  bcgrünben.  ^i^  biefem 
äCßege  gelangten  fie  bemt  aud^  gu  ben  J^ßd^fien 
Stefultaten,  unb  bie  @Qfteme,  meld^  biefe  ^Denier 
conftruirten,  gel^ören  gu  bem  ©roßartigften,  idq§ 
bie  ®efd^id^te  ber  ^l^ilofop^ie  bietet  ß.  Ober  aber 
fie  öerf eierten  bie  oon  ®ott  gef e^  Orbnung,  b.  % 
|le  festen  ftd^  in  ein  imrid^geS  ober  fd^iefeS  Sei* 
l^Itniß  gur  Offenbarung,  öertoarfen  mo^I  maft  bie 
@öttlid^!eit  beS  ^l^ftentl^umS  gang  unb  \aißm 
auf  biefem  ber  göttlid^en  Orbnung  gumiberiaujen« 
ben  S38ege  bie  SBal^rl^it  gu  ergrünben  unb  ju  bc- 
grünben. ©old^e  ©enfer  gelcmgten  aber  auf  bau 
begeid^en  SOBege  nie  gu  SRefuüaten,  meld^  ^ 
®enfen  befriebigen  fonnten ;  öieönel^  oerloren  W 


2061                                                 gSl^ilofopl^ie.  2062 

fold^  pißo]op}j^ä^  Stid^ttmeen,  nod^bem  fte  ein«  ben  le^teren  ber  Subbl^i9mu8,  totlfyx  ben  9K^i- 

mcä  ongebol^t  unb  in  ben  ^u^  einet  gefd^d^-  lidmuS  ))rocIamirt.  SSom  Orient  toenbet  ftd^  batm 

Ivä^iMmxäixc^  ber  fdlid  "fyttubtt  }um  Occibent,  gunäd^ft  nod^ 

greifenbe  Shnctl^ämer  unb  gingen  enblid^,  »ie  bie  (Sried^enlonb.  ^iet  ftnben  toir  bie  ©eburtSftötte 

<aMt  ^fplo\op^t,  gleid^fcäs  »ieber  im  SDloteria-  ber  etgentlid^en  $^iIofo))]^ie  im  Unterfd^iebe  t)on 

lifimuS  unb  SfepticidmuS  unter.  Sber  —  unb  ber  religiöfen  Seigre.  S)er  Orientale  befa^  bei  fei- 

bofi  ift  bad  Sntfd^ibenbe  ~  toeld^en  ber  bdben  nem  ^nge  nod^  tl^Iofem  Ouieti^muS  jene  SBe« 

SQBege  bie  S)en!er  oud^  einfd^Iagen,  unb  rotlä^t  9ie-  megli^feit  unb  Energie  bed  (SeifteS  nid^t,  toxt  fie 

fultote  fie  mtd^  immer  gewinnen  mod^ten  —  ftetS  sur  @d^ö))fung  ftreng  ))]^iIo{o))^ifd^  @Qfteme 

toor  bod^  bod  Ie|te  Siefultat  biefeS,  ba^  baburd^  DorouSgef^  ftnb;  bogegen  finben  [td^  biefe  bei« 

bie  SBol^]^  ber  d^ftlid^  Off enbanmg  t)or  bem  ben  SigenjVftm  bed  ©eifteS  in  retd^ftem  ÜRa^ 

Xuge  bed  tDiffenfd^ftlidben  S)enfend  in  immer  bei  ben  ®ried^,  unb  bo)^  bmmt  ed,  ba|  ge« 

Sid^t  gefe|t  mürbe.  93on  ben  Sinen  ge«  rabe  bie  ©ried^en  @d^5))fer  unb  SJegrüt^r  ber 

il^  biefeS  in  birecter  Sßrife,  inbem  fie  burd^  ben  rigentlid^  $^iIofo))]^ie  mürben,    ^ier  bei  ben 

iflang  il^rer  tief  burd^bad^ten  unb  großartig  an«  ©ried^en  ift  ed  oX\o,  mo  bie  (Sefd^id^te  ber  antilen 

gelegten  S^fteme  mit  ber  Offenborung  biefe  in  ber  lßl^iIofo))]^ie  gumeift  fpielt;  ^ier  begegnen  und  iene 

gmi)en  ^enlid^feit  il^rer  unüerbrüd^Iid^  SBol^r*  großen,  burd^l^l^e  Originalität  ftd^auSgeid^fnet&en 

$cit  erfd^einen  liefen.  93on  ben  Slnberen  bagegen  ))]^ilofo))l^ifd^  @Qfteme,  meldte  ben  ^b^tpvadi  ber 

gefd^  es  in  inbirecter  Sßeife,  inbem  fte  bur$  bie  Sntmidlung  ber  Ißl^fop^ie  im  9(Iteri^ume  be- 

ticf {prrifenben  Srrtl^ämer,  in  meldte  fte  infolge  ber  ^d^nen ,  unb  meld^  auf  bie  gange  3u^ft  ber 

wrfel^rung  ber  t)on  ®ott  gtfe|ten  Orbnung  im  Ißl^ilofopl^ie  einen  meittragenben  @injiu|  ausgeübt 

S)enlen  fi($  verloren,  t)or  aller  äBelt  tmon  Seug«  l^ben.  ~  2)ie  gried^ifd^e  ^l^Uofop^ie  burd^Iöuft 

iri^  ablegten,  ba|  ber  menfd^Iid^e  (Seift  nur  im  in  il^rem  l^iftorifd^en  gfortomtge  brei  @tabien.  Sßir 

tsmigften  Snfd^Iuffe  an  bie  göttlid^e  O^enbarung,  fel^  fie  §uerft  aud  unt)oufommenen  Slnfdngen  fid^ 

itnb  inbem  er  fid^  i|^r  rildT^tlod  untermirft,  fte  als  aSmöIig  enttoidfeln  unb  ©eftalt  geioinnen ;  bann 

boS  leitenbe  lßrinct|)  feiner  gforfd^ungen  aneif ennt,  tritt  fte  in  baS  @tabium  il^rer  l^öc^ften  Slute  ein, 

Me  Dolle  SBal^rl^eit  }u  erlernten,  }u  oerftel^  unb  unb  enblid^  feigen  toir  fte  oon  biefer  ^öl^e  mieber 

ga  begrunben  t)ermbge ;  ba^  alfo  bie  göttlid^  l^erabftnfen  unb  ber  SuPfung  ati^eimf allen.  & 

Offenbarung,  toie  fie  und  burd^  Sl^ftuS,  ben  ftnb  bal^r  in berfelben brei ^ßeriobengu imterfd^- 

@ofp^  ®otted,  gemorben,  in  SBal^rl^  bie  leud^-  ben.  a.  3n  ber  erften  $eriobe  (^ßeriobe  ber  t)or- 

tcnbe  Sonne  aber  bem  ^origonte  beS  menfd^Hd^  fofratifd^en  $]^üofo))^e)  entmidEeln  fid^  neben  ein- 

<Beifte8  fei.    @o  leitete  bie  üord^ftlid^  $]^Uo-  anber  unb  nur  in  geringem  SSerfel^r  mit  einanber 

fopl^ie  ben  menfd^Iid^en  ®eift  in  ber  oben  bejriA-  fte]^enbe))biIofop]^ifd^e9hd^tui^en:  bie  altere  Statur« 

neten  9Beif e  gum  ei^riftentl^um  l^n ;  bie  nad^d^^m«  pl^ilofopl^ie  ber  3onter,  bie  p^tl^goretfd^ ,  bie 

Bd^  $]^ilofo))l^ie  bagegen  ift  eine  fortfd^reitenbe  eleatifd^e  unb  bie  fpätere  ober  lungere  92atur- 

SSeti^errlid^ng  ber  ^riftlid^en  Offenbarung  im  ))]^iIofo))l^ie,  toeld^  SKd^tungen  gtüe^  in  bie  @o- 

Sngeftd^te  beS  nur  in  ber  fBkiycf^  Stulpe  pnben-  i)^ftä  auslaufen  unb  in  ber  @fepftd  ber  le^tem 

ben  menfd^Iid^en  (SrifteS.  unterge^  S)ie  ionifd^e  Staturpl^ilofopl^ie  forfd^ 

y.  SBir  l^ben  nun  nod^  bem  ßntmidflungS-  nad^  bem  materiellen  ^xmap  ber  S)inge,  foioie 

gange  ber  ^I^Uofopl^ie  in  ber  k)ord^ftIid^en  fo«  naä^  ber  Slri  unb  SBetfe  bed  äBerbend  ober  ber 

iDol^I  al8  aud^  in  ber  nad^d^ftlid^en  St\i  unfere  Sntfiel^tmg  ber  (entern.  Sie  iß^tl^goreer  rid^ten 

9ufmer!fam!eit  gugutoenben  unb  benfelben  in  feinen  i^re  gforfd^ung  auf  ein  f ormaied  ^nndp  ber  2)inge 

allgemeinen  Umri^en  bargulegen.   1.  äBenn  toir  unb  ftnben  fold^  in  ber  3^1.    2)ie  Skaten 

bie  Dord^riftUd^e  3rit  überfd^en,  fo  föStunfer  fd^Iagen  bie  gleid^  Stid^g  rin,  finben  aber  baS 

SBM  gundd^ft  auf  ben  Orient  als  bie  SBiege  ber  formale  $rinci))  ber  S)inge  in  ber  begrifflid^ 

€nttur.   (B  mu^  bal^er  aud^  bie  ©efd^id^te  ber  Sinl^  beS  unmanbelbaren  @einS.  2)ie  längeren 

$]^fo))]^ie  mit  ber  S)arfteaung  ber  ^ßl^ilofo))]^  92atur))]^iIofo))]^  mollen  mie  bie  öfteren  bod 

bei  ben  orientalifd^en  9}ölfem  beginnen  —  anttl-  Sterben  ber  SDtnge  erflären;  aber  mäl^b  bie  Ie|* 

inrientdifd^e$l^ilofo))]^ie.  QFStrittiebod^bie^l^ilO"  teren  eine  bqnamifd^  9}aturanfd^uung  (^Qlo- 

\opffit  bei  btefen  orientalifd^  Golfern,  im  M-  goiSmuS)  t)ertratett,  gelangten  bie  erfteren  gu  einer 

gmeinen  menigftenS,  nod^  nid^t  alS  felbfiänbige  mel^  med^ifd^  92aturauffa{fung.  ~  b.  3n  ber 

9Biffenfd(Kift  im  Unterfd^ebe  t)on  ben  religiöfen  gmeiten  ißeriobe  l^öri  baS  gleid^geittge  92ebenein- 

Sd^fiemenl^or;  biep]^iIofo))]^ifd^en@ebanIen  anberfein  k)erfd^ebener  @d^ulen  unb  SHd^ttmgen 

finb  Dielmel^  nod^  t)erfd^moIgen  mit  ben  religiöfen  auf,  imb  eS  (ommt  gur  Sin^it  ber  })bilofop]^tf($en 

Sel^  biefer  SBößer.  9lur  in  3nbien  erfd^inen  (Entmidtlung,  beren  Zröger  bie  brei  grölen  9ie- 

bereits  eigene  pl^fopl^ifd^  Se^rf^fteme,  bie  ent-  ))röfentanten  ber  gried^ifc^  gi]^ilofo})^ie :  @oIra- 

tDcber  an  bie  religiöfe  Seigre  ft(^  anfd^Iielen  ober  teS,  $Iato  unb  SriftoteleS  ftnb  (^obe  ber  fo- 

ober  mit  il^r  im  Sßiberf))rud^  fieben.    3u  ben  IratifdMtifd^en  !ß]^ilofot)]^ie).    SBäl^renb  biSl^ 

erfteren  gel^ören  bie  bral^manifd^  SSebänta-,  6an-  bie  ))]^iIofoi)]|ifd^e  gforfd^ung  k)ortoiegenb  ber  fo- 

t^Q^  unb  SaifeSl^ila-^ßl^fo))]^,  bie  einen  m^-  üörung  ber  92atur  gugeioenbet  toar ,  treten  ie|t 

pifd^bcoliftifd^  ^ßantl^muS  repröfentiren;  gu  bie  meta))l^9ftfd^  fragen  unb  ablerne  in  ben 


2063  Sßl^iroToti^Je. 

SaibnQnmb,  unb  eS  niib  bcnn  SSfung  dB  bie 
Hauptaufgabe  bei  <ß]^ilDfop^it  iKtroc^tet.  SB 
Dcibtn  bie  ^nnctpitn  beS  Seienben  trfoijd^t;  eS 
»erben  bie  n(iturp^ilDfo;i^ij^tn  unb  p\t)il)o1ßQ\- 
]äjtn  Sraflen  erörtert,  unb  eS  wirb  oiblic^  eine 
X^(Dlti(|ie  conftnitrt,  toelt^e  fi$  ^oc^  Aber  bie 
biS^Tiflcn  Selirmeinunflen  onn  ®Dtt  unb  gfttt- 
HiJ^en  ffiinflen  ertiefel.  —  SotruttS  nmt  e8,  Wel- 
fyt  in  [einer  C^pDfitton  gegen  bie  SUpttl  btt 
€op^^  biefe  SRti^tunQ  anbahnte,  iiÄem  er 
bur^  [eine  eigent^ömlit^e  ^euriftifd^e  Unterrichts* 
ueifc  einen  IfreiB  Oon  jungen  !Dtännem,  bie  er  um 
fl<4  lammeltc,  lu  einem  tiefem  Stubium  unb  ju 
etntt  Ifiüjmi  weltonfi^auung  anjungen  fuc^te. 
3ni  9nfd)Iug  an  ©ofrottB  (lat  bann  fein  f^eCooi- 
nigtnbficr  S^üler,  !ßlato,  auf  ber  ßrunblage  ber 
Unterweifungen  feincB  fit^rtrS  mit  ureigenem 
Seifte  unb  in  glänjenber  Originolitai  baS  erfte 
grope  p^ilofoii^ifc^e  ©pftem  aufgebaut.  3)aS  6^a- 
latttriftifdie  feiner  ^^ilofoptiie  ift  it)r  bun^' 
fii^Iagenb  ibealer  g^aralter.  „SBie  Dom  ^ergen 
auS",  [agt  ein  neuerer  (Sete^rter,  „baS  EBIut  in 
oQe  Steile  beS  AörperS  oueftrSrnt  unb  in  baS> 
fclbe  mieber  }urü^ie|t,  fo  ge^t  ou^  in  ber  pla- 
tonif^en  tp^ilofop^ie  SltleS  Bom  ÜHittelpunfle  ber 
3bee  miä  unb  fe^rt  mieber  ba^in  jurütf."  Soll- 
enbeter  noi^  atS  bai  plalontfc^e  ift  baS  p^ilo* 
fop^ifdEie  €qftem  [eineS  größten  Si^üIerS,  beS  9tri> 
potelea,  teieDotil  bie  Qteifteeri^tung  bei  le^tem 
grunblierfd^ieben  iDar  Don  ber  feines  SefjrerS.  %rt- 
^tcIeS  nimmt  feinen  Stanbpnnft  nii^t  in  bei 
3bet,  um  Don  btefer  ouS  baS  @egebene  gu  beur* 
t^eilen,  er  fj'iü  fii^  dielmebi  an  baS  begebene, 
6mpiri|^e,  S^otfaiilitfie  unb  fuc^t  erft  üon  biefem 
aus  jum  Tillgemeinen  unb  jum  ©mnbe  ber  er- 
[Meinungen  ju  gelangen.  SJo^tr  finben  loir  bei 
ibm  ein  nüchternes  tUbniSgen  Bon  X^atfat^en,  er- 
[djeinungen,  Umpänben  unb  iDIÖgtic^feiten,  um 
baburc^  allgemeine  SBa^r^eiten  ju  geiuinnen ;  ba> 
1^  ftbreibt  fic^  oud^  [eine  Dor^errfc^enbe  Sleigung 
jur  ^t|i)(i(,  ba  bie  Dlatur  ba§  Unmittelbarfte  unb 
Sfiatiflct)Ii^fte  ift,  maS  unferer  Srfa^mng  gegen- 
übertritt,  fowie  bie  enctjnopübiftfie  Senbenj  feiner 
{yoifc^ung,  ba  für  it)n  alleS  t^atfäc^lic^  (Segebene 
gleiij^cn  Slnfpruc^  auf  fflErürffic^ügung  ^al.  Sien- 
no0  trug  biefe  fofraHfc^'attif^e  SPEjilDJop^le  ben 
ffeim.ber  ?Iu[IB(ung  [liion  in  fit^,  namentlidö 
infofem,  als  fie  gura  Säegriff  ber  ©cEiöpfung  ftc^ 
nit^t  emporfddiDingen  fonitte  unb  entmeber  bie 
ÜKaterit  ober  bie  2öelt  felbft  als  ewig  unb  un« 
entftanben  neben  Sott  ^inftellte,  SJanim  trat 
cnii^  bie  grie(%if(^e  $^i1o|op:^ie  fe^r  Balb  in  bie 
Sßcriobe  bcS  üliebergangeS  ein,  unb  biefe  ift  bie 
Sßeriobe  ber  nac&fotrQtift^cn  ^J^ilofopliie.  ^ier 
l^ört  bie  ginfieit  ber  entmirflung  mieber  auf;  eS 
treten  mieber  ütrfc^iebenc  unb  enlgegengefe|te 
©qfteme  ^erDor,  gs  erf^einl  ber  ©toiciSmuS  mit 
feiner  93erabfDlutirung  ber  Sugenb  unb  ber  gpi» 
hireiSmuB  mit  [einer  materialifKjcf)en  Öebonil. 
Sule^t  enblicö  erftirbt  bie  gonje  gntlBidlung  im 
©tepticiSmuS.  gine  9!a(]^blüte  ber  antifen  iPbilo- 


20U 


fop^c  treffen  loir  \Ao^  no4  in  Slecimbiien,  bd 
unter  ben  ^tolemdem  unb  SUmem  oHmdlig  yi 
einem  6entralft|  miffenf^ffii^  SätfUduu^ 
gemorbm  War  —  bie  aleEOnbrinifii^-srie^if^ 
^^itofop^ie.  3)iefe  (^onAerifirt  fiiJ^aI8ein€l)Di 
cietiSmuS  oon  Drinitalif^-ttligi&fen  3been  mit  lu 
griec^ifc^en  Spbitofop^ie.  3öre  ienbenj  ging  So- 
^in,  aus  ben  oerft^iebencn  Se^rgebäuben  bn  grö 
(^ifc^en  ip^ilofop^ie  unb  cu§  ben  rcligiöfen  S^ 
beS  CrttntS  baSjenige  au^jumäblen  unb  ju  Dtf 
einigen,  loaä  jur  ^Be^iebigung  be§  fitllit^,  nü- 
giö(en  unb  n)i[[enfd)a[tli[öen  58ebiirfniffe§  ber  Bltn- 
jc^cn  bicnlid)  fi^ien,  unb  bamit  jugleti^  eine  SejiK- 
mntion  ber  gefunfenen  SReligion  ^erbeijufüfeen. 
@ä  ^at  biefe  ^^Üofoptiie  befe^alb  einen  mpftifii' 
tl)eo[op^i(t^en  gerader,  jfn  biefer  ©tröimmg 
treffen  mir  bie  grie(f)i[i^-jübi|cfic  ''^(lilofopfiie  W 
ip^ilo,  ben  9Jeiip5löagDrei3muS  unb  ben  5ltU' 
plntonisnms ,  roddjet  Untere  fitft  bi^  in  tal 
6,  c^rifllitfie  3a^r^unbert  fortfiflanjte  (f.  b.  Strt). 
2.  ®ie  nai^diriftlic^e  ^^ilofopliic  beginnt 
mit  ber  patriftifctien  SlJfiilofop^ie,  mit  bei  ^1d* 
fDpl)ic  ber  ffirc^enDäler.  a.  ®ie  patriftif(^e  3tit  ijl 
bie^eriobebet®enefiSber(f)rifiIit^en^ttilDiop&ie. 
6ä  War  bie  3eit,  in  Welc^tr  bie  lehtere  erp  (ooieii 
mußte.  Sm^ft  fmb  in  ber  patriftijt^en  3fit  biS 
pfiilofop^ifttie  unb  haä  tlieologif^e  Diomenl  m^ 
mit  einnnher  Derbunben.  SUerbingS  würbe  ber 
innere,  nrientlii^  llnteifd)itb  }Dnf(^  ^l^ilofop^ 
imb  Xl^eologie  aud^  in  oer  potri^f^cn  3eit  ta^ 
brüctli^  anedonnt;  benn  man  unteif^ieb  aaSi 
bamals  genau  jtinfc^  Offenbatung  unb  S^ennmft, 
gffiiff^en  iibematürliii^en  unb  natürli^  (SSei- 
nunft')  SBnbr^ten,  gwifc^en  übematürlit^  unb 
natürlii^cr  6r!enntni|.  9lber  eine  äu|ere  S^- 
buiig  gmifcE)en  SticDlcgie  imb  $^tIofopi|ie  DdI^os 
fi(%  in  biefer  Seit  noi^nid^t;  baju  (am  eS  erft,  nll 
baS  fQ[temQti[[t)e  Streben  in  ben  ^riftli(f)en  Sc^ultn 
in'8  Beben  trat.  —  ®ä  laffen  ft<^  in  ber  patripi- 
f<^en  $^ilD[Dp^ie  wieber  biei  ^ßenoben  ousfi^- 
ben:  bie  $eriobe  ber  @ntfte^ng  unb  urfptüng' 
lirfien  gntmirflung,  metd^e  bie  brei  «tften  ((irifl' 
ü^en  3ß6r^unberte  umfaßt ;  bann  bie  ^ieriobe  ber 
58Iüte  im  4,  unb  5.  3ai)r^unbert,  unb  tnbliifi  bit 
5periobe  beS  Ausganges  Dom  5.  bi§  jum  8. 3a^ 
^unbert.  ®ie  patriftifc^e  ^^iIofopt)ie  fonnte  jic^ 
nur  entmideln  im  beftänbigen  ÄanH)fe  gegen  bie 
bcibnifi^c  '!}J^ilo(op6ie  fowo^I  a!S  aui)  gegen  bie 
Oielgeftaltigen  ^ärcfien,  roeld)f,  weil  au8  ber  6^" 
nifcl)en  ^^Jbitofop^ie  entjprungcn,  flelS  einen  in(^ 
ober  minbcr  p^ilofop^ifcten  (SbiroHcr  fyiltm.  ®o- 
ber  beginnt  bie  putriftifiie  9|}^ilo[op^ie  mit  ber 
^Xpologetif.  3uflin,  Sation,  MtbenagoraS,  ^* 
pbiluS  unb  3renänS  finb  beren  ^auplrepräjm' 
tauten.  EBoIb  aber  geigen  fid^  auc^  bie  «flen  iln* 
fange  ber  pofitiBen  ©peculation,  ^onb  in  ^<mb 
ge^nb  mit  ber  apologetit.  68  ji^  bie  ?llepni' 
briner  SlcmenS  unb  Origene8,  loel^e  in  bitici 
9iid|tung  in  ^orragenber  SBeife  t^tig  tBoiin. 
MerbingS  Iftaben  fie  M,  namentlid)  ber  leftm. 
non  irrt^ümlid^n  Tlnfic^ien  nii!^  fem  gegolten; 


2065 


^l^ilofopl^ie. 


2066 


ober  jie  merben  bod^  ftetS  old  glön^enbe  SSertreter 
bcr  d^fUid^en  @))ecuIotion  in  biefer  Qtii  gelten 
mäffetu  S)qsu  fommen  bann  nod^  bie  lateinifd^en 
iKxd^fd^rif^ietter  biefet  3^ :  XertuHion,  Slmo« 
bfatS  unb  Soctontiud.  2)ie  SSIütejeit  bet  ))Qtnfti" 
fc^  ^l^Qofopl^ie  ift  ouSgeje^net  burd^  Flomen 
m)in  l^^ften  ftlonge  in  bet  JKrd^engefd^td^te.  3m 
Orient  tref^  tt)ir  Stl^aftuS  ben  ®ro|en,  Sa« 
ftliuS  ben  @ro|en,  (Sregor  t)on  Stapn},  ®regor 
Don  9{9jfQ.  SlBerbingS  ^oben  biefe  il^re  Sorbeeren 
gc))flü(lt  }unftd^ft  auf  bem  ©ebiete  ber  Xl^eologie, 
inbem  {te  in  ben  arionifd^en  @treitig!eiten  baS 
fird^Iid^  Sogma  t)on  ber  Sonfubftantialitot  bed 
Soldes  mit  bem  Sater  glönjenb  begrünbeten  unb 
Dertl^igten ;  aber  fie  mußten  ba^u,  namentttd^ 
ben  ^nomöem  gegenüber,  aud^  bie  ^l^ilofopl^ie 
gu  ^ilfe  nel^men,  unb  \o  l^aben  {ie  ftd^  aud^  um 
bie  genaue  Seftimmung  ber  pl^ilofo^l^ifd^en  IBe- 
griffe  fon)ie  um  bie  ^eftftellung  ber  auf  bie  (Sottet- 
ertontni^  be^üglid^en  ^nci))ien  unfterblid^e  S^er- 
bienfte  ermorben.  äl^en  eigentlid^en  ^ö^epunft 
eneid^e  aber  bie  patriftifd^e  $]^iIofo))]^ie  in  bem 
I^L  Suguftinud.  @r  fa|t  alle  SRomente  ber  biS- 
l^gen  Snttoidlung  ber  antifen  unb  d^riftlid^en 
^l^iIofo))]^ie  in  feinem  l^eBen  ®eifte  }ujammen 
tmb  verarbeitet  fte  ju  einem  großartigen  (Sanken, 
um  biefeS  ber  92ad^n)elt  a(S  ©runblage  i^er  mei« 
tem  geiftigen  Arbeit  unb  ^orf d^ung  ju  überliefern. 
Sie  Xiefe  unb  ber  SReid^tl^um  beS  @ebanfenS,  bie 
grud^tborfeit  ber  Sforf^ung,  bie  Sbealitöt  ber 
Suffaffung,  bie  Strenge  uiü)  gfüHe  ber  SemeiS- 
ffil^rung  —  alle  biefe  2)inge  ftnbet  man  feiten 
in  fo  l^ol^em  ®rabe  Dereinigt  mie  bei  %ugu« 
ftinuS.  —  3Rit  bem  Ausgange  beS  5.  Sal^rl^un» 
oertd  l^ört  infolge  ber  burd^  bie  935I!ertDanbening 
l^orgerufenen  SBirren  bie  SEßeiterenttoidtlung 
ber  patriftifd^en  $]^iIofo))l^ie  auf.  9Ran  mu^e 
fid^  bei  bem  allgemeinen  Umfturje  bamit  be- 
gniigen,  baS  SSorl^anbene  )u  fammeln  unb  ju 
erl^Iten.  9htr  2)ion9ftud  ber  Slreopagit  unb 
!Boet]^  ragen  aud  bem  Sßirrfal  biefer  3^  nod^ 
^erüor.  —  b.  ffiagegen  beginnt  feit  bem  8.  Sal^r- 
l^berte,  feit  ffarl  bem  Großen,  eine  neue  pl^ilo« 
fopbM^^  &tttt)i(ilung.  SBir  f^el^  bei  ber  jmeiten 
$eriobe  ber  nad^d^riftlid^en  ^l^ilofopl^ie,  bei  ber 
^eriobe  ber  mittefalterlid^en  $l^iIofop]^ie  (Sd^o« 
loftiO.  Siefe  neue  Snttoidflung  umfa|t  aber  toie« 
berum  brei  Strömungen.  (B  finb  bie  arabifd^, 
bie  ifibifd^  unb  bie  d^riftlid^e  $]^iIofo))]^ie,  meldte 
im  Saufe  ber  mittelalterlid^  Sal^rbunberte  t)or 
ttnferen  Suaen  ftd^  abtoidEeln.  a.  3m  Slnfange  beS 
7.  Sal^rl^unoertS  l^tte  SRol^mmeb  ben  ^Hiam  be- 

trünbet,  ber  t)on  Arabien  au8  mit  gfnter  unb 
Sd^mert  mxif^in  im  Oriente  unb  in  92orbafrüa 
Derbreitet  ttmrbe.  SinfangS  Derl^ielt  ftd^  ber  3^" 
lam  ablel^enb  gegen  alle  tt)iffenfd^aftlid^en  Se« 
fhrebungen.  91d  aber  im  Steid^e  ber  ^^alifen 
georbnete  3uftönbe  ftd^  gebilbet  litten,  pflanjte 
^d^  aud^  im  @d^o|e  bed  SSlam  eine  gemiffe  Sul« 
tur  an.  2)ie  ^ol^t  bat)on  toar,  ba|  im  Saufe 
ber  3^  tine  ^^lofopl^ie  fid^  audbilbete,  toeld^ 


t)on  bebeutenben  (Selel^rten  Vertreten  unb  in  ben 
t)on  ben  ffl^ifen  gegrünbeten  @d^ulen  gelel^ 
tt)urbe.  &  erfreuten  ftd^  biefe  @d^ulen  gro^ 
Serüi^mtl^it  unb  tt)urben  aud^  von  abenblftn« 
bifd^-d^riftlid^  (geleierten  befud^t.  2)iefe  ara* 
bifd^e  ^l^ilofopl^ie  gel^t  aber  mieberum  in  brei 
SRid^tungen  aa^  einanber.  SDBir  l^aben  juerfl  bie 
arabifd^-ariftotelifd^e  ^l^ilofopl^ie ,  Vertreten  vor« 
{ugSmeife  von  il^en  beiben  Äor^pl^en  Slvicenna 
unb  Slvenoed.  Sie  ariftotelifd^e  ^^ilofopl^ie  fanb 
nämlid^  jd^on  fett  ber  3eit  ber  ^bbaffiben  (750)  in 
älrabten  gingang,  inbem  f^rifd^e  tier^te  bie  an« 
ftotelifd^  Sd^riften  in'8  Slrabifd^e  überfe^ten. 
S)a  fid^  aber  bie  Xrabition  gried^ifd^er  ^l^ilofopl^ie 
an  bie  bei  ben  legten  ^l^ilofopl^en  beS  SHtertl^umd 
l^errfd^enbe  SSerbinbung  von  PatoniSmuS  unb 
^riftoteliSmuS  anfnüpfte,  fo  !am  bie  ariftotelifd^ 
^^lofopl^ie  burd^  bie  gried^ifde-f^rifd^en  lieber« 

iejier  unb  Srflörer  )u  ben  Arabern  im  ®ett)anbe 
»eS  9leu))IatoniSmud.  6d  mürbe  ber  neu))Iato« 
nifd^e  Smanationdbegriff  in  biefe  $ieiIofo))]eie  auf- 
genommen. Slber  eben  beßl^alb  galt  biefe  ^j^ilo« 
iopl^ie  ben  arabifd^en  Xl^eologen  aI8  l^tifd^,  unb 
nefe  fud^ten  bal^er  —  ÜKotefaHemin  unb  3Hota- 
5alen — eine  anbere  ))]eilof  opl^if  d^  SBeltanfd^auung 
^u  begrünben,  meldte  mit  ben  Seigren  beS  ftoran 
übereinftimmen  foQte.  SRan  fann  felbe  aI8  ara« 
bifd^e  SReligiondpl^ilofopieie  bejeid^nen.  ®ie  be« 
ruJ^te  auf  bem  ^tomidmuS  unb  fud^te  auf  biefer 
(Srunblage  ben  Anfang  berSDBelt,  bieSSiel^eit  ber 
göttlid^en  Slttribute  unb  bad  abfolute  SSerl^ngniß, 
mie  eS  vom  fforan  geleiert  mürbe,  ^u  begrünben. 
9!n  biefe  SteligionSpl^ilofopbic  fd^lielt  ft($  enblid^ 
nod^  eine  mQftifd^e  SHd^timg  an,  xotlä^  namentlid^ 
von  ben  perftfd^en  SfuftS  unb  von  SUga^el  ver« 
treten  mürbe,  ß.  %xä)  oie  3uben,  obgleid^  in  aSe 
SQßelt  )erftreut,  inaugurirten  im  SJKttelalter  eine 
eigene  ))]eiIofo)i]eifdee  Sntmidlung,  unb  aud^  biefe 
gel^t  in  brei  Strömungen  au8  einanber.  @§  er- 
fd^eint  bei  ben  3uben  ^unäd^ft  bie  ftabbalal^,  eine 
trabitionelle  (Sel^eimlebre,  bie  gleid^faHd  einen 
emanatiftifd^en  Sl^arafter  l^at;  bann  bie  ^I^Ud« 
\opf^xt  bed  ^vicebron,  bie  fid^  an  ben  Steu^Iato« 
niSmud  anlehnt:  enblid^  bie  ^ßl^fopl^e  beS 
SRofed  SRaimonioeS,  beren  Xenbeng  ba^iin  gd^t, 
mittels  ber  ariftotelifd^en  ^^ilofopl^ie  unb  auf 
©runblage  berfelben  bie  Sogmen  ber  iübifd^en 
Sieligion  )u  begrünben  unb  }u  vertl^eibigen.  7.  SDie 
^auptroUe  aber  1^  im  uilittelatter  bie  d^rift« 
lid^e  ^l^ilofopl^ie  gefpielt.  2)iefe  fnüpft  unmittel« 
hca  an  bie  ))atriftif  ($e  ^^ilof  opl^ie  an.  @ie  ift  i^rem 
SDBefen  nad^  eine  orgonifd^e  ^ortbilbung  unb  gfort« 
entmidlung  ber  (mtriftifd^en  ^l^ilofopl^ie.  Sorum 
tritt  j[e^  in  biefer  d^ftlid^en  ^btl^'f^'P^i^  aud^  bad 
Streben  nad^  SQfiembilbung  b^rvor,  meldbeS  in 
ber  patriftifd^en  ^Pofo))]eie  nod^  nid^t  in  oiefem 
®rabe  fid^  geltenb  mad^t.  &  fc^eiben  fid^  feiner 
in  biefer  ^b^^fopl^ie  ^mei  Sid^tungen  aud,  bie 
fd^olaftifd^e  unb  bie  m^ftifd^e.  SieSd^olaftif  Ver-' 
tritt  bad  begriff lid^  f))enüative,  bie  SJb^ftil  baS 
contem|>lative  Clement  Sie  eine  fud^t  bie  SBal^ 


2067 


^^itofopl^ie. 


2068 


l^tt  auf  bem  SQBege  ber  begrifflid^en  @))fcuIation 
|u  erfoijd^en  unb  gubegrünben;  bie  anbere  k)er> 
jcnft  ftd^  mcl^r  bctrad^tenb  in  bicfclbcunb  fud^t  ftc 
bem  ©emütl^,  bem  feigen  nol^e  gu  bringen,  mobei 
iebod^  felbftDerftönblid^  aud^  bie  eigentliche  SJlQfK! 
cultit)irt  mirb.  9lud^  in  bie|et  mittelalterUd^'d^rift- 
lid^en  $]^iIofot)]^ie  loffen  M  brei  ^rioben  auS* 
f (leiben:  bie  ^eriobe  ber  ßtüftel^ung  unb  ber  oE« 
möligen  ^uSbilbung  biefer  ^l^lofopl^ie  (Dom  8. 
bis  gum  12.  Sal^tl^nbert),  bie  ^riobe  ber  Slüte 
ber  Sd^olafti!  (13.  gal^rl^unbert)  unb  enbli^  bie 
$erü)be  bed  SludgangS  ber  Sc^olafti!  (14.  unb 
15.  Sol^rbunbert).  —  3n  ber  erften  ^riobe  treffen 
toir  gunöd^ft  boS  neuplatonifd^e  Softem  beS  @co- 
tuS  Srigena,  bann  treten  und  bie  Streitigfeiten  gtoi- 
fd^en  92ominQli8mu§  unb  SteoIiSmud  t)or  Slugen; 
eS  taud^t  bie  gro|e  ©eftolt  ^nfelmd  t>on  Santer- 
bur^  auf,  ber  bem  9lominaIi§muS  unb  bem  e^cef- 
ftoen  SeaIiSmu§  gegenüber  bie  lßl^iIofo))]^ie  ouf 
Den  rid^tigen  ©tanopunft  fteUt;  tt)ir  erblidfen 
bie  gmeibeutige  $erf5nltd^feit  Slbölarbg,  ber  einen 
Qen)ifjen  9lationaIi§muScuItit)irte,  foiDie  bie  großen 
SR^ftifer  Skml^rb  Don  SlairDaus,  ^ugo  unb 
Stid^arb  Don  @t.  iBidor,  unb  feben  enblid^  bie 
gange  (Entn)idlung  auSflingen  in  ben  4  Libris 
Bentenüarum  ^eterS  bed  Sombarben  foföie  in 
ben  Articulis  fidel  catholicae,  bie  frül^er  bem 
SlanuS  Don  SRq^I  gugefd^eben  föurben  (f.  b. 
9lrt.).  3tn  13.  Sol^rl^unbert  beginnt  ein  neuer 
Sluffd^nmng.  6S  tourben  bie  abenblönbifd^-d^rift- 
lid^en  ©elel^rten  mit  ben  fömmtlid^en  @d^riften 
beS  Slriftoteled  befannt,  gunöd^ft  burd^  bie  Araber 
unb  3uben  Dermittel§  beren  Uebcrfe^ungcn  unb 
(Kommentare,  bann  aber  aud^  burd^  eigene  lieber- 

ie^ungcn  au§  bem  gried^ifd^cn  Xcjte.  Sufolgc 
«ffcn  tourbe  bie  gefammtc  ariftotelifd^e  ^l^ilo» 
fo^ie  in  bie  d^riftUd^cn  ©d^ulen  aufgenommen 
unb  nid^t  blo^  ber  d^riftIid^»))]^üofo))]^ifd^en,  fon- 
bem  aud^  ber  tl^eologifd^en  ©peculation  gu  ®runbe 
gelegt.  S)ie  Xl^cologen  nal^men  nämlid^  bie  ))!^i(o- 
fopl^ifd^cn  ©runblagen,  meldte  fie  gur  fpecuktiDcn 
6nttt)icf lung  unb  Segrünbung  ber  OffcnbarungS» 
toal^l^eiten  nötl^ig  Ijatten,  au§  ber  ariftotelifd^en 
$]^iIo{o))]^ie  l^erüber  unb  Dem)enbeten  fte  gu  bem 
gebadeten  3tt)edfe.  Swfolge  beffcn  ift  bie  gcfammte 
tl^eologtfd^e  @))ecuIatton  Don  nun  an  Don  ber 
oriftotelifd^en  ^!)iIofop]^ic  burd^brungen  unb  ge- 
tragen, unb  fo  erreid^te  ba§  f^ftematifd^e  ©trcben 
in  biefer  3cit  feinen  §ö!)c))unft.  —  ffiod^  ttjaren 
bie  d^riftlid^en  ©d^olaftifer  ttjeit  entfernt,  fid^  fo 
fflaDifd^  an  9lriftotcIe8  gu  binben,  ttjie  foId^eS  bie 
arabifd^en  Slriftotelifer  gettjol^nt  maren.  ©ie  l^iel» 
ten  SlriftoteleS  jel^r  l^od^  unb  begeid^neten  \f)n  alS 
ben  „^l^ilofop^en"  xax  l^oyi^v,  aber  fie  miber» 
fprad^en  il^m  unb  ttjiberlegten  il^n  in  aUcn  ^nnU 
ten,  meirfie  nod^  il^rer  Uebergeugung  al§  irrtl^ümlid^ 
gu  betrad^ten  maren.  9lriftotcIc§  fei  fein  ®ott  ge- 
tt)cfen ;  er  ^obe  irren  fönncn  unb  l^abe  geirrt  in 
gar  Dielen  fünften,  namentlid^  tt)o  e§  fi(|  um  bie 
§öd^ften  SBal^rl^eiten  l^anbelt.  gbcnfo  ttja^rtcn  fie 
fid^  bie  g^reil^eit  bed  @eifte§  ben  arabifd^en  $l^iIo- 


fop]^  gegenüber.  2)te  Sommentare  ber  Iej|taa, 
tmmentlid^  bie  bed  9Derroed,  ftanben  bei  i^  in 
großem  Snfeben;  aber  bie  neuplotonifd^  Sajjmg 
ber  ariftotelifd^  $]^iIofo))^ie  mit  oUen  Folge- 
rungen, bie  ftd^  l^ierauS  ergaben,  loiefen  fie  ent« 
fd^ieoen  gurüdE  unb  Dertl^igten  fogar  ^btjtoie* 
ted  gegen  biefe  §af[ung  feiner  Se^.  S^en  hd 
ben  arabifd^en  $pofo))]^  ublid^  @a|:  eS  ßmie 
tixocA  in  ber  ^l^ilofo^l^ie  um^r  imb  nod^  ben 
©lauben  falfd^  fein,  unb  inngefel^,  iDiejenjieent* 
fd^ieben  gurüd!.  —  @8  beginnt  biefe  gro^oitige 
SntmidHung  ber  d^ftlid^en  @d^oIaftü  mit  SI({on> 
ber  Don  ^al^  unb  SBU^elm  Don  ghnri§,  fe|t  ^ 
fort  in  SlCbert  b.  @r.  unb  gelangt  ettblid^  gui^ 

töl^epunfte  in  beffen  ©dpier  %f)oma^  Don9(|uhio. 
iefer  ift  ber  «uguftinud  bed  SrnttetolteiS.  & 
ift  und  nid^t  geftattet,  l^ier  auf  beffen  Se^ren  nSfyx 
eingugel^en,  aber  bie  £iefe  unb  t^üHe  femer  pffk* 
fopl^ifd^  unb  tl^eologifd^en  Unterfud^gen  iß 
Don  ber  9lrt,  ba|  fie  ftetd  bie  SSetounbenmg  ]ebc§ 
d^riftlid^en  S)en!er3  l^erDorrufen  mu|.  ßr  toirbfui 
alle  3^ten  ber  SSonnertröger  ber  d(nriftlid^  $^ 
f o))bie  fein  unb  bleiben.  9{eben  il^m  fielet  bie  gn>|e 
©eftatt  SonaDentura%  ber  ©d^olaftif  unb  W^l 
[leid^ertoeife  cuItiDirt  l^t  3lxä)t  md^r  auf  gleitl^ 
)öbe  fielet  2)un8  @cotuS,  ber  ftd^  gu  toeit  in  ob- 
lered^tigte  Jhitif  ber  tl^omiftifdpen&l^aleDeciot. 
©leid^mobl  aber  föEt  er  nod^  in  bie  93Ii&gett  ber 
@d^oIaftü.  —  3m  14.  unb  15.  äc^lMot 
mad^t  bie  mittelalterlid^  $]^iIofo))^ie  feine  ^it* 
fd^ritte  mel^r.  68  taucht  miebentm  ber  9lowm* 
iiSmuS,  Dertreten  Don  SBül^lm  Don  Ocomi,  auf. 
i  biefer  aud^  ber  tl^omiftif ^en  unb  ber  f cotiftifc^ 
d^ule  gegenüber  nie  eine  ftegreid^  ©teHimg  ftd^  er« 
ringen  fönncn,  fo  trug  er  bod^  bagu  bei,  bie  Si^« 
laftif  in  unfru^tbare  ©treitigfeiten  bineingufü^irai, 
bei  n^eld^  ein  origineSeS  Streben  nid^t  m^ 
auffommen  fonnte.  2)agu  fam  gule^  nod^  ^ 
fogen.  „bcutfd^e  aK^frt!" ,  Don  TOeifter  Stf^ 
in  glufe  gebrad^t,  bie  Dielfad^  in  bebenflidf^  %t» 
fd^auimgen  fid^  Derlor.  —  c.  3)ie  ©d^olaftif  toiib 
etiDlid^  abgelöst  burd^  bie  neuere  ^l^ilofop)^, 
mit  nield^er  n)ir  in  bie  britte  unb  le^e  ^ßeriobe 
ber  nad^d^riftlid^  ^l^ilofopl^e  eintreten,  6it 
brid^t  mit  ber  biöl^erigen  6nttt)itflung  ber  d^« 
lid^en  ^l^ilofopl^ie,  fd^Iögt  gonj  neue  IBol^nen  ein 
unb  fud^t  etmad  gang  92eued  gu  fd^ffen.  9Sie 
auf  religiöfem  ©ebiete  in  ber  fogen.  SReformation 
baS  ©trebcn  fid^  funbgab,  bie  biSl^er  übierliefertai 
fird^Iid^en  2)ogmen  abgutl^un  luib  burd^  neue  $u 
erfe^en,  fo  DoHgog  fid^  aud^  in  ber  ^ßb^ofop^lie 
ein  gang  analoger  Ißrocefe.  3n  ber  neuem  ^P>» 
\op^xt  toirb  bie  d^riftlid^e  ©d^olaftif  mit  bem  im» 
t^cm  belegt  ®a§  S3erbältni|  ber  neuem  ^^ 
fopl^ie  gur  ©d^olaftif  ift,  im  Mgemeinm  toenig« 
ftenS ,  ba§  be§  auSgefprod^cnen  ®egenfa|e§ ,  \a 
ber  ftolgen  Serad^tung.  SDBaS  biöl^er  in  ber  ^p 
lid^m  3^t  geleiftct  toorben,  fott  gar  feinm 
2Bert]^  l^abm;  man  fönne  eine  gebei^lid^  Snt* 
toidtlung  beö  pl^ilofopl^ifd^en  SBipenS  nur  unter 
ber  Sebingung  inauguriren ,  ban  man  Don  ber 


2069 


$^iIofo))]^{e. 


2070 


@<i^Ia{HI  goit)  oBffl^e  imb  toieber  k)on  Dom 
beQhme.  2NoIge  beffen  ging  bie  neuere  ^J^ilo* 
\opf)vt,  nantentlu^  in  jenen  ftreifen,  in  loeld^  bet 
teligidfe  ^bfoS  Don  ber  iKrd^  unb  beten  Sucto- 
rilöt  }ur  Xl^ad^e  getoorben  toor,  §ule|t  6id  ba- 
l^in  fort,  bo^  jU  M  k)ont  Sl^rifientl^m  üitf 
ffcaspi  emanci))irte  ooer  toenigftend  bie  d^ftlid^ 
äbeen  toiEfürlid^  nod^  ber  9lorm  Dorgefof^ 
9Reinungen  unb  ^ßrinci))ien  umbeutete.  Somit 
Derffi^inbet  bie  ßinl^eit  ber  pl^fopl^ifd^en  Snt« 
tiridSung,  unb  eS  tritt  an  beren  Stelle  bie  S^' 
flilitterung.  äBöbrenb  bie  d^riftlid^e  ©d^olaftif  ben 
iSfjOxotkt  ber  Sinl^eit  unb  UniDerfoIität  auf* 

gtoiefen  l^atte,  ber  bei  aSen  loiffenfd^Iid^en 
Smpfen  im  @d^o^  berf  elben  nie  oerffüd^tigt  Sor- 
ben toor,  fud^te  nun  ieber  einzelne  2)en(er  auf  einen 
aparten  @tanb))un{t  ftd^  )u  fteSen  unb  auf  biefer 
®runbla^e  ein  eigenes  Softem  aufguBauen,  baS 
Ott  baS  emgig  rid^tige  gelten  foHte,  gan§  fo,  toie 
biefer  $roce|  auf  bem  religiöfen  (Sebiete  im  f ort- 
imtd^emben  ©ectemoefen  fid^  abtoidelte.  gfreilid^ 
tietf^ttHinb  aud^  bie  d^riftUd^e  ©d^olaftif  loäl^renb 
biefer  3^  nid^t  auS  ben  d^ftlid^en  @d^ulen,  Ja 
fie  trat  fogar  in  ben  $roce|  einer  glüdCIid^  9te- 
goieration  ein,  tt>eld^e  namentlid^  auf  ben  fpa- 
nifd^  ^od^fd^en  fid^  ooDjog.  W6er  Die  Situa- 
tion bel^errfd^te  ?jt  nid^  mel^.  —  SRan  !ann 
in  biefer  neuem  iß|^iIofo))]^ie  toiebemm  ^eriobm 
unterfd^ibm,  nömlid^ :  a.  bie  UebergangSperiobe, 
bie  baS  15.  unb  16.  ^ol^l^unbert  umfa^.  &ier  ift 
bie  ^l^ilofopl^ie,  toeld^e  an  bie  SteOe  ber  @(|oIaftif 
tretm  f oD,  erft  im  SBerbm  begriffm ;  U)ir  treffen  in 
biefer  3^t  nur  einzelne  SSerfud^e,  etmad  9leued  )u 
begrünben,  bie  aber  als  unfrud^tbar  fid^  ermeifm 
ut&>  nur  ein  epl^mereS  2)afein  l^abm.  —  b.  S)ie 
^ßeriobe  ber  DöDigen  unb  bauembm  Umgeftaltung 
ber  ^l^ofopl^ie,  tt>eld^e  Dom  Snbe  bed  16.  bis  in'8 
18.  3a]^9unbert  l^ineinreid^t.  ^ier  bilbet  ftd^  bie 
neue  Snttoidnung  DoUftönbig  auS  unb  fd^reitet  )u 
oOm  Confequengen  fort,  toeld^e  in  ben  neu  dbop» 
tittm  t)l^ilofo))]^ifd^  ^rincipim  angele^  ftnb.  — 
c.  SHe  $eriobe  ber  neueften  $l^fo))$ie,  toeld^ 
Don  ber  jioeitm  ^Ifte  beS  18.  Sal^l^unbertS  bis 
gur  (Segenmart  reid^.  2)a8  enblid^  9iefultat  ber 
bidl^  DoÜ^ogenm  Umgeftaltung  ber  ^l^ilofopl^e 
tDor  nämlid^,  xoxt  natürlid^,  (ein  befriebigenbeS. 
Vlcta  fing  bol^  neuerbingS  Don  Dom  an  unb 
fud^te  miebemm  bie  ^l^ilofopl^ie  im  ®egmfa|  ^m 
btSl^gm  nm  }u  geftalten,  toomit  man  aber  nod^ 
loeniger  ®Iädf  l^e.  a.  3BaS  nun  bie  Ueber- 
gangdt>eriobe  betrifft,  fo  tnäp\t  ftd^  l^ier  bie 
nette  ^l^fopl^ie  junöd^ft  an  bie  Sienaiffance, 
b.  1^.  an  baS  Siieberaufleben  beS  StubiumS  ber 
dteneiaffitoinberUrfprad^.  9Rit  biefer  SRenaif- 
once  tratm  aud^  bie  ontifm  fil^ilofopl^ifd^  @9" 
lerne  in  il^  urf))rünglid^m  @eftalt  mieber  an 
M  XageSHd^  l^erDor  imb  mürben  in  neuem  Suf« 
ber  SEBelt  als  bie  mal^  Slütm  ber  $bUD- 
opfjjit  DorgefleSt  patonüer  unb  ftabbaliften, 
•arlftoteliler,  3onier,  ©toifer,  gpifureer  unb 
&tpüttt  fttd^tm  ^d^  gegenfeitig  bm  Stang  ab}U" 


laufen.  Srfl  aSmöIia  fam  eS  )u  93erfud^,  felb- 
Mnbig  eine  neue  $]^fo))]^ie  m  begrünben.  S)iefe 
aSerfu^e  betoegten  ftd^  auf  Derfd^iebenm  @ebieten, 
auf  bem  ®ebiete  ber  2)iale(ti(  (^ßetruS  SRamuS), 
ber  9laturp]^iIofo))]^ie  unb  aReta))]^{ü  (Semar- 
binuS  XeleftuS,  XbomaS  Samjianella,  Xl^- 
pl^ftuS  ^IktracelfuS,  ®iorbano  Sruno  u.  f.  m.) 
unb  ber  SR^ftS  (SSalentin  SBeigel  unb  äacob 
Söl^me).  ^er  aOe  biefe  SSerfud^e  (onntm  eS  )u 
feiner  Sonfolibirung  bringm,  unb  nod^  tomiger 
toarm  fte  im  Staube,  in  bm  8Iu|  einer  gefd^i^t« 
lid^m  SnttoidDung  einzutreten.  Sie  Derfd^toanben 
baper  jumeift  audp  toieber  mit  il^rm  Url^bem.  — 
ß.  9BaS  aber  in  ber  UebergangSperiobe  DergebmS 
angeftrebt  toorbm,  baS  DoSgog  M  in  ber  jm  eiten 
$enobe.  SS  tratm  )un&d^ft  bie  Segrünber  ber 
Derfd^iebmm  nmm  9tid^tungen  auf,  toeld^e  fid^ 
im  16.  unb  17.  äal^rl^nbert  auSbilbetm.  3u 
biefm  gel^ört  93aco  Don  SSeruIam,  ber  in  feiner 
,,nmm  SRetl^obe"  bie  3nbuction  aSein  als  ma^* 
gebmb  für  bie  pl^ttofopl^fd^e  Srfenntni^  l^in« 
fteSte  unb  baS  anbere  Don  ber  Sd^olafti!  feftgel^* 
tme  ÜRittel  ber  Sr(mntni|,  bie  ^emonftration, 
Dertoarf ,  momit  er  ben  SmpiriSmuS  anbal^nte ;  fer« 
ner  ^bert  Don  Sl^erbur^,  ber  in  Snglanb  ben  re« 
ligibfm  92aturaIiSmuS  unb  bie  greibenferei  be« 
grünbete,  inbem  er  bem  Cl^ftentl^  gegmüber 
bie  „natürlid^  ^Religion"  als  allein  bem  religiöfm 
SBebürfniffe  gmägeitb  )n:oclamirte;  meiter  Xl^omaS 
^obbeS,  ber  in  feiner  $bilofo))]^ie  aOeS  ®ei- 
ftige  löugnete  unb  eine  ©ejeufd^S«  unb  Staats* 
lel^  begränbete ,  meldte  m  einm  unerträglid^ 
2)eS))otiSmuS  auslief;  Dor  Mm  IRönö  2)eS« 
carteS  (StenatuS  (Sarte^uS),  ber  in  feiner  ^l^ilo- 

iopl^ie  Dom  aSgemeinm  3toeifel  auSgel^t  unb  Don 
)tm  einzig  gemiffm  Cogito,  ergo  sum  auS  aSe 
SBal^r^eit  geminnm  )u  (önnm  glaubt ;  ber  ^^mer 
bie  inteSectuelle  Srfenntni^  auf  eingeborene  3bem 
grünbet,  in  ber  Staturlel^re  eine  med^nifd^e  9Belt« 
anfd^ouung  prebigt  unb  in  ber  ^f^dbologie  eine 
blo|  ftu^erlid^e  Sqntl^e  Don  Seib  tmo  Seele  an- 
nimmt. 93on  biefm  ^l^ilofopl^m  auS  fd^eitet  bie 
SnttoidDung  ber  neuem  ^l^ilofopl^e  meiter.  3n 
Snglanb  begrünbet  3ol^n  Sodk  nad^  bem  SSorgange 
93aconS  ben  Sm))iriSmuS,  inbem  er  ein  DolHtänbig 
em))iriftifd^  Softem  ausarbeitet,  Don  bem  (Srunb- 
fa|e  auSgel^enb,  ba^  toir  aSe  unfere  3bem  ol^ne 
^uSnal^me  auS  ber  öu|em  unb  innem  Srfabmng 
fd^5pfm.  2)iefer  Sm)nriSmuS  tritt  bann  in  bm 
glul  einer  gefd^id^tlid^n  Snttoiddung  ein  unb 
läuft jule|t  in  }U)ei  Derfd^iebmm  Stefultatm  auS. 
3n  Snglanb  erftirbt  er  im  ibealiftifd^  9!oS- 
miSmuS  (®eorg  SerfeleQ)  unb  SfeptidSmuS 
(S)aDib  ^ume);  in  gfranfreid^  bagegm  |Mt  er 
)um  SmfualiSmuS  (S.  be  SonbiOac)  unb  9Ra- 
terialiSmuS  (2>iberot,  ^etiuS,  ^olbad^,  Sy- 
steme de  la  nature  u.  f.  to.)  I^erab.  9)amit 
ift  il^m  Don  felbft  baS  Urtl^  gefprod^m  SRit 
bem  SodCe'fd^  SmpiriSmuS  gel^  jemer  bie  Don 
^bert  Don  Sl^biurQ  begränbete  ^retbenferei^anb 
in  ^b  (SRottl^  Zinbal,  Siouffeau  u.  f.  to.). 


2071 


$]^iIofo))]^ie. 


2072 


tl&eüt  aber  mit  il^m  baS  gleid^e  ©d^tc!fal.  — 
9teben  bem  Sodfe^fd^en  Stn))triSmuS  löuft  bann  bie 
cartefianifd^e  Sd^ule  1^.  %x^  bem  garteftaniSmuS 
entfprinQt  junöd^ft  ber  Occafionalidmug,  ber  bie 
Sßitffamleit  ber  ^toeiten  Urf ad^en  läugnet  unb  aUe 
SBirfjamWt  im  ©ereid^e  ber  Statur  unb  beS  SWen- 
fd^en  auf  bie  göttlid^e  eoufalUöt  aurüdp^rt  (9r- 
nolb  ©eulincs).  @8  folgt  bann  Sßalefoand^e,  ber 
Url^eber  bed  OntoIogiSmuS  in  ber  neuem  Stii, 
ber  bie  93e]^au))tung  auffteSt,  ba^  toxi  bie  3been 
aEer  ^inge  unmittelbar  in  ®ott  anfd^auen.  Snb« 
lid^  folgt  @t)ino§a,  ber  auf  ber  ^runblage  ber 
cartefianifd^en  Sel^rmeinungen  bie  pantl^eiftifd^e 
SBeltanfd^auung  in  ber  abstrufeften  gform  con- 
ftruirt  unb  fte  ber  SBelt  afö  bie  Heffte  Sßa]^r|^ 
pröfentirt.  9lur  in  Seutf d^Ianb  gettiäl^rt  bie  ^ßl^Uo« 
fopl^ie  in  bicfer3citanfänglid^  einen  freunbli^em 
9lnblidt,  h)enigften8  infofem,  aI8  fte  nid^t  )um 
SfepticidmuS  unb  SRaterialiSmuS  begenerirte,  fon- 
bem  auf  ber  bb^t  einer  ibealen  Sßeltanfd^auung 
ftd^  )u  l^alten  fud^te.  gS  ijt  bie  Seibnig-S93oIff  fd^e 
!ß$ilofo))]^ie,  n)eld^e  l^ier  eine  ]^ert)onageid)e  SRoQe 
fpielt.  Seibnig  f d^Iie^t  ftd^  ^xoca  in  mand^en  ^ßunften 
an  bie  cartefianifd^e  Seigre  an,  unterfd^eibet  fid^ 
ober  non  (Siarteftud  mefentlid^  baburd^,  ba^erbem 
cartefianifd^en  SRed^antSmuS  in  ber  Staturtel^re 
[eine  bef  annte  ÜRonabenlel^re  mit  ber  ^ilf  SI^Qpotl^ef  e 
Der  ^präftabilirten  ^rmonie"  entgegenfteOt  unb 
bamit  in  bad  anbere  S$trem,  in  ben  pl^Qftfalifd^en 
abcaliSmuS,  öerföHt.  3m  Saufe  beS  18.  3a|r- 
l^unbertd  brang  aUerbingS  aud^  in  S)eutfd^Ianb  ber 
religiöf e  9laturali§mu8  unter  bem  f d^illemben  %u§- 
l^ängef  d^ilbe  ber  ^lufflorung  (fie{ftng,  §erber  u.  f.  lo.) 
ein.  —  7.  ®ie  brittc  ^eriobe  ber  neuem  ^l^tlo» 
fopl^ie  enblid^  beginnt  in  ©eutfd^Ianb  mit  3mma« 
nucIÄant  (1724—1804).  ®urd^  bieficctüre  ber 
©d^riftm  §ume^8  wirb  ffant  auf  ben  ©ebanfen 
gefül^rt,  bie  biSl^crige  ü)leta|)]^5ftf  fd^loebe  eigent- 
lid^  in  ber  Suft,  mcil  fte  conftmirt  tüorben  fei  ol^ne 
öorläufige  Seanttuortung  bergrage,  ob  benn  über« 
l^aupt  eine  3Jleta))fi9ft!  möglid^  fei.  ®icfe  fjrage 
muffe  juerft  gelöst  »erben.  Sie  laffc  fid^  aber  nur 
löfen  burd^  eine  fritifd^e  Unterfud^ung  beö  menfd^» 
lid^cn  grfenntni^öermögenS,  toeld^c  bie  Xragtücitc 
be§  Ic^tem  feflftcDe.  ®a§  nun  nimmt  ftd^  Äant  jur 
Aufgabe ;  ba](|cr  toirb  feine  ^l^ilofopl^ie  al§  fltiti» 
ctSmuS  bejeitlnet.  gr  fteDt  ftd^  babci  auf  folgen« 
bm  ©tanbpunft.  3Jlan  l^abe  biSl^er  angenommen, 
bafe  unfere  6r!enntni^  nad^  ben  ®ingcn  fid^ 
rid^ten  muffe,  fei  aber  mit  biefer  SorauSfcf ung  nie 
gu  einer  nötigen  grfcnntni^t^eorie  gefommen. 
ߧ  müffc  halber  üon  ber  entgegcngefcJtenS3orau§» 
fe^ung  ausgegangen  »erben,  ba^  nämlid^  bie 
S)inge  nad^  unferer  grfenntni^  fid^  rid^ten  müßten. 
®iefcn  ©tanb))un!t  l^ält  Jlant  aud^  in  feiner  „ffriti! 
ber  reinen,  ber  praftifd^en  SSemunft  unb  ber  Ur- 
tl^eilSfroft"  feft,  unb  fommt  baburd^  gu  bem  Keful- 
tate,  ba^  eine  Sölctapl^^ft!  über]^au))t  nid^t  möglid^ 
fei.  SBir  üermögen  nadd  Äant  mit  unferer  tl^coreti- 
fd^en  Semunft  nie  gur  grfenntni^  eine§  XronS- 
fccnbenten  unS  ju  erl^eben,  unb  aud^  bie  S)inge, 


meld^  bie  ßrfol^rung  und  entgegenbringt,  Umm 
wir  nur  nad^  il^rer  Srfd^inung  erlennen:  baS9n> 
ftd^  ober  baS  äBefen  borfelben  ift  unb  bleibt  uns 
üerfd^Ioffm.  —  SHefer  mittciSmuS  rt(^  nun  aht 
in  ^eutfd^Ianb  eine  ))]^iIofo{)]^ifd^  SnüDutbmg 
1)tü)ox,  toeld^e  bie  Stid^tung  ivm  tbeoTtflijd^ 
^ßantl^SmuS  nal^m  mib  biefe  SBeltanfd^amng 
bis  )um  9leu|erften  trieb.  3uerfi  begegnet  mg 
ber  fubj[ectit>e  3beaIi8muS,  bie  3d^-$^fo))^ 
Sfid^te'd.  2)iefer,  t)on  ber  ftanf fcl^  SSermu^mig 
auSgel^enb,  eS  förnite  mol^I  J>q&  3)tng  an  fU^' 
mit  unferem  3d^  einS  f^/  ltfy±,  bog  nur  ba334 
fei,  unb  ba^  aÜe  unfere  SSorftdKungen  afö  bl0|e 
^robuäe  biefed  3d^  betrad^  xotAta  ntu|tm, 
bmm  in  ber  SBirRid^t  fein  t>tm  und  tierfd^iebouS 
„2)ing  an  ftd^''  entffntd^.  S)er  fubiectiM  mxA 
bann  abgelöst  t)on  bem  obfectiDen  SbeoIiSmuS 
@d^emngS,  ber  bag  9{id^t-3($,  bie  Statur,  ttneber 
in  bie  Obj|ectit)itöt  l^inouS  )u  fe^  fud^t,  0^ 
iebod^  bie  urfprünglid^  Sbentitot  betber  fallen 
5U  loffen,  unb  ba$er  aud  biefer  urffirünglu^ 
3bentitöt  ober  3ubifferen)  beiber,  loeU^e  er  al§  baS 
göttlid^e  Ißrinci^  begeid^et,  burd^  2)ifferen|iiruiig 
berfelben  bie  (Seift*  unb  Sbtturmelt  a  priori  0^- 
leitm  fud^t.  Snblid^  fublimirt  ftd§  biefe  ibeafifti^ 
))ant]^ftifd^e  SDBeltanfd^auung  ^um  logif  d^  3bco^ 
liSmuS  ober  gum  ^ßanlogiSnutS  ^geld.  SDie  3ben« 
tität  t)on  @ein  unb  2)enfen  gilt  gmar  aud^  il^  (ä& 
bad  ©mnbbogma  aSer  ^I^Uofofil^e;  aber  er  finbct 
iene  3bentitöt  nid^  mefr  im  3^/  nod^  att^  ^ 
einer  über  3d^  unb  9tid^t-3ci^  übergreifenben  3n- 
biffereng,  fonbem  öielmel^r  im  logifd^  Segritf. 
®iefen  fubftituirt  er  bem  ^Begriffe  öon  (Sott  wü) 
betrad^tet  il^n  al§  ^uSgangS^unft  imb  ald  oberjte§ 
^rinct))  ber  ^pofo))l^ie.  33on  biefem  fprinci})  au§ 
fül^rt  er  bann  bm  ^nlogiSmuS  mit  eifemer  &tt» 
fd^tebenl^eit  nad^  aOen  9lid(|ttmgen  l^in  burd^.  SBii 
^aben  fd^on  obm  gefel^n,  toit  er  öon  biefem 
^rincip  auS  bie  gefammte  ^l^ilofopl^ie  gliebeit 
unb  fte  nad^  allen  il^rm  SSergmetgungen  bem  le^tern 
bimftbar  mad^t.  —  ®ie^  mar  bie  l^rrfd^enbe  Äid^ 
tung  in  ber  neueften  ^b^ofopl^e  S)eutfd^lanb^. 
3ltbm  il^r  laufm  aber  auc^  nod^  biele  anbere  ISBerfml^ 
^er,  eine  9ieugeftaltung  ber  ^b^ofopl^ie  in'§  SBerf 
gu  fefeen.  ffia  ift  gr.  §erbart,  ber  im  ®egmfa|e 
gum  3beali§mu§  bie  ^l^ilofopl^ie  n>teber  gum 
SRcaliämuä  gurüdCgufül^ren  fud^t,  aber  mit  feiner 
fiel^re  oon  ben  einfad^m  „SRealm" ,  toeld^  ben 
©mnbbeftanb  aSed  @ein3  ouSmod^  foOen,  tDi^ 
ber  auf  bie  Seibnig^fd^e  3KonabenIe|re  gurüdgteift 
S)a  ift  Srtl^ur  Sd^opml^auer,  ber  bad  ®runbu)efm 
ber  Sßelt  al§  SOBiüe  betrad^tet  imb  annimmt,  bo^ 
baS  gange  Uniöerfum  nur  bie  Objectioation  iene§ 
einl^eitli^en  ©runbloUlmd  fei,  ber  in  aüm  S>mgni 
ber  SBelt  fid^  in  beftimmter  SBeife  obiectioire.  %a 
finb  gfrang  0.  53aaber  unb  2lnton  ®ünt^,  bie, 
ber  erftere  an  Sd^eHing,  ber  ledere  an  ^el  fic^ 
anfd^lie^enb ,  il^re  pl^Üofopl^ifd^m  SStnfd^auungeit 
aud^  auf  bie  d^riftlid^  S)ogmen  antoenben  unb 
fte  nad^  bem  @d^ema  ber  erfterm  umgumanbeln 
fud^en. — 6S  ift  nid^t  gu  oertounbem,  »mn  man  bei 


2073 


g$MIofot>^umena  —  gSl^iloflorgiuS. 


2074 


einer  foU^  3^^^^  ber  ))Pofo))]^fd^  Se- 
fiiefomgai  unb  im  ^inblUC  auf  bie  Sßiberfpräcl^ 
pD^ä^  ben  Derfd^iebenen  pl^fopl^f d^  S^ftemen 
»tl^t  in  S)eutfd^Ianb  an  ber  ^l^fopl^  fiber« 
qaapt  ine  tourbe.  Sad  Snbe  ber  gefammten  @nt" 
toidDung  toar  bcif^  ber  SRaterialiSmuS ;  biefer 
bßeb  )iäe|t  ald  9lieberfd^Iag  au§  ber  (mfyami 
ber  (Seiner  )urüd.  9Ran  janb  lein  (gefallen  tne^r 
an  ben  luftigen  9{ebelgebili)en  ber  ^l^fopl^ie  utd> 
1^  fid^  an  bie  frifd^e  SRaterie,  aber  toeld^  bod^ 
im  ®runbe  audg  oie  $]^fo]p]^  nid^t  pinauS« 
gelommen  toaren.  SDBie  toeite  ftreife  bie  materia- 
KfHfd^  SBeitanfd^auung  in  ber  (SegentDart  bereits 
jkigen  1^,  ift  befannt.  —  pn  ou^rbeutfAen 
gejtoltete  fid^  bie  Sntmidlung  ber  neueften 
$l^fo))9te  jDDar  üerfd^ieben,  aber,  toenn  eS  fid^ 
um  beren  SBal^l^eitöge]^  l^anbelt,  gleid^foSS 
nid^  Diel  beffer  atö  in  Sbentfd^lanb.  3n  gfranfreid^ 
treffen  toir  ben  $ofitik)iSntu8  beS  9uguft  (Siomte, 
ber  auf  bie  Srforfd^g  beS  SDBefenS  ber  2)inge, 
ber  erfien  toirfenben  utü>  Snb-Urfad^  fotoie  beS 
9bfoIuten  über]^au))t  Der^id^,  ba  toir  k)on  biefen 
Singen  nid^td  »iffen  fönnten,  unb  bie  Aufgabe 
ber  Sl^Iüfo))]^  barouf  befd^röidt,  burd^  3nbuction 
bie  (^fe|e  beS  in  ber  Srfal^rung  begebenen  auf« 
)ufud^  unb  feft^ufteOen.  S8  begegnet  und  femer 
eine  ellettifd^  ^^ofopl^ie  (iBictor  Soufin),  iDeld^, 
tt)ie  bie  beutfd^  ibealifüjd^  ^l^ilofopl^e,  an  toeld^ 
fie  M  audb  Dielfad^  anlehnt,  in  (Kmil^ftifd^  93or- 
fteuungen  fld^  belDegt  SS  begegnet  und  ber  Xrabi- 
tionaliSmuS,  meld^er  bie  9lot$iDenbigf eit  ber  Offen- 
barung }um  3tt>ede  ber  Srfemttnift  ber  SDBal^l^eit 
berart  urgirt,  ba^  il^  barüber  Sie  Srfenntni^ 
f&l^gfeit  ber  inbiD&udlen  SSemunft  gang  verloren 
ge|t.  —  3n  Snglanb  getoann  berSlgnofticiSmuS, 
nne  er  t)on  dornte  in  gfranfreid^  unter  bem  !Ramen 
^fttiDiSmuS  begrünbet  toorben,  Diele  Slnl^ger 
(Spencer,  ©tuart  IKitt  u.  f. ».).  ®ie  ©electionS- 
lel^re,  bie  ber  moterialiftifd^en  Sßeltanfd^auung  fo 
aro^t  2)ienfte  leiften  ntu^,  ftammt  glei^aOS  au8 
Snglanb  (2)am)in).  3n  Stoßen  l^at  ber  StoSmi- 
nidmuS  unb  ber  OntoIogiSntud  beS  SSincenjo 
@ioberti  toeite  jheife  gefd^lagen  unb  lange  3(it 
faft  bie  Situation  bel^errfd^,  toöl^renb  bie  neue 
beutfd^  ^l^ilofopl^e  aud^  bal^  Dorbrang  unb 
il^  Derl^emnben  Sßirhmgen  bafelbjt  ausübte, 
©egentoftrtig  freilid^  ift  aud^  in  au|erbeutfd^ 
£dnbem,  wenn  tt)ir  und  fo  auSbrüden  bürfen,  auf 
ben  9iaufd^  bie  Smüd^terung  gefolgt,  unb  eS  feiert 
bie  materialiftifd^  Stid^ng  mit  i^  oo&enbeten 
Sbeenloftgfeit  iJ^re  Siege.  —  CS  f ann  in  ber  11^ 
auf  biefem  SBege  nid^t  mel^r  toeiterge)^  Sßenn 
bie  $]^iIof opl^ie  überl^aupt  eine  3ufunft  l^ben  foD, 
fo  mu^  fie  auf  bie  altd^riftlid^  ^l^ilofopl^ie  gu- 
rädtgel^en  unb  ben  gaben  ber  Cnttoidlung  ba  toie- 
ber  anifnü)>fen,  too  il^  bie  neuere  ^^iIofo))l^ie  ab- 

Sefd^itten  fyd;  fonfl  ift  fein  ^  gu  enoarten. 
[uf  biefen  SBeg  bat  bonim  aud^  ber  glorreid^  re« 
gierenbe  $a))ft  Seo  Xm.  in  feiner  berül^ten 
9)uSe  Aetemi  Patris  bie  ^l^ilofopl^ie  l^getoiefen. 
9R5ge  fie  feinem  SQBorte  folgen !  (SS  mäff en  bie 


aItert)robten  !ßrtnci))ien  ber  d^rifUid^  g^l^ilofopl^ie 
toieber  aufgenommen,  eS  muffen  biefelben  mit  t^ 
fidlem  Slefultaten  ber  neuem  em))irifd^en  gforf c^ung 
Derbunben  unb  bamit  eine  organifd^  gfortbilbung 
ber  ^ßl^ilof opl^ie  angefirebt  toerben.  SS  ift  in  biefer 
Stid^g  in  neuefter  3eit  fd^on  Diel  Crfreulid^ 
geleiftet  »orben,  unb  man  (ann  nur  münfd^,  ba| 
ber  dbriftlid^e  ®eift  in  biefm  Seftrebungm  nid^ 
ermübm  möge.  —  ßiteratur.  Ueber  bm  95e« 
griff  unb  bie  Sintl^Iung  ber  $]^of o))]^te :  Libe- 
ratore,  InsütaücneB  philoBophiae  I,  Prati 
1889,  11  sq.  et  17  sq.;  Palmieri,  Inst,  philos. 
I,  262 ;  Bosset,  Prim.  princ.  scientiarum  I, 
Paris  1866,  2;  Zigliara,  Smnm.  philos.  I, 
Rom.  1876,  1 ;  Lepidi,  Mem.  philos.  Christ. 
I,  Lovan.  1875,  5;  ßaffner,  ®mnbUnien  ber 
^l^Uofopl^ie  I,  ÜRoin)  1881, 89 ;  Stödl,  Sel^rbud^ 
ber  ^l^üof.  I,  aWainj  1892  (7.  fflufl.),  1  ff. ;  £im. 
bourg,  Segriff  unb  Sintl^Iung  ber  $1^1 .,  3nnS" 
bmdf  1893.  Ueber  (Sefd^id^te  ber  ^l^ilofopl^ie: 
Brucker,  Hist.  critica  philos.,  Lips.  1742  ad 
1767,  6  voll;  95u^|Ic,  Se^rbud^  ber  ®efd^.  ber 
$]P)f.,  ®5ttingm  1796—1804, 8  %ffit. ;  %tmt^ 
mann,  @efd^.  ber  ^ßl^ilof.,  2t\pm  1798—1819, 
11  93be.;  Siij^ner,  $ianbb.  ber  ®efd^.  ber  ^l^ilof., 
Sulsbad^  1822  u.  1828,  8  Sbe. ;  SKtter,  ®e{d^. 
ber  W^U  Cnratburg  1829—1858,  12  »be.; 
iQtqtl,  IBorlef.  über  ®efd^.  ber  $P)f.,  Berlin 
1840—1844,  8  ©be.;  grieS,  ®cfd^.  ber  «P^ilof., 
^kdle  1837-1840,  2  93be.:  »einl^olb,  ®efd^. 
ber  «pi^f.,  3ena  1854,  3  ©be.;  gifd^er,  ®cjd^. 
ber  neuem  ^l^ofopl^ic,  ^belberg  1854—1877, 
6  ©be.;  Scfler,  ®ie  ?ß]^iIof.  b.  (Sried^m,  8.  «ufl., 
Seipaig  1869—1881,  8  I^|Ie.;  5)erf.,  ®efd^.  ber 
beutfd^m  $^iIof.  feü  Seibnig,  2.  «ufl.,  SRünd^ 
1875;  Stödl,  ®efd^.  ber  $|iIof .  beS  SRittelaUerS, 
SKaina  1864—1866,  8  »be.;  3)erf.,  ©efdi.  ber 
neuem  ^l^Uof .,  SWaina  1 883, 2  »be. ;  S)erf .,  ®cf  d&. 
ber  d^riftL  ^l^ilof .  aur  3eit  ber  JKrd^enDöter,  SRaina 
1891 ;  3)erf.,  ßc^b.  b.  ®efd&.  b.  ?ß]^Uof.,  3.  «ufl., 
SRaina  1888,  2  W>Ü^. ;  Uebermeg,  ®runbri|  ber 
®efd^.  ber  ?ß^iIof.,  »erlin  1880  u.  1881, 3  I^ile.; 
Srbmann,  ^runbri^  ber  ®efd^.  ber  $]^of .,  Serlin 
1878,  2  aSbe.  »gl.  aud^  bie  einf(|lögigen  «rtt. 
biefeS  ftird^enleiifonS.  [StödH.] 

MUdfoy^tiiiteita,  f.  C)tt;)>Dl9tuS  VI,  16  f. 

^l^\S0ftitt\ns ,  ber  arianifd^e  $artei- 
l^iftorifer,  mürbe  um  baS^ol^r  364  au»ori{fuS 
in  Sappabocim  geborm.  Sein  »ater  SartenuS 
gel^örte  au  ber  ftitng  arianifd^  ^ßartei  ber  Suno- 
mianer,  unb  aud^  fein  Sol^n,  ber  nid^t  in  ben 
eiericalfianb  eingetretm  au  fein  fd^int,  ftellte  feine 
rl^etorifd^  unb  fopl^ifd^  gebilbete  gfeber  berfelben 
^{ktrtei  aur  »erfügung.  ^^iloftorgiuSfd^ebnöm- 
tid^  eine  'ExxXT)<na(7Ttx9)  IjropCa  in  12  Ȋd^, 
berm  3»«^  *^  anberer  mar  als  bie  Äed^er- 
tigung  ber  Sunomianer  augleid^  mit  einer  ma|- 
lofm  »erbäd^tigung  ber  TOcöner.  Seiber  ift  biefe 
umfangreid^  OueUe  aur  ®efd^id^  beS  SrianiS- 
muS  Derlorm  gegangen.  SocrateS,  SoaommuS 
unb  Zl^boret,  bm  ^ottfe^  beS  ßufebiuS,  blieb 


2075 


gSl^ilojlrotuS. 


2076 


St  flänjlid^  unWontit ;  für  Il^oborct  1^  aUtf 
in^  a.  (Sülbenpenning  (ffiie  ffird^cngefd^d^e 
be8  Il^coborct  öon  ft^rrl^oS,  ÖoEe  1889)  bad 
®egtntl^eü  be]^au)}tet,  bod^  mit  llnred^t  (t)gt.  Bul- 
letin critique  1891,  246—248).  C^ingeflcn 
iDurbe  fte  nod^  t)on  @uiba§,  SebrenuS  unb  92iceta§ 
SÖomtnatuS,  bcm  SSerfajfrr  beS  Thesaurus  ortho- 
doziae,  benu^t.  93tS  in  bte  ifingfte  3^U  fonnte 
man  nur  einen  umfongreid^en  SluSjug,  ben  ^l^otiuS 
oud  ber  Historia  ecdesiastica  mad^e.  Steuer* 
bingS  l^ot  aber  $.  ©atiffol  einige  »eitere  gjceq)te 
gefmtben,  bie  ein  gried^ifd^er  ^agiogro))]^  bed 
9.  Sal^rl^unbertd,  3o]^anned  t)on  SRl^obuS,  feiner 
SebenSbefd^reibung  bed  l^L  Slrtemiud  eint)erleibt 
l^atte  (Sfragmente  ber  ftird^engefd^id^te  beS  ^l^ilo- 
PorgiuS,  in  ber  »öm.  Duartolfd^rift  m  [1889], 
252—289).  Sin  SSergleid^  smifd^en  ben  C^cerpten 
beS  ^l^otiuS  unb  beS  3o]^anneS  t)on  SRl^obud  lel^rt, 
ba^  ourd^  bie  formellen  9(bönberungen  ber  @£cer))- 
toren  ber  eigentlid^e  Xe^t  ber  Historia  unrettbar 
verloren  ging,  Ȋl^enb  anberedeitS  bie  Xreue  in 
ber  2Biebergabe  ber  ergftl^lten  ^egebenl^eiten  ba- 
biurd^  beftötigt  »irb  (t)gL  aud^  93Qgant.  3titfd^rift 
IV  [1895],  30-44).  —  SBaS  bie  Duetten  beS 
^l^iloftorgiuS  angelet,  fo  loffen  ftd^  biefelben  nid^t 
mel^r  t)bttftönbig  beftimmen.  g^ür  bie  fml^eren 
^rtien  feiner  (Sefd^id^te  benutfte  er  nad^  eige- 
nem (Seftdnbni^  bie  JTird^engefd^td^te  beS  ßufebiuS 
unb  eine  anonyme  2)arftettung  avS  ben  jrreifen 
ber  &om5er,  Don  ber  fid^  aud^  im  Ghronicon 
pascnale  mand^e  Ueberrefte  erl^aUen  l^ben.  Su^er« 
Dem  lagen  il^m  bie  ©d^riften  Don  %6tiu§  unb 
@unomiu§  Dor,  fotoic  eine  SReil^c  öon  anbcrcn 
arianifd^en  ©d^riftflüdfcn,  tt)ie  bie  Acta  Luciani 
martyris,  bie  Gesta  Theophili  Indi  u.  a.  ®a§ 
er  aud^  bie  l^eibnifd^en  §iftori!cr  6unat)iu8  unb 
OIi)m))iobor  l^erangcjogcn  l^obe,  tt)ic  S.  3eep 
(OucUcnuntcrfud^ungcn  ju  ben  gricd^ifd^enffird^en« 
l^iftorifem,  im  gal^rb.  f.  claffif^e  ^l^ilologic  XIV 
[1884],  57—73)  U^avipiti,  ift  nid^t  crtoeiSbar. 
6ttt)a  Dom  ^afyct  395  an  mag  er  al§  Seitgenoffe 
bcjtt).  Slugcnjeuge  bcrid^tcn.  ämmerl^in  bleibt  ber 
88crIuftbicfe§®cfd^id^t§tt)crfe8troJfeiner^arteirid^- 
!eit  ju  bebauem.  —  S)ie  erfte  SluSgabe  ber  ßjcerptc 
be§  $]^otiu§  (bie  in  feiner  Bibliotheca  nic^t  ent- 
^laltcn  fmb)  Dcranftaltete  3.  ©otl^ofrebuS  (®cnf 
1643).  «effer  ift  bie  beS  ©alcfiuS  in  ber  ©efammt- 
auSgabe  ber  gricd^ifd^cn  ffird^enl^iftorifcr  ber  alt» 
d^riftlid^en  3eü  (^ariS  1673);  Don  biefer  ban- 
gen atte  übrigen  ab  (granffurt  1679,  Slmfterbam 
1695,  gambribge  [»cabing]  1720,  lurin  1748 
unb  neucftenS  Migne,  PP.  gr.  LXV,  459  sqq.). 
(95g(.  über  bie  lejtüberlicferung  ber  ffir(^en- 
gefd(|id^te  beS  ^l^iloftorgiuS  bie  eüDöl^nte  ^Ibl^anb- 
lung  Don  ^.  ©atiffol,  ber  eine  neue  ^uSgabe  Dor- 
bercitet  [Möm.  Duartalfd^rift  IV,  1890,  134  bis 
143],  unb  bcSfelbcn  Quaestiones  Philostor- 
gianae,  Paris.  1891;  au^crbem  nod^  befon- 
berS  H.  Gwatkin,  Studies  of  Arianism,  Lon- 
don 1882,  unb  The  Arian  Controversy,  ib. 
1889.)  [31.  g^ötb.] 


99U^(hriifiis ,  gflafittS,  bet  öUeie,  ein 
l^eibnifd^-gried^fd^er  Stl^r  unb  Sopip,  Sit- 
langer  ber  neu))9t]^agornf(i^  ^l^fo))]^,  tm 
ber  3nfel  Semnod  gebürtige  lebte  unb  le^  H 
^um  ßnbe  beS  stoeiten  d^InfUid^  ^ol^l^unbofi 
m  Sltl^en,  Don  bo  an  unter  ihnfer  SefittimaS 
SeDerud  bid  l^ab  auf  bie  3eit  bcd  ffotfecS  $^ 
lippug  SrabS  in  Som  unb  ftarb  1^  l^od^betogt 
93on  ber  ftaijerin  3ulia  3)omna,  ber  pimim  (w- 
mal^Iin  beS  Se))timiud  @eDeruS,  toKtrb  er  in  bat 
jheiS  ber  @tlifjtUn  aufgenommen,  ben  biefe  gnm 
um  fid^  gu  Derfammeln  pflegte,  unb  fd^rteb  oi^ 
il^e  SSeranlaffung  baS  pl^antoftifd^  auSgefd^mndte 
^Seben  bed  SlpottoniuS  Don  2:9ana''  (f.  b.  9rt), 
baS  bie  SSerl^rlid^ung  ber  p^f^qpm\äfm  i^c» 
unb  SebengU)eife  §um  Stotd  fyüU.  3n  biefer 
^l^ilofopl^ie  glaubte  man  bamald  ein  »irffamcfi 
äRittet  gefunben  gu  l^ben,  um  baS  lopib  ftn&nbe 
^^en^um  )u  reformiren  unb  mit  neuer  SAenS* 
h:aft  )u  erfülen.  3ntDiett)eit  biefem  obentem^ 
lid^en  Seben  beS  3I))oKoniu8  ein  l^iftorif^  ffent 
gu  (Snmbe  liegt,  lä^t  fid^  fd^mer  bcftimmen.  Ob 
femer  ^l^iloftratuS  unb  feine  Suftraggeberm  mit 
biefer  @d^rift  bie  Zenbeng  Verfolgten,  hck  (Sänften* 
tl^um  angugreifen  unb  in  SpoIIümuS  Don  t^om 
mit  feinem  angeblid^  munbecboren  Seben  unb 
2Birfen  ein  (Segenftüd  gum  Seben  3efu  ober  g« 
eine  $ar  obie  ber  eDangelif d^en  (Skf d^id^te  gu  f (Raffen, 
aud^  bterüber  gelten  bie  SReinungen  auS  etnonbei. 
3nbeffen  ruft  bie  Sefung  beS  Sud^eS  faß  un* 
toittfürlid^  bim  SinbrudC  eined  betmtgten,  toera^ 
gleid^  ni^t  birecten  Slngriffed  auf  baS  Sl^rifien« 
tl^um  unb  feinen  ©tiftcr  l^crDor.  „3Skm  bie 
Sl^riftcn  in  bem  Url^ber  il^rer  SReligion  ein  über« 
menfd^Iid^cS  SBefen  Dcre^irtcn,  toenn  fxe  fid^  gtir 
SSertl^eibigung  berfelben  auf  bie  SDBunber  feiner 
^luferftel^ung  unb  feiner  Daterbfen  ©rgeugung, 
auf  fein  übematürlid^eS  SBiffen,  feine  ^üungen 
uno  Xobtcnertoedhingcn  beriefen,  fo  galt  eS,  i^ne» 
(Don  Seiten  beS  ^cibentl^umS)  in  atten  biefen  Sie- 
gicl^ungen  ben  SRang  abgulauf en,  ben  5RadSitDei§  $tt 
füllten,  bafe  oud^  bie  alte  Sfteligion  il^e  ^igtn 
f^ait,  ba^  bie  2Bunberfraft  utU>  bie  prop^j^e 
iSoraugfid^t  be§  DoQenbeten  ^l^ilofop^en  ber  beS 
d^riftlid^en  ^ropl^cten  nid^t  allein  gleid^fomme, 
fonbem  fie  tool^I  nod^  überbiete"  (3etter,  $^üoj. 
berÖried^en  ÜI,  2,  3.  9luf!.,  Seipg.  1881, 148). 
Sinen  fold^en  ^eiligen  glaubte  man  in  ^Qt^go« 
ra§,  fpöter  aud^  in  ^poDoniud  gefunben  gu  ^aben. 
Seibe  SKönner  tourben  Don  ben  Snl^ängem  ber 
p^tbagoreifdien  ©d^ule  als  bie  gtoei  gro^  ^• 
ligen,  als  bie  böd^ften  3beale  ber  gjl^ilofopbie^in- 
geftettt ;  locr  il^nen  in  Se^re  unb  Beben  nad^ftwbe, 
erbebe  fid^  gum  SSerf el^re  mit  ber  ® ottl&eit  unb  jum 
loabren  ®Iüdte  in  biefem  unb  im  gufünftigen  fieben, 
obne  ftd^  um  bie  Seigren  unb  @ebote  beS  Sbrifien* 
tl^umS  gu  fümmcm.  S)iefe8  ©träcn,  bie  ^ 
nifd^en  KeligionSm^tl^en  burd^  bie  ^l^ilofopb«  l^ 
läutern  ober  Dielme^r  bie  ^l^ilofop^ie  gur  SSoIß« 
religion  umguftempeln  unb  bo^urd^  bem  geiobe 
bamalS  f  o  mäd^tig  aufftrebenben,  bie  aOßdtberrfdJap 


2077 


g$]^{Io|enu8  —  g$^ö6abiu8. 


2078 


ieonftnrud^enbenSl^riflentl^m  eine  l^eibnifd^eSBelt- 
fird^e  entgegengufteDen,  ift  für  (die  pl^ilofopl^ifd^en 
@d^ulen  beS  2.--4.  Sfal^^unbertS,  inSbefonbere 
für  ben  9{eu)>9t]^agorei8mu8  unb  mel^r  nod^  für  ben 
9?em)lQtom8mu8  (f.  b.  «rt,  bcfonber»  ob.  207  ff.), 
gerobeju  d^arofterifiifd^.  ^aSfelbe  iiti>oIt)irte  für 
boS  junge  gil^riftentl^m  tM\oä^  eine  größere  ®e- 

!a\^  als  bie  blutige  SSerfoIgung  feilend  ber  r5mi- 
d^StaatSmod^t.  @))ötere9eföm))ferbedS]^ften- 
tl^md,  tt)ie  ber  Stattl^olter  ^ierocIeS,  benu^ten 
baS  ^fieben  bed  SpoDoniuS"  gerobegu  als  Sßaffe 
gegen  baS  S^rifientl^m ,  fo  bo|  dufebiud  t)on 
Sdfarea  bemfelbm  entgegentreten  mu|te.  —  93on 
anberen  unS  ](|interlaf|enen  @d^riften  beS  ^l^ilo- 
ftratuS  finb  nod^  bie  Yitae  Sophistamm  )u 
nennen,  eine  @d^rift,  \oüa^  für  bie  lfenntni|  ber 
Itterorifd^enlBeftrebungen  ber  rdmifd^en  ftaiferjeit 
nid^t  unmid^tig  ift;  femer  ber  2)iaIog  Heroica, 
t)on  ftl^nlid^er  Xenbenj  mie  baS  Seben  beS  Slpol» 
loniud,  fon)ie  bie  oft  genannten  unb  für  bie  Ihtnft- 
gefd^id^te  mid^tigen  Imagines,  eine  Sefd^reibung 
bamals  oorl^bener  (Semölbe  in  jmei  IBüd^em. 
Sine  (SefammtauSgabe  feiner  Sd^riften  beforgten 
SBeftermonn,  ^ariS  1849,  unb  Äa^fer,  i^m 
1 870  f.,  2  93be. ;  eine  beutfd^e  Ueberfe  Jung  (fämmt- 
lid^er '@d^rif ten)  SacobS  unb  Sinbau,  Stuttgart 
1828  ff.,  unb  bie  iüngfte  Ucberfejung  ber  Vita 
ApoUonii  95alfeer,  »ubolftabt  1883.  3ur  Sitera- 
tur  f.  b.  9(rt.  Sfpolloniud  oon  X^ana  unb  3cKer 
a.  0.  O.  III,  2, 150  ff. 

(Ein  9leffe  beS  SSorgenannten  ift  ^l^iloftra» 
tu8  ber  jüngere,  ber  ebenfalls  als  Sll^etor 
unb  @o))]^ift  in  ^tl^en  lebte,  oon  ffaifer  SaracaUa 
l^od^  gefd^äjt  mar  unb  264  n.  (Sil^r.  ftarb.  93on 
ii^m  ift  aud^  ein  SEßerf  Imagines  erl^alten,  baS  alS 
f^UKid^e  9ortfe|ung  beS  gleid^namigen  SBerfeS  fei- 
nes Claims  gelten  (ann  unb  gemöl^nlid^  mit  beffen 
€d^riften  }ugleid^  l^erauSgegeben  ift.     [ftleffner.] 

ififHottnns  (XenajaS)  oon  SRabug  (^era- 
|)0liS),  f.  Sibelübcrfc Jungen  n,  720  f.  u.  SRono- 
rt^ftten  Vin,  1789.  1793. 

"Sf^tfttwena,  ^l^ilomena,  g^ilomena, 
eine  ^ige  Jungfrau,  beren  9iefte  nebft  bem  frü^ 
unbdantü  gemefenen  9lanien  am  2. 9)tai  1802  gu 
Siom  in  ber  ftatafombe  ber  1^1.  ^Scilla  an  ber 
folorifd^  @tra|e  aufgefunben  »urben.  S)a  bie 
Beigegebenen  ^txi^n  feinen  ^xotx\z\  über  bie  SDBirf» 
lid^it  unb  bie  %rt  il^reS  9Rartt)rriumS  liefen,  fo 
beioarb  fid^  ein  frommer  ^riefter  gfranceSco  bi 
Suda  um  ben  9efi|  ber  loftbaren  Sleliquien  unb 
oi^ieU  fte  für  bie  ^arrfird^e  feines  ©eburtSorteS 
Slhtgnano  im  92ea|)oIitanif^en  )ugef)nrod^en.  Sr 
fcad^te  fie  1805  erft  nad^  ^leapel,  bann  an  il^ren 
SeftimmungSort ;  bort  tt)urben  fle  im  Suguft 
ieneS  3a^reS  nieoergelegi  @d^on  }u  9lea))el,  tt)o 
fie  brei  Siage  blieben,  nod^  mel^r  aber  )u  SJhignano 
gefd^]^  tmb  gefd^el^en  t)or  biefen  &eiHgtpmem 
{o  jal^Ireidbe  imb  auffaOenbe  SBuiu)er,  ba|  ber 
^amt  ber  ^eiligen  baß)  in  gang  Stalien  unb  loeit 
Aber  beffen  (grenjen  l^inauS  bef annt  unb  angerufen 
imnbe.  3n  gfroidreid^  toor  eS  befonberS  ber  gott* 


feiige  ^faner  SSianne^  Don  9IrS,  ber  bie  ffier- 
el^rung  ber  l^iligen  3ungfrau  verbreitete.  5)ief elbe 
tt)arb  balb  in  ber  (atl^olifd^en  SBelt  fo  allgemein, 
bafe  (Sregor  XVI.  ein  Officium  unb  eine  TOeffe 
il^r  )u  S^ren  bemilligte  unb  ben  11.  ^uguft  )u 
il^rem  g«fttag  beftimmte.  IKan  nennt  fie  gern  bie 
^ffiunbert^iäterin  beS  19.  3a^r^|unbertS\  SJon 
ben  fiebenSumftönben  ber  ^eiligen  ift  nid^tS  be- 
famtt.  3n)ar  follen  biefel^  brei  Derfd^iebenen 
$erfonen  unabl^ängig  oon  einanber  unb  gan§  über- 
einftimmenb  offenbart  morben  fein ;  nad^  benfelben 
tt)öre  $]^iIomena  eine  gried^ifd^e  gfürftentod^ter  ge« 
toef cn  unb  in  ber  biocletianifd^n  SSecfoIgung  über- 
aus graufam  gemartert  morben.  Sllein  meber 
innere  SBa^d^einlid^feit  nod^  fird^Iid^  Sefiöti- 
gung  laffen  bie  gefd^l^en  SRittl^tlungen  glaub- 
haft erfd^einen,  unb  man  mu^  fid^  begnügen,  in 
ber  ^leiligen  Sungfrau  eine  ber  ungejä^ilten  fjfür- 
bitter  )u  beftjen,  beren  SSerbienfte  nur  bem  aS- 
toiffenben  ®ott  befannt  finb.  (Sgl.  Sinjel,  88er* 
e^rung  ber  1^1.  gilomena,  SRünd^en  1844;  9lel!, 
5)ie  ^|I.  fjilomena,  4.  Slufl.,  SegenSb.  1895.)  — 
gine  anbere  Sungfrau  ^ßl^ilumena  ermäl^t  baS 
römifd^  SKart^roIogium  am  5.  3uli  (AA.  SS. 
BoU.  Jul.  n,  229).  [ftaulen.] 

Tf%MaVinSy  ber  l^I.,  Sifd^of  oon  %ennum 
in  Scfuitanien  (SIgen  in  ®u^ne)  im  4.  ^al^r- 
l^unbert,  ermarb  fid^  im  ftampfe  ber  ftird^e  mit 
bem  ^rianiSmuS  ^erDorragenbe  Serbienfte.  2)er 
fogen.  jmeiten  flrmifd^n  gformel  oom  Söi^w  357, 
meldte  ftd^  offen  ^um  SIrianiSmuS  befannte  (ogl. 
b.  «rt.  SIrianiSmuS  I,  1285),  trat  ^l^öbabiuS 
mit  einer  gel^mifd^ten  unb  oielfad^  oemid^tenben 
jhiti!  entgegen,  Liber  contra  Arianes  betitelt. 
9Iuf  ber  @Qnobe  au  Stimini  (359)  ftanb  ^l^öba- 
biuS  an  ber  @))ij^e  berjenigen  red^tglöubigen  99i- 
fd^öfe,  meld^  allen  Sinfd^üd^terungSDerfu^en  beS 
faiferlid^en  ^röfecten  XauruS  £ro^  boten.  Con- 
stantissimus  inter  eos  habebatur  noster  Foe- 
gadius  (Phoebadius),  berid^tet  ber  auf  ben  Slul^ 
feiner  ^eimat  ftol^e  Slquitanier  ©ulpiciuS  @et)eruS 
(Chron.  2, 44,  bei  Migne,  PP.  lat.  XX,  153  sq.). 
S)urd^  Sift  marb  ^l^öbabiuS  fd^Iie^Iid^  bod^  ba^in 
gebrad^t,  @d|e  ju  unterfd^reiben ,  meldte  eine 
arianifd^e  2)eutung  |ulie|en.  Sr  erflärte  aber  alS- 
balb,  getäufd^t  morben  ^u  fein.  3n  ben  ferneren 
ff  ömpf  en  }mif d^  Ortl^obo; en  unb  SIrianem  mirb 
fein  9lame  nid^t  mel^  genannt.  2)ageaen  erfd^int 
er  unter  ben  Sl^eilnel^mem  ber  @Qnoben  5U  SSa- 
lence  im  %  874  unb  gu  @aragoffa  im  %  380. 
9lod^  im  3.  392  meUte  $]^öbabiuS  unter  ben 
Sebenben  (vivit  usque  hodie  decrepita  senec- 
tute;  Hier.  De  vir.  ilL  c.  108,  bei  Migne,  PP. 
lat.  XXni,  705).  S)er  genannte  Liber  contra 
Arianos  ift  fd^on  1570  burdb  %^,  Se^a  l^uS- 
gegeben  morben;  ^brüdfe  l^ben  Gallandi,  BibL 
vet.  Patr.  V,  Venet.  1769,  250—256,  unb 
Migne,  PP.  lat.  XX,  13—80.  %  ©räjefe  l^at 
eine  einlö^Iid^e  3nl^ItSüberftd^  biefer  @d^  ge- 
geben (Seitfd^r.  für  fird^I.  Sßif^d^aft  unb  fird^I- 
geben  X  [1889],  335—843.  391—407)  unb 


2079 


^l^önicicn  —  gJl^otinuS. 


2080 


jugletd^  Seittäfle  jur  ffriti!  beö  2c|tf8  geliefert 
(3eitfd^r.  für  »iffenfd^ftUd^  I^icoloflie  XXXIH 

[1890],  78—98).  t>ö#  »öW^«nItd^  fi»*  <^^ 
eine  Strettfd^rijt  gegen  bie  »ef^lüffe  ber  S^n- 
obe  5U  SHmint  (De  fide  orihodoxa  contra 
Arianos)  unb  ein  ®lQubendbe!enntni|  (Libel- 
lus  fidei)  bem  1^1  ^l^öbabiuS  ^ugueignen  (Oal- 
landi  1.  c.  V,  257—265 ;  Migne  1.  c.  XX,  31 
ad  50;  über  ausgaben  biefer  @(i^riften  unter 
anberen  5flamen  f.  b.  9lrt.  ®regor  S3aeticu8). 
(Sgl.  Uistoire  litt,  de  la  France  I,  2,  Paris 
1733, 266—281.)  [SBarbenl^er.] 

JftMä€9ij  f.  Sonoon,  eonoaniter. 

WOÄWf,  f.  ^^Sga. 

jnolM,  ofhrömifd^er  ftoifer  (602-610),  ijt 
eine  ber  trourigfien  ©eftolten  auf  bem  bt^^onti* 
nifd^  ftoifertl^rone.  Sr  bal^e  fid^  oIS  einfad^ 

^Ibl^  (TcpaTicüTTjC,  x^vrap^oc)  in  bem  tl^TQ" 

djd^  ßeere  ben  SSßeg  jur  ^errfd^  burd^  ge- 
]qxdtt  %t§nu]^ng  ber  ^i^fHmmung  beS  ^ieered 
gegen  SKauriciuS  (f.  b.  Art),  ©iefer  toar  öor  bem 
^eronrüdenben  @egner  geflol^  unb  märe  feinem 
oraufamen  ®ef^idf  entgangen,  menn  nid^t  bie 
$artei  ber  flauen  im  SircuS  $]^o!ad  baran  er- 
innert l^tte:  Maupuctoc  oux  dire^avs,  MdHe  t^v 
oXr^ikiav.  S)ie&rmorbungbedSsloifer8  mit  feiner 
ganzen  t^milie  bilbete  ben  Slnfang  einer  Segie« 
rung«  bie  )u  ben  unglüdlid^ften  Der  ganzen  bQjon- 
tinif^n  ^riobe  gehört.  2)ie  @^afyc  k)on  ben 
^Jerfem  auf  ber  einen,  öon  ben  9toaren  auf  ber 
atibtm  Seite  mud^  mit  iebem  Sal^r.  ßtoti  gfelb- 
}äge  gegen  jene  maren  of)ne  ßrf olg ;  biefe  fonnten 
nur  burd^  bie  grl^öl^ung  be§  XributS  befd^mid^tigt 
werben.  95alb  maren  bie  93i)3antincr  be§  Ufur» 
patorS,  ber  9Jlorb  auf  5ülorb  unb  ©reucltl^ot  auf 
©reucltl^t  l^äufte,  übcrbrüffig,  unb  ^l^faö  warb 
t)on  bem  ©d^idfal  feineS  SSorgängerS  erreid^t,  afö 
^eracItuS,  ber  8ot)n  be3  S^ard^en  ^radtuS  Don 
Segi)pten,  al§  ©efrcicr  bc§  Kei(|e§  in  bie  ^upt« 
ftabt  einjog.  3n  fird^en|)oIiti)d^er  ^infid^t  entbehrt 
bie  Regierung  bc§  ffaifcrS  ^]^ofa§  jeber  93ebcu» 
tung.  6r  ift  einer  ber  wenigen  ßaifer  au§  ber 
^eriobe  ber  d^riftologifd^en  Sontroöerf cn  im  Orient, 
bereu  ^lamm  fein  ®lauben§erlafe  trogt.  3m  übrigen 
l^ulbigtc  er  aber  bem  Eä)aroi)a))i§mu§md^t  weniger 
al§  feine  SSorgöngcr  unb  5iad^foIgcr.  SBenn  3o» 
]^nne§,  93ijd^of  öon  9H!iu,  in  feiner  Sl^ronif 
melbet,  unter  ^l^ofaS  fei  e§  in  feiner  ^roüinj  er- 
laubt gemefen,  einen  ^^atriard^en  ober  fonftigen 
firrf)Iid^enS33ürbenträger  o!)ne  faiferlid^e  (Frlaubnife 
5U  wählen,  fo  beutet  bie|  fogar  auf  eine  SJer» 
fd^örfung  ber  fd^on  frii^cr  geübten  ^raji§  l^in. 
©egen  bie  3uben,  bie  in  ^ntiod^ien  einen  ^uf» 
ftanb  enegt  unb  babci  ben  ^atriard^en  5(naftafiu§ 
ermorbet  l^attcn,  ging  er  ftreng  öor.  ®a§  9}er» 
l^ältni^  be§  ffaiferS  ^u  ben  köpften  mar  freuub- 
lirf),  aber  ol^nc  größere  3:rogttjeite.  ©cäügli(^  ber 
überfd)n)änglirf)cn  SBegrüfeung  fcincS  5ReQicrung§« 
antritt^  burt^  ©regor  b.  ®r.  ögl.  b.  5lrt.  (Tregor  I., 
ob.  V,  1086.  2Benn  q.^^ofa§  auf  bie  Sitte  be§  ^aj)- 
ftc^  »onifatiuä  III.  (607)  bie  gü^rung  be§  SitelS 


eines  öcumenifd^en  ^otriani^  bem  3n^ber  bd 
^otriard^Iftul^Ied  t)on  Sonftanttno)ieI  verbot,  imt 
baS  ber  Liber  pontificalis  unb  i(kutlu§  2)iacmniS 
beridl^ten,  unb  bei  bief ein  Snla^  ben  ^jtoiot  bei 
^apfteS  anerlannte,  f  o  mürbe  jened  ißerbot  Don  ba 
ißatriard^en  92eu-9tmn8  ni^  fiead^tet,  unb  biefe 
änerfennung  l^e  auf  tne  ^ntioicflung  belyötiP- 
lid^en  ^rimateS  nid^t  ben  geringften  Sinflu^  iM 
erfreulid^fte  %f^  feiner  Regierung  toax  bie  €4»" 
fung  beS  ^antl^nS  (f.  b.  91rt.)  an  ben  ^ 
»onifaHuS  IV.  (608—615),  totld^  boS  mnw» 
gieid^tid^e  S)enlmal  r5mifd^  93ou!unfi  Dor  bem 
Untergang  rettete  unb  beffen  Ummonblung  in  bie 
iKrd^  S.  Mariae  ad  Martyres  burd^  ben  ge* 
nannten  $apft  gur  gfolge  ^e.  2)ie  ^J^foSjäk 
auf  bem  Forum  Romannm  bettietSt  übrigens,  ba| 
man  in  9lom  bem  Aoifer  eine  gon)  unmotimite 
^od^d^tung  entgegenbrod^te.  (9^L  bie  Sriefe 
SregorS  beS  ®ro^  an  $^Ia8  unb  bcfjen  0e- 
ma^Iin  Seontia  in  feinem  Begisimm  epist.  L 13, 
31.  38.  89;  Chronique  de  Jean,  evdqiie  de 
Nikiou,  öd.  Zotenberg,  in  ben  Noiicee  et  ex* 
traits  des  manuscrits  de  la  Bibliothäqae  ni* 
tionale  etc.  XXIV,  1,  Paris  1883,  538  bs.: 
Theophylactus  Simocattes,  ed.  C.  de  Boor. 
Läpsiae  1887,  296  sqq.;  Nicephori  Cout 
Opuscula  historica,  ed.  G.  de  Boor,  Lipdie 
1880,  3 — 5;  Theophanes,  Chronograplui, 
ed.  de  Boor  I,  Lipsiae  1883,  285  sqq.;  Liber 
pontificalis,  ed.  L.  Duchesne  I,  Paris.  1886, 
316  sq. ;  Nicephoms  Callistus  Xanthop.,  HiEt 
eccl.  1.  18,  c.  39—44,  bei  Migne,  PP.  gr. 
CXLVn,  404—417.  gine  »enig  auSfu^düJe 
©arfteHung  ber  Regierung  be§  ^l^ofaS  in  politi« 
fd^r  ^infid^t  gibt  @.  Sr.  C^cr^g,  ®ejd^ 
ber  99q^nttner  unb  be§  oSmantfd^n  9teid^  bis 
gegen  gnbe  beS  16.  Sal^rl^unbertS,  93erlin  1883. 
40 ff.;  bie  fird^en})oIitif(^  ©eite  fd^ilbert  ^Qn^* 
röt]^er,^^otiuSl,»egen§b.l867,192— 196.gme 
monograpl^if d^e  ^Bearbeitung  fel^It.)  [^.  (Sp^.] 
'^^ofinns,  ein  3rrle]^rcr  be§  4.  Sa^^unb^^« 
ftammte  au§  Slnc^ra  unb  mar  bafetbft  unter  ffinan 
Seigrer  SWarceEuS  eine  3^IoTig  S)iacon  (Eät. 
Fragm.  2, 19 ;  Migne,  PP.  lat.  X,  645).  »cibc 
merben  t)om  Soncil  Don  ^ntiod^ien  Dom  äo^n 
344  'A^xopo^aXctTai  genannt  (Athanasins,  De 
Synod.  c.  26,  n.  6 ;  Migne,  PP.  gr.  XXVI. 
732).  (Später  mürbe  ^l^otinuS  IBifd^of  öon  gir« 
mium  in  $annonien.  (Sx  ^eid^nete  fub  „buid] 
©etfte^gaben  unb  reid^  ®elel^rfant!eit  fotoie  bunb 
bie  Äraft  ber  SRebe"  in  l^o^fem  ®rabe  au§  (Vinc. 
Lirin.  Comm.  n.  11 ;  Migne,  PP.  lat  L,  652), 
Demid^tete  aber,  mie  ^ieroi^muS  fagt,  „üiele 
©oben  ber  gntl^altfamfeit  imb  be§  Talentes  bunb 
ba§  einzige  Safter  be«  ©tol^"  (Chron.  ad  a. 
379 ;  Migne,  PP.  lat.  XXVH,  699).  Snfol?« 
beffen  öerlor  er,  »ie  ^ilariuS  (1.  c.)  fd^reibt,  „bie 
Sitten  unb  Seigren  feiner  3ugenb  (comiptis  in- 
nocentiae  moribus  ac  disciplinis)  imb  Der* 
mirrte  bie  eoangelifd^e  SBol^r^eit  bun^  bie  9leu^it 
feiner  fie^ire".    ©eine  Srrle^re,  beren  Einfang 


2081 


gSl^ottuS. 


2082 


@Dcrate8  (H.  E.  2, 18)  jtoifd^  bie  Sqnoben  t>on 
Stttiod^ien  t)om  Raffet  841  unb  844  t)erlegt,  be- 
traf bie  ©nmbUHil^l^eitm  bed  (SloubenS,  nömlic^ 
bie  Seigre  k)on  bet  Xrinität  unb  bie  Sl^riftologie. 
3tQä^  $]^ottnu8  ifi  in  ®ott  nur  (Sine  ^on, 
ineU^  in  ber  l^Uigen  Sd^rift  83ater  genannt  toirb 
(Yinc.  Lirin.  1.  c.  n.  12).  2)urd^d  eimig  unb 
allein,  ergeugt  biefer  ®ott  toeber  ouS  Rcp  einen 
€o]^,  noif  ift  er  ergeugt  morben  (Vigil.  Tapsens. 
0.  Arian.  1,  4;  Migne,  PP.  lat  LXU,  182). 
2Ki  ®ott  ift  ober  bie  emige  imb  unDerönberli^ 
Skmunft,  ber  Xd^oc,  loeld^en  ^l^otinuS  ben  X070- 
ic^oip  nennt  (Marius  Mereator,  Dias,  de  Xu 
anath.  Nest. ;  Migne,  PP.  lat  XLVm,  929). 
^£mä)  biefen  Xd^oc  in  il^m  (ou^  X670C  dvcuTaxoc 
genannt),  b.  ^.  burdM^i^  ^^9^^  göttlid^e  ißer« 
mmft,  fd^uf  ®oü  bieSÖeU.  S)arum  1^^  eS  oud^ 
in  bem  Snotl^  14  (18  bei  ^ilariuS)  ber  @Qnobe 
iu  @imtium :  JQBenn  Siner  fagt,  bie  SBorte: 
,Sa|t  uns  ben  9Renfd^  nmd^',  ^be  nic^  ber 
93ater  )um  Scifpx  geftnood^,  fonbem  gu  fid^ 
fdbft  (nämlii^  )u  bem  in  \fyxi  un))erfönfidb  be« 
finblid^  SogoS)  ic"  Son  (B^rifhtS  leierte  ^l^o- 
tittud,  ba|  feine  Ssiftem  erfi  mit  ber  ®eburt  oud 
9Raria  beginne.  3laS^  SDlariud  SRercator  bötte  er 
SbriftuS  gerabegu  für  einen  @o]^  3ofe))b8  unb 
moM  ttaäfUt  (L  c.  928).  3lad^  SHgüiuS  t>on 
ZapfuS  (L  c.)  unb  S|)t))]^aniu8  (Haer.  71,  2.  8) 
1^  ^l^otinuS  gelel^,  3efu8  xoöxt  auf  fibernatür- 
Me  SBeife  t)on  Sßaria  geboren  morben.  2)od^  fei 
^  S^riffatd  toegen  feiner  Xugenben  Joon  (Sott  Der- 
l^erdid^t  unb  jum  @obn  aboptirt  tt)orben,  inbem 
eben  toegen  feiner  SSoubnunenl^  ber  Sogod  il^m 
gana  befonberS  eingeiool^  unb  btnrd^  i^  SBtmber 
SetDtrft  1^  (Vigü.  Taps.  1.  c.  187).  2)abei  fei 
aber  ber  Sogois  nid^  auS  fid^  l^erauSgetreten,  f on« 
bem  fei  oielmebr  biurd^  eine  eigene  i^i^tia 
dpflionxi^  in  (EbnftuS,  bem  Qofycvt  ber  Sßaria,  »irf- 
famgetoefen.  2)ie@tdlenber]^igen@d^rift,tt)eld^ 
feefümmt  bie  Smigleit  beS  @o^e8  auSfagen,  be« 
i\i^  ftd^  nad^  $]^tinud  auf  bie  eU)ige  Sorl^ 
iefUmmung  bed  Sol^,  oon  bem  aud^  ber  Sboftel 
fage,  ba^  er  ooraudbeftimmt  morben  (Ü8  ber  ^ol^ 
®otted  in  ber  jhaft  (9i5m.  1, 4:  ogl  YigU.  Tapa. 
L  c.  189).  9ud^  ber  l^ige  (Seiß  ift  nad^  ^$0- 
tinuS  (eine  ^rfon,  fonbem  einfad^  eine  jcraft 
(SotteS.  2)ad  erfte  Snatl^  über  biefe  ^läjit 
flnrad^  bie  (Sufebianer  mtf  ber  Sqnobe  gu  Sbt« 
tu>d^  im  3.  844  aus,  ttmbei  fte  Sl^otinuS 
(oorctiv^c)  f))5ttifd^  ald  oxoteiv^c  begeid^nm;  in 
i$rem  Sntoreffe  lag  eS  aud^,  il^  mit  !Dtocd[u8  oon 
ftnofta  (f.  b.  9rt.)  aänglid^  gufammengunebmert. 
lieber  3ttt  unb  Ort  ber  loeiterm  gegm  bie  $bo" 
tin^d^  2e|^  gel^tenm  Sqnobm  ift  oiel  geftrittm 
tt)orben  (eine  ueberftd^t  ber  oerfd^iebmm  Snftd^tm 
dbt  SBald^,  fte|er]^  m,  52—56).  S)aS  SBo^- 
fd^einlid^fte  ift,  bo^  fd^on  um'S  äol^r  845  eine 
@9nobe  )u  ÜRoilanb  ooSSnati^em  über  ^l^tinuS 
ouSftnwi^  (Hilar.  Fragm.  2,  n.  19,  L  c.  646). 
3^ei  3(^re  fpäter  batte  tt)ieber  eine  abenblönbifd^ 
69nobe,  »ai^d^einlid^  aud^  in  9RaiIanb,  teegm 

INx<(ciilcsttotu  IX.  &  VnfL 


$botinu3  ftatt,  )um  Stotdt,  bmfelbm  auS  feinem 
ämte  5U  oertreibm  (Hilar.  L  c).  S)a  gleiqteobi 
^b^tinuS  fid^  auf  bem  bifd^öflid^m  Stul^le  er« 
l^ieU  (Hilar.  1.  c.  n.  21),  fanb  biefe  ©qnobe  für 
nbtbig,  ibre  Sefd^Iüffe  aud^  bm  morgenlon« 
bifd^m  99if4öfm  mitautbeUm  (Hilar.  L  c.  n.  22). 
Sediere  oerfammelten  ftd^  ^u  @irmium,  tt)o  $]^" 
tinuS  abermals  für  einm  ^etifer  erflört  nmrbe 
j(Hilar.  1.  c.  n.  21).  Siefe  Sqnobe  1^  (ur) 
oor  ober  balb  nad^  bem  Xobe  beS  ftaiferS 
(SonjlanS  fiattgel^t,  unb  ^l^cNtinuS  blieb,  burdb 
bie  iaiegSunriiü^  unterftü^,  auf  feinem  BixäjiL 
(Sx^  im  3.  851,  nad^bem  (Son|iai^iuS  ^err  oon 
^ßannonim  unb  bamit  oon  ©nrmium  getoorbm 
UKnr,  fonnte  etmaS  Sntfd^enbeS  gegm  il^  ge- 
fd^eben.  (Sine  grofte  Sqnobe  in  Sirmium,  bei 
meld^  aud^  ber  flaifer  antoefmb  tt)ar,  [e|te  $1^" 
tinuS  tt)egm  feiner  fabeOianifd^m  tmb  famofa« 
tmifd^m  3trlebrm  d.  @ie  publidrte  ein  Sqm« 
bobun  fammt  27  SlnatbematiSmm  (bei  Hilar.  De 
Synod.  e.  88, 1.  c.  509),  oon  benm  mel^rere  gegm 
^l^otinuS  gerid^tet  marm.  hierauf  mad^te  bie  @9n« 
obe  $]^otinuS  bm  SSorfd^fog,  biefelbm  gu  unter« 
fd^reibm  unb  feinm  Srrt^ümem  gu  entfagm,  mo« 

gr  er  bann  in  feinem  SiSt^um  oerbleibm  foQte. 
ber  er  beflagte  ftd^  beim  ftttifer  unb  oerlangte, 
in  feiner  ©egemoart  mit  feinm  ®egnem  biSpittirm 
gu  bürfen.  Sei  biefer  S)iS|)utation,  berm  ^o« 
tofoSe  oerlorm  finb,  unterlag  $]^otinuS,  tt)urbe 
barauf  00m  ftaifer  auS  @irmium  oenoiefm  unb 
in'S  (m  ^efd^idt  (Socrat.  2,  80;  Sozom.4,  6). 
Sr  Jtorb  m  ber  Verbannung  um'S  ^atyc  866. 
31q4  ^ieron^muS  Jd^rieb  er  ein  S9ud^  gegm  bie 
6eibm,  aud^  ein  Sßer!  an  iBoIentinian,  toobi  bm 
ftaifer  (De  vir.  illustr.  c.  107).  9lad^  @ocrateS 
unb  @ogommuS  oerfa^te  er  eine  @d^rift  gegm  aSe 
ffe|ereim,^ed^fd^  utd)  lateinifd^,  loorin  er  feine 
Sebre  mit  iBedoerfung  aUer  atuerm  ^Inftd^tm  gu 
oertl^igm  fud^e.  —  3tn  SRorgenlanb  toca  bie 
@ecte  ber  ^b^tinianer  —  nad^  !EtariuS  SRercator 
aud^  ^bmuncionitm  genannt  —  fd^on  gur  3^ 
beS  (E|)i))]^iuS  eirlofd^m.  3nt  ^mbkmbe  fe]ftm 
bem  SSerbote  beS  ftaiferS  (Sratian  gum  Xtoif  bie 
$b<>tinianer  ibre  SBerfammlungm  gu  @irmium 
fort.  Sine  ©qnobe  gu  9lquilej[a  00m  3cib^  881 
vai  bm  ftaifer,  biefeS  nid^t  gu  bulbm  (Ambros. 
Ep.  10  ad  Imperat ;  Migne,  PP.  lat  XVI, 
944).  9ud^  Xb^bofmS  I.  oerbot  ibre  SSerfamm« 
lungm  Sie  Zaufe  ber  ^b^^tinianer  »arb  fd^on 
bur$  jc.  7  ber  gteeitm  cdigemeinm  Sqnobe  für 
ungültig  erOört,  ebenfo  bi^  eine  S^nobe  oon 
9lrIeS  00m  3Ql^re  443  ober  452.  3n  @übfran!- 
reid^  unb  Qpamm  oermifd^tm  fte  ftd^  mit  bm 
Sonofianem,  felbfl  mit  bm  Sboptianem.  (Sgl 
SBald^,  iIe|erbiftorie  m,  8ff.;  ^e,  (Soncilim- 
gefd^id^te  I,  2.  «ufl.,  684  ff.)  [^terS.] 

if^oüis  (Ocunoc),  ^atriard^  oon  (Eon* 
^antino))eI,  towcht  um  baS  3abt  820  in  (£on- 
jtantinopel  auS  einer  oomebmm  ^<nnilie  geborm, 
bie  bm  $atriard^  XarafotS  (geft  806)  gu  bm 
3bngm  göb^te  unb  im  gmeitm  SSilberfireit  mutbig 

66 


2088                                                     $^0ttu8.  208i 

füi  btn  Silbemtlt  tintrot.  SQon  fttnem  frü^cftcn  meiert  bithilgonfi^c  Srft^mi^aiiBeltstiil^a' 

SiDninsSeang  uiffni  Dil  nii^^.  ^o^  in  jungm  m'ifm.    ®er  93ulgainifür|t  Sogorii  doi  bnn^ 

34Tni  trat  ^^otiuS  \iib9  als  Sttjin  auf,  unb  en«i|i[d|e  Unifjioiuin  bcb^  uoibai  (8M),  ria 

bit  X^^it  im  ^imfte  bn  profanen  itnb  t^(0'  Utnftanb,  bei  bie  Hoffnung  auf  <Sitnieilri6iiig 

togtf^tn  @clef|tfainlti1  füllt  bie  eifte  ^triobc  tri-  IßuIganmS  in  boS  ^otriai^t  von  (Smtfbmänsptl 

luS  fitbena  au3.    3u  bitftr  borf  out^  bie  3tit  gmcdt  ^ottt.  Um  feine  politifc^e  ©cOiftäiibigfeä 

oem^etDw^en,  in  tod^n  ec  ^^  Staatsmütben  bemtReii^e  gegenüber  gu  maleren,  aanbtefi^abti 

ScfleUxte.    Site  jiDcitc,  DieOiictriegtt  imb  ^ot^-  ^ogoriS  866  an  ben  Sßapft  unb  t^btntr^ 

bcbnitioine^eiioMftintSSebenfl  begann  mit  feiner  St^rilt  }ui  Sinonleibung  bec  SBuIgoien  in  bti 

ant  24. 3>ttnnbn  857  erfolgten  €r$ebung  auf  bcn  iSmifd^  SßotriatdtKiItKtEÜnb,  bm  Sticoloni  mit 

fßatTiai^Pi4IiiDii%ii-9)öin,lii>nbtm3giiatiuS  feinen  berieten  Beaponsa  ad  conenlubd- 

(t.b.9tt),bciiüiigftceo^beSjIatfeisa)li(^L,  garommbeanttuortete.  Spi^tiuSmuBtebieboteii^ 

bnn^  9aöna,  ben  oflmdii^sen  SRinifier  Oti-  gefdiaffme  Sage  {tef^iett  auSjunu^  vaA  c^ 

4<idl  HL,  getDOltfon  ttäkai  toorben  toar.  3ii  ölS  erllcS  AritgSiiumifeß   gegen   bie  [alaii|^ 

t  binfn^cn Staenff  ~     -<=m..      ^   .  .......    n-   ._< 


.  ,t  als  ^otnarc^,  1^-  ffirdtie  eine  Snc^ftila  aa  bie  brei  übrigen  oiit» 

logifc^  e^riftßdei  mü)  ^ßnnnueleflrtei  iß  talif^en  Sßatriart^n,  raorin  fänf  SnBogen  bog» 

^tiuS  nti^  mn  ba  bdMnttnbße  Same  in  bei  matifcden  mä)  biSci^irtnäten  ^n^oltte  gegen  nc 

tmnitiiiiit^n  fftn^  unb  9itrratuigtfd^i^e  btS  Soteinei  erhoben  mürben  (866).  3)tefe  SnÜaga 

9.  da^iinbcTtl.  fonbcm  nimmt  oud^  in  ber  0e-  betrafen  baS  Sobbotfaften,  bie  40tSgige  9a^ai}ett, 

fannB^efcti^tt  »<>»  ^^"«i  unb  in  bei  Stirä)m-  bie  Sßriefleic^,  bit  girmung  bui^  $nf|ler,  eob* 

gri<bidHt  äKiboatit  eine  Stcfle  ein,  loel^  no^  Ii(^  bie£^  oon  bem  nuSgong  beS  bettuaStl* 

t^  hinm  S^foshm  m^  beft^iÄen  mar  nnb  ^DDmSWrunbDomSo^  $^otiaS|altefi4 

BCt4citBbcBBdtgeW4Ui4tii@ri'B^n  iu^fjcUt.  in  bei  9nnabmc  niil)t  geint,  ba^  iene  müadnng 

L  S^VcbestmtgMrtMDdt^'tii^titii  iuuiidi^:  ber %ilgaien  Don  bem  griet^ifd^en lEIetuS f^iw^ 

iitaett  j^iittB  oU  ^oliiai4  oon  ^onfi^iitimitid  lic^  emfifunben  mürbe    9htn  tDU]^>en  cörf  |Ki 

S«M  tbtfn&'geiefgebetij^  l^igtcit.   kv.:  €i)nobeti,  uon  benen  bie  fpätere  fid^lmqg^ 

BiiiiiBdwifniti  mit  ben  Siminieni,  jcin  ^ntbfi-  fcbimgen  ben  Snf^ein  einer  fiaunenif^oi  @)nibc 

OK  bn  ^ctcltrung  ber  Sulgoreii  tänmn  biti  p  gditn  Derftonb,  bie  latetnif^en  ai^fbnon  fai 

sn  ongebnttel  meiben.  S)ienai^^tigeSBirhmg  Snlgaritn  eEtommunidit  utü>  bieSbf^misM 

wtb  bei  Beibängni^oOe  ISboRiItet  feinet  9{egie-  SopfteS  Detfügt,  beren  SBol^te^img  btm  äiäp 

imgf^  ^ifttn  on  feinem  Pamfife  mit  feinem  Snteng  IL  übertragen  mutbe.  Suglei^  eKtJM 

*pi^ngei  agnotiuS  unb  ben  ^ßöpfien  feiner  3eit,  ^^otinS  eine  fieberhafte  S^ätigfeit,  «m  bie  Sit 

finem  Aamt)|e,  ber  burt^  baS  ^iitjutrelen  Ciri^'  garen  Don  ben  Sateinem  abWenbig  ju  mat^ien  inb 

lidjer,  pDlihjil^n  unb  cultiiretler  gadottn  auf  bie  bie  S^mpot^ien,  mdä^  bie  @ried||en  ben  Sateinnn 

^übe  einer  tirdietipolitifr^en  Slction  erften  Songefi  nod)  enlgrgenbringen  motzten,  jm  geiglöicn.  SSe 

trlipben  ttiuibe.  SBerSöerfuc^,  feine  SBa^I  ju  legi-  jitlbenraBteUctionmatimbefienSuge,  olSfloifer 

timiren,  ji^eilerte  an  bem  un6eug[amen  Sibet-  aäafiliul  I.  nad^  firmorbung  *lJH(ttaeB  llf,  bot 

ftanb  beS  abgtjeSten  5|jQtriatd)en,  bcfftn  roa()rliaft  SI)n)nbejtifg(867— 886).  JffiiefDoflinbetbqjm- 

iönigli($er  6t)ara(ter  fldi  oon  bem  ber  meiflen  tinifd^enSefc^ic^te,  äogbetpoIitifi^Ümftüqirait 

jonft  betl^eiligten  ^erj&nliditeiten  roie  ber  ÖJlanj  eine  Ummöljung  ber  tici^Iii^en  SBei^öltniff»  nrnj 

eines  lit^ten  ©lernet  oon  ben  ©chatten  einet  p4  99afiHuS  liefe  Sßbo''"8  aus  oeif^iebtnartijni, 

bunfCen  ^oc^t  abgebt.  Sr  finbet  feine  ebenbürtige  mot|I  ober  oormiegenb  ^olüifi^en  gnoägu^ 

HJataMe  inbetieuditenbenerft^einungbeS^pai)'  fallen,  unb  ^gnotiuS  nnirbe  »iebet  infeinSünl 

fteS  iRicolQuä  L,  ber  Bon  Anfang  an  bie  ©ituation  eingejej^  (23.  9lD0embet  867).  95alb  tt>ui*e<mii 

beberrfd^te ;  alS  SiiiQtten  erfc^einen  baneben  bie  ^Jb^tiuS  bur^  Spopft^abrionll.  auf  einer  röini' 

^e^Ier  betpäbftIict|(n2egQlen,  bieaufberSgnobe  jcEien  ©pnobe  (869)  ejcommunicirt,  unb  no^in 

beS  SabreS  861  in  bei  apofteItird]e  ju  (Scnftan-  öemfetben   3i^«    begann    bie    antipbotioiriii^ 

tinopelfictijuraineifennunQbeSneuen^atriati^en  ©gnobt  in  Eonftantinopel  (f.  b.  «rt.  gonpan- 

bewegen  liefen.  Sjtt  betrcffenbt  ©^nobalbeft^lufe  tinopel  m,  1018  f.),  meldte  ben  H^fysmBa  bet 

rourbej;ebai^au(eincttämii(fien©onobEl)ern)Dtfen,  entfc^iebenflen  ffitaction  on  fid^   trägt    ©egra 

bie  juglei^  übet  qi^otius  baS  9liialbem  auäfprac^  ^Ijotini  unb  beffen  anhänget  ging  fie  fe^t  j(^ 

(863).  SJieJEä  SGorge^tn  beS  5papfleä  ^otte  ju-  öot;  inSbefonbere  mürben  bie  Uon  i^möttwi^ten 

näc^ft  nur  eine  ibeale  Seheufting ;  benn  bie  realen  in  ben  Saienftanb  jurüdBerfeJl.  3n  einem  ^Junftt 

SBertiöItniffe  geftalteten  fidEi  immer  günftiger  für  waren  abet  ip^otiuS  unb  feine  (Segnet  einig.  3)ai^ 

ip^otiuS  unb  feine  ffiiäjenpolitif.  Smar  ging  oie  bet  eigenllicben  ©qnobe  Hmtbe  ^er  Sutgorien 

9tu3fii^t,  bur^  eine  (äoalition  abenblänbifi^er  ißi-  nerbanbelt,  unb  bie  ©nlft^eibung  fiel  gegen  ben 

f^äfe  gegen  ben  ^a^ift  untetftü^t  ju  merüen,  6alb  ^njf^Iufe  Bulgariens  an  ^lt-3tom,  ben  übiigcnl 

oetloren,  weil  ftoifei  Cot^i  (f.  b,  ?lrt.),  gegen  SogoriS  auc^  factijd^  aufgegeben  ^e,  toeil  er  in 

meIi^en9{icDlauSI.in@Mad)eneingtf(bnt]enmat,  iftom  nid^t  genug  Sntgcgenlommen  gefunben  ju 

fii^  bem  $apfie  untetmarf.  Sine  anbere,  bebeut-  ^aim  behauptete.  2Senei  IBefi^Iui  lie|  bie  &U' 

famete  @tüt)e  erbiell  ^b'^'^u^  ''""^  ^^  SßSenbung,  micflung  einet  mabicn  g^ieunbfi^ft  mit  Xom  ni# 


nuflomtntn  unb  bia^tc  \tü)ft  unter  bem  ^ßatri* 
01^  3gnattuS,  bti  itbtrjrU  brn  $ninal  bd 
^^{leS  mudQtmt  fyiüt,  vxtt  nnic  Xminung  iti 
bcbttdlii^  91ä6t. 

$^Dtiuö  Dar  ni<^t  bn  ÜTlintn,  um  ^äf  imb  f tint 
€0^1  naä)  her  ^licbcilagt  für  tahzm  ju  tjolltn ; 
feint  tignit  Snttgic  im  Sunbe  mit  ben  ißt- 
tnfi^ungtn  ftinti  gnunbc,  fomit  imtnt^änigt 
Sitten  beim  ftaijei  füfiden  i()n  rtaä}  Son* 
ffamtinDfel  jurüd.  Se  ttxtrb  i^m  [ogot  bie  St- 
iic^un^  Seo'S,  beS  X^tionf  olgerfl,  anoertnmt,  unb  ei 
binitc  tm  ÜRagnaurO'^ola^  S^ult  balten.  ägna- 
tiuB'  lob  räumte  tuS  It^  ^inbtmiti  gegen 
Sß^otiufl'  Ätpitulnnifl  rotg,  unb  er  beftieg  877 
um  jweiten  Dlale  ben  {ßatrioi^^I,  Sein 
ipiim  ging  nun  bol^in,  o&t  Sna^Tegeln,  Iwlt^c 
gtgtn  i^n  unb  feine  %n^nger  ergriffen  moibtn 
tturai,  lüdgängig  gu  mo^en  unb  gegen  feint 
Stinbt  )u  rieten.  Si  begann  mit  ber  ^Eifeiung 
Dieler  aSifd^Sfe,  toelc^e  but^  S^rtunbe  bti  $^dKuS 
erfett  nmrben.  €obann  fuc^te  et  ben  neuen  ^ft 
^  fi^  ju  getoinnen.  ^ofKinneS  VIII.,  bet  bie 
(Enetflie  eineS  TOcoIaui  I.  nic^l  befafe  u:*  in 
Stolicn  Don  ben  €<ttatentn  bebiängt  muibe,  lie^ 
fi^  gut  ütac^giebigfeit  beftimmen  unb  erfl&rlt  fti^ 
bereit,  ^^otiuS  unter  geuifftn  93ebingungen  oIS 
$atThir^  Don  Sonfl<mtinot)eI  onguetlhintn. 
$^tiufi  berief  olsbolb  eine  €Qnobe,  bie  oon  btt 
gtie^ifi^^Binatif^  Staä)t  all  bit  adite  att* 
gemeine  Sbtiobe  angefe^  uiib  (879—880).  Um 
auf  biefei  eqnobe  jum  S'tle  ju  gelungen,  fdifitite 
V^otiufi  bie  tiöppii^en  SMefe  unb  Dttmo^te  auf 
bem  Concil  feQift  aoä)  bie  t)ä|)P^en  üegoten,  bie 
a9if43fe  $aiilu8  unb  SugeniuS,  fouie  ben  Sa> 
binii())ritfter  $ttrue  jur  SInetfetnmng  feiner  !ßet- 
foiL  Ser  $o|)ft  f^rieb  gltii^  na^  ber  ätüdfebr 
bei  Senaten  ganftigc  SSriefe  an  fiaiftt  SafiliuS 
unb  mi  Sß^otiue,  n>arb  dbet  burii^  feinen  neuen  ®f 
fenWen,  ben  iBifdliDf  unb  fpätem  5[Joiift  SKorinuS, 
Der  869  aI3  Siacon  in  Sonftantinafttl  entfi^ieben 
gegen  $t|otiu9  aufgetreten  Dar,  eintS  ^[|tm  bc 
ttfytt  unb  ftitae^  im  %  881  bon  bleuem  bgS  ^na* 
t^  übet  [t|tetn  au8.  S^nf^cn  ^^otiuS  unb  ben 
9Ia4foIgetn  aotnnneS'  YHL  blieb  ))aS  nämlii^e 
Scr^aitnil  beße^en.  ^ft  ^ttpfym  V.  tniefi 
na^BUäi  Sß^Dtiuä'  Singriffe  gegen  3fiarinu3 
lutüd.  2)afi  ^offtt^m  em;)faiü)  immer  mtt)T, 
umI^  Slfidf^laQ  ber  Sk^aü  bet  ftüntifdien 
SRonon^  unb  beS  bitDltngift^tn  ffaifeit^mi, 
baS  ber  unfä^gt  Roxi  btt  ^ide  gu  @tabe  ttug, 
auf  bit  gefammten  Htt^Iidien  unb  cuItuteKen  93ef 
l^tniffeaueObte.  eine  $enobe  tiefen  !BetfaIlee,Une| 
il^  bie  abtnbiänbift^  Riti^t  nur  einmal  erlebte, 
tDor  im  SnjiiQ.  ^S  bqgontinifdic  Steit^  toar  btt ! 
cbqlg  überbltibenbc  ^orl  btt  Sultur,  unb  nie> ' 
nonb  mar  fii%  btfftn  btfftt  btDugt  als  $^otiu3 
fcIbfL  <£t  tntfoltett  mäfittnb  btt  fotgenben  ^abre 
eine  intenfl«  aJKffiDnSt^tigfeit  gegenüber  SBuffen 
ttnb  €aracentn,  btr  man  feine  Kntrttnnung  ni(f|t 
berfagm  tonn.  3>t  gtti^  3ttt  bilbttt  er  btn 
bogmatif^  Segntfa)»  gut  lattinifi^  Strtä)t 


Ott  US.  2086 

mttttr  aüi  in  ftinet  Si^ft  Oon  ber  anq^agogie 
btä  Eiligen  @eifttS.  ^onbtm  ^oltntiltr^ictla« 
Oon  SBojang,  btr  taä)  gtgtn  bie  armenier  unb 
gt(ien  ben  3S(am  auftrat,  mürbe  et  bitrin  unter- 
ftü^t.  ^itfe@Ian}))trii>be|eineeBffentlii^tnSdben9 
\axio  (inen  fö^  Sbf^Iuft  mit  bem  Xobt  bee 
M'itrB  SofUhifi.  £to  btt  aOJtife,  ber  ftü^ete 
£d)üler  btS  $^tiuS,  btt  fdion  bei Sebgeütn ftintS 
Ütatcrl  ttne  titfe  Kbntigung  gtgtn  feinen  e^ 
maligen  2t^  gtfa|t  ^tte,  Mte  biefen  balb  na^ 
{einer  äi^ronbcfttigungabuiui  r^rte  i(n  in  tin 
ßlDftei(S86).$onbaantKtfi!^n>inbet$^Dtiu«aua 
btt  iSefi^ii^;  biefet  S^lag  fi^nt  J3fa bei  (einem 
Doigefc^rittenen  Wtet  gart)  nidictgebeugt  )u  (oben. 
3n  bit  3ßieberanM)>fung  ber  EBtgiel^ungen  mit 
bell  ^äpftm  mib  in  ba«  SBerfobrtn  gegen  bie  p^o- 
tianifdietiSBiiii&Bfe  griff  tt  ni^t  me^r  ein.  9lui% 
teiiie  f^tiftfttHerifi^  ttbctt  ^mt  auS  ber  3eit 
nn{ä  feiner  gmüen^felung.  SeinSobertignttt 
fit^  um  ba83abr891.  a)ie  grittbifc&e  ffitd)t  fing 
erft  fpäl«  an,  fein  gtff  am  6.  gtbruar  ju  ftlem. 
'Wj  ^Sottiard)  toat  Ißbo^uS  btr  ouSgf 
prägtcftc  Vertretet  btr  b^iantinifdbtn  gtinbfcboft 
gcLKn  3ium  unb  bie  loleinifc^e  Riw^t;  fyA  rc 
iod}  bcH  trflen  entfditibtnben  ^uäbru^  jentt 
tiTiuiniäcn  SetDtgung  gmifi^  bem  HUtotgen- 
uiiD  am  Slbenblanbe  ^ttbtigtfü^ri,  bit  mit  ber 
@rünbimg  Sonftantino^MlB  tn'S  Stben  trat,  bur<^ 
bie  diri[lolDgifi!(|en  ffämpfe,  mäf  inttnfioet  bur^ 
ben  ißilüerftreit,  genährt  »urbt  unb  jWei  3a^- 
^unberte  imi^  il)m  inbtmbeftnitiDen9ci|guiifi^ 
ber  gne(^if4tn  unb  bet  lattinifi^tn  ttiiä)t  ifym 
^bid^lug  fonb.  Sier  ^Snli^teit  bei  $^ttua, 
{0  tnäd)tig  fie  mar,  batf  alleri>ingl  biefe  Sürimtg 
itii^l  allHn  jugtfc^riebtn  tnerben.  Slie  @efi^tB- 
bn[i:il]liiiig  ^at  fi^  ftit  lüngtrtt  3eit  boron  ge* 
Ruiliiit,  bie  tnibenben  fftäfte  In  ben  gulturju- 
[uuibcii  unb  in  ben  breiten  S^ii^ttn  btS  EßolttS 
411  jitdicii,  aufl  be^m  @ct)DB  bie  einjtlntn  ^iftori- 
jdjen  Stiatfai^  ^otgeben.  !Bei  ^botiuB  lägt 
jid)  aba  mit  btfonbtttt  fllot^  baS  bop))tIte 
(Clement  mal^^men,  aus  befftn  gemeinfamer 
XI)ätigtcit  bie  @eMi(^e  geboren  toitb,  ber  3eit> 
gcijl  unb  bie  3nbiDibualitäL  ^^otiufi  not  in 
{dnen  liii^li^  Xenbeiqen  boB  ftitib  feinet  3eit, 
ein  Itiiget  ber  griec^ifcbm  ©tlbftgtjaui^,  bie 
[id)  iibcr  bit  iBarbortn  btS  übenblanoeS  unenblii^ 
ctiiaboi  toaste  unb  gegen  baS  Ibenblonb  in 
l>[iiii:id)fr  Wie  in  tiri^Ii(§et  aSqie^ung  M  obju- 
iiiiiiü^en  beftnbte.  St  ipot  aber  oud^  ^trr  iwer 
feine  3"';  ^t"^  «  """fett  attt  but^  bit  beiber> 
jeitigt  ßultutenttoiißung  entflanbenen  @tgtnfS^ 
auf  ibret  (8tbunben!^tit  betODt guloilen ;  et  gab 
ibntn  eine  begriffli^  St^attimg  unb  bobun^  erft 
ihn  gninc  mirlenbeftraft.  ©tin  pttf Bnlidber  g(tr« 
(ld( ,  bfi  ibn  antrieb,  entgegen  bet  ftüber  an« 
flcniicmn  SuctDrität  btS  5^ftt8  ftintn  5|Jatri. 
üTi^ülii^  ju  beboupten,  Berbonb  fi^  mit  bem  Steige 
ber  Qüiijen  Station,  ber  f^on  bun^  bie  Strii^tung 
be^  iiücutilSnbifi^tnflaifttt^umStmpRnbli^Mtle^ 
Dorbtn  tmt  unb  bun^  bie  Mrfudtite  ^glitberung 


9089 


Sß^DttuS. 


2090 


on  bei  €|%  tiiUT  faß  unoBHlMinn  jiolnnif^ni 
Sitootur  übec  biefen  Se^itiunft.  $^otiuB  fyA  ^iti 
im  SrientlU^  oKe  äiünbc  jufamnunatftellt, 
IDcI^e  fi^  mie  btt  ^igm  Sm%  btn  ißätttn 
unb  bft  tl^ologifii^  Sfxnilotüin  für  baS  gric 
4ifi^  Sooma  attDimun  laffen:  bod^i  trcttn  bei 
Ötn  €4#  unb  ißäter  ttnlir  btn  t^tologil^en 
Sifiumentm  jutütf.  (BiD^t  btaltttifi^e  Scwonbl* 
1^  unb  butt^brtngmbci  Sc^nrffmn  tretni  babct  in 
bat  S}icnß  ^tigtr  Seibcnfc^ft,  btc  ^^  öftti  in 
bem  sndjten  Xon  btt  SJarftcOung  äuficri  39f 
nurfniSnert^  iß  tS,  baft  ^^otiuB  in  bitfei  S^rift 
Ue  t&nifi^  ffii^e  niqt  bind  anQniji  (gi  ruft 
boiin  fostn  bit  ^äpftt  bis  }u  ftinn  3nt  eis  bit 
Snttttn  bti  uiiba|fil[$ttn  @QmboIumB  s«|en 
Snibtofiufl,  ^itnmijntuS  unb  üugu^uS  an.  Ißon 
bcn  (pdtntn  @tgntni  bei  Sattinei  uurbc  biift 
Schrift  BfteiS  btmt^,  befonbeiSoonKitoIouSbon 
SRd^one,  llnbnnricuS  ComatetuS,  @tnnabiue  Don 
BiiIaatienu.S.  Siibeni|tite  nmibe  ü^  aiu^  eint 
ffitbetltgung  feitenB  befi  So^onntS  SectuS  (f.  b. 
%it)iuX^  Sottifel^ft  ifl$^otiiifi'^ctor[d^t : 
Uc  rint  fltintie  Sbfnnblung  iibci  benfelbtn  @tgtn- 
jtanb,  wtiä)t  eut^Qmiue  ^igabenuS  (f.  b.  art.) 
KÜiei  Panoplia  rintwrleibl  ^.  ft^er  ((inn  eine 
Sb^onblung  gegen  btn  lämifc^  ^timal  alS  äc^t 
gättn ;  fäitt  im&i)t  ift  ober  ba§  @c^riftc^tn  Htpl 
Tmv4>pafla>vxiilTÜivXaiii<ISv  AaTfviDV,  bie239n*  I 
Hagen  meiftenS  bi3ci)>IinäTtn  3n!)alte«  gtQcn  hie , 
Sateina  erlebt  unb  a^  vaä)  bei  ffir^entrtnnimg  i 
Bon  1054  oerfafettmirbt.  3"benbo9mati[^))olt-' 
mlfi^  @<^ften  ifi  aiu!^  dne  Steigt  oon  SQriefcn 
ju  t^nen;  banmtei  finb  bie  entqflila  unb  baS 
Gilben  an  btn  ^tiiaii^ni  bon  ^quiltia  übti 
Üe  Contioberft  mit  btn  fiateinem^Jonie  ein  in 
anncnif^  Ueberfe^ung  «tnltenei  99iitf  an  btn 
ital^IifoS  Sad^onafl  Don  ©lo^anntnitn  bciooigu' 
hAm.  S)tm3n4«>It  notli  fin^morf^^Ii^,  bitnt 

mt  Ktine  €^ft  Liva-rmirai  wtl  äno&^i;  nA  m. 
bau  atiologetifi^en  3tot(t,  bit  Segitimität  bei  3&a^ 
btS  ^l^HuS  gu  bcueifen.  3tMi  Ucitcie  polemijc^e 
€^|ttn  gtgcn  btn  i^tifer  äulian  unb  btn  ^ 
Tttilti  Seontiüa  Don  9ntioc^im  flnb  Deiloitn  gt- 
gongen.  —  6.  5ß^tiu§  mar  ein  ^ewonagenbtt 
ipomilttiftr.  iSon  ftintn  geiftlic^tn  ^dxn  ift  aber 
nur  tint  gelingt  ^äfl  einölten,  unb  bitje  litgtn 
no^  nid^t  aOt  im  Srud  Doi.  Sit  btjie^en  ji^  t^eiß 
out  ^t  Ui  ^eim  unb  anoxiä,  t^eilB  auf  l^o« 
ctf^ereigniffeftintiStiL  ^ftoiifd^  ul^g  ^b 
bic  jtDti  jpontilien  onlälli^  btS  llt&erfans  bn 
Shil^  (866),  bie  gu  btn  filttpen  Stugniffen  Don ' 
beit  Untem^mungen  ber  SlaDtn  gegen  ttoS  bqjan- 
ttnifcbe  3ieiii&  ge^äien.  —  6.  Sw  ginmocamm  (f.  b. 
ffrt.  <lanon(ainmIungtn  n,  1850  f.),  ber  lange  3eit 
Ott  bie  ^(mt)tfc^  befi  PotiuS  <uif  bem  cano- ' 
ntfKfd^  Qkbiett  galt,  nnirbt  f^on  ftfl^  al8  bie  j 
wnbeitnng  eina  llltent  Scdrift  eifonnt,  unb  f  clb|) 
biefeSeoibeUung  l^bie  neuefteg^aifd^ung  $^oHug 
obgcfpioi^  Scffemmgtac^tit  üblt  ^^otiuS  bur^ 
feine  canonifii^  viieft  unb  feint  S^nobalbttitte 
ttncn  gro^  Sinjlu^  auf  bic  9uflbilbung  bcS 


bufontinifi^  t^tId^enrt4tS  ouS,  lotnn  nit^  als 
l^kitt^fammler,  fo  bo<j^  oIS  fiidEili^  @tfttatbtt. 
—  7.  SQon  äOeifef^ttn  unb  unäc^ttn  ©Triften 
l^fülogifi^  3n^It3  iß  eine  gonje  Xti^  na^ 
itfiLiieftn;  ftint  boDon  lann  ober  ein  ^B|ere8 
.)  iiiertfft  btanfpruäen,  auBgenummen  bie  ejcti)ite 
.111^  bei  Ihrd^gefii^d^  btS  $^iloßotgiu3  (f.  b. 
'}lrt.),  bie übiigenS  meijl  unbeber^iä Sß^otiuSiu- 
üeii^rieben  »erben.  3u  ben  jmtif triften  ©c^riften 
lUli^ien  au^  ©c^otien  ju  So^ciineS  eiimocufl. 
'.'(!il>trerftiliiflni(^tau8gtfd|Ii>f|tn,ba^no^tinige 
i£djriften  befi  $^oliu9  unter  fttmbtn  9iamtn, 
i.  'A.  unter  bem  btS  StijIianuS  Don  9ieocAfaita, 
Urrliorgen  finb. 

JU.  am  ^öc^flen  ftebt  $^HuS  alS  @tle^ttet 
uiiü  als  SBieberticifIcllet  btr  daffif^tn  ©tubien. 
S.-iilc  fc^utbft  ibm  bit  SiüifilDelt  um  (o  gr5fttre 
Vliiiirfennung,  meil  er  auf  Sitfem  @ebiete  leinen 
iirisnitttlbaren  SQorganger  btfa|  unb  Etine  Sin- 
ri-iiimg  Don  Sulen  empfing.  £t  mu|te  Diclmtfir 
Qi'u  Smibeibonn  breiten,  ber  feit  fnei  3a^i^un> 
bfritn  auf  bti  ^rofanlitttotur  lag,  utü)  aui  jU^ 
icll'll  Siebt  unb  »egeifterung  für  bie  clafp(d|e 
(Kultur  f^öpfen.  Staftloi  War  fein  Se^rtn  unb 
l'otiitn  im  ffttife  ieiner  Siület,  bie  et  in  bit  faß 
i.icriitf]ent  unb  btfonbttU  ouii^  ben  SSilbtrffmt 
iflnuer  gefcööbigte  cEaffifcbe  unb  t^teotogifc^e  Site- 
rütiir  einfübitt.  1.  3)äg  bittbenbe  Slenlmol  feiner 
litaaibiftorif^  Stubien  ift  boS  M;riobiblion 
obn  bie  Bibliotheca  beS  Sffl^otiuS,  uifprüngli^ 
ruu  als  ein  iBencgt  Übet  bit  ^üd^  gebucht,  UcU^ 
'i^iiatiuS  tp£^rtnb  bet^bwefen^it  feineS  ^rubeiS 
larafiuS  in  feiner  p^ilologifi^  (SefeUf^oft  Dor- 
uv-  ober  beftiR»^.  Me  ©öltungen  bei  claffif^ 
i^ilrratur  fmb  in  bitfem  93eriqte  Dtitttttn,  mit 
'iluäna^mt  ber  ^otftt.  3n  bunt«  nbrntd^eiung 
locrbtn  $^ilof op^en,  Stbetoten,  &ißon(er,  @ram> 
matUtr,  aetjtt  unb  Sloturfo^d^er  Dorgefü^, 
allcrbingS  nur  in  einer  SuBDobl,  ntl<^,  abgtfe^ 
n  m  ber  Skronlaffung  btS  99trid^ttfi,  nodbbobut^ 
l>«'tiingt  erfd^eint,  baf)  !ß^ottuS  über  aUbelonntt 
^Vrft  ni^it  rtftrimt  aoHit.  Sinnt  befonbtm 
il<sai)  btfi^  bit  Bibliotheca  für  bit  t^logifc^ 
i^ilciatut.  Sin  großer  Xbeil  bei  ^  befpn»^ 
nen  flin^en^ftoruei,  Sogmotilei,  ^olemitei  unb 
g^iegetcii  i]t  mir  me^  buii^  bit  Stiatalterijtif  unb 
bie  größeren  obei  Iltintttn  %u8)ügt  ovS  i^rtn 
Si^riften  in  btt  Bibliotheca  bÄtmtt  SUS  tin 
großer  Sierlufl  füt  bit  altc^rtfUiiJ^  Silendut* 
^cic^idflt  ift  eS  onimfe^,  bo^  bie  gfoitfe^ung  bei 
ifibilutiteca,  bie$botiuS  feinen  Srubet  in  tluS« 
)id;tftellte,  nitbtjuStanbelom.  Utbeionbenä^ 
fiib  ^b'itiui  aU  ein  ftiner  Siterorhritiltt,  unb  bie 
jYuUe  finb  fe^  feilen,  in  btnen  bit  mobernt  ffritil 
jiii;  Don  feinem  Urtlieil  tntftmen  muft.  —  2.  (Ein 
^tDcitei  mrtt,  boS  Lexicon  beS  $^tiuS,  bient 
rtiii  pbilolDgif^-grammütifc^en  SiDtiftn.  gflent- 
tlmib  QÜc^fl  tuabrfd^tinlii^  no^  btr  Bibliotheca, 
al{D  nai^  857.  £tr  ptrfSnlid^  9ntbtil  beS  ^fy>- 
tiu^  ftebt  biei  ^nter  btmjtnigtn  ftiner  StbiiJtt 
fiiiici  juiüd.  3tDtd  btS  StfitonS  Bur,  bit  Sefung 


2091                                                     ^l^otiuS.  2092 

ber  dafflfd^en  31udoren  unb  ber  l^eiligen  Sd^rift  meuS,  in  ben  ^ncationen  ber  tufftfd^  ^• 
SU  crleid^tem.  3n  ber  C>ou|)tfad^  ßel^t  e»  auf  bie  fHna«®efeIIfd^p,  §eft  31,  ^PctwSburg  1892  (ögl. 
Icsifogr(H)l^ifd^en©(i^ttenöon^arj)o!ratu)n,S)io-  über  il^  Snl^olt  8%ant  Sdtfd^rift  n  [1893], 
genlomiS,  ^ßmtföttwS,  «JJion,  ^elioboruS,  ^oU  349  f.).  Sie  toid^tigpen  etnadouSgaben  finb: 
loniud  u.  f.  tt).  ^uriid.  —  3.  2)ie  bialeftifd^en  Sel^r»  Amplulocliia,  ed.  S.  Oikonomos,  Athen.  1858; 
büd^er,  namentlich  über  bie  Zop\t,  meldte  ^j^otiuS  bie  4  Sudler  gegen  bie  ^IkmKcianer,  bei  J.  Qtr. 
^um  @(^ulgebraitd^  t)erfa^te,  fütb  bis  auf  einzelne  Wolf,  Anecdota  graeca  I  et  n,  Hamburg. 
9ragmentet)erbren  gegangen.— 4.  Sinige@t)rud^-  1722  (t)gl.  ba^u  bie  @d^rift  t)on  Roxapd%B> 
fammlungen,  bie  auf  il^re  OueOen  no^  nid^t  ge-  SRfrttfd^ian,  2)ie  $auliüaner  im  b^^ontinifd^ 
nügetd)  unterfud^t  fmb,  geben  eine  weitere  9tid^-  Jtaiferreid^eunbl)ermanbte!e|enfd^^d^eiitmiga 
tung  9U  erfennen,  in  ber  baS  3nteref|e  beS  ^l^otiuS  in  Armenien,  Seip^ig  1893) ;  bie  a^flagogie  beS 
an  ben  Senhnölem  ber  alten  Siteratur  ftd^  be«  1^1.  ©eifted,  l^eraudgegeben  Don  3.  £>ergeinö%r, 
tl^tigte. — 5.2)erreaIi[tifd^enS]^ara!teranIagebe8  SiegenSburg  1857  (t)gL  bogu  bie  Unterfm^ 
^l^otiud  entft)red^enb,  nimmt  bie  $oefte  ben  ge-  beSfelben  in  ber  Slfibinger  Sb^oL  Ouartolf^i^ 
ringften^lal  in  feinen  aUertl^umSmiflenfd^aftlid^en  XL  [1858],  559—629);  bie  unöd^te  @<]^ 
99eftrebungen  unb  in  feiner  eigenen  fd^riftftdlerifd^  gegen  bie  ^ronfen  bei  J.  HergenroeÜier,  Momi- 
^l^tigf eit  ein.  Die  unter  feinem  9lamen  gel^enben  menta  graeca  etc.,  62 — 71;  einige  neue^ 
SSerSftüdte  finb  entmeber  t)on  geringem  poetifd^en  müien,  l^erauSgegeben  t)on  @.  %riftard^,  in  ber 
SaSertl^  ober  il^rer  Sed^tl^eit  nad^  atoeifell^ft.  —  'ExxXYi<na<mx9j  'AXi^dsia,  Sol^rgg.  1882—1886; 
6.  3um  @d^lu^  fei  auf  bie  Srieffammlung  beS  ber  IRomocanon  bei  Yoelli  et  Justelli,  Bihiio- 
^l^otiuS  ]^ingett)ief en.  @ie  umfaßt  etma  263  SSriefe,  theca  juris  canonici  veteris  n,  Paris.  1661, 
bie  t)erf d^iebenartigen  Snl^altS  unb  g^baralterS  fmb.  815—1 140 ;  Ehalli  et  Potli,  SuvraTput  xavovov 
2)ieienigen,  in  meldten  geleierte  uno  tl^eologifd^e  I,  Athen.  1852  (DgL  bcqu  S.  ^Qd^arta  Don 
f$ragen  befprod^en  loerben,  fmb  ^um  gr5|ten  %f)äl  Singentl^al,  Ueber  ben  Serfoffer  unb  bie  OueHen 
ft)öter  ben  9m))]^iIod^ien  einverleibt  morben.  Sie  be§[t)feubO't)]^otinianifd^en]9fa)mocanond,$eta3- 
übrigen  finb  Cmpfel^IungH  Iroft«  unb  ^öflid^-  deSt.PötersbourgVn8er.,t.XXXII,n.l61l; 
f eitSf d^reiben ,  in  benen  baS  literarifd^e  Talent  bürg  1885  [M^m.  de  racad.impdr.  des  scioiees 
$]^otiu3' ftd^  in  feinem  ]^5d^ften  ®Ian}e  aeigt.  3n-  BibUotheca,ed.LBekker,BeroL1824,2To]L; 
l^Iüid^  finb  fie  für  bie  ©efammtd^ardteriftü  be§  Lexicon, ed. S.A. Naber, Leidae  1864— 1865, 
^l^otiud  l^öd^ft  loid^tig ;  bie  eblen  3üge,  bie  in  2  voll. ;  @))rud^fammlungen  bei  Leo  Stembadi, 
Dielen  berfelben  )um  Sorfd^ein  lommen,  mamen  PhotüPatriarchaeopusculum  paraenetieam. 
babor,  über  ben  @d^en  ber  fird^enpolitifd^en  Appendix  gnomica.  Excerpta  Parisina,  in 
2Birffam!eit  beS  $]^otiu§  bie  Sid^tpunfte  in  bem  Dissertat.  classis  philolog.  acad.  litter.  Graoo- 
(Sefammtbilbe  feiner  $erfönUd^!eit  ju  überfeinen,  viensis  XX,  Cracov.  1893,  1 — 82;  Id.,  Ana- 
Sie  §auptquettcn  jur  (Scfd^id^te  bc8  ^l^ottuS  lecta  Photiana  1.  c.  83—124 ;  bie  SWefe, 
(im  engem  unb  weitem  ©inne  beS  SßorteS)  bil-  l^erouSgegeben  öon  Sol^.  9?.  SSalettaS ,  fionbon 
ben  bie  ^cten  ber  Soncüien  öon  869—870  unb  1864. 

879—880  (bei  Mansi  XVI,  1  sqq.;  XVn,  S^ad^  bm  friil^erm  5Konograp]^m  öon  6^ 

373  sqq.),  ber  Serid^t  bc3  3gnatiu3  (burd^  bm  Qfaud^er  (Histoire  de  Photius,  Paris  1772) 

^rd^imatü)ritm  Sl^cognoftuS)  an  bm  ^offt  9lico»  unb  3. 3ager  (Histoire  de  Photius,  Paris  1844) 

lauSLübcrbieSorfornrnniffeinSonftantinopelöon  ftcttt  bie  ©d^rift  3of.  ^ergmrötl^erS:  ^^otinS, 

858—861  (bei  Mansi  XVI,  296—301),  «riefe  ^atriard^  öon  ßonftanttnopel,  fein  Sthm,  feine 

beS  Sr^bifd^ofS  öon  9leocöfarea  St^IianuS  3RQppa  @d^riften  unb  ba§  gried^if d^e  @d^i§ma ,  naä^ 

unb  anbcrcr  S^itgcnoffen  tl^eilS  für,  tl^eilS  gegm  l^anbfd^riftlid^m  imb  gebrudftm  DueDm,  SRegenS- 

$l^otiu3,  öon  benen  mand^c  öerlorcn  finb,  bie  ein«  bürg  1867 — 1869,  3  Sbe.,  baS  ^auptoer!  über 

fd^Iägige Eorrcfponbcnj  be§ ^a|)ftcS 9licolau8 unb  ^l^otiuS  bar;  eine  Weit  angelegte  JBonogrop^ie, 

feiner  9lad^folger  fotoie  ber  b^jantinifd^en  ftaifcr,  bie  im  Slal^men  einer  (Sefd^id^te  ber  gried^ij^en 

bie8fortfe^crbeö2;]^cop]^anc§,ber§iftorifer3ofe|)]^  ftird^e  öom  4.  3öl&t^unbert  bis  gur  SBefefHgung 

©rnefiuS,  5lnaftafiu8  Sibliotl^ecariuS  unb  fj)ätere  berftird^entrmnung  im  12.  imb  13.3Q^t^mibert 

b55antinifd^eE]^rontften,be§^atriard^m3gnatiu3'  unter  Scnufeung  eincS  großen  DuellmmaterialS 

SebmSbef d^reibung  beg  5liccta8  S)aoib  ata})]^Iago  mit  f eltmcr  ^rünblid^feit,  ©elel^rfamfeit  unb  Cb- 

(f.  b.  ^rt.)  unb  baS  gragmcnt  ber  Sobrebe  bcS  jcctiöität  gebotm  wirb.  S)anebm  fommt  no^  bie 

SRid^ael  ©^nccttuS  auf  bcnfelben  $atriord^en,  bie  Siteratur  über  baS  morgenIoiü)ifd^e  ©d^iSma  (f.  b. 

anonyme  Vita  beS  $atriard^cn  gutl^^miuS,  enb»  3lrt.®ried^ifd^cftird^e)inS3etrad^t,fotDiebie©(|nf« 

lid^  bie  ©d^riftcn  bc§  $]^ottu§  felbft.  —  ®ie  ein-  ten  öon  6.  Sommer,  ^apfl  SWcoiouS  L  unb  bit 

äige  ®efammtau3gabe  berfelben  ift  bie  öon  SKigne  b^jantinifd^eStaatSfirclef einer  3eit,93erlin  1857; 

(PP.gr.  CI— CIV,  Paris.  1860).  ©uj)plcmcnte  A.Gasquet,L'empirel>yzantinetlamonarchie 

baju  bilben  J.  Hergenroether ,  Monumenta  franque,  Paris  1888, 348— 372;  3- SWalpfeoffii, 

graeca  ad  Photium  ejusque  historiam  per-  £)iep.S9riQu§unb9ßet]^obiud,bieerftmflaöif(^ 

tinentia,  Eatisb.  1869,  unb  eine  ücine  ©amm«  Seigrer,  Äie»  1886  (mfftfd^);  %,  gr.  ©fröret, 

lung  neuer  ©d^riftm  öon  91.  ^apabo*)ulo§  ffcra-  ©ti^antinifd^e  ©efd^id^tm  II  u.  III,  ©raj  1873 


2098 


^]Jr99i«n  —  ^l^^fiofraten. 


2094 


Mfi  1877.  ©er  neuefle  »trfud^,  ^IJottuS'  Stvtä^» 
poMt  unb  Sl^Qrafter  }u  te^tfertigen.  Hegt  t)or 
in  ber  rufflfd^en  &äftx\t  Don  SDancoö-Sßlatonoö, 
juerft  im  3oumoI  bed  SRiniftenumd  für  S^offdouf- 
Häntnö  CCLXXX.  CCLXXXL  CCLXXXm 
(1892)  unb  fobonn  in  Sud^form  erfd^ienen  (t)gl. 
999jant.  Seitfd^rift  I  [1892],  356  f.  632  f.  gine 
abaeliir}te  frangöpfd^e  Ueberfe^ung  biefer  @d^rift 
gab  9.  IhreeD  in  ber  Bevue  internationale  de 
thöologie  I  (1893),  654—669 ;  U  (1894),  80 
a  107, 258—261.  »eid^e  Siteraturangaben  f.  bei 
St,  ffrumbod^er,  ©efd^id^te  ber  b^jontin.  fiiteratur, 
aRünd^  1891, 223—283.  2)ie  gtoeUe  im  £rudt 
befinblid^  Sluffoge  entl^  no(^  loeitere  Siteratur- 
angaben  Don  R,  ffrumbad^er  für  bie  profane,  Don 
bem  Unter^eid^eten  für  bie  tl^eologifd^e  S^ft« 
fteOerei  be§  $^otiu8.  [9.  g^^.] 

9$tf gieii,  f.  Äleinajlen  Vn,  783. 

»gier,  f.  gjlontaniSmuS  Vni,  1839. 

yf^Uiaxiotiitm  9  f.  ^Ipl^tl^artoboleten  unb 
SRonopl^^jiten  Vm,  1798  f. 

^I^nt  (V«,  LXX  OooX  ober  Ooodt),  im 
Wkn  Xefkmente  ein  ofl^rifd^  Jtönig,  loeld^r 
gur  3<it  beS  idraelitijd^  Jtönigd  SRanal^m  mit 
einem  ^»eere  in  Sdraet  erfd^ien  unb  einen  Sribut 
t)on  1000  Xalenten  ®oIbe§  in  Smpfang  nal^m 
(4  StbxL  15, 19).  Sermutpd^  l^tte  i)^  9Rana- 
f^  geru^,  um  ftd^  gegen  bie  inneren  g^inbe 

Seiner  Regierung  einen  @d^  Don  Sinken  gu fidlem; 
)ie  l^ige  Sd^rift  gibt  afö  Stotd  ber  Zribut- 
Sal^Iung  an,  ^ba^  $]^ul  mit  il^m  fein  foOte,  bad 
jfönigtl^um  in  feiner  ^nb  gu  befeftigen".  93ei 
einem  fpötem  3uge  eroberte  $1^  oad  Oftiorban- 
lanb  unb  oerpflai^  beffen  99ett)obner  nad^  9Refo* 
potamien  (1  ^.  5, 26).  (Einen  ffönig  ^ffvH  nun 
nennt  nad^  SerofuS  au^  9(Ie;anber  ^ol^l^ftor  bei 
(Sufebiud,  be^eid^t  i)^  aber  auffaHenbermeife  afö 
^alböifd^  Icönig,  jo  ba^  er  mit  bem  Don  ^tole- 
möuS  aufgefül^rten  ffönig  $orud  Don  SabQlonien 
ibentifd^  fein  mü^.  9bd^  auffaOenber  mar  feit 
bem  99ef anntmerben  ber  leilinfd^riftlid^en  Urfunben, 
ba^  auf  feinem  off^rifd^en  2)en!mal  ber  9lame 
!ßl^  m  finben  mar.  Sud  biefem  ®runbe  fprad^ 
f d^on  Q.  SRamlinfon  unb  SepfiuS  bie  Sermutl^g 
aus,  ba^  $1^  btefelbe  $erfon  mie  Xiglatl^  ^ile- 
jor  lEL  (f.  b.  9(rt.)  fei,  unb  @d^aber  erl^b  oiefe 
Vlnnabme  burd^  fd^arffinnige  Kombination  }ur 
@en)i|^  (ffeUinfd^.  unb  ®efd^id^Sf.  422  %; 
Stiel^m,  ^nbmörterb.  1207).  9ti^t8  mel^  alS 
eine  Sef^gung  biefer  geiftigen  ßrnmgenfd^ 
fonnten  bann  neue  feUinf^rifÜid^  gfunbe  liefern, 
meldte  in  iüngfter  3eit  ber  Sßiffenfd^  gugönglid^ 
gemorben  unb  in  @d^aber8  fteilinfd^riftlid^ 
IBibliotl^I  n,  Berlin  1890,  286  abgebrudtt  ftab. 
C)iemad^  ift  bie  ^bentttat  Don  $]^ul  unb  Xiglatl^ 
^ßilefar  XU.  eine  biftorifd^  X^tfad^e.  S)iefer 
fd^nt  freilid^  bie  peilige  Sd^rift  (xa  ber  @tdle 
1  ißar.  5,  26  )u  toiberfpred^en,  m  totUfyn  ^fpü 
neben  Xiglatl^  $ttefar  (benn  biefer  ifi  Xl^gatl^- 
pl^Inafar)  genannt  mtrb.  Mein  eine  genauere  99e« 
trad^g  geigt  fogleid^,  ba^  biefe  SteOe  Iritifd^ 


Derunßaltet  ifL  Sad  SBerbum  q^^ü  fe|t  ein  ein- 
aelned  @ubieä  Doraud,  unb  biefed  ift  £igla^$i* 
lefar.  2)ie9lanbgIoffeiemanbed,meId^ber@ad^ 
funbig  toar  unb  '^'»«  '^h^  ^'"  'l'"»"*^«  l^gu- 
fd^rieb,  1^  ein  unlunbiger  Sbfd^eiber  bem  siest 
hinzugefügt,  ben  @a|  aber  nid^t  Derönbert,  f o  b<$ 
bieaRöglid^feitfritifd^aSieberl^teaunggeblieben 
ifl  Senurfprünglid^enSestbemal^rtbie^efd^ittl^o: 

n-inttT  «dV»  no^B  nhir\'i  «mn.  [ftaulen.] 

^f^tfUMetAeu  l^^en  im  9leuen  Seftamente 
Omattl^.  28,  5)  ^rgamentftreifen,  auf  meldte  (S|. 
13,  3— 10  unb  11—16.  ffieut.  6, 6—9;  11, 18 
bis  21  als  ^ouptin)^  beS  ®efe^  gefd^rieben 
maren,  ®iefe  fogen.  v>Br)  trugen  bie  äuben  jur 
Seit  3efu  an  ber  Stint  ober  am  linfen  Srm,  ur- 
fprünglid^  alS  fpmbolijd^  SluSfül^nmg  Don  S)eut 
6,  8,  fpöter  abergldubtfd^  alS  Slmulete  (bal^  ber 
9lame$l^9la!terien).  Sie^l^fdertrugenbiefeSIb- 
geid^en  mbglid^ft  breit  unb  ouffaHenb,  um  ibre  9ln- 
i^önglid^Ieit  an  baS  ®efe^  öffentlid^  funbgumad^ 
(S3gl.  Lightfoot,  Horaehebr.  in  Evang.  Matth. 
23, 5  [Opp.  Praneq.  1 699,  U,  356].)    [ftaulen.] 

99  VPC0-i9<o(00ir(Aer  ^tfesBeipeis,  f.  @ott 
V,  867. 

TfiiffUixaUu  (Oeconomiften)  iftber  gebräud^ 
lid^e  9came  für  eine  @d^ule  Don  SSoIfömirtl^fd^ftd« 
lel^rem,  meldte  in  ber  {meiten  ^fte  beS  Dorigen 
Sabrl^unbertS  nad^  bem  93organge  gfron)  OueS- 
nap'S  (1694—1774)  bie  ®efe^  beS  DoffSmirt)^ 
fd^ftlid^en  SebenS  eingel^enber  gu  erforfd^en  ind) 
fpftematifd^  barsufteOen  fud^ten.  9Bie  OueSnap  als 
ber  ®rünber  ber  pl^pfiofratifd^  @d^i^e,  fo  gelten 
bie  $]^9fiofraten  als  bie  SSegrünber  ber  9tationaI- 
öconomie  überl^aupt,  infofem  biefelbe  eine  felb« 
ftönbige  SBiffenfd^  ifL  S)en  Flamen  ^l^pftolratie 
(Don  9U(7tc,  Statur,  unb  xpaxeTv,  l^enid^en)  fyd 
baS  bäreffenbe  Spjlem  Don  ber  ftorfen  sBetommg 
ber  natürlid^en  Orbnung  unb  ber  9taturgefe|e 
gegenüber  ber  fünftlid^en  Seeinflufftmg  ber  Sßen« 
f d^en  erl^alten.  —  S)ie  ben  ^j^pfwfraten  eigentl^üm« 
lid^en  ©runbanf d^auungen  l^gen  innig  ^uf ammen 
mit  ben  bamalS  —  befonberS  in  gfranlreid^  — 
meitDerbreiteten  9nfidbten  über  bie  Statur  beS 
9Renf d^  unb  ber  menfd^Iid^  ®ef eSf d^ft,  mie  fie 
in  3.  3.  Stouffeau'S  Sd^ften,  namentlid^  in 
feinem  Gontrat  social,  il^  cldpf  d^  SuSbrudt 
gefunben.  9Rit  Stouffeau  ift  ben  $99{u)fraten  ber 
SnbiDibualiSmuSgemeinfom.  9uSge]^nbDoneinem 
natürlid^  (b.  1^.  au^ergefeOf^iftlid^)  Suftonbe, 
laffen  fie  alle  gef eOf d^üj^  Serbinbungen  eiiuig 
uno  aSein  burd^  bie  freien  Sertrfige  ber  unter  ft^ 
gleid^bered^gten  SnbiDibuen  entftel^en.  Sßeil  aber 
bie  aDtenJd^en  bei  Singel^g  Don  iBertrögen  nid^t 
bie  Vbfid^t  l^aben  fonnten,  i$re  inbiDibueuen  gfrei- 
leiten  unb  ^tä^tt  preiSjugeben,  f o  muffen  bief elben 
innerl^  ber  SefeHfd^  mbglid^ji  gemol^  bleiben. 
9lur  f  0  weit  barf  bte  freie  ©elbjibefHmmung  ein- 
gefd^rünlt  merben,  als  burd^  biefelbe  bie  %tüf^ 
Snbererbeeintrftd^tigtmirb.  äeberSReufd^bot  Don 
9latur  aus  baS  Sted^  auf  bie  naturlid^  @enSffe 
beSSebenS,  unb  ba  er  biefe  @enüffe  nur  buid^9r* 


2095 


Pia  causa  —  ^tariflen. 


2096 


Bett  ertDcrbcn  lann,  f o  IM  w  (nxä)  baS  natürlid^e 
Sted^t  In  feiner  Slrbeit  nidftt  bel^inbert  ju  »erben, 
eigentpmlid^  ip  ben  ^l^^fiofroten  au|erbem  ber 
®lau(e  an  allgemeine,  bod  gefeOfd^apd^e  Se&en 
bel^fd^enbe  Sfloturgefefec,  bie  öon  felbft  ftd^  öer- 
toirllid^en  unb  bie  !£Ren)d^l^ett  ^um  irbif d^  ®\M 
f^ren,  fobolb  man  ftd^  aSer  fünftlid^en  eingriffe 
mü)  ^iemmungen  entl^ölt.  Diefe  9laturgefe|e  ftnb 
ber  Sudbrud  beS  göttlidben  aSiUenS,  unb  alle  ))o- 
fttben  ®efe^e  muffen  ftq  benfelben  anpaffen,  o^ne 
il^n  Saut  beeinfluffen  ^u  motten.  3n  ber  grfor- 
f^ung  unb  S)arlegung  biefer  attgemeinen  9latur« 
gefe|e  bed  ©efettfd^aftölebenS  jott  bie  eigentliche 
%[ufgaBe  ber  Stationalöconomte  befiel^.  SOtit 
biefem  ®Iau6en  l^gt  innig  jufammen  ein  nait)er 
Optimismus  in  ber  Sluffaffung  beS  SReufd^en. 
9Bie  bem  93erfaffer  beS  Contrat  social  gilt  aud^ 
ber  t)]^9fu)fratifd^en  @d^e  ber  9Ren[d^  als  Don 
9latur  aus  gut  unb  ebel.  3lud^  ift  fte  ber  Slnfid^t, 
bie  3ntereffen  ber  einjelnen  äJ^etijd^en  feien  benen 
ber  übrigen  9Renfd^  unb  ber  ®efettfd^ft  aber« 
l^aupt  nid^t  entgegengefe^t,  t)ielme]^  fül^  baS 
Streben  berSin^elnen  nad^  bem  eigenen  »ol^er- 
ftanbenen  3ntereffe  am  fid^erften  gur  SSerföl^nung 
aSer  3ntereffen  unb  ^um  ©efammtmol^L  9Kan  f otte 
be^l^Ib  atte  frei  il^r  2hitereffe  Verfolgen  laff en :  auS 
il^er  freien  @elbftbeftimmung  »erbe  näd^  bem 
^lane  ber  SSorfel^ung  ber  ^ortfd^ritt  t)om  ®uten 
jum  iBeffem,  jum  Seften  bis  in'S  Unenblid^  er- 
folgen. Dal^er  ber  SBal^lfprud^  beS  attgemeinen 
®emd]^nIaffenS:  Laissez  faire,  laissez  passer, 
ben  ber  ^l^^frat  be  ©ouma^  ^uerft  in  biefer 
ijajfung  auSgcfprod^en.  6S  ift  flar,  ba^  fid^ 
bicje  ^nfd^auung  ni^t  öcrträgt  mit  feft  gefügten 
focialen  Drganifattonen,  »ie  ©täuben,  3ünften, 
Korporationen  u.  bgl.,  unb  cS  barf  unS  beS^oIb 
nid^t  munbem,  bafe  bie  $^t)fio!raten  oon  Einfang 
on  bie  (Segner  foI(|cr  Drganifattonen  »aren  unb 
bem  ßcrftönmgSnjcrfe  ber  SleooIutionSmänner 
mäd^tigen  SSorfd^ub  Icifteten.  —  Snnerl^Ib  ber 
p]^i)fiofrattfd^en  ©d^ule  (offen  pd^  »ieber  jioei 
SRid^tungen  untcrf d^eiben.  DueSna^  f elbft  befämpftc 
mit  gifer  bie  Slnfid^t,  ba&  Sanbbau  unb  3nbuftric 
gemeinfam  bie  Duette  atteS  Sleid^tl^umS  feien ;  nad^ 
i^m  ift  bie§  einjig  unb  attein  ber  ©oben  unb  ber 
Sanbbau ;  §ai^el  unb  Snbuftrie  l^ben  nur  in- 
fofem  Sebeutung  unb  Sered^tigung,  als  fte  bem 
Idterbau  bicnen  unb  getoijjerma^en  ein  3ö>eig 
besfclben  fmb.  ©e&^b  »iU  DueSna^  Snbuftrie 
unb  §anbel  nur  infonjeit  gelten  laffen,  als  fte  ein- 
l^imifd^e  SRol^ftoffe  »erarbeiten  unb  in  ben  Serfel^r 
bringen.  §anbel  unb  Snbuftrie  an  fid^  oerbiencn 
leinen  ©d^u^,  »ol^l  aber  ber  ^dterbau ;  be^l^alb 
fott  ber  Staat  ben  $reiS  beS  einl^imifd^en  ®e- 
treibeS  l^od^  ju  erl^alten  fud^en,  bamit  ber  Sanbbau 
gebeil^e.  ®en  9lnfd^auungen  DueSna^^S  in  Sejug 
auf  bie  Sebeutung  beS  SanbbaueS  fd^loffen  fi(§ 
unter  Ruberen  an  5ö.  3Kirabeau,  3lbeiD!e,  SRoubaub, 
Se  XroSne,  Se  SKcrcier  be  la  SRioiöre  unb  S)upont 
be  9lemourS.  Sefrtcrer  1^  burd^  feine  ©d^riftcn 
»ol^l  am  meiften  jur  SSerbrettung  ber  plji^fiofrati- 


fd^en  Seigren  beigetrogen.  ^[hxiKtfd^  Sinflul  anf 
baS  öffentlid^  Seben  genmnnen  bie  Sel^  OmS- 
no^^Sourd^  beff  en  ©d^üler  Xurgot^  ber  unter  8ub* 
»ig  XVI.  gfinan^minifier  ttmrbe.  S)er  einfetttgen 
Suffaffung  beS  SonbbmteS  bei  OueSno^  unb  femer 
engem  @$ule  trat  be  ®ouma9  entgegen,  ber  mu^ 
bem  ^Hmbel  unb  ber  ^nbußrie  neben  bem  %dei> 
bau  eine  f elbftünbige  Sebeutimg  juerlannte.  Seiner 
ainfid^  folgten  bie  ^^fufraten  be  SMeS^H 
9Rorettet,  mbert  u.  9.  —  @ie]^  man  oon  ber  %i< 
fid^t  über  oie  Sebeutung  beS  SanbbaueS  ab,  fo 
fiiü)  bie  bargelegten  allgemeinen  tioSSmirt^fd^- 
lid^en  Slnfd^auungen  in  bie  Jogen.  daffifd^  92(S' 
tionalbconomie  fett  9U>.  Smtt^  eingd)rungp.  Sie 
neuere  gforfd^ung  1^  nod^emiefen,  ba|  Swäj 
felbft  bei  »ettem  nid^t  bie  Sebeutung  beft^,  bie 
man  il^m  lange  }ugefd^rieben  fyiL  Seine  äoupi- 
grunbf ä^  1^  er  in  f old^m  Umfange  ben  $l^t)fto« 
fraten  entlel^,  ba^  man  il^n  unb  feine  Xi^öngei 
^ur  felben  Sd^ule  mtt  ben  $]^9fio(raten  re«^ 
barf,  nämlid^  ^ur  Sd^ule  beS  läeralen  OeconomiS* 
muS  ober  Doßsmirtl^fd^aftlid^en  3nbbibualiSntu§. 
ämmerl^in  bleibt  moi^r,  ba|  et  burd^  feinen  ^ 
fiu^  bie  liberal-inbiDibualiftif d^en  9lnf d^auungen  in 
ber  SSoÜSmirtl^fd^  für  lange  }ux  ollgcaneinm 
^^dbaft  gebrad^t  1^,  gunäd^ft  in  Sngl(mb  felbß, 
bamt  Durd9  feine  Sd^üler  in  fjfranfoeid^  (3.  9. 
Sa^,  9r.  ISaftiat)  unb  auf  bem  gan^^ntinent 
Srft  um  bie  STlttte  beS  19.  ^ol^l^unbertS,  als  bit 
bebei^id^en  gfolgen  ber  tmumf d^rönften  ^mottra^ 
immer  Rarer  ^u  Xage  traten,  bereitete  fuj^  attmölig 
ein  Umf  d^mung  unter  ben  Vertretern  ber  92attonaI« 
öconomie  oor.  (93gl.  L.  de  Lavergne,  Les  eco- 
nomistes  fran9ais  du  XYDI®  siäcle,  Paiis 
1870;  M.  Block,  Dictiomiaire  general  dela 
Politique,  Paris  1872  ss.,  s.  v.  Phyaiocratee; 
31.  Ondfen,  S)ie  Sno^ime  Laissez  faire,  laissei 
passer,  SBcm  1886 ;  A.  Oncken,  Oeuvres  eco- 
nomiques  et  philosophiques  de  F.  Quesnaj, 
Paris  1888;  SDeSfelben  «rtifel  über  Due§iun) 
im  ^^anbmörterbud^  ber  StaatSmiffenfc^often" 
[V,  3ena  1893,  315 ff.];  St.  »aucr,  3ur  feü- 
ftcl^g  ber  $]&i)fu)fratie,  in  Sö^rb.  für  9Jational» 
öfonomie  unb  Statiftif,  3ena  1890,  113  ff.; 
SB.  £K)Sbad^,  2)ie  attgemeinen  p^ilofop^fc^en 
®runolagen  ber  Don  gfr.  OueSno^  imb  ^.  Smit^ 
begrünbeten  politifd^en  Defonomie,  Seip§ig  1890; 
&),  ^erin,  S)ie  Beirren  ber  9lationalötonomiefcil 
einem  Sal^rl^unbert,  greiburg  1882 ;  Sd^önberg, 
§anbbud^  ber  poUtifd^en  Deionomie  I,  Sibingen 
1882, 65  ff.;  Devas,  Political Economj,  Lon- 
don 1892,  349  flF. ;  fßaä)  im  ©toatSlejifon  [ber 
©örreSgefettfd^aft]  IV,  691  ff. ;  ^d^,  Sie  t^« 
retifd^en  SSorauSfe^ungen  ber  clafftfd^en  9ktü)nal« 
öfonomie  [Stimmen  auS  SRaria-Soad^  XLII, 
377  Jf.].)  Pß.  Sat^rein  S.  J.] 

Pia  causa,  f.  Caosae  piae. 

Pia  mater,  SButte,  f.  @eneralabfolution. 

^iaxifltn  l^ei^enfur^eg  bielBöter  ber  frommen 
Sd^ulen  ober,  tt)ie  i^r  ootter  lUel  in  ber  St« 
ftätigungSurfunbe  ®regorS  XV.  öom  3al&re  1621 


2097 


^iQtijten. 


2098 


lautet,  bie  SRUglieber  ber  Gongregatio  Paulina 
Clericorum  Begulariiim  Pauperum  Matris  Dei 
Scholarum  piamm.  S)tefe§  ^um  Stoede  bed 
augenbunterrtd^ted  geftiftete  OroenSinftitut,  bad 
ftd^  in  ber  93erf olgung  ftined  StoedeS  im  Sot^e  ber 
2[a]^r]^nberte  gro^  ^erbienfte  ertoorben  l^t,  t>er* 
baiät  fein  Sntftel^  bem  1^1. 3ofepb  t)on  Salofonja 
(f.  b.  Slrt.).  SIS  biefer  ^ige  naq  ben  @a|ungen 
ber  trüber  Don  ber  d^riftlid^en  Sel^e,  benen  er  nd^ 
angefd^bffen  l^otte,  auf  ben  öffentlid^n  ^ßlä|en  bei 
©tobt  9tom  bad  IBoff  in  ben  d^ftlid^  mäfc^ 
l^enunterrid^tete,  umrbe  ed  il^m  )urbetrübenben 
Uebergeugung,  ba^  bad  SIenb  imb  bie  ftttlid^ 
SSerfommenl^eit  bed  römifd^en  Soffed  }um  großen 
%f)d\  in  ber  93emad^IMftgung  ber  Sugenber^iel^ung 
ü^en  ©runb  l^ätten.  tiefer  toenbete  er  borum  fein 
ganzes  3ntereffe  gu,  tmb  ba  ed  il^m  nid^  gelang, 
bie  rdmif d^en  ^rkfier  unb  Seigrer,  bie  naturgemäß 
jur  Selel^rung  bed  93offe8  an  erfter  Stelle  berufen 
gemefen  loären,  für  ein  gleid^eS  3ntereffe  }U  ge- 
winnen, f 0  f a|te  er  ben  Sntfd^Iu|,  f elbft  ben  Srmen 
SSater,  Seigrer  unb  Sr^iel^er  )u  tteroen.  3m  3. 
1597  tonnte  er  mit  Unterftä^mg  unb  im  ^Kmfe 
bed  ^farrerS  Antonio  Srenboni  oon  @.  2)orotea 
jienfeitS  ber  Xiber  eine  @d^ule  errid^ten,  in  beren 
IBeoienung  er  oon  {enem  Siforrer  unb  )tt>ei  anbem 
frommen  ^rieftem  unterp|t  tmtrbe.  (Einer  ber 
erften  ber  100  @d^üler,  ttefdbe  fid^  fd^on  in  ber 
erften  äBod^e  einfanben,  ttar  ber  nad^malige  Sar* 
bind  unb  Crgbifd^of  t)on  9enet)ent,  SuouftinuS 
Oregio.  SRel^rfac^  fal^  Salafan^  fid^  burd^  oie  fßtt» 
l^iöUniffe  gejtounoen,  ein  gr5|iere8^au8,  fo  1602  bei 
@.  Snbrea  beOa  SaSe,  }u  bqiel^,unb  er  fud^tenun 
<md^  baS  fieben  ber  fietd  load^fenben  ©enoffenfd^ 
—  im  Suli  1604  ^äfßt  (Solafan)  bereüS  stoölf 
gei^id^  9Ritarbeiter  —  nad^  lüftolid^  (Brunb- 
fö|en  eingurid^ten.  Sie  tüd^tigften  unter  benfelben 
moren  'P.Ho&pox  S>ragonetti,  ber  1628, 120  ^idSfct 
alt,  im  9tufe  ber  ^eiligf eit  [tarb,  ber  l^igmä^^e 
oicentinifd^  Sbeunann  unb  Soml^err  P.  (SkQu) 
(Bl^eOini,  ber  berOl^mte  Soctor  beiber  Siedete 
P.  SBemarbino  ^ßonicola,  \pökax  Sifd^of  oon 
9iaDeIIo,  unb  ber  caftilianifd^e  £ble  P.  (Siotmnni 
(Bargia,  fj|>äterer  ®eneral  beS  OrbenS.  (Ele- 
ment YDL  fd^ä^e  unb  unterf)ii|te  baS  auf- 
blül^enbe  Sßerr,  tmb  fo  lourbe  eS  dalafan}  aud^ 
leidet,  fid^  t)or  il^m  t)on  ben  SSerleumbungen  gu 
reinigen,  burd^  tteld^e  eiferffid^tige  @d^meifter 
\fyx  )U  t^erberben  fud^ten.  0aul  V.  gab  ben 
^frommen  @d^ulen''  ben  Sarbinal  SorreS  aä 
erften  ^otector,  nad^  beff en  Xobe  aä  )ioeiten  ben 
earbinal  (Biuftiniam.  3m  3. 1605  mu^e  bie 
@d^ule  in  ben  gemietl^ten  ^(^50  SRanini,  gegen- 
über ber  IKr^e  be§  1^1.  ^hmkileon,  übertragen 
werben.  3m  3. 1606  s^Ue  fte  bereits  900  @d^iUer. 
9Dd  baim  bad  Seburfni|  einer  nod^maligen 
Uebertragung  Ad^  ergab,  gelang  ed,  burd^  bie  ifyd' 
bftftige  Unterftü^ng  beS  garbinalS  (Biuftiniani 
im  Serein  mit  bem  Sarbinal  fiancelotti  unb  bem 
Vbb6  Scmbriani  1612  ben  ^ala^^o  StorreS,  ber  an 
@.  ^ßantaleone  anftie^  um  10  000  @cubi  läuflid^ 


)u  ertoerben.  S)orti^  umrbe  bie  Sdfvit  übertragen, 
unb  biefelbe  iSffitt  1618  bereüd  1200  Sd^üler. 
Sanbriani  fd^Ioß  fid^  ben  ^frommen  Sd^ulen''  on 
unb  erl^ob  ftd^  ju  foldber  6eiligleit,  baß  Solafong 
gleid^  nad^  befmi  3:obe  beim  l^eiligen  @tu^I  bie 
Sröpung  bed  Serfai^renS  ber  ^igft^red^ung  be* 
antragte,  meld^eS  fid^  inbeß  megen  ber  in  ber  ^n- 
gregation  audbrec^enben  SSirren  gerfd^Iug,  bis  ed 
Sufolge  93efd^Iuffe8  ber  Stitencongregation  00m 
28.  SD^är)  1885  ttieber  aufgenommen  \xmAt.  9m 

27.  Suguft  1894  erfd^ien  bad  Beeret  approb. 
famae  in  genere.  9htn  badete  Salajan)  boran,  fid^ 
mit  feiner  (Senoffenf d^  an  eine  anbere  bereits  be« 
fte]^enbeSongregationan)ufd^Iie|en,unbaml4.3a- 
nuar  1614  umrbe  bie  SuUe  ber  ^Bereinigung  ber 
i^frommen  Sd^ulen''  mit  ber  oon  Clemens  YIIL 
a))))robirten  Kongregation  t)on  Succa  ober  Don 
@.  9Raria  in  $orticu  DoU^ogen  mit  biefen  brel 
^ouptpunlten:  ba|  Salafan)  jeitlebenS  Oberer  ber 
nommen  Sd^ulen  bleiben  f oQe  unter  Seobad^tung 
ber  bereitSbeftel^enbenSebenSorbnung;ba|  nur  arme 
JKnber,  ob  abelig  ober  bürgerlid^,  aufgenommen 
merben  foQten;  baß  bie  (Senoffenfd^  fU|  nad^  ber 
9Rutter  (BotteS  nennen  folle.  @d^on  nadb  brei 
3a]^ren  umrbe  biefe  ^Bereinigung  tt>egen  ilngu^ 
friebenl^  ber  SBöter  Don  Succa  mieber  aufgelöst, 
unb  Soul  V.  erl^ob  burd^  SreDe  Dom  6.  SRär) 
1617  bie®enoffenfd^aft ber  ^frommen  Sd^en''  gu 
einer  eigenen  Kongregation  mit  bem  bereits  oxt» 
gefül^rten  9lamen  unb  mit  ben  nur  Dom  ^ßa)>fte 
lösbaren  (Belübben  beS  (Bel^odamS,  ber  ffeuf^« 
l^eit  unb  Xrmut,  fottie  ber  95ert)flid^tung,  ftetS 
bie  d^ftlid^  3ugenb,  befonberS  bie  Srmen,  in 
nü^lid^en  fünften,  in  ber  tatl^olifd^  @laubeiti»- 
lel^e,  in  guten  bitten  unb  in  ber  gfrömmigfeit  §u 
untermeifen.  3nberfelbenUrfunbebeftellte$aulV. 
Salafan^  }um  Obern  ber  Kongregation  unb  trug 
il^m  auf,  Konfütutionen  gu  entwerfen.  Kalafan) 
würbe  aud^  im  9lamen  beS  ^ßa^fieS  Dom  Carbinal* 
))rotector  (Biu^iani  mit  bem  OrbenSgewanbe^ 
über  beffen  ^otm  er  fld^  mit  feinen  14  ©efdl^rten 
geeinigt  ]^,  befieibet.  SaS  @ewanb  ift  f^war), 
im  @d^itt  ftl^id^  bem  ber  3efuiten,  mit  bem 
tbiterf  d^iebe,  baß  ber  Xalar  Dom  mit  brei  lebemen 
jhtöpfen  gefd^ffen  Wirb,  unb  baß  ber  SRantel 
nur  bis  ai^  bieihtiee  l^erobföllt.  —  @regor  XV. 
Derfeto  bie  Kongregation  burd^  99reDe  Dom 
18.  StoDember  1621  unter  bie  geifilid^en  Orben 
mb  feierlid^  @elübben,  biUigte  am  81.  3a- 
nuar  1622  bie  Konftitutionm ,  ernannte  am 

28.  9t^l  beSfelben  3al&teS  ben  Stifter  )um 
(Beneral  auf  9  3al^re  unb  Derliel^  ben  gKarifien 
am  15.  Oäober  bie  J^ilegien  ber  SKen- 
bicantenorben.  Urtan  Vm.  befreite  1629  bie 
Kongregation  Don  ber  allgemeinen  93er))Jlid^tung 
ber  römifd^  Regulären,  an  ben  öf^tlid^en  Um- 
göngen  t^eilgunel^men.  —  2)aS  große  9lnf  el^  ber 
aufblül^enben  Kongregation  würbe  93eranlaffung 
|u  Dielen  Sitten  um  ®rünbuna  neuer  ^fer. 
Kalafana  etrid^tete  bemnad^  Slimriaffungen  )U- 
nad^fi  im  JKrd^ftaate,  in  ber  bomaligen  Slepublü 


SßiaTifttn. 


Genua,  inSoBtana,  3lKHKl,©ictIii;n,  ©orbinlm, 
bann  auf  SttitUien  bt§  (SwcMnoIS  unb  Sßtl^o^ 
Don  DImük,  Swmj  öon  Siietrid^ftein,  in  iDlit^Kn 
(KUDl8!ii«fll68I,©ttaBni61633,&tpni(1634), 
ferner  auf  SBunj^  ftöniflS  aabiSIou«  IV.  in 
¥oItn  {SBorjd^  1642).  3m  3-  1640  nmxbt 
htA  erPe  ^ul  in  SB^men  ju  SJeitomifi^l  eröffnet- 
3in  3- 1634  würbe  bie  eiile  SproBlng  Qufeer^ 
31alten9,  bie  Provincia  Gennaniae,  errietet. 
€ie  i|U|  aüä)  ultramontana  int  ©egenfi^  gu 
bn  OMTnontanft,  J«  TOflctier  anfeer  ben  itolie- 
■nifd)en  and)  bic  fpniiifcfien  fltSfter  fle^Örlni,  unb 
t^eilte  fid)  infolae  btv  itrfen  ffiermetinnig  ber 
Raufet  junäc^ft  in  bte  tö^mifc^-mälirifi^-jc^tf 
rijt^e,  polmfd)e,  ungQriji^e,  <ifterrelÄif((|e  unb 
|4iiDäbifii|i^emti(fie  a^iteproninj.  ffiiefe  nnirben 
balb  (ttbftilnbig,  hie  pDlnifc^e  ferritS  1662,  unb 
bie  urjlJriin&Iii^  Provincia  Germaniae  ^5rte 
bamit  ttuf  gu  tieftclöfn.  fiä  lamen  aber  au^ jt^loere 
Prüfungen  ii&erbie  ßoiigreflatiDnunb  i^ren  ©ttfter. 
Sunäd^ft  motten  Satcnbriiber  pd)  bie  Swberung 
an,  0^  entfprti^enbe  Silbung  gum  !ßiiepert!|uin 
bef örbert  gu  »erbfn,  mag  ben  ipnligen  &trimla|te, 
ein  rr^  @entralca4)ite[  gu  btrfammeln  unb  bie 
Unmbeffertic^en  oufgaftogen.  3m  3- 1 642  mußten 
gOKi  $Tiefter  ber  Sangregation,  falfd^e  iBrüber,  tS 
hmi^  i^re  SRänIe  burt^gnfe^,  bafa  ISalafang  in 
feinem  86.  SebenSia^re  be8  ©tneralateS  entfeti 
unb  einer  jener  beiben,  Stephan  Don  ben  (Sngeln, 
an  feiner  @tott  in  ba^elbe  eingefebt  unirbe.  ^> 
folge  beffen  fonl  bie  S)i«d)ilin  unt)  boS  anfe^ 
ber  Kongregation  fo,  bog  Snnoten}  X.  fie  1646 
auf  iifttn  ftütitm  »tltlidien  (S^arofttr  gurürf- 
fü^e  unb  itir  dÜt  SpriBilegien  enijog,  eine  ÜJlo^- 
reget,  lodere,  einer  Slropl^egeiung  beS  ^eiligen 
©fifteri  bei  feinem  Sobe  (25. 91uguft  1648)  ent- 
((ind^enb,  tljeilroeife  Don  atlejanbet  VIL  1656 
(24.  ä^nuar)  rüifgängig  gemai^t  tmirbe,  inbem 
er  bie  „frommen  ©c^en''  mieber  gu  einer  ein« 

faäftn  eongregation,  nie  fie  unter  tjjaul  V.  be- 
täuben, erl^ob.  glemenS  IX.  ober  fteUte  burd)  Son* 
ftitution  bom  23.  Ocbber  1669  biefelbe  mieber 
als  förmlid&en  Orbm  mit  feierlichen  ©riübben 
ber,  mie  fie  e8  unter  ®regor  XV.  gemtfen.  5Een 
bnmaia  ber  Kongregation  ange^örenben  SßTO- 
feffen  Hefe  er  eine  grift  jur  ^alfi:  entmtber 
mußten  fie  fid^  für  bie  f eierlit^en  ®elübhe  entf^ei- 
ben,  ober,  faEB  fie  Caien  marcn,  mit  ßöfung  aller 
SJerpflid^tungen  ben  Orben  eerlaffen;  faua  fie 
SEUei^en,  !pfrünbe  ober  SBermBgen  batten,  fi^  unter 
einen  Sifc^af  ftellen ;  fallB  pe  Söeitien,  ober  (ein 
Vermögen  Ratten,  in  einem  öaufe  ber  gongregotion 
bleiben  mit  ber  €rlaubni§,  itite  Sßei^en  auggU' 
üben;  ober  fd|Ite|li^,  fal^  f\c  mit  SBiei^cn  opne 
SBermögen  ni^t  in  ber  gongregation  leben  motlten, 
fic^  einem  Sif^of  unterftetlen  o^nc  Srlaubni&,  i^re 
SSei^en  aiisjuüben.  S)afi  übrigens  ber  bon  Ur> 
ban  Vm.  am  9.  SDtai  1643  gum  Süfitator  beS 
Orbenl  ernannte  3efuitP.  Spietrafanta  nit^t  gegen, 
wie  oft  behauptet  raorben,  fonbem  für  galafanj 
gcwirit  ^at,  ip  »on  P.  Soero  S.  J.  in  feinem  iBud)( 


2100 

Sentiinenti  e  fatti  del  P.  Sürestro  Pietn- 
Banta,  Borna  1847,  na^geWiefen.  Snnocenj  XI 
berlicb  1684  bic  Sjemtbn  unb  beflMgte  fimmt' 
tii^e  SiJriBilegien.  Sflejanber  Till,  ^ob  1690  bie 
Don  3Uepinber  VII.  er^te  ßrloubnife,  barfuß  gu 
ge^en,  auf.  3nfolge  ber  liau^tfä^Iii^  in  $Dlen 
unb  Sitt)auen  atgtn  bie  ^ioriftenfc^len  fi^  er* 
^benben  angrifft  ertIdrteSIemtnSXn.  bun^fciu 
gonftitution  bom  1.  SCRoi  1781,  ba$  berOtben 
befugt  fei,  9lei^  unb  3rme,  Sble  unb  Sürgcdic^ 
in  feine  Spulen  aufgune^men  unb  in  benfelbrn 
aufier  ben  nieberen  g^ä^^m  bie  freien  fiünflt  nni 
bie  SBiffenf^often  gu  tetiren.  —  SBoB  bie  2e^ 
met^obe  angebt,  fo  beflanb  cor  ber  ftaaüit^ 
Stegelung  ber  Stiibienorbnung  eine  uoHpänbige 

tiariftenanjlalt  aus  neun  Alaffen:  Sefeftbult, 
^reibfc^ule,  ätec^enft^ule,  Bchola  parva  obti 
Rudimentonim,  achola  Principiorum,  Gnun- 
matica,  STiitaxio,  Humanitaa  ober  Poeais  uä 
Bhetorica,  welche  beiben  legten  3^c^  bei  bot 
$iariften  anertanntermafien  beffer  aI8  auf  ber 
Unicerfitätgele^  würben.  SS  galt  al3  Qtrunbfiit. 
bag  ©ebäf^tnig  in  gleii^em  Schritt  mit  bem  iBrc 
flanbe  airögubilben  unb  alte  ftenntniffe  möglii^ 
proHifc^  erlernen  gu  Soffen.  Suct)  bermieb  man  ß 
grunbfä|lic^,  gur  Sßerbütung  bet  €rmübung  bei 
Schülern  unb  fie^rem,  an  melir  al3  brei  auf  ein' 
anber  folgenben  3^gen  ©rüttle  gu  l^olteu.  Sebet 
SonneiStag  war  g^ntag,  wenn  aber  eingciei- 
tag  einfiel,  fo  Würbe  nur  ein  l^olbn  3:ag  frei  g^ 
geben.  3n  offen  @it|Ulen  mu^  nidgliti^^  berfclbt 
ße'^lilan  eingehalten  weiten,  um  bei  etwaigen 
£3erfe^ungen  ber  Se^rer  alle  ©c^wierigleiten  ju 
Oermeibcn.  ^eutgutage  befolgen  bie  ^iarifltn 
in  Oefterreitf  ben  mobemen,  für  BjfenUiitt 
©tauten  Borgefi^riebenen  Se^rplan.  SDoi^  6>ibnt 
fie  im  9)ergleii^e  gu  i^ret  frii^m  auSgebebnltn 
unb  fegenSrei^cn  X^ätigfeit,  burc^  weitet  fit  bai 
gefammte  Bfterreii^if^e  Unterrii^tSuiefen  bil  gn 
ben  ©^ulbüd^em  ^erab  betienf^ten,  }egt  infolge 
ber  fi^wierigen  3eitOert|öltnifft  nur  nodi  iiimige 
©c^ulen.  ©0  leitet  bit  bötimiff^-mäiirifilcf^Ieiiii^e 
SProoina,  weldie  im  3. 1866  in  49  polieren  unb 
nieberen  ©c^lcn  runb  10000  ©^üler  unter' 
richtete,  [t^i  (1895)  nur  nod)  ein  Sllumnot  mit 
ca.  20,  ein  Itntergqmnafium  mit  ca.  120,  eim 
fareitlnffigt  SBürgerf^uIe  mit  ca.  100  unb  giiiti 
fünfflafflge  eiementorf^ulen  mit  gufammm  te. 
840  ©c^ülem.  3"  ber  ungarift^en  ^ßrobing  \u3fi 
es  in  hiefer  SBejiebung  beffer.  ©ie  gä^ll  laul 
Spa^tSSlaliftitbertatboIifi^enÄirdieca.SöOSlif 
ligiofen,  gegen  nur  30  in  oer  öftertei^ifii^en  imb 
70  in  ber  bö^ifdi'mäbrifi^'fc^lefifdien  SßtoDinj. 
®ie  meiften  ÜJHtglieber  |at  her  Orben  in  Stolim, 
Spanien  unb  tdmerUa.  3n  Defterreic^  mar  but^ 
atter5ö(^fle  Slnorbnung  bom  3ot|re  1784  bie  flirf' 
na^me  oon  *RoBigen  oerboten  werben,  biefelbt 
würbe  aber  1791  mieber  gefiottet,  unb  1804  mucbt 
bem  Orben  fogar  bie  Äcademia  Thereei&na  m 
aSien  übertragen,  welche  biS  gum  3011«  18*^ 
unter  feiner  Seitung  Derblieb.    ©«  gro^  ruf- 


2101 


$i6rac  —  $ic))uS-@efenfd^afi 


2102 


ftfd^e  Semid^tungSuIdS  Dom  ^äfycz  1832  l^at 
t)on  11  bamald  im  rufjifd^en  $oIen  (eftel^enben 
^öufem  5  ^erftört.  S)oS  fponifd^e  S)e€tet  Dom 
Saläre  1836  Derfd^onte  bei  {einen  Semici^tungen 
ben  pQriftenorben  mit  30  ^{em  unb  287  SRit- 
gliebem. 

2)ie  l^ierard^fd^  Orbnung  iraierl^  bed 
^iariftenorbenS  gliebert  {id^  folgenbermo^en:  91n 
ber  @pi^  fielet  ber  }u  9lom  refibirenbe  Prae- 
positoB  generalis  mit  4  Slffiftenten.  9u|er" 
bem  l^ot  ber  Orben  gu  9lom  einen  Procnrator 
generalis.  3^be  OrbenSproOim  1^  einen  Prae- 
positoB  provincialis.  2)ie  ^0Din}iQKe]^örbe 
(Dicasterinm  provinciale)  befielet  ou^er  bem 
^roDingial  nod^  auS  4  Sfftftenten  unb  4  (Son« 
fultoren.  Set  Obere  eines  ßoSegiumS  l^i^t 
Siector,  ber  einer  3le{ibenj  (ober  Heinem  9iieber» 
laflung)  Supertor.  Ser  Orben  foQte  ber  Siegel 
nod^  aud^  Saienbrfiber  l^oben,  bod^  ift  biefed  3n« 
ftitut  faft  gän}Iid^  eingegangen.  Me  \tdfi  3o^ 
joll  in  Stom  bel^fS  Siegelung  ber  ttid^tigeren 
Orbendongelegen^eiten  uno  SBal^I  ber  ^ooinciol« 
unb  fiocalobem  efai  ®enerQlcQ))iteI  ftattflnben,  an 
toeld^em  bie  Dilafterien  ber  ^oDin^en  unb  oon 
jebem  ^Kmfe  ein  ftimmbered^tigter  iBertreter  (vo- 
calis)  tl^ilnel^men.  3u  bem  alle  brei  3a]^e  be« 
]()ufd  Siegelung  ber  toeniger  uHc^tigen  angelegen« 
l^eiten  unb  Seftätigung  ber  Obern  auf  tt>eitere  brei 
Saläre  ^u  oerjammelt^  Heineren  (iopittl  l^aben 
nur  bie  Sifafterien  }u  erfd^einen.  3m  %  1895 
regierte  ber  41.  @eneral.  2)er  SBal^Ifprud^  beS 
Orbend  ift :  Ad  majus  pietatis  incrementum ! 
(3}gl.  Holsten-Brockie,  Cod.  regul.  VI,  Aug. 
Yindel.  1759, 439  sqq.;  Sd^aOer, Stvx^t Sebend- 
befd^eibungen  geleierter  9Ranner  aus  bem  Orben 
ber  frommen  ©d^ulen ,  ^ag  1799 ;  ©erfelbe, 
©ebanlen  über  bie  OrbenSDerf affung  ber  ^iariften 
unb  il^  Sel^rart,  $rag  1805 ;  Horan:^i,  Scriptt. 
piarum  scholamm,  Budae  1809,  2  vol.; 
Heljot-Badiche,  Dict.  des  ordres  relig.  II, 
Paris  1848,  125  ss.;  Moroni,  Diz.  LXIU, 
88  sgg.;  IMlner,  Crsiel^ungSgefd^id^te  in  Sfisgen 
unb  ©übern  I,  3.  «up.,  effen  1880,  327  ff. ; 
Sfd^offe,  S)ie  tl^eol.  Stubien  unb  31nftolten  ber 
lotl^or.  ffird^e  in  Oeßerreid^,  äBien  unb  Seipjig 
1894.)  [6.  ffniel  0.  8.  B.] 

9Utac,  ®U9  bu  gfaur,  f.  gfaber,  Situs. 

yfUüxhm^  f.  Srüber,  böl^mifd^  (t>gl  9ba- 
miten  n.  2). 

Tfid^tit,  Situs,  8.  J.,  bebeutenber  Canonifi 
unb  SontroDerStl^Iog  beS  18.  ^al^l^unbertS,  loar 
1670  3U  SBred^l^fen  in  ber  2)i5cefe  gfreifmg  ge- 
boren unb  trat  als  9BeIt)n:iefter  1696  in  ben  3e- 
Suitenorben.  (Sx  ttf^idt  am  S^ceum  )u  SugSbmrg 
nt  ^rofeffur  ber  SontrooerStl^Iogie  unb  beftieg 
bann  1716  als  Slad^folger  feines  OrbenSgenojfen, 
beS  P.  Sd^malggrueber  (f.  b.  9(rt),  ben  Sel^rftul^I 
beS  canonif d^en  Sled^teS  an  ber  Unioerfttat  Sngol- 
ftabt.  Slad^  ISiäl^riger  fegenSreid^er  Zl^tigfeit 
UHirb  er  (1731)  alS  ^räfect  ber  j^dl^eren  Stubien 
an'S  äefuitencoQeg  }U  SRflnd^  oetfe|t  unb  florb 


bafelbft  am  15.  Sebruar  1736.  9IS  SontroDerS- 
tl^olog  unb  Spologet  l^t  ftd^  ^id^ler  burd^  feine 
Theologia  polemica,  Aug.  Vind.  1713,  einen 
bleibenben  Slamen  in  ber  Sinologie  ermorben. 
2)er  erfte  Xf^  berfelben  befd^gt  M  mit  ber 
Sertl^ibigung  ber  d^fUid^  Oncnbarung  unb 
ber  latl^olifd^  iKrd^e.  S)a  er  Uefen  aOgemeinen 
£1^  mit  bem  Xitel  Coniroversia  fimdamen- 
talis  et  generalis  bejeid^net,  fo  gilt  er  alS  ber 
Srfte,  loeld^r  biefen  iüngften  Stoeig  ber  Xl^Iogie 
als  fimdamentalis  l^infteiUe.  Ser  {tDeiteXl^eil  be« 
l^anbelt  bie  fpedeSen  Streitfragen  mit  Sutl^anem 
unb  $roteftanten  überi^aupi  SaS  SBerf  bel^au))« 
tete  mäl^renb  beS  gan)en  18.  äal^rl^unberts  fein 
Snfel^,  loie  unter  Slnberem  bie  jal^Ireid^  Auf- 
lagen beSfelben  befunben.  Siel  gelaunt  unb  ge- 
brandet mar  aude  bie  unter  ^id^IerS  Slamen  er- 
fd^ienene  Sd^rift  über  bie  päpftlid^e  Unf el^^arfeit : 
rapatus  numqnam  errans  in  proponendis 
fidei  articulis,  Augast.  1709,  beren  ^fydi  Don 
bem  Sie^Iogiecanbibaten  Sleufmger  am  fi^ceum 
)u  9ugSburg  unter  ^id^IerS  Sorfi|  Derl^ibigt 
morben  mar.  Stid^t  olßit  Sebeutung  maren  femer 
bie  a))ologetifdeen@deriften:  Examen  polemicum 
super  Augustana  Gonfessione  (1708);  Iter 
polemicum  ad  Ecclesiae  catholicae  veri- 
tatem  (1708);  Lutheranismus  constanter 
errans  in  pnmis  fidei  principüs  (1709).  Se- 
lannter  aber  als  bturd^  die  genannten  SBerfe  ift 
$id^Ier  burd^  ^ne  canoniftifd^  @d^riften: 
Gandidatus  jurisprudentiae  sacrae  (1716); 
Jos  canonicum  practice  explicatmn  (1728); 
Summa  jurisprudentiae  sacrae  nniversae 
(1723);  Gandidatus  abbreviatos  (1733).  £iefe 
SEBerfe,  ^umeift  für  ben  praftifd^  ®timi^  be« 
red^net,  ent^ten  Sntfd^ungen  über  f d^mierigere 
canonifd^e  %ed^tSfäQe  imb  Erörterungen  über  con 
troDertirte  Sle(!^tSfragen.  Ser  Gandidatus  mürbe 
öfters  gebrudtt  unb  Dielfad^  als  Sorlefebud^  benu^. 
2(n  Oefterreid^  g.  S.  mar  er  im  Dorigen  Sal^r- 
l^unbert  neben  SleHerS  Prindpia  als  fold^  Dor- 
gef d^eben,  faDS  ber  $rofef[or  felbft  leineS  Derfa^ 
9(üte.  (Ueber  bie  Derfd^ieoenen  ^luSgaben  Don 
$id^IerS  Sd^riften  f.  de  Backer,  Biblioth.,  n. 
^d.  par  Sommervogel,  VI,  706  ss. ;  fonft  Dgl. 
nod^  Hurter,  NomencL  lit.  n,  ed.  alt 
1223  sqq.)  [@.  gfeS  S.  J.] 

^fitfUf^fttf^^afU  ^in  Serein  Don  SBelt- 
prie^m  unb  Saien  mit  emigen  ®elfibben,  benannt 
nad^  bem^Kntptl^S  in  ber  @tra^  $ic)mS  ju^ßariS 
unb  nid^  ^u  Dermed^feln  mit  bem  gleid^foUS  nad^ 
^icpuS  benannten  Serein  beS  brüten  OrbenS  beS 
1^1.  SftandScuS,  nennt  ftd^  felbft  ^Songreaation  ber 
l^iligen  ^ergen  3efu  vmb  9Rariö  vä>  ber  fteten 
Slnbetung  beS  l^eiligen  SUtatSfacramentS".  ®rfin- 
bo:  berfelben  ift  ber  feeleneifrige  S)iener  @otteS 
^ßeter  Stofet))^  Soubrin,  geb.  1768  in  ber  2)iöcefe 
^oitierS.  Äaum  }um  $riefter  gemeil^,  fa|te  ber- 
felbe  1792,  mdl^renb  nod^  bie  Verfolgung  gegen 
bie  JKrd^  unb  beren  ^riefter  in  gfranfreid^  tDÜifjdt, 
ben  $Ian,  einen  $riefietDerein  }u  grünben,  bet 


■  • 


2103 


$ict)ud-®e{enf<i^afi 


2104 


ftd^  aur  aufgäbe  mai^t,  bie  t)ier  SebenSaltec  beS 
göttlichen  ^eilonbd  gu  eieren :  bie  Jhnbl^it  burd^ 
unentgcltli^en  Unterrid^t  armer  Äinber,  ba§  ver- 
borgene Seben  in  ber  Anbetung  beS  l^igen  2Utar8- 
JacromentS,  baS  öff entlid^e  im  ^rebigtamte  unb  in 
wr  5IRiffu)n,  fein  Seiben  unb  feinen  %ot)  in  ber 
Uebung  ber  »btöbtung.  S)er  93ifd^of  Don  SDlenbe, 
äol^onn  9Q))i  &)äbot,  Don  gleid^em  @eeleneifer 
erpit,  nal^m  Soubrin,  nod^bem  er  bereits  einige 
iunge  ^riefter  für  feinen  $Ian  gewonnen,  mit  fid^ 
in  feine  Reftbenj,  legte  ober  fd^n  1805  fein  fürten» 
omt  nieber  unb  fd^lo^  fui^  ber  neuen  @efdlfd^ 
gm»  an.  S)iefe  lie|  ftd^  nod^  im  gleid^  äal^re 
in  $ariS,  unb  gmar  in  ber  9hte  be  ^icpud,  nieber. 
^ier,  na^e  bei  bem  Orte  ber  revolutionären  ^in« 
rtd^tungen,  an  bem  Orte  felbft  unb  auf  bem  ^^e 
ber  SJ^art^rer,  loo  bie  Opfer  begraben  toorben 
tooren,  l^otten  fromme  ^etfonen  einen  £1^  be§ 
blutigen  Srbreid^S,  baS  fie  ongelauft  l^en,  ber 
neuen  ©efeQfd^aft  abgetreten,  um  barauf  il^  erfteS 
feauS  p  grünben.  S)er  nod^  Reine  SSerein  fanb 
balb  fold^e§  3utrauen,  ba|  fd^on  im  3. 1806  ber 
Sifd^of  t)on  @ee5  einige  ^glieber  beSfelben  gur 
fieitung  feined  @eminard  berief.  3m  3. 1814  lie^ 
Soubrin  bie  Statuten  bem  l^eiligen  ©tul^le  }ur 
©enel^igung  unterbreiten.  $iu§  YU.  beftöttgte 
biefelben  am  14.  ganuar  1817  unb  ernannte 
Soubrin  sum  erften  ®eneralfu))erior  ber  ®efdlf d^, 
loöl^renb  eine  SuQe  oom  17.  Stooember  bedfelben 
Sol^red  als  fyxyip^md  beS  Vereins  bie  aJliffionen 
aufierl^lb  därropa^d  be^eid^nete.  9lad^bem  1819  ber 
Kongregation  oud^  bod  Seminar  von  %o\xx^  an- 
vertraut njorben  mar,  fonnte  fte  fd^on  1825  ben 
Anfang  jur  SRcalifirung  il^reö  ^auptjtoedteö  mad^en. 
auf  ben  Suf  Seo'S  Xn.  begaben  \\ä)  bie  erften 
«poftel  ber  ©efcttfd^aft  nad^  Oceanien  (f.  b.  ^rt., 
ob.  652),  um  bortl^in  an  bie  ©tctte  ber  Barbarei 
bie  d^riftlid^e  Eivilifation  ju  tragen.  51I§  Soubrin 
1829  in  Begleitung  be§  garbinal-grjbifd^ofS  von 
SRouen  ju  Slom  crfd^ien,  erregte  er  bie  Äufmerf- 
famfeit  be§  ßarbinalpräfecten  ber  $ropaganba 
(Jappellari,  beS  nad^maligen  $apfte§  (Sregor  XVI., 
fo  ba&  burd^  S)ccrct  vom  3a§re  1833  ber  $ic})u§- 
©efcHfd^aft  fämmtUd^cJWiffionenOftoceanicnS  an- 
vertraut würben.  S5or  feinem  am  27. 3Kärg  1837 
erfolgten  iobc  l^atte  Eoubrin  nod^  bie  Qfreube, 
jtoei  feiner  ©d^üler  jur  SBürbe  beS  6})ifco})at8  er- 
hoben ju  feigen.  $etruS  ajlarcellin  Sonamie  würbe 
1832  93ifd^of  Von  »ob^lon,  trat  aber  biefeS  «is- 
tl^um  nid^t  an,  worauf  er  grjbifd^of  von  ©m^ma 
würbe  (1835);  jum  ^weiten  (Seneralfuperior  ber 
$icj)u8.®efeUfd^aft  gewöl^lt,  legte  er  1837  aud^ 
fein  grjbistl^um  nieber  unb  erl^iclt  nun  ben  Xitel 
eines  grjbifc^ofS  von  g^alcebon  i.  p.  i.  ©tepl^on 
»oud^ouae  würbe  1833  mit  bem  Xitel  eines  Si- 
fd^ofS  von  5«ifopoliS  i.  p.  i.  apoftolifd^er  SSicar 
von  Oftoceanien.  3)er  SSerein  entfaltete  balb  feine 
2^tig!cit  faft  in  allen  grbtl^ilcn.  Um  1840  gab 
eS  in  guropa  au^er  bem  ^ouptl^auS  ju  $anS 
nid^t  blo&  mel^rere  gfilialen  in  granfreid^  felbft, 
fonbcm  aud^  eine  9lnftalt  ju  ßöwen  in  Belgien ; 


in  aften  befionb  ein  S^aaS  in  Snu^ma  mit  6  bis 
7  9Ritgliebem;  in  Smerila  ein  ^rocura-^ouS  p 
iBalparaifo  (Sl^üe),  boS  »ifd^of  Stoud^ou^e  1835 
fär  bie  oceanifd^  SRiffionen  befittitiv  errid^ett, 
mit  9  SRitgliebem ;  in  Oftoceanien  tuirften  80  9lit- 
glieber,  barunter  16  ^ßriefter.  Salb  boma^  idu> 
ben  aitd^  ^wei  9lieberlaffungen  in  Solif omien  be« 
grünbet:  bie  eineju  @t.  3gna$/  tvo  bie  $rieper 
bie  Sel^rfteQen  beS  ©^mnafutmS  bef  e^ten :  bie  anbete 
SU  @.  Francisco,  wo  fte  eine  Sd^ule  übernahmen. 
3n  Selgien  würbe  weiter  eitte  Sr^iel^ungSanftolt 
)u  Sngl^ien  eröffnet  unb  baS  ^auS  ju  2öwen  p 
einem  9loviciat  erweitert.  2>aS  ^ouptnoviciot 
würbe  nad^  Skugirarb  bei  $anS,  1^  obtt  no^ 
ber  9hte  beS  Slo^erS  ju  3ff9-fur-@eine  verlegt; 
bemfelben  fUmben  brei  2)irectoren  vor.  3m  ^aupt» 
]^S  5U  $ariS  reftbiren  ber  (Seneralfuperior,  ter 
^rior,  ber  ^ocurator  unb  ber  Secretor;  bie 
lederen  brei  ertl^ilen,  unterftu^  von  fünf  weiteten 
$rofef[oren,  ben  Unterrid^t  am  Seminar  in  Waäff 
matü,  $]^fil,  (S^ie,  ^l^ilofo))^,  ftin^* 
gefd^id^te,  Ssc^efe,  2)ogmatiI,  SRoral  voib  fiiturgie. 
3m  3. 1871  fyiüt  bie  pcpuS-SefeHfd^  von  ben 
^ßarifer  STlorbbrennem  SBieleS  gu  leiben;  i^  fyfx& 
würbe  geplünbert  unb  bie  ^efter  unb  Sntbet 
gefangen  weggeful^rt  (Sahburger  fKrd^L  1871, 
244).  ^eute  1^  bie  ©efeufd^aft  nod^  i^  procura* 
^S  gu  93aIparaifo,  wol^  erft  1890  wicber  gwölf 
^eligiofen  obgingen;  jugleid^  leitet  fte  p  San» 
tiago  ein  $enfu)nat  für  Söl^ne  vermögenber  @[tetn 
(230  35glinge),  baS  fid^  eines  wo]^lveä)ienten 
93ertrauenS  erfreut  (ffatl^ol.  SRifftonen,  ^xübm% 
1879, 173  f.).  aud^  in  Selgien  leitet  fie  nD(i 
baS  3nftitut  ©amian.  3^e  ^au^jttl^ttgfeü  cnt« 
widfeln  aber  bie  SJhtglieber  ber  $icpttS-®efeEjd^ 
l^eute  nod^  in  Oftoceanien,  unb  gnmr  in  ben  btei 
a|)oftolifd^cn  SSicariaten  ber  Sanbwid^infeln  (ge* 
grünbet  1826,  rcfp.  1844),  ber  2RorquefaSinjeln 
(feit  1848)  unb  auf  Xal^iti,  beren  SBeftanb  im  M 
Oceanien  gefc^ilbert  ift.  —  6in  Weiblid&er  3toeig 
ber  $ic))uS-®efcllfd^aft  würbe  1804  burd^  eine 
fromme  gfrau  gegrünbet,  bie  wäl^enb  ber  be« 
rül^rtcn  Sd^redfenSl^rrfd^oft  mit  il^rer  SKutter  in-§ 
®efängni§  geworfen  warb,  weil  ein  $riefler  in 
i^rem  ^aufe  eine  3uflud^tSftätte  gefuitben  l^atte. 
3n  tJreü^it  gefegt,  beeilte  fie  fid^,  Soubrin  i^ 
®ienfte  jur  ^uSfül^rung  feineS  SSorl^benS  an$u= 
bieten,  fofem  bie^  boS  weiblid^e  ©efd^lec^t  betraf. 
3^r  Unternehmen  fanb  gleid^fottS  berartigen  5ln« 
flang,  ba^  baS  ^au))t]^uS  gu  ^nS  1843  fd^on 
19  Filialen  in  Qfranfrcid^  l^atte;  aufeerbem  beji|en 
biefe  Sd^weftem  ein  ^auS  gu  iBal))araifo  unb  )eit 
1849  aud^  ein  fold^eS  gu  Sima  in  ^ßeru.  ^u^ 
ber  ewigen  Slnbetung  beS  l^iligen  Saaamente§ 
feigen  pe  ben  unentgeltlid^en  Unterrid^t  ber  armen 
iDZäbdden  als  il^e  ^ottptaufgabe  an  unb  errid^ 
bei  ieber  il^rer  9lieberlajfungen  für  biefelben  eine 
Sfreifd^ule.  (Sgl.  Henrion,  Hist.  des  ordres 
relig.,  Paris  1840,  312  s.;  de  Bobiano,  Hist. 
de  l'Eglise  n,  Paris  1836,  55  s.;  P.  Äarl, 
S)ie  fatl^ol.  ftird^e  in  il^rer  gegenwärtigen  5luS« 


2105 


Rieten  —  Pietismus. 


2106 


breitunfl,  2.  «ufl.,  »cgcnSburfl  1847,  594  f. ; 
Moroni,  Diz.  LU,  302  sg. ;  H^ljoi-Badiche, 
DictioD.  des  ordres  relig.  IV  [Suppl.],  Paris 
1 859, 1 27  7  SS. ;  KeUer,  Les  congrögationsrelig. 
en  France,  Paris  1880, 372. 484.)       [Wel^.] 

9i(to^  f*  9Knian  unb  Sd^ottUmb. 

"SficttS  «M  SBlranbttCi,  f.  SRironbuIa. 

9ie,  SubtDig  gfrans  SbuQrb,  39ifd^f 
Don  ^oitierd  unb  Sarbinal,  mürbe  geboren  )u 
tpont-Souin  (5)ep.  gure-et»2oir)  am  26.  Qtp' 
temberl815.  ©d^on  al8  ^Priejler  erregte  er  gro^ 
%uff el^  burd^  ](ftnrei^enbe  Serebfomtett.  3m  Witt 
t)on  34  ^iciffctn  toorb  er  am  23.  JM  1849  jum 
Sifd^of  t)on  $oitiec8  ernannt.  3n  Mefer  @tdltmg 
ging  fetn  &au))tflreben  bal^in,  im  SSerein  mit  gleid^« 
geftnntenÜRdnnemSftanfreid^  Dom  ©aüicanidmuS 
5U  befreien,  eS  auf d  Sngjie  mit  bem  a))ofbIifd^en 
Stul^Ie  )u  Derbinben  unb  bie  Shnrtpmer  ber  mober» 
nen  $^f opl^ie  ^u  beldmpf en.  Vbt  (Suöranger  (f.  b. 
9[rt.)  fanb  in  feinem  Semfll^,  ben  Senebictiner- 
orben  in  Sfranfreid^  auszubreiten  unb  ^gleid^  bie 
allgemeine  Sinfül^tung  ber  rdmifd^  Stturgie  an- 
jubal^en,  in  !Dlfgr.  $ie  einen  berebten  unb  ein- 
flu^reid^  gf^rberer.  SBiel  bead^tet  tourbe  bie 
fieid^rebe,  toeld^  berSifd^of  im  October  1860  ben 
Opfern  Don  Saftelfibarbo  Qielt  S)ie  unreblid^ 
H^olitif ,  meld^  9la))oIeon  m.  namentlid^  feit  1859 
bem  l^iligen  @ttt^Ie  gegenüber  einfd^Iug,  ttmrbe 
Don  i^m  fd^onungdloS  in  feinem  ^!irteiSrief  für 
1861  aufgebedt.  2)iefe8  SlctenpS  toarb  iebod^ 
Dom  Staatsrat)^  |ür  einen  „SlmtSmi^braud^''  er« 
fldrt  unb  burd^  latferlid^eS  2)ecret  unterbrüdft.  9IS 
am  SBorabenb  bed  Daticanifd^  (SoncUd  ber  Xitular- 
bifd^of  9Raret  in  feiner  @d^rift  Du  concile  ge- 
nöral  et  de  la  paix  religieuse  bie  gaQicanif^ 
Sbeen  Dertl^bigte,  trat  SRfgr.  $ie  mit  ber  geijHgen 
Ueberlegen^eit  eined  ebenfo  geleierten  loie  üd^t  fird^« 
lid^  ge^nnten  Sifd^ofS  il^m  entgegen.  %uf  bem 
Soncil  mar  er  ein  l^orragenbed  SRitglieb  ber 
deputatio  fidei.  3lai)  bem  ffriege  tmterftü^  er 
eifrig  bie  IBemül^ngen,  eine  religiöfe  SBiebergeburt 
f$ranfretde§  j^bei^itfül^ren.  ^ßa)>ft  Seo  XTTT.  er- 
nannte im  Sonftftorium  Dom  12.  9Rai  1879  ben 
l^od^Derbienten  iBifd^of  gum  SarbinaL  9(ber  fd^on 
ein  3a]^  fpöter  mad^te  ber  Xob  bem  Seben  beö 
energif^en  Sertl^ibtgerS  berSled^  ber  ftird^  ein 
Snbe.  Sr  ftarb  ^u  Slngoulöme,  too  er  ben  93orfi| 
in  einer  93erfammltmg  ber  latl^olifd^  Somit^ 
einnel^en  foDte,  am  18.  SRai  1880,  Stad^tS  1 U^. 
Seine  Sd^ften  (SReben  unb  Hirtenbriefe)  erfd^ienen 
gefammelt  u.  a.  ^oitierS  1876—1879,  9  ©be. 
(!BgL  Baunard,  Histoire  du  Card.  Pie,  2  vols., 
Poit.  1886;  Collectio  Lacensis  VII,  1811  sq., 
Prib.  Brisg.  1890.)  [3etf.] 

yfiewumäannSf  f.  a9u|bade. 

^tfAns^  $riefler  um)  ffated^et  }u  Sdeian- 
brien,  ber  Seigrer  beö  ^L  ^ampl^üu»  (f.  b.  «rt), 
mirfte  unter  ben  ffoifem  SaruS  unb  S)tocIetian. 
(Sx  mar  fe^  gefd^dtt  in  ber  Dialeftü  unb  SRI^orif 
unb  erlangte  megen  feiner  @ele](|rfamfeit  unb  feineS 
Sifetd  ben  (El^rennamen  beS  iungem  OrigeneS.  i 


9tade  ber  ükrfolgung  SHocIetiand  begab  er  fid^  nad^ 
Stom  unb  brad^  bort  ben  9teft  feined  SebenS  ^ 
WS  @d^ften  beS  $ieriuS  merben  Don  ^ieron^muS 
eine  Slb^blung  über  ben  ^top^m  Ofee  unb 
Don  potiuS  ein  SBerf  über  ben  l^iligen  @ei^ 
fomie  ein  Sud^  über  baS  SDangelium  nad^  SucaS 
genannt.  Slufferbem  fül^  ^ieron^muS  (£p.  31, 
ad  Pammach.)  eine  Stelle  auS  einer  Srflärung  beS 
^ßieriuS  )um  erften  Sorintieerbrief  an.  %nbere 
ed^riften  beS  ^eriuS  ermöl^  $ieiri))t)uS  @ibeteS 
(f.  b.  %rt.),  bourunter  einen  B(bc  tou  df^ou  Ilafi.- 
<p(Xou  (f.  be  Soor,  bei  ®ebl^bt  unb  ^amadt, 
legte  unb  Unterfud^gen  u.  f.  m.  V,  2  [1888], 
169  ff.),  (»gl.  Euseb.  H.  E.  7,  32,  26.  30 ; 
Hieron.  De  vir.  ill.  76;  Photius,  Cod.  118. 
119;  Sarbenl^mer,  ^Mrotogie,  greiburg  1894, 
166 ;  Ärüger,  Oefd^.  ber  altd^ftL  ßiteratur  u.  f.  m., 
greiburg  1895, 134.)         [ßkunS  0.  8.  B.] 

9ime  b' jtiffv,  f.  «iO^. 

Tfküsmms  ift  ber  9lame  filr  eine  gform  unb 
SntmidQungSjlufe  beS  $rotefUmtiSmuS,  meld^  auS 
ber  SReadion  gegen  ben  l^errf d^enben  proteftantifd^ 
Sel^rbegriff  mit  feinen  folgen  l^orging.  S)ie 
beiben  erften  ä^^N^binrte  beS  beutfd^  $rote« 
ftantiSmuS  )eigten  nömlid^  ein  fo  troftlofeS  99ilb, 
ba^  beffer  gejinnte  Snl^Kinger  beSfelbm  befonberS 
im  17.  2ta]9r9unbert  mit  iÜKttn  klagen  nid^  auf- 
hörten. ed^mteOer  mie  9Re9fart  (gefL  1642)  in 
feiner  „O^fUtd^en  Erinnerung''  unb  ©ro^gebouer 
(geft.  1661)  in  feiner  ^SDMd^terftimme  «ufe  bem 
SSermüftetenSion"  brad^ten  bie  traurigen  3uftönbe 
innerl^Ib  ber  proteftantifd^en  IKrd^  an  ben  ^ag. 
SluS  bem  Streben,  eine  %enberung  }um  Seffem 
l^bet^ufül^ren,  entfianb  ber  fogen.  ^ietiSmuS. 
®er  ©tifter  beSfelben  mar  ©pener  (f.  b.  9Ut.),  ber, 
Don  Sabobie  (f.  b.  9[rt.)  in  ®enf  angeregt,  olS 
^rebiger  in  granifurt  a.  SK.  (feit  1666)  in  bem 
angegebenen  ©inne  )u  mirfen  begann.  Sr  manbte 

eMonberS  gegen  jmei  böfe  ©ö^  beS  l^errfd^« 
$roteftantiSmuS:  einmal  bagegen,  ba^  ein 
guter  SBanbel  unnötl^ig,  unb  bann,  ba^  ein  funb- 
U)feS  Seben  unmöglid^  fn.  !Bei  ber  IBerfunfenl^t 
ber  großen  9Renge  na^  er  )u  bem  beoenHid^ 
SRittel  feine  Suflud^,  in  ber  ecclesia,  mte  er 
fagte,  eine  ecclesiola  gu  bilben,  unb  richtete  feit 
1670  in  granffurt  bie  foaen.  Collegia  pietaüs 
ein,  meld^  eine  gel&utertelnrd^  barftellen  unb  ein 
germent  gur  Söutenmg  ber  übrigen  fein  fottten. 
2)ie  9teformation  Sutl^,  lel^  er,  fei  nod^  nid^t 
DoQenbet,  ber  @Iaube  müje  lebenbig  merben,  bie 
Sel^  Dom  aOgemeinen  ^rieftert^in  SU  il^rem 
9t^te  fommen.  ©penerS  1675  )uerft  erfd^ienenen 
Pia  desideria  brad^ten  il^  9(nl^nger  in  meiten 
Greifen,  riefen  aber  anbererfeitS  balb  einen  ©türm 
beS  aSBiberfprud^  l^or.  2)ie  S)arm{töbter  9le- 
gierung  Derbot  bie  SotmentUel  fomie  bie  iBüd^ 
©penerS,  ber  infolge  beffen  1686  einem  Stufe  nod^ 
S)reSben  folgte.  $on  bort  ouS  regte  er  Sluguft 
^)ennann  grande  (f.  b.  Art)  an;  biefer  rid^e  mit 
)mei  anberen  Seipgiger  2)0€enten  ein  CoUegiom 
philobiblicum  ein,  morin  fie  bie  ^ige  @d^ 


2107 


Pietismus. 


2108 


erHärtcn  unb  anbad^uBunflcn  p^t^ttL  9hin  er» 
^ob  fid^  bie  gonae  ortJ^oboje  «ßrofcfforcnfd^  ßei|)» 
ji08  unb  bejonbetS  ber  Untöerjttöt  SBittenbcrg  ^um 
SBiberfprud^.  gfrondc  unb  feine  gfreunbe^lnton  unb 
©djobe  mußten  2t\}ßm  öettaff  en.  S)te  beiben  (Erften 
murbenaber  1691  Don  gfriebrid^  III.  t)on  Sronben« 
bürg  on  bie  eben  gegriinbete  UniDerjUat  ^aSe  o.  @. 
berufen,  unb  ©reiJ^ou|jt  gefeilte  ^  i^nen  aI8  ®efin» 
nungSgenoffe  gu.  Sutd^  biefe  brei  SDtönner  mürbe 
^K^  }ur  ^flot^f d^ule  be§  Spener'f d^  $ietiSmug 
gemQ^t:ben9lamen]Mt^bie^en)egungiebod^f(i^on 
in  2t\p^x%  erl^alten. — 9Ran  unterf  ^ibet  ben  äd^ten 
peti§mu§  t)on  feinen  Iranl^aften  Ausartungen 
unb  tl^t  ben  erftem  in  ben  ^Qe'fd^en  unb  ben 
mürtembergifd^en.  S)em  ^e'fd^en  ^ietiSmuS 
l^t  ^rändle  befonberS  bie  Stgentpmlid^Ieit  feines 
Sj^oralterS  oufgebrüdCi  (Sx  fteOte  an  bie  ^pik 
feiner  gforberungen  baS  lebenbige,  glaubenSüoue, 
tl^dtige  (Sl^riftentl^m.  9lid^t  ^e|rte,  fonbem 
Sl^riften  moEte  er  ^eranbilben :  er  bocirte  beSl^alb 
nid^t  Iateini|d^,  fonbem  beutfd;.  ^auptfad^e  toar 
il^m  toie  feinen  ©enoffen  bie  äBtrfung  auf  boS 
Seben.  ©leid^gültigleit  gegen  bie  9Bif|enfd^aft,  bie 
bogmotifd^en  S)ifferenipimfte  unb  bte  fird^Iid^en 
3nteref[enioar  ben  ^dirfd^en  petiften  eigentl^m- 
lid^.  9htr  bie  ecclesiola  mürbe  ge|)flegt  unb  bie 
Unterfd^eibung  ^toifd^en  SBiebergeborenen  unb 
TOd^ttoiebergeborenen  eingefül^.  3ur  äBieber- 
geburt  aber  gelangt  ber  @|rift  nad^  grandfe  burd^ 
ben  iBu^antpf,  ber  in  einem  beftünmten  unb  er« 
lennbaren  3<i%nlt  mit  ber  93ergebung  ber  @fln« 
ben  unb  ber  äBiebergeburt  enbet.  S)iefer  äBenbe« 
punit  mürbe  burd^  einen  gemiffen  ÜRetl^obiSmuS 
ber  gfrömmigfeit  fünftlid^  l^rbeigefül^rt  unb  bis 
jur  „grtocdtung''  gefteigert;  baS  ©anje  fül^rte 
enttocber  ju  einer  gciftigen  Abmarterung  ober  ju 
©clbfttäufd^ung  uiü)  betrug.  ®ie  fogen.  „üKittcI- 
binge'',  ©pielen,  Sanken  u.  bgl. ,  öertoarfen 
bie  ^ietiften  als  jum  minbeften  „fünblid^".  ®ie 
brei  ^äupter  bcS  ^atte'fd^en  $ietiSmuS  unb  be« 
fonberS  S9reit]^u|)t  maren  fromme,  burd^  bie  ®e- 
toalt  i^rer  Kebe,  ben  6mft  tl^reS  ©trebenS  unb  bie 
ÜKad^t  il^rer  $erfönlid^fcit  im})onirenbe  SKänner. 
©ie  fyiben  tl^atfäd^Iid^  eine  Setoegung  in  bem  ba- 
maligcn  beutfd^en  $roteftanttSmuS  Ij^eröorgerufen 
unb  ein  neucS  Auflobem  bcS  religiöfen  SebenS  öcr- 
anlaßt,  rooburd^  eine  neue  @})o^e  im  ^roteftan- 
tiSmuS  begrunbct  tourbe.  S)er  3ubrang  öon  pro» 
teflantifd^enil^oIogenjurUniöerfltät^dlefteigerte 
fid^  öon  3a^r  ju  3a|r.  Salb  nad^  bem  Sobe 
gfrandte'S  oerorbneten  föniglid^e  ©ccrcte  ein  jtoei- 
jä^rigcS  ©tubium  ber  Xl^eologie  in  §alle  (1729) 
fiir  attc  biejenigen,  toeld^e  in  $reu&en  eine  $re- 
bigerftette  befleiben  tootttcn;  fd^on  öor^cr  (1727) 
toarb  ein  testimonium  über  bie  fittli^e  Steife  beS 
ßanbibatcn  für  beffen  SlnfteBung  geforbert,  baS 
bie  §alle^fd^cn  ^rofefforen  ber  Sl^cologie  auSju- 
ftellen  l^atten;  bei  bcmfelben  l^belte  eS  fid^  befon- 
berS  um  ben  öoüenbcten  Su^fampf,  boS  „red^t- 
fd^affcne  ßl^riftent^um",  mcld^eS  baS  föniglid^e 
beeret  forberte.  —  TOit  bem  SBad^tl^um  bcS  $ie- 


tiSmuS  nal^m  aud^  bie  9nfetnbung  beSfelben  tm 
©eiten  ber  fogen.  ortl^oboien  3:]^eologen  ouS  ber 
SBittenberger  ©d^ule  )u.  S)er  j^ampf  entbrannle 
mit  ^ftigfeit  unb  fül^rte  an  mond^en  Orten^  toie 
in  Hamburg,  gu  tumultuorifd^en  ©cenen,  loo* 
bei  bie  pietiftifd^en  ^rebiger  Don  ber  aufgeregtes 
9Renge  t>ertrid6en  mürben.  ®Ieid^mo|^I  erlebte  ba 
^ietiSmuS  in  lurp  3«it  eine  ungemdl^nlid^  ^ßa* 
breitung.  6r  fano  namentlid^  an  Dielen  girrfien' 
unb  ®raf en]^5fm  mie  in  ben  gfamüien  beS  niebem 
Abels  gro^  AnOang.  93or  allem  mar  bieg  am 
))reu^if$en  unb  am  bönifd^en  ^of e  ber  gfaH.  ff önig 
gfriebrid^  SBil^elm  I.  mar  gfrandte'S  perfönlü^ 
Sfteunb  unb  93ef  d^ü|er  unb  Sef drberer  fetner  ©ac^e. 
Ser  bänifd^e  ff 5nig  gfriebrU^  IV.  unb  fein  ©o^ 
Sl^riftian  VI.  f ud^ten  auf  aOe  SBeif  e  in  il^rem  Sanbe 
ben  ^ßietiSmuS  )U  Derbreiten.  AIS  SJlittelpunfte  be§- 
felben  mürbe  1710  ein  Collegium  de  cursu  evan- 
gelii  promovendo  gegrünbet;  aud^  jal^Ite  man  füi 
^]^n  bdnijd^e  Sinologen  ©ti))enbien,  bamit  fte  in 
^aSeftubvrenlonnten.  93onbeutfd^UntDerfttaten 
mürbe  ffönigSberg  bie  blül^be  Xod^  fKüIe'S; 
ieneS  überflügelte  fogar  mit  feinem  pietiftifd^en 
einM  bie  ^aOe'f^e  ^flanifd^ule.  gfur  ben 
Sßeften  mürben  ®ie|en  imb  9)larburg,  moS  [tat 
für  ben  Often  S)eutfd^IanbS  maren.  An  anberrn 
proteftantif d^  UniDerfitöten  gelangte  ber  ^aEe'f c^e 
^ietiSmuS  nur  in  einzelnen  9Rdnnem  ^u  größerem 
(Einfluß.  Aber  mo  immer  pietiftifd^  ^rebiger  er« 
fd^ienen,  ba  jünbeten  ^  aud^  mit  bem  fogen. 
„©aft  unb  ffraft"  il^er  Sieben,  unb  ber  gmft  ber 
^ermedCten^  il^r  ^d^fllid^er  SKutl^'',  il&re  fysuSf' 
anbad^ten  unb  ®ebete,  ^x  ^»tl&dtigeS  (S^riftentl^um'' 
Derbrcitetcn  eine  religiöfe  5ltmofp]^äre,  bie  ganj 
unb  gar  Don  ber  gemöl^^nlid^en  Art  proteftantijd^en 
£ebenS  abftad^. 

£)er  mürtembergifd^e  ^ietiSmuS  mar  gleid^foüs 
Don  ©pener  angeregt  unb  bem  ^)alle'f d^en  öl^nlic!^, 
mie  bcnn  gfranäe,  ber  1717  in  Tübingen,  Ulm 
unb  mel^reren  anberen  Orten  SGßürtembergS  auf* 
trat,  bort  in  großem  Anfeilen  ftanb.  §aupt  ber 
mürtembergifd^en  $icttften  mar  Sengel(f.  b.  Art.). 
©ie  banben  fid^  enger  an  bie  ftird^e  imb  i^re 
©^mbole,  bifiten  fi^  freier  Don  bem  3Ket]^obi§* 
muS  ber  gfrömmigfcit  unb  l^aben  eine  längere 
Süitegeit  gel^abt, 

S)ie  Derfd^iebentlid^  l^erDorgetrctenen  AuSartun» 
gen  beS  ^iettSmuS  fmb  95orfommnif[e  mpftijd^er, 
fd^märmerifd^er,  betrügerifd^er  unb  unftttUd^er  Art. 
9lid^t  aKe  maren  fte  ©pener  unb  gfrande  tmf^mpa» 
tl^ifd^.  Unter  ben  Augen  beS  Ie|tem  unb  in  feinen 
Stiftungen  ju  ^aUe  fomen  bei  Den  grmedttcn  9Jer* 
5Üdtungen,feIbft  ßrfd^einungenDon  ^SSIutfd^miJcn'' 
Dor.  An  Dielen  Orten  ©ad^fcnS  unb  IbünngenS 
traten  ermedfte  grauensimmer  oIS  ^Prophetinnen 
auf,  benen  gfrandCe  anfangs  ®Iauben  fd^nfte,  bis 
fie  als  Setrügerinnen  fid^  ermiefen  ober  mie  mand^e 
„Slutf^mi^erinnen"  als  gefallene  ^erfonen  en» 
beten.  3«  ben  ausgearteten  ^ietiflen  gebort  aud^ 
Amolb,  ber  berül^mte  Serfaffer  ber  „ff iri^en-  unb 
ffe^r^iftorie",  ber  eine  ^fmnlid^e  tmb  mollüftige 


2109 


$i9^iuS  —  ^iditateia 


2110 


^nbad^t"  J)Pegte.  «uf  eine  ©el^rin,  bie  Äoja- 
munbe  öon  affcburg,  tnad^te  ber  pietiftljd^  ©uper» 
intenbent  öon  Süneburg,  3.  SD8.  gJeterfen  (f.  b.  «rt.), 
aufmerffam  unb  fanb  in  tl^ren  Offenborunoen  ©toff 
für  feine  d^üiafitifd^  Sbeen.  «m  berüd^ttgfen 
ober  unter  ben  Sludartungen  bed  ^ietiSmuS  nnb 
bie  SDßittgenflein'fd^  SBirren-  Unter  ben  Url^ei 
berfclben,  meift  öon  onberen  Orten  öcrtriebenen 
©eixiratiftenjtel^t  ber  Dr.  ^ord^e  obenan.  S)erfelbe 
\^ttt  bie  öier  Zöd^er  bed  ®rafen  ö.  aSittgenftein 
mit  feinen  3been  erfüOt  unb  fonb  ^  mit  ^el^n 
anberen  @e|)Qratiften]^ftuptem  im  Sittgenftein'- 
fd^en  ^ufammen,  loo  jid^  eine  (Semeinbe  bilbete, 
in  ber  munberlid^  2)mge  öorlamen.  S9alb  ge- 
f eOte  ^  bie  berfid^tigte  &a  t>.  Rüttler  (f.  b.  «rt. 
95uttteefd^e  SRotte)  mit  il^  ©efeOfd^aft  iljnen 
5u,  tourbe  febod^  toegen  ber  gren)enü)fen  Unfltt- 
lid^feit,  meldte  bie  Stotte  unter  bem  SRontel  ber 
SReligion  trieb,  mit  berfelben  öeriagt.  9Ud  fl^ila- 
belp^ifd^e  ©emeinbe  fanb  bie  3Bittgenfirtn'fd^e 
93en)egung  in  Serieburg  il^re  t$ortfe|ung ;  ouS  ibr 
ging  bie  ,,g3erleburger  Sibel''  (f.  b.  «rt.  »ibel- 
überfe^ungen  n,  760)  l^eröor.  —  ®a8  Streben 
nad^  einer  befonbemSiebedgemeinfd^  mit  Sl^rifto, 
eigentpmlid^  Snfid^ten  über  bie  (Sf^t,  bie  Seigre 
t)om  taufenbjäl^gen  Keid^  (S^rifK,  öon  ber  9Bie« 
bertaufe  u.  bgl.  m.  ift  aO  biefen  SluSartungen  bed 
$ieti3muS  mel^  obo:  loeniger  eigen  geioefen.  Ser 
ad^it  ^ietiSmud  1^  burd^  bie  Betonung  bed  aS- 
gemeinen  ^rieftertl^umd  unb  bad  Sonöentifeltoefen 
eine  9leigung  )um  SalöiniSmuS  in  boS  Sutl^er- 
tl^um  g&ra^t,  bagegen  burd^  bie  Uebung  ber 
praftif d^en  gfrömmigfeit  fld^  ber  latl^olifd^en  Jcird^ 
genöl^ert,  obfd^on  ber  alte  ^a^  gegen  oiefelbe  öon 
il^m  nid^t  oufgegeben  ifi  9tU)ererfeit8  ift  ben  $ie- 
ti\tm  eine  größere  9Ri(be  gegen  anbere  Sonfef- 
fionen  nid^  ab3uf))red^en,  aud^  öerbient  ber  Stfer 
^nerfennung,  ber  öon  ^iettften  auf  bie  ftu^ere 
ttie  innere  TOifTwn  (f.  b.  «rt.  Vm,  1611. 1621. 
1642)  öertt)enbet  tourbe.  S)urd^  bie  ®Ieid^gültig" 
leit  gegen  bie  fpecififd^  firdblid^en  3ntereffen  unb 
baS  fird^Ud^e  S)ogma  tt)ie  burd^  bie  Seförberung 
öon  @(^ein]^ilig!eit  unb  @elbjtiduf(!^tmg  ift  er 
freilid^  eine  UebergangSftufe  ^um  älationaliSmud 
(f.  b.  ^rt.)  gemorben,  l^at  aber  boc^,  im  Sunbe 
mit  ber  proteftantifd^en  Ortbobosie,  in  unferem 
Sabrl^unbert  ben  ff  am))f  gegen  ben  SlationalidmuS 
aufgenommen  unb  fud^t  alS  mobemer  ^ietiSmud 
ba§  Uebergemid^t  in  ber  proteftantifd^en  ffird^e  ^u 
erringen,  ©eporatiftifd^e  Änioanblungen,  6on- 
öentifel-  unb  Sractötd^en-Umoefen,  aud^  fd^mär» 
merifd^e  9(u3fd^reitungen  finb  bie  ©d^attenfeiten 
biefer  ^eftrebungen,  bie  fid^  am  mobemenbeutfd^en 
fßietidmuS  mie  bei  ben  öermanbten  9Romierd  unb 
ajJet^obijten  (f.  b.  «rtt.)  aeigen.  —  S)ie  Siteratur 
über  ben  ^etiSmuS  ift  fel^r  gro6,  ba  er  einen 
langen  Iiterarifd^enffam))f  öeranlafte.  S3on  älteren 
Sufammenfa jfenben  SDßerfen  ift  fl&a\d),  C^iftor.  unb 
tl^eolog.  Einleitung  in  bie  SteligionSftreitigfeiten 
ber  eöongcIifd^-lutl^erifd^cnÄird^e,  2t\pi\Q  1730  ff., 
5  fSbt.,  SU  ermöl^nen;  öon  neueren  Sar^olb,  S)ie 


Srmedften  bed  ))roteflant.  2)eutfd^Ianb8,  inStaumerd 
^iftor.  Xafd^enbud^  1852 ,  129  ff.  unb  1853, 
169  ff.;  @^mib,  (Sefd^id^te bed ^ietiSmuS,  9Urb- 
lingen  1863;  X^oludf,  @efd^id^te  beS  Siationolid- 
muS  I,  Berlin  1865 ;  Slitfd^I,  (Sefd^id^te  be«  $ie- 
tiSmuS,  Sonn  1880—1886,  3  »be. ;  ©ad^ffe, 
Urf pruna  unb  Sßefen;  beS  ^tiSmud,  SBiedbaben 
1884;  atenner,  Sebendbttber  auS  ber  ^ietiftengdt, 
Bremen  unb  Sei)))ig  1886.  [SBoter.] 

'Sfi(l9itts,  Gilbert,  tüd^tiger  Xl^ologe,  SRa- 
tbematiler  mib  Slftronom,  loar  um  1490  }u 
Stcmpm  (Oöer^ffel)  geboren  unb  ftammte  auS 
l^d^gefe^ener  ^<nnUie.  (Sr  ftubirte  )u  Sötten, 
m  ber  fpötere  $a|)ft  ^abrian  VI  (f.  b.  9rt.)  fein 
Seigrer  mar.  Son  S5men  ging  er  nad^  ftöln,  mürbe 
bort  S)octor  ber  Xl^eologie  unb  folote  bann 
feinem  Seigrer  ^abrian  nad^  ©panien  unb  (1523) 
nad^  9lom.  Unter  ben  9la^fo(gem  ^rianS  VL 
tourbe  er  )u  öerfd^iebenen  Unterl^anblungen,  foju 
SBormd  unb  Stegendburg,  öertoenbet.  ^ßaul  m. 
übertrug  il^m  fd^lie|Iid^  (1535)  bie  ^ropftei  öon 
©t  3obann  }u  Utred^t.  Sort  fiarb  ^igl^iuS  im 
Secember  1542.  —  ©d^on  )u  Sömen  ^otte  Jtd^ 
$ig]^ud  mit  ber  gfrage  toegen  ber  ff alenberöeroef ■ 
ferung  befaßt;  im  3. 1520  rid^tete  er  an  Seo  X. 
bie  ©d^rift  De  aequinoctianim  solBtitioramque 
inventione  et  de  ratione  PaschaÜB  celebra- 
tionis etc.,  Paris.  1520.  iBorl^gegangen  toar 
1518  eine  Astrologiae  defensio  adversos  pro- 
gnosticatorum  vulgus;  1522  erfd^ienen  bie 
Apologia  advers.  novam  Marci  Beneventani 
astronomiam  unb  bie  Defensio  apologiae. 
S3on  ben  tl^eologifd^en  ©duften  bed  !ßtgbiud  iß 
bie  mid^tigfte  bie  Hierarchiae  eeclesiasticae 
assertioy  Colon.  1538  u.  5.  (Sx  l^anbelt  barin 
öon  ben  $rinci))ien  ber  koal^  9teIigion,  öon 
ber  Sinl^eit  ber  ffird^  in  il^ren  öerfd^iebenen 
©tönben,  bem  ^mate,  ber  SRad^t  bed  ^fted 
in  jeitUd^en  Singen  unb  ben  &)ncUien.  S)abei 
Mite  er  jiebod^  in  einigen  ^[hmlten  (d^bfünbe, 
SSorberbeftimmung  @otte8  u.  f.  to.)  Stf^xtn  auf, 
meldge  öon  ber  f  aft  aOgemein  angenommenen  tatl^o« 
lifd^en  Soctrin  abmi^en,  fo  ba^  Sarbinal  9ona 
bad  SBerl  nur  mit  93orftd^t  }u  lefen  em))fal^L 
©egen  Sutl^  unb  Salöin  xxfyttt  ^igl^iud  bie 
©d^rift  De  libero  hominis  arbitrio  et  divina 
gratia,  Colon.  1542 ;  meiter  öerfaf^e  er  u.  9L 
ControTersiamm  praecipuaram  in  comitüs 
Ratisponensibus  tractatarum  . . .  ezplicatio, 
Colon.  1542  unb  fonft.  ©eine  le^e  ©(|rift,  bei 
ber  il^n  ber  Sob  übenafd^te,  mar  bie  Apologia 
adv.  Martini  Buceri  calumnias,  Mogunt. 
1543  unb  fonft.  (Sgl.  Nouv.  Biogr.  g^n.  XL, 
218  s.;  «Dgemeine  beutfd^e  »iogropj^ie  XXVI, 
125  f.;  ^efäe-^ergenrötl^er,  Sonciliengefd^id^te 
IX,  936  ff.)  [®am8  0.  S.  B.] 

'SfiflitaielR,  Sofepl^SRaria,  S.  J.,  ein  l^eilig- 
mS|iger  OrbenSmann  auS  ben  3^tten  ber  Sluf- 
l^bung  unb  SBieberl^eStmg  bed  3efuitenorben3, 
mar  am  27.  2)ecember  1737  )u  ©aragoffa  a!d 
©ol^  bed  C^er^gS  9(nton  $ign^i  geboren  unb